Die Faszination des Verborgenen und seine Entschlüsselung – Rāđi sa¿ kunni: Beiträge zur Runologie, skandinavistischen Mediävistik und germanischen Sprachwissenschaft 9783110548136, 9783110547382

This volume showcases current scholarship in Old Norse and the neighboring disciplines of German linguistics, ancient hi

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German Pages 482 [484] Year 2017

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
The Finn Episode in Beowulf: Its Beginning, its Conclusion, and Some Further Textual Notes
Manuskript-Runen im Kontext des medizinisch-botanischen Schrifttums: Zur Funktion bestimmter Runeneinträge
Eddische Dichtung und skandinavische Ballade: Eine schwierige Nachbarschaft
Í eino briósti ec sác aldregi fleiri forna stafi. Der Begriff stafr in der eddischen Dichtung und den metrischen Runeninschriften
Die dreizehn Geschichten auf dem Runenstein von Rök
The Porosity of Kennings and Kenning Patterns
Überlegungen zur Bild- und Runenritzung von Aspö in Södermanland (Sö 175)
The Term rekit in Háttalykill and Háttatal
Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark: a socio-topographical sketch from an archaeological point of view
The Fatal Role of Women in Medieval Icelandic Literature – the example of Njáls saga
The Northernmost Runic alu
Was ist die Mehrzahl von „Milch“? Lexikalische Plurale im Nordfriesischen und im Jütischen
Gamle fund – nye opdagelser
Hier mun standa stainn at merki: Ett par bidrag till tolkningen av inskriften på Hogränstenen (G 203)
Love and Eroticism in Medieval Norwegian Runic Inscriptions
Ironische Kenningar
Was bedeuten die Runen rmþï in der Runeninschrift auf dem Stein von By?
Unsichtbare Grabhügel
The phonological systems of Biblical Gothic and Crimean Gothic compared
Bergakker Revisited
Darraðarljóð and Njáls saga
Die Überlieferung des Jütischen Gesetzes (1241)
Fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion
Historische Anthropologie in der Altnordistik
Hans Kuhn, das Nordische Institut und die Anfänge der Nordfriesischen Wörterbuchstelle
The name of the rune æsċ: The Transformation of the Common Germanic rune *ansuz to Pre-OE rune æsċ
A far-travelled word: Old Norse skeið ʻracecourse, running trackʼ in early literature and place-names
Þórr and wading
Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze
Schriftenverzeichnis Edith Marold
Indices
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Die Faszination des Verborgenen und seine Entschlüsselung – Rāđi sa¿ kunni: Beiträge zur Runologie, skandinavistischen Mediävistik und germanischen Sprachwissenschaft
 9783110548136, 9783110547382

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Die Faszination des Verborgenen und seine Entschlüsselung – Rāði sāʀ kunni

Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde

Herausgegeben von Sebastian Brather · Wilhelm Heizmann · Steffen Patzold

Band 101

Die Faszination des Verborgenen und seine Entschlüsselung – Rāði sāʀ kunni Beiträge zur Runologie, skandinavistischen Mediävistik und germanischen Sprachwissenschaft Herausgeben von Jana Krüger · Vivian Busch · Katharina Seidel · Christiane Zimmermann · Ute Zimmermann

ISBN 978-3-11-054738-2 e-ISBN (PDF) 978-3-11-054813-6 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-054757-3 ISSN 1866-7678 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Rāði sāʀ kunni Edith Marold

zu ihrem 75. Geburtstag 2. Juli 2017

Vorwort Rāði sāʀ kunni – „Interpretiere, wer kann“ – mit diesem Zitat aus der wikingerzeit­ lichen Runeninschrift von Nybble (Sö 213, Schweden) möchten wir, die Herausgebe­ rinnen, diesen Band Edith Marold zu ihrem 75. Geburtstag widmen. Der Satz scheint uns prädestiniert, um Edith Marold in ihrem wissenschaftlichen Wirken zu charakte­ risieren. Die Entschlüsselung sprachlicher Rätsel, seien sie in Form skaldischer Ken­ ningar oder runischer Texte gekleidet, stellte für sie stets eine unwiderstehliche Ver­ lockung und wissenschaftliche Herausforderung dar, der sie sich bis heute mit großer Energie widmet. Diese Faszination für die Entschlüsselung sprachlicher Rätsel hat sie an uns weitergegeben, dafür möchten wir ihr nicht zuletzt mit dieser Festschrift danken. Die vorliegende Sammlung wissenschaftlicher Beiträge spiegelt die große Vielfalt von Themen, denen sich Edith Marold in ihrer bisherigen Forschungszeit gewidmet hat. Der Band gibt zugleich Einblick in aktuelle Forschungsfragen der Altskandina­ vistik und benachbarter Disziplinen wie der germanischen Sprachwissenschaft und Ur- und Frühgeschichte. Die hier versammelten führenden nationalen und internatio­ nalen Autoren und Autorinnen sowie der wissenschaftliche Nachwuchs widmen sich in ihren Aufsätzen einzelnen Runeninschriften, deren sprachlichem Inhalt und kul­ turellem Kontext, der mittelalterlichen Dichtung, insbesondere der Skaldik mit ihren Kenningar, aber auch der eddischen und altenglischen Dichtung, der altnordischen Prosaliteratur sowie germanischen Einzelsprachen wie Gotisch oder Friesisch. Die Beiträge zur Runologie decken weite Teile des Verbreitungsgebiets der Runen­ schrift über die gesamte Zeitspanne ihrer Verwendung ab und zeigen die inhaltliche Vielfalt der runischen Schriftzeugnisse sowie die Interdisziplinarität, auf die die Runologie angewiesen ist. Die altnordische Dichtung und ihr Facettenreichtum wird in Beiträgen zur eddischen, skaldischen und runischen Dichtung sowie zur Balla­ dendichtung deutlich, die altnordische Prosaliteratur wird anhand der Njáls saga beleuchtet. Hinzu kommt ein Beitrag zur benachbarten altenglischen Dichtung mit der Finnsburh Episode im Beowulf. Gänzlich der germanischen Sprachwissenschaft widmen sich die Aufsätze zu lexikalischen Pluralen im Nordfriesischen und Jütischen sowie zum phonologischen System des Bibelgotischen und des Krimgotischen. Eine sozio-topographische Analyse der norwegischen Runensteine sowie ein Bericht über zerstörte wikingerzeitliche Gräberfelder der Siedlung von Haithabu und anderswo verknüpfen schließlich die Altskandinavistik mit der Ur- und Früh­geschichte. In ihrer thematischen Verschiedenheit zeigen die Aufsätze gleichzeitig die besondere fach­ liche Breite der wissenschaftlichen Ausrichtung von Edith Marold. Edith Marold wurde am 2.  Juli 1942 in Salzburg/Österreich geboren und ver­ lebte dort auch ihre Kindheit und Jugend. Ihre Schulzeit beendete sie 1960 mit der Matura mit „Auszeichnung“. Anschließend ging sie nach Wien, wo sie Germa­ nistik, Geschichte und Philosophie bei den Professoren O. Höfler, E. Kranzmayer, H.  Rupprich, H. Seidler, F. Schachermayer, R. Pittioni und E. Heintel studierte. Die

VIII 

 Vorwort

Jahre 1964 bis 1965 verlebte sie als Austauschstudentin in Kopenhagen und belegte an der dortigen Universität Veranstaltungen in Skandinavistik und Archäologie. Am 8.6.1967 schloss sie ihr Studium in Wien mit einer Promotion „sub auspiciis Praesi­ dentis Rei Publicae Austriacae“ ab. Besonders prägend war in den Wiener Jahren Edith Marolds Verbindung zu ihrem Lehrer Otto Höfler, der auch ihre Dissertation Der Schmied im germanischen Altertum betreute und dessen Assistentin sie nach Ende des Studiums wurde. Durch ihr breit angelegtes Studium und die vielfältigen Interessen, nicht zuletzt aber durch die För­ derung durch den charismatischen Lehrer und die anregende Atmosphäre im Kreis der Höfler-Schüler, wurde Edith Marold zu einer äußerst vielseitigen Vertreterin ihres Faches und zu einer ihrerseits sehr inspirierenden Lehrerin. Erste Berufserfahrung sammelte sie bei der Verwaltung einer Assistentenstelle am Germanistischen Institut der Universität Wien und einem Lehrauftrag für ältere Germanistik in den Jahren 1966 bis 1967, an die sich von 1967 bis 1972 eine weitere Assistentenstelle am selben Institut anschloss. Zu der Lehrverpflichtung in der älteren Abteilung mit 4–6  Wochenstunden gehörten auch Einführungen und Seminare in Gotisch, Kurse, die in späteren Erzählungen von Edith Marold vor allem durch die enormen Teilnehmerzahlen (von 200 und mehr) beeindrucken und durch die daran angepassten Lehr- und Korrekturmethoden zum Schmunzeln bringen. Das Jahr 1972 war von einem radikalen Ortswechsel bestimmt: Von Wien ging es nach Saarbrücken, wo Edith Marold Mitarbeiterin von Heinrich Beck in der Skandi­ navistischen Abteilung des Germanistischen Instituts der Universität des Saarlandes wurde, 1972–1974 zunächst als Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung (Saarbrücken), 1974–1977 dann als Wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Lehrauftrag (2–6 Wochenstunden). Am 6. Juli 1977 folgte die Habilitation für „Germanische und Nordische Philologie“ an der Universität des Saarlandes mit der Schrift Kenningkunst: Ein Beitrag zu einer Poetik der Skaldendichtung. Nach ihrer Habilitation übernahm Edith Marold in Nachfolge von Heinrich Beck, der einem Ruf nach Bonn folgte, von 1978 bis 1989 als Privatdozentin die Leitung der Skandinavistischen Abteilung des Fachbereichs 8.1 der Universität des Saarlandes, damals wohl eines der kleinsten Skandinavistischen Institute im deutschsprachigen Raum. Im Jahr 1989 dann ein weiterer Ortswechsel: Edith Marold wurde Universitäts­ professorin für „Altgermanische und Nordische Philologie“ am Nordischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Hier stand sie nun einem der größten Skandinavistischen Institute im deutschsprachigen Raum vor und gestaltete bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2007 viele der tiefgreifenden Veränderungen dieser Jahre sowohl in der fachlichen Ausrichtung des Lehrstuhls (z.  B. durch den Einschluss der Skandinavistischen Sprachwissenschaft), im Lehrbetrieb als auch in der Verwaltung des Instituts und der Fakultät mit. Bei ihren Studenten erfreute sich Edith Marold großer Beliebtheit. Ihre Lehre war geprägt von ihren eigenen vielfältigen Forschungsinteressen, so dass alle Gattungen der altnordischen Literatur, die Runologie sowie die moderne und historische Sprach­

Vorwort 

 IX

wissenschaft mit Themen von der Ausgliederung der germanischen Sprachen bis hin zur strukturalistischen Wortbildungstheorie und zur modernen Sprachkontaktfor­ schung, und dazu – während ihrer Zeit im Saarland – auch die moderne skandina­ vische Literaturwissenschaft vertreten waren. Ihre Seminare und Vorlesungen waren stets auch interdisziplinär ausgerichtet und bezogen Aspekte der Archäologie, Kultur­ wissenschaft und Religionsgeschichte mit ein. Dabei besaß sie großes didaktisches Geschick und verstand es, ihre eigene Begeisterung für ein Thema an ihre Studenten weiterzugeben und sie immer wieder aufs Neue zu eigenständigen Überlegungen und zum Hinterfragen der verschiedenen Forschungsansätze zu motivieren. Dies gelang ihr auch dadurch besonders gut, da sie den Ausführungen der Studierenden mit ebensolcher Begeisterung wie Offenheit für neue Ideen und Sichtweisen begegnete, unabhängig davon, ob es sich um Studienanfänger in einem Einführungskurs oder um fortgeschrittene Studierende und Nachwuchswissenschaftler in Oberseminaren, Magistranden- oder Doktorandenkolloquien handelte. In guter Erinnerung sind auch ihre Einladungen ganzer Seminargruppen zu sich nach Hause, bei denen im Garten in entspannter Atmosphäre Referate vorgetragen wurden, hin und wieder noch weiter aufgelockert durch die (natürlich durchaus willkommene) Ablenkung eines sehr kon­ taktfreudigen und verspielten Schäferhundes. Edith Marolds Lehre blieb jedoch nicht auf Seminarräume oder die Abschluss­ sitzungen im heimischen Garten beschränkt. Schon zu ihrer Zeit im Saarland und auch in den späteren Jahren in Kiel, war sie stets bestrebt, die Studierenden auch in direkten Kontakt mit Skandinavien und der skandinavischen Kultur zu bringen. Dazu dienten zum einen die jährlichen Exkursionen nach Skandinavien mit zu Beginn nur kleinen Teilnehmergruppen (im Saarland z.  T. mit nur 5 Studierenden in PrivatPKWs, mit Zelt und Fischkonserven), in späterer Kieler Zeit aber auch mit Gruppen von 20–30 Studierenden. Die stets prall gefüllten Exkursionsprogramme ließen dabei immer auch Zeit für fröhliche Abendplaudereien und ganz persönliche Begegnungen, nicht zuletzt auch mit den Kochkünsten von Edith Marold, die es sich nicht nehmen ließ, die unterschiedlich großen Gruppen selbst zu bekochen. Regelrechte „Kochdu­ elle“ wie auf der Gotland-Exkursion gemeinsam mit Gerd Kreutzer sind dem ein oder anderen sicher in Erinnerung geblieben. Weitere Schlüsselwörter wie „Der findes ikke et vandrerhjem i Strandby“ öffnen ein Schatzkästchen von Exkursions-Anekdoten, das keiner von uns missen möchte, Edith Marold – im Nachhinein nach geglücktem Management dieser „Katastrophen“ – sicher ebenfalls nicht. Die Jahresexkursionen waren jedoch nicht die einzige Lehrbrücke nach Skandi­ navien, die Edith Marold zu schlagen wusste. Auch mit zahlreichen themenbezoge­ nen Seminarexkursionen hat sie den Studierenden ihr Fachgebiet und das spezielle Seminarthema nähergebracht und sie dabei auch mit sonst schwer erreichbaren Kul­ turgütern in direkten Kontakt gebracht; so z.  B. auf einer Exkursion 1996 nach Bergen, in deren Rahmen die Seminargruppe die Runenfunde aus Bergen, die sonst wenig zugänglich im Magazin aufbewahrt werden, intensiv selbst studieren und autopsie­ ren konnte.

X 

 Vorwort

Auch abseits des Unterrichts wiesen Edith Marolds Interessen und ihre diesbe­ züglichen Aktivitäten an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel stets weit über den fachlichen Rahmen der Altskandinavistik hinaus. Mit den Lehrstuhlinhabern der neueren skandinavischen Literaturwissenschaft, Bernhard Glienke und Lutz Rühling, verband sie ein enges kollegiales Verhältnis, das sich nicht zuletzt in der gemeinsamen Herausgeberschaft der Zeitschrift skandinavistik niederschlug. In den Jahren 1997–1999 hatte Edith Marold auch die Kommissarische Leitung des Faches Friesische Philologie bzw. der friesischen Wörterbuchstelle inne. Mit den Fachkol­ legen aus der Ur- und Frühgeschichte pflegte sie einen kontinuierlichen Austausch, der mehrfach in einer gemeinsamen Kieler Ausrichtung des von den Universitäten Århus, Kiel, København und Odense veranstalteten Tværfaglige vikingesymposium seinen Ausdruck fand und aus dem sich eine regelmäßige Teilnahme am SOCRATES Inter­disci­plinary Intensive Course ergab. Die Mitgliedschaft im Mediävistenkreis der Universität Kiel besteht bis heute. Während Edith Marolds Zeit als Lehrstuhlinhaberin in Kiel war sie auch an der Aus­ richtung verschiedener Tagungen und Symposien beteiligt. Zusammen mit Bernhard Glienke lud sie 1991 zur Arbeitstagung der deutschsprachigen Skandinavistik (ATDS) in Weißenhäuser Strand ein. Die Symposien Nordwestgermanisch (1992) und Von Thorsberg nach Schleswig (1994) waren einem engeren Teilnehmerkreis vorbehalten und trugen ihrem Interesse an Runologie und historischer Sprachwissenschaft Rechnung. Runologie und Skaldendichtung waren und sind die beiden Forschungsbereiche, denen besonders in den letzten Jahren ihr hauptsächliches Interesse galt und die sie über die Pensionierung im Jahr 2007 hinaus mit den Fachkollegen im In- und Ausland und dem wissenschaftlichen Nachwuchs aufs Engste verbinden. Als Leiterin der For­ schungsprojekte Sprachwissenschaftliche Datenbank der Runeninschriften im älteren Futhark (DFG; 1993–1999 und 2001–2012), Runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen (RuneS) (Akademienunion; seit 2010) und Neuedition der Skaldendichtung (DFG; 2009–2017) ist Edith Marold nach wie vor in der Forschung aktiv und bei den jährlichen Editorentreffen mit dem Herausgeberinnenkreis der Skaldendichtung und den Feldrunologentreffen zugegen. Trotz ihres eigentlich wohlverdienten Ruhestandes befindet sich Edith Marold heute also keineswegs in einem Ruhezustand: Ein aktuelles Beispiel ihrer For­ schung und Herausgeberschaft umfasst z.  B. den Band Runic Poetry im internationa­ len Projekt zur Neuedition der Skaldendichtung Skaldic Poetry of the Scandinavian Middle Ages, in welchem sie die beiden Forschungsbereiche Skaldendichtung und Runologie miteinander kombiniert und gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen einem breiteren Publikum zugänglich macht. Kiel, im Februar 2017 Jana Krüger Vivian Busch

Katharina Seidel Christiane Zimmermann

 Ute Zimmermann

Inhaltsverzeichnis Vorwort 

 VII

Alfred Bammesberger The Finn Episode in Beowulf: Its Beginning, its Conclusion, and Some Further Textual Notes   1 Alessia Bauer Manuskript-Runen im Kontext des medizinisch-botanischen Schrifttums: Zur Funktion bestimmter Runeneinträge   19 Klaus Böldl Eddische Dichtung und skandinavische Ballade: Eine schwierige Nachbarschaft   33 Vivian Busch Í eino briósti ec sác aldregi fleiri forna stafi. Der Begriff stafr in der eddischen Dichtung und den metrischen Runeninschriften   53 Lydia Carstens Die dreizehn Geschichten auf dem Runenstein von Rök  Margaret Clunies Ross The Porosity of Kennings and Kenning Patterns 

 65

 85

Klaus Düwel und Sigmund Oehrl Überlegungen zur Bild- und Runenritzung von Aspö in Södermanland (Sö 175)   95 Kari Ellen Gade The Term rekit in Háttalykill and Háttatal 

 109

Oliver Grimm und Frans-Arne Stylegar Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark: a socio-topographical sketch from an archaeological point of view   121 Stefanie Gropper The Fatal Role of Women in Medieval Icelandic Literature – the example of Njáls saga   147

XII 

 Inhaltsverzeichnis

Jan Ragnar Hagland The Northernmost Runic alu 

 163

Jarich Hoekstra Was ist die Mehrzahl von „Milch“? Lexikalische Plurale im Nordfriesischen und im Jütischen   169 Lisbeth M. Imer Gamle fund – nye opdagelser 

 193

Magnus Källström Hier mun standa stainn at merki: Ett par bidrag till tolkningen av inskriften på Hogränstenen (G 203)   205 James E. Knirk Love and Eroticism in Medieval Norwegian Runic Inscriptions  Jana Krüger Ironische Kenningar 

 217

 233

Jurij Kusmenko Was bedeuten die Runen rmþï in der Runeninschrift auf dem Stein von By?  Michael Müller-Wille Unsichtbare Grabhügel 

 261

Hans Frede Nielsen The phonological systems of Biblical Gothic and Crimean Gothic compared  Arend Quak Bergakker Revisited 

 243

 291

Judy Quinn Darraðarljóð and Njáls saga 

 299

Thomas Riis Die Überlieferung des Jütischen Gesetzes (1241) 

 315

Elke Ronneberger-Sibold und Kerstin Kazzazi Fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion 

 323

 277

Inhaltsverzeichnis 

Katharina Seidel Historische Anthropologie in der Altnordistik 

 XIII

 339

Alastair Walker Hans Kuhn, das Nordische Institut und die Anfänge der Nordfriesischen Wörterbuchstelle   347 Gaby Waxenberger The name of the rune æsċ: The Transformation of the Common Germanic rune *ansuz A to Pre-OE rune æsċ A   363 Diana Whaley A far-travelled word: Old Norse skeið ʻracecourse, running trackʼ in early literature and place-names   379 Tarrin Wills Þórr and wading 

 411

Christiane Zimmermann Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze   429 Schriftenverzeichnis Edith Marold  Indices 

 463

 449

Alfred Bammesberger

The Finn Episode in Beowulf: Its Beginning, its Conclusion, and Some Further Textual Notes Abstract: Linguistic considerations make it likely that line 1068 represents the beginning of the so-called Finn Episode in Beowulf, and no emendation is required. The Episode is ninety lines long, but line 1159a is not part of the minstrel’s song. In two passages (lines 1074a and 1124a), the analysis of dual forms leads to a more precise interpretation of the text. In line 1106b, the form scolde can be interpreted as a full verb. In line 1151b, the manuscript reading does not require an emendation, but ought to be read as .

1 Introduction The two half-lines Leoð wæs asungen  / gleomannes gyd (1159b–1160a)1 ‘the song was sung, the minstrel’s tale’ are undoubtedly a poetic comment indicating that the preceding text deals with the scop’s performance in the course of the festivity held in Heorot in honour of Beowulf’s successful fight against Grendel. It is generally assumed that the last half-line of the so-called Finn Episode (also Finnsburh Episode)2 in Beowulf is læddon to leodum ‘they led her (= Hildeburh) to her people’ (1159a).3 While the conclusion of the Finn Episode is relatively straightforward from the textual viewpoint, the main body of the minstrel’s song of about 90 lines beginning at line 1068 presents a number of most serious problems, as pointed out by Tolkien (1982, p. 92) with reference to the text beginning in line 1068:

1 Numbers in parentheses without further specification refer to Beowulf lines, quoted from Fulk / Bjork  / Niles (2008); diacritics have been omitted. Other Old English poetic texts are quoted from Anglo-Saxon Poetic Records I–VI, see below: Krapp (1931; 1932) and Dobbie (1942; 1953). 2 The form Finnsburuh is attested only once in the text of the so-called Finnsburg Fragment printed by Hickes in his Linguarum Vett. Septentrionalium Thesaurus; see Tolkien (1982, p. 1), and practically all editions of Beowulf. Finns- could be a genitive of Finn, but then we would expect Finn[e]s. Fulk / Bjork / Niles (2008, p. 284) offer swyle eal Finn[e]s Buruh (line 36); see also facsimile of pp. 192–193 (281). 3 The relationship of the story underlying the Episode to the text of the Finnsburg Fragment is also unclear in many respects. Much relevant material has been collected by Fry (1974); for bibliography Fry (1969) is indispensable.

2 

 Alfred Bammesberger

Here the real difficulties confront us – every line bristles with them! There are several reasons why this should be so: we are ignorant of the tale; the poet’s special effort of compression has made the language obscure; we are forced to scrutinize every detail closely  – it is a salutary warning to see how little we know when we look close.

Although no overall interpretation of the Episode can be provided it may still be useful to discuss several textual details where perhaps some clarification may be achieved.

2 The opening of the minstrel’s song: Finnes eaferum (1068a) If we assume that mænan scolde (1067b) is somehow intended to mark the beginning of the Episode then the following three lines may constitute the opening of the narrative text:4 Finnes eaferan    ða hie se fær begeat hæleð Healf-Dena,    Hnæf Scyldinga in Freswæle    feallan scolde.                     (1068–1070)

In the course of the past decades a number of suggestions have been submitted with regard to the half-line Finnes eaferum,5 which at first sight would seem to be the dative plural of Finnes eafora ‘Finn’s heir’. If for the moment we leave aside the question what the syntactic function of a dative plural meaning ‘Finn’s heirs’ could be in the given context it must be pointed out that Beowulf scholars are reluctant to allow the meaning ‘heirs’ for eaferum in this passage, and this rightly so. Since we are told later on in the Episode that Queen Hildeburh, who was Hoc’s daughter,6 Hnæf’s sister

4 In his note to line 1067, Fry discusses the questions where the episode begins and whether it ‘represents the scop’s directly reported words or a summary in indirect discourse’ (Fry 1974, p. 37). Girvan (1940, p. 334) comments as follows: “Protest has been rightly made against the use of quotation marks and attempts to make the lay begin at this line or that. In that sense the lay begins nowhere in Beowulf; the poet passes into an individual narrative, introduced by a string of allusions in accordance with the habitual method, and the content of his lengthy account is not to be reconciled with that of the Fragment or any single day.” Gwara (2008, p. 157) notes, “Few agree on where the digression begins”, and gives ample references to relevant literature. 5 Tolkien (1982, p. 92) notes that a dative plural eaferum “cannot be construed at all, as it stands, certainly not as a ‘comitative dative’, i.  e. as meaning by itself ‘along with the eaferan’.” The insertion of be is metrically very doubtful because anacrusis is not used when a half-line of Type A consists of two disyllabic words (Bliss 1958, pp. 40–43). The manuscript reads eaferum, which should not be changed by emendation. 6 Hildeburh is referred to as Hoces dohtor (1076b) ‘Hoc’s daughter’.

The Finn Episode in Beowulf 

 3

and Finn’s wife (1153b), mourned one son7 it is not likely that Finnes eaferum in the opening of the passage can mean ‘Finn’s heirs’ (in the plural): A reference to several heirs would certainly not be expected.8 A facile solution to this problem consists in assuming that eaferum here means ‘men, followers’. This explanation has been adopted by a number of scholars. Thus Malone (1926, p. 157) translated the passage in question as follows: ‘At the hands of Finn’s men, when the sudden attack came upon them, Hnæf, the champion of the Half-Danes, the champion of the Scyldings, was doomed to fall on the Frisian battle-field.’ The translation is basically acceptable.9 But the fact remains that OE eafora means ‘heir, descendant, child, son’. It is therefore likely that the word should have a meaning within this semantic range in the Finn Episode as well, even if ‘Finn’s heirs’ does not seem to make sense in the given context.10 In this apparent impasse a new possibility of interpreting the text opens up if we take into consideration the feature of the so-called elliptic dual. In Beowulf an undeniable example of this category is found in Grendeles mægum (2353b).11 From the context12 we know that this half-line cannot mean ‘Grendel’s relatives’ (in the plural), because only one relative, namely Grendel’s mother, participates in the action of the epic. The form mægum is to be explained grammatically as a dual meaning ‘two relatives’, and the syntagma Grendeles mægum literally means ‘Grendel’s two relatives’, which is to be understood as ‘Grendel and his relative (= mother)’. We may consequently assume that Finnes eaferum means literally ‘Finn’s two heirs’ and is to be understood as ‘Finn and his heir’ (= ‘son’): The form eaferum (just like mægum in line 2353b) is to be parsed morphologically as a dative of the dual. We have to inquire next what in this particular instance the syntactic function of a dative meaning ‘Finn and his heir’ may be. Although a definitive solution cannot be offered, a few thoughts may be submitted even so.

7 Lines 1114–1115 are explicit: Het ða Hildeburh æt Hnæfes ade hire selfre sunu sweoloðe befæstan. 8 A plural form eaforan seems to occur in the half-line is his eaforan nu (375b), but this has been corrected to eafora by editors: since Hrothgar is praising Beowulf in these lines, a plural would be totally meaningless. 9 Green (1916) offered a full account of earlier interpretations of this passage and translated as follows: ‘By Finn’s battle-fighters, – when onset befell them, The heroes of Half-Danes, – Hnæf of the Scyldings In Frisian slaughter was fated to fall.’ (Green 1916, p. 792). 10 Mitchell / Robinson (2006, p. 83, note to line 1068) translate Finnes eaferum by ‘in company with the sons of Finn’ and add the following comment: “The syntax of this half-line is dubious and something may be missing between ll. 1067 and 1068.” 11 In their note to Grendeles mægum Mitchell / Robinson (2006, p. 131) offer the correct rendering ‘Grendel and his mother’, but they do not elaborate on how this translation can be correlated to the Old English. The half-line Grendeles mægum is dealt with in Bammesberger (1998): the linguistic reasoning which allows the rendering ‘Grendel and his relative (= mother)’ is there discussed. 12 Beowulf is getting ready for his fight against the dragon and remembers his former exploits at Heorot in Denmark, where he vanquished Grendel and then Grendel’s mother.

4 

 Alfred Bammesberger

The Old English dative is a syncretic case which also took over functions of the instrumental: “The OE instrumental – a syncretic case combining forms and functions of cases such as the locative and ablative – was itself subsumed under the dative” (Mitchell 1985, §  1345). Various functions of the instrumental have been analyzed by Mitchell, but he seems somewhat unwilling to admit an instrumental of agency (Mitchell 1985, §§ 1371–1378), and indeed in many instances where a bare instrumental might be expected we encounter the use of prepositions in Old English.13 Thus Old English þæt þu ne sy gesewen fram mannum fæstende (Matthew vi 18: ni videaris hominibus ieiunans) answers to Gothic ei ni gasaihwaizau mannam fastands.14 But a few examples in which the instrumental of agency is not preceded by a preposition can be quoted from Old English documents: þæt sceal fromcynne folde þine, sidland manig, geseted wurðan ‘that the earth, many a wide land, shall be settled by thy offspring’ (Genesis 2206–2207, Krapp 1931, p.  66), þæt ic mægburge moste þinre rim miclian roderum under eaforum þinum ‘that I might increase the number of thy race with thy descendants’ (Genesis 2222–2224a, Krapp 1931, p. 67). The possibility that Finnes eaferum represents an instrumental of agency can therefore hardly be denied,15 even if the supporting evidence is by no means overwhelming. By Old English times the bare instrumental of agency was certainly in the process of being preceded by prepositions in order to clarify its function, but the Finn Episode may well offer a somewhat archaic linguistic usage. In the final analysis it is therefore suggested that Finnes eaferum, an elliptic dual, functions in the opening clause of the Finn Episode as an instrumental of agency.16 The structure of Malone’s translation (quoted above) is acceptable, but we must correct the naming of the agents as follows: ‘At the hands of Finn and his heir,17 when the sudden attack came upon them (namely Finn and his son), Hnæf, the champion of the Half-Danes,18 of

13 The following examples have been taken from Green (1916); see further Green (1913 and 1914). 14 Skeat (1887, 56). The Old English represents the West Saxon Gospel translation. It is noteworthy that in both Lindisfarne and Rushworth the preposition fram is lacking. But the example is hardly conclusive because videaris can be perceived as ‘you should appear’, and then the dative need not express the notion of the agent. 15 Klaeber (1915, p. 548) did not want to admit an instrumental of agency and wrote with regard to Finnes eaferum: “… the dative of (personal) agency ‘by Finn’s men’ is practically out of the question”. 16 The instrumental of accompaniment is much better attested, but in the passage being investigated here this would make no sense. 17 The instrumental of agency Finnes eaferum is placed in initial position in order to bring it into focus. 18 OE hæleð can be singular (see Beowulf, lines 190 and 331, Fulk  / Bjork  / Niles 2008, pp.  9, 13). Possibly the comma after Half-Danes can be deleted: Hnæf is the headword for Healfdena ‘of the HalfDanes’, and Scyldinga ‘of the Scyldings’ is a further dependent genitive, ‘Hnæf of the Half-Danes of the Scyldings’. In this way we can avoid the difficulty seen by Tolkien (1982, p. 94): hæleð belongs to Hnæf, and Tolkien’s emendation of Healfdena to Healfdene seems unwarranted.

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the Scyldings, was doomed to fall on the Frisian battle-field.’ When Hnæf fell Hengest became the leader of the Danes. Hengest entered an uneasy arrangement with Finn and stayed in Finn’s hall until the following spring.

3 Hildeburh’s brother and son: bearnum ond broðrum (1074a) We can only speculate why Hnæf, Finn’s brother-in-law, makes his visit to Frisland. For some reason fighting breaks out, and in its course both Hnæf and Finn’s unnamed son succumb. Queen Hildeburh’s fate is very tragic indeed, because she loses a brother19 and a son in one belligerent action, which her husband Finn survives:20 Ne huru Hildeburh    herian þorfte Eotena treowe;    unsynnum wearð beloren leofum    æt þam lindplegan bearnum ond broðrum;    hie on gebyrd hruron gare wunde;    þæt wæs geomuru ides!                     (1071–1075)

The first and the fourth clause of the quoted passage mean: ‘Hildeburh had no reason to praise the trust of the Eotenas; … that was a mourning woman’. What the half-line Eotena treowe ‘the trust of the Eotenas’ really means can ultimately not be decided: it is possible to interpret Eotenas as an ethnic name (‘Jutes’). The second and third sentence of the quotation will be briefly discussed in the following lines. In the sequence unsynnum wearð / beloren leofum æt þam lindplegan / bearnum ond broðrum the forms in -m have been discussed repeatedly. The main problem concerns bearnum ond broðrum which seem to be dative plural. This is not necessarily so. The forms can be dual and mean ‘son and brother’. From the contextual viewpoint it is most likely that we are here concerned with dative forms in the dual of the type

19 Whether Hildeburh had further brothers we cannot know. Möller (1883) had thought that Hengest was Hnæf’s brother, hence Hildeburh, Hnæf and Hengest could all have been Hoc’s children. That the names alliterate with Hoc can be taken as an indication in favour of this relationship. But modern scholars do not assume that Hengest was Hnæf’s brother; see Fry (1974, pp. 6–7) and also North (1990). 20 It is certainly important from the point of view of the plot that Finn and his heir were responsible for Hnæf’s death. We have no information as to whether Finn and Hildeburh had further sons, but the question is not immediately relevant anyway. What is of decisive importance is the fact that Finn’s son, who could have been his successor, was operative in killing his mother’s brother and fell himself in the combat.

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mecum ‘by means of the sword’ or heafdum ‘(at the) head’.21 The adjective leofum certainly belongs to bearnum ond broðrum, but it is also possible that unsynnum qualifies ‘son and brother’. It is conceivable that unsynnum means ‘not expiable’ in the sense that no revenge could be exacted because of the close family relationship of the two victims. The adjective unsynn is probably a possessive compound in the first place, whose meaning can be posited as ‘having no crime’. In the following clause hie on gebyrd hruron / gare wunde, the phrase on gebyrd causes some difficulty. Ultimately it seems probable that on gebyrd means ‘according to their birth’, and this is likely to mean that Hnæf died first, and his nephew was killed somewhat later.22 A parallel to this phrase is perhaps found in ac sceall on gebyrd faran / an æfter anum (Solomon and Saturn 386b–387, Dobbie 1942, p. 45).23

4 The agreement between Finn and Hengest: syððan scolde (1106b) After the terrible fight, in the course of which both the Dane Hnæf and his unnamed nephew, the son of King Finn, die, a truce is arranged between Finn, Hnæf’s brother-in-law, and Hengest, the new leader of the Danes. For both parties the situation is definitely precarious. The following clause indicates the consequences should anyone on the Frisian side mention the ignominious fact that the Danes accept as their overlord Finn, who is responsible for Hnæf’s death: gyf þonne Frysna hwylc    frecnen spræce ðæs morþorhetes    myndgiend wære, þonne hit sweordes ecg    syððan scolde                     (1104–1106)

In its essential aspects, Kemble’s translation of the quoted passage is acceptable (Kemble 1837, p.  46): ‘if then any one of the Frisians with insolent speech should make allusion to the deadly feud, that then the edge of the sword should avenge it.’ ­Tolkien’s rendering is quite similar (Tolkien 1982, p. 153): ‘If, however, any among the Frisians with perilous speech should prove a remembrance of the deadly feud, then

21 The half-line gestodon him æt his lices heafdum (Dream of the Rood, 63b, Krapp 1932, p. 63) means ‘they took their position at the head of his body’: heafdum is dual and comprises both ‘head’ and ‘foot’. 22 Tolkien (1982, p. 167) gives an approximate chronology, according to which Hnaef was born ca. 420–425; the Freswæl (1070a) is dated about 452 when Hnæf was in his thirties, Hildeburh may have been “not less than 33”, her son “fifteen or more”. 23 Tolkien (1982, p. 96) translated on gebyrd by ‘as was their lot’, but also took into consideration ‘in succession’.

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the edge of the sword should make good the pact.’ The meaning of the clause may well be, ‘He pledged that none of his men should taunt the Danes, and if one did, a sword should settle it’ (Fulk  / Bjork  / Niles 2008, p.  184, note on 1099b–1101). Somewhat problematic is the precise analysis of the half-line syððan scolde because an infinitive seems to be lacking.24 Alternative translations such as ‘then afterwards it must be the sword’s edge’ or ‘…  it must be left to the edge of the sword’ (Mitchell  / Robinson 2006, p.  85) have been suggested for line 1106. Wrenn (1973, pp. 139–140) notes that the “adv. syððan is emphatic in 1106, and takes the metrical stress: the verb ‘to be’ is omitted as often”. The most detailed attempt to account for the manuscript reading is due to Williams (1924, p. 67), who proposes “to regard neither hit nor sweordes ecg as accusative but to take both as nominative”. He continues as follows: The ellipsis of the infinitive is so frequent with sceal when the verb to be understood is intransitive, that it is worth while trying whether we can make sense of the line, as it stands, from this standpoint. I believe we can, for if we take sweordes ecg as a metaphor for violent death, which is not a risky proceeding in itself, we get the meaning: ‘then it should be death afterwards (sc. for the offender).’

Although Williams’ approach is promising, some details certainly require modification. Tolkien (1982, p. 108) succinctly sums up his assessment of Williams’ interpretation as follows: “It is very hard to believe in Williams’ ‘then it should be the sword’, i.  e. then it should be a case of punishment by death.” While it is undeniable that (sweordes) ecg is the subject of the clause in the nominative, the grammatical status of hit is not immediately clear because morphologically hit can be both nominative and accusative of the neuter pronoun for third person singular. The basic question, however, concerns the analysis of the predicate scolde. The verb ic sceal, we sculon25 is frequently used together with an infinitive in order to express an obligation, but the verb can also occur without an infinitive.26 The verb’s basic meaning is perhaps ‘owe’ as can be gathered from the following glosses. The relative clause qui debebat decem milia talenta (Matthew xviii 24) is glossed as seðe ahte to geldenne tea ðusendo cræftas in the Lindisfarne Gospels, but in Rushworth1 we find seþe scalde ten þusende, and the West-Saxon versions read se him sceolde tyn þusend

24 Dobbie (1953, pp. 174–175) gives a very full account of the various attempts at dealing with line 1106b. He concludes as follows: “None of the proposed emendations is entirely convincing, but in the absence of dependable evidence for a verb syððan, it seems best to put the most likely of the emendations, Klaeber’s seðan, into the text” (p. 175). A similar emendation is offered by Nickel (1976, p. 68, see also commentary on line 1106). Fulk / Bjork / Niles (2008, p. 39) emend the line to syððan scede; see also Fulk (2005) and Gwara (2008, pp. 156–157). 25 The expected infinitive sculan is not attested (Campbell 1959, § 767). 26 Mitchell (1985, §§ 1000–1008) discusses the use of modal auxiliaries ‘without an infinitive’. The verb sculan is dealt with specifically in §§ 1019–1024; see further Standop (1957) and Lüttgens (1888).

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punda and se him scolde teon þusend punde respectively (Matthew xviii 24, Skeat 1887, pp. 150–151).27 Further examples for this use can be quoted. There is no doubt that scolde (without an infinitive) can occur in the sense of ‘owed’ (Latin debebat). It may therefore be suggested that the preterite subjunctive scolde in line 1106b is the predicate in the clause introduced by þonne and takes an accusative object: (sweordes) ecg functions as subject, consequently hit in line 1106a must be analyzed as accusative. Literally the line can be translated as ‘then the sword’s edge would owe it’. The terms of the treaty may have contained a conditional clause with the following basic elements: gyf Frysna hwylc … myndgiend is, þonne hit sweordes ecg … sceal ‘if anyone of the Frisians calls to mind … then the sword’s edge owes it’ (= ‘the sword’s edge is due to it’). This means that, if anyone of the Frisians taunts the Danes for following their lord’s slayer, the sword is called upon because the guilty person is to be executed. The predicate sceal or, in reported speech, scolde is fully functional in the sense of ‘owe’ (‘would owe’) and does not require an infinitive.

5 Burning the dead: bega folces (1124a) After the fierce battle at Finnsburg, in which both Hnæf and his nephew, Finn’s son, die, and the truce arranged between Frisians and Danes under their new leader Hengest, a pyre is erected for Hnæf. Hildeburh, Hnæf’s sister and Finn’s wife, orders her dead son to be cremated on the same pyre as her brother. The account of the funeral ceremony is concluded as follows:                    Lig ealle forswealg, gæsta gifrost,    þara ðe þær guð fornam bega folces;    wæs hira blæd scacen.                    (1122b–1124)

Swanton (1978, pp. 87–89) translated this passage as ‘Fire, the most ravenous of spirits, swallowed up all those of both nations whom war had carried off; their glory was gone.’ This translation certainly renders the main message of the text. If we disregard details, other translations are basically in agreement. Hoops (1932, p. 141) renders the relative clause þara ðe þær guð fornam bega folces as ‘die der Kampf hinweg gerafft hatte von beiden Völkern’. There is no point in quoting further renderings. One major problem lies in the half-line bega folces: Since folces is certainly a genitive of the singular, the sequence bega folces cannot possibly mean ‘of both nations’

27 In Gothic we also find the etymologically cognate verb skal in the meaning ‘owe’ in the corresponding context. The preterite skulda is completely parallel to scolde in the Old English in the following passage: ains skulda skatte fimf hunda (Luke vii 41).

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(in the plural). If the poet had wanted to say ‘of both nations’ he might conceivably have used bega folca. From the grammatical point of view it is clear that bega and folces cannot be coordinated, because the two genitives differ in number. Only rarely has this difficulty been commented upon, but Tolkien (1982, pp. 113– 115) offers a substantial note on this passage. As Tolkien points out, bega is the genitive of begen ‘both’, which originally followed the dual paradigm. In Old English the dual was absorbed by the plural, and bega ‘of the two’ exhibits the marker for genitive plural. The numeral begen follows the same declension pattern as twegen ‘two’. The main difference between begen and twegen can be indicated as follows: Whereas twegen means ‘2’ in the general sense of counting (‘1–2–3–4 …’), begen refers to two entities that belong together, like ‘husband and wife’, ‘brother and sister’ etc. When Beowulf says wæron begen þa gyt on geogoðfeore (536b–537a) ‘we were both young’, he uses begen in the sense of ‘the two of us’, namely Breca and himself, who belong together as contestants. Although a term like OE folc is notoriously difficult to render in Modern English, in our context ‘troop’, perhaps ‘people’, seems adequate. Tolkien translated the half-line bega folces as ‘of both sections of the people’, which is hardly acceptable, however: There is certainly no basis for inserting ‘sections’, and it would be unclear what kind of ‘sections’ could be meant anyway. Tolkien’s statement that “the ‘two sections’ are the Danes and the Jutes” is unconvincing, because definitely Frisians had also died in the fighting. It may be suggested instead that bega folces should be rendered quite literally as ‘of the troop of both’: The numeral bega (genitive)28 in line 1124a refers indeed to ‘two’ (men) who belong together intimately, namely Finn and his brother-in-law Hnæf. In Beowulf we find the genitive singular folces together with a following genitive plural in slæpende fræt folces Denigea fyftyne men (1581b–1582) ‘he swallowed fifteen sleeping men of the troop of the Danes’. Before a translation of the quoted passage can be offered we must briefly investigate where the half-line bega folces should be attached syntactically. Modern scholars generally assume that bega folces belongs to the preceding three half-lines. But Kemble had ended one clause with fornam (1123b) and considered line 1124 as a separate clause: ‘the flame, greediest of spirits, devoured all of those whom there death took away; of both the people was the glory departed’ (Kemble 1837, p. 46). If we replace the grammatically unsuitable ‘of both the people’ by ‘of the people of both’, Kemble’s interpretation is acceptable. On balance it appears somewhat more probable, however, that wæs hira blæd scacen (1124b) is meant as a summing-up statement that constitutes a separate clause. Then bega folces is likely to belong immediately to the relative clause introduced by þara ðe. We may translate the quoted passage

28 The numeral boega ‘of the two’ (namely ‘husband and wife’) preceding its noun dagas (as in bega folces) is found in the text of Charter 34: gif hio bearn hæbbe, ðonne foe ðæt [ofer] hiora boega dagas to londe 7 to æhte (Sweet 1885, p. 442, lines 11–12).

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as follows: ‘Fire, the greediest of spirits, swallowed all whom battle had taken away of the troop of the two (namely Finn and his brother-in-law Hnæf); their glory was crushed.’

6 Finn’s last fight: heal hroden (1151b) Although many details of the Finnsburg plot remain controversial, there is no doubt that the following five half-lines encapsulate the final outcome of the belligerent action in Frisia:                     Ða wæs heal roden feonda feorum,    swilce Fin slægen, cyning on corþre,    ond seo cwen numen.                     (1151b–1153)

The syntax of the quoted passage is transparent: the preterite wæs ‘was’ answers to three different subjects, namely heal, Fin, and cwen, and, together with the participles roden, slægen, and numen, three clauses can be distinguished. Kemble (1837, p. 48) translated the passage as follows: ‘when his hall was surrounded with the men of his foes; Finn also was slain, the king amidst his band, and the queen was taken.’ It must suffice to quote one modern translation: ‘Then the hall was reddened with the lifeblood of foes, Finn killed too, the king among his bodyguard, and the queen taken.’ (Swanton 1978, p. 89). Structurally all modern renderings are essentially identical. It should be noted, however, that, at line 1151b, the manuscript reads þa wæs heal hroden, with and clearly spaced as two words. OE hroden means ‘adorned’, and it could perhaps be argued that the clause “preserves the grim irony of a hall ‘decorated’ by being strewn with Frisian bodies” (Fry 1974, p. 45). If hroden were the authorial reading the verse-line would exhibit an irregular alliteration on the fourth lift.29 Therefore it is indeed likely that the last word of line 1151b should be read as roden30 with a regular alliteration pattern in the verse line.31 We could assume that, in the process of copying the text, a scribe inserted by error. The restored half-line

29 Mitchell / Robinson (2006, p. 86) note, “MS hroden ‘adorned’ would give grim sense but the fourfold alliteration argues against it”. 30 OE roden ‘reddened’ belongs to the strong verb OE rēodan ‘redden’. 31 The manuscript reading hroden is rejected emphatically by Tolkien (1982, p.  141): “It is clear enough that hroden is a blunder. It is waste of time to try and defend it. Far the most likely word is roden ‘reddened’.”

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Đa wæs heal roden32 means ‘then the hall was reddened’.33 This editorial procedure is certainly admissible. But an alternative explanation that remains closer to the manuscript evidence can be offered. In a note appended to his lecture “Finnsburuh”, Girvan (1940, p. 359) provides the following comment: “It is possible that in l. 1151 we should read þa wæs healh roden.”34 The reason why this suggestion has been largely ignored by editors and commentators may lie in the fact that Girvan’s general reconstruction of the plot of the Finn Episode is doubtful as are also some details in his linguistic analysis. The quoted suggestion is the sequel to the following note on the form corþre at line 1153a: “If it implies battle array, the probabilities favour a field engagement. An attack like this could not be concealed and Finn would meet it in the open; for a sudden and treacherous attack on him and his followers in his own hall the expression is unsuitable.” Some of these suggestions are hardly convincing. To begin with, OE corþor has various shades of meaning, but ‘battle array’ is not immediately among them. DOE distinguishes two entries, corþer1 and corþer2. The second of these is based on a gloss. With regard to Épinal 1074 uerberatorium cortr and Erfurt 1074 uerberatorium cordr, corresponding to Corpus 2099 uerberator(i)um corthr (Sweet 1885, pp. 105–106),35 DOE comments as follows: “the place of churning (perh. ‘churn’ or even ‘dairy’) ? whisk, churn-staff; glossing verberatorium, otherwise unrecorded, but related to verberator ‘beater’ and verberat(r)um, glossed flyte (flete) ‘cream, curds’.”36 For corþer1,37 DOE distinguishes the following semantic nuances: “military troop, armed band, entourage of a secular ruler or of Christ (also of the birds surrounding the phoenix), and assemblage, group of people”.38 The sequence cyningas on corðre ‘kings amidst their

32 The simplification of final -ll in the word for ‘hall’ would certainly not be unparalleled in Beowulf: at line 1214b we find heal swege onfeng. 33 The emendation of the manuscript reading hroden to roden at line 1151b was suggested by Bugge (1868–1869, p. 64 and p. 295). On the reception of this emendation in Beowulf scholarship see Kelly (1983, p. 244). 34 With regard to the meaning of healh, Girvan’s note (1940, p. 359) is unhelpful: “Of healh the sense is not clear and seems to have varied, but it is not really inappropriate; later at all events it was used in an indefinite value.” 35 Pheifer (1974, p. 133) provides a note on Épinal 1074. 36 Souter (1957, p. 439) has the following relevant entries: uerberatio ‘thrashing, beating’, uerberator ‘cudgeller, whipper’. 37 The nominative of the singular is found in the form corðor only once in the poem Andreas: corðor oðrum getang (l. 138b, Krapp 1932, 6). Neither corþer1 nor corþer2 is attested in this form. The headword for the two entries should be given as corþor1 and corþr2 respectively. 38 The immediate preform for OE corþor1 and corþr2 can be set up as Gmc. *kurþra-, and it is conceivable that we are concerned with one and the same word which developed different meanings by poly­ semy. It is possible that the group of Old High German kortar ‘herd’ and also querdar ‘bait’ (German Köder) are etymologically related even if the semantic details are hardly clear.

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retinue’ occurs twice in the plural at Exodus, line 191a and line 466a (Krapp 1931, pp. 96, 104). For Beowulf 1153a, the rendering ‘the king amidst his retinue’ seems fully suitable. There is no need to assume a ‘field engagement’, and there is no reason at all why the fight should not have occurred inside the hall. If Ða wæs healh roden, perfectly regular from the point of view of alliteration, is thus proposed as the original reading of line 1151b, the semantic range of OE healh must still be dealt with. For OE healh, halh,39 frequently found in place-names but not otherwise attested in the poetic corpus, Ekwall (1960, p. 212) indicates the semantic range as follows: “a corner, angle, a retired or secret place, cave, closet, recess”, and notes that “most names in -HALL contain halh”; see further also Mawer (1929, p. 43). If the authorial reading of line 1151b was Đa wæs healh roden, it is by no means excluded that, in the process of copying, the sequence healh roden was erroneously divided up as heal hroden, and this could well be the only minor error that occurred in the textual transmission of the passage. Where Finn’s last fight occurred is not really made clear in the text. All we learn is that the ‘corner (place)’ where he succumbed ‘was reddened with the blood of enemies’ (Tolkien 1982, p. 142). There is some likelihood that the final fight occurred inside Finn’s hall.

7 The conclusion of the scop’s song: to Denum feredon (1158b) The concluding lines of the Finn Episode deal with the final destruction of Finn’s rule followed by the transition to the festivity in Heorot: Sceotend Scyldinga    to scypon feredon eal ingesteald    eorðcyninges, swylce hie æt Finnes ham    findan meahton sigla searogimma.    Hie on sælade drihtlice wif    to Denum feredon, læddon to leodum.         Leoð wæs asungen, gleomannes gyd.    Gamen eft astah, beorhtode bencsweg;    byrelas sealdon win of wunderfatum.                     (1154–1162a)

39 With regard to the scratched gloss angulus shlh, Page (1973, p. 211) comments as follows: “The last three letters of this must represent healh which glosses angulus elsewhere (Wright-Wülcker 326, p. 9; BTS s.  v.). The initial s may represent the first element of a compound or the definite article se”.

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The clause apparently concluding Hildeburh’s tragic story (lines 1157b–1159a) can be translated without any difficulty: ‘They carried off the noble woman on sea-voyage to the Danes, led her to her people.’ (Orchard 2003, p. 179).40 Grammatically this analysis is fully acceptable. The remainder of the quoted passage evidently consists of the poet’s commentary indicating the general frame of the festivity at Heorot in celebration of Beowulf’s victory over Grendel: ‘The song, the minstrel’s lay, was sung. Once again mirth arose, the sound from the benches rang out clearly, cup-bearers served wine in wondrous vessels.’ (Swanton 1978, p. 89). We do not know what the rhetorical status of the Finn Episode (1068–1159a) really is. Mostly it is referred to as a “lay”41 and subsumed under the term “reported speech”; accordingly, no quotation marks are used.42 The underlying assumption is that the Beowulf poet more or less obliquely recounts what the minstrel sings. It would seem certain that the above quoted passage must belong to the conclusion of the song: Leoð wæs asungen (1159b) cannot be part of the song, because the preterite wæs characterizes the remark as authorial. In editions, it is usual to separate Leoð wæs asungen from the preceding text by starting a new line. But then the song seems to end with an a-halfline, and this is noteworthy for the following reason. With regard to Hrothgar’s speech welcoming Beowulf and his party to Heorot, Orchard (2003, p. 28) comments on line 389a of Beowulf: “… acceptance of the transmitted text would entail that Hrothgar’s speech terminates at line 389a, making it the only one of over forty separate speech-acts in Beowulf not to conclude with a b-line”. Orchard mentions that the same observation has been submitted by Handelman (1988, p. 475): “… in this poem (i.  e. Beowulf) direct speech invariably terminates with the full poetic line. What has not been taken into account in any treatment of the passage (i.  e. lines 389–390) is the anomalous ending of Hrothgar’s speech, and the consequent likelihood that part of the lost material came not from the narrative but from that speech”.43

40 Hildeburh’s tragedy is aptly summed up by Orchard (2003, p. 179) as follows: “… it is the final reference to Hildeburh which really demonstrates the extent of her fall from grace: having lost a brother and at least one son, she now loses her husband in the revenge-killing of Finn, and is unceremoniously abducted (seo cwen numen, line 1153a). Worse, the poet’s description of her restoration to Denmark makes it clear that, deprived even of her name, Hildeburh has become a mere chattel, simply listed alongside the other plunder (lines 1154–1159a).” 41 Fry (1974, pp. 25–29) deals with this question in his section on STYLE. 42 Indirect speech is certainly used in the report on the minstrel’s “creation hymn” in lines 89b–98b. 43 It may be suggested that Hrothgar’s speech actually ends at line 389b, and line 390 forms the transition to Wulfgar’s speech, the manuscript reading at line 390 requires an emendation like the replacement of Deniga by Wedera; see Bammesberger (2006).

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Even if the Finn Episode is perhaps not to be interpreted as a “speech” in the strict sense of the term,44 parts of the text can certainly represent the wording used by the minstrel. It then becomes somewhat doubtful whether læddon to leodum (1159a) may really be the conclusion of the minstrel’s song. We shall tentatively assume that the song is concluded by Hie on sælade / drihtlice wif to Denum feredon (1157b–1158).45 What follows would represent the author’s remarks concerning the further course of the celebration held in Beowulf’s honour. The suggested analysis does not consider læddon to leodum as part of the Finn Episode. If the half-line does not refer to Hildeburh, then the only other person it is likely to refer to is the minstrel: læddon to leodum perhaps means ‘they (perhaps unnamed attendants) led him (= the minstrel) to his people’.46 In order to investigate whether this analysis is tenable we must briefly examine the lines that introduce the Finn Episode: Þær wæs sang ond sweg    samod ætgædere fore Healfdenes    hildewisan, gomenwudu greted,    gid oft wrecen, ðonne healgamen    Hroþgares scop æfter medobence    mænan scolde                 (1063–1067)

Unfortunately various details in this passage are problematic.47 We can assume that Hroþgares scop æfter medobence mænan scolde means ‘Hrothgar’s minstrel was to narrate after the meadbench’, and the adverbial æfter medobence may be intended quite literally as a temporal indication like ‘after (having participated in) the meadbench’, i.  e. ‘after (the company had participated in) the meadbench’.48 The performance was presided over by King Hrothgar: fore Healfdenes hildewisan is likely to

44 There is certainly no introductory formula like X maþelode used in introducing the lay, but this would not have been suitable anyway, because the minstrel did not employ “ordinary language”. The speech-acts in Beowulf are comprehensively listed by Orchard (2003, pp. 206–207); the introductory formula used in each individual instance is noted. It must remain undecided whether mænan scolde (line 1067b) can function as the introduction to the scop’s lay in direct speech. 45 The half-line læddon to leodum is often thought to represent a variation on to Denum feredon, in translations ‘and’ may be inserted between the two allegedly parallel predicates: ‘They bore off on the paths of the sea the royal lady to the Danes, and led her to her people’ (Tolkien 1982, p. 155). 46 It is by no means excluded that the subject of læddon (1159a) could be byrelas (1161b). 47 For a comprehensive commentary on the passage see Fulk / Bjork / Niles (2008, pp. 180–181). 48 If Hroþgares scop is the beginning of the clause, then healgamen ‘company in the hall, mirth in the hall’ could belong to the sequence Þær wæs sang ond sweg … ðonne healgamen ‘there was song and sound …, then (general) mirth in the hall’. The compound healgamen ‘mirth in hall’ at line 1066a is hapax legomenon in our documentation, but its elements are clear enough. Grein (1912, p. 316) glosses heal-gamen as ‘aulæ gaudium’, which seems fully acceptable; Fulk / Bjork / Niles (2008, p. 180) interpret Healgamen as the scop’s name, but this is unlikely.

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mean ‘in front of Healfdene’s warleader’ (= Hrothgar). This would probably indicate that the performing minstrel had to be called up, some attendant(s) could go to his seat and accompany him to Hrothgar’s throne. After his performance was ended, he would be led back to his place among his people. Speeches are a very significant element in Beowulf: “For a poem in which action is often held to play a major role, there is an inordinate amount of talk in Beowulf; over 1200 lines (some 38%) of the poem are taken up with around forty separate speeches” (Orchard 2003, p. 203). It may therefore be suggested that the Finn Episode should perhaps be considered as a speech.49 If the Finn Episode may be classified as a speech, then its beginning could occur at line 1068a (Finnes eaferum …). The last clause of the Finn Episode is probably Hie on sælade drihtlice wif to Denum feredon (lines 1157b–1158) ending the minstrel’s lay with a full line of verse. The immediately following lines concern the continuation of the celebration: læddon to leodum (line 1159a) means ‘they (= unnamed attendants) led him (= the minstrel) back to his people’,50 when ‘the song, the minstrel’s lay, was sung’.51

8 The Finn Episode The Finn Episode is a highly condensed text. Artfully crafted, the text is an indication of what the minstrel may have said. Whether it is really conceived as a direct speech must ultimately be left open. With regard to its theme, it can be said that Hildeburh and her personal tragedy are in the centre of the poet’s interest. But from the viewpoint of Beowulf, the martial actions concerning Hnæf and Finn are definitely also thematically basic. Family feuding and therefrom resulting revenge are the background of these actions. Various details in the tribal affiliations and ensuing revenge will remain opaque; these details may have been transparent to the poet, but it is also possible that he deliberately allowed some obscurity to remain.

49 Irving (1968, p. 179) notes that “… the Finn tale, for all its intensity, is not presented in specifically dramatic terms by the poet but rather in the form of narrative summary; the episode, for example, contains no speeches”. The episode does not contain speeches, but it may itself be considered as a speech. 50 A possible objection to this analysis is that læddon to leodum (line 1159a) seems to lack a grammatical subject. It may be pointed out that the personal pronoun hie ‘they’ can readily be supplied from the context. Clauses, in which a subject personal pronoun must be supplied from the context, include Gewat ða neosian … Fand þa … (115–120a); a subject Wiht unhælo … (120b–125) referring to Grendel introduces the following main clause. It is conceivable that the subject of læddon to leodum (1159a) is in fact byrelas (1161b). 51 It is noteworthy that, at the conclusion of the lay, ‘mirth’ is resumed: Gamen eft astah (1160b) ‘mirth arose again’ certainly recalls and probably links up with ðonne healgamen (1066a) ‘whenever mirth in the hall’.

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Alessia Bauer

Manuskript-Runen im Kontext des medizinisch-botanischen Schrifttums: Zur Funktion bestimmter Runeneinträge Abstract: Due to the different medium―parchment or paper―Runica manuscripta represent for the most a divergence from genuine runic writing. This implies, on the one hand, that the concrete realization of the graphs, more than in epigraphy, could and de facto did undergo, modifications and deformations. On the other hand, the sign inventory was enlarged with new graphs, old ones were modified, respectively, so that a secondary tradition emerged. Yet also within the younger corpus of the Icelandic manuscript runes, despite all the pseudo-runes that arose, in a particular context the sign inventory continued to correspond, to a very large extent, to the West Norse runes from the Middle Ages. This is the case when the writers wanted their message to be understood properly, such as in medical treatises or in books of magic. Like twig runes in the epigraphical tradition – intended as a cryptographic system – runes in the manuscripts could be used to highlight or underline particular words or text passages, not necessarily to hide them forever. In this case they represented a proper tool of communication, complementing the Latin alphabet, and had to be written in the established standard writing system.

1 Das Wesen der Runica manuscripta Viel ist bereits geschrieben worden, um das Wesen der Runica manuscripta näher bestimmen zu können, ohne dass ein Konsens erreicht werden konnte. Obwohl die Manuskriptrunen in jedem einführenden Werk zur Runenschrift benannt werden, haben die meisten Forscher weiterhin Vorbehalte, das Phänomen als Teil einer ge­nui­ nen Runentradition anzusehen, und stempeln dieses als sekundäre Erscheinung ab. Im Werk Introduction to English Runes postulierte Page (1973, S. 70) eine eigene Entwicklung der Runica manuscripta, unabhängig und abgetrennt von der epigraphischen Tradition und betrachtete beide Aspekte eher als alternativ. Derolez (1983, S.  80) musste zwar zugeben, dass es sich deutlich um ein sekundäres Phänomen handelt, versuchte jedoch einen möglichen Zusammenhang zwischen diesen Welten zu etablieren und schätzte diese vielmehr als komplementär ein. In Hinsicht auf die Materialität scheint es klar zu sein, dass es sich nicht um ein und dasselbe Phänomen handeln kann: In den Runica manuscripta können die Graphen ganz andere Formen aufweisen, denn ihre Realisation auf Pergament oder Papier gestaltet sich freier und wird weniger durch den Inschriftenträger bestimmt

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als in der Epigraphik.1 In Handschriften begegnen nämlich Runenzeichen, die des Öfteren geschwungene bzw. gerundete Formen zeigen, geneigte Stäbe sowie ungewöhnlich große Diakritika haben. Die geraden, schlichten Formen der genuinen runischen Tradition wurden von den Schreibern offensichtlich als zu einfach empfunden, wie man am Beispiel der i-Rune festmachen kann: Als Anpassung zur lateinischen Schriftlichkeit wurde dem Hauptstab dieser Rune oft eine coda am unteren Ende oder ein Zweig bzw. eine Schleife an der Spitze beigefügt und der Stab selbst wurde wie in der Kursivschrift nach rechts geneigt. Da die Runica manuscripta in die Buchkultur integriert wurden, die mit der lateinischen Schriftlichkeit fest verbunden war, stehen sie in Relation zu diesem Schriftsystem und mussten mit diesem interagieren. Ausgerechnet die Freiheit in der Gestaltung, die das neue Medium zuließ, führte dazu, dass in vielen Fällen die Runenzeichen ihren kennzeichnenden Charakter verloren. Es geschah, dass der handschriftliche Duktus auf die Runen transponiert wurde, die beispielsweise Serifen erhielten und eine Art Kursive erfuhren. Wie in der Kursive wurde auch die Runenschrift personalisiert und eher unregelmäßiger in ihrer Durchführung. Dessen ungeachtet finden sich im gesamten Corpus – unabhängig von der Entstehungszeit der Einträge – einige, die enge Parallelen zur Epigraphik aufweisen, und andere, die hingegen sehr stark von den ursprünglichen Formen abweichen. In Anbetracht der langen Zeit, die sich über 1000 Jahre erstreckt, in der nordische Runen in Manuskripten überliefert wurden, wäre möglicherweise eine Progression – von einem näheren Zusammenhang mit der genuinen Runentradition bis hin zu einer lockeren, entfernten Ähnlichkeit – denkbar. Der älteste Beleg der nordischen Manuskriptrunen bestätigt zunächst diese Annahme: Im Abecedarium Nordmannicum (Sankt Gallen 878), aufgeschrieben in der Mitte des 9.  Jahrhunderts, zeigen die Runenzeichen eine erstaunliche Übereinstimmung mit dem erst zu diesem Zeitpunkt (oder kurz zuvor) entstandenen jüngeren Fuþark, wie es auf dänischem Boden, auf den Steinen von Gørlev und Malt, zum ersten Mal bezeugt ist.2 Auch wenn es nicht möglich ist, die genauen Überlieferungswege zu übermitteln, steht außer Frage, dass Wahlafrid Strabo – der Schreiber der Sangaller Handschrift – eine präzise Kenntnis in Runensachen hatte. Die Rezeption des epigraphischen Belegs in die Buchkultur erfolgte in diesem Fall zeitnah und verrät die Nähe der beiden Welten. Richtet man den Fokus auf England, sieht die Überlieferungslage anders aus: Die Belege in angelsächsischen Handschriften aus dem Mittelalter zeigen eine dif-

1 Hierbei beobachtet man nicht nur eine Tendenz zu runden Formen – die im Übrigen auch auf vielen Steininschriften der Wikingerzeit bezeugt ist –, sondern auch die Vorliebe für geneigte Stäbe und geschwungene Zweige, die den Manuskriptrunen eigen sind. Die Graphen weisen eine viel größere Varianz auf, die des Öfteren zur Entstellung der Formen bis fast zur Unkenntlichkeit führt. 2 Siehe Bauer (2003, S. 58–77) und Birkmann (2004).



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ferenzierte Aufnahme des runischen Materials und in den meisten Fällen indirekte, nicht besonders fundierte Kenntnisse. Nordische Runen wurden offensichtlich von nicht sprachkundigen Schreibern aufgezeichnet, die lediglich eine eingeschränkte Kenntnis davon hatten: Korrekte Runenformen wurden teilweise mit erfundenen Runennamen assoziiert oder mit falschen Lautwerten. Derolez (1983, S.  76) konnte diese Art von Abweichungen sogar innerhalb des angelsächsischen Corpus feststellen und nicht nur im Falle einer fremden Tradition, wie die skandinavischen Runen es in England waren: “I would not dare suggest that carvers of runes were always and everywhere equally well versed in all aspects of runic writing, nor need all ingredients have been present everywhere at all times.” Wenn man an die postulierte Progression  – im Sinne einer allmählichen Verderbtheit der Tradition – als Arbeitshypothese festhält, dürfte man davon ausgehen, dass die jüngeren Runica manuscripta nur noch wenig mit den ursprünglichen Runen zu tun haben dürften. Deshalb kann man sich fragen, wie es sich nun in der Neuzeit verhält, in der numerisch gesehen die meisten Einträge verzeichnet wurden, die jedoch mehrere Jahrhunderte von der Epigraphik entfernt liegen. Denn ungeachtet der Tatsache, dass nach der Reformation auf Island Runen als Teufelswerk erachtet wurden,3 nehmen die Manuskriptrunen in dieser Zeit erheblich zu. Zur selben Zeit entwickelte sich in Dänemark und Schweden ein antiquarisches Interesse, das zum systematischen Sammeln von Altertümern und Runendenkmälern führte. Die späten Runica manuscripta speisen sich gleichermaßen aus Reminiszenzen an die alte Kultur und der gelehrten Beschäftigung mit der Tradition, wobei sie etwas Eigenes daraus entwickelten.

2 Der Überlieferungskontext der jüngeren Runica manuscripta Der Überlieferungskontext, in dem Runen in der Neuzeit belegt sind, ist vielfältig und die Runen erfüllen dabei verschiedene Funktionen. Auf der einen Seite wurden sie zahlreich in Sammlungen von Schriften überliefert, die häufig stark abgewandelte Formen präsentieren und allem Anschein nach keine konkrete Verwendung als Schriftsystem hatten; außerhalb der Sammlungen wurden sie nämlich in denselben Handschriften nicht anderweitig zum Aufzeichnen von Texten gebraucht. Obwohl der Großteil der Schriftsysteme in solchen Aufstellungen als rúnir bezeichnet wird, können nur die wenigsten als echte Runenreihen identifiziert werden. Doch gehören zum Zeicheninventar der meisten Schriften vereinzelt auch solche, die den Runen ähnlich oder sogar ganz gleich sind. Das liegt zum einen an dem einfachen Bildungs-

3 Siehe dazu Ólafur Daviðsson (1941–1943).

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prinzip von Runenzeichen, die sich aus Stäben und Zweigen zusammensetzen und grundsätzlich leicht reproduzierbar sind, und zum anderen an der Tatsache, dass sich die Schreiber bekannten Materials (lat. Alphabet, Runen, Geheimrunen usw.) bedienten, um Neues zu schaffen. Sammlungen von Schriften, die u.  a. auch Runen enthalten, tauchen nicht erst in der Frühneuzeit auf, sondern sie wurden bereits im Mittelalter überliefert. Ab dem 8. Jh. begegnen Handschriften aus England und vom Kontinent, die ein Interesse an Schriftsystemen dokumentieren. Seebold (2000) hat gezeigt, dass diese einen starken Zusammenhang mit der irischen Kultur aufweisen: Der Großteil der älteren Manuskripte stammt nämlich aus Nordfrankreich, wo irische Mönche tätig waren und als Vermittler gelten können.4 Nachdem sie zunächst ihr Interesse auf die Schriftsysteme der Sacrae scripturae, d.  h. das hebräische und griechische Alphabet, gerichtet hatten, erweiterten sie im Laufe der Zeit ihre Sammlungen durch die irische Schrift (Ogham), die angelsächsischen Runen sowie erfundene Systeme, wie das Alphabet des Aethic Ister. Letzteres befindet sich am Ende einer anonymen kosmographischen Schrift sowie im Traktat De inventione litteraturum5, wo es zusammen mit den hebräi­ schen, griechischen und lateinischen Buchstaben behandelt und diesen Schriften gleichgestellt wird.6 Wenngleich die Sammlungen im Laufe der Jahrhunderte ihre Gestalt veränderten, blieb das Prinzip hinter diesem Phänomen grundsätzlich gleich. Auch die jüngeren isländischen Kollektionen enthalten des Öfteren neben vielen seltsamen Schriften das griechische und hebräische Alphabet. Zu beiden Zeiten – dem Mittelalter wie der vormodernen Zeit  – ging es den Schreibern offensichtlich darum, so viele Schriftsysteme wie möglich zu sammeln, ohne ihnen einen praktischen Zweck zuweisen zu müssen. Vermutlich sah man darin die Möglichkeit, die Totalität der Welt durch Schrift (und Wort) zu umfassen, oder aber eine Form von Gelehrsamkeit zur Schau zu stellen, die mit dem Geschriebenen verbunden war. Einige der Schriften, die dem heutigen Leser sicherlich bizarr erscheinen, zeigen Reminiszenzen an eine ältere Tradition, die nur eingeschränkt zurückverfolgt werden kann. Ein Beispiel soll hierbei zur Veranschaulichung angeführt werden: Die sog. Grindaletur, enthalten u.  a. in der Handschrift ÍB 383 4to (S. 26), weisen eine große Übereinstimmung mit einem Schriftsystem auf, das ‚Engelschrift‘ bezeichnet wurde und in einem gelehrten Kabbala-Traktat aus dem Spätmittelalter überliefert ist. Das Werk trägt den Titel Sefer Raziel HaMalakh (‚Buch vom Engel Raziel‘), war ursprünglich in Hebräisch und

4 Seebold (2000, S. 28). 5 Der eigentliche Titel lautet: De inventione linguarum ab Hebraea usque ad Theodiscam, et notis antiquis. Dazu siehe Derolez (1954, Kap. 4). 6 Der Erfinder dieser Schrift gibt sich als der Philosoph und Kosmograph Aethicus aus Istrien aus, der allerdings eine erfundene Figur zu sein scheint. Das Werk wurde u.  a. dem irischen Salzburger Bischof Virgil (aus dem 9. Jh.) zugeschrieben, ohne dass ausreichende Beweise dafür angeführt werden konnten. Dazu siehe Derolez (1954, S. 274–278); Simek (1990, S. 151).



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Aramäisch verfasst und wurde im 13. Jahrhundert unter Alfonso X. von Kastilien ins Lateinische als Liber Razielis Archangeli übersetzt, was ihm eine größere Verbreitung in Europa sicherte. Durch Kanäle, die man nicht mit Sicherheit rekonstruieren kann, fand diese Überlieferung den Weg nach Island, wo sie erst in der Neuzeit mehrfach aufgezeichnet wurde. Die Tatsache, dass sich diese merkwürdigen Schriftsysteme in zahlreichen Handschriften ähnlich oder sogar gleich wiederholen, kann einer direkten Filiation von einem Manuskript zum nächsten verschuldet sein oder aber älteren Vorlagen, die im Umlauf waren und von Schreibern unabhängig voneinander rezipiert wurden. Das Beispiel der Grindaletur zeigt jedenfalls deutlich, dass es sich nicht um frei erfundene Alphabete handelte, die aus dem Nichts entstanden, sondern dass sie im Ausland rezipiert wurden bzw. durch die Einführung ausländischer Bücher aufgenommen wurden. Was die ‚echten‘ Runenzeichen angeht, ist in den Runica manuscripta des Öfteren eine Tendenz zu beobachten, die dazu zielte, die geraden Striche geschmeidiger zu gestalten – und sie somit drastisch zu verändern. Doch finden sich trotz aller Varianz auch Runenreihen, die schlichte Zeichen wiedergeben und der epigraphischen Überlieferung aus Skandinavien erstaunlich ähnlich sind. Dies ist vorwiegend in solchen Handschriften zu konstatieren, in denen die Runen nicht als ‚unnützes‘ System unter lauter seltsamen Schriften stehen, sondern als alternative Schrift zu den lateinischen Buchstaben verwendet werden, um einzelne Wörter bzw. ganze Textpassagen aufzuzeichnen. In diesen Fällen beobachtet man einen durchaus systematischen Gebrauch von ‚Standardrunen‘ anstelle der schwer deutbaren Varianten. Bis auf einige wenige Ausnahmen, die gelegentlich die Zusatzrunen des Spätmittelalters für æ, ø, x und z betreffen,7 sind alle Zeichen als Runen deutlich erkennbar. Hier weisen sie eher einfache Formen mit geraden und kurzen Zweigen sowie kleinen Punkten bzw. kurzen Strichen als Diakritika auf. Am stärksten weichen die m- und h-Rune ab, bei denen die geraden Zweige durch Halbkreise ersetzt wurden. Der Kontext, in dem sie in dieser Form auftreten, ist deutlich definiert: Es sind vorwiegend lækningar, d.  h. medizinische Hinweise, die sich meist botanischen Wissens bedienten, um Krankheiten zu heilen und irgendwelche wohltuenden, erwünschten Effekte zu bewirken. Die Grenzen zwischen der medizinischen Behandlung und der magischen Wirkung sind allerdings fließend und nicht klar zu unterscheiden. Der zweite Bereich, in dem sie zum Einsatz kamen, waren nämlich Magiebücher, wo sie teilweise mit graphischen Elementen – sog. galdramyndir – begleitet sein konnten.8

7 Für solche Laute wurden teilweise lateinische Buchstaben verwendet oder neue, bizarre Zeichen erfunden. 8 Dazu siehe Bauer „Biblical magic as a manifestation of folk belief in the North“ (voraussichtlich 2017).

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Eine der bedeutendsten medizinischen Sammelhandschriften  – Royal Irish Akademy 23 D 43, aufbewahrt in Dublin – bietet ein gutes Beispiel dafür, indem sie beide Bereiche umfasst: auf der einen Seite Zauber, die darauf abzielen, z.  B. Fieber zu heilen und Blutungen zu stoppen, auf der anderen ein Herbarium und ein Lapidarium, die die Heilkräfte von Kräutern und Pflanzen auflisten und ihre Wirkung beschreiben. Die orthographischen Eigenschaften der Handschrift, wie die Beibehaltung des h vor r, l und n oder der Wechsel von nn > rn, sprechen für eine isländische Provenienz nach 1400.9 Das Arzneibuch des Dänen Harpestræng bietet ein zweites Beispiel aus dem Norden, das als lose Vorlage für die späten isländischen lækningar gewirkt haben könnte.10 Betrachtet man den Inhalt der Handschriften, in denen u.  a. Runen belegt sind – unabhängig ob als Teil einer Schriftensammlung oder als Schriftsystem zur Aufzeichnung von Wörtern  –, stellt man fest, dass erstaunlich oft in diesen auch Texte des heilkundlichen Schrifttums bzw. Schriften, die mit dem übernatürlichen Bereich verbunden sind, vorkommen. Dies deutet offensichtlich darauf hin, dass den Runen an sich gewisse Kräfte zugeschrieben wurden und sie deswegen im Rahmen des laien­ astrologischen, iatromathematischen Schrifttums eine Berechtigung fanden. Auffällig ist, dass innerhalb der lækningar und Zaubersprüche bestimmte Begriffe wiederkehrend mit Runen verzeichnet wurden. In solchen Texten scheinen Runen ein Mittel zur Verschlüsselung heikler Begriffe, wie beispielsweise isl. mey ‚Jungfrau‘, zu sein. Ein Beispiel davon liefert ein Spruch in Lbs 624 4to (S. 405) aus der Zeit um 1770, der ein Verfahren zur Feststellung der Jungfräulichkeit eines Mädchens beschreibt. Im Text, der vorwiegend mit lateinischen Buchstaben geschrieben ist, sind drei Wörter mit Runen verfasst (wenngleich in zwei Fällen mit lateinischen Buchstaben vermengt) und ein weiteres Wort wird durch sog. villuletur11 verschlüsselt: Að vita hvort meY (= mey) er eðr kona (= kona), skaf fýls bein oc lát í dryck hennar, ef hun er ecke N E L 12, þá Pissar (= pissar) hun. ‚Um zu erfahren, ob eine Frau jungfräulich ist oder nicht: Schabe den Knochen eines Eissturm­ vogels und füge ihn in ihren Trank; wenn sie keine Jungfrau [mehr] ist, wird sie urinieren.‘

9 Nach der Edition von Larsen (1931). 10 Zu Harpestræng siehe die Editionen von Kålund (1907) und Hauberg (1936). 11 Die villuletur (etwa ‚irrtümliche Buchstaben‘) sind nichts anderes als gewöhnliche lateinische Buchstaben, die allerdings in eine ungewöhnliche Reihenfolge geordnet werden. Dadurch wird die Korrespondenz zwischen Zeichen und Lautwert neu definiert und ohne Schlüssel können sie nicht ohne Weiteres gedeutet werden. Die Reihenfolge war nicht einmalig festgelegt, sondern sie konnte beliebig geändert werden. 12 Geschrieben im villuletur-System für das Wort mey ‚Jungfrau‘.



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Ein zweiter Spruch in derselben Handschrift (S.  494) scheint die Annahme einer bewussten Verschleierung heikler Wörter zu bestätigen. Dort ist nämlich das männ­ liche Geschlechtsorgan mit Runen verschlüsselt. Der Text gibt Anweisungen, um eine Schwangerschaft zu verhindern und gibt das Wort vövul ‚Penis‘ in Runen wieder: Fernelius seiger að ecki meige kona barn gieta, ef maður eys uausul (= vösul) sinn með pipar dufte; […] ‚[Jean Francois] Fernel13 sagt, dass eine Frau die Empfängnis verhindern kann, wenn der Mann sein Geschlechtsorgan mit gemahlenem Pfeffer bestreut.‘

Das Manuskript JS 248 4to (1846) präsentiert zwar geschwungene Graphen, die allerdings problemlos als Runen zu identifizieren sind. Wie in anderen Handschriften, werden auch hier Begriffe wie ‚Jungfrau‘ oder ‚Empfängnis‘ durch Runen und andere Schriftsysteme kodiert. Da es sich um Texte mit medizinisch-hygienischen Anweisungen handelt, werden außerdem auch Wörter durch Runen hervorgehoben, die Substanzen oder Methoden benennen, die für das jeweilige Verfahren benötigt werden. Ein Spruch auf Seite 114 beginnt mit der Hervorhebung der Überschrift durch villuletur und lautet: uxsmxklcgmxde = anord. Að varna gjetnaðe, ‚Um die Empfängnis zu verhindern‘. Der längere Text, der die zweite Hälfte der Manuskriptseite einnimmt, enthält zahlreiche Runeneinträge, die insbesondere die Ingredienzen und Mittel für besagtes Verfahren graphisch markieren und hervorheben. Diese sind u.  a. hrutshland ‚Widderharn‘, mæna ‚Rückenmark‘, mannablóð ‚Menschenblut‘, mjólkurgraut ‚Milchbrei‘, súrnafræ ‚Samen von Sauer-Ampfer‘ und andere, die an sich weder heikel noch gefährlich sind und deswegen keine Verschlüsselung benötigen würden, die aber in diesem Kontext nicht für alle zugänglich sein durften.

3 Die Runenformen in den Einträgen Lässt man den Inhalt der Einträge außer Acht, um sich vielmehr auf den formalen Aspekt und den Duktus zu konzentrieren, kann man im Rahmen dieser Überlieferung erstaunlich große Parallelen zur Epigraphik beobachten, die nicht selbstverständlich sind, wenn man die Entstehungszeit mitberücksichtigt. Ein Beleg, auf den hier näher eingegangen werden soll, ist die Papierhandschrift ÍB 777 8vo aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Diese präsentiert u.  a. einen längeren Abschnitt mit medizinischen Hinweisen (Bll. 31v–58v), in dem, bis auf wenige Ausnahmen (Bll. 47r, 51v und 53v), auf jeder Seite bis Bl. 54r einzelne Wörter mit Runen verfasst sind. An anderer Stelle in der Handschrift (Bll. 141r–146r) liefert Magnús

13 Jean François Fernel (1497–1558), französischer Mediziner.

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Einarson, der alleinige Schreiber des Manuskriptes, einen Schlüssel zur Deutung der Runen, indem er die Runentafeln aus Ole Worms Werk Runer seu Danica Literatura (1651) wiedergibt.14 Allerdings stimmen die in den Tabellen aufgeführten Zeichen nicht mit denen des heilkundlichen Textes überein. Anders als die Runenzeichen in den frühneuzeitlichen Drucken, ist der Duktus der Einträge schlicht und filigran: Die Zeichen ergeben sich aus der Kombination von vertikalen Stäben und geraden Zweigen ohne Serifen und Verdickungen an den Enden, wie es auch in der kontinentalen Runenepigraphik der Fall war.15 Merkwürdigerweise stimmen die Buchvorlagen der skandinavischen Antiquare, in erster Linie des Ole Worm, dessen Runentabellen auf Island zahlreich vervielfältigt wurden, nicht vollumfänglich mit den vielfach belegten Formen überein, sodass man nicht von einer unmittelbaren Anlehnung ausgehen kann. Das Werk, das am ehesten als Vorlage gedient haben könnte, ohne jedoch eine direkte Filiation aufzuweisen, ist wohl das in Kopenhagen gedruckte Werk des Isländers Rúnolfur Jónsson Linguæ septentrionalis elementa (1651), ein Traktat über die altnordische Sprache. Darin geht Rúnolfur nicht nur auf die Sprache, sondern auch auf die Schrift – die Runen – ein und zeichnet auf S. 14 Formen auf, die den jüngeren Manuskriptrunen sehr ähnlich sind (ƒbc–efghiklmNÍÐÖæT/tuz/ysd für abcdefghiklmnoprstuyzþ). Verwunderlich scheint hier nur die Tatsache, dass der Name des Autors nie im Zusammenhang mit den Runeneinträgen erscheint, sodass diese Annahme nicht durch konkrete Hinweise untermauert werden kann. Abweichend von der soeben genannten möglichen Vorlage stand die sog. ‚Besenrune‘ (z) in diesen Einträgen nicht für den Vokal y, wofür meist punktiertes u verwendet wurde, sondern für den Lautwert r, undifferenziert in jeder Position (an-, inoder auslautend) verwendet. Ebenso unspezifisch wurde auch die r-Rune als Auslaut eingesetzt, sodass die beiden Runen als Varianten für ein und denselben Lautwert galten. Ausgerechnet der Einsatz der Runen r und z lässt einige Fragen über die Kompetenz der Schreiber offen. Dies weist wiederum darauf hin, dass die Schreiber ihre Kenntnisse wahrscheinlich aus gelehrter Literatur, wie z.  B. Ole Worm zogen, die das Zeicheninventar der späten Wikingerzeit reproduzieren. Dass es sich in den Manuskripten um eine konstruierte Zusammensetzung eines Inventars handelte, beweist die Tatsache, dass es in der Epigraphik kaum eine Zeit

14 Im gesamten Corpus der skandinavischen Manuskriptrunen finden sich zahlreiche Belege für diese Tabellen. Einige davon sind auch graphisch so gestaltet, wie sie in Worms Schrift abgebildet sind, andere hingegen weichen von dieser Gestaltung ab, reproduzieren jedoch eindeutig die Zeichen der Tabellen in derselben Reihenfolge. 15 Die isländischen Runeninschriften weisen hingegen einige Sonderformen auf, wie größere Kreise bzw. Rauten als Diakritika. Hier scheint der Weg umgekehrt gewesen zu sein: Anhand der Runenformen kann nämlich ein Einfluss der handschriftlichen Praxis der Manuskriptrunen auf die Epigraphik beobachtet werden.



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gegeben hat, in der die ýr-Rune noch für einen r-Laut stand und die palatalen Vokale æ und ø bereits als Zusatzzeichen entstanden waren.16 Lässt man die wenigen Abweichungen beiseite, ist das Zeugnis von ÍB 777 8vo ein beeindruckendes Beispiel für eine scheinbar lebendige Runentradition, die größtenteils korrekt wiedergegeben wird und erstaunlich stark von den üblichen Runica manuscripta auf Island abweicht. Formal gesehen, werden die Runen im Text an die orthographischen Normen der lateinischen Schriftlichkeit angepasst: Geminata werden doppelt geschrieben; wenn ein Wort über die Zeilengrenze geht, werden entsprechende Trennzeichen wie im üblichen Text verwendet. Damit wird klar zum Ausdruck gebracht, dass die lateinische Schriftlichkeit maßgebend war – wie könnte es auch nur anders sein? Der gesamte Text bietet zahlreiche medizinische Ratschläge zur Heilung verschiedener Krankheiten und Beschwerden in alphabetischer Reihenfolge geordnet (eptir stafróf). Dabei werden vermehrt einzelne Wörter mit Runen wiedergegeben, die besonders hervorgehoben oder eher verschlüsselt werden sollten. Der erste Runeneintrag erfolgt im zweiten Spruch bezüglich der Behandlung eines bösartigen Geschwürs (átumein). Hier heißt es: Átumein bætir að þveigið sé í hrutskiötssodi edur lamba gall, opt áriðið einnin dropur ásaudar gall yfir það strokið.

Sinngemäß heißt es: Ein bösartiges Geschwür wird dadurch geheilt, dass es in Widderfleischbrühe oder Lammgalle gewaschen wird bzw. mit der Galle eines Lamms eingerieben wird. Die enge Korrelation zwischen den Manuskriptrunen und der älteren Epigraphik vor Augen haltend – sollte man sich nun fragen, welchen Zwecken der multimediale Einsatz verschiedener Schriften galt. Zur Veranschaulichung wird hier ein Katalog der Einträge von ÍB 777 8vo (Bll. 31v–58v) geliefert, deren nähere Betrachtung Auskunft über die spezifische Funktion der Runen in dieser Art von Texten geben kann. Die untenstehende Aufstellung ist zum höchsten Grad repräsentativ für alle ähn­lichen Texte des medizinisch-hygienischen Schrifttums, die den Einsatz verschiedener Schrifttypen, u.  a. Runen, präsentieren. Bl.  31v: hrutskjötssodi ‚Widderfleischbrühe‘, nautatað ‚Rinderdung‘, mannshári ‚Menschenhaar‘, krákunnar um háls ‚der Krähe‘ um den ‚Hals‘, kembingar ‚das Kämmen‘

16 Zu diesem Zeitpunkt (ab dem 11. Jahrhundert) steht in Norwegen die ýr-Rune für y, nachdem die beiden r-Laute zusammengefallen waren. Rúnolfur Jónsson belegt in der Tat die sog. Besenrune als y und nicht als r.

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Bl. 32r: héra lungu ‚Hasenlunge‘, refsgall ‚Fuchsgalle‘, hænuegg ‚Hühnerei‘, ósti ‚Käse‘ (Dat.), hjartarhorn ‚Hirschgeweih‘ Bl. 32v: svölu kvika ‚eine lebendige Schwalbe‘ (Akk.), ketti ‚Katzen‘, hænuegg (Dat.) ‚Hühnerei‘, ístru ‚Schmerbauch‘, hálsi ‚Hals‘ (Dat.) Bl. 33r: lifur ‚Leber‘, refsístru ‚Fuchsbauch‘ (hier Dat.) Bl. 33v: náttdögg ‚Nachttau‘, lam[b]slunga ‚Lammlunge‘ Bl. 34r: súrnalögur ‚Saft von Hauswurz‘, ref[s]gall ‚Fuchsgalle‘, hafur[s]g[a]ll ‚Ziegenbockgalle‘, gul ‚gelb‘ (Adj.), álún ‚Alaun‘ Bl.  34v: reiðarsteinn ‚Donnerkeil‘, geitargall ‚Ziegengalle‘, manns drykk? ‚Männer Trank‘ (Akk.), guðs nafni ‚Gottes Name‘ (Dat.), sínu hlandi ‚sein Urin‘ (Dat.) Bl. 35r: borin ‚getragen‘ (PP von bera), svínshland ‚Schweineurin‘, háls ‚Hals‘, konu­ mjólk ‚Muttermilch‘, lam[b]stunga ‚Lammzunge‘, hundsgall ‚Hundegalle‘, refstunga á halsi ‚Fuchszunge an dem Hals‘, silkidúk ‚Seidendecke‘ (Akk.) Bl. 35v: grágásaregg ‚Grauentenei‘, mannsbein ‚menschlicher Knochen‘, kóngulóarvefur ‚Spinnwebe‘, nautslifur ‚Rinderleber‘, kalfatað ‚Kalbsmist‘ Bl. 36r: kýrleggur ‚Kuhbeine‘, kattarkjött ‚Katzenfleisch‘, hænuegg ‚Hühnerei‘ (Dat.), smjör ‚Butter‘, kapall ‚Stute‘, áll ‚Aal‘, áls ‚Aal‘ (Gen.), gall ‚Galle‘, hundsístru ‚Hundebauch‘ (Akk.) Bl. 36v: messuklæði ‚Messekleider‘, estu für e[i]stu ‚Hoden‘ (Pl.), hús ‚Haus‘, geldingatað ‚Hammelkot‘ Bl. 37r: fuRur offensichtlich als Fehler für [lamba] súrur ‚Säuerling‘17 Bl. 37v: reyk ‚Rauch‘ (Akk.), gæsalungu ‚Gänselunge‘ (Akk.), brosmu ‚Lump‘ (hier Akk.) Bl. 38r: hestsvit[i] ‚Pferdeschweiß‘, óvitandi [konu] ‚einer unwissenden Frau‘, egg ‚Ei‘, kiðu ‚Zicklein‘ (Dat.) Bl.  38v: saudarlungu ‚Schafslunge‘ (hier Akk.), svölu ösku ‚Schwalbenasche‘, myrru ‚Myrrhe‘ (hier Akk.), hafurstungu ‚Ziegenbockzunge‘, nýja mjólk ‚neue Milch‘ (Akk.), rjóma ‚Sahne‘ (hier Akk.), blygðan ‚Scham‘, svínsflesk ‚Schweinefleisch‘, hálsi ‚Hals‘ (Dat.), gæsalungum ‚Gänselungen‘, kalfsmerg ‚Kalbsmark‘ Bl. 39r: geitarhlandi ‚Ziegenurin‘ (Dat.), brjóstmjólk ‚Muttermilch‘, hrutsgall ‚Widdergalle‘, kalfsleggjum kattarhár und kvinnamjólk ‚Kalbsbeine, Katzenhaar‘ und ‚Muttermilch‘, gall ‚Galle‘, nýðauðrargeitar ‚einer soeben gestorbenen Ziege‘ (Gen.), þvag geitarninnar ‚Urin der Ziege‘, geitblóð ‚Ziegenblut‘, gall ‚Galle‘, konumjólk ‚Muttermilch‘, birkis ‚Birke‘ (Gen.) Bl. 39v: geitarklauf ‚Ziegenhufe‘, vermutlich für koll ‚Kopf‘ (Akk. Sg.), rjúpu ‚Schneehuhn‘ (Dat.), merg ‚Mark‘, áls ‚Aal‘ (Gen.), refsístra ‚Fuchsbauch‘ Bl. 40r: sauðargall ‚Schafsgalle‘, gall ‚Galle‘, fíkjur ‚Feigen‘, refslunga ‚Fuchslunge‘, bit ‚Biss‘, fíkjur ‚Feigen‘, uxagall ‚Ochsengalle‘, hjarta ‚Herz‘, héra ‚Hase‘ (hier Dat.), leyndarlimur ‚Geschlechtsteile‘, galli ‚Galle‘ (Dat.), hafurs ‚Ziegenbock‘ (Gen.), geita­hlandi ‚Ziegenurin‘ (Dat.)

17 Isl. furur bedeutet ‚Kiefer/Föhre‘, was im Text keinen Sinn ergibt.



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Bl.  40v: hundsístur vermutlich mit Metathesis für hundsístru ‚Hundeurin‘, uxagall ‚Ochsengalle‘, burðardýr ‚Lasttier‘ Bl. 41r: tittlingatað ‚Ammerkot‘, hjarta úr blindum hvölp hvötum eða gömlum hu[n]di ‚Herz eines blinden, schnellen Welpen oder eines alten Hundes‘, gylliniplástur ‚Goldpflaster‘ Bl. 41v: hland ‚Urin‘ (Dat.), meyjarblóð ‚Mädchenblut‘, ungbarni ‚Säuglinge‘ Bl.  42r: blóði ‚Blut‘ (Dat.), hundsfeiti ‚Hundeschwarte‘, hrafns mör ‚Fett des Raben‘, refs­olía ‚Fuchsöl‘, hundsg[a]ll ‚Hundegalle‘, sóleyjarsoð ‚Hahnenfußtee‘, refs­ tu[n]ga ‚Fuchszunge‘, uxagall ‚Ochsengalle‘ Bl.  42v: lýs ‚Läuse‘, gásadrit ‚Gänsekot‘, sauðaspörð ‚Schafsschwanz‘, spörðunum ‚Schwänze‘ (Dat. Pl. best. Form), lýs af sjálfum sér ‚Läuse von sich selbst‘, drauga ‚Gespenster‘ (Akk. Pl.), vökur ‚Schlaflosigkeit‘, hlandi ‚Urin‘ (Dat.) Bl.  43r: tarfsgall ‚Stiergalle‘, geitarmjólk ‚Ziegenmilch‘, mannshári ‚Menschenhaar‘ (Dat.) Bl. 43v: pensil ‚Pinsel‘, für fóstri frá konu ‚Pflegschaft durch eine Frau‘ Bl. 44r: hrjóta ‚schnarchen‘, vefji ‚man wickle‘, pensil ‚Pinsel‘ (=Penis), frákonu ‚durch eine Frau‘, hlandi ‚Urin‘ (Dat.), kambur ‚Kamm‘, kemb ‚kämme‘ (Imp. 2. Sg.), höfuðið ‚das Haupt‘, óskabirni (eine Krebsart) Bl. 44v: járnrið ‚Rost‘, ungir hrutar ‚junge Widder‘, brund ‚männlicher Samen‘ (Akk.), kloflaukssafi ‚Knoblauchsaft‘, geitataðs ‚Ziegenkot‘ (Gen.) Bl. 45r: úradrit ‚Auerochsenkot‘, hrutsgall ‚Widdergalle‘ Bl.  45v: kýrmykja ‚Kuhmist‘, kviðinn ‚Buckel‘ (Akk. best. Form), klofl[a]ukur ‚Knoblauch‘, hrutskjött ‚Widderfleisch‘, hundshaus ‚Hundekopf‘ Bl. 46r: tönn ‚Zahn‘, hvítum hundi ‚weißer Hund‘ (Dat.) Bl. 47v: hundstað ‚Hundekot‘, mús ‚Maus‘, nýru ‚Nieren‘ (Pl.) Bl. 48v: mannshland ‚Menschenurin‘, hrutskjött ‚Widderfleisch‘ (Dat.) Bl. 49r: augu ‚Augen‘, kviðinn ‚Buckel‘ (Akk. best. Form), kvitinn ‚Buckel‘ (Akk. best. Form), tittlingatað ‚Ammerkot‘, hráka ‚Spucke‘ (Akk.) Bl. 49v: sáði ‚Same‘ (Dat.), vekrar mann til kvinna ‚treibt den Mann zu den Frauen‘, svölu höfði ‚Schwalbenkopf‘ (Dat.), nautslifur ‚Rinderleber‘, kýrleggur ‚Kuhbeine‘ Bl. 50r: kálfstungu ‚Kalbszunge‘ (hier Akk.) Bl. 50v: fóstur ‚Embryo‘ Bl. 51r: hali ‚Schwanz‘ Bl. 52r: hestataði ‚Pferdekot‘ (Dat.), refheila ‚Fuchshirn‘ (hier Akk.), lifur úr rjupu ‚Leber eines Schneehuhns‘ Bl. 52v: músarlifur ‚Mausleber‘, manni ‚Mensch‘ (Dat.) Bl. 54r: eista ‚Hoden‘ Wenngleich in den zahlreichen Runeneinträgen keine Systematik zu erkennen ist, der zufolge bestimmte Begriffe mit Runen hervorgehoben bzw. versteckt werden, zeichnet sich jedoch eine gewisse Tendenz ab: In den meisten Fällen sind es Ingredienzen,

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die für das Heilverfahren nötig waren, wie beispielsweise Urin, Kot oder Spucke bzw. Tiere oder Teile davon (wie Hoden, Schwanz, Galle usw.). Man wäre deswegen versucht, das Prinzip der Verschlüsselung darin zu sehen, dass im Text die Zutaten nicht für alle zugänglich sein sollten, und lediglich eine Gruppe von Eingeweihten die Kompetenz als Heiler besaß. Da es sich nicht notwendigerweise um Tabuwörter handelte, die partout einer Verschlüsslung bedurft hätten, stellt sich die Frage, ob hier auch außerlinguistische Aspekte eine Rolle spielen: Im Schriftbild erkennt man auf Anhieb die Runen, sodass ihre apotropäische Wirkung womöglich den Heilprozess herbeiführen oder zumindest unterstützen konnte.

4 Zusammenfassung Wenn es im soeben gezeigten Beispiel dem Schreiber möglicherweise darum ging, seine Kompetenz und Kenntnis hervorzuheben und sie durch die ‚mediatische‘ Anwendung von verschiedenen Schrifttypen zur Schau zu stellen, weisen andere Beispiele auf das gezielte Verhüllen heikler Begriffe, die meist der Sphäre der Sexualität (Empfängnis, Jungfräulichkeit, männliches Glied) bzw. des Fäkalbereichs (Urin, Kot u.  ä.) entnommen sind. Diese durften nicht für alle offensichtlich und leicht verständlich sein und deswegen wurden sie durch die Schrift in gewisser Weise unkenntlich gemacht. Doch die Tatsache, dass dafür echte Runen und keine individuell erfundenen Pseudo-Runen gebraucht wurden, lässt es wahrscheinlich erscheinen, dass sie nicht als Spielerei gemeint waren, und vielmehr einer Gruppe von Eingeweihten – als Insiderwissen – verfügbar sein sollten. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren es Männer, die über spezifische Kenntnisse verfügten und in der Lage waren, medizinische Behandlungen durchzuführen. Trotz der zahlreichen Graphtypen, die sich in Island im Laufe der Frühneuzeit etablierten und charakteristisch für diese späte Runentradition wurden, zeigen die besprochenen Texte ein Zeicheninventar, das vielmehr aus dem norwegischen Mittelalter stammen könnte. Wenn die Runen nicht einfach als Kuriosum gemeint waren, sondern richtig verstanden werden sollten, dann wählten die Schreiber ein größtenteils Standard-Fuþark aus dem Spätmittelalter, und suggerierten dabei eine Kontinuität durch die Jahrhunderte, die als solche sicherlich nicht existiert hat.



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Register der Handschriften ÍB 777 8vo, Bll. 31v–54v ÍB 799 8vo, S. 12, 36–37, 51–53, 85–88, 91, 102, 176, 178 JS 248 4to, S. 107–108, 110, 114–119, 124–125, S. 207, 209–219, 222–224, 227 JS 395 8vo, Bll. 196r–197r Lbs 624 4to, S. 405, 492, 494, 496, 620, 624, 624  f., 625, 627, 628, 630, 631, 632, 636, 657, 675 Lbs 1864 4to, S. 28, 31 Lbs 1867 4to, S. 3–20, 22, 24–29, 31, 33–35, 37–38, 40–41, 44–48, 50–57, 60, 64, 77, 79–81 Lbs 2516 8vo, Bll. 12v–13v, 35r–v, 83r, 84r–84v Royal Irish Akademy 23 D 43

Klaus Böldl

Eddische Dichtung und skandinavische Ballade: Eine schwierige Nachbarschaft Abstract: This article deals with the question of continuity and other forms of interrelation between Eddic lays and the Scandinavian ballad, as to be seen, e.  g., in Torsvisa which is based on Þrymskviða. Following the arguments of the Swedish ballad researcher Bengt R. Jonsson for the Norwegian origin of the ballad, the historical connection between the two traditions becomes quite clear. Nevertheless, common motifs or narrative patterns should not be taken as an indication for a transformation of Eddic lay into ballad; rather, they suggest a participation of both genres in Scandinavian or European poetic traditions. Auf den ersten Blick liegt es nicht unbedingt nahe, die großen nordischen Dichtungstraditionen der Edda und der Ballade in einen literaturgeschichtlichen Zusammenhang bringen zu wollen; die Versuche etwa eines Léon Pineau, die beiden Überlieferungen gattungsgenetisch aufeinander zu beziehen,1 können heute allenfalls noch wissenschaftsgeschichtliches Interesse beanspruchen: Die gemeinhin als eddisch definierten Traditionen erscheinen zumindest im Hinblick auf ihre Verschriftlichung als eine isländische Sonderentwicklung, die mit den spezifischen sozialen und kulturellen Bedingungen auf der Nordatlantikinsel im Mittelalter zusammenhängt, bei den Balladen hingegen handelt es sich um die skandinavische Ausprägung einer über weite Teile Europas verbreiteten Gattung. Die Edda bewahrt zumindest im Kern mythologische und heroische Überlieferungen, die in einem  – wie auch immer zu bestimmenden  – ‚(nord)germanischen Altertum‘ wurzeln; die Ballade reflektiert schwerpunktmäßig die höfisch-feudale Welt des Mittelalters und bezieht aus dieser internationalen Sphäre eine Vielzahl ihrer Motive und Vorstellungen. Auch metrisch haben die beiden Gattungen wenig gemein; die eddischen Versmaße basieren auf dem in der älteren germanischen Dichtung grundlegenden Stabreim, die Ballade ist durch End- und insbesondere auch durch häufig das Motiv des Tanzes aufrufende Kehrreime gekennzeichnet, was eine zumindest ursprüngliche Funktion als Tanzlied nahelegt und dieses zudem in den weiteren Kontext der höfischen Dichtung einordnet.2 Die für die eddischen Dichtungen charakteristischen Alliterationen finden sich zwar auch in Balladen, sie rechnen jedoch nicht zu den – im Detail nicht leicht zu eruierenden – metrischen Konstituenten der Gattung.

1 Vgl. Pineau (1898). 2 Zu den Unterschieden im Einzelnen vgl. Fidjestøl (2001, S.  118–119), außerdem Kabell (1956, Sp. 323–325).

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Trotz dieser fundamentalen Unterschiede wäre es verwunderlich, wenn es zwischen den beiden Gattungen keinerlei Berührungspunkte auf thematischer oder motivischer Ebene geben würde, zumal die Untergattung der Heldenballade altwestnordische Stoffe – besonders aus dem Bereich der Vorzeit- und Abenteuersagas – in beträchtlicher Anzahl aufgreift. Umgekehrt weist das eddische Heldenlied eine Fülle von Motiven, Formeln und Erzählmustern auf, die auch sonst aus dem Geschichtenbestand der Germania und vielfach darüber hinaus bekannt sind. Tatsächlich finden sich eine Reihe solcher Referenzen, ohne dass sich die geographischen, historischen und sozialen Schnittpunkte der beiden Gattungen mit Sicherheit bestimmen ließen. Namentlich gilt es hierbei, die Datierungen einzelner Eddalieder mit der frühen Balladengenese in Einklang zu bringen: Genau in diesen beiden Punkten aber herrschen unter den Edda- resp. Balladenforschern zum Teil stark divergierende Auffassungen. So sind beispielsweise durch die statistischen Untersuchungen von Bjarne Fidjestøl einige bis dahin weitgehend akzeptierte Datierungen einzelner Eddalieder in Frage gestellt worden.3 Daniel Sävborg kommt in seiner Dissertation über die eddischen ‚Elegien‘, die eine Reihe von Parallelen zu den Balladen aufweisen, zu dem Schluss, dass das ‚Elegische‘ kein Indiz für eine christlich-mittelalterliche Entstehung eines heroischen Eddalieds sei, sondern vielmehr schon in wikingerzeitlicher Dichtung identifiziert werden könne.4 Fidjestøl und Sävborg seien an dieser Stelle deshalb genannt, weil ihre Infragestellungen des Forschungskonsens bezüglich der ‚Altersschichten‘ von Eddaliedern auch Auswirkungen auf die Rekonstruktion der Frühgeschichte der Ballade haben. Fidjestøl äußert sich insgesamt sehr zurückhaltend über die Möglichkeiten, überhaupt zu belastbaren Datierungen zu gelangen.5 Etwas anders, aber keineswegs weniger komplex stellt sich die Datierungsproblematik bei den Balladen dar. Eine Anzahl verstreuter literarischer und ikonographischer Zeugnisse belegt die Existenz der Ballade in Kontinentalskandinavien seit dem späteren Hochmittelalter;6 keiner dieser frühen Belege lässt sich allerdings mit der eddischen Überlieferung in Zusammenhang bringen. Während die mittelalter­ liche Provenienz der Gattung als solche nicht bezweifelt werden kann, fällt es schwer, einzelne Balladen mit einiger Sicherheit ins Mittelalter zu datieren, zumal im Lauf der jahrhundertelangen oralen Transmission zahlreiche sprachliche, lexikalische und auch die Narrative selbst betreffende Veränderungen angenommen werden müssen. In nennenswertem Umfang setzt die Verschriftlichung der Ballade erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts in den dänischen, etwas später dann auch in den schwedischen Adelshandschriften ein. Der größte Teil des isländischen Materials wurde im letzten

3 Vgl. Fidjestøl (1989; 1992; 1999). 4 Vgl. Sävborg (1997). Vgl. hierzu auch die ablehnende Stellungnahme von Klaus von See (1998) zu Sävborgs Ergebnissen. 5 Vgl. z.  B. Fidjestøl (1999, S. 200). 6 Einen Überblick über die mittelalterlichen Balladenzeugnisse gibt Preißler (2016).



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Drittel des 17.  Jahrhunderts aufgezeichnet, einzelne Texte auch schon früher. Ein nicht unerheblicher Teil des gesamtnordischen Bestands dürfte erst in der Frühen Neuzeit, manches auch noch später gedichtet worden sein. Der dänische Forscher Iørn Piø geht davon aus, dass viele ‚mittelalterliche‘ Balladen tatsächlich lange nach der Reformation entstanden sind, wobei man sich jedoch an einer mittelalterlichen Ästhetik orientiert habe.7 In einer Reihe von Fällen mag dies zutreffen, etwa bei Agnete og havmanden (TSB A 47), dem wohl berühmtesten Beispiel einer an älteren Vorbildern orientierten neuzeitlichen Balladendichtung;8 in anderen aber scheinen die mittelalterlichen Rechts-, Kultur- und Sozialverhältnisse so authentisch wiedergegeben zu sein, dass eine neuzeitliche Imitation nahezu ausgeschlossen werden kann.9 Sven-Bertil Jansson akzeptiert wiederum solche Balladen als mittelalterlich, die eine kohärente Erzähllogik aufweisen.10 Mit einiger Sicherheit lässt sich ein Teil der Heiligenballaden dem späten Mittelalter zuordnen, auch wenn sie in der protestantisch geprägten frühen Verschriftlichungsphase nur schwach belegt sind.11 Insgesamt aber muss man konstatieren, dass der eklatante Mangel an aussagekräftigen Textzeugen aus der Zeit vor der Mitte des 16. Jahrhunderts weder belastbare Aussagen über das Alter einzelner Balladen noch über deren ‚Sitz im Leben‘ des Mittelalters erlaubt. Die Ballade entzieht sich also ebenso wie das Eddalied aufgrund der semioralen Überlieferungssituation jeglicher präzisen Datierung; in beiden Fällen können die Aufzeichnungen als Momentaufnahmen eines langfristigen Transmissionsprozesses verstanden werden, der im Fall der Ballade bis in die Moderne, ja in einzelnen Fällen bis in die Gegenwart reicht. Mit dem Begriff der ‚mittelalterlichen Ballade‘, wie er sich etwa in der schwedischen Edition Sveriges medeltida ballader niederschlägt, verbindet sich in erster Linie kein Datierungsmoment, sondern ein deskriptives, eine Kombination von motivischen, formelhaften und metrischen Elementen, die als mittelalterlich identifiziert werden, aber eben auch von neuzeitlichen Dichtern in einer Art Pastichetechnik realisiert sein können. Dennoch darf ein nicht geringer Teil der überlieferten Balladen als zumindest im Kern bereits dem Mittelalter zugehörig angesprochen werden. Bemerkenswerte Sonderfälle bilden in diesem Zusammenhang eine Reihe von isländischen und färöischen Balladen, deren Stoffe aus Isländer- oder Königssagas stammen. Das Kvæði af Gunnari á Hlíðarenda (IFkv 49) integriert zwei zentrale Momente aus der Njáls saga, nämlich Kapitel 48, in dem Gunnar seine Frau Hallgerðr ohrfeigt, weil er sie eines Diebstahls verdächtigt, und Kapitel  77, in dem Hallgerðr ihrem Mann angesichts der andringenden Feindesschar eine Strähne ihres Haars

7 Vgl. Piø (1985, S. 15); vgl. auch Piø (1975). 8 Vgl. Meisling (1988). 9 Vgl. Thuesen (1995), Præstgaard Andersen (1981), Præstgaard Andersen (1978). 10 Jansson (1991, S. 524–526). 11 Vgl. Skjødt (1935), Dahlerup (1999).

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verweigert, mit der er seinen Bogen bespannen und sich seiner Gegner erwehren könnte.12 Auf den Kapiteln  39–49 der Laxdœla saga basieren die in der berühmten, um 1822 entstandenen färöischen Liederhandschrift Sandoyarbók überlieferten Kjartans tættir (CCF 23), die das unglückliche Dreiecksverhältnis zwischen Guðrún, Kjartan und Bolli sowie den tragischen Tod Kjartans in balladentypischer Verdichtung und Zuspitzung behandeln.13 Auch aus Snorris Heimskringla sind Liedtraditionen erwachsen: So kündet das isländische Lied Óláfs vísur (TSB D 206, IFkv 50) auf der Grundlage von Kapitel 122 der Ólafs saga helga von den Geschehnissen um die Geburt von Ólafs Sohn Magnús. Protagonist des Sigmundarkvæði (TSB E 30, CCF 22) ist wiederum der aus der Færeyinga saga bekannte färöische Volksheld Sigmundur Brestisson. Die populäre färöische Ballade Ormurin langi, die Momente aus der Ólafs saga Tryggvasonar zusammenführt, bildet in dieser Reihe insofern einen Sonderfall, als sie dem Dichter Jens Christian Djuurhus (1773–1853) zugeschrieben werden kann, aber dennoch formal eher eine Volks- als eine Kunstballade darstellt.14 Von besonderem Interesse sind diese aus Sagas entwickelten Balladen nicht zuletzt deshalb, weil sie zeigen, dass am Beginn einer Liedtradition ein Dichter stehen kann, der unmittelbar – als Leser oder doch zumindest als Hörer – aus einer oftmals auch in Prosa verfassten literarischen Vorlage schöpft; in den meisten Fällen lässt sich ja nicht rekonstruie­ren, wie der Transfer von literarischen Motiven oder Stoffen in mündlich tradierte Dichtungen im Mittelalter vonstattengegangen ist. Als eher unwahrscheinlich muss gelten, dass es sich bei den eddischen Elementen in den Balladen im Wortsinne um ‚Lesefrüchte‘ handeln könnte, womit in der älteren Forschung bisweilen gerechnet wurde: Hier liegen, wo nicht von bloßer Motivverwandtschaft ausgegangen werden muss, Transmissionsphänomene vor, die sich kaum je befriedigend werden erhellen lassen, nicht nur wegen der erwähnten Datierungsproblematik, sondern auch weil uns kaum direkte Quellen Einblick gewähren in die Sphäre, in der die eddische und die Balladendichtung in Berührung miteinander kamen. Die unübersehbaren Kontinuitäten, die zwischen beiden Traditionen auf verschiedenen Ebenen gleichwohl bestehen, sind ungeachtet ihres literaturhistorischen Potenzials in letzter Zeit nur gelegentlich in den Blick genommen worden.15 Ein ungleich stärkeres Interesse fanden diese Zusammenhänge in der älteren Forschung, wobei vor allem Sophus Bugge (1833–1907) mit mehreren bis heute grundlegenden Beiträgen, die im Folgenden denn auch mehrfach angeführt werden, Erwähnung verdient. Hans E. Kincks bereits 1892 als Preisaufgabe verfasste, aber erst 40  Jahre später zum Druck beförderte Abhandlung über das Verhältnis von Ballade und altnor-

12 Vgl. Ólason (1982, S. 291–292). 13 Vgl. Schier (1994, S. 163–166). 14 Schier (1969, Sp. 1091–1092). 15 So etwa von Harris (2012), Jonsson (1991) und Mitchell (1985).



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discher Dichtung16 ist in erster Linie im Hinblick auf Kincks intellektuelles Profil von Interesse, während neben den vereinzelten Publikationen von Jan de Vries und Knut Liestøl zum Thema vor allem der Eddakommentar von Hugo Gering (1927) aufgrund seiner zahlreichen Verweise auf Balladenparallelen von Nutzen ist. Es sind  – neben der in beiden Gattungen aufgegriffenen Nibelungenüberlieferung, die hier nicht weiter behandelt werden soll17 – vor allem vier Eddalieder, deren Parallelen zur Balladentradition bereits von Svend Grundtvig wahrgenommen und mit diesem Ausgangspunkt jeweils von Bugge diskutiert wurden: die Þrymskviða, die Helgakviða Hundingsbana ǫnnor und die nur in späteren Papierhandschriften überlieferten Grógaldr und Fjǫlsvinnsmál. Nur in einem Fall kann von der direkten Transformation einer zusammenhängenden eddischen Überlieferung in eine balladeske Form die Rede sein: Die Erzählung der Þrymskviða, einer „sprudelnde[n] Burleske“18, findet sich als TSB E 12619 über Kontinentalskandinavien verbreitet; zwei in einem Brief von 1820 mitgeteilte Strophen bezeugen die Ballade auch auf den Färöern.20 Nur in Island ist sie bemerkenswerterweise unbekannt; hier lässt sich allerdings um 1400 in Gestalt der Þrymlur die Überführung der Þrymskviða in die Liedform der Rímur beobachten. In Dänemark liegt die Ballade – von einer Reihe späterer Flugblätter abgesehen21 – in zwei Adelshandschriften aus dem 16. Jahrhundert (DgF 1 A) vor sowie in Anders Sørensen Vedels Hundredvisebog (DgF 1 B), der 1591 erschienenen ersten gedruckten Balladenausgabe. In Schweden findet sie sich nicht ganz vollständig im Repertoire von Ingierd Gunnarsdotter (ca. 1601–1686) aus Västergötland, der frühesten namentlich bekannten Balladensängerin des Nordens (SMB 212).22 Auch die einzige norwegische Aufzeichnung von ca. 1750 aus Valdres in Oppland (NMB 188) stellt lediglich ein Fragment dar.23 Die Balladen geben die mythische Erzählung von Thors gewaltsamer Rückeroberung seines von einem Riesen gestohlenen Hammers in vielen signifikanten Details wieder; indessen fehlt es auch nicht an Abweichungen. Ins Auge fallen zunächst die Namensänderungen; während norwegisch Torekall und schwedisch Tårckar lediglich späte dialektale Varianten des altnordischen Þorr karl sind, ist aus Freyja in den dänischen Handschriften Fredensborg (DgF 1 A, Str. 8 und 11) bzw. Iomfru Fridleffsborg

16 Vgl. Bugge (1861; 1896), Bugge / Moe (1897), Kinck (1932). 17 Vgl. hierzu Otto Holzapfels eingehende Analyse in Holzapfel (1974), sowie für die färöische Tradition de Boor (1918) und Schier (1968). 18 Vgl. Uecker (2004, S. 213). 19 Die Klassifizierung der nordischen Balladen folgt wie üblich Jonsson (1978) (=TSB). 20 Vgl. Grüner-Nielsen (1911). Die Strophen werden in dem Brief allerdings in dänischer Übersetzung wiedergegeben; vgl. S. 72. 21 Vgl. DgF I, S. 2. 22 Vgl. Jonsson (1967, S. 278–279). 23 Vgl. Liestøl / Moltke (1958, S. 119–121). Vgl. auch den Liedkommentar S. 278–280 sowie Heggstad / Grüner-Nielsen (1912, S. 7–9).

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(DgF 1 B, Str. 8 und 11) geworden; in der schwedischen Ballade firmiert sie als Jungfrw Floyenborg (SMB 212 Aa, Str. 6–8); nur der Anlaut der Namen erinnert also noch an das ursprüngliche Objekt der riesischen Begierde. Die norwegische Version vermag für dieses gar keinen Namen anzugeben; Loki (Låkjen) bezeichnet sie Torekall gegenüber als „den yngste systre du å“ (Str. 10); wahrscheinlich verbirgt sich ihr Eigenname aber in dem Ausdruck Valborg-skara (Str. 14), der ihre Entourage bezeichnet. Bugge und Moe vermuten in dem – in der Þrymskviða freilich nicht vorkommenden – FreyjaEpitheton vanabrúðr, aus dem in der Urform der Folkevise Vanaborg oder Vænaborg geworden sei, den Ausgangspunkt für die kontinentalskandinavischen Namen für Freyja.24 Loki erscheint in beiden dänischen Varianten als Thors Bruder, wird in der Abschrift B aber auch Locke Leiemand (Str. 5) genannt, was sich wiederum mit der schwedischen Tradition in Einklang bringen lässt: „Höer du Locke Loye / legedrängen min“ (SMB 212 Aa, Str. 2). Auf der narrativen Ebene zeigt sich, dass die überlieferten Balladen und Balladenfragmente eine ganze Reihe teils markanter Motive und Szenen vermissen lassen, etwa die Götterversammlung, in der Heimdall den Vorschlag macht, Thor solle sich als Braut verkleiden (Þrymskv. Str. 14 und 15, Neckel / Kuhn 1983, S. 114), das Zurückschrecken des Riesen vor dem feurigen Blick der vorgeblichen Braut oder auch die Schwester Þrymrs, die von der Braut ein Geschenk fordert (Str. 29), stattdessen aber am Ende tödliche Schläge erntet (Str. 32). Dergleichen Varia­ tio­nen sind zwar für die Balladentradition insgesamt konstitutiv, doch fällt auf, dass am ehesten die prägnant heidnisch-mythologischen Elemente in der Ballade fehlen. Sophus Bugge und Moltke Moe beobachten in ihrer gründlichen philologischen Untersuchung der Torsvisa die Reduzierung eines reichen und tiefen Mythos auf ein lustiges Märchen, in dem mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Helden die Trolle narren.25 Diese Gegenüberstellung eines tief im heidnischen Weltbild verwurzelten Götterliedes und einer oberflächlich-burlesken Kämpevisa relativiert sich im Licht der Eddaforschung des 20.  Jahrhunderts insofern, als man seit Jan de Vries’ ausführlich begründetem Datierungsvorschlag die Þrymskviða gemeinhin als ein Produkt der mythologischen Renaissance des 13.  Jahrhunderts betrachtet.26 Weder in der übrigen eddischen Dichtung noch in der Skaldik findet sich eine Anspielung auf einen Mythos, der einen Diebstahl von Thors Hammer zum Gegenstand hätte, und auch die Snorra Edda liefert für ein solches Mythologem keinen Hinweis, woraus man geschlossen hat, dass die humorvolle Geschichte erst nach Snorri Sturluson in Norwegen aufgekommen oder gar von ihm selbst erfunden worden sei.27 Andererseits

24 Bugge / Moe (1897, S. 92–94). 25 Bugge / Moe (1897, S. 61). 26 Vgl. de Vries (1927). Sophus Bugge ging noch von einer Entstehung um 900 in England aus (Bugge 1897, S. 61), und auch Fidjestøls sprachstatistische Untersuchungen legen ein hohes Alter des Liedes nahe (vgl. Fidjestøl 1999, bes. S. 207–230). 27 Vgl. von See et al. (1997, S. 513–514).



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lassen außernordische Parallelen wie etwa der Raub der Blitze des Zeus durch den Riesen Typhon doch die Möglichkeit eines in alteuropäischem Gemeingut wurzelnden Mythos offen.28 Nicht nur das Schweigen älterer Quellen über einen Hammerdiebstahl wurde als Argument für eine hochmittelalterliche Entstehungszeit angeführt, sondern auch eine Reihe formaler Charakteristika, die die Þrymskviða von den übrigen Eddaliedern abrücken und eine Nähe zur Ballade konstituieren. So hat man die rekurrenten Parallelismen, die formelhaft anmutende Verwendung identischer Verse (z.  B. „oc hann þat orða / allz fyrst um qvað“, Str. 2 und 3)29 angeführt.30 Zudem lässt die Þrymskviða eine Tendenz zum sonst in der Edda kaum vorkommenden Endreim erkennen; so reimen in Str. 1 vacnaði und sacnaði, in Str. 25 hvassara und breiðara.31 Geht man davon aus, dass diese formalen Besonderheiten der Þrymskviða einen mit der Ballade vertrauten Dichter voraussetzen, so stellt sich die Frage, wo die Kontaktzone zwischen eddischer Dichtung und Ballade zu verorten ist. Bugge und Moe vermuten im Dichter der ‚Urform‘ der Ballade mit plausiblen Gründen einen Norweger, versteigen sich aber hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Eddalied, Ballade, Þrymlur und einem anderen Rímur-Zyklus namens Lokrur, der auf die dänische Tradition Einfluss genommen zu haben scheint, zu der nicht leicht nachvollziehbaren Annahme, ein Norweger und ein Däne hätten unter dem Eindruck der Rímur zeitnah, aber unabhängig voneinander in Island ihre Thorsballaden gedichtet.32 Diese Konstruktion erweist sich freilich als hinfällig, wenn man den Rezeptionsvorgang umkehrt und von einem Einfluss der Balladen auf die Rímur ausgeht, wie der schwedische Balladenforscher Bengt R. Jonsson es tut; eine Entstehung von Balladen unter eddischem Einfluss erst im 15. Jahrhundert sei ihm zufolge wenig wahrscheinlich.33 Jonsson hat seit den 1980er Jahren in mehreren Publikationen für die auch schon von der älteren Forschung gelegentlich vorgebrachte These vom norwegischen Königshof als Ursprungsmilieu der nordischen Ballade argumentiert. Dass die Ästhetik der Ballade zu Beginn des 14. Jahrhunderts als durchgesetzt gelten kann, zeigt sich insbesondere in der ersten der drei sog. Eufemiavisor, schwedischen Übersetzungen von Versepen, die von der norwegischen Königin Eufemia – einer Tochter des Grafen von Ruppin – in Auftrag gegeben wurden. Der Anonymus, der für Hærra Ivan Lejonriddaren (1303) steht, einer Übersetzung von Chrétien de Troyes Yvain ou Le chevalier au lion, bediente sich einer ganzen Reihe von balladesken Elementen, um dem ersten höfischen Epos in schwedischer Sprache eine angemessene Form zu verleihen; er

28 Vgl. von See et al. (1997, S. 512–513). 29 Neckel / Kuhn (1983, S. 111). 30 Vgl. von See et al. (1997, S. 522–523), de Vries (1999, II, S. 118–119). 31 Vgl. Neckel / Kuhn (1983, S. 111 und 114). 32 Vgl. Bugge / Moe (1897, S. 114–115). 33 Vgl. Jonsson (1991, S. 157–158 Fußn. 29).

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„has employed a characteristically balladesque scenic technique, often precisely in conjunction with couplets borrowed from the ballads, and always in this same type scene.“34 Um die Wende zum 14.  Jahrhundert beobachtet Jonsson einen allmählichen Wandel der poetischen Praxis in Norwegen; zwar hatte König Erik Magnusson Prestehater (1280–1299) als letzter norwegischer Regent noch isländische Skalden an seinem Hof,35 und die Runenfunde von Bergen belegen noch die Verbreitung norröner Metren um 1300.36 Insgesamt jedoch gehe die Tendenz nun zur internationalen höfischen Poesie, wovon das Projekt der Eufemiavisor ebenso Zeugnis ablegt wie die sich rasch etablierende Ballade. Die Kämpevisor wiederum, deren Anfänge von den meisten Forschern inzwischen ebenfalls um 1300 angesetzt werden, können nur als Produkt eines Milieus gedeutet werden, in dem die norröne Tradition und die euro­päi­ sche Innovation gleichermaßen präsent waren – und in dem es mit beiden Sphären vertraute Dichter gab.37 Man kommt kaum umhin, mit Jonsson dieses Milieu eher am norwegischen Hof als in Dänemark zu vermuten. Die unübersehbare Dominanz des dänischen Balladenmaterials, die seit Grundtvig die Auffassung von Dänemark als der ‚Heimat‘ der nordischen Ballade begründet hat, erklärt Jonsson mit dem sich im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts in Dänemark auffällig vermehrenden Interesse an höfischen Stoffen: Erst in dieser Zeit wurden die Eufemiavisor ins Dänische übertragen, und es entstanden weitere höfische Versepen wie etwa Persenober und Den kyske Dronning. Zur selben Zeit habe man mit der Aufzeichnung der mündlich umlaufenden Balladen begonnen, wobei die hohe Anzahl von Ridderviser belege, dass es sich schon hier – wie im folgenden Jahrhundert im Fall der Adelshandschriften – um eine Aktivität der gesellschaftlichen Eliten gehandelt habe.38 Der Zusammenhang von Þrymskviða und Torsvisa könnte also von erheblicher Bedeutung für die Frühgeschichte der Ballade als Gattung sein; der Umkreis des norwegischen Hofs bildete um 1300 ein Milieu, in dem die eddischen und skaldischen Dichtungen durchaus noch präsent waren, während man dort bereits seit den Tagen von Hákon Hákonarson (1217–1263) auch ein ausgeprägtes Interesse an der höfischen Literatur Westeuropas an den Tag legte – als Schauplatz der Transformation vom eddischen Götterlied zur ‚modernen‘ Ballade kommt Norwegen zweifellos in Frage, zumal sich hier vielleicht nicht zufällig die älteste Torsvisa-Tradition findet. Ein Problem bleiben freilich die balladesken Elemente der Þrymskviða, die Frage, ob deren Dichter tatsächlich bereits mit Balladen vertraut war oder, wie Jonsson annimmt, das Lied Teil jenes Materials ist, „of which ballads (not only Torsvisen) and the ballad style

34 Colbert (1989, S. 87); vgl. auch Solberg (2008, S. 122–126). 35 Vgl. Finnur Jónsson (1923, S. 103–104). 36 Ein Umstand, durch den sich Jonsson in seiner Argumentation deutlich bestätigt sieht; vgl. Jonsson (1989, S. 110–111). 37 Vgl. Jonsson (1989, S. 54–118, bes. S. 110–112). 38 Vgl. Jonsson (1991, S. 161–162).



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were made“39, wird sich vermutlich nie mit Sicherheit entscheiden lassen. Die prekäre Frage nach der Datierung der Þrymskviða – Fidjestøls statistischer Untersuchung zufolge wäre dem Lied ja ein besonders hohes Alter zuzusprechen40  – stellt sich nur da, wo sie als ein Übergangsphänomen zwischen Eddalied und Folkevise interpretiert wird; die plausible These, die Þrymskviða sei im hochmittelalterlichen Norwegen in eine Balladenform überführt worden, wird von der Frage nach dem Alter der Ausgangsüberlieferung nicht berührt. Unübersehbar erscheinen auch die motivischen Zusammenhänge zwischen der Helgakviða Hundingsbana ǫnnor und der im ganzen Norden (außer auf den Färöern) sowie in England verbreiteten Ballade Ribold og Guldborg (TSB A 41), außerdem zeigen Fæstemanden i graven (TSB A 67, überliefert in Dänemark und Schweden) und Herr Hjælmer (TSB D 78, bekannt in Dänemark, Schweden und Norwegen) auffallende Übereinstimmungen mit dem eddischen Heldenlied, das eigentlich eine prosimetrische Textgestalt aufweist. Bereits Svend Grundtvig sah in der Ribold-Ballade „en Middelalderens Gjenklang af en Del af Oldtidskvadet om Helge Hundingsbane“;41 und auch für das Motiv von der vorübergehenden Rückkehr des Geliebten aus dem Totenreich in Fæstemanden i graven nimmt er das Eddalied als wichtigsten Vorläufer der Ballade in Anspruch.42 Doch anders als im Falle der Torsvisa, die in jedem Fall die Þrymskviða rezipiert (wenn auch möglicherweise über verlorene Zwischenstufen), erscheinen die Rezeptionswege hier deutlich verschlungener. Zu unterscheiden ist zunächst zwischen dem narrativen Verlauf, der mit der Tötung des Helden durch den jüngsten Bruder der Geliebten endet, was in den Balladen von Ribold und von Hjælmer sowie in der englischen Ballade Earl Brand (Child 7) aufgegriffen wird, und dem Motivkomplex von der Wiederbegegnung des toten Helden mit seiner Geliebten und deren Tod aus Trauer, der als Lenoren-Motiv vielfachen in der europäischen Überlieferung vorkommt. Die tödliche Auseinandersetzung zwischen dem Helden und der Familie seiner Geliebten ähneln sich in den drei Dichtungen so auf­ rundtvigs und Bugges Annahme eines unmittelbaren Zusammenhangs fällig, dass G nachvollziehbar erscheint: „Balladens Digter maa have kjendt Eddadigtningen eller kanské en tilsvarende dansk Olddigtning og herfra optaget en Række af Motiver.“43 Das Eddalied gibt dabei ungeachtet einiger mythischer Verbrämungen eine typisch balladeske, vielfach variierte Konfliktstruktur vor, nämlich den tragischen Gegensatz zwischen der Liebe der Protagonistin und den dynastischen Absichten, die die Familie mit deren Verheiratung verfolgt: Sigrún ist einem anderen, ungeliebten Mann versprochen, bekennt ihre Zuneigung zu Helgi, der sowohl den Konkurrenten als

39 Jonsson (1991, S. 158 Fußn. 29). 40 Vgl. Fidjestøl (1999, S. 207–230). 41 DgF II, S. 340. 42 Vgl. DgF II, S. 493–494. 43 Bugge (1896, S. 283).

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auch den Vater und die Brüder der Braut auslöscht, mit Ausnahme des jüngsten, der auf Bitten der Braut geschont wird und dem Helden schließlich den Todesstich versetzt. Dies geschieht im Eddalied freilich erst nach Jahren, nachdem aus der Verbindung zwischen Helgi und Sigrún mehrere Söhne hervorgegangen sind,44 während der Held in den Balladen noch auf dem Kampfplatz die tödliche Wunde erhält, die er in gleichfalls balladentypischer Manier noch eine Weile vor der Geliebten zu verbergen weiß.45 Mit lakonischen Worten deutet Ribold der Geliebten gegenüber schließlich seine Verletzung an: „Inddog giør thett mig allerwerst: / thin broders suerd haffuer mit hiarte giest.“ (DgF 82 A, Str. 34). Sophus Bugge hat argumentiert, dass dieser Vers, der ursprünglich einmal gelautet haben müsse: „din Broders Sværd var mit Hjærte næst“, mit den letzten Worten von Helgi in der Helgakviða Hiǫrvarðssonar (Str. 40) korrespondiere: „tiá buðlungi  / blæða undir,  // mér hefir hiorr komið  / hiarta iþ næsta.“ (Neckel / Kuhn 1983, S. 149),46 doch findet sich das Bild vom Schwert, das dem Herzen zu nahe kommt, auch in einer Lausavísa von Þórmóðr Kolbrúnarskáld (Lv. 25; vgl. Fulk 2012, S.  843) sowie auch sonst in der Balladenüberlieferung (vgl. z.  B. DgF 411, Str. 13): Es scheint sich also um eine verbreitete formelhafte Wendung aus der Sphäre der heroischen Dichtung zu handeln, die eher eine allgemeine Nähe zwischen Heldenlied und bestimmten Balladengruppen indiziert als eine Rezeption des Eddalieds durch die Balladendichter. Inwieweit die Balladen bis zu diesem Punkt der Geschichte aus dem Eddalied schöpfen (oder aus einer der denkbaren Vor- oder Zwischenstufen, mit denen Sophus Bugge in verwirrender Großzügigkeit zu argumentieren pflegt), kann kaum entschieden werden, wenngleich gerade auch das Namenmaterial einen gewissen Traditionszusammenhang zwischen dem Eddalied und den skandinavischen und britischen Balladenvarianten nahelegt.47 Noch komplizierter stellt sich die stoffgeschichtliche Problematik dar, wenn man die folgende, mit dem Tod Sigrúns schließende Episode ins Auge fasst. Jan de Vries sieht darin, möglicherweise nicht zu Unrecht, „ein recht junges Reis am Baum der Helgi-Tradition.“48 Sigrún begibt sich in Helgis Grabhügel. Er lässt sie wissen, dass ihre Tränen um ihn als heiße Blutstropfen auf seinen Leib strömen. Sie bereitet ein Liebeslager im Grabhügel, doch noch vor dem ersten Hahnenschrei muss Helgi sich auf den Weg nach Valhǫll machen. Sigrún wartet vergeblich

44 Gering  / Sijmons halten allerdings gerade diesen Zug der verzögerten Rache für eine spätere Sagenentwicklung; vgl. Gering / Sijmons (1927, S. 122). 45 Das Motiv der Tötung des Helden durch den jüngsten Bruder der Geliebten, den er zuvor geschont hat, steht auch im Zentrum der Ballade TSB D 78 (Herr Hjælmer, DgF 415, SMB 82), die man daher gleichfalls als abhängig von der eddischen Überlieferung gesehen hat; Bugge möchte den Namen des Balladenhelden aus dem zweimal in den Helgiliedern vorkommenden Fürstenheiti hilmir herleiten; vgl. Bugge (1896, S. 297). Zur Deutung des Begriffs vgl. von See et al. (2004, S. 211–212). 46 Bugge (1896, S. 285). 47 Vgl. Child (1956, S. 88–99); allgemein von See et al. (1997, S. 614). 48 de Vries (1999, S. 313).



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auf ein weiteres Wiedersehen und stirbt kurze Zeit danach an Kummer und Schmerz („Sigrún varð scammlíf af harmi oc trega.“49). Diese Geschichte findet – wenn auch mit zum Teil signifikanten Abweichungen – ein Echo in der skandinavischen, deutschen und englisch-schottischen Balladendichtung, lässt sich im Kern aber auch bereits in der antiken Überlieferung nachweisen, namentlich in Ovids Heroides und in seinen Metamorphosen.50 Peter Dronke entdeckte 1960 in der Bodleian Library eine auf ovidischen Motiven aufbauende lateinische Dichtung des 11. Jahrhunderts, Foebus abierat genannt, die die Begegnung des Mädchens mit ihrem toten Bräutigam reflektiert, sich dabei aber ganz auf die Gefühle des Mädchens konzentriert, während das Motiv der für den Bräutigam so peinigenden Tränen des Mädchens, das das HelgiLied mit den Balladen gemeinsam hat, hier nicht vorkommt. In Giovanni Boccaccios Variante im Decamerone ist es ebenfalls die tränenreiche Trauer, die den Verstorbenen veranlasst, der Geliebten im Traum zu erscheinen (fünfte Novelle des Vierten Tages).51 Erst dadurch erfährt Lisabetta vom Tod Lorenzos, der hier ähnlich wie in der skandinavischen Tradition von den Brüdern herbeigeführt wurde. Lisabetta pflanzt Lorenzos Kopf in einen Topf ein und netzt diesen täglich mit ihren heißen Tränen; das Motiv von den Tränen, die den Leichnam überströmen, ist hier gleichsam auf bizarre und makabre Weise rationalisiert, aber doch noch deutlich zu identifizieren.52 Die Helgakviða Hundingsbana ǫnnor ist also durch zwei auch sonst in der europäischen Tradition bekannte zusammenhängende Motivkomplexe mit der Balladentradition verbunden, ohne dass sich unmittelbare Rezeptionsvorgänge schlüssig nachvollziehen ließen.53 Deutlicher erscheinen solche Zusammenhänge zwischen Grógaldr, Fjǫlsvinnsmál und dem Balladentyp TSB A 45. Wiederum hat bereits Svend Grundtvig auf die weitgehende Übereinstimmung zwischen Grógaldr und dem Beginn von Ungen Svejdal (DgF 70) und dessen schwedischen Varianten Ungen Svedendal (SMB 18 A) bzw. Hertig Silfverdal hingewiesen:54 Der Held erweckt seine tote Mutter aus dem Grab, um Hilfe zu erlangen für die Eroberung einer Jungfrau – eine Tat, die ihm von der bösen Stiefmutter auferlegt wurde in der offenkundigen Absicht, das Stiefkind an einer unlösbaren Aufgabe zugrunde gehen zu lassen. Im Eddalied sind es Zaubersprüche, die die Mutter dem Sohn auf den Weg gibt, in der Ballade märchentypische magische Gegenstände wie ein in Drachenblut gehärtetes Zauberschwert

49 Neckel / Kuhn (1983, S. 161). 50 Vgl. Dronke (1976, S. 5–8). 51 Vgl. Boccaccio (2007, S. 497–503), Fredén (1976, S. 152–154). 52 Höfler (1952, S.  57) postuliert für dieses Motiv einen kultischen Hintergrund, nämlich das Weinen als „heilige Handlung“ beim „Scheiden des Heilträgers“. Bekannt ist das Motiv auch aus dem Grimm’schen Märchen vom Totenhemdchen (KHM 109). 53 Dronke kehrt diese Diskussion gewissermaßen um, indem er mit Blick auf die rhythmi eine frühmittelalterliche Entstehung der Ballade postuliert, was bedeutet, das Eddalied könnte aus einer solchen frühen Balladentradition geschöpft haben; vgl. Dronke (1976, S. 37–38). 54 Vgl. DgF II, S. 238–239.

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oder ein Pferd, das auch übers Meer zu reiten versteht. In der Ballade gelangt der Held, ohne der Zaubergegenstände zu bedürfen, zum Schloss der Jungfrau, das von zwölf weißen Bären bewacht wird. Vom Hirten der Prinzessin erfährt Svejdal, dass diese sich nur nach einem ganz bestimmten Helden sehnt und sich im Übrigen im Inneren des Schlosses vor der Welt verbirgt. Der Ersehnte ist indessen Svejdal selbst, vor dem nun alle Hindernisse weichen und der am Ende die Prinzessin ehelicht. Der Grógaldr endet mit den Sprüchen der toten Mutter, die Svipdagr helfen sollen; in den Fjǫlsvinnsmál aber findet die Geschichte, wie Sophus Bugge als erster nachgewiesen hat, ihre Fortsetzung. Doch während Svejdal in der Ballade den Hirten lediglich über die Bewandtnisse der Jungfrau aushorcht, unternimmt Svípdag im Eddalied eine mythologische Befragung des in ähnlicher Funktion figurierenden Riesen Fjǫlsviðr, der den Hof Menglǫðs bewacht. In beiden Fällen aber erfährt der Held im Gespräch von seiner Auserwähltheit und es bedarf keiner weiteren Heldentaten, um die Hand des Mädchens zu erlangen. Der Handlungsverlauf der Ballade Ungen Svejdal erweist die Zusammengehörigkeit von Grógaldr und Fjǫlsvinnsmál, die man seither unter dem von Sophus Bugge geprägten Namen Svipdagsmál zusammenfasst. Auch die in den einzelnen Fassungen variierenden Namen des Balladenhelden  – Svejdal, Svejdal, Svennendal, Svedendal und Silfverdal  – lassen den ursprünglichen Protagonisten Svipdagr noch erahnen.55 Schließlich weist im Grógaldr (Str. 3) der Name Menglöd bereits auf die Fjǫlsvinnsmál voraus, wenn man Bugges wohl begründete Konjektur  – er ändert móti menglǫðum (etwa: „geschmückten Frauen entgegen“) in móti Menglǫð  – akzeptiert.56 Sijmons hält „beide lieder für zwei von demselben dichter herrührende und im hinblick auf einander gedichtete, aber in sich abgeschlossene behandlungen von zwei abschnitten desselben mythus, nicht für fragmente eines liedes“.57 In diesem Fall hätte also erst der Balladendichter den zugrundeliegenden „mythus“ restituiert, der in den Eddaliedern bereits zerfallen war. Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass der Held die eingangs erworbenen mütterlichen Hilfsmittel gar nicht benötigt, ja es ist von diesen im Weiteren gar keine Rede mehr. Bei dem eddischen Doppellied handelt es sich nicht weniger als bei der Ballade um eine klassische Brautwerbergeschichte, die freilich in bemerkenswerter Weise zwischen heidnisch-mythischen und zaubermärchentypischen Motiven oszilliert und schon aus diesem Grund vielen Forschern zufolge den Übergang zwischen Eddalied und Folkevise markiert.58 Zugleich hat man angenommen, dass das Brautwerberschema eine sekundäre Bearbeitung des Stoffs indiziert; das ‚balladeske‘ Eddalied, dessen „Verfasser die Absicht [hatte], ein Märchenabenteuer mit mythischem Beiwerk

55 Vgl. Bugge (1861, S. 130). 56 Vgl. Bugge (1861, S. 130–131), Gering / Sijmons (1927, S. 402). 57 Sijmons (1906, S. 195). 58 Vgl. de Vries (1999, S. 524), Naumann (2005).



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zu verbrämen“,59 wurzelt demnach in einem alten Kultlied, das etwa Otto Höfler, der den Namen Svipdagr als „suebischer Tag“ deutet und in seinem Träger eine göttliche Lichtgestalt sehen will, bis zu dem bereits bei Tacitus erwähnten Stamm der Sueben glaubte zurückverfolgen zu können.60 Sollte diese Herleitung zutreffen, so transportiert auch die Ballade, wenngleich stark überformt, kultische Überlieferung aus frühester Zeit. Andere Forscher wollten in der keltischen Überlieferung von Kulhwch und Olwen die Quelle für Eddalied und Ballade identifizieren, da hier bereits die Verknüpfung von Stiefmutterfluch, Brautfahrt des Helden und Erlösung der Jungfrau angelegt sei.61 Lenkt man den Blick indessen auf die schriftliche Überlieferung, so zeigt sich eine bemerkenswerte zeitliche Schichtung: Die meisten Varianten der Ballade TSB A 45 sind früher aufgeschrieben worden als die Svipdagsmál, die wir nur aus Papierhandschriften des späten 17. und insbesondere des 18. Jahrhunderts kennen.62 Wesentliche Motive des Svipdagsmál-Komplexes, namentlich das der Stiefmutter, haben in den Volksmärchen und in der Vorzeitsagatradition Islands deutliche Spuren hinterlassen.63 Als Parallele wird ferner häufig auf die Ballade Svend Vonved (DgF 18) verwiesen: Hier wird der friedliebende Held von seiner Mutter aufgehetzt, den Tod des Vaters zu rächen. Er begeht in allen Fassungen große Heldentaten und kehrt schließlich nach Hause zurück, um die Trollfrauen seiner Mutter und schließlich diese selbst mit dem Schwert zu töten; der Version DgF 18 D aus Vedels Hundredvisebog zufolge zerhackt er die Mutter in nicht weniger als fünftausend Stücke („hand hug hende i Fem Tusinde stycke“ Str. 72).64 Kaum in Betracht gezogen wurde hingegen die Homologie zwischen der Ausgangskonstellation der Svipdagsmál und dem Typus der Stiefmutterballade TSB A 68 (Moderen under mulde, DgF 89), die über den gesamten Norden und darüber hinaus verbreitet ist65 und zu den Wiedergängerballaden gerechnet wird.66 Gemeinsam ist all diesen Balladen die temporäre Erweckung der Mutter vom Tode durch ihre Kinder, die unter der schlechten Behandlung der Stiefmutter leiden. In einem Großteil der Varianten hört die Mutter im Himmel das Weinen der Kinder und kehrt mit Genehmigung des Herrn oder von Jesus Christus auf die Erde zurück, um die neue Frau ihres Mannes, oft unter Androhung von Höllenqualen, zu einer gerechten und liebevollen Behandlung ihrer Stiefkinder zu veranlassen. In einer Reihe von Varianten suchen die Kinder wie Svipdagr das Grab der Mutter auf.

59 Vgl. de Vries (1999, II, S. 526). 60 Vgl. Höfler (1952, S. 37–41). 61 Vgl. z.  B. Lincke (1933, S. 93–94). 62 Vgl. die Auflistung bei Sijmons (1906, S. XIII–XV). 63 Vgl. dazu ausführlich Lincke (1933, S. 92–111). 64 Bemerkenswerterweise erlag keiner der Sänger, deren Versionen überliefert sind, der Versuchung, aus der bösen, offenbar nach dem Untergang ihres Sohnes trachtenden Mutter eine Stiefmutter zu machen. 65 Vgl. DgF III, S. 470–478. 66 Vgl. Jonsson (1978, S. 43–45).

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Die Stiefmutterballade ist nicht nur sehr häufig, sondern auch überaus variantenreich belegt; in manchen Fassungen, so auch in der isländischen Tradition67, nimmt die Erzählung von der Verbindung zwischen dem Vater und der leiblichen Mutter bis zu deren Tod breiten Raum ein; in einer schwedischen Variante nimmt sich der Vater die Ermahnungen der Verstorbenen so zu Herzen, dass er selbst stirbt (SMB 33 A); in einer anderen schwedischen Aufzeichnung aus dem frühen 19. Jahrhundert (SMB 33 Da) fährt die Mutter am Ende mit der Schar ihrer Kinder zum Himmel auf. In einer dänischen Fassung, die 1844 in Sorø aufgezeichnet wurde, sieht sich die tote Mutter schon während der Hochzeit ihres Mannes zum Eingreifen veranlasst, weil die Kinder während des fünftägigen Hochzeitsfests hungern müssen. Hier ist es der Vater, der gar den Vorschlag macht, die Kinder aus seiner ersten Ehe zu verstoßen („Hvi lader du ikke de Ravneunger gaa?“, DgF 89 G, Str. 20), aber durch den Bericht der mittlerweile geläuterten Stiefmutter von dem Besuch aus dem Jenseits wird er buchstäblich zum Schweigen gebracht: „Og Kongen han satte sig ned paa en Stol / i syv Uger talte han ikke et Ord.“ (Str. 22). Die Stiefmutterballade ist überwiegend in neueren Zeiten überliefert; der Höhepunkt ihrer Popularität liegt im 19. Jahrhundert: In Dänemark kam nach Grundtvigs Ausgabe von 1869 noch eine beträchtliche Zahl von Varianten hinzu, von denen die jüngsten in den zwanziger Jahren des 20.  Jahrhunderts aufgezeichnet wurden;68 in Schweden beginnt die 70 Varianten umfassende Überlieferung überhaupt erst 1810 und endet 1940.69 In den wenigen älteren Aufzeichnungen finden sich noch deut­liche Schauerelemente, wie sie für das folkloristische Material über Wiedergänger charakteristisch sind: In Karen Brahes Handschrift (um 1580) erhebt sich die Mutter aus dem Grab und macht sich mit dem geschulterten Sarg auf den Weg zur Stiefmutter: „Sttolt Sølffuerlad riesser seeg aff synn graff:  / saa tuog hun kisten paa syn bag.“ (DgF 89 A, Str. 19). Bei Peder Syv will das Mädchen in der totenbleichen Frau, die ihr am Stadttor begegnet, nicht ihre Mutter erkennen (DgF 89 B, Str. 19–23). In den späteren Fassungen ist der Wiedergängerglaube, der der Ballade in ihren Anfängen zugrunde gelegen haben muss, fast vollkommen verschwunden: Der Erscheinung der toten Mutter wohnt nun nichts Unheimliches mehr inne; ganz im Sinne des bürgerlichen 19. Jahrhunderts, das die Figur der Stiefmutter als Trägerin negativer Persönlichkeitsanteile erst zur festen Größe in den folkloristischen Genera werden ließ, geht es hier nur mehr darum, das gestörte Familienidyll zu restituieren.70 Auf symbolischer Ebene verschmelzen Mutter und Stiefmutter miteinander, nachdem letzterer ihre Pflichten gegenüber den Kindern bewusst gemacht worden sind. Als Sinnstruktur hat das Motiv der vom Tode erweckten Mutter als Antagonistin der Stiefmutter, wie

67 Vgl. Ólason (1982, S. 160–162). 68 Vgl. DgF X, S. 151–177. 69 Vgl. Jansson (1999, S. 73). 70 Vgl. Blaha-Peillex (2007, Sp. 1295–1297).



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es in der überwiegenden Mehrzahl der Stiefmutterballaden realisiert wird, mit den Ausprägungen in den Svipdagsmál oder auch in der Ballade von Ungen Svejdal nichts gemein – gleichwohl erkennen wir in eddischer und balladesker Tradition eine übereinstimmende Figurenkonstellation, deren jeweilige Funktionalisierung ge­radezu exemplarisch zeigt, wie grundverschieden ein und dieselbe narrative Einheit in verschiedenen Gattungen und zu verschiedenen Zeiten kontextualisiert und ideologisiert werden kann. Aus einer textwissenschaftlich orientierten Balladenperspektive lassen sich die Zusammenhänge zwischen Eddalied und Folkevise als in ihrer Intensität variierende Referentialität beschreiben: Die intensivste Form der Intertextualität zeigt sich in der Transformation der Þrymskviða in eine Ballade, wobei in der Torsvisa die mythologische Dimension des Götterlieds den Gattungskonventionen der Ballade wie auch den religiösen und kulturellen Gegebenheiten Kontinentalskandinaviens notwendig zum Opfer fallen musste. Auch bei den balladesken Ausformungen der Svipdagsmál beobachten wir, dass die Folkeviser die wesentlichen Elemente der eddischen Prätexte übernehmen, dabei aber eddatypische Motive wie die Zaubersprüche der Mutter eliminieren bzw. durch folkloristische Motive (magisch wirkende Hilfsgegenstände)71 substituieren. Gerade hierin zeigt sich aber eine bemerkenswerte Abhängigkeit der Ballade vom Eddalied: Ungen Svejdal benötigt die Zaubergegenstände ebenso wenig wie Svipdagr die Zaubersprüche der Mutter, um sein Ziel zu erreichen. Die Erweckung der Mutter von den Toten erweist sich dadurch in beiden Fällen als erzähllogisch desintegriert, als ein in dieser Tradition überschüssiges Erzählmuster, das – wie die Stiefmutterballaden eindrucksvoll illustrieren – in verschiedenster Weise in Volksüberlieferungen funktionalisiert werden kann; im vorliegenden Fall dient es offenbar in erster Linie als eine das Hörer- bzw. Leserinteresse stimulierende Introduktion. Das balladeske Nachleben der Þrymskviða und der Svipdagsmál setzt ein Milieu voraus, in dem Edda und Ballade gleichermaßen lebendig sind und das man mit Jonsson wohl am ehesten im Umkreis des Hofes im hochmittelalterlichen Norwegen vermuten darf.72 Es scheint, als ob sich die eddische Dichtung in ihrer Spätphase bereits der Ästhetik der Ballade zu assimilieren begonnen hätte; dennoch hat die etwa bei Jan de Vries’ Charakterisierung der Þrymskviða unterschwellig anklingende Vorstellung, die eddische Dichtung habe sich am Ende kraft einer nicht näher zu fassenden historischen Gesetzmäßigkeit gleichsam von selbst ins Balladeske transformiert,73 wenig für sich. Es muss in letzter Konsequenz doch einen in beiden Traditionen heimischen Dichter gegeben haben, der die Þrymskviða oder eine ihr sehr nahestehende Überlieferung bewusst zu einer Ballade umgestaltet hat, auch wenn anzunehmen ist, dass er im eddischen Urtext bereits formale Anknüpfungspunkte für sein Vorhaben gefunden hat.

71 Auffällig ist immerhin, dass diese Gegenstände den Attributen von Asengöttern ähneln. 72 Vgl. Jonsson (1991, S. 155–158). 73 Vgl. z.  B. de Vries (1999, II, S. 119).

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Neben diesen intensiven Varianten der Intertextualität findet sich eine Vielzahl von punktuellen Referenzen sowohl auf der motivischen Ebene wie auf der lexikalischen, die sich kaum als direkte Rezeptionsphänomene erklären lassen. Die oben erwähnte formelhafte Wendung von dem Schwert, das dem Herzen zu nahe kommt, zeigt beispielhaft, wie vormoderne Repertoiredichtung über die Gattungen und die Jahrhunderte hinweg bestimmte Sprachbilder immer wieder reaktiviert. Es ist also in vielen Fällen mit einer Motivgemeinschaft zu rechnen, die sich aus der Ähnlichkeit der Sujets und nicht durch unmittelbare Rezeptionsvorgänge erklärt. Wolfgang Mohr hat in zwei von der Balladenforschung wenig zur Kenntnis genommenen Aufsätzen auf eine Reihe von Übereinstimmungen bezüglich formelhafter Wendungen zwischen den – aus seiner Sicht – jüngeren Eddaliedern und den dänischen Folkevisern hingewiesen. Die literarhistorischen Konsequenzen, die Mohr aus seinen Lektüren zieht, namentlich die Annahme einer französisch beeinflussten, im 11. oder 12. Jahrhundert im dänischen und niederdeutschen Raum beheimateten „novellistischen Liederdichtung“, aus der sich bestimmte Balladen und eddische Heldenlieder entwickelt hätten,74 mag aus heutiger Sicht als überholt erscheinen. Es liegt wie erwähnt sehr viel näher, mit Jonsson eine Rezeption der Eddalieder durch Balladendichter auf norwegischem Boden zu vermuten.75 Wenngleich Balladen- und Eddaforscher also gleichermaßen Mohrs Rekonstruktion der literarhistorischen Zusammenhänge zwischen den beiden Gattungen zurückweisen,76 können die Arbeiten Mohrs dennoch mehr als nur ein forschungsgeschichtliches Interesse beanspruchen, sind manche seiner Textbeobachtungen doch auch jenseits von Einfluss- und Rezeptionsfragen nach wie vor von Interesse. Das gilt etwa für das in beiden Überlieferungen vorkommende Motiv der weiblichen Handarbeit,77 das – in der Ballade meist stärker funktionalisiert als im Eddalied – eine Chiffre für Kummer und Melancholie darstellt: „Auch wo das Motiv isoliert steht, da ist sein Gebrauch zugleich ‚transparent‘; es deutet schon durch sein bloßes Vorhandensein an: das Mädchen, das dort in der Kemenate sitzt und stickt, trägt ‚heimliche Sorge‘. Es ist Handlungssymbol für das Seelische, das in dem Menschen vorgeht.“78 Bislang hat man Eddalieder und Balladen fast ausschließlich unter dem Gesichtspunkt literargeschichtlicher Zusammenhänge miteinander verglichen; auch wo es etwa um Stoff- oder Motivwanderungen ging, stand als zentrale Frage stets im Raum, wie die ‚jüngste Schicht‘ der Eddalieder (sofern von einer solchen heute noch die Rede sein kann) sich zur mittelalterlichen Ballade verhält. Bengt R. Jonssons Forschungen

74 Vgl. Mohr (1938/1939, S. 221–225 passim), Mohr (1939/1940, S. 212): „Die Vorstufen der Balladen, die mit den Eddaelegien in Zusammenhang stehen, stammen aus dem Raum zwischen Dänemark und Frankreich.“ 75 Vgl. Jonsson (1991, S. 165–166). 76 Vgl. Sävborg (1997, S. 247). 77 Vgl. Mohr (1938/1939, S. 229–243). 78 Mohr (1938/1939, S. 233).



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zur Entstehung der Ballade geben darauf eine plausible Antwort, wenngleich seine Verortung der frühesten Gattungsgenese im Norwegen des späten 13.  Jahrhunderts letztlich eine Hypothese bleiben muss, die zudem keineswegs von allen Forschern geteilt wird.79 Was zumindest für weite Bereiche der Überlieferung noch aussteht, sind vergleichende Untersuchungen zu gemeinsamen Narrativen, Motiven und Formeln und deren Funktionalisierung im Rahmen der jeweiligen Gattungskonventionen. Das Stiefmuttermotiv etwa ist nur ein Beispiel, an dem die Bedeutung sich wandelnder kultureller Formationen für die Semantisierung narrativer Muster aufgezeigt werden kann – durch die Zusammenschau von altnordischen und neuzeitlichen Traditionen gewinnt das Material eine historische Breite, die freilich nicht wenige Probleme aufwirft und namentlich die Gefahr unzulässiger Kontinuitätsvorstellungen birgt, aber eben auch Erkenntnisgewinne verspricht, die mit einer auf nur eine der Gattungen fokussierten Betrachtung nicht zu erzielen sind. Dafür wäre allerdings vonnöten, dass zwei Forschungsgebiete, die in den vergangenen hundert Jahren jeweils einen intensiven Prozess der Binnendifferenzierung durchlaufen haben, ihre gemeinsamen Schnittmengen wiederentdecken.

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79 Vgl. z.  B. Colbert (1995, v.  a. S. 87–88).

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Vivian Busch

Í eino briósti ec sác aldregi fleiri forna stafi. Der Begriff stafr in der eddischen Dichtung und den metrischen Runeninschriften Abstract: The term stafr ‘staff’ can have various meanings in Old Norse which depend on the context and are not always easy to distinguish. Specially in eddic poetry the plural stafir has been interpreted either as ‘runes’, as ‘words, speech’ or as ‘ancient lore’. In runic inscriptions the term has been understood to designate either a staff or pole that was erected along with the runic monument or the runes themselves. In Háttatal stafr is also used to refer to rhyming letters or alliterating sounds. This paper attempts a contextual examination of the term and suggests an additional meaning for the plural stafir in eddic and runic poetry. Sowohl in der eddischen Dichtung als auch in den Runeninschriften zeichnet sich der Begriff stafr ‚Stab‘ dadurch aus, dass ihm je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen zugeschrieben werden. So beschreibt Else Ebel stafr in ihrer detaillierten Untersuchung zur Terminologie der Runentechnik als „wohl de[n] meist umstrittene[n] Terminus des gesamten Runenwesens überhaupt“ (1963, S.  86–87). Bei näherer Betrachtung der betreffenden Inschriften fällt auf, dass gut die Hälfte der Belege von stafr in me­trischen Inschriften anzutreffen ist. Blickt man auf die eddische Dichtung, so herrscht auch dort nicht immer Klarheit darüber, was das Simplex stafr, dessen Pl. stafir oder Komposita mit -stafir als Zweitglied zu bedeuten haben. Dieser Beitrag untersucht die möglichen Bedeutungen des Begriffs im jeweiligen Kontext sowohl in der eddischen als auch der runischen Dichtung und schlägt für beide Gattungen eine weitere, gemeinsame Bedeutungsnuance vor, die auf den bisherigen Annahmen basiert. Neben ‚Stab, Stock‘, sowie ‚Stütze, Pfeiler‘ und ähnlichen Bedeutungen kann stafr auch die Runen bezeichnen und wird im dritten grammatischen Traktat übertragen auf das lateinische oder griechische Alphabet als ‚Buchstabe‘ gebraucht (vgl. Björn Magnússon Ólsen 1884, S. 2–3; Fritzner 1883–1896, s.  v. stafr 1–2, 6). Diese Bedeutung leitet de Vries aus dem Altenglischen stæf ‚written character, letter‘ her (de Anmerkung zum Titel: Hätte Thor in den Alvíssmál (Str. 35/1–3) wirklich beabsichtigt, altes Wissen (wörtl. ,alte Stäbe‘) zu erlangen, statt den Zwerg Alvíss mit seiner Fragerei übers Ohr zu hauen, dann hätte er auch Prof. Dr. Edith Marold befragen können, deren ungeheure Quellenkenntnis und vielseitige Interessen wohl immer eine große Inspiration für ihre Studenten gewesen sind, nicht zuletzt da sie ihr Wissen stets mit ansteckender Begeisterung und einer erfrischenden Offenheit für unterschiedliche Betrachtungsweisen vermittelt hat. Die Verfasserin möchte sich hiermit bei der Jubilarin für eben diese Eigenschaften bedanken und in diesem Sinne einen neuen Deutungsversuch für die ,alten Stäbe‘ vorlegen.

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Vries 1962, s.  v. stafr). In der Terminologie Snorris im altisländischen Háttatal findet sich für das Simplex stafr darüber hinaus die Bedeutung ‚Reimbuchstabe‘ (Faulkes 1999, S. 4; Fritzner 1883–1896, s.  v. stafr 7) oder vielleicht präziser ‚alliterierender Laut‘ (Faulkes 1999, S. 150), und die Komposita stafasetning, wörtl. ‚Setzung der Stäbe‘, und stafa­skipti ‚Verteilung der Stäbe‘ können auf die Alliteration verweisen (vgl. Faulkes 1999, S. 150). Diese Terminologie, die sich auch die Forschung zunutze macht, wenn sie gleichbedeutend von Alliteration und Stabreim spricht (vgl. Marold 2005, S. 435), ist jedoch auf das Háttatal begrenzt, weshalb eine Bedeutung des Plurals als ‚alliterierende Stäbe‘ sich nicht einfach auf andere Umfelder übertragen lässt. Dennoch gibt es Anhaltspunkte dafür, dass diese oder eine weiter gefasste Bedeutung ‚(alliterierende) Verse‘ auch in anderen Umfeldern existiert haben könnte. Ihnen wird in diesem Aufsatz nachge­gangen. In der eddischen Dichtung kann stafr neben der Bedeutung ‚Stab‘ einerseits die Runenstäbe bezeichnen, wie z.  B. in den Skírnismál (Skm.), Str. 36/1–2: Þurs ríst ec þér | oc þriá stafi ‚Einen þurs ritze ich dir / und zwar drei Stäbe‘ (Neckel / Kuhn 1983, S. 76; Übersetzung aus von See et al. 1997, S. 133). Für den Plural stafir wird aber andererseits noch eine weitere Bedeutung ‚Worte, Rede‘ angenommen (Kuhn 1968, S. 190), so z.  B. in den Hávamál (Háv.), Str. 29/1–3: Œrna mælir, | sá er æva þegir, | staðlausu stafi ‚Reichlich spricht, der niemals schweigt, sinnlose Stäbe‘1 (Neckel / Kuhn 1983, S. 21), sowie den Sigrdrífumál (Sd.), Str. 14/4–6: Þá mælti Míms hǫfuð | fróðlict iþ fyrsta orð, | oc sagði sanna stafi. ‚da sprach Mímirs Kopf / kundig das erste Wort / und sagte wahre Stäbe‘ (Neckel / Kuhn 1983, S. 192; Übersetzung aus von See et al. 2006, S. 577). Außerdem werden die fornir stafir, wörtl. ‚alte Stäbe‘, in den Vafðrúðnismál (Vm.) Str. 1/5 sowie Str. 55/5 als ‚altes Wissen, alte Kunde‘ verstanden (vgl. Finnur Jónsson 1931, s.  v. stafr 2; Kuhn 1968, s.  v. stafr). Schon Lindquist (1918, S. 13–14) nimmt an, dass stafir dabei gesprochene Wörter und nicht geschriebene Runen bezeichnet. Dass in den angeführten Beispielen nicht die Runenstäbe als Schriftzeichen sondern eine Form von sprachlicher Äußerung mit dem Pl. stafir bezeichnet wird, geht auch aus den in den Strophen gebrauchten Verben des Sprechens mæla ‚sprechen, sagen‘ (Háv. 29/1, Vm. 55/5), segja ‚sagen‘ (Sd. 14/6), kveða ‚sagen, vortragen‘ (Vm. 1/5) hervor. In diesen Fällen stellt sich die Frage, weshalb der besondere Ausdruck stafir gewählt wird, der ja eigentlich ‚Stäbe, Stützen‘ bezeichnet. Daher wird hier die These aufgestellt, dass stafir nicht einfach für ‚Worte, Rede‘ im Allgemeinen steht, sondern sich auf eine bestimmte Art der Rede bezieht. Aufgrund der bei Snorri belegten Bedeutung ‚Reimstäbe‘ liegt die Annahme nahe, dass es sich um in Reimen bzw. Versform vorgetragene Rede handelt.

1 Wörtl. ,reichlich Stäbe der Gehalt- oder Sinnlosigkeit‘ (vgl. Kuhn 1968, s.  v. staðlausa). Übersetzungen aus dem Altisländischen ins Deutsche stammen, wenn nicht anders angegeben, von der Verfasserin.



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Zu dem Simplex stafr treten in der eddischen Dichtung außerdem eine Reihe von Komposita, von denen einige vor allem im Plural belegt sind. Sie werden entweder als magische Runen(stäbe) gedeutet, deren Zweck sich aus dem jeweiligen Erstglied des Kompositums ableitet (z.  B. blunnstafir, wörtl. ‚Schlafstäbe‘, in Sd. 2/6, Neckel / Kuhn 1983, S.  189; vgl. Kuhn 1968, s.  v. blundstafr) oder im Sinne der Bedeutung ‚Worte, Rede‘ des Pl. stafir als Äußerungen mit einem besonderen Zweck (z.  B. lastastafir, wörtl. ‚Schmähstäbe‘, für Lokis Schmähreden in Lokasenna (Ls.) 10/5, Neckel / Kuhn 1983, S. 98). Für diese Komposita stellt sich daher ebenfalls die Frage, ob für -stafir Hinweise auf eine Bedeutung ‚(alliterierende) Verse‘ zu finden sind. Bei einigen weiteren Komposita geht Kuhn davon aus, dass stafr zu einer Art Suffix geworden ist, „das der bedeutung des 1. gliedes wenig hinzufügt“ (1968, s.  v. stafr), andere wie áttstafr, wörtl. ‚Geschlechtsstab‘, i.  e. ‚Nachkomme‘, oder hjálmstafr, wörtl. ‚Helmstab‘, i.  e. ‚Krieger‘, sind wie in der Skaldendichtung nach dem Modell der Mannkenningar mit dem Gundwort stafr ‚Stab, Stock‘ (nach Meissner eine Variation der Baumnamen u.  Ä. als Grundwort, vgl. Meissner 1921, § 88 h. ψ., S. 266, 270) gebildet. Diese sind daher für die Untersuchung nicht relevant. Als möglicher erster Anhaltspunkt für eine Bedeutung ‚(alliterierende) Verse‘ vom Pl. stafir im Altnordischen lässt sich der verwandte Ausdruck stef anführen, der in der Skaldendichtung den ‚Refrain‘ bezeichnet und ausgehend von der eigentlichen Bedeutung des Wortes ‚festgesetzte Zeit, Frist‘ als Stütze bzw. Gliederungshilfe im Gedicht gedeutet und zu stafr im Sinne von ‚(Stütz-)pfahl‘ gestellt wird (vgl. de Vries 1962, s.  v. stef; Kuhn 1983, S. 212). Die in der eddischen Dichtung mit stafir bezeichneten Reden wären als ‚(alliterierende) Verse‘ gleichermaßen von dieser Bedeutung des Wortes stafr abzuleiten. Auch das Verb stafa, dessen Bedeutung ‚formulieren‘ Falk (1925, S. 121) ebenfalls auf stafr als ‚das Festgesetzte‘ zurückführt, deutet darauf hin, dass stafir auf bestimmte Weise formulierte bzw. stilisierte Reden bezeichnen könnte. Falk (1925, S.  121) verweist diesbezüglich auch auf das im Altschwedischen belegte mit stäf als Zweitglied gebildete Kompositum ordhstäf ‚Redewendung, stehender Ausdruck‘ (mit Schreibvariante ordhstaff), das in den schwedischen Reimchroniken möglicherweise auch für ‚Einleitungsstrophe, Tanzstrophe, Tanzlied‘ steht (vgl. Söderwall 1884–1918 und Söderwall / Ljunggren / Wessén 1953–1973, s.  v. ordhstäf). Die Schreibvariante -staff könnte darauf hinweisen, dass hier eine Vermischung der Begriffe stafr und stef vorliegt (vgl. die Schreibvarianten von staver in Söderwall 1884–1918, s.  v. staver). Außerdem ist bezüglich einer möglichen Bedeutung ‚Verse‘ auf ähnliche Hinweise im Englischen zu verweisen: Entsprechend der altisländischen Komposita mit -stafir als Zweitglied finden sich auch im Altenglischen Komposita auf -stæf oder Pl. -stafas (vgl. Bosworth / Toller 1898–1921, s.  v. stæf), bei denen die genaue Bedeutung des Zweitlgiedes z.  T. ähnlich vage bleibt. Im Fall von glīw-stafas, wörtl. ‚Freudenstäbe‘, wird im Dictionary of Old English eine Bedeutung ‚(signs of) joy; perhaps specifically: songs‘ (DOE, s.  v. glīw-stafas, besucht am 06. 12. 2016) erwogen. Dies wäre ein Hinweis, dass sich auch im Altenglischen stafas auf ‚Verse‘ bzw. in diesem Fall

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‚Gesänge‘ beziehen könnte. Im 15. und 16.  Jahrhundert ist für staff die Bedeutung ‚a line of verse‘ oder ‚a stanza or set of lines‘ belegt, wozu im Oxford English Dictionary bemerkt wird: „There is no ground for the common statement that this is from Old Norse stef set or recurring time, refrain of a poem“ (OED Online, s.  v. staff n.1, 19. a., b.). Wenn eine Ableitung von anord. stef nicht anzunehmen ist, dann ist zu vermuten, dass diese Bedeutung irgendwann für den Begriff staff selbst vorhanden war, worauf das Kompositum glīw-stafas mit einer möglichen Bedeutung ‚Freudengesänge‘ hindeuten könnte. Auch in den altnordischen Quellen finden sich Hinweise auf die angenommene Bedeutung ‚Verse‘ für stafir. In den Vm. 55/5 heißt es mælta ec mína forna stafi ‚ich sprach meine alten Stäbe‘ (Neckel  / Kuhn 1983, S.  55). Parallel dazu steht in Z. 8 deildac mína orðspeki ‚ich teilte mein Wortwissen‘ (Neckel  / Kuhn 1983, S.  55). Das Sprechen von Stäben wird hier in Verbindung mit Wortwissen bzw. ‚kluger Rede‘ (Finnur Jónsson 1931, s.  v. orðspeki) gebracht. Der Ausdruck orðspeki findet sich auch in Str. 5 des Gedichts, wo es heißt, dass Odin ausfährt, um sich mit dem Riesen Vafðrúðnir im Wortwissen zu messen (vgl. Neckel / Kuhn 1983, S. 45), womit er auf den folgenden Wissenswettstreit und möglicherweise auch auf dessen formale Gestaltung als Austausch von Versen anspielt. Ein Beleg für eine solche Verknüpfung des Ausdrucks orðspeki mit der Dichtkunst kann zum Vergleich angeführt werden. In dem anonymen christlichen Gedicht Leiðarvísan wird in den ersten drei Strophen Gott um Beistand beim Dichten, u.  a. in Form von Wortgewandheit, gebeten (vgl. Attwood 2007, S. 141). In Str. 4/1, 4 erklärt der Dichter, dass er begierig sei, sein Wortwissen zu erproben (emk fúss at freista orðspeki minnar), und fährt im zweiten helmingr fort, dass Gott ihm nur zu dem Zweck Wortreichtum (orðgnótt) gegeben habe, damit er diesen in seinem Gedicht verwenden könne (vgl. Attwood 2007, S. 143). Hier stehen Wortwissen und Wortreichtum im direkten Zusammenhang mit dem Erschaffen des Gedichts, und die Stelle zeigt, dass es sich bei orðspeki nicht nur um ‚in Worte gefasstes Wissen‘, sondern um das ‚Wissen um die Worte‘ selbst handelt, also um die Wortgewandheit und die Fähigkeit, Worte zu Dichtung zu formen. Es ist möglich, dass auch Vafþrúðnir mit orðspeki das dichterische Können meint, das ihn befähigt, die ‚alten Stäbe‘, in diesem Fall Merkverse, aufzusagen. Auf Ähnliches könnte auch der Beginn der letzten Strophe der Alvíssmál (Alv. 35/1–3) hinweisen, der an die Brustkenningar nach dem Modell „Sitz des geistigen Schaffens“ oder „Sitz des dichterischen Vermögens“ (Meissner 1921, §  60 b., S.  134–136) erinnnert: Í eino briósti | ec sác aldregi | fleiri forna stafi; ,In einer Brust | sah ich niemals | mehr alte Stäbe‘ (Neckel / Kuhn 1983, S. 129). Die in der Brust sitzenden Stäbe können das dort verortete Wissen um die Dichtung bzw. konkret die mythologischen Merkverse bezeichnen, die Gegenstand der Alv. sind. Aufgrund dieser Textstellen scheint eine genauere Deutung des Pl. stafir als ‚(gedichtete) Verse‘ statt unspezifisch ‚Worte‘ oder ‚Rede‘ möglich. De Boor verweist im Hinblick auf stafir in Háv. 29 außerdem darauf, „dass dieselbe Str. das Verbum gala verwendet, um auszudrücken, dass der Tor sich Unheil auf



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den Hals schwätzt“ (de Boor 1964 [1930], S. 277).2 Das Verb gala bedeutet u.  a. ‚singen, Zauberformeln hersagen’, kann sich also einerseits auf ein formelhaftes Sprechen oder Singen beziehen, andererseits hat es aber auch die Bedeutung ‚schreien, krähen‘ (vgl. Finnur Jónsson 1931, s.  v. gala; de Vries 1962, s.  v. gala). Sollte die Zweideutigkeit des Wortes bewusst eingesetzt sein, dann könnte bei einer Bedeutung von stafir als ‚Verse‘ in beiden Strophenhälften parallel ein gezielter Kontrast zwischen formelhaftem Sprechen (gala als ‚Zauberformeln hersagen‘, mæla stafir als ‚Verse aufsagen‘) und sinnlosem, übermäßigem Geschwätz gegeben sein (gala als ‚schreien, krähen‘ und staðlausa ‚Sinnlosigkeit‘). Einen Kontrast zu den sinnlosen Reden in Háv. 29 bildet auch die Aussage in Str. 28/1–3, dass derjenige klug erscheint, der Fragen stellen und sie auch beantworten kann, was inhaltlich an die Wissenswettstreite in Alv. und Vm. mit ihren dichterisch gestalteten Fragen und Antworten in Form von Merkversen erinnert. Dronke versteht außerdem Háv. 28–32 als Kommentar zu gesellschaftlichen Gesprächssitten und -unsitten, zu denen auch das einander Verspotten und Streiten in Form von Versen zählen: „It becomes a war of words, often words of ineradicable verse“ (Dronke 2011, S. 52, und vgl. S. 52–53). Wenn in Str. 28–32 auch solche dichterisch gestalteten Wettstreite und Beleidigungen anklingen, dann können die staðlausu stafi ‚gehaltlosen Stäbe‘ hier vielleicht als unangebrachte oder unwahre Verse verstanden werden. Auch bei den Komposita finden sich einige Hinweise auf eine Bedeutung ‚Verse‘ für -stafir. Gegen eine Deutung des Zweitglieds -stafir als ‚Runen‘ im Sinne von ‚Zauberzeichen‘ wird im Kommentar zur Helgakviða Hjǫrvarðssonar (HHv.) für den Fall der todbringenden helstafir in Str. 29 darauf hingewiesen, dass „[n]ichts […] jedoch darauf hin[deutet], daß Helgi Runenzauber oder Zaubermittel gegen Hrímgerðr anwendet“ (von See et al. 2004, S. 528). Vielmehr „liegt es nahe, -stafir i.S.v. ‘Worte’ zu verstehen […], die deshalb für Hrímgerðr „tödlich“ (vgl. hel-) sind, weil Hrímgerðr durch diese „Reden“ bis zum Sonnenaufgang aufgehalten wird“ (von See et al. 2004, S.  527). Diesbezüglich verweist der Kommentar außerdem darauf, dass in Vm. und Alv. jeweils in der letzten Strophe ebenfalls die fornir stafir den Sprechern auf ähn­ liche Weise zum Verhängnis werden (von See et al. 2004, S. 528). In allen drei Fällen sind die Kontrahenten in ein dichterisches Wortgefecht verwickelt und die helstafir der HHv. können somit auch als ‚tödliche Verse‘ verstanden werden. Zwar muss man zwischen der formalen Gestaltung der Quellen als Lieder an sich und dem Inhalt des Streitgesprächs zunächst trennen, aber Belege für das gegenseitige Streiten und einander Vergleichen in Strophenform finden sich in der altnordischen Literatur auch sonst.

2 De Boor (1644 [1930], S. 276–278) geht jedoch davon aus, dass stafir in der eddischen Dichtung an die runenmagische Terminologie anknüpft und je nach Kontext als magisches ‚Wissen‘ oder ‚Kraft‘ gedeutet werden kann. Die Verwendung von gala ‚singen (von Zauberliedern)‘ in Háv. 29 sieht er als Beleg für die Verbindung von stafir zum magischen Wissen.

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Einleuchtend wäre auch eine Deutung des Kompositums lastastafir ‚Lästerstäbe‘ als ‚Schmähverse‘ im Sinne von níð-Strophen, das in Ls. 10/5, 16/5, und 18/1–2 jeweils mit dem Verb kveða ‚sprechen, vortragen‘ verbunden ist. Zweideutig ist möglicherweise das Kompositum líknstafir, wörtl. ‚Gnaden-, Hilfsstäbe‘, das zweimal belegt ist. In Háv. 8/1–3 heißt es: Hinn er sæll | er sér um getr | lof oc lícnstafi ‚Derjenige ist glücklich, der sich Lob und Hilfsstäbe erwirbt‘ (Neckel  / Kuhn 1983, S.  18). Finnur Jónsson (1931, s.  v. líknstafir) deutet líknastafir als ‚lobende, milde Nachrede‘. In Sd. 5/5–8 heißt es über einen Trank: fullr er hann lióða | oc lícnstafa, | góðra galdra | oc gamanrúna ‚voll ist er von Liedern und Hilfsstäben, guten (Zauber-)gesängen und Vergnügungsrunen‘ (Neckel  / Kuhn 1983, S.  190). Hier werden die Hilfsstäbe einerseits mit Liedern und Zaubergesängen in Verbindung gebracht, wozu eine Deutung als ‚Hilfsverse‘ passen würde, andererseits aber auch mit gamanrúnar ‚Vergnügungs­ runen‘, wozu die ‚Hilfsstäbe‘ parallel als Runen gedeutet werden könnten. Allerdings wurde für gamanrúnar in Háv. 120/6 und 130/6 auch die Bedeutung ‚vergnügliche Gespräche‘ (Finnur Jónsson 1931, s.  v. gamanrúnar; vgl. auch Dronkes (2011, S.  26) Wiedergabe von gamanrúnar in Háv. 120/6 als ‚the delight of wise words‘) angenommen, vgl. dazu die Bedeutungen ‚vertrauliches, geheimes Gespräch‘ sowie ‚(verborgenes) Wissen, Geheimnisse‘ für rún (Kuhn 1968, s.  v. rúnar 1 und 2; Finnur Jónsson 1931, s.  v. rún 2 und 3). Vor diesem Hintergrund kann man Sd. 5 so verstehen, dass der Trank mit verschiedenen Formen von Zaubergesängen gefüllt wäre, die aber eng mit dem Wissen um die Runen verknüpft wären, wie die beiden zweideutigen Komposita anklingen lassen. Möglich ist, dass auch bei anderen Komposita wie z.  B. blunnstafir, wörtl. ‚Schlafstäbe‘, in Sd. 2/6 eine solche Zweideutigkeit vorhanden ist und sowohl magische Schlafrunen als auch Schlafverse gemeint sind. Allerdings ist die Bedeutung ‚Verse‘ nicht für alle Komposita auf -stafir passend. Die Deutung zweier weiterer, jeweils nur in der Ls. einmalig belegter Komposita, i.  e. meinstafir ‚Unheilsstäbe‘ in Str. 28/3 sowie leiðstafir ‚Leidstäbe‘ in Str. 29/3 ist problematischer. Für meinstafir nehmen Gering und Sijmons (1927, S. 291) eine Bedeutung ‚kränkende Reden, verletzende Worte‘ an. Dagegen wird im Edda-Kommentar angeführt, „daß die beiden letztgenannten Wörter jeweils mit einem syntaktisch zugehörigen Poss.pron. verwendet werden (mína/yðra)“ und „[v]ergleichbare Zusammensetzungen […] sich auf Zustände, nicht auf Worte“ beziehen (von See et al. 1997, S. 442). Von See et al. gehen daher mit Verweis auf Kuhn (1968, s.  v. stafr) von einer Deutung ‚Unheilstaten‘ sowie ‚Übeltaten‘ aus, bei der -stafir „zum suffixähnlichen Mittel zur Bildung von Abstrakta geworden“ (von See et al. 1997, S. 442) wäre. Zwar wäre eine Deutung von Str. 28/2–3 at ec fleiri telia | mína meinstafi (Neckel / Kuhn 1983, S. 102) als ‚dass ich mehr von meinen Schmähversen aufsage‘ grundsätzlich trotzdem möglich, zum Kontext passender ist aber die Auslegung als ‚Übeltaten‘, da Loki sich in der zweiten Strophenhälfte für Baldrs Tod verantwortlich erklärt, es sei denn, die Schmähung bestünde hier gerade darin, dass Loki sich mit seinen Untaten brüstet. In Str. 19/2–3 er þú yðra telr | lióta leiðstafi (Neckel / Kuhn 1983, S. 102), wörtl. ‚wenn du eure hässlichen Leidstäbe berichtest‘, wird leiðstafi als ‚Übeltaten‘ gedeutet. Mit Blick



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auf den unverständlichen Akk. Pl. yðra ‚eure‘, der zu ljóta leiðstafi gehören muss (vgl. dazu von See et al. 1997, S. 444), scheint eine Deutung im Sinne von Schmähversen hier unpassend. Für stafr in den Runeninschriften kommt Ebel (1963, S. 86–95) durch eine eingehende Untersuchung zu dem Schluss, dass es sowohl die Runenstäbe bezeichnen als auch auf die Errichtung eines oder mehrerer Stäbe im Rahmen eines Begräbniskultes verweisen kann. Auch wenn man sich nicht immer einig ist, welche der beiden Bedeutungen im Einzelfall anzusetzen ist (vgl. z.  B. die Inschrift von Fyrby (Sö 56), für deren stafa ‚Stäbe‘ Wessén (Brate / Wessén 1924–1936, S. 376) von einer Bedeutung ‚Runenstäbe‘ ausgeht, während Jansson (1987, S. 122) es als eine Anzahl von Stäben deutet, die mit dem Runenstein zusammen errichtet wurden), so zeigt Ebels Untersuchung doch eine Tendenz dahingehend, dass der Plural in der Regel die Runenstäbe bezeichnet (Källström 2007, S. 96). Dabei ist bemerkenswert, dass fast alle Inschriften, in denen stafr im Plural steht, metrisch gestaltet sind. Daher ist der Frage nachzugehen, ob mit den ‚Stäben‘ in den betreffenden Inschriften wie in der Eddadichtung ‚Worte, Reden‘ bzw. ‚Verse‘ gemeint sein können. Dies betrifft zunächst folgende Inschriften: Randbøl (DR 40, DK SJy 14), Nöbbele (Sm 16), Fyrby (Sö 56) sowie Tose (N 13), wovon die ersten vier ins 10.–11. Jahrhundert zu datieren sind, die letzte ins Mittelalter. In der ebenfalls metrischen Inschrift von Bällsta (U 225–6) steht stafr im Singular, in der Inschrift von Linde (G 80) steht der Plural, allerdings ist ihr mög­ licherweise einst vorhandener metrischer Charakter aufgrund des heute nur sehr fragmentarisch erhaltenen Zustands der Inschrift nicht validierbar. Für die Langzeile sættu stæin | auk stafa marga ‚sie platzierten den Stein und viele Stäbe‘ aus der Fyrby-Inschrift (Sö 56) scheint das Verb sætia auf den ersten Blick unpassend zu sein, da die Inschrift auf einem großen, unbeweglichen Felsblock angebracht ist, der nicht von den Brüdern, die für die Inschrift verantwortlich sind, an seinen Platz gebracht worden sein kann. Wessén (Brate / Wessén 1924–1936, S. 376) geht daher davon aus, dass in der Nähe noch ein weiterer Stein errichtet worden sei, auf den die Langzeile sich beziehe. Er nimmt außerdem an, dass die Inschrift auf dem Felsblock aufgrund ihrer ungewöhnlichen Formulierung, die eher wie eine Fortsetzung einer Inschrift wirke, nicht vollständig sei, und auf dem anderen, verschwundenen Stein der Anfang der Inschrift zu finden sei. Eine solche Annahme ist jedoch nicht notwendig, da die ungewöhnliche Formulierung der metrischen Gestaltung der Inschrift geschuldet sein kann, und die Inschrift eine in sich vollständige Errichterformel bildet. Zum Ausdruck sætia stæin auk stafa bemerkt Källström (2007, S. 97), dass das Verb vielleicht passender zum Objekt stafa gewählt sei, da es sonst in den Inschriften Södermanlands sowie auch Upplands sehr ungewöhnlich sei. Källström (2007, S. 97) schlägt mit Verweis auf Fritzner (1883–1896, s.  v. setja 7: ‚etwas festlegen, so dass es besteht, Gültigkeit besitzt, eingehalten und beachtet wird‘) für sætia stafa eine Bedeutung ‚einen Text formulieren‘ vor. Bei Söderwall (1884–1918, s.  v. sätia 11, 12) finden sich außerdem für das Altschwedische die Bedeutung ‚darstellen, schildern, ausdrücken‘ sowie ‚bezeugen, mitteilen?‘. Im Lexicon Poeticum (Finnur Jónsson

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1931, s.  v. setja 4) findet sich ein Verweis auf die Arinbjarnarkviða Str. 14, wo der Ausdruck setja hróðr ‚ein Preislied erstellen‘ bedeutet (vgl. Finnur Jónsson 1912–1915, S. 40). Passend zur metrischen Gestaltung der Inschrift von Fyrby könnte man daher annehmen, dass mit sætia stafa nicht nur die Anbringung der Inschrift, sondern auch die metrische Gestaltung, also das Dichten der Verse, gemeint ist. Die Inschrift von Randbøl (DR 40, DK SJy 14) enthält eine Halbstrophe im Metrum ljóðaháttr, die lautet: Þér stafaʀ | munu Þorgunni | miok længi lifa. ‚Diese Stäbe werden für Þorgunnr sehr lange leben.‘ (vgl. Jacobsen / Moltke 1941–1942, S. 63–65). Marold (in Vorbereitung) verweist auf weitere dänische Inschriften, die das Verb lifa ‚leben‘ metaphorisch in dem Sinne nutzen, dass das Denkmal eine lange Zeit bestehen wird. Eine ähnliche Formulierung findet sich auch in der ebenfalls metrischen Inschrift von Nöbbele (Sm 16), deren letzte Langzeilen lauten: Þȳ mun gōðs manns | um getit verða, | með stæinn lifiʀ | auk stafir rūna. ‚So wird des guten Mannes gedacht, solange der Stein lebt und die Stäbe der Runen.‘ (Busch in Vorbereitung). Parallelen zu diesem Gebrauch von lifa finden sich außerdem in der Skaldendichtung, wo lifa sich in einigen Fällen auf Worte oder Lobpreis bezieht (vgl. Finnur Jónsson 1931, s.  v. lifa 2). In Hallfreðr vandræðaskálds Erfidrápa Óláfs Tryggvasonar Str. 3/7–8 heißt es über die Rede Óláfs: þrottaorð þess sessa þjóðar lifa ‚the forceful words of this bench-mate of the people [RULER] live on‘ (Heslop 2012, S. 405). Eine lausavísa in der Grettissaga (Grímkell Bjarnasons Lausavísa 3/7–8) lautet: atkvæði lýða lifa lengr en nokkur drengja ‚die Reden der Leute leben länger als irgendein Mann‘ (Finnur Jónsson 1912–1915, S. 477). In Snorri Sturlusons Háttatal heißt es in Str. 96/5–8 über die Lobpreisdichtung für Jarl Skúli: Þat mun æ lifa | nema ǫld farisk, | bragninga lof, | eða bili heimar ,That praise of lords will always live, unless people perish or worlds collapse‘ (Gade 2017, S. 1205). In den Runeninschriften können somit nicht nur die Runen oder das Steindenkmal gemeint sein, sondern man könnte stafaʀ/stafiʀ3 auch hier in Anlehnung an die eddische Dichtung als ‚Worte‘, bzw. als die mit Runen ‚gedichteten Verse‘ der beiden Inschriften verstehen, wobei vielleicht mit einer bewussten Doppelbedeutung ‚Runenstäbe‘ und ‚Verse‘ zu rechnen ist. Ähnlich lässt sich vielleicht der metrische Teil der Inschrift von Tose (N 13) sowie die fast gleichlautende Str. 142/1–2 der Háv. interpretieren. Die Langzeile der Inschrift lautet: Rúnar ek ríst | ok ráðna stafe ‚I carve the runes and readable staves‘ (Seidel in Vorbereitung), in Háv. 142/1–2 heißt es: Rúnar munt þú finna | oc ráðna stafi ‚Runen wirst du finden und deutbare [wörtl. gedeutete] Stäbe‘ (Neckel  / Kuhn 1983, S.  41). Dronke (2011, S.  31) gibt ráðna stafi mit ‚staves full of meaning‘ wieder. In beiden Fällen besteht ein offensichtlicher Bezug zu den Runen, wobei eine Doppelbedeutung ‚Verse‘, ‚mit Runen geritzte Verse‘ denkbar ist. Eine Beziehung zwischen Runen und Dichtung besteht auch in der Edda an mehreren Stellen. In den Háv. 138–141 wird berichtet, dass Odin durch sein neun Nächte andauerndes Hängen im Baum nicht

3 In den Runeninschriften ist stafr sowohl als a-Stamm als auch als i-Stamm belegt.



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nur die Runen, sondern danach auch Fimbullióð nío ,neun gewaltige Zaubersprüche‘ (Háv. 140/1, Neckel  / Kuhn 1983, S.  40; vgl. Kuhn 1968, s.  v. fimbul-lióð) sowie den Dichermet (Háv. 140/4–6: ec drykk of gat | ins dýra miaðar | ausinn Óðreri ‚ich erhielt einen Trank des teuren Mets, geschöpft aus Óðrerir‘, Neckel / Kuhn 1983, S. 40; vgl. zu dieser Übersetzung Finnur Jónsson 1931, s.  v. ausa) erlangt. Von den im anschließenden Abschnitt (Háv. 146–163) aufgezählten achtzehn Liedern ist das zwölfte unmittelbar mit dem Ritzen von Runen verbunden (vgl. Háv. 157, Neckel / Kuhn 1983, S. 43), und eine Beziehung zwischen Runen und (Zauber-)liedern liegt auch in Sd. 5 vor. Auch die Inschrift von Bällsta (U 225–6) ist metrisch, allerdings steht hier stafr im Singular. Daher ist am ehesten anzunehmen, dass es sich hier um einen Stab handelt, der zusammen mit der Inschrift errichtet wurde. Für diese Sitte wird ein Zusammenhang mit dem bei Ibn Fadlan belegten Errichten eines Stabs als Begräbnissitte angenommen (vgl. Ebel 1963, S. 93; Jansson 1987, S. 122–123; Gustavsson 1991, S. 70). Die nun übliche Deutung der betreffenden Langzeilen lautet: Ræistu stæina | ok staf unnu | ok inn mikla | at iarteknum ‚Sie errichteten den Stein, und machten auch den großen Stab als Denkmal‘ (Wessén / Jansson 1940–1943, S. 349). Dabei ist eine Emendation der Runenfolge uan zu unnu ‚machten‘ nötig. Brate (Brate / Bugge 1887–1891, S. 93–94) hatte für diese Runenfolge stattdessen eine Deutung als ófán, Akkusativ zum Adjektiv ófár ‚nicht wenig‘ vorgeschlagen. Dieses Adjektiv ist nur aus der Dichtung bekannt (Finnur Jónsson 1931, s.  v. ófár) und steht dort mit Substantiven im Singular, jedoch mit kollektivischer Bedeutung. Diese Deutung wird von Krause (1943, S. 249) und Ebel (1963, S. 92) aufgrund der inhaltlichen Parallele zu stafa marga in der Fyrby Inschrift (Sö 56) bevorzugt. Dementsprechend wäre die Langzeile als „sie errichteten den Stein und nicht wenige Stäbe“ zu deuten, und man könnte sie zu den übrigen metrischen Inschriften mit stafr im Plural stellen. Allerdings ist auch für Brates Vorschlag eine Emendation von uan anzunehmen, da eine doppelte Deutung der u-Rune als ó und f eher unwahrscheinlich ist (vgl. z.  B. die Schreibungen des Namens Ōfæigr, bei denen nie die f-Rune ausgelassen wird; vgl. Peterson 2007, S. 171). Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob bei einer Deutung von staf ófán als ‚nicht wenige Runenstäbe‘ oder ‚nicht wenige Verse‘ nicht ein anderes Verb anstelle von ræisa ‚errichten‘ zu erwarten wäre oder ob das Verb in diesem Fall anders als bei Fyrby passend zum Objekt stæina gewählt wäre. Daher muss offen bleiben, ob diese Inschrift als Parallele zu den metrischen Inschriften mit Pl. stafiʀ/stafaʀ angesehen werden kann. Die einzige möglicherweise nicht metrische Inschrift, in der stafr im Plural steht, ist die Inschrift von Linde (G 80), die nur noch fragmentarisch erhalten ist. Die Lesung gibt Snædal (2002, S. 70) wie folgt: stain lit x bot[ul]f x stafax[merki x i]… [hi-iR] x at x unualt x unit …li kum[l · þi]… …sialu hans. Zwar fällt die ungewöhnliche Wortstellung mit Voranstellung des Objekts ins Auge, die an metrische Inschriften erinnert, und es wären auch Stabreime (stæin : stafa; Unnvald : unnit) möglich, allerdings ist die Inschrift zu fragmentarisch, um über eine mögliche metrische Gestaltung zu diskutieren.

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 Vivian Busch

Abschließend lässt sich festhalten, dass sich für stafr bzw. den Pl. stafir sowie die Komposita auf -stafir anhand des jeweiligen Kontexts oder des Zusammenhangs mit Ausdrücken aus der Dichtung durchaus eine Bedeutung ‚(alliterierende) Verse‘ vermuten lässt, zumal vor dem Hintergrund der belegten Bedeutung ‚alliterierender Laut‘ sowie des verwandten Ausdrucks stef ‚Refrain‘ sowie des Verbs stafa ‚formulieren‘. Eine genaue Bedeutungsbestimmung ist aber meist nicht möglich. Daher kann diese Annahme nur als Ergänzung zur bereits in den Wörterbüchern zu eddischen Dichtung angenommenen Bedeutung ‚Worte, Rede‘ angesehen werden und ist als Bedeutungsnuance zu verstehen, die vielleicht auch vor dem Hintergrund der Beziehung zwischen Runenwissen und Dichtung in einigen Eddagedichten verständlich wird. Diese Bedeutungsnuance lässt sich auch auf die metrischen Runeninschriften übertragen. In Bezug auf diese ist außerdem festzuhalten, dass ein Vergleich mit der eddischen und skaldischen Dichtung auch für die kurzen metrischen Gedenkinschriften sinnvoll ist, da sie in verknappter Form durchaus Motive und Formulierungen enthalten, die aus den anderen Dichtungsgattungen bekannt sind.

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 Vivian Busch

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Lydia Carstens

Die dreizehn Geschichten auf dem Runenstein von Rök Abstract: The rune stone from Rök in Östergötland (Sweden) has been discussed by many scholars before. It offers the longest known runic inscription with a great variety of signs, among them different types of cryptic runes and the Older as well as the Younger Futhark. The stone was erected by a father to honour his dead son and the inscription seems to offer several different stories. Even until today there is no general agreement on the order of the 28 lines on the stone. This article provides a new suggestion of reading the different lines. Furthermore it reconstructs 13 different stories that were employed to honour the dead son. All stories share a common theme, namely mortality and memory. As the protagonists come from world history, local history and mythology and from different social classes, the idea behind the inscription seems to have been to show that all men must die, but that death can be overcome by remembrance. The inscription tells about two spoils of war, which the author interprets as a metaphor for “life” and “death”.

Widmung Bereits im Jahr 2002 weckte Frau Marold mit der Vergabe des Seminararbeitsthemas „Der Runenstein von Rök“ mein Interesse an der Runologie. Der Runenstein von Rök ist ein Meisterwerk, das bislang seinesgleichen sucht: Die längste Steininschrift des Nordens ist ein Zeugnis eines reichen Erzählschatzes, sprachlich gewandt formuliert und kunstvoll als Inschrift komponiert. Dies zeichnet den Verfasser bzw. die Verfasserin1 der Inschrift als bedeutenden Dichter seiner/ihrer Zeit aus. Daher ist es nicht abwegig, diese Person als Skalden zu bezeichnen, der seine Kunst in Runen schrieb. In der Forschung wird der Runenstein von Rök beispielsweise mit Egill Skalla-Grímssons Gedicht Sonatorrek verglichen (z.  B. Harris 2006, S. 47). Wie kaum ein anderes Thema vereint der Runenstein von Rök Runologie und Skaldendichtung, die Hauptarbeits­gebiete von Edith Marold. Mit diesem kleinen Beitrag möchte ich mich bei der Jubilarin herzlich bedanken. Vielen Dank für das große Engagement, für die vielen inspirierenden Gespräche, Ihren unermüdlichen Enthusiasmus und all die Unterstützung während meiner Studienzeit

1 Aus rein praktischen Erwägungen werde ich im folgenden Text von einem Verfasser sprechen. Es ist nicht sicher, ob der Stifter des Steins (Varin) auch gleichzeitig Komponist sowie Ritzer der Inschrift war. Die Verwendung der maskulinen Form soll daher nicht ausschließen, dass nicht auch eine Frau am Entstehen des Monuments beteiligt gewesen sein könnte.

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 Lydia Carstens

Abb. 1: Der Runenstein von Rök (Vorderseite) (© Jana Krüger 2015)

und darüber hinaus! Von Frau Marold habe ich gelernt, wie spannend die Vergangenheit sein kann, wenn man sie immer wieder kritisch mit neuen Augen betrachtet und neugierig bleibt.

1 Einleitung Der Runenstein von Rök (Abb. 1 u. 2) mit dem Signum Ög 136 (Brate 1918, S. 231–255) gehört wohl zu den bedeutendsten Runendenkmälern der Welt und ist mit seinen ca. 750 Runen die ausführlichste bisher bekannte Steininschrift (Klos 2009, S. 1). Schon im 17. Jahrhundert erweckte er die Aufmerksamkeit der Forschung, die dennoch bis heute nur Teilaspekte der Inschrift allgemeingültig deuten konnte. In der Inschrift ist unter anderem die Rede von dreizehn Geschichten, die auf Grundlage der Stein­ inschrift bislang nicht bzw. nur unzureichend rekonstruiert werden konnten. So



Die dreizehn Geschichten auf dem Runenstein von Rök 

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Abb. 2: Der Runenstein von Rök (Rückseite) (© Jana Krüger 2015)

lässt die derzeit etablierte Lesereihenfolge2 auf die „zweite“ die „zwölfte Geschichte“ folgen. Ich möchte mit diesem Beitrag eine Lesereihenfolge vorschlagen, die sich an einer intuitiven Lesung des Steins orientiert. Dabei zeigt sich, dass entgegen der bisher geläufigen Deutung eben doch alle Geschichten „vollständig erzählt werden“, wie in Zeile 20 der Inschrift zu lesen ist. Darüber hinaus haben die 13 Geschichten des Röksteins ein gemeinsames Thema, das den Stein in seiner Gesamtkomposition zu einem beeindruckenden literarischen Dokument der Totenmemoria macht. Doch zunächst werde ich den Stein kurz vorstellen und die bislang gültige Lesereihenfolge referieren.

2 Diese Lesereihenfolge wird beispielsweise in der Ausstellung vor Ort in Rök oder auch im „Reallexikon der Germanischen Altertumskunde“ verwendet (Gustavson 2003, S. 66  f.) und wurde von Wessén (1958b) auf der Grundlage von Bugge (1910) entwickelt.

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 Lydia Carstens

Der Runenstein von Rök ist auf allen Seiten, inklusive der leicht schrägen Oberseite, beschrieben und war ursprünglich ca. 4 m hoch. Davon wurden gut 1,20 m in die Erde eingetieft, um die Standfestigkeit zu sichern, so dass die beschriftete Fläche bei einer Steindicke von 20–45  cm ca. 2,5  m × 1,5  m misst (Brate 1918, S.  231). Da der Stein bereits im Mittelalter sekundär in einer Zehntscheune und 1843 in der neu erbauten Kirche des Ortes vermauert wurde (Gustavson 2000, S. 3), sind einige Runen beschädigt und wenige nicht mehr lesbar. Als „Hauptalphabet“ werden die so genannten „Rök-Runen“ (Kurzzweigrunen) verwendet, während auf der „Rückseite“ des Steins Runen des Älteren Futharks zusammen mit jüngeren Runen Verwendung finden. Auf dieser Seite befindet sich außerdem eine „Geheimschrift“, bei deren Verwendung die Rök-Runen scheinbar zusammenhanglos angeordnet wurden und nur dann einen Sinn ergeben, wenn man jedes einzelne Zeichen durch das im Alphabet folgende ersetzt. Eine weitere verwendete „Geheimschrift“ auf der Rück- und Oberseite des Steins besteht aus X-förmigen Zeichen, die mit Stäben versehen sind. Jedes X ergibt zwei Runen, die nach ihrem Platz innerhalb der jeweiligen ætt bestimmt werden müssen („Windmühlenrunen“). Eine Variation dieser Zeichen findet man auf der Seite: Einzelne Stäbe sind mit einer Anzahl Strichen versehen, die die ætt und die Position der jeweiligen Rune in der selbigen angibt. Insgesamt ist also festzustellen, dass der oder die RunenritzerIn ein breites Repertoire von Zeichen verwendete, möglicherweise, um die Lesenden der Inschrift intellektuell besonders herauszufordern. Die Interpretation der Inschrift wird neben den unterschiedlichen Zeichen dadurch erschwert, dass keine Trennzeichen (Striche, Punkt) benutzt wurden, um die einzelnen Wörter voneinander abzugrenzen. Einige Sinnabschnitte wurden indes durch Kreuze oder Punkte getrennt. Heute steht der Stein neben der Kirche von Rök in Östergötland (Schweden), der ursprüngliche Standort ist unbekannt. Cnattingius (1930) geht davon aus, dass der Stein nur wenige Meter südlich der Kirche an einer Brücke errichtet wurde. Aufgrund der Größe des Steins liegt es nahe, den ursprünglichen Standort in der Nähe der Kirche zu suchen. Ob der Stein indes an einer Brücke, einem Weg oder einem heute zerstörten Gräberfeld stand, ist wohl nicht mehr zu entscheiden. Rök und das nähere Umland wurden seit jeher landwirtschaftlich stark genutzt. Im direkten Umfeld der Kirche (100 m Umkreis) fand man bislang nur wenige vorzeitliche Spuren, darunter einen einzelnen Knopf (Rundkvist 2006), mehrere Schalengruben (RAÄ Rök 16:1; 56:1 und 136:13) sowie Reste einer alten Wegstrecke (RAÄ Rök 137:1). Ca. 2 km südöstlich befindet sich in Ingvaldstorp ein größeres eisenzeitliches Gräberfeld (RAÄ Rök 34:1), welches wohl noch während der Errichtung des Runensteins genutzt wurde. In etwa gleicher Entfernung entdeckte man südwestlich der Kirche beim Bau einer Windkraftanlage eine diffuse Kulturschicht, die jedoch aufgrund fehlender Funde nicht enger

3 Alle Fundangaben stammen aus dem Fundregister Fornsök des Riksantikvarieämbetet (RAÄ) Stockholm (unter , besucht am 18.12.2015).



Die dreizehn Geschichten auf dem Runenstein von Rök 

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datiert werden konnte (RAÄ Rök 142, 143 & 144). Damit erschöpfen sich bislang die vorgeschichtlichen Funde rund um die Kirche. Aufgrund von runographischen und sprachgeschichtlichen Merkmalen wird der Stein in das frühe 9. Jahrhundert datiert (Gustavson 2003, S. 70). Durch Ähnlichkeiten mit den Runen von Oseberg nimmt Bugge (1910, S. 224) eine genauere zeitliche Einordnung in die Jahre zwischen 830 bis 840 vor, während Grønvik (1983, S.  139) eine Entstehung um 810 vorschlägt, indem er das in der Inschrift genannte fur niu altum (Übers.: vor neun Menschenaltern) wörtlich nimmt und vom Tod Theoderichs aus rechnet. Problematisch ist diese Deutung insoweit, als dass man hier eher nicht das Todesdatum Theoderichs annehmen sollte, sondern seine Geburt, was den Stein dann ins 8. Jahrhundert datieren würde.4 Ein Argument für das hohe Alter des Steins sind die unsynkopierten Formen mit -i und -u nach kurzer Stammsilbe, wobei aufgrund der Runenformen ein „Ansatz vor 800 ziemlich sicher ausgeschlossen werden“ (Birkmann 1995, S. 314) kann. Grønviks Datierungsvorschlag müsste also abgewiesen werden, das beginnende 9. Jahrhundert ist sicher zutreffend.

2 Forschungsgeschichte und Inschrift Durch die lange Inschrift, den schwer zu deutenden Inhalt, die Variation an Schriftzeichen und die lange Bekanntheit des Runensteins gibt es unzählige Deutungen des Monuments, die im Rahmen dieses Beitrags unmöglich alle referiert werden können.5 Daher folgen zunächst die Wiedergabe der Gesamtinschrift, sowie die heute geläufigste Deutung (nach Rundata, Version 3.1): Transliteration: aft uamuþ stonta runaR þaR + (i)n uarin faþi faþiR aft faikion sunu sakum| |mukmini þat huariaR ualraubaR uaRin tuaR þaR suaþ tualf sinum uaRin| |numnaR t ualraubu baþaR somon o umisum| |monum ᶦ þat sakum onart huaR fur niu altum on urþi fiaru miR hraiþkutum auk tu miR on ub sakaR raiþ| |þiaurikR hin þurmuþi stiliR flutna strontu hraiþmaraR sitiR nu karuR o kuta sinum skialti ub fatlaþR skati marika þat sakum tualfta huar histR si kunaR itu|

4 Grønviks Rechnung zugrunde liegt die Annahme, dass es sich bei den neun Menschenaltern um neun Generationen handelt. Eine Generation wird, wie in der Forschung allgemein üblich, mit ca. 30  Jahren berechnet. Nimmt man Theoderichs Todesdatum 526 und addiert neun Menschenalter (9 × 30 = 270) hinzu, erhält man als Datum das Jahr 796. Mit einer etwas späteren Datierung wäre man – so die Argumentation Grønviks – bereits bei zehn Generationen (526 + 10 × 30 = 826), was der Inschrift widerspräche (Grønvik 1983, S. 140). 5 Gustavson (2003, S. 63) spricht von etwa 40 unterschiedlichen Deutungen. Eine ausführliche Übersicht geben Birkmann (1995, S. 290  ff.) und Barnes (2007). Neuere Deutungen bieten u.  a. Holmberg (2015), Ralph (2007) und Harris (2006).

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 Lydia Carstens

|uituoki on kunukaR tuaiR tikiR suaþ o likia + þat sakum þritaunta huariR tuaiR tikiR kunukaR satin t siulunti fiakura uintur at fiakurum nabnum burn(i)R fiakurum bruþrum + ualkaR fim r(aþulfs| |suniR hraiþulfaR fim rukulfs| |suniR hoislaR fim haruþs suniR kunmuntaR fim (b)irnaR suniR * nuk m--- (m)-- alu --(k)(i) ainhuaR -þ… …þ … ftiR fra saGwM| |MOGMEni (þ)aD HOaR iGOlD(i)Ga OaRi GOIDin D GOonaR HOsli airfb | |bfrbnhn finb an tfbnh| |hnuR troki uilin is þat + rhfþ rhisi| |iatun uilin is + þat bi ari

    þR

    Interpretation: Aft Væmoð/Vamoð standa runaR þaR. Æn Varinn faði, faðiR, aft faigian sunu. Sagum mogminni/ungmænni þat, hværiaR valraufaR vaRin tvaR þaR, svað tvalf sinnum vaRin numnaR at valraufu, baðaR saman a ymissum mannum. Þat sagum annart, hvaR fur niu aldum an urði/ yrði fiaru meðr Hraiðgutum, auk do meðr hann umb sakaR. Reð ÞioðrikR hinn þurmoði, stilliR flutna, strandu HraiðmaraR. SitiR nu garuR a guta sinum, skialdi umb fatlaðR, skati Mæringa. Þat sagum tvalfta, hvar hæstR se GunnaR etu vettvangi a, kunungaR tvaiR tigiR svað a liggia. Þat sagum þrettaunda, hvariR tvaiR tigiR kunungaR satin at Siolundi fiagura vintur at fiagurum nampnum, burniR fiagurum brøðrum. ValkaR fim, Raðulfs syniR, HraiðulfaR fim, Rugulfs syniR, HaislaR fim, Haruðs syniR, GunnmundaR/KynmundaR fim, BiarnaR syniR. Nu’k m[inni] m[eðr] allu [sa]gi. AinhvaRR … [sva]ð … æftiR fra. Sagum mogminni/ungmænni þat, hvaR Inguldinga vaRi guldinn at kvanaR husli. Sagum mogminni/ungmænni, hvaim se burinn niðR drængi. Vilinn es þat. Knua/knyia knatti iatun. Vilinn es þat … Sagum mogminni/ungmænni: Þorr. Sibbi viaværi ol nirøðR.

    Es folgt die Übersetzung der Inschrift auf Grundlage der bislang geläufigen Lese­reihen­ folge (s.  o.), wobei stark abweichende Deutungen zusätzlich angegeben werden. 1) Nach Væmoð stehen diese Runen 2) aber Varin schrieb sie, der Vater, nach dem todgeweihten/toten6 Sohn. 3) Wir sagen auch zur Erinnerung folgendes/Wir sagen dem Volk eine Geschichte7: welche die zwei Beutestücke waren, 4) die zwölfmal als Kriegsbeute genommen wurden, 5) beide zusammen von jeweils anderen Männern.8 Das sage ich als zweites, 6) wer vor neun Altern an den Strand kam/ins Leben kam/starb9

    6 Anord. feigr ‚todgeweiht‘, vermutlich genutzt als Euphemismus für „tot“. 7 Diskutiert wird die Runenfolge sakumukmini. Während Bugge (1910, S.  13) und Lönnroth (1977, S.  22) nach sagum mog minni (‚Wir sagen dem Volk eine Geschichte‘) auflösen, interpretieren von Friesen (1920, S. 34  f.) und Höfler (1952, S. 35) sagum ung mænni (‚Ich sage dem jungen Manne‘). Wessén (1958a, S. 15), Nielsen (1969, S. 26) und Grønvik (1983, S. 111) deuten sagum ok minni (‚Ich erzähle auch die Geschichte/Volkssage‘), Reichert (1996, S. 79) als sagum uk mini (‚Wir sagen auch eine Erinnerung‘). Dabei lehnt Reichert von Friesens Verweis auf die Rückseite des Steins als Schlüssel zum Verständnis ab. 8 In der Mitte der 5. Zeile beendet ein Punkt den vorherigen Sinnabschnitt. 9 Diskutiert wird die Runenfolge ąnurþifiaru. Fiaru ist entweder Akk. Sg. von fiǫr ‚das Leben‘ (evtl. auch Dativ ohne Endung -i); Akk. oder Dat. zu fiara ‚Strand‘ oder adv. fiarri ‚von fern‘. Von Friesen

    

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    7) bei den Hreiðgoten10 8) und er entscheidet noch immer über Kämpfe/Streitfälle.11 9) Es herrschte/ritt12 Theoderich der Kühne, Fürst der Krieger, 10) über den Strand des Hreiðmeeres. Jetzt sitzt er gerüstet 11) auf seinem (gotischen) Pferd, den Schild auf der Schulter, der Held der Märinge. Die bisher vorgestellten Zeilen 1–10 befinden sich alle auf der Vorderseite des Steins, Zeile 11 auf der Seite. Über die Lesereihenfolge dieser Zeilen besteht in der Forschung weitestgehend Konsens. Ab Zeile 12 gehen die Deutungen indes auseinander. Ich folge hier zunächst der am häufigsten vorgeschlagenen Lesereihenfolge, wie sie auch in den offiziellen Broschüren des Riksantikvarieämbetet und in der Ausstellung vor Ort publiziert ist,13 so dass Zeile 12 die zweite senkrechte Zeile auf der Rückseite des Steins ist (siehe Abb. 3). Auf die Reihenfolge der Zeilen wird im Folgenden noch genauer eingegangen (siehe unten).

    (1920, S. 39) übersetzt daher mit „steg upp på stranden“, Höfler (1952, S. 44) und Nielsen (1969, S. 28) mit ‚kam zur Welt‘, Wessén (1958a, S. 15), Grønvik (1983, S. 113) und Lönnroth (1977, S. 24) mit ‚verlor sein Leben‘. Die letztgenannte Deutung ist wohl vorzuziehen, da fiara ‚Strand‘ in dieser Form und insbesondere mit verða nicht belegt ist. Üblicherweise heißt es koma á fjöru. Sieht man in fiaru eine Form von fiǫr, ist dies ein Beleg für die These, -u sei nach kurzer Stammsilbe später geschwunden als -a und -i. Bei fiaru = fiara wäre der u-Umlaut im Ostnordischen nicht durchgeführt worden. Inhaltlich würde ‚starb‘ sowohl zum Totengedenken des Steins als auch zur nachfolgenden Theoderich-Strophe am besten passen. Reichert (1996, S. 83) findet für diese Strophe keine eindeutige Deutung und verweist darauf, dass diese Stelle vielleicht die genaue Kenntnis einer Phrase einer Heldensage voraussetzt, die wir heute nicht mehr verstehen. 10 Zur Deutung von „Hreiðgoten“, „Hreiðmeer“ und „Märinge“ siehe beispielsweise Reichert (1996, S. 87  ff.). Eine dem widersprechende Deutung geben Ralph (2007) und Holmberg (2015), indem sie die sog. „Theoderich-Strophe“ als poetische Umschreibung für Sonne und Mond lesen. 11 Diskutiert wird die Runenfolge auktumiRanubsakar: Von Friesen (1920, S. 86) deutet ok dó með þar um sakir ‚und er starb mit ihnen dort deshalb‘, Höfler (1952, S. 48), Nielsen (1969, S. 28), Lönnroth (1977, S. 25) und Grønvik (1983, S. 112) interpretieren auk dømir enn/hann umb sakar ‚und er entscheidet (immer noch) über Streitfälle/in Kämpfen‘, Wessén (1958a, S. 15) deutet auk do meðr hann umb sakar ‚und er starb bei ihnen wegen seiner Schuld‘. Syntaktisch gesehen erscheint der zweite Vorschlag am überzeugendsten. Problematisch ist, dass man ein Verb, das im Präsens steht (dømir), mit einem Ereignis der Vergangenheit (fur niu aldum) in Verbindung bringen muss. Höfler (1952, S 52) und Lönnroth (1977, S. 25) bezogen dies auf Theoderich, der im Volksglauben immer noch lebe, Nielsen (1969, S. 28) auf Odin, der außerhalb der Zeit stehe und Grønvik (1983, S. 113) auf vergangene Streitigkeiten, die noch immer diskutiert würden. Es ist auch in der altnordischen Literatur nicht unüblich, die Erzählzeiten abrupt zu wechseln. 12 Raiþ entweder zu ráða ‚herrschen‘ oder ríða ‚reiten‘. 13 Diese Lesereihenfolge gründet sich auf Wessén (1958b). Im Gegensatz zu einem Großteil der Forscher nehmen jedoch von Friesen (1920, S. 87), Höfler (1952, S. 61) und Lönnroth (1977, S. 56) an, dass der Text statt mit Zeile 12 mit den Geheimrunen auf der Steinoberseite (Zeile 27) fortzuführen sei (siehe unten).

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    Abb. 3: Die bisher am häufigsten verwendete Lesereihenfolge der einzelnen Zeilen auf der Grundlage von Wessén 1958b (Zeichnung © L. Carstens)

    12) Das sage ich als zwölftes, wo das Ross der Gunn14 13) Speise erblickt/erblicken wird auf dem Schlachtfeld, 20 Könige, 14) die da liegen/liegen werden. Das sage ich als Dreizehntes, welche 15) 20 Könige auf Seeland saßen, vier 16) Winter lang mit vier Namen, Söhne 17) von vier Brüdern + fünf mit Namen Valke, Rádulfs Söh 18) ne, fünf mit Namen Hreidulf, Rugulfs Söhne, fünf mit Namen Haisl, Hörds Söhne, 19) fünf mit Namen Gunmund, Björns Söhne15 In der nun folgenden letzten vertikalen Zeile 20 der Steinrückseite sind die Runen stark beschädigt, so dass eine vollständige Lesung unmöglich ist. Lesbar sind die Zeichen nuk m---(m)-- alu --(k)(i) ainhuaR -þs… …þ … ftiR fra, die unterschiedlich

    14 „Gunn“ = Name einer Walküre; „das Ross der Gunn“ = Wolfskenning. 15 Höfler (1952, S. 296  ff.) denkt aufgrund der vier Brüder mit je fünf Söhnen gleichen Namens an eine Schwurbruderschaft mit militärischer Struktur. Diese Krieger sind nach von Friesen (1920, S. 72) und Höfler (1952, S. 296) die Mörder Væmoðs. Grønvik (1983, S. 120) denkt an Wikingerhäuptlinge, die von Væmoð getötet wurden, während Nielsen (1969, S. 37) dies als Teil einer Odinsanrufung sieht, der die 20 Krieger nach Valhǫll rufe. Auch Lönnroth (1977, S. 33) sieht einen Zusammenhang mit diesem Kampf und denkt an eine Gruppe Berserker.

    

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    ergänzt wurden. Von Friesen (1920, S.  88) ergänzt „nukminimiRaluhukiainhuaRiþki altaþurbi“ und deutet dies als: „Nu fostrar jag en ung son; må han (om han en gång står) ensam behjärta, hvem det är som (= att jag, hans far) tarfvar godtgörelse (för förlusten af utmärkt son, Vämod)“. Wessén (1958a, S.  17) ergänzt „nukminimiRalusakiainhuaRftiRfra“ und deutet dies als „Nu säger jag minnena fullständigt. Någon … det som han har eftersport“. Ähnlich deuten auch Lönnroth (1977, S. 57, „May each of you … tell these legends more fully“) und Nielsen (1969, S.  37, „Efterspurgte jeg nu mindet fuldstændigt. En eller anden må sige …“). Die letzten Runen der Zeile (ftiRfra), die auffällig groß geschrieben sind, deutet Wessén (1958b, S. 50) als Fehlkalkulation des Runenmeisters, Lönnroth (1977, S. 50) hingegen als Postskript der Inschrift, das zusammen mit dem Anfang einen Rahmen ergebe. In Anlehnung an von Friesen (1920, S. 19  f.) deutet Lönnroth (1977, S. 8) sie als verschobene Geheimrunen und kommt zur Lesung ubafuksi. Höfler (1952, S. 294) folgt ebenfalls von Friesen und interpretiert diesen Teil als niti upp af yksi (Übers.: „Nutzen ist daraus entwachsen“). Entsprechend der etablierten Lesereihenfolge fahren die meisten Forscher16 nun mit Zeile 21 und 22, den Strophen im Älteren Futhark, fort: 21) Ich erzähle die Geschichte, wer von den Ingoldingern 22) gerächt/geweiht wurde durch das Opfer einer Frau. 23) Ich erzähle die Geschichte, wem/welchem Helden17 ein Sohn 24) geboren ist: Das ist noch jetzt unser Wille18/Vilin19 ist es. Er konnte erschlagen 25) einen Riesen. Vilin ist das/der Wille ist das + nit Mit der Runenfolge nit beginnen die Geheimrunen. Für Wessén (1958b, S. 55) ist die Zeichenfolge nit nicht interpretierbar. Er lässt dies daher unübersetzt und fährt mit den Geheimrunen der Schmalseite (Zeile 26) fort. Danach liest er die Geheimrunen der Zeilen 27 und 28 und übersetzt Zeilen 26–28 mit: „Jag säger ett folkminne: Tor. Sibbe från Vi avlade (en son), nittio år gammal.“ (Wessén 1958b, S. 27). Von Friesen (1920, S. 20), der zusammen mit Höfler eine sehr abweichende Lesereihenfolge vorschlägt, schließt hinter die Geheimrunenfolge nit das letzte Wort aus

    16 Wessén (1958b); Jacobsen (1961); Nielsen (1969); Grønvik (1983); Birkmann (1995); Gustavson (2003); Harris (2006) und Ralph (2007). 17 Anhand der Runenfolge ist nicht ganz klar, ob drængi noch zu dieser Aussage gehört oder, wie von Friesen (1920, S. 87) und Höfler (1952, S. 267) meinen, bereits eine neue Aussage bildet. Außerdem ist unklar, wer damit gemeint sein könnte: Thor (Nielsen 1969, S. 54; Grønvik 1983, S. 127), Vilin (Jacobsen 1961, S. 26), Varin (von Friesen 1920, S. 58), Theoderich (Höfler 1952, S. 267) oder Odin (Lönnroth 1977, S. 43  ff.). 18 Von Friesen (1920, 88), Höfler (1952, S. 267) und ähnlich auch Reichert (1996, S. 95, „Der Wille ist das“). 19 Wessén (1958a, S.  24) hält Vilin für einen Sohn Thors, Nielsen (1969, S.  54) bestimmt ihn noch genauer als Thors Sohn Magni.

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    Zeile  20 (ftiRfra) an, was er ebenfalls als eine Art der Geheimrunen deutet, da die Zeichenfolge ansonsten keinen Sinn ergeben würde. Er deutet die Geheimrunen als ubafuks und übersetzt nit(i)ubafuks(i) mit „Möge Nutzen daraus erwachsen“ (von Friesen 1920, S. 87). Danach folgen für von Friesen Zeilen 12–19. Höfler (1952, S. 292  f.) folgt von Friesen und deutet den Wunsch „Möge Nutzen daraus erwachsen“ als „Abschluss des kultischen Mittelteils“ der Inschrift, bevor mit Zeile 12 der 3. Teil der Inschrift beginne. Nielsen (1969, S. 55  f.) beginnt die Geheimrunenfolge mit nit, was er als Personenname deutet, und fährt dann mit Zeile 28, dann 27 und schließlich 26 fort. Dies übersetzt er als: „Nitir avlede som nitiårig Sefi, viernes vogter. Jeg siger også et minde: Tor!“ Lönnroth (1977, S. 57) sieht in den Zeilen 24, 27, 28, 20 und 26 einen zusammenhängenden Vers und übersetzt: „Vilin it is who may enjoy, / the godfearing kinsman. / At ninety he begot / and up from it grew / – tell to the folk / that memory – Thor.“ In Vilin identifiziert er Odin, der mit 90 Jahren seinen Sohn Thor zeugte (Lönnroth 1977, S. 43  ff.). Grønvik (1983, S. 126  ff.) beginnt seine Lesung mit der Runenfolge nit (Ende Zeile 25) und geht von dort aus zu Zeile 28 über. Dem folgen die Geheimrunen in Zeile 26 und 27. Er übersetzt die Geheimrunenfolge mit: „Det er ingen villfarelse, heller ikke at han rødfarger skadevolderen. Jeg fremsier et minne: Tor, Sivs make, véenes vokter.“ Harris (2006, S.  90  f.) liest Zeile 25, 26, 28 und 27 und stellt die Geheimrunenfolge nit zu anord. njóta und interpretiert dies in Anlehnung an die Steine von Gørlev (DR 239, DK Sj 46) und Nørre Nærå (DR 211, DK Fyn 25) als den Wunsch, an diesem Denkmal Freude zu haben.

    Die fehlenden Geschichten Auch, wenn der größte Teil der Runen lesbar ist und die Geheimrunen von den meisten Forschern sehr ähnlich aufgelöst werden, besteht über den Inhalt der Inschrift große Uneinigkeit. Die bisherigen Deutungen können in zwei Gruppen unterteilt werden: 1.) Jene, die den Stein mit einer zusammenhängenden Botschaft lesen und 2.) jene, die in der Inschrift einzelne, nicht unbedingt zusammenhängende Episoden erkennen, nämlich eine Sammlung voneinander unabhängiger Geschichten, die das Repertoire eines schwedischen Skalden aus der Zeit um 900 aufzeigen (Gustavson 2003, S. 64). Daher wird von einigen Forschern auch angenommen, dass es vor Ort weitere ähnliche Steine mit weiteren Geschichten gab (z.  B. Jacobsen 1961, S. 37). Es wird vorgeschlagen, dass der Stein die Kulthandlungen bei der Bestattung Væmoðs reflektiere (Grønvik 1983, S. 132) oder die zu jener Zeit beliebten Rätsel darstelle, deren Lösung eine Herausforderung für die Schriftkundigen sei (Lönnroth 1977, S. 15). Wie auch immer man den Stein als Gesamtwerk deuten mag, besteht nach wie vor große Uneinigkeit über die Lesereihenfolge der Zeilen, insbesondere, da ent-

    

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    sprechend der heute gängigen Deutung ein Sprung von der „zweiten Geschichte“ (Zeile 5) zur „zwölften Geschichte“ (Zeile 12) erfolgt, der bislang nicht überzeugend erklärt werden kann. Wenn man davon ausgehen möchte (denn nur dafür haben wir bislang ausreichende Belege), dass der Runenstein von Rök ein Einzelmonument ist, müssten sich auf dem Stein mindestens 13 Geschichten befinden, denn in Zeile 14 ist zu lesen: þat sakum þritaunta ‚Das sage ich als Dreizehntes‘. Auf der Vorderseite des Steins befinden sich mindestens zwei Geschichten, denn in Zeile fünf ist zu lesen: þat sakum onart ‚Das sage ich als Zweites‘. Wessén (1958a, S. 22) schlägt dazu vor, es handele sich um Varins Sagenschatz, aus dem er jedoch nicht alle Geschichten erzählen könne, dem schließen sich Nielsen (1969, S.  33) und Lönnroth (1977, S.  37) an. Die Nummerierung sei dabei ein fester Bestandteil der einzelnen Geschichten gewesen, die man nicht weglassen konnte, ohne damit den Vers zu zerstören. Wessén (1958b, S.  70) kann sich außerdem vorstellen, dass die fehlenden Geschichten auf eine Holztafel geschrieben wurden, die in der Nähe stand. Für Jacobsen (1961, S. 34) ist es „den eneste mulige“ Lösung, dass die fehlenden Geschichten außerhalb des Steins zu suchen sind. Sie nimmt daher an, es gäbe noch vier weitere Steine mit den fehlenden Geschichten, die bislang jedoch nicht gefunden wurden (Jacobsen 1961, S. 37). Nielsen (1969, S. 33) weist den Hinweis auf weitere Objekte mit den fehlenden Geschichten als „helt forfejlede“ ab. Grønvik (1983, S.  119) meint, dass die fehlenden Geschichten die Genealogien Theoderichs betreffen würden und absichtlich weggelassen wurden, da sie für die Inschrift nicht wichtig seien, ein Gedanke, den bereits Bugge formulierte. Bugge (1910, S. 60) ist der Auffassung, dass nach der zweiten Geschichte die Rede von neun Menschenaltern sei, so dass der Verfasser der Inschrift zu den zwei Geschichten die neun nicht genannten Geschichten/Menschenalter addiere und so mit der Zahl zwölf fortfahren müsse. Nur von Friesen (1920, S. 86  f.) und Höfler (1952, S. 348  f.) gehen davon aus, dass mindestens 13 aufeinanderfolgende „Geschichten“ auf dem Stein zu finden sein müssten und rekonstruieren insgesamt 16 Aussagen. Dabei wird jedoch beispielsweise die in Zeile 24 getätigte und in Zeile 25 wiederholte Aussage „Vilin ist das“ als zwei unterschiedliche Aussagen gewertet und das Wort drængi sei ebenfalls eine Aussage für sich. Die so dargestellten Aussagen sind damit wenig überzeugend. Die jüngeren Deutungen der Inschrift lassen die Frage nach der Anzahl der Geschichten außer Acht (Harris 2006; Ralph 2007). Mit der jüngsten Deutung von Holmberg (2015) wird diesen Geschichten jedoch wieder Relevanz zugewiesen. Dabei schlägt Holmberg eine neue Lesereihenfolge der Zeilen vor und rekonstruiert mehrere Geschichten, so dass die in der Inschrift genannten Zahlen einen Sinn ergeben. Holmberg (2015, S. 78  ff.) spricht indes nicht von einzelnen Geschichten, sondern von Sprachhandlungen. Diese Deutung ist interessant, kann jedoch nicht recht überzeugen, da sie inkonsequent erscheint. Holmberg spricht von insgesamt 18 Sprachhandlungen. Die einleitenden Zeilen 1 und 2 sieht er als zwei Sprachhandlungen (Holmberg 2015, S. 80), fängt jedoch erst ab Zeile 3 an, die Sprachhandlungen zu zählen. Die Frage nach der Kriegsbeute (Zeile 3  ff.) ist somit zwar die 3. Sprachhandlung nach

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    Holmberg (2015, S. 85), wird jedoch mit der Zahl 1 in seiner abschließenden Zählung versehen. Ebenso wie von Friesen und Höfler (s.  o.) sieht er die Formulierung Vilinn es þat aus Zeile 24, die in Zeile 25 wiederholt wird, als zwei unterschiedliche Sprachhandlungen und die Geheimrunenfolge nit, die er nicht deutet, ist laut seiner Zählung eine weitere (Holmberg 2015, S.  85). Insgesamt sind die 18 Sprachhandlungen also nur schwer nachvollziehbar und erscheinen stark konstruiert, um den in der Inschrift genannten Zahlen eine Begründung zu geben. Im Gegensatz zu Jacobsen, Wessén und Anderen meine ich, ähnlich wie von Friesen, Höfler und Holmberg, dass auf dem Runenstein von Rök mindestens 13 Geschichten zu finden sein müssen. Ich gehe davon aus, dass der Runenstein von Rök ein Einzelmonument ist, denn nur dafür haben wir bislang ausreichende Belege. Dieses Monument sollte sicher auch von Fremden verstanden werden, die weder das Sagenrepertoire Varins, noch die lokalen Begräbnishandlungen kennen konnten. Somit müssten sich auf dem Stein also mindestens 13 Geschichten befinden, die bisher nicht überzeugend rekonstruiert werden konnten. Mit Hilfe einer neuen Lesereihenfolge möchte ich im Folgenden versuchen, diese Geschichten zu rekonstruieren. Aus Gründen der Übersichtlichkeit nutze ich die Zeilennummern der etablierten und gerade vorgestellten Lesereihenfolge (siehe Abb. 3). In den ersten beiden senkrechten Zeilen der Vorderseite des Steins befindet sich eine Einleitung mit einer Gedenkformel, die so oder in ähnlicher Form auf den meisten wikingerzeitlichen Runensteinen zu finden ist (Klos 2009, S. 32; Düwel 2001, S. 114). Die Gedenkformel erläutert, wer den Stein für wen errichten ließ; im Fall von Rök der Vater nach dem verstorbenen Sohn. Die restliche Inschrift besteht aus vielen einzelnen Geschichten, die mehrfach mit der Formulierung Sagum [m]og minni ‚Ich erzähle dem Volk eine Geschichte / Ich erzähle auch eine Geschichte‘ eingeleitet werden. Dem Charakter des Steins als Inschriftenträger Rechnung tragend, sind die „Geschichten“ entsprechend knapp und bestehen häufig nur aus wenigen Stichwörtern, die wohl ausreichten, um bei dem Lesenden die gesamte Geschichte in Erinnerung zu rufen. Über die Lesereihenfolge der ersten elf Zeilen besteht ein allgemeiner Konsens innerhalb der Forschung, dem ich mich hiermit anschließen möchte. Die Inschrift beginnt mit der ersten senkrechten Zeile der Steinvorderseite (Zeile 1). Von dort ausgehend werden die senkrechten Zeilen der Steinvorderseite nacheinander von links nach rechts gelesen, alle Zeilen beginnen am unteren Ende des Steins. Diese Schreibvariante der Runen ist für die Wikingerzeit sehr typisch (Bianchi 2010, S. 111; Holmberg 2015, S. 70  f.). Nach acht senkrechten Zeilen befinden sich auf der Steinvorderseite noch zwei waagerechte Zeilen (Zeile 9 und 10), die nun im Anschluss an die achte senkrechte Zeile gelesen werden. Dies ergibt sich auch aus inhaltlichen Gesichtspunkten, denn die neunte waagerechte Zeile bezieht sich inhaltlich noch auf die Erzählungen über Theoderich, die in Zeile 5 beginnen. Die Aussagen zu Theoderich werden auf der rechten Schmalseite (Zeile 11) fortgeführt, die daher zwingend im Anschluss an Zeile 10 zu lesen ist. Bis einschließlich Zeile 11 ist die Lesereihenfolge der Zeilen innerhalb der Forschung unstrittig. Doch welche Zeile schließt als nächstes an?

    

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    Da die Inschrift in Zeile 11 von unten nach oben verläuft, könnte man nun entweder die gegenüberliegende Schmalseite lesen, die Oberseite oder auch die Rückseite des Steins. Inhaltlich enden die Geschichten über Theoderich mit der rechten Schmalseite, eine neue Geschichte ist also zu erwarten. Die erste senkrechte Zeile auf der Steinrückseite (Zeile 22) beginnt nicht nur mitten in einer Geschichte, sondern sogar mitten in einem Wort, welches in der waagerechten Zeile der Rückseite (Zeile 21) beginnt und somit unmöglich die nächste Geschichte nach Zeile 11 sein kann. Einige Forscher nehmen an, dass die waagerechte Zeile der Rückseite (Zeile 21) an Zeile 11 anschließt (Lönnroth 1977; Holmberg 2015). Dies halte ich indes für unwahrscheinlich, denn die Runen sind linksläufig und stehen auf dem Kopf und suggerieren somit, dass sie auf eine Geschichte folgen, die im rechten Teil der Steinrückseite beginnt oder an die linke Schmalseite anschließt. Die meisten Forscher20 nehmen daher bislang an, dass nicht mit der ersten, sondern mit der zweiten senkrechten Zeile auf der Steinrückseite (Zeile 12) weiter gelesen werden sollte. Diese enthält jedoch bereits die zwölfte Geschichte (þat sakum tualfta ‚das sage ich als zwölftes‘), so dass ich diese Lösung sowohl aus lesepraktischer als auch aus inhaltlicher Sicht für wenig wahrscheinlich halte. Auch graphisch erschließt sich nicht unbedingt, warum mit der zweiten senkrechten Zeile angefangen werden sollte. Ebenso unwahrscheinlich halte ich einen Sprung von der einen (Zeile 11) zur anderen Schmalseite (Zeile 26), denn hier müsste der Lesende seine Position abrupt verändern. Nach dem Lesen der rechten Schmalseite (Zeile 11) ruht das Auge des Lesenden auf der Steinoberseite, die außerdem zur rechten Seite abfällt. Sie schließt sich somit optisch direkt an Zeile 11 an, deren Inschrift von unten nach oben verläuft. Das Auge des Steinbetrachters ruht somit nach Zeile 11 zwangsläufig am Beginn von Zeile 27. Unweigerlich fällt der Blick auf die graphisch besonders auffallend und groß gestalteten Geheimrunen, die man nun unmöglich ignorieren kann. Sicher wird man versucht sein, diese nun zu entschlüsseln. Aus rein praktischen Erwägungen und zunächst noch losgelöst von ihrem Inhalt möchte ich daher vorschlagen, Zeile 27 und 28 an Zeile 11 anzuschließen.21 Auf Zeile 27 folgt die oberste Zeile der Steinrückseite (Zeile 28), denn hier werden die in Zeile 27 eingeführten Geheimrunen fortgeführt und bilden mit Zeile 27 eine graphische Einheit. Nach Zeile 28 gibt es wieder mehrere Möglichkeiten, die Inschrift weiter zu lesen: Direkt unterhalb von Zeile 28 befindet sich Zeile 23, die eingerückt und sowohl graphisch als auch in der Verwendung von Runen des Älteren Futhark mit Zeile 21 und 22 verbunden ist. Ich gehe davon aus, dass bei der Konzeption der Inschrift die Einrückung von Zeile 23, 24 und 25 absichtlich erfolgte, um deutlich zu machen, dass Zeile 23 auf Zeile 22 folgt. Somit kann Zeile 23 unmöglich im Anschluss an Zeile 28

    20 U. a. Bugge (1910); Wessén (1958b); Jacobsen (1961); Nielsen (1969); Grønvik (1983); Gustavson (2003); Harris (2006) und Ralph (2007). 21 So auch von Friesen (1920), Höfler (1952) und Reichert (1996).

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    gelesen werden.22 Nach Zeile 28 folgen also entweder Zeile 2123 oder die Geheimrunen der Schmalseite (Zeile 26)24. Letzteres halte ich aus mehreren Gründen für wahrschein­licher: Zum einen wird das Konzept der komplizierten Geheimrunen von Zeile 28 zu 26 fortgeführt (wenn auch leicht abgewandelt), zum anderen ruht das Auge des Lesenden an der rechten Kante auf exakt der Höhe, an der die Runen von Zeile 26 ansetzen. Schließlich bilden die von oben nach unten verlaufenden Geheimrunen der Zeile 26 einen perfekten Rahmen, um danach mit Zeile 21 fortzufahren, denn Zeile 21 verläuft linksläufig und waagerecht. Die Zeilen 21–25 bilden eine neue runographische Einheit, denn auf die verwendeten Geheimrunen folgen nun mehrere Zeilen mit Runen der älteren Runenreihe. Beginnend mit Zeile 21 bildet die Inschrift eine Art „Schneckenhaus“, was einen einfachen und für viele wikingerzeitliche Inschriften auch typischen Lesefluss (Bianchi 2010, S.  111) ermöglicht. Die inhaltliche Aussage aus Zeile 21 wird mit Zeile 22, der ersten senkrechten Zeile der Steinrückseite, fortgeführt, so dass die Lesereihenfolge in diesem Fall unmissverständlich feststeht. Die Runen des Älteren Futharks setzen sich mit der eingerückten Zeile 23 fort und bilden zusammen mit den Zeilen 24 und 25 sowohl inhaltlich als auch graphisch eine Sinneinheit, die hintereinander gelesen werden sollte. Zeile 24 ist rechtsläufig, während Zeile 25 linksläufig ist. Mit der linksläufigen Zeile 25 enden die Runen der älteren Runenreihe, das Auge des Betrachters ruht im linken Bereich der Steinrückseite. Eben hier befindet sich Zeile 12, die nun zu lesen ist. Die folgenden verbleibenden senkrechten Zeilen werden entsprechend den senkrechten Zeilen der Steinvorderseite wieder von unten nach oben nacheinander gelesen. Die Inschrift endet mit Zeile 20, die aufgrund der Steinform nur noch sehr wenig Raum für eine abschließende Formel bildet. Anstelle der am Schluss einer Inschrift häufig verwendeten Ritzersignatur (Klos 2009, S. 32) ist zu lesen, dass nun alle Geschichten gesagt wurden und die Lesenden daraus lernen mögen. Sowohl inhaltlich als auch aufgrund der Platzierung auf dem Stein halte ich es für abwegig, diese Aussage (Zeile 20) in die Mitte der Inschrift zu stellen.25 Hinzu kommt, dass die letzten Runen dieser Zeile gedrängt erscheinen und suggerieren, dass hier dem Ritzer/der Ritzerin vermutlich der Platz ausgegangen ist. Auch dies spricht dafür, dass es sich um die letzte Zeile der Inschrift handeln muss. Ich fasse meine neue Lesefolge somit nochmals zusammen: In Konsens mit den bisherigen Deutungen des Steins beginnt die Lesung mit den senkrechten Zeilen der Steinvorderseite (Zeile 1–8), gefolgt von den waagerechten Zeilen der Steinvorderseite (Zeile 9–10) und Zeile 11 auf der rechten Schmalseite. Darauf folgen die Steinoberseite (Zeile 27) und die oberste waagerechte Zeile der Steinrückseite (Zeile 28). Danach folgt

    22 Diese Ansicht vertreten indes Reichert (1996) und Holmberg (2015). 23 So von Friesen (1920) und Höfler (1952). 24 So auch Nielsen (1969) und Lönnroth (1977). 25 So bildet beispielsweise Lönnroth (1977, S. 57) einen Vers aus den Zeilen 25, 27, 28, 20 und 26.

    

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    die linke Schmalseite (Zeile 26) und daran anschließend die Zeilen im Älteren Futhark (Zeile 21–25). Zeilen 12–20 sind abschließend zu lesen. Insbesondere nach Zeile 11 sind mehrere Varianten der Leseabfolge denkbar, so dass die weitere Argumentation aus inhaltlichen Gesichtspunkten erfolgen sollte. Daher möchte ich mich nun dem Stein inhaltlich widmen. Ich gehe dabei davon aus, dass alle 13 Geschichten auf dem Stein Erwähnung finden, denn nicht umsonst wird in Zeile 20 betont, dass nun alle Geschichten vollständig erzählt seien. Dieser Satz erscheint hinfällig, wenn nur Geschichte 1, 2, 12 und 13 auf dem Stein genannt würden. Die Aufzählung der Geschichten beginnt nach der Runenstein-typischen Erinnerungsformel („Wer errichtet den Stein für wen?“) in Zeile drei mit der Frage nach der Kriegsbeute (Geschichte 1). Explizit als zweites ist ab Zeile fünf die Rede von Theoderich. Zunächst wird von Theoderichs Tod gesprochen (Geschichte 2). Im Kontext des Erinnerungsdenkmals für den verstorbenen Sohn scheint der Verfasser der Inschrift hier möglicherweise eine Analogie zwischen Theoderich und Væmoð herstellen zu wollen: Beide sind verstorben. Als Nächstes wird Theoderichs Leben genannt, dabei insbesondere sein Wirken als Herrscher und der Ort seiner Herrschaft (Geschichte 3). Eine vierte Geschichte ist der Verweis auf Theoderichs Weiterleben in den Gedanken der Menschen, die ihn hoch zu Ross in fürstlicher Pose erinnern (möglicherweise mit Verweis auf Theoderichs Reiterstandbild, Zeile 10–11). Vielleicht hofft der Verfasser der Inschrift, dass auch Væmoð durch das Runenmonument in ähnlicher Weise fortleben würde. Nun führen die erzählten Geschichten weg von den auch uns bekannten Personen der Weltgeschichte und berichten von Personen, die möglicherweise lokal, vielleicht auch regional bekannt waren. Diese Geschichten beginnen an einer nur schwer zugänglichen Stelle auf der Steinoberseite. Bei der Größe des Steins, der ja geschaffen wurde, um aufrecht zu stehen, konnten diese Zeichen nur schwer gelesen werden. Es war eine Vorrichtung nötig, um die Runen aus einer erhöhten Position heraus zu betrachten. Lesbar waren sie damit nicht unbedingt, denn im Gegensatz zu den Runen der bisherigen Geschichten wurden hier komplizierte „Geheimrunen“ verwendet. Die fünfte, kodierte Geschichte berichtet, dass Sibbe Wächter des Heiligtums war. Vielleicht ist dies eine sensible Information, die nicht jedem mitgeteilt werden sollte und die daher in Geheimrunen geschützt wurde. Die nächste darauf aufbauende Geschichte befindet sich – noch immer in Geheimrunen geschrieben – auf der Rückseite des Steins. Dort ist als sechste Geschichte zu lesen, dass dieser Sibbe, Wächter des Heiligtums, in hohem Alter26 einen Sohn bekam.27

    26 Ich denke nicht, dass man die Zahl 90 wörtlich nehmen sollte, genauso wie in der zweiten Geschichte „vor 90 Menschenaltern“. Damit wird nur übertrieben ausgesagt, dass Sibbe schon ungeheuer alt gewesen sein muss. 27 Lönnroth (1977, S. 42) und Höfler (1952, S. 65) schlagen vor, hier sibi nicht als den Personennamen

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    Nun werden die gerade eingeführten Geheimrunen variiert und auf den – möglicherweise lokal bekannten Sibbe, dem Wächter eines Heiligtums – folgt die Erwähnung eines Gottes: Thor. Hier ist es nicht nötig, Details zu verraten, denn der mächtige Gott war sicher wohlbekannt. In welcher Beziehung Thor zu dem gerade erwähnten Sibbe stand und ob er möglicherweise über das gerade genannte Heiligtum wachte oder dort besonders verehrt wurde, ist unmöglich zu sagen. Hier eröffnen sich viele Möglichkeiten, deren genaue Antwort jedoch im Dunkel der Geschichte verbleiben muss. Was jedoch ganz sicher bekannt war, sind die vielen Taten des mächtigen Gottes Thor, der insbesondere als Riesenbezwinger bekannt ist. Thors schützende Funktion wird in der Forschung immer wieder besonders hervorgehoben (Schjødt 1993, S. 673), außerdem gilt er als Verteidiger der Ehre, insbesondere im Kontext von Familie und Ehe (Clunies Ross 1994). Ob die Erwähnung Thors auf dem Rökstein als siebte Geschichte auf eine spezielle Episode der Thorsmythologie Bezug nimmt oder die Eigenschaften des Gottes ganz allgemein hervorheben will, ist heute nicht mehr zu entscheiden. Wieder wechseln die Runenformen: Statt komplizierter Geheimrunen werden Runen der Älteren Runenreihe verwendet. Die achte Geschichte besagt, dass ein Mitglied der Ingoldinger28 durch das Opfer einer Frau gerächt wurde. Nach der Erwähnung des Gottes Thor und dessen besonderer Funktion als Wächter und Verteidiger der Ehre, insbesondere im Kontext von Ehe und Familie, wird nun wieder eine lokale Geschichte erzählt, die möglicherweise aus dem Umfeld oder der Vergangenheit Væmoðs berichtet. Bei diesem „Ingoldinger“ könnte es sich sowohl um Sibbe, den Wächter des Heiligtums, handeln, als auch um seinen Sohn, vielleicht ist es aber auch eine ganz andere Person. Das Opfer der Frau bestand darin, (evtl. wiederum) einen Sohn zu gebären (Geschichte 9). Dabei handelt es sich um Vilin (Geschichte 10), von dem im Folgenden noch mehr erzählt wird: Vilin verfügte über außergewöhnliche Kräfte, mit denen er unter anderem einen Riesen töten konnte (Geschichte 11). Wieder erinnert man sich an den eben erwähnten Gott Thor, der ebenfalls als Riesenbezwinger gilt. Vilin ist möglicherweise Sibbes Sohn oder dessen Enkel, vielleicht ist es aber auch überhaupt keine reale Person, sondern nur eine Geschichte. In jedem Fall spielen in allen bisher erwähnten Geschichten Kampf, Ehre und Tod eine entscheidende Rolle. In Zeile 25 folgt die Geheimrunenfolge nit, die bislang sehr unterschiedlich gedeutet wurde. Die vorherige Geschichte spricht von einem Riesenkampf, so dass die Geheimrunenfolge möglicherweise auf einen konkreten Kampf und einen ebenso konkreten Gegner verweisen möchte: Den Drachen Níðhǫggr. Allerdings erscheint es

    Sibbe aufzufassen, sondern als ein Appellativum zu anord. sefi ‚Verwandter‘. Die sechste Geschichte wäre dann, dass der (noch vorzustellende) Verwandte das Heiligtum schützte, indem er in hohem Alter einen Sohn bekam. 28 Dabei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein lokales Geschlecht, denn nur 1 km östlich der Kirche von Rök befindet sich das Dorf Ingvaldstorp.

    

    Die dreizehn Geschichten auf dem Runenstein von Rök 

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    fraglich, ob tatsächlich angenommen wurde, dass ein lokaler Held wie Vilin den aus der Mythologie bekannten Drachen Níðhǫggr erschlagen habe. Eine andere Deutung wäre in der Funktion Níðhǫggs zu suchen: Dieser wird im eddischen Gedicht Vǫluspá 39 (Neckel / Kuhn 1983, S. 9) als eine Art „Totendämon“ erwähnt, der in der Unterwelt Hel das Blut der Toten trinkt. Nach den Ragnarǫkr bettet er die Toten auf seine Flügel und bringt sie in die Unterwelt (Vǫluspá 66, Neckel / Kuhn 1983, S. 15). Möglicherweise wird die Erwähnung des „Totendrachen“ Níðhǫggr in Geheimrunen dazu gebraucht, um zu zeigen, dass auch Vilin trotz all seiner Heldentaten schließlich verstarb. Möglicherweise ist auch dies als 11. Geschichte zu verstehen,29 so dass der Name „Vilin“ Teil der 10. Geschichte von der Geburt des Kämpfers ist. Alternativ dazu kann nit auch zu nýta ‚sich erfreuen‘ stehen und sich auf Vilins Freude an diesem Denkmal beziehen.30 Auch die zwölfte Geschichte handelt von heldenhaften Kämpfern, die ihren Tod in der Schlacht finden, wenn 20 mächtige Könige als auf dem Schlachtfeld liegend (und damit tot) beschrieben werden. Doch die Geschichten des Röksteins enden nicht mit der Erwähnung von Tod und Sterben. Die dreizehnte und letzte Geschichte thematisiert das Leben der Könige und ihre heroische Abstammung. Diese ist stark mystifiziert, denn die 20 Könige sind jeweils die fünf Söhne von vier verschiedenen Vätern, wobei jeweils die Namen von Vätern und Söhnen genannt werden. Inhaltlich ist es aber eben nicht der Tod der Krieger, mit denen die Geschichten enden, sondern ihr heldenhaftes und ehrbares Leben, das in den Köpfen der Lesenden bleiben soll. Über die Lesereihenfolge der Geschichten mag man unterschiedlicher Meinung sein und es ist nicht zwingend notwendig, Zeile 27 und 28 vor Zeile 21  ff. bzw. Zeile 26 zu stellen. Hier wird es sicher auch in Zukunft viele unterschiedliche Meinungen geben. Ziel dieses Beitrags ist es in erster Linie, zu zeigen, dass der Runenstein von Rök tatsächlich 13 Geschichten enthält – so, wie es die Inschrift impliziert. Und diese Geschichten verbindet ein gemeinsames Thema. Die Geschichten sind die Folgenden (siehe dazu Abb. 4): 1) zwei Kriegsbeutestücke 2) Theoderichs Tod 3) Theoderichs Herrschaft 4) Theoderichs Erinnerung 5) Sibbe war Wächter des Heiligtums 6) dieser zeugt in hohem Alter einen Sohn 7) der Gott Thor und dessen Taten

    29 Dafür spricht außerdem, dass für die Runenfolge nit relativ viel Platz auf dem Stein verwendet wurde. 30 Diese Deutung bringt Harris (2006). Vilin ist möglicherweise ein Verwandter Væmoðs, so dass dessen Ehrung auf die gesamte Familie (und somit auch Varin und Væmoð) zurückfällt.

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    Abb. 4: Die von der Autorin vorgeschlagene neue Lesereihenfolge (arabische Zahlen) sowie die vorgeschlagenen 13 Geschichten (römische Zahlen) (Zeichnung © L. Carstens)

    8) einer der Ingoldinger (Sibbe? Sibbes Sohn?) wird durch das Opfer einer Frau gerächt 9) durch das Opfer wurde ein Sohn geboren 10) dieser Sohn ist Vilin 11) Vilins Riesenkampf & Vilins Tod 12) der Tod von 20 Königen auf dem Schlachtfeld 13) Abstammung und Leben der 20 Könige Neue Sinnabschnitte werden durch einen Wechsel der Schrift verdeutlicht: Die Kurzzweigrunen auf Vorder- und Rückseite berichten von historischen Begebenheiten (Theoderich und seeländische Könige), während die Runen im Älteren Futhark für die Geschichten aus der Region (Ingoldinger und Vilin) verwendet werden. Die Geheimrunen werden für Götter (Thor) und den Wächter des Heiligtums (Sibbe) verwendet. Das verbindende Element der Geschichten ist der unvermeidliche Tod der Heroen. Egal ob sterbliche Könige, der berühmte Theoderich, der Gott Thor oder der lokale Held Vilin aus dem Geschlecht der Ingoldinger – sie alle verbindet ihr Tod. Von Theoderich wird dessen Leben, Tod und Nachwirken berichtet, ebenso von Sibbe, Vilin und den 20 Königen. Selbst der heldenhafte Gott Thor stirbt durch das Gift der Midgardschlange. Nur die als erstes erwähnten zwei Kriegsbeutestücke passen nicht so recht in dieses Schema. Es sei denn, sie sind genau der Kern der Erzählung: Leben

    

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    und Tod.31 Beide zusammen werden von jeweils anderen Männern immer wieder als Kriegsbeute genommen, denn alle auf dem Stein erwähnten Männer sind mächtige Kämpfer, strotzen vor Leben und verlieren es doch am Ende. Erst durch die Geschichten, die immer wieder von ihnen erzählt werden, werden sie unsterblich. Daher ist die 12. Geschichte der Tod der 20 Könige, während die letzte 13. Geschichte von ihrem Leben berichtet und somit das Leben über den Tod stellt. Vielleicht war auch Væmoð ein mächtiger Krieger, der im Kampf fiel.32 Daraufhin stiftete der Vater ein bemerkenswertes Monument, das durch die erzählten Geschichten bemerkenswerter Männer den Sohn in eine Reihe Heroen stellt, die Væmoðs Schicksal teilen. Durch die Geschichten leben sie in der Erinnerung fort. Vermutlich ist genau das die Absicht des Vaters: Den Sohn durch das Steinmonument unsterblich zu machen. In Anbetracht der Popularität des Röksteins innerhalb der Forschung, aber auch als Ausflugsziel und historisches Dokument wurde dieser Wunsch erfüllt. Auch wenn heute zu viel Wissen fehlt, um alle Geschichten im Einzelnen zu verstehen, leben die genannten Heroen und auch Væmoð in der Erinnerung der Menschen fort. Damit hätte Varin sein Ziel erreicht.

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    31 Auch Ralph (2007, S. 140) merkt an, dass es sich bei den Beutestücken wohl kaum um reale Gegenstände handeln könnte. Stattdessen sollten sie metaphorisch gedeutet werden, Ralph deutet sie als Sonne und Mond. 32 Da ihn sein Vater überlebte, scheint er in jungen Jahren gestorben zu sein, Tod im Kampf wäre somit sehr wahrscheinlich.

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    Margaret Clunies Ross

    The Porosity of Kennings and Kenning Patterns Abstract: The present essay examines two basic principles of kenning formation in Old Norse skaldic poetry, namely, the limited number of available kenning patterns and the semantic independence of the kenning from its poetic context. It explores the circumstances in which it may be necessary to modify these principles in the light of ongoing research into skaldic verse. “Although the number of kennings appears to be unlimited, the number of kenning types is highly limited.” (Holland 2005, p. 138) “Dabei ist für die Kenningar charakteristisch (und zugleich befremdend), daß der durch sie gestaltene Aspekt nicht auf den Kontext Bezug nehmen muß, ähnlich wie beim Epitheton ornans der Epik.” (Marold 1983, p. 212). The two scholars cited above have succinctly expressed two important unwritten rules of Old Norse kenning formation, which are that the kenning system depends on a relatively small number of useable patterns or types, within which great surface variation is possible, and that kennings achieve their meanings independently of the context in which they appear. In a more recent reiteration of the second principle, Edith Marold has rephrased it (in English), stating that “The kenning generally serves its referential purpose in isolation, that is, independently of its context within the sentence” (Marold 2012, p. lxxxii). The purpose of the present essay, in honour of Edith Marold, who has made a major contribution to the study of Old Norse kennings, is to ask whether, now that the new edition of the corpus of Old Norse skaldic poetry is well on the way to completion, these important principles still hold. To be fair to Edith Marold, she has indicated that sometimes the relationship between kenning and context is not fully independent and has identified situations in which kennings do match or reflect upon the sense and context of the sentence in which they occur, whether by highlighting a dominant idea, often by means of the rhetorical device that Snorri Sturluson termed a nýgerving ‘new creation’, which extends the metaphorical domain of one kenning into one or more others, or by delivering a commentary, often ironic, on the events underlying the stanza or poem in question (Marold 2012, pp. lxxxiii–lxxxv, lxxxix–xc). As she notes (2012, p. lxxxiv), kennings that are not independent of their contexts “constitute a sort of second level [of meaning] beyond the simple content domain of a stanza, which gives the poet the freedom to accentuate the plot, to give commentary, to look backward or forward in time and to intimate certain associations.” A good deal of earlier research on kennings and their functions in Old Norse poetry has been concerned with formal, definitional issues about what a kenning is

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    and is not, and, particularly, whether a kenning must be metaphorical (cf. Marold 2012, pp. lxx–lxxiii for a survey of these definitional issues). Other scholarship has investigated the role of metaphor, metonymy, and other tropic characteristics of kennings, and still others have discussed the underlying semantic frames that allow the kenning system to function, as both a system of poetic creativity and a comprehensible system of meaning for those who formed the skalds’ audiences (cf. Turville-Petre 1976; Fidjestøl 1997 [1974]; Frank 1978; Clunies Ross 1989; Holland 2005). We may say that the first principle of kenning formation enunciated above, that of the economy of kenning types or patterns within the kenning system is supported both by studies influenced by Charles Fillmore’s concept of semantic frames (Clunies Ross 1989; Holland 2005), and by the practical study of extant skaldic poetry, of which Rudolf Meissner’s (1921) catalogue of kenning patterns is still today the prime example. Fillmore argued (1982, p. 111) that the term ‘frame’ refers to “any system of concepts related in such a way that to understand any one of them you have to understand the whole structure in which it fits; when one of the things in such a structure is introduced into a text, or into a conversation, all of the others are automatically made available.” Fillmore’s concept fits the kenning system very well, with regard to both basewords and determinants, the two fundamental constitutive elements of a kenning. The system is based upon a series of equivalences between entities that follow particular conventional sets of comparators: for example, base-words for the very common referent ‘ship’ are usually chosen from among a group of land-animal names, especially those of beasts of burden, like ‘ox’ and ‘horse’, but can be extended to other large land animals, such as ‘bear’ and ‘reindeer’, while determinants of ship-kennings are usually variations on the concept ‘sea’ or ‘water’. Other kenning patterns follow similarly parsimonious restrictions on choices of variable semantic formulae, in order both to demonstrate the poet’s compositional skill through his mastery of synonyms (heiti) and to fit metrical requirements, as well as to enable the audience of this poetry to understand what the poet meant. Both the poet and the audience, the former actively, the latter passively, needed to understand the kenning system, and the system evidently existed as a set of semantic frames that all users had internalised. Modern editors and students of skaldic poetry must also learn these essential semantic frames by inference from the extant written corpus, and for the most part the meaning of individual kennings and individual stanzas is uncontroversial, hence demonstrating the validity of the system. However, there are some instances in the skaldic corpus in which meaning of kennings and/or the grammatical structures of which they form part are not cut and dried, and this essay examines some of these cases against the background of apparent violations of the second principle enunciated above, that of the kenning’s independence of meaning from its context, arguing that a greater attention to contextual analysis on several levels is likely to produce both greater numbers of kenning patterns per se and more examples of contextually dependent kennings. There is a cau-

    

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    tious confirmation of this hypothesis in the data produced by the editors of the new skaldic edition, Skaldic Poetry of the Scandinavian Middle Ages (SkP),1 and this can be seen both in the editions of individual stanzas or poems themselves, and on the project’s database at www.abdn.ac.uk/skaldic/db.php. In the database area on the project’s home page, there are lists of kennings and kenning referents. Not all of these have been thoroughly checked, so it is necessary to exercise caution in using the available data, but it does appear that the new edition is producing a somewhat greater number of primary kenning categories than the 106 that Rudolf Meissner generated in his Die Kenningar der Skalden (1921), and this is in spite of the editors’ desire to allow the creation of new categories only when they are clearly justified. There will inevitably be retractions of some of these apparently new categories before the edition is completed, but it looks as though the kenning system will still end up somewhat less parsimonious in terms of the number of its categories than Meissner represented it. Several reasons can be adduced for the generation of additional categories in the new skaldic edition. In the first place many of the later categories in Meissner’s list (roughly from §  88 onward) are not single categories at all, but can be clearly subdivided into sub-categories that arguably have the status of independent groups. Meissner’s category 88, which is very well populated, contains kennings for ‘man’, ‘pre-Christian god’, ‘warrior’, ‘giant’, ‘troll’ and several other sub-groups that can be clearly differentiated in terms of their kenning patterns. Category 87 contains kennings for both ‘gold’ and ‘silver’, even though the two types are distinct, ‘gold’ usually having base-words referencing concepts of fire, while base-words for ‘silver’ depend on terms for ice or snow. Category 105, Varia, which has forty-seven sub-categories in Meissner’s list, is clearly a rag-bag of kenning patterns, which, while each one is not very common, are, however, distinctive and often important, especially in certain genres of poetry to be discussed below. An examination of the kennings in category 105 reveals that many of these patterns (often nonce kennings), which can often be construed with reference to other, more common types, occur in poetry outside the canon of encomia for Nordic rulers of the tenth and eleventh centuries. In some cases they are found in lausavísur (freestanding stanzas) of court poets like Sigvatr Þórðarson and Eyvindr skáldaspillir ‘Plagiarist (?)’ Finnsson, suggesting that a less formal register may have allowed for a greater range of subject-matter, and thus a greater range of kenning patterns, than was considered appropriate to formal courtly praise poetry, with its emphasis on battles, sea-journeys and the conquest of the enemy. In other cases, the kennings come from stanzas recorded in the Edda of Snorri Sturluson or in the Grammatical Treatises, whose context is not always known, but which are probably not by and large

    1 In this essay, all references are to the editions and sigla used for skaldic poetry in SkP, both to published and not yet published material.

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    the products of a courtly environment. In still other instances the kennings come from sagas of Icelanders or contemporary sagas, again not courtly products. It seems quite likely, then, that the range of permissible kenning patterns in the Old Norse system as a whole was rather greater than Meissner’s list allows. Meissner’s list, and the skaldic corpus from which it is drawn, probably reflects to some extent the accidents of pre­ ser­vation of skaldic poetry, which is likely to have survived better in elite manuscripts of kings’ sagas than in other witnesses. It is also likely to reflect the particular interests of Old Norse scholars of the late nineteenth and early twentieth centuries. A few examples at random from Meissner’s category 105 will demonstrate the diversity and inventiveness of skalds outside the most common kenning categories of ships, weapons, warfare, courtly behaviour (especially generosity with gold and other valuables) and sea-voyages, which are the staple topics of the skaldic encomium. We find two kennings for a pair of bellows (§ 105.10) and one for iron (§ 105.12) in a single stanza attributed to Egill Skallagrímsson’s father, a noted blacksmith, in manuscripts of Egils saga. There are several unusual kennings, including one for a fishing line (agngalgi ‘the bait-gallows’, § 105.06), in a stanza attributed to Sigvatr Þórðarson (Sigv Lv 1/5, 8I, Fulk 2012, pp. 700–701) on how he caught a strange fish while still a youth in Iceland. A comic perspective on life can also be the spur to the creation of unusual kennings, like the single helmingr attributed in some versions of Laufás Edda to a little-known thirteenth-century Icelander, Eyjólfr Brúnason, characterising an expensive pair of Norwegian shoes as austrœnar snekkjur ilja ‘eastern warships of the footsoles’ (EBrun Lv 1/3–4III, Seidel 2017; cf. Meissner § 105.04). This man is mentioned in the Fourth Grammatical Treatise (Clunies Ross / Wellendorf 2014, pp. 12–13, 71) as a good poet and the intended recipient of a lausavísa by Snorri Sturluson (SnSt Lv 6III, Clunies Ross 2017). This particular kenning, to judge from a small number of others extant, is based on the kenning pattern ‘vessel of part of the foot (usually the sole or heel)’. Another area in which Meissner’s parsimony in the recognition of kenning patterns was arguably too severe, is that of terms that belong in the semantic fields of the Christian religion and Christian culture. Although it is true that many kennings in Christian skaldic poetry adapt existing categories within the skaldic system, that is not true of all and it can be argued that Meissner did not discriminate finely enough in the attribution of kenning categories within the corpus of Christian skaldic verse. For example, there is clearly an argument for differentiating many of the topics within categories 92, Allerlei Leute ‘All kinds of People’, 93, Gott ‘[Christian] God, [including angels and Christ]’, 94, Fromme, Heilige, Priester ‘The Pious, Saints, Priests’ and 97 Heilige Frauen ‘Holy Women’ and assigning them to separate categories. In this respect, Meissner was probably reflecting the considerably greater interest of the majority of scholars of the first half of the twentieth century in court poetry in honour of Viking-Age rulers rather than in topics of Christian piety. On the basis of the preceding analysis, it is arguable that some aspects of Meissner’s otherwise very useful study are not value-free, even though Die Kenningar der

    

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    Skalden seems dispassionate and empirically determined. Further, the fact that he gave independence to some kenning categories while restricting others to subordinate status somewhat distorts the overall picture he presented of the kenning system.2 It is also possible that more recent scholarly approaches to skaldic poetry and the practice of editing with an eye to the poetry’s likely context of production and reception are likely to bring to light greater diversity of meaning in kennings to the extent of sometimes establishing more finely grained kenning patterns than have previously been identified. One of the objectives of the new skaldic edition (SkP) is to situate skaldic poetry clearly in its likely context, both in terms of the manuscript(s) and other locations where it has been preserved and its social, intellectual and historical context. The main mechanisms through which SkP’s editors have undertaken to achieve these goals is by making its editions available with copious notes and contextual information intended to canvass all likely interpretations of any text (cf. SkP I, pp. xxx–xxxvi for a statement of editorial policy). Assuming the success of this policy, the new edition will produce a finer-grained analysis of the semantics of skaldic poetry and a greater overt awareness of the literary subtleties of its kennings and other stylistic resources. Such an awareness may then lead to the recognition of the presence of a greater number of kenning patterns in the skaldic system than we find in Meissner’s list, both for the reasons already discussed, and because the “second level of meaning,” as Marold terms it, which is usually contextual, is sometimes likely to involve the recognition of differences sufficiently great as to produce separate categories. It is important at this point to clarify what it means to state that a kenning is context-dependent, because there are different kinds of contextualism in which kennings can be implicated, and not all of them require the kenning itself to lose its complete semantic independence from the rest of the clause or sentence in which it is involved. An example will clarify this point. In her edition of the late twelfth-century anonymous poem Nóregs konungatal ‘Enumeration of the Kings of Norway’, Kari Ellen Gade (2009, p. 764) interpreted the element hǫll hœings ‘hall of the salmon’ within the extended kenning næfr hallar hœings ‘the roof-shingle of the salmon’s hall [water > ice]’ as a kenning whose referent is ‘water’ rather than ‘sea’ (Meissner’s category 5), even though this kenning could have meant ‘sea’ in another context, for the ‘real world’ reason that the salmon is a fish that spends some of its life in the sea as well as in fresh water. However, the reason for the choice of ‘water’ here (Meissner’s category

    2 In his analysis of the kenning system and his concluding suggestions for work that was urgently needed (in 1974, when he first wrote, and still today), Bjarne Fidjestøl (1997, p. 67) indicated that the most pressing need in kenning studies was “the preparation of a new “Meissner“ which pays regard to the system here elaborated. In my opinion, it will only be then that kennings receive the modern treatment appropriate to them, and it will be a work of value both for the interpretation of skaldic verse and for a kenning theory.”

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    8) is context-dependent.3 The stanza in question (Anon Nkt 4/7–8II) is about the way in which the Norwegian king Hálfdan svarti ‘the Black’ met his death. As Note [All] to this stanza explains, “Hálfdan svarti drowned in an open channel in the ice on Randsfjorden, a lake in south-eastern Norway” (Gade 2009, p. 764), and references are given there to the historical sources that provide this information. In the case above, the context that determines the meaning of the kenning is extra-textual. It is not provided by the stanza itself nor by the clause within which the kenning is embedded, but depends on the audience’s knowledge of early Norwegian legendary history. Context-dependent kennings that rely on extra-textual knowledge also occur in skaldic poetry with mythological referents, ranging from simple forms like ‘son of Óðinn’ for Þórr, which depend upon the audience’s global knowledge of Old Norse myth, to complex kennings that allude to a specific element of a particular myth. Thus extra-textual, context-dependent kennings do not necessarily break Marold’s rule that “the kenning generally serves its referential purpose in isolation, that is, independently of its context within the sentence,” though they may do so if the poet incorporates additional information or commentary into the sentence or larger syntactic unit in which the kenning occurs. One of the commonest means of enhancing the kenning’s referential purpose within the sentence is when the poet chooses a congruent verb to expand the semantic reach of his kenning, as in a stanza by an otherwise unknown fourteenth-century poet, Snjólfr (Snjólfr V 6/2–4IV, Gade forthcoming). Describing the effects of various weapons on human bodies he used an axe-kenning: hjálm-Gríður, vel hvöss og hrein, tögg riet hold sem bein ‘the helmet-Gríðr [axe], very sharp and clean, chewed both flesh and bone’.4 In this case the conventional kenning pattern in which ‘troll-woman’ (or some other supernatural female) is the base-word of an axe-kenning is suddenly brought to life as a metaphor by the poet’s choice of the verb tögg ‘chewed’ to describe the effect of the sharp axeblade on human flesh and bone. The referential meaning of this quite conventional kenning is enhanced and the modern reader is provoked to wonder why axes were thought of as like troll-women in skaldic poetry: was it their shape, like an ugly witchlike being with jutting chin, or was it rather their supposed cannibalism? The habit of extending the metaphorical domain of one or more kennings into the clause or sentence by means of the use of a congruent verb and other syntactic elements was first described by Snorri Sturluson in the Háttatal section of his

    3 Meissner (1921, p.  96) classifies this particular kenning under category 5 (Meer ‘Sea’), sub-category g, sea-kennings with base-words meaning ‘dwelling’ and determinants referring to a living creature inhabiting that dwelling. 4 Here the prose word order of the three lines of verse is given, so that the function in the sentence of both kenning and verb is apparent. I thank Kari Ellen Gade for permission to quote from her as yet unpublished edition of Snjólfr’s work.

    

    The Porosity of Kennings and Kenning Patterns 

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    Edda (Faulkes 2007, pp. 6–7) and called by him nýgerving ‘new creation’. This device is common in poetry in the metre kviðuháttr, like Ynglingatal ‘Enumeration of the Ynglingar’ by the Norwegian skald Þjóðólfr ór Hvini ‘from Hvinir’, probably of early tenth century date (see discussion by Marold et al. 2012, pp. 5–6). As with the axe-­ example above, kennings that gain referential meaning from their syntactical context often involve the animation of non-animate entities, as in stanza 20/5–8 of Ynglingatal, þás húsþjófr sté leistum hyrjar í gǫgnum goðkynning ‘when the house-thief [fire] strode with soles of fire through the descendant of gods’ (Marold et al. 2012, p. 44).5 While the kenning pattern ‘house-thief’ for ‘fire’ is itself not unusual, the notion of this animated thief stealing through his victim with soles (or possibly socks) of fire (that is, burning him alive) is certainly a bold and striking conceit. Sometimes the poet’s use of nýgervingar seems to stimulate the production of unusual kennings, probably in order to exploit the full extent of the conceit that runs through his stanza or helmingr (half-stanza). Egill Skallagrímsson’s poetry is notable for such effects, which can be found both in his long poems (two of which are in kviðuháttr metre) and his lausavísur. Stanza 15 of Arinbjarnarkviða ‘Poem for Arinbjǫrn’ (Clunies Ross forthcoming), Egill’s encomium for his friend Arinbjǫrn, is about the act of poetic composition: Efni mærðar magar Þóris, vinar míns, erum auðskœf ómunlokri, þvít tvenn ok þrenn liggja valið á tungu mér ‘Materials for the praise of the kinsman of Þórir [= Arinbjǫrn], my friend, are easy for me to smooth with the voice-plane [tongue], because twofold and threefold [materials] lie chosen upon my tongue’. Here the imagery comes from the semantic field of carpentry; Egill’s tongue is like a plane that smooths the rough timbers he has already chosen to build his edifice of praise for Arinbjǫrn.6 The work is easy because the good workman has already chosen and laid out his building materials, that is (probably), his themes for poetic composition.7 The kenning here, though unusual, is itself in no way ambiguous, although, as often, it is not always certain how to interpret the extended meaning created by the whole statement of which it is a part. In the three examples above of kennings whose whole or second level meaning is determined by their immediate semantic contexts, the kenning patterns ‘troll-woman of the helmet [axe]’, ‘thief of the house [fire]’ and ‘plane of the voice [tongue]’ can all be understood independently of those contexts, though the last-named is uncommon. However, the extended metaphors or conceits involved in the augmentation of

    5 Again the prose word order of the clause is given to clarify the kenning’s role within it and this mode of exposition has been chosen for all the poetic examples cited in this essay. 6 There is one other comparable kenning for the tongue in the corpus, Hallar-Steinn’s Frag 5/1III lokarr óðar ‘the plane of poetry’ (Marold et al. 2017, p. 206), also in the context of poetic composition. 7 Alternatively, when he states that the timber is laid out two- and threefold, Egill may have been alluding to the metrical character of kviðuháttr verse, in which the odd lines have three rather than four (2 × 2) metrical positions. Another possibility is that tvenn ok þrenn simply means ‘abundant’, as suggested in the glossary to Bjarni Einarsson (2003, p. 277).

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     Margaret Clunies Ross

    those kennings’ referential meanings often introduce an element of ambiguity into one’s interpretation of the semantic unit as a whole, usually because these elements do not follow established metaphorical or metonymic conventions that can easily be recovered by the modern scholar through analysis of the skaldic corpus. In the case of Ynglingatal 20, for example, the meaning of the image conveyed by the phrase sté leistum hyrjar, translated above as ‘strode with soles of fire’ is not entirely clear: does it imagine the fire-thief creeping in his socks through the house so as not to wake the sleeping household until his destructive work is done or does it visualise the thief with fire burning from the soles of his feet? What did Egill mean his audience to understand by þvít tvenn ok þrenn liggja valið á tungu mér ‘because twofold and threefold [materials] lie chosen upon my tongue’? And so on. It happens sometimes that similar ambiguities affect the meanings of the kennings themselves, considered as independent entities within a larger semantic structure. Some poets appear to have enjoyed playing with the conventions of kenning formation and do so in a semantic context in which a ‘normal’ meaning for a kenning or group of kennings is overridden by other elements in the semantic structure. Two lausavísur by Eyvindr skáldaspillir Finnsson (Eyv Lv 13–14I, Poole 2012, pp. 233–235) are of this kind. They assume background knowledge on the audience’s part of the famine that affected parts of Norway during the reign of the sons of Eiríkr blóðøx ‘Blood-axe’ Haraldsson (cf. Russell Poole’s Introduction (2012, pp. 213–214)), but the stanzas are nevertheless highly personalised statements of Eyvindr’s own situation. The subject of the first one (Lv 13) is a fishing expedition, while the second (Lv 14) mentions the poet’s poverty, which forces him to break up a large silver cloak-pin, sent to him by Icelanders, in order to buy provisions and, finally, to barter his arrows for herrings. Central to the two stanzas, which are interconnected both in subject-matter and in imagery, are four kennings, which, in context, are almost certain to have ‘herrings’ as their referent, rather than ‘fish’ more generally, as indeed Meissner acknowledged (1921, p. 116, § 37 Fische), though he refrained from creating a separate category for ‘herring’ beside ‘fish (pl.)’. Only one of these four kennings, fjǫrðhjǫrð ‘fjord-herds’ (Lv 14/2), has any parallel elsewhere in the skaldic corpus, and out of context this one could mean ‘fish’ in general rather than ‘herrings’, as a similar kenning (hjarðir báru ‘herds of the wave [fish]’, Kleima Lv 1/4VIII (GrL 4), La Farge forthcoming) does in a stanza in Gríms saga loðinkinna ‘The Saga of Grímr Hairy-cheek’. The other three herring-kennings are without precedent in the skaldic corpus, yet, even though they are so unusual, could all mean ‘fish’ if it were not for the poet’s clear direction to his audience to interpret them as ‘herrings’.8 This direction comes in the second helm-

    8 The prose contexts in which these stanzas are recorded also specify that the referents should be ‘herrings’ rather than ‘fish’. The kennings in question are sporðfjǫðraðar spáþernur langra nóta ‘the tailfin-feathered prophesying terns of the long nets’ (Lv 13/3–4), akrmurur jǫkla ‘the silverweeds of

    

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    ingr of stanza 14: Mest selda ek mínar hlaupsildr gaupna Egils við mævǫrum sævar; hallæri veldr hvǫ́ ru ‘Most of all I sold my leaping herrings of Egill’s palms [arrows] for the slender arrows of the sea [herrings]; the famine causes both things’.9 By means of this witty use of reciprocal base-words (arrows for herrings and herrings for arrows), Eyvindr makes it clear to his audience that his artful kennings must be interpreted in a certain way, and this message is underlined by his choice of the compound noun hlaupsildr ‘leaping herrings’ (Lv 14/8) as the base-word of the arrow-kenning, because síld is the prose term for ‘herring’, rather than a poetic heiti, so there could be no doubt about its meaning. A second directive towards interpretation is provided by the reference to the legendary figure of Egill the archer (see Note to line 8 of Eyv Lv 14, Poole 2012, p. 235). To return to the two propositions with which this essay began, that the kenning system depends on a relatively small number of useable patterns or types, within which great variation is possible, and that kennings achieve their meanings independently of the syntactic context in which they appear, the analysis and discussion here has upheld them to a large extent but also pointed to refinements and possible expansions that need to be made to the former. With regard to the latter, the great variety of possible ways in which skalds imbue kennings and their semantic surroundings with contextual meanings, it has only been possible here to give a selective analysis of instances in which skaldic poets have been able to produce complex meaning at a level beyond the fixed semantic structure of the kenning, but from this limited sample it can be seen that a focus on contextual meaning within and beyond the individual kenning often brings to light levels of meaning beyond the stereotypical.

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    the field of the ice-floes (literally ‘field-silverweeds of ice-floes’)’ (Lv 13/5) and mævǫrvar sævar ‘the slender arrows of the sea’ (Lv 14/6). For a discussion of their unique character, see Poole’s notes to the stanzas (2012, pp. 233–235). 9 The prose word order and translation of this helmingr are by Russell Poole (2012, p. 234).

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     Margaret Clunies Ross

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    Klaus Düwel und Sigmund Oehrl

    Überlegungen zur Bild- und Runenritzung von Aspö in Södermanland (Sö 175) Abstract: The Viking rune rock from Aspö in Södermanland depicts an unusual pictorial carving, representing a man with two serpents in his hands. The authors reflect about the possible meaning of this strange figure, discussing the enigmatic and unique runic formular, the ambiguity of the serpent motif, the figure’s staring eyes and possible connections to the iconography of Daniel in the Lions’ den. Ein spätwikingerzeitliches Runendenkmal (etwa 2. Hälfte 11. Jahrhundert), das durch seine ungewöhnliche Platzierung, seine monumentale äußere Erscheinung sowie eine einmalige und enigmatische Bilddarstellung hervorsticht, stellt das Bild- und Runenmonument von Lagnö im Kirchspiel Aspö (Sö 175) in Södermanland dar (Abb. 1–2). Die etwa 2 m breite und 1,5 m hohe Bilddarstellung mit einer Runeninschrift in den Schlangenwindungen ist an einem 5 m hohen, steil abfallenden Felsen zu sehen. In der Wikingerzeit, als Bild und Runen eingehauen wurden, befand sich hier ein natürlicher Hafen. Der Wasserspiegel reichte damals bis ungefähr einen Meter unterhalb der Bildfläche. Von einfahrenden Booten aus war das Bild- und Runenwerk also gut zu sehen und dürfte seine Wirkung nicht verfehlt haben. Die Bilddarstellung1 scheint auf den ersten Blick kaum entwirrbar: Ein Mann mit gespreizten und eingeknickten Beinen, weit von sich gestreckten und erhobenen Armen, den zwei Schlangen umwinden. Der Mann, eindeutig an seinem langen, am Ende eingedrehten Schnurrbart (Moustache) erkennbar, hat zwei ausgeprägte Ohren, an die er die beiden Mäuler der Schlangen mit seinen Händen zu pressen scheint. Die Schlangen haben die seitlich ausgezogenen Ohren im Maul. Sein Gesicht, en face gezeigt, weist zwei überaus große Augenkreise mit Lidstrichen auf, die Unterschiedliches signalisieren können. Auf dem Kopf trägt er eine spitz zulaufende Kopfbedeckung (Mütze oder Helm?), die in einem Beutel mündet, von dem unten zwei Schlaufenenden abgehen. Dieses sog. „Irische Koppel“ mit den Schlaufenenden nach oben findet sich auch zwischen den gespreizten Beinen des Mannes, wie sein Scrotum erscheinend. Die beiden Schlangen winden sich nur um seine Beine und sind in sich verschlungen. Die Schlangenkörper rahmen die Gestalt ein. Die Körperhaltung der Menschenfigur könnte wie bei einem Gewichtheber auf eine große Kraftanstrengung deuten, so als presse er die Schlangenmäuler an seine Ohren. Anderseits könnte man auch den Eindruck gewinnen, die Figur versuche, die Schlangen von sich fernzuhalten. Dieses Bildmotiv kann mit einer erstaunlichen Fülle an zeitlich und räumlich weit gestreuten Parallelen verbunden

    1 Bildbeschreibung nach Düwel (2003, S. 511).

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     Klaus Düwel und Sigmund Oehrl

    Abb. 1: Bild- und Runenfels von Aspö (Foto S. Oehrl)

    werden,2 sein konkreter Sinngehalt bleibt jedoch merkwürdigerweise in den meisten Fällen – anscheinend auch im Fall von Aspö – rätselhaft.3 In jeder Schlangenwindung verläuft eine Inschrift, jeweils am Schlangenhals in Höhe des Beutels der Kopfbedeckung beginnend, rechts vom Betrachter aus: kislau k∙lit∙kiarua∙merki∙þisa∙eftiR∙þorþ∙auk∙sloþi∙lit∙kiarua = (runenschwedisch) Gislaug let gærva mærki þessa æftiʀ Þorð, ok Sloði let gærva (‚Gislög ließ diese Denkmäler nach Tord machen, und Slode ließ [ebenfalls] machen‘). Das ist eine übliche Gedenk­ inschrift, die den Errichter, hier Auftraggeber, Gislög und den Kommemmorierten Tord nennt, und einen weiteren offenbar nachgeordneten Errichter anfügt. Es fehlen alle in anderen Gedenkinschriften begegnenden Informationen wie Verwandtschaftsver-

    2 Oehrl (2010, S. 419–423). 3 Versuche, die Darstellung als den Gott Freyr oder Gunnar in der Schlangengrube zu deuten, bleiben unbefriedigend (Literatur bei Oehrl 2006, S. 74  ff.; Oehrl 2010, S. 422). Das ist Rätselraten und zeigt unsere Ratlosigkeit vor solcher Art Runendenkmal. Bilddarstellungen, die keine identifizierende Beschriftung aufweisen, müssen sorgfältig analysiert und beschrieben werden, ehe sie versuchsweise benannt werden können (vgl. bereits Robert 1919). Auch müssen wir damit rechnen, dass eine nonverbale Kommunikation über Bild und Schrift mit den überall gegenwärtig geglaubten Geistern und Dämonen intendiert sein kann. Deren schadenbringenden Einfluss hat man auch mit Bild- und Wortzauber abzuwehren versucht. Zu diesem u.  a. Düwel (2001, S. 286  ff.).

    

    Überlegungen zur Bild- und Runenritzung von Aspö in Södermanland 

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    Abb. 2: Bildritzung von Aspö (Zeichnung s. Oehrl)

    hältnis, Todesumstände, oder ein Epitheton ornans (bonus homo) oder die manchmal vorkommende Fürbittformel. Die mag hier ohnehin nicht am Platze sein, denn weder ein Kreuz noch sonst ein Bild- oder Textmerkmal deuten auf Christliches. Auch die Inschrift nicht, die links vom Betrachter aus gesehen im Schlangenband verläuft: sant ∙iaR∙þet∙sum∙sakat∙uaR∙nuk∙sum∙huat∙uaR∙þet = (runenschwedisch) Sant iaʀ þæt sum sagat vaʀ ok sum hugat vaʀ þæt (‚Wahr ist das, was gesagt wurde und das, was gedacht [oder beabsichtigt] wurde.‘). Das klingt wie eine philosophische Sentenz, gleichsam als Antwort auf die Pilatus-Frage „quid est veritas?“ Es geht um die Wahrheit von gesprochenem Wort und unausgesprochenen Gedanken bzw. gedachter Absicht – um die Übereinstimmung beider. Aber worauf sich diese Sentenz bezieht, bleibt unklar. Im Folgenden bieten wir einige neue Überlegungen zum Verständnis von Bild und Text an, in der Hoffnung, dass damit weiterführende Untersuchungen angeregt werden. 1.) Was bedeuten die deutlich markierten großen Augen der dargestellten Figur? Neben Entsetzen, Erschrecken und Erstaunen kommen durchaus auch andere Interpretationen in Betracht. In der mittelalterlichen Literatur des Kontinents stehen große Augen für Zorn, offene Augen für Aufmerksamkeit, aufgesperrte Augen für Erstarrung, offen gehaltene Augen für Konzentration, aufgetane Augen für besseres Verstehen, große und runde Augen gelten als Augen des Teufels.4 Hier wäre auch das Odinsheiti Báleygr = ‚der Flammenäugige‘ (vgl. runisch Glīaugiʀ = ‚der Glanzäugige‘ auf dem Goldbrakteaten von Nebenstedt I-B [IK 128]) anzuführen. Große Augen („Glotzaugen“) werden in verschiedenen Kulturen als Kennzeichen des Bösen Blicks angesehen.5 Sehr gut „[…] bezeugt ist das Phänomen in der altnordischen Literatur. Danach sind es vor allem Riesen, Berserker, Hexen, Zauberer und Sterbende, die über den bösen Blick verfügen […]. Besonders gefährlich ist der Blick eines Sterbenden […]“6. Sollte der Fels von Aspö etwa den sterbenden Tord darstellen?7 Fest und scharf bli-

    4 So die Auflistung bei Schleusener-Eichholz (1985, S. 655 Anm. 102, S. 317  f., S. 658 Anm. 123). Zu „große Augen machen (vor Erstaunen)“ siehe Röhrich (1994, S. 116). 5 Seligmann (1922, S. 231); vgl. Seligmann (1927, Sp. 685  ff.). 6 Ranke (1978, S. 323  f.). 7 Dass es sich um eine Darstellung des in der Inschrift genannten Tord handelt, hat bereits Ohlmarks (1978, S. 103) gemutmaßt.

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     Klaus Düwel und Sigmund Oehrl

    ckende oder sogar „schreckliche“ Augen (ǫtol augu), ein wilder, angsteinflößender Blick, kennzeichnen im Altnordischen den Helden oder Herrscher.8 Dieser Blick wird auch als „schlangengleich glänzend“ (poetisch ormfránn) beschrieben. Davon ausgehend zieht Marold auch den in der Skaldik überlieferten „Schlangenhelm“ bei und versucht, ihn mit dem mehrfach genannten „Schreckenshelm“ (Ægishjálmr) zu verbinden.9 Vor diesem Hintergrund wäre es dann denkbar, dass die Kopfbedeckung der Menschengestalt von Aspö einen Helm  – den im Altnordischen überlieferten „Schreckenshelm“10 – darstellt. Damit käme die Möglichkeit in den Blick, in der Darstellung einen herrscherlichen Tord zu sehen. 2.) Es gibt einige wikingerzeitliche Bilddarstellungen, in denen ähnlich markante Augen, sowohl bei anthropomorphen als auch bei theriomorphen Figuren, auftreten. Die spätwikingerzeitlichen Maskendarstellungen auf Runensteinen,11 die – dem antiken Gorgoneion vergleichbar – als apotropäisch gelten, werden häufig als „Schreck-Fratzen“ mit großen aufgerissenen Augen dargestellt.12 Wenn diese Wirkmöglichkeit auch für Aspö angenommen werden darf, worauf auch der Vergleich mit den ǫtol augu hindeuten mag, wäre eine apotropäische Funktion der Bilddarstellung von Aspö denkbar. Im Blick auf die Positionierung und die ursprüngliche Umgebung könnte das eine abschreckende Wirkung auf unbekannte Personen ausgeübt haben, die sich in Booten in feindlicher Absicht dem Hafen nähern. Möglicherweise erstreckt sie sich auch darüber hinaus. In der Nähe liegt nämlich ein in Resten erhaltenes Gräberfeld (s. zu Sö 175), auf dem – wie eine Skizze13 (Abb. 3) mit Notizen Olof Hermelins von etwa 1870 ausweist  – sich zwei schiffsförmige, vier viereckige und viele runde Steinsetzungen nebst einem Bautastein befunden haben. Letzteren bringt Källström (2015, S. 77  f.) mit der Aspö-Ritzung und insbesondere ihrer Inschrift zusammen, in der von der Errichtung „dieser Denkmäler“ (mærki) die Rede ist. Sowohl die Felsritzung als auch den zugehörigen Bautastein betrachtet er als „Landmarken für Seefahrende“. Geht man bei der Runenritzung von einer apotropäischen Wirkung aus, dann mag sich diese auch auf den zugehörigen Bautastein erstrecken.

    8 Jankuhn / Ranke (1973, S. 485); Marold (1998, S. 9  ff.). 9 Marold (1998, S. 14  ff.). 10 S. auch Teichert (2013). 11 Oehrl (2006, S. 11–29); Lemm (2006); Helmbrecht (2011, S. 215  ff., 373  ff.). 12 Jankuhn / Ranke (1973, S. 487). 13 Olof Hermelin in Selebo härads fornlemningar (Handschrift in ATA), s. Källström (2015, S. 78 mit Fig. 7). Die Zeichnung kann hier als Abb. 3 dank der freundlichen Vermittlung Magnus Källströms mit Genehmigung von ATA abgedruckt werden. Källström (2015, S. 76 mit Fig. 5) bietet eine eindrucksvolle Ansicht der hohen Felswand mit der rot ausgemalten Ritzung von Aspö.

    

    Überlegungen zur Bild- und Runenritzung von Aspö in Södermanland 

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    Abb. 3: Zeichnung der Aspö-Ritzung vom Gräberfeld mit Bautastein aus gesehen. Aus Selebo härads fornlemningar von Olof Hermelin um 1870 (Handschrift in ATA).

    Zu überlegen wäre, ob entsprechende bildliche Darstellungen von aufgerissenen Augen auch bei Tieren, z.  B. der Eule14 bzw. dem Flugdrachen15 von Sparlösa (Vg 119), dahingehend aufzufassen sind. Im Fall von Sparlösa ist die Parallele zu Aspö auch deshalb von Belang, weil dort eine Schlange den Kopf in Ohrnähe (mit aufgesperrtem Maul?) berührt. Eine sehr ähnliche Gestalt begegnet unter den Holzschnitzereien von Oseberg.16 3.) Bei genauer Betrachtung zeigt sich ein unterschiedliches Verhalten der Schlangenköpfe. Wenn hier von Schlangen die Rede ist, dann sollte man bedenken, dass es sich dabei nicht um zoologisch bestimmbare Exemplare, sondern um

    14 Wir danken Prof. Dr.  Lothar Dittrich, Hannover für eine briefliche Expertise, die das geflügelte Wesen von Sparlösa eindeutig als Eule (Uhu) bestimmt. Diese Interpretation begegnet auch in der vorliegenden Literatur, etwa bei Jungner (1938) (bemerkenswerter Weise werden im dänischen Volksglauben die großen Augen der Eule mit dem Bösen Blick in Zusammenhang gebracht (Taylor 1930, Sp. 1074)). 15 Für einen Flugdrachen plädieren Düwel (1968, S.  51) und Hauck (1983, S.  581  f.), der ihn als Níðhǫggr anspricht. 16 Capelle / Homann (1986, S. 137 Abb. 28); Wideen (1955, S. 243 Abb. 161).

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    Mischwesen17 handelt, deren Kopf raubtierähnlich gestaltet ist (häufig mit Schopf und Barthaar wie beim „großen Tier“ ausgestattet), während der Leib oft über krallenbewehrte Extremitäten verfügt.18 Die linke Schlange scheint das rechte, länglichherzförmige Ohr der Figur in ihr Maul hinein zu saugen; es erscheint länglich herzförmig. Die rechte Schlange hingegen richtet beide Zähne auf das spitz ausgezogene Ohr und scheint regelrecht zuzubeißen. Das könnte bedeuten: die linke Schlange verhält sich „freundlich“ und könnte das Ohr sogar liebkosen. Die rechte Schlange hingegen hat offenbar feindliche Absichten. Mithin ließe sich die Abbildung einer „guten“ und einer „bösen“ Schlange erkennen. Das stimmt mit der immer wieder betonten Ambivalenz der Schlange überein: „Sinnbild des Todes wie des Lebens, gefürchtet und gehasst aber zugleich auch verehrt.“19 Warburg spricht von „Polarität“ des Symbols, das sich nirgends deutlicher zeige als im Fall der Schlange: … ein vollkommen zweiwertig besetztes Symbol, dessen Terme oder ‚Pole‘ unvermittelt ineinander umschlagen können. Die Schlange ist Ausdruck tödlicher Gefahr – und sie ist ‚natürlichstes Symbol der Unsterblichkeit und der Wiedergeburt aus Krankheit und Todesnot‘.20

    Diese Ambivalenz zeigt sich u.  a. auch in der Bibel, die böse, teuflische Schlange in Genesis  3,1  ff. und in der Apokalypse 20,2 (mit dem Drachen gleichgesetzt) auf der einen und im Jesuswort von den klugen Schlangen (Matthäus 10,16; vgl. Genesis 3,1) auf der anderen Seite. 4.) Die innige Verbindung von Menschenohr und Schlangenmaul deutet recht eindeutig auf eine Kommunikation zwischen Mensch und Schlange hin. Betont wird die Kommunikation durch die extrem großen und abstehenden Ohren des Mannes, die beide ins Schlangenmaul hineinragen. Oehrl hat dieses Motiv „Ohr im Schlangenmaul“ ausführlich besprochen und eine Deutung als Odin im Schlangengeleit erwogen.21 Die beigezogenen Brakteatenbilder entsprechen diesem Typus nicht genau, da sich hier ein Tierohr im oder am Göttermund befindet. Besser passt da der Vergleich mit der Bilddarstellung auf dem Altuna-Stein (U 1161), dessen obere Szene Weber22 überzeugend interpretiert hat: Der Künstler des Altuna-Steins hat den Kommunikationsakt zwischen Raben und Gott [Odin] für den Betrachter unmittelbar sichtbar machen wollen, indem der Schnabel des sprechenden Vogels so direkt wie möglich am Götterohr positioniert ist und dieses sanft berührt. Der Meister von Aspö hat die Intimität noch drastisch erhöht, den Sprech- und Hörvorgang noch

    17 Pesch (2002, S. 66  ff.). 18 Oehrl (2011, S. 38  f.). 19 Bies (2007, Sp. 34). 20 Raulff (1996, S. 82). 21 Oehrl (2010, S. 423–426). 22 Weber (1972).

    

    Überlegungen zur Bild- und Runenritzung von Aspö in Södermanland 

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    unmißverständlicher visualisiert, indem er das Ohr der anthropomorphen Figur nicht bloß dicht ‘amʼ sondern sogar ‘imʼ Schlangenmaul positionierte. Intimer und unmißverständlicher hat der Runensteinritzer die Kommunikation nicht darstellen können.23

    Bereits antik ist bezeugt, dass die Schlangen auf verschiedene Weise (durch Lecken der Ohren) Kenntnisse und Wissen vermitteln können.24 Wenn die Darstellung von Aspö in eine solche Kommunikationssituation gestellt werden kann, würde die linke Schlange, in deren Leib die Sentenz geschrieben ist, der menschlichen Figur ins gespitzte Ohr25 „sprechen“. Möglicherweise ist es diese Mitteilung, die zu Erschrecken oder Erstaunen, vielleicht sogar Entsetzen führt und dadurch den Gesichtsausdruck verursacht. Natürlich wissen wir nicht, worin die Mitteilung bestand, aber es ist denkbar, dass es die Sentenz selbst ist, die sich auf ein Ereignis um den verstorbenen Tord beziehen mag. Im Übrigen wissen wir ja auch nicht, was Odin seinem toten Sohn Balder auf dem Scheiterhaufen ins Ohr geflüstert hat (Vafþrúðnismál 52  ff.) oder was die Götterfigur dem verletzten Pferd auf den C-Brakteaten ins Ohr raunt.26 5.) Parallelen zur Bildformel von Aspö sind zahlreich und weit verbreitet.27 Abschließend möchten wir hier einige weitere Entsprechungen vorstellen, die uns bemerkenswert und weiterführend erscheinen: Auf dem wikingerzeitlichen Hafenplatz von Fröjel auf Gotland ist während der Ausgrabungen im Jahr 1999 eine nur 2 cm hohe Fibel aus Bronze geborgen worden, die einen Menschen mit gespreizten Beinen und schlangenartigen Tieren in den Händen abbildet (Abb. 4–5). Der Mann ist en face zu sehen, hält in jeder Hand eines der beiden Schlangen- oder Drachenwesen und wird von diesen flankiert. Die Tiere scheinen ihrerseits die menschliche Mittelgestalt mit ihrem Arm zu berühren. Die Mäuler der Kreaturen berühren den Kopf des Mannes von beiden Seiten im Bereich der Ohren. Die Komposition ist der Bilddarstellung von Aspö verblüffend ähnlich. Ein weiteres Bilddenkmal (Abb. 6) ist eine Darstellung auf einem romanischen Kapitell der Kirche Sainte-Radegonde de Poiters (um 1085). Das Kapitell zeigt mehrfach das Motiv „Daniel in der Löwengrube“. Der Prophet packt die Löwen mal an den Läufen, mal am Schwanz oder Unterkiefer. Die Löwen lecken z.  T. ergeben die Füße Daniels  – wie es in der christlichen Ikonographie gut überliefert ist.28 Einige der Bestien wenden sich jedoch auffällig dem Ohr des Propheten zu und nehmen es derart in ihr Maul auf, dass es aussieht, als wollten sie es beißen oder ihrem Gegenüber etwas zuflüstern. An einer Stelle des Kapitells sieht man Daniel, der einen der beiden flankierenden Löwen am Unterkiefer packt, während dieser das Ohr des

    23 Oehrl (2010, S. 429). 24 Nachweise bei Bies (2007, Sp. 43  ff.). 25 Zum Spitzen der Ohren bei Tier und Mensch und zum Ziehen am Ohr siehe Röhrich (1994, S. 1114  f.). 26 Möglicherweise handelt es sich um eine heilende Zauberformel, wie sie später im Zweiten Merseburger Zauberspruch vorliegt (zur Deutung der C-Brakteaten nach Karl Hauck siehe Heizmann 2007). 27 Vgl. wiederum Oehrl (2010). 28 Etwa auf den burgundischen Danielschnallen, s. z.  B. Kühn (1941–1942 Abb. 1–18).

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     Klaus Düwel und Sigmund Oehrl

    Abb. 4: Bronzefibel von Fröjel (Foto Dan Carlsson)

    Abb. 5: Bronzefibel von Fröjel (Zeichnung Mikke Brännström)

    Mannes mit dem offenen Maul berührt. Den anderen Löwen packt der Prophet am Schwanz, der die Gestalt einer Schlange hat. Daniel hält die Schlange in der Hand und scheint das geöffnete Schlangenmaul an sein Ohr zu führen. Es macht den Eindruck, als beiße oder spreche die Schlange in das Ohr Daniels – die Verbindung mit der wikingischen Darstellung von Aspö ist offenkundig. Im Fall von Sainte-Radegonde kann das Berühren der Ohren mit dem Maul (analog zum Lecken an den Füßen) nur als Zeichen der Unterwerfung aufgefasst werden. Sollte dieser Gedanke auch auf dem Runenfels von Aspö eine Rolle spielen? Dies könnte ein neuer Ausgangspunkt für eine mögliche

    

    Überlegungen zur Bild- und Runenritzung von Aspö in Södermanland 

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    Abb. 6: Kapitell der Kirche Sainte-Radegonde de Poiters (Debidour 1961, Fig. 209)

    Bilddeutung sein.29 Bemerkenswerte Parallelen sehen wir ferner in einer Darstellung auf der Kanzel in der Pfarrabtei von San Pietro, Gropina in Arezzo (Mitte 12. Jahrhundert, Abb. 7) sowie in zwei irischen Denkmälern des 9. Jahrhunderts, einem Glockenschrein im Nationalmuseum Dublin (Abb. 8) und dem Kreuz von Tully Lough (Abb. 9). Die Bilddarstellung auf dem Kreuz kann, ähnlich wie im Fall von Sainte-Radegonde, als göttliche Errettung eines Betenden (Daniel?) vor den Untieren verstanden werden. 6.) Summa: Ein Ergebnis im strengen Sinn vermögen wir nicht zu präsentieren. Aber wäre das auch überhaupt im Blick auf die Ambivalenz vom Schlangensymbol, die unterschiedlichen Verbindungen von Ohr und Schlangenmaul, die unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten großer offener Augen überhaupt zu leisten? Offenkundig ist aber, dass die zahlreichen Parallelen zur Figuration Mensch (in Kommunikation?) mit zwei Schlangen oder Drachen (diese greifend und scheinbar an den Kopf führend) Bedeutung haben müssen und zwar sowohl in säkularen sowie in sakralen Kontexten, ohne dass man bisher einen präzisen Zugriff auf diese Bedeutung erreichen konnte. Offenkundig ist ferner, dass wir es mit einer Art Bildformel (Holzapfel 1973) zu tun haben, die zu unterschiedlichen Zeiten, in unterschiedlichen Kulturen und Kontexten mit verschiedenen Sinngehalten gefüllt werden konnte. Eine Verbindung mit der DanielIkonographie, wie die vorgestellten Parallelen andeuten, erscheint durchaus denkbar.

    29 Zum Belecken des Gesichtes als Zeichen der Unterwerfung s. ferner Oehrl (2011, S. 218  ff.).

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     Klaus Düwel und Sigmund Oehrl

    Abb. 7: Kanzel in der Pfarrabtei von San Pietro, Gropina in Arezzo (Hansmann / Kriss-Rettenbeck 1977, Abb. 612)

    

    Überlegungen zur Bild- und Runenritzung von Aspö in Södermanland 

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    Abb. 8: Glockenschrein im Nationalmuseum Dublin (Stiegemann et al. 2013, Nr. 187)

    Abb. 9: Kreuz von Tully Lough (Stiegemann et al. 2013, Nr. 209)

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     Klaus Düwel und Sigmund Oehrl

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    Überlegungen zur Bild- und Runenritzung von Aspö in Södermanland 

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    Kari Ellen Gade

    The Term rekit in Háttalykill and Háttatal Abstract: This article examines the meaning of the metrical term rekit ‘driven, extended’ in the two Old Norse claves metricae, Háttalykill (ca. 1150) and Snorri Sturluson’s Háttatal (ca. 1220). It is shown that, whereas rekit is used as the name of a meter in the manuscripts of Háttalykill and appears to refer metrical and syntactic features, in early thirteenth-century Iceland the term denotes extended kennings, that is, kennings with more than two determinants. It also becomes clear that medieval theoreticians and later commentators conceived of kennings differently than modern scholars, and that they unraveled kennings at the semantic level, in terms of layers of meaning, rather than at the structural level, counting the number of overt determinants contained in a kenning. Háttalykill inn forni ‘The Old Key to Verse-forms’ (Hl) was most likely composed by two poets in Orkney a little before or after 1150 (Finnur Jónsson 1894–1901, II, p. 35; de Vries 1938, pp.  720, 733 n. 73; Jón Helgason  / Holtsmark 1941, pp.  99, 118, 140; Kuhn 1983, p.  317; Faulkes 2007, p. xii).1 In its extant form the poem consists of 81 stanzas plus one verse, and metrically and thematically the stanzas can be divided into forty-one pairs of stanzas, some of which are poorly preserved. Each stanzaic pair displays one metrical peculiarity or verse-form and commemorates one legendary or semi-legendary hero or historical king. The identity of the poets cannot be established with absolute certainty, but they appear to have been the Orkadian jarl Rǫgnvaldr Kali Kolsson and the Icelander Hallr Þórarinsson breiðmaga ‘(son) of Broad-belly’, each of whom reportedly composed one of the stanzas in the stanzaic pairs (Finnbogi Guðmundsson 1965, p. 185; Jón Helgason / Holtsmark 1941, pp. 135–142). The poem is transmitted without prose in two manuscripts, Holm papp 25 8°ˣ and UppsUB R 683ˣ, both dating from around 1665 and in the hand of the Icelander Jón Rugman (Jón Helgason  / Holtsmark 1941, pp.  7–21, 99–115). The names of the meters are given as a caption above each stanzaic pair when present in Rugman’s exemplar; otherwise he added titulus deest ‘there is no heading’. The exemplar of the two copies appears to have been an old Norwegian manuscript, probably hailing from the last decade of the twelfth century (Jón Helgason / Holtsmark 1941, pp. 114–115, 117–118).

    1 The two most recent editions of Háttalykill (henceforth abbreviated in the text as Hl) are by Jón Helgason / Holtsmark (1941) (with introduction and commentary in Danish) and by Gade (2017a) in SkP III. In the present article, references to the stanzas and lines of Hl are to the latter edition; translations are also from this edition. The layout of the text of skaldic stanzas, the prose order, and the translation follow the conventions of the volumes in the SkP series.

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     Kari Ellen Gade

    Hl is unique because it is the first clavis metrica composed in Scandinavian territory, and also because it may have served as the model for Snorri Sturluson’s Háttatal ‘Enumeration of Verse-forms’ (Ht), a praise poem of 102 stanzas composed around 1222–1223 in honor of the Norwegian King Hákon Hákonarson and his father-in-law and regent, Jarl Skúli Bárðarson (Jón Helgason  / Holtsmark 1941, pp.  118–120, 142; Kuhn 1983, 324).2 That poem is preserved in its entirety, including a prose commentary, most likely originally by Snorri himself (Kuhn 1983, p. 326; Faulkes 2007, pp. vii– ix), in manuscript GKS 2367 4° (Codex Regius, R) of Snorra Edda, and, in part, in manuscripts Traj 1374ˣ (Codex Trajectinus, Tˣ), DG 11 (Codex Upsaliensis, U), and AM 242 fol. (Codex Wormianus, W) of the same work. The prose commentary details the metrical and syntactic peculiarities of each verse-form and also gives the names of the meters. Of the thirty-five names of meters recorded in the manuscripts of Hl, thirty appear in more or less unchanged form in Ht (cf. also Finnur Jónsson 1894–1901, II, p. 87; Kuhn 1983, pp. 319, 324, 326; Marold 1995, 112). Hence there is little reason to doubt that Snorri was familiar with that poem and with the metrical terminology employed there, although there is no evidence that Hl was ever transmitted along with a prose commentary. The term rekit ‘driven, extended’ occurs in Hl as the name of a meter, an octosyllabic variant of runhent ‘end-rhymed’ (Hl 33–34). Rekit is also used by Snorri in the prose of Ht – not as the name of a meter, but apparently to denote extended kennings, that is, kennings with three or more determinants (Jón Helgason / Holtsmark 1941, 65–66; Faulkes 2007, pp. 5, 8). The term is later used with the same meaning in the preface to the grammatical treatises in manuscript W of Snorra Edda (Jón Sigurðsson et al. 1848–1887, II, p. 8: “… kenníngar, eigi lengri reknar en Snorri lofar” ‘… kennings, not extended further than Snorri permits’). Because Hl is not transmitted along with a prose commentary, it is difficult to establish exactly what the name rekit means there. It is clear, however, that the term cannot have denoted the same phenomenon as in Snorra Edda, because the two stanzas that follow this heading in Hl contain only two kennings; namely, the gold-kenning armlog ‘arm-flame’ and the battle-kenning geirleik ‘spear-play’, both of which have only one determinant. Moreover, it is also peculiar that the stanza in Ht (Ht 3) that allegedly exemplifies rekit, apparently does not contain any kenning that can be classified as a rekit construction (see Faulkes 2007, p. 48). The present article is an attempt to elucidate and explain exactly how the term rekit was understood by the Hl poets and by Snorri Sturluson.

    2 Snorri Sturluson’s Háttatal (henceforth abbreviated in the text as Ht) has been edited numerous times (see Faulkes 2007, p. xxiv), most recently by Faulkes (2007) (prose and poetry) and by Gade (2017b) in SkP III (critical edition, translation, and commentary; poetry only). In the present article, references to the stanzas and lines of Ht are to the latter edition; translations are also from this edition. The Old Norse prose commentary of Ht is cited from Faulkes (2007). Unless otherwise stated, all translations from the Old Norse are my own.

    

    The Term rekit in Háttalykill and Háttatal 

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    In the prose commentary of Háttatal, Snorri gives the following structural definition of kennings (Faulkes 2007, p. 5): Kenningar eru með þrennum háttum greindir: fyrst heita *kenningar, annat tvíkent, þriðja rekit. Þat er kenning at kalla fleinbrak orrostu, en þat er tvíkent at kalla fleinbraks sverðit, en þá er rekit ef lengra er. Kennings are distinguished in three ways: the first is called ‘kennings’, the second ‘doubly determined’ (tvíkent), the third is ‘extended’ (rekit; literally ‘driven’). A kenning is to call battle ‘spearcrash’, and doubly determined is to call the sword ‘fire of the spear-crash’, and it is extended if it is longer.

    According to him, one may expand a kenning ‘as far as the fifth kenning’ (til hinnar fimtu kenningar) and it is ‘excessive’ (ór ættum) if it is expanded further (Faulkes 2007, p. 8). Snorri notes that although such ‘excessive kennings’ are found in the works of ancient skalds, ‘we do not use that now’ (ibid.: “… látum vér þat nú ónýtt”). In his explanation of the inverted kenning vandar Viðris veðrstafir ‘staffs of the rod of the storm of Viðrir [literally ‘weather-staffs of Viðrir’s rod’ battle > sword > warrior]’ in Skáldskaparmál, Snorri repeats the structural definition of rekit from Ht (Faulkes 1998, I, p. 74): “Viðris veðr er hér kallat *orrosta en vǫndr vígs sverðit en menn stafir sverðsins. Hér er bæði orrosta ok vápn haft til kenningar mannsins. Þat er rekit kallat er ort.” ‘Here battle is called ‘storm of Viðrir’ and the sword ‘rod of battle’ and men ‘staffs of the sword’. Here both ‘battle’ and ‘weapon’ are used to paraphrase ‘man’. It is called ‘extended’ (rekit) when it is composed in this manner.’ There can be no doubt, then, that to Snorri the term rekit referred to a kenning with more than two determinants. The stanza in Ht that follows directly after the kenning definition has the heading rekit in manuscripts Tˣ and U (twice); the heading is no longer visible in manuscript R, which only has traces of red ink here. The dróttkvætt stanza, stanza 3 in Ht, praises King Hákon Hákonarson for defending his country against enemies (Ht 3; Gade 2017b, p. 1107): Úlfs bága verr ægis Orms váða kann eiðu ítrbáls hati málu; allvaldr gǫfugr halda; sett eru bǫrð fyr bratta menstríðir, njót móður brún Míms vinar rúnu. mellu dólgs til elli. Prose order: Hati ítrbáls ægis verr málu bága úlfs; bǫrð eru sett fyr bratta brún rúnu vinar Míms. Gǫfugr allvaldr kann halda eiðu váða orms; menstríðir, njót móður dólgs mellu til elli. Translation: The hater of the precious pyre of the sea [gold > generous man] defends the wife of the wolf’s enemy [= Óðinn > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)]; prows are placed before the steep edge of the confidante of Mímir’s friend [= Óðinn > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)]. The glorious mighty ruler can hold the mother of the serpent’s harmer [= Þórr > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)]; necklace-destroyer [generous man], enjoy the mother of the giantess’s enemy [= Þórr > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)] until old age.

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     Kari Ellen Gade

    Throughout the stanza, Snorri employs a series of ofljóst ‘excessively clear’ constructions, playing on the homonyms Jǫrð, the name of Óðinn’s consort and mother of the god Þórr, and the common noun jǫrð ‘earth’.3 The problem here is that none of the kennings in this stanza displays the features that would allow us to classify them as rekit in accordance with Snorri’s own definition of this term. Consider the following kennings: 1. menstríðir ‘necklace-destroyer [generous man]’ 2. hati ítrbáls ægis ‘hater of the precious pyre of the sea [gold > generous man]’ 3. mála bága úlfs ‘wife of the wolf’s enemy [= Óðinn > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)]’ 4. rúna vinar Míms ‘confidante of Mímir’s friend [= Óðinn > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)]’ 5. eiða váða orms ‘mother of the serpent’s harmer [= Þórr > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)]’ 6. móðir dólgs mellu ‘mother of the giantess’s enemy [= Þórr > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)]’ The first kenning has only one determinant, which Snorri calls kent (Faulkes 1998, I, p. 5, II, p. 334) and the rest are, following Snorri’s definition, tvíkent, that is, kennings with two determinants. If the stanza was meant to illustrate all three constructions (kent, tvíkent, and rekit), one should expect that it would contain at least one example of the latter, and Snorri indeed uses a rekit-kenning in the preceding stanza (Ht 2). It is also odd that the heading of the stanza in manuscripts Tˣ and U is rekit and not tvíkent, since it apparently contains five tvíkent-kennings and no rekit-kenning. Hence the question is whether Snorri nodded here? The answer to that question is found in Snorri’s understanding of the term tvíkent, which he actually employs in two different ways. As we have seen from his definitions in Ht and Skáldskaparmál, a tvíkent-kenning is a kenning with two determinants. In his discussion of ofljóst in Skáldskaparmál, however, he gives a second definition of tvíkent (Faulkes 1998, I, p. 109): Læti er tvent. Læti heitir rǫdd, læti heitir œði, ok œði er ok ólund. Reiði er ok tvíkent. Reiði heitir þat er maðr er í illum hug, reiði heitir ok fargervi skips eða hross. Far er ok tvíkent. Fár er reiði, far er skip. Þvílik orðtǫk hafa menn mjǫk til þess at yrkja fógit ok er þat kallat mjǫk ofljóst […] Þessar greinir má setja svá í skáldskap at gera ofljóst at vant er at skilja ef aðra skal hafa greinina en áðr þykki til horfa in fyrri vísuorð. Læti is two things. ‘Voice’ is called læti, and ‘rage’ is læti and ‘rage’ is also ‘bad temper’. Reiði is also tvíkent. It is called reiði if a person is illtempered, the equipment of a ship or a horse is also reiði. Far is also tvíkent. Fár is ‘fury’ and far is ‘ship’. People use such expressions frequently to compose with concealed meanings and that is called very ofljóst […] These distinctions can be used in poetry to create ofljóst in such a way that it is difficult to know whether the meaning should be different than what the preceding lines appear to indicate.

    3 Ofljóst ‘excessively clear’ is a word-play that involves the substitution of homonyms and then the replacement of the homonym by a synonym (Frank 1978, p. 69; Marold 2012, pp. lxxxiii–lxxxiv; see also the detailed discussion by Holtsmark 1967).

    

    The Term rekit in Háttalykill and Háttatal 

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    In other words, to Snorri, then, ofljóst constructions involving two single homonyms were also tvíkent, that is, such words have two meanings.4 If we return to stanza 3 of Ht with this definition in mind, things fall into place: 3. mála bága úlfs ‘wife of the wolf’s enemy [= Óðinn > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)]’ 4. rúna vinar Míms ‘confidante of Mímir’s friend [= Óðinn > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)]’ 5. eiða váða orms ‘mother of the serpent’s harmer [= Þórr > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)]’ 6. móðir dólgs mellu ‘mother of the giantess’s enemy [= Þórr > = Jǫrð (jǫrð ‘earth’)]’ Kennings 3, 4, 5, and 6 all contain an ofljóst construction, playing on the homonyms Jǫrð, mother of Þórr and Óðinn’s consort, and the common noun jǫrð ‘earth’. Hence, to Snorri, these kennings indeed fit his definition of rekit because they have three determinants although there are only two overt determinants present – the third determinant is ‘hidden’ and contained at the semantic level of ofljóst. This is, of course, at cross purposes with our modern concept of the structure of a kenning, which, according to Marold (SkP I, p. lxx), can be defined as follows: “A basic kenning consists of two elements that can appear in various syntactic and semantic arrangements.”5 It is clear that Snorri must have sought out ofljóst-kennings on purpose here, because Ht 3 contains blatant borrowings from earlier poems. Bági úlfs ‘the wolf’s enemy’ and vinr Míms ‘Mímir’s friend’ occur in Egill Skallagrímsson’s Sonatorrek 24/2 and 23/4, respectively (both of which are cited by Snorri in Skáldskaparmál; see Faulkes 1998, I, pp. 9, 159), and móðir dólgs mellu ‘mother of the giantess’s enemy’ is found in Eyvindr skáldaspillir’s Lausavísa 8/7–8 (Poole 2012, pp. 226–227) – Snorri must have known this stanza because he cites the first four lines in Skáldskaparmál (Faulkes 1998, I, 59). The reason why Snorri chose to employ ofljóst-kennings rather than kennings with three or more overt determinants, could have been because ofljóst-kennings allowed him to accommodate other kennings and more narrative content in a stanza. Rekit-kennings with numerous nominal elements take up a lot of space, as the following helmingr shows (Þórðr Særeksson (Sjáreksson), Þórálfs drápa Skólmssonar 1/5–8; Gade 2012, pp. 237–238):

    4 It is interesting that, in Magnús Ólafsson’s seventeenth-century Laufás Edda, the term rekit is used to designate a concatenation of ofljóst constructions (Faulkes 1979, p. 294, so also p. 377): “Þetta kóllum vier rekid, ok þä fygura hafa ordsnialler menn mióg j verka synum er vier kóllum gätur. Þad hafa menn mióg j kvedskap þeir er mirt vilia qveda, ad nefna þann hlut er heiti ä vid hinn er merker soguna” ‘We call this rekit, and in their compositions eloquent people often use that figure which we call riddles. Those people who want to compose obscurely frequently use that [figure] in their poetry that they call the thing that is named by that which signifies the statement’. The three stanzas used to illustrate rekit in Laufás Edda are Hofgarða-Refr Gestsson Fragment 2 (Marold et al. 2017, p. 261; see Note to [All] there) and Rǫgnvaldr Kali Kolsson Lv 34–35 (Jesch 2017, pp. 343–346; see Lv 34 Note to [All] there). 5 See the excellent discussion by Marold (2012).

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    Ok gimsløngvir ganga gífrs hlémána drífu nausta blakks it næsta Norðmanna gram þorði. Prose order: Ok nausta blakks hlémána drífu gimsløngvir þorði ganga it næsta gram Norðmanna. Translation: And the slinger of the fire of the storm of the troll-woman of the shielding moon of the horse of boathouses [(literally ‘fire-slinger of the storm of the troll-woman of the shielding moon of the horse of boathouses’) ship > shield > axe > battle > sword > warrior] dared to advance next to the lord of the Norwegians [norwegian king = Hákon].

    If Ht was intended for recitation before the magnates at the Norwegian royal court, one might surmise that the young Hákon Hákonarson, whose fondness for Continental romances is well known, would not have been amused by such tortuous constructions as ‘slinger of the fire of the storm of the troll-woman of the shielding moon of the horse of boathouses’. As stated at the beginning of this article, the term rekit first occurs as the heading of a pair of stanzas in Hl (Hl 33–34). We do not know, of course, whether the headings and the terminology transmitted in Rugman’s exemplar were coined by the Hl poets, or whether they were added by someone else when the poem was committed to parchment. A glance at the two stanzas of Hl that supposedly illustrate rekit shows that the term was certainly not used to exemplify what Snorri understood as rekit (Hl 33–34; Gade 2017a, pp. 1043–1044): Óli fœddi aldinn ara; Víða hygg ek bragna bera allvítt kveðk hans snilli fara; buðlungs nafn, þess’s saddi Gera; eigi frák hann armlog spara; hraustan spurðak vísa vera; auði gœddi drengi snara. vǫ́ pnum kunni benjar skera. Prose order: Óli fœddi aldinn ara; kveðk snilli hans fara allvítt; eigi frák hann spara armlog; gœddi snara drengi auði. Víða hygg ek bragna bera nafn buðlungs, þess’s saddi Gera; spurðak vísa vera hraustan; kunni skera benjar vǫ́ pnum. Translation: Óli fed the ancient eagle; I say that his prowess travels very widely; I did not hear that he spared the arm-flame [gold]; he enriched valiant warriors with wealth. Far and wide I believe men carry the name of the hero who sated Geri ; I heard that the ruler was courageous; he knew how to cut wounds with weapons. Hjartat dugði jǫfri ǫrum; Harðir ǫ́ ttu hermenn saman; ýtar fylgðu hilmi snǫrum; hilding frák við gunni taman; segja kannk frá fylkis fǫrum; hǫ́ num þótti at geirleik gaman; fyrða beitti lið með ǫrum. greppar leyfðu vísa framan. Prose order: Hjartat dugði ǫrum jǫfri; ýtar fylgðu snǫrum hilmi; kannk segja frá fǫrum fylkis; beitti lið fyrða með ǫrum. Harðir hermenn ǫ́ ttu saman; frák hilding taman við gunni; hǫ́ num þótti gaman at geirleik; greppar leyfðu framan vísa. Translation: The heart helped the liberal prince; men followed the bold ruler; I can tell about the leader’s expeditions; he killed the troop of men with arrows. Hardened warriors joined [battle] against one another; I heard that the lord was trained in warfare; he took pleasure in spear-play [battle]; poets praised the outstanding leader.

    

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    In these stanzas there are only two kennings, and both of them have only one determinant. The meter is an octosyllabic variant of runhent ‘end-rhymed’, and the main characteristic is that, rather than each line ending in a cadence consisting of a long syllable plus a short syllable as in hrynhent ‘flowing-rhymed’ and dróttkvætt ‘court meter’, for example, the lines end in a disyllabic, short-stemmed word.6 All lines are trochaic, and in all but one the end of a line coincides with the end of an independent clause. Hence the stanzas consist of a concatenation of clauses, just like the dróttkvætt variant áttmælt ‘eight-times spoken’ in Hl 75–76 and Ht 10.7 That variant is not trochaic, however, and the term áttmælt refers to syntax only. The Hl meter rekit is also exemplified in Ht 90, but Snorri does not call it rekit, rather, he groups it with his other fifteen variants of runhent (Ht 80–94). Consider the following stanza (Ht 90; Gade 2017b, p. 1200): Mǫrg þjóð ferr til siklings sala; Bresta spyrjum bauga flata sœmð es þar til allra dvala; – bragna vinr kann gulli hat*a – tiggi veitir seima svala; – œðri, veitk, at gjǫflund gata satt es bezt of hann at tala. grundar vǫrðr – fyr hringa skata. Prose order: Mǫrg þjóð ferr til sala siklings; sœmð es þar til allra dvala; tiggi veitir svala seima; es bezt at tala satt of hann. Spyrjum flata bauga bresta fyr skata hringa; vinr bragna kann hat*a gulli; veitk, at vǫrðr grundar gata œðri gjǫflund. Translation: Many people travel to the halls of the sovereign; honour accrues to all who stay there; the ruler gives out cool gold; it is best to tell the truth about him. We [I] learn that flat circlets burst before the chieftain of rings [generous man]; the friend of men [= Skúli] knows how to hate gold; I know that no guardian of the ground [ruler] got a nobler generous disposition.

    Other than in Hl and Ht, the meter is used only in the anonymous Málsháttakvæði ‘Proverb Poem’, tentatively dated to the end of the twelfth century and attributed to the Orcadian bishop Bjarni Kolbeinsson.8 The question is, then, what is meant by the term rekit in the context of Hl? As we have seen, it cannot apply to the structure of kennings – in fact, none of the technical terms used in Hl do – and hence it must refer to meter or syntax or both. According to Fritzner, the strong verb reka (of which rekit is the past participle) can mean ‘drive or chase a living being from one place to another, in a certain direction’ and ‘put something in motion, whereby it is brought towards or into something’. It can also be used impersonally: ‘something is being put in motion, is caused to drift around on the water, driven by wind, current’ or ‘something drifts ashore on the beach’ (see Fritzner 1883–1896, III, pp. 70–72). The verb can have other meanings

    6 For the meters runhent, dróttkvætt and hrynhent, see Gade (2012, pp. lix–lxiii). 7 Áttmælt ‘eight-times spoken’ is a variant of dróttkvætt in which each line of a stanza is syntactically end-stopped and consists of an independent clause (see also Faulkes 2007, pp. 9, 77–78). 8 Edited in SkP III by Roberta Frank (2017); for a detailed discussion of that poem and Bjarni Kolbeinsson’s possible authorship, see Introduction there and Holtsmark (1937).

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    as well, such as ‘reject’, ‘prosecute’, ‘seek vengeance for something’, etc. – none of which seem to apply in the present context. The main sense of rekit, then, appears to be ‘driven’ or ‘set adrift’. If we look back at the meter, the main characteristics are the end-rhymes falling on the last two short syllables, the trochaic rhythm, and the coincidence of line-end and sentence-end. In fact, when recited, each stanza would sound like a string of trochaic clauses, each one punctuated by rhyming short syllables recited quickly and strongly, directly leaping into a new clause starting in the next line. The aural effect must have been one of rapid motion – of syntax driven by meter. A glance at Málsháttakvæði, the only extended poem composed in this meter, corroborates that picture. That poem is transmitted after Ht and Bjarni Kolbeinsson’s Jómsvíkingadrápa on the final two leaves of manuscript R of Snorra Edda. In its present form, it consists of thirty stanzas, and the final stanza is incomplete with only one and a half line that are now legible. It is composed in a mixture of the octosyllabic runhent rekit and a heptasyllabic variant of the same meter, in which the end rhyme falls on a single syllable rather than on two short syllables. The latter meter is also exemplified twice among the runhent variants in Snorri’s Ht (Ht 91 and 94), but not in Hl. Because the latter poem is incomplete, we cannot know whether the meter was originally included in Hl as well. Structurally, Málsháttakvæði is characterised by a trochaic rhythm – 86% of the lines are trochaic – and each line coincides with a syntactic boundary, usually the end of a clause. Often word stress is subordinate to metrical stress, and there is frequent elision. As Roberta Frank, the most recent editor of Málsháttakvæði observes (Frank 2017), “the insistent rhythm of Málsháttakvæði tends to sweep all before it.”9 Contentwise it is a most peculiar poem consisting of proverbs, authorial observations and asides, as well as references to ‘ancient wisdom’ and stories about gods and legendary heroes. In the first stanza the poet declares his intention (Frank 2017, p. 1216): “We [I] intend to bring old sayings together; most people take pleasure in something; this nonsense shows my good cheer; it is then as if one gathers pickings.”10 In at least three places it appears that the poet is acutely aware of the effect that the poem, the rapid syntax, and the meter would have on the audience. In stanza 9/7–8, for example, he describes his verbosity using the verb jaga ‘drive, chase’ in the colloquial sense ‘chatter incessantly’, a meaning that is preserved in the Orkney Norn verb yagg ‘yack’ (de Vries 1977, p. 289).11 In the first four lines of stanza 11, the poet states that he needs to furnish his poem with a stef ‘refrain’, other-

    9 See Frank’s Introduction to Anon Mhkv in SkP III (Frank 2017, p. 1215). 10 Anon Mhkv 1/5–8, prose order (Frank 2017, p. 1216): Ætlum fœra forn orð saman; flestir henda gaman at nøkkvi; sjá geipun veit gleði minnar; er þá, sem hendi griplur. 11 Anon Mhkv 9/7–8, prose order (Frank 2017, p. 1223): Heyrinkunn saga er frá hánum; hvat þarf ek at jaga of slíkt? ‘There is a well-known saga about him; why would I need to yack about such a thing?’ (My own translation.)

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    wise it could be perceived by the audience as a þula, usually a list of heiti, because of the abrupt meter (and we must assume, syntax):12 Stefjum verðr at stæla brag, – stuttligt hefk á kvæði lag – ella mun þat þykkja þula, þannig nær sem ek henda mula. Prose order: Verðr at stæla brag stefjum – hefk stuttligt lag á kvæði – ella mun þat þykkja þula, þannig nær sem ek henda mula. Translation: One must provide poetry with refrains – I have an abrupt verse-form in this poem – otherwise it may seem a þula, almost as though I were gathering crumbs.

    In the final stanza, he pronounces the following verdict on his poem:13 Stjórnlausu hefk slungit saman; svá vildak … Prose order: Hefk slungit saman stjórnlausu; svá vildak … Translation: I have thrown together [something] without a rudder; thus I wanted …

    The term stjórnlauss, literally ‘rudderless’, clearly refers to the content of the poem, that is, the endless concatenation of clauses and ‘the crumbs’ of proverbs and other lore, which invoke the image of a ship drifting aimlessly on the ocean without a rudder, that is, skipit rekr um hafit ‘the ship drifts around in the sea’. One may ask whether this is a veiled pun on one of the meters, rekit, in which the poem is composed? To sum up: As earlier scholars have noted in passing (e.  g. Jón Helgason / Holts­ mark 1941, pp.  65–66; Faulkes 2007, p.  140), the term rekit denotes something different in Snorri’s Ht and Skáldskaparmál than it does in Hl. Snorri states explicitly that rekit refers to kennings with more than two determinants. It is clear from the sample stanza in Ht that exemplifies rekit, however, that Snorri’s concept of determinants differs from that of modern scholars because he regards ofljóst homonyms as examples of tvíkent; hence ofljóst-constructions plus two overt determinants are also classified by him as rekit. In Hl, on the other hand, rekit must have referred to the meter and the syntax of trochaic octosyllabic runhent ending in two short syllables, in which each line contained a line-stopped clause. The meter was ‘driven’ in the sense that each clause followed rapidly upon the previous one and the lines were swept along by an overpowering trochaic rhythm. The only poem to employ rekit in this sense is Málsháttakvæði, which the poet characterizes as ‘rudderless’ and likens to a þula. If the Orcadian bishop Bjarni Kolbeinsson was indeed the poet who composed that poem, he would certainly have known Hl and most likely also the terminology employed there, since he was closely connected with Rǫgnvaldr Kali and responsible

    12 Anon Mhkv 11/1–4 (Frank 2017, p. 1225). 13 Anon Mhkv 30/1–2 (Frank 2017, p. 1243).

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    for his beatification in 1192 (see Finnbogi Guðmundsson 1965, pp. 282–283 and n. 5; Marold 1995, 105–106, 112 and n. 35). It should also be noted that the rhyme-words saman : gaman of the rekit variant in Hl 34/5, 7 are used in lines 5–6 of the first stanza of Málsháttakvæði. They reappear at stanzas 5/3–4, 22/3–4, and, most likely, in lines 1–2 of the final stanza. Snorri, too, must have known Hl, and the coincidence of metrical terminology in Hl and Ht cannot be fortuitous.14 Snorri also avails himself of the rhyme-words from the rekit stanzas Hl 33 and 34; the -ara rhymes from Hl 33/1–4 are used in Ht 92/1–4, and the -ǫrum rhymes from Hl 34/1–4 rhymes are found in Ht 80. As far as the term rekit is concerned, however, it had clearly developed a different meaning in the Icelandic schools of the late twelfth and early thirteenth centuries – possibly because the term was obscure in the first place as applied to the metrical variant in Hl. It appears that rekit, which originally belonged to the realm of meter and syntax, was transferred to the field of semantics and metaphors, that is, it came to denote a string of determinants that ‘drove’ the meaning from one kenning element to the next, culminating in such rather perplexing warrior-kennings as ‘slinger of the fire of the storm of the troll-woman of the shielding moon of the horse of boathouses’ in Þórðr Særeksson’s half-stanza cited above, to which Snorri so strenuously objected (Faulkes 2007, p. 8: “… látum vér þat nú ónýtt” ‘we do not use that now’). It is also interesting that the medieval theoreticians and later commentators obviously conceived of kennings differently than modern scholars, in that they unraveled kennings at the semantic level, in terms of layers of meaning, rather than at the structural level, counting the number of overt determinants contained in a kenning.

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    14 As Marold (1995, 105–106) has pointed out, Bjarni Kolbeinsson also had close connections to the family at Oddi in Iceland, in particular Sæmundr Jónsson, son of Jón Loptsson, Snorri Sturluson’s fosterfather. She writes (Marold 1995, p. 106): “Man könnte sich also vorstellen, daß es auf den Orkn­ eyjar bereits Ansätze gab, lateinische wissenschaftliche Bildung und eigene poetische Tradition zu vereinen. Bischof Bjarni, der von Rǫgnvaldr gefördert wurde, könnte diese Tradition nach Oddi in Island weitergegeben haben.” See also Faulkes (2007, p. xvi).

    

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    Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

    Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark: a socio-topographical sketch from an archaeological point of view Abstract: The present paper sketches a work schedule regarding a socio-topographical analysis of Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark from an archaeological angle. This approach combines well-established social analysis in archaeology with topographical considerations inasmuch as Norway yields only limited areas suitable for agriculture, which led to long-lived settlement districts and central farm areas. Following this approach, a micro and macro level study would be needed. In the first case (micro-level), the stones are to be analysed at farm level and a little beyond this, whereas in the second case (macro-level), the overall number of stones should be read against the Norwegian settlement districts, including find clusters which indicate central farm areas. In yet another step, this kind of macro-level analysis should be extended to the entirety of rune-inscribed objects (older and possibly younger Futhark). If set in motion, the socio-topographical analysis would be meant to throw light upon the social embedding of runic inscriptions from an archaeological angle, providing information worth adding to the discussion of runes/writing as belonging to an upper class.

    Introductory remarks Norwegian runestones form a well-known kind of archaeological-linguistic heritage, and this includes c. 30 such stones with inscriptions in the older Futhark (Fig.  1). These early testimonies have mostly been detected prior to the 20th century, and thus they were considered almost in their entirety in Norges Indskrifter med de ældre runer (NIæR 1891–1924) with the newly discovered find from Hogganvik in Vest-Agder (southern Norway) being one of the exceptions to the rule (Glørstad / Johansson / Stylegar 2011). In NIæR, the acclaimed Bergen-based archaeologist Haakon Shetelig (1877–1955) wrote an overall synthesis on the archaeology of objects that bear inscriptions in the older Futhark, including selected runestones, following the well-established belief that only an interdisciplinary, archaeological-linguistic analysis will provide a proper framework for the interpretation of rune-inscribed objects and their inscriptions (Shetelig 1914–1924). The last decades have seen, amongst other approaches, an attempt to pioneer sociological or socio-historical considerations in archaeological and linguistic research. Archaeologically, grave accessories or military belongings in bog offerings were analysed in social terms (groundbreaking: Steuer 1982; 1994; Renfrew 1984). In

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     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

    addition, the use of metal detectors and mechanical excavators has led to the discovery of large scale farms, often with halls and splendid find materials, and to an increasingly intense discussion about centres of wealth or central places (overview: Steuer 2003; 2007; Herrenhöfe 2010). Linguistically, the knowledge of runes / writing has been considered as an indicator of upper classes, based upon references to literary texts, which seem to place that knowledge at the top of society, but also drawing upon archaeological find circumstances of rune-inscribed objects or the assumed high value of the same items (Düwel 1992; 2015). What follows is an archaeological sketch that, alongside the social factor, adds another element to the considerations: topography. As a matter of fact, Norwegian topography, foremost the very restricted amount of land suitable for agriculture, is not to be underestimated in its consequences on archaeological find patterns and find clusters, the latter of which can be considered to be indicative of settlement density, central farm areas and processes of socio-political centralization (Fig. 2). The outlined socio-topographical approach is relevant for runestones on a micro-level (Tune, Østfold, in eastern and Hogganvik, Vest-Agder, in southern Norway are chosen as examples) as much as on a macro-level (overall amount of stones and overall amount of runic testimonies respectively, as referred to at the end of this brief contribution). Thoughts or sketches like the present one that arose in the course of discussions were always openly and fruitfully discussed with Professor Edith Marold and employees of the Kiel-based Runenprojekt, as was the experience of one of the article authors (Oliver Grimm) in the period of association with the Runenprojekt almost 10 years ago. There is a line of continuity from those discussions to a later Runen-Workshop, which was hosted by the Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in Schleswig (2011, published as Grimm / Pesch 2015) and which also included the second author of this paper (Frans-Arne Stylegar).

    Micro-level: Tune as a classical case and Hogganvik as a newcomer from a socio-topographical point of view Tune, in the parish of the same name in Sarpsborg, Østfold, is located on the so-called Ra moraine, c. 3 km to the west of modern-day Sarpsborg (Fig. 1: nr. 1; Fig. 3a; in the following Stylegar 1998; 2003c; 2006; 2015). The Ra runs more or less parallel to the Oslo fjord from the Swedish border to Moss, where it crosses the fjord in a westerly direction before turning south. The moraine yields easily-tilled soil that, from far back in time, has attracted farmers and many of the best known archaeological sites in the Oslo fjord area are situated on it. The Glomma River encircles the whole Tune area and turns it into an island of some 80 square kilometers that had partly navigable rivers

    

    Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark  

     123

    and river systems and was important for traffic and communication on land as well as on water. The parish church of Tune, a Gothic stone building of the early 12th century, was in the initial Christian period one of only two ‘minster’ churches with responsibilities within the larger eastern Oslo fjord area. In historical times, there were two Tune farms to the west of the church that belonged to the Crown. A bit further east was the vicarage and to the south the Alvim farms, which were among the very largest in medieval Østfold (Grøndahl 1988). When the Tune stone (today kept in Oslo) was first mentioned in 1627, it was part of the stone wall fencing off the churchyard, directly at the then main entrance to the church in the west (NIæR 1; KJ 72; Grønvik 1981; Marold 2015). Notably, such walls appeared at town churchyards around 1200, whereas at countryside churches they are later, if not much later. In the classical drawing made by the Norwegian doctor and lawyer Peder Alfssøn in 1627, there is some sort of a low cairn or stone paving in the middle / on top of which is the stone (Fig. 3b). If this was really the original place for the runic monument, the stone foundation could have belonged to a certain burial type that was rather widespread in Østfold in the Roman and Migration periods (Løken 1974). Tune church was erected on the periphery of an extensive Iron Age cemetery at the modern-day farms of Tune and Grålum (Fig. 3c). This cemetery, which stretched along the Ra moraine for more than one kilometre, was perhaps the largest prehistoric one in all of Østfold, with other substantial cemeteries situated nearby (Lorange 1869, 82). Mostly destroyed today, the abundance of burials points towards a densely settled area, with a local upper class, which is indicated by a number of richly furnished burials of the Late Roman and Migration periods (Johansen 1978; Lund Hansen 1987; Stylegar 2003a; 2003b). Even the churchyard at Tune had a number of prehistoric monuments, including one of particular interest. Once, there was a substantial burial mound situated just below the western tower of the Gothic church (Fig. 3d; cf. Nico­ laysen 1862, 16; Sognnes 1984). That tower was demolished in the 1860s, unfortunately without any excavation. However, in the present case, the substantial mound can be taken as an indication for an upper class burial belonging to the Iron Age, covering the exact area between the church and the western church wall with its rune-inscribed stone. This is speculation, but it cannot be ruled out that there was a link between the runic monument, the mound and the later church tower, the latter of which might have been placed deliberately on the older “heathen” grave monument in order to include it in the new, Christian community, encompassing the living as well as the dead (Krog / Voss 1961; Geary 1994). The parish church in Tune is indeed the focal point, both in a topographical sense and when it comes to the sheer number of finds from the first millennium AD. This assumption is further strengthened by the very church itself inasmuch as excavations of such buildings in Northern Europe have unearthed preceding wooden churches and even older wooden halls (Lidén 1987; 1995; Callmer 1992; Fabech / Ringtved 1995;

    124 

     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

    Jeppesen / Madsen 1997; Näsman 2001). With good reasons, early stone churches can be taken as indications for local powerful families, with roots back in the Iron Age, who stood behind the initiative of church erection. However, in the case of the central landscape of Tune, outstanding finds originate from a larger area centering on Tune (Brøgger 1922; Steinnes 1951; Johansen 1994; Stylegar 1998). To give two examples: very rich Viking Age finds (the Tune ship grave and chamber grave, both from the Haugen farm) are situated some five kilometres from Tune church on the other side of the Visterflo arm of the Glomma River, whereas the town of Borg (now: Sarpsborg) established in the early 11th century lies three kilometres away. With a certain variation, this kind of find pattern is known from other important Late Iron Age central farm areas in south Scandinavia as, for example, Uppåkra in relation to Lund, southern Sweden (Larsson 2011, 202). To sum up, the micro-analysis of Tune – including a look at its topography, farm history and archaeology – comes to the result that the area yielded an important farm that existed in the Iron Age and well into medieval times. Given the wealthy burials, there is hardly any doubt that Tune saw a powerful family in the period the stone got its famous inscription. The most recent find of an older Futhark stone in Norway came to light at Hogganvik, near the town of Mandal in Vest-Agder, southern Norway, in 2009 (Fig. 1: nr. 31; Fig. 4a-c; cf. Glørstad / Johansson / Stylegar 2011; Knirk 2011; Schulte 2013). With its sixty-two runes, the text is the second or third longest known after the Tune stone and is about equivalent to the Rö stone from Bohuslän, Sweden (KJ 73). Compared to Tune, Hogganvik has much less to offer, archaeologically speaking. The area in question is characterised by relatively low hills, separated by narrow valleys filled with a myriad of small lakes. The postglacial land-rise is not more than 10 m, and all available farm land consists of marine deposits. In prehistoric times, the narrow valleys in the Hogganvik area were narrow fjords but this was most likely no longer the case when the runestone was erected (cf. Midtbø / Prøsch-Danielsen / Helle 2000). Still, the local topography would have given the Hogganvik site a relatively central position communication-wise, as it is actually situated on a narrow strip of land between two fjords, and thus at a nodal point in the inner system of fjords in the area. An older road system, unfortunately yet undated, passed through the low hill where the runestone is situated (Stylegar 2010). The stone was found on one of the local hills, in an area in which one cremation burial of a woman from the very first centuries AD (Early Roman Iron Age) has been excavated beneath a small mound. There were some more mounds on that hill, perhaps originating from the Migration periods, as typological considerations would suggest. Some more burial mounds are known from a nearby valley. The Hogganvik farm is one of the more substantial holdings in the local area, but is far from being the biggest. In fact, the neighbouring farms to the east (Sånum) and north (Vestre Skogsfjord) are bigger. The latter was probably the most substantial one in this part of Vest-Agder. An interesting observation is that all three farms were royal

    

    Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark  

     125

    property in the late medieval period, as this might indicate that they originally were parts of an (aristocratic) estate confiscated by the king during the civil wars of the 12th and 13th centuries (Bjørkvik 1992). Unfortunately, the neighbouring farms are almost as unknown as Hogganvik in the archaeological records. However, a cremation burial with a Vestland cauldron dating to the late 5th–6th century from Vestre Skogsfjord is worth a mention (see below; cf. Hauken 2005, cat.no. 21).

    Macro-level: Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark in an overall socio-topographical context Norway is one of Europe’s most mountainous countries; the average elevation is 460 m, and more than 30% of the mainland is located above the tree line (Fig. 2; in the following Solberg 2000, 28–30; Stylegar 2011). Its long and rugged coastline (covering 13° latitude from 58°N to 71°N) is strewn with some 50,000 islands. The whole of Norway was glaciered during the last ice age, as well as during several earlier glacial stages. The glacier’s movement carved out valleys, some of which became fjords when the ice melted, and the retreating glacier left pockets of sediment that have attracted settlements since the Neolithic. The large mountain range that runs through the Scandinavian Peninsula separates the eastern from the western parts of the country. This, and the limited distribution of land suitable for agriculture, in fact only 4% of the country, means that Norway, during most historical periods, has been characterised by a limited number of clearly demarcated settlement regions and districts, separated by mountains, woodland and/or water. In prehistoric as in historical times, the settlement structure has by and large been characterised by either single farms or very small clustered settlements. The land to the east of the Scandinavian mountains (Østlandet) is dominated by a number of valleys congregating on the Oslofjord, among them Gudbrandsdal, Valdres, Hallingdal, and Østerdal. Some of Norway’s main agricultural areas are situated in the south-eastern part of the country, primarily in the lowland Oslofjord area (Østfold and Vestfold) and in the districts centred around the lake Mjøsa, Randsfjorden and Tyrifjorden. The southernmost part of the country mostly consists of low hills to the south of the mountain range, only broken by river valleys where the estuaries in particular are suitable for settlement. Two smaller areas stand out for being very flat and historically speaking relatively densely populated; the coastal districts of Lista and Jæren. Western Norway is dominated by deep fjords, the largest being Sognefjord and Hardangerfjord, with steep mountains reaching all the way to the sea. In this traditionally treeless area, the main settlement districts are situated on larger islands like

    126 

     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

    Karmøy, as well as in the inner fjord areas. Further north, the area bordering on the Trondheimsfjord with its more gentle landscape constitutes another major agricultural region (called Trøndelag), which is comparable to the Oslofjord area. Here, the valleys congregating on the fjord open up and form rather extensive lowland areas. North of Trøndelag, the landscape is again dominated by high mountains stretching all the way to the coast, and by numerous fjords. Along the coast of North Norway are several large islands, including Lofoten and Vesterålen. Norway’s long coastline means that, historically speaking, the main routes linking the different regions and settlement districts were coastal ones, using boats or ships (“coastal highway”; cf. Christensen 1989). In a mountainous country like this, inland routes were never as important as the sea-based ones. Appropriately, the country probably got its name from the “Northern Way”, being the denotation for the very long seafaring route that connects the different parts of the country (Krag 1995, 81). There were three long-distance connections from Norway to the outside world: a maritime one from the south-west to Jutland, another such route from the east along the western Swedish coast and further to the south and, finally, a land road from Middle Norway (Trøndelag) to the eastern Swedish Malär region (Fig. 2; cf. Lillehammer 1994, 116). In the latter case, the land connection presumably had some importance since it could maintain independence from the “Northern Way”, whose crucial passages were controlled long before anyone could reach Trøndelag by ship. Legitimately, Norwegian topography raises the question of whether a certain degree of settlement density could be expected to have arisen only in the few large areas suitable for agriculture and if processes of power formation, from large farms to centres of power to “rikssamling”, were predestined to start / develop only at strategically placed locations within those areas (Skre 1999). Any such assumption leads back to an old, long past discussion in settlement geography, about geographic determinism (like the one just sketched, but outdated) versus more recent geographic possibilism that, to oversimplify, takes it as given that persons have a free will to make choices in given landscapes (Heineberg 2004, 21–23). Let us have a brief socio-topographical Norwegian macro-level consideration on the basis of one find group of the Late Roman and Migration periods: the so-called Vestland cauldrons, that is, copper vessels of Roman provincial production, which were often used as urns in graves (Fig. 5). Such finds date back to the period from the 3rd century up to the middle of the 6th century AD (Hauken 2005; Hoeper 2006). The very name is derived from the numerous examples in western Norway (Vestland / Westland) but, interestingly, the largest of all such cauldrons (80  cm in diameter; capacity: 300 litres), possibly an offering in a bog  / lake, originates from Northern Norwegian Bjarkøy (Straume / Bollingberg 1995). A look at a very simplified distribution map of the cauldrons in Norway comes to the result that the objects are found scattered in inland eastern Norway and along the coast, mainly from south-eastern to Middle Norway, with three prominent concentrations of finds in the South-west and West. However, among those three, Jæren to

    

    Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark  

     127

    the south of Stavanger, the one large area suitable for agriculture in that part of the country stands out with a minimum of 40 such cauldrons. It would be easy to feel tempted to try to explain the distribution pattern of the Vestland cauldrons on the basis of Norwegian topography. To put it simply, the cauldrons in inland eastern Norway and along the southern and western coast are found in naturally arising settlement districts and, of few large Norwegian areas suitable for agriculture, only Jæren in the South-west is well-represented whereas the other ones in the East and Middle are not, suggesting direct and close ties from south-western Norway to Denmark and the continent. Taking it a step further, Late Roman and Migration period central farms can be identified in Jæren, foremost Tu/Hauge on the exceptionally fertile Tu ridge in the geographical middle of this area (Fig. 1; cf. Magnus 1975; Kristoffersen 2006; Kristoffersen / Nitte / Solheim Pedersen 2014), which makes it a likely candidate for having established contacts to the outside world. Needless to say, the Late Roman and Migration periods saw intense contacts between Northern Europe and parts of the continent/Roman Empire, both peaceful and less peaceful, as is expressed, amongst other things, by many goods of Roman provenance on Scandinavian ground (Lund Hansen 1987; further discussion e.  g. in Erdrich 2001). After this look at one single find category, let us refer to the classical socio-topo­ graphical macro-level analysis of the Norwegian Migration period, written by one of the most influential Norwegian archaeologists of his time, Bjørn Myhre, who died recently but will be remembered for his work and decent manner (Myhre 1987). His well-known attempt to reconstruct “chiefdoms’ seats and territories in the South of Norway in the Migration period” was based upon 60 richly furnished burials with gold objects, glass and bronze vessels, plus the total number of all such objects (Fig. 6). Among the burials used there were a considerable number furnished with Vestland cauldrons, which leads to a certain overlap with the aforesaid considerations but, notably, Myhre based his thoughts on a broader material base. He came to the conclusion that there were nine coastal areas in the South with concentrations of such objects, which were situated at strategic positions and on fertile soil. Find-clusters in those areas were equated with the centres of chiefdoms and considered to be, to some extent, identical with the focal points of the Viking Age, and the administrative centres of the Middle Ages. To sum up, the consideration of Norwegian topography regarding areas suit­able for agriculture holds a key potential for analysing archaeological find patterns and find clusters. This will lead to the identification of long-lived, strategically placed central farm areas which might also be an important matter when discussing questions of runic literacy and heritage. Turning now to the Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark, the aforementioned find from Hogganvik lists as nr. 31 (Fig. 1; Table 1). This newcomer notwithstanding, most of these stones were already known by the end of the 19th century. In his classical overall analysis of Norwegian archaeological finds with inscriptions in the older Futhark, Haakon Shetelig rightly focused on the few

    128 

     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

    runestones with reliable archaeological datings, but he also took into account the wider context of the stones at farm level (Shetelig 1914–1924, 61–76). Later archaeological contributions based on single stones have added valuable insights by drawing upon topographical and overall archaeological matters (e.  g. Slomann 1971 on the eastern Norwegian find from Einang, Oppland; Fig. 1: nr. 2). According to a recent re-analysis, the majority of stones can be ascribed to grave monuments but there is a need to differ between ascertained and likely cases (Tables 2 and 3; cf. Grimm 2010a). A use as bauta stones, which stood on actual grave monuments, is a fact in a few instances and is possible in more, whereas some stones lay in burials or were part of grave constructions. The stone from Møgedal, Egersund (Rogaland, south-western Norway; NIæR 53; N KJ88), might be an exceptional case inasmuch as it has been suggested that it was placed along a road/path. Only one third of the stones originate from reliably dated archaeological contexts, with a predominance of those belonging to the Migration period (Table 4). Finally, what about the socio-topographical sketch regarding Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark? Let us outline a work schedule. Firstly and naturally, the starting point would have to be a very close look at the records of the find circumstances of the 31 rune stones we know of, together with an equally close look at the overall archaeological record (Iron Age, medieval times) at farm level and beyond. This kind of micro-analysis has been sketched above, by using Tune and Hogganvik as examples, leading to very different results inasmuch as one high profile archaeological surrounding (Tune) stands alongside a second that seems rather unspectacular (Hogganvik). Due to preliminary considerations, object by object, the majority of runestones can be ascribed to an upper class milieu since they originate from wealthy burials, large burial mounds (in the absence of actual excavations or knowledge about burials, large mounds are upper class indicators too) or farms above the ordinary (Table 5; Grimm 20010a). Secondly, an overall archaeological, socio-topographical analysis should be related to the nationwide distribution pattern of runestones with inscriptions in the older Futhark (macro-analysis). In this respect, the aforementioned study of Myhre could be chosen as a starting point for southern Norway, alongside a map showing the location of runestones (Figs. 1 and 6). At present, there is knowledge about 31 such stones, which is a decent number and leaves open the question of how widespread rune-inscribed stones once were. If we take as given that the 31 stones give some idea about the former relative stone distribution, the south-west and west of Norway are well-represented, the east yields a lesser number of stones whereas the number of objects thins out the further north we get (Table 1). Be it by pure coincidence or by some hidden meaning, this is the same kind of spatial impression as was given for the Vestland cauldrons (Fig. 5). At first sight, there seems to be a certain overlap between groups of runestones and the former chieftain areas identified by Myhre. This relates in particular to Lista (Vest-Agder) in the South, Jæren (Rogaland) in the South-west and Sognefjord (Sogn og Fjordane) in the West. However, there would be a need to

    

    Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark  

     129

    elaborate upon this first impression by using detailed maps that show the locations of rune stones and central farm areas (cf. Ringstad 1986 in addition to Myhre 1987). It is easy to recognize that if one is to make a list of ten “classical” paramount farms of Norway with spectacular finds throughout the first millennium AD  – like Åker, Vang, Hedmark, in the East (Rolfsen 1992; 2000), Avaldsnes, Karmsund, Rogaland, in the South-west (Hernæs 1997; Elvestad / Opedal 2001; Bonde / Stylegar 2009; Grimm 2009; Opedal 2010) and a series of such farms along the Trondheimsfjord (Farbregd 1986) in the middle –, most of them, if not all, would be absent as to proof for actual rune stones (Fig. 1). Whether this result has meaning against the background of 31 known stones would have to be a matter of discussion. Thirdly, and most challenging, an overall archaeological, socio-topographical analysis should be confronted with the entirety of runic objects that bear inscriptions in the older or younger Futhark (macro-analysis of a yet higher order). To give numbers for the older Futhark, 31 runestones and five rock carvings from Norway stand alongside 17 “small” archaeological objects (combs, fibulas etc.); however, one medallion imitation (after Roman archetype) and ten bracteates with runic inscriptions would also have to be taken into account (Høst 1976; Spurkland 2001; Grimm 2010a; Pesch 2011). As for the inscriptions in the younger Futhark, they are much more numerous, and it might be deemed necessary to choose only certain sections (http://www.nordiska.uu.se/forskn/samnord.htm). To quote an example worth looking for in a macro-analysis of higher order, the aforementioned central farm area on the Tu ridge in the heart of Jæren (Rogaland, south-western Norway) yields a runic legacy for both the older (fibula; NIæR 54; KJ 15) and younger Futhark (runestone; N 228; Hines 2014). On top of this, one might even suspect that the local chieftain’s farm was a designated spot for the recitation of skaldic poetry, notably a topic that the jubilar has addressed in a number of studies (cf. Schriftenverzeichnis Edith Marold in this volume). There is no doubt that the archaeological undertaking that has been roughly outlined here would be both demanding and time-consuming, with the implicit danger that the results would be meagre in relation to the time spent. Apart from that, it is easier to write about these things than to actually do them. However, any such study would be worthwhile against the background of the peculiar Norwegian topography and, to some extent, it could draw upon earlier works, such as the aforementioned pioneering article of Bjørn Myhre. An effort of this kind would be an archaeological contribution to the discussion of the social embedding of the knowledge of writing/ runes, via the find contexts and “value” of rune-inscribed objects. In another step, there should be an interdisciplinary evaluation of the matter. Acknowledgements: The present authors would like to thank Dr.  Lydia Carstens (Schleswig) for communication and advice, Lars Foged Thomsen (Aarhus) for his help as to graphic matters and Sharon Shellock M.A. (London) for proofreading the text regarding the English language.

    130 

     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

    Tables 1–5. Simplified evaluation of Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark (Hogganvik excluded) based on Grimm 2010a Tab. 1: Nationwide distribution pattern Overall number of stones

    East

    South

    South-west

    West

    Middle

    North

    30

    8

    3

    5

    10

    4

    0

    Tab. 2: Context of the stones Overall number of stones

    Belonging to burials (certain or likely)

    In connection with a road / path

    No knowledge

    30

    25

    1 (Møgedal)

    4

    Tab. 3: Context of the stones in burials Overall number of stones belonging to burials

    Use as bauta stone

    Stone lying on / in the burial

    Stone as a part of the grave construction

    25

    4 (certain) 11 (possible; find report, stone form)

    7

    3

    

    Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark  

     131

    Tab. 4: Chronological analysis of the runestones Overall number of datable stones

    Late Roman (c. 160/180–375)

    Migration Period (c. 375–550/575)

    Early Merovingian Period (7th century)

    10

    3

    6

    1

    Tab. 5: Social analysis of the runestones Overall number of stones

    Direct association with an upper class (wealthy burial, large burial mound)

    Indirect association with an upper class (farm level or a little above)

    No association with any upper class level

    30

    7

    14

    9

    132 

     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

    Figures

    N 0

    200 km

    30

    28, 29 27 26

    25 23 24

    2

    22

    Å 21 19 20 18 17

    3

    5

    Av

    6 4 16 Tu

    7

    1

    8

    15 14 12, 13

    11 10 9 31

    Fig. 1: Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark and central farm areas mentioned in the text.

    

    Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark  

     133

    Central Farm Areas mentioned in the text. Å = Åker, Vang (Hedmark), Tu = Tu / Hauge, Klepp (Rogaland), Av = Avaldsnes, Karmsund (Rogaland) Runestones 1–31.  1. Tune, Frederikstad (Østfold)  2. Einang, Vestre Slidre (Oppland)  3. By, Sigdal (Buskerud)  4. Elgesem, Sandefjord (Vestfold)  5. Tveito, Tinn (Telemark)  6. Saude (Sauherad), Sauherad (Telemark)  7. Lauvåsen, Nome (Telemark)  8. Stenstad, Nome (Telemark)  9. Belland, Lyngdal (Vest-Agder) 10. Tomstad, Farsund (Vest-Agder) 11.  Reistad, Hidra island, Flekkefjord (Vest-Agder) 12. Årstad, Sokndal (Rogaland) 13. Bø, Sokndal (Rogaland) 14. Møgedal, Helleland (Rogaland) 15. Vetteland, Ogna (Rogaland)

    16. Kjølevik, Strand (Rogaland) 17. Nordhuglo, Huglo island, Stord (Hordaland) 18. Opedal, Ullensvang (Hordaland) 19. Tørvika, Jondal (Hordaland) 20. Rosseland, Kvam (Hordaland) 21. Eidsvåg, Åsane (Hordaland) 22. Amla, Sogndal (Sogn og Fjordane) 23. Eggja, Sogndal (Sogn og Fjordane) 24. Fedje, Vik (Sogn og Fjordane) 25.  Sunde, Askrova island, Flora (Sogn og Fjordane) 26. Barmen, Selje (Sogn og Fjordane) 27. Myklebostad, Nesset (Møre og Romsdal) 28. Bratsberg, Trondheim (Sør-Trøndelag) 29. Tanem, Klæbu (Sør-Trøndelag) 30. Vatn, Agdenes (Sør-Trøndelag) 31. Hogganvik, Mandal (Vest-Agder)

    134 

     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

    N 0

    100 km

    T

    Mälar-sea mountain (fjell)

    flatland

    S

    Fig. 2: Norwegian topography and the main long-distance routes (Solberg 2000, fig. 1, with modifications). S = Stavanger, T = Trondheim.

    

    Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark  

    Fig. 3: Tune, Østfold, Eastern Norway. 3a. Tune and its local context. Drawing: F.-A. Stylegar.

     135

    136 

     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

    3b. P. Alfssøn’s 1627 drawing of the Tune stone (AlfssØn 1627).

    

    Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark  

     137

    3c. L. Klüwer’s 1823 map showing burial mounds in the surroundings of Tune church (Sognnes 1984).

    3d. The burial mound in the churchyard of Tune. Klüwer map, detail (Sognnes 1984).

    138 

     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

    Fig. 4: Hogganvik, Mandal, Vest-Agder. 4a. The runestone is visible at the upper edge of the photo, lying top-down. Its original position is the stone foundation to the left. Photo: Frans-Arne Stylegar.

    

    Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark  

    4b. View from Knarrebakken in Hogganvik to the sea. In the background is Hillesund, and closer to the photographer are the narrow Hovskilen, Hovstjønna and Uvann. As late as the Viking Age, the sea covered this area. Photo: Frans-Arne Stylegar.

    4c. The elongated Hogganvik settlement area, seen from Knarrebakken. The runestone was situated on a lower level to the right. Photo: Frans-Arne Stylegar.

     139

    140 

     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

    N 0

    Bjarkøy

    100 km

    Dark grey: areas with cauldrons. Minor black spot: the largest of all cauldrons from northern Norwegian Bjarkøy. Medium black spots: areas with c. 10 such cauldrons. Big black spot: Jaeren with a minimum of 40 such cauldrons.

    Fig. 5: Vestland cauldrons in Norway (Hauken 2005; Hoeper 2006, with modifications, after Grimm 2010b, fig. 5).

    

    Norwegian runestones with inscriptions in the older Futhark  

     141

    1

    NORDFJORD

    2 3 4

    SOGN

    NORDHORDALAND

    SUNNHORDALAND KARMØY

    GRENLAND JÆREN

    FJÆRE LISTA

    Burials with bronce objects, glas, gold objects 1 = three categories of objects 2 = two categories of objects 3 = one category of objects 4 = “tentative borders”

    N 0

    50 km

    Fig. 6: Chieftains’ graves and chieftains’ territories in south Norway in the Migration period (Myhre 1987, fig. 7).

    142 

     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

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     Oliver Grimm and Frans-Arne Stylegar

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    Stefanie Gropper

    The Fatal Role of Women in Medieval Icelandic Literature – the example of Njáls saga Abstract: Since the 19th century it has been a common notion that the Icelandic family sagas are strongly influenced by the idea of fate.1 Although the subject of “fate” is mentioned quite often in connection with Old Norse-Icelandic literature in general as well as with the Icelandic sagas in particular, there has not been a lot of research done during the last decades. Most of the studies on fate have focused on religious or philosophical aspects. There is very little to be found on the literary function of “fate” within the sagas because most of the evidence used in scholarship is found in Eddic lays. A closer look at the texts reveals that there is very scarce verbal evidence for a concept of fate in the sagas.2 Among the different words for fate, gæfa/gipta and hamingja are considered to be the most important.3 These three words are almost synonymous, denominating aspects of luck and fortune as well as a man’s positive mental and physical abilities. But when we look at the evidence for these words in the Icelandic sagas, the subject of honour is much more important than fate, which seems to dominate Eddic poetry.4 If fate in an Icelandic family saga is tied explicitly to a person, this person is male. Women do not seem to have a fate of their own.5 On the other hand we do have very strong female characters in the Icelandic sagas, who quite often interfere with male protagonists’ actions and thus with their destiny. Quite often we find women who incite men to violent and fatal actions. Thus it appears that men have a destiny, but that women play the role of destiny. In this article I want to analyse Njáls saga with regard to female characters as catalysts of men’s fate and whether the strong women in Icelandic family sagas are literary modernisations of female representations of fate in the older tradition, as for instance norns or valkyries.

    1 Ström (1967) gives a survey over early scholarship on fate. For newer and different approaches cf. Winterbourne (2004) and Bek-Pedersen (2011). 2 Cf. the tables in Hallberg (1963). 3 See for instance Gehl (1939) or Hallberg (1963). 4 Gehl (1939, p. 77). This is confirmed by Bek-Pedersen (2011, p. 165). 5 The only exception is the valkyrie Brynhildr (Völsunga saga, ch. 29): “ʻNei,’ segir hon, ʻeigi reiþ Gunnarr eldinn til vár, ok eigi galt hann mér at mundi feldan val; ek undruþumz þann mann, er kom í minn sal, ok þóttumz ek kenna yþur augu, ok fekk ek þó eigi víst skilit fyrir þeiri huldu, er á lá á minni hamingju.’” ‘“No”, she says, “Gunnar did not ride through the fire to me, and he did not give me to host the slain; I wondered about the man, who came into my house, and I thought I’d recognize your eyes, and I could not see clearly because of the veil that lay on my fate/happiness.”’

    148 

     Stefanie Gropper

    For modern readers the characters of Njáls saga seem to be very strongly influenced by fate because of the tragic deaths of the main characters.6 Gunnar and Njáll are both killed by their enemies although both of them always tried to settle conflicts peacefully. The male characters of Njáls saga seem to act under a pressure coming from some strong force outside themselves. The best examples are Gunnar and Njáll who try to settle every killing peacefully, but who in the end also have to join a fight. In Njáls saga there are 22 examples for terms of fate,7 nine of them representing composites of gæfa, as for instance ógæfa or (ó-)gæfumaðr; five of these nine examples are referring to Skarphéðinn.8 According to Bröndsted (1989) the concept of (ó-)gæfa was the dominating aspect in Icelandic sagas with (ó-)gæfa being the narrator’s judgement on events and characters. But when we look at the examples from Njáls saga it is never the narrator who states that Skarphéðinn is a (ó-)gæfumaðr but is the judgement of the people at the þing, when he asks them for help. The first one is Skapti (ch. 119, ÍF 12, p. 298): “Hverr er sá maðr,” segir Skapti, “er fjórir men ganga fyrri, mikill maðr ok fǫlleitr ok ógæfusamligr, harðligr ok trǫllsligr?” Hann svarar: “Skarphéðinn heiti ek, ok hefir þú sét mik jafnan á þingi, en vera mun ek vitrari en þú, at ek þarf eigi at spyrja þik, hvat þú heitir.” “Who is this man,” says Skapti, “who walks behind four other men, a big man, pale looking and luckless-looking, hard and fiendish?” He answers: “I am called Skarphéðinn, and you have always seen me at the þing; but I may be wiser than you, because I don’t need to ask you who you are.”9

    From the context of the chapter it becomes clear that Skapti uses Skarphéðinn’s looking ógæfusamligr just as pretence, because he had already signalled to Skarp­ héðinn’s companion Ásgrímur that he was not willing to get involved in the conflict. In this context ógæfusamligr means ‘luckless’ rather than ‘without a good fate’. It is also quite clear that Skarphéðinn knows how to interpret Skapti’s words, since he accuses him of being well-known for reacting as a coward. Also Snorri goði, who is the next one they ask for help, refers to Skarphéðinn’s appearance as well as to him being a man of bad luck (ch. 119, ÍF 12, pp. 299–300): “Hverr er sá maðr, er fjórir ganga fyrri, fǫlleitr ok skarpleitr ok glottir við tǫnn ok hefir øxi reidda um ǫxl?” “Heðinn heiti ek,” segir hann, “en sumir kalla mik Skarpheðinn ǫllu mínu nafni, eða hvat villtú fleira til mín tala?” Snorri mælti: “Mér þykkir þú harðligr ok mikilfengligr, en þó get ek, at þrotin sé nú þín in mesta gæfa, ok skammt get ek eptir þinnar ævi.”

    6 Kersi Kanerva (2012) analyses the emotional and thus tragic aspects of ógæfa in the Icelandic sagas. In a very recent article Torfi Tulinius (2015) traces the tragic fates back to a Freudian wish for death. 7 Hallberg (1963, p. 179). 8 Chapters 119, 120, 129. 9 Translations from Old Norse are my own unless otherwise indicated.

    

    The Fatal Role of Women in Medieval Icelandic Literature 

     149

    “Who is this man, who walks behind four others, pale looking and sharp-featured, and who smiles scornfully and carries an axe on his shoulder?” “I am called Heðinn,” he says, “but some call me with my full name Skarpheðinn; do you want to talk more to me?” Snorri said: “I think you are hard and big, but I imagine that most of your luck has come to an end now and I think that you only have a short time to live.”

    Also in this context gæfa refers to Skarpheðinn’s luck rather than to his fate. Therefore, he replies to Snorri that everybody has to face this same end of luck, i.  e. to die. They do not get any help from Snorri, but from Snorri’s words to Ásgrímur, it becomes clear that Snorri had made up his mind before he talked to Skarpheðinn. He does not want to become involved in the conflict. That Skarpheðinn’s fate or ógæfa is just a pretence becomes obvious from two other encounters with people at the þing, who use the same phrases as Skapti and Snorri did (ch. 119, ÍF 12, pp. 301–302): Guðmundr mælti: “Maðr er sá einn í liði þínu, er ek hefi horft á um hríð, ok lízk mér ólíkr flestum mǫnnum, þeim er ek hefi sét.” “Hverr er sá?” segir Ásgrímr. “Fjórir menn ganga fyrri en hann,” segir Guðmundr, “jarpr á hárslit ok fǫllitaðr. Mikill vǫxtum ok ernligr ok svá skjótligr til karlmennsku, at heldr vilda ek hans fylgi hafa en tíu annarra. Ok þó er maðrinn ógæfusamligr.” Guðmundr said: “There is this one man in your group; I have watched him for a while and he seems different from other men, I have seen so far.” “Who is that?” Ásgrímr says. “He walks behind four men,” Guðmundr says, “with brown hair and pale. He is tall and of stout appearance and so quick to bravery, that I’d rather have his support than that of ten others. Still the man is luckless-looking.”

    As the others before him, Guðmundr refers to Skarpheðinn’s appearance and to his looking luckless, but again he had made up his mind not to help them before he talked about Skarpheðinn. This also holds true for the last encounter with a representative of the Ljósvetningar (ch. 120, ÍF 12, p. 304): “Þorkell mælti: ‘Hverr er sá inn mikli ok inn feiknligi, ok ganga fjórir menn fyrri, fǫlleitr ok skarpleitr, ógæfusamligr ok illmannligr?’” [Þorkell said: “Who is this big and terrible one, who walks behind four men, pale looking and sharp-featured, luckless-looking and rogue-like?”] Þorkell also describes Skarp­ heðinn as a man with an ugly and dangerous appearance, whose bad luck seems to be part of this appearance. It is not Skarpheðinn who is the reason for Þorkell not supporting Ásgrímur and his men, because Þorkell had made up his mind beforehand. It is Skarphéðinn’s ógæfa that nobody wants to help him – so one could say that the men who refuse to support Skarphéðinn cause his ógæfa by pretending to shy back from his ógæfa. All references to fate, i.  e. (ó-)gæfa in Njáls saga are related to men, but fate seems to be a very individualistic feature in Njáls saga and the term (ó-)gæfa seems to refer rather to individual luck than fate or destiny. There is no hint that fate might run in a family, that it is inherited. Although women are not mentioned in connection with

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    fate, the important role women play in Njáls saga is striking. It has been noticed a long time ago that the female characters are catalysers of action and that women initiate the central feuds.10 The important role of women is also evident in the genealogies. From the very beginning of the saga the genealogies do not only mention a character’s mother and father, but they follow also the maternal line for several generations. In the first chapter Unnur and Höskuldur are introduced. Although the saga starts with a man (ch. 1, ÍF 12, p. 5) – “Mǫrðr hét maðr, er kallaðr var gígja”11 – this man is the father of Unnur (ch. 1, ÍF 12, p. 5): “Hann átti dóttur eina, er Unnr hét; hon var væn kona ok kurteis ok vel at sér, ok þótti sá beztr kostr á Rangárvǫllum.”12 In the second paragraph of the saga Höskuldur, Unnur’s brother-in-law is introduced, but – with the exception of his father’s name – in this genealogy only the maternal line is listed (ch. 1, ÍF 12, p. 6): Maðr er nefndr Hǫskuldr; hann var Dala-Kollsson. Móðir hans hét Þorgerðr ok var dóttir Þorsteins ins rauða, Óláfs sonar ins hvíta, Ingjaldssonar, Helgasonar; móðir Ingjalds var Þóra, dóttir Sigurðar orms-í-auga, Ragnars sonar loðbrókar. Uðr in djúpúðga var móðir Þorsteins rauðs, dóttir Ketils flatnefs, Bjarnar sonar bunu. Hǫskuldr bjó á Hǫskuldsstǫðum í Laxárdal. A man is called Höskuldr. He was the son of Dala-Kollr. His mother was called Þorgerðr; she was the daughter of Þorsteinn the Red, the son of Ólafr the White, the son of Ingjaldr, the son of Helgi. Ingjaldr’s mother was Þóra, the daughter of Sigurðr Snake-in-the-eye, the son of Ragnar Loðbrók. Unnr the Deep-minded was the mother of Þorsteinn the Red, the daughter of Ketill Flatnefr, the son of Björn Buna. Höskuldr lived in Höskuldsstaðir in the Laxá-Valley.

    Immediately afterwards Unnur’s husband Hrútur is mentioned (ch. 1, ÍF 12, p.  6): “Hrútr hét bróðir hans; hann bjó á Hrútsstǫðum. Hann var sammœðr við Hǫskuld; faðir hans var Herjólfr.” [His brother was called Hrútr. He lived in Hrútsstaðir. He had the same mother as Höskuldr. His father was Herjólfr.] After theses genealogies the famous scene is told, where Hrútur comments on Höskuldur’s daughter Hallgerður (ch. 1, ÍF 12, p. 7): “‘Œrit fǫgr er mær sjá, ok munu margir þess gjalda; en hitt veit ek eigi, hvaðan þjófsaugu eru komin í ættir várar.’” [“This girl is very beautiful and many will suffer on account of it. But I don’t know how these thieves’ eyes came into our family.”] At the very beginning of the saga we are thus confronted with two strong female characters and with a prediction that at least one of these women will cause trouble. But Hrútur is not only sceptical about Hallgerður’s future; he is also sceptical about his future wife. When Höskuldur wants him to marry Unnur, Hrútur says (ch. 2, ÍF 12,

    10 In Njals saga there are 15 examples of female whetters in the saga – of 51 examples in all Icelandic family sagas (cf. Heller 1958, p. 99), Jochens (1996, p. 192) counts 31 cases including implicit whetting. 11 A man was called Mörðr whose nickname was fiddle. 12 He had one daughter who was called Unnur. She was a beautiful and courteous woman and well behaved; she was considered to be the best choice in Rangárvellir.

    

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    p. 8): “‘Vel,’ sagði hann, ‘en eigi veit ek, hvárt vit eigum heill saman.’” [“Well,” he said, “but I don’t know whether we will get along well.”]. After this it will come as no surprise for the audience of the saga that women initiate the major plot lines. Hrútur’s anticipation of an unhappy marriage comes true because the Norwegian queen Gunnhildur puts a curse on him. When after the divorce Unnur claims that Hrútur should pay back her dowry, she asks her cousin Gunnar for help and sends him to Njáll for legal advice. The saga thus establishes a female genealogy of causes for the central feud: Gunnhildur is responsible for the unlucky marriage between Hrútur and Unnur; Unnur is responsible for the friendship between Gunnar and Njáll; Hallgerður and Bergþóra are responsible for an escalating line of killings which results first in Gunnar’s, then in Njáll’s death. But none of these predictions of impending trouble through women are connected to the men’s fate. It is also a striking feature of Njáls saga that these women who initiate the main lines of the plot and influence the future of the male characters vanish into the story’s background as soon as the action cannot be stopped until its fatal end. After Gunnar’s death Hallgerður marries again, but she is hardly mentioned afterwards. The same holds true for Unnur. After Gunnar has retrieved her dowry she marries again but then disappears from the saga. It also holds true for the Norwegian queen Gunnhildur, who is “out of the saga” after she had cursed Hrútur, and for Hildigunnur as well, who at the end of the saga is married to a former enemy, but who does not play any active part after she successfully incited the revenge for her husband Höskuldur. According to Heller (1958, p. 103) Hallgerður and Bergþóra are the most prominent female whetters in Njáls saga. As other scholars before him, Heller claims that women in Njáls saga only have narrative functions and are without any historical or realistic value.13 He lists a number of indicators supporting this hypothesis: Hallgerður is modelled after Guðrún in Laxdæla saga; Hallgerður has to repeat her incitements three times until Gunnar reacts to them; the symmetrical structure of the plot in general (Heller 1958, pp. 104–107). After his analysis of all examples of whetting women in the Icelandic family sagas Heller (1958, p. 122) comes to the conclusion that whetting women are “wichtige Bausteine im Aufbau der Sagas […], deren Beschaffung das Verdienst der Verfasser ist. Sie bedienten sich dabei der Frauen – in Anlehnung an die Heldendichtung –, ohne daß ihre dichterische Behandlung Selbstzweck war.” Since Heller the fictional character of the whetting women has been agreed upon in scholarship. Even if Jochens (1996, p.  174) claims that whetting has a historical background, she nevertheless concludes from the evidence in saga literature that “the literary image of the whetter bears little resemblance to Icelandic society (Jochens

    13 “Ein Blick über die Nj[áls saga] insgesamt zeigt ferner, daß neben einigen notorischen Bösewichtern – Mörd, Hrapp – stets die Frauen mit der Schuld an allem Unheil belastet werden – Hallgerd, Bergthora, Hildigunn –, um die Männer dadurch in um so helleres Licht zu bringen – Gunnar, Njal, Flosi.” (Heller 1958, p. 103).

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    1996, p.  197).14 Like Heller Jochens sees a connection between the female whetter, whetting women and women in heroic poetry.15 All female whetters in Njáls saga seek either revenge for lost male relatives, like Hildigunnur or Rannveig, or they seek revenge for offences of honour, like Hallgerður. According to Jochens (1996, p. 132) the difference between avenger and whetter lies in their activities: whereas the avenger acts physically, the whetter acts with words and prompts others to act physically. Both whetter and avenger have a long literary tradition and they may have originated from the continent. As Jochens points out (1996, p. 132), in the Northern literary tradition we find both types personalised in the Eddic lays with Guðrún as the avenger and Brynhildur as the whetter. While both avenger and whetter occur in the heroic lays of the Poetic Edda, in the sagas only the whetter is to be found as a female character (Jochens 1996, p. 133). But the heroic poems of the Edda also show a clearly female role of the whetter:16 a woman who feels injured by an injustice addresses her male relatives. She explains the effects of the crime and reproaches them for not having acted yet or for not having acted as the woman had expected them to act. In case of non-compliance she threatens them with dire consequences, i.  e. the loss of honour. The very same pattern of the female whetter can be seen in Njáls saga, although Hallgerður and Bergþóra are not only concerned with their husbands’ honour, but very clearly with their own honour which depends on the honourable behaviour of their husbands. Especially in Hallgerður we can also see traits of a female warrior or traits of an avenger who is very much concerned about honour and who wants it to be reinstalled if she feels that it has been breached. In her first marriage she incites her uncle to kill her husband in revenge for a slap in the face (ch. 11). In her second marriage she revenges herself by denying Gunnar her assistance to save his life (ch. 77). In the Icelandic sagas revenge, honour, and fate are closely connected (Karen Bek-Pedersen 2011, p. 165).17 According to Winterbourne (2004, p. 17) there is a putative relationship in the sagas between what a man does and what is owing to his fate. The most striking feature of the sagas is an attempt to escape fate by living up to it, which in Winterbourne’s opinion gives their characters an impressive humanistic touch  – but which also explains the close connection between fate and honour noticed by other scholars. And thus it is closely connected to the male realm of saga

    14 Although Miller (1983, p. 181) considers some special cases with a distinct ceremony as reminiscences of legal rituals connected to blood feud, he nevertheless agrees that the goading woman is a commonplace in saga literature. 15 Also Carol Clover (2002) relates the whetting woman to heroic poetry. Using the example of Hildigunnur she demonstrates that whetting and lament are two sides of the same coin. 16 Andersen (2002) discusses this gender aspect of feud and whetting with special focus on Njáls saga. On whetting as a “conspicuously female activity” cf. also Clover (1993, p. 383). 17 Cf. also Gehl (1939, p.  199). This is also elaborated in Meylan (2014) who claims that fate is a socio-political discourse.

    

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    reality. In Njáls saga women – especially Unnur, Hallgerður, Bergþóra or Hildigunnur – participate in the honour of their men, but they cannot indirectly increase or decrease their honour by inciting men to act. Hallgerður and Bergþóra do not kill themselves but have men killed with an escalating line of reputation and thus breach of honour. It is interesting, however, that quite often a long time passes between the murder of a person or a breach of honour and the revenge. In Hallgerður as well as in other female whetters we find blurring borders of whetting and revenge. Women are not only inciting, but they are amidst a fight – as Hallgerður and Rannveig, who stand close to Gunnar in his last battle (ch. 77) –, they take care of weapons – as Rannveig who decides what to do with Gunnar’s spear (ch. 78) –, they are not afraid of aggressive actions – as Hildigunnur who pours clotted blood on her father-in-law (ch. 116). This blurring border of inciting and fighting holds also true for Brynhildur who is both a whetter and who as a valkyrie also a female warrior. In Old Norse literature valkyries are depicted as female beings on the border of mythology and human world. As one of the most famous valkyries Brynhildur also is the literary model for quite a few female saga characters. It has been pointed out that also some aspects of the women in Njáls saga might have been influenced by Brynhildur (Heller 1958, p. 104). As the example of Bynhildur shows, the lives as a warrior and as a wife are incompatible. As soon as she is married she has to quit her life as a valkyrie and to adjust to social conventions and to the life at court, as difficult as it may prove to be. The same holds true for Hallgerður, who has great difficulties in fulfilling her tasks as wife and with restricting herself to the realm within the house, but who always is concerned with questions of honour – not only her family’s and her husband’s honour, but to a very large degree with her own honour. In Njáls saga (ch. 157) we find valkyries as well as norns in Darraðarljóð, a poem praising an unnamed young king, who had won a victory over the Irish.18 The poem is only preserved in Njáls saga, but as inconsistencies between the narrative prose and the poems suggest, it was composed earlier than the saga. In the saga it is embedded in the events after the brenna at Bergþórshvöll and leads to the final chapters of the saga. After the brenna, Kári Sölmundarson, the only survivor, initiates the legal prosecution of the burners. Kári and a small group of his men follow Flosi and the Sigfússynir on their journeys abroad to take revenge. But when Jarl Sigurður wants to take Kári prisoner, Flosi intervenes and Kári leaves as a free man. This is the first hint in the saga that the opponents might settle their dispute and that the feud might come to an end. Whereas Njáls saga in general is told in the usual realistic style of the Icelandic family sagas, chapters 156 and 157 are characterised by a supernatural flair with a mixture of heathen and Christian motives. In chapter 156 we are told that shortly

    18 For a detailed discussion of the problems connected to the poem and a very thorough analysis of the text see Poole (1991, pp. 116–156).

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    before the battle for three nights a group of Vikings has the vision of blood raining on them. They decide to convert to Christianity and to support King Briánn in the battle. In chapter 157 Flosi offers to join Jarl Sigurður, but he wants Kári to continue his promised pilgrimage to Rome. On Palm Sunday Jarl Sigurður arrives in Dublin, but according to forneskja ‘old (heathen) lore’, which some Vikings practice, the battle should not take place before Friday, or Briánn would win. On Friday both armies attack each other. The fight is fierce and ends with Briánn’s death. On the morning of the same day the battle took place in Caithness a man called Darraður has the vision of twelve men riding over a house. Darraður looks through a window into this house and sees women sitting at a loom (ch. 157, ÍF 12, p.  454): “Mannahǫfuð váru fyrir kljána, en þarmar ór mǫnnum fyrir viptu ok garn, sverð var fyrir skeið, en ǫr fyrir hræl.” [Men’s heads were used as weights, and men’s guts as woof and yarn, swords as rods, and arrows as sleys.] Then these women recite the poem called Darraðarljóð. After the recitation six of these women ride in southern direction, six of the women in northern direction. Then the narrators list a number of supernatural events which took place at the time of the battle. In the 11 stanzas of Darraðarljóð the valkyries are clearly the central figures, but an interpretation of them proves to be difficult. They are depicted as weaving women, thus reminding the audience on the norns spinning the thread of fate. Three times in the poem the valkyries sing their refrain: Vindum, vindum vef darraðar. ‘Let us wind, let us wind / the interweaving of the pennant[s].’19 This weaving motif has been debated for a long time, since in the poem it remains unclear whether the weaving is to be taken literally or as a metaphor for the battle.20 The saga prose implies that the weaving takes place at large distance from the battle, but that it has some kind of supernatural significance. In the poem itself, however, weaving and battle cannot be separated. The women seem to be on the battlefield – either weaving or fighting. In both interpretations, however, a similarity seems to be implied between weaving and battle. As parallels in Old English and Irish texts suggest, “weaving and battle were felt to have enough in common that the one could serve as a metaphor for the other” (Poole 1991, p. 140). Several examples from Scottish and Irish tradition demonstrate that as magical acts weaving and spinning have been associated with the creation or foretelling of destiny. In Njáls saga a similar idea seems to be connected to the weaving women of Darraðarljóð. In the saga prose as well as in the poem itself it remains unclear whether the weaving women are actually norns or valkyries. In the prose introduction the weaving women are not specified (ch. 157, ÍF 12, p. 454): “Hann [Dǫrruðr] gekk til dyngjunnar ok sá inn í glugg einn, er á var, ok sá at þar váru konur inni ok hǫfðu vef upp fœrðan.” [He (Dǫrruðr) went to the outhouse and looked through a window, which was there,

    19 Translation taken from Poole (2006, p. 142). 20 For a discussion of previous scholarship see Poole (1991, pp. 131–140).

    

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    and he saw that there were women inside, who had set up a weaving.] In the poem they are called valkyries only in stanza 6 (ch. 157, ÍF 12, p. 457): Vindum, vindum vef darraðar, þar er vé vaða vígra manna! Látum eigi líf hans farask; eigu valkyrjur vals of kosti. Let us wind, let us wind the weaving of the ?pennant? there were the standards of fighting men go forth: let us not permit his life to be lost; the Valkyries have their choice of the slain.21

    In this stanza there also are some doubts that the valkyries refer to the weaving women: The weaving women speak in the first person plural (vindum), but it remains unclear, whether the valkyries are meant to refer to themselves or to other women. Although this is not uncommon for poetic language, the audience of the saga still does not know for sure whether valkyries and weaving women are identical. Valkyries appear as female warriors, wearing bloody armours and steering the outcome of battles, but they are also lovers of many heroes. They assist warriors in battle but they also decide about a warrior’s death.22 In this respect they share certain features with other female beings of mythology and heroic legend, as the dísir or the norns (Egeler 2011, p. 32)23. In Gylfaginning 36 we are told that two valkyries are riding together with one of the three norns. These blurring lines between valkyries and norns may be due to the fact that the valkyries decide about victory and defeat – as it is mentioned in Darraðarljóð. Thus the valkyries may have been thought to be responsible for the fate of men in battle and thus they were connected to the norns. Fate as one of the features connected to the norns has been analysed by Karen Bek-Pedersen (2011). After an analysis of all the evidence for norns in Old Norse-Icelandic literature, she comes to the conclusion, “that the three nornir should be

    21 Translation from Poole (1991, p. 117). 22 A detailed and encompassing analysis of valkyries can be found in Egeler (2011, pp. 31–115). 23 Cf. also Dillmann (2002, p. 390): “Damit werden jedoch die N[ornen] weder von den aus anderen alteurop. Kulturen bekannten Schicksalsfiguren (vgl. die Moiren in der griech. und die Parcae [Parzen] in der röm. Welt) noch von den anderen nord. Gestalten wie den dísir (Disen) und den valkýrjur (Walküren) unterschieden.”

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    regarded as a three-in-one-figure, as a collective whole or as one norn representing all three ages – past, present and future – at once.” (Bek-Pedersen 2011, p. 81). Despite the problematical meaning of norn and the different concepts connected with the term, it is clear that norns always are connected to the fate of men. In this respect they are similar to other female beings, as for instance dísir, or fylgjur (Bek-Pedersen 2011, p. 73) – or as we have seen above to the valkyries. Although the norns are thought to have a certain impact on the fate of men, fate is an important and strong personal power so that even one person can be the fate of another.24 Thus we are confronted with the interesting aspect that only men have fate, but that the concept of fate was conceived as female  – or to put it in rather provocative terms: men have fate, but women represent fate. Fate develops during the lifetime of a person. Therefore, fate is closely linked with time but, whereas time is about when things happen, fate is rather concerned with the timing of things. A similar relationship exists between fate and causality. Causality is about why things happen whereas fate is about that things happen. We might conclude from this that fate needs a catalyser or an incitement to start things happening. This is exactly the women’s function in Njáls saga: they ensure that things happen and that fate can unfold in the course of time. When reading Njáls saga it is very hard to see a clear timeline. As is typical for the sagas the narration shifts between detailed stories of singular events and short summaries of longer periods. What seems to be an immediate consequence of an incitement or less aggressive utterance in some cases happens actually years later. The brutal slap in the face Hallgerður receives from her first husband Þorvaldur is revenged immediately by her fóstri Þjóstólfur, who follows Þorvaldur and kills him with an axe (ch. 11). When, however, her third husband Gunnar gives Hallgerður a slap in the face this is not revenged before Gunnar’s final battle (ch. 77). The slap in the face as well as Hallgerður’s revenge is strongly tied to the question of honour and thus to Gunnar’s fate. Gunnar hits Hallgerður in the face because she offers him food she has had stolen (ch. 48): “Gunnar reiddisk og mælti: ‘Illa er þá, ef ek em þjófsnautr’ – ok lýstr hana kinnhest.” [Gunnar turned angry and said: “It is bad if I am a thief’s comrade”, and he slapped her in the face.] The close connection of honour and fate becomes quite clear when Hallgerður refuses to help her husband in the moment he needs it most (ch. 77): Hann mælti til Hallgerðar: “Fá mér leppa tvá ór hári þínu, ok snúið þit móðir mín saman til bogastrengs mér.” “Liggr þér nokkuð við?” segir hon. “Líf mitt liggr við,” segir hann, “því at þeir munu mik aldri fá sóttan, meðan ek kem boganum við.” “Þá skal ek nú,” segir hon, “muna þér kinnhestinn, ok hirði ek aldri, hvárt þú verr þik lengr eða skemr.” “Hefir hverr til síns ágætis nǫkkut,” segir Gunnarr, “ok skal þik þessa eigi lengi biðja.” Rannveig mælti: “Illa fer þér, ok mun þín skǫmm lengi uppi.”

    24 For fate as a personal power cf. Strömbäck (1959) and Ström (1967).

    

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    He said to Hallgerðr. “Give me two wisps of your hair; you and my mother shall wind them together as a string for my bow.” “Does something depend on it for you?”, she says. “My life depends on it,” he says, “because they will never get at me as long as I can handle my bow.” “Then I will now,” she says, “remember the slap in the face and I don’t care whether you will defend yourself longer or shorter.” “Everyone has some mark of distinction,” Gunnar says, “and I won’t ask any further.” Rannveig said: “It doesn’t suit you and your shame will last forever.”

    Gunnar’s life is now dependent on one wisp of hair, which Hallgerður refuses to give him in revenge for the dishonour, which a long time ago the slap in the face meant to her. Gunnar’s answer has some kind of noble ambiguity: “Everyone has some mark of distinction”, whereas his mother Rannveig makes it quite clear that Hallgerður will receive lifelong shame: “It doesn’t suit you and your shame will last forever.” Whether Hallgerður lives in shame or not does not become clear from the saga, but after Gunnar’s death she has lost her important function as literary character. Gunnar, however, dies a heroic death (ch. 77, ÍF 12, p. 189–190): Gunnarr varði sik vel ok frœknlega ok særir nú aðra átta menn svá stórum sárum, at mǫrgum lá við bana. Gunnarr verr sik, þar til er hann féll af mœði. Þeir særðu hann þá mörgum stórum sárum en þó komk hann þá enn úr hǫndum þeim ok varði sik þá enn lengi, en þó kom þar, at þeir drápu hann. Gunnar defended himself well and bravely; he now wounds another eight men with so big wounds that many of them were close to dying. Gunnar defends himself until he falls with exhaustion. Then they wounded him with so many big wounds, but again he escaped them and defended himself for a long time, but in the end they killed him.

    His defence was so famous that a skald composed a stanza and Gissur, one of his opponents admits (ch. 77, ÍF 12, p. 191): “ʻMikinn ǫldung hǫfu vér nú at velli lagit, ok hefir oss erfitt veitt, ok mun hans vǫrn uppi, meðan landit er byggt.”’ [“Now we’ve felled a great old man, and it was difficult for us; his defence will be remembered as long as this land is settled.”] After the battle nobody ever mentions Hallgerður. Only Gunnar’s mother Rannveig accuses her of having killed Gunnar. Rannveig behaves so aggressively that Hallgerður has to leave the farm with her youngest son. It is amazing that the strong and proud Hallgerður, who had started a long and violent feud, now has to give in to her mother-in-law, an old woman. Hallgerður’s literary function is now fulfilled, whereas Rannveig picks up Gunnar’s spear and is going incite her grandson Högni to revenge his father (ch. 79, ÍF 12, p. 194): Rannveig spratt upp af œði mikilli og spurði: “Hverr tekr atgeirinn, þar er ek bannaði ǫllum með at fara?” “Ek ætla,” segir Hǫgni, “at fœra fǫður mínum, ok hafi hann til Valhallar og beri þar fram á vápnaþingi.” “Fyrri muntú nú bera hann ok hefna fǫður þíns” segir hon, “því at atgeirrinn segir manns bana, eins eða fleiri.” Síðan gekk Hǫgni út ok sagði Skarpheðni orðrœðu þeirra ǫmmu hans.

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     Stefanie Gropper

    Rannveig jumped up in great anger and said: “Who took the spear, although I had banned everybody to take it?” “I want,” Högni says, “to bring it to my father; may he have it in Valhöll and take it to the battle there.” “Rather will you now take it and revenge your father,” she says, “because the spear tells man’s death, of one man or more.” Then Högni went out and told Skarphéðinn about the conversation with his grandmother.’

    Inciting Högni for revenge is Rannveig’s last action in the saga. After she has made sure that Högni is doing the right thing with his father’s spear she is also “out of the saga”. Rannveig starts her incitement by mentioning Gunnar’s spear and Högni responds that he wants his father to have this spear in Valhöll. This dialogue alludes to elements of Northern mythology and thus reminds the audience of Óðinn gathering in Valhöll the best warriors for the last battle of the gods. One of Óðinn’s attributes is his spear called Gungnir, with which he caused the first war on earth – similar as Rannveig tells Högni that Gunnar’s spear tells man’s death. When Rannveig claims to control Gunnar’s spear she reminds the audience of a valkyrie. The most famous whetter in Njáls saga is Hildigunnur, who seems to stage her incitement for revenge according to a well-considered and rational plan.25 Usually the interpretations of her whetting focus on a few scenes and sentences, but do not take into consideration the skilful narration. One morning Hildigunnur awakens from a bad dream and sends people to look for her husband Höskuldur. When she finds her husband killed by Skarpheðinn, Hildigunnur swabs his blood with his cloak and keeps it in a trunk (ch. 112). The next two chapters of the saga introduce new characters with their long and important genealogies who later on will take part in the ever escalating conflict. When Hildigunnur’s father Flosi gets to know about the death of his son-in-law he discusses with his friends what to do next. It becomes clear that Flosi wants to be careful in his reactions. After this narrative retardation which distracts the audience from the tragic events told previously, the next chapter presents a rhetorically very elaborated theatrical scene with the narrator’s comment reduced to stage directions for the acting characters. Every word is very carefully chosen, and every sentence is loaded with symbolic meaning. It starts with Hildigunnur waiting for her father-in-law (ch. 116, ÍF 12, pp. 289–290): Hildigunnr var úti ok mælti: “Nú skulu allir heimamenn vera úti, er Flosi ríðr í garð, en konur skulu ræsta húsin ok tjalda ok búa Flosa ǫndvegi.” Síðan reið Flosi í túnit. Hildigunnr sneri at honum ok mælti: “Kom heill ok sæll, frændi, ok er nú fegit hjarta mitt tilkvámu þinni.” Hildigunnr was outside and said: “All my servants shall be outside, when Flosi will ride into the yard; the women shall clean the house, decorate the walls and prepare the high-seat for Flosi.” Then Flosi rides to the house. Hildigunnr turns toward him and said: “Welcome, man of kin, my heart is pleased with your arrival.”

    25 Cf. for instance Miller (1983), Clover (1993), Jochens (1996), Anderson (2002).

    

    The Fatal Role of Women in Medieval Icelandic Literature 

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    Hildigunnur welcomes her father-in-law by demonstrating her position as a strong woman. She seems to be calm and composed and acts as a good host is supposed to act. But Flosi first feels mocked by her exaggerated politeness (ch. 116, ÍF 12, p. 290): “Hvárki em ek konungr né jarl, ok þarf ekki að gera hásæti undir mér, ok þarf ekki at spotta mik.” Hildigunnr var nær stǫdd ok mælti svá: “Þat er illa, ef þér mislíkar, því at þetta gerðum við af heilum hug.” Flosi mælti: “Ef þú hefir heilan hug við mik, þá mun sjálft leyfa sik, ef vel er; mun ok sjálft lasta sik, ef illa er.” Hildigunnr hló kaldan hlátr ok mælti: “Ekki er enn mark at; nær munu vit gangask, áðr lýkr.” Hon settisk niðr hjá Flosa, ok tǫluðu lengi hljótt. “I am neither a king nor an earl, and you don’t need to prepare a high-seat for me, and you don’t need to mock me.” Hildigunnr stood nearby and said: “It is bad, if you don’t like it, because we did this with sincerity.” Flosi said: “If you are sincere with me, then it will reveal itself as praiseworthy, if it is good; it will reveal itself as disreputable, if it is bad.” Hildigunnr laughed coldly and said: “It can’t be known yet; we both will come closer, before it will be over.” She sat down next to Flosi and they talked quietly for a long time.

    Without saying anything explicitly Hildigunnur tells Flosi about a very serious situation. Although they are actually dealing with the death of Hildigunnur’s husband and Flosi’s son, they haven’t mentioned Höskuldur so far – the narrator does not want the audience to know what they were talking about quietly. In the next scenes every gesture and everything mentioned show how agitated Hildigunnur and Flosi are, although both are keeping their appearances. When Flosi has finished his meal Hildigunnur finally asks him whether he is going to support her prosecution of the murder. When he promises her legal support, Hildigunnur finally loses her temper (ch. 116, ÍF 12, p. 291–292): Hon mælti: “Hefna mundi Hǫskuldr þín, ef hann ætti eptir þik at mæla.” Flosi svaraði: “Eigi skortir þik grimmleik, ok sét er, hvat þú vill.” Hildigunnr mælti: “Minna hafði misgǫrt Arnórr Ǫrnólfsson ór Forsárskógum við Þórð Freysgoða, fǫður þinn, ok vágu brœðr þínir hann á Skaptafellsþingi, Kolbeinn ok Egill.” Hildigunnr gekk þá fram í skála ok lauk upp kistu sinni; tók hon þá upp skikkjuna, er Flosi hafði gefit Hǫskuldi, ok í þeirri hafði Hǫskuld veginn verit, ok hafði hon þar varðveitt í blóðit allt. Hon gekk þá innar í stofuna með skikkjunna. Hon gekk þegjandi at Flosa. Þá var Flosi mettr ok fram borit af borðinu. Hildigunnr lagði þá yfir Flosa skikkjuna; dunði þá blóðit um hann allan. Hon mælti þá: “Þessa skikkju gaft þú, Flosi, Hǫskuldi, ok gef ek þér nú aptr. Var hann ok í þessi veginn. Skýt ek því til guðs ok góðra manna, at ek sœri þik fyrir alla krapta Krists þíns ok fyrir manndóm ok karlmennsku þina, at þu hefnir allra sára þeira, er hann hafði á sér dauðum, eða heit hvers manns níðingr ella.” Flosi kastaði af sér skikkjuna ok rak í fang henna ok mælti: “Þú ert it mesta forað ok vildir, at vér tœkim þat upp, er ǫllum oss gegnir verst, ok eru kǫld kvenna ráð.” Flosa brá svá við, at hann var í andliti stundum rauðr sem blóð, en stundum fǫlr sem gras, en stundum blár sem hel. Þeir Flosi fóru til hesta sinna ok riðu í braut. She said: “Höskuldr would have revenged you, if he had to lead the prosecution for you.” Flosi answered: “You don’t lack savageness, and it is obvious what you want.” Hildigunnr said: “Arnórr Örnólfsson from Forsárskogir had less done to Þórðr Freysgoði, your father, and your brothers Kolbeinn and Egill killed him at the Skaptafellsþing.” Hildigunnur went further into

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     Stefanie Gropper

    the room and opened her trunk; she took out the cloak, which Flosi had given to Höskuldur, in which Höskuldur had been killed, and in which she had kept all the blood. Then she went with the cloak across the room. Without saying anything she went to Flosi. Meanwhile Flosi has eaten enough and the tables had been taken away. Hildigunnr laid the cloak over Flosi; the blood gushed all over him. Then she said: “This cloak had you, Flosi, given to Höskuldr, and now I give it back to you. He was also killed in it. I swear to god and all honest men, that I conjure you for all power of your Christ and your manhood and your bravery that you shall revenge all the wounds, he (Höskuldr) had on his dead body, or you will be called everybody’s nithing.” Flosi cast the cloak off himself and threw it into her lap and said: “You really are a monster and you want that we do what is the worst for us all; cold are the counsels of women.” Flosi reacted in such a way that sometimes his face was red as blood, sometimes pale as grass26, and sometimes dark-blue as death. Flosi and his men went to their horses and rode away.

    This passage from Njáls saga is not only remarkable because of Hildigunnur’ drastic behaviour. It is also remarkable in the way it is told. It is a perfect theatrical scene. We can see the characters acting and reacting. As Miller (1983, p. 182) has pointed out, this passage, with its strong symbolic imagery and with its formal speech, reminds of a ceremony which may have its roots in ancient practice of revenge. Usually Icelandic sagas are characterised by their narrative economy: the narrators avoid telling the same fact twice. So for instance when a saga character has a dream, the narrator either tells the dream and its implications or he tells the events coming true but does not tell the dream in detail. In the passage from Njáls saga, however, details are told twice (as for instance that Höskuldur had been killed in the cloak) or details that have been told in the chapters previously are repeated (as for instance that Hildigunnur had swept Höskuldur’s blood with the cloak or that she kept the cloak in her trunk). These details emphasise the importance of Höskuldur’s death and thus the importance of revenge. Hildigunnur seems to act cold-bloodedly and to have planned the whole encounter very rationally. Flosi, however, is very emotional, as his strong and quickly changing bodily reactions demonstrate. But whereas on the surface of the text Hildigunnur seems cold and rational in contrast to Flosi’s emotions, it actually is the other way round: Hildigunnur is carried away by her wish for revenge, whereas Flosi resents revenge for a rational reason: he wants to stop the feud, because he fears that it will lead to the destruction of all parties involved. With her deep wish for revenge, be it even at the loss of the complete family, Hildigunnur reminds of Guðrún in the Eddic lays when she wants her husband to be revenged even if she has to sacrifice her own children and even if the revenge in the end leads to the complete destruction of her kin. But whereas Guðrún carries out the revenge herself – at least parts of it – Hildigunnur remains passive. She only incites the revenge, as Brynhildur does and as the other whetters in Njáls saga do.

    26 Here the manuscripts differ between gras ‘grass’, aska ‘ashes’, and nár ‘corpse’ (ÍF 12, p. 292 footnote 1).

    

    The Fatal Role of Women in Medieval Icelandic Literature 

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    In one respect Hildigunnur is different from the other female whetters in Njáls saga because she does not disappear from the saga. After being incited by Hildigunnur Flosi starts the revenge, which culminates in the brenna. As was to be expected after the brenna the feud is not over, but Kári as the only person surviving the catastrophe seeks revenge. In the last two chapters of the saga we get to know about the final whereabouts of Kári and Flosi. After having accomplished his pilgrimage, Flosi returns to Iceland. Kári also went on a pilgrimage. After his return to Scotland he is informed that meanwhile his wife Helga had died. Kári decides to travel to Iceland, but is shipwrecked near Flosi’s home. Now Flosi helps his former enemy Kári and gives him shelter. They finally reconcile and Kári marries Flosi’s niece Hildigunnur, who is the widow of Njáll’s foster-son Höskuldur Þráinsson and who had incited Flosi to revenge her husband. The saga thus ends with a complete reconciliation, which is achieved by a marriage. Like Brynhildur, whose life as a valkyrie ends with her marriage, Hildigunnur is also “tamed” as an inciter by the marriage with her former enemy. The examples of the three female whetters show that women do indeed influence the fate of men. Women in Njáls saga do play the role of destiny for men, but they do not act according to some supernatural power, but the act according to their own ideas about honour and revenge. Although the female whetter might have some roots in a very distant historic past, in the 13th and 14th centuries, when the Icelandic family sagas were written down, they were literary characters. For the medieval audience the female whetters offered points of intertextual reference through the Eddic lays or Völsunga saga with Guðrún and Brynhildur as the prototypes of the female inciters and warriors, but also with norns and valkyries as more abstract characters interfering with men’s fate. Hallgerður, Rannveig and Hildigunnur are clear allusions to the eddic characters, especially Guðrún and Brynhildur, but also valkyries and norns in general. It is not either Guðrún or Brynhildur, but both of these literary types are amalgamated in the women in Njáls saga.

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     Stefanie Gropper

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    Jan Ragnar Hagland

    The Northernmost Runic alu Abstract: The present contribution reports on a fairly recent discovery of a runic alu-inscription in the southern part of Nordland county, Northern Norway. The inscribed object was excavated in 2003, the inscription discovered in 2005. It contains an alu carved twice as aallu[- thus forming an intertwined alu, alu. The main importance of this inscription, archaeologically dated to the second half of the sixth century, is its position on the distribution map, being by far the northernmost alu-inscription we know. Archaeological excavations of a small burial lot at Horvnes in the municipality of Alstahaug, County of Nordland in Northern Norway (see map fig. 1), led by the archaeologist Birgitta Berglund at the Museum of Natural History and Archaeology in Trondheim, were carried out during the course of the autumn of 2003. The excavated site is located at the north-westernmost promontory of the big island called Alsten (cf. Berglund 2005, p.  10 and 2016). Analysis of the finds made in 2005 brought to light two adjacent fragments of (burnt) bone with an inscription on them. The total length of the objects, now in the Museum in Trondheim (catalogue no T-22926: 96+97), is 30 mm, the width 5 mm. The bone fragments, which have possibly been part of a comb (Berglund 2005, p. 14), seem to have been broken off lengthwise at some stage, implying that the runes in their original shape have been higher than we see them at present (see fig. 2). The exact original height, however, is difficult to assess with any degree of certainty. The runes are sharply cut and well preserved, the reading of which does not present any difficulty. That is to say that clearly we have to do with an inscription and not just accidental cracks in the surface of the bone. The inscription is 26 mm long and the present height of the runes 5 mm. Runes nos 3, 4 and 5 in particularly indicate that it is the top part of the inscription which has been preserved. It is worth noticing here that the twigs of runes 1 and 2 sit slightly below the top of the stave forming two not so common variants of the rune a. Rune 5 distinguishing itself with a significantly longer twig or bow than the two preceding runes and having lost its lower part appears in all probability to be a rune with a rather flat or straight bow, which is a not so unusual form of u. An almost exact parallel to the rune forms here can be seen in the three first runes of the inscription from Førde in Sunnfjord, Norway (KJ 49, NIæR 24). There is then, all taken together, little doubt that we have to do with an inscription in runes of the older futhark that should be read as follows: È È l l u[--a a l l u[--This can, as we see, be read as the well-known formulaic and seemingly magic word of alu (‘bier’) carved twice: Runes 1, 3 and 5 constituting the first alu, runes 2, 4, together

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     Jan Ragnar Hagland

    Fig. 1: Map of Norway showing latitude of Horvnes.

    

    The Northernmost Runic alu 

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    Fig. 2: The alu alu-inscription from Horvnes, Alstadhaug, County of Nordland. Photo: Per E. Fredriksen, NTNU University Museum.

    with a most probably now lost rune 6 the second, so as to form an intertwined alu, alu. Whether the inscription ever consisted of more than this, we shall never know. As the inscription from Horvnes does not have anything in particular to add to the discussion about the content of the word alu per se, we shall for the present purpose restrict ourselves to looking briefly at some distributional and chronological aspects of it. When the geographical distribution of this formulaic word is concerned, Wolfgang Krause (1966, p. 106) stated that “die Formel alu außerhalb des Bereiches nord­ germanischer Sprache nicht vorkommt”, which, of course, the find that concerns us here does not contradict or change in any way. But it extends, nevertheless, the distribution map of this runic word considerably to the north – the inventory of previously recorded alu-inscriptions discovered in Norwegian find contexts being geographically distributed as follows: Bjørnerud in Vestfold (IK 24, KJ 103 Anm. 1, NIæR 36), Elgesem in Vestfold (KJ 57, NIæR 7), Fosse in Rogaland (KJ 48), and possibly even Førde in the present-day county of Sogn og Fjordane (KJ 49, NIæR 24), and Årstad in Rogaland (KJ 58, NIæR 15). In Krause’s corpus of inscriptions in the older futhark (Krause 1966) eleven inscriptions containing the word alu are listed and seven possibly so, all of which from finds in Norway, Denmark and Southern Sweden.1 Contrary to Krause’s

    1 KJ 29, 46, 48, 52, 57, 58, 103, 104, 109, and 120 – possibly even KJ 19, 59, 110, 113, 115, 121, and 122 although some of the latter must in all probability be disregarded.

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     Jan Ragnar Hagland

    Fig. 3. The alu alu-inscription from Spong Hill, Norfolk, England, cf. Pieper (1986, p. 186).

    claim quoted above a distribution exists, however, also outside Norway and Scandinavia, cf. Fingerlin / Fischer / Düwel (1998). Nonetheless Norwegian alu-inscriptions known prior to the discovery of Horvnes display a distribution restricted to rather southern coastal areas of the country. Even if not common, the doubling of the runic word alu in the Horvnes inscription is not totally unique. An inscription from Spong Hill, Norfolk in England, probably from the 5th century, seems to contain a parallel – three staves having identical twigs and a bow on both sides of them so as to form an alu along with a mirrored picture of the same word (see fig. 3 and Pieper 1986, p. 186). This seems, in an imaginative way, also to make up an alu, alu, possibly thought of as a reinforcement of the magic power that this particular word most likely was supposed to have. Linguistically the form alu is, of course, Germanic, in this particular case Proto Nordic or Early Common Scandinavian in Einar Haugen’s (1976) terms. Most if not all of the known inscriptions containing this runic word have the form Èlu, not hlu, the major part of which having been archaeologically dated in the 6th century.2 A dating such as this appears to fit well also for the Horvnes inscription. The archaeological context in which the excavated bone fragments belong, seems, with some reservation, to be dateable mainly in (the second part of) the 6th century (for details, see Berglund 2005, pp. 10–15). In addition to the spatial distribution of alu-inscriptions the Horvnes find may expand even the variation of objects on which such inscriptions were carved, as there seems to be no other recorded yet being carved on a comb. Combs are, as is well known, not uncommon objects on which runes were carved. If the Horvnes inscription is really carved on a comb, there are, in the opinion of the present contributor, every reason to have another look at the entire corpus of combs bearing runic inscriptions. Does this particular kind of inscribed object have anything to offer e.  g. to the

    2 Krause, and others following him, single out two, respectively one hlu in the inscriptions on the comb from Sætre, Norway (KJ 40) and the Eggja stone (KJ 101, NIæR 55). These readings have, however, since been seriously questioned (cf. Grønvik 1985, p. 45; 1987, pp. 21–26). As for the dating of the alu-inscriptions Krause (1966, p. 239) states that they occur “in dem Zeitraum von etwa 200 bis 700”. As Sætre and Eggja, as it seems, have to be excluded from the corpus, this span of time seems to be at least about one hundred years shorter.

    

    The Northernmost Runic alu 

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    discussion of the magic character of alu-inscription and so on, one might ask. That is, however, a discussion of its own and shall be left at that in the present context. As the runic inscription from Horvnes must be considered to be in the older futhark, it is not only the northernmost known alu-inscription, but even the most northern intelligible inscription in the older runes discovered on Norwegian soil. Only a nonsensical and possibly runic inscription from the adjacent municipality of Dønna and one from Bindal just north of the border between the counties of Nord-Trøndelag and Nordland have been previously recorded as possibly carved in runes of the older futhark (cf. e.  g. Høst 1976, pp. 26, 1163 and Beverfjord 1986, pp. 103–105). Whether the inscription from Horvnes was produced locally or it was imported from elsewhere, it contributes to expand the geographical scope as we have known it so far of runic writing in the older futhark.

    Literature Berglund, Birgitta (2005): I skyggen av Sandnes – graven forteller. In: Spor, 2, pp. 10–15. Berglund, Birgitta (2016): Understandings – burial practice and social ties. The Horvnes Iron Age burials, a peephole into the farming society of Helgeland, North-Norway. In: Dommasnes, Liv Helga / Gutsmiedl-Schümann, Doris / Hommedal, Alf Tore (eds.): The Farm as a Social Arena, pp. 77–104. Münster: Waxmann. Beverfjord, Aud (1986): Runefunn fra Helgeland. In: Årbok for Helgeland 1986, pp. 102–109. Fingerlin, Gerhard / Fischer, Josef F. / Düwel, Klaus (1998): Alu und ota – Runenbeschriftete Münz­ nach­ahmungen der Merowingerzeit aus Hüfingen. In: Germania, 76, pp. 789–822. Grønvik, Ottar (1985): Runene på Eggjasteinen: En hedensk gravinnskrift fra slutten av 600-tallet. Oslo/Bergen/Stavanger/Tromsø: Universitetsforlaget AS. Grønvik, Ottar (1987): Fra Ågedal til Sætre: Sentrale runeinnskrifter fra det 6. Århundre. Oslo/Bergen/Stavanger/Tromsø: Universitetsforlaget AS. Haugen, Einar (1976): The Scandinavian Languages: An Introduction to their History. London: Faber and Faber Limited. Høst, Gerd (1976): Runer: Våre eldste norske runeinnskrifter. Oslo: H. Aschehoug & Co. IK + no. = inscription published in Axboe, Morten / Clavadetscher, Urs / Düwel, Klaus / Hauck, Karl / von Padberg, Lutz (1985): Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit. 1, 2 Ikonographischer Katalog (IK 1, Text). München: Fink. KJ + no. = inscription published in Krause, Wolfgang (1966), Die Runeninschriften im älteren Futhark. Mit Beiträgen von Herbert Jankuhn. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-Historische Klasse, Folge 3, 65. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. NIæR + no. = inscription published in Bugge, Sophus / Olsen, Magnus (eds.) (1891–1924): Norges Indskrifter med de ældre runer. Christiania: Brøgger. Pieper, Peter (1986): Die Runenstempel von Spong Hill: Pseudorunen oder Runenformel? In: Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen, 17, pp. 181–200.

    3 Høst refers, erroneously, to the location of the latter find (1944) as “the farm Holm, Bindal in Beitstad”. It should be Holm, parish of Solstad, in the municipality of Bindal.

    Jarich Hoekstra

    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? Lexikalische Plurale im Nordfriesischen und im Jütischen Abstract: In Germanic languages lexical plurals are normally restricted to collective and granular aggregates. In North Frisian and Jutish, however, they have been extended to liquids and substances. It is argued that this is connected to the fact that both languages have neuter gender with mass nouns. Alongside neuter gender lexical plural could sometimes develop into a pure count marker, i.  e. into a marker of uncountability. It is in this particular function that lexical plural was also put to use with liquids and substances.

    1 Einführung In diesem Aufsatz möchte ich einige Aspekte des Wechselspiels der grammatischen Kategorien Zahl und Zählbarkeit (sowie Geschlecht) im Nordfriesischen hervorheben und diskutieren.1 Dabei werde ich mein Augenmerk insbesondere auf die sogenannten lexikalischen Plurale im Nordfriesischen richten und einige auffällige Parallelen zum benachbarten Jütischen herausstellen. In Abschnitt 2 wird zunächst eine allgemeine Darstellung von Zahl und Zählbarkeit im Nordfriesischen gegeben. In Abschnitt 3 wird das Phänomen der lexikalischen Plurale erörtert, worauf in Abschnitt 4 eine Sondergruppe der lexikalischen Plurale und zwar solche, die Flüssigkeiten und Substanzen bezeichnen, einer näheren Betrachtung unterzogen werden soll. Eine Diskussion der arealen Verteilung und der typologischen Einordnung dieser besonderen lexikalischen Plurale, die sowohl im Nordfriesischen als auch im Jütischen, aber nicht in anderen germanischen Sprachen vorkommen, erfolgt in Abschnitt 5. In Abschnitt 6 wird versucht, dem Auftreten der Flüssigkeiten und Substanzen bezeichnenden lexikalischen Plurale im Nordfriesischen und im Jütischen theoretisch Rechnung zu tragen. Der Aufsatz schließt mit einem kurzen Fazit in Abschnitt 7 ab.

    1 Für Kommentare zu einer früheren Fassung danke ich Damaris Nübling, Arjen Versloot, Christoph Winter und Wendy Vanselow.

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     Jarich Hoekstra

    2 Zahl und Zählbarkeit Schauen wir zunächst, wie sich die grammatischen Kategorien Zahl (Numerus) und Zählbarkeit im Nordfriesischen im Allgemeinen manifestieren. Wie alle germanischen Sprachen zeigt das Nordfriesische bei Substantiven eine Opposition zwischen Singular und Plural. Dabei bleibt die Singularform unmarkiert, während die Pluralform einen Pluralmarker erhält. Im Festlandnordfriesischen (z.  B. im Mooring) enden regelmäßige Plurale auf -e, im Inselnordfriesischen (z.  B. im Fering-Öömrang) auf -er oder -en:2 (1) Mooring (mo.) hün ‚Hund‘ – hüne bök ‚Buch‘ – böke

    Fering-Öömrang (fö.) hünj – hünjer buk – buken

    Im Fering-Öömrang nehmen Maskulina meistens die Endung -er, während Neutra (zu denen auch die ehemaligen Feminina übergegangen sind) die Endung -en bekommen. Im Sylterfriesischen und im Helgoländischen, wo das Femininum mit dem Maskulinum zusammengefallen ist, ist die Verteilung weniger eindeutig. Die Pluralform bezeichnet, grob gesagt, dass es mehr als ein Exemplar des Grundwortes gibt.3 Eine Pluralbildung tritt somit im Prinzip nur bei zählbaren Sub­stantiven (count nouns) auf; unzählbare Substantive (mass nouns) haben keinen Plural (im Sinne von „mehr als eins“):4 (2) mo. blödj ‚Blut‘ – *blödje fö. riik ‚Rauch‘ – *riiken Die Unterscheidung zählbar – unzählbar ist nicht unproblematisch (s. Joosten 2003 lichen für einen Überblick über die unterschiedlichen Ansätze). Neben der wirk­ Beschaffenheit des Referenten spielen dabei vor allem die Konzeptualisierung der Wirklichkeit durch die Sprecher und eine gewisse Lexikalisierung eine Rolle.5 Viele Wörter können sowohl als zählbares wie auch als unzählbares Substantiv in

    2 Neben regelmäßigen Pluralen verfügen die nordfriesischen Mundarten über eine beträchtliche Anzahl von unregelmäßigen Pluralformen, auf die ich in Abschnitt 6 noch kurz zu sprechen komme. Für einen allgemeinen Überblick über die Pluralbildung im Nordfriesischen siehe Löfstedt (1968, S. 60–100, 102–103). 3 Für eine nuanciertere Betrachtung der Semantik von Pluralität und weitere Literatur hierzu s. z.  B. Grimm (2013). 4 Beispiele wie z.  B. Mooring trii biir ‚drei Bier‘ (engl. three beers) oder tjüsche wine ‚deutsche Weine‘ bilden hier keine Ausnahme. Biir und win werden in diesem Fall als zählbare Substantive (‚Glas/Flasche Bier‘, ‚Weinsorte‘) gebraucht. 5 So bezeichnen Deutsche Spargel normalerweise als etwas Unzählbares, während Schweizer von Spargeln als etwas Zählbarem sprechen.

    

    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? 

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    Erscheinung treten. So kann Mooring trädj sowohl ‚Faden‘ als auch ‚Zwirn‘ bedeuten (Bendsen 1860, S. 48); im ersteren Fall ist es zählbar und hat einen Plural trädje, im letzteren Fall ist es unzählbar und hat keinen Plural. Der Unterschied zwischen trädj ‚Faden‘ und trädj ‚Zwirn‘ kommt auch im Genus zum Ausdruck; Ersteres ist ein Maskulinum, Letzteres ein Neutrum. Unzählbare Substantive sind im Nordfriesischen – und, wie sich noch herausstellen wird, auch im Jütischen – in der Regel Neutra (vgl. Löfstedt 1968, S. 10–15). Das Genus kann, wie bei trädj, manchmal den Unterschied zwischen zählbar und unzählbar markieren (Hoekstra 1995, S. 87–88). Vergleiche hierzu auch folgende Beispiele aus dem Fering-Öömrang (a ‚der‘, at ‚das‘): (3)

    a fask ‚Fisch (Tier)‘ (Pl. fasker) – at fask ‚Fisch (Gericht)‘ a sees ‚einzelner Käse‘ (Pl. seesen) – at sees ‚Käse (Essen)‘ a kurn ‚einzelnes Korn‘ (Pl. kurner) – at kurn ‚Korn, Getreide‘ a halem ‚Halm‘ (Pl. halmer) – at halem ‚Strandhafer, insbes. als Material für die Anfertigung von Strohseilen‘ a puns ‚Punsch (Tasse)‘ (Pl. punsen) – at puns ‚Punsch (Alkohol)‘ a eerd ‚Erde (Himmelskörper; Erdboden)‘ – at eerd ‚Erde (Stoff)‘

    Es gibt unzählbare Substantive, die sowohl Neutrum als auch Maskulinum sein können. In diesem Fall drückt der Genusunterschied ebenfalls einen Unterschied in der Individuation aus (zu diesem Begriff mehr in Abschnitt 6). Vergleiche FeringÖömrang: (4) a hias ‚Heide (auf dem Feld)‘ – at hias ‚Heide(kraut)‘ a roog ‚Roggen (auf dem Feld)‘ – at roog ‚Roggen (Körnermasse)‘ (ebenso: a/at wiaten ‚Weizen‘, a/at bere ‚Gerste‘, a/at heewer ‚Hafer‘) Hias und roog sind beide unzählbar, aber das Maskulinum stellt die Pflanze auf dem Feld als Kollektiv dar, während das Neutrum den daraus gemachten Stoff, bzw. das abgemähte Heidekraut und den gedroschenen Roggen, bezeichnet (vgl. Löfstedt 1968, S.  13 zu wi. di/dat wiitje und di/dat roog). Beachte, dass a hias im Fering-Öömrang keinen Plural hat; ‚Heide‘ im Sinne von ‚Heidefeld‘ kann nur mit en stak hias (wörtl. ‚ein Stück Heide‘) o. Ä. wiedergegeben werden. A roog kann zwar eine Pluralform rooger haben (jo haa sok gud rooger ‚sie haben so guten Weizen (auf ihren Feldern)‘, aber diese ist unzählbar (*jo haa fjauer rooger ‚sie haben vier Weizenfelder‘), so dass wir es hier zweifellos mit einem lexikalischen Plural zu tun haben (dazu mehr in Abschnitt 3).6

    6 Der von Löfstedt (1968, S. 95) für das Nordergoesharder Friesische (Bohmstedt/Drellsdorf) verzeichnete lexikalische Plural hāwer (dat sæn sünә hāwәr ‚das ist (wörtl. sind) gesunder, fehlerfreier Hafer‘) gehört wohl auch hierher (vgl. engl. oats für ‚Hafer‘ allgemein).

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    In den Fällen unter (5) drückt das Neutrum den Stoff oder die Ware aus, das Maskulinum das Getränk oder die Mahlzeit: (5) a kofe – at kofe ‚Kaffee‘ a tee – at tee ‚Tee‘ Beide Formen sind hier ebenfalls unzählbar. Im Fering-Öömrang kann Unzählbarkeit auch morphologisch mit dem Suffix -s (der ursprünglichen Endung des partitiven Genitivs) ausgedrückt werden (vgl. Hoek­ stra 1995, S. 78–92):7 (6)

    a aapel ‚Apfel (Frucht)‘ (Pl. aapler) – at aapels ‚Apfel (Essen)‘ at marig ‚Wurst‘ (Pl. margen) – at marigs ‚Wurst (Aufschnitt)‘ a triad ‚Faden‘ (Pl. triader) – at triads ‚Zwirn‘ at skel ‚Schale‘ (Pl. skelen) – at skels ‚Schalen (Abfall)‘ at steed ‚Ort‘ (Pl. steeden) – at steeds ‚Raum‘ a wonter ‚Winter (Jahreszeit)‘ (Pl. wontern) – at wonters ‚Winter (Frost)‘

    Beachte, dass die unzählbaren Ableitungen mit -s immer Neutra sind, auch wenn das Grundwort maskulin ist. Dies bedeutet, dass Formen wie aapels sowohl durch ihre Endung (das Suffix -s) als auch durch ihr Genus (Neutrum) als unzählbar markiert sind. Neben den flexivischen Pluralen, die auf zählbare Substantive beschränkt sind, gibt es in Sprachen, in denen der Plural stark grammatikalisiert ist, eine Klasse von lexikalischen Pluralen (vgl. Acquaviva 2008). Diese werden wir uns im nächsten Abschnitt vornehmen.

    7 In einigen Bezeichnungen von Fleischsorten begegnet das Suffix -en: (i) nuat ‚Rind‘ – nuaten ‚Rindfleisch‘ lum ‚Lamm‘ – lumen ‚Lammfleisch‘ swin ‚Schwein‘ – swinen ‚Schweinefleisch‘ aber: kualew ‚Kalb‘ – kualews ‚Kalbsfleisch‘ In diesem kleinen Wortfeld scheint sich  – wie bei den nordfriesischen Patronymen  – neben der starken Genitivendung -s die schwache Genitivendung -en gehalten zu haben (zur Distribution dieser Endungen, s. Hoekstra 1995, S. 71–78, 90–92).

    

    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? 

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    3 Lexikalische Plurale Lexikalische Plurale sind Plurale, bei denen die Pluralität eine inhärente Eigenschaft des Wortes ist. Sie bezeichnen nicht, wie flexivische Plurale, dass es „mehr als ein“ Exemplar eines Grundwortes gibt, sondern vielmehr, dass ihr Referent als ein in sich aufgegliedertes Ganzes konzipiert wird.8 In vielen Fällen fehlt ein singula­ risches Grundwort, entweder weil es veraltet oder ausgestorben ist oder auch weil es ein solches nie gegeben hat (vgl. †Trumm – Trümmer, *Mucki – Muckis). In anderen Fällen ist das „Grundwort“ unzählbar (vgl. Abfall – Abfälle, Geld – Gelder). Und in wieder anderen Fällen steht der lexikalische Plural neben einem flexivischen Plural (vgl. Wort – Wörter – Worte). Lexikalische Plurale haben zwar in der Regel eine Pluralendung, aber ihre Spezifizierung als Plural verdanken sie nicht dieser Endung. Die Endung kann in vereinzelten Fällen fehlen (in Anbetracht des Vorkommens einer umgangssprachlichen Nebenform Leuten wird das -e in Leute synchron nicht unbedingt mehr als eine Pluralendung aufgefasst) und sie kann bei Kompositumbildung gegebenenfalls getilgt werden (vgl. Muckibude). Da das Nichtvorhandensein eines singularischen Grundwortes nicht die definierende Eigenschaft eines lexikalischen Plurals sein kann, greift der traditionelle Begriff Plurale tantum zu kurz. Lexikalische Plurale sind oft unzählbar (zwei Muskeln – *zwei Muckis), weshalb in der englischsprachigen Literatur manchmal von plural mass nouns oder mass plurals gesprochen wird. Es gibt aber durchaus lexikalische Plurale, die (mehr oder weniger) zählbar sind (drei Geschwister; viele Klamotten – *zehn Klamotten).9 Lexikalische Plurale gruppieren sich um einige mehr oder weniger klare referentielle Kategorien (vgl. Braun (1930) für das Russische, Saas (1965) für das Altgriechische, Koptevskaja & Wälchli (2001) für die baltischen Sprachen und Löfstedt (1968, S. 95–100) für das Nordfriesische). Im Folgenden gebe ich nach Sachgruppen geordnet einen exemplarischen Überblick über die nordfriesischen lexikalischen Plurale: (7) a. Menschen, die in Paaren oder Gruppen auftreten: mo. ålerne, fö. aalern ‚Eltern‘, mo. söschene, sy. Sesken ‚Geschwister‘, mo. früne, fö. frinjer ‚Verwandte‘, fö. aanjen ‚id.‘, mo. tiinste, fö. tiinsten ‚Dienstboten‘, fö. klanten, ha. klante ‚Kameraden‘, mo. sinsgliken, fö. sinsgeliken ‚Seinesgleichen‘, mo. fråmde ‚Besuch (wörtl. Fremde)‘

    8 Lexikalische Plurale stehen (singularischen) Kollektiva semantisch sehr nahe und man kann in Sprachen dann auch ein reges Hin und Her zwischen beiden Kategorien beobachten. Während aber lexikalische Plurale die Aufgegliedertheit des Referenten hervorheben, betonen Kollektiva vielmehr dessen Einheit (vgl. z.  B. Kleider – Kleidung). 9 Für Literatur zum Komplex lexikalischer Plurale, Pluralia tantum und mass plurals s., u.  a., McCawley (1975), Wierzbicka (1988, S.  499–560), Koptevskaja-Tamm (2004), Ojeda (2005) und Acquaviva (2008).

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    b. Tiere, die in Paaren, Herden o. Ä. vorkommen: mo. åksene ‚Ochsen‘ (mo. stiir, Pl. stiire ‚Ochse‘) c. Pflanzen, die in Büschen, Büscheln o. Ä. vorkommen und/oder als Grundstoff verwendet werden: mo. räide, fö. raiden ‚Reet (Fläche)‘, fö. heenen ‚Schilfrohr‘, fö. bosker ‚Gebüsch‘, fö. halhüüwen, -hüügen ‚Holunderblüten‘, fö. sireenen ‚Flieder‘, fö. südjen ‚Meerstrandwegerich‘, mgo. (Bohmst.) hoope ‚Hopfen‘ (engl. hops) d. Kleider und Kleidungstücke, die aus zwei oder mehr Teilen bestehen: mo. kluuse, fö. kluader ‚Kleider‘, mo. plüne, fö. plünjen ‚Lumpen‘, mo. bukslinge ‚Hose‘ (ö., sy. boks), mo. hängelse, fö. drachbianer, sy. Drachten ‚Hosenträger‘, wi. hite ‚Ohrenklappen‘, mo. (Bendsen) knapelse ‚Spitzen‘ e. Gerätschaften, die aus zwei oder mehr Teilen bestehen: mo. weewle ‚Webstuhl‘ (wi. wääwel, sy. wawel), fö. grimen ‚Halfter aus Holz‘, mo., wi. püte ‚Kummetgeschirr‘ f. Finanzen: mo. koostinge, fö. koosten ‚Kosten‘, fö. skreeppanger, sy. Fekskelinger ‚Taschengeld‘, mo. runte, wi. ränte ‚Zinsen‘ g. Gerichte: fö. braaset/muuset eerpler ‚Brat-, Stampfkartoffeln‘ h. Krankheiten und andere physische Erscheinungen: mo. pooke ‚Pocken‘, mo. mäislinge, ha. meesels ‚Masern‘ (fö. meesel), mo. hooste ‚Husten‘ (fö. hoost),10 mo. nuke, wi., mgo. noke ‚Schluckauf‘ (fö. nok), mo. sköre, fö. sküüren ‚Geburtswehen‘ i. ausgedehnte Orte: fö. üüb eekrem ‚auf dem Ackerfeld‘ neben eeker ‚Acker‘ (Pl. eekern), fö. uun dünem ‚in den Dünen (Dünenlandschaft)‘ neben dün ‚Düne‘ (Pl. düner), fö. sunen ‚Sandbänke‘, üüb sunem ‚auf den Sandbänken‘11 j. Zeitabschnitte, die mehrere Tage, Wochen usw. dauern: mo. hünedeege, fö. höntjendaar ‚Hundstage‘, fö. krasdaar ‚Weihnachtsfest‘, mo. (Bendsen) feeste ‚Fastenzeit‘, mo. frideege ‚Ferien‘

    10 Löfstedt (1968, S. 96, Fußn. 9) verzeichnet auch für das Nordergoesharder Friesische (Bohmstedt) den Plural hooste ‚Husten‘: sin hǭstә sæn slæmәr wurdәn ‚sein Husten ist schlimmer geworden‘. Vergleiche weiter für das Sölring folgenden Eintrag bei Saxild (1842, S. 47): „Höösen, Höösken (formodentlig dimin. af Host, altsaa egentlig Höösken) bruges kun i flt. Fl. ik haa niin Host, môars sok Höösken [ich habe keinen Husten, sondern so ein Hüsteln], siges ofte af Tæringspatienter.“ Die Form Höösen ist wahrscheinlich die Pluralform von sy. Host ‚Husten‘: Höösen [z] < *hozden < *hosten (vgl. für diese Lautentwicklung Hofmann 1961, S. 25–26; Faltings 1992, S. 104–106; 1996, S. 116–117). 11 Die Endung -em in Wörtern wie eekrem, dünem und sunem ist die ursprüngliche Dativ-PluralEndung.

    

    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? 

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    k. Körper, Körperteile und Organe, die aus zwei oder mehr Teilen bestehen: mo. laase, fö. les ‚Gliedmaßen (Körper)‘, fö. uun hürkem ‚in der Hocke‘ (vgl. ndl. op de hurken), wi. bräägne ‚Gehirn‘ (mo. bräägen),12 mo. gööme, wi. güme ‚Zahnfleisch‘ (engl. gums), fö. stianer ‚Hoden‘, wi. kunte ‚Vagina‘ (engl. cunt). l. Organe o. Ä. von Schlachttieren: mo. flöme ‚Bauch- und Nierenfett (Schweine)‘, ha. fluarde ‚id.‘ (mo. di fluurde), ö. flaagen ‚id.‘, mo. tunte ‚Finnen im Speck‘ (jüt. tinter), mo. sniidje, fö. sniadern, sy. Seegen ‚Grieben‘, sy. Röögen ‚Rogen‘, wi. groome ‚Fischeingeweide‘ (mo. gröm, fö. grum) m. Stoffe, die aus mehreren kleinen Teilchen bestehen: mo. (Bendsen) hakelse ‚Häcksel‘ (fö. hakels), ka. hååle ‚Kleie‘ (Nissen, Wb. 606), fö. köömen (mo. dåt köömen) ‚Kümmel‘, mo. grubene, fö. gruuben ‚Graupen‘, fö.  ratsen ‚Samen vom Ackerknöterich‘, mo. (Bendsen) twaage ‚Hefe‘ (jüt. kvæger, nisl. kvikur ‚Bierhefe‘), ngo. goorde ‚Hefe‘ (jüt. gær) n. Abfälle: mo. åågene, fö. aagen ‚Spreu‘ (dän. avne), mo. (Bendsen) hädje, ka. heede ‚Werg‘,13 ha. dobe, fö. doben ‚Buchweizenspreu‘, mo. schaawe ‚Holzabfälle beim Flachsbrechen‘, mo. trame, fö. tramen ‚Endstücke des Schergarns‘ (vgl. hd. Trümmer) o. Fäkalien: fö. schuaren ‚frischer Mist auf dem Feld‘ (< afr. skern, n.? ‚Mist‘), fö. sjeppumler ‚Schafmist‘, fö. müsbengler ‚Mäusekot‘, ha. taodels ‚Lammmist‘ p. (merkwürdige) Angewohnheiten und Bewegungen: mo. nüke, fö. nüken ‚Launen‘, fö. küüren, sy. Küüren ‚Launen‘, fö. gesichter (spele) ‚Fratzen (schneiden)‘, fö. weden ‚(alte) Sitten‘, fö. funtjis(en) ‚Flausen‘, wi. fachte ‚Armbewegungen‘, wi. küne ‚Praktiken, Kniffe‘ q. Witterung: fö. wedern, ka. weesere ‚Witterung‘ (engl. weathers)14

    12 Auch sy. Brain ‚Gehirn‘ konnte als lexikalischer Plural auftreten. Vergleiche folgendes Zitat aus einem Theaterstück von Erich Johannsen: (i) Min Brei’n daansi mi runt ön Haur en sen mi üntruu uuren [Johannsen (1925)] ‚Mein Gehirn tanzt in meinem Kopf herum und ist mir untreu geworden‘ 13 Vgl. folgendes Zitat bei Nissen: (i) Awer dü fest man Hėdde, an denn sėn’s ok nagh full fon Skêwe [Nissen, makker 408] ‚Aber du bekommst nur Werg, und dann ist es auch noch voll von Schäben‘ 14 Vgl. folgendes Zitat bei Nissen: (i) Wenn dė Wethere man wat gödd dün wėnn, sü künn’s weggling me dat Bütte-ārbed klar warde [Nissen, makker 433] ‚Wenn das Wetter nur etwas gut tun wollte, so könnten sie diese Woche mit der Feldarbeit fertig werden‘

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    Man kann diese lexikalischen Plurale grob in zwei semantische Kategorien einteilen und zwar in kollektive Aggregate, Bezeichnungen für Einheiten mit gut unterscheidbaren Teilen (z.  B. ‚Kleider‘), und granuläre Aggregate, Bezeichnungen für Einheiten mit schlecht unterscheidbaren, kleinen oder schwer abgrenzbaren Teilen (z.  B. ‚Spreu‘ oder ‚Launen‘). Die Relevanz dieser Einteilung für den Numerus kommt noch in Abschnitt 6 zur Sprache. Die oben aufgeführten lexikalischen Plurale haben alle eine Pluralendung. Es gibt jedoch vereinzelte lexikalische Plurale, die ohne Pluralmarkierung auskommen. Dabei kann es sich um ehemalige singularische Kollektiva handeln, die zu lexikalischen Pluralen geworden sind. Das bekannteste Beispiel ist das Wort für ‚Leute‘: fö. lidj,15 sy. Lir (aber auch Liren, mit Pluralendung).16 In ha. jude wäre eine eventuell vorhandene Pluralendung nicht sichtbar, da Wörter auf -e im Singular und Plural gleichlautend sind (ha. bure ‚Bauer‘ und ‚Bauern‘). Vergleiche auch folgende Beispiele aus dem Fering-Öömrang mit dem ehemaligen singularischen Kollektivum tjüch ‚Rinder; Kreaturen (wörtl. Zeug)‘: (8) a. Diar stunn tau inbün·nen tjügh un skotthag [Nissen, Wb. 2592] ‚Es stehen zwei eingepferchte Rinder im Schüttkoben.‘ b. Dön âram Tjüch wurd treat van det flen an wel jo’n Uughanblak deelsât. [Johansen (1862, 237)] ‚Die armen Kreaturen werden müde vom Fliegen und wollen sich einen Augenblick hinsetzen.‘ Im Fering-Öömrang gibt es einige weitere Fälle, in denen neben einem regelmäßigen (flexivischen) Plural ein lexikalischer Plural ohne Endung steht. Vergleiche: (9) sliak ‚Schlag‘ (Pl. sliaker) – sliak ‚Prügel‘ (vgl. mo. sliike, ha. sliake) fögel ‚Vogel‘ (Pl. fögler) – fögel ‚Entenvögel, insbes. Ausbeute der Vogelkoje‘ stian ‚Stein‘ (Pl. stianer) – stian ‚Steine (kollektiv)‘ Bei sliak ‚Prügel‘, das meistens in der Verbindung sliak fu ‚Prügel bekommen‘ auftritt, ist nicht ganz klar, ob es sich synchron noch um einen Plural handelt. Die Wörterbücher stufen sliak ‚Prügel‘ in der Regel als Neutrum neben dem Maskulinum sliak ‚Schlag‘ ein. In diesem Fall könnte man das Paar a sliak – at sliak unter die Beispiele in (3) einreihen.

    15 Neben dem lexikalischen Plural lidj ‚Leute‘, der zählbar ist (honert lidj ‚hundert Leute‘), steht im Fering-Öömrang ein Singular at lidj ‚Leute (kollektiv)‘. 16 Eine feste Puralendung hat he. Lid’n.

    

    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? 

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    Zu fögel bemerkt Århammar (1969, S. 182): „Die Entenvögel werden auf Föhr und Amrum als wichtigstes Vogelwild (Entenjagd, Kojen, Klapp- und Stellnetzfang) mit dem Kollektivnamen Fögel (Vogel) bezeichnet.“ Fögel kongruiert pluralisch: (10) a. A föggel grolte sa, die Vögel machen solchen Lärm durch ihr Biaren [Schreien], oder gebraucht von den Vögeln, die zu Thausenden sich im Herbst auf dem Watte aufhalten [Bohn 1884, vocab. 9] b. An do hed Koorel Buien a fögel haalet faan (a) fögelkui. [CD 12] ‚Und dann hatte K. B. die Vögel von der Vogelkoje geholt.‘ Vergleiche schließlich folgendes Beispiel mit dem lexikalischen Plural stian: (11) Do ging wi letj gaster bi an naam diar stian an do smääd wi jo üüb det greewenen. [CD 12] ‚Dann fingen wir kleinen Jungen an, dort Steine zu nehmen und sie auf das Gegrabene zu werfen.‘ Auf stian, das in (11) eine kollektive Bedeutung (‚Munition‘) hat, wird mit dem pluralischen Pronomen jo ‚sie‘ Bezug genommen. Einige lexikalische Plurale sind im Laufe der Zeit zu neutralen Singularen geworden (vgl. Löfstedt 1968, S. 98–99). Dabei bleibt die alte Puralendung (-e, -en) auffällig oft erhalten. Vergleiche:17 (12) sy. Eesken, n. ‚Asche‘ (engl. ashes; mo. eesch, fö. eesk) sy. Würmken, Wormken, n. ‚Wermut‘ (fö. weremk) mo. äimere, n., sy. Jemern, n. ‚Flugasche‘ (engl. embers) mo., wi. twaage, n., sy. Kweeken, n. ‚Hefe‘ wi. häide, n., fö. hiaden, n., sy. Hiiren, n. ‚Werg‘ (neben häid, hiad, Hiir) mo. sååken, n. ‚Vieh‘ (< nd. saaken ‚(herumliegende) Sachen‘)

    17 Im Festlandnordfriesischen, wo viele Maskulina auf -e enden, ist der ehemalige lexikalische Plural vereinzelt maskulin geworden (Löfstedt 1968, S. 98; auch S. 16, Fußn. 2): (i) wi. goarde, m. ‚Hefe‘ (jüt. gær ‚Bierhefe‘) mo. nötje, m. ‚Note; Melodie‘ (< nötje, Pl. v. *nötj ‚Note‘)

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    Im älteren Nordfriesisch konnte das Wort für ‚Kleider‘ auch als Singular vorkommen:18 (13) a. E Sann köj dat Kluse widder dröge. (mo.) [JbHbN 22 (1935), S. 64] ‚Die Sonne konnte die Kleider wieder trocknen.‘ b. Matje … (nam) at nei Kluadar ütj uf Kast. [Johansen (1862), S. 6)] (fö.) ‚M. nahm die neuen Kleider (Sonntagskleider) aus der Truhe heraus.‘ In einigen Fällen ist die Pluralendung beim Wechsel vom Plural zum Singular möglicherweise durch ein anderes Suffix ersetzt worden. Eine Suffixsubstitution -en > -ing/-em ist z.  B. bei fö. eemring/eemrang ‚Flugasche‘ (Löfstedt 1968, S. 28), ö. nutang ‚Melodie‘ (vgl. nut ‚Note‘), fö. kiming/kimang ‚Horizont‘ (wfr. kimen), fö.  loonem/ loonang ‚Langstroh‘ (< *loonen? harl. lohn ‚Gersten auf dem Halm‘, ae. lann ‚Band, Fessel‘) und fö. meechting/määchtang, ‚Gemächt‘ (wfr. machten) anzunehmen. Pluralisch geblieben ist ö. friaknang ‚Sommersprossen‘ neben f. friiknen.19

    4 Flüssigkeiten und Substanzen Bei den oben aufgeführten Beispielen von lexikalischen Pluralen handelt es sich, wie wir festgestellt haben, um Bezeichnungen für kollektive und granuläre Aggregate. Lexikalische Plurale von homogenen Massen, d.  h. Flüssigkeiten und Substanzen, sind aber nicht völlig ausgeschlossen. In vielen germanischen Sprachen kann das Wort für die prototypische Flüssigkeit „Wasser“ als lexikalischer Plural auftreten, jedoch ausschließlich als Plural der Fülle (plural of abundance). Vergleiche die Beispiele in (14), in denen es sich nicht einfach um „Wasser“, sondern um „Wasserflächen“, „Wassermassen“ oder „Wasserschwalle“ handelt: (14) a. Gods geest zweefde over de wateren. (Niederländisch) ‚Gottes Geist schwebte über dem Wasser.‘ b. Die Wässer des Meeres (Deutsch) c. The waters broke and soon the child was born. (Englisch) ‚Das Wasser (Fruchtwasser) brach und bald wurde das Kind geboren.‘ d. A weedern gung auer’t dek (FÖW) (Fering-Öömrang) ‚Die Wogen gehen über das Deck.‘

    18 Löfstedt (1968, S. 99) weist darauf hin, dass im Westjütischen (Jeppe Aakjær) sengklæder ‚Bettzeug‘ als neutraler Singular auftreten kann. 19 Eine umgekehrte Suffixsubstitution war auch möglich. So ist fö. bloos ‚Blüte‘ wahrscheinlich aus dem (ursprünglich lexikalischen) Plural bloosen abstrahiert worden, der selber durch Suffixsubstitution von -em durch -en aus dem singularischen Kollektivum bloosem ‚Blüte(n)‘ entstanden war.

    

    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? 

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    Lexikalische Plurale für wirklich homogene Massen kommen im Germanischen nicht vor. Das Nordfriesische und das Jütische bilden hier jedoch eine interessante Ausnahme; in diesen Sprachen gibt oder gab es eine Anzahl von lexikalischen Pluralen, die Flüssigkeiten und Substanzen bezeichnen. In diesem Abschnitt gebe ich zunächst einen Überblick über die Belege im Nordfriesischen, alles Bezeichnungen für Milchprodukte. Überliefert sind diese in der Literatur nur im Festlandnordfriesischen, aber durch Rekonstruktion lassen sich auch im Inselnordfriesischen einige historische Fälle ermitteln.

    4.1 Milch Verhältnismäßig gut belegt ist der lexikalische Plural von „Milch“. In den WenkerSätzen, die in den Jahren 1879/1880 in Nordfriesland erhoben wurden, ist dieses Wort vertreten. Wenker-Satz 3 lautet: (15) Tu Kohlen in den Ofen, damit die Milch bald an zu kochen fängt. Die Pluralform moolke ‚Milch‘ wird in allen Halligmundarten sowie in den Mundarten von Stedesand (Karrharde) und Bargum (Nordergoesharde) angetroffen:20 (16) Dühn Kohle inne Kachlöwen, dat dö Moolke balle öhnfange to kogen. (Oland) Dün Stianköl ön di Kaghelöven, dat de Molke båle begane tå kogen. (Langeness) Dün Köl in de Kakelön dat de Molke båle begane tå kogan. (Gröde) Dihn Kohla inna Kavlöhn, dat dea Molka balla ön tea kogen fange. (Hooge) Led hôg Kole ön a Kachling, dat de molke ball önfange tà kogin. (Stedesand) Dun Kohle ön dé Kachelöben, dat dé Molke bald ön to koochen fange. (Bargum) Dass es sich hier um eine Pluralform handelt, geht aus der Artikelform (de statt dat) und aus der Kongruenz mit dem Verb (öönfange/begaane statt öönfangt, begaant) hervor; moolke würde auch im Singular ein auslautendes -e aufweisen. Für Stedesand wurde das Wenker-Formular vom örtlichen Lehrer Moritz Momme Nissen ausgefüllt. In seinem Frisischen Wörterbuch gibt Nissen mehrere Beispiele für den pluralischen Gebrauch von moolke im Karrharder Friesischen: (17) a. En nerig kü jeft goue molke. [Nissen, Wb. 901] ‚Eine gefräßige Kuh gibt gute Milch.‘

    20 Das nordfriesische Wort für Milch geht auf Urfriesisch *mulkan- ‚das Gemolkene‘ zurück und ist somit etymologisch identisch mit hd. Molke(n) (vgl. Löfstedt 1968, S. 12, Faltings 1983, S. 228–230). Molke(n) wird im Nordfriesischen wai genannt (s. Abschnitt 4.4.).

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    b. Wenn de molke kìarle, sü sen’s sörr. Swėtte mōlke kìarle eg. [Nissen, Wb. 1629] ‚Wenn die Milch gerinnt, ist sie sauer. Süße Milch gerinnt nicht.‘ c. Wenn de molke bai’t sėsen rȫnt sen, sü ward dat wai oufnümmen. [Nissen, Wb. 2910] ‚Wenn die Milch beim Käsemachen geronnen ist, so wird der Molken abgenommen.‘

    Hier sind es neben der Artikelform und der Kongruenz mit dem Verb zusätzlich die Adjektivflexion (z.  B. swėtte statt swėt) und die pronominale Referenz (’s ‚sie (Pl.)‘ statt ’t ‚es‘), die bezeugen, dass moolke ein Plural ist. Neben Pluralformen erscheint bei Nissen übrigens auch ein neutraler Singular moolke: (18) Dat auerlemen molke [Nissen, Wb. 891] ‚Die übergelaufene Milch‘ Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass im Altfriesischen einmal ein (Dativ) Plural von „Milch“ belegt ist: (19) … and lattese an thet lond thet flat fon melokon and fon hunige [R1, I, 44] ‚… und führte sie in das Land, das von Milch und von Honig floss‘ Man hat diese Form (und ähnliche Formen im Altenglischen) auf einen alten Instrumental Singular (*-mi) zurückführen wollen (vgl. dazu Boutkan 1999) oder als Dual interpretiert (vgl. Bammesberger 2001), aber schon Osthoff (1906/1907) hat meines Erachtens überzeugend dargelegt, dass die Annahme eines Plurals (der Fülle?) hier am naheliegendsten ist.

    4.2 Sahne Die Bezeichnungen für „Sahne“ bilden eine Isoglosse zwischen dem Insel- und dem Festlandnordfriesischen: Während die festlandnordfriesischen Dialekte mit ruume westgerm. *rauma(n)- (hd. Rahm) fortsetzen, gehen die Formen in den inselnordfriesischen Dialekten, sy. Fleten, fö. fliating, auf germ. *flauti- (vgl. dän. fløde) zurück (zum Verhältnis zwischen diesen beiden Wörtern, s. Århammar 1968, S. 53, Faltings 1983, S. 241–243). Bendsen (1860) verzeichnet das Wort ruume sowohl als Maskulinum, de Ruhmme (S.  169, 233), wie auch als Neutrum, dāt Ruhmme (S.  408), aber in der von Rasmus Rask auf der Grundlage von Bendsens Material zusammengestellten Wörterliste des Mooringer Friesischen erscheint die Pluralform dá Rūmme (Braun 1927, S. 76).

    

    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? 

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    Nissen bezeichnet ka. rume im einschlägigen Wörterbucheintrag als ein Maskulinum (Wb. 2111), benutzt das Wort in einem Beispielsatz jedoch als Plural: (20) Wenn dü sìarne skēt, sü skenn de rume 12 grīne mārmk hewe. [Nissen, Wb. 1702] ‚Wenn du buttern sollst, so soll die Sahne 12 Zweige Wermut haben.‘ Heutzutage ist das Wort für „Sahne“ in allen festlandnordfriesischen Dialekten ein neutraler Singular: mo. dåt ruume, wi. dat rume, ha. dat ruume usw. (vgl. Löfstedt 1968, S. 98). Im Inselnordfriesischen sind die Wörter für „Sahne“ neutrale Stoffnamen. Die Endung -en in sy. Fleten scheint aber auf einen ursprünglichen Status als lexikalischen Plural hinzuweisen. In fö. fliating könnte die Pluralendung -en durch Suffixsubstitution zu -ing geworden sein (vgl. Löfstedt 1968, S. 28).

    4.3 Buttermilch Wie die Wörter für „Sahne“ bilden auch die Bezeichnungen für „Buttermilch“ eine Isoglosse zwischen Insel- und Festlandnordfriesisch: Das Festlandnordfriesische hat Formen, die auf altfriesisch *(w)ōna (vgl. lat. vānus ‚leer‘) zurückzuführen sind (Löfstedt 1928, S. 89; Århammar 1968, S. 54; Faltings 1983, S. 259–261), die inselnordfriesischen Formen, fö. oorder und sy. Öörter, gehen auf den historischen lexikalischen Plural *or-ētar zurück. Vergleiche dazu Århammar (1968, S. 54): „Das ins.-nfr. Wort ist die kollektiv gebrauchte Pluralform des weitverbreiteten germ. *uz-ēta- ‚Essensreste, Abfall beim Essen‘, hier also das Abfallprodukt bei der Butterherstellung“ (vgl. auch Müller 1894).21 Im heutigen Fering-Öömrang und Sölring sind oorder und Öörter ­neutrale Singulare, bei denen die alte Pluralendung in den Stamm inkorporiert ist. Bendsen (1860, S. 112) verzeichnet mo. dá Aune unter den „Collectiva“, die „nur in der Mehrheit“ vorkommen (vgl. auch dá Åune in Braun 1927, S. 75). Ka. oune wird ebenfalls pluralisch gebraucht: (21) a. Ten blödd, ten bir, tene oune. [Nissen, Wb. 820] ‚Dünnes Blut, dünnes Bier, dünne Buttermilch.‘ b. De oune kône swėtt an sörr wese. [Nissen, Wb. 2814] ‚Die Buttermilch kann süß oder sauer sein.‘ In den jüngeren Mundarten ist oone, oune, ööne zu einem neutralen Singular geworden.

    21 Das englische Kognat ort(s) wird ebenfalls zumeist im Plural benutzt, hat aber die Bedeutung ‚Essensreste‘ (OED).

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    4.4 Molke(n) Für „Molke(n)“ benutzen alle nordfriesischen Mundarten das Neutrum wai (ndl. wei, engl. whey). Eine Pluralform ist nur für das Wiedingharder Friesische überliefert: Jensen (1927) verzeichnet dä waie. Mommsen (1922) hat dagegen den neutralen Singular woi ‚Molke(n)‘.

    4.5 Butter Ernst Löfstedt führt für das Mittelgoesharder Friesische (Drelsdorf, Bohmstedt) einen Plural von „Butter“ an (vgl. (22a)), was für Drelsdorf von Peter Grünberg bestätigt wird (vgl. (22b)): (22) a. Wat sen dat gōə bȫdər. [Löfstedt 1968, S. 95] b. Wat sen dat gooe Böder, was ist das für schöne Butter; früher sagte man: de Böder sen go(d). [Grünberg, Wb.] Das Fehlen der Pluralendung -e in diesem Fall erklärt Löfstedt (1968, S. 95) mit dem lautgesetzlichen Wegfall von (nicht funktionalem) Schwa im Auslaut im Mittel­goes­ har­der Friesischen (vgl. auch mgo. hāwer in Fußn. 6).22 In wi. böre ‚Butter‘ (neben böör) könnte sich ebenfalls eine alte Pluralform ver­ bergen; das Wort ist jedoch zu einem neutralen Singular geworden (Löfstedt 1968, S. 98).

    5 Areale Verteilung und typologische Einordnung Koptevskaja  / Wälchli (2001) weisen bezüglich des baltisch-slawischen Raums auf die Bedeutung der arealen Verteilung von Pluralia tantum für die Rekonstruktion historischen Sprachkontakts hin. Das Nordfriesische schließt sich hinsichtlich der Verfügbarkeit lexikalischer Plurale von Flüssigkeiten und Substanzen dem angrenzenden jütischen Sprachgebiet an und es liegt nahe, dies dem jütisch-nordfriesischen Sprachkontakt zuzuschreiben. In der Literatur werden die auffälligen lexikalischen Plurale von Flüssigkeiten und Substanzen im Jütischen mehrfach erwähnt (vgl. z.  B. Diderichsen 1946, S. 100, Nielsen 1959, S.  47 und die ausführliche Erörterung in Arboe 2001). Im Jütischen

    22 In anderen lexikalischen Pluralen im Mittelgoesharder Friesischen (z.  B. hooste ‚Husten‘) bleibt die Endung allerdings erhalten.

    

    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? 

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    treten z.  B. folgende Wörter (mit unterschiedlicher arealer Verbreitung) im Plural auf (hier in hochdänischer Lautung aufgeführt): fløde ‚Sahne‘, karnemælk ‚Buttermilch‘, valle ‚Molke(n)‘, suppe ‚Suppe‘, vælling ‚Milchsuppe‘, kål ‚Kohlsuppe‘, grød ‚Grütze‘, gær ‚Bierhefe‘, eddike ‚Essig‘, lage ‚Lake‘, sennep ‚Senf‘, sirup ‚Sirup‘, olie ‚Öl‘, petroleum ‚Petroleum‘, tjære ‚Teer‘. Vergleiche folgende Beispiele mit fløde, in denen der Quantor bzw. das prädikative Adjektiv verraten, dass wir es mit einem Plural zu tun haben (Arboe 2001, S. 10): (23) a. (det er) manә flø·ð å mjełkәt. ‚Da ist viel Sahne auf der Milch.‘ b. a ka it fo flø·ðәn pisket styw. ‚Ich kann die Sahne nicht steif geschlagen kriegen.‘ Die Zahl der lexikalischen Plurale von Flüssigkeiten und Substanzen ist im Jütischen größer als im Nordfriesischen. Sie umfassen, wie im Friesischen, Bezeichnungen für Milchprodukte wie Sahne, Buttermilch und Molke(n), aber z.  B. auch Wörter für Suppen und zähflüssige Stoffe, die im Friesischen nie im Plural vorkommen. Sowohl im Jütischen als auch im Nordfriesischen scheint der lexikalische Plural von Flüssigkeiten und Substanzen seinen Referenten nicht als aufgegliedert (z.  B. als Plural der Fülle) vorzustellen; jüt. fløde und mo. (da) ruume bezeichnen dasselbe wie hd. Sahne und nd.  Room. Es gibt zwischen den jütischen und den nordfriesischen lexikalischen Pluralen von Flüssigkeiten und Substanzen vielleicht einen Unterschied: Im Jütischen haben diese eindeutig keine Pluralendung (auch wenn das Jütische durchaus lexikalische Plurale mit Endung kennt),23 während im Nordfriesischen eine Pluralendung vorhanden sein kann (auch wenn diese sich auf dem Festland nur in wi. wäie ‚Molke(n)‘ unmissverständlich zu erkennen gibt). Die Tendenz, lexikalische Plurale auf Flüssigkeiten und Substanzen auszuweiten, ist möglicherweise vom Jütischen auf das Nordfriesische übertragen worden. Das Nordfriesische weist im Allgemeinen ein starkes jütisches Substrat auf allen grammatischen Ebenen auf, das auf einen massiven jütisch-friesischen Sprachwechsel im Mittelalter zurückzuführen ist (vgl. Århammar 1966). Dass es auch auf dem Gebiet der lexikalischen Plurale kontaktbedingte Übereinstimmungen zwischen Jütisch und Nordfriesisch gibt, ist ohne Weiteres klar. Einige lexikalische Plurale im Nordfriesischen sind direkt aus dem Jütischen entlehnt (z.  B. die Wörter für „Spreu“). In anderen Fällen kann die jütische Pluralität auf ein friesisches Erbwort übertra-

    23 Einige der oben genannten Beispiele (z.  B. ‚Hefe‘, ‚Grütze‘, ‚Kohlsuppe‘) müssen vielleicht eher als granuläre Aggregate aufgefasst werden. Es gibt im Jütischen auch endungslose lexikalische Plurale für eindeutige granuläre Aggregate wie aske ‚Asche‘, hakkelse ‚Häcksel‘, klid ‚Kleie‘ (Arboe 2001, S. 12–13).

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    gen worden sein.24 Es ist z.  B. wohl kaum ein Zufall, dass die Wörter für „Husten“ und „Schluckauf“ sowohl im Nordfriesischen als auch im Jütischen pluralisch sein können.25 Die ehemaligen Jütischsprecher können so auch die lexikalischen Plurale von Flüssigkeiten und Substanzen ins Nordfriesische eingebracht haben. Das inselnordfriesische Wort für „Sahne“ (fö. fliating, sy. Fleten) kann ein jütisches Lehnwort sein oder zumindest ein Wort, das durch die jütische Form gestützt worden ist. Das festlandnordfriesische Wort für „Sahne“ (mo. ruume) könnte pluralisch geworden sein, weil das jütische Wort es auch war, ohne dass beide Wörter etymologisch verwandt sind. Schließlich kann das Phänomen im Nordfriesischen im begrenzten Wortfeld der Milchprodukte minimal produktiv geworden sein; „Milch“ scheint im Jütischen nie im Plural vorzukommen. Arboe (2001) spricht hinsichtlich der jütischen lexikalischen Plurale von Flüssigkeiten und Substanzen von einer grammatischen Erscheinung in Auflösung und auch für die nordfriesischen Belege gilt, dass sie zum größten Teil der Vergangenheit angehören. Dabei ist der ehemalige Plural zu einem (neutralen) Singular geworden. Nordfriesisch und Jütisch scheinen sich in dieser Hinsicht dem allgemein-germanischen Trend gebeugt zu haben. Das Jütische und das Nordfriesische nehmen mit ihren lexikalischen Pluralen von Flüssigkeiten und Substanzen im Germanischen eine Sonderstellung ein, was die Frage aufwirft, woher diese Plurale stammen. Hat das Jütische eher zufällig ein Phänomen bewahrt, entwickelt und weitergegeben, das in den altgermanischen Sprachen möglicherweise allgemeiner war (im Altnordischen war flautir ‚saure Milch‘ z.  B. ein lexikalischer Plural)26 oder – und dies wird bei den nachfolgenden Überlegungen unser Ausgangspunkt sein – erfüllten das Jütische und das Nordfriesische synchron gewisse Voraussetzungen, die der Entwicklung lexikalischer Plurale von Flüssigkeiten und Substanzen förderlich waren?27

    24 Vgl. Koptevskaja / Wälchli (2001, S. 633): „Comparative investigation reveals that formal plurality of a concept is to a certain degree independent from the etymological word. Thus a singular may become a plural when borrowed into another language and vice versa and the continuity of plurality may be higher than the continuity of the lexical/etymological realization of a concept.“ 25 Wie auch (als dänisches oder friesisches Substrat) im schleswigschen Niederdeutschen (Mensing 1925–1935, s.  v. hoosten). 26 Einige nordjütische Dialekte setzen eine Form wie diese fort und zeigen noch die Pluralendung, z.  B. Læsø flø·dәr (vgl. Arboe 2001, S. 9). 27 Außerhalb des Germanischen kommen lexikalische Plurale von Flüssigkeiten und Substanzen durchaus vor, nicht nur als Plurale der Fülle, sondern auch als Bezeichnungen für die homogene Masse. Ob sich diese mit den jütischen und nordfriesischen Beispielen vergleichen lassen, müsste in jedem einzelnen Fall an Hand der grammatischen, etymologischen und kulturellen Gegebenheiten der jeweiligen Sprache genauestens überprüft werden. Dies würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen.

    

    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? 

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    6 Lexikalischer Plural und neutrales Genus Substantive können semantisch nach dem Grad der Unterscheidbarkeit (Individuation) ihrer Referenten eingeteilt werden. Grimm (2012) argumentiert, dass die Realisierung von Plural in Sprachen vom Individuationsgrad der Substantive abhängig ist und schlägt folgende Individuationsskala vor: (24) Flüssigkeiten/Substanzen < granuläre Aggregate < kollektive Aggregate < individuelle Objekte Die Skala drückt eine Abstufung von Objekten, die klar als einzelne Einheiten erkennbar sind, über Objekte, die normalerweise in Gruppen oder Paaren auftreten und Stoffe, die aus schwer unterscheidbaren kleinen Teilchen bestehen, zu homogenen Flüssigkeiten und Substanzen aus.28 Grimm zeigt nun, dass die Numerussysteme von Sprachen unterschiedliche (angrenzende) Bereiche der Individuationsskala abdecken können und illustriert dies mit der Tabelle in (25) für das Englische, das Walisische und das Dagaare (eine Gur-Sprache, die in Ghana und Burkina Faso gesprochen wird):29 (25)

    Flüssigkeiten/ Substanzen

    granuläre Aggregate

    kollektive Aggregate

    individuelle Objekte

    English

    0

    Walisisch

    0

    0 / Singulativ (-yn)

    0 / Plural      (-od)

    Dagaare

    0

    0 / Singulativ         (-ruu)

    0 / Plural (-ri)

    0 / Plural (-s)

    0 / Singular        (-ri)

    Im Englischen, wie auch in den anderen germanischen Sprachen, unterscheidet das Numerussystem zwischen zählbaren und unzählbaren Substantiven. Erstere umfassen individuelle Objekte und kollektive Aggregate und weisen einen Unterschied zwischen Singular und Plural auf, wobei der Plural markiert wird (z.  B. cat – cats); Letztere umfassen granuläre Aggregate sowie Flüssigkeiten und Substanzen und werden nicht weiter markiert.

    28 Dabei spielen übrigens nicht nur Unterscheidbarkeit, sondern auch Faktoren wie Größe, räum­ liche oder zeitliche Kontiguität und kanonische Interagierbarkeit mit den betreffenden Objekten eine Rolle. 29 Matthieu (2010) zeigt, dass Singulative im Walisischen und in anderen Sprachen auch zu einem gewissen Grad von Flüssigkeiten und Substanzen abgeleitet werden können.

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    Im Walisischen gibt es einen Unterschied zwischen Singular und Plural nur bei individuellen Objekten (z.  B. cath ‚Katze‘ – cathod ‚Katzen‘). Bei kollektiven wie auch bei granulären Aggregaten ist die kollektive Form unmarkiert und von dieser wird ein Singulativ abgeleitet (z.  B. moch ‚Schweine (koll.)‘  – mochyn ‚Schwein‘, tywod ‚Sand‘  – tywodyn ‚Sandkorn‘). Flüssigkeiten und Substanzen bleiben wie im Eng­ lischen unmarkiert. Das Dagaare weist eine invertierte Zahlmarkierung (inverted number marking) auf: Die Sprache verfügt über das Suffix -ri, das bei individuellen Objekten den Plural, bei kollektiven Aggregaten aber, umgekehrt, den Singular markiert (z.  B. tìέ ‚Baum‘ – tììrí ‚Bäume‘, aber nyága ‚Wurzeln‘ – nyágrí ‚Wurzel‘). Von granuläre Aggregate bezeichnenden Substantiven kann mit einem Suffix -ruu ein Singulativ abgeleitet werden (z.  B. múó ‚Gras‘ – múórúú ‚Grashalm‘). Flüssigkeiten und Substanzen bleiben wieder unmarkiert. Obwohl germanische Sprachen ein verhältnismäßig einfaches duales Numerussystem aufweisen, treten Unterscheidungen, wie man sie im Walisischen und Dagaare beobachten kann, hier in der Peripherie des Numerussystems ebenfalls in Erscheinung. Erstens sind viele unregelmäßige Plurale kollektive Aggregate. Da bei kollektiven Aggregaten eine umgekehrte Markiertheit besteht (Plural/Kollektiv unmarkiert – Singular/Singulativ markiert statt Singular unmarkiert – Plural markiert) können sich unregelmäßige Plurale hier leichter behaupten (vgl.  zur umgekehrten oder lokalen Markiertheit, Tiersma 1982). In (26) wird dies mit einigen Beispielen von unregelmäßigen Pluralen im Fering-Öömrang illustriert: (26) Tiere, die in Gruppen auftreten: Obst: inhärent dualische/pluralische Körperteile: inhärent dualische Kleidungsstücke:30

    gus ‚Gans‘ – ges, kü ‚Kuh‘ – ki sjep ‚Schaf‘ – sjep, lüs ‚Laus‘ – lüs frücht ‚Frucht‘ – frücht fut ‚Fuß‘ – fet, tus ‚Zahn‘ – tes bian ‚Bein‘ – bian skuch ‚Schuh‘ – skur steewel ‚Stiefel‘ – steewel

    Zweitens wird in westgermanischen Sprachen mit einer produktiven Diminutivbildung das Diminutivsuffix am Rande auch zur Ableitung von Singulativen benutzt. Vergleiche im Westfriesischen: ark ‚Werkzeug (koll.)‘ (kollektives Aggregat)  – arkje ‚einzelnes Werkzeug‘, túch ‚Staub‘ (granuläres Aggregat) – túchje ‚Stäubchen, Staubkorn‘, sûkelade ‚Schokolade‘ (Substanz) – sûkelaadsje ‚Praline‘. Drittens sind lexikalische Plurale, wie wir in Abschnitt  3 schon haben feststellen können, im Germanischen im Allgemeinen kollektive und granuläre Aggregate.

    30 Fering brek ‚Hose(n)‘, das heutzutage ein neutraler Singular ist, war ursprünglich eine Pluralform (vgl. altfr. brēk, Pl. zu brōk-).

    

    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? 

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    Diachron sind lexikalische Plurale vermutlich zunächst aus Pluralen von kollektiven Aggregaten entstanden, die sich von ihrem (markierten) Singular getrennt hatten. Die Pluralität solcher Formen wurde als lexeminhärent reinterpretiert und konnte dann auch auf die granulären Aggregate ausgedehnt werden, die zwar keine flexivische Pluralform erlauben, aber durchaus als ein in sich aufgegliedertes Ganzes konzipiert werden können. Eine weitere Übertragung auf Flüssigkeiten und Substanzen bezeichnende Wörter scheint im Prinzip nur möglich zu sein, wenn man diesen eine Aufgegliedertheit aufzwingt, z.  B. bei einer Interpretation als Plural der Fülle. Den nordfriesisch-jütischen Fall, wobei lexikalische Plurale von Flüssigkeiten und Substanzen weiterhin die homogene Masse bezeichnen, dürfte es nach dieser Logik nicht geben. Es wäre nun attraktiv, das einzigartige und zunächst unerwartete Vorkommen lexikalischer Plurale von Flüssigkeiten und Substanzen im Jütischen und im Nordfriesischen zu der Tatsache, dass unzählbare Substantive in beiden Sprachen neutral sind, in Bezug zu setzen (zum Genus im Jütischen, s. Nielsen 1959, S. 44–46, Braunmüller 2000, S.  28–29, 46–47, Arboe 2009).31 Zwischen (lexikalischem) Plural und (neutralem) Genus gibt es insofern eine enge Beziehung, als dass beide den Individuationsgrad oder den nominalen Aspekt (Rijkhoff 1991, 2010) von Substantiven ausdrücken.32 Es gibt Forschungsansätze, die dies als die ursprüngliche semantische Funktion des indoeuropäischen Genus betrachten. Lehmann (1958) argumentiert, dass das Genus eines Substantivs anfänglich variabel sein könnte, wobei das Maskulinum das Substantiv als individuelles Objekt, das Femininum es als Kollektivum und das Neutrum es als Masse vorstellte. Leiss (2000) zeigt, dass dieser Zustand auch noch im Althochdeutschen zu beobachten ist. Sogar in den neueren indoeuropäischen Sprachen, wo nominales Genus größtenteils arbiträr geworden ist, manifestiert sich in einigen Bereichen noch die zugrundeliegende Semantik des Genus (vgl. Werner 2012, Kraaikamp 2012). Die enge Beziehung zwischen lexikalischem Plural und Genus hat in der generativistischen Literatur zu Ansätzen geführt, die für beide dieselbe strukturelle Position annehmen (vgl. Acquaviva 2008, S. 269–272, Lowenstamm 2007, Kramer 2015). Dabei wird das Nomen aufgegliedert in eine kategorieneutrale Wurzel und einen nominalisierenden Kopf [n]. Die [n]-Position beherbergt lexeminhärente Informationen zum Individuationsgrad oder auch Morpheme, die diesen ausdrücken (z.  B. die Endung des lexikalischen Plurals oder auch die Unzählbarkeitsmarker -s im Fering-Öömrang in (6)). Während sich der lexikalische Plural, ebenso wie Genus, in [n] befindet, wird der flexivische Plural in den Kopf einer höheren Projektion (Number Phrase) verortet:

    31 Im Westjütischen, das kein nominales Genus mehr hat, drücken Pronomina/Demonstrativa einen semantischen Genusunterschied zwischen zählbar und unzählbar aus. 32 Gemeinhin scheint Genus Numerus zu bedingen; vgl. Greenbergs Universalie Nr. 36 (Greenberg 1963, S. 90): „If a language has the category of Gender, it always has the category of Number.“

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    (27)   … [NumP [nP [ √ ] n ] Num]                                                                                  |                                |             lexik. Plural flex. Plural In diesem Zusammenhang bleibt zunächst nur festzuhalten, dass lexikalischer Plural und Genus durch ihre gemeinsame semantische Funktion in starker Wechselbeziehung stehen. Lexikalische Plurale tun sich im Jütischen und im Nordfriesischen in allen Bereichen hervor, in denen das neutrale Genus als Unzählbarkeitsmarker auftritt. Da lexikalische Plurale meistens unzählbar sind, konnte in Fällen, in denen die Aufgegliedertheit des Referenten nicht mehr als besonders ausgeprägt empfunden wurde, leicht der Eindruck entstehen, der lexikalische Plural markiere ebenfalls die Unzählbarkeit, umso mehr weil im Plural der Genusunterschied neutralisiert ist (vgl. Braunmüller 2000, S. 46). In der Funktion eines reinen Unzählbarkeitsmarkers konnte der lexikalische Plural  – im Jütischen nur das abstrakte Merkmal, im Nordfriesischen auch dessen morphologischer Ausdruck  – dann weiter auf Flüssigkeiten und Sub­ stanzen übertragen werden.33 Im Jütischen würden sich lexikalische Plurale, die ausschließlich Unzählbarkeit ausdrücken, somit formal von den „klassischen“ lexikalischen Pluralen unterscheiden: Letztere haben in der Regel eine Pluralendung, Erstere nicht. Die Pluralendung könnte gerade aus dem Grund nicht realisiert worden sein, weil der grammatische Plural in solchen Fällen nicht mehr semantische Pluralität, sondern Unzählbarkeit markiert. Im Nordfriesischen haben wir feststellen können, dass bei lexikalischen Pluralen, die zu (neutralen) Singularen werden, die ehemalige Pluralendung erhalten bleiben kann (da kluuse ‚Kleider‘ > dåt kluuse, da twaage ‚Hefe‘ > dåt twaage, da ruume ‚Sahne‘ > dåt ruume). Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Endung nicht mehr als normale Endung des lexikalischen Plurals, sondern ebenfalls als ein Marker der Unzählbarkeit aufgefasst worden ist.34 Zwischen da ruume ‚Sahne‘ und

    33 Braun (1930, S.  11–12) sieht drei Möglichkeiten zur Erklärung von lexikalischen Pluralen in der Gruppe der „unzergliedbaren Massenobjekte“: entweder handele es sich um „Intensitätsplurale“ (Plurale der Fülle) oder man habe das bezeichnete Objekt früher als weniger einheitlich konzipiert als heutzutage oder – und dies könnte im vorliegenden Fall relevant sein – es sei Analogie eingetreten. Dazu bemerkt er: „Solche Analogien könnten besonders leicht eingetreten sein, wenn bei den betreffenden zusammengesetzten Objekten die Vorstellung dieser Zusammengesetztheit in dem Bewusstsein des Sprechenden der Vorstellung der einheitlichen Masse gegenüber zurücktrat.“ 34 In der ausgestorbenen ostfriesischen Mundart von Wangerooge waren unzählbare Substantive auch neutral, aber hier findet man keine Erweiterung des lexikalischen Plurals auf Flüssigkeiten und Substanzen. Formen wie dait gööder ‚das Gut, das Zeug‘ und dait schüluu ‚Schalen (Abfall)‘ mit erhaltener Pluralendung könnten jedoch darauf hinweisen, dass der lexikalische Plural im Wangeroogi-

    

    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? 

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    dåt ruume gibt es keinen erkennbaren semantischen Unterschied; der lexikalische Plural bei da ruume und das neutrale Genus bei dåt ruume haben genau dieselbe Funktion: sie markieren, dass das Wort unzählbar ist.

    7 Fazit Das Nordfriesische und das Jütische verfügen über lexikalische Plurale für Flüssigkeiten und Substanzen. Damit heben sie sich in typologischer Hinsicht von den anderen germanischen Sprachen ab, in denen lexikalische Plurale auf kollektive und granuläre Aggregate beschränkt sind. Mehrere Parallelen zwischen dem Nordfriesischen und dem Jütischen legen nahe, dass es sich bei der Tendenz, die lexikalischen Plurale auf Flüssigkeiten und Substanzen auszuweiten, um eine zusammenhängende areale Eigenart beider Sprachen handelt, die aber unterschiedlich stark ausgeprägt ist (im Jütischen stärker als im Nordfriesischen) und bei der es auch formale Unterschiede gibt (im Jütischen keine Pluralendung). Die Möglichkeit zur Bildung lexikalischer Plurale von Flüssigkeiten und Substanzen hängt eng mit einer weiteren nordfriesischjütischen Gemeinsamkeit zusammen und zwar mit dem neutralen Genus bei unzählbaren Substantiven. In bestimmten Fällen konnte der lexikalische Plural sich neben dem neutralen Genus zu einem Marker der Unzählbarkeit entwickeln und eben als solcher kommt er bei Bezeichnungen für Flüssigkeiten und Substanzen zum Einsatz.

    Abkürzungen ae. Altenglisch afr. Altfriesisch dän. Dänisch engl. English f. Fering fö. Fering-Öömrang ha. Halligfriesisch harl. Harlingerländisch (Ostfriesisch) hd. Hochdeutsch he. Helgoländisch id. idem jüt. Jütisch ka. Karrharder Friesisch koll. Kollektiv

    schen ebenfalls tendenziell als ein Unzählbarkeitsmarker analysiert worden ist (vgl. Ehrentraut 1847, S. 18–19, 390, Löfstedt 1968, S. 15 u. 99).

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     Jarich Hoekstra

    Mittelgoesharder Friesisch mgo. mo. Mooring n. Neutrum nd. Niederdeutsch ndl. Niederländisch Nordergoesharder Friesisch ngo. nisl. Neuisländisch ö. Öömrang Pl. Plural Sylter Friesisch sy. westgerm. Westgermanisch wfr. Westfriesisch Wiedingharder Friesisch wi.

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    Was ist die Mehrzahl von „Milch“? 

     191

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     Jarich Hoekstra

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    Lisbeth M. Imer

    Gamle fund – nye opdagelser Abstract: The article concerns the importance of newly discovered runic inscriptions in relation to older finds of runic inscriptions, especially regarding the reading of inscriptions. The point of departure are two newly found runic inscriptions from Denmark and Greenland, respectively, namely the Thor’s hammer from Købelev on Lolland, found in 2014, and a cross arm for a small wooden cross, found in Garðar in Greenland in 2012. Both objects carry inscriptions that have a significant meaning to the reading and partly also the interpretation of older finds of inscriptions from Greenland as well as from Copenhagen. The Købelev Thor’s hammer has shown that more self-referential inscriptions of the type where the subject is followed by the verb es ‘is’ might be discovered in older material. The cross arm from Garðar has shown that the runic form j in more Greenlandic inscriptions is a variant of M. Hence, the inscription on the steatite mould from Garðar, found in 1926, is now to be read : amor… These few examples show that new finds of runic inscriptions often contribute to the runic corpus with more than just an inscription. A newly discovered runic inscription is often the piece that completes the puzzle so that older finds of uninterpreted inscriptions finally make sense. Noget af det bedste ved runologien er, at kildematerialet til stadighed bliver større. Hvert år gøres der nye fund af runeindskrifter enten ved arkæologiske udgravninger eller ved hjælp af frivilliges brug af metaldetektor, som især i Danmark har vundet stor udbredelse. Det er et spændende detektivarbejde at få de nye indskrifter i hænderne eller under stereoluppen, for de er hver især med til at forme og justere det billede, vi har af fortiden. Ind imellem sker det, at vi på grund af nyfundne indskrifter opdager detaljer på gamle fund, som vi ikke tidligere har været opmærksomme på, eller vi bliver i stand til at læse og tolke gamle fund af indskrifter, som har voldt vanskeligheder på grund af indskrifternes bevaringstilstand eller runeformer, som ikke umiddelbart har kunnet genkendes. I denne artikel skal vi kigge på to indskrifter, en dansk fundet i 2014 og en grønlandsk fundet i 2012, som har hjulpet os videre med læsning og forståelse af ældre fund af indskrifter. Vi kan begynde i 900-tallets Danmark med det sensationelle fund af en torshammer med runer (Fig. 1) (DK Syd 18), som metaldetektorføreren Torben Christjansen fandt i marts 2014 ved Købelev nord for Nakskov på det vestlige Lolland (Rasmussen / Pentz / Imer 2014). Det er yderst sjældent, at der bliver fundet runeindskrifter på løsgenstande fra vikingetiden i Danmark, og fundet vakte så stor opsigt, at Tors hammer fløj rundt i hele verdenspressen. Indskriften lyder hmar : is ’Hammer er’, eller oversat til mere mundret og moderne dansk ’Dette er en hammer.’ I sådan en indskrift ville man forvente at finde et pronomen som ’den’ eller ’det’, men her var det udeladt – måske fordi det ikke har haft betydning for forståelsen af teksten. Denne type af ind-

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     Lisbeth M. Imer

    Fig. 1a–c: Torshammer med runer fra Købelev på Lolland. Fundet er dateret til 900-tallet, og ­indskriften lyder hmar : is ’[Dette] er (en) hammer.’ Foto: Nationalmuseet, tegning: forfatteren.

    skrifter – altså dét at man har skrevet på en genstand, hvad det er – kendes gennem hele runeskriftkulturens historie fra de ældste indskrifter i jernalderen til de yngste i middelalderen. Som eksempler kan nævnes høvlen fra Vimose (DR 206, DK Fyn 18) fra yngre romersk jernalder, ca. 160 – ca. 375/400 e.Kr. med indskriften ’høvl’ (Imer 2015, s. 324), flere benstykker fra Lund (DR 302, DK SkL 15 og DR EM85;459B, DK SkL 43) fra ældre middelalder med indskrifterne ’Dette er et ben’ eller ’Ben’ (Moltke 1985, s. 458–460), og teglstenene fra Nørre Løgum (DR EM85;439C, DK SJy 57) og Lösen (DR 367, DK Bl 11) fra sidste halvdel af 1100-tallet eller 1200-tallet med indskrifterne ’Teglsten’ og Ego sum lapis ’Jeg er en sten’ (Moltke 1985, s. 440–441). Indskrifttypen

    

    Gamle fund – nye opdagelser 

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    Fig. 2: Bennål med runer fra Højbro Plads i København. Genstanden er fundet i et lag, hvor der blev fundet keramik fra anden halvdel af 1000-tallet, og indskriften lyder sbyta : is ’[Dette] er (en) nål.’ Foto: Kit Weiss, Nationalmuseet.

    opfattes som et udtryk for et af de allerførste trin af læse- og skrivefærdigheder, det vil sige ristet af folk som er i en læringsproces, eller som udelukkende har et basalt kendskab til skrift. Det er kendetegnende, at der ofte optræder risterfejl i den slags indskrifter (Günther 1995; Söderberg 1993; Hagland / Lorentzen 1997), og det gælder også indskriften på torshammeren fra Købelev. Her har risteren glemt det første a i ordet hamarr ’hammer’, hvilket kan være tegn på en uøvet runerister, men derimod er det spørgsmålet, om den spejlvendte s-rune i ordet es ’er’ kan opfattes som en fejl. Modsat vendte former c og C kan nemlig forekomme inden for den samme indskrift, for eksempel på Bregninge-stenen (DR 219, DK Syd 12) og Sædinge-stenen (DR 217, DK Syd 3), som begge stammer fra Lolland. Udeladelsen af pronominet i indskriften fra Købelev er lidt usædvanligt, og i min søgen efter paralleller faldt mit blik på et fragment af en bennål, som blev fundet under udgravningen af Højbro Plads i København i 1995 (Fig. 2) (DR AUD 1995;281, DK Sj 23). Nålen blev fundet i et tykt og kompakt udsmidslag direkte over de oprindelige sandlag uden for den gamle strandlinje. I dette lag blev der også fundet Østersøkeramik, som stammer fra anden halvdel af 1000-tallet (Stoklund 1996, s. 280), eller første halvdel af 1100-tallet. I det samme lag fandtes også en del keramik fra 1200-tallet (Johansen 1995, s. 88). Genstanden blev sendt til undersøgelse hos Marie Stoklund, som skrev om fundet i de nu hedengangne tidsskrifter Arkæologiske udgravninger i Danmark (Stoklund 1996) og Nytt om runer (Stoklund 1997). Stoklund mente at kunne isolere fem runer sbyta ’pind, spid’, hvor det øverste hul i nåleskaftet var blevet brugt

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     Lisbeth M. Imer

    som stingning i u-runen. Det er ganske raffineret at bruge nålens udformning som en del af selve indskriften. s-runen er et kortkvist-s, det vil sige en lodret kort stav, og t- og a-runerne har ensidige bistave. Efter disse fem runer så Stoklund ”nogle mere tilfældige, uregelmæssige ridser, der krydses og til dels skærer ind over den sidste rune.” (Stoklund 1996, s. 281; 1997, s. 8). De sidste to ”ridser” er imidlertid mere lodrette end de foregående. På fotoet, figur 2, kan man tydeligt se en lodret lang ”ridse” efterfulgt af en kort, som ser ud til at have fået et ekstra ben til højre. Efter dette er der god afstand uden flere ridser eller streger hen til bruddet, og det antyder, at indskriften ikke har været længere. Da jeg fik genstanden under stereoluppen var det tydeligt, at ridserne ikke er så tilfældige endda. For mig at se er de skrå streger afsat mere forsætligt end tilfældigt, som om risteren har villet lave et skilletegn bestående af to til tre krydser. Det ser også ud som om, det er samme redskab, der har været anvendt til både de skrå og de lodrette streger. De to sidste ”ridser” kan læses som is es ’er’, idet den sidste ”ridse” er kort nøjagtig som indskriftens første kortkvist-s. Jeg undersøgte også, om i-runen i runefølgen is var stungen, idet det på fotoet kunne se sådan ud, men der er tale om en naturlig fordybning i benet, som ikke er skåret eller ristet. Det vil altså sige, at vi kan læse indskriften sbyta : is spýta es og oversætte med ’Spid er’, hvor pronominet ’dette’ er underforstået, altså ’[Dette] er (et) spid’, nøjagtig som i indskriften på torshammeren fra Købelev på Lolland. De to enslydende indskrifter fra Købelev og København skubber lidt til forestillingen om, hvad der står på det omdiskuterede bronzespænde fra Viborg (Fig. 3) (DR 100B, DK MJy 30). Spændet, som blev fundet i toppen af en gravhøj i 1894, er dateret til anden halvdel af 800-tallet (Wamers 2005, s. 176). Indskriften lukisliua er ristet uden anvendelse af skilletegn, og derfor er der aldrig opnået enighed om, hvordan runefølgen skal opløses og tolkes. Arthur Nordén opdelte indskriften luk is liua og oversatte til ’[Det er/gøres] slut på ulykker.’, idet han mente, at indskriften var magisk betonet og skulle tjene som værn mod ulykker (Nordén 1937, s. 157–158). Harry Andersen opdelte indskriften i tre substantiver lu kisli og ua, som betyder ’ly, spænde, ve (ulykke)’, det vil sige ’Ly (værn, beskyttelse) [giver] spændet (eller spændets glans) [mod] ulykke (fare) (Andersen 1943, s. 172). Erik Moltke mente, at den mest naturlige opdeling af indskriften ville være lukis liua, hvor det første ord måtte opfattes som et navn i genitiv, og det andet som en (ellers ukendt) betegnelse for spændet. Han foreslog også opdelingen luk is liua, hvor det sidste ord læses som et mandsnavn i genitiv ’Spændet er Leves (eller Lives)’ (Moltke 1976, s. 296; 1985, s. 358). Set i lyset af indskrifterne fra Købelev og København synes den sidstnævnte løsning at være den mest sandsynlige. Ejerindskrifter på personlige genstande er desuden langt mere hyppige end magisk besværgende indskrifter. Vi skal nu rejse lidt frem i tid, vende blikket mod nord og kigge på nogle af de indskrifter, som nordboerne efterlod sig i Grønland. Ruinerne efter nordboernes gårde ligger mange steder som lave tuer i landskabet, og organisk materiale (for eksempel ben og træ) er bedre bevaret end mange andre steder under de nordlige himmelstrøg. I Grønland har vi derfor en enestående mulighed for at undersøge landbobefolknin-

    

    Gamle fund – nye opdagelser 

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    Fig. 3: Fibula af forgyldt bronze fra Viborg. Genstanden er dateret til anden halvdel af 800-tallet, og indskriften lyder lukisliua, formentlig ’Spændet er Leves(?)’. Tegning: forfatteren.

    gens brug af runer i middelalderen. Der er fundet runeindskrifter stort set overalt, hvor arkæologerne har udgravet ruiner efter nordbogårdene (Imer 2014, s. 341–342), og man finder til stadighed nye indskrifter. I 2012 blev der iværksat udgravninger af bispesædet Garðar i et område med tykke udsmidslag og gode bevaringsforhold. Under disse udgravninger fandt arkæologerne syv nye genstande af træ med runeindskrifter, som kom til undersøgelse i Runologisk Laboratorium i København (Imer 2017). En af disse genstande er en 8,4 cm lang tilskåret pind, formentlig den ene korsarm til et lille kors af træ (Fig. 4), som også kendes fra andre lokaliteter i Grønland, for eksempel Herjolfsnes (Stoklund 1984). Korsarmen bærer en runeindskrift på begge sider af genstanden i dennes længderetning. På den ene side (side A) lyder teksten i namna fa=uþur : ok…, og der er ingen tvivl om, at den har fortsat på den formodede manglende korsarm til højre. Indskriften afsluttes på den anden side af korsarmen (side B) …num : hilaga : iohan=nis. Der er god afstand fra den sidste rune til kanten af genstanden. Indskriften kan oversættes ’I faderens og  … navn  … (den) hellige Johannes’.

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    Fig. 4: Korsarm af træ fra Garðar i Grønland. Genstanden er ikke fundet i arkæologisk daterbart lag, og indskriften lyder A i namna fa=uþur : ok … B …num : hilaga : iohan=nis ’I faderens og … navn … (den) hellige Johannes.’ Tegning: forfatteren.

    Rune 3 i sekvensen namna har formen j, som af og til optræder i de grønlandske indskrifter, men som aldrig har været tilfredsstillende tolket. Indskriftens ordlyd gør det meget sandsynligt, at vi i denne indskrift skal opfatte grafen som en variant af M i ordet namna. Samme stavemåde ses i den gotlandske indskrift G 176, som er et fragment af en gravsten. I Norge er j blevet opfattet som en spejlvendt k-rune og tolket som en repræsentant for q (Sanness Johnsen 1990, s. 274; Knirk 1998, s. 479), hvorimod j i mange gotlandske indskrifter fra 1200- og 1300-tallet er blevet brugt som en variant af M, f.eks. G 21, G 35, G 115, G 150 og mange andre. Både Moltke og Ingrid Sanness Johnsen opfattede j som en særlig grønlandsk form for k, når den optræder i grønlandske indskrifter (Moltke 1936, s. 229–231; Sanness Johnsen 1990, s. 167), mens Stoklund forsøgte med en translitteration af j til q i amuletten fra Sandnes (upubliceret men i Samnordisk Runtextdatabas GR 43). De grønlandske runeindskrifter har traditionelt – og med rette – været sammenlignet med de norske runeindskrifter, hvad angår sprog og indhold (f.eks. Olsen 1949; Stoklund 1993). Derfor har det også været meget naturligt at vende blikket mod Norge i jagten på paralleller – især i den tidlige forskning, hvor det grønlandske materiale var meget magert. I takt med at der bliver fundet flere og flere indskrifter i Grønland, bliver sammenligningsgrundlaget i det nære miljø også større, og læsningen af korsarmen fra Garðar med j som en variant af M har derfor stor betydning for læsningen og tolkningen af ældre fund af indskrifter i Grønland, som vi i det følgende skal se. I Garðar har der været foretaget arkæologiske undersøgelser i flere omgange, og de tidligste fund af runeindskrifter fra stedet blev opdaget allerede i 1830. I 1926 foretog Poul Nørlund omfattende udgravninger af kirken, dele af kirkegården, beboelsen og flere andre bygninger syd for kirken (Nørlund 1930). Under disse udgravnin-

    

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    ger blev der fundet en del genstande med runer, herunder nogle itubrækkede støbeforme af klæbersten, som har været brugt til støbning af tenvægte. Indskrifterne blev publiceret af Finnur Jónsson (1929). På de fleste af støbeformene er indskrifterne ristet fra højre mod venstre, så indskriften har været retvendt og altså har kunnet læses fra venstre mod højre på den genstand, der er kommet ud af formen. Det gælder også støbeformen med inventarnr. D11166.97 (GR 17), hvor lidt mindre end halvdelen af den oprindelige indskrift er bevaret (Fig. 5). Læser man indskriften fra højre mod venstre, indledes indskriften med et skilletegn bestående af to punkter. Dernæst kommer et spejlvendt a, så et spejlvendt j, et spejlvendt o og endelig et spejlvendt 5. Jónsson læste imidlertid indskriften fra venstre mod højre og noterede sig, at r-runen var spejlvendt; de andre læste han som retvendte runer fra venstre mod højre, det vil sige %»Kn :. Desuden bemærkede han de små trekantede mærker i bunden af indskriften og konstaterede, at der sandsynligvis ikke var tale om rigtige skilletegn, idet de fire runer formentlig skulle læses i sammenhæng (Jónsson 1929, s. 173–174). Med hensyn til skilletegnene havde Jónsson helt ret; de små trekantede mærker må være ornamentik, som har prydet tenvægten rundt langs hele kanten, og dermed skal de ikke optræde som en del af translitterationen. Jónsson tolkede indskriften som begyndelsen til navnet Rǫgnvaldr, idet det var vanskeligt at opfatte » som a (ibid., s. 174). Samme læsning og tolkning fulgte Olsen i sin oversigt over sproget i de grønlandske indskrifter (Olsen 1949, s. 56), hvorimod Stoklund (upubliceret men i Samnordisk Runtextdatabas) læste indskriften fra højre mod venstre og tolkede j som en spejlvendt k-rune ÷ (a)*k*o*r… Stoklunds læsning fra højre mod venstre lagde grunden til en fuld forståelse af indskriften, og med fundet af den lille korsarm i 2012 kunne brikkerne endelig falde på plads. Indskriften må læses : amor…, det latinske Amor. Den fragmenterede indskrift skal sandsynligvis tolkes som en del af det kendte citat fra den romerske digter Vergils (70–19  f.Kr.) Ekloge Omnia vincit amor ’Kærligheden overvinder alt’ i runeskriften også af og til skrevet Amor vincit omnia (se f.eks. Knirk 1998, s. 485). Hvorvidt den ene eller den anden skrivemåde er brugt på støbeformen fra Garðar kan vi ikke vide. Citatet findes ifølge Samnordisk Runtextdatabas i flere norske indskrifter (N 303, N 605, N B145 og N B605), de fleste fra Bryggen i Bergen, men er ellers ikke registreret i runeskriftkulturen andre steder. I Grønland kendes der mange latinsprogede indskrifter i form af et væld af religiøse indskrifter, men det er første gang, der er påvist verdslig latinsk poesi i de grønlandske nordbobygder. Varianten j for m blev anvendt overalt i middelalderens Grønland, selv om det ikke er alle indskrifter, der giver lige god sproglig mening. På en tenvægt af klæbersten fra Illutalik (GR 54) står indskriften jæMt, som Moltke translittererede kæmt (Moltke i Mathiassen 1936, s. 78–79). Indskriften giver ikke bedre mening af at læse den første rune som m. Heller ikke indskriften b»jb5a på et fragment af (formentlig) en nål af ben eller rensdyrgevir fra Qorlortup Itinnera (Stoklund 2003, s. 8) giver ud fra vores nuværende viden om runeformerne i Grønland sproglig mening, uanset om j læses som k eller m.

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     Lisbeth M. Imer

    Fig. 5: Støbeform til tenvægt fra Garðar i Grønland. Genstanden er ikke fundet i arkæologisk ­daterbart lag, og indskriften lyder : amor… ’Kærlighed(?) …’ Tegning: forfatteren.

    Derimod giver læsningen af j for m god mening i indskriften på en amulet af træ (Fig. 6) (GR 43) fra Sandnes i Vesterbygden. Genstanden blev fundet under udgravninger af stormandsgården i 1930 under ledelse af Aage Roussel (Roussel 1936). Den blev fundet sammen med en mængde andre sager i rum I i den ruin, der udgjorde beboelsesdelen på gården (ibid., s. 210). Senere udgravninger og stratigrafiske undersøgelser på Sandnes har vist, at netop denne ruin kunne inddeles i to faser, en tidlig fase fra 1150/1200 til 1250 e.Kr. og en sen fase fra ca. 1250 til 1400 e.Kr. (McGovern et al. 1996, s. 102). I 1930’erne, da genstanden blev fremdraget, gjorde man ikke stratigrafiske iagttagelser i forbindelse med udgravningerne, så det kan ikke med sikkerhed afgøres, om amuletten stammer fra den tidlige eller sene fase. Indskriften som helhed bærer præg af mange forkortelser og skal formentlig tolkes primært som en liste over guddommelige navne (Imer 2017). Den blev først læst og tolket af Moltke i forbindelse med publiceringen af Sandnes (Moltke 1936), og jeg skal ikke her gå i detaljer med hele indskriften (herom mere i Imer 2017), men blot koncentrere mig om den øverste linje på side A, som efter fundet af korsarmen fra Garðar nu kan give fuldstændig mening. Moltke læste denne første sekvens ÷ ilon ÷ (æ)(l)rikum (eller aprikum) : nonim ÷ ilon og satte ordet ilon i forbindelse med Jesu sidste ord på korset Eli, Eli, lamma sabacthani ’Min Gud, Min Gud, hvorfor har du forladt mig?’. De to midterste ord i sekvensen ikke gav sproglig mening (Moltke 1936, s. 229–230). Moltke overså stingningerne i i-runerne i sekvenserne elon (i hver sin ende af øverste linje) og nonem, men disse blev ved en senere undersøgelse af indskriften opdaget af Stoklund (upubliceret men i Samnordisk Runtextdatabas). Dette gav mulighed for at tolke ordet elon som det hebræiske ord Elon, et af de mange gudsnavne, og det vil

    

    Gamle fund – nye opdagelser 

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    Fig. 6: Amulet af træ fra stormandsgården Sandnes i Grønland. Genstanden er dateret til 1150/1200– 1400 og indskriften er fordelt over tre sider. Den lyder: A : elon : ¾rimum : nonem : elon | iley : þ : elon : r : a=br sabaot : sion B elion : geun : a=þ:onay : lux : (t)a(t)ra|gr(a)(m)aton : saða : ag : misiae=l : gabree=l C rafael og skal formentlig primært tolkes som en liste over guddommelige navne. Foto: Arnold Mikkelsen, Nationalmuseet.

    sige, at første linje af indskriften indledes og afsluttes med et Gudsnavn, adskilt fra de andre ord ved et skilletegn bestående af fire til seks punkter. Første linjes andet ord læste Moltke som (æ)(l)rikum eller aprikum, idet det første tegn blev opfattet som en binderune æ=l eller a=p (selv om han ikke markerede tegnet som en binderune i translitterationen). Runen j blev translittereret med k. Stoklund havde læsningen (a)=¾riqum, idet hun også opfattede første tegn som en binderune (korrekt translittereret), og runen j blev translitteret med q. Det må være sammenligningen med de norske indskrifter, hvor j er blevet anvendt for q, som har spillet ind i læsningen her. Fundet af korsarmen fra Garðar åbnede muligheden for at læse første linjes andet ord ¾rimum, det latinske primum. Det første tegn i ordet er ikke en binderune, men et w, hvor den nederste bue ved en fejl er ført over på venstre side af hovedstaven. Samme fejl ses også på runen j, hvor bistaven er ført over på højre siden af bistaven. I de grønlandske runeindskrifter, som giver sproglig mening, anvendes udelukkende w for p. Første linjes tredje ord læses derimod uden vanskeligheder som nonem med en ret tydelig stingning af i-runen, som også Stoklund noterede. Tolkningen af ordet er til gengæld en anden sag, men her bliver vi hjulpet på vej af en liste over Gudsnavne samt risterens anvendelse af skilletegn. Indskriften indledes med et skilletegn bestående af fire punkter, som tilsammen danner et kors. Mellem første og andet ord har risteren også tilsigtet at lave et kors-lignende skilletegn, og samme idé genfinder vi mellem det tredje ord og det fjerde og afsluttende. Som nævnt bliver Gudsnavnet Elon, som indleder og afslutter første linje, herved adskilt meget elegant fra den midterste sekvens. Mellem andet og tredje ord i første linje består skilletegnet imidlertid af to punkter. Det kunne tyde på, at andet og tredje ord hænger sammen ¾rimum  : nonem, og det ligger lige for at tolke sekvensen som primum nomen, formentlig en del af primum nomen domini ’Guds første navn’, som var det hebræiske on (Skemer 2006, s. 206). De tre sekvenser Elon, primum nomen, Elon i amulettens første linje kan opfattes som en overskrift til indskriften som helhed.

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     Lisbeth M. Imer

    Disse få eksempler viser, at et nyt fund af en runeindskrift ofte bidrager til runologien med mere en blot en enkelt indskrift, fordi disse nye fund bidrager til, at vi kan gå tilbage til ældre fund og læse dem på ny. Det betyder, at vi skal være forsigtige med at affærdige indskrifter, som ikke umiddelbart kan læses og tolkes, som ikke sprogligt meningsgivende indskrifter, skriveøvelser eller endda analfabeters forsøg med runeskriften. En nyfunden indskrift er nemlig ofte den brik, der gør, at puslespillet kan samles, og at gamle utolkede indskrifter pludselig giver mening.

    Litteratur Andersen, H. (1943): Indskriften paa Viborg-Spændet. I: Aarbøger for Nordisk Oldkyndighed og Historie 1943, s. 168–174. DK + nummer = indskrift publicert i Danske Runeindskrifter. www.runer.ku.dk DR + nummer = indskrift publicert i Jacobsen L. / Moltke, E. (1942): Danmarks runeindskrifter I–II. København. Günther, K. B. (1995): Ein Stufenmodell der Entwicklung kindlicher Lese- und Schreibstrategien. I: Balhorn, H. / Brügelmann H. (red.): Rätsel des Schriftspracherwerbs: Neue Sichtweisen aus der Forschung, s. 98–121. Lengwil am Bodensee. Hagland, J. R. / Lorentzen, R. T. (1997): Skrift med runer i lys av forskning på tidleg skriving hos barn. I: Nyström, S. (red.): Runor och ABC: Elva föreläsningar från ett symposium i Stockholm våren 1995. Sällskapet runica et Mediævalia Opuscula 4, s. 43–78. Stockholm. Imer, L. M. (2014): The tradition of writing in Norse Greenland – Writing in an agrarian community. I: Gulløv, H. C. (red.): Northern Worlds – Landscapes, Interactions, and Dynamics. Publications from the National Museum. Studies in Archaeology & History 22, s. 339–351. Copenhagen. Imer, L. M. (2015): Jernalderens runeindskrifter i Norden – Katalog. Aarbøger for Nordisk Old­ kyndighed og Historie 2014. København. Imer, L. M. (2017): Peasants and Prayers. The Inscriptions from Norse Greenland. Publications from the National Museum 25. Copenhagen. Johansen, U. (1995): KBM 1213 Højbro Plads. Udgravningsberetning (upubliceret). Københavns ­Museum. Jónsson, F. (1929): Rune inscriptions from Garðar. I: Nørlund, P.: Norse ruins at Garðar: The episcopal seat of Mediaeval Greenland. Meddelelser om Grønland 74, s. 173–179. København. Knirk, J. E. (1998): Runic Inscriptions Containing Latin in Norway. In: Düwel, K. / Nowak, S. (eds.): Runen­inschriften als Quellen interdisziplinärer Forschung: Proceedings of the Fourth Inter­ national Symposium on Runes and Runic Inscriptions in Göttingen 4–9 August 1995. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 15, s. 476–507. Berlin/New York. Mathiassen, Th. (i samarbejde med Holtved, E.) (1936): The Eskimo Archaeology of Julianehaab District. Meddelelser om Grønland 118. 1. København. McGovern, T. H. / Amorosi,T. / Perdikaris, S. / Woollett, J. (1996): Vertebrate zooarchaeology of Sandnes V51: Economic change at a chieftain’s farm in West Greenland. I: Arctic Anthropology, 33, 2, s. 94–121. Moltke, E. (1936): Greenland Runic Inscriptions IV. I: Roussell, Aa.: Sandnes and the neighbouring farms. Meddelelser om Grønland 88, s. 223–232. København. Moltke, E. (1976): Runerne i Danmark og deres oprindelse. København. Moltke, E. (1985): Runes and Their Origin: Denmark and Elsewhere. Copenhagen.

    

    Gamle fund – nye opdagelser 

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    Magnus Källström

    Hier mun standa stainn at merki: Ett par bidrag till tolkningen av inskriften på Hogränstenen (G 203) Abstract: This article deals with some problems in the interpretation of the long inscription on the rune stone G 203 from Hogrän church on Gotland. One concerns the two small lacunas in the text, where the first one was obviously meant to be filled with a word for ‘soul’, whereas the other one is more problematic. Words like kumbl or merki have been suggested, but as pointed out in the article, there are two independent accounts from the 18th century that claim that the now lost word originally began with the two runes ke. The present author proposes that the word in question may be completed as ke, probably a counterpart to OWN kenni n. ‘mark’ or – more likely – ke OWN gerð f. ‘dead, action, work’. The article also discusses the original position and the practical function of the Hogrän stone. In the second part of the inscription, which is composed in verse, it is said that the stone will stand at merki, normally translated ‘as a memorial’. This is followed by a verbless clause en brō fyriʀ, which often is construed as ‘and the bridge in front’. As Evert Salberger (1987) has suggested it is better to interpret this sequence as ‘and in front of the bridge’ with fyriʀ not taken as an adverb but a postponed preposition. The lines in question probably refer to the stone’s function as a landmark, which from a distance showed where the bridge over the water course or wetland was located.

    Hogränstenen är en av Gotlands märkligaste runstenar. Inskriften består av mer än trehundra runor och är därmed den längsta vikingatida runinskrift som vi känner från ön. Den är dessutom delvis avfattad på vers. Stenen är också ovanligt stor och intar sedan 1893 en hedersplats i bildstenssalen på Gotlands museum i Visby. När den första gången uppmärksammades på 1730-talet låg den på Hogräns kyrkogård, men detta kan av flera skäl inte ha varit stenens ursprungliga plats, vilket jag tänker återkomma till längre fram i detta bidrag. Inskriften har i korpusverket Sveriges runinskrifter behandlats av Elisabeth Svärdström, som har läst och tolkat den på följande sätt (GR 2, s. 178–179): sigmutr let rasa sain eftiR bruþr : sina : auk : bro : kierua : eftiR : sikbiern : santa mikal hie[lbi] …ans auk : at : botraif auk at sigraif : auk : at aibiern : faþur þaiRa : altr : auk bikui han : i by : sunarst kaiRuiþr lekþi ormaluR nemR : in[t]i uR sikmutr [--fiR :] sliku : unit kuml | karmanum : þet aR [:] … kun : hier : mun : stanta stain : a[t] : merki bietr a : bierki in bro furiR | roþ£biern risti run!iR [þ]esa kaiRl-ifR sumaR aR karla kan

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     Magnus Källström

    Sigmund lät resa stenen efter sina bröder och göra bro efter Sigbjärn – Sankt Mikael hjälpe hans själ – och efter Botraiv och efter Sigraiv och efter Aibjärn, fader till dem alla, och han bodde i byn (el. gården) längst söderut. Gairvid tecknade (eg. lade) ormslingorna  … Sigmund har på så sätt åstadkommit vården. För män är det ett känt minnesmärke. Här skall stenen stå som märke, lysande på berget, bron invid den. Rodbjärn ristade dessa runor, några (dock) Gairlaiv, han känner dem väl.

    Stenen är alltså rest av en man vid namn Sigmund efter hans tre bröder och deras gemensamma far. Sigmund har dock inte bara låtit hugga den stora runstenen utan också uppfört en bro till deras minne. Inskriften är som nämnts ovanligt lång och ristarna har fått placera en stor del av texten utanför runslingan för att få rum med allt. Samtidigt är det märkligt att hälften av textmassan inte alls handlar om dem till vars minne ristningen har skapats utan om själva minnesmärket och de personer som på olika sätt har bidragit till dess tillkomst: Gairvid som ritade upp ormslingarna, beställaren Sigmund som hade det övergripande ansvaret och Rodbjärn och Gairlaiv som ristade runorna. I översättningen ovan har Svärdström lämnat ett parti oöversatt, nämligen runföljden nemR : in[t]i uR, som har sin plats i slutet av huvudslingan. Anledningen är den dubbeltydighet som vidlåder ett par av orden. Det är nämligen oklart om nemR återger ett mansnamn eller ett adj. nēmʀ ’klok, förståndig’ och om inti ȳʀ skall betyda ’högg in (ormslingorna)’ eller ’bestämde (texten)’ (se den utförliga diskussionen i GR 2, s. 189–190 samt Snædal 2002, s. 79–80). Själv är Svärdström mest tilltalad av de två senare alternativen och föreslår följande något fria översättning av det aktuella avsnittet: ”Gairvid tecknade ormslingorna, snartänkt bestämde han texten.”

    1 Det finns dock ytterligare ett par luckor i inskriften, som inte syns i Svärdströms översättning, eftersom de saknade orden ganska enkelt verkar kunna suppleras. Luckorna beror på att stenens topp i ett tidigt skede har slagits av och att några runor då gått förlorade i brottet. Denna förlust har bland annat drabbat bönen till Sankt Mikael, som lyder santa mikal hie[lbi] …ans och där det i det försvunna partiet bör ha funnits en dativform av antingen and ’ande’ eller siāl(a) ’själ’. De flesta översättare har valt det senare alternativet och det är förmodligen riktigt. Ordet and är nämligen i de vikingatida runinskrifterna på Gotland endast känt från en runsten vid Boge kyrka (G 276), medan siāl(a) finns belagt i hela sju inskrifter (G 77, G 80, G 134, G 188, G 200, G 208, G 343). I öns medeltida runinskrifter är det senare ordet helt förhärskande och förekommer mer än 80 gånger. Vi bör därför kunna utgå från att det just är ordet »själ» som har ingått i böneformeln på Hogränstenen. Däremot är det inte möjligt att avgöra den exakta formen, eftersom ordet förekommer i en mängd olika varianter: selu G 77, G 208, sial G 134, sialu G 80, G 188, soul G 200 samt det defekta …-aulu G 343. Av utrymmet att döma bör det dock inte gärna ha bestått av mer än fyra runor.

    

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    Fig. 1: Runstenen G 203 från Hogräns kyrka. Foto Raymond Hejdström, Gotlands museum.

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     Magnus Källström

    Den andra lakunen finns i den rad av fristående runor som följer insidan av run­ slingan upptill på stenen. Textavsnittet börjar egentligen i det vågräta runbandet strax nedanför stenens huvud, där runorna är ristade upp och ned och löper från höger till vänster: sikmutr [--fiR :] sliku : unit kuml. Därefter vidtar raden med fristående runor, vilken inleds med en runföljd som Svärdström har återgivit som karmanum : þet aR [:] … kun. I det skadade partiet har de flesta räknat med ett försvunnet ord med betydelsen ’minnesmärke’, antingen kumbl eller merki. Denna del av inskriften är dock inte alls så okomplicerad som den officiella översättningen kan ge sken av.1 Exempelvis är det svårt att avgöra var gränsen mellan de två satserna går och till vilken av dessa ordet karmanum egentligen hör. Enligt Svärdström (GR 2, s. 189) finns det två olika möjligheter: 1. ”Sigmund har på sådant sätt åstadkommit ett minnesmärke för män (att skåda) el. inför män. Det är ett känt märke.” 2. ”Sigmund har på sådant sätt åstadkommit ett minnesmärke. Inför män är det ett känt märke.” I sin översättning (s. 179) har hon dock valt det senare alternativet (”För män är det ett känt minnesmärke”). Ser man till hur texten är disponerad på ristningsytan borde detta alternativ också ligga närmast till hands, eftersom karmanum är det första ordet som står utanför runbandet och därför rent grafisk hör närmare samman med den följande texten. Samtidigt bör det uppmärksammas att verbet med denna tolkning kommer att hamna först på tredje plats i satsen, vilket kan vara ett argument för det första alternativet. Om runföljden kun, som följer direkt efter lakunen, skriver Svärdström (GR 2, s. 189) att det ”är ett fullständigt bevarat ord, n. pl. av adj. kunnr ’känd, bekant’”. Det försvunna ordet antas alltså ha varit böjt i pluralis trots att verbformen i det föregående þet aʀ ’det är’ talar för att det borde handla om singularis. Detta kommenteras inte i GR, men förmodligen har Svärdström räknat med att de inkongruenta formerna beror på att verbet här föregår det egentliga subjektet. Det kan noteras att hon har använt en singular form i översättningen och att det där talas om ”ett känt märke”. Troligen hänger denna översättning samman med att både kumbl och mærki ofta förekommer i plural form i de vikingatida runinskrifterna trots att många av monumenten ser ut att bara ha bestått av en enda sten. Det har därför föreslagits att fraser av typen mærki þessa ’dessa märken’ kan avse ’minnesvården i sin helhet’ (Wessén i UR 3, s. 118) och de har i runverket emellanåt också översatts med en singular form. På runstenen Vs 15 från Lilla Kyringe i Björksta socken står exempelvis att Hælgulfʀ lēt gæra mærki þessi, men i översättningen (VsR, s. 47) används uttrycket ’detta märke’.

    1 Jfr Snædal (2002, s. 79) som är mer försiktig i sin översättning: ”Sigmund på så sätt skapat ett minnesmärke åt männen, som är … känt(?)”.

    

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    Det bör samtidigt påpekas att det i runmaterialet finns ett tydligt exempel på en formulering liknande den på Hogränstenen och där det i stället föreligger full kongruens mellan verb och egentligt subjekt: £1þ[et x] iRu x sunR x oskis Þet eʀu syniʀ Āsgæiʀs ’Det är Åsgers söner’ på U 473. Det skadade partiet på Hogränstenen är 18 cm långt och utrymmet tillåter supplering av såväl kum(b)l som merki. I dag är texten avbruten efter R-runan, där endast den vänstra delen återstår. Svärdström har därefter supplerat ett skiljetecken efter äldre källor. Vad som inte framgår av translittereringen i GR är att det i ett par av de äldsta uppteckningarna finns ytterligare två runor angivna efter detta skiljetecken. Både Jöran Wallin och C. G. Hilfeling har här läst runorna ke. Detta finns också omnämnt i GR (2, s. 182), men endast i kommentaren till läsningen. Givetvis kan denna läsning utan alltför stora problem förenas med såväl kuml som merki. I det första fallet får man anta att e-runan har utgjort huvudstaven i en u-runa och att stingningen beror på felläsning. I det senare behöver man bara tänka sig en förbisedd bistav snett uppåt vänster för att k-runan (k) skall förvandlas till m (m). Vid ett val mellan dessa alternativ ligger naturligtvis merki närmast till hands. Samtidigt bör det betonas att de två äldre källorna är helt oberoende av varandra och att det därför finns all anledning att ta läsningen ke… på allvar. Eftersom både kum(b)l och merki förekommer i andra delar av inskriften är det egentligen troligare att det här har stått något annat synonymt uttryck. Söker man i den fornspråkliga vokabulären efter alternativ så stöter man faktiskt på ett ord som ser ut att kunna passa, nämligen fvn. kenni n., vilket Fritzner (1883–1896, II, s. 275) översätter med just ’Mærke’. Ordet är dock mycket svagt belagt. I fornvästnordiska källor finns endast ett enda belägg från Árna saga biskups, där det handlar om märken på boskap (þeir morkudu kennum sama Orms þetta fie vj kyr og lx asaudar, Árna saga biskups, s. 123). Det ingår dock även i sammansättningen auðkenni n. ’genkendelighed, markering, skelnen’ (ONP 1, sp. 757), men då endast i frasen til auðkennis e-m. Slutligen bör nämnas binamnet Kenni (Niels kenne 1480), vilket enligt Lind (1920–1921, sp. 195) ”[t]ycks vara f. kenni ’kännemärke’”. Från forn­ svenska källor upptar Söderwall (1884–1918, I, s. 710) ett enstaka känne n.? med betydelsen ’kännedom’, vilket jämförs med det ovan nämnda isl. kenni. Däremot finns inga motsvarigheter i senare svenska dialekter med undantag för Skåne, där känne n. är välbelagt framför allt i betydelsen ’bokmärke’, men emellanåt också ’märke, tecken, förebud’ och ’kännemärke, kännetecken’ (OSDs, jfr Rietz 1867, I, s. 383). Om man trots allt skulle våga anta att ett motsvarande ord har funnits på Gotland under vikingatiden kan den defekta satsen på Hogränstenen utfyllas karmanum : þet aR [: ke] kun Karlmannum þet aʀ kenni kunn ’För män är det ett känt märke (eg. kända märken)’. Vad som kan tala emot en sådan lösning, undantaget de inkongruenta formerna, är den tavtologiska betydelsen i det antagna uttrycket. Ett fgutn. *kenni bör rimligtvis också ha haft betydelsen av något som man känner igen och det verkar då rätt överflödigt att lägga till adj. kunnr ’känd’. Det finns därför anledning att pröva en annan lösning. Vi behöver ju inte utgå från att den inledande k-runan i ke… återger /k/, utan det kan ju lika gärna handla

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     Magnus Källström

    om /g/. Ett tänkbart ord är då fvn. gerð, fsv. gärþ f., som har flera olika betydelser i fornspråken. Fritzner (1883–1896, I, s. 586) anger som första betydelse ’Udførelse af et Arbeide, f. Ex. Bygning af Skib, Opførelse af Hus’, medan Söderwall (1884–1918, I, s. 438) anför ’gärning’ resp. ’arbete, utförande’ som de två första betydelserna. Dessa finns också hos Schlyter (1877, s. 246–247), som dock har valt en motsatt ordning: ’görande’ resp. ’gärning’. Han påpekar (s. 246) att den förstnämnda i lagspråket nästan bara förekommer i sammansättningar, medan den senare endast används om brott. Om en motsvarighet till detta ord har funnits på Hogränstenen bör det rimligtvis handla om den förstnämnda betydelsen. Fördelen med denna supplering karmanum : þet aR [: ke] kun Karlmannum þet eʀ gerð kunn är att vi får full kongruens mellan verb och egentligt subjekt, eftersom kunn också svarar mot den förväntade formen i nom. sg. f. Det ger också en naturlig fortsättning på den föregående utsagan: ’Sigmund har på sådant sätt åstadkommit ett minnesmärke. För män är det ett känt arbete.’ Det finns dock en liten invändning även mot denna supplering. Att den inledande k-runan är ostungen spelar ingen roll, eftersom initialt /g/ regelbundet tecknas med denna runa i inskriften. Den stungna varianten g används endast för den frikativa varianten av samma ljud, men inte ens då helt konsekvent (Namnet Sigmundr skrivs exempelvis inledningsvis sigmutr, men senare i inskriften sikmutr). Vad som däremot är stötestenen är att en motsvarighet till fvn. gerð, fsv. gärþ i forngutniskan har formen gierþ och borde ha återgivits med *kierþ, jfr kierua för gierva ’göra’ tidigare i inskriften. Visserligen finns i Gutalagen en vacklan mellan skrivningar med ie och e i just detta ord (se Pipping 1905–1907 Ordbok, s. 30, s.v. gierþ), men i de vikingatida runinskrifterna på ön verkar rotvokalen i böjningsformer av verbet giera nästan uteslutande ha återgivits med ia eller ie. Enda undantaget är -erþi [g]erði på G 343, där den första runan är skadad, men där det ser ut som om rotvokalen har skrivits med enbart e. Exemplet visar att en sådan skrivning åtminstone inte har varit omöjlig på ön under 1000-talet. Runsv. gærð f. är tidigare belagd i enda vikingatida runinskrift, nämligen på runstenen U 854 vid Balingsta prästgård och då i sammansättningen merkis ᶦ kiarþ mærkisgærð. Elias Wessén har (i UR 3, s. 502–503) återgivit denna inskrift på följande sätt: * h£ulmfriþ ᶦ lit ᶦ [k]-£ara ᶦ baþi * bro * ak * rita * stain : eftiR * bota ᶦ sin ᶦ iorl ᶦ ak ᶦ suni ᶦ sina ᶦ se[h]kurþ * ak * sihu- … har * merkis ᶦ kiarþ ᶦ uani : ak ᶦ harþtstain : ak * þorbiorn ᶦ ak ᶦ unuiþr Holmfrið let gæra baði bro ok retta stæin æftiʀ bonda sinn Iarl ok syni sina Sigurð ok Sig- … mærkisgærð Vani(?) ok Harðstæinn ok Þorbiorn ok Gunnviðr. Holmfrid lät både göra bron och uppresa stenen efter sin man Jarl och sina söner Sigurd och Sig- … utförandet av minnesmärket Vane(?) och Hårdsten och Torbjörn och Gunnvid.2

    2 Det sista namnet bör snarare med Stille (1999, s. 139) tolkas som Unnviðr ’Unnvid’. Se även Peterson (2007, s. 244).

    

    Hier mun standa stainn at merki 

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    Tyvärr är det avsnitt där det i detta sammanhang intressanta ordet förekommer defekt. Wessén har i UR (3, s. 503) ett utförligare resonemang om tolkningen, som förtjänar att citeras lite utförligare: Inskriften består av två satser. I den första säges att en kvinna Holmfrid låtit bygga en bro och resa en sten till minne av sin man och sina söner. Den andra satsen är tyvärr ofullständig. Den avslutas med fyra namn i nominativ, satsens subjekt. Dessa måste ha föregåtts av ett predikatsverb, till vilket mærkisgærð är objekt. Sålunda exempelvis: [ok þeiʀ brøðr unnu] hiar mærkisgærð, Vani ok Harðstæinn ok Þorbiorn ok Gunnviðr. Ordet mærkisgærð, f. synes endast vara belagt på detta ställe; det är emellertid en sammansättning av samma slag som isl. húsa-, skipa-, leiðangrs-, sættargerð m. fl. Det är beklagligt, att vi ej ha textens fulla ordalydelse i behåll. Den skulle möjligen låta oss veta, vad detta mærkisgærd [sic!] närmare inneburit: detsamma som att göra bro och resa sten eller något annat och därutöver.

    Det bör påpekas att lakunen i inskriften inte alls tillåter den vidlyftiga supplering som Wessén räknar med. Själv har han tidigare på samma sida angivit att det defekta partiet har innehållit ”omkr. 9 runor”, medan Helmer Gustavson vid sin undersökning 1975 har noterat att ”utrymmet tillåter ung. 8 runor” (anteckning i Runverkets Fältex. C). Om det föregående namnet har varit (ack.) Sigvið, vilket verkar troligt, finns det före den bevarade runföljden har endast plats för 7–8 försvunna runor. Antar man med att runföljden har återger adverbet hēr ’här’ – något som ingalunda är givet – kan utrymmet på sin höjd tillåta ett pronomen eller en konjunktion och ett relativt kort verb. Vilket verb det har rört sig om går givetvis inte att avgöra, men pret. pl. av vinna som även Wessén har räknat med, är ett av huvudalternativen. Wesséns översättning mærkisgærð ’utförandet av minnesmärket’ får stöd av betydelsen hos sammansättningar som exempelvis fvn. brúargerð ’Brobygning’, kirkjugerð ’Opførelse af Kirke’, skipagerð ’Skibsbygning’ (Fritzner 1883–1896, I, s. 195, II, s. 286, III, s. 337). Även i fornsvenskan finner man liknande bildningar som broa gerþ ’broars iståndsättande’ och kirkiugærþ ’kyrkbyggning’ (Schlyter 1877, s. 92, 343). Ordet mærkisgærð har alltså med uppförandet och iståndsättandet av ett mærki att göra. Eftersom ordet i förleden står i singularis bör det syfta på minnesmärket som helhet och inkludera både stenen och bron. Vi har här alltså en situation som är helt parallell med den som omtalas på Hogränstenen, vilket stöder tanken att den försvunna och defekta runföljden [ke…] faktiskt kan ha återgivit en motsvarighet till runsv. gærð.

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     Magnus Källström

    2 Hogränstenens långa inskrift är som nämnts delvis versifierad och den avslutas med en fullständig strof i fornyrðislag: Hier mun standa stainn at merki biertr ā biergi en brō fyriʀ. Rōðbiern rīsti rūniʀ þessa. Gaiʀlaifʀ sumaʀ eʀ garla kann.

    Liksom många av Gotlands vikingatida runstenar har denna sten påträffats vid en kyrka, men inskriftens senare del visar att detta inte kan ha varit stenens ursprungliga plats. Innehållet i den första halvstrofen Hier mun standa / stainn at merki / biertr ā biergi  / en brō fyriʀ förutsätter en placering på en höjd intill ett vattendrag eller sankmark, där en bro behövdes. Att ordet bierg här skulle syfta på en gravhög, vilket ibland har föreslagits, verkar osannolikt. Däremot behöver det inte ha rört sig om någon särskilt påtaglig höjd, eftersom bjärg på Gotland kan användas om tämligen modesta förhöjningar i terrängen, vilken bland annat ortnamn av typen Bjärge och Bjärges tydligt vittnar om (se t.ex. Olsson 1996, s. 66). Enligt texten skall stenen på denna plats ha stått at merki. Vissa forskare som t.ex. Sophus Bugge, Sven B. F. Jansson och Elisabeth Svärdström har valt den neutrala översättningen ’till märke’, medan andra som Adolf Noreen och Otto von Friesen har betonat minnesfunktionen: ’als gedenkzeichen’, ’zum Gendenken’ (se referat i GR 2, s. 187–188). Att döma av användningen av mærki i de vikingatida runinskrifterna har ordet varit mångfunktionellt och det är inte alltid som den exakta betydelsen låter sig bestämmas. I just detta fall tror jag dock att det går att inringa en särskild betydelse och att ledtråden finns i den fjärde radens en brō fyriʀ, som vanligtvis har tolkats som ’och bron framför’ (t.ex. Jansson 1984, s. 165) eller något friare ’bron invid den’ (Svärdström i GR 2, s. 179). Denna tolkning har kritiserats av Evert Salberger (1987, s. 144), som framhåller att satsen då kommer att sakna verb och att något sådant inte kan suppleras ur det föregående Hier mun standa, eftersom en bro knappast kan sägas ’stå’. I stället för att uppfatta brō som subjekt och nom. sg. vill Salberger här se en dativform och det följande fyriʀ som en efterställd preposition. Han kan också anföra flera slående paralleller till en sådan konstruktion, som exempelvis i Lokasenna 41:

    Úlf sé ek liggia Ulven ser jag ligga

    árósi fyrir. framför åns mynning.3

    3 Tolkningen efter Brate (1913, s. 73).

    Hier mun standa stainn at merki 

    

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    I Salbergers (1987, s. 146) tolkning får avsnittet på Hogränstenen i stället denna lydelse: Här skall stånda bjärt på berget

    stenen som märke, och framför bron.

    Att stenen har haft sin plats framför bron i stället för tvärt om verkar logiskt. Den resliga stenen bör alltså vid sidan av att vara ett minnesmonument också haft en praktisk funktion, nämligen att visa var broövergången låg. Målad med lysande färger och höjd över omgivningen kunde den upptäckas på långt håll och på så sätt fungera som ett orienteringsmärke för de vägfarande. Det är därför inte givet att merki här skall översättas med ’minnesmärke’, som man ibland har gjort, utan det mer neutrala ’märke’ med bibetydelsen ’vägmärke’ eller ’landmärke’ är nog att föredra. Hogränstenen har säkert inte varit den enda runsten på Gotland som har haft denna dubbla funktion av minnesmärke och vägmärke, men eftersom så gott som samtliga gotländska runstenar av vikingatida typ har påträffats vid kyrkor eller i mindre fragment är det nästan bara i detta fall som vi genom inskriften kan bilda oss en uppfattning om den ursprungliga miljön. Det finns dock ytterligare en gotländsk runsten (G 309 Hangvars kyrka) som omnämner ett brobygge. Även denna sten har påträffats på en kyrkogård, men när den första gången omtalades 1667 meddelas en tradition om att den skulle vara ”förder af een Skogh som kalles Fårsweden” (Rannsakn. 2:1, s. 325). Enligt Helmer Gustavson (GR 3, ms. Hangvars socken, s. 25) avses dagens Forsvidar, ”ett vidsträckt skogsområde söder om kyrkan” där det finns ”många sanka partier”. Han fortsätter: ”Troligen har vägen mellan Tingstäde och Hangvar i gammal tid gått genom skogen och runstenen har rests invid ett vägparti över en sankmark liksom flera runstenar på fastlandet.” Även om vi inte med någon större säkerhet kan utpeka den ursprungliga platsen för en enda av de vikingatida runstenarna på Gotland, finns det flera bildstenar som ännu står i orubbat läge och där man i vissa fall har kunnat konstatera ett direkt samband med vägsträckningar (se Måhl 1990, Andreeff 2012). En del av dessa stenar som t.ex. de vid Änge i Buttle socken (fig. 2) är också mycket högresta – den ena mäter hela 3,85 m – och de har säkerligen kunnat fungera som utmärkta orienteringspunkter i landskapet. Hogränstenen är Gotlands idag största bevarade runsten och mäter i rest skick mer än 2,5 m (Den totala längden inklusive rotpartiet uppges vara 2,83 m). Den har dock uppenbarligen inte varit det största runmonument som har rests på ön. På Eksta kyrkogård fanns på 1700-talet en bildstensformad runsten (G 72), som låg som trappsten utanför kyrkan och som enligt uppgifter från Carl v. Linné och Jöran Wallin skall ha mätt hela 3,6 m i längd och varit 1,8 m bred (GR 1, s. 106). Tyvärr var ristningen redan på 1700-talet svårt skadad, men av det som finns upptecknat framgår att den en gång måste ha burit en lång och intressant inskrift. Man urskiljer här bl.a. runföljden kuml x kun… (Wallin; Linné har kuml x kunl…), som kan ha motsvarat ett kumbl kunn ’kända minnesmärken’, men också allittererande runföljder som man x minums…, vilka tyder på att inskriften åtminstone delvis har varit avfattad på vers. I ett parti

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     Magnus Källström

    Fig. 2: De två bildstenarna vid Änge i Buttle socken, som fortfarande står resta på sin ursprungliga plats intill en vägsträckning. Foto Magnus Källström 2011.

    förekommer också en runföljd raþ x suinan (Linné: raþsuinan) som skulle kunna återge sg. ack. m. av en motsvarighet till adj. fvn. ráðsvinnr ’rådklok’, ett ord som bl.a. är känt från eddapoesin. Mycket längre än så går det väl tyvärr inte att komma med utgångspunkt i de uppteckningar som finns bevarade. En liknande runsten har också funnits på Mästerby kyrkogård (G 188). Även denna runsten var tydligen bildstensformad och antalet kända runor (155 stycken) talar för att den ursprungligen har burit en mycket lång inskrift, som mycket väl kan ha mätt sig med den på Hogränstenen. Om stenens storlek har vi däremot inga uppgifter och i dag återstår endast ett mindre stycke av stenen. I ett numera förlorat parti av texten har ett par av de äldre undersökarna bl.a. läst haito x mirki mirlakt eftir man koþ-n, vilket Svärdström (GR 2, s. 132) har översatt med ’bjödo göra det ståtliga minnesmärket efter den gode mannen’. Mästerbystenen mirki mirlakt har en direkt motsvarighet på en uppländsk runsten (U 773 Enköpings-Näs kyrka), där det talas om ett merki * merilit. Runföljderna mirlakt och merilit tolkades tidigare som former av ordet runsv. mærkiligʀ ’utmärkt, betydande’, men som Thorgunn Snædal (2002, s. 77) övertygande har visat rör det sig snarare om ett adj. runsv. *mǣr(i)ligʀ, bildat till adj. mærr ’berömd’.

    

    Hier mun standa stainn at merki 

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    Det är alltså snarlika uttryck som har funnits på de tre stenarna: fgutn. gerð (el. kenni) kunn ’en känt arbete (el. kända märken)’, kuml kunn(?) ’kända(?) märken’ och merki mērlekt ’ett berömt märke’. Förmodligen är varken runstenen från Eksta eller den från Mästerby ursprungligen varit några kyrkogårdsmonument, utan de bör precis som Hogränstenen ha stått resta på framträdande platser ute i landskapet. Var dessa har legat kommer vi nog aldrig få veta, men de har förmodligen inte ha varit alltför avlägsna från den plats där kyrkan så småningom kom att byggas.

    Litteratur och förkortningar Andreeff, Alexander (2012): Arkeologiska utgrävningar av bildstensplatser. I: Gotländskt arkiv, 84, s. 129–144. Árna saga biskups, ed. Þorleifur Hauksson (1972), Rit 2, Reykjavík: Stofnun Árna Magnússonar á Íslandi. Brate, Erik (1913): Sämunds Edda. Översatt från Isländskan. Stockholm. Fritzner = Fritzner, Johan (1883–1896): Ordbog over Det gamle norske Sprog. 1–3. Kristiania. 4. Rettelser och tillegg ved Finn Hødnebo. 1972. Oslo/Bergen/Tromsø. G + nr = Nummer i GR. GR 1–2 = Gotlands runinskrifter. Granskade och tolkade av Elias Wessén, Sven B. F. Jansson & ­Elisabeth Svärdström. 1–2. 1962–1978. Sveriges runinskrifter 11–12. Stockholm. GR 3 ms. = Preliminärt manuskript till den tredje delen av Gotlands runinskrifter av Helmer Gustavson och Thorgunn Snædal. Publicerat på Internet < http://www.raa.se/kulturarvet/arkeologifornlamningar-och-fynd/runstenar/digitala-sveriges-runinskrifter/> Jansson, Sven B. F. (1984): Runinskrifter i Sverige. 3. uppl. Stockholm. Lind, Erik Henrik (1920–1921): Norsk-isländska personbinamn från medeltiden: samlade ock utgivna med förklaringar. Uppsala. Måhl, Karl G. (1990): Bildstenar och stavgårdar. Till frågan om de gotländska bildstenarnas placering. I: Gotländskt arkiv, 62, s. 13–28. Olsson, Ingemar (1996): Gotländska ortnamn. Visby. ONP = Ordbog over det norrøne prosasprog. Udg. af Den arnamagnæanske kommission. 1–. 1989–. København. OSDs = Samlingar till Ordbok över Sveriges dialekter, Institutet för Språk och folkminnen, Uppsala. Peterson, Lena (2007): Nordiskt runnamnslexikon. 5., reviderade utgåvan. Uppsala. Pipping, Hugo (1905–1907): Gutalag och gutasaga jämte ordbok. Utgifna för Samfund til udgivelse af gammel nordisk litteratur. København. Rannsakn. = Rannsakningar efter antikviteter. 1–4. Utg. av Carl Ivar Ståhle och Nils-Gustaf Stahre. 1962–1998. Stockholm. Rietz, Johan E. (1867): Svenskt dialektlexikon. Ordbok öfver svenska allmogespråket. Lund. Salberger, Evert (1987): Smärre vikingatida studier. I: Studia Archaeologica Ostrobotniensia, 1987, s. 143–151. Schlyter, Carl Johan (1877): Ordbok till samlingen af Sweriges Gamla Lagar. Lund. Snædal, Thorgunn (2002): Medan världen vakar: studier i de gotländska runinskrifternas språk och kronologi. Runrön 16. Uppsala. Stille, Per (1999): Runstenar och runristare i det vikingatida Fjädrundaland. En studie i attribuering. Runrön 13. Uppsala.

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     Magnus Källström

    Söderwall, Knut Fredrik (1884–1918): Ordbok öfver svenska medeltidsspråket. Supplement av K. F. Södervall, W. Åkerlund, K. G. Ljunggren & E. Wessén. 1925–1973. Lund. U + nr = Nummer i UR. UR = Upplands runinskrifter. Granskade och tolkade av Elias Wessén och Sven B. F. Jansson. 1–4. 1940–1958. Sveriges runinskrifter 6–9. Stockholm. Vs + nr = Nummer i VsR. VsR = Västmanlands runinskrifter. Granskade och tolkade av Sven B. F. Jansson. 1964. Sveriges runinskrifter 13. Stockholm.

    James E. Knirk*

    Love and Eroticism in Medieval Norwegian Runic Inscriptions Abstract: The emotion most often expressed in runic inscriptions particularly on sticks and bones from the medieval towns of Norway, which often have graffiti-like texts, is love, at times more specifically erotic interest. The collection of such expressions from medieval Norway is here introduced and categorized. The texts are initially grouped according to form, i.  e. prose or poetry. Those in prose are subdivided by content (love versus eroticism), whereas the poetic ones are arranged according to the type of meter (Eddic, skaldic, ballad-like) and include some examples with lyrical content but no obvious metrical structure. An appendix presents the entire material.

    Introduction Emotions can be sensed in many of the Viking Age runic inscriptions from Norway, for example, on the silver neck-ring from Senja, where one reads the elated verse by a victorious Viking warrior (N540): Fórum drengja / Fríslands á vit, / ok vígs fǫtum / vér skiptum, ‘We travelled to a visit (= battle) with the warriors of Frisia, and we split among us the spoils of war’ (alliteration here marked with underlining). Similarly emotionally engaged, a mother on the memorial stone from Dynna bemoans the loss of her gifted daughter, waxing poetic at the conclusion (N68): ‘Gunnvǫr, Þrýðríkr’s daughter, made a ‘bridge’ in memory of Ástríðr, her daughter: She was the handiest maiden in Hadeland’ (where hǫnnurst and Haðalandi alliterate). With the coming of Christianity and the growth of towns in the Scandinavian Middle Ages, it seems writing with runes became even more of a general means of expression, and the types of texts that survive cover many and sundry aspects of everyday human life. Medieval inscriptions range from pious prayers and quotations, many in Church Latin, to base and vulgar statements. Although other emotions are obvious in various inscriptions, clearly the one most often and most explicitly expressed is love, at times more specifically erotic interest. The expressions range from simple requests such as A41: Kyss mik! ‘Kiss me!’ written on a small cow bone from the Old Town in Oslo, to an apparent third-party endorsement in the exclamation on one side of a stick from Bergen (B628): ‘Rannveig the Red, you shall fuck (her).’ A selection of the more innocuous ones from Eastern Norway was displayed in the Museum of Cultural History, University of Oslo, in 2010 in an exhibition entitled “Kiss me! The world of runes”. They included, in addition to the “Kiss me” bone just mentioned, four other objects from Oslo in a thematic exhibition case pertaining to “Passion and desire”: *Corresponding author: James E. Knirk, Museum of Cultural History, University of Oslo

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     James E. Knirk

    – A7: A decorated wooden spindle whorl on which is emphatically declared: ‘Nikulás loves well the woman called Gýríðr, step-daughter of Pitas(?)-Ragna.’ – A36: A cow rib with messages to two different women, placed on opposite sides: ‘He who carved these runes loves you, Þordís’ and ‘Þóra, I can beguile (any woman)’. This appears at first glance to be a ménage à trois, but each side is clearly the work of a different hand. Why two men would carve these messages to two different women on the same object remains unresolved. – A199: A fragment of a cow rib where a woman’s feelings are declared: ‘Ása loves St… (i.  e. Steinn/Steinarr, or the like).’ – A322, the final inscription in this category, was less innocuous, and is the earliest graffiti concerning a homosexual relationship known from Norway. On this cow rib, two rune-carvers write back and forth to one another. On the one side, the first asks what the other carved in the Church of the Cross, and on the other side comes the answer: ‘Óli is unwiped (behind) and fucked in the ass.’ Two additional inscriptions concerning love – both long, but one containing only a short erotic passage  – were on view in the exhibition case with “Runic letters and class exercises”. A74, the “letter of proposal from Lom”, covers all four sides of a stick found under the floor of the stave church and reads: ‘Hávarðr sends Gu[ðný?] his friendship and God’s greeting. And now it is my full desire to ask for you in marriage, if you do not want to be with [Kol]beinn. [Think] over your intentions and have me told your desire.’ The second, A39 Tønsberg, is part of an apparent class exercise covering all four sides of a stick where carvers who have learned runes try to outdo one another. On the fourth side is a poetic ditty from the erotic sphere: ‘They are both / in a booth together, / Clumsy-Kári / and the wife (kona) of Vilhjálmr.’ Among the circa 600 runic inscriptions with younger runes published in the first five volumes of the Norwegian corpus edition, Norges innskrifter med de yngre runer (= NIyR), only three – recently expanded to four – concerned love. The first, a graffiti carved into a boulder by a hunter, N192 Storhedder 3 in Setesdal, consists of a wish: ‘I wanted to kiss the maiden who is the fairest in the world.’ The second, N344 Årdal church 1, is an erotic lampoon in fornyrðislag about a couple in the local community; see the long presentation in NIyR 4, pp. 127–134. The third, N461 Trondheim 1, on a bone fragment, is perhaps alliterative, although if poetic it represents only a short-line; the first half is partly damaged and the second half not yet interpreted. It begins (with an alliterative reconstruction by the present author): Unna’k meyju [mjúk]látri, ‘I loved the gentle(?) maiden.’ The recent addition to the corpus is a new reading proposed in 2014 by K. Jonas Nordby of N131 Nore stave church 1, which has been shown to be alliterative and end-rhyming folk poetry: unþumeranekþr, Unn þú mér, ann ek þér, ‘Love me! I love you’ (rather than the reading, normalization and interpretation in NIyR 2, pp. 152–153: unþum£eralskþrs, i.  e. Unn þú mér alls góðs, ‘Grant me everything good’). The percentage of amorous inscriptions was thus very low, with only four of the 600 inscriptions containing any allusion to love, slightly more than one-half of a

    

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    percent. This changed greatly after four large tenements on Bryggen (the “Wharf”) in Bergen burnt in 1955 and subsequent archaeological excavations produced more medieval inscriptions from that one site than were previously known from all of Norway. The finds from Bryggen, and other more recent finds, particularly from excavations in Trondheim, Oslo, and Tønsberg, have nearly tripled the Norwegian corpus of runic inscriptions from the Scandinavian Middle Ages. The present collection of medieval Norwegian inscriptions concerning love or eroticism is detailed below in an appendix. Various inscriptions concerning interpersonal relations have been excluded since they are not clearly about love or eroticism. Those concerning the love of God are also excluded. The medieval Norwegians apparently enjoyed the fact that the first three letters of the rune-row, fuþ, also spelled a word: fuð ‘cunt, vulva’; ambiguous cases, where it is unclear whether the carver intended to write this word, are not included in the catalogue.

    Categorization of the inscriptions In the following a categorization of the collection is attempted. The texts are initially grouped according to form: prose or poetry. Those in prose are then subdivided by content, in particular “love” versus “eroticism”, although a clear distinction often cannot be made. The poetic ones are arranged essentially according to the type of meter: Eddic, skaldic, ballad-like. Finally, interesting poetic content is discussed. Note that a few inscriptions in the catalogue are too uncertainly interpreted to be included in the categorization. Among the prose statements, the simplest are straight-forward declarations of love. These occur specifically in inscriptions from Oslo. A7, A36 (side A) and A199 were all exhibited in Oslo in 2010 and have already been cited. Compare also A258 (N861) from Trondheim, where only ‘I loved’ is interpreted with any certainty. Kissing is the subject of some five inscriptions, the one from Oslo, already mentioned as having provided the title of the runic exhibition there in 2010, A41, reading simply: ‘Kiss me!’ There are in addition three from Bergen, the most well known being B17: Ást mín, kyss mik, ‘My beloved, kiss me!’ The others are B371, perhaps ‘Óláfr kissed ??? …’, and B540: ‘Kiss me!’ N192 on the Storhedder boulder, concerning a hunter’s unfulfilled desire to kiss the fairest maiden in the world, has already been mentioned. The expression “fairest maiden” calls to mind a number of simple statements usually concerning beauty, which are all from Bryggen in Bergen. Two instances probably referring to attractiveness, at least in part, are B184: ‘The belt from Fana increased your brightness’ and B192: ‘Such (feminine gender) as you are, is how I wanted mine (feminine gender).’ Two other inscriptions that specifically mention beauty are textually related, namely B404: sese·se·sese·snot·uliota·, perhaps: ‘Sessi! Look at Sessi, a non-ugly gentlewoman!’, and similarly B524: ‘Sessi! Look at Sessi, a

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    beautiful woman! See where she sits!’ Here Sessi may be a possible although unattested hypocoristic pet name for Cecilia (cf. Veturliði Óskarsson 2003, p. 9, concerning recently formed modern Icelandic female pet names, including Sísí), or a likewise unrecorded nickname. It has, however, been speculated that B404 and B524 could instead represent a play on words, perhaps utilizing homonyms. Magnus Källström (2010, p. 80) has proposed a new interpretation that entails such a pun. Sessi could be the nominative singular masculine ‘bench-mate’ and also the dative singular of sess masc. ‘bench; seat’, while a construction with sjá + accusative + dative could mean ‘procure/provide something for someone’. Thus the two statements could be translated: ‘Bench-mate, provide to the bench a non-ugly gentlewoman!’ and ‘Bench-mate, provide to the bench a beautiful woman! See where she sits!’ Actually, the group of texts referring to kissing might be termed innocently erotic, or even considered to be euphemistic and blatantly erotic. Six other inscriptions are patently erotic, containing statements concerning sexual intercourse such as the already mentioned graffiti concerning homosexual coitus (A322 Oslo) and A36 (side B): ‘Þóra, I can beguile (any woman)’, both on exhibition in Oslo in 2010. Also in this category are B39: ‘Smiðr fucked Vígdís of the Snældu-legs/Snældu-farms’, B390: ‘Ingibjǫrg loved me when I was in Stavanger’, and B434: ‘Jón Silk-cunt owns me, and Guðþormr Cunt-licker carved me, and Jón Cunt-swelling reads/interprets me.’ This latter inscription surely represents a joke made by adding fuð to the bynames of several historical persons known from roughly the same time period. The final one is B628 (the inscription on one side having already been mentioned): ‘Rannveig the Red, you shall fuck (her). It is supposed to be bigger than a man’s prick and smaller than a horse’s prick.’ What “it” refers to is unclear, but it may possibly be Rannveig’s sexual organ. The prose statements concerning love or with erotic content encompass around twenty inscriptions in total, most of them relatively short. The group containing poetry is by far the largest, numbering some thirty texts, several of them quite extensive. One subgroup of poetry is here termed “lyrical” and includes inscriptions where the mood waxes poetic, sometimes with alliteration, syllable-rhyme, and poetic expressions including kennings, but where the texts do not have all the formal trappings of Old Norse poetry, in many instances perhaps because they are extremely fragmentary. These are almost all from Bryggen and include: – B171, quite fragmentary, but telling of something that ‘causes (both) night and d[ay]’ ‘sickness’ or ‘worries’ with mention of a ‘maiden’ or ‘maidens’. – B320, also fragmentary, and telling of ‘sorrow’, ‘consolation’, and the changing of ‘worries to joy’. – B495, fragmentary: Berr í brjóst mér ??? …, ‘(I) bear in my breast ??? …’ – B496, on side A: ‘I love so much (another) man’s wife that the mountains will begin to tremble(?). We, the woman (= wagon?/Eir? [= goddess] of rings) (and I), love one another so much that the earth will burst.’ – B644 is similar, with obvious textual connection to B496: ‘I love so much (another) man’s wife that fire seems cold to me. And I am a friend of this woman.’

    

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    – Finally, the Lund gaming-piece (DR DKSkL83), most likely Norwegian though found in Scania: ‘Hrólfr Þorgísl’s/Þorgeirr’s son carved this; for him was then sorrow caused concerning the snow-white gentlewoman’ (snæhvítu snót). The second poetic subgroup evidences the Eddic meters fornyrðislag or ljóðaháttr. The texts are often far too long to be cited here in their entirety, but the complete texts are as a rule found in the appended catalogue. – N344 Årdal church 1: a poetic lampoon about a couple in the local community. – B257, perhaps the best-known Eddic poem from Bryggen, partly in ljóðaháttr, partly fornyrðislag. It first contains white magic for protection (including the term bótrúnar ‘runes of protection’), then both black magic and threats to force someone to do something, and closes: ‘Love me as yourself!’ – B265, which between fragments of other half-stanzas reads: ‘Fortunate I felt then, when we two sat together and no person came between us.’ – B493: ‘My beloved, love me! I love you with all my heart and ’ (with the final two words written in coded runes). – A39 Tønsberg: the short ditty in a class exercise mentioned previously about a man shacking up with another man’s wife. – A104 Bø old church, Telemark, where the priest-poet relates that he cannot sleep and identifies the cause of his problem in a riddle containing poetic circumlocutions for the “names” or designations of the runes which when solved spell out the female name Guðrún. In the subgroup with skaldic meter, all basically in dróttkvætt, are found six or seven examples, ranging from half-lines (i.  e. short-lines) to single long-lines, and from half-stanzas to full stanzas. Again the complete texts are found in the catalogue in the appendix. – B11, perhaps: ‘Ugly is the cunt, may the penis pour (for it).’ The present author has no comment on the appropriateness of presenting this content in a dróttkvætt long-line (cf. Marold 1998, pp. 678–679). – B99: ‘Never should the woman (= the earth’s treasure) love him/them who [resisted?] witchcraft(?).’ – B111, with the missing half-line convincingly conjectured to refer to virginity: ‘The gentlewoman lost [her virginity indecently] to her lover – still she is a virgin for folk.’ – B145, a complete stanza about falling for a beautiful but dangerous woman and being held fast by her. See the scholarly presentations in the literature referred to in the catalogue. – B255: ‘The wise woman (= Vár [a goddess] of the [golden] wires) makes [me] sit unhappy. The woman (= Eir [a goddess] of the fish’s floor [= sea]) takes often and to a great extent sleep from me.’

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    – B496, somewhat elliptically written on the B side, in Old Norwegian (ramn for ‘raven’): ‘The raven shall, before I reject the wise woman, [become] as white (as) the snow that lies [on the mountains?].’ – B548, fragmentary, but starting with the statement: ‘I bear forth a poem (= Yggr’s [Óðinn’s] mead) to the woman (= willow who lifts the arm-ember [= golden jewelry]).’ The rest of what is preserved pertains mainly to the composition of the poem. There are six instances of more ballad-like folk poetry, with end-rhyme and most often also with alliteration. Almost all of them seem to be minor variations on the same “tune”. – N131 Nore stave church 1 (with a new reading): Unn þú mér, ann ek þér, ‘Love me! I love you.’ – B118: ‘Love me! I love you. Gunnhildr, kiss me! I know you (well)’ (compare with the inscriptions in the subgroup above of prose examples concerning kissing). The stick has twelve counting notches on each of two edges, perhaps for keeping track of the kisses. – B465: ‘Think of me! I think of you. Love me! I love you.’ (The same poem is found in runes on a weaver’s baton from Old Lödöse in Västergötland, Vg 279.) – B489, quite fragmentary, but with attempts here at reconstruction: ‘May love me … [think?] of me, woman, I know …’ – B535: ‘… I can say to you, as you will experience from me, that I will love you no less than myself …’ – B556, fragmentary, probably: ‘… [think of] me! I think of you.’ A slight ambiguity exists as to the precise meaning of some of these inscriptions. In N131, B118, B465 and B556 the statements could well be construed as conditional sentences, i.  e. beginning with an if clause. N131 could then, for example, be translated: ‘If you love me, (then) I will love you.’ This ambiguity arises since the second person singular pronoun þú is expressed in the potential if clause. If it were simply an imperative in the first clause, as in the translations provided in the list above, this pronoun would not need to be expressed. It is, however, very common to include the pronoun (Heusler 1932, § 424 [p. 133]; cf. Nygaard 1905, § 183 [p. 201]). Latin love poetry is perhaps the most surprising discovery in the runic material, in particular the only Scandinavian transmission of poems from the Carmina Burana in N603 from Bryggen. The material, all from Bergen, further consists of the Vergil quotation Amor vincit omnia, et nos cedamus Amori, ‘Love conquers all; let us too give in to Love’, found fragmentarily on a stick (N605) as well as in its entirety in B145 after the skaldic stanza about being enamored of and entrapped by a beautiful, dangerous woman, and in B605, where the first half of the quotation is embroidered on the one preserved shoe of a pair. In addition there are Latin word pairs on a stick (N606), one containing the word Amor, and finally a hexameter (with the lacuna filled in from a

    

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    parallel text) in B598: Dum das, carus eris; dare des[ine, despicie]ris, ‘As long as you give, you will be held dear; if you [abandon] giving, you will be [despised].’ As regards the content of the Old Norse love poetry in runes from Norway, it is interesting to note the preponderance of instances of unrequited love, such as the Storhedder hunter’s unfulfilled desire to kiss the fairest maiden in the world (N192) and the statement in B192 with feminine gender forms that such as you are, is how I wanted mine to be. Love-sorrow or love-sickness results from unrequited love, for example in the Eddic B265: ‘Fortunate I felt then, when we sat together and no person came between us’ and in the inscription on the Lund gaming piece (DR DKSkL83): ‘For him was then sorrow caused concerning the snow-white gentlewoman.’ It is tempting to assume that such expressions reveal influence from contemporary Continental literature (cf. Marold 1998, p.  686). Sleeplessness, in particular, is mentioned as a symptom of love-sickness, for example in the second line of the skaldic B255: ‘The wise woman (= Vár [a goddess] of the fish’s floor [= sea]) takes often and to a great extent sleep from me’ and in the first line of the Eddic riddle with circumlocutions of the “names” of the runes in A104 Bø old church, Telemark. This motif, however, does not seem to have Continental parallels (cf. Louis-Jensen 1987, p. 109; 2006, p. 100). In conclusion: At present some 3 % of the corpus of Norwegian inscriptions with younger runes concerns love or eroticism. If we disregard only partially readable and mainly or totally uninterpretable inscriptions, this probably rises to about 5 %. Of interest is the fact that whereas love poetry is extremely infrequent in Old Norse manuscripts, usually occurring only in the so-called skald sagas, 60 % of all the instances of Norwegian runic poetry uncovered since the late 1950s concern love and eroticism. Runic inscriptions give unmitigated glimpses into the lives of medieval people, in particular their thoughts and emotions. The poetic texts discussed here, particularly those in skaldic and Eddic meters, reveal as a rule high literary quality. Runic inscriptions, however, do not primarily record literary texts but usually represent original, first-hand utterances. It is therefore hardly surprising that in many of the cases discussed above these may be to do with their baser desires.1

    Appendix: Catalogue The inscriptions are ordered according to their publication number in the corpus edition, NIyR 1–5 (1941–1960) and 6 (1980–1990). Thereafter follow, in numerical order, those registered in the Oslo Runic Archives in the B and A series. Entries marked with an initial question mark either have an uncertain interpretation or may not actu-

    1 This paper is a revised version of a presentation given at the Sixteenth International Saga Conference in Zürich, 9–15 August 2015.

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    ally concern love or eroticism. Inscriptions concerning the love of God are omitted, as well as those that contain ambiguous examples of fuþ, which could be either the beginning of the fuþork/rune-row or the word fuð ‘cunt, vulva’. Information is included on the object type, archaeological or other dating, and secondary literature. The presentation includes a transliteration of the runes, normalization to Old Norse (Old Icelandic), translation into English, and sometimes comments. In the transliterations, uncertain readings are signaled with a dot under the letter, , stands for a runic remnant that cannot be read with any certainty, … represents a lacuna, / signals a new line or a change of sides, extra spaces mean a long empty space, bind-runes are indicated by a bow over the letters, and punctuation is somewhat simplified; brackets and parentheses mark editorial supplements or comments. Translations often follow those in the Scandinavian Runic Text Database.

    NIyR 1–5 N131 Nore stave church 1, middle stave in the nave (new reading 2014 by K. Jonas Nordby, pers. comm.; 1200s?): unþumeranekþr, Unn þú mér, ann ek þér, ‘Love me! I love you.’ N192 Storhedder 3, soapstone boulder (slightly amended reading and interpretation by the present author; 1000s/1100s?): ekuiltakusamayþaerfahsterhaiminum, Ek vilda kyssa mey, þá er fegrst er 〈í〉 heiminum, ‘I wanted to kiss the maiden who is the fairest in the world.’ N344 Årdal church 1, stick. See NIyR 3, pp. 127–134, for the transliteration and normalization. English translation: ‘(He) lies in the bed-enclosure, lives foolishly, who wets the couch beneath himself at times. There will many maggots swarm where Atli’s daughter sleeps on down.’ N461 Trondheim 1, bone fragment (new conjecture for the damaged word by the present author): unakmæyiu,,£u,latreoælensfulkuifæstahafþe, Unna’k meyju [mj]ú[k]látri ???, ‘I loved the gentle/flexible(?) maiden ???’

    NIyR 6 (Bryggen in Bergen) N603 Nordre Gullskoen, stick (c. 1300; cf. Knirk 1998, p. 499): Fragments of two Latin love poems from the Carmina Burana: no. 88 Amor habet superos and no. 71 Axe Phebus aureo. See NIyR 6, pp.  1–9, for the transliteration and normalization. English translation of the fragments: ‘… I burn with (love)flames for the excellent [girl] (and) grow daily in her love (i.  e. my love for her increases daily) …’, [perhaps, with reconstructions:] ‘… I will do/play [my ‘games’] gently: my virgin lady, let us play like that; we are both [young]’, ‘… [birds sing] from the groves in contest; Philomena refuses Tereus complainingly …’

    

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    N605 Bugård quay, stick (c. 1250): amoruin, Amor vin[cit omnia], ‘Love conquers all’ (quotation of Vergil’s Bucolica, Ecloga 10, verse 69). N606 Englegården, stick (c. 1250): dekor:amenita:  flos:amoris, decor amoenitas, flos amoris, ‘adornment of the beautiful landscape; flower of love’. ?N646 Gullskoen, flat stick (c. 1300), one side reading: amoþ:oþo:oþum:roma (“magic” words?; amoþ perhaps a mistake for amor, Amor ‘Love’, as a palindrome of Roma).

    B series (Bryggen in Bergen) B11, stick (Liestøl 1964, pp. 24–25; Knirk 1997, p. 34; Marold 1998, pp. 678–679; Seim 1998, pp.  267–269; c. 1250): +felleg:er:fuþ:sin:bylli  / +fuþorglbasm, [perhaps:] Ferlig er fuð, sin byrli. Fuð-ǫrg ???, ‘Ugly is the cunt, may the penis pour (for it). Cunt-perverse (= nymphomaniac?) ???’ (cf. B87 below). B17, stick; on the opposite side, a fuþork (Liestøl 1964, p. 15; Knirk 1997, p. 28; Seim 1998, p.  269; c. 1250): ost:min:kis:mik  ki, Ást mín, kyss mik! Ky[ss(?)], ‘My beloved, kiss me! Kiss(?).’ B39, wooden needle (Liestøl 1964, p. 23–24; NIyR 6, p. 234; Knirk 1997, p. 27; c. 1290): smiþur:sa8arþ:uigdisi / af:snældu:benum, Smiðr sarð Vígdísi af snældube〈i〉num/ snældubœnum, ‘Smiðr fucked Vígdís of the Snældu-legs (‘Spindle’-leg folk)/ Snældu-farms (‘Spindle’-farms).’ ?B87, wooden needle(?), broken (Seim 1998, p.  270; c. 1332): f! uþ  / [f]uþrokhlinsmyl, [perhaps:] fuð, fuð-rǫg(?) lín-smyl, ‘cunt, cunt-perverse(?) head-linen-troll’ (cf. B11). B99, round stick, broken (Knirk 1997, p.  33; c. 1290): atris)kyldi9auþfoltunaþæims lifomu,…, Aldri skyldi auðr fǫldu unna þeim’s lyfum(?) u[nnu(?)], ‘Never should the woman (= the earth’s treasure) love him/them who [resisted?] witchcraft(?).’ B111, stick, with remains of an unrelated(?) third line (Liestøl 1964, pp.  32–33; 1965, pp.  42–43; Louis-Jensen 1987, pp.  108–109, cf. 2006, pp.  100–101; Knirk 1997, p.  34; Marold 1998, p.  677; c. 1250): snotgat:l9auss9anlatalingunirfyrirur  / ,,,£om:æ,,,rh£o,mærfyrirm9onnom, Snót gat lausan láta, lín-Gunnr, fyrir ver [sín]um, e[nn] [e]r hó[n] mær fyrir mǫnnum [Louis-Jensen’s conjectural completion of the missing last half-line: meydóm með úsóma], ‘The gentlewoman let loose for (i.  e. lost to) her lover – still she is a virgin for folk (i.  e. folk consider her to be a virgin) – [her virginity indecently].’ B118, stick (Liestøl 1964, p.  22; 1965, p.  40; Knirk 1997, p.  31; c. 1200): 9unþu·mær· 9an£)ek·þær·gunnil)dr·kysmik  / kanekþik, Unn þú mér, ann ek þér. Gunnhildr, kyss mik, kann ek þik. ‘Love me! I love you. Gunnhildr, kiss me! I know you (well).’ B145, stick, the third side copied with mistakes by a different hand on the fourth side (Liestøl 1964, pp.  26–29; 1965, pp.  40–42; Knirk 1997, pp.  30–33; 1998, p.  501; Marold 1998, pp.  688–690; c. 1250): f(ell·til·friþr8ar·þ(ellu·f8arl£9eg(hr8ar·m8£er·8arla· fisk(all·festib(ala·f8orn·byrham8ar / n©orna·þæimuihdi·h9euirþund8ar·þ8ornluþrs·

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    £e(olun·buþ8ar·(gl9oum8ar·gyghi8art9ouma  / g(al)drsfasl£9egha·haldet:omnia·uinciþ· am8or·æþ·nos·c£edamus·amori·, Fell til fríðrar þellu fárligrar mér árla fiskáls festi­ bála forn byrr hamar-norna; þeim *lundi(?) hefir Þundar Þornlúðrs jǫlun búðar glaumar gýgjar tauma galdrs fastliga haldit. Omnia vincit Amor, et nos cedamus Amori. ‘Sense/thoughts (= the old wind of the mountain-crag Norns) turned early for me toward the beautiful, dangerous woman (= held-fast spruce of the bonfire of the fish channel). The poet (= tree of Þorn’s/giant’s grinding-trough [= ‘ship’ lið ~ líð ‘drink’], i.  e. poetry [drink of Þundr (Óðinn)]) was held fast by the madness of the tumult in the abode of the harmful woman (= witch of the magic reins). Love conquers all; let us too give in to Love.’ (The final half-stanza follows Marold; the fourth side is not included here.) B171, flat stick, fragmentary; also with unrelated runes by a different hand (Knirk 1997, p. 28; c. 1250): +uældrnotok£d… …£kminum:sot… / okmæyiar, Veldr nátt ok d[ag] … mínum, sótt(-) … ok meyjar, ‘It causes (both) night and d[ay] … my/mine; sickness/worries … and the maiden’s/maidens.’ B184, flat stick (Liestøl 1964, p.  21; Knirk 1997, p.  28; c. 1200): fanabæltiiokbiazku þina, Fanabelti jók *bjarzku þína, ‘The belt from Fana increased your brightness/ beauty.’ B192, flat stick (Liestøl 1964, p.  21; Knirk 1997, p.  28; c. 1200): slik9auilda·ek·mina semþuest, Slíka vilda ek mína sem þú est, ‘Such (fem.) as you are is how I wanted mine (fem.).’ B255, stick, with names/nicknames and liquid measurements on other sides (Liestøl 1964, pp.  29–32; 1965, pp.  44–46; Louis-Jensen 1987, pp.  106–108, cf. 2006, pp. 97–100; Knirk 1997, pp. 30–31; Marold 1998, p. 687; c. 1290): uar ke9nnir uira uitr ugllaþan sitita  / air nemr opt ok storom alu9nns gru9nntar mik blu9nnti, Vár kennir [mér] víra vitr úglaðan sitja. Eir nemr opt ok stórum ǫluns grundar mik blundi. ‘The wise woman (= Vár [a goddess] of the [golden] wires) makes [me] sit unhappy. The woman (= Eir [a goddess] of the fish’s floor [= sea]) takes often and to a great extent sleep from me.’ B257, stick, broken in one end (Liestøl 1964, pp. 40–50; 1965, pp. 34–39; Marold 1998, pp.  683–684; c. 1335): rist)ek:bot:run8ar:rist:)ekbiabh:run8ar:eæin:f(aluiþ:aluom: tuiu(altuiþ:(trolom:þreu(alt:uiþ:þ£u[s]…  / uiþ9enne:skøþo:skah:u(alkyrriu:sua:at: eæimehi:þo:atæuili:læuis:kona:liui:þinug,…  / )eksend8er:þer:ekseaþ8er:ylhi8ar: 8erhi:)okoþola:aþ8er:rini:uþole:9auk:i£ol9uns:moþ:sittu:al)dri:sopþu:al)dr!i…  / 9ant: mer:sem:sialpre:þer:beirist:rubus:rabus:eþ:arantabus:laus:abus:rosa:g9aua, …, Ríst ek bótrúnar, ríst ek bjargrúnar, einfalt við alfum, tvífalt við trollum, þrífalt við þu[rsum] … við inni skœðu ‘skag(?)’-valkyrju, svát ei megi, þótt æ vili, lævís kona, lífi þínu g[randa(?)] … ek sendi þér, ek sé á þér ylgjar ergi ok úþola. Á þér hríni úþoli ok jǫluns móð(r). Sittu aldri, sof þú aldri … ant mér sem sjalfri þér. Beirist rubus etc. ‘I carve runes of remedy, I carve runes of rescue, once against the elves, twice against the trolls, thrice against the [ogres] … against the harmful ‘skag’(?)-Valkyrie, so that she never shall, though she ever would – evil woman – [injure] your

    

    Love and Eroticism in Medieval Norwegian Runic Inscriptions 

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    life … I send to you, I look at you (i.  e. cast on you the evil eye): the she-wolf’s lewdness/homosexuality and unbearable anguish. May unbearable anguish and the agitation of madness afflict you. Never shall you sit, never shall you sleep … Love me as yourself.’ (Thereafter Latinate magical words; interpretation of jǫlun following Marold 1998, p. 688 n. 80.) B265, two fragments of a flat stick; decimated runes on two other sides (Liestøl 1964, pp. 35–37; 1965, pp. 30–33; Knirk 1997, p. 31; Marold 1998, p. 686; c. 1250): …,£asigæiþiaþr£e:tilfi8ors:sæl·)ekþaþottomk·eruitsatomk·ihia·)okkomat)okk8ar: m·ameþ(al·iuirne·undir:sak)aþa(at)ek·um)okat, … ??? til fjǫrs. Sæl(l) ek þá þóttumk er vit sátumk í hjá, ok komat okkar m(aðr) á meðal. Yfir né undir sakaðat ek um okkart [ráð(?)] … ‘… ??? for life. Fortunate I felt then, when we two sat together and no person came between us. Neither over nor under (= nowhere) did I complain concerning our [situation?] …’ B320, stick, broken and damaged; reading order of lines uncertain (Knirk 1997, p.  29; c. 1250):  …,þ:boþi:r£(af:skirru:)ok:sotrift:meþ:s8orh:nu:,£a,…  /  …mm,,:til: hugann8ar:en:huhsot:til:fahn)a2þ…  /  …,o,,,,r,,,þ,,:,,,,:£k:hæfi:)oþllast:…  / …,,,:er:)ek:huhþa:mer:til:fahn)aþþ8ar:um:hi)a£b…,  …  ??? skírru ok sótdript með sorg nú … til hugannar en hugsótt til fagnað[ar] … (e)k hefi ǫðlask … er ek hugða mér til fagnaðar um ??? … ‘… ??? pure(?) and wall-drapery(?) with sorrow, now … to consolation and worries to joy … I have attained … as I thought joy to me concerning ??? …’ B371, stick, broken, with a fragmentary fuþork on another side (Seim 1998, p.  271; c. 1200): olafr:kyst!i:,,,…, Óláfr kysti ??? …, ‘Óláfr kissed ??? …’ B390, stick, half-rounded and pointed at one end (Liestøl 1964, p. 21; Knirk 1997, p. 27; c. 1185): inkebiørkunimerþa£er£ekuarisþaf)akri, Ingibjǫrg unni mér þá er ek var í Stafangri. ‘Ingibjǫrg loved me when I was in Stavanger.’ B404, stick, three-sided with one end rounded to a tip (Liestøl 1965, pp. 46–47; NIyR 6, pp.  46, 236; Knirk 1997, p.  34; c. 1250): sese·se·sese·snot·uliota·, [perhaps:] Sessi(?)! Sé Sessi(?), snót óljóta! ‘Sessi [pet name for Cecilia?/nickname?]! Look at Sessi, a non-ugly gentlewoman!’ [Or rather as a wordplay with homonyms (Källström 2010, p. 80):] Sessi, sé sessi snót óljóta, ‘Bench-mate, provide to the bench a non-ugly gentlewoman!’ (Cf. B524.) B434, piece of wood, irregularly whittled (Liestøl 1971; Knirk 1997, pp. 27–28; c. 1250): ion silki fuþ amek en guþormr fuþzllæikir / ræist mik en:ion fuþ kula ræþr mik, Jón silki-fuð á mik, en Guðþormr fuð-sleikir reist mik, en Jón fuð-kúla ræðr mik, ‘Jón Silk-cunt owns me, and Guðþormr Cunt-licker carved me, and Jón Cunt-swelling/ ball reads/interprets me.’ (Jón silki, Guðþormr sleikir, and Jón kúla were historical personages around AD 1200.) B465, flat stick, broken (Liestøl 1965, p.  39; Knirk 1997, p.  31; Marold 1998, p.  686; c. 1170): munþumekmanekþ / ekunþumeranekþer, Mun þú mik, man ek þik. Unn þú mér, ann ek þér. ‘Think of me! I think of you. Love me! I love you.’ (The same poem is found on a weaver’s baton from Old Lödöse in Västergötland, Vg 279.)

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     James E. Knirk

    B489, wooden peg, broken, with unintelligible runes on a third side (c. 1150): ar!i:lakaþi:unime!r£k…  / ,,,,ek:kona:kanik:o…, [perhaps:] -ari lagaði. Unni(?) mér … [mun m]ik, kona, kann ek …, ‘??? brewed. May love me … [think?] of me, woman, I know …’ B493, stick (Knirk 1997, p.  31; Marold 1998, p.  686; c. 1225): bylliminunmeranekþer afastom±aukaf[coded:]allumhuha, Byrli minn, unn mér! Ann ek þér af ástum ok af ǫllum huga, ‘My beloved (= host/server of drinks), love me! I love you with all my heart and all my mind.’ B495, stick, cut off, rounded and whittled away, with one side still readable (Knirk 1997, p. 29; c. 1225): +b8eribriostm£8ers£u8a!r,…, Berr í brjóst mér ??? …, ‘(I) bear in my breast ??? …’ B496, stick, carved with different hands on opposite sides (Einar Ól. Sveinsson 1975, p.  180; Knirk 1997, p.  33; c. 1290): +anek:sua:k9ono:m9anz:kiþa:taka:fioll:uiþ: lægiumk:sua:hugia:ringæiþr:at:i8orþ:sprin2gr: / :ram en skal aþr en ek hoskge hamna huit er su miol er liggr, Ann ek svá konu manns, riða(?) taka fjǫll við; leggjumk svá hugi á, hring-reið(?)/hring-Eir(?), at jǫrð springr. Hrafn skal áðr en ek horskri hafna hvítr er sú mjǫll er liggr. ‘I love so much (another) man’s wife that the mountains will begin to tremble(?). We, the woman (= wagon?/Eir? [= goddess] of rings) (and I), love one another so much that the earth will burst.’ ‘The raven shall, before I reject the wise woman, [become] as white (as) the snow that lies [on the mountains?].’ (Cf. B644.) B524, stick, whittled in one end, with runes on the three other sides concerning Saint Andrew the Apostle (NIyR 6, pp.  46, 236; c. 1200): sesesæsese konouena:seþu:huar:sitter:, [perhaps:] Sessi(?)! Sé Sessi(?), konu væna! Sé þú hvar sitr! ‘Sessi (pet name for Cecilia?/nickname?)! Look at Sessi, a beautiful woman! See where she sits!’ [Or rather as a wordplay with homonyms (cf. Källström 2010, p. 80):] Sessi, sé sessi konu væna! Sé þú hvar sitr! ‘Bench-mate, provide to the bench a beautiful woman! See where she sits!’ (Cf. B404.) B535, flat stick shaped like a paddle (Knirk 1997, p.  31; Marold 1998, p.  686; c. 1170):  …,,£ok9anek:sæhia:þer:semþum9ant:rôyna:af:mer:atek:skal:una:þer: ænku:uærenmer:u…, … kann ek segja þér, sem þú mant reyna af mér, at ek skal unna þér engu verr enn mér. …, ‘… I can say to you, as you will experience from me, that I will love you no less than myself. …’ B540, fragment of base of turned wooden bowl (c. 1150): kisþumik, Kyss þú mik! ‘Kiss me!’ B548, stick, broken (c. 1290–): +(olber·ek·ypisæliu·8armg!l£a…  / sekfærþ©aþu£suærþa ygi!r…  / :ui{llda)ek:grimnis:gi{lldi:g£8ar£u9nn…  / 9nuh9auask(aldafstæld8ar£s…, Ǫl ber’k yppi-selju arm-glóðar(?)  … sé’k ferð Ásu(?) ærða, Yggjar  … Vilda’k Grímnis gildi grun… Nú hafa skald af stældar …, ‘I bear forth a poem (= Yggr’s [Óðinn’s] mead) to the woman (= willow who lifts the arm-ember [= golden jewelry]) … I see Ása’s(?) travel grow … I wanted the poem (= Grímnir’s [Óðinn’s] drinking party) … Now the skalds have steeled (i.  e. put into a poem a parenthetical statement) …’

    

    Love and Eroticism in Medieval Norwegian Runic Inscriptions 

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    B556, flat stick, whittled or broken at respective ends, with coded and repeated runes on another side (Svärdström 1982, p. 15; Knirk 1997, p. 31; c. 1185): …umik manekþik, … [mun(?) þ]ú mik, man ek þik, ‘… [think of] me! I think of you.’ B598, flat stick, broken in one end (Dyvik 1988, p. 6; Knirk 1997, p. 30; 1998, pp. 485– 486, 502; c. 1290): 9dum·das:k8arus·8eris:d8are:des,…  / ris:, Dum das, carus eris; dare des[ine, despicie]ris, ‘As long as you give, you will be held dear; if you [abandon] giving, you will be [despised].’ B605, leather shoe, left foot, embroidered (NIyR 6, p. 228; Knirk 1997, p. 30; c. 1225): imulilam8oru / iciþomniaoþ, ??? Amor vincit omnia et, ‘??? Love conquers all, and/ too’. B628, flat stick, broken in six pieces when found (Knirk 1997, p. 27; c. 1225): rannuæih: rauþu£s£ka,,£u:strþ/a  / þat:se:mæira:en:ma9nns:,æþr:ok:mi9nna:en  / hæstræþr, Rannveig rauðu ska[lt]u streða. Þat sé meira enn manns[r]eðr ok minna enn hest­ reðr. ‘Rannveig the Red, you shall fuck (her). It is supposed to be bigger than a man’s prick and smaller than a horse’s prick.’ B644, stick, on opposite sides (Knirk 1997, p. 34; Marold 1998, p. 687; c. 1185): 9anek sua:konomansatmer:þykikaltræltr:enekemuinr:ui`f´sþæs9ua  / asa, Ann ek svá konu manns, at mér þykkir kaldr eldr. En ek em vinr vífs þessa. Ása. ‘I love so much (another) man’s wife that fire seems cold to me. And I am a friend of this woman. Ása.’ (Cf. B496.)

    A series (Addenda from the rest of Norway) A7 Oslo, decorated wooden spindle whorl (1100s–1200s): nikulos9ank9on)oþeiriuæler gyriþheiterstiufdoter  / pitasrahnu, Nikulás ann konu þeirri vel er Gýríðr heitir, stjúpdóttir Pitas-Rǫgnu, ‘Nikulás loves well the woman called Gýríðr, step-daughter of Pitas(?)/Pétrs(?)-Ragna.’ A36 Oslo, cow rib, carved with two different hands on opposite sides (Liestøl 1977, pp. 215, 220; c. 1200): ansaxþerxesxristixrunaþesarxþortis / þoraekkankilia, Ann sá þér, er risti rúna[r] þessar, Þordís. Þóra, ek kann gilja. ‘He who carved these runes loves you, Þordís.’ ‘Þóra, I can beguile (any woman).’ A39 Tønsberg, stick, with comments about learning runes and practice exercises in various hands; side D (Gosling 1989, pp. 181–182, 185; Marold 1998, p. 678; c. 1250– 1325): :þ9au:ero:bæþe:ibuþ:saman:kl9auua:kare:)ok:k9ona:uili(alms:, Þau eru bæði í búð saman, Klaufa-Kári ok kona Vilhjálms, ‘They are both in a booth together (i.  e. shacking up), Clumsy-Kári and the wife of Vilhjálmr.’ A41 Oslo, cow bone (Liestøl 1977, p. 220; c. 1100): kysmik, Kyss mik! ‘Kiss me!’ A74 Lom stave church, stick (Liestøl 1976; 1978, pp.  177–181; 1200s–1300s?): ,9au8arþær:sender:g£u,,,,,:2g,2þærs:kueþiu:oksin9auigan  / oknuerminfuleruili: at:biþiaþin:efþuuilt:æihimeþ  / ,,,bºæini:ue!r,:,,,a:þitr)aþ:oklat£s£ehiamer  / þinuilia, [H]ávarðr sendir Gu??? G[u]ðs kveðju ok sína vingan. Ok nú er minn fullr

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     James E. Knirk

    vili at biðja þín, ef þú vilt eigi með [Kol]beini ver[a]. [Hug]a þitt ráð, ok lát segja mér þinn vilja. ‘Hávarðr sends Gu[ðný?] his friendship and God’s greeting. And now it is my full desire to ask for you in marriage, if you do not want to be with [Kol]beinn. [Think] over your intentions and have me told your desire.’ A104 Bø old church, Telemark, wooden front of a repository in the choir (Knirk 1986b, pp.  76–80; c. 1200?): suæfnbanarmer:soterbna  / fionsfinkata:fialsibui  / hezt ærfaþe:øukhuhishui / ti:þrlsunsæla:þtskluraþa, Svefn bannar mér, sótt er barna, fjón svinkanda, fjalls íbúi, hests erfaði, ok heys víti, þræls vansæla. Þat skulu ráða. ‘I cannot sleep. It is [due to] the children’s sickness (kaun ‘boil/skin rash’, i.  e. the “rune-name” for k), enmity/torment of the worker (úr ‘drizzle’ = u), the inhabitant of the mountain (þurs ‘giant’ = þ), the horse’s toil (reið ‘wagon’ = r), the hay’s damage (úr ‘drizzle’ = u), the thrall’s misfortune (nauð ‘destitution/danger’ = n); they/one should read/interpret that.’ (Solution: kuþrun = Guðrún.) A199 Oslo, fragmentary cow rib (Liestøl / Nestor 1987, p. 423; c. 1125–1175): asaxanx st,… / ekxuæit, Ása ann Ste… Ek veit, ‘Ása loves St… (e.  g. Steinn/Steinarr/Stein­ grímr/Stefán). I know.’ ?A209, manuscript AM 327 4to (Sverris saga), with ink in the margin of fol. 59r (Knirk 1981, pp.  54–56; 1300s/1400s): intiberz min ,e,seta nada miK, Ingibjǫrg(?) mín  ??? náða mik. ‘My Ingibjǫrg,  ??? show me grace/mercy [perhaps a euphemism]!’ (Cf. A208, on fol. 1r of the same manuscript.) A258 (N861) Trondheim, wooden needle (Hagland 1990, p. [45]; 2001, no. 861; c. 1050– 1100): xunaek·mhiu·enbeþr· / ·enm[ /t/ oder /d/ in kontinentalskandinavischen Sprachen schon im 12. Jahrhundert angefangen hat. Als Wessén und Jansson den Runenstein U 776 beschrieben, bemerkten sie, dass die Schreibung þt statt þ kein einfacher Fehler ist, weil solche Schreibungen auch auf vielen anderen Runensteinen vorkommen (Wessén  / Jansson 1940–1958, 3, S.  355). Es ist anzunehmen, dass die Schreibungen þt oder tþ sowohl den stimmhaften (/d/ in þtina, brtþr) als auch den stimmlosen Verschlusslaut (/t/ in þtgn, uestþr) bezeichnet haben.

    

    Was bedeuten die Runen rmþï in der Runeninschrift auf dem Stein von By? 

     245

    norwegischen Stabkirchen steht t statt þ in tistil < þistil (tistill < þistill ‚Distel‘). Auf einer Truhe in der Kirche von Lomen (N 75, Oppland) steht r p k iii sss ttt iii lll, d.  h. ristil, pistil, kistil, (ristill, pistill, kistill), die dreimal wiederholt werden (NIyR V, S. 20). In allen drei Handschriften der Bósa saga ok Herrauðs (AM 510 4to, AM 577 4to, AM 586 4to), die alle aus dem 15. Jahrhundert stammen, gibt es eine mit Runen geschriebene -istil-Formel (Bósa saga, c. 5). Die Formel besteht aus 6 Anlautrunen roþkmu und den -istil-Runen, wobei jede Rune sechs Mal wiederholt wird (iiiiii ssssss tttttt iiiiii llllll). Die Inschrift soll als sechs Mal wiederholte ristil ristill, oistil *eystill, þistil þistill, kistil kistill, mistil mistill, uistil *vistill interpretiert werden. Unter Hunderten von Stäbchen mit Runeninschriften in Bergen wurde eine weitere -istil-Formel gefunden (N B391, 14. Jh.) mtpkrgb iiiiiii sssssss ttttttt lllllll, d.  h. mistil tistil pistil kistil ristil gistil bistil (vgl. aisl. mistill, tistill, pistill, kistill, ristill, *gistill, *bistill), die sieben Mal wiederholt werden (Liestøl 1963, S. 18–19). Es ist möglich, dass die -istil-Formel noch auf einem Stäbchen aus Bergen vorkommt (N B338), wo jede von acht Runen drei Mal wiederholt wird þþþ kkk lll bbb iii sss ttt nnn. Wenn wir die andere Reihenfolge berücksichtigen þþþ kkk bbb nnn iii sss ttt lll, können wir die drei Mal wiederholten Wörter þistill, kistill, *bistill (oder pistill), nistill annehmen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein Teil der -istil-Formel in noch einer mittelalterlichen Runeninschrift aus Bergen (N B48) vorkommt, vgl. die Inschrift ttttt iisiiii llllll rrrrr auf einem Griff, wo wir fünf Mal wiederholtes ristil (ristill) annehmen können.3 Außer der verschlüsselten Runenbeschwörung auf -istil begegnet die Entschlüsselung dieser Formel tistil mistil ok æn þiriþi þistil4 tistill, mistill ok (h)æn þríði þistill ‚Tistel (?), Mistel und – das Dritte – Distel‘ in der norwegischen Stabkirche in Borgund (Borgund XVII, N 364, Sogn og Fjordane, NIyR IV, S. 174–176), die darauf hinweist, dass die Formel auch in mündlicher Form angewendet wurde. Die Inschrift N 364 ist die einzige norwegische -istil-Inschrift, in der sowohl t als auch þ vorkommen. Während t(istil) in den anderen norwegischen mittelalterlichen -istil-Inschriften ‚Distel‘ bedeutet (t(istill) < þ(istill)), ist nicht klar, was tistil in N 364 bedeuten kann. Man könnte annehmen, dass tistil und þistil in N 364 zwei Varianten der Aussprache desselben Wortes in der Zeit des Überganges /þ/ > /t/ wiedergeben. Aber in der Inschrift N 364 wird der Unterschied zwischen tistil und þistil betont, vgl. ‚Tistel, Mistel und – das Dritte (!) – Distel‘. Liestøl (1963, S. 19–20) nimmt an, dass tistil in N 364 eine il-Bildung vom Verb tísta ‚zwitschern‘ oder vom Substantiv tíst ‚Gezwitscher‘ darstellt. Es ist aber nicht auszuschließen, dass tistil, statt kistil geschrieben wurde, d.  h. dass t statt k

    3 Wenn die Deutung richtig ist, kann man annehmen, dass der Griff, auf dem die Inschrift ristil (ristill) steht, den Griff eines Instrumentes für das Runenritzen (siehe unten) darstellt. 4 M. Olsen las die 15. Rune in N 364 nicht als æ, sondern als die erste Rune der zweiten Gruppe (2:1), d.  h. h (tistil mistil ok hn þiriþi þistil), (NIyR IV, S. 176). Wenn meine Interpretation von N 365 richtig ist, wonach das verkürzte hn hin bedeuten kann (siehe unten), sollte man die Lesung der 15. Rune in N 364 als h bevorzugen.

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     Jurij Kusmenko

    steht, wie es von Magnus Olsen angenommen wurde (NIyR IV, S. 181). Das ist umso mehr wahrscheinlich, als die Rune t in einigen mittelalterlichen Runeninschriften /k/ bezeichnet (Fjellhammer Seim 1998, S. 93, 102). Wenn die Beschwörung in N 364 wirklich mit kistil anfängt, kann man in der Inschrift dieselben drei Komponenten *kistil mistil þistil wie auf den Runensteinen von Gørlev und Ledberg, nur in umgekehrter Reihenfolge *kmþ annehmen. Es ist möglich, dass der Anfang der -istil-Formel in einer anderen Inschrift in derselben Stabkirche gelesen werden kann tistilsmisohnþrle (Borgund XVIII, N 365), die mit dem Wort tistils (Gen. Sg. von tistill) anfängt und mit mis- (Anfang des Wortes mistill) fortgesetzt wird. Magnus Olsen betrachtet die Inschrift N 365 als eine veränderte Kopie der oben beschriebenen Inschrift (N 364) mit einem versehentlich hinzugefügten s und mit der ungenauen Kopie des Inschriftabschlusses (NIyR IV, S. 177). Die Ähnlichkeit der beiden Inschriften N 364 und N 365 ist offensichtlich. Aber es handelt sich im Falle von N 365 nicht um eine ungenaue Kopie von N 364. Ich glaube, dass wir es am Ende von N 365 mit einer absichtlichen Verkürzung der Inschrift zu tun haben. Darüber hinaus wurde zum Schluss das Wort le ‚Schutz‘ hinzugefügt, vgl. aisl. hlé, ae. hlēo(w), afr. hli, as. hleo, aschw., adän. læ, anw. le ‚Schutz‘, got. hlija ‚Hütte, Zelt‘ < *hlewa-. Das Wort begegnet in zwei älteren Runeninschriften. In der Form hli steht es in der Runeninschrift auf der Fibel von Strand siklisnahli sigli (i)s ná-hlé (KJ 18, um 700 AD).5 Dasselbe Wort wird auch in der Runeninschrift auf dem Stein von Stentoften vermutet (hAriwolAfR…s nu hle Hariwolafr … es nú hlé ‚Für (?) Hariwolf ist jetzt der Schutz‘ (Krause / Jankuhn 1966, S. 210–212).6 Im Mittelalter kommt das Wort hli in der verkürzten -istil-Formel auf dem Amulettstein von Vedslet (DR 57, DK MJy 100,) vor (siehe unten). Die Runenfolge ohnþr, die vor le steht, könnte als eine verkürzte Schreibung o(k) h(i)n þ(riði) r(istill) ‚und – das Dritte – Ristel (Instrument zum Runenritzen)‘ gedeutet werden. Die ganze Inschrift N 365 tistilsmisohnþrle lässt sich dann als tistils7 mis(til) o(k) h(i)n þ(riði) r(istill) – le ‚Distels Mistel und – das Dritte – Ristel (siehe unten) – Schutz‘ interpretieren. Es ist auch möglich, dass ein Teil der entschlüsselten -istil-Formel zusammen mit dem Wort mit der Bedeutung ‚Schutz‘ auf einem Knochenfragment eingeritzt wurde, das in Skara (Västergötland, Schweden) gefunden wurde (11.  Jh.). Auf einer Seite steht …ni kistil lai, auf der anderen Seite …n:lai:kistil:ma (Gustavsson / Snædal / Åhlen 1992, S. 170–171). Das Wort kistil (kistill) erlaubt Gustavsson einen Teil der -istil-Formel anzunehmen (ibd.). Die anderen Runen lässt er ohne Interpretation.

    5 Obwohl die Inschrift siklisnahli auf verschiedene Weise interpretiert wird, ‚(Dieser) Schmuck ist Schutz vor dem Toten, für den Toten oder vor dem Tod‘, deuten alle Runologen hli als ‚Schutz‘ (KRP). 6 Es gibt auch andere Interpretationen des Satzes, aber die meisten deuten die Runenfolge hle als ‚Schutz‘ (siehe KRP). 7 Der Genetiv in tistils bleibt unverständlich. Wahrscheinlich hatte Olsen Recht, wenn er das s in tistils als einen Fehler betrachtete (siehe oben).

    

    Was bedeuten die Runen rmþï in der Runeninschrift auf dem Stein von By? 

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    Es ist jedoch möglich, dass die Form lai der Form le ‚Schutz‘ in der mittelalterlichen Inschrift in der Borgundkirche (N 365) entspricht.

    2 Die Bedeutung der Bestandteile der Formel -istil Die häufigsten Elemente der -istil-Formeln sind þistill/tistill (in 9 Inschriften), mistill (8), kistill (8) und ristill (7). Zu diesen Zahlen kann man þistill und mistill in verkürzter Form (nur Anfangsrunen, siehe unten) in vier Inschriften, ristill in drei und kistill in zwei Runeninschriften hinzufügen. Die anderen Elemente der Formel kommen nur einmal (gistil, nistil, eystil, oistil) oder zweimal (bistil, pistil) und nur in mittelalterlichen Runeninschriften vor. Þistill/tistill, mistill. Die Bedeutung der ersten zwei Wörter die fast in allen Varianten der -istil-Formel vorkommen ist absolut klar, þistill ‚Distel‘8 und mistill ‚Mistel‘9. Beide Pflanzen haben im Volksglauben und in der Volksmedizin der ganzen Welt eine wichtige Rolle gespielt. Besonders bekannt sind die übernatürlichen Kräfte der Mistel. Kaum eine andere Pflanze in Europa ist von so vielen Legenden und Aberglauben umrankt.10 Es scheint, dass die Mistel diese Funktion seit Urzeiten hatte (Frazer 1913, S. 90). Plinius der Ältere berichtet, dass bei den gallischen Druiden die Mistel die heiligste Pflanze war (Plinius HN 16, S. 249). Er übersetzt den gallischen Namen der Mistel als оmnia sanantem ‚alles heilende‘. Plinius berichtet, dass ein Trank aus Misteln die unfruchtbaren Tiere fruchtbar mache und Mittel gegen jedes Gift sei. Die Mistel helfe auch gegen Epilepsie, gegen Wunden und Geschwüre und schütze vor Feuer (ibd.). Es ist bekannt, dass im Mittelalter aus Misteln Amulette gemacht wurden, die gegen böse Geister und allerlei Teufelei schützen sollten (Schubert 2004a, S. 50). Die Mistel wurde im Haus und im Stall zum Schutz gegen Hexen, Zauberer und böse Geister aufgehängt (ibd.) Der Glaube an die schützende und glücksbringende Funktion der Mistel war in Europa noch im 19. Jahrhundert verbreitet (vgl. z.  B. Grimm 1875–1878, S. 1008–1010; Frazer 1913, S.  90–100; Marzell 1934/1935, S.  384–387; Beck 2002, S.  99–100; Schubert 2004b, S. 34–40). Es scheint, dass die Hauptfunktion der Mistel der Schutz vor Zauberei, Gewitter und Feuer war (Marzell 1934/1935, S. 385–398). Linné schrieb im 18.  Jahrhundert, dass die Bauern in Västergötland (Schweden) glaubten, dass die Häuser, in denen Misteln aufbewahrt werden, vor Feuer geschützt sind (Linné 1765, S.  39). Hundert Jahre später berichtete Schübeler, dass unter den Deckenbalken in schwedischen Bauernstuben die Mistelzweige hingen, die das Haus vor dem Bösen,

    8 Distel ist ein gemeinsamer Name für mehrere ‚stachelige‘ Pflanzen der Familie Astrae (Carduus, Carlina, Cirsium, Onopordum etc.). 9 In Skandinavien ist nur die Art Viscum album verbreitet. 10 Über die Bedeutung der Mistel nicht nur in Europa, sondern auch bei vielen anderen Völkern der Welt siehe besonders Frazer (1913, S. 90–100).

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    vor allem vor Feuer, schützen sollten (Schübeler 1873, S. 289). Die deutschen Namen der Mistel, „Donnerbesen“ und „Hexenbesen“, weisen ebenfalls darauf hin, dass die Mistel vor allem als Mittel gegen Hexerei und Gewitter gebraucht wurde. Die apotropäische Funktion der Distel ist auch wenigstens seit dem Mittelalter bekannt. Als eine stachelige Pflanze, die genau wie die giftige Mistel Schäden verursachen kann, wurde sie als schützendes Mittel gegen böse Geister angewendet (Christiansen 1974; Keil 1986; Beuchert 1995, S. 55–56). Wahrscheinlich unter dem Einfluss der Mistel, die, wie wir oben gesehen haben, auch als apotropäisches und schützendes Mittel gebraucht wurde, glaubte man, dass auch die Distel vor Blitz und Feuer schützen kann. Verschiedene Teile der Pflanze wurden als Mittel gegen Missgeschick, Unglück und Krankheiten angewendet. Man glaubte, dass die einfache Berührung mit der Distelwurzel jeden Schmerz beruhigen würde. Die Distel am Schweinetrog sollte das Vieh vor Krankheiten schützen. Die Distel sollte auch im Stall aufgehängt werden, um das Vieh vor dem bösen Blick zu schützen. Man sollte auch Disteln auf den Feldern wachsen lassen, um sie vor bösen Geistern zu schützen (Marzell 1929/1930, S. 301). Es gibt eine Legende, wie eine Distelart (Carlina acaulis) Karl dem Großen geholfen hat, sein Heer vor der Pest zu retten (Grimm 1875–1878, S. 1011). In der russischen Tradition wird der Distel die Fähigkeit zugeschrieben, böse Geister aus dem Haus zu vertreiben. Den Stall sollte man mit Disteln ausräuchern, um das Vieh vor Krankheiten zu schützen (Merkulova 1976, S. 96). Die russischen Namen der Distel čertopoloh ‚Teufelsschreck‘ oder čertogon ‚Teufelsvertreiber‘ weisen deutlich auf die apotropäische Funktion der Distel hin. Diese kurze Übersicht über die Funktionen der zwei ersten Glieder der -istil-Formel zeigt, dass das reimende Paar Mistel und Distel den wichtigsten Teil der Formel darstellt. Kistill. Das dritte Wort der Zauberformel kistil kistill, das auf den beiden wikingerzeitlichen Runensteinen und auch in fast allen mittelalterlichen Kirchengraffiti vorkommt, ist im Isländischen als Deminutiv zum Substantiv kista ‚Kiste‘ bekannt und wird üblicherweise als ‚kleine Kiste‘ übersetzt (vgl. z.  B. Düwel 2001, S. 98). Aber wenn auch die Funktion von þistil, mistil und ristil (Instrument für das Runenritzen, siehe unten) klar ist, wird die Bedeutung von kistil ‚Kästchen‘ nicht ganz klar. Es ist möglich, dass es sich in diesem Fall um ein besonderes Kästchen handelt, in dem die Gegenstände des Kultes oder der Zauberei aufbewahrt wurden. M. Olsen verglich kistill in unserer Zauberformel mit der Kiste, in der nach der in der Flateyjarbók überlieferten Version der Saga von Olaf dem Heiligen (Völsa þáttr, Flateyarbók II, S. 331– 336) ein Völsi – ein membrum virile equi in Lauch und Leinen – aufbewahrt11 und von norwegischen Heiden verehrt wurde (NIyR IV, S. 181).12

    11 Vgl. die Formel linalaukaR ‚Lein (und) Lauch‘ auf dem Messer von Fløksand (4.–5. Jh., KJ 37) und das Zauberwort laukaR (lkaR, lakR, lauR, luR, lR) auf Brakteaten (Düwel 2001, S. 53). 12 In der Saga wird erzählt, wie Olaf der Heilige am Tisch in einem Bauernhof saß. Als das Essen

    

    Was bedeuten die Runen rmþï in der Runeninschrift auf dem Stein von By? 

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    Ristill. Eine sehr wichtige Komponente der -istil-Formel stellt das Wort ristill dar, das in den meisten Formeln vorkommt. Im Isländischen und in den schwedischen und norwegischen Mundarten bedeutet ristill/ristel ‚Pflugschar‘ und diese Bedeutung wird dem Wort r(istil) in der -istil-Formel auf dem Stab von Bergen (N B391) laut Samnordisk runtextdatabas zugeschrieben. Häusler und Ranisch haben angenommen, dass ristil in der -istil-Formel der Bósa saga ebenfalls ‚Pflugschar‘ bedeutet, es aber nicht ausgeschlossen, dass das Wort dort auch ‚Gürtelrose‘ bezeichnen könne (Heusler  / Ranisch 1903, S. CI), eine der Bedeutungen des Wortes im Isländischen. Wenn wir die Bedeutung des Wortes ristel in schwedischen Mundarten in Betracht ziehen, finden wir eine bessere Erklärung für ristil in der -istil-Formel. In schwedischen Mundarten bedeutet ristel nicht nur ‚Pflugschar‘, sondern auch ‚ein scharfer oder mit einer Spitze versehener Gegenstand (Stab, Holz- oder Metallstiel), der dazu geeignet ist, Marken zu zeichnen oder Nuten (Vertiefungen) zu machen‘ (SAOB, Sp. 2181, 2164; vgl. auch die Bedeutung des Verbes rista, Sp. 2168–2169, und des Substantivs rista, Sp. 2165, 2167). Wir sehen, dass ristel in schwedischen Mundarten ein Instrument für das Auftragen der Linien auf eine feste Oberfläche bezeichnen kann. Wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass das Hauptverb für Runenschreiben rísta oder rista heißt, scheint die Annahme, dass ristil in der -istil-Formel das Instrument für das Runenritzen bezeichnet, ganz glaubwürdig. Die Verwendung von ristill in der Formel erklärt sich nicht nur dadurch, dass das Wort mit þistill und mistill reimt, sondern vor allem dadurch, dass die Formel in Runenform angewendet wurde. Die anderen Wörter. Die Bedeutung der anderen Wörter in der erweiterten -istilFormel, vgl. pistil (N 75, N B391), vistil (N 132, Bósa saga), oistil (Bósa saga), aistil (N 132), gistil (N B391), bistil (N B391, N B338), nistil (N B338), ist viel komplizierter festzustellen. Die Wörter entsprechen am ehesten dem reimenden Nonsens, der funktionell den Zauberformeln wie hocus pocus oder abracadabra entspricht und zur Verstärkung der -istil-Formel dient (Thompson 1978). Aber im Unterschied zu abracadabra sind das entweder sinnvolle Wörter (vgl. pistill ‚Brief‘ oder nistill ‚Steck­nadel‘) oder mögliche Neubildungen mit dem produktiven Suffix -il13, vgl. bistil (*bistill < bistr ‚böse‘; Liestøl 1963, S. 19), vistil (*vistill < vist ‚Aufenthalt‘ oder < vestr ‚Westen‘),

    aufgetragen wurde, holte die Familienmutter eine kleine Kiste hervor, in der der Völsi aufbewahrt wurde, der in Leinen und Lauch eingewickelt war. Sie legte ihn auf die Knie ihres Mannes, der eine poetische Strophe sprach, die mit den Worten ‚Morner, nimm das Opfer an!‘ endete und gab ihn weiter. Als Olaf an der Reihe war, warf er, als gläubiger Christ, den Völsi dem Hund hin, der ihn sofort verschluckte. 13 Das Suffix -il war sehr produktiv in den altskandinavischen Sprachen, vgl. aisl. biðja ‚bitten‘ – biðill ‚Bräutigam‘, friða ‚befrieden‘ – friðill ‚Liebhaber‘, ekkja ‚Witwe‘ – ekkill ‚Witwer‘, hnykkja ‚ziehen‘ – hnykill ‚Knäuel‘, blað ‚Blatt‘ – bleðill ‚Blättchen‘, hnúfa ‚Buckel‘ – hnýfill ‚Hörnchen‘, und ist immer noch produktiv im Isländischen, vgl. hverfa ‚drehen‘ – hverfill ‚Turbine‘, hreyfa ‚in Bewegung setzen‘ – hreyfill ‚Motor‘.

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    aistil, oistil (*eystill14 < austr ‚Osten‘) oder aistil (*eistill < eista ‚Testikula‘; ibd.), gistil (*gistill < gestr ‚Gast‘; vgl. gisting ‚Unterkunft‘). Obwohl zwischen einigen von diesen Wörtern semantische Zusammenhänge gesehen werden können, scheint es, dass sie, im Unterschied zu þistill, mistill, kistill und ristill, eine erst im Mittelalter entstehende reimende Verstärkung der -istil-Formel dargestellt haben.

    3 Die -istil-Formel in der Bósa saga Die Vorstellung von der Fluchfunktion der -istil-Formel stützt sich auf die Interpretation der Formel in der Bósa saga (NIyR IV, S. 180; Moltke 1985, S. 168). Wie schon oben erwähnt, steht die in Runen geschriebene -istil-Formel in allen drei Handschriften der Bósa saga (c. 5). Aber wenn wir die Bedeutung der -istil-Formel in der Bósa saga genau in Betracht ziehen, sehen wir, dass auch hier die Formel eine schützende Bedeutung hat. Betrachten wir die Stelle, an der die Formel erscheint, ausführlicher. Bósi, der zusammen mit Herraud, dem Sohn von König Hring, aufgewachsen und sein Blutsbruder war, ermordet Sjód, den anderen Sohn des Königs. Hring überfällt die beiden Schwurbrüder, um Sjód zu rächen, besiegt sie und wirft sie in den Kerker. Am nächsten Morgen sollen sie gehängt werden. In der Nacht kommt Busla, die zauberkundige Pflegemutter Bósis, zu König Hring und versucht, das Leben der Gefangenen mit Hilfe von drei Zaubersprüchen zu retten. Der erste Zauberspruch hat keine Wirkung, nach dem zweiten Spruch gibt der König die Zustimmung, seinen Sohn Herraud zu begnadigen und Bósi zwar freizulassen, aber ihn zu ächten. Busla reicht das nicht und sie spricht ihren letzten Zauberspruch (Syrpluvers). Dieser Spruch endet mit einem Rätsel. Hring soll die Namen von sechs Männern (sex seggir) erraten, die auf eine besondere Weise mit Runen geschrieben sind: r.o.þ.k.m.u iiiiii ssssss : tttttt : iiiiii : llllll:. Das ist eine typische -istil-Formel, in welcher sechs Namen verschlüsselt sind ristil oistil þistil kistil mistil uistil – ristill ‚Instrument für das Runenritzen‘, *eystill ‚jemand aus dem Osten (?)‘, þistill ‚Distel‘, kistill ‚kleine Kiste‘, mistill ‚Mistel‘, *vistill ‚jemand aus dem Westen (?)‘, die sechs Mal wiederholt werden. Busla warnt Hring, wenn er die sechs Namen nicht erraten kann, würden Hunde ihn zu Tode beißen und seine Seele würde in der Hölle bestraft werden (Bósa saga, c. 5). Als der König versteht, dass er das Rätsel nicht lösen kann, stimmt er zu, die Bitte von Busla zu erfüllen und die Gefangenen freizulassen. Wir sehen, dass die -istil-Formel keinen Fluch, sondern ein Mittel dem Fluch zu entgehen darstellt. Sie könnte dem König Hring helfen, das Missgeschick zu vermeiden, mit welchem Busla ihn bedroht, hätte er das Rätsel erraten können. Das -istil-Rätsel in der Bósa saga hat eine schützende

    14 Die Bezeichnung von /ey/ durch ai finden wir z.  B. in Sö 82, U 203, U 227, U 325, U 606, U 724, U 903, U 924. Die Bezeichnung von /ey/ durch oi finden wir in G 3, G 71, G 242.

    

    Was bedeuten die Runen rmþï in der Runeninschrift auf dem Stein von By? 

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    Kraft gegen den Fluch.15 Auf diese Weise entspricht die Formel in der Bósa saga der apotropäischen Funktion der zwei wichtigsten Komponenten der Formel (Distel und Mistel).16

    4 Verkürzte Variante der -istil-Formel Es ist möglich, dass die ursprüngliche reimende Formel nur aus zwei Elementen bestand und zwar aus Distel und Mistel. In der Runeninschrift auf dem Brakteaten von Halsskov Overdrev (IK 70, DR BR56, 440–550 n. Chr.), die teilweise beschädigt ist, steht xxeturfahidelaþoþmhl(?ï oder s)iiaeiaugr(s oder ï?)þnbkeiaR?i?. Nur der Anfang etur fahide laþo lässt sich deuten ‚(Ende eines Personennamens?) machte (schrieb) die Einladung/Zitation‘. Zwei folgende Runen þm können als eine verkürzte Schreibung von þ(istilaR) ‚Distel‘ und m(istilaR) ‚Mistel‘ gedeutet werden (Axboe et al. 1985, S. 129). Die nächsten drei Runen werden üblicherweise als hls gelesen (vgl. KRP), aber die dritte Rune könnte nicht s, sondern ï sein. Nowak (2003, S. xli) liest zwar die Rune als s, platziert sie jedoch unter den Runen „mit zweifelhaftem Status“. Die Schreibweise von s und ï auf den Brakteaten konnte sehr ähnlich sein, vgl. die Formen von ï bei Nowak (2003, S. ххi). Nach hlï folgen zwei i-Runen. Es lässt sich fragen, ob diese zwei Runen zu demselben Wort wie hlï gehören oder ob ein neuer Teil der Inschrift beginnt, der nur Vokale enthält (iiaeiau). Aber so oder so kann hlï oder hlïii als das Wort mit der Bedeutung ‚Schutz‘ gedeutet werden. Der erste Teil der Inschrift auf dem Halsskov-Brakteaten lässt sich dann als xxetur fahide laþo þm hlï(ii) … lesen und dementsprechen als xxetur (Ende eines Namens) fahide ‚schrieb‘ laþo ‚die Einladung/Zitation‘, þ(istilar) ‚Distel‘, m(istilar) ‚Mistel‘, hlï(ii) ‚Schutz‘ deuten. Die Inschrift auf dem Brakteaten von Halsskov Overdrev zeigt uns, dass wenigstens die zwei wichtigsten Komponenten der Formel auch in der Zeit der älteren Runeninschriften möglich waren und dass das Wort mit der Bedeutung ‚Schutz‘ mit der -istilaR-Formel schon zu dieser Zeit kombinierbar war. Eine verkürzte Variante der -istil-Formel finden wir als Graffito auf einer arabischen Münze, die in der polnischen Ortschaft Klukowicze, in einem Schatz mit mehr als eintausend arabischen im 8.–9.  Jh. geprägten Silbermünzen gefunden wurde (Czapska et al. 1964). Es wird angenommen, dass der Schatz gegen 910 vergraben wurde (ibd.). Klukowicze liegt auf einer der Routen des Weges „von den Warägern zu den Griechen“ (Ostsee-Wisła-Bug-Pripjat-Dnepr-Schwarzes Meer). Einige

    15 Siehe auch Fjellhammer Seim (1998, S. 322–323). 16 In der Literatur wird die Funktion der -istil-Formel fast ausschließlich in Bezug auf die Runen­ inschriften auf Steinen (DR 239, DK Sj 46; Ög 181) behandelt, aber auch in diesem Fall wird deren schützende Rolle hervorgehoben (vgl. Brøndum-Nielsen 1923, S. 44; Moltke 1934, S. 429; Düwel 2001, S. 99).

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    Münzen haben Graffiti, die als Runen interpretiert werden können (D 159, D 160). Zwei Inschriften (D 164, D 165) lassen sich als Binderune kuþ (‚Gott‘ oder ‚Götter‘) lesen (Dobrovol‘skij et al. 1991). Auf einem samanidischen Dirham aus dem Jahre 895/896 gibt es eine deutliche Graffito-Inschrift in Kurzzweigrunen þmkr (D 163, Dobrovol’skij et al. 1991, S. 108–109). Man kann annehmen, dass die Runenfolge þmkr die Runenformel -istil enthält, aber im Unterschied zu vollständigen -istil-Formeln wurden auf der Münze von Klukowicze nur die Anlautrunen geritzt: þ(istill), m(istill), k(istill) und r(istill) (Kuzmenko 1995, S.  36). Die Runen þmk stehen hier in derselben Reihenfolge wie in der vollständigen -istil-Formel auf den Steinen von Gørlev und Ledberg. Die Rune r kommt in fast allen anderen Varianten der -istil-Formel (siehe unten N 75, N 132, N 365 (?), N B391, Bósa saga) vor. Die r-Rune in der -istilFormel auf der Münze vom Ende des 9. Jahrhunderts zeigt, dass r nicht nur im Mittelalter (siehe unten), sondern auch in der Wikingerzeit ein wichtiger Teil der Formel war. Die verkürzte -istil-Formel kann man auf dem Stein von Vedslet (Jütland) annehmen (DR 57, DK MJy 100; 10,5 cm x 9 cm x 1,6 cm). In der oberen Zeile lässt sich die Runenfolge þmkrhli lesen, in der unteren Zeile stehen dieselben Runen, aber in einer anderen Reihenfolge iklmrþh. Am Anfang der dritten Zeile steht eine lateinische Majuskel А, der eine beschädigte Stelle folgt. Die Inschrift endet mit der Runenfolge hþa. Die Inschrift auf dem Amulettstein wird von Jacobsen und Moltke (1942, Sp. 96) ins 12.–14. Jahrhundert datiert. Die Datenbank Danske Runeindskrifter gibt eine noch breitere Datierung (1100–1536). Laut Danske Runeindskrifter und Samnordisk runtextdatabas gibt es keine Deutung für die Inschrift. Jacobsen und Moltke haben jedoch bemerkt, dass die Reihenfolge der ersten drei Runen in der ersten Zeile mit den ersten drei Runen der -istil-Formel in den Runeninschriften von Gørlev 1 (DR 239, DK Sj 46) und Ledberg (Ög 181) zusammenfällt (þmkiiissstttiiilll). Sie glauben jedoch, dass „… om nogen sammenhæng [JK: zwischen diesen Inschriften und der Inschrift auf dem Stein von Vedslet] kan der dog næppe være tale om“ (Jacobsen / Moltke 1942, Sp. 96). Obwohl Jacobsen und Moltke keine Interpretation der Runeninschrift geben, nehmen sie an, dass sie im Rahmen einer lateinischen Schrifttradition steht, da in der Runeninschrift das lateinische A vorkommt und die Reihenfolge der zweiten Zeile mit der Reihenfolge des lateinischen Alphabets teilweise (iklm von iklmrþh) zusammenfällt (ibd.). Die lateinische Majuskel und eine partielle Ähnlichkeit der iklmrþh-Zeile mit iklm im lateinischen Alphabet widerspricht jedoch nicht der Möglichkeit einer -istil-Formel in der ersten Zeile. Hier sind nicht nur die ersten drei Runen þmk sondern auch die vierte Rune r dieselbe wie in vielen mittelalterlichen Runen­inschriften und in der Runeninschrift auf der Münze aus Klukowicze (þmkr), wo die -istil-Formel auch in der verkürzte Form auftritt. Vieles spricht dafür, dass die vier Runen der ersten Zeile auf dem Amulett von Vedslet þmkr eine verkürzte Variante der -istil-Formel darstellen (þ(istill), m(istill), k(istill), r(istill)). Die nächsten drei Runen hli kann man als die Bezeichnung für ‚Schutz‘ deuten, die manchmal die -istil-Formel begleitet (siehe oben). Das einzige Problem bei der Interpreta-

    

    Was bedeuten die Runen rmþï in der Runeninschrift auf dem Stein von By? 

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    tion ist, dass die Formel mit dem bewahrten h vor l für eine dänische mittelalterliche Inschrift zu archaisch scheint. Der Wegfall von /h/ vor den Sonoranten /r l n/ beginnt in Dänemark schon im 9.  Jahrhundert (Skautrup 1944, S.  131). Seltene Formen mit /h/ kommen auch im 11.  Jahrhundert vor (DR 160, DK NJy 13, hriþi; DR 30, DK SJy 27, hribnâ). Aber tra­di­tio­nell wird angenommen, dass DR 30 und DR 160 von Norwegern geritzt wurden, in deren Sprache /h/ vor den Sonoranten später schwand (Jacobsen  / Moltke 1942, Sp.  56, 197; Skautrup 1944, S.  131). Die Inschrift auf dem Amulettstein von Vedslet (DR 57, DK MJy 100) kann jedoch nicht älter als aus dem 12.  Jahrhundert sein, weil nur seit dieser Zeit lateinische Buchstaben in Runeninschriften oder Runen in lateinischen Inschriften erscheinen. Das bedeutet, dass wir in einer mittelalterlichen dänischen Runeninschrift die Form ohne h erwarten sollten (d.  h. *li oder *le, vgl. le in der mittelalterlichen norwegischen Inschrift N 365 mit der -istil-Formel). Es gibt zwei Möglichkeiten, um diese Diskrepanz zu erklären. Entweder haben wir es hier mit einer bewussten Archaisierung der Inschrift zu tun, oder, was ich glaubwürdiger finde, die Inschrift wurde nicht von einem Dänen, sondern von einem Isländer geritzt (sowohl /hl/ als auch /þ/ sind im Isländischen bis heute bewahrt).17 Ich möchte daran erinnern, dass die ersten isländischen Bischöfe nach der Einführung der Kalmarer Union Dänen waren. Und die dänisch-isländischen Kontakte stammen aus viel älterer Zeit, vgl. den Stein von Karlevi (Öl 1). Was die lateinische Majuskel A betrifft, so ist es möglich, dass ihre Bedeutung mit der Alphabetmagie zusammenhängt, die seit dem Altertum bekannt ist (Dornseiff 1925). In der christlichen Tradition wurde der Buchstabe A als „Anfang aller Anfänge und als Fundament des ganzen Gebäudes“ betrachtet (ibd., S. 21). Es ist möglich, dass der Buchstabe A in der Vedslet-Inschrift das ganze lateinische Alphabet vertritt. Die schwierigste Stelle für die Interpretation der Vedslet-Inschrift stellen die letzten Runen hþa dar. Als eine Möglichkeit der Deutung könnte man vorschlagen, dass die Runen hþ einen verkürzten Namen bezeichnen (vgl. z.  B. MN holmkirþr (U  30), haluarþr (N B128), hulmuiþr (Sö 105) oder FN hulmfriþ (U 462)/hulmfriþr (U 240). Die letzte Rune a der Vedslet-Inschrift ist als Verbform á ‚besitzt‘ (Infinitiv adän. eghæ, aisl. eiga) zu interpretieren.

    17 Es gibt in Dänemark eine Reihe von Runeninschriften, die von Schweden oder Norwegern geritzt wurden (Jacobsen / Moltke 1942, Sp. 808–810). Auf Öland steht ein Runenstein (Stein von Karlevi) in isländischer Sprache, der einem dänischen Hövding gewidmet ist (Öl 1). Die Bewahrung von /h/ vor Sonoranten in den Runeninschriften der mittelalterlichen norwegische Städte Bergen und Trondheim (12.–14. Jh.) wird von Hagland (1989, S. 90–91) als Beweis isländischer Anwesenheit betrachtet.

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     Jurij Kusmenko

    5 Die verkürzte -istil(aʀ)-Formel in der Runeninschrift auf dem Stein von By Die Runeninschrift auf dem Stein von By (KJ 71, NIæR 6, Buskerud, 1,68 m x 1,00 m x 0,24 m) wird von Krause in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert (Krause / Jankuhn 1966, S. 162; Krause 1971, S. 142). Die Inschrift besteht aus zwei Teilen. Die längere waagerechte Zeile, die rechtsläufig gelesen wird, verläuft entlang der Steinkante. Bei vielen Runen in dieser Zeile sind nur die oberen Teile erhalten, was besonders die Lesung des Abschlusses der längeren Zeile erschwert. Die vier Runen in der zweiten Zeile, die fast rechtwinklig zu der waagerechten Zeile steht, sind größer und sehr gut bewahrt (s. Abb. 1). Die Lesung des Anfangs der Inschrift bereitet fast keine Schwierigkeiten (ekirilaRhroRaR(hroReRorteþataRina… (ek Erilar Hrōrar Hrōrer ortē þat arina …). Der Teil der Inschrift wird von allen Runologen gleich gedeutet: ‚Ich, Eril (Runenmeister) Hrōr, der Sohn von Hrōr, bearbeitete diese Platte …‘ (vgl. KRP). Obwohl die Fortsetzung der waagerechten Zeile unterschiedlich gelesen und gedeutet wird, ist es möglich, dass hier mitgeteilt wird, für wen der Stein geritzt wurde.18 Die senkrechte Zeile wird von allen gleich gelesen: rmþï, aber die Interpretation dieser Zeile scheint viel komplizierter zu sein. Mehrere Runologen geben überhaupt keine Interpretation der zweiten Zeile, die anderen glauben, dass die Runen rmþï Anlautrunen von Wörtern darstellen, die unterschiedlich verstanden werden. Sophus Bugge war der erste, der eine solche Interpretation vorgeschlagen hat. Er hat rmþï als Anlautrunen r(unor) m(arkide) þ(ar) E(har) ‚Ehar schrieb diese Runen‘ gedeutet (NIæR I, S. 110–111). Im zweiten Band von NIæR hat er seine Interpretation geändert und rmþï zusammen mit den zwei letzten Runen der ersten Zeile als d(ohta)R r(owe) m(inu) þ(ar) i(ne) ‚Meine Tochter ruht hier drin‘ (NIæR II, S. 531) gedeutet. A. Noreen hat die erste Lesung von Bugge ein bisschen verändert und interpretiert die Inschrift als d(aga)R r(unor) m(arki)þï ‚Dagar schrieb die Runen‘ (Noreen 1970 [1923], S. 375). Eine ganz andere Deutung schlägt Grønvik vor: r(aiþ) (u)m (m)(anr) þ(urisar) i (war) ‚der Mann ritt (um die Wohnstätte). Der Tote war drin‘ (Grønvik 1996, S. 133–135). Es ist klar, dass die Deutungen von rmþï, die voraussetzen, dass diese Runen sowohl An- und Aus- als auch Inlautphoneme bezeichnen können, unbegrenzte Möglichkeiten haben. Es scheint jedoch, dass Krause (1971, S. 142) Recht hatte, wenn er alle Versuche, den Schluss der Inschrift zu deuten, als zweifelhaft betrachtete. Er vermutet, dass es in diesem Fall um „rein magische Runen geht“ (Krause / Jankuhn 1966, S. 161). Aber was für magische Runen das sind, und welche konkrete Bedeutung die Inschrift hat, hat er nicht erläutert.

    18 Vgl. die Deutung von Krause (ik irilaR hroRaR (hroReR orte þat aRina ut alai(fu dR (ek, irill, Hrærr Hrærir orti þat arin út Ólofu ??) ‚Ich, der Runenmeister, Hrör, Hrörs Sohn, arbeitete diese Steinplatte heraus für Olof.‘ (Krause 1971, S. 142). Es gibt auch teilweise andere Lesungen und Deutungen (vgl. KRP).

    

    Was bedeuten die Runen rmþï in der Runeninschrift auf dem Stein von By? 

     255

    Abb. 1: Die Runen rmþï auf dem Stein von By (Zeichnung J. Kusmenko).

    Wenn wir nach Analogien suchen, können wir Entsprechungen zu der Inschrift auf dem Stein von By finden, und zwar sowohl in der verkürzten als auch in der vollständigen Variante der -istil-Formel. Besonders die verkürzten Varianten der -istilFormel auf dem Brakteaten von Halsskov Overdrev (þm), auf der Münze von Klukowicze (þmkr) und auf dem Amulett von Vedslet (þmkr) erlauben uns anzunehmen, dass die drei ersten Runen der zweiten Zeile in der Inschrift von By rmþ den drei Anlautrunen der -istil-Formel (*ristilar ‚Ristil‘, *mistilar ‚Mistel‘, *þistilar ‚Distel‘) entsprechen, denen die ï-Rune folgt. Die letzte Rune der Inschrift ï (§) ist eine der rätselhaftesten Runen des älteren Futharks, die bereits in den ersten älteren Runeninschriften keine selbständige phonologische Bedeutung hatte und recht inkonsistent angewendet wurde. Laut dem altenglischen Runengedicht hieß die Rune eoh (< *eohw < *eihwaz oder *īhwaz, vgl. engl. yew) ‚Eibe‘ (Bauer 2003, S.  31, 38). In den interpretierbaren Inschriften im älteren Futhark wurde sie sehr selten und nur in der Bedeutung /i/ verwendet.19 In den meisten Fällen steht ï entweder im Futhark oder in uninterpretierbaren Inschriften auf Brakteaten und zwar in verschiedenen Verbindungen mit anderen älteren Runen, wie auf IK 32, IK 94, IK 295 und IK 312, mit verschiedenen Sinnbildern (Hakenkreuz, Triskele, Kreise etc.), mit lateinischen Buchstaben und mit runenähnlichen und buchstabenähnlichen Zeichen (vgl. IK 129,2 (KJ 115), IK 124, IK 107, IK 197, IK 213, IK 295, IK 312,1 (KJ 129)). Die ï-Rune ist die einzige Rune, deren Gebrauch in nicht sprachlich interpretierbaren Inschriften mehrfach den Gebrauch in sprachlich interpretierbaren Inschriften übertrifft. Es ist höchstwahrscheinlich, dass auch in der Inschrift rmþï auf dem Stein von By die Rune ï kein Phonem, sondern einen Begriff bezeichnet,

    19 Die Bedeutung /i/ findet man in der Inschrift auf dem Brakteaten von Nebenstedt I (IK 128, KJ 133) glïaugiR uïu rnR ‚(Ich), der Glanzäugige, weihe die Runen.‘ und in der südgermanischen Inschrift auf der Bügelfibel von Freilaubersheim (KJ 144, gegen 575 n. Chr.) mit dem Frauennamen daþïna. In der Inschrift auf dem Stein von Krogsta (U 1125, KJ 100) im Wort S§AInAm (stainaR) bedeutet ᛇ – laut der bekannten Runenverschlüsselung – /t/ (1:1, die erste Rune der ersten Gruppe, d.  h. t).

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     Jurij Kusmenko

    d.  h. wie ein Sinnbild verwendet wird, genau so wie viele andere Sinnbilder (Hakenkreuz, Triskele, Kreise u.  dgl.), neben welchen sie häufig auf den Brakteaten steht. Es scheint, dass die Bedeutung der Rune ï durch die Bedeutung des Gegenstandes bestimmt wird, dessen Name die Rune trägt (‚Eibe‘). Die Eibe, die früher in Norddeutschland und Südskandinavien verbreitet war, war ein sehr wichtiger Baum. Dank der Härte des Holzes war Eibenholz für die Herstellung von Waffen, besonders von Bögen und Schilden gut geeignet. Laut der antiken Verfasser, irischen Sagas und der Onomastik war die Eibe ein wichtiges Schutzmittel bei den Kelten (Heizmann 1986, S. 526–530). Auch bei den Germanen spielte sie eine wichtige Rolle in der Magie. In der Wikingerzeit war die Eibe der Baum des Gottes Ull, der in Eibentälern (Ýdalir) lebte. Der Schild aus Eibenholz wurde häufig als Ulls Attribut in Skaldenkenningen erwähnt (Meissner 1984 [1921], S. 166). In den germanisch sprechenden Ländern gab es den Aberglauben, dass der, der ein Eibenholzstäbchen bei sich trägt, vor Zauber und vor dem bösen Blick geschützt ist (Heizmann 1986, S.  527). In Thüringen dachte man, dass Eibe vor Teufeleien schützt, vgl. das Sprichwort Vor Eibe kann kein Zauber bleiben (Elliott 1957, S. 250). Eibenstäbchen mit Runeninschriften dienten bei den Friesen als Amulette, vgl. die Amulette von Arum (6.–7.  Jh.), Britsum (7.  Jh.) und Westeremden (gegen 800 n. Chr.). Auf dem Amulett von Britsum steht ‚Trage immer dies Eibenholz‘ und auf dem Stäbchen von Westeremden, dessen Deutung nicht ganz klar ist, wird auch das Eibenholz erwähnt (Düwel 2001, S. 86–87). In Deutschland, wo runenähnliche Zeichen als Haus- und Hofmarken verwendet wurden, war eins der beliebtesten Zeichen die Eibenrune (Homeyer 1870, S. 144, Tabelle 17, 9, 12, 13). Als Eigentumsmarke wurde die Rune auch in Skandinavien verwendet (Cappelen 2005). Die Wichtigkeit der Bedeutung der Eibenrune ‚Eibe/ Schutz‘ sehen wir auch beim Übergang zum jüngeren Futhark. Sie verschwindet, aber ihr Name ýr ‚Eibe‘ wurde auf die andere schützende Rune R (m) übertragen.20 Nachdem wir alle Variante der -istil(aR)-Formen betrachtet haben, kann man eine neue Interpretation der zweiten Zeile der Inschrift auf dem Stein von By rmþï vorschlagen, und zwar, die Inschrift als eine verkürzte -istil-Formel zu deuten, die aus drei Anlautrunen rmþ besteht, d.  h. r(istilаr) ‚Ristel‘, m(istilar) ‚Mistel‘ und þ(istilar) ‚Distel‘, denen die Rune ï folgt, die eigentlich ‚Eibe‘ (Schutz gegen böse Geister) bedeutet. Die Inschrift gehört zu den verkürzten -istil-Formeln, so wie die Inschriften auf dem Brakteaten von Halsskov Overdrev, auf der Münze von Klukowicze und auf dem Amulettstein von Vedslet. Sie gehört auch zu den Inschriften, in denen einer verkürzten oder einer vollständigen -istil-Formel das Wort mit der Bedeutung ‚Schutz‘ folgt. Aber im Unterschied zu den Nachfolgern des germanischen *hlewa- (hlï, hli, le, lai (?)) wird auf dem Stein von By nicht hlï oder hli geschrieben, sondern die Rune ï, die in der Bedeutung ihres Namens als Sinnbild für das Wort ‚Eibe/Schutz‘ verwendet

    20 Man nimmt an, dass der ursprüngliche Name der R-Rune *algir ‚Elch‘ oder ‚Schutz‘ war (Krause 1966, S. 4; Düwel 2001, S. 8), vgl. ae. ealgian ‚schützen‘.

    

    Was bedeuten die Runen rmþï in der Runeninschrift auf dem Stein von By? 

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    wurde. Der Vergleich der -istil(aR)-Inschriften zeigt, dass die apotropäische -istil-Formel seit der Zeit der älteren Runen (Halsskov Overdrev, By) bis zum 15. Jahrhundert (Bósa saga) gebraucht wurde. Nur das ganze Futhark wurde genau so lange als magisches Schutzmittel in Skandinavien gebraucht.

    Abkürzungen adän. altdänisch ae. altenglisch afr. altfränkisch aisl. altisländisch anw. altnorwegisch as. altsächsisch aschw. altschwedisch engl. englisch FN Frauenname Gen. Sg. Genitiv Singular got. gotisch MN Männername

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    Was bedeuten die Runen rmþï in der Runeninschrift auf dem Stein von By? 

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    Michael Müller-Wille

    Unsichtbare Grabhügel Abstract: On the burial grounds of the proto-urban settlement complex of Hedeby from the Viking Age (8th–10th century) there existed a greater number of grave mounds/ barrows than presently known. Evidence of these mounds, destroyed by agricultural activities and today invisible, was mainly provided during excavations on the western and eastern part of the extensive southern burial ground (Südgräberfeld) and near the chamber burial ground (Kammergräberfeld) in the shape of ring ditches or segments of ring ditches originally surrounding round mounds with a diameter of 5–11 m and an unknown height. Only the so-called boat chamber grave (Bootkammergrab) may have been covered by a monumental mound, of which today nothing is left. The only burial ground with nearly sixty preserved flat mounds lies north of the semicircular wall in a wooded area (Hochburg). Three further instances of invisible grave mounds in cemeteries are discussed. First, near Hedeby a small burial ground at Kosel belonging to a rural settlement of the second and third part of the 10th century has been excavated. Nearly half of the 41 graves were marked by mounds, which were levelled in medieval and modern Times. Second, parts of the burial ground belonging to the emporium of Reric, the predecessor of Hedeby, were originally dominated by grave mounds. About fifty mounds from the 8th century can be identified. Most of these mounds were round, with diameters between 5 and 7 m. Some long oval mounds covered boat graves. The cemetery on the eastern side of the Wismar Bight with its grave mounds in the elevated central part could be seen from the water. Finally, the loss of grave mounds is also well documented from Kaupang/Skiringssal in Southern Norway. The cemeteries with grave mounds/barrows described in the paper date to the late phase of Snorri Sturlusson’s haugsǫld (Grave Mound or Barrow Age).

    1 Einleitung Mein Beitrag zu Ehren der Jubilarin knüpft an zwei veröffentlichte Vorträge der Jubilarin an. Im Jahre 1994 fand im Wikinger Museum Haithabu ein Internationales Kolloquium zum Thema Von Thorsberg nach Schleswig. Sprache und Schriftlichkeit eines Grenzgebietes im Wandel eines Jahrtausends statt. Auf diesem Kolloquium sprach die Jubilarin über Haithabu in der altisländischen Literatur (Marold 2001). Im Rahmen des interdisziplinären Intensivkurses des SOCRATES-Programms Early Medieval Society and Culture in Northern Europe, the Baltic and the North Sea. Communication, Assimilation, Acculturation, das im Jahre 2002 an der Kieler Universität abgehalten wurde, wählte sie als Vortragsthema Hedeby  – an „international“ trading place for Danes, Swedes, Norwegians, Germans, Frisians and slavonic people. The linguistic and literary

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     Michael Müller-Wille

    evidence (Marold 2003). Im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen stehen einige Gräberfelder von Haithabu/Hedeby und Umgebung im inneren Schleigebiet sowie der Vorgängersiedlung Reric/Groß Strömkendorf an der Wismarer Bucht, die ursprünglich eine größere Anzahl von inzwischen eingeebneten und heute im Gelände nicht oder kaum noch erkennbaren Grabhügeln umfasst haben.

    2 Hedeby/Haithabu Unter den sechs Gräberfeldern von Hedeby/Haithabu wird nur ein einziges als Grabhügelfeld bezeichnet: die Grabhügelgruppe auf der Hochburg nördlich des Halbkreiswalles (Abb. 1). Bei einer Bestandsaufnahme im Jahre 1969 konnten auf dem schmallänglichen umwallten Plateau insgesamt 57 flache Hügel unterschiedlicher Größe, mit einem Durchmesser von 3,5 bis 9,0  m und einer Höhe bis zu 0,7  m registriert werden (Abb.  2). Bei den Untersuchungen von zehn Hügelschüttungen (Durchmesser bis zu 10 m, Höhe bis zu 0,9 m) wurden sowohl beigabenlose Brandschüttungen als auch fundleere Anlagen festgestellt. Die aus humosem, mit Steinen durchsetztem Sand bestehenden Hügelaufschüttungen waren „ursprünglich deutlich höher“, so vermuten U. Arents und S. Eisenschmidt (2010, S. 206). Die Autorinnen schlagen unter Hinweis auf älterwikingerzeitliche einfache beigabenarme oder beigabenlose Brandschüttungen in Altdänemark eine Datierung des Grabhügelfeldes auf der Hochburg in das 9., vielleicht auch schon in das 8. Jahrhundert vor (ebd., S. 314; vgl. S. 310 Abb.  107 und S.  313 Abb.  108). Die frühe Zeitstellung des Gräberfeldes wird durch Untersuchungen des Jahres 2012 bestätigt (Kalmring in Druckvorbereitung). Das südlich des Halbkreiswalles gelegene ausgedehnte, durch den Kirchweg in einen westlichen und östlichen Teil gegliederte Südgräberfeld bietet ein ganz anderes Bild. Im Gegensatz zum Grabhügelfeld auf der Hochburg sind im Gelände der landwirtschaftlich genutzten Fläche keine Grabhügel zu erkennen oder beschrieben (Abb. 1). Die Grabungen haben jedoch zu neuen Erkenntnissen geführt, einerseits in dem durch eine große zusammenhängende Fläche erfassten westlichen Teil, andererseits in dem durch einzelne Suchschnitte und eine kleinere Fläche erschlossenen östlichen Teil (Arents / Eisenschmidt 2010, S. 235 Abb. 89). Im westlichen Teil konnten 542 Gräber nachgewiesen werden, von denen mehr als ein Drittel gestört waren, meist durch Tiefpflügen, aber auch durch Wegespuren oder jüngere Bestattungen (ebd., S.  234  ff.). Es wurden 453 Körpergräber und 89 Brandgräber dokumentiert. Im südwestlichen und nordöstlichen Bereich konnten mindestens zwanzig Anlagen mit kreisförmigen Segmenten und ein Ringgraben aufgedeckt werden (ebd., S. 244  f. Plan 7). Sie verweisen auf Grabhügel mit einem Durchmesser von 5 bis 7 m, die überpflügte Gräber enthalten haben dürften (Abb. 3). Einzig Erdgrab 718 kann einem Kreisgraben zugeordnet werden. Die Autorinnen stellen weiterhin fest, dass die Kreisgrabenanlagen auffällig dicht beieinander liegen, sich teilweise

    

    Unsichtbare Grabhügel 

    Abb. 1: Hedeby/Haithabu. Lage der einzelnen Gräberfelder. Nach Arents / Eisenschmidt 2010, S. 21 Abb. 4.

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     Michael Müller-Wille

    Abb. 2: Hedeby/Haithabu. Grabhügelgruppe auf der Hochburg. Nach Arents / Eisenschmidt 2010, S. 22 Abb. 5.

    überschneiden und von anderen Gräbern geschnitten werden. Ihr Fazit: „Dies deutet darauf hin, dass die Gräben sich relativ schnell verfüllt haben, während die Hügel vielleicht noch mehrere hundert Jahre sichtbar gewesen sind“ (ebd., S. 243). Der westliche Teil des Südgräberfeldes wurde, nach den wenigen Beigaben und Funden in einigen Gräbern zu urteilen, während des 8. und 9. Jahrhunderts belegt (ebd., S. 310 Abb. 107, S. 313 Abb. 108). Etwa 25 m südlich der südwestlichen Ausgrabungsfläche (1959/60) des Südgräberfeldes-West, auf der ausschließlich Bestattungen des 8. und 9. Jahrhunderts angetroffen wurden (ebd., S.  240  f. Plan 6), ist 1908 das Bootkammergrab ausgegraben worden (Abb. 3). In der Nähe der in das zweite Drittel des 9. Jahrhunderts zu datierenden Grabanlage kamen zwei Körpergräber zum Vorschein, deren genauer Fundplatz jedoch nicht bekannt ist, ebenso wenig die genaue Herkunft von Brandknochen, die in der Mitte der dreißiger Jahre bei Erdarbeiten unweit des Bootkammergrabes geborgen wurden. Ob diese Körper- und Brandbestattungen mit den kleinen Erhebungen in Verbindung zu bringen sind, die der Ausgräber F. Knorr in der Nähe des Bootkammer-

    Unsichtbare Grabhügel 

    Abb. 3: Hedeby/Haithabu. Südgräberfeld-West. Ring- und Kreisgrabenanlagen, Brandgräber (schwarz) und Körpergräber (grau), Bootkammergrab mit vermutetem Hügel und möglicher Wegeverlauf. Nach Arents / Eisenschmidt 2010, S. 250 Abb. 92.

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     Michael Müller-Wille

    grabes beobachtete, muss dahingestellt bleiben; während der damaligen Grabung wurde jedenfalls nicht geklärt, ob es sich um natürliche Bodenerhebungen oder um Hügelaufschüttungen handelte (Müller-Wille 1976, S. 10). Das Bootkammergrab dürfte jedenfalls nicht isoliert gelegen haben, sondern ein Teil des Südgräberfeldes, allerdings in Randlage, gewesen sein (Arents / Eisenschmidt 2010, S. 235 Abb. 89). Das Gelände war in den 1970er Jahren mit einem Wohngebäude sowie anschließendem Garten und Gehölz besetzt. Hinsichtlich einer Hügelaufschüttung über dem Bootkammergrab hat O. Crumlin-Pedersen (1976, S. 28) folgendes geschrieben: Im Gegensatz zu anderen Funden entsprechend großer Grabschiffe war das Bootkammergrab in der Landschaft nicht durch einen großen Hügel gekennzeichnet. Die Lage der Grabkammer unter dem Schiff – anstatt in ihm (…) – machte es nicht unbedingt nötig, daß ein großer beschützender Erdhügel errichtet wurde. Man kann sich daher vorstellen, daß das Schiff mit Steinen und Sand bis zur Reling gefüllt und umgeben war, so daß es nur in einem niedrigen Hügel eingebaut war, aus welchem die Steven, die obersten Planken und der Mast als sichtbare Schiffsetzung herausragten (…). Hierfür brauchte man nur bescheidene Materialmengen im Vergleich zu den Mengen, die man benötigt hätte, um das Schiff mit seinen hohen Steven gänzlich zu bedecken. Ein flacher Hügel würde überdies auch die stark zerstörte Lage der Niete am östlichen Ende erklären.

    Dem beschriebenen Vorschlag folgend hätte die Hügelaufschüttung einen Durchmesser von 27 m und eine Höhe von 1,5 m gehabt (Crumlin-Pedersen 1976, S. 28 Abb. 13). Bei höherer Hügelaufschüttung könnte der Durchmesser 36  m und die Höhe 4,5  m betragen haben (ebd.). F. Bau folgt in seiner zeichnerischen Rekonstruktion dem ersten Vorschlag (Müller-Wille 2002, S. 375 Abb. 654), während U. Arents und S. Eisenschmidt (2010, S. 250 Abb. 92) den zweiten Vorschlag aufgreifen. Welchem Vorschlag man auch den Vorzug gibt, so stellt das Bootkammergrab auf jeden Fall eine einzigartige Anlage unter den zahlreichen Bestattungen der Gräberfelder von Hedeby/ Haithabu dar. Es gehört zu der kleinen Gruppe von monumentalen Schiffsgräbern des 7.–10. Jahrhunderts, die aus dem südlichen und westlichen Skandinavien sowie aus dem südöstlichen England überliefert sind (Bill 2015, S. 153 Abb. 1). Dass ausgepflügte Grabhügel ähnliche Dimensionen wie die für das Bootkammergrab vermuteten erreichen können, zeigt die Grabgruppe westlich der Straße Selk-Busdorf bei Wedelpang, etwa 500  m südwestlich des Halbkreiswalls von Hedeby/Haithabu. Auf Luftphotos sind deutlich die kreisförmigen Umgrenzungen (Ringgräben) von drei Grabanlagen zu erkennen (Arents / Eisenschmidt 2010, S. 59 Abb.  30–31). Der größte Hügel dürfte einen Durchmesser von 20  m, der benachbarte einen von 15 m und der dritte einen von 10 m aufgewiesen haben (ebd., S. 58 Abb. 29). Zwischen beiden größeren wurde 1796 der beidseitig mit Runen geritzte ErikStein (DR 1) freigelegt. Alle drei Hügel enthielten vermutlich Brandbestattungen der Bronze- und der Wikingerzeit. Kommen wir zurück zum Südgräberfeld (Abb. 1). Auf dem östlichen Teil wurden, abgesehen von einem Brandgrubengrab, ausschließlich Körpergräber geborgen, ins-

    

    Unsichtbare Grabhügel 

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    Abb. 4: Hedeby/Haithabu. Südgräberfeld-Ost. Hauptfläche am Noor mit den Kammergräbern 1, 2 und 6 und den anhand der Kreisgräbensegmente rekonstruierbaren Grabhügeln. Nach Arents / Eisenschmidt 2010, S. 264 Abb. 95.

    gesamt 416 (Arents / Eisenschmidt 2010, S. 258  f. Plan 10). Ebenso wie im westlichen Teil konnten im östlichen Teil mehrere Kreisgräben und einzelne Ringgräben festgestellt werden (Abb. 4). Auf der Hauptfläche ließen sich 14 Kreisgrabenreste nachweisen, denen nur wenige Gräber zugeordnet werden konnten; offenbar sind diese bei späteren landwirtschaftlichen Arbeiten zerstört worden. Die Kreisgrabensegmente weisen auf Grabhügel mit Durchmessern zwischen 6,5 und 11,5 m hin (ebd., S. 257); sie sind meist durch jüngere Bestattungen überlagert. Drei Kreisgrabenanlagen sind mit den Kammergräbern 1, 2 und 6 zu verbinden, unter denen das reich ausgestattete Kammergrab 2 Beigaben des frühen 10. Jahrhunderts enthielt (Abb. 4). Die rekon­ struierten Grabhügel weisen Durchmesser von 5–10  m auf; ihre Grundflächen sind frei von weiteren Bestattungen (Kammergräber K 2 und K 6) oder sind tangential von Gräbern umgeben und überschnitten (Kammergrab K 1). In den Schnitten I und II des Südgräberfeldes-Ost konnten im Zusammenhang mit sechs Körperbestattungen kleine obertägig nicht sichtbare Hügelaufschüttungen unter jüngeren Deckschichten beobachtet werden (Arents / Eisenschmidt 2010,

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    S. 206  f. Abb. 77). Die wenigen beigabenführenden Körpergräber des östlichen Teils lassen sich zum größeren Teil der Zeit um 900 und dem 10.  Jahrhundert zuweisen (ebd., S. 254  f. Plan 9). In ihrer zusammenfassenden Darstellung zu Grabmarkierungen auf den Gräberfeldern von Hedeby/Haithabu weisen U. Arents und S. Eisenschmidt (2010, S.  206) darauf hin, dass Indizien für eine Überhügelung Grabensysteme sind, welche die Hügel begleiteten, weiterhin Freiräume, die durch andere Bestattungen respektiert wurden. Abgesehen von den schon beschriebenen Gräberfeldern und Gräbern ist hier auch das Kammergräberfeld innerhalb des Halbkreiswalles zu nennen, auf dem einige Kreisgrabensegmente festgestellt wurden (ebd., S. 207 Abb. 78). Die dichte Lage von Körpergräbern auf dem sogenannten Flachgräberfeld innerhalb des Halbkreiswalles und der kleinen Gräbergruppe am Noor schließt jedoch Überhügelungen aus (Abb. 1). Das Körpergräberfeld innerhalb des Halbkreiswalles besteht ausschließlich aus Sarg- und Erdgräbern. Nur etwa ein Fünftel der überwiegend orientierten Körpergräber enthielt Beigaben, meist in Form persönlichen Zubehörs; die ältesten datieren aus der Zeit um 800, die jüngsten aus der Zeit um 1000. Hinweise auf christliche Bestattungen bieten Särge mit eisernen Kreuzapplikationen und Bestattungen mit kreuzverzierten Fibeln aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit stammt auch eine kleine Gruppe beigabenloser Gräber am westlichen Ufer des Noores, die um 900 von Siedlungsschichten überlagert wurden (Abb. 1). Keines der beiden Gräberfelder lässt sich mit der historisch überlieferten Kirche Ansgars aus der Zeit um 850 verbinden, deren Standort bislang unbekannt ist (Müller-Wille 2012, S. 215  ff.; 2016, S. 125). In Hedeby/Haithabu sind obertägig sichtbare Grabhügel in größerer Anzahl nur noch auf der Hochburg erhalten. Sie fanden sich ursprünglich auch auf dem west­ lichen und östlichen Teil des Südgräberfeldes sowie vereinzelt auf dem Kammergräberfeld.

    3 Umland von Hedeby/Haithabu Den Befunden von Hedeby/Haithabu, die auf verschwundene und heute unsichtbare Grabhügel hinweisen, lässt sich ein kleines Gräberfeld in Kosel-Ost auf der Halbinsel Schwansen – etwa 12 km östlich von Hedeby/Haithabu – zur Seite stellen (Abb. 5). Es umfasst 41 Bestattungen aus dem zweiten und dritten Drittel des 10. Jahrhunderts, das zu einer in unmittelbarer Nähe gelegenen Hofsiedlung gehörte (ausführlich Schade 2014). Abgesehen von einer Brandbestattung besteht das Gräberfeld aus Körperbestattungen in Form von Erd-, Sarg- und Kammergräbern. In Kosel-Ost ließen sich anhand von Kreisgrabenresten insgesamt 18 Grab­ hügel nachweisen, die im Laufe der Zeit durch landwirtschaftliche Arbeiten nivelliert wurden, sodass sie im heutigen Gelände nicht mehr sichtbar sind (Abb. 5). Es

    

    Unsichtbare Grabhügel 

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    Abb. 5: Kosel-Ost. Gräberfeld mit Grabhügeln und Kreisgräben sowie Grabformen und Grabbeigaben. Nach Schade 2014, S. 208 Abb. 3, S. 228 Abb. 10.

    handelt sich um rundliche Hügel mit einem Durchmesser von etwa 6–10 m und einer vermuteten Höhe von durchschnittlich 1 m. Die rekonstruierten Hügel J-R bedeckten Körperbestattungen. Die Anlagen A-I wiesen hingegen keine Bestattungen auf; es ist nicht ausgeschlossen, dass diese grablosen Kreisgrabanlagen ursprünglich Brandbestattungen enthielten, die nicht eingetieft waren und in späterer Zeit durch landwirtschaftliche Nutzung überpflügt wurden (Schade 2014, S. 236). Ein weiteres Beispiel einer Nekropole mit eingeebneten Grabhügeln im Umfeld von Hedeby/Haithabu stellt das Gräberfeld von Thumby-Bienebek am südlichen Schleiufer mit 56 Körperbestattungen dar. Nach den dokumentierten Kreisgrabensegmenten und einem Ringgraben zu urteilen, waren auf dem Gräberfeld wohl neun Hügel über Kammer- und Sarggräbern angelegt, etwa zur gleichen Zeit wie dasjenige von Kosel-Ost (Schade 2014, S. 262 Abb. 23).

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    Will man sich ein Bild von erhaltenen Grabhügeln der Wikingerzeit im näheren Umfeld von Hedeby/Haithabu machen, so genügt der Hinweis auf drei Gräberfelder nördlich der Schlei. Im Hegeholz bei Ketelsby nördlich des Lindauer Noores sind 44 Grabhügel in zwei Gruppen erhalten. Es sind meist Rundhügel von 4–9 m Durchmesser und 0,25–1,65 m Höhe (Eisenschmidt 2004, S. 535  f. Nr. 72, S. 688 Karte 23,1). Eine kleine Gruppe von Grabhügeln ist auf dem Thorsberg südlich des Thorsmoors bei Süderbrarup dokumentiert (Eisenschmidt 2004, S. 547  ff. Nr. 86, S. 689 Karte 24). Auf einer Zeichnung um 1890 ist die Grabhhügelkette südlich des Thorsmoores im Hintergrund deutlich zu erkennen (Blankenfeldt / Lau / Matešić 2014, S. 9 Abb. 6). An der Südseite der Flensburger Außenförde liegt auf dem Höftland (=Strandwallgebiet) östlich von Langballigau ein Gräberfeld mit 90–100 Hügeln, die heute nur schwach oder gar nicht mehr zu erkennen sind (Eisenschmidt 2004, S. 515  ff. Nr. 63, S. 740 Taf. 39,1). Bei den 22 untersuchten Grabanlagen mit Brandschüttungen handelt es sich um rundliche Hügel mit einem Durchmesser von 9–13 m und einer Höhe von 0,2–0,7 m, die eine Anordnung in zwei bis vier Reihen erkennen lassen. Im Rahmen der Bearbeitung von etwa 650 wikingerzeitlichen Grabfunden im Gebiet des ehemaligen Herzogtums Schleswig hat S. Eisenschmidt (2004, S.  82  ff.) darauf hingewiesen, dass etwa die Hälfte aller Grabanlagen Spuren von Überhügelung aufweisen. Dazu gehören auch die Kreisgräben oder Kreisgrabenabschnitte sowie Ringgräben, deren unterschiedliches Vorkommen in diesem Beitrag anhand der Gräberfelder des frühstädtischen Siedlungskomplexes von Hedeby/Haithabu und der ländlichen Siedlung von Kosel-Ost erläutert wurde (vgl. auch Schade 2014, S. 264 mit Abb. 25).

    4 Reric/Groß Strömkendorf Kürzlich hat M. Gerds (2015) eine ausführliche Dokumentation und Analyse des Gräberfeldes vorgelegt, das zum Handelsplatz von Groß Strömkendorf, der slawischen Vorgängersiedlung von Hedeby/Haithabu – dem in den Fränkischen Reichsannalen genannten reric – gehört. Während der großflächigen Ausgrabungen wurden zahlreiche Grabenabschnitte und Grabensysteme freigelegt, die auf die Existenz ehemaliger Grabhügel hinweisen. Auch befundfreie Räume um einzelne Gräber oder größere Abstände zwischen benachbarten Gräbern lassen sich als Indikatoren für die Existenz ehemaliger Grabhügel anführen. Der Verfasser rechnet mit bis zu 50 Grabhügeln, die auf dem Gräberfeld bestanden haben dürften und im Laufe der Zeit eingeebnet wurden (Gerds 2015, S. 113  ff.). Allein aufgrund von Grabenabschnitten und Grabensystemen lassen sich 43 Grabhügel nachweisen; darunter befinden sich 15 Kreisgrabenanlagen, von denen durchweg nur einzelne Segmente erhalten sind (Abb.  6). Meist weisen die Gräben ein wannenförmiges Profil sowie Breiten von 1 m und 0,15 bis 0,40 m Tiefe auf. Die Durchmesser der postulierten Grabhügel dürften zwischen 5 und

    

    Unsichtbare Grabhügel 

    Abb. 6: Reric/Groß Strömkendorf. Gräberfeld mit den Positionen von vermuteten Grabhügeln. Nach Gerds 2015, Plan 7.

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    10 m gemessen haben, in den meisten Fällen sind 6–7 m anzunehmen. Meist handelt es sich um runde Grundrissformen, doch sind auch ovale sowie drei- und rechteckige Formen belegt (Gerds 2015, S. 115  f. Tab. 4–5). Eine besondere Form stellen langovale Grabhügel mit parallel verlaufenden Grabenabschnitten über den Bootgräbern 206, 508 und 519 dar; ihre Längen dürften 15 bis 20 m, ihre Breiten 5 m betragen haben (Abb. 6, Grabhügel 8, 15, 18). In weniger als der Hälfte der 43 durch Gräben erschlossenen Grabhügel konnte ein Zentralgrab in Form von Körper- und Brandbestattungen (Brandschüttungen, Urnen) nachgewiesen werden (Abb.  6). Vermutlich haben die zahlreichen Hügel ohne erkennbare Zentralbestattung Brandgräber enthalten. Eine größere Anzahl von Hügeln und zugehörigen Grabenabschnitten wurde zugleich für Nachbestattungen in Form von Körper- und Brandgräbern genutzt. Hinsichtlich der Verteilung der Grabhügel lassen sich sowohl Gruppen als auch Einzelanlagen feststellen. Besonders im Norden tritt der zentrale Bereich der Nekropole durch zahlreiche Gräben und Grabensysteme hervor. Offenbar wurde dieser am höchsten gelegene Geländeabschnitt gezielt ausgesucht, um bis zu 20 dicht beieinander liegende Grabhügel zu errichten (Gerds 2015, S. 122  f.). Bei den Ausgrabungen 1993 und 1995–1998 wurden 241 gesicherte Gräber mit 252 Individuen, weiterhin 14 Befunde mit Deponierungen ganzer und unvollständiger Pferde und Hunde, sechs klinkergebaute Boote und eine Kammergrabanlage dokumentiert. Das Gräberfeld ist durch große Vielfalt der Grabsitten und geringe Beigabenausstattung gekennzeichnet. Die lange landwirtschaftliche Nutzung des Fundplatzes wirkte sich allerdings reduzierend auf die Befunde aus. Eine unbekannte Zahl von Gräbern wurde zerstört. Im Laufe der Zeit nach der Nutzung als Friedhof wurde das Gelände stark nivelliert. Ursprünglich vorhandene Grabhügel wurden eingeebnet und waren als Denkmäler nicht mehr sichtbar. Die ehemals vom Handelsplatz und der Wismarer Bucht aus erkennbare Silhouette der Grabhügel verschwand aus dem Blick. Das Gräberfeld von Groß Strömkendorf wurde um die Mitte des 8. Jahrhunderts angelegt und, ebenso wie die Handelsniederlassung, zu Beginn des 9. Jahrhunderts aufgegeben. Aus der Frühphase der Siedlung, der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts, sind bislang noch keine Gräber überliefert.

    5 Ein skandinavisches Beispiel: Nordre Kaupang/ Skiringssal Eine eindrucksvolle Parallele zu den Gräberfeldern von Hedeby/Haithabu, Kosel-Ost und Reric/Groß Strömkendorf mit einer größeren Anzahl von eingeebneten und somit obertägig nicht mehr erkennbaren Grabhügeln bietet das Gräberfeld zwischen dem Handelsplatz Kaupang und dem Königshof Skiringssal. Eine im Jahr 1866 erstellte

    

    Unsichtbare Grabhügel 

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    Karte dokumentiert 120 Grabhügel in Nordre Kaupang und dem benachbarten Hof Bjönnes (Skre 2007, S. 364 Abb. 16.1). Etwa die Hälfte stellten Rundhügel mit einem Durchmesser von 5,0–8,7  m dar. In den folgenden Jahrzehnten wurden zahlreiche Grabhügel bei landwirtschaftlichen Arbeiten eingeebnet. Luftaufnahmen der Jahre 1977–1994 zeigen, dass das Gräberfeld sich weiter nach Norden und Nordosten erstreckt hat. Deutlich sind in den veröffentlichten Aufnahmen ringförmige Gräben und Grabensegmente zu erkennen, die ursprünglich Grabhügel einrahmten (Skre 2007, S. 374 Abb. 16.7; S. 376 Abb. 16.8–16.9). Insgesamt sind aufgrund der Erhaltung, der archivalischen Überlieferung und der Luftbildauswertung derzeit fast 150 Grabhügel dokumentiert. Ursprünglich dürften es jedoch mehr als 250, ja sogar fast 300 gewesen sein, die beiderseits eines uferparallelen Weges dicht beieinander lagen (Skre 2007, S. 378  f. Abb. 16.10–16.11). Das Gräberfeld von Nordre Kaupang wird als „road cemetery“ bezeichnet, der entlang des von dem Handels- und Hafenplatz Kaupang im Süden zum königlichen Hof Skiringssal im Norden führenden Weges gelegen ist. Skre (2007) verbindet das Gräberfeld mit dem nördlichen Siedlungskomplex und bezeichnet es als „Skiringssal cemetery“. Die ältesten Funde des Gräberfeldes stammen aus dem frühen 9. Jahrhundert.

    6 haugsǫld Die in diesem Beitrag aufgeführten Beispiele von Grabhügeln gehören dem 8. bis 10.  Jahrhundert, somit der älteren und mittleren Wikingerzeit, an und repräsentieren die jüngste Phase der haugsǫld, des Hügelzeitalters nach Snorri Sturlusson. In der Heimskringla hat Snorri drei aufeinanderfolgende Zeitalter für die Geschichte des Nordens benannt: brunaǫld – haugsǫld – kirkjuǫld, Brandzeitalter – Hügelzeitalter – Kirchenzeitalter. Hinsichtlich der ersten beiden Zeitalter beruft er sich in seiner Einleitung zur Geschichte der Ynglinger auf den Dichter Thjodolf, der in seinem im 9. Jahrhundert verfassten Ynglingatal dreißig Vorfahren des Königs Ragnvald aufgeführt und dabei die Todesumstände und letzten Ruhestätten der königlichen Toten erwähnt hat (vgl. die neueste Edition des Ynglingatal von Marold et al. 2012, zum Werk Snorris allgemein Beck / Heizmann / van Nahl 2013; van Nahl 2013). In diesem Zusammenhang werden Grabhügel (haugr) und Grabhügelbestattungen (heygðr, im Hügel bestattet) genannt. Auf die lange Suche nach den königlichen Toten und ihre Identifizierung mit Bestattungen in monumentalen Grabbauten, beispielsweise in Form von Großhügeln, sei hier nicht näher eingegangen. A. Pesch hat gleichermaßen die literarische und die archäologische Überlieferung königlicher Bestattungen im Norden berücksichtigt und die Schwierigkeiten der Verknüpfung beider Quellengruppen erläutert (Pesch 1996, passim mit Tabellen 1–3; vgl. auch die ausführliche Rezension von Ólafía Einarsdóttir 2001). Keiner der archäologisch untersuchten Großhügel,

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    etwa mit Bestattungen in Schiffen des späten 8. sowie des 9. und der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts im westlichen und südlichen Skandinavien, lässt sich gesichert mit einem Namen verbinden (Bill 2015). Allgemeingültig bleibt die Aussage Snorris, dass im Norden die im 11. Jahrhundert einsetzenden dynastischen Bestattungen in Kirchen die Grabhügelsitte ablösen (vgl. Pesch 1996, Tab. 4). Die Grabhügel verschwinden mit den ältesten Bestattungen in Kirchen und auf Kirchfriedhöfen endgültig aus der archäologischen Überlieferung.

    7 Schluss Auf den Gräberfeldern von Hedeby/Haithabu und Umland sowie von Reric/Groß Strömkendorf hat es im 8. bis 10. Jahrhundert weit mehr Grabhügel gegeben als heute sichtbar, wie die Befunde von Ausgrabungen an mehreren Orten hinlänglich zeigen (Abb. 1–6). Grabhügel haben gänzlich oder zumindest teilweise das äußere Bild von Gräberfeldern geprägt  – in Reric/Groß Strömkendorf, der Vorgängersiedlung von Hedeby/Haithabu, während des 8. und frühen 9. Jahrhunderts, in Hedeby/Haithabu und Umland vom 8. bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts, als die haugsǫld sich dem Ende zuneigte.

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    Unsichtbare Grabhügel 

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    Bildnachweis Abb. 1–4: © Archäologisches Landesmuseum Schloss Gottorf, Schleswig. Abb. 5: © Institut für Ur- und Frühgeschichte, Christian-Albrechts-Universität Kiel. Abb. 6: © Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Frankfurt.

    Hans Frede Nielsen

    The phonological systems of Biblical Gothic and Crimean Gothic compared Abstract: In the past Edith Marold has not always seen eye to eye with me on the ­question of the existence of a Gothic element amongst the inscriptions encompassed by the older runic corpus of Scandinavia (see, e.  g., Marold 2010; cf. also Nielsen 2011). Although the present contribution is indeed concerned with Gothic, I have no desire – and definitely not in a volume published in honour of Edith on her 75th birthday – to perpetuate this ancient controversy, which inscriptionally and linguistically has always had the provenance of the early Scandinavian runes at its centre of interest. As suggested by the title of this paper, I shall instead move in a different direction – and in one that through a comparison between the Biblical and Crimean Gothic sound systems will highlight the dialectal position of Crimean Gothic within Germanic.

    1 Introductory remarks on the dialectal origin of Crimean Gothic Our only concrete knowledge of the Crimean Gothic language (until recently, cf. below) stems from the list of 101 separate word forms recorded between 1560 and 1562 by Ogier de Busbecq, a Flemish nobleman serving as Austrian ambassador to the Ottoman capital city of Constantinople. Busbecq’s informant was an envoy of Greek extraction from the Crimea with some knowledge of the Germanic language spoken in that peninsula, an idiom which Busbecq could not decide whether he should assign to the Goths or to the Saxons. Busbecq’s word list was printed in Paris only in 1589 without any assistance from or proofreading by Busbecq himself (cf. Stearns 1978, pp. 9–15). Previously, there had been quite a few reports testifying to the presence of Goths in the Crimea (cf. Stearns 1978, pp. 4–9). The first source to mention that Gothic was spoken in the peninsula was the legend of Saint Cyril, a missionary who around 850 was actively engaged in the conversion of the Crimean Khazars to the Christian faith. Saint Cyril noted that the Goths were amongst the many peoples who understood books, and who praised God in their own language (Stearns 1978, p. 4–5 and n. 4 with further references). Stearns is not sure whether this should be taken to mean that around AD 850 the Goths of the Crimea read the Scriptures in their own language? And, if so, whether their written language was in fact that of Wulfila’s Bible translation? In what amounts to no less than sensational new evidence, significant light has now been shed on these two important questions. In a recently published paper (2016)

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     Hans Frede Nielsen

    the Russian scholars Maksim Korobov and Andrei Vinogradov present five newly discovered Gothic graffiti scratched on two reused fragments from an early Byzantine cornice from the basilica of the Crimean rock town-stronghold of Mangup (see map in Kokowski 2013, p. 76), graffiti which for archaeological and other reasons may safely be dated to between c. 850 AD and the beginning of the 10th century. Nearly all the words evidenced by the five graffiti are familiar to us from what is extant of Wulfila’s Bible translation. The longest of the Mangup texts contains a quotation from Psalms 77:13–14 (76:14–15 in the Hebrew Bible), an Old Testament passage not recorded elsewhere in Biblical Gothic. As for the remaining graffiti, two represent Byzantine invocations, one is perhaps a commemoration with a formula of modesty, and one has just barely survived. The script used is an archaic variant of Wulfila’s alphabet, and this is the first and only attestation of this alphabet outside Pannonia and Italy (where Wulfila’s script barely survived the middle of the 6th century). The five graffiti suggest that in the second half of the 9th century Gothic served not just as a spoken medium in the Crimea but as a written one as well (in diglossia with Greek). The evidence available does not show any marked differences between the idiom of the five Mangup texts and Wulfila’s Biblical Gothic. Although Busbecq was in doubt as to whether the Germanic-speaking people of the Crimea were Goths or Saxons (cf. above), past scholars have tended to regard their language as some sort of Gothic (or East Germanic). This applies to Stearns (1978, pp.  109–120 with further references), who is the linguist to have studied Crimean Gothic in most detail, and to Nielsen (1981, pp. 295–298). While Marchand (1970, p. 99) declared himself an agnostic as to whether Crimean Gothic should indeed be classified as Gothic on the basis of the evidence available, Krause (1968, p. 25) believed that Crimean Gothic could represent “die Sprache eines besonderen, vielleicht mit westgermanischen Volkssplittern von altersher untermischten Gotenstammes”. Krause was clearly not prepared to go as far as Loewe (1896, pp. 152–166), who considered the links of Crimean Gothic to West Germanic to be so strong that Crimean Gothic should be bracketed as a West Germanic idiom and not as a Gothic one. A fairly recent scholar to have come out in favour of West Germanic provenance for Crimean Gothic is Ottar Grønvik (1983; for a critical review, see Nielsen 1986). Grønvik’s theoretical point of departure (1983, p. 55) was that “sprachliche Verwandt­ schaft, sowie der Grad der genetischen Verwandtschaft mehrerer Sprachen, primär von der Entwicklung des Phonemsystems bedingt ist”. Methodologically, this comes close to the theoretical assumptions underlying much of my own published work relating to Germanic dialect grouping since 2000, e.  g. in Nielsen 2015, p. 46, where I stress that My motivation for focusing on phonology is that it is probably the only systemic aspect of the earliest attested Germanic languages that lends itself sufficiently to comparison. Always consisting of restricted numbers of phonemic entities (consonants and vowels), phonological systems can often be posited on the basis of very limited or uneven text corpora.

    

    The phonological systems of Biblical Gothic and Crimean Gothic compared 

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    I shall make no secret of the fact that the outcome of my phonological deliberations differs from that of Grønvik even if, to a considerable extent, we avail ourselves of the same Crimean Gothic and Biblical Gothic phonological material for our comparisons. I shall come back to this subsequent to my own analysis of the sound systems of the two idioms in question. I have previously attempted to set up the phonological system of Biblical Gothic (BG) in Nielsen 2010, pp. 430–439 (cf. also 2013, pp. 184–188 and 2015, pp. 51–55). In this paper I shall compare the BG sound system as posited by me in 2010 with that of Crimean Gothic (CG) in order to determine the extent to which the CG system can be derived from Biblical Gothic. Below, I shall compare first the accented vowel systems of the two.

    2 The Biblical Gothic accented vowel system /i/ /u/ /i:/ /u:/ /e:/ /o:/ /ε/ /ɔ/ /ε:/ /ɔ:/ /a/ /a:/ /i/ fiskans (apm.) ‘fish’; itan ‘to eat’ (ON fiskr, OE fisc, OFris./OS/OHG fisk) (ON/OFris. eta, OE/OS etan, OHG ezzan) /ε/ baíran ‘to bear’ [/ε/ occurs before /r, h, hw/ in near complementary distribution with /i/] (ON/OFris. bera, OE/OS/OHG beran) /a/ salt ‘salt’ (ON/OFris./OS salt, OE sealt, OHG salz) /ɔ/ haúrn ‘horn’ [/ɔ/ occurs before /r, h, hw/ in near complementary distribution with /u/] (ON/OE/OFris./OS/OHG horn [< PGmc. *hurna-]) /u/ sunus ‘son’ (ON sunr, OE/OFris./OS/OHG sunu) /i:/ meins ‘my’ (ON minn, OE/OS/OHG mīn) /e:/ -sēþs ‘seed’; hēr ‘here’ (ON sáð, OS sād, OHG sāt, OE sǣd, OFris. sēd [< PGmc. ē1]) (ON/OE/OS hēr, OHG hiar, OFris. hēr/hīr [< PGmc. ē2]) /ε:/ stains ‘stone’ [< PGmc. ai] (ON steinn, OE stān, OFris./OS stēn, OHG stein) /a:/ fāhan ‘to catch’ [< PGmc. -anh-] (ON fá, OE fōn, OFris. fān, OS/OHG fāhan) /ɔ:/ bauþ ‘(he) commanded, offered’ [< PGmc. au] (ON bauð, OE bēad, OFris. bād, OS bōd, OHG bōt) /o:/ flōdus ‘flood’ (ON flód, OE/OFris./OS flōd, OHG fluot)

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     Hans Frede Nielsen

    /u:/ -hūs ‘house’ (ON/OE/OFris./OS/OHG hūs) /iu/ þiuda ‘people’ (ON þjóð, OE þēod, OFris. thiāde, OS thiod(a), OHG diot(a))

    As the above exemplification makes clear, Biblical Gothic (BG) exhibited a short system of five vowel phonemes in which PGmc. /i/ and /e/ had merged; and short /ε/ only arose as what almost amounted to a complementary allophone of /i/, its occurrence being largely restricted to positions before /r, h, hw/. Similarly, the emergence of short /ɔ/ was primarily associated with PGmc. /u/ followed by the same consonants. In the BG long vowel systems, the late PGmc. long vowel ē2 merged with ē1 (cf. Van Coetsem 1994, pp. 98–113), and the PGmc. diphthongs /ai/ and /au/, were – in the opinion of most present-day Germanic scholars – monophthongized to long /ε:/ and /ɔ:/, which were denoted by the same graphemes as those denoting short /ε/ and /ɔ/. Quite possibly, the diphthongal quality may have been retained for a while in Biblical Gothic prior to the monophthongization processes. The circumstance that in Biblical Gothic there appears to have been an increasing tendency for /e:/ to become /i:/ (leikeis ‘doctor’, qeins ‘wife’ instead of lēkeis, qēns) and for /o:/ to become /u:/ (ūhtedun ‘they feared’ instead of ōhtedun), might be explained as a consequence of the monophthongization of /ai/ and /au/ to /ε:/ and /ɔ:/, restricting the phonological space of /e:/ and /o:/ which were pushed in the direction of close tongue-height positions. As for the chronology of the purported monophthongization processes, a possible clue is the fact that Latin writers around AD 300 used the tribal term Austrogoti, whereas around 400 and later the form preferred was Ostrogot(h)i. Similarly, the Latin writers who had rendered the reflex of PGmc. ai as a diphthong around AD  300, tended to use monographemic spelling after 400 (Braune  / Heidermanns 2004, pp. 44, 40). Finally, the long /a:/ phoneme in Biblical Gothic came about solely through the loss of nasal accompanied by vowel lengthening in the sequence PGmc. *-anh-. The long monophthongal system of Biblical Gothic thus consisted of seven phonemic entities (Van Coetsem 1994, pp. 113–114). We therefore end up by positing a total of 13 accented vowel phonemes (including the diphthong /iu/) for Biblical Gothic.

    

    The phonological systems of Biblical Gothic and Crimean Gothic compared 

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    3 The Crimean Gothic accented vowel system /i/ /u/ /i:/ /u:/ /e/ /o/ /e:/ /o:/ /a/ */a:/ /i/ Fisct ‘fish’; Singhen ‘to sing’ (BG fisks, ON fiskr, OE fisc, OFris./OS/OHG fisk) (BG siggwan, OE/OS/OHG singan, OFris. siunga, ON syngva) /e/ Reghen ‘to rain’; Fers ‘man’ (BG rign, ON/OE regn, OFris. rein, OS/OHG regan) (BG waír, ON verr, OE/OFris./OS/OHG wer) /a/ Salt ‘salt’ (BG/ON/OFris./OS salt, OE sealt, OHG salz) /o/ Goltz ‘gold’; Kor ‘grain’ (BG gulþ, ON gull, goll, OE/OFris./OS/OHG gold [< PGmc. *gulþa-]) (BG kaúrn, OE corn, ON/OFris./OS korn, OHG chorn [< PGmc. *kurna-]) /u/ Sune ‘sun’; Thurn ‘door’ (BG sunnō, OE/OFris. sunne, ON/OS/OHG sunna) (cf. BG daúr, OE duru, OFris. dure, OS duri, dura, OHG turi, tura) /i:/ VVichtgata ‘white’; VVingart ‘vine branch, grapevine’; Mine ‘moon’, Schlipen ‘to sleep’; Schietē ‘to shoot an arrow’ (cf. BG hweits, ON hvítr, OE/OFris hwīt, OHG hwīz [< PGmc. ī]) (BG wein, ON vín, OE/OFris./OS/OHG wīn [cf. Lat. vīnum]) (BG mēna, ON máni, OE/OFris. mōna, OS/OHG māno [< PGmc. ē1]) (BG slēpan, OE slǣpan, OFris. slēpa, OS slāpan, OHG slāf(f)an [< PGmc. ē1]) (BG *skiutan, ON skjóta, OE scēotan, OFris. skiāta, OS skiotan, OHG skiozzan [< PGmc. eu]) /e:/ Breen ‘to roast’; stega ‘twenty’; Iel n. ‘health’, Iel adj. ‘healthy’ (*/je:l/?) (BG *braian < PGmc. *brēan [< PGmc. ē1 in hiatus position]) (Cf. OFris. stīge, Mod.HG Stiege ‘a score’ [ /i/

    /u/       <  u

    a ō(n)                          > /a/ ē(đ)

    ī         > /i:/

    /u:/       <  ū



    ẽ         > /e:/

    /o:/       <  õ(m)



    ai         > /ε:/

    /ɔ:/       <  au

    

    The phonological systems of Biblical Gothic and Crimean Gothic compared 

     283

    Examples: dpm. gastim ‘guests’, 2 pr.sg.ind. baíris ‘bear’, 3 pt.sg.subj. nēmi ‘took’ [< late PGmc. -i- < PIE -i-, -e-, -ī-] apm. dagans ‘days’ [< PGmc. -a-] nsf. rūna ‘secret’ [< PGmc. -ō], 1 pt.sg.ind. tawida ‘(I) made’ [< PGmc. -ōn] 3 pt.sg.ind. tawida [< PGmc. -ē(đ)], dsm. daga ‘day’ [< PGmc. -ē] n/asn. faíhu ‘money’, nsm. sunus ‘son’ [< PGmc. -u(-)] nsf. managei ‘crowd’ [< PGmc -ī] jaindrē ‘thither’ [< PIE -ẽ(d)] gsf. anstais ‘grace’, dsf. gibai ‘gift’ [< PGmc. -aiz, -ai] gsm. sunaus ‘son’, ahtau ‘eight’ [< PGmc. -auz, -au] gsf. jainþrō ‘thence’ [< PIE -õ(d)], n/apf. gibōs ‘gift’ [< PIE -ãs], gp. tuggōnō [< PIE -õm] ‘tongues’ (?) nsf. gamaindūþs ‘community’ [< PGmc. -ū-]

    I would like to draw attention to one important difference between Biblical Gothic on the one hand and the later North and West Germanic languages on the other. There are no traces of umlaut (mutation) or breaking (in the Old English or Old Norse sense) in Biblical Gothic unlike what was the case elsewhere in the Gmc. world. In Old Norse there is evidence of a-, i- and u-umlaut as well as of breaking and, for example, in Old English of a- and i-umlaut and of back mutation. This suggests that the quality of vowels in the unaccented syllables of Biblical Gothic did not influence – or was not transferred to – the vowels of the accented syllables by way of compensation for vocalic reduction or loss in unaccented position, an assumption which would seem to underpin our analysis of a BG unaccented system consisting of a significantly larger number of phonemes (nine) than that of the systems of, e.  g., early Old English (four) and Old Norse (three), cf. Nielsen 2000, pp. 100–103. This may well be taken also as an indication that a schwa phoneme /ə/ had not been introduced into the unaccented vowel system of Biblical Gothic (cf. below).

    5 The Crimean Gothic unaccented vowel system A comparison of the final syllables of words attested in Crimean Gothic with the corresponding Biblical Gothic words suggests that a weakening had taken place in the unaccented vocalism of CG in relation to both Biblical Gothic and Proto-Germanic: CG corresponds to BG in Bruder brōþar ‘brother’ Schuuester swistar ‘sister’ Mine mēna ‘moon’ Schlipen slēpan ‘to sleep’ Singhen siggwan ‘to sing’

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     Hans Frede Nielsen

    BG in CG corresponds to seuene sibun ‘seven’ taíhun ‘ten’ thiine CG corresponds to fyder sune

    BG in fidwōr ‘four’ sunnō ‘sun’

    CG corresponds to athe

    BG in ahtau ‘eight’

    CG corresponds to VVaghen

    BG in *wagns ‘wagon’

    BG in CG corresponds to Ada *addja (or *addi) ‘egg’ Brunna brunna ‘fountain’ BG in CG corresponds to Ano hana ‘chicken’ BG in CG corresponds to Siluir silubr ‘silver’ CG corresponds to Stein

    BG in staírnō ‘star’

    Along with the predilection for in the unaccented vocalism of Crimean Gothic, the etymological inconsistency with which the CG unaccented vowels are rendered in comparison with Biblical Gothic (and ultimately with their PGmc. forbears) suggests that a general vocalic weakening to schwa /ə/ had taken place in unaccented position in Crimean Gothic. It should be noted that Irmengard Rauch (1981; 2003, pp.  51–52) operates with the existence of a schwa phoneme as early as in the Biblical Gothic unaccented syllables – pointing, among other things, to evidence for graphic confusion between , and . There is some likelihood, however, that the variation in the representation of the unaccented vowels exhibited by Biblical Gothic was due to the influence of later scribes.

    

    The phonological systems of Biblical Gothic and Crimean Gothic compared 

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    6 The Biblical Gothic consonant system with a note on the Crimean Gothic consonants Because of linguistic and orthographic interference from the Greek informant and Busbecq as well as from the printer it is a difficult task to posit, with any degree of certainty, a Crimean Gothic consonant system. However, from a Gothic comparative angle there would indeed be little point in making such an attempt in view of the fact that, unlike the vowel system, the consonant system of Biblical Gothic can be assumed to have been virtually the same as that reconstructed for Proto-Germanic (Moulton 1972, pp. 144–150; cf. also Marchand 1973, pp. 90, 94; Nielsen 2010, pp. 436–439 and 2015, pp. 52–53, 56). Consonantwise, there would thus be nothing (or, at best, very little) to link Crimean Gothic to a specifically Biblical Gothic consonantal extraction. Just as in the case of the later North and West Germanic languages Crimean Gothic would seem to exhibit a number of consonantal changes in relation to Proto-Germanic, but there would be little purpose in trying to identify these in view of the limited bearing they would have on a discussion that has always had the Gothic or non-Gothic origin of Crimean Gothic as its focal point. Below, I shall therefore confine myself to establishing the Biblical Gothic consonant system – with Crimean Gothic lexical exemplification added wherever possible. As in Proto-Germanic, the BG voiced obstruents denoted by b, d, g were phonemes with stop and fricative allophones, and the voiceless obstruents were organized in two sets of phonemes: stops (rendered by p, t, k) and fricatives (signified by f, þ, h, s). Further, there was an alveolar voiced obstruent, z, which was realized only as a fricative. Biblical Gothic had two nasal phonemes, two liquid ones and two semi-vowels (m, n; l, r; w, j). If with Marchand (1973, pp. 59, 77, 90, 94; for a different view, see Braune / Heidermanns 2004, pp. 81–82 with further references) we choose to regard the BG sounds represented by or as combinations of /h/ or /k/ plus /w/ rather than as labiovelar phonemes in their own right, the contrastive distinctions exhibited by the seventeen consonant phonemes of the BG system may be illustrated in the following way: b /b/ [b] brōþar ‘brother’ (CG Bruder, ON bróðir, OE brōðor, OFris. brōther, OS brōđar, OHG bruoder) [ƀ] liuba (nsm. wk.) ‘dear’ d /d/ [d] daúhtar ‘daughter’ (ON dóttir, OE dohtor, OFris. dochter, OS dohtar, OHG tohter) [đ] þiuda ‘people’, fidur- (attested in compounds) ‘four’ (CG fyder ‘four’) g /g/ [g] gulþ ‘gold’ (CG Goltz, ON gull, goll, OE/OFris./OS/OHG gold) [ǥ] magus ‘boy, servant’ p /p/ paida ‘coat’, slēpan ‘to sleep’, iup ‘upwards’ (CG schlipen, OE slǣpan, OFris. slēpa, OS slāpan, OHG slāf(f)an)

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    twai ‘two’, haitan ‘to call’, wait ‘know(s)’ t /t/ (CG tua, ON tveir, OE twēgen, OFris./OS twēne, OHG zwēne) kaúrn ‘grain’, lēkeis ‘doctor’, ik ‘I’ k /k/ (CG Kor, OE corn, ON/OFris./OS korn, OHG chorn) fidwōr ‘four’, ufar ‘over’, þarf ‘I need’ f /f/ (CG fyder, ON fjórir, OE fēower, OFris. fiuwer, OS fiuwar, OHG fior) þrija (an.) ‘three’, waírþan ‘to become’, qaþ ‘said’ (pt.sg.) þ /þ/ (CG tria, ON þrír, OE þrīe, OFris. thrē, OS thria, OHG drī) handus ‘hand’, faíhu ‘money, property’, tauh ‘drew’ (pt.sg.) h /h/ (CG Handa, ON hǫnd, OE/OFris./OS hand, OHG hant) swart (asn.) ‘black’, staþa (ds.) ‘land, shore’, wisan ‘to be’, was ‘was’ s /s/ (CG Statz ‘land’, OE stæþ, OFris. sted, OS stađ, OHG stad ‘shore’) maiza ‘more’ z /z/ (ON meiri, OE/OFris. māra, OS/OHG mēro; CG hazer ‘1000’ < Middle Persian hazār) m /m/ mēna ‘moon’, niman ‘to take’, nam ‘took’ (CG Mina, ON máni, OE/OFris. mōna, OS/OHG māno) niun ‘nine’, sunus ‘son’, attin ‘father’ (ds.) n /n/ (CG nyne, ON níu, OE nigon, OFris./OS nigun, OHG niun) lētan ‘to let’, filu ‘great, much’, stōls ‘chair’ l /l/ (ON láta, OE lǣtan, OFris. lēta, OS lātan, OHG lāzan) (CG Stul, ON stóll, OE/OFris./OS stōl, OHG stuol) rign ‘rain’, airis ‘earlier’, waír ‘man’ r /r/ (CG Reghen, ON/OE regn, OFris. rein, OS/OHG regan) wait ‘know(s)’, tawidēdeina ‘made’ (3 pt.pl.subj.), ni aiw ‘never’ w /w/ (ON veit, OE wāt, OS wēt, OHG weiz ‘know(s)’) (CG VVaghen ‘wagon’ (BG *wagns), ON vagn, OE wægn, OFris. wein, OS/OHG wagan) jah ‘and’, frauja ‘lord’ j /j/ ((/j/ not attested in CG) OS juk, ON ok, OE geoc, OHG joh ‘yoke’)

    For comparative Germanic reasons, long consonants may also be posited for Biblical Gothic (cf. Marchand 1973, pp. 60, 68–69 with fn. 48 and Braune / Heidermanns 2004, p. 83) – but probably not for Crimean Gothic, cf. CG Ada ‘egg’ and Sune ‘sun’ vs. BG *addja and sunnō (but CG Brunna ‘spring, fountain’ is rendered with -nn- just like BG brunna). There must have been restrictions in Biblical Gothic on the actual distribution of phonemes in the word: /z/, e.  g., did not appear in initial position, and the semi-vowel /j/ is not likely to have occurred finally. In Crimean Gothic, /z/ did not occur initially either, and /j/ is not attested at all.

    

    The phonological systems of Biblical Gothic and Crimean Gothic compared 

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    7 Conclusions It would appear that there is nothing (or very little) in the consonant and unaccented vowel systems of Crimean Gothic to prevent us from deriving both from the corresponding Biblical Gothic systems. To Grønvik (1983, pp.  26–30, 56) the primary criterion for assigning Crimean Gothic to (North-)West Germanic was that the short accented vowels i, e and u developed in different ways in Gothic and in North-West Germanic (NWG), and that Crimean Gothic followed the NWG pattern: retention of PGmc. /i/ and /e/ as in Fisct ‘fish’ and Reghen ‘rain’ (cf. OHG fisk and regan, but BG fisks and rign); and retention of PGmc. /u/ before /r, h, hw/ and lowering to /o/ in front of unaccented /a/ (a-umlaut), cf. CG Thurn ‘door’ and Goltz ‘gold’ vs. BG daúr and gulþ, but OHG tura and gold (< *gulþa-). Grønvik’s view that Crimean Gothic should be bracketed as a specifically WG language and not just as a NWG one, was based on the assumption (Grønvik 1983, pp. 30–33, 56–57) that PGmc. ē1 became /a:/ only in North Germanic at a very early point of time, whereas West Germanic (and especially Rhenish Franconian) retained the /e:/-quality for a while longer (cf. the half-close BG reflex of PGmc. ē1). In Grønvik’s model, there would thus be no need to derive the CG vocalism specifically from Biblical Gothic if the speakers of pre-Crimean Gothic were taken to have emigrated from WG-speaking territory prior to the change of ē1 to /a:/. However, the view taken by Grønvik of the fate of PGmc. ē1 in North and West Germanic is an idiosyncratic one in that /a:/ is supposed by virtually all present-day language historians to have constituted an intermediate stage in the further development to North-Sea Germanic /æ:/ and /e:/. The earliest runic item anywhere to exhibit the shift from PGmc. ē1 to /a:/, the Thorsberg chape from Schleswig dated to about AD 200 (compare -mariz ‘famous’ with BG -mēreis), is thus believed by archaeologists to stem from the region between the rivers Elbe and Rhine (Ilkjær / Lønstrup 1982, pp. 56–58; for a more northerly assignment of the archaeological provenance of the Thorsberg chape, see now Blankenfeldt 2015, pp. 72–74), i.  e. from WG-speaking territory (Nielsen 2000, pp. 61–62; 2015, p. 17), which, if we were to follow Grønvik, supposedly retained the half-close long front vowel! Furthermore, what Grønvik would seem to have overlooked, is that there is orthographic evidence in Biblical Gothic to suggest that the long vowels /e:/ and /o:/ were raised, cf. such variant spellings as qeins ‘wife’ and ūhtedun ‘they feared’ instead of qēns and ōhtedun. This may well indicate that the raising of PGmc. ē1 and ō to CG /i:/ and /u:/ as shown by CG forms such as Mine ‘moon’, Schlipen ‘to sleep’ and Plut ‘blood’, Stul ‘chair’ (cf. BG mēna, slēpan and blōþ, stōl) was well underway in (late) Biblical Gothic, a development triggered by the BG monophthongization of /ai/ and /au/ to /ε:/ and /ɔ:/, restricting the phonological space of /e:/ and /o:/ and pushing them in the direction of close tongue-height positions (cf. above). Grønvik was, of course, right in pointing out that Crimean Gothic exhibited a distribution of short accented /i, e, u/ similar to that of the North and West-Germanic

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     Hans Frede Nielsen

    languages, but it is worth reiterating that, unlike in Biblical Gothic where a merger of /i/ and /e/ occurred, Crimean Gothic exhibited (along with North-West Germanic) a retention of the Proto-Germanic state of affairs. It is true that a-umlaut may have engendered an /o/-phoneme in Crimean Gothic (as well as in North-West Germanic). But in addition to this being an assimilatory change, the addition of /o/ to the short accented vowel system may well have represented a gap-filling process due to the non-merger of /i/ and /e/; a-umlaut in Crimean Gothic may thus have been an independent development. Grønvik (1983, pp. 14–18) follows Stearns (1978, pp. 74–80) in thinking that the only orthographic interference from Busbecq’s Flemish (Dutch) to be reckoned with was one of vowel quantity (and not vowel quality) and that the graphemes were used by Busbecq in accordance with the German and European sound values. But could not the vowel quality of Busbecq’s own native language have interfered with the word forms passed on by his Greek informant? In my opinion, this possibility cannot be ruled out. However this may be, I think that the newly discovered Gothic graffiti from Mangup dated to the latter half of the 9th century corroborate the hypothesis that it was a Gothic idiom that underlay also the Crimean Gothic word material recorded by Busbecq between 1560 and 1562. There is historical and archaeological evidence to suggest that a Gothic colonization of the Crimea was undertaken in the course of the 3rd century AD (see Kokowski 2013, pp. 75–76 for further details).

    Abbreviations apm. accusative plural masculine asn. accusative singular neuter BG Biblical Gothic CG Crimean Gothic dpm. dative plural masculine ds. dative singular dsf. dative singular feminine dsm. dative singular masculine gp. genitive plural gsf. genitive singular feminine gsm. genitive singular masculine ind. indicative Lat. Latin Mod.HG Modern High German n/apf. nominative/accusative plural feminine n/asn. nominative/accusative singular neuter nsf. nominative singular feminine nsm. nominative singular masculine NWG North-West Germanic OE Old English

    

    The phonological systems of Biblical Gothic and Crimean Gothic compared 

     289

    OFris. Old Frisian OHG Old High German ON Old Norse OS Old Saxon PGmc. Proto-Germanic PIE Proto-Indo-European pl. plural pr. present pt. preterite sg. singular subj. subjunctive wk. weak (declension)

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    290 

     Hans Frede Nielsen

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    Arend Quak

    Bergakker Revisited Abstract: The runic inscription from Bergakker (Netherlands) presents some puzzles. First of all, it exhibits a rune form not attested elsewhere which presumably has to be understood as a variant of a u-rune. Furthermore, there is the combination wa, where the a-rune was carved before the w-rune. Although it has often been assumed that the language of the inscription is East Germanic, this article emphasizes that its language might also be regarded as an early stage of West Germanic.

    1 Einleitung Die Runeninschrift von Bergakker, Niederlande, hat seit ihrer Auffindung bereits Stoff für mehrere Beiträge geliefert (vgl. z.  B. Bammesberger 1999). Die Inschrift befindet sich auf einem silbernen, auf der Vorderseite auch vergoldeten Schwertscheidenmundblech aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, das 1996 bei Begehungen mit einem Metalldetektor auf einem Feld im niederländischen Ort Bergakker bei Tiel gefunden wurde. Das Objekt befindet sich jetzt im archäologischen Museum Het Valkhof in Nijmegen. Die Form und Verzierungen des Mundblechs sind charakteristisch für die erste Hälfte des 5.  Jahrunderts, d.  h. für die ersten Jahrzehnte nach dem Ende der römischen Herrschaft in den Niederlanden. Durch den Wegfall der Zentralgewalt war dies eine Zeit großer Instabilität, in der Kriegsherren mit eigenen Armeen herrschten. Über den Fundort Bergakker selbst ist wenig bekannt, doch gibt es Hinweise darauf, dass sich in römischer Zeit hier ein Heiligtum befand. Auch wenn davon möglicherweise noch Reste erhalten waren, so ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass das Heiligtum zu dieser Zeit noch in Nutzung war. Daher dürfte die Annahme, es könne sich bei dem Fund von Bergakker um einen Teil eines Votivdepots handeln, weniger wahrscheinlich sein. Eher handelt es sich bei dem Objekt  – und bei den übrigen Funden – um den Metallvorrat eines örtlichen Schmiedes. Nach Angaben von Looij­ en­ga (2003, S. 317) gibt es auf dem Mundblech keine Gebrauchsspuren.

    2 Die Inschrift Obwohl die Runen zum größten Teil recht deutlich sind, gibt es Schwierigkeiten bei der Interpretation der Inschrift. An erster Stelle betrifft dies eine Rune, die innerhalb der Überlieferung des älteren Futhark einmalig ist. Auf Grund der Stellung in der Inschrift ist es sicher, dass es sich hier um die Wiedergabe eines Vokals handelt.

    292 

     Arend Quak

    Dafür kommt dann entweder eine u-Rune oder eine e-Rune in Betracht, da a und o belegt sind und ein i von der Form her unwahrscheinlich ist. Die Rune erscheint insgesamt viermal in der Inschrift (Rune 4, 6, 13 und 21) und sieht aus wie eine doppelt geritzte Sturzrune u (vgl. Abbildung bei Quak 1997, S. 40). Doppelte Ritzungen findet man auch bei zwei der drei s-Runen in der Inschrift. Es liegt daher näher, hier eine Variante der u-Rune als eine Variante der e-Rune anzunehmen, wie Looijenga (1997; 2003) dies tut. Ihre Meinung gründet zum einen auf der Annahme, dass im ersten Wort das Namenelement þewaR gemeint ist, und zum anderen auf einer Abbildung der verlorenen Inschrift von Engers (KJ 143 = Bügelfibel von Mayen), in der die Stäbe der e-Rune nach innen gebogen erscheinen, dabei jedoch unten nicht zusammentreffen (vgl. Arntz / Zeiss 1939, Tafel XI, Abb. 13). Es ist jedoch fraglich, ob diese eine Inschrift auf die Existenz einer besonderen Variante der e-Rune hindeutet. Im Falle von Bergakker handelt es sich wohl eher um eine zufällige Sonderform der u-Rune. Die Nähe des Fundorts zum Römischen Reich mit der lateinischen Schreibtradition von V für könnte eventuell Einfluss auf den Gebrauch gerade dieser Form in der Inschrift von Bergakker gehabt haben. Die Transliteration der Inschrift würde dann lauten: h a þ u þ u wa s 1 2 3 4 5 6 7 8

    a n n 9 10 11

    k u s j a m 12 13 14 15 16 17

    l o g u n s 18 19 20 21 22 23

    Merkwürdigerweise scheint der Runenmeister vor allem Probleme mit dem ersten Wort, einem Personennamen (?), gehabt zu haben. Während der Rest der Inschrift in der Lesung eindeutig zu sein scheint – wenn man von der ungewöhnlichen u-Rune absieht –, gibt es nur in diesem Namen Unsicherheiten. Zum einen ist es die dritte Rune, die höchst unsicher ist: Sie sieht aus wie eine unvollständige n-Rune, wobei sich der Zweig nur an einer Seite befindet. Vermutlich handelt es sich hier um eine unvollständige þ-Rune, denn eine l-Rune mit nach unten verschobenem Zweig scheint weniger naheliegend, da die Kombination halu- sich sprachlich nur schwer erklären lässt. Die Deutung als unvollständige þ-Rune hat zudem den Vorteil, dass das Resultat ein bekanntes Element des germanischen Personennameninventars darstellen würde: haþu- ‚Kampf‘, vgl. etwa haþuwolAfA und dessen Varianten in den Inschriften aus Blekinge (KJ 95, KJ 96 und KJ 98). Die zweite Schwierigkeit liegt in der siebten Rune (vgl. Abb. 1). Es sieht aus, als ob zunächst eine a-Rune geritzt wurde, die dann in eine w-Rune geändert wurde. Die umgekehrte Abfolge ist nach Nedoma (2010, S. 33 und Anm. 81) nicht wahrscheinlich, genau das ist es jedoch, was Looijenga (2002, S. 319) annimmt: „The w was cut first, since the lower side-twig of the a cuts through the lower part of the hook of the w“ (Bosman / Looijenga 1996, S. 12). Dank der Mitarbeit des Museums war es möglich, von der siebten Rune eine Aufnahme mit einer Mikroskopkamera zu machen, aus der hervorgeht, dass tatsächlich

    

    Bergakker Revisited 

     293

    2   3  

    4  

    5   1  

    Abb. 1: Tiel-Bergakker, Rune 7. © Museum Het Valkhof Nijmegen/LVRLandes­Museum Bonn, Photo: Frank Willer.

    Abb. 2: Tiel-Bergakker, Rune 7. Die vermutliche Abfolge der Ritzungen nach Louis Swinkels.

    zunächst die a-Rune geritzt wurde und dann der untere Strich der w-Rune,1 wie auch Herr Swinkels, archäologischer Konservator des Museums bestätigte (E-Mail vom 24. März 2016; s. Abb. 2). Auf dieser Grundlage hat man nun entweder die Möglichkeit, dass der Runenmeister zunächst þuas ritzte und dies dann in þuwas änderte, weil er die w-Rune vergessen hatte, oder dass er þuws ritzen wollte, versehentlich eine a-Rune ritzte und dies dann verbesserte. Welche von beiden Möglichkeiten vorliegt, lässt sich wohl kaum feststellen. Im zweiten Fall hätte man eventuell eine ostgermanische Form, obwohl man dann doch eher eine Vokalisierung des /w/, also þius erwarten würde, wie es auch für die Sprache Wulfilas angesetzt wird (Lehmann 1986, S. 362). Mit der Möglichkeit einer

    1 Auch nach Reichert (2002, S. 506) wurde zunächst a und dann w geritzt: „dieser [untere Zweig der w-Rune] ist deutlich ein zweites Mal angesetzt, wo er den unteren Zweig des a kreuzt. Es wurde also zuerst ein a geritzt, und dann in zwei Etappen ein zusätzlicher Zweig.“

    294 

     Arend Quak

    Binderune aw/wa muss ebenfalls gerechnet werden, auch wenn Nedoma (2010, S. 33) mit Recht bemerkt, dass sie unüblich sei. Vielleicht sollte man daher nicht von einer Binderune, sondern von einer Verbesserung oder Ergänzung ausgehen. Die meisten Forscher nehmen an, dass der Name als haþuþuwas gelesen werden soll. Das könnte eine Genitivform zu Haþuþuwar sein, mit dem auch andernorts belegten Genitiv auf -as, vgl. asugisalas (Kragehul, KJ 27), godagas (Valsfjord, KJ 55), hnabdas (Bø, KJ 78), [s]kelbaþewas (Hogganvik, N Viking2011;28). Die Form des zweiten Namenelements, þuwar, ist jedoch seltsam, da man sofort an Namen mit dem Element þewar ‚Diener‘ denkt, wie in (Wo)lþuþewar in der Inschrift auf dem Ortband von Thorsberg (KJ 20) und in Skelbaþewar auf dem Stein von Hogganvik (N Viking2011;28). Eine Erklärung für dieses seltsame wäre, dass der Runenmeister, der den Personennamen ritzte, einen Fehler gemacht hat und unter Einfluss der vorhergehenden Silbe ein u statt eines e geritzt hat. Wie oben gesagt, scheint der Runenmeister ja Schwierigkeiten mit diesem Namen gehabt zu haben. In diesem Fall bekäme man einen Namen Haþuþewar, der von der Zusammensetzung her überhaupt nicht auffällig wäre und gut belegte Elemente aus dem altgermanischen Personennameninventar aufweist. Das würde allerdings bedeuten, dass die Inschrift sprachlich zum nordwestgermanischen Kontinuum gehört, denn /e/ in dieser Position kann nicht ostgermanisch sein. Dann wären jedoch einige andere Erscheinungen in der Inschrift seltsam. Dies betrifft die Endungen in den beiden letzten Wörtern: kusjam sieht aus wie ein Dativ Plural und loguns wie ein Genitiv Singular oder Akkusativ Plural. Im Hinblick auf den Gebrauch des Verbs *unnan ist im letzten Fall die Deutung als Genitiv wahrscheinlicher, da dieses Verb etwa im Altenglischen mit Dativ der Person und dem Genitiv der Sache gebraucht wird und man annehmen kann, dass das auch hier der Fall ist. Die Frage dabei ist allerdings, ob diese Endungen am Anfang des 5. Jahrhunderts noch als westgermanische Formen gelten können. Sie sehen eher ostgermanisch aus, auch wenn das -u- in der Endung von loguns zum Altnordischen, Altsächsischen und Althochdeutschen passt (Prokosch 1938, S.  253). Auf jeden Fall scheint eine nordgermanische Herkunft der Dativform kusjam unwahrscheinlich, da die Inschrift von Stentoften (KJ 96; 6./7. Jahrhundert) noch die Endung -mr im Dativ Plural aufweist. Im Westgermanischen kann die Endung -m noch recht lange vorkommen. Man vergleiche etwa im Ortsnamenmaterial der Niederlande Hlithum und Suattingabvrim, beide im Utrechter Güterverzeichnis [918–948] (Gysseling / Koch 1950, S. 337–340). Das -a- in der Endung von kusjam ließe sich dann wohl der frühen Zeit zuschreiben, in der die Form belegt ist. Der Genitiv Singular loguns macht in dieser Hinsicht mehr Schwierigkeiten, weil es sich vermutlich um eine weibliche Form handelt und diese Endung in den westgermanischen Sprachen in historischer Zeit nicht belegt ist. Aber auch hier kann man die Frage stellen, wann das -s der Genitivendung im Westgermanischen geschwunden ist. Man kann ja umgekehrt den Beleg loguns auch als Beweis dafür nehmen, dass am Anfang des 5. Jahrhunderts diese Endung im Westgermanischen noch existierte. Historisch gesehen spricht nichts dagegen, die beiden überlieferten Formen als Dativ Plural

    

    Bergakker Revisited 

     295

    eines westgermanischen a-Stamms und als Genitiv Singular eines ōn-Stammes zu sehen, wobei im letzten Fall in unbetonter Silbe und wechseln, wie es später im Althochdeutschen, Altsächsischen und Altniederländischen belegt ist. Bernhard Mees hat 2002 den Vorschlag gemacht, die Inschrift von Bergakker als altniederländisch einzustufen, obwohl man für das 5. Jahrhundert wohl kaum schon von einer solchen Sprache sprechen kann. Er interpretiert die Inschrift als haþuþȳwas ann kusjam logūns, mit der Bedeutung: ‚Haþuþȳws. Ich (er?) gönne (verleihe) den Auserwählten eine Flamme (Schwert)‘, räumt dabei jedoch ebenfalls ein, dass die Bedeutung der u/y-Rune nicht sicher sei. Im Rahmen seiner Analyse führt er an, dass einige Wörter der Inschrift Merkmale aufweisen, die mit dem späteren Altniederfränkischen übereinstimmen, dessen westlicher Zweig auch Altniederländisch genannt wird: Zum Beispiel könne das von logūns und haþuþȳwas auf eine sehr frühe Auslautverhärtung deuten. Im zweiten Fall ist das aber vielleicht nicht notwendig, weil es sich um einen Genitiv auf -as handeln kann. Wenn sich die Interpretation von Mees als richtig herausstellt, kann der Satz als ältestes Zeugnis der niederländischen Sprache angesehen werden, von der ansonsten bis zum Jahre 1100 recht wenig überliefert ist. Es bleiben allerdings noch einige Schwierigkeiten.

    3 Analyse der überlieferten Formen haþuþuwas  – Am ehesten ist dies wohl als *Haþuþewas aufzufassen, das Genitiv Singular zum Namen *Haþuþewar sein dürfte, s. oben. Man muss dann allerdings einen Ritz- oder Kopierfehler des Runenmeisters annehmen. Letzteres ist nicht ausgeschlossen, wenn man annimmt, dass die Inschrift zunächst auf einem Stück Holz geritzt und dann von dort auf das Metall kopiert wurde (vgl. dazu auch Grünzweig 2004, S. 94–100). Dagegen nimmt Nedoma (2010, S. 33) an, dass man ostgermanisch *Haþuþiws deuten soll, aber das ist hier ebenso eine Emendation wie das . ann  – Dies dürfte das einzige Wort sein, über das sich alle Forscher einig sind: Es handelt sich um die 1. oder die 3. Person Singular des Präteritopräsens *unnan ‚gönnen‘. Dieses Verb kommt etwa im Altenglischen mit einem Dativ der Person und einem Genitiv der Sache in der Bedeutung ‚schenken‘ vor: Ic an Eádwearde ðæs landes ‚Ich schenke Eadweard das Land‘ (BT 1122). Da die beiden folgenden Formen in der Inschrift von Bergakker diesem Gebrauch genau entsprechen, ist wohl auch hier von dieser Bedeutung auszugehen. kusjam – Vermutlich ein Dativ Plural. Ostgermanisch scheint die Auslautverhärtung /s/ von *kuzja- zu sein, sofern das Wort zur Wurzel von pgm. *keusan ‚wählen‘ gehört, was wohl wahrscheinlich ist. Auch hier kann jedoch die Frage nach der Chronologie gestellt werden: Wann fand der Übergang von /z/ zu /r/ im Westgermanischen statt?

    296 

     Arend Quak

    Nach Ausweis der Matronennamen Aflims, Vatvims (1.–3. Jahrhundert) hatte der Übergang zu dieser Zeit im Rheinland noch nicht stattgefunden. Auch die Übernahme von frz. choisir ‚wählen‘ aus altfrk. *kauzjan dürfte auf noch späten Erhalt des stimmhaften /z/ weisen (Euler 2013, S. 52–53).

    loguns  – Vermutlich ein Genitiv Singular. Nicht-ostgermanisch scheint das /o/, da dies dort normalerweise nur vor /r, h, hv/ erscheint, es sei denn man nimmt an, dass es sich um langes /o:/ handelt. Ostgermanisch wäre möglicherweise das -s in diesem Kasus, vgl. got. tuggons. Allerdings könnte es sich hier um eine archaische Form des Westgermanischen handeln, s. oben unter kusjam. In ihrer Dissertation führt Looij­ en­ga (1997) das Wort als Präsenspartizip zu lat. lūcens an, was wohl wegen des o in der Runeninschrift kaum möglich ist und auch wegen des g: Im Spätlateinischen fand eine Palatalisierung des klassischen /k/ zu /tsj/ oder Ähnlichem statt, was wohl kaum mit der Rune g wiedergegeben werden konnte. Geht man dagegen, wie Looijenga (1997; 2003), davon aus, dass die oben erwähnte eigentümliche Rune für /e/ steht, so erübrigt sich der angenommene Kopierfehler u für e in þewas. Stattdessen hat man ein unsicheres Element haþe- oder eventuell hale-. Die Form kesjam wäre dann ebenfalls seltsam. Die Erklärung als Lehnwort aus keltisch oder lateinisch gaesum ‚schwerer eiserner Wurfspieß‘ (Georges I, 2895), die Looijenga in diesem Zusammenhang anführt, ist wegen des /k/ in der Inschrift und wegen der Bedeutung des keltisch-lateinischen Wortes nicht plausibel (vgl. auch EWA IV, S. 168–170).

    4 Schluss Einige Sprachwissenschaftler nehmen an, dass das Scheidenmundblech von Bergakker in die Jahre 425 bis 450 n. Chr. datiert und von den Franken stammt. Einerseits würde die Inschrift dann die Anwesenheit der Franken im Gebiet der heutigen Betuwe – damals Insula Batavorum – voraussetzen, was römische Quellen durchaus stützen, andererseits würde sie zeigen, dass die Franken damals auch Runen verwendeten, was weniger sicher ist. Runeninschriften aus fränkischem Gebiet sind im Allgemeinen jünger. Daher ist die Annahme, dass es sich um eine ostgermanische Inschrift handelt, gar nicht auszuschließen. Allerdings muss man dann auch annehmen, dass es sich um einen ostgermanischen Söldner handelte, denn nach Looij­ en­ga (2003, S. 317) entstammt das Objekt der lokalen Handwerkstradition, sodass es sich wohl kaum um ein Beutestück handeln dürfte, wie Nedoma (2010, S.  38) dies annimmt. Die Unsicherheit über die Chronologie der lautlichen Entwicklungen im Westgermanischen macht jedoch auch eine Interpretation als archaische westgermanische Inschrift durchaus möglich.

    

    Bergakker Revisited 

     297

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    Judy Quinn

    Darraðarljóð and Njáls saga Abstract: A traditional, anonymous poem spoken by valkyries, exulting in the death of one warrior and the protection of another, is quoted in full in one of the last chapters of Njáls saga. The prosimetric shift disturbs the generic expectations of the Íslendingasögur on a number of levels: poetic quotations are conventionally of only a single stanza, spoken by characters in the saga; the narrative context at this point in the saga is a pious account of the death of the Irish King Brian; and the circumstances described in the poem do not correspond neatly to the prose account. In this essay I explore why such an unexpected poem might have been incorporated into the saga at this point in the narrative, when the focus of the final chapters of the saga is squarely on Kári Sǫlmundarson and his dangerous but ultimately successful single-handed vengeance mission against the burners of Njáll and his family. The quotation of the poem Darraðarljóð within Njáls saga is strikingly unconventional, the style of saga prosimetrum in the Íslendingasögur usually favouring the occasional quotation of single stanzas spoken by participants in the narrative action. In the corpus of over forty extant Íslendingasögur this is, in fact, the only instance where an apparently complete, anonymous poem is quoted. While some manuscripts of Egils saga preserve entire poems in the skaldic tradition attributed to the poet Egill Skallagrímsson, no manuscript preserves all of the long poems and the process by which the poems made their way into the written record seems to have been one of accretion of single whole poems to the saga text during the written transmission of the saga rather than being a reflection of the design of the saga narrator (Clunies Ross 2010). The situation with the inclusion of an entire poem within Njáls saga is different, with the full text found across the earliest manuscripts of the two recensions which preserve the last phase of the saga narrative (Njáls saga, pp. cxlix–clxiii). Where there does seem to be evidence of the accretion of verses within Njáls saga during manuscript transmission, it is in the addition of lausavísur (single stanzas), a significant number of which appear in a particular recension of the saga (Nordal 2008). The full text of Darraðaljóð, on the other hand, seems to have been integral to the work from its earliest extant stage. The incorporation of the poem into the saga narrative therefore appears to have been a very deliberate act by the narrator of the saga, and not an accidental or confused addition by a scribe during the saga’s transmission. The landing of a whole poem in the saga creates a splash in the prosimetrum, one whose ripples, I will suggest, extend beyond the immediate context of quotation and have implications for the interpretation of the saga as a whole. Before turning to the immediate prosimetric context of the poem, however, it is important to place Darraðarljóð within the movement of the saga’s plot. The poem is quoted during the final phase of the narrative, as the exiled Flosi, leader of the party that burned Njáll

    300 

     Judy Quinn

    Þorgeirsson and members of his family in their farmstead, is pursued by the loyal friend of the sons of Njáll, the Hebridean Kári Sǫlmundarson, as both parties travel south through Britain. Kári’s resolve to exact vengeance is intense, having lost in the burning his young son by Helga Njálsdóttir, Þórðr Kárason, who was being fostered by his grandfather, Njáll. Even after significant vengeance for the burning had been wrought, Kári has steadfastly refused the settlement which he nonetheless urged others to accept. His is a personal vendetta which he intends to pursue alone, as he tells the chieftain Þorgeirr skorargeirr Þórisson: “‘En þó kalla ek nú, at vit hafim hefnt brennunnar, en sonar míns kalla ek vera óhefnt, ok ætla ek mér þat einum, slíkt sem ek fæ at gǫrt’” (Njáls saga, p. 422)1 (“Though I now declare that we have avenged the burning, my son remains unavenged and I intend to carry that out alone, as far as I am able.”). In a later conversation with Þorgeirr, Kári identifies his remaining targets: “‘Drepa ætla ek Gunnar Lambason ok Kol Þorsteinsson, ef fœri gefr á.’” (Njáls saga, p. 436) (“I intend to kill Gunnarr Lambason and Kolr Þorsteinsson if the opportunity arises.”). Kári is portrayed in the saga narrative as a fervent avenger, one who pursues vengeance at considerable risk to himself but who nonetheless emerges unscathed from violent encounters even when significantly outnumbered. The account of Kári’s single-handed fight with Mǫrðr Sigfússon, Sigurðr Lambason and Lambi Sigurðarson, for instance (ch. 146), in which two of his assailants die and the other runs away, depicts Kári’s martial manoeuvres in detail, as with balletic dexterity he wields a spear in one hand and a sword in the other. Although he has no shield to protect him, none of his attackers’ weapons appear, somewhat miraculously, to touch him. Another account of Kári’s apparent invulnerability even when outnumbered is found in chapter 150 of the saga. During the exile of the burners, Kári pursues further opportunities for vengeance. The first occasion arises when King Sigtryggr Óláfsson of Dublin is visiting Orkney to garner support from the Orcadian earl Sigurðr to join forces against King Brian in Ireland. Kári arrives at the earl’s hall on Christmas Day while a feast is taking place, with Flosi and his supporters numbered among the earl’s retinue. As Gunnarr Lambason is regaling the company with the story of the burning of Njáll, reveling in the cruelty of burning men alive, Kári rushes into the hall with drawn sword, declaring: Hrósa hildar fúsir, – hvat hafa til fregit skatnar, hvé ráfáka rákum rennendr? – Níals brennu; varðat veiti-Njǫrðum víðeims at þat síðan,

    1 Quotations from Njáls saga are from the Íslenzk fornrit edition; translations of quotations are my own.

    Darraðarljóð and Njáls saga 

    

     301

    hrátt gat hrafn at slíta hold, slæliga goldit. (Njáls saga, p. 443) Battle-eager men boast of the burning of Njáll: what have people heard about how we put to flight the ship’s sailors [Flosi’s men]? Compensation was not weakly offered to the granting-gods of the sea’s gleam [> gold > generous men] for that afterwards; the raven got raw flesh to rip into.

    Kári goes straight up to Gunnarr and decapitates him, the latter’s head flying off and landing on the table in front of the king and earls, splattering them with blood. When the startled host orders Kári to be seized and killed, none of his men obeys (Kári had once been a member of their company) and Flosi intervenes to explain that Kári had good cause for the killing. No-one pursues Kári as he goes back to his ship and sails away, the aftermath further affirmation – through a conversation between the king and earls – that Kári is an outstanding fighter, undaunted in his courage (Njáls saga, p.  444). He is presented by the saga narrator as untouchable. It is not long before Kári catches up with his last target, Kolr Þorsteinsson, who is on the point of marrying a wealthy woman in Wales. Kári decapitates him too, while he is in the middle of counting his money, his head uttering the number ten as it flew from his body, the saga memorably recounts (Njáls saga, p.  460). Throughout these chapters, the saga’s focus remains on Kári’s pursuit of vengeance, his words after the killing of Kolr reported to underline the success of his overarching mission: “‘Ségið þér Flosa, at Kári Sǫlmundarson hefir drepit Kol Þorsteinsson; lýsi ek vígi þessu mér á hendi.’” (Njáls saga, p. 461) (“Let Flosi know that Kári Sǫlmundarson has killed Kolr Þorsteinsson; I proclaim that I am responsible for this killing.”). In between these two vengeance killings, a further fifteen of the burners lose their lives in the battle of Clontarf in Dublin (Njáls saga, p. 453), a fact that is noted just before the narrative turns to the recitation of Darraðarljóð in chapter  157 of the saga. While the poem is not directly linked to Kári’s mission, its thematic engagement with the supernatural protection of a fighter in battle resonates with the saga’s depiction of Kári throughout the saga. The poem of eleven stanzas is spoken in the first-person plural by figures who identify themselves as valkyries. The poem may be paraphrased as follows: v. 1: A loom is set up before the fall of the battle-dead; it rains with blood. Now a fabric of men is made by the girl-friends of Randvér’s slayer [> valkyries]. v. 2: The warp is warriors’ guts, weighted by skulls, blood-drenched spears as loom-rods. With our swords we must strike this victory-weave. v. 3: Hildr goes to weave, Hjǫrþrimul, Sanngríðr and Svipul, with drawn swords. The spear-shaft will snap, the shield will break, the helmet-dog [> sword] will pierce the shield. v. 4: Let us wind the weave of the pennant [> battle], that which the young king had before. We shall go forward and wade into the troops, where our friends exchange weapon-blows.

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    v. 5:

    Let us wind the weave of the pennant [> battle], and then let us follow the war-leader; there Gunnr and Gǫndul, who protected the king, see the bloody shields of warriors. v. 6: Let us wind the weave of the pennant [> battle], there where warriors’ standards advance. Let us not let his life be lost; the valkyries have their choice of the slain. v. 7: Those people will rule the lands, who beforehand lived on outlying headlands. I declare death to be decided for the mighty ruler; now the earl has sunk down before spear-points. v. 8: And the Irish will endure sorrow, which for warriors will never fade. Now the fabric is woven and the battlefield reddened; news of men’s deaths will travel across lands. v. 9: It is gruesome now to look around as a bloody cloud gathers in the sky. The air will be coloured with people’s blood when our prophecies get transmitted. v. 10: We spoke well of the young king; let us sing many fortune-bringing victory songs. Let whoever listens to the song of the spear-women [> valkyries] learn it and entertain men. v. 11: With brandished swords, let us ride out hard on bare-backed horses, on our way from here. The conceit of the poem is that the valkyries’ weaving is the performance of war, their chant the song of battle. The names the valkyries identify themselves with generally align with the semantics of war: Hildr and Gunnr are also common nouns for battle and Hjǫrþrimul means ‘sword-thunder’; Sanngríðr, however, seems to mean ‘true giantess’ – a point I shall return to. The kenning vefr darraðar,2 repeated three times in verses 4, 5 and 6, reiterates the connections between the performance of their weaving and the outcome of battle. The text the valkyries chant is the fabric they weave is the battle they enact is the death sentence they determine for the losing warrior and, conversely, the protection they ensure for the warrior they single out (v. 5). The role of the valkyries in bringing about victory is in fact highlighted throughout the poem: their cloth is a victory-weave (sigrvefr, v. 2) and what they voice brings victory to their chosen one (sigrhljóð, v. 10). As they say (v. 6), valkyries have their choice of the slain and can determine whether a particular fighter will be protected by them and therefore live to fight another day. Other Old Norse eddic poems can help to illuminate the generic conventions and cultural traditions which are given expression in Darraðarljóð. Almost all other whole

    2 The meaning of the noun darraðr is uncertain but the referent of kennings with the word as determinant are all certainly battle: it probably means ‘battle-pennant’; or possibly ‘spear’, battle figured here as the weaving of the pennant or the weaving of the spear (see further Holtsmark 1939 and Poole 1991, pp. 125–131).

    

    Darraðarljóð and Njáls saga 

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    eddic poems are preserved either in the thirteenth-century Codex Regius anthology of poems (GKS 2365 4o) and its sister manuscript (AM 748 Ia 4o), or singly in compilation manuscripts as independent entities. There is only one other occasion where a whole eddic poem is integrated into prosimetrum and quoted in full, and that is the quotation of Grottasǫngr within the Codex Regius text of Skáldskaparmál (GKS 2367 4o), part of Snorra Edda. John Hines (2002) has drawn attention to some of the similarities between Darraðarljóð and Grottasǫngr: their similar eddic form and the use of the plural first-person voice, as well as the possible context of composition in the Orkneys. But there is another more telling parallel between the poems, and that is their common interest in kings chosen to die and in valkyries as agents of both protection and death (Quinn 2013). Grottasǫngr is about a legendary king called Fróði: attempts to identify him among the various similarly-named contenders from other sources have not proved successful (Tolley 2008, pp. 10–14). He mistreats two giantesses who work a mill for him and his greed for gold has them milling without rest, until they turn on him and decide instead to grind out an army against him. The focus in this poem is on the death of the unworthy king, rather than on the unnamed victor of the ensuing battle. In the course of the poem, the speakers morph into valkyries – hence the significance of one of the Darraðarljóð valkyries name meaning ‘true-giantess’ – and the speakers recount their valkyrie activities (Grottasǫngr 13–15): ‘En vit síðan Steyptum stilli, Fram heldum því á Svíþjóðu studdum annan, þau misseri framvísar tvær veittum góðum at vit at kǫppum í folk stígum. Gothormi lið. kendar váru[m]. Beiddum bjǫrnu Vara kyrrseta Þar skorðu vit en brutum skjǫldu, áðr Knúi fell. skǫrpum geirum gengum í gegnum blóð ór benjum gráserkjat líð. ok brand rúðum.’ (Faulkes 1998, I, p. 55) And afterwards we two foresighted ones strode into the army in Sweden. We challenged [warriors] and broke shields, we went through the grey-shirted troop. We brought down a ruler and propped up another, we granted good Guthormr support. There was no sitting quietly until Knúi fell. We kept on like this for some seasons such that we were known as champions. We scraped blood from wounds with sharp spears and we reddened the sword.

    Significantly, the valkyries here are figures who not only choose who will die by the sword but also which king is worthy to rule, a broader social function that may have implications for our understanding of Darraðarljóð in the context of the struggle for political control of Dublin, a subject I shall turn to shortly. In Old Norse mythology, the valkyrie’s role is, broadly speaking, to help stock Valhǫll with an excellent squad of warriors in preparation for the cosmic show-down of ragnarǫk, when the gods battle against an alliance of hostile forces. In some sources, valkyries are shown to

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    be working in concert with the god Óðinn, whereas in others (such as Grottasǫngr and Darraðarljóð), they appear to be independent agents of fate, animated figures representing the moment of death in battle. In either tradition, excellent warriors are selected from the theatre of war and recruited to Valhǫll, creating a potential paradox that the best warrior nonetheless is defeated by his enemies who therefore win the battle. There are other instances too, within the Codex Regius anthology of eddic poems, of valkyries being presented as protecting their favoured warrior-hero in battle. In Helgakviða Hundingsbana in fyrri the depiction makes the role of protector explicit: Enn þeim sjálfum Sigrún ofan, fólkdjǫrf, um barg ok fari þeira …

    (st. 30)

    And above them, Sigrún herself, brave in battle, protected them and their ship … Kómu þar ór himni hjálmvitr ofan – óx geira gnýr – þær er grami hlífðu … sárvitr flugo.3

    (st. 54)

    Helmeted creatures came down there, out of the sky, the ones who protected the prince – the sound of spears [> battle] grew louder – the wound-giving beings [> valkyries] were flying.

    The same pattern is seen in relief in Helreið Brynhildar, where the valkyrie disobeys the mission she has been sent on by Óðinn, choosing to protect a young warrior and killing off an aged war-horse instead. Identifying herself as a valkyrie (st. 7) – Hétu mik allar í Hlymdǫlum Hildi undir hjálmi, hverr er kunni. They all called me Hildr-under-the-helmet, those in Hlymdale who knew me.

    – Brynhildr explains that in an act of wilful insubordination, she protects a young warrior she is drawn to by sending Óðinn an elderly substitute (st. 8): Þá lét ek gamlan á Goðþjóðu Hjálm-Gunnar næst heljar ganga; gaf ek ungum sigr Auðu bróður; þá varð mér Óðinn ofreiðr um þat. Then I made Helmet-Gunnarr, the old man of the Gothic people, go straight off to Hel; I gave victory to the young brother of Auðr; then Óðinn became furious with me for that.

    3 Quotations of poems from GKS 2365 4o are based on the fourth edition of Neckel and Kuhn, with the orthography normalised.

    Darraðarljóð and Njáls saga 

    

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    An elaboration of this situation seems to be the point of reference in another snatch of verse quoted within a prose link in the poem Sigrdrífumál. Here a valkyrie who names herself Sigrdrífa (a compound meaning ‘victory snow-storm’) explains that Óðinn had promised victory to an old warrior called Hjálm-Gunnarr who was in combat against a young adversary. The valkyrie explains that she brought the old warrior down, apparently motivated by the desire to protect the younger fighter: annar hét Agnarr, Auðu bróðir, er vætr engi vildi þiggja. (‘The other one was called Agnarr, brother of Auða, whom no-one wanted to protect.’)

    Still further analogues for the valkyrie’s role in either protecting or bringing about a warrior’s death are found in a group of tenth-century praise poems, Haraldskvæði, Eiríksmál and Hákonarmál (see further Genzmer 1956 and Marold 1972; 2003). In Haraldskvæði, by the skald Þorbjǫrn hornklofi, the praise poem is staged as a dialogue between a valkyrie, who is scouting for talent for Valhǫll, and a raven who has first-hand knowledge of where the good battles are likely to take place. The raven advises the valkyrie to follow Haraldr and the poet describes Haraldr’s many battle successes. The integrity of the extant poem (preserved only as the sporadic quotation of stanzas within a saga) is problematic and unlike the other poems in this set, it does not focus on Haraldr’s own death; it nevertheless contributes to evidence that during the tenth century, poets were interested in depicting valkyries’ activities in the theatre of war as a way of celebrating great war leaders. Another poem from the middle of the tenth century, the anonymous Eiríksmál, is set in Valhǫll and portrays valkyries within Óðinn’s household as they await the arrival of a war hero. When the slightly querulous warrior (identified as the legendary Sigmundr) asks why Eiríkr had to die in battle if he was such a good fighter, Óðinn explains that one never knows when the grey wolf is going to nudge its way into the home of the gods, a reference to his anxiety about ragnarǫk and the pressing need for new recruits. The same trope is found in Hákonarmál, a eulogy for King Hákon Haraldsson by Eyvindr skáldaspillir Finnsson, dated to around a decade later. The poet depicts a valkyrie explaining to the doomed king that the gods’ force is strengthened by the recruitment of his army to Valhǫll (sts. 10–12): Gǫndul þat mælti,    studdisk geirskapti: ‘Vex nú gengi goða, es Hǫ́ kuni hafa    með her mikinn heim bǫnd of boðit.’ Vísi þat heyrði,    hvat valkyrjur mæltu mærar af mars baki; hyggiliga létu    ok hjalmaðar stóðu ok hǫfðusk hlífar fyrir.

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    ‘Hví þú svá gunni*    skiptir, Geir-Skǫgul, órum þó verðir gagns frá goðum?’ ‘Vér því vǫldum*,    es þú velli helt, en þínir fíandr flugu.’ (SkP I, pp. 185–186) Gǫndul said this – she leant on a spear-shaft: ‘The success of the gods increases now, since the gods have invited Hákon home with his great army.’ The army leader heard what the famous valkyries said on horseback; they behaved circumspectly, remained helmeted and held their shields in front of them. ‘Why did you decide the outcome like this, Spear-Skǫgul, even though we deserved victory from the gods?’ ‘We caused it to happen that you held the field and your enemies fled.’

    Hákonarmál presents a more satisfying outcome for the warrior recruited to Valhǫll by valkyries: although he must inevitably die, in this instance he has the consolation of knowing that, despite his death, his forces routed the enemy and won the battle. The depiction of Hákon’s reception in Valhǫll is particularly interesting considering that in some sources he is presented as a Christian, having been fostered in England by King Æthelstan and baptised there. The period in which Christian ideology penetrated Scandinavian culture was probably protracted and many traditional notions, including the consolation offered by the valkyrie, seem to have been slow to wane. Indeed in Anglo-Saxon England, where Christianity had been officially established for centuries, belief in valkyries was a matter of concern to clerics even in the early eleventh century, judging by the mention of wælcyrian (valkyries) in Wulfstan’s Sermo Lupi ad Anglos. Wulfstan was archbishop of York, a milieu in which Scandinavian traditions were part of the cultural mix (Poole 1991, pp. 121–122), just as they were across the Irish Sea in Dublin where political power oscillated between Irish and Hiberno-Norse kings, the latter supported by vikings, many of whom were pagan. One of the flash points in the struggle for control of Dublin in the early eleventh century was the battle fought there between the coalition of warriors of Scandinavian descent, led by Sigtryggr Óláfsson (whose father had been king of Dublin and York) and Brian boru, whose power base was in Munster. It is with this battle, fought around Clontarf, that the narrator of Njáls saga connects Darraðarljóð. That belief in valkyries as agents of battle fate might have been current in some circles in early eleventh-century Ireland is lent support by Wulfstan’s sermon which was roughly contemporary with the battle of Clontarf. As many commentators on the poem have observed, however, there is actually a frustrating lack of specific historical reference within Darraðarljóð. There is no shortage of names but they are almost all mythological: the names the valkyries identify themselves with (vv. 3 and 5) and the name of a sea-king or legendary king whose identity is anyway subsumed within a kenning whose referent is “valkyries” (v. 1). The only specific references are to the Irish (Írar, v. 8) – who will be made sorrowful by the battle – and the unnamed people who previously lived on outlying headlands will now control territory (ráða lǫndum, v. 7). The valkyries repeatedly commit themselves to protecting a young king (konungr ungr, vv. 4 and 10), while condemning to death a

    

    Darraðarljóð and Njáls saga 

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    powerful ruler (ríkr gramr, v. 7). In broad terms, this outline of events can be matched to the circumstances of the historical battle. The most obvious candidate for the powerful ruler who dies at Clontarf is Brian. The reference to the “young king” is more enigmatic, but it is possible that such an epithet was associated with Sigtryggr who was probably still young when he established himself as king of Dublin in the early 990s. While he would have been a mature adult by 1014 – though of a much younger generation than Brian who is thought to have been 73 when he died – he might nevertheless still have been considered a young king. Many of the prose accounts of the battle of Clontarf are coloured by the impulse to turn Brian into a legendary king, yet the historical record seems to confirm the gist of Darraðarljóð – that victory was not his. After all, Sigtryggr survived as king of Dublin until driven overseas in 1036 (according to the Annals of Tigernach). Opinions nonetheless vary about which particular historical battle may have occasioned the composition of Darraðarljóð, especially in light of the prose account of the battle of Clontarf presented in chapter 157 of Njáls saga, which describes the viking army fleeing. In the saga account, the depiction of Brian verges on the hagio­ graphic and Sigtryggr is rarely in the limelight, mentioned only as commanding one of the wings of the viking army and being among those who fled (Njáls saga, pp. 450– 452). (According to the Irish account in Cogadh Gaedhel re Gallaibh, he took no part in the battle at all.) A line of scholars from Nora Kershaw (1922) to Russell Poole (1991) to Matt Townend (2003) and to the most recent editor of Darraðarljóð, Robert Fulk (who kindly made available to me a draft of his forthcoming edition), have all drawn the conclusion that the battle the poem commemorates is not Clontarf at all; possibly, they contend, it is a battle in which the Irish are defeated a century or so earlier, in 919, in which another Sigtryggr was the victor. John Hines, however, has bucked this trend, which as he points out gives priority to the prose account over the orally transmitted eddic poem, which may well have been composed in the early eleventh century (2002, p. 5). Hines interprets Darraðarljóð as a panegyric for Sigtryggr, albeit an apologetic one, which works to exonerate him for having survived Clontarf. Máire Ní Mhaonaigh too regards Darraðarljóð as a poem about Clontarf, getting around the discordance between the prose account in the saga and the poem by suggesting the latter should be interpreted as “a comment on the battle, rather than a mere description of it” (2007, p. 94). The question nonetheless remains as to why the narrator chose to include a poem whose triumphalist spirit jars with the reverent and sometimes pious tenor of the prose description of Brian’s death. The segue into the poem provides part of the evidence from which we might deduce the narrator’s motivation. The saga narrator devotes considerable attention to exploring the shockwaves of Clontarf felt throughout the region through the reporting of a number of portents experienced in the islands of the north Atlantic at the time of the battle. Staged as omens of doom, they are nonetheless retrospective reflections on the battle that has in fact already been narrated. The sequence of portents related in chapter 157 of the saga is as follows:

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    1. In Caithness on Good Friday, a man called Dǫrruðr sees twelve riders enter a hut; he peers in to see women weaving human intestines on a loom weighted by men’s skulls, with a sword and arrow used as shuttle and beater. Their chanted verses (Darraðarljóð) are quoted by the saga narrator. When their song and cloth are finished, the women reportedly tear up the fabric, each departing with a piece of it. Dǫrruðr turns from the window and goes home, while the women got back on their horses and rode away. 2. A man named Brandr Gneistason sees a similar thing in the Faroes. 3. In Iceland at Svínafell, blood appeared on a priest’s chasuble on Good Friday and he had to take it off. 4. Another priest in Iceland, at Þváttá, found himself unable to sing mass on Good Friday after seeing a terrifying ocean abyss beside the altar. 5. In Orkney, one of earl Sigurðr’s men, Hárekr, thought he saw the earl but when he rode over to meet him, the earl and his men all disappeared behind a hill. 6. In the Hebrides, earl Gilli dreamed that a man called Herfiðr from Ireland visited him. When he asked for news, the man recited a verse. The earl discussed the dream with Flosi; a week later a visitor told them about the battle in which Brian died. Although Christian offices and vestments mediate some of the apparitions, their hellishness relates to both pagan and Christian superstitions regarding an imminent, violent death. By placing the chanting of the valkyries at the beginning of the sequence, the narrator foregrounds pre-Christian beliefs about a warrior’s fate in battle, couched in terms of being favoured or doomed in battle by an agent of fate. As we shall see, the narrator of Njáls saga has frequently turned to poetry in the skaldic tradition in earlier chapters to reflect on elements of the story, and seems to have had a particular fascination with poetry that involved the supernatural.4 Furthermore the desire to include Darraðarljóð in the saga seems to have been so strong that it impelled the narrator to create a plausible medium through which the poem could be reported, a Scot named Dǫrruðr. His name is ingeniously wraught out of the central conceit of the poem (the darraðarvefr) or possibly derived from the name of the poem, Darraðarljóð, if it was current in oral circulation at the time of writing – though no medieval manuscript of the saga preserves the title. Such a process finds a parallel in Ágrip af Nóregskonungasǫgum, as Russell Poole has shown (1991, p. 130), where a kenning for ship (skeiðar-brandr) within a quoted skaldic verse is commuted into a king in the accompanying prose account (named Skeiðar Brandr), complete with a brief biography and a martial itinerary (Driscoll 1995, p. 2). Matthew

    4 On the role of the supernatural in the saga, see McTurk (1992); for earlier scholarship on the valkyrie episode see Krappe (1928); and on the artistry of the saga more generally, Einar Ólafur Sveinsson (1971) and Lönnroth (1976).

    

    Darraðarljóð and Njáls saga 

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    Townend (2003, p. 55) has suggested that the author of Njáls saga, or a predecessor, was not necessarily in command of this particular source judging by the apparent folk-etymological invention of a saga character. And the rather literal-minded staging of the valkyries’ war-chant led Klaus von See (1959) to suggest that the author of Njáls saga misunderstood the subtlety of the poem’s conceit, where weaving has metaphorical value, when he doggedly sets up the loom in the hut. While the prosimetric scaffolding the narrator constructs to support the poem does not bear much weight, there again he does not seem to have mediated it to try to make it more convincing: he appears to have included the poem just as it was transmitted to him (Hines 2002, p. 5), without apparently altering it to fit the prose narrative he has just forged. However contrived the transition might be, it is clear the narrator wanted to incorporate the poem into the saga at this point – even though it tugs against the account of Brian’s death that he has just set out in such detail. The last of the portents listed above included the quotation of a verse about a battle: “brandr gall á Írlandi … Bríann fell ok helt velli.” (Njáls saga, pp. 459–460) (the sword-blade screamed in Ireland … Brian fell but prevailed on the battle-field.). Contrary to the outcome indictated in Darraðarljóð, this verse suggests that, despite his death, Brian had victory – an outcome not unlike that designed by valkyries for Hákon, though in both cases that would have presented an uncomfortable scenario for a Christian king. The Hebridean earl’s dream verse points up the heterogeneous nature of the sources drawn together by the narrator of Njáls saga in this phase of the narrative: the prose account of Brian’s martyr-like death at the hands of non-Christian forces (which is almost certainly underpinned by learned Christian writing), a traditional eddic poem derived from oral tradition and a medley of reported apparitions, some of which may have travelled with the kernel of the plot down through the generations from the eleventh century to the thirteenth and some of which may have been created during the literary composition of the saga. The dream verse is quite possibly a later composition, fitting as it does so neatly with the prose account of the battle. Its quotation also provides the opportunity for the reporting of further conversations between the earl and Flosi which end rather abruptly when Flosi tells the earl he still has to make a pilgrimage to Rome (Njáls saga, p. 460). Flosi goes on his pilgrimage as atonement for the burning. After his detour to Wales to kill Kolr, Kári also makes a pilgrimage (though it takes just one sentence to narrate it), after which he returns to Iceland, where he is ship-wrecked on the approach. Geographical circumstance and bad weather lead Kári and his men to seek shelter with Flosi, as Kári says “‘at reyna þegnskap Flosa’” (Njáls saga, p. 463) (“to test Flosi’s nobility”). When Flosi recognizes Kári, he offers him a warm welcome – “[hann] minntisk við hann” (he embraced him) – as well as hospitality and the offer of his niece in marriage. All of this Kári accepts without comment, the saga narrator observing that there was no longer any legal dispute between them: “Sættusk þeir þá heilum sáttum.” (Njáls saga, p. 463) (They made a full reconciliation.). Flosi disappears at sea on a later voyage, with the saga ending by enumerating Kári’s outstanding descendants.

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    Njáls saga is a complex text, composed out of a pluralistic cultural tradition. The Christian tenor of elements of the saga has tended to polarise scholars, some drawn to parallels in Christian literature as a means of explaining the saga’s overall meaning, with others skeptical about how deep-rooted the Christian discourse of the saga which surfaces from time to time really is. Lars Lönnroth, an early proponent of the first approach, last year reviewed recent books on Njáls saga, concluding that the saga is “inte enbart en kristen text utan också en släktfejdsberättelse förankrad i muntlig tradition sedan vikingatiden”, and as such, “den kan läsas på flera sätt, såväl rimliga som mindre rimliga.” (2015, p. 383). Nonetheless, like Andrew Hamer (2014), Lönnroth foregrounds ideas of guilt and penance, picturing Kári and Flosi falling into each others arms on their return to Iceland: “De båda kombattanterna faller vid hemkomsten i varandras armar” (Lönnroth 2015, p. 382) – which, as the quotation above shows, is not quite the case. Certainly it would be difficult to see the quotation of Darraðarljóð as part of a Christian-minded design, except perhaps as contrived testimony of false prophecy (if so, nothing is made of it). Many earlier scholars in fact suspected the whole Clontarf episode to be an interpolation, when such explanations were fashionable (Njáls saga, pp. xlv–xlix). A contemporary literary approach, such as William Ian Miller’s, expresses dissatisfaction with the Clontarf episode in another way: “How could [the saga writer’s] taste lapse like this?” (2014, p. 295). There is no easy congruence between the angle on Clontarf offered by Darraðar­ ljóð and the geometry of the prose account, but the emphasis on battle victory is abundantly clear within the poem: it is all that matters. Victory is achieved, at least figuratively, with a valkyrie by a warrior’s side, the clang of weapons figured as her song, and the inevitability of victory imagined as her prior design. Verses celebrating valiant warriors occur throughout Njáls saga and, taken together, seem very much in accord with the tenor of Darraðarljóð. This style of verse is first instanced in chapter 77 of the saga, with a stanza composed by Þorkell Elfarskáld to commemorate Gunnarr Hámundarson’s famous last stand, when he wounded sixteen men and killed two more before he was overcome (Njáls saga, p. 190). The next stanza quoted in the saga gives the dead hero the last say, Gunnarr’s cheerful words reported to have been clearly audible near his grave-mound: … Heldr kvazk hjálmi faldinn hjǫrþilju sjá vilja vættidraugr en vægja, val-Freyju stafr, deyja – ok val-Freyju stafr deyja. (Njáls saga, p. 193) …  That wielding-log (or ghost) of the sword-plank [> shield > warrior: Gunnarr], wearing a helmet, said he, staff of slaughter-Freyja [> valkyrie > warrior], would rather die than yield – staff of slaughter-Freyja [would rather] die.

    Darraðarljóð and Njáls saga 

    

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    Gunnarr refers to himself using the warrior-kenning “staff of the valkyrie”, invoking a world where valkyries accompany fighters, assisting them as they cause carnage even if the odds are against their survival. Another verse apparently spoken from beyond the grave is quoted in chapter 130 of the saga, when in the ruins of Njáll’s farmhouse the burners hear Skarpheðinn’s voice: … er hræstykkins hlakka hraustr síns vinir mínu tryggvi ek óð ok eggjar undgengin spjǫr dunðu. (Njáls saga p. 336) … the valiant one rejoices in his corpse-carver [> sword] and blade; I secure poetry for my friends; the wound-travelled spears rang out.

    The motif of the loud noise of battle that is figured in Darraðarljóð as the clanging weaving of battle fate is found in numerous verses quoted within the saga. A fearsome apparition, named Járngrímr (‘Iron-cruel’) who appears to Flosi in a frightening dream in chapter 133, describes how ‘the thrashing tumult of dark spikes amplifies in the hills’ (“nú vex blára brodda beystisullr í fjǫllum”) (Njáls saga, p. 348). As Flosi’s mind fills with dread at the consequences of what he has done, Kári meanwhile recites verses that speak of his profound grief. One describes the sleeplessness caused by the burning being etched in his memory (Njáls saga, p. 346), while another, spoken involuntarily when his having escaped the fire is described as good fortune, warns men to take heed of his grief (Njáls saga, p. 354). Once grief is commuted into vengeance and retaliation against the burners underway, Kári speaks three consecutive verses celebrating his fearlessness in battle. In the first, he throws back a taunt of cowardice, referring to fighting in the following terms: “þá er hjalta hátungur mjǫk sungu” (Njáls saga, p. 409) (when the long tongues of the hilts [> swords] sang loudly). Drawing on the diction associating valkyries with battle victory, Kári also refers to a missile attack as “skarpt hagl á Skǫglar skýjum” (Njáls saga, p. 409) (sharp hail on Skǫgul’s [a valkyrie’s] clouds [> shields]). The manner in which the saga narrator uses verse quotation to explore contested ideas during the course of the saga might also be noted, in particular the quotation of a string of stanzas during the account of the debate over the change in religion (chapters 100–102). That account ends with the pagan poet Steinunn and the missionary Þangbrandr going head to head in an argument over whose deity was the most powerful, with Steinunn given the last word (Njáls saga, pp. 265–267). Perhaps in a muted and oblique way, the invocation of valkyries presiding over the battlefield in a Christian country is a reflection of that same interest, the battle of Clontarf occurring, after all, when Christianity had only just been established in Iceland at the turn of the millennium. The theme of Darraðarljóð is the valkyries’ exultation in war, and even if the poem was composed in a specific context which is now lost to us, it takes its place

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     Judy Quinn

    in the prosimetrum of the saga as a meditation on survival in battle and the forces of fate that are imagined as enabling that. While the identity of the young king who is marked out for protection by the valkyries remains something of a mystery, the identity of the warrior who is favoured by fate in the closing stages of the saga is radiantly clear, as Kári the avenger, only glancingly penitent, survives.5

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    5 An earlier version of this paper was presented at the conference, Writing History: Battles and the Shaping of the North Atlantic World, held in the Department of Anglo-Saxon, Norse & Celtic in Cambridge in December 2014. I am grateful to Colmán Etchingam, Hal Momma, Svanhildur Óskarsdóttir and Matthew Townend for helpful suggestions they made during the discussion of my research.

    

    Darraðarljóð and Njáls saga 

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    Marold, Edith (2003): Preislied. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (eds.): Real­ lexikon der Germanischen Altertumskunde 23, pp. 398–408. McTurk, Rory (1992): The Supernatural in Njáls saga: a narratological approach. In: Hines, John / Slay, Desmond (eds.): Introductory Essays on Egils saga and Njáls saga, pp. 102–124. London: Viking Society for Northern Research. Miller, William Ian (2014): “Why is your Axe bloody?” A Reading of Njáls saga. Oxford: Oxford University Press. Neckel, Gustav (ed.) / Kuhn, Hans (rev. ed.) (1962): Edda: Die Lieder des Codex Regius nebst ver­ wandten Denkmälern, 4th edn. Heidelberg: Winter. Ní Mhaonaigh, Máire (2007): Brian Boru: Ireland’s Greatest King. Stroud: Tempus. Njáls saga = Einar Ólafur Sveinsson (ed.) (1954): Brennu-Njáls saga. Íslenzk fornrit 12. Reykjavík: Hið íslenzka bókmenntafélag. Poole, Russell (1991): Viking Poems on War and Peace: A Study in Skaldic Narrative. Toronto: University of Toronto Press. Quinn, Judy (2013): Death and the king: Grottasöngr in its eddic context. In: Scripta Islandica, 64, pp. 39–65. von See, Klaus (1959): Das Walkürenlied. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, 81, pp. 1–15. SkP I = Whaley, Diana (ed.) (2012): Poetry from the Kings’ Sagas 1: From Mythical Times to c. 1035. 2 vols. Skaldic Poetry of the Scandinavian Middle Ages, Vol. I. Turnhout: Brepols. Tolley, Clive (ed.) (2008): Grottasǫngr. London: Viking Society for Northern Research. Townend, Matthew (2003): Whatever Happened to York Viking Poetry? Memory, Tradition, and the Transmission of Skaldic Verse. In: Saga-Book, 27, pp. 48–90.

    Thomas Riis

    Die Überlieferung des Jütischen Gesetzes (1241) Abstract: In the edition of the statutes for Jutland from 1241 (“Jyske Lov”) the manuscript Codex Holmiensis C 37 was dated to c. 1350, but the possibility was left open that it could have been copied from a much older codex. The article argues that C 37 must have been written no later than 1273, thus it is the oldest surviving manuscript of the text. Moreover, it appears to have been intended as a statute for all Denmark and not only for Jutland and Funen. A comparison of the articles of C 37 and of later manuscripts shows that their contents had been changed in order to correspond to the political and social evolution of the later Middle Ages. Unter den dänischen Rechtsgewohnheiten nimmt das Jütische Gesetz eine Sonderstellung ein. Während die Rechtsregeln für Seeland und Schonen mehr oder weniger private Gesetzesarbeiten sind,1 ist das Jütische Gesetz ein regelrechtes Gesetz, das vom Parlament im Jahre 1241 verabschiedet wurde. Als Grundlage für die Edition aus den 1930er Jahren wurde das Manuskript Ny kongelig Samling 295 8° aus der Zeit um 1325 gewählt, obwohl andere Handschriften ebenso alt oder sogar älter erschienen. Unter diesen finden wir auch den Codex Holmiensis C 37 (früher in der Königlichen Bibliothek von Stockholm, seit 2011 in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen deponiert). In der Textedition aus den 1930er Jahren wird der Codex Holmiensis C 37 nicht zu den ältesten Handschriften des Gesetzes gerechnet. Die Herausgeber datierten ihn in die Zeit um 1350, fanden jedoch, dass er vielleicht aus einem beachtlich älteren Manuskript abgeschrieben wurde. Diese Datierung bezieht sich auf die Präambel und den Haupttext, während das Kapitel über Zauberei später hinzugefügt worden sein soll.2 Die Herausgeber gingen davon aus, dass die Präambel, der Haupttext und das Kapitel über Zauberei verschiedene Überlieferungen hatten. Als Textgrundlage für die Präambel wählte man in der Edition die Handschrift AM 455 12° von etwa 1300,3 für den Haupttext das Manuskript Ny kgl. Samling 295 8° (etwa 1325) mit Ergänzungen aus dem Codex Holmiensis C 63 (etwa 1340),4 und für das Zaubereikapitel die Handschrift

    1 Früher rechnete man sie für Privatarbeiten, indem an der Ausarbeitung des schonischen Gesetzes der Erzbischof von Lund teilgenommen hatte; Michael H. Gelting hat versucht, die Texte für Seeland mit Notizen in den Jahrbüchern über die Verabschiedung von Gesetzen zu verknüpfen, siehe Gelting (2005, S. 86–91). 2 DGL II, S. XLV, LXXV und CXXVIII. 3 DGL II, S. XXI und XXXVIII. 4 DGL II, S. XXXVIII–XLI.

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     Thomas Riis

    Ny kgl. Samling 1311 d 4° (1416).5 Die in der Edition entsprechend verwendeten Siglen für den Codex C 37 sind für die Präambel I1, für den Haupttext D1 und für das Zaubereikapitel B10.6 In Verbindung mit der Edition wurden keine codicologischen Untersuchungen vorgenommen, was heute Erstaunen erregen muss. Eine solche scheint aber vor allem in Bezug auf C 37 sinnvoll. Oben links auf fol. 3 recto in C 37 endet das Inhaltsverzeichnis des Jütischen Gesetzes und unten rechts findet man mit roter Tinte diese Überschrift zur Präambel: “Herræ taker een for talæ til fo[r] loghen a danskæ. ther lerthe men kallæ prologus a lætin” (Hier beginnt die Präambel zum Gesetz auf Dänisch, die gelehrte Männer auf Latein Prologus nennen). Die Präambel selbst beginnt oben auf fol. 3 verso. Im leeren Raum auf fol. 3 recto sind mit anderen Händen das Urteil des Provinzkonzils von 12457 sowie der Entwurf zum Feudalgesetz aus dem Jahre 1276 eingefügt. Letzterer Text wurde von dem Schreiber Thomas G geschrieben, der auch 1279 eine Urkunde ausfertigte.8 Da der Text aus dem Jahre 1276 zeitgenössisch ist und wahrscheinlich als der originale Gesetzesentwurf betrachtet werden soll, muss C 37 in die Zeit zwischen dem Erlass des Jütischen Gesetzes (1241) und 1276 umdatiert werden. Das Urteil des Provinzkonzils von 1245 wurde vom Schreiber Esger (A) eingetragen, der auch für König Abel (1250–1252) Urkunden ausfertigte und im Jahre 1273 als Bischof von Ripen starb.9 Das Kapitelverzeichnis, die Präambel und der Haupttext der Handschrift müssen so spätestens 1273 entstanden sein, vielleicht früher. Auf jeden Fall ist das Ergebnis, dass C 37 als die älteste Handschrift des Jütischen Gesetzes betrachtet werden muss. Nach der Edition bestünde das Gesetz aus drei Teilen jeweils mit einer eigenen Überlieferung: Präambel, Haupttext und Zaubereikapitel. Es ist aber deutlich, dass in C 37 die beiden ersten Teile von derselben Hand geschrieben wurden. Nach der Kapitelübersicht auf fol. 3 recto sollte das Zaubereikapitel als letztes im 3. Buch nach dem Artikel über Heidebrand folgen. In C 37 finden wir auf fol. 64 verso als letzte Zeile mit roter Tinte die Kapitelüberschrift “Vm hethæ bryn” (um Heidebrand); der Text des Kapitels beginnt in der ersten Zeile auf fol. 65 recto und endet unten auf derselben Seite. Sie wird mit diesem Satz abgeschlossen: “Benedictus sit Ihesus Christus (xps) filius dei uiui. Amen” (Gesegnet sei Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes. Amen). Ganz klar endet der Gesetzestext hier, was erklärt, dass das Zaubereikapitel nicht auf fol. 65 verso steht, wo es reichlich Platz gegeben hätte. Im Gegenteil, das Zaubereikapitel wurde auf fol. 64 verso eingefügt, und das von einer anderen Hand

    5 DGL II, S. XLI. 6 DGL II, S. XXV–XXVI, XXIX, LXXV, CXXVIII–CCXXIX. 7 Dipl. Danicum I:7 Nr. 167, Ms.  a. Die Überlieferungen b und d stammen aus den Bistümern Roskilde, bzw. Lund, die a-Überlieferung muss daher aus dem Bistum Odense oder einem der jütischen Bistümer stammen. 8 Skyum-Nielsen (1980, S. 531). 9 Skyum-Nielsen (1963, S. 228–231).

    

    Die Überlieferung des Jütischen Gesetzes (1241) 

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    als diejenige, die den Haupttext in C 37 schrieb. Diese zweite Hand scheint zeitgenössisch mit der Haupthand zu sein, auf jeden Fall nicht jünger als etwa 1300. Wir müssen daher annehmen, dass das Zaubereikapitel geplant war, aber aus Versehen durch den Hauptschreiber weggelassen wurde (sonst hätte man es in der Kapitelübersicht nicht erwähnt). Die Weglassung kann aber bedeuten, dass der ursprüngliche Text im Parlament verändert wurde, oder dass das ganze Kapitel von einem privaten Vorschlag stammt. Diese Frage lässt sich auf der heutigen Grundlage nicht lösen. Es ist aber deutlich, dass auch in Bezug auf das Zaubereikapitel C 37 den ältesten Text bietet. Der Herausgeber des Jütischen Gesetzes, Peter Skautrup, hielt es nach Diskussionen mit dem Rechtshistoriker Poul Johs. Jørgensen für wahrscheinlich, dass das Parlament im Jahre 1241 nur eine Version verabschiedet hatte,10 deren Text wir jetzt mit dem in C 37 überlieferten identifizieren können. Allem Anschein nach müssen wir C 37 als eine Reinschrift des Gesetzes von 1241 betrachten; wahrscheinlich hat es Abschriften für jedes Bistum gegeben.11 Der Text scheint aus einem Guss entstanden zu sein, was gegen die Hypothese Michael Geltings (von Helle Vogt akzeptiert) spricht, nach der eine Umredaktion zwischen 1241 und 1276 stattgefunden habe, die die Artikel 38–68 des dritten Buches nach 1241 hinzugefügt haben soll.12 Wie bekannt wurden auf fol. 3 recto zwei wichtige Texte eingefügt, das Urteil des Odenseer Konzils von 1245 und der Entwurf zum Feudalgesetz aus dem Jahre 1276. Vielleicht hatte C 37 eine ähnliche zentrale Funktion wie in Castilien das Exemplar des Hofes des Libro de las Leyes (1256–1258), das Streitfragen entscheiden und als Vorlage für Abschriften dienen sollte;13 diese Frage kann aber erst durch eine Neuedition des Jütischen Gesetzes beantwortet werden. Wir können so feststellen, dass die Edition auf einer anderen Textgrundlage als der ursprünglichen basiert, und wir müssen jetzt die in der Edition angeführten Varianten untersuchen, um zu sehen, ob es wesentliche, vor allem inhaltsmäßige Unterschiede zwischen C 37 und der Edition gibt.14 Schon in der Überschrift der Präambel finden wir einen wesentlichen Unterschied; C 37 bezeichnet das Gesetz als “loghen a danskæ” (das Gesetz auf Dänisch), während die Edition es als das “iutæ logh” (Jütische Gesetz) erwähnt. Die Präambel erklärt, dass kein Gesetz so gut sei wie die Wahrheit; aber wenn man daran zweifelt, was wahr ist, soll das Gesetz die Wahrheit aufzeigen, so die Edition;15 C 37 begnügt sich damit festzustellen, dass das Gesetz finden soll, was Recht ist. Später erwähnt

    10 DGL II, S. CXVII. 11 Dies traf für das Urteil aus dem Odenser Konzil von 1245 zu, vgl. Anm. 7. 12 Gelting (2003, S. 60–61 und 66–67), gefolgt von Vogt (2005, S. 71 und 94). 13 Wolf (1981, S. 156). 14 Einige Beobachtungen wurden schon in Riis (2004, S.  49–51) mitgeteilt. Aus chronologischen Gründen hat Helle Vogt diese Ergebnisse nicht berücksichtigen können. 15 DGL II, S. 4 Z. 3.

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     Thomas Riis

    die Edition, dass der König Hüter des Landes (“landz giætzlæ man”)16 sei, während C 37 ihn als Hüter des Gesetzes (”loghs gæszlæman”) sieht, was dem Königs­amt eine ganz andere Dimension gibt. In mehreren Fällen ist C 37 kategorischer als die gedruckte Version; im Fall eines Totschlags solle der König die Tat mit Geldstrafen ahnden, während der gedruckte Text dies nur als eine Möglichkeit sieht.17 Ferner heißt es im 3. Buch § 20, dass ein Sohn die Styreshavne (Auftrag, das Schiff des Aufgebotes zu organisieren) von seinem Vater erben kann, während C 37 jede andere Möglichkeit ausschließt.18 In Bezug auf Haustiere, die in den Garten der Nachbarn eindringen, bestimmt C 37, dass man mit juristischen Mitteln den Bauern dazu zwingen solle, seine Tiere eingeschlossen zu halten, während die gedruckte Version dieses nur als eine Möglichkeit sieht.19 Manchmal enthält C 37 eine präzisere Formulierung als die gedruckte Version, z.  B. spricht diese von gesetzmäßigem Beweis, der in C 37 als Eid von 12 Männern definiert wird.20 Das Strafunmündigkeitsalter wird in der Druckversion (2. Buch § 49) mit 15 Jahren definiert, während C 37 und andere Manuskripte dieses auf 14 Jahre festsetzen.21 Bei Totschlag unter verschärften Umständen, z.  B. Bruch des Kirchen- oder Gerichtsfriedens (3. Buch § 22) soll der Täter das volle Wergeld plus 40 Mark den Erben des Getöteten zahlen, nach der Druckversion sollte auch der König 40 Mark erhalten.22 Ertrinkt jemand in der privaten Quelle eines Anderen, soll nach C 37 und vielen anderen Handschriften (2. Buch § 36) deren Besitzer eine Entschädigung von drei Mark (wahrscheinlich Mark Silber) zahlen, was in der Druckversion als drei Mark Geld (ein viel niedrigerer Betrag) verstanden wird.23 Ferner erklärt die Druckversion, dass ein Onkel väterlicher- und mütterlicherseits erben kann, während C 37 feststellt, dass auch die Tanten erben können (1. Buch § 5).24 Diese Auswahl der Unterschiede muss reichen,25 um zu zeigen, dass sie nicht zufällig sind, vor allem da die Lesarten in C 37 durch weitere Handschriften unterstützt werden. Die niedrigeren Geldstrafen in Silber gerechnet in der Druckversion bedeuten vielleicht eine Anpassung an die Inflation in den ersten Jahrzehnten des 14.  Jahrhunderts, als im Vergleich zum schlechten Geld der Wert des Silbers stieg. Vom Blickpunkt des Benutzers ist es sinnvoll, die Änderungen in der Rechtspraxis in spätere Versionen des Gesetzes einzuarbeiten, aber wenn dem so gewesen sein

    16 DGL II, S. 11 Z. 2. 17 C 37 fol. 23 v.; DGL II, S. 156 Z. 2. 18 C 37 fol. 51 r.; DGL II, S. 393 Z. 2. 19 C 37 fol. 62 r.; DGL II, S. 483 Z. 1. 20 C 37 fol. 54 v.; DGL II, S. 425 Z. 2. 21 C 37 fol. 31 v.; DGL II, S. 224 Z. 2. 22 C 37 fol. 51 v.; DGL II, S. 396 Z. 3–398 Z. 1. 23 C 37 fol. 29 r.; DGL II, S. 205 Z. 5–6. 24 C 37 fol. 6 r.; DGL II, S. 28 Z. 3–4. 25 Weitere Beispiele sind bei Riis (2004) angeführt.

    

    Die Überlieferung des Jütischen Gesetzes (1241) 

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    sollte, kann die Druckversion die Absichten der Regierung im Jahre 1241 nicht widerspiegeln. Dass solche Bearbeitungen nicht ungewöhnlich waren, hat Gelting (2013) gezeigt. Im Laufe des Mittelalters hat es mehrere davon gegeben. Wichtig ist es festzustellen, dass der Text in C 37 eine stärkere Königsmacht vertritt als diejenige, die aus dem Text der Edition hervorgeht. Dieser Umstand verursacht eine weitere Frage, die wir im Folgenden zu beantworten versuchen werden. Mehrere Forscher26 haben die Hypothese entworfen, dass das Gesetz ursprünglich als ein Gesetz für das ganze Reich beabsichtigt war. Seine – im Vergleich zu den Rechtsregeln für Schonen und Seeland – ungewöhnliche Verabschiedung durch das Parlament könnte darauf hinweisen. Das Jahrbuch aus Ripen (Anfang des 14.  Jahrhunderts) erwähnt nur unter 1240, dass König Waldemar das Gesetz in Vordingborg in Anwesenheit seiner Söhne und der Bischöfe veröffentlichte;27 die ältere seeländische Chronik (um 1300) erzählt, dass der König (auch 1240) das dänische Gesetz (“legem Danicam”) promulgierte, das auf Dänisch geschrieben war,28 während die Jütische Chronik (um 1340) es nur als “leges Danorum” (Gesetze der Dänen) bezeichnet.29 Eigenartig ist die Datierung in den Annales Ripenses und in der Seeländischen Chronik in das Jahr 1240, während die Datierung des Gesetzes deutlich (aber ohne Tag) März 1241 verzeichnet. Man fragt sich, ob diese beiden Quellen mit einem Jahresanfang am 25. März rechneten, aber diese Frage würde eine eigene Untersuchung fordern. Im Text des Gesetzes findet man keine Artikel mit speziellem jütischen Bezug, und man kann sich kaum vorstellen, dass die Bestimmungen über das Aufgebot (“Leding”), die man nur in diesem Gesetz und nicht in den Rechtsregeln für Schonen und Seeland findet, nur westlich des Großen Beltes gültig gewesen sein sollen.30 Vielleicht sollten wir die umfassende Arbeit der 1220er und 1230er Jahre, mit dem Ziel einen Überblick über die Ressourcen des Reiches zu schaffen, als eine notwendige Vorbereitung zur Ausarbeitung eines Reichsgesetzes sehen. Aber wann begann man die Gültigkeit des Gesetzes als nur die Provinzen westlich des Großen Beltes betreffend anzusehen? Hier müssen wir daran erinnern, dass, obwohl die Präambel das Wort “Land” verwendet – z.  B. “Med lov skal man land bygge” (Mit dem Gesetz soll man das Land bauen), der König schlägt das Gesetz vor, und das

    26 Kroman (1973, S. 123–124); Fenger (1991, S. 49–50); Gelting (2003, S. 46–47, 50); Andersen (2005, S. 78, 94, 100–101); vgl. Andersen (2006, S. 279–298); Kolding Nielsen (2013). 27 Kroman (1980, S. 261). 28 Kroman (1980, S. 112). 29 Kroman (1980, S. 287). 30 Dass “Sandemænd” (Geschworene) schon im Jahre 1228 erwähnt wurden (Dipl. Dan. 1. R. VI Nr. 79), kann zwar – wie Ditlev Tamm es tut – als Beweis betrachtet werden, dass das Gestz nur für Jütland gültig war (“Jyske Lov er ikke en rigslov”, Berlingske Tidendes Kronik 24.  Juni 2013); aber umgekehrt kann man auch mit Recht behaupten, dass das Gesetz die Gültigkeit einer ursprünglich jütischen Institution auf das ganze Reich ausdehnen wollte.

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     Thomas Riis

    Land verabschiedet es –, dieses Wort zwei Bedeutungen hat: Zum ersten kann Landesteil oder Provinz gemeint sein, diese Bedeutung finden wir im Wort “Lands­ting” (Provinzialgericht) und in der Bezeichnung “Smålandene” (die kleinen Provinzen, d.  h. Lolland und Falster); die andere Bedeutung ist Reich oder Staat, in diesem Sinn ist Dänemark Deutschlands Nachbarland. Wenn wir mit diesem Wissen die Präambel unbefangen lesen, entdecken wir, dass der Verfasser des Textes das Wort “Land” in dieser zweiten Bedeutung verwendet. Dies macht Sinn: Der König soll Gesetze vorschlagen, die das Reich verabschieden soll; sehr oft entstanden Gesetze auf diese Weise. Dass hinter dem Vorschlag manchmal eine lokale Initiative lag, spricht nicht dagegen. Wie schon erwähnt bezeichnet C 37 das Gesetz ausschließlich als das ‛Gesetz auf Dänisch’. Die Überschrift der Präambel, die wir aus der Edition kennen, in der sie auf AM 455 12° aus der Zeit um 1300 basiert, lautet wie folgt: “Swa byriæs en for talæn a iutæ logh thær kunungh Waldæmar gaf oc danæ tokæ withær.” (So beginnt die Präambel des Jütischen Gesetzes, das König Waldemar vorschlug und die Dänen verabschiedeten). Eindeutig wird das Gesetz hier als ein Gesetz für Jütland aufgefasst, aber die Präambel findet man in dieser Handschrift als Einleitung zu einer der seeländischen Rechtssammlungen (Valdemars Sjællandske Lov). Insgesamt sind siebzehn Manuskripte des Jütischen Gesetzes bekannt (einschließlich C 37), die älter als 1400 sind; unter denen haben sieben keine Überschrift der Präambel.31 Vier Manuskripte platzieren die Präambel (mit Überschrift) vor Valdemars Sjællandske Lov.32 Die verbleibenden fünf Handschriften (sowie C 37) haben alle Überschriften der Präambel, die es aber nicht ermöglichen, die Handschriften mit einer bestimmten geografischen Region in Verbindung zu setzen. “Incipit prologus” (die Präambel beginnt) heißt es in zwei Handschriften,33 “Byriæs loghbok” (das Gesetzesbuch beginnt),34 “En fortalæ for logh book” (eine Präambel zum Gesetzesbuch),35 und “Byriæs en for talæn prologus a latinæ” (Eine Präambel beginnt, Prolog auf Latein).36 So weist nichts darauf hin, dass im Jahre 1241 der Gültigkeitsbereich des Gesetzes nur Jütland umfassen sollte. Wenn es sich so verhält, steht unserem Gesetz ein vornehmer Platz in der europäischen Rechtsgeschichte zu, da es sich um eine frühe Kodifikation handelt. Im Gegensatz zu einer Kompilation, die Gesetze sammelt, die ihre Gültigkeit behalten, redigiert die Kodifikation sie unter bestimmten Blickpunkten und formuliert das Ergebnis in einem einzelnen Gesetz. Die älteste bekannte Kodifikation stammt aus dem Jahre 1160

    31 AM 286 2°, AM 4 4°, die Flensburger Handschrift, L und 18 4°, Stockholm C 41 und C 44 sowie Uldall 227 4°. 32 AM 26 8°, AM 455 12°, Stockholm C 63 und C 69. 33 AM 453 12° und Valdemars Slot 8595. 34 Gl. kgl. Samling 3657 8°. 35 Stockholm C 40. 36 Stockholm C 39.

    

    Die Überlieferung des Jütischen Gesetzes (1241) 

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    aus Pisa; aus dem halben Jahrhundert zwischen 1231 und 1281 sind viele Kodifikationen bekannt, aus Italien, Spanien und Skandinavien und so auch unser Gesetz.37 Die Melfi-Konstitutionen Friedrichs II. aus dem Jahre 1231 für Sizilien und Süditalien waren das früheste mittelalterliche Reichsgesetz Europas, aber danach kommt Dänemark mit dem Gesetz von 1241. Das nächste Reichsgesetz stammt aus Aragonien, wo die Fueros de Aragon im Jahre 1247 verabschiedet wurden; im Nachbarland Castilien wurden die Siete Partidas zwar im Jahre 1265 ausgearbeitet, diese wurden aber erst 1348 promulgiert.38 Die späteren Änderungen und Anpassungen an die veränderte Gesellschaft zeigen, dass es auf Dauer nicht möglich war, die strengen Bestimmungen des ursprünglichen Gesetzes durchzusetzen.39 Dies könnte der Grund sein, warum das Gesetz mit der Zeit als ein Gesetz nur für das jütische Rechtsgebiet (Jütland und Fünen) betrachtet wurde. Zum Ersten hatte man schon für Seeland und Schonen die Rechtsregeln aufgezeichnet und zum Zweiten und Wichtigsten: Nach 1241 fehlte die starke Königsmacht, die im Laufe der Jahre die Bevölkerung zur Einhaltung des Reichsgesetzes hätte bewegen können. Obwohl die Regierung in den 1250er und wieder in den 1270er Jahren versuchte, die Bestimmungen als ein Reichsgesetz anerkennen zu lassen, wurde diese Idee bei dem Systemwechsel der 1280er Jahre endgültig aufgegeben.40

    Literatur Andersen, Per (2005): Rex imperator in regno suo. Dansk kongemagt og rigslovgivning i 1200-tallets Europa. Odense. Andersen, Per (2006): Lærd ret og verdslig lovgivning: Retlig kommunikation og udvikling i middelalderens Danmark. København.

    37 Wolf (1981, S. 149–151). 38 Andersen (2005, S. 16, 100–110 und 120). 39 Andersen (2006, S. 271–272). Hierin gab es nichts Neues, schon im 9. Jahrhundert hatten Hincmar von Reims und andere Verfasser festgestellt, dass das “Recht der Väter” nicht anzuwenden sei, wenn sich die Gesellschaft verändert hatte. Dieser Gedanke wurde von ihren Nachfolgern weiter entwickelt. So rechtfertigt die “necessitas temporum” (Notwendigkeit der Zeit), dass man das Recht verändert, siehe Kortum (1993, S. 40–42 und 54). Ein gutes Beispiel ist der Mainzer Reichslandfriede aus dem Jahre 1235; im Verhältnis zur lateinischen Version wurde die deutsche Fassung wegen des Konfliktes zwischen Friedrich II. und Heinrich VII. geändert, siehe Schmidt-Wiegand (1993, S. 162–165). Ein entsprechendes englisches Beispiel bildet the Statute of Westminster; das Gesetz entstand im Jahre 1257, wurde 1263 revidiert und im Jahre 1267 zu den Statutes of Marlborough verändert, siehe Brand (2003). Obwohl die späteren Versionen die Rolle des Königs im Gesetzgebungsverfahren betonten, handelte es sich um eine Zusammenarbeit zwischen dem König und dem Parlament (Brand 2003, S. 15–16, 146 und 187). 40 Gelting (2003, S.  50); Andersen (2006, S.  279–298). Über den Systemwechsel der 1280er Jahre, siehe Riis (2014).

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     Thomas Riis

    Brand, Paul (2003): Kings, Barons and Justices: The Making and Enforcement of Legislation in Thirteenth-Century England. Cambridge. DGL = Skautrup, Peter (Hrsg.) (1933): Jyske Lov. Tekst 1: NKS 295 8°. Danmarks gamle Landskabslove med Kirkelovene II. København. Dipl. Danicum = Skyum-Nielsen, Niels / Nielsen, Herluf (Hrsg.) (1990): Diplomatarium Danicum. 1. Række, 7. Bind. 1238–1249. København. Fenger, Ole (1991): Jydske Lov og de øvrige danske landskabslove. In: Fenger, Ole / Jansen, Chr. R. (Hrsg.): Jydske Lov 750 år, S. 37–50. Viborg. Gelting, Michael (2003): Skånske Lov og Jyske Lov: Danmarks første kommissionsbetænkning og Danmarks første retsplejelov. In: Taksøe-Jensen, Finn (Hrsg.): Jura & Historie: Festskrift til Inger Dübeck som forsker, S. 43–80. København. Gelting, Michael (2005): Pope Alexander III and the Danish Laws of Inheritance. In: Tamm, Ditlev / Vogt, Helle (Hrsg.): How Nordic Are the Nordic Medieval Laws? Medieval Legal History I, S. 86–115. Copenhagen. Gelting, Michael (2013): Hvem var „opænbarligh gen guth“ i Jyske Lovs Fortale? In: Fund og ­Forskning i Det Kongelige Biblioteks Samlinger, 52, S. 9–54. Kolding Nielsen, Erland (2013): Danske Lov 1241. In: Skalk 2013, 3, S. 18–27. Kortum, Hans Henning (1993): Necessitas temporis: zur historischen Bedingtheit des Rechtes im frühen Mittelalter. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonist. Abt., 79, S. 34–55. Kroman, Erik (1973): Danmarks gamle Love: Deres Alder og indbyrdes Slægtskab. In: Acta Philologica Scandinavica, 29, 1973, S. 111–126. Kroman, Erik (1980): Danmarks middelalderlige Annaler. København. Riis, Thomas (2004): Det ældste håndskrift af Jyske Lov (Codex Holmiensis C 37). In: Fund og ­Forskning i Det Kongelige Biblioteks Samlinger, 43, 2004, S. 43–52. Riis, Thomas (2014): Kongemordet 1286. In: Fund og Forskning i Det Kongelige Biblioteks Samlinger, 53, S. 9–32. Schmidt-Wiegand, Ruth (1993): Recht und Gesetz im Spannungsfeld zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit im Mittelalter. In: Frühmittelalterliche Studien, 27, 147–166. Skyum-Nielsen, Niels (1963): Den danske konges kancelli i 1250’erne. In: Ellehøj, Svend / Gissel, Svend (Hrsg.): Festskrift til Astrid Friis på halvfjerdsårsdagen den 1. august 1963, S. 225–245. København. Skyum-Nielsen, Niels (1980): Rezension von Thomas Riis, Les institutions politiques centrales du Danemark 1100–1332, Odense 1977. In: Historisk Tidsskrift, 80, S. 531. Vogt, Helle (2005): Slægtens funktion i nordisk højmiddelalder: kanonisk retsideologi og fredsskabende lovgivning. København. Wolf, Armin (1981): Gesetzgebung und Kodifikation. In: Weimar, Peter (Hrsg.): Die Renaissance der Wissenschaften im 12. Jahrhundert, S. 143–172. Zürich.

    Elke Ronneberger-Sibold und Kerstin Kazzazi

    Fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion Abstract: The Old English runic inventory, known as the fuþorc, added several new runes to the inherited Common Germanic fuþark, the last of which is commonly called Rune 31 ®, documented exclusively on the Ruthwell Cross. This rune poses a number of questions: Apart from its name being unknown, its raison d’être, the origin of its form and its function, i.  e. its sound value, are far from clear as well. On the basis of a careful phonological analysis, the first part of the article proposes a sound value [kwj], i.  e. a (possibly phonemicized) labiovelar k-sound in a palatal environment, which would explain the need for a new grapheme. Another factor in the creation of Rune 31 may have been language contact, as the Ruthwell Cross stands in a region bordering Celtic settlement areas, i.  e. an area in which Irish was spoken at the time. In the second part of the article, linguistic features of Irish which may have enabled a bilingual speaker to notice a still subphonematic difference in the form of Old English recorded on the Ruthwell Cross are briefly discussed. This suggestion is corroborated by writing samples of a trilingual child also indicating multilingual awareness of more than one phonological system.

    Einleitung: Hintergrund und Fragestellung Das Ruthwell Cross ist ein Hochkreuz aus der Mitte des 8. Jahrhunderts,1 das heute in einer kleinen Kirche im Dorf Ruthwell in der schottischen Grafschaft Dumfriesshire, unweit des nördlichen Ufers des Solway Firth steht. Es ist reich mit Reliefs verziert, die neben verschiedenen figürlichen Darstellungen auch ein in altenglischen Runen geschriebenes Passionsgedicht enthalten.2 Dieser Text ist in verschiedener Hinsicht bemerkenswert, u.  a. wegen einer speziellen Rune, die nur hier belegt ist. Dies ist die sogenannte Rune 31 ®, benannt nach ihrer wissenschaftlichen Einordnung am Ende der längeren Version des altenglischen fuþorc.3 Ihren runischen Namen kennen wir nicht, wohl aber ihren (ungefähren) Lautwert: Aus den beiden Wörtern ќyniŋc4 ‚König‘ und uŋќet ‚uns beide‘ (1. Pers. Dual Akk.), in denen sie belegt ist, geht hervor,

    1 Waxenberger (2011, S. 203). 2 Eine Edition dieses Gedichtes sowie seine literarische, kunst- und kulturgeschichtliche Einordnung enthält Swanton (1996); die jüngste Rekonstruktion des stark beschädigten Textes findet sich in Bammesberger (demn.). 3 Zur Entstehung dieser Runenreihe s. Waxenberger (2011). 4 Diese Transliteration folgt Bammesberger (demn.). ќ steht für Rune 31.

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     Elke Ronneberger-Sibold und Kerstin Kazzazi

    dass Rune 31 einen k-Laut bezeichnet haben muss. Dies ist erstaunlich, denn das auf dem Ruthwell Cross verwendete längere fuþorc enthielt bereits zwei andere Runen, die für k-Laute stehen konnten. Dies sind die Runen z calc für den velaren Plosiv [k] in krist ‚Christus‘ und kwomu ‚sie kamen‘, transliteriert als k, und ñ ċen, transliteriert als c, das unter bestimmten Umständen den phonemisch gleichen (aber phonetisch leicht palatalisierten?) Plosiv [k(j?)] bezeichnen konnte, hier z.  B. nach Nasal im Auslaut in ќyniŋc. Normalerweise gab ċen jedoch die Affrikate [tʃ] wieder, die lautgesetzlich durch Palatalisierung und anschließende Assibilierung aus germanisch [k] in palataler Umgebung entstanden war, z.  B. in ic ‚ich‘. Diese Entwicklung war in ќyniŋc und uŋќet lautgesetzlich unterblieben, im ersten Fall, weil ein sog. sekundärer, durch i-Umlaut entstandener Palatalvokal [y] folgte, im zweiten, weil zwar ein alter Palatalvokal folgte, aber im Inlaut kein [i] vorausging.5 Es bestand also kein offensichtlicher Grund, warum der velare Plosiv in ќyniŋc und uŋќet nicht einfach durch calc oder ċen wiedergegeben wurde, zumal dies auf anderen Runendenkmälern in der gleichen lautlichen Umgebung wie in ќyniŋc und uŋќet der Fall war, so im Namensbestandteil [kyni], der auf dem nahe gelegenen und ungefähr gleichzeitig entstandenen Bewcastle Cross mit calc und auf dem etwas weiter entfernten und möglicherweise späteren Lancaster Cross mit ċen geschrieben ist.6 Was also kann den Schreiber der Inschrift auf dem Ruthwell Cross zur Schöpfung der neuen Rune 31 bewogen haben?

    1 Phonetische Bestimmung und phonemische Wertung der altenglischen k-Laute Um die oben gestellte Frage zu beantworten, betrachten wir zunächst die beiden Belege für Rune 31 in ihrem lautlichen Kontext: Verfügen die Umgebungen des fraglichen k-Lautes in den beiden Wörtern über eine lautliche Gemeinsamkeit, die diesen Laut so beeinflussen konnte, dass ein eigenes Schriftzeichen notwendig oder zumindest gerechtfertigt war? Traditionell wird die vordere Zungenlage der Folgevokale [y] in ќyniŋc und [e] in uŋќet als ein solcher Faktor angesehen, so z.  B. Campbell (2003, S. 173): „RC [Ruthwell Cross] has a further symbol ® used for velar c before a front vowel [meine Hervorhebung, ERS], as in cyning.“ Nach dieser Auffassung hätte das Phonem /k/ zwei Stellungsallophone gehabt: ein leicht palatalisiertes [kj] vor vorderem Vokal, dessen Palatalisierung aber nicht stark genug für eine Assibilierung war, velares [k] sonst. Eine sehr ähnliche Vertei-

    5 Zu den genauen Bedingungen für die Assibilierung vgl. Brunner (1965, S. 168–169) und Campbell (2003, S. 174–175). 6 Waxenberger (demn. a, Kapitel 5, Tabellen 7 und 8).

    

    Fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion 

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    lung gilt in der modernen englischen und deutschen Standardsprache, etwa bei der Aussprache der Wörter kid ‚Kind‘ und cod ‚Kabeljau‘ bzw. Kiel und kahl. Wie wir aus unserer eigenen Erfahrung als Sprachbenutzer/innen wissen, werden solche Allophone jedoch normalerweise weder bei der Produktion noch bei der Rezeption wahrgenommen und folglich auch nicht verschriftet. Dieses Phänomen war gerade einer der Beweggründe für die Unterscheidung zwischen Phonemen und Allophonen in der strukturellen Phonologie.7 Wie war es möglich, dass der Schöpfer der Inschrift auf dem Ruthwell Cross die beiden Allophone dennoch wahrnahm und für so wichtig erachtete, dass er ein eigenes Schriftzeichen entwarf, um sie adäquat wiederzugeben? Eine grundsätzliche außersprachliche Erklärung für solche Fälle wird in Abschnitt 3 gegeben. Es gibt jedoch auch innersprachliche Gründe, warum der Fall vielleicht weniger rätselhaft war, als es auf den ersten Blick scheint. Diese Gründe sollen zunächst erörtert werden. Eine genaue Beobachtung des Bewegungsablaufs bei unserer heutigen Aussprache des Wortes [ˈkyniŋk] zeigt, dass wir die Artikulation des [kj] nicht nur in Bezug auf die Zungenlage, sondern auch auf die Lippenrundung an das folgende [y] anpassen. Es handelt sich also in Wirklichkeit phonetisch um einen palatalisierten Labiovelar [kwj]. Eine solche, schwer zu unterdrückende Koartikulation darf wohl auch für das Altenglische des Ruthwell Cross angenommen werden. Damit unterschieden sich das mit der Rune calc geschriebene velare Allophon [k], z.  B. in Krist, und das durch Rune 31 wiedergegebene Allophon [kwj] nicht nur durch das eine Merkmal ‚palatalisiert‘, sondern zusätzlich durch ein zweites, nämlich ‚gerundet‘. Der Unterschied zwischen den beiden war also artikulatorisch und perzeptorisch auffälliger, salienter, als bisher angenommen. Schon dieser phonetische Umstand macht seine Wahrnehmung durch den Schöpfer der Rune 31 ein wenig wahrscheinlicher. Ein weiterer Faktor betrifft den phonologischen Status des Lautes als Allophon. Dies wird deutlich bei der Betrachtung des zweiten Belegs für Rune 31. In der Form uŋќet folgt auf Rune 31 kein gerundeter Laut. Eine gerundete Artikulation des [kj] zusätzlich zu der durch das folgende [e] bedingten Palatalisierung scheint daher synchron völlig unmotiviert. Das erscheint jedoch in einem anderen Licht, wenn man die Herkunft der Form betrachtet. Die eigentliche altenglische Form des Akkusativs Dual war nämlich nur in Manuskripten belegtes unc [uŋk] ‚uns beide‘. Uŋќet (in Manuskripten uncet) war eine erweiterte Nebenform, die von Campbell (2003, S. 288) auf

    7 Vgl. in Trubetzkoy (1977, S. 47) den berühmten Vergleich des einzelsprachlichen Phonemsystems einer Sprache mit einem Sieb, durch das alle lautlichen Merkmale hindurchfallen, die nicht distinktiv sind. Eine der frühesten Anwendungen dieses Gedankens auf historische Schreibsysteme ist Twaddell (1938) mit der Erklärung des scheinbaren zeitlichen Auseinanderklaffens von deutschem „Primär-“ und „Sekundärumlaut“ durch ihren unterschiedlichen Phonemstatus: Nur der bereits bei seinem Entstehen als /e/ phonemisierte Primärumlaut wurde sofort geschrieben, während der Sekundärumlaut bis zu seiner viel späteren Phonemisierung nicht wahrgenommen und folglich auch nicht geschrieben wurde.

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    *uncwet zurückgeführt wird, d.  h. eine verdeutlichende Komposition aus unc und *wet ‚wir beide‘ (Nom. Dual), wobei *wet eine betonte Nebenform von belegtem unbetontem wit ‚wir beide‘ sei.8 Unseres Erachtens wäre auch eine Kontamination von wit mit dem Nominativ Plural we denkbar. Wie auch immer man hier entscheidet, die erschlossene Form lautete in jedem Fall mit [w] an. Vor diesem [w] musste aber die gleiche assimilatorische Übertragung der Lippenrundung auf das vorhergehende [k] zum Labiovelar [kw] eintreten wie bei ќyniŋc. Im Zuge der Lexikalisierung von *uncwet wurde die Morphemgrenze zwischen unc und *wet von den Sprachbenutzern immer weniger erkannt. Für sie handelte es sich schließlich nur noch um eine zweisilbige Flexionsform des Personalpronomens der ersten Person mit einer komplizierten inneren Lautverbindung [ŋkw]. Diese Verbindung wurde um den Halbvokal [w] reduziert.9 Damit war der determinierende Faktor für die Lippenrundung im Allophon [kw] in uŋќet nicht mehr vorhanden. In einer solchen Situation haben Sprachbenutzer/innen grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder können sie das determinierte Merkmal zusammen mit seinem determinierenden Faktor aufgeben, also [uŋket] ohne Lippenrundung aussprechen, oder sie können das ursprünglich determinierte Merkmal beibehalten, obwohl der determinierende Faktor nicht mehr vorhanden ist, also weiter [uŋkwet] artikulieren. Das Erste tritt ein, wenn das determinierte Merkmal bis zu seinem Schwund wirklich eine vollständig unbewusste, automatische Begleiterscheinung des determinierenden Faktors war. Die zweite Möglichkeit setzt hingegen voraus, dass das ursprünglich determinierte Merkmal vor dem Schwund des determinierenden Faktors eine gewisse Selbständigkeit in der Intuition der Sprachbenutzer/innen erlangt hat. Eine Möglichkeit dazu ist die Interpretation als ein so genannter Index, d.  h. als ein Hinweis auf den folgenden determinierenden Faktor in der oft langen Phase von dessen allmählichem Schwinden:10 Je seltener und undeutlicher das [w] artikuliert wurde, umso wichtiger wurde die Lippenrundung im Labiovelar [kw] als Zeichen, dass „eigentlich“ ein [w] folgte, bis schließlich eine Generation heranwuchs, die überhaupt kein folgendes [w] mehr hörte, sondern nur noch die gerundete Aussprache des [kw]. Für diese Generation war aber der Labiovelar nicht mehr ein Stellungsallophon von /k/ vor /w/, sondern ein (extrem wenig belastetes) eigenes Phonem /kw/.11 Solche Phonemisierungen sind eine der Hauptquellen für neue Phoneme. Beispielsweise sind in den germanischen Sprachen alle Umlautphoneme auf diese Weise entstanden, im Englischen außerdem die Affrikaten z.  B. in church und Weiteres

    8 Etwas anders Bammesberger (1994, S. 145). 9 Dies ist im Altenglischen kein ungewöhnlicher Vorgang, vgl. Campbell (2003, S. 188): „h and u̯ are often lost at the beginning of the second elements of compounds of obscured meaning.“ 10 Ronneberger-Sibold (1990). 11 Ein einfacherer – allerdings etymologisch und chronologisch wenig gesicherter – Weg zur Phonemisierung war der Zusammenfall mit dem alten germ. Labiovelar /kw/, den Brunner (1965, S. 169) heranzieht, um das Ausbleiben der Assibilierung in aengl. ðicce ‚dick‘ zu erklären.

    Fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion 

    

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    mehr. Erst ab der Phonemisierung entwickeln die Sprachbenutzer/innen normalerweise das Bedürfnis, die neuen Phoneme auch in der Schrift wiederzugeben. Da das neue Phonem /kw/ nun unmittelbar vor dem Palatalvokal /e/ stand, musste es wie das /k/ in ќyniŋc ein leicht palatales Allophon [kwj] entwickeln. Das phonetische Ergebnis war also dasselbe wie im Anlaut von ќyniŋc, nur dass es sich auf verschiedene Phoneme bezog: auf /k/ in [kwjyniŋk] ќyniŋc, aber auf das neue Phonem /kw/ in [uŋkwjet] uŋќet. In einem solchen Fall schlagen die Sprachbenutzer/innen das Allophon normalerweise demjenigen Phonem zu, dem es lautlich am meisten ähnelt, hier also /kw/. Genau das tat der Schreiber der Inschrift auf dem Ruthwell Cross, indem er für das neue Phonem /kw/ eine neue Rune schuf und beide Wörter damit schrieb. Die Konstellation ist in dem folgenden Diagramm zusammenfassend und mit Beispielen dargestellt: Phoneme Allophone

    /k/ [k] (z calc)

    [kj] (ñ ċen) [kw] (z calc)

    /kw/ [kwj]

    [kwj] (® Rune 31)

    Die Phoneme /k/ und /kw/ mit ihren Allophonen auf dem Ruthwell Cross

    Das Ausgreifen des Phonems /kw/ in den Bereich von /k/ beim Wort ќyŋiŋc ist durch den doppelt umrandeten Kasten symbolisiert. Theoretisch wäre es möglich gewesen, auch das Allophon [kw] in kwomu als velares Pendant zu [kwj] in den Bereich des Phonems /kw/ hinüberzuziehen. In diesem Fall hätte der Schreiber des Ruthwell Cross auch den Anlaut dieses Wortes mit der Rune 31 wiedergeben müssen. Offensichtlich beschränkte er sich jedoch auf das Allophon, das völlig lautgleich mit der Realisation des neuen Phonems in dem einzigen Wort war, in dem die Phonemisierung stattgefunden hatte, nämlich in uŋќet. Hätte sich Rune 31 eingebürgert, wäre ihre Anwendbarkeit auf [kw] vielleicht späteren Generationen von Schreibern aufgefallen. So aber blieb das Erkennen des neuen Phonems die erstaunliche phonetisch-phonologische Leistung eines Einzelnen. Wie oben erwähnt, verwendeten alle weiteren Runeninschriften für k-Laute nur die Rune ċen und in wenigen Fällen auch calc.

    2 Die graphemische Struktur von Rune 31 Wenn Rune 31 tatsächlich für einen Laut geschaffen wurde, der die Merkmale ‚Plosiv‘, ‚velar‘, ‚stimmlos‘, ‚palatalisiert’ und ‚gerundet‘ in sich vereinte, steht zu vermuten, dass sein Schöpfer bei der graphischen Gestaltung Elemente verwendete, die er im Graphemsystem des fuþorc mit diesen Merkmalen assoziierte. Eine solche strukturell ikonische Beziehung zwischen dem Laut und dem Graphem zu seiner Bezeichnung fußt auf der Grundannahme unseres gemeinsamen Akademie-Projektes RuneS,

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     Elke Ronneberger-Sibold und Kerstin Kazzazi

    dass Grapheme Zeichen für Sprachlaute sind und folglich Graphemsysteme nicht als autonome Strukturen aus distinktiven graphischen Einheiten losgelöst von den entsprechenden Phonemsystemen betrachtet werden können. Gerade die Schöpfung der neuen Rune 31 zeigt ja, wie sehr der Schreiber des Ruthwell Cross darauf bedacht war, eine 1:1-Beziehung zwischen Phonemen und Graphemen zu erreichen.12 Sollte dieser hervorragende Phonetiker und Phonologe dieses Prinzip nicht auch innerhalb der von ihm neu geschaffenen Lautzeichen angewendet haben? Diese Frage muss im Kontext von zwei weiteren Runen für velare Plosive betrachtet werden, die ebenfalls nur bzw. zum ersten Mal auf dem Ruthwell Cross und dem nahe verwandten Bewcastle Cross (vom selben Schöpfer?) verzeichnet sind, nämlich das schon oben erwähnte z calc für /k/ und die Rune ¡ gār für /g/.13 Die Rune z calc wurde notwendig durch die Palatalisierung und anschließende Assibilierung von /k/ > [tʃ] in palataler Umgebung. Dieses /tʃ/ wurde auch nach seiner Phonemisierung weiter durch die ehemalige /k/-Rune ñ ċen bezeichnet. Daneben konnte ċen aber, wie erwähnt, auch weiterhin für den Velar /k/ stehen. Es fehlte also eine eindeutige Bezeichnung für diesen Velar. Eine solche wurde durch seitliche Spiegelung nach links der Rune ċen geschaffen.14 Die neue Rune z erhielt den Namen calc. Ähnlich verhielt es sich bei den entsprechenden stimmhaften Lauten. Die Rune G, aengl. ġiefu, die im Älteren fuþark (unter dem Namen *gebō) den Velar /g/ (mit allen eventuellen Allophonen) bezeichnet hatte,15 stand im altenglischen fuþorc für den neu entwickelten palatalen Reibelaut [ʝ], phonemisiert durch Zusammenfall mit /j/, dem Reflex des germanischen Halbvokals /i̯/, zunächst daneben aber auch noch für velares /g~ɣ/. Der Bedarf nach einem eindeutigen Zeichen für die Velare wurde durch die Schaffung der Rune ¡ gār gedeckt. Diese basiert offensichtlich auf der Rune G ġiefu und einem Zusatz am Kreuzungspunkt der beiden geneigten Zweige. Will man diesen Zusatz als phonetisch motiviert betrachten, kommt wohl am ehesten der charakteristische Haken der Rune W wynn für den labiovelaren Halbvokal /w/ in Betracht. Halbvokale sind nämlich sehr sonor, enthalten also viel phonetische Information, können aber keine eigene Silbe tragen, sondern müssen sich an einen anderen Laut „anlehnen“. Diese Distribution macht sie im Sinne der oben erwähnten ikonischen Beziehung zwischen Lautstruktur und Zeichenstruktur zu einer geeigneten Quelle für phonetisch motivierte diakritische Zusatzzeichen zu bestehenden

    12 Zu diesem „Perfect Fit“ s. zuerst Derolez (1952) und Waxenberger (2011). 13 Zum Folgenden s. Waxenberger (2011, S. 203–206 und demn. a: Chapter 5 „Palatalization and Assibilation of Gmc. *g and *k“). 14 Waxenberger (demn. b). Ein wichtiger Baustein im Graphematik-Modul des RuneS-Projektes ist die sog. graphtypologische Beschreibung, bei der jede Rune systematisch in ihre elementaren Bestandteile zerlegt wird und verschiedene Möglichkeiten ihres Aufbaus aus diesen Bestandteilen „durchgespielt“ und diskutiert werden. Im vorliegenden Fall ist die Spiegelung von ċen offensichtlich die plausibelste Möglichkeit. 15 Düwel (2008, S. 8).

    

    Fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion 

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    Graphemen. Diese Zusätze können ja auch nicht allein stehen, modifizieren aber die phonetische Geltung der Grapheme, denen sie hinzugefügt werden. In diesem Fall würde also der gespiegelte Haken des wynn als Zusatz zur Rune ġiefu die Velarität des Phonems /g~ɣ/ symbolisieren. Vor diesem Hintergrund wirkt Rune 31 ® wie eine Erweiterung der Rune gār um eine senkrechte Linie in der Mittelachse.16 Man kann darin einen Stab für diese ansonsten stablose Rune sehen. Überzeugender im Sinne einer phonetischen Motivation wäre die Interpretation der senkrechten Linie als die Rune I īs mit dem Lautwert [i] zur Markierung der Palatalität des durch Rune 31 bezeichneten Lautes [kwj].17 Aber auch dieser Interpretation steht ein Hindernis entgegen. Es betrifft die Stimmhaftigkeitsopposition: Gār bezeichnete einen stimmhaften, Rune 31 dagegen einen stimmlosen Plosiv. Die Stimmtonkorrelation war und ist jedoch so fundamental für das gesamte englische Obstruentensystem, dass es schwer vorstellbar ist, dass ein so guter Phonetiker wie der Schöpfer der Ruthwell-Inschrift sie einfach außer Acht gelassen haben sollte. Dieses Problem ist umgangen in einem Vorschlag von Waxenberger (demn. b). Danach entstand Rune 31 durch Spiegelung der Rune calc an einer gedachten, über der Rune liegenden waagerechten Achse, ähnlich wie calc selber durch Spiegelung der Rune ċen an der senkrechten Achse konstruiert worden war. Damit war der Charakter des bezeichneten Lautes als stimmloser velarer Plosiv klar und konstruktionell elegant symbolisiert: Die Velarität wurde durch die Verdoppelung von calc gerade in der Umgebung unterstrichen, in der man eigentlich Palatalität und Assibilierung erwarten würde, nämlich vor den vorderen Vokalen [y] in ќyniŋc und [e] in uŋќet. Die lange senkrechte Mittellinie von Rune 31 ist danach der verdoppelte Stab der gespiegelten Rune calc bzw. letztlich der zweifach – senkrecht und waagerecht – gespiegelten Rune ċen. Die Palatalität des bezeichneten Lautes wäre nach dieser Interpretation zwar nicht direkt ausgedrückt worden, aber nichts hinderte die altenglischen Schreiber und Leser der Runenschrift daran, die senkrechte Linie als beides wahrzunehmen: sowohl als Teil der Rune calc als auch, wie oben vorgeschlagen, als die Rune īs als Zeichen für Palatalität. An solche doppelten Zugehörigkeiten einzelner Stäbe war man ja durch die Binderunen gewöhnt.18

    16 Vgl. z.  B. Swanton (1996, S. 28). 17 Eine solche Verwendung der Rune īs liegt z.  B. in der altenglischen Rune ô ȳr für den Laut /y/ vor: īs steht als Zeichen der Palatalisierung von /u/ unter dem aus Stab und Zweig geformten Bogen der Rune ūr /u/. Später wurde die Form demotiviert, und immer weiter reduzierte Formen von īs wurden als diakritische Zeichen interpretiert, vgl. etwa die Variante õ, ähnlich wie die beiden Punkte der deutschen Umlautschreibungen ä, ö, ü, die auf ein übergesetztes e als Zeichen für Palatalität zurückgehen (Paul 1989, S. 31). 18 Ein einschlägiges Beispiel sind die Binderunen auf dem berühmten Undley Bracteate (s. Waxenberger demn. a, Kap. 2: List of Objects 83).

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     Elke Ronneberger-Sibold und Kerstin Kazzazi

    Die Lippenrundung schließlich könnte wie bei der Rune gār auch bei Rune 31 durch den gespiegelten Haken der Rune W wynn für den Labiovelar /w/ ausgedrückt worden sein, wobei bei Rune 31 zusätzlich zur Velarität (die ja ohnehin schon durch die Verwendung von calc markiert war) vor allem die Lippenrundung von /w/ fokussiert war. Zur möglichen Deutung des Hakens als Zeichen für Labialität könnte zudem beigetragen haben, dass auch in vielen Runen für andere Labiale zufällig Haken verwendet wurden. Besonders auffällig und konstruktionell ikonisch war das in der Rune b beorc für das Phonem /b/.19 Der volle Lippenverschluss im Plosiv /b/ wurde durch zwei Haken markiert, die bloße Rundung und Annäherung der Lippen in /w/ durch nur einen Haken. In Verbindung mit Stimmlosigkeit wurde der volle Verschluss in der Rune P peorþ für /p/ durch 2 gedrehte Haken ausgedrückt. Selbst in der Rune M man für den labialen Nasal /m/ kann man entweder zwei geneigte Zweige erblicken, die sich in der Mitte kreuzen und rechts und links von zwei Stäben begrenzt werden, oder zwei mit ihren Haken gegeneinander gestellte wynn.20 Die zweite Lösung erlaubt eher eine Motivation durch eine konstruktionell ikonische Beziehung zum bezeichneten Laut /m/ als die erste: Ähnlich wie bei den Plosiven /b/ und /p/ wird der volle Verschluss durch eine Verdoppelung des Zeichens für den unvollständigen Verschluss symbolisiert, nur dass beim Plosiv lediglich der charakteristische Haken verdoppelt wird, beim /m/ die ganze Rune. Dies wiederum ist konstruktionell ikonisch in Bezug auf die Schallfülle der bezeichneten Laute: Der Sonorant /m/ ist sonorer als die

    19 Der konstruktionelle Ikonismus ist eine Spielart des allgemein strukturellen Ikonismus. Der Begriff wurde in der Natürlichen Morphologie für eines ihrer Grundprinzipien geprägt. In seiner allgemeinsten Form besagt dieses Prinzip, dass in den morphologischen und syntaktischen Systemen der Welt bevorzugt ein inhaltliches Mehr auch durch ein Mehr im Ausdruck symbolisiert wird, dass z.  B. Pluralformen im Allgemeinen länger sind als Singularformen (vgl. Mayerthaler 1980, S. 25). In den hier vorgenommenen graphematischen Analysen wird dieses Prinzip auf artikulatorische und perzeptionelle Merkmale von Phonemen wie Verschlussfestigkeit und Schallfülle im Verhältnis zur Komplexität der entsprechenden Grapheme angewendet. Unser Grundgedanke dabei ist, so dass ein Prinzip, nach dem viele Generationen von Sprachbenutzern unbewusst ihr Sprachsystem gestalten, auch dann wirksam sein dürfte, wenn einzelne Sprachbenutzer bewusst ein Schriftsystem zur Symbolisierung ihres Phonemsystems entwerfen. 20 In der Runologie geht man gewöhnlich von der ersten Lösung aus, zumal auf einigen Denkmälern die Rune man wahrscheinlich so realisiert wurde, z.  B. auf dem Maughold Stone I: blagc[?]mon. Die intendierte Struktur einer Figur ist jedoch nicht automatisch identisch mit der einfachsten Art ihrer technischen Realisierung. Beispielsweise kann man beim Sticken eine Reihe von Kreuzchen xxxx technisch einfach herstellen, indem man zunächst alle parallelen schrägen Linien in der einen Richtung und dann in der anderen Richtung stickt. Der intendierten Interpretation des Resultats als eine Reihe von Kreuzchen tut das keinen Abbruch. Ähnlich können zwei gegeneinander gestellte wynn intendiert gewesen sein, selbst wenn sie durch zwei gekreuzte geneigte Zweige realisiert wurden. Im Übrigen besteht auch immer die Möglichkeit einer diachronen Demotivierung der ursprünglich intendierten Form, dass also spätere Generationen von Schreibern die Rune tatsächlich als gekreuzte Zweige zwischen zwei Stäben interpretierten.

    

    Fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion 

     331

    Plosive /p/ und /b/, entsprechend ist M man dank seiner zwei Stäbe komplexer und voluminöser als P peorþ und b beorc. Das Zusammentreffen zwischen phonetischer Labialität und Haken in den entsprechenden Runen war vermutlich zunächst ganz zufällig; es bedeutet weder, dass alle diese Runen nach einem Bauprinzip „Drücke Labialität durch Haken aus“ konstruiert wurden, noch dass Haken ausschließlich in Runen für Labiale verwendet wurden. Beispielsweise enthält ja auch die Rune d thorn für /Ɵ/ einen Haken. Trotzdem kann eine Konstellation, in der zufällig in mehreren Zeichen dasselbe Ausdrucksmittel für ähnliche Merkmale steht, bei den Sprachbenutzer/innen eine Assoziation zwischen den beiden auslösen. Dieser Sachverhalt aus dem graphischen Bereich erinnert an den lautlichen Begriff des Phonästhems. Dieser auf Firth (1957) zurückgehende Begriff bezeichnet eine Lautfolge, die in mehreren Wörtern mit ähnlicher Konnotation vorkommt, aber keinen Morphemstatus hat.21 Ein Beispiel ist etwa der Anlaut /ʃl-/ in deutschen Wörtern wie Schleim, Schlick, Schlange, Schlampe, Schlingel, Schlawiner usw., die alle die Konnotation ‚unsauber, schmierig‘ haben, aber keine Abtrennung eines Morphems mit dieser Bedeutung zulassen, weil der Rest keine Bedeutung hätte. (Eine Schlange ist keine *schmierige Ange.) Die Konnotation kommt vielmehr dem Wort als ganzem zu; sie wird durch das Phonästhem /ʃl-/ lediglich fokussiert. Dieser Effekt wird für die Sprachbenutzer/innen nicht dadurch beeinträchtigt, dass dieselbe Lautfolge auch in anderen Wörtern ohne die entsprechende Konnotation vorkommen kann, so z.  B. /ʃl-/ in schlank oder schlau. Ähnlich könnte man die Runen wynn, beorc, peorþ und man nicht in einen Haken für Labialität und den Rest für die anderen Merkmale zerlegen, sondern die ganze Rune vertritt jeweils alle Merkmale, aber der Haken fokussiert das Merkmal ‚labial‘. In dieser Funktion konnte er produktiv in neuen Runen eingesetzt werden. Diese Wirkung wurde auch nicht durch sein Vorkommen in anderen Runen verhindert, die nicht-labiale Laute bezeichneten. Möglicherweise gibt es also in Schriftsystemen auch „Graphästheme“, zumindest in ihrer frühen Phase, in der sie noch aktiv gestaltet werden.

    3 Der sprachliche Hintergrund des Schöpfers von Rune 31 Wenn auch die hier vorgeschlagene Phonemisierung von /kw/ in dem einen Wort uŋќet die Wahrnehmung des Merkmals ‚gerundet‘ durch den Schöpfer der Rune 31 möglicherweise unterstützte, bleibt diese Wahrnehmung doch eine ungewöhnliche Leistung für einen phonetisch nicht geschulten Laien. Dieser muss auch das Merkmal

    21 Vgl. Ronneberger-Sibold (2015).

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     Elke Ronneberger-Sibold und Kerstin Kazzazi

    ‚palatal‘ wahrgenommen haben, obwohl es völlig von der Umgebung determiniert, also allophonisch war, denn sonst hätte er, wie oben dargelegt, auch das nicht-palatale [kw] vor dem Labiovelar /w/ in kwomu mit der Rune 31 schreiben müssen. Wie ist diese ungewöhnliche Sensibilität für subphonemische Unterschiede zu erklären? Ein wichtiger Hinweis ist die Bemerkung von Penzl (1955) am Beispiel Notkers von St. Gallen, dass Sprecher/innen, die mehr als eine Sprache und folglich mehr als ein Phonemsystem kennen, in der Lage sein können, allophonische Unterschiede wahrzunehmen, die monolingualen Sprecher/innen weder bei der Rezeption noch bei der Produktion auffallen. Auch der Schöpfer der Inschrift auf dem Ruthwell Cross könnte mehrsprachig gewesen sein. Wie eingangs erwähnt, steht das Ruthwell Cross nördlich des Solway Firth, d.  h. in dem nordwestlichen Gebiet, das erst Mitte des siebten Jahrhunderts Teil des altenglisch-nordhumbrischen Territoriums wurde.22 Nördlich davon lag das Siedlungsgebiet von Sprecher/innen keltischer Idiome (sowohl britischer als auch irischgälischer Varietäten). Die aus Irland gekommenen Gälischsprecher/innen siedelten wahrscheinlich seit ca. 500 n. Chr. in der Gegend.23 Das Ruthwell Cross wird auf ca. die Mitte des 8. Jahrhunderts datiert.24 Es ist durchaus denkbar, u.  E. sogar mehr als wahrscheinlich, dass es in diesem Grenzgebiet auch nach hundert Jahren, d.  h. im 8. Jahrhundert noch ähnliche Sprachkontaktsituationen gab, wie sie in der neueren Forschung für die Zeit direkt nach dem adventus saxonum in den zuerst germanisch besiedelten, weiter südlich gelegenen Gebieten angenommen werden.25 Das würde bedeuten, dass es auch zweisprachige Sprecher/innen gab. Der außersprachliche historische Kontext, in dem der Text des Ruthwell Cross entstand, begünstigte also wahrscheinlich individuelle Mehrsprachigkeit und damit auch die Ausbildung eines intersprachlichen Sprachbewusstseins.26 Aber ist es möglich, dass die Lautstruktur der anderen Sprache, die diese Sprecher/innen möglicherweise neben dem nordhumbrischen Altenglisch beherrschten, tatsächlich die Wahrnehmung eines allophonischen Unterschieds zwischen velarem und palatalem /k/ sowie einem zwar eventuell phonemisierten, aber extrem wenig belasteten labiovelaren /kw/) erleichterte? In der Tat findet sich im Altirischen, dem das Idiom der aus Irland in die Gegend nördlich von Ruthwell eingewanderten Siedler noch nahegestanden haben dürfte, eine sehr ähnliche Unterscheidung: Schon Thurneysen geht für das Altirische von einer klaren Dreiteilung27 in Konsonanten mit palataler „i-Färbung“, solche mit

    22 Vgl. Jackson (1953, S. 210  ff. mit Verbreitungskarte). 23 Vgl. Yorke (2013, S. 45  ff.). 24 Vgl. Waxenberger (2011, S. 203, List of Objects, s.v. Ruthwell Cross). 25 Vgl. z.  B. Klemola (2013); ähnlich schon Jackson (1953, S. 245  f.). 26 Vgl. zu diesem Terminus Kazzazi (2016a). 27 Der moderne Fortsetzer hat die u-Färbung verloren, vgl. Thurneysen (1909, S. 50). Wie sich diese Färbungen im gälischen Idiom nördlich von Ruthwell weiterentwickelten, lässt sich mangels Belegen

    

    Fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion 

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    „dunkler oder a-Färbung“ und solche mit „u-Färbung“ aus und erläutert die Entstehung wie folgt: Jeder Konsonant hatte im Irischen je nach den umgebenden, besonders den folgenden Vokalen eine besondere Aussprache und Klangfarbe angenommen, indem gewisse Elemente der Artikulazion (sic!) der benachbarten Vokale in die der Konsonanten herübergenommen wurden. … Er behielt sie oft auch dann bei, wenn der infizierende Vokal verschwand.28

    Das bedeutet, es kam auch hier zu einer Phonemisierung der ursprünglichen Allophone.29 Zwar sind die drei Färbungen im Altirischen nicht ganz parallel zu der oben beschriebenen Unterscheidung der k-Laute auf dem Ruthwell Cross zu sehen, denn man geht hier von einer u-Färbung und nicht wie wir von einer palatalen [y]-Färbung aus, doch ist für unsere Fragestellung entscheidend, dass eine Dreiheit aus Velarität, Palatalität und Lippenrundung existierte.30 Denn altirische Sprecher/innen, die es gewohnt waren, ihre Konsonanten in drei verschiedenen artikulatorischen Varianten zu sprechen und zu hören, waren sehr wahrscheinlich auch in der Lage, die feinen Unterschiede zwischen den altenglisch-nordhumbrischen k-Lauten wahrzunehmen.31 Dies könnte ein Bedürfnis, diesen Unterschied in der Schrift eigens auszudrücken, motiviert haben. Auf der schriftlichen Ebene allerdings zeigt sich ein weiterer Unterschied zum Irischen: Der Unterschied zwischen palatal und velar wurde hier nicht durch ein Konsonantenzeichen markiert, sondern (wenn überhaupt) durch Vokale vor oder nach dem Konsonanten.32 Es bleibt also die Frage, warum der Schreiber des Ruthwell Cross sich die Mühe machte, eine neue Rune zu kreieren, um einen Unterschied in einer seiner Sprachen zu markieren, der zwar dem in der anderen Sprache ähnelte, aber nicht damit identisch war. Sehr wahrscheinlich handelte es sich beim Ruthwell Cross um ein sog. preaching cross.33 Die Unterweisung könnte auch Ausspracheübungen für Nicht-Muttersprachler/innen des Altenglischen umfasst haben, um die „korrekte“ Aussprache der heili-

    nicht sagen. Die recht komplizierte Entwicklung dieser Färbungen kann an dieser Stelle nicht weiter behandelt werden, für Details s. Thurneysen (1909) und Russell (1995, S. 36  ff.). 28 Thurneysen (1909, S. 50). 29 Vgl. Russell (1995, S. 35). 30 Zur Kritik an Thurneysen bezüglich der Vorgeschichte der drei Färbungen im Altirischen vgl. Greene (1976, S. 28–30, zitiert bei Russell 1995, S. 35). Zur u-Färbung insgesamt s.  a. McCone (2015). 31 Die Frage, ob dieses Phänomen des Keltischen einen sprachkontaktbedingten Einfluss auf das Altenglische insgesamt ausgeübt hat, wird in der neueren Forschung kontrovers diskutiert, z.  B. Schrijver (2009), dagegen neuerdings Laker (im Druck). 32 Vgl. Thurneysen (1909, S. 93). 33 Swanton (1996. S. 13): „It is clearly a preaching cross.”

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     Elke Ronneberger-Sibold und Kerstin Kazzazi

    gen Texte sicherzustellen.34 Und hier könnte das neue Runenzeichen als Hinweis auf die spezifische Aussprache des k-Lautes gedient haben. Das folgende Beispiel mag die Wahrnehmung und schriftliche Markierung eines subphonemischen Unterschieds durch einen mehrsprachigen Sprecher oder eine mehrsprachige Sprecherin illustrieren: Das Korpus der ersten Spontanschreibungen von Kerstin Kazzazis dreisprachiger Tochter Anusheh (analysiert in Kazzazi 2011, 2016b) weist eine systematische Unterscheidung bei der schriftlichen Wiedergabe der deutschen Allophone [x] und [ç] auf: Anusheh schreibt [iç] ich und [aux] auch und markiert damit den Unterschied zwischen dem sogenannten ich- und ach-Laut. Offenbar konnte sie diesen subphonemischen Unterschied wahrnehmen, weil der Bereich der velaren/palatalen Konsonanten in den Phonemsystemen ihrer drei Sprachen Deutsch, Englisch und Persisch35 sehr unterschiedlich besetzt ist: Das Englische kennt weder einen palatalen noch einen velaren Reibelaut, das Persische hat ein Phonem /x/, das phonetisch identisch ist mit dem ersten der beiden deutschen Allophone [x ~ ç].36 Es ist also für die Wahrnehmung subphonemischer Unterschiede durch einen mehrsprachigen Sprecher offenbar nicht notwendig, dass einem allophonischen Unterschied in der einen Sprache ein phonemischer Unterschied in der anderen Sprache entspricht. Möglicherweise genügt es, wenn einer bestimmten qualitativen Unterscheidung wie derjenigen zwischen Palatalität und Velarität oder in einem bestimmten Bereich des Phonemsystems wie den k-Lauten in einer Sprache erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Dies kann dann das intersprachliche Erkennen entsprechender Unterschiede erleichtern, die eigentlich keine funktionale Bedeutung haben und deswegen von einsprachigen Sprecher/innen zwar produziert, aber meistens nicht bewusst wahrgenommen werden. Allerdings muss angemerkt werden, dass die Motivation des Ruthwell‘schen Runenschöpfers und der dreisprachigen Anusheh zwar dieselbe gewesen sein mag, die Strategie der schriftlichen Wiedergabe sich aber unterscheidet: Anusheh hat auf bereits existente Unterschiede des lateinischen Alphabets zurückgegriffen und lediglich ihren Verwendungsbereich ausgedehnt.37 Auf dem Ruthwell Cross hingegen

    34 Eine phonetisch besonders genaue, auch subphonemische Unterschiede berücksichtigende Schreibung kann u.  a. mit der liturgischen Funktion der niedergeschriebenen Texte zusammenhängen. So liegt etwa dem System der avestischen Schrift, in der die zoroastrischen sog. Gāthās nach jahrhundertelanger mündlicher Überlieferung schriftlich fixiert wurden, das Bemühen zugrunde, in den Texten „avec une précision confinant à la minutie les moindres détails de l’élocution liturgique“ festzuhalten (Kellens 1989, S. 33). 35 Es ist hier jeweils von der standardnahen Varietät der drei Sprachen die Rede, die Anusheh vornehmlich in ihrer Umgebung hört. Dialektal stellen sich die Verhältnisse z.  T. anders dar. 36 Vgl. Kazzazi (2011, S. 309). 37 Ähnlich verfuhren die Schreiber altenglischer Manuskripte in Ansätzen mit den Buchstaben und des lateinischen Alphabets. Normalerweise stand sowohl für /k/ als auch für /tʃ/ sogar

    

    Fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion 

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    findet sich ein völlig neues Zeichen. Den beiden Beispielen gemeinsam ist, dass keine der beiden Strategien konventionalisiert wurde (jedenfalls soweit sich das für Rune 31 bei der derzeitigen Beleglage sagen lässt). Das ist aber auch nicht überraschend, denn in beiden Fällen war die Markierung des subphonemischen Unterschieds für den normalen Gebrauch nicht notwendig – mit Bezug auf René Derolez’ bereits erwähnten Terminus des perfect fit könnte man sagen, dass es sich in den beiden oben dargestellten Fällen um einen too perfect fit handelte, eine Genauigkeit der Wiedergabe, die für den normalen Schriftgebrauch überflüssig war. Auch mehrsprachige Sprecher/innen markieren nicht ständig alle ihnen auffallenden phonetischen Unterschiede. Dies wäre völlig dysfunktional, da sie dann mit einsprachigen Sprecher/innen schriftlich nicht mehr kommunizieren könnten. Es ist daher anzunehmen, dass solche vorübergehenden Versuche einer quasi-phonetischen Schreibung vor allem in der ersten Phase des Spracherwerbs oder des Sprachkontakts auftauchen, wenn die Aufmerksamkeit für Sprachlaute besonders groß ist. Später werden die Konventionen erlernt und idiosynkratische Schreibungen verschwinden. Dies mag erklären, warum wir (zumindest bis dato) die Rune31 nur auf dem Ruthwell Cross belegt finden. Möglicherweise ist die Inschrift auf dem Ruthwell Cross sogar nicht der einzige Versuch einer quasi-phonetischen Differenzierung von Sprachlauten in der Runenschrift. Dies zeigt Waxenberger (in diesem Band) für die Entstehung der Rune æsċ. Hier tut sich ein noch kaum bearbeitetes Feld für unser gemeinsames Forschungsprojekt Runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen (RuneS) auf. Wir freuen uns darauf, es unter der Leitung von Edith Marold weiter zu betreiben.

    Literatur Bammesberger, Alfred (1994): Notes on Medial and Final Vowels in the Ruthwell Cross Runic Inscription. In: Knirk, James E. (Hrsg.): Proceedings of the Third International Symposium on Runes and Runic Inscriptions, Grindaheim, Norway, 8–12 August 1990, S. 139–148. Runrön 9. Uppsala: Inst. för Nordiska Språk, Uppsala Univ. Bammesberger, Alfred (demn.): The Ruthwell Crucification Poem Revisited. In: Waxenberger, Gaby / Kazzazi, Kerstin (Hrsg.): Old English Runes Workshop: Interdisciplinary Perspectives on Methodology. Berlin/New York: de Gruyter.

    über die Phonemgrenze zwischen den beiden Lauten hinweg, aber gelegentlich wurde versucht, den phonemischen Unterschied durch Verwendung von für den velaren Laut zu markieren, am systematischsten in den Rushworth Gospels (10. Jh.) (Campbell 2003, S. 173). Ein Unterschied zwischen [k] und [kwj] wie auf dem Ruthwell Cross wurde jedoch nicht gemacht. steht zwar besonders häufig im Anlaut von kyning (Campbell 2003, S. 173), aber z.  B. auch von Krist, wo auf dem Ruthwell Cross calc verwendet wurde, vgl. Seiler Rübekeil (2014, S. 185).

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     Elke Ronneberger-Sibold und Kerstin Kazzazi

    Brunner, Karl (1965): Altenglische Grammatik. Nach der Angelsächsischen Grammatik von Eduard Sievers. 3. Aufl. Tübingen: Niemeyer. Campbell, Alistair (2003): Old English Grammar. Reprinted 2003. Oxford: Oxford University Press. Derolez, René (1952): Richtingen in de Runenkunde. Met enkele beschouwingen over het probleem ogam-runen. In: Belgisch Tijdschrift voor Philologie en Geschiedenis. Revue belge de philologie et d’histoire, 30, S. 1–49. Düwel, Klaus (2008): Runenkunde. 4. Aufl. Stuttgart, Weimar: Metzler. Firth, John R. (1957): The use and distribution of certain English sounds. In: John R. Firth: Papers in Linguistics 1934−1951, S. 34−46. Oxford: Oxford University Press. Greene, David (1976): The Diphthongs of Old Irish. In: Iriu, 27, S. 26–45. Jackson, Kenneth (1953): Language and History in Early Britain: A Chronological Survey of the Brittonic Languages 1st to 12th c. A.D. Edinburgh: University Press. Kazzazi, Kerstin (2011): Deutsch, Englisch und Persisch als ‚Eigentumsprachen‘ – Aspekte der Spracheninteraktion bei dreifachem Erstspracherwerb. Unveröff. Habilitationsschrift. Kazzazi, Kerstin (2016a): Talking about talking. Intersprachliches Sprachbewusstsein: In: Raml, Monika M. (Hrsg.): Wanderer zwischen den Welten: Deutsch-türkische Sprachbiographien, S. 235–268. Würzburg: Königshausen & Neumann. Kazzazi, Kerstin (2016b): Creativity and convention in writing: Examples from multilingual (child) writing samples and historical writing systems. In: Cotticelli Kurras, Paola / Rizza, Alfredo (Hrsg.): Variation within and among writing systems. LautSchriftSprache/Script and Sound 1. Wiesbaden: Reichert. Kellens, Jean (1989): Avestique. In: Schmitt, Rüdiger (Hrsg.): Thesaurus Linguarum Iranicarum, S. 31–55. Heidelberg: Winter. Klemola, Juhani (2013): English as a contact language in the British Isles. In: Schreier, Daniel / Hundt, Marianne (Hrsg.): English as a contact language, S. 75–87. Cambridge: Cambridge University Press. Laker, Stephen (im Druck): Celtic influence on Old English vowels: A review of the phonetic and phonological evidence. In: English Language and Linguistics. Mayerthaler, Willi (1980): Morphologische Natürlichkeit. Wiesbaden: Athenaion. McCone, Kim (2015): Unstressed vowels and consonant quality in Old Irish: u or non-u? In: Breatnach, Liam / Ó hUiginn, Ruairí / McManus, Damian / Simms, Katharine (Hrsg.): Proceedings of the XIV International Congress of Celtic Studies, Maynooth 2011, S. 109–135. Dublin: Dublin Institute for Advanced Studies. Paul, Hermann (1989): Mittelhochdeutsche Grammatik. 23. Aufl. neu bearb. von Peter Wiehl und Siegfried Grosse. Tübingen: Niemeyer. Penzl, Herbert (1955): Zu Notkers Anlautgesetz. In: Zeitschrift für deutsches Altertum, 86, S. 196– 210. Ronneberger-Sibold, Elke (1990): Zur Verselbständigung sprachlicher Einheiten: der deutsche Umlaut. In: Boretzky, Norbert / Enninger, Werner / Stolz, Thomas (Hrsg.): Spielarten der Natürlichkeit – Spielarten der Ökonomie: Beiträge zum 5. Essener Kolloquium über „Grammatikalisierung: Natürlichkeit und Systemökonomie“ vom 6. 10.–8. 10. 1988 an der Universität Essen. Bd. 2, 2. Halbband, S. 185–205. Bochum: Brockmeyer. Ronneberger-Sibold (2015): Word-creation. In: Müller, Peter O. / Ohnheiser, Ingeborg / Olsen, Susan / Rainer, Franz (Hrsg.): Word-formation: An international handbook of the languages of Europe. Bd. 1, Artikel 26, S. 485–500. Berlin/New York: de Gruyter. Russell, Paul (1995): An Introduction to the Celtic Languages. London/New York: Longman. Schrijver, Peter (2009): Celtic influence on Old English: Phonological and phonetic evidence. In: English Language and Linguistics, 13(2), S. 193–211.

    

    Fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion 

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    Katharina Seidel

    Historische Anthropologie in der Altnordistik Abstract: The article gives a short overview of the origin of historical anthropology (in German research) and the anthropological approach in Old Norse-Icelandic literature. However, a historical anthropological approach never became popular among literary scholars in Old Norse-Icelandic literature as opposed to other fields, e.  g. Medieval German literature. Historical anthropology could serve as a fruitful methodical approach to Old Norse-Icelandic literature, e.  g. its manuscript culture, if one is aware of the problems which arise from an anthropological approach to literature in general. Historische Anthropologie als Methode innerhalb der Geisteswissenschaften unterliegt keinem einheitlichen Konzept.1 Grundsätzlich zeichnet die Historische Anthropologie die Verbindung des anthropologischen Untersuchungsgegenstands (d.  h. des Menschen)2 mit einer historischen bzw. zeitlichen Betrachtung in Bezug auf dessen Wandelbarkeit und Veränderlichkeit aus. Dieser methodische Zugang geht zum einen auf Forschungsansätze aus den Geschichtswissenschaften zurück (frz. Annales Schule; École de Paris in den Altertumswissenschaften; Mentalitätsgeschichte; Alltagsgeschichte), zum zweiten auf kulturwissenschaftliche Ansätze3 aus der cultural anthropology4 und zum dritten auch auf eine Philosophische Anthropologie. Im deutschen Sprachraum ist die Historische Anthropologie z.  B. an folgen-

    1 Vgl. dazu Röcke: „Der Begriff bezeichnet kein Fach mit klar definierbaren disziplinären Grenzen, sondern eine Forschungsmethode, die in unterschiedlichen wissenschaftlichen Kontexten entwickelt worden und inzwischen zu einem gemeinsamen Nenner wichtiger Bereiche der Geistes- und Kulturwissenschaften geworden ist.“ (Röcke 2002, S. 38). Zur Historischen Anthropologie liegen mittlerweile mehrere Einführungswerke vor, die sich je nach Autor in ihrer inhaltlichen Ausrichtung unterscheiden: Dressel (1996), Dülmen (2001), Tanner (2004), Winterling (2006; Aufsatzsammlung), Rathmayr (2013). Weitere wichtige Publikationen sind: Wulfs Handbuch zur Historischen Anthropologie (1997), die Zeitschriftenreihen „Historische Anthropologie“ der Universität Basel (seit 1993, Böhlau) und „Paragrana. Internationale Zeitschrift Historische Anthropologie“ der Freien Universität Berlin (seit 1992, de Gruyter). 2 Der Mensch und seine Befindlichkeiten stehen im Fokus. 3 Der kulturwissenschaftliche Ansatz mit dem (ersten) cultural turn ist im angloamerikanischen Raum seit den 1960er Jahren etabliert und stellt den auf Machteliten beruhenden Kulturbegriff prinzipiell in Frage, so dass Populärkultur und Alltagskultur im Fokus stehen. Dem ersten cultural turn folgten weitere, welche heute wesentlicher Bestandteil der jeweils aktuellen Methodik in den Kultur- und Literaturwissenschaften sind, z.  B. performative turn, translational turn, postcolonial turn, spatial turn usw. Einen aktuellen und ausführlichen Überblick bietet Bachmann-Medick (2014). 4 Die englische cultural anthropology als Disziplin entspricht ursprünglich der deutschen Volkskunde und Ethnologie.

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     Katharina Seidel

    den Universitäten präsent: an der Universität Freiburg i. Brsg. wurde 1975 das Institut für Historische Anthropologie gegründet und seit 1994 gibt es einen Lehrstuhl für Historische Anthropologie,5 die Arbeitsstelle für Historische Anthropologie an der Universität Erfurt bzw. Honorarprofessur für Historische Anthropologie,6 das Interdisziplinäre Zentrum für Historische Anthropologie an der Freien Universität Berlin inklusive der Gesellschaft für Historische Anthropologie e. V.,7 eine Professur für Historische Anthropologie gibt es jeweils an der Universität Wien, der Universität des Saarlandes und der Universität Göttingen. Die Historische Anthropologie ist dabei jeweils in bereits existierenden Institutionen und fachlichen Traditionen verankert und weist dadurch inhaltlich unterschiedliche Ausrichtungen auf. Einen Überblick zur Entstehung der Historischen Anthropologie und den verschiedenen anthropologischen Disziplinen gibt zuletzt Rathmayr (2013). Die Historische Anthropologie fokussiert, im Gegensatz zu anderen Anthropologien, auf die Unbeständigkeit und den Wandel des Menschen, d.  h. den bzw. die Menschen und ihre Befindlichkeiten in ihrer Zeitlichkeit und Veränderbarkeit und deren Bedeutung für den Menschen. Historische Anthropologie betrachtet „den Menschen als wandelbares Wesen […], das nie gleich bleibt und gleich reagiert, sondern sich höchst unterschiedlich zu bestimmten Situationen und Gegebenheiten stellt, die selten vorausbestimmt sind.“ (Dülmen 2001, S. 7). Historisch-anthropologische Forschungsansätze betreffen auch: […] die Veränderungen der Vorstellungs- und Denkformen des Menschen, seiner Affekte und , seines Erinnerungsvermögens und seiner Traumwelten, zum anderen die Formen und Möglichkeiten seiner Vergesellschaftung in Staat und Herrschaft, Ehe und Familie; seiner sozialen und literarischen Kommunikation, wie etwa Mündlichkeit und Schriftlichkeit […]. (Röcke 2002, S. 42)

    Rathmayr erhofft sich von der Historischen Anthropologie, dass auch sie selbst sich ihrer Veränderbarkeit bewusst sei und sich eine offene Methodologie bewahre. Sein Vorschlag ist eine Historisch-kritische Anthropologie, die sich nicht auf den Menschen sondern auf die Menschen konzentrieren soll.8 Der Begriff der Historischen Anthropologie soll in diesem Beitrag in Bezug zu den Literaturwissenschaften gestellt werden. In der germanistischen Mediävistik erfährt

    5 Das Institut besteht aus einem Verbund von Forschern und wurde vom Althistoriker Jochen Martin gegründet. http://www.historische-anthropologie.de/index.php?id=8 (Letzter Zugriff 20.10.2016). Aus den Bemühungen des Instituts ging Ende der 1990er Jahre der Magisterstudiengang „Historische Anthropologie“ an der Universität Freiburg hervor, welcher 2005 eingestellt wurde. 6 Die Arbeitsstelle wurde von den Historikern Hans Medick und Alf Lüdtke 1999 gegründet. https:// www.uni-erfurt.de/fr/geschichte/historischeanthropologie/ (Letzter Zugriff 20.10.2016). 7 http://www.ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/arbeitsbereiche/antewi/interdisziplinaeres_ zentrum/ (Letzter Zugriff 20.10.2016). 8 Rathmayr (2013, S. 9).

    

    Historische Anthropologie in der Altnordistik 

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    dieser Ansatz vor allem in den 1990er Jahren große Beachtung.9 Bachmann-Medicks Aufsatzsammlung „Kultur als Text. Die anthropologische Wende in den Literaturwissenschaften“ (1996) stellte den kulturwissenschaftlichen Ansatz einem größeren Publikum vor. Nicht zuletzt dadurch erfuhr dieser Zugang auch unter deutschen Forschenden verschiedener Fachgebiete eine größere Aufmerksamkeit. Historische Anthropologie und Literarische Anthropologie stehen sich als Disziplin wiederum sehr nahe, vor allem wenn das Untersuchungsmaterial Literatur oder Texte umfasst: In der Historischen Anthropologie hingegen ist der je einzelne und besondere Blick auf die Lebenswelt gefragt, wie er auch und gerade in poetischen Texten erprobt, poetisch stilisiert, bestätigt oder – im Gegenteil – in Frage gestellt wird. Insofern sind literarische Texte eben aufgrund ihrer poetischen Besonderheit für historisch-anthropologische Forschungsansätze von größter Bedeutung. Denn […] literarische Texte wiederholen nicht einfach Deutungsmuster, oder Mentalitäten, mit denen sie sich auseinandersetzen, sondern reflektieren und verändern sie, ästhetisieren sie oder stellen sie in Frage. (Röcke 2002, S. 41  f.)

    Literarische Anthropologie bezeichnet generell die Untersuchung von Literatur, welche menschliche Grundphänomene und Befindlichkeiten thematisiert und untersucht deren Bedeutungen. In der Altnordistik nutzt man bereits seit Ende der 1960er Jahre kulturwissenschaftlich orientierte Ansätze und anthropologische Themenfelder. Einen kurzen, treffenden Überblick zu den Anfängen dieser Zugänge in der Altnordistik gibt Gísli Pálsson (1992): In the late 1960s and the 1970s a social and comparative approach simultaneously gained momentum in different settings and academic communities  – in the works of historians, anthropologists, and literary scholars, including those of Aaron Gurevich, Rosalie Wax, Victor Turner, John Lindow, Knut Odner, and Preben Meulengracht Sørensen. […] Wax (1969) explored changes in the worldview of early Icelanders; Turner (1971) forcefully argued for an anthropological reading of the sagas as social dramas; Lindow (1973) suggested we regard the sagas as ethnographic documents; […] and Meulengracht Sørensen (1977) discussed the general social background of the sagas. These pioneering works were followed by a thriving ‘anthropological’ discussion of saga society; see, for instance, Hastrup (1981, 1985), Durrenberger (1982, 1990, in 1992), Byock (1982, 1988), Miller (1983, 1984, 1990), Clover (1988), Pálsson (1990, 1991), Samson (1991c), and Gurevich (1992). (Gísli Pálsson 1992, S. 2)

    Pálsson unterscheidet zwei (mittlerweile überholte) Forschungsansätze: Die ethnographisch-orientierte Sagaforschung und die Saga-orientierte Ethnographie. Letzterem Ansatz sind die Ethnologen Turner und Durrenberger verbunden, da sie versuchen durch Vergleiche von ethnologischen Strukturen auf die Bedeutung von Saga­aspekten zu schließen. In der ethnographischen Sagaforschung hingegen werden die Sagas als

    9 Siehe Peters (1992), Kiening (1996).

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    Quellen herangezogen um auf Aspekte und Strukturen in Kultur und Gesellschaft zu schließen. Beispielsweise Meulengracht Sørensens „Saga og samfund: en indføring i oldislandsk litteratur“ (1977) nimmt er die Gesellschaft und Mentalität der Isländer vor 1262 in den Fokus und bezeichnet seine Untersuchungsmethode bereits als literarische Anthropologie. Eine umfassende strukturalistische, sozialanthropologische Betrachtung der mittelalterlichen Gesellschaft Islands legt hingegen Hastrup (1985)10 mit ihrer Studie „Culture and History in Medieval Iceland: An anthropological analysis of structure and change“ vor und bezieht die gesamteuropäische Entwicklung mit ein: The creation of Icelandic society was very much tied into the general history of medieval Europe. Economic, religious, and social changes that affected Scandinavia at the time were related to the redefinition of the European social order in the wake of the great migrations, which had come to an end in the sixth and seventh centuries. The ‘new’ order was marked by an increase in population, in changing notions of landownership expressed in feudalism, in centralization of political power, and in the process of Christianization. (Hastrup 1985, S. 9)

    Als weiteres Beispiel sei Byocks „Medieval Iceland: Sagas, Society and Power“ (1988) genannt. Er will Strukturen und kulturelle Codes der isländischen Gesellschaft untersuchen, um das Funktionieren der Gesellschaft „in the course of legal and political decision making“ (Byock 1988, S. 7) des 10.–12. Jahrhunderts darstellen zu können: „Saga stories reveal the normative codes of the society and indicate to the reader basic rules of conduct.“ (Byock 1988, S. 9). Auch zahlreiche Untersuchungen von Historikern und Sozialhistorikern ziehen die Sagas seit Jahrzehnten als Quelle für Untersuchungen zur mittelalterlichen norwegischen und isländischen Gesellschaft heran.11 Nedkvitne (2000) beispielsweise nutzt die Sagatexte als Quelle für seine Untersuchung zur Mentalitätsgeschichte, obwohl er zuvor eine kritische Besprechung der historisch anthropologischen Methodik in der (historischen) Sagaforschung bietet. Er kommt zu folgenden, problematischen Aussagen: „The sagas were written c. 1130–1350, most of them in the 13th century“ sowie „The saga authors and their audience do not seem to have been conscious of mental changes through the centuries leading up to their own time.” (Nedkvitne 2000, S. 30). Seit den 1990er Jahren liegen in der Altnordistik zahlreiche Studien zur Darstellung von Raum und Zeit, Erinnerung, Vergänglichkeit, Religion, Magie, Macht, Gewalt, Identität, Alterität, Gender, Groteske, Krankheit, Tod, Emotionen, Essen und

    10 Dazu Hastrup: “Following this line of thought, the objective of my work is to bring to the experience of the old Icelanders the dimensions of a more general anthropological understanding.” (Hastrup 1985, S. 2). 11 Vgl. die Diskussion bei Bagge (2002, S. 173  ff.).

    

    Historische Anthropologie in der Altnordistik 

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    Trinken, Kleidung, Mensch-Tierbeziehungen usw. vor.12 Diese Studien bewegen sich vor allem seit den 2000er Jahren tendenziell bewusst innerhalb eines literarischen Kontexts und binden diesen in einen kulturellen oder sozialen Entstehungs- und Rezeptionskontext ein. Die Suche nach Erkenntnissen aus den literarischen Texten in Hinblick auf eine soziale und kulturelle Wirklichkeit der mittelalterlichen und neuzeitlichen isländischen Gesellschaft konzentriert sich zunehmend auf das Verfasser­ umfeld selbst und weniger auf die gesamte isländische Gesellschaft. An dieser Stelle sei für die deutschsprachige Altnordistik auf Böldls (2005) Studie „Eigi einhamr: Beiträge zum Weltbild der Eyrbyggja und anderer Isländersagas“ hingewiesen, der eine umfassende Diskussion zu (historisch) anthropologischen Fragestellungen in der Sagaliteratur bietet und auf Rohrbachs (2007) Studie „Der tierische Blick: MenschTier-Relationen in der Sagaliteratur“, in der sie die Verwendung von Tiermotiven und Symbolik in der Sagaliteratur mit anthropologischen Fragestellungen untersucht. Aufgrund der bereits angedeuteten Problematik bei der Anwendung kulturwissenschaftlicher Methoden in den Literaturwissenschaften sollten bei kulturwissenschaftlichen und anthropologischen Fragestellungen in der Altnordistik folgende Aspekte Berücksichtigung finden: 1) Ein wesentliches Problem ergibt sich, wenn man die altnordische Literatur als ethnografische Dokumente nutzt, um mehr über die aus dem heutigen Standpunkt heraus fremde Gesellschaft des Mittelalters zu erfahren. Altnordische literarische Texte sind keine ethnografischen Dokumente und kein objektives, historisches Quellenmaterial, zudem sind sie größtenteils anonym überliefert und nicht genau datierbar (vgl. Böldl 2005, S. 32, Würth 1999, S. 200). Der literarische Text (neben archäologischen Zeugnissen) ist aber die einzige Möglichkeit, etwas über das Leben der Menschen in der Vergangenheit zu erfahren. In der Historischen Anthropologie wird diese Problematik erkannt und genutzt: Die Geschichte wird als von Menschen gemachtes Werk definiert, „wie umgekehrt der Mensch als durch die Geschichte geprägtes Wesen definiert wird.“ (Dülmen 2001, S. 6). Letztlich bleibt es der Forschung immer verwehrt, „authentisches“ Leben zu erfassen. So dicht der Forscher oder die Forscherin an die Wirklichkeit herankommt, bleibt die heraufbeschworene Welt eine Konstruktion, die nur annähernd der Realität entsprechen kann (Dülmen 2001, S. 105). Dazu Hastrup: “When dealing with historical material we have to deal with facts which have already been selected by somebody else. This somebody else may be a scholar of the past: perhaps a literate man of his own time, an anonymous writer of the laws of the community, or an author of fiction. […] What the anthropologist sees, then, when reading these literary sources, is no longer the [social] landscape, but the author´s eye.”(Hastrup 1985, S. 6).

    12 Aufgrund der Vielzahl und methodischen Vielfalt der Studien, wird hier auf eine Nennung einzelner Publikationen verzichtet.

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    Selbst erinnerte Geschichte oder Autobiographien spiegeln stets nur einen subjektiven Teil der Ereignisse der Vergangenheit wider. 2) Literarische Texte sind keine ethnografischen Dokumente, sondern Literatur und als solche zu betrachten (vgl. Košenina 2016, S. 18  ff., Röcke 2001, S. 42): […] literarische Texte wiederholen nicht einfach die Deutungsmuster, oder Mentalitäten, mit denen sie sich auseinandersetzen, sondern reflektieren und verändern sie, ästhetisieren sie oder stellen sie in Frage. (Röcke 2001, S. 42)

    3) Weitere spezifische Merkmale der altnordischen Texte müssen bei einer kulturwissenschaftlichen Betrachtung berücksichtigt werden, z.  B. dass bei der historischen Sagaliteratur wie Isländer- und Königssagas eine Diskrepanz zwischen Handlungszeit und Entstehungszeit der Sagas und vor allem der Textträger, den Handschriften besteht. Ein wesentlicher Teil der altnordischen Literatur ist heutzutage tatsächlich in Handschriften erhalten, die erst „Jahrhunderte nach der Entstehung des verlorenen Originals niedergeschrieben wurden“ (vgl. Würth 1999, S. 201). Eine unbekannte Menge an mittelalterlichen Handschriften ging zudem im Laufe der Zeit verloren und die Altnordistik muss auf jüngere Handschriften zurückgreifen. Ein weiteres Merkmal der isländischen Handschriftenkultur besteht darin, dass von einem literarischen Werk zahlreiche Handschriften nebeneinander existieren können, welche im Mittelalter oder in der Moderne geschrieben wurden. Welchen Nutzen bringt nun die Historische Anthropologie für die Altnordistik? Kulturwissenschaftliche Ansätze und anthropologische Themen sind zweifellos eine Bereicherung für die Altnordistik, wenn man sich gegenüber den Texten und Ansätzen kritisch verhält und sich der Problematik solcher Ansätze bei der älteren Literatur bewusst ist. Zum Beispiel eröffnet die Historische Anthropologie den Blick auf das Medium Schrift, da es in seiner Herstellung, Funktion und Bedeutung an den Menschen gebunden ist, aber raum- und zeitübergreifend existieren kann und somit mit vielen Menschen in Beziehung tritt.13 Die isländische Handschriftenkultur oder beispielsweise einen Text wie die Ívens saga, welcher in überschaubaren 13 Handschriften aus dem Mittelalter bis zur Moderne überliefert ist,14 kann man mit einem historisch anthropologischen Blick betrachten und dessen Erscheinungsformen, Entstehungsvoraussetzungen, Funktionen und Bedeutungen in Mittelalter, Neuzeit und Moderne untersuchen. Selbst wenn der Sagatext inhaltlich stabil bleibt, unterliegen sein Text-

    13 In der Germanistik legt Kiening (2003) eine Arbeit zum Medium Schrift vor. Schrift ist einerseits Medium und andererseits menschliche Praxis und kann über Raum und Zeit hinweg (anders) wirken. 14 Siehe Seidel (2014, S. 14).

    

    Historische Anthropologie in der Altnordistik 

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    träger und dessen Entstehungsumstände ebenso einer Veränderung wie auch die Funktion und Rezeption des Texts durch ein rewriting und rereading. Altnordische Texte sind aber auch auf anderen Textträgern als Pergament- und Papierhandschriften erhalten, z.  B. Runensteinen und Runenhölzchen. Bei diesen Artefakten existieren normalerweise keine Kopien oder Adaptionen, da die Herstellung dieser Artefakte oftmals auf einen bestimmten Zeitraum und Ort beschränkt ist. Der Textkörper existiert quasi als singuläres Werk und unterliegt im Laufe der Zeit einem stetig neuen Rezeptionsprozess, wobei sich Funktion und Bedeutung des Texts verändern können. Literarische Texte gleichermaßen als Kunstform und Kulturtechnik zu verstehen und in Bezug zu ihrer Zeitlichkeit und Veränderlichkeit zu setzen, eröffnet eine historisch anthropologische Betrachtungsweise, welche in der Altnordistik noch wenig angewandt wird.

    Literaturnachweis Bachmann-Medick, Doris (Hrsg.) (1996): Kultur als Text: Die anthropologische Wende in den Literaturwissenschaften. Frankfurt am Main. Bachmann-Medick, Doris (2014): Cultural Turns: Neurorientierungen in den Kulturwissenschaften. Reinbek. Bagge, Sverre (2002): Mellom kildekritikk og historisk antropologi: Olav den hellige, aristokratiet og rikssamlingen. In: Historisk tidsskrift, 81, S. 173–212. Böldl, Klaus (2005): Eigi einhamr: Beiträge zum Weltbild der Eyrbyggja und anderer Isländersagas. Ergängzungsband zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 48. Berlin/ New York. Byock, Jesse (1988): Medieval Iceland: Society, Sagas and Power. Berkley. Dressel, Gert (1996): Historische Anthropologie: Eine Einführung. Wien/Köln/Weimar. Dülmen, Richard von (2001): Historische Anthropologie: Entwicklung-Probleme-Aufgaben. 2. durchgesehene Aufl. Köln/Weimar/Wien. Gísli Pálsson (Hrsg.) (1992): From sagas to society: comparative approaches to early Iceland. ­Reykjavik. Hastrup, Kirsten (1985): Culture and History in Medieval Iceland: An anthropological analysis of structure and change. Oxford. Kiening, Christian (1996): Anthropologische Zugänge zur mittelalterlichen Literatur: Konzepte, Ansätze, Perspektiven. In: Schiewer, Hans Jochen (Hrsg.): Forschungsberichte zur Germanistischen Mediävistik. Jahrbuch für Internationale Germanistik C, 5/1, S. 11–129. Bern. Kiening, Christian (2003): Zwischen Körper und Schrift: Texte vor dem Zeitalter der Literatur. Frankfurt am Main. Košenina, Alexander (2016): Literarische Anthropologie: Die Neuentdeckung des Menschen. 2. aktualisierte Auflage. Berlin/Boston. Meulengracht Sørensen, Preben (1977): Saga og samfund: en indføring i oldislandsk litteratur. Kopen­hagen. Nedkvitne, Arnved (2000): Beyond Historical Anthropology in the Study of Medieval Mentalities. In: Scandinavian Journal of History, 25, 1–2. S. 27–51.

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     Katharina Seidel

    Peters, Ursula (1992): Historische Anthropologie und Mittelalterliche Literatur: Schwerpunkte einer interdisziplinären Forschungsdiskussion. In: Janota, Johannes u.  a. (Hrsg.): Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger. Bd. 1, S. 63–86. Tübingen. Rathmayr, Bernhard (2013): Die Frage nach den Menschen: Eine Historische Anthropologie der ­Anthropologien. Opladen/Berlin/Toronto. Rohrbach, Lena (2007): Der tierische Blick: Mensch-Tier-Relationen in der Sagaliteratur. Beiträge zur Nordischen Philologie 43. Tübingen. Röcke, Walter (2002): Historische Anthropologie: Ältere deutsche Literatur. In: Benthien, Claudia / Velten, Rudolf (Hrsg.): Germanistik als Kulturwissenschaft: Eine Einführung in neue Theorie­ konzepte, S. 35–55. Reinbek. Seidel, Katharina (2014): Textvarianz und Textstabilität: Studien zur Transmission der Ívens saga, Erex saga und Parcevals saga. Tübingen. Tanner, Jakob (2004): Historische Anthropologie zur Einführung. Hamburg. Winterling, Aloys (Hrsg.) (2006): Historische Anthropologie: Basistexte. München. Wulf, Christoph (Hrsg.) (1997): Vom Menschen: Handbuch Historische Anthropologie. Weinheim u.  a. Würth, Stefanie (1999): New Historicism und altnordische Literaturwissenschaft. In: Glauser, Jürg / Heitmann, Annegret (Hrsg.): Verhandlungen mit dem New Historicism: Das Text-KontextProblem in der Literaturwissenschaft, S. 193–209. Würzburg.

    Alastair Walker

    Hans Kuhn, das Nordische Institut und die Anfänge der Nordfriesischen Wörterbuchstelle Abstract: Hans Kuhn came to Kiel in 1946 as professor of Old Germanic and Nordic Philology. He then founded the North Frisian Dictionary Centre (Nordfriesische Wörterbuchstelle) in 1950. Thus after World War II the Department of Nordic Studies and the Frisian Dictionary were closely connected. In this article the development of these two institutions in the period 1946–1974 is examined with reference to the institutional structures, the personnel and teaching. It is shown how Kuhn’s undeterred perseverance finally led to the fruitful development of the two institutions.

    1 Einführung Die Geschichte der Frisistik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) ist eng mit der des Nordischen Instituts verwoben. Ein Beispiel hierfür ist die doppelte Funktion, die Professor Dr.  Edith Marold eine Zeitlang innehatte: Während ihrer Tätigkeit als Direktorin des Nordischen Instituts übernahm sie nach der Pensionierung von Professor Dr. Bo Sjölin 1997 die kommissarische Leitung des Faches Friesische Philologie bzw. der Nordfriesischen Wörterbuchstelle – wofür wir in der Frisistik sehr dankbar waren – bis Jarich Hoekstra 1999 als Professor für Friesische Philologie und Leiter der Wörterbuchstelle gewonnen werden konnte. Daher freue ich mich, in einem Beitrag für Frau Marolds Festschrift einen Teil dieser gemeinsamen Geschichte näher beleuchten zu können, und zwar die Zeit der Anfänge der Nordfriesischen Wörterbuchstelle. Vielleicht gibt dieser Ansatz auch einen Anstoß für die Ausarbeitung einer Geschichte des Nordischen Instituts der Universität Kiel. Der Ausgangspunkt für diesen Beitrag ist eine Dokumentation von Professor Dr. Hans Kuhn, dem ersten Direktor des Nordischen Instituts nach dem Zweiten Weltkrieg und Gründer der Nordfriesischen Wörterbuchstelle, die den Titel trägt „Mein Kampf um die zweite Assistentenstelle“. Hier geht es in erster Linie um die personelle Ausstattung der Wörterbuchstelle, die aber im größeren Kontext des Nordischen Instituts gesehen werden muss. Insofern werde ich zunächst die Entwicklung des Nordischen Instituts im Zeitraum 1946–1974 anhand der Vorlesungsverzeichnisse der CAU skizzieren,1 bevor ich auf die Nordfriesische Wörterbuchstelle näher eingehe. Die Wahl dieses Zeitraums lässt sich damit begründen, dass Hans Kuhn 1946 dem Ruf

    1 Die inzwischen im Internet verfügbaren digitalisierten Vorlesungsverzeichnisse sind eine große Hilfe für solche wissenschaftsgeschichtlichen Untersuchungen.

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     Alastair Walker

    nach Kiel folgte und 1974 die Leitung der Nordfriesischen Wörterbuchstelle an Professor Dr. Dietrich Hofmann übergab (Hofmann 1979, S. 27).

    2 Das Nordische Institut: Vom Verbund zur Eigenständigkeit (1946–1973) In diesem Abschnitt werde ich versuchen, die strukturelle Entwicklung des Nordischen Instituts nachzuzeichnen, die zur Erlangung der Eigenständigkeit im Jahre 1973 führte. Während unter Punkt 2.1 das Nordische Institut im Rahmen des Verbunds der Germanischen Institute behandelt wird, beziehen sich die Punkte 2.2 und 2.3 fast ausschließlich auf das Nordische Institut.

    2.1 Die institutionellen Strukturen Als Hans Kuhn 1946 dem Ruf nach Kiel als Ordentlicher Professor für Altgermanische und nordische Philologie folgte, wurde er zum Direktor des Instituts für altgermanische und nordische Philologie ernannt, das zusammen mit dem Germanischen Seminar und dem Institut für Literatur und Theaterwissenschaft den Verbund Germanische Insti­tu­te im Niemannsweg 11 bildete. Im Sommersemester (SoSe) 1950 ließen sich zwei Institute im Verbund umbenennen, die fortan die Namen Institut für Literaturwissenschaft und Nordisches Institut trugen. Im Wintersemester (WiSe) 1950/51 erfolgte dann ein Umzug aller drei Institute in die Dänische Straße 19. In den folgenden Jahren begannen die Institute, sich zu vergrößern. Den Anfang machte das Nordische Institut, dem im WiSe 1951/52 die Nordfriesische Wörterbuchstelle angeschlossen wurde. Im SoSe 1952 wurde das Germanische Seminar in Germanistisches Seminar umbenannt, das im WiSe 1952/53 durch eine Niederdeutsche Abteilung ergänzt wurde, dem das Mittelniederdeutsche Wörterbucharchiv (HamburgKiel) angeschlossen war. Im SoSe 1953 erfolgte der Umzug aller drei Institute in die Neue Universität an der Olshausenstraße. Das Germanistische Seminar vergrößerte sich abermals im WiSe 1955/56 durch die Aufnahme des Preußischen Wörterbuchs und gründete im SoSe 1958 eine Volkskundliche Abteilung. Im SoSe 1962 wurde das Institut für Literaturwissenschaft durch die Aufnahme der Theatergeschichtlichen Sammlung erweitert, deren Name im folgenden Semester in Theatergeschichtliche Sammlung und Hebbel-Sammlung abgeändert wurde. Die Volkskundliche Abteilung zog im WiSe 1966/67 in die Eckernförder Allee 90 um und nannte sich ab dem folgenden SoSe 1967 Seminar für Volkskunde, allerdings noch im Verbund der Germanischen Institute. Im WiSe 1967/68 schloss sich dem Germanistischen Seminar eine Außenstelle Kiel des Instituts für deutsche Sprache Mannheim an, die jedoch im WiSe 1968/69 nicht weitergeführt wurde. Im Zusammenhang mit dem Umzug in die Fakultätenblöcke in

    Hans Kuhn, das Nordische Institut und die Anfänge der Nordfriesischen Wörterbuchstelle 

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    der Leibnizstraße zum SoSe 1973 löste sich der Verbund der Germanischen Institute par­tiell auf, indem das Germanistische Seminar und das Institut für Literaturwissenschaft im Verbund blieben, während das Nordische Institut sowie das Seminar für Volkskunde, das mittlerweile in das Gebäude „IPN“ in der Olshausenstraße umgezogen war, zu eigenständigen Instituten außerhalb des Verbunds wurden.

    2.2 Das Personal des Nordischen Instituts 2.2.1 Das wissenschaftliche Personal (außer Lektoren und Lektorinnen) Im SoSe 1946 wird im Vorlesungsverzeichnis das Personal in den drei Germanischen Instituten mit jeweils nur einem Direktor angegeben. Bereits im SoSe 1947 erhielt das Institut für Literatur und Theaterwissenschaft eine Mitarbeiterin, und im SoSe 1948 wurde am Germanistischen Seminar ein wissenschaftlicher Mitarbeiter eingestellt. Im Nordischen Institut übernimmt Siegfried Gutenbrunner vom WiSe 1948/49 bis zum Wintersemester 1949/50 die Stelle des Stellvertretenden Direktors.2 Im Verzeichnis des Lehrkörpers der Philosophischen Fakultät wird er als planmäßiger außerordentlicher Professor für „Germanenkunde und Skandinavistik, Vertretung des dänischen Lektorats“ in der Rubrik „Lektoren“ geführt. Ansonsten musste Hans Kuhn bis zum Wintersemester 1954/55 auf die Zuweisung der Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters warten, dessen Aufgabengebiet sich allerdings in erster Linie auf die Nordfriesische Wörterbuchstelle bezog. Diese Stelle wurde mit Dr. Dietrich Hofmann besetzt, der bis zu seiner Berufung nach Saarbrücken im Sommer 1959 in Kiel tätig war. Über seine Arbeit am Nordischen Institut bzw. an der Wörterbuchstelle schreibt Hofmann (1957, S. 25) Folgendes: Die Personalunion zwischen den Institutionen für Nordisch und Nordfriesisch dehnte sich bald auch auf seinen Assistenten aus, denn auch ich komme von der nordischen (und altgermanischen) Philologie her. Ich muss gestehen, als ich anfing, wusste ich vom Altfriesischen wohl einiges, vom Nordfriesischen aber gar nichts. Wenn ich noch einige Jahre am Nordfriesischen Wörterbuch gearbeitete habe, wird es vielleicht umgekehrt sein, dass ich vom Nordischen nicht mehr viel weiss, denn ich bin jetzt hauptsächlich für das Wörterbuch tätig.

    Die Nachfolger auf der Assistentenstelle sind zunächst Fil. mag. Nils Århammar und anschließend Dr. Hans Christian Nickelsen, die allerdings vermutlich ausschließlich in der Wörterbuchstelle tätig sind. Hier ist die Darstellung im Vorlesungsverzeich-

    2 Gutenbrunner (1906–1984) wurde in Wien geboren. 1936–1941 war er Privatdozent für Germanistik in Wien, 1941–1943 Privatdozent und 1943–1946 ao. Professor für Germanistik in Straßburg. 1946–1947 war er Lektor für Dänisch in Kiel, bevor er 1947–1950 eine Vertretungsprofessur für Germanistik übernahm. 1950 wurde er Privatdozent in Freiburg. (Vgl. Klingenberg 1986, S. 146 und http://gelehrtenverzeichnis.de/ca278719–4e41-d756–7b5c-4d4c60fec18b, Zugriff am 24.03.2016).

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     Alastair Walker

    nis etwas verwirrend, da die Namen der Assistenten unter der Überschrift „Nordisches Institut“ fungieren, während unter der Überschrift „Angeschlossen: Nordfriesische Wörterbuchstelle“ keine Namen aufgeführt sind. Dieses Problem wird im Abschnitt 3.1. vertieft. Dafür steht im Vorlesungsverzeichnis WiSe 1966/67 kein Name unter der Überschrift „Nordisches Institut“, während die Namen Kuhn und Nickelsen unter der Überschrift „Nordfriesische Wörterbuchstelle“ zu lesen sind. Im Vorlesungsverzeichnis SoSe 1967 stehen unter der Überschrift „Nordisches Institut“ die Namen Kuhn und Nickelsen, und unter der Überschrift „Nordfriesische Wörterbuchstelle“ der Name Kuhn und der des neuen Verwalters einer Assistentenstelle Ommo Wilts. Nach Hans Kuhns Emeritierung im Sommer 1967 steht sein Name nur noch unter der Wörterbuchstelle, zusammen mit Wilts, während das Nordische Institut jetzt über zwei unbesetzte Direktorenstellen und zwei Assistentenstellen verfügt, von denen Nickelsen eine innehat. Im WiSe 1968/69 folgt Professor Dr. Otto Oberholzer dem Ruf auf den Lehrstuhl für Nordische Philologie (Neuere Skandinavische Literatur) und übernimmt eine Direktorenstelle, während die zwei Assistentenstellen vakant sind. Der Name des bisher unter dem Nordischen Institut geführten Assistenten Nickelsen steht jetzt, zusammen mit dem von Wilts, unter der Nordfriesischen Wörterbuchstelle. Insofern vollzieht sich hier optisch, was faktisch bereits im SoSe 1967 erstmalig erfolgt war, nämlich die Ausstattung der Wörterbuchstelle mit zwei Assistentenstellen. Künftig ist auch deutlicher zu sehen, welche Assistenten dem Nordischen Institut und welche der Wörterbuchstelle zugeordnet sind. Im SoSe 1969 nimmt am Nordischen Institut der Literaturwissenschaftler Bernhard Glienke seine Tätigkeit als Verwalter einer Assistentenstelle auf, und im WiSe 1969/70 übernimmt Dr.  Wolfgang Butt, ebenfalls Literaturwissenschaftler, eine weitere Assistentenstelle. Zur selben Zeit beginnt nach dem Ausscheiden von Hans Christian Nickelsen Uwe Johannsen seine Tätigkeit in der Wörterbuchstelle als Verwalter einer Assistentenstelle. Im SoSe 1970 wird Professor Dr. Dietrich Hofmann nach Kiel berufen und er übernimmt als Professor für Altgermanische und Nordische Philologie die zweite Direktorenstelle. Als im WiSe 1970/71 der Philologe Gert Kreutzer für die Hofmanns Lehrstuhl zugewiesene Assistentenstelle gewonnen werden kann, sind jetzt erstmalig die zwei Abteilungen Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft mit jeweils einer Direktoren- und Assistentenstelle besetzt. Die literaturwissenschaftliche Abteilung wird im WiSe 1971/72 mit Walter Baumgartner und im SoSe 1973 mit Dr. Peter Buchholz erweitert. Im WiSe 1973/74 folgt die Einrichtung des Sonderforschungsbereichs 17 (SFB 17), in dem neben Baumgartner, Buchholz und Butt außerdem Alken Bruns und Dr. Barbara Gentikow beschäftigt sind. Auf Grund der Übernahme in den Schuldienst verlässt Wilts die Wörterbuchstelle nach dem WiSe 1969/70, so dass Johannsen bis zu seiner Übernahme in den Schuldienst nach dem WiSe 1971/72 dort allein als Assistent tätig ist. Anschließend bleiben

    Hans Kuhn, das Nordische Institut und die Anfänge der Nordfriesischen Wörterbuchstelle 

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    die zwei Assistentenstellen vakant, bis Alastair Walker im WiSe 1972/73 als Verwalter einer Assistentenstelle eingestellt wird.3 Im SoSe 1973 gelingt es Hans Kuhn, Dr. Ommo Wilts für die Arbeit am Wörterbuch wiederzugewinnen, so dass anschließend beide Assistentenstellen der Wörterbuchstelle besetzt sind.

    2.2.2 Die Lektoren und Lektorinnen Das dänische Lektorat nimmt vom SoSe 1946 bis zum WiSe 1950/51 Siegfried Gutenbrunner wahr. Nach seinem Ausscheiden übernimmt Børge Krag Diderichsen vom SoSe 1951 bis zum SoSe 1955 das Lektorat. Vermutlich4 ab dem WiSe 1955/56, aber spätestens ab dem SoSe 1956 bis zum WiSe 1961/62 hat Jørgen Fafner diese Stelle inne. Die späteren Lektoren sind Jon Erland Kehler (SoSe 1962 – SoSe 1964), Jørgen Bonde Jensen (SoSe 1966 – SoSe 1969), Sven Hakon Rossel (WiSe 1969/70 – WiSe 1971/72) und schließlich Calmar Nielsen ab dem SoSe 1972. Vom WiSe 1964/65 bis zum WiSe 1965/66 scheint das Lektorat vakant gewesen zu sein, da im Vorlesungsverzeichnis für alle drei Semester lediglich N.N. steht. Die Wahrnehmung des schwedischen Lektorats beginnt im WiSe 1948/49 mit Herbert Reier, der nach Übernahme weiterer akademischer Verpflichtungen im SoSe 1951 vom schwedischen Lektor Sven Artur Törnkvist abgelöst wird, der bis zum SoSe 1955 in Kiel tätig ist. Die weiteren Lektoren und Lektorinnen sind: Margit Andersson (vermutlich WiSe 1955/56 – SoSe 1960), Jan Ivarsson (vermutlich WiSe 1960/61 – WiSe 1963/64), Britta Ihlefeldt (SoSe 1964  – WiSe 1968/69), Ingela Josefson (SoSe 1969  – SoSe 1971), Göran Huss (vermutlich WiSe 1971/72  – SoSe 1972), und schließlich ab dem WiSe 1972/73 Eva Klingberg (ab dem SoSe 1974 Eva Klingberg Merk). Im SoSe 1961 wird ein Lektorat für Norwegisch eingerichtet, das Jörn Sandnes bis zum SoSe 1964 wahrnimmt. Seine Nachfolger sind Tormod Hustad (vermutlich WiSe 1964/65 – WiSe 1971/72) und John Landrø (vermutlich ab dem SoSe 1972). Erst im SoSe 1971 ist mit der Einstellung von Höskuldur Thráinsson als Verwalter einer Assistentenstelle faktisch ein Lektorat für Isländisch verbunden. Sein Nachfolger wird im WiSe 1972/73 Jón Friđjónsson.

    3 Irrtümlicherweise steht Walkers Name erst im SoSe 1973 im Vorlesungsverzeichnis. 4 Die Formulierung „vermutlich“ wird hier und in weiteren Fällen verwendet, da im Vorlesungsverzeichnis „N.N.“ steht. Dies ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass ein Nachfolger/eine Nachfolgerin für den ausscheidenden Lektor/die ausscheidende Lektorin erst nach Redaktionsschluss gefunden wurde.

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     Alastair Walker

    2.2.3 Das nicht-wissenschaftliche Personal Im SoSe 1970 wurde mit Frau Ursula Bertsch erstmalig eine Sekretärin am Nordischen Institut angestellt.

    2.3 Die Lehre Im SoSe 1946 werden in der Lehre unter der Überschrift „Deutsch und Nordisch“ Veranstaltungen angegeben, die am Seminar für Nordische Philologie5, am Germanistischen Seminar sowie am Institut für Literaturwissenschaft angeboten werden. Im WiSe 1961/62 wird die Überschrift für die Lehrveranstaltungen in „Deutsch, Nordisch und Volkskunde“ und im SoSe 1964 auf „Deutsch, Nordisch, Volkskunde“ abgeändert. Durch die partielle Auflösung des Verbundes der germanischen Seminare im SoSe 1973 werden die Lehrveranstaltungen künftig getrennt unter den Überschriften „Germanistik“, „Nordistik“ und „Volkskunde“ geführt. Im Folgenden beschränke ich mich auf die Entwicklung der Lehrveranstaltungen im Seminar für Nordische Philologie. Bereits im SoSe 1946 bietet neben Hans Kuhn auch Siegfried Gutenbrunner Lehrveranstaltungen an, die sowohl am Seminar für Nordische Philologie als auch am Germanistischen Seminar angesiedelt sind. Die nordischen Themen sind in diesem Semester: „Geschichte der dänischen Sprache“ und „Dänisch I für Anfänger“. Gutenbrunner wird jedoch erst im WiSe 1946/47 in das Verzeichnis des Lehrkörpers der Philosophischen Fakultät unter der Rubrik „Lektoren“ als planmäßiger außerordentlicher Professor für „Germanenkunde und Skandinavistik, Vertretung des dänischen Lektorats“ aufgenommen.6 Vom WiSe 1947/48 bis zum SoSe 1949 scheint er auch Hans Kuhns Lehrverpflichtungen übernommen zu haben. Gutenbrunner setzt seine Lehrtätigkeit bis zum WiSe 1950/51 fort, als er als Privatdozent nach Freiburg geht. Im WiSe 1948/49 beginnt Dr. Herbert Reier7, der im Vorlesungsverzeichnis unter der Rubrik „Mit der Abhaltung von Kursen beauftragt“ aufgeführt wird, seine Lehr-

    5 Am Anfang entsprechen die bei den Lehrveranstaltungen verwendeten Institutsbezeichnungen nicht den offiziellen Institutsnamen. Zunächst werden die Namen „Seminar für Nordische Philologie“ (SoSe 1946) und „Nordisches Seminar“ (WiSe 1946/47) verwendet. Ab dem SoSe 1947 gilt durchgehend der Name „Nordisches Institut“, der allerdings erst im SoSe 1950 zum offiziellen Institutsnamen wird. 6 Ein grundsätzliches Problem bei der Analyse vor allem der früheren Vorlesungsverzeichnisse liegt im oft unklaren Verhältnis, in dem Wissenschaftler zum jeweiligen Institut stehen, in dessen Rahmen sie Lehrveranstaltungen anbieten, da sie bei der Darstellung des Instituts nicht als Mitglied des In­sti­ tuts erwähnt sind. Sie werden als Mitglied des Lehrkörpers der Fakultät aufgeführt, aber nicht als Mitglied eines bestimmten Instituts. 7 Herbert Reier (1906–1999) wurde in Witzenhausen a.d. Werra geboren. Er war 1952–1971 Direktor der Stadtbücherei Kiel.

    Hans Kuhn, das Nordische Institut und die Anfänge der Nordfriesischen Wörterbuchstelle 

     353

    tätigkeit. Er ist für Schwedische Sprache zuständig. Im WiSe 1949/50 ist er unter der Rubrik „Dozenten“ mit dem Zuständigkeitsbereich „Nordische Philologie und Germanische Altertumskunde“ zu finden. Die Runenkunde wird zu einem seiner Schwerpunkte. Im SoSe 1951 gibt er seine Tätigkeit als Schwedisch-Lektor auf, die von Sven Artur Törnkvist übernommen wird, und widmet sich künftig altgermanischen und nordischen Unterrichtsthemen. Im Januar 1952 wird er Direktor der Stadtbücherei Kiel, behält aber seine Lehrtätigkeit bis einschließlich des SoSe 1974 bei. Im WiSe 1951/52 wird im Rahmen der Lehrveranstaltungen „Deutsch und Nordisch“ eine Veranstaltung „Urgermanisch“, und im WiSe 1953/54, SoSe 1955, WiSe 1955/56, SoSe 1957, SoSe 1959 sowie im WiSe 1960/61 werden Proseminare über das Gotische von einem „Hofmann“ angeboten. Es ist in allen Fällen anzunehmen, dass es sich um den Indogermanisten Erich Hofmann handelt. Im Wintersemester 1958/59 wird die Angelegenheit klarer, als E. Hofmann und D. Hofmann jeweils Proseminare „Gotisch“ und „Althochdeutsch“ anbieten. Nach seiner Habilitierung 1958 bietet Dietrich Hofmann im WiSe 1958/59 das Proseminar „Althochdeutsch“ und im SoSe 1959 eine friesische und zwei nordische Lehrveranstaltungen „Henrik Ibsen“ und „Altnordisch“ an, bevor er die Universität verlässt, um einem Ruf nach Saarbrücken zu folgen. Nach Hans Kuhns Emeritierung fanden vom WiSe 1967/68 bis zum WiSe 1969/70 nur sprachwissenschaftliche Lehrveranstaltungen von Reier statt, mit Ausnahme einer Veranstaltung von Kuhn im SoSe 1968. Hofmann kehrte im SoSe 1970 nach Kiel zurück und bot fortan regelmäßig Lehrveranstaltungen an. Hans Kuhn führte gelegentlich Lehrveranstaltungen durch, z. B. im SoSe 1970 und im SoSe 1971. Im SoSe 1968 wurde mit Otto Oberholzer die literaturwissenschaftliche Abteilung gegründet, in der auch regelmäßig Unterricht stattfand. Im WiSe 1970/71 begannen auch die Assistenten Gert Kreutzer und Bernhard Glienke zu unterrichten und Oberholzer führte im SoSe 1971 Kolloquien mit Wolfgang Butt und Walter Baumgartner ein, die ab dem WiSe 1972/73 unter der Bezeichnung „Oberholzer und Assistenten“ stattfanden. Ab dem WiSe 1973/74 hat Butt selbst Lehrveranstaltungen angeboten. Insofern hatte sich 1974 das Lehrangebot am Nordischen Institut inzwischen stark erweitert.

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     Alastair Walker

    3 Die Frisistik in Kiel Die Frisistik in Kiel8 lässt sich hier unter zwei Aspekten darstellen: Die Nordfriesische Wörterbuchstelle und Friesisch in der Lehre.

    3.1 Die Nordfriesische Wörterbuchstelle Der Plan eines gesamtnordfriesischen Wörterbuchs lässt sich bis ins 19.  Jahrhundert zurückverfolgen.9 Auch der 1902 gegründete Nordfriesische Verein für Heimatkunde und Heimatliebe griff diesen Gedanken auf und suchte die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, so dass noch vor dem Ersten Weltkrieg einige Zettelsammlungen entstehen konnten. Nach der Unterbrechung durch den Krieg wurde die Arbeit 1927 wieder aufgenommen, als Julius Tedsen von der Insel Föhr mit der Ausarbeitung eines gesamtnordfriesischen Wörterbuchs beauftragt wurde. Nach Tedsens frühem Tod im Jahre 1939 übernahm der Rektor und spätere Schulrat Albrecht Johannsen aus der Bökingharde die Weiterführung der Arbeit. Dieser merkte nach dem Zweiten Weltkrieg, dass er die Aufgabe nicht alleine bewältigen konnte und wandte sich an Wissenschaftler in Deutschland und Skandinavien (Hofmann 1979). Als sich herausstellte, dass sich kein deutscher Germanist imstande sah, sich der Sache anzunehmen, erklärte sich der Skandinavist Hans Kuhn bereit, das Wörterbuchunternehmen zu übernehmen. In einem Brief an den Ministerpräsidenten des Landes SchleswigHolstein, Helmut Lemke, vom 19.09.1966 schreibt Kuhn dazu: Im Jahre 1949 wurde die Landesregierung darauf aufmerksam gemacht, daß das große Material für ein Nordfriesisches Wörterbuch, das zum Teil mit staatlichen Mitteln gesammelt war und insoweit als Eigentum des Staats zu gelten hatte, nach Dänemark abzuwandern drohte, und sie wurde dringend gebeten, dies zu verhindern und die wertvollen Sammlungen in Sicherheit zu bringen. Mit dieser Aufgabe wurde der damalige Kurator der Universität, Herr Dr.  Fehling, betraut. Als ihm sein erster Versuch mißlungen war und die germanistischen Professoren, die er um Beistand bat, sich hierzu nicht imstande fühlten, wandte er sich an mich, den fachlich fernerstehenden Skandinavisten. Ich erreichte dann, gemeinsam mit Herrn Dr. Fehling und mit der Hilfe meiner alten auch durch den Krieg nicht getrübten, sondern sogar verbesserten Beziehungen zu Dänemark, dass die Sammlungen auf friedlichem Wege und ohne Aufsehen nach Kiel ausgeliefert wurden.

    Nachdem Hans Kuhn das Verbleiben der Wörterbuchsammlung in Schleswig-Holstein sichergestellt hatte, lud die Landesregierung zu einer zweitägigen Konferenz vom

    8 Für einen ersten Überblick über die Geschichte der Frisistik in Kiel s. Walker / Wilts (2001) und die dort zitierte Literatur. 9 Für eine Geschichte der nordfriesischen Lexikographie s. Hofmann (1957) und Wilts (2001).

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    8.–9. Juni 1950 in Flensburg-Mürwik unter dem Vorsitz des Kurators der Universität Kiel, Herrn Dr. Fehling ein.10 Gut zwei Wochen später erfolgte am 24. Juni 1950 die Gründung der Nordfriesischen Wörterbuchstelle am Nordischen Institut der Universität Kiel.11 Um die Arbeit am Wörterbuch zu intensivieren, bat Kuhn um eine Assistentenstelle für die Wörterbuchstelle. Dies gewährte ihm Fehling am 25. Mai 1954, „wies sie jedoch, rein aus verwaltungstechnischen Gründen, wie er mir ausdrücklich sagte, dem Nordischen Institut zu, dem die Wörterbuchstelle angeschlossen blieb.“12 Die verwaltungstechnische Zuweisung an das Nordische Institut sollte sich aber als problematisch erweisen. Als Hans Kuhn später in Anlehnung an die übliche Praxis in anderen Instituten Anspruch auf eine Assistentenstelle für seinen Lehrstuhl erhebt, scheinen sich die Universitätsbehörden über die unterschiedlichen Zuständigkeitsbereiche „Nordisches Institut“ und „Nordfriesische Wörterbuchstelle“ nicht im Klaren zu sein. Den ersten Versuch startet Kuhn am 26.02.1962 mit einem Schrei­ ben an den Herrn Dekan der Philosophischen Fakultät, den Historiker Professor Dr. Karl-Dietrich Erdmann: Mir liegt sehr daran, im Jahre 1963 eine zweite Assistentenstelle zu erhalten. Der Assistent, der mir bis jetzt zur Verfügung steht, ist mir 1954 für die Arbeit am Nordfriesischen Wörterbuch bewilligt, und ich habe ihn nie zu anderem herausgezogen, so daß das Nordische Institut praktisch ohne den Assistenten ist, auf den es Anspruch hat.

    Da dieser Versuch zu keinem Erfolg führt, stellt Kuhn jedes Jahr weitere Anträge, nämlich am 20.03.1963, 06.03.1964, 01.03.1965 und 15.03.1966, aber stets vergeblich. Schließlich wendet er sich am 19.09.1966 mit einem Beschwerdeschreiben an den Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein, in dem er die Sachlage erklärt und seine Bemühungen um eine zweite Assistentenstelle beschreibt: Diese letzte Maßnahme [dass die erste Assistentenstelle von Fehling dem Nordischen Institut zugewiesen wurde] wurde die Wurzel der großen Schwierigkeiten, vor die ich jetzt gestellt bin. Denn als vor einigen Jahren der neue Grundsatz durchdrang, daß jedem Lehrstuhl oder Institut zum mindesten eine Assistentenstelle zustehe, da wurde sie mir verweigert mit der Begründung, ich habe ja meinen Assistenten. Mein wiederholter Einspruch unter Hinweis darauf, daß dieser Assistent nur für die Wörterbucharbeit bestimmt ist, blieb jahrelang unbeachtet. […] Eine der Folgen ist, daß das Nordische Institut, anerkannt und gefördert als die zentrale Pflegestelle der wissenschaftlichen Beziehungen zu den nordischen Ländern in ganz Deutschland, faktisch bis heute, wohl als das einzige Institut oder Seminar der Kieler Universität, ohne Assistenten geblieben ist.

    10 Zu Fehling s. Kock (1976). 11 Wie bereits erwähnt, wurde jedoch die Aufnahme der Wörterbuchstelle als Teil des Nordischen Instituts erst im Vorlesungsverzeichnis WiSe 1951/52 dokumentiert. 12 Schreiben von Hans Kuhn an den Herrn Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein vom 19.09.1966.

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    Im Sommer 1965 hatte ich die Aussicht, einen zweiten gut vorgebildeten jungen Mitarbeiter zu gewinnen […]. Ich dachte mit ihm die Vorarbeiten für das Wörterbuch abzuschließen und an die Ausarbeitung für den Druck zu gehen, und wollte ihn auf die Assistentenstelle setzen, die mir noch zustand. Ich erreichte da durch die Vermittlung des friesischen Landtagsabgeordneten L. Claussen13 ein Gespräch mit Herrn Staatssekretär Kock und dem damaligen Kurator14 der Universität. Beide Herren erkannten in Gegenwart des genannten Abgeordneten meinen Anspruch an […].

    In dem Gespräch wurde vorgeschlagen, den o.g. Mitarbeiter, um ihn nicht zu verlieren, zunächst mit einer Überbrückungsmaßnahme bis zum Ende des Etatjahres einzustellen. Als jedoch der vorgesehene zweite Assistent nicht sofort zur Verfügung stand, wollte Hans Kuhn ihn im folgenden Jahr einstellen, da er den o.g. Vorschlag so verstanden hatte, dass der Mitarbeiter im neuen Etatjahr fest angestellt werden könnte. Er musste aber dann feststellen, dass die Stelle doch nicht bereitgestellt war. Er schreibt weiter: Es kam dann erneut zu einem Gespräch mit Herrn Staatssekretär Kock, an dem auch der neue Kurator15 der Universität sowie der Abgeordnete Claussen teilnahmen. […] Ich legte ihnen dar, daß ich jetzt, am Ende der wichtigsten Vorarbeiten, mit der Ausarbeitung des Wörterbuchs für den Druck beginnen will, dazu einen zweiten geschulten Helfer brauche und er mir nun endlich zu Gebote steht, ich ihn aber nicht hinhalten kann. Solche Helfer sind derart selten, daß keine Aussicht ist, in absehbarer Zeit einen anderen zu gewinnen […]. Die Verweigerung der mir zustehenden und auch zugesicherten zweiten Assistentenstelle würde deshalb bedeuten, daß die Arbeit am Wörterbuche abgebrochen werden müßte und vielleicht nie wieder aufgenommen würde, jedenfalls nicht unter so günstigen Voraussetzungen wie jetzt. Die beiden Herren sahen dies ein und sagten zu, mir wenn es irgend ginge[,] die vorläufige Anstellung [des zweiten Assistenten …] zu ermöglichen. Aber der Herr Kurator verweigerte mit offenen Worten die sowohl von seinem Amtsvorgänger wie auch Herrn Staatssekretär Kock vor einem Zeugen ausgesprochene Anerkennung, dass meine jetzige Assistentenstelle für das Wörterbuch bestimmt ist und ich daher Anspruch auf eine zweite habe. […]

    Hans Kuhn schildert die Folgen, die diese Verweigerung haben könnte und weist darauf hin, dass die benötigten Mittel für das Wörterbuchunternehmen im internationalen Vergleich sehr gering sind: Aus dieser Haltung des Herrn Kurators ergibt sich unter anderem, daß mein jetziger Assistent als meinem Institut oder Lehrstuhl zugehörig mit meiner Emeritierung an den Nachfolger in meinem Lehramt fällt und ich zugleich auch [den zweiten Assistenten …] wieder gehen lassen muß, sodaß ich, wenn ich die Wörterbucharbeit fortsetzen will  – und der Herr Kurator weiß, dass dies meine Absicht ist –, keinen Assistenten mehr habe und auch keinen Anspruch auf ihn

    13 Ludwig Claussen (1906–1974) kam aus Niebüll und war CDU-Landtagsabgeordneter für den Kreis Südtondern. 14 Dietrich Ranft. 15 Dietrich Krantz.

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    geltend machen kann, und das bedeutet, daß ich die Arbeit am Wörterbuch einstellen muß und dann die größte Gefahr besteht, daß alle bisherige Arbeit und Ausgaben umsonst gewesen sind und die kostbaren Sammlungen ungenützt verkommen. […] Ich habe mich dazu bereit erklärt, die Arbeit am Wörterbuch weiterzuführen, nicht nur weil ich sie gerne tu, sondern mehr noch, weil es heute allgemein sehr schwer ist, für Wörterbücher geeignete Bearbeiter zu finden […]. Ich sah es als selbstverständlich an, daß das Kultusministerium dies freudig und dankbar annehmen und für die dazu nötigen Voraussetzungen willig Sorge tragen würde. Die notwendigen Mittel dazu sind im Vergleich zu dem, was andere Bundesländer oder gar die nordischen Staaten, die Niederlande und die Schweiz für solche Zwecke laufend ausgeben, sehr gering. Mit meiner Emeritierung ändert sich die Lage allerdings dadurch, daß die zwei Assistenten, die fortan nötig sind, dann beide der Wörterbuchstelle zugeteilt werden müssen […].

    Hans Kuhn bittet dringend um eine klare Regelung der Angelegenheit. Da Kuhn das Schreiben an den Ministerpräsidenten auf dem Dienstweg abgeschickt hat, wird es zunächst über den Rektor der Universität an den Kultusminister, Claus-Joachim von Heydebreck, weitergeleitet. Dieser schickt Hans Kuhn am 10.11.1966, also fast zwei Monate später, eine Stellungnahme und gibt ihm die Gelegenheit, sich bis zum 20.11.1966 dazu zu äußern, bevor er Kuhns Schreiben zusammen mit seiner eigenen Stellungnahme an den Ministerpräsidenten weiterleitet. Der Kultusminister schreibt: In dem von Ihnen erwähnten Gespräch mit Herrn Staatssekretär Kock und dem damaligen Kurator Herrn Ranft hatten Sie darum gebeten, Ihnen eine Stelle für einen wissenschaftlichen Assistenten zur Verfügung zu stellen, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, einen jüngeren Wissenschaftler als Verwalter einzustellen. Herr Kurator Ranft erklärte sich dazu bereit, Ihnen die unbesetzte Assistentenstelle für den zweiten Lehrstuhl für Nordistik so lange zur Verfügung zu stellen, als sie für diesen Lehrstuhl nicht benötigt würde. Von dem Zeitpunkt an, in dem diese Stelle für den zweiten Lehrstuhl in Anspruch genommen werden müßte, wollte Herr Kurator Ranft sich zugleich in Anerkennung der Notwendigkeit, für den ersten Lehrstuhl für Nordistik eine Stelle für einen wissenschaftlichen Assistenten zu schaffen, um eine anderweitige Überbrückung bis zur endgültigen Etatisierung bemühen. Eine Etatisierung dieser Assistentenstelle konnte bisher jedoch leider nicht erreicht werden. Die Ihnen von Herrn Kurator Ranft gemachte Zusage, bis zur Etatisierung sich um eine Überbrückung zu bemühen, ist inzwischen dadurch erfüllt, daß Ihnen für die Einstellung Ihres Assistenten […] eine Stelle für einen wissenschaftlichen Assistenten im Wege der Überbrückung […] zur Verfügung gestellt worden ist. Darüber hinausgehende Zusagen sind in dem erwähnten Gespräch und auch in der Folgezeit dagegen nicht gemacht worden, insbesondere auch nicht in dem Sinne, daß neben der Assistentenstelle für den Lehrstuhl noch eine weitere Stelle für die Arbeit am Nordfriesischen Wörterbuch beantragt oder zur Verfügung gestellt werden sollte. […] Davon abgesehen bin ich selbstverständlich bereit, die Arbeit am Nordfriesischen Wörterbuch auch nach Ihrer Emeritierung wie bisher zu unterstützen, insbesondere durch die Bereitstellung einer Stelle für einen wissenschaftlichen Assistenten und die Bewilligung von Forschungsmitteln im bisherigen Umfange. […]

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     Alastair Walker

    Hans Kuhn antwortet am 17.11.1966 auf das Schreiben des Kultusministers. Er stellt fest, dass die Darstellung der Sachlage, wie sie dem Kultusminister vorgetragen worden ist, „irreführend“ ist und nennt hierfür die bedeutendsten Gründe: Ich denke besonders daran, daß der Herr Kurator der Universität sich weigert, eine Assistentenstelle, die von mir 1954 für die Arbeit am Nordfriesischen Wörterbuch beantragt und daraufhin bewilligt worden war und niemals anderen Zwecken gedient hat, als dem Wörterbuch zugehörig anzuerkennen, und dass er dies zum Vorwand dafür nimmt, mir den Lehrstuhlassistenten, der mir zusteht, vorzuenthalten, obwohl mein Lehrstuhl und auch das mir anvertraute Nordische Institut der Universität mit diesem Wörterbuch sachlich nichts zu schaffen haben und mir auf der anderen Seite sowohl sein Amtsvorgänger wie auch sein Dienstvorgesetzter, der jetzige Staatssekretär Kock, mein Recht in beiden Punkten 1965 zeugenkundig bestätigt haben und zum dritten dies eklatante Unrecht einer der ersten Gründe für meine an den Herrn Ministerpräsidenten gerichtete Beschwerde ist. Diese Verschweigung hat unter anderem zur Folge, dass die Bereitschaft des Herrn Kurators Ranft, mir für meinen Lehrstuhl einen Assistenten zu geben, was, wenn danach gehandelt wäre, nichts gewesen wäre als die nachträgliche Erfüllung einer versäumten Verpflichtung, nun wie eine Handlung erscheint, die großes Verständnis und Entgegenkommen der Behörde bezeugt. Ähnlich ist es mit dem Angebot, mir für die Fortführung der Wörterbucharbeit nach meiner Emeritierung eine Assistentenstelle „bereitzustellen“, denn ich habe diese seit 12  Jahren. Die Anerkennung der verschwiegenen Sachlage […] ist […] eine der Voraussetzungen dafür, dass ich die Arbeit an dem genannten Wörterbuch fortführen kann.

    Den zweiten Grund für seine Enttäuschung sieht Hans Kuhn in der fehlenden Anerkennung der nationalen und internationalen Bedeutung des Wörterbuchs seitens des Ministeriums: Dies führt auf den zweiten Hauptgrund für meine Enttäuschung. Ich muß aus Ihrem Schreiben den Eindruck gewinnen, daß Ihr Ministerium die Bedeutung dieses Wörterbuchs so ganz aus den Augen verloren hat, daß es ihm recht ist, wenn die Arbeit an ihm eingestellt wird und damit ein lästiger Ausgabenposten entfällt. Es scheint mir daher nötig, an das Folgende zu erinnern. Es handelt sich um ein Werk von internationaler Bedeutung, an dem die Forschung in allen Ländern germanischer Sprache Anteil nimmt und auf dessen Vollendung sie wartet. Exemplare des 1961 erschienen Probebogens […] sind […] in alle diese Länder versandt. Es haben auch, über einen stattlichen Grundstock von Sammlungen schon aus dem 18. und 19. Jahrhundert hinaus, sehr viele Friesen Wertvolles beigesteuert, und sie erwarten von dem Werke eine große Unterstützung im Kampf um ihre gefährdete alte Sprache.

    Ferner weist er darauf hin, dass das Wörterbuch in der angespannten Grenz­land­situa­ tion ein Politikum sei: Es ist jedoch auch noch auf eine andere Weise zum Politikum im Grenzland geworden, da seine großen Sammlungen und Vorarbeiten 1949 nach Dänemark abzuwandern drohten und die deutschgesinnten Friesen sich um Hilfe an die Landesregierung wandten. Dass es damals (1950) gelang, das kostbare Material nach Kiel zu retten, war, wie ich leicht durch Zeugenaussagen erhärten kann, zum großen Teile mein Verdienst. Aber ich mußte dafür das Opfer bringen, mich zur Weiterführung der Arbeit zu verpflichten, und auch das Kultusministerium übernahm eine entsprechende Verpflichtung. […] Macht man es mir auf diese Weise […] unmöglich, die genannte

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    Arbeit fortzuführen und abzuschließen, dann bringt man nicht nur ein wertvolles wissenschaftliches Werk zum Erliegen […], sondern man spielt auch den Dänen den Triumph in die Hände, dass es sich hier ja zeige, was die Kieler Regierung für die Kultur der Friesen im Grenzland zu tun bereit ist, und dass es nicht so gekommen wäre, wenn man die Sammlungen damals nach Dänemark hätte gehen lassen. Tatsächlich werden solche wissenschaftlichen Arbeiten dort, wie im ganzen Norden, ungleich höher geachtet und besser ausgestattet und dotiert. […]

    Da sich trotz dieses Schreibens nichts zu bewegen schien, schickte Hans Kuhn am 19.12.1966 einen Durchschlag seines Schreibens vom 19.09.1966 direkt an den Ministerpräsidenten. Am 12.01.1967 schrieb ihm dann der Kurator der Universität Kiel, Dietrich Krantz, folgenden Brief: Einer Besprechung mit dem Dekan der Philosophischen Fakultät, Herrn Professor Dr. Conrady, der sich in Ihrer Angelegenheit nochmals an mich gewandt hat, entnehme ich, dass lediglich infolge eines Missverständnisses in dem Schriftwechsel zwischen Ihnen und dem Herrn Kultusminister noch kein befriedigender Abschluss erzielt werden konnte. Ich möchte daher die im Schreiben vom 10. November 1966 […] erteilte Auskunft nochmals dahin klarstellen, dass Ihnen selbstverständlich der für die Arbeit am Nordfriesischen Wörterbuch zugewiesene wissenschaftliche Assistent auch nach Ihrer Emeritierung zur Verfügung stehen wird. Ausserdem steht eine weitere Assistenten-Stelle für den Lehrstuhl bereit. […] Der Herr Dekan hat mich gebeten, Ihnen dieses nochmals ausdrücklich zu bestätigen. Diesem Wunsche komme ich gerne nach und würde mich freuen, wenn die Angelegenheit damit im beiderseitigen Interesse zufriedenstellend geklärt ist. Herrn Staatssekretär Dr.  Neumann-Silkow, der sich auf Ihre Eingabe vom 19.  Dezember 1966 ebenfalls mit mir in Verbindung gesetzt hat, habe ich im Sinne der vorstehenden Ausführungen unterrichtet.

    Damit hatte Hans Kuhn endlich Erfolg: Er erhielt eine Zusage für eine Assistentenstelle sowohl für die Wörterbuchstelle als auch für den Lehrstuhl. Im WiSe 1967/68 verfügt laut Vorlesungsverzeichnis das Nordische Institut über zwei Assistentenstellen und die Wörterbuchstelle über eine Assistentenstelle, und im WiSe 1968/69 sind beide Einrichtungen mit jeweils zwei Assistentenstellen ausgestattet. Die Assistenten der Wörterbuchstelle waren: Dr. Dietrich Hofmann (WiSe 1954/55 – SoSe 1959),16 Fil. mag. Nils Århammar (SoSe 1960 – WiSe 1963/64),17 Dr. Hans Chris-

    16 Zu Hofmann (1923–1998) vgl. Walker (2004, S. 28–29) und die dort zitierte Literatur. 17 Århammar ging anschließend als wissenschaftlicher Assistent zum Germanistischen Institut und dem Deutschen Sprachatlas nach Marburg, blieb aber dem Friesischen treu und wurde später auf die Professur für Friesische Sprache und Literatur sowie Gotisch in Groningen berufen. 1988 wechselte er an die Pädagogische Hochschule Flensburg, wo er den ersten und bis jetzt einzigen Lehrstuhl für Friesisch in Flensburg innehatte. Gleichzeitig wurde er Direktor des Nordfriesischen Instituts in Bredstedt (Petersen / Nielsen 1996, S. ix–xviii). Seit August 2016 gibt es nun an der Europa-Universität Flensburg einen Lehrstuhl für „Nordfriesisch, Minderheitenforschung und Minderheitenpädagogik“.

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     Alastair Walker

    tian Nickelsen (WiSe 1965/66 – SoSe 1969),18 Ommo Wilts (SoSe 1967 – WiSe 1969/70 und SoSe 1973 – SoSe 2002), Uwe Johannsen (WiSe 1969/70 – WiSe 1971/72) und Alastair Walker (WiSe 1972 – SoSe 2013).

    3.2 Friesisch in der Lehre Nach unserem jetzigen Wissensstand fand die erste Lehrveranstaltung zu einem friesischen Thema im WiSe 1879/80 statt, als Hermann Möller die Veranstaltung „Friesische Grammatik und friesische Uebungen“ anbot.19 Im hier untersuchten Zeitraum haben hauptsächlich Walther Steller (SoSe 1938 – SoSe 1961) und Fritz Braun (WiSe 1950/51 – WiSe 1957/58) friesische Lehrveranstaltungen neben ihren germanistischen Lehrverpflichtungen durchgeführt, die allerdings beide am Germanistischen Seminar beschäftigt waren.20 Hans Kuhn hat selbst keine Lehrveranstaltungen zu friesischen Themen angeboten. Die erste Person am Nordischen Institut, die das tat, war Dietrich Hofmann mit einem Seminar „Nordfriesisch (anhand ausgewählter Texte und Tonbandaufnahmen)“ im SoSe 1959. Erst nach seiner Rückkehr nach Kiel 1970 bot Hofmann weitere friesische Lehrveranstaltungen an (WiSe 1970/71 – WiSe 1977/78), bis die neu eingerichtete Professur für Friesische Philologie mit Dr. Bo Sjölin besetzt wurde. Die Assistenten der Wörterbuchstelle haben erst im Zuge des Ausbaus des Faches Friesische Philologie nach 1978 begonnen zu unterrichten.

    4 Zusammenfassung In diesem Beitrag habe ich versucht zu zeigen, wie sich das Nordische Institut einschließlich der Nordfriesischen Wörterbuchstelle in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg entwickelt hat. Es wird deutlich, mit welchen Schwierigkeiten das kleine Institut mit Nordistik und Frisistik zu kämpfen hatte, bis etwa 1969–1970 ein Durchbruch mit Oberholzer und Hofmann und deren Assistenten kam. Es zeigt sich, dass Hans Kuhns Beharrlichkeit sich ausgezahlt hat, von der spätere Generationen in beiden Institutionen profitieren können. Man muss allerdings einräumen, dass die personelle Ausstattung des Nordischen Instituts bzw. der Wörterbuchstelle, wie sie im

    18 Nickelsen (1934–1983) wurde anschließend Lektor am Nordfriesischen Institut in Bredstedt (Wilts 1982/1983). 19 Dank der ins Internet gestellten Vorlesungsverzeichnisse (Anm. 1) wäre es jetzt möglich, das Lehrangebot auf weitere friesische Lehrveranstaltungen bis zum Jahre 1665 zurückzuverfolgen. 20 Für einen Überblick über die friesischen Lehrveranstaltungen an der Universität Kiel vor 1978 mit biographischen Anmerkungen zu den handelnden Personen, s. Walker (2004).

    Hans Kuhn, das Nordische Institut und die Anfänge der Nordfriesischen Wörterbuchstelle 

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    Vorlesungsverzeichnis dargestellt wird, nicht immer klar ist, was möglicherweise zu einer gewissen Verwirrung geführt hat. Unter Hans Kuhn haben aber alle Assistenten, ungeachtet ihrer Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis, offensichtlich ausschließlich am nordfriesischen Wörterbuch gearbeitet. Möglicherweise bildet Hofmann hier eine gewisse Ausnahme. Deutlich wird auch die Situation des Friesischen im damaligen Grenzkampf zwischen Deutsch und Dänisch sowie die unterschiedliche Behandlung des Friesischen, hier am Beispiel des Wörterbuchs, durch die jeweilige Regierung und einzelnen Personen, ein Faktum, das sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Grenzlandpolitik zieht. Angesprochen wird auch die internationale Bedeutung des Friesischen, die leider zu oft von staatlicher und universitärer Seite verkannt wird, sowie die im internationalen Vergleich ausbaufähige Behandlung der Frisistik in Kiel. Die Frisistik hat es Hans Kuhn zu verdanken, dass die Nordfriesische Wörterbuchstelle an der Universität Kiel angesiedelt wurde, und Edith Marold dürfen wir dafür danken, dass sie die Frisistik durch zwei nicht ganz einfache Jahre geleitet hat.

    Literaturverzeichnis Hofmann Dietrich (1957): Die nordfriesische Lexikographie. In: Estrikken, XIX, S. 1–23. Auch in: Kreutzer, Gert / Walker, Alastair / Wilts, Ommo (Hrsg.) (1989): Dietrich Hofmann: Studien zur Friesischen und Niederdeutschen Philologie, S. 62–89. Hamburg. Hofmann Dietrich (1979): Die Friesen, das Friesische und das Nordfriesische Wörterbuch. In: Nordfriesisches Jahrbuch, Neue Folge 15, S. 7–33. Auch in: Kreutzer, Gert / Walker, Alastair / Wilts, Ommo (Hrsg.) (1989): Dietrich Hofmann: Studien zur Friesischen und Niederdeutschen Philologie, S. 422–448. Hamburg. Klingenberg, Heinz (1986): Nachruf: Siegfried Gutenbrunner (1906–1984). In: skandinavistik, 16, S. 146. Kock, Franz (1976): FEHLING, August Wilhelm. In: Klose, Olaf / Rudolph, Eva (Hrsg.): SchleswigHolsteinisches Biographisches Lexikon 4, S. 65–68. Neumünster. Kreutzer, Gert / Walker, Alastair / Wilts, Ommo (1988): Vorwort. In: Kreutzer, Gert / Walker, Alastair / Wilts, Ommo (Hrsg.): Dietrich Hofmann: Studien zur Nordischen und Germanischen Philologie, S. XIII–XIV. Hamburg. Petersen, Adeline / Nielsen, Hans F. (Hrsg.) (1996): A Frisian and Germanic Miscellany. Published in Honour of Nils Århammar on his Sixty-Fifth Birthday, 7 August 1996. Odense / Bredstedt. Walker, Alastair G. H. (2004): Friesisch im Lehrangebot der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vor 1978. In: Us Wurk, 53, 1–2, S. 20–36. Walker, Alastair / Wilts, Ommo (2001): Institutionen der Frisistik in Deutschland. In: Munske, Horst Haider / Århammar, Nils / Faltings, Volkert F. / Hoekstra, Jarich F. / Vries, Oebele / Walker, Alastair G. H. / Wilts, Ommo (Hrsg.): Handbuch des Friesischen / Handbook of Frisian Studies, S. 54–59. Tübingen. Wilts, Ommo (1982/83): Enn orðztírr deyr aldregi … In: Nordfriesisches Jahrbuch, Neue Folge 18/19, S. 24–26.

    Wilts, Ommo (2001): Nordfriesische Lexikographie. In: Munske, Horst Haider / Århammar, Nils / Faltings, Volkert F. / Hoekstra, Jarich F. / Vries, Oebele / Walker, Alastair G. H. / Wilts, Ommo (Hrsg.): Handbuch des Friesischen / Handbook of Frisian Studies, S. 353–366. Tübingen.

    Gaby Waxenberger

    The name of the rune æsċ: The Transformation of the Common Germanic rune *ansuz A to Pre-OE rune æsċ A Abstract: The fourth rune of the Common Gmc. (= Older) fuþark is rune *ansuz A with the sound-value /a(:)/. In the OE fuþorc the rune with the shape A has moved to position 26, taken the sound-value /æ(:)/ and been renamed æsċ. In my article I would like to analyze the sound changes that caused /a(:)/ to become /æ(:)/ and more importantly, the time when rune A was renamed.

    1 Introduction According to Bammesberger / Parsons (2003, p. 565) it appears, from Anglo-Saxon and Scandinavian evidence, that from an early date each rune was known by a name which, wherever possible, began with the relevant sound-value. Thus, in OE, b was called berc ‘birch-tree’, and i was īs ‘ice’. There is reason to think that the fourth rune in the Germanic fuþark, a, was originally called *ansuz ‘god’. In OE, after a series of regular sound changes, this word became ōs, with an initial vowel that was no longer /a/ but had lengthened and rounded to /o:/ […]. It would seem that the position of this rune-name in the opening sequence of the fuþark was important, because the name – in the form ōs, and complete with new value o – was retained in fourth place in England, albeit with a new symbol.

    This new grapheme is Æ. I would like to demonstrate and discuss the following points: 1. How the name *ansuz of rune no. 4 in the Common Gmc. fuþark became ōs in Pre-Old English (Pre-OE). 2. Why the new rune ōs Æ o stayed in place no. 4 in the OE fuþorc and why the other new rune āc ‚ a was moved to place no. 25 in the Pre-fuþorc. 3. Rune Afuþorc /æ(:)/: the process of “recycling” and “renaming”. Before I can do this, the period of Pre-Old English and its phases 1 and 2 need to be explained. As I show elsewhere (see Waxenberger forthcoming, chapter 3), there are two phases in Pre-OE. Pre-OE Phase 1 covers the period starting with the Adventus Saxonum (ca. AD 4001) and ending in ca. AD 500 (latest possible date for the Undley inscription). Pre-OE Phase 2 begins in ca. AD 500 and lasts until the Cais-

    1 The object with the oldest runic inscription, the Caistor-by-Norwich Astragalus, is dated to ca. AD 425–475 by Hines (1990b, p. 442); see also Hines (1990a, pp. 17–36).

    364 

     Gaby Waxenberger

    tor-by-Norwich Brooch (ca. AD 610–650). The Caistor-by-Norwich Brooch marks the beginning of OE, since judging by the runes used in this inscription, all the Pre-OE sound changes had been carried through (see Waxenberger forthcoming, chapter 3). The inscription bears witness for the first time to the new and the modified runes (A æsċ, ‚ āc, O œ̄þil) and their sound values short /æ/, short /a/ and the i-umlauted long /œ:/ for the first time.

    luda : gibœtæsigilæ Luda gibœtæ sigilæ ‘May Luda make amends/make compensation by means of the brooch.’ (Bammesberger 2003, p. 135)

    Fig. 1a: Caistor-by-Norwich Brooch (ca. 610–650: Hines 1991, pp. 6–7), © Norwich Castle Museum

    Fig. 1b: Drawing of the inscription (Hines 1991, p. 7)

    The name of the rune æsċ 

    

     365

    2 The new rune Æ denoting the new Phoneme Pre-OE /ɔ̃ :/2 The new phoneme /ɔ̃ :/ (< *[ɑ̃ :]: see below) came about by three sound changes. These were the Common Germanic and the Anglo-Frisian Compensatory Lengthening processes and also the development of WGmc. */a:/ before a nasal consonant (see below Figure 2). The allophone *[ɑ̃ :] was the result of the following sound changes: *[ɑ̃ :]

    < Gmc. */a + ŋ + x/ < Anglo-Fris. */a + m,n + f,s,Ɵ/ < WGmc. */a:/ + nasal

    (cf. OE brōhte ‘brought’) (cf. OE ōðer ‘other’) (cf. OE mōna ‘moon’)

    Fig. 2: Emergence of Pre-OE /ɔ̃ :/, its development and merger with Pre-OE /o:/ (< IE ō, ā).3 The chronology of nos. 2, 3, and 4 is based on Luick (1921, § 291).

    It should be mentioned that it is not possible to determine the beginning(s) of the allophonic phases of *[ɑ̃ :] in the individual phonological environments of nos. 2, 3 and 4. The new rune Æ occurs for the first time as a bind-rune in the sequence on the Undley Bracteate4 the early date of which (ca. AD 450–500) suggests that the

    2 I am aware of the mixture of the notational systems in my article: I made an attempt to use IPA symbols but unfortunately it is not always possible to give, e.  g., the exact quality of WGmc. ā, therefore I had to use the non-IPA symbol. 3 The distances in the diagram between the individual phases (IE to OE) are not proportional and only serve the purpose of demonstration. 4 For the complete inscription and more details on its interpretation see Waxenberger (forthcoming, chapter 3).

    366 

     Gaby Waxenberger

    Fig. 3: Phonemic split in Pre-OE Phase 1 (ca. AD 400–500).

    new rune Æ was used for the new phoneme /ɔ̃ :/ here for the first time.5 This means that the grapheme inventory of the Common Germanic fuþark was changed in Pre-OE Phase 1, that is the period starting at the adventus Saxonum (possibly ca. AD 400) and lasting until ca. AD 500 which is the latest possible date for the Undley Bracteate (ca. AD 450–500). So by the end of Pre-OE Phase 1, the Germanic fuþark had been enlarged by one grapheme, namely the new rune Æ /ɔ̃ :/. After the phonemic split of WGmc. */a:/ into Pre-OE /a:/ and /ɔ̃ :/, the old rune ansuz Afuþark must still have existed side by side with the new rune Æ /ɔ̃ :/ and must have rendered the phonemes Pre-OE long /a:/ (with its remaining allophones [a:] and [æ:] by fronting) and Pre-OE short /a/ (with its allophones [a], [æ] by fronting and [å] in nasal environments); only the allophone [ɑ̃ :] > /ɔ̃ :/ had already split off and become phonemicized, as its rendering by a grapheme of its own (= Æ /ɔ̃ :/) indicates. WGmc. */a:/ < Èfuþark>

    Pre-OE /a:/

    Pre-OE /ɔ̃ :/ Fig. 4: Phonemes and Graphemes (runes).

    5 In my opinion, the quality of the new ō /ɔ̃ :/ must have been distinctly different from the old ō (< IE *ā, *ō) because if the old and the new ō’s had been similar, the creation of the new rune Æ would have been unnecessary. At the time of the Undley inscription, the sound-value denoted by Æ should still have been /ɔ̃ :/.

    

    The name of the rune æsċ 

     367

    The name of the rune ansuz Afuþark must already have changed in Pre-OE Phase 1 as the rune-name *ansuz must have developed to /ɔ̃ :s/ by Anglo-Frisian Compensatory Lengthening (Gmc. /a + n + s/ > Pre-OE /ɔ̃ :s/: see above Figure 2). On the premise that the rune-name ansuz had developed to /ɔ̃ :s/ in Pre-OE Phase 1 (ca. AD 450–500) and that it was used as the name for the new rune Æ, the question arises as to what name was given to rune A at that time. In the following section, I will attempt to reconstruct the development of both sound value and the name of the rune A from the Common Gmc. rune ansuz Afuþark, to the OE rune æsċ Afuþorc, building on the chronology I deducted from the Pre-OE and Pre-OFris. runic evidence (for details see Waxenberger forthcoming, chapter 3).

    3 The old rune ansuz Afuþark /a(:)/ and the new rune āc ‚ /a:/ in Pre-OE The old rune ansuz Afuþark must still have existed in Pre-OE Phase 1 (ca. AD 400–500: see above section 1 and Figure 2) and also for a time in Pre-OE Phase 2 (ca. AD 500– 610/650). Since runic writing does not differentiate between long and short vowels, rune ansuz Afuþark must have rendered the phonemes Pre-OE /a:/ and its allophones ([a:], [æ:]) and Pre-OE /a/ and its allophones ([a], [æ] by fronting, [å] in nasal environments, and possibly the i-umlaut product [ɛ] if it had already developed at the time of the Undley Bracteate). My absolute chronology for the development of the runes ansuz Afuþark and ‚ a āc offers two scenarios based on the point of time that is assumed for the development of Gmc. */aɪ/ to Pre-OE /a:/, which gave rise to the new rune ‚ a āc. The prerequisite for scenario 1 is Bammesberger’s (1996, p. 21) assumption that Gmc. */aɪ/ was already monophthongized in ca. AD 500. If the monophthongization of Gmc. */aɪ/ > Pre-OE /a:2/ and therefore an early creation of the new rune āc ‚ a for Pre-OE /a:2/ in ca. AD 500 is posited, the old rune ansuz Afuþark must have covered Pre-OE /a:1/ and its allophones ([a:1]; [æ:]) for a relatively long time (see below Table 1 no. 2b). This means that there would have been two runes denoting two different long ā-phonemes for some time. As runic writing does not differentiate between long and short quantities, Pre-OE short */a/ including its allophones ([a]; [æ] by fronting; [å] in nasal environments) must also have been represented by rune Afuþark in this phase. For, as is important to emphasize, the quality of the new monophthong ā (< Gmc. */aɪ/) must have been clearly different from the Pre-OE ā < WGmc. ā denoted by the rune Afuþark; this is the reason for my labels /a:1/ and /a:2/. Table 1 shows the situation for Scenario 1 (for ca. AD 500 see 2a and 2b).

    368 

     Gaby Waxenberger

    Tab. 1: Scenario 1 Time

    Sound change

    1. ca. AD 450–500

    Phonemic split of WGmc. /a:/ into Pre-OE /ɔ̃ :/ and Pre-OE /a:/ See above Figure 3.

    2a. ca. AD 500 2b. ca. AD 500– 575/610

    3. ca. AD 575/610 (= skanomodu solidus; for details see Waxenberger forthcoming, chapter 3)

    4. ca. AD 575/625– 610/650 (Harlingen solidus – Caistor-by-Norwich Brooch)

    Monophthongization of Gmc. */aɪ/ > Pre-OE /a:2/. Old rune ansuz Afuþark was still used for Pre-OE /a:1/ ([a:1], [æ:]) < WGmc. ā and Pre-OE /a/ ([a], [æ], [å]) < Gmc. /a/. Phonemic merger of /a:1/ and /a:2/ to Pre-OE */a:merged/ and subsequent phonemic split of Pre-OE */a:merged/ into Pre-OE /a:/ and Pre-OE /æ:/.

    Grapheme – Phoneme Relation

    Rune-name

    Æ for /ɔ̃ :/

    Æ: /ɔ̃ :s/

    Afuþark for Pre-OE /a:1/ ([a:1], [æ:]) and Pre-OE /a/ ([a], [æ], [å])

    Afuþark: ?

    ‚ for /a:2/ Afuþark for Pre-OE /a:1/ ([a:1], [æ:]) and Pre-OE /a/ ([a], [æ], [å])

    ‚: āc Afuþark: ?

    ‚ for /a:merged/

    ‚: āc

    ‚ for /a:/ A for /æ:/

    ‚: āc A: ?

    Phonemicization of i-umlaut of Pre-OE [a], [å] which caused the phonemic split of Pre-OE /a/ into OE /a/ and ‚ for /a/ OE /æ/. A for /æ/

    ‚: āc A: æsċ

    The name of the rune æsċ 

    

     369

    Scenario 2 proceeds from the assumption that the monophthongization of Gmc. */aɪ/ to Pre-OE /a:/ was relatively late. As a consequence, rune āc ‚ would also have been created relatively late (see below Table 2 no. 3a), that is probably shortly before the skanomodu solidus (ca. AD 575–610; for more details see Waxenberger forthcoming, chapter 3). This, in turn, would mean a long period of Pre-OE */a:/ (< WGmc. */a:/) with its allophones [a:] and [æ:] (see below Table 2 no. 2). Tab. 2: Scenario 2 Time

    Sound change

    1. ca. AD 450–500

    Phonemic split of WGmc. /a:/ into Pre-OE /ɔ̃ :/ and Pre-OE /a:/.

    Grapheme – Phoneme Relation

    Æ for /ɔ̃ :/ Æ: /ɔ̃ :s/ Afuþark for /a:/ ([a:], [æ:]) Afuþark: ? and       /a/ ([a], [æ], [å])

    2. ca. AD 450/500 –575/610

    Rune ansuz Afuþark was still used for Pre-OE /a:/ ([a:], [æ:]) and also for Pre-OE /a/ ([a], [æ], [å]) < Gmc. /a/.

    3. Shortly before AD 575/610 (= skanomodu solidus)

    3a. Monophthongization of Gmc. */aɪ/ > Pre-OE /a:/ and ‚ for /a:/ 3b. subsequent phonemic split of Pre-OE */a:/ into Pre-OE /a:/ and ‚ for /a:/ Pre-OE /æ:/. A for /æ:/

    4. ca. AD 575/625– 610/650 (Harlingen solidus – Caistor-by-Norwich Brooch)

    Rune-name

    Afuþark for /a:/ ([a:], [æ:]) Afuþark: ? and       /a/ ([a], [æ], [å])

    Phonemicization of i-umlaut of Pre-OE [a], [å] which caused the phonemic split of Pre-OE /a/ into OE /a/ and ‚ for /a/ OE /æ/. A for /æ/

    ‚: āc

    ‚: āc A: ?

    ‚: āc A: æsċ

    370 

     Gaby Waxenberger

    4 The rune-name æsċ ‘ash-tree’ 4.1 OE attestations of the rune-name æsċ The name (aesċ, æsċ) is attested only relatively late in the manuscript tradition (fuþorc rows; Rune Poem). According to Derolez (1954, p. 3 and p. 7) the rune-name in question is attested in the following manuscripts: • B.L. Cotton Ms. Domitian A IX (saec. xi): the explanation of it is in a 16th cent. hand: “æ. æsc id est fraxinus”. • B.L. Cotton Ms. Otho B X: this manuscript was almost completely destroyed by the fire of 1731. Derolez (1954, p. 16 and p. 18) lists the “authorities” T. Smith and H. Wanley, who gave “detailed analyses of the contents”. Furthermore, the Rune Poem was edited by G. Hickes but “is not a very trustworthy substitute for the manuscript evidence”. The name is attested in the Rune Poem (B.L. Ms. Cotton Otho B X, fol. 165a–b). As this manuscript was destroyed almost completely by fire in the Cottonian Library in 1731, the name is only attested in the transcript of the manuscript by Hickes (Linguarum veterum septentrionalium thesaurus grammatico-criticus et archaeologicus; 1705; cf. Derolez 1954, pp. 8–9; for detailed information on the Rune Poem and the manuscript see Bauer 2003, pp. 78–112). According to Derolez (1954, p. 23), Hickes must have taken over the name from B.L. Ms. Cottton Domitian A IX which he used to complete his transcript. Derolez (1954, p.  20) holds the view that the “manuscript used by Hickes cannot have been older than the late tenth century, as appears from the many late spellings” (e.  g., for in unstressed syllables, for ), but he believes that the original must have been written at an earlier stage, possibly the 8th or early 9th century. • In addition, æsċ is attested in B.L. Ms. Cotton Domitian A IX, fol. 11v (saec. XI); for attestations in the OE poetry (in late Mss.) see also DOEEF (2003, s.v. æsċ) and in Vienna, Österreichische Nationalbibliothek, Ms. 795 (saec. ix in.; x: Derolez 1954, p. 53 and esp. p. 59) but the evidence is very uncertain. Derolez (1954, p. 72) gives the following description: “æ: of the rune only the vertical shaft remains, of the name only part of an e, of the value, part of an a.” The attested fuþorc rows in the late manuscripts B.L. Ms. Cotton Domitian A IX and B.L. Ms. Cotton Otho B X are generally in agreement with the epigraphical tradition (Bauer 2003, p. 19).

    The name of the rune æsċ 

    

     371

    4.2 Etymology of æsċ There seems to be some controversy over the etymology of the name æsċ. It has been suggested that the masc. noun OE æsċ belongs to the class of the i-stems showing i-umlaut [DOEEF 2003, s.v. æsċ]6. In this case, the precursor of OE æsċ would be Gmc. *ask-, the initial vowel of which would have developed to a phoneme /æ/ (æsċ) only after the phonemicization of i-umlaut of Pre-OE /a/. This, in turn, means that the rune-name in question could only have been in use in both scenarios from phase no. 4 onwards, that is ca. AD 575/610–610/650. However, Kluge / Seebold (2011, p. 258) considers the precursor to be an a-stem: Gmc. *ask-a. Campbell (1959, § 440) seems to regard æ as fronted but not as umlauted. If an a-stem is considered, /æ/ would have come about by fronting. The allophones [a], [æ], and [å] emerged by restoration, fronting and in nasal environments (see below Table 3) only became phonemicized when i-umlaut was phonemicized, which must have happened in the period between ca. AD 575/6257 (e.  g., Harlingen solidus; for the other inscriptions see also below) and ca. AD 610/650 (Caistor-by-Norwich Brooch) in both scenarios. Taking the vowels -æ- and also -a- of the root-syllable in OE into account, Bammesberger prefers to posit an a-stem (Gmc. *ask-a) to an i-stem (Gmc. *ask-i) because in the case of *ask-a fronting would have been carried through. Forms with -a- can be explained by restoration of -a- according to the type dæg – dagas. When an i-stem is assumed, forms with -a- in the root syllable are more difficult to explain as i-umlaut was carried through consistently. He arrives at the conclusion that Gmc. *ask-a- is more probable than Gmc. *ask-i.8 Tab. 3: Overview of the allophones of Pre-OE/Pre-OFris. */a/ (see Waxenberger forthcoming, chapter 3). Allophones of Pre-OE */a/ before the allophonic phase of i-umlaut and also in non-i-umlaut environment:

    Allophones of Pre-OE */a/ during the allophonic phase of i-umlaut:

    [a] by restoration [æ] by fronting [å] in a nasal environment

    > [æ] by i-umlaut > [ɛ] by i-umlaut > [æ] by i-umlaut

    6 In their register SB (1965, p. 382) categorize the noun as “stf.” [sic!] but hold the view that the root vowel æ was the result of i-umlaut [SB 1965, § 96.2]. 7 The date for the Harlingen solidus is ca. AD 575‒625. 8 Bammesberger (pers. communication 16/11/2016): “Bei der Stammbildung halte ich nach wie vor einen a-Stamm urg. *ask-a- für möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich. *ask-a hätte dann Aufhellung von *a- > æ-, Formen mit a- kommen vor, und diese könnte man dann nach dem Typ dæg – dagas erklären. Weniger leicht sind diese Formen mit einem i-Stamm zu vereinen, da bei i-Stämmen der i-Umlaut ziemlich konsequent durchgeführt wird. Fazit: *ask-a- erscheint mir etwas wahrscheinlicher als *ask-i-.”

    372 

     Gaby Waxenberger

    Although these sound changes do not shed any direct light on the development of the noun æsċ, they do, however, grant us an insight into the re-naming process of the old rune ansuz Afuþark. The following scenario is imaginable. If the name æsċ reflects the sound changes (fronting or i-umlaut: see above 4.2) that led to the development of Pre-OE short /æ/, it seems clear that in the period between ca. AD 575/625–610/650 the rune-name must have become æsċ in both scenarios. But in both scenarios, it would have been absolutely necessary to rename the old rune ansuz Afuþark already in ca. AD 450–500 as the name ansuz had already developed to /ɔ̃ :s/ (see above Tables 1 and 2 nos. 1). So what was the name of rune A in the time between ca. AD 450/500‒575/610 (see above Tables 1 no. 2b and 2 no. 2)? Since runic writing does not mark quantities (see above), it may not have been a problem that the new rune-name began with a short /a/. Therefore, rune A could have been renamed *ask- /ask/. In scenario 1, the “name-giver” may intentionally have chosen a name for rune A that was entirely different not only in quality but also in quantity from the rune-name āc for the new rune ‚ in order to differentiate the two a’s as well as possible in their names. The new rune-name *ask- must have gone through the various sound changes until it would have been æsċ at the beginning of OE. Although the phonemic split of the long /a:/ came first, the time gap between the phonemic split of the long /a:/ and that of the short /a/ may have been very small, if they were not more or less contemporaneous. It must be emphasized that the Pre-OE corpus does not offer any material for the rune ‚ a = /a/ whereas the Pre-OFris. corpus has three attested forms in the period of ca. AD 575–625: Amay Comb/Bone ]eda; Harlingen solidus hada; Schweindorf solidus weladu←: see Waxenberger forthcoming, chapter 3).9 In my opinion this fact shows that the phonemic split of Gmc. */a/ into Pre-OE/Pre-OFris. /a/ and /æ/ may have been somewhat earlier than is suggested by the English corpus, in which rune ‚ a is only attested at the beginning of the OE period proper (luda on the Caistor-by-Norwich Brooch: ca. AD 610–650). Although the inscription on the Harlingen solidus (hada) has been seen as part of the Pre-OFris. corpus, it should not go unmentioned that it may in fact be Pre-OE, as the name Had(d)a is well attested in the OE corpus (OE Had(d)a; Head(d)a: see Searle 1897, pp. 275 and 281–282; Redin 1919, p. 66).10 It should be pointed out that my time-line for the phonemic splits of /a(:)/ into /a(:)/ and /æ(:)/ is based on the occurrence of the new rune ‚ a as evidence for these

    9 Even if it could be argued that the root vowels a in hada and weladu may have been long, the a in the final syllables of hada and ]eda must have been short. 10 The quantity of the root vowel is not clear: both long /a:/ (< Gmc. */aɪ/) and short /a/ have been considered. Short /a/, for example, is proposed by Beck (1981, p.  75): Gmc. *haþaz ‘restraint, confinement’ and by Redin (1919, p. 66) and Looijenga (2003, p. 307): Gmc. *haþu ‘battle’. Long /a:/ is considered by Redin (1919, p. 66): OE hād; Looijenga (2003, p. 307): Gmc. *haiþ-, cf. Goth. haidus ‘way, manner’.

    The name of the rune æsċ 

    

     373

    phonemic splits for the reason that /a(:)/ is represented by the new rune āc ‚ a after the splits. In the case of rune A it is not possible to make a differentiation by form as rune ansuz Afuþark and rune æsċ Afuþorc are identical in shape, the difference being in function. Therefore, it is not possible to determine if rune A still represents the phoneme /a/ or already the phoneme /æ/. The following scenarios are imaginable for the point of time of renaming rune A: • Scenario A: If the inscription on the Harlingen solidus is Frisian, the first attestation of rune ‚ as indirect evidence for the phonemicization of /a/ and /æ/ with A representing /æ/ (and ‚ representing /a/) is the Caistor-by-Norwich Brooch inscription (luda : gibœtæsigilæ) dated to ca. AD 610–650. This would mean that there is a small time gap between the Frisian (see above) and the English attestations. The lack of data on the English side does not, however, necessarily mean that the phonemic split in question was carried through slightly earlier in Frisia. • Scenario B: If the inscription on the Harlingen solidus is English, the phonemic split of /a/ and /æ/ would have been carried through contemporaneously in English and Frisian as can be inferred from the Frisian attestation on the Amay Comb/Bone and the Schweindorf solidus. • Scenario C: It is possible that the phonemic split in question was carried through before the separation of the two dialects. In this case, the phonemic split of Gmc. */a/ into /a/ and /æ/ would be a common Anglo-Frisian sound change.11 For the question as to whether fronting of short a took place before or after the separation of Frisian from English, see, for example, Luick (1921, § 118), Campbell (1959, § 133), SB (1965, § 46), Nedoma (2014, p. 352) and especially Nielsen (1981, §§ 54 and 56). Tab. 4: The three scenarios A, B, C represented by the attested forms of rune ‚ rendering /a/ in Pre-OE and Pre-OFris. Pre-OFris.

    Pre-OE

    Scenario A: If the Harlingen inscription is Frisian, the ­phonemic split would have taken place at slightly diffe­rent times in both dialects:

    ca. AD 575–625

    ca. AD 610–650

    Scenario B: If the Harlingen inscription is English, the phonemic split would have been carried through ­contemporaneously:

    ca. AD 575–625

    ca. AD 575–625

    Scenario C: In the case of an Anglo-Frisian dialect continuum, the sound change would have been carried through in:

    Anglo-Frisian ca. AD 575–625

    11 The question of a possible Anglo-Frisian unity was rekindled at the Leeuwarden conference Across the North-Sea in 2014.

    374 

     Gaby Waxenberger

    5 Conclusion Re-naming rune A was not problematic if phases nos. 3 and 4 (see below Tables 5 and 6) in both scenarios were contemporaneous. In the case that phases nos. 3 and 4 were not contemporaneous, phase 4 being (slightly) later than phase 3, the question arises as to rune A could have been called *æsċ [æsk̠ ] at this stage because the sound-change leading to this form of the name was the phonemicization of i-umlaut of short Gmc. /a/. In my opinion, the answer suggests itself through a closer look at the allophonic situation before phonemicization was completed. Although the phonemic split of Gmc. /a/ had not been carried through in phase 3, the dominant allophone must have been [æ] in this phase as this allophone emerged from two sources: fronting and i-umlaut (see above Table 3). In my opinion, this fact together with the phonemic split of long /a:/ into Pre-OE /a:/ and /æ:/ made it possible to rename the rune in question even (shortly) before the proper phonemic split of Gmc. */a/ into Pre-OE /a/ and /æ/. If this assumption is true, this would show that language users may have been aware of “developing phonemes” before the process is actually complete, and even create new signs for sounds that are only on the verge of becoming a phoneme. While this scenario may not be the common case, new graphemes usually lagging behind the emergence of new phonemes, it is in fact in line with what is attested in the history of the OE rune-row at different times and in different places, pointing to a generally high phonological awareness of those speakers of Pre-OE using and modifying the inherited writing inventory.12

    12 See also E. Ronneberger-Sibold and K. Kazzazi, “fuþorc Rune 31: Überlegungen zu Form und Funktion”, in this volume.

    The name of the rune æsċ 

    

     375

    Tab. 5: Scenario 1 Time

    Sound change

    1. ca. AD 450 – AD 500 Phonemic split of WGmc. /a:/ into Pre-OE /ɔ̃ :/ and Pre-OE /a:/ See above Figure 3a.

    2a. ca. AD 500 2b. ca. AD 500– 575/610

    2a. Monophthongization of Gmc. */aɪ/ > Pre-OE /a:2/. 2b. Old rune ansuz Afuþark was still used for Pre-OE /a:1/ ([a:1], [æ:]) < WGmc. /a:/ and Pre-OE /a/ ([a], [æ], [å]) < Gmc. a.

    Grapheme – Phoneme Relation

    Rune-name

    Æ for /ɔ̃ :/

    Æ: /ɔ̃ :s/

    Afuþark for Pre-OE /a:1/ ([a:1], [æ:]) and Pre-OE /a/ ([a], [æ], [å])

    Afuþark must have been renamed to *ask-. It must have denoted the phonemes /a:/ and /a/.

    ‚ /a:2/ Afuþark for Pre-OE /a:1/ ([a:1], [æ:]) and Pre-OE /a/ ([a], [æ], [å])

    ‚:     āc Afuþark: *ask-

    ‚ /a:/

    ‚: āc

    ‚ /a:/ A /æ:/

    ‚: āc A: *æsc [æs̠ k̠]13

    3. ca. AD 575/610 (= skanomodu solidus; for details see Waxenberger forthcoming, chapter 3)

    3a. Phonemic merger of /a:1/ and /a:2/ to Pre-OE */a:merged/. 3b. Subsequent phonemic split of Pre-OE */a:merged/ into Pre-OE /a:/ and Pre-OE /æ:/.

    4. ca. AD 575/625– 610/650 (Harlingen solidus – Caistor-by-Norwich Brooch)

    Phonemicization of i-umlaut of Pre-OE [a], [å] which caused the phonemic split of Pre-OE /a/ into OE /a/ and ‚ /a/ OE /æ/. A /æ/

    ‚: āc A: æsc

    13 My narrow transcription shows the allophonic phases of [æ] and also of [s̠ k̠] (palatalization/assibilation processes). I use the minus below the IPA symbol to mark palatal quality.

    376 

     Gaby Waxenberger

    Tab. 6: Scenario 2 Time

    Sound change

    1. ca. AD 450–500 (= Undley Bract.)

    Phonemic split of WGmc. /a:/ into Pre-OE /ɔ̃ :/ and Pre-OE /a:/.

    2. ca. AD 450/500– 575/610

    Rune ansuz Afuþark was still used for Pre-OE /a:/ ([a:], [æ:]) and also for Pre-OE /a/ ([a], [æ], [å]).

    Grapheme – Phoneme Relation

    Rune-name

    Æ /ɔ̃ :/ Afuþark /a:/ ([a:], [æ:]) and /a/ ([a], [æ], [å])

    Æ: ōs Afuþark: *ask-

    Afuþark /a:/ ([a:], [æ:]) and /a/ ([a], [æ], [å])

    Afuþark: *ask-

    3. Shortly before AD 3a. Monophthongization of 575/610 (= skanomodu Gmc. */aɪ/ > Pre-OE /a:/ and ‚ /a:/ solidus) 3b. subsequent phonemic split of Pre-OE */a:/ into Pre-OE /a:/ and ‚ /a:/ Pre-OE /æ:/. A /æ:/ 4. ca. AD 575/625– 610/650 (Harlingen solidus – Caistor-by-Norwich Brooch)

    Phonemicization of i-umlaut of Pre-OE [a], [å] which caused the phonemic split of Pre-OE /a/ into OE /a/ and ‚ /a/ OE /æ/. A /æ/

    Abbreviations Anglo.-Fris. Anglo-Frisian Gmc. Germanic Goth. Gothic IE Indo-European masc. masculine OE Old English Pre-OE Pre-Old English Pre-OFris. Pre-Old Frisian saec. saeculum WGmc. West Germanic

    ‚: āc

    ‚: āc A: *æsc [æs̠ k̠]

    ‚: āc A: *æsc [æs̠ k̠]

    

    The name of the rune æsċ 

     377

    Bibliography Bammesberger, A. (1996): Frisian and Anglo-Saxon Runes: From the Linguistic Angle. In: Amsterdamer Beiträge zur Älteren Germanistik, 45, pp. 16–23. Bammesberger, A. / Parsons, D. (2003): Runenreihen. In: Beck, H. / Geuenich, D. / Steuer, H. (eds.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 25, pp. 562–567. Berlin/New York. Bauer, A. (2003): Runengedichte: Texte, Untersuchungen und Kommentare zur gesamten Über­ lieferung. Wien. Beck, H. (1981): A Runological and Iconographical Interpretation of North-Sea-Germanic Rune-Solidi. In: Michigan Germanic Studies, 7.1, pp. 69–87. Brunner, K. (1965): Altenglische Grammatik: Nach der angelsächsischen Grammatik von Eduard Sievers. Tübingen. Campbell, A. (1959): Old English Grammar. Oxford. Derolez, R. (1954): Runica Manuscripta: The English Tradition. Brugge. DOEEF = Dictionary of Old English in Electronic Form A-F: see Healey diPaolo, A. et al. (eds.) (2003). Healey DiPaolo, A. et al. (eds.) (2003): Dictionary of Old English in Electronic Form A-F, Toronto. Hines, J. (1990a): Philology, Archaeology and the Adventus Saxonum vel Anglorum. In: Bammes­ berger, A. / Wollmann, A. (eds.): Britain 400–600: Language and History, pp. 17–36. Heidelberg. Hines, J. (1990b): The Runic Inscriptions of Early Anglo-Saxon England. In: Bammesberger, A. / ­Wollmann, A. (eds.): Britain 400–600: Language and History, pp. 437–455. Heidelberg. Hines, J. (1991): A New Runic Inscription From Norfolk. In: Nytt om Runer, 6, pp. 6–7. Kluge/Seebold: see Kluge, F. (2011) Kluge, F. (2011): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25. Auflage völlig neu ­bearbeitet von E. Seebold. Berlin. Krapp, G. P. / Dobbie, E. V. K. (1936): The Exeter Book. ASPR 3. New York. Looijenga, T. (2003): Texts & Contexts of the Oldest Runic Inscriptions. Leiden/Boston. Luick, K. (1921): Historische Grammatik der englischen Sprache, Band 1., 1. Abteilung. Leipzig. Nedoma, R. (2014): Voraltfriesisch -u im Nominativ und Akkusativ Singular der maskulinen a-Stämme. In: Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik, 73, pp. 343–368. Nielsen, H. F. (1981): Old English and The Continental Germanic Languages: A Survey of ­Morphological and Phonological Interrelations. Innsbruck. Redin, M. (1919): Studies on Uncompounded Personal Names in Old English. Diss. Uppsala. SB (1965) = Sievers / Brunner (1965): see Brunner, K. (1965). Searle, W.G. (1897): Onomasticon Anglo-Saxonicum: A List of Anglo-Saxon Proper Names from the Time of Beda to that of King John. Cambridge. Waxenberger, G. (forthcoming): A Phonology of Old English Runic Inscriptions with a Concise ­Edition and Analysis of the Graphemes. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertums­kunde.

    Diana Whaley

    A far-travelled word: Old Norse skeið ʻracecourse, running trackʼ in early literature and place-names Abstract: Traditionally explained from Germanic *skaiðan ‘to separate, divide’, the Old Norse neuter noun skeið and its reflexes have a range of senses, many of them relating to stretches of time or space, but the present study seeks especially to review the often uncertain and contested evidence for the sense ‘racecourse, running track’ and hence for the cultural practice of racing on horseback or on foot. Starting from an observation that this sense seems to occur in early skaldic poetry and in a minor name in North-East England, the study draws on a wide range of literary and toponymic evidence, taking in skaldic kennings for ‘sea’ and other concepts, narratives of races, chases, and journeys through the Icelandic landscape, Norwegian folklore and placenames from much of the Scandinavian-speaking world. There is a particular focus on Scotland and England, where the word skeið, although not recognised in major dictionaries, seems to have lived on in the coining of place-names.

    1 Introduction The present study arose from one of those pleasing coincidences that sometimes happen in academic research, when the word skeið caught my attention while working simultaneously in two different subject areas: skaldic poetry and the place-names of North-East England. Having encountered the Old Norse (ON) neuter noun skeið seemingly in the sense ʻracecourse, running trackʼ in some early skaldic stanzas, and aware of English places named Hesket(h), from hestaskeið, literally ʻhorsesʼ courseʼ, my curiosity was aroused by a potential instance of the same noun in the same sense among the minor place-names of the Northumberland coast, an area almost devoid of evidence of Scandinavian influence, and quite far distant from the Hesket(h) sites. I wondered how this piece of lexical flotsam could have washed up on the Northumberland coast, hence how skeið has been used throughout the territories where Scandinavian dialects have been spoken. There is in fact a wealth of evidence and opinion on the history of this word, to which only a book-length study could do justice, and all that can be attempted in the present article – an extremely modest tribute to a scholar outstanding for her learning and generosity – is a review of the evidence from skaldic poetry and the place-names of Britain, together with a short summary of other types of evidence. The word is highly multivalent, and while recognising that, the discussion below focusses chiefly on evidence for skeið n. meaning ʻracecourse, running

    380 

     Diana Whaley

    trackʼ; in doing so it contributes to the somewhat neglected topic of horse-racing in the early North. It is generally agreed that ON skeið n. derives from a Germanic *skaiðan ʻto separ­ ate, divideʼ (Gothic skaidan, Old High German sceidan, Old English (OE) sc(e)adan, etc.), and that its basic etymological sense is ʻsomething that divides or separatesʼ or ʻsomething that is separated or dividedʼ (see, e.  g., AEW: skeið 3); its semantic range embraces ʻrace, racecourse, running track, stretch or phase of time or spaceʼ. Derivation from *skaiðan seems to be shared with skeið f. ʻlongship, warshipʼ (adopted into Old English as scægð, scehð or sceið, AEW: skeið 1) and skeið f. ʻsplit wood, weaving comb, spoonʼ and in the plural ʻsheathʼ (AEW: skeið 2). Naturally, some problems arise in distinguishing between these three words and between the senses of each one.

    2 Early Norse-Icelandic poetry The thirteenth-century Icelander Sturla Þórðarson in Hrafnsmál evokes a memorable scene in which gold trappings jingle on the horses (hestar) trained to gallop on a racetrack (skeið).1 But these are metaphorical horses, participating in an extended and inverted kenning Gestils skeiðhestum ʻhorses of Gestillʼs trackʼ (literally ʻtrack-horses of Gestillʼ), where Gestill is a legendary sea-king, his ʻtrackʼ is the sea and his steeds are ships traversing the sea; they are gjálfrtǫmðum ʻsurge-tamedʼ. Such play with levels of meaning through kennings is among the chief delights of skaldic poetry, and the honoured dedicatee of this volume has been foremost among contemporary scholars in refining our appreciation of that delight. The second helmingr or half-stanza continues with imagery of brightness gleaming from shields on the ship, and the ships are now called skautvænum skeiðum ʻsail-fair warshipsʼ, in which skeið is the feminine noun meaning ʻ(war)shipʼ rather than its neuter homophone skeið ʻracecourseʼ etc. Skautvænum is deftly placed in a position exactly matching that of gjálfrtǫmðum in the first helmingr, and both adjectives are unique to this poem (see Gadeʼs Notes to Sturl Hrafn 3II in SkP). The whole stanza reads (text, prose order and translation): Glumði á gjálfrtömðum Gestils skeiðhestum eldr of allvaldi ægis nafnfrægjum.

    1 Sturl Hrafn 3/1–4II (Gade 2009, pp. 729–730). All skaldic poetry is cited using the sigla and numbering of SkP. For poetry in SkP volumes already published (I, II, III, VII), the editorʼs name is given and the text, prose order (if used) and translation follow SkP; for those currently unpublished (IV, V, VI, VIII), page references to Finnur Jónssonʼs Skj are given and edited text and translation is my own.

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

    

     381

    Skein af skautvænum skeiðum brimreiðar sól of sigdeili snotrum óþrotlig. Eldr ægis glumði á gjálfrtömðum Gestils skeiðhestum of nafnfrægjum allvaldi. Óþrotlig sól brimreiðar skein af skautvænum skeiðum of snotrum sigdeili. The fire of the ocean [gold] resounded on the surge-tamed horses of Gestill’s track [(lit. ‘track-horses of Gestill’) sea > ships] above the renowned mighty ruler. The unceasing sun of the surf-chariot [ship > shield] shone from the sail-fair warships around the wise battle-distributor [warrior].

    The skalds use the word skeið n. in several more kennings (where it is translated below as ʻcourseʼ in order not to prejudge the semantic issue), and the practice goes back to one of the earliest known skaldic poems, Bragi Boddasonʼs Ragnarsdrápa. Here a seaborne army advances ashore in battle-fury and the phrase used seems to be af (emended from at) skeiði Reifnis ʻfrom the course of Reifnir ʼ, hence ʻfrom the seaʼ.2 If so, we have a very early sea-kenning with skeið as its base-word and the name of a sea-king as its determinant, as in Sturla’s stanza. Another, more secure, example comes from Hofgarða-Refr: Framm œsisk nú Glamma | skeið vetrliði skíða ʻNow the bear of planks [ship] rushes forward on the course of Glammi [sea]ʼ.3 In other sea-kennings with the base-word skeið, the determinant is a sea-going creature or ship. Egill Skallagrímsson pictures the sea as a máskeið ‘seagull-course’ which is ramriðin stóði Rǫkkva ‘mightily ridden by the stud-horses of Rǫkkvi [ships]’.4 A lausavísa by Króka-Refr contains the same kenning, máskeið,5 and this forms the determinant of a gold-kenning, as do Hallfreðr’s skeið ǫlna ‘course of fish [sea]’6 and Sturla’s skeið skutborðs ‘course of the stern-plank [sea]’.7 Þór­hallr veiðimaðr calls the sea in breiðu skeið knarrar ‘the broad course of the ship’, while the ship that rides over it is designated by a kenning based on the horse-name Valr.8 Thus, despite some textual uncertainties,9 skeið clearly forms the base-word of some

    2 Bragi Rdr 11/7III (Clunies Ross 2017, p. 43), possibly tenth century; for a late eleventh-century dating see Marold (1986). A different construal, involving emendation, is adopted in Skj BI, p. 3. 3 Refr Ferðv 5/1–2III (Marold et al. 2017, p. 248). 4 Egill Arkv 24/3V; Skj AI, p. 47, BI, p. 41. Ramriðin is plural, and therefore skeið must be here, as also in Þorhv Lv 2/4V. 5 KrRef Lv 1/2V (Krók 1); Skj AII, p. 454, BII, p. 487; with emendation (see n. 10 below). 6 Hfr Lv 14/2 V (Hallfr 17); Skj AI, p. 170, BI, p. 160. 7 Sturl Lv 2/3–4IV; Skj AII, p. 128, BII, p. 136. 8 Þórhv Lv 2/4V (Eir 2); Skj AI, p. 192, BI, p. 182. 9 The word skeið is not always unanimously preserved in the mss: the variant ‘skreid’ occurs for skeið in Refr Ferðv 5/1–2III and Þórhv Lv 2/4V (Eir 2), and ‘makeids’ for máskeiðs in all mss of KrRef Lv 1/2V (Krók 1). In Anon Pl 9/4VII (Louis-Jensen / Wills 2007, pp. 187–188) skeið in the single ms. collocates

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     Diana Whaley

    eight kennings for ‘sea’, crafted over a period of more than three hundred years, and it also appears in a kenning for ‘shield’, skeið lǫgðis ‘course of the sword’,10 and in two kennings for ‘heaven/sky’, dagskeið ‘day-course’ and skeið sunnu ‘course of the sun’.11 The use of lexical items in kennings gives some evidence of usage, but rarely of semantic nuances since kenning elements need not (though they may) do more than fit particular metrical slots and realise familiar kenning-patterns by embodying certain semantic components.12 What the concepts ‘sea’, ‘shield’ and ‘heaven/ sky’ have in common is that they are each some kind of broad expanse, and it may be for this reason that skeið has been selected, just as synonyms for ‘land’ such as fold, grund, láð and vangr all figure as base-words in kennings for ‘sea’, ‘sky’ and ‘shield’ (Meissner 1921, pp.  93, 105–106, 169; and see LP: fold, grund, láð, vangr). This would suggest ‘expansiveness’ as a key semantic component in the early use of the word skeið, although a narrower and more linear feature is also possible since words for ‘path, way’ such as braut, leið and vegr also occur in kennings for these concepts, though less frequently (see again Meissner 1921, pp. 93, 105–106, 169). In Bragi’s and Sturla’s kennings skeið collocates with terms for ‘horse’, while Egill pictures ships as stud-horses powerfully riding the skeið; and we should add the horsename Skeiðbrimir, possibly ‘Course-surger’.13 This association with galloping horses indicates (if not quite definitively proving) the sense ‘racecourse’, or at the very least ‘track or ground suitable for horse-riding’, and it seems that the gloss løb, løbebane ‘race, racecourse’ (LP: skeið) is justified. The skaldic record thus gives valuable and quite early evidence of this very specialised sense of the word. Meanwhile, the Poetic Edda offers one very clear case of skeið in association with riding, seemingly referring to a day’s ride or a stretch of a journey or track rather than to racing. This is in Helgakviða Hundingsbana I, which, like all eddic poetry, is anonymous and of uncertain date, though earlier eleventh century would be a common assumption. In an exchange of abuse (senna) Guðmundr accuses Sinfjǫtli of being served as a mare by Grani, steed of the hero Sigurðr Fáfnisbani (‘Fáfnir’s slayer’), and of being ridden by himself too:14

    with the river-name Ván, and the context suggests a ship-kenning, but that does not fit known kenning-patterns, and emendation to skíð ‘plank, ski’ is usually adopted. Conversely, the word skeið has been supplied in ÞKolb Lv 9/2V (BjH 33); Skj AI, p. 219, BI, p. 209, but the sole manuscript lacks a word at this point. 10 Eviðs Lv 5/2V (Heið 16); Skj AI, p. 210, BI, p. 200. Finnur Jónsson in Skj adopts a different interpretation, emending skeiðs in the single manuscript to seiðs ‘of the incantation’ within a battle-kenning. 11 Anon Leið 38/6VII (Attwood 2007, p. 173); Árni Gd 66/1IV (with variant ‘skeidin’); Skj AII, p. 426, BII, p. 457. 12 Further on this notion, see Whaley (forthcoming). 13 Grímnismál 30/2 (NK 63), Þul Hesta 1/4III (Gurevich 2017a, p.  935), Anon Þorgþ I 3/5III (Gurevich 2017b, p. 674). The etymology of -brimir is uncertain: see Note to Anon Þorgþ I 3/5III (ibid.) 14 HHund I 42/1, 5–8 (NK 136); cf. also Vǫlsunga saga (ch. 9, Finch 1965, p. 16).

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

    

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    Þú vart brúðr Grana […] hafða ec þér móðri    mart sceið riðit, svangri und sǫðli. You were the bride of Grani […] I had ridden you, exhausted and famished under the saddle, over many a stretch of track.15

    3 Old Norse prose and Norwegian folklore Fritzner (1883–1896: skeið n.) enumerates eight possible senses for the neuter noun skeið, here rendered into English: 1. a run, race; 2. a period of time; 3. a running track, a stretch or distance to be run; 4. a certain measure of length corresponding to Latin stadium; 5. a section or stage of a route, longer or shorter; 6. a section of something, e.  g. a poem; 7. a ridge of earth or sand forming a natural trackway, leading to or from a place; 8. a cart-track between fields on a farm. He remarks that it is quite common in place-names, probably in sense 1. What is common to these various senses is the notion of a linear stretch of something, usually ground, and to judge from its occurr­ ence in charter bounds cited for senses 7 and 8 it may often form a boundary, though ‘boundary’ is not among the senses specified by Fritzner. From nearly sixty citations in Fritzner (1883–1896: skeið n.) and 116 in ONP: skeið n. it is clear that skeið can refer to a stretch of time or space, without any necessary connotations of speed. Routeways for ordinary use, not specifically for horse-racing, are also suggested by place-names containing skeið occurring in the saga passages that ground events so powerfully in the Icelandic landscape. The author of Laxdœla saga (ch. 19, ÍF 5, p. 48), mentioning traces of Hrútr Herjólfsson’s temple, adds þat er nú kallat Trollaskeið; þar er nú þjóðgata ‘it is now called Trollaskeið (“Trolls’ skeið”); there is a main track there now’. A route in Eyrbyggja saga (ch. 43, ÍF 4, p. 119 and n.) takes in Skeiðin and one in Kjalnesinga saga (ch. 11, ÍF 14, p. 26) includes Skeiðhlíð (‘Skeið-slope’). Víkarsskeið, now simply Skeið, west of Ölfusá,16 occurs in more than one saga; a variant form Vikrarskeið may contain vikr ‘pumice’, just as places called Sandskeið refer to flat, sandy stretches (so Jakob Benediktsson 1970).17 Another skeið name, Dúfunefsskeið, may well have referred to a stage or stretch of a route, though it is explained in Landnámabók by a story about a race (see below). Further evidence pointing towards the sense ‘stretch of routeway’ or similar comes from the Icelandic encyclopedic literature, where skeið appears as a measure-

    15 A further instance of skeið, in Fáfnismál 5/6 (NK 181), is extremely opaque and is left aside here. 16 So Bjarni Aðalbjarnarson, ÍF 26, p. 402 n. 17 A similar Víkaskeið occurs in Anon Krm 18/5VIII (Ragn); Skj AI, p. 646, BI, p. 653 (‘vika skeidi’, ‘vik a skędi’ or ‘vikar-skeidi’ in the manuscripts).

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     Diana Whaley

    ment of distance and an equivalent of Latin stadium (Beckman/Kålund 1908–18, 2, p. 124 nn.); and a Danish plural hestæ skedhæ renders Latin stadium in translations of Mandeville and Lucidarius from the fifteenth or sixteenth centuries (Hald 1970, p. 463). Latin stadium can refer either to a stage in a journey or to a racing stadium, but the former sense seems most apt here. On the other hand, a unique instance of hestskeið, in a miracle story about the drowning and resuscitation of a young boy (Guðmundar saga biskups, Jón Sigurðsson  / Guðbrandur Vigfússon 1858–1878, 2, p. 182),18 may have the sense ‘race-track’. It is both evident from the action and stated explicitly that the sea lies close to the family farm (nær liggr bænum), so that when we are told var þat eigi skemri vegr en stórt hestsskeið ‘it was not a shorter way than a long hestskeið’ it seems that the length of a race-track is meant, rather than a typical day’s journey on horseback. Compounds of hestr and skeið – of special relevance to the present study – thus do not necessarily have a uniform sense, and this may have bearing on the derived place-names that are considered below. Although skeið does not necessarily connote speed, it very often does, referring to racing or chasing, either on foot or on horseback, in situations of crisis or competition. Crises, naturally, abound in the sagas, forming the kernel of many narratives. People running or riding in extremis are often said to skopa skeið or skapa skeið/at skeiði, both ‘take a run’. In Ǫrvar-Odds saga (ch. 41, Boer 1888, pp.  174–175) when Oddr takes to his heels across a fen, the manuscripts read hann skapar at skeið or hann skapaði skeið, and in Sǫrla saga sterka (ch. 18, Rafn 1829–30, 3, p. 441) one Svalr setti […] hest sinn á skeið, sem mest mátti hann ‘rode his horse at a gallop as fast as he could’ in order to take on King Erlingr. Splendid horses and riders are the stuff of chivalric sagas, so unsurprisingly a similar situation is found in Karlamagnús saga (ch. 66, Unger 1860, p. 235), where three armed riders on white horses ride svá djarfliga, at eigi taka þeir […] sína hesta af skeiði ‘so boldly that they do not restrain their horses from galloping’ until they are right in front of Rollant’s troops. Connotations of speed are probably also present in the adjective skeiðreiðr ‘?rideable at speed’, applied to tracks or routes in two passages from Sturlunga saga (see ONP: skeiðreiðr), and the vigour of a skeið is suggested when an earthquake is said to be sem hestum væri ꜳ skeid ridit ‘like horses being ridden at speed’ (Jartegn CCXVII, Unger 1871, p. 1055). Vignettes of horse-racing and running as pastime, training and contest for honour are also found in sagas of various genres, and again the word skeið is key. In Rómverja saga (Konráð Gíslason 1860, 109) the upright youth Jugurtha applies himself at ríða í skóga eðr reyna skeið við jafnaldra sína ‘to riding in the woods or racing against his peers’. Meanwhile, Sturlunga saga (1878, 1, pp. 290–291) allows a rare glimpse of leisure in strife-torn thirteen-century Iceland as Kolbeinn ungi and Sturla Sigvatsson amuse themselves by running hard up the wall of the fortifications that Snorri Sturluson has built at Víðimýri, to see which of them can get farthest up the wall (höfðu þat

    18 The incident is also commemorated in Arngrímr Brandsson’s Guðmundardrápa (Arngr Gd 57IV).

    

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

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    at skemtan, at renna skeið at kastala-vegginum ok vita hvárr lengst fengi runnit upp í vegginn). The fun comes to an end when Sturla damages his tendons. The place-name Dúfunefsskeið/Dúfunesskeið is explained in Landnámabók (ÍF 1, 2: p. 235) with a story about a horse-race run between the freedman Þórir dúfunef and a sorcerer named Ǫrn. About to travel south across Kjǫlr, Ǫrn waylays Þórir and they wager a hundred in silver as to which has the faster mount. They ride the Kjǫlr route as far as skeið þat, er síðan er kallat Dúfunefsskeið ‘the skeið that has since been called Dúfunefsskeið’ (with variant Dúfunesskeið), and there Þórir’s mare Fluga proves so fast that he meets Ǫrn coming back, halfway along the track (á miðju skeiði). Ǫrn is so devastated by his financial loss that he commits suicide under Arnarfell. Þórir finds another horse with Fluga, grey with a distinctively-coloured mane. They have mated and their offspring Eiðfaxi is later taken to Norway and causes the death of seven people in one day at Mjǫrs (Mjøsa), where he also dies. Fluga perishes in a marsh at Flugumýrr. Setting aside any implausibilities in this story and its likely aetio­logical function of explaining local place-names, it may well give an authentic picture of racing for a bet, while Norwegian folklore provides parallels to supernatural horses turning up at traditional skeid events (Solheim 1956, pp. 36–37, 41–43, 74–75; on skeid see below). Some of the saga accounts depict racing on foot or horseback (or both) as an organised public spectacle, even a royal sport. Such is a celebrated incident set in the mid-twelfth century and narrated in Morkinskinna (Finnur Jónsson 1928–1932, pp. 396–398) and elsewhere.19 King Magnús Sigurðarson challenges Haraldr gilli to a race, he on horseback and Haraldr on foot, and wagers a gold ring on the outcome. The venue is isciðgarþ nacqvarn ‘in a certain fenced enclosure’ (variant völl einn sléttan ‘a level plain’, Hulda-Hrokkinskinna, 1832, p. 170), and in front of King Sigurðr and a great crowd Haraldr wins; Magnús demands a second race (anat skeið), and when Haraldr wins again accuses him of holding onto his saddle-straps. In the third race Haraldr dismounts, runs to the end of the course (at sceiþsendanom), over the fence (sciðgarþin) and back along the course (skeiðit) to meet Magnús. Thus Haraldr wins the wager. We catch sight here of what must have been a familiar, though always exciting, spectacle, involving a race in a special venue, a crowd, and a bet, and we see the word skeið being used both of the physical course or track and of the race itself. Much of the same vocabulary is found in a mythological counterpart to this narrative, in Snorri Sturluson’s account in Gylfaginning (Faulkes 2005, p. 40) of the contests endured by Þórr and his companions at the castle of the giant Útgarða-Loki. Þjálfi having offered to renna skeið nokkvor ‘run some races’ against an opponent of the host’s choosing, all go outside where there is gott skeið at renna eptir sléttum velli ‘a good running course along the level plain’. Þjálfi does not reckon with Hugi ‘Thought’

    19 Hulda-Hrokkinskinna (1832, pp. 170–171); Heimskringla, Magnússona saga ch. 27 (ÍF 28, pp. 267– 268); Saxo Grammaticus, 2015, xiv. l. 5, p. 975.

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    as his opponent, and loses as they complete the first and second races (taka […] fyrsta skeið […] annat skeið), then in the final race Hugi gets to the end of the course (til skeiðs enda) and turns round to meet Þjálfi who has not yet reached the middle. Thus again the word skeið quite clearly refers to both race and running track. More prominent than horse- or foot-racing, at least in the sagas, is horse-fighting (hestavíg ‘horse-fight’, hesta-at ‘horse-inciting’, hestaþing ‘horse-meet’).20 Typically, pairs of stallions fight on a designated ground, driven and egged on by the owners or their supporters brandishing sticks (hestastafr); the tethering of mares nearby inflames the stallions’ fighting spirit. As a contest for honour and standing, the fight is at best a surrogate for human strife and a spectacular demonstration of excellence that provides entertainment to the watching crowd. At worst it triggers the eruption of violence among the supporting parties, and is often the turning-point in a saga plot. Thus in Víglundar saga (ch. 9, ÍF 14, pp. 78–79) the hero’s horse Bleikr (‘Yellow Dun’) inflicts vicious wounds on his opponent Brúnn(inn) (‘Blackie’), who falls dead, and three men are killed in the ensuing fight; and in Njáls saga Njáll’s prophecy (ch. 58, ÍF 12, p. 149) that a horse-fight will bring victory to his friend Gunnarr of Hlíðarendi but also ultimately the death of many men is inexorably fulfilled. Þorsteinn stangarhǫgg ‘Staff-struck’, eponymous hero of a þáttr, makes his living from breeding stall­ ions and gains his nickname from a blow received during a horse-fight. Clearly useful as a literary device, these contests and their social significance are no less clearly grounded in reality. This is suggested by incidents in the sagas of the Sturlunga saga cycle (e.  g. Gudbrand Vigfusson 1878, 1, pp. 147–148), with their relatively high claims of historicity; and by the fact that sites for horse-fighting are commemorated in Icelandic place-names such as Hestavígshamarr and names containing hestaþing (Hestaþingseyrar, -hamarr and -hóll, Solheim 1956, pp. 67–68; Solheim 1961, p. 539), which is assumed to refer to horse-fighting. That horse-fighting was practised early in mainland Scandinavia, and spread from there to Iceland and other colonies, is suggested by Swedish picture-stones (Beck 2003, pp. 96–97), and regulations in the lawcode of the Frostaþing, adopted into other Norwegian and Icelandic lawcodes (Solheim 1956, pp. 51–52). Since horse-fighting and horse-racing frequently went together skeið sites could have seen horse-fights too, but that does not seem to be a leading sense of ON skeið or of Norwegian skeid as the name of a seasonal gathering (so Solheim 1956, p. 46, refuting Skar 1909, p. 204). A wealth of folklore material collected by Skar (1909) and Solheim (1956) chiefly from southern Norway but also the Hebrides shows the importance of horse-racing, ceremonial riding and horse-fighting in seasonal customs, especially the so-called skeid gatherings held in valleys, and their counterparts in the mountains, to celebrate the return from the summer pastures and huts (sæters) and the autumn crop. At these, communities gathered for dancing, wrestling and other sports, the giving and con-

    20 See, e.  g. Solheim (1956, pp. 51–78); Solheim (1961); Beck (2003).

    

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

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    suming of special foods, and commerce. The events were often highly competitive and brandy-fuelled, leading to brawls and damage to property which accounted for their demise, often with clerical encouragement, at the end of the nineteenth century. The competition to establish the best horse or man has been seen (e.  g. by Wessén 1921, pp. 103, 131; Solheim 1956, p. 173) not merely as a vying for social prestige but as an integral part of seasonal fertility rituals. The cultural importance of riding or running emerges from a large array of thirteenth- and fourteenth-century prose works, sampled above, and the word skeið is prominent in many accounts. Its sense can be difficult to gauge: whether the act of galloping or running, the race or chase, or the stretch of level ground (a stage in a route or journey, or a designated course) over which people run or ride, but there is ample evidence that the word is particularly associated with running or riding at speed, and that is supported by the evidence of skaldic poetry and of the skeid in Norwegian tradition.

    4 Introduction to place-name evidence The toponymic evidence for skeið n. and associated words is very considerable. It points to a variety of meanings used especially in place-names across Norway, Denmark, Sweden, Finland, Iceland, the Faroes and parts of England and Scotland, and the material has been interpreted in disparate ways. In considering the spread of an Old Norse word, place-names are invaluable as evidence, having the obvious advantage of abundance, geographical range and localizability. Place-names also tend on inspection to reveal patterns and trends –  an impression of having been coined far from randomly but rather in a meaningful and consistent way, almost as if there were unwritten rules. Having said that, the Scandinavian and Scandinavianised lands are typically short on documentary evidence earlier than c. 1200, and many of the relevant names are recorded no earlier than the sixteenth century or even modern times. This means that the date and origins of place-names can be extremely elusive. Further, the various national place-name surveys are in widely differing states of completion (e.  g. there is published coverage of two-thirds of Denmark and more of Norway and England, but relatively little of Iceland and Scotland), and none can be said to be comprehensive. The availability of digitised surveys also varies. It is therefore impossible to gather a complete corpus of potential skeið-names, or any other type of name, across the countries concerned, and hence to gain a full and true understanding of the element. For some countries, but not all, compendia of place-name elements are available, and where they were produced in the early days of a national survey, there is a danger that they exert a greater influence on later interpretations than their authors intended, so producing a spurious impression of consistency; yet in the absence of such compendia comparative work is all the harder. Meanwhile, the

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    study of elements across national boundaries runs the opposite risks of paying too little attention to evidence from elsewhere, or on the other hand of being too swayed by specific studies of names, and both of these can be found in the existing literature on skeið. In short, the research context here is by no means perfect, and still less the present contribution, but so long as the caveats are noted some useful observations can hopefully be made. In what follows, space permits only a brief summary of some of the evidence from the main Nordic lands, especially Norway, followed by a fuller treatment of relevant material from Scotland and England.21

    5 Norwegian place-names Norwegian toponymy provides a rich source of evidence for the word skeið. A search for this word-form in the digitized nineteen-volume Norske Gaardnavne (1897–1936, henceforth NG) yields seventy-one hits, most of them assigned to skeið n., and some entries refer to further examples of the same name. Hovda (1970) cites a few further items, and there are undoubtedly more. Despite some degree of etymological uncertainty, a large number of secure instances of skeið exist. There are, for instance, some fifteen names recorded in pre-1500 sources where skeið (or conceivably skeiði) stands alone to form a simplex place-name Skei(e) or similar. They occur (moving roughly north to south and west to east) in Nord-Trøndelag (2), Møre og Romsdal (2), Hordaland (3), Rogaland (2), Oppland, Hedmark, Buskerud, Akershus and Østfold (2). The meaning ‘running track, racecourse’ was tentatively proposed as the main sense in such names as these by Rygh (1898, p. 75, also suggesting ‘farm-track between fields’), and continued to be favoured, not unthinkingly but as a default position, by Rygh and his successors throughout the NG survey. Sandnes and Stemshaug (1976, s. n. Skei) take a similar position. Rygh’s view has not gone unquestioned, and already Norrby (1905, pp. 204–208) used evidence of locations to propose instead ‘headland, tongue of land’ (p. 207), but his premise that skeið could hardly have had the very specific sense ‘race, racecourse’ in early place-names, given its core etymological sense of ‘separation’, is somewhat undermined by the early skaldic evidence for the sense ‘racecourse’. Hovda (1970) takes a more semantically nuanced approach to skeið names. He appears (1970, pp. 460–461) to accept some names as possibly attaching to racecourse sites, including Skeidsvoll in Rogaland and Skedsmo in Høland (one of the three such names in Akershus), which lies near a Løken, seemingly leik-vin ‘playing meadow’ (NG 2: p. 267). He also qualifies but does not entirely reject the view of Olsen (1929, especially

    21 I have not to date found relevant evidence in the standard sources for Welsh and Irish placenames.

    

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

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    pp. 69–71, 79–81) that some skeið places may have seen not merely horse-fights but ritual riding around fields as part of pre-Christian fertility cults. At the same time, he is inclined to see many skeið names as referring to stages on journeys and places on routeways. Examples are Hallingskeid and Normannaskeidet, where the specific element refers to groups of people (Hovda 1970, p. 459; contra Solheim 1956, p. 47), and others with topographical reference such as Skeibrok (Skeiðbrekka ‘skeið-slope’ in 1303; Hovda 1970, p. 460) or Skeidøya, where a gravel river-bank provides a convenient routeway (p. 461). Similarly, Hallan (1982, pp. 94–96) interprets the recurrent Norwegian place-name Trolleskei(a) and variants, seemingly of the same origin as the Icelandic Trollaskeið (§ 3 above), as a difficult section of a route, more suited to trolls than people. He contrasts this with Skeia (Knarrarskeið in Sverris saga and Hákonar saga Hákonarsonar), a now little-known name for a stretch of Trondheimsfjorden where the fjord opens out.22 As with some land routes, a clear stretch might invite side-by-side racing, in this case rowing or sailing, though determining whether this sense is implied by the place-name is all but impossible.23 Various factors would nevertheless support the tentative assumption that at least some of the Norwegian skeið names may indicate racing sites. The high incidence of simplex names, attached to places that are important and well-established enough to be mentioned in early documents, would suggest that skeið was a feature distinctive enough to give rise to a place-name without need of further qualification, and a race-track, as a relatively flat site used by the community for special functions, would surely qualify as a highly distinctive feature. By the same token, one can agree with Sandnes and Stemshaug (1976, s. n. Skei) that if the element had the sense ‘farm-track between fields’ in Norwegian place-names it was probably in the later, minor ones. There are also signs that skeið-named sites in Norway typically occupy level ground. The word frequently compounds with words such as ON akr ‘field’, vangr and vǫllr, both ‘plain’. In the relatively few cases where NG comments on local topography it is most often described as a level area, and it is sometimes said that this would fit the first sense of skeið, a racecourse or running track. Hauske, a prestegaard (lit. ‘priest’s farm’) flanked by mounds (ON haugr), is one of four such names in Rogaland, all situated on level ground (NG 10: pp. 260–261; Hovda 1970, p. 461). Several places with simplex skeið names have been ancient worship sites, Christian or pre-Christian (Hovda 1970, p. 460) and/or lie in central positions that could have been used in early times for assemblies and horse-racing (Sandnes and Stemshaug 1976, s. n. Skei).

    22 Hallan (1982, p. 93) notes the feminine gender of Skeia and some reflexes of Trollaskeið, but does not see it as problematic. 23 The possibility of racing is mentioned by Hallan (1982, p. 92), who does not ultimately favour it as a meaning of Skeia. I am most grateful to Arne Kruse for drawing my attention to Skeia, together with articles by Hallan (1982) and Bratrein (1991). His own view, based on local knowledge, is that Skeia could well be associated with racing.

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    Among more minor names, Solheim (1956, p. 46) finds eight names of sæters which contain the word skeið, and lie in the heartlands of the traditional skeid gatherings where horse-racing and horse-fighting played so spectacular a part. The events called skeið in prose sagas could consist of racing on foot or horseback, and which is meant in place-names is difficult to ascertain, but horse-racing seems most likely, as a visually compelling spectacle for the whole neighbourhood, requiring considerable organisation and economic input, and perhaps literally carry­ ing high stakes. It may have motivated the place-name (I) Hæsta Skæidi in Biskop Eysteins Jordebog of c. 1400 (Huitfeldt 1879, p. 394), which is the sole citation for hestaskeið in Fritzner (1883–1896: hestaskeið) and is glossed there as Sted, hvor der holdes Kapløb af Heste ‘place where horse-races are held’; cf. perhaps the unique (I) Hestuallum ‘horse-plains’ in the same Jordebog, p. 303 (Fritzner 1883–1896: hestvöllr). Sometimes skeið names occur in close proximity to place-names referring to horses. Skeie in Vikør (NG 11: p. 31), for instance, on a long terrace above the valley floor, is a neighbouring farm to Rosseland (from hross ‘horse’), suggesting a likely horse-racing venue. A similar terrace along a river-bank is occupied by Avinskei, with Rossemyr (‘horse marsh’) on the other side of the river (NG 10: p. 374). Many other Norwegian places refer to horses (hestr ‘horse’, hross ‘horse’ or hryssa ‘mare’), attesting to their importance in the rural economy and culture. Cumulatively, then, there is a fair consensus, backed up by a good deal of evidence, albeit circumstantial, that the meaning of skeið n. in at least some Norwegian place-names is ‘racecourse, running track’; the place-names are recorded from c. 1285 onwards but many could be considerably older.

    6 Place-Names of Denmark, Sweden and Finland A very different picture emerges from Denmark. A possible Danish instance of *hæstaskēth ‘horses’ course’ is noted by Hald (1970, p.  463) in Hestchie, Heschie (1683, a lost field-name in Malt parish, Ribe, Jylland), together with a contested Skåne example in hestske agerren (c. 1570, later Häsko åker, Hästsko åkeren). Setting those aside, there is a sizable but extremely elusive corpus of place-names potentially containing ON skeið, ODan skēth, for which pre-modern spelling evidence is available, especially in Danmarks stednavne (1896–1936, henceforth DS).24 I have only noted two relevant names that are considered in DS, on the basis of spelling or pronunciation as well as topography, to be derived from ON skeið n. in the sense ‘running track, racecourse’: Skjesbjerg in Jylland (Schiesbierg 1683; DS 20: p. 82) and Skedsbjerg in Sjælland (Skiedzbiere 1683; DS 20: p. 82). A third, and the only one with a medieval

    24 See also Hald (1970); Jørgensen (1994, s. nn. Emmerske, Ske, Skebjerg, Skærød).

    

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

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    spelling, is Skedshale in Jylland (Skiedshale 1454 in 1543 copy; DS 9: p. 109), and this is conjectured to mean not ‘racecourse’ but ‘ridge, natural trackway’. By contrast, ON *skeiði n., ODan skēthi or skēthæ, referring to boundaries, is seen as prolific. There is also a greater readiness in DS than in NG to assume ON skeið f., though doubts about its meaning are expressed, and its original sense of ‘ship’, fairly certain in some Norwegian place-names, is not assumed, rather ‘plank’, ‘ship-formed burial’ and possibly ‘boundary’.25 Differences between the toponymies of Norway and Denmark are of course to be expected, and these particular ones seem genuinely to emerge from the data, especially the early spellings, modern pronunciations and sites (for instance the large number of putative Danish skēthi names on boundaries). Nonetheless, some of the individual interpretations are presented without explicit evidence in NG and DS, and one is tempted to wonder whether fashions of interpretation have become entrenched in the respective national surveys and whether there could be more ‘racecourse’ names in Denmark, and/or more ‘boundary’ names in Norway, than previously suspected. The Swedish toponymicon includes a large number of names containing sked(e), apparently with different meanings and possibly different etymologies but with probable links to ON skeið. The recurrent place-name Hästskede (cf. ON hest(a)skeið) might seem to offer evidence of tracks for horse-racing, and Wessén (1921, especially pp.  103, 131) argues for this, finding support for skede meaning ‘horse-race, racecourse’ in a large array of evidence including the Staffanskede custom of a race on St Stephen’s Day (26th December, the second day of Christmas), and even seeing St Staffan as a Christian replacement for the god Freyr in his role as patron of fertility. This sense in Staffanskede is accepted by Hellquist (1948: skede), whereas Sahlgren (1950) and Ståhl (1970, p.  464) are sceptical and certainly reject a connection with ancient horse-cults. Sahlgren’s argument rests on a group of skeið place-names whose specifics refer to animate beings (goat, wether, heifer, cat and old woman) that could not possibly race, and it has influenced at least one view of the hestaskeið names in England (see § 9 below). Ståhl (1976, p. 391) suggests instead that such names may refer to enclosures or enclosed places (cf. the Sked(e)vi names below). On the evidence of the derivation from Germanic *skaiðan ‘to separate’, and of Swedish dialect sked(e) ‘boundary’, Ståhl (1970, p.  464; 1976, p.  391) maintains that sked(e) in older names must have meant ‘something that divides’, i.  e. a ridge or tongue of land or similar, hence also ‘boundary’. He cites Lannaskede, Småland (Landaskediss sochn 1425) as a certain example of this, situated as it is on a major boundary and comparable with landamäre (ON landamæri) ‘boundary between lands’. He

    25 Olesen (2014) investigates toponymic, archaeological and runic evidence for the sense ‘shipformed burial’, i.  e. ‘stone-set mound shaped like a ship’ (p. 179). I am very grateful to Rikke Stenholt Olesen for providing me with a copy of her article, and to Peder Gammeltoft and Gillian Fellows-Jensen for suggesting this lead.

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    also emphasises variability of meaning, with further possibilities including ‘by-way’, ‘crossroads, branching track’, or, in western Sweden ‘road or stretch of road’. Similar semantic ranges have been proposed by Hellquist (1948: skede) and Wahlberg (2003, s. nn. Skebobruk, Skeda, Skedala and Skede). The difficulty of interpretation is illustrated by the competing interpretations of a whole class of names: the sixteen or so derived from Sked(e)vi or *skædhvi (with vi ‘sanctuary, cult place’ as generic) and found widely throughout Sweden, especially in the east. As already noted, Wessén (1921) takes Sked- as skeið n. ‘race, racecourse’ and envisages a role for horse-racing in heathen cults, while Ståhl (1970, p. 464; 1976, p. 391) suggests a reflex of skeið f. ‘plank’, hence a sanctuary constructed from planks, in the way that stavkyrkja is a church made of staves, or else surrounded by a plank enclosure. Wahlberg (2003, s. nn. Skederid, Skedevi, Skerike) adopts the wise course of presenting both possibilities, horse-racing and planks, for these names, without arbitrating between them, and Vikstrand (2001, pp. 346–365) gives a thoughtful analysis of the Skedevi names. In the Swedish-speaking areas of Finland names such as Skedviken, Skedudden, Skäjbjärgi and Skedö occur, and may contain a reflex of ON skeið, but (at least at the time of writing of Nissilä 1970, main source of the present section) these lack early spellings which would help establish their etymology. ON skeið n. was adopted into Finnish as keidas, seemingly beginning in and round the Tavastland region in the period 500–800 AD, then spreading more widely over many centuries (AEW: skeið; Nissilä 1970). The term appears to have the senses ‘headland, spit of land between water-courses’; ‘hill-slope, high ground in a wood, hillock’ (Nissilä 1970); ‘bog, wetland’ in the Satakunta region; and ‘hillock, clump; patch of higher ground within a bog’ in the Ostrobothnia region (Aapala / Aapala 2006).26 It does not (to my knowledge) refer to racecourses in Finland. That the notions of a skeið, perhaps in the sense ‘boundary’, and a marsh are not incompatible is suggested by the Danish Skedekær (DS 15: p. 320), which lies on a parish boundary and whose second element is kær ‘marsh, pool’.

    7 Place-names of Iceland and the Faroe Islands The evidence of Icelandic place-names is difficult to assess, especially in the absence of a published national survey. Jakob Benediktsson (1970) singles out one skeið place as a potential racecourse: Skeið(s)hólmar in Hörgárdalur, northern Iceland, which as an assembly place could have been a site for horse-racing or -fighting. However, the horseback journeys of saga characters, sampled in § 3 above, suggest that skeið often

    26 I am indebted to Terhi Nurminen (pers. comm.) for this information and reference.

    

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

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    indicates a bridleway or stretch of track, perhaps applied to alluvial tracts and other places where the going is relatively easy. This is likely even in Dúfunefsskeið, despite the memorable horse-race portrayed there in Landnámabók. Hence the predominant sense in Icelandic place-names has been deemed to be ‘stretch of track, stage on a route’ (Jakob Benediktsson 1970). It is somewhat less certain whether this sense transfers to settlement names such as Gran(n)askeið in Súrnadalr, mentioned in Gísla saga27 (and seen by Rygh as a possible reference to the legendary horse Grani),28 and to the settlement-names within the Bæjatal database of modern names: Skeið in Eyjafjarðarsýsla, Rangárvallasýsla and Vestur-Barðastrandarsýsla, where a Kol­ beins­skeið is also found; Hlemmiskeið and Skeiðháholt in Árnessýsla and Skeiðflöt in Vestur-Skaftafellssýsla. Among topographical names are the cliffs called Skeiðin and Skeiðöxl in the Húsavík area, where some other sense than ‘bridleway’ or ‘racetrack’ must be in play. The survey of Faeroese place-name elements in Matras (1933, p. 247) includes a short entry on skeið, which is labelled as either n. or f., and the compound Dáviðs­ skeið (Fyri uttan Dáviðsskeið) on Svínoy is cited. It is said to be used of the sea off ‘Tangen ved Havnin’, presumably Havnartangi, the extreme western point of the island. Matras adds that the feature it refers to is uncertain, but there would be parallels for skeið referring to marine features: Skeia in Trondheimsfjorden (§ 5 above) and Skaith, Orkney (§ 8 below).29 Also mentioned by Matras is Skeiðið, a rocky islet off the north-west extremity of Streymoy, for which he suggests origins in skeið f. ‘ship’, though without giving evidence, and the suffix -ið would seem to favour origins in a n. noun. There is also a Skeiðsskarð in inland Streymoy, perhaps cf. Skarth of Scaithe (§ 9 below).

    8 Scottish Place-Names Some possible occurrences of ON skeið n. have been suggested in the (burgeoning, but still patchy) literature on the place-names of Scotland, and there may well be more. The candidate names of which I am aware are the following. Here and in subsequent tables, only names with recorded earlier spellings are included (others being mentioned in the text below) and the table is ordered by date of first record.

    27 In the version in AM 556a 4o it is Bárðr’s farm Grannaskeið (Gísla saga ch. 2, ÍF 6, p. 8), while in NKS 1181 fol it is Kolbeinn’s farm Granaskeið (ch. 5, ÍF 6, p. 16). 28 NG 11: p.  531. Rygh compares the Norwegian place-name Gjukestein, which he considers may allude to King Gjúki from the same cycle of legends. 29 Skei in Norwegian dialect can refer to an anchorage where boats can be moored side by side (Hallan 1982, p. 94); similarly Bratren (1991) interprets place-names compounding the reflex of skeið with words for ‘bay, inlet’ and similar as references to places where boats can be pulled ashore.

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     Diana Whaley

    Tab. 1: Candidate skeið names in Scotland Place-name

    Parish

    County

    Early spelling(s)

    Reference(s)

    Skaithmuir

    Larbert

    Stirling

    Scaythmor 1189–93, Scathmure 1466

    Reid 2009, pp. 243– 244, 345; Reid 2010, pp. 838–840; Taylor 3: p. 352

    Skaithmuir

    Coldstream

    Berwick

    Scaithemor c. 1200 in 1434 copy30

    Johnston 1940, p. 47; Williamson 1942, p. 66

    Burntscarthgreen

    Dumfries

    Dumfries

    Brunsceth, Brunschaith 1220, Brunscayt 1249

    Johnson-Ferguson 1935, p. 25; ­Fellows-Jensen 1985, p. 111

    Scathgat (lost street-name)

    Inverness

    Inverness

    Scathgat 1366

    Registrum ­Episcopatus ­Moraviensis 316

    Skaith

    Penninghame Galloway

    Skeich 1470, Skeche 1477, Skeath 1497

    Maxwell 1930, p. 244

    Skae

    Deerness

    Orkney

    Ska 1500, Skay 1595

    Marwick 1952, p. 80

    Skethmure (lost)31

    Dalmeny

    West Lothian

    Skethmure 1577, Skaythmure 1596

    MacDonald 1941, p. 7

    Skeith Stone

    Kilrenny

    Fife

    Skeith Stone 1855, cf. the Skeith’s quarter 1606, the Skeith Quarter 1607

    Taylor 3: pp. 351–352, 5: pp. 499–500

    Skaithspaill (lost)

    St Andrews & Fife St Leonards

    (a garden on the east side of the) Skaithspaill 1625

    Taylor 5: pp. 499–500

    Skaith Mallar

    Larbert

    Stirling

    Skeath Mallare 1655

    Reid 2009, pp. 244, 345; Reid 2010, p. 838

    Skaithe (lost)

    Glencorse

    Midlothian

    Skaithe 1663

    Dixon 1947, pp. 123–124, 240

    30 Johnston dates the earliest record before c. 1166, but I owe this more accurate dating to Eila Will­ iamson (pers. comm.). 31 Also in Dalmeny is a lost Overskaithmuir (1599; MacDonald 1941, p. 7). The term ‘lost’ applied to this and other place-names means that the name is no longer in use; the place may or may not be identifiable.

    

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

     395

    Immediately striking is the incidence of three places named Skaithmuir or similar. The final, generic element in each case is clearly Scots muir ‘a tract of uncultivat­ed common land’ (see below) and all are situated on ground that is either level or gently rising. Two of these names are in West Lothian and Berwickshire, areas where evidence for Scandinavian influence on place-names is detectable, though far from abundant.32 In the lost West Lothian Skethmure MacDonald (1941, p. 7) sees the first element as ‘probably ON skeið, a racecourse’, citing Ekwall (1960: skeið) in an earlier edition. The Berwickshire Skaithmuir is assigned by Johnston (1940, p.  47) to OE sceaða, ON skaði ‘hurt, harm’ but by Williamson (1942, p. 66) to ON skeið. She rejects ‘racecourse’ here because the ground is insufficiently flat, and noting that skeið ‘has not been exactly defined in its use in place-names, but […] contains the idea of separation’ favours reference to the separateness of Skaithmuir, distant from neighbourhood farms and separating them from each other. Scott (2003, p. 557) groups Skaithmuir in West Lothian and Berwickshire (together with Skaithe in Midlothian, on which see below) under the headword skeið ON ‘course, track, race, esp. race-course’, adding ‘perhaps in Scottish place-names; cf. however M[iddle] Sc[ots] skaith “damage, hurt, injury, harm; damage involving compensation”, Sc[ots] “damage done by trespass of animals”’. The remaining Skaithmuir is in Stirlingshire, with an adjacent Skaith Mallar. Reid (2009, pp. 243–244) suggests a simplex name *Skaith, perhaps referring to a boundary or boundary road, which has been qualified by the addition of two family names. The abundant early spellings (Reid 2010, pp. 838–841) are compatible with origins in ON skeið, but the area is not otherwise characterised by Scandinavian influence. The structure, genesis and meaning of these Skaithmuir names remain uncertain, and are not necessarily the same for the three instances. They could represent compounds created in a Scandinavian-speaking environment during the Viking Age from ON skeið with ON mór ‘moor, heath’ or ON mýrr ‘moor, bog, marsh’, later adapted to Scots muir (though if Reid is correct this would not apply to the Stirlingshire name). The fact that two of them are recorded as early as the twelfth century is compatible with a theory of Viking-Age origins, but, given the relatively meagre evidence of such naming in south-east Scotland, coining at a slightly later stage should not be ruled out. This would be from Scots muir plus ON skeið as a pre-existing place-name, ON skeið adopted into Scots, or a word or name of other (Gaelic) origin. The sense of Skaith-, even assuming a Norse origin, is also uncertain. As seen above, ‘racecourse’ has had support, but ‘land that is cut off’ and ‘damage’ (ultimately from ON skaði) have also been suggested. The next earliest-recorded candidate skeið names in Scotland are Burntscarthgreen Df and Scathgat Inv, discussed in § 9 together with parallels in England.

    32 See, e.  g., Nicolaisen (2001, pp. 109–155), or the map in Crawford (1987, p. 93), with the caveat that distribution maps will always oversimplify.

    396 

     Diana Whaley

    A number of place-names in the Orkney Islands, where the linguistic options are virtually restricted to Scandinavian and Scots (not Gaelic), are strong candidates for origins in ON skeið n. This is assumed by Marwick (1952, p.  80) as the etymon of Skae in Deerness, which has spellings from 1500, and he mentions three further instances in Birsay, Rousay and Westray, though not as a farm name; and we might add here Skaith, the name of a narrow tidal lagoon in the north of Mainland. Less convincing is Marwick’s suggestion (p. 123) that Skiddy in Rendall may go back to the dative skeiði (see Sandnes 2010, pp. 148, 319, cf. p. 392). Some Orkney names appear to compound skeið with other Old Norse elements or their reflexes. Marwick assumes this for Skeithva and Skethquoy in Sandwick (p. 158), Skethaquoy in Stennes (p. 113), and Skitho in Sanday (p. 22); Sandnes (2010, pp. 219, 243) finds a possible example in Lochs of Sketchan and a probable one in the field-name Skethway. The lack of early spellings, at least in Marwick (1952) and Sandnes (2010), for all but Skae, Deerness, makes the etymologies less than secure, but cumulatively the evidence for skeið in Orkney is compelling. As to meaning, Marwick (1952, pp. 80, 123) regards skeið as ‘the usual term for a racecourse’ but keeps open the possibility of the sense ‘track through fields’ in Orkney as in Norway, while Sandnes (2010, p. 392) glosses it ‘road, track’. The Fife name Skeith Stone has been fully discussed by Taylor (2006–2012, 3: pp. 351–352; 5: pp. 499–500), who considers three possibilities, beginning with Scots skaith (reflex of ON skaði) ‘hurt, harm, injury’; also ‘damage done by trespassing animals’, ‘injury attributed to witchcraft’, ‘compensation paid or liability to pay compensation’. As he notes (2006–2012, 3: p. 351, citing Trench-Jellicoe 1998), Skeith Stone seems to have been a wayside boundary marker for the church of Kilrenny, ‘and it may have marked a girth or sanctuary, within which none can do skaith’ (5: p. 499). This might seem to find support in the lost Fife name Skaithspaill, which Taylor (2006– 2012, 5: p.  499) suggests may contain skaith in the sense of ‘a fence or barrier […] to prevent harm by wandering animals’. However, if skaith from ON skaði is indeed present in Skeith Stone one would expect the sense ‘protection from damage’ rather than ‘damage, harm, injury’, its most usual sense in Scots (DOST: scath(e) n.; SND: skaith n., v.). Taylor’s second interpretation, as the reflex of ON skeið n. in the sense ‘boundary’, is more straightforward, has toponymic support in Scandinavia, and again fits the archaeological evidence; this word too could have been taken into local Scots dialect. If the name does go back to ON skeið, the possibility of a racecourse arises, and the situation of Skeith Stone, near a church and a boundary, is reminiscent of Norwegian skeid sites, some of which were marked by skeid-stones (Solheim 1956, p. 40). However, before too readily imagining horse-racing meets at this place, it must be conceded that early spellings of the type Skeith’s Quarter make it uncertain even whether the skeith of Skeith Stone is an appellative, and Taylor’s third suggestion is a surname Skaith or similar. The lost Skaithe in Midlothian has been tentatively ascribed to ON skeið ‘racecourse’ by Scott (2003, p. 557), who also suggests Scots skaith ‘damage, as done by trespassing animals’, while Dixon (1947, pp.  123–124, cf. 240) mentions skeið but

    

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

     397

    favours dialect skaithie ‘fence of stakes, shelter’, despite the absence of spellings with final -ie. Further simplex names are Skaith in Galloway, which Maxwell (1930, p. 244) ascribes to Gaelic sgitheach, but which cannot be ruled out as a skeið, and Skaith in Orkney, already mentioned. Finally, some names in Scotland contain skeith and similar spellings embedded in what appear to be Gaelic compounds, and it seems probable that they are unconnected with ON skeið. Blairskaith, Dunbartonshire contains Gaelic blàr, genitive singular blair ‘plain, open land, muir’ and either Gaelic sgitheach, sgitheich ‘hawthorn’ or sgiath, sgéith ‘wing, jutting out portion of land, shelter’ (Drummond 2014, pp.  128–129).33 The stream-name Allt na Sgeir, Stirling, with the corresponding settlement-name Altskeith, contain allt ‘stream’ qualified by sgeith f. ‘spurting, gushing’ (McNiven 2011, p. 185, who also mentions sgiath, genitive singular sgeith ‘wing, land jutting out into the sea’). Auchenskeith, Ayr is likely to contain Gaelic achadh ‘field’ in an anglicized form that is very well-attested (see Nicolaisen 2001, p. 161 for examples). To summarise the toponymic evidence from Scotland, ON skeið appears best represented (though generally without early spellings) in Orkney, where it features as a simplex name and compounded with elements of Old Norse origin. Elsewhere such compounds, even the three Skaithmuirs, are harder to prove, and most simplex and compound names could be explained from ON skeið or its Scots reflex, but alternatively from ON skaði, Scots skaith, scathe ‘harm’, from a surname possibly deriving from one of these, or from Gaelic etymons. For the whole range of candidate names, skeið n. in the sense ‘racecourse’ has frequently been suggested as an etymon,34 and muir might be a suitable venue for gatherings involving horse-racing; cf. the recurrent place-name Skedsmo in Norway, and the abundant folklore evidence from there; but without supporting evidence from the sites in question, the possibility of informal racecourses has to remain rather speculative. Meanwhile, putative instances of a reflex of ON skeið are important, since the word does not appear in standard historical dictionaries of Scots, nor of English, and the toponymic evidence from Scotland is complemented by that from England.

    33 Kepscaith in West Lothian is of such uncertain linguistic origin that it is discounted here. 34 For comparison, an ON at-dalr ‘horse-fight valley’ is suggested by Watson (1904, pp. 195, 205) for Attadale in Lochcarron and the same name in Applecross, but he gives no early spellings. I owe this reference to Simon Taylor (pers. comm.).

    398 

     Diana Whaley

    9 English place-names There has been a general scholarly consensus, though not unanimity, that several English place-names use ON skeið n. to denote racecourses. In what is still the main single authority on the elements in English place-names, Smith (1956: skeið) glosses it as ‘a course, a track, a race, esp. a horse-race’, though ‘boundary road’ and then ‘boundary’ is also suggested in light of its presumed occurrence in Norwegian and Danish place-names. Ekwall (1924, p. 90) also confidently assumes ‘race-course’ in the early days of the English Place-Name Survey (EPNS) and still in Ekwall (1960: skeið). Further and fortunately, much of the relevant data has been assembled from the EPNS and Ekwall (1922) and scrutinised with a historical geographer’s eye by Atkin (1977–1978). Since Atkin compiled her study, the EPNS has advanced considerably, and the surveys of Leicestershire (nearly complete) and Norfolk (far from complete) yield some further possible examples, though most are in minor names, which are especially difficult to interpret. The corpus of potential skeið names is considered here within various subsets, beginning with the Hesket(h) names, followed by a discussion of the whole range. Tab. 2: Hesket(h) names in England Name

    Parish

    County35

    Early spelling(s)

    Reference(s)

    Hesketh Grange

    Felixkirk

    NRY

    Hesteskeith, Heste­ skeid 1153–1159

    PNNRY p. 198, Atkin p. 3136

    Heskayth (lost)

    Caldbeck

    Cu

    Heskayth 1272

    PNCu pp. 281, 200; Atkin p. 28

    Hesket in the Forest

    Hesket in the Forest

    Cu

    Hescayth 1285

    PNCu pp. 199–200; Atkin p. 29

    Hesketh with Becconsall

    Hesketh with Becconsall

    La

    de Heschath 1288

    Ekwall 1922, p. 138; Atkin pp. 29–30

    Hesketh

    Bracewell

    WRY

    Heskett c. 1530

    PNWRY 6: p. 38; Atkin p. 32

    Heskitt House

    Skipton

    WRY

    Eskett 1540

    PNWRY 6: p. 63; Atkin p. 32

    Heskett (lost)

    Long Preston

    WRY

    Neyther Heskett 1629

    PNWRY 6: p. 160; Atkin pp. 32–33

    35 For abbreviations of the historic counties of England, see Abbreviations below. 36 In this and the following tables, Atkin = Atkin (1977–1978).

    

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

     399

    The large group of English place-names apparently derived from ON hestaskeið ‘horses’ course’ is very striking,37 both in itself and by comparison with the material from the Nordic countries mentioned above. A further three Heskeths in Lancashire and one in Yorkshire are recorded no earlier than the nineteenth century but may contain the same compound.38 The compounding of skeið n. with hestr ‘horse’ does not clinch the case for skeið meaning ‘racecourse’, since as seen in §  3 ‘stage on a route’ is also possible, and perhaps other senses. Nonetheless, the plural hesta ‘of horses’ would at least allow the possibility of horse-racing or horse-fighting, and certainly in an English context a place-name referring to a point in the landscape or tract of land where major commun­al events take place would seem much more likely than one referring to a linear distance, and this is encouraged by the association of skeið in Norse-Icelandic literature and folklore with foot-racing and horse-racing, by the probability that the English place-names Follifoot WRY, Follithwaite WRY and Ainsty of York, and Rosewain Cu refer to horse-fighting (Smith 1955, pp.  106–108). Further support comes from the topography of the skeið sites. As Atkin (1977–1978) shows, most of her corpus names lie on or near Roman roads or other ancient routeways, and many are close to important administrative boundaries; several have been significant centres such as a Domesday caput, the site of mother church or a court moot. All these factors point to important, accessible sites suitable for assemblies, fairs and games. They also tend to offer level ground, for instance Ekwall (1922, p. 138) surmises that at Hesketh with Becconsall, ‘presumably the race-course was on the level shore of the Ribble (Hesketh Sands)’. More specifically, there is clear evidence of a tradition, albeit in relatively modern times and in only a few cases, of horse-racing at skeið-named sites. This is true of Hesketh Wood La (Atkin 1977–1978, pp. 30–31) and Hesketh Grange NRY (p. 31). Occasionally too minor names in the neighbourhood may point to such activities, as with the Horse and Jockey Inn and Lacan Close (cf. leika ‘play’, and the Norwegian Leik-vin in § 5 above), both recorded in 1847 at Hesket in the Forest Cu (Atkin 1977–1978, p. 29). There has been a dissenting voice here, the learned and authoritative one of Fellows-Jensen (1985, pp. 92, 111, 133), who deems it ‘extremely unlikely’ that skeið means ‘racecourse’ (p. 111), even in compounds with hest- ‘horse’. Basing her case very much on Sahlgren’s (1950) study of certain Swedish place-names, mentioned above, she suggests ‘stretches of land at boundaries that were either used for grazing or left unexploited and hence haunted by wild animals’ (Fellows-Jensen 1985, p. 92, cf. p. 133).

    37 Hesket Newmarket Cu is of different origin, contra Lindkvist (1912, p. 64 and n. 1) and Ekwall (1924, p. 60). 38 All from Atkin (1977–1978): Hesketh Lane, Chipping, La (p. 30); Hesketh Wood, Cartmel, La (p. 30); Hesketh House, East & West Ardsley, WRY (pp. 31–32 and PNWRY 2, p. 177); Hesketh House, Billinge, La (p. 36 n. 5).

    400 

     Diana Whaley

    Another recurrent compound is Brunskaith (a normalised spelling used in the literature though it does not actually occur), which has three known examples, one of them just north of the present Anglo-Scottish border in Dumfriesshire. Tab. 3: Brunskaith names in England and southern Scotland Name

    Parish

    County

    Early spelling(s)

    Reference(s)

    Burntscarthgreen

    Dumfries

    Df

    Brunsceth, Brunschaith 1220, Brunscayt 1249

    Johnson-Ferguson 1935, p. 25; PNCu p. 109; FellowsJensen 1985, p. 111

    Brunstock

    Stanwix

    Cu

    Brunescayd c. 124039

    PNCu p. 109; Atkin p. 28

    Brunschayt (lost)

    Burgh by Sands Cu

    Brunschayt 1292

    PNCu p. 127; Atkin p. 27

    In the absence of a compound appellative that would match these forms, the recurr­ ence of this compound name is very striking, and it rules out derivation from a personal name Brúni (as noted in PNCu 109). No convincing explanation is as yet to hand, but a leading possibility is that brúnn is a term for a horse (PNCu 109; Atkin 1977–1978, p. 26). Clearly this would complement a view of skeið as meaning ‘racecourse’ and would provide a parallel to the hestaskeið names, but it is far from certain. Brúnn can refer to brown-black horses and is the name of the vanquished stallion in Víglundar saga mentioned above, § 3. It could perhaps refer to horses in general, as it would need to if the Brunskaith names refer to racecourses. It occurs in a þula of horse-names, though not in recorded poetry (SkP, Þul Hesta 4/6III, Gurevich 2017a, p. 939 and Note), and Swedish brunnte can refer to any horse (PNCu 109). An alternative etymology for the specific element here is ON bruni m. ‘burning’ (so PNCu 109, Smith 1956: bruni, skeið; Ekwall 1960, s. n. Brunstock), hence possibly ‘racecourse cleared by burning’. Fellows-Jensen (1985, p. 111, cf. p. 92) writes that this repeated name ‘presumably denotes a stretch of land along a boundary that had been cleared by burning’. She notes that Brunstock is on a major boundary, between wards, though the others cannot be located precisely. Without localizations for two out of three names, this and alternative topographical suggestions such as ON brunnr ‘spring’ and ON brún f. ‘brow of a hill’ are difficult to assess. The remaining English place-names possibly containing skeið are rather miscellaneous in date and morphology, and, though intriguing, they cannot be said to offer solid evidence for the sense ‘racecourse’.

    39 Brunskayth 1266, within a personal name, may also belong here (PNCu p. 127 n.).

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

    

     401

    Tab. 4: Other candidate skeið names in England Name

    Parish

    County

    Early spelling(s)

    Reference(s)

    Skygates

    Warter

    ERY

    Scaydgat 1185, ­Skaythegate early 13th

    PNERY p. 171; Atkin pp. 30–31

    Wickham Skeith

    Wickham Skeith

    Sf

    Wic(c)ham 1086, Skeyth Ekwall 1960, s. n. 1216–72, WichamWickham; Atkin p. 35 Skeyth 1368

    Scaythelache (lost streamname)

    Worsley

    La

    Scaythelache before 1231

    Whitehall 1935, pp. 78–79

    le Schath (lost) –

    La

    le Schath 1239

    MED: scath(e) 5

    Skeydegate (lost streetname)

    In Norwich

    Nf

    Caua via de skeydegate PNNf 1: p. 112 1258, Skeythegate 1291, Skethegate 1296, Skeygate 1310, Skygate 1789

    Skate Beck

    Skelton

    NRY

    Skaytebec, Skete­ bec 1271, Skaytebec, Skeyte­bek, Scaitebek 1272

    ?Scethesholm (lost fieldname)

    Long Clawson

    Lei

    ?Scethesholm late 13th, PNLei 2: pp. 92, 370 Stechesholm, Sceches­ holm in cartulary copies

    Skeyth, The (lost streetname)

    In Leicester

    Lei

    le Sckeyth 1316, le Skeyth 1322, Charyte, Le Skeyth al. Senvey Gate 1465

    PNLei 1: pp. xi, 144, cf. p. 62; Atkin p. 35

    Skeygate (lost field-name)

    Swardeston

    Nf

    cultura quae vocatur Skeygate 1478

    PNNf 1: p. 112

    Scaitcliffe

    Rochdale

    La

    Scatecliffe 1575, Scat­ cliff 1596

    Ekwall 1922, p. 59; ­Whitehall 1935, p. 73

    Scaitcliffe

    Whalley

    La

    Sclateclyff 1527, Scait­ clyff 1535, Scaytcliff 1542

    Ekwall 1922, 90; Whitehall 1935, p. 74

    Skeveland Gumley (lost field-name)

    Lei

    Skeveland 1601

    PNLei 4: pp. 92, 357

    Skatescroft Aylestone (lost field-name)

    Lei

    Skatescroft 1605

    PNLei 5: pp. 24, 288

    (the) Skarth of Skaites 1684

    PNWe 2: p. 18; Atkin p. 30

    Scarth of Scaithe

    Kirkby Stephen We

    PNNRY p. 144

    402 

     Diana Whaley

    There is evidence here, as in the Scottish material, for ON skeið or its reflex as a simplex name. The Skeyth in the city of Leicester is noted by Atkin (1977–1978, p. 35) but not discussed since the EPNS survey was not published at the time of writing. Cox’s information is therefore valuable here, and he notes (PNLei 1: p. 144) that this was a dry, sandy track running from the north gateway of medieval Leicester and along the outside of the town wall, with an excellent view from its bank. He therefore suggests that this ‘could perhaps belong to the years of the Scandinavian settle­ ments’ and that it appears to reflect the Scandinavian passion for horse-racing. Further valuable evidence of a simplex skeið name in Lancashire is Le Schath 1239, and it is used as a byname or surname in Simon del Schath 1278 (MED: scath(e) ‘harm’ 5).40 About the meaning and status of skeið in Wickham Skeith, Suffolk, there is considerable doubt, though as Ekwall’s entry (1960, s. n. Wickham) shows it may have originated as a freestanding simplex name, applied to a settlement originally separate from Wickham (Briggs  / Kilpatrick 2016, s. n. Wickham Skeith). It is taken to mean ‘racecourse’ by Ekwall and Watts (2004, s. n. Wickham), and proximity to a Roman road might encourage that, but I do not know of further evidence either way. A further two simplex names are not recorded until modern times: The Skaithe, Slaidburn, WRY and The Skaith, Embleton, Nb (the surprising Northumberland instance mentioned in the opening of this paper). The Skaithe WRY is ‘a wide piece of road north of the village’ (PNWRY 6: p. 205), and it is close to a Roman road (Atkin 1977–1978, p. 33). The Skaith Nb is a stretch of tussocky but level ground close to the dunes and the North Sea and to the boundary of Embleton township. It fortunately features in the Embleton volume of the Ordnance Survey Name Books which survive for the northernmost counties of England, giving an invaluable snapshot of the landscape and its names as recorded by the Royal Engineers conducting the Six Inch to One Mile survey in the mid nineteenth century. Of The Skaith they report (OSNB p. 30) that ‘the Games, which take place at Embleton Feast, are carried on here (origin of name unknown)’, so attesting to communal activities on a place named from the reflex of ON skeið, in an area where Scandinavian influence is otherwise extremely scanty. The Feast was held on Trinity Sunday and the following day(s) until 1940, and the highly competitive sports, ‘putting the ball, running high leap, running pole leap, flat races, steeplechases and handicap races’ (Howells / Skipper 2014, p. 5), were held

    40 MED seems to be in error in placing these under the headword scath(e) ‘harm’. Further, the same entry also contains instances of Scaitman, Skeitheman as a forename and Skatheman as a byname or surname, but these could descend from OE scegðman ‘shipman’ or ‘pirate’ rather than from scath(e) ‘harm’ + man. It is possible that the modern surname Skaith and variants, concentrated especially in Lincolnshire in the Census data from 1881 (Archer 2003–2011), point to a local place-name, but that is far from certain.

    

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

     403

    on ‘the Scathe Grounds’ until 1897. Horse-racing is not recorded, but otherwise the activities match those of many seasonal festivals including the Norwegian ones called skeid. A letter of 1875 from Louise Creighton, vicar’s wife, mentions sports, dancing and booths, adding ‘I’m afraid a good deal of drinking and disorder accompanies the feast’ (Howells  / Skipper 2014, p.  26). Thus Northumberland surprisingly provides some of the clearest evidence that skeið unqualified by hest- ‘horse’ can signal a site for communal, seasonal festivities and sports in England. Like other terms of Old Norse origin, such as bigging ‘building, settlement’, slack ‘hollow’ and gate ‘street’, skeið/skaith must have spread into North-East dialect from Scandinavian-speaking parts of Scotland and England, but the process needs further investigation. For the remaining skeið names there are scholarly suggestions, and scraps of circumstantial evidence, though little that points decisively to racecourses. Skygates ERY and Skeydegate in Norwich (now Horns Lane) appear likely to share the same origin, both compounding skeið with ON gata ‘road’ or its reflex. As noted in PNNf 1: p. 112, ‘they both climb a steep ridge’, in the Norwich case a ridge dividing western and eastern parts of the city and in Skygates ERY a Roman road ‘which crosses the chalk wolds, passing through the middle of the township’ (Atkin 1977–1978, p.  31). Putting the situation of Skygates ERY together with a local name Race Dale, Smith (PNERY p.  171; also Atkin 1977–1978, p.  31) assumes a racecourse here whereas the Norfolk editors, Sandred and Lindström (PNNf 1: p. 112) take both Skygates ERY and Skeydegate in Norwich as ‘the road on the ridge’. Whatever the explanation, it is possibly shared by the Norfolk field-name Skeygate (1478), despite the early loss of the consonant [ð], and by the lost Inverness street-name (le) Scathgat 1366 (Registrum Episcopatus Moraviensis p. 316).41 The lost stream-name Scaythelache noted by Whitehall (1935, 79) may, on the evidence of its sole spelling, contain skeið, hence perhaps ‘marshy stream serving as a domain boundary’. By contrast Skate Beck NRY, also mentioned by Whitehall, lacks evidence of [ð] in its thirteenth-century spellings and is explained otherwise by Smith (PNNRY p. 144). For other potential skeið names the etymology is more than usually uncertain. Two Lancashire examples of the place-name Scaitcliffe could, according to Whitehall (1935), contain skeið, giving the sense ‘boundary cliff’ or ‘dividing cliff’. There are no spellings hinting at the [ð] of skeið, but assimilation to [t] could account for its absence in Scaitcliffe.42 Three of the uncertain names are field-names in Leicestershire. Scethesholm, if the second letter is , would appear to contain skeið, and Cox (PNLei 2: p. 92) suggests ‘boundary’, comparing Dan. skede ‘boundary’, though he gives ‘a track, a race-course’ as the meaning of skeið in the Elements list (PNLei 2: p.  370), where  ?Scethesholm is the sole example.43 For Skatescroft Cox favours a

    41 I am again indebted to Simon Taylor (pers. comm.) for this reference. 42 For an alternative interpretation see Ekwall (1922, pp. 59, 90); PNWRY 3: p. 176 is agnostic. 43 Cox (PNLei 2: p. 92) also mentions alternative interpretations if the letter is not .

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    surname Skate (PNLei 5: p. 24) but adds the possibility of skeið, for which the sense ‘a track between fields, a boundary road, a boundary’ is given in the Elements list (PNLei 5: p. 288). The third field-name, Skeveland (PNLei 4: pp. 92, 357), is suggested to contain OE sceād ‘a boundary’ influenced by ON skeið. Finally, for Scate Moor, Whixley, WRY (Scaite 1801, PNWRY 5: p.  11; Atkin 1977–1978, p.  33) Smith suggests either the ON byname Skati or ON skeið ‘track, boundary road’. Overall, the more certain instances outweigh the doubtful ones and the evidence for skeið and its dialect reflex in English toponymy is persuasive. Atkin (1977–1978) reckoned on sixteen instances in Northern England, fourteen of them reasonably certain: six in the West Riding of Yorkshire, four in Cumberland, three in Lancashire and one each in Westmorland and the East and North Ridings of Yorkshire. These locations, and the additional ones in Leicestershire, Norfolk and Suffolk, are almost all in areas where Scandinavian influence on place-names and dialect is palpable. In the West Riding of Yorkshire the absence of these names in the three southern wapentakes is striking, since as Atkin (1977–1978, p.  27) notes it is here that other evidence tends to point to Danish rather than Norwegian influence. This would tally well with the fact that skeið meaning ‘racecourse’ appears to be more characteristic of Norway than Denmark. Meanwhile, the topography and history of some of the individual skeið-named sites give further hints about their social function, the hestaskeið names seem likely to have referred to racecourses, and the evidence of The Skaith Nb and others of the names would support the notion that the sense ‘racecourse, running track’ for skeið survived in English dialects, though probably not as the sole sense.

    10 Conclusion The material surveyed above attests to the geographical reach of ON skeið n. and its semantic variability across the Scandinavian-speaking lands; also to the difficulty of pinning down its meaning in many or most cases. Despite the complexity of the material and its interpretation, and much work still to be done on the topic, I would claim that there is strong cumulative evidence that ‘racecourse’ is a plausible sense at least in Norway, Iceland, Scotland and England, including my Northumbrian example. The skaldic evidence, as well as providing picturesque instances of the skalds’ genius, gives some confidence that this sense is available quite early despite its apparent distance from the core etymological sense of ‘division, separation’. The toponymic material from England and Scotland provides valuable evidence that skeið, recognised as a place-name element in early place-names but not found in standard dictionaries, continued in currency as a lexical item, at least in some dialects. Meanwhile, skeið is not merely a word but a set of cultural phenomena, and saga accounts of riders traversing heathlands and shorelines, chasing and racing on foot or on horseback

    

    A far-travelled word: Old Norse skeið 

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    bring some of the implications of skeið before our eyes as we contemplate the diverse place-names containing this far-travelled word.44

    Abbreviations Cu Cumberland Df Dumfriesshire ERY East Riding of Yorkshire Inv Inverness-shire La Lancashire Lei Leicestershire Nb Northumberland Nf Norfolk NRY North Riding of Yorkshire OE Old English ON Old Norse s. n. sub nomine ‘under the name’ (of entries in place-name dictionaries) s. nn. sub nominibus, plural of above Sf Suffolk We Westmorland WRY West Riding of Yorkshire

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    44 It is a pleasure to thank Simon Taylor for reading and commenting on a draft of this article, and Oddgeir Eysteinsson especially for scrutinising the Icelandic place-name material.

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    Tarrin Wills

    Þórr and wading Abstract: Crossing rivers and boggy ground would have presented a number of dangers to early Scandinavians. There is a good deal of mythological evidence that Þórr is associated with the challenges of travelling by sea, as well as on various kinds of watery situations on land, such as rivers, lakes and bogs. There is literary evidence for the invocation of Þórr in seafaring, and this paper hypothesises that Þórr was invoked in related activities of crossing rivers and wet ground. The paper demonstrates a strong geographical relationship between Þórr-worship (as shown by settlement place-names) and crossing rivers and marshes (as shown by runic inscriptions commemorating bridges and fords), and attempts an explanation of this relationship in terms of the mythological evidence.

    I have had the pleasure of meeting with Professor Marold at 16 consecutive annual meetings of the skaldic project. Each year we have discussed where next to hold the meeting, and at suggestions of more adventurous locations Edith always offered to bring her ‘telt’. I therefore offer this as a tribute to her love of the outdoors, particularly field runology and inscriptions in the landscape, as well as her mythological analyses and her new edition of Eilífr Goðrúnarson’s Þórsdrápa for the skaldic project. * For those who have ventured with heavy packs into the relatively wild countryside of rugged and beautiful (that is, cold, wet and mountainous) northern Europe or similar places such as Tasmania and New Zealand, with modern hiking infrastructure one rarely has to cross a dangerous river except by means of a bridge. There have been occasions in my travels, however, when bad weather removes such aids to crossing. In other places, such as Þröngá near Þórsmörk in Iceland, the terrain makes it very difficult to build a permanent bridge, or the nearby Krossá, where the footbridge has been known to be washed away in floods. Elsewhere, such as canyoning in the Blue Mountains near Sydney, the activity itself involves wading and swimming through rivers and creeks. The advice given to walkers encountering river crossings varies from cautious to terrifying (“Simply put, river crossings are one of the most dangerous and deadly threats to climbers, hikers, and backpackers”1). Crossing in such a location in New

    1  (accessed 29/4/16); see also , (accessed 29/4/16).

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     Tarrin Wills

    Zealand, in the company of another Old Norse scholar, is probably the most dangerous situation of my long outdoor experience, where losing footing would probably mean death in the rapids. As always in such situations in cold climates, becoming wet from a fall, even in a slower body of water, without available shelter nearby, risks hypothermia (the other type of dangerous situation I have found myself in), even if the river crossing is successful. Hypothermia is a risk even in warmer climates. Canyoning involves walking, climbing, wading, swimming and abseiling through the dozens of beautiful, narrow and often water-filled canyons that are found in the Blue Mountains. In such locations one of the main risks is hypothermia from exposure to the relatively cold water. Hypothermia ultimately causes death, but it also indirectly increases the risk of serious injury: early symptoms of hypothermia include confused and irrational behaviour and an inability to walk or move (Pozos and Born 1982), which can exacerbate a difficult situation and indirectly cause death or serious injury through falls or poor decisions. Some dangerous activities practised by early Scandinavians such as sea-based sailing are still common in modern times. Fishing, for example, remains a relatively dangerous occupation –  one of the most dangerous industries in modern Britain, with 256 deaths between 1992–2006 and 443 vessels lost.2 Conversely, the idea of crossing out of necessity a fast-moving river by wading is completely alien to the vast majority of the contemporary population. For a medieval Scandinavian, especially a Norwegian or Icelander, such crossings would have been a frequent part of land travel. Horses could assist in many places but in narrow, deep sections of landscape horses may have added to the risks. At times bad weather can dramatically increase the volume and energy of water in an otherwise small stream in a short space of time. Streams and rivers pose dangers for walkers, but there are also dangers inherent in walking conditions where feet are exposed to cold, damp conditions for a long time. Non-freezing cold injury (NFCI), better known as trench foot, causes frostbite-like damage to feet from prolonged exposure to damp, cold conditions (Redisch / Brandman / Rainone 1951, pp. 1163–1168; Irwin 1996, pp. 372–379). The term ‘trench foot’ arises from its prevalence in trench warfare during the first world war, but it can occur in situations where an individual is required to walk through boggy, wet conditions for extended periods. Fourteen percent of casualties in the Falklands war, for example, were affected by the condition (Irwin 1996, pp.  372–379). Pre-modern footwear is unlikely to have prevented such a condition. Rivers and boggy ground can be crossed by means other than wading, such as bridges, which span the stream, and fords which allow safer passage through the water by providing a secure and shallow surface to cross. Fords may be marked by

    2 https://www.gov.uk/government/publications/fishing-vessel-safety-study (accessed 29/4/16)

    

    Þórr and wading 

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    poles to indicate a safe path through the river. In winter natural ice bridges may form over smaller and slower streams, which will also have a reduced flow of water, and these temporary natural bridges may be used to cross the water. Boggy ground becomes frozen in very cold conditions, making it safer and easier to cross. However, as weather warms ice bridges may become unreliable or dangerous. Ferries may also provide a means to cross a river, presumably in return for some kind of payment (cf. Harbarðsljóð 3: Ferðu mik um sundit, | fœði ek þik á morgon (von See et al. 1997, p. 173) ‘ferry me across the sound and I will feed you in the morning’3. The premise of this paper is that crossing rivers, lakes and wet ground on foot is a high-risk activity for which a pre-modern Scandinavian may have called upon divine assistance. In this sense it can be compared to other high-risk and important activities where gods (including the Christian god) are either invoked or myths provide a model, such as sailing (e.  g. in Landnámabók, Eiríkur Jónsson and Finnur Jónsson 1892–1896, p. 73), battle and fighting (Davidson 1972, pp. 26–27), settling new land (Clunies Ross 1998, p. 132) and major life events such as marriage (Mitchell 1983, pp. 118–119). * There are a number of myths and related narratives that describe the god Þórr as crossing rivers, other bodies of water and wet ground. Much of this activity has to do with the role of Þórr in crossing boundaries, particularly into foreign territories in order to deal with giants (Lindow 2001, pp. 290–291). It also is consistent with the observation that Þórr’s natural adversary is water (Clunies Ross 1994, p. 267), which is strongly associated with dangerous and sexualised female forces (see e.  g. Quinn 2014, pp. 94–95). Þórr is notably absent, for example, when the gods visit the hall of Ægir, a figure personifying the sea (Quinn 2014, p. 72). Some of the evidence regarding Þórr and river-crossings is as follows. This is not meant to be an exhaustive list, but serves to show the prevalence of evidence associating Þórr with wading and crossing dangerous bodies of water. The association between Þórr and wading was discussed as early as 1855 in connection with the figure of Wado/Wate/Wade in various legends. In particular, Wilhelm Mannhart points to connections between Þórr and wading in support of his (unlikely) thesis that the god is identical with the legendary figure Wade (Mannhart 1855, pp. 298–299). There are a number of passages in the Old Norse literary corpus that suggest this connection. A stanza in Snorri’s Gylfaginning (Faulkes 2005, pp. 17–18), traditionally assigned to the poem Grímnismál, describes Þórr engaged in daily river-crossing activity: Kǫrmt ok Ǫrmt | ok Kerlaugar tvær, | þær skal Þórr vaða | dag hvern | er hann dœma

    3 All translations are my own unless otherwise indicated. Editions of the Poetic Edda are taken from the Kommentar where available and from Íslenzk fornrit in other cases.

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    ferr | at aski Yggdrasils, | þvíat ásbrú | brenn ǫll loga, | heilǫg vǫtn hlóa (Jónas Kristjánsson and Vésteinn Ólason 2014, p. 374) ‘Körmt and Örmt and the two Kerlaugar, those Þórr must wade each day when he goes to judge at the ash of Yggdrasill, because the bridge of the Æsir burns all with flames, the holy waters boil’. Hárbarðsljóð concerns Þórr’s attempt to get Óðinn in disguise to ferry him across a body of water (noted only as a sundr ‘sound’). Stanza 13/1–3 reads: Harm liótan mér þikkir í því, | at vaða um váginn til þín | ok væta ǫgur minn (von See et al. 1997, p. 187) ‘It seems a great shame to me in this, to wade across the water to you and wet my ǫgurr’. The word  ǫgurr is a hapax legomenon: the Edda-Kommentar (von See et al. 1997, pp. 188–189) lists a number of interpretations with ‘male member’ being perhaps the best (so Larrington’s translation, ‘prick’ [Larrington 2014, p. 66]). Þórr is eventually forced to take the long way around: Taka við víl ok erfiði | at uppverandi sólo, | er ek get þána (Hárbarðsljóð 58; von See et al. 1997, p. 250) ‘You will get there with toil and trouble, while the sun is up, as I suspect it will thaw’. Presumably there is boggy ground and/or an ice bridge over the stream at the head of the inlet which may be affected by the warm weather, forcing Þórr to wade either way. In the myth of Þórr’s fight with the World Serpent, described in various sources including Snorra Edda, Þórr and the giant Hrungnir row far out to sea so that Þórr can fight the beast. Snorri describes how, at the point where the serpent takes the bait, Þórr puts his foot through the hull of the boat. Þórr braces himself against the sea floor in order to haul the serpent up to the gunwale. This detail is not specifically described in the poetic versions of the myth (Húsdrápa and Hymiskviða), but is sufficiently important that two apparent pictorial representations of the myth, both independent of Snorri’s Edda, show it in the form of a foot through the hull of the boat, namely, the Altuna stone (U 1161) and the Hørdum stone (DR EM85;274; see Meulengracht Sørensen 1986, pp. 260–266). In this myth Þórr grapples with phenomena that threaten the boat. The action is akin to wading as it involves him bracing himself against the ground below water, against a hostile aquatic force. There are occasional kennings that suggest Þórr’s significance in crossing bodies of water. A number of these occur in Þórsdrápa and are discussed in detail below. A kenning in Úlfr Uggason’s Húsdrápa stanza 6 also suggests this association: The kenning Víðgymnir vaðs Vimrar ‘The Víðgymnir of the ford of Vimur [= Þórr]’ alludes directly to the myth of Þórr fording Vimur (Marold et al. 2017b, p.  416; see also Lindow 2014, p. 5). Perhaps the most important of these Þórr myths is his crossing of the river Vimur as recorded in Þórsdrápa and elaborated further in Skáldskaparmál. The episode belongs to the myth of Þórr’s visit to Geirrøðr, which is discussed at length in Clunies Ross (1981) and elsewhere. The myth is preserved in Eilífr Goðrúnarson’s Þórsdrápa (Marold et al. 2017a, pp. 68–126) and the Skáldskaparmál section of the Edda of Snorri Sturluson (Faulkes 1998, pp.  24–25), which is likely to be based to some extent on Eilífr’s poem. The part of the myth concerning the difficult journey to Geirrøðar-

    

    Þórr and wading 

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    garðar can be found in analogue in Saxo’s Gesta Danorum (Friis-Jensen / Fisher 2015, pp.  598–603) and Þórsteins saga (or þáttr) bœjarmagns (Sveinbjörn Egilsson et al. 1827, pp. 183–185). The basic content of the myth is summarised by Snorri in Skáldskaparmál, but with some divergence from the other versions. The part of particular relevance to this paper is as follows: Hon léði honum megingjarða ok járngreipr er hon átti ok staf sinn er heitir Gríðarvǫlr. Þá fór Þórr til ár þeirar er Vimur heitir, allra á mest. Þá spenti hann sik megingjǫrðum ok studdi forstreymis Gríðarvǫl, en Loki helt undir megingjarðar. Ok þá er Þórr kom á miðja ána þá óx svá mjǫk áin at uppi braut á ǫxl honum. Þá kvað Þórr þetta: ‘Vaxattu nú, Vimur, alls mik þik vaða tíðir jǫtna garða í; veiztu ef þú vex at þá vex mér ásmegin jafnhátt upp sem himinn.’ Þá sér Þórr uppi í gljúfrum nokkvorum at Gjálp, dóttir Geirrøðar stóð þar tveim megin árinnar, ok gerði hon árvǫxtinn. Þá tók Þórr upp ór ánni stein mikinn ok kastaði at henni ok mælti svá: ‘At ósi skal á stemma.’ Eigi missti hann, þar er hann kastaði til. Ok í því bili bar hann at landi ok fekk tekit reynirunn nokkvorn ok steig svá ór ánni. Því er það orðtak haft at reynir er bjǫrg Þórs. (Faulkes 1998, p. 25) She [Grid] lent him a girdle of might and some iron gauntlets of hers, and her staff, called Grid’s pole. Then Thor approached the river called Vimur, greatest of all rivers. Then he buckled on the girdle of might and pressed down on Grid’s pole on the side away from the current, while Loki held on beneath the girdle of might. And when Thor got to the middle of the river, the river rose so much that it washed up over his shoulders. Then Thor spoke this: ‘Rise not thou now, Vimur, since I desire to wade thee into the giants’ courts. Know thou that if thou risest then will rise the As-strength in me up as high as heaven.’ Then Thor saw up in a certain cleft that Geirrod’s daughter Gialp was standing astride the river and she was causing it to rise. Then Thor took up out of the river a great stone and threw it at her and said: ‘At its outlet must a river be stemmed.’ He did not miss what he was aiming at, and at that moment he found himself close to the bank and managed to grasp a sort of rowan-bush and thus climbed out of the river. Hence comes the saying that Thor’s salvation is a rowan. (Faulkes 1987, p. 82)

    The preserved ljóðaháttr stanza here suggests that there were more versions of the myth than now exist. Snorri’s version is not particularly concerned with the actual journey leading up to the crossing of Vimur, but all other versions of the myth that describe the journey dwell on the difficulties in crossing seas, rivers and/or marshy ground. Lindow argues that parts of the myth be taken as standalone narratives, with the river-crossing episode as an etiological narrative explaining why rowan is Þórr’s salvation (Lindow 2014, p. 12). Other versions of the myth may therefore be more concerned with the challenges of the journey. In Snorri’s account there are details on how a fast-moving river might be forded, including the way in which the staff Gríðarvǫlr is

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    used to brace against the current (although modern advice would be to use the pole on the upstream side). Eilífr Goðrúnarson’s Þórsdrápa (Eil Þdr) gives a more detailed account of the river crossing and preceding journey. It is recorded in Skáldskaparmál, except for one stanza (4 in the edition cited here) which is found in the Third Grammatical Treatise. Little is known about Eilífr apart from him being active at the court of Hákon jarl Sigurðarson, who ruled at the end of the tenth century. The poem describes the myth of Þórr’s visit to Geirrøðr but lacks any information that would help to contextualise its production (see Marold et al. 2017a, pp. 74–75). Þórr sets out on what appears to be a dangerous sea-journey (Eil Þdr 3/6–84): gall- manntælendr halla -ópnis ilja gaupnum Endils um Mó spenndu. manntælendr halla gall-ópnis spenndu gaupnum ilja um Mó Endils ‘the destroyers of the man of the halls of the shrill-crier [(lit. ‘man-destroyers of the halls of the shrill-crier’) mountains > giant > = Þórr and his companion] clasped the Mór of Endill [ship] with the palms of their foot‑soles.’

    The stanza’s imagery suggests that the sailing is rough and difficult, given that Þórr and his companion (Þjálfi in this version) have to keep their footing on the ship. Stanza 4 is a helmingr found in the Third Grammatical Treatise where it is attri­ buted to an Eilífr. Most editors have taken it to belong to Þórsdrápa, and it describes a difficult land journey (Eil Þdr 4): Vǫ́ ru vǫtn ok mýrar – verðr hitt at þau skerða – (svell vas áðr of alla) ǫll torráðin (halla). Ǫll vǫtn ok mýrar vǫ́ ru torráðin; hitt verðr, at þau skerða; svell vas áðr of alla halla. ‘All the lakes and marshes were difficult [to traverse]; it happens that they intersect [the path]; ice was previously5 on all the cliffs.’

    There are a number of difficulties with the stanza and the accompanying commentary in the Third Grammatical Treatise, including the attribution to this Eilífr (see Marold 2017a, p. 84). Despite these textual difficulties, all the manuscript versions as well as

    4 Verse from the new edition is presented here with the verse text, prose word order in italics, followed by translation in quotation marks in the form used by the Skaldic Project. References to the poem are given using the internal referencing format for the project. In the translation glosses to heiti are given in angled brackets and glosses to kennings in square brackets. 5 Marold’s edition has ‘already’ for áðr.

    

    Þórr and wading 

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    the emended edition by Marold presented here suggest that the stanza describes the difficulty in travelling through boggy and wet terrain, particularly as the season is thawing. Stanzas 5–11 treat the crossing of the river in great detail. They nevertheless lack some of the features of the myth that are found in Snorri’s account, including the gauntlets and girdle of might. Most importantly, in the extant stanzas, Þórr does not succeed by throwing a rock at Gjálp but rather by his own skill in fording and an intervention by Þjálfi, apparently hovering in the air (sjálflopta, Eil Þdr 10/4) on a shield. In stanza 5 Þórr’s party is described as gangs vanir ‘the ones accustomed to walking’ as they approach the river. Stanzas 6–7 contain a wealth of imagery and detail describing Þórr crossing the dangerous river. This includes kennings such as vegþverrir varra Nǫnnu ‘the path-diminisher of the waters of Nanna’ (Eil Þdr 6/1–2), where the waters of Nanna are rivers, hence ‘path-diminisher of rivers’ is Þórr, suggesting that Þórr is able to keep the power of rivers in check, and re-emphasise the association between rivers and powerful female beings. In the kenning stikleið (‘stake-path [ford]’, Eil Þdr 6/6) the poem gives an indication of how river-crossings may have been marked by stakes to show the safest route. Stanza 7 is particularly detailed in its description of the fording of the river: Þar í mǫrk fyrir markar málhvettan byr settu (né hvélvǫlur Hallar háfs) skotnaðra (svǫ́ fu).

    Knátti, hreggi hǫggvin*, hlymþél við mǫl glymja, en fellihryn fjalla Feðju þaut með steðja.

    Þar settu skotnaðra ímǫrk háfs fyrir málhvettan byr markar; né svǫ́ fu hvélvǫlur Hallar. Hlymþél knátti glymja við mǫl, en hreggi hǫggvin* fellihryn fjalla þaut með steðja Feðju. ‘There they set shot-adders [spears] in the borderland of the fish trap [river] against the chattering wind of the borderland [river]; the wheel-knuckles of Hǫll [stones] did not sleep. The din-file [spear] resounded against the gravel, and the storm-blasted toppling-noise of the mountains [river] roared against the anvil of Fedje [rock].’

    The emphasis here is on the use of spears as poles to dig into the rocks of the river bed against the current, with the imagery evoking the sound and movement of the god wading. The poem describes sailing in possibly rough conditions; wading through wet and marshy ground and (if the emendation in st. 6 is to be accepted) lakes; and culminating in the fording of a dangerous river. Þórr accomplishes this in the usual way, by physical strength and, in Snorri’s version, violence against an antagonist that is a giant and structurally associated with the feminine and the natural. The narrative in Saxo’s Gesta Danorum has been discussed at length in relation to the Þórr’s visit to Geirrøðr (e.  g. Clunies Ross 1981, pp. 371–388). Saxo’s version is not very relevant to the present discussion except in some details: the journey begins with difficult sailing (book viii.14.3; Friis-Jensen / Fisher 2015, pp. 600–601) and Biar-

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    maland, the location of Geirrøðr’s hall in this version, is said to be a cold, desolate land with a great many dangerous rivers (book viii.14.6; Friis-Jensen  / Fisher 2015, pp. 600–603). We get a sense of the significance of the principal river that needs to be crossed from Guthmund, brother of Geirrøðr: Cuius transeundi cupidos a proposito reuocauit, docens eo alueo humana a monstruosis rerum secreuisse naturam nec mortalibus ultra fas esse uestigiis ‘When they wanted to cross it Guthmund called them back, telling them that the bed of this stream formed a natural boundary between the human and the supernatural worlds and no mortal was permitted to step beyond it’ (book viii.14.7; Friis-Jensen / Fisher 2015, pp. 602–603). In Saxo’s chronology, these events take place after Þórr’s visit to Geirrøðr and therefore after he has subdued the giants and giantesses. In Þórsteins saga (or þáttr) bœjarmagns, the role of Þórr has been transposed to that of Þórsteinn, a retainer of Óláfr Tryggvason. The episode, like that in Saxo, has its focus on the events in Geirrøðr’s hall, with the river-crossing reduced in significance to establishing Þorsteinn’s toughness: Ríða þeir nú til árinnar, var þar eitt hús, ok tóku þeir þar önnur klæði, ok klæddu sik ok sína hesta; þau klæði voru þeirrar náttúru at ekki festi vatn á þeim, en vatnit var so kalt, þegar hljóp drep í, ef nokkut vöknaði. Riðu þeir nú yfir ána, hestarnir vóðu sterkliga, hestr Goðmundar rasaði, ok varð Þorsteinn votr á tánni, ok hljóp þegar drep í; en er þeir kvomu af ánni, breiddu þeir niðr klædin til þerris; Þórsteinn hjó af sèr tána, ok fanst þeim mikit um hreysti hans. (Sveinbjörn Egilsson et al. 1827, p. 184) They now ride to the river. There was a building and they took a second set of clothes there and dressed themselves and their horses. Those clothes were of such a nature that the water couldn’t touch them, because the water was so cold that it would cause instant frostbite to anything that touched it. They then rode through the river. The horses waded powerfully. Goðmundr’s horse stumbled and Þorsteinn’s toe got wet, and at once was struck by frostbite. And when they got out of the river they spread out their clothes to dry. Þorsteinn cut off his toe, and they thought a great deal of his courage.

    As in the other versions, the river crossing is aided by Goðmundr/Guthmund or other giants, and their magical objects. Although the significance of the river crossing is reduced, it is still preserved (at least in the outward journey), and includes the dangers of exposure to cold, wet conditions. * The mythological sources and analogues can only serve to present an association between Þórr and these types of challenges to travel (sailing on open seas, wading and fording, traversing boggy ground). They do not in themselves suggest that there were actual religious practices related to these activities. The textual evidence for such practices is largely limited to the particular activity of sailing on open seas. There are a few representations of pre-Christian practices in

    

    Þórr and wading 

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    Old Norse settlement narratives that suggest that Þórr was invoked for control over the sea and help in sea travel. The most prominent example is that of Helgi inn magri ‘the Lean’, mentioned in Landnámabók where he is said to worship Christ on land but Þórr at sea: “hann var miok blandin i trvnni. hann trvði a Crist en þo het hann a Þór til sæfara ok harðræða ok allz þers er hanum þotti merstv varða” (Eiríkur Jónsson / Finnur Jónsson 1892–1896, p. 73) ‘He was very mixed in his faith; he believed in Christ but he called upon Þórr in seafaring and difficulties and everything which seemed most important’. It is unclear what might constitute other harðræði ‘difficulties’, but based on the collocation one could speculate that it includes challenges in travelling akin to seafaring. Another example in Landnámabók is of a Kollr, who invokes Þórr during a storm off the coast of Iceland. “enn er þeir komv i landvon gerði at þeim storm mikinn ok rak þa vestr vm Island. … þa het Orlygr a Patrek byskvp fostra sinn … enn Kollr het a Þor. þa skilði i storminvm ok kom hann þar sem Kollz vik heiter ok bravt hann þar skip sitt.” (Eiríkur Jónsson / Finnur Jónsson 1892–1896, p. 11) ‘And when they came close to land a great storm came upon them and drove them west along Iceland. Then Orlygr called upon Bishop Patrick his foster-father … But Kollr called upon Þórr. They were separated in the storm and he came to the place called Kollsvík and his ship was wrecked there.’ Þórr is also called upon to direct high seat pillars thrown overboard at sea, such as in Eyrbyggja saga, where Þórólfr Mostrarskegg invokes Þórr to direct the objects carved with depictions of the god in order to determine where to settle (Einar Ólafur Sveinsson / Matthías Þórðarson 1935, p. 7). These accounts, if they can be taken to reflect pre-Christian practices, suggest that Þórr was invoked for assistance in difficulties of seafaring. There seems to be a strong association in the mythological material between Þórr and seafaring, but also land-travel that involves crossing bodies of water (rivers and lakes) and wet ground (bogs and marshes). The hypothesis of the present paper is that Þórr was invoked not only for seafaring but for these other types of difficulties in travelling over bodies of water and wet ground. * There is unfortunately very little reliable information about actual practices of pre-Christian religious worship and invocation in literary sources. Consequently, there is little chance of finding information about the precise invocation of Þórr for wading, if such a practice in fact occurred. In order to test the hypothesis further we need to find evidence from the kinds of sources that do retain vestiges of pre-Christian practices. These include material culture, which is preserved through the archaeolo­ gical record, place-names, which often retain pre-Christian theophoric elements, and potentially Christian reactions to pre-Christian practices, which may indirectly record such beliefs and practices in the process of promoting Christian beliefs and practices.

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    Bridge-building appears to be an important Christian activity in Anglo-Saxon England, where a number of sources equate the process with good Christian deeds and aiding of the soul on its journey to heaven. For example, a sermon of Wulfstan’s (no. 58, “Sermo bone praedicatio”) states: we magon swyþe micele þearfe and ælmessan us sylfum gedon, gif we willað bricge macian and þa symle botettan. (Napier 1883, p. 303) ‘we can do great benefit and charity for ourselves if we will construct bridges and always maintain them’. Old Norse sources expressing similar sentiments are notably absent from the 88 citations in the Dictionary of Old Norse Prose (ONP) for brú (‘bridge’) and relevant compounds (brúargerð ‘bridge-building’, brúarhald ‘bridge maintenance’).6 However, the evidence presented below is exclusively from the East Norse area, and an absence of evidence for bridge-building being a Christian practice in the corpus of ONP should not be taken as evidence of its absence, particularly in parts of Scandinavia not covered by that work. Lund (2005) lists a plethora of evidence for the religious significance of bridge-building in pre-Christian and Christian times as well as reasons for this significance: rivers are liminal spaces and may represent the border of the dead and living; they may therefore be seen as significant in helping the dead transition from the world of the living to that of the dead. While the phenomenon is generally considered to be Christian, there are pre-Christian examples of the religious significance of bridge-building such as the bridge at Tissø in Denmark (Lund 2005, p. 128). One of the most abundant examples of the religious significance of crossing rivers comes from the early Christian period at the end of the Viking Age in Sweden. At this point, a very large number of rune stones were erected – particularly in Sweden, but also with isolated examples in Denmark and Norway – commemorating the building of a nearby bridge. These normally included Christian invocations to save the souls of those involved. Per Stille identifies a possible link between such inscriptions and early church sites (Stille 2014, p. 142). Using the Samnordisk runtextdatabas (Rundata), one finds at least 140 inscriptions which have ‘bridge’ in the translation. (These figures are based on searching for the word ‘bridge’ in the translation, as there is considerable variation in the use and preservation of the word bro/bru in the inscriptions themselves.) Almost all these inscriptions date from the end of the Viking Age, and all but a handful are found in Sweden. These inscriptions may commemorate the building of a ford rather than a conventional bridge (Brink 2000, p. 36), but for the purposes of the present study, the two types of crossing are considered equivalent. The content of the bridge inscriptions (and possibly also their location) suggest that bridge-building was a Christian activity, although with pre-Christian antecedents. The literary evidence suggests that Þórr was associated with crossing bodies of water and wet ground and was invoked for assistance in such situations. Without at

    6 As referenced on http://onp.ku.dk (accessed 29/4/16).

    

    Þórr and wading 

     421

    this stage making a claim about the underlying motivations behind the bridge inscriptions, the question addressed in the remainder of the paper is whether the practice of bridge-building and its Christian commemoration was in some way related to earlier local practices of Þórr-worship. The specific hypothesis addressed in this section of the paper is that bridge-building, or at least its commemoration, was geographically associated with pre-Christian Þórr-worship. Testing such a hypothesis is a difficult proposition because it requires some knowledge of local practices. If we work from the assumption that, firstly, worship of particular gods was a geographically variable phenomenon (as is asserted by Brink 2007, p. 125) and, secondly, that theophoric place-names may reflect the worship of individual gods in a particular area (Brink 2007, pp. 124–125), we have potentially a point of comparison with our bridge inscriptions that allow us to test whether there is at least a collocation of naming practices involving Þórr and later bridge-building as commemorated in runic inscriptions. This cannot fully confirm or reject the hypothesis, but it can provide some evidence to this end. The Samnordisk runtextdatabas (Rundata) includes a database of all known runic inscriptions, including map coordinates, text and translation. This information can be used to plot inscriptions according to the content of their text, using GIS software or even web resources. For this study, I have converted the map coordinates (originally in Swedish RT90 format) to WGS84 latitude/longitude coordinates. Using an SQL database, tables of coordinates and inscriptions were generated by searching the text and translations of the inscriptions. This table was used to generate a map as in Figure 1. It should be noted that some of the inscriptions are not in their original locations, but in all the specific cases discussed below these are unlikely to have been removed far from their original positions. The Rundata text and translation, too, may represent disputed interpretations of the inscriptions, but again, in the cases discussed here, there is no doubt regarding the substantive interpretation of the inscription commemorating a bridge. I have not applied statistical tests to this material. Typical spatial statistical tests (e.  g. those based on χ2 tests or Syrjala’s test [Syrjala 1996]) do not yield useful results as they generally require a much larger sample size than is available with the preserved material for this study. In order to understand the results, I have included in the resulting map all inscriptions, including those that do not mention a bridge, in order to evaluate the expected distribution of runic inscriptions, which is based in part on population, cultural practices and preservation. The distribution of theophoric place names is based on the appendices to Brink 2007. The author gave me permission to construct a database of theophoric place names based on the appendices to that paper, which is restricted to Denmark, Norway and Sweden, and which includes the theophoric names that can be reliably identified in settlement place-names (field names are excluded from Brink’s study). Týr-names have not been included here, but such place-names appear to be largely restricted to present-day Denmark (Holmberg 1986, p. 109), which is not included in the results

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     Tarrin Wills

    below. The resulting data set, which has been incorporated into the Pre-Christian Religions of the North Sources Database (prechristianreligions.org), is used here to generate a map of Þórr settlement names as well as all theophoric settlement names. The four datasets (bridge and non-bridge inscriptions, Þórr and non-Þórr theophoric settlement names) are plotted on the same map. The distribution of Þórr settlement names in Scandinavia is widespread but shows distinct regional variation on both a small and large scale (Brink 2007, pp. 113– 115). In many regions, Þórr place-names are frequent but there are few or no relevant inscriptions to compare them with. Other regions, such as Uppland in Sweden have such a high density of both theophoric place-names and bridge inscriptions that it is impossible to identify patterns of distribution by visual inspection. In other regions, however, such as in Småland and surrounding areas, the medium density of each phenomena allows us to see the relative geographical distribution of Þórr place-names and bridge inscriptions. Figure 1 shows the part of the map covering this area. Based on visual inspection, the pattern of bridge-inscriptions is distinct from the normal distribution of inscriptions in the region. There are many areas with high numbers of inscriptions but no bridge inscriptions; and bridge inscriptions tend to be clustered. Likewise there are non-Þórr theophoric place names with non-bridge inscriptions clustered nearby, and two Þórr place-names in the west of the region shown do not have any associated bridge-inscriptions, but all bridge inscriptions are relatively close to Þórr place-names. From this map we can see that in Småland, bridge inscriptions are always clustered around Þórr settlement-names, in particular (place-name information from Brink 2007): 1. Torsjö (Ö. Torsås sn, Konga hd – first recorded as ‘in Thorsyo, parochia Thorsaas’ 1348). The associated bridge inscription is Sm 15 (Kåragården, 0.6 km away). 2. Torset (Vallsjö sn, Västra hd – first recorded as ‚j torssryd‘ c. 1500). The associated bridge inscriptions are: Sm 80 (Vallsjö stomhemman, now 2.6 km away), Sm 73 (Terle, now 6.9 km), Sm 96 (Brobyholm (Lillemark), 6.9 km), Sm 100 (Glömsjö, 10.8 km) and Sm 99 (Lannaskede kyrka, 10.9 km). In this district (Västra härad) there is also a Freyr place name, namely Fröset (Fröderyds sn). However, all the inscriptions except Sm 80 feature personal names with Thor-, which suggests that the people named in connection with the inscriptions may have historically had a family association with the worship of Þórr. 3. Torsjö (Höreda sn, S. Vedbo hd – first recorded as ‘ij Torsrijd’ 1406, ‘thørsio’ 1409). The associated bridge inscriptions are: Sm 137 (Kvarnarp, now 2 km away), Sm 130 (moved to Eksjö kyrka, 4.5 km). Further examples can be found in areas that provide sufficient data to analyse the form of bridge inscriptions and theophoric settlement names. For example, the only confirmed Þórr settlement name in Skåne (Torsjö, Solberga and Örsjö snr, Vemmen-

    Þórr and wading 

    Fig. 1: The region of Småland in Sweden. Black diamonds represent settlement names in Þórr-, and white diamonds other theophoric settlement names (based on Brink 2007); grey stars represent runic inscriptions mentioning a bridge, and white circles are all other inscriptions (based on Rundata 3.1 (2015); full map at https://goo.gl/sKsqrb).

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     Tarrin Wills

    högs hd, Skåne, Sweden – ‘de Thorsyo’ 1349, ‘thorssiø’ 1428) is also relatively close to the only known bridge inscription in that region (DR 269 (Källstorp, Jordberga, 9.2 km away)  ÷ þurkil ÷ karþi ÷ þurþaʀ ÷ sun (÷) bru ÷ þisi ÷ aft ÷ uraka ÷ bruþur ÷ ¶ sin ‘Thorkell, Thórðr’s son, made this bridge in memory of Vragi/Rangi, his brother.’) As with most of the Småland inscriptions associated with Þórr- place-names, the inscription contains multiple personal names beginning in Þórr-. There are various collocations in other regions. One striking example is around Torsberga (Runtuna sn, Rönö hd, Södermanland, Sweden – ‘torsberga’ 1535), which has a number of bridge inscriptions nearby: Sö 149 (now 2 km), Sö 157 (4.2 km), Sö 127 (4.3 km), Sö Fv1948;282 (now 4.3 km), Sö 141 (4.9 km), Sö 142 (now 11.2 km). There are also a number of sites in Uppland that follow a similar pattern, but given the general density of both theophoric place-names and bridge inscriptions in this region, it is harder to show particular patterns. As previously stated, the preponderance of inscriptions and theophoric placenames in regions such as Uppland makes it difficult to discern patterns, there are still areas where the same types of distribution can be identified. One such example is the rather promisingly-named Torsbro (‘Þórr’s bridge’; Ramsta sn, Hagunda hd – ‘torsbro’ 1460), which has five bridge inscriptions in the vicinity (U 859, U 854, U 856, U 851, U 867, all within 8 km; see Figure 2). Nearby Torslunda (Haga sn, Ärlinghundra hd – ‘in thorslundum’ 1335) has four bridge inscriptions within 5 km of the settlement (U 327, U 462, U 475, U 476; see Figure 2). Some of the inscriptions in these examples are a long way (10–11 km as the crow flies) from the place-name, so we would have to presume a fairly broad conception of what constitutes local worship of a particular god. There is nevertheless clear evidence in these regions that bridge-inscriptions are associated with Þórr- settlement names. The relationship does not automatically suggest a causal connection, but there are two possible lines of causation given that the place-names almost certainly predate the inscriptions. The first is that the two phenomena arise from an external cause, and the second is that the bridge-building and commemoration were in some way motivated by earlier practices of Þórr-worship. An obvious external cause is the landscape itself. Although these regions are not characterised by the kinds of dangerous rivers that I described in the introduction, they have rolling landscapes with creeks and small rivers, and what would have been marshy ground in pre-modern times. Such a landscape would have been boggy and difficult to traverse before modern drainage, agricultural improvements and road-building. The lack of navigable waterways in Småland and Skåne (unlike the inland waterways of Götaland, Uppland and parts of Södermanland) may have made this problem particularly acute and led in part to bridge construction. Likewise, the survival of Þórr place-names in these areas may be related to the landscape itself, as the god may have had particular relevance to people coping with such a local environment.

    Fig. 2: Part of Uppland in Sweden. Sources and legend as for Figure 1.

     Þórr and wading   425

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     Tarrin Wills

    An alternative – and not incompatible – causation might be that there was a particular impetus in bridge building that was related to pre-Christian practices. Using the case of Helgi inn magri as a point of comparison, it may have been that during the period of Christianisation in this part of Sweden, local people continued to invoke Þórr for help in traversing wet terrain (sea, rivers, lakes and bogs). Creating safer means to cross such terrain may have helped eradicate this pre-Christian practice. Such an explanation, however, can only be speculation, unless archaeological or other evidence can be found to support the invocation of Þórr for crossing rivers and wet ground in these regions.

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    Þórr and wading 

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     Tarrin Wills

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    Christiane Zimmermann

    Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze Abstract: The understanding of runology as a linguistic and yet interdisciplinary research discipline is widely spread. Nevertheless, the integration of other than linguistic data into the interpretation procedure has often been viewed with great reservation, even clear rejection. It is argued that this assessment largely results from the way the term linguistic is used. Based on a broader, functional concept of language and linguistic, a theoretical linguistic framework and methodological steps are introduced on the basis of which both linguistic text and context data contribute to the interpretation according to an integrative interpretation procedure. As a conclusion, this specific internal interdisciplinarity of runology and runological interpretation is outlined in a few case studies.

    A Ausgangspunkt und theoretische Grundlagen runologischer Interpretation Die theoretischen Grundlagen und methodischen Verfahren, die die Interpretation einer Runeninschrift steuern sollten, sind nicht erst in jüngerer Zeit (vgl. z.  B. Barnes 1994 oder Braunmüller 1998) zum Gegenstand des wissenschaftlichen Diskurses geworden. Seit den Anfängen der wissenschaftlichen Betrachtung der Runeninschriften ist die Frage nach dem Wie der Interpretation allgegenwärtig, wenn auch zumeist im Rahmen von Gegenentwürfen zu vorgelegten Inschriftendeutungen. Auch Lis Jacobsen (1931) stellt ihrer Lesung und Deutung des Eggja-Steins1 eine Einleitung voran, in der sie sich gegen die kurz zuvor von Magnus Olsen propagierte „externe“ Deutungsmethode2 positioniert, die sie in eigenen Worten wie folgt charakterisiert:

    1 Lis Jacobsens Studie bildete neben anderen Abhandlungen zum Eggja-Stein die Grundlage eines für mich unvergesslichen Hauptseminars unter der Leitung von Edith Marold, das mir die Augen für „mögliche“ und „unmögliche“ runologische Lesungs- und Deutungsverfahren geöffnet und meine Auffassung von Runologie als sprachwissenschaftlicher Disziplin nachhaltig geprägt hat. Dafür möchte ich ihr mit diesem Beitrag ganz herzlich danken. 2 Aus Platzgründen kann hier nicht auf Olsens Gesamtinterpretation des Eggja-Steins eingegangen werden. Als Beispiel für seine „externe“ Interpretationsmethode mag jedoch seine Deutung des Steins von Barmen (N KJ 64) mit der Inschrift ekþirbijazru dienen: Ausgehend von der ungewöhnlichen Form der letzten Rune (die inzwischen einhellig als u-Rune gelesen wird) und deren formaler Ähnlichkeit mit einem Schafsohr interpretiert Olsen die Inschrift als Warnung an Schafdiebe und untermauert

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     Christiane Zimmermann

    Dette Arbejde [= Magnus Olsens egen Tolkning af Eggjum-Stenen] er, so vi skal se, af en særlig Art, idet hele Vægten i Tolkningen ligger i en Forestillingskreds udenfor Indskriften, et Tankerige, som Forfatteren er naaet til ad andre Veje end gennem Indskriftens Ord. […]. Den […] er – som Burg skrev ved Tolkningens Fremkomst – „in wesentlichen stücken intuitiv“ […]; selv har Magnus Olsen udformet Princippet i denne moderne Tolkningskunst i flg. utvetydige Ord: „man maa [ved en Runetolkning] være forsigtig med at bygge et helhedssyn væsentlig paa den sproglige tolkning af enkeltafsnittene. Det gjælder om u d e n f r a at belyse indskriften som en helhed. (Jacobsen 1931, S. 13)

    Gegen Olsens „externe“ Interpretationsmethode grenzt Jacobsen in der Folge ihre eigene „interne“ Methode ab: Jeg har imidlertid […] ment, at det ikke vilde være uden Interesse at prøve – ogsaa overfor Eggjum-Indskriften – den jævne gammeldags filologiske Fremgangsmaade, som passende modsat den „externe“ kunde benævnes den „interne“, idet den bygger Tolkningen op indefra; den tager ikke i Betækning „at bygge et helhedssyn væsentlig [ja, udelukkende] paa den sproglige tolkning af enkeltafsnittene“ […] og den mener, at det, det gælder om, ikke er „at belyse indskriften som en helhed udenfra“, men paa Grundlag af den sproglige Tolkning af Enkeltafsnittene at sammenfatte Helheden. (Jacobsen 1931, S. 14)

    In Lis Jacobsens Kritik an Magnus Olsen und ihrer Gegenüberstellung von „interner“ vs. „externer“ Interpretation zeichnen sich bereits die Pole der Argumentation ab, die in der Folge die Auseinandersetzung um den „richtigen“ Interpretationsweg prägen. Sie steht am Beginn einer Reihe kritischer Äußerungen, in denen die Wissenschaftlichkeit einer Vielzahl „runologischer“ Deutungen in Zweifel gezogen und eine solidere methodische Basis gefordert wird, ebenso wie größere Transparenz der Darstellung und eine klarere Unterscheidung zwischen Fakten, wohlbegründeten Annahmen und purer Spekulation. Auch wenn dabei stets die Wissenschaftlichkeit der „internen“ Interpretationsmethode hervorgehoben wird, rückt in den letzten Jahren die Bedeutung des „Kontextes“ für das Verständnis und die Deutung von Runeninschriften erneut in den Vordergrund der Diskussion. Auch in die gängigen runologischen Einführungswerke der letzten Jahre hat der Kontext der Runeninschriften in vielfältiger Weise Eingang gefunden: Sei es in Form eines einführenden Hinweises wie etwa bei Barnes (2012, S. 4) „Runic inscriptions are much more than texts. The type of object bearing the inscription will often hold a clue to the interpretation of the message; size, shape and material can all influence layout; runes may owe their particular appearance, and words their spelling to the condition of the surface into which the inscription is carved; and so on.“ Oder sei es als Schritt eines Analyseweges „[v]om Fund zur Deutung“ (vgl. Düwel 2008, S. 16  f.): „Aber auch der außerschriftliche Kontext ist für die Analyse und Deutung von Belang. Er erstreckt

    seine Deutung mit einem Exkurs über die Bedeutung des Schafsohrs (mit der dort befindlichen Eigentumsmarkierung) für den Schafdiebstahl und bei dessen Bestrafung (Olsen 1936, Fazit S. 31–36).

    

    Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze 

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    sich einmal auf die Beziehung der Inschrift zu ihrem Träger […]. Zum anderen ist die Beziehung des Inschriftenträgers zum gleichzeitigen kulturellen Milieu zu klären […] [und zu] naturräumliche[n] Gegebenheiten […].“ Die Bedeutung des Kontextes für die Interpretation von Runeninschriften war zuletzt auch Thema des siebten internationalen Runensymposiums in Oslo. Lisbeth Imer (2010) arbeitete hier in ihrem Vortrag „Defining Contexts“ den Unterschied zwischen „externen“ und „internen Kontexten“ heraus, wobei „interne Kontexte“ in Verbindung mit der Lesung einer Inschrift zu sehen seien und diese beeinflussen, wie z.  B. die Fragmentierung oder Abnutzung des Inschriftträgers, „externe Kontexte“ dagegen in Verbindung mit der Interpretation der Inschrift stehen und u.  a. das Objekt, die Position der Inschrift auf dem Objekt, das Material oder auch die Herkunft und die Datierung umfassen. „Intern“ und „extern“ sind Begriffe, die auch Sonia Steblin-Kamenskaya (2010) verwendet, allerdings ausschließlich in Bezug auf Faktoren, die die Interpretation beeinflussen sollten. Jan Ragnar Hagland (2010) wiederum differenziert zwischen „immediate context“, „implied context“ und „imagined context“. Damit grenzt er kontextuelle Fakten gegen die darauf aufbauende Interpretation ab, sowie gegen die Übertragung dieser Interpretation auf andere, kontextlose Objekte. Diese Auswahl veranschaulicht zum einen die Kontinuität einer Opposition „intern“ vs. „extern“, sie zeigt aber auch, dass die damit verbundenen Konzepte recht unterschiedlicher Natur sind, die Begriffe damit an Aussagekraft einbüßen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die jeweiligen Begriffsbildungen stärker auf Beispielen aus der Interpretationspraxis beruhen, als dass ihnen ein theoretisch-methodisches Gerüst des Interpretationsprozesses zugrunde läge. Wo aber wäre ein solches Grundgerüst für die Frage nach dem Wie der Interpretation von Runeninschriften zu finden, das auch dem Kontext der Inschriften eine theore­tisch klar umrissene Rolle zuschreibt? Die Antwort liegt in der Natur der Runeninschriften selbst. Da es sich bei den Runeninschriften um sprachliche Erzeugnisse handelt, die Runologie eine sprachwissenschaftliche Disziplin ist (vgl. die Diskussion um die fachwissenschaftliche Verortung der Runologie bei Spurkland 1987, Peterson 1995 oder Lerche Nielsen 1997), kann die Frage nach der Interpretation und damit nach der ‚Deutung‘ oder ‚Zuweisung von Bedeutung‘ nur im Rückgriff auf die Sprachwissenschaft beantwortet werden. Die Semantik, die sprachwissenschaftliche ‚Bedeutungslehre‘, die sich traditionell mit der Theorie, Analyse und Beschreibung der wörtlichen Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken befasst, deckt im Hinblick auf die Bestimmung der Bedeutung jedoch nur einen begrenzten, systemlinguistisch determinierten Bereich ab. Nach der sog. pragmatischen Wende in der Sprachwissenschaft ist die Bedeutung einer sprachlichen Äußerung nicht mehr über eine kontextunabhängige, ausschließlich lexikalisch-semantische Analyse zu erfassen. Der Kontext einer Sprachäußerung trägt zu ihrer Bedeutung bei und modifiziert die lexikalisch-semantische Bedeutung in unterschiedlicher Weise. Damit wird der Gebrauch der sprachlichen Äußerung,

    432 

     Christiane Zimmermann

    ihre Funktion im kommunikativen und situativen Zusammenhang zu einem maßgeblichen Faktor bei der Bedeutungsbestimmung. Nur auf diesem Wege sind, ausgehend von den Sprachquellen, auch Aussagen über  – im vorliegenden Fall  – die Verwendung der Runenschrift und über die Funktionen der runischen Schriftlichkeit in den historischen Gesellschaften möglich: All dies ist Teil einer sprachwissenschaftlichen Disziplin Runologie. Die linguistische Pragmatik bildet so die geeignete Plattform und liefert das theoretisch-methodische Gerüst, in dessen Rahmen Text und Kontext einer Runeninschrift (= einer sprachlichen Äußerung) als Teile eines integrativen Verfahrens die sprachwissenschaftliche Zuweisung von Bedeutung steuern. Für den Prozess der Interpretation einer Runeninschrift setzt dies die möglichst vollständige Erfassung bzw. Rekonstruktion der ihr zugrunde liegenden Kommunikationssituation voraus, in Ergänzung zur syntaktisch-semantischen Analyse der sprachlichen Äußerung selbst: Ausgehend vom sprachlichen Kommunikations­ modell zählen hierzu die Komponenten Nachricht, Sender und Empfänger, deren soziale Relation und die Kommunikationssituation selbst. Da es sich bei den Runeninschriften um Produkte einer schriftsprachlichen ­Kommunikation handelt, sind darüber hinaus die besonderen Bedingungen dieser ­Kommunikationsform zu berücksichtigen.3 Folgende theoretische Vorannahmen fließen dabei mit ein (vgl. dazu grundsätzlich Ehlich 1994): Ausgehend von den Modellen zur sprachlichen Kommunikation, die an mündlichen face-to-face Kommunikationssituationen ausgerichtet sind, ist die schriftsprachliche Kommunikation im Allgemeinen durch einen doppelten Dissoziationsprozess gekennzeichnet: Zum einen wird die Kopräsenz von Sender und Empfänger aufgelöst und mit ihr auch deren soziale Relation in der Kommunikation, i.  e. der soziale Kontext; zum anderen findet eine Loslösung von der konkreten Kommunikationssituation, i.  e. dem situativen Kontext statt. Dadurch können relevante Informationen verloren gehen, Informationen die u.  a. durch paralinguistische Parameter wie Intonation, Sprechtempo, Mimik oder Gestik transportiert werden. Oder auch Informationen, die durch bestimmte soziale und situative Gegebenheiten während der Interaktion zur Verfügung stehen. Die Ermittlung der Bedeutung kann durch das Fehlen dieser Faktoren gestört sein, prinzipiell muss hier jedoch mit verschiedenen Graden von Dissoziiertheit gerechnet werden. Die Veränderungen im Kommunikationsmodell und der Verlust der genannten Informationen werden jedoch durch Transferprozesse aufgefangen und kompensiert. Bei diesem Vorgang übernehmen neue Parameter innerhalb des Mediums der Schriftlichkeit die Funktionen der nun fehlenden Indikatoren der mündlichen Kommunikation. Zu diesen neuen Parametern zählen die Anordnung des Textes im Schriftraum,

    3 Diese besonderen Rahmenbedingungen der schriftsprachlichen Kommunikation blieben auch in dem einzigen bisher vorgelegten, theoretisch fundierten Interpretationsmodell von Rune Palm (2001) unberücksichtigt.

    

    Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze 

     433

    die typographische Gestaltung und die Zugänglichkeit der schriftsprachlichen Äußerung zusammen mit deren situativem und sozialem Kontext, sowie die Kollokation von textbegleitenden Zeichen und die Materialität des Schriftträgers. Besonders letzteres kann für die runische Epigraphik eine große Rolle spielen, da hier häufig keine neutralen Schriftträger, sondern „bedeutungstragende“ Objekte genutzt werden, die einen bestimmten Platz, eine bestimmte Funktion in der materiellen Kultur der jeweiligen Gesellschaft einnehmen. Die Bestimmung der Gesamtbedeutung und damit auch der gesellschaftlich-kommunikativen Funktion(en) der Runeninschriften setzt daher die Analyse des gesamten runischen Monumentes in seinem Kontext voraus. Dazu gehören alle auf dem Runendenkmal bewusst angebrachten Zeichen: Zum einen sind dies die runischen Zeichen oder Graphe, sofern vorhanden aber auch die nicht-runischen Schriftzeichen; diese bilden den Text/die Texte auf den/die sich die formalen und syntaktisch-semantischen Untersuchungen richten. Darüber hinaus gehören dazu aber auch die text­ begleitenden Zeichen: Hier kann differenziert werden zwischen Zeichen mit Referenzfunktion, wie z.  B. verschiedenartigen ikonographischen Elementen, und Zeichen mit vorwiegend ornamentaler Funktion. Letztere können an Bedeutung gewinnen, wenn sie den Schriftraum gestalten und so textuelle Funktionen übernehmen. Unabdingbar sind darüber hinaus Daten zum situativen und sozialen Kontext und zur Materialität der runischen Monumente. Die Einheit all dieser Daten kann in Abgrenzung gegen den Textbegriff als Kommunikat bezeichnet werden, d.  h. als „Gesamtmenge der in einer kommunikativen Interaktion auftretenden Signale“ (vgl. Adamzik 2002). Ausgehend von diesen Vorannahmen sollte die Bedeutungsbestimmung von runischen Schriftdenkmälern grundsätzlich folgende Bereiche umfassen: 1. das sprachliche Gebilde Text (vgl. auch die Schritte lexikalisering, strukturering, propositionalisering bei Palm 2001), mit: a) der Beschreibung der syntaktisch-semantischen Textstruktur: Diese zielt darauf ab, die lexikalisch-semantische Bedeutung der Inschriften zu erfassen, die Inschriften untereinander vergleichbar zu machen, auf der Basis identischer Strukturen formelhaft geprägte Inschriftenreihen zu ermitteln und durch zentrale lexikalische Einheiten Textthemen, Kommunikations­ bereiche und Textklassen bzw. Textsorten zu bestimmen (s. dazu auch unten); b) der morphosyntaktischen Analyse zentraler lexikalischer Einheiten: Das Nameninventar und eine Vielzahl komplexer Lexeme der runischen Texte sind durch strukturelle Merkmale gekennzeichnet, die auf spezifische sprachliche Register hinweisen, wie z.  B. durch besondere Wortbildungs­ formationen aus der poetischen Sprache oder hypokoristische Bildungen, und damit eine besondere Markierung und Fokussierung bestimmter Inschriftenabschnitte bewirken; c)  der Bestimmung möglicher pragmatischer Äußerungsmerkmale, die die Textfunktion anzeigen und die Zuordnung zu einer Textklasse bzw. Textsorte ermöglichen (vgl. Adamzik 2000; Brinker 2000; s. dazu auch unten);

    434 

     Christiane Zimmermann

    Abb. 1: Runisches Kommunikat (zum Begriff Kommunikat vgl. Adamzik 2002)

    2. die typographische Gestaltung und die Anordnung der Zeichen im Textraum (vgl. dazu auch Bianchi 2010): Diese können in verschiedenster Weise zur Fokussierung bestimmter Textaussagen dienen und damit Funktion und Bedeutung des Kommunikats indizieren. Bei der Anordnung können verschiedene Komponenten zusammenwirken, zum einen a) die Anordnung von Textteilen in verschiedenen Abschnitten des Textraumes, zum anderen b) die Anordnung von Textteilen in besonderer Relation zu textbegleitenden Zeichen, und schließlich c) die Anordnung des Textes im Hinblick auf die Sichtbarkeit und Lesbarkeit durch die Öffentlichkeit; 3. die textbegleitenden Zeichen: Diese können unterschieden werden in Zeichen mit vorwiegend ornamentaler Funktion, die der Abgrenzung und Gestaltung des Schriftraumes dienen und in Zeichen mit Referenzfunktion. Unter den Zeichen mit Referenzfunktion wären zum einen a) die Trennzeichen zu nennen, die der Textgliederung und Strukturierung dienen (vgl. bereits Jörgensen 1973), zum anderen b)  Abbildungen oder Symbolzeichen für Personen, Tiere, Gegenstände oder Konzepte: diese können einen Beitrag zur Themen- und Funktionsbestimmung des Kommunikats leisten; 4. den Zeichenträger selbst (vgl. dazu auch Herschend 2001), unter Berücksichtigung: a) seiner Materialität, die in unterschiedlicher Weise auf die Gültigkeitsdauer eines Kommunikats verweisen kann. Bestimmte Materialien wie Gold,

    

    Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze 

     435

    Silber, Bronze oder Blei führen zudem soziokulturelle Implikationen mit sich, die Rückschlüsse auf den Status des Objektbesitzers zulassen können. Eine große Rolle spielt darüber hinaus auch b) die soziokulturelle Funktion des Zeichenträgers, da die Objekte neben ihrer materiellen Seite auch durch ihre Funktion und Bedeutung im kulturellen Kontext markiert sind. Schließlich darf auch c) der Anbringungszeitpunkt der Zeichen auf dem Zeichenträger nicht vernachlässigt werden: Dieser kann als Anzeiger des situativen Kontextes des sprachlichen Ausdrucks dienen und als Indikator für die Bestimmung von Thema und Funktion des Kommunikats; 5. der weitere soziale und situative Kontext, z.  B. durch die Einbindung des runischen Denkmals in bestimmte archäologische Befunde oder die Platzierung in der Landschaft u.  Ä. All diese Analysebereiche zeigen deutlich, dass ein monodisziplinäres Vorgehen bei der Interpretation nicht zum gewünschten Ziel führen kann. Die Bereiche, die für die Gesamtanalyse von Bedeutung sind, sind traditionell Gegenstand verschiedener Forschungsdisziplinen. Die Interpretation der runischen Schriftdenkmäler wird dadurch zu einem interdisziplinären Verfahren, zu dem neben der Sprachwissenschaft und deren unterschiedlichen Forschungsfeldern und verschiedenen philologischen Disziplinen auch Archäologie, Kunstgeschichte, weitere historische Disziplinen und auch die Materialwissenschaften beitragen – um nur eine erste Auswahl zu nennen. Dabei steuert jedoch die zugrunde gelegte sprachwissenschaftliche Theorie und das darauf aufbauende Analysemodell den Beitrag, den die Einzeldisziplinen leisten, Daten, die ihrerseits wiederum das Resultat eigener, theoretisch basierter Interpretationsprozesse darstellen.

    Abb. 2: Interdisziplinarität der sprachwissenschaftlichen Disziplin Runologie

    436 

     Christiane Zimmermann

    B Methodische Ansätze und Schritte runologischer Interpretation Das oben skizzierte theoretische Gerüst macht deutlich, dass der Ausgangspunkt bei der Ermittlung der Bedeutung und kommunikativen Funktion(en) der runischen Kommunikate stets der Text des Kommunikats sein sollte. Dabei werden die runischen Texte im Rahmen der textgrammatischen und pragmalinguistischen Analyse als Exemplare einer näher zu charakterisierenden Textklasse bzw. Textsorte beschrieben. Als Grundlage für die Aufstellung einer konsistenten Texttypologie wird in der Sprachwissenschaft im Allgemeinen die Textfunktion als Basiskriterium herangezogen. Der Begriff der Textfunktion kann mit dem Begriff der Illokution aus der Sprechhandlungstheorie gleichgesetzt werden. Ebenso wie die Illokution die kommunikative Handlung bestimmt, die mittels einer sprachlichen Äußerung durchgeführt wird, so gilt dies auch für die Textfunktion und den kommunikativen Zweck im Hinblick auf einen Text bzw. ein Kommunikat. Dabei wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass einem Text oder Kommunikat eine zentrale Funktion zugeordnet werden kann, die auf der Basis verfügbarer Funktionsindikatoren ermittelt werden kann. Diese Indikatoren können nun wiederum textueller wie kontextueller Natur sein (vgl. dazu mit weiteren Details und Beispielen Zimmermann 2010): Zu den aussagekräftigsten textuellen Indikatoren sprachlicher Art zählen die explizit performativen Formeln, die im Kern ein performatives Verb enthalten, das die kommunikative Funktion der Äußerung unmittelbar anzeigt; dazu zählen aber auch bestimmte Satztypen oder Satz­struk­ turen, die z.  B. durch den Einsatz eines bestimmten Modus gekennzeichnet sind (vgl. dazu mit weiteren Details und Beispielen Zimmermann 2006). Textuelle Indikatoren nichtsprachlicher Art können darüber hinaus in der Gliederung und Anordnung eines sprachlichen Textes gegeben sein. Kontextuelle Indikatoren schließlich umfassen die Zeichen außersprachlicher Art, die den Text begleiten, sowie dessen kontextuelle, i.  e. soziokulturelle und situative Einbettung. In Anlehnung an die Illokutionstypologie von Searle (1976) lassen sich auf Grundlage der Textfunktion fünf übergeordnete Textklassen unterscheiden: die Repräsentativa, Direktiva, Kommissiva, Expressiva und Deklarativa (vgl. Brinker 2000; Heinemann 2000). Weitere textuelle und kontextuelle Merkmale können herangezogen werden, um innerhalb dieser Gruppen eine weitere Differenzierung nach z.  B. thematischen Textsorten zu etablieren. Grundlage bildet in allen Fällen die fundierte Beschreibung und Analyse aller oben genannter Merkmale der Kommunikate. Im Folgenden soll das methodische Vorgehen anhand verschiedener Beispiele, allen voran des Steins von Rö, kurz skizziert werden. Die Inschrift auf dem Stein von Rö, Bohuslän, Schweden (Bo KJ 73) wurde im Jahr 1919 entdeckt. Der Stein mit der runischen Beschriftung befand sich in einer zu einem Hof gehörigen Steinmauer. Der ursprüngliche Kontext des Steins lässt sich aufgrund fehlender historischer Fundüberlieferung nicht rekonstruieren. Die Form des Steins legt jedoch nahe, dass er

    

    Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze 

     437

    Abb. 3: Stein von Rö (Bo KJ 73) (Photo: John-Björn Huber, SHM, Quelle: http://kulturarvsdata.se/ shm/media/24398)

    zur Aufstellung geeignet war. Nach derzeitigem Forschungsstand kann aufgrund der Sprachformen sowie einiger Runenformen eine Datierung um 400 erwogen werden (vgl. Imer 2011, S. 184; Nielsen 2000, S. 165; Krause 1966, S. 170). Die in vier Zeilen angeordnete Inschrift ist durch Absplitterungen an der Oberfläche zwar gestört, mit Ausnahme einer kurzen Passage kann sie jedoch recht sicher transliteriert und sprachlich analysiert werden. Sie lautet: ekhra(*)azsatid(o)[*](t)ain[ (swa)baharja(z)                             an(a)(**)[…](*) s(*)irawidaz […](s)tainawarij(azf)ahido

    In der letzten Zeile sind vor den erkennbaren Zeichen vermutlich 1–2 Runen nicht mehr erhalten. Aufgrund der Form des Verbs (f)ahido am Ende der Zeile und der parallelen Satzstruktur in Zeile 1 wird hier üblicherweise ek, ‚ich‘ ergänzt. Auf Höhe von Zeile 2, jedoch in gewissem Abstand zu (swa)baharja(z) (= Abschnitt  2a) und

    438 

     Christiane Zimmermann

    unmittelbar unterhalb der Sequenz [*](t)ain von Zeile 1 befinden sich einige weitere Runenzeichen (= Abschnitt 2b), deren Erhaltungszustand jedoch keine sichere Transliteration und damit auch keine sprachliche Deutung zulässt. Die lesbaren Abschnitte der Inschrift lassen sich in einem ersten Schritt sprachlich ohne große Schwierigkeiten Lexemen zuordnen, die auch andernorts in den germanischen Sprachen belegt sind (vgl. dazu Krause 1966, S. 168–170); sie lassen sich zudem zu zwei deutlich erkennbaren Satzstrukturen zusammenstellen. Der mittlere Teil der Inschrift bleibt syntaktisch jedoch weitgehend unklar. Eine deutsche Übersetzung des Textes könnte lauten: ‚Ich, Hrazaz/Hraþaz, setzte den Stein … Swabaharjaz … Sairawidaz [Ich], Stainawarijaz, malte/schrieb.‘

    Die Bestimmung der Textfunktion und damit auch der weiteren Bedeutung der Runeninschrift sowie des gesamten Denkmals (= Kommunikats) kann sich nun in einem zweiten Schritt auf die beiden Verben in der 1. Person Singular Präteritum Indikativ, i.  e. satid(o) und (f)ahido, stützen, die als textuelle Indikatoren fungieren. Sie deuten auf eine repräsentative Funktion des Textes. Inhaltlich werden zum einen die Steinsetzung, zum anderen die Anbringung der Runen als vergangene Handlungen thematisiert. Beide Handlungen lassen sich im Hinblick auf die Errichtung des Gesamtmonumentes in eine und-Relation setzen, so dass die Textfunktion, gestützt auf diese sprachlichen Indikatoren, als Informationsfunktion bezüglich der Errichtung des Monumentes beschrieben werden kann. Unberücksichtigt blieben bei der bisherigen Betrachtung die Textsequenzen (swa)baharja(z) und s(*)irawidaz, die grammatikalisch als Formen im Nominativ Singular klassifiziert werden können. Die Relation zu den beiden satzartigen Sequenzen wird sprachlich nicht angezeigt. Allerdings finden sich textuelle Indikatoren nichtsprachlicher Art in der Anordnung der Zeichensequenzen. Die Aufteilung der Inschrift in vier Zeilen/Abschnitte untereinander, die nicht durch äußere Faktoren wie die Objektform begründet ist, suggerieren eine Gliederung des Textes in vier getrennte, möglicherweise thematische Abschnitte, von denen der erste und der letzte jeweils verschiedene Aspekte der Errichtung des Monumentes (s.  o.) thematisieren.4 Da die Inschrift auf dem Stein von Rö  – nach den zu Beginn festgelegten Vorannahmen  – grundsätzlich als Realisierung einer bestimmten Textklasse/Textsorte aufgefasst werden kann, kann es hilfreich für die Analyse einzelner Abschnitte sein,

    4 Dabei ist es hier und im Folgenden unerheblich, ob Abschnitt 2b als Ergänzung von Zeile 1 oder als Fortführung von Zeile 2a verstanden wird; für beide Lesarten gäbe es räumliche wie auch textstrukturelle Argumente. Die vorliegende Argumentation bleibt davon jedoch unberührt.

    

    Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze 

     439

    andere Textexemplare zum Vergleich heranzuziehen, die dem vorliegenden Beispiel in textlich-struktureller Hinsicht möglichst ähnlich sind. Dies sind die vor allem in Schweden in großer Zahl überlieferten sog. Memorialinschriften. Eine Vielzahl dieser Inschriften zeichnet sich durch eine thematische Struktur aus, die die Errichtung eines Monumentes, die Dedikation an eine Person, eine anschließende Charakterisierung der Person, sowie eine Signatur umfassen. Exemplarisch kann hier der Stein von Amnö (U 699) genannt werden (Transliteration und Transkription nach SRI 8, S. 220): [ikilaif * let * r]as[a * st-- at * bruna * boanta *] s[in] * h(a)n : (u)arþ [*] tauþr * a t[an](m)(a)rku * i huita*uaþum [* bal]i * [-r]ist… Ingilæif let ræisa stæin at Bruna, boanda sinn. Hann varð dauðr a Danmarku i hvitavaðum. Balli risti.

    Abb. 4: Stein von Amnö (U 699) (Quelle: SRI 8, S. 220)

    440 

     Christiane Zimmermann

    In der Gegenüberstellung der Inschriften (vgl. Tabelle 1) zeigt sich, dass beide Texte die gleiche thematische Klammerstruktur aufweisen: Am Beginn und am Ende des Textes wird die Errichtung des Monumentes thematisiert, zu Beginn die Errichtung des Steins, am Ende die Fertigung der Inschrift (= Signatur). Beide Texte weisen zudem eine differenzierte Anordnung im Textraum auf, die den Vergleich der verbleibenden Inhaltsabschnitte zusätzlich stützt. Tab. 1: Gegenüberstellung der Inschriften von Amnö (U 699) und Rö (Bo KJ 73) Stein von Amnö (U 699)

    Thema

    Stein von Rö (Bo KJ 73)

    [ikilaif * let * r]as[a * st-- at *

    [Errichtung Stein]

    ekhra(*)azsatid(o)[*](t)ain[

    bruna * boanta *] s[in]

    [Dedikation]

    (swa)baharja(z)

    * h(a)n : (u)arþ [*] tauþr * a t[an](m)(a)rku * i huita*uaþum

    [Charakterisierung]

    s(*)irawidaz

    [* bal]i * [-r]ist…

    [Signatur/Fertigung Inschrift]

    […](s)tainawarij(azf)ahido

    Dt. Übersetzung: ‚Ingileif ließ den Stein errichten, für Brúni, ihren Ehemann. Er starb in Dänemark in „weißen Kleidern“. Balli ritzte.‘



    Dt. Übersetzung: ‚Ich, Hrazaz/Hraþaz, setzte den Stein … Swabaharjaz … Sairawīdaz [Ich], Stainawarijaz, malte/schrieb.‘

    Aus der Gegenüberstellung der Inschriften lässt sich nun für die Abschnitte (swa)baharja(z) und s(*)irawidaz auf dem Stein von Rö (Bo KJ 73) eine Identifikation mit den Abschnitten Dedikation und Charakterisierung nahelegen. Auch sprachlich spricht einiges für eine solche – auf der thematischen Struktur des Textes und dessen Anordnung im Textraum gründende – Gleichsetzung: Swābaharjaz stellt einen weit verbreiteten Personennamen im Nominativ Singular dar, im grammatikalischen Kongruenzverhältnis dazu steht s(*)irawidaz, ein Adjektiv, das von den meisten Forschern funktional als Adjektivattribut sairawīdaz gedeutet wird, das den Swābaharjaz als jemanden mit ‚weiten Wunden‘ charakterisiert (vgl. z.  B. Krause 1966, S.  168  f.). Das Lexem sairawīdaz ‚weitwundig‘ ist morphosyntaktisch zudem stilistisch markiert, vergleichbare sprachliche Verbindungen sind z.  B. in der altisländischen Prosaliteratur und in der älteren Heldendichtung, konkret, im Nibelungenlied belegt (vgl. Nachweise bei Krause 1966, S. 168). Diese poetische Stilisierung und damit sprach­ liche Hervorhebung des Abschnittes der Charakterisierung der verstorbenen Person

    

    Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze 

     441

    hat auch in den jüngeren schwedischen Steininschriften zahlreiche Parallelen, so dass die getroffenen Analogieschlüsse dadurch zusätzliche Bestätigung finden. Folgt man diesen aus dem Textvergleich abgeleiteten Schlüssen, kann der Text der Inschrift auf dem Stein von Rö grundsätzlich als sprachlich entschlüsselt, das Kommunikat  – auf Basis der verfügbaren Daten  – als interpretiert gelten. Die vorliegende Analyse zeigt zudem, dass keine Notwendigkeit besteht, die Reihenfolge der Zeilen in der Interpretation zu verändern, wie dies in Nachfolge von von Friesen (1924, S. 12) in der Forschung häufig praktiziert wurde (vgl. z.  B. Krause 1966, S. 170; Antonsen 1975, S.  43; Jansson 1984, S.  19)5. Eine der wenigen Ausnahmen bildet Musset (1965, S. 358), der in seinem kurzen Inschriftkommentar einige der oben aufgezeigten Struktur­parallelen bereits andeutet: „Si la composition générale paraît claire – le texte commence par une «rejserformel» et finit par une «risterformel» – la partie médiane reste fort obscure.“ Hinsichtlich der zentralen Funktion des Kommunikats fallen die durch die ek-Markierung  – möglicherweise in zwei Fällen  – hervorgehobenen satzartigen Abschnitte am deutlichsten ins Gewicht. Andere Marker, die einen anderen Kommunikationsfokus, z.  B. auf der Dedikation oder der Charakterisierung der Person anzeigen würden, stehen für den Stein von Rö nicht zur Verfügung. Die räumliche Anordnung des Textes gibt hierzu keine weiteren gesicherten Hinweise. Die Zeilen 2 und 3 scheinen im Vergleich zu den beiden satzartigen ek-Äußerungen zwar eingerückt, ob dies als Hervorhebung verstanden werden darf, ist ohne sichere Vergleichsfälle jedoch nicht weiter für die Interpretation nutzbar;6 auch bliebe die Frage zu klären, wie die beiden Verfahren (sprachliche ek-Auszeichnung einer Teilaussage des Textes vs. räumliche Einrückung von Textzeilen sowie eventuell die poetische Stilisierung einzelner Abschnitte) gegeneinander abzuwägen wären.

    5 Von Friesen hebt schon zu Beginn seiner Lesung/Deutung den unterschiedlichen Duktus der Zeilen/Abschnitte 1 und 2b gegenüber 2a hervor, sowie die Tatsache, dass Zeile 2 im Vergleich zu Zeile 1 weiter eingerückt vom Rand des Steins beginnt, an gleicher Position wie Zeile 3. Damit ist für ihn bereits vor einer differenzierten sprachlichen und strukturellen Analyse des Textes klar: „För ristaren har sw[a]baharjaR uppenbarligen framstått som en mycket väsentlig del av det han ville meddela på stenen. sw[a]baharjaR är inskriftens första led.“ (von Friesen 1924, S.  12). Diese herausragende Bedeutung schreibt er auch der Zeile 3 zu, obwohl die Runen dort sich wiederum in ihrem Duktus von Zeile 2 unterscheiden. Dass Zeile 4 dann [vermutlich] erneut auf der Höhe von Zeile 1 beginnt, lässt er dagegen unerwähnt und leitet eine Lesefolge der Zeilen 2a, 3, 4, 1, 2b ab. Krause (1966), Antonsen (1975) und Jansson (1984; mit Abweichung bei Zeile 2b) folgen von Friesens Ergebnis ohne erkennbare kritische Abwägung der Argumente. 6 Ähnlichkeiten in der Anordnung wären allenfalls bei der Inschrift auf dem Stein von Stentoften (DR 357; KJ 96; DK Bl 3) gegeben. Hier sind die Zeilen 3–6, die alle mit einem Graph h beginnen, gegenüber den Zeilen 1–2, die beide mit den Graphen n beginnen, scheinbar eingerückt. Die Inschrift von Rö zeigt zwar ebenfalls dieselben Graphe s am Beginn von Zeile 2 und 3, sowie möglicherweise zweimal die Graphe e am Beginn der Zeilen 1 und 4, die dadurch entstehende klammerartige Anordnung ist bei Stentoften jedoch nicht gegeben. Die Inschrift kann somit nicht als direkter Vergleichsfall dienen.

    442 

     Christiane Zimmermann

    Textbegleitende Zeichen mit Referenz- oder ornamentaler Funktion sind nicht vorhanden, ebenso wenig ist der ursprüngliche situative Kontext des Kommunikats von Rö ermittelbar. Indikatoren, die der bisherigen funktionalen und thematischen Einordnung widersprechen oder diese bestätigen würden, sind aus diesen Parametern daher nicht zu gewinnen. Die Sichtbarkeit und Materialität des Objektes weisen jedoch insgesamt auf einen öffentlichen Kommunikationsakt hin, der von Bestand sein sollte. Bei den bereits zum Textstrukturvergleich herangezogenen jüngeren Memorial­ inschriften lassen sich in anderen Fällen aus den Parametern Anordnung, text­beglei­ tende Zeichen und situativer Kontext jedoch wertvolle Daten gewinnen, die jenseits der stereotypen Textstruktur verschiedenartige Funktionen und kommunikative Schwerpunkte für die runischen Kommunikate anzeigen. Die folgenden Beispiele sollen die grundsätzliche Relevanz dieser Analyse­ bereiche knapp gebündelt herausstellen, ohne eine vollständige Interpretation der Inschriften zu leisten. Der Stein von Skårby 1 (DR 280; DK Sk 52) trägt die Inschrift: : kaulfR : auk : autiR : þaR : sautu : stain : þans(i) : aftiR : tuma : bruþur : sia : | i(R) ati : ku|þis:snab|n : Kāulfr ok Autir þæir sǫttu stæin þannsi æftir Tōma, brōđur sinn, er ātti Guđisnapa.

    Abb. 5: Stein von Skårby 1 (DR 280; DK Sk 52) (Photo: Roberto Fortuna, Quelle: Nationalmuseum Dänemark, http://samlinger.natmus.dk/DMR/asset/186001)

    

    Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze 

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    In deutscher Übersetzung entspräche dem: ‚Káulfr und Autir, sie setzten diesen Stein für Túmi, ihren Bruder, der Guðissnapi besaß.‘ Damit werden aus der stereotypen Textstruktur der Memorialinschriften die Errichtung des Monumentes, die Dedikation an eine Person und eine anschließende Charakterisierung der Person für die vorliegende Textrealisierung abgerufen. Die Anordnung der einzelnen Strukturabschnitte im Textraum, bei der die Passage ‚der Guðissnapi besaß‘ die zentrale Position in der Mitte des Steins einnimmt (vgl. Abb. 5), legt nahe, dass hier thematisch die Eigentumsverhältnisse hervorgehoben sind. Mittels der Anordnung des Textes wird damit die rein sprachlich-textuell basierte Klassifikation und Zuordnung zur Klasse der Repräsentativa durch diesen thematischen Fokus präzisiert. Eine ähnliche Klassifikation scheint für den schwedischen Stein von Ågersta (U 729) möglich (vgl. schon Jesch 1998). Der Text der Inschrift lautet in dt. Übersetzung: ‚Viðhugsi ließ diesen Stein für Særæif/Sigræf errichten, seinen guten Vater. Er wohnte in Ågersta. Hier soll der Stein zwischen den Höfen stehen. Derjenige, der sich gut auf Runen versteht, möge die Runen lesen, die Balli ritzte.‘ (vgl. Abb. 6)

    Abb. 6: Stein von Ågersta (U 729) (Photo: Jana Krüger)

    444 

     Christiane Zimmermann

    Die Klassifikation wird in diesem Fall durch die Betonung des situativen Kontextes des Steins (vgl. oben, hervorgehobene Textpassage im Präsens!) sowie dessen heute noch aktuellen Platz an der Grenze zwischen zwei Höfen indiziert. Das Monument thematisiert ähnlich wie Skårby 1 (DR 280; DK Sk 52) die Besitzverhältnisse. Diese thematische Hervorhebung wird auch durch die Anordnung des Textes gestützt: Viðhugsi, der neue Eigentümer von Ågersta, steht ebenso wie der Hof Ågersta an visuell prominenter Stelle in der Runenschlange, nämlich direkt im Anschluss an einen Schlangenkopf. Kaum in den Vordergrund treten in ihrer Positionierung dagegen die Errichtung des Monumentes selbst oder der Fertiger der Inschrift. Diese Textteile erscheinen in weniger augenfälligen Abschnitten der verschlungenen Schlangenkörper. Auch andere Relationen zwischen Text und begleitenden Zeichen können möglicherweise für die Beurteilung der Gewichtung einzelner Textsequenzen herangezogen werden und sind so prinzipiell als Indikatoren für eine nähere Bestimmung der Textsorte nutzbar. Der Stein von Kålland (Vg 32) zeigt eine stehende menschliche Figur, die auf das sie umgebende Schriftband zeigt, genau an der Stelle, an der die Dedikation efti x era – ‚für Erri‘ steht (vgl. Abb. 7).

    Abb. 7: Stein von Kålland (Vg 32) (Photo: Jana Krüger)

    

    Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze 

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    Eine abschließende Bewertung dieser und ähnlicher Indikatoren kann jedoch nur in einem größeren Zusammenhang erfolgen und unter Einbeziehung aller Daten, so z.  B. zum Bildprogramm insgesamt und zur Relation und Positionierung aller Bild- und Textelemente zueinander. Geht es darüber hinaus um die Aussagekraft des soziokulturellen und situativen Kontextes der runischen Epigraphik, darf auch die grundsätzliche Bedeutung der Materialität der beschrifteten Objekte nicht außer Acht gelassen werden. Diese lässt sich eindrücklich anhand der Runenfunde von Illerup aufzeigen: Die detaillierte archäologische Analyse der Schilde von Platz A hat hier drei militärische Ränge ermitteln können, die sich u.  a. anhand der Materialität der Schildbeschläge, nämlich Eisen, Bronze oder Edelmetall, zu erkennen geben (von Carnap-Bornheim  / Ilkjær 1996, S. 483). Im Fundmaterial von Illerup Platz A können auf diese Weise 5 Heerführer, 40 mittlere und 300 untere Militärränge ermittelt werden (Ilkjær 1990, S. 336  f.). Auch andere Fundgattungen  – Schwerter, Pferdegeschirrbeschläge etc.  – können je nach den verwendeten Metallen bestimmten Rängen in der Hierarchie zugeordnet werden. Waffengarnituren in nordeuropäischen Gräbern und Angaben in der antiken Schriftüberlieferung bestätigen die für Illerup vorgelegte Deutung zur inneren Heeresstruktur. Von den drei mit Runen beschrifteten Schildhandgriffbeschlägen von Illerup können auf dieser Basis zwei der Gruppe der Heerführer (i.  e. DK MJy 86 und DK MJy 87) und einer der Gruppe der mittleren Militärränge (i.  e. DK MJy 85) zugeordnet werden. Die Einbeziehung des situativen Kontextes, im vorliegenden Fall des archäologischen Befundes, scheint dagegen für die bisher vorgelegten Deutungsvorschläge zum Stein von Årstad (N KJ 58), der im Kontext eines Grabhügels gefunden wurde, eine mögliche Gewichtung nahezulegen.7 Eine Transliteration des Textes der Inschrift lautet wie folgt: hiwigaz saralu (***)wina(*)[

    Die Inschrift wird z.  B. von Krause (1966, S. 128  f.) in der Gruppe der bildlosen Bautasteine den Inschriften mit magischen Formeln zugerechnet, da die Runensequenz der zweiten Zeile den Abschnitt alu enthält. In hiwigaz sieht Krause den Beinamen des Runenmeisters, der mittels des magischen Formelwortes den Schutz des Grabes oder den Schutz der Lebenden vor dem Bewohner des Grabes bewirken solle (Krause 1966, S. 131  f.). Eine zweite Gruppe von Interpreten (Høst 1987, S. 159  f.; Grønvik 1996, S. 121) sieht dagegen in hiwigaz einen männlichen Personennamen, in saralu einen Frauen­

    7 Ich danke Ute Zimmermann für die Übersicht über die verschiedenen Deutungen zum Stein von Årstad und ihren Hinweis auf die Relevanz des archäologischen Kontextes bei der Erarbeitung der wahrscheinlichsten Interpretation.

    446 

     Christiane Zimmermann

    namen und vermutet darin die Namen der beiden Bestatteten. Eine Entscheidung zwischen den beiden Deutungen kann auf rein sprachwissenschaftlicher Basis nicht getroffen werden. Der archäologische Kontext jedoch, der im Befund die Doppel­ bestattung eines Mannes und einer Frau belegt, weist eher in Richtung einer Interpretation als doppelte Grabinschrift. Der Anbringungsort der Inschrift und der Anbringungszeitpunkt sind weitere Kontextdaten, die z.  B. für die Interpretation von Inschriften auf Reparaturplättchen wie bei der norwegischen Fibel von Tu (N KJ 15) oder der Harford Farm Brooch (vgl. z.  B. Page 1999, S. 166) herangezogen werden können. Sie setzen den Beschriftungsvorgang eindeutig in Verbindung mit der Reparatur des Objektes und ermöglichen damit eine bessere Annäherung an den ursprünglichen situativen Kontext. Für die Deutung der Futhark-Inschrift auf der Fibel von Beuchte (KJ 8) wurde zuletzt nutzbar gemacht, dass die Runenritzung im Gegensatz zur Oberfläche der Fibel sehr frisch ist und keine oder kaum Abnutzungsspuren zeigt, so dass die Anbringung der Runen kurz vor und in Verbindung mit der Grablege der Trägerin angesetzt werden könne (schriftl. Mitteilung von K. Düwel), nicht aber in Verbindung mit der Herstellung, wie dies bei einer Vielzahl anderer Fibel, u.  a. der dänischen Rosetten­ fibeln, aufgrund besonderer Konstruktionsdetails plausibel ist. Anhand dieser kurz skizzierten Beispiele wird deutlich, dass die Bedeutungsbestimmung (= Interpretation) einzelner Runeninschriften und damit auch die Entscheidung über die kommunikativen und gesellschaftlichen Funktionen der runischen Schriftlichkeit nur als interdisziplinäre Interpretation auf Basis einer systematischen Analyse aller Daten des runischen Monumentes (= Kommunikats) erfolgen kann. Die aufgezeigte Theorie und die darauf aufbauenden methodischen Schritte geben dem Interpretationsprozess die notwendige Transparenz und eine intersubjektive Überprüfbarkeit. Damit sind per se noch keine einfachen Antworten auf schwierige Fragen der Interpretation garantiert, aber eine solide sprachwissenschaftliche Basis gelegt zur Formulierung wohlbegründeter Hypothesen. Die runologische Interpretation stellt so nicht länger einen beliebigen Prozess der Bedeutungszuweisung dar, sondern, wie Lewandowski (1994, Bd. 2, S. 483) es in seinem Wörterbuch allgemein formuliert, eine „Methode des gesicherten Verstehens, die individuelles Belieben zumindest eingrenzen und Interpretationsbehauptungen intersubjektiv überprüfbar machen soll“.

    Literaturliste Adamzik, Kirsten (2000): Was ist pragmatisch orientierte Textsortenforschung? In: Adamzik, Kirsten (Hrsg.): Textsorten. Reflexionen und Analysen, S. 91–112. Tübingen. Adamzik, Kirsten (2002): Zum Problem des Textbegriffs: Rückblick auf eine Diskussion. In: Fix, Ulla / Adamzik, Kirsten / Antos, Gerd / Klemm, Michael (Hrsg.): Brauchen wir einen neuen Textbegriff? Antworten auf eine Preisfrage, S. 163–182. Frankfurt a. M.

    

    Interdisziplinäre Interpretation: Theoretische Grundlagen und methodische Ansätze 

     447

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     Christiane Zimmermann

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    Schriftenverzeichnis Edith Marold 1967 Der Schmied im germanischen Altertum. Dissertation. Wien: Universität.

    1968 Die Königstochter im Erdhügel. In: Birkhan, Helmut / Gschwantler, Otto, unter Mitwirkung von Hansberger-Wilflinger, Irmgard (Hrsg.): Festschrift für Otto Höfler zum 65.  Geburtstag, S.  351–361. Wien: Notring.

    1970 Zusammen mit Gschwantler, Otto (Hrsg.): Schriftenverzeichnis Walter Steinhauser. Dargebracht von Kollegen, Freunden und Schülern. Horn, NÖ: Berger & Söhne.

    1971 Hunwil. In: Die Sprache: Zeitschrift für Sprachwissenschaft, 17, S. 157–163. Rezension Wolf, Alois (1969): Zitat und Polemik in den ‚Hákonarmál‘ Eyvinds. In: Erben, Johannes / Thurnher, Eugen (Hrsg.): Germanistische Studien. Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft 15, S. 9–32. Innsbruck: Institut für Vergleichende Sprachwissenschaft der Universität Innsbruck. In: Sprachkunst: Beiträge zur Literaturwissenschaft, 2, S. 398–400.

    1972 Das Walhallbild in den Eiríksmál und den Hákonarmál. In: Mediaeval Scandinavia, 5, S. 19–33. Rezension Weber, Gerd Wolfgang (1969): Wyrd: Studien zum Schicksalsbegriff der altenglischen und altnordischen Literatur. Frankfurter Beiträge zur Germanistik 8. Bad Homburg v.d.H.: Gehlen. In: Germanistik: Internationales Referatenorgan mit bibliographischen Hinweisen, 13, S. 311.

    1973 Die Gestalt des Schmiedes in der Volkssage. In: Röhrich, Lutz (Hrsg.): Probleme der Sagenforschung. Verhandlungen der Tagung veranstaltet von der Kommission für Erzählforschung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde vom 27.  September bis 1.  Oktober 1972 in Freiburg im Breisgau, S. 100–111. Freiburg im Breisgau: Forschungsstelle Sage. The Presentation of the Skalds in the Islendingasögur. In: Fyrirlestrar. Alþjóðlegt Fornsagnaþing Reykjavík 2.–8. ágúst 1973, II. hefti. Reykjavík. http://sagaconference.org/SC02/SC02_Marold.pdf, besucht am 10.01.2017.

    450 

     Schriftenverzeichnis Edith Marold

    1974 „Thor weihe diese Runen.“ In: Frühmittelalterliche Studien, 8, S. 195–222. Rezension Martin, John Stanley (1972): Ragnarǫk. An Investigation into Old Norse Concepts of the Fate of the Gods. Melbourne monographs in Germanic studies 3. Assen: Van Gorcum. In: Kratylos. Kritisches Berichts- und Rezensionsorgan für indogermanische und allgemeine Sprachwissenschaft, 19, S. 195–197.

    1976 Rezension Jacoby, Michael (1974): wargus, vargr ‚Verbrecher‘, ‚Wolf‘: Eine sprach- und rechtsgeschichtliche Untersuchung. Acta Universitatis Upsaliensis. Studia Germanistica Upsaliensia 12. Uppsala: Almqvist & Wiksell. In: Kratylos: Kritisches Berichts- und Rezensionsorgan für indogermanische und allgemeine Sprachwissenschaft, 21, S. 168–172. Seifried Helbling. In: Lupi, Sergio (Hrsg.): Dizionario Critico della Letteratura Tedesca 2, S. 1078–1079. Torino: Unione Tipografico-Editrice Torinese. Sigenot. In: Lupi, Sergio (Hrsg.): Dizionario Critico della Letteratura Tedesca 2, S. 1083–1084. Torino: Unione Tipografico-Editrice Torinese. Skaldendichtung und bildende Kunst der Wikingerzeit. In: Birkhan, Helmut (Hrsg.): Festgabe für Otto Höfler zum 75. Geburtstag. Philologica Germanica 3, S. 449–478. Wien/Stuttgart: Braumüller. Virginal. In: Lupi, Sergio (Hrsg.): Dizionario Critico della Letteratura Tedesca 2, S. 1215–1216. Torino: Unione Tipografico-Editrice Torinese.

    1977 Rezension Hreinn Benediktsson (1972): The First Grammatical Treatise. Introduction. Text. Notes. Translation. Vocabulary. Facsimiles. University of Iceland publications in linguistics 1. Odense: Andelsbogtrykkeriet i Odense, und Helgi Guðmundsson (1972): The Pronominal Dual in Icelandic. University of Iceland publications in linguistics 2. Copenhagen: Fr. Bagges Kgl. Hofbogtrykkeri. In: Indogermanische Forschungen: Zeitschrift für Indogermanistik und historische Sprachwissenschaft, 82, S. 329–335.

    1978 Binnenreim. In: Beck, Heinrich / Jankuhn, Herbert / Ranke, Kurt / Wenskus, Reinhard (Hrsg.): Real­ lexikon der Germanischen Altertumskunde 3, S. 8–10. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Bjarkamál. In: Beck, Heinrich  / Jankuhn, Herbert  / Ranke, Kurt  / Wenskus, Reinhard (Hrsg.): Real­ lexikon der Germanischen Altertumskunde 3, S. 51–55. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Bogen- und Zeilenstil. In: Beck, Heinrich  / Jankuhn, Herbert  / Ranke, Kurt  / Wenskus, Reinhard (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 3, S. 174–175. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Brandopfer. In: Beck, Heinrich / Jankuhn, Herbert / Ranke, Kurt / Wenskus, Reinhard (Hrsg.): Real­ lexikon der Germanischen Altertumskunde 3, S. 402–404. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Brenna. In: Beck, Heinrich / Jankuhn, Herbert / Ranke, Kurt / Wenskus, Reinhard (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 3, S. 441–442. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Rezension Nieraad, Jürgen (1977): „bildgesegnet und bildverflucht“: Forschungen zur sprachlichen Metaphorik. Erträge der Forschung 63. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. In: Kra-

    

    Schriftenverzeichnis Edith Marold 

     451

    tylos: Kritisches Berichts- und Rezensionsorgan für indogermanische und allgemeine Sprachwissenschaft, 23, S. 40–44.

    1979 Fornaldarsaga und griechischer Roman. Fourth International Saga Conference, München, July 30th – August 4th, 1979. Institut für Nordische Philologie der Universität München: München. http://sagaconference.org/SC04/SC04_Marold.pdf, besucht am 10.01.2017.

    1980 ‚Mischsprache‘ oder Kontinuum: Die skandinavisch-deutschen Sprachbeziehungen im Mittelalter im Licht der neueren Forschungen zum Sprachenkontakt. In: Rupp, Heinz  / Roloff, Hans-Gert (Hrsg.): Akten des VI. Internationalen Germanisten-Kongresses. Basel 1980, Bd. 2. Jahrbuch für internationale Germanistik, Reihe A, Kongressberichte 8, S. 142–148. Bern/Frankfurt a.M./Las Vegas: Lang.

    1983 Kenningkunst: Ein Beitrag zu einer Poetik der Skaldendichtung. Quellen und Forschungen zur Sprachund Kulturgeschichte der germanischen Völker, N.F. 80 = 204. Berlin/New York: Walter de Gruyter.

    1984 Überlegungen zur Entwicklung der Substantiv-Flexion in den skandinavischen Sprachen. In: Gschwantler, Otto  / Rédei, Károly  / Reichert, Hermann (Hrsg.): Linguistica et Philologica. Gedenkschrift für Björn Collinder (1894–1983). Philologica Germanica 6, S. 307–330. Wien: Braumüller.

    1985 Das entführte Kind in Sage und Märchen. In: Humburg, Norbert, im Auftrag der Stadt Hameln (Hrsg.): Geschichten und Geschichte: Erzählforschertagung in Hameln, Oktober 1984, S. 61–70. Hildesheim: Lax. Das Gottesbild in der christlichen Skaldik. In: Louis-Jensen, Jonna / Sanders, Christopher / Springborg, Peter (Hrsg.): The Sixth International Saga Conference 28/7–2/8 1985: Workshop Papers I–II, S. 717–750. Copenhagen: Det arnamagnæanske Institut. http://www.sagaconference.org/SC06/SC06_Marold.pdf, besucht am 01.11.2016. Von Chrestiens Yvain zur Ivenssaga: Die Ivenssaga als rezeptionsgeschichtliches Zeugnis. In: Boyer, Régis (Hrsg.): Les sagas de Chevaliers (Riddarasögur). Actes de la Ve Conférence Internationale sur les Sagas. (Toulon, Juillet 1982). Civilisations 10, S. 157–192. Paris: Presses de l’Université de Paris-Sorbonne. Dietrich als Sinnbild der Superbia. In: Beck, Heinrich (Hrsg.): Arbeiten zur Skandinavistik: 6. Arbeitstagung der Skandinavisten des Deutschen Sprachgebietes, 26.9.–1.10.1983 in Bonn. Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik 11, S. 443–486. Frankfurt a.M./Bern/New York: Lang.

    452 

     Schriftenverzeichnis Edith Marold

    1986 Dróttkvætt. In: Beck, Heinrich  / Jankuhn, Herbert  / Ranke, Kurt  / Wenskus, Reinhard (Hrsg.): Real­ lexikon der Germanischen Altertumskunde 6, S. 194–202. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Ragnarsdrápa und Ragnarssaga: Versuch einer Interpretation der Ragnarsdrápa. In: Brogyanyi, Bela / Krömmelbein, Thomas (Hrsg.): Germanic Dialects. Linguistic and Philological Investigations. Amsterdam Studies in the Theory and History of Linguisitic Science 38, S. 427–457. Amsterdam/ Philadelphia: Benjamins.

    1987 Die norwegische Reichseinigung und die Preislieddichtung. In: Groenke, Ulrich (Hrsg.): Arbeiten zur Skandinavistik: 7. Arbeitstagung der Skandinavisten des Deutschen Sprachgebietes, 4.8.– 10.8.1985 in Skjeberg/Norwegen. Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik 18, S. 59–105. Frankfurt a.M./Bern/New York/Paris: Lang. Rezension Düwel, Klaus (1985): Das Opferfest von Lade: Quellenkritische Untersuchungen zur germanischen Religionsgeschichte. Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie 27. Wien: Halosar. In: Göttingische gelehrte Anzeigen, 239, S. 91–102.

    1988 Wandel und Konstanz in der Darstellung der Figur des Dietrich von Bern. In: Beck, Heinrich (Hrsg.): Heldensage und Heldendichtung im Germanischen. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 2, S. 149–182. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Der heidnische Wortschatz der Skaldik des 10. Jahrhunderts. In: Nordeuropa-Studien, 23, S. 56–63.

    1989 Endreim. In: Beck, Heinrich / Jankuhn, Herbert / Ranke, Kurt / Wenskus, Reinhard (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 7, S. 276–281. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Genzmer, Felix. In: Killy, Walther (Hrsg.): Literaturlexikon: Autoren und Werke deutscher Sprache 4, S. 115–116. Gütersloh/München: Bertelsmann Lexikon Verlag. Personenbeschreibung und Bedeutungsstruktur. In: Werner, Otmar (Hrsg.): Arbeiten zur Skandinavis­ tik: 8. Arbeitstagung der Skandinavisten des Deutschen Sprachgebietes, 27.9.–3.10.1987 in Freiburg i. Br. Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik 22, S. 399–425. Frankfurt a.M./Bern/New York/Paris: Lang.

    1990 Sagengestalt und Kontext: Die Hildesage in wechselnden Kontexten. In: Reichert, Hermann / Zimmermann, Günter (Hrsg.): Helden und Heldensage. Otto Gschwantler zum 60. Geburtstag. Philologica Germanica 11, S. 187–209. Wien: Fassbaender. Skaldendichtung und Mythologie. In: Pàroli, Teresa (Hrsg.): Poetry in the Scandinavian Middle Ages. Atti del 12° Congresso Internazionale di Studi sull’ Alto Medioevo, Spoleto 4–10 settembre 1988/ The Seventh International Saga Conference, Spoleto 4–10 September 1988, S. 107–130. Spoleto: Presso la Sede del Centro Studi. Rezension Nedoma, Robert (1988): Die bildlichen und schriftlichen Denkmäler der Wielandsage. Göppinger Arbeiten zur Germanistik 490. Göppingen: Kümmerle. In: skandinavistik, 20, S. 40–42.

    

    Schriftenverzeichnis Edith Marold 

     453

    1991 Lausavísur. In: Bautier, Robert-Henri (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters 5, Sp. 1765–1766. München/ Zürich: Artemis.

    1992 Rezension Kalinke, Marianne E. (1990): Bridal-Quest Romance in Medieval Iceland. Islandica 46. Ithaca/London: Cornell University Press. In: skandinavistik, 22, S. 53–55. Die Skaldendichtung als Quelle der Religionsgeschichte. In: Beck, Heinrich / Ellmers, Detlef / Schier, Kurt (Hrsg.): Germanische Religionsgeschichte: Quellen und Quellenprobleme. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 5, S. 685–719. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Schneider, Hermann. In: Killy, Walther (Hrsg.): Literaturlexikon: Autoren und Werke deutscher Sprache 10, S. 334. Gütersloh/München: Bertelsmann Lexikon Verlag. Dänisch als Schulfach. In: Neusprachliche Mitteilungen aus Wissenschaft und Praxis, 45, S. 235–236.

    1993 Málaháttr. In: Angermann, Norbert (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters 6, Sp. 161–162. München/Zürich: Artemis & Winkler. Die Färöer im Mittelalter. In: Deutsch-Färöischer Freundeskreis e.V. (Hrsg.): Die Färöer – die entfernten Inseln. Vorträge, gehalten anläßlich der Mitgliederversammlung in Kiel 1992. Schriftenreihe des Deutsch-Färöischen Freundeskreises e.V. 3, S. 7–14. Kiel: Selbstverlag des Vereins. Eyvindr Finnsson skáldaspillir. In: Pulsiano, Phillip / Wolf, Kirsten (Hrsg.): Medieval Scandinavia: An Encyclopedia. Garland Encyclopedias of the Middle Ages 1, S. 175–176. New York/London: Garland. Eiríksmál. In: Pulsiano, Phillip / Wolf, Kirsten (Hrsg.): Medieval Scandinavia: An Encyclopedia. Garland Encyclopedias of the Middle Ages 1, S. 161–162. New York/London: Garland. Merlínuspá. In: Pulsiano, Phillip / Wolf, Kirsten (Hrsg.): Medieval Scandinavia: An Encyclopedia. Garland Encyclopedias of the Middle Ages 1, S. 412–413. New York/London: Garland. Rezension Krag, Claus (1991): Ynglingatal og Ynglingesaga: En studie i historiske kilder. Studia Humaniora 2. Oslo: Norges almenvitenskapelige forskningsråd. In: skandinavistik, 23, S. 134–136. Rezension Sverrir Tómasson (1988): Formálar íslenskra sagnaritara á miðöldum. Rannsókn bókmenntahefðar. Rit 33. Reykjavík: Stofnun Árna Magnússonar á Íslandi. In: Zeitschrift für deutsche Philologie, 112, S. 138–143. Zusammen mit Glienke, Bernhard (Hrsg.): Arbeiten zur Skandinavistik: 10. Arbeitstagung der deutschsprachigen Skandinavistik, 22.–27. 9. 1991 am Weißenhäuser Strand. Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik 32. Frankfurt a.M./Berlin/Bern/New York/Paris/Wien: Lang. Die Topik der Fürstendarstellung in den Preisliedern des 10. Jahrhunderts. In: Glienke, Bernhard / Marold, Edith (Hrsg.): Arbeiten zur Skandinavistik: 10. Arbeitstagung der deutschsprachigen Skandinavistik, 22.–27.9.1991 am Weißenhäuser Strand. Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik 32, S. 96–111. Frankfurt a.M./Berlin/Bern/New York/Paris/Wien: Lang. Nýgerving und Nykrat. In: [ohne Hrsg.]: Twenty-Eight Papers Presented to Hans Bekker-Nielsen on the Occasion of His Sixtieth Birthday 28 April 1993. NOWELE, 21–22, S. 283–302. Odense: University Press.

    454 

     Schriftenverzeichnis Edith Marold

    1994 „Nagellose Masten“: Die Sage von Hamðir und Sǫrli in der Ragnardsrápa. In: Gísli Sigurðsson  / Guðrún Kvaran / Sigurgeir Steingrímsson (Hrsg.): Sagnaþing helgað Jónasi Kristjánssyni sjötugum 10. apríl 1994, 2, S. 565–579. Reykjavík: Hið íslenska bókmenntafélag. Der Skalde und sein Publikum. In: Uecker, Heiko (Hrsg.): Studien zum Altgermanischen. Festschrift für Heinrich Beck. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 11, S. 462–476. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Keramikscherbe aus Osterrönfeld. In: Nytt om Runer: Meldingsblad om runeforskning, 9, S. 16. Zusammen mit Dietz, Martina  / Zimmermann, Christiane: Das Forschungsprojekt „Runendatei“ am Nordischen Institut der Universität Kiel. In: Nytt om Runer: Meldingsblad om runeforskning, 9, S. 16. Rezension Lagman, Svante (1990): De stungna runorna: Användning och ljudvärden i runsvenska steninskrifter. Runrön 4. Uppsala: Institutionen för nordiska språk, Uppsala universitet. In: skandinavistik, 24, S. 54–55. Zur poetologischen Terminologie der Snorra Edda. In: Schottmann, Hans (Hrsg.): Arbeiten zur Skandinavistik: 11. Arbeitstagung der deutschsprachigen Skandinavistik, 8.–14. August 1993 in Sigtuna, S. 156–175. Münster: Kleinheinrich. Rezension North, Richard (1991): Pagan Words and Christian Meanings. Costerus. Essays in English and American language and literature, N.S.  81. Amsterdam/Atlanta: Rodopi. In: Mediaevistik: Internationale Zeitschrift für interdisziplinäre Mittelalterforschung, 7, S. 327–334. Dänisch in Schleswig-Holstein – Geschichte und Gegenwart. In: Rektorat der Universität Kiel/Schleswig-Holsteinischer Landtag [Red. Fischer, Karl-Rudolf] (Hrsg.): Aspekte der Minderheiten- und Volksgruppenpolitik. Eine Ringvorlesung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und des Schleswig-Holsteinischen Landtages im Wintersemester 1993/94, S. 95–102. Kiel: Rektorat der Universität/Schleswig-Holsteinischer Landtag.

    1995 Fornyrðislag. In: Beck, Heinrich / Jankuhn, Herbert / Steuer, Heiko / Timpe, Dieter / Wenskus, Reinhard (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 9, S.  340–343. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Zur Poetik von Háttatal und Skáldskaparmál. In: Fix, Hans (Hrsg.): Quantitätsproblematik und Metrik. Greifswalder Symposion zur germanischen Grammatik. Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik, 42, S. 103–124. Amsterdam/Atlanta: Rodopi. Kvinder i heltedigtningen. In: Sausverde, Ērika  / Arbo, Paal (Hrsg.): Colloquia Scandinavistica ­Vilnensia, S. 69–81. Vilnius: Tyto Alba. Zusammen mit Zimmermann, Christiane (Hrsg.): Nordwestgermanisch. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 13. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Notiz zur Scherbe von Osterrönfeld. In: Nytt om Runer: Meldingsblad om runeforskning, 10, S. 13. Runentagung „Von Thorsberg nach Schleswig“ in Schleswig, September/Oktober 1994. In: Nytt om Runer: Meldingsblad om runeforskning, 10, S. 24–25.

    1996 Zum Geschichtsbild der Fornaldarsaga. In: Baumgartner, Walter / Fix, Hans (Hrsg.): Arbeiten zur Skandinavistik: XII. Arbeitstagung der deutschsprachigen Skandinavistik, 16.–23. September 1995 in Greifswald. Studia Medievalia Septentrionalia 2, S. 194–209. Wien: Fassbaender. Egill und Ǫlrún: ein vergessenes Paar der Heldendichtung. In: skandinavistik, 26, S. 1–19.

    

    Schriftenverzeichnis Edith Marold 

     455

    Rezension Poole, Russell G. (1991): Viking Poems on War and Peace: A Study in Skaldic Narrative. Toronto/Buffalo/London: University of Toronto Press. In: Journal of English and Germanic philology, 95, S. 284–287. Zusammen mit Dietz, Martina / Jöns, Hauke: Eine frühkaiserzeitliche Scherbe mit Schriftzeichen aus Osterrönfeld, Kr. Rendsburg-Eckernförde. In: Archäologisches Korrespondenzblatt: Urgeschichte, Römerzeit, Frühmittelalter, 26, S. 179–188. Die Erzählstruktur des Velentsþáttr. In: Kramarz-Bein, Susanne (Hrsg.): Hansische Literaturbeziehungen: Das Beispiel der Þiðreks saga und verwandter Literatur. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 14, S. 53–73. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Der Hansekaufmann als sprachlicher Grenzgänger. In: Detering, Heinrich (Hrsg.): Grenzgänge. Skandinavisch-deutsche Nachbarschaften. Grenzgänge, Studien zur skandinavisch-deutschen Literaturgeschichte 1, S. 28–45. Göttingen: Wallstein Verlag.

    1997 Rezension Belzer, Bernd (1993): Wandel und Kontinuität: Zur Entstehung der ältesten Ermanarichsage und ihrer Wanderung nach dem Norden. Regensburg: Roderer. In: skandinavistik, 27, S. 43–44. Rezension Sørensen, Preben Meulengracht (1993): Fortælling og ære: Studier i islændingesagaerne. Aarhus: Universitetsforlaget. In: skandinavistik, 27, S. 48–51. (Hrsg.): skandinavistik: zeitschrift für sprache, literatur und kultur der nordischen länder, 27. Glückstadt: J.J. Augustin.

    1998 Runeninschriften als Quelle zur Geschichte der Skaldendichtung. In: Düwel, Klaus in Zusammenarbeit mit Nowak, Sean (Hrsg.): Runeninschriften als Quellen interdisziplinärer Forschung: Abhandlungen des Vierten Internationalen Symposiums über Runen und Runeninschriften in Göttingen vom 4.–9. August 1995. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 15, S. 667–693. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Der Dialog in Snorris Gylfaginning. In: Fix, Hans (Hrsg.): Snorri Sturluson: Beiträge zu Werk und Rezeption. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18, S. 131–180. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Der Stein von Ardre VIII und die Hymiskviða. In: Wesse, Anke (Hrsg.): Studien zur Archäologie des Ostseeraumes: Von der Eisenzeit zum Mittelalter. Festschrift für Michael Müller-Wille, S. 39–48. Neumünster: Wachholtz. Geschichtsschreibung im Norden. In: Beck, Heinrich / Steuer, Heiko / Timpe, Dieter (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 11, S. 489–502. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Mensch und Landschaft in den Novellen von Jens Peter Jacobsen. In: Heitmann, Annegret / Hoff, Karin (Hrsg.): Ästhetik der skandinavischen Moderne. Bernhard Glienke zum Gedenken. Beiträge zur Skandinavistik 14, S. 89–103. Frankfurt a.M./Berlin/Bern/New York/Paris/Wien: Lang. Glælognskviða. In: Beck, Heinrich / Steuer, Heiko / Timpe, Dieter (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 12, S. 135–139. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Die Augen des Herrschers. In: Meier, Dietrich (Hrsg.): Beretning fra syttende tværfaglige vikingesymposium, S. 7–29. Højbjerg: Hikuin. Zusammen mit Zimmermann, Christiane  / Zimmermann, Ute: Das Forschungsprojekt „Runendatei“ am Nordischen Institut der Universität Kiel. In: Nytt om Runer: Meldingsblad om runeforskning, 13, S. 34–36.

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     Schriftenverzeichnis Edith Marold

    Zusammen mit Rühling, Lutz (Hrsg.) (1998–2006): skandinavistik: zeitschrift für sprache, literatur und kultur der nordischen länder, 28–36. Glückstadt: J.J. Augustin.

    1999 Die Eykyndilsvísur des Bjǫrn Hítdœlakappi. In: Toftgaard Andersen, Stig (Hrsg.): Die Aktualität der Saga. Festschrift für Hans Schottmann. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 21, S. 135–148. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Haupteslösung. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 14, S. 51–57. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Heiti. In: Beck, Heinrich  / Geuenich, Dieter  / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 14, S. 253–257. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Hending. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 14, S. 380–383. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Historia Norvegiae. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 14, S. 621–628. Berlin/New York: Walter de Gruyter.

    2000 Hrynhenda. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 15, S. 163–168. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Hrynhent. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 15, S. 168–172. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Húsdrápa. In: Beck, Heinrich  / Geuenich, Dieter  / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 15, S. 280–287. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Bergen als literarischer Umschlagplatz. In: Paul, Fritz unter Mitarbeit von Joachim Grage und Wilhelm Heizmann (Hrsg.): Arbeiten zur Skandinavistik: 13. Arbeitstagung der deutschsprachigen Skandinavistik, 29.  7.–3.  8. 1997 in Lysebu (Oslo). Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik 45, S.  189–201. Frankfurt a.M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang. Vom Umgang mit Feinden: Zur Darstellung der Kämpfe in der Sverris saga. In: Beck, Heinrich / Ebel, Else (Hrsg.): Studien zur Isländersaga. Festschrift für Rolf Heller. Ergänzungsbände zum Real­ lexikon der Germanischen Altertumskunde 24, S. 182–197. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Karlevi. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 16, S. 275–280. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Kenning. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 16, S. 432–442. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Kosmogonische Mythen in der Húsdrápa des Úlfr Uggason. In: Dallapiazza, Michael / Hansen, Olaf / Sørensen, Preben Meulengracht / Bonnetain, Yvonne S. (Hrsg.): International Scandinavian and Medieval Studies in Memory of Gerd Wolfgang Weber. Hesperides 12, S. 281–292. Trieste: Edizioni Parnaso. Rezension Jón Hnefill Aðalsteinsson (1997): Blót í norrœnum sið: Rýnt í forn trúarbrögð með þjóðfræðilegri aðferð. Reykjavík: Háskólautgáfan, Felagsvísindastofnun. In: skandinavistik, 30, S. 139–140.

    

    Schriftenverzeichnis Edith Marold 

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    2001 Zusammen mit Düwel, Klaus / Zimmermann, Christiane unter Mitarbeit von Lars E. Worgull (Hrsg.): Von Thorsberg nach Schleswig: Sprache und Schriftlichkeit eines Grenzgebietes im Wandel eines Jahrtausends. Internationales Kolloquium im Wikinger Museum Haithabu vom 29. September – 3. Oktober 1994. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 25. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Haithabu in der altisländischen Literatur. In: Düwel, Klaus / Marold, Edith / Zimmermann, Christiane (Hrsg.): Von Thorsberg nach Schleswig: Sprache und Schriftlichkeit eines Grenzgebietes im Wandel eines Jahrtausends. Internationales Kolloquium im Wikinger Museum Haithabu vom 29. September – 3. Oktober 1994. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 25, S. 77–99. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Kviðuháttr. In: Beck, Heinrich  / Geuenich, Dieter  / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 17, S. 515–518. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Lausavísa. In: Beck, Heinrich  / Geuenich, Dieter  / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18, S. 139–144. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Liebesdichtung. I. Deutschsprachige Liebesdichtung. III. Altisländische Liebesdichtung. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18, S. 363–370, 378–385. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Lied. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18, S. 388–399. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Ljóðaháttr. In: Beck, Heinrich  / Geuenich, Dieter  / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 18, S. 535–540. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Málaháttr. In: Beck, Heinrich  / Geuenich, Dieter  / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 19, S. 180–182. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Rezension Page, Raymond I. (1995): Runes and Runic Inscriptions. Collected Essays on Anglo-Saxon and Viking Runes. Parsons, David with a bibliography by Carl T. Berkhout (Hrsg.). Woodbridge: Boydell Press. In: Göttingische gelehrte Anzeigen, 253, S. 205–216. The Relation between Verses and Prose in Bjarnar saga Hítdœlakappa. In: Poole, Russell (Hrsg.): Skaldsagas: Text, Vocation, and Desire in the Icelandic Sagas of Poets. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 27, S. 75–124. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Rezension See, Klaus von (1999): Europa und der Norden im Mittelalter. Heidelberg: Winter. In: skandinavistik, 31, S. 200–202. Zusammen mit Krüger, Jana / Zimmermann, Christiane / Zimmermann, Ute (2001–2010): Sprachwissenschaftliche Datenbank der Runeninschriften im älteren Futhark. www.runenprojekt.uni-kiel. de Hedeby  – an ‘international’ Trading Place for Danes, Swedes, Norwegians, Germans, Frisians and Slavonic People: The Linguistic and Literary Evidence. In: Offa: Berichte und Mitteilungen zur Urgeschichte, Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie, 58, S. 13–20.

    2002 Rezension Bruhn, Ole (1999): Tekstualisering: Bidrag til en litterær antropologi. Aarhus: Universitetsforlaget. In: skandinavistik, 32, S. 160–164. Überlegungen zum Problem der Emendationen am Beispiel der Verse von Bjǫrn Hítdœlakappi. In: skandinavistik, 32, S. 39–56.

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     Schriftenverzeichnis Edith Marold

    2003 Die drei Götter auf dem Schädelfragment von Ribe. In: Heizmann, Wilhelm / Nahl, Astrid van (Hrsg.): Runica – Germanica – Medievalia. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 37, S. 403–417. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Preislied. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 23, S. 398–408. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Reim. In: Beck, Heinrich  / Geuenich, Dieter  / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 24, S. 365–374. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Runhent. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 25, S. 596–601. Berlin/New York: Walter de Gruyter.

    2004 Schwellvers. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 27, S. 517–520. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Die Schnalle von Pforzen und die altnordische Heldensage. In: Bandle, Oskar / Glauser, Jürg / Würth, Stefanie (Hrsg.): Verschränkung der Kulturen: Der Sprach- und Literaturaustausch zwischen Skandinavien und den deutschsprachigen Ländern. Zum 65.  Geburtstag von Hans-Peter Naumann. Beiträge zur Nordischen Philologie 37, S. 217–238. Tübingen/Basel: Francke.

    2005 Lebendige Skaldendichtung. In: Kramarz-Bein, Susanne (Hrsg.): Neue Ansätze in der Mittelalterphilologie – Nye veier i middelalderfilologien. Akten der skandinavistischen Arbeitstagung in Münster vom 24. bis 26. Oktober 2002. Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik 55, S. 247–270. Frankfurt a.M.: Lang. „Archäologie“ der Skaldendichtung. In: Seiler, Thomas (Hrsg.): Herzort Island. Aufsätze zur isländischen Literatur- und Kulturgeschichte zum 65. Geburtstag von Gert Kreutzer, S. 110–131. Lüdenscheid: Seltmann+Söhne. Sexstefja. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 28, S. 239–244. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Skaldische Verskunst. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 28, S. 568–573. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Sólarljóð. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 29, S. 223–228. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Stabreim. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 29, S. 435–440. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Sterbelied. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 29, S. 604–609. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Stichische und strophische Dichtung. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 29, S. 616–625. Berlin/New York: Walter de Gruyter.

    2006 Eyvindr Finnsson Skáldaspillir (10th century). In: Emmerson, Richard K.  / Clayton-Emmerson, Sandra (Hrsg.): Key Figures in Medieval Europe: An Encyclopedia, S. 209–211. New York: Routledge.

    

    Schriftenverzeichnis Edith Marold 

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    Einarr Helgason Skálaglamm (10th century). In: Emmerson, Richard K. / Clayton-Emmerson, Sandra (Hrsg.): Key Figures in Medieval Europe: An Encyclopedia, S. 195–196. New York: Routledge. Töglag. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 31, 2006, S. 20–21. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Vellekla. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 32, 2006, S. 116–120. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Vers und Versmaß. In: Beck, Heinrich / Geuenich, Dieter / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 32, 2006, S. 233–239. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Die Pfeile des Finnenkönigs. In: Hornscheidt, Antje / Kotcheva, Kristina / Milosch, Tomas / Rießler, Michael (Hrsg.): Grenzgänger. Festschrift zum 65. Geburtstag von Jurij Kusmenko. Berliner Beiträge zur Skandinavistik 9, S. 220–236. Berlin: Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität. Alguskaði ‚Hirschjagd‘? In: Schön, Matthias D. / Düwel, Klaus / Heine, Rolf / Marold, Edith: Zur Runeninschrift auf dem Schemel von Wremen. In: Stoklund, Marie  / Nielsen, Michael Lerche  / Holmberg, Bente / Fellows-Jensen, Gillian (Hrsg.): Runes and their Secrets: Studies in runology, S. 323–329. Copenhagen: Museum Tusculanum Press. Zusammen mit Schön, Matthias D. / Düwel, Klaus / Heine, Rolf: Die Inschrift auf dem Schemel von Wremen, Ldkr. Cuxhaven. In: Germania: Anzeiger der römisch-germanischen Kommission des deutschen archäologischen Instituts, 84, S. 143–168. Tannhäuser im Norden. In: McKinnell, John / Ashurst, David / Kick, Donata (Hrsg.): The Fantastic in Old Norse/Icelandic Literature: Sagas and the British Isles. Preprint Papers of the Thirteenth International Saga Conference, Durham and York, 6th–12th August, 2006, S. 649–658. Durham: Centre for Medieval and Renaissance Studies, Durham University. Die Auseinandersetzung mit dem Tod in den Totengedichten der Skaldik des 10.  Jahrhunderts. In: Fischer, Torsten / Riis, Thomas (Hrsg.): Tod und Trauer: Todeswahrnehmung und Trauerriten in Nordeuropa, S. 227–247. Kiel: Ludwig. Zusammen mit Müller, Ulrich (Hrsg.): Beretning fra femogtyvende tværfaglige vikingesymposium. Højbjerg: Hikuin.

    2007 Þórsdrápa. In: Beck, Heinrich  / Geuenich, Dieter  / Steuer, Heiko (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 35, S. 127–134. Berlin/New York: Walter de Gruyter. Mansǫngr – a Phantom Genre? In: Quinn, Judy / Heslop, Kate / Wills Tarrin (Hrsg.): Learning and Understanding in the Old Norse World. Essays in Honour of Margaret Clunies Ross. Medieval texts and cultures of Northern Europe 18, S. 239–262. Turnhout: Brepols. Was haben die norwegischen Skalden über die germanische Heldensage gewusst? In: Keller, Johannes / Kragl, Florian (Hrsg.): Heldenzeiten – Heldenräume: Wann und wo spielen Heldendichtung und Heldensage? 9. Pöchlarner Heldenliedgespräch. Philologica Germanica 28, S. 87–115. Wien: Fassbaender.

    2008 Uddr und das Pferd: Ein neuer Versuch den Stein von Roes zu deuten. In: Engelbrecht, Michael / Hanssen-Decker, Ulrike / Höffker, Daniel (Hrsg.): Rund um die Meere des Nordens. Festschrift für Hain Rebas, S. 189–202. Heide: Boyens.

    460 

     Schriftenverzeichnis Edith Marold

    2009 Der „Mächtige Nachkomme“. In: Heizmann, Wilhelm / Böldl, Klaus / Beck, Heinrich (Hrsg.): Analecta Septentrionalia: Beiträge zur nordgermanischen Kultur- und Literaturgeschichte. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 65, S.  745–777. Berlin/New York: Walter de Gruyter.

    2010 Die Ausgliederung der germanischen Sprachen und die Runeninschriften im älteren Futhark. In: Askedal, John Ole / Bjorvand, Harald / Knirk, James E. / Nordgreen, Otto Erlend (Hrsg.): Zentrale Probleme bei der Erforschung der älteren Runen. Akten einer internationalen Tagung an der Norwegischen Akademie der Wissenschaften. Osloer Beiträge zur Germanistik 41, S. 63–93, Frankfurt a.M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang. Formen runischer Dichtung. In: Preprints to the 7th International Symposium on Runes and Runic Inscriptions: “Runes in Context”, Oslo, 9–14 August 2010, Preprints, https://www.khm.uio.no/ english/research/publications/7th-symposium-preprints/marold.pdf, besucht am 01.11.2016.

    2011 Vers oder nicht Vers? Zum metrischen Charakter von Runeninschriften im älteren Futhark. In: Futhark: International Journal of Runic Studies, 2, S. 63–102.

    2012 Entgegnung zu Bernard Mees: ‘Early Runic Metrics: A Linguistic Approach’. In: Futhark: International Journal of Runic Studies, 3, S. 119–123. Mythische Schmiede in deutscher und skandinavischer Sagentradition. In: Pesch, Alexandra / Blankenfeldt, Ruth (Hrsg.): Goldsmith Mysteries: Archaeological, pictorial and documentary evidence from the 1st millennium AD in northern Europe. Papers presented at a workshop organized by the Centre for Baltic and Scandinavian Archaeology (ZBSA). Schleswig, October 20th and 21st, 2011. Schriften des archäologischen Landesmuseums 8, S. 225–242. Neumünster: Wachholtz. Unter Mitarbeit von Busch, Vivian / Krüger, Jana / Kyas, Ann-Dörte / Seidel, Katharina, ins Englische übersetzt von Foulks, John: Þjóðólfr ór Hvini: Ynglingatal; Þorbjǫrn hornklofi: Glymdrápa; Einarr skálaglamm Helgason: Hákonardrápa; Einarr skálaglamm Helgason: Vellekla. In: Whaley, Diana (Hrsg.): Poetry from the Kings’ Sagas 1: From Mythical Times to c. 1035. Skaldic Poetry of the Scandinavian Middle Ages 1, S. 3–60, 73–91, 279–280, 280–329. Turnhout: Brepols.

    2013 Snorri und die Skaldik. In: Beck, Heinrich  / Heizmann, Wilhelm  / Nahl, Jan Alexander van (Hrsg.): Snorri Sturluson – Historiker, Dichter, Politiker. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 85, S. 217–233. Berlin/Boston: Walter de Gruyter. Friesen in der skaldischen Dichtung. In: Hoekstra, Jarich (Hrsg.): Twenty-Nine Smiles for Alastair.

    

    Schriftenverzeichnis Edith Marold 

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    Freundesgabe für Dr. Alastair G. H. Walker zu seinem Abschied von der Nordfriesischen Wörterbuchstelle der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel am 4. Juli 2013, S. 159–175. Kiel: Abteilung für Frisistik/Nordfriesische Wörterbuchstelle, Christian-Albrechts-Universität. Groningen: Frysk Ynstitút RUG/Stifting FFYRUG.

    2015 Die Inschrift von Tune als religionsgeschichtliches Zeugnis. In: Grimm, Oliver  / Pesch, Alexandra (Hrsg.): Archäologie und Runen: Fallstudien zu Inschriften im älteren Futhark. Schriften des Archäologischen Landesmuseums, Ergänzungsreihe 11, S.  145–164. Kiel/Hamburg: Wachholtz, Murmann Publishers.

    2017 Kormákr Ǫgmundarson: Lausavísur; Þjóðólfr: Fragment. In: Gade, Kari Ellen / Marold, Edith (Hrsg.): Poetry from Treatises on Poetics. Skaldic Poetry of the Scandinavian Middle Ages 3, S. 286–288, 464–466. Turnhout: Brepols. Unter Mitarbeit von Busch, Vivian / Krüger, Jana / Kyas, Ann-Dörte / Seidel, Katharina, ins Englische übersetzt von Foulks, John: Bjarni ...ason: Fragments; Eilífr Goðrúnarson: Þórsdrápa; HallarSteinn: Fragments; Hofgarða-Refr Gestsson: Ferðavísur, From a poem about Þorsteinn, Poem about Gizurr gullbrárskáld, Fragments; Kormákr Ǫgmundarson: Sigurðardrápa; Snæbjǫrn: Lausavísur; Úlfr Uggason: Húsdrápa; Vǫlu-Steinn: Ǫgmundardrápa. In: Gade, Kari Ellen / Marold, Edith (Hrsg.): Poetry from Treatises on Poetics. Skaldic Poetry of the Scandinavian Middle Ages 3, S. 20–25, 68–126, 202–209, 243–265, 272–286, 376–381, 402–424, 427–430. Turnhout: Brepols.

    Indices Eigennamen Bjǫrn Hítdælakappi 237–239, 239  f. Brian boru 154, 306, 307, 309 Brynhildr 147, 152, 153, 160, 161, 304 Busbecq, Ogier de 277, 278, 285, 288 Finn 1–15 Flosi Þórðarson 153, 154, 158–160, 161, 299  f., 300  f., 308, 309, 310, 311 Freyja 37  f. Fróði 303 Guðrún Gjúkadóttir 152, 160, 161 Gunnarr Hámundarson 35  f., 148, 151, 156  f., 310  f. Gunnarr Lambason 300  f. Gutenbrunner, Siegfried 349, 351, 352 Hallgerðr Hǫskuldsdóttir 35  f., 151  f., 153, 156  f., 161 Helgi Hundingsbani 41–43 Hengest 5, 6, 8, 9 Hildeburh 1, 2  f., 5, 6, 8, 13, 14, 15 Hildigunnr Starkaðardóttir 151, 152, 153, 158–161 Hnæf 2–6, 8, 9, 10, 15 Hofmann, Dietrich 348, 349, 350, 353, 359, 360 Jón Rugman 109, 114 Kári Sǫlmundarson 153, 154, 161, 300  f., 309, 310, 311, 312

    Kuhn, Hans 347  f., 350, 352, 353, 354–359, 360  f. Kyrill von Saloniki 277 Loki 38, 58, 234, 235–237 Menglǫð 44 Nickelsen, Hans Christian 349  f., 359  f. Níðhǫggr 80  f., 99 Oberholzer, Otto 350, 353, 360 Óðinn (Odin) 60  f., 74, 100  f., 158, 235, 304  f., 414 Ole Worm 26 Rannveig Sigfússdóttir 152, 153, 156  f., 157  f. Sigrdrífa 305 Sigtryggr Óláfsson 300, 306, 307 Skarpheðinn Njálsson 148  f., 158, 161, 311 Snorri Sturluson 109–118 Svipdagr (Svejdal) 44, 45, 47 Theoderich 69, 71, 75, 79 Unnr Marðardóttir 150  f.,153 Wahlafrid Strabo 20 Þjazi 235, 236 Þórðr Kolbeinsson 237–239, 239  f. Þórr (Thor) 37. 38  f., 73, 74, 80, 81, 82, 413–426

    Quellen (Literatur) Ágrip af Nóregskonungasǫgum 308 Alvíssmál 56, 57 Arinbjarnarkviða (Egill Skallagrímsson) 59  f., 91 Beowulf 1–17 Bjarnar saga Hítdælakappa 237–239, 239  f. Bósa saga ok Herrauðs 245, 249, 250  f., 252, 257 Darraðarljóð 153–155, 299–313 Decamerone (Giovanni Boccaccio) 43 Eiríksmál 305 Eyrbyggja saga 383, 419 Eyvindr skáldaspillir Finnssons Lausavísa 8 113 Eyvindr skáldaspillir Finnssons Lausavísa 13 92 Eyvindr skáldaspillir Finnssons Lausavísa 14  92  f.

    Fjǫlsvinnsmál 37, 43  f. Fæstemanden i graven 41 Gesta Danorum (Saxo Grammaticus) 414  f., 417 Grógaldr 37, 43  f. Grottasǫngr 303, 304 Gunnarr Hámundarsons Lausavísa 14 310  f. Gylfaginning 155, 385, 413 Hákonarmál (Eyvindr skáldaspillir Finnsson) 305  f. Haraldskvæði (Þorbjǫrn hornklofi) 305 Háttalykill inn forni (Rǫgnvaldr jarl Kali Kolsson, Hallr Þórarinsson breiðmaga) 109–119 Háttatal (Snorri Sturluson) 54, 60, 90  f., 109–119 Haustlǫng (Þjóðólfr ór Hvini) 234, 235–237

    464 

     Indices

    Hávamál 54, 56  f., 58, 60  f. Helgakviða Hiǫrvarðssonar 42, 57 Helgakviða Hundingsbana in fyrri 304, 382  f. Helgakviða Hundingsbana ǫnnor 37, 41, 43 Helreið Brynhildar 304 Kári Sǫlmundarsons Lausavísa 3 311 Kári Sǫlmundarsons Lausavísa 6 300  f. Kjalnesinga saga 383 Kormáks saga 237, 239, 240 Landnámabók 383, 385, 393, 413, 419 Laxdæla saga 36, 151 Leiðarvísan 56 Liber Razielis Archangeli 22  f. Linguæ septentrionalis elementa (Rúnolfur Jónsson) 26 Lokasenna 55, 212 Málsháttakvæði (Bjarni Kolbeinsson) 115, 116  f., 118 Moderen under mulde 45, 46 Naturalis historia (Plinius der Ältere) 247 Njáls saga 147–161, 299–312, 386 Nóregs konungatal 89  f., 238  f.

    Rune Poem, Old English 370 Sefer Raziel HaMalakh 22  f. Sermo Lupi ad Anglos (Wulfstan) 306 Sigrdrífumál 54, 305 Skáldskaparmál 111, 112, 113, 117, 414–416 Skarpheðinn Njálssons Lausavísa 11 311 Snorra Edda 110, 116, 303, 414 Svend Vonved 45 Svipdagsmál 44, 45, 47 Torsvisa 38, 40, 41, 47 Ungen Svejdal 43–44 Vafþrúðnismál 54, 56, 57, 101 Vísur (Snjólfr) 90 Vǫluspá 81 Ynglingatal (Þjóðólfr ór Hvini) 91, 92, 235, 273 Þórálfs drápa Skólmssonar (Þórðr Særeksson (Sjáreksson)) 113  f. Þórsdrápa (Eilífr Goðrúnarson) 236, 414, 416  f. Þórsteins saga (or þáttr) bœjarmagns 418 Þrymlur 37, 39 Þrymskviða 37, 38–39, 40  f., 47

    Quellen (Inschriften) Altuna, Runenstein (U 1161) 100  f., 414 Amay, Kamm 372, 373 Amnö, Runenstein (U 699) 439  f. Aspö, Fels (Sö 175) 95–107 Bällsta, Runensteine (U 225–6) 59, 61 Balingsta prästgård, Runenstein (U 854) 210  f., 424 Barmen, Runenstein (KJ 64) 429  f. Bergakker, Scheidenmundblech 291–297 Bergen Bryggen 40, 199, 218  f., 224–229 – Holznadel (N B39) 220, 225 – Holznagel (N B489) 222, 228 – Holzplatte (N B338) 243, 245, 249 – Holzschaft (N B48) 243, 245 – Holzschalenfragment (N B540) 219, 228 – Holzstäbchen (N B11) 221, 225 – Holzstäbchen (N B17) 219, 225 – Holzstäbchen (N B99) 221, 225 – Holzstäbchen (N B111) 221, 225 – Holzstäbchen (N B118) 222, 225 – Holzstäbchen (N B145) 199, 222 – Holzstäbchen (N B171) 220, 226 – Holzstäbchen (N B184) 219, 226 – Holzstäbchen (N B192) 219, 223, 226

    – Holzstäbchen (N B255) 221, 223, 226 – Holzstäbchen (N B257) 221, 226 – Holzstäbchen (N B265) 221, 223, 227 – Holzstäbchen (N B320) 220, 227 – Holzstäbchen (N B371) 219, 227 – Holzstäbchen (N B390) 220, 227 – Holzstäbchen (N B391) 243, 245, 249, 252 – Holzstäbchen (N B404) 219  f., 227 – Holzstäbchen (N B465) 222, 227 – Holzstäbchen (N B493) 221, 228 – Holzstäbchen (N B495) 220, 228 – Holzstäbchen (N B496) 220, 222, 228 – Holzstäbchen (N B524) 219  f., 228 – Holzstäbchen (N B535) 222, 228 – Holzstäbchen (N B548) 222, 228 – Holzstäbchen (N B556) 222, 229 – Holzstäbchen (N B598) 222  f., 229 – Holzstäbchen (N B628) 217, 220, 229 – Holzstäbchen (N B644) 220, 229 – Holzstück (N B434) 220, 227 – Lederschuh (N B605) 199, 222, 229 Beuchte, Fibel (KJ 8) 446 Bø, alte Kirche (N A104) 221, 223, 230 Bø, Runenstein (KJ 78) 132  f., 294

    

    Borgund XVII, Stabkirche (N 364) 245  f. Borgund XVIII, Stabkirche (N 365) 246, 252, 253 Bugård, Holzstäbchen (N 605) 199, 222, 225 By, Stein (KJ 71) 132  f., 243–257 Caistor-by-Norwich, Fibel 363, 364, 368, 369, 371, 372, 373, 375, 376 Englegården, Holzstäbchen (N 606) 222, 225 Eksta kyrkogård, Runenstein (G 72) 213  f., 215 Fløksand, Schabmesser (KJ 37) 248 Fyrby, Felsblock (Sö 56) 59  f., 61 Garðar, Gussform für Spinnwirtel (GR 17) 193, 199, 200 Garðar, Kreuzarm 193, 197  f. Gummarp, Runenstein (KJ 95) 292 Gørlev, Runenstein (DR 239, DK Sj 46) 74, 243, 244, 252 Halsskov Overdrev, Brakteat (IK 70, DR Br 56) 243, 251, 255, 256, 257 Hangvars kyrka, Runenstein (G 309) 213 Harford Farm, Fibel 446 Harlingen, Solidus 368, 369, 371, 372, 373, 375, 376 Hogganvik, Runenstein (N Viking2011;28) 121, 122, 124  f., 128, 132  f., 138, 294 Hogrän, Runenstein (G 203) 205–215 Horvnes, Knochenfragmente (N A372) 163–167 Højbro Plads, Nadelfragment (DR AUD1995;281, DK Sj 23) 195 Illerup, Schildhandgriffbeschlag 1 (DK MJy 85) 445 Illerup, Schildhandgriffbeschlag 2 (DK MJy 86) 445 Illerup, Schildhandgriffbeschlag 3 (DK MJy 87) 445 Istaby, Runenstein (KJ 98) 292 Klukowicze – Münze (D 163) 243, 251  f., 255, 256 – Münze (D 164) 252 – Münze (D 165) 252 Kragehul, Lanzenschaft (KJ 27) 294 Købelev, Thorshammer (DK Syd 18) 193–196 Kålland, Runenstein (Vg 32) 444 Ledberg, Runenstein (Ög 181) 243, 244, 246, 251, 252 Linde, Runenstein (G 80) 59, 61 Lom Stabkirche, Holzstäbchen (N A74) 218, 229 Lomen, Truhe in der Kirche (N 75) 245

    Quellen (Inschriften) 

     465

    Lund, Spielstein (DR DKSkL83) 221, 223, 230 Mästerby kyrkogård, Stein (G 188) 206, 214  f. Mangup, gotische Graffiti-Inschriften 278, 288 Mayen (ehemals Engers), Fibel (KJ 143) 292 Møgedal, Runenstein (KJ 88) 128, 130, 132  f. Nebenstedt I-B, Brakteat (IK 128) 97, 255 Nöbbele, Runenstein (Sm 16) 59, 60 Nordre Gullskoen, Holzstäbchen (N 603) 222, 224 Nore Stabkirche, Mittelmast – I (N 131) 218, 222, 224 – II (N 132) 244, 249, 252 Oslo – Knochen vom Rind (N A41) 217, 219, 229 – Rippe vom Rind (N A36) 218, 219, 220, 229 – Rippe vom Rind (N A199) 218, 219, 230 – Rippe vom Rind (N A322) 218, 220, 230 – Spinnwirtel (N A7) 217, 218, 229 Randbøl, Runenstein (DR 40, DK SJy 14) 59, 60 Rö, Runenstein (KJ 73) 124, 436–442 Rök, Runenstein (Ög 136) 65–83 – archäologisches Umfeld 68  f. – Datierung 69 – Geheimrunen 73  f., 80  f. – Interpretation 70 – Lesereihenfolge 70–83 – Transliteration 69  f. – Übersetzung 70–74 Sandnes, Amulett (GR 43) 198 Schweindorf, Solidus 372, 373 skanomodu Solidus 368, 369, 375, 376 Skara, Knochenfragment (Vg Fv1992;170) 246  f. Skårby 1, Runenstein (DR 280; DK Sk 52) 442  f. Sparlösa, Runenstein (Vg 119) 99 Spong Hill, Urne 166 Stentoften, Runenstein (DR 357; KJ 96; DK Bl 3)  246, 294, 441 Storhedder, Felsenplatte (N 192) 218, 219, 223, 224 Strand, Fibel (KJ 18, N 450) 246 Thorsberg, Ortband (KJ 20) 287, 294 Tose, Runenstein (N 13) 59, 61 Tu, Fibel (KJ 15) 129, 446 Tune, Runenstein (KJ 72) 122–124, 128, 132  f., 136

    466 

     Indices

    Tønsberg, Holzstäbchen (N A39) 218, 221, 229 Undley, Brakteat 329, 363, 365  f., 376 Valsfjord, Felswand (KJ 55) 294 Vedslet, Amulettstein (DR 57, DK MJy 100) 243, 246, 252  f., 255, 256

    Viborg, Fibel (DR 100B, DK MJy 30) 196, 197 Ågersta, Runenstein (U 729) 443 Årdal Stabkirche, Holzstab (N 344) 218, 221, 224 Årstad, Runenstein (KJ 58) 132  f., 165, 445

    Quellen (Handschriften) Abecedarium Nordmannicum (Sankt Gallen 878) 20 AM 455 12° 315, 320 Codex Holmiensis C 37 315 Codex Holmiensis C 63 315 Codex Regius (GKS 2367 4o) 110, 302  f., 304 Codex Trajectinus (Traj 1374ˣ) 110 Codex Upsaliensis (DG 11) 110 Codex Wormianus (AM 242 fol.) 110

    Holm papp 25 8°ˣ 109 ÍB 777 8vo 25  f., 27–30 JS 248 4to 25 Lbs 624 4to 24 NKS 295 8° 315 NKS 1311 d 4° 315  f. Royal Irish Akademy 23 D 43 24 Sandoyarbók 36 UppsUB R 683ˣ 109

    Sachbegriffe Älteres Futhark 65, 68, 73, 77, 78, 79, 82, 121–141, 163–167, 243–259, 291–297, 323, 328, 363, 366, 436–438, 440–442, 445  f. – *ansuz-Rune 363, 366, 367–369, 372, 373, 375, 376 – ï-Rune 243, 255  f. – norwegische Runensteine, sozio-topographische Analyse 121–141 Änge, Bildstein 213, 214 Aggregate – granuläre 169, 176, 178, 183, 185–187, 189 – kollektive 169, 176, 178, 185–187, 189 Alphabetmagie 253 Altenglisch – corþer 11 – Dativ (Instrumental) 4 – Dativ (Dual) 3, 5 – Dual, elliptisch 3, 4 – healh, halh 1, 11, 12 – scolde 1, 2, 6–8, 14 Angelsächsisches Fuþorc – Rune āc 364, 367–369, 372, 373, 375, 376 – Rune æsċ 363  f., 367, 368, 369, 370–373, 374, 375, 376 – Rune ōs 363, 365–367, 368, 369, 375, 376 – Rune œ̄þil 364, 366

    ann  292, 295 Anthropologie – Historische 339–345 – Literarische 341, 342–344 apotropäische Funktion 30, 98, 243, 248, 251, 257 Augen 95, 97–99, 103 Ballade 33–49 Böser Blick 97, 99, 256, Brautwerbergeschichte 44 Brückeninschriften 68, 205, 206, 210–213, 420–426 Christian-Albrechts-Universität zu Kiel – Nordisches Institut 347–353, 355, 358–360 – Friesische Philologie 347, 360 – Nordfriesische Wörterbuchstelle 347–351, 354–361 Clontarf, Schlacht von 301, 306  f., 310, 311 Daniel in der Löwengrube 95, 101–103 Distel 243, 244–248, 250, 251, 255, 256 Dublin 154, 300, 301, 303, 306, 307 Dublin, Glockenschrein 103, 105 Eibe, Eibenholz 243, 255  f. Elegie, eddische 34, 48 Ethnographische Sagaforschung 341 Finn- (Finnsburg-) Episode 1–17 – bearnum ond broðrum (1074a) 5–6 – bega folces (1124a) 8–10

    Sachbegriffe 

    – Beginn 2–5 – Begräbnisfeier 8–10 – Finnes eaferum (1068a) 2–5, 15 – Finns letzter Kampf 10–12 – Grendeles mægum (2353b) 3 – heal hroden (1151b) 1, 10–12 – læddon to leodum (1159a) 1, 12, 14, 15 – rhetorischer Status 13–15 – Schluss 12–15 – syððan scolde (1106b) 6–8 – Waffenstillstand zwischen Finn und Hengest 5, 6–8 Flüssigkeiten und Substanzen 169, 178–189 Folkevise 38, 41, 44, 47, 48 Fröjel, Fibel 101, 102 Funktionsindikatoren 432, 435, 436, 438, 442, 444, 445 galdramyndir 23 gæfa 148  f. Geheimrunen 22, 71, 73  f., 76, 77–82 Geheimschrift 68 Genus 171  f., 185–189 gerð/gærð/gärþ/gierþ f. 205, 210, 211, 215 Glotzaugen 97 Gotisch der Wulfilabibel – Konsonantensystem 285  f. – System der betonten Vokale 279  f. – System der unbetonten Vokale 282  f. Grindaletur 22  f. Haithabu/Hedeby – Bootkammergrab 261, 264–266 – Grabhügelgruppe auf der Hochburg 261, 262, 264, 268 – Kammergräberfeld 261, 268 – Südgräberfeld 261, 262, 264–266 haþuþuwas 292–294, 295, 296 haugsǫld 261, 273  f. Hogganvik 121, 122, 124  f., 127, 128, 132  f., 138, 139, 294 – Archäologie 124, 128 – Topographie 122, 124  f., 132  f., 139 Iðunn-Mythos 235  f. Individuation 171, 185, 187 Individuationsskala 185 Interpretation – interdisziplinäre 429–446 – Kontext 430–433, 435, 436, 442, 443, 445, 446 – runologische 429–446

     467

    Ironie, rhetorische 233–240 -istil-Formel 243–257 – in der Bósa saga ok Herrauðs 250  f. – in Runeninschriften 243, 244–247 – verkürzte Variante 251–257 Jütisch 169, 171, 178, 179, 182–184, 187, 188, 189 Jütisches Gesetz 315–321 Kämpevisa 38 kenni n. 209, 215 Kenning 55, 56, 85–93, 110–118, 233–240, 302, 380, 381  f., 414, 417 – ofljóst 112  f., 117 – rekit 109–118 – tvíkent 111, 112  f., 117 kistill 243–247, 248, 250 Kollektiva 173, 176 Kommunikat, runisches 433–446 Kommunikation, schriftsprachliche 432  f. Kosel-Ost, Gräberfeld 268  f., 270 Krimgotisch – Herkunft 277–279, 287  f. – Konsonantensystem 285  f. – System der betonten Vokale 281  f. – System der unbetonten Vokale 283  f. kusjam  294–296 loguns 294  f., 296 lækningar 23, 24 Majuskel А 252 Manuskriptrunen 19–30 medizinisch-botanisches Schrifttum 19–30 merki/mærki n. 212  f. Metrik – rekit 109–118 – runhent 110, 115, 116, 117 Mistel 247  f. mistill 244, 245, 246, 247  f., 250 Monophthongierung, Germ. */aɪ/ zu Vor-Altengl. /a:/ 367–369 nit  73–76, 80  f. Nordfriesisch 169–189 – Fering-Öömrang 170, 171, 172, 176, 178, 181, 186, 187 – Halligfriesisch 173, 174, 175, 176, 181 – Helgoländisch 170, 176 – Inselnordfriesisch 170, 179, 180, 181, 184 – Karrharder 175, 181 – Mittelgoesharder 174, 182 – Mooring 173–175, 177  f., 180, 181, 183, 184

    468 

     Indices

    – Nordergoesharder 171, 174, 175 – Sylter 170, 173, 174, 175, 176, 177, 180, 181, 184 – Wiedingharder 171, 174, 175, 177, 181, 182, 183 Nordre Kaupang/Skiringssal 272  f. Nornen 147, 153, 154, 155  f., 161 Numerus 169–189 nýgerving 85, 90  f. Objekte, individuelle 185  f. ógæfa 148, 149 Ohr im Schlangenmaul 99–105 Phonem, Vor-Altengl. – /ɔ̃ :/ 365, 368, 369 – /a:1/ 367, 368 – /a:2/ 367, 368 – /a/ 368, 369, 371, 374 – /a:merged/ 368 Phonemisierung des i-Umlauts 368, 369, 371, 374 Phonemspaltung von Westgerm. */a:/ 366, 368, 369 Plural der Fülle (plural of abundance) 178, 184, 187, 188 Plurale – flexivische 170–172 – lexikalische 173–189 – unregelmäßige 186 Pluralia tantum 182 Reric/Groß Strömkendorf 270–272, 274 ristill 244, 245, 247, 249, 250 rmþï 243–257 Rudolf Meissners Kenninglexikon 87–89 Runennamen – *ask 372 – *æsċ [æsk] 374 – æsċ 370–372 Runica manuscripta 19–30 Runologie, sprachwissenschaftliche Disziplin 429–435 Sainte-Radegonde de Poiters, Kapitell  101–103 San Pietro, Gropina in Arezzo, Kanzel 103, 104 Schicksal, in den Isländersagas 147–161 Schlangendarstellung 95–105 Schreckenshelm (Ægishjálmr) 98 Schriftensammlungen 21  f., 24 Singulative 185–187

    skeið n. – Appellativ 379–387 – in altnordischer Prosaliteratur 383–386, 389, 390, 392  f., 400 – in eddischer Dichtung 382  f. – in skaldischer Dichtung 308, 379, 380–382, 383 – Toponym 379, 387–404 – Dänemark 387, 390  f. – England 379, 387  f., 391, 397, 398–404 – Färöer 387, 393 – Finnland 387, 392 – Island 379, 383, 385, 387, 389, 392  f., 404 – Norwegen 386  f., 388–390, 391, 393, 397, 404 – Schottland 379, 387  f., 393–397, 404 – Schweden 387, 390, 391  f. Sozio-Topographie 121–141 Sprachkontakt, jütisch-nordfriesischer 182–184 Sprachwechsel, jütisch-friesischer 183 stafr, Pl. stafir – in eddischer Dichtung 53–59, 60  f., 62 – in metrischen Runeninschriften 53, 59–62 stef 55  f., 62, 116  f. Stiefmutterballade 46  f. Stiefmuttermotiv 43, 45–47, 49 Substantive – unzählbare (mass nouns) 170–172, 173, 185, 187–189 – zählbare (count nouns) 170–172, 173, 176, 185 Substanzen, Flüssigkeiten und 169, 178–189 Substrat, jütisches 183 Suffixsubstitution 178, 181 Textfunktion 433, 436, 438 Textklasse/Textsorte 433, 436, 438, 444 Thorsmythen – Geirrøðr-Mythos 414–418 – Reise zu Útgarða-Loki 385  f. – Thors Fischzug 111–113, 414 – Verlust des Hammers 37–39 – Þjazi-Mythos 236  f. Thumby-Bienebek, Gräberfeld 269 Totenerweckung 45, 47 Tu/Hauge 127, 133 Tully Lough, Kreuz 103, 105 Tune – Archäologie 123  f., 128, 133 – Topographie 122–124

    Sachbegriffe 

    Unzählbarkeitsmarker 187, 188, 189 Valhǫll 42, 72, 157, 158, 303–306 villuletur 24  f. Walküren 72, 147, 153–155, 156, 158, 161, 226, 299, 301–306, 308–312 Wenker-Sätze 179

     469

    Westlandkessel, Verbreitung 125, 126–128, 140 Wiedergänger 45, 46 Wiedergängerballade 45 Zählbarkeit 169–189 þewar, þewar 292, 294, 295 þistill/tistill 243, 244–248, 249, 250