Die Entstehung der fränkischen Reichsritterschaft: Entwicklungslinien von 1370 bis 1590 9783412506704, 9783412505271


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Die Entstehung der fränkischen Reichsritterschaft: Entwicklungslinien von 1370 bis 1590
 9783412506704, 9783412505271

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FORSCHUNGEN ZUR DEUTSCHEN RECHTSGESCHICHTE Herausgegeben von Peter Oestmann, Jan Schröder und Dietmar Willoweit 31. Band

CORD ULRICHS

DIE ENTSTEHUNG DER FRÄNKISCHEN REICHSRITTERSCHAFT Entwicklungslinien von 1370 bis 1590

2016 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Zugleich Dissertation jur. Universität Würzburg 2013 Umschlagabbildung: Titelblatt des Drucks der Ritterratsordnung der fränkischen Reichsritterschaft von 1590 („Des Ernewerten Ritter Raths, gantzen Fränkischen Craisses, verfaßte Satzungen und Ordnungen (...)‟ [1591]. Die Abdruckgenehmigung erteilte freundlicherweise die Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur 2 J.germ. 32, Beiband 1.

© 2016 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat: Patricia Simon, Langerwehe Satz: Peter Kniesche Mediendesign, Weeze Druck und Bindung: Strauss, Mörlenbach Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-412-50527-1

Inhalt Zum Geleit......................................................................................................... 11 Vorwort .............................................................................................................. 13 Quellen- und Literaturverzeichnis ...................................................................... 15 1. Quellen.................................................................................................. 15 a) ungedruckte Quellen........................................................................ 15 b) gedruckte Quellen............................................................................ 18 2. Literatur................................................................................................. 34 a) Zeitgenössische Literatur zur Reichsritterschaft................................ 34 b) Forschungsliteratur........................................................................... 37 c) Handbücher, Lexika und sonstige Hilfsmittel................................... 53 Verzeichnis der abgekürzt zitierten Zeitschriften, Reihen und Quellensammlungen........................................................................................... 55 Verzeichnis der sonstigen Abkürzungen.............................................................. 57 Einführung: Die Reichsritterschaft in der Literatur des 17. bis 20. Jahrhunderts ................... 59 Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft im ausgehenden Mittelalter.................................................................................... 67 I. Die Adelsgesellschaften in Franken im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts................................................................................... 67 1. Die Wurzeln der spätmittelalterlichen Adelsgesellschaften...................... 68 a) Fehde- und Soldgesellschaften.......................................................... 68 b) Hoforden.......................................................................................... 72 c) Bruderschaften................................................................................. 73 d) Das ritterliche Turnier...................................................................... 74 e) Städtische Gesellschaften.................................................................. 75 2. Die St. Georgsgesellschaft Kurfürst Ruprechts I. von der Pfalz............... 76 3. Die Gesellschaft mit dem Greifen............................................................ 79 4. Die Gesellschaften mit dem Löwen, mit St. Wilhelm und mit St. Georg .... 81 a) Die Gründung der Gesellschaft mit dem Löwen, ihre Ausdehnung nach Schwaben und ihr Bündnis mit den Gesellschaften mit St. Wilhelm und mit St. Georg........................................................... 81 b) Der Krieg der Gesellschaften mit dem Löwen, mit St. Wilhelm und mit St. Georg mit dem Rheinischen und dem Schwäbischen Städtebund....................................................................................... 89 5. Die Gesellschaften mit dem Widder und im Bären.................................. 96 6. Die Gesellschaft mit der Fürspang........................................................... 98 7. Ergebnisse.............................................................................................. 101

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Inhalt

II. Die Große Einung des Würzburger Stiftsadels von 1402............................ 104 1. Der fränkische Landfrieden und die Einung an der Baunach von 1398.... 104 2. Die Bemühungen der Bischöfe Gerhard und Johann von Würzburg um die Konsolidierung der Finanzen des Hochstifts .............................. 107 3. Die Große Einung des Würzburger Stiftsadels von 1402 ....................... 112 4. Die Wiederbelebung der Einung im Jahr 1408...................................... 119 5. Ergebnisse.............................................................................................. 125 III. Einung und Reichspolitik von 1423 bis 1432............................................. 128 1. Die 10-jährige Einung von 1423 und der Guldenzoll............................ 128 2. Der Aufruf zum Hussitenzug von 1427.................................................. 136 3. Das Bündnis der Einung von 1423 mit den Gesellschaften mit St. Jörgenschild und mit dem Einhorn................................................ 139 4. Das Projekt der Hussitenabwehr von 1431............................................. 140 5. Ergebnisse.............................................................................................. 145 IV. Der Adel im Ringen zwischen Bischof und Domkapitel um die Regierung der Hochstifte von 1432 bis 1443 .............................................................. 148 1. Der Würzburger Stiftsadel in der Auseinandersetzung um die Stiftspflegschaft von 1432 bis 1436........................................................ 148 2. Der Würzburger Stiftsadel in der Auseinandersetzung um die Stiftspflegschaft von 1440 bis 1443........................................................ 159 3. Der Bamberger Stiftsadel in der Auseinandersetzung um die Stiftspflegschaft von 1440 bis 1443........................................................ 163 4. Ergebnisse.............................................................................................. 166 V. Der Adel im Ringen der Fürsten um die Vorherrschaft in Franken............. 168 1. Im 2. Süddeutschen Städtekrieg von 1447 bis 1450 .............................. 168 2. Im Süddeutschen Fürstenkrieg von 1460 bis 1463................................. 179 3. In der Würzburg-Bamberger Fehde von 1462 bis 1466 ......................... 194 VI. Der Adel und die kirchliche Reformbewegung ........................................... 201 VII. Der Adel und der Ausbau der fürstlichen Landesherrschaft ........................ 206 1. Das Verständnis des Würzburger Stiftsadels von 1470 und die Beschwerden der Ritterschaft von 1474 ................................................. 206 2. Die Beschwerden der Bamberger Ritterschaft von 1478 und die Rolle der Landstände in der Auseinandersetzung zwischen Bischof und Domkapitel um die Wahlkapitulation im Jahr 1481.............................. 211 3. Ergebnisse.............................................................................................. 215 VIII. Die Formierung der süddeutschen Ritterschaft in der Zeit der Neuen Reichsturniere und der Gründung des Schwäbischen Bundes..................... 217 1. Die Formierung der süddeutschen Ritterschaft in der Zeit der Neuen Reichsturniere von 1479 bis 1487.......................................................... 217 a) Die Neuen Reichsturniere von 1479 bis 1487.................................. 217 b) Die Gesellschaften mit dem Einhorn und im Bären und das Verständnis des Würzburger Stiftsadels von 1483............................. 222 c) Ergebnisse ........................................................................................ 228

Inhalt

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2. Die Gründung des Schwäbischen Bundes und seine Auswirkungen auf die bayerische und fränkische Ritterschaft........................................ 230 a) Das Einungsprojekt des Würzburger Stiftsadels von 1488................ 230 b) Die Gründung des Schwäbischen Bundes von 1488 und sein Krieg gegen Herzog Georg von Bayern ............................................ 232 c) Herzog Albrecht IV. von Bayern und seine Auseinandersetzung mit der Gesellschaft mit dem Löwen ................................................. 237 d) Ergebnisse ........................................................................................ 243 Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft ........................... 245 IX. Die Ritter und der Gemeine Pfennig von 1495.......................................... 245 1. Der Bund der markgräflichen Ritterschaft von 1495 ............................. 245 2. Der Schweinfurter Rittertag vom 15. Dezember 1495........................... 248 3. Die Ordnung zur Abwehr des Gemeinen Pfennigs ................................ 251 4. Die fränkische Ritterschaft und der Schweizer Krieg von 1499.............. 257 5. Die Ordnung zur Abwehr der Reichsanlage von 1500 ........................... 258 6. Ergebnisse.............................................................................................. 264 X. Der Kampf um die adeligen Gravamina und den rechtlichen Austrag von 1506 bis 1523...................................................................................... 268 1. Die Gravamina der Bamberger Ritterschaft und das Kitzinger Projekt rechtlichen Austrags von 1507................................................................ 268 a) Die Gravamina der Bamberger Ritterschaft von 1494, 1497 und 1503 ......................................................................................... 268 b) Das Kitzinger Projekt rechtlichen Austrags von 1507....................... 277 2. Fürsten und Adel im Ringen um den Landfrieden in Franken, die Gravamina und den rechtlichen Austrag von 1507 bis 1512.................. 285 3. Der Vorstoß von 1515 und die Einungen des Adels an der Baunach und im Ort Rhön/Werra 1516/17.......................................................... 307 4. Der rechtliche Austrag zwischen Fürsten und Adel auf dem Reichstag von Worms 1521 und der Schweinfurter Vertrag von 1523................... 314 a) Der fränkische Adel und die Kaiserwahl von 1519........................... 314 b) Der fränkische Adel auf dem Reichstag von Worms 1521................ 317 c) Die Beschwerden der Bamberger Landstände und der Fall des Hans Georg von Absberg ................................................................. 323 d) Der Schweinfurter Rittertag vom 25. November 1522 und die Beschwerden der fränkischen Ritterschaft ........................................ 327 e) Der Schweinfurter Vertrag vom 25. Januar 1523 und der Strafzug des Schwäbischen Bundes ................................................................ 335 aa) Der Schweinfurter Vertrag vom 25. Januar 1523...................... 335 bb) Der Strafzug des Schwäbischen Bundes und das Scheitern des Schweinfurter Vertrags........................................................ 344 cc) Ergebnisse................................................................................. 354

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Inhalt

XI. Türkenhilfe und Religion, Bauernkrieg und Gravamina von 1523 bis 1532...................................................................................... 357 1. Der fränkische Adel, die Türkenhilfe und die Sache Luthers.................. 357 2. Der fränkische Adel im Bauernkrieg ...................................................... 371 a) Der fränkische Adel im Bauernkrieg ................................................ 371 b) Die Verträge über den Ersatz der Schäden des Adels ........................ 389 c) Ergebnisse ........................................................................................ 396 3. Die Verhandlungen über den Ersatz der Schäden aus dem Bauernkrieg, Türkenhilfe und Religion von 1526 bis 1532 ................... 398 a) Die Verhandlungen über den Ersatz der Schäden aus dem Bauernkrieg im Hochstift Würzburg im Jahr 1526 .......................... 398 b) Die Verhandlungen über Religion und Türkenhilfe auf den Landtagen des Jahres 1526............................................................... 399 c) Fortsetzung der Verhandlungen über den Ersatz der Schäden aus dem Bauernkrieg im Hochstift Würzburg im Jahr 1527................... 403 d) Die Packschen Händel ..................................................................... 405 e) Die fränkische Ritterschaft bewilligt Kaiser Karl einen Reiterdienst...................................................................................... 408 f ) Der Beitrag des fränkischen Adels zur Türkenabwehr im Jahr 1529 ......................................................................................... 417 g) Der Reiterdienst der fränkischen Ritterschaft von 1532................... 419 h) Ergebnisse ........................................................................................ 424 XII. Ungeld, Gravamina und Türkenhilfe von 1528 bis 1546............................ 427 1. Die Verhandlungen über einen Beitrag der Ritterschaft zur Tilgung der markgräflichen Schulden von 1528 bis 1534 ................................... 427 2. Die Verhandlungen im Hochstift Bamberg über die Gravamina der Ritterschaft von 1534 und einen Beitrag der Ritterschaft zur Türkenhilfe 1537................................................................................... 434 3. Weitere Verhandlungen über einen Beitrag der Ritterschaft zur Tilgung der markgräflichen Schulden im Jahr 1539............................... 438 4. Der Schweinfurter Rittertag von 1539................................................... 442 5. Der Beitrag der fränkischen Ritterschaft zur Türkenhilfe in den Jahren 1542 bis 1545............................................................................. 449 6. Ergebnisse.............................................................................................. 457 XIII. Die fränkische Ritterschaft im Schmalkaldischen Krieg und ihre Haltung zum Augsburger Interim............................................................... 460 1. Die fränkische Ritterschaft im Schmalkaldischen Krieg.......................... 460 2. Die fränkische Ritterschaft auf dem Reichstag von Augsburg 1547/48 und ihre Haltung zum Interim............................................................... 463 3. Ergebnisse.............................................................................................. 470 XIV. Der Markgrafenkrieg und seine Folgen....................................................... 473 1. Die Ritterschaft im Markgrafenkrieg...................................................... 473

Inhalt

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2. Die Verhandlungen über die Schulden aus dem Markgrafenkrieg und die ritterschaftlichen Gravamina von 1555 bis 1562....................... 488 a) Die fränkische Ritterschaft auf dem Reichstag von Augsburg 1555................................................................................. 488 b) Die Verhandlungen über die Schulden aus dem Markgrafenkrieg von 1555 bis 1557............................................................................ 493 c) Die fränkische Ritterschaft bewilligt König Ferdinand eine Türkenhilfe und erhält Mandate zu ihrem Schutz............................ 501 d) Weitere Verhandlungen über die Schulden aus dem Markgrafenkrieg im Jahr 1560 ........................................................ 506 e) Der Würzburger Rittertag von 1562 ................................................ 511 f ) Ergebnisse ........................................................................................ 515 3. Die Grumbachschen Händel, die Verhandlungen über einen neuen Vertrag zwischen Bischof und Ritterschaft im Hochstift Würzburg von 1563 bis 1567 und die Türkenhilfen der fränkischen Ritterschaft von 1565 und 1567...................................................... 517 a) Die Grumbachschen Händel und die Verhandlungen über einen neuen Vertrag zwischen Bischof und Ritterschaft im Hochstift Würzburg von 1563 bis 1565........................................................... 517 b) Kaiser Maximilian erneuert das Mandat Kaiser Ferdinands vom 26. Juli 1559 und erhält eine Türkenhilfe................................. 530 c) Weitere Verhandlungen über einen Beitrag der Ritterschaft zur Schuldentilgung im Hochstift Würzburg im Jahr 1566.................... 532 d) Die Türkenhilfe der fränkischen Ritterschaft von 1567 und das Ende der Verhandlungen zwischen Bischof Friedrich und der Ritterschaft im Hochstift Würzburg................................................. 535 e) Ergebnisse......................................................................................... 539 4. Das Ausscheiden der Bamberger Ritterschaft aus dem Verband des Hochstifts von 1570 bis 1588................................................................ 541 XV. Türkenhilfe und Gravamina, Krise und Verfestigung der reichsritterschaftlichen Organisation von 1571 bis 1590 ............................ 545 1. Die Haltung der Ritterschaft zu den Maßnahmen des fränkischen Kreises gegen die Getreideteuerung von 1571 bis 1574.......................... 545 2. Die Einrichtung des Direktoriums, die Einbeziehung der buchischen Ritterschaft und die Haltung der Reichsritterschaft zur Freistellung auf dem Reichstag von Regensburg 1576 .............................................. 550 3. Die Türkenhilfe, der Streit mit dem Ort Odenwald und die Beschwerden der Ritterschaft von 1577 bis 1581................................... 554 4. Die Ausarbeitung der Ritterratsordnung und die Türkenhilfe von 1582 bis 1590........................................................................................ 565 5. Ergebnisse.............................................................................................. 573 Schlußbetrachtung ........................................................................................... 576

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Inhalt

Anhang: Die Ordnung der fränkischen Ritterschaft zur Abwehr des Gemeinen Pfennigs, die Beschlüsse des Orts Rhön/Werra zur Abwehr der Reichsanlage und Listen der beteiligten Adeligen..................................................................... 581 1. Die Quelle ............................................................................................. 581 2. Grundsätze der Edition.......................................................................... 582 3. Text........................................................................................................ 582 Personenverzeichnis ............................................................................................ 600 Ortsverzeichnis .................................................................................................. 620 Sachverzeichnis .................................................................................................. 625 Lebenslauf .......................................................................................................... 633

Zum Geleit Seit langem gibt es einige Bücher zur Entstehung der Reichsritterschaft, aber keines, das die historischen Quellen dieses Prozesses für Franken so umfassend ausgewertet hat wie das vorliegende Werk. Der Verfasser, Jurist und Historiker, war für diese Untersuchung durch seine von Rolf Sprandel betreute sozialgeschichtliche Dissertation über den fränkischen Niederadel besonders qualifiziert, die 1997 unter dem Titel „Vom Lehnhof zur Reichsritterschaft“ publiziert wurde. Doch ohne die Geschichte des Rechts ist der ganze, zeitlich langgestreckte Vorgang nicht zu begreifen. Auch Volker Press, dem wir aus neuerer Zeit die eindringlichsten Studien zur Reichsritterschaft verdanken, hat diese eigentümliche Erscheinung des Heiligen Römischen Reiches einmal als eine im Verhältnis zum neuzeitlichen Staat entstandene „Gegengründung“ bezeichnet. Damit drängt sich die Frage auf, welche Faktoren eine so außerordentliche geschichtliche Wirkung entfalten konnten, dass sie die vorherrschende Tendenz jener Epoche zur Bildung von Flächenstaaten nachhaltig zu stören vermochten. Und dies für mehrere Jahrhunderte mit vielfältigen politischen und sozialen Folgen für Franken und das Reich. Auch Cord Ulrichs setzt, wie schon bisher mancher Forscher, im ersten Teil seiner Arbeit bei den „Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft im ausgehenden Mittelalter“ an, also bei den damals gegründeten Adelsgesellschaften und ritterschaftlichen Einungen verschiedener Zweckbestimmung. Die Versuchung ist groß, daraus eine sozialgeschichtliche Dynamik herzuleiten, die gleichsam zwangsläufig in die Reichunmittelbarkeit einmündete. Das Eigengewicht der dem Kaiser unmittelbar verpflichteten und ihm gemeinsam gegenübertretenden Stände ist zwar nicht zu verkennen und am Status natürlich der Fürsten, aber auch der Grafen und zahlreicher Städte ablesbar. Aber wie die Gegenbeispiele der in den „geschlossenen“ Territorien landsässigen Ritter zeigen, muss es andere Mechanismen gegeben haben, die zur Reichsfreiheit der fränkischen, schwäbischen und rheinischen Ritterschaft geführt haben. Ulrichs trennt daher von der spätmittelalterlichen Geschichte der Ritterschaften ihre „Entwicklung zur freien Reichsritterschaft“ im zweiten Teil des Werkes. Und dieser beginnt mit dem gemeinsamen Auftritt der – bis dahin oft verfeindeten – fränkischen Fürsten von Ansbach, Bamberg und Würzburg vor der misstrauischen Ritterschaft, um den 1495 im Reich beschlossenen „Gemeinen Pfennig“ einzufordern. Die Ritter verweigerten ihn ebenso wie später die Türkensteuer. Man werde sonst den Bauern gleich geachtet. Der Ritter dient mit seinem Leibe, der Untertan zahlt Steuern. Dieser Rechtsgedanke verhinderte zwar nicht die angesichts der gewandelten Kriegstechniken schließlich unumgänglich werdenden „freiwilligen“ Zahlungen an das Reich („Charitativ-Subsidien“), wohl aber Steuerzahlungen an die fürstlichen Lehnsherren in Franken. Den persönlichen Einsatz ihrer Lehnsritter benötigten die Fürsten jedoch nur noch selten. Hatte damit ein in früheren Zeiten wichtiges Zeichen der Verbundenheit mit dem Landesfürsten seinen Sinn verloren, so erfüllte auch der

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Zum Geleit

von ihm zu gewährende Rechtsschutz in den Augen der Ritter seine Funktion nicht mehr. In zahlreichen Beschwerden rügten sie die aus ihrer Sicht bestehenden Mängel des Gerichtswesens, wie die breiten Kompetenzansprüche der geistlichen Gerichtsbarkeit, aber auch die Berücksichtigung des gelehrten Rechts, das in den fürstlichen Gerichten die Gewohnheiten des gemeinen Landrechts verdrängte. Im Geflecht der fränkischen Herrschaftsrechte konnten Positionen von ehemals hoher Symbolkraft, wie die Lehnsherrschaft oder das Landgericht der Würzburger Fürstbischöfe, zu einem vereinzelten Recht „in territorio alieno“ verblassen. Andererseits konnte nunmehr die von jedermann geschuldete Anerkennung des Kaisertums als eine territorial verstandene Reichsunmittelbarkeit der fränkischen Ritterschaft begriffen werden, weil diese dem kaiserlichen Hilfsersuchen durch Zahlungen als Ersatz für die nicht mehr praktikablen Ritterdienste nachkommen musste. Der Verfasser des vorliegenden Werkes führt den Leser chronologisch durch eine Fülle von Verhandlungen und Konflikten, in deren Verlauf sich die angedeutete Entwicklung immer klarer abzeichnet. Sie kann als „roter Faden“ dienen, um Nebenschauplätze von kardinalen Vorgängen zu unterscheiden. Das Studium des hier verarbeiteten Quellenmaterials zeigt aber auch, dass die Zeitgenossen die Folgen der von ihnen mitgestalteten historischen Prozesse nicht immer zu überblicken vermögen. So kann die Studie von Cord Ulrichs über die Entstehung der fränkischen Reichsritterschaft auch als ein Exempel für den Gang der Geschichte gelesen werden. Dietmar Willoweit, Würzburg

Vorwort Die vorliegende Arbeit war Gegenstand eines Promotionsverfahrens der juristischen Fakultät der Universität Würzburg, das im Jahre 1995 mit der Vereinbarung ihres Themas mit meinem verehrten Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Willoweit, begann. Es hat im wesentlichen deshalb so lange gedauert, weil ich die Arbeit neben meiner Berufstätigkeit als Richter am Verwaltungsgericht Gelsenkirchen angefertigt habe. Ich möchte daher Herrn Prof. Dr. Willoweit an dieser Stelle ganz besonders herzlich für seine Geduld und sein Interesse danken, mit dem er ihre Entstehung über viele Jahre begleitet hat. Frau PD  Dr. Birr danke ich für die Anfertigung des Zweitgutachtens und Herrn Prof. Dr. Oestmann als Mitherausgeber für die Aufnahme in die Reihe der „Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte“. Ferner danke ich den Mitarbeitern der von mir benutzten Archive für ihre stets freundliche und hilfsbereite Unterstützung meiner Forschungen. Und nicht zuletzt meinen lieben Eltern für die Korrektur des umfangreichen Manuskripts. Münster, den 31. Oktober 2015

Cord Ulrichs

Quellen- und Literaturverzeichnis 1. Quellen a) ungedruckte Quellen Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA) Haus-, Hof- und Staatsarchiv (HHStA) Mainzer Erzkanzlerarchiv (MEA) Reichstagsakten (RTA) 41 Reichshofrat (RHR) Gratialia et Feudalia (Grat. Feud.) Confirmationes priveligorum, deutsche Expedition (Conf. priv. dt. Exped.) 175 Mandate 2 Judicialia Alte Prager Akten (APA) 145, 154 Reichskanzlei (RK) Reichsakten in genere (RA i. g.) 26 Reichsakten in specie (RA i. sp.) 38 Religionsakten 19, 21, 22 Finanz- und Hofkammerarchiv (FHKA) Sammlungen und Selekte (SuS) Reichsakten (RA) 23.1.71, 77.2.3 Staatsarchiv Amberg (StAA) Oberpfälzische Registraturbücher 19 Staatsarchiv Bamberg (StAB) A 25, Lade 29, 8 A 85, Lade 330, 246 Lade 347, 1605 Lade 341, 1360/2 A 160, Lade 571, 1901–1908, 1913, 1914 Lade 582, 2706 A 200, Lade 407, 1–20 Lade 413, 516–522, 526

B 28 (Bamberger Landstände), 1–5, 12, 13, 15

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Fränkischer Kreis (FrKr) Kreisarchiv (KrA) 132, 133, 153, 156, 157, 158

Geheimes Archiv Bayreuth (GAB) 4860



Geheimes Hausarchiv Plassenburg (GHAP) 4359, 6647, 6649, 6650, 7852, 7853, 7986, 7989, 7991–7994, 7997



Hochstift Bamberg (HStB) Neuverzeichnis Akten 1476, 1670, 1844, 1894, 1896, 1900



Kanton Gebirg, G 11I, 544

Kanton Steigerwald ex G 4, 1500 und 1501 G 12I, 552 Stadtarchiv Bamberg (StadtAB) Historischer Verein (HV) Repertorium 2 (Rep. 2), 68–70 Rep. 3, 1063 (Repraesentation) Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin (GStAPrK) Historisches Staatsarchiv Königsberg (StAKö) Herzogliches Briefarchiv (HBA) 768 Fürstlich Fürstenbergisches Archiv Donaueschingen (FFAD) Ritterschaft Vol. 1, Faszikel (Fasz) 2, 2a, 4 Stadtarchiv Frankfurt (StadtAF) Reichssachen Nachträge (RSN) 2762, 2757 Generallandesarchiv Karlsruhe (GLAK) 41, 7; 123, 78; 125, 2390 Staatsarchiv Ludwigsburg (StAL) B 94a (Familienarchiv von Hardheim) U 45, 46

B 290 (Deutscher Orden, Regierung Mergentheim: Deutsches Reich), Büschel (Bü) 234, 235



B 583 (Kanton Odenwald), Bü 30a, 191, 192, 310, 311, 400, 401, 521



JL 425 (Sammlung Breitenbach) Bd. 6, 7

Quellen

17

Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAMar) 109 (Reichsritterschaft Kanton Rhön/Werra) 95, 181–190, 200I, II, 201, 203, 211, 431, 573, 576, 577, 623, 705, 706, 707, 710, 860I, 864I, 1700I, 1712, 1721, 1754, 1761

95 (Reichsabtei Fulda, Adel und Lehnhof ) 25, 153

Thüringisches Staatsarchiv Meiningen (ThStAMgn) Gemeinschaftlich Hennebergisches Archiv (GHA) Sektion I R 344, 345 T 118 Sektion II 35, 38, 181–225 Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHStA) Gerichtsurkunden Mindelheim Fasz. 188 Haus- und Familiensachen, Schwäbischer Bund Fasz. 1 Kurbayern Äußeres Archiv 1997 Reichskammergericht (RKG) 13436 Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (GNM) 2o Handschrift (Hs) 130035 Staatsarchiv Nürnberg (StAN) Fürstentum Brandenburg-Ansbach (FstBrAnsb) Bauernkriegsakten (BKrA) 1, 2, 6, 8 Brandenburger Literalien (BrLit) 323 Kreistagsakten (KrTA) 13–16a Landtagsakten (LTA) 1–10 Religionsakten (RA) 1a Würzburger Bücher (WüBü) 5 Reichsstadt Nürnberg (RStN) Amts- und Standbuch (AStB) 340 Kreistagsakten (KrTA) 6

Reichsritterschaft (RRsch) 460, 804, 1345, 2011

Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HStASt) B 579 (Kanton Neckar-Schwarzwald) Bü 605, 1554 Staatsarchiv Wertheim (StAWt) Gemeinschaftliches Archiv (GA) 48, 2, 9–12, 15–17, 21, 22, 25, 27–32, 85–87

18

Quellen- und Literaturverzeichnis

Staatsarchiv Würzburg (StAW) G-Akten (G) 9930b, 13399

Historisches (Hist) 234, 247, 444

Historischer Verein (HV) Manuskript (Ms) f. 258 Urkunden, 1430 Juli 10, Nr. 1591

Hoheitssachen 1351/73



Lehnssachen 182, 3870



libri diversarum formarum (ldf ) 2, 6, 10, 13, 27



Manuscripte (Ms) 3, 8



Miscellaneae (Misc) 72, 233, 474, 526, 579–581, 616I, II, 1182, 2014, 6560



Reichsritterschaft (RRsch) 48I, 50I, II, 335, 427, 543, 703, 709/39, 718



Standbuch (Stdb) 717, 720, 817, 818, 834, 892, 893, 897, 946–956, 1012



Würzburger Kreisakten (WKrA) 18, 19, 21



Würzburger Lehnbücher (WLB) 11, 18, 21



Würzburger Urkunden (WU) 2/3, 49; 3/71a; 7/73; 15/167, 169; 16/144, 168; 17/152, 163; 19/13a, 20, 20a, b, d, 37a, 45, 92; 24/132, 133d; 28/141a, 155a, 157b, e; 31/24b; 34/1, 2c, 77a; 37/7; 42/17; 43/9, 9a – e, 10a – c; 45/107, 138a; 47/112e; 48/4a, b; 94/238; 240/120



Würzburger Urkunden in Libellform (WU Libell) 22, 181I, 249, 289, 408, 663, 664

b) gedruckte Quellen Arnpeck, Veit: Bayerische Chronik, in: ders.: Sämtliche Chroniken, hg. v. Georg Leidinger (Quellen und Erörterungen zur deutschen und bayerischen Geschichte N. F. 3), München 1915, S. 447–705 Aschbach, Joseph (Hg.): Geschichte der Grafen von Wertheim, Teil 2: Urkundenbuch, Frankfurt am Main 1843

Quellen

19

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Pfeiffer, Gerhard: Quellen zur Geschichte der bayerisch-fränkischen Landfriedensorganisation im Spätmittelalter (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 69 = VGffG 5,2), München 1975 (zit.: Pfeiffer, Quellen) Pfeilschifter, Georg (Hg.): Acta Reformationis Catholicae. Ecclesiam Germaniae concernentia saeculi XVI. Die Reformverhandlungen des deutschen Episkopats von 1520 bis 1570. Band  1: 1520 bis 1532, Regensburg 1959 Pirckheimer, Willibald: Der Schweizerkrieg – De bello Suitense sive Eluetico. In lateinischer und deutscher Sprache. Neu übersetzt und kommentiert von Fritz Wille, Baden 1998 Planitz, Hans von der: Berichte aus dem Reichsregiment in Nürnberg 1521–1523, bearb. v. Ernst Wülcker und Hans Virck (Schriften der Königlich Sächsischen Kommission für Geschichte 3), Neudruck der Ausgabe Leizig 1899, Hildesheim/New York 1979 Des löblichen Frenkischen Reichskrayß verainte und verglichne Policeyordnung etlicher puncten und Artickeln welche gleichwol die Röm. Kay. May. unsere aller gnedigste Herren auff etlichen zu Augspurg und andern orten gehaltnen Reichstägen einem jeden Stand und Glied des Römischen Reichs in seinen Oberkaiten und Gepieten dess und anderswegen und darob haltende fürsehung zuthon beuolhen, Nürnberg 1572 Priebatsch, Felix (Hg.): Politische Correspondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles, Band 3 (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven 71), Berlin 1898, Neudr. Osnabrück 1965 Ranft, Sebald: Kitzingen im Bauernkrieg, hg. v. Ludwig Böhm, in: AUFr 36 (1893), S. 13–162 (zit.: Ranft, Kitzingen im Bauernkrieg) Die Rats-Chronik der Stadt Würzburg (XV. und XVI. Jahrhundert) (QFW 2), hg. v. Wilhelm Engel, Würzburg 1950 (zit.: Rats-Chronik) Rechter, Gerhard (Bearb.): Das Reichssteuerregister von 1497 des Fürstentums Brandenburg-Ansbach-Kulmbach unterhalb Gebürgs, 1. Teilband (Quellen und Forschungen zur fränkischen Familiengeschichte 1,1), Nürnberg 1985 (zit.: Rechter, Reichsteuerregister 1) Regesta Imperii. Band 11. Die Urkunden Kaiser Sigmunds (1410–1437), verzeichnet von Wilhelm Altmann, I. Band (1410–1424), Neudruck Hildesheim 1968 Band 14. Ausgewählte Regesten des Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493–1519. 3. Band, 1. Teil: Maximilian I. 1499–1501, bearb. v. Hermann Wiesflecker, Wien/Köln/Weimar 1996

Quellen

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Band 14. Ausgewählte Regesten des Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493–1519. 3. Band, 2. Teil: Österreich, Reich und Europa 1499–1501, bearb. v. Hermann Wiesflecker, Wien/Köln/Weimar 1998 Regesten der Pfalzgrafen am Rhein 1240–1400, bearb. v. Adolf Koch und Jakob Wille, Innsbruck 1894 Regesten Kaiser Friedrichs III. (1440–1493). Nach Archiven und Bibliotheken geordnet hg. v. Heinrich Koller. Heft  2: Urkunden und Briefe aus Klosterarchiven im Bayerischen Hauptstaatsarchiv (München), bearb. v. Christine Edith Janotta, Wien/Köln/Graz 1983 Reinhard, Johann: Chronicon wirzburgensi, in: Ludewig, Johann Peter (Hg.): Geschicht-Schreiber von dem Bischoffthum Wirtzburg, Frankfurt am Main 1713, S. 866–931 In Jure et Facto gegründete Repraesentation, Deß, im Voigtland gesessenen Reichs=Adels unmittelbare Verwandtschafft/ Immedietät/ und Exemption ab omni Landsassiatu, 1730 (zit.: Repraesentation) Des Ernewerten Ritter Raths, gantzen Franckischen Craisses verfaßte Satzungen und Ordnungen, 1590 (zit.: Ritterratsordnung) Rommel, Christoph von (Hg.): Philipp der Großmüthige, Landgraf von Hessen, Band 3: Urkunden, meist Schreiben in Reformationsangelegenheiten, enthaltend, Gießen 1830 Rüxner, Georg (Hg.): Anfang, Ursprung, und Herkommen des Thurnirs in Teutscher Nation, Simmern 1530 Ruser, Konrad (Hg.): Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde, Band  2: Städteund Landfriedensbündnisse von 1347 bis 1380, 2. Teil, Göttingen 1988 (zit.: Ruser, Städtebünde 2,2) Sauer, N. (Hg.): Archivalische Mitteilungen, in: NassA 18 (1884), S. 233–243 Schannat, Johann Friedrich (Hg.): Sammlung alter historischer Schriften und Dokumente, Fulda 1725 Scherg, Theodor J. (Hg.): Franconica aus dem Vatikan 1464–1492, in: ArchZ 17 (1910), S. 231–315 Schmidt, Wilhelm Ferdinand/Schornbaum, Karl (Bearb.): Die fränkischen Bekenntnisse. Eine Vorstufe der Augsburger Konfession, München 1930 Schneidt, Joseph Maria (Hg.): Thesaurus iuris franconici. 2. Abschnitt, 2. Heft, Würzburg 1787 2. Abschnitt, 5. Heft, Würzburg 1788

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Schornbaum, Karl (Hg.): Das Protokoll des Ansbacher Landtages 1524, in: 57. Bericht des Historischen Vereins Mittelfranken (1909), S. 98–107 (zit.: Schornbaum, Protokoll) Schottenloher, Karl (Hg.): Flugschriften zur Ritterschaftsbewegung des Jahres 1523, Münster 1929 Schürstab, Erhart: Nürnberg‘s Krieg gegen den Markgrafen Albrecht (Achilles) von Brandenburg 1449 und 1450, in: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. 2. Band. Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg. 2. Band, Göttingen 21961, S. 119–238 Schultes, Johann Adolph (Hg.): Diplomatische Geschichte des Hauses Henneberg, Band 1, Teil 2: Urkunden zur Geschichte der Grafen von Henneberg Aschacher oder Römhilder Linie, Hildburghausen 1791 (zit.: Schultes, Diplomatische Geschichte 1,2) Schweitzer, C. A. (Hg.): Das Urkundenbuch des Abtes Andreas im Kloster Michelsberg bei Bamberg, Teil 2, in: BHVB 17 (1854) Sehling, Emil (Hg.): Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts. 11. Band: Bayern. 1. Teil: Franken, bearb. v. Matthias Simon, Tübingen 1961 Siegener Urkundenbuch. Abteilung 2. Die Urkunden aus dem Staatsarchiv Münster und dem Stadtarchiv Siegen von 1351 bis 1500, hg. v. F. Philippi, Siegen 1927 Speierische Chronik von 1406 bis 1476, in: Quellensammlung der badischen Landesgeschichte 1, hg. v. F. J. Mone, Karlsruhe 1848, S. 367–520 (zit.: SpChr) Stälin, Paul (Hg.): Urkunden zur Geschichte der Ritterbündnisse des 14. Jahrhunderts, in: WVjLG 4 (1881), S. 1 ff. Steinhausen, Georg (Hg.): Deutsche Privatbriefe des Mittelalters 1 (Denkmäler der deutschen Kulturgeschichte 1), Berlin 1899 Steinrück, Heinrich: Aufzeichnungen über Ereignisse aus den Jahren 1430 bis 1462, hg. v. August Schäffler, in: AUFr 23 (1876), S. 475–488 Stotzingen, Otto Freiherr von (Hg.): Cronberg‘sches Diplomatarium, in: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 37 (1907), S. 180–227 Thoman, Nicolaus: Weissenhorner Historie, in: Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben, hg. v. Franz Ludwig Baumann (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart 129), Tübingen 1876, S. 1–231

Quellen

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Thumser, Matthias: Der Konflikt um die Wahlkapitulation zwischen dem Bamberger Domkapitel und Bischof Philipp von Henneberg. Quellen zum Bamberger Bistumsstreit 1481/82 (BHVB Beiheft 24), Bamberg 1990 Urkundenbuch der Stadt Basel, hg. v. der historischen und antiquarischen Gesellschaft zu Basel, Band 4, bearb. v. Rudolf Wackernagel, Basel 1899 Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau, Band 2, Teil 1, hg. v. Heinrich Schreiber, Freiburg 1828 Urkundenbuch der Stadt Friedberg. Band 2: Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter. Regesten der Urkunden 1216–1410, bearb. v. Thomas Schilp (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 3,2), Marburg 1987 Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen. Teil 4, bearb. v. Hermann Wartmann, St. Gallen 1892–1899 Urkundenbuch der Stadt Straßburg. Band 5, 2. Hälfte: Politische Urkunden von 1365 bis 1380, bearb. v. Hans Witte und Georg Wolfram (Urkunden und Akten der Stadt Straßburg 5,2), Straßburg 1896 Band 6: Politische Urkunden von 1381 bis 1400, bearb. v. Johannes Fritz (Urkunden und Akten der Stadt Straßburg 6), Straßburg 1899 Urkundenbuch der Reichsstadt Windsheim von 791–1400, bearb. v. Werner Schultheiß (VGffG 3,4), Würzburg 1963 Waldenfels, Wilhelm Freiherr von (Hg.): Die Ritterschaft des heutigen Oberfranken im Jahre 1495, in: AOFr 26,3 (1917), S. 61–79 Weinrich, Lorenz (Hg.): Quellen zur Reichsreform im Spätmittelalter (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters – Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 39), Darmstadt 2001 (zit.: Weinrich, QRRef ) Ders. (Hg.): Quellen zur Verfassungsgeschichte des Römisch-Deutschen Reiches im Spätmittelalter (1250–1500) (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters – Freiherr vom SteinGedächtnisausgabe 33), Darmstadt 1983 (zit.: Weinrich, QVerfG) Wendehorst, Alfred (Hg.): Urkundenbuch der Marienkapelle am Markt zu Würzburg 1317–1530 (QFW 27), Würzburg 1974 (zit.: Wendehorst, UB Marienkapelle)

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Zeitlos, Hans: Warhaftige einfeltige beschreibung, welcher gestalt weiland Albrecht der junger, marggraf zu Brandenburg, ... , mit dem kaiserlichen löblichen stift Bamberg, ... ohne ainiche gegebene ursach unpilliger weis unerbarmlich und tirannisch gehandelt ..., in: Chroniken der Stadt Bamberg. Zweite Hälfte. Chroniken zur Geschichte des Bauernkrieges und der Markgrafenfehde in Bamberg. Mit einem Urkundenanhang, hg. v. Anton Chroust (VGffG 1,1,2), Leipzig 1910 Zweifel, Thomas: Rotenburg an der Tauber im Bauernkrieg, in: Baumann, Franz Ludwig (Hg.): Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs aus Rotenburg an der Tauber (Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart 149), Tübingen 1878, S. 1–589

2. Literatur a) Zeitgenössische Literatur zur Reichsritterschaft Alt, Johann Ludwig: Vindiciae libertatis splendidi nobilium S. R. I. immediatorum corporis adversus jurisdictionis feudalis extensionem circa citationem et executionem immediatam, Altdorf 1763 Ayrer, Georg Heinrich: Vindiciae libertatis corporis nobilium S. R. I. immediatorum adversus superioritas territorialis extensionem, 1754 Besold, Christoph: De ordine equestri libero imprioque immediate subjecto discursus, in: Burgermeister, Johann Stephan: Bibliotheca equestris 2, Ulm 1720, S. 529–542 Bidenbach, Johann: Quaestiones nobiles, in: Burgermeister, Johann Stephan: Bibliotheca equestris 2, Ulm 1720, S. 433–506 Braitschwerdt, Veit: Quaestiones equestres consiliarii quondam Augustani, deinde equestris, & denique Würtembergici Intimi, in: Burgermeister, Johann Stephan: Bibliotheca equestris 1, Ulm 1720, S. 617–628 Burgermeister, Johann Stephan: Bibliotheca equestris, 2 Bände, Ulm 1720 (zit.: Burgermeister, Bibliotheca) Ders.: Thesaurus juris equestris publici et privati, 2 Bände, Ulm 1718 (zit.: Burgermeister, Thesaurus) Ders.: Status equestris caesaris et imperii Romano-Germanici, in: ders.: Thesaurus juris equestris publici et privati 1, Ulm 1718, S. 1–573 (zit.: Burgermeister, Status equestris) Ders.: Graven- und Ritter-Saal/ Das ist Gründliche Vorstellung und Ausführung; welcher gestalt des H. Röm. Reichs-Grafen/ Herren und die andere Reichs-Ritterschafft bey des H. Röm. Reichs dreyen namhafften Veränderungen als 1. zu Zeiten Caroli Magni und der sogenandten Caroliner-Regierung

Literatur

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2. zu Zeiten der in Schwaben/ Francken/ und am Rheinstrom etc. eingeführt/ und florirter Hertzogthumben/ und 3. nach solcher Reichs-Hertzogthumben Abgang/ zu Zeiten des langwierigen InterRegni Kaysers Friderici II. und hernach biß auf diese jetzige Zeiten/ mit ihren Aembtern/ Rechten/ Freyheiten und Gewohnheiten gegen- und beyeinander gestanden, Ulm 1715 (zit.: Burgermeister, Graven- und Ritter-Saal) Ders.: Deß unmittelbahren freyen kayserlichen Reichs-Adels der dreyen Ritter-Crayßen in Schwaben/ Francken und am Rheinstrom/ sonderlich aber in Schwaben/ ursprüngliche Immedietät/ Praerogativen/ Immunitäten/ Antiquitäten/ altern Splendor, Zu- und Abnahmen, Ulm 1700 (zit.: Burgermeister, Deß unmittelbahren freyen Reichs-Adels) Drümel, Johann Heinrich: Neue Bewährung aus Urkunden, Gesetzen und Geschichten der Teutschen, daß die Reichsritterschaft von Anbeginn des Reichs zu dem Adel in Teutschland gezehlet worden und unmittelbar gewesen, Frankfurt und Leipzig 1754 Ertel, Anton Wilhelm: Observationes illustres iuridico – equestris, Nürnberg 1699 Feltzius, Johann Heinrich: Nobilitati S. R. I. immediatae superioritas territorialis denuo adserta, et ab obiectionibus adversariorum vindicata, Straßburg 1725, auch in: ders.: De dignitate nobilitatis immediatae Sacri Romani Imperii, Leipzig 1747, S. 187–276 (zit.: Feltzius, Superioritas territorialis) Ders.: De statu nobilitatis immediatae S. R. I. dissertatio I–IV, Straßburg 1698–1718, auch in: ders.: De dignitate nobilitatis immediatae Sacri Romani Imperii, Leipzig 1747 (zit.: Feltzius, De statu I–IV) Göbel, Johann Wilhelm: Dissertatio juris publici de statu nobilitatis germaniae, Hildesheim 1719, auch in: Lünig, Johann Christian: Thesaurus iuris derer Grafen und Herren des Heil. Röm. Reichs, Franckfurt und Leipzig 1725, S. 233–240 Gönner, Nicolaus Thaddäus von: Staatsrechtliche Verhältnisse der adeligen Gutsbesitzer in den churpfalz-bairischen Entschädigungslanden, besonders den fränkischen Fürstenthümern Bamberg und Würzburg, Landshut 1803 Kerner, Johann Georg: Staatsrecht der unmittelbaren freyen Ritterschaft in Schwaben, Franken und am Rhein, 3 Bände, Lemgo 1786–1789 Kirchmeyer, Theodor: De Nobilitate Franconica, Wittenberg 1677 Knipschildt, Philipp: Unfürgreifliches Bedenken über etliche Fragen der Freyen Reichs-Ritterschafft in Schwaben, Francken und am Rheinstrom, Stand und Session betreffend, in: Burgermeister, Johann Stephan: Bibliotheca equestris 1, Ulm 1720, S. 766–1003 (zit.: Knipschildt, Unfürgreifliches Bedenken)

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Ders.: Tractatus politico-historico-juridicus, de jurisbus et privilegiis nobilitatis et ordinis equestris S. R. I. liberi et immediati, Kempten 1693 (zit.: Knipschildt, Tractatus) Kopp, Johann Adam: Tractatus de insigni differentia inter S.  R.  I. comites et nobiles immediatos, Straßburg 1724 Lentersheim, Johann Friedrich von: De jure & privilegiis nobilium liberorum & immediatorum, in: Burgermeister, Johann Stephan: Bibliotheca equestris 1, Ulm 1720, S. 571–616 Lerch von Dürmstein, Caspar: Ob des heil. Reichs ohnmittelbarer Adel ein Stand des heil. Röm. Reiches seye?, Mainz 1626 Ders.: Ordo equestris germanicus caesareus, Mainz 1625 Martini, Werner Theodor: Disputatio juris publici de libera Imperii Nobilitate Franconiae, Sueviae & penes tractum Rheni, an Status Imperii dicenda sit?, Wittenberg 1669 Moser, Johann Jacob: Geschichte der Reichsritterschafft unter Kayser Ferdinand I. Mit Betrachtungen darüber, in: ders.: Beyträge zu Reichsritterschafftlichen Sachen. Erstes Stück, Ulm, Frankfurt und Leipzig 1775, S. 29–224, und Zweytes Stück, ebd., S. 227–261 Ders.: Beytrag zu einer unpartheyischen und pragmatischen Geschichte der unmittelbaren Reichs-Ritterschafft unter Kayser Maximilian II. mit Betrachtungen darüber, in: ders.: Beyträge zu Reichsritterschafftlichen Sachen. Zweytes Stück, Ulm, Frankfurt und Leipzig 1775, S. 296– 365 Ders.: Beyträge zu einer unpartheyischen und pragmatischen Geschichte der unmittelbaren Reichsritterschafft unter Kayser Rudolph II. mit Betrachtungen darüber, in: ders.: Beyträge zu Reichsritterschafftlichen Sachen. Drittes Stück, Ulm, Frankfurt und Leipzig 1775, S. 447–608 Ders.: Beyträge zu einer unpartheyischen und pragmatischen Geschichte der unmittelbar freyen Reichs=Ritterschaft unter Kayser Maximilian dem I. oder von denen Jahren 1493 bis 1519. Mit Betrachtungen darüber, in: ders.: Vermischte Nachrichten von Reichs=Ritterschafftlichen Sachen. Fünftes Stück, Nürnberg 1773 Ders.: Beyträge zu einer unpartheyischen und pragmatischen Geschichte der unmittelbar freyen Reichs=Ritterschaft unter Kayser Carl dem V. oder von denen Jahren 1519–1558. Mit Betrachtungen darüber, in: ders.: Vermischte Nachrichten von Reichs=Ritterschafftlichen Sachen. Sechstes Stück, Nürnberg 1773, S. 793–837 und 891–947 Mülich, Peter: De exemptione nobilium immediatorum a jurisdictione territoriali, in: Burgermeister, Johann Stephan: Bibliotheca equestris 2, Ulm 1720, S. 581–590

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Literatur

Ders.: Liberae Imperii Nobilitatis in genere, tum in specie Francorum, exemta libertas, etiam immediata, adversus Landsasseriam, Basel 1617 N. N.: Wahre Ansichten des Streitpunktes, ob zu Gunsten des neuen Besitzers von Würzburg auch allen Rechten und Ansprüchen auf die Würzburgische Reichsritterschafft von Bayern entsagt werden müsse? meistens nach eigenen Bayer. Staatsbehauptungen dargestellt, 1806 N. N.: Widerlegung der kurpfalzbayerischen Staatsschriften, welche wider die Freyheit und Unmittelbarkeit der deutschen Reichsritterschaft erschienen sind, Nürnberg 1804 N. N.: Vier nöthige Anmerkungen zu der Staatsschrift welche neuerlich unter der Ueberschrift: Was für Maasregeln hat wohl die Reichsritterschaft in Franken und Schwaben jetzt zu ergreifen? ... zu Würzburg herausgekommen ist, 1803 Pfeiffer, Christoph Ludwig: Ohnpartheyischer Versuch eines ausführlichen Staats-Rechts der ohnmittelbaren freien Reichsritterschaft, 2 Bände, Heilbronn 1778/80 (zit.: Pfeiffer, Staats-Recht) Rudolph, Johann Christoph: Vindiciae territorialis potestatis Imp. Rom. Germ. adversus exemptiones nobilium, Erlangen 1753 Schilter, Johann: De Sacri Romani Germanici Imperii comitum praerogativa ac juribus inter ipsos et ordinem equestrem imperii immediatum secundem quosdam controverso, Straßburg 1702, auch in: Lünig, Johann Christian: Thesaurus iuris derer Grafen und Herren des Heil. Röm. Reichs, Franckfurt und Leipzig 1725, S. 413–437 Schmidt, Johann Lorenz: Superioritatem territorialem nobilibus imperii immediatis adserens, in: Burgermeister, Johann Stephan: Bibliotheca equestris 1, Ulm 1720, S. 1461–1474 Unrath, Johann Caspar: Dissertatio juridica, de Jurisdictione ecclesiastica nobilibus imperii, Vigore Constitutionis de Pace Religionis, in districtibus et castris illorum legitima competente, Von der, Der Reichs=Ritterschafft, nach dem Religions=Frieden, zustehenden Geistlichen Gerichtsbarkeit, Jena 1648

b) Forschungsliteratur Amrhein, August: Gottfrid IV. Schenk von Limpurg, in: AUFr 53 (1911), S. 1–153 Angermeier, Heinz: Königtum und Landfriede im deutschen Spätmittelalter, München 1966 Ashmole, Elias: The Institutions, laws, and Ceremonies of the Most Noble Order of the Garter, London 1672

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Bachmann, Siegfried: Die Landstände des Hochstifts Bamberg, in: BHVB 98 (1962), S. 1–337 (zit.: Bachmann, Landstände) Bauer, Christoph: Melchior Zobel von Giebelstadt, Fürstbischof von Würzburg (1544–1558). Diözese und Hochstift Würzburg in der Krise (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 139), Münster 1998 Baum, Hans-Peter: Der Lehenhof des Hochstifts Würzburg im Spätmittelalter, ungedr. Habilitationsschrift Würzburg 1990 (zit.: Baum, Lehenhof ) Baum, Wilhelm: Bayerns Griff nach Tirol, Görz und Vorderösterreich. Zum 500. Jahrestag des Verkaufs der Vorlande am 12. Juli 1487, in: Der Schlern 61 (1987), S. 521–541 (zit.: Baum, Bayerns Griff nach Tirol) Bensen, Heinrich Wilhelm: Geschichte des Bauernkriegs in Ostfranken, Neudruck der Ausgabe Erlangen 1840, Aalen 1978 Bezold, Friedrich von: König Sigmund und die Reichskriege gegen die Hussiten. Bis zum Ausgang des dritten Kreuzzugs, München 1872 (zit.: Bezold 1) Die Jahre 1423–1428, München 1875 (zit.: Bezold 2) Die Jahre 1428–1431, München 1877 (zit.: Bezold 3) Bock, Ernst: Der Schwäbische Bund und seine Verfassungen 1488–1534. Ein Beitrag zur Geschichte der Zeit der Reichsreform (Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte 137), Neudruck der Ausgabe Breslau 1927, Aalen 1968 Böhme, Ernst: Das fränkische Reichsgrafenkollegium im 16. und 17. Jahrhundert. Untersuchungen zu den Möglichkeiten und Grenzen der korporativen Politik mindermächtiger Reichsstände (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 132), Wiesbaden 1989 Boulton, D’Arcy Jonathan Dacre: The Knights of the Crown. The Monarchical Orders of Knighthood in Later Medieval Europe 1325–1520, Suffolk 1987 Brunner, Otto: Land und Herrschaft, Neudruck der 5. Aufl. Wien 1965, Darmstadt 1973 Buchinger, Johann Nepumuk: Julius Echter von Mespelbrunn, Bischof von Würzburg und Herzog von Franken, Würzburg 1843

Literatur

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Carl, Horst: Der Schwäbische Bund 1488–1534. Landfrieden und Genossenschaft im Übergang vom Spätmittelalter zur Reformation (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 24), LeinfeldenEchterdingen 2000 (zit.: Carl, Schwäbischer Bund) Ders.: Vom Appenzeller Krieg zum Schwäbischen Bund – Die Adelsgesellschaften mit St. Georgenschild im spätmittelalterlichen Oberschwaben, in: Peter Blickle/Peter Witschi (Hgg.): Appenzell – Oberschwaben. Begegnungen zweier Regionen in sieben Jahrhunderten, Konstanz 1997 (zit.: Carl, Vom Appenzellerkrieg zum Schwäbischen Bund) Cordes, Albrecht: Stuben und Stubengesellschaften. Zur dörflichen und kleinstädtischen Verfassungsgeschichte am Oberrhein und in der Nordschweiz (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte 38), Stuttgart/Jena/New York 1993 Demandt, Dieter/Rublack, Hans-Christoph: Stadt und Kirche in Kitzingen. Darstellung und Quellen zu Spätmittelalter und Reformation (Spätmittelalter und Frühe Neuzeit. Tübinger Beiträge zur Geschichtsforschung 10), Stuttgart 1978 Demandt, Karl Ernst: Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter. Ein „Staatshandbuch“ Hessens vom Ende des 12. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts. 1. Teil (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 42), Marburg 1981 (zit.: Demandt, Personenstaat 1) Ders.: Geschichte des Landes Hessen, Kassel/Basel 21972 (zit.: Demandt, Geschichte Hessens) Dülfer, Kurt: Die Packschen Händel. Darstellung und Quellen (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck 24,3), Marburg 1958 Eberbach, Otto: Die deutsche Reichsritterschaft in ihrer staatsrechtlich-politischen Entwicklung von den Anfängen bis zum Jahre 1495, Leipzig/Berlin 1913, Neudruck Hildesheim 1974 Ecker, Ulrich P.: Martin Malterer, „König“ der Gesellschaft zum Löwen, und die Schlacht von Sempach, in: Haumann, Heiko/Schadeck, Hans (Hgg.): Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Band 1: Von den Anfängen bis zum „Neuen Stadtrecht“ 1520, Stuttgart 1996, S. 279–284 Endres, Rudolf: Der Bauernkrieg in Franken, in: BlldtLG 109 (1973), S. 31–68 (zit.: Endres, Bauernkrieg in Franken) Ders.: Probleme des Bauernkriegs im Hochstift Bamberg, in: JffL 31 (1971), S. 91–138 (zit.: Endres, Bauernkrieg in Bamberg)

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Ders.: Zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Franken vor dem Dreißigjährigen Krieg, in: JffL 28 (1968), S. 5–52 (zit.: Endres, Wirtschaftliche Lage) Fellner, Robert: Die fränkische Ritterschaft von 1495–1524 (Historische Studien 50), Berlin 1905, Neudruck Vaduz 1965 Franz, Günther: Der deutsche Bauernkrieg, Darmstadt 111977 (zit.: Franz, Bauernkrieg) Freitag, Rolf: Das Geleit der Reichsstadt Ulm, in: Ulm und Oberschwaben 37 (1964), S. 85–131 Fried, Pankraz: Zur Geschichte der Steuer in Bayern, in: ZBLG 27 (1964), S. 570–599 Friese, Alfred: Die Rittergesellschaft „mit dem Greifen“ (1379), in: Frankenland 13 (1961), S. 81–83 (zit.: Friese, Greifen) Ders.: Die Ritter- und Turniergesellschaft „mit dem Esel“, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, NF 24 (1952/ 53), S. 153–184 (zit.: Friese, Esel) Fuchs, Walther Peter: Florian Geyer, in: Fränkische Lebensbilder 3, hg. v. Gerhard Pfeiffer (VGffG VII A 3), Würzburg 1969, S. 109–140 Gamber, Ortwin: Ritterspiel und Turnierrüstung im Spätmittelalter, in: Fleckenstein, Josef (Hg.): Das ritterliche Turnier im Mittelalter (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 80), Göttingen 1985, S. 513–532 Gerchow, Jan: Gruppen an der Macht: Trinkstuben und Zünfte, in: Haumann, Heiko/Schadeck, Hans (Hgg.): Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Band 1: Von den Anfängen bis zum „Neuen Stadtrecht“ 1520, Stuttgart 1996, S. 183–189 Gerlich, Alois: Die Anfänge des großen abendländischen Schismas und der Mainzer Bistumsstreit, in: HessJbLG 6 (1956), S. 25–76 (zit.: Gerlich, Mainzer Bistumsstreit) Gerlich, Alois/Machilek, Franz: Adel und Ritterschaft, in: Handbuch der bayerischen Geschichte. Band 3,1: Franken, München 31997, S. 600–639 Gotthard, Axel: Der Augsburger Religionsfrieden (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 148), Münster 22006 Guttenberg, Erich Freiherr von: Das Bistum Bamberg, Teil 1 (Germania Sacra 2,1), Berlin 1937

Literatur

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Literatur

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Quellen- und Literaturverzeichnis

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Literatur

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Literatur

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Literatur

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Literatur

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Literatur

Zielke, Sonja: Die Löwen-Gesellschaft. Ein Adelsbund des 14. Jahrhunderts, in: ZGO 138 (1990), S. 25–99 Zotz, Thomas: Adel, Bürgertum und Turnier in deutschen Städten vom 13. bis 15. Jahrhundert, in: Fleckenstein, Josef (Hg.): Das ritterliche Turnier im Mittelalter (Veröffentlichungen des Max-PlanckInstituts für Geschichte 80), Göttingen 1985, S. 450–499

c) Handbücher, Lexika und sonstige Hilfsmittel Biedermann, Johann Gottfried: Geschlechts-Register der Reichs-Frey-unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Francken Löbl. Orts Rhön und Werra, Neudruck der Ausgabe Bayreuth 1749, Neustadt an der Aisch 1989 (zit.: Biedermann, Rhön/Werra) Ders.: Geschlechts-Register der Reichs-Frey-unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Francken Löbl. Orts Baunach, Neudruck der Ausgabe Bayreuth 1747, Neustadt an der Aisch 1988 (zit.: Biedermann, Baunach) Ders.: Geschlechts-Register der Reichs-Frey-unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Francken Löbl. Orts Gebürg, Neudruck der Ausgabe Bayreuth 1747, Neustadt an der Aisch 1984 (zit.: Biedermann, Gebirg) Ders.: Geschlechts-Register der Reichs-Frey-unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Francken Löbl. Orts Ottenwald, Bayreuth 1751 (zit.: Biedermann, Odenwald) Ders.: Geschlechts-Register der Reichs-Frey-unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Francken Löbl. Orts Steigerwald, Bayreuth 1748 (zit.: Biedermann, Steigerwald) Ders.: Geschlechts-Register der Reichs-Frey-unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Francken Löbl. Orts Altmühl, Bayreuth 1748 (zit.: Biedermann, Altmühl) Deutsches Wörterbuch, hg. v. Jacob und Wilhelm Grimm, 16 Bände, Leipzig 1854–1960 Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 14 Bände, Berlin/New York ²1978–2008 (zit.: Verfasserlexikon) Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. 1. Aufl. hg. v. Adalbert Erler und Erwin Kaufmann, 5 Bände, Berlin 1971–1998 2. Aufl. hg. v. Albrecht Cordes u. a., Band 1 ff., Berlin 2008 ff.

54

Quellen- und Literaturverzeichnis

Isenburg, Wilhelm Karl Prinz von: Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten, Marburg 1953

²

Lexikon des Mittelalters, 9 Bände, München/Zürich 1980–1998 Johann Siebmacher‘s Großes Wappenbuch Band  4: Die Wappen des hohen deutschen Adels (2.  Teil), bearb. v. M. Gritzner, Nachdruck des 1. Bandes, 3. Abt., 3. Reihe, A der Ausgabe Nürnberg 1887, Neustadt an der Aisch 1974 (zit.: Siebmacher 4) Band 20: Die Wappen des hessischen und thüringischen Adels: Der abgestorbene nassauische Adel, bearb. v. H. Goeckingk, Nachdruck des 6. Bandes, 7. Abt. der Ausgabe Nürnberg 1882, Neustadt an der Aisch 1977 (zit.: Siebmacher 20)

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Literatur

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Zeitschriften, Reihen und Quellensammlungen ArchZ AUfr BllDtLG BHVB CDB CDSR ChrDtSt DRTA ä.R. DRTA m.R. DRTA j.R. DRTA RV HennUB HessJbLG HRG JffL LexMA MB MC MIÖG MSf MW MZ NassA NS QFW RegPfgff RhVjBll RI UB Basel UB Freiburg UB Friedberg UB StGallen UB Strassburg UB Windsheim VGffG VSWG WDGBll WVjLG

Archivalische Zeitschrift Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg Blätter für deutsche Landesgeschichte Berichte des Historischen Vereins Bamberg Codex diplomaticus Brandenburgensis Codex diplomaticus Saxoniae regiae Die Chroniken der deutschen Städte Deutsche Reichstagsakten, ältere Reihe Deutsche Reichstagsakten, mittlere Reihe Deutsche Reichstagsakten, jüngere Reihe Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556–1662 Hennebergisches Urkundenbuch Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Jahrbuch für fränkische Landesforschung Lexikon des Mittelalters Monumenta Boica Monumenta Castellana Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung Monumenta Suinfurtensia historica Monumenta Wittelsbacensia Monumenta Zollerana Nassauische Annalen. Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung Neue und vollständigere Sammlung der Reichsabschiede Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg Regesten der Pfalzgrafen am Rhein 1240–1400 Rheinische Vierteljahrsblätter Regesta Imperii Urkundenbuch der Stadt Basel Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau Urkundenbuch der Stadt Friedberg Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen Urkundenbuch der Stadt Straßburg Urkundenbuch der Reichsstadt Windsheim Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Würzburger Diözesangeschichtsblätter Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte

56 ZBLG ZGO ZWLG

Quellen- und Literaturverzeichnis Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte

57

Literatur

Verzeichnis der sonstigen Abkürzungen a. A. anderer Ansicht a. a. O. am angegebenen Ort a. E. am Ende Bearb. Bearbeiter bearb. bearbeitet Bf(f ). Bischof (Bischöfe) Bggf(f ). Burggraf(en) d. Ä. der Ältere DDk Domdekan ders. derselbe Dh Domherr Diss. Dissertation d. J. der Jüngere d. M. der Mittlere DPr Domprobst DtM Deutschmeister ebd. ebendort EBf(f ). Erzbischof (Erzbischöfe) EHz(z). Erzherzog (Erzherzöge) f(f ). und die folgende(n) Seite(n) fl Gulden fol. Folio (Blatt) Frhr. Freiherr gen. genannt Gf(f ). Graf(en) Hg. Herausgeber hg. herausgegeben HochM Hochmeister Hr(r). Herr(en) Hz(z). Herzog (Herzöge) i. E. im Elsaß i. Fr. in Franken Kg(g). König(e) kr Kreuzer Ks(s). Kaiser Ldgf(f ). Landgraf(en) Mgf(f ). Markgraf(en) mhd. mittelhochdeutsch mschr. maschinenschriftlich(e) Neudr. Neudruck N. F. Neue Folge

58 pf Pfennig phil. philosophisch(e) r rectus (Vorderseite) Sp. Spalte Tab. Tabelle Taf. Tafel unfol. unfoliert (ohne Blattzahl) ungedr. ungedruckt(e) u. ö. und öfter usw. und so weiter v versus (Rückseite) v. von vgl. vergleiche Z. Zeile

Quellen- und Literaturverzeichnis

Einführung: Die Reichsritterschaft in der Literatur des 17. bis 20. Jahrhunderts Die Reichsritterschaft in Schwaben, Franken und am Rhein war eine der eigentümlichsten Erscheinungen in der Verfassung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation der frühen Neuzeit. Im Reichstag waren die Reichsritter nicht vertreten, auch beteiligten sie sich nicht an den allgemeinen Reichslasten, außer durch eine eigene Abgabe, ein sogenanntes charitativum subsidium, die direkt an den Kaiser abgeführt wurde, deren Freiwilligkeit sie aber nicht müde wurden zu betonen. Zu deren Finanzierung erhoben sie im eigenen Namen Steuern von ihren Hintersassen, auch wenn es sich um Güter handelte, mit denen sie ihrerseits nur von den Fürsten belehnt worden waren. Auch andere Hoheitsrechte wie die Gerichtsbarkeit, Jagd- und Forstrechte und andere mehr übten sie aufgrund Belehnung oder spezieller Privilegierung aus. Obschon sich insoweit die Territorialhoheit der Fürsten nicht auf die Güter der Reichsritter erstreckte, blieb doch strittig, ob den Reichsrittern damit selbst so etwas wie eine Territorialhoheit zustand.1 Ebenso verhielt es sich mit der Religionshoheit. In ihrem persönlichen Bekenntnis waren die Reichsritter frei, das ius reformandi erhielten sie jedoch erst im Westfälischen Frieden von 1648.2 Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, daß die älteste Literatur zum Thema „Reichsritterschaft“ fast ausschließlich juristisch-staatsrechtlicher Natur ist. Ausnahmen bilden die Schriften Caspar Lerch von Dürmsteins über den Stand der Reichsritterschaft und Theodor Kirchmeyers über den fränkischen Adel, die ihre Themen mehr unter historischen als unter rechtlichen Gesichtspunkten behandeln. Die juristisch-staatsrechtlichen Schriften bis zum Ende des 17. Jahrhunderts lassen sich im wesentlichen drei Gattungen zuordnen. Einige stellten umfassend die Rechte und Privilegien der Reichsritter dar, eingeleitet durch eine kurze Definition des Adels überhaupt, seine geschichtliche Entwicklung und seine Einteilung in hohen und niederen, mittelbaren und unmittelbaren Adel und so fort.3 Das wohl schönste Beispiel dieser Gattung bietet der 1693 erschienene, aber schon um 1640 geschriebene Tractatus politico-historico-juridicus, de juribus et privilegiis Nobilitatis et Ordinis Equestris S.  R.  I. liberi et immediati des Consulenten des Kantons Kocher der schwäbischen Reichsritterschaft, Philipp Knipschildt.4 Knipschildt beginnt den ersten Teil seines Traktats mit einer Reihe von Erklärungen der Wörter „Adel“, „Ritter“, „Vasallen“, „Edelknechte“ und anderer mehr, fährt fort mit zwei Kapiteln über Einteilung und Ursprung des Adels und gelangt sodann – ganz im Stil der auf Aristoteles fußenden Scholastik – zu den Causae efficiens, materiale, formali et finali nobilitate. Der zweite Teil behandelt die Privilegien des Adels im allgemeinen, der dritte die der Reichsritter1 2 3 4

Vgl. Willoweit, Rechtsgrundlagen, S. 307–338. IPO Art. 5, § 28. Besold, Lentersheim, Knipschildt, Tractatus und Ertel. Vgl. hierzu Ruser, Gesellschaften, S. 3.

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Einführung

schaft im besonderen. Die Geschichte der Reichsritterschaft wird in eine Linie mit der Geschichte des Adels überhaupt gestellt, ohne speziell nach den besonderen Gründen für die Entstehung der Reichsritterschaft zu fragen. Daneben gab es Schriften, die sich in der Art einer Monographie nur zu einem speziellen Thema oder Aspekt der Reichsritterschaft äußerten, etwa Mülich zur Frage der Landsässigkeit und zur Ausnahme der Reichritter von der Gerichtsgewalt der Territorien, Unrath zur geistlichen Gerichtsbarkeit der Reichsritter und Lerch von Dürmstein, Knipschildt und Martini zur Frage der Reichsstandschaft der Reichsritterschaft. Die Werke der dritten Gattung schließlich sammelten Urteile, Rechtsgutachten und ähnliches mehr zu konkreten Streitfällen und Rechtsproblemen der Reichsritterschaft im Stile der die Ergebnisse der Rechtsprechung des höchsten Reichsgerichts, des Reichskammergerichts, verarbeitenden Kameralistik.5 Dies änderte sich, als gegen Ende des 17. Jahrhunderts zwei Streitkomplexe für politisches Aufsehen im Reich sorgten. Der erste Streitkomplex betraf die Standeserhöhungen der Reichsritter von Dernbach und von Geyer durch Kaiser Leopold in den Jahren 1680 und 1684.6 Die Weigerung der neuen Grafen, sich fürderhin an den von der Reichsritterschaft an den Kaiser zu leistenden Charitativsubsidien zu beteiligen, löste über den aktuellen Schaden hinaus bei der Reichsritterschaft die Befürchtung aus, das Beispiel könne Schule machen und zu weiteren Verlusten für den ritterlichen Besitzstand und die Ritterkasse führen. Als mögliche Gegenstrategie wurde die Reichsstandschaft, also Sitz und Stimme auf den Reichstagen für die Reichsritterschaft, erwogen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Möglichkeit der Bildung einer vierten Kurie des Reichstags, zusammen mit den Grafen und Herren, erörtert. Die insbesondere zwischen der Reichsritterschaft in Schwaben und der in Franken umstrittene Initiative verlief allerdings letztendlich im Sande. Auch im Mittelpunkt des zweiten Streitkomplexes standen im wesentlichen finanzielle Fragen.7 In Schwaben und Franken stritten die dortigen Reichsstände mit der Reichsritterschaft schon seit geraumer Zeit um die Erhebung der reichsritterschaftlichen Steuer von Gütern, die einstmals eine reichsritterschaftliche Familie als Lehen innegehabt hatte, nach deren Aussterben aber an den Lehnsherrn zurückgefallen waren, oder von Gütern, die durch Dritte aufgekauft worden waren. Für beide Fälle hatte sich die Reichsritterschaft vom Kaiser Privilegien erteilen lassen, die aber von den Reichsständen nicht anerkannt wurden. Im Jahre 1692 hielten nun die Reichsstände im schwäbischen Kreis die Gelegenheit für günstig – es war die Zeit der Türkenkriege und der Großen Allianz gegen die Annektionen König Ludwigs XIV. von Frankreich im Elsaß und in der Pfalz und der Markgraf Ludwig von Baden einer der wichtigsten 5 Bidenbach und Braidtschwerdt. Zur Kameralistik vgl. Schlosser, S. 134 sowie Oestmann, Gerichtsbarkeit und Verfahren, S. 175 f. 6 Vgl. hierzu und zum folgenden Pfeiffer, Studien, S. 228–268. 7 Vgl. zum folgenden Willoweit, Rechtsgrundlagen, S. 322–330; die Materialien bei Burgermeister, Thesaurus 2, passim.

Die Reichsritterschaft in der Literatur des 17. bis 20. Jahrhunderts

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kaiserlichen Feldherren in den Türkenfeldzügen –, diese und andere Streitpunkte Kaiser Leopold unter Hinweis auf die ihm geleistete Unterstützung in den Türkenkriegen und die Lasten der Einquartierung der gegen Ludwig XIV. kämpfenden Truppen zu unterbreiten. Beide Streitkomplexe wurden Anlaß für eine Fülle von Literatur, die sich bemühte, sie mit den Kategorien der damaligen Staatsrechtslehre zu erfassen und zu reflektieren. Die Frage der Reichweite des Besteuerungsrechts und der übrigen Privilegien der Reichsritterschaft spitzte sich schnell auf die grundsätzliche Frage zu, ob die Summe der Herrschaftsrechte der Reichsritter der Landeshoheit der Fürsten und Grafen über ihre Territorien gleichzuachten sei (was dafür gesprochen hätte, daß das Besteuerungsrecht bei Verkauf und Heimfall erhalten blieb) oder nicht.8 Caspar Heinrich Horn beantwortete diese Frage in einer 1694 erschienenen Dissertation negativ und bediente sich hierfür der in der Staatsrechtslehre seiner Zeit neuen historischen Argumentation. Die Reichsritter seien ursprünglich den Herzögen unterworfen gewesen. Ihre Herrschaftsrechte hätten sie von diesen nur Schritt für Schritt erworben und seien entsprechend in diesem Besitzstand durch kaiserliche Privilegien geschützt worden. Die Summe dieser Herrschaftsrechte könne daher nicht derjenigen der Fürsten gleichgestellt werden, deren Herrschaftsrechte eben nicht auf speziellen Privilegierungen beruhten, sondern auf der ursprünglichen Rechtsfülle der Herrschaft über ein historisch gewachsenes Land. Dem Argument der ursprünglichen Machtfülle der Fürsten trat auf Seiten der schwäbischen Reichsritterschaft ihr Consulent Johann Stephan Burgermeister entgegen. In mehreren seit 1700 erschienenen Schriften argumentierte er, die Fürsten hätten ihre Herrschaftsrechte ebenso wie die Reichsritter im Mittelalter direkt vom Kaiser erhalten. Die fürstliche Landesobrigkeit habe sich erst später entwickelt, ja sogar später als die Privilegien der Reichsritter, deren Grundlagen er bis auf die Zeit der Gesellschaft mit St. Jörgenschild und die mittelalterlichen Turniervereinigungen zurückführte.9 Burgermeister war auch der erste, der zur Untermauerung seiner Thesen eine Sammlung von Urkunden und Akten zur Geschichte der Reichsritterschaft herausgab10 sowie eine Sammlung der wichtigsten die Rechtsprobleme der Reichsritter betreffenden juristischen Literatur (teilweise als Inhaltsangabe oder in Auszügen), quasi eine juristische Handbibliothek für Reichsritter zum täglichen Gebrauch in Rechtsfragen.11 Eine kleinere Gruppe von Schriften befaßte sich daneben mit der Frage der Reichsstandschaft der Reichsritter und insbesondere mit ihrem Verhältnis zu den Grafen und Freiherren.12 8 Vgl. zum folgenden auch Willoweit, Rechtsgrundlagen, S. 313–318. 9 Vgl. Burgermeister, Deß unmittelbahren freyen Reichs-Adels; ders., Status equestris und ders., Graven- und Ritter-Saal. Außer den genannten Autoren befaßten sich speziell mit der Frage der Landeshoheit der Reichsritter Schilter, Schmidt, Göbel, Feltzius, De statu  IV und ders., Superioritas territorialis. 10 Burgermeister, Reichs-Ritterschafftliches Corpus-Juris, ders., Thesaurus und ders., Codex Diplomaticus. 11 Ders., Bibliotheca. 12 Feltzius, De statu II und III und Kopp.

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Einführung

Auch im weiteren Verlauf bot meist ein aktueller politischer Konflikt den Anlaß für wissenschaftliche Publikationen zum Thema Reichsritterschaft, so ab 1749 der Vorstoß des Herzogs Karl Eugen von Württemberg zur Regelung der seit 1692 streitigen Fragen mit der Reichsritterschaft durch ein Reichsgesetz.13 Aus verfassungsgeschichtlicher Sicht erwähnenswert sind die Arbeiten Johann Jacob Mosers,14 in denen er Urkunden und Akten zur Geschichte der Reichsritterschaft umfassend mit Blick auf deren verfassungsrechtliche Stellung auswertete. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts, also schon in der Spätzeit des Alten Reichs und damit der Reichsritterschaft, entstanden dann nochmals zwei große, die Ergebnisse der bisherigen juristischen Forschung verarbeitende Kompendien zum Recht der Reichsritterschaft,15 ehe die Einverleibung der reichsritterschaftlichen Gebiete in das neu geschaffene Königreich Bayern die Gelegenheit zu einem letzten publizistischen Schlagabtausch zwischen den Verteidigern der alten Reichsfreiheit der Reichsritter und den Protagonisten eines modernen, flächenhaften Staatswesens bot.16 Mit dem Ende der Reichsritterschaft als einer Institution der Verfassung des Heiligen Römischen Reichs schien auch lange Zeit das Interesse an ihrer Geschichte gestorben zu sein, ehe 1859/1871 der Freiherr Karl Heinrich Roth von Schreckenstein sie in seiner zweibändigen Geschichte der ehemaligen freien Reichsritterschaft in Schwaben, Franken und am Rheinstrome wieder aufgriff. Das Interesse Roth von Schreckensteins erschöpfte sich nun allerdings nicht in einer bloßen Darstellung der Geschichte der Reichsritterschaft, vielmehr wollte er mit seinem Werk einen Beitrag leisten zu einer Reorganisation des Adelswesens überhaupt, indem er dem (ehemals reichsunmittelbaren) Adel ermöglichte, einen herzhaften und unbefangenen Rückblick in seine Vergangenheit zu thun, um auf diese Weise zu einer besseren Einschätzung seines gegenwärtigen Zustands zu kommen und alsdann zur Beseitigung gegenwärtiger Mißstände zu schreiten.17 Folglich bemühte sich Roth von Schreckenstein nicht nur um die Darstellung der politischen Entwicklung der Reichsritterschaft, die er – wie Knipschildt – in eine Linie mit der Geschichte des Adels überhaupt stellte, sondern auch um die Schilderung der Tugenden und Untugenden ihrer Mitglieder in einer Reihe von Geschichten und Anekdoten. Erst relativ spät, aber noch vor Beginn des 1. Weltkriegs befaßten sich zwei Arbeiten in der Tradition der Staats- und Rechtsgeschichtsschreibung des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts speziell mit (Teilen) der Geschichte der Reichsritterschaft. Das Bestreben, im Gefolge dieser Tradition die verfassungsrechtliche Position der Reichsritterschaft wie die jeden historischen Ereignisses oder jeder historischen Insti13 Vgl. hierzu Willoweit, Rechtsgrundlagen, S. 331–334. Im Gefolge dieser Auseinandersetzung entstanden u. a. die Schriften von Rudolph, Ayrer, Drümel und Alt. 14 Siehe Literaturverzeichnis. 15 Pfeiffer, Staats-Recht und Kerner. 16 Gönner und die anonymen Gegenschriften, im Literaturverzeichnis unter N. N. 17 Roth von Schreckenstein 1, S. 3 f.

Die Reichsritterschaft in der Literatur des 17. bis 20. Jahrhunderts

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tution nach dem Grad ihrer Teilhabe an einer Idee der Staatsgewalt zu bestimmen, die sich an dem neuzeitlichen, die Ausübung von Gewalt monopolisierenden und organisierenden Staat orientierte, tritt besonders kraß in der Arbeit Otto Eberbachs zu Tage, während es in derjenigen Robert Fellners zwar im ersten Teil, in der er die „staatsrechtliche“ Position des fränkischen Niederadels im Mittelalter umreißt, deutlich hindurchscheint, jedoch dadurch gemildert wird, daß sich Fellner im übrigen auf die Herausarbeitung der historischen Fakten aus dem von ihm benutzten Quellenmaterial konzentrierte. Im übrigen folgte Eberbach der These, die Reichsritterschaft habe sich im späten Mittelalter aufgrund des Zerfalls der Herzogsgewalt in Schwaben, Franken und am Rhein konstituiert,18 während Fellner aus der Beobachtung heraus, daß die späteren Reichsritter aus der Ministerialität der fränkischen Fürsten hervorgingen, für diese Zeit noch eine Einordnung in den Verband der Territorien der Fürsten annimmt und konsequenterweise die (eigentliche) Geschichte der Reichsritterschaft erst 1495 beginnen läßt.19 Einen anderen, neuen Ansatz wählte Gerhard Pfeiffer in seinem 1962 erschienenen Aufsatz Studien zur Geschichte der fränkischen Reichsritterschaft.20 Er stellte sich die Frage, wie sich die Ritterschaft in Franken anders als die in Bayern bei gleicher rechtlicher Ausgangslage – Niedergericht und Vogtei waren für ihn die wichtigsten ritterschaftlichen Herrschaftsrechte – der Landeshoheit der Fürsten habe entziehen können. Er fand die Antwort in dem „Band der Reichsunmittelbarkeit“, das die Ritterschaft in Franken auf der Basis ihrer Organisation, der Kantone, mittels Subsidiengewährung und Privilegienempfangs im 16. Jahrhundert zum Kaiser habe knüpfen können. Im Anschluß an die von Pfeiffer betonte Funktion der Kantone für die reichsritterschaftliche Organisation entstanden hierzu in den 70er Jahren eine Reihe von Arbeiten, zuerst im Jahre 1970 die Dissertation Marlene Jahss LeGates‘,21 die sich mit der Organisation der Ritterschaft im Kanton Gebirg beschäftigte, aber leider unveröffentlicht blieb und in der deutschen Forschung daher nur in Form des ihre Ergebnisse zusammenfassenden Aufsatzes Beachtung fand.22 Es folgten die Arbeiten von Mauchenheims gen. von Bechtolsheim zum Kanton Steigerwald und von Stettens zum Kanton Odenwald, die sich allerdings – nicht zuletzt aufgrund der in den Kantonsarchiven zum 16. Jahrhundert spärlichen Quellenlage23 – in erster Linie auf die Verhältnisse im 17. und 18. Jahrhundert konzentrierten und die Entwicklung zuvor nur kursorisch, überwiegend unter Zuhilfenahme der bereits vorhandenen Forschungsliteratur schilderten.24 Zum Kanton Rhön/Werra erschien 1976 der Aufsatz Hans Kör18 19 20 21 22 23 24

Eberbach, S. 7–12. Vgl. Fellner, S. 22: der nach Reichsunmittelbarkeit strebende Adel. Pfeiffer, Studien, S. 173–195. LeGates, The Knights and the State. Dies., Problems; zuerst zitiert von Press, Reichsritterschaften, S. 681, Anm. 7. Vgl. Mauchenheim gen. Bechtolsheim, S. 1–4. Vgl. Stetten, S. 1–28.

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Einführung

ners, im wesentlichen auf der Auswertung der Bestände im Staatsarchiv Marburg zu diesem Kanton und zur Familie von der Tann basierend. Neue Akzente setzten die Forschungen Volker Press‘ zur Geschichte der Reichsritterschaft, beginnend mit einem Aufsatz über Die Ritterschaft im Kraichgau zwischen Reich und Territorium 1500–1623, zurückgehend auf einen Vortrag vor der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein aus dem Jahre 1970 und veröffentlicht in der Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 1974,25 fortgeführt mit einem Aufsatz in den Nassauischen Annalen 1976, auf einem Vortrag auf dem deutsch-französischen Historikerkolloquium 1973 in Reims beruhend,26 und vor allem mit seinem Vortrag vom 8. Februar 1974 im Institut für Europäische Geschichte in Mainz, der 1976 erstmals im Druck erschien.27 Letztgenannte Veröffentlichungen entstanden aus der Arbeit an seinem lange angekündigten, aber nie erschienenen Buch Reichsritterschaft und Reich heraus.28 In der erstgenannten Arbeit stellte er zunächst die politische Entwicklung des Adels in einem vergleichsweise kleinen Raum, dem Kraichgau, in seinem Verhältnis zum Kurfürsten von der Pfalz einerseits, dem Kaiser und der bereits bestehenden Organisation der Reichsritter in Schwaben andererseits dar. In seiner zweiten Arbeit beschäftigte er sich im wesentlichen mit der Konsolidierung der Reichsritterschaft ab 1560/1570, in der dritten untersuchte er ihre Rolle in der Reichspolitik unter Kaiser Karl V. und König Ferdinand, angefangen von der Kaiserwahl 1519 über die Sickingen-Krise 1523, den Bauernkrieg, die Türkenhilfen 1532 und 1542, den Schmalkaldischen Krieg 1547 und die nachfolgenden Bundespläne Kaiser Karls bis zum Augsburger Religionsfrieden von 1555. Als das entscheidende Ereignis auf dem Weg zur Reichsfreiheit stellte er dabei im Gegensatz zu früheren Autoren nicht den Wormser Reichstag und den nachfolgenden Schweinfurter Rittertag von 1495, sondern die Bewilligung der Türkenhilfen für Kaiser Karl 1532 und 1542 heraus. Den Darstellungen Press’ lag vornehmlich die Erforschung der Archive der Reichsritterschaft in Schwaben und hier besonders des Kantons Kraichgau zugrunde, deren Entwicklung er als modellhaft für die Reichsritterschaft insgesamt bezeichnete,29 während er sich für die Geschichte der Reichsritterschaft in Franken im wesentlichen auf die Forschungen Fellners, Pfeiffers, von Mauchenheims und von Stettens sowie eigene Arbeiten zu den fränkischen Reichsrittern Götz von Berlichingen, Ulrich von Hutten, Wilhelm von Grumbach und Albrecht von Rosenberg stützte.30 Diese Konzentration 25 26 27 28

Press, Kraichgau, S. 35, Anm. 1. Ders., Reichsritterschaft, S. 101, Anm. *. Ders., Entstehung, S. 5, Anm. *. Vgl. hierzu die Bemerkungen bei dems., Reichsritterschaft, S. 110, Anm. 31 und dems., Entstehung, S. 12, Anm. 19. 29 Vgl. ders., Reichsritterschaft, S. 104 und 106 und ders., Kaiser und Reichsritterschaft, S. 171 und 174. 30 Vgl. nur ders., Reichsritterschaft, S.  104–117 und ders., Entstehung, S.  26–51, in denen er die Geschichte der Reichsritterschaft im wesentlichen aus den Archiven der schwäbischen

Die Reichsritterschaft in der Literatur des 17. bis 20. Jahrhunderts

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auf die Verhältnisse in Schwaben war – abgesehen von der besseren Quellenlage – nicht zuletzt deshalb gerechtfertigt, weil die schwäbischen Ritter aus der Tradition des Schwäbischen Bundes heraus und weil die Habsburger selbst Landesherren in Schwaben waren, in einer besonderen Nähe zu diesen standen, und daher in der Tat eine Art Vorreiterrolle für die Beziehungen der Ritterschaft zum Kaiser übernahmen. Sie führte allerdings auch dazu, daß ihm einige Besonderheiten der Entwicklung in Franken entgingen. Ungeachtet dessen blieben und bleiben die Arbeiten Press‘ maßgebend für die Einordnung der Geschichte der Reichsritterschaft in eine moderne deutsche Verfassungsgeschichte des 16. bis 18. Jahrhunderts. Dies erweist sich nicht zuletzt an dem Beitrag Klaus Rupprechts zur Geschichte des Kantons Gebirg im 16. Jahrhundert im Rahmen seines Buchs über ritterschaftliche Herrschaftswahrung im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit am Beispiel derer von Guttenberg. Wie weitgehend er diesbezüglich der Arbeit Press‘ verpflichtet ist, zeigt sich bereits daran, daß er die Geschichte der Reichsritterschaft erst mit dem Jahr 1532 beginnen läßt.31 Auch Helmut Neumaier kommt in seiner Darstellung der Geschichte des Kantons Odenwald von den Anfängen bis zum Dreißigjährigen Krieg zu dem Ergebnis, erst seit dem Jahr 1542 könne von einer fränkischen Reichsritterschaft gesprochen werden.32

Reichsritterschaft darstellt und für die fränkischen Verhältnisse auf die Forschungsliteratur verweist. 31 Vgl. Rupprecht, Guttenberg, Kap. 5: Die Entstehung der Reichsritterschaft, S. 399–443. 32 Neumaier, S. 34 und 236.

ERSTER TEIL: ORGANISATIONSFORMEN DER FRÄNKISCHEN RITTERSCHAFT IM AUSGEHENDEN MITTELALTER I. Die Adelsgesellschaften in Franken im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts Im Zusammenhang mit der Entstehung der Reichsritterschaft in Franken wurden bisher immer an erster Stelle die im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts in Franken entstandenen Adelsgesellschaften genannt, nämlich die Gesellschaften mit dem Greifen, mit dem Löwen, mit St. Georg, mit der Fürspang und eine (in der Forschung bislang) namenlose Turniergesellschaft aus dem Jahre 1387.1 Nicht nur aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, eine Darstellung der Entstehung der Reichsritterschaft in Franken mit der Untersuchung dieser Gesellschaften zu beginnen, sondern auch, weil uns ihre Geschichte direkt in die Geschichte politischer Zusammenschlüsse des Adels in Franken überhaupt einführen wird. Die Geschichte der Adelsgesellschaften des späten Mittelalters lag lange Zeit im Dunkeln.2 Eine spärliche Quellenlage vermischte sich mit viel Sagenhaftem, Mißverständnissen und Irrtümern. Erst Dank des Verzeichnisses, das Holger Kruse, Werner Paravicini und Andreas Ranft anlegten,3 besitzen wir heute einen einigermaßen gesicherten Überblick über die spätmittelalterlichen Adelsgesellschaften. Gestützt auf dieses Material beschrieb Andreas Ranft die Adelsgesellschaften des späten Mittelalters als soziale Gebilde, die – und hierin distanzierte er sich von älteren Arbeiten zu diesem Thema4 – nicht nur auf einen jeweiligen Zweck ausgerichtet gewesen waren, sondern die sozialen Bedürfnisse und Aktivitäten ihrer Mitglieder in einer erheblichen Bandbreite abdeckten, angefangen von der Fehdehilfe gegen Dritte über die Bereitstellung von Schiedsgerichten, die Veranstaltung und den Besuch von Turnieren bis zur Ausrichtung von Begängnissen für verstorbene Mitglieder.5 Hierbei stützte er sich vor allen Dingen auf die Fallstudien zu zwei Gesellschaften, die Gesellschaften mit der Fürspang und mit dem Esel, die über einen sehr langen Zeitraum hinweg bestanden, nämlich vom Ende des 14. bis ins 16. Jahrhundert hinein.6 1 Vgl. etwa Eberbach, S. 30 f.; Fellner, S. 79 f.; Köberlin, S. 3 f., 10–17; Sprandel, Ritterschaft, S. 134 f.; Rupprecht, Guttenberg, S. 350–360 und Gerlich/Machilek, S. 634 f. 2 Vgl. hierzu Ruser, Gesellschaften, S. 1–9; Ranft, Adelsgesellschaften, S. 12–23. 3 Kruse/Paravicini/Ranft, passim. 4 Z.B. Heydenreich, vgl. Ranft, Adelsgesellschaften, S. 14, 23 und 252. 5 Zusammenfassend ebd., S. 250–255. 6 Ebd., S. 35–183.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

Besitzt nun Ranfts These von der Multifunktionalität der Gesellschaften ihre – wenn auch in gewisser Hinsicht einzuschränkende – Berechtigung, und erwiesen sich frühere Versuche einer Kategorisierung der Gesellschaften nach den von ihnen verfolgten Zielen als unbefriedigend,7 so lassen sich doch in ihren Anfängen im 14. Jahrhundert verschiedene Wurzeln ausmachen, denen sie entsprossen, und demzufolge eine Einteilung vornehmen, die auch für die Klärung der historischen Zusammenhänge nicht ohne Gewinn ist.

1. Die Wurzeln der spätmittelalterlichen Adelsgesellschaften a) Fehde- und Soldgesellschaften Eine der Wurzeln der spätmittelalterlichen Adelsgesellschaften liegt in den adeligen Kriegs- und Fehdebündnissen.8 Schon in der hochmittelalterlichen deutschen Dichtung bezeichnete das Wort gesellschaft (unter anderem) eine Kriegs- oder Kampfgemeinschaft, oft im Gefolge eines Fürsten,9 und das Wort geselle entsprechend das einzelne Mitglied einer solchen Gemeinschaft.10 In dieser Bedeutung wurde das Wort geselle noch im 14. Jahrhundert verwendet. In einem Bericht über ein Gefecht zwischen dem Ritter Johann Pinar, Diener des Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen, und Göbel Hach, Schultheiß von Nassau, vom 22. Februar bzw. 10. März 1372 werden beider Mitstreiter als gesellen bezeichnet.11 Der Kollektivbegriff gesellschaft scheint hingegen im 14. Jahrhundert – sofern er für Kampfgemeinschaften verwendet wurde – auf einige besonders ausgezeichnete beschränkt worden zu sein. Diese zeichneten sich zum einen dadurch aus, daß sie sich einen Namen und ein Abzeichen zulegten und dadurch nach außen identifizierbar in Erscheinung traten. Dies ist erstmals aus dem Jahre 1331 von den Gesellen mit den Roden Ermeln überliefert, die in einer Fehde auf Seiten der Erzbischöfe Balduin von Trier und Heinrich von Köln gegen Simon von Kempenich und Johann von Elz kämpften und ersteren zur Anerkennung und Abtragung einer Schuld gegenüber den Gesellen in Höhe von bis zu 1.000 Pfund Hellern zwangen.12 Als zweites frühes Beispiel einer solchen Kampfgemeinschaft, die auch nach außen als solche in Erscheinung trat, können die gesellen von den Valen Perden gelten, die Conrad Herr von der Dicke von der lebenslangen Hilfsverpflichtung ausnahm, die er 1349 seinen Lehnsherren Graf Gerhard von Berg und Herzog Wilhelm von Jülich schwor.13 Die Ausnahme von 7 8 9 10 11 12 13

Ebd., S. 14. Vgl. hierzu schon ebd., S. 201–203. Vgl. Grimm IV.1.2, Sp. 4049 f. Vgl. ebd., Sp. 4025 f. Zur weiteren Verwendung des Wortes gesellschaft vgl. Wolff, passim. Druck: Sauer, S. 241–243; Regest: Demandt, Regg. Katz., Nrn. 1480 f., S. 430 f. Gudenus 2 Nr. 114, S. 1048 f. Lacomblet 3 Nr. 476, S. 382.

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der Hilfsverpflichtung deutet darauf hin, daß es sich bei dieser Gesellschaft um eine solche handelte, deren Hauptzweck die gegenseitige Unterstützung in Fehden war, wenn auch andere Gesellschaften, deren Hauptzweck nicht die gegenseitige Fehdehilfe war, die selbstverständliche Verpflichtung kannten, nicht gegen Mitgesellen tätlich vorzugehen. Die Eigenart, ein gemeinsames Abzeichen als Erkennungszeichen zu tragen, vom dem sich dann der Name der Gesellschaft ableitete, ist auch von zwei der ersten westeuropäischen Hoforden, dem kastilischen Schärpenorden (1330) und dem englischen Hosenbandorden (ca. 1348) überliefert.14 Ebenso wie die Gesellen mit den Roden Ermeln wählten sie nach außen gut erkennbare Kleidungsstücke als Abzeichen. Dies wiederum erinnert an die literarisch begründete Mode fahrender Ritter und Turnierkämpfer, ein Kleidungsstück der Dame mit sich zu führen, um deretwillen sie zur Vollbringung ritterlicher Taten ausgezogen waren.15 Diese Mode scheint in den 1330er und 1340er Jahren auf ganze Turniermannschaften abgefärbt zu haben, die sich ebenfalls eigene Abzeichen und Devisen zuzulegen begannen.16 Auch einige der italienischen Soldkompagnien des 14. Jahrhunderts legten sich einen eigenen Namen zu oder bekamen ihn zugelegt, zum Beispiel die sogenannte Weiße Kompagnie des englischen Söldnerführers Sir John Hawkwood.17 Zum zweiten zeichneten sich die nunmehr als gesellschaften bezeichneten Kampfgemeinschaften dadurch aus, daß jeder Geselle jedem anderen Gesellen gegenüber in gleicher Weise verpflichtet war. Heinrich der Teichner faßte diesen Sachverhalt in seinem zwischen 1350 und 1365 geschriebenen Gedicht von den Gesellschaften in die Worte, daß Gesellschaft das sei, wenn ein Geselle dem anderen schwöre.18 Dies unterschied sie von jenen Kampfgemeinschaften, die auf der individuellen Gefolgschaftspflicht ihrer Mitglieder gegenüber dem Gefolgschaftsherrn beruhten, wie dies etwa in dem oben zitierten Beispiel der gesellen des Ritters Johann Pinar und des Göbel Hach der Fall gewesen sein mag, und die ich daher als hierarchisch bezeichnen möchte. In diesen verliefen die Verpflichtungen vertikal, in jenen horizontal. Auch Heinrich der Teichner betonte diesen Unterschied.19 Das schließt nicht aus, daß Gesellschaften aus hierarchisch gegliederten Kampfgemeinschaften hervorgehen konnten, wie insbesondere die schwäbischen Gesellschaften aus den italienischen Soldkompagnien, oder daß sie sich eine innere Ordnung gaben, die ihren Organen größere Befugnisse einräumte als einfachen Mitgliedern, oder daß sie sogar Abstufungen unter den Mitgliedern vornahmen. Jedenfalls von der Idee her waren die Gesellschaften immer egalitär.

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Vgl. hierzu Boulton, S. 86–91 (zum Schärpenorden) und 151–162 (zum Hosenbandorden). Vgl. Keen, S. 141, 307 und 324. Vgl. Boulton, S. 3 f. Vgl. Tuchman, S. 210 f. und allgemein Ruser, Gesellschaften, S. 16. Niewöhner Nr. 579, S. 113, Vers 51 f. Zu Heinrich dem Teichner vgl. Ingeborg Glier, in: Verfasserlexikon 3, Sp. 884–892. 19 Niewöhner Nr. 579, S. 113, Vers 46–50.

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Neben die Verpflichtung zu gegenseitiger Hilfe und/oder zum gemeinsamen Solddienst trat dabei immer auch die Verpflichtung zur internen Friedenswahrung in Verbindung mit der Vereinbarung eines Schiedsverfahrens zur Beilegung von Streitigkeiten. Dies sicherte den Zusammenhalt der Gesellschaften und machte sie gleichzeitig zu Friedens- und Rechtsgemeinschaften. Zum dritten zeichneten sich die gesellschaft genannten Kampfgemeinschaften dadurch aus, daß sie sich – wenn auch zumeist nur auf eine bestimmte Zeit – eine von dem konkreten Anlaß ihrer Gründung unabhängige Verfassung gaben. Damit unterschieden sie sich von jenen namenlosen Fehdebündnissen, die in der Regel auf einen ganz konkreten Fall zugeschnitten waren und demzufolge etwa den Gegner, den Ort und das Ausmaß des militärischen Einsatzes konkret bezeichneten.20 Demgegenüber trafen die als gesellschaft bezeichneten Kampfgemeinschaften hierfür lediglich Rahmenbestimmungen, etwa Verteilungsschlüssel für im Feld gemachte Beute und Ausnahmen von der allgemeinen Hilfsverpflichtung, und überließen die konkrete Bestimmung von Ort, Zeit und Ziel des Einsatzes den von ihnen hierfür geschaffenen Verfahren und Institutionen.21 Zusammenfassend kann man sagen, daß die Gesellschaften eine eigene Rechtspersönlichkeit entwickelten. Sie traten einheitlich nach außen in Erscheinung, gaben sich eine Verfassung, waren unabhängig vom Bestand ihrer Mitglieder und handelten durch ihre Organe. Die 1379 gegründeten Gesellschaften mit dem Löwen, mit St. Wilhelm und mit St. Georg führten sogar eigene Siegel,22 die 1392 gegründete Gesellschaft mit der Fürspang erwarb eigenes Vermögen. Die Überlieferung zu Gesellschaften, die sich auf die beschriebene Art und Weise, also nicht zur Erreichung eines konkret bezeichneten Ziels, sondern allgemein zwecks gegenseitiger Fehdehilfe und/oder gemeinsamen Solddienstes zusammenschlossen, steigt im letzten Drittel des 14.  Jahrhunderts sprunghaft an.23 Sie gruppierten sich hauptsächlich um zwei Konflikte herum, nämlich um die Auseinandersetzung zwischen Herren und Reichsstädten in Schwaben24 und dem zwischen den Landgrafen 20 Vgl. etwa das Fehdebündnis Pfalzgraf Ruprechts d. Ä. mit den Grafen Wilhelm, Eberhard und Diether von Katzenelnbogen, Simon und Heinrich von Sponheim und Johann von Nassau gegen Graf Ruprecht von Nassau vom 2.  Oktober 1381, Demandt, Regg. Katz., Nr.  1692, S.  486  f., dasjenige Graf Heinrichs von Henneberg mit der Markgräfin Katharina von Meißen und ihren Söhnen gegen den Bischof von Würzburg vom 24. Februar 1395, CDSR I B 1 Nr. 571, S. 434, oder das der Grafen von Henneberg mit denen von Buchenau und ihren Helfern gegen die Ganerben zum Ebersberg und ihre Helfer vom 28. Februar 1403, Schannat, Nr. 17, S. 53–56. Vgl. hierzu auch Obenaus, S. 208 mit Anm. 14. 21 Vgl. hierzu insbesondere den brief der Gesellschaft von der Crone, Ruser, Gesellschaften, Nr. 5, S. 51 f. 22 Vgl. Zielke, S. 31; Ruser, Gesellschaften, Nr. 20, S. 66, Nr. 27, S. 71 [16.], Nr. 28, S. 74 [13.] u. ö. 23 Vgl. hierzu die Karte bei Ranft, Adelsgesellschaften, S. 33. 24 Vgl. hierzu allgemein Vischer, S. 22–33; Angermeier, S. 255–260 und zu den daran beteiligten Gesellschaften Ruser, Gesellschaften, S. 9–30; Kutter, S. 87–92.

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Heinrich und Hermann von Hessen und ihren Nachbarn, insbesondere Erzbischof Adolf von Mainz, Herzog Otto von Braunschweig und Graf Johann von NassauDillenburg.25 Dabei weist die Verfassung der schwäbischen Gesellschaften einen charakteristischen Unterschied zu der der hessischen auf. Während die hessischen Gesellschaften von sogenannten Königen oder schlicht den vieren oder einer anderen festgelegten Zahl von Adeligen geführt wurden,26 waren dies bei den schwäbischen Gesellschaften jeweils mehrere Hauptleute.27 Diese Hauptleute-Struktur übernahmen sie von den italienischen Soldkompagnien des 14. Jahrhunderts.28 Für diese schlossen ihre Anführer, die condottieri, einen Vertrag mit der jeweils interessierten Stadt ab, die sogenannte condotte, die bestimmte, wie viele lancie (Lanzen, die Grundeinheit der Kompagnien, vergleichbar der deutschen gleve, bestehend aus einem schwer gepanzerten Ritter und zwei oder drei mittel- bis leichtbewaffneten Reitern) der condottiere zu führen hatte und führen durfte. Diese warb der condottiere an, indem er Unterverträge mit den Anführern einer oder mehrerer lancie, den capitanei, abschloß. Von der schwäbischen Gesellschaft mit den Wolffen ist bekannt, daß zwei ihrer Hauptleute 1360/61 und 1363 im Dienste Pisas gestanden hatten.29 Zwei weitere standen 1365 im Dienst der Stadt Augsburg, einer davon als Führer eines Kontingents von über 100 Gleven.30 Dagegen scheint es sich bei der Benennung der Führer an der Spitze der hessischen Gesellschaften um eine zeitbedingte Modeerscheinung gehandelt zu haben. „Könige“ treten in dieser Zeit als Häupter von Personengruppen und -vereinigungen der verschiedensten Art in Erscheinung, etwa als Anführer von Turniergesellschaften, als „Wappenkönige“31 und als Könige von (Handwerks-)Gesellenvereinigungen.32 Aus Franken ist aus dieser Zeit nur eine einzige Fehde- oder Soldgesellschaft bekannt, nämlich eine namenlose Gesellschaft, zu deren Auflösung sich Vollant und Fritz von Egloffstein am 8. Juni 1371 gegenüber dem fränkischen Landfrieden verpflichten mußten.33 Möglicherweise lag dies daran, daß diese Gesellschaften in Franken von den Landfrieden und den in ihnen organisierten Fürsten besonders energisch bekämpft wurden. Das früheste Zeugnis hierfür bietet ein Bündnis des Bischofs Ludwig von Bamberg mit den Pfalzgrafen Ruprecht und Friedrich, den Landgrafen 25 Vgl. Demandt, Geschichte Hessens, S. 156 f.; Vigener, S. 38 und 43–45; Landau, passim; Gerstenberg, S. 262–268; Elhen von Wolfhagen, S. 62 f. 26 Vgl. etwa für die Gesellschaft von den Sternen Demandt, Regg. Katz., Nr. 1525, S. 441; ferner Landau Nr. 46, S. 184 (Gesellschaft von dem Horne). 27 Vgl. z.B. für die Gesellschaft mit den Wolffen Ruser, Gesellschaften, Nr. 1, S. 47 a. E., Nr. 3, S. 48, § 1 und für die Gesellschaft von der Crone ebd. Nr. 5, S. 51 f. 28 Vgl. zum folgenden Mallett, S. 26 ff., 80. 29 Vgl. Ruser, Gesellschaften, S. 20, Anm. 101 f. mit Nr. 1, S. 47. 30 Ebd., S. 12 und 18. 31 Als „Wappenkönige“ werden nach Keen, S. 207–210 im Spätmittelalter die obersten Herolde bestimmter Amtsbezirke (Marken) bezeichnet. Auf den Turnieren fungierten sie als Berater bei der Zulassung der Teilnehmer, vgl. etwa Eyb, Turnierbuch, S. 194. 32 Schulz, S. 75. 33 Pfeiffer, Quellen, Nr. 78, S. 65.

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Friedrich, Balthasar und Wilhelm von Thüringen und dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg vom 28.  November 1370.34 Hierin vereinbarten die sieben Fürsten, were auch, daz unser dyner adir man in dheyner furbuntnisse adir geselleschaft were, adir noch dorin keme, da sol der selbe here, des dyner adir man der adir dy ist, adir syn, dy selben dorczu halden, daz der adir dy von der selben buntnisse adir geselleschaft lazzen. Auch in die folgenden Landfrieden Kaiser Karls für Franken und Bayern wurde ein Verbot böser gesellschaften aufgenommen.35 b) Hoforden Eine weitere Wurzel der deutschen Adelsgesellschaften des 14.  Jahrhunderts ist in den Hoforden zu erblicken.36 Damit sind jene Orden gemeint, die wie der Hosenbandorden König Eduards von England und der Sternenorden König Johanns des Guten von Frankreich durch einen Fürsten gegründet wurden, der ihre Statuten festlegte und als ihr Oberhaupt fungierte. Ich übernehme hier den Terminus „Orden“ aus der Forschungsliteratur; tatsächlich wurden sie von ihren Gründern wie von den Zeitgenossen wechselnd sowohl als „Orden“ wie auch als „Gesellschaft“ wie auch als „Bruderschaft“ bezeichnet. Ziel dieser Ordensgründungen war immer die Stärkung der Loyalität der Mitglieder zu ihrem fürstlichen Oberhaupt. Da die Orden jeweils von einem Souverän gegründet wurden, der auch ihre Statuten festlegte, setzten sie je nach Geschmack ihres fürstlichen Oberhaupts unterschiedliche Akzente. Einige Elemente aber waren allen gemeinsam, weil sie die Attraktivität der Orden begründeten und ihnen so Mitglieder zuführten. Ein Element, das wesentlich zur Attraktivität der Orden beitrug, war die Integration und Betonung ritterlicher Lebensformen und Werte. Viele Verpflichtungen, die die Orden ihren Mitgliedern auferlegten, waren dem ritterlichen Ehrenkodex entnommen, zum Beispiel die Verpflichtung zur Tapferkeit auf dem Schlachtfeld und zur Höflichkeit gegenüber Frauen.37 Ferner verpflichteten viele Orden ihre Mitglieder zum Besuch von Turnieren, insbesondere im Gefolge ihres Fürsten, dessen „Turniermannschaft“ sie auf diese Weise bildeten. Viele Orden nutzten auch ihre zumeist jährlich abgehaltenen Versammlungen dazu, den ritterlichen Lebenswandel ihrer Mitglieder, ihre Ehre, zu überprüfen. Mit dem Höhepunkt dieser Versammlungen, dem gemeinsamen Festmahl, huldigten sie dem Vorbild der legendären Tafelrunde König Artus’. Im Anschluß an die Artuslegende gingen einige Orden sogar so weit, die ritterlichen Taten ihrer Mitglieder schriftlich festzuhalten und zu verbreiten.

34 MZ 4 Nr. 172, S. 200–202; Pfeiffer, Quellen, Nr. 71, S. 59. 35 Art. 12 des Landfriedens vom 2. Februar 1371, Pfeiffer, Quellen, Nr. 73, S. 61; Art. 25 des Landfriedens vom 1. September 1378, DRTA ä.R. 1 Nr. 121, S. 220. 36 Vgl. zum folgenden Boulton, passim; Keen, S. 273–304. 37 Boulton, S. 496 f.

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Hinzu trat ein Element, das ich im Anschluß an die Forschung als bruderschaftlich-religiöses bezeichnen möchte.38 Abgesehen davon, daß sich viele der Orden einen Heiligen (zumeist St. Georg) zum Schutzpatron erkoren, erlegten sie ihren Mitgliedern auch eine Reihe religiöser Verpflichtungen auf, insbesondere die, beim Tod eines Mitgesellen eine bestimmte Anzahl von Messen für sein Seelenheil lesen zu lassen. Ihre Versammlungen hielten sie bevorzugt in Verbindung mit einem Gottesdienst in einer bestimmten Kirche oder Kapelle ab. Auch das Vorbild für die Mode, sich einheitlich zu kleiden und ein gemeinsames Abzeichen zu tragen, dürfte – soweit die Orden damit nicht dem Vorbild fahrender Turnierkämpfer und -mannschaften folgten – im religiösen Bereich, nämlich bei den Laienbruderschaften und geistlichen Ritterorden, zu suchen sein. Die erste bekannte Gesellschaft in Deutschland, die dem Vorbild dieser Hoforden folgte, war diejenige, die die Herzöge Friedrich und Meinhart von Bayern am 28. September 1361 gründeten und in die sie 54 bayerische Grafen, Herren, Ritter und Edelknechte beriefen.39 Die Gesellschaft soll der Lenkung des erst 17-jährigen Herzog Meinhart von Oberbayern gedient haben, dessen Vater, Herzog Ludwig, zehn Tage zuvor gestorben war.40 In der Tat fällt auf, daß nicht Herzog Meinhart der Gesellschaft vorstand, sondern die vier. Daneben dürfte die Gesellschaft aber auch der Stärkung der Loyalität ihrer Mitglieder zu Herzog Meinhart gedient haben, was in den zahlreichen Artikeln zum Ausdruck kam, die die Mitglieder zum gemeinsamen Besuch von Turnieren, zu gegenseitiger Hilfe in Kriegen, außer gegen die rechte Herrschaft, und zum friedlichen Austrag von Streitigkeiten untereinander verpflichteten. Ihren geistlichen Mittelpunkt hatte die Gesellschaft in der Stiftskirche in Freising, in der die vier aus Mitgliedsbeiträgen eine Ewigmesse stiften sollten. Selbstverständlich durften auch Bestimmungen über die jährliche Versammlung (am Sonntag nach Michaelis) und das Tragen einheitlicher Röcke nicht fehlen. c) Bruderschaften Inwieweit die Gründung von Adelsgesellschaften in Deutschland daneben von den Vorbildern der Bruderschaften und des ritterlichen Turniers direkt, ohne den Umweg über die Hoforden, angeregt wurde, ist nicht genau auszumachen. Schon aus dem frühen Mittelalter sind Zusammenschlüsse von Klerikern – zumeist von Mönchen, mitunter auch von Bischöfen – bekannt, deren Zweck es war, gemeinsam für das Seelenheil verstorbener Mitbrüder und deren Angehöriger zu beten, die sogenannten Gebetsverbrüderungen.41 Ab der Mitte des 14.  Jahrhunderts waren Priesterbru38 39 40 41

Vgl. Ranft, Adelsgesellschaften, S. 223–231; Keen, S. 277. Ay Nr. 259, S. 356–359; MW 2 Nr. 344, S. 465–471. Straub, S. 211 f. Vgl. hierzu und zum folgenden Rudolf Weigand und Bernd U. Hergemöller: Bruderschaft, in: LexMA 2, Sp. 738–741.

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derschaften, das heißt Zusammenschlüsse des niederen Weltklerus – Landpfarrer, Vikare, Altaristen, etc. –, die sich außer dem gemeinsamen Gebet für das Seelenheil verstorbener Mitbrüder um die Sicherung eines standesgemäßen Begräbnisses, die Eintracht und den Zusammenhalt unter den Mitgliedern und die Pflege der Geselligkeit durch gemeinsame Mähler kümmerten, im Bistum Würzburg weitverbreitet.42 Die Mitgliedschaft Adeliger in solchen Bruderschaften ist allerdings erst seit Beginn des 15. Jahrhunderts überliefert.43 Beträchtlich früher scheint dies am Niederrhein der Fall gewesen zu sein, wo zwei Ritter 1342 dem Altar des Schutzheiligen St. Georg ihrer Gesellschaft von dem Rade in der Pfarrkirche in Kleve eine Rente und Präbende stifteten.44 Weiteres ist aber auch über diese Gesellschaft nicht bekannt, so daß unsicher bleibt, ob sie neben den bruderschaftlich-religiösen auch noch andere Ziele verfolgte und ob sie exklusiv adelig war oder neben den erwähnten Rittern auch noch Angehörige anderer Stände Mitglieder waren. Von der Gesellschaft der Grünen Minne ist überliefert, daß ihr König Johann von Reiffenberg und seine Gesellen 1365 als Schiedsrichter zwischen streitenden Adeligen fungierten45 und daß sie 1367 in der Burgkirche St. Georg in Friedberg einen allen Heiligen sowie den Heiligen Elisabeth, Agnes und Wendelin geweihten Altar stiftete.46 d) Das ritterliche Turnier Eine direkte Verbindung zwischen den frühen Adelsgesellschaften und dem ritterlichen Turnier des Spätmittelalters liegt zwar nahe, ist aber aus den bislang zugänglichen Quellen nicht zu beweisen.47 Eine direkte Verbindung darf deshalb vermutet werden, weil es sich bei einer der Spielarten des mittelalterlichen Turniers, dem tournoy oder Kolbenturnier, um ein Mannschaftsspiel handelte, bei dem zwei gegnerische Gruppen von Rittern einander zuerst mit hölzernen Kolben, dann mit stumpfen Schwertern bekämpften. Damit lag es für turnierbegeisterte Ritter nahe, sich in ständigen Mannschaften zu organisieren. Vor dem Jahr 1361 gibt es jedoch keine Zeugnisse über Gesellschaften in Deutschland, die sich speziell des Turnierbetriebs angenommen hätten. Zwar sollen schon die Grafen von Holland 1290 eine Turniergesellschaft gegründet haben, die als Abzeichen eine Muschel führte.48 Bei der Gesellschaft mit den Roden Ermeln deuten einige Umstände darauf hin, daß sie mit dem Turnierbetrieb in Verbindung gestanden haben könnte,49 doch beweisen läßt sich dies (bislang) nicht. Später 42 Vgl. Remling, passim sowie die Zusammenfassung S. 211 f. 43 Vgl. ebd., S. 186 ff.; Wendehorst, UB Marienkapelle, S. 25 f. und Urkunde Nr. 24, S. 69–71 (1406). 44 Scholten Nr. 43 f., S. 54 f. 45 Stotzingen Nr. 34, S. 188 f. 46 UB Friedberg 2 Nrn. 337 f., S. 132 f.; Nr. 350, S. 138 und Anh. 8, S. 357. 47 Vgl. zum folgenden Gamber, S. 514–521. 48 Vgl. Keen, S. 275. 49 Hierfür sprechen die Wahl eines Kleidungsstückes als Abzeichen, vgl. oben S. 69, und die Nähe zu den Niederlanden, siehe vorige Anmerkung.

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scheinen diejenigen Gesellschaften, die – zumindest auch – den Besuch und die Ausrichtung von Turnieren auf ihre Fahnen geschrieben hatten, sich eher an dem Vorbild der Gesellschaft der bayerischen Herzöge von 1361 und damit an den bekannten westeuropäischen Hoforden orientiert zu haben. e) Städtische Gesellschaften Schließlich scheint auch keine direkte Verbindung bestanden zu haben zu den Gesellschaften im städtischen Bereich.50 Zwar weisen deren Statuten mit denen der Adelsgesellschaften einige Berührungspunkte auf, wie etwa die Bestimmung eines Vorstands mit der Kompetenz zur Streitschlichtung unter den Gesellen und Vorschriften über die Durchführung geselliger Veranstaltungen. Ein zentraler Unterschied zwischen städtischen und adeligen Gesellschaften liegt jedoch darin, daß erstere immer verbunden waren mit einem eigenen Haus in der Stadt, der sogenannten Trinkstube, um das herum sich die sozialen Aktivitäten der Gesellschaft entfalteten, mit dem sich ihre Statuten beschäftigten und das der Gesellschaft auch häufig den Namen gab. So konnte die soziale Nähe der Mitglieder einer solchen Trinkstubengesellschaft zwar den Anlaß für die Gründung einer Adelsgesellschaft in Form der oben beschriebenen Fehde- und Soldgesellschaften bilden, insbesondere wenn es sich um eine Gesellschaft von Patriziern oder Stadtadeligen handelte, die über Grundbesitz und Burgen im Umland der Stadt verfügten, doch ist dabei eine Vorbildfunktion der Statuten der Trinkstuben für die der Adelsgesellschaften nicht erkennbar. Dies legt jedenfalls ein Beispiel aus der Stadt Freiburg im Breisgau nahe. Dort gründeten im Jahre 1370 16 rittere und 45 andere eine Gesellschaft nach dem Muster der bereits bekannten Sold- und Fehdegesellschaften.51 Die 61 Mitglieder entstammten Familien, die einerseits der städtischen Führungsschicht zuzurechnen waren (Mitglieder waren sowohl der Schultheiß als auch der Bürgermeister von Freiburg), andererseits aber auch über Grundbesitz und sogar Burgen im Umland von Freiburg verfügten. Angeblich waren sie gleichzeitig Gesellen der Trinkstube zum Ritter. Eine Trinkstubenordnung der Trinkgesellen zum Ritter ist nicht überliefert, wohl aber eine der zur gleichen Zeit in Freiburg bestehenden Gesellschaft zum gouch.52 Deren Ordnung aus dem Jahre 1384 befaßte sich ausschließlich mit Fragen der reihum zu erfolgenden Bewirtung der Gesellen.53

50 Vgl. zum folgenden Bernd  U. Hergemöller: Gesellschaften, städtische, in: LexMA  4, Sp. 1388; Lerner, S. 25–31; Maschke, S. 454–561. 51 UB Freiburg 2,1 Nr. 288, S. 4–10. Vgl. zum folgenden auch Gerchow. 52 UB Freiburg 2,1 Nr. 304, S. 36–40. 53 Vgl. zu Stuben und Stubengesellschaften im alemannischen Raum Cordes, insb. S. 96–113.

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2. Die St. Georgsgesellschaft Kurfürst Ruprechts I. von der Pfalz Während die reinen Fehde- und Soldgesellschaften durch Kaiser und Fürsten, sofern sie nicht selbst mit ihnen verbündet waren, energisch bekämpft wurden,54 insbesondere durch die königlichen Landfrieden, und daher nicht von langer Dauer waren,55 und die mit religiösen Stiftungen verbundenen Gesellschaften wegen ihrer Bindung an den Ort der Stiftung keine den Fehde- und Soldgesellschaften vergleichbare Breitenwirkung entfalteten, erwies sich die Anknüpfung an die Hoforden für die deutschen Adelsgesellschaften als das zukunftsträchtigste Modell. Am 15.  Juli 1375 gründete Kurfürst Ruprecht I., Pfalzgraf bei Rhein, zusammen mit Abt Dietrich von Prüm und zahlreichen Grafen, Herren und Rittern aus der Eifel, dem Mittel- und dem Niederrheingebiet eine Gesellschaft zu Ehren Gottes, Marias und St. Georgs auf drei Jahre.56 Zahlreiche Bestimmungen über die Verantwortung der Ehre der Gesellen, über eine jährliche Versammlung, abwechselnd zu halten in Bacharach und Sinzig am Rhein, und die dazu zu entrichtenden Beiträge, gestaffelt nach Fürsten, Grafen, Herren und Rittern, über das Tragen des Gesellschaftsabzeichens, des St. Georg, und von Jahresröcken nach Maßgabe des Hauptmanns sowie über das Siegel der Gesellschaft verweisen auf das Vorbild der westeuropäischen Hoforden. Konkretes Vorbild könnte der englische Hosenbandorden gewesen sei, der ebenso wie die Gesellschaft zu Ehren Gottes, der Jungfrau Maria und St. Georgs errichtet worden war.57 Die Bindung der Mitglieder an Kurfürst Ruprecht nach dem Vorbild der westeuropäischen Hoforden war jedoch nicht der einzige Zweck der Gesellschaft. Gemäß der Vorrede des Gesellschaftsbriefs verbanden sich die Gesellen, um ihren Landen und Leuten zu nützen, weitere Übeltaten zu verhindern und Kaufleute, Pilger und Bauern zu schützen. Hierzu wollten sie sogar eine streifende Rotte aufstellen. Diebe sollten unschädlich gemacht und diejenigen, die diese schützten, wie Täter behandelt werden. An der Spitze der Gesellschaft standen ein Hauptmann und sechs Beigeordnete, zwei aus jeder Landschaft. Wer von den Gesellen mit Belagerung, Krieg, Raub oder Brandstiftung angegriffen wurde, sollte es dem Hauptmann melden, der dem Angreifer eine Frist von 14  Tagen zum Ersatz des Schadens setzte. Nach Ablauf weiterer 14  Tage sollte dem Gesellen dann von allen geholfen werden, und zwar auf eigene Kosten der Gesellen. Lediglich Kurfürst Ruprecht verpflichtete sich, den Verbündeten, wenn sie sich in seinem Land aufhielten, die Kost zu geben. Es folgten Einzelheiten über die Kriegsführung – unter anderem sollte keiner der Verbündeten eine Sühne oder Frieden schließen ohne Zustimmung des Hauptmanns und der Sechs – und die Teilung von Beute und Gefangenen. Schließlich sollten die Sieben auch Streitigkeiten der 54 So z.B. die Gesellschaft mit den Wolffen durch Herren und Reichsstädte in Schwaben, Ruser, Gesellschaften, Nr. 1, S. 44 f., und die Gesellschaft von der Crone durch Kaiser Karl IV., ebd. Nrn. 8 und 9, S. 53 f. Für Franken vgl. oben S. 72. 55 Vgl. z.B. zur Gesellschaft mit den Wolffen Ruser, Gesellschaften, Nr. 3, Art. 1, S. 48. 56 Demandt, Regg. Katz., Nr. 1541, S. 444–446. 57 Vgl. Ashmole, Appendix, S. 721.

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Verbündeten untereinander entscheiden, außer in Fällen des Lehn-, Eigentums- oder Erbrechts. Der Vertrag fällt somit deutlich in zwei Teile, einen Bündnis- und einen Gesellschaftsteil. Dies schlägt sich auch darin nieder, daß in den Artikeln über die gegenseitige Hilfe stets von Verbündeten die Rede ist, in den Artikeln über die gesellschaftlichen Verpflichtungen dagegen von Gesellen. Die Bestimmungen des Bündnisteils lehnen sich auffallend eng an diejenigen der königlichen Landfrieden des Spätmittelalters an. Mit diesen traten die Kaiser und Könige des Spätmittelalters (und schon des Hochmittelalters) der unumschränkten Gewaltanwendung, insbesondere durch den Adel in Form der Fehde, entgegen.58 Sie taten dies zum einen, indem sie die Ausübung von Gewalt an bestimmte Regeln und Voraussetzungen banden. Das mittelalterliche Fehderecht gestattete dem Adel, seine Ansprüche mit Gewalt durchzusetzen. Dies geschah in der Regel so, daß den Gütern und Schutzbefohlenen des Fehdegegners so lange Schaden zugefügt wurde, bis dieser sich zur Anerkennung der Rechtsansprüche des Fehdeführenden bereit erklärte. Es liegt auf der Hand, daß ein solches Verfahren der Rechtsdurchsetzung dem Mißbrauch Tür und Tor öffnete, ganz abgesehen von den – im wahrsten Sinne des Wortes – verheerenden Nebenwirkungen. Selbst im Rechtsdenken der Zeitgenossen kollidierte das Fehderecht mit einigen grundlegenden, vornehmlich durch das Christentum geforderten und daher von der Kirche propagierten Werten und Normen. Einige der wichtigsten Regeln der königlichen Landfrieden bestimmten daher die Unantastbarkeit bestimmter Personengruppen (Kleriker, Pilger, Witwen, Waisen und anderer) und die Friedenspflicht zu bestimmten Zeiten (z.B. dem Sonntag) und an bestimmten Orten (z.B. Kirchen). Außerdem bedurfte es eines rechtmäßigen Grundes, um eine Fehde führen zu dürfen. Eine weitere wichtige Regel war die Pflicht zur Ansage der Fehde drei Tage vor ihrem Beginn. Wurden diese Regeln nicht eingehalten, dann handelte es sich bei der Gewaltanwendung nicht um eine (rechtmäßige) Fehde, sondern um einen (unrechtmäßigen) Raub, Mord, eine Nahme (Diebstahl), einen Brand (Brandstiftung) oder unrechtes Widersagen (eine unrechte Fehdeansage). Zum anderen trafen die spätmittelalterlichen Landfrieden Bestimmungen zu seiner Durchsetzung.59 In Franken und am Mittelrhein geschah dies in der Regel durch einen königlichen Hauptmann, dem ein mit Vertretern der am Landfrieden beteiligten Fürsten und Reichsstädte besetzter Ausschuß beigegeben wurde. Hielt sich einer, der den Landfrieden beschworen hatte, oder eine andere Person nicht an dessen Regeln, konnte sich der Beschädigte an den Hauptmann und den Ausschuß mit der Bitte um Hilfe wenden. Diese entschieden dann darüber, ob der Landfrieden verletzt sei. War dies der Fall, ging der Hauptmann mit ihm von den beteiligten Fürsten und 58 Zu den mittelalterlichen Landfrieden vgl. Hans-Jürgen Becker: Landfrieden, Deutschland, in: LexMA 5, Sp. 1657 f. sowie Horst Carl, Landfrieden, in: HRG2 3, Sp. 483–505, jeweils mit weiterführender Literatur; zum mittelalterlichen Fehdewesen grundlegend Brunner, S. 1–110; siehe ferner Hartmut Boockmann: Fehde, Fehdewesen, in: LexMA 4, Sp. 331–334; Christine Reinle: Fehde, in: HRG2 1, Sp. 1515–1525. 59 Zum folgenden vgl. Pfeiffer, Quellen, S. 6–21; allgemein: Angermeier, passim.

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Reichsstädten unterstellten oder von ihm selbst angeworbenen Truppen gegen den Landfriedensbrecher vor. Die Art und Weise des Vorgehens und gegen wen außer dem Landfriedensbrecher selbst vorzugehen sei, wurde in den Landfrieden mehr oder weniger detailliert geregelt. Darüber hinaus enthielten die Landfrieden regelmäßig noch ergänzende Bestimmungen, etwa darüber, wie ein Gläubiger rechtmäßig Güter seines Schuldners pfänden konnte, ohne sich dem Vorwurf des Diebstahls oder Raubes auszusetzen. Die Anlehnung des Bündnisteils des Briefs der St. Georgsgesellschaft mit seinen Bestimmungen über den Schutz von Kaufleuten, Pilgern und Bauern, das Vorgehen gegen Diebe, die Aufbietung der Hilfe, die Aufzählung der Fälle der Hilfsverpflichtung, den Ausschuß, der hierüber entschied, und die streifende Rotte an die der königlichen Landfrieden ist evident. Die Gesellschaft diente damit dem Schutz des Landfriedens zu einer Zeit, als es in diesen Gebieten keinen königlichen Landfrieden gab. Der Zweck der Landfriedenswahrung verlieh der Gesellschaft zugleich ein höheres Maß an Legitimität als anderen Gesellschaften. Gemäß Kapitel 15 der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. von 1356 waren nämlich alle Bündnisse grundsätzlich verboten, die ohne Zustimmung der Herren der Beteiligten errichtet wurden, ausgenommen solche, die dem Schutz des Landfriedens dienten, allerdings vorbehaltlich ihrer Genehmigung durch den Kaiser.60 Wie die Landfrieden im Allgemeinen, so konnte die Gesellschaft allerdings von Kurfürst Ruprecht auch zu politischen Zwecken genutzt werden. Daß das Bündnis hauptsächlich seinen Interessen zu dienen bestimmt war, ergibt sich schon daraus, daß er die Kosten für die ihm geleistete Hilfe übernahm, während die Hilfe für andere Verbündete auf Kosten der Helfer ging. Durch die den Hoforden entnommenen Bestimmungen umgab er zusätzlich die verstärkte Bindung an seine Person mit der Aura des Rittertums. Gegen das Übergewicht Kurfürst Ruprechts in der Gesellschaft und ein Einspannen nur für seine Ziele sicherten sich die Grafen, Herren und Ritter dadurch, daß die Entscheidung über die Kriegsführung, die Aufnahme von Sühne und Frieden, die Verwendung eroberter Burgen und von Gefangenen zum Auslösen gefangener Gesellen stets dem Hauptmann und den Sechs vorbehalten blieb. Neue Mitglieder wurden von den Sieben aufgenommen. Auch der Wechsel des Versammlungsorts zwischen Bacharach und Sinzig sollte einen einseitigen Bezug auf Kurfürst Ruprecht vermeiden. Konkret könnte die Gesellschaft die Funktion gehabt haben, im Mainzer Bistumsstreit die Gebiete der Grafen von Nassau, das Erzbistum Mainz und das Bistum Speyer einzukreisen oder jedenfalls einem Übergreifen des Konflikts auf die Gebiete am Rhein entgegenzuwirken.61 Der Mainzer Bistumsstreit wurde zwischen dem Bamberger Bischof Ludwig von Meißen und dem Speyerer Bischof Adolf von Nassau um das Amt des Erzbischofs von Mainz geführt. Kurfürst Ruprecht stand in diesem

60 Weinrich, QVerfG, Nr. 94a, S. 362 f. 61 Vgl. hierzu und zum folgenden Vigener, passim.

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Konflikt auf Seiten Kaiser Karls und seines Kandidaten Ludwig von Meißen.62 Im Juli 1375 belagerten die Markgrafen von Meißen vergeblich die Stadt Erfurt, die von Adolf von Nassau verteidigt wurde. Zu einer Ausweitung des Konflikts kam es jedoch vorläufig nicht. Am 6. September 1375 vermittelte Kaiser Karl einen Waffenstillstand zwischen den Kontrahenten bis zum 24. Juni 1377.

3. Die Gesellschaft mit dem Greifen Die Kombination von Elementen kollektiver Friedens- und Rechtswahrung einerseits und der Pflege adelig-ritterlicher Kultur andererseits wurde vorbildlich für eine ganze Reihe nachfolgender Gesellschaften. Im Jahre 1379 errichteten Graf Johann von Wertheim, Graf Gottfried von Rieneck, Schenk Eberhard von Erbach und 41  Ritter und Knechte des Odenwalds die – sieht man einmal von der bereits erwähnten Gesellschaft Fritz‘ und Vollants von Egloffstein aus dem Jahre 1371 ab – erste näher bekannte fränkische Gesellschaft, die Gesellschaft mit dem Greifen.63 Die Übereinstimmung des Gesellschaftsbriefs mit dem der St. Georgsgesellschaft ist evident. Wie im Brief der St. Georgsgesellschaft läßt sich auch in dem der Gesellschaft mit dem Greifen ein Bündnisteil mit Regelungen über die militärische Hilfe von einem Gesellschaftsteil unterscheiden, auch wenn terminologisch durchgehend von gesellen oder gesellschaft die Rede ist. Auch dem Inhalt nach – hinsichtlich der Bestimmungen über Fehdehilfe, die Teilung der Beute, Sonderregeln bei Hilfe für Graf Johann von Wertheim, die Verantwortung der Ehre der Gesellen, halbjährliche Zusammenkünfte in Wertheim und anderes mehr – ergeben sich nur leichte Variationen, die aus der im Vergleich zur St. Georgsgesellschaft etwas anderen Ausgangslage und Zielsetzung zu erklären sind. Zuallererst versprachen die Gesellen, eynander getrewlich zu helffen zu dem rechten, usgenommen all den, den wir myt trewen und myt eyden verbuenden sin. Ihr Hauptanliegen war jedoch nicht so sehr die Fehdehilfe als vielmehr die Aufrechterhaltung des Friedens untereinander. Streitigkeiten sollten die Gesellen uz tragen vor den dryen kuenygen in mynne oder myt recht. Bei Kriegen im Land war es jedem Gesellen unbenommen zu helfen, wem er wollte. Er sollte jedoch keinem Gesellen besonders die Fehde ansagen. Wenn zwei Gesellen sich in einem solchen Krieg begegneten, sollten sie einander nicht angreifen, es sei denn, sie wären nicht allein. Auf Geheiß der Könige sollten die Gesellen sogar von ihren Kriegen abstehen, wenn diese anderen Gesellen zum Verderben zu gereichen drohten. Hintergrund dieser Bestimmungen war wiederum der Mainzer Bistumsstreit.64 Nach dem Scheitern der Offensive der Markgrafen von Meißen gegen Adolf von Nas62 Ebd., S. 35; Gerlich, Mainzer Bistumsstreit, S. 26. 63 Löwenstein-Wertheim, S.  259–262. Vgl. hierzu auch Friese, Greifen, passim, sowie

Ranft, Adelsgesellschaften, S. 189 f.

64 Vgl. zum folgenden Gerlich, Mainzer Bistumsstreit, passim.

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sau in Thüringen im Sommer 1375 führte Kurfürst Ruprecht den Konflikt für Kaiser Karl und seinen Kandidaten Ludwig von Meißen ab dem Frühjahr 1378 am Rhein fort. In diese Auseinandersetzung drohten die vertragschließenden Grafen, Herren, Ritter und Knechte hineingezogen zu werden. Graf Johann von Wertheim war im Frühjahr 1379 zunächst mit Bischof Adolf verbündet,65 schwenkte im Frühjahr 1380 jedoch im Fahrwasser des Bischofs Gerhard von Würzburg und des Burggrafen Friedrich von Nürnberg auf die Seite Kurfürst Ruprechts über.66 Dagegen blieb Graf Gottfried von Rieneck auf Seiten Adolfs.67 Schenk Eberhard von Erbach wiederum war ein Vasall Kurfürst Ruprechts.68 Ferner sollten die Gesellen in Fehden einander auf Geheiß der Könige in eigener Person oder durch einen Stellvertreter und auf eigene Kosten helfen. Graf Johann von Wertheim sollte mit fünf Gleven helfen. Währte die Hilfe der Gesellen für ihn jedoch länger als vier Wochen, sollte er dafür die Kosten und Futter und Heu geben. Letzteres deutet darauf hin, daß es sich bei der Mehrzahl der Gesellen um Lehnleute Graf Johanns handelte,69 deren Dienste er sich über die vier Wochen hinaus sichern wollte, die ein Lehnsmann zu dienen verpflichtet war. Die Entscheidung in militärischen Aktionen der Gesellschaft blieb aber – wie bei der St. Georgsgesellschaft – immer in den Händen der drei Könige. Ebenso sollte Beute nach Anzahl der Gleven geteilt, Gefangene aber den Königen überantwortet werden, um gefangene Gesellen auszulösen. Für das Selbstverständnis und die Wirksamkeit der Gesellschaft ist weiterhin von Bedeutung, daß Gesellen, die Amtleute waren, andere Gesellen nicht wegen ihres Herrn angreifen, sondern den Gesellen vielmehr helfen sollten wie die anderen auch. Verwandten durften die Gesellen dann gegen andere Gesellen helfen, wenn der betreffende Geselle zuvor kein Rechtgebot von dem Verwandten hatte aufnehmen wollen. Die Gesellschaftsverpflichtung wird also der Verpflichtung den Verwandten gegenüber untergeordnet, nicht aber der Verpflichtung der Amtleute. Mit letzterem konterkarierten die Gesellen die Bemühungen der Fürsten, etwa des Bischofs von Würzburg, zur Herrschaftsverdichtung im Lande durch Errichtung einer dezentralen Ämterorganisation, mit deren Hilfe sie ihre Herrschaftsrechte vor Ort wirksamer auszuüben gedachten.70 Andererseits besaßen die Amtleute unter den Gesellen zu dieser 65 Ebd., S. 37 mit Anm. 5. Vgl. auch Demandt, Regg. Katz., Nr. 1548, S. 449. 66 Gerlich, Mainzer Bistumsstreit, S. 64. 67 In dem Bündnis mit den Grafen von Württemberg vom 24.  August 1379 nimmt Adolf die Grafen von Rieneck aus, ebd., S. 41. Ferner schuldet Adolf ihnen größere Summen, möglicherweise aus Soldverpflichtungen, ebd., S. 65. Schließlich fungiert Graf Gottfried als Treuhänder für den Erzbischof bei dessen Friedensschluß mit Pfalzgraf Ruprecht, Demandt, Regg. Katz., Nr. 1679, S. 483. 68 Vgl. ebd. Nr. 1687, S. 485. 69 Vgl. hierzu auch die Namen der Gesellen bei Löwenstein-Wertheim, S. 262 mit Ulrichs, Anhang I.1, S. 201 ff., Nrn. 10 (Aschhausen), 97 (Gebsattel), 131 (Hartheim), 274 (Rüdt) und 329 (Stettenberg). Vgl. auch Köberlin, S. 10. 70 Vgl. allgemein Willoweit, Deutsche Verfassungsgeschichte, S. 94 und für Würzburg Sprandel, Territoriale Ämter, S. 45–48 und insbesondere die Karte S. 49.

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Zeit offenbar noch genügend Freiheiten, um sich einen solchen Vorbehalt gegenüber ihren Amtspflichten erlauben zu können. Wenn auch die Gesellschaft mit dem Greifen nicht in gleicher Weise wie ihr Vorbild, die St. Georgsgesellschaft, beanspruchen konnte, an die Stelle des königlichen Landfriedens zu treten, so diente sie doch mit ihren Neutralitätsbestrebungen demselben Ziel. Und konnte sich auch der Hof eines Grafen von Wertheim nicht mit dem des Kurfürsten und Pfalzgrafen bei Rhein messen, so versuchte doch Graf Johann in derselben Weise wie Kurfürst Ruprecht, die Loyalität der Gesellen zu ihm durch die Einbindung von Elementen der höfisch-ritterlichen Kultur zu stärken.

4. Die Gesellschaften mit dem Löwen, mit St. Wilhelm und mit St. Georg a) Die Gründung der Gesellschaft mit dem Löwen, ihre Ausdehnung nach Schwaben und ihr Bündnis mit den Gesellschaften mit St. Wilhelm und mit St. Georg Über die Gesellschaft mit dem Greifen ist außer der Tatsache ihrer Gründung nichts weiter bekannt. Der Trend, Elemente kollektiver Friedens- und Rechtswahrung nach dem Vorbild der Fürstenbündnisse und Landfrieden und Elemente adelig-ritterlicher Kultur nach dem Vorbild der höfischen Ritterorden miteinander zu kombinieren, setzte sich im brief der Gesellschaft mit dem Löwen fort, die die Grafen Wilhelm von Wied, Wilhelm von Katzenelnbogen, Johann von Nassau und 16 weitere Grafen, Herren, Ritter und Edelknechte am 13.  Oktober 1379 in Wiesbaden gründeten.71 Ebenso wie bei der St. Georgsgesellschaft und der Gesellschaft mit dem Greifen zerfällt der brief deutlich in zwei Teile, einen Bündnis- und einen Gesellschaftsteil. Die Bestimmungen des Gesellschaftsteils über halbjährliche Versammlungen in Wiesbaden und St. Goar, Verantwortung der Ehre durch die Gesellen und das Tragen des Gesellschaftsabzeichens, des Löwen – eines goldenen für Ritter und eines silbernen für Edelknechte –, sind nahezu identisch mit denjenigen der St. Georgsgesellschaft und der Gesellschaft mit dem Greifen. Dies gilt im Ansatz auch für die Bestimmungen des Bündnisteils über den schiedlichen Austrag von Streitigkeiten vor den drigen und die gegenseitige Hilfe. In einigen Punkten ist darüber hinaus der Einfluß der königlichen Landfrieden erkennbar, zum Beispiel in der Bestimmung über Pfändungen. Insgesamt trägt die Gesellschaft – wie die beiden vorgenannten Gesellschaften auch – einen durchaus defensiven Charakter: Vorangestellt sind nicht die Artikel über die Hilfe, sondern der über den schiedlichen Austrag. Auch bei Streitigkeiten mit Auswärtigen sollen die Drei zuerst versuchen, einen Schiedstag zustande zu bringen. Wer eines Herren Burgmann ist, kann seine Pflichten diesem gegenüber erfüllen, ohne damit gegen die Bestimmungen der Gesellschaft zu verstoßen.

71 Ruser, Gesellschaften, Nr. 12, S. 56–60; Demandt, Regg. Katz., Nr. 1645, S. 474 f.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

Zwei zentrale Personen bei der Gründung der Gesellschaft mit dem Löwen waren die Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen und Johann von Nassau-Dillenburg.72 Dies folgt aus ihrer Nennung an zweiter und dritter Stelle zu Beginn des Gründungsbriefs, gleich hinter dem des Grafen Wilhelm von Wied,73 ferner aus der Wahl Wiesbadens als Gründungsort74 und der Burg Rheinfels der Grafen von Katzenelnbogen als Aufbewahrungsort für das Original des Gründungsbriefs75 und Wiesbadens und St. Goars als Versammlungsorten sowie daraus, daß die beiden Grafen von den Gesellen am 18. Februar 1380 beauftragt wurden, dem Grafen von Wied wegen der noch ausstehenden Besiegelung des Gründungsbriefs zu schreiben.76 Außerdem war der Löwe das Wappentier der Grafen von Katzenelnbogen und von Nassau.77 Graf Wilhelm war seit langem ein erprobter Gefolgsmann Kurfürst Ruprechts. Er war Gründungsmitglied der St. Georgsgesellschaft von 1375,78 Unterlandvogt Pfalzgraf Ruprechts in der Wetterau 1378,79 Zeuge der Eheabrede für seinen Großneffen mit der Tochter König Karls von Frankreich80 und sein Burgmann zu Lindenfels.81 Außer mit der St. Georgsgesellschaft wurde Graf Wilhelm auch mit der hessischen Gesellschaft der Sterner in Verbindung gebracht,82 die von Herzog Otto von Braunschweig83 oder seinem Schwiegersohn Graf Gottfried von Ziegenhain84 in ihrer Auseinandersetzung mit den Landgrafen Heinrich und Hermann von Hessen gegründet worden sein soll und in der die Ritter goldene und die Edelknechte silberne Sterne als Abzeichen führten.85 An der Gründung der Gesellschaft der Sterner soll auch Graf Johann von Nassau-Dillenburg beteiligt gewesen sein,86 ebenso wie an der Gründung der Gesellschaft von der Alden Minne um das Jahr 1375 herum.87 72 Daß es sich bei dem Grafen Johann von Nassau der Löwengesellschaft um Graf Johann I. von Nassau-Dillenburg und nicht um den gleichnamigen Bruder Adolfs von Nassau handelte, geht aus dem Bündnis hervor, das Graf Johann von Nassau-Dillenburg im Jahre 1381 mit dem Erzbischof von Köln abschloß und in dem er die Gesellschaft mit dem Löwen ausnahm. SiegenerUB 2 Nr. 50, S. 52. Zur Identifizierung Johanns vgl. ebd. Nr. 19, S. 19 und Nr. 22, S. 23 f. mit Isenburg 1, Taf. 115. 73 Vgl. Ruser, Gesellschaften, Nr. 12, S. 56. 74 Ebd. Nr. 12, S. 60. 75 Vgl. ebd. Nr. 15, S. 62. 76 Ebd. 77 Vgl. Siebmacher 4, Taf. 205: Nassau und ebd. 20, Taf. 3: Katzenelnbogen. 78 Demandt, Regg. Katz., Nr. 1541, S. 444. 79 Ebd. Nrn. 1613, 1616, 1619, S. 466–468. 80 Ebd. Nr. 1621, S. 468. 81 Ebd. Nr. 1604, S. 464 und Nr. 1625, S. 468. 82 Vgl. Elhen von Wolfhagen, S. 63 und Nr. 93, S. 62. 83 Ebd., S. 62. 84 So Kruse/Paravicini/Ranft Nr. 16, Abs. 6, S. 85. 85 Elhen von Wolfhagen, S. 62. 86 Ebd. 87 Gerstenberg, S. 268.

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Vor diesem Hintergrund kann die Gesellschaft kaum nur als eine Art Hilfstruppe Adolfs von Nassau im Mainzer Bistumsstreit angesehen werden.88 Gegen diese Annahme spricht außer dem aufgezeigten engen Verhältnis Graf Wilhelms von Katzenelnbogen zu Kurfürst Ruprecht, daß nirgendwo eine Parteinahme der Gesellschaft als ganzer oder auch nur eines nennenswerten Teils ihrer Mitglieder für Adolf in der Auseinandersetzung mit Kurfürst Ruprecht überliefert ist. Vielmehr sind – außer dem noch zu erörternden Bündnis mit Graf Ulrich von Württemberg – erst aus Juli 1380 zwei Soldverträge zwischen Adolf und Mitgliedern der Gesellschaft überliefert. Darüber hinaus war die Auseinandersetzung zwischen Adolf von Nassau und Kurfürst Ruprecht im Moment der Gründung der Gesellschaft gar nicht aktuell. Sie hatten nämlich sechs Tage zuvor, am 7. Oktober 1379, ein Abkommen getroffen, mit dem sie ihren Streit vorläufig beilegten.89 Schließlich spricht die Lage der Besitzungen der Mitglieder im Westerwald, an der unteren Lahn, im Taunus und im Ried, also im wesentlichen nördlich des Erzstifts und der Pfalzgrafschaft und damit der eigentlichen Kampfzone, gegen eine direkte Funktion der Gesellschaft im Mainzer Bistumsstreit.90 Daher wäre schon eher an eine Frontstellung gegen die Landgrafen von Hessen zu denken, um das Erzstift gegen Angriffe aus dieser Richtung abzuschirmen. Aus Hessen drohte den Mitgliedern der Gesellschaft jedoch noch eine andere Gefahr. Seit Beginn des Jahres 1379 bestand an der oberen Lahn eine Gesellschaft von dem Horne, die mit Landgraf Hermann von Hessen verbündet war91 und – der Limburger Chronik zufolge – ihre Nachbarn sehr erzürnte.92 Diese Nachbarn waren nun aber keine anderen als die Grafen, Herren, Ritter und Knechte im Westerwald, an der unteren Lahn und im Taunus, die sich in der Gesellschaft mit dem Löwen zusammengeschlossen hatten. Nimmt man den schon beschriebenen defensiven Charakter der Löwengesellschaft hinzu sowie die Tatsache, daß die beiden wesentlich an ihrer Gründung beteiligten Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen und Johann von Nassau-Dillenburg schon zuvor Mitglieder von gegen die Landgrafen von Hessen gerichteten Gesellschaften gewesen waren oder zumindest mit solchen in Verbindung gestanden hatten, so erscheint es wahrscheinlich, daß die Gründung der Löwengesellschaft eine Reaktion auf die Gründung der Gesellschaft von dem Horne und deren Bündnis mit Landgraf Hermann von Hessen war und damit eher den Auseinandersetzungen um die Landgrafschaft Hessen zuzurechnen ist als dem Mainzer Bistumsstreit. Wie auch immer die Intentionen der Gründer der Löwengesellschaft gewesen sein mögen, sie blieb jedenfalls von der Auseinandersetzung um den Mainzer Erzstuhl nicht unberührt. Am 29. Oktober 1379 trat Adolf von Nassau öffentlich auf die Seite des 88 So aber Gerlich, Mainzer Bistumsstreit, S. 58 f.; Ruser, Gesellschaften, S. 31–33 und Zielke, S. 29 und 54. 89 Vgl. Gerlich, Mainzer Bistumsstreit, S. 41. 90 Vgl. die Karte ebd., S. 60. 91 Vgl. Ranft, Adelsgesellschaften, S. 205, Anm. 122. 92 Elhen von Wolfhagen, S. 74.

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von König Wenzel und Kurfürst Ruprecht bekämpften Gegenpapstes Clemens, indem er sich von diesem als Erzbischof von Mainz bestätigen und das von diesem übersandte Pallium anlegen ließ.93 Die Reaktion Pfalzgraf Ruprechts bestand im Abschluß des sogenannten Weseler Kurfürstenbündnisses mit den Erzbischöfen Cuno von Trier und Friedrich von Köln am 11. Januar 1380 zur Durchsetzung des von König Wenzel zugunsten Papst Urbans initiierten Urbansbundes vom 27.  Februar 1379.94 Hierin vereinbarten sie, diejenigen anzugreifen, die sich der Anerkennung Papst Urbans widersetzten.95 Insbesondere verbanden sie sich gegen Gesellschaften und Söldner, von denen das Bündnis geschwächt oder seine Mitglieder beschädigt würden, und gegen Gesellschaften, sie weren von Welschen Duytschen oder von andern landen, die das Reich, die Kurfürsten oder andere Mitglieder des Bündnisses überziehen würden.96 Dem läßt sich entnehmen, daß die Kurfürsten wohl zuvorderst mit einem Einfall französischer Söldnergesellschaften rechneten – eine naheliegende Einschätzung angesichts der französischen Unterstützung für den Gegenpapst und der Tatsache, daß es einen solchen Einfall schon einmal, im Jahre 1375, gegeben hatte97 –, aber auch die Parteinahme deutscher Gesellschaften für den Gegenpapst nicht für ausgeschlossen hielten. Dementsprechend forderten Kurfürst Ruprecht und Erzbischof Cuno von Trier Graf Wilhelm von Katzenelnbogen am 11. und 29.  Februar 1380 persönlich auf, ihnen mitzuteilen, mit wem er es nun hielte.98 Möglicherweise aufgrund dieser neuen Entwicklung, die sie in einen Verdacht brachte und in eine Auseinandersetzung hineinzuziehen drohte, mit der sie eigentlich gar nichts zu schaffen haben wollten, hielten die Gesellen mit dem Löwen am 18. Februar 1380 eine außerordentliche Versammlung in Wiesbaden ab.99 Sei es nun, weil sie meinten, mit dem Gegenpapst und der Auseinandersetzung um den Mainzer Erzstuhl nichts zu schaffen zu haben, oder weil sie infolge des Beitritts vieler Grafen, 93 94 95 96 97 98 99

Gerlich, Mainzer Bistumsstreit, S. 53. DRTA ä.R. 1 Nr. 152, S. 265–269. Ebd., S. 266 f., Art. 2. Ebd., S. 267 f., Art. 7 und 8. Vgl. hierzu Elhen von Wolfhagen, S. 71 f.; Demandt, Regg. Katz., Nr. 1548, S. 449. Ebd. Nr. 1658, S. 478. Ruser, Gesellschaften, Nr.  15, S.  62. Zur umstrittenen Datierung vgl. ebd., Anm.  1 und Zielke, S. 60 mit Anm. 186. Ich gebe der Datierung Rusers den Vorzug, weil die Formulierung und der mitgeteilte Kontext eher zu den Ereignissen im Frühjahr 1380 und nicht zu den Verhältnissen im Frühjahr 1383 passen. Die Formulierung, alle außer dem Grafen hätten den Hauptbrief besiegelt; deuchte dem Grafen aber die Gesellschaft nicht füglich zu sein, so wollten ihn die Gesellen der Gesellschaft gerne erlassen, deuten auf eine Situation hin, in der der Graf von Wied – Nachbar der Erzbischöfe von Köln und von Trier – Bedenken bekommen hatte wegen des Abschlusses der Gesellschaft. Im Januar 1380 sint auch faste andere graven, herren, rittere und knechte zu uns in unsere geselleschaft komen, nämlich Graf Ulrich von Württemberg und andere, vgl. weiter unten im Text, während aus dem Jahr 1383 nichts mehr über die Existenz der Löwengesellschaft überliefert ist, vgl. Zielke, S. 60. Nach dem Frühjahr 1380 spielten die Grafen von Katzenelnbogen und von Nassau auch keine herausragende Rolle in der Löwengesellschaft mehr, vgl. unten S. 87.

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Herren und Ritter – unter anderen am 25. Januar 1380 Graf Ulrichs von Württemberg100 – meinten, dem Kurfürstenbündnis trotzen zu können,101 jedenfalls beschlossen die Gesellen, ihr Bündnis aufrechtzuerhalten. Der Beitritt Graf Ulrichs veränderte den Charakter und die Struktur der Gesellschaft mit dem Löwen. Zunächst wurde die Gesellschaft stärker in den Konflikt zwischen Adolf von Nassau und Kurfürst Ruprecht hineingezogen. Denn Graf Eberhard von Württemberg und sein Sohn Ulrich waren seit dem 24. August 1379 mit Adolf von Nassau gegen Pfalzgraf Ruprecht verbündet.102 Dies führte dazu, daß in der zweiten Julihälfte des Jahres 1380, als sich der Konflikt zwischen Pfalzgraf Ruprecht und Adolf von Nassau wieder zuspitzte, einige Gesellen auf die Seite Adolfs traten.103 Zusätzlich wurde die Gesellschaft in die Auseinandersetzung der Grafen von Württemberg mit den schwäbischen Reichsstädten verstrickt.104 Vor allen Dingen aber verschob sich der Charakter der Gesellschaft durch seinen und den Beitritt einer ganzen Reihe weiterer Grafen, Herren, Ritter und Knechte Schwabens, Lothringens, des Elsaß‘ und Frankens mehr zu Solddienst und Fehdehilfe und teilte die Gesellschaft in eine schwäbische(-lothringisch-elsässisch-fränkische) und eine niederländische (rheinische). Dies geht aus einem Bündnis hervor, das die schwäbische Teilgesellschaft am 28.  Juni 1380 mit der Stadt Basel abschloß.105 Die Stadt Basel versprach, nach Mahnung durch den Bund um das kleine Aufgebot mit sechs Gleven, bei einem allgemeinen Kriegszug oder dem großen Aufgebot mit 20 Gleven zu dienen, aber nur in den Gebieten der Bistümer Basel und Straßburg und der Herrschaft Württemberg. Für die Löwengesellschaft versprachen Graf Heinrich von Montfort, Herr zu Tettnang, Graf Ulrich von Württemberg, Boemund von Ettendorf, Herr zu Hohenfels, und der Ritter Martin Malterer, hoptlut der geselschaft mit dem Lewin ze Swaben ze Lutringen ze Elsazz ze Franken, der Stadt Hilfe nach Maßgabe des Hauptbriefs der Löwengesellschaft vom 13. Oktober 1379 innerhalb des von ihr festgesetzten Gebiets zu leisten. Alle vier genannten Hauptleute waren bekannte Reiterführer. Graf Heinrich von Montfort hatte in den 1360er Jahren in Italien als Söldnerführer gekämpft.106 Graf Ulrich von Württemberg hatte zuletzt die württembergischen Truppen in der Schlacht von Reutlingen 1377 angeführt.107 An seiner Seite hatte 1377 der Ritter Martin Malterer gegen die Stadt Konstanz gekämpft.108 Boemund von Ettendorf schließlich 100 101 102 103 104 105 106 107 108

Ruser, Gesellschaften, Nr. 14, S. 61; Demandt, Regg. Katz., Nr. 1657, S. 478. So Ruser, Gesellschaften, S. 32. Gerlich, Mainzer Bistumsstreit, S. 39 f. Frank von Kronberg und Wilhelm Herr zu Isenburg und Propst zu Aachen: ebd., S. 66. Vgl. hierzu Vischer, S. 25 ff. und unten S. 91 f. UB Basel 4 Nr. 456, S. 438 f. Ruser, Gesellschaften, S. 20. Niethammer, S. 12–20. Zielke, S. 37 f. mit Anm. 56.

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kämpfte 1381 gegen die Stadt Hagenau im Elsaß.109 Die bereits bestehende, der Tradition der schwäbischen Gesellschaften entsprechende Hauptleute-Struktur behielten die Neumitglieder bei ihrem Beitritt zur Löwengesellschaft ungeachtet der anderslautenden Bestimmungen des Hauptbriefs, den die schwäbischen Gesellen unverändert gelassen hatten,110 bei. Wenig später gab sich die schwäbische Löwengesellschaft eine etwas zentralere Struktur, indem sie einen König an ihre Spitze stellte. Das Königsamt scheint aber unter den Hauptleuten reihum gegangen zu sein, so daß zweifelhaft bleibt, welche Funktion ihm letztlich zukam.111 Der Name geselschaft mit dem Lewin ze Swaben, ze Lutringen, ze Elsazz, ze Franken bezeichnete damit nicht mehr und nicht weniger als die Landschaften, aus denen die Mitglieder dieser Teilgesellschaft kamen, und besagt keineswegs, daß es ebenso viele Teilgesellschaften wie aufgezählte Landschaften gab.112 Erst später spalteten sich die Teilgesellschaften Lothringen, Elsaß und Breisgau vom schwäbischen Teil ab oder lösten sich ganz aus dem Verbund der Löwengesellschaft(en). Nach dem 3. Oktober 1380 erschienen Martin Malterer und Boemund von Ettendorf nicht mehr als Hauptleute der Gesellschaft, das Bündnis mit der Gesellschaft mit St. Wilhelm vom 1. März 1381 schlossen die Hauptleute Graf Heinrich von Montfort und Graf Ulrich von Württemberg allein ab,113 und in der Richtung des schwäbischen Städtebunds mit den Gesellschaften vom 7. April 1382 ist ausdrücklich nur noch von der Gesellschaft mit dem Lewin ze Swaben die Rede.114 Wahrscheinlich kehrte sich Martin Malterer, der 1379 von Herzog Leopold von Österreich zum Landvogt im Elsaß und im Breisgau bestellt worden war,115 von den Württembergern ab, als er bemerkte, daß deren Politik in Schwaben ihn nur in Auseinandersetzungen mit den Reichsstädten, mit denen Herzog Leopold verbündet war, stürzen konnte. Und in Lothringen wurde Herzog Johann Hauptmann, der seine württembergischen Verwandten zwar unterstützte, selbst aber ein viel zu mächtiger Fürst war, um sich ihnen in irgendeiner Weise unterzuordnen.116 An Mitgliedern der schwäbischen(-lothringisch-elsässisch-fränkischen) Teilgesellschaft, die aus Franken stammten oder deren Familien später (auch) der fränkischen Reichsritterschaft zugerechnet wurden, sind zudem lediglich Graf Ulrich von Hohenlohe,117 der Erlingshofer,118 Gebhart von Rechberg119 und Herdegen von Hürn109 Ebd., S. 51. 110 Vgl. Ruser, Gesellschaften, Nr. 12, S. 60, letzte Zeile. 111 Am 16. August 1380 war Graf Ulrich von Württemberg König, am 3. Oktober 1380 Martin Malterer, ebd. Nr. 20, S. 66 und Nr. 23, S. 67. 112 So ebd., S. 32 und Zielke, S. 39. 113 Ruser, Gesellschaften, Nr. 27, S. 71, Art. 16. 114 Vgl. ebd. Nr. 55, S. 88, 2. Absatz. 115 Vgl. Ecker, S. 283. 116 Vgl. hierzu Ruser, Gesellschaften, Nr. 45, S. 83. 117 Ebd. Nr. 20, S. 66 und Nr. 44, S. 82. 118 Ebd. Nr. 23, S. 67; vgl. Ulrichs, Anhang I, S. 202, Nr. 72. 119 Ruser, Gesellschaften, Nr. 27, S. 70, [7.] und Nr. 57, S. 91, [4.]; vgl. Ulrichs, Anhang I, S. 204, Nr. 250.

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heim120 bekannt, an Mitgliedern der niederländischen Teilgesellschaft darüber hinaus Conrad Herr zu Bickenbach und Hans Münch von Rosenberg.121 Es handelte sich dabei um Familien und Personen, die eher am Rande Frankens ansässig waren, zum Beispiel der Erlingshofer südlich von Nördlingen, mit Lehnsbeziehungen zum Bischof von Eichstätt, oder Conrad Herr zu Bickenbach und Hans Münch von Rosenberg um den Odenwald herum. Die Nennung Frankens kennzeichnete damit nicht mehr als einen Anspruch der Gesellschaft, sich dorthin auszudehnen, der im übrigen, nachdem im südlichen Franken bereits eine Gesellschaft bestand, niemals eingelöst wurde. All diese Ereignisse blieben nicht ohne Rückwirkung auf die Verhältnisse in der niederländischen Muttergesellschaft. Nach dem 23. Februar 1380 traten dort die Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen und Johann von Nassau nicht mehr aktiv in Erscheinung. An ihre Stelle traten Mitglieder der Familien von Kronberg und von Reiffenberg und Erkinger, Herr zu Rodenstein. Unter ihrer Führung schlugen auch die niederländischen Löwen den Weg zur Fehdegesellschaft ein. Das erste Mal war dies im Sommer 1380 in einer seit 1376 zwischen den Familien von Reiffenberg und von Kronberg einerseits und der Stadt Frankfurt andererseits bestehenden Fehde der Fall. Ein von König Wenzel auf Ansuchen der Streitparteien nach Mergentheim anberaumter Rechtstag scheiterte, weil die Könige der Löwengesellschaft nicht erschienen.122 Am 16.  August 1380 sandten die Mitglieder der schwäbischen Löwengesellschaft der Stadt Frankfurt ihren Feindbrief zu, umb daz unrecht, daz ir und die uwern getan hant an Johan von Riffenberg, hoptman der geselschaft mit dem Lewen im Niderland und Walther von Kronenberg, Cun von Riffenberg, Ritter und gross Cun von Riffenberg, ain edelknecht und den iren und si dar umb rechtz gerent an uns ze verlibent oder an drien oder funffen ze beliben nach allem herkomen und in daz nit von uch widerfarn mag,123 und belagerten sie in der Folgezeit.124 Absagen rheinischer Mitglieder – außerhalb der fehdeführenden Familien von Reiffenberg und von Kronberg – sind dagegen nicht bekannt. Zusammen mit den Löwen sagten auch Herzog Cuno von Teck und die Grafen Hugo von Heiligenberg, Heinrich von Werdenberg und Friedrich von Helfenstein mit ihren Dienern der Stadt die Fehde an. Diese waren nicht Mitglieder der Löwengesellschaft, sondern bezeichneten sich als Helfer des Grafen Ulrich.125 Die Söldnerführer hatten sich vermutlich zu der Fehde durch die Aussicht auf Beute verlocken lassen, denn gemäß den Bestimmungen der Sold- und Gesellschaftsverträge wurden die Beute und das Lösegeld für die Gefangenen in der Regel unter den im Felde 120 Ruser, Gesellschaften, Nr. 27, S. 70, [7.]; vgl. Ulrichs, Anhang I, S. 203, Nr. 162. 121 Ruser, Gesellschaften, Nr. 51, S. 86. 122 Ebd. Nr. 19, S. 65. Dagegen behaupteten die Löwen, die von Frankfurt hätten das Rechtgebot des Königs verweigert, ebd. Nr. 20, S. 65. 123 Ebd. Nr. 20, S. 65 f. 124 Zielke, S. 45 f. 125 Ruser, Gesellschaften, Nr. 21, S. 66.

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stehenden Söldnern verteilt. Und in Frankfurt sollte am 24. August die Messe beginnen. Unter diesen Umständen kann es für die Stadt noch als günstig bezeichnet werden, daß sie am 18. August einen von Adolf von Nassau vorgeschlagenen Waffenstillstand bis zum 11. November akzeptierte,126 währenddessen die Streitsache mit denen von Reiffenberg und von Kronberg gesühnt wurde. Auch wenn die Sühne die Stadt einiges Geld kostete – sie mußte sich zu Rentenzahlungen an die von Reiffenberg und von Kronberg verpflichten und außerdem ihre Gefangenen ohne Lösegeld freigeben127 –, dürfte dies immer noch billiger gewesen sein als ein Haufen beutegieriger Söldner vor den Toren der Stadt zur Messezeit. Zumindest sahen dies Bürgermeister und Rat der Stadt Worms in einem Schreiben an Meister und Rat der Stadt Straßburg so, in dem sie berichteten, die Stadt Frankfurt habe von denen von Kronberg eine gute Sühne erhalten.128 Den Löwen gaben der Waffenstillstand und die Sühne freie Hand, sich gegen die Herren von Falkenstein in der Wetterau zu wenden,129 möglicherweise aus Anlaß eines seit 1373 bestehenden Konflikts mit Erkinger, Herr zu Rodenstein,130 der kurze Zeit später, am 3.  Oktober 1380, als König der Gesellschaft im Niederland genannt wird.131 Im Widerspruch zur Bestimmung des Gesellschaftsbriefs, die Gesellschaft solle sich nicht mit alten und verlaufenen Sachen befassen,132 nutzten die Familien von Kronberg und von Reiffenberg und Erkinger, Herr zu Rodenstein, sie offensichtlich zur Begleichung einer Reihe alter Rechnungen. Graf Ulrich von Württemberg und die Mitglieder der schwäbischen Löwengesellschaft richteten nach dem kurzen Engagement vor Frankfurt ihr Augenmerk wieder auf die Vorgänge in und um Schwaben. Dies tat auch Graf Friedrich von Helfenstein, dem die Zusammenarbeit mit Graf Ulrich offenbar die Nützlichkeit des Instruments der Adelsgesellschaften für sein eigenes Geschäft, den Solddienst, vor Augen geführt hatte. Am 9. Dezember 1380 schlossen er und sein Bruder Conrad einen verkappten Soldvertrag mit den Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg, demzufolge die Grafen von Württemberg denen von Helfenstein auf eigene Kosten helfen sollten, die Grafen von Helfenstein denen von Württemberg jedoch gegen Bezahlung. Weiterhin behielten sich die Grafen von Helfenstein vor, einer Gesellschaft beizutreten, für die drei schwäbische Ritter derzeit warben.133 Ob die Grafen dieser Gesellschaft letztlich beitraten oder nicht, ist nicht feststellbar. Fest steht aber, daß die am 21. Dezember 1380 gegründete Gesellschaft mit St. Wilhelm eine reine Soldgesellschaft in der besten 126 127 128 129 130 131 132 133

Stotzingen Nr. 62, S. 193. Ebd. Nr. 63, S. 193 f. und Elhen von Wolfhagen, S. 74. UB Strassburg 5,2 Nr. 1389, S. 1014. Ruser, Gesellschaften, Nr. 22, S. 67. Vgl. Demandt, Regg. Katz., Nrn. 1518 f., S. 439. Ruser, Gesellschaften, Nr. 23, S. 67. Ebd. Nr. 12, S. 57, Art. 3, letzter Halbsatz. Sattler Nr. 166, S. 202 f.

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Tradition der schwäbischen Gesellschaften war. Während der drei Jahre ihres Bestehens trat die Gesellschaft stets als Helfer anderer auf, niemals in eigener Sache.134 Der Einfachheit halber übernahmen die Gesellen den Brief der Löwengesellschaft wörtlich unter Austausch der Daten, der Versammlungsorte Geislingen an der Steige und Weißenhorn anstatt Wiesbaden und St. Goar und des Abzeichens.135 Dies hinderte sie ebensowenig wie die schwäbische Löwengesellschaft, ihre Hauptleute-Struktur beizubehalten.136 Konsequenterweise verbündeten sich die beiden Zwillingsgesellschaften, der schwäbische Teil der Löwengesellschaft und die Gesellschaft mit St. Wilhelm, am 1.  März 1381.137 Breitesten Raum nahmen in dem Bündnisvertrag Schiedsregelungen ein, um zu vermeiden, daß sich die Mitglieder der Gesellschaften gegenseitig bekämpften. Dagegen blieben die Hilfeversprechen recht allgemein. Ebenso großzügig wurde das Gebiet, innerhalb dessen sich die Gesellschaften Hilfe leisten sollten, als das zwischen den Städten Speyer, Hagenau, Basel, Bregenz, München, Ingolstadt, Eichstätt, Nürnberg und Heidelberg gelegene bezeichnet. Es umfaßte damit beinahe ganz Süddeutschland. In derselben Weise verband sich sieben Tage später die Gesellschaft mit St. Wilhelm mit der Gesellschaft mit St. Georg.138 Deren Gesellschaftsbrief ist nicht überliefert, doch weist auch sie die allen drei Gesellschaften gemeinsame HauptleuteStruktur auf.139 Sie ist damit unschwer als Fehdegesellschaft zu identifizieren. Ihre Mitglieder stammten durchweg aus dem südlichen Franken. Dies rechtfertigt es, sie als die zweite fränkische Gesellschaft nach der Gesellschaft mit dem Greifen zu bezeichnen. b) Der Krieg der Gesellschaften mit dem Löwen, mit St. Wilhelm und mit St. Georg mit dem Rheinischen und dem Schwäbischen Städtebund Der Erfolg der Löwengesellschaft veranlaßte die Stadt Frankfurt, Anfang des Jahres 1381 eine Gesandtschaft zu König Wenzel auf den Reichstag nach Nürnberg abzufertigen, um dort unter anderem das Problem der Löwengesellschaft zur Sprache zu bringen.140 Was die Gesandtschaft und die Boten anderer Städte dort erfuhren, war aber noch weit beunruhigender, nämlich Gerüchte über das bevorstehende Bündnis der drei Gesellschaften, das dann tatsächlich am 1. und 8.  März 1381 abgeschlossen wurde.141 Den Städten schien nun höchste Eile geboten, wollten sie nicht von 134 Vgl. Ruser, Gesellschaften, Nr. 43, S. 81, Nr. 55, S. 88, 3. Absatz und Nrn. 63 f., S. 98. 135 Druck: Stälin Nr. 1, S. 1–4; Regest: Ruser, Gesellschaften, Nr. 25, S. 68 f. 136 Vgl. Ruser, Gesellschaften, Nrn. 63 f., S. 98. 137 Ebd. Nr. 27, S. 69–72. 138 Ebd. Nr. 28, S. 72–74. 139 Vgl. ebd. Nr. 28, S. 72; Nr. 52, S. 87; Nr. 54, S. 88; Nr. 55, S. 88; Nr. 61, S. 96 f. und Nr. 66, S. 99. 140 DRTA ä.R. 1 Nr. 177, S. 307. 141 Ebd. Nr. 175, S. 305.

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den verbündeten Adelsgesellschaften überrollt werden,142 und so gründeten die Städte Frankfurt, Mainz, Worms, Speyer, Hagenau, Weißenburg im Elsaß und Straßburg am 20. März 1381 den Rheinischen Städtebund.143 Kernstück der Vereinbarung war, daß jede Stadt den anderen gegen widerrechtliche Angriffe mit einer bestimmten Anzahl Gleven helfen sollte. Darüber hinaus knüpften sie Verhandlungen mit Kurfürst Ruprecht und Adolf von Nassau an.144 Deren Streit war nämlich auf eben jenem Reichstag am 29. Januar 1381 von König Wenzel geschlichtet145 und Adolf von Nassau daraufhin von König Wenzel am 4. Februar 1381 als Erzbischof von Mainz anerkannt und mit den Reichslehen belehnt worden.146 Die Verhandlungen zerschlugen sich jedoch, die Kurfürsten schlossen ein eigenes Bündnis ab und vereinbarten zusätzlich, nicht in einen Städtebund oder eine Gesellschaft einzutreten.147 Daraufhin verband der Rheinische Städtebund sich am 15. Juni 1381 mit dem Schwäbischen Städtebund zu gegenseitiger Hilfe.148 Der Rheinische sollte dem Schwäbischen Städtebund auf Anforderung mit 100, der Schwäbische dem Rheinischen Städtebund mit 218 Gleven helfen. Trotz dieses massiven Aufgebots militärischen Potentials dauerte es noch bis Ende Oktober 1381, ehe sich die rheinischen Städte entschlossen, gegen ihre Gegner vorzugehen, und bis Ende Januar 1382, ehe sie dieses Vorhaben in die Tat umsetzten. Der Grund hierfür mag zum einen darin gelegen haben, daß die Kriegsvorbereitungen entsprechend Zeit in Anspruch nahmen.149 Ein weiterer Grund mag darin gelegen haben, daß König Wenzel im September 1381 eine Initiative startete zur Errichtung eines Landfriedens, der zunächst die Gebiete beiderseits des Rheins und später auch Franken, Bayern und Schwaben erfassen sollte.150 Möglicherweise sahen es die rheinischen Städte nicht als opportun an, diese Friedensinitiative durch eine großangelegte militärische Offensive zu desavouieren. Erst nachdem sich abzeichnete, daß sich die Vorstellungen König Wenzels und der Städte nicht vereinbaren ließen – die Städte wollten ihren Bund von dem Landfrieden ausnehmen151 –, beschlossen die rheinischen Städte Ende Oktober 1381, gegen die Feinde jeder einzelnen Stadt gesondert vorzugehen.152 Die eigentliche militärische Aktion verschoben sie dann nochmals bis in den Januar 1382, hauptsächlich wohl deshalb, weil kurz zuvor die schwäbischen Städte sie um ihre Hilfe gemahnt hatten und die rheinischen Städte daher genötigt 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152

Ebd., S. 305 f.; Ruser, Gesellschaften, Nr. 26, S. 69. UB Strassburg 6 Nr. 18, S. 10–14. Ruser, Gesellschaften, S. 37; Quidde, S. 338. DRTA ä.R. 1 Nr. 173, S. 300–303. Ebd. Nr. 167, S. 288 f. Bündnis: Günther 3,2 Nr. 590, S. 836–840; Vereinbarung: Lacomblet 3 Nr. 857, S. 750 f. UB Strassburg 6 Nr. 27, S. 17–20. Vgl. hierzu Quidde, S. 343. Vgl. DRTA ä.R. 1 Nrn. 180 ff., S. 315 ff. und die Erläuterungen hierzu S. 309–314. Vgl. ebd., S. 314; Nr. 181, S. 324, Art. 15 und Nr. 184, S. 328. Vgl. hierzu und zum folgenden Ruser, Gesellschaften, Nr. 35 f., S. 76 f.

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gewesen waren, diesen die vereinbarten 100 Gleven zu schicken, und aus demselben Grund auch nicht mit der Hilfe des Schwäbischen Städtebunds rechnen konnten. Der Schwäbische Städtebund war von den Reichsstädten in Schwaben am 4. Juli 1376 zum Schutz gegen Herren, Ritter, Knechte und Gesellschaften geschlossen worden, die die Städte angreifen oder beschädigen oder von ihren Rechten, Freiheiten, Briefen oder guten Gewohnheiten drängen oder in ihnen bekümmern wollten.153 Die Städte befürchteten nämlich, von Kaiser Karl verpfändet zu werden, der auf diese Weise die Wahl seines Sohnes Wenzel zum römischen König absichern wollte. Genauso geschah es: Kaiser Karl verpfändete die Stadt Donauwörth an die bayerischen Herzöge und die Stadt Weil und das Schultheißenamt in Esslingen und Schwäbisch Gmünd an Graf Eberhard von Württemberg, der bereits das Amt eines Landvogts über die niederschwäbischen Städte innehatte. Daraufhin verweigerten die schwäbischen Städte dem neuen König Wenzel die Huldigung und Esslingen und Weil die Einnahme durch den Grafen Eberhard. In dem hierüber ausbrechenden Krieg zwischen Kaiser Karl, Herzog Stephan von Bayern, Graf Eberhard von Württemberg und anderen auf der einen und den Städten auf der anderen Seite behielten letztere in der schon erwähnten Schlacht von Reutlingen am 20. Mai 1377 die Oberhand.154 Kaiser Karl und König Wenzel machten daraufhin ihren Frieden mit den Reichsstädten, bestätigten ihnen ihre Privilegien und gaben den Städten Esslingen, Reutlingen, Rottweil und Weil das Versprechen, sie nicht mehr in die Vogtei oder Pflege der Grafen von Württemberg oder Hohenlohe zu geben.155 Der Württemberger und seine Verbündeten gaben sich freilich damit nicht zufrieden, und so trugen die Reichsstädte im darauffolgenden Jahr den Krieg im Bündnis mit Erzherzog Leopold von Österreich in die Grafschaft Württemberg und bis vor die Tore Stuttgarts.156 Dem hatten die Grafen nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen und waren so genötigt, am 30. August 1378 eine Richtung mit den Reichsstädten anzunehmen.157 Der Konflikt schwelte aber weiter. Schon das Bemühen der Grafen von Württemberg, Verbündete zu finden – durch das Bündnis mit Adolf von Nassau, den Eintritt Graf Ulrichs in die Löwengesellschaft und das Bündnis mit den Grafen von Helfenstein –, läßt erkennen, daß sie nur auf eine Gelegenheit warteten, erneut gegen die schwäbischen Reichsstädte loszuschlagen. Insbesondere scheint es zu einem Konflikt zwischen Graf Eberhard und der Stadt Rottweil gekommen zu sein, denn am 8. November 1381 sagte die Stadt Frankfurt dem Grafen umb daz unrecht (...) daz ir getan habent den von Rotwil die Fehde an.158 Darüber hinaus sagte sie auch Heinrich von 153 Ruser, Städtebünde 2,2 Nr. 596, S. 601–605. Vgl. zum folgenden auch AugsChr, S. 48–58 und Vischer, passim. 154 AugsChr, S. 51–54. 155 DRTA ä.R. 1 Nrn. 104–107, S. 189–192. 156 AugsChr, S. 55–57. 157 DRTA ä.R. 1 Nr. 119, S. 213–215. 158 Ruser, Gesellschaften, Nr. 38, S. 79.

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Seckendorff zu Dürrnbuch und Hans von Cronheim wegen der Stadt Nördlingen und Eberhard Lesch und einem Speth, Amtmann zu Achalm, wegen der Stadt Rothenburg ob der Tauber die Fehde an. In dem Streit zwischen Heinrich von Seckendorff und Hans von Cronheim und der Stadt Nördlingen ging es im Kern um angebliche Schulden der Grafen von Öttingen bei Hans von Cronheim.159 Die Grafen von Öttingen behaupteten, sie hätten sich wegen der Schuld zu Recht erboten. Hans von Cronheim bestritt dies und trieb Güter der Grafen, vermutlich Vieh, weg. Damit hätte er sich immer noch auf dem nach dem Landfrieden für Franken und Bayern vom 1. September 1378 legalen Wege der Pfändung befunden, wenn er die Beute an ein Gericht getrieben und sich dort den Grafen zu Recht erboten hätte.160 Nach seiner Einlassung war ihm dies jedoch nicht möglich gewesen, weil ihm auf diesem Wege Leute erschlagen worden wären. Auf welche Weise Heinrich von Seckendorff und die Stadt Nördlingen in den Streit verwickelt worden waren, ist nicht mehr genau auszumachen. Vermutlich war Heinrich von Seckendorff einer der Helfer des Hans von Cronheim – handelte es sich bei Heinrich von Seckendorff doch um einen der Hauptleute der Gesellschaft mit St. Georg,161 also den Anführer einer Anzahl Soldreiter. Die Stadt Nördlingen wiederum war angeblich mit den Grafen von Öttingen verbündet.162 Auch ist nicht überliefert, worum es in dem Streit zwischen der Stadt Rothenburg ob der Tauber, die seit 1378 Mitglied im Schwäbischen Städtebund war,163 und Eberhard Lesch und dem Amtmann von Achalm ging. Der erste Schlag des Schwäbischen Städtebunds richtete sich gegen Hans von Cronheim. Am 8.  November 1381 zog das Heer des Städtebunds durch das Ries nördlich von Nördlingen und nach Franken gegen die zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen in Franken gelegene Burg Leffenburg des Hans von Cronheim und zerstörte sie.164 Dann zog es weiter gegen die nördlich von Rothenburg gelegene Burg Habelsheim des Burkhart Lesch von Erlbach und zerstörte sie ebenfalls. Danach kehrten die Städter – der Augsburger Chronik zufolge – zunächst wieder heim. Der Grund hierfür mag ein plötzlicher Wintereinbruch gewesen sein, der bis zum 6. Dezember 1381 währte.165 Möglicherweise taten sie dies jedoch auch aufgrund eines Waffenstillstands, den Herzog Friedrich von Bayern und Erzherzog Leopold von Österreich im Auftrag König Wenzels vermittelt hatten.166 Herzog Friedrich von Bayern hatte bereits der Delegation angehört, die im September und Oktober 1381 den Landfrieden

159 160 161 162 163 164 165 166

Vgl. hierzu das Schreiben Ulms an Regensburg vom 14. September 1381, ebd. Nr. 33, S. 75 f. Vgl. DRTA ä.R. 1 Nr. 121, S. 221, Art. 33–35. Vgl. Ruser, Gesellschaften, Nr. 66, S. 99. Ebd., S. 38. Vischer, S. 32 und Regest Nr. 116, S. 135. Vgl. AugsChr, S. 68 f. und Ruser, Gesellschaften, Nr. 47, S. 84. Vgl. AugsChr, S. 69. Vgl. hierzu Ruser, Gesellschaften, Nr. 43, S. 81.

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am Rhein hatte zustande bringen sollen.167 Erzherzog Leopold von Österreich wiederum vermittelte zwischen dem Schwäbischen Städtebund und Graf Eberhard von Württemberg, indem er die Entscheidung ihres Streits aufgrund der diesbezüglichen Vereinbarung in seinem Bündnis mit den Städten an sich zog.168 Wie dem auch immer gewesen sein mag, jedenfalls kündigten die Gesellschaften mit St. Georg und mit St. Wilhelm und der schwäbische Teil der Gesellschaft mit dem Löwen den Frieden Anfang Dezember 1381 wieder auf.169 Dagegen scheinen sich die Mitglieder der rheinischen Löwengesellschaft von einem Eingreifen durch eine Mahnung des Rheinischen Städtebunds haben abhalten lassen.170 In Süddeutschland entbrannte daraufhin der Krieg zwischen dem Schwäbischen Städtebund und den drei Gesellschaften in voller Schärfe. Die gesellschaft (...) pranten den steten vil dörfer ab, und die stet in dem pund pranten den herren vil dorfer ab und darzu bürg und märkt,171 hauptsächlich die Burgen der Mitglieder der Gesellschaft mit St. Georg um Windsheim herum,172 aber auch Dörfer der Grafen von Helfenstein und zwei Burgen der von Rechberg.173 Der Konflikt hatte damit ein Ausmaß angenommen, das König Wenzel zu einer massiven Intervention veranlaßte. Eine erste Mission führte Ende November 1381 seinen Rat, Bischof Konrad von Lübeck, zu Burggraf Friedrich von Nürnberg in Ansbach, den Grafen von Öttingen und den Städten Rothenburg, Nördlingen und Dinkelsbühl. Insbesondere die Stadt Rothenburg sollte auf die Einhaltung des soeben von ihm verlängerten Landfriedens für Franken und Bayern vom 1.  September 1378174 eingeschworen werden.175 Als dies nicht fruchtete, wandte er sich nochmals Ende Dezember 1381 – vermutlich auf Initiative der Stadt Nürnberg hin – mittels des Bischofs von Bamberg, Lamprecht von Brunn, und der Stadt Nürnberg direkt an die Städte und die Gesellschaft mit St. Georg.176 Erfolg hatte jedoch erst eine weitere Vermittlungsaktion Erzherzog Leopolds von Österreich, der angeblich ebenfalls im Auftrag König Wenzels handelte, Ende Januar 1382.177 Erzherzog Leopold hatte offenbar schon seit längerer Zeit zwischen dem Schwäbischen Städtebund und den Gesellschaften zu vermitteln versucht und hierzu einen Tag anberaumt, auf dem zwar die Boten des Städtebunds und die Hauptleute der Gesellschaften mit St. Wilhelm und mit dem 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177

Vgl. DRTA ä.R. 1 Nr. 184, S. 327. Vgl. UB Strassburg 6 Nr. 50, S. 37. Ruser, Gesellschaften, Nr. 43 f., S. 81 f.; AugsChr, S. 69. Vgl. Ruser, Gesellschaften, S.  38 und Nr.  37, S.  78  f.; UB Strassburg  6 Nr.  48, S.  36; Quidde, S. 345–347 und Vischer, S. 40. AugsChr, S. 69. Vgl. Ruser, Gesellschaften, Nr. 47, S. 83 f. sowie die Karte bei Rechter, Verhältnis, S. 55. AugsChr, S. 70. Vgl. DRTA ä.R. 1 Nr. 184, S. 327 mit Anm. 11. Vgl. ebd. Nr. 186, S. 329 [2]. Vgl. ebd. Nr. 186, S. 329 [3]; Ruser, Gesellschaften, Nr. 48, S. 84. Vgl. hierzu und zum folgenden ebd. Nr. 49, S. 85.

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Löwen erschienen waren, nicht jedoch die der Gesellschaft mit St. Georg. Erzherzog Leopold warf daraufhin seine ganze Autorität und die König Wenzels in die Waagschale und vermochte die Städte zu einer Verlängerung des Waffenstillstands bis zum 16. März 1382 zu bewegen mit der Maßgabe, daß die Gesellschaft mit St. Georg bis zum 26.  Januar 1382 erklären sollte, ob sie ihn ebenfalls halten wollte oder nicht. Dies scheinen die Hauptleute der Gesellschaft mit St. Georg getan zu haben, denn für den 15. Februar 1382 wird über Verhandlungen zwischen den Städten und den Gesellschaften in Ehingen berichtet.178 Die Verhandlungen zur Beilegung des Konflikts zogen sich bis Anfang April 1382 hin. Noch bis kurz vor deren Abschluß am 7. und 8.  April 1382 scheinen beide Seiten ein Scheitern für möglich gehalten zu haben. Denn Ende März 1382 baten die schwäbischen Städte die rheinischen erneut um ihre Hilfe in den Verhandlungen,179 und die Hauptleute der Gesellschaft mit St. Georg schlossen eine Sondervereinbarung mit den Städten Nürnberg, Windsheim und Weißenburg, in der die Frist zur gegenseitigen Ansage von Fehden von drei Tagen auf vier Wochen verlängert wurde.180 Wahrscheinlich schlossen die Hauptleute der Gesellschaft mit St. Georg diese Vereinbarung nur ab, um sich den Rücken freizuhalten für den Fall einer weiteren Auseinandersetzung mit dem Schwäbischen Städtebund, denn bereits im Juni 1383 kündigten sie die Vereinbarung wieder auf.181 Am 7. bis 9. April 1382 gelangten der Schwäbische Städtebund und die drei Gesellschaften in Ehingen zu einer Einigung. Zunächst übertrugen sie mit Urkunde vom 7. April 1382 ihren Streit dem Erzherzog Leopold von Österreich zur Entscheidung.182 Dieser verkündete daraufhin am 8. April, daß der Krieg zwischen beiden Teilen beigelegt, die Gefangenen auf beiden Seiten gegen Zahlung von zwei Schillingen für einen Ritter oder Edelknecht und einem Schilling für einen Knecht oder Bauern und das Schwören einer schlichten Urfehde freigelassen, eroberte Burgen zurückgegeben und noch unbezahlte Brandschatzungen oder Schatzungen oder Bürgschaften wegen Gefangenschaft nichtig sein sollten.183 Wegen der Übertretungen der Waffenstillstände in diesem Krieg behielt sich Erzherzog Leopold einen späteren Ausspruch vor. Schließlich verbündeten sich am 9.  April die drei an dem Friedensschluß beteiligten Parteien, nämlich Erzherzog Leopold, die schwäbischen Städte und Graf Eberhard von Württemberg und die drei Gesellschaften mit dem Löwen, mit St. Wilhelm und mit St. Georg, zu gegenseitiger Hilfeleistung und friedlichem Austrag von Streitigkeiten.184 Damit hatte Erzherzog Leopold für Schwaben zustande gebracht, was König Wenzel am Rhein nicht erreicht hatte. Dort hatte der Rheinische Städtebund in einem Feldzug Ende Januar/Anfang Februar die Burgen der Feinde der Stadt Frankfurt in der 178 179 180 181 182 183 184

Vgl. Quidde, Beilage Nr. 5 [4], S. 375 und AugsChr, S. 70 a. E. Vgl. Quidde, S. 347 f. und Beilage Nr. 5 [5], S. 375. UB Windsheim Nr. 378, S. 196 f. Vgl. Ruser, Gesellschaften, Nr. 65, S. 99. Ebd. Nr. 55, S. 88. Ebd. Nr. 56, S. 88 f. Ebd. Nrn. 57–59, S. 90–95; Sattler Nrn. 171 f., S. 207–233.

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Wetterau zerstört, darunter auch die Burg Bommersheim, deren Verteidiger Wolf und Ruprecht von Bommersheim Mitglieder der rheinischen Gesellschaft mit dem Löwen waren.185 Die Löwengesellschaft griff jedoch nicht ein, sondern beschränkte sich auf einen schriftlichen Protest nach dem Abschluß der Aktion.186 Im Gegensatz zu Schwaben mündete die Niederlage der Rittergesellschaften am Rhein jedoch nicht in die Errichtung eines Bündnisses oder Landfriedens zwischen allen Beteiligten. Dem am 9. März 1382 von König Wenzel und den vier rheinischen Kurfürsten errichteten Landfrieden traten die rheinischen Städte nicht bei.187 Sie hatten Bedenken, daß ein Beitritt zum Landfrieden ihren Verpflichtungen aus ihrem Städtebund zuwiderlaufen könnte, wenn es zu Auseinandersetzungen zwischen Fürsten, Herren und Städten käme188 – nicht zu Unrecht, gebot doch Artikel 20 des Landfriedens seinen Mitgliedern die Bekämpfung aller, die sich gegen ihre Herren oder den Landfrieden verbünden würden oder bereits verbündet hatten.189 Noch nicht einmal die drei wetterauischen Reichsstädte Friedberg, Wetzlar und Gelnhausen, die König Wenzel als ihr Stadtherr in den Landfrieden aufgenommen hatte, vermochte er dazu zu bewegen, den Landfrieden zu beschwören.190 Diese schlossen sich statt dessen im Herbst 1382 dem Rheinischen Städtebund an.191 So begann sich seit dem Sommer 1382 eine neue Front abzuzeichnen, nämlich zwischen König Wenzel und den Fürsten einerseits und den Städten andererseits. In dieser Auseinandersetzung spielten der niedere Adel und die Gesellschaften keine eigenständige Rolle mehr, sondern gaben lediglich das militärische Potential her, mit dem sich beide Konfliktparteien gegenseitig bedrohten. So verbreitete sich im Juni 1382 das Gerücht, die drei Gesellschaften hätten sich einem Bündnis der Erzbischöfe von Köln, Trier und Mainz, des Bischofs von Straßburg, des Herzogs von Lothringen, der Herzöge von Bayern und der Markgrafen von Baden gegen die Städte angeschlossen.192 Es ist das letzte Mal, daß wir etwas über die Gesellschaft mit dem Löwen hören. Die Gesellschaft mit St. Wilhelm trat das letzte Mal am 3. März 1383 in der Auseinandersetzung des Erzbischofs von Salzburg mit den Herzögen von Bayern um die Besetzung des Stifts Berchtesgarden in Erscheinung,193 und die Gesellschaft mit St. Georg am 21. Juni 1383, als ihre Hauptleute die Vereinbarung mit den Städten Nürnberg, Windsheim und Weißenburg vom 28.  März 1382 aufkündigten194 und Gefangene auslösten.195 185 Vgl. ChrMog S. 206 f.; Ruser, Gesellschaften, Nr. 50, S. 85 f.; Quidde Nr. 4, S. 374 und S. 348–352. 186 Vgl. Ruser, Gesellschaften, Nr. 51, S. 86. 187 DRTA ä.R. 1 Nr. 191, S. 337–346. 188 Ebd. Nr. 192, S. 346, Anm. 2 und Nr. 194, S. 348, Z. 9–12. 189 Ebd. Nr. 191, S. 342. 190 Vgl. ebd. Nrn. 192–196, S. 346–349. 191 Quidde Nrn. 11, 16 und 17, S. 382 und 385 f. 192 DRTA ä.R. 1 Nr. 190, S. 336, Anm. 2. 193 Ruser, Gesellschaften, Nr. 63, S. 98. 194 Ebd. Nr. 65, S. 99. 195 Ebd. Nrn. 66–69, S. 99 f.

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5. Die Gesellschaften mit dem Widder und im Bären Ein militärischer Ausbruch des Konflikts zwischen König Wenzel und den Fürsten, Grafen und Herren einerseits und den Städten andererseits konnte zweimal, in den Stallungen von Heidelberg im Juli 1384196 und Mergentheim im November 1387,197 vermieden werden. In die dadurch gewonnene Atempause fällt die Gründung einer Reihe von Gesellschaften, deren Hauptzweck die Ausrichtung von und die Teilnahme an Turnieren war und die verstärkt bruderschaftliche Elemente aufwiesen. Am Mittelrhein war dies die Gesellschaft mit dem Esel,198 in Franken die Gesellschaften mit dem Widder, der Perner (Bären) und mit der Fürspang. Die Gesellen mit dem Widder vereinbarten am 4. November 1386 mit der meißnisch-sächsischen Gesellschaft mit der Hose, im Turnier nicht gegeneinander anzutreten.199 Ihr Gesellschaftsbrief ist unter dem 23.  September 1387 überliefert,200 an welchem Tag er auf einem Kapitel der Gesellschaft in Schweinfurt ergänzt wurde.201 Zweck ihres Zusammenschlusses war zu dem ersten also, daz wir beholffen sullen sein unser yeglicher dem andern zu dem turney getrewlichen wider aller mengklichen on geverd, der wider uns sein wollte.202 Konkret bedeutete dies, daß einem Mitglied, das aufgrund eines Turnierdanks zur Ausrichtung eines neuen Turniers verpflichtet war, dabei geholfen werden sollte und daß die Mitglieder im Kolbenturnier einander beistehen sollten. Dies sollte sogar für den Fall gelten, daß ein Mitglied zu einem Turnier im Gefolge seines Herrn kam, der ihn verköstigte. Auf diesen Zweck waren auch alle übrigen Bestimmungen bezogen. So sicherten sich die Gesellen gegenseitige Hilfe für den Fall zu, daß ein Geselle wegen des Turniers zu Fehden oder Krieg käme. Dem inneren Zusammenhalt der Gesellschaft zugute sollten der König und die Zwei Streitigkeiten zwischen den Gesellen schlichten, die nicht Erbe, Eigen oder Lehen betrafen. Auch die Vorschrift, daß die Mitglieder ihre Ehre gegenüber der Gesellschaft verantworten und, wenn sie dies nicht könnten, aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden sollten, diente letztlich dem Zweck, die Gesellschaft nicht in irgendwelche Ehrenhändel zu verwickeln, die von 196 197 198 199

DRTA ä.R. 1 Nr. 244, S. 436 f. und Nr. 246, S. 438–448. Ebd. Nr. 324, S. 588–595. Vgl. zu dieser Ranft, Adelsgesellschaften, S. 117–182 und Friese, Esel, passim. CDSR 1 B 1 Nr. 188, S. 141 f. Für die Widderer siegeln Graf Heinrich von Henneberg und die Ritter Hans von Wenkheim und Hans Zollner. 200 HennUB 4 Nr.  50, S.  31–34. Daß es sich um den Brief der Gesellschaft mit dem Widder handelt, ergibt sich aus der Nennung Graf Heinrichs von Henneberg und der Ritter Hans von Wenkheim und Hans Zollner unter ihren Mitgliedern ebd., S. 33, Z. 30 f. 201 Vgl. ebd., S. 33, Z. 10–13: Auch sint wir alle, die in der gesellschafft sein und die zu Sweinfurthe gewesen sein zu capitel, graven, herren, ritter und knehte, an dem nehsten montag vor sant Michels tage nach dem Christus geburt drewzehenhundert jar und und dar nach in dem siben und achtzzigsten jar einmutiklichen uberkumen und und unter uns der merteyl, welcher unser gesellen usw. An dieser Stelle setzen eine neue Handschrift und Tinte ein, vgl. ebd., S.  31, Anm. L. 202 Ebd. Nr. 50, S. 31–34. Zum folgenden vgl. Ulrichs, S. 144 f. und Gamber, S. 518 ff.

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den Adeligen gerne auf Turnieren ausgetragen wurden.203 Auf den Kapiteln, die einmal pro Jahr in Würzburg stattfinden sollten, sollte auch verstorbener Mitglieder gedacht werden. Außerdem wurde den Mitgliedern das Tragen einheitlicher Röcke vorgeschrieben. Mitglieder der Gesellschaft waren die Grafen Johann von Wertheim, Heinrich und Friedrich von Henneberg, Ludwig von Rieneck, Wilhelm von Castell, Conrad Herr von (Hohenlohe-)Brauneck und 131 Ritter und Edelknechte aus den Gebieten in der Rhön und an Werra und Baunach, neben einzelnen Geschlechtern vom bambergischen Gebirge und aus dem Odenwald, überwiegend Lehnleute des Hochstifts Würzburg. Trotz dieses auffälligen Bezugs auf Würzburg sind politische Ambitionen der Gesellschaft – anders als bei ihrer Turnierpartnerin, der Gesellschaft mit der Hose204 – nicht zu erkennen. Allenfalls könnte man die Wahl des Versammlungsortes Schweinfurt im Jahre 1387 anstelle des vereinbarten Würzburg dahingehend interpretieren, daß die Gesellschaft in der Auseinandersetzung zwischen Bischof Gerhard von Würzburg und der Reichsstadt205 die politische Balance zu halten bemüht war. Wahrscheinlicher ist allerdings, daß sich die Gesellen deshalb dort versammelten, weil die Stadt näher an ihren Heimatregionen Rhön/Werra und Baunach lag. Anlaß der Absprache mit der Gesellschaft mit der Hose war möglicherweise die Konkurrenz zu der Gesellschaft der Perner (Bären), in der zu jener Zeit die Burggrafen Johann III. und Friedrich VI. von Nürnberg mit ca. 400 Adeligen des Burggraftums ob und under dem gebirge (die Gebiete um Kulmbach und Ansbach) vereinigt gewesen sein sollen.206 Über diese Bärengesellschaft ist sonst nichts bekannt, außer daß sich in ihr auch Mitglieder der später sogenannten funff geslecht, der Familien von Seckendorff, von Seinsheim, Fuchs, von Grumbach und von Ehenheim, befunden haben sollen.207 Tatsächlich befand sich aus diesen personenstarken Geschlechtern nur ein einziges Mitglied, der Junker Apel Fuchs von Schweinshaupten, in der Gesellschaft mit dem Widder. Die Spärlichkeit der Überlieferung zu den beiden Turniergesellschaften verwundert angesichts ihrer Größe. Vermutlich waren sie nicht von langer Dauer. Denn bereits im Jahre 1388 eskalierte der Konflikt zwischen den Fürsten und den Städten. In den Schlachten von Döffingen und Worms kämpften viele Ritter und Knechte auf Seiten der Grafen von Württemberg und des Pfalzgrafen bei Rhein. Derartige Krisenzeiten waren nicht geeignet zur Veranstaltung von Turnieren, die ja zudem meistens in Städten ausgetragen wurden. Die große Zeit der süddeutschen Vier-Lande-Turniere, an denen sich Ritter aus ganz Süddeutschland (den vier Ländern Schwaben, Franken,

203 204 205 206 207

Vgl. Zotz, S. 474–477 und Gamber, S. 521 f. Ranft, Adelsgesellschaften, S. 194 mit Anm. 60. Vgl. hierzu Wendehorst, Bistum Würzburg 2, S. 111. Steinhausen 1 Nr. 341, S. 228 f. Ebd.

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Bayern und Mittelrhein) beteiligten, begann daher erst mit dem Turnier von Schaffhausen 1392 oder mit dem von Regensburg 1396.208 Ein Grund für die kurzfristige Etablierung der Gesellschaften mit dem Widder und der Perner dürfte auch der Freiraum gewesen sein, der sich in den Jahren von 1383 bis 1389 in Franken infolge des Konflikts zwischen König Wenzel und den Fürsten, Grafen und Herren einerseits und den Städten andererseits für die Gründung solcher Gesellschaften ergab. Der Landfriede für Franken und Bayern vom 1. September 1378, in dem die Fürsten, Grafen, Herren und Städte in Franken vereinigt gewesen waren, hatte seinen Mitgliedern die Bekämpfung böser Gesellschaften geboten.209 Damit waren primär Soldkompagnien nach Art der Gesellschaften mit St. Wilhelm und mit St. Georg gemeint, der Begriff konnte jedoch auch auf jede andere Art von Gesellschaft angewandt werden, die dem Landfrieden oder seinen Teilnehmern gefährlich – böse – zu werden drohte, etwa wenn sich die Gesellen mit dem Widder Hilfe auch außerhalb des Turniers leisteten, wie sie es sich für bestimmte Fälle zugesagt hatten. In ihrem Konflikt mit den Städten waren König Wenzel und die Fürsten nun auf die Hilfe der Ritter angewiesen, was diesen den besagten Freiraum zur Gründung von Gesellschaften wie der mit dem Esel, mit dem Widder und anderen verschafft haben mochte. Das Ende des Konflikts zwischen König, Fürsten und Städten bedeutete auch das Ende dieses Freiraums. Der von König Wenzel am 1. Mai 1389 in Eger errichtete Landfriede gebot in seinem Artikel 18 wiederum seinen Mitgliedern die Bekämpfung böser Gesellschaften.210

6. Die Gesellschaft mit der Fürspang Als letzte der hier zu behandelnden fränkischen Adelsgesellschaften gründeten 26 Ritter und Edelknechte am 13.  August 1392 die Gesellschaft mit der Fürspang.211 Die Gründung erfolgte, wie es in dem Gründungsbrief heißt, zu Ehren der Jungfrau Maria, und auch das von der Gesellschaft gewählte Abzeichen, die Gürtelspange, nahm auf sie Bezug, nämlich auf den Leibgürtel der Maria, eine Reliquie, die Kaiser Karl der Frauenkapelle in Nürnberg im Jahre 1355 gestiftet hatte. Jeder Geselle sollte dieses Abzeichen jederzeit tragen und auch Röcke und Kappen nach Maßgabe des Obersten der Gesellschaft. Wer von einem Mitgesellen angetroffen wurde und das Abzeichen nicht trug, sollte zur Strafe einen ganzen Turnosen zu Ehren der Jungfrau Maria geben. Hauptzweck der Gesellschaft war die Ausrichtung feierlicher Messen und Begängnisse für ihre verstorbenen Mitglieder. Letztere sollten abwechselnd in den Marien208 Vgl. Gamber, S.  518 und 531. Schneider, Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel,

S. 104 hat jüngst in Zweifel gezogen, daß 1392 ein Turnier in Schaffhausen stattfand.

209 DRTA ä.R. 1 Nr. 121, S. 220, Art. 25. 210 Weinrich, QVerfG, Nr. 102, S. 421; DRTA ä.R. 2 Nr. 27, S. 161. 211 Vgl. hierzu und zum folgenden die Gründungsurkunde bei Ranft, Adelsgesellschaften, S. 286–289 sowie ebd., S. 38–108.

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kapellen in Würzburg und Nürnberg stattfinden. Jeder verstorbene Geselle sollte mit mindestens zwölf Priestern begangen werden, das heißt der Trauergottesdienst sollte von mindestens zwölf Priestern abgehalten werden, und dabei Kerzen von mindestens 40  Pfund Wachs verbraucht werden. Anschließend wollten die Gesellen mit ihren Dienern, Knechten und geladenen Gästen das Totenmahl halten. Außerdem sollte jeder Geselle, sobald er vom Tod eines Mitgesellen erführe, für dessen Seelenheil 30 Messen lesen lassen. Auch die 100 Pfund Heller, die jedes Neumitglied bei seinem Eintritt in die Gesellschaft geben mußte, sollten vom Obersten der Gesellschaft zur Stiftung von Ewigmessen, Gedächtnissen und Seelgeräten an den Marienkapellen in Würzburg und Nürnberg verwendet werden. Daneben trat als zweites Anliegen die gegenseitige Hilfe zum Besuch und bei der Ausrichtung von Turnieren, wie wir dies schon von der Gesellschaft mit dem Widder kennen. Dabei ging es den Fürspängern nicht nur um das Betreiben des Turniersports, sondern auch um einen möglichst festlichen Rahmen für die Präsentation ihrer Gesellschaft. So sollten zum Beispiel der Oberst und die Mehrheit der auf einem Turnier anwesenden Gesellen Gäste dazu einladen können, für deren Kosten dann alle auf dem Turnier anwesenden Gesellen aufkommen mußten. Weiterhin sollte jeder Geselle, der etwas tat, das wider seine Ehre oder seinen guten Leumund war, dies mit seinem Leib oder mit Recht verantworten. Wollte er dies nicht, wurde er aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Ergänzen sollte sich die Gesellschaft im Wege des Erbgangs, das heißt einem verstorbenen Vater sollte der Sohn oder ein anderer männlicher Verwandter als Mitglied nachfolgen. In den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens lag der Schwerpunkt der Aktivitäten der Gesellschaft zunächst auf der Ausrichtung von Messen und Begängnissen zugunsten verstorbener Mitglieder. Im Jahre 1408 erwarb die Gesellschaft verschiedene Güter in Mittelfranken zwecks Unterhalts eines Vikars an der Marienkapelle in Bamberg.212 Am 29. April 1410 kaufte der Oberst Dietrich Fuchs von Wallburg für die Gesellschaft einen Hof in Oberpleichfeld von Graf Wilhelm von Henneberg für 350 Gulden, dessen Abgaben der Unterhaltung einer Ewigmesse in der Marienkapelle am Markt in Würzburg dienen sollten.213 Gut ein Jahr später erwarb er als Unterkunft für den Kaplan, der die Ewigmesse halten sollte, ein bei derselben Kapelle gelegenes Haus.214 Die Vikarie der Gesellschaft an der Marienkapelle in Nürnberg wurde vermutlich, wie es dort üblich war, durch eine Kapitalanlage beim Rat der Stadt Schweinfurt, die mit 5 % verzinst wurde, finanziert.215 Dagegen ist eine Teilnahme der Gesellschaft als solcher auf den 1392 oder 1396 beginnenden und bis 1412 währenden großen sogenannten Vier-Lande-Turnieren nicht überliefert, auch wenn sich die Namen einzelner Gesellen im Turnierbuch Georg Rüxners wiederfinden.216 212 213 214 215 216

Ebd., S. 79 f. Wendehorst, UB Marienkapelle, Nr. 27, S. 75–77. Ebd. Nr. 30, S. 79 f. Ranft, Adelsgesellschaften, S. 81. Vgl. Rüxner, Bl. 253v–285r.

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Das hauptsächliche Motiv für die Gründung der Gesellschaft mit der Fürspang dürfte daher tatsächlich in der Verwirklichung der bruderschaftlich-religiösen Elemente gelegen haben. Auf diesem Wege entging sie zugleich dem Vorwurf, sich gleich einer bösen gesellschaft zum Zwecke der Fehdehilfe und des Soldreitertums zusammengeschlossen zu haben.217 Auch mag der Wunsch eine Rolle gespielt haben, dem Konflikt zwischen den beiden Turniergesellschaften mit dem Widder und der Perner aus dem Wege zu gehen. Einige der Gründungsmitglieder der Fürspänger waren Mitglieder der Gesellschaft mit dem Widder (gewesen), nämlich die Ritter Erkinger von Heßberg, Hans von Wenkheim und Hans Zollner von Rotenstein und der Junker Diez Truchseß von Wetzhausen. Auf der anderen Seite stellten die funff geslecht von Seckendorff, von Seinsheim, Fuchs, von Grumbach und von Ehenheim, die sich in der Gesellschaft der Perner befunden haben sollen, 13 der 26 Gründungsmitglieder. Für ein Suchen nach Ausgleich spricht auch die Verteilung der gesellschaftlichen Aktivitäten der Fürspänger auf die beiden Machtzentren in Franken, Würzburg und Nürnberg, später darüber hinaus auf das dritte Machtzentrum in Franken, Bamberg. Vor allem aber war die Gesellschaft mit der Fürspang der exklusive Club der Crème des fränkischen Niederadels. Dies zeigt sich schon an der Begrenzung der Zahl der Mitglieder auf 26,218 die in Anlehnung an den Hosenbandorden erfolgt sein mag,219 und wird weiter verdeutlicht durch einen Blick auf die Gründungsmitglieder. Zum Beispiel wurde der Ritter Apel Fuchs von Stockheim 1395 Obmann des fränkischen Landfriedens220 und die Ritter Albrecht von Egloffstein und Burkhart von Seckendorff waren 1389 mit der Einrichtung von Zollstätten zur Finanzierung des Egerer Landfriedens beauftragt worden.221 Die genannten Erwerbungen belegen, daß die Gesellschaft zu Beginn des 15. Jahrhunderts recht aktiv war. Danach erlebte sie jedoch eine Durststrecke. In den 40er Jahren erschienen auf den Versammlungen häufig nicht einmal zehn ihrer Mitglieder, und in der Mitte des 15. Jahrhunderts betrug die Zahl der eingeschriebenen Mitglieder durchschnittlich nur noch zwei Drittel der Sollstärke von 26.222 Dies dürfte nicht zuletzt an den mit der Mitgliedschaft verbundenen hohen Kosten gelegen haben. Das Prestige der Fürspänger erforderte es schon bald, das in der Gründungsurkunde für Begängnisse gesetzte Mindestmaß von zwölf Priestern und 40 Pfund Wachs weit zu übertreffen.223 Mitte der 60er Jahre unternahmen die Fürspänger daher einen Anlauf, den Aufwand bei einem Begängnis auf maximal 50 Priester und 50 Pfund Wachs zu begrenzen, dem jedoch offenbar kein Erfolg beschieden war. Dessenungeachtet stieg 217 Zur selben Zeit blieben auch die Bruderschaften der Handwerksgesellen erhalten, während ihre politischen Organisationen und Trinkstuben verboten wurden, Schulz, S. 165 f. 218 Ranft, Adelsgesellschaften, Anlage A, S. 288 [17]. 219 Vgl. Ashmole, Appendix, S. 721, III. 220 DRTA ä.R. 2 Nr. 121, S. 237 f.; Pfeiffer, Quellen, Nr. 309, S. 171. 221 Ebd. Nr. 142, S. 95. 222 Ranft, Adelsgesellschaften, S. 56 f. 223 Vgl. hierzu und zum folgenden ebd., S. 92 f.

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die Mitgliederzahl seit den 60er Jahren wieder an und erreichte ihren Höhepunkt in den Jahren zwischen 1480 und 1530,224 in denen die Gesellschaft als Mitinitiatorin der von 1479 bis 1487 ausgetragenen zweiten Serie der Vier-Lande-Turniere auch den Höhepunkt ihres Ansehens erreichte. Dieses war so groß, daß Conrad Grünenberg in seinem 1483 erschienenen Wappenbuch davon sprechen konnte, die Fürspänger hätten das Turnier erfunden.225

7. Ergebnisse Die Adelsgesellschaften in Franken im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts lassen sich prinzipiell zwei verschiedenen Typen zuordnen. Da waren zum einen die Sold- und Fehdegesellschaften, zum anderen die Gedenk- und Turniergesellschaften. Zu ersteren gehörten die Gesellschaften derer von Egloffstein, mit dem Greifen und mit St. Georg, zu letzteren die Gesellschaften mit dem Widder, im Bären und mit der Fürspang. Die Sold- und Fehdegesellschaften dienten der gemeinsamen Bekämpfung von Feinden und der Wahrung des Friedens unter den Genossen. Ersteres wurde durch eine Verpflichtung zu gegenseitiger Hilfe erreicht, letzteres durch ein internes Friedensgebot, verbunden mit der Vereinbarung eines Schiedsverfahrens zur Beilegung von Streitigkeiten. Die Gedenk- und Turniergesellschaften dienten hingegen der Beförderung des Seelenheils verstorbener Mitglieder und dem Besuch und der Ausrichtung von Turnieren. Auch sie kannten Hilfsverpflichtungen, ein internes Fehdeverbot und Schiedsverfahren. Diese waren aber nicht ihr Hauptzweck, sondern nur Mittel zum Zweck. Umgekehrt konnten auch Sold- und Fehdegesellschaften Elemente adelig-ritterlicher Kultur aufweisen, um ihre Attraktivität zu erhöhen und den Zusammenhalt und die Loyalität ihrer Mitglieder zu einem fürstlichen oder gräflichen Oberhaupt zu stärken. Ein konkretes Vorbild hierfür lieferten die westeuropäischen Hoforden. Über die Fürsten, Grafen und Herren fanden auch Elemente der königlichen Landfrieden Eingang in die Sold- und Fehdegesellschaften. Die Nachahmung dieser Vorbilder verhalf den Adelsgesellschaften zu einem ausgefeilteren Regelwerk und zu mehr Legitimität. Im Vergleich zu den sonstigen Fehdebündnissen ist bemerkenswert, daß die Adelsgesellschaften eine eigene Rechtspersönlichkeit entwickelten. Sie traten einheitlich nach außen in Erscheinung, gaben sich eine Verfassung, waren unabhängig vom Bestand ihrer Mitglieder, handelten durch ihre Organe, erwarben Vermögen und führten eigene Siegel. Dies rückt sie wiederum in die Nähe der königlichen Landfrieden, die ebenfalls durch ihre Organe – den Landfriedenshauptmann und den ihm zugeordneten Ausschuß – handelten und eigene Siegel führten.226 Älteren Verfassungsinstitutionen räumten die Gesellschaften grundsätzlich den Vorrang vor den eigenen Regeln ein, jüngeren hingegen nicht. Von der Hilfsverpflich224 Ebd., S. 57. 225 Grünenberg, Taf. CC. 226 Vgl. Pfeiffer, Quellen, passim.

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tung nahmen die Gesellen in der Regel aus, wem sie mit Treuen und Eiden verbunden waren, und von der Schiedsgerichtsbarkeit, was Lehen, Erbe oder Eigen betraf. Die Pflichten der Amtleute nahm die Gesellschaft mit dem Greifen hingegen nicht aus. Dies verdeutlicht, daß der Vorrang der Lehns-, Dienst- und anderen Verpflichtungen kein bloßer Vorrang der früher eingegangenen Verpflichtung war. Auch eine Pflicht zur Lehnsaufsage oder Kündigung oder zumindest Nichtverlängerung des Dienstverhältnisses im Konfliktfall kannten die Gesellschaften (noch) nicht. Sie versuchten damit auch dem Kapitel 15 der Goldenen Bulle Kaiser Karls von 1356 Rechnung zu tragen, das solche Vereinigungen verbot, die ohne Zustimmung und ohne Ausnahme der Herren der Beteiligten errichtet worden waren.227 Hervorhebung verdient das Zusammengehen von Grafen und Herren mit Rittern und Knechten in den Gesellschaften angesichts der recht deutlichen (verfassungs) rechtlichen und sozialen Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Grafen und Herren rangierten in der Heerschildordnung über den Rittern und Knechten. Die Ritter und Knechte konnten somit Vasallen der Grafen und Herren sein und waren es auch häufig. Heiraten zwischen beiden Gruppen waren selten.228 Einen – wenn auch schwachen – Widerschein dieser gesellschaftlichen Vorrangstellung bildet das höhere Bußgeld, das die Adelsgesellschaften den Grafen und Herren bei Pflichtverstößen auferlegten. Das Engagement der Grafen und Herren in den Gesellschaften ist vor diesem Hintergrund in erster Linie als Versuch der Stärkung ihrer Position gegenüber den (benachbarten) Fürsten zu deuten. Die Fürsten ihrerseits beteiligten sich nur in Ausnahmefällen an den Gesellschaften, etwa zur Stabilisierung der Herrschaft des jungen Herzogs Meinhart von Oberbayern im Jahre 1361 oder der Herrschaft Kurfürst Ruprechts am Mittelrhein im Jahre 1375. Die Herrschaft der Fürsten war zu dieser Zeit bereits deutlich konsolidierter und eigenständiger als die der Grafen und Herren. Zwar bedurften auch die Fürsten der Bündnisse mit anderen Fürsten zur Absicherung ihrer Herrschaft. Aber sie legten hierbei mehr Wert auf den Erhalt ihrer Eigenständigkeit. Zudem gingen sie diese Bündnisse bevorzugt untereinander ein und nicht mit den Grafen und Herren.229 Auch auf Reichsebene spielten die Fürsten zu dieser Zeit eine weitaus bedeutendere Rolle als die Grafen und Herren. Der Nürnberger Reichslandfriede König Wenzels vom 11.  März 1383 zählt die Fürsten, die der vierten, der fränkischen Partei, angehören sollten, einzeln auf. Von den Grafen und Herren heißt es hingegen lapidar, sie sollten sich der Partei anschließen, die ihnen am nächsten gelegen sei.230 Vollends fanden die Adelsgesellschaften im Verfassungsgefüge des Reichs keine Anerkennung, 227 Weinrich, QVerfG, Nr. 94a, S. 62 f. 228 Spiess, Familie und Verwandtschaft, S.  469; ders., Ständische Abgrenzung, S.  193 mit Anm. 58; Sprandel, Ritterschaft, S. 117 f. 229 Vgl. etwa Wendehorst, Bistum Würzburg  2, S.  85 und 108  f.; Guttenberg, S.  224 und 233. 230 DRTA ä.R. 1 Nr. 205, S. 373.

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sondern wurden vom Kaiser oder König und den Fürsten energisch bekämpft. Ihren deutlichsten Ausdruck fand diese Ablehnung im Kapitel 15 der Goldenen Bulle Kaiser Karls von 1356, das alle Vereinigungen verbot, die nicht mit Zustimmung und unter Ausnahme der jeweiligen (Stadt- oder Territorial-)Herren geschlossen worden waren, mit Ausnahme der Landfriedenseinungen, die der Kaiser seiner Genehmigung vorbehielt.231 Das Verfassungsgefüge des Heiligen Römischen Reichs beruhte zunächst ganz wesentlich auf dem Prinzip der Herrschaft, das bündische Prinzip ließ es nur ausnahmsweise und unter der Kontrolle des Herrschers zu. Nur in den Schwächephasen des Königtums, in den Anfangsjahren König Wenzels und – wie noch zu zeigen sein wird – in der Endphase seines Königtums vermochten die Adelsgesellschaften eine gewisse regionale Bedeutung zu erlangen. In Franken erlangten sie dabei keine so große Bedeutung wie in Schwaben und Hessen zu dieser Zeit. Über die Gesellschaft mit dem Greifen ist außer der Tatsache ihrer Gründung nichts bekannt, und die Gesellschaft mit St. Georg erlangte eigentlich nur im Fahrwasser der Gesellschaft mit dem Löwen, die selbst keine fränkische Gesellschaft war, eine gewisse Bedeutung. Diese Gesellschaften waren zudem kaum in Vorgänge innerhalb Frankens involviert. Sie wurden in den Randzonen Frankens, im Odenwald und im schwäbisch-fränkischen Grenzgebiet, gegründet und waren auf Konflikte außerhalb Frankens ausgerichtet: die Gesellschaft mit dem Greifen auf den Mainzer Bistumsstreit und die Gesellschaft mit St. Georg auf den Streit mit der Stadt Nördlingen und dem Schwäbischen Städtebund. In den fränkischen Kernlanden dagegen scheinen die Fürsten es frühzeitig und erfolgreich verstanden zu haben, die Adelsgesellschaften zu unterdrücken, wie sich an den entsprechenden Bestimmungen der Landfrieden, der Fürstenbündnisse und dem Beispiel der Gesellschaft derer von Egloffstein zeigt. Eine Bedeutung für die Verfassung Frankens erlangten sie daher nicht. In Konsequenz dessen wich der fränkische Adel in solche Gesellschaften aus, bei denen andere Ziele im Vordergrund standen, etwa der Turnierbesuch oder die Ausrichtung feierlicher Messen und Begängnisse für verstorbene Mitglieder. Freilich konnten auch derartige Zusammenschlüsse, jedenfalls wenn sie eine hinreichende Größe aufwiesen, eine Plattform für weitergehende Aktivitäten bieten, wie im folgenden zu zeigen sein wird.

231 Weinrich, QVerfG, Nr. 94a, S. 362 f.

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II. Die Große Einung des Würzburger Stiftsadels von 1402 1. Der fränkische Landfrieden und die Einung an der Baunach von 1398 Im Juni 1395 quittierte Graf Johann von Wertheim seinen Dienst als Hauptmann des fränkischen Landfriedens.232 Sein Nachfolger wurde der Ritter Apel Fuchs von Stockheim,233 der auch schon zuvor als Unterhauptmann für den Landfrieden tätig gewesen war.234 Er starb jedoch bereits im Mai des darauffolgenden Jahres auf einem Kriegszug gegen Burgen in Mittelfranken.235 An seiner Stelle setzte König Wenzel den Grafen Berthold von Henneberg, einen jüngeren Bruder des regierenden Grafen Heinrich von Henneberg-Schleusingen,236 ein.237 Die Tätigkeit des Landfriedens nahm jedoch keinen rechten Fortgang mehr. Eine Sitzung in Bamberg am 4.  Februar 1397 mußte ausfallen, weil ein Teil der Beisitzer nicht erschienen war,238 und kurz darauf löste sich die Organisation vollends auf.239 Die Ursachen hierfür sind nicht genau auszumachen. Zunächst scheint Burggraf Friedrich  V. von Nürnberg infolge einer Auseinandersetzung mit der Reichsstadt Windsheim seine Kontingente vom Landfrieden abgezogen zu haben,240 bald darauf distanzierte sich auch der Würzburger Bischof Gerhard von Schwarzburg von König Wenzel.241 Vielleicht waren auch die Reichsstädte mit der Finanzierung des Landfriedens durch die Erhebung von Zöllen nicht mehr einverstanden und wollten ihren Beitrag lieber durch die Gestellung von Gleven oder in Form einer Umlage erbringen. Vielleicht zeigte sich auch der neue Landfriedenshauptmann seiner Aufgabe, der Bekämpfung von Raubburgen in Mittelfranken, nicht gewachsen. Jedenfalls nahm König Wenzel die Aufrechterhaltung des Landfriedens in Franken nun persönlich in die Hand. Zunächst erließ er am 20. September 1397 in Nürnberg eine neue Landfriedensordnung, die die Kontingente des Königs, der Fürsten und der Städte neu festsetzte und das Vorgehen gegen Raubburgen regelte.242 Der Ordnung traten die Bischöfe Lamprecht von Bamberg und Raban von Eichstätt, Kurfürst Ruprecht II., Pfalzgraf bei Rhein, Burggraf Friedrich von Nürnberg und seine Söhne Johann und Friedrich, Landgraf Johann von Leuchtenberg und die Reichsstädte Nürn232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242

Pfeiffer, Quellen, Nr. 308, S. 171. DRTA ä.R. 2 Nr. 121, S. 237 f.; Pfeiffer, Quellen, Nr. 309, S. 171. Vgl. ebd. Nr. 149, S. 113 (1393) und S. 115 (1395). Ebd. Nr. 340, S. 181. Vgl. auch ebd., Nr. 149, S. 118 und Nr. 339, S. 180. Vgl. Isenburg 3, Taf. 77. DRTA ä.R. 2 Nr. 123, S. 239 f.; Pfeiffer, Quellen, Nr. 343, S. 181. Vgl. ebd. Nr. 359, S. 186. Vgl. DRTA ä.R. 2 Nr. 124, S. 240; Pfeiffer, Quellen, Nr. 360, S. 186. Vgl. ebd. Nr. 346, S. 182; Nr. 350, S. 183 und Nr. 351, S. 184. Vgl. Wendehorst, Bistum Würzburg 2, S. 106. DRTA ä.R. 2 Nr. 302, S. 482–485; Pfeiffer, Quellen, Nr. 361, S. 186 f.

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berg, Rothenburg, Windsheim, Weißenburg und Schweinfurt bei.243 Sodann wurden in einem Feldzug in der ersten Hälfte des Monats Oktober die um Nürnberg gelegenen Burgen Löwenstein, Spieß, Weisendorf und Reicheneck und die Festen Lisberg und Leopoltstein zerstört.244 Gleichzeitig verpflichteten sich die Brüder Hans, Erkinger, Heinrich, Eberhart und Wilhelm von Seinsheim, auf ihrer Burg Kottenheim keinen Räuber oder schädlichen Mann mehr zu beherbergen.245 Nach diesem Erfolg schlossen die Bischöfe Lamprecht von Bamberg und Raban von Eichstätt, Kurfürst Ruprecht, die Burggrafen Johann und Friedrich von Nürnberg, die Landgrafen Johann und Albrecht von Leuchtenberg und die Reichsstädte Nürnberg und Weißenburg am 2. März 1398 eine weitere Einung ab, die die Kontingente der Teilnehmer noch erhöhte und die Bestimmungen für die Durchführung der Feldzüge weiter präzisierte.246 Nachdem ihr Hauptmann Burggraf Friedrich  VI. von Nürnberg im Sommer 1398 zunächst die von denen von Absberg zurückeroberte Burg Reicheneck erneut zerstört hatte, zog er im Spätsommer 1398 ins Grabfeld und eroberte und zerstörte die Burgen Gleichen am Berg, Obernstadt, Marrisfeld, Obermarrisfeld, Helba, Hesselbach und Kotzau. Die Besitzer der Schlösser Reurieth, Neuenbrunn, Hochheim, Lichtenberg und andere mußten versprechen, sich wegen etwaiger Forderungen gegen Mitglieder der Einung an den Rechtsweg zu halten.247 Den Kriegszug und die Eroberung der genannten Burgen hatte Burggraf Friedrich mit Hilfe einer Einung von Herren, Rittern und Knechten von der Baunach durchgeführt. In dieser Einung befanden sich namentlich nicht näher bezeichnete Mitglieder der Familien von Schaumberg, Fuchs, von Lichtenstein, von Heßberg, von Stein, Truchseß, von Rotenhan, Marschalk, Zollner und von Fullbach.248 Den Dienstvertrag mit Burggraf Friedrich besiegelten im Namen aller Heinrich von Schaumberg, Diez Truchseß von Sternberg und Hans Zollner von Rotenstein. Heinrich von Schaumberg und Diez Truchseß sollten auch als Hauptleute im täglichen Krieg fungieren. Dies läßt darauf schließen, daß es sich bei der Einung der Herren, Ritter und Knechte an der Baunach um eine Soldreitervereinigung nach dem Muster der schwäbischen und der hessischen Gesellschaften handelte. Heinrich von Schaumberg zum Beispiel hatte in der Schwarzburger Fehde 1395 auf Seiten der Grafen von Schwarzburg eine 243 244 245 246

DRTA ä.R. 2 Nr. 303, S. 486; Pfeiffer, Quellen, Nr. 362, S. 187. Ebd. Nrn. 363–366, S. 188. Ebd. Nr. 367, S. 188 f. DRTA ä.R. 2 Nr. 305, S. 488–492; MZ 6 Nr. 2; Minutoli, Friedrich I., Nr. 32, S. 82–88; Pfeiffer, Quellen, Nr. 373, S. 190–192. 247 Ebd. Nr. 388, S. 196. Vgl. auch MZ 6 Nr. 27, S. 27 f. = CDSR 1 B 2 Nr. 193, S. 121 f. = Minutoli, Friedrich I., Nr. 33, S. 88 f. = Pfeiffer, Quellen, Nr. 380, S. 194 (Marrisfeld); MZ 6 Nr. 30, S. 31 f. = Minutoli, Friedrich I., Nr. 38, S. 92 f. = Pfeiffer, Quellen, Nr. 381, S. 194 (Reurieth); ebd. Nr. 379, S. 193 (Versprechen des Dietrich von Herbilstadt) und ebd. Nr. 386, S. 196 (Versprechen des Kaspar von Bibra). 248 MZ 6 Nr. 33, S. 34 f.; Minutoli, Friedrich I., Nr. 35, S. 90 f.; Pfeiffer, Quellen, Nr. 383, S. 195.

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aus Mitgliedern der Familie von Schaumberg und Hans von Egloffstein bestehende Truppe gegen die Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen geführt.249 Weiterhin scheinen sich in der Landfriedenseinung befunden zu haben oder verbündeten sich im Verlaufe des Feldzugs mit ihr die Grafen Berthold,250 Friedrich251 und Heinrich252 von Henneberg sowie der Land- und Markgraf Balthasar von Thüringen und Meißen und sein Sohn Friedrich.253 In dem Dienstvertrag hatten sich die Herren, Ritter und Knechte von der Baunach verpflichtet, Burggraf Friedrich Hilfe zu leisten gegen die Räuberei diesseits des Mains bis nach Buchen, also über die Rhön hinweg bis in das Gebiet der Abtei Fulda hinein. Bei den Rittern aus Buchen, gegen die die Einung vorgehen wollte, dürfte es sich um einen Verbund ähnlich dem der Herren, Ritter und Knechte an der Baunach gehandelt haben. Im Jahre 1388 führten Wenzel von Buchenau, Herrmann von Völkershausen und Dietrich von Ebersberg eine Fehde gegen den Würzburger Bischof Gerhard von Schwarzburg wegen der an sie – wohl als Bezahlung für geleistete Solddienste – verpfändeten Burgen Waldenburg und Bischofsheim.254 Burg und Amt Bischofsheim waren Dietrich von Ebersberg und denen von Hutten noch im Jahre 1389 verpfändet.255 An der Fehde beteiligten sich auf Seiten der drei Ritter weitere Adelige, in der Taidigungsurkunde zusammenfassend als die Buchener bezeichnet, darunter auch Mitglieder der Familie von der Tann. Diese wiederum waren im Jahre 1391 Amtleute des Hochstifts in Fladungen und Gelchsheim.256 Der Verbund der Ritter aus Buchen wie auch der der Herren, Ritter und Knechte von der Baunach scheinen noch im Jahr 1400 bestanden zu haben, denn in diesem Jahre kämpften eine Reihe von Mitgliedern der genannten buchischen Familien auf Seiten des Bundes der Würzburger Hochstiftsstädte gegen Bischof Gerhard in der Schlacht von Bergtheim, die durch das Eingreifen der Ritter von der Baunach zugunsten Bischof Gerhards entschieden wurde.257 Im Jahr 1398 scheint es zu dem angekündigten Kriegszug nach Buchen nicht mehr gekommen zu sein. Vielmehr mußte Burggraf Friedrich von Nürnberg im 249 CDSR 1 B 1 Nr. 567, S. 432 und Nr. 624, S. 473 f. 250 Vgl. MZ 6 Nr. 27, S. 27 f. = CDSR 1 B 2 Nr. 193, S. 121 f. = Minutoli, Friedrich I., Nr. 33, S. 88 f. = Pfeiffer, Quellen, Nr. 380, S. 194. 251 MZ 6 Nr. 28, S. 29 = CDSR I B 2 Nr. 194, S. 122 f. = Minutoli, Friedrich I., Nr. 34, S. 89 f. = Pfeiffer, Quellen, Nr. 378, S. 193. Vgl. auch MZ 6 Nr. 29, S. 30 f. = Schultes, Diplomatische Geschichte 1,2, Nr. 44, S. 504 = CDSR 1 B 2 Nr. 196, S. 124 = Pfeiffer, Quellen, Nr. 385, S. 195. 252 MZ 6 Nr. 32, S. 33 f. = Minutoli, Friedrich I., Nr. 37, S. 91 f. = Pfeiffer, Quellen, Nr. 382, S. 195. 253 MZ 6 Nr. 31, S. 33 = CDSR 1 B 2 Nr. 195, S. 123 f. = Minutoli, Friedrich I., Nr. 36, S. 90 = Pfeiffer, Quellen, Nr. 384, S. 195. 254 MB 46 Nr. 190, S. 416–421. 255 MB 44 Nr. 61, S. 120 f. 256 Ebd. Nr. 115, S. 230 f. und MB 46 Nr. 235, S. 476–480. 257 Fries, Chronik 3, S. 64–70.

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Spätherbst 1398 in einer Fehde zwischen Graf Friedrich von Henneberg, dem Ritter Hans von Heßberg und anderen und der Stadt Schweinfurt vermitteln,258 und aus dem Jahr 1399 ist nichts über einen Kriegszug Burggraf Friedrichs in dieser Region bekannt.259 Zwar berichten die Schweinfurter Annalen des Nikolaus Sprenger zum Jahr 1399, in diesem Jahr sei (die Burg) Botenlauben gewonnen worden durch die Herren des Landfriedens, (nämlich) durch den Vogt Conz Dietrich, Otto von Wechmar und Ernst und Hans von Wenkheim zu Königsberg.260 Es ist aber unklar, warum der Chronist diese Aktion in Verbindung mit dem Landfrieden bringt. Schweinfurt war an der Landfriedenseinung vom 2. März 1398 nicht beteiligt gewesen. Bei den erwähnten „Herren des Landfriedens“ handelte es sich wohl um Schweinfurter Söldnerführer.261 Botenlauben war eine Amtsburg des Hochstifts Würzburg, aber denen von Hutten verpfändet,262 die ihrerseits mit der Stadt Schweinfurt in Streit lagen.263

2. Die Bemühungen der Bischöfe Gerhard und Johann von Würzburg um die Konsolidierung der Finanzen des Hochstifts Der Würzburger Bischof Gerhard von Schwarzburg hatte sich dem Bündnis zur Aufrechterhaltung des Landfriedens König Wenzels nicht angeschlossen. Er führte zu dieser Zeit eine Auseinandersetzung mit den Städten des Hochstifts um die Erhebung des Guldenzolls.264 Zur Tilgung der immensen Schulden des Hochstifts hatte sich Bischof Gerhard vom Domkapitel am 3. Januar 1397 die Erhebung einer Umsatzsteuer, des sogenannten Datzes, in Höhe von 2,5 bis 5 % auf alle Waren für die Dauer von fünf Jahren bewilligen lassen, wofür die Städte für die genannte Zeit von der Erhebung von Steuer, Bede und Schoß befreit sein sollten.265 Ferner hatte König Wenzel Bischof Gerhard am 19. Februar 1397 die Erhebung eines Zolls von einem Gulden von jedem Fuder Wein und einem großen Turnosen von jedem Malter Getreide, den sogenannten Guldenzoll, bewilligt.266 Die Städte des Hochstifts verweigerten jedoch ihre Zustimmung zur Erhebung dieses Zolls, denn Bischof Gerhard hatte sich von den Städten bereits im Jahr 1394 die Steuern im voraus für die kommenden Jahre zahlen lassen und ihnen dafür Steuerfreiheit versprochen.267 In den hierüber ausbrechenden 258 259 260 261 262 263 264

Vgl. MSf, S. 327. Vgl. Pfeiffer, Quellen, Nrn. 389–396, S. 196–199. MSf, S. 328. Vgl. ebd., S.  322 (Ernst von Wenkheim), 325 (Hans von Wenkheim) und 326 (Conz Dietrich). Vgl. Pfeiffer, Quellen, Nr. 406, S. 204. MSf, S. 328. Zum folgenden vgl. Fries, Chronik 3, S. 49–68; Wendehorst, Bistum Würzburg 2, S. 120– 123; Schubert, S. 54–62. MB 44 Nr. 222, S. 450–453. Ebd. Nr. 225, S. 454–456.

265 266 267 Schubert, S. 53; Wendehorst, Bistum Würzburg 2, S. 115 f.

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Konflikt griff König Wenzel ein, indem er die Städte am 13. Oktober 1397 unter die Reichsstädte aufnahm, allerdings vorbehaltlich der Rechte Bischof Gerhards.268 Zur friedlichen Beilegung des Konflikts schlossen Bischof Gerhard, das Domkapitel und alle ander pfaffheit und stiffte geistlich und werltliche zu Wirtzpurg, graven fryen herren ritter und knehte die hernachgeschriben sten, die in diser eynunge sin wollen oder hernach dorin kumen werden, einerseits und die zehn Hochstiftsstädte andererseits am 14. November 1398 eine Einung ab, derzufolge – vorbehaltlich der Privilegien, die beide Seiten von König Wenzel erhalten hatten – alle Streitigkeiten in den nächsten fünf Jahren durch einen Ausschuß aus zwei Beauftragten Bischof Gerhards und des Domkapitels, zwei Rittern oder Knechten und vier Bürgern unter Vorsitz des königlichen Hauptmanns Boriwoj von Svinar entschieden werden sollten.269 Dieser Ausschuß sollte auch zur Tilgung der Schulden des Hochstifts ein Ungeld, einen Datz oder einen Zoll festsetzen und einnehmen. Von Seiten des Adels ist nur der Beitritt von acht Edelleuten überliefert, von denen vier als Amtleute des Hochstifts und Vertraute Bischof Gerhards bekannt sind.270 Die Durchführung des vereinbarten Kompromisses scheiterte daran, daß Bischof Gerhard sich weigerte, die Bürger, die sich während der Auseinandersetzung an geistlichen Gütern vergangen hatten, aus dem Bann und dem Interdikt zu entlassen (dies stünde allein dem Papst zu), und so endete die Auseinandersetzung erst mit der völligen Niederlage der Städte in der Schlacht von Bergtheim am 11. Januar 1400.271 Bald darauf verkündeten Bischof Gerhard und das Domkapitel, sie hätten sich mit der Ritterschaft auf die Erhebung eines Datzes für die Dauer von fünf Jahren geeinigt.272 Lediglich für ihren persönlichen Bedarf sollten Ritter und Knechte keinen Datz bezahlen, ebenso die Domherren. Auch sollte den Domherren der halbe Datz zu Ochsenfurt verbleiben für unser bete und stuwer dy wir do selbenst haben. Von den Einnahmen des Datzes sollte zunächst das Darlehen getilgt werden, das das Domkapitel Bischof Gerhard während des Kriegs gewährt hatte, sodann die Schulden gegenüber einzelnen Domherren, Herren, Rittern und Knechten. Andere Ausgaben sollten nach Absprache mit dem Domkapitel davon bestritten werden. Schließlich sollte auch, was den Amtleuten, Rittern und Knechten wegen des Datzes an Zinsen und Gülten auf ihnen verschriebenen Beden und Steuern abginge, davon bezahlt werden. Im Gegenzug versprachen Bischof Gerhard und das Domkapitel, die Untertanen nicht in weltlichen Angelegenheiten vor geistliche Gerichte zu laden und sie von unzuständigen Zenten und anderen weltlichen Gerichten des Hochstifts zu verweisen. Schließlich sagte Bi268 DRTA ä.R. 2 Nr. 308, S. 493. 269 MB 44 Nr. 250, S. 525–530; Schubert, S. 55. 270 Vgl. MB 44 Nr. 250, S. 530 mit Nr. 249, S. 525 (Michael von Seinsheim), Nr. 259, S. 547 (Conrad Zollner), MB 46 Nr. 401a, S. 702 (Otto von der Kere) und MB 44 Nr. 100, S. 204 und Nr. 224, S. 454 (Gise von Bastheim). 271 Vgl. hierzu Fries, Chronik 3, S. 58–68. 272 MB 44 Nr. 284, S. 599–601 (13. April 1400); Schubert, S. 55 f.

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schof Gerhard zu, Untertanen und Güter des Adels während der kommenden fünf Jahre nicht mit einer Steuer oder Bede zu belegen. In einer Zusatzvereinbarung vom 26.  April 1400 setzten die Grafen Heinrich, Berthold und Friedrich von Henneberg, Johann von Wertheim, Ludwig von Rieneck und Linhart von Castell und Dietrich Herr zu Bickenbach durch, daß die Ihren, also die Eigenleute der Grafen und Herren, ihren persönlichen Bedarf und darüber hinaus auch den Verkauf ihrer Ernte nicht versteuern mußten.273 Ferner sollte der Datz in Dörfern und Weilern, in denen den Grafen und Herren die Stadt- und Dorfgerichte zustanden und die bisher nicht bedehaft gewesen waren, nicht erhoben werden. In Münnerstadt und Volkach, die je zur Hälfte Bischof Gerhard und den Grafen von Henneberg und von Castell gehörten, sollte der Ertrag geteilt werden. Schließlich sollte ihnen die Erhebung des Datzes an den Gülten der ihnen verschriebenen Schlösser (Ämter) keine Einbuße bringen. Mit den beiden erstgenannten Bestimmungen dehnten die Grafen und Herren den für die Bede (eine Personensteuer) geltenden Rechtssatz, daß Eigenleute ihrem Eigenherrn und alle anderen dem Vogt, das heißt dem Stadt- oder Dorfgerichtsherrn, bedepflichtig waren,274 auf den Datz aus. Hiermit war natürlich auch das wirtschaftliche Interesse verbunden, daß ihre Hintersassen nicht mit fremden Abgaben belastet würden und daß ihnen der Datz in den Gebieten ihrer Stadt- und Dorfgerichte selbst zufalle. Durch die letztgenannte Bestimmung wahrten sie ihr wirtschaftliches Interesse als Gläubiger Bischof Gerhards, das rechtlich gesichert war durch die entsprechenden Amts- und Pfandbriefe, kraft deren sie die Schlösser und die damit verbundenen territorialen Ämter innehatten.275 Aus der Urkunde vom 13. April 1400 ist nicht ersichtlich, welcher Teil des Stiftsadels tatsächlich am Zustandekommen der Vereinbarung beteiligt gewesen war. Es ist lediglich die Rede von ritter unde kneht unsers stifts man und dyner. Dem dürfte immerhin zu entnehmen sein, daß die Grafen und Herren zunächst nicht daran beteiligt waren. Darauf deutet auch die Tatsache hin, daß die Ausnahmen von der Erhebung des Datzes zugunsten der Grafen und Herren erst zwei Wochen später in einer Zusatzvereinbarung festgelegt wurden. Wären die Grafen und Herren von Anfang an in die Verhandlungen mit einbezogen gewesen, hätten die Sonderregelungen gleich in die Vereinbarung vom 13. April Eingang gefunden. Andererseits deutet die Tatsache, daß Bischof Gerhard und das Domkapitel der Ritterschaft in dem Vertrag nicht unbedeutende Zugeständnisse machten, auf echte Verhandlungen mit einem namhaften Teil der Stiftsritterschaft hin. Insbesondere zwei Gruppen dürften, dem Inhalt des Vertrags nach zu urteilen, auf seine Abfassung maßgeblichen Einfluß genommen haben. Zum einen die Gruppe der Amtleute und der anderen adeligen Gläubiger des Hochstifts, denen der Datz keine 273 MB 44 Nr. 287, S. 606. 274 Vgl. Köberlin, S.  90–93 sowie MB 43, Nr.  146, S.  351–354 und Nr.  152, S.  363–366; MB 45, Nr. 220, S. 324–326; Nr. 293, S. 417–419 und Nr. 294, S. 419–421 und MB 46, Nr. 155, S. 349–352. 275 Vgl. hierzu Sprandel, Territoriale Ämter, S. 52–55.

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Einbuße an Zinsen und Gülten von den ihnen verschriebenen Beden und Steuern des Hochstifts bringen sollte. Und zum anderen die Gruppe derjenigen Adeligen, die Gerichtsrechte innehatten, die durch die weltlichen und geistlichen Gerichte des Hochstifts nicht beeinträchtigt werden sollten. Hierbei handelte es sich um ein Problem, das bis ins 16. Jahrhundert hinein für das Verhältnis von Bischof und Stiftsadel relevant werden sollte. Das Problem der Abgrenzung der Zuständigkeit der geistlichen von der der weltlichen Gerichte resultierte zum einen daraus, daß die geistlichen Gerichte ausschließlicher Gerichtsstand für alle von oder gegen geistliche Personen geführten Klagen zu sein beanspruchten, also nicht nur, wenn der Beklagte ein Geistlicher war. Darüber hinaus zogen geistliche Gerichte weltliche Rechtsgeschäfte zum Beispiel auch dann an sich, wenn diese mit einem Eid verbunden waren.276 Konflikte um die Zuständigkeit der Zenten – der Hoch- oder Blutgerichte in Franken – ergaben sich örtlich zwischen den bischöflichen Zenten und denen der Grafen und Herren (Niederadelige hatten in der Regel keine Zenten inne) und sachlich mit den adeligen Dorfgerichten, denn von der Regel, daß an den Zenten nur die sogenannten Vier Hohen Rügen Mord, Brand, Vergewaltigung und fließende Wunden gerichtet werden sollten, gab es von Zent zu Zent zahlreiche Ausnahmen, denen zufolge auch andere Delikte oder von den vier oben genannten das eine oder andere nicht zu verrechten war.277 Auch konnten einzelne Dörfer oder Güter ganz von der Zentpflicht befreit sein. Dabei fällt auf, daß von den Niederadeligen offenbar zwar Übergriffe der bischöflichen Zenten in ihre Dorfgerichte problematisiert wurden, aber kein Zusammenhang zwischen der Dorfgerichtsherrschaft und dem Recht zur Erhebung eines Datzes hergestellt wurde, wie von den Grafen und Herren. Es ist zweifelhaft, ob die Vereinbarung vom 13.  April 1400 zur Durchführung gelangte. Denn bereits am 16.  September 1400 verkündeten Bischof Gerhard und das Domkapitel, sie hätten mit den Grafen, Herren, Rittern und Knechten des Hochstifts die Erhebung einer Steuer oder Bede vereinbart, um damit die Schulden des Hochstifts zu tilgen,278 was insofern eine Abkehr von der Vereinbarung vom 13. April 1400 bedeutete, als laut dieser die Untertanen und Güter des Adels in den nächsten fünf Jahren nicht mit einer Steuer oder Bede hatten belegt werden sollen.279 Von der Steuer ausgenommen sein sollten aller edler lute guter, dye vormals nit steur und bete geben haben. Fünf nicht näher bezeichnete Adelige sollten die Steuer einnehmen und verwalten. Das Geld sollte zur Tilgung solcher Schulden verwandt werden, für die die Gläubiger keine Pfänder innehatten. Diese Gläubiger sollten dafür während der nächsten zwölf Jahre von eigenmächtigen Pfändungsmaßnahmen gegen das Hochstift abstehen. 276 Vgl. hierzu auch Lotte Kéry: Geistliche Gerichtsbarkeit, in: HRG2 2, Sp. 5 f., sowie – mit dem Schwerpunkt auf der frühen Neuzeit – Oestmann, Geistliche und weltliche Gerichte, insb. S. 716–737 (Zusammenfassung). 277 Vgl. Köberlin, S. 84–87. 278 MB 44 Nr. 295, S. 624–626. 279 Vgl. ebd. Nr. 284, S. 601.

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Am 9.  November 1400 starb Bischof Gerhard von Schwarzburg. Zu seinem Nachfolger bestimmte König Ruprecht den Domherrn Johann von Egloffstein gegen den vom Domkapitel mit gleicher Stimmenzahl gewählten Domherrn Graf Eberhard von Wertheim.280 Am 1. Dezember 1400 beschwor Johann von Egloffstein die Wahlkapitulation, die ihm unter anderem auferlegte, ohne Zustimmung des Domkapitels keine Lehen, Regalien, Städte, Burgen, Ämter und andere Güter des Hochstifts zu entfremden, zu verpfänden oder zu belasten, heimgefallene Lehen, die mehr als 20 fl pro Jahr einbrächten, nicht weiterzuverleihen und keine allgemeine Landsteuer auszuschreiben.281 Eine der ersten Regierungshandlungen Bischof Johanns bestand in dem Abschluß eines Bündnisses mit dem Bamberger Bischof Albrecht von Wertheim und Burggraf Johann von Nürnberg am 16. Januar 1401 zu frommen, nutzes, eren, schutz, schirmes, frides und gemach unserer lant und leute, Slos und güter.282 Kernstücke der Vereinbarung waren zum einen, daß die drei Fürsten einander beistehen und insbesondere Land und Leute, geistliche und weltliche Güter und Straßen schützen und Mord, Raub, Brand und anderen Untaten wehren sollten, zum anderen, daß Streitigkeiten der Fürsten untereinander, aber auch ihrer Diener, sie seien Grafen, Herren, Ritter, Knechte oder Untertanen, durch die Räte des beklagten Fürsten entschieden werden sollten. Zur Durchsetzung dieser Ziele übernahmen sie eine Reihe von Bestimmungen aus den königlichen Landfrieden, unter anderem hinsichtlich des Verhaltens auf Kriegszügen, der Bekämpfung böser Gesellschaften und Bündnisse und des Pfändungsverfahrens. Auch sollten alle Grafen, Herren, Vasallen, Diener, Amtleute und Untertanen der drei Fürsten schwören, alles was sie in der Ordnung anging, zu halten und zu vollführen. Die weitgehende Übernahme von Bestimmungen der königlichen Landfrieden und die Verpflichtung der Grafen, Herren, Vasallen, Diener, Amtleute und Untertanen auf die Ordnung lassen die Absicht der drei Fürsten erkennen, die in ihrem Bündnis errichtete Ordnung jedenfalls für die Gebiete und Leute ihrer Herrschaft an die Stelle des königlichen Landfriedens in Franken, der nach der Absetzung König Wenzels und der Wahl des Kurfürsten Ruprecht III., Pfalzgrafen bei Rhein, zum neuen König zusammengebrochen war,283 zu setzen. Ferner taten Bischof Johann und das Domkapitel am 24. Juli 1401 kund, sie hätten sich mit der landschafft über die Erhebung einer Steuer, einer Bede oder eines Datzes zur Tilgung der Schulden des Hochstifts geeinigt.284 Drei Personen sollten von ihnen als Einnehmer eingesetzt werden. Ferner verkündeten Bischof Johann und das Domkapitel unter demselben Datum, sie hätten sich mit Räten, Mannen, Dienern

280 281 282 283

Wendehorst, Bistum Würzburg 2, S. 129. MB 44 Nr. 303, S. 647–656. MZ 6 Nr. 94, S. 95–100. Vgl. hierzu auch Angermeier, S. 327 f. Die letzte Nachricht über den Landfrieden datiert vom 6.  April 1400, Pfeiffer, Quellen, Nr. 397, S. 199. 284 StAW WU 43/9, 9a und 9b; Schubert, S. 56 f.

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und Untertanen über die Erhebung eines Datzes geeinigt.285 Der Datz sollte ab dem St. Michaelstag fünf Jahre lang in allen Schlössern, Städten, Dörfern, Märkten, Weilern, Höfen, Häusern und Mühlen und auch in den Gebieten der Domherren, Ritter und Knechte, die dem zustimmten – der gunste wir dann darum haben mogen –, erhoben werden. Von dem, was Domherren, Ritter und Knechte bedürften mit Ein- und Verkaufen und was sie selbst mit ihren Pfennigen erbauten auf dem Ihren, sollten sie keinen Datz geben, außer es handele sich um Mehrkauf auf Gewinn oder mit dem Vorsatz, es wieder zu verkaufen. Von den Einnahmen sollten zunächst die aus dem Städtekrieg herrührenden Schulden beim Domkapitel bezahlt werden, sodann die Schulden bei Herren, Rittern und Knechten, wo dies am nötigsten erschien. Schließlich sollte davon bezahlt werden, was den Amtleuten, Rittern und Knechten an Zinsen und Gülten auf ihnen verschriebenen Beden und Steuern abginge und nicht mehr gefiele. Am 23.  Januar 1402 beschlossen Bischof Johann und das Domkapitel, Arnold Herwig gen. Küchenmeister und der Domherr Jakob von Thüngfeld sollten durch das Land reiten und den Datz, der bei ihren Vorfahren eingenommen worden sei, wieder einnehmen.286 Zugleich verkündeten sie der Ritterschaft, Amtleuten, Mannen, Dienern, Bürgern, Schultheißen, Gemeinschaften der Städte und Dörfer und allen Untertanen, sie hätten sich zur Tilgung der Schulden des Hochstifts auf die Erhebung eines Datzes geeinigt, daz by unsern vorfarn seligen in vollem Rate der pfaffheit und Ritterschaft von der obgenannten Sache wegen im besten angefangen ward und erdacht.287

3. Die Große Einung des Würzburger Stiftsadels von 1402 Vor diesem Hintergrund schlossen sich am 8. November 1402 die Grafen Friedrich von Henneberg, Johann von Wertheim, Thomas und Ludwig von Rieneck, Linhart von Castell und Johann von Hohenlohe, Dietrich Herr zu Bickenbach und 105 Ritter und Edelknechte zur später sogenannten Großen Einung zusammen.288 Wolle jemand einen der ihren vorunrechten, sollten die anderen Genossen für ihn zunächst um Recht bitten. Fruchtete das nicht, sollte ihm nach Erkenntnis des Einungsausschusses, der Funffer, durch die Einungsgenossen auf deren eigene Kosten und Schaden geholfen werden. Beute sollte zuerst zum Ausgleich von Schäden verwendet, im übrigen nach Anzahl der Leute im Feld geteilt werden. Würde jemandem das Seine genommen, dann sollten ihm die Einungsgenossen helfen, den Angriff abzuwehren und das Seine zu behalten, als handele es sich um ihr eigenes Hab und Gut. Ferner sollten die Fünf über Streitigkeiten unter den Genossen gutlichen und freuntlichen mit Wissen entscheiden und richten, oder mit einem freuntlichen rechten, ausgenommen aber alte Sachen 285 286 287 288

StAW WU 43/9e. StAW WU 43/9c. StAW WU 43/9d. StAW WU Libell 663; Weinrich, QVerfG, Nr. 109, S. 441–444; Lünig Nr. 112, S. 226–228.

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und Klagen um Schloß, Gericht oder Lehen. Dies sollte auf vierteljährlichen Versammlungen am Dienstag nach jeder Goldfasten geschehen. Bei Ausbleiben sollte ein Graf oder Herr sechs, ein Ritter oder Knecht zwei Gulden geben. Die Einung sollte drei Jahre währen und die Grafen und Herren und die Mehrheit unter den Rittern und Knechten sie verlängern oder verkürzen können. Die Fünf sollten alle halbe Jahre ausgetauscht werden, bei vorherigem Ausfall eines der Fünf die übrigen einen anderen wählen und auch sonst weitere Mitglieder der Einung zu Tagen heranziehen können. Ferner sollten Einungsmitglieder, die sich im Dienst fremder Fürsten, Herren oder Städte feindlich gegenüber stünden, einander nicht gefangennehmen oder beschädigen, es sei denn, sie seien nur schlichte Mitreiter mit einem Hauptmann. Kosten und Schaden sollte die Einung den Fünfen ersetzen, und die Fünf den Eid schwören, Arm und Reich gerechte Richter zu sein. Schließlich sollten die Einungsgenossen ihre Burgfrieden und Ganerbenverträge einhalten. Ausgenommen von diesen Bestimmungen wurden König Ruprecht sowie alle anderen Herren, denen die Einungsmitglieder eidlich verpflichtet waren, namentlich Bischof Johann von Würzburg, es were danne, das uns der iczgenent, unser gnediger herre von Wirczpurg, beswern wölte, uns und die unsern mit zcollen, teczen, ungelte oder mit anderer unbillekeit, anders denne unser eldern, wir und das lant zcu Franken bis her komen sein. Do fur wir yn alle dinstlichen und vleissiclichen biten wollen, das er uns dez vorhebe. Were aber, das unser egnanter gnediger herre unser aller dinst nicht ansehen wolte und uns des vorheben, das wir doch seiner gnaden nicht gleuben, so sollen und wollen wir uns des mitenander eintrechticlichen ufhalten und do wider getreulich setzen, das wir und die unsern bleibn als wie unser eldern, die unsern und das lant zcu Franken von alter herkomen sein on eintrag. Unmittelbarer Anlaß der Einung war die (geplante) Erhebung des Datzes durch Bischof Johann von Würzburg, wie sich aus dem zitierten Nachsatz ergibt, die Einungsmitglieder wollten den Bischof von Würzburg dann nicht ausnehmen, wenn er sie mit Zöllen, Detzen, Ungeldern oder anderer Unbilligkeit belaste, sondern ihn bitten das abzustellen und sich ansonsten der Erhebung zu widersetzen.289 Die Opposition des Adels ist um so auffälliger, als noch im April 1400 die Grafen und Herren und zumindest ein Teil der Ritterschaft des Hochstifts der Erhebung eines Datzes zugestimmt hatten, während sie ihn nun schlichtweg als gegen das Herkommen des Landes Franken verstoßend bezeichneten. Als gegen das Herkommen verstoßend dürften die Adeligen zunächst empfunden haben, daß der Datz ohne ihre Zustimmung beschlossen worden war. Zwar behaupteten Bischof Johann und das Domkapitel, sie hätten sich mit der lantschafft auf die Erhebung einer Steuer, Bede oder eines Datzes geeinigt. Aber es ist unklar, wer mit der lantschafft gemeint war. Bezeichnenderweise sollte der Datz auch nur in den Gebieten der Ritter und Knechte erhoben werden, die dem zustimmen würden. Die Zustimmung scheint also (noch) nicht vorgelegen zu haben. Ferner dürfte die Adeligen gestört haben, daß ihnen im Gegenzug nicht versprochen worden war, 289 Vgl. hierzu auch Schubert, S. 71 f.

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ihre Beschwerden über die geistlichen und weltlichen Gerichte des Hochstifts abzustellen. Wie sich im Jahre 1408 herausstellen sollte, war dies für die Adeligen ein wichtiger Punkt. Die Grafen und Herren dürfte darüber hinaus beunruhigt haben, daß ihre Eigenleute und Stadt- und Dorfgerichte nicht ausdrücklich von der Erhebung des Datzes ausgenommen worden waren. Zwar sollte der Datz wohl nur in den Städten und Dörfern des Hochstifts und denen der Ritter und Knechte erhoben werden, die dem ausdrücklich zustimmten. Aber immerhin hätten die Eigenleute der Grafen und Herren den Verkauf ihrer Ernte in den Städten des Hochstifts versteuern müssen, wovon sie durch die Zusatzvereinbarung vom 26. April 1400 befreit worden waren. Bei den Amtleuten des Hochstifts, die zugleich Pfandgläubiger waren, könnte schließlich die Sorge bestanden haben, der Datz könne ihre Einkünfte schmälern. In der Urkunde vom 14. Juli 1401 hatten Bischof Johann und das Domkapitel lediglich versprochen, von den Einnahmen des Datzes Verluste der Gläubiger an ihnen verschriebenen Beden und Steuern auszugleichen. Im Jahre 1400 hatten aber die Grafen und Herren sicherlich nicht ohne Grund darauf bestanden, daß alle möglichen Verluste an den Amtseinnahmen durch den Datz ausgeglichen würden, und nicht nur Verluste an Beden und Steuern. Jedenfalls beteiligten sich auffallend viele Amtmänner in hervorgehobener Position an der Einung. In der Urkunde wird an erster Stelle unter den Edelknechten Berthold von Bibra genannt, der als Vormund seines minderjährigen Neffen Johann Pfandamtmann von Trimberg und Kissingen war,290 an zweiter Stelle Richard von Elm, 1392 Amtmann von Karlstadt.291 Der Ritter Dietrich Fuchs wird in den Jahren 1394 und 1400 als würzburgischer Amtmann von Eltman genannt,292 sein Bruder Eberhart Fuchs war 1397 Amtmann von Haßfurt.293 Mit ihrem Widerstand gegen die Steuerpolitik Bischof Johanns scheint die Einung Erfolg gehabt zu haben. Zwar ließ sich Bischof Johann noch am 22. Februar 1403 das Recht zur Erhebung eines Datzes von Papst Bonifaz IX. bestätigen,294 doch ist aus der Folgezeit nichts mehr über die Erhebung eines Datzes bekannt. Dagegen einigten sich Bischof Johann und das Domkapitel im Juni 1403 auf die Erhebung einer Steuer und Bede im Hochstift.295 Das Domkapitel sollte ein Jahr lang 1/20 aller Gottesgaben geben, die Geistlichkeit 1/10 und Städte, Dörfer und Bauern 1/15 aller Nutzungen. Ausgenommen sollten die Städte Ochsenfurt und Karlstadt sein, die dem Domkapitel gehörten.296 Ebensolche Vereinbarungen trafen Bischof Johann und das Domkapitel 1404 und 1405.297 Man kann daraus schließen, daß die Steuer nur 290 291 292 293 294 295 296 297

StAW ldf 2, S. 7–8. MB 46, Nr. 272, S. 521. HennUB 4 Nr. 84, S. 58; Tittmann, S. 68. StAW Stdb 834, fol. 382v. Fries, Chronik 3, S. 87. StAW WU 43/10a. StAW WU 15/167. StAW WU 43/10bI, 43/10c.

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die direkten Untertanen Bischof Johanns und des Domkapitels betreffen sollte, nicht auch die des Adels.298 Einen unmittelbaren Beweis für einen Einfluß der Einung auf die Steuerpolitik Bischof Johanns – etwa in Form einer Taidigung zwischen Bischof Johann und dem Adel wie im Jahre 1423 – gibt es allerdings nicht. Der Widerstand gegen die Erhebung des Datzes war jedoch nicht der einzige Zweck der Einung. Dies ergibt sich schon aus den umfassenden Regelungen über die gegenseitige Hilfe gegen Verunrechtung durch Dritte und das interne Schiedsgericht, wohingegen Zoll, Datz und Ungeld nur am Rande, in einem Nebensatz, als Motiv für eine Ausnahme von der sonst generellen Ausnahme des Bischofs, genannt werden. Die Erhebung eines Zolls, Datzes oder Ungelds oder anderer Unbilligkeit durch den Bischof von Würzburg war demnach nur eine Möglichkeit der Verunrechtung durch Dritte, gegen die man sich – notfalls bewaffnet – zur Wehr setzen wollte. Mit den Regelungen über die gegenseitige Hilfe gegen Verunrechtung durch Dritte, das interne Schiedsgericht, die Neutralität in Kriegen Dritter und das Einhalten der Burgfrieden und Ganerbenverträge schufen die Mitglieder der Einung vielmehr für sich einen eigenen, umfassenden Friedens- und Rechtsbereich. Sie standen damit zum einen in der Tradition der politisch ausgerichteten Adelsgesellschaften des letzten Drittels des 14. Jahrhunderts. Dies zeigen insbesondere die Artikel über die gegenseitige Hilfe, das Schiedsgericht, die Ausnahme von Streitigkeiten um Lehen, Erbe und Eigen, die Sanktionen bei einem Fernbleiben von den vierteljährlichen Versammlungen, gestaffelt nach Grafen, Herren, Rittern und Knechten, die Schadensund Beuteteilung und die Neutralität in Kriegen Dritter, die direkt aus den Briefen der Gesellschaften mit dem Greifen oder mit dem Löwen übernommen worden sein könnten. Eine weitere Verbindungslinie zwischen den Adelsgesellschaften und der Einung ergibt sich von den Teilnehmern her. Die Grafen Friedrich von Henneberg, Johann von Wertheim, Ludwig von Rieneck und 21 Ritter und Edelknechte waren Mitglieder der Gesellschaft mit dem Widder gewesen,299 neun Ritter und Edelknechte Gesellen der Gesellschaft mit der Fürspang.300 Fast alle niederadeligen Mitglieder der Einung stammten aus den Gebieten um die Rhön, an Werra und Baunach und um den Steigerwald, aus denen auch die Mitglieder der Gesellschaft mit dem Widder gekommen waren. Überdies wird die Gründung in Zusammenhang gebracht mit einem im Jahre 1401 in Schweinfurt abgehaltenen Turnier.301 Dies erscheint plausibel, bot ein Turnier doch eine der seltenen Gelegenheiten für die Adeligen, mit einer

298 Schubert, S. 58. 299 Vgl. HennUB 4 Nr. 50, S. 33 f. mit Lünig Nr. 112, S. 228. 300 Die Ritter Burkhart von Seckendorff und Hans Zollner von Birkenfeld und die Edelknechte Apel und Hans Fuchs, Eberhart von Grumbach, Jakob von Seckendorff, Martin und Erkinger von Seinsheim und Diez Truchseß von Wetzhausen, vgl. Lünig Nr. 112, S. 228 mit Ranft, Adelgesellschaften, Anhang B. 301 Schubert, S. 69. Zu dem Turnier vgl. MSf, S. 329.

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großen Anzahl von Standesgenossen unmittelbar in Kontakt zu treten.302 Nur angedeutet werden kann an dieser Stelle das hinter der Einung stehende verwandtschaftliche Beziehungsgeflecht. So waren etwa Dietrich Herr zu Bickenbach, Hildebrant von Thüngen und Erkinger von Seinsheim Schwäger des oben genannten Johann von Bibra, Ludwig von Hutten sein Stiefvater.303 Die Einung stand zum anderen in der Tradition der königlichen Landfriedenseinungen des ausgehenden 14. Jahrhunderts. Dies kommt besonders in der Institution des Ausschusses zum Ausdruck, der über die Hilfe entscheiden und als Schiedsgericht fungieren sollte, sowie in seinen Tagungsterminen am Dienstag nach jeder Goldfasten304 und dem Eid der Fünf, Arm und Reich gerechte Richter zu sein.305 Mit dem Terminus der Einung schließlich knüpften die Adeligen an die Einung der Herren, Ritter und Knechte von der Baunach und die fränkische Landfriedenseinung des Jahres 1398 an.306 Eine Verbindung zu dieser Einung ergibt sich auch in den Personen der Mitglieder. Viele Mitglieder der Familien von Schaumberg, Fuchs, von Lichtenstein, von Heßberg, von Stein, Truchseß, von Rotenhan, Marschalk, Zollner und von Fullbach, die die Einung an der Baunach gebildet hatten, traten auch der Großen Einung von 1402 bei. Die Anlehnung an die Tradition der königlichen Landfrieden in Franken diente nicht lediglich der Bemäntelung der Opposition des Adels gegen Bischof Johann von Würzburg. Vielmehr stießen die Adeligen damit in ähnlicher Weise in das Vakuum vor, das der Zusammenbruch der königlichen Landfriedensorganisation in Franken hinterlassen hatte, wie die Fürsten mit ihrem Bündnis vom 16. Januar 1401. Grafen, Herren und Ritterschaft erschien es nach dem Zusammenbruch der übergreifenden Ordnung für Franken, der königlichen Landfriedensorganisation, nicht nur notwendig, sondern sie hielten sich auch für berechtigt, eine solche Organisation zu ihrem eigenen Schutz und der Sicherheit ihrer Güter vor den vielen im Lande grassierenden Fehden aufzurichten. Für die Grafen und Herren war die Errichtung einer eigenen Friedensordnung darüber hinaus notwendig, um sich nicht den Fürsten unterordnen zu müssen, wie dies in deren Bündnis vom 16.  Januar 1401 aufscheint. Mit der Einung mit der Ritterschaft im Rücken gelang es ihnen im Jahre 1403, die Gefahr der Unterordnung unter die Fürsten in Landfriedenssachen vorerst zu bannen. Zunächst schlossen im Juli 1403 die Bischöfe Albrecht von Bamberg und Johann von Würzburg, die Burggrafen Johann und Friedrich von Nürnberg, die Grafen Heinrich und Friedrich von 302 Vgl. hierzu Keen, S.  150, der die Turniere von Brackley (1219), Chepstow (1227) und

Dunstable (1244) als Beispiele dafür anführt, daß Turniere auch zur politischen Organisation des Adels, in diesen Fällen gegen König Heinrich III. von England, dienten.

303 Vgl. Wagenhöfer, S. 323 f. und 328 mit Anm. 3. 304 Vgl. Art. 7 des Egerer Landfriedens von 1389 (Sonntag nach jeder Goldfasten), DRTA ä.R. 2 Nr. 72, S. 159; Pfeiffer, Quellen, Nr. 139, S. 90. 305 Vgl. Art. 5 des Egerer Landfriedens, ebd. 306 Vgl. Pfeiffer, Quellen, Nrn. 374–396, S. 192–199.

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Henneberg, Johann Herr zu Hohenlohe und Conrad Herr zu Weinsberg auf einem von König Ruprecht anberaumten Tag in Nürnberg, aber ohne Mitwirkung König Ruprechts, eine ainung und frid ab.307 Die Einung baute personell wie inhaltlich auf dem Bündnis der drei fränkischen Fürsten vom 16. Januar 1401 auf, nahm aber in noch stärkerem Maße als jenes Elemente der königlichen Landfrieden in sich auf. Dem Fürstenbündnis war entnommen, daß ein jeder Fürst und Herr seiner Diener mächtig sein und folglich bei Klagen gegen sie dem Kläger zu seinem Recht verhelfen sollte. Neu und den königlichen Landfrieden entnommen war dagegen die Institution des Hauptmanns. Allerdings sollte der Hauptmann anders als in den königlichen Landfrieden nicht als Obmann eines Ausschusses fungieren, der eigenständig über Streitfälle entschied und die Landfriedensteilnehmer zur Hilfe aufbot, sondern sich lediglich auf Seiten des Klägers in dessen Klage vor dem Herrn des Beklagten und in das Pfändungsverfahren einschalten. Ferner sollte der Hauptmann die Kriegszüge der Einung leiten. Gegenüber dem Fürstenbündnis vom 16. Januar 1401 ergeben sich also drei wichtige Veränderungen. Erstens die Beteiligung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg und der Grafen und Herren. Für letztere bedeutete dies, daß sie, anders als in dem Fürstenbündnis vom 16. Januar 1401, nicht als den Fürsten untergeordnet, sondern neben ihnen als eigenständige politische Kraft erschienen. Dies dokumentiert sich sowohl in ihrer Stellung als Vertragspartner als auch darin, daß sie ihrer Diener ebenso mächtig sein sollten wie die Fürsten. Zweitens die Installierung eines Hauptmanns. Trotz seiner geringen Kompetenzen wurde damit im Ansatz so etwas geschaffen wie eine über oder hier zunächst noch neben den Streitparteien und den Gerichtsherren, den vertragschließenden Fürsten, Grafen und Herren, stehende Institution. Drittens ist schließlich die Tatsache aufschlußreich, daß die Einung vom Juli 1403 – anders als das Fürstenbündnis vom 16. Januar 1401308 und die nachfolgenden Landfrieden vom 26. August 1403309 und 11. Juli 1404310 – ihren Mitgliedern nicht die Bekämpfung böser Gesellschaften gebot. Die Einung der fränkischen Fürsten, Grafen und Herren vom Juli 1403 tolerierte damit zunächst die Adelseinung vom 8. November 1402. Die (Wieder-)Einbindung der Grafen und Herren in die politische Ordnung Frankens dürfte in erster Linie dem Wunsch König Ruprechts entsprochen haben, was sich bereits daraus ergibt, daß die Einung auf seine Anregung zurückging. Sie dürfte auch dem Wunsch Burggraf Friedrichs von Nürnberg entsprochen haben, der die Grafen, Herren, Ritter und Knechte schon zu der Zeit, als er noch Hauptmann des Landfriedens in Franken gewesen war, in seine Politik einbezogen hatte. Einen Grund mehr, die Grafen und Herren in eine politische Ordnung Frankens einzubinden und eine solche nicht einfach über ihre Köpfe hinweg zu errichten, dürfte aber

307 308 309 310

DRTA ä.R. 5 Nr. 423, S. 598–601. Vgl. MZ 6 Nr. 94, S. 98. Vgl. DRTA ä.R. 5 Nr. 425, S. 607, Art. 17. Vgl. ebd. Nr. 426, S. 614, Art. 22.

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auch die Tatsache gebildet haben, daß sie an der Spitze der Adelseinung vom 8. November 1402 standen. Mit der Einbindung der Grafen und Herren (und der Reichsstädte) verfolgte König Ruprecht nicht nur das Ziel, dem Frieden in Franken mehr Stabilität zu verleihen, sondern auch seine und die Rechte des Reichs in der Landfriedenswahrung gegenüber den Fürsten besser zur Geltung zu bringen. In der Urkunde vom 26. August 1403, in der er die Vereinbarung der fränkischen Fürsten, Grafen und Herren vom Juli 1403 weitgehend bestätigte, betonte er, die Einung und den Frieden aus königlicher Machtvollkommenheit angeordnet zu haben, bestimmte ihre Dauer auf drei Jahre und danach bis auf königlichen Widerruf und setzte vor allen Dingen als Hauptmann den Schenken Friedrich Herr zu Limpurg ein, betonte dessen Stellung als seines – König Ruprechts – und des Reichs Hauptmann und suchte seine Befugnisse gegenüber den Mitgliedern der Einung zu stärken.311 Auch führte er von neuem einen Artikel ein, der die Bekämpfung fremder Gesellschaften gebot.312 Seine Bemühungen um die Wahrung der königlichen Rechte bei der Landfriedenswahrung krönte König Ruprecht mit dem Erlaß des Mergentheimer Landfriedens vom 11. und 12. Juli 1404.313 Mit ihm organisierte er für Franken den Landfrieden so, wie dies bereits der Egerer Landfrieden von 1389 getan hatte, also unter Einbeziehung der Reichsstädte und mit einem Hauptmann und einem Landfriedensausschuß an der Spitze, der darüber befand, ob der Landfrieden durch eine bestimmte Handlung verletzt sei, und der gegebenenfalls die Maßnahmen zu seiner Wiederherstellung ergriff. An der Errichtung des Landfriedens unmittelbar beteiligt waren nur die Fürsten und die Reichsstädte in Franken, und der Landfriede gebot seinen Mitgliedern wiederum die Bekämpfung böser Gesellschaften und Einungen.314 Der Zusatz und Einungen war neu und kann daher nur auf die Adelseinung vom 8. November 1402 gemünzt gewesen sein. Die Wendung gegen die Adelseinung war ein Zugeständnis König Ruprechts an seinen Protegé, Bischof Johann von Würzburg, entsprach aber auch dem grundsätzlichen Zug der Politik König Ruprechts, genau auf die Einhaltung des Reichsrechts zu achten. Die Grafen, Herren, Ritter und Knechte der Einung akzeptierten den Landfrieden. Viele von ihnen beschworen noch im Jahre 1404 den Landfrieden gemäß dessen Artikel 48, allen voran Graf Linhart von Castell.315 Einem königlichen Landfrieden konnten sie sich schlechthin nicht entziehen.

311 312 313 314 315

Ebd. Nr. 425, S. 602–608. Ebd., S. 607, Art. 17. Ebd. Nr. 426, S. 609–620. Ebd., S. 614, Art. 22. Vgl. Pfeiffer, Quellen, Nr. 418, S. 216 f.

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4. Die Wiederbelebung der Einung im Jahr 1408 Von der Einung des Würzburger Stiftsadels hören wir das nächste Mal im Jahre 1408. In einem Brief vom 12. Januar 1408 warnte Bischof Johann die Grafen Friedrich von Henneberg, Johann von Wertheim, Thomas von Rieneck, Linhart von Castell, Johann Herr zu Hohenlohe und andern Hern, Ritter und Knechten, Unsern und des Stifts Diner und Manne, die sich yz Uffen tag zu Swinfurt samen werden, vor der Gründung einer Gesellschaft, wie sie die Ritterschaft in Schwaben und im Niederland (Rheinland) gemacht habe.316 Bei den angesprochenen Gesellschaften in Schwaben und im Rheinland handelte es sich wohl um die Gesellschaften mit St. Jörgenschild317 und mit dem Esel318. Einer solchen bedürfe es nicht, weil er sich in Stiftsangelegenheiten an den Rat des Adels halten werde. Er bot Verhandlungen über den Guldenzoll an, den er sich am 19. Oktober 1407 von König Ruprecht hatte verleihen lassen319 und der den Adel verdroß, wies aber gleichzeitig darauf hin, daß dieser auch den Interessen des Adels diene, da mit seiner Hilfe die Gläubiger bezahlt werden könnten und infolgedessen die Pfändungen und Räubereien im Hochstift aufhören würden. Schließlich appellierte er an ihre Treue zum Hochstift unter Hinweis auf die gemeinsam bestandenen Wirren und den noch nicht beendeten Krieg mit der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber320 und lud die Adeligen zur Fastnacht nach Würzburg ein. Mahnung, Appell und Einladung verfingen jedoch nicht, die Adeligen schlossen die Einung ab.321 Der Teilnehmerkreis war nahezu identisch mit dem der Einung vom 8. November 1402.322 Ein Einungsbrief ist nicht überliefert, doch dürften sich seine Bestimmungen weitgehend mit denen der Einung vom 8. November 1402 gedeckt haben.323 Die Einung kam Bischof Johann um so ungelegener, als er zu dieser Zeit in einem heftigen Streit mit seinem Domkapitel lag wegen der Ausschreibung einer Steuer auf die Geistlichkeit.324 König Ruprecht lud daraufhin die Kontrahenten auf einen Tag nach Heidelberg am 10. Juni 1408.325 Es gelang ihm jedoch nicht, den Streit beizulegen. Im Gegenteil scheinen sich die Gegensätze noch verschärft zu haben. Am 7. Juli 1408 verbanden sich Adel und Domkapitel zu gegenseitigem Beistand gegen Verun316 317 318 319 320 321 322 323 324 325

Schannat Nr. 43, S. 144–146. Vgl. auch DRTA ä.R. 6, S. 304 und Köberlin, S. 19 f. Vgl. Mau, S. 12–26. Vgl. Ranft, Adelsgesellschaften, S. 117 ff. Regg.Pfgff. 2 Nr. 5012, S. 372; Fries, Chronik 3, S. 94. Vgl. hierzu Wendehorst, Bistum Würzburg 2, S. 134. Dies ergibt sich aus der Einung mit dem Domkapitel vom 7. Juli 1408, StAW WU 15/169, sowie aus der Verlängerung der Einung am 18. November 1410, Schannat Nr. 26, S. 99–102. Vgl. Lünig Nr. 112, S. 228 mit StAW WU 15/169. Dies läßt sich aus den Veränderungen erschließen, die bei ihrer Verlängerung am 18. November 1410 vorgenommen wurden, vgl. Schannat Nr. 26, S. 99–102. Vgl. hierzu Fries, Chronik 3, S. 94–96; Wendehorst, Bistum Würzburg 2, S. 137; Schubert, S. 58 f. DRTA ä.R. 6 Nr. 234, S. 308, Anm. 3; Janssen 1 Nr. 323, S. 135.

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rechtung und Gewalt durch Bischof Johann.326 Die Entscheidung über die Aufbietung der Hilfe übertrugen sie einem Ausschuß, der von Diez von Thüngen als ungeradem und je zwei Zusätzen aus jeder Partei gebildet wurde. Dergestalt vereint nötigten sie Bischof Johann zur Annahme einer Schlichtung mit dem Domkapitel am 23.  August 1408327 und eines Vertrags mit dem Adel am 24. August 1408.328 Die Schlichtung befaßte sich im wesentlichen mit der Wiederherstellung der Rechte und Privilegien des Domkapitels gegenüber Bischof Johann und der Stadt Würzburg inklusive einer erneuten Beschwörung der Wahlkapitulation aus dem Jahr 1400 durch Bischof Johann. Ferner bewilligte das Domkapitel die Erhebung des 12. Pfennigs in derselben Weise wie in den Jahren 1403 bis 1405 sowie die Erhebung einer Landsteuer. Diese Steuer sollte von sechs Verordneten, nämlich zwei Bischof Johanns, zwei des Domkapitels und zwei des Stiftsadels, eingenommen und verwaltet werden. Schließlich sollten Bischof Johann, das Domkapitel und die Ritterschaft sich wegen der Erzpriester und der geistlichen Gerichte einigen. Käme eine solche Einigung nicht zustande, sollte ein Schiedsgericht bestehend aus Bischof Albrecht von Bamberg, Burggraf Friedrich von Nürnberg und Schenk Friedrich Herr zu Limpurg entscheiden. Der Vertrag regelte im wesentlichen Gerichtsrechte. Zunächst gelobten beide Seiten zu halten, was sie der jeweils anderen an Briefen gegeben hätten. Sodann wurde für die Dauer der nächsten sechs Jahre, bis zum St.-Bartholomäus-Tag 1414, folgendes vereinbart: Bei Klagen gegen einen Grafen oder Herren sollte der Bischof sie auf ihr Ansuchen vom Landgericht abfordern und drei oder fünf Grafen oder Herren als Gericht einsetzen. Waren so viele Grafen oder Herren nicht vorhanden, sollte die Zahl der Richter aus den Räten des Bischofs ergänzt werden können, außer in Sachen der Ehre oder Herrschaft, dann mußten es drei oder fünf Grafen oder Herren sein. Ebenso sollte der Bischof Ritter oder Knechte abfordern und fünf oder sieben seiner Räte als Gericht einsetzen. Auch sollte er das Landgericht mit Rittern und Knechten des Hochstifts besetzen. Ferner sollten beklagte Untertanen des Adels auf Abforderung vom Brückengericht verwiesen werden, es sei denn, sie wären im Sprengel des Brückengerichts gesessen und ausgenommen bei Straftaten gegen Hals und Hand, die im Gebiet des Brückengerichts verübt worden waren, es sei denn, der Beklagte war im Gebiet des Gerichts oder der Zent gesessen, an die er verwiesen werden sollte.329 Dasselbe galt umgekehrt auch von beklagten Untertanen des Bischofs vor Gerichten des Adels. Weiterhin sollten die Untertanen des Adels nicht vor die geistlichen Gerichte geladen werden um Geld- oder Fruchtschulden, es sei denn, die Schuld sei mit einem Eid bekräftigt worden. Allerdings sollten Geistliche ihre Forderungen weiterhin vor geistlichen Gerichten einklagen können. Weitere Regelungen betrafen das Lehnrecht. 326 327 328 329

StAW WU 15/169; Köberlin, S. 21. Hefner, S. 218–232. Vgl. hierzu auch Schubert, S. 59. StAW WU 19/20 und 20b; Aschbach 2, S. 177–181. Vgl. hierzu auch Schubert, S. 73 f. So wohl richtig zu lesen nach StAW WU 19/20 gegenüber Aschbach  2, S.  179; vgl. auch Köberlin, S. 83, Anm. 2.

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So sollte der Bischof niemandes Lehen weiterverleihen, solange dieser lebte, es sei denn mit seinem Einverständnis oder aufgrund einer gerichtlichen Feststellung, daß die Lehen dem Bischof verfallen seien. Hatte der Bischof Lehen eines Verstorbenen in der irrtümlichen Meinung weiterverliehen, es seien keine Erben vorhanden, sollte dies den Erben keinen Schaden bringen. Schließlich vereinbarten Bischof und Adel einen eigenen Austrag für Streitigkeiten untereinander, nämlich zwischen Bischof und Grafen und Herren auf drei Grafen oder Herren, zwischen Bischof und Rittern auf einen Ungraden, den der Bischof aus sechs von der Ritterschaft vorgeschlagenen auswählen sollte, und zwei Zusätze von jeder Partei. Der Versuch der Grafen und Herren, sich aus der Zuständigkeit des Landgerichts zu lösen, muß vor dem Hintergrund gesehen werden, daß die Burggrafen von Nürnberg und die fränkischen Reichsstädte in den Jahren 1402 bis 1405 erfolgreich den Anspruch Bischof Johanns zurückgewiesen hatten, sein Landgericht, das den Namen eines lantgericht des hertzogthumbs zu Francken führte,330 den ihren überzuordnen.331 Indem die Grafen und Herren sich nun ihrerseits der Zuständigkeit des Landgerichts zu entziehen versuchten, betonten sie erneut ihren Anspruch darauf, als eigenständige Herrschaftsträger in Franken neben den Fürsten und den Reichsstädten und insbesondere neben dem Bischof von Würzburg zu stehen. Die Betonung ihrer politischen und – damit unauflöslich einhergehend – ihrer gesellschaftlichen Sonderstellung zeigt sich insbesondere in der Bestimmung, daß in Fragen der Ehre und der Herrschaft nur Grafen und Herren und niemand anderes über sie richten sollte. Sie machten damit deutlich, daß für sie, insbesondere in Fragen der Ehre und ihrer Herrschaft, andere Maßstäbe galten, die nur von Standesgenossen beurteilt werden konnten, und setzten sich damit deutlich von den übrigen der Landgerichtsbarkeit des Bischofs Unterworfenen, auch dem übrigen Adel des Hochstifts, ab. Sie folgten darin dem Vorbild der Fürsten und des Reichslehnrechts, in dem es sich seit dem 13. Jahrhundert durchgesetzt hatte, daß über Leib, Recht, Ehre, Erbe und Lehen eines Fürsten nur vor dem König als Richter verhandelt und über die Lehen der Fürsten nur von Fürsten oder anderen Inhabern von Fahnlehen geurteilt werden durfte.332 Auch die parallele Regelung zugunsten der Ritter und Knechte dürfte auf deren Bestreben zurückzuführen sein, wenn auch nicht ihre Eigenständigkeit als Herrschaftsträger gegenüber dem Bischof, so doch ihre besondere ständische Qualität, insbesondere in Abgrenzung zu den übrigen Untertanen des Bischofs, den Bürgern und Bauern, zu betonen. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts ergaben sich im Lehnrecht des Hochstifts eine Reihe von Veränderungen zugunsten adeliger Vasallen, an denen Bürger und Bauern nicht teilhatten.333 Ein weiterer Grund, weshalb der Adel das Landgericht ablehnte, könnte darin gelegen haben, daß die Urteiler am Landgericht, die 330 331 332 333

Vgl. hierzu Merzbacher, Iudicium provinciale, S. 25. Vgl. Wendehorst, Bistum Würzburg 2, S. 133. Vgl. Krieger, S. 102–108. Vgl. Ulrichs, S. 41–43, 73 f.

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Landritter,334 keine Lehnleute des Hochstifts und auch nicht im Hochstift ansässig waren. Hierauf deuten sowohl die Forderung hin, der Bischof möge das Landgericht mit Rittern und Knechten des Hochstifts besetzen, als auch die Behandlung dieser Frage im Vertrag von 1412, demzufolge die Urteiler am Hofgericht aus den adeligen Lehns- und Dienstleuten des Hochstifts genommen werden sollten. Tatsächlich scheint es sich bei den Rittern, die im Jahre 1402 Landritter waren, überwiegend um Männer gehandelt zu haben, die Bischof Johann von außerhalb des Hochstifts in seinen Rat und an das Landgericht gezogen hatte.335 Lediglich Berthold von Waltershausen hatte ebendort eine Behausung vom Hochstift zu Lehen,336 die anderen überwiegend Zehnten, Burggüter und kleine Güter; zwei waren gar keine Vasallen des Hochstifts. Mit den Bestimmungen über das Brückengericht und die Zuständigkeit der geistlichen Gerichte wurde schließlich das präzisiert, was schon der Vertrag mit Bischof Gerhard von Schwarzburg vom 13.  April 1400 vorgesehen hatte, nämlich eine Begrenzung der Kompetenzen der geistlichen und weltlichen Gerichte des Hochstifts. Das Brückengericht war ursprünglich nichts anderes als das Gericht für das Gebiet der Stadt Würzburg, beanspruchte aber aufgrund bischöflicher Freiungen der Würzburger Bürger von auswärtigen Gerichten die Kompetenz für alle Klagen von oder gegen Würzburger Bürger.337 Darüber hinaus entwickelte es sich im Verlauf des 15.  Jahrhunderts zu einer Art Oberhof für die im Hochstift gelegenen Zenten, indem diese schwierige Fragen dem Brückengericht zur Beantwortung vorlegten. Für seine Zenten und Gerichte trat der Adel solchen Entwicklungen aber im Vertrag vom 24. August 1408 zunächst entgegen. Der eigentliche Stein des Anstoßes, der Guldenzoll, wird im Vertrag mit keinem Wort erwähnt. Möglicherweise war er bereits zuvor von Bischof Johann abgestellt worden. Jedenfalls sind aus der Folgezeit keine Anzeichen für seine Erhebung bekannt. Offenbar hatte seine geplante Erhebung aber nicht nur den Widerspruch des Adels provoziert, sondern auch eine Flut weiterer Klagen über Eingriffe des Bischofs in Rechte des Adels. Möglicherweise war auch deshalb die Vermittlung König Ruprechts im Juni 1408 gescheitert. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß bereits im Jahre 1400 Bischof Gerhard von Schwarzburg dem Adel im Zusammenhang mit der geplanten Erhebung eines Datzes die Abstellung seiner Beschwerden über die Gerichte des Hochstifts versprochen hatte.

334 335 336 337

Vgl. hierzu Merzbacher, Iudicium provinciale, S. 82–88. Vgl. die Namen ebd., S. 88 mit StAW WLB 11. StAW WLB 11, fol. 21v. So wohl richtig Köberlin, S. 75 f. entgegen Knapp 2, S. 108–113, der sich auf die Ausführungen von Fries bei Rockinger, S. 70 f. stützt, die sich aber auf eine viel spätere Zeit, nämlich das 16. Jahrhundert beziehen.

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Mit dem Vertrag vom 24. August 1408 scheint das Einvernehmen zwischen Bischof Johann und dem Adel zunächst wiederhergestellt gewesen zu sein. Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus den Aufzeichnungen über einen Tag in Nürnberg im Oktober 1408, auf dem König Ruprecht die fränkischen Fürsten und Städte bat, ihm gegen die neulich auferstandenen Gesellschaften beizustehen.338 Die Bekämpfung der Gesellschaften scheint vielmehr ein besonderes Anliegen König Ruprechts gewesen zu sein, der in ihnen eine Bedrohung seines Landfriedens sah.339 Für Bischof Johann bestand jedenfalls in diesem Moment kein Anlaß zur Beschwerde mehr, hatte er sich doch gerade in eine vertragliche Bindung mit den Mitgliedern der Einung begeben. Dagegen schwelte der Konflikt mit dem Domkapitel wegen des Vorgehens Bischof Johanns gegen die Domherren und des Erhebens von Steuern von der Geistlichkeit fort.340 Wahrscheinlich im Mai/Juni 1409 verband sich das Domkapitel erneut mit der Einung.341 Die Verbündeten wollten Bischof Johann wegen seines Finanzgebarens ermahnen. Wenn sich keine Besserung einstelle, sollte ein Ausschuß gebildet werden. Gegen Widerstand Bischof Johanns hiergegen oder Pfändungen durch Gläubiger sagten sie sich Hilfe zu. Aber die Einung stand wohl nicht mehr in gleichem Maße in Opposition zu Bischof Johann wie im Jahre 1408. Denn eines ihrer wichtigsten Mitglieder, Graf Friedrich von Henneberg, fällte zusammen mit dem Deutschmeister Konrad von Egloffstein, dem Landfriedenshauptmann Friedrich Schenk von Limpurg und Reicholf von Elm am 22. Juni 1409 einen Schiedsspruch, der Bischof Johann verpflichtete, den Domherren ihre Pfründen zukommen zu lassen und keine verbürgten Schulden ohne Zustimmung des Domkapitels einzugehen, aber auch das Domkapitel, Bischof Johann nicht an der Einnahme der geistlichen Steuern zu hindern.342 Die zunehmende Entspannung zwischen Bischof Johann und dem Adel dokumentierte sich auch anläßlich der Verlängerung der Einung auf einem Kapitel in Volkach am 18.  November 1410.343 Zunächst scheinen längst nicht alle Mitglieder die Einung verlängert zu haben. Es siegelten für die Vertragschließenden die Grafen Johann von Rieneck und Johann von Wertheim, Dietrich Herr zu Bickenbach, Diez von Thüngen, Martin von Seinsheim, Apel von Milz, Karl Truchseß von Wildberg und Ludwig von Hutten. Wenn die Grafen Friedrich von Henneberg und Linhart von Castell und Johann Herr zu Hohenlohe die Einung mit verlängert hätten, hätten sie vermutlich auch gesiegelt. Wie viele Ritter und Knechte die Einung verlängerten oder ihr fernblieben, ist nicht erkennbar. Darüber hinaus verzichteten die Einungsgenossen auf die gegenseitige Hilfe und beschränkten sich auf das Schiedsverfahren untereinander. Den Fünf wurde sogar aus338 339 340 341

DRTA ä.R. 6 Nr. 234, S. 308 f. Vgl. ebd., S. 308 f. Vgl. hierzu Fries, Chronik 3, S. 96 f. HStAMar Schannat's Kopiar, fol. 58r–60r. Zur Datierung vgl. Köberlin, S. 22 mit Anm. 3, zum Inhalt ebd., S. 23. 342 StAW WU 240/120. 343 Schannat Nr. 26, S. 99–102. Vgl. auch Köberlin, S. 23.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

drücklich verboten, auf die Mahnung eines Einungsgenossen hin auf Hilfe zu erkennen. Das Ausbleiben eines Beklagten vor dem Einungsgericht sollte lediglich zur Folge haben, daß kein Einungsmitglied einem solchen beistehen durfte, wenn der Kläger gegen diesen vorgehen würde. Auch gedachte die Einung keine Generalversammlungen (Kapitel) mehr abzuhalten, außer in Fällen großer notdorfft. Austretenden Mitgliedern gab sie auf, die Einung mit Bischof Johann und dem Domkapitel in jedem Fall zu halten. Die Einung sollte bis zum St.-Bartholomäus-Tag 1414 währen und damit genauso lange wie der Vertrag vom 24. August 1408. Die Einungsgenossen begaben sich damit in eine vorsichtig abwartende Position gegenüber Bischof Johann: auf der einen Seite wollten sie den Vertrag mit ihm einhalten und verzichteten bis zu seinem Ablauf sogar auf Hilfe für bedrängte Mitglieder. Auf der anderen Seite bewahrten sie mit der Beibehaltung der Einung und insbesondere des Einungsgerichts eine gewisse Distanz zum Hochstift und seinen Gerichten. Die Sonderregelungen über ihren Gerichtsstand im Vertrag von 1408 reichten ihnen offenbar noch nicht, wie sich aus dem nachfolgenden Vertrag von 1412 ergibt. Bischof Johann von Egloffstein starb am 22.  November 1411. Bereits am 26.  Mai 1412 einigte sich der neue Bischof Johann von Brunn mit den Grafen von Henneberg, von Wertheim, von Rieneck und von Castell und der Ritterschaft auf die Errichtung eines neuen Forums für den Adel, des Hofgerichts.344 Es sollte vierteljährlich am Montag nach jeder Goldfasten gehalten werden. Dazu sollten sich die Grafen, Herren und Freien des Hochstifts versammeln sowie aus jedem Rittergeschlecht, das dem Vertrag beitrat, einer oder zwei. Aus diesen sollte der Bischof dann das Hofgericht besetzen. Sodann sollte jeder seine Klagen vorbringen. Gegen beklagte Vasallen, Diener und Untertanen, die nicht am Hofgericht erscheinen wollten, sollte dem Kläger von allen geholfen werden. Hielte umgekehrt ein Kläger den Rechtsweg nicht ein, sollte dem Angegriffenen von allen geholfen werden. Das Hofgericht sollte auch zuständig sein für Klagen gegen den Bischof selbst, die nicht die Stiftsherrlichkeit berührten. Bei Streit mit Auswärtigen sollte der Adel nicht in das Geleit des Bischofs eingreifen. Schädliche Männer sollten bekämpft werden. Mit den genannten Bestimmungen suchte Bischof Johann die Unterstützung des Adels bei der Aufrechterhaltung des Friedens für das Hochstift. Im Gegenzug kam er den Vorstellungen des Adels von der richtigen Handhabung der weltlichen Gerichtsbarkeit im Hochstift entgegen. Ein solches Gericht war in den Augen des Adels offenbar nur dann akzeptabel, wenn es auf die althergebrachte Art und Weise Recht sprach, nämlich unter Vorsitz des Bischofs persönlich und mit Urteilern, die aus der adeligen Lehns- und Dienstmannschaft des Hochstifts ausgewählt wurden. Dagegen verschlechterte sich das Verhältnis Bischof Johanns zu seinen Nachbarn aufgrund der Erhebung neuer Weinzölle derart, daß diese am 1. September 1413 ein

344 StAW WU 19/20a; Schannat Nr. 42, S. 139–143 mit falscher Datierung (1422). Vgl. hierzu auch Schubert, S. 73 f.

Die Große Einung des Würzburger Stiftsadels von 1402

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Bündnis gegen ihn abschlossen.345 Eine übergreifende Organisation des Landfriedens in Franken brachte dann der Landfriede vom 30. September 1414, den der neue König Sigismund nach dem Vorbild des Landfriedens König Ruprechts von 1404 errichtete.346 Unter seinem Hauptmann Ehrenfried von Seckendorff347 wurde der Landfrieden noch in den Jahren 1415 bis 1416 tätig, nach seiner Verlängerung am 31. Juli 1417348 ist eine Tätigkeit jedoch nicht mehr feststellbar.349

5. Ergebnisse Der Abschluß der Großen Einung von 1402 und der Einung von 1408 wurde jeweils veranlaßt durch die Steuer- und Zollerhebungspläne Bischof Johanns von Würzburg, nämlich des Datzes im Jahre 1402 und des Guldenzolls im Jahre 1408. Dementsprechend stand an erster Stelle der Einungsbriefe jeweils die gegenseitige Hilfe gegen Verunrechtung und beschränkte sich der Kreis der Mitglieder der Einungen im wesentlichen auf Adelige, die zum Hochstift in irgendeiner Beziehung standen. Die Funktion der Einungen erschöpfte sich jedoch nicht in der Bekämpfung dieser Pläne. Vielmehr schuf sich der nichtfürstliche Adel mit den Einungen einen eigenen Friedens- und Rechtsbereich.350 Die Einungen dienten den beteiligten Adeligen zur umfassenden Wahrung ihrer Rechte nach außen und zur friedlichen Beilegung von Streitigkeiten nach innen. Sie standen damit in der Tradition der Gesellschaften mit dem Greifen und mit dem Löwen. Die Funktion der Friedens- und Rechtswahrung tritt bei der Großen Einung noch deutlicher hervor als bei den Adelsgesellschaften, indem die Einung die den Adelsgesellschaften noch eigenen Elemente der westeuropäischen Hoforden, wie einheitliche Kleidung, Abzeichen und Totengedächtnis, fortließ und statt dessen ihre Institutionen und Verfahren noch stärker denen der königlichen Landfrieden anglich. Hiermit stießen die Adeligen in das Vakuum vor, das der Zusammenbruch der königlichen Landfriedensorganisation in Franken infolge der Absetzung König Wenzels und der Wahl des Pfalzgrafen Ruprecht zum deutschen König hinterlassen hatte. Sie traten damit in Konkurrenz zu dem Bündnis der Bischöfe Albrecht von Bamberg und Johann von Würzburg und des Burggrafen Johann von Nürnberg, mit dem diese die Kompetenz zur Wahrung des Landfriedens für ihre Länder und Leute in Anspruch genommen hatten. Mit der Errichtung einer eigenen Friedens- und Rechtsordnung versuchten insbesondere die Grafen und Herren ihren Anspruch auf Gleichrangigkeit mit den Fürsten in Landfriedenssachen durchzusetzen.

345 346 347 348 349 350

MZ 7 Nr. 248, S. 197–200. DRTA ä.R. 7 Nr. 147, S. 206–209. Ebd. Nr. 278, S. 207, Art. 2. Pfeiffer, Quellen, Nr. 718, S. 309 f. Vgl. ebd. Nr. 719 f., S. 311. Vgl. Schubert, S. 75.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

Durch die Anknüpfung an die königlichen Landfrieden erhielt die Einung zugleich einen über das Hochstift Würzburg hinausweisenden Zug. Ungeachtet dessen blieb das Hochstift primärer Bezugspunkt der Einung. Wichtig war für die Adeligen die Wahrung ihrer Rechte als Pfandgläubiger des Hochstifts und ihrer Gerichtsrechte in Abgrenzung zu denen der geistlichen und weltlichen Gerichte des Hochstifts. Mit den Gerichtsrechten waren auch Besteuerungsrechte verknüpft. Ein weiterer wichtiger Punkt war der persönliche Gerichtsstand der Adeligen. Hieran knüpfte sich wiederum die Frage nach der Besetzung der Gerichte des Hochstifts an, insbesondere des Landgerichts. Schließlich ging es den Adeligen um den Erhalt ihrer Lehen. Bemerkenswert ist, daß die Adeligen, insbesondere die Grafen und Herren, auf Neuerungen des Bischofs nicht nur abwehrend reagierten, sondern den Neuerungen dadurch begegneten, daß sie die Prinzipien bekannter Regelungen auf diese übertrugen, etwa die für die Erhebung der Bede geltenden Regeln auf die Erhebung des Datzes. Auf anderen Gebieten schritt der Adel durch das Festhalten an alten Prinzipien selbst zu Neuerungen vor, so zum Beispiel durch das Festhalten an der Rechtsprechung durch Standesgenossen zu den Neuregelungen über den Gerichtsstand des Adels in den Verträgen von 1408 und 1412. So wie die Grafen und Herren in der Landfriedensfrage auf Gleichrangigkeit mit den fränkischen Fürsten achteten, so achteten sie auch auf die Wahrung ihrer konkreten Herrschaftsrechte gegenüber dem Bischof von Würzburg immer ein wenig genauer als die Ritter und Knechte. Für die Grafen und Herren ging es um die prinzipielle Frage, ob sie sich dem Bischof von Würzburg und den Fürsten unterordnen mußten oder ob sie den Fürsten vergleichbare Rechte erringen konnten. Für Ritter und Knechte scheint es hingegen weniger um die prinzipielle Frage ihrer Zuordnung zum Bischof von Würzburg als vielmehr um die Wahrung ihrer konkreten Rechte gegangen zu sein. Die prinzipielle Bedeutung der Einung für die Grafen und Herren spiegelt sich auch darin wider, daß ihr fast alle bedeutenden Grafen und Herren Frankens angehörten. Dagegen engagierte sich nur ein kleiner Teil der Ritter und Knechte in der Einung. Nur jeder neunte niederadelige Vasall des Bischofs von Würzburg wurde im Jahre 1402 Mitglied der Einung.351 Aus der Gruppe der Ritter und Knechte ragen die Amtleute heraus, die zugleich Pfandgläubiger des Hochstifts waren und somit ein erhöhtes politisches Interesse an den Geschicken des Hochstifts hatten. Aufgrund der prinzipiellen Bedeutung der Einung für die Grafen und Herren und der führenden Rolle, die sie auch schon früher bei der Wahrung ihrer Rechte gegenüber dem Hochstift eingenommen hatten, kann man davon ausgehen, daß sie auch die Führung der Einung übernahmen. Ihre politische und gesellschaftliche Vorrangstellung äußerte sich innerhalb der Einung freilich nur in der Staffelung der Strafen für das Versäumen einer Versammlung. 351 Vgl. Lünig Nr. 113, S. 228 mit StAW WLB 11.

Die Große Einung des Würzburger Stiftsadels von 1402

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Die Große Einung von 1402 entstand nicht ad hoc allein aufgrund einer gleichen oder zumindest vergleichbaren Interessenlage ihrer Mitglieder. Sie konnte (und mußte) sich auf bereits bestehende Verbindungen ihrer Mitglieder stützen. Bemerkenswert ist hierbei die Rolle der Turniergesellschaft mit dem Widder und des Turnierwesens überhaupt. Die Einung erfasste Niederadelige genau aus den Regionen, aus denen schon die Mitglieder der Turniergesellschaft gekommen waren. Die Verbindung der Grafen, Herren, Ritter und Knechte in der Turniergesellschaft bot eine gemeinsame Plattform, von der aus man auch im politischen Raum operieren konnte. Eine weitere Keimzelle und darüber hinaus eine Verbindung zum Landfrieden bildete die Einung der Herren, Ritter und Knechte an der Baunach von 1398. Schließlich wurden, soweit erkennbar, auch verwandtschaftliche Beziehungen bestimmend für die Mitgliedschaft in der Einung. Die Wirksamkeit und die Wichtigkeit des (Fort-)Bestehens solcher Verbindungen für die Entstehung der Einung erweist sich auch daran, daß der Einung von 1408 beinahe exakt dieselben Mitglieder angehörten wie der Großen Einung von 1402. Gegenüber dem Bischof von Würzburg vermochte die Adelseinung ihre Interessen durchzusetzen. Eine Auseinandersetzung mit einem nicht unbedeutenden Teil des Stiftsadels vermochte der Bischof offenbar nicht lange durchzustehen. Zuerst mußte er auf die Erhebung des Datzes verzichten, später – im Vertrag von 1408 – auch die weiteren Forderungen des Adels anerkennen. Bischof Johann von Brunn zog hieraus zu Beginn seiner Regierung die Konsequenz und verbündete sich mit dem Stiftsadel zur Wahrung des Friedens im Hochstift. Auf Reichsebene blieben die Adelseinungen hingegen geächtet. Dies ist nicht zuletzt der konsequenten Haltung König Ruprechts zuzuschreiben, der dem Reichsrecht der Goldenen Bulle in diesem Punkt nichts vergab. Daher vermochte die Adelseinung lediglich in den Schwächephasen des Königtums, zu Beginn und am Ende der Regierung König Ruprechts, als es keinen Landfrieden in Franken gab, eine gewisse regionale Bedeutung zu erlangen.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

III. Einung und Reichspolitik von 1423 bis 1432 1. Die 10-jährige Einung von 1423 und der Guldenzoll Nach 1412 hören wir für längere Zeit nichts mehr von einer Einung des fränkischen Adels. Eine solche wurde offenbar erst wieder zur Abschaffung des Bischof Johann von Würzburg am 3.  September 1422 von König Sigismund verliehenen Guldenzolls352 geschlossen. Ein Einungsbrief ist erst unter dem 26.  November 1423 überliefert, er erwähnt den Guldenzoll als Grund für die Einung nicht.353 Die Einung bestand aber schon früher und dürfte insbesondere gegen den Guldenzoll gerichtet gewesen sein, denn in einem Brief vom 20. August 1423 an die Reichsstadt Nürnberg berühmten sich ihre Anführer, Graf Linhart von Castell, die Ritter Erkinger von Seinsheim und Veit von Rotenhan und die Edelknechte Caspar von Bibra, Cunz von Hutten und Christoph von Wenkheim, dessen, daß die Abschaffung des Zolls ihr Werk sei.354 In der Tat hatten der Würzburger Domprobst Otto von Milz, der Domdekan Richard von Maßbach und das Domkapitel am 16. März 1423 umb solichen unwillen und zweytracht, als dann zwischen dem hochwirdigen fursten unserm genedigen hern herren Johannsen, bischof zu Wirtzpurg, an einem und etlichen seines stiffts graven, herren, rittern und knechten im lannde zu Francken gesessen an dem andern teil aufferstanden und gewest sein, entschieden, daß der besagte Zoll abgeschafft sein solle.355 In dem Brief nahmen die Anführer der Einung zu dem Vorwurf Stellung, sie lehnten den von Kurfürsten, Fürsten und Städten projektierten Landfrieden deshalb ab, weil sie Unfrieden im Lande stiften wollten. Hiergegen verwahrten sie sich. Die Einung sei vielmehr zu Friede, Ehre, Nutzen und Frommen des ganzen Landes abgeschlossen worden, ebenso wie die Abschaffung des Zolls nicht nur ihnen, sondern auch der Reichsstadt Nürnberg und dem ganzen Land zugute gekommen sei. Bedenken gegen den Landfrieden hätten sie aus einem anderen Grund: Sollten einige Einungsmitglieder den Landfrieden nicht beschwören und würden diese dann mit dem Landfrieden beschwert und sollten die übrigen Einungsmitglieder dann dem Landfrieden gegen diese Einungsmitglieder helfen müssen, würde daraus mehr Unfrieden als Frieden entstehen. Dies sei im Landfrieden von 1414 anders gewesen: Wer den nicht beschworen hatte, hätte sich auch nicht vor ihm verantworten müssen. Die Adeligen befürchteten, beiden – der Einung und dem Landfrieden – nicht genügen zu können, und baten, dafür zu sorgen, daß sie mit dem Landfrieden nicht beschwert würden. Wenn jemand meine, sie suchten mit der Einung unbillige Wege, wollten sie sich deshalb vom König unterweisen lassen. 352 StAW ldf 6, S. 442. 353 StAW WU Libell 664; Lünig Nr. 113, S. 228–231. 354 DRTA ä.R. 8 Nr. 260, S. 303; MSf Nr. 229, S. 209 f. Vgl. hierzu und zum folgenden auch Köberlin, S. 27–30. 355 MC Nr. 517, S. 248; MSf Nr. 227, S. 208 f.

Einung und Reichspolitik von 1423 bis 1432

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Der Rat der Reichsstadt Nürnberg erkannte die Kritik offenbar als berechtigt an oder sah zumindest voraus, daß es dem Landfrieden nicht dienlich sein würde, wenn ein erheblicher Teil des Adels ihm aus den genannten Gründen fernbliebe, denn er versuchte, den Abschluß des Landfriedens zu verschieben.356 Die Fürsten setzten den Reichsstädten jedoch ein Ultimatum, bis zum 22.  September 1423 zu erklären, ob sie den Landfrieden den Bedenken der Ritterschaft zum Trotz eingehen wollten oder nicht.357 Der Abschluß des Landfriedens wurde besonders von Bischof Johann von Würzburg betrieben.358 Möglicherweise erhoffte er sich von dem Landfrieden Unterstützung gegen die Einung. Vor diese Wahl gestellt entschieden sich Nürnberg und in deren Gefolge die Reichsstädte Rothenburg, Windsheim und Weißenburg zum Abschluß des Landfriedens mit den Fürsten,359 den König Sigismund am 24. November 1423 wie vorgesehen zwischen den Bischöfen Friedrich von Bamberg, Johann von Würzburg und Johann von Eichstätt, den Herzögen Ludwig und Johann von Bayern, Markgraf Friedrich von Brandenburg, Burggraf zu Nürnberg, und den Reichsstädten Nürnberg, Rothenburg ob der Tauber, Windsheim und Weißenburg errichtete.360 Er enthielt wiederum ein Gebot zur Bekämpfung von ohne Wissen und Willen des Königs errichteten Gesellschaften und Einungen.361 Hauptmann wurde Graf Wilhelm von Henneberg.362 Die Einung war unterdessen nicht untätig geblieben. Unter dem 22. Oktober schlossen die Grafen Linhart und Wilhelm von Castell, der Ritter Hans Zollner von Birkenfeld und die Edelknechte Caspar von Bibra, Cunz von Rosenberg zum Bartenstein, Hans von Stein zum Altenstein, Erkinger von Seinsheim zu Wiesenbrunn, Hans von Heßberg zu Esshausen und Albrecht Truchseß von Wetzhausen für sich und alle anderen Grafen, Herren, Ritter und Knechte, die in der Einung waren oder noch darein kommen würden, und die Bürgermeister, der Rat und die Reichsstadt Schweinfurt zu Friede, Nutzen und Frommen des Landes ein Bündnis mit dem Landgrafen Wilhelm II. von Thüringen.363 Die Bündnispartner sollten einander nicht angreifen und ihre jeweiligen Feinde nicht unterstützen, sondern Angriffe abzuwehren helfen, insbesondere solche auf den Straßen im Lande zu Franken und von den Rittern aus Buchen oder aus der Rhön. Streitigkeiten zwischen den Bündnispartnern sollten vom Vogt von Coburg oder dem von Königsberg oder Hildburg mit einem Zusatz von jeder Partei 356 DRTA ä.R. 8 Nr. 264, S. 306. Den Adeligen antwortete er, er hoffe, die Kurfürsten und Fürsten seien so fürsichtig, einen besseren als den vorigen Landfrieden zu machen, ebd. Nr. 263, S. 305 f. 357 Ebd. Nr. 274, S. 316 f. 358 Vgl. ebd. Nrn. 245–247, S. 294; Nrn. 256 f., S. 300–302; Nr. 259, S. 303; Nr. 262, S. 305 und Nr. 275, S. 317. 359 Ebd. Nr. 274, S. 317, Anm. 1; Nr. 275, S. 317 und Nr. 277, S. 318. 360 Ebd. Nr. 278, S. 318–325; Pfeiffer, Quellen, Nr. 728, S. 313 f. 361 DRTA ä.R. 8 Nr. 278, S. 321, Art. 26. 362 Ebd., S. 319, Art. 2; Nr. 279, S. 325 f. 363 Schultes, Coburgische Landesgeschichte, Nr. 105, S. 107–109.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

entschieden werden. Das Bündnis sollte drei Jahre lang währen und danach mit einer Frist von einem Monat gekündigt werden können. Ferner erneuerten die Grafen Linhart und Wilhelm von Castell, der Ritter Erkinger von Seinsheim zum Steffansberg und 74 weitere im land zu franken gesessene Ritter und Edelknechte ihre Einung am 26. November 1423.364 Einleitend stellten sie zunächst fest, sie und die Ihren im Land hätten einander beschwert, aber auch das Land sei auf mancherlei Weise beschwert und bekümmert mit Neuigkeiten, Zumutungen und Beschwernissen. Da nun sie und ihre Vorfahren immer in solchen Würden, Herrschaften, Freiheiten und rechtem Herkommen gewesen seien, daß ihnen Neuigkeiten und Beschwernis des Landes nicht lieb seien, hätten sie zu Nutzen, Ehre, Friede und Notdurft ihrer selbst, der Ihren und des gesamten Landes die Einung abgeschlossen. Die Einung wurde auf zehn Jahre geschlossen. Das war ein ungewöhnlich langer Zeitraum gegenüber den Einungen von 1402, 1408 und 1410, die drei oder vier Jahre gewährt hatten. Zusätzlich sollten der Graf von Castell und die Mehrheit der Einungsmitglieder Macht haben, sie zu verlängern. Ausgenommen von der Einung wurde der römische König. Die Einungsmitglieder sagten sich gegenseitige Hilfe gegen Neuerungen, Zumutungen, Verunrechtung und Beschwernisse zu und versprachen gleichzeitig, einander nicht anzugreifen, sondern Streitigkeiten vor den Fünf auszutragen. Auch bei Verunrechtung durch Dritte sollten die Fünf die Parteien auf Anrufung durch den Geschädigten vor sich zitieren und den Streit entscheiden. Würde einem Einungsgenossen seine Habe genommen und in den Machtbereich eines anderen Einungsgenossen gelangen, so sollte dieser die Habe auf Recht einbehalten, das heißt er sollte sie nur aufgrund eines entsprechenden Gerichtsurteils herausgeben. Würde einer mit Krieg oder Belagerung überzogen, dann sollten die anderen ihm auf seine Mahnung hin sofort und mit aller Macht helfen, und zwar so lange, bis ein Ausschuß der Einung zusammengetreten war und über die weitere Hilfe beschlossen hatte; dies sollte spätestens innerhalb von acht Tagen in einer der Städte Schweinfurt, Königsberg, Karlstadt, Ochsenfurt, Kitzingen oder Groß-Langheim oder sonst an einer gelegenen Stätte geschehen. Diejenigen, die vom Ausschuß zu Hilfe geschickt würden, sollten dies auf eigene Kosten und Schaden tun und auch so lange dabei bleiben, wie sie der Ausschuß dies heiße. Die Verteilung von Beute und Schaden war wie in der Einung von 1402 geregelt, über Streitigkeiten hierüber sollten die Fünf entscheiden. Für Zehrung und andere Kosten sollte eine Anlage nach dem Vermögen der Mitglieder erhoben werden. Die Bestimmungen über die Fünf als Einungsgericht entsprachen im wesentlichen denen der Einung von 1402. Allerdings sollten nunmehr nur noch zwei Versammlungen pro Jahr, nämlich am Sonntag nach Michaelis und am Sonntag Reminiscere stattfinden. Auf den halbjährlichen Versammlungen sollten die Fünf auch ihre Nachfolger bestimmen und Rechnung legen über ihre Einnahmen und Ausgaben. Zu schwereren Sachen sollten die Fünf andere Einungsmitglieder hinzuziehen können. Würde einer der Fünf oder ein anderer auf einem Ritt in Sachen der Einung gefangen, sollten die Genossen notfalls eine Steuer aufbringen, um ihn auszulösen. Über 364 StAW WU Libell 664; Lünig Nr. 113, S. 228–231; Köberlin, S. 28 f.

Einung und Reichspolitik von 1423 bis 1432

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alte Sachen sollten die Fünf nur mit Einverständis beider Parteien entscheiden. Sollten die Fünf aber nicht entscheiden, dann sollten die Parteien ihren Streit wenigstens für die Dauer der Einung ruhen lassen. Die Bestimmungen hinsichtlich der Neutralität in auswärtigen Kriegen und der Burgfrieden und Ganerbschaften entsprachen denen der Einung von 1402. Zusätzlich wurde vereinbart, daß einem während der Dauer der Einung Angegriffenen auch nach deren Ablauf geholfen werden sollte und daß die Mitglieder, wenn sie einem Angegriffenen zu Hilfe eilten, die Güter ihrer Genossen nicht beschädigen sollten. Über Neuaufnahmen sollten der Graf von Castell und die Fünf entscheiden. Schließlich sollte der Graf von Castell sich mit Unterstützung der Fünf und der übrigen Einungsmitglieder aller wichtigen Sachen im Lande annehmen, auch wenn diese nicht ausdrücklich im Einungsbrief geregelt waren. Abschließend versprachen die Einungsmitglieder nochmals, sich wegen aller Spänne und Gebrechen nur an das zu halten, was die Fünf darüber aussprechen, setzen und anordnen würden. Wie die Große Einung von 1402 diente auch die von 1423 den beteiligten Adeligen zur Verteidigung ihrer Rechte nach außen und zur internen Streitschlichtung. Hierzu wurde die Position des Ausschusses der Fünf weiter verstärkt. Bei der Abwehr von Angriffen übte er eine weitreichende Befehlsgewalt über die Mitglieder aus. Die Adeligen reagierten damit offenbar auf entsprechende negative Erfahrungen mit den Einungen von 1402 und 1408. Dies näherte wiederum die Position der Fünf noch weiter der eines Landfriedensausschusses an. Zugleich wurde es offenbar schwieriger, Adelige zu finden, die bereit waren, dieses Amt zu übernehmen, wie die Regelungen über die Bestimmung der Nachfolger durch die Fünf, die Vergütung der Unkosten und die Auslösung bei Gefangennahme zeigen. Letzteres führte zur Einführung einer Umlage der Kosten auf die Mitglieder. Der Text der Urkunde gibt einen Hinweis darauf, gegen welche Verunrechtungen speziell sich die Adeligen wandten. Im Artikel über die Hilfe bei Verunrechtung ist außer den allgemeinen Wendungen von Rechten, Freyheiten, Herrlichkeiten auch die Rede von Vogtheyen und Erbschafften.365 Ersteres verweist auf das bereits skizzierte Problem um die Ausdehnung der Rechtsprechung der bischöflichen Zentgerichte in die der adeligen Vogteien. Gerade zu dieser Zeit lag Graf Linhart von Castell im Streit mit Bischof Johann von Würzburg um die Kompetenzen des Brückengerichts, das Gericht zu Ahausen, die Volkacher Zent und anderes mehr.366 Die hervorgehobene Rolle, die der Graf von Castell in der Einung spielte, weist darauf hin, daß die Einung in erster Linie seinen Interessen diente. Der besondere Bezug der Einung zum Hochstift Würzburg wird auch aus der Wahl der Versammlungsorte Schweinfurt, Königsberg, Karlstadt, Ochsenfurt, Kitzingen und Groß-Langheim deutlich. Aber die Einung wies auch einen über die partikularen Interessen des Adels und über das Hochstift Würzburg hinausgehenden Zug auf. Bereits in der Vorrede des Einungstextes betonten die Adeligen, auf den Nutzen des ganzen Landes bedacht zu sein. Eine solche Vorrede hatte es im Einungsbrief von 1402 nicht gegeben. Den Nut365 Lünig Nr. 113, S. 229, rechte Spalte, 2. Absatz. 366 StAW WU 2/49; MC Nr. 522, S. 250; Köberlin, S. 28 mit Anm. 5.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

zen des ganzen Landes, dem ihr Kampf gegen den Guldenzoll zugute gekommen sei, hatten sie schon in ihrem Brief an die Reichsstadt Nürnberg betont. Dieser neue Akzent in der Zielsetzung der Einung wurde sicherlich auch durch den Vorwurf der Unfriedlichkeit und die Konkurrenz zu dem projektierten Landfrieden veranlaßt. Dieser über die partikularen Interessen des Adels hinausweisende Zug setzte sich fort in dem Bündnis mit der Reichsstadt Schweinfurt und dem Landgrafen Wilhelm von Thüringen vom 22. Oktober 1423. Das Bündnis mit der Reichsstadt Schweinfurt erneuerte die Einung am 3. Dezember 1423.367 Die Adeligen sagten der Reichsstadt Hilfe gegen Übergriffe in ihre Rechte, Freiheiten und Privilegien zu sowie für den Fall, daß Habe der Stadt oder ihrer Bürger weggenommen und in den Machtbereich eines Einungsgenossen gelangen und falls Schweinfurt durch ein feindliches Heer angegriffen würde. Im Gegenzug sagte Schweinfurt zu, sich an einer Anlage der Einung mit 1/11 zu beteiligen. Wenn Fürsten, Grafen oder Städte der Einung beitreten würden, sollte sich der Anteil verringern. Wenn die Einung die Anlage zur Bestellung eines reisigen Zugs erhob, sollte die Reichsstadt ihren Anteil in Reisigen stellen können, die sie selbst besoldete. Wenn die Einung einen reisigen Zug von 100 Pferden aufbieten würde, sollte die Reichsstadt vier Pferde stellen. Außerdem sollte sie bis zu 60 Fußleute oder Schützen stellen. Bei der Verteilung der Beute sollte auf einen Fußsoldaten der halbe Anteil eines Reisigen entfallen. Gegen Reichsstädte sollte Schweinfurt der Einung nicht helfen müssen, außer im Falle einer Belagerung. Im Kampf erlittene Schäden sollten mit Beute ausgeglichen werden und darüber hinaus erlittene Schäden jeder selbst tragen, es sei denn, die Reichsstadt nähme Schaden an Büchsen, Armbrüsten oder Pulver, dieser sollte aus der Anlage beglichen werden. In Streitigkeiten zwischen der Einung oder den Adeligen auf der einen und der Reichsstadt oder ihren Bürgern auf der anderen Seite sollten die Fünf und zwei aus dem Rat der Reichsstadt entscheiden. Schließlich sollte die Reichsstadt keine Eigenleute der Adeligen zu Bürgern annehmen, es sei denn, diese wären von ihrem Herrn nicht binnen Jahresfrist abgefordert worden. Das Bündnis sollte genau so lange währen wie die Einung, nämlich zehn Jahre. Durch die Erneuerung des Bündnisses mit der Reichsstadt Schweinfurt verstärkte sich der über die partikularen Interessen des Adels hinausweisende Zug der Einung. Die Bündnispartner erwarteten sogar den Beitritt weiterer Fürsten, Grafen und Städte, wie sich aus der Urkunde ergibt. Vermutlich zog die Reichsstadt das Bündnis mit dem Adel dem Landfrieden deshalb vor, weil sie selbst sich seit langem mit Bischof Johann von Würzburg im Streit befand.368 Diese Option war freilich in dem älteren Bündnis der Reichsstadt mit der Einung angelegt, denn wie das Bündnis mit dem Landgrafen Wilhelm von Thüringen zeigt, bestand das Bündnis zwischen der Einung und der Reichsstadt bereits vor dem 3.  Dezember 1423 und wurde lediglich erneuert. Vielleicht war es sogar ursprünglich zur gemeinsamen Bekämpfung des Guldenzolls abge367 Lünig Nr. 114, S. 232–234. 368 Vgl. MSf Nrn. 223a–226, S. 202–208; Fries, Chronik 3, S. 141–143.

Einung und Reichspolitik von 1423 bis 1432

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schlossen worden. Vermittelt wurde das Bündnis aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Ritter Erkinger von Seinsheim zum Steffansberg, der zu dieser Zeit die Vogtei über Schweinfurt innehatte.369 Die Einung und ihr Bündnis mit der Reichsstadt Schweinfurt müssen auch vor dem Hintergrund des Privilegs vom 13. September 1422 gesehen werden, mit dem König Sigismund der Ritterschaft überall in Deutschland erlaubt hatte, sich untereinander und mit den Reichsstädten zu verbünden, das sy bey gleich und recht bleiben, sofern sie nur den König davon ausnahmen.370 Damit hatte er die reichsrechtliche Grundlage für den Abschluß von Einungen innerhalb der Ritterschaft und darüber hinaus für Bündnisse mit den Reichsstädten geschaffen und das in der Goldenen Bulle und vielen Landfrieden ausgesprochene Verbot der Rittereinungen und -gesellschaften371 praktisch aufgehoben. Als Grund hierfür gab König Sigismund an, das die ritterschaft in Deutschen landen vil twang leydet und vast gedrungen wirdet an iren rechten von ettlichen und ufhaldung solichs unrechten wol bedorffe, und, wiewol sy villeiht offte gern zu uns zuflucht hetten von solichs unrechts wegen und uns anruften, in das zu wenden, so sein wir in offt zu verre von anderr unserr gescheffte wegen, die wir fur handen haben, das sy uns nicht fuglich mogen erreichen. Mit dem Privileg sanktionierte König Sigismund ausdrücklich Selbsthilfevereinigungen nach Art der fränkischen Adelseinungen. Die Bündnisse sollten der Ritterschaft ermöglichen, sich gegen Unrecht selbst zur Wehr zu setzen, weil der König ihr oft nicht zu ihrem Recht zu verhelfen vermochte. Über die partikularen Interessen des Adels hinaus sollten seine Bündnisse insbesondere im Verein mit den Reichsstädten auch dem Landfrieden dienen. Das Privileg war insoweit auf die Verhältnisse in Schwaben zugeschnitten, wo der königliche Landfriede durch ein Geflecht zweiseitiger Bündnisse der dortigen Fürsten, Grafen, Herren und Reichsstädte ersetzt worden war.372 In Schwaben fanden denn auch ab 1426 tatsächlich Verhandlungen über ein Bündnis zwischen der Gesellschaft mit St. Jörgenschild und dem Schwäbischen Städtebund statt.373 Darüber hinaus mag sich König Sigismund von einem Bündnis der Ritterschaft mit den Reichsstädten die Schaffung eines Gegengewichts gegen die Macht der Fürsten im Reich versprochen haben, denen gegenüber er sich auf jenem Reichstag in der Defensive befand.374 Hinsichtlich der Reichsstädte ist überliefert, daß König Sigismund sie auf dem Reichstag in Nürnberg 1422 ermunterte, sich gegen die Fürsten zusammenzuschließen.375 Eine entsprechende Intention hinsichtlich der Rit369 Ebd., S. 141 mit Anm. 169. 370 Weinrich, QVerfG, Nr. 117, S. 463 f.; DRTA ä.R. 8 Nr. 181, S. 219 f.; Schubert, S. 70 f. Zum folgenden vgl. auch Mau, S. 48–59. 371 Noch im Landfrieden 30. September 1414, DRTA ä.R. 7 Nr. 147, S. 208, Art. 22. 372 Vgl. Angermeier, S. 343–347; Wefers, S. 51 f. 373 Mau, S. 69 ff. 374 Vgl. Wefers, S. 93–110. 375 DRTA ä.R. 8 Nr. 131, S. 142 f.

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terschaft erscheint nicht abwegig, waren doch gerade die fränkischen Adelseinungen in Opposition zu den Fürsten entstanden. Ein direktes Einwirken König Sigismunds auf die Gründung der Adelseinung und ihr Bündnis mit der Reichsstadt Schweinfurt ist zwar unwahrscheinlich, hatte doch er selbst Bischof Johann den Zoll verliehen, den die Adelseinung dann bekämpfte. In einem allgemeinen Sinne dürfte das Privileg aber durchaus die Gründung der Adelseinung und ihre ausgreifende Bündnispolitik angeregt haben. Der Architekt dieser ausgreifenden Bündnispolitik dürfte der Ritter Erkinger von Seinsheim zum Steffansberg gewesen sein. Er war führend in der Einung beteiligt,376 vermittelte das Bündnis mit der Reichsstadt Schweinfurt und war auch sonst in der Reichspolitik sehr aktiv.377 Vielleicht steuerte er bereits zu dieser Zeit – nach seiner Heirat mit der Gräfin Barbara von Abensberg im Jahre 1422 – auf die Erhebung in den Reichsfreiherrenstand hin, die er 1429 als Herr zu Schwarzenberg erreichte.378 So standen sich Ende 1423 in Franken der Landfriede und das Bündnis der Adelseinung mit der Reichsstadt Schweinfurt und dem Landgrafen Wilhelm von Thüringen gegenüber. Diese konfliktträchtige Situation wurde durch mehrere Taidigungen entschärft, die die Streitpunkte zwischen Bischof Johann von Würzburg und den Adeligen ausräumten. Zunächst schlichteten am 7.  Dezember 1423 Graf Wilhelm von Henneberg, die Würzburger Domherren Conrad Herr zu Bickenbach, Conrad von der Kere und Werner von Hain, der Ritter Otto Voit von Salzburg, Erkinger von Seinsheim zu Wiesenbrunn und der Nürnberger Bürger Sigmund Stromer von der Rosen zwischen Bischof Johann und Graf Linhart von Castell wegen der Seen zu Dornheim, der Mühle zu Ahausen, der geistlichen Lehen, des Brückengerichts, des Gerichts zu Ahausen, der Bede zu Bibart, dem Wildbann im Kitzinger Forst, um Schillingsfürst und Speckfeld, die Volkacher Zent und die Flurmarkung zu Iphofen.379 Am 18. März 1424 schlichteten dann Bischof Friedrich von Bamberg, der Bamberger Domprobst Martin von Lichtenstein und die Ritter Peter Truchseß, Arnold von Seckendorff, Hofmeister des Markgrafen Friedrich von Brandenburg, Apel von Lichtenstein, Hans Voit von Salzburg und Eberhard von Schaumberg und die Edelknechte Wiglas Schenk von Geyern und Matthias von Lichtenstein die zwischen Bischof Johann und der Einung noch strittigen Punkte.380 Die Aussöhnung zwischen Bischof Johann und der Einung machte den Weg frei für den Abschluß einer Einung zwischen den Bischöfen Friedrich von Bamberg und Johann von Würzburg, dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg, Burggrafen zu Nürnberg, seinem Sohn Johann und den Grafen, Herren, Rittern und Knechten der Einung vom 26.  November 1423. Der genaue Inhalt dieser Einung ist nicht über376 377 378 379 380

Vgl. auch ebd. Nr. 260, S. 304. Vgl. etwa RI 11 Nrn. 4326 und 4328, S. 305 f. sowie Schwarzenberg, S. 41–46. RI 11 Nr. 7367. MC Nr. 522, S. 250; Köberlin, S. 29. StAW WU 19/92; Lünig Nr. 116, S. 235; Köberlin, S. 29.

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liefert, sie diente aber dem Schutz von Land und Leuten und dürfte damit landfriedensähnlichen Charakter gehabt haben, was noch dadurch verstärkt wurde, daß ihr im April und Mai 1424 zahlreiche weitere fränkische Fürsten, Grafen, Herren, Ritter und Knechte beitraten.381 Hierzu beigetragen hatte auch, daß der Landfriede praktisch nicht zur Ausführung gelangte wegen eines von König Sigismund in ihn aufgenommenen Zusatzartikels, demzufolge den Landfrieden nicht genießen sollte, wer gegen den von ihm dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg und seinen Parteigängern und Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt am 1. September 1422 gebotenen Waffenstillstand verstieß.382 Das Bündnis zwischen Fürsten, Grafen, Herren, Rittern und Knechten trat damit an die Stelle eines allgemeinen Landfriedens für Franken, allerdings unter Ausschluß der Reichsstädte, die in den überlieferten Urkunden nicht erwähnt werden. Das Bündnis der Einung mit der Reichsstadt Schweinfurt bestand daneben fort. Am 5. Februar 1431 verurteilten die Fünf Heinrich Fuchs zu Waldburg, Apel von Stein, Hans von Ehenheim gen. Übel, Sebastian von der Tann und Heinz Steinrück Erkinger, Herrn zu Schwarzenberg, zur Begleichung von Schulden in Höhe von insgesamt 1.150 fl gegenüber der Reichsstadt und darüber hinaus zur Leistung von Schadensersatz für den Raub von 18 Eimern Weins von einem Schweinfurter Juden und für die Gefangennahme des Offizials Heinrich von der Tann und anderer Würzburger Domherren im Gebiet der Reichsstadt.383 Das Vorgehen gegen ein so prominentes Mitglied wie den Herrn von Schwarzenberg war für die Einung nicht unproblematisch. Sie hatte denen von Schweinfurt nach dem Willen Erkingers das Recht, wie es in dem Urteilsbrief heißt, lang und vil Zeit verzogen und usgeschlagen. Nachdem aber Erkinger über das außen blieben, und in [d. h. den Schweinfurtern] nechst aus dem Rechten geritten war, nämlich einen von dreien der Fünf am 4. Januar 1431 anberaumten Rechttag verlassen hatte, ohne auf die Klage der Reichsstadt zu antworten, hatten die Fünf den Schweinfurtern Recht und Erkentnus auf ihre hefftige ernstliche Vermahnung und Forderung (...) nit gerne lenger verziehen noch uffgehalten mögen, allerdings nicht, ohne sich zuvor der Rückendeckung einiger mächtiger Mitglieder der Einung zu versichern, nämlich des Ritters Veit von Rotenhan und der Edelknechte Caspar von Bibra, Erkinger von Seinsheim zu Kottenheim, Hans und Martin von Heßberg, Peter von Ehenheim, Diez von Thüngen und Georg Fuchs zu Stollberg.

381 Vgl. Lünig Nrn.  115 und 117–120, S.  234–236; MSf Nr.  231, S.  211. Rupprecht, Vom Landfriedensbündnis zur Adelseinung, S. 112 meint, die Adeligen der Einung von 1423 seien in die Kitzinger Einung der drei fränkischen Fürsten von 1422 aufgenommen worden. Die vorgenannten Quellen belegen jedoch, daß die genannten Fürsten eine weitere Einung mit den Grafen, Herren, Rittern und Knechten der Adelseinung abschlossen, der dann weitere fränkische Fürsten, Grafen, Herren, Ritter und Knechte beitraten. Vgl. Schneider, Überregionale Integrationstendenzen, S. 128 mit Anm. 71; Schubert, S. 75 f.; Köberlin, S. 29 f. 382 Vgl. DTRA ä.R. 8 Nr. 282, S. 327; Nr. 278, S. 324 [49] und Nr. 170, S. 200–202. 383 Lünig Nr. 123, S.140 f.

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Der Urteilsbrief vom 5. Februar 1431 ist der einzige, der von einer Einung des 15. Jahrhunderts in Franken überliefert ist. Dies läßt aber keineswegs darauf schließen, daß das Einungsgericht ineffektiv war oder nicht in Anspruch genommen wurde. Eine Bestimmung der Einung aus der Zeit der Wirren im Hochstift Würzburg, nach der den Parteien in Zukunft Urteilsbriefe gegeben werden sollten, weist vielmehr darauf hin, daß die Urteile bis dahin nur mündlich gesprochen wurden. Der Fall der Reichsstadt Schweinfurt dürfte eine Ausnahme gewesen sein, weil die Reichsstadt über eine eigene Kanzlei verfügte, die eine solche Urkunde auch ausstellen, das heißt den Urkundentext vorbereiten konnte, den die urteilenden Ritter dann nur noch mit ihrem Siegel versehen mußten. Ansonsten dürften das Einungsgericht und die es bildenden Ritter kaum über eigene Schreiber verfügt haben.

2. Der Aufruf zum Hussitenzug von 1427 Die Einung von 1423 und ihre Mitglieder engagierten sich auch in einer der großen Reichsangelegenheiten der 20er Jahre des 15. Jahrhunderts, der Bekämpfung der Hussiten in Böhmen.384 Der Magister der Theologie Jan Hus hatte seit dem Jahre 1400 an der Jerusalemskapelle in Prag im Anschluß an die Lehren John Wyclifs gegen die kirchliche Hierarchie und den Reichtum der Kirche und für eine arme apostolische Kirche und eine Anerkennung der Bibel, der Kirchenväter und der frühen Konzilien als alleinige Autoritäten gepredigt, wofür er vom Konstanzer Konzil als Ketzer verurteilt und am 15. August 1415 – trotz der Zusage sicheren Geleits durch König Sigismund – verbrannt worden war. Zu einer Angelegenheit des Reichs wurde die Bekämpfung der Anhänger Hus‘ in Böhmen, nachdem König Sigismund nach dem Tode König Wenzels 1419 König von Böhmen geworden war. Am 1. März 1420 proklamierte Papst Martin V. den Kreuzzug, und in den Jahren 1421 bis 1426 unternahmen König Sigismund und die deutschen Fürsten drei erfolglose Kriegszüge gegen die Hussiten.385 Nach dem dritten erfolglosen Kreuzzug, der im Juni 1426 mit der Niederlage des deutschen Heeres bei Aussig geendet hatte, riefen am 15. Januar 1427 zwölf fränkische Grafen, Herren, Ritter und Knechte in einem offenen Brief zu einem Kriegszug gegen die Hussiten auf.386 Der Aufruf beginnt mit einer bewegten Klage über die Schmähung, Lästerung und den Widerstand, auch das Blutvergießen, Mordbrennen und den Schaden, die dem christlichen Glauben, der Jungfrau Maria und allen Heiligen in Böhmen geschehen seien und bislang auch durch alle Anstrengung christlicher Macht 384 Vgl. zum folgenden Josef Macek: Hus, Johannes, in: LexMA 5, Sp. 230 f.; ders.: Hussiten, ebd., Sp. 232–234 sowie Bezold, passim. 385 Vgl. ebd. 1, S. 55–58 (1421) und 109–122 (1422) und 2, S. 81–83 (1426). 386 DRTA ä.R. 9 Nr. 9, S. 11–14 (lat.); Palacky, UB Hussitenkrieg, Nr. 425, S. 481–484 (dt.). Zum folgenden vgl. Schneider, Überregionale Integrationstendenzen, passim.

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nicht hätten verhindert werden können. Doch nun habe der allmächtige Gott die Herzen etlicher Freunde des christlichen Glaubens bewegt, namentlich die der zwei Bischöfe von Bamberg und Würzburg und des Markgrafen von Brandenburg und ihrer Vasallen, die in Bamberg versammelt gewesen seien, und so hätten sich Herren und Ritterschaft zu Franken mit Rat, Wissen und Willen der drei Fürsten, auch zur Unterstützung der Kurfürsten, die die Fürsten und Städte des Reichs in eben dieser Angelegenheit auf den 9. Februar nach Mainz beschieden hätten, der Sache angenommen. Sie sollten die ritterliche Übung, die sie bislang auf Turnieren und ritterlichen Heerfahrten verwendet hätten, nunmehr gegen die Irrung des christlichen Glaubens und zur Rettung der rechtgläubigen böhmischen Fürsten verwenden. Die „Hussitenfahrer“ sollten sich am 15. Juni in Eger unter dem Banner der Jungfrau Maria und des heiligen Georg versammeln. Dort sollten der Zug geordnet und Hauptleute bestellt werden. Jeder sollte für sechs Wochen und auf eigene Kosten teilnehmen. Als Dank hierfür wurden der Ritterschlag und die Ausrichtung einer Ehrentafel in Aussicht gestellt. Den Aufruf unterzeichneten die Grafen Johann von Wertheim und Wilhelm von Castell, Conrad Schenk Herr zu Limpurg, die Ritter Erkinger von Seinsheim, Arnold von Seckendorff, Conrad von Aufseß, Eberhart von Schaumberg und Veit von Rotenhan und die Edelknechte Karl von Hirsberg, Matthias von Lichtenstein, Eberhart Förtsch von Thurnau und Heinrich Fuchs von Eltman. Die zwölf Adeligen befanden sich in Bamberg vermutlich im Gefolge der Bischöfe Friedrich von Bamberg und Johann von Würzburg und des Markgrafen Friedrich von Brandenburg, die dort über die Errichtung eines Landfriedens für Franken berieten.387 Eine Reihe von ihnen waren Räte dieser Fürsten, so etwa Arnold von SeckendorffAberdar Hofmeister Markgraf Friedrichs. Eberhard von Schaumberg und Matthias von Lichtenstein waren vermutlich Räte Bischof Friedrichs von Bamberg, da sie zu den Adeligen gehört hatten, die am 18. März 1424 die noch zwischen Bischof Johann von Würzburg und der Einung strittigen Punkte geschlichtet hatten. Auf der anderen Seite zählten zu den Verfassern des Aufrufs auch prominente Mitglieder der Adelseinung von 1423, nämlich Graf Wilhelm von Castell, Erkinger von Seinsheim, Veit von Rotenhan und Heinrich Fuchs von Eltman. Mit ihrem Aufruf knüpften die fränkischen Adeligen an die Tradition der vom Deutschen Orden im 14. und frühen 15. Jahrhundert initiierten Kreuzzüge gegen die Heiden in Preußen an.388 Auch diese standen unter dem Patronat der Jungfrau Maria und des hl. Georg und versprachen ihren Teilnehmern den Erwerb der Ritterwürde. Besonders signifikant ist das Motiv der Ehrentafel: Diese wurde vom Hochmeister des Deutschen Ordens jeweils vor Beginn des Kreuzzugs in Königsberg für zwölf oder 14 besonders ausgezeichnete Adelige ausgerichtet.389 Die Ehrentafel wurde so zu einer Art Gradmesser für das Prestige der Teilnehmer und zu einer besonderen Attraktion. Da

387 Vgl. Pfeiffer, Quellen, Nrn. 738–746, S. 316 f. 388 Vgl. hierzu Keen, S. 261–264 und Paravicini, passim. 389 Vgl. hierzu ebd. 1, S. 316–334.

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der Kampf gegen die Hussiten vom Papst zum Kreuzzug erklärt worden war, lag die Übernahme der Institution des Ehrentisches nahe. Eine eigene Einung oder Gesellschaft schlossen die zwölf Adeligen zum Zwecke des „Hussitenzugs“ wohl nicht ab. Dies hätte auch nicht der Tradition der Adelseinungen und -gesellschaften entsprochen, sich nicht zur Durchführung eines bestimmten Unternehmens, sondern dauerhaft zusammenzuschließen. Im lateinischen Text des Aufrufs ist zwar an mehreren Stellen von der societas (sive compagnia) die Rede, die die Adeligen geschlossen hätten.390 In der deutschen Fassung fehlen indes die entsprechenden Worte und Passagen.391 Möglicherweise versuchten die Adeligen, in der lateinischen Version ihrem Unternehmen gegenüber dem Papst, von dem die drei Fürsten Unterstützung hierzu erbaten,392 einen größeren Anschein von Verbindlichkeit zu geben, als es tatsächlich besaß.393 Es ist nicht überliefert, ob der Aufruf auf eine nennenswerte Resonanz in der Ritterschaft stieß.394 Die Heeresordnung, die die Kurfürsten und Fürsten für den geplanten Zug erstellten, berücksichtigte ihr Engagement allenfalls indirekt, indem sie festlegte, daß Ritter und Knechte, die nicht im Aufgebot eines Herrn, sondern auf eigen koste zerung und abentewer nach Böhmen ziehen wollten, mit den dort gemachten Gefangenen nach eigenem Gutdünken verfahren könnten.395 Den Landfrieden, über den die Bischöfe Friedrich von Bamberg und Johann von Würzburg und Markgraf Friedrich von Brandenburg am 27. Januar in Bamberg beraten hatten, schlossen sie am 5. Februar mit dem Bischof Johann von Eichstätt und den Reichsstädten Nürnberg, Windsheim und Weißenburg nach dem Muster des Landfriedens von 1423 ab, das heißt mit einem Hauptmann und sechs Beigeordneten der Fürsten und der Reichsstädte an der Spitze.396 Hauptmann wurde der Ritter Erkinger von Seinsheim zum Steffansberg.397

390 DRTA ä.R. 9 Nr. 9, S. 12, Z. 34 und S. 13, Z. 1 und 11. 391 Abweichend von Palacky, UB Hussitenkrieg, Nr. 425, S. 483, Z. 24 und 26 ist im Original ubung bzw. übung statt eynunge zu lesen, Schneider, Überregionale Integrationstendenzen, S. 122, Anm. 35. 392 DRTA ä.R. 9 Nr. 11, S. 14. 393 Vgl. Schneider, Überregionale Integrationstendenzen, S. 122 f. 394 Vgl. ebd., S. 127 und 131 f. und Bezold 2, S. 109–117. 395 DRTA ä.R. 9 Nr. 31, S. 39, Art. 32. 396 Pfeiffer, Quellen, Nr. 747, S. 318–320. 397 Ebd. Nr. 752, S. 321; Nr. 760, S. 322 und Nr. 762a, S. 323.

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3. Das Bündnis der Einung von 1423 mit den Gesellschaften mit St. Jörgenschild und mit dem Einhorn Die fränkische Einung von 1423 trat das nächste Mal anläßlich des Vertrags in Erscheinung, den sie am 10. Juli 1430 mit der schwäbischen Gesellschaft mit St. Jörgenschild und der oberpfälzischen Gesellschaft mit dem Einhorn schloß.398 Die beteiligten Gesellschaften und Einungen sagten sich darin zu, Streitigkeiten ihrer Mitglieder nur auf dem Rechtswege auszutragen, und zwar jeweils vor dem Hauptmann der Partei, der der Beklagte angehörte. Auch Streitigkeiten zwischen den Gesellschaften als ganzen sollten auf diese Weise ausgetragen werden. Die Vereinbarung sollte bis zum St.Georgs-Tag 1433 währen und der König hiervon ausgenommen sein. Die Gesellschaft mit St. Jörgenschild war im Jahr 1407 im Kampf gegen die Appenzeller Landgemeinde und ihre Verbündeten entstanden.399 Die Appenzeller hatten im Zuge ihres Kampfes gegen den Abt von St. Gallen auch Raubburgen gebrochen und Vogt- und Eigenleute des Adels in ihr Landrecht aufgenommen. Am 27. Oktober 1407 verbündeten sich die acht Hauptleute der Ritterschaft in Schwaben, nämlich Herzog Ulrich von Teck, Graf Eberhard von Werdenberg von Sigmaringen, Walther von Königseck und Berthold von Stain einerseits und Graf Eberhard von Nellenburg, Landgraf im Hegau und in Madach, der Freiherr Heinrich von Rosnegg, der Ritter Heinrich von Randegg und Rudolf von Friedingen der Jüngere andererseits, die Bischöfe von Augsburg und Konstanz und 75 Adelige aus Oberschwaben sowie 24 Adelige aus dem Hegau mit der Stadt Konstanz gegen die Appenzeller.400 Die Hauptleutestruktur weist beide Teile als typisch schwäbische Fehde- und Soldgesellschaften aus. Die Adeligen aus dem Hegau gehörten einer Gesellschaft an, die sich bereits am 11. September 1406 zum Austrag von Streitigkeiten und zu gegenseitiger Hilfe zusammengeschlossen hatte.401 Am 21. November 1407 verschmolzen beide Gesellschaften zur Gesellschaft mit St. Georgenkreuz.402 Vereint schlugen sie die Appenzeller in der Schlacht bei Bregenz am 13. Januar 1408. Aufgrund eines Schiedsspruchs König Ruprechts vom 4. April 1408 mußten die Appenzeller ihren Bund auflösen und die Eigenund Vogtleute des Adels, die sie aufgenommen hatten, entlassen.403 Dafür durften die von den Appenzellern gebrochenen Raubburgen nicht wieder aufgebaut werden.

398 Urkunden: Lünig Nr. 121, S. 237–239 (der Gesellschaft mit St. Jörgenschild für die fränkische Einung); StAW HV Urkunden, 1430 Juli 10, Nr. 1591 = Weinrich, QVerfG, Nr. 121, S.  477–479 = Lünig Nr.  122, S.  239 (der Gesellschaft mit dem Einhorn für die fränkische Einung). Zum folgenden vgl. auch Mau, S. 90–93. 399 Vgl. zum folgenden ebd., S.  14–26 und Carl, Vom Appenzeller Krieg zum Schwäbischen Bund, S. 101–112. 400 UB StGallen 4 Nr. 2404, S. 823–825. 401 GLAK 123/78, fol. 1r–8v. 402 Blickle/Blickle Nr. 26, S. 188–193; UB StGallen 4, S. 826–828. Der Name im Bündnis mit Herzog Friedrich IV. von Österreich ebd. Nr. 2409, S. 834–836. 403 Ebd. Nr. 2411, S. 837–842.

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Dessenungeachtet erneuerten die Adeligen ihre Gesellschaft am 16. Juni 1408.404 Im Jahre 1413 erweiterte die Gesellschaft sich auf den Adel im Allgäu. Sie bestand nunmehr aus den drei Teilgesellschaften im Hegau, an der Donau und im Allgäu. In dieser Struktur erschien die Gesellschaft dann erneut 1426, als sich die Gesellschaften im Hegau, an der Donau und im Allgäu mit der Gesellschaft in Unterschwaben an der Donau verbanden.405 Die Gesellschaft mit dem Einhorn war am 16. April 1428 vom Landgrafen Leopold von Leuchtenberg, Hartmann dem Älteren und Caspar, Herren zu Laber, und 62 Rittern und Knechten aus der Oberpfalz und Niederbayern gegründet worden.406 Die Adeligen versprachen sich darin Hilfe gegen jedermann, der sie verunrechten wollte, sowie friedlichen Austrag von Streitigkeiten untereinander. Tatsächlich diente die Gesellschaft wohl in erster Linie dem Schutz gegen die Hussiten. Außerdem sollte der Hauptmann jedes verstorbene Mitglied mit Vigilien und 24 Seelmessen begehen lassen – eine Reminiszenz an die frühere Verbindung der Adelsgesellschaften mit Elementen der spätmittelalterlichen Hoforden, die wir bei den fränkischen Einungen und der schwäbischen Gesellschaft mit St. Jörgenschild nicht mehr finden. Die Austragsvereinbarung dürfte auf Initiative der Gesellschaft mit St. Jörgenschild zustande gekommen sein. Dies ergibt sich aus der Form des Austrags vor dem Hauptmann der Partei des Beklagten, die dem Austragsverfahren des St. Jörgenschilds entsprach, sowie aus der Bezugnahme auf den St.-Georgs-Tag. Zur selben Zeit versuchte die Gesellschaft mit St. Jörgenschild auch zu einer Austragsvereinbarung mit den schwäbischen Reichsstädten zu gelangen, die indes am Mißtrauen der schwäbischen Reichsstädte scheiterte.407 Hinter diesen Bestrebungen stand unter anderem das Interesse König Sigismunds an einer Befriedung Schwabens, um auf diese Weise Mittel für die Bekämpfung der Hussiten in Böhmen erhalten zu können. Dieses Motiv könnte auch hinter dem Abschluß der Verträge zwischen den drei Gesellschaften und Einungen gestanden haben. Die Verträge wurden in Ellingen geschlossen, einer Kommende des Deutschen Ordens. Der Deutschmeister Eberhard von Seinsheim engagierte sich im folgenden Jahr besonders für die Bekämpfung der Hussiten durch die Adelsgesellschaften.

4. Das Projekt der Hussitenabwehr von 1431 Einen letzten Anlauf zu einem überregionalen Adelsbündnis unternahmen angesichts der Niederlage von Taus (14. August 1431) und der damit aktuellen Bedrohung durch die Hussiten einige Grafen, Herren, Ritter und Knechte der Gesellschaften und Einungen in den Ländern Meißen, Thüringen, Osterland, Franken, Schwaben, Bayern, 404 405 406 407

Ebd. Nr. 2420, S. 850–855. BayHStA Kurbayern Äußeres Archiv 1997, fol. 1r–6v. StAA Oberpfälzische Registraturbücher 19, fol. 34r–36v. Vgl. hierzu Mau, S. 81–156.

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Kraichgau und Wetterau, die selbst an dem letzten Zug nach Böhmen teilgenommen hatten, auf einem Tag in Windsheim am 30. September 1431.408 Sie entwarfen ein Bündnis, demzufolge die Grafen, Herren, Ritter und Knechte jedes Landes jedem anderen Land, das von den Hussiten überfallen würde, zu Hilfe kommen sollten. Hierzu sollten sich die Überfallenen an die Hauptleute und Gesellschaften in den Ländern wenden, in denen Einungen und Gesellschaften bestanden. In den Ländern, in denen es keine Einungen und Gesellschaften gab, sollte auf die Nachricht von dem Überfall hin ein Hauptmann gewählt werden, der dann seine Landsleute zur Hilfe aufbieten sollte. Weiterhin sollte für den nächsten Sommer ein allgemeiner Kriegszug nach Böhmen beschlossen werden. Zum endgültigen Beschluß des Bündnisses sollte jedes Land fünf oder sechs Bevollmächtigte auf einen Tag nach Nürnberg am 18. November 1431409 schicken. Die Grafen, Herren, Ritter und Knechte, die nicht auf dem Tag erschienen oder vertreten gewesen waren, setzten sie hiervon durch ein Ausschreiben in Kenntnis.410 Aus Franken waren in Windsheim anwesend der Deutschmeister Eberhard von Seinsheim, Graf Michael von Wertheim, der lange und der schwarze Erkinger von Seinsheim für das obere und Peter von Seckendorff für das untere Frankenland und das Gebiet an der Baunach.411 Das Rückgrat des gesamten Unternehmens bildeten – wie sich bereits aus der geplanten Organisation der Verteidigung ergibt – die in den genannten Ländern bestehenden Einungen und Gesellschaften. Dies waren in Franken die Einung von 1423, in Schwaben die Gesellschaft mit St. Jörgenschild, in Bayern die Gesellschaft mit dem Einhorn und im Kraichgau und der Wetterau die Gesellschaft mit dem Esel. Von den in Windsheim erschienenen Rittern und Knechten412 gehörten der lange und der schwarze Erkinger von Seinsheim der Einung von 1423,413 Wilhelm von Rechberg und Seitz von Hausen der Gesellschaft mit St. Jörgenschild,414 Albrecht von Freudenberg der Gesellschaft mit dem Einhorn415 und Frank von Kronberg der Gesellschaft mit dem Esel416 an. Dagegen scheinen in Meißen, Thüringen und im Osterland zu dieser Zeit keine Gesellschaften oder Einungen bestanden zu haben. Es fällt aber auf, daß in diesen Ländern in früheren Zeiten Gesellschaften bestanden hatten.417 Schließlich 408 DRTA ä.R. 9 Nrn. 462–465, S. 624–628. Zum folgenden vgl. Mau, S. 140–150 und Schneider, Überregionale Integrationstendenzen, S. 134–138. 409 Die Angabe sonntag sant Merteins tag (11. November 1431) in der Kopie des Ausschreibens im Kopialbuch der Stadt Eger, DRTA ä.R. 9 Nr. 463, S. 626, Z. 20, beruht wohl auf einer Nachlässigkeit des Kopisten, der vergaß, der Datumsangabe das Wort nach voranzustellen. 410 Ebd. Nr. 463, S. 625 f. 411 Ebd. Nr. 464, S. 627. 412 Ebd., S. 627. 413 Vgl. StAW WU Libell 664; Schneider, Überregionale Integrationstendenzen, S.  136 mit Anm. 111. 414 Mau, S. 140, Anm. 399. 415 Vgl. Weinrich, QVerfG, Nr. 121, S. 478 f.; Lünig Nr. 122, S. 239. 416 Vgl. Ranft, Adelsgesellschaften, Anhang C. 417 Vgl. die Karte ebd., S. 33.

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ist bemerkenswert, daß der Liste der in Windsheim nicht vertretenen Länder auch eine der nicht erschienenen Grafen und Herren angefügt wurde.418 Es handelte sich dabei im wesentlichen um solche, die führend in den Einungen und Gesellschaften (gewesen) waren, etwa die Grafen von Wertheim, Henneberg, Castell und Rieneck und die Herren von Bickenbach in den fränkischen Einungen und die Grafen von Katzenelnbogen und von Nassau und die Herren von Eppstein in der Gesellschaft mit dem Löwen. Offenbar glaubte man auf Seiten der Ritter und Knechte, auch bei dem jetzigen Unternehmen nicht auf die Mitwirkung der Grafen und Herren verzichten zu können. Der auf den 18. November nach Nürnberg anberaumte Tag fand tatsächlich statt. Die Namen der Teilnehmer sind nicht überliefert, doch scheinen nur Ritter aus Schwaben, Bayern, Franken und den Niederlanden, das heißt aus dem Gebiet zwischen Wetterau und Kraichgau, erschienen zu sein. Dies läßt sich jedenfalls dem Bericht entnehmen, den der Gesandte der Reichsstadt Nürnberg den in Ulm versammelten Boten des Schwäbischen Städtebunds am 1. Dezember 1431 über die Versammlung gab.419 Demzufolge hatten die Ritter die Nürnberger von ihrer Absicht, sich gegen einen befürchteten Überfall durch die Hussiten zur Wehr zu setzen, und über ihre Pläne bezüglich des für den nächsten Sommer geplanten Zugs unterrichtet und durchblicken lassen, daß sie dazu gerne die Hilfe der Städte und anderer hätten und auch für nötig befänden, vor der Durchführung über die Aufrichtung eines allgemeinen Landfriedens zu reden. Die Initiative der Adeligen von Windsheim war damit ein Stück weit auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Zum einen scheint sie sich nunmehr auf die Länder beschränkt zu haben, in denen bereits Gesellschaften oder Einungen bestanden. Zum anderen sahen die Adeligen ein, daß sie der Unterstützung durch die Städte und andere, sprich: die Fürsten, bedurften. Vor allen Dingen aber erschien es ihnen notwendig, wenn sie den Hussiten erfolgreich widerstehen oder diese sogar angreifen wollten, daß in der Heimat Frieden herrschte, insbesondere mit den Städten. Aus diesem Grunde hatte bereits König Sigismund vor Beginn des Feldzuges 1431 ein allgemeines Friedensgebot erlassen.420 Die Forderung nach Verhandlungen über einen Landfrieden rief bei den Boten der schwäbischen Städte, mit denen die Gesellschaft mit St. Jörgenschild seit 1426 über einen solchen Landfrieden verhandelte, unterschiedliche Reaktionen hervor.421 Die einen befürchteten, das Unternehmen des Adels habe einen ganz anderen Grund als die Hussitenabwehr und sei gegen die Städte gerichtet, die anderen rieten dazu, größerem Unheil und Mißtrauen von Seiten des Adels dadurch zu begegnen, daß man das an-

418 419 420 421

DRTA ä.R. 9 Nr. 465, S. 628. Ebd. Nr. 487, S. 644 f. Ebd. Nr. 411, S. 540–543. Ebd. Nr. 487, S. 644 f.

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gebotene Bündnis abschloß.422 Die weitere Beratung dieses Themas wurde daraufhin auf einen Tag am 13. Dezember 1431 in Ulm verschoben, bis zu dem die Boten die Meinung ihrer Städte einholen sollten. Ungeachtet dieser unentschiedenen Haltung des Schwäbischen Städtebunds und des Abratens der Reichsstadt Nürnberg verfolgten die Adeligen ihre Pläne auf einem weiteren Tag in Nürnberg am 13. Januar 1432 weiter.423 Der Kreis der Teilnehmer hatte sich nunmehr endgültig auf Adelige aus Schwaben, Franken und Bayern reduziert, und zwar vornehmlich auf die Mitglieder der Gesellschaften mit St. Jörgenschild und mit dem Einhorn und der fränkischen Einung von 1423.424 Hinzu kamen noch diejenigen Adeligen, die schon an dem Windsheimer Tag vom September 1431 teilgenommen425 oder den Aufruf von 1427 unterzeichnet hatten.426 Etliche unter ihnen unterhielten enge Beziehungen zu König Sigismund, so etwa Haupt Marschall von Pappenheim,427 Graf Wilhelm von Öttingen428 und Conrad Herr zu Weinsberg. Sie beabsichtigten nunmehr, Kontakt zu den Böhmen benachbarten Kurfürsten und Fürsten, dem Markgrafen von Brandenburg, dem Herzog von Sachsen und dem Bischof von Würzburg aufzunehmen, die eine Zusammenkunft wegen der Hussitenfrage für den 27. Januar in Würzburg anberaumt hatten.429 Der Fürstentag wurde jedoch auf den 16. März und später noch einmal auf den 23. März verschoben.430 Unterdessen scheinen die Adeligen von ihrem Feldzugsplan ganz abgekommen zu sein. Von einer Beteiligung an den Beratungen der Fürsten in Nürnberg am 23. März 1432 ist nichts überliefert, vielmehr hielten die Adeligen ihr Treffen genau eine Woche später, am 30. März 1432, ab.431 Hierauf entwarfen sie eine Einung zwischen der 422 Vgl. hierzu auch Mau, S. 143 f. 423 Vgl. DRTA ä.R. 10 Nr. 579, S. 954 mit Anm. 2. 424 Die Teilnehmer erschlossen aus dem Nürnberger Schenkbuch ebd. Nr. 580, S. 954 f. Aus der Gesellschaft mit St. Jörgenschild kamen Graf Johann von Helffenstein, Haupt Marschall von Pappenheim, Wilhelm von Rechberg und möglicherweise auch Graf Wilhelm von Öttingen und Ulrich von Hürnheim, vgl. Mau, S. 145, Anm. 419, aus der Gesellschaft mit dem Einhorn deren Hauptmann Albrecht Muracher, der Ritter Wilhelm von Wolfstein und Albrecht von Freudenberg, vgl. StAW HV Urkunden, 1430 Juli 10, Nr. 1591 = Weinrich, QVerfG, Nr. 121, S. 478 = Lünig Nr. 122, S. 239 und aus der fränkischen Einung von 1423 Graf Wilhelm von Castell, der Ritter Erkinger von Seinsheim und Caspar von Bibra, vgl. StAW WU Libell 664. 425 Graf Michael von Wertheim aus Franken und der Ritter Heimran Nothaft aus Bayern, vgl. DRTA ä.R. 9 Nr. 464, S. 627. 426 Die Grafen Johann von Wertheim und Wilhelm von Castell und Conrad Schenk Herr zu Limpurg, vgl. ebd. Nr. 9, S. 14 und oben S. 137. 427 Mau, S. 101. 428 Vgl. DRTA ä.R. 10 Nr. 580, S. 955, Anm. 1. 429 Ebd. Nr. 581, S. 955 f. 430 Vgl. ebd. Nr. 586 f., S. 959 f. 431 Ebd. Nr. 592a, S. 965.

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Gesellschaft mit St. Jörgenschild, der Einung der Ritterschaft in Franken und der Ritterschaft in Bayern in der Gesellschaft mit dem Einhorn.432 Wenn eine Partei trotz ihres Rechtgebots überzogen würde, sollten die anderen ihr helfen und sie retten. Streitigkeiten unter den Mitgliedern sollten vor den Hauptleuten der Partei des Beklagten ausgetragen werden. In Fürsten- oder Städtediensten sollten die Mitglieder Neutralität wahren. Die Einung sollte auf einem weiteren Tag am 1. Juni abgeschlossen werden. Hierzu scheint es jedoch nicht gekommen zu sein. Statt dessen wurden die Gesellschaft mit St. Jörgenschild und die Einung der Ritterschaft in Franken in ein Landfriedensprojekt des Erzbischofs Conrad von Mainz und Markgraf Friedrichs von Brandenburg einbezogen. Auf zwei Tagen im Juli433 und August434 1432 in Mergentheim, auf denen neben Erzbischof Conrad und Markgraf Friedrich, den Bischöfen Johann von Würzburg und Raban von Speyer, dem Deutschmeister Eberhard von Seinsheim und den Räten des Herzogs von Sachsen, des Landgrafen von Hessen, der Herzöge von Bayern und der Bischöfe von Bamberg und Eichstätt auch viele Grafen und Herren und Vertreter der Gesellschaft mit St. Jörgenschild und der Einung der Ritterschaft in Franken anwesend waren, wurde der Entwurf eines Landfriedens erstellt, der von Erzbischof Conrad von Mainz, Markgraf Friedrich von Brandenburg, den Grafen Johann und Michael von Wertheim und Conrad Herrn von Weinsberg beschworen worden sein soll, während die übrigen Herren und Räte und der Nürnberger Gesandte Sigmund Stromer sich Bedenkzeit erbaten.435 Der Landfrieden sah im wesentlichen vor, daß die Mitglieder einander gegen auf frischer Tat ertappte Räuber und Schädiger sowie gegen wilde, wunderliche Läufe, unordentliche Versammlungen und Ungehorsam beistehen sollten.436 Eine besondere Landfriedensorganisation war nicht vorgesehen, die Teilnehmer sollten sich lediglich alle Vierteljahre in Crailsheim treffen, um die Angelegenheiten des Landfriedens zu besprechen. Hinsichtlich der Beteiligung der Gesellschaft mit St. Jörgenschild und der fränkischen Einung ist interessant, daß der Landfrieden diesen in seinem Artikel 10 aufgab, keinen Ritter oder Knecht zuzulassen, der nicht zuvor den Landfrieden beschworen hatte. Dafür sollten die Ritter und Knechte ihre Beibriefe auch zu zehnt oder zwölft unter ihrem oder dem Siegel der Gesellschaft geben können. Es ist jedoch nicht überliefert, ob die Einung oder Teile von ihr den Landfrieden beschworen.

432 433 434 435 436

StAWt GA 48, 2. Vgl. DRTA ä.R. 10 Nrn. 609–613, S. 991–993 und Nr. 619, S. 1000. Vgl. ebd. Nr. 617, S. 999 f. und Nr. 619, S. 1000. Ebd. Nr. 617, S. 999 f. Ebd. Nr. 615, S. 995–998.

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5. Ergebnisse Mit dem Bericht des Nürnberger Gesandten Sigmund Stromer enden die Nachrichten über die fränkische Einung von 1423. Wie ihre Vorgängerinnen von 1402 und 1408 entstand sie zunächst aus der Auseinandersetzung mit Bischof Johann von Würzburg um den Guldenzoll und andere Beschwerden heraus. Daher übernahm sie auch im wesentlichen die Bestimmungen der Einungen von 1402 und 1408, die lediglich weiter ausgearbeitet und der besonderen Situation des Jahres 1423 angepaßt wurden. In diesem Zusammenhang ist auch auf die personelle Kontinuität zu den Einungen von 1402 und 1408 hinzuweisen. Nicht wenige der Mitglieder der Einung von 1423 hatten schon diesen angehört. Von den 28 Familien, denen die Mitglieder der Einung von 1423 entstammten, waren 24 bereits in denen von 1402 und 1408 vertreten gewesen. Ebenso wie ihre Vorgängerinnen beschränkte sich die Einung jedoch nicht auf die Auseinandersetzung mit Bischof Johann von Würzburg, sondern bildete eine umfassende Rechts- und Friedensgemeinschaft. Dieser Zug der Einung verstärkte sich noch, als sie in Gegensatz zu dem von den Fürsten, insbesondere Bischof Johann von Würzburg, betriebenen Landfriedensprojekt geriet. Durch die hierdurch veranlaßten Bündnisse mit der Reichsstadt Schweinfurt und dem Landgrafen Wilhelm von Thüringen erhielt die Einung einen mehr auf die Befriedung des ganzen Landes gerichteten Zug. Nach der Behebung der Differenzen mit Bischof Johann und dem Scheitern des Landfriedens mündete dies fast zwangsläufig in einem großen Landfriedensbündnis der fränkischen Fürsten mit der Einung. Freilich blieb dieses Bündnis Episode. Bereits 1427 zogen die Fürsten die Errichtung einer traditionellen Landfriedenseinung mit den fränkischen Reichsstädten dem Bündnis mit der Adelseinung vor. Wahrscheinlich war die Landfriedenseinung mit ihrem Ausschuß und der streifenden Rotte das effektivere Mittel zur Sicherung des Landfriedens. Auch 1432 kam es letztlich nicht zu einer Einbeziehung der Einung in den Landfrieden. Von größerer Dauer war lediglich das Bündnis der Einung mit der Reichsstadt Schweinfurt. Hier war das beiderseitige Interesse an der Friedenswahrung im unmittelbar nachbarschaftlichen Verhältnis groß genug, um ein solches Bündnis dauerhaft zu tragen. Reichsrechtlich wurde die ausgreifende Bündnispolitik der Einung dadurch möglich, daß König Sigismund 1422 das in der Goldenen Bulle von 1356 verankerte Bündnisverbot für Adel und Reichsstädte aufgehoben hatte. Der Zusammenschluß sollte es den Adeligen ausdrücklich ermöglichen, sich gegen Rechtsverletzungen zur Wehr zu setzen. Der Zusammenschluß mit den Reichsstädten sollte darüber hinaus das Land, insbesondere Schwaben, befrieden, möglicherweise auch ein Gegengewicht bilden gegen die Macht der Fürsten im Reich. Zu solch einem Zusammenschluß zwischen Adel und Reichsstädten kam es jedoch weder in Schwaben noch in Franken. Aus der Sicht der meisten fränkischen Reichsstädte bot ein Bündnis mit dem Adel keine wirkliche Alternative zu den bewährten Landfriedenseinungen mit den Fürsten. Dies zeigte sich zuerst im Jahre 1423, als sie dem Landfriedensprojekt der Fürsten

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beitraten, und dann wieder im Jahre 1427, als sie diese Landfriedenseinung ein letztes Mal erneuerten. Auch scheint es keinen so prinzipiellen oder tiefgehenden Interessengegensatz zu den Fürsten gegeben zu haben, daß der Abschluß einer Landfriedenseinung mit diesen nicht möglich gewesen wäre. Umgekehrt blieb die Reichsstadt Schweinfurt, die sich erst kurz zuvor in einem ernsthaften Konflikt mit Bischof Johann von Würzburg befunden hatte und auf wirksame Hilfe des benachbarten Adels rechnen konnte, dem Landfrieden fern und schloß statt dessen ein Bündnis mit dem Adel. Aber auch von Seiten der Einung gab es keinen ernsthaften Versuch, mit den übrigen fränkischen Reichsstädten zu einem Bündnis zu gelangen. Den Adeligen war ihr Verhältnis zu den fränkischen Fürsten wichtiger, wie der Abschluß des Bündnisses von 1424 zeigt. Insgesamt erweist sich, daß die Adelspolitik König Sigismunds vornehmlich auf die Verhältnisse in Schwaben zugeschnitten war. Auf die anders gelagerten Verhältnisse in Franken vermochte sie daher nur wenig Einfluß zu nehmen. Den eigentlichen Wirkungskreis der Einung von 1423 bildete das Land zu Franken, also Mainfranken, das Hochstift Würzburg. Dies zeigt schon die Wahl der Versammlungsorte Schweinfurt, Königsberg, Karlstadt, Ochsenfurt, Kitzingen und Groß-Langheim und ergibt sich folgerichtig aus ihrer Entstehungsgeschichte in Opposition zum Guldenzoll Bischof Johanns von Würzburg sowie daraus, daß ihre Mitglieder in dieser Region beheimatet waren. Wann immer die Politik der Einung diesen Wirkungskreis überschritt, war ihr kein dauerhafter Erfolg beschieden. Das Bündnis mit den fränkischen Fürsten blieb ebenso Episode wie die Austragseinung mit den Gesellschaften mit St. Jörgenschild und mit dem Einhorn, der Aufruf zum Hussitenzug verhallte weitgehend ungehört, und der Feldzugsplan von 1431 verlief letztlich im Sande. Das Gegenbeispiel bietet wiederum das länger dauernde Bündnis mit der Reichsstadt Schweinfurt. Offensichtlich erlahmte das Engagement der meisten Mitglieder schnell, wenn die Politik der Einung ihren täglichen Erfahrungs- und Interessenhorizont überschritt. Die über das Land Franken hinausgreifende Politik der Einung wurde von einigen wenigen Anführern initiiert und getragen. An erster Stelle ist hier der Ritter Erkinger von Seinsheim, später Herr zu Schwarzenberg, zu nennen.437 Insbesondere dürfte er der Architekt der ausgreifenden Bündnispolitik der Einung gewesen sein. Bereits im Briefwechsel mit der Reichsstadt Nürnberg wurde er als Empfangsbevollmächtigter einer etwaigen Antwort benannt, und er dürfte auch das Bündnis mit der Reichsstadt Schweinfurt vermittelt haben. Ferner war er an dem Aufruf zum Hussitenkrieg beteiligt. Erkinger hatte einen besonders weit gespannten politischen Horizont. Kein anderer Niederadeliger engagierte sich im Reichsdienst so wie er. Nicht umsonst wurde er dafür von König Sigismund in den Freiherrenstand erhoben. Einen schon traditionell über Franken hinaus reichenden Horizont besaßen auch die alteingesessenen Grafen und Herren, namentlich die Grafen von Castell, die die Einung 1423 mitbegründeten und 1427 mit zum Hussitenzug aufriefen, und die Grafen von Wertheim, die sich ebenfalls besonders in der Bekämpfung der Hussiten engagierten. Neben den Gra437 So auch Köberlin, S. 34.

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fen und Herren engagierten sich aus dem Niederadel am ehesten noch die Räte der Fürsten, bei denen sich der erweiterte Horizont für über Franken hinausgehende Belange schon aus ihrer Funktion ergab, wie zum Beispiel beim Aufruf zum Hussitenzug 1427. Aber auch verwandtschaftliche Beziehungen konnten eine Rolle spielen, wie das auffallende Engagement einer Reihe von Mitgliedern der Familie von Seinsheim in den Hussitenzugsaktivitäten zeigt.

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IV. Der Adel im Ringen zwischen Bischof und Domkapitel um die Regierung der Hochstifte von 1432 bis 1443 1. Der Würzburger Stiftsadel in der Auseinandersetzung um die Stiftspflegschaft von 1432 bis 1436 Im Hochstift Würzburg hatte sich im Verlauf der 20er Jahre das Verhältnis zwischen Bischof Johann einerseits und dem Domkapitel und der Stadt Würzburg andererseits zunehmend verschlechtert.438 Im Jahre 1423 mußte Bischof Johann die Wahlkapitulation aus dem Jahre 1411 erneut beschwören, nachdem das Domkapitel kritisiert hatte, er verwende die ihm bewilligten Steuern und Abgaben der Geistlichkeit und der Bürger nicht zum Nutzen des Hochstifts. Mit Schreiben vom 3. Oktober 1427 warf das Domkapitel ihm vor, entgegen der Wahlkapitulation ohne seine Zustimmung mehr als 24.000 fl Schulden gemacht zu haben und durch die hieraus folgenden Leistungen und Bürgschaften dem Hochstift zu schaden, auch Lehen ohne seine Zustimmung verliehen, das Domkapitel, andere Stifte, Prälaten und Geistliche entgegen ihren Freiheiten beschwert, etliche Personen verhaftet und geschatzt und schließlich den Ungehorsam seines Finanzberaters und Kreditgebers Arnold Herwig gegen den Würzburger Oberrat (der zu gleichen Teilen mit Geistlichen und Bürgern der Stadt besetzt war) geduldet zu haben, und setzte ihm eine Frist von 15 Tagen zur Abstellung dieser Beschwerden. Nach erfolglosem Ablauf der Frist forderte das Domkapitel – wie in der Wahlkapitulation für diesen Fall vorgesehen – die Städte Würzburg, Neustadt an der Saale, Haßfurt und Gerolzhofen auf, ihm gehorsam zu sein, und ließ sich von der Stadt Würzburg huldigen. Bischof Johann ließ daraufhin seine Gläubiger Bischof Raban von Speyer, Markgraf Johann von Brandenburg, die Grafen Georg von Henneberg, Wilhelm von Castell und Michael von Wertheim, Conrad Herr zu Weinsberg und andere vor der Stadt Würzburg aufziehen und setzte eine zu Verhandlungen auf der Festung Marienberg erschienene Abordnung des Domkapitels und der Stadt gefangen. Eine Taidigung Markgraf Friedrichs von Brandenburg und Bischof Rabans von Speyer vom 16.  September 1428 sah als Ausweg aus der Finanzmisere im wesentlichen vor, daß die Domherren drei Jahre lang ein Viertel ihrer Einkünfte aus den Nutzungen, Renten und Gefällen im Hochstift geben sollten.439 Ferner sollte das Domkapitel darauf hinwirken, daß auch alle anderen Stifte, Klöster, Prälaten und Geistlichen im Hochstift ein Viertel ihrer Einkünfte gaben. Die Untertanen der Domherren sollten ein Zehntel geben. Eingenommen werden sollte die Steuer von einem Vertreter Bischof Johanns, einem des Domkapitels und einem der Städte. Falls die Ritterschaft von ihren Pfandschaften ebenfalls etwas geben wollte, dann sollte sie einen weiteren Einnehmer stellen. Bei einem Streit zwischen Bischof Johann und dem Domkapitel über die Einhaltung der Wahlkapitulation sollte Graf Johann von 438 Vgl. zum folgenden Fries, Chronik 3, S. 146 und 151–176. 439 StAW WU 28/141a.

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Wertheim als Obmann mit je zwei Zusätzen von jeder Partei entscheiden. Ferner bevollmächtigte das Domkapitel am 29.  November 1429 seinen Dekan Richard von Maßbach und die Domherren Graf Günther von Schwarzburg, Johann von Malkas, Werner von Hain und Friedrich Schoder, zusammen mit anderen Räten, die Bischof Johann aus der Ritterschaft nehmen werde, Maßnahmen zur Tilgung der Schulden zu beschließen, ausgenommen Verkäufe, Verpfändungen und die Besetzung mit Gefällen.440 Trotzdem blieb das Klima zwischen Bischof Johann und dem Domkapitel nach dieser gewaltsamen Aktion angespannt. Das Domkapitel beschuldigte Bischof Johann weiterhin, gegen die Wahlkapitulation zu verstoßen. Insbesondere verübelte es ihm, daß er sich im Jahre 1428 von der Stadt Würzburg allein hatte huldigen lassen. Eine Taidigung durch den Bamberger Domprobst Martin von Lichtenstein, den Würzburger Domprobst Anton von Rotenhan, Fritz Truchseß von Baldersheim und Erkinger von Seinsheim zu Wiesenbrunn vom 27. Oktober 1431 gab allerdings insoweit Bischof Johann Recht. Das Domkapitel griff daraufhin die Beschwerden des Jahres 1427 wieder auf. In eine neue Phase traten die Auseinandersetzungen, als sich im März 1432 die Stadt Würzburg gegen Bischof Johann erhob.441 Auf ein Gerücht hin, Bischof Johann wolle die im Jahre 1429 zum Schutz gegen die Hussiten innerhalb der Stadtmauern errichtete Neuburg dazu mißbrauchen, Söldner in die Stadt zu bringen und sie damit (wie im Jahre 1428) überziehen, verbündete sich die Bürgerschaft mit dem Domkapitel, nahmen den bischöflichen Schultheißen und zwei bischöfliche Ratgeber gefangen und belagerte die Neuburg. Obwohl Bischof Johann den Bürgern daraufhin, um die Gefangenen zu befreien, zusagte, ihnen die Neuburg zu übergeben, den Schultheißen zu entlassen und den niederen Rat wieder zu errichten, nahmen die Bürger aus Mißtrauen gegen Bischof Johann die Neuburg mit Gewalt ein und jagten den Schultheißen und die Ratgeber aus der Stadt. Hierüber beschwerte sich Bischof Johann in einem offenen Brief und erbot sich zu Recht auf den Erzbischof von Mainz, den Pfalzgrafen bei Rhein, den Markgrafen von Brandenburg oder den Herzog von Sachsen oder den Rat der Reichsstadt Nürnberg oder die Grafen, Herren, Ritter und Knechte des Hochstifts. Dagegen erboten sich das Domkapitel und die Stadt Würzburg auf das Baseler Konzil, den Papst oder König Sigismund. Mit dem Wittelsbacher Pfalzgrafen Otto von Mosbach vereinbarten sie, daß dieser sie gegen ein jährliches Entgelt von 2.500 fl in seinen Schutz nehmen sollte. Dagegen verband sich Bischof Johann mit den von Thüngen. Es folgten mehrere erfolglose Vermittlungsversuche in Kitzingen und Heidingsfeld im Juni und Juli 1432 durch Markgraf Friedrich von Brandenburg und eine Gesandtschaft des Baseler Konzils. Anfang August begannen die Bürger, die Neuburg zu zerstören, wurden dafür von den bischöflichen Truppen aus der Festung Marienberg heraus beschossen und schossen zurück. Schließlich vermittelten Erzbischof Conrad von Mainz, Markgraf Friedrich von Brandenburg, Pfalzgraf Otto von 440 StAW WU 28/157e. 441 Vgl. zum folgenden Fries, Chronik 3, S. 177–204.

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Mosbach und der Deutschmeister Eberhard von Seinsheim mit Hilfe einiger Grafen und Herren und des Nürnberger Bürgers Sigmund Stromer442 am 21. August in Heidingsfeld einen Waffenstillstand bis zum 29. September. In der Zwischenzeit sollten die Vermittler auf einem Tag in Volkach am 3. September mit den Prälaten, Grafen, Herren, Rittern, Knechten und Städten des Hochstifts Mittel und Wege beratschlagen und den Streit am 19. September in Kitzingen endlich entscheiden. Auf diesem Tag mußten die Taidigungsherren, zu denen nunmehr auch Herzog Heinrich von Bayern und der Ritter Reinhart von Sickingen gehörten, feststellen, daß das Mißtrauen zwischen Bischof Johann und dem Domkapitel und der Stadt Würzburg so groß war, daß an eine dauerhafte Befriedung nicht zu denken war. Also fällten sie am 26. September 1432 den Spruch, Bischof Johann solle auf die Regierung des Hochstifts verzichten und sich für den Rest seines Lebens auf die Nutzung der Schlösser Zabelstein und Aschach sowie eine jährliche Rente von 3.000 fl beschränken, vorbehaltlich allerdings einer Bestätigung dieser Abmachung durch den Papst oder das Baseler Konzil. Bis zur Bestellung eines zukünftigen Bischofs, Verwesers oder Pflegers durch das Domkapitel, die Grafen und Herren und die landschaft in dem land zu Francken sollten grauen, heren vnd ritterschaft in dem lande zu Francken, die zu dem stifte gehoren, aus ihrer Mitte Hauptleute für die Festung Marienberg bestellen.443 Hauptleute wurden zunächst Graf Johann von Wertheim, der Ritter Albrecht Truchseß von Wetzhausen und Diez von Thüngen, danach Graf Wilhelm von Castell, Wilhelm Fuchs von Speckfeld und Georg von Seinsheim, gefolgt von Graf Georg von Henneberg und Conrad Schenk von Limpurg, und zuletzt Erkinger Herr zu Schwarzenberg zusammen mit Conrad von Hutten und Apel von Stein.444 Bischof Johann fand sich mit seiner faktischen Absetzung jedoch nicht ohne weiteres ab. Unter dem 20. Januar 1433 erwirkte er ein Dekret des Baseler Konzils, das Domkapitel und Bürgerschaft ermahnte, ihn in der Regierung des Hochstifts zu belassen, bis das Verfahren beendet, sprich die Kitzinger Taidigung durch den Papst oder das Konzil bestätigt worden sei.445 In der Heidingsfelder Richtung vom 29.  Juni 1433 bestätigten jedoch die Grafen Johann von Wertheim, Georg von Henneberg und Wilhelm von Castell, Conrad Herr zu Weinsberg, Fritz Truchseß von Baldersheim und Diez von Herbilstadt im wesentlichen die Kitzinger Taidigung vom 25.  September 1432.446 Demnach sollten sich Bischof Johann und das Domkapitel auf die Einsetzung eines Pflegers einigen, der dem Hochstift, Land und Leuten nutz vnd gut sein, das Hochstift regieren und vor allen Dingen die Tilgung der Schuldenlast in Angriff nehmen sollte. Nachdem im August 1433 ein letzter Versuch Bischof Johanns, in der Gemeinde der Stadt Würzburg Verbündete zu finden, gescheitert war, nahm er 442 443 444 445 446

Vgl. DRTA ä.R. 10 Nrn. 617 und 619, S. 1000. StAW WU 34/1; Schubert, S. 78 f. Fries, Chronik 3, S. 203 f. StAW ldf 6, S. 720. Fries, Chronik 3, S. 212 f.

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den Grafen Johann von Wertheim, einen Neffen des regierenden Grafen Johann von Wertheim, als Hochstiftspfleger an.447 Endgültig setzte sich Graf Johann als Stiftspfleger dann in einer Taidigung durch die Grafen Johann von Wertheim, Georg von Henneberg und Wilhelm von Castell und die Edelknechte Stephan von Emershofen, Georg von Bebenburg, Diether Rüdt, Heinz von Thüngfeld und Adolf Marschalk in Kitzingen am 16. Oktober 1433 durch.448 Die Einsetzung Graf Johanns von Wertheim als Stiftspfleger war das Werk einer wittelsbachisch-wertheimer Koalition.449 Die wegweisende Taidigung war die erste Kitzinger Richtung vom 25. September 1432. Mit ihr wurde Bischof Johann von der Regierung des Hochstifts entsetzt und der Weg zur Wahl eines anderen zukünftigen Bischofs, Pflegers oder Verwesers durch das Domkapitel und das Landvolk gewiesen. Sie wurde gefällt durch den Erzbischof von Mainz und Markgraf Friedrich von Brandenburg, vor allem aber durch die Wittelsbacher Herzog Heinrich von BayernLandshut, Pfalzgraf Otto von Mosbach und Kurfürst Ludwig III., Pfalzgraf bei Rhein, der durch seine Räte, den Deutschmeister Eberhard von Seinsheim und den Ritter Reinhart von Sickingen,450 aus dem Hintergrund agierte. Die Heidingsfelder Richtung vom 19. Juni 1433 schritt auf der damit vorgezeichneten Bahn fort, ohne bereits die Person des ins Auge gefaßten Stiftspflegers zu benennen. Aber an den Personen der Schiedsrichter läßt sich ablesen, daß es auf einen Grafen von Wertheim hinauslief. Neben dem regierenden Grafen Johann sind dem Wertheimer Lager die Grafen Georg von Henneberg und Wilhelm von Castell zuzurechnen. Beide unterstützten im Jahre 1434 den Stiftspfleger.451 Darüber hinaus war die Schwester Graf Georgs mit Graf Michael von Wertheim, einem jüngeren Bruder des regierenden Grafen Johann, verheiratet.452 Die endgültige Durchsetzung des Grafen Johann als Stiftspfleger erfolgte dann wiederum unter Beteiligung der Wittelsbacher in der zweiten Kitzinger Taidigung vom 16. Oktober 1433 in Gestalt Stephans von Emershofen, Hofmeister des Pfalzgrafen Otto von Mosbach,453 und Diether Rüdts, später mosbachischer Amtmann.454 Der Pflegschaft war jedoch kein Erfolg beschieden.455 Graf Johann von Wertheim der Jüngere starb bereits am 19. November 1433. Daraufhin einigten sich Gesandte Bischof Johanns, des Domkapitels und Graf Johann von Wertheim der Ältere am 24. November in Kitzingen auf seinen Bruder Albrecht als Nachfolger.456 Auch er ver447 448 449 450 451 452 453 454 455 456

Ebd., S. 213–219. Vgl. hierzu auch Schubert, S. 79. Vgl. Aschbach 2 Nr. 159a, S. 235 f.; Nr. 159b, S. 236 f. und Nr. 160, S. 238 f. Vgl. hierzu auch Schubert, S. 80. Fries, Chronik 3, S. 194 f., Anm. 471 und 480. Vgl. ebd., S. 230 f. Vgl. Isenburg 3, Taf. 76 und 103. Vgl. ferner Aschbach 2 Nr. 158, S. 234. Fries, Chronik 3, S. 220. Ebd., S. 221, Anm. 608. Vgl. zum folgenden ebd., S. 222–238. StAW WU 28/155a.

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mochte jedoch die Probleme des Hochstifts nicht zu lösen. Mächtige Gläubiger wie die von Bibra und die von Thüngen befehdeten das Hochstift.457 Ein Versuch Graf Albrechts, von den Prälaten und dem Adel des Hochstifts die Bewilligung zur Erhebung einer Landsteuer zu erhalten, blieb offensichtlich ohne Erfolg.458 Am 13.  Dezember 1434 vereinbarten daher Graf Albrecht von Wertheim und Bischof Johann mit Zustimmung des Domkapitels und der Grafen von Wertheim, daß Bischof Johann die Regierung des Hochstifts wieder übernehmen solle.459 Ferner versprach Graf Albrecht, darauf hinzuwirken, daß auch die Hauptgegner Bischof Johanns, die Städte des Hochstifts, ihm wieder huldigten. Sollten die Städte Würzburg, Neustadt an der Saale und Meiningen nicht huldigen, dann sollte die Festung Marienberg zwei Domherren und zwei Vasallen des Hochstifts überantwortet werden. Im Gegenzug versprach Bischof Johann, die Wahl Graf Albrechts zum Bischof für den Fall seines – Johanns – Todes zu unterstützen, seinen Eid (die Kapitulation von 1423) gegenüber dem Domkapitel einzuhalten und daß Graf Albrecht für die Schulden des Hochstifts nicht mehr einstehen mußte. Die erneute Übernahme der Regierung durch Bischof Johann löste freilich das Problem der Verschuldung des Hochstifts nicht. Deshalb setzten Bischof Johann, Graf Albrecht, das Domkapitel, die Prälaten und der Stiftsadel einen Ausschuß von 21 Personen ein, der eine neue Ordnung für das Hochstift erarbeiten sollte.460 Das Ergebnis war der sogenannte Runde Vertrag vom 15. Januar 1435.461 Er band Bischof Johann (und auch jeden zukünftigen Bischof ) in allen Entscheidungen von Gewicht, insbesondere Beschlüssen über Krieg und Frieden, das Eingehen von Bündnissen oder Schulden, Schlagen von Münzen, Verpfändungen und Verkäufen, an die Zustimmung eines Rates von 21 Personen, nämlich fünf Domherren, zwei Prälaten, drei Grafen, zwei Herren und neun aus der Ritterschaft. Zu den täglichen Geschäften sollte er sich eines engeren Rates, gebildet aus einem Domherrn, einem Grafen oder Herren und einem Ritter, bedienen müssen. Der erste Abschnitt des Vertrags befaßte sich mit den Finanzen des Hochstifts. Demnach sollte Bischof Johann ein Deputat von jährlich 10.000 fl erhalten und davon seine Hofhaltung auf dem Marienberg, den Pfleger Graf Albrecht von Wertheim und die drei täglichen Räte unterhalten. Nach Erkenntnis der 21 durften es auch mehr als die 10.000 fl sein. In Kriegen sollte nach Rat der 21 verfahren werden, insbesondere sollte eine etwa notwendige Verteidigung des Hochstifts von dessen Gütern, Nutzungen und Gefällen bezahlt werden. Die Nutzungen und Gefälle des Hochstifts sollten von den drei täglichen Räten eingenommen werden. Was davon übrig blieb, sollte zum Nutzen des Hochstifts nach dem Rat der 21 und 457 Vgl. Fries, Chronik 3, S. 230 f. und Aschbach 2 Nr. 164, S. 244–246. 458 Anders Fries, Chronik 3, S. 232 f. Eine Hilfsbewilligung des Adels für das Stift erfolgte aber erst im Runden Vertrag vom 15. Januar 1435. Vgl. auch Schubert, S. 82. 459 Aschbach 2 Nr. 167, S. 248–250; Fries, Chronik 3, S. 236–238. 460 Ebd., S. 238 f. 461 Lünig Nr. 124, S. 242–251; Schubert, S. 83.

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drei Räten der Städte des Hochstifts verwandt werden. Ein weiterer Abschnitt betraf die Gerichtsorganisation. Bei Streitigkeiten untereinander sollten Grafen, Herren, Ritter und Knechte den Bischof bitten, ihrem Widersacher zu schreiben und einen Tag zur Entscheidung des Streits anzusetzen. Bliebe der Gegner dann aus, sollte die Sache an das Landgericht verwiesen werden. Nach Erhalt eines Urteils vom Landgericht sollte dann der Bischof nach dem Rat der 21 dem Sieger zu seinem Recht verhelfen. Zu diesem Zweck sollte der Bischof nach Rat der 21 das Landgericht wohl und redlich besetzen. Bei Streitigkeiten zwischen einem Geistlichen und einem Grafen oder Herren sollte der Bischof entscheiden, bei Streitigkeiten zwischen einem Geistlichen und einem Ritter oder Knecht ein Schiedsgericht aus vier Weltlichen und drei Geistlichen, wenn der Beklagte ein Weltlicher, und aus drei Weltlichen und vier Geistlichen, wenn der Beklagte ein Geistlicher war. Ferner sollte niemand an das Brückengericht geladen werden außer den Bürgern der Stadt Würzburg und den Zentschöffen aus den Dörfern, die an das Brückengericht zu gehen hatten, oder im Falle der Rechtsverweigerung durch ein anderes Gericht. Auch von den Zentgerichten sollten die Untertanen des Adels und der Geistlichkeit in allen Fällen verwiesen werden, die nicht Mord, Diebstahl, Notzucht, fließende Wunden, Hals und Hand oder Stein und Rein betrafen, ausgenommen bei Rechtsverweigerung. Dörfer oder Güter, die fließende Wunden oder Sachen um Stein und Rein an der Zent nicht gerügt hatten oder ganz von der Zentgerichtspflicht befreit waren, sollten das auch in Zukunft sein. Bei Übertretung sollten Adel und Geistlichkeit den Richter, Zentgrafen und Schöffen der betreffenden Zent am Landgericht verklagen können. Ferner sollten die geistlichen Gerichte mit Doktoren und Lizentiaten des geistlichen Rechts besetzt werden. Sie sollten nicht in weltlichen Sachen richten, außer in Ehesachen und wegen Meineids, Zehnt, geistlichen Zinsen und Gülten, Ketzerei, Zauberei, Aussätzigkeit, bei Verbrechen und Raub in Kirchen und geweihten Stätten und gegen Geistliche, und bei Rechtsverweigerung. Richter, Offiziale, Notare, Prokuratoren und Pedellen, die dagegen verstießen, sollten auf Geheiß des Bischofs und der drei täglichen Räte den daraus entstandenen Schaden binnen 15 Tagen ersetzen oder vom Bischof nach Rat der drei täglichen Räte oder, in schweren Fällen, der 21 bestraft werden. Ferner sollten in Ehesachen zwei, die einander die Ehe bekannten, nicht gezwungen werden, darüber ein Urteil (mit der dann fälligen Urteilsgebühr) zu nehmen, bei Scheidungsurteilen, das heißt wenn sich erwies, daß sie sich die Ehe nicht versprochen hatten, sollte die Gebühr nicht mehr als einen Gulden und 30 Pfennige betragen. Bei der Beurkundung von Endurteilen sollten sich die Gebühren nach dem Wert der Sache und dem Vermögen der Parteien richten, und in Ladungsbriefen sollte angegeben werden, weshalb geladen werde. Hinsichtlich der Geistlichkeit wurde ferner bestimmt, daß niemandem wegen Schulden oder anderer geringer Sachen Begräbnis und Gesang (d. h. die Messe) verweigert werden sollte. Auch sollten Bischof Johann und das Domkapitel ihre Geistlichkeit reformieren und alle Vikare, Richter, Offiziale, Notare, Prokuratoren und Pedellen diese Artikel beschwören. Weiterhin sollten Bischof, Pfleger, Domkapitel, Geistlichkeit, Grafen, Herren, Ritter, Knechte, Städte und andere Untertanen einander nicht verunrechten oder angreifen ohne Gerichtsurteil. Auch sollte der Bischof

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keine Münze schlagen, keinen Krieg anfangen, sich in kein Bündnis begeben, keine Schulden machen, keinen Heerzug anfangen und auch nichts versetzen oder verkaufen ohne den Rat der 21. Die Briefe und Privilegien des Hochstifts sollten auf dem Schloß Zabelstein aufbewahrt werden, dessen Amtmann sie nur dem Bischof und den drei täglichen Räten aushändigen sollte. Der Amtmann sollte aus den Reihen der 21 kommen, nur von ihnen abzusetzen sein und nach dem Tode des Bischofs nur den übrigen 20 verantwortlich sein, und zwar so lange, bis der neue Bischof diesen Vertrag beschworen habe. Weiterhin wurden Bestimmungen getroffen über die Verproviantierung und Bestückung der Festungen Marienberg und Zabelstein. Das Geleit und den Wildbann sollte der Bischof versehen, doch so, daß niemand damit beschwert würde. Der vorletzte Abschnitt betraf noch einmal die Finanzen. Es wurde betont, daß der Bischof keine Gülten, Renten, Zinsen, Gefälle, Bede, Hilfe oder Gerichtsgefälle einnehmen sollte, sondern nur die drei täglichen Räte nach Rat der 21, die davon die 10.000 fl an Bischof Johann ausrichten und den Rest zur Tilgung der Schulden des Hochstifts verwenden sollten. Ausgelöste Städte, Schlösser, Märkte, Dörfer, Zölle und Kellereien sollte der Bischof mit Amtleuten nach Rat der drei täglichen Räte besetzen. Was folgte, war ein kühner Plan zur Sanierung der Finanzen des Hochstifts: Grafen, Herren, Ritter und Knechte sollten die Einnahmen der nächsten drei Jahre von ihren Eigengütern dem Hochstift darleihen, außer dem, was sie selbst bräuchten. Dieses Darlehen sollte in 20 Jahren zurückgezahlt werden, und sie in der Zwischenzeit Pfänder vom Hochstift erhalten, deren Nutzungen sie einnehmen durften. Die gezogenen Nutzungen sollten ihnen nach Ablauf der 20 Jahre von der Darlehenssumme abgehen. Schließlich sollten der Bischof, der Pfleger und das Domkapitel und auch jeder neue Domherr den Vertrag beschwören. Die Bestimmungen des Vertrags sollten denjenigen der Wahlkapitulation vorgehen. Bei Verstößen des Bischofs, des Pflegers und des Domkapitels oder eines einzelnen Domherren gegen den Vertrag sollten die 21 den Vertragsbrüchigen mahnen und, wenn dieser den Verstoß nicht binnen 15 Tagen wiedergutmachte, zusammen mit 20 weiteren urteilen, auf welche Weise der Verstoß wiedergutzumachen sei. Würde der Vertragsbrüchige dem binnen eines Monats nicht nachkommen, sollten alle Städte und Untertanen des Hochstifts bis zur Wiedergutmachung von allen Eiden gegen ihn entbunden und nur noch dem Bischof oder dem Domkapitel verbunden sein. Das Original des Runden Vertrags ist nicht erhalten. Wenn es aber stimmt, daß sein Name von den mehr als 100 Siegeln herrührte, die rundherum an ihm hingen,462 dann muß ein beträchtlicher Teil des Stiftsadels hinter dieser Vereinbarung gestanden haben. Dies spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des Rates der 21 und der drei sowie im Inhalt des Vertrags wider. Mit 14 Stimmen gegenüber sieben und zwei gegenüber einer hatten die Grafen, Herren, Ritter und Knechte ein klares Übergewicht im Rat gegenüber den Domherren und Prälaten. Inhaltlich ging der Vertrag mit seinen Bestimmungen über das Brückengericht, die Zenten und die geistlichen Gerichte wesentlich auf die Beschwerden des Adels über die Beeinträchtigung seiner 462 Vgl. Fries, Chronik 3, S. 245; Schubert, S. 83.

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Gerichtsbarkeit durch die Gerichte des Hochstifts ein. Er folgte darin den Verträgen der Jahre 1400, 1408 und 1412. Als Gegenleistung sollte der Adel die finanziellen Probleme des Hochstifts durch eine Anleihe lösen. Hieran waren alle Beteiligten – Bischof, Pfleger, Domkapitel, Prälaten, aber auch der Adel selbst – besonders interessiert, um auf diese Weise die ständigen Angriffe von Gläubigern auf das Hochstift zu beenden.463 Allerdings war dies auch ein sehr ehrgeiziger Plan. Den Adeligen wurde angesonnen, ihre überschießenden Einnahmen der nächsten drei Jahre dem Hochstift bis zu 20 Jahre lang zinslos darzuleihen, denn die Einnahmen aus den ihnen hierfür zu verschreibenden Pfandobjekten sollten auf die Darlehenssumme angerechnet werden und nicht etwa – wie üblich – der Verzinsung dienen. Schließlich griff der Vertrag in den Streit zwischen Bischof Johann, dem Domkapitel und der Stadt Würzburg um die Regierung des Hochstifts ein, indem er die Regierung Bischof Johanns an den Rat der 21 und der drei band. Auch diese Regelung war nicht unproblematisch, denn sie ließ den Rat in eine Funktion eintreten, die traditionell dem Domkapitel vorbehalten war. Der Runde Vertrag entfaltete indes keine dauerhafte Wirksamkeit.464 Zuerst forderte der Rat der 21 die Stadt Würzburg auf, Bischof Johann erneut zu huldigen und ihren Beitrag zur Entschuldung des Hochstifts in Form einer Schatzung des 50. Pfennigs zu leisten. Die Stadt verweigerte die Huldigung indessen unter Berufung auf die erste Kitzinger Richtung, dergemäß Bischof Johann der Regierung entsagt und sie an den Pfleger verwiesen habe. In dieser Haltung wurde sie durch eine Minderheit des Domkapitels um den Domdekan Richard von Maßbach bestärkt. Als die Stadt kurz darauf in Vorbereitung einer erwarteten Auseinandersetzung mit Bischof Johann Söldner anwarb,465 floh die Mehrheit des Domkapitels, darunter alle fünf Räte des Runden Vertrags, nach Ochsenfurt und verbündete sich mit Bischof Johann.466 Nach der hierüber abgeschlossenen Vereinbarung sollten Irrungen zwischen ihnen und Bischof Johann durch den Rat der 21 entschieden werden. Der Vertrag zwischen Bischof Johann und der Kapitelsmehrheit vom 23. Februar 1435 ist das letzte Lebenszeichen des Rates und damit des Runden Vertrags. Nach Lorenz Fries wurde er vom Baseler Konzil verworfen. Hiervon findet sich in den Konzilsakten jedoch keine Spur.467 Vielmehr scheint es so gewesen zu sein, daß die praktische Umsetzung des Runden Vertrags vom Domkapitel und vom Adel, namentlich dem Hochadel, nicht genügend unterstützt wurde. Den Anfang machte die Kapitelsminderheit um den Domdekan Richard von Maßbach, der die Stadt Würzburg in ihrem Widerstand gegen Bischof Johann bestärkte und damit die Autorität des Rates untergrub. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang ferner das Bündnis der Kapitelsmehrheit mit Bischof Johann. Zwar wurde hierin der Rat der 21 als Instanz anerkannt. Aber mit dem Abschluß des Bündnisses setzte sich die Kapitelsmehrheit 463 464 465 466 467

Vgl. hierzu Aschbach 2 Nr. 164, S. 244–246; Fries, Chronik 3, S. 230 f. Vgl. zum folgenden ebd., S. 246–249; Schubert, S. 83–85. StAW WU 55/3; Fries, Chronik 3, S. 251. StAW WU 28/157b; Fries, Chronik 3, S. 249. Vgl. Concilium Basiliense 3, passim.

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doch in einen gewissen Widerspruch zur Funktion des Rates und des Runden Vertrags, die Regierung Bischof Johanns zu kontrollieren. Ähnlich verhielt sich der Adel, namentlich der Hochadel. Zunächst fällt auf, daß von den Grafen und Herren nur Erkinger Herr zu Schwarzenberg im Rat saß. Die anderen Grafen und Herren ließen sich möglicherweise durch Ritter oder Edelknechte vertreten, so die Grafen von Wertheim durch Hans von Wittstadt, der den Vertrag mit Bischof Johann vom 13. Dezember 1434 mit ausgehandelt hatte,468 oder sie blieben dem Rat gänzlich fern. Das Fehlen der mächtigen Grafen im Rat deutet auf eine gewisse Distanz gegenüber dem Runden Vertrag hin. Zu allem Überfluß trat der einzige Herr im Rat, Erkinger Herr zu Schwarzenberg, in der Auseinandersetzung mit der Stadt Würzburg alsbald auf die Seite Bischof Johanns, ebenso Graf Georg von Henneberg.469 Ihnen folgte bis Ende 1435 die Mehrheit des Stiftsadels und der weltlichen Räte des Runden Vertrags. Ende 1435 fertigten sie eine eigene Gesandtschaft an das Baseler Konzil zur Unterstützung Bischof Johanns gegen den Pfleger Graf Albrecht von Wertheim, der sich auf die Seite der Stadt Würzburg gestellt hatte, die Kapitelsminderheit und die Stadt Würzburg ab.470 Dagegen stellten sich der Pfleger und die Grafen von Wertheim auf die Seite der Stadt Würzburg.471 Die Parteinahme für Bischof Johann dürfte die Räte an einer wirksamen Kontrolle seiner Regierung gehindert haben. Schließlich scheint es dem Rat nicht gelungen zu sein, die versprochene Anleihe vom Stiftsadel aufzubringen. In einem späteren Ausschreiben des Pflegers Graf Albrecht von Wertheim heißt es hierzu, die versprochene Hilfe des Hochstifts und des Landes sei auf Widerstand gestoßen und habe keinen Fortgang genommen.472 Im Zusammenhang mit dem Runden Vertrag ist eine Einung zu erwähnen, die nur zehn Tage zuvor, am 5.  Januar 1435, zwischen den Bischöfen Anton von Bamberg und Johann von Würzburg, Kurfürst Friedrich und Herzog Sigmund von Sachsen, Markgraf Friedrich von Brandenburg und den Grafen, Herren, Rittern und Knechten des Landes Franken aufgerichtet werden sollte.473 Die Parteien sagten sich darin zu, in den nächsten fünf Jahren keine Fehde oder Krieg anzufangen, sich nicht gegeneinander zu verbünden und sich gegen (Straßen-)Raub, Gefangennahme, Eroberung von Schlössern und Aufruhr zu schützen. Auch sollten Sold und Schaden in Fürstendiensten wie üblich ausgerichtet werden, bei Streit hierüber wie auch in anderen Sachen sollte ein Ausschuß aus 15 fränkischen Adeligen (je drei Abgeordnete jeder Partei) entscheiden. Die Grafen, Herren, Ritter und Knechte sollten untereinander vor dem Herren zu Recht stehen, dessen Diener sie waren. Schließlich versprachen die Fürsten, die Landgerichte nach dem alten Herkommen zu halten. Wegen der geistlichen Ge468 469 470 471 472 473

Vgl. Lünig Nr. 124, S. 251 mit Fries, Chronik 3, S. 258. Vgl. ebd., S. 252 sowie Glück/Mitterwieser Nr. 34, S. 288. Vgl. StAW WU 45/138a; Fries, Chronik 3, S. 301–303. Vgl. ebd., S. 252 f. Ebd., S. 252. StAW WU 19/45.

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richte sollte es an den Bischöfen von Bamberg und Würzburg und dem Markgrafen stehen. Das Datum des Abschlusses und die Einbeziehung der Grafen, Herren, Ritter und Knechte des Landes Franken sprechen dafür, in der Einung das Gegenstück zum Runden Vertrag zu erblicken. Sollte der Runde Vertrag zur Befriedung des Hochstifts beitragen, indem er die Regierung Bischof Johanns der Kontrolle des Rates der 21 unterwarf und den Gläubigern des Hochstifts die Bezahlung ihrer Forderungen verhieß, so die Einung, indem sie Grafen, Herren, Ritter und Knechte des Landes Franken ausdrücklich in die Friedenspflicht einbezog und insbesondere wegen Soldforderungen auf den Rechtsweg verwies. Die Einung gelangte aber wohl nicht zur Wirksamkeit. Das Würzburger Exemplar trägt den Vermerk eine unvollzogene ainung und wurde auch nur vom Bischof von Bamberg, den Herzögen von Sachsen und dem Markgrafen gesiegelt. Möglicherweise fehlte es an einem Zusammenschluß der Grafen, Herren, Ritter und Knechte des Landes Franken, der den Part der fünften Partei in der Einung effektiv hätte ausfüllen können. In diese Zusammenhänge könnte auch eine undatierte Einung Graf Georgs von Henneberg mit 19 Rittern und Knechten einzuordnen sein.474 Ihre Bestimmungen glichen weitgehend denen der Einung von 1423. Sie wich lediglich in einigen wenigen Punkten in charakteristischer Weise von dieser ab: So verbanden sich die Adeligen nicht zum Schutz gegen Neuigkeit, Muthung und Beschwernus,475 also gegen Beschwerungen durch die bischöfliche Regierung, sondern gegen mancherley widerwertigkeit und fremde leuffte, dadurch wir das land und der stiffte geschwächt und zu großen schäden, unfride und ungemach kommen. Dies legt es nahe, sie auf die Zeit zu datieren, als das Hochstift durch den Kampf Bischof Johanns gegen die Stadt Würzburg geschwächt wurde. Auch ist bemerkenswert, daß sich an der Urkunde zahlreiche freie Siegelstreifen befinden, insbesondere nach dem Siegel Graf Georgs fünf Streifen freigelassen wurden. Dies deutet darauf hin, daß die Adeligen damit rechneten, daß sich ihrer Einung weitere Adelige anschließen würden, insbesondere weitere Grafen und Herren, was jedoch nicht eintrat. Auch dies legt es nahe, die Einung auf die Jahre zwischen 1435 und 1438 zu datieren, in denen Graf Georg auf Seiten Bischof Johanns, die Grafen von Wertheim aber auf Seiten des Pflegers und der Stadt Würzburg standen. Im übrigen ergeben sich im Detail eine Reihe von Veränderungen gegenüber der Einung von 1423, mit denen man offensichtlich den Erfahrungen der Praxis Rechnung trug. So sollte einem Mitglied, das wegen seiner Hilfe für ein anderes Mitglied zu Fehden käme, auch nach Ende der Einung geholfen werden. Bei einem Aufstand der Untertanen sollten die Mitglieder einander Hilfe wie bei einer Belagerung leisten. Die Fünf sollten nach Ablauf des halben Jahres ihrer Amtszeit nicht durch ihre Vorgänger, sondern durch die Versammlung gewählt werden. Auch sollten die Fünf, wenn sie Rechtsstreitigkeiten zwischen den Mitgliedern entschieden, diesen hierüber Ur474 StAW WU 17/152. 475 So die Einung von 1423, Lünig Nr. 123, S. 228.

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kunden geben. Wegen alter Streitsachen sollten sich Mitglieder nach wie vor auf das Einungsgericht verwillküren können, doch sollte der Kläger auch die Hilfe anderer Gerichte in Anspruch nehmen können, ohne hiermit gegen die Einung zu verstoßen. Bei Streitigkeiten der Untertanen sollten die Einungsmitglieder einander zum Recht verhelfen. Neue Mitglieder konnten durch die Fünf aufgenommen werden, Fürsten oder Städte jedoch nur auf Beschluß aller. Schließlich wurden als Obergrenze der Spesen, die die Einung für Ritte in ihrem Dienst erstattete, die Kosten für acht Pferde für einen Grafen, sechs für einen Herrn, vier für einen Ritter und drei für einen Edelknecht festgelegt. Die Verhältnisse im Hochstift Würzburg wurden schließlich durch einen Schiedsspruch Markgraf Friedrichs von Brandenburg vom 25. Juni 1436 geklärt.476 Die Kontrahenten waren Bischof Johann und das Domkapitel einerseits und die Grafen von Wertheim, die Kapitelsminderheit und die Städte Würzburg und Ochsenfurt andererseits. Der Pfleger Graf Albrecht von Wertheim sollte mit einem Leibgeding von 200 fl jährlich abgefunden werden, ebenso die Grafen von Wertheim für ihre Kosten und Schäden aus dem vorangegangenen Krieg. Für diese Summe bürgten Graf Kraft von Hohenlohe, Conrad Herr zu Weinsberg, der Ritter Weyprecht von Helmstatt, Hofmeister des Kurfürsten und Erzbischofs von Mainz, und Cunz von Rosenberg. Im Gegenzug sollten die Grafen von Wertheim die Festung Marienberg und die Städte Würzburg und Ochsenfurt zurückgeben. Alle Freiheiten, die der Pfleger der Stadt Würzburg gegeben hatte, sollten null und nichtig sein. Wenn es zu Irrungen über die Einhaltung dieses Vertrags käme, sollten die Söhne Markgraf Friedrichs die Grafen Wilhelm und Georg von Henneberg und Wilhelm von Castell und 40 weitere namentlich bezeichnete Herren, Ritter und Knechte zu sich nehmen und vermitteln. Wie schon im Jahre 1432 erscheint der Adel wieder vereint und als Garant des Friedens im Hochstift. Die Einbeziehung des Adels in die Konfliktlösung korrespondiert – wie schon im Falle des Runden Vertrags – in auffälliger Weise mit der in eine Einung zwischen den Bischöfen Anton von Bamberg und Johann von Würzburg und Markgraf Friedrich von Brandenburg vom 11. November 1436.477 Die drei Fürsten vereinbarten hierin im wesentlichen die Bekämpfung fahrender (Kriegs-)Knechte sowie ein Pfändungsverfahren zur Eintreibung von Geldschulden. Zur Durchführung der Einung sollte ein Ausschuß gebildet werden, in den jeder der drei Fürsten zwei seiner Räte und einen aus der Ritterschaft entsenden sollte. Die Taidigung reduzierte den Konflikt hinsichtlich der Pflegschaft auf die Frage der Höhe der Entschädigung für die Grafen von Wertheim, ohne diesen endgültig lösen zu können.478 Vielmehr beschuldigten sich die Kontrahenten in der Folgezeit gegenseitig, die Taidigung nicht einzuhalten. Bischof Johann verklagte die Grafen vor 476 StAW ldf 6, S. 847–855. 477 Minutoli, Friedrich I., Nr. 44, S. 115–118. 478 Vgl. zum folgenden Wendehorst, Bistum Würzburg 2, S. 157 f.

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Markgraf Friedrich, die Grafen Bischof Johann vor einem westfälischen Femegericht. Möglicherweise versuchten die Grafen auch die Bürgen auf Zahlung der Entschädigung in Anspruch zu nehmen, jedenfalls gelang es Bischof Johann im Verein mit eben diesen Bürgen, die Grafen in den Jahren 1437 bis 1439 allmählich niederzuringen.

2. Der Würzburger Stiftsadel in der Auseinandersetzung um die Stiftspflegschaft von 1440 bis 1443 Die ständigen Kämpfe hatten die Kräfte Bischof Johanns, der auf sein 80.  Lebensjahr zuging, aufgezehrt, und so nahmen er und das Domkapitel in einem Vertrag vom 25. Dezember 1439 mit den Wettinern Kurfürst Friedrich II. und Herzog Wilhelm  III. von Sachsen deren Bruder Sigmund als Stiftspfleger und zukünftigen Bischof an.479 Wegen seiner Jugend sollte ihm ein Regentschaftsrat von vier Personen, zwei durch Bischof Johann und zwei durch Kurfürst Friedrich benannte, zur Seite gestellt werden. Ferner sollte Herzog Sigmund nach dem Tod Bischof Johanns nicht die Regierung des Hochstifts antreten, solange er nicht durch den Papst, in dessen Obödienz Bischof Johann gestorben und der durch das Domkapitel als der rechte anerkannt worden war, bestätigt worden war. Es gab zu dieser Zeit nämlich zwei Päpste, Eugen IV. und den durch das Baseler Konzil gewählten Gegenpapst Felix V. Bischof Johann starb bereits wenige Tage später am 9. Januar 1440.480 Am Tage darauf wählte das Domkapitel Herzog Sigmund zum Bischof. Da Bischof Johann seine Räte für den Regentschaftsrat nicht mehr hatte benennen können, einigten sich Bischof Sigmund und das Domkapitel darauf, den zwei Räten Kurfürst Friedrichs zwei Domherren und zwei aus der landschaft hinzuzufügen.481 Bischof Sigmund versuchte sich jedoch alsbald des Rates zu entledigen. Zu diesem Zweck ließ er sich Anfang Oktober 1440 in Ansbach von den Bischöfen von Bamberg, Eichstätt und Augsburg im Auftrag des Baseler Konzils weihen und vermeinte daraufhin seinen feierlichen Aufgang (Amtsantritt) als Bischof in Würzburg zu nehmen. Er wurde hierbei von Markgraf Albrecht von Brandenburg unterstützt, der seinem Vater Friedrich nach dessen Tod am 21. September 1440 in der Herrschaft im Markgraftum Ansbach nachgefolgt war. Das Domkapitel verweigerte Bischof Sigmund jedoch, seinen Amtsantritt als Bischof in Würzburg zu nehmen, weil er den Regentschaftsrat mißachtet und sein Versprechen gebrochen habe, sich ohne Erkenntnis des Domkapitels, wer der rechte Papst sei, nicht weihen zu lassen, und bat die Grafen Wilhelm und Georg von Henneberg und Wilhelm von Castell sowie Kurfürst Friedrich und Herzog Wilhelm von Sachsen um Hilfe. Eine Zusammenkunft Herzog Wilhelms mit Markgraf Albrecht am 19. und 20. Oktober 1440 in Schweinfurt führte zu keinem Ergebnis. Herzog Wilhelm zog von dort aus auf den Marienberg. Zur gleichen Zeit erzwang 479 StAW WU Libell 289; Fries, Chronik 3, S. 348–351. 480 Ebd., S. 355. Zum folgenden vgl. Fries, Chronik 4, S. 1–35; Schubert, S. 85 f. 481 StAW WU 34/2c.

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sich Bischof Sigmund mit Hilfe derer von Thüngen den Zugang zur Stadt und nahm am 31. Oktober daselbst seinen Aufgang. Beide Seiten boten die Grafen, Herren, Ritter und Knechte des Hochstifts gegeneinander auf. Graf Georg von Henneberg, Diez von Herbilstadt, Wilhelm von Schaumberg, Georg Zollner von Birkenfeld und andere Adelige baten daraufhin das Domkapitel, sich mit Bischof Sigmund zu vertragen. Am 19. November sagten Bischof Sigmund und die Markgrafen Johann und Albrecht von Brandenburg, Graf Wilhelm von Wertheim, die Herren von Heideck und von Schwarzenberg und rund 200 Adelige vom Gebirge, also der Markgrafschaft Kulmbach, dem markgräflichen Oberland in Franken, das Markgraf Johann zugefallen war, aus Bayern und aus Schwaben dem Domkapitel und dem Rat die Fehde an. Daraufhin zogen Kurfürst Friedrich und Herzog Wilhelm von Sachsen und Landgraf Ludwig von Hessen vor Ebenhausen und Werneck, die den Herren Michael und Hermann von Schwarzenberg verpfändet waren, und vor Arnstein, das Kunz und Bartholomeus von Hutten und Karl von Thüngen verpfändet war, konnten dort aber nichts ausrichten.482 Im Gegenteil wurden am 24. November 800 sächsische Reiter durch 400 markgräfliche und thüngensche Reiter zwischen Bergtheim und Opferbaum geschlagen. Aber auch Markgraf Albrecht erlitt vor Ochsenfurt eine Niederlage. Daraufhin handelten die Kurfürsten Friedrich von Sachsen und Friedrich von Brandenburg, der Bruder der Markgrafen Johann und Albrecht, am 11.  Dezember einen Waffenstillstand aus, der bis zum 2. Februar 1441 währen und auch für Bischof Sigmund, das Domkapitel und die Markgrafen Johann und Albrecht gelten sollte,483 und der auf einem Tag in Bamberg am 25. Januar bis zum 4. Juni 1441 verlängert wurde.484 Während dieses Waffenstillstands fand ein Tag zwischen Bischof Sigmund und dem Domkapitel am 3. März in Schweinfurt statt, auf dem das Domkapitel die anwesenden Grafen, Herren, Ritter und Knechte des Hochstifts bat, Bischof Sigmund dazu zu bewegen, daß das Domkapitel einen anderen Vorsteher oder wenigstens Pfleger des Hochstifts wählen dürfe.485 Die Adeligen schrieben daraufhin einen weiteren Tag nach Haßfurt auf den 12. März aus und versuchten Bischof Sigmund zu überreden, auf die Regierung zu verzichten und sich auf ein jährliches Leibgeding zu beschränken, hatten damit jedoch keinen Erfolg. Auf einem weiteren Tag in Halle am 3. April entschieden Erzbischof Günther von Magdeburg, Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, Landgraf Ludwig von Hessen und Fürst Bernd von Anhalt, Bischof Sigmund solle das Hochstift wie zuvor mit dem Regiment aus dem Domkapitel und der Ritterschaft regieren. Wenn Bischof Sigmund sich mit den alten Regimentsräten nicht mehr vertragen könne, sollten die Herzöge von Sachsen und die Markgrafen von Brandenburg neue aus dem Domkapitel und der Ritterschaft ernennen.486 Die Taidigung stand allerdings unter dem Vorbe482 483 484 485 486

Vgl. hierzu auch Steinrück, S. 481 f. CDB 2,4 Nr. 1612, S. 224–226. Ebd. Nr. 1617, S. 230 f. Vgl. hierzu und zum folgenden Fries, Chronik 4, S. 37. CDB 2,4 Nr. 1623, S. 241.

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halt der Annahme durch Bischof Sigmund und das Domkapitel. Hierzu scheint es in der Folge nicht gekommen zu sein, denn am 18. Juli vereinbarten Kurfürst Friedrich von Sachsen für sich und seinen Bruder Herzog Wilhelm und Kurfürst Friedrich von Brandenburg für sich und seine Brüder Johann und Albrecht die Anberaumung eines neuen Tags in Lichtenfels am 3. September.487 Auf diesem verglichen sich die Herzöge von Sachsen und die Markgrafen von Brandenburg dahingehend, daß ein Ausschuß bestehend aus drei Räten Bischof Sigmunds, drei Domherren sowie Graf Georg von Henneberg und zwei weiteren Adeligen, die ihm am unparteiischsten erschienen, bis zum St. Michaelstag (29.  September) oder acht Tage später ein Regiment errichten sollte, gleichviel ob Bischof Sigmund und das Domkapitel hierzu ihre Räte schicken würden oder nicht.488 Das Gremium sollte mit Mehrheit entscheiden und die Herzöge von Sachsen und Markgraf Albrecht die Mehrheit auf jeden Fall unterstützen. Auf dem daraufhin in Haßfurt anberaumten Tag verweigerten die Gesandten Bischof Sigmunds jedoch ihre Mitwirkung. In einem Vertrag vom 25.  September bestätigten daraufhin das Domkapitel und die Grafen Wilhelm und Georg von Henneberg und Wilhelm von Castell, Hermann Herr zu Schwarzenberg und die Ritter Apel von Lichtenstein, Conrad von Rosenberg, Eberhard von Schaumberg und andere zunächst die Taidigung von Lichtenfels und bekräftigten, dem folgen zu wollen, was die neun, sechs oder die Mehrheit beschließen werde.489 Sodann errichteten Graf Georg von Henneberg, die Domherren Johann von Grumbach, Philipp von der Tann und Georg von Künsberg, der Ritter Eberhart von Schaumberg und Georg Fuchs von Schweinshaupten eine neue Regimentsordnung.490 Zu dem Regiment sollten das Domkapitel zwei Domherren und die Grafen, Herren, Ritter und Knechte drei aus ihnen verordnen. Einer von ihnen sollte der Hauptmann sein. Die Regimentsräte sollten das Hochstift regieren und Bischof Sigmund sich mit einer vierteljährlichen Rente von 500 fl begnügen. Selbst Lehen sollte der Bischof nur nach Rat der Fünf verleihen. Die Regimentsräte sollten jeweils für ein Jahr, nämlich bis zum St. Michaelstag, amtieren. Das Regiment insgesamt sollte bis zum Abgang Bischof Sigmunds und darüber hinaus bis zum Amtsantritt eines neuen Bischofs, den das Domkapitel wählen werde, bestehen. Der künftige Bischof sollte jedoch schwören, die Grafen, Herren, Ritter und Knechte des Hochstifts bei ihren alten Herkommen, Freiheiten und Rechten bleiben zu lassen und ihnen hierüber einen offenen besiegelten Brief geben. Zum Hauptmann wurde Graf Georg von Henneberg und zu Regenten die Domherren Johann von Grumbach und Philipp von der Tann und die Ritter Conrad von Rosenberg und Eberhart von Schaumberg gewählt.

487 Ebd. Nr. 1628, S. 253. 488 StAW WU 37/7. Vgl. hierzu und zum folgenden auch Fries, Chronik 4, S. 42–49; Schubert, S. 86–88. 489 ThStAMgn GHA II 187, fol. 22rv. 490 StAW WU 34/77a.

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Bischof Sigmund erkannte das Regiment selbstverständlich nicht an.491 Erst am 5. Juni 1442 übertrugen er und das Domkapitel ihren Streit dem neu erwählten König Friedrich III., der auf seiner Reise zur Krönung in Aachen durch Würzburg gekommen war, zur Entscheidung. König Friedrich bestätigte zunächst die Regentschaft Graf Georgs, und Bischof Sigmund stellte unter dem 6. Juni einen entsprechenden Brief aus, durch den er die Städte des Hochstifts bis zu einer Entscheidung König Friedrichs an Graf Georg verwies. Am 24. August entschied König Friedrich schließlich, daß das Hochstift künftig durch den Bamberger Domdekan und Würzburger Domherrn Gottfried Schenk von Limpurg als Pfleger regiert werden und Bischof Sigmund sich mit der schon erwähnten Rente begnügen sollte. Der Pfleger sollte das Hochstift nach dem Rat der Trefflichsten aus dem Domkapitel und den Prälaten, Grafen, Herren, Ritter und Knechte regieren und die Räte, wenn sie befänden, daß der Pfleger das Hochstift nicht wohl regiere, dies dem Domkapitel und König Friedrich anzeigen, damit dieser einen neuen Pfleger einsetzen könne. Bischof Sigmund wollte dies jedoch nicht anerkennen und behauptete gegenüber der Stadt Würzburg, König Friedrich habe überhaupt keine Entscheidung getroffen.492 Die Stadt Würzburg wandte sich daraufhin an die zu dieser Zeit in Haßfurt versammelten Grafen, Herren, Ritter und Knechte des Hochstifts mit der Bitte um Rat. Daraufhin schrieben die Grafen Wilhelm und Georg von Henneberg und Wilhelm von Castell, Conrad Herr zu Weinsberg, Hermann Herr zu Schwarzenberg, die Ritter Lorenz von Ostheim und Eukarius von Aufseß und die Edelknechte Bernhart von Schaumberg, Sigmund von Thüngen, Adolf Marschalk, Caspar von Bibra, Carl von Bastheim und Cunz von Clingenberg an die Stadt Würzburg, Grafen, Herren und Ritterschaft des Hochstifts würden die Entscheidung König Friedrichs, nachdem sie die Anlaßbriefe, aufgrund derer Bischof Sigmund und das Domkapitel den Streit König Friedrich zur Entscheidung anheimgestellt hätten, geprüft und für gut und richtig befunden hätten, und nachdem König Friedrich der oberste Vogt des Hochstifts und Lehnherr des Herzogtums Franken sei, befolgen und ihrerseits ihre Lehen vom Pfleger empfangen.493 Nach diesem entschiedenen Votum schwand bald jeglicher Rückhalt für Bischof Sigmund dahin. Er wurde schließlich am 31. Oktober 1443 vom Konzilspapst Felix V. zum Patriarchen von Alexandria und Gottfried Schenk von Limpurg zu seinem Nachfolger als Bischof von Würzburg ernannt. Bereits am 16. Oktober 1443 hatte Papst Eugen  IV., der Sigmund nie anerkannt hatte, Gottfried als Nachfolger Bischof Johanns von Brunn bestätigt.494 Die Ansprüche der Markgrafen Albrecht und Johann von Brandenburg wurden durch einen Schiedsspruch Erzbischof Dietrichs von Mainz vom 19. Dezember 1442 mit 20.000 fl abgefunden.495 Zusammen mit älteren Schul491 492 493 494 495

Zum folgenden vgl. Fries, Chronik 4, S. 48–62; Schubert, S. 88 f. Vgl. hierzu und zum folgenden Fries, Chronik 4, S. 62–68. StAW WU 42/17; ldf 27, S. 336 f. Vgl. Fries, Chronik 4, S. 79, Anm. 450. Vgl. ebd., S. 115 f.

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den des Hochstifts bei den Markgrafen ergab sich hieraus eine Gesamtsumme von 39.000 fl, für die Bischof Gottfried den Markgrafen am 4. April 1443 Kitzingen verpfändete.496

3. Der Bamberger Stiftsadel in der Auseinandersetzung um die Stiftspflegschaft von 1440 bis 1443 Im Hochstift Bamberg war der latente Konflikt zwischen Bischof Anton von Rotenhan und dem Domkapitel zunächst durch den von 1431 bis 1440 währenden sogenannten Immunitätenstreit zwischen dem Domstift und den Stiften St. Stephan, St. Gangolf und St. Jakob in Bamberg einerseits und der Stadt Bamberg andererseits um die Freiheit der Stifte von den bürgerlichen Lasten und anderes überlagert worden. Schon in dieser Auseinandersetzung hatte die Stiftsritterschaft eine vermittelnde Rolle gespielt. So hören wir von einer Tagfahrt der ritterschaft, die zu dem stift gehört, die Bischof Anton und seine Räte für den 4. April 1433 nach Forchheim angesetzt hatten, um die Auseinandersetzung beizulegen.497 Am 21. Februar 1439 fällten 13 edel knechte aus der geselleschafft der rosen anstat und in namen der geselleschafft einen Schiedsspruch zwischen den Stiften und der Stadt, der zwar den Streit nicht sofort beilegte, aber doch den Weg hierzu vorzeichnete.498 Die Gesellschaft ist ansonsten völlig unbekannt, ihre Mitglieder bezeichnen sich als desselben stiffts getrewe mann und lantsessen, nach dem und wir demselben stifft gewandt und pflichtig sein.499 Die 13 Schlichter standen großenteils als Räte und Amtleute im Dienst Bischof Antons.500 Zur Abtragung der Schulden des Hochstifts vereinbarten Bischof Anton und das Domkapitel im Jahre 1440 zunächst eine 6-jährige Pflegschaft für das Hochstift.501 Der Pfleger sollte aber kein Fürst sein und auch dem Domkapitel oder dessen Untertanen keine neuen Steuern auferlegen können. In einem zweiten Schritt errichteten sodann Bischof Anton und das Domkapitel, nachdem wir uns mit den wirdigen, unsern in got lieben, andechtigen thumprobst, techandt und capitel gemeniglich unsers thumstieffts, auch desselben unsers stiefts prelaten, ritterschafft und mannschafft ettwe offt 496 497 498 499 500

Demandt/Rublack Nr. 3, S. 109–112. Knochenhauer/Chroust, S. 87 f., 90, 94. Ebd. Nr. 63, S. 353 ff. Ebd., S. 353 f. Vgl. Bachmann, Landstände, S. 202 f., Anm. 11, 15 und 19; S. 206, Anm. 6 und S. 211, Anm. 15. 501 StAB A 85 Lade 341 Nr. 1360/2. Die zeitliche Einordnung ergibt sich aus der Narratio des Statuts desselben Jahres: ... dann das wir uns nach dem und uns geraten ist in ein sparung ergeben und ein jerlich deputat und bescheidung zu enthaltung unsers hof hofs und wesens fürgenommen und dorauf dem genanten unserm capitel gantze volle macht gegeben haben, zu welen, zu benennen und zu setzen ein oder zwen oder aber drey pfleger oder pflegere. ... als das die verschreibung, doruber gemacht und besigelt sein, klerlicher ausweißt, Bachmann, Landstände, Ed. 1, S. 198–203.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

besammet und soliche anligende sach mit fleis gewegen. Und nach vil ratslags dorunter gehalden (...) mit rate unsers capitels ein Statut, das festlegte, daß Bischof Anton auch nach Ablauf der Pflegschaft keine neuen Verkäufe und Verpfändungen vornehmen dürfe, es sei denn, das dem genanten unserm stiefft sulch groß, swere und merklich sach anstießen und zufilen, dortzu man gelt haben (...) müßt, das solle er an das Domkapitel, die Prälaten und die Ritterschaft des Hochstifts bringen.502 Das Domkapitel sollte dann innerhalb von 14 Tagen ein peremptorisches, das heißt ein Kapitel, zu dem alle Domherren, auch die auswärtigen, zu erscheinen hatten, ansetzen, zu diesem so viele Personen aus den Prälaten und der Ritterschaft nehmen, wie Domherren anwesend seien, und mit Mehrheit über den Antrag des Bischofs entscheiden. Sechs Prälaten und elf Ritter sollten die Urkunde auf Bitten Bischof Antons und des Domkapitels mitsiegeln. Bei den Prälaten handelte es sich um die Äbte der Klöster Michelsberg und Langheim, den Probst des Augustiner-Chorherrenstifts Neunkirchen am Brand und die Dekane der Stifte St. Stephan, St. Gangolf und St. Jakob in Bamberg, bei den Rittern teils um Räte Bischof Antons, teils um Mitglieder der Rosengesellschaft, teils um die Ältesten ihrer Geschlechter.503 Die Siegelung durch Prälaten und Ritter unterblieb jedoch, es finden sich nur die Siegel Bischof Antons und des Domkapitels. Aus der Urkunde ergibt sich somit folgendes: Prälaten und Ritter waren an den vorherigen Beratungen beteiligt gewesen, nicht jedoch unmittelbar an der Abfassung des Statuts. Sie sollten lediglich seine Einhaltung mitverbürgen. Dazu kam es jedoch ausweislich der fehlenden Besiegelung nicht. Ein Grund von Seiten der Ritter könnte gewesen sein, daß sie damit die Wirksamkeit des Statuts, das Bischof Anton auch nach Ablauf der Pflegschaft schwer beschränkte, und dessen Räte sie großenteils waren, hintertreiben wollten. Möglicherweise waren sie aber auch aus anderen Gründen nicht mit dem Statut oder seiner Grundlage, der Pflegschaftsordnung, einverstanden. Diese anderen Gründe ergeben sich indirekt aus der nur wenig später, am 2. November 1440, vorgenommenen Abänderung der Pflegschaftsordnung. Sie beschränkte Bischof Anton auf ein jährliches Deputat von 1.600  fl. Die Vergabe von Lehen an Fürsten, Freie, Herren, Ritter und Knechte sollte ihm aber vorbehalten sein.504 Möglicherweise hatten die Ritter also das erste Statut und die Pflegschaftsordnung abgelehnt, weil die Vergabe von Lehen – ein wichtiger Punkt für die Ritterschaft – darin dem Bischof nicht vorbehalten war. Wiederum baten Bischof Anton und das Domkapitel zwölf Ritter, größtenteils identisch mit denen, die das Statut hatten besiegeln sollen, um Besiegelung. Darüber hinaus wurde bestimmt, daß die zwölf Ritter, falls 502 Ebd., S. 198 ff., die Zitate S. 198 f., Z. 11–16 und 54–57. Das Statut ist vor dem 2. November 1440 entstanden, vgl. ebd., Ed.  2, S.  207, Z.  110–116: unschedlich dem statut, des wir mit unßerm capitel uberkomen seind fur uns und alle unsere nachkomen, in ewikeit zu halten, darinnen begriffen ist, das wir und unßere nachkomen in ewickeit nicht versetzen, verkaufen noch empfremden sollen on rate und willen unßers capitels, unßers stiffts prelaten und ritterschafft, als dasselbe statut von worte zu worte clerlich außweist, das auch in ewickeit bei seinen mechtn und krefften bleiben sol ongeverde. 503 Vgl. ebd., S. 202 f., Anm. 10–20. 504 Ebd. Ed. 2, S. 205.

Der Adel im Ringen zwischen Bischof und Domkapitel

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Bischof Anton gegen den Vertrag verstieße, das Domkapitel gegen diesen unterstützen sollten. Doch auch dieses Mal unterblieb die Besiegelung. Die Ritter waren offenbar weiterhin nicht einverstanden mit der Pflegschaftsordnung. Dies ergibt sich wiederum aus der darauffolgenden Ordnung aus dem Jahr 1441. Die fehlende Unterstützung durch die Ritterschaft war möglicherweise ein Grund dafür, daß der aufgrund dieser Pflegschaftsordnung am 7. Dezember 1440 eingesetzte Stiftspfleger Graf Wilhelm von Henneberg relativ schnell wieder zurücktrat.505 Die daraufhin im Jahre 1441 entworfene Ordnung beschränkte Bischof Anton nur mehr durch zwei Räte, die zwar die volle weltliche Regierungsgewalt übernehmen, aber keine Stiftsgüter veräußern können sollten.506 Belange der Ritterschaft wurden besonders dadurch berührt, daß die Räte von Bischof Anton die Absetzung von Amtleuten verlangen konnten. Auch sollten sie sich der persönlichen Schulden und Verpflichtungen Bischof Antons annehmen, insbesondere gegenüber Eberhart von Schaumberg, Hans von Hirschhorn und Caspar von Bibra. Gesiegelt wurde die Urkunde lediglich von Bischof Anton und dem Domkapitel. Ihre Wirksamkeit blieb strittig. Denn schon bald darauf einigten sich Bischof Anton und das Domkapitel am 14.  Oktober 1441 auf einen Ausschuß aus dem Domdekan, zwei Domherren und sechs Rittern, die eine Regierungsordnung für das Hochstift entwerfen sollten.507 Doch auch dieses Vorhaben scheint nicht zur Ausführung gelangt zu sein. Die vorgesehene Besiegelung durch die sechs Ritter unterblieb, und auch sonst ist von einer auf der Grundlage dieses Vergleichs errichteten Ordnung nichts bekannt.508 Daher unternahmen Bischof Anton und das Domkapitel am 25. Juni 1442 einen neuen Anlauf und gelobten, die Ordnung, die der ehemalige Stiftspfleger, Graf Wilhelm von Henneberg, auf den sie durch die prelaten, pfaffheit und ritterschafft des stieffts von des regiments wegen desselben stieffts geweiset waren, zusammen mit einem Domherren, zwei Prälaten und sieben Rittern, die er selbst sich ausgewählt hatte, errichten würde, zu halten.509 Diese setzten sodann am 7. Juli 1442 den Domherrn Graf Georg von Löwenstein als Stiftspfleger ein. Doch auch dieser Pflegschaft war kein dauerhafter Erfolg beschieden.510 Schon im Juni 1443 traten der Pfleger und seine Räte zurück. Das Domkapitel hielt sich daraufhin für berechtigt, aufgrund der älteren Pflegschaftsordnung aus dem Jahre 1441 einen neuen Pfleger zu bestellen. Bischof Anton bestritt dies und schickte sich an, wieder die Regierung des Hochstifts zu übernehmen. Ein Schiedsgericht unter dem Vorsitz Markgraf Johanns von Brandenburg-Kulmbach entschied zunächst für ihn und gegen den vom Domkapitel als Pfleger eingesetzten Domherrn Georg von Schaumberg. Als daraufhin das Domkapitel jegliche Mitarbeit an der Errichtung 505 506 507 508 509 510

StAB A 25 Lade 29, Nr. 8; Bachmann, Landstände, S. 86. Ebd. Ed. 3, S. 207 ff. Ebd. Ed. 4, S. 210 ff. Ebd., S. 87. Ebd. Ed. 5, S. 212, Z. 2 f. Vgl. zum folgenden ebd., S. 88.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

einer neuen Regierungsordnung verweigerte,511 errichteten Bischof Anton, Prälaten und Ritterschaft kurzerhand eine solche ohne Mitwirkung des Domkapitels.512 Hierin wurde Bischof Anton lediglich in der weltlichen Regierung des Hochstifts an einen aus einem Prälaten und zwei Rittern bestehenden Rat gebunden, in schwereren Sachen sollten das Domkapitel und die lantschafft hinzugezogen werden. Die Entschuldung des Hochstifts sollte auch hier wieder durch eine Beschränkung Bischof Antons auf ein jährliches Deputat von 1.600 fl erreicht werden. Ferner sollte der Kammermeister Bischof Anton alle halbe Jahre in Gegenwart der drei Räte, zweier Domherren, zweier Prälaten, vier Rittern und vier von der lantschafft Rechnung legen. Anzeichen für eine Wirksamkeit dieses Rates finden sich indessen nicht.513

4. Ergebnisse In den Auseinandersetzungen zwischen Bischof und Domkapitel um die Regierung der Hochstifte stellte sich der Adel zumeist mehrheitlich auf die Seite des Bischofs, oder er nahm eine neutrale Position ein. Im Hochstift Würzburg neutralisierte er zunächst 1432/33 die zwischen Bischof Johann und der Stadt Würzburg umstrittene Festung Marienberg als Übergangslösung bis zur Wahl eines neuen Bischofs, Verwesers oder Pflegers. Der ständische Rat von 1435 trat alsbald auf die Seite Bischof Johanns, und um die Jahreswende 1435/36 unterstützte ein großer Teil des Adels die Gesandtschaft Bischof Johanns an das Baseler Konzil. Mitte 1436 fungierte der Stiftsadel dann wieder als Garant der Schlichtung Markgraf Friedrichs von Brandenburg zwischen Bischof Johann, dem Pfleger Graf Albrecht von Wertheim, dem Domkapitel und der Stadt Würzburg. Auch im Streit zwischen Bischof Sigmund und dem Domkapitel verhielt sich der Stiftsadel zunächst neutral. Erst mit der Errichtung des Stiftsregiments 1441 stellte er sich offen gegen Bischof Sigmund. Im Hochstift Bamberg scheint der Adel im wesentlichen auf Seiten Bischof Antons gestanden zu haben. Entscheidend für die mehr oder minder offene Parteinahme des Adels für den Bischof dürften jeweils die Lehns- und Dienstbeziehungen gewesen sein, die den Adel auf den Bischof und nicht auf das Domkapitel verwiesen. Eine Ausnahme bildete die Regimentsordnung von 1441, mit der der Adel sich offen gegen Bischof Sigmund stellte. Die Ursache für diesen einmaligen Vorgang dürfte in der völligen Isolierung Bischof Sigmunds zu diesem Zeitpunkt, insbesondere von seinen ehemaligen Parteigängern, den Markgrafen von Brandenburg, zu suchen sein. Eine neutrale Position wurde dem Adel zumeist in den Taidigungen fremder Mächte zugewiesen, so in der ersten Kitzinger Richtung von 1432 und in der Taidigung Markgraf Friedrichs von Brandenburg 1436. Die Einbeziehung des Adels entsprach besonders der Politik Markgraf Friedrichs, so schon im Landfriedensprojekt 511 Vgl. ebd. Ed. 7, S. 215 f. 512 Ebd. 513 Ebd., S. 89.

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von 1432 und dann erneut in der ersten Kitzinger Richtung desselben Jahres, im Einungsprojekt von 1435 und in der Taidigung und der letzten fränkischen Landfriedenseinung 1436. Ein eigenes Interesse an einer Mitregierung in den Hochstiften entwickelte der Adel nicht. Eine Ausnahme bildet scheinbar der Runde Vertrag von 1435, der dem Rat und damit dem ihn dominierenden Adel weitreichende und dauerhafte Regierungsbefugnisse einräumte. Tatsächlich wurde der Rat vom Adel, namentlich vom Hochadel, jedoch nur unzureichend unterstützt. Einen wichtigen Grund hierfür dürfte die nach wie vor starke Loyalität des Adels zu Bischof Johann aufgrund von Lehns- und Dienstverhältnissen gebildet haben. Die Errichtung des Regiments von 1441 lag in der Konsequenz der Einrichtung eines Regentschaftsrats für den jungen Bischof Sigmund 1440 und der diesbezüglichen Taidigungen von Halle und von Lichtenfels zwischen den Markgrafen von Brandenburg und den Herzögen von Sachsen und kann daher nicht als ein Streben des Adels nach Mitregierung im Hochstift interpretiert werden. Darüber hinaus war das Regiment lediglich als Übergangslösung bis zur Wahl eines neuen Bischofs durch das Domkapitel konzipiert. Das Streben nach einer Mitregierung durch die Grafen von Wertheim in Form der Pflegschaft diente ausschließlich der Vorbereitung und Absicherung ihrer Nachfolge im Bischofsamt, wie besonders der Vertrag vom 13. Dezember 1434 zeigt. Dem Adel ging es vielmehr in erster Linie um die Abstellung seiner Beschwerden gegen den Bischof. Dies zeigt sich sowohl im Runden Vertrag von 1435, in dem Bestimmungen, die den Beschwerden des Adels gegen den Bischof abhelfen sollten, breitesten Raum einnahmen, wie auch in der Klausel der Regimentsordnung von 1441, der neue Bischof solle schwören, den Adel bei seinem alten Herkommen, Freiheiten und Rechten bleiben zu lassen. Die Kontrolle des Regierungshandelns des Bischofs war im wesentlichen eine Aufgabe des Domkapitels. Diese Aufgabenverteilung wurde vom Adel nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Allerdings unterscheidet sich die Haltung des Adels, die Abstellung seiner Beschwerden in den Mittelpunkt seiner Politik zu rücken, insofern nicht grundlegend von der Haltung des Domkapitels, als die von diesem dem Bischof auferlegten Wahlkapitulationen und die daraus folgende Mitregierung im Grunde auch nichts anderes darstellte als eine Reaktion auf entsprechende Eingriffe des Bischofs in Rechte des Domkapitels, etwa bei der Besteuerung des Klerus. Ein ständischer Rat zur Kontrolle des Bischofs konnte nur Erfolg haben, wenn die Stände geschlossen hinter ihm standen. Der ständische Rat des Runden Vertrags scheiterte im wesentlichen daran, daß er vom Domkapitel und vom Adel nur unzureichend unterstützt wurde. Dagegen scheint der ständische Rat von 1441 über genügend Rückhalt im Domkapitel und im Adel verfügt zu haben, was nicht zuletzt an dem Pakt beider Gruppen auf dem Tag von Haßfurt, an dem in der Taidigung von Lichtenfels vorgesehenen Vorgehen festzuhalten, und der Übernahme der Hauptmannschaft durch Graf Georg von Henneberg deutlich wird. Allerdings war der Rat von vornherein nur als Übergangslösung und nicht auf Dauer konzipiert. Dies mag seine Unterstützung durch Domkapitel und Adel erleichtert haben.

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V. Der Adel im Ringen der Fürsten um die Vorherrschaft in Franken 1. Im 2. Süddeutschen Städtekrieg von 1447 bis 1450 Unter dem neuen Würzburger Bischof Gottfried Schenk von Limpurg gestaltete sich das Verhältnis zum Stiftsadel zunächst gut. Im Jahre 1444 besiegelten die Grafen Georg von Henneberg, Wilhelm von Castell und Johann von Wertheim, Conrad Schenk von Limpurg der Ältere, die Ritter Apel von Lichtenstein, Karl Truchseß, Eberhart von Schaumberg und Eberhart Wolfskehl und die Edelknechte Georg Fuchs von Schweinshaupten, Jörg von Seinsheim zu Westerndorf, Bartholomäus von Bibra und Engelhart von Münster als Räte Bischof Gottfrieds eine Einung mit Kurfürst Friedrich und Herzog Wilhelm von Sachsen.514 Doch schon im Jahre 1446 sah sich der Stiftsadel erneut veranlaßt, Einungen zur Verteidigung seiner Rechte zu schließen. Die erste Einung des Jahres 1446 zwischen den Grafen Georg von Henneberg und Wilhelm von Castell und 27 Rittern und Knechten ist nur kopial überliefert und trägt kein Datum.515 Sie stimmt aber nahezu wörtlich mit der Einung vom 25. September desselben Jahres überein. Lediglich der Kreis der Teilnehmer der letzteren ist gegenüber der ersten um den Grafen Wilhelm von Henneberg und etliche Adelige erweitert.516 Es liegt somit die Annahme nahe, daß die erste Einung nicht lange vor der vom 25. September 1446 geschlossen worden sein kann. Inhaltlich knüpfen die Einungen von 1446 an die von 1423 und die aus der Zeit der Wirren im Hochstift an. Als Motiv für den Zusammenschluß werden nunmehr wieder die Neuigkeiten herausgestellt, mit denen die Adeligen von ihren Rechten, Freiheiten und Herrlichkeiten gedrungen würden. Dies legt es nahe, daß die Einung durch Beschwerden gegen die bischöfliche Regierung veranlaßt wurde. Ein indirekter Hinweis auf die Art dieser Beschwerden datiert aus dem Jahre 1447. Im Zuge seiner Auseinandersetzung mit Markgraf Albrecht von Brandenburg bemerkte Bischof Gottfried, Markgraf Albrecht beschwere sich über die Handhabung der geistlichen Gerichte nur deshalb, um auf diese Weise den Adel gegen ihn – Bischof Gottfried – aufzubringen.517 Dies deutet darauf hin, daß der Adel sich immer noch oder wieder einmal durch die Handhabung der geistlichen Gerichte beschwert fühlte. Nach Lorenz Fries begann Bischof Gottfried im Jahre 1446 die geistlichen Gerichte wieder etwas strenger zu handhaben, nachdem sie unter seinen Vorgängern darniedergelegen hätten.518 Weitere Beschwerden könnten die Zentgerichte, das Brückengericht und 514 515 516 517 518

StAW WU 19/37a. StAW HV Ms f. 258, fol. 33r–44r. Vgl. Lünig Nr. 125, S. 251–256. StAW Stdb 717, fol. 462r; wiedergegeben bei Amrhein, S. 25. Fries, Chronik 4, S. 89 f.

Der Adel im Ringen der Fürsten um die Vorherrschaft in Franken

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das Landgericht betroffen haben, denn als Bischof Gottfried im Jahre 1447 in seiner Auseinandersetzung mit Markgraf Albrecht die Unterstützung des Stiftsadels benötigte, erließ er neue Ordnungen für diese Gerichte, die weitgehend den Forderungen des Adels aus den Jahren 1400, 1408 und 1435 entsprachen. Im übrigen ergeben sich Veränderungen gegenüber den Einungen von 1423 und aus der Zeit der Wirren im Hochstift nur in Details. So wurde eine Klausel hinzugefügt, daß, wenn ein Mitglied seinem Lehnherrn die Lehen aufsagte (das Lehnsverhältnis kündigte), die Einung mit dem Lehnherrn keinen Frieden oder Sühne schließen solle, ohne daß dem Mitglied die Lehen wieder verliehen worden wären. Ferner wurde bestimmt, daß die Grafen und Herren, die in den Fünferausschuß gewählt würden, sich dort durch ihre Räte vertreten lassen könnten, nicht jedoch bei solch schweren und treffentlichen sachen, dardurch noth were, uns in der Aynung der mehrer Theil zu verbotten, dann sollte der Graf oder Herr persönlich erscheinen – ein Zugeständnis an die Belastung der Grafen und Herren mit einer Vielzahl von Geschäften in eigener Sache oder im Dienst benachbarter Fürsten oder des Reichs. Weiterhin wurde die Fehdehilfe für eine Reihe von Fällen eingeschränkt. Wegen alter, verlaufener Sachen sollte keine Hilfe geleistet werden, ebenso nicht, wenn der Angegriffene nicht zuvor die Fünf eingeschaltet hatte oder wenn der Angreifer sich zu Recht vor den Fünf erboten hatte, der Angegriffene aber nicht darauf eingehen wollte. Die Mitgliedschaft in anderen Einungen oder Verschreibungen blieb von der Einung unberührt, doch sollten diese nach ihrem Ablauf nicht erneuert werden. Über die Aufnahme neuer Mitglieder sollten die Fünf zusammen mit dreien, die Graf Georg von Henneberg und die Ritterschaft im Oberland, und dreien, die Graf Wilhelm von Castell und die Ritterschaft jenseits des Mains auswählen würden, entscheiden. Schließlich gelobten die Teilnehmer Verschwiegenheit in Sachen der Einung. Die Vertragswerke der Einungen von 1446 waren die ausgefeiltesten des Jahrhunderts und bilden daher den Höhepunkt einer Entwicklung. Hieran zeigt sich auch, daß die Einungen von 1402 bis 1446 tatsächlich, über den aktuellen Anlaß ihrer Gründung hinaus, umfassende Rechts- und Friedensgemeinschaften waren. Wären das Einungsgericht oder die Fehdehilfe nicht in Anspruch genommen worden, hätten die diesbezüglichen Regeln nicht laufend verfeinert werden müssen. Zugleich wurden Ansätze einer landschaftlichen Untergliederung unterhalb der Ebene des Landes Franken sichtbar. Die erste Einung des Jahres 1446 war gebildet worden von der Ritterschaft im Oberland um Graf Georg von Henneberg und der jenseits des Mains um Graf Wilhelm von Castell. Das paritätische Mitspracherecht der beiden Adelsgruppen im Oberland und jenseits des Mains legt sogar die Annahme nahe, es habe sich ursprünglich um zwei voneinander unabhängige Einungen gehandelt, aus denen die von 1446 erst – ebenso wie die Gesellschaft mit St. Jörgenschild519 – durch Zusammenschluß entstand. Schon im Jahre 1402 hatte es den Fall gegeben, daß eine kleine Einung – die der Herren, Ritter und Knechte an der Baunach – in der Großen Einung aufgegangen war. Ebenso gingen jetzt die beiden kleinen Einungen 519 Mau, S. 10; Obenaus, S. 198.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

– auch infolge des Beitritts weiterer Adeliger – in der großen auf. In der Einung vom 25.  September 1446 ist von den Adelsgruppen im Oberland und jenseits des Mains nicht mehr die Rede. War die Einung auch zunächst in erster Linie zur Verteidigung der Rechte ihrer Mitglieder gegründet worden, so wurde sie doch bald in den Konflikt hineingezogen, der sich in den Jahren 1446/47 zwischen Bischof Gottfried von Würzburg und dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg entspann. Die politische Konstellation in Franken und über Franken hinaus wurde in den Jahren 1445 bis 1454 bestimmt durch den Gegensatz zwischen dem Mergentheimer Fürstenbund und einem Bund 31 süddeutscher Reichsstädte mit Nürnberg, Ulm, Augsburg und Esslingen an der Spitze.520 Markgraf Albrecht war Mitglied im Mergentheimer Fürstenbund, Bischof Gottfried schlug sich auf die Seite der Reichsstädte. Am 10. August 1445 schloß er mit der Reichsstadt Nürnberg, der Hauptgegnerin Markgraf Albrechts in Franken, einen Subsidienvertrag und am 2. Juni 1446 ein Bündnis mit 24 Reichsstädten. Darüber hinaus verbündete er sich am 23. Mai und 14. September 1446 mit den Wittelsbachern Kurfürst Ludwig III., Pfalzgraf bei Rhein, und Herzog Albrecht III. von Bayern. Ebenfalls am 2. Juni 1446 schlossen Markgraf Albrecht und sein Bruder Johann ein gegen das Hochstift Würzburg gerichtetes Bündnis mit Herzog Wilhelm III. von Sachsen und Landgraf Ludwig I. von Hessen. Mit diesem Bündnis im Rücken wandte sich Markgraf Albrecht nunmehr gegen das Hochstift Würzburg und brachte im Sommer 1446 etliche Klagen gegen Bischof Gottfried betreffend das Verhältnis ihrer beider Landgerichte und anderes vor, worauf Bischof Gottfried mit Schreiben vom 5. September 1446 antwortete.521 Nachdem der Streit im Frühjahr 1447 zunächst schriftlich weitergeführt worden war, kam es am 29. Juni 1447 in Windsheim und am 4. Juli 1447 in Würzburg erstmals zu direkten Verhandlungen über die gegenseitigen Beschwerden.522 Betreffend ihre beiden Landgerichte vertrat Markgraf Albrecht die Ansicht, daß das Landgericht des Dienstherrn der allgemeine Gerichtsstand der Diener (von Haus aus) sein sollte. Er setzte damit eine schon durch seinen Vater in dem Einungsprojekt von 1435 begründete Politik fort. Dies hätte den Wirkungsbereich des markgräflichen Landgerichts nicht unbeträchtlich erweitert, verfügte Markgraf Albrecht doch über eine große Dienerschaft weit über die Grenzen seines Territoriums hinaus in Franken, Bayern und Schwaben.523 520 Vgl. zum folgenden Weiss, S.  427–435; Wendehorst, Bistum Würzburg  2, S.  177  f. und Schubert, S. 94 f. 521 StAW Stdb 717, fol. 437r; Amrhein, S. 11–15. 522 Vgl. StAW Stdb 717, fol. 457r–462r; zusammenfassend Fries, Chronik 4, S. 117–120; Amrhein, S. 15–23. 523 Vgl. zur Bedeutung der Dienstverhältnisse für die Herrschaftsausübung der Markgrafen Rupprecht, Guttenberg, S. 141; zur Zahl der Diener der Markgrafen aus fränkischen Adelsfamilien Ulrichs, S. 121 f.

Der Adel im Ringen der Fürsten um die Vorherrschaft in Franken

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Ein weiterer Streitpunkt war die geistliche Gerichtsbarkeit. Markgraf Albrecht verlangte, daß die Ordnung der geistlichen Gerichte seiner Zustimmung bedürfe, wenigstens aber in Gegenwart seiner Räte gemacht würde. Bischof Gottfried verweigerte dies mit dem Argument, alle anderen Nachbarn hätten die bestehende Ordnung ohne Widerspruch akzeptiert und Weltliche hätten den Geistlichen keine Ordnungen in geistlichen Dingen zu setzen. Der Versuch Markgraf Albrechts, Einfluß auf die Handhabung der geistlichen Gerichte zu erlangen, zielte letztlich darauf ab, sein Herrschaftsgebiet vom Einfluß Bischof Gottfrieds gänzlich freizuhalten und statt dessen ein eigenes Kirchenregiment zu errichten. Ferner wurde verhandelt über die Schulden Bischof Gottfrieds bei den Herren von Schwarzenberg, Hermann von Seinsheim, Kunz und Bartholomeus von Hutten und Karl und Diez von Thüngen, derer sich Markgraf Albrecht angenommen hatte, und über die Verschreibung Kitzingens, das Bischof Gottfried Markgraf Albrecht wegen dessen Unkosten aus dem Krieg 1440/41 verpfändet hatte. Bischof Gottfried wollte die Verschreibung Kitzingens Markgraf Albrecht nur übergeben, wenn dieser gleichzeitig den Gegenrevers übergebe und die Bürger Kitzingens Bischof Gottfried und dem Domkapitel huldigen ließe, wie dies andere Städte des Hochstifts auch täten. Hiermit wollte Bischof Gottfried einer Entfremdung Kitzingens vom Hochstift durch die Verpfändung vorbeugen. Schließlich wurde über Form und Umfang der Belehnung Markgraf Albrechts mit Gütern des Hochstifts gestritten. Die Verhandlungen scheiterten im wesentlichen daran, daß keine Einigkeit über den Gerichtsstand der Diener erzielt werden konnte. Parallel zu den Verhandlungen traf Markgraf Albrecht Vorbereitungen zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Bischof Gottfried. Bereits im Februar und Mai 1446 hatte es Gerüchte über gegen das Hochstift Würzburg gerichtete Werbungen gegeben.524 Am selben Tage, an dem seine Gesandten in Würzburg noch mit Bischof Gottfried über die Abstellung seiner Beschwerden verhandelten, drohte Markgraf Albrecht in einem Gespräch mit einem Dinkelsbühler Ratsherren offen mit Krieg gegen Bischof Gottfried, worüber die Stadt den mit ihr verbündeten Bischof alsbald unterrichtete.525 Bischof Gottfried wandte sich daraufhin noch vor dem 16. Juli 1447 an Herzog Albrecht von Bayern mit der Bitte um militärische Hilfe,526 ebenso an die mit ihm verbündeten Städte auf einem Bundestag in Rothenburg ob der Tauber am 17. Juli527 und schließlich am 18. Juli an Kurfürst Ludwig.528 Nur wenige Tage später verdichteten sich die Gerüchte dahingehend, Markgraf Albrecht gedenke um den 10. August herum gegen das Hochstift Würzburg ins Feld zu ziehen und werbe hierzu böhmische Söldner an, die Erzbischof Dietrich von Köln bis zum 25.  Juli zur – vergebli524 525 526 527 528

StAW Stdb 717, fol. 452v; Amrhein, S. 42 f. StAW Stdb 717, fol. 453v; Amrhein, S. 26. Vgl. StAW Stdb 717, fol. 440r; Amrhein, S. 32 f. Vgl. StAW Stdb 717, fol. 453r, 445r; Amrhein, S. 30 und 46. StAW Stdb 717, fol. 441r; Amrhein, S. 36 f.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

chen – Belagerung der Stadt Soest unter Vertrag hatte.529 Bischof Gottfried bat daraufhin seine Verbündeten und offenbar auch den Mainzer Erzbischof Dietrich Schenk von Erbach am 21. Juli, ihm ihre Truppen auf den 9. August nach Lauda (Kurfürst Ludwig), Nürnberg (Herzog Albrecht), Rothenburg oder Windsheim (Städte) und Bischofsheim ob der Tauber (Erzbischof Dietrich) zu schicken.530 Ferner scheint Bischof Gottfried etwa um dieselbe Zeit die Ritterschaft oder zumindest einige aus der Ritterschaft des Hochstifts nach Würzburg geladen zu haben.531 Er ließ ihnen zunächst ausführlich den Gang der Verhandlungen mit Markgraf Albrecht schildern und bat sie, ihm beizustehen wie ihre Voreltern, jeder in seinem Kreis für ihn zu werben und nicht auf die Werbungen Markgraf Albrechts einzugehen. Er unterließ es auch nicht, den Stiftsadel darauf hinzuweisen, daß die von Markgraf Albrecht angestrebte Neuordnung der Kompetenzen der Landgerichte als allgemeiner Gerichtsstand der jeweiligen Diener dem Stiftsadel nur zum Nachteil gereichen könne, weil dies die Durchsetzung von Ansprüchen gegen Diener weit entlegener Herren erschweren würde. Hintergrund dieser Adresse Bischof Gottfrieds an den Stiftsadel war, daß Markgraf Albrecht am 18. Juli an Graf Georg von Henneberg, Diez Truchseß, Balthasar von Wenkheim, Erkinger von Seinsheim, Jobst von Rotenhan und Otto von Milz geschrieben, ihnen kurz aus seiner Sicht den Stand der Verhandlungen mit Bischof Gottfried dargestellt und sie gebeten hatte, am 26. Juli mit möglichst vielen anderen Rittern der Einung nach Kitzingen zu kommen, um dort seine Beschwerden ausführlich zu hören.532 Dagegen bat Bischof Gottfried Graf Georg und die Fünf, den anderen zu schreiben, nicht nach Kitzingen zu reiten, sondern nur fünf oder sechs von ihrer aller wegen zu schicken.533 Ob dieses auch so geschah, ist nicht überliefert. Sicher ist nur, daß Graf Georg von Henneberg nicht in Kitzingen erschien.534 Parallel zu diesen kriegerischen Vorbereitungen liefen diplomatische Bemühungen um eine friedliche Beilegung des Streits. Bereits am 12. Juli schrieb Markgraf Albrecht Bischof Gottfried und bot einen Austrag des Streits vor Erzbischof Dietrich von Mainz, Kurfürst Ludwig, Herzog Friedrich von Sachsen, den Bischöfen Anton von Bamberg, Johann von Eichstätt oder Peter von Augsburg, den Herzögen Heinrich, Albrecht, Steffan oder Otto von Bayern oder Albrecht oder Sigmund von Österreich, Markgraf Jacob von Baden, den Grafen Ludwig oder Ulrich von Württemberg oder dem kleinen Rat der Städte Nürnberg, Augsburg oder Ulm an535 und unterrichtete jedenfalls die wichtigsten unter den vorgeschlagenen Schiedsrichtern hiervon, nämlich Erzbi-

529 530 531 532 533 534 535

Vgl. hierzu auch Fries, Chronik 4, S. 120 f. StAW Stdb 717, fol. 442v, 445r sowie 463v; Amrhein, S. 43–46 und 51. Vgl. StAW Stdb 717, fol. 459r–462r; wiedergegeben bei Amrhein, S. 15–25. StAW Stdb 717, fol. 444v; Fries, Chronik 4, S. 121 f.; Amrhein, S. 35 f. StAW Stdb 717, fol. 462r; wiedergegeben bei Amrhein, S. 25. StAW Stdb 717, fol. 451r; Amrhein, S. 60. StAW Stdb 717, fol. 467; Amrhein, S. 27 f.

Der Adel im Ringen der Fürsten um die Vorherrschaft in Franken

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schof Dietrich, Kurfürst Ludwig und Herzog Albrecht von Bayern.536 Dies hatte auch den Zweck, Bischof Gottfried vor seinen Verbündeten ins Unrecht zu setzen und ihn dadurch von ihnen zu isolieren. Bischof Gottfried erklärte sich daraufhin mit einer Schlichtung durch Erzbischof Dietrich oder Kurfürst Ludwig oder den kleinen Rat der Reichsstadt Ulm einverstanden, wenn auch Markgraf Albrecht ihm wegen seiner – Bischof Gottfrieds – Beschwerden zu Recht stehen wolle. Erscheine dieses Angebot Markgraf Albrecht nicht genügend, solle einer der angebotenen Schiedsrichter entscheiden, welches Rechtgebot das billigste, rechtlichste und redlichste sei.537 Darüber hinaus bot Bischof Gottfried Markgraf Albrecht an, wenn er einen schleunigeren Austrag wünsche, als Schiedsrichter Graf Georg von Henneberg und die Fünf der Einung sowie je sechs Ritter Bischof Gottfrieds und Markgraf Albrechts einzusetzen.538 Durch das Erbieten auf Graf Georg und die Fünf festigte er die Loyalität des Stiftsadels ihm und seiner Sache gegenüber, denn nach allgemeiner Meinung waren in derartigen rechtlich geprägten Auseinandersetzungen das bessere Recht und mehr Ehre auf Seiten dessen, der das billigere, rechtlichere, redlichere und vollkommenere Schiedsangebot machte.539 Über die Frage, welches Rechtgebot das billigere, rechtlichere und redlichere sei und wer darüber entscheiden solle, welche Streitfragen durch das Schiedsgericht entschieden werden sollten und wie die Einhaltung des Schiedsspruchs verbürgt werden sollte, entspann sich zwischen dem 12. und dem 29. Juli zwischen Bischof Gottfried und Markgraf Albrecht ein langatmiger Briefwechsel, in dem auch die gegenseitigen Beschwerden immer wiederholt wurden.540 Schließlich einigten sich beide Parteien am 30. Juli unter Vermittlung durch die Mainzer Räte Conrad Herr zu Weinsberg, des Heiligen Römischen Reiches Erbkämmerer, Heinrich Leubing, Doktor des kaiserlichen und Lizentiat des geistlichen Rechts und Pfarrer zu St. Sebald in Nürnberg, und den Ritter Conrad von Frankenstein, Burggraf zu Starkenberg, sowie den Nürnberger Gesandten Bertold Volkamer im sogenannten Anlaß von Biebelriet auf folgendes Vorgehen:541 Die Ordnung der geistlichen Gerichte sollte von Erzbischof Dietrich von Mainz überprüft werden. Wegen des Gerichtsstands der Diener sollte es bei einer nicht näher bezeichneten Taidigung, die zwischen Markgraf Friedrich  I. von Brandenburg und Bischof Johann II. von Brunn erfolgt sein sollte, sein Bewenden haben; Irrungen hierüber sollte Erzbischof Dietrich entscheiden. Schließlich sollte Bischof Gottfried wegen seiner Schulden bei den Herren von Schwarzenberg, Hermann von Seinsheim, Kunz und Bartholomeus von Hutten, Heinz Steinrück und Hans von Vestenberg sich gütlich mit diesen einigen. Gelänge dies nicht, sollte Erzbischof Dietrich hierüber entscheiden. Erzbischof Dietrich prüfte und genehmigte die Ordnung der 536 537 538 539 540 541

Vgl. StAW Stdb 717, fol. 468r, 441v sowie 472; Amrhein, S. 28–30 und 51. StAW Stdb 717, fol. 470; Amrhein, S. 33–35. Vgl. auch Fries, Chronik 4, S. 123 f. StAW Stdb 717, fol. 451r; Amrhein, S. 41 f. Vgl. Obenaus, S. 50–89 und 119. StAW Stdb 717, fol. 446r–451r; Amrhein, S. 38–42 und 52–61. StAW Stdb 717, fol. 453v; Fries, Chronik 4, S. 123 f.; Amrhein, S. 62 f.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

geistlichen Gerichte erst im März 1448, wegen des Landgerichts verwies er die Parteien an König Friedrich.542 Die von Erzbischof Dietrich überprüfte Ordnung der geistlichen Gerichte war von Bischof Johann von Brunn mit Zustimmung des Domkapitels am 17. Juni 1422 erlassen543 und von Bischof Gottfried mit Zustimmung des Domkapitels am 19. September 1447 in einer deutschen Fassung erneuert worden.544 Sie kam den Beschwerden des Adels, wie sie im Runden Vertrag zum Ausdruck gekommen waren, bis zu einem gewissen Grade entgegen. So sollten die geistlichen Gerichte mit Offizialen besetzt werden, die zwar nicht unbedingt Doktoren oder Lizentiaten des kanonischen Rechts, aber immerhin doch in Recht läufftig und erfahren seien. In weltlichen Sachen sollten sie nicht richten, außer dies entspreche guter alter Gewohnheit, insbesondere bei Gelübden an Eides Statt, Säumnis des weltlichen Richters, Klagen eines Geistlichen gegen einen Laien, die seine eigene Person oder seine Ehre und seinen Leumund betrafen, oder Verwillkürung beider Parteien auf das geistliche Gericht. Vor allen Dingen sollten die Ladungsbriefe der geistlichen Gerichte erkennen lassen, daß es sich um eine Sache handele, die vor das geistliche Gericht gehörte, und auf Ladungen, die dies nicht erkennen ließen, in weltlichen Sachen keine Versäumnisurteile ergehen. Sollte sich dagegen auf die Ladung hin in der mündlichen Verhandlung herausstellen, daß eine der genannten Ausnahmen doch nicht vorlag, dann sollte der Kläger dem Beklagten die hieraus entstandenen Unkosten und Schäden ersetzen. Hinsichtlich der Sende sollten die Archidiakone bei ihren Visitationen ihr Augenmerk nicht so sehr auf die weltlichen Sünden, die vor den weltlichen Richter gehörten, wie Preistreiberei, Benutzung falscher Gewichte und so weiter richten, auch nicht auf die kleinen geistlichen Sünden und Laster, deren Bußsatzung den Pfarrern in der Beichte obliege, sondern auf die großen Sünden wie Ehebruch, Hurerei, Verletzung geistlicher Personen und Güter, Kirchenraub und ähnliches. Schließlich kam die Ordnung den Beschwerden des Adels auch hinsichtlich der Taxen für die Ausstellung von Urteilen entgegen, die sie auf 2  Gulden und 30  Pfennige festlegte. Im übrigen handelte die Ordnung im wesentlichen von den Pflichten der vor den geistlichen Gerichten auftretenden Prokuratoren und Advokaten und denen der Schreiber und Boten. Ferner erneuerte Bischof Gottfried im Herbst 1447 auch die Ordnungen der Zentgerichte,545 des Brückengerichts,546 des Stadtgerichts547 und des Landgerichts548. In den Ordnungen der Zentgerichte und des Brückengerichts entsprach er dabei ausdrücklich den Forderungen des Adels nach einer Beschränkung der Zuständigkeiten 542 543 544 545 546 547 548

StAW Stdb 717, fol. 474rv; Fries, Chronik 4, S. 124; Amrhein, S. 70. Schneidt 2, 2 Nr. 19, S. 285–324. Lünig Nr. 126, S. 256–267. Vgl. hierzu auch Trusen, S. 261 und 263. Knapp 1,1, S. 35–38. Vgl. auch Fries, Chronik 4, S. 94–96. Knapp 1,2, S. 1267–1274. Ebd., S. 1274–1280. StAW WLB 18, fol. 142r–143r.

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dieser Gerichte, wie sie bereits in den Verträgen von 1400 und 1408 und dem Runden Vertrag niedergelegt worden waren. Zugleich nutzte er die Reformationen zu einer Modernisierung der Gerichte des Hochstifts im Sinne einer rationaleren Rechtsprechung. So bestimmte die Zentgerichtsordnung etwa, daß hinfort nicht mehr die Amtleute von Amts wegen oder die Inhaber bestimmter Güter kraft alter Gewohnheit als Schöffen an den Zenten sitzen sollten, sondern die Redlichsten und Vernünftigsten. Statt dessen sollten die Ämter und die Inhaber der besagten Güter für den Unterhalt der Schöffen aufkommen. Auch sollten die Schöffen nicht mehr an den Bußen beteiligt werden.549 Man wird nicht fehlgehen, hierin den Einfluß am römischen oder kanonischen Recht geschulter Juristen zu erblicken. Freilich erwies sich insbesondere die Zentgerichtsordnung in der Praxis als nicht mehr als ein Programmsatz, was weniger daran gelegen haben dürfte, daß das Domkapitel ihr nicht zugestimmt hatte,550 als daran, daß die Zentgrafen, Schöffen und Zentverwandten vor Ort einfach an ihren jahrzehntelang geübten, vielfach divergierenden Praktiken festhielten. Im Privileg von 1461 gingen Bischof Johann von Grumbach und das Domkapitel jedenfalls von der Gültigkeit jener Reformationen aus.551 Das Entgegenkommen Bischof Gottfrieds in der Frage der Zuständigkeit der verschiedenen Gerichte diente dem Ziel, den Adel in dem Konflikt mit Markgraf Albrecht, in dem es gerade auch um die Kompetenzen der Gerichte beider Fürsten ging, auf Seiten des Hochstifts zu halten. Dies scheint Bischof Gottfried in der Folgezeit auch weitgehend gelungen zu sein. Lediglich die Adeligen, mit denen Bischof Gottfried wegen Schuldforderungen gestritten hatte, blieben weiterhin auf Distanz. Am 19.  August 1448 verbündeten sich die Herren Michael und Hermann von Schwarzenberg, Heinrich Steinrück, Eberhart Rüdt von Collenberg der Ältere, Hans von Vestenberg zu Schernau, Bartholomeus und Kunz von Hutten und Kilian und Wolfram von Thüngen unter Vermittlung des Markgrafen Albrecht mit der Reichsstadt Schweinfurt auf fünf Jahre.552 Sie versprachen, einander nicht anzugreifen, sondern sich gegen Überzug, Beschädigung und Vergewaltigung zu helfen. Wenn man einen reisigen Zug unternehmen müsse, sollten die Ritter hierzu zu 4/5 und die Reichsstadt Schweinfurt zu 1 /5 beitragen. Schäden sollten mit Beute ausgeglichen werden, übrigen Schaden jeder selbst tragen und übrige Beute nach Anzahl der Leute im Felde verteilt werden. Frieden sollte erst geschlossen werden, wenn aufgesagte Lehen wieder verliehen worden wären. Burgfrieden sollten eingehalten werden, ebenso die Einung eines Teils der Ritter mit Balthasar, Engelhart und Sigmund von Thüngen und Cunz von Grumbach. Fehden sollten auch über die Laufzeit der Einung hinaus zu Ende geführt werden. Die Ritter durften weitere Ritter aufnehmen, jedoch keine Fürsten oder Städte. Streit hierüber sollte Markgraf Albrecht entscheiden. Alle halbe Jahre sollte ein Ausschuß 549 550 551 552

Knapp 1,1, S. 36 f. So Fries, Chronik 4, S. 97. Vgl. Lünig Nr. 133, S. 298, linke Spalte, Absatz 2, Satz 2. Vgl. ebd. Nr. 128, S. 290–292.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

bestehend aus drei Adeligen und zwei Bürgern der Reichsstadt Schweinfurt zusammentreten und die Angelegenheiten der Einung beraten. Die Fünf sollten auch über Streitigkeiten zwischen den Adeligen und der Reichsstadt entscheiden. Das Bündnis knüpfte zum einen an das Bündnis der Einung von 1423 mit der Reichsstadt Schweinfurt an. Wie damals versprachen sich die Bündnispartner wirksame Hilfe im nachbarschaftlichen Verhältnis gegen Übergriffe Dritter. Die Adeligen hatten fast alle der Reichsstadt benachbarten Würzburger Amtsstädte pfandweise inne, so die Herren von Schwarzenberg Ebenhausen und Werneck, die von Hutten und von Thüngen Arnstein und Heinrich Steinrück Neustadt an der Saale.553 Darüber hinaus knüpfte das Bündnis auch in den Personen der Herren Michael und Hermann von Schwarzenberg an das Bündnis von 1423 an, das von Erkinger Herr zu Schwarzenberg, dem Vater der Herren Michael und Hermann von Schwarzenberg, vermittelt worden war. Das Bündnis führte zum anderen die Parteigänger Markgraf Albrechts im Würzburger Oberland zusammen. Markgraf Albrecht war Schirmherr der Reichsstadt Schweinfurt, die Adeligen seine Räte und Diener. Bereits 1447 hatte sich Markgraf Albrecht der Forderungen der Adeligen gegen Bischof Gottfried angenommen. Schon im Jahre 1440 hatten die Herren von Schwarzenberg, die von Hutten und von Thüngen auf seiten Bischof Sigmunds und Markgraf Albrechts gegen das Domkapitel und die Herzöge von Sachsen gekämpft, die sie deshalb in Ebenhausen, Werneck und Arnstein belagert hatten. Nachdem sein Anschlag auf das Hochstift Würzburg fehlgeschlagen war, wandte sich Markgraf Albrecht gegen die Reichsstadt Nürnberg.554 Im Juli 1448 beschwerte er sich darüber, die Reichsstadt habe sich des Herrn Conrad von Heideck angenommen, der auf Ansbacher Gebiet ein Bergwerk errichtet habe. Außerdem beschuldigte Markgraf Albrecht die Nürnberger, über ihre Hochgerichtsbarkeit hinaus in seine Niedergerichtsbarkeit über Gostenhof, ein Dorf bei Nürnberg, einzugreifen, sein Landgericht durch die Errichtung eines Bauerngerichts beeinträchtigt zu haben und über Eingriffe in Wildbann und Geleit. Schließlich war auch der Schutz dreier Nürnberger Klöster zwischen den Parteien streitig. Über diese Beschwerden wurde nun – wie üblich – auf einer Reihe von Tagen verhandelt. In die Verhandlungen schaltete die Reichsstadt auch die Einung des fränkischen Adels von 1446 ein. Am 13. Mai 1449 übersandten Graf Georg von Henneberg, Hans Küchenmeister, Heinz von Hohenheim, Carl von Bastheim und Georg von Stein Markgraf Albrecht wegen der Einung das Rechterbieten Herrn Conrads von Heideck und der Reichsstadt.555 Auf dem folgenden Tag in Bamberg am 15. Juni 1449 erbot sich die Reichsstadt wegen des Herrn von Heideck unter anderem auf die Gesellschaft mit St. Jörgenschild oder die größere Vereinigung der Ritterschaft in 553 StAW WU 31/24b und 45/107. 554 Vgl. zum folgenden Weech, S. 356–370. 555 Kern, Fürstenpartei, S. 425, Anm. 1.

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Franken (zur Unterscheidung von der kleineren Einung von 1448 mit der Reichsstadt Schweinfurt).556 Nach dem Scheitern auch dieses Tages rüsteten beide Seiten zum Krieg. Nürnberg forderte Bischof Gottfried von Würzburg als ihren Verbündeten zu einem Zug gegen die Burg Steinach auf, was Bischof Gottfried aber nach Beratungen mit seiner Ritterschaft ablehnte.557 Erst nach der Absage Markgraf Albrechts an Nürnberg vom 29. Juni 1449558 sagte Bischof Gottfried mit Zustimmung der Grafen Georg von Henneberg, Georg von Wertheim und Wilhelm von Castell sowie einer Reihe von Rittern und Knechten Markgraf Albrecht die Fehde an.559 Allerdings sagten auch eine Reihe Würzburger Lehnleute der Reichsstadt die Fehde an, allen voran die Grafen Heinrich und Friedrich von Henneberg und Linhart von Castell und die Herren Michael, Hermann, Georg, Sigmund und Johann von Schwarzenberg.560 Der Krieg wurde von beiden Seiten als eine Reihe von Plünderungs- und Verwüstungszügen gegen die gegnerischen Besitzungen geführt.561 Die Nürnberger nutzten dabei auch das ihnen verpfändete Heidingsfeld und die würzburgische Burg Zabelstein als Stützpunkte für Plünderungs- und Verwüstungszüge gegen ihre Feinde, wobei sie versehentlich ein Dorf des Würzburger Hofmeisters Georg Fuchs von Schweinshaupten abbrannten.562 Der Gefahr der Verwüstung des Hochstifts, die daraus resultierte, daß Bischof Gottfried und Teile seines Stiftsadels auf verschiedenen Seiten standen, versuchten beide Seiten in einem Vertrag vom 29. April 1450 zu begegnen.563 Bischof Gottfried und die Adeligen sagten sich darin zu, sich innerhalb des Hochstifts nicht anzugreifen. Darüber hinaus errichteten sie eine Verteidigungsordnung für das Hochstift. Hierzu wurde das Hochstift in vier Viertel eingeteilt, nämlich Oberland, Baunach, Steygerwald und Würtzburg.564 Die Einteilung der Viertel lehnte sich dabei in auffälliger Weise an die landschaftliche Gliederung der Adelseinungen – Oberland, Baunach und Steigerwald (jenseits des Mains in der Einung von 1446) – an. Jedes Viertel sollte von den dort ansässigen Vasallen und Untertanen des Hochstifts unter dem Kommando eines Hauptmanns aus dem Stiftsadel verteidigt werden. Ferner sollte eine Viehsteuer, die sogenannte Klauensteuer, erhoben werden. Die Steuer sollte von je drei Einnehmern in jedem Viertel erhoben und zur Verteidigung eines jeden Viertels verwandt werden. Nur wenn in einem Viertel im Kriegsfalle das Geld nicht ausreichen würde, sollte von 556 557 558 559 560 561 562 563 564

Schürstab, S. 135 und 141. Amrhein, S. 107. ChrDtSt 2, S. 514. Amrhein, S. 104 f. Vgl. Schürstab, S. 145 f. sowie Kern, Fürstenpartei, passim. Vgl. hierzu Schürstab, S. 148–230. Ebd., S. 182 und 196 f. StAW ldf 10, S. 254–259; Fries, Chronik 4, S. 100–105; Köberlin, S. 47 f. StAW ldf 10, S. 360–366.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

den anderen Vierteln etwas abgegeben werden. Die Einnehmer sollten von einem 9er Ausschuß, von dem Bischof Gottfried und das Domkapitel vier aus der Ritterschaft, Grafen und Herren einen und Ritter und Knechte vier bestellen sollten, überwacht werden. Der Vertrag sollte zunächst ein Jahr gültig sein. Bischof Gottfried und das Domkapitel stellten dem Stiftsadel einen Revers aus, daß der Adel die Steuer nicht aufgrund irgendeiner Verpflichtung, sondern freiwillig gebe.565 Möglicherweise mußte die Verteidigungsordnung für das Hochstift nicht mehr in die Tat umgesetzt werden, denn am 22. Juni 1450 schlossen Markgraf Albrecht und die Reichstadt Nürnberg einen Waffenstillstand, in dem sie sich darauf einigten, ihren Streit durch König Friedrich III. entscheiden zu lassen.566 Dieser ließ einen endgültigen Schiedsspruch am 27. April 1453 durch Herzog Ludwig den Reichen von Bayern fällen. Auch das Verhältnis Markgraf Albrechts zu Bischof Gottfried entspannte sich durch einen beiderseitigen Fehdeverzicht für die Zeit vom 11. Mai 1451 bis zum 15.  Juni 1452567 sowie eine neuerliche Einung vom 20.  Februar 1454568 und einen Sondervertrag über den schiedsrichterlichen Austrag künftiger Streitigkeiten vom 17. Juni 1454.569 Die Einung von 1446 setzte zunächst die Tradition der Einungen von 1402, 1423 und aus der Zeit der Wirren im Hochstift Würzburg fort, indem sie deren Bestimmungen über die Fehdehilfe und den Austrag von Streitigkeiten übernahm und weiterentwickelte. Die Weiterentwicklung zeigt, daß die Fehdehilfe und das Einungsgericht auch tatsächlich in Anspruch genommen wurden und keine theoretischen Versprechungen waren. Zugleich wurden erstmals Ansätze zu einer landschaftlichen Untergliederung der Einung sichtbar. Vielleicht war die Einung sogar durch den Zusammenschluß zweier selbständiger Einungen im Oberland und jenseits des Mains gebildet worden. Diese landschaftlichen Untergliederungen setzten sich in der Verteidigungsordnung für das Hochstift Würzburg von 1450 fort. Den Anlaß für den Zusammenschluß scheinen wiederum Beschwerden über die bischöfliche Regierung, nämlich die Handhabung der geistlichen und weltlichen Gerichte des Hochstifts, gegeben zu haben, auch wenn dies nicht so deutlich wird wie 1402 und 1423. Die Beschwerden selbst hatten eine lange Tradition; sie wurden bereits im Steuervertrag von 1400, in den Verträgen von 1408 und 1412 und im Runden Vertrag von 1435 deutlich. Die Einung wurde dann von Markgraf Albrecht von Brandenburg in seine Auseinandersetzung mit Bischof Gottfried einbezogen. Zur Taktik Markgraf Albrechts gehörte es, die Loyalität des Stiftsadels zu Bischof Gottfried zu untergraben, zumin565 566 567 568 569

Lünig Nr. 129, S. 292 f. Schürstab, S. 231–236. StAW WU 3/71a; Fries, Chronik 4, S. 126; Amrhein, S. 71 f. StAW WU 17/163. Fries, Chronik 4, S. 126; Amrhein, S. 72 f.

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dest aber Bischof Gottfried durch die Einbeziehung der Einung in sein diplomatisches Spiel hierüber zu verunsichern. Bischof Gottfried wehrte diese Bemühungen erfolgreich ab, indem er sich seinerseits Markgraf Albrecht auf den Grafen Georg von Henneberg und die Fünf der Einung zu Recht erbot und die erforderliche Reformation der geistlichen Gerichte zum Anlaß nahm, auch seine anderen Gerichte zu reformieren, und dabei den Beschwerden des Adels so weit wie möglich entgegenkam. Allerdings blieb die Einung in der Folgezeit ein eigenständiger politischer Faktor, wie ihre Einbeziehung in die Auseinandersetzung zwischen Markgraf Albrecht und der Reichsstadt Nürnberg zeigt. Das Bündnis einiger Adeliger mit der Reichsstadt Schweinfurt 1448 stand in der Tradition des Bündnisses der Einung von 1423 mit der Reichsstadt. Die Bündnispartner erhofften sich von ihm in erster Linie Hilfe im nachbarlichen Verhältnis gegen Übergriffe Dritter. Nicht zu übersehen ist auch die Anknüpfung an das Bündnis von 1423 in den Personen der Herren Michael und Hermann von Schwarzenberg, den Söhnen Erkingers von Schwarzenberg, der das erste Bündnis einer Einung des fränkischen Adels mit der Reichsstadt vermittelt hatte. Das Bündnis diente zugleich der Stärkung der Adelsopposition im Würzburger Oberland gegen Bischof Gottfried. Es umfaßte diejenigen Adeligen, die sich bereits 1447 mit Bischof Gottfried im Streit befunden hatten. Vermittelt wurde das Bündnis von Markgraf Albrecht, dessen Räte und Diener die Adeligen waren und in dessen Schirm sich die Reichsstadt befand. Schon 1447 hatte Markgraf Albrecht sich der Forderungen der Adeligen gegen Bischof Gottfried angenommen, und im Jahre 1440 war er mit denselben Adeligen und Bischof Sigmund gegen das Domkapitel und die Herzöge von Sachsen verbündet gewesen.

2. Im Süddeutschen Fürstenkrieg von 1460 bis 1463 Nach den zeitweisen Spannungen zwischen Bischof Gottfried und dem Adel, den Versuchen Markgraf Albrechts, den Adel vom Hochstift abzuziehen, und der Spaltung des Stiftsadels im 2. Städtekrieg suchte Bischof Johann von Grumbach zu Beginn seiner Regierung das Verhältnis zum Stiftsadel wieder zu verbessern und ihn enger an das Hochstift zu binden. Er tat dies durch den Abschluß einer Einung mit Graf Georg von Henneberg, Michael Herr zu Schwarzenberg und 58 Rittern und Knechten am 1. Juni 1456.570 Sie versprachen darin einander zum einen gegenseitige Hilfe bei Angriffen nach dem Vorbild der Adelseinungen und des Vertrags von 1450. Bei Wegnahme von Habe sollte jeder Einungsverwandte dem Täter nacheilen und die Habe auf Recht einbehalten und der Beschädigte sich dem Täter vor Bischof Johann und den Zwölf zu Recht erbieten. Die Zwölf sollten vier Domherren oder Prälaten, ein Graf oder Herr und sieben Ritter oder Knechte, die auch Räte Bischof Johanns sein 570 StAW Stdb 952, fol. 132r–137r. Vgl. hierzu auch Schubert, S. 89 f. und 95, der die Einung allerdings fälschlich als eine Regierungsordnung interpretiert, sowie Köberlin, S. 51 f.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

konnten, sein. Erlittene Schäden beim Vollzug der Hilfe sollten mit Gewinnen oder mit einer durch die Zwölf zu erhebenden Steuer ausgeglichen werden. Wenn es größerer Anstrengungen als der eines täglichen Kriegs bedurfte, sollte dies nach Rat der Zwölf geschehen, wenn ein Heerzug oder Krieg erforderlich wurde, auch Vertreter der Landschaft hinzugezogen werden. Diese sollten dann binnen 14 Tagen einen Anschlag erstellen und beschließen und binnen weiterer 14  Tage in die Tat umsetzen. Hilfe für das Hochstift sollte aber wie herkömmlich auf Kosten des Bischofs gehen. Zum anderen vereinbarten Bischof Johann, das Domkapitel und die Adeligen eine umfassende Gerichtsordnung nach dem Vorbild der Verträge von 1408 und 1412 und des Runden Vertrags. Im Mittelpunkt stand das Hofgericht, das unter dem Vorsitz Bischof Johanns oder eines Stellvertreters und mit den Zwölf als Urteilern abgehalten werden sollte, wobei die vier Domherren oder Prälaten durch vier Räte Bischof Johanns ersetzt werden sollten. Vor dem Hofgericht sollten insbesondere alle Klagen Bischof Johanns gegen Grafen, Herren, Ritter und Knechte verhandelt werden, außer solchen, die Regalien, nämlich Landgericht, Geleit, Zoll, Wild- oder Blutbann, betrafen, ferner die Klagen der Grafen, Herren, Ritter und Knechte untereinander und gegen Städte und Dörfer. Streitigkeiten mit der Geistlichkeit sollten vor Bischof Johann mit gleichen Zusätzen von jeder Partei und einem weiteren Zusatz aus dem Stand des Beklagten ausgetragen werden, außer in geistlichen Sachen. Diese sollten nach der Reformation (von 1447) gehandhabt werden, ebenso wie das Landgericht, das Brückengericht und die Zentgerichte. Wegen Mannlehen sollte vor dem Lehnherrn gestritten werden. Die Einung sollte drei Jahre lang währen. Das gute Einvernehmen zwischen Bischof Johann und dem Stiftsadel scheint indessen nicht von Dauer gewesen zu sein. Anlaß war offenbar die (geplante) neuerliche Erhebung des Guldenzolls durch Bischof Johann. Auf einem Tag in Haßfurt am 16. November 1457 forderten die dort versammelten Grafen, Herren und Ritter seine Abschaffung.571 An seiner Stelle wollten die Adeligen für eine gewisse Zeit ihre Untertanen von jedem gekelterten Fuder Wein einen Gulden sowie den 20. Malter Getreide geben lassen, jedoch nicht von ihren Eigengütern. Diese Hilfe und auch alle anderen Gefälle des Hochstifts sollten von einem 5-köpfigen Rat, nämlich einem Domherrn oder Prälaten, einem Grafen oder Herren, zwei Rittern oder Knechten und einem Bürger, eingenommen und nach Geheiß eines 20-köpfigen Rates, zu dem außer den Fünf noch drei Domherren oder Prälaten, zwei Grafen oder Herren, acht Ritter oder Knechte und zwei Bürger gehören sollten, ausgegeben werden. Bischof Johann sollte ein jährliches Deputat erhalten, und vom Rest sollten die Schulden des Hochstifts getilgt werden. Außerdem sollten die Regenten die geistlichen und weltlichen Gerichte des Hochstifts reformieren und das Hofgericht besetzen. Mit dem Vorschlag griffen die Adeligen ihre Forderungen aus dem Runden Vertrag von 1435 wieder auf. Wie damals sollte die Geldhilfe des Adels für das Hochstift befristet sein und der Adel da571 Die Akten zu diesem Tag sind 1945 im Staatsarchiv Würzburg verbrannt. Das folgende nach Köberlin, S. 52, 109, 121 und 134 f.

Der Adel im Ringen der Fürsten um die Vorherrschaft in Franken

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für die Finanzkontrolle übernehmen und die geistlichen und weltlichen Gerichte des Hochstifts reformiert werden. An eine umfassende Regentschaft des Adels war aber wohl nicht gedacht. Die Einung Bischof Johanns mit dem Stiftsadel wurde nach ihrem Ablauf offenbar nicht verlängert noch ist eine Folgevereinbarung bekannt. Statt dessen schlossen die Grafen Georg von Henneberg und Johann von Wertheim und elf Ritter und Knechte am 25. Juli 1459 eine separate Einung auf vier Jahre ab.572 Gegen Wildleufte, Rauberey und Beschädigung sowie wenn jemand Neuigkeit oder Beschwernus anfinge, sollten sich die Adeligen auf frischer Tat helfen. Streitigkeiten sollten vor einem Obmann mit gleichen Zusätzen von jeder Partei ausgetragen werden, Auslagen des Obmanns auf die Mitglieder umgelegt werden. Es folgten die üblichen Klauseln über die Wiederleihe aufgesagter Lehen, den Ersatz von Schäden, die Verteilung der Beute, Geheimhaltung, die Aufnahme weiterer Mitglieder, Hilfe nach Ende der Einung und die Ausnahme der Burgfrieden. Einen Tag später verbündete sich die Einung mit der Reichsstadt Schweinfurt nach dem Muster des Bündnisses zwischen Einung und Reichsstadt von 1423.573 Die Einung von 1459 bedeutete einen Bruch in der Tradition der Einungen des Würzburger Stiftsadels des 15. Jahrhunderts. Zunächst brach die Einung mit der Tradition immer ausgefeilterer Vertragstexte. Insbesondere der Artikel über die Hilfe fiel äußerst knapp aus und beschränkte sich auf die Hilfe auf frischer Tat. Demgegenüber hatten die Einungen von 1423 und 1446 verschiedene Arten der Hilfe für verschiedene Situationen (Nahme, Belagerung usw.) und das Verfahren detailliert geregelt. Mit der jetzigen Regelung knüpfte die Einung an den Vertrag zwischen Bischof Johann und dem Stiftsadel von 1456 an, der ebenfalls die Hilfe auf frischer Tat an den Anfang gestellt hatte. Ferner verzichtete die Einung auf einen Fünferausschuß und installierte statt dessen ein Austragsverfahren vor einem Obmann mit gleichen Zusätzen. Wahrscheinlich erschien den Adeligen die Bildung eines Ausschusses zu aufwendig angesichts der geringen Größe der Einung. Die Beschränkung auf die Hilfe bei frischer Tat und das Bündnis mit der Reichsstadt Schweinfurt zeigen, daß es den Adeligen zunächst um die Hilfe im nachbarschaftlichen Verhältnis gegen Übergriffe Dritter ging. Tatsächlich lagen die in der Einung aufgeführten Adelssitze Wetzhausen, Trimberg, Salzburg, Rentweinsdorf und Wallburg alle im Umkreis der Reichsstadt Schweinfurt. Ob der Abschluß der Einung Ursache oder Folge der Nichterneuerung der Einung mit Bischof Johann von 1456 war, kann allerdings nicht gesagt werden. Wie schon die Einung von 1446 wurde auch die von 1459 bald in den Konflikt zwischen Markgraf Albrecht und Bischof Johann um die Kompetenzen ihrer Landgerichte, der geistlichen Gerichte und der Belehnung Markgraf Albrechts durch Bischof 572 Lünig Nr. 130, S. 293 f.; Köberlin, S. 54–56. 573 Lünig Nr. 131, S. 294 f.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

Johann hineingezogen.574 Markgraf Albrecht hatte den Konflikt dieses Mal besser vorbereitet als im Jahre 1447, indem er sich zur Untermauerung seines Anspruchs, auch Untertanen anderer Fürsten vor sein Landgericht ziehen zu dürfen, von Kaiser Friedrich III. ein Privileg hatte erteilen lassen, demzufolge der Landrichter des Burggrafentums Nürnberg an des Kaisers Statt richte,575 und von Papst Pius II. eines, das das Stift in Ansbach von der Jurisdiktion Bischof Johanns ausnahm und Markgraf Albrecht das Recht gab, die dortige Probstei und etliche Chorherrenpfründen zu verleihen.576 Auch hinsichtlich der Bindung des fränkischen Adels an seine Person hatte sich Markgraf Albrecht besser vorbereitet. Er hatte 1459 einen süddeutschen Zweig des Schwanenordens mit Sitz im St.-Gumberts-Stift in Ansbach gegründet.577 Der Schwanenorden war von seinem Bruder Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg am 29. September 1440 an der Marienkapelle in Havelberg gestiftet worden.578 In seinem Mittelpunkt stand die Verehrung Marias durch die Stiftung einer Messe und durch die Verpflichtung zum persönlichen Gebet der 30 Adeligen und sieben Frauen, die seine Mitglieder werden sollten. Auch fehlte es nicht an Vorschriften über den Lebenswandel der Mitglieder, insbesondere das Begehen der hohen Kirchenfeste, das Fasten, Abstinenz und das Tragen des Ordensabzeichens sowie über Begängnisse zugunsten verstorbener Mitglieder. Es handelte sich also um eine Marienbruderschaft nach Art der Gesellschaft mit der Fürspang, allerdings ohne deren Bezug zum adeligen Turnier. Außer der Mehrung der Verehrung Marias und der Hebung des Lebenswandels der Mitglieder bezweckte Kurfürst Friedrich mit der Gründung eine stärkere Bindung der Mitglieder an seine Person und die Zusammenführung von brandenburgischen und fränkischen Adeligen, wie sich aus den 1443 erneuerten Statuten ergibt, die neben der Verehrung Marias die Vermeidung von Zwietracht unter den Gesellen als Zweck der Gesellschaft herausstellten und den Kurfürsten zum Unterhalt verarmter Mitglieder verpflichteten.579 Markgraf Albrecht verstärkte die Betonung adeliger Motive 1459 nochmals, als er eine Abstammung von vier adeligen Ahnen zur Voraussetzung für die Aufnahme machte.580 Unter seinem Einfluß erhöhte sich die Zahl der süddeutschen Mitglieder des Ordens, wenngleich seine Breitenwirkung beschränkt blieb. Im Jahre 1465 hatte er 46 fränkische Mitglieder.581

574 Vgl. zum folgenden Fries, Chronik  4, S.  153  f.; Rats-Chronik Nrn.  54–67, S.  21–24; Weiss, S. 435–441; Wendehorst, Bistum Würzburg 3, S. 5–9; Schubert, S. 95–99; Ulsamer, passim sowie Schneider, Selbstbehauptung oder Verbrechen?, S. 231–236. 575 CDB 2,4 Nr. 1750, S. 486–488. 576 Rats-Chronik Nr. 73, S. 25. Vgl. auch den Absagebrief Bischof Johanns vom 15. Mai 1460, Hasselholdt-Stockheim Nr. 41a, S. 187, sowie die diesbezüglichen Bestimmungen der Rother Richtung vom 24. Juni 1460, ebd. Nr. 42o, S. 230. 577 Stillfried/Hänle Nr. 9, S. 54–60. Zum folgenden vgl. ebd., S. 1–11. 578 Ebd. Nr. 2, S. 35–37. 579 Ebd. Nr. 4, S. 39–50. 580 Ebd. Nr. 9, S. 55. 581 Vgl. ebd., S. 62–67.

Der Adel im Ringen der Fürsten um die Vorherrschaft in Franken

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Bischof Johann nahm die Erwirkung der erwähnten Privilegien Papst Pius‘  II. und andere Streitpunkte zum Anlaß, Markgraf Albrecht am 15. Mai 1460 die Fehde anzusagen.582 Sechs Tage später verbündeten er und Bischof Georg von Bamberg sich mit den Wittelsbachern Herzog Ludwig dem Reichen von Bayern und Kurfürst Friedrich von der Pfalz,583 die bereits seit Anfang des Jahres mit Markgraf Albrecht und seinen Verbündeten, dem Herzog Wilhelm III. von Sachsen, dem Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg, Graf Ulrich V. von Württemberg und Graf Ludwig von Veldenz, im Kriege lagen.584 Am Tag darauf sagte auch Bischof Georg Markgraf Albrecht die Fehde an wegen Eingriffen in Grund und Boden, Geleit und Wildbann des Hochstifts und Übergriffen des markgräflichen Landgerichts.585 Herzog Ludwig lag zu dieser Zeit mit ungefähr 24.000 Mann Fußvolk und 4.500 Reisigen Markgraf Albrecht und seinen Verbündeten Herzog Wilhelm von Sachsen und Graf Ulrich von Württemberg, die über ca. 12.000 bis 16.000  Mann verfügten, bei Roth gegenüber. Anfang Juni zogen die Bischöfe Herzog Ludwig mit ca. 400 Reisigen und 5.500 Mann Fußvolk zu Hilfe. Mit Bischof Johann zogen Graf Wilhelm von Henneberg, Georg Schenk von Limpurg, Conrad Herr zu Bickenbach, Michael Herr zu Schwarzenberg und etliche Adelige. Als die bischöfliche Fahne im Feldlager Herzog Ludwigs aufgepflanzt wurde, verließen etliche Würzburger Lehnleute Markgraf Albrecht, in dessen Dienst sie standen, weil sie nicht gegen ihren Lehnherrn kämpfen wollten. Auf die Fehdeansage Bischof Johanns hin sagte diesem Kurfürst Friedrich von Sachsen die Fehde an und ließ sich vernehmen, er würde das Hochstift Würzburg überziehen.586 Die inzwischen auf über 30 Mitglieder angewachsene587 Einung schrieb daher einen Tag nach Schweinfurt aus, auf den sie die Ritterschaft des Landes Franken und die Städte des Hochstifts einlud, um mit ihnen zu beraten, wie der Überzug durch Kurfürst Friedrich abgewendet werden könne. Die Statthalter Bischof Johanns in Würzburg schickten auch auf diesen Tag und ließen den Adeligen vorhalten, es gebühre ihnen nicht, die Landschaft des Hochstifts ohne Zustimmung Bischof Johanns oder seiner Statthalter zu laden, viel weniger in eine Stadt, die im Schutz und Schirm Kurfürst Friedrichs von Sachsen stehe, und warben um Zuzug für Bischof Johann. Vor der gewaltigen Übermacht der im Felde vor Roth gegen ihn vereinigten Heere der Wittelsbacher und der Bischöfe mußte Markgraf Albrecht kapitulieren und in einer durch Herzog Wilhelm von Sachsen vermittelten Richtung am 24. Juni 1460 praktisch auf der ganzen Linie nachgeben.588 Die wichtigsten Friedensbestimmungen zwischen Bischof Johann und Markgraf Albrecht lauteten, daß kein Landgericht über 582 Hasselholdt-Stockheim Nr.  41a, S.  186  f. Zum folgenden vgl. Fries, Chronik  4, S. 155–158. 583 Hasselholdt-Stockheim Nr. 40, S. 183. 584 Vgl. Steinrück, S. 485; Arnpeck, S. 616 f.; Nürnberger Jahrbücher, S. 247–250; SpChr Nr. 149–163, S. 439–444 und Kemnat, S. 32 f. 585 Meyer, S. 476–478. 586 Fries, Chronik 4, S. 158 f. 587 Vgl. StAW RRsch 718. 588 Hasselholdt-Stockheim Nr. 42o, S. 226–232; Fries, Chronik 4, S. 163 f.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

die durch Bergeler Steige und Aisch bezeichnete Grenze in das Gebiet des anderen hineingreifen sollte, die Markgraf Albrecht von Papst Pius verliehenen Privilegien kraftlos sein sollten, Markgraf Albrecht die Sende nicht behindern und keine Abgaben in Form von Reiswagen auf die Geistlichkeit setzen sollte. Hinsichtlich Kitzingens sollte Bischof Johann Markgraf Albrecht den Kaufbrief und Markgraf Albrecht Bischof Johann den Reversbrief übergeben und die Bürger Kitzingens veranlassen, Bischof Johann zu huldigen, wie dies Erzbischof Dietrich von Mainz in seinem Ausspruch im Jahre 1442 festgesetzt hatte. Den Streit um die Klöster Mönchaurach, Frauenaurach, Steinach, Birkenfeld und Frauental sowie das Geleit von Kitzingen bis Gelchsheim und den Wildbann bei Uffenheim sollte Erzbischof Diether von Mainz entscheiden. Den Streit um den Empfang der würzburgischen Lehen in Ansbach durch Markgraf Albrecht entschieden die Herzöge Wilhelm von Sachsen und Ludwig der Reiche von Bayern zwei Wochen später in Nürnberg.589 Die wichtigsten Friedensbestimmungen zwischen Bischof Georg und Markgraf Albrecht lauteten, daß kein Landgericht über Untertanen, Lehen, Güter und Habe des jeweils anderen Fürstentums richten, Markgraf Albrecht auf die ihm in Rom und Mantua verliehenen Privilegien verzichten und keine Reiswagen auf Bamberger Priester setzen sollte.590 Weitere Streitpunkte um Grund und Boden, Lehen-, Hals- und sonstige Gerichte, Geleit und Wildbann sollte Bischof Johann von Eichstätt entscheiden. Der Adel traute indessen dem Frieden nicht. Am 27. Juli schlossen die Einung von 1459 und eine weitere Einung von elf Adeligen aus dem Gebiet zwischen Steigerwald und Main eine Vereinbarung, sich in der Zeit von Michaelis (29. September) 1460 bis Michaelis 1461 nicht anzugreifen.591 Tatsächlich hielt der Frieden zwischen den Fürsten nicht so lange an. Markgraf Albrecht strebte eine Revision der Rother Richtung an, und Bischof Johann warf ihm die Verletzung derselben vor.592 Im Sommer 1461 rüsteten beide Seiten erneut gegeneinander.593 Inzwischen hatte sich auch die Steigerwald-Einung erheblich vergrößert. Sie umfaßte nunmehr 28  Mitglieder, und zwar vornehmlich aus dem südwestlich an den Steigerwald angrenzenden, zwischen dem Hochstift Würzburg und dem Markgraftum Ansbach gelegenen Gebiet.594 Die Adeligen in und außerhalb der beiden Einungen versuchten, die Fürsten zu bewegen, sich auf ein gütliches oder rechtliches Verfahren zur Beilegung ihrer Streitigkeiten einzulassen. Von einem Tag in Schweinfurt Mitte Juli aus sandten sie je vier 589 Hasselholdt-Stockheim Nr. 42m, S. 208. 590 Ebd. Nr. 42l, S. 206–208. 591 StAW RRsch 718. Vgl. auch Schneider, Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, S. 487 und Karte 9, S. 492. 592 Vgl. Hasselholdt-Stockheim Nr. 42p, S. 232–244; Bachmann, Briefe und Acten, Nr. 130, S. 192 f. 593 Ebd. Nr. 89, S, 125 f.; Nr. 98, S. 147; Nr. 100, S. 148 und Nr. 130, S. 193; Fries, Chronik 4, S. 170 f. 594 Vgl. Lünig Nr.  132, S.  296  f. und Schneider, Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, S. 488 und Karte 9, S. 492.

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Adelige mit einer entsprechenden Bitte an Markgraf Albrecht und Bischof Johann.595 Markgraf Albrecht bot daraufhin an, mit Bischof Johann zu einer gütlichen Einigung kommen zu wollen, oder, wenn dies nicht gelänge, die unverglichenen Streitpunkte durch ein Gericht bestehend aus dem Grafen Georg von Henneberg mit gleichen Zusätzen von jeder Partei entscheiden zu lassen.596 Auch in diesem Punkt hatte Markgraf Albrecht aus seinem Scheitern im Jahre 1447 gelernt. Bischof Johann ließ demgegenüber durch seine Räte auf einem weiteren Tag der Einungen in Schweinfurt am 26. Juli sowie einem von ihm selbst einberufenen Tag in Haßfurt am 27. Juli erklären, Markgraf Albrecht solle sich an die Rother Richtung halten, dann wolle er sich wegen der anderen Gebrechen auf eine Entscheidung durch Graf Georg von Henneberg und andere aus der Einung einlassen.597 Im übrigen wolle er ohne Rücksprache mit seinen Verbündeten, dem Bischof Georg von Bamberg und Herzog Ludwig, keine Antwort geben. Die Adeligen ließen sich hierdurch in ihren Bemühungen nicht entmutigen, konnten jedoch auf einem Tag in Nürnberg, auf dem sich Bischof Johann mit seinen Verbündeten getroffen hatte, keine weitere Antwort erlangen. Im Gegenteil forderte Bischof Johann mit Schreiben vom 22.  August die in Schweinfurt versammelten Grafen, Herren, Ritter und Knechte auf, Markgraf Albrecht die Fehde anzusagen und sich mit dem Heer Bischof Johanns am 23. August in Haßfurt zu vereinigen.598 Er führe den Krieg aus keinem anderen Grund als zur Behaltung seiner und des Hochstifts, auch ihrer und des Herzogtums zu Franken Freiheiten, Herrlichkeiten und altem Herkommen, die ihre Eltern unter seinen Vorgängern mit ritterlicher Tat und ihrem Blutvergießen erobert hätten. Sie möchten sich daran erinnern, welchermaßen sie Sankt Kilian und ihm – Bischof Johann – an seiner Statt, auch dem Vaterland verwandt seien, und ihn in dieser Notsache ohne Hilfe nicht verlassen, wodurch ihnen und dem ganzen Land zu Franken Schande, Schmähe und Nachrede entstehen und das löbliche Wort von den ritterlichen freien Franken gemindert werden würde. Dessenungeachtet hielten die Adeligen beider Einungen an ihrem Neutralitätskurs fest. Am 23. August 1461 schloß sich die kleine Steigerwald-Einung auf dem erwähnten Tag in Schweinfurt der großen Einung an.599 Allerdings blieben beide Einungen selbständig. Wenn ein Mitglied der einen Einung mit einem Mitglied der anderen Einung in Streit geriet, sollte es diesen vor dem Obmann der Einung des Beklagten austragen. Zögen beide Einungen zu Felde, sollten Schäden mit der gemachten Beute ausgeglichen werden. Keine Einung sollte einen Fürsten aufnehmen.

595 Bachmann, Briefe und Acten, Nr. 100, S. 148 und Nr. 158, S. 219 f. 596 Ebd. Nr. 158, S. 219; StAW Stdb 720, fol. 82r. 597 StAW Stdb 720, fol.  82r; Bachmann, Briefe und Acten, Nr.  158, S.  220; vgl. auch ebd. Nr. 100, S. 148. 598 StAW Stdb 720, fol. 84rv; Fries, Chronik 4, S. 169 f. 599 Lünig Nr. 132, S. 296 f. Vgl. auch Bachmann, Briefe und Acten, Nr. 140, S. 201 und RatsChronik Nrn. 60 und 62, S. 23.

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Ferner schickten die beiden Einungen Hans von Vestenberg (aus der kleinen Einung) und Jörg von Rotenhan (aus der großen Einung) abermals zu Bischof Johann nach Forchheim mit der Bitte um Antwort auf das Rechtgebot Markgraf Albrechts.600 Bischof Johann antwortete ihnen dasselbe wie zuvor, daß nämlich Markgraf Albrecht ihm die Rother Richtung halten solle.601 Im übrigen sollten sie das tun, was sie Sankt Kilian und seinem Hochstift schuldig seien, denn was er tue, das tue er für des Landes Freiheit und altes Herkommen und nicht für sich selbst. Diese Antwort überbrachten sie Markgraf Albrecht. Dieser erbot sich in einem Schreiben an die Einungen erneut zu Recht auf die Grafen, Herren, Ritter und Knechte beider Einungen zu Franken oder auf vier aus ihnen, nämlich die Grafen Georg von Henneberg und Johann von Wertheim aus der großen Einung und Georg Fuchs von Bimbach und Heinz von Hohenheim aus der kleinen Einung.602 Erstere waren Parteigänger Bischof Johanns, letztere Parteigänger Markgraf Albrechts.603 Falls diese sich nicht einigen könnten, solle der Ritter Diez Truchseß, Hauptmann der großen Einung, als Obmann entscheiden. Die Adeligen leiteten dieses Angebot an Bischof Johann weiter, der sich darauf jedoch nicht einließ.604 Vielmehr sagten er und Bischof Georg von Bamberg Markgraf Albrecht am 31. August erneut die Fehde an.605 Am 1. September vereinigten die Bischöfe ihre Heere mit denen Herzog Ludwigs und Pfalzgraf Ottos von Mosbach und eroberten in der Folgezeit Langenzenn und Neustadt an der Aisch.606 Diese ungünstige Situation veranlaßte Markgraf Albrecht, sich unter dem 13. September erneut an die in Schweinfurt versammelten Grafen, Herren, Ritter und Knechte beider Einungen zu wenden.607 Er übersandte abermals sein Rechtgebot an Bischof Johann und schrieb, er wolle sich von ihnen, den Adeligen, und dem Land zu Franken nicht drängen lassen, angesehen wie seine Eltern und er allezeit mit dem Land zu Franken und der lieben Ritterschaft herkommen seien. Die Grafen Georg von Henneberg und Johann von Wertheim und die Hauptleute beider Einungen, Diez Truchseß von Wetzhausen und Ludwig von Seinsheim, antworteten ihm hierauf, sie hätten nochmals eine Gesandtschaft mit seinem Rechtgebot an Bischof Johann geschickt, die Antwort würden sie ihm mitteilen.608

600 601 602 603 604 605 606

Vgl. zum folgenden Bachmann, Briefe und Acten, Nr. 158, S. 220. Ebd. und StAW Stdb 720, fol. 82rv. StAN FstBrAnsb WüBü 5, fol. 178rv; StAW Stdb 720, fol. 81v –82r. Vgl. StAW Stdb 720, fol. 91r–92v, 94r–95v; StAN FstBrAnsb WüBü 5, fol. 180v–181r. Bachmann, Briefe und Acten, Nr. 158, S. 220 und StAN FstBrAnsb WüBü 5, fol. 178v. Bachmann, Briefe und Acten, Nr. 129 f., S. 191–193. Fries, Chronik 4, S. 172. Vgl. auch Rats-Chronik Nr. 60, S. 22 f.; Steinrück, S. 486; Arnpeck, S. 617 und Kemnat, S. 39. 607 StAN FstBrAnsb WüBü 5, fol. 177v; Bachmann, Briefe und Acten, Nr. 158, S. 220. Vgl. zum folgenden auch Schneider, Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, S. 493–495. 608 StAN FstBrAnsb WüBü 5, fol. 178v.

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Nach der Eroberung Neustadts plante Bischof Johann die Eroberung Kitzingens.609 Hierzu wollte ihm Herzog Ludwig mit Söldnern helfen, die ihm sein Verbündeter König Georg Podiebrad von Böhmen geschickt hatte. Die Einungsverwandten befürchteten jedoch, die Böhmen würden das Land verwüsten, und boten hiergegen ihre Untertanen und auch einige des Bischofs auf. Bischof Johann antwortete hierauf, wenn die Ritterschaft ihn unterstützen würde, bräuchte er die Böhmen nicht. Die Lage Markgraf Albrechts verschlechterte sich unterdessen weiter. Zwar bewog ein Einfall Kurfürst Friedrichs von Sachsen und einiger Vogtländer Ende September Bischof Georg von Bamberg, in sein Hochstift zurückzukehren.610 Inzwischen war jedoch auch Kurfürst Friedrich von der Pfalz gegen Markgraf Albrecht im Felde erschienen und hatte Uffenheim erobert.611 Unter dem 4. Oktober schrieb Markgraf Albrecht daher erneut an eine für Mitte Oktober nach Schweinfurt einberufene Versammlung beider Einungen und erinnerte sie daran, daß sich der Angriff Bischof Johanns auch gegen ihre Freiheiten und die markgräfliche Ritterschaft richte.612 Sie möchten sich sein Eintreten für sie zu Herzen nehmen. Je weiter sich das Kriegsglück gegen Markgraf Albrecht wendete, desto drängender wurden seine Briefe. Unter dem 10. Oktober schrieb er zunächst an die Mitglieder der großen Einung. Das Vornehmen Bischof Johanns richte sich auch gegen die markgräfliche Ritterschaft, die mit ihnen verwandt sei, und auch gegen ihre Freiheiten. Sie möchten das Herkommen Markgraf Albrechts bedenken und ihm helfen oder zumindest nicht seinen Feinden helfen. Ferner ermahnte er sie, ihm als kaiserlichem Hauptmann zuzuziehen. An Hans Küchenmeister, Heinz von Hohenheim, Endres Zobel und Georg Fuchs von Bimbach, die mit ihm in Einung seien, schrieb er, sie sollten bei den Rittern außerhalb der kleinen Einung werben, daß sie Bischof Johann nicht hülfen. An die Mitglieder der kleinen Einung schrieb er, da sie in Uffenheim erklärt hätten, sie wollten Leib und Gut zu ihm setzen, auch einige seine Helfer seien, sollten sie sich auf dem Tag in Schweinfurt dafür einsetzen, daß die anderen Ritter, wenn sie nicht für ihn kämpfen wollten, wenigstens nicht gegen ihn kämpften. Ferner sandte er den Ritter Friedrich von Seckendorff gen. Rinhoven mit einer Werbung auf den Tag. Er sollte den Adeligen anbieten, sie gegen die Helfer Markgraf Albrechts, nämlich Sachsen, Brandenburg und Württemberg, zu sichern, wenn sie ihm helfen wollten, sich nicht ohne sie richten zu lassen und bei einem Überzug Leib und Gut zu ihnen zu setzen. Wenn sie nicht in einen Vertrag mit ihm kommen wollten, möchten sie bedenken, daß es heute ihn und morgen sie treffe. Ferner möchten sie sich an die Handlung mit Georg von Bebenburg (1447) erinnern und, wie die von Seinsheim, Hutten, Truchseß, Steinrück und andere in das (Würzburger) Landgericht hätten gezogen werden sollen. Wenn ihm jetzt die Pfand609 Vgl. hierzu und zum folgenden Fries, Chronik 4, S. 175–178. Von der Absicht der Belagerung Kitzingens berichten auch die sächsischen Statthalter der Enklave Coburg, Bachmann, Briefe und Acten, Nr. 159, S. 222 f. und der Frankfurter Gesandte Johannes Brune, Janssen 2 Nr. 286, S. 179 f. 610 Fries, Chronik 4, S. 178. 611 Ebd., S. 173; Rats-Chronik Nr. 60, S. 23 und Kemnat, S. 39. 612 Vgl. hierzu und zum folgenden StAN FstBrAnsb WüBü 5, fol. 179r –183v.

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schaft Kitzingens entzogen werde, möchten sie bedenken, was dann anderen (mit ihren Pfandschaften) passieren werde. Schließlich schrieb er unter dem 15. Oktober an Graf Johann von Wertheim, Diez Truchseß, Hildebrant von Thüngen, Conrad von Hutten und Heinz Fuchs, Herzog Wilhelm von Sachsen werde ihm helfen, auch habe Kaiser Friedrich den Reichsstädten geschrieben, ihm zu helfen. Bischof Johann verhandelte derweil mit den in Volkach tagenden Adeligen der Einung weiter um Unterstützung gegen Markgraf Albrecht.613 Die Adeligen beklagten sich darüber, daß mit den geistlichen, dem Land- und den Zentgerichten etwas strenger und heftiger vorgegangen werde, als dies bisher geschehen sei, daß sie gegen Bischof Johann und das Domkapitel keinen schleunigen Austrag erlangen könnten und daß ihnen Bischof Johann oftmals verweigere, ihre Lehen zu verkaufen, zu verpfänden oder ihren Frauen etwas darauf zu verschreiben.614 Diesen Beschwerden trugen Bischof Johann und sein Domkapitel im später sogenannten Gnadenvertrag vom 17. Oktober 1461 Rechnung.615 Bischof Johann und das Domkapitel sicherten darin für sich und ihre Nachfolger den Grafen, Herren, Rittern und Knechten des Hochstifts und allen ihren Nachkommen die Wahrung ihres alten Herkommens, ihrer Freiheiten, Gerechtigkeiten und Erbschaften zu und, ihnen an ihren Pfandschaften und Verschreibungen keinerlei Bedrang, Gewalt oder Unrecht zu tun. Insbesondere versprach Bischof Johann, Klagen gegen die Adeligen nur vor seinen edlen, weltlichen Räten erheben zu wollen. Ebenso wolle er Klagen der Adeligen gegen ihn gerecht werden. Streitigkeiten zwischen Geistlichen und Adeligen sollten vor dem Bischof und seinen weltlichen und geistlichen Räten ausgetragen werden. Wäre der Beklagte Geistlicher, so sollte es ein geistlicher Rat mehr sein als weltliche, wenn der Beklagte Weltlicher war, ein weltlicher Rat mehr. Ausgenommen sollten lediglich die Sachen sein, die vor das geistliche Gericht gehörten. Ferner versprachen Bischof Johann und das Domkapitel, auf die Einhaltung der Reformationen der geistlichen Gerichte, des Landgerichts, des Brückengerichts und der Zentgerichte zu achten. Insbesondere sollte das Landgericht keine Verbote gegen den Beklagten aussprechen, sein Hab und Gut zu gebrauchen, solange in der Sache kein Endurteil ergangen sei. Zumindest sollten solche Verbotsbriefe nicht gegen Beklagte ergehen, die im Hochstift ansässig, nicht flüchtig und nicht arm waren. Ferner versprach Bischof Johann, den Adeligen auf ihren Mannlehen zugunsten ihrer Frauen und Töchter Bekenntnis zu tun. Doch sollten die Lehen um ein Drittel besser sein als die Bekenntnisse. Ebenso versprach er, den Adeligen zugunsten ihrer Frauen und Töchter Bekenntnis auf die Pfandschaften zu tun, die sie vom Hochstift innehatten. Schließlich sollten Bischof, Domkapitel und Adel einander nicht vor die westfälischen (Feme-)Gerichte laden und ihren (Kriegs-)Knechten keine Räubereien gestatten.

613 Fries, Chronik 4, S. 178 f. 614 StAW RRsch 543. 615 StAW WU 19/20d; Fries, Chronik  4, S.  179–183; Lünig Nr.  133, S.  297–299. Vgl. zum folgenden auch Schubert, S. 95–97; Köberlin, S. 58 f.

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Mit dem Versprechen, den Adeligen an ihren Pfandschaften und Verschreibungen keinerlei Bedrang, Gewalt oder Unrecht zu tun, wehrten Bischof Johann und das Domkapitel den Vorwurf Markgraf Albrechts ab, ihm würde die Pfandschaft Kitzingens (unrechtmäßig) entzogen und die Adeligen möchten bedenken, wie es ihnen mit ihren Pfandschaften ergehen werde. Mit den übrigen Bestimmungen trugen sie den Beschwerden des Adels über die geistlichen und weltlichen Gerichte des Hochstifts, den angeblich mangelnden Austrag und die Möglichkeit, ihren Frauen etwas auf ihre Lehen zu verschreiben, Rechnung. Bei einer Bekennung oder Verschreibung wurden Güter als Sicherheit für das Versprechen der Zahlung einer Geldsumme eingesetzt.616 Bei Bekennungen zugunsten von Ehefrauen oder Töchtern wurden die Güter zumeist als Sicherheit für das bei der Heirat zwischen dem Bräutigam und dem Vater der Braut vereinbarte Heiratsgeld, Gegengeld und die Morgengabe eingesetzt. Diese sollten im Falle des Todes des Ehemanns der Versorgung der Witwe dienen. Die Summen wurden daher nicht real ausgetauscht, sondern an ihrer Stelle Güter eingesetzt, aus denen die Witwe eine Rente beziehen konnte oder die ihr – wenn etwa eine Burg eingesetzt wurde – als Wohnsitz dienen konnten. Da Lehen und Pfandschaften nicht im (alleinigen) Eigentum der Adeligen standen, mußte der Bischof als Lehnherr oder Verpfänder der Verschreibung zustimmen. Dies sagte Bischof Johann nunmehr verbindlich zu. Darüber hinaus versprach er, die Lehen und Pfandschaften bis zu drei Vierteln ihres Wertes beleihen zu lassen. Das besagte die Klausel, die Lehen sollten um ein Drittel besser als die Bekennung sein. Dies war schon zuvor die Praxis im Würzburger Lehnhof unter Bischof Johann gewesen.617 Nunmehr wurde diese Praxis verbindlich festgeschrieben. In anderen Lehnhöfen erfolgten Bekennungen nur bis zu einer Höhe von zwei Dritteln des Wertes der Lehen. Als Gegenleistung versprachen sich Bischof Johann und das Domkapitel die Unterstützung des Stiftsadels gegen Markgraf Albrecht. So kommt in der Vorrede des Privilegs zum Ausdruck, daß wir angesehen und betracht haben solche willige Dienst, die die Wohlgebornen, Edlen und Vesten Grafen, Herren, Ritter und Knecht unsers Stiffts uns und unsern Stifft oft und viel gethan, und ihres Leibs und Guths verspahrt, bey unsern Vorfahrn und uns getreulich gesetzt haben und hinfüro ungezweiffelt thun werden, und auf daß auch sie und ihre Erben gegen uns und allen unsern Nachkommen, Bischof und Capitul, keiner Beschwerung und Ungnad warttent seyn dörffen, sondern ein gantzer gründlicher beständiger Will zwischen uns gemacht werde, sie sich aller Gnade und gutes Willens zu uns, und wir Hülff und Beystands wieder zu ihn versehen mögen. Folgerichtig sprachen Bischof Johann und das Domkapitel davon, sie hätten sich mit dem Stiftsadel verainiget und vertragen. Eine Gegenurkunde des Adels ist allerdings nicht überliefert und war wohl auch nicht vorgesehen.618 In dem zeitlich nicht viel später 616 Vgl. hierzu und zum folgenden Himmelsbach, passim und Ulrichs, S. 106 f. 617 Vgl. StAW WLB 21, fol. 106r–117r. Einzige Ausnahme: Bekennung für Hans von Giech über 500  fl mit der Bedingung, daß das Lehen um die Hälfte besser sein solle, vom 15.  Januar 1461, ebd., fol. 116v. 618 Anders Fries, Chronik 4, S. 183.

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anzusetzenden Entwurf einer Regierungsordnung für das Hochstift unter Beteiligung des Adels sprach Bischof Johann von der Verschreibung, die er und das Domkapitel dem Stiftsadel getan hätten,619 und in der Vorrede des Verstendnus von 1470 sprachen die darin vereinigten Grafen, Herren, Ritter und Knechte von dem Brief, mit dem der Bischof sie begnadet habe.620 In den Beschwerden des Adels von 1474 war dann erstmals von einem Vertrag die Rede.621 Die Gewährung des Privilegs zeitigte im wesentlichen den Erfolg, den Bischof Johann und das Domkapitel sich davon versprochen hatten.622 Ca. ein Fünftel der Vasallen des Hochstifts zog mit Bischof Johann gegen Markgraf Albrecht. Aus der großen Einung war es sogar jeder zweite, darunter die Grafen Georg von Henneberg und Philipp von Rieneck, Diez Truchseß von Wetzhausen und Georg Voit von Rieneck.623 Mit ihrer Hilfe eroberte Bischof Johann Prichsenstadt und einige Dörfer um Kitzingen herum. Kitzingen selbst vermochte er nicht zu erobern. Aus der kleinen Einung zog hingegen niemand gegen Markgraf Albrecht. Allerdings stellte sich auch kaum einer der Adeligen gegen Bischof Johann. Nachdem Bischof Georg von Bamberg durch einen Einfall des Kurfürsten Friedrich von Sachsen Ende September dazu gezwungen worden war, in sein Hochstift zurückzukehren, vermittelten Kurfürst Friedrich von Brandenburg und der Bamberger Vitzthum in Kärnten und kaiserliche Gesandte Klaus von Giech am 20. Oktober 1461 in Zwernitz einen Waffenstillstand zwischen Bischof Georg und Markgraf Albrecht.624 Am 3. November schlossen Bischof Georg und Markgraf Albrecht in Bamberg einen Friedensvertrag, der die Rother Richtung bestätigte.625 Das Domkapitel wollte den Friedensvertrag jedoch in Ansehung der mit dem Hochstift Würzburg geschlossenen Erbeinung und des Bündnisses nicht besiegeln.626 Hiergegen suchte und fand Bischof Georg die Unterstützung der Prälaten, Ritterschaft und Städte des Hochstifts auf einem Tag in Bamberg Ende des Jahres 1461. Insbesondere die Städte, aber auch die Ritterschaft als diejenigen, die den Krieg unterhalten mußten, waren zum Frieden sehr geneigt, sofern er mit Ehre, das heißt ohne Verletzung des Bündnisses mit Herzog Ludwig, abzuschließen war.627 Nachdem sich das Domkapitel schließlich bereit gefunden hatte, den Friedensvertrag zu besiegeln, war es allerdings Markgraf Albrecht, der die Besiegelung verweigerte, und zwar mit der Begründung, Bischof Georg verweigere 619 620 621 622 623 624 625 626 627

StAW Stdb 952, fol. 161r. Lünig Nr. 134, S. 299. StAW Stdb 947, S. 87–90. Vgl. zum folgenden Schneider, Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, S. 496 f. Vgl. Lünig Nr. 130, S. 294 und StAW RRsch 718 mit StAW Stdb 720, fol. 91r–92r sowie Fries, Chronik 4, S. 183. Hasselholdt-Stockheim Nr. 86, S. 450. Ebd. Nr. 87, S. 451–456. Vgl. hierzu und zum folgenden Bachmann, Landstände, Ed. 10, S. 221–225. Vgl. ebd. Ed. 10, S. 222 f., 224 f.: Antwort des Hans Truchseß von Pommersfelden für Prälaten, Ritterschaft und Städte; sowie ebd. Ed. 11, S. 226.

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die Anerkennung eines geheimen Neutralitätsversprechens, das zuerst der Bamberger Generalvikar Gumbert Fabri und Klaus von Giech im Zuge der Verhandlungen in Zwernitz und dann der Generalvikar, Klaus von Giech und der Ritter Heinrich von Schaumberg nochmals anläßlich der Verabredung des Friedensvertrags in Bamberg abgegeben hätten. Auf einem Tag in Bamberg am 14. März 1462 soll Bischof Georg gegenüber Prälaten, Ritterschaft und Landschaft glatt in Abrede gestellt haben, ein solches Versprechen gegeben zu haben,628 wohingegen er sich in einem Schreiben an das Domkapitel vom 2.  Mai darauf herauswand, bei solchen Verhandlungen werde viel geredet, verbindlich sei jedoch nur, was beschlossen, verschrieben und besiegelt würde.629 Dagegen bezeugte Kurfürst Friedrich von Brandenburg in einem Schreiben vom 19. März an Prälaten, Ritterschaft und Städte, daß in Zwernitz ein solches Neutralitätsversprechen von dem Generalvikar und Klaus von Giech abgegeben worden sei.630 In ihrer Antwort vom 12. April 1462 an Markgraf Albrecht gingen die Prälaten, Ritterschaft und Städte hierauf jedoch nicht weiter ein und baten ihn nur, den Friedensvertrag gemäß seiner Zusage zu besiegeln.631 Unterdessen hatte König Georg Podiebrad von Böhmen am 7. Dezember 1461 einen Waffenstillstand zwischen Bischof Johann von Würzburg und Markgraf Albrecht zustande gebracht, der am 21. Dezember beginnen und bis zum 12. März 1462 währen sollte.632 Während des Waffenstillstands umwarben beide Seiten erneut die große Einung.633 Markgraf Albrecht sandte ein Rechtgebot nach Schweinfurt, demzufolge er wegen der Lehen zum Austrag vor seinem Schwager Herzog Wilhelm von Sachsen mit gleichen Zusätzen aus der Ritterschaft zu Franken kommen wolle. Ferner wolle er alle Gefangenen freigeben und die unbezahlten Schatzungen und Brandschatzungen auf sich beruhen lassen, wenn auch Bischof Johann sich hierauf einlasse. Auch wolle er den Adeligen die aufgeschriebenen Lehngüter wieder leihen. Demgegenüber beklagten sich die Räte Bischof Johanns in Schweinfurt bei der dort versammelten Ritterschaft, Markgraf Albrecht halte den Waffenstillstand nicht ein. Aber die Einung zeigte sich nicht geneigt, Bischof Johann zu helfen. Vielmehr schickte sie eigene Gesandte an Herzog Wilhelm von Sachsen, vermutlich mit der Bitte um Vermittlung.634 Dessenungeachtet sagte Bischof Johann nach Ablauf des Waffenstillstands Markgraf Albrecht am 10.  Juni 1462 zum dritten Mal die Fehde an.635 Er beklagte sich über die Nichteinhaltung der Rother Richtung, hauptsächlich aber über einen Überfall des Georg von Gebsattel gen. Rack, eines Helfers Markgraf Albrechts, auf das 628 629 630 631 632 633 634 635

Ebd. Ed. 12, S. 228. Ebd. Ed. 15, S. 233 f. Ebd. Ed. 13, S. 230. Ebd. Ed. 14, S. 231–233. Fries, Chronik 4, S. 189 f. StAW Stdb 720, fol. 110v–112r. Bachmann, Briefe und Acten, Nr. 295, S. 393. Ebd. Nr. 323, S. 415–417; Fries, Chronik 4, S. 191–193.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

Kloster Birklingen. Mit Hilfe einer Reihe von Adeligen verheerte Bischof Johann in der Folgezeit das Land Markgraf Albrechts, der durch seine Auseinandersetzung mit Herzog Ludwig dem Reichen in Bayern gebunden wurde.636 Allerdings nahm die Unterstützung aus der Ritterschaft für Bischof Johann ab. Unter den von der bischöflichen Kanzlei für das Jahr 1462 verzeichneten 152 Helfern Bischof Johanns befanden sich viele Nichtadelige.637 Von den Mitgliedern der großen Einung unterstützten ihn nur noch etwa jeder Fünfte.638 In diesen Zusammenhang gehört auch der Entwurf einer Ordnung, derzufolge Bischof Johann das Hochstift mit Hilfe eines Rates von 15  Personen, nämlich drei Domherren, zwei Prälaten, zwei Grafen oder Herren und acht Rittern regieren sollte.639 Insbesondere sollte er ohne den Rat der 15 keine Einung mit Fürsten, Herren oder Städten eingehen und auch keinen Krieg, Fehde oder Heerzug in oder außer Landes beginnen. Im Gegenzug sollten die Grafen, Herren, Ritter und Knechte versprechen, sich nicht vom Hochstift zu trennen und Leib und Gut dazu zu setzen. Der Entwurf muß nach dem 17. Oktober 1461 verfaßt worden sein, denn er nimmt Bezug auf die an diesem Tage erfolgte Verschreibung Bischof Johanns und des Domkapitels für den Adel. Er spiegelt deutlich die Kritik des Adels wider, in einem Krieg dienen zu müssen, der – aus seiner Sicht – wesentlich durch die Bündnispolitik Bischof Johanns mit Herzog Ludwig von Bayern verursacht worden war. Dies dürfte zur sinkenden Unterstützung des Stiftsadels für Bischof Johann beigetragen haben. Die Ordnung trat allerdings vermutlich nie in Kraft. Am 22. August 1462 vermittelten schließlich der Kardinal Peter von Schaumberg, Bischof von Augsburg, der Erzbischof Hieronimus von Kreta, päpstlicher Legat, und die Herzöge Johann und Sigmund von Bayern einen Waffenstillstand zwischen Bischof Johann und Markgraf Albrecht, der bis zum 29. September 1463 währen sollte.640 Während seiner Laufzeit schlossen Markgraf Albrecht und die Bischöfe Johann von Würzburg und Georg von Bamberg am 23. August 1463 in Prag Frieden auf der Basis der Rother Richtung.641 Die Einungen von 1459 und 1461 kennzeichnen einen Einschnitt in der Entwicklung der fränkischen Adelseinungen des 15. Jahrhunderts. Zunächst brach die Einung von 1459 mit der Tradition immer ausgefeilterer Vertragstexte und beschränkte sich auf nur wenige Artikel. Wahrscheinlich erschien den Teilnehmern ein kompliziertes und nach der Art der Rechtsverletzung differenzierendes Regelwerk nach Art der Einung von 1446 sinnlos angesichts der geringen Größe der Einung. Unter den wenigen 636 Vgl. hierzu auch Steinrück, S. 488. 637 StAW Stdb 720, fol. 119r–120r. 638 Vgl. Schneider, Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, S.  498 und ders., Legitime Selbstbehauptung oder Verbrechen?, S. 235. 639 StAW Stdb 952, fol. 161r–163v. 640 Fries, Chronik 4, S. 200 f. 641 Bachmann, Briefe und Acten, Nr. 441, S. 549 f.

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Mitgliedern war im Bedarfsfall eine schnelle Verständigung möglich, die ein kompliziertes Regelwerk überflüssig machte. Eine weitere Neuheit, in der sich freilich in der Einung von 1446 bereits angelegte Tendenzen weiterentwickelten, bedeutete, daß sich 1460 und 1461 zwei Einungen zusammenschlossen, die rechtlich selbständig blieben und lediglich untereinander ein Austragsverfahren vereinbarten. Sie glichen sich damit in ihrer Verfassung der Gesellschaft mit St. Jörgenschild an. Ob die fränkischen Einungen sich die Verfassung der Gesellschaft mit St. Jörgenschild bewußt zum Vorbild nahmen oder die Ähnlichkeit auf Zufall beruhte, kann allerdings nicht gesagt werden. Wie die Einung von 1446 wurden auch die von 1459 und 1460 bald in den Konflikt der Fürsten um die Vorherrschaft in Franken einbezogen. Anders als noch im Jahre 1447 begnügten sie sich allerdings nicht mit einer passiven Rolle, sondern ergriffen selbst die Initiative. Dies erklärt sich daraus, daß dieses Mal die Kriegsgefahr für sie deutlich größer und unmittelbarer war als 1447. Im Jahre 1460 ergriff die große Einung die Initiative, um den befürchteten Kriegszug Kurfürst Friedrichs von Sachsen in das Hochstift und damit vornehmlich in die Gebiete, in denen ihre Mitglieder saßen, abzuwenden. Vorher hatte sich der Konflikt für sie relativ weit ab in Mittelfranken, vornehmlich um Roth herum, abgespielt. Auch im Jahre 1461 scheint die Initiative von den beiden Einungen ausgegangen zu sein. Wie schon 1447 bot die Existenz zweier Einungen mit einem großen Anteil Würzburger Vasallen Markgraf Albrecht einen Ansatzpunkt für den Versuch, Bischof Johann seinen Adel oder zumindest Teile des Adels abspenstig zu machen und ihn dadurch zu schwächen. Seine bekannten Argumentationsmuster waren, auf die besonderen, schon von seinem Vater herrührenden Beziehungen zur Ritterschaft hinzuweisen sowie auf einzelne Beschwerden der Adeligen wie die Ausdehnung der Rechtsprechung des Landgerichts oder Anfechtung der ihnen verpfändeten Güter des Hochstifts, die auch die seinen waren. Darüber hinaus versuchte er mit Hilfe der Mitglieder der kleinen Einung, die ihm mehrheitlich verbunden waren, die Loyalität der Mitglieder der großen Einung zu Bischof Johann zu untergraben. Wie schon Bischof Gottfried im Jahr 1447 vermochte Bischof Johann indes die Bemühungen Markgraf Albrechts abzuwehren, indem er den Beschwerden des Adels in dem Privileg vom 17. Oktober 1461 umfassend abhalf. Dies waren wie schon 1447 vornehmlich Beschwerden über die Gerichtsbarkeit, namentlich die geistlichen Gerichte, das Landgericht und die Zenten. Darüber hinaus verbriefte Bischof Johann dem Adel aber auch seine Privilegien hinsichtlich der Bekennungen auf Lehen und trat Befürchtungen der Adeligen entgegen, er werde sie – wie Markgraf Albrecht – im Besitz ihrer Pfandschaften anfechten. Bischof Johann konnte dem Adel einen wirklichen Vorteil in Gestalt der verbindlichen Zusagen des Privilegs anbieten. Dem hatte Markgraf Albrecht lediglich das Schlagwort von der Adelsfreiheit entgegenzusetzen. Mit dieser Politik hatte Bischof Johann im wesentlichen Erfolg. Aus der großen Einung, die mit ihm das Privileg ausgehandelt hatte, schlossen sich überdurchschnittlich viele Vasallen dem Kampf gegen Markgraf Albrecht an. Auch von den Vasallen außerhalb der Einung erhielt Bischof Johann mehr Unterstützung als ein Jahr später.

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Die sinkende Unterstützung im Jahr 1462 mag allerdings auch durch eine zunehmende Kriegsmüdigkeit des Adels und durch zunehmende Kritik an dem Bündnis Bischof Johanns mit Herzog Ludwig verursacht worden sein. Die übrigen Vasallen vermochte das Lehnsverhältnis wenigstens davon abzuhalten, auf die Seite Markgraf Albrechts zu treten. Dies hatte sich bereits 1460 gezeigt, als zahlreiche Würzburger Vasallen Markgraf Albrecht verlassen hatten, nachdem die Fahne des Bischofs im gegnerischen Lager aufgepflanzt worden war. Im Verhältnis zwischen Bischof Georg von Bamberg und Markgraf Albrecht spielte der Stiftsadel eine deutlich passivere Rolle. Dies lag auch daran, daß es unter dem Bamberger Adel keine Einung gab, die eine selbständige Politik hätte betreiben und etwa den Bamberger Adel hätte versammeln können, wie dies die Einung des Würzburger Stiftsadels 1460 und 1461 tat. So wurde der Bamberger Adel erst durch Bischof Georg einberufen, als das Domkapitel seiner Friedenspolitik nicht folgen wollte, und diente dann Markgraf Albrecht als Ansprechpartner, als Bischof Georg nichts mehr von einem geheimen Neutralitätsversprechen wissen wollte. Auch der Bamberger Adel zeigte sich dabei als Leidtragender des Kriegs dem Frieden sehr geneigt. So fehdelustig die Adeligen im Einzelfall sein mochten, in der Mehrheit sahen auch sie in erster Linie die verheerenden Folgen eines solchen Kriegs für Land und Leute.

3. In der Würzburg-Bamberger Fehde von 1462 bis 1466 Bei der Auseinandersetzung zwischen Bischof Johann von Würzburg und Bischof Georg von Bamberg in den Jahren 1462 bis 1466 handelte es sich um eine Reihe von Fehden würzburgischer und bambergischer Amtsträger und Vasallen gegen den jeweils anderen Bischof, die von diesen teils verdeckt, teils offen unterstützt wurden, ohne daß ein Bischof jemals dem anderen offen die Fehde ansagte.642 Nicht von ungefähr spricht Lorenz Fries davon, daß durch den Tod Bischof Johanns von Würzburg am 11. April 1466 ein offener Ausbruch der Fehde vermieden worden sei.643 Bereits auf dem Tag, auf dem er Ende des Jahres 1461 die Unterstützung der Stände für das Friedensabkommen mit Markgraf Albrecht gesucht hatte, hatte sich Bischof Georg von Bamberg über den Guldenzoll Bischof Johanns von Würzburg beklagt.644 Auf einem deshalb von dem Ritter Georg von Bebenburg angesetzten Rechtstag in Haßfurt am 23. März 1462 vereinbarten sie, ihrer beider Gebrechen umfassend durch 642 Die folgenden Ausführungen basieren im wesentlichen auf dem Manuskript der Einführung in die geplante Edition der Urkunden und Akten zur Würzburg-Bamberger Fehde 1462– 1469/70 von Frau Dr. Constanze Proksch im Rahmen der von der DFG geförderten Forschergruppe „Das Bild des Krieges im Wandel vom späten Mittelalter zur frühen Neuzeit“ an der Universität Würzburg sowie auf Fries, Chronik 4, S. 204–223. 643 Ebd., S. 222. 644 Bachmann, Landstände, Ed. 10, S. 223 f. mit Anm. 15.

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ein Schiedsgericht, bestehend aus dem Ritter Georg von Bebenburg und gleichen Zusätzen von beiden Seiten, entscheiden zu lassen.645 Bis zum 17.  März 1463 trugen die Bischöfe in je vier Schriftsätzen (Klage, Antwort, Widerrede und Nachrede) ihre gegenseitigen Gebrechen vor. Bischof Georg beklagte sich in zehn Artikeln über Eingriffe in sein Landgericht, seine Zent- und Dorfgerichte, Folge, Atzung und Lager und sein Straßengeleit im Grenzgebiet beider Hochstifte sowie in seine Vogtei über die Klöster Banz, Theres und Kitzingen. Dagegen beklagte sich Bischof Johann in 53 Artikeln über Eingriffe in Wildbann, Holzrechte, Vogelweide, Fischerei, Schaftrieb, Straßengeleit, Zentgerichte, Landgericht, Steuern, Atzung, Folge und Lager, Ungeld und Zoll, Reise, Gebot und Verbot in den Zenten Hoheneich, Eltman und Medlitz. Unterdessen war eine Fehde zwischen dem würzburgischen Amtmann von Eltman, Christoph Fuchs, und Bischof Georg von Bamberg ausgebrochen.646 Bischof Georg hatte dem Christoph Fuchs das Recht des Schaftriebs zu Unterhaid uff unser und unsers stieffts grunde, bodem und eigenthum untersagt und die Schafe durch seine Amtleute wegtreiben lassen. Auf einem Tag in Haßfurt am 29.  September 1462 hatte sich daraufhin Christoph Fuchs wegen des Schaftriebs auf Bischof Johann zu Recht erboten, weil der Schaftrieb ein Würzburger Lehen sei. Dies bestritten die Bamberger Räte und boten dem Fuchs statt dessen ein Verfahren vor den edlen, weltlichen Räten Bischof Georgs an. Dies wollte wiederum Christoph Fuchs nicht annehmen. Auch eine Intervention Bischof Johanns in Bamberg durch seinen Hofmeister Georg Fuchs von Schweinshaupten blieb erfolglos. Daraufhin sagte Christoph Fuchs Bischof Georg unter dem 22. Dezember 1462 die Fehde an und fing am 28. Dezember einen Bamberger Edelmann. Bischof Georg beklagte sich hierüber in einem Brief vom 29. Dezember bei Bischof Johann und forderte ihn auf, ihm gemäß der Erbeinung beider Hochstifte von 1443 sowie ihres Bündnisses mit den Wittelsbachern Kurfürst Friedrich von der Pfalz und Herzog Ludwig von Bayern aus dem Jahre 1460 zu helfen, Christoph Fuchs zu Recht zu bringen und seinen – Bischof Georgs – Reitern die würzburgischen Städte zu öffnen. Zwei Tage später begehrte Christoph Fuchs dasselbe von Bischof Johann als seinem Lehnherrn. Bischof Johann und Bischof Georg einigten sich daraufhin, den Streit darüber, ob der Schaftrieb ein Würzburger Lehen sei oder nicht, durch Graf Georg von Henneberg als Schiedsrichter entscheiden zu lassen.647 Eine Entscheidung über sein Recht an dem Schaftrieb rückte damit für Christoph Fuchs in weite Ferne. Er verlangte daher von Bischof Georg, ihn für die Zwischenzeit im Besitz des Schaftriebs zu lassen. Dies verweigerte Bischof Georg und bot an, Graf Georg und die Einung der Ritterschaft zu Franken erkennen zu lassen, ob er Christoph Fuchs aus dem Besitz des Schaftriebs ver-

645 Vgl. hierzu und zum folgenden StAW Hoheitssachen 1351/73. 646 Vgl. hierzu und zum folgenden Fries, Chronik 4, S. 205 f.; StAW Stdb 717, fol. 256v–257v und 273v–274r. 647 Fries, Chronik 4, S. 206. Vgl. auch StAW Stdb 717, fol. 158r.

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trieben habe.648 Auf einem weiteren Tag bot er darüber hinaus einen Austrag auf Herzog Wilhelm von Sachsen, Graf Wilhelm von Henneberg, die Räte der Reichsstädte Nürnberg oder Schweinfurt oder die Ritter Diez Truchseß, Georg Fuchs, Hildebrant von Thüngen und die Edelknechte Georg Fuchs von Bimbach und Hans Fuchs von Wonfurt an. Dagegen bot Christoph Fuchs einen Austrag wegen der Fehde auf Bischof Johann oder Diez Truchseß, Hildebrant von Thüngen und Hans Küchenmeister an. Daraufhin meinte Bischof Georg, Diez Truchseß und Georg Fuchs von Bimbach sollten entscheiden, welches Rechtgebot das rechtlichste und unverdinglichste sei.649 Unterdessen führte Christoph Fuchs die Fehde weiter und überzog mit Hilfe Graf Johanns von Wertheim Untertanen des Hochstifts Bamberg mit Brand und Raub, nahm zusammen mit Peter von Eberstein einen Teil der Burg Marktsteinach ein, der Eberhart und Heinrich von Schaumberg gehörte, und raubte deren Untertanen Pferde, Schafe und anderes Vieh.650 Eberhart und Heinrich von Schaumberg waren Bruder und Neffe Bischof Georgs. Auf die entsprechende Klage Bischof Georgs schrieb Bischof Johann daher Peter von Eberstein, das Schloß und die Beute herauszugeben und die Gefangenen ohne Lösegeld freizugeben.651 Mehr wollte er jedoch gegen Christoph Fuchs nicht unternehmen. Wenn seine Ritterschaft erfahre, daß er sie nicht gegen Übergriffe schütze, suche sie bei anderen Fürsten Schutz. Er sei nicht zur Hilfe gegen sich selbst oder seine Ritterschaft verpflichtet.652 Schließlich einigten sich beide Bischöfe am 3. Oktober in Nürnberg, das vor dem Ritter Georg von Bebenburg schwebende Verfahren auf Bischof Reinhart von Worms zu übertragen und die Frage, ob Bischof Johann Bischof Georg gegen Christoph Fuchs Hilfe schulde oder nicht, durch Graf Wilhelm von Henneberg entscheiden zu lassen.653 Graf Wilhelm entschied daraufhin am 15. November, sie sollten Graf Georg von Henneberg entscheiden lassen, ob der Schaftrieb ein Würzburger Lehen sei oder nicht, und im übrigen ihre Einung vollziehen.654 Damit blieb weiter offen, ob Bischof Johann Bischof Georg gegen Christoph Fuchs Hilfe schuldete oder nicht. Am 24. November überfiel der Amtmann des Bamberger Amtes Stuffenberg, Lamprecht von Rinhoven, ein Neffe Bischof Georgs, mit ca. 1.000 Mann das würzburgische Dorf Stettfeld bei Haßfurt und plünderte und brandschatzte es, weil die Einwohner nicht verhindert hätten, daß ein Bamberger Untertan aus dem Amt Stuffenberg dort durch einen Helfer Christoph Fuchs‘ gefangen und geschatzt worden sei.655 Bischof Johann schlug den Schaden auf 2.500 fl an. Kurze Zeit später hielten die Haß648 649 650 651 652 653 654 655

Ebd., fol. 278r–279r. Ebd., fol. 278rv. Ebd., fol. 158r und 159r; Fries, Chronik 4, S. 206. StAW Stdb 717, fol. 259v. Ebd., fol. 260r–262v. Ebd., fol. 282rv. StWA WU 94/238; Stdb 717, fol. 283r. Fries, Chronik 4, S. 206 f.; StAW Stdb 717, fol. 299r–303v.

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furter 13 Schiffe an, die sich im Würzburger Geleit befanden und mit Wein im Wert von 2.000 fl beladen waren, den Bamberger Bürger im Hochstift Würzburg gekauft hatten, und führten den Wein auf Befehl Bischof Johanns in die Stadt.656 Als Bischof Georg sich hierüber beschwerte, forderte Bischof Johann zunächst eine Erklärung, daß Bischof Georg zukünftig nicht in das Würzburger Geleit eingreifen werde, weil die Bamberger erst kürzlich in das Würzburger Geleit eingegriffen hätten.657 Nachdem Bischof Georg diese Erklärung abgegeben hatte, berief sich Bischof Johann sodann darauf, den Wein wegen der Beschädigungen an Stettfeld und Traustadt zurückhalten zu dürfen.658 Schließlich einigten sich beide Bischöfe auf die Anberaumung eines Tags in Haßfurt. Auf diesem entschieden die Domkapitel beider Hochstifte am 9.  April 1464 wegen des Überfalls Lamprecht von Rinhovens und des Weins, daß der Wein herausgegeben werden sollte und im übrigen die Angelegenheit damit erledigt sei.659 Wegen der Gebrechen, die auf Bischof Reinhart von Worms verfasst seien, entschieden sie, daß Bischof Georg nicht in das Würzburger Straßengeleit bis an den Judengraben und die Zitterbrücke eingreifen und auch das Landgericht nicht verhindern solle. Der Guldenzoll sollte an denselben Stätten wie bisher eingenommen werden; hierin sollte Bischof Georg nicht eingreifen. Mit dem Haßfurter Vertrag hatte Bischof Johann sein Straßengeleit und Landgericht weit in das Hochstift Bamberg hinein ausgedehnt. Bischof Georg versuchte daher, den Vertrag rückgängig zu machen. Auf einem Tag in Nürnberg am 12. August beschwerte er sich bei ihren gemeinsamen Bundesgenossen, den Wittelsbachern Kurfürst Friedrich von der Pfalz und Herzog Ludwig von Bayern, er sei zu dem Vertrag genötigt worden, weil Christoph Fuchs 1.200 Reiter angeworben und gedroht habe, hiermit in das Hochstift einzufallen, und bat sie, Bischof Johann dazu zu bringen, ihm den Vertrag auszuhändigen.660 Bischof Johann beharrte demgegenüber auf der Gültigkeit des Vertrags.661 Derweil sagten die Bamberger Adeligen Cunz von Aufseß, Cunz Ochs, Lamprecht von Rinhoven und Wilhelm von Streitberg Bischof Johann wegen unbeglichener Soldforderungen am 25. September die Fehde an und überfielen am selben Tage mit 284  Reitern das Städtchen Schlüsselfeld.662 Sie konnten es zwar nicht erobern, verbrannten aber etliche Dörfer in der Umgebung, ehe sie von 450 Würzburger Reitern unter dem Hauptmann Georg Schenk von Limpurg, dem Hofmeister Diez Truchseß von Wetzhausen und dem Marschall Georg von Thüngen, die Bischof Johann auf Warnungen aus der Ritterschaft hin ausgeschickt hatte, bei dem Dorf Mönchsambach 656 657 658 659 660 661 662

Fries, Chronik 4, S. 207 f.; StAW Stdb 717, fol. 287r. Fries, Chronik 4, S. 208; StAW Stdb 717, fol. 287v–288r. Ebd., fol. 289v. StAW WU 16/144. Vgl. auch Fries, Chronik 4, S. 208–210. StAW Stdb 717, fol. 319r–322v; Fries, Chronik 4, S. 210 f. StAW Stdb 717, fol. 324r–325v; Fries, Chronik 4, S. 211. StAW WLB 21, fol. 86r; Fries, Chronik 4, S. 212–215.

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gestellt und geschlagen wurden. 150 Bamberger Reiter, darunter 40 Adelige, gerieten in Gefangenschaft. Da Cunz Ochs zuvor gemachte Beute durch das Hochstift Bamberg getrieben und in Forchheim und Bamberg verkauft hatte und sich Cunz von Aufseß, Lamprecht von Rinhoven und Wilhelm von Streitberg weiterhin im Hochstift aufhielten, forderte Bischof Johann Bischof Georg auf, ihm zu helfen, seine Feinde, soweit er – Bischof Georg – ihrer mächtig sei, gemäß der Erbeinung beider Hochstifte zu Recht zu bringen, und denen, derer er nicht mächtig sei, nicht zu helfen.663 Hierauf antwortete Bischof Georg, er halte die Erbeinung durch den Haßfurter Vertrag für gebrochen. Falls der Vertrag ihm zurückgegeben werde, wolle er sich gemäß der Erbeinung verhalten.664 Daraufhin entspann sich erneut ein langatmiger Briefwechsel zwischen beiden Bischöfen über ihre gegenseitigen Gebrechen. Im Zuge dessen umwarben beide Seiten auch ihre Ritterschaft und die des Gegners. Zuerst richtete Bischof Georg drei nicht erhaltene Schreiben an die Würzburger Ritterschaft.665 Daraufhin wandte sich Bischof Johann am 12. Januar 1465 an seine Ritterschaft und forderte sie auf, sich zum Hochstift zu halten.666 Die Beschädigungen beträfen auch sie und seien gegen ihre Freiheit gerichtet. Gleichzeitig beschwerte sich die Würzburger Ritterschaft bei Bischof Georg und der gebirgischen Ritterschaft über die Gefangennahme Heinz Marschalks und die Beschädigungen durch Cunz von Aufseß.667 Die gebirgischen Ritter antworteten hierauf am 29. Januar, sie wollten lediglich ihre Forderungen gegen Bischof Johann durchsetzen.668 Ferner forderten sie Bischof Johann auf, die Rechtgebote Bischof Georgs aufzunehmen und sich nicht so ungnädig gegenüber den Gefangenen zu verhalten, was in ritterlichen offenen Kriegen nicht Herkommen und von keinem Fürsten bisher gehört worden sei.669 Wahrscheinlich warfen sie ihm vor, die Gefangenen nicht auf eine schlichte Urfehde hin entlassen zu haben, denn in seiner Antwort verteidigte Bischof Johann sein Verhalten damit, diese hätten, nachdem er sie zunächst nach Würzburg in die Herberge betagt und nach Hause entlassen habe, weiter würzburgische Untertanen gefangen, geschatzt, gebrandschatzt und ermordet.670 Auf einem Tag in Nürnberg vom 3. bis zum 13. März urteilten Kurfürst Friedrich von der Pfalz und Herzog Ludwig von Bayern schließlich, beide Bischöfe sollten in einem Austragsverfahren gemäß der Erbeinung beider Hochstifte ihre gesamten Gebrechen vorbringen und entscheiden lassen, was gemäß der Erbeinung zu verrechten sei und was nicht.671 Zwischen Bischof Johann und Lamprecht von Rinhoven und Cunz Ochs 663 664 665 666 667 668 669 670 671

StAW Stdb 717, fol. 324r–325v; Fries, Chronik 4, S. 216. StAW Stdb 717, fol. 332r–338r; Fries, Chronik 4, S. 216. Vgl. StAW Stdb 717, fol. 390r. Ebd., fol. 390r–395v. Vgl. ebd., fol. 421r. Ebd., fol. 421r–422v. Ebd., fol. 415r–416v. Ebd., fol. 417r–420r. StAW WU 24/132; Fries, Chronik 4, S. 217.

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ordneten sie einen Waffenstillstand bis zum 21. April an.672 Am 31. März sollten sie nach Würzburg kommen und über das weitere Verfahren verhandeln. Auf diesem Tag richtete Bischof Johann auch ein Rechtgebot an seine Feinde aus der Bamberger Ritterschaft.673 Dieses wurde wiederum auf einem Tag in Bamberg, den Bischof Georg einberufen hatte, von der Landschaft, der Ritterschaft und den Städten des Hochstifts Bamberg beraten und Bischof Johann von den Adeligen neue Rechtgebote unterbreitet.674 Bischof Johann wies diese allerdings mit Schreiben vom 30. August 1465 zurück, weil sie die Vorbedingung enthielten, den Adeligen zunächst einzuräumen, worauf sie Anspruch zu haben meinten, nämlich Eschersdorf und 200 fl auf den Zoll zu Schlüsselfeld.675 Auf einem Tag in Coburg vom 16. bis zum 26. Dezember 1465 wurde unter Vermittlung des Eichstätter Bischofs Wilhelm von Reichenau erneut umfassend zwischen den Bischöfen und ihren Feinden aus der Ritterschaft verhandelt.676 Als jedoch Bischof Georg einen Ausspruch Kaiser Friedrichs vom 23. Februar 1465 hervorzog, der den Haßfurter Vertrag kassierte, brach Bischof Johann die Verhandlungen ab und appellierte zunächst gegen die kaiserliche Kassation.677 Daraufhin brach die Fehde erneut offen aus. Bereits am 31. Dezember plünderten Bamberger Truppen das Kloster Theres, dessen Vogtei beide Bischöfe für sich beanspruchten.678 Im Gegenzug überfielen der Ritter Heinz Fuchs das Bamberger Schloß Schmachtenberg und die Stadt Zeil679 und die Bamberger am 19. März 1466 fünf Dörfer im würzburgischen Amt Zabelstein und am 28. März erneut das Dorf Stettfeld.680 Daraufhin wandte sich Bischof Johann an seine Verbündeten Kurfürst Friedrich von der Pfalz und Herzog Ludwig von Bayern, bat sie um Zusendung von 200 Reitern nach Iphofen auf den 20. April und bot auch seine Ritterschaft auf.681 Der offene Ausbruch der Fehde wurde nur durch den Tod Bischof Johanns am 11.  April verhindert. Am 21.  April vermittelte Graf Wilhelm von Henneberg einen Waffenstillstand zwischen allen Beteiligten bis zum 16. Oktober.682 Der neue Würzburger Bischof Rudolf von Scherenberg nahm bereits auf seinem Huldigungsumzug durch das Hochstift Verhandlungen mit Bischof Georg über die Beile-

672 673 674 675 676 677 678 679 680 681 682

StAW WU 48/4a. Das folgende nach StAW Stdb 892, fol. 267v–268r. StAW Stdb 717, fol. 43rv und 48r. Ebd., fol. 44r–47v. Ebd., fol. 94r–109v; Fries, Chronik 4, S. 219. StAW Stdb 717, fol. 113r–119v; Fries, Chronik 4, S. 219 f. StAW Stdb 717, fol. 135r; Fries, Chronik 4, S. 220. StAW Stdb 717, fol. 163r; Fries, Chronik 4, S. 220. StAW Stdb 717, fol. 213v; Fries, Chronik 4, S. 221. Ebd., S. 221 f.; StAW Stdb 717, fol. 215r–216r. Ebd., fol. 217r–219v; Fries, Chronik 4, S. 223.

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gung der Auseinandersetzung auf, die jedoch zunächst zu keinem Erfolg führten.683 Am 14. Oktober einigten sie sich schließlich auf ein Schiedsverfahren vor dem Augsburger Bischof und Kardinal Peter von Schaumberg mit gleichen Zusätzen von jeder Partei.684 Einen Tag später wurde die Fehde mit Lamprecht von Rinhoven beigelegt.685 Im Vertrag von Ebrach einigten sich die Vertreter der beiden Bischöfe am 6. September 1469 über die Geleitsrechte zwischen Bamberg, Ebrach und Haßfurt, auf eine Teilung der Einnahmen aus dem Guldenzoll in den umstrittenen Orten und es im übrigen beim alten Herkommen zu belassen.686 Am 9. Juni 1470 wurde schließlich auch die Fehde mit Cunz von Aufseß beigelegt.687 In der Auseinandersetzung zwischen den Bischöfen Johann von Würzburg und Georg von Bamberg spielte der Adel keine so große Rolle wie in der zwischen Bischof Johann und Markgraf Albrecht. Dies mag darauf zurückzuführen sein, daß sich die Auseinandersetzung zwischen den Bischöfen hauptsächlich brieflich und auf Rechtstagen abspielte und der militärische Teil hauptsächlich zwischen ihren Amtleuten und Vasallen und dort in Form einzelner, räumlich wie zeitlich verstreuter Aktionen ausgetragen wurde. Zum ganz großen militärischen Aufgebot wie in den Jahren 1460 bis 1462 zwischen Bischof Johann und Markgraf Albrecht kam es zwischen den Bischöfen nicht. Immerhin setzte sich die Einung von 1459 bereits frühzeitig für den Ritter Christoph Fuchs bei Bischof Georg von Bamberg ein. Das zwang diesen dazu, seine Rechtgebote auf die Ritterschaft auszudehnen, um seine Glaubwürdigkeit zu wahren. Die Rechtgebote waren ein taktisches Mittel, um die Ritterschaft auf die eigene Seite zu bringen. Entschieden wurden die Rechtsstreitigkeiten zwischen den Fürsten immer durch fürstliche Schiedsgerichte. Je weiter die Auseinandersetzungen um sich griffen, desto wichtiger wurde es für die Bischöfe, ihre eigene Ritterschaft hinter sich zu bringen und die des Gegners zu neutralisieren. Dies zeigte sich insbesondere nach dem Gefecht bei Sambach, als die Bischöfe direkt bei der Ritterschaft um Unterstützung warben. Daraufhin setzte sich die Ritterschaft auf dem Gebirg aktiv für ihre Standesgenossen ein, die in dem Gefecht gefangengenommen worden waren. Wie schon 1461 wurde die Ritterschaft auf dem Gebirge allerdings nicht von sich aus aktiv, sondern erst auf die Einberufung durch Bischof Georg hin. Ein großes Problem für die Adeligen war es, daß die Fürsten zu Beginn einer Auseinandersetzung vollendete Tatsachen zu schaffen vermochten und sich die Rechtsverfahren dann lange hinzogen. Daher forderten die betroffenen Adeligen wiederholt, bis zum Abschluß des Rechtsstreits vorläufig in die streitbefangenen Güter eingesetzt zu werden. 683 684 685 686 687

Ebd., S. 233. StAW WU 24/133d. StAW WU 48/4b. StAW WU Libell 22. StAW WU 47/112e.

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VI. Der Adel und die kirchliche Reformbewegung In den Jahren 1464 bis 1467 geriet der fränkische Adel erstmals in Kontakt mit der kirchlichen Reformbewegung des 15. Jahrhunderts. Die auf dem Konstanzer Konzil erörterte Frage einer Erneuerung der Kirche an Haupt und Gliedern verlieh auch der Frage der Reform innerhalb des Benediktinerordens neuen Schwung. Vom 28.  Februar bis zum 19. März 1417 beschlossen 126 Äbte der Ordensprovinz Mainz-Bamberg auf einem durch das Konzil in der benachbarten Abtei Petershagen einberufenen Kapitel ein Reformprogramm, das im wesentlichen den Gottesdienst als die eigentliche Aufgabe des Ordens wieder in den Mittelpunkt klösterlichen Lebens rücken und im übrigen die Mönche durch die Verpflichtung zur Einhaltung der Ordensregel zu einem gottgefälligen Lebenswandel veranlassen sollte.688 Auch das Privileg adeliger Exklusivität vieler Klöster, das die Äbte als einen Mißbrauch bezeichneten, blieb nicht unangetastet. Die Zahl der Mönche in den Klöstern sollte wieder auf die alte Höhe gebracht werden, oder, wenn dies nicht möglich war, wenigstens so viele aufgenommen werden, wie bequem in dem jeweiligen Kloster Platz fanden. Wenn keine Adeligen eintreten wollten, sollten auch andere aufgenommen werden.689 Für das Kloster Michelsberg, eines der bedeutendsten Klöster der Diözese Bamberg, unternahm auf dieser Grundlage im Jahre 1419 Bischof Albrecht von Wertheim einen Reformversuch.690 Der Gottesdienst sollte verbessert und hierzu die Zahl der Mönche, die die Priesterweihe besaßen, auf 18 erhöht werden. Da das Kloster zu diesem Zeitpunkt nur über zwölf Mönche und sechs Novizen verfügte, sollten zehn Mönche neu aufgenommen werden und in der Zwischenzeit Gäste aus anderen Ordenshäusern die fehlenden Mönche mit Priesterweihe ersetzen. Zur Einhaltung der Benediktinerregel sollten die Mönche ihr Privateigentum sowie ihre innerhalb der Klostermauern errichteten Privatwohnungen aufgeben und zum Gemeinschaftsleben, insbesondere in Form der Einnahme gemeinsamer Mahlzeiten im Refektorium, zurückkehren. Die Klausur sollte zukünftig beachtet und die Präbenden nicht mehr in Geld, sondern in Naturalien ausbezahlt werden, vermutlich um der Anschaffung nicht standesgemäßer Luxusgüter vorzubeugen. Darüber hinaus beanstandete Bischof Albrecht die wachsende Verschuldung des Klosters. Die Durchführung dieser Reformmaßnahmen, insbesondere die Verbesserung des Gottesdienstes und das Verbot des Privateigentums einschließlich der Privatwohnungen und der Zuordnung bestimmter Einkünfte zu einzelnen Mönchen anstatt der Verwaltung durch Abt und Cellerar, wurde in den folgenden Jahren wiederholt durch das Äbtekapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg angemahnt, offensichtlich jedoch nicht verwirklicht. Auch das recht rabiate Eingreifen Bischof Antons von Rotenhan 688 Vgl. Zeller, S. 29–38 und Beilage 4, S. 51–63, Art. 11–29. 689 Ebd. S. 35 f. und Beilage 4, S. 61, Art. 28. 690 Vgl. hierzu und zum folgenden Unger, S. 14–19.

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im Jahre 1446, der den Abt Johannes Fuchs verhaften ließ und ihn nötigte, für die nächsten acht Jahre seine Amtsgewalt auf den Bischof zu übertragen und selbst in einem reformierten Kloster zu leben, blieb letztlich ohne Ergebnis. Eine Wende trat erst mit der Einsetzung des Abtes Eberhard von Venlo ein.691 Eberhard war der Abt des Mainzer Benediktinerklosters St. Jakob gewesen und hatte sich bei dessen Reformierung sowie der des Klosters St. Johannisberg im Rheingau, dessen Prior er eine Zeitlang war, hervorgetan. Für die Bursfelder Union, einen Zusammenschluß reformorientierter Benediktinerklöster, fungierte er als Visitator. 1459 war er mit dem Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg in Konflikt geraten und aus dem Kloster St. Jakob vertrieben worden. Er wirkte jedoch weiter für die Bursfelder Union und das Kapitel der Ordensprovinz Mainz-Bamberg. 1461 reiste er in dessen Auftrag nach Rom und erwirkte von Papst Pius II. eine Bulle, in der dieser dem Bamberger Bischof Georg von Schaumberg befahl, die Klöster seiner Diözese und speziell das Kloster Michelsberg zu visitieren. Mit einer weiteren Bulle vom 23. März 1461 übertrug der Papst den Äbten Johannes von Bursfelde und Eberhard von St. Jakob bei Mainz die Reform der deutschen Benediktinerklöster. Am 19. Mai 1463 setzte Bischof Georg Eberhard als Abt des Klosters Michelsberg ein. Gleichzeitig mit Eberhard zogen dort einige mit ihm aus dem Kloster St. Jakob bei Mainz vertriebene Mönche ein. Daraufhin verließen vier adelige Konventualen in der Nacht vom 21. auf den 22. Mai 1463 das Kloster unter Mitnahme einiger Kleinodien und flüchteten sich zu Heinrich Fuchs auf die Waldburg bei Eltman. In die sich daraufhin entspannenden Verhandlungen darüber, ob und unter welchen Bedingungen die Adeligen wieder in das Kloster zurückkehren könnten, schalteten sich außer dem genannten Heinrich Fuchs auch eine Reihe anderer fränkischer Adeliger mit drei Briefen an das in Würzburg versammelte Provinzialkapitel des Benediktinerordens am 21. April 1464 ein.692 Sie beklagten darin, der Abt Eberhard von St. Jakob zu Mainz, der sich yetzund schreibt Abt zu Munchberg, habe den Prior und den Konvent des Klosters derart bedrängt, daß sie aus dem Kloster hätten fliehen müssen, obwohl dieses doch gerade für den Adel gestiftet worden sei. Er mache auch Neuerungen entgegen den Freiheiten des Klosters, die dem Adel, für den das Kloster gestiftet worden sei, zur Verachtung gereichten. Die Entwichenen hätten sich auch erboten, nach der Observanz der Reformierten des Klosters Castel zu leben, allerdings mit behaltnuss ires Closters herkomen, und auch zwei oder drei reformierte Brüder aufzunehmen. Dies habe Eberhard jedoch abgelehnt. Sie bäten daher darum, Eberhard zu veranlassen, von seinem Vornehmen abzulassen und die Entwichenen zurück ins Kloster und bei ihren Freiheiten zu lassen. Die drei inhaltsgleichen Briefe waren unterzeichnet von 66 fränkischen Adeligen, und zwar der erste vorwiegend von Bamberger Adeligen, der zweite von Adeligen des Markgrafentums auf dem Gebirge und der

691 Vgl. hierzu und zum folgenden ebd., S. 27–39. 692 Wiedergegeben bei Schweitzer 2, S. 88–90.

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dritte von Würzburger Adeligen, unter anderen dem Hofmeister Diez Truchseß von Wetzhausen. Das Zugeständnis, die Entwichenen seien bereit, nach der Observanz des reformierten Klosters Castel zu leben und auch zwei oder drei reformierte Mönche aufzunehmen, zeigt, daß auch die sie unterstützenden Adeligen die Augen nicht ganz vor der Tatsache verschließen konnten, daß das Leben im Kloster Michelsberg nicht mehr den Anforderungen der Regel des hl. Benedikt genügte. Allerdings ließen sie den Konventualen eine Hintertür offen gegen eine allzu strenge Anwendung der Casteler Observanz, indem sie sich auf des Klosters Herkommen beriefen. Ihr Hauptaugenmerk galt jedoch einem anderen Privileg, nämlich dem, daß das Kloster nur oder doch vorwiegend Adelige aufnehmen sollte. Zweimal wird in dem Brief betont, das Kloster sei für den Adel gestiftet worden. Es wird nicht deutlich, ob sie sich damit auf die vielen im Verlaufe des Mittelalters vom Adel an das Kloster gemachten Schenkungen bezogen oder ob sie der Meinung waren, das Vorrecht, nur Adelige aufzunehmen, rühre tatsächlich von den Stiftern des Klosters her. Jedenfalls sollte es bei diesem Vorrecht bleiben, das durch die „Vertreibung“ der alten Mönche und die Einführung neuer aus dem Mainzer Kloster St. Jakob gefährdet war. Eine Antwort des Provinzialkapitels ist nicht überliefert. Abt Eberhard blieb jedoch, gestützt auf Bischof Georg von Bamberg, unnachgiebig. Im Laufe der nächsten vier Jahre bröckelte der Widerstand der Entwichenen allmählich ab. Sie unterwarfen sich, erlangten Absolution und wechselten in nicht reformierte Klöster.693 Das Vorrecht des Adels auf Zulassung seiner Söhne zum Kloster blieb freilich gebrochen. Einen anderen Verlauf nahm die Entwicklung in dem Würzburger Benediktinerkloster St. Burkard.694 Dieses wurde von Papst Pius II. mit Bulle vom 4. Februar 1464 auf Bitten Bischof Johanns von Grumbach in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelt, da, wie es heißt, die Mönche trotz mehrfacher Versuche nicht zur Beachtung der Regel hätten zurückgebracht werden können.695 Eine der wesentlichen Bestimmungen für das neue Stift war, daß die Stiftsherren entweder adelig oder Doktoren oder Lizentiaten sein sollten. Doch bereits im Jahre 1465 widerrief sein Nachfolger, Papst Paul II., die Umwandlung.696 Nachdem die nunmehrigen Stiftsherren von St. Burkard den Widerruf nicht beachteten, rief das Provinzialkapitel des Benediktinerordens in der Karwoche des Jahres 1467, nämlich am 24. März, in den Städten Aub, Ochsenfurt und an anderen Orten, an denen das Stift begütert war, dazu auf, den Stiftsherren ihre

693 Vgl. Unger, S. 39 mit Anm. 37. 694 Vgl. zum folgenden Fries, Chronik 4, S. 204; Wendehorst, St. Burkard, S. 44–46; ders., Benediktinerklöster, S. 340–342; Merzbacher, Allendorf, S. 15–17; Pölnitz, S. 112 f.,  134 f. und Wieland, S. 2–6. 695 StAW WU Libell 408; Engel, Urkundenregesten, Nr. 298, S. 229 f. 696 Vgl. Palacky, UB Geschichte Böhmens, Nr. 345, S. 377 f. sowie Wendehorst, Benediktinerklöster, S. 341, Anm. 39.

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Gülten, Zinse und Renten nicht mehr zu entrichten.697 Hiergegen appellierten die Stiftsherren wiederum an den Papst. Sie wurden hierin unterstützt durch die Grafen Wilhelm, Friedrich und Otto von Henneberg und Johann von Wertheim, die Herren Sigmund und Michael von Schwarzenberg und eine Reihe von Rittern und Knechten der Familien Truchseß, von Hutten, von Thüngen, von Grumbach, Wolfskehl, Fuchs, von Bebenburg, von Bibra, von Stein zum Altenstein, von Buchenau und von der Tann, darunter auch der würzburgische Hofmeister Diez Truchseß von Wetzhausen und der Marschall Georg von Thüngen, die sich mit einem Brief vom 29. März 1467 an das Domkapitel wandten und baten, die Stiftsherren bei ihrer Appellation gegen den Widerruf beim Papst zu unterstützen. Ihre Hauptsorge war, daß anderenfalls das Stift, das für den Adel gegründet worden sei, in die Hände Fremder gelangen könnte, die schon viele Stiftungen des Adels an sich gebracht hätten. Der Urheber des Briefs vom 29. März 1467 war Graf Wilhelm von Henneberg, der bereits in einem Brief vom 7.  Februar 1467 den Würzburger Bischof Rudolf von Scherenberg gebeten hatte, sich dafür einzusetzen, daß es bei der Umwandlung bleibe,698 sowie in einem Brief an Hans von Eyb vom 28. März 1467.699 Die Gründe für diese eifrige Unterstützung der Umwandlung speziell durch Graf Wilhelm von Henneberg sind nicht auszumachen. Die bekannten Beziehungen der Henneberger zum Stift beschränkten sich im wesentlichen auf eben diese Unterstützung bei der Umwandlung.700 Um so eindeutiger sind die allgemeinen Motive der Adeligen für ihre Unterstützung. Sie stellte eine direkte Reaktion auf den Erfolg der Reform im Kloster auf dem Michelsberg bei Bamberg dar. Das Adelsprivileg, das dort infolge der Reform verlorengegangen war, konnte in St. Burkard durch Aufnahme in die Gründungsurkunde des Chorherrenstifts gesichert werden. Noch deutlicher als im Fall des Klosters Michelsberg stützten die Adeligen dabei ihren Anspruch auf die Stiftungen, die sie dem Kloster gemacht hatten. Dies ergibt sich mit hinreichender Klarheit aus der Wendung, Fremde hätten schon viele Stiftungen des Adels an sich gebracht. Auch Bischof Rudolf von Scherenberg unterstützte die Appellation.701 Das dürfte weniger daran gelegen haben, daß er den notwendigen klösterlichen Geist unter den Stiftsherren vermißte,702 als vielmehr daran, daß die Pfründen des Stifts teilweise der Versorgung der in der Verwaltung des Hochstifts tätigen Kleriker dienten. Der erste Probst des Stifts, Johann von Allendorf, wurde sein Kanzler, der damalige Kantor Dr. Kilian von Bibra sein Rat und Gesandter auf vielen Reichstagen.703 Diese Tätigkeit wäre ihnen nicht mehr möglich gewesen, wenn sie als Mönche zur strengen Obser697 Vgl. hierzu und zum folgenden ThStAMgn GHA I R 345; Wendehorst, Benediktinerklöster, Beilage II, S. 350–353. 698 ThStAMgn GHA I R 344; Wendehorst, Benediktinerklöster, Beilage I, S. 349 f. 699 ThStAMgn GHA I T 118. 700 Vgl. Merzbacher, Allendorf, S. 18 mit Anm. 90a. 701 Wendehorst, Benediktinerklöster, S. 342 mit Anm. 44. 702 So Pölnitz, S. 135. 703 Wendehorst, Bistum Würzburg 3, S. 24–27.

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vanz der Benediktinerregel, insbesondere zur Einhaltung der stabilitas loci, hätten zurückkehren müssen. Außerdem suchte Bischof Rudolf zu Beginn seiner Regierungszeit, als der Konflikt mit Bischof Georg von Bamberg noch schwelte, die Unterstützung des Stiftsadels. Die Appellation hatte Erfolg. Am 27. Juli 1472 bestätigte Papst Sixtus IV. die Umwandlung.704 Die Auseinandersetzungen um die Reform der Klöster auf dem Michelsberg bei Bamberg und St. Burkard in Würzburg bzw. ihre Umwandlung in adelige Säkularkanonikerstifte sind nur zwei Beispiele aus einer ganzen Reihe ähnlicher Fälle in der Kirchenprovinz Mainz-Bamberg im 15.  Jahrhundert.705 Dabei wurden auch vom Adel die Mißstände in den Klöstern und ihre Reformbedürftigkeit durchaus gesehen, wie der Brief an das Provinzialkapitel der Benediktineräbte im Fall des Klosters Michelsberg zeigt. Nur durften die Reformen nicht zu Lasten der adeligen Exklusivität der Klöster gehen. Daher unterstützte der Adel ihre Umwandlung in adelige Säkularkanonikerstifte, als dieser Anspruch durch das Vordringen der Reformen in den Benediktinerklöstern Frankens gefährdet erschien. In den Gründungsurkunden und Statuten der Säkularkanonikerstifte konnte das Adelsprivileg dann festgeschrieben werden. Der Adel stützte seinen Anspruch zum einen darauf, daß die Klöster von ihm gestiftet und dotiert worden seien, zum anderen auf das alte Herkommen. Mochte auch die Regel des hl. Benedikt nichts von einem Adelsprivileg gewußt haben und mochte auch das Leben in den Klöstern in vielen Punkten dieser Regel nicht mehr entsprechen, so handelte es sich doch bei dem Adelsprivileg und vielen Abweichungen von der Regel um Freiheiten, die sich im Verlauf der vielen Jahrzehnte und Jahrhunderte ihrer Ausübung im jeweiligen Kloster zu Gewohnheitsrecht verfestigt hatten, das nach Meinung des Adels zu respektieren war.

704 Scherg Nr. 393, S. 242; Engel, Vatikanische Quellen, Nr. 1411, S. 219. 705 Vgl. hierzu Wendehorst, Benediktinerklöster, passim.

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VII. Der Adel und der Ausbau der fürstlichen Landesherrschaft 1. Das Verständnis des Würzburger Stiftsadels von 1470 und die Beschwerden der Ritterschaft von 1474 Wie schon sein Vorgänger Bischof Johann von Grumbach schloß der Würzburger Bischof Rudolf von Scherenberg zu Beginn seiner Regierung, als der Streit mit Bischof Georg von Bamberg wegen des Landgerichts, des Geleits, des Guldenzolls und anderer Rechte noch schwelte, zusammen mit dem Domkapitel am 9.  März 1467 eine Einung mit den Grafen Wilhelm und Friedrich von Henneberg, Johann von Wertheim, Philipp dem Älteren und dem Jüngeren von Rieneck, Conrad Herrn zu Bickenbach und 63 Rittern und Knechten des Hochstifts auf drei Jahre ab.706 Die Vertragsparteien sollten einander nicht befehden, sondern sich an das Hofgericht halten, das Bischof Rudolf wie bisher zu besetzen und zu halten versprach. Ferner versprachen sich die Vertragsparteien gegenseitigen Beistand für den Fall, daß einer von ihnen von einem Gegner überzogen würde, der zuvor kein Rechtgebot hatte aufnehmen wollen. Schließlich sollte Bischof Rudolf für den Fall, daß der Gegner zwar eine richtigung anbiete, aber zu harte Bedingungen stellte, zwei Domherren, zwei Grafen oder Herren und sechs Ritter zu sich nehmen und, was diese Eilffe gut zu sein dünkte, in die richtigung aufnehmen. In Auswertung der wechselseitigen Erfahrungen in der Zeit Bischof Johanns versicherte sich Bischof Rudolf damit der Unterstützung des Stiftsadels bei Angriffen von außen, der Stiftsadel dagegen, willkürlich vom Zaun gebrochene Kriege für den Bischof ausfechten zu müssen. Das gute Einvernehmen zwischen Bischof Rudolf und dem Stiftsadel war jedoch nicht von langer Dauer. Nach Ablauf der Einung von 1467 schloß sich ein beträchtlicher Teil des Stiftsadels, nämlich die Grafen Wilhelm und Otto von Henneberg, Johann von Wertheim und Friedrich von Castell, die Herren Johann von Heideck, Philipp der Ältere von Weinsberg und Sigmund und Michael von Schwarzenberg und 58  Ritter und Knechte, am 27.  April 1470 zu einem Verstendnus zusammen.707 In der Vorrede beriefen sich die Vertragschließenden zunächst auf das Privileg von 1461, das der Urkunde inseriert wurde, und beklagten, daß ihnen entgegen den darin verbrieften Freiheiten Widerwärtiges zugezogen würde, betonten aber andererseits, daß das Verstendnus nicht gegen den Papst, den Römischen Kaiser oder den Bischof von Würzburg, ihren Landesfürsten, gerichtet sei. Sodann verpflichteten sie sich, einander nicht zu beschädigen, sondern Streitigkeiten vor den ordentlichen Gerichten des Bischofs von Würzburg, ihres Landesfürsten, auszutragen, es sei denn, es handele sich um versiegelte und verbriefte Schulden, die jeder selbst nach Inhalt des jeweiligen Briefs einfordern möge. Wer aber von jemandem außerhalb 706 StAW WU Libell 181I; Köberlin, S. 60–62. 707 Lünig Nr. 134, S. 299–301; Köberlin, S. 63 f.

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des Vertrags des Seinen mit Uberzug oder andern unleidentlichen betrangend wäre, auch seines Leibs mit Fäncknus beleydiget oder ob die hiervor angezeigte Freyheit uns allen ingemein oder sonderlich in ainigen oder mehr Puncten darinnen begriffen, füro aber entgentzt und nach ihrem Inhalt nicht vollzogen werden wolt, dem sollten die Vertragsverwandten helfen, wenn er sich zuvor seinem Beschädiger auf den Hauptmann und die Vier, die an der Spitze des Verständnisses stehen sollten, zu Recht erboten habe. Es folgten die üblichen Klauseln über die Ausnahme der Burgfrieden, das Verfahren bei Lehnaufsagung, die Dauer von Fehden über das Ende der Einung hinaus, die Erhebung einer Anlage und die Auswahl des Hauptmanns und der Vier. Das Verständnis sollte zwei Jahre lang währen. Mit dem Verständnis ging ein guter Teil des Stiftsadels wieder vorsichtig auf Distanz zu Bischof Rudolf. Vorsichtig deshalb, weil man zumindest nach außen hin das Wort Einung vermied, auch wenn es sich der Sache nach um eine solche handelte, weil Bischof Rudolf ausdrücklich ausgenommen wurde und weil die Adeligen sich zu den Gerichten des Bischofs als ihren ordentlichen Gerichten bekannten. Gleichwohl wird die Distanz zu Bischof Rudolf darin spürbar, daß die Adeligen der Meinung waren, das Privileg von 1461 werde nicht eingehalten. Von welchen Bestimmungen des Privilegs von 1461 sie meinten, daß sie nicht eingehalten würden, ist allerdings nicht auszumachen. Auch die Wendung gegen Gefangennahme könnte gegen Bischof Rudolf gerichtet gewesen sein. Zur Zeit des Verständnisses saßen noch immer einige Gefangene des Gefechts von Sambach aus dem Jahre 1464 in Haft. Kurz darauf, am 9. Juni 1470, entschieden der Landrichter Jörg von Ellrichhausen, der Marschall Jörg von Gebsattel gen. Rack und Erkinger und Wilhelm von Seinsheim zu Hohenkottenheim, daß alle Gefangenen von Sambach gegen eine schlichte Urfehde freigelassen werden sollten.708 Denjenigen, die früher weitergehende Urfehden geschworen hatten, sollten die entsprechenden Urfehdebriefe auf einem Tag in Ebern zurückgegeben werden. Statt dessen sollten sie sich verpflichten, sechs Jahre lang nichts gegen das Hochstift, seine Prälaten, Grafen, Herren und Ritterschaft zu unternehmen. Das Verständnis von 1470 bedeutete einen weiteren Schritt in der Entwicklung der Einungen von der adeligen Rechts- und Friedensgemeinschaft hin zum politischen Bündnis ohne konkrete Verpflichtungen. Wie schon in den Einungen von 1459 und 1461 verzichteten die Vertragschließenden weitgehend auf ein kompliziertes Regelwerk. Immerhin blieb ein gewisses Gerüst an Institutionen – der Hauptmann und die Vier – und an Verfahren, insbesondere bei der Aufbietung der Hilfe, erhalten. Symptomatisch für den Wandel von der adeligen Rechts- und Friedensgemeinschaft hin zum politischen Bündnis ist auch die Bezeichnung als Verstendnus. Ein markanter Unterschied zu den Einungen vor 1470 liegt darin, daß sich die Adeligen nunmehr auf das Privileg von 1461 beriefen als die Grundlage ihrer Rechte und Freiheiten, die es zu verteidigen galt, und nicht mehr auf das alte Herkommen. Damit wurde das alte Herkommen natürlich nicht obsolet. Aber es wurde doch wich708 StAW WU 47/112e.

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tiger, das alte Herkommen durch entsprechende Verträge und Privilegien abzusichern, wie dies 1461 etwa hinsichtlich der Bekennungen auf Lehen geschehen war. Das ausdrückliche Berufen auf das Privileg von 1461 verstärkte schließlich den Bezug des Verständnisses auf das Hochstift Würzburg. Schon die Einungen von 1402 bis 1459 waren auf das Hochstift Würzburg bezogen gewesen. Der verstärkte Bezug äußerte sich auch darin, daß die Adeligen Bischof Rudolf als ihren Landesfürsten bezeichneten. Ein Vergleich der Unterzeichner des Verständnisses mit denen des Vertrags von 1467 zeigt, daß vor allem der Kleinadel dem Verständnis nicht beitrat, also zu Bischof Rudolf hielt, während die Grafen und Herren und einige hervorragende Vertreter der Ritterschaft eine Politik betrieben, die zwischen einer Verständigung mit dem jeweiligen Bischof und der Distanzierung von ihm wechselte. Kleinadel meint in diesem Zusammenhang Adelige aus zahlenmäßig kleinen Adelsfamilien mit nur einer Linie und höchstens zwei bis drei erwachsenen männlichen Mitgliedern (Vater und Söhne). Elf Mitglieder solcher Familien gehörten dem Vertrag von 1467 an.709 Keiner von ihnen trat dem Verständnis von 1470 bei. Sie fühlten ihre Interessen offenbar bei Bischof Rudolf besser aufgehoben. Auch waren sie wegen der geringen Größe ihrer Familien weniger gut in die Personenverbände des Stiftsadels eingebunden. Dagegen traten immerhin 18 der 63 niederadeligen Mitglieder des Vertrags von 1467 dem Verständnis von 1470 bei.710 Elf dieser 18 Adeligen entstammten großen Adelsfamilien mit vier oder mehr Linien und acht oder mehr erwachsenen männlichen Mitgliedern.711 Insgesamt stellten diese großen Adelsfamilien 32 der 63 niederadeligen Mitglieder des Vertrags von 1467. Der Anteil der Mitglieder großer Adelsfamilien, die sich von Bischof Rudolf distanzierten, war also größer als der Anteil der großen Adelsfamilien an dem Vertrag überhaupt. Zusammen mit den Grafen und Herren betrieben diese Adeligen eine Politik, die zwischen einer Verständigung mit dem jeweiligen Bischof und der Distanzierung von ihm wechselte. Konkret waren es die Grafen 709 Vgl. Biedermann, Rhön/Werra, Taf. 371 (Diez von Abersfeld), 379 (Veit von Brende), 438 (Philipp von Seldeneck) und 440 (Georg von Bebenburg) und ders., Baunach, Taf. 244 (Jörg von Raueneck) und 245A (Conz von Reurieth). Die Familien Haberkorn, Horant, Plofelden, Schneeberg und Strahlenfels wurden ebenfalls als klein eingestuft, da von ihnen keine weiteren männlichen Mitglieder aus diesem Zeitraum bekannt sind, insbesondere nicht aus den Würzburger Lehenbüchern. 710 Die Ritter Georg Fuchs, Conrad von Hutten, Hildebrant von Thüngen, Wilhelm von Tottenheim und Heinrich Zobel und die Edelknechte Hans Fuchs, Peter von Herbilstadt, Eberhart von Maßbach, Hans von Schaumberg, Burkhart von Steinau, Cunz Steinrück, Georg und Weiprecht von Thüngen, Peter von Thüngfeld, Hans, Georg und Hans Truchseß von Wetzhausen und Thomas von Wenkheim. Bei Hans Fuchs, Hans von Schaumberg und den Truchsessen von Wetzhausen kann wegen des Vorkommens mehrerer Träger dieses Namens im fraglichen Zeitraum nicht ausgeschlossen werden, daß die Teilnehmer am Vertrag von 1467 und dem Verständnis von 1470 trotz Namensgleichheit nicht identisch sind. 711 Die Ritter Georg Fuchs, Conrad von Hutten und Hildebrant von Thüngen und die Edelknechte Hans Fuchs, Peter von Herbilstadt, Hans von Schaumberg, Georg und Weiprecht von Thüngen, Hans, Georg und Hans Truchseß von Wetzhausen.

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Georg von Henneberg und Johann von Wertheim, Michael Herr zu Schwarzenberg und die Ritter Georg Fuchs von Schweinshaupten, Conrad von Hutten, Hildebrant von Thüngen, Diez Truchseß von Wetzhausen und Heinrich Zobel, die seit 1446 abwechselnd Einungen gründeten und Verträge mit den Bischöfen abschlossen. Diese Politik der abwechselnden Anbindung und Distanz hatten sie auch im Fürstenkrieg von 1460 bis 1463 betrieben. Der Stimmungsumschwung gegen Bischof Rudolf spiegelt sich auch in 15 Beschwerdepunkten wider, die die Ritterschaft im Jahre 1474 vorbrachte.712 Die Ritter führten im wesentlichen Beschwerde darüber, daß Rechtsfälle unrechtmäßigerweise in die geistlichen Gerichte, insbesondere die Sende, und in das Brückengericht gezogen und nicht von dort an die ordentlichen Gerichte verwiesen würden, daß Rechtsfälle, die am Landgericht bereits entschieden worden seien, per Appellation an die bischöfliche Kanzlei neu aufgerollt und nach geschriebenem, nicht nach Landrecht entschieden würden und daß überhaupt ein neues Gericht bei der Kanzlei in Konkurrenz zum Hofgericht entstehe, alles entgegen dem Vertrag und der Reformation. Ferner beschwerten sie sich über den Guldenzoll, daß die Zöllner den Wein, der zum Eigenverbrauch der Ritter bestimmt sei, nicht passieren ließen, es sei denn, der Ritter stelle hierüber eine eidesstattliche Versicherung aus. Außerdem verteuere der Guldenzoll den Wein und das Getreide, die die Ritter auf ihren Eigengütern anbauten und verkaufen müßten. In Verfahren vor Bischof Rudolf und dem Domkapitel könnten sie keine Fürsprecher bekommen, die ihnen das Wort redeten, oder Notare, wenn sie gegen Urteile in Verfahren gegen Bischof Rudolf oder das Domkapitel appellieren wollten, da ihnen – den Notaren – dies verboten sei. Ferner würden sie dadurch beschwert, daß Bischof Rudolf ihre armen Leute in Verspruch nehme gegen Entrichtung des Bischofshuhns. Die Rechtsprechung der Zentgerichte griffe nach wie vor entgegen der Reformation in die der anderen über. Weiterhin beschwerten sich die Ritter über die Höhe der Kanzleitaxe für die Ausfertigung von Urkunden. Auch könnten sie ihre vor dem Landgericht erstrittenen Urteile nicht wirksam vollstrecken. Schließlich beschwerten sie sich darüber, daß sie von Bischof Rudolf nicht geschützt und geschirmt würden, sondern im Gegenteil, wenn sie oder die Ihren durchs Land ritten oder nach Würzburg zum Recht kämen, nicht sicher vor dem Hofgesinde Bischof Rudolfs seien, das sie entgegen allem Bescheid erstechen und verwunden würde. Die Beschwerden knüpften zunächst an die Beschwerden aus den Jahren 1400, 1408, 1423, 1435 und 1446 an, die sich im wesentlichen mit der Abgrenzung der Kompetenzen der bischöflichen und hochstiftischen Gerichte von denen des Adels befaßt hatten. Es fällt aber auf, daß sie weniger ins Detail gingen als zum Beispiel noch die Beschwerden und Regelungen von 1408 oder 1435. Nicht wirklich neu war auch die Klage der Adeligen, sie könnten ihre vor dem Landgericht erstrittenen Urteile nicht wirksam vollstrecken. Bereits die Gerichtsstandsbestimmungen für die Diener von Haus aus in den Fürstenbündnissen des späten 14.  Jahrhunderts hatten 712 StAW Stdb 947, S. 87–90.

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verhindern sollen, daß sich die Adeligen den Forderungen der Fürsten durch einen Wechsel des Lehns- oder Dienstherrn entzogen. Jetzt gegen Ende des 15.  Jahrhunderts scheint man den Mißstand aber verstärkt empfunden zu haben. In seiner um 1480 herum entstandenen Schrift über das kaiserliche Landgericht des Burggraftums Nürnberg schrieb der markgräfliche Rat Ludwig von Eyb der Ältere hierüber: und so man was darauff [auf eine Klage] erlangt, so wurdt nicht geholffen mit einsatzung oder auszrichtung der gesprochenen urteill (...); das kompt bei uns hieniden ausz dem, das die ritterschaft under dem gepirg im land mit vill fursten und herren versehen seind; wann einem bei einem fursten oder heren die rechtvertigung nicht eben ist, so ruckt er zu einem andern fursten oder herren, dadurch er wegerung und verzug erlangt.713 Interessanter sind die Beschwerden über neue Sachverhalte, die die Probleme detaillierter beschreiben. Neu waren zum Beispiel die Beschwerden über die Kanzleitaxe, die Annahme von Appellationen in der Kanzlei und über den Zugang zu Fürsprechern und Notaren. Die beanstandete Praxis, daß Appellationen gegen Urteile des Landgerichts in der fürstlichen Kanzlei angenommen und entschieden würden, könnte auf eine Verfügung Bischof Rudolfs vom 6. April 1467 zurückgehen.714 Hierin hatte er verfügt, daß Appellationen vom Landgericht künftig nicht mehr an das Hofgericht gerichtet werden sollten, es sei denn, es handele sich um Edelleute. In allen übrigen Fällen sollte die Appellation an ihn selbst gerichtet werden. Hierdurch nahm Bischof Rudolf direkten Zugriff auf die Rechtsprechung des Landgerichts. Wahrscheinlich erhoffte er sich durch die Behandlung in der Kanzlei anhand des geschriebenen (römischen) Rechts eine systematischere Rechtsprechung. Dies kollidierte freilich mit der Rechtsprechung des Landgerichts nach Landrecht und seinen althergebrachten Institutionen der Landritter als Urteiler und der Fürsprecher. Außerdem führte die Behandlung ein und desselben Falles nach unterschiedlichen Rechten natürlich zu einer erheblichen Rechtsunsicherheit. Die Beschwerden über die umständlichen Modalitäten beim Verzollen von Wein gehen auf die Bestimmungen des Privilegs zurück, mit dem Kaiser Friedrich Bischof Rudolf im Jahre 1468 den Guldenzoll verliehen hatte. Demnach sollte derjenige Wein zollfrei sein, den die Ritter selbst verbrauchten, worüber der Bischof sich durch hinreichende Dokumente unterrichten (können) müsse.715 Bischof Rudolf war den Interessen der Ritterschaft also durch die Ausnahme des für den Eigenverbrauch der Ritter bestimmten Weins ein Stück entgegengekommen. In der Praxis verkomplizierte dies das Verfahren der Zollerhebung natürlich nicht unbedeutend. Außerdem beklagte der Adel nach wie vor die Verteuerung der Güter, durch deren Verkauf er seinen Lebensunterhalt bestreiten mußte, durch den Zoll. Es fällt aber auf, das der Adel den Zoll nicht mehr grundsätzlich als gegen das alte Herkommen verstoßend ablehnte. Dies hatte sich bereits in den Vorschlägen des Rittertags von Haßfurt 1457 zur Erhebung 713 Eyb, Mein Buch, S. 334 f. Zur Datierung vgl. Vogel, S. 48 f. 714 StAW Stdb 548, fol.  284. Zum folgenden vgl. auch Merzbacher, Iudicium provinciale, S. 128–130. 715 StAW WU 35/5; Fries, Chronik 4, S. 237–240.

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des Guldenzolls abgezeichnet. Die jahrzehntelangen Versuche der Bischöfe, den Zoll durchzusetzen, hatten das alte Herkommen ausgehöhlt. Die Klage über das In-Verspruch-Nehmen spiegelt die Intensivierung der Herrschaft Bischof Rudolfs über die Hintersassen des Adels wider. Indem er die Hintersassen des Adels in seinen Schutz und Schirm nahm, dehnte er seine Herrschaft über den Kreis der Untertanen des Hochstifts hinaus auf die des Adels aus. Er trat damit in Konkurrenz zu den eigenen Herrschaftsrechten der Adeligen über ihre Hintersassen. Hieraus erwachsende Konflikte waren damit vorprogrammiert. Insgesamt fällt auf, daß sich die Beschwerden – wie schon das Verständnis von 1470 – nicht darauf stützen, das Verhalten Bischof Rudolfs verstoße gegen das alte Herkommen, sondern gegen den Vertrag – damit dürfte das Privileg von 1461 gemeint gewesen sein – und gegen die Reformationen des Jahres 1447. Die schriftlich erteilten Privilegien und Reformationen hatten das alte Herkommen als Rechtsgrundlage für Ansprüche des Adels abgelöst.

2. Die Beschwerden der Bamberger Ritterschaft von 1478 und die Rolle der Landstände in der Auseinandersetzung zwischen Bischof und Domkapitel um die Wahlkapitulation im Jahr 1481 Im Jahre 1478 brachte auch die Ritterschaft im Hochstift Bamberg eine Reihe von Beschwerden vor.716 Eine Delegation unter der Führung Pauls von Streitberg wurde beim Domkapitel vorstellig und führte über sieben Punkte Klage, die angeblich in der Wahlkapitulation Bischof Philipps von Henneberg aus dem Jahre 1475 enthalten und der Ritterschaft beschwerlich seien. So hätten sie anläßlich verschiedener Streitsachen jüngst erfahren, Bischof Philipp solle Adeligen, mit denen das Domkapitel, ein Domherr oder deren Angehörige in Streit lagen, ohne deren Zustimmung kein Geleit mehr gewähren. Weiterhin sei ihnen zu Ohren gekommen, Bischof Philipp dürfe ohne Zustimmung des Domkapitels keine Kriege mehr anfangen, was nach ihrer Meinung dazu führen werde, daß es vom guten Willen des Domkapitels abhinge, ob Bischof Philipp seinen Vasallen hinreichenden Schutz gewähren könne, und daß diese dann bei anderen Herren Schutz suchen würden. Auch hätten sie gehört, Bischof Philipp dürfe keine adeligen Räte mehr annehmen und keinem mehr als 10  fl geben ohne Bewilligung des Domkapitels. Auf diese Weise könnten die Ritter für ihre dem Hochstift geleisteten Dienste nicht mehr belohnt werden und würden sich vom Hochstift ab- und anderen Herren zuwenden. Ferner beschwerten sich die Ritter darüber, daß Lehen angeblich nur noch direkten Abkömmlingen vererbbar sein sollten (dies führe zum Aussterben der Ritterschaft), daß das Domkapitel seine Leute vom Landgericht befreit habe, so daß sie und ihre armen Leute allein die Bürde des Landgerichts zu tragen hätten, und daß die armen Leute des Adels in die geistlichen Gerichte gezogen und nicht von dort verwiesen würden. 716 Vgl. hierzu und zum folgenden StAW Stdb 947, S. 95–110.

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In seiner Antwort bemängelte das Domkapitel zunächst, daß diejenigen, die Anlaß zur Klage zu haben geglaubt hatten, sich nicht direkt an das Domkapitel gewandt hätten, sondern sich hinter den anderen Adeligen verstecken würden. In der Sache antwortete es bezüglich des Geleits, dies sei keine Neuerung, sondern bereits von den Bischöfen Georg (von Schaumberg), Anton (von Rotenhan) und Friedrich von Aufseß so beschworen worden. Die Verweigerung des Geleits für Feinde des Domkapitels rechtfertige sich auch daraus, daß sie als Geistliche keine Gewalt ausüben dürften, daher der Ritterschaft gar keine unrechte Gewalt antun könnten, umgekehrt aber Gewalttäter gegen das Domkapitel nicht geschützt werden sollten. Hinsichtlich der Zustimmung des Domkapitels zu Kriegen sei selbstverständlich die Hilfe für bedrohte Vasallen des Hochstifts ausgenommen. Hinsichtlich der bischöflichen Räte führte das Domkapitel aus, das Statut verpflichte Bischof Philipp lediglich, vier Domherren in seinen Rat zu nehmen, weil dem Hochstift in den vergangenen Jahren durch Handlungen ohne Wissen des Domkapitels viel Schaden entstanden sei. Darüber hinaus stehe es Bischof Philipp frei, in seinen Rat zu nehmen, wen er wolle. Daß er im Moment so wenige aus der Ritterschaft zu Räten habe, geschehe, um in ruhigen Zeiten Geld zu sparen. Wegen der Zustimmung des Domkapitels zur Vergabe von 10 fl stellte es zunächst klar, daß es um seine Zustimmung zur Vergabe von Nutzungen von 10 fl jährlich oder einem Wert von mehr als 200 fl gehe. Diese Bestimmung sei nichts Neues und Bischof Philipp ohnedies dem Papst gegenüber verpflichtet, nichts von seinem Hochstift wegzugeben oder zu entfremden. Darüber hinaus nütze dieser Artikel der Ritterschaft: In vergangenen Zeiten sei es häufig so gewesen, daß der Bischof die Güter des Hochstifts an stiftsfremde Personen verliehen habe. Hätte der Artikel schon damals bestanden, hätte dies verhindert werden können, da das Domkapitel der Ritterschaft immer wohl gesonnen gewesen sei und dafür gesorgt habe, daß die Dienste der Ritterschaft auch belohnt worden seien. Was die Lehnerbfolge betreffe, so gehe dies Bischof Philipp mehr an als das Domkapitel. Außerdem würden Streitigkeiten wegen der Erbfolge vor den Lehnmannen ausgetragen, das seien sie selber. Im übrigen habe es deswegen in der Vergangenheit wenig Streit gegeben außer in dem Fall des Georg Fuchs wegen der Lehen des verstorbenen Christoph Fuchs. In diesem Streit habe das Domkapitel Georg Fuchs unterstützt, woraus die Ritterschaft ersehen möge, wie die Haltung des Domkapitels ihnen gegenüber sei. Hinsichtlich des Landgerichts bestätigte das Domkapitel, daß es seine Untertanen davon ausgenommen habe, um auf diese Weise Kosten zu sparen. Dadurch sei die Ritterschaft nicht beschwert. Schließlich bestritt das Domkapitel auch Streitigkeiten wegen der geistlichen Gerichte, versprach aber gleichzeitig, sich an die Reformation dieser Gerichte halten zu wollen. Nach Verhandlungen mit Bischof Philipp und ihren Freunden brachten die Abgesandten der Ritterschaft dann nochmals die Beschwerde vor, zu Rechtstagen möge man auch dann freies Geleit gewähren, wenn peinliche Strafen zu erwarten seien. Die Beschwerde wegen der heimgefallenen Lehen präzisierten sie dahingehend, daß die Lehen, wenn zwar kein Nachkomme, aber ein Bruder oder anderer Verwandter vorhanden sei, nicht als heimgefallen behandelt, sondern diesen Verwandten verliehen werden sollten. Außerdem wollten die Ritter den Wortlaut der Wahlkapitulation hö-

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ren. Hierauf antwortete das Domkapitel nochmals, Gewalttätern könne nach Landrecht kein Geleit gewährt werden. Wegen der Lehen sei es Sache des Bischofs, wenn Verwandte vorhanden seien, die Lehen als heimgefallen oder nicht heimgefallen zu behandeln. Wenn Bischof Philipp sie den Rittern jedoch aus Gnade verleihen wolle, hätten sie nichts dagegen. Die Wahlkapitulation könne nicht verlesen werden, weil sie zwar keine Beschwerungen für die Ritterschaft, aber Heimlichkeiten des Hochstifts enthielte, die nicht bekannt werden sollten. Anders als die Würzburger Beschwerden von 1474 richteten sich die Bamberger von 1478 weniger gegen Beschwerungen des Adels durch die Herrschaftsausübung Bischof Philipps als vielmehr durch die vom Domkapitel angestrebte Mitregierung im Hochstift, wie sie in der Wahlkapitulation niedergelegt war. Trotzdem ergeben sich einige Berührungspunkte. Wenig überrascht noch die Übereinstimmung in der Beschwerde über die geistlichen Gerichte, handelte es sich bei beiden Herrschaften doch um geistliche Fürstentümer. Um so auffälliger ist die Übereinstimmung in der Beschwerde über die Handhabung des Geleits, die in beiden Fällen darauf hinauslief, die Ritter erhielten vom Bischof kein ausreichendes Geleit mehr. Ein interessanter Punkt ist die Beschwerde über das Lehnerbrecht. Sie ist vor dem Hintergrund der Entwicklungen auf diesem Gebiet im späten Mittelalter zu sehen.717 Noch im Hochmittelalter hatten Lehen nur auf direkte Abkömmlinge vererbt werden können. Im Spätmittelalter konnten Lehen auch auf andere Verwandte vererbt werden, wenn auch nicht generell. Ende des 15. Jahrhunderts waren ca. 20 % der im Würzburger Lehnhof an Adelige ausgegebenen Lehen sogenannte Söhne-und-Töchter-Lehen, also solche, die auch auf Töchter und deren Nachkommen vererbt werden konnten. Die Verleihung an noch entferntere Verwandte bildete dagegen eine Ausnahme, die der Bischof nur von besundern Gnaden, etwa wegen besonderer Verdienste und ohne Anerkennung eines Rechtsanspruchs, vornahm.718 Wenn der Bamberger Adel also nunmehr (indirekt) von Bischof Philipp die Verleihung von Lehen auch an weitere Verwandte forderte, dann versuchte er damit nicht altes Herkommen zu bewahren, sondern eine Verbesserung des Lehnerbrechts zu seinen Gunsten zu erzielen. Die Verhandlungen in Bamberg im Jahre 1478 scheinen – außer dem skizzierten Meinungsaustausch – keine weiteren Ergebnisse gebracht zu haben. Eine erneute Möglichkeit der Einflußnahme auf die Gestaltung der Wahlkapitulation ergab sich für den Adel danach wieder, als Bischof Philipp von Henneberg im November 1480 die Wahlkapitulation durch Papst Sixtus IV. für nichtig erklären ließ.719 In dem hierüber ausbrechenden Konflikt zwischen Bischof Philipp und dem Domkapitel beschied Bischof Philipp die Prälaten, Ritterschaft und Städte des Hochstifts auf einen Tag nach Bamberg am 22. Oktober 1481, auf dem er ihnen seine Position darlegen ließ.720 Das Domkapitel seinerseits bat die Versammlung brieflich, bei Bischof Philipp 717 718 719 720

Zum folgenden vgl. Baum, Lehenhof, S. 93–97. Vgl. hierzu Ulrichs, S. 30 und 64 f. Vgl. hierzu Thumser, passim. Vgl. ebd. Nr. 79, S. 213.

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darauf hinzuwirken, dem abwesenden Domdekan Hertnid von Stein Geleit zu dieser Versammlung zu geben, damit er die Position des Domkapitels darlegen könne.721 Auch wollten sie die Wahlkapitulation in der Versammlung verlesen lassen, damit jeder verstehen könne, daß sie nichts Ungebührliches enthielte. Daraufhin erschien am 23. Oktober eine stattliche Delegation der Stände beim Domkapitel und berichtete diesem von dem Befremden Bischof Philipps über die Forderung nach der Erteilung von Geleit für den Domdekan, da Bischof Philipp nicht beabsichtige, Gewalt gegen diesen auszuüben.722 Im übrigen habe die Versammlung im Interesse des Hochstifts zwischen Bischof Philipp und dem Domkapitel taidigen wollen. Da sie aber gehört hätten, daß Bischof Wilhelm von Eichstätt in dieser Sache bereits einen gütlichen Tag nach Nürnberg anberaumt habe, wollten sie diesem nicht vorgreifen. Sollte der Tag aber scheitern, bäten sie das Domkapitel, ihnen vor anderen zu vergönnen, in dieser Sache zu taidigen. Das Domkapitel bat darauf abermals, dem Domdekan Geleit zu geben. Geschehe das nicht, solle die Versammlung wenigstens eine Delegation nach Nürnberg schicken, um dort die Verantwortung des Domkapitels zu hören. Die Versammlung sagte schließlich zu, Delegierte nach Nürnberg schicken und sich dort als getreue Verwandte des Hochstifts verhalten zu wollen. Auf dem Tag in Nürnberg bat das Domkapitel zunächst wiederum, die Gesandten der Landstände möchten zu den Verhandlungen hinzugezogen werden, damit sie die Entschuldigung des Domkapitels hören könnten.723 Diese lehnten das jedoch ab. Sie seien von der Versammlung lediglich bevollmächtigt worden, Bischof Wilhelm von Eichstätt zu bitten, alles zu tun, um den Streit zwischen Bischof Philipp und dem Domkapitel zu beenden. Weiteres wollten sie dem Domkapitel eröffnen, wenn es an der Zeit sei. Bischof Philipp und das Domkapitel verhandelten darauf vor Bischof Wilhelm von Eichstätt in Abwesenheit der Gesandten der Landstände. Die weitere Instruktion der Gesandten bestand darin, im Falle des Scheiterns der Bemühungen Bischof Wilhelms von Eichstätt Bischof Philipp und das Domkapitel zu bitten, die Landstände zwischen ihnen taidigen zu lassen.724 Als ein solches Scheitern im Verlaufe der Verhandlungen drohte, brachten die Gesandten diese Werbung an das Domkapitel. Diesem war aber nur daran gelegen, vor den Landständen seine Position darzulegen, nicht sich von den Landständen richten zu lassen. Das Domkapitel begehrte daher zunächst, Ort und Zeit einer solchen Versammlung zu erfahren, sowie Geleit zu dem Tag. Diese konnten die Gesandten nicht nennen, beharrten aber darauf, zwischen Bischof Philipp und dem Domkapitel taidigen zu wollen. Wenn das Domkapitel das nicht zusage, werde nichts aus der Versammlung. Darauf antwortete das Domkapitel rundheraus, es gebühre ihm nicht, die Obrigkeit, Privilegien und Freiheiten des Hochstifts und Änderungen, die daran jetzt vorgenommen würden, ihnen als den Untertanen des Hochstifts zu erkennen zu geben. Auf das Bemühen ei721 722 723 724

Ebd. Nr. 74, S. 206 f. = Bachmann, Landstände, Ed. 20, S. 239–241. Thumser Nr. 81, S. 216–219 = Bachmann, Landstände, Ed. 21, S. 241–243. Thumser Nr. 82, S. 221 f. Vgl. zum folgenden ebd. Nr. 81, S. 228–230.

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niger aus der Ritterschaft hin bat Bischof Wilhelm von Eichstätt die Konfliktparteien dann jedoch auf einen weiteren Tag nach Bamberg am 10. Januar 1482, um die noch unverglichenen Streitpunkte beizulegen. Parallel zu jenem Schiedstag luden die Gesandten auch die Landstände des Hochstifts nach Bamberg, um sie über die Ergebnisse der Gesandtschaft zu unterrichten.725 Dieser Versammlung legten sowohl die von Bischof Philipp benannten Schiedsrichter als auch der Domdekan Hertnid von Stein den Streit dar.726 Eine Bitte Bischof Wilhelms von Eichstätt an die Landstände, beieinander zu bleiben oder zumindest einige abzuordnen, um ihn notfalls in seinen Vermittlungsbemühungen zwischen Bischof Philipp und dem Domkapitel zu unterstützen, lehnten die versammelten Ritter und Knechte allerdings ab mit dem Hinweis, die Ältesten der Geschlechter wären nicht da, so daß sie niemanden abzuordnen wüßten.727

3. Ergebnisse Das Verständnis von 1470 bedeutete einen weiteren Schritt in der Entwicklung der Einungen von einer adeligen Rechts- und Friedensgemeinschaft hin zum politischen Bündnis ohne konkrete Verpflichtungen. Symptomatisch hierfür sind der Verzicht auf ein ausgefeiltes Regelwerk und die Bezeichnung als Verstendnus statt als Einung. Ein markanter Unterschied zu den Einungen vor 1470 liegt ferner in dem Berufen auf das Privileg von 1461 statt auf das alte Herkommen. Es wurde zunehmend wichtiger, das alte Herkommen und die alten Freiheiten durch entsprechende Privilegien und Verträge abzusichern. Hierdurch verstärkte sich gleichzeitig der Bezug des Verständnisses auf das Hochstift Würzburg. Das Verständnis von 1470 wurde im wesentlichen getragen von den Grafen und Herren und den großen Niederadelsfamilien des Hochstifts. Sie betrieben eine Politik der wechselnden Annäherung an den Bischof und Distanzierung vom Bischof. Dagegen hielt sich der Kleinadel mehr zum Bischof. Die nach 1467 wieder zunehmende Distanzierung des Adels von Bischof Rudolf dürfte ihre Ursache in der Intensivierung der bischöflichen Herrschaft gehabt haben. Durch die Zuweisung von Appellationen an die Kanzlei griff er stärker als bisher in die Rechtsprechung des Landgerichts ein. Zudem wurde in der Kanzlei ein anderer Maßstab an die Appellationen angelegt als am Land- und am Hofgericht, nämlich das geschriebene Recht, was mit der Rechtsprechung des Landgerichts nach Landrecht und seinen althergebrachten Institutionen der Landritter als Urteiler und der Fürsprecher kollidierte. Zusätzlich dehnte Bischof Rudolf seine Herrschaft zunehmend auf die Hintersassen des Adels aus, indem er diese in seinen Schutz und Schirm nahm.

725 Bachmann, Landstände, Ed. 22, S. 243–245. 726 Thumser Nr. 91, S. 237. 727 Bachmann, Landstände, Ed. 23, S. 247.

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Daneben blieben die alten Probleme der Übergriffe der Zenten, des Landgerichts und der geistlichen Gerichte in die adelige Niedergerichtsbarkeit bestehen. Eine solche Intensivierung der bischöflichen Herrschaft zeigte sich im Hochstift Bamberg nicht in gleichem Maße. Hier richteten sich die Beschwerden der Ritterschaft von 1478 nicht gegen die Herrschaftsausübung durch Bischof Philipp, sondern gegen Privilegien des Domkapitels, insbesondere gegen seine Mitregierung, die aus der Sicht des Adels dessen Rechte gefährdete. Daher stand der Adel in der Auseinandersetzung zwischen Bischof Philipp und dem Domkapitel um die Gültigkeit der Wahlkapitulation im Jahre 1481 eher auf Seiten Bischof Philipps. Wie schon im Streit um die Mitregierung des Domkapitels in den Jahren 1440 bis 1443 und in den Fürstenkriegen wurde der Bamberger Adel dabei allerdings nicht von sich aus tätig, sondern in erster Linie auf Einberufung durch Bischof Philipp oder das Domkapitel.

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VIII. Die Formierung der süddeutschen Ritterschaft in der Zeit der Neuen Reichsturniere und der Gründung des Schwäbischen Bundes 1. Die Formierung der süddeutschen Ritterschaft in der Zeit der Neuen Reichsturniere von 1479 bis 1487 a) Die Neuen Reichsturniere von 1479 bis 1487 In den Jahren 1479 bis 1487 erhielt die Bündnispolitik des Adels eine neue Variante durch die Wiederbelebung der Tradition der Vier-Lande-Turniere.728 Ritterliche Turniere im eigentlichen Sinne, nämlich in Form eines Reitergefechts zwischen zwei Gruppen von Rittern (mhd. turney, im Unterschied zum ritterlichen Einzelkampf, dem Rennen oder Stechen) hatte es – in unterschiedlicher Dichte – das gesamte 15. Jahrhundert hindurch gegeben.729 Die Besonderheit der Vier-Lande-Turniere lag darin, daß sie den Adel des gesamten süddeutschen Raums, der Vier Lande Schwaben, Franken, am Rheinstrom (Mittelrhein) und Bayern, ansprachen. Eine erste Serie solcher Turniere hatte es in der Zeit von 1392 oder 1396 bis 1412 gegeben, danach weitere in den Jahren 1434 in Nürnberg,730 1436 in Stuttgart anläßlich der Hochzeit Graf Ulrichs von Württemberg und das letzte 1439 in Landshut anläßlich der Hochzeit Herzog Ludwigs von Bayern. Die nun mit dem vom 10. bis zum 14. Januar 1479 in Würzburg gehaltenen Turnier beginnende Serie wurde wegen des großen zeitlichen Abstands zu den vorherigen in der Literatur der Turnierherolde als Neue Reichsturniere bezeichnet. Zu dem Turnier in Würzburg hatten die Ritter Georg Fuchs, Hans von Egloffstein, Hildebrant von Thüngen und Eberhart von Grumbach und andere aus der Ritterschaft in Franken mit Schreiben vom 24. April 1478 eingeladen.731 Als Motiv gaben sie an, sie wollten das löbliche Herkommen ihrer Vorfahren wieder aufnehmen, damit der adelßwehrt nicht vertilgt und verachtet werde. Der adelßwehrt, das waren den Einladenden die adeligen Tugenden, in erster Linie die der Tapferkeit und des Zusammenhalts im Kampf, wie sie im Turnier demonstriert wurden, aber auch andere. Dies zeigt sich etwa an dem Katalog von Handlungen, die im Rahmen des Turniers bestraft werden konnten, zum Beispiel Meineid, Fahnenflucht, Raub, Beleidigung oder Vergewaltigung von Frauen oder Jungfrauen.732 Auch Ludwig von Eyb dem Jüngeren war das Turnier ein Mittel zur Beförderung adeliger Tugend. In der Vorrede zu sei728 729 730 731 732

Vgl. zum folgenden Gamber, S. 514–523; Ranft, Turniere, passim sowie Ulrichs, S. 135–144. Vgl. Pöschko, passim. Zotz, S. 485 f. Druck: Morsel, S. 327 f.; Regest: Rats-Chronik Nr. 113, S. 36. Eyb, Turnierbuch, S. 219 f.

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nem 1519 verfaßten Turnierbuch schrieb er: Aus vil erkundigung hat man manicherlay schicklichait zu erlernen, das aus ritterlicher arte vnd tugent einem yden vom adel gezimbt zuerfaren. Vnd so jch aber bewig, das der turnir nit das minst ist, den adl zu guten, ritterlichen vnd eerlichen sachen bringen mag, so hab jch, Ludwig von Eibe zum Herttenstain ritter, (...) diss buech mit anzaig des turnirs, wie der erstlich furgenomen, aufbracht, bisher besucht vnd gehallten worden ist, gemacht wie hernachuollgt.733 Aber die adeligen Tugenden wurden durch das Turnier auch gefährdet. So bestand die Gefahr, daß unter dem Deckmantel des Turniers offene Rechnungen zwischen den Adeligen beglichen wurden. Deshalb wollten die Veranstalter mit den Geschlechtern reden, im Turnier keinen Streit untereinander auszutragen, sondern sich ausschließlich an die Turnierregeln zu halten.734 Ferner bestand die Gefahr, daß das Turnier die Teilnehmer zur Prunksucht verführte. Daher wurde bereits in einer ersten Besprechung in Bamberg am 2. März 1478 eine Kleiderordnung beschlossen.735 Danach sollte kein Ritter im Turnier Gold, Samt oder Perlen offen tragen, obwohl ihnen dies sonst erlaubt war. Insbesondere sollten sie keine goldenen (Pferde-)Decken benutzen, keine goldoder samtbesetzten Wappenröcke und ihre goldenen Ketten nicht offen tragen. Die Frauen durften zum Turnierhof nicht mehr als vier verschiedene Kleider mitbringen, davon zwei aus Samt. Zweck der Kleiderordnung war, daß die armen aus der ritterschaft mit jren weibern und tochtern, auch schwestern, auch fur sich selbst [das Turnier] besuchen haben mogen, so ist hirinn betracht die kostlichait des adls; wo das alles besteen sollt und nit ein mass geben wurde, so were die gut maynung unnsers furnemens, damit wir den thurnir wider aufzubringen vorhaben, nur zerstorung und verderben des adls, dann die jme zu gut geschehe. Das angesehen in aller besten, so haben wir dise ordnung als hernach steet zu hallten furgenomen, auf das der arm den thurnir alls wol alls der reich besuchen moge.736 Wie der zitierten Passage aus dem Beschluß vom 2.  März 1478 zu entnehmen ist, ging es den Initiatoren des Turniers auch um eine Festigung des Zusammenhalts innerhalb des Niederadels. Nicht nur die Reichen sollten an der adeligen Kultur des Turniers und den damit verbundenen Werten partizipieren, sondern auch die weniger Bemittelten. Die endgültige Ordnung des Würzburger Turniers enthielt jedoch auch gegenläufige Tendenzen. So sollte niemand zugelassen werden, der nicht selbst oder dessen Vorfahren turniert hatten.737 Dies sollte die Adeligen dazu anhalten, die Turniere zu besuchen, um dieses Vorrecht nicht zu verlieren. In der Praxis drohte dies allerdings den Adel in einen turnierfähigen und einen nichtturnierfähigen zu spalten. Außerdem galt das ungeschriebene Erfordernis, daß jeder Teilnehmer von seinen vier Ahnen her adelig sein mußte.738 733 734 735 736 737 738

Ebd., S. 93. Ebd., S. 223; Gumppenberg, Nachrichten, S. 178. Eyb, Turnierbuch, S. 216 f.; Gradl, S. 93 f. Die Datierung ebd., S. 95. Eyb, Turnierbuch, S. 215 f.; Gradl, S. 92. Eyb, Turnierbuch, S. 220; Gumppenberg, Nachrichten, S. 174. Vgl. ebd., S. 178 (erwähnt im Zusatzprotokoll nach Abschluß des Turniers vom 15. Januar 1479).

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Das Konzept der Initiatoren des Turniers reichte jedoch über den Niederadel noch hinaus. Die Einladung vom 24. April 1478 richtete sich nicht nur an Ritter und Knechte, sondern auch an Kurfürsten, Fürsten, Grafen und Herren. Besondere Einladungen erhielten Markgraf Albrecht, seit der Abdankung seines Bruders Friedrich im Jahre 1470 auch Kurfürst von Brandenburg, seine Frau Anna von Sachsen und sein Sohn Friedrich, das sein gnad mit sambt seiner gnaden gemahl und sone den helffen zuvolbringen, ebenso die Grafen von Henneberg, Rieneck, Wertheim, Hohenlohe und Castell und die Herren von Limpurg, Weinsberg und Schwarzenberg und die Schenken von Erbach.739 Auch sprachen die Einladenden vom adelßwehrt, nicht etwa von einem ritterswert, und stellten heraus, daß die Turniere bisher von allen besucht worden seien, auch von den Fürsten. Das Turnier und das sich in ihm verwirklichende Tugend- und Wertesystem umfaßte den gesamten Adel, Hoch- und Niederadel, freilich unter Anerkennung der gesellschaftlichen Vorrangstellung des Hochadels. So billigte die Turnierordnung einem fürstlichen Teilnehmer vier Knechte, einem Grafen oder Herren drei, einem Ritter zwei und einem einfachen Edelmann einen Knecht als Helfer zu.740 Maßgeblichen Anteil an der Wiederbelebung der Tradition der Vier-Lande-Turniere hatte die Gesellschaft mit der Fürspang.741 Drei der vier in dem Einladungsschreiben vom 24. April 1478 namentlich bezeichneten Ritter waren Mitglieder dieser Gesellschaft sowie die meisten im Zusammenhang mit der Organisation des Würzburger Turniers Genannten.742 Die früheste Erwähnung des Vorhabens findet sich im Protokollbuch der Fürspänger unter dem 1. März 1478,743 und einige der vorbereitenden Besprechungen fanden auf Begängnissen der Fürspänger statt.744 Das Turnier diente ihnen als Mittel, das in ihren Statuten verankerte Wertesystem einem weiteren Kreis von Adeligen bekannt zu machen und diese hierauf zu verpflichten. Außerdem steigerten sie auf diese Weise das Ansehen ihrer Gesellschaft und den Glanz ihrer zeitgleich mit den Turnieren stattfindenden Begängnisse. Das Würzburger Turnier führte zu einer Belebung unter den Adelsgesellschaften Süddeutschlands. Die um Heidelberg herum gesessenen Gesellen des oberen Teils der Gesellschaft mit dem Esel erneuerten am 23. November 1478 ihren Bundbrief, nachdem, wie es heißt, die Gesellschaft von ihnen etliche Jahre lang nicht gehandhabt worden war.745 Ähnliches ist aus Schwaben überliefert, wo sich die Gesellschaft vom Falken

739 740 741 742

Eyb, Turnierbuch, S. 212 f. Ebd., S. 222 f.; Gumppenberg, Nachrichten, S. 177. Siehe zum folgenden auch Ranft, Adelsgesellschaften, S. 96–101. Vgl. Morsel, S.  328 und Eyb, Turnierbuch, S.  213  f. mit Ranft, Adelsgesellschaften, Anhang B. 743 StAN RStN AStB 340, fol. 136v. 744 Vgl. Eyb, Turnierbuch, S. 214. 745 GLAK 41/7, fol. 66rv; Ranft, Adelsgesellschaften, S. 118.

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wohl im Jahre 1479 erneuerte,746 sodann im selben Jahr ein Bündnis mit der Gesellschaft vom Fisch einging747 und schließlich im Jahre 1482 mit dieser zur Gesellschaft vom Falken und Fisch (oder vom Fisch und Falken) verschmolz.748 In Franken wurden Anfang des Jahres 1481 die Gesellschaften mit dem Einhorn und im Bären neu gegründet. Eine Sonderstellung nahm nur das Land Bayern ein, in dem es keine Turniergesellschaften gab. Dies lag wohl daran, daß der Kreis turnierfähiger Familien in Bayern zu diesem Zeitpunkt bereits feststand, so daß es keiner weiteren Organisation des bayerischen Adels in Turniergesellschaften mehr bedurfte.749 Die Teilnahme anderer Adelsgesellschaften an der Turnierbewegung und die Erfordernisse der Praxis führten zu Abweichungen von und Weiterentwicklungen der Würzburger Turnierordnung. Bereits einen Tag nach Abschluß des Turniers vereinbarten die Ritter Georg Fuchs von Schweinshaupten für die Franken, Wilhelm von Rechberg zu Hohenrechberg für die Schwaben, Thessarus von Frauenhofen für die Bayern und Philipp Kämmerer von Dalberg für die Rheinländer, daß es in Zukunft für den Nachweis früherer Turnierteilnahme sowie der vier adeligen Ahnen genügen solle, daß dies von dem betreffenden Geschlecht landkundig sei.750 In der Ordnung des Vier-LandeTurniers, das die Gesellschaft mit dem Esel vom 26. bis zum 30. August 1481 in Heidelberg ausrichtete,751 wurde diese Bestimmung wiederholt.752 Darüber hinaus wurden in den Städten eingebürgerte Adelige vom Turnier ausgeschlossen. Der Katalog der Missetaten, deretwegen einer auf dem Turnier bestraft werden konnte, wurde ergänzt um das Gefangennehmen ohne Fehdeansage. Dagegen fehlte eine Kleiderordnung. Außerdem wurde vorgeschlagen, daß wenn einer im Turnier geschlagen würde und er vermeinte, daß ihm Unrecht geschehe, er dies demjenigen der vier Turnierhauptleute anzeigen sollte, aus dessen Land sein Widersacher kam. Dieser Turnierhauptmann sollte dann zwei oder vier Unparteiische zu sich nehmen und entscheiden, was Recht sei. Hiermit sollte der Spirale der Gewalt auf den Turnieren Einhalt geboten werden, die entstand, wenn (vermeintlich) ehrenrühriges Verhalten außerhalb des Turniers mit Schlägen im Turnier bestraft und hierdurch nicht nur der Geschlagene körperlich, sondern auch seine Ehre beschädigt wurde, was naturgemäß zu Racheaktionen des Geschlagenen inner- und außerhalb des Turniers führte. So hatte zum Beispiel der Ritter Martin Zollner dem Wilwolt von Schaumberg dafür Rache geschworen, daß Wilwolt und seine Freunde ihn auf dem Turnier in Mainz 1480 geschlagen und mit seinem Sattel auf die Turnierschranken gesetzt hatten, weil er angeblich der Schwie746 Vgl. HStASt B 579 (zum Jahr 1479). 747 FFAD, Ritterschaft, Vol. I, Fasz. 4. 748 Vgl. Gumppenberg, Die Gumppenberger auf Turnieren, S.  81  f. Vgl. hierzu auch Ranft, Adelsgesellschaften, S. 191 f. 749 Vgl. hierzu Schneider, Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, S. 93–132. 750 Gumppenberg, Nachrichten, S. 178 f. 751 Eyb, Turnierbuch, S. 154–167. 752 Ebd., S. 168–173.

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germutter Adams von Schaumberg, eines Vetters Wilwolts, ihr mütterliches Erbteil vorenthielt.753 Der Ausschluß stadtgesessener Adeliger wurde bald wieder gelockert. Auf einem Tag in Heilbronn Anfang 1482 einigten sich die Vertreter Schwabens, Frankens und des Rheinlands darauf, nur diejenigen nicht zum Turnier zuzulassen, die freiwillig in einer Stadt saßen, dort Steuern zahlten oder ein Amt innehatten und sich verpflichtet hatten, alles das zu tun, was auch ein gemeiner Bürger tue.754 Wer aber aus Not in einer Stadt Schutz und Schirm gesucht hatte oder dort zu irgendeinem Amt bestellt worden war, ohne weitere Pflichten übernommen zu haben, als dem Adel zustand, sollte nicht ausgeschlossen werden. Ferner sollte bei irrtümlichen Schlägen die Ehre des Geschlagenen durch öffentliche Ausrufung des Irrtums wiederhergestellt werden. Dagegen konnten sich die Vertreter nicht darüber einigen, ob auch Fürsten, Grafen, Herren und Ritter aus anderen als den Vier Landen, namentlich aus Sachsen und Meißen, zugelassen werden sollten. Die Rheinländer und Franken waren dagegen, die Schwaben dafür. Auch wünschten die Schwaben pro Turnier zwei neue Teilnehmer zuzulassen, die oder deren Eltern zuvor nicht turniert hatten. Schließlich wurden verschiedene Vorschläge gemacht, um das ehrabschneidende Schlagen einzudämmen, indem dies von einem vorherigen Angebot rechtlichen Austrags abhängig gemacht werden sollte. Über die Artikel wurde auf einem Tag in Nürnberg am 9. Juni 1482 weiter beraten, ohne daß es zu einem Abschluß kam.755 Gegen den Vorschlag der Schwaben, pro Turnier zwei neue Teilnehmer zuzulassen, wandten die Rheinländer ein, dies würde böses Blut machen, da jeder es gerne sähe, wenn sein guter Geselle, der von seinen acht Ahnen her adelig sei, zum Turnier zugelassen würde. Hinsichtlich der Fürsten, Grafen, Herren und Ritter aus anderen Ländern schlugen die Schwaben, Franken und Bayern vor, es bei den allgemein gültigen Aufnahmebedingungen zu belassen. Auch die Wiedereinführung einer (Kleider-)Ordnung für den Turnierhof sollte erwogen werden, damit der gemeine Adel nicht beschwert würde. Die Beratungen wurden durch die am 25. August 1485 in Heilbronn von Vertretern aller Vier Lande beschlossene Ordnung zu einem gewissen Abschluß gebracht.756 Wer bisher turniert hatte, sollte auch weiterhin zugelassen werden, es sei denn, er war von seiner Mutter her nicht adelig. Wer aus Not in einer Stadt Schutz und Schirm gesucht hatte und dort Bürger geworden war, sollte nicht ausgeschlossen werden. Wenn jemand einen anderen wegen dessen vermeintlich ehrenrührigen Verhaltens schlagen wollte, sollte er ihn erst zur Rede stellen. Erbot sich der andere dann zu Recht und stellte hierfür Bürgen, durfte er so lange nicht geschlagen werden, bis die Sache entschieden war. Eine Kleiderordnung ähnlich der der Würzburger Turnierordnung wurde wieder eingeführt. Außerdem wurde in einem Zusatzartikel den Turnierteil753 754 755 756

Eyb, Wilwolt von Schaumburg, S. 48–52. Vgl. Gumppenberg, Die Gumppenberger auf Turnieren, S. 75–80. Ebd., S. 83–93. Eyb, Turnierbuch, S. 201–211.

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nehmern das Zutrinken mit Halben oder Ganzen verboten, das heißt das gegenseitige Zuprosten, bei dem beide einen vollen oder halb vollen Becher Wein austrinken mußten. b) Die Gesellschaften mit dem Einhorn und im Bären und das Verständnis des Würzburger Stiftsadels von 1483 In Franken führte die Wiederbelebung der Tradition der Vier-Lande-Turniere Anfang des Jahres 1481 zur Gründung der Gesellschaft mit dem Einhorn.757 In ihr verbanden sich 72 Adelige aus ganz Franken. Sie war eine reine Turniergesellschaft, das heißt, ihr einziger Zweck lag in dem gemeinsamen Besuch und der Ausrichtung von Turnieren. Alle anderen Bestimmungen, zum Beispiel über Begängnisse zugunsten verstorbener Mitglieder auf der jährlichen Versammlung, dem Kapitel, und über den Austrag von Streitigkeiten der Genossen untereinander vor dem König der Gesellschaft, waren dem untergeordnet. Ausdrücklich organisierten sich die Adeligen unabhängig von den Fürsten. So wir auch zu turnierhoff komen, so sollen wir die nit mit den fursten und herren, do weren, unser kleinot dem konig in sein herberg schicken und mit ime nach ordtnung uftragen und ufsetzen lassen. Und sol auch ein iglicher seinen gesellen rock die erste nacht, so man beritten hat uff dem thantzhaus anhaben, welch des nit thet, der soll gesellschaft ein gulden zu peen nachlassig verfallen sein. (...) Welcher unter uns gesellen zu einem turnier sende, die sollen sich selbst und nit mit den fursten und herren darkommen.758 Kurfürst Albrecht nahm das Erscheinen der Gesellschaft mit dem Einhorn auf der (gesellschafts)politischen Bühne Frankens sehr ernst. Am 9. April 1481 schrieb er seinem Sohn Johann: Wir sind vor mit gots hilf die fordersten im turner gewesen und gedenckens mit der hilff gottes aber zu bleiben. Ettlich die unnsern, bey fünffzehen, warn auch darein kummen, mag einer mit zehen gulden wider doraus kummen.759 Dann sie haben es nit gewißt, das es uns berürt. Die wöllen wir wider herausbringen, damit wir mit gots hilff in dem alten bracht und wesen bleiben des turners halben, die unnsern und auch die andern alten geschlecht bey uns behalten.760 Durch das Auftreten einer unabhängigen Turniergesellschaft wurde die herausragende Stellung, die die Markgrafen bis dato, als einzige weltliche Fürsten von Rang in Franken, in Sachen Gefolgschaft und Repräsentation 757 Die Gründungsurkunde bei Rupprecht, Guttenberg, S. 519–521 gibt der Gesellschaft keinen Namen und erwähnt als gemeinsames Abzeichen nur St. Georg. Daß es sich um die Gesellschaft mit dem Einhorn handelt, ergibt sich aber aus dem Brief Markgraf Albrechts an seinen Sohn Johann vom 9. April 1481, Steinhausen Nr. 341, S. 228 f. sowie aus dem Abgleich der Mitgliederliste bei Rupprecht, a. a. O., mit der Liste derer, die auf dem Turnier zu Heidelberg vom 26. bis 30. August 1481 als Mitglieder der Gesellschaft mit dem Einhorn genannt werden, bei Eyb, Turnierbuch, S. 161. Vgl. zum folgenden auch Ulrichs, S. 144–147. 758 Rupprecht, Guttenberg, S. 520. 759 Die Satzung der Einhörner sah vor, daß ein Geselle die Gesellschaft nur gegen Zahlung von 7 Gulden wieder verlassen könne, Rupprecht, Guttenberg, S. 520 f. 760 Steinhausen Nr. 341, S. 228.

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auf Turnieren innegehabt hatten, ernsthaft gefährdet. Man darf sich dies ganz plastisch vorstellen, was es für ihre Reputation bedeutet hätte, wenn die in ihrem Gefolge zum Turnier angereisten Ritter auf dem Turnierplatz von einer unabhängigen Turniergesellschaft Prügel bezogen hätten. Weiterhin wurden die Markgrafen hierdurch in ihrem Bemühen getroffen, den Adel Frankens politisch an sich zu binden.761 Teil dieser Politik war neben der Vergabe von Lehen und Dienstverträgen auch die Gründung des Schwanenordens durch Kurfürst Friedrich  II. von Brandenburg im Jahre 1440 gewesen. Im Laufe der Zeit traten ihm viele fränkische Adelige bei. 1459 bestimmte daraufhin Markgraf Albrecht das St.-Gumberts-Stift in Ansbach zum geistlichen Zentrum der süddeutschen Gesellen des Schwanenordens. Im Jahre 1484 verstärkte er seine Bemühungen um den fränkischen Adel nochmals, indem er den süddeutschen Zweig des Schwanenordens endgültig von dem norddeutschen trennte. Als erste Maßnahme zur Wahrung seiner Vorrangstellung schloß Kurfürst Albrecht für sich und seine Söhne Johann, Friedrich und Sigmund am 30. April 1481 eine Vereinbarung mit 25  Adeligen über gegenseitige Hilfe im Turnier ab.762 Die Adeligen erklärten, auch für ihre Freunde und Vettern aus den Familien Fuchs, von Seckendorff, von Grumbach, von Seinsheim, von Ehenheim und Wolfskehl, also den Familien – mit Ausnahme der von Ehenheim –, deren Reihen auch regelmäßig die 26 Mitglieder der Gesellschaft mit der Fürspang entstammten, handeln zu wollen. Sie erklärten ferner, niemanden zu sich nehmen zu wollen im Turnier, er sey dann den obgeschrieben unnsern gnedigen herren schuldig und verpunden, genutzlich und getrewlich als wir. Im Gegenzug versprach Kurfürst Albrecht, keine Feinde der Niederadeligen in seine Gefolgschaft aufzunehmen und zum Turnier mitzubringen. Dieses gegenseitige Versprechen wurde am 27. Juli 1481 ausdrücklich erneuert,763 nachdem Kurfürst Albrecht am 26. Juli 1481, wiederum für sich und seine Söhne, die Turniergesellschaft im Bären (wieder)errichtet hatte.764 An dieser beteiligten sich außer den vier Markgrafen noch die Grafen Gottfried von Hohenlohe, Friedrich von Castell und Balthasar von Schwarzburg, Philipp der Ältere, Herr zu Weinsberg, Michael Herr zu Schwarzenberg und 153 Niederadelige. Sie war damit gut doppelt so groß – und schlagkräftig – wie die Gesellschaft mit dem Einhorn. In Bezug auf das ursprüngliche Anliegen Kurfürst Albrechts, 15 der „Seinen“ von der Gesellschaft mit dem Einhorn ab- und auf seine Seite zu ziehen, erwies sich das Unternehmen jedoch als Fehlschlag. Es gelang ihm nicht, die Phalanx der Einhörner aufzubrechen, weder die der Gesellschaft noch auf den Turnieren, obwohl sie auf diesen durch den Markgrafen Friedrich hart bedrängt wurden.765 Lediglich soviel er761 762 763 764

Vgl. hierzu Rupprecht, Guttenberg, S. 137, 141, 149 u. ö. Minutoli, Kaiserliches Buch, Nr. 292, S. 393–395. Ebd. Nr. 293, S. 395 f. Ebd. Nr. 291, S. 390–393. Auch dieser Gründungsbrief enthält keinen Namen oder Abzeichen. Vgl. aber den bereits zitierten Brief des Markgrafen, Steinhausen Nr. 341, S. 228 f. sowie ihr späteres Auftreten auf dem Turnier zu Ansbach 1485 unter diesem Namen, Eyb, Turnierbuch, S. 174. 765 Vgl. Eyb, Wilwolt von Schaumburg, S. 52–55.

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reichte er, daß auf dem Turnier, das die Gesellschaft mit dem Einhorn 1486 in Bamberg ausrichtete, 17 Adelige für sich selber untter francken fenlein turnierten, sich also aus dem Streit zwischen den beiden großen Gesellschaften heraushielten.766 Tatsächlich wurde die Gesellschaft mit dem Einhorn politisch weniger in Richtung Kurfürst Albrechts als vielmehr in Richtung des Hochstifts Würzburg aktiv. Am 7. April 1483 schlossen sich die Grafen Otto von Henneberg, Johann von Wertheim und Philipp von Rieneck, die Herren Michael, Sigmund der Ältere und der Jüngere von Schwarzenberg und 46 Ritter und Knechte zu einem Verständnis zusammen.767 Gut die Hälfte der Niederadeligen waren Mitglieder der Gesellschaft mit dem Einhorn oder hatten zumindest unter deren Banner turniert. Zu hanthabe irs loblichen herkumens, auch den freyheiten bei weilent loblicher gedechtnusse dene bischofflichen fursten des stiffts Wirtzpurgk mit irem plut vergissen veröbert sagten sie sich gegenseitige Hilfe zu für den Fall, ob eyner adir mehe vndter vnns durch imandts vndterstanden würden von solchem alten herkomen vnd freyheiten der ritterschaft zu drengen, desgleichen ob eyner adir mehe vberzogen ime sein schloisse, stette oder befestigunge angewonnen würden wider recht oder aber zu fangknüsse on vhede genommen würde. Doch sollten neu Aufzunehmende, wenn sie Fürsten, Grafen, Herren oder anderen weltlichen Standes mit Pflichten, Eiden oder anderen Verschreibungen verbunden waren, die sie nicht lösen konnten, gegen diese nicht zur Hilfe verpflichtet sein. Durch die Teilnahme der Gesellen mit dem Einhorn erweiterte sich der Kreis der Familien, die sich traditionell an den Einungen des Würzburger Stiftsadels beteiligten, nicht unbeträchtlich. Zu den Familien aus den Gebieten in der Rhön, an der Werra, an der Baunach und am Steigerwald traten nun die Odenwälder Familien von Rosenberg, Rüdt von Bödigheim, von Stetten, von Ussigheim und andere hinzu. Das Verständnis war auf mehreren Tagen im Frühjahr 1483 beraten worden. Zunächst hatten Michael Herr zu Schwarzenberg, die Ritter Hildebrant von Thüngen und Asmus von Rosenberg und der Edelknecht Hans von Schaumberg zu Thundorf im Namen der Grafen Otto von Henneberg und Johann von Wertheim zu einem Tag am 25. Januar 1483 nach Schweinfurt eingeladen, um darüber zu beraten, wie zukünftiger Schaden und Beschwerung ihres alten Herkommens vom Land zu Franken, dem Hochstift Würzburg und den Grafen, Herren und der Ritterschaft abgewandt werden könne.768 Auf dem Tag führten sie dann aus, etliche von der Ritterschaft sollten durch fremde Fürsten mit Gewalt vom Hochstift gedrungen werden.769 Auch beschwerten sie sich darüber, daß die Ritterschaft für Schulden des Hochstifts gepfändet werde. 766 Gumppenberg, Nachrichten, S. 204; Ulrichs, S. 147. 767 Aschbach 2 Nr. 194, S. 298–300. Zum folgenden vgl. auch Ulrichs, S. 168 f. und Köberlin, S. 65–69. 768 StAW Stdb 892, fol. 40r. Die folgende Korrespondenz auszugsweise wiedergegeben bei Priebatsch 3 Nr. 931, S. 236–239. 769 Vgl. StAW Stdb 947, fol. 51r.

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Was die Einladenden hiermit genau meinten, blieb indessen dunkel. Gegenüber den Abgesandten Bischof Rudolfs machten sie die Herzöge von Sachsen und Bayern namhaft.770 Konkrete Fälle benannten sie jedoch nicht. Vielleicht hatten Herzog Albrecht von Bayern und Graf Balthasar von Schwarzburg in ihren Fehden gegen das Hochstift Untertanen des Adels gepfändet.771 Aufgrund der Ergebnisse des Tages schrieben die Adeligen einen weiteren Tag nach Schweinfurt auf den 2. März aus.772 Die Bedrängnis durch fremde Fürsten war allerdings nicht der wahre Grund der Bewegung. Dies zeigte sich an dem Entwurf eines Verständnisses, der auf einem der beiden Schweinfurter Tage beraten worden sein muß.773 Demnach sollten sich die Vertragschließenden zur Bewahrung ihres alten Herkommens, insbesondere ihrer unter Bischof Johann erworbenen Freiheiten, gegenseitige Hilfe für den Fall zusagen, daß jemandem sein Lehen nicht so verliehen würde, wie es dem alten Herkommen entsprach, daß nicht hergebrachte Dienste beansprucht, eine Steuer oder Schatzung erhoben oder Städte oder Schlösser ohne Recht überzogen würden oder bei Gefangennahme ohne vorherige Fehdeansage. Das Hilfeversprechen für den Fall des Überzugs von Städten und Schlössern dürfte sich gegen Bischof Rudolf gerichtet haben. Im Jahre 1470 hatte er zusammen mit dem Erzbischof Adolf von Mainz und dem Kurfürsten Friedrich von der Pfalz Stadt und Schloß Boxberg, die den Brüdern Georg, Michael und Arnold von Rosenberg und anderen Adeligen gehörten, erobert, nachdem von dort aus viele Raubzüge in den Odenwald hinein unternommen worden waren und Georg von Rosenberg den Weiprecht Sützel von Mergentheim ohne vorherige Fehdeansage gefangen hatte.774 Ferner hatte Bischof Rudolf im Jahre 1479 das Schloß Urspringen von Philipp dem Jüngeren Voit von Rieneck erobert, nachdem Philipp sich geweigert hatte, seinem Vetter Michael Voit von Rieneck einen Anteil daran einzuräumen, den Bischof Rudolf diesem zugesprochen hatte.775 Der Vorwurf der Gefangennahme ohne vorherige Fehdeansage dürfte sich dagegen eher gegen andere Niederadelige gerichtet haben. So war schon Georg von Rosenberg vorgeworfen worden, Weiprecht Sützel von Mergentheim ohne vorherige Fehdeansage gefangen zu haben, und auch die Heidelberger Turnierordnung von 1481 hatte solche Gefangennahmen mit Schlägen im Turnier bedroht.776 Dagegen ist nicht ersichtlich, auf welche konkreten Ereignisse die Hilfeversprechen für den Fall der nicht herkömmlichen Verleihung des Lehens, der Forderung nicht hergebrachter Dienste oder der Erhebung einer Steuer oder Schatzung reagiert haben könnten. Möglicherweise befürchteten die Adeligen die Erhebung einer Steuer oder 770 Vgl. StAW Stdb 892, fol. 41v und Stdb 947, fol. 51r. 771 Vgl. ebd., fol. 51v. Zum Streit mit Herzog Albrecht vgl. Fries, Chronik 4, S. 263 und zur Schwarzburger Fehde Zeissner, S. 46 f. 772 StAW Stdb 892, fol. 40v. 773 Der Entwurf ThStAMgn GHA II 181/5. 774 Fries, Chronik  4, S.  246–248; Rats-Chronik Nr.  99, S.  32; Engel, Chroniken, Nr.  16, S. 139 f.; Kemnat, S. 51 f. 775 Fries, Chronik 4, S. 260. 776 Eyb, Turnierbuch, S. 170.

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Schatzung zur Finanzierung der Türkenhilfe, die auf den Reichstagen 1480 und 1481 beschlossen worden war. Die Ergebnisse des Schweinfurter Tags wurden auf einem Tag der Ritterschaft an der Baunach beraten.777 Auf das Vorbringen des Grafen Philipp des Jüngeren von Rieneck antwortete der Amtmann von Raueneck, Bartholomäus von Herbilstadt, für Bischof Rudolf. Der genaue Inhalt des Vorbringens und der Antwort ist nicht überliefert. Die versammelten Adeligen nahmen die Antwort Bischof Rudolfs jedoch gut auf.778 Befremdet zeigten sie sich darüber, daß die Ausschreiber des Tags von Schweinfurt die Herzöge von Sachsen und Bayern vor der Versammlung nicht als diejenigen namhaft gemacht hatten, die angeblich etliche Ritter vom Hochstift dringen würden, sondern nur vor den Gesandten Bischof Rudolfs. Im übrigen wollten nur einige am 2. März nach Schweinfurt reiten und sich dort so verhalten, daß Bischof Rudolf sie deswegen nicht tadeln könne. Auf dem Tag in Schweinfurt wurden dann aus dem ersten Entwurf die Hilfeversprechen für die Fälle der nicht herkömmlichen Verleihung der Lehen, der Forderung nicht hergebrachter Dienste und der Erhebung einer Steuer oder Schatzung gestrichen und durch ein Hilfeversprechen für den Fall ersetzt, daß jemand von den unter früheren Bischöfen eroberten Freiheiten und altem Herkommen gedrängt werde. In dieser Form sollte das Verständnis auf einem weiteren Tag in Schweinfurt am 6. April abgeschlossen werden. Mit den unter früheren Bischöfen eroberten Freiheiten und dem alten Herkommen meinten die Adeligen – wie sich bereits aus dem Entwurf ergab – in erster Linie das Privileg von 1461. Konkret dürften sie das Versprechen des Privilegs von 1461, sie nicht in ihren Pfandschaften zu bedrängen, und das Versprechen, mit den Gerichten des Hochstifts nicht in ihre Gerichtsbarkeit einzugreifen, gemeint haben. Graf Otto von Henneberg stritt zu dieser Zeit mit Bischof Rudolf um den Wiederkauf des Schlosses und Amtes Ascha und des Würzburger Anteils an Burg, Stadt und Amt Münnerstadt, die Bischof Johann von Brunn im Jahre 1434 Ottos Vater, Graf Georg von Henneberg, für 24.000 fl auf Wiederkauf verkauft hatte.779 Natürlich war es das gute Recht Bischof Rudolfs, das Schloß und das Amt Ascha und den Würzburger Anteil an Burg, Stadt und Amt Münnerstadt zurückzukaufen, denn dies war in den Kaufverträgen vorbehalten worden. Trotzdem fiel es Graf Otto schwer, sich von ihnen zu trennen, nachdem die Grafen von Henneberg sie fast ein halbes Jahrhundert lang in ihrem Besitz gehabt hatten. Am 6. November 1483 schlichteten schließlich der Domprobst Dr. Kilian von Bibra, der Domdekan Martin von der Kere und die Herren Michael und Sigmund von Schwarzenberg den Streit dahingehend, daß der Rückkauf Bischof Rudolf erst ab dem Jahre 1490 möglich sein sollte.780 Weiterhin war es im Jahre 1482 zwischen Graf Johann von Wertheim und Bischof Rudolf zu Irrun777 778 779 780

StAW Stdb 892, fol. 41v. Ebd., fol. 41v. Vgl. Schultes, Diplomatische Geschichte 1,2 Nr. 80, S. 564–567 und Nr. 109, S. 623–626. Ebd. Nr. 109, S. 623–626.

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gen hinsichtlich des Landgerichts, des Brückengerichts, der geistlichen Gerichte, des Wildbanns, des Guldenzolls im Amt Hohenberg und der Bede im Amt Rotenfels gekommen, die durch die Herren Michael und Sigmund von Schwarzenberg geschlichtet worden waren.781 Demnach sollten Wertheimer Untertanen auf Abforderung durch Graf Johann oder seine Amtleute vom Brückengericht verwiesen werden, außer bei Streitigkeiten mit Würzburger Bürgern, Eintragung in das Gerichtsbuch oder bei handhafter Tat. Ebenso sollten Wertheimer Untertanen vom Landgericht verwiesen werden außer bei Streitigkeiten um Grund und Boden oder eine Erbschaft. Die geistlichen Gerichte sollten nach der Reformation von 1447 gehalten werden. Die Ergebnisse des Tags vom 3. März wurden wiederum auf einem Tag der Ritterschaft an der Baunach in Pfarrweisach am 11. März beraten.782 Bischof Rudolf ließ die dort Versammelten erneut bitten, sich nicht gegen das Hochstift bewegen zu lassen. Gleichzeitig lud er die Grafen, Herren und Ritterschaft des Hochstifts auf einen Tag nach Würzburg am 2. April,783 mußte den Tag dann aber aufgrund einer Reihe von Ursachen auf den 12. Mai verschieben.784 Er ermahnte sie, sich auf dem Tag in Schweinfurt auf nichts einzulassen. Gleichwohl schlossen die erwähnten Grafen, Herren, Ritter und Edelknechte auf dem Tag in Schweinfurt am 7. April das Verständnis ab, allerdings ohne die Adeligen von der Baunach. Diese hatten der Versammlung geschrieben, sie seien nicht willens, in eine Einung zu kommen.785 Die Vertragschließenden zeigten sich hierüber befremdet. Sie hielten der Ritterschaft an der Baunach vor, ihre Gesandten hätten die Artikel des Verständnisses zur Handhabung ihres alten Herkommens und ihrer Freiheiten auf dem Tag in Schweinfurt am 2. März mitberaten. Sie hofften, sie würden ihre Meinung noch ändern. Darauf entgegneten die Ritter von der Baunach, sie hätten nie in eine Einung gewilligt, sondern lediglich in ein Verständnis.786 Ein Verständnis, das Hilfe, Beistand und Handhabung zusage, sei aber kein Verständnis, sondern eine Einung. Im übrigen hätten sie auf dem Tag von Schweinfurt zwar mitberaten, aber nichts zugesagt. Sie ließen es deshalb bei ihrer schriftlichen Antwort bewenden. Unterdessen hatte Bischof Rudolf den Tag am 12.  Mai für diejenigen, die sich noch nicht in dem Verständnis befanden, in das Kloster Bildhausen verlegt.787 Den anderen schrieb er, da sie das Verständnis gegen seinen Willen beschlossen, verbrieft und versiegelt hätten, habe sich der Tag in Würzburg erledigt.788 Daraufhin wandten sich die Ritter Hildebrant von Thüngen und Asmus von Rosenberg im Namen der Grafen Otto von Henneberg, Johann von Wertheim und Philipp von Rieneck schrift781 782 783 784 785 786 787 788

StAW WU 7/73 und ldf 13, S. 492 und 706–711. StAW Stdb 892, fol. 41r. Ebd., fol. 42r. Ebd., fol. 42v. Vgl. ebd., fol. 44rv. Ebd., fol. 45rv. Ebd., fol. 46rv. Ebd., fol. 46v–47r.

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lich an die Versammlung in Bildhausen.789 Sie wiederholten, das Verständnis sei zur Handhabung ihres alten Herkommens und ihrer Freiheiten geschlossen, und sie suchten nichts anderes als das Beste des Hochstifts, des Landes und der gemeinen Ritterschaft. Die Versammelten möchten daher auch in das Verständnis kommen und sich von ihnen nicht scheiden lassen. Dagegen ließ Bischof Rudolf vortragen, er befürchte Verwicklungen mit den Herzögen von Sachsen und Bayern, wenn diese erführen, daß sie durch die Ritterschaft beschuldigt würden, diese vom Hochstift zu dringen.790 Außerdem wisse er von keiner Bedrängnis der Ritterschaft durch fremde Fürsten. Es habe bis heute niemand erklärt, wer die Untertanen seien, die vom Hochstift gedrungen würden. Als Landesfürst wäre ihm dieses auch zuwider und gehe ihn mehr an als die Ausschreiber des Tags von Schweinfurt. Daß Untertanen des Hochstifts gepfändet würden, insbesondere durch Graf Balthasar, tue ihm leid. Er gebe jedem gerne, was er fordere, aber allen alles zu geben, gehe über das Vermögen des Hochstifts. Die Ausschreiber des Tags von Schweinfurt hätten wohl mehr aus Eigennutz als aus Gemeinnutz gehandelt. Was den ersten Artikel des Verständnisses angehe, habe er die dem Adel gegebenen Verschreibungen nicht verengt, sondern sie befolgt. Insbesondere habe er ihnen immer Mannlehen für Mannlehen geliehen, ebenso die Söhne-undTöchter-Lehen und ihnen Bekenntnisse hierauf und auf ihre Pfandschaften getan. Auch habe er sie nicht gewaltsam von ihren Pfandschaften gedrungen, sondern ihnen oft mehr als den ursprünglichen Kaufpreis hierfür bezahlt. Es sei deshalb nicht notwendig, zur Handhabung der Verschreibung einen besonderen Vertrag abzuschließen. Schließlich sandten die Mitglieder des Verständnisses von einem weiteren Tag in Schweinfurt aus den Grafen Otto von Henneberg an Bischof Rudolf.791 Über das Ergebnis dieser Gesandtschaft ist jedoch nichts bekannt. Den Streit zwischen Graf Otto und Bischof Rudolf um den Wiederkauf des Schlosses und Amtes Ascha und des Würzburger Anteils an Burg, Stadt und Amt Münnerstadt schlichteten der Domprobst Dr. Kilian von Bibra, der Domdekan Martin von der Kere und die Herren Michael und Sigmund von Schwarzenberg am 6. November 1483 dahingehend, daß die Auslösung Bischof Rudolf erst ab dem Jahre 1490 möglich sein und Graf Otto Bischof Rudolf bis dahin als Rat und Diener und gegen Übernahme von Futter und Mahl, Nagel und Eisen, aber ohne weitere Bezahlung zur Verfügung stehen sollte.792 c) Ergebnisse Die Neuen Reichsturniere führten erstmals seit der Zeit der Hussitenkriege den Adel Schwabens, Frankens, Bayerns und des mittleren Rheinlands wieder zusammen. Das Rückgrat der Turnierbewegung bildeten die Adelsgesellschaften, die sich nun erstmals oder wieder in Anknüpfung an eine länger oder kürzer zurückliegende Tradition kon789 790 791 792

Ebd., fol. 47v–48v. StAW Stdb 947, fol. 51r–53r. StAW Stdb 892, fol. 50r–51r. Schultes, Diplomatische Geschichte 1,2 Nr. 109, S. 623–626.

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stituierten. Die Adelsgesellschaften organisierten die Turniere, bestimmten deren Regeln und bildeten die Turniermannschaften. Eine Ausnahme bildete das Land Bayern. Dort war der Kreis turnierfähiger Familien bereits so festgefügt, daß es einer weiteren Organisation in Adelsgesellschaften nicht bedurfte. Im Turnier demonstrierte der Adel seine Werte, insbesondere Tapferkeit und Zusammenhalt im Kampf. Der Wahrung dieser Werte dienten die Turnierordnungen, die einen Kodex ritterlichen Verhaltens innerhalb und außerhalb des Turniers aufstellten und seine Einhaltung durch die Drohung mit dem Ausschluß vom Turnier erzwangen. Mit diesem Verhaltenskodex reagierte der Adel auch auf neuere Gefährdungen seiner Werte, etwa auf zunehmende Prunksucht mit einer Kleiderordnung, auf die erpresserische Gefangennahme von Standesgenossen mit der Androhung von Schlägen im Turnier und auf die Unsitte des Zutrinkens mit dessen Verbot. Mit der selbständigen Organisation von Turnieren und ihrem Auftreten auf ihnen gerieten die Adelsgesellschaften in Konkurrenz zu den weltlichen Fürsten, die ihrerseits Anspruch auf die Führung im Turnier – wie auch sonst im politischen und gesellschaftlichen Leben – erhoben. Die Fürsten reagierten unterschiedlich auf diese Herausforderung. Kurfürst Philipp von der Pfalz begnügte sich auf dem Turnier in Heidelberg 1481 mit der Rolle des Gastgebers.793 Die Markgrafen von Brandenburg hingegen errichteten eine eigene Turniergesellschaft und versuchten, die Gesellschaft mit dem Einhorn zu sprengen. Ganz auf die Rolle des Gastgebers beschränkt blieben die geistlichen Fürsten, in deren Residenzstädten Turniere abgehalten wurden, wie 1479 Bischof Rudolf von Scherenberg in Würzburg, 1480 Erzbischof Diether von Isenburg in Mainz und 1486 Bischof Philipp von Henneberg in Bamberg. Aber auch sie unterstützten die Ausrichtung dieser Turniere, um auf diese Weise ihre Beziehungen zum Adel zu pflegen.794 Die Gesellschaften bildeten nicht nur das Rückgrat der Turnierbewegung, sondern boten auch eine Plattform für politische Aktivitäten. In Schwaben fiel die Wiedererrichtung der Gesellschaft mit St. Jörgenschild im Jahre 1482795 genau in jene Phase, in der sich dort auch die Turniergesellschaften von neuem konstituierten, und die Mitglieder der Gesellschaft mit dem Einhorn hatten wesentlichen Anteil an der Bildung des Verständnisses des Würzburger Stiftsadels von 1483. Durch das Engagement der Gesellen mit dem Einhorn erweiterte sich der Kreis der Familien, die sich traditionell an den Einungen des Würzburger Stiftsadels beteiligten, auf solche des Odenwälder Adels. Dabei fällt auf, daß sich nur die Mitglieder der Gesellschaft mit dem Einhorn an dem Verständnis beteiligten, die einen Bezug zum Hochstift Würzburg aufwiesen. Die politische Bedeutung der Gesellschaft konzentrierte sich also auf das Hochstift Würzburg, obwohl ihr Adelige aus ganz Franken angehörten. Inhaltlich setzte sich in dem Verständnis von 1483 die bereits 1470 begonnene Entwicklung der Einungen von der adeligen Rechts- und Friedensgemeinschaft hin 793 Eyb, Turnierbuch, S. 154–167. 794 Vgl. Zeissner, S. 59–62 (Würzburg 1479). 795 Vgl. FFAD, Ritterschaft, Vol. I, Fasz. 2 sowie Obenaus, S. 231.

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zum politischen Bündnis ohne konkrete Verpflichtungen fort. Das Verständnis von 1483 verzichtete auf jedweden institutionellen Rahmen und beschränkte sich auf ein allgemeines Hilfeversprechen für bestimmte Fälle. Im Vordergrund stand dabei die Verteidigung der 1461 errungenen Privilegien. Allerdings hatte der Adel nicht in allen Fällen einen wirklich triftigen Grund zur Beschwerde, wie die Auseinandersetzung Graf Ottos von Henneberg mit Bischof Rudolf von Scherenberg um den Rückkauf des Schlosses und Amtes Ascha und des Würzburger Anteils an Burg, Stadt und Amt Münnerstadt zeigt. Im Zuge der Konstituierung des Verständnisses zeigte sich wiederum die landschaftliche Untergliederung des Würzburger Stiftsadels. Die Ergebnisse der zentralen Schweinfurter Tage wurden auf regionalen Tagen beraten. Dabei spaltete sich die Baunacher Ritterschaft vom übrigen Stiftsadel ab und blieb dem Verständnis fern. Ursache hierfür war die massive Intervention Bischof Rudolfs, der Verwicklungen mit auswärtigen Fürsten befürchtete, namentlich mit Sachsen und Bayern, und verärgert war über den impliziten Vorwurf, er halte das Privileg von 1461 nicht ein.

2. Die Gründung des Schwäbischen Bundes und seine Auswirkungen auf die bayerische und fränkische Ritterschaft a) Das Einungsprojekt des Würzburger Stiftsadels von 1488 Die Bewegung unter dem Würzburger Stiftsadel riß auch nach dem Ende der Neuen Reichsturniere 1487 nicht ab. Ende 1487 beschloß eine Versammlung der Ritterschafft des landes zu francken in Schweinfurt eine Gesandtschaft an Bischof Rudolf von Scherenberg und das Domkapitel nach Würzburg.796 Über den Inhalt ihrer Unterhandlung ist leider nichts bekannt. Am 5. Januar 1488 luden Graf Reinhart der Jüngere von Rieneck, Philipp der Ältere, Herr zu Weinsberg, und 23  Ritter und Knechte des Würzburger Stiftsadels auf einen weiteren Tag nach Schweinfurt am 2. März zu Handlungen zur Ehre und zum Nutzen der Ritterschaft.797 Auf diesem oder einem weiteren Tag scheint über den Abschluß einer Einung oder eines Verständnisses beraten worden zu sein. Dies läßt eine undatierte Instruktion Markgraf Friedrichs von Brandenburg, der im Jahre 1486 seinem Vater Albrecht in der Herrschaft über das Fürstentum Ansbach nachgefolgt war, vermuten, die ihrem Inhalt nach in der Zeit der Gründung des Schwäbischen Bundes verfaßt worden sein muß.798 Ludwig von Eyb und Conrad von Berlichingen sollten sich auf dem Tag von Schweinfurt an Michael von Schwarzenberg und Asmus von Rosenberg wenden und anbringen, dass die Ritterschaft zu Franken damit umbgee sich zusammen in verstendnuss und Eynung zu thun, das loben unser gnedig Herrn, damit die Ritterschaft dester friedlicher und gerwiger bei den 796 ThStAMgn GHA II 181/9. 797 Ebd. 798 Höfler, Städtewesen, S. 187 f.; StAB GHAP 7853 (unfol.).

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Iren und Iren Freiheiten unvergewaltigt pleiben und ihrem Herrn dester stattlicher gedienen mochten, doch so sey unser gnädiger Herren guttlichs ersuchen und bete, dass sie sich wider Ir gnad nymands bewegen lassen, oder ichts furnehmen das wider Ir gnad geen oder sein solt (...) noch in ichte das der Ritterschaft irn löblichen herkommen und freyen Dienste verhindern mocht. – Item sollt ein verstentnus zwuschen der Ritterschaft gemacht werden, dass es gesetzt wurd auff der weysse, dass sie sich zusamen theten in erbern vertrag, dorin sie sich gein einander verschrieben und einer den andern bei seynem inhabenden gut gerwelig pleiben zu lassen, dieweil einer den andern des mit recht nit entsetzt und dass sie einander vnder ine selbst und gein Andern, die in diesem Bund nit wern, hilff schuldig wern, wie man der eines wurd die gleich und zimlich wer vnd ir leydenlich genuss rechtlich ausstrag hatten umb was sie zu einander zu sprechen hetten oder gewonnen, doch das ein yder seyn herren aussnem. Schließlich wünschte er, daß der frenkischen Fürsten, welche zu in komen, das den selben vorbehalten were, welche zu ine in solchen vertrag wollten, das sie den oder dieselben zu in ine den vertrag nemen. Item, wo die Ritterschaft darauf geen wollt, dass sie sich zum Bischof zu Würzburg thun wollen, davor seyt; denn es wer merklich wider die Ritterschaft, dadurch weren sie an desselb und allein verstrickt und wer ine damit ubel geholffen gein des Bischofs puntgenossen, die der Bischof nit wurd dahinden lassen. Item ine ist auch furzuhalten der Handel der Eynung der Ritterschafft zu Swaben, wie daselbst zwuschen der Ritterschafft und des Reichs Steten gefasst ist und die Fürsten und herrn Österreich und Würtenberg zu denselben pund in Eynung komen seyn. Der letzte Satz der Instruktion legt es nahe, sie in die Zeit zwischen dem 11. März 1488, dem Zeitpunkt der Besiegelung des Schwäbischen Bunds,799 und dem 23. Juni 1488, dem Tag des Bündnisses der Markgrafen mit dem Schwäbischen Bund, zu datieren. Wäre die Instruktion später ergangen, hätte Markgraf Friedrich die Tatsache des Bündnisses der Markgrafen mit der schwäbischen Ritterschaft im Schwäbischen Bund sicher gegenüber der fränkischen Ritterschaft als zusätzliches Argument erwähnt. Bei dem Einungsprojekt ging es einmal mehr um gegenseitige Hilfe bei Verunrechtung durch Dritte und friedlichen Austrag von Streitigkeiten untereinander. Kern der Bewegung waren weiterhin die Mitglieder des Verständnisses von 1483, wie die Nennung Michaels von Schwarzenberg und Asmus‘ von Rosenberg zeigt, und über sie die Gesellschaft mit dem Einhorn. Für Markgraf Friedrich war das Einungsprojekt unter zwei Aspekten wichtig. Zum einen befürchtete er, das Versprechen, gegeneinander nicht tätlich vorzugehen, könne die freien Solddienste der Ritter behindern, die die Markgrafen traditionell in besonders weitem Umfang in Anspruch nahmen. Zum anderen sah er in dem Einungsprojekt sowohl die Chance, sich ebenso wie die Fürsten in Schwaben mit der Ritterschaft zu verbünden, als auch die Gefahr, daß die Ritterschaft statt dessen zum Bischof von Würzburg und dessen Bundesgenossen, insbesondere den Herzögen von Bayern, überlaufen könnte. Zu einem Abschluß eines Verständnisses oder einer Einung scheint es jedoch nicht gekommen zu sein. 799 Hesslinger, S. 84.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

b) Die Gründung des Schwäbischen Bundes von 1488 und sein Krieg gegen Herzog Georg von Bayern Der Schwäbische Bund wurde im Frühjahr 1488 zwischen den Prälaten, Grafen, Herren, Rittern, Knechten und Reichsstädten Schwabens unter der Schirmherrschaft Kaiser Friedrichs III. abgeschlossen. Kaiser Friedrich hatte die Prälaten, Grafen, Herren, Ritter, Knechte und Reichsstädte Schwabens unter dem 26. Juni 1487 zu einer Versammlung auf den 26. Juli 1487 nach Esslingen einberufen, um zu beratschlagen und zu beschließen, wie sie bei ihm und dem Heiligen Reich, zu denen sie unmittelbar gehörten, bei dem Frankfurter Reichslandfrieden vom 17. März 1486800 und ihren Freiheiten und Privilegien bleiben und dem Kaiser Hilfe und Beistand leisten könnten.801 Die Einladung für den Adel hatte er nicht nur an die Hauptleute der Gesellschaft mit St. Jörgenschild, sondern auch an die Könige der schwäbischen Rittergesellschaften versandt.802 Die in Esslingen versammelten Prälaten, Grafen, Herren, Ritter und Knechte und Gesandten der Reichsstädte entwarfen daraufhin ein Austrags- und Hilfsbündnis nach dem Vorbild der Gesellschaften mit St. Jörgenschild im Hegau von 1463803 und im Hegau, Allgäu und am Bodensee von 1482.804 Es folgten langwierige Verhandlungen, die hauptsächlich die Finanzierung der gegenseitigen Hilfe, das Verhältnis Kaiser Friedrichs zum Bund und das des Bundes zu den bisherigen Verpflichtungen seiner Mitglieder betrafen.805 Der schließlich auf den 14. Februar 1488 datierte Bund regelte zum einen den Austrag zwischen Prälaten, Grafen, Herren, Rittern und Knechten einerseits und den Reichsstädten andererseits, zum anderen die Hilfe für Mitglieder bei Angriffen von außen.806 Sein zentrales Organ war der aus je einem Hauptmann und neun Räten beider Parteien gebildete Bundesrat. Bei Streitigkeiten zwischen Angehörigen beider Parteien sollte der Kläger aus Hauptmann und Räten der anderen Partei einen Obmann auswählen, der dann mit gleichen Zusätzen des Klägers und des Beklagten über den Streitfall entschied. Ferner entschied der Bundesrat über die Hilfe für ein angegriffenes Mitglied, wenn eine sofortige Nacheile erfolglos geblieben war. Der Bund sollte acht Jahre lang währen und damit genauso lange wie der 10-jährige Reichslandfrieden von 1486. Die Prälaten, Grafen, Herren, Ritter und Knechte waren ihrerseits in der Gesellschaft mit St. Jörgenschild mit ihren vier Teilgesellschaften im 800 801 802 803 804

DRTA m.R. 1,1 Nr. 335, S. 384–389; Weinrich, QVerfG, Nr. 135, S. 534–538. Datt, S. 272. DRTA m.R. 2,2 Nr. 579, S. 755. Datt, S. 240–243. DRTA m.R. 2,2 Nr. 589, S. 767–760; Klüpfel 1, S. 1–10 (Entwurf ). Die Bundbriefe der Gesellschaft mit St. Jörgenschild von 1482 in FFAD Ritterschaft Vol. I Fasz. 2 und 2a; HStAM Gerichtsurkunden Mindelheim Fasz. 188; Haus- und Familiensachen, Schwäbischer Bund Fasz. 1. Vgl. auch Carl, Schwäbischer Bund, S. 29 f. und Hesslinger, S. 61–66. 805 Vgl. DRTA m.R. 2,2 Nr. 596–624, S. 792–840; Klüpfel 1, S. 10–13; Datt, S. 272–275; Carl, Schwäbischer Bund, S. 30–32 und Hesslinger, S. 66–85. 806 Blickle/Blickle Nr. 51, S. 231–328; Datt, S. 281–285.

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Hegau, Allgäu und am Bodensee, an der Donau, am Neckar und im Schwarzwald und am Kocher organisiert, deren Bundbriefe Austrag und Hilfe der Prälaten, Grafen, Herren, Ritter und Knechte untereinander ergänzend und parallel zum Bund mit den Reichsstädten regelten.807 Mit dem Bund durch separate Verträge verbündet waren Graf Eberhard von Württemberg und Erzherzog Sigismund von Tirol für die habsburgischen Lande vor dem Arlberg.808 Dies entsprach dem Wunsch der Prälaten, Grafen, Herren, Ritter, Knechte und Reichsstädte, ihre bisherigen Beziehungen zu den beiden vorherrschenden Mächten Schwabens nicht aufgeben zu müssen.809 Der Bund richtete sich vor allem gegen die fortwährende Expansion Herzog Georgs des Reichen von Bayern nach Schwaben hinein. Seit 1475 ließen die Herzöge Ludwig und Georg ihr Landgericht Weißenhorn expansiv gegen schwäbische Reichsstände vorgehen, insbesondere gegen die zu dieser Zeit dem Bischof von Augsburg verpfändete habsburgische Markgrafschaft Burgau und die Reichsstädte Ulm und Biberach.810 So verschaffte sich etwa der Ritter Heinrich von Paulsweil am Landgericht Weißenhorn Zahlungsurteile gegen Biberacher Bürger, die er dann selbst im Wege der Pfändung vollstreckte.811 Mit dem Landgericht machte Herzog Georg ferner Forstrechte über den Booser Hard, einen Wald nördlich von Memmingen,812 und Geleitsrechte zwischen Ulm und Memmingen geltend.813 Weiterhin besetzte der Landrichter und Pfleger von Weißenhorn, Ludwig von Habsberg, Ende 1486 in einem Streit zwischen dem Abt Dr. Georg Mahler und einigen Konventualen die Prämonstratenserabtei Roggenburg.814 Abt Georg floh daraufhin nach Ulm, und Ludwig von Habsberg ließ die Hintersassen des Klosters Herzog Georg huldigen. Auch in die Ulmer Geleitsrechte zwischen Ulm und Giengen griff Herzog Georg ein. Am 29. Juni 1487 überfielen bayerische Reiter unter der Führung Ludwigs von Habsberg einen Zug Ulmer Kaufleute bei Giengen.815 Darüber hinaus hatte Herzog Georg dem Grafen Wilhelm von Kirchberg am 19. Juni 1481 einen Teil der Grafschaft Kirchberg unter Überge807 Ebd., S. 315–321. 808 Weinrich, QRRef, Nr. 43b, S. 364–370; Datt, S. 294–297. 809 Vgl. DRTA m.R. 2,2 Nr. 595, S. 791; Nr. 604–606, S. 815–820 und Nr. 608, S. 821; Datt, S. 289 f. und Hesslinger, S. 75–79. 810 Vgl. Thoman, S. 12 f.; DRTA m.R. 3,1 Nr. 72a, S. 367; Nr. 171 § 1, S. 684; Nr. 178a § 1, S. 704; Nr. 187b §§ 1, 2 und 10, S. 725; Nr. 191 §§ 1 und 10, S. 736 und 738; Nr. 218a §§ 1, 8 und 11, S. 812 f. und 817 f. und Stauber, S. 206–216. 811 Thoman, S. 13. Vgl. auch DRTA m.R. 3,1 Nr. 171 § 6, S. 686 und Nr. 218a § 11, S. 818 f. sowie Stauber, S. 213 f. 812 Vgl. DRTA m.R. 3,1 Nr. 178a § 10, S. 705; Nr. 191 § 6, S. 736 und Nr. 218a § 9, S. 818; Stauber, S. 206–208. 813 Vgl. DRTA m.R. 3,1 Nr. 178a § 11, S. 705; Nr. 191 § 7, S. 737 und Nr. 218a § 10, S. 818; Stauber, S. 236 und Freitag, S. 98 f. 814 Thoman, S.  16  f. Vgl. auch DRTA m.R. 3,1 Nr.  74b, S.  405, Anm.  12; Nr.  129a und b, S. 543 f.; Nr. 171 § 4, S. 686; Nr. 178a § 4, S. 705 und Nr. 218a § 6, S. 817; Regg.Fr.III. 2 Nr. 212, S. 107 und Stauber, S. 399. 815 Thoman, S.  18  f. Vgl. auch DRTA m.R. 3,1 Nr.  171 §  4a, S.  686; Nr.  191 §  10a und b, S. 738 und Nr. 218a § 8a und b, S. 817 f.; Stauber, S. 368 und Freitag, S. 94 f.

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hung der Rechte dessen Vetters Graf Philipp von Kirchberg für 31.000 fl abgekauft816 und am 28. November 1486 die Markgrafschaft Burgau von dem Habsburger Erzherzog Sigismund von Tirol für 52.011 fl auf Wiederkauf erworben.817 Schließlich erwarb er am 9. August 1487 noch einen Teil der Grafschaft Öttingen von der minderjährigen Gräfin Magdalena von Öttingen-Wallerstein unter Übergehung der Rechte ihrer Oheime, der Grafen Wolfgang und Joachim von Öttingen.818 In ihrem Widerstand gegen die Expansionspolitik Herzog Georgs trafen sich die Interessen der schwäbischen Prälaten, Grafen, Herren, Ritter, Knechte und Reichsstädte mit denen Kaiser Friedrichs, der den Ausverkauf habsburgischer Interessen in Südwestdeutschland an die Wittelsbacher durch Erzherzog Sigismund von Tirol durch den Verkauf der Markgrafschaft Burgau an Herzog Georg 1486 und zuletzt den Verkauf der gesamten restlichen habsburgischen Lande in diesem Raum, nämlich im Elsaß, Sundgau, Breisgau, der vier Städte am Rhein, der Landvogtei in Schwaben, der Herrschaft Hohenberg und der Grafschaft Nellenburg, an Herzog Albrecht IV. von Oberbayern am 12. Juli 1487819 aufzuhalten versuchte.820 Seit März 1488 strebten auch die Markgrafen Friedrich und Sigmund von Brandenburg, die Erben Kurfürst Albrechts in den fränkischen Fürstentümern, den Abschluß eines Bündnisses mit dem Schwäbischen Bund an.821 Sie standen selbst in vielfältigen Irrungen mit Herzog Georg wegen Eingriffen in den Wildbann um Schönberg, Roth und anderen Orten von Lauf, Reicheneck und Allersberg aus,822 wegen des Geleits zwischen Nürnberg, Lauf und Hartmannshofen, das sie in vollem Umfang beanspruchten, obwohl es teilweise über niederbayerisches Gebiet führte,823 wegen des Halsgerichts zu Hohenstatt,824 wegen der Einsetzung Wilhelms Schenk von Geyern als Lehnträger für Ursula von Ehenheim durch Herzog Georg in die Hälfte des Anteils ihres Bruders Jörg von Ehenheim am Schloß Geyern, den er den Markgrafen zu Lehen aufgetragen hatte,825 wegen der Rückgabe des Schlosses Stein, das Fritz und Georg 816 Thoman, S. 14 f.; FürstenbUB 4 Nr. 12a, S. 10 (Regest). Vgl. auch DRTA m.R. 3,1 Nr. 68c, S. 361 f.; Nr. 162, S. 660; Nr. 171 § 2, S. 685; Nr. 178a § 2, S. 704 und Nr. 218a § 5, S. 816 sowie Stauber, S. 217–221. 817 DRTA m.R. 1,2 Nr. 602, S. 618 (Regest). Vgl. auch DRTA m.R. 3,1 Nr. 171 § 7, S. 686 f. und Nr. 218a § 2a, S. 813; Stauber, S. 346–351. 818 Vgl. DRTA m.R. 3,1 Nr. 68e, S. 363; Nr. 171 § 3, S. 685; Nr. 178a § 3, S. 704 und Nr. 218a § 4, S. 815; Stauber, S. 334–340. 819 Baum, Bayerns Griff nach Tirol, Beil. V., S. 538 f. Vgl. hierzu auch Stauber, S. 321–328. 820 Vgl. hierzu DRTA m.R. 2,1 Nr. 187, S. 305 (Regest); Stauber, S. 348 f.; Carl, Schwäbischer Bund, S. 24 und Hesslinger, S. 59. 821 Vgl. zum folgenden Seyboth, S. 119–136. 822 Vgl. DRTA m.R. 3,1 Nr. 187b § 12b, S. 724 und Nr. 218a § 3b, S. 814; Minutoli, Kaiserliches Buch, Nr. 223, S. 250 und Seyboth, S. 124, Anm. 81. 823 Vgl. DRTA m.R. 3,1 Nr. 151c, S. 607; Minutoli, Kaiserliches Buch, Nr. 223, S. 250 und Seyboth, S. 182 und 124, Anm. 81. 824 Vgl. DRTA m.R. 3,1 Nr. 187b § 12c, S. 724 und Nr. 218a § 3c, S. 814. 825 Vgl. ebd. Nr.  187b §  12d, S.  724; Schneider, Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, S. 469 f. und Puchner, S. 8 f.

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von Sparneck Herzog Georg und Pfalzgraf Otto von Mosbach 1485 hatten verkaufen bzw. verpfänden müssen und an dem die Markgrafen ein Öffnungsrecht besaßen,826 und wegen des bayerischen Landgerichts Graisbach, dessen Pfleger die Pfarrer von Möhren, Wallesau, Eysölden und anderen fränkischen Orten zur Rechnunglegung aufgefordert hatte.827 Außerdem nahmen sich die Markgrafen – dem Vorbild ihres Vaters Albrecht folgend – einer Reihe weiterer Streitigkeiten von Adeligen mit Herzog Georg an, nämlich der Dienstleute ihres Vaters Albrecht wegen der Rückgabe der Verschreibungen, die sie Herzog Ludwig im Krieg von 1460 bis 1462 hatten geben müssen,828 Hans Nothafts, Adam Wilds und Arnold Gailings829 und Annas von Wolfstein wegen der Rückgabe ihres Witwensitzes Schloß und Markt Allersberg.830 Die Markgrafen erreichten den Beitritt zum Schwäbischen Bund durch ein kaiserliches Mandat vom 23. Juni 1488, das ihnen den Beitritt gebot.831 Am 16. Juli schlossen sie das Bündnis mit dem Schwäbischen Bund.832 Am 17. Oktober erlangten sie darüber hinaus ein Mandat Kaiser Friedrichs, das ihnen die Wiedereröffnung ihres Kaiserlichen Landgerichts erlaubte.833 Die Gründung des Schwäbischen Bundes und der Beitritt der Markgrafen ermutigten die schwäbischen Gegner Herzog Georgs zum Widerstand. Daher entbrannte im Sommer 1488 in Ostschwaben ein Kleinkrieg zwischen einzelnen Bundesmitgliedern und Herzog Georg. Ulm nahm das Schloß Erbach,834 das Herzog Georg im Februar 1488 von Dorothea von Westernach, der Ehefrau Ludwigs von Habsberg, gekauft hatte,835 und das Schloß Gleißenberg des herzoglichen Pflegers von Burgau, Jörg von Westernach,836 und Abt Georg von Roggenburg den Hof Nau ein.837 Im Gegenzug besetzte Ludwig von Habsberg das Schloß Neuburg an der Kammel des Wilhelm von Rechberg.838 Herzog Georg wurde in dieser Auseinandersetzung von seinem Verbündeten, dem Würzburger Bischof Rudolf von Scherenberg, mit 50 Rei826 Vgl. Priebatsch  3 Nr.  1046, S.  351–355 und Nr.  1066, S.  381–383; DRTA m.R. 3,1 Nr. 218a § 3f, S. 814; Minutoli, Kaiserliches Buch, Nr. 223, S. 250; Kunstmann, S. 105 f. und Seyboth, S. 144. 827 Vgl. DRTA m.R. 3,1 Nr. 187b § 12g, S. 724 und Nr. 218a § 3g, S. 814; Minutoli, Kaiserliches Buch, Nr. 223, S. 250; Seyboth, S. 121. 828 Vgl. DRTA m.R. 3,1 Nr. 218a § 3a, S. 814. 829 Vgl. ebd. Nr. 187b § 12e und h, S. 724 und Nr. 218a § 3e und h, S. 814. 830 Vgl. ebd. Nr. 187b § 12l, S. 724 und Nr. 218a § 3l, S. 814; Seyboth, S. 159, Anm. 220. 831 Ebd., S. 132; Wagner (1882), S. 271–276; Carl, Schwäbischer Bund, S. 36; Hesslinger, S. 127. 832 Datt, S. 298–301. 833 Seyboth, S. 135. 834 Thoman, S.  19; Höfler, Fränkische Studien (1851), Nr.  104, S.  112; DRTA m.R. 3,1 Nr. 74c, S. 407. 835 Vgl. Höfler, Fränkische Studien (1851), Nr. 104, S. 112; Stauber, S. 378 mit Anm. 174. 836 Höfler, Fränkische Studien (1851), Nr. 104, S. 112; DRTA m.R. 3,1 Nr. 74c, S. 407; Stauber, S. 397 und 378, Anm. 175. 837 DRTA m.R. 3,1 Nr. 79a, S. 421 f. und Nr. 178a § 5a, S. 705. 838 Ebd. Nr. 91a, S. 458 f., Anm. 145; Stauber, S. 800.

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sigen unterstützt.839 Im Gegenzug veranlaßte Markgraf Friedrich im August 1488 ein Schreiben Graf Eberhards von Württemberg an die Prälaten, Grafen, Herren und die Ritterschaft in Franken, in dem er diese ersuchte, sich nicht gegen den Bund gebrauchen zu lassen.840 Eine Reaktion des fränkischen Adels auf dieses Schreiben ist allerdings nicht bekannt. Zu einer merklichen Bewegung im Würzburger Stiftsadel kam es dann im Frühjahr 1489. Unter dem 7.  Februar luden die Grafen Otto von Henneberg und Friedrich von Castell, Schenk Friedrich, Herr zu Limpurg, und 35 Ritter und Edelknechte zu einem Tag nach Schweinfurt am 18. März 1489 wegen der grossen leuft, die sich im Lande ereigneten.841 Außer Graf Otto waren zehn Adelige Mitglieder des Verständnisses von 1483 gewesen, sechs hatten sich unter den Adeligen von der Baunach befunden, die einen Anschluß an das Verständnis abgelehnt hatten. Die Einladung wurde wahrscheinlich durch die drohende weitere Eskalation zwischen Herzog Georg und dem Schwäbischen Bund veranlaßt,842 nachdem Kaiser Friedrich am 20. und 22. Januar 1489 die Käufe von Teilen der Grafschaften Kirchberg und Öttingen durch Herzog Georg bestätigt hatte.843 Da Bischof Rudolf von Scherenberg mit Herzog Georg verbündet, die Markgrafen aber eine führende Kraft im Schwäbischen Bund waren, lag ein Krieg in Franken zwischen Bischof Rudolf und den Markgrafen im Bereich des Möglichen. Über den Verlauf des Tages ist aber weiter nichts bekannt. Am 10. Juni 1489 fällte König Maximilian in Dinkelsbühl einen Schiedsspruch, der Herzog Georg verpflichtete, das Landgericht Weißenhorn einschließlich der Forstrechte über den Booser Hard so lange ruhen zu lassen, bis Bischof Wilhelm von Eichstätt und Graf Eberhard von Württemberg als kaiserliche Kommissare dessen Reichweite festgestellt hatten.844 Die Markgrafschaft Burgau sollte Herzog Georg gegen Rückzahlung des Kaufpreises zurückgeben. Die Verschreibungen der markgräflichen Dienstleute aus den Kriegen gegen Herzog Ludwig sollte er annullieren, ebenso die Verschreibungen Hans Nothafts, Adam Wilds und Arnold Gailings. Wildbann und Geleit sollten zwischen Herzog Georg und den Markgrafen gebührlich gehandhabt werden. Herzog Georg sollte Schloß Stein zurückgeben und den Kirchenpfleger zu Wallesau nicht mehr behelligen. In den übrigen Streitpunkten mit den Markgrafen wurden Schiedsrichter eingesetzt, ebenso wegen der Käufe von Teilen der Grafschaften Öttingen und Kirchberg. Den Abt von Roggenburg sollte Herzog Georg nicht weiter behelligen und den Ulmer Kaufleuten ihre Habe zurückgeben, soweit sich diese noch in seinem Land befand. Auch in das Geleit zwischen Ulm und Memmingen sollte er 839 840 841 842 843 844

DRTA m.R. 3,1 Nr. 75g, S. 413. Wagner (1882), S. 278. ThStAMgn GHA II 181/11. Vgl. DRTA m.R. 3,1 Nr. 141, S. 579 und Nr. 150a, S. 602; Klüpfel 1, S. 54. DRTA m.R. 3,1 Nr. 68c und e, S. 361–363. Datt, S. 257–264; Regest: DRTA m.R. 3,1 Nr. 218a, S. 812–820.

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nicht mehr eingreifen. Schließlich sollten die Schlösser, die sich die Kriegsparteien gegenseitig abgenommen hatten, zurückgegeben werden. Allerdings kam Herzog Georg diesen Verpflichtungen in der Folgezeit nur unzureichend nach.845 Lediglich die Verschreibungen der markgräflichen Ritter und Knechte aus dem Krieg mit Herzog Ludwig erklärte er für ungültig.846 Die Tätigkeit des Landgerichts Weißenhorn ruhte bereits seit 1488.847 c) Herzog Albrecht IV. von Bayern und seine Auseinandersetzung mit der Gesellschaft mit dem Löwen Die Bewegung unter dem fränkischen Adel riß infolgedessen nicht ab. Im Herbst 1489 fand eine weitere Versammlung der Grafen, Herren, Ritter und Knechte des Landes zu Franken in Schweinfurt statt. An diese wandte sich Herzog Albrecht IV. von Bayern mit einem Schreiben vom 6. Oktober 1489. Herzog Albrecht befand sich zu dieser Zeit im Streit mit einigen Adeligen aus dem niederbayerischen und dem Nordgauer (oberpfälzer) Landesteil seines oberbayerischen Herzogtums. Er hatte sich nämlich im August 1488 von seiner Landschaft, das heißt Prälaten, Adel und Städten, anstelle eines Kriegszugs der Untertanen ein Hilfsgeld bewilligen lassen, um seinem Vetter Herzog Georg gegen den Schwäbischen Bund helfen zu können.848 Ausgenommen von dem Hilfsgeld sollten – so die Anweisung Herzog Albrechts – lediglich die Hintersassen des Adels in dessen Hofmarken sein, die auf Gütern der Hofmarksherren saßen. Dagegen sollten die Hintersassen in den Hofmarken der Adeligen und ihre Leibeigenen, die nicht auf Gütern des Hofmarks-, Vogtei- oder Leibherrn saßen, das Hilfsgeld bezahlen. Hiergegen hatten 24 Adelige aus dem niederbayerischen und dem Nordgauer Landesteil seines Herzogtums protestiert und gebeten, alle ihre Untertanen ohne Unterschied frei zu lassen.849 Sie beriefen sich hierfür unter anderem auf die Ottonische Handfeste von 1311, mit der König Otto von Ungarn, Herzog von Bayern, und die Herzöge Heinrich und Otto die Gerichtsbarkeit im Herzogtum dem Klerus, dem Adel und den Städten überlassen hatten mit Ausnahme der drei Händel, auf die die Todesstrafe stand, nämlich Diebstahl, Totschlag, Vergewaltigung und Straßenraub, und sich hierfür die Erhebung einer einmaligen Steuer hatten bewilligen lassen.850 Herzog Albrecht ließ sich hierauf jedoch nicht ein, sondern bestritt die Gültigkeit des Kaufs (wie er das Privileg von 1311 interpretierte), weil die Gerichtsbarkeit den Herzögen vom Kaiser verliehen und der Verkauf nicht vom Kaiser bestätigt worden 845 846 847 848

Stauber, S. 421–424; Seyboth, S. 143–145; Hesslinger, S. 170 f. DRTA m.R. 3,1 Nr. 220g, S. 825. Thoman, S. 19; Stauber, S. 401. Krenner 10, S. 99–107; Ay Nr. 437, S. 543 f. (Auszug). Vgl. hierzu und zum folgenden auch Schneider, Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, S. 520–530. 849 Krenner 10, S. 128–130 und 134–136. 850 Ebd., S. 131–138; MW 2 Nr. 238, S. 183–193; Lerchenfeld Nr. 1, S. 1–8; Ay Nr. 404, S. 501–506.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

sei.851 Außerdem könnten sich auf den Kauf nur diejenigen Adeligen und ihre Nachfahren berufen, die ihn damals abgeschlossen hätten. Es gebe auch keine Beweise dafür, daß die Kaufsumme je bezahlt worden sei. Alle Untertanen seien dem Herzog zur Heeresfolge verpflichtet, was sich schon aus seinem Titel sowie aus seiner Stellung als Landesherr ergebe. Außerdem habe der Herzog nach dem Gemeinen Recht und dem Landesgebrauch nicht nur über drei oder vier, sondern über alle Händel zu richten, auf die die Todesstrafe stehe. Auf dieser hohen Obrigkeit beruhe auch der Zwang für die Untertanen zur Heeresfolge. Schließlich sei ein Reisegeld, das heißt ein anstelle eines Kriegszugs (Reise) gezahltes Geld, keine Steuer. Die 24 Adeligen brachten daraufhin ein Vidimus einer Urkunde Kaiser Ludwigs aus dem Jahre 1341 bei, in der dieser die Ottonische Handfeste bestätigt hatte,852 und boten gleichzeitig ein Schiedsverfahren vor den Brüdern Herzog Albrechts, den Herzögen Christoph und Wolfgang, und der Landschaft des Herzogtums oder vor Herzog Georg, Pfalzgraf Otto von Mosbach oder Kurfürst Philipp von der Pfalz, jeweils mit ihrer Landschaft, oder Kaiser Friedrich an.853 Auch hierauf ließ sich Herzog Albrecht jedoch nicht ein, sondern behauptete, Kaiser Ludwig habe den Kauf nicht als Kaiser, sondern nur als Herzog von Bayern bestätigt und sei sich der Tragweite der Bestätigung nicht bewußt gewesen.854 Daraufhin hatten jene 24 Adeligen und andere am 14. Juli 1489 die Gesellschaft mit dem Löwen gegründet.855 Die Gesellen sollten das Abzeichen des Löwens an allen Feiertagen, Fürstentagen, Landtagen und Versammlungen tragen. Für verstorbene Gesellen sollte der Hauptmann zusammen mit Freunden und den nächstgesessenen Gesellen ein Begängnis abhalten und ebenso einen Jahrtag für alle verstorbenen Mitglieder am Mittwoch nach dem Sonntag Invocavit in der Marienkirche in Neumarkt in der Oberpfalz. Ferner vereinbarten die Gesellen, Streitigkeiten untereinander vor dem Hauptmann und den Räten auszutragen, ausgenommen solche um Lehen, Erbe oder Eigen, und sich gegen Anfechtungen durch Dritte gegenseitig zu helfen. Ausgenommen wurden lediglich der Papst, Kaiser Friedrich und König Maximilian. Herzog Albrecht hegte die Besorgnis, die Gesellschaft könne sich mit dem König von Böhmen, mit der fränkischen Gesellschaft mit dem Einhorn und anderen Gesellschaften und dem Schwäbischen Bund verbünden. Er bat daher seinen Vetter, den Kurfürsten Philipp von der Pfalz, sich bei Georg von Rosenberg und anderen der Gesellschaft mit dem Einhorn, die der Pfalz verwandt seien, dafür einzusetzen, daß sich die Gesellschaft seiner und des Pfalzgrafen abgefallenen Untertanen – wie er sie nannte – nicht annähme,856 und wandte sich mit demselben Anliegen an die Versammlung in Schweinfurt.857 Die in Schweinfurt versammelten Grafen, Herren, Rit851 852 853 854 855 856 857

Krenner 10, S. 141–154; Ay Nr. 473, S. 577–579 (Auszug). Lerchenfeld Nr. 5, S. 15. Krenner 10, S. 158–160. Ebd., S. 162. Ebd., S. 173–188; Ay Nr. 267, S. 369–372 (Auszug). Krenner 10, S. 197–200. Ebd., S. 209–216.

Die Formierung der süddeutschen Ritterschaft

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ter und Knechte leiteten den Brief Herzog Albrechts an die Gesellen mit dem Löwen weiter. Diese schickten daraufhin eine Gesandtschaft mit einem auf den 8. November datierten Brief an die Versammlung nach Schweinfurt, in dem sie ihre Sicht der Dinge darlegten und die fränkischen Adeligen baten, anderem Vorbringen keinen Glauben zu schenken.858 Um Unterstützung gegen Herzog Albrecht baten sie allerdings nicht. Die in Schweinfurt Versammelten antworteten darauf mündlich, sie begnügten sich mit der Verantwortung der Ritterschaft in der Gesellschaft mit dem Löwen und wollten sie auch fürderhin, wenn solches an sie gelange, verantworten. Wenn die Ritterschaft in Bayern von ihren alten Freiheiten und Herkommen gedrungen werden sollte, wäre ihnen dies nicht lieb, sondern, wo sie es befördern könnten, daß sie dabei blieben, wollten sie es gerne tun.859 Weitere Nachrichten über die Einungsbewegung oder eine Verstrickung des fränkischen Adels in die Konflikte zwischen dem Schwäbischen Bund und Herzog Georg und Herzog Albrecht und der Gesellschaft mit dem Löwen liegen nicht vor. Die Gesellschaft mit dem Löwen verbündete sich am 15. September 1490 mit dem Schwäbischen Bund.860 Nach dem Scheitern der Vermittlungsbemühungen König Maximilians zwischen den Löwen und Herzog Albrecht auf zwei Tagen in Nürnberg im März und Mai 1491861 bestätigte er unter dem 6. Juli 1491 deren Bündnis mit dem Schwäbischen Bund,862 und Kaiser Friedrich unter dem 3. November 1491 die Gesellschaft863 und die 13 Freiheitsbriefe aus der Zeit zwischen 1311 und 1399.864 Damit war der Argumentation Herzog Albrechts, bei der Gesellschaft handele es sich um eine Verschwörung entgegen dem Reichsrecht und die Freiheitsbriefe entbehrten der kaiserlichen Bestätigung, der Boden entzogen. Im Gegenzug beauftragte Kaiser Friedrich die Löwen mit dem Vollzug der Acht an Regensburg, in die er die Stadt am 1. Oktober 1491 dafür erklärt hatte, daß sie sich dem Reich entzogen und unter den Schutz Herzog Albrechts gestellt hatte.865 Beim Vollzug der Acht gerieten einige Mitglieder der Gesellschaft, nämlich Sigmund Sattelboger und Ulrich Elsenbeck, in Konflikt mit Herzog Albrecht, dem sie am 9. Dezember 1491 die Fehde ansagten.866 Die Gegenmaßnahmen Herzog Albrechts trafen auch die Löwen Bernhardin und Hieronimus von Stauff.867 Am 23. Januar 1492 erklärte Kaiser Friedrich daraufhin alle in die Acht,

858 859 860 861 862 863 864 865 866 867

Ebd., S. 221–227. Ebd., S. 228. Ebd., S. 305–312; Datt, S. 309–311. Krenner 10, S. 343–372. Ebd., S. 428 f. Ebd., S. 450–453. Ebd., S. 453–459. Ebd., S. 442–447. Ebd., S. 466 f. Ebd., S. 498 f.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

die die beiden beschädigt hätten, womit letztlich Herzog Albrecht gemeint war.868 Im Mai 1492 sagten weitere Mitglieder der Löwengesellschaft Herzog Albrecht die Fehde an.869 Gleichzeitig rüstete der Schwäbische Bund zum Vollzug der Acht und zog im Mai auf das Lechfeld vor Augsburg.870 Nachdem Herzog Georg es abgelehnt hatte, seinem Vetter zu helfen, mußte Herzog Albrecht einen Schiedsspruch König Maximilians vom 25. Mai 1492 akzeptieren, die Stadt Regensburg dem Kaiser zurückgeben und die Bürger von ihren Eiden und Pflichten ihm gegenüber entbinden.871 Die Herrschaft Abensberg durfte Herzog Albrecht bis zur Bezahlung der 32.000 fl Heiratsgeld seiner Frau Kunigunde, der Tochter Kaiser Friedrichs, behalten. Die Verschreibung Erzherzog Sigismunds von Tirol über die vorderösterreichischen Lande mußte er jedoch herausgeben, den Mitgliedern des Schwäbischen Bunds ihre aufgesagten Lehen wieder leihen und den Gesellen mit dem Löwen die von ihm eroberten oder erbeuteten Güter zurückgeben. Über weitergehende Schäden sollten die Hauptleute des Schwäbischen Bunds und die mit diesem verbündeten Fürsten als Schiedsrichter entscheiden. Im Gegenzug wurde die Acht über Herzog Albrecht aufgehoben. In einer weiteren Entscheidung vom 4. Juni 1492 verpflichtete König Maximilian Herzog Georg dazu, den von ihm gekauften Anteil der Grafschaft Öttingen gegen Rückzahlung des Kaufpreises herauszugeben.872 Dasselbe erbat König Maximilian für die Grafschaft Kirchberg. Auch das Schloß Ellerbach sollte er gegen Rückzahlung des Kaufgeldes an Ludwig von Habsberg zurückübertragen. Der Überfall auf die Ulmer Kaufleute bei Giengen 1487 sollte auf sich beruhen und König Maximilian die Ulmer dafür entschädigen. Im übrigen sollte es bei den im Dinkelsbühler Schiedsspruch festgesetzten Austrägen bleiben. Auf den im Streit zwischen Herzog Albrecht und den Löwen anberaumten Rechtstagen in Nördlingen am 3. August 1492 und in Ulm am 24. September 1492 und 7.  Februar 1493 erneuerten die Löwen ihre Klagen gegen das Hilfsgeld von 1488, über Eingriffe der Landgerichte in ihre Niedergerichtsbarkeit, gegen die Besetzung der Ämter mit Auswärtigen, gegen die Erhöhung des Zolls und der Maut auf der Donau, den neuen Zoll auf der Naab, und anderes mehr.873 Herzog Albrecht ließ darauf antworten, die Kläger hätten sich gegen ihn verschworen und ihm seine Obrigkeit entzogen, die sollten sie ihm zuerst wieder einräumen.874 Als die Schiedsrichter daraufhin die Verkündung eines Urteils für den 23. April 1493 ankündigten,875 ließ Herzog Albrecht, der sich inzwischen mit Kaiser Friedrich wieder versöhnt hatte, das Schieds-

868 869 870 871 872 873 874 875

Ebd., S. 536–544; Ay Nr. 300, S. 394 f. (Auszug). Krenner 10, S. 574–576 und Band 11, S. 4–13. Datt, S. 443 f. Krenner 10, S. 585–598; Ay Nr. 301, S. 395–397 (Auszug). Datt, S. 264–268. Krenner 11, S. 72–115. Ebd., S. 116–130. Ebd., S. 386 f.

Die Formierung der süddeutschen Ritterschaft

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gericht durch kaiserliches Mandat vom 6.  April bis zum 25.  Juli 1493 und durch Mandat vom 5. Juni nochmals bis zum 11. November 1493 suspendieren.876 Die hierdurch gewonnene Zeit nutzte er, um die Mauterhöhung auf der Donau zurückzunehmen,877 und zu einem Vergleich mit den Löwen, den Verordnete der Prälaten, Grafen, Herren, Ritter und Städte seines oberbayerischen Herzogtums auf einem Tag in München am 13. August 1493 vermittelten und der auch von weiteren Löwengesellen am 2. Oktober angenommen wurde.878 Demnach sollten die Löwen Herzog Albrecht erneut huldigen. Die Landesfreiheit sollte in Kraft bleiben und unklare Artikel zu Weihnachten auf einem Landtag in Straubing erläutert werden. Beide Seiten verzichteten auf Schadensersatz. Die beiderseitigen Gebrechen wurden auf Austräge gesetzt. Die Frage des Hilfsgeldes ließen beide Seiten anscheinend auf sich beruhen. Schon im November 1488 hatte Herzog Albrecht seinen Rentmeister in Niederbayern angewiesen, das Hilfsgeld von Untertanen des Adels vorläufig nicht einzuziehen,879 und diese Regelung am 5.  Januar 1489 für die Untertanen der 24 protestierenden Adeligen auf unbestimmte Zeit verlängert.880 Auch in der Folgezeit scheint das Hilfsgeld von den Untertanen der protestierenden Adeligen – sofern dies nicht bereits geschehen war881 – nicht mehr eingezogen worden zu sein. Auf dem Landtag in Straubing, der schließlich am 16. Februar 1494 stattfand, verlangte die Landschaft wiederum, die Ämter mit Landleuten zu besetzen, Abschriften der Freiheiten in die Gerichte zu legen und, daß nach Inhalt der Landesfreiheit jeder über seine Leute und deren Güter, die er mit Tür und Tor beschließe, sie säßen auf Pfandschaften, Vogteien, Urbaren oder anderen Gütern, das Gericht haben solle und den Landesfürsten nur die drei Händel zu verrechten zustünde, auf die die Todesstrafe stehe, was von den fürstlichen Amtleuten und Richtern in vielerlei Hinsicht überfahren werde.882 Herzog Albrecht hielt dem entgegen, die Freiheiten, auf die sie sich beriefen, seien keineswegs klar und eindeutig und bedürften daher der Erläuterung im Sinne des bisherigen Landesgebrauchs. Zum Beispiel spreche die Ottonische Handfeste von drei Fällen, auf die die Todesstrafe stehe, nenne dann aber vier, nämlich Diebstahl, Totschlag, Vergewaltigung und Straßenraub. Außerdem stünde auch auf andere Delikte die Todesstrafe, zum Beispiel auf Brandstiftung, Verrat, Münzfälschung und Abtreibung. Abschriften der Freiheiten in die Gerichte zu legen oder die Ämter mit Landleuten zu besetzen, habe er in den Verträgen von München nicht zugesagt. Auch könnten keine unklaren Freiheiten in die Gerichte gelegt werden, die teilweise etwas anderes besagten als der Landesgebrauch. Nach einigem weiteren Hin und Her baten daraufhin die Vertreter der Landschaft, ihnen die Gerichte in ihren Hofmarken zu 876 877 878 879 880 881 882

Ebd., S. 392–395 und 428–430. Ebd., S. 426. Ebd., S. 434–459; Ay Nr. 474, S. 579 f. (Auszug). Krenner 10, S. 139 f. Ebd., S. 164 f. Vgl. Krenner 11, S. 75–77. Krenner 9, S. 316–332.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

überlassen. Dagegen wandte Herzog Albrecht ein, daß ihm dann kaum ein Richter im Niederland bliebe, denn es gäbe dort nicht weniger als 600 Hofmarken. Außerdem würden die Geistlichen und die Bürger dies dann auch verlangen. Hierdurch würden die Hofmarken des Adels schmal und seine Landgerichte auch. Wenn jemand durch die Unverständigkeit der Amtleute beschwert werde, wolle er das abwenden. Daraufhin erklärten die Vertreter des Adels, der Prälaten und der Städte und Märkte, sie wollten mit Herzog Albrecht nicht über die Freiheiten disputieren, bäten aber darum, die Ämter mit Landleuten zu besetzen. Damit so steht es der Freiheit halben wie vor und von Alter herkommen ist. Gott sey gelobt in allen Dingen, schließt der herzogliche Bericht über den Landtag. So endete der große Streit zwischen Herzog Albrecht und der Gesellschaft mit dem Löwen. Ein Reisegeld scheint Herzog Albrecht in der Folgezeit nicht mehr gefordert zu haben. Es blieb dabei, daß die Landstände seines Herzogtums, also Prälaten, Adel und Städte, ihm bei Bedarf Geldhilfen bewilligten, aber der Adel dieses Hilfsgeld von seinen Hintersassen selbst einsammelte, und Herzog Albrecht im Gegenzug versicherte, die Bewilligung solle der Landschaft an ihren Rechten, Freiheiten und altem Herkommen keinen Abbruch tun, so etwa im März 1493 zur Bezahlung einer Provision und eines Deputats für die Herzöge Christoph und Wolfgang, die Brüder Herzog Albrechts,883 im Jahre 1500 zur Auslösung der Stadt und Herrschaft Cham884 und im Jahre 1507 zur Bezahlung der Schulden aus dem Landshuter Erbfolgekrieg.885 Der Streit um die Gerichtsbarkeit wurde – nach langen Vorverhandlungen unter Herzog Albrecht886 – erst durch die Landesfreiheit von 1508 beigelegt, die Herzog Wolfgang als Vormund des minderjährigen Herzogs Wilhelm IV. den Landständen des vereinigten Herzogtums Bayern gewährte.887 Hierin wurden die Kompetenzen der herzoglichen Gerichte und der adeligen Hofmarksgerichte klar voneinander abgegrenzt. Die herzoglichen Gerichte sollten künftig nur noch über einen Katalog von 20 Delikten, die sogenannten Vizthumshändel, und über Grund und Boden richten. Auch wurde genau festgelegt, was alles zu einer Hofmark gehören sollte. Darüber hinaus sagte der Herzog zu, die Ämter nur mit Landleuten zu besetzen. Von der Gesellschaft mit dem Löwen hören wir zum letzten Mal im Juni/Juli 1495, als der Schwäbische Bund ihren (ehemaligen) Hauptmann Heinrich Nothaft um Hilfe in einer Auseinandersetzung mit Bernhard Adelmann von Adelmannsfelden bat, der vier Nördlinger Bürger auf der Burg Arnschwang, die seinem Bruder Wilhelm, einem Mitglied der Gesellschaft, gehörte, gefangenhalten sollte.888 Heinrich Nothaft antwor883 Ebd., S. 247–251 (Steuerordnung mit der Anweisung an die obersten Steuereinnehmer, bei Ablieferung des Geldes eine entsprechende Quittung auszustellen). 884 Ebd., S. 416 f. (Revers Herzog Albrechts) und 417–422 (Steuerordnung). 885 Krenner 16, S. 243–256 (Steuerordnung) und 267 f. (Revers Herzog Albrechts). 886 Ebd., S. 5–46, 107–147, 154–173, 268–314 und Krenner 17, S. 44–72. 887 Ebd., S. 73–124; Ay Nr. 479, S. 584–589 (Auszug). 888 Krenner 11, S. 476–479.

Die Formierung der süddeutschen Ritterschaft

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tete dem Schwäbischen Bund, er sei zwar kein Hauptmann mehr, wolle sich aber als Verwandter der Gesellschaft der Sache annehmen. Auf seine Mitteilung vom Schreiben des Schwäbischen Bunds antwortete Wilhelm Adelmann den in Regensburg versammelten Adeligen, weder die Gefangenen noch sein Bruder seien auf Arnschwang, was diese wiederum dem Schwäbischen Bund mitteilten. d) Ergebnisse Die Formierung des süddeutschen Adels setzte sich auch nach dem Ende der Serie der Neuen Reichsturniere 1487 in vielfältiger Weise fort. So sprach Kaiser Friedrich im Zuge der Gründung des Schwäbischen Bundes den schwäbischen Adel auch über die bestehenden Rittergesellschaften an.889 Im Hochstift Würzburg kam es Ende 1487 und Anfang 1488 zu einer Reihe von Versammlungen, ohne daß wir die Ursache hierfür im Einzelnen zu erkennen vermögen. Auf den Versammlungen scheint über den Abschluß eines Verständnisses oder einer Einung beraten worden zu sein, deren vorgesehenen Inhalt wir nicht im Einzelnen kennen. Jedoch scheint es einmal mehr um gegenseitige Hilfe gegen Verunrechtung durch Dritte und friedlichen Austrag von Streitigkeiten untereinander gegangen zu sein. Beteiligt waren neben anderen Adeligen auch Mitglieder des Verständnisses von 1483. Im Jahre 1489 führte dann die drohende Verwicklung des Hochstifts in den Konflikt zwischen Herzog Georg von Bayern und dem Schwäbischen Bund zu weiteren Versammlungen. Da Bischof Rudolf von Scherenberg mit Herzog Georg, die Markgrafen Friedrich und Sigmund von Brandenburg-Ansbach und -Kulmbach aber mit dem Schwäbischen Bund verbündet waren, hätte dies leicht zu einem Krieg in Franken führen können. Führend waren wiederum Mitglieder des Verständnisses von 1483, daneben Adelige, die von einem Krieg zwischen Bischof Rudolf von Scherenberg und den Markgrafen besonders betroffen gewesen wären, etwa die Grafen von Castell und die Schenken von Limpurg. Die Adelsversammlungen boten – wie schon in den Fürstenkriegen in den Jahren 1460 bis 1466 – den Fürsten einen Ansatzpunkt, um die Adeligen anzusprechen und für ihre Politik zu gewinnen. Markgraf Friedrich versuchte die Adeligen in sein Bündnissystem einzubeziehen, zumindest aber einen Anschluß an Bischof Rudolf zu verhindern. Herzog Albrecht von Bayern wiederum versuchte, die Gesellen mit dem Löwen von ihren fränkischen Standesgenossen zu isolieren. Die Gesellen mit dem Löwen konterten dies, indem sie ihrerseits bei ihren fränkischen Standesgenossen um Verständnis für ihre Sache warben. Die Gesellen mit dem Löwen stritten mit Herzog Albrecht im Prinzip um die gleichen Fragen wie die fränkischen Adeligen mit den Bischöfen von Würzburg, nämlich um die Steuerhoheit über ihre Hintersassen und die Reichweite ihrer Niedergerichtsbarkeit gegenüber der Hochgerichtsbarkeit Herzog Albrechts. Auch sie beriefen sich hierfür auf Privilegien, vor allem auf die Ottonische Handfeste von 1311, so wie die 889 Vgl. hierzu auch Carl, Schwäbischer Bund, S. 105–108.

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Erster Teil: Organisationsformen der fränkischen Ritterschaft

Würzburger Adeligen sich auf die Zentgerichtsreformation von 1447 und das Privileg von 1461 beriefen. Allerdings ging es zwischen Herzog Albrecht und den Gesellen mit dem Löwen nicht um die Frage, ob deren Hintersassen überhaupt Steuern zahlen sollten, sondern unter welchen Bedingungen und in welchem Umfang. Herzog Albrecht konnte die Steuern nicht aus eigener Machtvollkommenheit erheben, sondern nur auf eine entsprechende Bewilligung des Adels hin und gegen die Zusicherung, daß Herzog Albrecht hieraus kein Besteuerungsrecht über die Hintersassen des Adels ableiten werde. Außerdem setzte der Adel durch, die Steuer von seinen Hintersassen selbst einzuziehen. Entscheidend für das Ergebnis, daß auf diese Weise die Hintersassen des Adels Herzog Albrecht zumindest mittelbar Steuern zahlten, dürfte die Hartnäckigkeit gewesen sein, mit der die bayerischen Herzöge seit dem 14.  Jahrhundert immer wieder Geldhilfen von ihrem Adel gefordert hatten.890 Dagegen hatten die Bischöfe von Würzburg kaum Anstrengungen in diese Richtung unternommen.891 Lediglich in den Jahren 1276 und 1324 hatten sich die Bischöfe Berthold von Sternberg und Wolfram von Grumbach von Klerus, Edelleuten, Ministerialen und Bürgern des Hochstifts eine (außerordentliche) Bede von einem Schilling von jedem Morgen Weingut, die sogenannte Weingartenbete, bewilligen lassen.892 Im Jahre 1400 ließ sich Bischof Gerhard von Schwarzburg vom Adel eine Steuer oder Bede bewilligen893 und im Jahre 1450 Bischof Gottfried Schenk von Limpurg eine Viehsteuer, die sogenannte Klauensteuer.894 Die Bischöfe von Würzburg stützten sich mehr auf die Besteuerung ihres Klerus‘ und ihrer Städte und auf die Erhebung indirekter Abgaben, insbesondere den Guldenzoll, zu dessen Durchsetzung sie ab 1397 erhebliche Anstrengungen unternahmen. Der erste Versuch Bischof Gerhards von Schwarzburg 1397 löste den Krieg mit den Hochstiftsstädten aus, weitere Versuche von 1407 und 1422 scheiterten am Widerstand des Adels. Ab 1437 setzten die Bischöfe dann den Guldenzoll allmählich durch,895 endgültig Bischof Rudolf von Scherenberg ab 1468. Im Streit um die Gerichtsbarkeit vermochte der bayerische Adel eine Bereinigung herbeizuführen. Die Landesfreiheit von 1508 grenzte die Kompetenzen der herzoglichen Gerichte klar von denen der adeligen Hofmarksgerichte ab. Allerdings ist nicht bekannt, wie die Landesfreiheit in der Praxis umgesetzt wurde. Der Würzburger Adel erreichte eine ähnliche Bereinigung nur auf dem Papier. Die Zentgerichtsreformation von 1447 erlangte in der Praxis keine Wirksamkeit, weil die Zentgrafen, Schöffen und Zentverwandten vor Ort an ihren jahrzehntelang geübten, vielfach divergierenden Praktiken festhielten. 890 891 892 893 894 895

Vgl. hierzu Fried, S. 579–596. Vgl. zum folgenden auch Schubert, S. 48–63 und Köberlin, S. 101–110. MB 37 Nr. 405, S. 469 und MB 39 Nr. 124, S. 256 f. MB 44 Nr. 295, S. 624–626. StAW ldf 10, S. 354–359; Fries, Chronik 4, S. 100–105. Vgl. Fries, Chronik 3, S. 309 und 348 f. und 4, S. 208 sowie Köberlin, S. 108 f.

ZWEITER TEIL: DIE ENTWICKLUNG ZUR FREIEN REICHSRITTERSCHAFT IX. Die Ritter und der Gemeine Pfennig von 1495 1. Der Bund der markgräflichen Ritterschaft von 1495 Im Jahre 1494 machte sich erstmals eine Entfremdung zwischen Markgraf Friedrich von Brandenburg und seiner Ritterschaft bemerkbar.1 Auf einer Versammlung in Neustadt an der Aisch am 1. August 1494 wurde der Entwurf eines Bündnisses beraten.2 Die Adeligen versprachen darin, einander vor den ordentlichen Gerichten zu Recht zu stehen und keine Gewalt anwenden zu wollen. In Sachen, die Ehre oder Glimpf betrafen, sollte ein Gericht aus sieben Bundesverwandten ohne Appellation entscheiden. Wem das Recht zuerkannt wurde, der durfte es auch tätlich durchsetzen. Wer aber ohne Urteil tätlich vorging, sollte von der adeligen Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Wer trotz seines rechtlichen Erbietens mit Gewalt überzogen würde, dem sollte mit allem Vermögen geholfen werden. Gegen Burgfriedensverwandte und den eigenen Herrn mußte aber niemand helfen. Wer hörte, daß jemand gefangen oder beraubt worden sei, sollte es dem Obmann anzeigen. Die Vertragschließenden versprachen, selbst keine Räubereien zu begehen oder von ihren Knechten zu dulden und sich auch nicht in Wirtshäusern mit Halben oder Ganzen zuzutrinken. Es sollte auch keiner vom Adel noch sonst eines Fürsten oder Herren wegen den anderen an Leib und Gut beschädigen. Schulden einzufordern sei jedem unbenommen. Mußte einer wegen der vertragsgemäßen Hilfe seine Lehen aufsagen, dann sollte keine Richtigung aufgenommen werden, es seien ihm denn seine Lehen zuvor wieder verliehen worden. Der Entwurf knüpfte im wesentlichen an das Verständnis des Würzburger Stiftsadels von 1470 an. Dies zeigt sich etwa an dem Versprechen, gegeneinander nicht tätlich vorzugehen, sondern die ordentlichen Gerichte anzurufen, den Bestimmungen über die Einforderung verbriefter Schulden, der gegenseitigen Hilfe, der Ausnahme der Burgfrieden und dem Verfahren bei Lehnaufsage. Darüber hinaus konstituierte der Entwurf ein eigenes Bundesgericht für Ehrenhändel. Dies hatte seinen Grund darin, daß – wie Markgraf Friedrich wenig später einräumen mußte – die Räte am Hofgericht in Ehrensachen nicht gerne Recht sprachen. Neu waren ferner das Versprechen, keine Räubereien zu begehen oder zu dulden, und das Verbot des Zutrinkens. Mit dem Versprechen, keine Räubereien zu begehen oder zu dulden, wandten sich die Adeligen gegen die Begehung von Raub unter dem Deckmantel der Fehde. Es 1 Zum folgenden vgl. Rupprecht, Guttenberg, S.  383–386; ders., Einungswesen, S.  112 und Fellner, S. 113 f. 2 StAB GHAP 7853 (unfol.); Inhaltsangabe bei Höfler, Städtewesen, S. 186.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

scheint sich dabei um ein ernstzunehmendes Problem gehandelt zu haben, sonst wäre es in den Entwurf nicht eigens aufgenommen worden. Das Verbot des Zutrinkens war der Heilbronner Turnierordnung von 1485 entnommen und zielte darauf ab, in der Öffentlichkeit (in Wirtshäusern!) weniger Anlaß zu Zank und Hader durch exzessiven Alkoholgenuß zu bieten. Die Initiative zu dem Entwurf kam aus der markgräflichen Ritterschaft, wie sich aus dem Tagungsort und der Überlieferung ergibt. Sie griff aber bald auf die Bamberger und die Würzburger Ritterschaft über. Auf einen Tag nach Bamberg am 20. Januar 1495 luden neben dem markgräflichen Landhofmeister Hans Fuchs und den markgräflichen Amtleuten, Räten und Dienern Asmus von Rosenberg, Conrad von Berlichingen, Erkinger von Seinsheim, Paul und Hans Georg von Absberg, Hans von Seckendorff, Jörg und Hans Truchseß, Hans von Leonrod und Eberhard Förtsch3 auch der Bamberger Hofmeister Diez von Thüngen, Martin von Redwitz und Otto von Lichtenstein, die gut ein Jahr zuvor als Gesandte der Ritterschaft 15 Beschwerdepunkte gegen Bischof Heinrich von Bamberg vorgebracht hatten, sowie mit Asmus und Georg von Rosenberg, Carius von Heßberg, Moritz von Schaumberg, Diez von Thüngen, Hans Georg von Absberg und Daniel Voit von Rieneck sieben Mitglieder des Verständnisses von 1483.4 Die Versammlung modifizierte den Entwurf vom 1.  August 1494 in einigen Punkten.5 Die Bestimmung betreffend die Fürstendiener wurde dahingehend abgeändert, daß deren Dienste möglich sein sollten, der Betreffende seinem Gegner aber drei Tage zuvor seinen offenen Feindbrief zusenden sollte. Ansonsten sollte, wer ohne sein Wissen gegen einen Bundesgenossen gedient hatte, sich binnen 14 Tagen entschuldigen und etwaige Beute zurückerstatten. Das Bundesgericht sollte nunmehr aus neun Personen bestehen. Obmann sollte der Ritter Erkinger von Seinsheim werden und Beisitzer die Ritter Hans Fuchs, Landhofmeister, Conrad von Berlichingen, Carius von Heßberg und Konrad von Künsberg und die Edelknechte Martin von Redwitz, Hans Truchseß, Amtmann zu Baiersdorf, Jörg von Ehenheim zu Geyern und Peter von Finsterlohr. Nahe Verwandte sollten nicht übereinander Recht sprechen. Wenn einer gefangengenommen würde, sollten der Obmann und die Acht alles daran setzen, ihn zu befreien. Es fehlte die Verabredung wegen der aufgesagten Lehen. Die Änderungen hinsichtlich der Fürstendiener nahmen Rücksicht auf entsprechende Empfindlichkeiten der Markgrafen, die diese Dienste traditionell in besonders weitem Umfang in Anspruch nahmen. Die Erweiterung des Bundesgerichts von sieben auf neun Personen dürfte auf die Hereinnahme von Adeligen aus der Würzburger (Carius von Heßberg) und Bamberger (Martin von Redwitz) Ritterschaft zurückzuführen sein.

3 Vgl. StAB GHAP 7853 (Instruktion für den Tag zu Neustadt an der Aisch am 13. März 1495). 4 Vgl. Aschbach 2 Nr. 194, S. 298 f. 5 Das folgende nach Waldenfels, S. 62 f. (vom 23. Januar 1495).

Die Ritter und der Gemeine Pfennig von 1495

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Markgraf Friedrich war von dem Bundesprojekt frühzeitig durch seinen Landhofmeister Hans Fuchs unterrichtet worden und hatte keine Einwände erhoben.6 Allerdings hatte die Information dahingehend gelautet – so jedenfalls Markgraf Friedrich –, daß es sich um ein Bündnis zur Bestrafung böser Taten und zur Rechtfertigung des Adels in Ehrensachen handele, über die die adeligen Räte am Hofgericht, wie er wisse, nicht gerne Recht sprächen. Den weitergehenden Abschied der Versammlung von Bamberg hieß er indessen nicht gut. Den Artikel über die gegenseitige Hilfe bei Verunrechtung sah er offenbar als auch gegen sich gerichtet an. Ferner nahm er daran Anstoß, daß die Bundesverwandten nur von der Hilfsverpflichtung gegen Burgfriedensgenossen und ihre Herren befreit waren, nicht aber gegen die Verbündeten ihrer Herren. Überzöge einer seiner Verbündeten, etwa Mainz, Köln, Sachsen, Brandenburg, Bamberg, Hessen oder Württemberg, einen Bundesverwandten, so müßten die anderen ihm helfen, er – Markgraf Friedrich – aber seinem Bundesgenossen. Dies würde zu Irrungen und zur Zertrennung der Ritterschaft führen. Seine Gesandten, der Hofmeister Hans von Eyb und Hans von Emershofen, Amtmann zu Cadolzburg, sollten daher die auf der Versammlung anwesenden markgräflichen Amtleute, Räte und Diener bitten, den Artikel abzustellen, wenigstens aber bei diesen erreichen, daß der Brief nicht besiegelt werde. Wenn die markgräflichen Amtleute, Räte und Diener forderten, auch die anderen von diesen Bedenken zu unterrichten, solle dies geschehen, damit sie sagen könnten, sie hätten die Beschwernis nicht bemerkt, und die entsprechenden Artikel ändern könnten. Weiterhin bemängelte Markgraf Friedrich, es sei unklar, was mit ordentlichen Gerichten gemeint sei. Hierüber bestehe zwischen dem Landgericht und den Dienern oftmals Streit. Viele Sachen könne man so aufziehen, daß sie Ehre oder Glimpf beträfen, wie etwa alle Verschreibungen und Verpflichtungen, und so vor das Bundesgericht ziehen. Die Richter könnten dem Kläger verwandt und damit dem Beklagten unannehmbar sein. Die Kosten für die Unterhaltung des Gerichts würden den Rittern beschwerlich fallen. Ferner bemängelte er, daß keine Verweisung vom Bundesgericht an die ordentlichen Gerichte gestattet sei. Wenn von der Hilfsverpflichtung die Herren ausgenommen würden, könnten die Ritter gerade gegen die Mächtigsten keine oder nur geringe Hilfe erlangen, weil die Fürsten viele Diener hätten. Die Hilfe werde ihnen überhaupt viele Mühen und Kosten verursachen, da selten ein Ritter ohne irgendwelche Händel sei. Die Bedenken Markgraf Friedrichs verfingen indes bei den Besuchern des Tags nicht. Der Vertrag wurde abgeschlossen.7 Eine Gesandtschaft bestehend aus Sigmund dem Älteren, Herrn zu Schwarzenberg, dem Landhofmeister Hans Fuchs, dem Bamberger Hofmeister Diez von Thüngen, Conrad von Berlichingen, Erkinger von Seinsheim, Paul von Absberg, Hans von Seckendorff, Amtmann zu Sambach, Hans Truchseß, Amtmann zu Baiersdorf, und Hans von Leonrod versuchte am 17.  März die 6 Vgl. zum folgenden StAB GHAP 7853 (Instruktion auf den Tag zu Neustadt an der Aisch 13. März 1495). 7 Vgl. StAB GHAP 4359, fol. 171rv vom 30. März 1495, wo etliche Ritter angeben, im Vertrag mit der Ritterschaft in Franken zu sein.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Bedenken Markgraf Friedrichs zu zerstreuen: Der Vertrag sei nicht gegen die Fürsten gerichtet, auch seien sie durch den Vertrag dem Markgrafen nicht minder verwandt als zuvor. Markgraf Friedrich entgegnete darauf, er wolle sich mit dieser Zusage und auf sein besonderes Vertrauen zu ihnen hin zufriedengeben.8 Ganz war Markgraf Friedrich entgegen seinen Worten mit der Zusage der Adeligen indes doch nicht zufrieden. Am 30. März 1495 ließ er die Ritterschaft im Fürstentum Kulmbach durch seinen Hofmeister Hans von Eyb und den Hauptmann auf dem Gebirge Cunz von Wirsberg versammeln und sie bitten, sich in niemandes anderes Dienste oder eine Einung, Bündnis oder Vertrag der Ritterschaft oder sonst zu begeben, und nahm ihnen das Versprechen ab, ihm nach ihrem Vermögen zu dienen.9 Einige der Erschienenen sagten allerdings nur mit besondern worten zu, in denen sie ihren Vertrag mit der Ritterschaft in Franken ausnahmen.10 34 weitere erbaten sich Bedenkzeit.11 Die Initiatoren des Bundes ließen sich von den Gegenmaßnahmen Markgraf Friedrichs jedoch nicht abschrecken. Für den Herbst 1495 faßten sie wiederum die Einberufung eines großen Tages nach Bamberg ins Auge, zu dem auch Schenk Friedrich, Herr zu Limpurg, und die Ritter Georg von Rosenberg und Sigmund von Thüngen erwartet wurden.12

2. Der Schweinfurter Rittertag vom 15. Dezember 1495 Derweil luden Markgraf Friedrich und die Bischöfe Heinrich von Bamberg und Lorenz von Würzburg am 22. Oktober 1495 Angehörige aus 203 fränkischen Adelsgeschlechtern auf einen Tag nach Schweinfurt, um ihnen die Ergebnisse des soeben zu Ende gegangenen Wormser Reichstags zu verkünden, insbesondere die Erhebung des Gemeinen Pfennigs.13 Auf dem vom 26. März bis zum 7. August 1495 währenden Reichstag hatten König Maximilian und die Reichsstände – Kurfürsten, Fürsten, Prälaten, Grafen, Herren und Reichsstädte – vier wichtige Beschlüsse gefaßt, die sogenannten vier Wormser Ordnungen. Erstens war der Landfriede Kaiser Friedrichs  III. von 1486 unbefristet verlängert worden.14 Zweitens war das königliche Kammergericht, die oberste Instanz 8 9 10 11 12 13

StAB GHAP 7853 (unfol.). StAB GHAP 4359, fol. 165r–170v. Ebd., fol. 171rv. Ebd., fol. 173v. StAM GHA II 181/13. DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1705 f., S. 1240 (Regest). Demnach wurden Adelige aus 219 Geschlechtern geladen. Obernitz wurde jedoch gestrichen. 15 Geschlechter wurden doppelt oder dreifach geladen. Vgl. StAW Stdb 817, fol. 45r–52r. Zum folgenden vgl. auch Schmid, S. 399–407; Fellner, S. 107–113 und Rupprecht, Guttenberg, S. 386–390. 14 DRTA m.R. 5,1,1 Nr. 334 III, S. 361–372; Weinrich, QRRef, Nr. 50b, S. 450–456; Hofmann, Quellen, Nr. 1a, S. 1–6 (Auszug).

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im Reich für alle Landfriedensfälle, dahingehend neu geordnet worden, daß der König neue Beisitzer an diesem Kammergericht nur noch mit Rat und Willen Churfürsten, Fürsten und der Samblung, die desselben Jars tzusamen komen werden, ernennen durfte und das Kammergericht überhaupt künftig vom königlichen Hof getrennt sein sollte.15 Drittens sollte künftig einmal pro Jahr in Frankfurt eine Versammlung des Königs und der Reichsstände abgehalten werden, die unter anderem beraten und beschließen sollte, wie gegen Landfriedensbrecher vorzugehen sei.16 Viertens schließlich einigten sich König Maximilian und die Reichsstände auf die Erhebung eines Gemeinen Pfennigs, um Friden und Recht in dem Hailigen Reich zu hanthaben, auch zu Widerstand der Veind Cristi, der Türcken und ander Anfechter des Hailigen Reichs und Teutscher Nacion.17 Jede Person im Reich über 15 Jahre sollte vier Jahre lang eine Steuer zahlen, und zwar Personen mit einem Vermögen von 500 fl einen halben Gulden, bei einem Vermögen von 1.000 fl einen Gulden, bei einem Vermögen über 1.000 fl darüber hinaus nach seiner Andacht, und Personen mit einem Vermögen von weniger als 500 fl 1/24 fl. Eingedenk dessen, daß es altes Herkommen der Ritterschaft war, die Erhebung einer (außerordentlichen) Steuer von sich selbst und ihren Untertanen nur zu gestatten, wenn sie dieser zugestimmt hatte,18 waren im Reichsabschied vom 7.  August 1495 eine Reihe von Fürsten beauftragt worden, mit den Ritterschaften über die Abgabe des Gemeinen Pfennigs zu verhandeln.19 In den meisten Fällen sollte jeder Fürst mit der Ritterschaft seines Landes verhandeln. Mit der Ritterschaft im lande zu Franken sollten die Bischöfe Heinrich von Bamberg und Lorenz von Würzburg und Markgraf Friedrich von Brandenburg jedoch gemeinsam verhandeln. Urheber dieser Bestimmung dürfte Markgraf Friedrich gewesen sein. Es entsprach traditionell der Politik der Markgrafen, nicht nur den Adel ihres eigenen Herrschaftsbereichs, sondern den ganz Frankens anzusprechen. Darüber hinaus war ein gemeinsames Vorgehen aller drei Fürsten geeignet, den Widerspruch zu verdecken und abzumildern, in den Markgraf Friedrich mit der Forderung nach dem Gemeinen Pfennig zu seiner traditionell adelsfreundlichen Politik zu geraten drohte. Aus demselben Grunde legte er auch Wert darauf, daß die Ordnung des Gemeinen Pfennigs von allen drei Fürsten gleichzeitig verkündet wurde, damit die untertan in ir aller landen merken, das nit einer allein, sundern sie alle solich purde auf sich und die iren angenomen haben.20 Außerdem hoffte Markgraf Friedrich wohl, die Ritter durch ein möglichst pracht- und machtvolles Auftreten aller drei Fürsten gemeinsam zu beeindrucken und so zur Zu-

15 DRTA m.R. 5,1,1 Nr. 342 IV, S. 383–420; Hofmann, Quellen, Nr. 1b, S. 6–12 (Auszug). 16 DRTA m.R. 5,1,1 Nr. 356 IV, S. 449–465; Weinrich, QRRef, Nr. 51, S. 459–463; Hofmann, Quellen, Nr. 1c, S. 12–15 (Auszug). 17 DRTA m.R. 5,1,1 Nr. 448 VI, S. 541–562; Hofmann, Quellen, Nr. 1d, S. 15–18 (Auszug). 18 Vgl. hierzu auch DRTA m.R. 5,2 Nr. 1794, S. 1496. 19 DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1593, S. 1148–1150. 20 Ebd. Nr. 1702, S. 1237.

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stimmung zu bewegen. Bei der Vorbereitung des Treffens legte er großen Wert darauf, daß keiner der drei Fürsten mit einem Gefolge unter 100 Pferden käme.21 Zwingend war eine gemeinsame Ladung jedoch nicht. Es hätte im Gegenteil nahegelegen, wenn jeder Fürst nur die Adeligen geladen hätte, die selbst und deren Hintersassen in den Pfarreien seines Fürstentums saßen, denn die Steuer sollte nach Pfarreien eingesammelt werden.22 Allerdings hätte es wohl längere Zeit gedauert, herauszufinden, welche Adeligen Hintersassen in welcher Pfarrei hatten, und die Steuer sollte bis zum 1. Januar 1496 eingesammelt und bis zum 2. Februar 1496 in Frankfurt abgeliefert werden.23 Auf der Versammlung in Schweinfurt am 15. Dezember 1495, zu der Bischof Heinrich von Bamberg mit 80 Pferden, Bischof Lorenz von Würzburg mit 130 Pferden, Markgraf Friedrich aber mit 400 Pferden erschien, ließen die drei Fürsten den Rittern zunächst die vier Wormser Ordnungen verlesen.24 Nach Eintreffen der Gesandten König Maximilians drehten sich die Verhandlungen dann sehr schnell nur noch um die Erhebung des Gemeinen Pfennigs. Ausführlich schilderten die königlichen Gesandten die Ursachen für seine Erhebung, insbesondere den Krieg in Italien und das Vordringen der Türken. Im Vorgriff auf den zu erwartenden Widerstand der Adeligen gegen eine Besteuerung hielten sie diesen vor, viele von ihnen beriefen sich nur zum Schein auf das alte Herkommen, dem Reich nur mit dem Schwert zu dienen, in Wahrheit beteiligten sie sich gar nicht an den Kriegszügen, sondern ließen eher das Reich zugrunde gehen. Wie vorhergesehen antworteten die Adeligen: und ungezweyfelt, ewer ftl. Gn. sind von den alten kundig und unverporgen, wie unser voreltern und wir mit irem und unserm plutvergiessen und treuen diensten in des Röm. R. sachen Röm. Kss. und Kgg., auch sein kgl. Mt. und ewer ftl. Gn. vorfaren loblicher gedechtnus und ewern Gn. untzher so underteniglichen gedient, das sie und wir solicher auflege eynicher beschwerung zu geben fry gestanden und bliben sein. Außerdem sei von der Ritterschaft des Landes Franken kaum der zehnte Teil zugegen. Ohne die Abwesenden könnten sie nichts bewilligen. Sie bäten daher, sie in Ansehung ihrer bisherigen treuen Dienste für das Reich und die drei Fürsten bei ihrem alten Herkommen bleiben zu lassen. Als die Fürsten sie daraufhin aufforderten, einen neuen Tag auszuschreiben, versteiften sie sich darauf, auch die anderen würden keine andere Antwort geben als die Bitte, sie bei ihrem alten Herkommen bleiben zu lassen. Die in Schweinfurt versammelten Ritter und Knechte sahen allerdings voraus, daß diese Antwort König Maximilian nicht genügen würde. Sie teilten daher die Rit21 Ebd. Nr. 1701, S. 1236 und Nr. 1703, S. 1237 f. 22 DRTA m.R. 5,1,1 Nr. 448 VI, Art. 5, S. 549 und Art. 7, S. 551; Hofmann, Quellen, Nr. 1d), S. 16 f., §§ 5 und 7. 23 Ebd. 24 DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1708, S. 1241–1251.

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terschaft des Landes Franken in sechs Orte ein und bestimmten für jeden Ort zwei Adelige, die die Ritterschaft des Orts bei Bedarf zusammenrufen sollten, nämlich im Odenwald und an Kocher und Jagst die Ritter Conrad von Berlichingen und Georg von Rosenberg, an der fränkische Saale, Rhön und Werra die Ritter Conrad von Hutten und Anton von Bibra, im Steigerwald und unter dem Bergrist den Würzburger Marschall Cunz von Schaumberg und Martin Truchseß, an der Baunach Hans von Stein zum Altenstein und Wilhelm Fuchs von Preppach, an Altmühl, Aisch und Eschelberg die Ritter Apel von Seckendorff und Paul von Absberg und auf dem Gebirge und im Vogtland die Ritter Eberhard von Streitberg und Caspar von Waldenfels.25 Die Einteilung der Orte knüpfte an die im 15. Jahrhundert gewachsenen Adelsregionen an. So begegnen die Regionen Rhön/Werra, Baunach und Steigerwald schon als Kernregionen und landschaftliche Untergliederungen der Einungen des Würzburger Stiftsadels. Zuletzt hatte sich 1483 diese Bewegung auf den Odenwälder Adel ausgedehnt. Hinzu traten jetzt die Regionen Gebirg und Altmühl, wobei die Ritterschaft auf dem Gebirge bereits in den Auseinandersetzungen zwischen den Bischöfen Johann von Würzburg und Georg von Bamberg im Jahre 1465 hervorgetreten war. In ganz ähnlicher Weise hatten sich 1488 im Zuge der Gründung des Schwäbischen Bundes die Viertel Neckar-Schwarzwald und Kocher der Gesellschaft mit St. Jörgenschild neu konstituiert.26

3. Die Ordnung zur Abwehr des Gemeinen Pfennigs König Maximilian war über die Absage der Adeligen verständlicherweise verärgert.27 Er erwog, sie und die Ritterschaft in Schwaben kurzfristig, noch vor dem nächsten, auf den 2. Februar 1496 nach Frankfurt anberaumten Reichstag, auf einen Tag nach Nördlingen zu laden, um im Beistand der umliegenden Fürsten mit ihnen weiter wegen des Gemeinen Pfennigs zu verhandeln. Zugleich befürchtete er, daß auf dem Tag wieder nicht alle Adeligen erscheinen oder sie den Gemeinen Pfennig gänzlich ablehnen würden, was dazu führen könne, daß auch andere Stände den Gemeinen Pfennig verweigerten und ihm hierfür die Schuld gegeben würde. Wenn er aber nichts unternehme, könne sich die Ritterschaft inzwischen vereinigen und ihren Widerstand versteifen. Er erwog daher auch, den Gemeinen Pfennig sofort von jedem Adeligen einzeln durch seine Hauptleute einfordern zu lassen, und erbat den Rat verschiedener süddeutscher Fürsten, wie er weiter verfahren solle. Die Antworten der befragten Fürsten fielen unterschiedlich aus. Bischof Wilhelm von Eichstätt riet, trotz der kurzen Frist soviel wie möglich mit dem Adel zu verhandeln, damit die Reichsstände auf dem Reichstag in Frankfurt sehen könnten, daß es 25 StAW RRsch 50I, fol. 30v und 61v. 26 Carl, Vom Appenzeller Krieg zum Schwäbischen Bund, S. 125; Obenaus, S. 231. 27 Zum folgenden vgl. DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1710, S. 1252 f.

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König Maximilian nicht an Mühe habe fehlen lassen.28 Bischof Johann von Worms hingegen riet davon ab, die Ritter einzeln zur Zahlung aufzufordern. Dies verursache einen unverhältnismäßig großen Aufwand. Nur wenige würden voraussichtlich eine verbindliche Antwort geben. Die anderen würden sich, wenn sie nicht rundheraus ablehnten, darauf zurückziehen, daß sie das tun wollten, was die Ritterschaft insgesamt tun werde. Im übrigen verwies er auf den Abschied von Worms, demzufolge es Sache der drei fränkischen Fürsten war, mit der Ritterschaft zu verhandeln. Daher solle über diesen Abschied hinaus bis zum 2. Februar 1496 nichts unternommen werden.29 Ebenso riet Bischof Friedrich von Augsburg davon ab, außerhalb des in Worms beschlossenen Verfahrens, und das hieß im Ergebnis vor dem Reichstag in Frankfurt, etwas zu unternehmen.30 Der Reichstag in Frankfurt kam jedoch nicht zustande, weil König Maximilian und infolgedessen auch die Reichsstände dort nicht erschienen.31 Von den Schreiben König Maximilians und seiner Erwägung, die Ritter durch seine Hauptleute einzeln zur Zahlung des Gemeinen Pfennigs aufzufordern, erhielt eine Gruppe fränkischer Adeliger am Hof Markgraf Friedrichs Kenntnis, zu der auch der Obmann des Bundes der markgräflichen Ritterschaft von 1495, der Ritter Erkinger von Seinsheim, gehörte.32 Sie setzten daraufhin den in Schweinfurt verabredeten Mechanismus der Ortstage in Gang.33 Diese sollten am 24.  Februar 1496 stattfinden. Die Erschienenen sollten über die Verhandlungen von Schweinfurt und die Haltung der schwäbischen und der wetterauischen Ritterschaft unterrichtet werden, daß auch diese gewillt seien, sich nicht von ihrem alten Herkommen dringen zu lassen und den Gemeinen Pfennig nicht zu geben. Ihnen sollte vorgehalten werden, daß sie durch freiwillige oder erzwungene Darreichung des Gemeinen Pfennigs zinsbar und – wenn der Gemeine Pfennig nicht, wie versprochen, nach vier Jahren ende – zu Eigenleuten gemacht und verachtet würden wie die Bauern. Ihrer Freiheiten, Rechte und altem Herkommen, die ihre Voreltern mit ihrem Blut erworben hätten, würden sie auf diese Weise verlustig gehen, welche schwerlich wieder zu erwerben seien. Die Verachtung könne so weit gehen, daß sie um ihre Dienste bei den Fürsten gebracht werden könnten. Sodann sollten je zwei Listen angefertigt werden, eine mit den Namen derer, die den Gemeinen Pfennig geben, und eine mit den Namen derer, die ihn nicht geben wollten. Letzteren sollte dann eröffnet werden, daß man beabsichtige, sich mit der schwäbischen Ritterschaft auf einem Tag in Schwäbisch Hall am 13. März 1496 gegen den Gemeinen Pfennig zu vereinigen, und solches auch mit der Ritterschaft in der Wetterau beabsichtige. Außerdem sollten die zum Widerstand Entschlossenen schwö28 29 30 31 32

Ebd. Nr. 1712, S. 1254. Ebd. Nr. 1713, S. 1255 f. Ebd. Nr. 1714, S. 1256 f. Vgl. DRTA m.R. 6 Nr. 2, S. 97 und Nr. 4, S. 99–103; Schmid, S. 311. Vgl. StAW RRsch 50I, fol. 63r und 64v–65v. Vgl. auch DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1711, S. 1253 f. Vgl. zum folgenden auch Fellner, S. 114–119. 33 StAW RRsch 50I, fol. 61r–62r.

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ren, das Ihr kainer in ansehen seines verderbnus den Pfennig geben woll und ob Ir einer oder mehr darob gefangen sein Slos behausung und andere liegende Guter es were erbe oder pfantschaft angewunnen, genomen oder vertorben wurde das sich die anderen on des oder desselben willen nicht richten laßen sollen noch wollen. Die Listen sollten die Hauptleute und vier bis sechs Verordnete aus jedem Ort auf einen Tag nach Bamberg am 8. März 1496 mitbringen, wo ein endgültiger Beschluß gefaßt werden sollte.34 Der Gefahr der Spaltung durch Zahlungsaufforderungen an einzelne Adelige sollte also durch eine Solidarisierung der Ritterschaft begegnet werden, und zwar sowohl unter den fränkischen Adeligen als auch mit den Ritterschaften in Schwaben und in der Wetterau. Darüber hinaus befürchteten die Anführer der fränkischen Ritterschaft offenbar, daß König Maximilian versuchen könnte, den Gemeinen Pfennig mit Gewalt einzutreiben, und faßten die Organisation eines gewaltsamen Widerstands hiergegen ins Auge. Aus einem Brief Erkingers vom 17. Februar an den Ritter Conrad von Hutten, den Würzburger Hofmeister Hans Fuchs von Bimbach, den Würzburger Marschall Cunz von Schaumberg, Anton von Bibra und Bartholomäus von Herbilstadt geht hervor, daß diese Änderungen an der Instruktion der beschedigung und der Rüstung halben in ein veldt gehorig wünschten.35 Auf dem Tag des Orts Gebirg in Kulmbach beschlossen die Anwesenden am 2. März tatsächlich, sich mit den anderen Adeligen gegen den Gemeinen Pfennig zu verbünden.36 Im Ort Rhön/Werra schworen 145 Adelige, das ir keiner sein verderben oder hern dienst wolle ansehen, den gemainen pfennig nicht zugeben.37 Der Tag von Bamberg verzögerte sich bis zum 8. April.38 Auf diesem beschlossen die Abgesandten der 6 Orte zunächst eine Werbung an die drei fränkischen Fürsten, die Ritterschaft vor Gewalt durch König Maximilian zu schützen. Sie seien von Steuern immer befreit gewesen, wollten aber als treue Ritter und Knechte des Reichs gegen die Ungläubigen kämpfen. Ebenso sollte die coburgische Ritterschaft bei den Herzögen von Sachsen werben. Zugleich beschlossen sie eine Ordnung, um sich einer gewaltsamen Eintreibung des Gemeinen Pfennigs notfalls mit Gewalt zu widersetzen. Hierzu sollte jeder Adelige mit einem Vermögen von 2.000 fl einen Reisigen und drei Fußknechte ausrüsten und auf Erfordern der Hauptleute erscheinen. Jeder Fußknecht sollte mit einem Krebs und einem Goller gerüstet sein. Die Hälfte der Fußknechte sollte mit langen Spießen, ein Viertel mit Hellebarden und ein Viertel mit Handbüchsen oder Armbrüsten bewaffnet sein. Außerdem sollte jeder einen Degen oder ein langes Messer führen, die mit den Spießen und den Handbüchsen oder Armbrüsten zusätzlich ein Beil. Ferner sollte auf je zehn Reisige und je 20 Fußknechte ein Wagen mit einer Eisenkette, zwei Eisenschaufeln, zwei Rothacken, zwei Holzschaufeln und zwei Pickeln kommen und jeder Ort vier gute Steinbüchsen, jede mit 50 Steinen, vier Feldschlan34 35 36 37 38

Ebd., fol. 63r–64v. Ebd., fol. 62rv. Vgl. Linturius, S. 595. HStAMar 109, 211 (unfol.) und unten Anhang, S. 584–586. HStAMar 109, 211 (unfol.) und unten Anhang, S. 587–592.

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gen, 20 Hakenbüchsen, vier Tonnen Pulver und zwei Zentner Blei bereitstellen. Zum Obersten Feldhauptmann bestimmten die Abgesandten Wilhelm von Schirnding und ordneten ihm Cunz von Wirsberg für den Ort Gebirg, den Ritter Paul von Absberg für den Ort Altmühl, den Würzburger Hofmeister und Ritter Hans Fuchs für den Ort Steigerwald, den Ritter Georg von Rosenberg für den Ort Odenwald, den Ritter Sigmund von Thüngen für den Ort Rhön/Werra und Hans von Stein zum Altenstein den Älteren für den Ort Baunach bei. Wenn einer wegen des Gemeinen Pfennigs überzogen würde, sollten ihm die Nachbarn, die bis zu ein oder zwei Tagereisen entfernt saßen, auf Aufforderung durch den Obersten Feldhauptmann oder seine Räte oder den Ortshauptmann mit ganzer Macht helfen. Wenn jemand wegen des Gemeinen Pfennigs beschädigt würde, sollten der Oberste Feldhauptmann und die Hauptleute und Räte der Orte beraten, wie ihm zu helfen sei. Die Namen derjenigen, die den Vertrag annahmen, sollten aufgezeichnet werden, und wie stark jeder gerüstet erscheinen wolle. Es folgten Bestimmungen darüber, wem Gefangene und Beute zustehen sollten. Ferner beschlossen die Abgesandten die Erhebung einer Anlage von einem Ort eines Guldens (¼ Gulden) von 1.000 fl Vermögen zur Bezahlung von Botenlöhnen und anderem. Innerhalb eines Monats sollten weitere Versammlungen in den Orten abgehalten und hierauf alle Adeligen geladen werden. Diejenigen Adeligen, die sich bisher nicht verpflichtet hatten, den Gemeinen Pfennig nicht zu geben, sollten dies auf den Ortstagen tun, und aufgezeichnet werden, wer sich verpflichtet hatte und wer nicht. Wer den Gemeinen Pfennig geben wolle, dem sollten folgende Artikel vorgelesen werden: Niemand solle sich mehr mit ihnen oder ihren Söhnen und Töchtern verheiraten, Gesellschaft mit ihnen haben, ihnen auf Rechtstagen beistehen oder sonst Hilfe leisten. Ausgenommen waren lediglich die Verpflichtungen aus Burgfrieden und Ganerbschaften. Den anderen sollte gesagt werden, daß sie sich dem Gemeinen Pfennig gewaltsam widersetzen wollten. Auf einem weiteren Tag in Bamberg am 17. Mai wurden diese Artikel dahingehend ergänzt, daß der Hauptmann des Orts den anderen Hauptleuten melden und diese die Hilfe aufbieten sollten, wenn jemand wegen des Gemeinen Pfennigs überzogen würde.39 In jedem Ort sollten zwei Einnehmer für die Anlage bestellt werden. Die Aufzeichnungen über die Vertragsmitglieder und ihre Geldleistungen sollten von den Einnehmern geheimgehalten, aber dem Feldhauptmann und den Räten bei einem Feldzug übergeben werden. Die Hauptleute sollten diejenigen nochmals laden, die noch nicht zugesagt hatten. Wenn jemand von einem Grafen höre, daß er den Gemeinen Pfennig auch nicht geben wolle, solle er dies den Hauptleuten und den Räten mitteilen, damit diese mit dem Grafen verhandeln konnten, dem Vertrag beizutreten. In der Folgezeit ließ König Maximilian die fränkische Ritterschaft erneut durch die drei fränkischen Fürsten auf den 30. Juli nach Schweinfurt laden, um über seinen geplanten Romzug zu verhandeln.40 König Maximilian wollte nämlich in diesem Som39 HStAMar 109, 211 (unfol.) und unten Anhang, S. 592–594. 40 DRTA m.R. 6 Nr. 30, S. 123.

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mer über die Alpen ziehen, um König Karl von Frankreich und dessen Anhänger in Italien zu bekämpfen und sich dann in Rom zum Kaiser krönen zu lassen. Hierzu hatte er bereits am 23. Mai die allgemeine Aufforderung erlassen, sich am 1. Juli in Feldkirch gerüstet zu versammeln, den Romzug anzutreten und ihm ein Vierteljahr lang zu dienen.41 Die Kosten hierfür wollte er später erstatten. Über den Verlauf des Tags von Schweinfurt ist jedoch nichts Genaues überliefert. Angeblich erschienen dort die Hauptleute des Adels aus ganz Oberdeutschland und lehnten es ab, den Gemeinen Pfennig zu geben.42 Sie wollten aber gegen die Ungläubigen kämpfen. Das Bündnis der fränkischen Ritterschaft dürfte auch erheblich zu dem Widerstand des Adels im Odenwald beigetragen haben, auf den Erzbischof Berthold von Mainz stieß, als er versuchte, den Gemeinen Pfennig im Mainzer Oberstift einsammeln zu lassen.43 Im Amt Buchen und Buseck verboten die von Adelsheim, von Berlichingen, von Riedern, von Rosenberg und andere den Einwohnern von 18 Dörfern vollständig, den Gemeinen Pfennig zu geben.44 In den Ämtern Walldürn, Külsheim, Tauberbischofsheim, Amorbach und Miltenberg verboten die Grafen Johann und Asmus von Wertheim und Angehörige der Familien von Dürn, von Eichholzheim, von Gebsattel, von Hartheim, von Riedern, von Rosenberg, Rüdt von Collenberg und Bödigheim, von Schweinsberg und von Stettenberg ebenfalls einzelnen Dörfern oder zumindest ihren Hintersassen in diesen, den Gemeinen Pfennig zu geben.45 Dagegen stellten die drei fränkischen Fürsten ihre Bemühungen zur Einsammlung des Gemeinen Pfennigs offenbar vorläufig ein. Zwar hatte Markgraf Friedrich bereits im Oktober 1495 seine Amtleute und Vertreter der Städte, Märkte und Ämter auf den 5. November und die Prälaten auf den 6. November nach Ansbach bestellt, um sie zur Zahlung des Gemeinen Pfennigs aufzufordern,46 ebenso Bischof Heinrich von Bamberg seine Landschaft für den 6. November nach Bamberg.47 Eingesammelt wurde der Gemeine Pfennig im Fürstentum Ansbach jedoch erst im Januar 1497, im Hochstift Würzburg im Februar und März 1497 und im Fürstentum Kulmbach und im Hochstift Bamberg in der Woche nach Ostern 1497. Nachdem im Jahr 1496 kein einziger Pfennig in Frankfurt abgeliefert worden war, beschlossen die königlichen Räte und die Reichsstände auf dem Reichstag in Lindau am 9. Februar 1497, der Gemeine Pfennig solle nunmehr bis zum 5. März eingesammelt

41 42 43 44 45

Ebd. Nr. 11, S. 110. Vgl. Linturius, S. 596. Vgl. hierzu auch Schmid, S. 489. StadtAF RSN 2762, I 7, fol. 1v. Ebd. I 8 (Walldürn), fol. 2r; I 9 (Külsheim), fol. 1v; I 10 (Tauberbischofsheim), fol. 1r–2r; I 11 (Amorbach), fol. 4r und I 12 (Miltenberg), fol. 2v. 46 DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1654–1656 und 1658, S. 1207–1211. 47 StAB B 28, 12, fol. 3r. Vgl. auch DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1657, S. 1209.

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und abgeliefert werden.48 Daraufhin baten der Würzburger Hofmeister Hans Fuchs von Bimbach und Conrad von Hutten, beide Ritter, der Würzburger Marschall Cunz von Schaumberg, Anton von Bibra, Karl von Grumbach, Otto Voit von Salzburg und Neithart von Thüngen am 22.  Februar 1497 Markgraf Friedrich, seine Räte gleich denen der Bischöfe von Bamberg und Würzburg an König Maximilian zu verordnen, um ihnen den Gemeinen Pfennig zu erlassen, und hierfür Hans von Seckendorff zu beurlauben.49 Tatsächlich ritten der Würzburger Hofmeister Hans Fuchs von Bimbach, Erkinger von Seinsheim und der markgräfliche Hofmeister Hans von Seckendorff im Juli wegen des fränkischen Adels zu König Maximilian.50 Näheres über den Verlauf der Gesandtschaft ist aber nicht bekannt. In Ausführung des Beschlusses vom 9. Februar 1497 gingen nunmehr auch die drei fränkischen Fürsten daran, den Gemeinen Pfennig einzusammeln. Im Fürstentum Ansbach wurde er im Januar eingesammelt,51 im Hochstift Würzburg wohl im wesentlichen im Februar und März52 und im Fürstentum Kulmbach und im Hochstift Bamberg in der Woche nach Ostern.53 Allerdings scheinen die drei Fürsten den Gemeinen Pfennig nur von ihren Untertanen und den Untertanen der Geistlichen und der Bürger eingesammelt zu haben. So jedenfalls lautete eine entsprechende Instruktion Markgraf Friedrichs aus dem Jahr 1495.54 Im Bereich der Herrschaft des Klosters Wülzburg im Fürstentum Ansbach wurde der Gemeine Pfennig offenbar nur von denjenigen Personen eingesammelt, die dem Kloster auch sonst Steuer und Reise schuldeten.55 In vier Dörfern, in denen die Obrigkeit Engelhardt von Ehenheim und den Schenken von Geyern gehörte, vergab das Kloster einzelne Lehen, erhielt von diesen aber keine Steuer und Reise und dementsprechend auch nicht den Gemeinen Pfennig.56 Im Amt Werdeck verbot Wilhelm von Bebenburg seinen armen Leuten, den Gemeinen Pfennig zu geben, mit der Begründung, sie seien dem Markgrafen mit keiner Obrigkeit unterworfen, wie auch die armen Leute des Ernst von Wollmershausen, Friedrichs von Seinsheim und Wilhelms von Crailsheim, die auch bei ihrem alten Herkommen gelassen worden seien.57 Am 20.  Februar 1497 befahl Bischof Lorenz von Würzburg seinem Keller in Mellrichstadt, den Gemeinen Pfennig auch von den Untertanen des Adels einzusammeln, allerdings nur von denjenigen, die dem Bischof auch sonst Steuer, Reise, Atzung und Lager schuldeten.58 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58

DRTA m.R. 6 Nr. 51, S. 339 f. StAB GHAP 7852, a. E. DRTA m.R. 6 Nr. 122, S. 453. Rechter, Reichssteuerregister 1, S. XIII. Vgl. Schmid, S. 514. Linturius, S. 597. DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1651, S. 1206. Vgl. Rechter, Reichssteuerregister 1, S. 133–149 und 491–498. Ebd., S. 493 und 495 f. StAN FstBrAnsb BrLit 323, fol. 392r. StAW Hist 234, fol. 7v.

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Nach dem Lindauer Reichstag wurde die fränkische Ritterschaft nicht mehr zur Zahlung des Gemeinen Pfennigs aufgefordert. Am 12.  Juli 1497 hielten es die Reichsstände auf dem Reichstag in Worms nicht für zweckmäßig, der Ritterschaft in Franken und Schwaben wegen des Gemeinen Pfennigs zu schreiben, sondern wollte sie lieber vorladen und mündlich mit den Rittern verhandeln.59 Eine entsprechende Aufforderung König Maximilians, den Adel Frankens, des Kraichgaus, der Ortenau und der Wetterau vorzuladen,60 lehnten die Reichsstände auf dem Reichstag in Freiburg am 2. Januar 1498 aber mit der Begründung ab, es sei völlig aussichtslos, mit der Ritterschaft über den Gemeinen Pfennig zu verhandeln, solange die mächtigsten Reichsstände ihn selbst noch nicht erlegt hätten.61 Im Ergebnis zahlten damit weder die Ritter selbst noch ihre Untertanen den Gemeinen Pfennig. Nur ein einziger fränkischer Ritter, Veit von Wallenrod, zahlte am 21. Mai 1498 für die Jahre 1497 und 1498 für sich und seine Untertanen 15 Gulden, 7 Pfund und 3 Pfennige.62 Es handelte sich dabei wohl um eine Art Gegenleistung für die Unterstützung, die ihm König Maximilian und die Reichsstände in seinem Streit mit Philipp von Guttenberg gewährten.63

4. Die fränkische Ritterschaft und der Schweizer Krieg von 1499 Das nächste Mal hören wir von der fränkischen Ritterschaft im April 1499.64 Grafen, Freiherren und Ritterschaft in Schwaben wandten sich an eine Versammlung in Bamberg und baten um Hilfe gegen die Schweizer. Im Januar 1499 war nämlich ein Krieg zwischen dem Schwäbischen Bund und der Schweizer Eidgenossenschaft ausgebrochen.65 Der Schwäbische Bund hatte mehrere Schlachten verloren, und die Eidgenossen drohten in Schwaben einzufallen. Die Versammlung in Bamberg beschloß daraufhin, den Standesgenossen in Schwaben zu Hilfe zu eilen. Hierzu sollte jeder Adelige von 1.000 fl Vermögen einen Gulden geben. Davon sollten Reisige aus dem fränkischen Adel bestellt und den Schwaben zu Hilfe geschickt werden. Diese Hilfe sollte auf parallelen Ortstagen am 6. Mai beschlossen werden. Ob es hierzu kam, ist nicht überliefert. Zwar berichtete der Hauptmann des Orts Gebirg, Cunz von Wirsberg, zum Jahr 1501, es habe zuvor schon mehrere Anlagen gegeben.66 Es ist aber nicht ersichtlich, auf welche Anlagen er sich damit bezog. Eine Teilnahme fränkischer

59 60 61 62 63 64 65 66

DRTA m.R. 6 Nr. 102, S. 439. Vgl. auch ebd. Nr. 74, S. 420 f. Ebd. Nr. 30, S. 515. Ebd. Nr. 43, S. 523. StadtAF RSN 2757, fol. 39r; zitiert bei Schmid, S. 473, Anm. 190. Vgl. DRTA m.R. 6 Nr. 51, S. 345; Nr. 152, S. 483 und Nr. 119, S. 738. Vgl. zum folgenden Höfler, Fränkische Studien (1852) Nr. 132, S. 239 f. Vgl. hierzu Klüpfel 1, S. 272–320; Pirckheimer, S. 60–77. GNM 2o Hs 130035, fol. 9r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Ritter am Schweizerkrieg ist außerhalb des Kontingents, das Markgraf Friedrich als Verbündeter des Schwäbischen Bundes stellte,67 nicht überliefert.68

5. Die Ordnung zur Abwehr der Reichsanlage von 1500 Auf dem Reichstag in Augsburg im Jahre 1500 beschlossen König Maximilian und die Reichsstände zum Widerstand gegen die Türken und andere Gewalt sowie zur Handhabung Friedens und Rechtens die Aufstellung einer Kriegsmacht, indem je 400 Einwohner einer Pfarrei sechs Jahre lang einen Fußknecht besolden sollten.69 Auch die Ritter und Knechte des Reichs sollten hierzu etwas beitragen,70 und König Maximilian und das Reichsregiment hierüber mit der Ritterschaft in Franken, Schwaben und im Rheinland verhandeln.71 Das erwähnte Reichsregiment hatten die Reichsstände König Maximilian aufgenötigt. Es sollte aus 20  Personen bestehen und im Namen König Maximilians Frieden und Recht und den Widerstand gegen die Anfechter des Reichs handhaben.72 Ferner bestellten König Maximilian und die Reichsstände Herzog Albrecht von Bayern zum Reichshauptmann zur Vollziehung Friedens und Rechtens und zum Widerstand gegen die Türken.73 Daß König Maximilian und das Reichsregiment und nicht die drei fränkischen Fürsten mit der Ritterschaft in Franken über die Reichsanlage verhandeln sollten, stellte einen Präzedenzfall dar. Es ist nicht überliefert, wie es zu diesem Beschluß kam. Möglicherweise beruhte er darauf, daß König Maximilian den drei Fürsten die Schuld am Scheitern der Verhandlungen mit der Ritterschaft im Jahre 1495 gab.74 All dies scheint den fränkischen Adel in Unruhe versetzt zu haben.75 Am 15. November geboten Kurfürst Friedrich und Herzog Johann von Sachsen ihren Amtleuten und Pflegern in der Pflege Coburg und im Vogtland, sich in Bereitschaft zu halten, da es Aufruhr und Empörung in den angrenzenden Landen gebe.76 Am 7. Dezember luden Graf Michael von Wertheim, die Ritter Hans Fuchs, Würzburger Hofmeister,77 67 Vgl. Klüpfel 1, S. 334 sowie Berlichingen, S. 60–63. 68 Vgl. Klüpfel 1, S.  336 und Pirckheimer, S.  82–87 (Teilnahme fränkischer Ritter am Gefecht bei Stockach) sowie Klüpfel 1, S. 323–387 und Pirckheimer, S. 86–133 (zum weiteren Kriegsverlauf). 69 NS 2, S. 60, §§ 23 f.; Hofmann, Quellen, Nr. 2a, S. 25 f., §§ 23 f. 70 NS 2, S. 62, § 41; Hofmann, Quellen, Nr. 2a, S. 29, § 41. 71 NS 2, S. 84, Nr. XLVIII. 72 NS 2, S. 56, § 1; Weinrich, QRRef, Nr. 57, § 1, S. 486; Hofmann, Quellen, Nr. 2a, S. 19 f., § 1. 73 NS 2, S. 85, Nr. LIV. 74 Vgl. DTRA m.R. 6 Nr. 10, S. 108. 75 Vgl. hierzu und zum folgenden auch Fellner, S.  122–127 und Rupprecht, Guttenberg, S. 390–392. 76 Burkhardt Nr. 77, S. 50. 77 Vgl. Reuschling, S. 162.

Die Ritter und der Gemeine Pfennig von 1495

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Georg von Rosenberg und Sigmund von Thüngen, der Würzburger Marschall Hans Truchseß von Wetzhausen78 und andere Adelige, die sich in Würzburg versammelt hatten, zu einem Tag nach Schweinfurt am 10. Januar.79 Am 22. Dezember forderten Kurfürst Friedrich und Herzog Johann von Sachsen ihre Prälaten, Grafen und Herren, die Ritterschaft, Amtleute und Städte auf, die Ihren gemäß dem auf dem Reichstag in Augsburg beschlossenen Anschlag anzulegen, so daß jeder nach seinem Vermögen dazu helfe, einen Kriegsmann für ein Jahr zu besolden, so daß je 400 Personen einen stellten, der für ein Jahr 52 fl erfordere, und das Geld bis zum 22. Februar 1501 nach Torgau abzuliefern.80 Hiervon waren auch die fränkischen Ritter in der sächsischen Pflege Coburg betroffen. In Schweinfurt beschlossen die versammelten Grafen, Herren und Ritter, sich der Veranlagung zu widersetzen.81 Jeder Adelige sollte sich gemäß seiner Verpflichtung nach der Ordnung zur Abwehr des Gemeinen Pfennigs bis zum 22. Februar rüsten. Ferner sollten in jedem Ort acht bis zehn Schlösser ausgerüstet und besetzt werden. Außerdem beschlossen sie Gesandtschaften an König Maximilian und das Reichsregiment in Nürnberg und an die drei fränkischen Fürsten. Die Gesandten an die drei fränkischen Fürsten sollten diesen eröffnen, sie hätten sich gegen die Veranlagung der coburgischen Ritterschaft durch die Herzöge von Sachsen zusammengeschlossen, und die drei Fürsten um Hilfe gegen Vergewaltigung bitten. Wenn die Gesandten eine abschlägige Antwort erhielten, sollten sie den drei Fürsten mitteilen, daß die Ritterschaft dann anderenorts Hilfe suchen müsse, was den Fürsten möglicherweise nachteilig sein werde. Wenn sie daraufhin wiederum eine abschlägige Antwort erhielten, wollten der Ort Odenwald die Grafen, Herren und die Ritterschaft der Wetterau und des Rheinlands, den Kurfürsten von der Pfalz, die Grafen von Hohenlohe und von Löwenstein und die Herren von Weinsberg, der Ort Altmühl die Schwaben, der Ort Steigerwald seine Nachbarn, die Orte Rhön/Werra und Baunach die Landgrafen von Hessen und die Grafen von Rieneck und der Ort Gebirg die Burggrafen von Meißen, die Böhmen und die Waldleute um Hilfe ersuchen. Schließlich wandten sich die Versammelten gegen Räuberei und Plackerei, deren die fränkische Ritterschaft bezichtigt würde. Hierzu entwarfen sie eine Einung gegen Räuberei und unrechte Gefangennahme.82 Die Teilnehmer sollten keine Räuberei begehen oder gestatten und niemanden ohne vorherige Fehdeansage gefangennehmen oder in ihren Schlössern gefangenhalten oder schatzen, das heißt, ein Lösegeld von ihm erpressen. Wer diese Ordnung nicht beachtete, mit dem sollte keine Gemeinschaft mehr gehalten werden und er auch keine Hilfe erhalten. Wer Überfahrer wissentlich beherbergte 78 Ebd., S. 165. 79 ThStAMgn GHA II 181/15; StAB GHAP 7853 (unfol.). 80 Burkhardt Nr. 78, S. 50 f.; HStAMar 109, 211 (Abschrift). Vgl. auch StAW Stdb 1012, fol. 369v und GNM 2o Hs 130035, fol. 7v. 81 HStAMar 109, 211 (unfol.) und unten Anhang, S. 597–599 (Beschlüsse des Orts Rhön/Werra vom 11. Februar 1501). 82 ThStAMgn GHA II 222, fol. 1r–2r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

oder ihnen sonst Vorschub leistete, sollte wie ein Überfahrer behandelt werden. Auch sollte niemand einen anderen frevelhaft an seiner Ehre beschuldigen. Wer dies tat, musste die Beschuldigung binnen Jahresfrist vor einem Fürsten oder dem Grafen N beweisen. Auf das Anbringen der Gesandten des fränkischen Adels, des Ritters Konrad von Künsberg und der Edelknechte Martin Truchseß, Cunz Marschalk, Martin von Redwitz und Karl von Rotenhan, antworteten die Räte Bischof Heinrichs von Bamberg und des Domkapitels am 16. Januar ausweichend, sie wollten dies an ihre gnädigen Herren bringen.83 Auf die Drohung der Gesandten, wenn ihre Bitte abgeschlagen werde, hätten sie sich vereinigt, anderenorts Hilfe zu suchen, antworteten Bischof Heinrich und das Domkapitel, sie wüßten, daß das Hochstift auf den Adel gegründet sei. Die Herzöge von Sachsen führten aber nur den Beschluß des Reichstags aus. Bischof Heinrich habe die Anlage jedoch für niemanden bewilligt außer die, derer er mächtig sei, insbesondere nicht für den Adel. Die Drohungen der Gesandten beeindruckten die Bischöfe Heinrich von Bamberg und Lorenz von Würzburg dann doch soweit, daß ihre Räte am 8. Februar 1501 in Würzburg beschlossen, die Bischöfe sollten gemeinsam mit Markgraf Friedrich eine Botschaft an König Maximilian und das Reichsregiment schicken mit der Bitte, die Anlage gegenüber der Ritterschaft einzustellen, um Aufruhr zu vermeiden.84 Die Gesandten sollten vortragen, der Artikel des Reichsabschieds den Adel betreffend sei als Bitte formuliert und nicht auf Ernst oder Zwang gestellt. Die drei Fürsten hätten für den Adel nichts zugesagt und dies gegenüber den Reichsständen auch deutlich gemacht. Der fränkische Adel habe sich gegen die Anlage vereinigt, weil sie gegen sein altes Herkommen verstoße. Wenn der Adel gegen seinen Willen genötigt werden solle, werde es einen Aufstand geben. Er werde auch den gemeinen Mann gegen die Anlage aufwiegeln. Wenn sich der Adel gegen die drei Fürsten wende, könnten sie dem Reich nicht mehr dienen. König Maximilian und das Reichsregiment sollten daher über andere Möglichkeiten nachdenken, vom Adel einen Reiterdienst zu erhalten, der mit dem alten Herkommen vereinbar war. Auf einem Tag in Münnerstadt am 11. Februar wählte der Ort Rhön/Werra Sigmund von Thüngen zu seinem Hauptmann anstelle des verstorbenen Diez von Thüngen und die Ritter Ludwig von Hutten und Hans von Bibra und den Edelknecht Hans von der Tann zu Räten und legte fest, welche Adelsfamilien die Geschütze zur Verfügung stellen sollten, die der Ort nach der Ordnung zur Abwehr des Gemeinen Pfennigs aufbringen sollte.85 Auf einem weiteren Tag in Höchstadt an der Aisch am 21. März fertigten die Vertreter der 6 Orte die beschlossene Gesandtschaft an das Reichsregiment in Nürnberg

83 StAW Stdb 1012, fol. 369v–370r. 84 Vgl. ebd., fol. 370rv. 85 HStAMar 109, 211 (unfol.) und unten Anhang, S. 595–597.

Die Ritter und der Gemeine Pfennig von 1495

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ab.86 Auf den Bericht des Statthalters, des Kurfürsten Friedrich von Sachsen, und des Reichsregiments über die Verhandlungen antwortete König Maximilian am 9. April, er befürchte, daß der fränkische Adel nur schwer in die Reichsordnung (die Reichsanlage) zu bringen sein werde.87 Gegen das Reich wendeten sie sich an die Fürsten, gegen die Fürsten an das Reich und vermeinten so, gegenüber beiden ganz frei zu bleiben. Zur Strafe sollten sie dem Reich mit 1.000 Pferden laut der Reichsordnung, aber auf Kosten des Reichs dienen. Außerdem scheinen sich die Adeligen über die Bestimmung der Reichskammergerichtsordnung beschwert zu haben, daß jede Partei nur drei Schriften einreichen solle.88 Ferner beschlossen die 6 Orte in Höchstadt die Aufstellung einer Kriegsmacht von 1.960 Reitern und 7.500 Fußknechten. Hiervon sollten der Ort Gebirg 400 Reiter und 2.000 Fußknechte, der Ort an der Baunach 300 Reiter und 800 Fußknechte, der Ort Rhön/Werra 400 Reiter und 1.200 Fußknechte, der Odenwald 400 Reiter und 2.000 Fußknechte, der Ort Altmühl 260 Reiter und 900 Fußknechte und der Steigerwald 200  Reiter und 600  Fußknechte aufbringen.89 Zum Obersten Hauptmann wurde Graf Michael von Wertheim gewählt.90 Der Beschluß zur Aufstellung einer Kriegsmacht könnte eine Reaktion auf entsprechende Rüstungen Herzog Albrechts von Bayern und des Schwäbischen Bunds gewesen sein. Herzog Albrecht hatte den Schwäbischen Bund auf einem Bundestag in Nürnberg am 10. Januar um Hilfe gegen seine Feinde und Beschädiger gebeten,91 unter denen sich wohl auch fränkische Ritter befanden.92 Der Schwäbische Bund hatte daraufhin beschlossen, König Maximilian zu bitten, gegen die Landfriedensbrecher vorzugehen oder Herzog Albrecht als Reichshauptmann hiermit zu beauftragen. In der Zwischenzeit sollten sich die Bundesmitglieder rüsten. Der Schwäbische Bund konnte im ersten Aufgebot 9.000 Fußknechte und 1.250 Reiter ins Feld stellen,93 also etwas mehr Fußknechte, aber weniger Reiter als die fränkische Ritterschaft. Auf einem weiteren Bundestag in Augsburg am 25. März beschloß der Schwäbische Bund sodann, seine Truppen auf Erforderung seines Feldhauptmanns Herzog Albrecht zu einem von König Maximilian zu bestimmenden Datum mit den Truppen anderer Reichsstände, die ebenfalls zu Hilfe gerufen werden sollten, zu vereinigen.94 Ferner berichtete der Ritter Sigmund von Thüngen am 14. April Graf Michael von Wertheim von heimlichen Rüstungen Herzog Albrechts.95 86 StAWt GA 48, 9 (Beglaubigungsschreiben der Ritterschaft zu Höchstadt für Sigmund von Thün-

gen und Jörg Truchseß).

87 88 89 90 91 92 93 94 95

Harpprecht 2 Nr. 125, S. 421 f.; RI 14,3,1 Nr. 11812. Vgl. hierzu NS 2, S. 75–77, Art. 13–16. GNM 2° Hs 130035, fol. 38r und 41v. Vgl. ebd., fol. 8r. Klüpfel 1, S. 428 f. Vgl. RI 14,3,1 Nr. 12024. Datt, S. 360, § 46. Klüpfel 1, S. 432–435. StAWt GA 48, 9 (unfol.).

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Der fränkische Adel bat seinerseits Grafen, Herren und Ritterschaft des Rheins, des Elsaß, des Wasgaus, der Pfalz, des Rheingaus und des Kraichgaus auf einem Tag in Speyer am 25. April um Hilfe.96 Die rheinischen Adeligen wollten jedoch vor einem endgültigen Beschluß die Trierer Ritterschaft und die Ritter aus der Eifel hinzuziehen und setzten einen weiteren Tag auf den 6. Juni an, auf den die fränkischen Adeligen Bevollmächtigte schicken sollten. Unbeschadet dessen sollen etliche rheinische Adelige schon damals ihre Hilfe zugesagt haben. Zugleich setzte die fränkische Ritterschaft ihre Bemühungen um eine diplomatische Lösung fort. Auf ihre Bitte fertigten die Bischöfe Lorenz von Würzburg und Veit von Bamberg und Markgraf Friedrich Ende April erneut eine Gesandtschaft an König Maximilian ab.97 Auf einem Tag des Orts Gebirg in Kulmbach am 3. Mai 1501 wurde der Anschlag des Orts auf die einzelnen Adeligen verteilt.98 Er erbrachte 712  Reiter, 1.754  Fußknechte und 40  Lichtschützen, insgesamt also die vorgesehene Anzahl, aber gegenüber dem Anschlag mehr Reiter und weniger Fußknechte, weil die Adeligen lieber beritten zu Felde zogen.99 Ferner beschloß der Ort eine Anlage von einem Gulden auf 1.000 fl Vermögen, von der Cunz von Wirsberg als Feldhauptmann des Orts weitere Fußknechte, Pulver, Pfeile, Wagenparkmeister, Trompeter und anderes mehr bestellen sollte.100 Die Anlage wurde aber nur äußerst sporadisch gezahlt, so daß am Ende die Ausgaben (hauptsächlich für Botenlöhne) die Einnahmen von 311 fl 2 kr und 3 pf um 17 fl, 3 kr und 6 pf überstiegen.101 Im Notizbuch des Cunz von Wirsberg sind einige Antworten vogtländischer Ritter überliefert, warum sie die Anlage nicht bezahlten.102 Linhart von Zedtwitz behauptete, von den Beschlüssen von Kulmbach nichts zu wissen. Ulrich Sack begehrte zu wissen, wozu sich sein Bruder in Kulmbach genau verpflichtet habe. Jobst von der Heydt teilte mit, er sei gefangen und könne deshalb nicht mithelfen. Arnold von Planckenberg wandte ein, seine Hintersassen seien bereits durch die Herzöge von Sachsen veranlagt worden. Er habe deshalb zehnmal nach Kulmbach geschrieben, aber keine Antwort erhalten. Wenn die Ritterschaft gegen König Maximilian ziehe, wolle er persönlich helfen. Sein Sohn Hans von Planckenberg entschuldigte sich damit, daß er nichts eigenes habe und sein Vater ihm nicht helfe. Wenn er kein Pferd bekommen könne, wolle er aber zu Fuß kommen. Anna Groß schließlich erklärte, ihr Sohn halte sich außer Landes auf. Die Drohung mit dem Ausschluß von der adeligen Gemeinschaft hatte bei diesen Adeligen immerhin bewirkt, daß sie meinten, sich für 96 GNM 2° Hs 130035, fol. 45v. 97 Ebd., fol. 44r. 98 Ebd., fol. 25r–38r. Gedruckt: Rupprecht, Guttenberg, Anhang 1, S. 490–494; mit Abweichungen auch bei Waldenfels, S. 64–73. 99 GNM 2° Hs 130035, fol. 38r. 100 Ebd., fol. 9rv. 101 Ebd., fol. 49r–69v. Vgl. auch ebd., fol. 136r. 102 Ebd., fol. 139v–143v.

Die Ritter und der Gemeine Pfennig von 1495

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die Nichtzahlung entschuldigen zu müssen. Einige Adelige antworteten aber auch gar nicht.103 Im Zuge dieser Bemühungen fragte der Unterhauptmann im Vogtland, Jobst von Feilitzsch, ob er auch Ritter in Meißen anschreiben solle, die mit den Franken zusammen turniert hätten.104 Cunz von Wirsberg riet jedoch davon ab, sie in das Bündnis zu nehmen. In Meißen seien die Bauern der Ritter den Fürsten zinsbar. Wenn der fränkische Adel dazu helfe, den Fürsten die Bauern abzudringen, wäre das nicht Recht. Die fränkischen Ritter akzeptierten also die anders gelagerten Rechtsverhältnisse in Meißen. Auf diese Weise vermieden sie auch eine Konfrontation mit dem mächtigen Herzog von Sachsen. Am 2.  Juli rief Graf Michael von Wertheim die Hauptleute der Orte zur Rüstung auf, weil auch König Maximilian und Herzog Albrecht sich rüsteten.105 Die Ritter sollten bis zum 25. Juli bereit sein. Zu einer militärischen Konfrontation mit König Maximilian, Herzog Albrecht oder dem Schwäbischen Bund kam es indessen nicht. Vielmehr scheinen die diplomatischen Bemühungen der fränkischen Ritterschaft und der drei fränkischen Fürsten erfolgreich gewesen zu sein. König Maximilian war von Anfang an bestrebt gewesen, den fränkischen Adel auf dem Verhandlungswege zur Bezahlung der Reichsanlage oder wenigstens zur Leistung eines Reiterdienstes auf Kosten des Reichs zu veranlassen.106 Außerdem hatte der Schwäbische Bund am 24. Juni beschlossen, die Hilfe für Herzog Albrecht einzustellen und diesem vorläufig nur eine Hilfstruppe von 50 Reisigen zu schicken.107 Nach der Abwehr der Reichsanlage wandte sich der fränkische Adel im Jahre 1502 wieder der Bekämpfung von Räuberei und Plackerei zu. Von einem Treffen in Höchstadt an der Aisch aus schrieben Sigmund der Ältere, Herr zu Schwarzenberg, und andere Adelige an Graf Michael von Wertheim, den Gemeinen Pfennig und die Reichsanlage hätten sie durch Einigkeit abwehren können, wegen der Räuberei aber werde dem fränkischen Adel übel nachgeredet.108 Wenn sie dem nicht begegneten, würden es andere tun und die Ritterschaft dann auch mit anderem bedrängen. Graf Michael möge daher als Oberster Hauptmann einen Tag nach Bamberg auf den 8. Mai ausschreiben. Hintergrund der Initiative war vermutlich ein Strafzug der Reichsstadt Nürnberg im Januar 1502, auf dem sie die beiden „Raubschlösser“ Buchklingen und Brunn zerstört hatte.109

103 104 105 106 107 108 109

Ebd., fol. 140v und 143v. Vgl. ebd., fol. 138r. Ebd., fol. 146r und 150r. Vgl. RI 14,3,1 Nrn. 11812 und 11878 und RI 14,3,2 Nr. 14956. Klüpfel 1, S. 437. StAWt GA 48, 12 (unfol.). Deichsler, S. 649 f.; Seyboth, S. 262.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Der Tag scheint tatsächlich stattgefunden zu haben, denn unter dem 13. Mai und dem Ort Bamberg ist der Entwurf eines Vertrags zwischen den Grafen und Herren und der Ritterschaft überliefert.110 Die Adeligen sollten schwören, keine Räuberei zu begehen und niemanden gefangenzunehmen oder in ihren Schlössern gefangenzuhalten. Sie sollten sich auch nicht gegenseitig an ihrer Ehre beschuldigen. Wenn jemand dies doch tat, sollte ein Rechtstag angesetzt werden, und Kläger und Beklagter sollten ihr Vorbringen beschwören. Wenn sich später ein Schwur als falsch erweise, sollte der Betreffende für ehrlos, treulos und meineidig und jeder adeligen Gemeinschaft für unwürdig gehalten werden. Zu einem Abschluß des Vertrags scheint es indessen nicht gekommen zu sein.

6. Ergebnisse Mit dem Versprechen des friedlichen Austrags von Streitigkeiten und gegenseitiger Hilfe stand das Bündnis der markgräflichen Ritterschaft von 1495 in der Tradition der Einungen des Würzburger Stiftsadels. Zu diesem Zweck etablierte es sogar ein eigenes Bundesgericht, wenn auch nur für Ehrenhändel. Neu waren das Versprechen, keine Räuberei zu begehen oder zu dulden, und das Verbot des Zutrinkens. Mit dem Versprechen, keine Räubereien zu begehen oder zu dulden, wandten sich die Adeligen gegen die Begehung von Raub unter dem Deckmantel der Fehde. Es scheint dies ein ernstzunehmendes Problem gewesen zu sein. Denn in den Jahren 1501 und 1502 griffen einige Adelige das Thema erneut auf, um einen Strafzug Herzog Albrechts von Bayern oder anderer zu verhindern. Die Initiative zu dem Bündnis ging von der markgräflichen Ritterschaft aus und griff von dort auf die Würzburger und Bamberger Ritterschaft über, ohne dort allerdings vorläufig richtig Fuß fassen zu können. Dennoch bildete das Ausgreifen der Einungsbewegung auf den gesamten fränkischen Adel eine wichtige Voraussetzung dafür, daß sich im Dezember 1495 und Januar 1496 der Widerstand der Ritterschaft gegen den Gemeinen Pfennig so rasch organisierte. Mit dem Begehren nach Bewilligung und Bezahlung des Gemeinen Pfennigs trat im Jahre 1495 erstmals das Reich an die fränkische Ritterschaft heran. Es tat dies durch die Bischöfe Heinrich von Bamberg und Lorenz von Würzburg und Markgraf Friedrich von Brandenburg, die hierin durch eine Gesandtschaft König Maximilians unterstützt wurden. Die Einladung durch alle drei Fürsten gemeinsam war ein Novum und eine Ausnahme gegenüber allen anderen Landschaften und Fürsten. Sie erfolgte wohl wegen der besonderen Situation Markgraf Friedrichs, dessen Verhältnis zur Ritterschaft wegen der Gründung des Bundes getrübt war und der deshalb die Rückendeckung der beiden anderen Fürsten für die Verhandlungen mit der Ritterschaft über das heikle Thema des Gemeinen Pfennigs suchte, und wegen der Eile, mit der die 110 StAWt GA 48, 10 und 12 (jeweils unfol.)

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Verhandlungen geführt werden sollten. Einen Schritt weiter gingen König Maximilian und die Reichsstände beim Beschluß der Reichsanlage im Jahre 1500. Wegen dieser sollten König Maximilian und das Reichsregiment direkt mit der Ritterschaft, ohne Einschaltung der fränkischen Fürsten, verhandeln. Die fränkische Ritterschaft lehnte freilich die Erhebung des Gemeinen Pfennigs von sich und ihren Untertanen ab. Hierin zeigte sie sich einig mit den Ritterschaften der umliegenden Landschaften. Auch die Ritterschaften in Schwaben und in Bayern,111 in Kursachsen112 und in Hessen113 und wohl auch in der Pfalz114 lehnten den Gemeinen Pfennig ab. Die Ritter lehnten den Gemeinen Pfennig vor allem aus prinzipiellen Gründen ab. Sie dienten dem Reich – wenn überhaupt – nur persönlich und nicht mit einer Steuer. Die Abneigung der Ritter gegen eine Geldleistung zeigte sich ferner in der Ablehnung der Reichsanlage von 1500, in der sie eine Fortsetzung des Gemeinen Pfennigs erblickten. Sogar die Anlage zur Abwehr der Reichsanlage wurde im Ort Gebirg nur sporadisch gezahlt. Dabei war die Erhebung einer Anlage zur Deckung allgemeiner Unkosten in den Einungen des Würzburger Stiftsadels durchaus üblich. Flexibler zeigten sich daher die Führer der Ritterschaft, die das Instrument der Geldanlage auch 1499 zur Aufbringung der Hilfe für die Standesgenossen in Schwaben einsetzen wollten. In zweiter Linie beriefen sich die in Schweinfurt anwesenden Ritter darauf, sie seien zu wenige und könnten ohne die Abwesenden nichts bewilligen. Hierbei dürfte es sich um mehr als eine Ausrede gehandelt haben. Die Ritter wollten sich nicht durch eine einseitige Bewilligung von ihren Standesgenossen isolieren. Ständische Solidarität war ein hohes Gut in der Ritterschaft, wie auch die Mittel zeigen, mit denen sie den Gemeinen Pfennig bekämpfte. Die Ritter benutzten zur Abwehr des Gemeinen Pfennigs und der Reichsanlage drei Mittel. Erstens die kollektive Selbstverpflichtung, den Gemeinen Pfennig nicht zu zahlen, und die Verständigung hierüber mit dem Adel und der Ritterschaft anderer süddeutscher Landschaften, vornehmlich dem Adel und der Ritterschaft in Schwaben, im Rheinland und in der Wetterau. Dabei trugen sie kein Bedenken, die Solidarität ihrer fränkischen Standesgenossen auch mit der Drohung zu erzwingen, sie anderenfalls von der adeligen Gemeinschaft auszuschließen. Zweitens die Drohung, sich einer gewaltsamen Einziehung des Gemeinen Pfennigs mit Gewalt zu widersetzen, und den entsprechenden militärischen Vorkehrungen in der Ordnung zur Abwehr des Gemeinen Pfennigs. Drittens das Mittel der Diplomatie, nämlich der Gesandtschaften an König Maximilian und das Reichsregiment, um sie von ihrem Vorhaben abzubringen, und an die drei fränkischen Fürsten, um die Ritter hierin zu unterstützen. Bei der Organisation des Widerstands gegen den Gemeinen Pfennig knüpfte die Ritterschaft in vielfältiger Weise an das Bündnis der markgräflichen Ritterschaft und 111 112 113 114

Vgl. Krenner 9, S. 395–400 und 12, S. 404 f., 411–415 und 423 f. Schmid, S. 497 mit Anm. 328. Vgl. DRTA m.R. 6 Nr. 49, S. 663. Vgl. ebd., S. 662.

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die Einungen des Würzburger Stiftsadels an. Zunächst lehnte sich die Unterteilung der fränkischen Ritterschaft 1495 an die landschaftlichen Untergliederungen der Einungen des Würzburger Stiftsadels an. Auch die Einteilung der Gesellschaft mit St. Jörgenschild in Viertel dürfte hierfür vorbildlich gewesen sein. Führend in der Organisation des Widerstands waren neben anderen die Adeligen, die schon das Bündnis der markgräflichen Ritterschaft geführt hatten, nämlich die Ritter Erkinger von Seinsheim, Conrad von Berlichingen und Paul von Absberg. Dem Bündnis der markgräflichen Ritterschaft war schließlich die Drohung mit dem Ausschluß von der adeligen Gemeinschaft gegen diejenigen entnommen, die den Gemeinen Pfennig geben wollten. Auffallend ist die Beteiligung hoher und höchster fürstlicher Beamter bei der Organisation des Widerstands gegen den Gemeinen Pfennig und die Reichsanlage. Einer der Hauptorganisatoren des ritterschaftlichen Widerstands im Jahr 1496, der Ritter Erkinger von Seinsheim, war markgräflicher Hofmeister. Weiter beteiligt waren der Würzburger Hofmeister Hans Fuchs von Bimbach und der Würzburger Marschall Cunz von Schaumberg. Der markgräfliche Hauptmann auf dem Gebirg, Cunz von Wirsberg, wurde im Jahr 1501 Hauptmann des Orts Gebirg. Erst bei der Abwehr der Reichsanlage von 1500 spielte mit Graf Michael von Wertheim wieder ein Graf eine führende Rolle in der ritterschaftlichen Bewegung. Am Widerstand gegen den Gemeinen Pfennig nahmen die Grafen und Herren, soweit ersichtlich, nicht aktiv teil. Die hohen fürstlichen Beamten traten hier an die Stelle der Grafen und Herren, die im 15. Jahrhundert die Führungsrolle in den Adelseinungen gehabt hatten. Zu erklären ist dies aus ihrem Ansehen, das sie dank ihrer Ämter bei der Ritterschaft genossen, und aus ihrer politischen und organsiatorischen Erfahrung aus der Ausübung dieser Ämter, die sich die Ritterschaft zunutze machte, wie das Beispiel des markgräflichen Hauptmanns auf dem Gebirg Cunz von Wirsberg aus dem Jahr 1501 zeigt. Grundsätzliche Probleme mit dieser führenden Rolle scheinen weder die fürstlichen Beamten noch die Fürsten gehabt zu haben. Zu erklären ist dies letztlich mit der gemeinsamen Grundüberzeugung, daß die Ritter und ihre Untertanen nicht verpflichtet wären, den Gemeinen Pfennig zu zahlen. Bereits in Worms hatten die Fürsten darauf hingewiesen, daß sie den Gemeinen Pfennig nur für sich und die Ihren zugesagt hätten. Mit der Ritterschaft müssten sie hierüber erst verhandeln.115 Diesen Auftrag führten sie getreu aus. Als im Jahr 1497 dann feststand, daß die Ritter den Gemeinen Pfennig nicht geben würden, trugen sie auch kein Bedenken, zwischen König Maximilian und der Ritterschaft zu vermitteln. Ferner verdient hervorgehoben zu werden, daß es ohne die gemeinsame Einladung durch die drei Fürsten einen Widerstand gegen den Gemeinen Pfennig in dieser Form wohl nicht gegeben hätte. Wären die Ritter nicht in Schweinfurt versammelt gewesen, hätten sie sich nicht spontan analog der Gesellschaft mit St. Jörgenschild organisieren können. Sicherlich hätten sie den Gemeinen Pfennig auch auf getrennten Versammlungen abgelehnt, und sicherlich hätten sie auch untereinander Kontakt aufge115 DRTA m.R. 5,2 Nr. 1794, S. 1496.

Die Ritter und der Gemeine Pfennig von 1495

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nommen. Möglicherweise hätte ihr Widerstand aber nicht diese Form angenommen. Durch die Form der Ansprache und die Form des Widerstands war ein Präzedenzfall für eine territorienübergreifende Organisation der Ritterschaft in Franken geschaffen worden. Die Kombination von adeliger Solidarität, militärischer Drohung und Diplomatie führte zum Erfolg des Widerstands der fränkischen Ritterschaft gegen den Gemeinen Pfennig und die Reichsanlage. Nur ein einziger fränkischer Ritter, Veit von Wallenrod, zahlte den Gemeinen Pfennig für die Jahre 1497 und 1498 für sich und seine Untertanen, und zwar wohl als eine Art Gegenleistung für die Unterstützung, die ihm König Maximilian und die Reichsstände in seiner Auseinandersetzung mit Philipp von Guttenberg gewährten. Auch von den Untertanen der Ritter wurde der Gemeine Pfennig offenbar nicht eingezogen. Wo die Einnehmer Erzbischof Bertholds von Mainz dies in seinem Hochstift versuchten, trat der Adel dem entgegen. Die drei fränkischen Fürsten scheinen einen solchen Versuch erst gar nicht unternommen zu haben. Zu einer gewaltsamen Einziehung des Gemeinen Pfennigs oder der Reichsanlage waren letztlich weder die fränkischen Fürsten noch Erzbischof Berthold noch König Maximilian bereit und in der Lage.

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X. Der Kampf um die adeligen Gravamina und den rechtlichen Austrag von 1506 bis 1523 1. Die Gravamina der Bamberger Ritterschaft und das Kitzinger Projekt rechtlichen Austrags von 1507 a) Die Gravamina der Bamberger Ritterschaft von 1494, 1497 und 1503 Die Auseinandersetzung um die adeligen Gravamina nahm ihren Anfang im Hochstift Bamberg. Hier hatte sich Bischof Heinrich Groß von Trockau schon bald nach seinem Amtsantritt im Jahre 1487 in zahlreiche Fehden mit denen von Aufseß und anderen Adeligen verstrickt.116 Im Verlauf dieser Auseinandersetzungen berief er zweimal, auf den 4. September 1491 und den 18. November 1493, Versammlungen der Ritterschaft und der gesamten Landstände ein,117 über deren Verlauf weiter nichts bekannt ist. Im Anschluß an die zweite Versammlung vom November 1493 kam es jedoch im Januar 1494 zu einer weiteren Gesandtschaft an Bischof Heinrich und das Domkapitel, mit der die Ritter eine Reihe von Beschwerden vorbrachten.118 Sie beschwerten sich über Kompetenzüberschreitungen der geistlichen Gerichte in Sachen um (geistliche) Zinsen und Gülten, bei geringen Schulden, Bürgschaften und daß ihre Hintersassen von Amts wegen vorgenommen würden umb schand und schmehe, die Besetzung des Landgerichts, daß ihre armlewt von den Amtleuten des Bischofs in die Stadt- und andere Gerichte gezogen würden, die Besteuerung freier Mannlehen, die sie an Bürger und Bauern weiterverliehen hätten, durch die Städte, daß die Urteile nicht vollstreckt würden, Ritterlehen an Geistliche verliehen würden, ihnen gekaufte Bürger- und Bauernlehen nicht als freie Mannlehen verliehen würden, das Malten, Brauen und (Aus-)Schenken (von Alkohol) auf ihren Gütern nicht gestattet würde und Bürger und Bauern ihren Schaftrieb verwehren würden. Ferner forderten sie, ihnen heimgefallene Ritterlehen wieder zu verleihen, wie dies andere Fürsten auch täten, ihnen die Klöster und den geistlichen Stand wieder in Verspruch zu geben, die Klöster und die vier Stuhlbrüderpfründen dem Adel vorzubehalten und ihnen gegenüber ungehorsamen Hintersassen kein freies Geleit zu geben. Schließlich beschwerten sie sich darüber, daß Lehnerbsachen nicht vom Landgericht verwiesen würden. Die Beschwerden knüpften auffälligerweise zunächst – in den ersten beiden und dem fünften Beschwerdepunkt – nicht an die der Bamberger Ritterschaft aus dem Jahre 1478, sondern an die des Würzburger Stiftsadels aus dem Jahre 1474 an. Dies hing zum einen damit zusammen, daß die Beschwerden des Jahres 1478 sich auf ein spezifisches Dokument, nämlich die Wahlkapitulation Bischof Philipps von Henneberg, bezogen hatten, während sich dieses Mal der Unmut der Ritterschaft über 116 Guttenberg, Bistum Bamberg, S. 273 f. 117 Bachmann, Landstände, Ed. 24 und 26 f., S. 248–252. 118 StAB B 28, 1, fol. 18r–21r. Zur Datierung vgl. ebd., fol. 23v.

Der Kampf um die adeligen Gravamina

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Mißstände im Allgemeinen äußerte. Die auffällige Übereinstimmung in den ersten beiden Beschwerdepunkten deutet zum anderen darauf hin, daß die Beschwerden des Würzburger Stiftsadels der Bamberger Ritterschaft konkret als Vorlage dienten. In der Sache fällt auf, daß die Probleme hinsichtlich der geistlichen Gerichte exakt dieselben waren, die im Hochstift Würzburg bereits in den Verträgen von 1408 und 1435 und der Reformation von 1447 angesprochen worden waren. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, daß Bischof Georg von Bamberg die Würzburger Statuten 1463 sachlich weitgehend unverändert für seine geistlichen Gerichte übernommen hatte, so daß von einer gleichartigen Handhabung ausgegangen werden kann.119 Möglicherweise wurde die geistliche Gerichtsbarkeit in der Diözese Bamberg jedoch erst seit kurzem intensiver gehandhabt, denn im Jahre 1488 hatte Bischof Heinrich hierzu eine Interpretatio extensiva erlassen. Die Beschwerde über die Amtleute war eine Reaktion auf deren Versuche, ihre Kompetenzen in der Rechtsprechung in ihren Ämtern zu Lasten der adeligen Dorfgerichte auszuweiten – eine Parallele zu dem In-Verspruch-Nehmen der Hintersassen des Adels durch die Würzburger Amtleute gegen Leistung des Bischofshuhns.120 Auch die Klage über die mangelnde Vollstreckung der Urteile war nicht neu. Bereits 1474 hatte sich der Würzburger Adel hierüber beschwert, und auch im Hochstift Bamberg gab es seit längerem Klagen darüber, daß vor dem Salgericht erlangte Urteile nicht vollstreckt werden könnten.121 Ein spezifisch Bamberger Problem waren die Beschwerden über das Lehnrecht. Die Beschwerden des Würzburger Stiftsadels von 1474 hatten das Lehnrecht nicht betroffen. Hingegen hatten sich zwei der sieben Beschwerden der Bamberger Ritterschaft gegen die Wahlkapitulation von 1475 mit dem Problem der Erstreckung des Lehnerbrechts auf Verwandte und der Verleihung heimgefallener Lehen an den Adel befaßt. Daß diese Beschwerden jetzt wiederkehrten, deutet an, daß die Bamberger Bischöfe eine deutlich agressivere Lehnspolitik gegenüber der Ritterschaft verfolgten als beispielsweise die Würzburger. Sie waren offensichtlich darauf aus, das Eigengut des Hochstifts zu vermehren, was letztlich auf Kosten der Zahl der Ritterlehen ging.122 Hinzu kamen nun zwei weitere Punkte betreffend die Behandlung der Lehen der Ritter in abgabenrechtlicher Hinsicht. Im Prinzip war es unbestritten, daß die Ritter nicht verpflichtet waren, selbst Steuern zu zahlen oder von ihren Hintersassen oder ihren (Lehn-)Gütern geben zu lassen, jedenfalls nicht ohne ihre Zustimmung. Probleme traten immer dann auf, wenn sich die Rechtskreise von Adeligen und Nichtadeligen überschnitten, also im vorliegenden Fall, wenn die Adeligen ihre Lehen an Bürger oder Bauern weiterverliehen, insbesondere wenn es sich um in Städten gelegene Güter, etwa Häuser, handelte, oder wenn sie Lehen von Bürgern oder Bauern kauften. Der Bischof und die Bürger waren bestrebt, diese zugunsten des Hochstifts oder der

119 120 121 122

Leiser, S. 102. Vgl. Ott, S. 6 f. Ebd., S. 224 f. mit Anm. 918–923. Vgl. hierzu auch Guttenberg, Bistum Bamberg, S. 66 und 274 f.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

betreffenden Stadt soweit wie möglich in die Pflicht zu nehmen, die Ritter, sie so weit wie möglich davon freizuhalten. Um ein ähnliches Problem handelte es sich bei der wirtschaftlichen Betätigung der Hintersassen der Ritter – hier dem Maltern, Bierbrauen und dem Ausschank von Alkohol – auf Gütern, die in den Städten, Märkten und Flecken des Hochstifts lagen und dort den Bürgern Konkurrenz machten, ohne zu den allgemeinen bürgerlichen Lasten beizutragen. Dieses Problem hatte bereits 60 Jahre zuvor im sogenannten Immunitätenstreit zwischen der Stadt Bamberg und den geistlichen Stiften in der Stadt eine Rolle gespielt. In den Bereich der Wirtschaftsrechte gehört auch der Streit um eine intensivere Nutzung der Allmende durch den Schaftrieb des Adels. Im Jahre 1464 hatte ein solcher Streit die Fehde zwischen Bischof Georg von Bamberg und Christoph Fuchs ausgelöst, die beinahe zu einem Krieg zwischen Bischof Georg und Bischof Johann von Würzburg geführt hätte. Die Beschwerden hinsichtlich der Klöster und der Besetzung der Stuhlbrüderpfründen am Domstift schließlich hatten ihre Wurzel in dem im Gegensatz zu Würzburg zu Lasten der Ritterschaft ausgegangenen Kampf um die Reform der Benediktinerklöster oder ihre Umwandlung in weltliche Chorherrenstifte. Allerdings ging die Ritterschaft hier noch einen Schritt weiter und forderte die Wiedereinführung der adeligen Vogtei über Klöster und Geistlichkeit, einer Einrichtung, von der sich diese bereits mit dem Ausgang des Hochmittelalters weitgehend befreit hatten. Bischof Heinrich antwortete auf die Beschwerden zunächst ausweichend.123 Es seien zu viele Beschwerdepunkte, er wolle sich erst bedenken und dann einen neuen Tag ausschreiben, damit den Gesandten keine Unkosten entstünden. Als die Gesandten daraufhin erklärten, eine Antwort abwarten zu wollen, erklärte er, die Beschwerden über die geistlichen Gerichte seien in der Reformation (damit war wohl eben jene Interpretatio extensiva gemeint) abgestellt worden. Im übrigen entspreche es altem Herkommen, Geschäfte, die eine Versicherung an Eides Statt enthielten, vor den geistlichen Gerichten zu verhandeln. Dies werde auch in den Diözesen Mainz und Würzburg und anderenorts so gehalten. In der Ladung des Landgerichts sollen der geltend gemachte Anspruch bezeichnet und eine längere Anleitfrist gewährt werden. Diese Erläuterungen gingen den Gesandten dann wohl doch zu sehr ins Detail, und sie übergaben ihre Beschwerden in einem Verzeichnis. Daraufhin erklärte Bischof Heinrich, er und das Domkapitel hätten darin viele Änderungen der Übung, Herkommen, Ordnung, Satzung und Gewohnheiten der geistlichen und weltlichen Gerichte gefunden, welche dem Hochstift von der Oberhand, sprich Kaiser und Papst, verliehen worden und fürstliche Regalien seien. Er könne daher nicht ohne vorherige Erörterung in einem peremptorischen Kapitel antworten. Sie möchten sich dadurch nicht beschwert fühlen. In der Zwischenzeit hoffe er, den meisten ihrer Beschwerden dadurch zuvorzukommen, daß er die Amtleute und Gerichte ermahne, Mißbräuche abzustellen und keine Neuerungen vorzunehmen. 123 StAB B 28, 1, fol. 22r–23v.

Der Kampf um die adeligen Gravamina

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Im Verlauf der Verhandlungen hatte die Ritterschaft offenbar auch eine Verschreibung Bischof Heinrichs und des Domkapitels zugunsten der Ritterschaft nach dem Vorbild des Würzburger Privilegs von 1461 vorgeschlagen, denn am Schluß des Protokolls heißt es: Und ob der Ritterschafft von einer verstendnus zwischen meinem gnedigen herrn und einem Capitel gegen die Ritterschafft auf ein forme wie sie in Copey der Ritterschafft halben zu wurtzburg angezeygt hetten, zu handeln gelieben wolt, solt in der Zeit obberurts Capittels davon handlung furzunemen von meinem gnedigen heren und einem Capittel auch nit abgeschlagen werden. Das Protokoll unterzeichneten neben dem Domprobst, dem Domdekan und vier Domherren auch der Landrichter Sebastian von Waldenfels, der Hofmeister Diez von Thüngen, Sebastian von Aufseß, Otto von Lichtenstein, Martin von Redwitz und der bischöfliche Hausvogt Conz Groß. Eine schriftliche Stellungnahme des Domdekans bezüglich der Beschwerden über die geistlichen Gerichte hob hervor, daß Schuldsachen nur dann vorgenommen würden, wenn sich der Beklagte durch einen Eid oder ein Gelübde an Eides Statt verpflichtet habe, im übrigen gebe es eine Verweisung nur auf Abforderung durch die Herrschaft.124 In einer Notiz vom 25. Februar 1494 nahm die bischöfliche Kanzlei dann ausführlich zu den übrigen Beschwerden Stellung.125 Die Beschwerden betreffend das Landgericht sah sie überwiegend als gerechtfertigt an und nahm sie auf. Die Händel um Frevel und Schlachtung auf den ritterlichen Gütern würden nach altem Herkommen an den Zent-, Hals- oder anderen Gerichten verrechtet, die Rechtsprechung der Amtleute stelle keine Neuerung dar. Die Besteuerung erfolge nicht auf die freien Mannlehen, diese würden lediglich zum Vermögen der Bürger und Bauern gezählt, denen sie verliehen seien. Im übrigen solle die Steuer auch von solchen Mannlehen erhoben werden, bei denen dies nach altem Herkommen üblich sei. Das Salgericht solle wie herkömmlich gehalten werden. Daß Geistlichen weltliche Lehen verliehen würden, solle nach dem Landesgebrauch bestehenbleiben. Es solle erwogen werden, die durch Ritter gekauften Bürger- und Bauernlehen abgabenfrei zu lassen. Über die Verleihung heimgefallener Lehen an den Adel solle im Einzelfall entschieden werden. Bezüglich des Maltens und Brauens solle nach altem Herkommen verfahren werden. Wegen der Schafflecken solle es bei der geschehenen Berichtigung bleiben. Der Klöster wegen sei der Adel informiert worden. Nachdem sich zu Beginn des Jahres 1495 ein Zusammengehen der Bamberger Opposition mit der Würzburger Opposition und der Einungsbewegung unter dem markgräflichen Adel abgezeichnet hatte, scheint in der Folgezeit der Widerstand gegen den Gemeinen Pfennig die lokalen Probleme der Bamberger Ritterschaft überlagert zu haben. Erst das Abflauen der Bewegung gegen den Gemeinen Pfennig 1497 gab der

124 Ebd., fol. 26r. Die Stellungnahme wurde möglicherweise auch erst 1497 abgegeben, als dieselben Beschwerden erneut zur Verhandlung standen. 125 Das folgende nach ebd., fol. 26v–27v und 29r–30v.

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Bamberger Ritterschaft Zeit, sich wieder mehr um die Behandlung ihrer eigenen Gravamina, die seit dem Tag 1494 unerledigt geblieben waren, zu kümmern. Zunächst verlangten die Ritter Schutz und Schirm bei Irrungen mit benachbarten Fürsten, zum Beispiel wegen des Schaftriebs.126 Bischof Heinrich antwortete hierauf, ihm sei nicht bewußt, jemanden verlassen oder nicht angehört zu haben. Ferner beschwerten sich die Ritter über das Landgericht, daß das Salgericht nicht gehalten würde und über die geistlichen Gerichte. Hinsichtlich des Landgerichts präzisierten sie ihre Beschwerden dahingehend, daß Versäumnisurteile nur auf genügende Beweismittel hin erlassen werden sollten, sonst könnten viele tausend Gulden ungerechtfertigterweise erlangt werden.127 Ein Einspruch gegen Versäumnisurteile sollte nur binnen Jahresfrist möglich sein. Es solle nur soviel zuerkannt werden, wie auf die Klage bewiesen werde. Von den vorgebrachten Briefen, Urkunden, Zeugenaussagen und Kundschaften sollten Kopien angefertigt und dem Beklagten Gelegenheit zur Erwiderung gegeben werden. Die Landgerichtsknechte sollten regelmäßig und nicht nach ihrem eigenen Gutdünken entlohnt werden, ebenso der Landgerichtsschreiber. Außerdem wollten die Ritter selbst verrechten, was nicht Hals und Hand betraf.128 Ferner erneuerten sie ihre Beschwerden hinsichtlich der Besteuerung der freien Mannlehen und der gekauften Lehen und forderten, ihnen die Geistlichen in Verspruch zu geben und die Stuhlbrüderpfründen sowie die Klöster Michelsberg und Langheim wieder einzuräumen. Bischof Heinrich und das Domkapitel antworteten auf die Beschwerden zunächst, sie wollten das Salgericht und das Landgericht bestellen und keine Neuerungen vornehmen, insbesondere darauf achten, daß ordnungsgemäß von den genannten Gerichten verwiesen, nicht um geringe Händel prozessiert und der Lohn des Gerichtspersonals ermäßigt werde.129 Darüber hinaus brachte Bischof Heinrich aber auch seine Beschwerden gegen die Ritterschaft vor.130 Die Ritter sollten ihre im Hochstift gelegenen Erbgüter nicht fremden Fürsten zu Lehen auftragen, noch ihre vom Hochstift herrührenden Lehen oder die Güter, auf denen ihre Frauen und Töchter Bekennungen hatten, fremden Fürsten in Verspruch geben. Ferner beschwerte er sich darüber, daß sie auf ihren Gütern Juden hielten, daß das Hochstift von den Rittern bekriegt werde, daß sie den Feinden des Hochstifts beistünden, mit verdeckten Gesichtern in die Stadt hinein- und aus der Stadt herausritten, seinen Ladungen keine Folge leisteten, ihm leichtfertig ihre Lehnspflichten aufschrieben, in die Dienste fremder Fürsten träten, dem Landgericht Verhinderung täten, anderen Fürsten ihre Häuser öffneten und das Hochstift durch ihre Söhne befehdeten. Daraufhin forderten die Ritter eine Verschreibung, damit jeder Teil wisse, wessen er sich von dem anderen zu versehen

126 127 128 129 130

Ebd., fol. 24v–25r. Ebd., fol. 28r–29r. Ebd., fol. 32v–34v. Ebd., fol. 35rv. Ebd., fol. 36v–37v.

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habe.131 Bischof Heinrich war auch grundsätzlich bereit, eine solche zu geben, wenn der Adel die Namen derjenigen angebe, die bereit seien, eine solche Verschreibung zu nehmen und zu geben. Dann wolle er sie nicht gewaltsam überziehen, sondern das Salgericht halten und sie daran beschützen und beschirmen. Er wolle auch die Bauern ersuchen, ihre Schafe abzutun und die Schafflecken der Ritter nicht zu verhindern. Verfallene Lehen wolle er Rittern aus dem Hochstift verleihen, und Bürger- und Bauernlehen, die früher adelig gewesen seien, die Steuer erlassen, solange sie sich in den Händen des Adels befänden. Schließlich wolle er die Klöster ersuchen, die Adeligen wieder dort und auch zu deren Ämtern zuzulassen. Es sei aber auch nötig, seinen Beschwerden abzuhelfen. Damit endeten die Verhandlungen zunächst. Kurze Zeit später machten die Ritter anscheinend Bischof Heinrich ein entsprechendes Angebot zur Abstellung ihrer gegenseitigen Beschwerden.132 Sie forderten, sie nicht gewaltsam zu überziehen, sondern vor dem Salgericht zu Recht zu bringen. Umgekehrt sollten auch Klagen vor dem Salgericht gegen den Bischof möglich sein. Dafür wollten sie, wenn der Bischof mit anderen Fürsten, Herren, Prälaten oder anderen Ständen in Streit geriete und sich zu Recht vor dem Salgericht oder seinen Räten erbot, ihr Leib und Gut zu ihm setzen, ebenso gegen widerwertige, die sich an dem rechtlichen Verfahren vor dem Salgericht nicht genügen lassen wollten. Bischof Heinrich wünschte dagegen von den Rittern eine Verschreibung, das Hochstift nicht gewaltsam zu überziehen, sondern sich am Recht vor dem Salgericht oder den Räten des Bischofs genügen zu lassen.133 Auch gegen die Untertanen des Hochstifts sollte der Adel nur vor den ordentlichen Gerichten vorgehen. Gegen fremde Fürsten, Prälaten oder andere Stände, die sich nicht mit einem rechtlichen Verfahren gegen den Bischof begnügen wollten, sollten sie ihr Leib und Gut zum Hochstift setzen, ebenso gegen solche, die die Untertanen des Hochstifts überzögen. Außerdem sollten sie den Feinden des Hochstifts nicht helfen. Wenn Ritter und Knechte fremde Fürsten und Herrschaften befehdeten und vor dem Bischof kein Recht leiden wollten, sollten sie diese zum Gehorsam bringen. Ihre Eigengüter sollten sie nicht fremden Fürsten zu Lehen auftragen oder in Verspruch, Schutz und Schirm geben. Bei dem Vorschlag Bischof Heinrichs handelte es sich um ein durchaus bemerkenswertes Angebot. Immerhin garantierte er der Ritterschaft ihren Besitzstand an den Lehen des Hochstifts, kam ihren Forderungen, ihre Lehen steuerfrei zu lassen, bis zu einem gewissen Grade entgegen und versprach, die Wünsche der Ritterschaft hinsichtlich der Schafflecken und der Klöster zu unterstützen. Im Gegenzug sollte die Ritterschaft den Frieden und die territoriale Integrität des Hochstifts verbürgen. Zu der von beiden Seiten angestrebten Verschreibung scheint es jedoch nicht gekommen zu sein. Das Angebot der Ritterschaft und die Forderung Bischof Heinrichs unterschieden sich hauptsächlich darin, daß die Ritter ihre Eigengüter nicht fremden 131 Ebd., fol. 37v–38v. 132 Ebd., fol. 39rv. 133 Ebd., 40r–41v.

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Fürsten zu Lehen auftragen oder in Verspruch, Schutz und Schirm geben sollten. Dies war für die Ritter wohl nicht akzeptabel, weil sie sich hierdurch in eine zu starke Abhängigkeit vom Bischof begeben hätten. Die Lehnauftragung von Eigengütern und die Annahme von Verspruch, Schutz und Schirm durch einen fremden Fürsten waren ein traditionelles Mittel des Adels, sich vor einer zu starken Abhängigkeit von einem Fürsten zu sichern und die Fürsten im Konfliktfall gegeneinander auszuspielen. Diese Möglichkeit wollten die Ritter nicht aufgeben. Nach den neuerlichen Unruhen in den Jahren 1500/01 nutzte die Ritterschaft den Regierungsantritt Bischof Georgs Marschalk von Ebneth 1503, diesem um den 28. Oktober herum erneut ihre Beschwerden vorzulegen.134 Den Anlaß bildete wohl – wie schon 1478 – die Wahlkapitulation, die Bischof Georg anläßlich seiner Wahl hatte beschwören müssen, denn an erster Stelle beschwerten sich die Ritter wiederum darüber, daß sich Bischof Georg in seinem Jurament habe verbinden müssen, keinem vom adell uber zweyhundert gulden wehrt verfallener lehen auß gnaden zuverleyhen, und ob viel lehen vom adell seinen gnaden heymstürben, das sein gnade solche lehen nit wider untter den adel leyhen soll, on verwilligung der herren vom capitell aller. Die insgesamt 28 Beschwerdepunkte wiederholten und vertieften im Prinzip diejenigen von 1494. An der Spitze standen wiederum Beschwerden im Zusammenhang mit dem Lehnrecht. Zu der Beschwerde, daß ihnen die von Bürgern und Bauern erworbenen Lehen nicht als freie Ritterlehen verliehen würden und sie deshalb Steuern und Reise leisten sollten und daß ihnen die heimgefallenen Ritterlehen wiederverliehen werden sollten, kamen diejenigen, daß allgemein auf ihre freien Mannlehen Steuer und Bede gesetzt würden, daß, wenn ein Adeliger einem anderen ein (Lehn-)Gut verkaufe, der Bischof in den Vorkauf trete, daß ihnen Bekennungen nur bis zu zwei Dritteln des Wertes auf ihre Lehen getan würden (im Hochstift Würzburg aufgrund des Privilegs von 1461 bis zu drei Vierteln) und die Kanzleitaxe hierfür 1 % betrage. Die Beschwerde über den Vorkauf weist wiederum darauf hin, daß die Bamberger Bischöfe eine agressivere Lehnspolitik gegenüber ihrem Adel betrieben, die darauf abzielte, das Eigengut des Hochstifts zu vermehren, was letztlich nur auf Kosten der Güter des Adels möglich war. Umgekehrt trachtete die Ritterschaft danach, ihre Rechte nicht nur zu erhalten, sondern auch auszubauen, wie sich an der Beschwerde über die Höhe der Bekennungen zeigt. Die meisten Beschwerden betrafen allerdings nicht die Lehnspolitik des Bischofs, sondern die Rechtsprechung im Hochstift. Zu den Beschwerden von 1494 über die geistlichen Gerichte, das Landgericht, die Beeinträchtigung ihrer eigenen Gerichte durch die Rechtsprechung der Amtleute und die mangelhafte Vollstreckung der Urteile kamen nun Beschwerden über die zunehmende Anwendung des gelehrten Rechts gegenüber dem gemeinen Landrecht, daß ihre Klagen in den Gerichten des Hochstifts

134 Ebd., fol.  1r–13v; abgedruckt bei Rupprecht, Guttenberg, Anhang  3, S.  501–511. Vgl. zum folgenden auch ebd., S. 151–154.

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nur angenommen würden, wenn sie sich verpflichteten, dort auch auf Klagen gegen sich zu antworten, und über die Reformation des Landgerichts von 1503. Auch die Beschwerdepunkte betreffend die wirtschaftliche Betätigung auf Gütern des Adels hatten sich um eine beträchtliche Anzahl vermehrt. Dieselben Probleme wie mit dem Schaftrieb wiederholten sich hinsichtlich des Fischens in den (all)gemeinen Fischwassern. Außerdem beschwerten sich die Adeligen über die Einführung neuer Münzen im Hochstift und über den Zoll, den ihre Untertanen in den Städten bezahlen müßten. Die Forderungen hinsichtlich des Geleits und der Erhaltung der Klöster und der Stuhlbrüderpfründen für den Adel sowie der Wiedereinführung der adeligen Vogtei über die Hintersassen der Klöster, Spitäler und anderer geistlicher Einrichtungen waren die gleichen wie 1494. Außerdem forderte die Ritterschaft, Bischof Georg solle sich nicht ohne ihre Zustimmung mit den Reichsstädten verbünden, weil sie am Ende die Sache ausfechten müßten und auch anderen Fürsten verbunden seien. Hintergrund war das Bündnis Bischof Heinrichs mit der Reichsstadt Nürnberg vom 21. Dezember 1499, durch das das Hochstift 1502 in den Konflikt zwischen Markgraf Friedrich und der Reichsstadt hineingezogen worden war.135 Schließlich forderte die Ritterschaft allgemein, daß Bischof Georg sie schützen solle, und speziell die Aufrichtung eines Austrags mit dem Bischof und dem Domkapitel. In seiner Antwort auf die Artikel zeigte sich Bischof Georg verbindlich im Ton, aber hart in der Sache.136 Auf den ersten Artikel betreffend die Verleihung heimgefallener Lehen antwortete er – ebenso wie sein Vorgänger 1494 –, es handele sich hierbei um keine Neuerung, sondern entspreche dem gemeinen Recht, sei altes Herkommen und werde zum Beispiel auch im Hochstift Würzburg so gehalten. Im übrigen hätten Bischof und Domkapitel die Bestimmung immer zum Besten des Adels gehandhabt. Auf die Beschwerde, von solchen Lehen, die durch Adelige von Bürgern gekauft worden seien, würde ebenso Steuer und Reise gefordert wie von solchen, die von Adeligen an Bürger verkauft worden seien, dadurch würden am Ende alle Lehen steuerbar, antwortete Bischof Georg schlicht, im umgekehrten Fall würden alle Lehen mit der Zeit ihrer Steuerpflicht entzogen, was dem Hochstift zum Nachteil gereichen würde. Hinsichtlich der Beschwerde, daß handwerktreibende Hintersassen des Adels in den Städten gezwungen würden, dort Mitbürger zu werden, erwiderte er, wenn die Hintersassen des Adels nicht zu den allgemeinen bürgerlichen Lasten beitrügen, würde diese Ungleichbehandlung Anlaß zu Aufruhr unter den übrigen Bürgern geben. Außerdem würde es seine Obrigkeit schmälern und wäre ungerecht, wenn die Hintersassen des Adels in den Städten von den Gemeingütern, der Stadtfreiheit und dem Marktrecht profitierten, aber nicht zu den Lasten beitrügen. Auf die übrigen Beschwerden, hauptsächlich die verschiedenen Gerichte betreffend, antwortete er zumeist, er wolle nichts gegen das alte Herkommen vornehmen. Die Münzreformation und die Landgerichts135 Vgl. hierzu Seyboth, S. 319 f. und 261–268. 136 StAB B 28, 1, fol. 1r–13v; Rupprecht, Guttenberg, S. 501–511.

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reformation verteidigte er als nützlich, deren Ergebnisse man zuerst abwarten solle, ehe man zu etwaigen Änderungen schreite. Im Gegenzug ließ Bischof Georg der Ritterschaft auch eine Liste seiner Gebrechen vorhalten.137 Zu denen von 1497 kam noch hinzu, daß die Adeligen Untertanen des Hochstifts schatzten, daß sie Untertanen des Hochstifts nicht bei ihrem rechtlichen Erbieten auf den Bischof bleiben ließen, daß sie ihre Lehngüter trotz Aufschreibens weiterhin nutzten, daß sie das Landgericht behinderten und daß sie die Hintersassen der Klöster und Spitäler in Verspruch nähmen. An den Beschwerden der Bamberger Ritterschaft fällt zunächst auf, daß sie sich in vielen Punkten mit denen des Würzburger Stiftsadels deckten. Teilweise resultierte die Gleichheit der Beschwerden daraus, daß es sich bei beiden um geistliche Fürstentümer handelte, zum Beispiel bei der Beschwerde über die geistlichen Gerichte. Darüber hinaus scheint es einige gleichgerichtete Tendenzen in der weltlichen Herrschaftsausübung der Bischöfe gegeben zu haben, etwa die Tendenz zur Ausdehnung der Herrschaft über die Hintersassen des Adels durch die bischöflichen Amtleute und die Modernisierung der Rechtsprechung der weltlichen Gerichte. Es gab aber auch Unterschiede. So scheinen die Bamberger Bischöfe eine deutlich agressivere, auf ein „Auskaufen“ des Adels gerichtete Lehnspolitik betrieben zu haben als die Würzburger. Obwohl Bischof Lorenz von Würzburg das Lehngut des Hochstifts gerade durch erkaufte Lehnauftragungen beträchtlich vermehrte,138 gab es hiergegen keine Beschwerden des Adels. Auch gab es im Hochstift Würzburg (noch) keine Probleme zwischen den Klöstern und dem Adel, weil das Benediktinerkloster St. Burkhard 1467 rechtzeitig – aus der Sicht des Adels – in ein adeliges Chorherrenstift umgewandelt worden war. In diesen beiden Punkten war die Politik der Würzburger Bischöfe deutlich adelsfreundlicher als die der Bamberger Bischöfe. Aber auch zwischen den Bürgern und Bauern des Hochstifts auf der einen und der Ritterschaft auf der anderen Seite gab es Streit, zum Beispiel, inwieweit die Hintersassen der Ritter in den Städten dort zu den bürgerlichen Lasten herangezogen werden konnten, und hinsichtlich des Schaftriebs und der Nutzung der Fischwasser. Der Streitpunkt des Schaftriebs zeigt auch, daß die Ritter keineswegs einseitig die Leidtragenden einer expansiven Herrschaftspolitik der Bischöfe waren, sondern ihrerseits ihre Rechte auszudehnen versuchten. Auch auf den Gebieten des Lehnerbrechts, der Verleihung heimgefallener Lehen, der Bekennungen und im Verhältnis zur Geistlichkeit begnügte sich die Ritterschaft keineswegs mit dem Status quo, sondern strebte nach Verbesserungen. Die Beschwerden der Bischöfe betrafen im wesentlichen die Schmälerung ihrer Obrigkeit durch die Ritter. Als besonders problematisch empfanden sie es, wenn die Ritter fremden Fürsten Zutritt zum Hochstift verschafften, wenn sie ihnen ihre Bur-

137 StAB B 28, 1, fol. 15r–16v. 138 Baum, Lehenhof, S. 264.

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gen öffneten oder zu Lehen auftrugen. Für die Ritter war dies ein probates Mittel, die Fürsten gegeneinander auszuspielen. Ein durchaus bemerkenswertes Angebot machte Bischof Heinrich der Ritterschaft 1497. Die angebotene Verschreibung hätte der Ritterschaft immerhin ihren Besitzstand an den Lehen des Hochstifts garantiert und kam ihren Forderungen, ihre Lehen steuerfrei zu lassen, bis zu einem gewissen Grade entgegen. Im Gegenzug sollten die Ritter die Befriedung und die territoriale Integrität des Hochstifts verbürgen. Die Verhandlungen scheiterten wohl daran, daß die Ritter nicht auf die Möglichkeit verzichten wollten, ihre Eigengüter fremden Fürsten zu Lehen aufzutragen oder in Verspruch, Schutz und Schirm zu geben, um auf diese Weise eine einseitige Abhängigkeit vom Bischof von Bamberg zu vermeiden und die Fürsten im Konfliktfall gegeneinander ausspielen zu können. b) Das Kitzinger Projekt rechtlichen Austrags von 1507 Unter der Regierung des Bischofs Georg Marschalk von Ebneth scheint nicht weiter über die gegenseitigen Beschwerden verhandelt worden zu sein, jedenfalls finden sich hierüber keine Aufzeichnungen. Es war die spannungsreiche Zeit des Landshuter Erbfolgekriegs, und bereits am 30. Januar 1505 starb Bischof Georg. Im Jahre 1506 begann dann aber der in den Gravamina zum Ausdruck kommende Protest des Adels weitere Kreise zu ziehen, und zwar zunächst auf einer Versammlung von 33 Rittern und Knechten am Tag Simon und Jude, dem 28. Oktober 1506, in Schweinfurt.139 Den Tag hatte Hans Zollner von der Hallburg zu Rimpar ausgeschrieben, um die Ritterschaft des Hochstifts Würzburg zu bitten, sich für seinen Bruder Stefan Zollner zu verwenden, der von Christoph von Stein gefangen und um 900 fl geschatzt worden war, nachdem Christoph von Stein Bischof Lorenz von Würzburg die Fehde angesagt hatte.140 Graf Wilhelm von Henneberg, den Hans Zollner um Unterstützung gebeten hatte, wollte den Tag dazu benutzen, um eigener Gebrechen wegen mit Graf Hermann von Henneberg zu verhandeln und allgemein darüber zu beraten, was der Ritterschaft nützlich sei. Er bat Graf Michael von Wertheim und den Bamberger Hofmeister Johann Freiherrn von Schwarzenberg hinzu.141 Hierzu kam es jedoch nicht, weil Graf Michael von Wertheim verhindert war.142 Die in Schweinfurt Versammelten – der Ritter Conrad von Grumbach, der Ritter und Würzburger Marschall Hans Zollner von Rotenstein, Dr. Sebastian von Rotenhan und 28 weitere Würzburger Adelige sowie die Henneberger Gesandten Paul Truchseß und Diez Forstmeister143 – scheinen nicht nur über die spezielle Beschwerde Hans Zollners verhandelt zu haben, sondern auch über ihre Gebrechen im allgemeinen, 139 140 141 142 143

Vgl. zum folgenden Fellner, S. 154–163 und Scheel, S. 43–59. ThStAMgn GHA II 183, fol. 21rv. Ebd., fol. 13rv, 15v–16v, 17r. Ebd., fol. 17rv. StAW Stdb 892, fol. 96rv.

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und zwar auf der Grundlage der Gravamina der Bamberger Ritterschaft von 1503.144 Außerdem beschwerten sie sich über das Würzburger Landgericht, insbesondere daß Übergabe- und andere Verträge nur am Landgericht errichtet werden könnten, daß sie keine Anleiter am Landgericht bekommen könnten, über die Mitkläger am Landgericht und über die Höhe der Taxen, und forderten, daß der Bischof das Landgericht stattlicher halten und mit verständigen Leuten besetzen sollte und von dort aus nicht an den Bischof, das heißt an die bischöfliche Kanzlei, oder das Hofgericht appelliert werden könne, da diese keinen (Gerichts-)Zwang hätten, um die Urteile zu vollstrecken. Überhaupt sollte der Bischof acht Hof- und gemeine Gerichte jährlich halten. Hinsichtlich der geistlichen Gerichte beschwerten sich die Ritter, daß die Reformation nicht eingehalten werde, insbesondere dort Geistliche nicht gegen Weltliche um weltliche Sachen klagen und keine heimlichen Rügen vorgebracht werden sollten. Hinsichtlich der Zentgerichte beklagten sie eine lange Reihe von Verstößen gegen die Reformation von 1447. Insbesondere sei sie den Zentgrafen, Amtleuten und Schöffen gar nicht bekannt. Hinsichtlich der Geistlichkeit beschwerten sie sich über die Höhe der Taxen, die der Fiscal und der Weihbischof für Briefe und das Weihen von Kirchen, Kapellen, Meßgewändern und anderes mehr forderten. Das Kloster Wechterswinkel und andere sollten reformiert, Güter nicht an die Fürsten und an Geistliche verkauft und keine Seelgeräte von mehr als 200 fl Wert gestiftet werden. Die Pfarrer im Oberland sollte der Bischof an gelegene Orte beschreiben, damit sie nicht mit der Zehrung für die Reise nach Würzburg belastet würden. Die Wahlkapitulation des Bischofs lege diesem immer schwerere Beschränkungen auf. Ferner machten sie sich Gedanken über die (übermäßige) Kostbarkeit der Kleider und des Schmucks, Tagleistungen der Frauen, Töchter und Schwestern, das Zutrinken und Plackerei und Räuberei. Bauern sollten keine anderen Kleider tragen als inländische. Ehrensachen sollten schleuniger gerechtfertigt werden. Schließlich sollte die Reichsstadt Schweinfurt gebeten werden, alle Unterlagen und Briefe, die die Ritterschaft beträfen, besichtigen zu lassen. Warum die Würzburger Adeligen die Beschwerden der Bamberger Ritterschaft von 1503 an die Spitze ihrer Beschwerden stellten, ist nicht recht ersichtlich. Wie oben dargelegt, unterschieden sich die Beschwerden der Bamberger Ritterschaft in vielen Punkten von denen des Würzburger Stiftsadels, zum Beispiel hinsichtlich des Lehnrechts, der Besteuerung der Hintersassen des Adels in den Städten und des Verhältnisses der Klöster zum Adel. Diese Beschwerden brachte der Würzburger Stiftsadel auch im Jahre 1511 nicht vor. Vielleicht ging die Anknüpfung an die Beschwerden der Bamberger Ritterschaft auf Graf Wilhelm von Henneberg zurück, der die gesamte Bewegung auf eine breite Grundlage zu stellen wünschte. Mit den Beschwerden über das Landgericht, die geistlichen Gerichte und die Zentgerichte knüpften die Adeligen im übrigen an die Beschwerden des Würzbur144 Vgl. den Brief des Freiherrn Johann von Schwarzenberg vom 5. März 1507, Scheel, S. 355. Die Beschwerden ThStAMgn GHA II 183, fol. 2r–10r = 186, fol. 5r–13v = StAW Stdb 892, fol. 97v– 100v = StAB B 28, 13, fol. 86r–89r (neu). Die ersten 25 Beschwerdepunkte unterscheiden sich von den Bambergern (StAB B 28, 1, fol. 1r–13v = Rupprecht, Guttenberg, Anhang 3, S. 501– 511) lediglich in der Reihenfolge.

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ger Stiftsadels von 1474 an. Daß die Gerichte des Hochstifts so im Vordergrund der Beschwerden der Würzburger Adeligen standen, deutet darauf hin, daß die Gerichtsbarkeit das bevorzugte Instrument Bischof Lorenz‘ zur Durchsetzung und Ausweitung seiner Herrschaft war.145 Die Forderungen nach der Abhaltung von acht Hof- oder gemeinen Gerichten pro Jahr (statt der üblichen vier) und einer schleunigeren Rechtfertigung von Ehrenhändeln zeigen darüber hinaus, daß die Adeligen eine raschere Entscheidung ihrer Klagen wünschten. Auffällig ist wiederum die Kritik an der Einführung des Rechtsmittels der Appellation gegen Urteile des Landgerichts. Erwähnung verdient schließlich die Beschwerde gegen die Höhe der Taxen für kirchliche Amtshandlungen – ein erster Protest gegen die zunehmende Fiskalisierung der Kirche. Die Adeligen brachten aber nicht nur Forderungen und Beschwerden gegen Bischof Lorenz von Würzburg vor, sondern auch solche, die das eigene Verhalten betrafen, wie die Forderung nach der Begrenzung der Höhe religiöser Stiftungen und des Kleiderluxusses, der Bekämpfung des Zutrinkens und von Räuberei und Plackerei. Hiermit griffen sie Forderungen des Bündnisses der markgräflichen Ritterschaft von 1495 – auch hinsichtlich der schleunigeren Rechtfertigung von Ehrenhändeln – und der Turnierbewegung der 80er Jahre des 15. Jahrhunderts, vor allem aber der Reichstage seit 1495 auf. Die Herstellung des Friedens und des Rechts war ein Hauptanliegen aller Reichstage seit 1495 gewesen. Darüber hinaus hatte bereits der Abschied des Reichstags von Worms vom 7. August 1495 allen Kurfürsten, Fürsten, Prälaten, Grafen, freien Herren und anderen Reichsständen geboten, an ihren Höfen ihren Dienern und auch sonst allen Untertanen das Trinken zu Gleichen, Vollen und Halben nicht zu gestatten, sondern ernstlich zu bestrafen.146 Schließlich war in dem Abschied die Forderung nach einer Beschränkung des Kleiderluxusses erhoben und den Kurfürsten, Fürsten und anderen Obrigkeiten aufgegeben worden, bis zum nächsten Reichstag Erkundigungen der ubermessigen kleidung und anderer unzimlichen kostlicheit einzuziehen, damit eine allgemeine Ordnung für das gesamte Reich erlassen werden könne.147 Auf dem folgenden Reichstag von Lindau 1497 war der Artikel betreffend die Beschränkung des Kleiderluxusses dahingehend präzisiert worden, daß kein Adeliger, der nicht Ritter war, Gold oder Perlen an seiner Kleidung tragen sollte. Ritter sollten Gold an ihren Wämsern, darüber hinaus jedoch kein goldenes Stück tragen dürfen. Wegen der Kleidung der Frauen sollte jeder Fürst mit seiner Ritterschaft ratschlagen.148 Auf den Reichstagen von Freiburg 1498 und Augsburg 1500 waren diese Bestimmungen wiederholt worden.149 Von dem Tag in Schweinfurt aus baten die Adeligen Graf Wilhelm von Henneberg, den Bamberger Hofmeister Johann Freiherrn von Schwarzenberg und Schenk Fried145 146 147 148 149

Vgl. Merz, S. 74–141 und zusammenfassend S. 142–145. DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1593, S. 1143, Art. 4. Ebd., Art. 5. DRTA m.R. 6 Nr. 51, S. 343. Ebd. Nr. 119, S. 736; NS 2, S. 79, §§ 7–11.

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rich, Herrn zu Limpurg, einen allgemeinen Tag der fränkischen Ritterschaft zwecks Beratung der Beschwerden auszuschreiben.150 Graf Wilhelm nahm hierfür den 25. Januar und Schweinfurt als Tagungsstätte in Aussicht.151 In der Henneberger Kanzlei wurde nachgeforscht, welche Adeligen im Jahre 1501 Hauptleute in den Orten gewesen waren.152 Graf Michael von Wertheim sollte gebeten werden, in Boxberg wegen eines Verzeichnisses der Geschlechter aus der Zeit der Einung gegen den Gemeinen Pfennig nachzufragen.153 Johann von Schwarzenberg und Friedrich von Limpurg wollten jedoch die Beschwerden erst mit etlich verstendig auss den graffen, herrn unnd ritterschafft vorberaten, bevor ein allgemeiner Tag einberufen würde.154 So geschah es. Auf einem Tag in Kitzingen wegen der Gebrechen, die die Grafen von Henneberg untereinander hatten, erschienen die Grafen Wilhelm und Hermann von Henneberg und Michael von Wertheim, Schenk Friedrich, Herr zu Limpurg, und Sigmund und Johann Freiherren von Schwarzenberg, außerdem die Ritter Jörg von Vellberg, Neithart von Thüngen, Hans Truchseß, Caspar von Waldenfels, Jörg Truchseß zu Awe und Conrad von Grumbach und die Edelknechte Herrmann von Seinsheim, Eberhard Förtsch, Wolf von Schaumberg, Apel von Stein, Heinz Forstmeister, Hans von Sternberg, Philipp Diemar, Paul Truchseß, Karl von Grumbach und Eberhart Hund.155 Laut einer Aufzeichnung der Würzburger Kanzlei sollen außerdem der Ritter Heinrich Stiebar und die Edelknechte Hans von Seckendorff, Utz von Künsberg und Linhart von Rosenberg anwesend gewesen sein.156 Die Versammelten verabschiedeten zunächst den Entwurf einer Einung zwecks rechtlichen Austrags mit den Fürsten.157 Nach diesem Entwurf sollte ein Gemeines Gericht für alle Streitigkeiten zwischen Fürsten und Adel eingerichtet werden. In dieses sollten die drei Fürsten je zwei Urteiler, von denen zumindest einer adelig sein sollte, die Grafen und Herren einen und die Ritterschaft zwei Urteiler entsenden und auch besolden. Es sollte alle Vierteljahr abwechselnd in Bamberg, Würzburg, Neustadt an der Aisch und Schweinfurt tagen. Die Ladung sollte durch den Fürsten erfolgen, in dessen Stadt das Gericht gehalten wurde, und die wesentlichen Klagepunkte beinhalten, damit der Beklagte vorbereitet im Termin erscheinen konnte. Den Vorsitz sollte jeweils einer der Räte des Fürsten oder der Grafen und Ritterschaft innehaben, in dessen Stadt das Gericht tagte, wobei als Stadt der Grafen, Herren und Ritterschaft Schweinfurt galt. Der Prozeß sollte auch bei eventueller Säumnis der Urteiler oder der Parteien vonstatten gehen. Die Urteiler sollten frei und eventueller Pflichten gegenüber ihren Herren entbunden sein und statt dessen einen Eid wie die Beisitzer 150 151 152 153 154 155 156 157

Vgl. ThStAMgn GHA II 183, fol. 41r sowie Scheel, S. 355. Vgl. ThStAMgn GHA II 183, fol. 12rv, 23r–25v und 186, fol. 17rv. ThStAMgn GHA II 183, fol. 31r. ThStAMgn GHA II 186, fol. 19r. Scheel, S. 355. ThStAMgn GHA II 186, fol. 22r. StAW Stdb 892, fol. 104v. Scheel, S. 347–354 = ThStAMgn GHA II 186, fol. 25r–29r = StAW Stdb 892, fol. 109r–112v.

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des Kammergerichts laut der Wormser Ordnung schwören. Gegen Urteile des Gemeinen Gerichts sollte an den König oder das Kammergericht appelliert werden können. Allerdings sollte der Appellant schwören, daß dies geschehe, weil er sich durch das Urteil beschwert glaubte, und nicht zur Verzögerung der Sache. Es sollte nur gegen End- und nicht gegen Zwischenurteile appelliert werden können und kein neues Tatsachenvorbringen möglich sein. Wenn nach einem halben Jahr kein Urteil des Königs oder des Kammergerichts ergangen war, sollte das erstinstanzliche Urteil vollstreckt werden können. Außerdem sollte sich das Gericht eine Satzung geben, um Prozeßverschleppung zu verhindern. Ausgenommen sollten Streitigkeiten um Lehnssachen sein. Ferner sollten die Fürsten ihre Land-, Hof-, Sal- und Lehngerichte mit verständigen Personen besetzen und die Bestimmungen über die Advokaten, Prokuratoren, Mitkläger und Redner an denselben so reformieren, daß die Parteien durch sie nicht mit übermäßigen Kosten belastet würden. Auch sollten pro Jahr nicht weniger als acht Land-, Hof- und Lehngerichte gehalten werden, damit die Parteien ein schleunigeres Urteil bekämen. Erfänden sich Mängel, sollten die neun Urteiler des Gemeinen Gerichts deswegen mit dem betreffenden Fürsten verhandeln, ebenso bei Mängeln der Zenten und der geistlichen Gerichte. Streitigkeiten der Adeligen untereinander sollten, soweit dies herkömmlich war, vor den Land-, Hof-, Sal- und Lehngerichten der Fürsten ausgetragen werden. Gegen deren Urteile sollte an das Gemeine Gericht appelliert werden können, und von dort aus an den Kaiser oder das Kammergericht, wie gehabt. Streitigkeiten zwischen Adeligen, die nicht herkömmlich vor den fürstlichen Gerichten zu verhandeln waren, sollten vom Gemeinen Gericht entschieden werden, es sei denn, sie gehörten vor anderer Herren Lehngerichte. Die Urteile des Gemeinen Gerichts sollten mit Hilfe der Neun auf deren Erkenntnis vollstreckt werden. Dem Austrag sollten lediglich solche Streitigkeiten nicht unterfallen, die Fehden oder andere tätliche Handlungen vor Aufrichtung des Vertrags betrafen, ferner alle Sachen, die seit 30 oder mehr Jahren verjährt waren, und diejenigen, die bereits rechtlich verfaßt waren, das heißt bei Gericht anhängig waren oder für die bereits ein Schiedsverfahren vereinbart war. Schließlich sollten die Vertragsverwandten nicht mit Gewalt gegeneinander vorgehen. Hilfe bei Vergewaltigung eines Vertragsverwandten durch Personen in oder außerhalb der Einung sollte nach Erkenntnis der Neun geleistet werden. Die Einung sollte zehn Jahre lang währen. Zu Beginn des zehnten Jahres sollten die Neun eine allgemeine Versammlung ausschreiben, auf der die Verlängerung der Einung beschlossen werden sollte. Käme diese nicht zustande, sollten im zehnten Jahr keine neuen Prozesse mehr anhängig gemacht werden können und die alten abgewickelt werden, Urteile aber auch noch nach Ablauf der zehn Jahre nach Erkenntnis der Neun vollstreckt werden. Ferner beschlossen die in Kitzingen Versammelten, einen allgemeinen Tag auf den 26.  April nach Schweinfurt einzuberufen, und hierzu auch die Bischöfe Georg von Bamberg und Lorenz von Würzburg und Markgraf Friedrich einzuladen, um dort den Vertrag über den rechtlichen Austrag zu beschließen.158 In ihrer Werbung an die drei 158 ThStAMgn GHA II 186, fol. 21r; StAW Stdb 892, fol. 103v–104r.

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Fürsten legten sie dar, der Austrag sei ein geeignetes Mittel, um sie von dem Verdacht der Plackerei, in den sie beim König und den Fürsten geraten seien, zu befreien.159 Er sei auf der Grundlage älterer Verträge, aber selbstverständlich auf Verbesserung durch die Fürsten, erstellt worden. Mündlich sollten die Gesandten allerdings für den Fall, daß die Fürsten sich ablehnend verhielten, diesen sagen, wenn der Vertrag nicht angenommen würde, dann werde die Schuld für alle nachfolgenden kriegerischen und bösen Händel bei den Fürsten liegen. Aus dem Entwurf spricht das große Verlangen des fränkischen Adels nach einer schleunigeren und unparteiischeren Rechtsprechung, insbesondere im Verhältnis zu den Fürsten. Hierdurch sollte auch den in Schweinfurt erhobenen Beschwerden der Adeligen abgeholfen werden.160 Der Beschleunigung der Verfahren dienten die Bestimmungen über das Verfahren bei Säumnis der Parteien, die Angabe der Klagepunkte in der Ladung, damit der Beklagte vorbereitet im Termin erscheinen konnte, die Satzung des Gerichts zum Zwecke der Prozeßbeschleunigung und die Vollstreckung trotz eingelegter Appellation nach Ablauf eines halben Jahres seit Erlaß des Urteils, wie auch die Forderung nach der Abhaltung von mindestens acht Land-, Hof- und Lehngerichten pro Jahr (statt der üblichen vier). Darüber hinaus ordnete der Entwurf auch das Verhältnis der Fürsten zum fränkischen Adel neu, indem er den fürstlichen Gerichten das Gemeine Gericht überordnete und innerhalb des Gemeinen Gerichts die Fürsten dem Adel gleichordnete, wie sich insbesondere aus der Verteilung der Urteiler (je zwei der Fürsten und drei des Adels) und der Wahl der Tagungsstätten (Schweinfurt als Tagungsstätte des Adels) ergibt. Schließlich begegnete der Entwurf einzelnen Mißständen der Rechtsprechung, wie den Kosten für Advokaten und Prokuratoren,161 denen man im Hochstift Bamberg bereits in der Landgerichtsreformation von 1503 zu steuern versucht hatte,162 und – zumindest für Streitigkeiten des Adels – dem Wirrwar der Instanzenzüge, der durch die Ausbildung des Rechtsmittels der Appellation in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden war.163 Verantwortlich für den Entwurf dürfte in erster Linie Johann Freiherr von Schwarzenberg gewesen sein. Viele technische Einzelheiten entsprachen den Reformationen und der Praxis der Bamberger Obergerichte.164 Auch die Fürsten hielten Johann von Schwarzenberg für den Urheber des Entwurfs.165 Hinsichtlich der Gesamtkonzeption knüpfte der Entwurf offenbar an eine ältere Einung zwischen den Fürsten und dem 159 ThStAMgn GHA II 186, fol.  23v–24v; StAW Stdb 892, fol.  107r–108r; StAB GHAP 6647 (unfol.). 160 ThStAMgn GHA II 186, fol. 23r. 161 Erstmals 1503 in der Beschwerde über die geistlichen Gerichte. Rupprecht, Guttenberg, S. 504 (7). Vgl. über die Prokuratoren auch Ott, S. 296–313. 162 StAB B 21, Nr. 11; Ott, S. 305 f. 163 Vgl. die Beschwerde von 1474 über die Annahme von Appellationen in der bischöflichen Kanzlei. Zu den verschiedenen Appellationsmöglichkeiten von Urteilen der weltlichen Gerichte im Hochstift Bamberg vgl. Ott, S. 116, 240–249, 315–326 und 373–377. 164 Scheel, S. 47 f. 165 Vgl. ebd., S. 354.

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Adel an, wahrscheinlich an das Bündnis von 1424. Die in Kitzingen versammelten Adeligen beauftragten Graf Wilhelm ausdrücklich, die Abschrift eines alten, besiegelten Vertrags zwischen den Bischöfen von Bamberg und Würzburg, dem Markgrafen von Brandenburg und der Ritterschaft nach Schweinfurt mitzubringen.166 Das Bündnis von 1424 ist das einzige mir bekannte zwischen den drei fränkischen Fürsten und der Ritterschaft. Die Urkunde dieses Bündnisses ist nicht überliefert, wohl aber ein Einungsprojekt vom 5. Januar 1435.167 In diesem sollte der Austrag zwischen den Fürsten und dem Adel vor einem Gremium von 15 Urteilern erfolgen, in das jeder Fürst drei Urteiler – beteiligt waren neben den drei fränkischen Fürsten auch die Herzöge von Sachsen – und der Adel ebenfalls drei Urteiler entsenden sollte. Trotz dieser Anknüpfungspunkte muß der Entwurf im Ergebnis als revolutionär für das Verhältnis zwischen Fürsten und Adel in Franken bezeichnet werden. Mit der Überordnung des Gemeinen Gerichts über die fürstlichen Gerichte und der Visitationsmöglichkeit der Neun gegenüber den fürstlichen Gerichten griff der Vertragsentwurf tief in die Gerichtshoheit der Fürsten ein und ordnete sie dem Adel gleich. Der Entwurf ist daher überhaupt nur vor dem Hintergrund der offenen Verfassungssituation im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation in den ersten Jahren des 16.  Jahrhunderts zu verstehen. Der Wormser Reichstag von 1495 und die auf ihm beschlossenen Ordnungen mit dem Ziel einer besseren Handhabung des Friedens und des Rechts hatten Bewegung in die Diskussion um eine Reform des Reichs auf diesem Gebiet gebracht. Infolgedessen erschien nicht nur auf Reichsebene, sondern auch in Franken vieles möglich. Darüber hinaus gab es das Vorbild des Schwäbischen Bundes, in dem die Partei der Fürsten und die Partei des Adels einander gleichgeordnet waren und der Austrag jeweils vor dem Richter des Beklagten mit gleichen Zusätzen von jeder Partei erfolgte.168 Die offene Verfassungssituation im Reich und das Vorbild des Schwäbischen Bundes helfen auch zu erklären, warum Johann von Schwarzenberg als Bamberger Hofmeister daran denken konnte, eine Ordnung zu entwerfen, die den Interessen seines Fürsten stracks zuwiderlief. Ferner mag sich Johann von Schwarzenberg von der Ordnung eine Kanalisierung der Beschwerden des Adels und allgemein eine Befriedung des Landes versprochen haben. Auf dem Schweinfurter Rittertag sollte die Ordnung damit begründet werden, daß die Beschwerden nicht alle auf einmal abgestellt werden könnten, aber durch die Ordnung ein Verfahren für die Zukunft errichtet werde.169 Schließlich ist das beträchtliche Eigeninteresse in Rechnung zu stellen, das Johann von Schwarzenberg als Freiherr an dem rechtlichen Austrag mit den Fürsten hatte. Einen solchen strebten die fränkischen Grafen und Herren seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts an.

166 167 168 169

ThStAMgn GHA II 186, fol. 21r. StAW WU 19/45. Datt, S. 349 ff., § 7. ThStAMgn GHA II 186, fol. 23r.

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Bei den Fürsten stieß der Entwurf indes auf wenig Gegenliebe. Bischof Georg von Bamberg vermutete, sein Hofmeister sei der Urheber der gesamten Bewegung, und drückte ihm sein Mißfallen hierüber derart deutlich aus, daß Johann von Schwarzenberg es für gut hielt, den geplanten Tag in Schweinfurt zu verschieben170 und sich in einem Brief an die Bischöfe Georg von Bamberg und Lorenz von Würzburg von dem Vorhaben zu distanzieren.171 Ferner verabredeten die beiden Bischöfe in einer Besprechung in Gerolzhofen am 16. März 1507, die Vornehmsten aus ihrer jeweiligen Ritterschaft vorzuladen und ihnen ihr Befremden und ihr Mißfallen kundzutun.172 Hätten sie, das heißt die vorgeladenen Adeligen, oder wer immer hinter dieser Aktion stecke, ihre rechtlichen oder anderen Mängel angezeigt, dann hätten die Fürsten ihnen eine gnädige Antwort widerfahren lassen. Es stünde ihnen aber nicht zu, Änderungen der fürstlichen Obrigkeit, Privilegien und Regalien, die den Fürsten von Kaisern und Königen verliehen worden seien, vorzuschlagen. Sie sollten sich vielmehr an der in Worms durch Kurfürsten, Fürsten und Stände des Heiligen Reichs aufgerichteten und auf anderen Reichstagen bestätigten Ordnung sowie anderen ihren Voreltern von Gnaden wegen gegebenen Verträgen genügen lassen. Verfinge dies nicht, dann sollte jeder Fürst seine Räte, Hofdiener und Amtleute ernstlich ermahnen, sich nicht an dieser Handlung zu beteiligen und den ausgeschriebenen Tag nicht zu besuchen. Sollte der Tag trotzdem stattfinden und die Ritter die Fürsten anschließend um ihren Beitritt zu einer dort beschlossenen Ordnung ersuchen, sollte jeder Fürst das mit so füglichen Worten wie möglich ablehnen, aber keinesfalls in eine solche Ordnung einwilligen. Auf einem weiteren Treffen im Kloster Langheim am 22.  März schwor Bischof Georg von Bamberg auch Markgraf Friedrich auf diese gemeinsame Position ein, mit der geringen Änderung, daß die drei Fürsten zunächst mit den Ausschreibern des Tags von Schweinfurt verhandeln und, wenn der Tag der Ritterschaft doch stattfinden und eine Botschaft an die Fürsten schicken sollte, keiner eine endgültige Antwort geben, sondern sich zuerst mit den anderen unterreden sollte.173 Unterdessen verhinderte Bischof Georg von Bamberg, daß die Ausschreiben, die Johann von Schwarzenberg und andere in Bamberg hatten drucken lassen sollen,174 wie geplant175 an Graf Wilhelm übergeben wurden.176 Infolgedessen vereinbarten Bischof Georg von Bamberg, der Domherr Thomas von Stein als Vertreter Bischof Lorenz’ von Würzburg und der markgräfliche Hofmeister Ulrich von Zedtwitz auf einem weiteren Treffen in Bamberg am 30. März 1507, keinen Tag mit den Ausschreibern des Tags von Schweinfurt zu veranstalten und auch weiteren Ausschreibungen 170 171 172 173 174 175 176

Ebd., fol. 29v. Scheel, S. 354–358. StAW Stdb 892, fol. 114rv. StAB GHAP 6647 (unfol.); GHAP 7853; StAW Stdb 892, fol. 115v–116r; Stdb 948, S. 17–20. ThStAMgn GHA II 186, fol. 21r; StAW Stdb 892, fol. 103v. ThStAMgn GHA II 186, fol. 21v; StAW Stdb 892, fol. 104r. So ThStAMgn GHA II 186, fol. 31v. Nach StAW Stdb 892, fol. 119r scheiterte der Tag daran, daß Graf Hermann von Henneberg (die Ausschreiben) nicht (mit)siegeln wollte.

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der Ritterschaft entgegenzuarbeiten. Sollte ein solcher Tag doch zustandekommen, dann wollten sie der Ritterschaft durch ihre Räte vorhalten lassen, daß der Plan eines rechtlichen Austrags ihnen Abbruch tue an ihren fürstlichen Regalien, Sal-, Land- und Hofgerichten, und auch der königlichen Majestät durch Abschneiden der Appellation an das Kammergericht. Wenn sie Mängel gegen einen der drei Fürsten hätten, sollten sie diese anzeigen, worauf sich die Fürsten gebührlich, ziemlich, fürstlich und unverweislich verhalten würden. Falls die Ritterschaft vorbringe, die Ordnung sei gegen Räuberei und Plackerei gerichtet, sei zu antworten, daß die Fürsten dieses fördern wollten, sofern es ohne Nachteil für ihre fürstlichen Regalien und Privilegien möglich sei. Damit war das Austragsprojekt zunächst erledigt. Graf Wilhelm von Henneberg korrespondierte zwar im Mai und Juli 1507 weiterhin mit Graf Michael von Wertheim über die Ausschreibung eines allgemeinen Tags, ein solcher kam jedoch – soweit ersichtlich – nicht zustande.177 Mit dem Kitzinger Projekt rechtlichen Austrags übernahmen die Grafen und Herren endgültig wieder die Führung in der Bewegung des fränkischen Adels. Konsequenterweise diente das Projekt in erster Linie ihren Interessen, insbesondere ihrem Streben nach Gleichberechtigung mit den Fürsten, einem Anliegen, das sie seit Beginn des 15.  Jahrhunderts verfolgten. Demgegenüber mußten sich die Ritter mit ihren konkreten Beschwerden darauf vertrösten lassen, der rechtliche Austrag werde hier schon Abhilfe schaffen. Bei dem Versuch, die Ritterschaft für ihre Pläne zu mobilisieren, griffen die Grafen und Herren auf die Organisation aus der Zeit des Widerstandes gegen den Gemeinen Pfennig und die Reichsanlage zurück. Das sofortige Eingreifen der drei fränkischen Fürsten verhinderte jedoch, daß sich die Organisation entfalten konnte.

2. Fürsten und Adel im Ringen um den Landfrieden in Franken, die Gravamina und den rechtlichen Austrag von 1507 bis 1512 Neuen Auftrieb erhielt die Bewegung unter dem fränkischen Adel paradoxerweise durch den Abschluß eines Vertrags zwischen den vier fränkischen Fürsten, den Bischöfen Georg von Bamberg, Lorenz von Würzburg und Gabriel von Eichstätt und Markgraf Friedrich von Brandenburg, gegen Räuberei, Plackerei und andere Übeltaten am 9. September 1507.178 Sie folgten damit einer Aufforderung König Maximilians zur Errichtung einer Friedensordnung für Franken. Die Feinde und Beschädiger eines Fürsten sollten durch die anderen in keiner Weise begünstigt, sondern vielmehr durch die Amtleute aller Fürsten gleichermaßen verfolgt werden. Zu diesem Zweck sollten die Fürsten die Namen ihrer jeweiligen Feinde einander mitteilen. Statthalter, 177 ThStAMgn GHA II 184, fol. 5r–9r. 178 StAW Stdb 893, fol. 107r–119r; ThStAMgn GHA II 186, fol. 44r–50v.

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Hofräte und Amtleute sollten die Ordnung beschwören. Weiterhin vereinbarten die Fürsten ein Austragsverfahren untereinander, der Austrag mit dem Adel sollte vor den Räten des beklagten Fürsten erfolgen. Ihr verstärktes Durchgreifen gegen Landfriedensbrecher und Heckenreiterei brachte die Fürsten und ihre Amtleute alsbald in Konflikt mit den Ganerben des Schlosses Rothenberg und denen von Schaumberg.179 Die genauen Hintergründe dieses Konflikts sind nicht mehr erkennbar. Jedenfalls faßten ihn die Ganerben des Schlosses Rothenberg und die von Schaumberg prinzipieller auf. Für sie bargen die neuen Pflichten der fürstlichen Amtleute zur Unterstützung der anderen fränkischen Fürsten die Gefahr einer konzertierten Aktion gegen sie oder, wie sie es ausdrückten, ihre Freiheiten zu verlieren und unter das (fürstliche) Joch zu geraten. Sie beriefen daher eine Versammlung des Adels auf den 23. Januar 1508 nach Schweinfurt ein. Dort sollen angeblich die Verhandlungen von Schweinfurt 1506 und Kitzingen 1507, insbesondere der Entwurf eines rechtlichen Austrags, beraten und Hauptleute und Räte wie zu Zeiten des Gemeinen Pfennigs gewählt worden sein. Am darauffolgenden Tag sprach dann Adam von Schaumberg über die Beschwerden, die der Ritterschaft aus dem Vorgehen der vier Fürsten entstünden. Ihm traten einige Amtleute der Fürsten entgegen, die ein Schreiben verlasen, dessen Inhalt im wesentlichen mit dem eines späteren vom 13. April 1508 an die von Schaumberg identisch gewesen sein dürfte.180 Hierin verwahrten sich die Räte, Hauptleute, Pfleger und Amtleute der vier Fürsten gegen den Vorwurf der Ausübung unrechter Gewalt. Vielmehr sei es so, daß es unter der Ritterschaft Mordbrenner gebe, und hiergegen ein Gebot des Königs an die vier Fürsten ausgegangen sei, Ordnung in ihren Landen zu schaffen. Ihr Vorgehen entspreche dem Landfrieden, ebenso wie die Gefangennahme und das Vorgehen mit dem peinlichen Recht gegen Friedbrecher. Wenn sie jemandem Unrecht getan hätten, erböten sie sich zu Recht vor König Maximilian und dem Kammergericht oder Erzbischof Jakob von Mainz, Kurfürst Ludwig von der Pfalz, den Herzögen Friedrich und Johann von Sachsen, dem Landgrafen Wilhelm von Hessen oder Grafen, Herren und Rittern des Schwäbischen Bundes. Wenn sie aber keiner verklagen, sondern nur beleidigen wolle, dann wüßten sie sich gegen diese zu halten, wie es einem Adeligen gezieme. Die Grafen, Herren und Ritter antworteten hierauf, die Versammlung richte sich nicht gegen die Amtleute, aber der Fürstenvertrag dringe sie von ihren Freiheiten. Die Amtleute erwiderten hierauf, sie verstünden das Vorbringen der Adeligen nicht als Warnung vor Mißhelligkeiten, sondern als Schmähung ihrer Person, und begehrten eine Abschrift (des Entwurfs von Kitzingen). Diese verweigerten Grafen, Herren und Ritterschaft mit dem Argument, daß er sonst vielleicht in unberufene Hände gelangen könnte. Die Amtleute ließen dies auf sich beruhen und äußerten, sie wollten sich nicht von der Ritterschaft absondern. Grafen, Herren und Ritterschaft beschlossen daraufhin, die Handlung durch die gewählten Hauptleute und Räte an die Orte bringen zu las179 Vgl. zum folgenden ThStAMgn GHA II 186, fol. 63r–68r. 180 Ebd., fol. 51r–54r.

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sen, dort zu beratschlagen, auch unter Umständen andere Räte zu wählen und diese mit Vollmachten an einem anderen Ort zusammenkommen zu lassen, damit die Ordnung abgeschlossen werden könne. Auch sollte über weitere Fristen und Termine und eine Anlage zum Unterhalt der Ordnung beraten werden. König Maximilian wollten sie anzeigen, daß sie unterdrückt und vom Reich gedrungen werden sollten. König Maximilian wies daraufhin am 13. März Graf Michael von Wertheim an, die Ritterschaft seines Viertels auf den 2. April nach Schweinfurt zu laden.181 Johann Freiherr von Schwarzenberg, Sigmund von Thüngen, Hans von Seckendorff und Veit von Lentersheim habe er ebenfalls geschrieben. Eine Reaktion der Angeschriebenen hierauf ist allerdings nicht bekannt. Obwohl bereits in Schweinfurt Hauptleute und Räte gewählt und an die Orte gesandt worden sein sollen, gingen die Beratung und Beschlußfassung in den Orten sehr schleppend vor sich. Der Ort Steigerwald hieß auf einem Tag am 14. Juli den Abschied von Schweinfurt gut,182 im Ort Rhön/Werra kam hingegen ein solcher Tag erst am 14. November zustande.183 Von dort aus versuchte Graf Wilhelm von Henneberg der Bewegung mehr Schwung zu verleihen, indem er die Teilnehmer der Versammlung von Kitzingen 1507 anschreiben ließ184 und sich auch an Graf Michael von Wertheim wandte.185 Im Odenwald fand daraufhin ein Tag am 5. Februar 1509 statt,186 und Graf Michael schlug vor, Graf Wilhelm solle einen Tag aller Hauptleute in Schweinfurt oder Kitzingen ansetzen.187 Auch knüpften die beiden Grafen Kontakte mit Markgraf Friedrich von Brandenburg an.188 Hingegen lief von dem Ritter Jörg von Ehenheim zu Geyern (aus dem Ort Altmühl) die Antwort ein, er sei seinerzeit nicht auf dem Tag von Schweinfurt gewesen, sei alt und habe viel Streit mit seinen Schwestern.189 Graf Wilhelm möge sich deshalb an Apel von Seckendorff, Ludwig von Eyb und Conrad von Hutten den Jüngeren wenden. Auf diese Weise schleppte sich die Angelegenheit durch das Jahr 1509. Im August bemühte sich Graf Wilhelm von Henneberg, wenigstens einen Ausschußtag Ende Oktober zustande zu bringen.190 Den meisten Widerstand erfuhr er wohl aus dem Ort Altmühl, und zwar teils wegen des gleichzeitig schwelenden Konflikts mit den Amtleuten wegen der neuen Verpflichtungen aus dem Vier-Fürsten-Vertrag von 1507, teils wegen der befürchteten, aus einem Vertrag mit den Fürsten resultierenden Bela181 StAWt GA 48, 28 (unfol.). 182 ThStAMgn GHA II 187, fol. 1rv. 183 ThStAMgn GHA II 186, fol.  55rv (Einladung vom 12.  Oktober 1508), 111r–126r (Liste der Angeschriebenen), 34rv, 127rv (Anwesenheitsliste), 128rv (Vollmachten), 129r–130v (Liste der Ausgebliebenen), 133r (Geleitbrief der Stadt Schweinfurt). 184 Ebd., fol. 39rv, 31v (Entwurf). 185 Ebd., fol. 31r, 37r. 186 Ebd., fol. 92r–93v. 187 Ebd., fol. 92r. 188 Ebd., fol. 90r. 189 ThStAMgn GHA II 184, fol. 12r. 190 ThStAMgn GHA II 186, fol. 80r.

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stungen. Am 3. September 1509 schrieben ihm die Ritter Apel von Seckendorff und Sebastian von Eyb sowie Georg von Ehenheim, Ernst von Wollmershausen, Wilhelm von Leonrod und Sigmund vom Lentersheim im Namen der dortigen Ritterschaft, da es sich (bei dem Abschluß eines Vertrags wie dem zu Kitzingen entworfenen) um eine treffliche Sache handele, sollten erst sechs aus jedem Ort sich mit den Fürsten treffen und danach die Sache wieder an die Orte bringen.191 Wegen der Irrungen mit den Amtleuten zeigten sie sich befremdet, da sich in ihrem Ort die Amtleute zur Ritterschaft hielten. Einen auf den 21. Januar 1510 angesetzten Tag besuchten sie nicht, da sie wegen der Kürze der Zeit aus ihrem Ort keine Vollmacht hierzu hätten bekommen können.192 Statt dessen übersandten sie ihre Beschwerden gegen den Vertragsentwurf von Kitzingen 1507.193 Vor allen Dingen bemängelten sie die Hilfsverpflichtung gegen Überzug nach Erkenntnis der Neun. Sie befürchteten übermäßige Kosten für den Adel bei der Hilfe für die Fürsten gegen andere Fürsten oder Städte, da die Fürsten in dem Rat sechs Stimmen hätten und die Grafen, Herren und Ritter nur drei. Außerdem bemängelten sie die in Kitzingen gefaßte Nebeninstruktion an die Fürsten, die jenen für den Fall des Scheiterns die Schuld an allen nachfolgenden kriegerischen Handlungen gab, als zu scharf. In seiner Antwort beschwerte sich Graf Wilhelm über ihr Ausbleiben, da auf diese Weise nichts habe beschlossen werden können,194 erreichte jedoch augenscheinlich nichts. Nachdem eine Versammlung der Amtleute an der Altmühl sich bei ihnen über die Haltung der Ritterschaft wegen der neuen Pflichten in dem Vertrag beschwert hatte – dieser sei nicht gegen den Adel gerichtet, sondern für ihn von Nutzen195 –, schrieben wiederum die Ritter Apel von Seckendorff und Sebastian von Eyb und Georg von Ehenheim, Wiglas von Seckendorff und Wilhelm von Leonrod an Graf Wilhelm, es sollten zunächst weitere Verhandlungen (mit den Amtleuten) geführt werden, um Zwietracht zu verhindern.196 Neuen Schwung erhielt die Einungsbewegung im Sommer 1510 durch ein Ausschreiben Kaiser Maximilians, über dessen genauen Inhalt wir nicht unterrichtet sind.197 Graf Wilhelm von Henneberg benutzte es jedenfalls dazu, erneut Verhandlungen mit den 6 Orten und den Amtleuten über die Beschwerden des Adels anzuknüpfen, und brachte tatsächlich eine Versammlung in Schweinfurt am 3. November 1510 zustande.198 Ursprünglich hatten Graf Wilhelm und Graf Michael von Wertheim Vertreter aus den Orten und zwei oder drei Amtleute aus jedem Ort zu Vorberatungen auf 191 Ebd., fol. 77r–78r. 192 ThStAMgn GHA II 189, fol. 54rv. Vgl. auch ebd. fol. 51r und 188, fol. 3r, 8r (Geleitbriefe der Bischöfe Georg von Bamberg und Lorenz von Würzburg). 193 Ebd., fol. 56r–57v. 194 Ebd., fol. 64v. 195 Ebd., fol. 41rv. 196 Ebd., fol. 43r. 197 Vgl. zum folgenden auch Fellner, S. 164–173. 198 Vgl. ThStAMgn GHA II 191, fol. 10r und 19r.

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den 3. November und alle übrigen dann auf den 5. November laden wollen.199 Ob dann tatsächlich Vertreter der Amtleute in Schweinfurt erschienen, ist unsicher. Aus dem Ort Gebirg schrieben ihm der Hauptmann Ludwig von Eyb und Eukarius von Aufseß, Utz von Künsberg und Hans von Redwitz, Graf Wilhelm möge die Amtleute selbst nach Schweinfurt laden, da ihnen dies nicht füglich sei.200 In Schweinfurt wurde der Entwurf einer Einung erstellt.201 Demnach sollten ein Oberster Hauptmann und Hauptleute und Räte in den Orten gewählt werden. Bei Krieg oder Aufruhr sollte der Oberste Hauptmann die Hauptleute und Räte aus den Orten versammeln zu gemeinsamer Beratung und Beschluß. Die Gewählten sollten einen Eid schwören, getreu der Einung zu handeln, und die Einungsverwandten den Gewählten einen Gegeneid schwören. Für Feldzüge sollten die Einungsverwandten Bewaffnete nach Maßgabe des Anschlags zur Abwehr des Gemeinen Pfennigs stellen, auch sollten Wagen und Büchsenmeister bereitgestellt werden. Die Hauptleute und Räte sollten jährlich gewählt werden und ihnen der Schaden, den sie in Ausübung ihres Amtes empfingen, ersetzt werden. Bei Entwehrung von Schlössern und anderen Gütern sollte von allen geholfen werden. Bei Streit mit Fremden sollte zuerst versucht werden, diesen vor den ordentlichen Gerichten auszutragen. Fruchtete dies nicht, dann sollte sich der betreffende Einungsverwandte an den Obersten Hauptmann mit der Bitte um Rat und Hilfe wenden. Bei Irrungen zwischen den Einungsverwandten sollten die Hauptleute und Räte des betreffenden Orts entscheiden, solange es nicht um Lehen, Erbe oder Eigen ging. Die Fehde war in solchen Fällen verboten. Schlug der Güteversuch durch den Hauptmann fehl, sollten sich die Beteiligten an die ordentlichen Gerichte wenden. Ehrenhändel sollten vor dem Obersten Hauptmann ausgetragen werden. Bei Irrungen mit geistlichen Fürsten oder mit Prälaten sollten die ordentlichen Gerichte angerufen werden, bei Irrungen mit weltlichen Fürsten dessen Räte. Hilfe der Einung für einen Fürsten sollte auf dessen Kosten und Schaden gehen, die Hilfe eines Fürsten für die Einung nach Maßgabe der darüber getroffenen Verabredung. Eine Fehde sollte zur Bewahrung der Ehre drei Tage zuvor angesagt werden, außer es handele sich um ein Eingreifen auf frischer Tat. Dies sollte auch für die Einungsmitglieder gelten, die fürstliche Amtleute oder Diener waren. Würde ein Gegner niedergeworfen, so sollte er in ritterlicher Art und Weise gefangengehalten werden. Die Mitglieder sollten aber nicht zur Hilfe entgegen ihren Burgfrieden, Urfehden oder ewigen Fürstendiensten verpflichtet sein. Sollten sie künftig Dienstverpflichtungen eingehen, so sollten sie ihren Dienstherren diese Pflichten gegenüber der Einung mitteilen. Sollte daraufhin doch ein Einungsverwandter beschädigt werden, sollten die daran beteiligten Einungsverwandten ihm die gemachte Beute erstatten und abreiten. Ritter sollten drei seidene Kleider, kein goldenes und ein gesticktes haben dürfen sowie eine goldene Kette. Einem einfachen Edelmann waren zwei seidene Kleider und ein gesticktes, aber keine goldene Kette erlaubt. Frauen und Töchtern 199 ThStAMgn GHA II 189, fol. 22r. 200 Ebd., fol. 44r. 201 ThStAMgn GHA II 224, fol. 1r–8r = StAW Stdb 892, fol. 147v–155v = Stdb 948, S. 65–76.

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waren zwei seidene Kleider, ein gesticktes und eine goldene Kette im Wert von 50 fl erlaubt. Wer dies nicht beachtete, sollte aller Vorstände, Danke und Vortänze beraubt sein. Ihren Knechten sollten die Ritter Zeugnisse über ihr Wohlverhalten ausstellen. Ferner sollten die Ritter guten Bescheid geben und nehmen und nicht mehr als zehn Freunde zu einem Rechtstag mitbringen. Außerdem sah der Entwurf eine Anlage in unbestimmter Höhe vor. Das Zutrinken wurde verboten, ebenso die Gotteslästerung. Der Entwurf zerfällt deutlich in zwei Teile: einen Teil, der die Organisation der Einung regelte, verbunden mit Bestimmungen über die den Einungsverwandten zugesagte Hilfe und den Austrag untereinander und mit Auswärtigen, und einen Teil, der sich mit der Verbesserung des Lebenswandels der Einungsverwandten durch Einschränkung des Kleiderluxusses und dem Verbot des Zutrinkens und der Gotteslästerung befaßte. Bei den Bestimmungen über die Organisation der Einung und die Hilfe handelte es sich um eine Weiterentwicklung der bereits bekannten Einungen. Deutlich lassen sich die Teile ausmachen, die bereits zum Repertoire der Einungen des 15. Jahrhunderts gehörten, zum Beispiel über die Hilfe bei der Entwehrung von Schlössern, den Ersatz von Schäden für die im Dienst der Einung tätigen Hauptleute und Räte, das Verfahren bei Irrungen mit Auswärtigen und innerhalb der Einung und das besondere Verfahren bei Ehrenhändeln, das auf das Vorbild des Bundes der markgräflichen Ritterschaft von 1495 zurückgehen dürfte. Ebenso deutlich ist der Rückgriff auf die Organisation aus der Zeit der Abwehr des Gemeinen Pfennigs und der Reichsanlage des Jahres 1500 mit dem Obersten Hauptmann und Hauptleuten und Räten in den Orten sowie dem Anschlag für das Aufgebot der Bewaffneten, und über sie auf das Vorbild des Schwäbischen Bunds. Neu war die Möglichkeit der Hilfe für einen Fürsten und die Bestimmungen über den Austrag mit geistlichen und weltlichen Fürsten und den Prälaten, für das Verhalten von Amtleuten und Fürstendienern sowie über die Behandlung adeliger Gefangener. Das Einungsprojekt bezog also die Fürsten ausdrücklich mit ein, und zwar nach dem Vorbild des Schwäbischen Bundes von 1488 durch die Eröffnung der Möglichkeit des Abschlusses separater (Hilfs-)Verträge. Ferner versuchte es die Probleme zu lösen, die zur Ablehnung des Kitzinger Einungsprojekts durch die Fürsten geführt hatten und durch den Abschluß des Vier-Fürsten-Vertrags von 1507 entstanden waren, nämlich eine Austragsordnung zu finden, ohne in fürstliche Prärogativen einzugreifen, und Regeln zur Lösung des Loyalitätskonflikts der Amtleute und Diener zwischen ihren fürstlichen Arbeitgebern und ihren adeligen Standesgenossen. Dabei kam der Entwurf den Interessen der Fürsten sowohl hinsichtlich der Respektierung ihrer Gerichte wie auch ihren Amtleuten und Dienern weit entgegen. Eine Bekämpfung ihrer adeligen Gegner sollte auf dreitägige Fehdeansage hin ausdrücklich erlaubt sein, selbst wenn es sich um Einungsverwandte handelte. Ewige Fürstendienste, das heißt ein Dienstvertrag auf Lebenszeit, sollte den Verpflichtungen der Einung gegenüber vorgehen. Erst bei Erneuerung des Dienstvertrags sollten die Pflichten der Einung gegenüber berücksichtigt werden. Nebenbei trug der Entwurf auch den Bedenken der Altmühler Ritterschaft gegen den Kitzinger Entwurf von 1507 Rechnung, die Hilfe für die Fürsten könnte sie zu sehr belasten.

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Mit den Bestimmungen über die Einschränkung des Kleiderluxusses und dem Verbot des Zutrinkens und der Gotteslästerung trug der Entwurf schließlich den diesbezüglichen Beschlüssen der Reichstage seit 1495 Rechnung. Zugleich setzte er damit eine Linie fort, die bereits die Turnierordnungen des 15.  Jahrhunderts und der Bund der markgräflichen Ritterschaft von 1495 aufgenommen hatten. Bereits der Abschied des Reichstags von Worms vom 7. August 1495 hatte ein Verbot der frevenlich lesterung des namen, der gelider und marter Gottes, seiner muter, der junkfrauen Maria, und seiner heiligen, es geschehe durch Adelige oder durch Personen geringeren Standes, angekündigt202 und König Maximilian hierauf ein Mandat gegen Gotteslästerung erlassen.203 Ebenso hatte der Reichsabschied allen Kurfürsten, Fürsten, Prälaten, Grafen, freien Herren und anderen Reichsständen geboten, an ihren Höfen ihren Dienern und auch sonst allen Untertanen das Trinken zu Gleichen, Vollen und Halben nicht zu gestatten, sondern ernstlich zu bestrafen.204 Schließlich war in dem Abschied die Forderung nach einer Beschränkung des Kleiderluxusses erhoben und den Kurfürsten, Fürsten und anderen Obrigkeiten aufgegeben worden, bis zum nächsten Reichstag Erkundigungen der ubermessigen kleidung und anderer unzimlichen kostlicheit einzuziehen, damit eine allgemeine Ordnung für das gesamte Reich erlassen werden könne.205 Auf dem folgenden Reichstag von Lindau 1497 war der Artikel betreffend die Beschränkung des Kleiderluxusses dahingehend präzisiert worden, daß kein Adeliger, der nicht Ritter war, Gold oder Perlen an seiner Kleidung tragen sollte. Ritter sollten Gold an ihren Wämsern, darüber hinaus jedoch kein goldenes Stück tragen dürfen. Wegen der Kleidung der Frauen sollte jeder Fürst mit seiner Ritterschaft beraten.206 Diese Bestimmungen waren auf den Reichstagen von Freiburg 1498 und Augsburg 1500 wiederholt worden.207 Auffallenderweise folgten die Bestimmungen des Einungsentwurfs den Forderungen der Reichsabschiede nicht ganz, insbesondere was das Tragen goldener Ketten durch Ritter belangt, sondern knüpften hierin vielmehr an entsprechende Bestimmungen der Heilbronner Turnierordnung aus dem Jahre 1485 an.208 Der Entwurf stellte somit einen Kompromiß zwischen verschiedenen Anliegen dar: Es sollte eine schlagkräftige Selbsthilfeorganisation nach der Art der Einung gegen die Reichsanlage von 1500 aufgebaut werden, ohne die Fürsten zu verärgern. Zugleich zielte er auf eine moralische Verbesserung des Adels ab durch die Begrenzung des Kleiderluxusses und das Verbot des Zutrinkens und der Gotteslästerung. Hierdurch sollte auch dem einschlägigen Reichsrecht Rechnung getragen werden.

202 203 204 205 206 207 208

DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1593, S. 1143, Art. 2; Weinrich, QRRef, Nr. 53a, S. 466, Art. 2. DRTA m.R. 5,1,1 Nr. 458, S. 575–577. DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1593, S. 1143, Art. 4. Ebd., Art. 5. DRTA m.R. 6 Nr. 51, S. 343. Ebd. Nr. 119, S. 736; NS 2, S. 79, §§ 7–11. Vgl. Eyb, Turnierbuch, S. 208 f.

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Gemäß dem Abschied von Schweinfurt sollte der Entwurf in den Orten beraten und gehört werden, welche Artikel zu ändern seien und welche Adeligen ihn annehmen wollten und welche nicht, und die Ergebnisse sodann auf einem weiteren Tag in Schweinfurt erneut beraten werden.209 Im Ort Rhön/Werra wurden daraufhin Versammlungen auf den 12. November210 und den 4. Dezember211 nach Münnerstadt, im Steigerwald auf den 1. Dezember nach Schlüsselfeld,212 an der Baunach auf den 11. Dezember nach Ebern,213 im Odenwald nach Mergentheim214 und auf dem Gebirge auf den 21. Januar 1511 nach Kulmbach215 angesetzt. Unterdessen erhielt Bischof Lorenz von Würzburg Kunde von dem Schweinfurter Vertragsentwurf. Er ließ den Adeligen in Münnerstadt, Schlüsselfeld, Ebern und Mergentheim vorhalten, solche Versammlungen seien nicht herkömmlich.216 Auch habe er gehört, die Ritterschaft wolle auf den Tagen Hauptleute wählen und sich diesen verpflichten. Dieses sei beschwerlich, unnötig und ihnen als Stiftsverwandten nicht ziemlich. Sie sollten daher keine Hauptmannschaft aufrichten, kein Bündnis eingehen und sich wie ihre Voreltern zum Hochstift halten. Hans von der Tann und Silvester von Schaumberg antworteten daraufhin den bischöflichen Gesandten auf dem Tag in Münnerstadt, Bischof Lorenz möge ihr Vorhaben nicht so verstehen, daß es ihm zuwiderlaufe.217 Im übrigen nahm die Mehrheit der Versammelten den Entwurf an. Nur einige wenige, unter ihnen Sigmund von Thüngen und Hans von Bibra, wünschten einen Aufschub bis zu einer neuen Versammlung in Schweinfurt am 12. Januar 1511, in der ein endgültiger Beschluß gefaßt werden sollte.218 Die in Ebern Versammelten antworteten den bischöflichen Gesandten, der Vertrag sei gegen Räuberei und zur Bewahrung des alten Herkommens und nicht gegen Bischof Lorenz oder das Domkapitel gerichtet.219 Allerdings sahen sie es für gut an, Bischof Lorenz und das Domkapitel zuerst um die Abstellung ihrer Beschwerden wegen der genannten Verträge zu bitten. Auch der Ort Odenwald meldete Bedenken an: Der Artikel über das Vorgehen gegen Räuberei gefalle ihnen, aber die Bestimmungen über die Hilfe seien zu weitläufig und unverständig, weil die Artikel, die auf anderen Tagen vorgetragen wurden, nicht bedacht worden seien.220 Die Fürsten sollten zuerst gebeten werden, die Beschwerden abzustellen. Wenn dies nicht geschehe, könne man immer noch über den Abschluß 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220

ThStAMgn GHA II 191, fol. 18r. ThStAMgn GHA II 189, fol. 39r und 191, fol. 19r. Ebd., fol. 19r, 22r. StAW Stdb 892, fol. 121rv. Vgl. StAW Stdb 948, S. 51. Vgl. ThStAMgn GHA II 191, fol. 26r und StAW Stdb 892, fol. 124r. Vgl. StAW Stdb 948, S. 61–63. StAW Stdb 892, fol. 124r–125v. Ebd., fol. 127r; ThStAMgn GHA II 191, fol. 30v; StAWt 48, 12 (unfol.). ThStAMgn GHA II 191, fol. 30v; StAWt 48, 12 (unfol.). ThStAMgn GHA II 191, fol. 8r–9r. Zur Datierung vgl. ebd., fol. 26r. Ebd., fol. 7r. Zur Datierung vgl. ebd., fol. 26r.

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einer Einung verhandeln. Daraufhin beschlossen die Versammelten auf dem weiteren Tag des Ortes Rhön/Werra in Schweinfurt am 13. Januar 1511, der Entwurf solle zunächst nochmals durch einen Ausschuß von Gesandten aller 6 Orte, sechs aus jedem Ort, auf einem weiteren Tag in Schweinfurt am Sonntag Laetare (30. März) beraten werden.221 Danach sollte er an die Orte zurückgegeben werden mit der Frage, ob sie noch Mängel hätten, und schließlich auf einem allgemeinen Tag in Schweinfurt ein endgültiger Beschluß gefaßt werden. Außerdem sollten sie zuvor, damit sie beim Kaiser und den Fürsten nicht in den Verdacht des Aufruhrs gerieten, den Fürsten ihre Beschwerden anzeigen und sie bitten, diese abzustellen. Unterdessen vereinbarten Bischof Lorenz von Würzburg und Bischof Georg von Bamberg auf einem Treffen in Haßfurt am 16. Dezember 1510, Bischof Georg solle die Ritterschaft auf dem Gebirge und Bischof Lorenz seine Ritterschaft beschreiben und ihnen mitteilen, sie – die Bischöfe – würden derartige Versammlungen oder einen Vertragsschluß nicht dulden.222 Auf keinen Fall wollten sie auf ein Anbringen der Ritterschaft eine endgültige Antwort geben, und auch Markgraf Friedrich dahin bringen, wie es im Jahre 1507 in Langheim und Bamberg verabredet worden sei. Bischof Georg beschwerte sich daraufhin bei der in Kulmbach versammelten Ritterschaft des Orts Gebirg am 21. Januar 1511 über ihr Vorgehen.223 Sie sollten sich treu verhalten und nicht in den Vertrag begeben. Auf dem Tag in Schweinfurt am Sonntag Laetare wurde der erste Entwurf durch einen anderen ersetzt.224 Demnach sollte jeder Hauptmann mit Hilfe der Einungsverwandten in seinem Ort gegen Räuberei und Plackerei vorgehen. Solchen Räubern sollte auch niemand helfen. Würde einer der Einungsverwandten durch einen Fürsten vergewaltigt, sollten die Einungsverwandten den Fürsten zunächst bitten, von seinem Vornehmen abzustehen. Fruchtete dies nicht, sollte der Rechtsweg beschritten werden. Wenn auch dies zu keinem Ergebnis führte, sollte der Hauptmann des Orts dem Beschädigten Hilfe und Rat erteilen, bei der Eroberung von Schlössern und anderen Gütern durch den Fürsten auch mit Leib und Gut geholfen werden. Es folgten die üblichen Bestimmungen über die Verteilung von Beute und Schäden, das Versprechen, bei Lehnaufsagungen keine Sühne einzugehen, ohne daß dem Betreffenden die Lehen wieder verliehen worden seien, über Hilfe nach dem Ende der Einung und über eine Anlage und Zusammenkünfte. Die Einung sollte auf drei Jahre geschlossen werden. Der Entwurf verband die Bekämpfung von Räuberei und Plackerei auf der Grundlage der Orte mit der Hilfe gegen Fürsten nach dem Vorbild der Großen Einung des Jahres 1402. Besonders auffallend sind insofern die parallelen Bestimmun221 222 223 224

Ebd., fol. 6rv, 33r und 35r. StAW Stdb 892, fol. 133v–134v und 146rv. StAW Stdb 948, S. 61–63 (21. Januar 1511). Vgl. ebd., S. 76: diese notel ist gebessert worden als hernach folgt. Der nachfolgend wiedergegebene Entwurf ebd., S. 77–82 = Stdb 892, fol. 127v–132r = ThStAMgn GHA II 191, fol. 1r–5r = 11r– 16r = 225, fol. 6r–10r.

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gen über das Vorgehen bei Verunrechtung durch einen Fürsten (Bitte um Recht – Rechtsweg – Hilfe der Einung), die Verteilung von Beute und Schaden, die Zusage, keine Sühne ohne Wiederverleihung der Lehen anzunehmen, die Anlage und die Zusammenkünfte. Trotz der Wendung gegen Räuberei und Plackerei und dem der Hilfe vorgeschalteten Verfahren bei Verunrechtung durch einen Fürsten bedeutete er einen Schritt zurück zu den Wurzeln adeliger Kampf- und Fehdegemeinschaft. Wäre er in die Tat umgesetzt worden, hätte sich die Konkurrenzsituation zwischen adeliger und fürstlicher Einung aus den ersten beiden Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts wiederholt. Ferner kamen auf dem Tag eine Reihe von Beschwerden gegen die Fürsten zur Sprache, dies wohl in Umsetzung der Forderung, zuerst den Fürsten die Beschwerden des Adels anzuzeigen, bevor man den Vertrag abschloß.225 Bischof Lorenz von Würzburg wurde vorgeworfen, er besetze sein Hofgericht mit Geistlichen und Amtleuten, so daß kein Edelmann zu seinem Recht kommen könne. Auch werde der Adel durch das geistliche und das Brückengericht bedrängt. Außerdem wurde ihm vorgeworfen, daß er aufgrund von Verträgen und Bündnissen Edelleute anderen Fürsten gefangen schicke, ohne daß ein Urteil gegen sie vorliege. Ferner habe er die Amtleute mit neuen Eiden und Gelübden beladen, daß sie die Leute niederwürfen und anderen Fürsten auslieferten und Edle und Unedle niederstächen ohne allen Bescheid. Bischof Georg von Bamberg wurde vorgeworfen, er wolle auch die Helfer richten lassen, dies sei gegen das herkömmliche Reisdienen. Schließlich trugen die kaiserlichen Räte Bartholomäus Riedlern, Dekan des Stifts St. Moritz zu Regensburg, und Hans Goldach, der Ritter Wilhelm von Wolfstein, kaiserlicher Oberst und Feldmarschall, Sigmund von Rorbach, Hauptmann zu Regensburg, und Thomas Fuchs die Bitte Kaiser Maximilians um einen Reiterdienst von 200 Pferden auf sechs Monate gegen Venedig vor.226 Die versammelten Adeligen lehnten es jedoch ab, hierüber einen Beschluß zu fassen, weil sie zu wenige seien, und verwiesen die kaiserlichen Gesandten auf einen weiteren Tag in Schweinfurt am Sonntag Cantate (18. Mai),227 auf dem auch die Einung abgeschlossen werden sollte.228 In der Zwischenzeit blieben die Fürsten nicht untätig. Auf einem Treffen in Iphofen am 2. Mai 1511 kamen die Bischöfe Georg von Bamberg und Lorenz von Würzburg und Markgraf Friedrich überein, daß jeder Fürst noch vor diesem Tag mit den trefflichsten und verständigsten seiner Ritterschaft verhandeln solle, um sie zu bewegen, nicht in das Bündnis einzutreten.229 Wenn sie Mängel hätten, wollten sich die Fürsten gnädig zeigen. Ergäbe sich aus den Verhandlungen mit den Rittern, daß wegen der 225 StAW Stdb 948, S. 85 f. 226 Vgl. ThStAMgn GHA II 187, fol. 11r–14r. 227 Vgl. StAW Stdb 948, S. 121 f. und 149; StAB GHAP 7853 (Schreiben der kaiserlichen Räte an Kaiser Maximilian, Schweinfurt, Mittwoch nach Lätare [2. April 1511]). 228 Vgl. ThStAMgn GHA II 187, fol. 6rv und 8r–9r und StAW Stdb 948, S. 120 f. (Auschreiben für den Sontag Cantate 1511). 229 Höfler, Fränkische Studien (1852), Nr. 134, S. 243 f.; StAW Stdb 948, S. 129 f.; StAB GHAP 7853 (unfol.).

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Mängel ein gemeinsamer Tag der Fürsten und der Ritterschaft angezeigt sei, wollten sich die Fürsten nochmals unterreden. Sollten die Ritter dennoch eine Einung aufrichten, dann wollten sich die drei Fürsten nochmals unterreden, wie gegen ein solches Vornehmen vorzugehen sei. Markgraf Friedrich beschied daraufhin die Ritterschaft auf dem Gebirge durch seinen Hofmeister Hans von Seckendorff auf den 14. Mai nach Kulmbach und die Ritterschaft an der Altmühl auf den 15. Mai nach Ansbach.230 Er ließ den Rittern vorhalten, der Vertrag sei unnötig und schmälere seine Obrigkeit. Wenn sie Mängel hätten, werde er sich als ihr gnädiger Herr zu halten wissen. Den Artikel der Abrede zu Iphofen über das Verhalten gegen diejenigen, die den Vertrag abschlössen, wünschte Hans von Seckendorff allerdings geheimzuhalten. Die Ritterschaft an der Altmühl antwortete dem Markgrafen auf seine Werbung, sie wüßten nicht, welche Mängel er an dem Vertrag finde. Er sei ihm wohl von ihren Mißgönnern hinterbracht worden. Sie könnten ihm keine Zu- oder Absage geben, da nur ein geringer Teil von ihnen hier versammelt sei und es ihnen nicht gebühre, sich außerhalb der anderen Grafen, Herren und Ritter zu halten. Sie baten ihn, Gesandte auf den Tag nach Schweinfurt am Sonntag Cantate zu schicken. Markgraf Friedrich befand sich nach alldem in einer nicht unerheblichen Verlegenheit. Als traditioneller Gönner des Adels konnte er die Einladung schlecht abschlagen und schon gar nicht allzu scharf gegen Adelige vorgehen, die den Vertrag abschlossen. Außerdem konnte er ihnen den Besuch des Tags von Schweinfurt schon deshalb nicht untersagen, weil dort auch die Gesandten Kaiser Maximilians mit der Ritterschaft über den Reiterdienst gegen Venedig verhandeln wollten. Indessen kam es auch auf dem Tag am Sonntag Cantate zu keinem Abschluß. Aus den Orten Gebirg und Odenwald war niemand erschienen.231 Außerdem beharrten wahrscheinlich die Orte Rhön/Werra und Baunach auf ihrer Linie, die Fürsten vor Abschluß eines Vertrags um Abstellung ihrer Beschwerden zu bitten. Dieser Haltung kam Bischof Lorenz von Würzburg durch ein Angebot an Sigmund von Thüngen und Otto Voit von Salzburg auf dem Tag entgegen, die Beschwerden der Ritterschaft anzuhören.232 Wegen des Fehlens der Orte Gebirg und Odenwald kamen auch die Gesandten Kaiser Maximilians mit ihrer Bitte um einen Reiterdienst von 200  Pferden auf sechs Monate nicht voran. Ebenso wurde ihre Werbung um 200 Pferde gegen einen Sold von 10 fl pro Monat bei Zahlungsaufschub abgelehnt.233 In Verfolgung ihrer Linie, vor Abschluß einer Einung zuerst mit den Fürsten über die Abstellung ihrer Beschwerden zu verhandeln, trafen sich gut einen Monat später, am 24. Juni, Herren, Ritter und andere von Adel in Windsheim mit den Räten

230 231 232 233

Vgl. hierzu und zum folgenden StAB GHAP 7853 (unfol.) sowie StAW Stdb 948, S. 156 f. Vgl. ebd., S. 149 f. Vgl. ebd., S. 212 f. Ebd., S. 149–153.

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der drei Fürsten.234 Sie vereinbarten die Ansetzung eines weiteren Tags in Windsheim am 18. August, zu dem die Ritterschaft einladen und auf dem sie ihre Beschwerden anbringen sollte.235 Bei den anwesenden Herren dürfte es sich um Johann Freiherrn von Schwarzenberg und Schenk Friedrich, Herrn zu Limpurg, gehandelt haben. Der gefaßte Beschluß lag ganz auf der Linie ihrer bereits in den Verhandlungen des Jahres 1507 verfolgten und im Kitzinger Einungsentwurf niedergelegten Maxime, mit den Fürsten auf friedlichem Wege zu einer Abstellung ihrer Beschwerden zu gelangen. Den nunmehr vorgelegten Entwürfen dürften sie daher eher ablehnend gegenüber gestanden haben, was auch durch die Tatsache nahegelegt wird, daß sie auf dem Tag am Sonntag Laetare nicht anwesend waren.236 In Windsheim erschienen am 18. August Markgraf Friedrich und Bischof Georg von Bamberg persönlich, für Bischof Lorenz von Würzburg die Domherren Peter von Aufseß und Matthias von Herbilstadt, für Graf Wilhelm von Henneberg sein Hofmeister Adam von Schaumberg,237 für Graf Hermann von Henneberg Hans von Milz, Graf Wolfgang von Castell und Johann Freiherr von Schwarzenberg persönlich sowie eine Reihe von Rittern und Edelknechten aus den Orten.238 Lediglich aus dem Ort Gebirg war niemand gekommen. Obwohl am 24.  Juni vereinbart worden war, auf dem Tag nur über die Beschwerden des Adels gegen die Fürsten zu verhandeln, scheinen zumindest Markgraf Friedrich und ein Teil des Adels mit dem festen Vorsatz angereist zu sein, auch über die Aufrichtung einer Austragsordnung nach dem Vorbild des Kitzinger Projekts von 1507 zu verhandeln. Dieses Vorhaben unterliefen die Würzburger Gesandten jedoch von vornherein dadurch, daß sie gleich zu Beginn, am Dienstag, dem 19. August, die Ritterschaft des Hochstifts im Namen Bischof Lorenz‘ auf einen Tag am 30. September nach Würzburg einluden, um ihre Beschwerden zu hören. Dieses Angebot nahm zunächst der Ort Steigerwald durch seine Sprecher Graf Wolfgang von Castell, Johann Freiherr von Schwarzenberg, Peter Esel und Fabian von Lisberg an. Etliche Ritter dieses Orts hätten allerdings auch Mängel mit Bischof Georg von Bamberg und Markgraf Friedrich, deren Abstellung sie von den hier anwesenden Fürsten zu erlangen hofften. Die Orte Rhön/Werra und Baunach nahmen ebenfalls die Einladung nach Würzburg durch Hans von Milz für Graf Hermann von Henneberg, Sigmund von Thüngen, Hans von der Tann, Jörg und Otto Voit von Salzburg, Hans Truchseß, Apel und Claus von Stein, Wolf Schott, Erhart von Lichtenstein und Wilhelm Stein an. Die anderen Orte wünschten trotzdem mit Bischof Georg von Bamberg und Markgraf Friedrich und ohne die Würzburger Gesandten über den rechtlichen Austrag zu verhandeln. Markgraf Friedrich und Bischof Georg machten 234 Ebd., S. 165–170 und 198 f. 235 Vgl. ThStAMgn GHA II 192, fol. 60r (Einladung an Graf Wilhelm von Henneberg) und 58r und 187, fol. 20r (Vollmacht für den Henneberger Hofmeister Adam von Schaumberg auf den Tag Montag nach Maria Himmelfahrt). 236 StAW Stdb 948, S. 86. 237 ThStAMgn GHA II 187, fol. 19r–20r und 192, fol. 58r und 61r–62v (Vollmacht, Instruktion und Bericht des Adam von Schaumberg). 238 Vgl. hierzu und zum folgenden StAW Stdb 948, S. 211–234.

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daraufhin durch den markgräflichen Hofmeister Hans von Seckendorff und Dr. Linhart von Egloffstein den Versuch, die Würzburger Gesandten doch noch zu gemeinsamen Verhandlungen über einen rechtlichen Austrag zu bewegen. Sie argumentierten, man werde den Fürsten die Schuld daran geben, wenn es nun zu keiner Vereinbarung über die Bekämpfung von Räuberei und Plackerei käme. Auch sei der Adel nie so willig gewesen, sich vertraglich zu binden, wie gerade jetzt. Die Würzburger Gesandten ließen sich jedoch unter Hinweis auf ihre Instruktion und die Vereinbarung der drei Fürsten von Iphofen auf keine Verhandlungen ein. Nachdem somit klar war, daß es in Windsheim zu keinen weiteren Verhandlungen mit den Würzburger Gesandten kommen würde, sagte auch der Ort Odenwald durch Conrad Schott, Bernhart von Berlichingen, Zeysolf von Rosenberg, Jörg Truchseß, Stefan Zobel, Philipp von Seldeneck, Dr. Linhart von Dürn und Ernst von Wollmershausen sein Kommen nach Würzburg zu. Doch scheinen nicht alle Adeligen damit einverstanden gewesen zu sein. Einige Ritter warnten diejenigen, die Bischof Lorenz auf seine Werbung positiv geantwortet hatten, sie sollten sich vorsehen, daß sie in Würzburg auch etwas erreichten, denn sollte das nicht der Fall sein, könnten sie von ihnen keine Hilfe mehr erwarten. Ab Donnerstag mittag verhandelten dann Markgraf Friedrich und Bischof Georg von Bamberg allein mit den Vertretern der Ritter über einen rechtlichen Austrag. Das Ergebnis war ein Einungsprojekt in Anlehnung an das Kitzinger von 1507, in dem jedoch das Gemeine Gericht nicht dieselbe überragende Rolle spielte.239 Vielmehr sollten Fürsten oder gefürstete Grafen den Prälaten, Domherren, Grafen, Herren, Rittern und anderen Edlen im wesentlichen vor neun fürstlichen Räten, die hierzu ihrer Amtspflichten gegenüber ihrem Fürsten entbunden werden sollten, gerecht werden, ebenso die Bürger und Bauern eines Prälaten, Domherrn oder Fürsten. Streitigkeiten der Grafen, Herren und Ritter untereinander sollten vor den ordentlichen Gerichten ausgetragen werden. Lediglich die Grafen sollten sich weigern dürfen, sich vor einem Fürstengericht zu verantworten, und statt dessen Verweisung an das Gemeine Gericht fordern dürfen. Auch sollte bei Klagen gegen Fürsten die Appellation (von den neun Räten aus) an das Gemeine Gericht gehen, im übrigen gegen Urteile der Hof-, Sal- und Landgerichte an den Gerichtsherrn, gegen Urteile des Landgerichts des Burggraftums Nürnberg an den Kaiser. Von dem Gemeinen Gericht aus sollte an den Kaiser appelliert werden können. Außerdem enthielt der Entwurf eine Reihe von Maßnahmen zur Prozeßverkürzung wie eine Begrenzung der Anzahl der Schriftsätze, die eingereicht werden durften, auf drei, die Vorschrift des Gefährdeeides für die Einlegung der Appellation und die Beschränkung der Appellation auf Endurteile. Zwischen den Einungsmitgliedern sollte die Fehde verboten sein. Hilfe gegen Angriffe von außerhalb der Einung sollte nach Erkenntnis eines 12er Gremiums geleistet werden. Bestimmungen über die Zusammensetzung dieses Gremiums finden sich nicht, wahrscheinlich sollten hierin aber die Anzahl der Stimmen der Grafen, Herren und Ritter (gegenüber der Besetzung des Gemeinen Gerichts) verdoppelt und damit den Bedenken der Altmühler Ritterschaft, die Hilfe für die Fürsten könne den Adel zu 239 ThStAMgn GHA II 192, fol. 2r–18r und StAB GHAP 7853 (unfol.).

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stark belasten, Rechnung getragen werden. Die fürstlichen Reiter und Knechte sollten guten Bescheid geben und nehmen. Das Zutrinken wurde verboten. Über eine Beschränkung des Kleiderluxusses sollte auf dem nächsten Tag verhandelt werden. Die Einung sollte fünf Jahre lang währen. Der Entwurf war ein Kompromiß zwischen dem Entwurf von Kitzingen aus dem Jahre 1507 und der Kritik der Fürsten hieran. Die Land-, Hof- und Salgerichte der Fürsten blieben unangetastet, lediglich gegen ein Urteil der fürstlichen Räte sollte an das Gemeine Gericht appelliert werden können. Einen wesentlichen Erfolg erzielten Graf Wilhelm von Henneberg und die anderen Grafen dadurch, daß Graf Wilhelm in dem Entwurf als gefürsteter Graf den Fürsten gleichgestellt und die Grafen von den fürstlichen Gerichten befreit wurden. Das Einungsprojekt sollte in den Orten beraten und dann auf einem weiteren Tag in Windsheim am Freitag nach Allerheiligen (7. November) verabschiedet werden.240 Bischof Lorenz von Würzburg wurde durch Bischof Georg von Bamberg und Markgraf Friedrich über das Ergebnis der Verhandlungen unterrichtet und um Besuch des Tags von Windsheim gebeten.241 Unbeschadet dessen wollten Bischof Georg von Bamberg und sein Domkapitel am 22. Oktober und Markgraf Friedrich am 24. Oktober mit ihrer Ritterschaft über deren Beschwerden verhandeln. Das Begehren der kaiserlichen Gesandten nach einem Reiterdienst lehnten die Adeligen wie gehabt mit dem Hinweis ab, daß aus dem Ort Gebirg niemand mit Vollmacht erschienen sei, und vertrösteten die Gesandten auf den Tag am Freitag nach Allerheiligen. Auf dem Tag am 30. September in Würzburg brachten die Abgesandten der vier Orte Rhön/Werra, Baunach, Steigerwald und Odenwald ihre Beschwerden vor.242 Graf Wilhelm von Henneberg erschien dort trotz entsprechender Bitten der Orte Steigerwald, Rhön/Werra und Baunach nicht, sondern schickte lediglich den Amtmann von Mainberg, Diez Forstmeister, mit der Botschaft, er habe seine Beschwerden gegen Bischof Lorenz zur Entscheidung durch Bischof Georg von Bamberg und Markgraf Friedrich als kaiserliche Kommissare gestellt.243 Bei den Beschwerden handelte es sich in erster Linie um die bereits bekannten gegen die geistlichen Gerichte, die Sende, das Landgericht, die Zentgerichte und das Brückengericht. Hinsichtlich der geistlichen Gerichte beschwerte sich der Adel darüber, daß die Reformation von 1447 nicht eingehalten werde, insbesondere die Offizialen oft keine Geistlichen, sondern Laien, und auch ungelehrt und unerfahren seien, daß Weltliche in weltlichen Sachen durch Geistliche vor das geistliche Gericht geladen 240 Vgl. ThStAMgn GHA II 192, fol.  18r und StAB GHAP 7853 (unfol., am Ende des Einungsentwurfs). 241 Ebd. (Brief Bischof Georgs von Bamberg und Markgraf Friedrichs an Bischof Lorenz vom 22. August 1511). 242 StAW Stdb 948, S. 247–313. 243 ThStAMgn GHA II 187, fol. 46r, 47r und 69rv und 192, fol. 66r.

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würden, nämlich wenn es um geistliche Zinsen, Gülten und andere Gerechtigkeiten gehe, wenn Geistliche mit Laien einen weltlichen Vertrag geschlossen hätten, die Untertanen des Adels, wenn es um die Obrigkeit ginge, die die Prälaten auf deren Gütern zu haben vermeinten und bei Versicherungen an Eides Statt zwischen Laien, und daß in Sachen, die sowohl dem weltlichen als auch dem geistlichen Recht unterlägen, die geistlichen Gerichte den weltlichen zu strafen verboten hätten, daß entgegen der Reformation von 1447 nicht in die Ladungsbriefe gesetzt würde, weswegen geladen werde, und mangelhafte (Ladungs-)Briefe, also solche, die nicht der vorgeschriebenen Form und dem vorgeschriebenen Inhalt entsprachen, gesiegelt würden. Die Sende betreffend beschwerten sich die Adeligen darüber, daß die Pfarrer durch die Offizialen mit übermäßigen Spesen beladen würden, nämlich für überflüssige Sendtermine, und daß oftmals um des Gewinns willen nicht geistliche, sondern Geldstrafen verhängt würden. Insbesondere sollten über Gebannte keine Geldstrafen, sondern Bußen wie Fasten, Beten und Wallfahrten verhängt werden. Ferner beschwerten sich die Adeligen, daß auf Rügen prozessiert würde, die leichtfertig aus Neid oder Zorn vorgebracht worden seien, daß, wenn ein Geistlicher getötet oder verwundet werde, der Bann gleich über alle Pfarreien verhängt würde, daß keine Advokaten von außerhalb Würzburgs zugelassen würden, daß Bischof Lorenz die Güter Geistlicher, die ohne Testament gestorben seien, einziehe, daß Offiziale in sendfreie Schlösser und Güter des Adels eingriffen und daß Ladungen durch die Pfarrer nicht verkündet würden oder für Leute verkündet würden, die gar nicht in der Pfarre ansässig wären. Ferner forderten sie, daß die Sende durch die Offizialen und nicht durch die Pfarrer gehalten werden sollte. Außerdem baten sie um Abschriften der Reformation, diese den Gerichtsverwandten jährlich zu verlesen und auch auf die Einhaltung der Eide durch das Gerichtspersonal zu achten. Wegen des Landgerichts beschwerten sie sich darüber, daß die Ritter daran vom Weihbischof zu solchen gemacht worden seien, daß das Landgerichtspersonal sich nicht mit seiner Besoldung zufriedengebe, sondern von den Parteien zusätzlich Geld verlange, daß Abforderungen vom Landgericht so lange verzögert würden, bis die Anleite geschehen sei und danach nicht mehr verwiesen werden könne und die armen Leute durch die Ladung von ihrer Arbeit abgehalten würden, daß erlangte Urteile nicht vollstreckt werden könnten, daß über die zulässigen Fälle hinaus Verbote (einstweilige Anordnungen) erlassen würden, und daß am Landgericht aufgerichtete Vermächtnisse durch vom geistlichen Gericht angenommene Testamente verworfen worden seien. Außerdem wünschten die Adeligen, daß am Landgericht nur um Erbe, Eigen, Grund und Boden und Erbfälle prozessiert werden sollte und Vermächtnisse, Verzichtsleistungen und Übergaben von unter 500 fl Wert sowie Vormundschaften auch an anderen Gerichten errichtet werden können sollten. Im übrigen baten sie, eine Reihe neuer Bestimmungen hinsichtlich der Taxen, Anleite, Einsetzung, Verzug, Urkunden, Eide und der Exekution zu erlassen. Hinsichtlich der Zentgerichte beschwerte sich der Adel darüber, daß dort auch andere Delikte als die Vier Hohen Rügen verhandelt würden und daß die Zentfreiheiten nicht beachtet würden. Die Schöffen sollten nicht an den Bußen beteiligt und die Güter der Getöteten und die Diebesbeute nicht durch die Amtleute einbehalten werden. Die

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übrigen Punkte betrafen die Verlesung der Reformation an den Zenten, die Besoldung der Schöffen und einzelne Streitigkeiten derer von Vestenberg und Dr. Sebastians von Rotenhan um die Zentpflicht ihrer Untertanen in Sommerach und Erbelsbach. Weiterhin beschwerte sich der Adel wegen der Zuständigkeiten des Brückengerichts. Schließlich forderte der Adel, daß er gemäß der Verschreibung Bischof Johanns durch Bischof, Prälaten und Domkapitel nicht mehr bedrängt würde, daß er einen gleichen, schleunigen und rechtlichen Austrag mit den drei Fürsten erhielte und in die Austräge der Bündnisse aufgenommen werde. Wie schon 1506 richteten sich die Beschwerden des Würzburger Stiftsadels fast ausschließlich gegen die Gerichte des Hochstifts. Dies verweist auf die große Bedeutung, die der Gerichtsbarkeit bei der Durchsetzung und Ausdehnung der Herrschaft Bischof Lorenz‘ zukam.244 Bezeichnend ist insofern auch, daß die Beschwerden über das geistliche Gericht an erster Stelle standen, was auf die große Bedeutung der geistlichen Gerichte für weltliche Rechtsgeschäfte und sogar die Durchsetzung von Urteilen der weltlichen Gerichte verweist.245 Diese Kompetenzen wurden den geistlichen Gerichten jedoch zunehmend bestritten. Dagegen waren die Beschwerden gegen das Landgericht eher technischer und weniger grundsätzlicher Natur. Ferner fällt auf, daß die Beschwerden über die hinsichtlich der geistlichen und der Zentgerichte sehr allgemein gehaltenen Beschwerden von 1474 hinaus in vielen Punkten auf die entsprechenden Regelungen des Runden Vertrags von 1435 zurückgriffen, zum Beispiel durch die katalogartige Aufzählung der Delikte, die (nur noch) an den geistlichen, den Zentgerichten und dem Landgericht verrechtet werden sollten, oder mit der Forderung, die geistlichen Richter sollten Gelehrte sein. Bemerkenswert ist schließlich die Wendung gegen die Fiskalisierung der geistlichen Bußen. Bischof Lorenz antwortete auf die Beschwerden, es seien zu viele, als daß er sie sofort beantworten könne, und schlug die Anberaumung neuer Tage für jeden Ort gesondert zu Allerheiligen vor.246 In einer schriftlichen Antwort, die den Orten wohl Ende 1511/Anfang 1512 übersandt wurde, zog er sich im wesentlichen, wie dies schon seine Gesandten auf dem Tag von Windsheim angedeutet hatten, auf den Wortlaut der Reformationen des Jahres 1447 sowie des Privilegs von 1461 zurück.247 So antwortete er beispielsweise auf die Beschwerde, die Offizialen seien keine Geistlichen, das Wort Pfaffen in der Reformation von 1447 meine Priester und andere Geweihte. Auf die Beschwerden über Übergriffe in die Kompetenzen der weltlichen Gerichte antwortete er, in der Reformation sei vorbehalten, daß alle Sachen in die geistlichen Gerichte gezogen werden könnten, bei denen dieses herkömmlich sei, und in den genannten Fällen sei es eben altes Herkommen. Außerdem sehe die Reformation vor, daß die geistlichen Gerichte nur in solchen Fällen nicht richten sollten, die ganz weltlich, auf lateinisch mere prophanae, seien. Hinsichtlich der Einbeziehung schriftlicher 244 245 246 247

Vgl. Merz, S. 74–141 und zusammenfassend S. 142–145. Vgl. ebd., S. 78–80 und 108. StAW Stdb 948, S. 361 f.; ThStAMgn GHA II 192 (unfol., a. E.). Lünig Nr. 127, S. 267–290; StAW Stdb 948, S. 325–354 (Entwurf).

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Schuldversprechen argumentierte er, daß diese genauso behandelt werden müßten wie leibliche Eide. Klagen durch Geistliche wegen geistlicher Zinsen und Gülten müßten schon deshalb durch das geistliche Gericht verhandelt werden, weil Weltliche, wenn es zur Exekution komme, keinen Gerichtszwang über Geistliche und ihre Güter hätten. Immerhin gab er zu, daß der im Vertrag von 1461 vereinbarte Austrag zwischen Geistlichen und Weltlichen statthaben solle, wenn durch die Forderungen der Geistlichen an die Untertanen des Adels deren Obrigkeit berührt werde. Begründete Beschwerden gegen die Sendgerichte gäbe es nicht, vielmehr würden die geistlichen und die Sendgerichte durch den Adel behindert, ebenso das Land- und das Brückengericht. Auch hinsichtlich der Zentgerichte berief er sich auf die Ausnahme des alten Herkommens in der Reformation von 1447. Für das Landgericht kündigte er die Erstellung einer Reformation an. Auf das Begehren des Adels nach Aufrichtung einer Austragsordnung mit allen drei fränkischen Fürsten ging Bischof Lorenz in seiner Antwort nicht ein. Die angekündigte Landgerichtsreformation erfolgte tatsächlich am 23. November 1512.248 Sie half einigen der technischen Beschwerden ab, indem sie die Höhe der Taxen für das Gerichtspersonal genau festlegte und Gerichtsferien für die Zeit der Getreideernte von St. Kilian (8. Juli) bis St. Lorenz (10. August) und für die Zeit der Weinlese von Michaelis (29. September) bis Martini (11. November) einführte. An den Kompetenzen des Landgerichts änderte sie nichts. Ebenso schärfte die am selben Tag erlassene Reformation der geistlichen Gerichte den Richtern lediglich ein, nicht in Sachen zu richten, in denen sie nicht kompetent waren, die Austragsordnung zwischen Adel und Geistlichkeit aus dem Privileg von 1461 zu beachten, den Grund der Ladung in dieser summarisch zu benennen und keine heimlichen oder leichtfertigen Rügen anzunehmen.249 Die Einladung Bischof Georgs von Bamberg an seine Ritterschaft zu Verhandlungen über ihre Beschwerden auf einem Tag in Bamberg am 22. Oktober wurde – nachdem aus dem Ort Gebirg in Windsheim niemand mit Vollmacht erschienen war – auf einem Tag des Orts in Kulmbach am 19. Oktober verlesen.250 Daraufhin erschien eine Gesandtschaft der Ritterschaft bestehend aus Kargus von Aufseß, Heinz von Redwitz, Albrecht Gottsmann, Conrad von Giech, Bastian und Hans von Königsfeld, Diez Förtsch, Utz von Rusenbach, Wilhelm, Christoph und Clement von Wiesentau, Balthasar von Waldenfels, Philipp Truchseß, Jörg von Thüngfeld, Philipp von Berg und Fritz Marschalk am 23.  Oktober in Bamberg, um einen Termin für einen besonderen Tag der Bamberger Ritterschaft zu vereinbaren, da sie zur Zeit verhindert seien. Bischof Georg antwortete hierauf, in Windsheim sei von einer Verhinderung keine Rede gewesen, er wolle sich aber gerne mit ihnen auf einen neuen Termin einigen. Die Gesandten baten daraufhin Bischof Georg, einen neuen Tag auszuschreiben, da sie hierzu nicht bevollmächtigt seien und nicht wüßten, wer alles zur Ritterschaft 248 Schneidt 2, 5 S. 783–819. 249 StAW WU 16/168. 250 Zum folgenden vgl. StAB B 28, 1, fol. 42r–45r.

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des Hochstifts gehöre. Außerdem kämen mehr Adelige, wenn Bischof Georg den Tag ausschreibe. Auch möchte ein Ausschreiben durch die Ritterschaft Bischof Georg beschwerlich sein. Bischof Georg lehnte seinerseits ein Ausschreiben ab mit dem Argument, es solle nicht so aussehen, als wolle er sich die Beschwerden geradezu auf den Hals laden. Nach einigem Hin und Her sagte Bischof Georg dann doch zu, einen Tag auf den 17. November auszuschreiben. Hierzu kam es jedoch nicht, weil nach Angaben der Ritter zu dieser Zeit zwei Hochzeiten in Kulmbach stattfinden sollten. Der Tag sollte daraufhin am 26. November stattfinden. Am Tag zuvor erschienen jedoch der Ritter Georg von Schaumberg und andere in Bamberg und baten um nochmalige Verschiebung des Termins, da die Frist zu kurz gewesen sei. Daraufhin antwortete Bischof Georg, sie möchten selbst einen Tag benennen, was jedoch offensichtlich nicht geschah. Damit verlief die Angelegenheit im Sande. Am 7.  November erschienen in Windsheim für Bischof Georg von Bamberg die Domherren Dr. Linhart von Egloffstein und Alexander von Rabenstein, für Bischof Lorenz von Würzburg Graf Wolfgang von Castell und für Markgraf Friedrich der Ritter und Hofmeister Hans von Seckendorff und der Hausvogt Conz Poß von Flachslanden, Graf Wilhelm von Henneberg persönlich sowie für den Ort Steigerwald Friedrich Freiherr von Schwarzenberg, der (ehemalige Würzburger251) Hofmeister Hans Fuchs, Peter Esel und Michael von Seinsheim, für den Ort Altmühl der Ritter und Hofmeister Hans von Seckendorff, der Ritter Philipp von Seckendorff, der Hausvogt Conz Poß von Flachslanden und Moritz von Seckendorff, für die Orte Baunach und Rhön/Werra der Ritter Philipp von Stein und die Edelknechte Jörg Voit von Salzburg, Claus von Stein und Heinz Truchseß von Wetzhausen und für den Odenwald der Ritter Bernhart von Berlichingen und die Edelknechte Ernst von Wollmershausen und Wenzel Wolfskehl.252 Aus dem Ort Gebirg war niemand erschienen. Markgraf Friedrich ließ erklären, wenn die beiden anderen Fürsten und die 6 Orte den Vertrag abschließen wollten, dann wolle er dies auch tun. Bischof Lorenz von Würzburg ließ ausrichten, er habe den Vertrag anderer Geschäfte halber bislang mit seinem Domkapitel nicht studieren können und könne ihn deshalb dieses Mal nicht annehmen. Bischof Georg von Bamberg ließ daraufhin erklären, wenn Bischof Lorenz den Vertrag nicht annehme, könne er es auch nicht tun. Wenn aber ein Vertrag zwischen den beiden anderen Fürsten und den 6 Orten abgeschlossen würde, wolle er sich fürstlich und unverweislich halten. Graf Wilhelm erklärte, er habe nur den Mangel, daß die Hilfe bei Angriffen von außen nicht festgelegt sei. Die Abgesandten des Orts Altmühl erklärten, den Vertrag annehmen zu wollen, auch für diejenigen, die in Ansbach abwesend gewesen waren. Der Ort Odenwald machte Mängel an dem Vertrag geltend, widersprach der Forderung Graf Wilhelms, die Höhe der Hilfe bereits im Vertrag festzulegen, und wollte im übrigen annehmen, was den drei Fürsten und den übrigen Orten gefalle. Die Gesandten der Orte Baunach und Rhön/Werra erklärten, da die 251 Vgl. Reuschling, S. 162. 252 ThStAMgn GHA II 187, fol. 41r–44r.

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Fürsten keine endgültige Antwort gegeben hätten, könnten sie eine solche auch nicht geben. Was aber die drei Fürsten und die anderen Orte annähmen, wollten sie auch annehmen. Der Ort Steigerwald schließlich zeigte an, etliche Verzeichnete hätten zugesagt, das annehmen zu wollen, was die drei Fürsten und die anderen Orte oder die Mehrheit annähmen, andere hätten sich auf eine Antwort auf ferneren Tagen zurückgezogen. Die Anwesenden einigten sich daraufhin auf einen neuen Gesandtentag in Höchstadt an der Aisch am Neujahrstag, auf dem der Vertrag endlich verabschiedet werden sollte. Wenn die drei Fürsten auf dem Tag nicht abschließen wollten, wollten die 6 Orte dort trotzdem ratschlagen und handeln. Den kaiserlichen Gesandten sagten die Vertreter der 5 Orte, da der Ort Gebirg wiederum nicht vertreten sei, habe über eine Hilfe für Kaiser Maximilian abermals nicht verhandelt werden können. Dies solle nunmehr in Höchstadt geschehen. Aus der Folgezeit ist allerdings weder ein Tag in Höchstadt noch irgendein anderer Tag überliefert. Einen weiteren Versuch zur Befriedung Frankens unternahm Ende des Jahres Kaiser Maximilian.253 Seine Gesandten, der Graf Ludwig von Öttingen, der Ritter Ernst von Velden und Dr. Wilhelm von Reichenbach, trugen auf einem Rittertag in Schweinfurt am 12.  November 1512 vor, Kaiser Maximilian seien die Untaten, heimlichen Sachen, Mordbrennerei, Räuberei und Plackerei im Lande zu Franken zu Ohren gekommen. Dies sei auch dem Biedermann von Adel widerwärtig. Kaiser Maximilian könne diesem Treiben nicht länger untätig zuschauen. Daher sollten sich die drei fränkischen Fürsten mit der Ritterschaft vereinen, um das abzustellen. Außerdem gaben die Gesandten der Ritterschaft die Beschlüsse des Reichstags von Köln bekannt.254 Demnach sollte Kaiser Maximilian bei Angriffen von außen auf sich, das Reich oder einen Reichsstand die Kurfürsten, Fürsten und andere Reichsstände einberufen, um zu beschließen, wie dem Angegriffenen zu helfen sei. Bei Landfriedensbrüchen innerhalb des Reichs sollte zunächst jedermann dem Täter nacheilen. Blieb die Nacheile erfolglos, sollte der Geschädigte den Täter in die Reichsacht bringen können, und der Hauptmann des Kreises, in dem der Täter wohnte oder sich aufhielt, diese vollstrecken. Wenn die Sache jedoch für den Hauptmann zu schwer war, sollten Kaiser Maximilian oder der Erzbischof von Mainz die anderen Reichsstände einberufen und beschließen, was zu tun sei. Zur Finanzierung dieser Hilfen sollte jedermann im Reich von einem Vermögen von weniger als 50 fl 1/3 Schilling in Gold geben (das entsprach 1 /60 fl), von einem Vermögen zwischen 50 und 100 fl 2/3 Schillinge, von einem Vermögen zwischen 100 und 400 fl einen Schilling und so weiter.255 Außerdem sollte von der Anlage eine besondere Hilfe für Kaiser Maximilian finanziert werden.256 Auch die Ritterschaft sollte ihre Untertanen oder Hintersassen die Anlage bezahlen lassen und 253 254 255 256

StAW Stdb 892, fol. 156v–168v = Stdb 948, S. 387–406. NS 2, S. 137 f., §§ 5–12. Ebd., S. 138 ff., §§ 1 ff. Ebd., S. 147, § 1.

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sich selbst davon besolden.257 Jeder Ritter sollte einen Einnehmer für sich und einen Einnehmer aus seinen Hintersassen bestellen. Diese sollten die Anlage einnehmen und in jedem Land drei Rittern aushändigen, die sie in einer Kiste verwahren sollten, um die Ritter im Bedarfsfall davon zu besolden und so dem Reich zu dienen. König Maximilian und den Reichsständen schwebte also offenbar eine Art Reiterdienst der Ritter für das Reich vor, den die Untertanen und Hintersassen der Ritter finanzieren sollten. Hiermit versuchten sie dem Argument der Ritter zu begegnen, sie dienten dem Reich nur persönlich und nicht mit einer Steuer. Hintergrund der Vorwürfe der Mordbrennerei, Räuberei und Plackerei waren die Überfälle Götz von Berlichingens auf Nürnberger Kaufleute an der Regnitzfurt zwischen Neuses und Forchheim am 18. Mai 1512258 und Hans’ von Selbitz auf das Bamberger Städtchen Vilseck ca. 14 Tage später.259 Bei dem Überfall auf Vilseck hatten Hans von Selbitz und seine Genossen 30 Bürger erstochen und das Städtchen bis auf 19 Häuser niedergebrannt. Mit dem Überfall bei Forchheim versuchte Götz von Berlichingen Geld von der Reichsstadt Nürnberg und Lösegeld von den gefangenen Kaufleuten zu erpressen. Bereits seit 1511 beteiligte er sich an einer Fehde Hans von Geislingens gegen die Reichsstadt Nürnberg wegen der Tötung von dessen Bruder Jörg von Geislingen durch Nürnberger Reisige am 25. Dezember 1506.260 Ein Trupp Nürnberger Reisiger hatte an jenem Tag die Gegend um das pfälzische Allersberg inspiziert, weil dort am Vortag ein Überfall stattgefunden haben sollte. In der Nähe des Ortes Altenhofen waren sie auf einen Trupp Reiter und Fußknechte unter der Führung des pfälzischen Pflegers von Hiltpoltstein, Eustachius von Lichtenstein, gestoßen, die sich – so die Nürnberger Darstellung – nicht ordnungsgemäß zu erkennen gegeben, sondern zu fliehen versucht hatten. Bei der anschließenden Verfolgung war Jörg von Geislingen erschossen und Eustachius von Lichtenstein verwundet und gefangengenommen worden. Hans von Geislingen forderte für den Tod seines Bruders eine Entschädigung von 6.000 fl. Götz von Berlichingen hatte sich dieser Forderung unter dem Vorwand angeschlossen, Jörg von Geislingen habe ihm damals einen Dienst zugesagt.261 Außerdem sollte Nürnberg ihm kerung und abtrag tun für die Schmähung seines Freundes Fritz von Lidwach.262 Dieser war von einem (ehemaligen) Nürnberger Reisigen verschleppt und angeblich in Nürnberger Schlössern und Flecken gefangengehalten und geschatzt worden.263 Allerdings lag diese Angelegenheit schon Jahre zurück und war längst beigelegt. In einem Schreiben vom 20. August 1511 hatte sich

257 258 259 260 261 262 263

Ebd., S. 139 f., §§ 15 und 24. Berlichingen, S. 91; Ulmschneider, S. 62–65; Kamann, S. 24–30. Berlichingen, S. 92 mit Anm. 222; Ulmschneider, S. 66, Anm. 118; Kamann, S. 31. Berlichingen, S. 93; Ritzmann, S. 90; Ulmschneider, S. 59; Kamann, S. 15–17. Berlichingen, S. 93; Kamann Nr. 1, S. 77; Baader, Fehdebrief, Sp. 418. Kamann Nr. 1, S. 77. Berlichingen, S.  93; Kamann Nr.  1, S.  77; Baader, Fehdebrief, Sp.  418; Ulmschneider, S. 59 f.; Kamann, S. 17–21.

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Fritz von Lidwach ausdrücklich dagegen verwahrt, daß Götz von Berlichingen in seinem Namen Forderungen gegen die Reichsstadt Nürnberg erhob.264 Die in Schweinfurt anwesenden Ritter erboten sich daraufhin, neben den Fürsten alles zu tun, um Räuberei abzuwenden. Es stehe aber nicht in ihrem Vermögen, die Übeltäter zu bezwingen, da sie nicht Land und Leute hätten wie die Fürsten. Es sei deren Sache, Untaten zu bestrafen und Land und Leute zu befrieden. Nachdem aber kein guter Friede ohne gleichmäßigen, schleunigen Austrag bestehen könne, woran es ihnen mangele, solle dieser zunächst geschaffen werden. Sodann zählten sie die Fälle auf, in denen Adelige durch die Nürnberger getötet, gefangen, mißhandelt oder geschatzt worden seien. Hans von Egloffstein sei von den Nürnbergern ermordet worden,265 Eustachius von Lichtenstein verwundet und geschatzt, sein Knecht Jörg von Geislingen sei ermordet worden. Fritz von Lidwach sei gefangen und um 800 fl geschatzt worden. Derer habe sich Götz von Berlichingen angenommen und die Nürnberger nach Setzung eines Rechtstages vor Bischof Lorenz von Würzburg befehdet. Wegen der allgemeinen Anlage, die der letzte Reichstag beschlossen habe, bitte die Ritterschaft, ihre Beschwerden und großen Verdienste um das Reich zu bedenken. Wenn nunmehr die Untertanen des Adels mit der Anlage belegt würden, habe der Adel nichts mehr übrig für Nahrung und Rüstung. Auch seien sie bislang immer von einer solchen Anlage frei geblieben. Mit der Antwort betreffend die Bekämpfung von Räuberei und Plackerei erklärten sich die kaiserlichen Gesandten zufrieden. Kaiser Maximilian werde deshalb mit den Fürsten verhandeln. Was die Nürnberger anlange, hätten sie keinen Auftrag zu einer Vermittlung, wollten die Beschwerden aber Kaiser Maximilian übermitteln. Hinsichtlich der Anlage gaben sie nicht nach. Auch andere Ritter gäben diese oder müßten ihren Fürsten dienen. Die Anlage lasse sich nicht umgehen. Auch andere Reichsstände hätten Brief und Siegel gehabt, sich aber von der Not des Reichs überzeugen lassen. Ihre Verweigerungshaltung werde sie bei Kaiser Maximilian in Ungnade bringen. Die Vertreter der Ritterschaft antworteten daraufhin, wegen der Aufrichtung einer Friedensordnung für Franken möge ein allgemeiner Tag angesetzt werden. Wegen der Anlage wiesen sie nochmals darauf hin, sie hätten sich ihre Steuerfreiheit mit ihrem Blutvergießen im Dienste des Reichs hart erworben. Auch sei dieses Mal kaum ein Viertel der Ritterschaft anwesend. Sie wollten daher einen neuen Tag ausschreiben und Kaiser Maximilian auf dem nächsten Reichstag antworten. In Wahrheit dachten die Ritter allerdings nicht daran, die Anlage tatsächlich zu geben. Kaum war der Tag mit den kaiserlichen Gesandten beendet, wandten sie die alte Taktik an, die Fürsten gegen den Kaiser auszuspielen. Bereits am 15. November wandten sie sich an die fränkischen Fürsten und baten, sie gegen die beabsichtigte Anlage in Schutz zu nehmen.266 Bischof Georg von Bamberg sagte dies zu, wenn auch

264 Ebd. Nr. 3, S. 79. 265 Vgl. hierzu Deichsler, S. 700. 266 StAW Stdb 892, fol. 169v; Stdb 948, S. 411–413.

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die zwei anderen Fürsten mitmachen würden.267 Gleichzeitig versuchte er den Vorstoß der Ritterschaft betreffend die Aufrichtung einer Austragsordnung abzufangen: Wenn sie Mängel hätten, wolle er die gnädig aufnehmen. Auf dem Tag in Schweinfurt hatte ferner der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg um Hilfe gegen Polen geworben. Diesem antworteten der Ritter Georg von Schaumberg, Hans von der Tann und Peter Esel im Namen der Versammlung, wenn der Kaiser und die Kurfürsten, Fürsten und übrigen Reichsstände dem Orden helfen würden, dann wollten sie dies auch tun.268 Wie schon zu Beginn des Jahres 1501 führte die Drohung der Fürsten mit einem Kriegszug gegen Landfriedensbrecher zu Beginn des Jahres 1508 zu einer Wiederbelebung der Organisation der 6 Orte. Aber es war anscheinend mühsam, diese nach einer Unterbrechung von sieben Jahren wieder in Gang zu bringen. Einmal in Gang gebracht funktionierte sie dann aber ungeachtet der immer wieder aufgrund mangelnder Beteiligung an den Tagungen auftretenden Verzögerungen recht gut als politische Plattform des Adels. Die Führung der Gesamtbewegung und teilweise auch in den Orten behielten die Grafen und Herren. Sie waren die natürlichen Führer des fränkischen Adels und verfügten über die größeren Mittel, zum Beispiel zur Bewältigung der recht ausgedehnten Korrespondenz. In der Sache machten sich verschiedene Strömungen im fränkischen Adel bemerkbar, ohne daß diese sich notwendigerweise gegenseitig ausschlossen und ohne daß immer genau erkennbar ist, wer genau hinter diesen Strömungen stand. Die erste Strömung wünschte eine Neuauflage der Vereinigung gegen den Gemeinen Pfennig und die Reichsanlage von 1500 als kraftvoller Selbsthilfeorganisation des fränkischen Adels gegen Angriffe Dritter. Sie wurde von Graf Wilhelm von Henneberg angeführt. Die andere Strömung setzte nach wie vor auf einen rechtlichen Austrag mit den Fürsten unter Weiterentwicklung des von Johann Freiherr von Schwarzenberg entworfenen Modells. Eine dritte Strömung trachtete nach einer sittlich-moralischen Verbesserung des Adels durch Befolgung der reichsrechtlichen Gebote und Verbote der Gotteslästerung, des Zutrinkens und der Kleiderordnung. Wenig später, im Jahre 1516, beschritt die Ritterschaft an der Baunach unter der Führung Dr. Sebastians von Rotenhan und Georgs von Schaumberg diesen Weg. Die Neuauflage der Vereinigung gegen die Reichsanlage von 1500 scheiterte an denjenigen Rittern, die zunächst mit den Fürsten über die Abstellung ihrer Beschwerden, gegebenenfalls im Wege eines institutionalisierten Austragsverfahrens, verhandeln wollten. Ihre Position dürfte nicht unerheblich durch den starken Druck gestärkt worden sein, den die Fürsten ausübten, um eine militärische Vereinigung des Adels zu verhindern. Die Errichtung eines rechtlichen Austrags scheiterte an Bischof Lorenz von Würzburg. Er versuchte eine konsequent territorial-staatliche Politik zu betreiben, indem 267 Ebd., S. 413–417. 268 Voigt, S. 344, Anm. *.

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er nur mit „seiner“ Ritterschaft verhandelte. Aber auch er mußte die Realitäten in Form der Orte der fränkischen Ritterschaft anerkennen, wenn er beispielsweise Ende 1511 seine Antwort auf die Beschwerden des Adels den vier dem Hochstift Würzburg zugewandten Orten Rhön/Werra, Baunach, Steigerwald und Odenwald übersandte. Diesen gehörten jedoch auch Adelige an, die in keiner Beziehung zum Hochstift Würzburg standen. In der Sache führte der Weg Bischof Lorenz‘, mit „seiner“ Ritterschaft über deren Beschwerden zu verhandeln, nicht weiter. Er stellte die Beschwerden nicht ab, sondern verteidigte im wesentlichen die geltenden Regelungen. Allerdings ließ ihm das kanonische Recht auch möglicherweise keinen Spielraum für ein Entgegenkommen. Kaiser Maximilian wandte sich ab 1508 mehrmals an die fränkische Ritterschaft. Seine zugrundeliegenden Absichten in den Jahren 1508 und 1510 sind nicht erkennbar. Im Jahre 1510 gab er hiermit den Anstoß für die Einungsbewegung unter dem fränkischen Adel und die nachfolgenden Verhandlungen mit den Fürsten. In den Jahren 1511 und 1512 versuchte er, von der fränkischen Ritterschaft eine Hilfe zu erhalten. Im Jahre 1511 sollte diese in Form eines Reiterdienstes erfolgen, und auch im Rahmen der Anlage von 1512 war wohl an eine solche Lösung gedacht. Kaiser Maximilian versuchte hiermit, das militärische Potential der fränkischen Ritterschaft für sich zu nutzen. Bereits im Zusammenhang mit der Forderung nach der Bewilligung des Gemeinen Pfennigs hatte er im Jahre 1495 die Ansicht geäußert, vom fränkischen Adel könnten 3.000 im Harnisch reiten, seien also zu Kriegsdiensten zu gebrauchen, und auch im Jahre 1501 schlug er einen Reiterdienst der fränkischen Ritterschaft anstelle ihrer Einbeziehung in die Reichsanlage vor. Die Ritterschaft verweigerte sich indes diesem Ansinnen. Dem Reiterdienst konnte sie allerdings nicht das Argument ihrer althergebrachten Freiheit von Geldleistungen entgegenhalten. Statt dessen berief sie sich auf Beschlußunfähigkeit wegen mangelnden Erscheinens einzelner Orte. Gegen die Reichsanlage des Jahres 1512 beriefen sich die Adeligen dann wieder auf das alte Herkommen, das sie aber zusätzlich damit begründeten, daß ihre Untertanen für ihren Unterhalt und damit auch für ihre Kriegsdienste aufkommen müßten.

3. Der Vorstoß von 1515 und die Einungen des Adels an der Baunach und im Ort Rhön/Werra 1516/17 Im Jahre 1515 unternahm der fränkische Adel einen erneuten Anlauf, eine Austragsordnung mit den Fürsten zu errichten.269 Am 7. Mai 1515 erstach Herzog Ulrich von Württemberg eigenhändig seinen Stallmeister Hans von Hutten auf dem Weg von Stuttgart nach Böblingen.270 Hans von Hutten hatte ihn um Urlaub gebeten, weil Herzog Ulrich der Ehefrau des Hans von Hutten, Ursula Thumb von Neuburg, nach269 Zum folgenden vgl. Fellner, S. 181–186. 270 Vgl. hierzu Hanna, S. 48–60.

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stellte. Herzog Ulrich seinerseits hatte wohl befürchtet, Hans von Hutten werde dies nach seinem Abschied nicht mehr geheimhalten und damit die Ehre Herzog Ulrichs verletzen.271 Der Vater des Hans von Hutten, der Ritter Ludwig von Hutten, und weitere Verwandte luden deshalb ihre Freunde und Verwandten auf einen Tag nach Windsheim am 11. Juli 1515.272 Dort scheint die Ermordung Hans von Huttens wieder einmal Klagen über unrechte Gewalt provoziert zu haben, unter der unschuldige Adelige zu leiden hätten. Die versammelten Ritter luden daher die fränkischen Fürsten auf einen weiteren Tag nach Windsheim am 23. September 1515, um mit ihnen über die Bekämpfung von Räuberei und Plackerei zu verhandeln. Hierüber sei schon auf vielen Tagen verhandelt, aber nichts beschlossen worden, was die Unschuldigen entgelten müßten.273 Die Statthalter Markgraf Casimirs von Brandenburg in Ansbach, der kurz zuvor seinen Vater Friedrich mit Billigung der Landstände abgesetzt hatte,274 griffen diese Vorlage umgehend auf und schlugen ihm eine Erneuerung der Windsheimer Initiative aus dem Jahre 1511 vor.275 Damals sei die Aufrichtung eines Vertrags einzig und allein an der ablehnenden Haltung Bischof Lorenz‘ von Würzburg gescheitert. Auch habe Bischof Lorenz die ihm damals von der Ritterschaft vorgetragenen Mängel nicht abgestellt. Wenn es nun zu einem Vertrag zwischen Markgraf Casimir, Bischof Georg von Bamberg und der Ritterschaft komme, würde Bischof Lorenz seine Ritterschaft entzogen. Weil er selbst in Geschäften für Kaiser Maximilian unterwegs sei, solle Markgraf Casimir eine Gesandtschaft auf den Tag schicken. Auf dem Tag in Windsheim erschien Markgraf Casimir dann nicht nur durch eine Gesandtschaft, sondern persönlich, ebenso wie Bischof Georg von Bamberg.276 Für Bischof Lorenz von Würzburg war niemand erschienen. Ferner kamen die Grafen Georg von Wertheim und Johann von Castell und die Herren Schenk Friedrich, Herr zu Limpurg, und Johann Freiherr von Schwarzenberg persönlich. Für Graf Wilhelm von Henneberg erschien Paul Truchseß, für Graf Hermann von Henneberg Silvester von Schaumberg und für die Grafen von Hohenlohe Stefan von Adelsheim. Den Ort Baunach vertraten Dr. Sebastian von Rotenhan, Georg von Schaumberg, Hans von Sternberg und Erhart von Lichtenstein, den Ort Steigerwald Graf Johann von Castell, Schenk Friedrich, Herr zu Limpurg, Johann Freiherr von Schwarzenberg und Burkhart von Gnottstadt, den Ort Altmühl Hans von Seckendorff, Hans Truchseß und Sebastian von Eyb und den Ort Gebirg Ruppert von Waldenfels, Sigmund von Wirsberg und Hans von Reitzenstein der Ältere. Aus dem Odenwald kamen Graf Georg von Wertheim, Hans von Absberg und Zeysolf von Rosenberg, allerdings nicht für ihren 271 Vgl. die Darstellungen in den Ausschreiben Herzog Ulrichs vom 6. September 1516, Hanna, S.  200, einerseits und der von Hutten in ihrem Ausschreiben vom 22.  September 1516, Hanna, S. 208–210, andererseits. 272 Fotokopie des Ausschreibens bei Hanna, S. 77. 273 StAW Stdb 892, fol. 171rv = Stdb 948, S. 445. Siehe auch Stdb 892, fol. 172r (Schreiben Graf Georgs von Wertheim an Bischof Lorenz von Würzburg). 274 Vgl. hierzu Seyboth, S. 405–434. 275 StAB GHAP 7853 (vom 21. Juli 1515). 276 StAW Stdb 948, S. 451–457.

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Ort, sondern nur für ihre eigene Person. Aus dem Ort Rhön/Werra war gar niemand erschienen. Graf Wilhelm von Henneberg hatte sich nach Absprache mit Silvester von Schaumberg, dem Rat Graf Hermanns von Henneberg, im Vorfeld der Versammlung in einem Brief an die Grafen Michael und Georg von Wertheim zu dem Vertragsprojekt wie folgt geäußert:277 Der Vertrag biete zu wenig Hilfe bei Händeln mit Auswärtigen. Wenn eine Aufnahme der Fürsten in den Vertrag gefordert werde, sollten sie dagegen argumentieren, sie hätten in Windsheim (im Jahre 1511) ihre Beschwerden gegen Bischof Lorenz von Würzburg angezeigt, diesen sei jedoch nicht abgeholfen worden. Vor einer Aufnahme Bischof Lorenz‘ in den Vertrag müßten daher zuerst von diesem die alten Verträge eingehalten werden, sonst sage Bischof Lorenz, die alten Gebrechen seien nicht Gegenstand des Austragsverfahrens des neuen Vertrags. Wenn aber die Ritterschaft auf einer Aufnahme Würzburgs bestehe, müßten sie dies bewilligen, denn die Grafen und Herren könnten die Hilfe der Ritterschaft nicht entbehren. Er habe aber die Hoffnung, daß die Ritterschaft Bischof Lorenz nicht ohne vorherige Abstellung der Beschwerden in den Vertrag aufnehmen werde. Entsprechend lautete die Instruktion für seinen Gesandten Paul Truchseß.278 Trotz dieser Vorbehalte Graf Wilhelms und des Ausbleibens Bischof Lorenz‘ berieten die Versammelten wie beabsichtigt über die Errichtung einer Austragsordnung. Sie entsprach bis auf ganz geringe Modifikationen der 1511 in Windsheim entworfenen.279 So sollte die Hilfe für einen Fürsten in der Einung auf dessen Kosten gehen, die Hilfe für Grafen, Herren und Ritter auf deren. Die Fürsten konnten ihre bestehenden Einungen ausnehmen und die Ritter ihre Burgfrieden und Einungen. Wegen eines Austrags mit der Geistlichkeit sollte später gesondert beraten werden. Wenn Bischof Lorenz von Würzburg nicht in den Vertrag wolle, sollten von den neun Urteilern des Gemeinen Gerichts je drei durch Bischof Georg von Bamberg, Markgraf Casimir und die Grafen, Herren und Ritterschaft bestellt werden. Der Entwurf sollte in den Orten beraten und ein endgültiger Beschluß am 7. Januar 1516 gefaßt werden. Als erster beriet der Ort Altmühl am 27. Dezember den Entwurf.280 Die Versammelten äußerten die Bedenken, daß der Entwurf keinen Austrag mit der Geistlichkeit vorsehe, auch der Odenwald und Bischof Lorenz von Würzburg voraussichtlich nicht in den Vertrag kommen würden. Andererseits sollte der Vertrag auch nicht an ihnen scheitern. Sie wollten daher eine Gesandtschaft, bestehend aus Philipp und Moritz von Seckendorff, Sebastian von Lüchau und Karl von Heßberg, nach Windsheim schicken, um die Meinung der anderen Orte zu hören. Wenn die anderen Orte den Vertrag annähmen, sollten auch die Gesandten zustimmen, wenn es unterschiedliche Meinungen gäbe, sollten die Gesandten kein Votum abgeben, sondern dem Ort be277 278 279 280

ThStAMgn GHA II 195, fol. 10r–11v. Ebd., fol. 21r–23r. StAB GHAP 7853 (unfol.) und StAWt 48, 12 (25. September 1515). StAB GHAP 7853 (unfol.).

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richten. Auch von den geistlichen Gerichten sollte auf Hintersichbringen gehandelt werden. Im Ort Rhön/Werra schrieben Moritz Marschalk, Valentin von Bibra, Engelhart von Münster, Silvester von Schaumberg und Philipp von Maßbach einen Tag auf den 30. Dezember aus.281 Bischof Lorenz von Würzburg sandte auf den Tag eine Gegenschrift, in der er ausführte, wegen der angeblichen Mängel und Gebrechen habe er die Ritterschaft bereits vor drei Jahren angehört und Abhilfe geschaffen. Damals habe sich die Ritterschaft dankbar gezeigt und sich an die alten Verträge halten wollen. Er habe es daher nicht für nötig befunden, sich auf den Tag nach Windsheim zu begeben und über die Gebrechen anderer zu verhandeln.282 Die Ritterschaft des Orts an der Baunach versammelte sich in Coburg. Da die Mehrheit von ihnen Lehnleute des Hochstifts Würzburg waren, trugen sie Bedenken, einen Vertrag mit Hilfsverpflichtungen gegen Auswärtige anzunehmen, solange Bischof Lorenz von Würzburg nicht Mitglied in diesem Vertrag war.283 Sie schrieben ihm daher und baten ihn, ebenfalls in den Vertrag zu kommen.284 Darüber hinaus entwarfen sie einen neuen Vertrag,285 dem unter dem Datum des 1.  Januar 1516 42 Edelleute beitraten.286 In seiner Vorrede wird ausgeführt, der Vertrag werde aufgerichtet im Namen und zur Ehre der Heiligen Dreieinigkeit, zum Lob der Jungfrau Maria, zum Wohlgefallen des Kaisers, zur Erhaltung des adeligen Namens der Teilnehmer, der allein auf Tugend gegründet sei, und zur Abstellung übermäßigen Kleiderluxusses, Rüstung und Hoffart, die von Gott dem Allmächtigen schwer bestraft würden. Jeder Vertragsverwandte sollte einmal im Jahr drei Messen bestellen, darunter ein gesungenes Requiem. Ferner sollte, wenn ein Vertragsverwandter hörte, daß ein anderer Vertragsverwandter von einem Dritten an seiner Ehre oder seinem Glimpf beschuldigt würde, er alsbald einen oder zwei andere Vertragsverwandte oder sonst glaubwürdige Personen zu sich nehmen und den Dritten fragen, ob es ihm mit der Beschuldigung ernst sei. Wenn dies der Fall war, sollte er es dem beschuldigten Vertragsverwandten anzeigen und dieser sich dem Dritten zu Recht erbieten. Tat er dies in genügender Weise, dann sollten die Vertragsverwandten ihm helfen, den Dritten zu Wandel, Kehrung und Abtrag der Beschuldigung zu bringen. Erwiese der Beschuldigte sich jedoch in seinem Rechtgebot als nachlässig, so sollte er aus dem Vertrag ausgeschlossen werden. Außerdem sollten die Vertragsverwandten ein Bildnis der Heiligen Dreifaltigkeit und der Jungfrau Maria an ihrer Kleidung tragen. Wer dies nicht tat, sollte einen Würzburger Schilling als Buße geben. Wer öffentlich etwas wider die Ehre täte, sollte mit einem Sozialboykott 281 282 283 284 285

ThStAMgn GHA II 195, fol. 24r = StAW Stdb 948, S. 463 = Stdb 892, fol. 172v–173r. StAW Stdb 948, S. 465–468 = Stdb 892, fol. 174rv. ThStAMgn GHA II 195, fol. 30rv. Ebd., fol. 29rv = StAW Stdb 948, S. 469–471 = Stdb 892, fol. 175rv. ThStAMgn GHA II 195, fol. 3r–8r: Begriff eins neuen vertrags untter etlichen von adell in der eyle gemacht den man bessern soll. 286 StAW Stdb 948, S. 473–478; auszugsweise wiedergegeben bei Sörgel, S. 72 f.

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durch die Vertragsverwandten belegt werden. Außerdem wurde bestimmt, wie schwer und wie teuer die von den Rittern und Edelknechten und ihren Frauen und Töchtern getragenen Ketten und Kleider sein durften. Auch der Aufwand für die Bewirtung bei Hochzeiten, Kirchweihen, Begängnissen und anderen Anlässen wurde begrenzt. Ferner wurde das Zutrinken mit Halben oder Ganzen verboten, ebenso das Schwören bei Gott. Streitigkeiten unter den Vertragsverwandten sollten mit Hilfe der Nachbarn gütlich beigelegt oder vor den ordentlichen Richtern ausgetragen werden. Unbeurlaubte oder widersetzliche Knechte sollten von niemandem angenommen werden. Und obwohl es ihres Wissens nie erfahren noch je gehört worden sei, daß die fränkischen Fürsten einen Adeligen des Raubens oder anderer unehrlicher Taten wegen peinlich bestraft hätten, gelobten sie, sich solchen nicht anders als bittlich annehmen zu wollen. Und da durch die Kaiserliche Majestät, die Kurfürsten, Fürsten und anderen Stände des Reichs in dem in Worms aufgerichteten Landfrieden die Fehde verboten worden sei, wollten sie sich nicht verbinden oder verpflichten, sondern hofften, ihre gnädigen Herren, die Fürsten, würden auf ihre Bitten hin alle Unordnung der geistlichen und weltlichen Gerichte und Bedrang durch Offiziale, Amtleute, Keller, Vögte und Zentgrafen gnädig abstellen. Einem Vertragsverwandten, der deswegen gegen einen Fürsten klagte, wollten sie auf Tagen und zu Handlungen helfen, und, wenn deswegen die Lehen aufgeschrieben würden, keine Richtung annehmen, es sei denn, dem Betreffenden seien zuvor die Lehen wieder verliehen worden. Zur Bestreitung der hierdurch entstehenden Unkosten sollten der Hauptmann und die ihm Beigeordneten eine Anlage von einem Gulden auf 1.000 fl Vermögen erheben, zu der die Vertragsverwandten sich selbst veranlagen sollten. Hierüber sowie über die verhängten Bußen, Einnahmen und Ausgaben sollte der Hauptmann einmal im Jahr Rechnung legen. Ferner sollten der Hauptmann und die Beigeordneten Irrungen unter den Vertragsverwandten wegen der Auslegung des Vertrags schlichten und auch Macht haben, den Vertrag, so dies notwendig würde, zu verbessern. Die Änderung sollte dann auf der jährlichen Versammlung durch die Vertragsverwandten mit Mehrheit gebilligt werden. Die jährliche Versammlung sollte morgens um sieben Uhr mit einer Messe beginnen, die jeder Vertragsverwandte besuchen mußte. Nur Krankheit galt als Entschuldigung für ein Fernbleiben, anderenfalls eine Buße von einem Gulden zu zahlen war. Auch sollten die Vertragsverwandten ihre ehelichen Söhne, sobald sie 18 Jahre alt waren, anhalten, ebenfalls dem Vertrag beizutreten. Nach Ablauf eines Jahres sollte ein neuer Hauptmann aus dem Kreis der vier beigeordneten Räte und für den zum Hauptmann Aufgerückten ein neuer in den Rat gewählt werden. Würde einer der Vertragsverwandten niedergeworfen, wenn er zu dem Tag ritt, dann sollte er ausgelöst werden. Der Vertrag sollte zwei Jahre lang währen. Hauptmann wurde der Ritter Georg von Schaumberg, Räte die Edelknechte Hans von Sternberg, Claus von Heßberg, Erhart von Lichtenstein und Claus von Stein. Es fällt auf, daß der Vertrag zunächst eine Reihe von Anklängen an die Satzung der Gesellschaft mit der Fürspang enthielt, so unter anderem die Widmung auf die Jungfrau Maria, die Bestellung der Messen, darunter ein gesungenes Requiem, die jährliche Versammlung, die mit dem Besuch der Messe begann, die Verantwortung der Ehre

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und die Konsequenzen bei Nichteinhaltung, das Tragen eines Abzeichens, die Buße bei Nichttragen und den Eintritt der Söhne.287 Die Worte Gesellschaft und Bruderschaft tauchen sogar explizit im Zusammenhang mit der Bestellung der Messen sowie am Schluß des Vertrags auf. Dienten diese Bestimmungen im Falle der Gesellschaft mit der Fürspang allerdings in erster Linie dem Seelenheil verstorbener Mitglieder, so die Bestimmungen des Vertrags mehr der Befestigung der adeligen Tugenden seiner Mitglieder, wie sich aus der Vorrede sowie daraus ergibt, daß der Vertrag darüber hinaus noch eine Reihe von Bestimmungen über die Beschränkung des Aufwands der Kleidung und der Bewirtung bei Hochzeiten und ähnlichen Anlässen und ein Verbot des Zutrinkens sowie der Gotteslästerung enthielt. Mit diesen Bestimmungen knüpfte der Vertrag an die Bestimmungen des ersten Entwurfs des Jahres 1510 an. Diesem gegenüber erweiterte er einerseits den Katalog der Gebote und Verbote in Anlehnung an die Bestimmungen des Wormser Reichsabschieds vom 7. August 1495 um die der Bestellung der Messen und das Verbot der Gotteslästerung288 und gemäß dem Abschied des Reichstags von Lindau 1497 um die Beschränkung des Ausmaßes der Bewirtung bei Hochzeiten und ähnlichen Anlässen,289 lockerte andererseits aber auch die Bestimmungen hinsichtlich des Kleiderluxusses. So waren den adeligen Frauen nunmehr das Tragen von Ketten im Wert von 100 fl statt von 50 fl erlaubt, und das Tragen von goldenen Ketten auch solchen Adeligen, die nicht Ritter waren. Schließlich verpflichteten sich die Mitglieder auf die Beachtung des Reichsrechts durch die völlige Abkehr von jedweder militärischen Hilfeleistung für Angegriffene. Ausdrücklich erkannten sie das durch den Landfrieden von Worms ausgesprochene Fehdeverbot an. Maßgeblichen Einfluß auf das Zustandekommen des Vertrags dürfte Dr. Sebastian von Rotenhan gehabt haben. Er unterzeichnete ihn an zweiter Stelle als ehemaliger Hauptmann des Orts gleich nach dem neuen Hauptmann Georg von Schaumberg. Die Anlehnung an die Satzung der Gesellschaft mit der Fürspang dürfte auf ihn zurückgehen. Wenn auch eine Mitgliedschaft Dr. Sebastians von Rotenhan in der Gesellschaft nicht überliefert ist, so bestanden doch zumindest Berührungspunkte, denn sowohl sein Vater Matthes als auch sein Bruder Hans waren Mitglieder.290 Auch die Betonung der reichsrechtlichen Grundlagen des Vertrags deuten auf Dr. Sebastian von Rotenhan, der zu jener Zeit Assessor am Reichskammergericht war,291 als Urheber hin. Am 7. Januar 1516 trafen die Gesandten Markgraf Casimirs in Windsheim nur Moritz Marschalk und Philipp von Maßbach als Abgesandte der Orte Rhön/Werra und Baunach und Philipp und Moritz von Seckendorff für den Ort Altmühl an.292 Da für die Bischöfe Georg von Bamberg und Lorenz von Würzburg und die übrigen Orte 287 288 289 290 291 292

Vgl. Ranft, Adelsgesellschaften, S. 286–289. DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1593, S. 1142 f., Art. 2 und 3. DRTA m.R. 6 Nr. 51, S. 343. Ranft, Adelsgesellschaften, Anhang B. Vgl. Maierhöfer, S. 116. StAB GHAP 7853 (Bericht vom 9. Januar 1516 an Hauptmann, Statthalter und Räte in Ansbach).

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niemand erschienen war, konnte nichts weiter ausgerichtet werden. Moritz Marschalk und Philipp von Maßbach berichteten über den Vertrag der Ritterschaft an der Baunach, dem sich der Ort Rhön/Werra anschließen wollte, unbeschadet des Windsheimer Vertragsentwurfs. Die Verhandlungen im Ort Rhön/Werra über eine Annahme des Baunacher Vertrags zogen sich noch durch das ganze Jahr 1516.293 Die Gründe für diese Verzögerung erfahren wir nicht. Schließlich einigte der Adel im Ort Rhön/Werra sich am 18. November 1516 auf einen Vertragsentwurf ähnlich dem der Baunacher Ritterschaft, der auf einem gemeinsamen Tag am 16. Januar 1517 beschlossen werden sollte.294 Bevor es hierzu kam, intervenierte jedoch Bischof Lorenz von Würzburg ein letztes Mal auf einem Tag in Münnerstadt am 4. Dezember 1516 durch seine Gesandten, die Domherren Thomas von Stein und Hans Schott und den Kanzler Dr. Kilian Münch.295 Sie beschwerten sich darüber, daß sie nichts von der Versammlung gewußt hätten und warnten die Ritter vor der Errichtung eines Bündnisses oder einer Hauptmannschaft. Graf Wilhelm von Henneberg, Hans von der Tann und Silvester von Schaumberg antworteten hierauf für die Versammelten, sie wollten sich so verhalten, daß ihnen ihre Handlung durch Bischof Lorenz nicht zu verweisen sei. Tatsächlich wurde der Vertrag dann unter dem 18. Januar 1517 abgeschlossen.296 Hauptmann wurde Moritz Marschalk, Räte Heinz von Wechmar, Silvester von Schaumberg, Engelhart von Münster und Philipp von Maßbach. Graf Wilhelm von Henneberg trat dem Vertrag am selben Tage,297 später auch Graf Herrmann von Henneberg bei.298 Wenig später schrieben die Vertragsverwandten Bischof Lorenz auf seine Gegenschrift vom 30. Dezember 1515, sie könnten sich nicht erinnern, auf dem Tag in Würzburg (am 30. September 1511) eine endliche oder beschließliche Antwort erhalten zu haben, sondern einige Zeit später hätten sie schriftliche Artikel nebst einem Missiv als Antwort empfangen, die sie mehr beschwerlich als gnädig gefunden hätten.299 Im Sommer 1517 schaltete sich Kaiser Maximilian mit einem eigenen Vorschlag in die Diskussion um Austrag und Landfriedenswahrung ein.300 Demnach sollten der freie Adel, der keinem Landesfürsten oder Landesherrn unterworfen sei, und die Ganerben in den vier Bezirken diesseits und jenseits des Rheins, in Schwaben und in Franken je einen Fürsten, Grafen oder Edlen des Reichs als Hauptmann wählen. Dieser sollte zusammen mit vier ebenfalls aus dem Adel ernannten Beisitzern viermal jährlich zu Gericht sitzen, und zwar über alle Klagen gegen freie Adelige des Bezirks. 293 294 295 296 297 298 299 300

ThStAMgn GHA II 195, fol. 33r–41v und 197, fol. 1r. ThStAMgn GHA II 195, fol. 41rv. StAW Stdb 948, S. 497–500. Lünig Nr. 1, S. 3–9 = ThStAMgn GHA II 196 = StAW RRsch 709/39. Lünig Nr. 135, S. 301 = ThStAMgn GHA II 196. Vgl. Lünig Nr. 136, S. 302. StAW Stdb 948, S. 493–495. Fellner, S. 190–194.

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Hingegen sollte der freie Adel seine Klagen weiterhin vor den ordentlichen Gerichten des Beklagten anbringen. Nur beklagten landsässigen Adeligen sollte es freistehen, sich gegen freie Adelige ebenfalls vor dem Rittergericht zu verantworten. Die Ordnung sollte zunächst für sechs Jahre gelten. Außerdem sollte jeder freie Adelige dem Kaiser vor dem Ritterrichter einen Eid leisten, alle bestehenden Briefe und Burgfrieden dem Kaiser zur Billigung übersandt und die alten Turniergesellschaften wieder aufgerichtet werden. Eine Reaktion hierauf ist nur von den Ganerbschaften in der Wetterau überliefert. Diese antworteten zustimmend betreffend der Aufrichtung der Rittergerichte, aber ablehnend bezüglich des Eides.

4. Der rechtliche Austrag zwischen Fürsten und Adel auf dem Reichstag von Worms 1521 und der Schweinfurter Vertrag von 1523 a) Der fränkische Adel und die Kaiserwahl von 1519 Am 4. Januar 1519 erneuerten die Ritter Moritz Marschalk und Conrad von Grumbach und die Edelknechte Engelhard von Münster, Silvester von Schaumberg, Philipp von Maßbach, Heinz von Wechmar, Paul Truchseß, Caspar und Wilhelm Marschalk, Philipp Diemar, Silvester, Diez und Wolf Forstmeister, Georg und Agapitus von Hutten, Burkhard von Erthal, Wolf von Steinau, Michael von Schneeberg, Reinhard Schlaun, Moritz Marschalk, Philipp von Stein zum Liebenstein und Wilhelm und Georg Truchsessen zu Unsleben den Vertrag vom 18. Januar 1517 auf weitere zwei Jahre mit Ausnahme der Artikel über das Zutrinken, die Kleidung, das Essen, die Buße und die Rüstung.301 Am 12. Januar 1519 starb Kaiser Maximilian.302 Die Grafen Wilhelm und Herrmann von Henneberg, die Ritter Frowin von Hutten, Adam und Georg von Schaumberg, Hans von Sternberg, Moritz Marschalk, Ludwig von Hutten und Ludwig von Boyneburg und die Edelknechte Fritz und Albrecht von Thüngen, Silvester von Schaumberg, Hans Schott, Philipp von Maßbach, Engelhart von Münster, Stefan von Adelsheim, Philipp Echter von Mespelbrunn, Heinz Rüdt, Heinz von Wechmar, Paul Truchseß, Hans von Rotenhan und Agapitus von Hutten beschlossen daraufhin auf einem eilig anberaumten Tag in Schweinfurt am 15. Februar, einen allgemeinen Tag auf den 11. April einzuberufen, um zu beraten, was die Ritterschaft nach dem Tod des Kaisers tun solle.303 Vor allem Georg von Schaumberg warb unter dem fränkischen Adel für den Enkel Maximilians, König Karl I. von Spanien.304

301 302 303 304

Lünig Nr. 136, S. 302. Vgl. zum folgenden Fellner, S. 194–197. StAW Stdb 892, fol. 179rv; HStAMar 109, 200I (Ausschreiben vom 16. Februar 1519). DRTA j.R. 1 Nr. 121, S. 342 mit Anm. 2.

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Am 9. Februar 1519 war auch der Würzburger Bischof Lorenz von Bibra verstorben. Sein Nachfolger wurde Conrad von Thüngen. Der neue Bischof schickte auf den Tag in Schweinfurt am 11. April seinen Kanzler mit der Werbung an die zur Ritterschaft des Hochstifts Gehörenden, er wolle sich gern mit ihnen beraten.305 Sie sollten nichts tun oder beschließen, was dem Hochstift zum Nachteil gereichen könnte. Wenn sie Mängel hätten, wolle er sich gnädig erweisen. Auf dem Tag trafen die Würzburger Gesandten auf die Vertreter Bischof Georgs von Bamberg und Markgraf Casimirs.306 Vom Adel waren nur die Grafen von Henneberg, die Ausschreiber des Tags und die Edelknechte Conrad Schott, Sigmund von Wirsberg, Karl von Heßberg, Fritz von Redwitz, Mathes von Giech, Balthasar von Waldenfels und Wilhelm Fuchs erschienen.307 An diese brachten die Würzburger Gesandten ihre Werbung, weil sich die zum Hochstift gehörenden Adeligen nicht von den anderen hatten absondern wollen. Für sie antwortete Adam von Schaumberg den Gesandten, sie wollten nur davon handeln, wie sie bei ihrem alten Herkommen bleiben könnten, und nichts tun, was Bischof Conrad schimpflich oder nachteilig sein könne. Wegen des spärlichen Besuchs schrieben die Erschienenen einen neuen Tag auf den 5. Juni 1519 aus.308 Auf diesem Tag warben außer den fränkischen Parteigängern König Karls von Spanien für diesen auch seine bevollmächtigten Kommissare Helfrich von Meckau und Graf Ulrich von Helffenstein.309 König Franz I. von Frankreich bemühe sich mit allen Kräften, die römische Krone zu erlangen. Es wäre König Karl als einem geborenen Erzherzog von Österreich und deutschem Fürsten sehr beschwerlich, wenn die Würde des römischen Reichs und die Krone, die die Deutschen mit ihrem Blutvergießen in ihre Hände gebracht und bisher erhalten hätten, an eine fremde Nation gelangen sollte. Wenn die Kurfürsten vom König von Frankreich mit Gewalt an einer freien Wahl gehindert werden sollten, sollten die Adeligen helfen, die römische Krone bei der deutschen Nation zu behalten. Das nationale und das Argument, daß es um die Erhaltung alter Rechte gehe, die ihre Voreltern mit ihrem Blutvergießen erworben hätten, verfehlten ihre Wirkung auf die Adeligen nicht. Sie fertigten Graf Georg von Wertheim, Schenk Friedrich, Herr zu Limpurg, die Ritter Sigmund von Wirsberg und Moritz Marschalk und die Edelknechte Albrecht von der Tann und Albrecht von Wirsberg an die Kurfürsten ab mit der Werbung, sie möchten sich so verhalten, daß das Heilige Römische Reich bei der deutschen Nation verbleibe. Für den Fall, daß der König von Frankreich die Kurfürsten gewaltsam an einer freien Wahl hindern wolle, boten sie ihre Hilfe an.310 Graf Georg und Schenk Friedrich wurden für ihre Mühe von den königlichen Kommissaren

305 306 307 308 309 310

StAW Stdb 892, fol. 180v–181v. Ebd., fol. 183r–185v. Vgl. ebd., fol. 183r sowie das neuerliche Ausschreiben ebd., fol. 186v. Ebd., fol. 186v. Vgl. DRTA j.R. 1 Nr. 335, S. 774 sowie Greiff, S. 35. DRTA j.R. 1 Nr. 335, S. 774 f.

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mit je 400 fl und Sigmund von Wirsberg, Moritz Marschalk, Albrecht von der Tann und Albrecht von Wirsberg mit je 200 fl belohnt.311 Nachdem König Karl von Spanien am 28. Juni von den Kurfürsten einstimmig zum römischen König und Kaiser gewählt worden war, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Führer des fränkischen Adels wieder auf die Verhältnisse in Franken. Graf Wilhelm von Henneberg nutzte seine Einladung zur Weihe Bischof Conrads am 2.  Oktober 1519 nach Würzburg offenbar dazu, ihm eine Reihe von Beschwerden gegen die geistlichen und weltlichen Gerichte zu übergeben.312 Bischof Conrad antwortete hierauf mit der Übersendung der schon 1512 auf die Beschwerden der Ritterschaft gegebenen schriftlichen Antwort.313 Als diese am 8. Januar 1520 in Schweinfurt eintraf, fand sich dort jedoch niemand, der bevollmächtigt war, sie entgegenzunehmen.314 Die Mitglieder der Einung des Orts Rhön/Werra, nämlich der Hauptmann Philipp von Maßbach und Moritz Marschalk, Silvester von Schaumberg, Heinz von Wechmar, Paul Truchseß, Engelhart von Münster, Diez Forstmeister, Agapitus von Hutten, Wolf Diemar und Hans von Maßbach, nutzten daraufhin einen Tag ihrer Einung am 6. Mai, zu dem sie auch die Grafen von Henneberg, Wertheim, Hohenlohe und Castell, sowie Schenk Friedrich, Herr zu Limpurg, und Johann Freiherrn von Schwarzenberg für den Ort Steigerwald und Hans von Sternberg für den Ort an der Baunach einluden,315 um das weitere Vorgehen zu beraten. Von dort aus baten die versammelten Grafen, Herren und Ritter Bischof Conrad, seine Antwort nochmals zu übersenden.316 Dies geschah.317 Daraufhin wurde in der Henneberger Kanzlei der Entwurf einer Antwort an Bischof Conrad erstellt und den vier dem Hochstift Würzburg zugewandten Orten Rhön/Werra, Baunach, Steigerwald und Odenwald übersandt mit der Bitte um Beratung und Mitteilung des Ergebnisses auf einem weiteren Tag in Schweinfurt am 9. Oktober.318 Offenbar sollte es in dem Antwortschreiben hauptsächlich um Beschwerden durch die geistlichen Gerichte gehen sowie darum, daß sich Bischof Conrad entgegen den Verträgen (gemeint war wohl der Runde Vertrag von 1435) in den Schwäbischen Bund begeben habe, so daß die Adeligen von ihm nun keine Hilfe mehr gegen Bundesfürsten erhalten könnten. Die Grafen Albrecht und Georg von Hohenlohe antworteten Graf Wilhelm hierauf unter dem 30. September, sie hätten den Entwurf mit der Ritterschaft des Odenwalds erörtert. Es handele sich um Sachen, die sie alle hoch bewegten, aber die Verträge seien ihnen nicht bekannt. 311 312 313 314 315 316 317 318

Greiff, S. 31. StAW Stdb 949, fol. 8r–10r. Ebd., fol. 11r ff. sowie HStAMar 109, 185, fol. 43r, und 623 (unfol.). Vgl. ThStAMgn GHA II 190, fol. 37r. HStAMar 109, 185, fol. 7r–10r; ThStAMgn GHA II 190, fol. 39r. Ebd., fol. 37r. HStAMar 109, 185, fol. 43r. Vgl. auch ebd., fol. 4r. Ebd., fol. 4r und ThStAMgn GHA II 190, fol. 18r–22r und 27r–32v.

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Johann Freiherr von Schwarzenberg schrieb, er sei zwar mit der Beschwerung durch die geistlichen Gerichte nicht einverstanden, sei aber dem Hochstift Würzburg nicht verwandt. Claus von Stein zum Altenstein und Hans von Rotenhan schrieben für den Ort Baunach, wenn die anderen Orte in ein Schreiben an Bischof Conrad willigten, dann wollten sie das auch tun. Das Schreiben scheint dann aber doch nicht abgegangen zu sein. Auch bei Bischof Georg von Bamberg erschien am 20. Januar 1520 eine Delegation der Ritterschaft, bestehend aus den Rittern Caspar von Waldenfels, Georg von Schaumberg und Fritz von Redwitz, Wolf von Schaumberg, Amtmann zu Lichtenfels, Balthasar von Waldenfels, Christoph von Redwitz, Wilhelm von Wiesentau und anderen, und monierte, sie hätten noch keinen Abtrag ihrer Beschwerden erlangt.319 Bischof Georg antwortete darauf, sie sollten ihre Mängel und Gebrechen schriftlich anzeigen. b) Der fränkische Adel auf dem Reichstag von Worms 1521 Am 27. Januar 1521 eröffnete Kaiser Karl V. seinen ersten Reichstag auf deutschem Boden in Worms. In seiner Proposition verlangte er ein Gutachten der Reichsstände, wie recht, fride, guet ordnung und policeien im reich, auch ain regiment, wie in kaiserlicher Mt. abwesen geregiert werden solle, aufzurichten seien.320 Daraufhin wurde ein Ausschuß gebildet, der einen Entwurf für die Ordnung des Kammergerichts erarbeiten sollte. Dem Ausschuß gehörten neben den sechs Kurfürsten vier weltliche und vier geistliche Fürsten – darunter die Bischöfe Georg von Bamberg und Conrad von Würzburg und Markgraf Casimir von Brandenburg – und die Grafen Georg von Wertheim und Reinhard von Leiningen an.321 Aus diesem großen Ausschuß wurde dann nochmals ein kleiner Ausschuß aus den Räten der am großen Ausschuß beteiligten Kurfürsten, Fürsten, Prälaten und Grafen gebildet. Ihm gehörten zunächst unter anderen der Mainzer Rat Dr. Sebastian von Rotenhan und der Würzburger und Bamberger Domherr Peter von Aufseß an.322 Bereits Mitte Februar wandten sich einige nicht genannte Grafen, Herren und andere auf dem Reichstag anwesende Adelige mit einer Supplikation an die Kurfürsten und Fürsten und baten, den rechtlichen Austrag der Grafen, Herren und des Adels gegen Kurfürsten und Fürsten in Artikel 30 der Kammergerichtsordnung von 1495, demzufolge der Austrag vor neun Räten des beklagten Kurfürsten oder Fürsten erfolgen sollte,323 so zu ordnen, daß Grafen, Herren und Adel einen gleichmäßigen und schleunigen Austrag erhielten.324 Weiterhin baten sie die Kurfürsten und Fürsten, 319 320 321 322 323 324

StAB 28, 1, fol. 45v–46r. DRTA j.R. 2 Nr. 7, S. 154. Vgl. zum folgenden auch Fellner, S. 200–209. DRTA j.R. 2 Nr. 9, S. 161 f. Ebd., S. 162 f. DRTA m.R. 5,1,1 Nr. 342 IV, S. 414–418. DRTA j.R. 2 Nr. 26 A, S. 245 f.

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ihre Gerichte so zu besetzen, daß Grafen, Herren und Adel und ihre Untertanen einen gleichmäßigen, billigen und schleunigen Austrag erlangen könnten. Ferner forderten sie, daß keine weltlichen Sachen in geistliche Gerichte gezogen werden sollten, und baten um einen gleichmäßigen, schleunigen und rechtlichen Austrag zwischen Prälaten, Grafen, Herren und anderen Adeligen. Auch mit den Städten sollte über einen gleichmäßigen, schleunigen Austrag verhandelt werden. Außerdem baten die Grafen, Herren und Adeligen darum, bei Kaiser Karl darauf hinzuwirken, daß die Städte Privilegien, denen zufolge die Herren Untertanen, die das Bürgerrecht einer Stadt erworben hatten, nicht mehr besteuern dürften, nicht mehr gebrauchten und ihnen solche nicht mehr zu verleihen. Mit dem rechtlichen Austrag mit den Fürsten, der Besetzung der fürstlichen Gerichte und den Beschwerden über die geistlichen Gerichte griffen Grafen, Herren und Adel erneut diejenigen Punkte auf, über die in Franken bereits seit 1507 verhandelt wurde. Dagegen scheinen die Punkte betreffend den Austrag mit Prälaten und Städten und die Besteuerung von Personen, die außerhalb der Städte saßen, dort aber gleichwohl das Bürgerrecht erwarben, von den Grafen, Herren und Adeligen in Schwaben und im Elsaß eingebracht worden zu sein, wo diese Probleme bereits seit dem 14. Jahrhundert virulent waren.325 Tatsächlich wurde dann auf dem Reichstag nur über den ersten Punkt betreffend den Austrag der Grafen, Herren und Adeligen gegen Kurfürsten und Fürsten verhandelt. Im Prinzip war den Grafen, Herren und Adeligen das Austragsverfahren als eine Möglichkeit willkommen, ein langes und kostspieliges Verfahren vor dem entfernten und mit fürstlichen Räten besetzten Reichskammergericht zu vermeiden.326 Es ging ihnen allerdings um eine möglichst unparteiische Zusammensetzung des Austragsgerichts, wie sich aus den letztlich vereinbarten acht Alternativen über die Zusammensetzung des Austragsgerichts ergibt.327 Zusätzlich zu dem Verfahren vor den neun fürstlichen Räten sollte es möglich sein, daß der Kläger aus diesen fünf oder sieben auswählte, daß er einen unparteiischen Fürsten oder einen Kommissar aus dem Prälaten- oder Grafenstand als Richter wählte, daß das Austragsgericht aus zwei vom Kläger und drei vom beklagten Fürsten vorgeschlagenen Personen ausgewählt wurde oder sogar aus zwei unparteiischen von jeder Seite; in diesem Falle sollten bei Stimmengleichheit Statthalter oder Reichsregiment einen fünften Unparteiischen bestimmen. Ein weiteres Anliegen der Grafen, Herren und Adeligen war ein möglichst rascher und schriftlicher Prozeß,328 weil den klagenden Grafen, Herren und Adeligen sonst große Unkosten dadurch entstünden, daß sie Rechtsgelehrte an die fürstlichen Höfe mitbringen

325 Vgl. ebd. Nr. 26 H, S. 253 f. mit Anm. 1. 326 Vgl. ebd. Nr. 26 C, S. 247 f. 327 Vgl. Art.  36 der KGO ebd. Nr.  27, S.  304–310 sowie die Verhandlungen ebd. Nr.  26, S. 244–267. 328 Vgl. den 8. Weg, ebd. Nr. 27, S. 306–308 sowie Nr. 26 C, S. 248; D, S. 249 und L, S. 258.

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und dort während des Prozesses unterhalten müßten.329 Zur Beschleunigung der Prozesse und zur Vermeidung von Unkosten sollte über eine Appellation gegen das Urteil des Austragsgerichts durch das Reichskammergericht möglichst nur nach Aktenlage entschieden werden und neues Vorbringen ausgeschlossen sein.330 Demselben Zweck diente die Bestimmung für den Austrag von Klagen der Kurfürsten und Fürsten gegen Grafen, Herren und Adelige, daß dieser vor einem Fürsten stattfinden sollte, der nicht weiter als zwölf Meilen vom Beklagten entfernt gesessen war.331 Schließlich wünschten die Grafen, Herren und Adeligen, daß der beklagte Kurfürst oder Fürst für die Unkosten seiner Räte in dem Verfahren aufkommen sollte.332 Die Kurfürsten und Fürsten hingegen fürchteten, einen Abbruch an ihrer Freiheit und Obrigkeit und ihren Gerechtigkeiten und Regalien hinnehmen zu müssen, wenn sie sich als Beklagte dem Urteil anderer als ihrer eigenen Räte oder zumindest eines anderen Fürsten unterwarfen.333 Sie hatten daher ursprünglich nur die ersten drei Wege vor den neun, fünf oder sieben Räten oder einem unparteiischen Fürsten annehmen wollen und schon den vierten vor einem Kommissar aus dem Prälatenoder Grafenstand als ihnen hochbeschwerlich bezeichnet.334 Im Klartext hieß das, daß über die Reichweite ihrer Herrschaftsrechte, um die es meistens in Streitigkeiten mit den Grafen, Herren oder Adeligen ging, nur ihre eigenen, ihnen ergebenen Räte – die Fürsten behielten sich in einem der acht Wege vor, von den Räten, aus denen der Kläger die Urteiler auswählen sollte, zwei auszunehmen335 – oder zumindest ein anderer Fürst entscheiden sollte. Außerdem schlug hier das Standesbewußtsein der Fürsten durch, sich von niemandem außer ihresgleichen richten zu lassen.336 Im Prinzip wollte es jeder Fürst mit seinem Adel so halten wie bisher und keine Neuerungen in diesem Verhältnis zulassen. Um die Ausnahme der besonderen Gerechtigkeiten, Herkommen und Gewohnheiten der Fürsten mit ihrer Ritterschaft von dem Austragsverfahren wurde daher am längsten und zähesten gerungen.337 Letztlich mußten sich die Fürsten aber auch in diesem Punkte beugen, weil sie anderenfalls als die Mächtigeren gegenüber den Schwächeren als Rechtsverweigerer dagestanden hätten.338 Wie schon in den Jahren 1511 und 1515 zeigten sich von den fränkischen Fürsten Markgraf Casimir von Brandenburg und Bischof Georg von Bamberg am ehesten geneigt, den Wünschen des Adels nach Errichtung einer Austragsordnung entgegenzukommen. Als Ende April die Verhandlungen unter anderem wegen der Forderung 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338

Ebd. Nr. 26 C, S. 248. Vgl. ebd. Nr. 26 C, S. 248; D, S. 249; K, S. 256; L, S. 258; M, S. 259 und S, S. 264. Ebd. Nr. 27, Art. 36, S. 309. Vgl. ebd. Nr. 27, Art. 36, S. 305 sowie Nr. 26 L, S. 258; M, S. 259 und N, S. 261. Ebd. Nr. 26 E, S. 250 und M, S. 259. Ebd. Nr. 26 E, S. 250 und Nr. 27, Art. 36, S. 305. Ebd. Nr. 27, Art. 36, S. 306; siehe auch ebd. Nr. 26 M, S. 260. Vgl. Krieger, S. 102–108. Vgl. DRTA j.R. 2 Nr. 26 K, S. 256; L, S. 258; S, S. 264 und T, S. 266 f. Ebd. Nr. 27, Art. 36, S. 305 und Nr. 26 E, S. 250.

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der Kurfürsten und Fürsten nach einem Vorbehalt zugunsten ihrer Regalien und Freiheiten in eine Sackgasse gerieten, versuchten sie zusammen mit Bischof Christoph von Augsburg und Pfalzgraf Friedrich, einem Bruder des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz, zu vermitteln.339 Dagegen zeigte sich Bischof Conrad von Würzburg eher zurückhaltend. Bereits Mitte April hatten sich die auf dem Reichstag anwesenden fränkischen Adeligen an die drei fränkischen Fürsten mit der Bitte gewandt, mit ihnen einen Austrag aufzurichten, falls es zu keinem Abschluß auf dem Reichstag kommen sollte. In seiner Antwort hierauf beteuerte Bischof Conrad zwar, er sei in den Sitzungen des Ausschusses und bei Kaiser Karl und den Reichsständen bisher immer für das Zustandekommen des Austrags eingetreten und wolle dies auch weiterhin tun, könne aber die Errichtung eines separaten Austrags nicht ohne Zustimmung seines Domkapitels bewilligen.340 Das zweite Thema des Reichstags, das Grafen, Herren und Adel interessierte, waren die Gravamina deutscher Nation. Es kam in den Beratungen Kaiser Karls mit den Reichsständen auf, wie in der Sache Martin Luthers zu verfahren sei. Kaiser Karl hatte den Reichsständen am 15. Februar den Entwurf eines Edikts – des später sogenannten Wormser Edikts – zugeleitet, mit dem in Konsequenz des päpstlichen Banns über Luther und seine Anhänger die Reichsacht verhängt und die Verbreitung seiner Schriften verboten werden sollten.341 Die Reichsstände äußerten in ihrer Stellungnahme vom 2. März jedoch den Wunsch, Luther vor Verhängung der Reichsacht die Gelegenheit zu geben, von seinen Schriften und Irrtümern abzuschwören.342 Wolle er dies nicht, dann wollten sie sich zum alten Glauben halten. Sie gaben zu bedenken, welche Unruhe die Predigten Luthers unter dem gemeinen Mann ausgelöst hätten, und baten, Kaiser Karl möge auch über Wege zur Abstellung der Beschwerden und Mißbräuche nachdenken, die dem Heiligen Reich durch den Stuhl zu Rom zugezogen würden. Kaiser Karl forderte die Reichsstände daraufhin auf, die Beschwerden und Mißbräuche samt ihrem Gutachten, was darin zu tun sei, schriftlich anzuzeigen.343 Daraufhin stellte ein Ausschuß von Räten geistlicher und weltlicher Reichsstände die Beschwerden zusammen, die von mehr als einem Reichsstand eingereicht worden waren.344 Sie umfaßten in 102 Artikeln Beschwerden gegen den Papst (Art. 1–28), die geistlichen Fürsten (Art. 29–58) und die übrige Geistlichkeit (Art. 59–72) sowie gegen die geistlichen Richter (Art. 73–102).345 Letztere beruhten wesentlich auf einer Vorlage Graf Wilhelms von Henneberg in 33 Artikeln,346 die wiederum im wesentlichen 339 340 341 342 343 344 345 346

Ebd., S. 257, Anm. 2, Nr. 26 M, S. 259 f. und Nr. 26 N, S. 260. Ebd. Nr. 26 G, S. 251 f. Ebd. Nr. 68, S. 507–513. Ebd. Nr. 69, S. 514–517. Ebd. Nr. 71, S. 520. Vgl. ebd. Nr. 96, S. 693 f. Ebd. Nr. 96, S. 670–704. Ebd. Nr. 95, S. 666–670.

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auf den bereits 1511 durch die Würzburger Ritterschaft vorgebrachten Beschwerden gegen die geistlichen Gerichte und die Sende beruhten. So beschwerten sich die Grafen und Herren in dieser Vorlage darüber, daß die Domkapitel den Bischöfen in deren Wahlkapitulationen auferlegten, nicht in die geistliche Gerichtsbarkeit der Domherren einzugreifen, daß die Reformationen der geistlichen Gerichte unzulässig weit in die weltliche Gerichtsbarkeit eingriffen und daß diese in der Praxis sogar noch überschritten würden, daß Weltliche sich vor geistlichen Gerichten verantworten sollten, daß weltliche Sachen in die geistlichen Gerichte gezogen würden, insbesondere solche, die mit einem Eid verbunden seien, daß der Klagegrund in der Ladung nicht angegeben werde, daß die Beklagten die Kosten einer unzulässigen Vorladung tragen müßten, daß die geistlichen Gerichte Sachen, die zur weltlichen und zur geistlichen Gerichtsbarkeit gehörten, allein an sich zögen, daß die geistlichen Richter Sachen vorlüden, von denen sie genau wüßten, daß sie vor das weltliche Gericht gehörten, daß sie die Ladungsfristen so verkürzten, daß der weltliche Gerichtsherr seine Untertanen nicht mehr rechtzeitig vom geistlichen Gericht abfordern könne, daß die Offiziale ungeschickte Leute seien und daß vor den geistlichen Gerichten keine fremden Advokaten auftreten dürften. Außerdem beschwerten sie sich darüber, daß die armen Leute, wenn sie in der Fastenzeit heiraten wollten, sich hierfür eine Erlaubnis kaufen müßten, daß die Offiziale uneheliche Verhältnisse gegen Bezahlung eines jährlichen Zinses tolerierten, daß Frauen vorschnell wegen der Bezichtigung des Ehebruchs oder der Zauberei vor das geistliche Gericht zitiert würden und daß häufig statt geistlicher Bußen Geldbußen verhängt oder geistliche in Geldbußen umgewandelt würden. Indessen scheint es bereits bei der Zusammenstellung der Beschwerden im Ausschuß zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Räten der geistlichen und der weltlichen Reichsstände gekommen zu sein.347 In der Tat waren die Beschwerden über die geistlichen Fürsten und ihre Gerichte für diese kaum annehmbar. So wurden die Gravamina lediglich von den Reichsständen zur Kenntnis genommen.348 Im Reichsabschied fanden sie keine Erwähnung.349 Schließlich errichteten Kaiser Karl und die Reichsstände für die Zeit der Abwesenheit Kaiser Karls vom Reich ein Reichsregiment, das aus einem kaiserlichen Statthalter und 22 Kurfürsten, Fürsten, Prälaten, Grafen und Reichsstädten oder ihren Räten gebildet und in allen Angelegenheiten des Reichs, insbesondere der Vollziehung des Friedens und des Rechts, beraten und beschließen sollte.350 Von den Kurfürsten sollte immer einer ein Vierteljahr lang persönlich im Reichsregiment sitzen, ebenso ein geistlicher und ein weltlicher Fürst. Sechs geistliche und sechs weltliche Fürsten sollten sich hierbei abwechseln. In merklichen sachen sollte das Reichsregiment die übrigen fünf Kurfürsten und zehn Fürsten hinzuziehen, in noch größeren auch andere 347 348 349 350

Vgl. ebd. Nr. 96, S. 694. Ebd. Nr. 98, S. 724. Ebd. Nr. 101, S. 729–743. Ebd. Nr. 21, S. 222–233; Hofmann, Quellen, Nr. 5 b), S. 51–61.

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Fürsten und Reichsstände. Unter den geistlichen und weltlichen Fürsten, die abwechselnd im Reichsregiment sitzen und bei merklichen sachen vom Reichsregiment einberufen werden sollten, befanden sich die Bischöfe Georg von Bamberg und Conrad von Würzburg und Markgraf Casimir von Brandenburg.351 Die Anführer des fränkischen Adels nahmen die Wormser Beschlüsse zum Anlaß, erneut über die Errichtung einer Einung zu beraten. Auf einem von Graf Wilhelm von Henneberg, Johann Freiherr von Schwarzenberg und Georg von Schaumberg auf den 25. Juni 1521 nach Bamberg einberufenen Gesandtentag352 wurde der Entwurf eines Vertrags beraten, mit dem die Adeligen ihre Organisation auf die Basis der Wormser Ordnungen, nämlich des Landfriedens und der Kammergerichtsordnung, stellen wollten.353 Sie versprachen darin, es miteinander freundlich und getreulich meinen und keinen Krieg oder Aufruhr anfangen zu wollen, außer im Fürsten- oder Herrendienst. Ihre Feinde, Beschädiger und unbeurlaubten Bürger, Bauern und Knechte wollten sie nicht unterstützen. Die Vertragsverwandten sollten guten Bescheid geben und nehmen und andere nicht fangen oder überziehen, außer im Falle der Nacheile auf frischer Tat. Wer dagegen verstieß, solle nicht nur dem Landfrieden verfallen sein, sondern auch seine Ehre verwirkt haben. Die Wormser Ordnung des Kammergerichts wurde angenommen mit folgenden Verbesserungen: Der Appellant sollte schwören, daß die Appellation zur Bewahrung seiner Rechte notwendig sei und nicht der Verzögerung des Verfahrens diene. Weiteres Vorbringen sollte in der Appellationsinstanz ausgeschlossen sein. Die Einteilung der Orte mit Hauptleuten und Räten sollte bleiben wie bisher, und in jedem Ort eine Versammlung pro Jahr abgehalten werden. Der Entwurf sollte in den Orten bis zum 10. August beraten werden und jeder Ort nach dem 21. September vier Verordnete nach Windsheim schicken zu endgültiger Beschlußfassung. Wie schon so häufig wurden die Termine nicht eingehalten. Aus dem Ort Rhön/ Werra war zum Beispiel niemand in Bamberg erschienen, der Entwurf war Graf Wilhelm von Henneberg vielmehr durch Georg von Schaumberg zugeleitet worden.354 In der Folgezeit erwies es sich als schwierig, einen Termin für die Abhaltung eines Ortstags zu finden, weil Graf Wilhelm seinen Sohn Johann als Koadjutor in Fulda einführen mußte.355 Im Odenwald wurde ein Tag erst auf den 29. August,356 an der Baunach auf den 1.  September ausgeschrieben.357 Da auf dem Tag des Odenwalds

351 352 353 354 355 356 357

DRTA j.R. 2 Nr. 101, S. 731, § 4. StAWt GA 48, 16 (Einladung an Graf Georg von Wertheim vom 5. Juni). ThStAMgn GHA II 197, fol. 25r–31v. Ebd., fol. 28r. Ebd., fol. 34r und 36r. Vgl. Lünig Nr. 139, S. 308 und Fellner, S. 212, Anm. 34. Ebd., S. 213, Anm. 34.

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Graf Georg von Wertheim und etliche andere nicht erschienen, mußte dieser auf den 19. September verschoben werden.358 Trotz dieser Bemühungen kam es auf dem Tag in Windsheim zu keinem Abschluß, sondern es wurde eine neue Beratung in Schweinfurt am 22.  Januar 1522 abgehalten.359 Für die Annahme der Ergebnisse der Schweinfurter Beratung waren wiederum Ortstage vorgesehen, deren Ergebnisse von Verordneten am 27.  April in Bamberg angezeigt werden sollten.360 Über diese Ergebnisse ist freilich nichts bekannt. Im Ort Odenwald bereitete es wiederum Schwierigkeiten, daß Graf Georg von Wertheim auf dem für den 1. April angesetzten Tag nicht erschien.361 Warum die Bemühungen um den Abschluß eines Vertrags auf der Grundlage des Entwurfs von Bamberg scheiterten, ist nicht genau auszumachen. Schon bei den Vorberatungen waren zwischen den Grafen Wilhelm und Hermann von Henneberg nicht näher bezeichnete Differenzen aufgetreten.362 Möglicherweise wünschte Graf Wilhelm von Henneberg einen Vertrag, der mehr Wert auf die gegenseitige Hilfe bei Verunrechtung legte.363 c) Die Beschwerden der Bamberger Landstände und der Fall des Hans Georg von Absberg Unterdessen brachten Prälaten, Ritterschaft und Städte des Hochstifts Bamberg auf einem Landtag am 26.  November 1521 eine Reihe von Beschwerden vor.364 Das Landgericht solle nicht in Schuldsachen, wegen Lehen oder persönlicher Bezichtigungen richten, außer es ginge um eine Erbschaft oder erhebliche Frevel oder bei Rechtsverweigerung durch das zuständige Gericht. Ferner beschwerten sich die Stände darüber, daß die Kläger dort auch Klagen gegen sich zulassen sollten, daß sich Mörder und Straßenräuber dort von einem entsprechenden Verdacht durch einen Eid reinigen könnten, über die Höhe der Gebühren, daß die Prozesse vier, fünf, acht und 20 Jahre dauerten und daß die Urteile nicht vollstreckt würden. Sie forderten, daß der Landrichter ein Ritter sein, das Landgericht im übrigen mit Rittern und zwei Bamberger Bürgern besetzt und alle vier Wochen gehalten werden solle. Bischof Georg solle das Landgericht zusammen mit ihnen entsprechend reformieren und auch das Salgericht wieder errichten. Hinsichtlich des Hofgerichts beschwerten sie sich, daß Advokaten und Prokuratoren die Prozesse dort in die Länge zögen. Urteilsausfertigungen sollten von den Richtern unterschrieben werden. Außerdem sei es vorgekommen, daß Advokaten in von ihnen vertretenen Fällen später unter den Richtern gewesen 358 359 360 361 362 363 364

Lünig Nr. 139, S. 308. ThStAMgn GHA 197, fol. 45r; StAWt GA 48, 12. Fellner, S. 214. Ebd., S. 215 und StAWt 48, 17 (unfol.). Vgl. ThStAMgn GHA II 197, fol. 22rv. Vgl. StAWt GA 48, 12 (vom 24. Januar 1522). StAB B 28, 13, fol. 1r–6r (alt).

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seien. An den Zent-, Kasten-, Amt- und anderen Gerichten würden ihre Untertanen wegen geringer Schulden vorgeladen, obwohl diese hiervon befreit seien. Außerdem würde dort auch über andere als die Vier Hohen Rügen geurteilt. Die Kompetenzen der geistlichen Gerichte und der Sende sollten beschnitten werden. Insbesondere solle dort nicht wegen geringer Geldschulden verhandelt werden. Ferner beschwerten sie sich über die Gebühren, die die Pfarrer für Amtshandlungen forderten. So müßten jung Verheiratete an die Sende gehen und dafür einen Groschen geben. Wer im Advent oder in der gebannten Zeit (den neun Wochen vor Ostern) heiraten wolle, müsse dem Pfarrer dafür eine schwere Henne oder Wachs geben. Für das Ausschreien der Eheleute von der Kanzel vor der Hochzeit (das Aufgebot) fordere der Pfarrer ebenfalls einen Groschen. Außerdem läute er nicht, wenn er und sein Gesinde bei der Hochzeit nicht mit einem eigenen Tisch bewirtet würden. Für Opfer oder Begängnisse verlange er ein Viertel Wein und zwei Semmeln, für die Spendung der Sakramente im Advent oder in der gebannten Zeit einen Pfennig. Wenn jemand getötet werde, werde er nur gegen Zahlung von zwei Pfund begraben und müsse sich so den Kirchhof erkaufen. Schließlich beschwerten sich die Stände darüber, daß Bischof Georg ihren flüchtigen Hintersassen Geleit gewähre und diese in Schutz nehme, und forderten, ihre Untertanen nicht unverhört ins Gefängnis zu werfen. Außerdem solle Bischof Georg sich nicht ohne ihr Wissen mit den Reichsstädten verbünden oder die Münze reformieren und seine Amtleute verpflichten, keine Geschenke anzunehmen. Am 10. März 1522 überreichten sie die Beschwerden schriftlich.365 Eine Reaktion Bischof Georgs erfolgte nicht mehr, weil er am 31. Mai verstarb. Auf dem Tag der Ritterschaft des Odenwalds am 19. September 1521 hatte unter anderen Hans Georg von Absberg um Unterstützung wegen der Einnahme seines Schlosses Absberg geworben,366 das von einer streifenden Rotte des Schwäbischen Bundes im Oktober 1520 erobert worden war.367 Die streifende Rotte hatte der Schwäbische Bund am 10.  August 1520 aufgestellt,368 nachdem Graf Joachim von Öttingen bei dem Versuch Hans Thomas‘ von Absberg, eines Sohnes Hans Georgs von Absberg, ihn am 24. Juni 1520 bei Donauwörth gefangenzunehmen, ums Leben gekommen war.369 Hans Thomas von Absberg hatte von den Grafen von Öttingen ein Lösegeld zur Begleichung einer ca. 80 Jahre alten Schadensersatzforderung der Marschälle von Pappenheim (die Mutter Hans Thomas‘ von Absberg war in erster Ehe mit einem Marschall von Pappenheim verheiratet gewesen370) gegen die Grafen von Öttingen er365 366 367 368 369

Ebd., fol. 6v (alt). StAWt GA 48, 17 (unfol.); Fellner, S. 213, Anm. 36. Ritzmann, S. 167. Klüpfel 2, S. 191 f.; Ritzmann, S. 162–164; Pfeiffer, Absberg, S. 18. Klüpfel 2, S. 189; Baader, Verhandlungen, Nr. 1, S. 1 f. mit Anm. 2; Ritzmann, S. 127–130 und Anhang Nr. 4, S. V (Achterklärung vom 6. August 1520); Pfeiffer, Absberg, S. 18. 370 Ritzmann, S. 63, Anm. 2; anders Pfeiffer, Absberg, S. 17: ihm zufolge war Hans Thomas' Mutter eine geborene Marschall von Pappenheim.

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pressen wollen.371 Das Schloß Absberg gehörte zwar nicht Hans Thomas von Absberg, sondern seinem Vater Hans Georg und dessen Bruder Hans Leonhard von Absberg.372 Vermutlich wollte der Anführer der streifenden Rotte, Georg Truchseß von Waldburg, ein Schwiegersohn des getöteten Grafen Joachim von Öttingen, aber verhindern, daß Hans Thomas von Absberg dort Unterschlupf fand. Außerdem hatte der Bundestag vom 10. August beschlossen, im nächsten Frühjahr einen Feldzug nach Franken zu unternehmen.373 Der Feldzug sollte sich nicht nur gegen Hans Thomas von Absberg und seine Helfer richten, sondern auch gegen Hans Melchior von Rosenberg wegen dessen Überfällen auf Nürnberger und Augsburger Kaufleute. Der Beschluß über den Beginn des Feldzugs wurde jedoch auf den Bundestagen vom 24. Februar, 24. Juni und 11. November 1521 und 17. Februar 1522 jeweils auf den nächsten Bundestag verschoben.374 Eine Resonanz des Odenwälder Adels auf die Bitte Hans Georgs von Absberg ist nicht überliefert. Von September 1521 bis März 1522 versuchte zunächst Markgraf Casimir von Brandenburg, in der Angelegenheit zu vermitteln.375 Die Vermittlung scheiterte jedoch daran, daß der Schwäbische Bund den günstigen Friedensbedingungen für Hans Thomas von Absberg nicht zustimmen wollte. Dieser sollte für seine Gefangenen 5.000  fl und von Markgraf Casimir eine jährliche Pension von 100  fl erhalten.376 Hans Georg von Absberg sollte sein Schloß Absberg und Cunz von Rosenberg und Erasmus von Absberg ihre Schlösser und Güter zurückerhalten. Über den Schadensersatzanspruch gegen die Grafen von Öttingen und den Totschlag an Graf Joachim von Öttingen sollte Markgraf Casimir als Schiedsrichter entscheiden. Vielmehr legte der Schwäbische Bund auf einem Bundestag in Nördlingen am 15. Juni 1522 den Beginn des Feldzugs für den 15. September fest.377 Am 11. September schrieben deshalb etliche Adelige an verschiedene fränkische Fürsten und das Reichsregiment und baten sie, sich beim Schwäbischen Bund dafür einzusetzen, daß der Feldzug unterbliebe.378 Auf einem weiteren Bundestag in Nördlingen am 1. September verschob der Schwäbische Bund den Beginn des Feldzugs auf den 1.  Mai 1523.379 Vorher sollten sich die der Unterstützung Hans Thomas‘ von Absberg verdächtigen Ritter auf einem Tag am 1. März 1523 von diesem Verdacht reinigen können. Der neugewählte Bamberger Bischof Weigand von Redwitz schrieb daraufhin am 18.  September 1522 an die Ritterschaft, der Feldzug des Schwäbischen Bundes 371 Klüpfel 2, S. 189; Ritzmann, S. 116–119, 123–127 und Anhang Nr. 3, S. IV (Fehdebrief des Hans Thomas von Absberg vom 17. Juni 1520). 372 Vgl. den Lehnbrief König Maximilians vom 19. April 1504 ebd., Anhang Nr. 1, S. I. 373 Klüpfel 2, S. 192. 374 Ebd., S. 203, 206 f., 217 f. und 223. 375 Baader, Verhandlungen, Nr. 3, S. 2–19; Ritzmann, S. 195–214. 376 Baader, Verhandlungen, Nr. 3, S. 14–19. 377 Klüpfel 2, S. 225 f. 378 StAW Stdb 949, fol. 25r. 379 StAB A 85/4 Lade 330 Nr. 246.

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diene der Aufrechterhaltung des Landfriedens. Es würden keine Unschuldigen überzogen und die Reinigung vom Vorwurf des Friedbruchs zugelassen.380 Ebenso schrieb der kaiserliche Statthalter Prinz Ferdinand am 23. September, der Schwäbische Bund wolle sich nach Billigkeit verhalten.381 Auf einem Landtag am 20. Oktober382 antwortete Bischof Weigand von Bamberg ausführlich auf die Beschwerden der Stände vom 26.  November 1521.383 Auf die Beschwerden über das Landgericht antwortete er, wegen Geldschulden solle dort nicht verhandelt werden, es sei denn, die Sache sei vom Erbherrn dorthin verwiesen worden. Wegen Heimfall oder Verlassung der Lehen oder Versäumnis des Lehnsempfangs solle vor dem Lehnherrn verhandelt werden, wegen der Erbschaft von Lehen aber vor dem Landgericht, wie dies die Landgerichtsreformation bestimme. Vor dem Landgericht habe der Kläger in einigen Fällen die Widerklage zu gestatten, in anderen nicht. Die Reinigung mittels Eid sei nur bei Leumundsklagen zulässig. Die Prokuratoren am Landgericht sollten nicht mehr Gebühren nehmen, als ihnen zustehe. Im übrigen stehe es jedem Kläger frei, sich zum Vorbringen seiner Klage eines Beisitzers am Landgericht zu bedienen. Es solle so schnell wie möglich verhandelt und die Urteile vollstreckt werden. Hierzu solle aber auch der Adel helfen und die Vollstreckung der Urteile nicht verhindern. Mit der vorgeschlagenen Besetzung des Landgerichts sei er einverstanden. In schwierigen Fällen solle die Besetzung durch Hofräte ergänzt werden. Außerdem wolle er das Salgericht wieder einrichten. Die Verhandlungen am Hofgericht wolle er beschleunigen. Urteilsausfertigungen zu unterschreiben sei aber nicht gebräuchlich. Dies führe nur zu Unwillen (der unterlegenen Partei gegen die Richter). Daher solle es dabei bleiben, daß nur das im Gerichtsbuch vermerkte Urteil von den Richtern unterschrieben werde. Advokaten sollten nicht in von ihnen vertretenen Fällen urteilen und daher ihre Schriftsätze unterschreiben, damit man wisse, wer bereits als Advokat an einem Prozeß beteiligt gewesen sei. Bei den Amtleuten und Richtern wolle er verfügen, daß sie sich an das alte Herkommen hielten. Die Prälaten, Ritter und Städte sollten sich aber auch an das alte Herkommen halten. Hinsichtlich der geistlichen Gerichte erklärte der Domdekan, er wolle sich an die Reformation der geistlichen Gerichte halten. Die von den Ständen benannten Sachen gehörten vor das geistliche Gericht. Wegen geringer Geldschulden solle dort aber nicht verhandelt werden. Die Sende sollte beibehalten werden, aber Mißbräuche abgestellt werden. Hinsichtlich der Hochzeiten im Advent war Bischof Weigand der Meinung, man solle zwischen der Adventszeit, der gebannten Zeit (den neun Wochen vor Ostern) und anderen Zeiten unterscheiden. Grundsätzlich solle im Advent und in der gebannten Zeit gar nicht geheiratet werden, weil dies mit großen Feiern und großem Aufwand verbunden sei. Die Verkündung einer bevorstehenden Heirat von der Kanzel sei gut, um 380 381 382 383

ThStAMgn GHA II 197, fol. 51r. Ebd., fol. 53r. Vgl. StAB B 28, 13, fol. 21r (alt). Ebd., fol. 6v–16v (alt).

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Unrat zu verhindern. Die Bezahlung von einem Groschen hierfür sei billig und altes Herkommen. Die Forderung der Bewirtung für das Läuten sei allerdings mißbräuchlich. Für Opfer und Begängnisse ein Viertel Wein und zwei Semmeln zu fordern, sei an einigen Orten gebräuchlich, an anderen nicht. Für die Spendung der Sakramente in der Adventszeit einen Pfennig zu fordern, sei altes Herkommen. Wegen der Begräbnisse nur gegen Bezahlung wolle er sich erkundigen. Hinsichtlich des Geleits für entlaufene Untertanen der Stände wolle er sich unverweislich verhalten und solche auch nicht in Schutz nehmen, außer diese suchten bei ihm Zuflucht wegen Beschwerden gegen ihre Herren. Unschuldige wolle er nicht verhaften lassen, aber Verdächtige. Hinsichtlich der Bündnisse mit den Reichsstädten antwortete Bischof Weigand, wenn der Bündnisfall eintrete, werde er sich zu verhalten wissen, wie es recht sei, und den Rat der Stände suchen. Ein Verbot der Annahme von Geschenken sei im Diensteid der Amtleute bereits enthalten. Die Münze wolle er nur mit Wissen der Stände reformieren. Sodann antwortete er noch auf die speziellen Beschwerden der Ritterschaft.384 Den Antworten nach zu urteilen handelte es sich dabei im wesentlichen um die Beschwerden der Ritterschaft von 1503. Soweit sich die Beschwerden der Ritterschaft mit denen aller drei Stände deckten, verwies Bischof Weigand auf seine hierzu gegebenen Antworten. Im übrigen wiederholte er die Antworten Bischof Georgs aus dem Jahre 1503.385 d) Der Schweinfurter Rittertag vom 25. November 1522 und die Beschwerden der fränkischen Ritterschaft Am 31. Oktober wandte sich Franz von Sickingen mit einem Brief an Graf Albrecht von Hohenlohe, die Ritter Zeysolf von Rosenberg und Eberhart von Hirschhorn und an Jörg von Hirschhorn, Lorenz von Rosenberg und Philipp und Götz von Berlichingen und bat sie, einen Tag der fränkischen Ritterschaft einzuberufen und zu beraten, was gegen das gewaltsame Vorgehen der drei Fürsten, nämlich des Kurfürsten Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein, des Kurfürsten Richard, Erzbischof von Trier, und Landgraf Philipps von Hessen, gegen seinen Verwandten Hartmut von Cronberg zu tun sei.386 Die drei Fürsten hätten Hartmut von Cronberg unversehens, ohne dessen Verschulden, ohne eigenes Rechterbieten und ungeachtet der Rechterbieten Hartmuts und seiner Verwandten die Fehde angesagt, ihn überzogen und sein Eigentum erobert, und zwar einzig und allein deshalb, weil er ein Anhänger Sickingens sei. Es sei klar, daß die drei Fürsten die Ritterschaft mit Gewalt zum Gehorsam zwingen wollten. Auf diese Weise könne sich kein Adeliger vor unbilliger fürstlicher Gewalt schützen oder anderen helfen. Wenn sie dies durchgehen ließen, werde bald der ganze Adel vertilgt sein.

384 Ebd., fol. 16v–20v (alt). 385 Vgl. ebd. mit Rupprecht, Guttenberg, Anhang 3, S. 501–511. 386 Münch 3 Nr. 22, S. 33 f.; Fellner, S. 235; Ulmann, S. 326.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Das Vorgehen der drei Fürsten gegen Hartmut von Cronberg war eine Folge der Fehde Franz von Sickingens gegen Erzbischof Richard von Trier.387 Franz von Sickingen hatte Erzbischof Richard unter dem 27.  August 1522 die Fehde angesagt, weil dieser ihm die beiden Trierer Bürger Jakob von Kröv und Richard von Seenheim vorenthalte, für die Franz von Sickingen wegen 5.000 fl Lösegelds und 150 fl atz gellts selbstschuldnerisch gebürgt hatte.388 Außerdem warf er Erzbischof Richard vor, gegen Gott, den Kaiser und die Reichsordnung gehandelt zu haben. Jakob von Kröv und Richard von Seenheim waren in einer Fehde von Gerhard Borner gefangen und auf die Vermittlung und Bürgschaft Franz von Sickingens hin freigelassen worden.389 Mit dem Handeln gegen Gott meinte Franz von Sickingen das Vorgehen Erzbischof Richards gegen die Schriften Martin Luthers und mit dem Handeln gegen den Kaiser seine Parteinahme für König Franz von Frankreich bei der Kaiserwahl 1519. In Wahrheit ging es Franz von Sickingen allerdings darum, sich für die finanziellen Verluste schadlos zu halten, die er im Feldzug gegen Frankreich im Dienste Kaiser Karls im Jahr zuvor erlitten hatte.390 Gegenüber einem Boten des Reichsregiments führte er aus, Kaiser Karl schulde ihm noch 60.000 fl, die wolle er sich von dem wiederholen, der das Geld für seine unbillige Parteinahme gegen Kaiser Karl empfangen habe.391 Für seinen Abzug forderte Franz von Sickingen 200.000  fl.392 Der Feldzug schlug indessen fehl. Franz von Sickingen mußte die Belagerung Triers am 14.  September 1522 abbrechen.393 Erzbischof Richard beließ es jedoch nicht bei der Abwehr, sondern ging zusammen mit seinen Verbündeten Kurfürst Ludwig von der Pfalz und Landgraf Philipp von Hessen zum Gegenangriff über. Am 15. Oktober eroberten sie das Schloß Cronberg Hartmuts von Cronberg.394 Dieser hatte während Franz von Sickingens Zug gegen Trier dessen Burg Ebernburg gehütet und bei der Zuführung von Reitern geholfen.395 Daraufhin schrieben drei Adelige einen Tag nach Schweinfurt auf den 25. November aus.396 Auf diesem erschienen unter anderen Johann Freiherr von Schwarzenberg, Hans von Seckendorff, Eukarius von Aufseß, Zeysolf von Rosenberg, Moritz Marschalk, Hans von Sternberg,397 Georg von Schaumberg,398 Philipp von Maßbach, Georg von 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398

Zum folgenden vgl. Scholzen, S. 198–233; Ulmann, S. 281–302. Scholzen, S. 205; Flade, S. 85 f. Flade, S. 82 f.; Scholzen, S. 204–206; Ulmann, S. 282 f. Flersheim, S. 70 f.; Scholzen, S. 192; Ulmann, S. 226–228. Scholzen, S. 217. Vgl. auch Planitz Nr. 94, S. 210; Ulmann, S. 298. Flade, S. 112 f.; Scholzen, S. 222; Ulmann, S. 299 f. Flade, S. 113 f.; Scholzen, S. 224; Ulmann, S. 302. DRTA j.R. 3 Nr. 165, S. 827; Münch 3 Nr. 20, S. 29; Scholzen, S. 244; Ulmann, S. 308 f. Vgl. Münch 3 Nr. 23, S. 39 und Ulmann, S. 308 und 309 f. mit Anm. 2. Vgl. StAW Stdb 949, fol. 41r; DRTA j.R. 3 Nr. 190, S. 862, Anm. 2; Fellner, S. 235 f. StAW Stdb 949, fol. 191v. Vgl. ebd., fol. 190r.

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Bibra,399 Götz von Berlichingen400 und etwa 100 weitere Adelige.401 An diese richtete Bischof Conrad von Würzburg die Werbung, er habe bisher alle Unbilligkeiten seiner Beamten abzustellen versucht.402 In den Schwäbischen Bund sei er eingetreten, um die Untertanen des Hochstifts zu schützen. Alle Nachbarfürsten seien darin, der Kaiser habe ihn dazu gemahnt, ihm seien mit dem Tode Herzog Georgs von Bayern und der Vertreibung Herzog Ulrichs von Württemberg wichtige Verbündete entfallen und er sei auf dem Reichstag von Worms wegen der Belehnung mit dem Herzogtum Franken von benachbarten Fürsten angefeindet worden. Offensichtlich nahm der fränkische Adel es Bischof Conrad übel, daß er dem Schwäbischen Bund genau zu dem Zeitpunkt beigetreten war,403 als dieser sich anschickte, seinen Feldzug nach Franken zu unternehmen.404 Die Werbung wurde von den Adeligen angeblich gut aufgenommen.405 Allerdings beklagten sie sich darüber, daß etliche Adelige entgegen dem Landfrieden beschwert würden, insbesondere sich nicht von dem gegen sie erhobenen Verdacht hätten reinigen dürfen und ihre Verantwortung nicht gehört worden sei – dies zielte auf den Fall Hartmuts von Cronberg – und daß der Feldzug des Schwäbischen Bundes auch Unschuldige treffen würde.406 Ferner bemerkten die bischöflichen Gesandten, das Gerücht, Landgraf Philipp von Hessen wolle mit einer Rotte von 70 Pferden in Franken streifen lassen, sei von der Ritterschaft sehr übel aufgenommen worden.407 Sie rieten daher Bischof Conrad, ein entsprechendes Mandat, das die Würzburger Amtleute zur Unterstützung der Rotte aufforderte, einstweilen noch zurückzuhalten und der Rotte auf jeden Fall einzuschärfen, guten Bescheid zu geben und zu nehmen. Hinsichtlich der der Unterstützung Sickingens Verdächtigen empfahlen sie, diese zunächst zum Verhör durch Erzherzog Ferdinand von Österreich, den Schwäbischen Bund, Kurfürst Ludwig oder Landgraf Philipp vorladen zu lassen, um auf diese Weise die Unschuldigen von den Schuldigen zu trennen. Auch die in Nürnberg versammelten Reichsstände, der kaiserliche Statthalter Erzherzog Ferdinand und das Reichsregiment richteten ein Schreiben an die Versammlung in Schweinfurt, in dem sie darlegten, Franz von Sickingen habe gegen den Landfrieden verstoßen und sich darüber hinaus der Majestätsverletzung schuldig gemacht, weil er in seinen Ausschreiben den Anschein erweckt habe, als handele er mit Wissen und Willen Kaiser Karls.408 An den Vorwürfen Sickingens, die Fürsten wollten den 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408

Vgl. ThStAMgn GHA II 197, fol. 52r. Berlichingen-Rossach Nr. 112, S. 228. Vgl. DRTA j.R. 3 Nr. 190, S. 862–864. StAW Stdb 949, fol. 31r–36r; DRTA j.R. 3 Nr. 190, S. 862, Anm. 2; Fellner, S. 236 f. Am 23. November 1521. StAW WU 19/13a. Vgl. DRTA j.R. 3 Nr. 113, S. 702, Art. 13 und Nr. 255, S. 929. StAW Stdb 949, fol. 39r; DRTA j.R. 3 Nr. 190, S. 862. StAW Stdb 949, fol. 191v–192r. Ebd., fol. 39v; DRTA j.R. 3 Nr. 190, S. 862 f.; Fellner, S. 238 f. DRTA j.R. 3 Nr. 112, S. 693–695; Fellner, S. 237 f.; Ulmann, S. 327 f.

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Adel unterdrücken, sei nichts dran, wie schon daraus erhelle, daß viele Adelige Amtleute und geheime Räte der Kurfürsten und Fürsten seien, sowie aus dem auf dem jüngsten Reichstag in Worms bewilligten Austrag. Sie ermahnten die Adeligen, Sickingen keinen Glauben zu schenken und keine Hilfe zu leisten, anderenfalls ihnen ebenfalls die Reichsacht drohe. Wenn einer von ihnen entgegen dem Landfrieden vergewaltigt worden sei oder sonst Mängel hätte, möge er dies die Reichsstände oder Erzherzog Ferdinand und das Reichregiment wissen lassen. Außerdem warb der Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg um Hilfe gegen Polen.409 Die in Schweinfurt versammelten Adeligen schrieben daraufhin einen weiteren Tag nach Schweinfurt auf den 25. Januar 1523 aus, um den Reichsständen, Statthalter und Reichsregiment, Bischof Conrad von Würzburg und dem Hochmeister eine Antwort geben zu können und sie zu bitten, den Beschädigten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und weitere Beschwerden abzuwenden.410 Da ein Heer nicht in einem Sack zu führen sei, könne der Feldzug des Schwäbischen Bundes allen fränkischen Adeligen zum Verderben gereichen. Es stehe zu befürchten, daß die Unschuldigen mit den Schuldigen leiden müßten, wie dies auch beim Schloß Cronberg der Fall gewesen sei. Ebenso lautete eine Werbung an die fränkischen Grafen und Herren411 und an die Grafen in der Wetterau, am Harz und in Westfalen und die Ritterschaft im Kraichgau und in Schwaben.412 Das Schreiben der Reichsstände nahmen einige Adelige zum Anlaß, 74 Beschwerden gegen die Fürsten (Art. 1–15), deren Land-, Hof-, Sal- und andere Gerichte (Art. 16– 22), die Zent- und Halsgerichte (Art. 23–31), gegen das kaiserliche Kammergericht (Art. 32–38), den Landfrieden (Art. 39–46), das Reichsregiment (Art. 47–60), den Schwäbischen Bund (Art. 61–66), die großen Handelsgesellschaften (Art. 67–73) und die Geistlichen (Art. 74) zusammenzustellen, um sie auf dem Tag in Schweinfurt beraten zu lassen und dann den Reichsständen zu übersenden.413 Da sie jedoch befürchteten, der Reichstag könne vorher enden, übersandten sie die Beschwerden bereits am 29. Dezember. Die Beschwerden gegen die Fürsten bezogen sich teilweise auf die aktuellen Ereignisse, teilweise wiederholten sie die altbekannten Beschwerden. So beschwerten sich die Adeligen darüber, daß ihnen etliche Fürsten neuerdings verbieten wollten, sich zu versammeln und zu verbünden, sich aber selbst untereinander verbündeten, so daß die Adeligen erlangte Urteile gegen die Fürsten nicht vollstrecken könnten. Ferner erlegten sie den Adeligen harte Urfehden auf, mit denen sie diesen ihre rechtmäßige 409 Vgl. Münch 3, Nr. 22, S. 34. 410 Ebd. Nr. 22, S. 34 f.; StAW Stdb 949, fol. 37r–38r; Fellner, S. 240 mit Anm. 79. 411 Münch 3 Nr.  22, S.  35–37; Fellner, S.  240 mit Anm.  80. Siehe auch das Begleitschreiben an die Grafen Michael und Georg von Wertheim vom 28. November 1522 bei BerlichingenRossach Nr. 112, S. 228. 412 Fellner, S. 240 f. mit Anm. 81. 413 DRTA j.R. 3 Nr. 113, S. 695 f., Anm. 1. Die Beschwerden ebd., S. 697–726. Vgl. hierzu auch Fellner, S. 242–247.

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Gegenwehr abschnitten. Wenn ein Prozeß ungünstig für sie verlaufe, träten sie aus dem gerichtlichen Verfahren einfach aus. Auch das in den Burgfrieden vorgesehene Klageverfahren hielten sie nicht ein. Ferner wiederholten die Adeligen die Beschwerden über die Belegung gekaufter Bürger- oder Bauernlehen mit Steuer und Reise, die Einbehaltung heimgefallener Lehen und daß die Fürsten zu wenig Münzen schlagen ließen. Außerdem beschwerten sie sich über den Guldenzoll Landgraf Philipps von Hessen und einen neuen Weinzehnten in Thüringen, Meißen und im Coburger Land. Schließlich warfen sie Bischof Conrad von Würzburg vor, er halte die Bestimmung des Runden Vertrags nicht ein, kein Bündnis ohne den Rat der 21 einzugehen – dies zielte auf seinen Eintritt in den Schwäbischen Bund ab –, biete seine Lehnleute zu Kriegsdiensten außerhalb des Hochstifts auf – dies bezog sich auf ein Gebot Bischof Conrads an seine Lehnleute am 6. September 1522 (während der Sickingen-Krise), sich gerüstet zu halten414 – und habe einer streifenden Rotte heimlich befohlen, Jagd auf bestimmte Adelige zu machen. Die Beschwerden gegen die fürstlichen Land-, Hof-, Sal-, Zent- und Halsgerichte waren teils die altbekannten, teils aber auch neue. So beschwerten sich die Adeligen darüber, daß sie für die Appellation vom Landgericht keine Notare bekommen könnten und daß Mörder sich vor den Landgerichten mit einem Eid reinigen könnten. Ferner beklagten sie, daß manche Gerichte nur alle Vierteljahre gehalten würden, Übergriffe der Landgerichte und Zenten in die Zuständigkeit der Gerichte und gegen gefreite Untertanen des Adels, daß sie am Landgericht gezwungen würden, das Gegenrecht anzunehmen, daß die Urteile nicht vollstreckt würden, daß einige Fürsten Privilegien erlangt hätten, daß von ihren Gerichten nicht an das Kammergericht appelliert werden könne, daß ungeschickte Leute zu Richtern gemacht würden, daß die Schöffen einen Anteil von den von ihnen verhängten Bußen erhielten, die Unvernünftigkeit des Prozeßrechts an den Zenten und daß heimliche, leichtfertige Rügen angenommen würden. Die Beschwerden gegen das Kammergericht, den Landfrieden, das Reichsregiment und den Schwäbischen Bund knüpften an die jüngsten Ereignisse in Franken im Zusammenhang mit der Sickingen-Fehde und dem geplanten Feldzug des Schwäbischen Bundes an und nahmen sie zum Ausgangspunkt für eine grundsätzliche Kritik. Gegen das Kammergericht brachten die Adeligen vor, es sei nicht ordentlich besetzt und habe mehrere Jahre lang gar nicht gearbeitet, so daß die Prozesse sich dahinschleppten. Außerdem bemängelten sie, es erkläre Personen wegen offenbaren Friedbruchs in die Acht, ohne die Hintergründe der Tat zu berücksichtigen. Ladungen würden nicht ordentlich zugestellt, sondern etliche Meilen von der Wohnung des Beklagten entfernt öffentlich angeschlagen. Vom Landfrieden hatten die Adeligen den Eindruck, daß er einseitig die Fürsten begünstige. Der Artikel des Landfriedens über die Nacheile werde von Fürsten und Städten dazu mißbraucht, auch die Nachbarn eines Friedbrechers zu überziehen. Fürstliche Amtleute oder Diener aber würden nie in die Acht erklärt. Die Fürsten 414 StAW Stdb 818, fol. 97v–103r.

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untersagten den Adeligen das Jagen und Fischen und den Gebrauch ihrer Weiden und Hölzer, und wenn die Adeligen hiergegen vorgingen, dann sei dies gleich ein Bruch des Landfriedens. Der kaiserliche Fiskal gehe auf bloße Anzeige gegen Adelige vor, gegen die Mächtigen (Fürsten) aber nie. Es würden auch solche verfolgt, die nicht gewußt hätten, einen Geächteten zu beherbergen, oder sogar nur hätten vermitteln wollen. Dem Reichsregiment warfen die Adeligen zunächst vor, es behalte Graf Georg von Wertheim in seinem Dienst, obwohl dieser ohne Grund und ohne vorherige Zitation das Schloß Zeitlofs des Fritz von Thüngen eingenommen habe. Graf Georg von Wertheim war vom Reichsregiment am 10. Februar mit der Bekämpfung Mangolds von Eberstein beauftragt worden.415 Dieser hatte einen Bürger aus Sankt Veit in Kärnten auf sein Schloß Brandenstein verschleppt.416 Nach der Eroberung des Schlosses und der Befreiung der Geisel am 17. und 19. April hatte sich Graf Georg dann gegen das Schloß Zeitlofs gewandt und dieses erobert.417 Möglicherweise waren von dort aus zwei Helfer Mangolds von Eberstein, Marsilius Voit von Rieneck und Hans Aulenbach, unterstützt worden. Am 2.  Januar 1523 vermittelten Schenk Eberhard, Herr zu Erbach, und Götz von Berlichingen einen Vergleich zwischen den Grafen Michael und Georg von Wertheim und Fritz von Thüngen. Die Grafen von Wertheim gaben das Schloß zurück, und Fritz von Thüngen verpflichtete sich dafür, Marsilius Voit von Rieneck und Hans Aulenbach während der Dauer der Fehde nicht mehr zu unterstützen.418 Vor allem aber warfen die Adeligen dem Reichsregiment einseitiges Vorgehen zugunsten der Fürsten vor. Wenn ein Mächtiger das Reichsregiment anrufe, ließe es gleich entsprechende Mandate ausgehen, wenn aber ein Adeliger sich um Schutz an das Reichsregiment wende, dann werde die Sache viel vorsichtiger angefaßt, wie im Falle Cronbergs und dem Hans Georgs von Absberg gegen den Schwäbischen Bund. Wer den Mandaten des Reichsregiments gehorche, müsse die Gegenwehr zu seinem Nachteil unterlassen, aber wer sich nicht daran halte, habe den Nutzen davon und bleibe unbestraft. Auch an der neuen Exekutionsordnung des Reichsregiments419 kritisierten die Adeligen, daß ihnen hierdurch die rechtmäßige Ausübung von Gewalt zur Strafe, Rettung oder Gegenwehr abgeschnitten werde, und die weitreichenden Kompetenzen des Kreishauptmanns zur Nacheile. Ergangene Endurteile würden nicht vollzogen. Dem Schwäbischen Bund warfen die Adeligen im wesentlichen vor, er erhebe sich über die Reichsordnung und ihre Institutionen und mache sich zu Kläger, Richter und Vollstrecker in einer Person. Es widerspreche dem Reichsrecht, daß der Schwäbische Bund des Friedbruchs Verdächtige zur Reinigung vorlade. Wenn dagegen einer 415 416 417 418 419

StAWt 48, 21 (unfol.); DRTA j.R. 3 Nr. 49, S. 262, Anm. 1. Ebd., S. 261. Thüngen 1, S. 190. Ebd., S. 191. NS 2, S. 229–241.

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der Knechte des Schwäbischen Bundes einen Friedbruch begehe, wie zum Beispiel Jörg von Ensisheim, genannt Heußlein, gegen die von Ellrichhausen,420 dann werde er nicht bestraft, und wenn der Schwäbische Bund Güter widerrechtlich einnehme, dann kehre er sich nicht einmal an entsprechenden Erkenntnissen der Reichsstände, wie im Falle Hans Georgs von Absberg. Schließlich hätten sich die Anwälte des Schwäbischen Bundes sogar hören lassen, sie gäben nichts auf die Urteile des Reichsregiments und des Kammergerichts, denn sie hätten eine große Kriegsmacht und ihre eigene Ordnung, weswegen sie nur Urteile des Kaisers akzeptieren würden. Schließlich richteten die Adeligen einige Beschwerden gegen die großen Handelsgesellschaften und verwiesen auf die in Worms vorgebrachten Beschwerden gegen die Geistlichkeit. Den Handelsgesellschaften warfen sie vor, durch Monopole übermäßige Gewinne zu erzielen und hierdurch das Geld aus Deutschland zu ziehen. Der Vorwurf der Monopolbildung durch die großen Handelsgesellschaften war populär. Schon auf dem Reichstag von Köln 1512 hatten Kaiser Maximilian und die Reichsstände den Kaufleuten und Handelsgesellschaften die Errichtung von Monopolen auf den Handel mit Gewürzen, Erz, Wolltuchen und dergleichen verboten.421 In seiner Wahlkapitulation hatte sich Kaiser Karl verpflichtet, mit den Reichsständen über ein Verbot der großen Handelsgesellschaften zu beraten.422 Auch der Entwurf einer Reichspolizeiordnung des kleinen Ausschusses des Reichstags von Worms hatte sich mit den Monopolen befaßt.423 Kaiser Karl und die Reichsstände hatte diese Materie dann an das Reichsregiment überwiesen.424 Dieses erbat am 6. November 1522 ein Gutachten der Reichsstädte Nürnberg, Ulm und Augsburg dazu, ob die großen Gesellschaften dem Reich und dem gemeinen Nutzen schädlich seien und deshalb abgeschafft werden sollten, ob alle Gesellschaften abgeschafft oder lediglich ihre Größe begrenzt werden sollte und durch welche Mittel dies geschehen könne.425 Auch der kleine Ausschuß des Reichstags von Nürnberg befaßte sich im Dezember 1522 oder Januar 1523 mit diesen Fragen.426 Durch ihre Vorwürfe gegen die großen Handelsgesellschaften und den Hinweis auf die seit dem Reichstag von Worms unerledigten Beschwerden gegen die Geistlichkeit wollten die Adeligen zum Ausdruck bringen, daß das Heilige Römische Reich nicht nur durch die Raubritter, sondern auch durch die Kaufleute und die Geistlichkeit geschädigt werde. Gegenüber seinem Kollegen im Reichsregiment Hans von der Planitz, Rat Kurfürst Friedrichs von Sachsen, erklärte Dr. Sebastian von Rotenhan, auf den bisherigen Reichstagen habe man immer nur den Adel verfolgt,

420 421 422 423 424 425 426

Vgl. hierzu Ritzmann, S. 180. NS 2, S. 144, §§ 16 f. DRTA j.R. 1 Nr. 387, S. 872, Art. 19. DRTA j.R. 2 Nr. 30, S. 351–354. Ebd. Nr. 101, S. 737, Art. 26. DRTA j.R. 3 Nr. 100, S. 556. Die Fragen ebd. Nr. 103, S. 561. Ebd. Nr. 104, S. 571–599.

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obwohl dem Reich von den Geistlichen und den Kaufleuten mit ihren Monopolen viel mehr Schaden zugefügt werde.427 Schenkte man den Beschwerden Glauben, so erhielte man den Eindruck einer großen Verschwörung der Fürsten, der Städte, des Schwäbischen Bundes, des Kammergerichts und des Reichsregiments zur Verfolgung des Adels. Die Fürsten und die Städte benutzten die Landfriedensbrüche einzelner Adeliger, um Unschuldige zu verfolgen, und beriefen sich hierbei auf den Landfrieden, der ihnen dies gestattete. Der Schwäbische Bund machte sich zum Ankläger, Richter und Vollstrecker in einer Person. Das Kammergericht und das Reichsregiment schützten nicht nur die schwachen Adeligen gegen die mächtigen Fürsten und Städte nicht, sondern unterstützten letztere noch bei der Verfolgung des Adels mit entsprechenden Urteilen und Mandaten und indem sie Adelige wie Graf Georg von Wertheim in Dienst nahmen, um andere Adelige zu verfolgen. Auch die eigenen Fürsten schützten die Adeligen nicht gegen ihre Verfolger, sondern traten diesen noch bei, wie Bischof Conrad von Würzburg dem Schwäbischen Bund, und verfolgten einzelne Adelige mit ihren streifenden Rotten. Hinzu kamen die altbekannten Beschwerden über Eingriffe in adelige Rechte durch die Besteuerung erkaufter Lehen, die Nichtverleihung heimgefallener Lehen und über die fürstlichen Gerichte. Allerdings muß man bedenken, daß es sich bei den Beschwerden um eine Zusammenstellung handelte, zu der verschiedene Adelige mit unterschiedlichen Sichtweisen beigetragen hatten. Gleichzeitig mit der Zusammenstellung ihrer Beschwerden für den Reichstag wandten sich die Adeligen an die Reichsstädte. Am 28. Dezember schlug der Ritter Ludwig von Hutten dem Augsburger Stadtschreiber Dr. Conrad Peutinger die Errichtung eines Austrags zwischen Adel und Reichsstädten und ein Bündnis gegen die Fürsten vor.428 Sie hätten diesen Vorschlag auch einigen Ratsherren der Reichsstadt Nürnberg gemacht, denen der Vorschlag nicht mißfallen habe und den sie an den dortigen Rat bringen wollten. Dr. Peutinger wies darauf hin, daß der Augsburger Rat und die städtischen Ämter erst am 6. Januar wieder besetzt würden. Dann wolle er den Vorschlag an den Rat bringen und Ludwig von Hutten über Georg von Emershofen die Antwort mitteilen. Der Augsburger Rat reagierte auf den Vorschlag indessen äußerst vorsichtig. Am 22. Januar 1523 teilte Dr. Peutinger Georg von Emershofen mit, er habe die Angelegenheit einigen Ratsherren vorgetragen.429 Diese wollten sich gerne (mit Georg von Emershofen) gütlich und unvorgreiflich weiter unterreden, bevor sie die Sache an den Rat brächten. Ein Bündnis zwischen den Städten und dem Adel gegen die Fürsten hatte bereits Ulrich von Hutten in seiner im November 1522 erschienenen Schrift an die freien und Reichsstädte propagiert.430 Die Schrift war vermutlich eine Reaktion auf die Ein427 428 429 430

Planitz Nr. 150, S. 364. DRTA j.R. 3 Nr. 219, S. 891. Ebd., S. 891 f., Anm. 1. Hutten, Beklagunge. Zur Datierung vgl. Planitz Nr. 111, S. 246.

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nahme des Schlosses Salmünster des Mainzer Hofmeisters Frowin von Hutten durch Landgraf Philipp von Hessen.431 Frowin von Hutten hatte daran mitgewirkt, Franz von Sickingen für seinen Zug gegen Trier Reiter zuzuführen.432 Der Schachzug, ein Bündnis mit den Reichsstädten zu suchen, war nicht ungeschickt, denn die Reichsstädte erhoben auf dem Reichstag selbst eine Reihe von Beschwerden gegen die Fürsten.433 Allerdings richteten sich die Beschwerden der Reichsstädte teilweise auch gegen den Adel, etwa wenn sie sich darüber beklagten, daß gegen offenbare Täter erst ein Urteil erlangt werden müsse, ehe man gegen sie vorgehen könne, daß die Adeligen Forderungen einzelner Bürger aufkauften, die Städte dann befehdeten und ihre Bürger beraubten, entführten und Lösegelder von ihnen erpressten. e) Der Schweinfurter Vertrag vom 25. Januar 1523 und der Strafzug des Schwäbischen Bundes aa) Der Schweinfurter Vertrag vom 25. Januar 1523 Auf dem Tag in Schweinfurt versammelten sich 412 Adelige aus ganz Franken.434 Dies waren mehr, als jemals zuvor oder danach auf einem fränkischen Adelstag erschienen. Selbst der Schweinfurter Tag von 1495 dürfte nicht besser besucht gewesen sein. Allerdings fehlten Graf Georg von Wertheim und Johann Freiherr von Schwarzenberg. Dagegen waren Gesandtschaften der Grafen am Harz und der Grafen und der Ritterschaft in Schwaben und in der Wetterau erschienen, außerdem je eine Gesandtschaft Franz von Sickingens, der drei Kriegsfürsten und des Hochmeisters des Deutschen Ordens.435 Franz von Sickingen ließ dasselbe vortragen wie in seinem Schreiben an die Odenwälder Adeligen vom 30. Oktober 1522, nämlich daß der Adel offensichtlich durch die Fürsten vertilgt werden solle. Die drei Kriegsfürsten ließen vortragen, Franz von Sickingen habe mit seinem Überfall auf Trier den Landfrieden gebrochen und sich der Majestätsverletzung schuldig gemacht, indem er seinem Unternehmen den Anschein gegeben habe, er handele mit Wissen und Billigung Kaiser Karls.436 Hartmut von Cronberg habe derweil Sickingens Burg Ebernburg gehütet und ihn mit Reitern und anderem unterstützt. Die drei Kriegsfürsten hätten sie daher zu Recht bestraft. Anderem Vorbringen sollten die Adeligen keinen Glauben schenken. Der Hochmeister des Deutschen Ordens ließ um Hilfe gegen Polen werben.437 Außerdem 431 432 433 434

Ebd. Nr. 101, S. 226 und Nr. 104, S. 231, Anm. 4; Ulmann, S. 312 f. Planitz Nr. 88, S. 198, Anm. 1; DRTA j.R. 3 Nr. 150, S. 804; Ulmann, S. 309 f. DRTA j.R. 3 Nr. 89, S. 484–495. Liste: ThStAMgn GHA II 198, fol. 1r–9r; Abschriften: StAW RRsch 335; RRsch 50I, fol. 32r– 35r; HStAMar 109, 186; gedruckt (nach den Abschriften im StAW und daher mit etlichen Leseund Zuordnungsfehlern): Sörgel, S. 96–102. Vgl. zum folgenden auch Fellner, S. 247–250. 435 ThStAMgn GHA II 198, fol. 11rv; StAW RRsch 50I, fol. 37rv; HStAMar 109, 181, fol. 13r. 436 Münch 3 Nr. 23, S. 37–40. 437 HStAMar 109, 187 (Instruktion des Hochmeisters für seine Gesandten).

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baten Hartmut von Cronberg und Ludwig von Boyneburg um Unterstützung in ihren Streitigkeiten mit Landgraf Philipp von Hessen.438 Der hessische Landhofmeister Ludwig von Boyneburg hatte im Jahre 1509 mit Hilfe der Landstände Landgräfin Anna von Hessen aus der Regierung für ihren noch minderjährigen Sohn Philipp verdrängt439 und die Landgrafschaft selbst an der Spitze eines Regentschaftsrates regiert, ehe er seinerseits von Landgräfin Anna mit Hilfe der Landstände im Jahre 1514 gestürzt worden war.440 Daraufhin hatte Landgräfin Anna alle seine Güter in Hessen wegen fehlender Rechnungslegung für die Zeit seiner Regentschaft beschlagnahmt.441 Die eigentlichen Beratungen fanden in einem Ausschuß von 45 Adeligen statt.442 Eine Reihe der durch die drei Kriegsfürsten und den Schwäbischen Bund Geschädigten oder Bedrohten saß selbst in diesem Ausschuß, nämlich Ludwig von Boyneburg für Graf Wilhelm von Henneberg, ferner die Ritter Frowin von Hutten, Sigmund von Wirsberg, Hans Georg von Absberg und Zeysolf von Rosenberg und die Edelknechte Philipp von Maßbach und Albrecht von Adelsheim, die vom Schwäbischen Bund ebenfalls der Unterstützung Hans Thomas‘ von Absberg bezichtigt wurden,443 aber auch eine Reihe fürstlicher Amtsträger, allen voran der Würzburger Hofmeister Dr. Sebastian von Rotenhan. In dem Ausschuß wurden der Entwurf einer Einung sowie der Antworten an die noch in Nürnberg tagenden Kurfürsten, Fürsten und anderen Stände des Reichs, an Franz von Sickingen und die drei Kriegsfürsten und andere fränkische und sächsische Fürsten verfaßt. Die endgültigen Fassungen insbesondere der Briefe scheinen nicht mehr durch den Ausschuß selbst, sondern durch zehn bis zwölf nach Abschluß der Tagung in Schweinfurt verbliebene Adelige besorgt worden zu sein.444 Der Entwurf einer Einung sah vor, daß einem Vertragsverwandten, der von einem außerhalb der Einung mit Gewalt überzogen würde, geholfen werden sollte.445 Auf Anzeige des Vertragsverwandten sollten der Hauptmann und die Räte seines Orts den Beschädiger auffordern, sich zu verantworten. Ergebe sich aus der Antwort, daß die Beschädigung gegen das Gemeine Recht und die Reichsordnung verstieß, insbesondere ohne vorherige rechtliche Erkenntnis oder außerhalb rechtmäßiger Gegenwehr erfolgt sei, sollten sie den Beschädiger bitten, Gefangene frei- und erbeutete Habe herauszugeben, mit dem Erbieten, der Beschädigte wolle dem Schädiger wegen etwaiger 438 StAW RRsch 703. 439 Vgl. Glagau Nr.  13, S.  40  f.; Demandt, Personenstaat  1, S.  87; ders., Geschichte Hessens, S. 222 f. 440 Vgl. Glagau Nr. 121, S. 327. 441 Vgl. ebd. Nr. 169, S. 428. 442 ThStAMgn GHA II 198, fol. 10r–11r; StAW RRsch 335; RRsch 50I, fol. 35r; Sörgel, S. 103; Fellner, S. 251 mit Anm. 20. 443 Vgl. Baader, Verhandlungen, Nr. 12.1, S. 71 f. 444 DRTA j.R. 3 Nr. 245, S. 915. 445 StAW RRsch 50I, fol. 21r–30r; HStAMar 109, 186; gedruckt: Schottenloher Nr. 2, S. 38–48. Vgl. auch Fellner, S. 252–255.

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rechtlicher Ansprüche vor seinem ordentlichen Richter oder dem Hauptmann und den Räten gerecht werden. Ginge der Beschädiger hierauf nicht ein, sollten Hauptleute und Räte dies dem Kaiser oder seinem Statthalter und dem Reichsregiment anzeigen und um Abhilfe binnen zwei Monaten bitten. Fruchtete dies nicht, sollten der Hauptmann und die Räte die Hauptleute und Räte der übrigen Orte einladen und mit der Mehrheit der Orte beschließen, wie dem Beschädigten zu helfen sei. Ausgenommen von der Hilfe sollten offenbare Mörder und Räuber sowie diejenigen sein, die zur Selbsthilfe in Form der Fehde oder des Kriegs ohne vorherige Einschaltung des Hauptmanns und der Räte gegriffen hatten. Wer solchermaßen beschuldigt wurde, sollte sich binnen eines Jahres gegenüber dem Verleumder zu Recht erbieten. Geschehe das nicht, sollte er von dem Vertrag ausgeschlossen werden. Erst recht sollten die Vertragsverwandten nicht mit Worten oder Werken gegeneinander vorgehen. Geschehe dies unabsichtlich doch, dann sollten die Vertragsverwandten, die dabei waren, vermitteln. Absichtliche Übertretungen sollten Hauptleute und Räte einer Bestrafung zuführen. Dasselbe sollte für die Knechte der Vertragsverwandten gelten. Knechte, die dies nicht beachteten, sollten bestraft, entlassen und von niemandem mehr aufgenommen werden. In nachbarlichen Irrungen sollten die Nachbarn oder die Hauptleute und Räte vermitteln. Auch sollten die offenen Feinde und Beschädiger der Vertragsverwandten und die ihnen verpflichteten Untertanen, Bürger, Diener und Verwandten von anderen nicht wissentlich unterstützt, sondern aufgehalten und dem Kläger das rechtliche Vorgehen gegen sie gestattet werden. Der zweite Teil des Entwurfs befaßte sich mit der konkreten Ausgestaltung der Hilfe. Demnach sollte jeder Vertragsverwandte nach seinem Vermögen von N. Gulden Wert N. Reisige und N. Fußknechte stellen, oder dem Hauptmann seines Orts den Gegenwert in Geld geben, nämlich 10  Gulden pro Reiter und 4  Gulden pro Fußknecht. Über die voraussichtliche Anzahl der Reisigen und Fußknechte, die ein jeder schicken würde, sollte er dem Hauptmann ein Verzeichnis geben, das dieser geheimhalten sollte. Auch sollten die Vertragsverwandten eine Anlage von N. Gulden auf N. Gulden Vermögen zur Bestreitung der Unkosten der Hauptleute aufbringen. Ein Feldzug sollte von den Hauptleuten der Orte den Vertragsverwandten einen Monat zuvor angekündigt werden. Den Feldzug sollten Graf Wilhelm von Henneberg als Oberster Feldhauptmann und sechs Kriegsräte, einer aus jedem Ort, leiten. Von der Hilfeleistung befreit waren Vertragsverwandte, die einem Kurfürsten, Fürsten, Grafen oder Herrn lebenslang verpflichtet waren. Dafür sollten sie auch selbst keine Hilfe gegen ihren Herrn erhalten. Wer nur von Jahr zu Jahr verpflichtet war, sollte seinem Herrn das eine Jahr lang helfen und danach das Dienstverhältnis kündigen oder den Vertrag von seiner Verpflichtung ausnehmen. Lehnleute sollten ihre Lehen aufschreiben, mit dem Lehnherrn aber kein Vertrag abgeschlossen werden, ohne daß zuvor die Lehen dem Vertragsverwandten wieder verliehen worden wären. Weitere Bestimmungen befaßten sich mit der Ausrüstung der Fußknechte sowie des Feldheeres mit Reiswagen und Feldgeschützen, mit der Organisation der Verpflegung und der Behandlung von Beute und Gefangenen. Würde jemand überzogen, dann sollten die nächstgelegenen Vertragsverwandten sofort mit ganzer Macht helfen. Schließlich

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sollten Hauptleute und Räte die Ritterschaft eines jeden Orts binnen eines Monats einberufen. Diejenigen, die dem Vertrag beitreten wollten, sollten hierauf an Eides Statt verpflichtet und ihre versiegelten Beibriefe angenommen werden. Schließlich sollte ein Verzeichnis derjenigen angefertigt werden, die dem Vertrag nicht beitreten wollten. Mit diesen sollten die Vertragsverwandten keinen gesellschaftlichen Umgang mehr pflegen, und zwar ausdrücklich nicht aus Verachtung oder diesen zur Schmach, sondern einzig und allein deshalb, weil sie sich selbst von dem Vertrag ausgeschlossen hätten. Der Entwurf griff im wesentlichen auf den aus dem Jahre 1510 zurück unter Fortlassung der Elemente der moralischen Besserung und über ihn auf die Organisation zur Abwehr des Gemeinen Pfennigs und des Reichsanschlags von 1500. Es sollte eine schlagkräftige Selbsthilfeorganisation gegen Angriffe Dritter geschaffen werden, insbesondere gegen den bevorstehenden Feldzug des Schwäbischen Bundes. Die treibenden Kräfte waren Graf Wilhelm von Henneberg und diejenigen Ritter im Ausschuß aus den Orten Odenwald, Gebirg und Rhön/Werra, die direkt vom Schwäbischen Bund mit Überzug bedroht wurden, namentlich Hans Georg von Absberg, Zeysolf von Rosenberg, Sigmund von Wirsberg, Albrecht von Adelsheim und Philipp von Maßbach.446 Graf Wilhelm war vom Feldzug des Schwäbischen Bundes nicht bedroht. Aber auch er fühlte sich durch die mächtigen Fürsten, etwa den Bischof von Würzburg, in seiner unabhängigen Existenz als Reichsstand bedroht. Er sah sich daher im Prinzip in der gleichen Lage wie die durch den Schwäbischen Bund bedrohten Adeligen, in der er auf die Hilfe des übrigen Adels nicht verzichten zu können glaubte. Zahlreiche Adelige traten dem Vertrag sofort an Ort und Stelle bei. Im Ort Rhön/ Werra waren dies 69 von 114 ursprünglich Anwesenden,447 im Ort Steigerwald 22 von 46.448 Es handelte sich bei ihnen aber immer noch um die Minderheit des fränkischen Adels.449 Für 5  Orte wurden sogleich Hauptleute und Räte gewählt,450 für Rhön/Werra Moritz Marschalk als Hauptmann und Philipp von Maßbach und Wilhelm von Schaumberg als Räte.451 Lediglich die Abgesandten des Orts Altmühl erklärten, zum Abschluß eines solchen Vertrags nicht bevollmächtigt zu sein.452 Einige Adelige aus den 5 Orten baten sich eine Bedenkzeit von vier Wochen aus, nämlich der Würzburger Hofmeister Dr. Sebastian von Rotenhan,453 der Würzburger Marschall 446 Vgl. ThStAMgn GHA II 198, fol. 10r–11r = StAW RRsch 335 = RRsch 50I, fol. 35r = Sörgel, S. 103 mit Baader, Verhandlungen, Nr. 12.1, S. 71 f. sowie den Bericht Dr. Sebastians von Rotenhan über den Adelstag zu Bamberg am 26. März 1523, ThStAMgn GHA II 198, fol. 17r–19r. 447 Vgl. ThStAMgn GHA II 198, fol. 1r–2r mit 12v–13r; StAW RRsch 335 und RRsch 50I, fol. 32rv mit 36r. Vgl. auch Fellner, S. 255 f. 448 Vgl. ThStAMgn GHA II 198, fol. 8v–9r mit HStAMar 109, 183, fol. 16r. 449 Vgl. Schottenloher Nr. 7, S. 106. 450 Vgl. ThStAMgn GHA II 202, fol. 9rv: Einladung nach Bamberg auf den 25. März durch Hauptleute und Räte der Orte itz zu Nürnberg, 10. März 1523. 451 ThStAMgn GHA II 198, fol. 13v; Fellner, S. 255, Anm. 28. 452 Vgl. StAW Stdb 949, fol. 92r. 453 Vgl. DRTA j.R. 3 Nr. 244, S. 914.

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Hans von Milz und 13 weitere Adelige aus dem Ort Rhön/Werra,454 zumeist Würzburger Amtleute,455 und einige aus dem Steigerwald und dem Odenwald.456 Bischof Conrad von Würzburg gegenüber meinte Dr. Sebastian von Rotenhan allerdings, sich kaum dauerhaft von dem Vertrag fernhalten zu können.457 Der Vertrag beziehe sich nur auf zukünftige Vergewaltigungen entgegen dem kaiserlichen Recht und der Reichsordnung. Der Vereinigung gegen den Gemeinen Pfennig seien die Hofmeister, Marschälle und Räte der Fürsten auch beigetreten. Er sei von seinen Freunden gefragt worden, ob er frommer und redlicher zu sein gedenke als jene. Schließlich würden diejenigen, die sich von dem Vertrag fernhielten, mit einem gesellschaftlichen Boykott belegt. In ihrer Antwort an die in Nürnberg versammelten Reichsstände, die von den Rittern Frowin von Hutten, Veit von Lentersheim, Sebastian von Rotenhan, Eukarius von Aufseß, Ludwig von Hutten und anderen überbracht wurde, entschuldigten sich die Adeligen zunächst dafür, daß sie entgegen der Aufforderung der Reichsstände keine Bevollmächtigten zur Verhandlung über die im Dezember 1522 eingereichten Beschwerden entsenden könnten, da diese nicht allein sie, sondern auch andere Grafen, Herren und Ritter beträfen, und verliehen ihrer Hoffnung Ausdruck, die Fürsten würden die Beschwerden, wie ihnen als der Obrigkeit gebühre, von sich aus bessern.458 Allerdings unterbreiteten sie nochmals sechs Beschwerdeartikel, deren Abstellung ihrer Meinung nach keinen Verzug duldete. Zunächst wandten sie sich wiederum dagegen, daß der Schwäbische Bund als Ankläger und Richter in einer Person auftrete und daß einige Mitglieder des Schwäbischen Bundes sich vernehmen ließen, sie wollten weder vor dem Reichsregiment noch vor dem Kammergericht Recht geben oder nehmen. Ferner protestierten sie dagegen, daß etliche Adelige als Helfer Sickingens überzogen worden seien, von denen gar nicht feststehe, daß sie gegen den Landfrieden verstoßen hätten. Allgemein räume Artikel 3 des Landfriedens den Fürsten in der Bekämpfung vermeintlicher Helfer von Landfriedensbrechern zuviel Spielraum ein, diese ohne vorheriges gerichtliches Verfahren zu belangen. Sie baten, diesen Artikel entsprechend zu ändern. Überhaupt sei der Mangel an schleunigem rechtlichen Austrag in Franken schuld daran, daß viele ihr Heil in tätlicher Gegenwehr suchten und darin vom übrigen Adel unterstützt würden. Dies sowie die Tatsache, daß Franz von Sickingen lange Zeit kaiserlicher Feldhauptmann gewesen sei, habe bei vielen Adeligen zu der Annahme geführt, Franz von Sickingen verfechte eine gerechte Sache. Als sie durch den Statthalter und das Reichsregiment eines Besseren belehrt worden seien, seien sie sofort und zu ihrem eigenen Schaden von Sickingen abgezogen. Ihre Hilfe für Sic454 ThStAMgn GHA II 198, fol. 12r; StAW RRsch 50I, fol. 36r. 455 Vgl. ThStAMgn GHA II 198, fol.  12r und StAW RRsch 50I, fol.  36r mit StAW Stdb 818, fol. 107v; Fellner, S. 256 mit Anm. 29. 456 Vgl. ThStAMgn GHA II 199, fol. 13r und 202, fol. 9rv. 457 DRTA j.R. 3 Nr. 245, S. 915 f. 458 Ebd. Nr. 116 A, S. 727–733. Vgl. Fellner, S. 256–258.

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kingen verdiene daher keine Bestrafung. Weiterhin machten sie zwei Vorschläge zur Verbesserung des Artikels 36 der Kammergerichtsordnung sowie für ein Verfahren bei Entsetzung oder Betrübung der Gewehre. Schließlich mahnten sie eine bessere Vollstreckung der Urteile insbesondere gegen Mächtigere an und baten die Fürsten, die zuvor übergebenen Beschwerden der Ritterschaft nicht zu vergessen. Hinsichtlich des Artikels  36 der Kammergerichtsordnung schlugen sie folgende Verbesserungen vor:459 Falls der Austragstermin nicht binnen vier Wochen zustandekäme, sollte der Kläger die Klage beim Kammergericht anhängig machen dürfen. Nur abgesagten Feinden und offenbaren Friedbrechern sollte das Geleit zu dem Rechtstag verweigert werden. Die Adeligen sollten sich nur in den Fällen auf eine Gegenklage einlassen müssen, in denen das Gemeine Recht dies zulasse. Es sollte klargestellt werden, daß die Verpflichtung der fürstlichen Räte zur Unparteilichkeit für alle acht Wege des Austragsverfahrens und nicht nur für bestimmte gelte. Um eine Verschleppung des Prozesses durch Appellation zu verhindern, sollte der Appellant bei neuem Vorbringen schwören, daß dies zur Wahrung der Gerechtigkeit notwendig sei. Das Verfahren bei Entsetzung oder Betrübung der Gewehre sollte die Adeligen davor schützen, daß die Fürsten bei Streitigkeiten um Güter vollendete Tatsachen schafften, den Adeligen damit in die Rolle des Klägers drängten und dieser während der Dauer des Prozesses auf die Nutzung des Gutes verzichten mußte.460 Schließlich verwandten sich die Adeligen für den Hochmeister des Deutschen Ordens, der die Reichsstände um Hilfe in seiner Auseinandersetzung mit dem König von Polen gebeten hatte.461 Im Reichsabschied vom 9.  Februar beauftragten daraufhin Kaiser Karl und die Reichsstände den Statthalter und das Reichsregiment, wegen der Beschwerden gegen den Schwäbischen Bund diesem zu schreiben und zu den übrigen Beschwerden auf dem für den 13. Juli geplanten Reichstag ein Gutachten vorzulegen.462 Der Statthalter und das Reichsregiment schrieben daraufhin tatsächlich an den Schwäbischen Bund, sein gewaltsames Vorgehen gegen die fränkischen Adeligen zu unterlassen, erhielten aber keine Antwort.463 Der für den 13. Juli geplante Reichstag kam nicht zustande. Franz von Sickingen unterrichteten die Adeligen über die Beschwerden, die sie an den Reichstag gebracht hatten, sowie über die Errichtung ihrer Einung.464 Im übrigen richteten sie an ihn die unverfängliche Antwort, er möge mit den Grafen und dem Adel in seiner Umgebung auf fernere Wege sinnen, die allen ehrliebenden Menschen unverweislich sein, dadurch der gemeine Adel deutscher Nation bei Billigkeit bleiben

459 460 461 462 463 464

Als Regest in DRTA j.R. 3 Nr. 116 B, S. 733 f. Ebd. Nr. 116 C, S. 734. Ebd. Nr. 116 D, S. 735. Ebd. Nr. 117, S. 755. Ritzmann, S. 286; Planitz Nr. 178, S. 433. Fellner, S. 259; Ulmann, S. 330 f.

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möge. Ebenso unverbindlich schrieben sie den drei Kriegsfürsten, sie wollten sich so verhalten, daß ihnen bei der Obrigkeit und auch sonst keine Nachrede entstünde.465 Eine Reaktion Franz von Sickingens auf das Schreiben ist nicht überliefert. Dies ist verwunderlich. Franz von Sickingen stand selbst an der Spitze eines Adelsbündnisses, nämlich der Landauer Vereinigung der Ritterschaft des Kraichgaus, aus dem Hunsrück und von der Nahe, aus dem Westrich, dem Rheingau, dem Wasgau und der Ortenau vom 13. August 1522.466 Im Oktober 1522 hatte er den fränkischen Adel um Hilfe für Hartmut von Cronberg gebeten und damit erst den Anstoß für die ganze Bewegung gegeben. Schließlich hatte er infolge seines mißglückten Feldzugs gegen Trier Hilfe nötiger als jeder andere. Ein Bündnisangebot an den Schweinfurter Bund hätte daher nahegelegen. Ein solches ist jedoch nicht überliefert. Auch den fränkischen und sächsischen Fürsten machten die Adeligen Mitteilung von ihrer Gesandtschaft auf den Reichstag und von der Einung.467 Bischof Conrad von Würzburg zeigten sie darüber hinaus an, die Gesandtschaft habe Vollmacht, mit ihm auf dem Reichstag über die Beschwerden zu verhandeln sowie über einen Vertrag, demzufolge der Bischof sich in kein Bündnis begeben und nicht streifen lassen solle.468 Bischof Conrad antwortete hierauf umgehend, wenn die Ritterschaft Beschwerden habe, so sei ihm das nicht lieb, viel weniger, daß der Adel vertilgt werde.469 Er habe aber die Beschwerdeartikel nicht erhalten (dies beruhte offenbar auf einem Versehen der hiermit von der Schweinfurter Versammlung Beauftragten, die es versäumt hatten, die dem Reichstag als dringend übersandten Beschwerdeartikel dem Schreiben an Bischof Conrad beizufügen470). Er wisse von keinem Vertrag, der ihm verböte, sich in einen Bund oder ein Verbündnis zu begeben. Er wisse nur von dem Vertrag Bischof Johanns von vor 60  Jahren (aus dem Jahre 1461). Dem werde nachgelebt. Bischof Conrad und die Ritterschaft bezogen sich damit auf den Artikel des Runden Vertrags von 1435, der den Beitritt des Bischofs zu einem Bündnis von der Zustimmung des Rates der 21 abhängig gemacht hatte. In seiner Stellungnahme zu dem Artikel 13 der Beschwerden des Adels vom 29. Dezember 1522 über die Nichteinhaltung dieser Bestimmung471 und in seiner jetzigen Antwort stellte sich Bischof Conrad so, als wisse er nichts davon. Aus einem Schreiben Dr. Sebastians von Rotenhan geht jedoch hervor, daß man in der Regierung des Hochstifts sehr wohl von der Existenz des Vertrags unterrichtet war, diesen aber unbedingt unerörtert lassen wollte.472 Um Kurfürst Friedrich von Sachsen für die Sache der Adeligen zu gewinnen, schrieb Ludwig von Boyne465 466 467 468 469 470 471 472

Fellner, S. 260. Schottenloher Nr. 1, S. 30–37. Vgl. DRTA j.R. 3 Nr. 245, S. 915; Fellner, S. 262 f. StAW Stdb 949, fol. 58v. Ebd., fol. 62rv. DRTA j.R. 3 Nr. 245, S. 915. Ebd. Nr. 113, S. 702, Anm. 3. StAW Stdb 949, fol. 54r; DRTA j.R. 3 Nr. 245, S. 915.

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burg an diesen und an Herzog Johann von Sachsen, das Vorgehen der Kriegsfürsten richte sich auch gegen Luther.473 Ferner wandte sich die Reichstagsgesandtschaft der Schweinfurter Adeligen an den Rat der Reichsstadt Nürnberg und schlug die Verabredung eines freundlichen Verständnisses zwischen den Reichsstädten und dem Adel vor.474 Auch dem Rat der Stadt Augsburg und den Geheimen von Ulm machten sie hiervon Mitteilung und luden sie zu Gesprächen auf den 8. März nach Nürnberg. Vom Abschluß eines gegen die Fürsten gerichteten Bündnisses mit den Reichsstädten waren die Adeligen damit offensichtlich wieder abgerückt. Es ging jetzt nur noch um ein (unverbindliches) freundliches Verständnis. Ferner schickte Graf Wilhelm Heinz von Wanbach, Amtmann zu Henneberg, auf einen Tag des rheinischen Adels am 1. März in Köln475 und Georg von Schaumberg und Hans von Wallenrod zu Verhandlungen mit den Grafen am Harz und nach Böhmen.476 Als sich kurz darauf abzeichnete, daß nicht einmal der fränkische Adel dem Vertrag geschlossen beitreten werde, befürchtete er allerdings, hiermit vorschnell gehandelt zu haben.477 Die Gesandtschaften blieben indes ohne Ergebnis. Bereits unter dem 4. Februar hatte der würzburgische Rat Dr. Hanau Bischof Conrad geraten, eine Praktik unter denen zu machen, die sich Bedenkzeit auserbeten hatten.478 Genau dies scheint geschehen zu sein. Unter dem 13. Februar schrieben 40 Adelige, wurzburger Amtleute und andere,479 dem Hauptmann Moritz Marschalk, sie könnten den Vertrag so nicht annehmen, da er zu viele ihnen beschwerliche Punkte enthalte, und schlugen vor, den Vertrag so abzumildern, daß er mit der Reichsordnung vereinbar sei und jeder Ritter nach seinen Vermögensverhältnissen bei Recht und Billigkeit bleiben könne.480 Die Befürworter des Schweinfurter Vertrags blieben jedoch unnachgiebig. Am 21. Februar schrieb Moritz Marschalk den Würzburger Adeligen zurück, er verstehe ihr Schreiben so, daß sie mehr Bedenkzeit bräuchten. Der Vertrag gebe ihm aber keine Möglichkeit, ihnen eine Verlängerung zuzugestehen.481 Auch könne er keinen allgemeinen Tag zu weiteren Verhandlungen ausschreiben. Der Vertrag verfolge keine anderen Zwecke als Ehre, Friede und Recht. Wenn sie sich von der gemeinen Ritter-

473 474 475 476 477 478 479 480 481

Fellner, S. 276, Anm. 89. DRTA j.R. 3 Nr. 219, S. 892, Anm. 2. ThStAMgn GHA II 202, fol. 7rv; Fellner, S. 269 f. Ebd., S. 271. Ebd., S. 272. DRTA j.R. 3 Nr. 253, S. 925 f. ThStAMgn GHA II 199, fol. 11r. Ebd., fol. 4r–5r; Fellner, S. 266. ThStAMgn GHA II 199, fol. 10r.

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schaft absondern wollten, enthalte der Vertrag die Antwort, nämlich den gesellschaftlichen Boykott durch die Vertragsverwandten. Auch in anderen Teilen der fränkischen Ritterschaft nahm der Widerstand zu. Am 22. Februar schrieben die Verordneten des Orts Steigerwald Dietrich Fuchs, Wolf von Crailsheim und Philipp Truchseß von Pommersfelden an Graf Wilhelm und teilten ihm mit, sie könnten das verlangte Verzeichnis (derjenigen, die im Vertrag sein wollten) nicht übersenden, da sie nicht wüßten, wie sich die, die in Schweinfurt Bedenkzeit genommen hatten, verhalten würden.482 Sie hätten daher einen neuen Tag nach Geiselwind am 6. März ausgeschrieben. Der größte Widerstand kam jedoch von der Ritterschaft an der Altmühl. Auf einem vermutlich in der ersten Märzhälfte in Ansbach gehaltenen Tag listeten die Ritter ihre Bedenken auf.483 Der Vertrag verhalte sich nur dazu, was nach Ablauf der drei Jahre geschehe, wenn einem Einungsverwandten seine Lehen nicht wieder verliehen würden. Über die Wiedererlangung abgenommener Schlösser, Städte oder Flecken sage er nichts. Sie – die Altmühler – lägen dem Schwäbischen Bund am nächsten und würden daher als erste überzogen. Auch hätten sie erst kürzlich (auf dem Reichstag von Worms 1521) einen rechtlichen Austrag (mit den Fürsten) vereinbart. Der sei nun durch den Vertrag gefährdet. An dem Verfahren über die Zuerkennung der Hilfe bemängelten sie, daß damit praktisch über Recht oder Unrecht des Angriffs entschieden werde. Dazu seien sie mangels Kundschaft und Erfahrung gar nicht in der Lage. Solche Sachen gehörten vor das Reichsregiment oder das Kammergericht. Durch einen Krieg werde die Autorität des Reichsregiments weiter geschwächt und der Schwäbische Bund nur noch mächtiger. Ferner beschwerten sie sich über die Höhe der Hilfsverpflichtung. Der Unterhalt von einem Reisigen und zwei Fußknechten je 4.000 fl Vermögen bedeute Unkosten von 200 fl pro Jahr. So große Einnahmen habe kaum einer. Auch sei ihnen die Offenlegung ihres Vermögens zuwider. Viele Adelige könnten als Fürstendiener gar nicht an einem Feldzug gegen den Schwäbischen Bund teilnehmen, weil sie von der Hilfsverpflichtung ausgenommen seien, ihre Bestallungen aber nicht mehr in diesem Jahr, sondern nur zum Ende eines Jahres kündigen könnten, und daher für ihre Fürsten und den Schwäbischen Bund kämpfen müßten. Außerdem ziehe der Schwäbische Bund nur gegen einige Friedbrecher. Er solle nicht noch weiter herausgefordert werden. Die Fürsten könnten ihnen in diesem Fall auch nicht mehr helfen. Überlegungen, sich mit den Bauern zu verbünden, erteilten sie eine klare Absage. Wolt man dann die sach uff ein Pundtschuh setzen Ist auch zubewegen ob nit besser sey etlich fursten zu Herrn haben die uns unser Kinder zum Rath erzogen und unsern Eltern zu Eren und aufnemen geholffen hetten, wir auch zum teyl noch unser ampt dienst und Narung von Inn haben dann den gemein man als xx oder xxxt pawern die wir uber uns herrn sein lassen mussen solt uns denn die sach mit dem Bundschuh umbschlagen so bedurffs keins zweifels das man uns nymermer zu den unsern komen ließ.

482 Vgl. ebd., fol. 13r und StAW Stdb 949, fol. 92r. 483 StAW Stdb 946, S. 51–74 und 81–90.

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bb) Der Strafzug des Schwäbischen Bundes und das Scheitern des Schweinfurter Vertrags Unterdessen wandten sich am 8. März die vom Schwäbischen Bund bedrohten Zeysolf von Rosenberg, Philipp von Maßbach, Albrecht von Adelsheim, Georg von Bibra und Philipp Weiß an Bischof Conrad und das Würzburger Domkapitel und baten um Beistand und Schutz.484 Sie seien zu Unrecht bei Kaiser und Reichsregiment in Verdacht geraten. Wegen ihrer Beschwerden und Mängel hätten sie zur Tat schreiten müssen. Daraus sei der schlechte Ruf des fränkischen Adels entstanden und die Absicht der Vergewaltigung, was sie zum Abschluß der Einung veranlaßt hätte. Die Verhandlungen mit den Reichsstädten am 8.  März über den Abschluß eines freundlichen Verständnisses blieben offenbar ohne Ergebnis. Daraufhin schrieben noch von Nürnberg aus die Hauptleute und Räte der 5 Orte am 10. März einen Tag mit denjenigen aus den Orten Odenwald, Steigerwald und Rhön/Werra, die Bedenkzeit genommen hatten, auf den 25. März nach Bamberg aus.485 Unterdessen verschob der Schwäbische Bund auf einem Bundestag in Ulm am 18. März den Tag, auf dem sich die der Unterstützung Hans Thomas‘ von Absberg verdächtigen Adeligen von diesem Verdacht reinigen sollten, nochmals auf den 17. Mai.486 Auf dem Tag in Bamberg erschienen aus dem Ort Rhön/Werra Heinz von Wanbach für Graf Wilhelm von Henneberg, Moritz Marschalk, Hans von der Tann und Silvester von Schaumberg, von der Baunach Georg von Schaumberg, Christoph Fuchs, Bernhart von Hutten, Hans von Rotenhan und Erhart Truchseß, vom Gebirge Eukarius von Aufseß, Sigmund von Wirsberg und Fritz von Redwitz, aus dem Odenwald Zeysolf von Rosenberg und Bartholomeus von Vellberg und aus dem Steigerwald Philipp Truchseß von Pommersfelden.487 Die dem Vertrag bisher ferngebliebenen Adeligen hatten Hans von Milz, Würzburger Marschall und Amtmann zu Wallburg, und Erhart von Wichsenstein, Amtmann zu Bramberg, mit ihrer Vertretung beauftragt.488 Diese übergaben zunächst ein Schreiben und eine Denkschrift. In der Denkschrift hatten die dem Vertrag bisher ferngebliebenen Adeligen sieben Punkte aufgelistet, weshalb sie den Vertrag nicht annehmen könnten.489 Erstens sei die Schlichtung durch Hauptleute und Räte auf Kosten der ansuchenden Partei nicht Brauch, sondern bisher durch gute Freunde gratis geschehen. Zweitens sei die Anlage von einem Reisigen und zwei Fußknechten auf 4.000 fl Vermögen zu hoch und die Selbsteinschätzung unter Eid beschwerlich. Drittens beschwerten sie sich über die Verpflichtung zur Kündigung der Dienste als Amtleute. Die Amtleute seien dem Adel 484 485 486 487 488 489

StAW Stdb 949, fol. 95r–99v. ThStAMgn GHA II 202, fol. 9rv. Klüpfel 2, S. 243. ThStAMgn GHA II 199, fol. 15r; Fellner, S. 277, Anm. 92. ThStAMgn GHA II 202, fol. 15r–16r. Ebd., fol. 1r–2v; Fellner, S. 266 f.

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in ihren Positionen nützlich. Viertens beschwerten sie sich über die Verpflichtung zur Kündigung der Lehen. Viele Adelige hätten mehr Lehen als eigene Güter. Würden die ihnen genommen, hätten sie in der Zwischenzeit (bis sie ihnen wieder verliehen würden) kein Auskommen mehr. Fünftens sei die Anlage zur Beschaffung von Pulver usw. unerträglich. Mancher Adelige habe weder Bauern, die ihm zur Reise verpflichtet seien, noch anderes Feldzeug, und müsse daher alles bar bezahlen. Sechstens habe nicht jeder Zehnten, Zinsen, Gülten oder andere bare Einnahmen, sondern ernähre sich allein von seinen Erbstücken, Äckern, Wiesen und Weingärten, die oftmals einen geringen Ertrag erbrächten. Siebtens sei ihnen der Boykott von solchen, die dem Vertrag nicht beitreten wollten, unleidlich, gegen Lehns- und Blutsverwandte völlig unmöglich. Wenn diese Punkte gemildert würden, wollten sie sich nicht absondern. Außerdem verlangten sie die Einberufung eines gemeinsamen Tages mit den Fürsten zwecks Errichtung eines Vertrags.490 Die Hauptleute und Räte der 5 Orte lehnten die Einberufung eines gemeinsamen Tags mit den Fürsten mit der Begründung ab, dies sei ihnen nicht tunlich.491 Zu einer Änderung des Vertrags seien sie nicht bevollmächtigt. Sie baten ihrerseits die dem Vertrag bisher ferngebliebenen Adeligen, in den Vertrag zu kommen. Dies lehnten Hans von Milz und Erhart von Wichsenstein mit dem Hinweis ab, sie hätten nur den Auftrag, das Schreiben und die Denkschrift zu übergeben. Sie wollten die Bitte aber ihren Freunden übermitteln. Außerdem übergaben sie ein Schreiben Bischof Conrads, mit dem dieser auf die Werbung vom 8. März antwortete.492 Er habe sich immer bemüht, Beschwerden des Adels gegen seine Beamten nachzugehen, den Adel auch immer mit Lehen, Dienstgeldern und so weiter versorgt. Als aber im vergangenen Sommer sein Verbündeter, Kurfürst Ludwig, ihn um Hilfe gebeten habe, hätten etliche Amtleute sich geweigert und ihm ihren Dienst aufgeschrieben. Als er sich daraufhin andere Dienstleute genommen habe, hätten sie ihm dies vorgehalten und Schmähreden über ihn und das Domkapitel verbreitet. Die Hauptleute und Räte der 5  Orte erklärten hierzu, sie wüßten von keinen Schmähungen.493 Schließlich einigten sie sich mit Hans von Milz auf die Anberaumung eines weiteren Treffens in Bamberg am 23. April.494 In der Zwischenzeit sollten die dem Vertrag ferngebliebenen Adeligen den Fürsten einen gemeinsamen Tag zur Behandlung ihrer Beschwerden vorschlagen. In einem Schreiben vom 7.  April an Graf Wilhelm von Henneberg tadelte Dr. Sebastian von Rotenhan die unnachgiebige Haltung der Gesandten aus den Orten Rhön/Werra und Gebirg auf dem Tag in Bamberg.495 Die Gesandten des Orts Bau490 Vgl. ThStAMgn GHA II 202, fol.  20r (Protokoll der Versammlung vom 27.  März) und 198, fol.  17r–19r (Schreiben Dr. Sebastians von Rotenhan an Graf Wilhelm von Henneberg vom 7. April). 491 ThStAMgn GHA II 202, fol. 20r–21r. 492 Ebd., fol. 18r; StAW Stdb 949, fol. 102r–103r. 493 Ebd., fol. 104r (Bericht des Hans von Milz). 494 Ebd., fol. 104v; Fellner, S. 278. 495 ThStAMgn GHA II 198, fol. 17r–19r.

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nach und andere hätten gerne mit denjenigen, die dem Vertrag bisher ferngeblieben waren, über eine Milderung des Vertrags verhandelt. Dies sei aber an den Gesandten aus den Orten Rhön/Werra und Gebirg gescheitert, die darauf beharrt hätten, daß der Schweinfurter Vertrag unverändert bleibe. Auf diese Weise könne die Uneinigkeit in der Ritterschaft nicht beseitigt werden. Der Beitrag solle gesenkt und das Verhalten gegenüber Adeligen außerhalb der Einung gemildert werden. Außerdem solle denen von Rosenberg und Hans Thomas von Absberg als offenbaren Friedbrechern nicht geholfen werden. Inzwischen warben die dem Vertrag ferngebliebenen Adeligen bei Bischof Weigand von Bamberg für einen gemeinsamen Tag des Adels mit den Fürsten zur Behandlung ihrer Beschwerden.496 Bischof Weigand reagierte auf die Werbung zurückhaltend. Er müsse hierzu erst sein Domkapitel konsultieren. Ebenso erklärte Bischof Gabriel von Eichstätt, hierüber erst mit den anderen Fürsten beraten zu wollen.497 Hingegen erklärte sich Markgraf Casimir auf Bitten der in Baiersdorf versammelten Ritterschaft an der Altmühl zu einem gemeinsamen Tag der Fürsten und des Adels bereit.498 Die Bamberger und Würzburger Räte befanden dagegen bei einem Treffen in Zeil am 18.  April einen solchen Tag für unnötig.499 Die Fürsten sollten antworten, der Tag liege zeitlich ungünstig. Jeder Fürst solle mit seiner Ritterschaft über deren Beschwerden verhandeln. Dieser Meinung war auch Bischof Gabriel von Eichstätt.500 In diesem Sinne schrieb Bischof Weigand am 22. April an seine Ritterschaft.501 Dessenungeachtet schrieben die am 24. April in Bamberg versammelten Grafen und Ritter einen Tag auf den 8.  Juni nach Windsheim aus und luden die Bischöfe Weigand von Bamberg, Conrad von Würzburg und Gabriel von Eichstätt, deren Domkapitel und Markgraf Casimir zwecks Verhandlungen über einen schleunigeren Austrag und eine entsprechende Vereinbarung ein.502 Ergänzend schrieben sie an die fränkischen Fürsten, der Feldzug des Schwäbischen Bundes stehe unmittelbar bevor.503 Die Verdächtigen müßten sich reinigen können. Schuldige sollten die Fürsten selbst bestrafen und die übrigen vor Gewalt schützen. Wenn sie kein Recht bekämen, müßten sie anders Hilfe suchen. Nach einem im Ort Altmühl für den Tag mit den fränkischen Fürsten am 8. Juni in Windsheim erstellten Vertragsentwurf sollten die Vertragsschließenden es getreulich miteinander meinen und sich gegenseitig fördern.504 Streitigkeiten untereinander 496 497 498 499 500 501 502 503 504

StAW Stdb 949, fol. 108r. Ebd., fol. 121r–122r. Ebd., fol. 110r; Fellner, S. 279. StAW Stdb 949, fol. 117r–118r; Fellner, S. 279. StAW Stdb 949, fol. 129r–130r; Fellner, S. 279. StAW Stdb 949, fol. 119r; Fellner, S. 279, Anm. 98. ThStAMgn GHA II 199, fol. 16r; StAW Stdb 949, fol. 115r, 123r, 127r und 176r. Ebd., fol. 113r–114r; Fellner, S. 280. StAW Stdb 949, fol. 178r–184v.

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sollten zunächst gütlich vor Hauptleuten und Räten ausgetragen werden. Wenn dies nicht fruchtete, sollten die ordentlichen Gerichte angerufen werden. Eine Appellation sollte nur gegen Endurteile erfolgen und der Appellant schwören, daß ihm dies zur Behaltung seiner Rechte notwendig sei und nicht der Prozeßverschleppung diene. Die Fürsten sollten um eine Reformation ihrer Gerichte gebeten werden. Bei Appellationen von ritterlichen an fürstliche Gerichte sollten dieselben Regeln wie zuvor skizziert gelten. Bei einer Besitzentziehung sollte der (ehemalige) Inhaber den Besitz vorläufig bis zu einem Urteil behalten. Entsprechendes sollte auch für das Verfahren nach Artikel 36 der Kammergerichtsordnung gelten. Ferner sollten die Vertragsverwandten die Namen unbeurlaubter Knechte weitergeben und guten Bescheid geben und nehmen. Die Einteilung mit Hauptleuten und Räten in den Orten sollte beibehalten und eine Anlage von einem Prozent erhoben werden. Schließlich wurden noch Bestimmungen gegen die Gotteslästerung und das Zutrinken getroffen. Von einem weiteren Tag in Bamberg am 10.  Mai sandten die Vertragsverwandten des Schweinfurter Vertrags sodann Graf Wilhelm von Henneberg, Moritz Marschalk, Ludwig von Hutten, Georg von Schaumberg und Christoph Fuchs an Bischof Weigand von Bamberg,505 Silvester von Schaumberg, Fritz von Redwitz und Moritz Marschalk an Bischof Conrad von Würzburg506 und Frowin von Hutten, Georg von Schaumberg und Christoph Fuchs an das Reichsregiment in Nürnberg507 und Markgraf Casimir.508 Letztere sollten auch auf den Tag des Schwäbischen Bundes am 19.  Mai nach Nördlingen reisen.509 Die Fürsten baten sie, sich beim Schwäbischen Bund dafür einzusetzen, daß die der Unterstützung Hans Thomas‘ von Absberg Verdächtigen sich reinigen könnten.510 Die Verdächtigen erboten sich zur Rechtfertigung auf den jeweiligen Fürsten. Ferner baten die Gesandten, die Ritterschaft vor Gewalt zu schützen, sonst müßten sie zu anderen Mitteln Zuflucht nehmen. Ihren Vertrag verteidigten sie als zur Erhaltung von Friede, Recht und Einigkeit abgeschlossen. Bischof Conrad sah dies freilich anders. Er schrieb in den Brief der Adeligen über das Wort vertrag das Wort conspiration und daß damit unfrid unRecht und uneynigkeit erhalten werde.511 Von den Angegangenen antworteten Bischof Weigand von Bamberg und das Reichsregiment zunächst, sie wollten sich bedenken und eine Antwort schriftlich geben.512 Bischof Conrad von Würzburg antwortete auf die ihm am 18. Mai vorgetragene Werbung, der Feldzug des Schwäbischen Bundes sei ihm auch nicht recht, aber 505 506 507 508 509 510 511 512

Ebd., fol. 160r–162r. Ebd., fol. 90r–93r = 140r–142r = 201r–203r. ThStAMgn GHA II 200, fol. 1rv; Planitz Nr. 185, S. 444, Anm. 1. ThStAMgn GHA II 200, fol. 7v. Ebd., fol. 2r. StAW Stdb 949, fol. 90r–93r = 140r–142r und 160r–162r; Fellner, S. 282. StAW Stdb 949, fol. 92r. Ebd., fol. 160r–161r; ThStAMgn GHA II 200, fol. 1rv.

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wie er bereits auf das Anbringen Zeysolfs von Rosenberg und Philipps von Maßbach am 24. März geantwortet habe: Wenn Grafen, Herren und die Ritterschaft mit Diensten und anderem wie ihre Voreltern beim Hochstift bleiben wollten, dann würde er sie auch schützen.513 Dann was friden unnd aynigkayt (des sich doch die vertragsverwant berumen) noch zur Zeyt aus solicher puntnus komen, hat man aus den gewerben, so sich wider den landfriden ytz und teglich ereigen, wohl ab zunemen also, das wir besorgen, wo etwas beschwerlichs von dem bund furgenomen werden wollte, das solchs am maysten daher fliessen mochte. Zu der Zitation zwecks Reinigung vom Verdacht des Landfriedenbruchs habe Kaiser Karl den Schwäbischen Bund ermächtigt. Kaiser Karl sei das Haupt des Bundes und der Bund selbst zur Erhaltung des Landfriedens aufgerichtet und werde diesen daher einhalten. Wer sich nicht von dem Verdacht des Landfriedensbruchs reinige, ziehe den Bund auf sich, und wer Landfriedensbrecher verteidige, ziehe selbst Gewalt auf sich. Wenn sich die Mehrheit der Verdächtigen reinige, werde der Bund möglicherweise wegen der großen Kosten gegen eine geringe Anzahl keinen Kriegszug unternehmen. Im übrigen betreffe der Feldzug eine alte Sache, die ihn (als Neumitglied) nichts angehe. Er wolle aber trotzdem mit seinen Gesandten bei den anderen Bundesständen für den Adel eintreten. Markgraf Casimir, der zu diesem Zeitpunkt dem Schwäbischen Bund nicht angehörte,514 antwortete den Gesandten auf ihre Bitte um Verwendung gegen den Feldzug, dieser sei ihm auch nicht lieb, er könne der Macht des Schwäbischen Bundes aber nicht widerstehen.515 In Nördlingen erklärten die fränkischen Gesandten, viele Kriege des fränkischen Adels hätten ihre Ursache darin, daß sie keinen schleunigen Austrag bekommen hätten, und baten, den geplanten Feldzug zu unterlassen.516 Die Bundesräte antworteten hierauf mit der Geschichte des Verbrechens Hans Thomas‘ von Absberg an Graf Joachim von Öttingen. Die der Unterstützung Hans Thomas‘ von Absberg Verdächtigen hätten sie gemäß den Bestimmungen ihres Bundes zitiert. Der Schwäbische Bund sei mit entsprechenden kaiserlichen Privilegien versehen. Auf die nochmalige Vorstellung der Gesandten, es mögen doch die Kosten und das Blutvergießen vermieden werden, es sei auch sonst ein Aufruhr unter dem gemeinen Mann zu befürchten, die gemeinsamen Kräfte sollten besser gegen die Türken verwandt und ein schleuniger Austrag versucht werden, antworteten die Bundesräte, sie wollten den Feldzug unterlassen, wenn sich die Beschuldigten von dem Verdacht der Unterstützung Hans Thomas‘ von Absberg reinigten. Hiergegen legten die Gesandten Protest ein und erboten sich auf das Reichsregiment, Statthalter und Reichsstände. Etliche der vorgeladenen Adeligen, nämlich die Ritter Conrad Schott, Amtmann zu Streitberg, Zeysolf von Rosenberg, Martin von Wildenstein und Sigmund von Wirsberg, Nickel Herdegen, Peter von Wallenrod, Amtmann zu Bayreuth, und Al513 514 515 516

StAW Stdb 949, fol. 194r–195v. Vgl. hierzu Bock, S. 166–169. ThStAMgn GHA II 200, fol. 7v–8v. Ebd., fol. 2r–6v; Fellner, S. 283.

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brecht von Adelsheim, vermochten sich von dem gegen sie bestehenden Verdacht der Unterstützung Hans Thomas‘ von Absberg und seiner Helfer zu reinigen.517 Sie mußten schwören, weder selbst noch durch ihre Diener oder Verwandten zu der Fehde und zur Ermordung Graf Joachims von Öttingen wissentlich geraten oder geholfen zu haben. Ferner mußten sie schwören, weder selbst noch durch ihre Diener oder Verwandten gegen die Bundesstände, ihre Verwandten und Untertanen mit Erstechen, Händeabhauen und anderen Beschädigungen wissentlich geraten, geholfen oder gedient, die Täter beherbergt, versorgt oder ihnen sonst Vorschub geleistet, verschafft oder gestattet zu haben. Allerdings waren die Eide einiger, die sich gereinigt hatten, mehr als zweifelhaft, zum Beispiel der des Ritters Conrad Schott, eines Schwagers Hans Thomas‘ von Absberg, dessen Unterstützung für Hans Thomas von Absberg offenkundig war.518 Überdies war Conrad Schott selbst ein gefürchteter Placker. Im Jahre 1499 hatte er dem Nürnberger Ratsherrn Wilhelm Derrer die rechte Hand abgehauen und damit das Vorbild für die Taten Hans Thomas‘ von Absberg geliefert.519 Wahrscheinlich schützte ihn aber seine Stellung als markgräflicher Amtmann zu Streitberg vor einer Bestrafung. Eine Reihe weiterer Adeliger, darunter Jörg von Ems, Pfleger zu Osternoe, Wilhelm von Vellberg, Philipp und Wolf von Berlichingen, Philipp von Maßbach und etliche von Sparneck und von Guttenberg, hätten sich zwar gerne gereinigt, wurden hierzu jedoch nicht zugelassen, weil ihre Beteiligung zu offensichtlich war. Andere vorgeladene Adelige waren erst gar nicht erschienen. Unterdessen gerieten die Verwandten des Schweinfurter Vertrags durch ein Hilfeersuchen der Ritter Sigmund Zobel und Hans Ulrich von Rosenberg am 18. Mai unter Zugzwang.520 Vertreter der vier Orte Rhön/Werra, Gebirg, Steigerwald und Baunach stellten daraufhin auf einem Tag in Coburg am 31. Mai fest, daß beide im Schweinfurter Vertrag seien.521 Zu einer Hilfsleistung kam es jedoch nicht. Dr. Sebastian von Rotenhan zum Beispiel vertrat unter Hinweis auf den Artikel des Wormser Landfriedens von 1521 über offenbare Friedbrecher die Meinung, der Schwäbische Bund handele rechtmäßig und die Vertragsverwandten seien nicht zur Hilfe verpflichtet.522 Ein weiteres dringendes Hilfegesuch der Brüder Hans Melchior, Hans Thomas und Hans Ulrich von Rosenberg an Graf Wilhelm vom 3. Juni blieb ebenfalls ohne Resonanz.523 Auch der Tag in Windsheim am 8. Juni kam nicht mehr zustande.524 Die Räte der drei fränkischen Bischöfe beschlossen daraufhin am 28. Mai, jeder Fürst solle mit seiner Ritterschaft über die Abstellung ihrer Beschwerden verhandeln. 517 518 519 520 521 522 523 524

Baader, Verhandlungen, Nr. 12.1, S. 71 f. Vgl. ebd., S. 45–53. Deichsler, S. 605. ThStAMgn GHA II 199, fol. 19r. ThStAMgn GHA II 200, fol. 25rv. Ebd., fol. 16rv. Ebd., fol. 14r. StAW Stdb 949, fol. 146r–148v; Fellner, S. 280, Anm. 1.

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Das Reichsregiment antwortete schließlich auf die Werbung der Vertragsverwandten schriftlich am 28. Mai mit der Aufforderung, das Schweinfurter Bündnis abzustellen und gegen niemanden zu gebrauchen.525 In einem beigefügten Zettel erklärten die Regimentsräte, den Schwäbischen Bund gebeten zu haben, nicht gegen Unschuldige vorzugehen.526 Bischof Weigand von Bamberg schrieb am 30.  Mai, er habe seinen Bundesräten befohlen, die Möglichkeit der Reinigung für die Verdächtigen zuzulassen und daraufhin zu wirken, daß Unschuldige nicht überzogen würden. Wenn es aber zu einem Feldzug komme, müsse er dazu seinen Beitrag leisten.527 Schließlich erklärte Bischof Conrad von Würzburg nochmals in einem Schreiben vom 1. Juni, der Schwäbische Bund sei mit entsprechenden Privilegien ausgestattet und handele rechtmäßig.528 Die Beschuldigten sollten sich von dem Verdacht reinigen. Wenn jemand trotz rechtlichen Erbietens überzogen würde, wolle er diesen schützen, wenn er sein Lehnsmann sei. Wer sich nicht reinigen wolle oder könne, dessen Bestrafung könne er nicht verhindern. Vom 5.  Juni bis zum 12.  Juli führte der Schwäbische Bund seinen angekündigten Feldzug durch und eroberte und verbrannte die hauptsächlich im südlichen Odenwald und in Oberfranken gelegenen Burgen Hans Thomas von Absbergs, derer von Rosenberg, von Sparneck, von Guttenberg und anderer.529 Auf Bitten Bischof Conrads von Würzburg wurde seinem Bruder Eustachius und seinen Verwandten Caspar und Jörg von Thüngen nachgelassen, sich noch nachträglich vom Verdacht der Unterstützung Hans Thomas von Absbergs zu reinigen.530 Von ihrem Schloß Reußenberg wurde nur der Teil abgebrochen, der Hans Jörg von Thüngen gehörte.531 Im übrigen blieb das Hochstift von dem Feldzug weitgehend unberührt. Am 17. Juni fragte der Schwäbische Bund vom eroberten Boxberg aus bei Graf Wilhelm an, wie er sich verhalten wolle, und setzte ihm eine Frist zur Antwort bis zum 4. Juli.532 Am 1. Juli wiederholte der Schwäbische Bund die Aufforderung an Graf Wilhelm, sich binnen zwei bis drei Tagen zu erklären.533 Ebensolche Aufforderungen erhielten Graf Wolfgang von Castell, Peter von Redwitz, Conrad Schott, Sigmund von Wirsberg, Georg von Schaumberg, Eukarius von Aufseß, Moritz Marschalk, Sebastian von Rotenhan, Erhart Truchseß, Ludwig von Hutten, Zeysolf von Rosenberg, 525 526 527 528 529 530 531 532 533

ThStAMgn GHA II 200, fol. 19v. Vgl. auch Planitz Nr. 185, S. 444. ThStAMgn GHA II 200, fol. 20r–21r. Vgl. auch Planitz Nr. 185, S. 444. ThStAMgn GHA II 200, fol. 22rv. StAW Stdb 949, fol. 173r–174r = 199r–200r; ThStAMgn GHA II 200, fol. 27r–30v; Fellner, S. 282. Vgl. Baader, Verhandlungen, Nr. 12.5–12.15, S. 77–91; Klüpfel 2, S. 272–274; Schottenloher Nr. 8, S. 116–118 und Nr. 9, S. 119 f.; ThStAMgn GHA II 200, fol. 67v–68r; Ritzmann, S. 324–341; Fellner, S. 286. Baader, Verhandlungen, Nr. 12.1, S. 72 und Nr. 12.4, S. 75. Ebd., Nr. 12.10, S. 83 f. ThStAMgn GHA II 200, fol. 43r–44r; Planitz Nr. 198, S. 472 f. ThStAMgn GHA II 200, fol. 64rv.

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Philipp Truchseß, Fritz von Redwitz, Philipp von Maßbach, Hans von Rotenhan, Erhart von Lichtenstein und Dietrich Fuchs.534 Graf Wilhelm blieb daraufhin nichts anderes übrig, als zu erklären, er werde sich der Gestraften oder noch zu Strafenden nicht annehmen.535 Ebenso erklärte sich eine Gesandtschaft der Schweinfurter Vertragsverwandten, wobei sie hinzufügten, sie zweifelten nicht, der Schwäbische Bund werde Unschuldige nicht überziehen.536 Nachdem die Truppen des Schwäbischen Bundes in Richtung Donau abgezogen waren, stellte sich die Frage nach dem Schicksal des Schweinfurter Vertrags. Am 28. Juli wandten sich Ludwig von Hutten, Zeysolf von Rosenberg und Philipp Truchseß von Pommersfelden an Georg von Schaumberg wegen des Überzugs durch den Schwäbischen Bund.537 Georg von Schaumberg schlug daraufhin Graf Wilhelm ein Treffen im Kloster Langheim vor.538 Dort beschlossen Graf Wilhelm und die Hauptleute und Räte des Schweinfurter Vertrags am 11. August, falls sich jemand wegen des Überzugs durch den Schwäbischen Bund beklage, zu antworten, der Vertrag sei nur mündlich verabredet und nicht besiegelt worden.539 Auch habe das Reichsregiment inzwischen befohlen, ihn ganz abzustellen, da er in mehreren Punkten gegen die Reichsordnung verstoße. So solle laut des Vertrags das Reichsregiment innerhalb von zwei Monaten über vorgebrachte Beschwerden entscheiden, in der Wormser Ordnung seien jedoch acht Wege zum Austrag von Streitigkeiten mit den Fürsten vorgesehen. Auch habe der Schweinfurter Bund selbst keinen Gerichtszwang über die Täter. Ferner hebe der Vertrag die Lehnspflichten ohne Zustimmung der Lehnsherren auf. Der Schwäbische Bund habe einerseits viele durch Drohungen verpflichtet, keine Hilfe zu leisten, andererseits versprochen, keine Unschuldigen zu überziehen. Den Vertrag selbst wollte man dem Reichsregiment vorlegen mit der Bitte anzuzeigen, was darin der Reichsordnung zuwiderlaufe. Das Reichsregiment ließ sich jedoch auf eine weitere Erörterung des Schweinfurter Vertrags nicht ein und wiederholte am 20.  August seinen Befehl zu dessen Abstellung.540 Graf Wilhelm sandte das Schreiben an die Orte und empfahl, entweder einander die Pflichten zu erlassen oder über Mittel und Wege zur Erhaltung des Vertrags zu beraten.541 Eine Antwort ist jedoch nur vom Hauptmann, den Räten und der Ritterschaft des Orts an der Baunach überliefert, die von einem Tag in Coburg am 1. September aus schrieben, sie wollten den Vertrag auf Befehl seiner Kaiserlichen Majestät fallen lassen zur Vermeidung sterbens und verderbens, und weil Ungehorsam 534 535 536 537 538 539 540 541

Ebd., fol. 79r. Ebd., fol. 65r. Ebd., fol. 66rv. ThStAMgn GHA II 199, fol. 25r. Ebd., fol. 28r. Ebd., fol. 31r–34r und 200, fol. 76r–81v; Fellner, S. 287. ThStAMgn GHA II 199, fol. 37r und 39r; Fellner, S. 287. ThStAMgn GHA II 199, fol. 40rv.

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ein Grund wäre, sie zu bestrafen.542 Graf Wilhelm berief daraufhin weitere Versammlungen der Hauptleute und Räte der vier Orte nach Bamberg auf den 13. Dezember und nach Schweinfurt auf den 10. Januar 1524 ein, um über eine endgültige Antwort an den Statthalter und das Reichsregiment zu beraten.543 Ein Ergebnis ist jedoch nicht bekannt. In einem nach dem 18. Oktober 1523544 erschienenen Flugblatt verteidigten die Schweinfurter Vertragsverwandten nochmals ihren Vertrag,545 möglicherweise in Reaktion auf die Nürnberger Propaganda über den Erfolg des Feldzugs des Schwäbischen Bundes gegen die fränkischen Raubschlösser.546 Sie hätten den Vertrag nur abgeschlossen, weil sie von der Obrigkeit beschwert worden seien und hiergegen keine rechtliche Abhilfe hätten erlangen können. Die Mächtigen kehrten sich nicht an den Urteilen des Reichsregiments und des Kammergerichts. Der Vertrag sei nur zu rechtmäßiger Gegenwehr errichtet worden, um unbillige Gewalt aufzuhalten, zum Beispiel wenn ohne vorherige rechtliche Erkenntnis ihre Güter eingenommen würden. Gegen die Erkenntnis von Hauptleuten und Räten über die Hilfe sei ebenfalls nichts einzuwenden. Auch Fürsten und Städte würden sich nur vor ihren eigenen Räten oder vor anderen Städten verklagen lassen, ebenso die Stände des Schwäbischen Bundes vor den drei Bundesrichtern. Außerdem greife die Hilfe nur ein, wenn der Statthalter und das Reichsregiment ihrer Klage nicht abhülfen. Gleichzeitig verteidigten sie sich gegen den Vorwurf, sie hätten ihre überzogenen Vertragsverwandten im Stich gelassen. Der Vertrag nehme Friedbrecher von der Hilfe aus. Außerdem sei er weder verbrieft noch versiegelt worden. Ferner habe der Schwäbische Bund zugesagt, keine Unschuldigen zu überziehen, und die Schweinfurter Vertragsverwandten bedroht, den Überzogenen keine Hilfe zu leisten. An dem Vorgehen des Schwäbischen Bundes seien überhaupt nur die Reichsstädte schuld, die den Adel unterdrücken wollten, aber selbst mit ihren großen Kaufmannsgesellschaften die größten Schädiger des Reiches seien. Einen letzten Vorstoß zur Wiederbelebung des Schweinfurter Vertrags unternahm Graf Wilhelm von Henneberg im Jahre 1524.547 Markgraf Casimir von Brandenburg stiftete damals die fränkischen Grafen, Herren und Reichsstädte an, Sitz und Stimme auf dem Kreistag, der die fränkischen Beisitzer für das Reichsregiment und das Kammergericht wählen sollte, zu fordern, um auf diese Weise die drei Bischöfe 542 ThStAMgn GHA II 202, fol. 38r–39r. 543 ThStAMgn GHA II 199, fol. 47r–48v und 50r; 202, fol. 40rv und 205, fol. 1r und 3r–4v; Fellner, S. 288, Anm. 31. 544 Das Flugblatt erwähnt den Überfall Hans Thomas' von Absberg auf sechs Nürnberger, Ulmer und Augsburger Kaufleute im Hochstift Bamberg vom 18. Oktober 1523. Vgl. Schottenloher Nr. 7, S. 111 f. mit Baader, Verhandlungen, Nr. 13, S. 91 f. und Ritzmann, S. 342 f. 545 Schottenloher Nr. 7, S. 100–112. 546 Vgl. ebd. Nr. 7, S. 106 sowie ebd. Nr. 8 f., S. 116–120. 547 Vgl. zum folgenden Fellner, S. 289 f.; Böhme, S. 117 f.

Der Kampf um die adeligen Gravamina

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von Bamberg, Würzburg und Eichstätt überstimmen zu können.548 Außerdem strebte Markgraf Casimir eine Vereinigung der weltlichen Reichsstände Frankens gegen Beschwerungen durch die geistlichen Gerichte der Bischöfe an und die Erarbeitung einer gemeinsamen Position in der Glaubensfrage für den geplanten Reichstag in Speyer am 11. November 1524.549 Die Grafen, Herren und Reichsstädte forderten daraufhin die Fürsten am 6. Juni 1524 auf, sie ebenfalls an dem Kreistag teilnehmen zu lassen. Ferner lud Graf Wilhelm von Henneberg am 20. Juni 1524 Vertreter der 6 Orte auf den 26. Juli nach Kitzingen, um über den Schweinfurter Vertrag, den Mangel an rechtlichem Austrag, die Irrungen im Glauben und die seit dem Reichstag von Nürnberg 1522/23 unbeantworteten Beschwerden zu verhandeln.550 In Kitzingen erschien jedoch aus dem Ort Altmühl niemand,551 da die Ritterschaft dort in der Kürze der Zeit keinen Ortstag hatte ausschreiben können.552 Die in Kitzingen versammelten Adeligen beauftragten daraufhin Graf Wilhelm mit weiteren Verhandlungen mit der Ritterschaft an der Altmühl.553 Graf Wilhelm wandte sich daraufhin nicht nur an die Ritterschaft an der Altmühl, sondern auch an Markgraf Casimir mit der Bitte, in den Schweinfurter Vertrag zu kommen.554 Markgraf Casimir antwortete hierauf, er sei geneigt, die Sache der Ritterschaft zu befördern. Er könne den Schweinfurter Vertrag nicht tadeln, diesen aber auch nicht annehmen, selbst wenn er Kaiser Karl und alle seine Bundesgenossen ausnehmen könnte. Er befürwortete die Errichtung eines rechtlichen Austrags. Die gefürsteten und anderen Grafen, Herren und die Ritterschaft sollten hierzu ebenso wie die Fürsten und Reichsstädte auf den Kreistag nach Windsheim kommen. Die Ritter aus dem Ort Altmühl antworteten ebenso. Damit war auch dieser letzte Anlauf zur Wiederbelebung des Schweinfurter Vertrags gescheitert. Über einen rechtlichen Austrag scheint auf dem Kreistag von Windsheim nicht verhandelt worden zu sein.555 Da die drei Bischöfe die Grafen, Herren und Reichsstädte zur Wahl nicht zulassen wollten,556 wählten die Bischöfe je einen Beisitzer für das Reichsregiment und das Kammergericht und Markgraf Casimir und die Grafen, Herren und Reichsstädte zwei Gegenkandidaten.557

548 Hartung, Fränkischer Kreis, S. 170 f. 549 Vgl. Höfler, Fränkische Studien (1852), Nr.  135, S.  245–251; Hartung, Fränkischer Kreis, S. 172. 550 ThStAMgn GHA II 203, fol. 6r–8v; Fellner, S. 290. 551 ThStAMgn GHA II 203, fol. 29r. 552 Ebd., fol. 14r–15r. 553 Ebd., fol. 19v. 554 ThStAMgn GHA II 205, fol. 15r–16r; Fellner, S. 291. 555 Vgl. Hartung, Fränkischer Kreis, Nr. 10, S. 248 f. 556 Ebd. Nr. 8–10, S. 245–249. 557 Ebd., S. 172, Nr. 9, S. 246 f. und Nr. 11, S. 249 f.

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cc) Ergebnisse Die Vorgänge um den Schweinfurter Vertrag von 1523 offenbarten einmal mehr die Spaltung des fränkischen Adels in solche Adeligen, die den Ewigen Landfrieden und damit das Fehdeverbot akzeptierten und versuchten, eine Abstellung ihrer Beschwerden auf rechtlichem Wege zu erreichen, und solchen Adeligen, die einen rechtlichen Austrag nicht für ausreichend hielten, sondern der Meinung waren, der Ewige Landfrieden und das gerichtliche Verfahren begünstigten vor allem die Mächtigen, und deshalb auf die Möglichkeit der Selbsthilfe nicht verzichten wollten. Erstgenannte hatten mit der Ergänzung des Artikels 36 der Kammergerichtsordnung auf dem Reichstag von Worms 1521 das erreicht, was sie wollten. Dementsprechend schied Graf Georg von Wertheim bald darauf aus den weiteren Beratungen des fränkischen Adels aus, stellte sich in den Dienst des Reichsregiments und bekämpfte Raubritter und ihre Unterstützer. Auch der Würzburger Hofmeister Dr. Sebastian von Rotenhan und die Ritterschaft an der Altmühl plädierten für ein rechtliches Vorgehen zur Abstellung ihrer Beschwerden. Das Vorgehen der drei Kriegsfürsten gegen die Unterstützer Franz von Sickingens und des Schwäbischen Bundes gegen die Unterstützer Hans Thomas‘ von Absberg schien dann aber denen Recht zu geben, die meinten, der Ewige Landfrieden, das Kammergericht und das Reichsregiment begünstigten nur die Mächtigen gegen die schwachen Adeligen, und verlieh damit ihrem Anliegen einen ungeahnten Auftrieb. Ihr Versuch des Aufbaus einer schlagkräftigen Selbsthilfeorganisation nach dem Vorbild der Organisation gegen den Gemeinen Pfennig und die Reichsanlage von 1500 scheiterte indessen an der Weigerung der Mehrheit des fränkischen Adels, einer derartigen Selbsthilfeorganisation beizutreten. Ohne deren Solidarität fühlte sich auch die besonders aktive Minderheit des fränkischen Adels nicht stark genug, ihre Organisation gegen die militärische Macht des Schwäbischen Bundes und den entschiedenen Widerstand der eigenen Fürsten und des Reichsregiments aufrechtzuerhalten. Die fränkischen Fürsten und das Reichsregiment lehnten den Schweinfurter Vertrag prinzipiell als gegen die Reichsordnung, insbesondere den Landfrieden verstoßend ab. Auch Markgraf Casimir von Brandenburg vermochte sich wohl allenfalls die Errichtung einer Austragseinung mit dem Adel vorzustellen, wie sie die Ritterschaft an der Altmühl vorschlug. Die Mehrheit des fränkischen Adels fürchtete vor allem – wie die Ritterschaft an der Altmühl – einen Krieg mit dem Schwäbischen Bund mit allen seinen Konsequenzen, angefangen von den hohen Kosten für die Rüstung bis zur Verheerung ihrer Güter und dem dauerhaften Verlust ihrer Schlösser, Städte und Flecken. Sie beschwerten sich zwar auch über das Vorgehen des Schwäbischen Bundes, der drei Kriegsfürsten und der Fürsten im Allgemeinen, wollten diese Beschwerden aber auf rechtlichem Wege austragen, wie die Vorschläge des Schweinfurter Rittertags zur Ergänzung der Kammergerichtsordnung und der Ritterschaft an der Altmühl für einen Vertrag mit den fränkischen Fürsten zeigen.

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Eine eigene Haltung nahm der Würzburger Hofmeister Dr. Sebastian von Rotenhan ein. Als Ritter und Würzburger Hofmeister trug er auf beiden Schultern. Von seinen Standesgenossen wollte er sich nicht absondern, meinte aber auch den Interessen Bischof Conrads genügen zu können. Dementsprechend hielt er den Schweinfurter Vertrag für vereinbar mit der Reichsordnung und war gleichzeitig der Meinung, der Schwäbische Bund handele rechtmäßig, und die Vertragsverwandten schuldeten den Unterstützern Hans Thomas‘ von Absberg und denen von Rosenberg als offenbaren Friedbrechern keine Hilfe. Mit den Buchstaben der Reichsordnung und des Schweinfurter Vertrages ließ sich eine solche Haltung wohl vereinbaren, nicht aber mit deren Geist. Die Spaltung im fränkischen Adel war tiefgreifend. Sie reichte bis in die Zeit des Bauernkriegs und darüber hinaus. Im ersten Moment, im Februar 1523, als sich abzuzeichnen begann, daß die Mehrheit des fränkischen Adels dem Schweinfurter Vertrag fernbleiben würde, war die Enttäuschung unter seinen Befürwortern besonders groß und ihre Reaktion entsprechend heftig. Auch die nachfolgenden Gespräche vermochten die Spaltung nicht zu überwinden. Ständische Solidarität war im Adel ein hohes Gut. Mit ihrer Hilfe hatte er den Gemeinen Pfennig von 1495 und die Reichsanlage von 1500 abgewehrt. Diese Solidarität kündigten die dem Vertrag fernbleibenden Adeligen seinen Befürwortern nun auf. Die fehlende Solidarität ihrer Standesgenossen vermochten die Befürworter des Schweinfurter Vertrags nicht durch die Solidarität des Adels anderer Regionen oder ein Bündnis mit den Städten auszugleichen. Ihre Gesandtschaften an den Adel anderer Regionen blieben ohne Resonanz. Noch nicht einmal Franz von Sickingen, der selbst an der Spitze eines Adelsbündnisses stand, den fränkischen Adel um Hilfe für Hartmut von Cronberg gegen die Fürsten gebeten, damit den Anstoß zu der ganzen Bewegung gegeben und selbst Hilfe nötiger als jeder andere hatte, machte ein Bündnisangebot. Die Gespräche mit den Reichsstädten verliefen im Sande. Die Reichsstädte konnten sich von einem militärischen Bündnis mit dem Adel gegen die Fürsten letztlich nichts Gutes versprechen. Sie waren im Gegenteil an einer Zerstörung der adeligen Burgen, der Stützpunkte der adeligen Räuber und Placker, interessiert, was sie trotz ihrer eigenen Beschwerden gegen die Fürsten auf ein Bündnis mit diesen verwies. Für die Reichsstädte kam allenfalls ein freundliches Verständnis mit dem Adel, vielleicht mit dem Ziel eines besseren rechtlichen Austrags von Streitigkeiten, in Betracht. Der Gedanke an ein Zusammengehen des Adels mit aufständischen Bauern, einem sogenannten Bundschuh, verblieb im Reich der Phantasie. Durch das Vorgehen des Schwäbischen Bundes wurde das Verhältnis des Adels zu den fränkischen Fürsten schwer belastet. Die Adeligen fühlten sich im Stich gelassen, weil die Fürsten selbst dem Schwäbischen Bund angehörten. In diesem Zusammenhang wurden ihre alten Beschwerden gegen die Fürsten wieder aktuell. Umgekehrt fürchteten auch die Fürsten, vom Adel im Stich gelassen zu werden, und fühlten sich darüber hinaus vom Adel durch die Beschwerden verunglimpft. Trotz dieser schweren

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Belastungen wurde das Verhältnis des Adels zu den Fürsten aber nicht ganz zerrüttet. Die Adeligen baten die Fürsten wiederholt um Schutz, und Bischof Conrad von Würzburg erreichte es, daß das Hochstift von dem Feldzug des Schwäbischen Bundes weitgehend verschont blieb. Eine Reihe von Adeligen, insbesondere der markgräfliche Amtmann Conrad Schott, konnte sich mittels Eid vom Verdacht der Unterstützung Hans Thomas‘ von Absberg reinigen, obwohl erdrückende Beweise gegen sie vorlagen.

Türkenhilfe und Religion, Bauernkrieg und Gravamina von 1523 bis 1532

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XI. Türkenhilfe und Religion, Bauernkrieg und Gravamina von 1523 bis 1532 1. Der fränkische Adel, die Türkenhilfe und die Sache Luthers Nach dem Schock der politischen, diplomatischen und militärischen Niederlage gegen den Schwäbischen Bund dauerte es eine Weile, bis der fränkische Adel seine politische Handlungsfähigkeit zurückerlangte. Auf einem Landtag in Würzburg im Dezember 1523, auf dem es um die Erhebung einer Türkensteuer, das weitere Vorgehen des Schwäbischen Bundes und die sich ausbreitende evangelische Predigt ging, agierte er noch recht zurückhaltend. Auf dem Reichstag in Worms im Jahre 1521 war auch eine Gesandtschaft König Ludwigs von Ungarn erschienen und hatte um Hilfe gegen die Türken gebeten.558 Kaiser Karl und die Reichsstände hatten sie aber auf später vertröstet: Da der Reichstag noch nicht abgeschlossen und die Angelegenheiten des Reichs noch nicht ausreichend geordnet seien, könnten sie keine sichere Hilfe versprechen.559 Sie hofften aber, diese Angelegenheiten in so kurzer Zeit abgeschlossen zu haben, daß Kaiser Karl innerhalb eines Jahres mit dem Heiligen Römischen Reich, dem König von Ungarn, dem Heiligen Vater und anderen christlichen Fürsten eine Expedition gegen die Türken unternehmen könne. Wenn diese Expedition aus irgendwelchen Gründen nicht stattfinden könne und die Türken in das Königreich Ungarn einfielen, werde er sich bemühen, mit allen seinen Kräften und denen des Heiligen Römischen Reiches zu Hilfe zu eilen, hoffend, das Königreich Ungarn werde in der Zwischenzeit seine Grenzen verteidigen. Wenn sie sich das nicht zutrauten, könne König Ludwig mit den Türken einen Waffenstillstand auf ein Jahr vereinbaren. Am 29. August 1521 hatten die Türken Belgrad erobert.560 Der Statthalter Kaiser Karls, Pfalzgraf Friedrich, und der Kurfürst Ludwig von der Pfalz schrieben deshalb im Namen Kaiser Karls einen Reichstag nach Nürnberg auf den 23. März 1522 aus.561 Dort vereinbarten Kaiser Karl und die Reichsstände, unter ihnen auch die Bischöfe Georg von Bamberg und Conrad von Würzburg, Markgraf Casimir von Brandenburg und Graf Wilhelm von Henneberg,562 die Romzugshilfe von 4.000 Mann zu Roß und 20.000  Mann zu Fuß für sechs Monate, die die Reichsstände Kaiser Karl auf dem Reichstag in Worms bewilligt hatten,563 als eilende Hilfe gegen die Türken zu verwen-

558 559 560 561 562 563

DRTA j.R. 2 Nr. 108, S. 758 f. Vgl. zum folgenden auch Steglich, S. 9–21. DRTA j.R. 2 Nr. 109, S. 759. DRTA j.R. 3, S. 27; Steglich, S. 9. DRTA j.R. 3 Nr. 1, S. 38–40. Ebd. Nr. 33, S. 181 f. DRTA j.R. 2 Nr. 101, S. 737 f., Art. 27.

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den.564 Über die genauen Modalitäten sollte eine Gesandtschaft, bestehend aus Herzog Ludwig von Bayern, Graf Ludwig von Löwenstein, Johann Herr zu Schwarzenberg, Marx Sittich von Ems, Philipp von Feilitzsch, Dr. Sebastian von Rotenhan und Dr. Christoph Scheuerl, auf einem Tag in Wien mit Gesandten König Ludwigs und der ungarischen und böhmischen Reichsstände verhandeln.565 3.000 Fußknechte wollten Kaiser Karl und die Reichsstände sofort nach Wien schicken, um damit für drei Monate die Schlösser in Ungarn zu besetzen, damit sie nicht den Türken in die Hände fielen.566 Hierfür sollte jeder Reichsstand den Sold für 1 ½ Viertel des Fußvolks, wie es ihm im Wormser Anschlag, der später sogenannten Wormser Matrikel, auferlegt worden war,567 für drei Monate entrichten. Da der Sold für einen Fußknecht 4 fl pro Monat betrug,568 hätte dies eine Summe von 90.000  fl erbracht. Die in Nürnberg versammelten Reichsstände setzten den Anschlag deshalb so hoch an, weil hinsichtlich einer Reihe der in der Wormser Matrikel verzeichneten Reichsstände unsicher war, ob sie sich zum Reich halten und an der Hilfe beteiligen würden.569 Die in Nürnberg versammelten Reichsstände waren sich darüber klar, daß eine größere und beharrliche Hilfe notwendig war, um den Türken dauerhaft Widerstand zu leisten.570 Ohne die abwesenden Reichsstände und vor dem Tag in Wien wollten sie hierüber jedoch weder beraten noch beschließen, sondern erst auf einem weiteren Reichstag in Nürnberg ab dem 1.  September. Immerhin erarbeiteten sie einen Entwurf, über den die Reichsstände in der Zwischenzeit mit ihren Landschaften und Untertanen beraten sollten.571 Demzufolge sollte jeder Kurfürst, Fürst, Graf, Freiherr und Edelmann, jede freie oder Reichsstadt, deren Bürger und überhaupt jedermann, der keine Kaufmannschaft und kein Handwerk betrieb, von je 100 fl ihres jährlichen Einkommens zwei Gulden geben, alle Geistlichen von je 100 fl ihres jährlichen Einkommens vier Gulden, jeder Kaufmann oder Gastwirt von je 100  fl Vermögen einen Gulden, alle Handwerker mit mehr als 30 fl Vermögen von 100 fl einen halben Gulden, jeder Bauer mit mehr als 20 fl Vermögen von 10 fl 1  1/2 Kreuzer und alle Juden pro Kopf einen Gulden. Jeder Kurfürst und Fürst sollte in seinem Fürstentum ein Verzeichnis der Personen und der Güter erstellen lassen, die ihm steuerbar waren, und drei oder vier Einnehmer bestellen, die die Anlage einnehmen und hiervon die von den Kurfürsten, Fürsten und anderen Reichsständen bestellten Söldner besolden sollten. Ebenso sollten die Grafen, Herren und Adeligen in ihren Gebieten verfahren. In Wien gelangten die Verhandlungen der Gesandten mit denen König Ludwigs, dem Erzbischof Georg von Gran, den Bischöfen von Sirmien und Nitria und neun 564 565 566 567 568 569 570 571

DRTA j.R. 3 Nr. 33, S. 171 f., Art. 2. Ebd., S. 172–174, Art. 3–8. Ebd. Nr. 16, S. 90 und Nr. 33, S. 176–179, Art. 13–19. DRTA j.R. 2 Nr. 56, S. 424–442; Hofmann, Quellen, Nr. 5 a), S. 41–51. Vgl. DRTA j.R. 2 Nr. 101, S. 739, Art. 29 und DRTA j.R. 3 Nr. 33, S. 174, Art. 10. Vgl. ebd. Nr. 18 IV, S. 115. Ebd. Nr. 33, S. 175 f., Art. 12. Ebd. Nr. 35, S. 188–197.

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anderen geistlichen Herren und Edelleuten zu keinem Abschluß, weil die ungarischen Prälaten und Edelleute keine Vollmacht der ungarischen Reichsstände besaßen.572 Die deutschen Gesandten bestanden auf einer solchen, weil sie Feindseligkeiten der ungarischen Landleute gegen das deutsche Kriegsvolk befürchteten, wegen der Uneinigkeit der ungarischen Reichsstände untereinander und mit König Ludwig und wegen der Prägung einer geringen Münze.573 Auf Bitten Erzherzog Ferdinands von Österreich bewilligten sie aber, daß die 3.000  Fußknechte in Kroatien gegen die Türken zum Einsatz kamen.574 Auf dem Reichstag, der vom 18. November 1522 bis zum 9. Februar 1523 in Nürnberg stattfand, verhandelten die Reichsstände daher in erster Linie erneut mit den Gesandten König Ludwigs und der ungarischen Reichsstände über eine Hilfe.575 Kaiser Karl und die Reichsstände sagten den Ungarn und Kroaten 4.000  Fußknechte mit Hauptleuten und Übersolden, 100 Zentner Pulver und 20 Büchsenmeister ab dem 25.  Mai für sechs Monate zur Besetzung ihrer Befestigungen, Orte, Schlösser und Flecken zu.576 Zu deren Unterhalt sollten die Reichsstände weitere zwei Viertel der 20.000 Mann zu Fuß in Geld erlegen. Die Hilfe gelangte aber nicht zur Ausführung, weil die Ungarn den festgesetzten Termin verstreichen ließen und über die Bedingungen der Reichsstände für die Hilfe577 weiter verhandeln wollten.578 Ferner beschlossen die Reichsstände auf ein Breve Papst Hadrians, das sie aufforderte, gegen Martin Luther und seine Anhänger einzuschreiten,579 Papst Hadrian um die Einberufung eines Konzils in Deutschland innerhalb eines Jahres und die Abstellung ihrer Beschwerden zu bitten.580 In der Zwischenzeit wollten sie mit Kurfürst Friedrich von Sachsen verhandeln, Martin Luther und seine Anhänger zu veranlassen, nichts Neues zu schreiben oder zu drucken. Auch die anderen Reichsstände sollten verfügen, daß in der Zwischenzeit nichts anderes als das heilige Evangelium in der Auslegung der von der Kirche anerkannten Schriften gepredigt und nichts Neues gedruckt werde, das nicht zuvor von gelehrten Personen zugelassen worden sei. Hierzu sollten die Erzbischöfe und Bischöfe Verständige der Heiligen Schrift verordnen, die die Prediger überwachen sollten. Wenn diese irrige Predigten hörten, sollten sie die Prediger hierin gütlich unterweisen, damit beim Volk nicht der Eindruck entstehe, als solle die evangelische Wahrheit unterdrückt werden.

572 573 574 575 576 577 578 579 580

Vgl. ebd. Nr. 36, S. 207–210 und Nr. 37, S. 210 f. Vgl. ebd. Nr. 36, S. 200. Vgl. ebd., S. 197–203 und Nr. 37, S. 210 f.; Steglich, S. 15. DRTA j.R. 3 Nr. 51, S. 281–311 und Nr. 54–62, S. 321–354. Ebd. Nr. 117, S. 737–743. Vgl. ebd. Nr. 61, S. 346–352. Vgl. Planitz Nr. 219, S. 510 f.; Steglich, S. 20 f. DRTA j.R. 3 Nr. 75, S. 399–404. Ebd. Nr. 117, S. 746–748.

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Hinsichtlich der beharrlichen Türkenhilfe befasste sich lediglich ein kleiner Ausschuß mit verschiedenen Einwänden der Geistlichen, des Adels und der Kaufleute und Handwerker gegen den Entwurf des ersten Nürnberger Reichstags und schlug einige wenige Änderungen vor.581 Den Geistlichen hielt er im wesentlichen entgegen, sie erzielten ihr Einkommen mit geringeren Unkosten, hätten auch nicht Frauen und Kinder zu versorgen und könnten daher mehr leisten als die Weltlichen. Auf den Einwand etlicher Adeliger, sie würden durch eine solche Bewilligung zins- und steuerbar, sollte geantwortet werden, ihre Einnehmer würden die Anlage in ihren Händen behalten und zuerst den Adel selbst davon besolden. Wenn der Adel von der Steuer ausgenommen würde, würden auch andere die Steuer verweigern. Dann werde die Verantwortung dafür, daß den Türken kein Widerstand geleistet werden könne, allein auf den Adel fallen. Gerade dem Adel gebühre es, den heiligen Glauben zu beschützen. Der Anschlag belaste den Adel im Vergleich zu anderen nicht übermäßig. Wenn die Adeligen eine Verschreibung Kaiser Karls und der Reichsstände begehrten, daß ihnen der Anschlag nicht zum Nachteil gereichen würde, solle ihnen eine solche ausgestellt werden. Die höhere Belastung der Kaufleute und Handwerker rechtfertigte der Ausschuß damit, daß sie mit dem Einsatz ihres Vermögens auch mehr verdienen würden. Immerhin wollte der Ausschuß die Belastung der Kaufleute und Handwerker insoweit mildern, als sie nur von ihren werbenden gütern einen bzw. einen halben Gulden geben sollten, von ihrem übrigen Einkommen hingegen das gleiche wie andere Weltliche. Schließlich schlug der Ausschuß vor, daß der Statthalter und das Reichsregiment mit dem Adel verhandeln sollten, falls die drei fränkischen Fürsten dies nicht tun wollten. Über den Entwurf sollte auf einem weiteren Reichstag in Nürnberg ab dem 13. Juli beraten und beschlossen werden, weil etliche Reichsstände den Entwurf mit ihren Untertanen noch nicht beraten hatten.582 Der für den 13. Juli geplante Reichstag wurde allerdings auf den 11. November verschoben, weil zu wenige Reichsstände Gesandte nach Nürnberg geschickt hatten.583 Unterdessen lud Bischof Conrad den Stiftsadel – Grafen, Herren und Ritterschaft – zu Beratungen über die Türkenhilfe und anderes auf den 8. Dezember 1523 nach Würzburg.584 Der Tag war recht gut besucht. Es kamen Landgraf Johann von Leuchtenberg, Graf Wolfgang von Castell, Thomas von Herda für Graf Wilhelm von Henneberg und 96 Ritter und Knechte.585 Schenk Gottfried, Herr zu Limpurg, schrieb Bischof Conrad allerdings, er sei ein Herr und Glied des Reichs und werde seinen Beitrag zur Türkenabwehr als solcher und nicht als ein Glied des Hochstifts Würzburg leisten.586

581 582 583 584 585 586

Ebd. Nr. 72, S. 369–383. Ebd. Nr. 117, S. 753 f., Art. 7 und 8. Vgl. DRTA j.R. 4 Nr. 6, S. 20–26. StAW Stdb 818, fol. 137r–144r. Ebd., fol. 160r–162v. Ebd., fol. 165v; Schubert, S. 109, Anm. 11.

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Am 9. Dezember 1523 ließ Bischof Conrad den versammelten Grafen, Herren, Rittern und Knechten zunächst das Projekt der beharrlichen Türkenhilfe vortragen.587 Er bat die Adeligen, sich so zu verhalten, daß er auf dem nächsten Reichstag vor den anderen Fürsten bestehen könne. Ferner ließ er den Adeligen seine Besorgnis vor einem erneuten Feldzug des Schwäbischen Bunds in das Hochstift vortragen, weil zum wiederholten Male Schutzbefohlene des Schwäbischen Bunds niedergeworfen, gefangen und verschleppt worden waren. Hans Thomas von Absberg hatte nämlich nach dem Feldzug des Schwäbischen Bunds sein Unwesen keineswegs eingestellt, sondern im August und Oktober 1523 zwei weitere Überfälle verübt.588 Die Ritterschaft solle solchen Tätern keinen Vorschub leisten und bedenken, ob es nicht besser wäre, wenn er, Bischof Conrad, die Täter bestrafe, und nicht der Schwäbische Bund. Schließlich beschwerte er sich darüber, daß einige sich entgegen den päpstlichen und kaiserlichen Verboten unterstünden, unter dem Vorwand, das heilige Evangelium zu verkünden, die christliche Ordnung zu zerstören, die deutsche Nation zu spalten und das gemeine Volk vom christlichen Gehorsam abzuwenden. Dies zielte auf die trotz des Wormser Edikts weiter um sich greifende evangelische Predigt, die zuerst im Nordosten des Hochstifts, in den nach Wittenberg hin gelegenen Städten Münnerstadt, Neustadt an der Saale, Mellrichstadt, Meiningen, Königshofen im Grabfeld und Hildburghausen, Eingang gefunden haben soll.589 Die versammelten Adeligen antworteten hierauf am folgenden Tag, eine derartige Anlage sei ihnen noch nie zugemutet worden, weder unter Kaiser Friedrich auf dem Reichstag von Regensburg 1471 noch unter Kaiser Maximilian auf dem Reichstag von Worms 1495 noch unter dem jetzigen Kaiser Karl.590 Sie baten, es dabei bleiben zu lassen. Auch seien sie jetzt in zu geringer Anzahl erschienen. Wenn sie wie im Jahre 1495 durch die drei Fürsten gemeinsam geladen würden, könnten sie besser raten. Hinsichtlich des Schwäbischen Bunds vertraten sie die Meinung, ein jeder solle sich an die Reichsordnung und den Landfrieden halten. Wer dagegen handele, solle Bischof Conrad namhaft gemacht werden. Dann solle das kaiserliche Regiment, das Kammergericht oder Bischof Conrad über die Sache entscheiden. In diesem Fall werde sich die Ritterschaft der Täter nicht annehmen. Indirekt machten damit die Adeligen dem Schwäbischen Bund wiederum den Vorwurf, er halte sich nicht an die Reichsordnung. Die lutherische Lehre betreffend erklärten sie, Personen, die der evangelischen Wahrheit zuwider eine irrige Lehre predigten, möge Bischof Conrad verhören lassen, und wenn sich die Beschuldigten nicht genügend verantworten könnten, diese bestrafen. Im übrigen solle auf dem nächsten Reichstag beraten werden, wie der jetzige Zustand auf bessere Wege gebracht werden könne.

587 588 589 590

StAW Stdb 818, fol. 151r–153r. Baader, Verhandlungen, Nr. 13, S. 91 f.; Ritzmann, S. 341–343; Pfeiffer, Absberg, S. 24 f. Höfler, Fränkische Studien (1852), Nr. 144, S. 259 f. StAW Stdb 818, fol. 162r–163r; Stdb 949, fol. 205r–206v.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Bischof Conrad antwortete hierauf, er wolle sich auf dem Reichstag dafür einsetzen, daß die Anlage ganz abgeschafft oder zumindest verringert werde.591 Wenn er sich damit nicht durchsetzen könne, wolle er wenigstens die Antwort der Adeligen dem Reichstag zur Kenntnis bringen. Hinsichtlich des Schwäbischen Bunds bezweifelte er, ob dieser sich auf die Vorstellungen der Adeligen einlassen werde. Wegen der irrigen Lehre habe er etliche Personen vorladen lassen, die aber teilweise nicht erschienen seien, teilweise trotz des Verbots weitergepredigt hätten. Wenn dies öffentlich geschehe, sehe es so aus, als würde in seinem Fürstentum das kaiserliche Gebot mißachtet. Die Adeligen antworteten hierauf, sie trügen keine Bedenken, ihre Antwort bezüglich der Türkenhilfe dem Reichstag anzeigen zu lassen, und wiederholten ihre Beschwerde gegen den Schwäbischen Bund.592 Hinsichtlich der irrigen Lehrer gaben sie zu bedenken, daß bei einem Vorgehen gegen die Prediger beim gemeinen Mann der Eindruck erweckt werden könne, als solle das Evangelium unterdrückt werden. Bischof Conrad ließ es bei dieser Antwort bewenden.593 Wenn er Personen wegen deren irriger Lehre vorlade, diese sich nicht entschuldigten und er sie anschließend verfolge, solle die Ritterschaft das nicht verhindern. Außerdem beschwerte er sich abermals darüber, daß er vom Adel wegen seines Eintritts in den Schwäbischen Bund verunglimpft worden sei und daß seine Amtleute, Diener und Boten angegriffen worden seien. Die Adeligen antworteten hierauf, wegen der irrigen Lehre wolle sich jeder gebührlich verhalten.594 Von Verunglimpfungen wüßten sie nichts. Hinsichtlich der begehrten Türkensteuer stellten sich die Adeligen damit auf den altbekannten Standpunkt, sie dienten dem Reich nur als Ritter, nicht auch durch die Zahlung von Steuern. Außerdem lehnten sie eine Bewilligung ohne die Zustimmung der übrigen fränkischen Ritter ab. In der Auseinandersetzung mit dem Schwäbischen Bund beharrten sie auf ihrem Standpunkt, dieser könne nicht in eigener Sache Ankläger und Richter zugleich sein. In der Frage der Durchführung des Wormser Edikts verfolgten die Adeligen eine hinhaltende Taktik. Schon ihre Antwort, Personen, die der evangelischen Wahrheit zuwider eine irrige Lehre predigten, möge Bischof Conrad bestrafen, erweist sich bei näherem Hinsehen als zweideutig, denn was die evangelische Wahrheit sei, war ja gerade zwischen Luther und seinen Anhängern auf der einen Seite und den Vertretern der Amtskirche auf der anderen Seite umstritten. Noch deutlicher wird diese hinhaltende Taktik aus dem Verweis auf den anstehenden Reichstag, auf dem diese Frage weiter beraten werden sollte, dem Hinweis auf mögliche Reaktionen in der Bevölkerung auf eine Unterdrückung der evangelischen Lehre und aus ihrer unverbindlichen Antwort, ein jeder wolle sich der irrigen Lehre wegen gebührlich verhalten.

591 592 593 594

StAW Stdb 818, fol. 163r–164r; Stdb 949, fol. 196r–197r. StAW Stdb 818, fol. 164rv; Stdb 949, fol. 197rv. StAW Stdb 818, fol. 164v–165r; Stdb 949, fol. 197v–198r. StAW Stdb 818, fol. 165rv; Stdb 949, fol. 198r.

Türkenhilfe und Religion, Bauernkrieg und Gravamina von 1523 bis 1532

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Auf dem Reichstag in Nürnberg vom 14.  Januar bis zum 18.  April 1524 berieten die Reichsstände hauptsächlich über den Fortbestand des Reichsregiments und das Reichskammergericht.595 Außerdem beschlossen sie, das Wormser Edikt, soweit möglich, durchzuführen.596 Papst Clemens baten sie erneut um die Einberufung eines allgemeinen Konzils. Ferner wollten die Reichsstände sich am 11. November erneut in Speyer versammeln, um zu beraten, wie sie sich bis zur Einberufung eines allgemeinen Konzils in der Glaubensfrage verhalten sollten. Hierzu sollten die Reichsstände, insbesondere diejenigen, die in ihren Fürstentümern und Städten Universitäten hatten, von ihren gelehrten Räten einen Auszug aller strittigen neuen Lehren und Bücher machen lassen und in Speyer vorbringen, damit um so fruchtbarer auf einem zukünftigen Konzil verhandelt werden könne. In der Zwischenzeit sollten sie darauf achten, daß das heilige Evangelium und Wort Gottes nach dem rechten wahren Verstand und der Auslegung der von der Kirche angenommenen Lehrer ohne Aufruhr und Ärgernis gepredigt und gelehrt werde. Außerdem bewilligten Kaiser Karl und die Reichsstände Erzherzog Ferdinand von Österreich für den Fall eines türkischen Angriffs auf Ungarn in diesem Sommer die zwei Viertel der Romzugshilfe als eilende Hilfe, die sie auf dem letzten Reichstag den Ungarn zugesagt hatten, die diese aber nicht in Anspruch genommen hatten.597 Hinsichtlich der beharrlichen Hilfe waren die Reichsstände der Meinung, daß hierin ohne die Hilfe anderer christlicher Mächte und ohne einen allgemeinen Frieden im Reich nichts Fruchtbares ausgerichtet werden könne.598 Hierüber sollte auf dem Reichstag in Speyer auf der Grundlage eines weiteren Entwurfs, den die Reichsstände zuvor mit ihren Untertanen beraten sollten, weiter beraten und beschlossen werden. Der von einem kleinen Ausschuß, dem unter anderen der Ritter Wilhelm von Wiesentau für Bischof Weigand von Bamberg und Graf Georg von Wertheim angehörten,599 vorgelegte Entwurf ermäßigte die Belastung der Kaufleute weiter auf einen halben Gulden von 100 fl ihrer werbenden güter.600 Mit dem Adel in Schwaben und Franken sollte darüber verhandelt werden, ebenfalls einen Beitrag von seinem Einkommen und Vermögen zu leisten, selbst einzunehmen und in einer eigenen Truhe zu verwahren. Ihre Untertanen sollten die Anlage aber in die allgemeine Truhe geben. Bischof Weigand von Bamberg bat daraufhin die Prälaten, Ritterschaft und Städte seines Hochstifts auf einem Landtag am 30. August um Rat, was er hinsichtlich der beharrlichen Türkenhilfe auf dem nächsten Reichstag antworten solle.601 Ferner kün595 Vgl. DRTA j.R. 4 Nr. 22, S. 53–87, Nr. 25, S. 104–176, Nr. 26, S. 176–212, Nr. 50–87, S. 340–429. 596 Ebd. Nr. 149, S. 603–605, Art. 28 f. 597 Ebd. S. 606 f., Art. 30–33. 598 Ebd. S. 607 f., Art. 34. 599 Ebd. Nr. 92, S. 442, Anm. 1. 600 Ebd., S. 445–451. 601 StAB B 28, 13, fol. 20v–25r (alt). Die Verhandlungen zur Durchsetzung des Wormser Edikts sind gedruckt bei Bachmann, Landstände, Ed. 28, S. 252–258.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

digte er an, zur Durchsetzung des Wormser Edikts sowie gegen Gotteslästerung und das Zutrinken Mandate aussenden und Zuwiderhandelnde bestrafen zu wollen, und begehrte hierzu die Hilfe der drei Stände.602 Schließlich begehrte er ihren Rat, wie er gegen das Verbrennen des (Kirchen-)Zehnten vorgehen solle. Die Ritterschaft antwortete bezüglich der Türkenhilfe wie ihre Standesgenossen in Würzburg, sie könnten nichts bewilligen, weil sie hiervon immer frei gewesen wären.603 Sie seien auch zu wenige und könnten nichts ohne Vorwissen der ganzen Ritterschaft in Franken bewilligen. Wenn Bischof Weigand eine endgültige Antwort wolle, solle er die ganze Ritterschaft laden. Die Vertreter der Städte brachten vor, daß sie bereits mit der Weihesteuer Bischof Weigands belastet seien. Außerdem seien sie nicht hinreichend instruiert, weil sie mit einem solchen Ansinnen nicht gerechnet hätten. Hinsichtlich des Wormser Edikts begehrten alle drei Stände zunächst von Bischof Weigand zu wissen, was überhaupt die neue Lehre sei.604 Dem Erlaß eines Mandats gegen Gotteslästerung und Bestrafung von Zuwiderhandlungen stimmten sie zu. Wegen des Zutrinkens solle Bischof Weigand ein entsprechendes Gebot an das Hofgesinde, die Amtleute und die Untertanen erlassen. Gegen das Verbrennen des Zehnten solle nach der Halsgerichtsordnung vorgegangen werden. Bischof Weigand ließ die Antwort der Ritterschaft hinsichtlich der Türkenhilfe auf sich beruhen.605 Die übrige fränkische Ritterschaft könne er nicht laden. Außerdem verhandelten Markgraf Casimir und Bischof Conrad von Würzburg bereits mit ihrer Ritterschaft. Die Städte forderte er auf, eine endgültige Antwort zu geben. Gegen die Gotteslästerung und das Zutrinken sollten die drei Stände ihm helfen, gegen das Verbrennen des Zehnten wolle er nach der Halsgerichtsordnung vorgehen. Hinsichtlich der neuen Lehre erläuterte er, das Wormser Edikt sei dahingehend zu verstehen, daß das heilige Evangelium und Wort Christi lauter, nach dem rechten waren cristlichen verstandt und wie es di lerer von der cristlichen kirchen angenommen [und] ausgelegt haben, gepredigt werden solle.606 Außerdem sei er gehalten, diejenigen zu bestrafen, die sich nicht gemäß dem Wormser Edikt verhalten würden, und begehrte hierzu erneut die Hilfe der Stände. Die drei Stände ließen es daraufhin bei ihrer Antwort hinsichtlich der Türkenhilfe, der Gotteslästerung, dem Zutrinken und dem Verbrennen des Zehnten bewenden.607 Ferner begrüßten sie es, daß das Evangelium lauter und klar gepredigt werden solle.608 Zur Durchführung des Wormser Edikts könnten sie jedoch nicht helfen. Dies betreffe das höchste Gut, nämlich den heiligen Glauben und die Seligkeit, und nicht nur die drei Stände, sondern alle Untertanen des Hochstifts. Sie seien nicht bevollmächtigt, 602 603 604 605 606 607 608

Ebd. Ed. 28, S. 252 f. StAB B 28, 13, fol. 25v–27v (alt). Bachmann, Landstände, Ed. 28, S. 253. StAB B 28, 13, fol. 28r–30r (alt). Bachmann, Landstände, Ed. 28, S. 253 f. StAB B 28, 13, fol. 30r–31v (alt). Bachmann, Landstände, Ed. 28, S. 254 f.

Türkenhilfe und Religion, Bauernkrieg und Gravamina von 1523 bis 1532

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ohne die anderen hierin etwas zu bewilligen. Übertreter des Wormser Edikts solle Bischof Weigand möglichst nicht bestrafen, außer nach einem persönlichen Verhör und unter Hinzuziehung von Vertretern der drei Stände. In diesem Fall sei Bischof Weigand dann um so mehr befugt, die Hilfe der drei Stände zu verlangen. Ferner kritisierten sie die Teilnahme Bischof Weigands an den Regensburger Beschlüssen. In Regensburg hatten Erzherzog Ferdinand von Österreich, Erzbischof Matthäus von Salzburg, die Herzöge Wilhelm, Ludwig und Johann von Bayern, letzterer als Administrator des Hochstifts Regensburg, Bischof Bernhart von Trient und die bevollmächtigten Räte der Bischöfe Weigand von Bamberg, Georg von Speyer, Wilhelm von Straßburg, Christoph von Augsburg, Hugo von Konstanz, Philipp von Freising und Sebastian von Brixen und des Herzogs Ernst von Bayern als Administrator des Hochstifts Passau am 6. Juli 1524 beschlossen, das Wormser Edikt durchzuführen, die lutherische Lehre mit aller Schärfe zu bekämpfen und an den alten Gebräuchen hinsichtlich der Messe, des Sakraments und des Fastens, Betens, Beichtens und Opferns festzuhalten.609 Bischof Weigand ließ die Antwort der drei Stände hinsichtlich der ersten drei Artikel auf sich beruhen.610 Mit der Durchführung des Wormser Edikts könne er jedoch nicht warten, weil ihm sonst selbst Bestrafung durch den Papst oder Kaiser Karl drohe.611 Die Stände sollten ihm hierbei helfen. Dem Regensburger Beschluß habe er noch nicht zugestimmt. Darauf erklärten die Vertreter der drei Stände abermals, die Durchführung des Wormser Edikts betreffe das höchste Gut, nämlich den heiligen Glauben und die Seligkeit, und nicht nur die drei Stände, sondern alle Untertanen des Hochstifts.612 Sie hätten keine Vollmacht, hierin etwas zu beschließen. Bischof Weigand möge die ganze Landschaft auf einen Landtag laden. Bis zum Speyerer Reichstag solle er gegen niemanden vorgehen. Ferner solle er dafür sorgen, daß das Volk mit guten Pfarrern versehen werde, damit es sich über keinen Mangel beklagen könne. Außerdem baten einige Prälaten und Ritter um Freilassung des Forchheimer Predigers Jörg Kreutzer, da Bischof Weigand auch andere Aufrührer freigelassen habe, die mehr verwirkt hätten als der Prediger.613 Diese Bitte schlug Bischof Weigand indessen ab. Die Mahnung, darauf zu achten, daß das Volk mit guten Pfarrern versehen sei, hatte ihren Grund darin, daß viele Pfarrstellen Domherren und anderen Kanonikern als Pfründen verliehen worden waren, die das Amt nicht selbst wahrnahmen, sondern durch einen Pfarrverweser versehen ließen. Diese Pfarrverweser mußten demjenigen, dem die Pfarre verliehen worden war, hierfür eine jährliche Rente zahlen. Deshalb waren die Pfarrverweser oft nicht die besten Seelsorger, sondern mehr darauf bedacht, die Einkünfte aus der Pfarrstelle in Form von Gebühren für Amtshandlungen oder ähnliches zu steigern, um die Rente zahlen und daneben noch selbst von der Pfarr609 610 611 612 613

Pfeilschifter 1 Nr. 123, S. 329–334. Auszüge bei Ay Nr. 170, S. 282–284. StAB B 28, 13, fol. 32rv (alt). Bachmann, Landstände, Ed. 28, S. 255 f. StAB B 28, 13, fol. 32v–34v (alt); Bachmann, Landstände, Ed. 28, S. 256 f. StAB B 28, 13, fol. 34v–35r (alt); Bachmann, Landstände, Ed. 28, S. 257 f.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

stelle leben zu können. Über diese Form der Bewirtschaftung einer Pfarrstelle durch den Eichstätter Domdekan Johann von Wirsberg beschwerten sich im Jahre 1522 Bürgermeister und Rat der Stadt Kitzingen bei Markgraf Casimir.614 Aus demselben Grund forderten die Bauern im Bauernkrieg das Recht der freien Wahl des Pfarrers durch die Gemeinde und die alleinige Verwendung der Einkünfte zur Besoldung des Pfarrers,615 also desjenigen, der die Seelsorge ausübte.616 Die Würzburger Ritterschaft benannte nach dem Bauernkrieg als eine von dessen Ursachen, die Pfarrverweser hätten die Arbeit und andere den Nutzen, weshalb viele ungeschickte und ungelehrte Leute zum Predigen zugelassen worden seien.617 Jörg Kreutzer hatte mit seinen reformatorischen Predigten den Anstoß zu einem Aufstand der Forchheimer Gemeinde am 26.  Mai 1524 gegeben.618 Die Gemeinde und die sich mit ihr verbündenden Bauern der Umgegend hatten gefordert, daß alle Gewässer, Vögel und (wilden) Tiere frei und für jedermann jagdbar sein sollten, daß nur der 30. Teil des Getreides als Zehnt gegeben werden sollte, und nur dem Bischof und nicht dem Domprobst, daß das Domkapitel keine Weihsteuer erhalten sollte, daß die Geistlichen und die Freihäuser zu den bürgerlichen Lasten beitragen und die Geistlichen ihre Zinse und Forderungen vor den weltlichen Gerichten einklagen sollten.619 Bischof Weigand hatte den Aufstand auf Betreiben des Domkapitels niederschlagen und Jörg Kreutzer und 40 Bürger und Bauern als Rädelsführer verhaften lassen, die Bürger und Bauern aber gegen Urfehde alsbald wieder freigelassen. Bei den Zehntverbrennungen handelte es sich wohl um Nachwirkungen dieses Aufstands. Nach dem Ende des Landtags baten die Vertreter der Städte und der Landschaft die Prälaten und Ritterschaft um Rat, wie sie sich hinsichtlich der Türkenhilfe verhalten sollten.620 Außerdem baten sie, ihnen mitzuteilen, wie sich die Prälaten und Ritterschaft zu verhalten gedächten, wenn Bischof Weigand ein Mandat zur Einhaltung des Wormser Edikts ausgehen lassen oder jemanden deshalb bestrafen würde.621 Die Prälaten und Ritterschaft antworteten hierauf, sie hofften, Bischof Weigand werde dies nicht tun, wenn aber doch, wollten sie sich mit Schreiben, Reden und Reiten für die Betroffenen einsetzen. Hatte sich der Adel des Hochstifts Würzburg auf dem Landtag vom 8. bis 10. Dezember 1523 in der Frage der Durchführung des Wormser Edikts noch sehr bedeckt gehalten, so gingen die Stände des Hochstifts Bamberg gegenüber Bischof Weigand sehr viel weiter. Sie sträubten sich nicht nur, bei der Durchführung des Wormser Edikts Hilfe zu leisten, sondern forderten von Bischof Weigand, hiermit bis zum Spey614 615 616 617 618 619 620 621

Demandt/Rublack, S. 36–46 und Nr. 28, S. 204 f. Franz, Quellen, Nr. 43, S. 175 f. Ebd. Nr. 101, S. 329 [6] und Zweifel, S. 77. StAW Stdb 950, fol. 2v. Endres, Bauernkrieg in Bamberg, S. 106. Franz, Quellen, Nr. 96, S. 315. StAB B 28, 13, fol. 37v–39v (alt). Bachmann, Landstände, Ed. 28, S. 258.

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erer Reichstag zu warten. Darüber hinaus griffen sie mit ihrer Forderung, Übertreter des Wormser Edikts nur nach Hinzuziehung von Vertretern der drei Stände zu bestrafen, recht unverhohlen in die geistlichen Kompetenzen Bischof Weigands ein. Auch ihre Kritik an den Beschlüssen von Regensburg und das Versprechen des Einsatzes für von der Durchführung des Wormser Edikts Betroffene zeugen vom Widerstand der Stände gegen das Wormser Edikt und ihrem Eintreten für die Sache Luthers. Darüber hinaus machten sie deutlich, daß es sich für sie bei der Durchführung des Wormser Edikts um eine Gewissensentscheidung handelte. Das offensive Eintreten der Stände für die Sache Luthers beruhte in erster Linie auf der Haltung der Städte des Hochstifts, wie schon daraus erhellt, daß ihre Vertreter es waren, die nach dem Ende des Landtags an die Vertreter der beiden anderen Stände herantraten, um zu erfahren, wie diese sich im Konfliktfall verhalten würden. Aber auch ein Teil der Ritterschaft sympathisierte kaum verhohlen mit der Sache des Wittenberger Reformators, wie ihr Eintreten für den Forchheimer Prediger Jörg Kreutzer zeigt sowie ihre Antwort, sie wollten sich für von der Durchführung des Wormser Edikts Betroffene einsetzen. Ferner bildeten die Prälaten, Ritterschaft und Städte einen Ausschuß, der nach Abschluß des Landtags mit dem bischöflichen Kanzler Hieronimus Kammermeister, dem Landschreiber Johann Scheipff, dem Rat Dr. Johann Fock, dem Domdekan Sebastian von Künsberg und den Domherren Daniel von Redwitz und Reimar von Streitberg weiter über die Beschwerden der drei Stände verhandelte.622 Die Ritterschaft entsandte Dr. Jörg von Streitberg, Eukarius von Aufseß, Wilhelm von Wiesentau, Fritz von Redwitz, Eukarius von Rosenau, Wolf von Schaumberg und Hans von Rotenhan in den Ausschuß. Hinsichtlich der Handhabung des Landgerichts und des Hofgerichts verglich sich der Ausschuß weitgehend.623 So sollte der Landrichter ein Ritter sein, das Landgericht mit sechs Rittern, zwei Gelehrten und zwei Bürgern der Stadt Bamberg besetzt und alle vier Wochen gehalten werden. Widerklagen sollten nach altem Herkommen zugelassen werden. Advokaten und Prokuratoren sollten ihre Schriftsätze unterschreiben, Urteilsausfertigungen aber nicht unterschrieben werden. Am 6.  September vertagte der Ausschuß die Behandlung der übrigen Beschwerden und der noch unverglichenen Punkte auf den 3. November. In den Verhandlungen vom 5. bis zum 8. November konnte der Ausschuß über die Beschwerden hinsichtlich des geistlichen Gerichts, der Sende und der Pfarrer keine Einigung erzielen.624 Hinsichtlich der Beschwerden über die Zent-, Amt- und Kastengerichte erklärten die Verordneten Bischof Weigands und des Domkapitels, sich erkundigen zu wollen. Auch über die noch unverglichenen Punkte der Handhabung des Landgerichts und des Hofgerichts konnte keine Einigung erzielt werden. Außerdem brachten die Prälaten, Ritter und Städte eine Reihe neuer Beschwerden vor, über die sich der Ausschuß jedoch vergleichen konnte. Über weitere Beschwerden sollte am 622 StAB B 28, 13, fol. 35v–36v (alt). 623 Ebd., fol. 44v–53r (alt). 624 Ebd., fol. 53v–81v (alt).

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

23. Januar 1525 verhandelt werden. Es ist jedoch nicht überliefert, ob dies tatsächlich geschah. Unterdessen vereinigten sich die weltlichen Stände Frankens, das heißt die Markgrafen Casimir und Georg, die Grafen Wilhelm und Bertold von Henneberg, Johann von Castell, Georg von Wertheim und Philipp von Rieneck, Schenk Eberhard, Herr zu Erbach, Schenk Gottfried, Herr zu Limpurg, Johann Freiherr von Schwarzenberg und die Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg ob der Tauber, Windsheim und Schweinfurt, am 26. August 1524 in Windsheim zur Durchsetzung ihrer Kandidaten als Beisitzer im Reichregiment und im Kammergericht, die sie am 30. Juli ebendort gegen diejenigen der drei Bischöfe von Bamberg, Würzburg und Eichstädt gewählt hatten,625 und zu gegenseitiger Hilfe bei Beschwerungen durch die geistlichen Gerichte der Bischöfe.626 Ferner vereinbarten sie ein weiteres Treffen am 12. Oktober in Rothenburg ob der Tauber, um sich für den Reichstag in Speyer auf einen gemeinsamen Ratschlag über 23 Artikel zu einigen, in denen Markgraf Casimir die Differenzen zwischen der alten und der neuen Lehre hatte aufzeichnen lassen.627 Der Ratschlag sollte ausschließlich auf der Grundlage der Heiligen Schrift erfolgen. In Vollzug dieses Beschlusses lud Markgraf Casimir Vertreter der Prälaten, Pfarrer und Städte sowie seine weltlichen Räte auf den 25. September nach Ansbach.628 Die meisten Prälaten antworteten dort auf die 23 Artikel, sie wollten am alten Herkommen festhalten, das seit mehr als tausend  Jahren bestehe und von Päpsten, Kaisern und Konzilien bestätigt worden sei.629 Die Neuerungen hielten sie für ketzerisch. Hingegen erklärten sich die meisten Pfarrer zu einer Diskussion über die Artikel bereit. Die weltlichen Räte befanden dies einhellig allein schon deshalb für notwendig, weil es die Reichsstände geboten hätten.630 Käme man ohne einen Ratschlag auf den Reichstag, könne dort nicht fruchtbar verhandelt werden. Außerdem wäre dies für Markgraf Casimir schimpflich. Die Städte baten, sie bei dem Wort Gottes bleiben zu lassen, und waren deshalb zur Diskussion über die Artikel bereit. Daraufhin wurde ein Ausschuß von sechs Prälaten und Äbten und sechs Pfarrern und Predigern eingesetzt, der einen Ratschlag erarbeiten sollte. Wie nach den Äußerungen der Prälaten und der Pfarrer nicht anders zu erwarten, konnten sich seine Mitglieder jedoch nicht einigen und legten daher einen katholischen und einen evangelischen Ratschlag vor.631 Beide Ratschläge versuchten der Vorgabe des Windsheimer Beschlusses entsprechend die Richtigkeit ihrer Ansicht aus der Bibel zu beweisen. 625 Hartung, Fränkischer Kreis, S. 172 und Nr. 9–11, S. 246–250. 626 Höfler, Fränkische Studien (1852), Nr. 135, S. 245–251 (mit falscher Datierung und falschem Teilnehmerkreis). Vgl. Hartung, Fränkischer Kreis, S. 172 mit Anm. 2. 627 Schmidt/Schornbaum Nr. 2, S. 180–182; Kraussold, S. 26–29. 628 Ebd., S. 30 f. Vgl. auch Schornbaum, Kasimir, S. 37 f. und Schaupp, S. 212. 629 Schornbaum, Protokoll, S. 99–102; ders., Kasimir, S. 40–44. 630 Schornbaum, Protokoll, S. 102 f.; ders., Kasimir, S. 45 f. 631 Schmidt/Schornbaum Nr. 3, S. 183–322 und Nr. 4, S. 323–339.

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Inzwischen war in Ansbach ein Mandat Kaiser Karls vom 15. Juli aus Burgos eingetroffen, mit dem er den Vollzug des Wormser Edikts gebot und den geplanten Reichstag von Speyer verbot.632 Trotzdem schlug Johann Freiherr von Schwarzenberg in einer weiteren Sitzung der weltlichen Räte am 1. Oktober vor, man solle unangesehen aller päpstlichen und kaiserlichen Gebote bei dem lauteren, klaren Wort Gottes bleiben, denn Gott sei stärker und mehr zu fürchten als alle Menschen.633 Doch solle nicht mit Gewalt hineingefahren, sondern ein gütlicher Abschied gemacht werden, dahinlautend, daß Markgraf Casimir sehe, daß derzeit zweierlei gepredigt werde, und daher sein Befehl laute, das Wort Gottes lauter und klar zu predigen nach dem Alten und dem Neuen Testament, und nichts, was dem zuwiderlaufe. Reden, die zu Zank Anlaß bieten könnten, sollten verboten werden, insbesondere die jeweils andere Partei lutherisch oder päpstlich oder ketzerisch zu schelten. Schließlich sollte Markgraf Casimir niemanden bestrafen, der sich nach dem Evangelium verhielte, insbesondere nicht Priester, die sich verheirateten, den Empfang des ganzen Sakraments (unter beiderlei Gestalt) nicht verhindern, das Fleischessen (Übertretung der Fastengebote) weder befehlen noch bestrafen, aber andere mutwillige Taten bestrafen, solange dies nicht gegen das Wort Gottes sei, und der Regensburger Vereinigung keine weitere Antwort geben. Demgegenüber rieten der Hauptmann auf dem Gebirge Hans von Leineck und der Hofmeister Sigmund von Heßberg, das Wort Gottes predigen zu lassen, sich aber aller Neuerungen (in den Gebräuchen) zu enthalten und das kaiserliche Mandat zu verkünden.634 Hans von Seckendorff pflichtete Johann Freiherrn von Schwarzenberg darin bei, das Wort Gottes lauter und klar predigen zu lassen und Schmähungen zu verbieten.635 Hinsichtlich der Gebräuche riet er, Markgraf Casimir solle etliche Hochgelehrte einladen und beratschlagen, was sich nach dem Wort Gottes und dem heiligen Glauben gemäß zu tun gebühre, und die Landschaft zu bitten, bis dahin an den Gebräuchen und Zeremonien nichts zu ändern. Wenn aber jemand gegen die Gebräuche verstoße, etwa die Fastengebote nicht einhalte, solle Markgraf Casimir so tun, als sehe er es nicht. Die meisten anderen weltlichen Räte stimmten dem Vorschlag Hans von Seckendorffs zu, etliche aber auch dem des Freiherrn Johann von Schwarzenberg.636 Es wurde daher beschlossen, die beiden unterschiedlichen Ratschläge durch Gelehrte begutachten zu lassen.637 Inzwischen sollten das Wort Gottes lauter und rein gepredigt werden und keine Seite die andere schmähen, insbesondere nicht öffentlich auf der Gasse oder in Wirtshäusern. In diesem Sinne erging auch ein Ausschreiben Markgraf Casimirs an die Städte des Fürstentums Ansbach.638

632 633 634 635 636 637 638

DRTA j.R. 5/6 Nr. 1, S. 104–107; StAN FstBrAnsb RA 1a, fol. 255rv; Schaupp, S. 212. Schornbaum, Protokoll, S. 103 f.; ders., Kasimir, S. 52. Schornbaum, Protokoll, S. 104. Ebd., S. 105; ders., Kasimir, S. 53 f. Schornbaum, Protokoll, S. 105–107; ders., Kasimir, S. 54 f. Sehling 11,1 Nr. II.3, S. 80 f.; Schaupp, S. 213. StAB A 160, Lade 571, Nr. 1906a.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Auf dem Treffen in Rothenburg ob der Tauber beschlossen die weltlichen Reichsstände Frankens am 12. Oktober, ihre Bemühungen um eine einheitliche Position in der Glaubensfrage trotz des kaiserlichen Verbots des Speyerer Reichstags fortzusetzen.639 Hierzu wollten sie bis zum 30. November ihre Ratschläge vorlegen. Nürnberg legte einen evangelischen Ratschlag vor, ebenso die Grafen Georg von Wertheim und Wilhelm von Henneberg.640 Weitere Beratungen erfolgten jedoch nicht mehr. Die überlieferten Äußerungen auf den Land- und Rittertagen zeugen von einer im fränkischen Adel weit verbreiteten Sympathie für die Sache Luthers. Gemeinsamer Ausgangspunkt war die Forderung, das Evangelium lauter und klar zu verkünden. Diese Forderung stand am Anfang aller Äußerungen des fränkischen Adels zur Glaubensfrage, und sie wurde auch von denjenigen Adeligen geteilt, die der alten Kirche und den alten Gebräuchen treu bleiben wollten. Der Autorität der Heiligen Schrift konnte sich niemand entziehen. Sie bot eine gemeinsame Grundlage für alle. Hiermit befanden sich die Adeligen im übrigen in Übereinstimmung mit den Beschlüssen der Reichstage. Die Forderung nach lauterer und klarer Verkündung des Evangeliums war zunächst eine Reaktion auf den aktuellen Anlaß, nämlich die Bitte der Bischöfe um Unterstützung ihres Vorgehens gegen evangelische Prediger. Sie zeigt darüber hinaus, daß an der Verkündigung des Evangeliums offensichtlich ein Mangel bestand. Dies beruhte zumindest teilweise darauf, daß Pfarrstellen an Geistliche verliehen wurden, die das Amt nicht selbst wahrnahmen, sondern durch Pfarrverweser versehen ließen. Die Pfarrverweser waren aber nicht immer die besten Seelsorger, sondern in erster Linie darauf bedacht, die Einkünfte aus der Pfarrstelle in Form von Gebühren für Amtshandlungen oder ähnliches zu steigern, um dem Pfründeninhaber die vereinbarte Rente zahlen und daneben noch selbst von der Pfarrstelle leben zu können. Deshalb forderten die Bamberger Landstände ausdrücklich, Bischof Weigand möge dafür sorgen, daß das Volk mit guten Pfarrern versehen sei, damit es sich über keinen Mangel beklagen könne. Schließlich zeigen die Forderung nach lauterer und klarer Verkündigung des Evangeliums und das Vorgehen der Bischöfe gegen die evangelischen Prediger, daß die evangelische Bewegung in Franken in erster Linie eine Predigt- und Predigerbewegung war. Eine Reihe von Adeligen begnügte sich jedoch nicht mit der Forderung nach lauterer und klarer Verkündigung des Evangeliums, sondern verlangte darüber hinaus die Abschaffung der alten Gebräuche, so etwa Johann Freiherr von Schwarzenberg und andere Adelige im Anschluß an den Ansbacher Landtag von 1524. Auch die Kritik der Bamberger Landstände an der Teilnahme Bischof Weigands an den Regensburger Beschlüssen deutet in diese Richtung. Andere Adelige hielten aber durchaus noch an den alten Gebräuchen fest, wie die Äußerungen des markgräflichen Hofmeisters und des Hauptmanns auf dem Gebirge nach dem Ansbacher Landtag von 1524 zeigen. Wieder andere Adelige waren sich unsicher, welcher Lehre sie sich anschließen sollten. 639 Schornbaum, Kasimir, S. 59. 640 Ebd., S. 60 f.

Türkenhilfe und Religion, Bauernkrieg und Gravamina von 1523 bis 1532

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Aber der Adel stand nicht an der Spitze der evangelischen Bewegung in Franken. Dies waren vielmehr die Bürger in den Städten. Dies hängt damit zusammen, daß die evangelische Bewegung in Franken in erster Linie eine Predigt- und Predigerbewegung war und evangelische Prediger zuerst und vornehmlich in den Städten auftraten und weniger auf dem Land. Viele Adelige griffen jedoch die neuen Inhalte schnell auf und unterstützten sie. Hinsichtlich der Türkenhilfe beharrte die fränkische Ritterschaft darauf, hiervon frei zu sein. Zusätzlich beriefen sich die Ritter darauf, daß nur die fränkische Ritterschaft in ihrer Gesamtheit eine solche Hilfe bewilligen könne

2. Der fränkische Adel im Bauernkrieg a) Der fränkische Adel im Bauernkrieg Der Bauernkrieg brach in Franken zuerst in der Zeit vom 21. bis zum 23. März 1525 im Gebiet der Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber aus.641 Am 21. März waren etliche Bauern aus Ohrenbach, einem Dorf innerhalb der Rothenburger Landwehr, unter Pfeifen und Trommelschlagen in die Reichsstadt gezogen, hatten sich dort mit einigen Männern der Gemeinde, die wenig später eine führende Rolle im Aufstand der Gemeinde gegen den Rat der Reichsstadt spielten, unterredet und dabei aufrührerische Reden gegen den Rat geführt. Nachdem sie deshalb durch den Rat aus der Reichsstadt gewiesen worden waren, mahnten sie zu Hause ihre Nachbarn und die Bauern der benachbarten Dörfer auf, woraufhin ihnen beinahe alle Bauern der zwischen Rothenburg und Ohrenbach gelegenen Dörfer und darüber hinaus zuzogen. Etwa gleichzeitig hatten sich auch etliche hundert Bauern in dem Dorf Brettheim versammelt, die ebenfalls ihre Nachbarn aufmahnten, ihnen zuzuziehen, anderenfalls sie ihnen ihr Leib und Gut nehmen wollten. Denn längst nicht alle Bauern wollten sich ihnen anschließen. Etliche Dörfer baten den Rat der Reichsstadt um Hilfe gegen die Bedrohung durch die Aufständischen. Da der Rat sich jedoch der eigenen Bürgerschaft nicht sicher war, konnte er nicht mehr für sie tun, als sie aufzufordern, sich gerüstet zu halten und gehorsam zu bleiben. Was den letzten Anstoß zu der Erhebung gegeben hatte, läßt sich den Quellen nicht mit Sicherheit entnehmen. Angeblich soll der Aufstand von langer Hand vorbereitet gewesen sein. Auch sollen sich die aufständischen Bauern im Einverständnis mit einem Teil der Gemeinde von Rothenburg befunden haben.642 Vielleicht hat den letzten Anstoß die Verbreitung der 12 Artikel der aufständischen Bauern im Schwarzwald, am Bodensee und in Schwaben gegeben.643 Die schwäbischen Bauern forderten darin im wesentlichen die freie Wahl des Pfarrers, der das Evangelium lauter und klar und 641 Zweifel, S. 35–39 und 47–49; Franz, Bauernkrieg, S. 177–181. 642 Vgl. Zweifel, S. 35 und 40 f. 643 Fries, Bauernkrieg 1, S. 8.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

ohne menschliche Zusätze verkünden sollte, durch die Gemeinde, die Verwendung des großen Kornzehntens ausschließlich zur Besoldung des Pfarrers und zur Versorgung der Armen, notfalls auch anstelle einer Landsteuer, die Abschaffung des kleinen Zehnten, der Leibeigenschaft und des Todfalls, freie Nutzung der eigenen Gewässer und der Gemeindewälder, Ermäßigung der Frondienste und der Gülten und die Rückgabe zur Allmende gehörender Güter.644 Die Rothenburger Bauern wandten sich gegen das Hauptrecht, eine Abgabe beim Tod des bäuerlichen Lehnsnehmers,645 und den Handlohn, eine Abgabe bei jeglicher Besitzveränderung,646 auch gegen die Leibeigenschaft, die allerdings in Franken kaum eine Rolle spielte,647 vor allem aber gegen Steuern und Zölle, namentlich das Klauengeld (eine Viehsteuer), das Bodengeld (eine Getränkesteuer) und das Ungeld.648 Außerdem wandten sie sich gegen die Einnahme des großen und kleinen Zehnten durch die Geistlichkeit ohne Erbringung einer Gegenleistung. Sie wollten nur denjenigen Geistlichen etwas geben, die auch die Mühe hatten, also den Gottesdienst bei ihnen hielten oder sich sonst um ihr Seelenheil kümmerten. Zur Begründung ihrer Forderungen bezogen sie sich – in recht unklarer Weise – auf das Wort Gottes, das in diesen Tagen je länger je mehr hervorbreche. Der Rat der Reichsstadt reagierte auf den Ausbruch der Empörung mit einem scharfen Mandat an die übrigen Dörfer der Rothenburger Landwehr, denen von Ohrenbach und von Brettheim nicht zuzuziehen.649 Da sich der Rat aber der eigenen Bürger nicht sicher war, berief er zunächst die Gemeinde auf das Rathaus, um sich ihrer Unterstützung zu versichern, und schickte eine Gesandtschaft an die inzwischen in Brettheim versammelten Bauern, um sie durch gütliche Unterhandlung zur Abstellung ihres Aufruhrs zu bewegen. Aus diesen Gründen schlug der Rat auch ein Hilfsangebot Markgraf Casimirs aus, der dafür plädierte, den Bauernhaufen sofort zu zersprengen. Die Gemeinde unter der Führung eines Stephan von Menzingen wollte jedoch zunächst eine Gesandtschaft an die Bauern schicken, um ihre Beschwerden zu hören und ob sich diese mit dem Evangelium vereinbaren ließen oder nicht. Die meisten der Beschwerden, insbesondere hinsichtlich der Geistlichkeit und der Steuern, wurden nämlich von der Gemeinde geteilt. Nachdem ihre eigene Bürgerschaft so offenkundig den Bauern zuneigte, traute sich der Rat der Reichsstadt erst recht nicht mehr, Markgraf Casimir zu Hilfe zu rufen. Dieser beschränkte sich dann darauf, die aufständischen Bauern davon abzumahnen, markgräfliche Untertanen zu ihnen zu fordern,650 und einen Tag der fränkischen Fürsten, Grafen und Herren auf den 3. April nach Neustadt an der Aisch auszuschreiben, um über weitere Maßnahmen

644 645 646 647 648 649 650

Franz, Quellen, Nr. 43, S. 174–179. Endres, Bauernkrieg in Bamberg, S. 99. Ebd., S. 99; ders., Bauernkrieg in Franken, S. 38 f. Ebd., S. 36. Zweifel, S. 76–78; Franz, Quellen, Nr. 101, S. 328–330. Das folgende nach Zweifel, S. 37–65. Vgl. auch ebd., S. 119–139 (Beschwerden der Handwerker). Ebd., S. 96 und 98 f.; Fries, Bauernkrieg 1, S. 20.

Türkenhilfe und Religion, Bauernkrieg und Gravamina von 1523 bis 1532

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zu beraten.651 Ebenso beschränkte sich Bischof Conrad von Würzburg zunächst darauf, Kundschaften über den Aufstand durch die Amtleute der nächstgelegenen Ämter einzuziehen und die mit ihm verbündeten Kurfürsten, den Erzbischof Albrecht von Mainz und Pfalzgraf Ludwig, vorsorglich um Hilfe zu bitten, nachdem die Bauern sich angeblich hatten vernehmen lassen, sie wollten nach Würzburg ziehen und dort die Güter der Pfaffen, Mönche und Nonnen einnehmen.652 Der „Pfaffenhaß“, insbesondere auf die reichen Klöster, wurde zu einem charakteristischen Zug des Bauernkriegs in Franken.653 Am 27. März plünderten die Rothenburger Bauern das Johanniterschloß Reichertsroth aus.654 Dem vor Reichertsroth lagernden Haufen zogen auch Bauern Zeysolfs von Rosenberg zu mit der Bitte, ihnen gegen ihren Herrn zu helfen. Zeysolf von Rosenberg erhielt hiervon frühzeitig Kenntnis und bat seinen Lehnsherrn, Bischof Conrad von Würzburg, um Hilfe.655 Dieser schrieb ihm zurück, er könne ihm keine Hilfe schicken, weil er das Gros seiner Reiter dem Schwäbischen Bund zur Unterdrückung des Aufstands im Schwarzwald, am Bodensee und in Schwaben gesandt habe und Nürnberger Kaufleute zur Messe nach Frankfurt geleiten müsse. Er wolle aber Reiter anwerben und ihn, falls sich die Sache inzwischen nicht beruhigt habe, auf sein weiteres Ansuchen mit gnädiger Antwort nicht verlassen. In Verfolgung dessen richtete Bischof Conrad sodann unter dem 29. März ein Ausschreiben an die Lehnleute des Hochstifts, sich zu rüsten und in Bereitschaft zu halten und am 5. April nach Würzburg zu kommen, um zu beraten, wie dem Aufruhr begegnet werden könne.656 Zwischen Zeysolf von Rosenberg und dem Bauernhaufen taidigten Georg, Hans und Cunz von Rosenberg, Albrecht von Adelsheim, Wilhelm von Rechberg und andere Adelige, die mit ihm im Schloß Haltenbergstetten lagen, daß die Irrungen zwischen Zeysolf von Rosenberg und seinen Bauern durch vier Adelige geschlichtet werden sollten,657 nachdem die Bauern zunächst verlangt hatten, Zeysolf von Rosenberg solle ihnen eine Verschreibung geben, ihnen alle Zusagen zu halten, die die Bauernschaft auf ihrem jetzigen Zug erlangen würde.658 Ebenso liefen die Bauern Philipps von Finsterlohr aus den Dörfern Lautenbach, Vorbachzimmern und Dunsendorf zu den Rothenburger Bauern, obwohl Philipp von Finsterlohr ihnen verbrieft hatte, er werde ihnen das halten, was andere Obrigkeiten ihren Untertanen zusagen würden.659 Daraufhin zog der Haufen am 5. April weiter in das Kloster Schäftersheim und plünderte es. 651 652 653 654 655 656 657 658 659

Ebd., S. 14–16; Merx Nr. 1, S. 1. Fries, Bauernkrieg 1, S. 9–11. Vgl. zum folgenden auch Franz, Bauernkrieg, S. 181 f. Zweifel, S. 87 f.; Franz, Quellen, Nr. 100, S. 325 f. Fries, Bauernkrieg 1, S. 10 f. Ebd., S. 17 f.; Merx, Nr. 2, S. 1 f.; StAW Ms 8, fol. 1r–9r. Zweifel, S. 151; Franz, Quellen, Nr. 100, S. 326. Fries, Bauernkrieg 1, S. 22. Siehe auch Franz, Quellen, Nr. 109, S. 347. Fries, Bauernkrieg 1, S. 20.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Inzwischen hatte der Aufstand auch im Hochstift Würzburg begonnen. Am 1. April waren einige Einwohner des würzburgischen Fleckens Marktbibart in das Kloster Birklingen eingefallen und hatten die Mönche genötigt, sie zu bewirten.660 Nachdem sie in den Flecken zurückgekehrt waren, hatten sie die Nachbarstädte aufgemahnt, von wegen gotlicher gerechtikait zu uns uf morgen zu komen und die hanthaben helfen; dan nichts wir begeren, dann was recht und billich ist. Dem Amtmann des benachbarten Neuburg, Werner von Stetten, verwehrten sie den Einlaß. In einem Brief an Bischof Conrad stellten sie ein Vorgehen gegen die Mönche in Abrede und rechtfertigten das Versperren der Tore damit, der bischöfliche Keller habe das Reisbanner aufgesteckt, die Gemeinde aber nicht über die Ursache unterrichtet. Deshalb hätten sie nicht gewußt, wie sie sich verhalten sollten. Zugleich beschwerten sie sich darüber, daß der bischöfliche Keller weder Zinsen noch Steuern gebe, über die Höhe der Abgaben, über die Frondienste für das Schloß Neuburg und den großen Kirchenzehnten. Mit einem militärischen Vorgehen gegen die Aufständischen zögerte man im bischöflichen Rat, weil man nicht der erste sein wollte, der tätlich gegen die Bauern vorging, und weil der Ausgang eines solchen Unternehmens ungewiß sei, nachdem man nur eine geringe Anzahl von Kriegsknechten zur Hand habe.661 60 Reiter unter dem Marschall Heinz Truchseß von Wetzhausen, die Bischof Conrad nach Marktbibart geschickt hatte, um zu sehen, wie die Sachen dort stünden, kehrten wieder um, nachdem sie festgestellt hatten, daß die von Marktbibart nicht mehr zu Hause waren.662 Statt dessen sandte Bischof Conrad diese Reiter in die Gegend des Schlosses Reigelberg und der Stadt Aub, um von dort aus die Bewegungen des Taubertaler Haufens zu verfolgen.663 Während die Rothenburger Bauern noch vor Haltenbergstetten lagen, waren ihnen weitere Bauern anderer Herrschaften zugezogen, unter anderem würzburgische aus den Ämtern Büthart und Lauda.664 Eine bischöfliche Gesandtschaft, bestehend aus Carl Zollner zum Rotenstein, Schultheiß von Würzburg, und Friedrich von Schlitz gen. von Görtz, Amtmann von Gemünden, hatte den Abfall nur verzögern, nicht aufhalten können. Am 5. April zogen die von Bütthart, Lauda, Grünsfeld, Mergentheim, Weikersheim, Markelsheim und andere zu den Rothenburger Bauern nach Schäftersheim und übernahmen dort als Tauberhaufen das Kommando. Die Rothenburger Bauern entließen sie nach Hause unter der Bedingung, ihnen auf ihr Geheiß wiederum zuzuziehen. Sie erfüllten damit eine Forderung der Gemeinde der Reichsstadt Rothenburg, die über ihre Beschwerden gegen den Rat der Reichsstadt nur entscheiden wollte, wenn die Bauern zuvor nach Hause gingen.665 660 661 662 663 664 665

Fries, Bauernkrieg 2, S. 16–20. Fries, Bauernkrieg 1, S. 23. Ebd., S. 23–25 und 44–46. Vgl. ebd., S. 56 f. Ebd., S. 28–30; 2, S. 176–180; Zweifel, S. 151 f. Vgl. ebd., S. 95, 141 und 143–145.

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Die Umbildung des Rothenburger zum Taubertaler Haufen hatte zwei Konsequenzen. Zum einen erweiterte sich der Aktionskreis des Haufens, denn die ihm zugezogenen Bauern erwarteten selbstverständlich, daß der Haufen ihnen zumindest zu ähnlichen Verträgen mit ihren Herrschaften verhelfen werde wie den Bauern Zeysolfs von Rosenberg. In Konsequenz dessen zog der Taubertaler Haufen zunächst nach Mergentheim und plünderte das dortige Schloß des Deutschen Ordens.666 Sodann zog er weiter nach Grünsfeld und Lauda und eroberte das würzburgische Schloß Oberlauda,667 nachdem die Besatzung sich geweigert hatte, sich zu ergeben, und von dort wieder über Mergentheim in das Hochstift Würzburg hinein.668 Zum anderen radikalisierte sich der Haufen. Während die Rothenburger Bauern noch konkrete Forderungen aufgestellt hatten, begehrte der Taubertaler nunmehr schlicht, was das heilige Evangelium aufrichte, solle aufgerichtet sein, und was es niederlege, solle niedergelegt sein.669 Schädliche Schlösser sollten abgebrochen werden und alle Geistlichen und Weltlichen sich fortan an das allgemeine Bürger- und Bauernrecht halten. Auch Adelige, die in ihre Bruderschaft kommen wollten, mußten bewilligen, ihre Schlösser abbrechen zu lassen, oder dieses in angemessener Zeit selbst zu tun.670 Ein Grund für diese Wendung gegen die Burgen des Adels dürfte gewesen sein, daß die Bauern zu oft aus ihnen heraus befehdet, ihre Häuser verbrannt, ihr Vieh weggetrieben und sie selbst gefangen worden waren.671 Einer der Hauptleute des Tauberhaufens wurde der Ritter Florian Geyer von Giebelstadt.672 Als solcher ist er erstmals am 18. April bezeugt.673 Er teilte die Meinung der Bauern, daß sie zu stark mit Abgaben und anderem belastet seien und daß in Zukunft nur noch das gelten solle, was sich aus dem Evangelium begründen lasse.674 Ferner scheint bei ihm ebenfalls eine gewisse Abneigung gegen die Geistlichkeit vorhanden gewesen zu sein.675 Er übernahm dann für die Bauern hauptsächlich diplomatische Missionen und verpflichtete die Städte des Mainzer Oberstifts,676 Kitzingen677 und Rothenburg ob der Tauber678 auf die Artikel des Tauberhaufens.

666 667 668 669 670 671 672 673 674 675 676 677 678

Ebd., S. 164 f. Fries, Bauernkrieg 1, S. 86 f.; Zweifel, S. 206. Ebd., S. 206 und 222 f.; Fries, Bauernkrieg 1, S. 102 f., 108–111 und 113–116. Zweifel, S. 356; Franz, Quellen, Nr. 120, S. 368 f.; Fries, Bauernkrieg 1, S. 34 f. und 53 f. Ebd., S. 148 = Franz, Quellen, Nr. 110, S. 352; Zweifel, S. 359. Vgl. Halbritter, S. 33 und Stolze, Anhang Nr. 19, S. 255. Vgl. Fuchs, S. 122–139. Kern, Bauernkrieg, Anlage 5, S. 413. Vgl. Zweifel, S. 362 f. Vgl. Fries, Bauernkrieg 1, S. 205. Zweifel, S. 358. Ranft, Kitzingen im Bauernkrieg, S. 69–73. Zweifel, S. 351–366.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Ein weiterer Bauernhaufen hatte sich Ende März in den südlichen Ämtern des Erzstifts Mainz im Odenwald gebildet.679 Von dort aus waren die Bauern in das nahegelegene Kloster Schöntal an der Jagst gezogen und hatten es geplündert.680 Dorthin liefen auch Bauern des Hans von Berlichingen. Dieser befürchtete deshalb, von dem Bauernhaufen überzogen zu werden, und bat seinen Bruder Götz um Vermittlung.681 Götz erreichte von den Bauern das Versprechen, seinen Bruder in Ruhe zu lassen. Bei dieser Gelegenheit soll Götz von Berlichingen gesagt haben, er vermöge die Adeligen zu den Bauern zu bringen, weil die Adeligen ebenso wie die Bauern von den Fürsten bedrängt würden.682 Wenn die Bauern nach Gundelsheim kämen (einem Kloster in der Nähe seiner Burg Hornberg am Neckar), wolle er zu ihnen kommen. Daß Götz von Berlichingen mit den Bauern über eine Aufnahme der Adeligen in die Vereinigung der Bauern gesprochen hat, erscheint plausibel. Für die Adeligen war dies die sicherste Möglichkeit, sich vor einem Überzug durch die Bauern zu schützen und gleichzeitig den Forderungen der Bauern nach Abstellung ihrer Beschwerden durch die Annahme der 12 Artikel zu willfahren. Darüber hinaus bot ein Zusammengehen mit den Bauern den Adeligen die Möglichkeit, die Abstellung ihrer eigenen Beschwerden zu erreichen. Wendel Hipler, der Kanzler des Bauernhaufens, plante daraufhin ein Ausschreiben an Graf Wilhelm von Henneberg als Hauptmann der Ritterschaft in Franken und an den Ritter Ludwig von Hutten, Amtmann zu Kitzingen, Hauptmann des Orts Odenwald, Philipp Truchseß von Pommersfelden, Hauptmann des Orts Steigerwald, den Ritter Eukarius von Aufseß, Hauptmann des Orts Gebirg, Wilhelm von Schaumberg zu Thundorf, Hauptmann des Orts Rhön/Werra, und andere Adelige der Umgebung.683 Die Bauern würden ebenso wie der Adel durch die Fürsten, besonders durch die geistlichen Fürsten, schwer belastet. Die Adeligen möchten ihnen daher zur Abstellung ihrer Beschwerden raten und helfen und sich hierzu in Unterhandlung begeben. Sie sollten binnen zehn oder zwölf Tagen anzeigen, wie sie sich zu verhalten gedächten, da die Bauern mit der Abstellung ihrer Beschwerden nicht länger warten könnten. Das Schreiben scheint jedoch nicht ausgegangen zu sein, da sich außer dem Entwurf keine Ausfertigung findet. Vom Kloster Schöntal aus zog der Bauernhaufen am 10. April in die Grafschaft Hohenlohe und besetzte Schloß und Stadt Neuenstein.684 In der hohenlohischen Stadt Öhringen hatte sich am 3. April die Gemeinde erhoben und dem dortigen Keller die

679 Vgl. Franz, Bauernkrieg, S. 187 und Höbelheinrich, S. 58. 680 Vgl. Zweifel, S. 157 f., der allerdings fälschlich die Hohenloher Bauern für die Einnahme des Klosters verantwortlich macht. 681 Berlichingen-Rossach, S. 315; Berlichingen, S. 122; Ulmschneider, S. 133 und 137. 682 Schweizer, S. 594. 683 Oechsle Nr. 21, S. 281–283; StAN FstBrAnsb BKrA 2 Nr. 116, fol. 218v–219r. 684 Oechsle Nr. 12, S. 270 f.; Zweifel, S. 157 f.; Franz, Bauernkrieg, S. 190 f.

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Schlüssel zu den Stadttoren abgenommen.685 Außerdem hatten sie die Bauern der Umgebung aufgefordert, nach Öhringen zu kommen. Die Gemeinde forderte eine Erweiterung des Rates von zwölf auf 24 Personen und eine Beteiligung dieses erweiterten Rats an allen größeren Geschäften, insbesondere der Rechnungsprüfung und dem Erlaß von Statuten und Ordnungen.686 Ferner forderten sie freien Salz- und Kornhandel, Rücknahme der Erhöhung des Ungelds und des Waagegelds, Rückkehr zu den alten Gewichten, Reduzierung der Bede, Verwendung des Zolls zur Unterhaltung der Wege ohne weitere Kosten für die Gemeinde und, daß die Geistlichen Bürger der Stadt werden und genauso behandelt werden sollten wie alle Bürger. Schließlich baten sie um einen Prediger, der das Wort Gottes klar und lauter ohne alle menschlichen Zusätze predige. Die Bauern forderten die Anerkennung der 12 Artikel, Abschaffung des Ungelds und des Zehnten, Reduzierung des Zolls, unbeschränkte Nutzung ihrer Wälder, Weinberge und der Schäferei, Abschaffung von Hauptrecht, Handlohn und Leibeigenschaft und die freie Jagd.687 Die Grafen Albrecht und Georg von Hohenlohe hatten daraufhin die Forderungen der Gemeinde von Öhringen bewilligt.688 Zu den Forderungen der Bauern meinten sie jedoch, diese seien nur einem zufällig gedruckten Büchlein entnommen. Solche Büchlein kursierten viele und seien nicht in der Heiligen Schrift gegründet. Sie wollten daher nur das annehmen, was von den Reichsständen oder den vier Kreisen Rheinland, Franken, Bayern und Schwaben beschlossen würde. Die Bauern gaben sich mit dieser Antwort jedoch nicht zufrieden und holten die Bauern aus dem Kloster Schöntal zu Hilfe.689 Vereint nötigten sie die Grafen Albrecht und Georg von Hohenlohe zur Annahme einer Reformation, die der Bauernhaufen später machen wollte.690 Bis dahin sollten die Artikel gelten, die die Bauern den Grafen übersandt hatten. Von Neuenstein aus zog der Haufen weiter nach Neckarsulm691 und von dort nach Weinsberg. Am 16. April, dem Ostersonntag, eroberten die Bauern Stadt und Schloß Weinsberg und ermordeten die Besatzung, den Grafen Ludwig von Helffenstein und seine Männer.692 Inzwischen hatten die fürstlichen Räte auf dem Tag in Neustadt an der Aisch am 3. April vereinbart, jeder Fürst solle etliche hundert Reiter in einen gelegenen Flecken seiner Herrschaft legen, den anderen Fürsten bei Notdurft zuziehen und den Ort auf einem weiteren Treffen am 8. April mitteilen.693 Im übrigen wollte man sich am 685 686 687 688 689 690 691 692

Oechsle Nr. 4, S. 260. Ebd. Nr. 3, S. 255–258. Ebd., S. 258 f. Ebd. Nr. 6, S. 262–264. Vgl. ebd. Nr. 7, S. 265. Ebd. Nr. 10, S. 267–269; Zweifel, S. 158. Vgl. Oechsle Nr. 12, S. 271; Schweizer, S. 593. Franz, Quellen, Nr. 104, S. 335; Zweifel, S. 205 f.; Harer, S. 29–31; Franz, Bauernkrieg, S. 191 f. 693 Merx Nr. 20, S. 11 f.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

23.  April erneut treffen und in der Zwischenzeit die umliegenden Kurfürsten und Fürsten um Hilfe bitten. Die in Würzburg am 6.  April versammelten Vasallen des Hochstifts sagten Bischof Conrad zu, ihm zu helfen, meinten aber, den Bauern zuvor absagen zu müssen.694 Deshalb sollte eine Gesandtschaft an die Bauern abgefertigt werden, die sie auffordern sollte, von ihrem unbilligen Vorhaben abzustehen. Wenn sie Beschwerden hätten, sollten sie diese anzeigen. Die Ritterschaft wolle sie dann darin unterstützen, bei ihren Herrschaften Milderung ihrer Beschwerden zu erreichen. Während der Zeit der Gesandtschaft sollten die Anwesenden heimreiten und sich rüsten und Bischof Conrad diejenigen aus der Ritterschaft aufmahnen, die nicht gekommen waren, insbesondere Graf Wilhelm von Henneberg. Letzteres tat Bischof Conrad umgehend.695 Die Gesandtschaft an den bei Mergentheim lagernden Bauernhaufen blieb allerdings ohne Erfolg.696 Die in Würzburg versammelten Vasallen hatten die Gelegenheit benutzt, die Anberaumung eines Tags zur Verhandlung über ihre eigenen, seit langem unerledigten Beschwerden zu fordern, was Bischof Conrad auch zugesagt hatte.697 In Verfolgung dieser Linie plante Graf Wilhelm von Henneberg nun, Bischof Conrad mit einer möglichst großen Anzahl von Reitern zu Hilfe zu kommen, um anschließend den schon lange begehrten rechtlichen Austrag seiner und der ritterschaftlichen Beschwerden zu erlangen, und kündigte dementsprechend Bischof Conrad unter dem 10. April sein Kommen für den 21. April an.698 Unglücklicherweise hatte er kurz zuvor seinen Sohn Wolfgang mit nahezu allen Reitern, die er zur Verfügung hatte, Markgraf Casimir zu Hilfe geschickt699 und Bischof Conrad ca. 20 Reiter aufgrund eines seit 1520 bestehenden Dienstvertrags.700 Um trotzdem an der Spitze einer stattlichen Streitmacht in Würzburg erscheinen zu können, bat er die umliegenden Fürsten und Grafen um die Zusendung von Reitern und bot auch seine eigenen Lehnleute hierzu auf.701 Die Angeschriebenen konnten Graf Wilhelm jedoch keine Reiter schicken, da sie selbst Aufruhr in ihren Ländern befürchteten oder schon von anderen um Hilfe gebeten worden waren.702 Etliche Lehnleute verfügten auch nicht über die notwendige Ausrüstung.703 Den gleichen Gedanken wie Graf Wilhelm hatten offenbar die Odenwälder Adeligen Lorenz von Rosenberg, würzburgischer Amtmann zu Meckmühl, Stefan und 694 695 696 697 698 699 700 701 702 703

Fries, Bauernkrieg 1, S. 39–43. Ebd., S. 41 f.; Merx Nr. 22, S. 13. Fries, Bauernkrieg 1, S. 52–54. Vgl. Merx Nr. 23, S. 13 f.; StAW Ms 8, fol. 16v. Merx Nr. 29, S. 18; Nr. 36, S. 23 und Nr. 66, S. 43. Vgl. zum folgenden auch Fries, Bauernkrieg 1, S. 120–131. Merx Nr. 4, S. 3; Nr. 7, S. 5 und Nr. 8, S. 5 f.; Franz, Akten, Nr. 1049, S. 652. Vgl. Merx Nr. 3, S. 2 f.; Nr. 26, S. 16; Nr. 225, S. 171 f. und Nr. 427, S. 321; Franz, Akten, Nr. 1049, S. 652. Merx Nrn. 29–31, S. 18–20; Nr. 33, S. 20 f. und Nr. 42, S. 26. Ebd. Nrn. 39 f., S. 25 und Nr. 51, S. 31. Vgl. Ebd. Nr. 11, S. 7; Nr. 49, S. 30 und Nr. 84, S. 55.

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Poppo von Adelsheim, Hans und Götz von Berlichingen und Sebastian Rüdt.704 Sie schrieben am Ostersonntag, dem 16. April, an die Hauptleute und Räte der 6 Orte, die Erhebung könne dem Adel zum Nutzen oder zum Schaden ausschlagen. Die Adeligen sollten sich daher in 14 Tagen gerüstet versammeln. Die Sache verlaufe für den Adel vorteilhaft. Ferner schrieben sie an die Adelsgeschlechter der Umgebung und luden zu einer Besprechung am 21. April auf dem Seehof bei Boxberg.705 Eine Reaktion auf das Ausschreiben ist nur von Fritz von Thüngen überliefert.706 Er schrieb, er wolle sich bemühen, könne aber nichts versprechen, denn der Aufruhr sei um ihn selbst herum genauso groß wie bei Götz von Berlichingen. Tatsächlich wurden die Adressaten von den Ereignissen teils selbst überrollt, teils erreichte sie das Schreiben infolge der unsicheren Wege erst sehr spät. So geriet der Hauptmann des Ortes Rhön/Werra, Wilhelm von Schaumberg zu Thundorf, bereits am selben Tage durch aufständische Bauern in Bedrängnis, als er seinem Lehnherrn Bischof Conrad von Würzburg zu Hilfe eilen wollte.707 Das Schreiben an den Ort Gebirg konnte Graf Wilhelm erst am 22. April weiterleiten.708 Unterdessen vermochten sich die Räte Markgraf Casimirs und der drei fränkischen Bischöfe auf zwei weiteren Tagen in Neustadt an der Aisch nicht auf ein gemeinsames Vorgehen gegen die Bauern zu einigen.709 Die Gründe waren vielfältig. Zum einen konnten sich die Fürsten nicht einigen, wer wie viele Truppen aufbringen sollte. Die markgräflichen Räte waren der Meinung, Bischof Conrad von Würzburg müsse dreimal so viele aufbringen wie Markgraf Casimir, und diesem müßten darüber hinaus die Kosten für das Halten einer standesgemäßen Tafel ersetzt werden, wenn er persönlich ins Feld zöge. Zum anderen fühlten sich die Bischöfe ihrer Untertanen nicht sicher, so daß sie aus diesen kein Fußvolk aufzubringen vermochten, was aber zur Rückeroberung der bereits abgefallenen Städte für unerläßlich erachtet wurde. Bischof Weigand von Bamberg war infolge des Aufstands in seiner Hauptstadt ganz aus der Front der fränkischen Fürsten ausgeschieden. Der Aufstand in Bamberg war dadurch ausgelöst worden, daß Bischof Weigand in Vollzug der in Neustadt an der Aisch gefaßten Beschlüsse seine Ritterschaft für den 11.  April nach Bamberg aufgeboten hatte.710 Die evangelisch gesonnene Bürgerschaft Bambergs fühlte sich hierdurch bedroht und versperrte die Tore der Stadt. Zugleich forderte sie die Rückkehr des evangelischen Predigers Schwanhausen, der von Bischof Weigand – wiederum auf Betreiben des Domkapitels – des Hochstifts 704 Ebd. Nr. 87, S. 60 f.; Berlichingen-Rossach, S. 315 f. und 399 f. und Bechstein, S. 35–37. Vgl. auch Ulmschneider, S. 139–141. 705 Berlichingen-Rossach, S. 316 und 402 f. 706 Ebd., S. 316 und 400; Thüngen 1, S. 192. 707 Fries, Bauernkrieg 1, S. 254–258; Merx Nr. 108 f., S. 77–80. 708 Ebd. Nr. 228, S. 175. 709 Fries, Bauernkrieg 1, S. 49–51 und 72–75. 710 Halbritter, S. 5–7; Müllner, S. 99–101; Endres, Bauernkrieg in Bamberg, S. 109–115 und Franz, Bauernkrieg, S. 208–210.

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verwiesen worden war,711 die Abschaffung der geistlichen und adeligen Immunitäten in der Stadt sowie allgemein das Ende der Mitregierung des Domkapitels.712 Nachdem die Bürger zusammen mit den aus umliegenden Dörfern zugezogenen Bauern dazu übergegangen waren, die Höfe der Domherren zu plündern,713 schloß Bischof Weigand am 15. April einen Vertrag mit ihnen ab, demzufolge die Untertanen nur noch dem Bischof huldigen sollten.714 Ferner wurde ein Ausschuß eingesetzt, der die Beschwerden der Untertanen anhören sollte. In diesem Ausschuß saßen unter anderen für Bischof Weigand der sächsische Rat und Ritter Georg von Schaumberg und aus der Stiftsritterschaft Fritz von Redwitz, Bernhart und Wolf von Schaumberg, Wilhelm von Wiesentau und Sebastian Stiebar, Burggraf zum Rothenberg.715 Der Ausschuß nahm am 2. Mai seine Arbeit auf und erkannte als erstes am 4. Mai, daß das Wort Gottes frei, lauter, klar, rein und unverdunkelt im Hochstift verkündet werden sollte.716 Am 12.  Mai verkündete er, daß es jedem Untertanen freistehen solle, auf seinem Eigentum zu jagen,717 am 13. Mai die Abschaffung aller Zehnten, Fronen und des Hauptrechts mit Ausnahme des Korn- und Weinzehnten,718 und schließlich am 14. Mai, als bereits eine neue Welle des Aufstands im Hochstift und eine Zerstörung der Klöster und der Schlösser des Adels drohte,719 der Überschuß der Fürstenklöster Michelsberg, Langheim und Banz solle zu Gunsten des Hochstifts verwendet werden und die drei Stände (Ritterschaft, Städte und Landschaft) sollten einen Vertrag untereinander abschließen.720 Unterdessen hielt Graf Wilhelm trotz der Schwierigkeiten, Reiter für den Zug nach Würzburg anzuwerben, an seinem Plan fest und schickte Paul Truchseß von Unsleben und den Amtmann von Mellrichstadt, Balthasar von Ebersberg, zu Bischof Conrad mit der Ankündigung, am 21. April mit über 200 Reisigen nach Würzburg zu kommen.721 Er glaubte, insbesondere darauf rechnen zu dürfen, daß Markgraf Casimir seinen Sohn Wolfgang und dessen Reiter nicht mehr benötigen und ihm daher zurückschicken werde. Gleichzeitig fragte er an, ob Bischof Conrad auch an Fußknechten interessiert sei. Bischof Conrad nahm hocherfreut an,722 und so sandte Graf Wilhelm am 18. April den zu ihm zurückgekehrten Paul Truchseß nach Bibra, wo 30 bis 711 712 713 714 715 716 717 718 719 720 721 722

Vgl. Müllner, S. 98 und Endres, Bauernkrieg in Bamberg, S. 107–109. Vgl. Chroust Nr. 1, S. 207 f.; Franz, Quellen, Nr. 132, S. 408 f. sowie Halbritter, S. 8. Müllner, S. 106. Ebd., S. 108–110; Halbritter, S. 19. Ebd., S. 21. Chroust Nr. 4, S. 219–225; Halbritter, S. 22 f. Ebd., S. 23 f. Ebd., S. 24 f. Vgl. ebd., S. 25–28; Müllner, S. 116. Halbritter, S. 28–32. Merx Nrn. 68 f., S. 44–46. Vgl. Fries, Bauernkrieg 1, S. 122.

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40 Reiter liegen sollten,723 einen Diener Bischof Conrads in den Harz, wo sich einige tausend beschäftigungslose Landsknechte aufhalten sollten,724 und bat Markgraf Casimir um die Rücksendung seiner Reiter, die Grafen von Mansfeld um 100 Reiter und Herzog Johann von Sachsen um 2.000 Fußknechte.725 Der Termin am 21. April ließ sich infolgedessen nicht mehr aufrechterhalten. Statt dessen wollte Graf Wilhelm am 1.  Mai nach Würzburg kommen.726 Aber nicht alle Adeligen waren einer Meinung mit Graf Wilhelm. Hans von Sternberg warnte ihn und andere ausdrücklich davor, Bauern mit schwer in Zucht zu haltenden Landsknechten (er erinnerte an das Beispiel Georgs von Frundsberg) oder gar mit einem Aufgebot von Bauern und Handwerksgesellen schlagen zu wollen, und setzte statt dessen auf eine Verständigung mit der Stadt Würzburg und den übrigen Städten des Hochstifts, um auf diese Weise die Bauern zu beruhigen.727 Er verwies hierzu ausdrücklich auf das Vorbild des Hochstifts Bamberg. Auch von den übrigen Vasallen des Hochstifts vermochte Bischof Conrad vorerst nur wenig Hilfe zu erlangen. Denn am 12. April hatten Bauern aus den Dörfern um Münnerstadt und Neustadt an der Saale mit Unterstützung einiger Bürger dieser Städte das Kloster Bildhausen eingenommen und geplündert.728 Ihrem Beispiel folgten am nächsten Tag die Bauern weiterer Dörfer und nahmen die Klöster Frauenroth, Hausen und Aura ein. Von dort aus forderten sie die umliegenden Dörfer, Ämter, Städte und Adeligen zum Anschluß auf. Viele Adelige blieben daraufhin zu Hause, um die Ihrigen und ihr Hab und Gut zu schützen und ihre Untertanen davon abzuhalten, den Bauern in den Klöstern zuzulaufen, sei es durch Ermahnungen, sei es durch das Versprechen, sie gegen die Bedrohungen durch die Aufständischen, an denen es nicht fehlte, zu schützen.729 Andere Adelige wurden von den aufständischen Bauern mit Gewalt daran gehindert, Bischof Conrad zu Hilfe zu kommen.730 Da Bischof Conrad unsicher war, wie sich die Städte des Hochstifts verhalten würden, hatte er schon frühzeitig erwogen, einen Landtag auszuschreiben, um die Beschwerden seiner Städte und Ämter zu hören, und dies am 15. April für den 30. April auch getan.731 Zu diesem Landtag wollte die Ritterschaft ebenfalls Vertreter schicken, um eine Abstellung ihrer Beschwerden zu erreichen, und im Verein mit den Städten des Hochstifts die Bauern durch eine Aussicht auf Milderung ihrer Beschwerden nach 723 724 725 726 727 728

Vgl. Merx Nr. 163, S. 115 und Franz, Akten, Nr. 457, S. 345. Fries, Bauernkrieg 1, S. 122 und Merx Nr. 319, S. 243 und Nr. 390, S. 296. Ebd. Nr. 142, S. 101 f.; Nr. 165, S. 116 f. und Nr. 179, S. 130 f. Fries, Bauernkrieg 1, S. 122. Merx Nrn. 203–205, S. 151–154. Fries, Bauernkrieg  1, S.  346  f. und 445  f.; 2, S.  12–15 und 229–233; Merx Nr.  53, S.  33; Nr. 56, S. 35; Nr. 58, S. 37 f.; Nr. 79, S. 53 f. u. ö.; Franz, Bauernkrieg, S. 201–203. 729 Vgl. etwa Merx Nr. 206, S. 155; Franz, Akten, Nr. 459, S. 346; Nr. 1005, S. 622–625 und Nr. 1049, S. 652. 730 Fries, Bauernkrieg 2, S. 254–259 = Merx Nr. 108 f., S. 77–80. 731 Vgl. Fries, Bauernkrieg 1, S. 69 f. und 85; Schubert, S. 114.

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dem Vorbild des Hochstifts Bamberg zu beruhigen.732 Deshalb wollten die Adeligen Kontakt mit der Stadt Würzburg und den Städten im Oberland des Hochstifts aufnehmen, die sich – zumindest die Obrigkeiten – zu Beginn des Aufruhrs noch ziemlich auf Seiten Bischof Conrads hielten, wie dies zuvor schon Georg von Bibra, Ludwig von Boyneburg, Georg von Schaumberg und Hans von Sternberg angeregt hatten, um gemeinsam dem Aufruhr zu begegnen.733 Graf Wilhelm schrieb in diesem Sinne an den Würzburger Hofmeister Dr. Sebastian von Rotenhan und an die ihm nächstgelegene würzburgische Stadt Meiningen.734 Dr. Sebastian von Rotenhan vermeldete daraufhin, er und andere hätten bereits in diesem Sinne mit der Stadt Würzburg verhandelt. Diese wolle aber offensichtlich den Landtag abwarten, um im Verein mit den übrigen Städten desto sicherer eine Abstellung ihrer Beschwerden zu erreichen.735 Die Stadt Meiningen erteilte Graf Wilhelm ebenfalls eine Absage.736 Wenn sein Vorschlag zu Beginn des Aufruhrs erfolgt wäre, hätten sie ihn gerne angenommen. Inzwischen habe sich der Aufruhr jedoch zu sehr ausgeweitet, als daß sie noch etwas daran ändern könnten. Sie hofften auf den Landtag in Würzburg. Die Städte des Hochstifts standen dem Landtag grundsätzlich positiv gegenüber, hielten ihn jedoch ohne die Teilnahme von Vertretern der Bauernhaufen für nutzlos.737 Der Bildhäuser Haufen schickte auch Gesandte auf den Landtag, der Taubertaler schlug jedoch einen Besuch rundweg ab und setzte seinen Zug durch das Hochstift fort. Daraufhin ging der Landtag ohne Ergebnis auseinander. Unterdessen geriet Graf Wilhelm selbst in Bedrängnis durch einen Bauernhaufen, der sich am 20. April bei dem hessischen Städtchen Vacha gebildet hatte.738 Johann von Völkershausen hatte dort in nicht näher beschriebenen Irrungen mit einem Pfarrer gestanden.739 Daraufhin waren die umliegenden Bauern vor sein Schloß gezogen.740 Auf Vermittlung der Vachaer hatte er sich auf die 12 Artikel verpflichten müssen. Die Bauern waren daraufhin jedoch nicht nach Hause gegangen, sondern nach Vacha gezogen und hatten die dortigen Klöster eingenommen, geplündert und die Mönche und Nonnen auf die 12 Artikel verpflichtet.741 Sodann waren sie werraaufwärts über

732 Merx Nr. 253, S. 193 f. und Nr. 265, S. 202 f.; Franz, Akten, Nr. 436, S. 329–332. 733 Vgl. Merx Nr. 62, S. 39 f.; Nr. 146, S. 104; Nr. 164, S. 115; Nr. 178, S. 129 und Nr. 204, S. 153. 734 Vgl. ebd. Nr. 251, S. 192 und Nr. 320 f., S. 244–246. 735 Ebd. Nr. 251, S. 192. 736 Ebd. Nr. 322, S. 247. 737 Vgl. Fries, Bauernkrieg 1, S. 133–138 und 163–167; Schubert, S. 114 f. 738 Franz, Bauernkrieg, S. 242 f. 739 Franz, Akten, Nr. 693, S. 466. 740 Merx Nr. 212, S. 160; Nr. 232, S. 177; Nr. 262, S. 200; Nr. 294, S. 223 f. und Nr. 304, S. 232 und Franz, Akten, Nr. 565, S. 396 und Nr. 693, S. 466. 741 Merx Nr. 213, S. 161 und Franz, Akten, Nr. 693, S. 466.

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Salzungen, Schmalkalden und Wasungen bis vor Meiningen gezogen.742 Auf ihrem Zug hatten sie die Klöster Herren- und Frauenbreitungen geplündert und etliche Adelige gezwungen, mit ihnen zu ziehen, darunter Ludwig von Boyneburg zu Lengsfeld. Während des Zugs auf seine Grafschaft hoffte Graf Wilhelm immer noch auf Unterstützung durch die Grafen am Harz und die am Harz angeworbenen Landsknechte.743 Doch die Grafen von Mansfeld konnten ihm keine Hilfe schicken,744 und die angeblich angeworbenen Landsknechte kamen niemals in Schleusingen an. Auch die Ritterschaft auf dem Gebirge und im Hochstift Bamberg, die Graf Wilhelm dringend um Hilfe gebeten hatte,745 mochte ihm aufgrund der unsicheren Lage nicht zu Hilfe kommen.746 So mußte er sich am 3. Mai zur Annahme der 12 Artikel bequemen.747 Die ca. 100 Fußknechte, die er bereits angeworben hatte, bot er Herzog Johann von Sachsen an.748 Bischof Conrad teilte er mit, er habe 400 Fußknechte beisammen gehabt, aber wegen des Aufruhrs nicht nach Würzburg bringen können.749 Inzwischen habe er sich auf die 12 Artikel verpflichten müssen und könne Bischof Conrad daher nicht mehr zu Hilfe kommen. Währenddessen war der Odenwälder-Neckartaler Haufen von Weinsberg aus über Heilbronn, Gundelsheim, Buchen und Amorbach nach Miltenberg gezogen.750 Auf ihrem Zug hatten die Bauern viele Adelige genötigt, sich mit ihnen zu verbrüdern, unter anderen Götz von Berlichingen.751 Ebenso verbrüderten sich viele Adelige mit einem Bauerhaufen, der sich vorübergehend bei Tauberbischofsheim gebildet hatte, um ihr Hab und Gut zu retten.752 Wahrscheinlich mußten die Adeligen lediglich versprechen, die 12 Artikel zu halten und den Bauern auf deren Aufforderung hin zuzuziehen, aber nicht sofort mitziehen. Dies ergibt sich aus dem Eid, den die Adeligen den Bauern schwören mußten,753 aus späteren Aufmahnungen, den Bauern gemäß ihren Versprechen zu Hilfe zu kommen, als sich der Schwäbische Bund im Anmarsch auf Weinsberg befand,754 und aus einer rückblickenden Bemerkung Graf Georgs von 742 Merx Nrn. 298 f., S. 226–228; Nr. 294, S. 224; Nr. 304, S. 233; Nr. 324, S. 248; Nr. 339, S. 257 f.; Nr. 350, S. 268 und Nr. 398, S. 301 f. und Franz, Akten, Nr. 476, S. 356 und Nr. 565, S. 396 f. 743 Merx Nr. 390, S. 296. 744 Ebd. Nr. 385, S. 293. 745 Franz, Akten, Nrn. 456–458, S. 344–346. 746 Ebd. Nr. 559, S. 394. 747 Ebd. Nr. 579, S. 401. 748 Ebd. Nr. 488, S. 362. 749 Ebd. Nr. 602, S. 413. 750 Harer, S. 32 f. und Franz, Bauernkrieg, S. 193–197. 751 Berlichingen, S. 123; Kern, Anlage 10, S. 418 f.; Franz, Quellen, Nr. 106, S. 342; Ulmschneider, S. 143–145. 752 Höbelheinrich, Anhang 3, S. 146. 753 Vgl. Franz, Quellen, Nr. 121, S. 369. 754 Ebd. Nr. 115, S. 361.

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Wertheim, wenn er sich wie andere rechtzeitig vertragen hätte, wäre er zu keiner Hilfsleistung verpflichtet worden.755 Allerdings zwangen die Odenwälder Bauern am 27. oder 28. April Götz von Berlichingen, ihr Hauptmann zu werden, weil sie ansonsten über keine militärisch erfahrenen Führer verfügten.756 In Amorbach versuchten die Bauernräte am 4. Mai die 12 Artikel ein wenig zu mäßigen, damit bis zu einer allgemeinen Reform nicht völliges Chaos herrsche und Güter nicht sinnlos zerstört und vernichtet würden.757 Ohne besonderen Befehl sollte niemand andere beleidigen, schatzen, plündern oder aufmahnen. Zinsen, Gülten und Schulden sollten bis zu einer allgemeinen Reform ohne Widerrede bezahlt werden. Wiesen, Äcker und Güter der Obrigkeit sollten wie bisher behütet werden und alle Untertanen ihren Obrigkeiten gehorsam sein. Hiermit kamen die Anführer bei den Bauern jedoch schlecht an. Die Bauern drohten, ihre Anführer zu töten, und schrien, sie meinten um ihre Freiheit zu kämpfen, nun werde ihnen aber geboten, so fortzufahren wie bisher.758 Am 5.  Mai mußte sich Graf Georg von Wertheim gegenüber dem Odenwälder Haufen zur Annahme der 12 Artikel verpflichten sowie zur Lieferung von Proviant und Geschützen und zur Stellung eines Fähnleins Kriegsknechte.759 Ferner nötigte der Odenwälder Haufen am 7. Mai den Statthalter des Erzstifts Mainz, Bischof Wilhelm von Straßburg, zur Annahme der 12 Artikel und aller weiteren Artikel, die der Bauernhaufen und andere Gelehrte später noch machen würden.760 Klöster und Klausen sollten geöffnet werden und Mönche und Nonnen die Ordenstracht ablegen. Außerdem sollte das Erzstift den Bauern für ihren Abzug binnen 14 Tagen 15.000 fl zahlen. Die Adeligen des Erzstifts sollten den Bauern schwören wie andere Adelige. Markgraf Casimir hatte bis hierher aufkeimende Unruhen im Fürstentum Ansbach einigermaßen unterdrücken können.761 Er hatte seine Vasallen und Diener schon frühzeitig nach Ansbach aufgeboten. Von dort sandte er immer wieder Streifzüge in vom Aufruhr bedrohte Gegenden und Ortschaften, um die aufrührerischen Bürger und Bauern einzuschüchtern und den treuen Schutz und Rückhalt zu gewähren. Als die Unruhen im Verlauf des Monats April immer weiter um sich griffen, schrieb er einen Landtag mit den Prälaten, Grafen, Herren, der Ritterschaft und der Landschaft nach Ansbach auf den 26.  April aus, um zu beraten, wie dem Aufruhr begegnet werden könne.762 Dort baten die Gesandten der Landschaft Markgraf Casimir, ihnen die Jagd außerhalb der Wälder zu gestatten, die Geistlichen zu verpflichten, die bürgerlichen 755 756 757 758 759 760 761 762

Kern, S. 395. Berlichingen, S. 123–125; Ulmschneider, S. 146–151; Franz, Bauernkrieg, S. 193–195. Franz, Quellen, Nr. 107, S. 342–345; ders., Bauernkrieg, S. 196 f. Berlichingen, S. 125. Kern, S. 393–398; Schweizer, S. 595. Schunk 3 Nr. 6, S. 75–80. Jäger, Bauernkrieg, S. 28–38. StAN FstBrAnsb LTA 38a, fol. 46r–47r; Schaupp, S. 216; Jäger, Bauernkrieg, S. 39.

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Lasten mitzutragen, Bauholz aus den Wäldern unentgeltlich zur Verfügung zu stellen und ihnen das Aufwechseln in Gold nachzulassen, das heißt den Aufschlag für das Umwechseln der in kleiner Münze bezahlten Steuern in Gold (Gulden).763 Sodann sollte eine Gesandtschaft Markgraf Casimirs, der Ritterschaft und der Landschaft den Bauernhaufen mitteilen, Markgraf Casimir habe sich mit seiner Landschaft hinsichtlich ihrer Beschwerden verglichen. Die Bauern sollten daher die markgräflichen Untertanen und die seiner Prälaten, Grafen, Herren, Ritterschaft und Landschaft nach Hause schicken. Falls die Bauern hierauf nicht eingingen, wollte die Landschaft Markgraf Casimir mit Fußvolk unterstützen, das ausnahmsweise von ihm verpflegt werden sollte. Außerdem bat die Landschaft Markgraf Casimir, seine Reiter im Land zu behalten. Markgraf Casimir bewilligte all dies. Im Fürstentum Kulmbach sagten Ritterschaft und Landschaft den verordneten Räten Markgraf Casimirs auf einem Landtag am 30. April in Kulmbach zu, ihr Leib, Leben und Vermögen für ihn und seine Untertanen einsetzen zu wollen.764 Markgraf Casimir schickte daraufhin seine Gesandten mit denen der Ritterschaft und der Landschaft zum fränkischen Haufen (Tauberhaufen) nach Gerolzhofen765 und zum Ellwanger (Dinkelsbühler) Haufen.766 Die Bauern im fränkischen Haufen antworteten hierauf, sie nötigten niemanden zu ihnen und hinderten niemanden, von ihnen zu ziehen.767 Die markgräflichen Untertanen im Dinkelsbühler Haufen meinten, sie wüßten nichts von den Bewilligungen Markgraf Casimirs und baten die übrigen Bauern ihnen zu helfen, die 12 Artikel aufzurichten.768 Entsprechend antworteten ihre Hauptleute Markgraf Casimir. Dieser erklärte sich daraufhin zu Verhandlungen über die 12  Artikel bereit. Die Dinkelsbühler Bauern meinten zunächst, Markgraf Casimir solle die 12 Artikel ohne weiteres annehmen.769 Dieser bestand aber auf Verhandlungen und forderte die Bauern erneut auf, seine Untertanen nach Hause zu schicken.770 Daraufhin erklärte sich der inzwischen in Auflösung begriffene Bauernhaufen zu Verhandlungen in Crailsheim am 19. Mai bereit.771 Markgraf Casimir verschob den Termin auf den 21. Mai772 und wies seine Räte in Ansbach an, zu dem Tag die Räte Jörg Adelmann von Adelmannsfelden und Hans von Neustadt, den Gerichtsschreiber Thomas Kleiber, Hans von Redwitz für die Ritterschaft und Caspar Hiersing für die Landschaft zu schicken.773 Laut ihrer Instruktion konnten die Gesandten den 763 Vgl. StAN FstBrAnsb BKrA 2 Nr. 119, fol. 224r–227r; Ranft, Kitzingen im Bauernkrieg, S. 51– 57; Jäger, Bauernkrieg, S. 39 f.; Schaupp, S. 217 f. 764 Ebd., S. 222. 765 Jäger, Bauernkrieg, S. 40 und Zweifel, S. 270 und 272. 766 Jäger, Bauernkrieg, S. 53 und Beilage 5 f., S. 100–103; Zweifel, S. 270 und 272. 767 Ranft, Kitzingen im Bauernkrieg, S. 64. 768 Ebd., S. 65 f. 769 Jäger, Bauernkrieg, S. 76 und Beilage 17, S. 122 f. 770 Ebd., S. 75 und Beilage 19, S. 124–126. 771 Ebd., S. 76 und Beilage 21, S. 127. 772 Ebd., S. 76 und Beilage 22, S. 128. 773 Ebd., S. 76 und Beilage 23, S. 129 f.

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Bauern in einer Reihe von Artikeln teilweise entgegenkommen.774 So sollten die Pfarrer von der Obrigkeit mit Zustimmung der Gemeinde eingesetzt werden. Leibeigene sollten sich freikaufen können und unrechtmäßig entfremdete Teiche, Gehölze, Wiesen und Äcker den Gemeinden zurückgegeben werden. Dienste, Fron und Bußgelder sollten ermäßigt werden. Zu den Verhandlungen kam es aber nicht mehr, weil sich der Bauernhaufen inzwischen aufgelöst hatte.775 Statt dessen verhandelten die Gesandten mit den Bürgern der Stadt Crailsheim und den Bauern der umliegenden Dörfer über deren Beschwerden.776 Bereits am 7.  Mai hatte ein markgräfliches Streifkorps einen anderen Bauernhaufen bei Ostheim vernichtend geschlagen.777 Der fränkische Haufen (Tauberhaufen) war inzwischen von Ochsenfurt über Iphofen nach Gerolzhofen gezogen und plünderte und verbrannte zusammen mit dem Bauernhaufen, der sich am Steigerwald gebildet hatte, die Klöster Schwarzach, Ebrach und Birklingen und zahlreiche Burgen.778 Von dort aus erfaßte der Aufstand den Norden des Fürstentums Ansbach.779 Kurz darauf beschloß auch der Bildhäuser Haufen, alle Burgen in seiner Umgebung abzubrechen.780 Daraufhin brannten im ganzen Würzburger Oberland die Burgen.781 Nur ganz wenige Burgen wurden vom Adel verteidigt, etwa das Schloß Sodenberg bei Hammelburg durch die von Thüngen und von Hutten.782 Vom Hochstift Würzburg aus griff die Bewegung auch wieder auf das Hochstift Bamberg über.783 Am 12. Mai rotteten sich die Bamberger Bauern erneut bei Hallstadt zusammen und plünderten, beschädigten und zerstörten in der Folgezeit ca. 200 Schlösser im Hochstift.784 Erst am 27. Mai brachten Abgesandte der Reichsstadt Nürnberg einen Waffenstillstand zwischen Bischof Weigand und den Bauern zustande. Unterdessen zog der Tauberhaufen von Gerolzhofen zurück nach Ochsenfurt und von dort über Heidingsfeld vor Würzburg.785 Gleichzeitig näherte sich von Höchberg her der Odenwälder Haufen. Ein dritter Haufen hatte sich in die Klöster Ober- und Unterzell gelegt. Mit diesen drei Haufen verbündete sich die Stadt Würzburg zur Eroberung des Schlosses Marienberg. Dessen Hauptmann, der Domprobst Friedrich Markgraf von Brandenburg, war bereit, die 12  Artikel anzunehmen. Das Schloß 774 775 776 777 778 779 780 781 782 783 784 785

Ebd., Beilage 24, S. 130–138. Ebd., S. 77. Ebd., S. 78–81. Ebd., S. 68–71; Zweifel, S. 314. Ebd., S. 271 und Franz, Akten, Nr. 577, S. 401. Zweifel, S. 271; Bensen, S. 392–399. Franz, Akten, Nr. 648, S. 445. Vgl. Fries, Bauernkrieg 1, S. 405 f.; 2, S. 81, 128; Franz, Akten, Nr. 655, S. 448 f.; Nr. 729, S. 486 f.; Nr. 747, S. 493 f. und Nr. 761, S. 499. Fries, Bauernkrieg 1, S. 450–459. Halbritter, S. 25–34 und Müllner, S. 113–123. Chroust Nr. 25, S. 321–324. Fries, Bauernkrieg 1, S. 190 und 201 f.; Franz, Bauernkrieg, S. 203 f.

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wollte er aber nicht ohne besonderen Befehl Bischof Conrads, der den Marienberg zuvor verlassen hatte, um den Schwäbischen Bund und Kurfürst Ludwig von der Pfalz zu Hilfe zu holen, übergeben.786 Götz von Berlichingen und Florian Geyer plädierten im Bauernrat dafür, Bischof Conrad von Würzburg das Schloß zu belassen, aber die Taubertaler Bauern und die Würzburger Bürger bestanden auf der Übergabe.787 Ein durch Graf Georg von Wertheim, Eberhart Rüdt und Hans von Hartheim vermitteltes Angebot des Domprobstes Friedrich Markgraf von Brandenburg, den Hauptleuten 3.000  fl und jedem Knecht des Odenwälder Haufens einen halben Monatssold zu zahlen, wenn sie sie gegen die Taubertaler Bauern verteidigten, nahmen die Odenwälder nicht an.788 Ein Sturm der Odenwälder auf das Schloß am 15. Mai scheiterte.789 Daraufhin belagerten sie das Schloß, das vom Hofmeister Dr. Sebastian von Rotenhan und vielen Rittern, Domherren, Stiftsherren, deren Knechten und anderen unter dem Oberbefehl des Domprobstes Friedrich Markgraf von Brandenburg verteidigt wurde,790 erfolglos bis zum 5. Juni.791 Inzwischen eroberten und verbrannten die Bauern Hohenkottenheim, Stephansberg, Castell, Speckfeld und andere Burgen und nötigten weitere Adelige, sich mit ihnen zu verbrüdern.792 Derweil hatte Markgraf Casimir nochmals Verhandlungen mit dem fränkischen Bauernhaufen angeknüpft und am 19. Mai in Windsheim für sich, seine Ritterschaft und seine Untertanen einen Waffenstillstand mit den Bauernhaufen in Heidingsfeld, Neustadt an der Aisch, Bibart und anderen Orten zwecks Aufnahme von Verhandlungen vereinbart.793 In Ochsenfurt ließ er dann den Gesandten der Bauern am 23. Mai die Bildung eines Ausschusses von in gleicher Anzahl von ihm und den Bauern zu benennenden Gelehrten der Heiligen Schrift vorschlagen, die eine Ordnung errichten sollten, wie dies der 12. Artikel der Bauernschaft auch vorsehe.794 Die Gesandten der Bauern erklärten, dies an ihre Versammlung bringen zu wollen.795 Weitere Verhandlungen sind jedoch nicht überliefert. Für Graf Wilhelm von Henneberg hatte sich die Lage inzwischen ein wenig entspannt. Am selben Tag, an dem er das Abkommen mit dem Bauernhaufen vor Meiningen getroffen hatte, waren die aufständischen Bauern in Fulda von Landgraf Philipp von

786 787 788 789 790 791 792 793 794 795

Fries, Bauernkrieg 1, S. 204, 213 f. und 219. Ebd., S. 205, 214 f. und 218 f. Fries, Bauernkrieg 2, S. 400 f. Fries, Bauernkrieg 1, S. 240 f. Ebd., S. 150 f., 182–190, 235–237 und 242. Ebd., S. 245–328. Zweifel, S. 367. StAN FstBrAnsb BKrA 1 Nr. 168, fol. 261r–262r und BKrA 2, Nr. 106, fol. 198rv. StAN FstBrAnsb BKrA 2 Nr. 125, fol. 238r–240r. Ebd. Nr. 126, fol. 241r.

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Hessen geschlagen worden.796 Von dort aus rückte er in Richtung Eisenach vor. Der Haufen vor Meiningen zog ihm entgegen. Die Stadt Eisenach ließ die Hauptleute und Räte des Bauernhaufens in die Stadt ein und nahm diese dann gefangen.797 Daraufhin löste sich der Bauernhaufen auf. Gefahr drohte Graf Wilhelm nun vor allem vom Bildhäuser Haufen.798 Trotzdem spann er bereits wieder eigene politische Kombinationen. An Markgraf Casimir trat er am 11. Mai mit dem Vorschlag heran, zwischen den aufständischen Bauern und Bischof Conrad zu vermitteln und den Domprobst Friedrich Markgraf von Brandenburg, einen Bruder Markgraf Casimirs, zu einem weltlichen Herzog von Franken zu machen, wodurch die geistlichen Beschwerden hinfällig würden.799 Markgraf Casimir antwortete indessen nichtssagend auf den Vorschlag.800 Er besaß auch keine Aussicht auf Erfolg, da es niemals die Absicht der aufständischen Bauern gewesen war, Bischof Conrad zu verjagen, sondern sie im Gegenteil darauf aus waren, die Zwischeninstanzen zwischen ihnen und dem Landesherrn, nämlich die Geistlichkeit und den Adel, auszuschalten. Es war ein weiterer phantasievoller Versuch Graf Wilhelms, die Bauernerhebung dazu zu benutzen, die Abstellung seiner Beschwerden insbesondere gegen das geistliche Regiment des Bischofs zu erreichen, der vielleicht in jenen bewegten Tagen, in denen vieles möglich schien, nicht ganz so unrealistisch erschien, wie dies rückblickend der Fall ist. Am 2.  Juni schlug das aus Süddeutschland heranziehende Heer des Schwäbischen Bundes die Bauern des Odenwälder Haufens, die ihm zum Schutz ihrer Heimatdörfer von Würzburg aus entgegengezogen waren, bei Königshofen an der Tauber vernichtend.801 Bereits am 28.  Mai hatte Götz von Berlichingen den Bauernhaufen verlassen.802 Zwei Tage später besiegte das Heer des Schwäbischen Bundes auch den Rest des Bauernheeres bei Ingolstadt auf dem Ochsenfurter Gau.803 Am 4.  Juni ergaben sich die Anführer des Bildhäuser Haufens in Meiningen dem von Thüringen heranziehenden Kurfürsten Johann von Sachsen.804 Florian Geyer wurde auf seiner Flucht nach Norden am 9. Juni im Gramschatzer Wald von zwei Knechten Wilhelms von Grumbach erstochen.805 Das Heer des Schwäbischen Bundes zog indessen weiter über

796 797 798 799 800 801 802 803 804 805

Franz, Akten, Nrn. 607 und 609, S. 415 f.; Nr. 619, S. 424 u. ö. Ebd. Nr. 682, S. 460. Ebd. Nr. 681, S. 459; Nr. 727, S. 486 und Nr. 1049, S. 653. Ebd. Nr. 696, S. 468. Ebd. Nr. 711, S. 478. Fries, Bauernkrieg  1, S.  313  f.; Zweifel, S.  452  f.; Harer, S.  78–84; Franz, Bauernkrieg, S. 206. Berlichingen, S. 127; Ulmschneider, S. 168 f. Fries, Bauernkrieg 1, S. 321–325; Zweifel, S. 457–459; Harer, S. 84–86; Franz, Bauernkrieg, S. 207. Fries, Bauernkrieg 1, S. 426–430; Franz, Akten, Nr. 887, S. 550 f.; ders., Bauernkrieg, S. 205. Franz, Aktenband, Nr. 182 l, S. 366; ders., Bauernkrieg, S. 207; Fuchs, S. 138 f.

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Schweinfurt ins Hochstift Bamberg. Noch bevor es das Territorium des Hochstifts erreichte, löste sich das Bauernlager bei Hallstadt auf.806 b) Die Verträge über den Ersatz der Schäden des Adels Die beschädigten Adeligen versuchten sich natürlich an den Bauern schadlos zu halten.807 Um eigenmächtigen Plünderungen, Brandschatzungen und Geldanlagen des Adels zuvorzukommen, schloß Bischof Weigand von Bamberg am 3. Juli 1525 mit ihnen einen Entschädigungsvertrag. Eine Kommission, bestehend aus zwei von Bischof Weigand und zwei vom Beschädigten verordneten Adeligen, sollte unter Zuhilfenahme von zwei Steinmetzen und zwei Zimmerleuten die beschädigten Schlösser begutachten und die Schäden schätzen. Den Verlust an fahrender Habe sollten die Adeligen nach Treu und Glauben anzeigen. Würden sich die Verordneten über die Entschädigung nicht einig werden, sollte der Beschädigte einen aus 20 Adeligen als Obmann benennen, der mit ihm aber nicht verwandt sein durfte. Als Obleute waren die Ritter Eukarius von Aufseß, Hans von Sternberg, Sigmund von Heßberg, Dr. Sebastian von Rotenhan und Christoph Fuchs, die Doktoren Christoph von Beulwitz und Jörg von Streitberg und die Edelleute Fritz von Redwitz, Wolf, Bernhart, Hans und Heinz von Schaumberg, Erasmus Zollner, Wilhelm von Wiesentau, Sebastian Stiebar, Mathes von Giech, Paul von Wichsenstein, Conz von Egloffstein, Jörg Groß und Hans von Rotenhan vorgesehen. Im Gegenzug sollten die Adeligen Brandschatzungen und Geldanlagen, die sie von ihren Untertanen zum Zwecke des Schadensersatzes bereits erhoben hatten, herausgeben. Auch ihre Hintersassen sollten zu der Entschädigung beitragen, soweit sie an den Beschädigungen beteiligt gewesen waren. Die Entschädigung sollte in zwei Summen zu St. Martin 1525 und St. Martin 1526 bezahlt werden. Hierzu sollten die Untertanen den 20. Pfennig geben. Ca. 150 Adelige unterschrieben den Vertrag eigenhändig oder ließen andere Adelige für sich unterschreiben. Es stellte sich jedoch schon bald heraus, daß der Erlös des 20. Pfennigs zur Bezahlung der Schäden bei weitem nicht ausreichte, und so mußte Bischof Weigand sich vom Adel am 16. Dezember einen Zahlungsaufschub dergestalt erbitten, daß bis St. Peter Cathedra 1526 zumindest ein Drittel der Schäden bezahlt werden sollte, die weiteren Drittel zu St. Martin 1526 und St. Martin 1527, und über den 20. Pfennig hinaus eine Herdstattsteuer noch unbestimmter Höhe erhoben werden sollte. Nachdem auch diese – in Höhe von 3 fl – noch nicht ausgereicht hatte, beschlossen Bischof Weigand und der Adel am 28. September 1526 die Erhebung einer Kopfsteuer von weiteren 3  fl. Ein wesentlicher Grund dafür, daß das Geld nicht reichte, war, daß etliche Adelige die Bezahlung der Steuer durch ihre Hintersassen verweigerten. Die gesamte Schadenssumme belief sich auf ca. 170.000 fl.

806 Halbritter, S. 55 f. 807 Ebd., S. 67; Müllner, S. 129–147.

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Auf seinem Strafzug durch das Hochstift Würzburg wurde Bischof Conrad offenbar auf einem Tag in Ebern mit Forderungen des Adels nach Ersatz der erlittenen Schäden nach Art des Bamberger Vertrags konfrontiert. Er schrieb daraufhin einen Tag auf den 27.  August 1525 nach Würzburg aus.808 Es sollte über die Beschwerden der Ritterschaft beraten werden und wie künftiger Aufruhr vermieden und die Schäden ersetzt werden könnten. In ihrer Antwort auf das entsprechende Anbringen Bischof Conrads forderten die Adeligen zunächst eine Wiedergutmachung nach dem Vorbild des Bamberger Vertrags.809 Als Hauptursache des Aufruhrs machten sie die ungelehrten Pfarrer und Seelsorger aus. Andere hätten den Nutzen und die Pfarrverweser die Arbeit. Dies habe dazu geführt, daß ein jeder Schreier zum Predigen zugelassen worden sei und zu seinem Vorteil, aber zur Beschwerung der armen Leute gepredigt habe. Daher solle eine Kommission, bestehend aus einer oder mehreren der christlichen, göttlichen und evangelischen Lehre verständigen Person(en) und zwei oder mehreren aus der Ritterschaft, die Prediger und Seelsorger verhören und notfalls durch verständige Personen eines christlichen Wesens und Wandels ersetzen. In Zukunft solle kein Prediger zugelassen werden, der nicht durch die Kommission geprüft worden war, damit keiner behaupten könne, Bischof Conrad wolle die christliche Lehre unterdrücken. Weiterhin sollte Bischof Conrad den Adel nicht mit Neuerungen beschweren, ihm insbesondere das Jagdrecht verleihen, wie dies von Alter Herkommen sei, da sonst dem Adel durch das Wild großer Schaden an seinen Zinsen und Gülten entstehe. Auch sollte Bischof Conrad weiter streifen und zur Abschreckung hängen lassen. Es gebe schon Gerede der Bauern, sie hätten es falsch angefangen. Die Versammlungen der Bauern sollten ausspioniert und Nachtwachen aufgestellt werden. Bischof Conrad sollte sich mit anderen Fürsten vereinigen, die Festung Marienberg verstärken, zwei oder drei Flecken befestigen und umgekehrt keine Befestigungen bei Bürgern und Bauern zulassen, insbesondere nicht der Kirchhöfe. Schließlich brachten die Adeligen ihre Beschwerden vor.810 Ganz oben standen die üblichen Beschwerden: Übergriffe des Land-, Hof- und Brückengerichts sowie der geistlichen Gerichte und der Zentgerichte auf ihre Untertanen. Die Appellation vom Landgericht an die Kanzlei sollte unterbunden und überhaupt eine Ordnung für alle Gerichte des Hochstifts gemacht werden, um den Rechtsweg von den Untergerichten an das Landgericht und von dort ans Reichskammergericht zu ordnen. Die Urteile sollten schneller vollzogen werden. Auch für die Zentgerichte des Hochstifts sollte eine Ordnung nach dem Vorbild der Bambergischen Halsgerichtsordnung erlassen werden. An den Zentgerichten säßen zu viele unverständige Leute. Der Mißbrauch, Schöffen und Beisitzer an den Bußen zu beteiligen, müsse abgeschafft werden, ebenso, daß bei peinlichen Klagen der Kläger selbst die Kosten für Richter, Schöffen und Nachrichter tragen müsse. Dies führe dazu, daß Übeltäter ungestraft davonkämen. Im 808 StAW Ms 8, fol. 16v; Schubert, S. 115. 809 StAW G 13399 (Ratschlag des Kanzlers); Stdb 950, fol.  1r–11v. Vgl. auch Franz, Akten, Nr. 1008, S. 629–631. 810 StAW Stdb 950, fol. 5v–11r.

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übrigen sei es Sache der Obrigkeit, Übeltaten einzudämmen. Weiterhin beschwerten sich die Adeligen über den Guldenzoll und über die Amtleute, daß sie die Untertanen des Adels in Verspruch nähmen, sie in den Ganerbschaften, also in den Orten, in denen sowohl das Hochstift als auch der Adel begütert waren, mit Geboten und Verboten bedrängten und mit ihren Steuerforderungen an die bischöflichen Untertanen in solchen Ganerbschaften auch in die gemeinsame Nutzung von Holz, Wasser und Weide eingriffen. Heimgefallene Lehen solle Bischof Conrad wieder dem Adel verleihen. Weiterhin forderten sie, die Klöster dem Adel vorzubehalten, insbesondere die Männerklöster Ebrach, Bildhausen und andere, und niemanden zur Profeß zuzulassen, der jünger als 30 Jahre alt war. Schließlich beschwerten sie sich über die Höhe der Kanzleitaxe und darüber, daß Bischof Conrad bei seinem Amtsantritt nicht die alten Verträge beschworen hatte. Mit ihren Beschwerden griffen die Adeligen auffälligerweise weniger auf die von 1511, die sehr viel detaillierter formuliert worden waren, als vielmehr auf die von 1474 zurück. Ein Vergleich spiegelt ein halbes Jahrhundert der Rechtsentwicklung im Hochstift wider. Hatte der Adel sich 1474 noch gegen jedwede Appellation gegen Urteile des Landgerichts gewandt mit dem Argument, dies sei eine Neuerung, die letztlich die herkömmliche Art der Rechtsprechung am Landgericht umstoße, so war dieses Rechtsmittel nunmehr akzeptiert, nur sollte es in geordneten Bahnen erfolgen. Das Ziel einer einheitlichen Reformation der Zentgerichte verfolgte der Adel weiter. Neu war die Praxis der Gebote und Verbote durch die bischöflichen Amtleute. Es handelte sich dabei zunächst um Gebote und Verbote, mit denen die bischöflichen Amtleute die Nutzung der Allmende, also der gemeinschaftlichen Felder und Wiesen, Wälder und Gewässer, in den Dörfern regelten, in denen sowohl Untertanen des Bischofs wie des Adels begütert waren. Ferner mag es sich um Gebote und Verbote zur Umsetzung der Gesetze des Reichstags zur Beschränkung des Kleideraufwandes und des Luxus‘ und gegen das Schwören und das übermäßige Trinken gehandelt haben. Zum Beispiel hatte Bischof Conrad der Ritterschaft am 1. September 1524 ein Mandat gegen die Gotteslästerung und das Zutrinken geschickt.811 Viel weitergehend als die Forderung nach Entschädigung und die Beschwerden war das Ansinnen der Einberufung einer Kommission zur Verhörung der Geistlichen unter Beteiligung des Adels. Der Adel griff damit tief in die geistlichen Kompetenzen Bischof Conrads ein. Die Forderung ist als Reaktion auf die weit verbreitete und auch von Bischof Conrad812 – nicht zu Unrecht – gehegte Meinung zu verstehen, die evangelische Predigt sei mit ursächlich für den Bauernaufstand gewesen. Aus diesem Grunde hatte etwa Bischof Conrad sich an erster Stelle in der Strafverschreibung, die er von seinen Städten und Ämtern forderte, versprechen lassen, sie wollten sich in Zukunft nach Satzung und Ausweisung der heiligen christlichen Kirche verhalten, wie diese bisher gehalten und durch ein allgemeines Konzil zukünftig geordnet würde.813 811 StAW Stdb 818, fol. 183r–194v. 812 Wendehorst, Mitteilungen, Nr. 1, S. 151. 813 Fries, Bauernkrieg 1, S. 461.

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Daß der Adel trotz der Diskreditierung der evangelischen Predigt durch den Bauernkrieg an ihr festhielt und sich sogar erlaubte, von Bischof Conrad die Beteiligung an einer Reformation der Geistlichen zu verlangen, zeigt, wie stark die Idee der lauteren und klaren Verkündung des Wortes Gottes in ihm Wurzeln geschlagen hatte. Eine direkte Antwort Bischof Conrads auf das Vorbringen des Adels ist nicht überliefert. Er scheint jedoch die Bildung eines Ausschusses zwecks Beratung über die Frage der Entschädigung vorgeschlagen und den Adeligen eigene Beschwerden vorgetragen zu haben, die er in Vorbereitung des Tages hatte zusammenstellen lassen.814 Bischof Conrad beschwerte sich vor allem darüber, daß die Ritter seinen Ausschreiben keine Folge geleistet hätten, was nicht die geringste Ursache der Empörung gewesen sei, daß sie ihren Lehnspflichten nicht nachkämen, ihm ihre Lehen kündigten, aber trotzdem die Nutzungen daraus zögen, ihre im Hochstift gelegenen Eigengüter fremden Herren zu Lehen auftrügen, daß sie sich den Nachlaß der Priester aneigneten und die Appellation von ihren Gerichten an das Landgericht sowie die geistlichen Gerichte und die Exekution der Urteile im Allgemeinen behinderten. Die Bildung eines Ausschusses zwecks Verhandlung über die Entschädigung hielt Bischof Conrad wohl deshalb für erforderlich, weil er den Bamberger Vertrag in etlichen Punkten für unklar und erläuterungsbedürftig hielt. Insbesondere hielt er für unklar, welche Hintersassen des Adels an den Beschädigungen beteiligt gewesen waren. Außerdem gab es in der Frage der Entschädigung etliche spezifisch Würzburger Probleme, für die sich im Bamberger Vertrag naturgemäß keine Regelungen fanden, so etwa die Beteiligung von Untertanen der Grafen und Herren an den Verwüstungen im Hochstift, namentlich der Henneberger Bauern im Bildhäuser Haufen und der Hohenloher im Odenwälder Haufen, sowie die durch Graf Wilhelm von Henneberg eigenmächtig von Würzburger Untertanen erhobenen Brandschatzungen.815 Die Adeligen antworteten hierauf, der Bildung eines Ausschusses bedürfe es nicht.816 Bischof Conrad solle sich gemäß dem Bamberger Vertrag verhalten, Graf Wilhelm die Brandschatzung belassen und dieser dafür die hennebergischen Ämter Maßfeld und Mainberg zum Schadensersatz beitragen lassen. Diejenigen, die nicht selbst Hand angelegt oder dazu geholfen hatten, sollten von Schadensersatzzahlungen ausgenommen werden. Niemand solle gezwungen werden, dem Vertrag beizutreten. Die Grafen von Hohenlohe hätten selbst Schäden erlitten. Auf die bischöflichen Beschwerden könnten sie in der Kürze der Zeit nicht antworten. Allerdings bestritten sie vehement einen Zwang zur Landfolge für den Bischof: Sie seien ihm zu Diensten (außer Lehnsdiensten) nicht verpflichtet. Außerdem warfen sie Bischof Conrad vor, er habe sich entgegen verpflichtenden Verträgen in fremde Bündnisse begeben und ihre Feinde, den Schwäbischen Bund, ins Land geholt. Die Grafen brachten darüber hinaus vor, sie seien weder dem Landgericht unterworfen noch Untertanen des Hochstifts, sondern hätten selbst Regalien und seien Grafen des Reichs. 814 StAW Stdb 946, S. 3–32; vgl. auch StAW G 13399 (Vorbereitung des Tages). 815 Vgl. hierzu auch Franz, Akten, Nr. 965, S. 601. 816 StAW Stdb 950, fol. 41rv.

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Bischof Conrad antwortete hierauf, die Bildung eines Ausschusses sei notwendig, um den an einigen Stellen unklaren Bamberger Vertrag zu erläutern.817 Laut des Bamberger Vertrags solle Graf Wilhelm die Brandschatzung herausgeben. Er – Bischof Conrad – sei damit einverstanden, die Unschuldigen von der Leistung des Schadensersatzes auszunehmen, aber nicht jene, die sich mit den Tätern verbündet hätten. Die Grafen von Hohenlohe seien offenbar viel weniger beschädigt worden als das Hochstift, weil die Truppen des Schwäbischen Bundes eilends durch ihr Gebiet gezogen seien, im Hochstift jedoch eine ganze Zeit verweilt hätten. Auch könnten die hohenlohischen Untertanen nicht in Abrede stellen, das Hochstift mitbeschädigt zu haben. Ihre Antwort betreffend die Dienste und den Zwang zur Landfolge könne er nicht akzeptieren, weil sie ihm nicht nur als Lehnleute, sondern nach Inhalt der kaiserlichen und königlichen Privilegien auch als ihrem Landesfürsten verwandt seien. Hinsichtlich des Eingehens von Bündnissen treffe ihn keine Verpflichtung, den Adel deswegen um Erlaubnis zu bitten. Im übrigen handele der Schwäbische Bund im Einklang mit dem Landfrieden. Die Ritterschaft erklärte sich daraufhin einverstanden mit der Einsetzung eines Ausschusses.818 Die Beratung der anderen (Beschwerde-)Artikel solle aufgeschoben werden, bis alle Ritter wieder beieinander seien. Von Seiten Bischof Conrads wurden in den Ausschuß der Domdekan Johannes von Guttenberg, der Domherr Martin von Seinsheim, der Hofmeister Dr. Sebastian von Rotenhan, Philipp von Herbilstadt, Eustachius von Thüngen und Dr. Hanau verordnet. Wer von Seiten des Adels in den Ausschuß entsandt wurde, ist nicht überliefert. Im Ausschuß wurde sodann auf der Grundlage des Bamberger Vertrags ein Entwurf erarbeitet. Der Kreis der Schadensersatzpflichtigen blieb aber weiterhin strittig.819 Wie sich aus einem Briefwechsel zwischen den Grafen von Henneberg und dem Würzburger Hofmeister Dr. Sebastian von Rotenhan zwischen dem 8. und 20. September 1525 ergibt, wollten die Grafen ihre Untertanen keinen Schadensersatz leisten lassen oder zumindest erreichen, daß nur Täter Schadensersatz leisteten, nicht auch die mit ihnen Verbündeten. Die Beratungen wurden daraufhin auf einen weiteren Tag nach Schweinfurt vertagt. Schließlich übergaben die Adeligen Bischof Conrad eine schriftliche Aufstellung ihrer Beschwerden, in der allerdings die Männerklöster, die Kanzleigebühren und die alten Verträge keine Erwähnung fanden.820 Die Forderung, die Klöster künftig dem Adel vorzubehalten, brachten sie in einem weiteren Schreiben vom 2. September vor, in dem sie die Mönche auch beschuldigten, grob und ungelehrt und lediglich auf die Gewinnung weltlicher Güter aus zu sein.821 In ihrer Antwort verwahrten sich die Äbte

817 818 819 820 821

Ebd., fol. 42r–43v. Ebd., fol. 45rv. Vgl. hierzu StAW Lehnssachen 182. StAW Misc 474, fol. 32r–34r; Stdb 946, S. 91–94; Schubert, S. 111 f. Höfler, Fränkische Studien (1852), Nr. 151, S. 264.

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und Prälaten der Klöster im Fürstentum Franken hiergegen.822 Viele Klöster seien von Kaisern, Königen, Fürsten, Grafen und Herren gestiftet worden. Der Adel möge doch nachweisen, welche Klöster von ihm gestiftet und dotiert worden seien. Auf dem Tag in Schweinfurt wurden die Verhandlungen von beiden Seiten sehr emotional geführt. So erinnerten etwa die Würzburger Räte die Ritter daran, auf welche Weise Graf Wilhelm von Henneberg das Hochstift während des Bauernkriegs im Stich gelassen hatte.823 In der Sache argumentierten die Würzburger Räte, wenn die Untertanen, die keine Täter, sondern nur Helfer oder Verbündete gewesen seien, von der Schadensersatzpflicht ausgenommen würden, müßten auch die Städte des Hochstifts wie Würzburg oder Heidingsfeld keinen Schadensersatz leisten. Die Anzahl der Schadensersatzpflichtigen würde dann so gering, daß die Anlage von 8, 9 oder 10 Gulden auf 14, 15 oder mehr gesteigert werden müsse. Dies sei nicht machbar. Die Ritter versuchten daraufhin, zwischen Bischof Conrad und den Grafen zu vermitteln. Die Ämter Graf Wilhelms sollten von der Anlage frei bleiben, ebenso die Reichsstadt Schweinfurt, dafür sollte er seine eigenen Schäden nicht geltend machen. Auf dieser Grundlage wurde der Vertrag abgeschlossen.824 Gegenüber dem Bamberger Vorbild ergaben sich folgende Veränderungen: Zunächst wurde eine Ausschlußfrist für die Geltendmachung von Schäden am beweglichen Vermögen festgesetzt. Jeder Adelige mußte das Verzeichnis dieser Schäden bis zum 30. November einreichen. Die Mittel für die Entschädigung sollten durch eine Kopfsteuer in Höhe von 7  1/2 fl, zahlbar zu drei Terminen, nämlich je ein Drittel zu Weihnachten 1525, 1526 und 1527, aufgebracht werden. Sollte dies nicht ausreichen, sollten die acht Einnehmer eine vierte Anlage auf das Vermögen ausschreiben. Auch die Hintersassen des Adels sollten die Anlage geben, und zwar selbst dann, wenn ihre Herren den Vertrag nicht annahmen, es sei denn, sie bewiesen mit ihrem Eid, daß sie mit dem Aufruhr nicht das geringste zu tun gehabt hatten. Graf Hermann von Henneberg sollte mit den Ämtern Römhild, Lichtenberg und Münnerstadt in den Vertrag kommen. Ferner sollten die Adeligen, die von den Untertanen anderer Herrschaften mitbeschädigt worden waren, von diesen ebenfalls Schadensersatz verlangen, der dann mit der Entschädigung aus dem Vertrag verrechnet werden sollte. Der Vertrag wurde für den Ort Baunach durch Wilhelm Fuchs zu Breppach, Bernhart von Hutten zu Birkenfels und Hans von Rotenhan, für den Ort Steigerwald durch Graf Johann von Castell, Hans von Milz und Georg von Gnottstadt und für den Ort Rhön/Werra durch Adam von Grumbach, Götz von Thüngen und Wolf von Steinau besiegelt. Die übrigen Adeligen sollten auf vier Tagen der Orte Baunach in Ebern, Rhön/Werra in Münnerstadt, Steigerwald in Schlüsselfeld und Odenwald in Lauda am 8. November erklären, ob sie

822 Ebd. Nr. 152, S. 264 f.; StAW Stdb 950, fol. 39r–40r. 823 Vgl. ebd., fol.  35rv. Zur Würzburger Sicht des Verhaltens Graf Wilhelms vgl. Fries, Bauernkrieg 1, S. 128–131. 824 Lünig Nr. 138, S. 303–307. Vgl. hierzu auch Schubert, S. 116–118.

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den Vertrag annehmen wollten oder nicht.825 Diejenigen Adeligen, die ihn annehmen wollten, sollten in einem Register verzeichnet werden. Vor seiner endgültigen Unterzeichnung stieß der Vertrag nochmals auf erhebliche Widerstände. Am 8.  November warnte Markgraf Casimir Graf Wilhelm von Henneberg vor einer Unterzeichnung des Vertrags, weil er hierdurch unter die Obrigkeit des Hochstifts Würzburg gezogen würde,826 und forderte seine Lehnleute im Ort Steigerwald auf, die Güter, die sie von ihm zu Lehen trügen, von dem Vertrag auszunehmen.827 Die in Schüsselfeld versammelten Grafen und Ritter antworteten ihm jedoch, sie könnten nicht finden, daß der Vertrag ihm beschwerlich sei.828 Auf den Tag des Orts Baunach in Ebern sandte Graf Wilhelm ein Schreiben, in dem er von der Annahme des Vertrags abriet, weil er die Ritterschaft spalte.829 Bischof Conrad wies den Vorwurf der Spaltung der Ritterschaft zurück und erinnerte daran, daß Graf Wilhelm das Hochstift mit dem versprochenen Kriegsvolk im Stich gelassen habe. Trotzdem nahmen insgesamt 255 Adelige den Vertrag an.830 Lediglich der Ort Odenwald blieb ihm fern.831 Die dortigen Adeligen erbaten sich auf dem Tag in Lauda am 9. November 14 Tage Bedenkzeit. Graf Michael von Wertheim wollte Bischof Conrad keinen Schadensersatz leisten. Außerdem wurde dort das Schreiben Markgraf Casimirs verlesen. Daraufhin scheint sich der Ort Odenwald auch nach Ablauf der Bedenkzeit dem Vertrag nicht angeschlossen zu haben. Im Fürstentum Ansbach hatte Markgraf Casimir auf Bitten der Adeligen Karl von Heßberg, Albrecht Gailing, Bartholomäus von Wichsenstein, Hans und Bernhart von Lüchau und anderer seinen Untertanen in Kitzingen, Uffenheim, Neustadt an der Aisch, Prichsenstadt und anderen Orten, die sie beschädigt haben sollten, zunächst einen Tag nach Ansbach auf den 14. Oktober gesetzt.832 Auf diesem Tag wandten seine Untertanen ein, die Adeligen seien von anderen auch mitbeschädigt worden, und baten um eine Frist von einer Woche zwecks Feststellung der Mitbeschädiger.833 Daraufhin wurde ein neuer Tag für den 30. Oktober anberaumt. In der Zwischenzeit sollten die Schäden an den Gebäuden durch die markgräflichen Räte und Steinmetzen ermittelt und der Verlust an fahrender Habe geschätzt werden. Das Verfahren verzögerte sich hierdurch jedoch, weil aufgrund der Anzeige der markgräflichen Untertanen die Untertanen aus weiteren Dörfern geladen werden mußten.834 Zur Vereinfachung des 825 826 827 828 829 830 831 832 833 834

StAW Ms 8, fol. 27v f.; Schubert, S. 135. ThStAMgn GHA II 206, fol. 2r–3r; StAN FstBrAnsb BKrA 6, fol. 20r–21v. StAW Stdb 950, fol. 25r–26r; StAN FstBrAnsb BKrA 6 Nr. 8, fol. 16r–17v. Ebd. Nr. 11, fol. 24rv. StAW Stdb 950, fol. 35rv. StAN FstBrAnsb BKrA 6 Nr. 64, fol. 148r–153v. Vgl. Lünig Nr. 138, S. 307 und StAW Stdb 950, fol. 28r. StAN FstBrAnsb BKrA 8 Nr. 14, fol. 27r–28v. Ebd. Nr. 18 f., fol. 32r–39v und Nr. 21–23, fol. 42r–51v. Ebd. Nr. 31 ff., fol. 70r ff.

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Verfahrens schloß Markgraf Casimir daher mit den beschädigten Adeligen einen Vertrag ähnlich den in den Hochstiften Bamberg und Würzburg.835 Allerdings fiel die durch die Untertanen aufzubringende Herdstattsteuer mit 3  fl wesentlich niedriger aus, wahrscheinlich deshalb, weil im Fürstentum Ansbach nicht so viele Adelssitze zerstört worden waren wie in den beiden Hochstiften. Außerdem sollten würzburgische Untertanen nicht belegt werden. Auf dieser Grundlage wurden dann die Adeligen im Fürstentum Ansbach in den Jahren von 1526 bis 1528 entschädigt.836 Im Fürstentum Kulmbach war es zu überhaupt keinen nennenswerten Beschädigungen gekommen.837 c) Ergebnisse Im Bauernkrieg versuchte der fränkische Adel zunächst zwischen den Bauern und den Fürsten zu vermitteln. Dies entsprach seiner Stellung in der Verfassungshierarchie zwischen den Bauern und den Fürsten. Die Adeligen beabsichtigten, damit zugleich den Bauernaufstand als Druckmittel zu gebrauchen, um von den Fürsten die Abstellung ihrer eigenen Beschwerden zu erreichen. Die 6 Orte der fränkischen Ritterschaft dienten dabei nach wie vor als Mittel, um möglichst viele Adelige anzusprechen. Auch den Bauern sollten sie als Ansprechpartner dienen. Doch die Kommunikation zwischen den Orten erwies sich einmal mehr als zu langsam und zu schwerfällig. Sie wurden daher von den Ereignissen überrollt. Überdies erwies sich die Vermittlungsstrategie des Adels schon bald als unrealistisch. Die sich zunehmend radikalisierenden Bauern wünschten gar keine Vermittlung. Sie forderten die Erfüllung der 12 Artikel oder am besten gleich die Aufrichtung des Evangeliums. Der Adel war ihnen dabei eher im Wege. Viele ihrer Beschwerden richteten sich gerade gegen den Adel, etwa gegen die Verleihung der Kirchenzehnten an Adelige, die Einschränkung der Nutzung von Gewässern und Wäldern, die Ausweitung der Frondienste, den Entzug der Allmende und die Beschädigung durch adelige Fehden. So fielen nach den (zum Teil adeligen) Klöstern bald auch die Burgen des Adels den aufständischen Bauern zum Opfer. Erstaunlicherweise führte die Tatsache, daß sich die Bauern bei ihrem Aufstand auf das Evangelium und damit indirekt auf die evangelische Predigt berufen hatten, nicht zu einem Abrücken des Adels von der evangelischen Bewegung. Im Gegenteil forderten die Adeligen von Bischof Conrad von Würzburg nach dem Ende des Bauernkriegs einen größeren Einfluß auf die Besetzung der Predigerstellen, ohne sich freilich hiermit durchsetzen zu können. Nach dem Scheitern seiner Vermittlungsstrategie blieb dem Adel nur noch die Wahl, die Fürsten gegen die Bauern zu unterstützen oder sich mit den Bauern zu verbrüdern. Ein Teil der Adeligen wagte es, ihre Familien und ihr Hab und Gut zurückzulassen und den Fürsten zu Hilfe zu kommen. Der andere Teil verbrüderte sich 835 Vgl. StAN FstBrAnsb LTA 1, Nr. 33 f., fol. 110r–115r. 836 StAN FstBrAnsb BKrA 8 Nrn. 53–179, fol. 113r–379r. 837 Franz, Bauernkrieg, S. 211.

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erzwungenermaßen mit den Bauern. Nur wenige Adelige wagten eine Verteidigung ihrer Burgen. Die wenigsten stellten sich freiwillig auf die Seite der Bauern. Die Verbrüderung mit den Bauern wurde den Adeligen in vielen Fällen dadurch erleichtert, daß sie für den Augenblick erträgliche Bedingungen erhielten. Im Odenwald mußten die Adeligen lediglich die 12 Artikel anerkennen. Im Hochstift Bamberg wurden manche Burgen nur symbolisch beschädigt. Schlimmer erging es dem Adel im Hochstift Würzburg, wo viele Burgen verbrannt wurden. Für ihre Schäden vermochten die Adeligen nach der Niederschlagung des Aufstands eine stattliche Entschädigung zu erlangen. Aber die Entschädigung barg für den Adel auch Gefahren. Zum einen spaltete sie nämlich den Adel in solche Adelige, die die Entschädigungsverträge annahmen, und solche, die ihnen fernblieben. Zum anderen banden die Entschädigungsverträge die Adeligen fester an die Hochstifte. Viele Adelige lehnten derartige zusätzliche, über die traditionellen hinausgehende Bindungen ab, insbesondere wenn sie mit Zahlungspflichten ihrer Untertanen an die Hochstifte verbunden waren. Durch die Verträge wurden ihre Untertanen wie die der Hochstifte in die Verpflichtung zur Entschädigung einbezogen. Damit hätte eine Entwicklung angestoßen werden können, die in einen einheitlichen Untertanenverband der Hochstifte münden konnte. Ein anderer Grund für die Ablehnung war, daß viele Adelige sich besser zu stellen glaubten, wenn sie auf eigene Faust Entschädigung von ihren Untertanen suchten, insbesondere wenn die Adeligen, wie dies bei vielen im Odenwald offensichtlich der Fall war, aufgrund ihrer Verträge mit den Bauern nur geringe oder gar keine Schäden erlitten hatten, ihre Untertanen aber andere mitbeschädigt hatten und deshalb zum Schadensersatz verpflichtet gewesen wären. Ambivalent wie die Entschädigungsverträge selbst und ihre Wirkung auf den Adel war auch ihre Wirkung auf die ritterschaftliche Organisation der 6  Orte. Auf der einen Seite wurden die drei Orte Rhön/Werra, Baunach und Steigerwald Vertragspartner Bischof Conrads und hierdurch in ihrer Funktion für den Adel aufgewertet. Bischof Conrad gab hiermit die Strategie seines Vorgängers auf, nur mit „seiner“ Ritterschaft und nicht mit den 6 Orten zu verhandeln. Die drei Orte schoben sich hierdurch zwischen Bischof Conrad und die Ritterschaft, wie auch die nachfolgenden Verhandlungen über die Abwicklung des Vertrags zeigen. Es ist nicht erkennbar, ob die Einbeziehung der drei Orte in den Vertrag auf Wunsch Bischof Conrads oder der Ritterschaft erfolgte. Wahrscheinlich war es einfach die praktikabelste Lösung, den Vertrag zunächst durch Vertreter der drei Orte siegeln und dann auf gesonderten Ortstagen durch die einzelnen Ritter annehmen zu lassen, als nochmals alle Ritter nach Würzburg zu laden. Auf der anderen Seite spaltete die Frage der Entschädigungsverträge die Orte und den Adel in den Orten. Von den vier dem Hochstift Würzburg zugewandten Orten Rhön/Werra, Baunach, Steigerwald und Odenwald nahmen nur drei, nämlich Rhön/Werra, Baunach und Steigerwald, den Vertrag an, der Odenwald blieb ihm fern. Dies hatte seinen Grund wohl darin, daß der Odenwälder Adel sich von dem Vertrag keine oder nur geringe Vorteile versprach. Bemerkenswert ist, daß die drei Orte den Vertrag trotz der Opposition Graf Wilhelms von Henneberg an-

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nahmen. Dies dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, daß die Autorität Graf Wilhelms dadurch, daß er das Hochstift und damit den Adel im Stich gelassen hatte, nachhaltig beschädigt war. Überhaupt setzte sich im Bauernkrieg die Spaltung des Adels in solche, die dem Hochstift kritisch und in Opposition gegenüber und ihm damit eher fern standen, und solche, die ihm näher standen und mit Bischof Conrad zusammenarbeiten wollten, fort. Damit setzte sich die Spaltung aus der Zeit des Schweinfurter Vertrags in fürstenfeindliche und fürstenfreundliche Adelige fort. Zu ersteren gehörten zum Beispiel Graf Wilhelm von Henneberg und seine Parteigänger, etwa Ludwig von Boyneburg und Moritz Marschalk, ferner Götz von Berlichingen, zu letzteren Dr. Sebastian von Rotenhan und die Verteidiger der Festung Marienberg.

3. Die Verhandlungen über den Ersatz der Schäden aus dem Bauernkrieg, Türkenhilfe und Religion von 1526 bis 1532 a) Die Verhandlungen über den Ersatz der Schäden aus dem Bauernkrieg im Hochstift Würzburg im Jahr 1526 Im Jahre 1526 stand im Hochstift Würzburg zunächst die Durchführung des Entschädigungsvertrags vom 8. November 1525, auch Ritterlicher Vertrag genannt, auf der Tagesordnung. Am 5. Mai 1526 fanden in der Würzburger Kanzlei Verhandlungen über die Behandlung der Brandschatzungen Graf Wilhelms von Henneberg statt, die angeblich zu hoch ausgefallen waren, doch kam es anscheinend zu keinem Ergebnis.838 Auf einem Tag in Haßfurt am 27. August 1526 brachten die Würzburger Unterhändler, der Hofmeister Dr. Sebastian von Rotenhan und Philipp von Herbilstadt, weitere Probleme zur Sprache.839 Etliche Adelige verweigerten die Angabe der Namen ihrer Untertanen, teils mit der Begründung, diese seien unter anderen Fürsten gesessen. Auch mit denen, die sich Schadensersatz auf eigene Faust verschafft hatten, gab es Probleme. Schließlich bemängelten die Würzburger Unterhändler, Schadensersatzansprüche gegen Schädiger von außerhalb des Hochstifts würden nicht energisch genug verfolgt. Die Verordneten der drei Orte rieten daraufhin, Adeligen, die die Namen ihrer Untertanen zurückhielten, keinen Schadensersatz zu zahlen.840 Adelige, die innerhalb der Grenzen und Obrigkeit des Hochstifts, aber unter anderen Fürsten säßen, sollten geladen und dazu bewogen werden, den Vertrag anzunehmen, notfalls mit Rechtgeboten. Diejenigen Adeligen, die nicht im Vertrag waren, sollten daran erinnert werden, daß ihre Untertanen, die sich an den Beschädigungen beteiligt hatten, die Anlage ebenfalls geben müßten.

838 Franz, Akten, Nr. 1057, S. 657 f. 839 StAW Stdb 950, fol. 29r–33r. 840 StAW Ms 8, fol. 52r–54r.

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b) Die Verhandlungen über Religion und Türkenhilfe auf den Landtagen des Jahres 1526 Die Konsequenzen aus dem Bauernkrieg waren auch ein Thema auf dem vom 25. Juni bis zum 27. August in Speyer stattfindenden Reichstag. Der große Ausschuß der Reichsstände stellte eine Liste von Mißbräuchen zusammen, deren Abschaffung er empfahl.841 Im Reichsabschied stellten es die Reichsstände den Obrigkeiten anheim, ihre Untertanen zu amnestieren, empfahlen, mehr mit Gnade und Güte als mit Schärfe und Ungnade gegen die Aufständischen vorzugehen, und regelten eine Hilfsverpflichtung für den Fall eines neuerlichen Aufstands.842 Außerdem billigten sie die Ermäßigung der Schadensersatzpflicht für Schädiger durch die Obrigkeiten und schlossen für diesen Fall weitergehende Rechtsansprüche aus. Ferner berieten die Reichsstände über die Religionsfrage.843 Kaiser Karl hatte ihnen in seiner Instruktion verboten, in Sachen des Glaubens und der Religion, den Zeremonien und wohlhergebrachten Bräuchen der Kirche irgendeine Neuerung zu machen oder Festlegung zu treffen. Daraufhin beschlossen die Reichsstände, Kaiser Karl durch eine Gesandtschaft darum zu bitten, auf die Einberufung eines freien Generalkonzils oder wenigstens einer Nationalversammlung binnen ein bis eineinhalb Jahren hinzuwirken. Bis dahin sollte sich jeder Reichsstand mit seinen Untertanen in Sachen, die das Wormser Edikt betrafen, so verhalten, wie er es sich gegenüber Gott und Kaiser Karl zu verantworten getraue. Schließlich bewilligten Kaiser Karl und die Reichsstände die Verwendung von zwei Vierteln der auf dem Reichstag von Worms 1521 bewilligten Romzugshilfe von 20.000  Mann zu Fuß als Hilfe gegen einen Angriff der Türken auf Ungarn.844 Die Hilfe sollte wiederum in Geld erlegt und hiervon Söldner bestellt werden. Eine Gesandtschaft bestehend aus Graf Georg von Wertheim, dem Ritter Philipp von Feilitzsch und Veit Auerberger sollte mit König Ludwig von Ungarn über die näheren Bedingungen ihres Einsatzes verhandeln. Die Hilfe gelangte jedoch nicht mehr zur Ausführung, nachdem Sultan Suleiman  II. die Ungarn am 29.  August bei Mohács vernichtend geschlagen und König Ludwig auf der Flucht den Tod gefunden hatte.845 Statt dessen richteten nun Erzherzog Ferdinand von Österreich und die Herzöge Wilhelm und Ludwig von Bayern Hilfegesuche an die fränkischen Fürsten für den Fall, daß Sultan Suleiman weiter gegen ihre Länder vorrücken würde. Als erster verhandelte Markgraf Casimir mit seinen Grafen, Herren, Prälaten, Ritterschaft und Städten am 8. Oktober. Er begehrte den Rat der Versammelten, wie er sich in der Religionsfrage bis zu einem Konzil oder einer Nationalversammlung und be841 842 843 844 845

DRTA j.R. 5/6 Nr. 169, S. 732–738; Franz, Quellen, Nr. 209, S. 593–598. DRTA j.R. 5/6 Nr. 221, S. 881–885, Art. 5–11; Franz, Quellen, Nr. 210, S. 598–601. DRTA j.R. 5/6 Nr. 221, S. 880 f., Art. 1–4. Ebd., S. 885–887, Art. 12–15.

Steglich, S. 24 f.

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züglich der Türkenhilfe verhalten solle.846 Außerdem wollte er über die Beschränkung übermäßiger Feierlichkeiten und des Kleiderluxusses und über eine Restitution der Aufrührer beraten lassen. Ein Ausschuß der Grafen, Herren, Prälaten, Ritterschaft und Städte antwortete ihm hierauf, er solle das heilige Evangelium und das Wort Gottes lauter und rein predigen lassen.847 Bis zur Durchführung eines allgemeinen Konzils oder einer Nationalversammlung sollten folgende Artikel eingehalten werden:848 Das Evangelium und die Epistel sollten allein auf deutsch aus dem Meßbuch verlesen, die Messe im übrigen auf Latein gehalten werden. Deutscher Gesang sollte erlaubt sein. Das Abendmahl sollte so gehalten werden, wie ein jeder es sich getraue. Die Reste des Abendmahls sollten aufbewahrt werden. Die Beichte sollte abgenommen werden, aber nicht, um Stiftungen oder Geldzahlungen als Buße aufzuerlegen, sondern zur Erkenntnis der Sünden. Es sollte auch keine offene Buße auferlegt werden. Die Taufe könne auf deutsch oder lateinisch erfolgen, es sollte aber jedenfalls eine deutsche Erinnerung erfolgen, was die Taufe bedeute. Die Pfarrverwandten sollten zu einem mäßigen Leben angehalten werden, aber nicht zum Fasten, außer in der Karwoche. Als Feiertage wurden Ostern, Weihnachten, Christi Beschneidung, Heilige Drei Könige, der Palmsonntag, Karfreitag, Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Fronleichnam, Maria Geburt, Verkündigung, Reinigung und Himmelfahrt und die Heiligentage Johann Baptiste, Michaelis, Stephanus, Laurentius, Katharina und Allerheiligen festgesetzt. Mit den Stiftungen sollte wie bisher verfahren werden, außer der Pfarrer und der Stifter wollten dies nicht mehr. Dann sollte das gestiftete Vermögen bis auf weiteres hinterlegt werden. Die Klöster und Stifte sollten einstweilen erhalten bleiben, ebenso die Jungfrauenklöster. Wenn möglich, sollte eines von diesen für den Adel reserviert werden. Hinsichtlich der Türkenhilfe antwortete ihm der Ausschuß, sie wollten das tun, was er mit den anderen Reichsständen beschließe.849 Wenn schnellere Hilfe nötig sei, solle er Erzherzog Ferdinand und den Herzögen von Bayern gemäß seiner aus ihrer gemeinsamen Mitgliedschaft im Schwäbischen Bund herrührenden Verpflichtung helfen. Wenn die Not zu groß würde, bevor der Schwäbische Bund aufmahne, solle er den bedrohten Fürsten von sich aus etwa 200 Pferde zu Hilfe schicken. Die Beschränkung übermäßiger Feierlichkeiten und des Kleiderluxusses überließen sie Markgraf Casimir und seinen Räten. Die Restitution der Aufrührer befürworteten sie. Dementsprechend lautete auch der Abschied des Landtags.850

846 StAN FstBrAnsb LTA 1, Nr. 35, fol. 119r–122r; StAW Ms 8, fol. 51rv; Schaupp, S. 225 f. 847 StAN FstBrAnsb LTA 1, Nr. 36, fol. 126rv; StAW Ms 8, fol. 51v; Schaupp, S. 226. 848 Vgl. Sehling 11,1 Nr. II.6, S. 88–97; StAN FstBrAnsb LTA 1, Nr. 37b (Druck); LTA 3 Nr. 1 (Druck); StAB A 160, Lade 571, Nr. 1907. 849 StAN FstBrAnsb LTA 1 Nr. 36, fol. 127r; StAW Ms 8, fol. 51v–52r; Schaupp, S. 226. 850 StAN FstBrAnsb LTA 1 Nr. 38, fol. 151r–155r; Schaupp, S. 226.

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Als nächster verhandelte Bischof Weigand mit den Prälaten, der Ritterschaft und den Städten seines Hochstifts am 12. Oktober in Bamberg.851 Er begehrte ihren Rat, wie er sich verhalten solle, wenn er um Hilfe gebeten werde. Ferner wollte er von der Ritterschaft wissen, ob die Ritter persönlich reiten oder Geld für Reisige und Fußvolk geben wollten, da die auf dem Reichstag beschlossene Anlage auch für die Untertanen der Ritterschaft gelte. Prälaten, Ritterschaft und Städte ließen darauf durch Eukarius von Aufseß antworten, sie getrauten sich nicht, in derart großen Sachen zu raten. Hierfür habe Bischof Weigand seine Räte und könne sich auch auf dem nächsten Tag in Esslingen mit den anderen Fürsten beraten. Den Fürstentag hatte das in Esslingen sitzende Reichsregiment ausgeschrieben, weil es befürchtete, die in Speyer beschlossene eilende Hilfe werde nach der Niederlage der Ungarn gegen die Türken nicht mehr ausreichen.852 Hinsichtlich des zweiten Begehrens antwortete die Ritterschaft, sie sei auch von anderen Fürsten um Hilfe gebeten worden und wolle zunächst die Ergebnisse dieser Beratungen abwarten. Auch auf nochmalige Bitte Bischof Weigands, ihm zu raten, wie er sich verhalten solle, wenn in Esslingen eine eilende oder eine beharrliche Hilfe beschlossen werde, antworteten die Ritter ausweichend, sie wollten sich zum Hochstift halten und das leisten, was die anderen fränkischen Ritter ihren Fürsten auch bewilligten. Die Abwehr der Türken und die Durchführung des Wormser Edikts waren auch die Themen eines Rittertags im Hochstift Würzburg am 26. und 27. Oktober.853 Bezüglich der Türkenabwehr erhielt Bischof Conrad von den versammelten Adeligen die gleiche Antwort wie die beiden anderen Fürsten, daß sie zur Abwehr der Türken das tun wollten, was andere Adelige ihren Fürsten in Franken auch leisteten. Ferner gab Bischof Conrad den versammelten Adeligen die Beschlüsse des Reichstags zur Religionsfrage bekannt. Er ermahnte die Adeligen, sich an das Wormser Edikt zu halten und bis zu einem zukünftigen Konzil keine Neuerung in den Zeremonien und wohlhergebrachten Gebräuchen der Kirche vorzunehmen. Die Adeligen antworteten hierauf durch den Hofmeister Dr. Sebastian von Rotenhan, sie wollten sich in der Religion so verhalten, daß es gegen Gott verdienstlich und gegenüber der kaiserlichen Majestät unverweislich sei. Ferner ließ Bischof Conrad der Ritterschaft vorhalten, er habe gehört, daß ein Widerwille unter ihnen gegen die gemeine Geistlichkeit bestehe. Nun existiere das Hochstift aber schon viele hundert Jahre neben anderen Kurfürsten- und Fürstentümern und sei von ihren Kindern, Brüdern, Vettern und Freunden auch zur Ehre und zum Ruhm der belehnten Grafen, Herren und Ritter innegehabt und regiert worden. Wenn dem Hochstift etwas abgehe, dann schade das auch der Ritterschaft. Sie möchten daher raten, wie das Hochstift in den jetzigen geschwinden Zeitläufen vor Schaden bewahrt werden könne, und zwar insbesondere vor dem Hintergrund, daß 851 StadtAB HV Rep. 2, 68, fol. 2v–19v. 852 DRTA j.R. 5/6 Nr. 225, S. 903–906. 853 StAW Ms 8, fol. 42r–51r.

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er, als er zuletzt die Ritterschaft um Hilfe gebeten habe, von ihr völlig verlassen worden sei. Anlaß dieser Vorhaltungen waren offenbar die Erfahrungen Bischof Conrads aus dem Bauernkrieg sowie ein Tag, zu dem die Ritter Adam von Grumbach, Philipp von Maßbach, Silvester von Schaumberg, Hans Truchseß, Jakob von der Kere, Christoph von Bibra, Balthasar von Wanbach und Silvester Forstmeister eingeladen hatten und auf dem wegen Beschwerden verhandelt werden sollte.854 Hierauf antworteten die Adeligen, sie wollten sich gemäß ihren Lehnspflichten verhalten, und baten um Abstellung ihrer Beschwerden. Bischof Conrad sagte daraufhin zu, wegen der Beschwerden einen Tag ansetzen zu wollen. Ein solcher Tag ist allerdings nicht überliefert. Auf dem Fürstentag in Esslingen beschlossen der kaiserliche Statthalter Markgraf Philipp von Baden, das Reichsregiment und die sechs Kurfürsten und zwölf Fürsten bzw. ihre Räte, darunter die Bischöfe Weigand von Bamberg und Conrad von Würzburg und Wilhelm von Wiesentau und Simon von Zedtwitz für Markgraf Casimir, die Einberufung eines Reichstags für den 1. April 1527 nach Regensburg, um über eine beharrliche Hilfe gegen die Türken zu beraten, weil eine so große Sache alle anginge.855 Hinsichtlich der eilenden Hilfe sahen sie für gut an, daß die Fürsten von Österreich, Sachsen, Brandenburg und Bayern im Falle eines Angriffs der Türken einander helfen sollten.856 Außerdem sollte das in Speyer bewilligte Geld der zwei Viertel der 20.000  Mann zu Fuß eingebracht werden. Es sollte jedoch nur auf Befehl von zehn Verordneten verwendet werden, nämlich Erzherzog Ferdinands von Österreich, der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, Pfalzgraf Friedrichs, Herzog Ludwigs von Bayern, des Bischofs von Augsburg und vier Regimentsräten. Hinsichtlich der beharrlichen Hilfe hatte das Reichsregiment einen Entwurf vorgelegt, demzufolge jedermann von 500 fl Vermögen jährlich einen halben Gulden geben sollte, von werbenden oder hantierenden Gütern aber einen Gulden je 500 fl Wert.857 Mit dem Adel in Schwaben und in Franken sollte verhandelt werden, sich auch in diese Nothilfe zu begeben. Die in Regensburg erschienenen Gesandten der Reichsstände sahen sich jedoch außerstande, über eine beharrliche Türkenhilfe zu beraten, weil sie zu wenige seien und weil die Kurfürsten und Fürsten und Kaiser Karl nicht persönlich anwesend waren, und baten Kaiser Karl, einen neuen Reichstag auszuschreiben.858 Kaiser Karl ließ daher durch seinen Statthalteramtsverweser Wolfgang Graf zu Montfort einen neuen Reichstag auf den 2.  März 1528 nach Regensburg ausschreiben,859 kündigte diesen jedoch am 16. April 1528 wieder ab,860 um seine gleichzeitigen Verhandlungen mit 854 855 856 857 858 859 860

Vgl. StAW Stdb 950, fol. 66r. DRTA j.R. 5/6 Nr. 237, S. 956–958, Art. 1–6. Vgl. auch Steglich, S. 26–33. DRTA j.R. 5/6 Nr. 237, S. 958–960, Art. 7–17. Ebd. Nr. 230, S. 920–934. DRTA j.R. 7,2 Nr. 23, S. 999–1005; Steglich, S. 34. DRTA j.R. 7,2 Nr. 27, S. 1010 f. Ebd. Nr. 52, S. 1035.

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einzelnen Reichsständen über eine Hilfe gegen König Franz von Frankreich861 nicht durch zusätzliche Verhandlungen über eine Türkenhilfe zu beeinträchtigen.862 c) Fortsetzung der Verhandlungen über den Ersatz der Schäden aus dem Bauernkrieg im Hochstift Würzburg im Jahr 1527 Unterdessen forderte Bischof Conrad von Würzburg in Umsetzung des Beschlusses des Tags von Haßfurt vom 27. August 1526 mit einem Schreiben vom 28. November 1526 die Grafen Albrecht, Georg und Wolfgang von Hohenlohe, Georg von Wertheim, Wilhelm von Henneberg und Philipp von Rieneck, Christoph Freiherr von Schwarzenberg und etwa 80 Adelige, die den Ritterlichen Vertrag vom 8. November 1525 nicht angenommen hatten, auf, ihre Untertanen zu den Entschädigungszahlungen beitragen zu lassen.863 Der Vertrag sei durch Kaiser Karl bestätigt worden.864 Es stehe jedem frei, ihn anzunehmen oder nicht, aber die Untertanen, die andere beschädigt hätten, müßten Schadensersatz leisten. Der Ritter Philipp von Seinsheim antwortete ihm hierauf, seine Untertanen in Erlach hätten Bischof Conrad und seine Ritterschaft nicht beschädigt, sondern nur das Schloß Erlach.865 Er sei deshalb bereits mit ihnen vertragen. Ludwig von Hutten antwortete Bischof Conrad, er sei dem Hochstift Würzburg nicht verwandt, sondern allein Markgraf Casimir.866 Arnold von Seckendorff schrieb zurück, er wolle die Aufforderung erst Markgraf Casimir zur Kenntnis geben.867 Arnold Gailing von Illesheim erklärte, sich erst bedenken zu müssen,868 und Philipp von Biberen antwortete, Markgraf Casimir habe ihm verboten, den Vertrag anzunehmen.869 Außerdem beschwerten sich die Ansbacher Räte bei Bischof Conrad über das Ausschreiben.870 Danach ruhte die Angelegenheit im Jahre 1527 zunächst.871 Am 30.  September 1527 berieten die Einnehmer der Anlage in den drei Orten Rhön/Werra, Baunach und Steigerwald in Würzburg erneut über deren Mängel.872 Der größte Mangel bestand nach wie vor darin, daß eine Reihe von Adeligen ihre Untertanen keinen Schadensersatz zahlen ließ.873 Insbesondere gab es Streit mit Graf 861 862 863 864 865 866 867 868 869 870 871 872 873

Vgl. hierzu DRTA j.R. 7,1, S. 344–363. Steglich, S. 35 f. StAW Ms 8, fol. 92v–95r; StAN FstBrAnsb BKrA 6 Nr. 15 f., fol. 28r–30r. Vgl. StAW Ms 8, fol. 97rv. StAN FstBrAnsb BKrA 6 Nr. 17, fol. 31r. Ebd. Nr. 18, fol. 32rv. Ebd. Nr. 19, fol. 34rv. Vgl. ebd. Nr. 20, fol. 36r. Ebd. Nr. 21, fol. 38rv. Ebd. Nr. 4, fol. 8r–11r. Vgl. auch ebd. Nr. 33, fol. 57rv. Vgl. StAW Ms 8, fol. 73v–74r. Vgl. StAW Misc 6560.

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Hermann von Henneberg wegen der halben Anlage in Münnerstadt.874 Münnerstadt gehörte Bischof Conrad von Würzburg und Graf Hermann von Henneberg je zur Hälfte. Die Einnehmer äußerten hierzu, sie seien damit einverstanden, wenn Bischof Conrad diesen Adeligen nochmals schreibe. Große Hoffnungen setzten sie in dieses Verfahren allerdings nicht. Viele Knechte seien arm und hätten kein Geld. Sie sollten nach Möglichkeit verschont werden. Auf einem Tag mit Vertretern der drei Orte in Haßfurt am 11. November 1527 lehnten die Vertreter Bischof Conrads dies indessen ab.875 Am 3. Dezember schrieb Bischof Conrad abermals denjenigen aus der Ritterschaft, die den Vertrag nicht angenommen hatten.876 Jeder Untertan, der sich nicht vom Verdacht der Beteiligung an den Beschädigungen reinigen könne, müsse die 7  1/2 fl zahlen. Ein ebensolches Schreiben ließen die in Haßfurt versammelten Grafen, Herren und Ritter ausgehen.877 Ein weiteres Problem scheint gewesen zu sein, daß nicht alle Adeligen mit dem Geld ihre beschädigten Burgen wieder aufbauten. Unter dem 26.  November schrieb Bischof Conrad an diese Adeligen, sie sollten bis zum nächsten Zahlungstermin die Burgen, die vom Hochstift zu Lehen gingen, wieder aufbauen, sonst werde ihnen die dritte Rate der Entschädigung nicht ausgezahlt.878 Daraufhin initiierten die Ansbacher Statthalter und Räte des am 21. September 1527 verstorbenen Markgrafen Casimir formularmäßige Beschwerdeschreiben von Rittern, die keine Lehnleute oder Diener des Hochstifts waren, deren Untertanen aber ebenfalls zum Schadensersatz herangezogen werden sollten, an Bischof Conrad.879 Am 4.  Dezember erwirkte Graf Philipp von Rieneck beim Kammergericht ein Mandat gegen das Vorgehen Bischof Conrads.880 Bei einem Treffen in Kitzingen am 26. Januar 1528 vereinbarten Christoph von Fronhofen als Vertreter Markgraf Georgs, des Nachfolgers Markgraf Casimirs, Dr. Peter von Gundelsheim als Vertreter Graf Wilhelms von Henneberg, die Grafen Albrecht und Georg von Hohenlohe, Georg von Wertheim und Philipp von Rieneck und die Ritter Zeysolf von Rosenberg und Endres von Hutten, gemeinsam beim Kammergericht gegen den Würzburger Vertrag vorzugehen.881 Das Verfahren schlief jedoch im Verlauf des Jahres ein.882

874 875 876 877 878 879 880 881 882

StAW Ms 8, fol. 53v. StAW Stdb 950, fol. 80r–82v. StAW Ms 8, fol. 100v–103r; StAN FstBrAnsb BKrA 6 Nr. 36, fol. 61r–62r. Ebd. Nr. 37, fol. 63r–64r. StAW Ms 8, fol. 103r–104r. StAW Stdb 950, fol. 75r–76r. Sellmann, S. 104. ThStAMgn GHA II 206, fol. 5r–7r. Sellmann, S. 111.

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d) Die Packschen Händel Währenddessen verschärfte sich im Reich der Konflikt zwischen den Religionsparteien. Am 9. März 1528 hatten sich Kurfürst Johann von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen verbündet, an dem Wort Gottes und dem Evangelium festzuhalten.883 Ferner verabredeten sie, einen Kriegszug mit 6.000 Reitern und 20.000 Fußknechten ab dem 1. Juni zu unternehmen. In einer weiteren Abrede vom 30. April präzisierten sie dies dahingehend, Erzbischof Albrecht von Mainz und die Bischöfe Weigand von Bamberg und Conrad von Würzburg mit 4.000 Reitern und 14.000 Fußknechten angreifen zu wollen, wenn diese keinen Frieden halten und keine Versicherung hierüber abgeben wollten.884 Sie reagierten hiermit auf ein angebliches Bündnis König Ferdinands, des Erzbischofs Albrecht von Mainz und Magdeburg, Kurfürst Joachims von Brandenburg, des Erzbischofs Matthäus von Salzburg, der Bischöfe Weigand von Bamberg und Conrad von Würzburg, Herzog Georgs von Sachsen und der Herzöge Wilhelm und Ludwig von Bayern vom 15. Mai 1527 zur Wiederherstellung des katholischen Glaubens und der katholischen Messe.885 Demnach planten die Verbündeten angeblich, zunächst das Königreich Ungarn für König Ferdinand zu erobern. Nach dem Tod König Ludwigs hatte ein Teil der ungarischen Stände nämlich am 10. November 1526 Johann Zápolya, den Woiwoden von Siebenbürgen, zu ihrem König gewählt, ein anderer Teil am 16. Dezember 1526 aber Erzherzog Ferdinand von Österreich. Zuvor hatten die böhmischen Stände bereits am 23. Oktober 1526 Erzherzog Ferdinand zu ihrem König gewählt.886 Danach wollten die Verbündeten auf einen entsprechenden Befehl Kaiser Karls Kurfürst Johann von Sachsen gebieten, Martin Luther auszuliefern und die katholische Messe, die Klöster und das übrige Kirchengut in seinem Land wiederherzustellen. Wenn er sich weigerte, sollten ihn König Ferdinand und Erzbischof Albrecht in Sachsen und die Bischöfe Weigand und Conrad in Franken angreifen. Landgraf Philipp sollte ebenfalls geboten werden, von der neuen Lehre abzustehen, und im Weigerungsfall angegriffen werden. Das angebliche Bündnis war jedoch eine bloße Erfindung des Rates und Vizekanzlers Herzog Georgs von Sachsen, Dr. Otto von Pack.887 Dieser war hoch verschuldet und erhoffte sich eine Belohnung von Landgraf Philipp für die Warnung vor dem angeblichen Bündnis. Landgraf Philipp glaubte Dr. Otto von Pack, nachdem dieser ihm eine angebliche Kopie der Bündnisurkunde gezeigt hatte, die Herzog Georg von Sachsen angeblich immer bei sich trug, um weitere Verbündete zu gewinnen. Ende Mai 1528 zogen Landgraf Philipp und Kurfürst Johann verabredungsgemäß ca. 11.000 Reiter und 9.000 Landsknechte bei Schmalkalden zusammen, um

883 884 885 886 887

Mentz Nr. 1, S. 173–180. Ebd. Nr. 3, S. 184–191. Reinhard, S. 912–914. Steglich, S. 26. Dülfer, S. 56–73.

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die Bischöfe Weigand von Bamberg und Conrad von Würzburg anzugreifen.888 Am 26.  Mai schickten sie ihre Räte an Bischof Conrad und begehrten von ihm, dem Domkapitel und den Ständen des Hochstifts eine Versicherung, daß sie künftig nichts gegen Kurfürst Johann und Landgraf Philipp unternehmen wollten, dem Bündnis vom 15.  Mai 1527 abzuschwören und Kurfürst Johann und Landgraf Philipp für ihre Unkosten Schadensersatz zu leisten.889 Bischof Conrad wies dies zurück.890 Er stellte entschieden in Abrede, an einem derartigen Bündnis beteiligt zu sein. Er habe daher keine Veranlassung, die geforderte Versicherung abzugeben oder Schadensersatz zu leisten. Auf die nochmalige dringende Vorstellung der Gesandten, sich auf eine Unterhandlung über die gestellten Artikel einzulassen, erwiderte er, er wolle äußerstenfalls eine Versicherung abgeben, den kaiserlichen Landfrieden und den Speyerer Reichsabschied von 1526 zu halten.891 Am 5.  Juni 1528 vermittelten dann Erzbischof Richard von Trier und Kurfürst Ludwig von der Pfalz in Schmalkalden einen Friedensvertrag zwischen Kurfürst Johann von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen einerseits und den Bischöfen Weigand von Bamberg und Conrad von Würzburg andererseits.892 Hierfür mußten die Bischöfe Landgraf Philipp die Zahlung von 60.000  fl zum Ersatz seiner Unkosten versprechen.893 Sie waren wohl der Meinung, einen Angriff Landgraf Philipps nicht anders abwenden zu können. Bischof Conrad hatte erst spät mit eigenen Rüstungen begonnen. Erst am 14. und 18. Mai hatte er seine Lehnleute und Diener von Haus aus aufgeboten.894 Zusätzlich hatte er ca. 1.000 Reiter aus Bayern und Schwaben und ca. 3.000 Landsknechte aus Schwaben und vom Bodensee angeworben.895 Kurfürst Johann verzichtete auf den Ersatz seiner Unkosten.896 Am 14. Juni vermittelten Erzbischof Richard von Trier und Kurfürst Ludwig von der Pfalz einen ebensolchen Friedensvertrag zwischen Kurfürst Johann von Sachsen, Landgraf Philipp von Hessen und Erzbischof Albrecht von Mainz.897 Auch Erzbischof Albrecht mußte 40.000 fl an Landgraf Philipp zahlen. In dieser noch nicht restlos geklärten Situation berief Bischof Conrad den Adel des Hochstifts auf einen Tag nach Würzburg am 11.  Juni 1528 und bat ihn, sich zum Hochstift zu halten, wenn er trotz des Vertrags angegriffen würde.898 Die versammel888 889 890 891 892 893 894 895 896 897 898

Ebd., S. 132 mit Anm. 2. Reinhard, S. 912. Ebd., S. 915. Ebd., S. 916. Schwarz Nr. 2a, S. 162–165. Ebd. Nr. 2c, S. 166. StAW Ms 8, fol. 111v–120r. Reinhard, S. 910. Schwarz Nr. 2b, S. 165 f. Reinhard, S. 919. StAW Stdb 950, fol. 85r–87v.

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ten Ritter antworteten hierauf, wenn die Nachbarn sich rüsteten, wollten sie gewarnt werden und sich ebenfalls rüsten. Ferner solle nicht nur ein Flecken befestigt werden, sondern mehrere, insbesondere der Marienberg. Weiterhin empfahlen sie, die Zwietracht mit den Grafen des Hochstifts zu beenden und einen Tag zur Behandlung der ritterschaftlichen Beschwerden anzusetzen. Das Geld zur Bezahlung Landgraf Philipps von Hessen solle nicht von den Untertanen genommen werden, die schon für die Schäden aus dem Bauernkrieg aufkommen müßten, sondern von der Geistlichkeit. Schließlich solle Bischof Conrad einen Tag zwecks Abrechnung der dritten Anlage ansetzen und dann die vorgesehene vierte Anlage ausschreiben, um endlich die Schäden aus dem Bauernkrieg vollständig zu begleichen. Bischof Conrad rechtfertigte hierauf zunächst die fehlende Benachrichtigung der Ritterschaft über die Händel mit Landgraf Philipp von Hessen und Kurfürst Johann von Sachsen damit, daß er in Wirklichkeit nichts mit diesen beiden Fürsten zu schaffen gehabt habe, vielmehr mit ihnen im Schwäbischen Bund sei und sich deshalb keines Angriffs versehen habe. Ferner habe er befürchtet, durch ein eigenes Aufgebot den Krieg erst herauszufordern. Hinsichtlich der Befestigung der Flecken solle die Ritterschaft Vorschläge machen. Zu Irrungen mit den Grafen des Hochstifts habe er keine Veranlassung gegeben. Vielmehr besage der Ritterliche Vertrag, daß es Grafen, Herren und Rittern freistehe, den Vertrag anzunehmen oder nicht, daß aber ihre Untertanen, die sich nicht vom Verdacht der Mittäterschaft reinigen könnten, Schadensersatz leisten müßten. Hiergegen hätten sie Mandate des Kammergerichts erlangt. Einen weiteren Tag zur Verhandlung über die vierte Anlage und das Hessengeld wolle er gerne ausschreiben. Daraufhin fanden am 13. Juli 1528 in der obern rathstuben in Würzburg Verhandlungen zwischen dem Domdekan Dietrich von Thüngen, den Domherren Eustachius von Thüngen und Heinrich von Würzburg, dem Kanzler Dr. Marsilius Brenninger, dem Marschall Philipp von Herbilstadt und Dr. Johann Brief für Bischof Conrad und Schenk Karl, Herr zu Limpurg, Dr. Sebastian von Rotenhan, Claus von Stein, Adam von Grumbach, Carl Zollner, Erhart von Lichtenstein und Wolf Fuchs von Bimbach für die Ritterschaft statt.899 Dr. Brenninger bestand für Bischof Conrad darauf, daß die dritte Anlage von allen eingebracht worden sein müsse, ehe eine vierte ausgeschrieben werde. Er machte den Vorschlag, beide Seiten sollten ihre Meinung einem kommissarischen Richter und Beisitzern vortragen und diese entscheiden lassen. Hiergegen wandten die Ritter ein, der Streit solle nicht durch Fremde entschieden werden. Besser sollten Bischof Conrad, das Domkapitel und die Ritterschaft einige Personen benennen, die den Streit entscheiden sollten. Hingegen beharrte der Kanzler darauf, der Vertrag besage lauter, daß alle Untertanen die Anlage geben sollten, und nicht nur die Untertanen derjenigen Adeligen, die sich zum Hochstift bekannten. Diese Adeligen seien auf die entsprechende Bitte der Ritterschaft in Haßfurt hin erneut angeschrieben worden. Sie gehörten in die Landgerichtsobrigkeit Bischof Conrads, ihre Ämter wären in dem Vertrag – dies zielte auf Graf Hermann von Henneberg – und sie hätten 899 StAW Misc 6560, fol. 14r–15v.

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Zahlungen empfangen. Die Untertanen beklagten sich über die ungleiche Belastung. Hierauf erwiderte Dr. Sebastian von Rotenhan, sie verstünden, daß diejenigen zu der Anlage herangezogen werden sollten, die sich widersetzten. Von den 24 Adeligen, die sich der Anlage widersetzten, würden sich einige zum Hochstift bekennen, andere aber nicht. Wenn sie sich zum Hochstift bekennen würden, müßten sie die Anlage geben. Ferner bemängelte er, daß die Grafen ebenfalls dem Hochstift verwandt, aber von Bischof Conrad nicht angeschrieben worden seien. In den anderen Sachen hätten sie keinen Befehl zu weiterer Unterhandlung. Der Kanzler meinte daraufhin, es sei unnötig, weiter zu verhandeln. Die Ritterschaft solle erneut Gesandte abordnen. Vom 16. November 1528 ist eine weitere Versammlung der Ritterschaft in Haßfurt überliefert.900 Möglicherweise ging es dabei um die Beschwerden des Adels gegen Bischof Conrad, denn auf den folgenden Tag der Ritterschaft in Schweinfurt am 28. November 1528 entsandte Bischof Conrad den Domherrn Georg von Maßbach und seinen Kanzler Dr. Marsilius Brenninger mit der Botschaft, es sei nicht seine Schuld, wenn die Mängel noch nicht abgestellt worden seien.901 e) Die fränkische Ritterschaft bewilligt Kaiser Karl einen Reiterdienst Den Tag in Schweinfurt am 28. November hatte Graf Wilhelm von Henneberg auf Bitten des Reichsvizekanzlers und kaiserlichen Orators Balthasar Merklin, Probst von Waldkirchen,902 durch Graf Georg von Wertheim im Odenwald,903 Graf Wolfgang von Castell, die Schenken Gottfried und Karl, Herren zu Limpurg, und Johann Freiherrn von Schwarzenberg im Steigerwald und an der Altmühl,904 Hans von Sternberg, Dr. Sebastian von Rotenhan, Hans Schott, Claus von Heßberg, Claus von Stein zu Altenstein, Wilhelm Fuchs, Erhart von Lichtenstein, Bernhart von Hutten und Hans von Schaumberg an der Baunach,905 Hans von Waldenfels, Eukarius von Aufseß, Sigmund von Wirsberg, Utz von Künsberg, Fritz von Redwitz, Sebastian Stiebar, Burggraf zum Rothenberg, Wilhelm von Wiesentau, Wilhelm von der Grün, Hans Schott und Achatz von Guttenberg auf dem Gebirge906 und andere Adelige im Ort Rhön/Werra ausschreiben lassen. Von Seiten des Adels wurde gemutmaßt, Kaiser Karl werde einen Reiterdienst begehren oder es werde vom Glaubensstreit die Rede sein.907 Balthasar Merklin verhandelte nämlich bereits seit April 1528 mit einzelnen Reichsständen über eine Hilfe für Kaiser Karl gegen König Franz von Frankreich.908 900 901 902 903 904 905 906 907 908

StAW Stdb 950, fol. 89r–90r. Ebd., fol. 98rv. DRTA j.R. 7,1, S. 361; Aschbach 2 Nr. 215, S. 335–337; ThStAMgn GHA II 207, fol. 1rv. DRTA j.R. 7,1, S. 388; StAWt GA 48, 25 (unfol.). ThStAMgn GHA II 207, fol. 7r–8v. Ebd., fol. 8v–14v; StAB Kanton Steigerwald, ex G 4, 1500 (unfol.). BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 3. DRTA j.R. 7,1, S. 388, Anm. 2; Aschbach 2 Nr. 216, S. 337. DRTA j.R. 7,1, S. 344–363.

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Den evangelischen Reichsständen stellte er hierfür die Milde Kaiser Karls und die Durchführung eines Konzils oder Nationalkonzils, den katholischen Reichsständen die Ausrottung der lutherischen Ketzerei in Aussicht.909 Angeblich hatte er auch den Auftrag, mit der fränkischen Ritterschaft zu verhandeln.910 Daß sich Kaiser Karl auf diese Weise direkt, unter Umgehung der drei fränkischen Fürsten, an die Ritterschaft wandte, war ungewöhnlich. Vor ihm hatte dies nur Kaiser Maximilian im Jahre 1511 getan, als er die fränkische Ritterschaft um einen Reiterdienst gegen Venedig bat.911 Möglicherweise spielte hierbei auch die Erinnerung an die Kaiserwahl 1519 eine Rolle, bei der die fränkische Ritterschaft ebenfalls König Karl gegen König Franz von Frankreich unterstützt hatte.912 In Schweinfurt bat Balthasar Merklin die Ritterschaft tatsächlich um einen Reiterdienst für Kaiser Karl gegen König Franz von Frankreich.913 Die in Schweinfurt versammelten Adeligen erbaten sich daraufhin sechs Wochen Bedenkzeit, da zu wenige von ihnen erschienen seien.914 Gleichzeitig beschlossen sie die Einberufung von Tagen der einzelnen Orte auf den 29. Dezember, auf denen ohne Rücksicht auf die Zahl der Erschienenen mit Mehrheit abgestimmt werden sollte.915 Sie empfahlen, einen Reiterdienst von 200 Pferden auf sechs Monate zu bewilligen. Als Hauptmann schlugen sie Graf Berthold von Henneberg, einen Sohn Graf Wilhelms, vor. Es sollten nur fränkische Adelige reiten, die hierfür den üblichen Sold von 12 fl pro Pferd und Monat erhalten sollten. Die hierfür notwendigen Mittel sollten durch eine Vermögenssteuer aufgebracht werden. Dafür sollte Kaiser Karl den benachbarten Mächten, insbesondere dem Schwäbischen Bund und Landgraf Philipp von Hessen, gebieten, sie während der Dauer des Zugs nicht anzugreifen. Außerdem forderten sie von Kaiser Karl einen Sicherungsbrief, daß er aus dem Reiterdienst kein Recht auf künftige Leistungen ableiten werde. Am 13. Januar 1529 sollten je zwei Vertreter aus jedem Ort wiederum in Schweinfurt erscheinen und das Ergebnis mitteilen. Das Engagement der Grafen und Herren für den Reiterdienst sicherte auf den nun folgenden Ortstagen die Zustimmung des fränkischen Adels. Am weitesten schritt bezeichnenderweise der Ort Odenwald voran, auf dessen Tag Graf Georg persönlich den Vortrag hielt.916 Er bewilligte nicht nur den Reiterdienst, sondern erstellte auch sogleich eine Liste derer, die den Reiterdienst bewilligt hatten. Im Ort Gebirg äußerten 909 910 911 912 913

Ebd., S. 344 und 363 f. Vgl. ebd., S. 361; Aschbach 2 Nr. 215, S. 336; ThStAMgn GHA II 207, fol. 1rv. Siehe oben Kap. IX.2, S. 294 f. Siehe oben Kap. IX.4, S. 314 f. DRTA j.R. 7,1, S.  389; HStAMar 109, 181, fol.  2r–4v; StAB Kanton Gebirg, G 11I, 544, fol. 1r–3r. 914 Vgl. ThStAMgn GHA II 211, fol. 3r und 66r; BayHStA RKG 13436, Nr. 9, Dok. 4. 915 DRTA j.R. 7,1, S. 389 f.; ThStAMgn GHA II 207, fol. 22r (Ausschreiben des Orts Rhön/Werra); StAWt GA 48, 25, 27 und 86 (Ausschreiben des Orts Odenwald, Instruktion auf und Bericht über den Tag von Schweinfurt); BayHStA RKG 13436 Nr.  9, Dok.  4 (Ausschreiben des Orts Gebirg). 916 DRTA j.R. 7,1, S. 390; StAWt GA 48, 25, 27 und 86 (Listen).

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sich die auf das Ausschreiben der Ritter Hans von Waldenfels, Eukarius von Aufseß, Sigmund von Wirsberg, Fritz von Redwitz, Wilhelm von Wiesentau und Melchior Rabensteiner erschienenen Adeligen vorsichtiger, sie wollten das tun, was die anderen Orte bewilligten.917 Auf dem folgenden Tag der Vertreter der 6 Orte in Schweinfurt am 13. Januar 1529 wurden weitere Einzelheiten festgelegt. Insbesondere sollten am 20.  Januar weitere Ortstage abgehalten werden zwecks Abgabe einer Vermögenserklärung durch die Adeligen, um auf dieser Grundlage abschätzen zu können, wie hoch die geplante Steuer zur Finanzierung des Reiterdienstes ausfallen müsse.918 Dabei zeigten sich die ersten Probleme. Im Ort Gebirg mußte ein neuer Tag auf den 14. Februar ausgeschrieben werden, weil der vom 21. Januar ohne Ergebnis geblieben war.919 Auch auf dem Tag des Orts Odenwald waren nicht alle geladenen Adeligen erschienen, so daß diese auf einen weiteren Tag am 15. Februar geladen werden mußten.920 Auf einem weiteren Tag in Schweinfurt am 28. Januar setzten die Vertreter der 6 Orte die Steuer auf 6  fl von 1.000  fl Vermögen fest.921 Außerdem fertigten sie eine Gesandtschaft, bestehend aus Dr. Sebastian von Rotenhan, Silvester von Schaumberg, Amtmann zu Neustadt an der Aisch, und dem Bamberger Marschall Melchior Rabensteiner, an Balthasar Merklin ab.922 In ihrer Instruktion für die Gesandten betonten die Vertreter der 6 Orte zunächst die Hindernisse, die der Zusage eines Reiterdienstes entgegenstünden: Im nächsten Sommer drohe ein Krieg zwischen dem Schwäbischen Bund und Landgraf Philipp von Hessen. Ihre Fürsten hätten sie daher aufgefordert, sich in Bereitschaft zu halten. Ferner heiße es, der Schwäbische Bund wolle gegen fränkische Adelige vorgehen. Schließlich wiesen sie auf die Gefahr eines neuen Bauernaufstands hin. Ihre Zusage eines Reiterdienstes von 200 Pferden für vier Monate zuzüglich An- und Abzug machten sie daher von einer Reihe von Bedingungen abhängig: Die Reiter sollten nicht gegen Nachbarn Frankens verwendet werden. Hierbei dachten die Adeligen wohl in erster Linie an Kurfürst Johann von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen und ihre schlechten Erfahrungen aus den Packschen Händeln des vergangenen Jahres. Außerdem sollte Balthasar Merklin von den Reichsständen auf dem Reichstag in Speyer die Zusage erwirken, sie und ihre Untertanen von der Türkenhilfe freizustellen, sowie eine Urkunde hierüber. Am 30. November hatte nämlich der kaiserliche Statthalter Pfalzgraf Friedrich einen Reichstag auf den 2. Februar 1529 ausgeschrieben, um über die Abwehr der Türken und einen Friedstand im Glau917 Rupprecht, Guttenberg, S. 400. 918 DRTA j.R. 7,1, S. 391 f.; StAWt GA 48, 25 (Bericht Bernhards von Hardheim über den Tag von Schweinfurt). 919 DRTA j.R. 7,1, S. 392; StAB GHAP 6649 (unfol.); Rupprecht, Guttenberg, S. 400, Anm. 11. 920 DRTA j.R. 7,1, S. 392; StAWt GA 48, 25 und 86 (unfol.). 921 DRTA j.R. 7,1, S. 392; ThStAMgn GHA II 211, fol. 71r–76r; StAWt GA 48, 25 und 28 (unfol.). 922 DRTA j.R. 7,1, S. 393; ThStAMgn GHA II 211, fol. 66r–70r; StAWt GA 48, 25 und 28 (unfol.).

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benszwiespalt bis zu einem künftigen Konzil zu beraten.923 Ferner verlangten sie einen Sicherungsbrief Kaiser Karls, daß er aus dem Reiterdienst kein Recht auf künftige Leistungen ableiten werde. Einen Entwurf dieses Sicherungsbriefs, nach dem die Ritterschaft sich ungestraft widersetzen durfte, falls Kaiser Karl aus dem Reiterdienst doch ein Recht auf künftige Leistungen ableiten wolle, nahmen die Gesandten mit nach Ulm.924 Sie waren aber bevollmächtigt, Änderungen des Sicherungsbriefs zuzugestehen. Außerdem sollten die Gesandten Balthasar Merklin die Beschwerden des Adels anzeigen. Schließlich bestellten die Bevollmächtigten der 6 Orte Landgraf Georg von Leuchtenberg zum Ritthauptmann für vier Monate und einen Monat Anzug für einen Sold von 300 fl monatlich.925 Zusätzlich sollte er bis zu 20 Reiter mitbringen dürfen. Ferner enthielt die Bestallung die Klausel, daß Landgraf Georg die Reiter nicht gegen Nachbarn Frankens gebrauchen lassen durfte. Auf dem Tag von Schweinfurt wurde ferner über die Beschwerden des Adels gegen Bischof Conrad von Würzburg verhandelt.926 Dies geschah in Form einer Erwiderung auf das Missiv, das Bischof Lorenz der Ritterschaft 1511 als Antwort auf ihre Beschwerden übersandt hatte.927 Obwohl die Ritterschaft nicht auf alle Antworten Bischof Lorenz‘ einging, sondern nur auf einige, waren ihre Beschwerden doch nach wie vor dieselben. Die Kompetenzen der geistlichen Gerichte bei Klagen von Geistlichen gegen Laien gingen zu weit. Ihre Untertanen würden zu Unrecht vor das Landgericht, die Zentgerichte und das Brückengericht geladen. Daher solle nicht erst auf die Abforderung des Beklagten durch den Gerichtsherrn, sondern bereits auf die entsprechende Einrede des Beklagten vor Gericht verwiesen werden. Weitere Beschwerdepunkte waren die Kompetenzen des Landgerichts in Erbschafts- und Vormundschaftssachen, die Vollziehung der Urteile, die Teilhabe der Zentgrafen und Schöffen an den Bußen, die zu hohen Kosten für die Anklage von Missetätern an den Zenten und die zu hohen Kanzleigebühren bei Bekennungen. Ferner kritisierten die Adeligen, daß Bischof Conrad zu wenige heimgefallene Lehen wieder verleihe und daß seine Untertanen, wenn sie von ihm mit Steuern belegt würden, hierfür ohne Zustimmung der Hintersassen des Adels Teile der Allmende verkauften. Außerdem würden die Adeligen mit zu harten Urfehden belastet, bereits bei der geringsten Übertretung als eidbrüchig bezeichnet und die Bürgen hierfür in Anspruch genommen. Schließlich beschwerten sie sich darüber, daß noch Schäden aus dem Bauernkrieg in Höhe von 5.000 fl unbezahlt seien und deshalb der Adel seine Burgen, die größtenteils vom Hochstift zu Lehen gingen, noch nicht wieder vollständig habe in Stand setzen können. Eine Antwort auf diese Beschwerden erbaten sie an Graf Wolfgang von Castell für den Ort Steigerwald, Linhart von Dürn für den Ort Odenwald, Claus von Stein für den Ort Baunach und 923 DRTA j.R. 7,2 Nr. 70, S. 1073–1075. 924 Vgl. DRTA j.R. 7,1, S. 452; StAWt GA 48, 25 (Bericht Dr. Sebastians von Rotenhan über die Verhandlungen in Ulm). 925 ThStAMgn GHA II 211, fol. 50r–52v; StAWt GA 48, 25 und 28 (unfol.). 926 StAW Stdb 950, fol. 101rv. 927 Ebd., fol. 105r–112v = Misc 72.

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Balthasar von Weyers für den Ort Rhön/Werra. Bischof Conrad begehrte daraufhin, diejenigen namhaft zu machen, die Beschwerden hätten, damit man die Verhandlungen zu einem Abschluß bringen könne.928 Dies lehnten die Grafen, Herren und Ritter der vier Orte jedoch als nicht herkömmlich ab.929 Balthasar Merklin versprach den Gesandten der 6 Orte am 7. Februar in Ulm, ihnen die erbetenen Sicherungsbriefe zu verschaffen. Die Ritterschaft solle bis zum 23. April bereit sein.930 Diesen Termin teilten die Gesandten unverzüglich dem Ritthauptmann Landgraf Georg von Leuchtenberg mit.931 Graf Wilhelm bestellte diejenigen aus den 6 Orten, die reiten wollten, für die Woche nach dem 7. März nach Bamberg, um mit einem Vertreter des Ritthauptmanns Landgraf Georg von Leuchtenberg und Eukarius von Aufseß als Bevollmächtigtem der 6 Orte über die Einzelheiten des Zugs zu verhandeln.932 Nach wie vor bestanden beträchtliche Vorbehalte unter den Adeligen gegen den Reiterdienst. So bemängelten etliche Adelige des Orts an der Baunach auf einem Tag in Coburg am 24. Februar, die Instruktion besage nur, daß die Reiter nicht gegen Nachbarn Frankens eingesetzt werden sollten, und nicht, daß sie nicht gegen die Fürsten und Lehnherren der Adeligen eingesetzt werden sollten.933 Sie wollten daher die Anlage nur geben, wenn sie eine schriftliche Versicherung des Ritthauptmanns und des kaiserlichen Orators erhielten, daß die Reiter nicht gegen den Kurfürsten von Sachsen, die Bichöfe von Bamberg, Würzburg oder Eichstätt, die Markgrafen von Brandenburg oder die Grafen von Henneberg eingesetzt würden und daß etwaige Überschüsse der Anlage zurückgegeben würden. Hierauf antworteten Dr. Sebastian von Rotenhan und Claus von Stein am 3. März, Balthasar Merklin habe zugesagt, daß die Reiter nicht gegen Kurfürst Johann von Sachsen verwandt würden.934 Sie sollten daher nicht länger auf ihrer Forderung bestehen, dies würde sie nur in einen schlechten Ruf bringen. Außerdem werde ohnehin zunächst nur ein Monatssold an die Reiter für die Rüstung gezahlt. Balthasar Merklin habe ihnen zugesagt, der Schwäbische Bund werde in diesem Sommer keinen Zug gegen fränkische Adelige unternehmen. Allein dies sei das Geld schon wert. Trotzdem hielten sich weiterhin viele Adelige von dem Reiterdienst fern.935

928 929 930 931 932

StAW Stdb 950, fol. 115r–117r. Ebd., fol. 119rv. DRTA j.R. 7,1, S. 452 f.; StAWt GA 48, 25 (Bericht Dr. Sebastian von Rotenhans). ThStAMgn GHA II 211, fol. 7rv. DRTA j.R. 7,1, S.  882; StAWt GA 48, 25 (Schreiben an Graf Georg von Wertheim vom 26. Februar). 933 ThStAMgn GHA II 209, fol. 18rv. 934 DRTA j.R. 7,1, S. 882 f.; ThStAMgn GHA II 208, fol. 1r–2r. 935 Vgl. ThStAMgn GHA II 211, fol. 39r–44v.

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Hinzu kamen Probleme organisatorischer Art. Der Nürnberger Ratskonsulent Dr. Christoph Scheuerl schrieb Dr. Sebastian von Rotenhan, man könne über die zum Unterhalt der Reiter benötigte Summe keinen Wechsel nach Straßburg schicken, da es dort keine Kaufleute gebe, die einen Wechsel über eine derart hohe Summe annehmen würden.936 Auch in Augsburg herrsche Geldmangel infolge der kaiserlichen und königlichen Wechsel. Unterdessen ließ König Ferdinand die fränkische Ritterschaft durch Graf Georg von Wertheim um eine Hilfe gegen den in diesem Jahr erwarteten Angriff der Türken auf Ungarn und Österreich bitten.937 Auf einem Tag in Schweinfurt am 18. März 1529 lehnten die dort versammelten Vertreter der 6 Orte, unter anderen Graf Wolfgang von Castell, Dr. Sebastian von Rotenhan und Zeysolf von Rosenberg, dies ab.938 Sie hätten bereits Kaiser Karl einen Reiterdienst gegen Frankreich zugesagt. Außerdem trügen sie noch schwer an den Schäden aus dem Bauernkrieg. Gleichzeitig bereiteten sie den Reiterdienst weiter vor. Es wurden Listen derjenigen Adeligen erstellt, die im Dienst Kaiser Karls reiten wollten.939 Die Orte sollten je 400 fl auf den 8. April nach Bamberg schicken, damit den Reitern der erste Monatssold gezahlt und den Gesandten nach Ulm und Speyer ihre Unkosten ersetzt werden könnten.940 Inzwischen gewann Graf Georg von Wertheim auf dem Reichstag in Speyer den Eindruck, Balthasar Merklin werde eine Freistellung des fränkischen Adels von der Türkenhilfe bei den Reichsständen nicht erlangen. Der Ort Odenwald gelangte daraufhin auf einem Tag in Eberbach am 1. April zu der Meinung, man solle auf den erbetenen Sicherungsbrief verzichten.941 Dem widersprachen die Vertreter der übrigen 5  Orte auf dem Tag in Bamberg am 8. April.942 Gleichzeitig hielten sie an der Durchführung des zugesagten Reiterdienstes fest. Da der Ort Odenwald (und wohl auch andere) kein Geld nach Bamberg geschickt hatte, setzten sie einen weiteren Tag zur Auszahlung des ersten Monatssoldes nach Kitzingen auf den 1. Mai an. Hinsichtlich des Problems der säumigen Zahler kamen sie zu keinem Ergebnis. Nachdem bereits vom letzten Tag in Schweinfurt scharfe Ausschreiben ausgegangen seien, wüßten sie diese nicht weiter zu verschärfen. Jedenfalls sollten auf den Tag nach Kitzingen Verzeichnisse der Ungehorsamen mitgebracht werden. Balthasar Merklin zeigten sie an, weil er ihnen den

936 937 938 939 940 941 942

Ebd., fol. 61r–62r. DRTA j.R. 7,1, S. 881; StAWt GA 48, 29 (unfol.). DRTA j.R. 7,1, S. 882; StAWt GA 48, 29 (unfol.). DRTA j.R. 7,1, S. 883; ThStAMgn GHA II 207, fol. 23rv. BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 7. DRTA j.R. 7,1, S. 883; ThStAMgn GHA II 213, fol. 111r–112v; StAWt GA 48, 25 (unfol.). DRTA j.R. 7,1, S. 883 f.; ThStAMgn GHA II 211, fol. 37r–38r; StAWt GA 48, 25 (Schreiben an Graf Georg von Wertheim vom 10. April).

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23. April als Termin des Reiterdienstes genannt habe, hätten sich einige schon gerüstet und seien schwer zu halten.943 Balthasar Merklin antwortete ihnen auf dieses Schreiben am 20. April, er habe den Gesandten keinen konkreten Termin für den Beginn des Reiterdienstes genannt.944 Er bedauere es, wenn ihnen unnütze Kosten entstanden seien. Den Termin für den Reiterdienst werde er ihnen rechtzeitig mitteilen. Der geforderte Sicherungsbrief Kaiser Karls werde erteilt werden. Auf dem Reichstag in Speyer beschlossen die Reichsstände am 22.  April, auch die restlichen 1  ½  Viertel für drei Monate und das halbe Viertel für sechs Monate des Fußvolks und die 4.000 Reisigen der Kaiser Karl 1521 in Worms bewilligten Romzugshilfe in Geld anzuschlagen und zusammen mit den bereits auf dem Reichstag von Speyer 1526 bewilligten zwei Vierteln des Fußvolks als eilende Hilfe für die Krone Ungarns oder die benachbarten Fürstentümer gegen die Türken zu verwenden.945 Damit die Hilfe jedoch nicht vergeblich, gegen niemand anderen und nicht eher als im Falle eines gewaltigen Heerzuges der Türken verwendet werde, sollten die sechs in Esslingen 1526 bestimmten Kurfürsten und Fürsten über das Vornehmen der Türken Kundschaft einziehen, in dem genannten Fall zusammen mit den in Esslingen bestimmten Regimentsräten Kriegsvolk bestellen und der Krone Ungarn zu Hilfe schicken. Hinsichtlich einer beharrlichen Türkenhilfe meinten die Reichsstände, daß es hierzu erst eines allgemeinen Friedens im Reich und mit den übrigen christlichen Mächten, zumindest eines Waffenstillstands mit diesen, bedürfe, damit diese auch helfen könnten.946 Auf dem Tag in Kitzingen am 3. Mai beschlossen die Vertreter der 6 Orte, zunächst zur Begleichung der Unkosten eine Steuer von einem Gulden auf 1.000 fl Vermögen zu erheben.947 Den bereits bestellten Reitern zahlten sie ihren Sold für den Monat April in Höhe von 2.168 fl für 177 Pferde aus, dem Hauptmann Landgraf Georg von Leuchtenberg seinen Sold in Höhe von 300 fl und 132 fl, 2 Schillinge und 17 Pfennige an Spesen, nämlich für die Gesandtschaften Dr. Sebastians von Rotenhan, Silvesters von Schaumberg und Melchior Rabensteiners nach Ulm und Philipps von Berlichingen nach Speyer sowie für Botenlöhne.948 Ferner teilten sie Graf Georg von Wertheim und dem Ort Odenwald ihren Anteil an den Unkosten in Höhe von 761 fl mit. Graf Georg von Wertheim hatte sich nämlich auf den Standpunkt gestellt, jeder 943 Vgl. DRTA j.R. 7,1, S. 790 f.; ThStAMgn GHA II 211, fol. 4rv und 84r–85r; StAWt GA 48, 25 (Antwort Balthasar Merklins vom 20. April). 944 DRTA j.R. 7,1, S.  790  f.; ThStAMgn GHA II 211, fol.  4rv und 84r–85r; StAWt GA 48, 25 (unfol.). 945 DRTA j.R. 7,2 Nr. 148, S. 1301–1303. 946 Ebd., S. 1303. 947 ThStAMgn GHA II 211, fol. 21r–22r. 948 DRTA j.R. 7,1, S. 884; ThStAMgn GHA II 211, fol. 63r–65r und GHA II 210 (Quittungen); StAWt GA 48, 25 (unfol.).

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Ort solle den Anteil für seine Reiter selbst tragen.949 Dementsprechend hatte der Ort Odenwald in Kitzingen nur 570 fl entrichtet.950 Schließlich schrieben die Vertreter der 6 Orte Balthasar Merklin, er habe ihnen zunächst in Schweinfurt Ostern und dann in Ulm den 23. April als Termin für den Reiterdienst genannt.951 Wenn er ihnen jetzt wieder weder Zeit noch Ziel des Reiterdienstes angebe, könnten sie ihre Rüstungen nicht länger aufrechterhalten. Sie könnten die Reiter nicht länger halten. Teilweise hätten diese sich schon in andere Dienste begeben, teilweise hätten ihnen ihre Fürsten befohlen, zu Hause zu bleiben. Graf Wilhelm leitete das Schreiben an Balthasar Merklin weiter.952 In einem weiteren Schreiben fügte er hinzu, es gebe das Gerücht, der Dienst sei wendig.953 Die Reiter könnten nicht gehalten werden und die Ritterschaft sei untereinander zerstritten. Balthasar Merklin ließ jedoch nicht locker. In zwei Briefen vom 20. Mai an Graf Wilhelm von Henneberg und an die Vertreter der 6 Orte drückte er die Hoffnung aus, die Ritterschaft werde sich ungeachtet der Gebote der Fürsten Kaiser Karl als ihrem natürlichen Herrn zur Verfügung stellen.954 In zwei weiteren Briefen vom 30. Juni kündigte er die Ankunft Kaiser Karls im Reich an.955 Die Ritterschaft solle sich gerüstet halten, um den Reiterdienst zu leisten. Bereits auf den ersten Brief hin hatte Graf Wilhelm von Henneberg einen weiteren Tag der 6 Orte nach Bamberg auf den 15. August ausgeschrieben.956 Dieser wurde auf Ortstagen am 11. und 13. August vorbereitet. Der Ort Odenwald war weiterhin dafür, den Reiterdienst zu leisten, um sich die Gunst Kaiser Karls zu erhalten und ihn geneigt zu machen, sie bei ihren hergebrachten Freiheiten und Gerechtigkeiten bleiben zu lassen.957 Allerdings sollte das schon Geleistete von der Hilfe abgezogen und ein Termin genannt werden, nach dessen Verstreichen der Dienst endgültig hinfällig sein sollte. Der Ort Altmühl war dagegen, den Reiterdienst weiterhin zu leisten.958 Balthasar Merklin habe weder die erbetenen Sicherungsbriefe erlangt, insbesondere vor einer Heranziehung zur Türkenhilfe, noch einen Termin für den Beginn des Reiterdienstes genannt. Die Reiter seien bereits ausbezahlt und wieder entlassen worden, das übrige Geld den Einzahlern zurückgegeben worden. Auch möge die Ritterschaft bedenken, wenn man heute einen Reiterdienst fordere, 949 DRTA j.R. 7,1, S. 783; StAWt GA 48, 25 (Schreiben Graf Georgs von Wertheim an die Verordneten des Orts Odenwald vom 19. April). 950 Ebd. (Quittung vom 1. Mai). 951 DRTA j.R. 7,1, S. 884 f.; ThStAMgn GHA II 211, fol. 20rv; StAWt GA 48, 25 (unfol.). 952 ThStAMgn GHA II 211, fol. 23r–24r. 953 DRTA j.R. 7,1, S. 885; ThStAMgn GHA II 207, fol. 24r. 954 DRTA j.R. 7,1, S. 885; ThStAMgn GHA II 211, fol. 25r–26v und 28r–29r; StAWt GA 48, 25 (unfol.). 955 DRTA j.R. 7,1, S. 885; ThStAMgn GHA II 212, fol. 1r–2v. 956 ThStAMgn GHA II 211, fol. 32rv. 957 DRTA j.R. 7,1, S. 886; ThStAMgn GHA II 208, fol. 3r–4r; StAWt GA 48, 25 und 87 (unfol.); StAL JL 425, Bd. 6, Nr. 28; Neumaier, S. 28 f. 958 DRTA j.R. 7,1, S. 886; ThStAMgn GHA II 208, fol. 17r–20v.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

dann sei es morgen ein Gesellendienst und übermorgen etwas anderes. Ihre Voreltern hätten sich ihre Freiheit hiervon schwer erworben und sogar den Gemeinen Pfennig abgewehrt. Um guten Willen zu beweisen, könne man Kaiser Karl einen Reiterdienst anbieten für den Fall, daß er binnen Jahresfrist einen Angriff auf Frankreich mit Hilfe des ganzen Reichs unternehme. Der Ort Gebirg war sich hinsichtlich des Reiterdienstes nicht schlüssig.959 Jedenfalls sollte den Säumigen eine Zahlungsfrist gesetzt, bei Nichtabruf des Dienstes das Geld zurückgegeben und ein Verzeichnis der Einzahler angelegt werden. Er war sich aber nicht sicher, ob Ungehorsame angezeigt werden sollten und ob man auf eine Anfrage Balthasar Merklins warten sollte. Die Vertreter der 6 Orte beschlossen daraufhin am 15. August in Bamberg, den Reiterdienst endgültig abzusagen, da sie gehört hatten, Kaiser Karl habe sich mit König Franz von Frankreich vertragen.960 An Balthasar Merklin schrieben sie, sie hätten ihr Möglichstes getan, aber keinen Termin für den Beginn des Reiterdienstes genannt bekommen.961 Auch habe er den erbetenen Sicherungsbrief nicht erteilt. Die bestellten Knechte liefen weg, andere hätten Bestallungen gegen Ungarn und die Ungläubigen angenommen, so daß sie auch keinen Ersatz bekommen könnten. Viele Ritter hätten sich von dem Unternehmen abgewandt. Die übrigen könnten die Kosten nicht allein tragen. Die Informationen der Ritterschaft über einen Friedensschluß zwischen Kaiser Karl und König Franz von Frankreich waren zutreffend. Die beiden Herrscher hatten am 5. August 1529 in Cambrai Frieden geschlossen.962 Die in dem Schreiben erwähnten Probleme hinsichtlich der Reisigen resultierten daraus, daß im Sommer 1529 tatsächlich die seit langem erwartete Offensive des türkischen Sultans Suleiman II. gegen Ungarn und Österreich erfolgte.963 Die hierzu im Reichsabschied vom 22. April bestellten Verordneten beschlossen daher am 1. Juli in Regensburg, von dem durch die Reichsstände erlegten Geld 1.600 Reisige und 7.000 Fußknechte anzuwerben.964 Als Hauptmann über 400 der Reisigen bestellten sie den Landgrafen Georg von Leuchtenberg.965 Die Fußknechte halfen dann bei der Verteidigung Wiens gegen Sultan Suleiman in der Zeit vom 26. September bis zum 14. Oktober. Die Abwicklung des Kaiser Karl bewilligten, aber nicht zur Ausführung gelangten Reiterdienstes zog sich noch bis in das Jahr 1530 hin. Im Ort Gebirg wurden die Säumigen noch am 3. Dezember 1529 ermahnt, die infolge der zur ursprünglichen Veranschlagung geringeren Unkosten auf 1  1/2 fl ermäßigte Vermögenssteuer zu

959 960 961 962 963 964 965

DRTA j.R. 7,1, S. 886; ThStAMgn GHA II 208, fol. 7rv. DRTA j.R. 7,1, S. 886 f.; ThStAMgn GHA II 208, fol. 9r. DRTA j.R. 7,1, S. 887; ThStAMgn GHA II 208, fol. 12rv. Kohler Nr. 39, S. 140–145. Vgl. hierzu und zum folgenden Steglich, S. 38–41. DRTA j.R. 8,2, S. 845–847. Ebd., S. 849–852.

Türkenhilfe und Religion, Bauernkrieg und Gravamina von 1523 bis 1532

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entrichten,966 und noch in den Beratungen über einen neuerlichen Reiterdienst im Jahre 1532, dieses Mal für König Ferdinand gegen den erneut angreifenden Sultan Suleiman, wurde die Forderung erhoben, zunächst die Ausstände der 1529 beschlossenen Anlage einzubringen.967 f ) Der Beitrag des fränkischen Adels zur Türkenabwehr im Jahr 1529 Als der Feldzug Sultan Suleimans mit der Belagerung Wiens vom 26. September bis zum 14.  Oktober 1529 seinen Höhepunkt erreichte, wandte sich König Ferdinand nochmals an eine Reihe von Reichsständen mit der Bitte um Hilfe, unter anderen an Markgraf Georg von Brandenburg und Bischof Weigand von Bamberg.968 Markgraf Georg fragte daraufhin seine aus anderen Gründen – wohl zur Beratung über eine Reform der Nonnenklöster und über ein zinsloses Darlehen für etliche Jahre969 – versammelte Ritterschaft des Fürstentums Kulmbach um Rat, mit welchen Mitteln er König Ferdinand helfen solle.970 Die Ritter antworteten hierauf, sie könnten ihm so schnell nicht raten, traten aber dafür ein, König Ferdinand so schnell und gut wie möglich zu helfen. Was sie hierzu beitragen könnten, wollten sie gerne tun. Markgraf Georg beschloß daraufhin, König Ferdinand aus der Ritterschaft des Fürstentums Kulmbach 70 Reiter und aus der Ritterschaft des Fürstentums Ansbach 130 Reiter zu Hilfe zu schicken.971 Die Ritterschaft im Fürstentum Kulmbach sollte am 17. Oktober nach Kulmbach kommen, die Ritterschaft im Fürstentum Ansbach am 21. Oktober nach Ansbach.972 Das zur Besoldung der Reiter notwendige Geld wollte er einstweilen von einigen Prälaten, Adeligen und Städten leihen. Das geliehene Geld sollte dann aus einer allgemeinen Steuer zurückgezahlt werden, zu der auch die Untertanen des Adels beitragen sollten.973 In Kulmbach stimmten die anwesenden Ritter am 18. Oktober der Entsendung der 70  Pferde zu.974 Bis die Besoldung durch eine Anlage aufgebracht worden sei, wollten sie das tun, was auch die Ritterschaft im Fürstentum Ansbach bewillige. Auf deren Versammlung wollten sie einen Ausschuß schicken. Dieser sollte auch über die Anleihe, wegen der Reform der Nonnenklöster und der Höhe des Soldes verhandeln. Die Ritter forderten 12 fl pro Monat, Markgraf Georg wollte aber nur 10 fl pro Monat zahlen. Die 70 Reiter brachen sofort Richtung Wien auf.975 Auf dem Tag in Ans966 967 968 969 970 971 972 973 974 975

BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 9; Rupprecht, Guttenberg, S. 401 f. ThStAMgn GHA II 213, fol. 33r und 107v. DRTA j.R. 8,2, S. 898–907, 909 f. Vgl. StAN FstBrAnsb LTA 3 Nr. 11 f., fol. 64r–74r. DRTA j.R. 8,2, S. 913. Ebd., S. 913 f. Ebd., S. 914 und 917. Vgl. ebd., S. 917. Ebd., S. 918; StAN FstBrAnsb LTA 3, Nr. 12, fol. 69r–74r; Schaupp, S. 245. DRTA j.R. 8,2, S. 919.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

bach am 22. Oktober konnte indes nicht verhandelt werden, weil zu wenige Adelige erschienen waren.976 Da Sultan Suleiman die Belagerung Wiens inzwischen abgebrochen hatte, benötigte König Ferdinand die Hilfe jedoch nicht mehr. Im Hochstift Bamberg bewilligte am 9.  Oktober ein Ausschuß der Landstände, in dem die Ritterschaft durch die Ritter Eukarius von Aufseß und Christoph Fuchs und die Edelknechte Bernhart von Schaumberg, Sebastian Stiebar, Albrecht Zeyern, Hans Schott, Hans von Rotenhan, Philipp Truchseß und Rochus von Seckendorff vertreten war, eine eilende Hilfe von 100  Pferden.977 Die 100  Reiter sollten keine Entlohnung erhalten, sondern lediglich von Bischof Weigand verpflegt und ihnen für verlorene Pferde Schadensersatz geleistet werden. Den Anschlag der Reiter sowie die Verhandlungen wegen Schäden sollten Hans von Rotenhan und Rochus von Seckendorff übernehmen. Hauptmann wurde Christoph von Redwitz, Pfleger zu Giech. Es ist allerdings nicht überliefert, ob die Hilfe zur Ausführung gelangte, denn nachdem Sultan Suleiman die Belagerung Wiens am 14. Oktober abgebrochen hatte, schrieb König Ferdinand den Reichsständen, er benötige keine Hilfe mehr.978 In den Fürstentümern Ansbach und Kulmbach schrieb Markgraf Georg anstelle des gescheiterten Tags von Ansbach einen weiteren Tag auf den 15. November nach Baiersdorf aus.979 Dort ließ er den versammelten 111 Adeligen980 vortragen, die Türken seien zwar von Wien abgezogen, aber im nächsten Frühjahr sei ein neuer Angriff zu befürchten.981 Außerdem finde am 11. November in Speyer ein Tag der sechs Kurfürsten mit zwölf weiteren Fürsten statt. Auch auf früheren Reichstagen sei bereits über die Türkenhilfe verhandelt worden. Wenn die Speyerer Versammlung einen Reichsanschlag beschließe, habe es damit sein Bewenden. Aber auch, wenn in der Zwischenzeit eine eilende Hilfe notwendig würde, erwarte er ihre Hilfe. Außerdem bat Markgraf Georg die Adeligen um eine Anleihe von 60.000 fl auf sechs Jahre und um Stundung der Schulden für fünf Jahre gegen Erteilung eines Reverses. Die versammelten Grafen, Herren und Ritter erwiderten hierauf, hinsichtlich der Türkenhilfe könnten sie ohne die anderen keine Antwort geben, weil sie hiervon immer frei gewesen seien.982 Wenn sie von der Speyerer Versammlung hierzu aufgefordert würden, würden sie sich versammeln und eine Antwort geben. Wenn Markgraf Georg vorher um Hilfe gebeten werde, wollten sie um lufferung dienen. Über die Gewährung einer Anleihe oder Stundung hätten sie sich nicht einigen können, weil viele ihre Armut angezeigt hätten. Aber bis zum 22. Februar 1530, dem Fälligkeitsdatum 976 977 978 979 980 981 982

StAN FstBrAnsb LTA 3 Nr. 18, fol. 93r–94r; Schaupp, S. 247. StadtAB HV Rep. 2, 68, fol. 39r–51v. DRTA j.R. 8,2, S. 987 f. StAN FstBrAnsb LTA 3 Nr. 13, fol. 79rv. Ebd. Nr. 24, fol. 124a–d. Ebd. Nr. 14, fol. 82r–85r; Schaupp, S. 248. StAN FstBrAnsb LTA 3 Nr. 21, fol. 106r–107r; Schaupp, S. 249.

Türkenhilfe und Religion, Bauernkrieg und Gravamina von 1523 bis 1532

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eines Großteils der Schulden und der Zinsen, wolle ein jeder Markgraf Georg schreiben, was er leihen oder stunden könne. Markgraf Georg gab sich mit dieser Antwort zufrieden und bat sie, sich wegen der Türkenhilfe gerüstet zu halten.983 Auf dem Tag in Speyer weigerten sich die Abgesandten der sechs Kurfürsten und zwölf Fürsten, über eine beharrliche Türkenhilfe zu verhandeln und verlangten die Einberufung eines Reichstags.984 Auf dem folgenden Reichstag in Augsburg im Jahre 1530 bewilligten die Reichsstände Kaiser Karl dann erstmals eine beharrliche Hilfe gegen die Türken im Umfang von 4.000 Reisigen und 20.000 Fußknechten für die Dauer von drei Jahren unter der Voraussetzung, daß auch andere christliche Herrscher ihren Beitrag leisteten.985 Wenn deren Zusagen vorlagen, sollte ein weiterer Reichstag den Vollzug der beharrlichen Hilfe beschließen. Ferner bewilligten die Reichsstände eine eilende Hilfe für den Fall eines abermaligen Feldzugs Sultan Suleimans gegen Ungarn, Mähren, Schlesien, Österreich oder andere Länder des Reichs im Umfang von 8.000 Reisigen und 40.000 Fußknechten für die Dauer von sechs Monaten. Der Reichsabschied stellte es den Reichsständen frei, ihre Untertanen um eine Hilfe oder Steuer zur Finanzierung der eilenden Türkenhilfe zu bitten. g) Der Reiterdienst der fränkischen Ritterschaft von 1532 Der nächste Feldzug Sultan Suleimans gegen Österreich erfolgte im Sommer 1532.986 Infolgedessen bemühte sich Kaiser Karl selbst auf dem Reichstag in Regensburg um den Vollzug der in Augsburg bewilligten eilenden Türkenhilfe.987 Ferner richtete er von Regensburg aus ein Schreiben an Graf Wilhelm von Henneberg mit der Bitte um Hilfe und Ausschreibung eines Tags der fränkischen Ritterschaft auf den 29. Juli nach Schweinfurt.988 Dieser versuchte daraufhin, die fränkische Ritterschaft über einige hervorragende Persönlichkeiten, zum Beispiel den Würzburger Hofmeister Bernhard von Thüngen, Schenk Eberhard, Herr zu Erbach, und Friedrich Freiherr von Schwarzenberg, zu laden,989 erreichte jedoch nur wenige seiner Adressaten. Die meisten fühlten sich nicht zuständig. So ließ Bernhard von Thüngen das Schreiben ungeöffnet zurückgehen, weil es nicht nur an ihn, sondern auch an andere gerichtet war.990 Schenk Eberhard schrieb Graf Wilhelm zurück, er sei dienstlich dem Kurfür983 984 985 986 987

StAN FstBrAnsb LTA 3 Nr. 28, fol. 147r–148r; Schaupp, S. 249. DTRA j.R. 8,2, S. 1022–1025 und 1029–1035. NS 2, S. 322–326, §§ 100–131; Steglich, S. 45–47 mit Anm. 200. Ebd., S. 47 f. Vgl. DRTA j.R. 10,1 Nr.  30, S.  293–297 (Proposition vom 17.  April); 10,2 Nr.  38–104, S. 398–593 (Verhandlungen über die Türkenhilfe) und 10,3 Nr. 303, S. 1060 (Reichsabschied vom 27. Juli 1532). 988 ThStAMgn GHA II 213, fol. 2r; Lünig Nr. 140, S. 308 f.; Rupprecht, Guttenberg, S. 402; Neumaier, S. 30 f. 989 ThStAMgn GHA II 213, fol. 5r–10r. 990 Ebd., fol. 71r–74r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

sten von der Pfalz verpflichtet und könne daher die Übersendung der kaiserlichen Mandate im Ort Odenwald nicht übernehmen.991 Friedrich Freiherr von Schwarzenberg schrieb, er könne das Mandat nicht weiterleiten, weil er nicht verstehe, ob es an die schwäbische oder die fränkische Ritterschaft gerichtet sei.992 Lediglich aus dem Ort Altmühl sind Vorberatungen überliefert.993 Die dortigen Adeligen empfahlen, eine Hilfe von 200 Pferden zu bewilligen gegen die Erteilung eines Reverses, daß dies keinen Präzedenzfall bedeute, und sich im Gegenzug die alten Freiheiten bestätigen zu lassen. In Schweinfurt erschienen infolgedessen am 29. Juli nur wenige Adelige. Sie beschlossen die Ausschreibung von Ortstagen für den 21. August und eine erneute Zusammenkunft von Bevollmächtigten der Orte für den 28. August in Bamberg.994 Auf den Ortstagen sollte darüber beraten werden, wie viele Pferde man schicken wolle, über die Ausrüstung, wer der Hauptmann sein und wie die Anlage zur Bezahlung der Reiter aufgebracht werden solle.995 Die Hilfe sollte unter der Bedingung stehen, daß keine weitere Hilfe über die Fürsten oder die Lehnherrn geleistet werden müsse, und nur gegen die Türken geleistet werden. Ferner sollten die schwäbischen und die fränkischen Ritter die St.-Georgs-Fahne führen dürfen und Kaiser Karl ihre Freiheiten bestätigen. Alle Adeligen sollten ohne Ausnahme zu der Hilfe herangezogen werden. Auch wenn einige sich weigerten, sollten sich die Gehorsamen auf eine Anzahl Pferde einigen und diese schicken. Die Namen der Gehorsamen und der Ungehorsamen sollten aufgezeichnet werden. Auch die Grafen und Herren sollten gebeten werden, sich an der Hilfe zu beteiligen. Es wurde darüber nachgedacht, gegen Ungehorsame die Reichsacht zu erwirken. Auf jeden Fall sollten ihre Kinder nicht zu den Stiften zugelassen werden und sie selbst der Obrigkeit der Fürsten verfallen und steuerbar sein. Der kaiserliche Fiskal oder Kaiser Karl selbst möge gegen die Ungehorsamen vorgehen. Auch Witwen und Waisen sollten zu der Anlage beitragen. In den Orten sollte nachgefragt werden, wer reiten wolle. Schließlich sollten die Ausstände der Anlage für den Reiterdienst des Jahres 1529 bezahlt werden. Graf Wilhelm informierte Kaiser Karl darüber, daß wegen der Kürze der Zeit nur wenige Adelige in Schweinfurt erschienen seien, die keine endgültige Antwort gegeben hätten.996 Viele hätten sich auch schon vor Kenntnis des Ausschreibens Kaiser Karls in den Sold der Reichsstände begeben. Es sei daher ein neues Ausschreiben erforderlich geworden.

991 992 993 994 995

Ebd., fol. 77r–78v. Ebd., fol. 81rv. Ebd., fol. 11r–12v. Vgl. ebd., fol. 25r, 27r, 28r; BayHStA RKG 13436, Nr. 9, Dok. 12. ThStAMgn GHA II 213, fol. 31r–33r. Vgl. auch Rupprecht, Guttenberg, S. 402 f.; Neumaier, S. 31. 996 ThStAMgn GHA II 213, fol. 23r–24v.

Türkenhilfe und Religion, Bauernkrieg und Gravamina von 1523 bis 1532

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Inzwischen forderte Bischof Weigand von Bamberg seine Ritterschaft auf einem Tag am 21.  August auf, neben Prälaten und Landschaft zu dem auf das Hochstift entfallenden Teil der Reichshilfe beizutragen.997 Die Ritter antworteten, sie wollten sich rittermäßig zu ihm halten, aber sich ohne die 6 Orte auf eine Hilfe einzulassen und entgegen dem an sie ausgegangenen kaiserlichen Mandat, sei ihnen beschwerlich. Außerdem hätten sie bereits selbst in Schweinfurt eine Hilfe beschlossen. Bischof Weigand antwortete hierauf, er habe mit den 6 Orten nichts zu schaffen, sondern habe sie als diejenigen geladen und erfordert, deren Leute und Güter in der Obrigkeit des Hochstifts lägen und somit dem Bischof und Hochstift verwandt seien. Die Grafen und Herren schrieben an die Ritterschaft, sie leisteten bereits selbst Türkenhilfe und könnten sich deshalb an dem Reiterdienst nicht beteiligen. Wenn die Ritterschaft deshalb ihre Hilfe für Kaiser Karl reduzieren wolle, wollten sie das unterstützen.998 Auf dem Tag in Bamberg berieten die Vertreter der 6 Orte zunächst am 29. August weiter über die schon in Schweinfurt beratenen Artikel.999 Für diejenigen, die auf den Ortstagen erschienen waren oder ihre Vollmacht dorthin übersandt hatten, wollten sie Kaiser Karl eine Hilfe von 200 Pferden auf sechs Monate bewilligen. Wenn die Grafen und Herren sich nicht an der Hilfe beteiligen wollten, sollte die Hilfe auf 100 Pferde reduziert werden. Die Reiter sollten mit leichten Hauptharnischen gepanzert und mit Spießen bewaffnet sein und eine einheitlich Kleidung oder Farbe tragen, aber keine zu kostbare. Wenn die Grafen und Herren sich beteiligten, sollte Graf Wolfgang von Henneberg, ein Sohn Graf Wilhelms von Henneberg, Hauptmann werden, sonst Eukarius von Aufseß, Ludwig von Hutten, Hans von Waldenfels oder Christoph von Wiesentau. Jeder Adelige sollte zu der Anlage seine Untertanen belegen und bei Kaiser Karl die Freistellung von der Türkenhilfe gegenüber den Lehnherren beantragt werden. Wegen des Führens der St.-Georgs-Fahne sollte der Hauptmann zusammen mit anderen Franken und Schwaben beschließen. Um die Bestätigung der Freiheiten sollte Kaiser Karl jetzt nicht gebeten werden; dies sollte nach Gutdünken des Hauptmanns geschehen. Zu der Anlage sollte jeder beitragen, der helfen wolle. Jedenfalls sollten sich die Gehorsamen auf eine Anzahl Reiter vergleichen und die Namen der Gehorsamen und der Ungehorsamen Kaiser Karl angezeigt werden. Grafen und Herren sollten erneut um eine Beteiligung an dem Reiterdienst gebeten werden. Kaiser Karl sollte gestattet werden, die Ungehorsamen zu bestrafen, und Graf Wilhelm ein kaiserliches Mandat erwirken, das den Ungehorsamen gebot, sich zu den Gehorsamen zu halten. Auch Witwen und Waisen sollten zu der Anlage beitragen. Die Orte sollten anzeigen, wer reiten wolle, und die Ausstände der Anlage aus dem Jahr 1529 eingebracht werden.

997 StadtAB HV Rep. 2, 68, fol. 55v–63v. 998 ThStAMgn GHA II 213, fol. 37r–38r. 999 Ebd., fol. 105r–107v.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Am 31. August beschlossen die Vertreter der 6 Orte dann, Graf Wolfgang von Henneberg zum Ritthauptmann zu bestellen.1000 Er sollte 300 fl Sold für sechs Monate erhalten und 20 Pferde mitbringen, für die er extra Sold erhalten sollte, sowie einen Fourier und einen Trompeter mit ganzem und einen Trosser mit halbem Sold. Jeder Ort sollte zwölf weitere Pferde aufbringen und Graf Wolfgang zuschicken. Der Sold sollte 12 fl pro Pferd und Monat betragen. Auf zwölf Pferde sollte ein Wagen mit vier Pferden für 24 fl, ein Trosser mit halbem Sold und ein Kürassier mit einem verdeckten Hengst kommen. Die Reiter jedes Orts sollten einheitlich gekleidet sein. Jeder Reiter sollte wegen der schlechten Wege sechs Pferde mitnehmen, einen leichten Hauptharnisch und Spieße. Die Reiter sollten am 27. September in Bamberg eintreffen, am 28. September die Musterung stattfinden und am 29. September der Zug beginnen. Dabei sollten den Reitern vorab zwei Monatssolde ausgezahlt, der dritte dem Hauptmann mitgegeben und die übrigen drei auf Wechsel gebracht und nach Nürnberg geschickt werden. Das Geld sollte über eine Steuer von 7 fl auf 1.000 fl Vermögen aufgebracht werden. Jeder Adelige sollte auf den Ortstagen sein Vermögen anzeigen, die Orte am 17. September in Bamberg abrechnen, den Reitern und dem Hauptmann ihr Geld bei der Musterung geben und den Rest Graf Wilhelm von Henneberg schicken, der es auf Wechsel bringen sollte. Die Einnehmer sollten das Geld, das sie nicht von den Adeligen einbrachten, durch Wechsel aufbringen. Am 17. September sollte auch die Instruktion für den Hauptmann und die Reiter beschlossen werden. Wegen der geringen Besoldung sollte Graf Wolfgang zusätzlich eine Verehrung von 200 fl erhalten. An Kaiser Karl schrieben die Vertreter der 6  Orte, die Hilfe könne leider nicht so stattlich wie erwünscht erfolgen.1001 Die Grafen und Herren sowie etliche Ritter hätten sich abgesondert. Ferner hätten sich etliche Reiter bereits in fürstliche Dienste begeben oder stünden ständig in solchen. Trotzdem wollten sie 100  Pferde am 29. September von Bamberg aus für sechs Monate schicken. In seiner Antwort vom 17. September nahm Kaiser Karl die 100 Pferde an.1002 Er habe aber mehr Hilfe erwartet. Die Ritter sollten die Gehorsamen und die Ungehorsamen anzeigen und die 100 Pferde von Bamberg aus nach Österreich führen. Inzwischen erließ Bischof Weigand unter dem 6. September ein Steuerausschreiben an die Ritterschaft.1003 In einem Schreiben vom 16. September lehnte er nochmals die Forderung der Ritterschaft ab, sie und ihre Untertanen von der Türkenanlage freizustellen.1004 Zwar sei es richtig, daß die Ritter nur persönlich zu dienen hätten, aber ihre Untertanen säßen in der Obrigkeit und Gerichtsbarkeit des Hochstifts und müßten die Steuer entrichten. Schließlich handele es sich um eine gute Sache, die sie alle anginge. Es gehe auch nicht an, daß die unmittelbaren Untertanen die Hilfe leisteten 1000 1001 1002 1003 1004

Ebd., fol. 67r–69r. Ebd., fol. 53r–56r. Ebd., fol. 42rv. StadtAB HV Rep. 2, 68, fol. 73r–74r. ThStAMgn GHA II 213, fol. 96r–101r.

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und die mittelbaren nicht. Der Artikel des Augsburger Reichsabschieds, daß diejenigen die Steuer einziehen dürften, denen die Obrigkeit zustünde,1005 beziehe sich nur auf Reichsstände. Dessenungeachtet beschlossen die Verordneten aus fünf Orten – aus dem Ort Odenwald war niemand erschienen – am 17. September in Bamberg die Erhebung einer Anlage von ihren Untertanen und Hintersassen von einem Gulden von 50  fl Wert ihrer liegenden Güter.1006 Jeder Ort sollte zur Bezahlung des Hauptmanns und der Reiter zwei Verordnete mit dem Geld auf den 27. September nach Bamberg schicken. Auf dem Tag sollten auch die Verordneten des Orts Odenwald die Höhe des Vermögens ihres Orts anzeigen, das sie einstweilen auf 200.000 fl schätzten. Da es aber vermutlich weit höher sei, sollte der Ort Odenwald die Steuer nach seinem tatsächlichen Vermögen erheben und den anderen Orten von diesen zuviel geleistetes Geld erstatten. Ferner sollte der Ort Odenwald drei Verordnete benennen, die Schreiben an die Ritter wegen der Steuer annehmen und an die Mitglieder ihres Orts weiterleiten könnten, wie die anderen Orte auch. Der Sold für die letzten drei Monate sollte an Christoph Kreß nach Nürnberg auf den 1.  Dezember geschickt werden. Graf Wilhelm sollte mit Christoph Kreß verhandeln, damit dieser das Geld annehme und auf Wechsel bringe, damit es dem Hauptmann und den Reitern spätestens bis Weihnachten ausgezahlt werden könne. Wegen der Neuerungen und Auflagen durch Bischof Weigand von Bamberg sollten die Verordneten jedes Orts notfalls Versammlungen ausschreiben und das weitere Vorgehen beraten. Schließlich sollten auf den nächsten Tag Verzeichnisse der Gehorsamen und der Ungehorsamen mitgebracht werden. In ihrer Instruktion für Graf Wolfgang von Henneberg gaben die Verordneten ihm auf, auf keinen Fall länger als sechs Monate oder gegen jemand anderen als die Türken zu dienen.1007 Bei seiner Ankunft im kaiserlichen Feldlager sollte er sie bei Kaiser Karl für die geringe Anzahl der Reiter und den Verzug entschuldigen: Sein Ausschreiben sei ihnen zu langsam zugegangen, viele Adelige hätten sich bereits in die Dienste der Kurfürsten und Fürsten begeben und die Grafen und Herren hätten sich von ihnen abgesondert. Ferner sollte er Kaiser Karl bitten, die Besteuerung ihrer Untertanen und Hintersassen durch Bischof Weigand von Bamberg wegen dessen Türkenhilfe abzustellen. Beim Abschied oder einer anderen günstigen Gelegenheit sollte er Kaiser Karl ferner bitten, sie zu handhaben, zu schützen und zu beschirmen. Wegen des Führens der St.-Georgs-Fahne sollte er sich mit seinen Mitreitern aus der Ritterschaft beraten. Aus dem Ort Gebirg wollten Eustachius von Wirsberg mit sechs Pferden und einem Kürassier und Jörg von Waldenfels mit sechs Pferden, aus dem Ort Altmühl Cunz von Knöringen mit sechs Pferden und Jordan von Seckendorff und Kraft von Vestenberg mit ebenfalls sechs Pferden, aus dem Ort Baunach Hans von Rotenhan, Hans Jörg von Lichtenstein und Fritz von Sternberg mit zwölf Pferden, aus dem Ort 1005 NS 2, S. 324, § 118. 1006 ThStAMgn GHA II 213, fol. 102r–103v; StAW RRsch 50I, fol. 2r–3v; Neumaier, S. 31 f. 1007 ThStAMgn GHA II 213, fol. 58r–61r; 214, fol. 2r–4r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Rhön/Werra Valentin von Bibra und Lorenz von Rumrodt mit jeweils sechs Pferden und aus dem Ort Steigerwald Christoph von Vestenberg und Hans Heinrich von Feilitzsch mit jeweils sechs Pferden und einem Kürassier reiten.1008 Das Aufgebot der fränkischen Ritterschaft zog planmäßig am 29.  September 1532 von Bamberg aus los.1009 Es kam jedoch nicht weit. Sultan Suleiman hatte bereits den Rückzug angetreten, nachdem er vergeblich die kleine Stadt Güns belagert hatte.1010 Als überdies Anfang Oktober im Feldlager der Truppen Kaiser Karls, König Ferdinands und der Reichsstände bei Wien die Pest ausbrach, wurde es aufgelöst und die Truppen nach Hause geschickt. Graf Wolfgang von Henneberg erfuhr hiervon erstmals in Passau.1011 Er schickte daraufhin Eustachius von Wirsberg nach Linz vor, dem dieser Sachverhalt von dem kaiserlichen Hauptmann Cyriakus von Polheim bestätigt wurde. Daraufhin kehrte das Aufgebot der fränkischen Ritterschaft nach Hause zurück. h) Ergebnisse Im Jahr 1529 bewilligte die fränkische Ritterschaft Kaiser Karl erstmals einen Reiterdienst, im Jahr 1532 führte sie ihn dann auch aus. Die Bewilligung des Reiterdienstes im Jahr 1529 war im wesentlichen das Ergebnis der Empfehlung des Schweinfurter Rittertags vom 23. November 1528 und des Einsatzes der Anführer der fränkischen Ritterschaft, der Grafen Wilhelm von Henneberg und Georg von Wertheim und einiger weniger Ritter, auf den nachfolgenden Ortstagen. Die Grafen Wilhelm von Henneberg und Georg von Wertheim setzten sich für den Reiterdienst ein, weil sie Kaiser Karl hierdurch einen Dienst erweisen konnten. Dies dürfte auch das Motiv für Dr. Sebastian von Rotenhan und einige andere Adelige gewesen sein. Sie standen dem Reichsdienst allgemein aufgeschlossener gegenüber als die vorhergehenden Generationen. So war etwa Dr. Sebastian von Rotenhan 1522 Mitglied des Reichsregiments gewesen. Was die Adeligen auf dem Schweinfurter Rittertag bewog, die Bewilligung des Reiterdienstes zu empfehlen, ist nicht genau auszumachen. Zunächst dürfte es sich bei den Anwesenden um Adelige gehandelt haben, die einem Reiterdienst für Kaiser Karl von vornherein aufgeschlossener gegenüberstanden als andere Adelige, denn sonst wären sie zu dem Rittertag erst gar nicht gekommen. Ferner scheinen sie als Gegenleistung für den Reiterdienst von Kaiser Karl die Bestätigung ihrer Freiheiten und Privilegien erwartet zu haben. Die Bestätigung ihrer Freiheiten und Privilegien wünschten die Adeligen von Kaiser Karl deshalb zu erlangen, weil ihre Verhandlungen mit den fränkischen 1008 1009 1010 1011

ThStAMgn GHA II 214, fol. 4v. Vgl. ThStAMgn GHA II 213, fol. 87r. Steglich, S. 49. ThStAMgn GHA II 213, fol. 110rv.

Türkenhilfe und Religion, Bauernkrieg und Gravamina von 1523 bis 1532

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Fürsten über die Abstellung ihrer Beschwerden im wesentlichen erfolglos geblieben waren. Seit 1474 war die Zahl der Beschwerden der Ritter gegen die Fürsten stetig gewachsen. Ein Fortschritt bei ihrer Bewältigung ließ sich nicht erkennen. Abhilfe erlangten die Ritter allenfalls in Randbereichen. Im Kern blieben ihre Beschwerden jedoch immer dieselben und vermehrten sich sogar noch. Als weiteres Motiv kam im Verlauf der Verhandlungen die Freistellung von der Türkenhilfe hinzu. Dabei standen die den Reiterdienst bewilligenden Adeligen einem Beitrag zur Türkenabwehr nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber, wie die Bewilligung des Reiterdienstes im Jahr 1532 zeigen sollte. Sie wehrten sich aber gegen eine Heranziehung zur Türkenabwehr durch die Reichsstände, sprich die Fürsten. Schon 1523 und 1524 hatten die Bischöfe Conrad von Würzburg und Weigand von Bamberg die Untertanen des Adels zur Türkensteuer heranziehen wollen, was die Ritterschaft zurückgewiesen hatte. Seit 1526 begehrten auch die Markgrafen Casimir und Georg einen Beitrag ihres Adels zur Türkenabwehr. Schließlich mag die Form des Reiterdienstes es dem Adel ermöglicht haben, sein Vorrecht gewahrt zu sehen, dem Reich nur persönlich zu dienen. Viele Adelige verhielten sich allerdings nach wie vor skeptisch bis ablehnend gegenüber einem Reiterdienst. Dies kam zum Beispiel in den Stellungnahmen der Orte Baunach und Altmühl zum Ausdruck, mehr aber noch darin, daß viele Adelige einfach den Ortstagen und damit dem Reiterdienst fernblieben. Dies stellte die Anführer vor ein großes Problem, dem sie nicht recht beizukommen wußten. Die fränkischen Fürsten stellten sich einer Inanspruchnahme des Adels durch Kaiser Karl nicht entgegen. Das war nicht selbstverständlich, denn es lief ihren Bemühungen zuwider, selbst Leistungen von ihrem Adel zu erhalten. Einem entsprechenden Befehl Kaiser Karls vermochten sich die traditionell kaisertreuen fränkischen Fürsten jedoch nicht zu widersetzen. Dies zeigt die Reaktion der Würzburger Räte auf die Bitte Graf Georgs von Wertheim um Geleit für den Tag am 18. März 1529, auf dem er um Hilfe für König Ferdinand werben wollte.1012 Die Würzburger Räte schrieben Graf Georg, es stehe dem Bischof von Würzburg und Herzog von Franken nicht an, andere seine Prälaten, Grafen, Herren und Ritterschaft laden zu lassen oder diese zu geleiten, außer auf Befehl des Papstes oder Kaiser Karls. Graf Georg möge ihnen deshalb einen entsprechenden Befehl König Ferdinands als kaiserlichem Statthalter vorweisen. Die Bewilligung des Reiterdienstes von 1532 beruhte im wesentlichen auf denselben Voraussetzungen wie 1529. Wiederum wandte sich Kaiser Karl durch Graf Wilhelm von Henneberg an die fränkische Ritterschaft. Dieser versuchte seinerseits die fränkische Ritterschaft durch einige hervorragende Persönlichkeiten mit entsprechendem Ansehen bei der Ritterschaft zu laden, um das Begehren Kaiser Karls zu fördern. Im Vordergrund stand für die Adeligen wiederum, von Kaiser Karl eine Bestätigung ihrer Freiheiten und Privilegien zu erhalten. Darüber hinaus versuchten sie 1012 DRTA j.R. 7,1, S. 881, Anm. 1; StAWt GA 48, 29 (unfol.).

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

durch ihre eigene Bewilligung, die Ansprüche der fränkischen Fürsten abzuwehren, insbesondere die Forderungen Bischof Weigands von Bamberg. Ein Beitrag des Adels zur Türkenabwehr ließ sich auf Dauer nicht umgehen. Die Türken rückten dem Reich immer näher. Im Jahr 1521 hatten sie Belgrad erobert, 1526 die Ungarn geschlagen und 1529 erstmals Wien angegriffen. Die Bekämpfung der Ungläubigen war eine traditionelle Aufgabe des Adels. Seit 1523 wurde auf den Reichstagen über einen Beitrag des Adels zur Türkenabwehr beraten. Schon 1523 und 1524 hatten die Bischöfe Conrad von Würzburg und Weigand von Bamberg die Untertanen des Adels zur Türkensteuer heranziehen wollen. Seit 1526 begehrten auch die Markgrafen Casimir und Georg einen Beitrag ihres Adels zur Türkenabwehr. Der Widerstand des Adels gegen einen Beitrag zur Türkenhilfe wurde immer schwächer. In den Jahren 1523 und 1524 hatten sich die Würzburger und die Bamberger Ritterschaft noch darauf berufen, von einem Beitrag zur Türkenabwehr von jeher frei gewesen zu sein. Im Jahre 1526 erklärten sie dagegen, das leisten zu wollen, was auch die übrigen fränkischen Ritter ihren Fürsten bewilligten. Durch den Reiterdienst ließ sich ein Beitrag zu den Rüstungen der Fürsten umgehen. Die Adeligen behielten die Kontrolle über die Einziehung der Steuer und die Ausgabe des Geldes. Hierdurch vermieden sie einen Durchgriff der Fürsten auf ihre Untertanen. Eine Einziehung der Türkensteuer von den Untertanen des Adels durch die Fürsten hätte die Gefahr einer weiteren Einbindung in einen einheitlichen Untertanenverband der Fürstentümer bedeutet, wie dies schon bei der Einziehung der Steuern für die Entschädigung nach dem Bauernkrieg der Fall gewesen war. Außerdem kam die Steuer durch die Finanzierung des Reiterdienstes wenigstens ihren eigenen Standesgenossen zugute. Schließlich ermöglichte die Form des Reiterdienstes dem Adel, das Prinzip aufrechtzuerhalten, dem Reich nur persönlich zu dienen. Zur Finanzierung ihres Reiterdienstes zogen die Adeligen ihre Untertanen und Hintersassen heran. Sie folgten hiermit dem Vorbild der Fürsten, die zur Finanzierung ihrer Beiträge zur eilenden Türkenhilfe ebenfalls ihre Untertanen heranzogen. Dies führte allerdings zu neuen Konflikten mit den Fürsten um das Besteuerungsrecht.

Ungeld, Gravamina und Türkenhilfe von 1528 bis 1546

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XII. Ungeld, Gravamina und Türkenhilfe von 1528 bis 1546 1. Die Verhandlungen über einen Beitrag der Ritterschaft zur Tilgung der markgräflichen Schulden von 1528 bis 1534 Markgraf Georg von Brandenburg plagten seit Beginn seiner Regierung die von seinem Vater Friedrich und seinem Bruder Casimir hinterlassenen Schulden in Höhe von ca. 450.000 fl.1013 Unmittelbar nach Antritt seiner Regierung berief er die Prälaten, Herren, Ritter und Vertreter der Landschaft, das heißt der Städte und Ämter, beider Fürstentümer Ansbach und Kulmbach, auf einen Landtag nach Ansbach am 1. März 1528. Er begehrte von den Prälaten und der Landschaft eine Geldhilfe von 24.000  fl auf zwei Jahre wegen der Belastungen im Reichsdienst, für den Schwäbischen Bund, aus dem Bauernkrieg und der auf dem Reichstag anstehenden Türkenhilfe und von der Ritterschaft, sich gerüstet zu halten.1014 Die Hilfe wurde ihm von einem Ausschuß der Prälaten, Städte und Landschaft bewilligt.1015 Außerdem fragte Markgraf Georg die Stände offenbar um Rat, was mit dem alten Markgrafen Friedrich geschehen solle, den seine Söhne seit seiner Absetzung im Jahre 1515 auf der Plassenburg bei Kulmbach gefangenhielten. Der Ausschuß riet hierzu, den Geisteszustand Markgraf Friedrichs durch drei Abgeordnete der Stände untersuchen zu lassen, nämlich durch den Prior von Kulmbach, den Verweser der Hauptmannschaft auf dem Gebirg Dr. Christoph von Beulwitz und einen Bürger der Stadt Kulmbach.1016 Diese sollten dann mit weiteren Personen über das weitere Vorgehen beraten. Ferner baten die Vertreter der Städte und der Landschaft, das Evangelium lauter und rein predigen zu lassen und um nähere Erläuterung der Ordnung von 1526, weil sich bezüglich dieser Ordnung viele Mängel und Mißverständnisse ergeben hätten.1017 Markgraf Georg antwortete hierauf, die lautere und reine Predigt des Evangeliums sei der Hauptartikel der Ordnung von 1526. Alle anderen Artikel seien in diesem Sinne auszulegen. Nur die aus dem Evangelium ableitbaren Zeremonien sollten verbindlich sein und alle anderen unverbindlich. Ferner baten Städte und Landschaft Markgraf Georg, etwas gegen Räuberei und Plackerei zu unternehmen und um einen Beitrag der Geistlichen in 1013 Vgl. StAB GHAP 7986, fol. 14r–38r. 1014 StAN FstBrAnsb LTA 1 Nr.  47, fol.  188r–194v (Proposition) und Nr.  49, fol.  217v (Protokoll); LTA 3 Nr. 2, fol. 3rv (Abschied) und Nr. 2a (Abschied, gedruckt); StAB A 160, Lade 571, Nr. 1908 (Abschied); Schaupp, S. 232. 1015 StAN FstBrAnsb LTA 1 Nr. 49, fol. 218r (Protokoll); LTA 3 Nr. 2, fol. 3v–4r (Abschied) und Nr. 2a (Abschied, gedruckt); StAB A 160, Lade 571, Nr. 1908 (Abschied); Schaupp, S. 233. 1016 StAN FstBrAnsb LTA 1 Nr. 49, fol. 218v–221r (Protokoll); LTA 3 Nr. 2, fol. 4r–6r (Abschied) und Nr.  2a (Abschied, gedruckt); StAB A 160, Lade 571, Nr.  1908 (Abschied); Schaupp, S. 233 f. 1017 StAN FstBrAnsb LTA 1 Nr. 49, fol. 221v–224r (Protokoll); LTA 3 Nr. 2, fol. 6r–8r (Abschied) und Nr. 2a (Abschied, gedruckt); StAB A 160, Lade 571, Nr. 1908 (Abschied); Sehling 11,1 Nr. II.8, S. 102 f. (Abschied); Schaupp, S. 234.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

den Städten zu den städtischen Lasten, was Markgraf Georg bewilligte.1018 Die Ritterschaft bat Markgraf Georg, sie zu schützen und zu handhaben. Alle zusammen baten Markgraf Georg, im Land zu bleiben und nicht in seine schlesischen Fürstentümer zurückzukehren, was Markgraf Georg ebenfalls zusagte.1019 Schließlich bat die Landschaft, ihnen wie den Untertanen der Herzöge von Sachsen das Tragen von Büchsen zu erlauben.1020 Markgraf Georg erlaubte ihnen dies für Gänge über Land, das Zielschießen, gegen Räuberei und Plackerei und für die Nacheile, aber nicht in den Wäldern und abseits der Landstraßen. Dementsprechend lautete auch der Abschied des Landtags.1021 Im Dezember begab sich Markgraf Georg dann zu einem Familientreffen mit Kurfürst Joachim von Brandenburg, Herzog Albrecht von Preußen und Herzog Friedrich von Liegnitz in Crossen und anschließend in seine schlesischen Fürstentümer. Vor seiner Abreise berief er die Prälaten, Ritterschaft und Landschaft des Fürstentums Ansbach auf den 20. Dezember nach Ansbach und die Herren, Ritterschaft und Landschaft des Fürstentums Kulmbach auf den 26. Dezember nach Kulmbach. Er wollte ihnen mitteilen, daß er für die Zeit seiner Abwesenheit eine Statthalterschaft eingerichtet hatte, die die Landschaft im Fall der Not laden könne.1022 Hierzu sollten die Versammelten etliche Personen benennen, die die Statthalter oder der Hauptmannschaftsverweser auf dem Gebirge laden könnten. Nachdem der Ausschuß gebildet worden war, sollte dieser wegen der Schulden um Rat gefragt werden. Der Verkauf bestimmter Ämter an Nürnberg sei wegen des zu geringen Nürnberger Gebots bisher nicht zustande gekommen. Ferner sollte der Ausschuß raten, ob Markgraf Georg dem Begehren König Ferdinands stattgeben solle, ihm Markgraf Albrecht, den minderjährigen Sohn des verstorbenen Markgrafen Casimir, zu schicken. Markgraf Casimir hatte nämlich in seinem Testament bestimmt, daß Markgraf Albrecht am Hof König Ferdinands erzogen werden solle. Schließlich sollte der Ausschuß seine Meinung über ein Gutachten der Pfarrer und Prediger abgeben, wie die Messen und Zeremonien in den Stiften gehalten werden sollten. Die Ritterschaft sollte gebeten werden, sich wegen der Gefahr eines erneuten Aufstands des gemeinen Mannes gerüstet zu halten.

1018 StAN FstBrAnsb LTA 1 Nr. 49, fol. 224r–226r (Protokoll); LTA 3 Nr. 2, fol. 8v–10r (Abschied) und Nr. 2a (Abschied, gedruckt); StAB A 160, Lade 571, Nr. 1908 (Abschied); Sehling 11,1 Nr. II.8, S. 104 (Auszug aus dem Abschied); Schaupp, S. 234. 1019 StAN FstBrAnsb LTA 1 Nr. 49, fol. 226r–227r (Protokoll); LTA 3 Nr. 2, fol. 10rv (Abschied) und Nr.  2a (Abschied, gedruckt); StAB A 160, Lade 571, Nr.  1908 (Abschied); Schaupp, S. 234. 1020 StAN FstBrAnsb LTA 1 Nr. 49, fol. 227v–228r (Protokoll); LTA 3 Nr. 2, fol. 11rv (Abschied) und Nr.  2a (Abschied, gedruckt); StAB A 160, Lade 571, Nr.  1908 (Abschied); Schaupp, S. 234. 1021 StAN FstBrAnsb LTA 3 Nr.  2, fol.  3r–11v und Nr.  2a (gedruckt); StAB A 160, Lade 571, Nr. 1908; auszugsweise gedruckt bei Sehling 11,1 Nr. II.8, S. 102–104; Schaupp, S. 233 f. 1022 StAN FstBrAnsb LTA 3 Nr. 25, fol. 128r–131v; Schaupp, S. 241 f.

Ungeld, Gravamina und Türkenhilfe von 1528 bis 1546

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Der Landtagsausschuß in Ansbach empfahl Markgraf Georg hinsichtlich der Schulden, nach Schlesien zu gehen, um die Kosten der Hofhaltung einzusparen.1023 Von einem Verkauf von Ämtern an Nürnberg riet er ab. Die Herrschaft solle nicht geschmälert werden. Markgraf Georg könne jedoch anderen Fürsten oder Adeligen etwas verkaufen oder versetzen, aber nur auf ewigen Wiederkauf. Ferner riet er, das Angebot König Ferdinands bei diesem in Erinnerung zu rufen, Markgraf Albrecht an seinem Hof zu erziehen, da er Markgraf Albrecht eine Pension von 1.000 fl jährlich angeboten habe, sowie sein Land und seine Leute zu beschützen. Außerdem solle Markgraf Georg die langen und treuen Dienste des Hauses Brandenburg für Kaiser und Könige bedenken. Wenn er dem Begehren König Ferdinands nicht nachkomme, ziehe er sich möglicherweise dessen Ungnade zu. Hinsichtlich der Messen und Zeremonien sollte es bei der Kirchenordnung Markgraf Casimirs aus dem Jahre 1526 bleiben. Markgraf Georg antwortete hierauf, durch seine Abwesenheit aus Franken könne nichts eingespart werden, weil er in Franken zur Versorgung seines Vaters Markgraf Friedrich, seines Neffen Markgraf Albrecht und der Statthalter einen Hof unterhalten müsse.1024 Hinsichtlich des Verkaufs oder der Verpfändung von Ämtern an Adelige wisse er nicht, wem oder was er versetzen könne. Markgraf Albrecht hielt er für noch nicht reif genug, um ihn in die Fremde zu schicken. Er wolle sich hierüber aber mit seinen Verwandten beraten. Hinsichtlich der Kirchenordnung wolle er sich als ein christlicher Fürst bei Gottes Wort halten. Hinsichtlich der Verkäufe antworteten daraufhin Prälaten und Landschaft, sie hätten (auf dem Landtag am 1. März) bereits 16.000 fl bewilligt.1025 Darüber hinaus könnten sie nicht raten. Die Ritter antworteten, sie wollten nachforschen, wem Markgraf Georg etwas versetzen oder verkaufen könne.1026 In Kulmbach baten Herren, Ritterschaft und Landschaft Markgraf Georg, nicht fortzureiten, bestellten aber den gewünschten Ausschuß.1027 Hinsichtlich der Schulden, insbesondere der Verhandlungen mit Nürnberg, könnten sie nicht raten, da sie hierüber nicht hinreichend informiert seien. Markgraf Georg solle hierüber zuerst mit seinen Räten beraten. Sie hätten aber gehört, daß diese früher geraten hätten, die Schlösser Schönberg, Thann und Osternohe an Nürnberg zu verkaufen, weil diese nicht viele Einnahmen einbrächten, ein Verkauf aber eine Summe Geldes, mit der viele nützliche Schlösser und Städte aus der Verpfändung gelöst werden könnten. Hinsichtlich Markgraf Albrecht möge Markgraf Georg sein Interesse an Oppeln und Ratibor bedenken (mit denen er von König Ferdinand belehnt werden mußte), aber auch die gefährlichen Läufe in Ungarn und die altväterlichen Verträge (die bran1023 1024 1025 1026 1027

StAN FstBrAnsb LTA 3 Nr. 26, fol. 133r–136r; Schaupp, S. 238. StAN FstBrAnsb LTA 1 Nr. 81, fol. 316r–317r; Schaupp, S. 238. StAN FstBrAnsb LTA 3 Nr. 26, fol. 139r; Schaupp, S. 239. StAN FstBrAnsb LTA 3 Nr. 26, fol 139v; Schaupp, S. 239. StAN FstBrAnsb LTA 1 Nr. 79, fol. 308r–311v und LTA 3 Nr. 27, fol. 143r–146r; StAB GHAP 7986, fol. 1r–6v; Schaupp, S. 242.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

denburgischen Hausverträge). Auch sei ihnen nicht lieb, Markgraf Albrecht in der Fremde erziehen zu lassen. Er solle ihn daher nicht wegschicken. Die geplante Kirchenvisitation begrüßten sie. Im November 1529 scheiterte Markgraf Georg dann auf dem Landtag in Baiersdorf bei der Ritterschaft mit seiner Bitte um die Gewährung einer Anleihe oder Stundung.1028 Einen weiteren Landtag schrieben Statthalter und Räte auf Anweisung Markgraf Georgs nach Ansbach auf den 1. November 1531 aus.1029 Dort begehrten sie den Rat der versammelten Prälaten, Ritterschaft und Vertreter der Landschaft, ob Markgraf Georg in Schlesien bleiben oder nach Franken kommen solle und wie er sich in Franken aufhalten könne, ohne weitere Schulden zu machen.1030 Ferner sollten sie hinsichtlich der Statthalterschaft raten und wegen der bevorstehenden Verlängerung des Schwäbischen Bundes. Prälaten, Ritterschaft und Landschaft bildeten daraufhin einen Ausschuß.1031 Dieser riet, Markgraf Georg solle wegen der besorgniserregenden Zeitläufe und um die Kosten mehrerer Hofhaltungen einzusparen wieder nach Franken kommen. Weitere Einsparmöglichkeiten sah der Ausschuß allerdings nicht. Die Statthalterordnung wisse er nicht zu verbessern. Zur Verlängerung des Schwäbischen Bundes meinte der Ausschuß, schon Markgraf Casimir sei zusammen mit anderen Kurfürsten und Fürsten aus dem Schwäbischen Bund aus-, aber dann auf Veranlassung Kaiser Karls wieder eingetreten. Der Krieg gegen Herzog Ulrich von Württemberg und Hans Thomas von Absberg habe übermäßige Kosten verursacht, selbst habe man aber keine Hilfe erhalten. Trotzdem sei es für den Fall eines Aufruhrs der Untertanen gut, im Schwäbischen Bund zu sein. Wenn die Pfalz, Bayern, Bamberg, Würzburg und Nürnberg dem Schwäbischen Bund wiederum beiträten, solle Markgraf Georg dies auch tun, wenn er eine Stimme im Fürstenrat erhalte und sein Beitrag zur Bundeshilfe verringert werde. Wenn die Pfalz, Bayern, Bamberg, Würzburg und Nürnberg dem Schwäbischen Bund fernblieben, müsse die Angelegenheit neu bedacht werden. Hinsichtlich der Erstellung von Landbüchern solle der Rat der Umreiter eingeholt werden. Mit der Münze solle nach dem Rat des Münzmeisters verfahren werden. Aufgrund dieses Ergebnisses des Landtags forderte Markgraf Georg seine Statthalter und Räte in Franken auf, mit dem Landtagsausschuß darüber zu beraten, wie er sich in Franken aufhalten könne, ohne neue Schulden zu machen.1032 Die Statthalter und Räte beriefen daraufhin den Landtagsausschuß für den 4.  Februar 1532 nach Heilsbronn.1033 Sie schlugen die Erhebung eines Ungelds von einem Pfennig von jeder 1028 Siehe oben Kap. XI.3 f ), S. 418 f. 1029 StAB GHAP 7989 (unfol.); StAN FstBrAnsb LTA 3a Nr.  11  f., fol.  233r–235v; Schaupp, S. 269. 1030 StAN FstBrAnsb LTA 3 Nr. 107, fol. 406r–408v; StAB GHAP 7989 (unfol.). 1031 StAB GHAP 7989, S. 1–15; Schaupp, S. 270. 1032 StAN FstBrAnsb LTA 4 Nr. 2, fol. 3r–10v und Nr. 4, fol. 15r–27r. 1033 Ebd. Nr. 10, fol. 37r; Schaupp, S. 276.

Ungeld, Gravamina und Türkenhilfe von 1528 bis 1546

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Maß Wein und einem alten Heller von jeder Maß Bier für die Dauer von zehn Jahren vor.1034 Ausgenommen sollten die Haushaltungen der Prälaten und der Ritter sein. Außerdem sollten die Adeligen die Hälfte des Ungelds von ihren Schenkstätten einbehalten dürfen, um sie zur Zustimmung zur Erhebung des Ungelds zu bewegen. Das Ungeld sollte allein durch einen ständischen Ausschuß eingenommen und verwaltet werden. Ferner sollte sich Markgraf Georg mit seinen Nachbarn verständigen, um Irrungen zu vermeiden und zur Beilegung bestehender Irrungen entsprechende Verträge schließen. Den Ausschußmitgliedern war jedoch die Beratung eines solchen Projekts zu heikel. Sie baten Markgraf Georg, er solle einen ordentlichen Landtag einberufen.1035 Ein solcher kam jedoch vorerst wegen der fortdauernden Abwesenheit Markgraf Georgs von Franken nicht zustande. Im März 1533 schrieben Statthalter und Räte auf Befehl Markgraf Georgs erneut einen Landtag nach Heilsbronn auf den 26. März aus.1036 Prälaten, Ritterschaft und Landschaft sollten dort über die Verlängerung der Mitgliedschaft im Schwäbischen Bund beraten.1037 Markgraf Georg erwartete, daß die Landschaft zu den Lasten des Schwäbischen Bundes beitragen werde, wenn sie seine Verlängerung befürwortet hätte. Auf einen entsprechenden Vortrag hin bildeten die Landstände einen Ausschuß.1038 Die Mehrheit im Landtagsausschuß, nämlich die Äbte, Friedrich von Lidwach und die Städte, riet, die Mitgliedschaft im Schwäbischen Bund zu verlängern, wenn der Beitrag Markgraf Georgs zur Bundeshilfe ermäßigt und seine Beschwerden über die geistliche Gerichtsbarkeit und wegen der Religion erledigt würden. Der Landtagsausschuß beschloß daraufhin, diesen Ratschlag dem Plenum vorzutragen. Im Plenum stimmte zuerst die Landschaft dem Ratschlag zu. Die Ritterschaft erbat sich dagegen Bedenkzeit. Am nächsten Tag stimmte sie ebenfalls zu. Sie würden aber durch das Zerbrechen ihrer Häuser und anderes widerrechtlich und entgegen dem Landfrieden merklich beschwert. Insbesondere müsse es ihnen nach der Reichsordnung zugelassen werden, sich von einem etwaigen Verdacht vor ihrem Landesfürsten reinigen zu können. Hierbei wollten sie gelassen und beschirmt werden. Es gehe nicht an, daß jeder Bürger Hilfe erhalte, wenn einmal ein Sack Pfeffer verschüttet werde, sie aber im Stich gelassen würden, wenn ihnen ihre Güter und Bauern weggenommen würden. Statthalter und Räte sagten dies zu. Im Dezember lud Markgraf Georg dann 22 Adelige, darunter etliche Amtleute und Räte,1039 auf den 14.  Dezember auf die Plassenburg.1040 Er ließ ihnen dort das Un1034 1035 1036 1037 1038 1039 1040

StAN FstBrAnsb LTA 4 Nr. 14, fol. 64r–68v; Schaupp, S. 276. StAN FstBrAnsb LTA 4 Nr. 20a, fol. 95r–96r und Nr. 22, fol. 99r–102r; Schaupp, S. 276 f. StAN FstBrAnsb LTA 4 (unfol. a. E.); Schaupp, S. 280. StAN FstBrAnsb LTA 4 (unfol. a. E.); Schaupp, S. 279. StAN FstBrAnsb LTA 4 (unfol. a. E.); StAB A 160, Lade 571, Nr. 1913; Schaupp, S. 280. StAN FstBrAnsb LTA 5 Nr. 5, fol. 74r–75r; Müller, Ständische Vertretung, S. 99–101. StAN FstBrAnsb LTA 5 Nr. 5, fol. 73r–75v; Schaupp, S. 282.

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geldprojekt vortragen, das bereits der Landtagsausschuß im Februar 1532 beraten hatte.1041 Die Mehrheit der Adeligen antwortete hierauf, sie hätten gegen die Erhebung des Ungelds keine Einwände. Sie seien aber zu wenige. Markgraf Georg möge deshalb einen allgemeinen Landtag ausschreiben. Auf diesem würden sie dann raten und helfen. Markgraf Georg schrieb daraufhin einen Landtag auf den 18. Januar 1534 nach Cadolzburg aus.1042 Auf dem Landtag erschienen neben den Prälaten und Vertretern der Landschaft 17  Amtleute und 49 aus der Ritterschaft.1043 Markgraf Georg begehrte von ihnen die Bewilligung eines Ungelds von einem alten Pfennig von jeder Maß Wein und eines alten Hellers von jeder Maß Bier für die Dauer von zehn Jahren.1044 Ausgenommen sollten nur der Wein und das Bier sein, die die Prälaten, Herren, Ritter und Räte in ihren Haushalten verbrauchten. Ein Drittel des Ungelds sollte der Ritterschaft verbleiben, und die Bewilligung sollte ihnen an ihren Freiheiten und altem Herkommen unschädlich sein. Das Ungeld sollte einem landständischen Ausschuß ausgehändigt und von diesem zur Tilgung der Schulden verwandt werden. Die versammelten Adeligen erklärten daraufhin, obwohl Markgraf Georg hierauf keinen Anspruch habe und es nicht herkömmlich sei, wollten sie das geforderte Ungeld gegen die Ausstellung eines entsprechenden Reverses bewilligen.1045 Der Ungelter (der Beamte, der das Ungeld einnahm) sollte ihnen verpflichtet sein. Ferner boten sie an, daß diejenigen, die keine Schenkstätten hatten, von 1.000 fl Vermögen einmalig 5 fl geben wollten. Im Gegenzug verlangten sie die Abstellung folgender Beschwerden: Während Markgraf Georg in Schlesien gewesen sei, seien sie nicht geschützt und beschirmt worden, sondern Statthalter und Räte hätten entsprechende Bitten auf ihn geschoben. Er solle die Statthalter, Hauptleute und andere daher anweisen, sie zu beschützen und zu beschirmen, wenn er abwesend sei, und für Einigkeit unter den Statthaltern sorgen. Ferner sollte er das Land- und Hofgericht bestellen, Räte und Amtleute aus dem Land nehmen, mißgünstigen Anzeigen keinen Glauben schenken, sondern die angeblichen Beschädiger anhören, die Irrungen mit einzelnen Rittern wegen der Jagd und des Wildbanns abstellen und sie nicht auf bloßes Angeben vergewaltigen, anonymen Anzeigen keinen Glauben schenken, sondern die Beschuldigten zum Verhör zulassen, Markgraf Albrecht im Land lassen und die Ritter nicht bei der Verlängerung des Schwäbischen Bundes oder dem Abschluß einer anderen Vereinigung außen vor lassen.

1041 StAN FstBrAnsb LTA 5 Nr. 6, fol. 76r–77v; Schaupp, S. 282; Müller, Ständische Vertretung, S. 63 f. 1042 StAN FstBrAnsb LTA 5 Nr. 7, fol. 78r–79v und LTA 2 Nr. 14, S. 567–566; StAB GHAP 7991 (unfol.); Schaupp, S. 284. 1043 StAN FstBrAnsb LTA 5 Nr. 9, fol. 89r–91v. 1044 Ebd. Nr. 14, fol. 116r–123v; StAB GHAP 7991 (unfol.). 1045 StAN FstBrAnsb LTA 5 Nr. 16, fol. 130r–137r; StAB GHAP 7991 (unfol.).

Ungeld, Gravamina und Türkenhilfe von 1528 bis 1546

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Markgraf Georg bedankte sich daraufhin für die Bewilligung.1046 Er erhob lediglich den Einwand, daß der Ungelter auch auf ihn und nicht nur auf die Ritterschaft verpflichtet sein sollte. Über die Gründe für sein Fernbleiben von Franken seien sie unterrichtet. Er wolle sich wie schuldig verhalten. Wenn er mehr tun könne, wolle er dies gerne tun. Um die Uneinigkeit unter den Statthaltern wolle er sich kümmern, ebenso um die Gerichte. Hinsichtlich der Diener führte er aus, er brauche hierzu geschickte Leute und könne sich daher nicht festlegen. Außerdem halte er Diener nach seinem Gefallen. Auf heimliche Anzeigen wolle er nicht reagieren. Sie sollten heimliche Angeber anzeigen. Wegen Markgraf Albrecht wolle er sich so verhalten, daß sie nicht beschwert würden. Bei einem Eintritt in ein Bündnis wolle er auch an die Ritterschaft denken. Wegen des Jagens wolle er niemandem von dem drängen, was er zu Recht innehabe, aber sich auch nichts entziehen lassen. Wer Beschwerden habe, solle sie anzeigen. Die Ritterschaft erklärte sich mit der Verpflichtung des Ungelters auf Markgraf Georg und sie einverstanden.1047 Dies sollte auch in den Revers aufgenommen werden. Wer Beschwerden habe, werde sie Markgraf Georg anzeigen. Hinsichtlich der anderen Artikel erwarteten sie, daß Markgraf Georg sich gnädig verhalten werde. Außerdem baten sie ihn, sich um die Klöster zu kümmern, damit dort bessere Ordnung herrsche. Wegen der Diener hätten sie es nicht anders gemeint, als wenn Markgraf Georg keine anderen Diener im Land bekommen könne. Markgraf Georg erwiderte hierauf, wegen der Ordnung der Klöster habe er einen Entwurf erstellen lassen.1048 Wenn es hierin etwas zu beraten gebe, wolle er dies mit der Ritterschaft tun. An geschickten Dienern habe er Mangel gehabt, er ließe aber die jungen Knaben studieren, damit sie mit der Zeit geschickt würden. Schließlich bat die Ritterschaft um die Ausstellung des Reverses.1049 Mit der Bewilligung durchbrachen die Adeligen erstmals das Prinzip, daß der Adel den Fürsten nur persönlich und nicht mit Steuern diente. Die überraschende Bewilligung beruhte darauf, daß viele der Anwesenden Amtleute und Vertraute Markgraf Georgs waren. Im Jahre 1539 plädierte deshalb Georg Vogler als Berater des Freiherrn Friedrich von Schwarzenberg dafür, daß in den Ausschuß, der über die Steuerbewilligung entschied, keine Hofräte zugelassen und nicht nur Vertraute Markgraf Georgs, sondern auch andere Adelige entsandt werden sollten. Ferner mag zu der Bewilligung beigetragen haben, daß die Adeligen ein Drittel der Einnahmen für sich behalten durften, daß nicht alle Adeligen Schenkstätten hatten, sondern nur einige, und daher auch nicht alle Adeligen zustimmen mußten, und daß es sich bei dem Ungeld um eine indirekte (Verbrauchs-)Steuer handelte, die das Recht des Adels zur direkten Besteuerung seiner Untertanen nicht antastete. Schließlich mag zu der Bewilligung beigetragen haben, daß das Thema der Bewältigung der Schuldenlast der Markgraftümer seit 1046 1047 1048 1049

StAN FstBrAnsb LTA 5 Nr. 17, fol. 138r–139r; StAB GHAP 7991 (unfol.). StAN FstBrAnsb LTA 5 Nr. 18, fol. 140r; StAB GHAP 7991 (unfol.). StAN FstBrAnsb LTA 5 Nr. 18, fol. 140v; StAB GHAP 7991 (unfol.). Ebd.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

1528 auf der Tagesordnung gestanden hatte und die Adeligen somit Zeit gehabt hatten, sich mit dem Gedanken einer (vorübergehenden) Steuerbewilligung zur Tilgung der Schulden vertraut zu machen. Im übrigen zeigte sich schon bald, daß selbst die Adeligen, die das Ungeld auf dem Landtag bewilligt hatten, es in der Folgezeit doch nicht gaben. Im Juli wollte Markgraf Georg vom Ungeldausschuß unter anderem wissen, wie mit Adeligen verfahren werden solle, die sich dem Ungeld widersetzten.1050 Die Ausschußmitglieder antworteten hierauf, sie glaubten nicht, daß diejenigen Adeligen, die das Ungeld bewilligt hätten, sich diesem widersetzen würden.1051 Im übrigen werde Markgraf Georg selbst wissen, was mit diesen zu tun sei. Die anderen sollten erneut geladen werden. Wenn sie das Ungeld bewilligten, sei es gut, wenn nicht, möge man sich ferner danach richten, wenn sie selbst etwas von Markgraf Georg begehrten. Es solle aber kein Zwang ausgeübt werden. Am 18. Oktober berichtete der Ungeldausschuß im Fürstentum Kulmbach unter anderem darüber, daß fast alle Adeligen in der Nachbarschaft zum Hochstift Bamberg und zur Oberpfalz kein Ungeld gäben.1052 Statthalter und Räte antworteten hierauf, der Ungeldausschuß solle die Adeligen namhaft machen, da sie über eine Liste derjenigen Adeligen verfügten, die das Ungeld bewilligt hätten.1053 Diese sollten dann an die Bezahlung des Ungelds erinnert werden. Im Oktober 1535 riet der Ausschuß hinsichtlich derjenigen Adeligen, die den Markgrafen lehnbare oder markgräflichen benachbarte Schenkstätten hatten und kein Ungeld gaben, Markgraf Georg solle feststellen lassen, wieviel das Ungeld von denen ertrage, die es bezahlten.1054 Wenn das Ungeld von denen, die es nicht bewilligt hatten, nicht so viel einbringen würde, solle er diese Adeligen nicht laden. Mit denen, die das Ungeld bewilligt hatten, aber nicht bezahlten, solle nochmals verhandelt werden, wenn es eine ansehnliche Summe einbringe. Diejenigen, die das Ungeld nicht bewilligt hatten, sollten ebenfalls geladen werden. Wenn sie das Ungeld verweigerten, sollte Markgraf Georg sie wissen lassen, daß die Markgrafen sich daran erinnern und künftig zwischen denjenigen, die ihnen geholfen hätten, und den anderen unterscheiden würden.

2. Die Verhandlungen im Hochstift Bamberg über die Gravamina der Ritterschaft von 1534 und einen Beitrag der Ritterschaft zur Türkenhilfe 1537 Im Hochstift Bamberg unternahmen Bischof Weigand und das Domkapitel nach der Konfrontation des Jahres 1532 im Jahre 1534 einen weiteren Anlauf zu Verhandlun1050 1051 1052 1053 1054

StAN FstBrAnsb LTA 6 Nr. 2, fol. 7r–8v; Schaupp, S. 288. StAN FstBrAnsb LTA 6 Nr. 5, fol. 15v–16r. StAN FstBrAnsb LTA 5 Nr. 51, fol. 230r; StAB GHAP 7991 (unfol.). StAN FstBrAnsb LTA 5 Nr. 52, fol. 232r–237r; StAB GHAP 7991 (unfol.). StAN FstBrAnsb LTA 6 Nr. 16, fol. 57v–58v; Schaupp, S. 293.

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gen mit der Ritterschaft.1055 Auf einem Rittertag Anfang August 1534 wurde umfassend über die beiderseitigen Gebrechen auf der Grundlage der Gravamina von 1503 verhandelt. Für die Ritterschaft traten dabei die Ritter Eukarius von Aufseß, Sigmund von Heßberg und Wilhelm von Schaumberg und die Edelknechte Fritz von Redwitz, Bernhart von Schaumberg, Sebastian Stiebar, Burggraf zum Rothenberg, Hans von Rotenhan, Cunz Gottsmann, Philipp Truchseß, Georg Förtsch und Caspar von Guttenberg auf. Zunächst wurde über die ritterschaftlichen Beschwerden von 1503 verhandelt, indem die Ritterschaft ihre Beschwerden wiederholte und Bischof Weigand die damalige Antwort Bischof Georgs.1056 Daraufhin brachte die Ritterschaft weitere Beschwerden gegen das Landgericht, insbesondere gegen die Zulassung von Gegenklagen und die lange Verfahrensdauer sowie den mangelnden Vollzug der Urteile vor.1057 Bischof Weigand antwortete, es solle bei der Zuständigkeit des Landgerichts für Verwundungen bleiben.1058 Die Ritter erklärten daraufhin, wegen des Landgerichts alles annehmen zu wollen.1059 Sie baten aber, Körperverletzungen zu verweisen und das Salgericht wieder aufzurichten. Ihre Beschwerden gegen das geistliche Gericht wollten sie auf sich beruhen lassen. Bischof Weigand blieb bezüglich der Zuständigkeit des Landgerichts unnachgiebig, sagte aber zu, das Salgericht nach altem Herkommen handhaben zu wollen.1060 Danach brachte Bischof Weigand seine Beschwerden vor. Zunächst wiederholte er diejenigen Bischof Georgs aus dem Jahr 1503 und fügte ihnen noch weitere hinzu.1061 Etliche Adelige unterhielten Prediger der neuen Lehre. Ferner dienten die Ritter ihm nicht und gehorchten nicht seinen Geboten. Von ihren Gerichten ließen sie an sich selbst appellieren und entzögen ihre Hintersassen den Gerichten des Hochstifts. Ferner errichteten sie neue Schäfereien und beschwerten ihre Hintersassen mit Schlägen, Gefängnis und Wegnahme ihrer Güter, was allein dem Bischof als der Obrigkeit gebühre. Etliche Adelige zögen den Nachlaß der Pfarrer ein, die sie präsentiert hätten, auch wenn die Pfarrer ein Testament gemacht hätten. Ferner wollten sie ihre Hintersassen nicht zu den allgemeinen Lasten des Hochstifts beitragen lassen, insbesondere zur Türkenhilfe, sondern besteuerten diese selbst, was den Adeligen nicht gebühre, weil es ein (fürstliches) Regal(recht) sei. Schließlich bemängelte Bischof Weigand, etliche Adelige hülfen nicht gegen Friedbrecher. Die Adeligen verteidigten sich gegen die Vorwürfe wegen der Lehnauftragung und Öffnung von Gütern an fremde Herren (aus den Beschwerden von 1503) im wesentlichen mit dem Argument, dies geschehe nicht aus Mutwillen, sondern aus Not, wenn 1055 1056 1057 1058 1059 1060 1061

Zum folgenden vgl. StAB B 28, 2, fol. 1r–99v. Ebd., fol. 5r–24v. Ebd., fol. 26rv. Ebd., fol. 30rv. Ebd., fol. 50r. Ebd., fol. 54r. Ebd., fol. 74r–78r.

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kein anderer ihnen helfen wolle.1062 Auch sei dies lange hergebracht. Aufgeschriebene Lehen könne der Lehnherr einziehen. Von lutherischen Predigern wüßten sie nichts. Neue Schäfereien könne Bischof Weigand abtreiben lassen. Wenn die Adeligen die neuen Schäfereien jedoch aus gutem Grund eingerichtet hätten, möge Bischof Weigand ein Einsehen damit haben. Als altes Herkommen bezeichneten sie auch die Appellation an sich selbst als Gerichtsherren, das Recht zur Einziehung des Nachlasses von ihnen präsentierter Pfarrer (Spolienrecht) und die Besteuerung ihrer Hintersassen. Dagegen sei es nicht Herkommen in Franken, die Juden zu vertreiben, und daß ihre Hintersassen zu den Lasten des Hochstifts beitrügen. Bischof Weigand beharrte in seiner Antwort darauf, daß die Lehnauftragungen zwar herkömmlich, aber ein Mißbrauch seien und dem Hochstift schadeten.1063 Die Juden schadeten durch ihren Handel auf den Dörfern dem gemeinen Mann. Dies sei durch Kaiser Karl verboten worden. Hinsichtlich der Appellation beharrte er darauf, daß es von Rechts wegen nur drei Instanzen gebe: das ordentliche Gericht, den Landesfürsten und das Reichskammergericht. Ein Spolienrecht stünde dem Adel nicht zu, ebenso kein eigenes Steuerrecht, da dies ein Regal sei. Dagegen sei jedermann und jede im Hochstift seßhafte Person aus göttlicher und menschlicher Satzung und der Vernunft schuldig, (gegen die Türken) zu helfen. Nachdem sich die Verhandlungen dermaßen in die Länge gezogen hatten, blieben nur noch vier Verordnete, die mit Bischof Weigand nochmals über die adeligen Beschwerden von 1503 berieten.1064 In den meisten Punkten ließen sie es bei der Antwort Bischof Georgs von 1503 bewenden. Im Streit um die Steuerpflicht erkaufter Bürger- und Bauernlehen machten sie den Vorschlag, in Zukunft sollten Rittern keine Bürger- oder Bauernlehen und Bürgern und Bauern keine Ritterlehen mehr verliehen werden. Die Reichslehen des Adels sollten von der Gerichtsbarkeit des Landgerichts ausgenommen werden. Die Besteuerung von Mannlehen in den Städten solle abgestellt werden. Wegen der vier Stuhlbrüderpfründen möge ihnen angezeigt werden, wie es zu Bischof Philipps Zeiten gehandhabt worden sei. Die Bündnisse des Hochstifts sollten ihnen angezeigt werden, wenn es zum Bündnisfall komme. Wegen des Austrags wollten sie sich mit der Reichsordnung begnügen, aber mit den Prälaten und untereinander einen Austrag vor dem Salgericht erlangen. Als Landrichter solle ein Ritter eingesetzt werden. Von den Vogelherden solle ihnen nicht nur jeweils einer verliehen werden, sondern entsprechend dem alten Herkommen. Was den Verspruch der Hintersassen geistlicher Institutionen anging, wollten sie nur den althergebrachten Erbverspruch ausüben, aber keinen neuen. Bischof Weigand antwortete auf den Vorschlag betreffend die Verleihung der Ritter-, Bürger- und Bauernlehen, wenn der Adel sich hieran halte, sei es gut, aber er könne die Leihe bei Verkauf nicht verweigern.1065 Von der Gerichtsbarkeit des Land1062 1063 1064 1065

Ebd., fol. 82r–87r. Ebd., fol. 90r–96r. Ebd., fol. 66r–68r. Ebd., fol. 68r–69v.

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gerichts wolle er keine Ausnahmen machen, sonst müßten auch die Lehen anderer Fürsten ausgenommen werden. An Bürger verliehene Mannlehen sollten zu deren Vermögen gezählt und ansonsten nur besteuert werden, wenn dies herkömmlich sei. Bei Bündnissen werde er den Rat der Ältesten der Ritterschaft suchen. Der jetzige Landgerichtsverweser sei ordentlich, wenn die Stelle aber frei werde, wolle er sie mit einem Ritter besetzen. Wo Vogelherde nicht im Wildbann des Hochstifts gelegen seien, wolle er sie wie von alters her gestatten, sonst nicht. Den Erbverspruch wolle er nur gestatten, wenn er bei der Schenkung oder dem Verkauf der Güter an die Klöster oder Stifte vorbehalten worden sei. Auch auf die Beschwerden Bischof Weigands erwiderten die vier Verordneten nochmals, die fremden Herren zu Lehen aufgetragenen Güter hätten sie zuvor Bischof Weigand zu Lehen oder zum Kauf angeboten.1066 Sie wüßten auch nichts davon, daß Adelige ihre vom Hochstift zu Lehen rührenden Güter oder die Witwengüter ihrer Hausfrauen fremden Fürsten in Schutz und Schirm gäben. Wenn dies doch geschehe, möge Bischof Weigand mit Recht dagegen klagen. Von den Anwesenden halte niemand Juden auf seinen Gütern. Sie wollten darüber aber mit ihren Freunden verhandeln. Das Hochstift werde vom Adel nur dann befehdet, wenn sie keinen Austrag erhalten könnten. Hinsichtlich des Vorschubs für Feinde gelte die Reichsordnung. Wegen der Beschwerden der Geistlichkeit wollten sie weiter mit ihren Freunden verhandeln. Unzulässigen Fürkauf möge Bischof Weigand bestrafen. Hinsichtlich der Appellation von ihren Gerichten wandten sie ein, Appellationen von weniger als 50 fl Wert würden am Kammergericht ohnehin nicht angenommen. Unter Einschluß des Bischofs bleibe es damit bei den herkömmlichen drei Instanzen. Im übrigen ließen sie es bei den zuvor gegebenen Antworten bewenden. Im Winter 1536/37 schickte König Ferdinand abermals Gesandte an die Reichsstände mit der Bitte um Vollzug der im Jahre 1532 bewilligten Türkenhilfe von acht Monaten.1067 Eine ebensolche Botschaft schickte Kaiser Karl. Bischof Weigand berief daraufhin die Prälaten, Ritterschaft und Städte seines Hochstifts auf einen Landtag am 7. März.1068 Dort bat er sie um Rat und Hilfe wegen der Hilfebegehren König Ferdinands und Kaiser Karls.1069 Ferner bat er sie um Hilfe zur Aufbringung seines Beitrags zur Bundeshilfe für den Bund, den er am 30. Januar 1535 mit Kaiser Karl, König Ferdinand, Erzbischof Matthäus von Salzburg, den Bischöfen Gabriel von Eichstätt und Christoph von Augsburg, den Herzögen Wilhelm und Ludwig von Bayern, Markgraf Georg von Brandenburg und den Pfalzgrafen Otto und Philipp anstelle des ausgelaufenen Schwäbischen Bundes geschlossen hatte.1070 1066 1067 1068 1069

Ebd., fol. 98r–99v. Vgl. StadtAB HV Rep. 2, 68, fol. 105r–109v; Hartung, Fränkischer Kreis, S. 185. StadtAB HV Rep. 2, 68, fol. 104r. Ebd., fol. 105r–109v. Aus anderer Quelle wiedergegeben bei Bachmann, Landstände, Ed. 32, S. 262 f. 1070 Vgl. Spiess, Kayserlicher Bund, Beilage 9, S. 97–142.

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Die versammelten Ritter lehnten die Bewilligung einer Steuer oder Hilfe jedoch ab.1071 Sie seien in zu geringer Anzahl erschienen und könnten für die Abwesenden nichts bewilligen. Außerdem hätten viele Adelige Lehen von anderen Fürsten, die Gleiches forderten. Ohne die 6 Orte der fränkischen Ritterschaft könnten sie daher nichts bewilligen. Wenn die Not aber zu groß werde, werde sich jeder nach seinem besten Vermögen verhalten. Bischof Weigand gab sich mit dieser Antwort jedoch nicht zufrieden. Sie könnten sich nicht damit entschuldigen, daß zu wenige erschienen seien, denn er, Bischof Weigand, habe fast alle Geschlechter geladen.1072 Was die Anwesenden bewilligten, würden die Abwesenden deshalb nicht verweigern. Er könne mit ihrer Antwort vor König Ferdinand und Kaiser Karl nicht bestehen. Sie sollten sich deshalb gerüstet halten und ihre Hintersassen die Hilfe geben lassen. Außerdem hätten sie seine Bitte um Rat noch nicht beantwortet. Die anwesenden Ritter erwiderten hierauf, Kaiser Karl, König Ferdinand und Bischof Weigand hätten selbst viel Verstand und treffliche Räte, die besseren Rat geben könnten als sie.1073 Ohne die übrige Ritterschaft in Franken könnten sie nichts bewilligen. Bischof Weigand entgegnete, er hätte eine bessere Antwort erwartet.1074 Sie sollten in 14 Tagen nochmals schriftlich oder mündlich antworten. Daraufhin fand offenbar tatsächlich eine Versammlung der 6  Orte in Schweinfurt statt, über deren Verlauf und Ergebnis jedoch nichts bekannt ist.1075

3. Weitere Verhandlungen über einen Beitrag der Ritterschaft zur Tilgung der markgräflichen Schulden im Jahr 1539 Am 18.  Dezember 1538 lud Markgraf Georg die Prälaten und die Landschaft beider Markgraftümer auf den 2.  Februar 1539, Grafen, Herren und Ritterschaft auf den 9. Februar 1539 nach Ansbach, um mit ihnen über die Übernahme von Schulden in Höhe von 400.000 fl zu verhandeln.1076 Vorverhandlungen mit einem Teil der Ritterschaft hatte Markgraf Georg diesmal nicht geführt, da er befürchtete, auch die Gutwilligen würden ohne die anderen nichts bewilligen wollen und eine Bekanntgabe des Vorhabens werde den Widerstand der 6 Orte provozieren.1077 Dafür hatte er seinen Neffen Kurfürst Joachim von Brandenburg zu den Verhandlungen hinzugezogen, von dessen Prestige als Kurfürst er sich offenbar einen größeren Eindruck auf die Landstände erhoffte.1078 Von den Prälaten und der Landschaft erreichten Markgraf 1071 1072 1073 1074 1075 1076 1077 1078

StadtAB HV Rep. 2, 68, fol. 92v–93v; Bachmann, Landstände, Ed. 32, S. 264, Anm. 11. StadtAB HV Rep. 2, 68, fol. 94r–95r; Bachmann, Landstände, Ed. 32, S. 264 f., Anm. 11. StadtAB HV Rep. 2, 68, fol. 97rv; Bachmann, Landstände, Ed. 32, S. 265, Anm. 11. StadtAB HV Rep. 2, 68, fol. 103r; Bachmann, Landstände, Ed. 32, S. 265, Anm. 11. Vgl. StAN FstBrAnsb LTA 7 Nr. 10; Müller, Ständische Vertretung, S. 111. StAN FstBrAnsb LTA 7 Nr. 58–60; Müller, Ständische Vertretung, S. 123. StAN FstBrAnsb LTA 7 Nr. 16; Müller, Ständische Vertretung, S. 114. Vgl. ebd., S. 109–115 und 119–123.

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Georg und Kurfürst Joachim am 7. Februar die Übernahme von Schulden in Höhe von 300.000 fl.1079 Die Grafen, Herren und Ritterschaft baten sie am 10. Februar um die Übernahme von Schulden in Höhe von 100.000 fl nebst Zinsen.1080 Außerdem baten sie die Adeligen um ihren Rat in den Streitigkeiten mit der Reichsstadt Nürnberg wegen deren neuerbauten Basteien, des Geleits zur Frankfurter Messe und des Aufkaufens von Adelsgütern und hinsichtlich des Wunsches Markgraf Georgs, die Vormundschaft über Markgraf Albrecht niederzulegen und diesen zur Regierung hinzuzuziehen. Schließlich erbot sich Kurfürst Joachim, in den Beschwerden der Adeligen zu vermitteln. Die Ritterschaft bildete daraufhin einen Ausschuß, von dem sie die fürstlichen Amtleute ausschloß.1081 Hierzu hatte der ehemalige markgräfliche Kanzler Georg Vogler, der sich mit Markgraf Georg überworfen hatte, dem Freiherrn Friedrich von Schwarzenberg im Vorfeld des Landtags geraten.1082 Von einer Steuerbewilligung hatte er dem Freiherrn Friedrich von Schwarzenberg abgeraten, da sie den Freiheiten und Privilegien des Adels widerspreche und weil zu besorgen sei, daß andere Fürsten in Franken und Schwaben dies zum Vorbild nehmen könnten. Er solle deshalb nicht ohne Vorwissen der anderen Grafen und Herren handeln. Hinsichtlich des Verhaltens auf dem Landtag riet Vogler zu einer zunächst hinhaltenden, insgesamt jedoch destruktiven Taktik. Da Friedrich Freiherr von Schwarzenberg den Besuch des Landtags nicht umgehen könne, solle er zuerst das Begehren der Fürsten anhören. Wenn die Einsetzung eines Ausschusses begehrt werde, solle er sagen, daß dieses wegen der Schwere und Weitläufigkeit der Sachen nicht sofort geschehen könne und eine Vertagung beantragen. Wenn der Ausschuß trotzdem zustande komme, sollten in ihn nicht nur Vertraute der Herrschaft entsandt werden, sondern es sollte auch der Nutzen der Ritterschaft bedacht werden. Vor allen Dingen sollte der Ausschuß keine endgültigen Beschlüsse fassen. Ferner sollten im Ausschuß keine Hofräte oder andere verdächtige Personen zugelassen werden. Friedrich Freiherr von Schwarzenberg selbst sollte sich dem Ausschuß fernhalten mit dem Argument, er wisse nichts von den herrschaftlichen Angelegenheiten, und sich mit dem Besuch seines Schwagers entschuldigen. Schließlich sollte er noch gegen das Ausschreiben protestieren. Am Mittwoch, dem 12. Februar, antwortete zuerst die Ritterschaft des Gebirges auf das Begehren Markgraf Georgs und Kurfürst Joachims.1083 Sie entschuldigten sich zunächst wegen des Verzugs. Sie hätten die beschwerlichen Anliegen der Herrschaft ungern gehört. Ebenso beschwerlich falle ihnen aber die Bewilligung einer Steuer, weil dies gegen ihre Privilegien und ihr altes Herkommen verstoße. Sie würden dadurch geringer als Bauern, und der Adel gehe zugrunde. Sie müßten der Herrschaft schon 1079 StAN FstBrAnsb LTA 7 Nr. 109a; Müller, Ständische Vertretung, S. 177 f.; Schaupp, S. 298. 1080 GStAPrK StAKö HBA 768, fol. 26v–27v; Müller, Ständische Vertretung, S. 197; Schaupp, S. 301. 1081 GStAPrK StAKö HBA 768, fol. 27v; Müller, Ständische Vertretung, S. 197. 1082 StAB GHAP 7992 (unfol.). Vgl. auch Müller, Ständische Vertretung, S. 198 und 203. 1083 GStAPrK StAKö HBA 768, fol. 27v–28v; Müller, Ständische Vertretung, S. 214.

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mit Leib, Blut und Pferden dienen und außerdem Kaiser Karl gegen die Türken. Kaiser Maximilian habe sie von einer Steuerleistung befreit. Markgraf Georg und Kurfürst Joachim sollten mit allen Orten der fränkischen Ritterschaft verhandeln, damit sie nicht von diesen abgesondert würden. Wenn ihre Beschwerden gebessert würden, wollten sie ihr möglichstes tun. Die Streitigkeiten mit Nürnberg sollten Kaiser Karl angezeigt werden. Im übrigen wollten sie ihr Leib und Blut zur Herrschaft setzen. Wegen des Aufkaufens von Adelsgütern wüßten sie auch keinen Rat. Markgraf Georg und Kurfürst Joachim sollten dies auf den Reichstag bringen. Die Vormundschaft sollte nach den bestehenden Verträgen und Vereinigungen gehalten werden. Ferner trugen sie ihre Beschwerden vor.1084 Erkaufte Güter würden ihnen nur als gemeine Lehen verliehen, die sie nur ihren direkten Nachkommen, nicht aber entfernteren Verwandten vererben könnten. Die Herrschaft kaufe den Adel aus, so daß ihnen die Hilfe der Untertanen entginge. Der Plassenburger Vertrag mit dem Adel im Vogtland werde nicht eingehalten. Der Adel erleide Eingriffe in seine Jagden und auch sonst viel Eintrag an seiner Obrigkeit, Gerechtigkeit und altem Herkommen. Außerdem würden sie durch die lange Verfahrensdauer am Land- und Hofgericht beschwert. Schließlich forderten sie Markgraf Georg auf, die Nonnenklöster in Ordnung zu bringen und keine Schulden mehr zu machen. Der Plassenburger Vertrag von 1515 zwischen den Markgrafen Casimir und Georg und dem Adel im Vogtland und um Hof hatte die Kompetenzen der fürstlichen Halsgerichte von denen der adeligen Niedergerichte abgegrenzt.1085 Was Hals und Hand anging, sollte von den fürstlichen Halsgerichten gerichtet werden, alles andere von den adeligen Niedergerichten. Als Hals und Hand betreffend wurden definiert: Totschlag, tödliche Körperverletzungen, Verlust der Hand oder von mehr als einem Finger, ferner Streitigkeiten, die Ehre und Glimpf betrafen, wenn der Kläger die Wahrheit beweisen wollte, offenbare Vergewaltigungen, das Verrücken der Feldsteine bei Nacht oder deren heimliches Ausgraben sowie alle anderen Verbrechen, auf die die Todesstrafe stand. Ferner wurde der Fischfang in den allgemeinen Gewässern mit bestimmten Fanggeräten verboten. Die Ritterschaft aus den Orten Altmühl, Steigerwald und Odenwald antwortete Markgraf Georg und Kurfürst Joachim, das Ansinnen der Übernahme von Schulden in Höhe von 100.000  fl nebst Zinsen sei unerhört.1086 Sie würden dadurch niedriger als Bürger und Bauern gedrückt. Selbst Kaiser Maximilian habe ihnen den Gemeinen Pfennig erlassen. Sie leisteten Kaiser Karl bereits einen Reiterdienst. Wenn es zu Schulden komme, wollten sie sich jedoch zum Haus Brandenburg halten. In den Händeln mit Nürnberg könnten sie nicht raten. Insofern seien die Fürsten mit Räten besser versehen. Sie baten um die Abstellung ihrer Beschwerden. 1084 StAN FstBrAnsb LTA 8 Nr.  18, fol.  99r–101r. Vgl. auch GStAPrK StAKö HBA 768, fol. 28v–29r. 1085 StAB GHAP 6650. 1086 StAN FstBrAnsb LTA 8 Nr. 25, fol. 119r–120v; GStAPrK StAKö HBA 768, fol. 29r; Müller, Ständische Vertretung, S. 204–206.

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Die Beschwerden richteten sich dagegen, daß erkaufte Lehen wie neue Lehen, die aus besundern Gnaden verliehen worden seien, behandelt würden und somit nur in gerader Linie vererbbar seien, daß ihnen Bekennungen versagt würden, daß die Klöster und Stifte, die ein Aufenthalt des Adels seien, eingezogen würden, daß der Adel ausgekauft würde, daß die Bestrafung der Untertanen des Adels wegen Freveln durch die Gewährung von Geleit durch die Herrschaft verhindert und der Verkauf von Eigengütern des Adels nicht zugelassen werde.1087 Markgraf Georg und Kurfürst Joachim antworteten den drei Orten hierauf, sie begehrten die Hilfe nicht von Rechts wegen, sondern wegen der dienstwilligen Verwandnis der Ritterschaft zum Haus Brandenburg und gegen Erteilung eines Reverses.1088 Die Beschwerden versprachen sie zu lindern. Die noch anwesenden Ritter der drei Orte antworteten hierauf, sie hätten vernommen, daß Markgraf Georg und Kurfürst Joachim unwillig seien, weil sie nichts bewilligt und nur Beschwerden vorgebracht hätten.1089 Sie hätten aber zugesagt, wie ihre Vorfahren ihr Gut und Blut darzustrecken. Ihre Beschwerden vorzutragen, hielten sie für billig. Hinsichtlich der Händel mit Nürnberg könnten sie nicht besser raten, da sie über die Angelegenheit nicht genauer unterrichtet seien. Im übrigen seien die meisten Adeligen bereits abgeritten. Markgraf Georg und Kurfürst Joachim hielten ihnen daraufhin vor, es gebühre ihnen nicht, auszubleiben oder ohne Urlaub abzureiten.1090 Da sie aber nicht mehr tun wollten, als sie von Lehns wegen schuldig seien, wolle die Herrschaft auch nicht mehr für sie tun. Daraufhin baten die noch anwesenden Ritter aus den drei Orten um die Anberaumung eines weiteren Tags, den sie auf eigene Kosten ausschreiben wollten. Sie hofften, darauf etwas Gutes zu erlangen. Daraufhin befragten Markgraf Georg und Kurfürst Joachim etliche Adelige persönlich, ob sie helfen wollten. Diese antworteten, daß sie ohne die anderen nichts bewilligen könnten, aber was insgesamt beschlossen würde, wollten sie auch tun. Daraufhin forderten Markgraf Georg und Kurfürst Joachim sie auf, die anderen erneut auf den 9. März zu laden, außer den Grafen von Castell, der in seiner Herberge verdächtige Reden geführt habe. Die Ritter schrieben daraufhin am 14. Februar einen weiteren Tag für die Ritterschaft des Fürstentums Ansbach auf den 9. März aus.1091 Die gebirgische Ritterschaft baten Markgraf Georg und Kurfürst Joachim am 13. Februar nochmals um die Übernahme von 40.000 fl Schulden nebst Zinsen.1092 Die Ritter baten darauf zunächst, einen neuen Tag nach Kulmbach auszuschreiben. Als Markgraf Georg und Kurfürst Joachim weiter in sie drangen, boten sie an, von 1087 StAN FstBrAnsb LTA 8 Nr. 26, fol. 121rv; Müller, Ständische Vertretung, S. 206. Vgl. auch GStAPrK StAKö HBA 768, fol. 28v–29r. 1088 Ebd., fol. 29r; Müller, Ständische Vertretung, S. 207. 1089 StAN FstBrAnsb LTA 8 Nr. 27, fol. 125r–126r; Müller, Ständische Vertretung, S. 207 f. Vgl. auch GStAPrK StAKö HBA 768, fol. 29r. 1090 Ebd. und Müller, Ständische Vertretung, S. 208 f. 1091 StAN FstBrAnsb LTA 7 Nr. 111; Müller, Ständische Vertretung, S. 209 f. 1092 GStAPrK StAKö HBA 768, fol. 30r; StAN FstBrAnsb LTA 8 Nr. 19, fol. 102rv; Müller, Ständische Vertretung, S. 214 f.; Schaupp, S. 301.

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ihrem Vermögen zwei Jahre lang den 100. Pfennig zu geben. Wenn es danach noch nötig sei und von ihnen begehrt werde, 40.000 fl Schulden zu übernehmen, wollten sie den 100. Pfennig auch noch im dritten Jahr geben. Markgraf Georg und Kurfürst Joachim bestanden aber auf der Übernahme der Schulden und der Zinsen, die Ritter auf ihrem Angebot. Es sollte deshalb ein weiterer Tag am 18. März in Kulmbach stattfinden. Die Verhandlungen mit der Ritterschaft des Fürstentums Ansbach auf dem Tag in Ansbach am 9. März führten allerdings zu keinem Ergebnis. Auf den Vortrag Markgraf Georgs antworteten die versammelten Adeligen am 11. März, es seien wiederum zu wenige Adelige erschienen.1093 Ohne Vorwissen der anderen könnten sie nichts beschließen. Sie hätten auch mit den 6 Orten verabredet, ohne deren Vorwissen nichts zu bewilligen. Markgraf Georg möge daher einen Tag mit der fränkischen Ritterschaft ausschreiben. Markgraf Georg antwortete hierauf, die Bewilligung sei keine Beschwerung oder Neuerung, weil sie freiwillig erfolgen solle.1094 Der Beschluß der fränkischen Ritterschaft sei ihm nicht bekannt. Er habe eine andere Antwort erwartet. Die Ritterschaft antwortete darauf, er möge ihre Antwort nicht ungnädig aufnehmen. Sie müßten sich erst mit den anderen Rittern beraten. Markgraf Georg erwiderte hierauf, er habe mit den 6  Orten nichts zu schaffen. Außerdem sei es ihm unleidlich, vertrauliche Informationen über die Angelegenheiten der Herrschaft Außenstehenden zu offenbaren. Die Adeligen sicherten ihm daraufhin Geheimhaltung zu und, daß sie Gut und Blut zu ihm setzen wollten.1095 Kurfürst Joachim ließen sie für sein Angebot der Vermittlung in ihren Beschwerden gegen die Herrschaft danken, blieben aber bei ihrer Antwort hinsichtlich der Hilfe.1096 Damit endeten die Verhandlungen. Lediglich Ludwig von Hutten, Wolf von Crailsheim, Friedrich von Lentersheim und Neidhart von Thüngen boten in einem separaten Gespräch nach dem Ende der offiziellen Verhandlungen an, das tun zu wollen, was auch die gebirgische Ritterschaft bewillige.1097 Den Tag in Kulmbach sagte Markgraf Georg jedoch aufgrund der Verhinderung Kurfürst Joachims ab.1098

4. Der Schweinfurter Rittertag von 1539 Die Ritterschaft an der Altmühl begnügte sich nicht damit, das Ansinnen Markgraf Georgs einfach abzulehnen, sondern suchte die Unterstützung der übrigen fränki1093 StAN FstBrAnsb LTA 8 Nr. 28, fol. 127rv; GStAPrK StAKö HBA 768, fol. 30v; Müller, Ständische Vertretung, S. 211; Schaupp, S. 302 f. 1094 GStAPrK StAKö HBA 768, fol. 31r; Müller, Ständische Vertretung, S. 211 f. 1095 StAN FstBrAnsb LTA 8 Nr. 29, fol. 129rv; Müller, Ständische Vertretung, S. 212. 1096 StAN FstBrAnsb LTA 8 Nr. 30, fol. 131rv. 1097 Ebd. Nr. 34, fol. 139r; GStAPrK StAKö HBA 768, fol. 31v; Müller, Ständische Vertretung, S. 218. 1098 StAN FstBrAnsb LTA 7 Nr. 54 und LTA 8 Nr. 19, fol. 102v; Müller, Ständische Vertretung, S. 216.

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schen Ritterschaft. Am 12. März bat sie Graf Wilhelm von Henneberg, einen allgemeinen Rittertag auszuschreiben.1099 Ein Tag der Verordneten der 6  Orte beschloß daraufhin am 26. April, einen allgemeinen Rittertag nach Schweinfurt auf den 13. Juli auszuschreiben.1100 Es sollten 1.500  Ausschreiben gedruckt und durch jeweils einen Beauftragten in jedem Ort verteilt werden. Die Vorbereitung des Tags erregte erhebliches Aufsehen. Sigmund von Heßberg und Linhart von Dürn berichteten am 5.  Mai aus Bamberg an Graf Wilhelm von Henneberg, Bischof Weigand habe sie am Druck der Ausschreiben gehindert, weil er befürchtete, der Rittertag sei gegen sein Hochstift oder die Geistlichkeit gerichtet.1101 Sie verwandten daraufhin das Geld für Schreiber, die die Ausschreiben bis zum 18. Mai per Hand verfertigen sollten. Am 28. Juni geboten Kurfürst Johann Friedrich und Herzog Johann Ernst von Sachsen ihren Grafen, Herren und der Ritterschaft, sie sollten den Rittertag nicht besuchen, da es sich dabei um fremde Angelegenheiten handele.1102 Beschwerden sollten die Ritter an sie richten. Die Ritterschaft der Pflege Coburg sagte daraufhin ihre Teilnahme an dem Rittertag ab.1103 In Vorbereitung des Rittertags erstellte Georg Vogler ein weiteres Gutachten für den Freiherrn Friedrich von Schwarzenberg, die sogenannten Schwarzenbergischen Artikel.1104 Er forderte darin, die fürstlichen Räte, Amtleute und Diener nicht zu den Beratungen in Schweinfurt zuzulassen, da hauptsächlich über Neuerungen und Beschwerden durch die fränkischen und benachbarte Fürsten verhandelt werden solle. Falls jemand dagegen einwende, auch die übrigen Ritter seien den Fürsten durch ihre Lehnsverhältnisse verpflichtet, solle erwidert werden, die Lehnspflicht ginge nicht so weit, daß sie sich nicht gegen Neuerungen und Beschwerden zusammenschließen dürften, wie dies auch die Fürsten gegen den Kaiser täten. Im übrigen sollten die Anwesenden verpflichtet werden, die Verhandlungen und Beschlüsse geheimzuhalten. Sodann listete er die einzelnen Beschwerden der Ritter gegen die Fürsten auf. Einige Ritter hätten sich durch die Verträge, die sie zum Ersatz ihrer Schäden nach dem Bauernkrieg eingegangen seien, den Fürsten zum Schaden der Freiheit der gemeinen Ritterschaft zu Franken untertänig gemacht. Die Fürsten sollten sie deshalb aus diesen Verträgen entlassen. Die Fürsten hätten sich in den Schadensersatzverträgen unterstanden, die gefürsteten und anderen Grafen, Herren und die Ritterschaft wie Bürger, Bauern und Leibeigene zu behandeln. Insbesondere wolle Bischof Conrad von Würzburg deswegen den gefürsteten und anderen Grafen und Herren keinen 1099 ThStAMgn GHA II 214, fol. 8r; BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 15. 1100 ThStAMgn GHA II 214, fol.  20rv; StAWt GA 48, 30 (unfol.). Vgl. auch Lünig Nr.  141, S.  309  f.; HStAMar 109, 200I; BayHStA RKG 13436 Nr.  9, Dok.  16 (Ausschreiben vom 25. April). 1101 ThStAMgn GHA II 214, fol. 36rv. 1102 Ebd., fol. 43r–45r; StAWt GA 48, 30 (unfol.); StAW Stdb 950, fol. 131r–132r. 1103 ThStAMgn GHA II 214, fol. 62rv. 1104 HStAMar 109, 1721, fol. 17r–22r; StAW Stdb 950, fol. 133r–142r. Vgl. auch Pfeiffer, Studien, S. 199–205.

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Sitz und keine Stimme auf den Kreistagen zubilligen, obwohl sie Reichsstände seien. Wenn er so den Vorteil über die gefürsteten und anderen Grafen und Herren erlangt habe, werde es ihm ein leichtes sein, auch die Ritterschaft zu unterdrücken, insbesondere weil mittlerweile auch andere Fürsten damit angefangen hätten, die Grafen, Herren, Ritter und ihre Untertanen mit neuen Steuern und Ungeld zu belegen, und zwar nicht etwa gnädig oder durch Bitten, sondern mit ernsten Ausschreiben. Ferner nähmen die Fürsten nur noch Amtleute von außerhalb, die sich nur um ihren Eigennutz, nicht aber um den der Fürstentümer, viel weniger um den der Grafen, Herren und Ritter kümmerten. Daher könnten die Grafen, Herren und Ritter an den fürstlichen Hof- und Obergerichten auch kein Recht bekommen. Ferner kritisierte er die Höhe der Kanzleitaxe. Es folgten die Beschwerden über die Verleihung erkaufter Lehen, die Bekennungen, das Auskaufen des Adels und das Einziehen der Klöster, die schon die markgräfliche Ritterschaft vorgebracht hatte. Hinsichtlich der Bekennungen präzisierte das Gutachten, daß nicht genug bekannt werde und wenn, dann nur auf die aus dem Lehen gezogenen Nutzungen und nicht auf die Hauptsumme (den Gesamtwert). Nicht nur die Fürsten kauften die Güter des Adels auf, sondern auch deren auswärtige Räte, Amtleute und Diener. Außerdem würden sich die Fürsten weigern, Lehen an Vormünder zu verleihen und ihnen zum Empfang der Lehen Geleit zu gewähren unter dem Vorwand, dies sei nicht üblich. Anderen wollten sie die Lehen gar nicht verleihen unter dem Vorwand, die Lehen seien nicht binnen Jahr und Tag nach dem Tod des Vaters empfangen worden, auch wenn die unmündigen Kinder nicht so bald hätten bevormundet werden können oder ihre Lehen vor Gericht hätten erstreiten müssen. Von den eingezogenen Klöstern besoldeten die Fürsten ihre Räte, Amtleute, Diener und Reiter, obwohl die Klöster hierfür nicht gestiftet worden seien und etliche Stipendiaten von den Einkünften dieser Pfründen noch ihr Studium finanzieren müßten. Auch würden die Einnahmen zumeist unnützen Leuten gegeben. Die Klöster seien das Spital des Adels, und wenn auch zuletzt in vielen Unzucht geherrscht habe, so rechtfertige dies doch nicht, daß die Fürsten sie allein zu ihrem Nutzen einzögen. Ferner wurde kritisiert, früher wären die Söhne und Töchter des Adels am Fürstenhof erzogen worden, was nun nicht mehr geschehe. Schließlich werde der Adel durch die Amtleute und die Hals- und Zentgerichte beschwert und ihnen ihr Wildbann und ihre Jagd durch die Fürsten entzogen. Obwohl in den Artikeln allgemein von den Fürsten die Rede war, richteten sie sich in erster Linie gegen Markgraf Georg, wie sich aus der Anlehnung an die Beschwerden der markgräflichen Ritterschaft ergibt, in zweiter Linie gegen Bischof Conrad von Würzburg. Dies trifft auch auf eine Reihe weiterer Artikel zu, die ein unbekannter Autor in Vorbereitung des Schweinfurter Rittertags verfaßte.1105 Er bemängelte zunächst, die fränkischen Fürsten wollten keinen Unterschied zwischen ihrer eigenen, hohen oder fraischlichen Obrigkeit, die sie doch vom Kaiser nur unbeschadet der Rechte Dritter erhalten hätten, und der niederen oder vogteilichen Obrigkeit der Ritter mehr 1105 HStAMar 109, 1721, fol. 7r–10v; Druck: Pfeiffer, Studien, S. 201–205.

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machen, sondern ebenso wie die Fürsten in Bayern, Sachsen und Meißen alle Fälle in die hohe Obrigkeit ziehen. Im einzelnen seien dies Ehesachen und dergleichen, die Bestrafung von Ehebruch und Hurerei, die Ordination und Visitation der Pfarrherrn und Examination der Pfarrkinder, auch Inspektion, Präsentation und Reformation der Religion gemäß ihrer Kirchenordnung und die Rechnungslegung der Gotteshäuser. Auch sollten die Pfarrer der Junker die Kapitel und Kolloquien der Fürsten besuchen und Steuer und Schatzung geben. Schließlich wollten die Fürsten sogar ihre Mandate in den Kirchen der Junker anschlagen und dort verlesen lassen. Ferner beschwerte sich der Verfasser über den Guldenzoll. Eine andere Hand vermerkte hierzu, wer Güter auf dem Wasser befördern wolle, müsse sich vorher in der Würzburger oder Bamberger Kanzlei einen Zollzettel geben lassen, wobei die Taxe und der Botenlohn oftmals höher seien als der Zoll. Auch wolle man nur eine bestimmte Menge Wein zollfrei passieren lassen. Ferner wollten die Fürsten die Junker und ihre Leute, die doch gefreit und immediat dem Reich und nicht den Fürsten unterworfen seien, in erster Instanz vor ihre Landgerichte und mit den Appellationen in ihre Kanzleien ziehen. Auch unterstützten die Fürsten die Untertanen der Junker in Prozessen gegen ihre Herren. Wo die Fürsten den Wildbann hätten, errichteten sie eine neue forstliche Obrigkeit, hetzten den Junkern das Wild in die Äcker, Wiesen und Weinberge, ja in Häuser und Höfe, und verhinderten gleichzeitig, daß sie dagegen Zäune errichteten und Hunde hielten. Ihre armen Leute würden durch die fürstlichen Wildmeister zu Unrecht des Jagdfrevels beschuldigt. Ferner errichteten die Fürsten Hegesäulen, wollten ihnen auf diese Weise den kleinen Wildbann nehmen und verböten die Rodung. Weiterhin gestatteten die Fürsten nicht die Niederlassung von Handwerksleuten in den Dörfern, die nicht den Zünften der Fürsten angehörten. Auch wollten sie die geringen Frevel wie das Überackern und Verrücken von Marksteinen und das Gebrauchen falscher Ellen, Gewichte und Maße in ihre hohe Obrigkeit ziehen, ebenso die Wahl von Märkern und Steinsetzern, Folge und Reise, Musterung und Anlage der Untertanen, den Wildfang und die Aburteilung von Feldschäden, nämlich das Stehlen von Feldfrüchten, und Schelt- und Schmähworten. In peinlichen und bürgerlichen Sachen gäben sie den Untertanen der Junker das Geleit in ihren Flecken. Ferner sollten die Untertanen der Junker die Halsgerichte besuchen, sich dort verantworten und die Unkosten für die Aburteilung der Diebe mittragen, statt die Täter von Amts wegen zu verfolgen. Etliche Fürsten wollten Ungeld erheben und daß niemand auf der Straße gefangen werde, weil die Herrschaft auf den Straßen ihnen zustünde. Ferner geböten sie den Junkern, die Juden zu vertreiben, Leute hinter sich sitzen zu lassen, die ihnen zuwider waren, und setzten den Junkern Leibeigene in ihre Flecken, über die sie allein zu gebieten hätten. Die Junker und ihre Untertanen sollten den Fürsten erbhuldigen. Ferner sollten die Untertanen der Junker helfen, den Galgen aufzurichten. Zudem forderten die Fürsten den Adel vor ihre Räte. Wenn ein Adeliger von einem Bürger oder Bauern geschmäht werde, werde hiergegen nicht vorgegangen. Wenn der Adelige sich dann aber mit Worten oder Werken zur Wehr setze und jemanden beschädige, sei er seines Lebens nicht mehr sicher. Auch Schlägereien und fließende Wunden wollten die Fürsten in ihre Land- und Halsgerichte ziehen. Eine andere Hand setzte noch die

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Beschwerden hinzu, daß die Fürsten die heimgefallenen Lehen zum Kammergut einzögen und nicht wieder austeilten, den Adel auskauften und seine Güter den Bauern verliehen, die von Bauern erkauften Lehen mit Abgaben belasteten, die ungehorsamen Lehnleute gegen ihre Herren stärkten, den Betrieb von Schenkstätten und Schäfereien auf den freien Höfen verböten und den Adel nicht schützten. Die Klöster würden zum Kammergefälle eingezogen. Die Beschwerden gegen die Ausdehnung der hohen Obrigkeit der Fürsten in Kirchensachen richteten sich wohl in erster Linie gegen Markgraf Georg. Dieser hatte im Jahre 1536 alle Pfarrer im Fürstentum Ansbach daraufhin überprüfen lassen, ob sie die brandenburgisch-nürnbergische Kirchenordnung von 15331106 einhielten.1107 Offensichtlich fühlten sich hierdurch einige adelige Patronatsherren in ihren Rechten berührt. Im übrigen wiederholten die Artikel die schon seit 1474 gegen die Bischöfe von Würzburg und Bamberg und zuletzt gegen Markgraf Georg erhobenen Beschwerden. Ferner existiert ein Ratschlag auf die Artikel, der weder den Schwarzenbergischen noch den anderen Artikeln eindeutig zugeordnet werden kann.1108 Es scheint sich um eine Art Rechtsgutachten zu einzelnen Beschwerden zu handeln. Der Verfasser vertrat darin die Meinung, das Ungeld könne nur von denjenigen gefordert werden, die es bewilligt hätten. Anleihen zur Begleichung von Schulden sollten nur gegen einen Revers gegeben werden, daß dies keinen Präzedenzfall bedeute. Hinsichtlich der neuen Lehen führte er aus, soweit diese vom Fürsten aus freien Stücken verliehen würden, könne er den Lehnbrief frei gestalten. Wenn die Lehen gekauft würden, solle der Adelige den Inhalt des Lehnbriefs aushandeln. Alte Lehen seien bis zum siebten Grad vererblich, eigene Güter bis zum zehnten, Zinslehen bis zum dritten. Hinsichtlich der nichtehelichen Kinder sei streitig, ob diese erben könnten. Wenn sie durch den Kaiser oder den Papst legitimiert worden seien, könnten sie erben. Wenn sie durch eine nachfolgende Ehe legitimiert worden seien, könnten sie den Lehrern des geistlichen Rechts zufolge erben, denen des weltlichen Rechts zufolge nicht. Hinsichtlich der Klöster und Stifte gab der Verfasser den Rat, bis zu einem Konzil solle der Status quo erhalten bleiben und die Nutzungen hinterlegt werden. Hinsichtlich der verschiedenen Gerichte sollten die verschiedenen Reformationen Bischof Gottfrieds eingehalten werden. Darüber hinaus machte er den Vorschlag, wegen Erbe, Eigen und Vermögen im Wert von mehr als 400 bis 500 fl solle vor den Landgerichten verhandelt werden, im übrigen vor den Niedergerichten. Wegen des Auskaufens solle der Adel eine Satzung machen, daß nur an Adelige verkauft werden solle. Es sei aber nicht zu erwarten, daß dies etwas nutze, weil die Fürsten höhere Kaufpreise böten. Wegen des Austrags solle sich der Adel an die Kammergerichtsordnung von 1521 halten.

1106 Sehling 11,1 Nr. III.4a, S. 140–205. 1107 Ebd. Nr. IV.3, S. 317–324. 1108 HStAMar 109, 1721, fol. 24r–27r.

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Schließlich existiert ein Gutachten zur Bündnispolitik gegenüber den Religionsbünden und Kaiser Karl.1109 Hierin wurde empfohlen, darauf zu achten, wer das reine Wort habe, die anderen bei Friede und Recht bleiben lasse und Kaiser Karl gehorsam sei, wie dies auch der Abschied von Frankfurt am Main vorsehe. Grafen, Herren und Ritter sollten sich in kein Bündnis begeben, ohne vorher zu prüfen, auf welcher Seite Gottes Wort sei, weil schon oft die Seite, auf der Gott gestanden habe, gesiegt habe, auch wenn die andere Seite stärker gewesen sei. Ferner empfahl das Gutachten, wenn Kaiser Karl in Schweinfurt eine Hilfe gegen die Türken oder andere begehre, sollten ihm die Beschwerden vorgetragen und die Hilfe nur bei Erledigung ihrer Beschwerden bewilligt werden, da Kaiser Karl mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt sei und von den Fürsten beeinflußt werde. Außerdem sollte die Ritterschaft zur Sicherung ihrer Freiheit sich mit der Ritterschaft in Schwaben verständigen, unter Umständen auch mit den Reichsstädten. Im Frankfurter Anstand vom 19.  April 1539 hatte der Bevollmächtigte Kaiser Karls, Johann von Weeze, (Titular-)Erzbischof von Lund, allen Reichsständen, die sich zur Augsburger Konfession bekannten, versichert, daß Kaiser Karl sie wegen der Religion nicht angreifen und die am Reichskammergericht gegen sie anhängigen Prozesse suspendieren werde.1110 Dagegen verpflichteten sich die Protestanten, keine beschwerlichen Praktiken vorzunehmen, sprich kein weiteres Kirchengut zu säkularisieren, und den Schmalkaldischen Bund nicht zu erweitern. Im Gegenzug sollte Kaiser Karl darauf hinwirken, daß das katholische Gegenbündnis, der Nürnberger Bund, den er und König Ferdinand im Januar 1538 mit den Erzbischöfen Matthäus von Salzburg und Albrecht von Magdeburg und den Herzögen Georg von Sachsen, Wilhelm von Bayern und Heinrich von Braunschweig geschlossen hatten, nicht erweitert wurde. Der Anstand sollte zunächst für sechs Monate gelten und Johann von Weeze sich in der Zwischenzeit bemühen, die Zustimmung Kaiser Karls zu erlangen. Mit Zustimmung Kaiser Karls sollte er dann 15 Monate gelten und in dieser Zeit ein Religionsgespräch mit dem Ziel einer christlichen Vereinigung geführt werden. Im Gegensatz zu den übrigen Gutachten blickte dieses letzte nicht zurück auf teilweise schon seit mehr als 100  Jahren umstrittene Rechte und Rechtspositionen, sondern nach vorn, in die unmittelbare politische Zukunft. Trotz seiner vorsichtigen Ausdrucksweise neigte der Verfasser offensichtlich der protestantischen Partei zu, wie sich aus der Bezugnahme auf das „reine Wort Gottes“ ergibt. Die vorsichtige Herangehensweise des Autors an das Problem der Stellung der Ritterschaft zu den Religionsbünden war durch den Respekt und den Gehorsam geprägt, den die Ritterschaft Kaiser Karl als dem erwählten und gekrönten Oberhaupt des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation schuldete. Nach vorne blickte das Gutachten auch hinsichtlich der Beziehungen zu Kaiser Karl und den Standesgenossen in anderen Regionen und den Reichsstädten. Richtungsweisend waren insofern der Rat, die Bewilligung 1109 HStAMar 109, 1721, fol. 29r–30v = ThStAMgn GHA II 214, fol. 46r–49r = StAW Stdb 950, fol. 143r–144v. 1110 Neuser Nr. 1, S. 75–84.

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der Türkenhilfe an die Abstellung der Beschwerden durch Kaiser Karl zu knüpfen, und der Gedanke eines Zusammengehens mit der schwäbischen Ritterschaft und den Reichsstädten. Auf dem Rittertag machte ein Ausschuß der Ritterschaft den Vorschlag, künftig allgemeine Versammlungen durch Graf Wilhelm von Henneberg als Oberstem Hauptmann und durch die Hauptleute und Räte der Orte einberufen zu lassen.1111 Sonst solle die Unterrichtung in jedem Ort gesondert erfolgen. Von den Beschwerden sollten diejenigen über die Verleihung neu erkaufter Lehen und wegen der Steuern und Anlagen den Fürsten unterbreitet werden. Die Beschwerden wegen der Klöster und Stifte wollte man einstweilen zurückstellen. Die Grafen und Herren beschwerten sich auf dem Tag darüber, daß sie keine Bekennungen bei den Fürsten tätigen könnten, es sei denn, sie würden die Gerichtsbarkeit der Landgerichte (wegen dieser Bekennungen) anerkennen.1112 Ferner beschwerten sie sich über Eingriffe in ihre Zenten und darüber, daß die Domkapitel sich verbunden hätten, keinen Grafen oder Herren mehr zum Bischof zu wählen oder zum Domkapitel zuzulassen. Im übrigen seien sie mit den Reichssteuern belastet und könnten sich darum auf keine Anlage einlassen. Der Ausschuß der Ritterschaft antwortete hierauf, Probleme mit den Bekennungen hätten sie auch.1113 Daß sich die Domkapitel verbunden hätten, keinen Grafen oder Herren mehr zuzulassen, glaubten sie nicht, da die Grafen und Herren reichlich mit Pfründen versehen seien. Die versammelten Adeligen beschlossen daraufhin, wegen ihrer Beschwerden eine Gesandtschaft an die Fürsten abzufertigen und in den Orten Hauptleute und Räte zu wählen, falls es künftig etwas zu beraten gebe.1114 An Markgraf Georg fertigten Grafen, Herren und Ritterschaft Schenk Karl, Herrn zu Limpurg, für die Grafen und Herren, Albrecht von Adelsheim für den Ort Odenwald, Pankratz von Egloffstein für den Ort Gebirg, Endres von Stein für den Ort Baunach, Philipp Truchseß für den Ort Steigerwald, Graf Wilhelm von Henneberg für den Ort Rhön/Werra und Hans von Leonrod für den Ort Altmühl ab.1115 Sie sollten ihm ihre Beschwerden wegen der erkauften Lehen, der Bekennungen und der Steuer auf die Untertanen vortragen. An die Ritterschaft der Pflege Coburg schrieben die Ritter aus den Orten Baunach und Gebirg, sie hätten keinen Grund gehabt, auszubleiben, da sich der Rittertag gegen niemanden gerichtet habe und nur allgemein über die Beschwerden der Ritterschaft verhandelt worden sei.1116

1111 1112 1113 1114 1115

ThStAMgn GHA II 214, fol. 51r–53r; HStAMar 109, 1721, fol. 2rv. ThStAMgn GHA II 214, fol. 55r–56v; HStAMar 109, 1721, fol. 3rv; StAWt GA 48, 30 (unfol.). HStAMar 109, 1721, fol. 4r. ThStAMgn GHA II 214, fol. 69rv; StAWt GA 48, 30 (unfol.). ThStAMgn GHA II 214, fol. 57r–61r; HStAMar 109, 1721, fol. 12r–13r; StAWt GA 48, 30 (unfol.). 1116 ThStAMgn GHA II 214, fol. 66rv.

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5. Der Beitrag der fränkischen Ritterschaft zur Türkenhilfe in den Jahren 1542 bis 1545 Der Fehlschlag des Feldzugs von 1532 und Verwicklungen mit Persien hatten Sultan Suleiman 1533 veranlaßt, mit König Ferdinand einen sogenannten Ewigen Frieden auf der Basis des Status quo abzuschließen.1117 Der Krieg flammte erst wieder auf, nachdem Johann Zápolya am 22. Juli 1540 gestorben war und König Ferdinand daraufhin erneut versuchte, seinen Anspruch auf die Beherrschung ganz Ungarns durchzusetzen. Im Zuge dessen besetzte Sultan Suleiman im August 1541 fast ganz Ungarn mit der Hauptstadt Ofen. Daraufhin beschlossen die Reichsstände auf dem Reichstag in Speyer am 21. April 1542 den Vollzug der schon auf dem Augsburger Reichstag von 15301118 und dem Regensburger Reichstag von 15411119 im Grundsatz bewilligten beharrlichen Türkenhilfe zur Rückeroberung Ofens und Ungarns. Hierzu sollte jeder Reichsstand bis zum 1. Mai (Franken, Bayern und Schwaben) bzw. bis zum 15. Mai (alle anderen) Truppen nach Maßgabe der Wormser Matrikel von 1521 und der eilenden Türkenhilfe von 1532 nach Wien schicken und vorläufig besolden.1120 Die Kosten hierfür sollten ihnen von den Einnahmen des Gemeinen Pfennigs erstattet werden. Zu diesem Gemeinen Pfennig sollte jedermann mit 5  fl von 1.000  fl Vermögen beitragen.1121 Die Steuer sollte von den Reichsständen eingesammelt, an die Einnehmer ihres Reichskreises abgeliefert und auf einem weiteren Reichstag in Nürnberg ab dem 13. Juli abgerechnet werden.1122 Auf Bitten der Reichsstände sagte König Ferdinand zu, mit dem Adel in Schwaben, Franken und am Rhein zu verhandeln, den Gemeinen Pfennig ebenfalls zu bewilligen, von ihrem und dem Vermögen ihrer Untertanen einzusammeln und an die jeweiligen Kreiseinnehmer abzuliefern.1123 Dafür sollten die Adeligen einen Schlüssel zu der Truhe mit den Kreiseinnahmen erhalten. Die Bestimmung, daß König Ferdinand und nicht die fränkischen Fürsten mit dem Adel in Franken verhandeln sollten, ging auf einen entsprechenden Vorschlag eines Ausschusses des Fürstenrats zurück,1124 in dem unter anderen Balthasar von Rechenberg für die Markgrafen Georg und Albrecht von Brandenburg und der Würzburger Hofmeister Heinrich Truchseß saßen,1125 und beruhte auf dem Vorbild der entsprechenden Bestimmung für die Reichsanlage des Jahres 1500.1126 Wahrscheinlich 1117 1118 1119 1120 1121 1122 1123 1124 1125 1126

Steglich, S. 49–53. NS 2, S. 322, § 101. Ebd., S. 439, § 60. DRTA j.R. 12,2 Nr. 285, S. 1174 f., §§ 14 f. Ebd., S. 1182, § 51. Ebd., S. 1187 ff., §§ 76 ff. Ebd., S. 1183 f., § 57. DRTA j.R. 12,1 Nr. 62, S. 495 f., § 35. Vgl. ebd. Nr. 47, S. 358 mit Anm. 10. Vgl. DRTA j.R. 12,2 Nr. 179, S. 904 und NS 2, S. 84, Nr. XLVIII.

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waren die Fürstenräte der Meinung, daß König Ferdinand als Vertreter Kaiser Karls die Ritter eher zur Zustimmung bewegen könne als die fränkischen Fürsten, nachdem Kaiser Karl hiermit bereits 1529 und 1532 Erfolg gehabt hatte. Die fränkischen Fürsten scheinen hiergegen keine Einwände erhoben zu haben. Wahrscheinlich waren sie nach den Erfahrungen der Vergangenheit froh, wenn der Adel und seine Untertanen auf diese Weise überhaupt etwas zur Besoldung der fürstlichen Truppen beitrugen.1127 König Ferdinand beauftragte daraufhin Graf Wilhelm von Henneberg und den Ritter Ludwig von Hutten mit den Verhandlungen mit der fränkischen Ritterschaft.1128 Diese schrieben einen Tag der Hauptleute und Räte der 6 Orte nach Schweinfurt auf den 23. Mai aus.1129 Graf Wilhelm ließ dort durch seine Gesandten die Instruktion König Ferdinands verlesen, nach der die Adeligen den Gemeinen Pfennig ebenfalls bewilligen und Truppen nach Wien schicken sollten.1130 Ferner forderte Graf Wilhelm die versammelten Adeligen auf, Ortstage auszuschreiben, sich auf eine einhellige Antwort zu einigen und hiermit Hauptleute und Räte auf einen weiteren Tag nach Schweinfurt abzufertigen.1131 Die in Schweinfurt versammelten Adeligen antworteten hierauf, sie seien zu wenige, um einen endgültigen Beschluß zu fassen.1132 Sie wollten das Begehren an die übrigen Adeligen gelangen lassen und seien zuversichtlich, daß diese eine Hilfe mit Reisigen bewilligen würden. Wenn Reisige nicht zu erlangen seien, weil sie sich bereits in die Dienste der Fürsten begeben hätten, wollten sie Geld gemäß dem Speyerer Reichsabschied geben. Auch wenn sich nur eine geringe Anzahl Adeliger hierzu bereit erkläre, wollten die Gehorsamen das Geld geben und sich damit begnügen, wenn König Ferdinand gegen die Ungehorsamen gemäß dem Speyerer Reichsabschied vorgehe.1133 Sie hofften hierdurch von anderen Beschwerden und Neuerungen durch die benachbarten Fürsten entladen zu werden und bei dem Römischen Reich und ihrem alten Herkommen bleiben zu können. Graf Wilhelm und Ludwig von Hutten teilten dies König Ferdinand unter dem 28.  Mai mit.1134 Wohl auf einem weiteren Tag in Schweinfurt am 4. Juli bewilligte dann der Ausschuß mit wissen und willen der mehrer theil aller Irer orte den Gemeinen Pfennig.1135 Im Ort Gebirg forderten daraufhin Hauptmann und Ausschuß die Adeligen auf, den Gemeinen Pfennig binnen vier Tagen ab dem 1. August zu erlegen.

1127 Vgl. DRTA j.R. 12,1 Nr. 18a, S. 160 f. (Instruktion der Markgrafen Georg und Albrecht von Brandenburg für Balthasar von Rechenberg). 1128 ThStAMgn GHA II 38, fol. 3r. 1129 Vgl. ebd., fol. 26r–28v (Bericht über den Tag von Schweinfurt). 1130 DRTA j.R. 12,1 Nr. 77, S. 577–580. 1131 ThStAMgn GHA II 38, fol. 18r–19r. 1132 Ebd., fol. 26r–28v. 1133 Vgl. DRTA j.R. 12,2 Nr. 285, S. 1194, § 103. 1134 ThStAMgn GHA II 38, fol. 42r–44r. 1135 Vgl. BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 17.

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König Ferdinand schrieb am 7. Juli an Graf Wilhelm und Ludwig von Hutten, die Ritter sollten den Gemeinen Pfennig einsammeln, aber kein Kriegsvolk bestellen.1136 Statt dessen sollten sie Gesandte auf den Reichstag nach Nürnberg schicken, die ihm berichten sollten, was der Gemeine Pfennig ertragen habe, und weiteren Bescheid erwarten, wie dieser am nützlichsten verwendet werden könne. Ludwig von Hutten erhielt dieses Schreiben erst am 23. Juli.1137 In einem weiteren Schreiben vom 1. August beschwerte sich König Ferdinand darüber, daß er den geforderten Bericht bisher nicht erhalten habe.1138 Er befahl Graf Wilhelm und Ludwig von Hutten, mit den Einnehmern des Gemeinen Pfennigs darüber zu verhandeln, das eingesammelte Geld nach Nürnberg zu schicken, um damit das Kriegsvolk der Reichsstände in Ungarn zu unterhalten. Das durch den Gemeinen Pfennig der Reichsstände eingenommene Geld reichte nämlich nicht aus, um deren Kriegsvolk zu besolden. Inzwischen hatte König Ferdinand den Reichstag in Nürnberg eröffnet. In ihrer Antwort auf die Proposition König Ferdinands und der Kommissare Kaiser Karls vom 24. Juli forderten die Reichsstände – Kurfürsten und Fürsten – am 2. August ebenfalls, König Ferdinand und die kaiserlichen Kommissare sollten mit den Ritterschaften in Franken, Schwaben und am Rhein verhandeln, die eingebrachte Anlage zur Unterhaltung des Kriegsvolks der Reichsstände in Ungarn zu verwenden.1139 Wenn die Ritterschaften von ihrer Anlage aber lieber ein eigenes Kriegsvolk bestellen wollten, solle König Ferdinand sie dazu bringen, das Geld zur Bezahlung des Kriegsvolks der Reichsstände darzuleihen gegen Versicherung, es ihnen von den Ausständen des Gemeinen Pfennigs der Reichsstände zurückzuzahlen, und daß sie dann davon ihr eigenes Kriegsvolk bestellen könnten. König Ferdinand und die kaiserlichen Kommissare waren damit einverstanden.1140 Die Gesandten der fränkischen Ritterschaft entschuldigten sich in Nürnberg bei König Ferdinand zunächst, sie hätten in der Eile keine Reiter aufbringen können, weil viele bereits den Kurfürsten und Fürsten in dieser Sache dienten.1141 Sie hätten aber trotzdem die Anlage vorgenommen und wollten hiervon im nächsten Frühling Reiter schicken. Wenn es aber König Ferdinand und den fränkischen Kreisständen besser zu sein scheine, wollten sie ihre Anlage in die fränkische Kreistruhe legen. Im Gegenzug baten sie um die Abstellung ihrer Beschwerden. Viele Ritter würden ihnen durch die Kur- und andere Fürsten entzogen, erkaufte Lehen nicht den Agnaten weiterverliehen 1136 ThStAMgn GHA II 38, fol. 36rv. Ein identisches Schreiben ging offenbar an Graf Martin von Öttingen als königlichem Kommissar für die Verhandlungen mit der schwäbischen Ritterschaft: DRTA j.R. 13 Nr. 107, S. 618, Anm. 1. 1137 Vgl. ThStAMgn GHA II 38, fol. 38r. 1138 ThStAMgn GHA II 38, fol. 4r–5r. Ein identisches Schreiben an den Freiherrn Schweicker von Gundelfingen als königlichem Kommissar für die Verhandlungen mit der schwäbischen Ritterschaft: DRTA j.R. 13 Nr. 107, S. 618–620. 1139 Ebd. Nr. 86, S. 554 f. 1140 Ebd. Nr. 87, S. 557. 1141 Ebd. Nr. 108, S. 620–623.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

und Klöster, Stifte und der Deutsche Orden dem Adel entzogen. Ferner baten sie um die Ausstellung eines Reverses, daß die Bewilligung ihrer Freiheit und altem Herkommen unschädlich sei. König Ferdinand und die kaiserlichen Kommissare nahmen die Bewilligung der fränkischen Ritterschaft an.1142 Da das Kriegsvolk der Reichsstände in Ungarn ungenügend besoldet sei, sollten sie ihr eingebrachtes Geld zur Bezahlung dieses Kriegsvolks darleihen gegen die Versicherung, daß es ihnen aus den Kreistruhen erstattet werde, wovon die Ritterschaft dann selbst Kriegsvolk bestellen könne. Auch sollten sie einen Revers erhalten, daß die Bewilligung ihren hergebrachten Freiheiten unschädlich sei. Hinsichtlich der Entziehung von Adeligen und der Stifte, Klöster und dem Deutschen Orden wolle König Ferdinand, wenn die Ritterschaft ihre Beschwerden spezifiziere, auf alle Mittel und Wege bedacht sein, um diese abzustellen, ebenso wegen der zu Lehen gemachten Eigengüter. Unterdessen bombardierte der Oberste Feldhauptmann der Reichstruppen in Ungarn, Kurfürst Joachim von Brandenburg, die Reichsstände in Nürnberg mit Briefen wegen der mangelnden Bezahlung seiner Truppen.1143 Die Reichsstände baten daher König Ferdinand abermals, mit den Ritterschaften zu verhandeln, ihr Geld nach Ungarn zu schicken.1144 König Ferdinand und die kaiserlichen Kommissare erachteten dieses Verfahren aber für zu langsam, um der mangelhaften Bezahlung der Reichstruppen abzuhelfen, weil die Ritterschaft selbst uneins sei, was mit dem Geld gemacht werden solle.1145 Einige wollten es in die Kreistruhe legen, andere nicht und wieder andere es behalten, um damit später selbst Kriegsvolk zu bestellen.1146 König Ferdinand wolle aber deswegen nochmals mit der Ritterschaft verhandeln und sich auch seine Kurfürst Joachim vorgestreckten 30.000 fl davon bezahlen lassen.1147 Dem widersprachen die Reichsstände und forderten nun, die Ritterschaft solle ihr Geld in die Kreistruhen einlegen.1148 Auch die Gesandten der fränkischen Ritterschaft bestanden zunächst anscheinend darauf, das von ihnen eingesammelte oder noch einzusammelnde Geld, wenn sie davon kein eigenes Kriegsvolk bestellen konnten, in die fränkische Kreistruhe abzuliefern.1149 Dies entsprach dem Speyerer Reichsabschied,1150 und zu etwas anderem waren 1142 Ebd. Nr.  109, S.  623. Die Antwort wurde den Gesandten aber erst am oder nach dem 14. August gegeben. Bis dahin berieten die Räte der Kurfürsten und der Fürsten über den Entwurf, dem sie letztlich zustimmten, vgl. ebd. Nr. 55, S. 353 f. 1143 Vgl. ebd. Nr. 72, S. 518–521; Nr. 74, S. 523 f.; Nr. 75, S. 525 f. und Nr. 76, S. 527 f. 1144 Vgl. ebd. Nr. 55, S. 361–365 und Nr. 63, S. 489 f. 1145 Ebd. Nr. 55, S. 367. 1146 Ebd. Nr. 62, S. 463 und Nr. 63, S. 489. 1147 Ebd. Nr. 55, S. 367; Nr. 60, S. 426 und Nr. 63, S. 490. 1148 Ebd. Nr. 62, S. 465. 1149 Vgl. hierzu ebd. Nr. 55, S. 365. 1150 Vgl. DRTA j.R. 12,2 Nr. 285, S. 1184, § 57.

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die Gesandten auch nicht ermächtigt.1151 Die fränkischen Fürsten unterstützten sie darin.1152 Dagegen wollten die schwäbischen Ritter gemäß ihrer Instruktion das Geld König Ferdinand geben und nicht in die schwäbische Kreistruhe legen.1153 Schließlich bewilligten die Gesandten der fränkischen Ritterschaft aber doch, das Geld zur Bezahlung des Kriegsvolks in Ungarn darzuleihen gegen die Verschreibung, daß sie es auf dem nächsten Reichstag wiedererhalten würden.1154 Daraufhin stellte König Ferdinand der Ritterschaft in Franken unter dem 24. August und der Ritterschaft in Schwaben unter dem 25. August den versprochenen Revers aus, daß die Bewilligung ihren Rechten und Freiheiten unschädlich sei.1155 Darüber hinaus bestätigte er den Ritterschaften und dem Adel ihr altes Herkommen und ihre Freiheiten, ohne freilich genau zu sagen, was damit gemeint war. Ferner stellte er den Ritterschaften die begehrten Verschreibungen über ihre Darlehen aus.1156 Das Geld sollte ihnen am 2. Februar 1543 zurückgezahlt und dann zur Bestellung eines eigenen Kriegsvolks der Ritterschaften oder in anderer Weise für den jetzigen beharrlichen Türkenzug verwandt werden. Schließlich vereinbarten die Gesandten der schwäbischen und der fränkischen Ritterschaft am 27. August, ihre Beschwerden zu sammeln und König Ferdinand auf dem nächsten, auf den 1. Dezember in Nürnberg angesetzten Reichstag zu übergeben.1157 Wenn sich in der Zwischenzeit etwas zutrüge, weswegen man sich unterreden müsse, sollten der Ritter Hans Adam von Stein zu Jettingen und Jacob von Rietheim für die schwäbische Ritterschaft es Hans von Leonrod, Pfleger zu Arberg, und Balthasar von Rechenberg, Amtmann zu Gunzenhausen, für die fränkische Ritterschaft anzeigen und umgekehrt und ein Tag in Dinkelsbühl festgesetzt werden. Das von der fränkischen Ritterschaft bewilligte Geld ging wie immer nur sehr schleppend ein. Unter dem 27. Oktober mahnte König Ferdinand die Zahlung an, da etliche Adelige aus den vier Orten Gebirg, Altmühl, Baunach und Steigerwald nichts und die Orte Odenwald und Rhön/Werra noch gar nichts abgeliefert hätten.1158 Der Feldzug war allerdings bereits am 7. Oktober abgebrochen worden.1159 Deshalb sollte das Geld für das Winterlager der Truppen verwendet werden. Graf Wilhelm hatte unterdessen den Auftrag König Ferdinands krankheitshalber, aber auch aus Verärgerung über die vielen Mühen, zurückgegeben, leitete aber gleichwohl das Schreiben an die Orte weiter.1160 Die Reaktionen aus den Orten auf das Schreiben waren charak1151 1152 1153 1154 1155 1156 1157 1158 1159 1160

Vgl. DRTA j.R. 13 Nr. 108, S. 621. Vgl. ebd. Nr. 172, S. 808. Vgl. ebd. Nr. 55, S. 259 f. mit Anm. 5. Ebd. Nr.  55, S.  378 (23.  August, Ziffer  7). Vgl. auch ebd. Nr.  62, S.  472 und Nr.  163, S. 782. Ebd. Nr. 112, S. 629 f. Ebd. Nr. 113, S. 631 f.; Neumaier, S. 39 f. DRTA j.R. 13 Nr. 208, S. 926–928. ThStAMgn GHA II 38, fol. 8rv. Steglich, S. 52. ThStAMgn GHA II 38, fol. 2r und 29r.

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teristisch. Aus dem Ort Gebirg schrieb Sigmund von Wirsberg, er habe die Hauptmannschaft wegen Alters und Unvermögens und aus anderen persönlichen Ursachen aufgekündigt.1161 Graf Wilhelm möge sich deshalb an die Einnehmer der Anlage wenden. Aus dem Ort Rhön/Werra schrieb Karl von Redwitz, Amtmann zu Mainberg, es gebühre ihm nicht, kaiserliche und königliche Briefe zu öffnen.1162 Dies sei Sache des Hauptmanns des Orts. Auf Befehl Graf Wilhelms wolle er das Schreiben aber an den Würzburger Hofmarschall Pankraz von Thüngen als dem Verordneten für den Ort Rhön/Werra weiterleiten. Im Odenwald schrieb der Hauptmann Graf Philipp von Rieneck einen weiteren Tag auf den 26. November nach Mergentheim aus, um zu hören, was auf dem Reichstag in Nürnberg verhandelt und verabschiedet worden sei, und über weiteres zu beraten.1163 Im Ort Gebirg schrieben Hauptmann und Räte ebenfalls einen Tag nach Kulmbach auf den 14. Januar 1543 aus, um den Bericht der Gesandten vom Nürnberger Reichstag und die Rechnung der Einnehmer zu hören und zu beraten und zu beschließen, was bei König Ferdinand auf dem nächsten Nürnberger Reichstag anzubringen sei und wie mit den ungehorsamen Adeligen, die die Anlage nicht gegeben hatten, weiter verfahren werden solle.1164 Auf dem Reichstag in Nürnberg quittierte König Ferdinand zunächst am 22. Februar 1543 den Verordneten des Orts Odenwald, Graf Philipp von Rieneck, Hans Albrecht von Adelsheim, Amtmann zu Bischofsheim, Sebastian Rüdt, Hauptmann zu Neustadt, und Sebastian Geyer, Amtmann zu Büthart, den Empfang von 9.200 fl.1165 Das Darlehen scheint er hingegen nicht zurückgezahlt zu haben. Im Jahre 1558 beschloß die fränkische Ritterschaft, es ihm zu erlassen.1166 Ferner trugen die schwäbische und die fränkische Ritterschaft ihm am 6.  April ihre Beschwerden vor.1167 Erstens maßten die Fürsten, Prälaten, Grafen, Herren, Reichs- und freien Städte sich an, sie in die Landsässigkeit zu ziehen, ihnen Ge- und Verbote zu machen, mit ihren Land-, Zent- und Schrannengerichten über ihre Habe und ihre Güter zu richten, Geleit zu geben und ihnen Steuern, Ungeld und andere Dienste wie ihren eigenen Land- und Hintersassen aufzuerlegen, obwohl sie dahingehend privilegiert seien, daß die Land-, Zent- und Schrannengerichte nur einschreiten dürften, wenn sie selbst den Ihren oder gegen sie kein Recht verschaffen könnten. Zweitens beschwerten die Fürsten, Prälaten, Grafen und Herren sie mit Forst- und Wildfuhren, hinderten sie an ihren eigenen Jagden, auch der Fuchs- und Hasenjagd und dem kleinen Waidwerk, Wildfrüchte zu sammeln, ihre Hölzer auszustocken und auszureuten und auf ihren Erbschäfereien Hütehunde zu halten. Drittens nähmen sie 1161 1162 1163 1164 1165 1166 1167

Ebd., fol. 7r und 2rv. Ebd., fol. 41r. Lünig Nr. 143, S. 311; Neumaier, S. 41. BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 18; Rupprecht, Guttenberg, S. 409 f. StAL B 583, Bü 310 (unfol.). Vgl. StAN RRsch 2011, S. 28; StAW RRsch 50I, fol. 90r. HStASt B 579, Bü 605, Nr. 5; ÖStA HHStA RK RA i. sp. 38, fol. 44r–47v und 56r–61r.

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neue Klauseln in die Lehenbriefe auf, nach denen die gemachten und erkauften Lehen wie Gnadenlehen behandelt würden, so daß sie ihren Ehefrauen, Töchtern und Schwestern hierauf kein Heiratsgut, keine Wiederlegung und keine Morgengabe mehr verschreiben könnten und die Lehen eingezogen würden, wenn ein Adeliger ohne männliche Nachkommen versterbe. Viertens zögen die Fürsten die Klöster und Stifte und Deutsch- und anderen Ordenshäuser ein, deren Güter zu einem nicht geringen Teil vom Adel stammten. Fünftens erhielten sie selbst auf kammergerichtliche Urteile hin kein Recht. Sie baten König Ferdinand, ihre Privilegien, Freiheiten und Gewohnheiten zu erneuern und zu bestätigen, um Restitution bei Entsetzung von ihren Gütern und, sich dafür einzusetzen, daß die geistlichen Güter zu christlichen Zwecken verwendet würden. König Ferdinand antwortete hierauf am 10. April, er hätte ihr Anliegen gerne befördert, befinde sich aber bereits im Aufbruch.1168 Außerdem seien die Kurfürsten und Fürsten nicht mehr da, ohne die nicht fruchtbar verhandelt werden könne. Kaiser Karl werde bald ins Reich kommen und einen Reichstag oder eine Reichsversammlung abhalten. Sie sollten sich bis dahin gedulden. Die schwäbische Ritterschaft übergab ihm daraufhin die Beschwerden schriftlich und bat ihn um deren Beförderung bei Kaiser Karl.1169 Nach dem Fehlschlag der Offensive im Jahre 1542 bewilligten die Reichsstände auf dem Reichstag in Speyer am 10. Juni 1544 erneut die Anlage eines Gemeinen Pfennigs in Höhe von 5  fl auf 1.000  fl Vermögen.1170 Das Geld sollte jedoch nicht sofort ausgegeben, sondern von den Reichsständen verwahrt und erst auf dem nächsten Reichstag über seine Verwendung beschlossen werden. Auf Bitten der Reichsstände sagte Kaiser Karl wiederum zu, mit dem Adel in Schwaben, Franken und am Rhein zu verhandeln, den Gemeinen Pfennig ebenfalls zu bewilligen, von ihrem und dem Vermögen ihrer Untertanen einzusammeln und in einer eigenen Truhe zu verwahren.1171 Mit der Gesandtschaft an die fränkische Ritterschaft beauftragte Kaiser Karl wiederum Graf Wilhelm von Henneberg und den Ritter Ludwig von Hutten.1172 Diese beauftragten daraufhin vier Adelige jedes Orts, Ortstage auszuschreiben und von dort aus Bevollmächtigte auf den 24.  November nach Schweinfurt zu schicken.1173 Der Hauptmann des Orts Odenwald, Graf Georg von Erbach, antwortete jedoch, sie wüßten zur Zeit nichts zu handeln.1174 Wenn sie durch Kaiser Karl oder dessen Kommissare ordentlich ersucht würden, wollten sie sich gebührlich verhalten. Immerhin setzte er dann doch einen Tag mit den verordneten Räten des Orts nach Miltenberg 1168 1169 1170 1171 1172 1173 1174

Ebd., fol. 50rv. Ebd., fol. 52rv. DRTA j.R. 15,4 Nr. 565, S. 2253 f., §§ 26 ff. Ebd. S. 2255, §§ 32 f. ThStAMgn GHA II 215, fol. 4r und 7r–10r. Vgl. ebd., fol. 1r, 2r, 7r–10r, 12r, 13r, 19r–24r und 33r. Ebd., fol. 5r.

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auf den 17. November an.1175 Von dort aus schrieben sie an Graf Wilhelm von Henneberg, sie könnten wegen der Kürze der verbliebenen Frist niemanden nach Schweinfurt schicken, wollten aber in der Zwischenzeit einen Ortstag ausschreiben. Aus dem Ort Gebirg erschien in Schweinfurt ebenfalls niemand, weil die hierfür Vorgesehenen die Übernahme der Gesandtschaft abgelehnt hatten.1176 Auch aus dem Ort Altmühl war niemand erschienen, die übrigen nur mit ungenügenden Vollmachten.1177 Die Erschienenen wollten deshalb das Schreiben Kaiser Karls nicht öffnen. Graf Wilhelm von Henneberg und Ludwig von Hutten blieb daher nichts anderes übrig, als einen weiteren Tag nach Schweinfurt auf den 20. Januar 1545 auszuschreiben. Ferner wandten sich die Vertreter der drei Orte an die schwäbische Ritterschaft und baten sie um Mitteilung ihrer Beschlüsse auf das Begehren Kaiser Karls.1178 Auf dem Tag in Schweinfurt am 20. Januar 1545 öffneten die Vertreter der 6 Orte schließlich das Schreiben Kaiser Karls, gaben aber keine verbindliche Antwort.1179 Sie wären Kaiser Karl gern zu Diensten gewesen, seien aber zu wenige, weil etliche Adelige von ihnen abgezogen worden seien. Auch seien die Zeitläufe gefährlich und etliche Adelige ihnen ungehorsam. Sie baten daher um ein weiteres Ausschreiben. Graf Wilhelm von Henneberg und Ludwig von Hutten teilten diese Antwort Kaiser Karl mit.1180 Gleichzeitig forderten die Vertreter die Orte auf, den Gemeinen Pfennig einzusammeln, hierzu Ortstage abzuhalten und Einnehmer zu wählen.1181 Sie wollten Kaiser Karl also erst eine verbindliche Antwort geben, wenn sie sicher sein konnten, daß das Geld auch tatsächlich eingegangen war. Sie zogen damit die Konsequenz aus der Erfahrung, daß sich ein großer Teil der Ritterschaft nicht an der Aufbringung der notwendigen Gelder beteiligte. Außerdem sollten die Orte die ritterschaftlichen Beschwerden sammeln und Gesandte wählen, die sie auf dem nächsten Reichstag übergeben sollten. Im Anschluß an das Schreiben der drei Orte der fränkischen Ritterschaft an die schwäbische Ritterschaft vom 24. November 1544 kam es am 25. Februar 1545 zu einem Treffen von Vertretern der schwäbischen und der fränkischen Ritterschaft in Nördlingen.1182 Sie einigten sich darauf, mit dem Einsammeln des Geldes fortzufahren, aber keine Hilfe zu leisten, bevor ihren Beschwerden nicht abgeholfen worden war. Insbesondere sollte Kaiser Karl bestätigen, daß das geschriebene Lehnrecht nicht für Franken und Schwaben gelte, sondern dort besondere Gebräuche bestünden. Au1175 Ebd., fol. 43r. 1176 Ebd., fol. 34rv. 1177 Vgl. ebd., fol. 1r, 2r, 12r, 13r, 15r–17r und 33r; BayHStA RKG 13436 Nr. 20; StAN RRsch 804 (Ausschreiben für den 20. Januar 1545). 1178 HStASt B 579, Bü 1554, fol. 164rv. 1179 ThStAMgn GHA II 215, fol. 11r–14v. Vgl. auch DRTA j.R. 16,2 Nr. 221, S. 1389. 1180 ThStAMgn GHA II 215, fol. 15r–17r. 1181 StAB Kanton Steigerwald, ex G 4, 1500 (unfol.); BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 21. 1182 StAW RRsch 48I (unfol.).

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ßerdem sollte die Hilfe durch die Bestellung von Kriegsvolk und nicht mit Geld geleistet werden. Auf einem Tag am 2.  März beschloß daraufhin der Ort Altmühl, den Gemeinen Pfennig bis zum 13. April einzusammeln, damit Hauptleute und Räte auf dem nächsten 6-Orte-Tag in Schweinfurt hierüber verbindlich Auskunft gegeben könnten.1183 Ferner sollten die adeligen Beschwerden gesammelt, auf den 6-Orte-Tag nach Schweinfurt geschickt und von dort auf den Reichstag gesandt werden. Schließlich sollte in Erfahrung gebracht werden, wer sich zu einem Reiterdienst schicken lassen wolle. Das Geld scheint auch tatsächlich eingesammelt worden zu sein.1184 Es wurde jedoch nicht benötigt, da sich Kaiser Karl auf dem Reichstag in Worms im Jahre 1545 mit den Reichsständen nicht über seine Verwendung einigen konnte.1185 Genauso langsam wie das Einsammeln des Geldes ging die Sammlung der ritterschaftlichen Beschwerden voran. Auf einem Ausschußtag in Schweinfurt am 16. Oktober erschienen wiederum zu wenige Adelige. Daher sollte zunächst in den Orten über die Offensivhilfe und die Beschwerden verhandelt werden.1186 Die Orte sollten dann Gesandte mit Instruktionen hierüber auf einen weiteren Tag nach Schweinfurt am 28. Dezember schicken. Auch sollte Kontakt mit dem Adel in Schwaben aufgenommen werden. Der Tag wurde indessen auf den 28. Februar 1546 verschoben.1187 Auf diesen fertigte der Ort Altmühl seine Gesandten mit der nämlichen Instruktion ab wie auf den Tag am 16. Oktober 1545, ohne daß über den Inhalt dieser Instruktion Näheres bekannt ist.

6. Ergebnisse Die Heranziehung der fränkischen Ritterschaft zur Türkenabwehr beruhte auf den entsprechenden Beschlüssen der Reichstage von 1542 und 1544. Anders als noch 1523/24 vorgesehen, sollte jedoch Kaiser Karl und nicht die fränkischen Fürsten mit der Ritterschaft hierüber verhandeln. Wahrscheinlich versprachen sich Kaiser Karl und die Reichsstände hiervon größere Erfolgschancen. Die fränkischen Fürsten scheinen gegen dieses Verfahren keine Einwände erhoben zu haben, obwohl es ihre eigenen Bemühungen zunichte machte, von den Rittern einen Beitrag zu ihrem Anteil an der Türkenhilfe zu erhalten. Gegen eine Einberufung durch den Kaiser konnten die traditionell kaisertreuen fränkischen Fürsten kaum Einwände erheben. Darüber hinaus waren sie nach ihren vergeblichen Bemühungen der vergangenen Jahre wahrscheinlich 1183 1184 1185 1186

StAN RRsch 460, S. 1–6. Vgl. ebd., S. 25–39. DRTA j.R. 16,2 Nrn. 223–228, S. 1392–1405 und Nr. 341, S. 1660 f., § 12. StAN RRsch 2011, S.  1–6; StAW RRsch 50I, fol.  69r–73r (Abschied); HStAMar 109, 200I; BayHStA RKG 13436 Nr.  9, Dok.  22 (Ausschreiben vom 18.  Oktober 1545); Neumaier, S. 46. 1187 StAN RRsch 460, S. 13–24 (Ortstag Altmühl vom 16. Februar 1546).

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sogar froh, wenn die Ritterschaft und ihre Untertanen auf diese Weise überhaupt etwas zur Besoldung der fürstlichen Truppen beitrugen. Die Bewilligungen durch die Ritterschaft folgten dann im wesentlichen demselben Schema wie im Jahre 1532. Wiederum ließen Kaiser Karl und König Ferdinand die fränkische Ritterschaft durch Graf Wilhelm von Henneberg und Ludwig von Hutten laden. Diese ließen die Begehren durch einen kleinen Kreis von Verordneten aus den 6 Orten vorberaten, die sie dann in den Orten durchzusetzen versuchten. Als Motiv für die Bewilligung stand für die Adeligen wiederum im Vordergrund, von Kaiser Karl eine Abstellung ihrer Beschwerden zu erhalten. Einen ersten Schritt in diese Richtung bedeutete die Passage im Revers König Ferdinands, die ihnen – wenn auch in unspezifischer Form – ihr altes Herkommen und ihre Freiheiten bestätigte. Mehr erreichten sie allerdings vorläufig nicht, weil König Ferdinand darauf bestand, daß die Adeligen ihre Beschwerden gegen die Fürsten einzeln benannten, bevor er etwas unternahm. Hierzu kam es jedoch nicht. Offenbar scheuten die Adeligen (noch) davor zurück, mit ihren individuellen Beschwerden offen hervorzutreten. Der Wunsch der Ritterschaft nach Bestätigung ihrer Privilegien und Abstellung ihrer Beschwerden war eine Reaktion auf das Scheitern der diesbezüglichen Verhandlungen mit den fränkischen Fürsten seit 1532. Zunächst war im Jahre 1534 im Hochstift Bamberg ein weiterer Versuch zur Bewältigung der gegenseitigen Beschwerden zwischen Bischof Weigand und der Ritterschaft gescheitert. Dann war im Jahre 1539 erstmals Markgraf Georg von Brandenburg in einen ernsthaften Streit mit seiner Ritterschaft geraten. Dabei hatten sich die drei Orte Altmühl, Steigerwald und Odenwald zwischen Markgraf Georg und die Ritterschaft des Fürstentums Ansbach geschoben, wie sich zuvor bereits die Orte Rhön/Werra, Baunach und Steigerwald im Ritterlichen Vertrag von 1525 zwischen Bischof Conrad von Würzburg und seine Ritterschaft geschoben hatten. Dies war auch der Grund dafür, daß Markgraf Georg keine Hilfe von der Ritterschaft des Fürstentums Ansbach erhalten hatte, während die Ritterschaft des Fürstentums Kulmbach ihm eine solche zugesagt hatte. Schließlich war die Welle der Beschwerden im Schweinfurter Rittertag von 1539 kulminiert. Die Beschwerden der Ritter waren im Prinzip die gleichen, die sie bereits seit Beginn des 15. Jahrhunderts erhoben. Vor allem beschwerten sie sich über Eingriffe der Fürsten in ihre Niedergerichtsbarkeit und Vogtei, außerdem über die Verschlechterung des Lehnrechts und die Erhebung von Zöllen und Abgaben. Neuerdings waren noch Beschwerden über das evangelische Kirchenregiment Markgraf Georgs hinzugekommen, nämlich über seine Kirchenvisitationen, mit denen er die Oberaufsicht über die Pfarrer beanspruchte, und die Einziehung der Klöster und Stifte. Ein weiteres Motiv für die Bewilligungen war – wie im Jahre 1532 – die Abwehr der Forderung der Fürsten nach einem Beitrag der Ritterschaft zur Türkensteuer. Ein Beitrag der Ritterschaft zur Türkenabwehr ließ sich nicht umgehen. Die Gefahr einer Offensive Sultan Suleimans gegen das Reich war offenkundig. Die Abwehr der Ungläubigen war eine traditionelle Aufgabe der Ritterschaft. Die Reichsstände forderten seit 1523 einen Beitrag der Ritterschaft und ihrer Untertanen zum Gemeinen Pfennig.

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Andererseits hielt die Ritterschaft daran fest, zur Hilfe nicht verpflichtet zu sein und nur freiwillig zu helfen, was sich in dem Revers König Ferdinands dokumentierte. Außerdem hielt sie daran fest, die Hilfe als Reiterdienst zu leisten und nicht als Geldabgabe. Nur ausnahmsweise zahlte sie im Jahre 1543 das Geld direkt an König Ferdinand, weil ein Reiterdienst nicht mehr sinnvoll geleistet werden konnte. Durch die Form des Reiterdienstes verteidigten die Ritter bis zu einem gewissen Grad ihr Vorrecht, nur persönlich zu dienen und nicht mit einer Geldleistung. Schließlich umging die Ritterschaft durch die direkte Zahlung des Geldes an König Ferdinand eine Abgabe an die fränkische Kreiskasse. Der Versuch der fränkischen Fürsten, die Ritter auf diese Weise an den Kosten ihrer Rüstungen zu beteiligen, war damit erneut gescheitert. Bei der Bewilligung und dem Vollzug der Hilfe traten allerdings die gleichen Probleme zutage wie im Jahre 1532. Beides ging nur sehr langsam vonstatten, und es beteiligten sich längst nicht alle Adeligen an der Aufbringung des Geldes. Dies ließ die Anführer der fränkischen Ritterschaft mit einer verbindlichen Zusage so lange warten, bis sie sicher sein konnten, daß zumindest ein Teil der Gelder eingegangen war. Die Bewilligungen waren im wesentlichen das Werk eines kleinen Kreises politisch engagierter Adeliger, denen die übrigen mehr oder weniger (wider)willig folgten. Die Verhandlungen über die Bewilligung des Gemeinen Pfennigs und der Vortrag der ritterschaftlichen Beschwerden führten erstmals seit 1496 wieder zu einem Zusammengehen mit der schwäbischen Ritterschaft. Da beide Ritterschaften von den Forderungen Kaiser Karls und der Reichsstände gleichermaßen betroffen waren, lag es nahe, die Antwort hierauf untereinander abzustimmen. Dies führte dann dazu, daß sie auch ihre Beschwerden gemeinsam vortrugen.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

XIII. Die fränkische Ritterschaft im Schmalkaldischen Krieg und ihre Haltung zum Augsburger Interim 1. Die fränkische Ritterschaft im Schmalkaldischen Krieg Seit dem Frühjahr 1545 plante Kaiser Karl die gewaltsame Unterwerfung der Protestanten. In Vorbereitung eines Kriegszugs gegen die protestantischen Reichsstände, insbesondere Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen, beauftragte er vom Reichstag von Regensburg aus die Grafen Berthold von Henneberg und Philipp von Rieneck mit Schreiben vom 13. April 1546, die fränkische Ritterschaft, die Ritterschaft in Buchen und die Ritterschaft der Stifte Fulda und Hersfeld auf einen Tag zu laden.1188 Seine Gesandten sollten dort Gerüchten entgegentreten, Kaiser Karl wolle das Heilige Römische Reich mit Krieg überziehen. Am 24. April schrieben der Ritter Pankraz von Thüngen und die Edelknechte Hans von Waldenfels, Friedrich von Lentersheim, Wolf von Vellberg, Wolf von Crailsheim und Hans von Rotenhan den Tag im Namen der Grafen Berthold von Henneberg und Philipp von Rieneck auf den 9. Mai nach Würzburg aus. Der Rittertag war Teil einer Kampagne, mit der Kaiser Karl seine Kriegsabsichten zu verschleiern versuchte. Auf dem Tag in Würzburg erschienen 177 Adelige, darunter eine Gesandtschaft Graf Wilhelms von Henneberg und eine der Grafen von Wertheim, ferner die Grafen Albert und Casimir der Jüngere von Hohenlohe, Philipp von Rieneck, Georg und Valentin von Erbach, Wolf und Conrad von Castell, Friedrich Freiherr von Schwarzenberg und Johann Brandes von Homberg, Burggraf zu Friedberg.1189 Die kaiserlichen Kommissare Graf Reinhard von Solms und Georg Ilsung traten weisungsgemäß dem Gerücht entgegen, Kaiser Karl wolle das Heilige Römische Reich mit Krieg überziehen oder die (evangelische) Religion ausrotten.1190 Die versammelten Adeligen antworteten hierauf, sie seien bereit, Kaiser Karl vor allen anderen Herren zu dienen. Die kaiserlichen Kommissare baten die Versammelten daraufhin, sich in Bereitschaft zu halten. Außerdem brachten die Ritter erneut ihre Beschwerden vor.1191 Angeblich beschwerten sie sich auch über das Verhalten Kurfürst Johann Friedrichs von Sachsen und Landgraf Philipps von Hessen gegenüber ihrem Adel.1192 Ferner beschlossen sie, sechs Gesandte auf den Reichstag nach Regensburg zu schicken, einen aus jedem Ort, und um Bescheid wegen ihrer Beschwerden anzuhalten. Am 19. Mai 1546

1188 StAW Stdb 950, fol. 151r–152r; ThStAMgn GHA II 216, fol. 1rv; HStAMar 109, 1712; BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 27. Vgl. auch Lenz, S. 393–396. 1189 StAW Stdb 950, fol. 154r–157r. 1190 ThStAMgn GHA II 216, fol. 13r–19r; Rupprecht, Guttenberg, S. 413; Neumaier, S. 47 f. 1191 Vgl. HStASt B 579, Bü 605, Nr. 5b. 1192 Rommel 3 Nr. 33, S. 123 f.

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teilte Balthasar von Rechenberg dies dem schwäbischen Ritter Hans Adam von Stein mit.1193 Es ist jedoch nicht überliefert, ob die Gesandtschaft zustande kam. Die protestantischen Reichsstände ließen sich durch die Beteuerungen Kaiser Karls indes nicht täuschen und rüsteten ihrerseits. Der neue Bischof Melchior Zobel von Giebelstadt berief daher die Grafen, Herren und Ritterschaft des Hochstifts auf den 8.  Juli nach Würzburg. Dort bat er die versammelten 81  Adeligen um Rat, wie er sich angesichts der Kriegswerbungen verhalten solle.1194 Die drei Orte Steigerwald, Odenwald und Baunach antworteten ihm hierauf, er solle Gesandtschaften zu den benachbarten Fürsten schicken und ihnen versichern, daß er nichts gegen sie im Schilde führe. Wenn das Hochstift angegriffen werde, wollten sie ihm helfen. Die Mehrheit der Adeligen aus dem Ort Rhön/Werra empfahl ihm hingegen, zusammen mit anderen Fürsten Kaiser Karl zu bewegen, seine Rüstungen einzustellen.1195 Wenn Kaiser Karl dies nicht tue, solle Bischof Melchior ihm nicht helfen, sondern sich auf die Seite der Protestanten stellen. Aus diesem Kreis dürfte auch eine eigentümliche Bedenkung diser jezigen entporung halb stammen.1196 Der Autor forderte darin Bischof Melchior von Würzburg, Erzbischof Sebastian von Mainz, Kurfürst Friedrich von der Pfalz und Herzog Wilhelm von Kleve zur Vermittlung auf. Hinsichtlich der Mißstände in der Kirche sollten sich Bischof Melchior und andere Geistliche mit den protestantischen Fürsten auf christliche Mittel und Wege vergleichen, insbesondere hinsichtlich des Sakraments der Ehe (gemeint war wohl die Priesterehe), und das Wort Gottes in ihren Stiften und Kirchen lauter und klar predigen lassen. Die Säkularisation der Stifte sollten sie nicht zulassen, da diese für den Adel gestiftet worden seien. Um die Unzucht in den Nonnenklöstern abzustellen, sollte diesen eine verheiratete oder verwitwete Frau vorstehen. Auch sollte keine Nonne gezwungen werden, im Kloster zu bleiben, sondern armen Edelfräulein sollte im Falle ihrer Verheiratung aus dem Vermögen des Klosters etwas beigesteuert werden. Ebenso sollten die Hochstifte bestehenbleiben. Allenfalls sollte das Amt des Bischofs von dem des Fürsten getrennt und die Hochstifte in Herzogtümer umgewandelt werden. Zu den Domherrenpfründen sollten auch Weltliche zugelassen werden und der auf diese Weise gebildete Rat der 50 den Herzog wählen, der – für Franken – aus dem fränkischen Adel stammen sollte. Am 20.  Juli versammelten Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen ihr Heer – ca. 21.000 Fußknechte und 4.500 Reiter – in Meiningen.1197 Von hier aus zogen sie durch das Hochstift Würzburg an die Donau. Bischof Melchior ließ sie ungehindert passieren, weil er der Übermacht nichts entgegenzuset1193 1194 1195 1196 1197

HStASt B 579, Bü 605, Nr. 5b. StAW G 9930b (unfol.); Ms 3, fol. 385v–386r; Bauer, S. 272 f. StAW Ms 3, fol. 386v; Bauer, S. 273. Hartung, Vermittlungsvorschlag, S. 109–112; Bauer, S. 273–275. Ebd., S. 279 f.

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zen hatte. Kaiser Karl wurde durch den schnellen Vormarsch überrascht, er hatte seine Truppen noch nicht versammelt. Im September ließ er die fränkische Ritterschaft durch Pankraz von Thüngen und Valentin von Münster auffordern, ihm auf seine Kosten zuzuziehen.1198 Ein Ausschuß der fränkischen Ritterschaft beschloß daraufhin, mit Kaiser Karl über die Höhe des Soldes und den Termin des Zuzugs zu verhandeln, und forderte die Ritter auf, sich zu rüsten. Ob und wie viele fränkische Ritter sich daraufhin Kaiser Karl als Soldreiter zur Verfügung stellten, ist allerdings nicht überliefert. An der Donau kam es indessen zwischen Kaiser Karl und den Protestanten zu keiner Entscheidung. Im November fielen König Ferdinand und Herzog Moritz von Sachsen in das Kurfürstentum Sachsen ein. Daraufhin eilte Kurfürst Johann Friedrich mit seinen Truppen zurück nach Sachsen, um sein Land zu beschützen. Um einem befürchteten Durchzug durch das Hochstift Würzburg zu begegnen, lud Bischof Melchior einige ausgewählte Adelige der 6 Orte auf den 22. November nach Würzburg.1199 Kurfürst Johann Friedrich zog dann jedoch am Hochstift Würzburg vorbei durch das Erzstift Mainz und das Stift Fulda in seine Heimat. Von einem Tag in Würzburg am 13.  April 1547 aus luden der Ritter Valentin von Münster und die Edelknechte Karl von Redwitz, Wolf von Steinau, Philipp Soldan Voit von Rieneck und Neithart von Thüngen die fränkische Ritterschaft auf einen Tag nach Würzburg am 8. Mai, um Kaiser Karl den versprochenen Reiterdienst zu leisten.1200 Die Ritterschaft des Orts Altmühl gelangte auf einem vorbereitenden Ortstag am 2. Mai zu der Ansicht, Kaiser Karl bedürfe – aufgrund seines Sieges über Kurfürst Johann Friedrich am 24. April bei Mühlberg an der Elbe – des Reiterdienstes wohl nicht mehr.1201 Wenn doch eine Hilfe begehrt werde, solle diese von der Türkenanlage (des Jahres 1545) geleistet werden. Hierzu sollten die noch ausstehenden Gelder der Anlage eingebracht werden. Auf dem Tag in Würzburg beschlossen die Gesandten der 6 Orte sodann, Kaiser Karl über die Bewilligung (des Tags vom 9. Mai 1546) hinaus einen Reiterdienst mit 400 Pferden auf drei oder vier Monate zu leisten.1202 Um den Reiterdienst und anderes bezahlen zu können, sollte der Gemeine Pfennig in allen Orten eingebracht werden, damit die Orte gleichmäßig belastet würden. Ferner sollte in den Orten beschlossen werden, wie die Ungehorsamen zu Gehorsam zu bringen seien, und die alte und neue Anlage von allen eingebracht werden. Valentin von Münster, Wilhelm von Grumbach und Sebastian Rüdt sollten mit dem Mainzer Hofmeister Eberhart Rüdt verhandeln, die Hauptmannschaft über die Reiter zu übernehmen. Falls er absagte, sollten Wilhelm von Grumbach und Sebastian Rüdt einen anderen suchen. In diesem Fall sollten 1198 1199 1200 1201 1202

BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 32; Bauer, S. 283 f. StAW Stdb 950, fol. 159r–160r. HStAMar 109, 200I (unfol.). StAN RRsch 460, S. 25–39. StAN RRsch 2011, S. 7–16; StAW RRsch 50I, fol. 76r–80v; Neumaier, S. 50 f.; Rupprecht, Guttenberg, S. 414.

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auch die Gesandten an Kaiser Karl mit Albrecht von Rosenberg handeln, Hauptmann zu werden. In der Zwischenzeit sollten die Orte Reiter anwerben. Wenn anders kein Hauptmann zu finden sei, solle unter den Reitern gefragt werden. Sobald man einen Hauptmann gefunden hatte, sollten zwei Verordnete aus jedem Ort sich mit ihm in Würzburg wegen der Bestallung vergleichen und ihm anzeigen, wie viele Reiter angeworben worden seien und wieviel Geld vorhanden sei. Als Gesandte an Kaiser Karl wurden aus dem Ort Steigerwald Philipp Truchseß von Pommersfelden oder Georg Ludwig von Seinsheim, aus dem Ort Altmühl Balthasar von Rechenberg, Rudolf von Hürnheim oder Götz Lochinger und aus dem Ort Gebirg Sigmund von Wirsberg vorgeschlagen. In der Zwischenzeit sollten die Gebrechen und Nöte der Ritterschaft durch die Gesandten und den Ausschuß in eine Form oder Instruktion gebracht und dem Hauptmann und den Reitern mitgegeben werden, um sie bei passender Gelegenheit Kaiser Karl vorzutragen. Noch von Würzburg aus forderte der Ausschuß der 6 Orte die einzelnen Adeligen auf, die Anlage binnen 14 Tagen zu erlegen, sonst würden sie Kaiser Karl als ungehorsam angezeigt.1203 Der Reiterdienst wurde von Kaiser Karl jedoch nicht mehr in Anspruch genommen. Am 26. Juli unterrichteten die in Bamberg versammelten Ausschüsse der Orte die Adeligen über das Ergebnis der Gesandtschaft.1204 Kaiser Karl habe den Reiterdienst in Ruhe gestellt und den Gesandten auf ihre Werbung eine gnädige, dankbare Antwort gegeben. Auf Ortstagen am 21. August sollte nunmehr über eine Gesandtschaft auf den bevorstehenden Reichstag beraten werden.

2. Die fränkische Ritterschaft auf dem Reichstag von Augsburg 1547/48 und ihre Haltung zum Interim Auf dem folgenden Reichstag von Augsburg wandte sich die Ritterschaft mit zwei Schreiben an Kaiser Karl. In dem einen bemängelte sie, das Austragsverfahren für die Prälaten, Grafen, Herren und Ritter gegen die Fürsten vor den neun Räten sei zu weitläufig.1205 Klagen gegen die Fürsten sollten daher sofort beim Kammergericht erhoben werden können. Ferner seien einige Adelige bei Kaiser Karl in Ungnade gefallen, weil sie im vergangenen Krieg gemäß ihren Verpflichtungen den Ständen des Schmalkaldischen Bundes gegen Kaiser Karl gedient hätten. Kaiser Karl möge diese Frage im Reichsabschied klären. Die Bitte hinsichtlich der Abschaffung des Austragsverfahrens spielte in den Beratungen des Reichstags über die Neufassung der Reichskammergerichtsordnung jedoch – soweit erkennbar – keine Rolle.1206 Die schließlich verabschie1203 StAB Kanton Steigerwald, ex G 4, 1500 (unfol.); HStAMar 109, 200I (unfol.); BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 34. 1204 HStAMar 109, 200I (unfol.); StAL B 583, Bü 521, fol.  240r; BayHStA RKG 13436 Nr.  9, Dok. 35. 1205 StAW Misc 1182 (unfol. und undat. (1547)). 1206 Vgl. DRTA j.R. 18,2 Nr. 76–115, S. 999–1231.

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dete Reichskammergerichtsordnung behielt das im Jahr 1521 eingeführte Austragsverfahren bei.1207 Auch die bei Kaiser Karl in Ungnade gefallenen Adeligen fanden im Reichsabschied keine Erwähnung.1208 In dem zweiten Schreiben behaupteten die schwäbische und die fränkische Ritterschaft, die Ritterschaft in Schwaben und Franken sei immer frei gewesen.1209 Nach dem Tod Kaiser Friedrichs II. habe es keine Herzöge mehr in Schwaben und Franken gegeben. Sie hätten daher ihre Eigengüter den Fürsten zu Lehen aufgetragen. Die Fürsten sollten ihnen daher diese Güter so lange weiterverleihen, wie Erben vorhanden seien. Wenn keine Erben mehr vorhanden seien, sollten die Güter an die Ritterschaft weiterverliehen werden. Außerdem sollten die Güter nicht mit Steuern und Abgaben belastet werden. Ferner trugen die Ritter vor, sie erlitten Einbußen an ihren Gütern durch den eingerissenen Landesgebrauch, daß die Frauen ihre Güter vermachen könnten, wem sie wollten.1210 Kaiser Karl antwortete hierauf, sie sollten ihre Privilegien vorlegen und die Fürsten anzeigen, die sie unterdrückten.1211 Die Ritter entgegneten, die Privilegien seien ihnen in den Kriegen abhanden gekommen. Es sei aber landkundig, daß sie den Fürsten nicht wie in Bayern oder Sachsen unterworfen seien und zu den Reichs- oder anderen Anlagen oder Steuern herangezogen werden könnten. Kaiser Karl solle ihnen daher ihre Freiheiten bestätigen. Hinsichtlich einzelner Beschwerden hofften sie, daß diese durch eine Reformation der Religion durch Kaiser Karl von selbst entfallen würden. Darüber hinaus existiert ein Memorial, demzufolge die Ritter Kaiser Karl bitten wollten, den Adel an sich zu ziehen und mit einem Privileg zu versehen, daß alle hohen Reichsstände rechtlich und nicht mit Gewalt gegen den Adel vorgehen und ihn bei seinen Rechten bleiben lassen müßten.1212 Ferner sollte Kaiser Karl bestimmen, wie weit die Vasallen ihren Lehnherrn verpflichtet seien und daß der Kaiser von den Lehnspflichten ausgenommen sei. Außerdem sollten die Fürsten dem Adel nicht verbieten können, im Dienst anderer Fürsten zu reiten, außer gegen den Kaiser, den Landesfürsten oder den Lehnsherrn, und der Adel sollte sich weigern dürfen, an einem Kriegszug der Fürsten teilzunehmen. Die Klöster und Gotteshäuser sollten dem Adel nicht entzogen werden. Schließlich sollte Kaiser Karl dem Adel in seinen Ländern und Bezirken das Ritterrecht zugestehen, damit die adeligen Tugenden befördert würden. Das Ritterrecht wiederholte im wesentlichen die Heilbronner Turnierordnung von 1485. In jedem Ritterkreis sollte ein Oberster Hauptmann bestellt werden, der folgende Verfahren behandeln sollte: wer seinen christlichen Glauben verleugne, wer Fahnenflucht begehe oder meineidig würde, wer nicht Brief und Siegel halte, wer Stra1207 1208 1209 1210

Ebd. Nr. 116, S. 1333–1338, § 4. Vgl. ebd. Nr. 372b, S. 2651–2694. StAW Misc 2014. StAW Misc 1182 (Schreiben Bischof Melchiors von Würzburg an seine Gesandten auf dem Reichstag). 1211 Ebd. 1212 Ebd.

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ßenraub begehe, wer jemanden ohne vorherige Fehdeansage niederwerfe oder fange, wer Kirchen und Klausen beraube, wer adelige Frauen und Jungfrauen schände, wer die Ehe breche, wer Töchter oder Ehefrauen entführe und wer an seiner Ehre beschuldigt werde und sich nicht verantworten könne. Es ist allerdings nicht überliefert, ob der Inhalt des Memorials Kaiser Karl tatsächlich vorgetragen wurde. Die wichtigste Agende des Reichstags war die Lösung der Religionsfrage. In seiner Proposition führte Kaiser Karl hierzu aus, nachdem das Konzil nun nach Trient ausgeschrieben worden sei und dort begonnen habe, sei er entschlossen, auch den Glaubenszwiespalt im Reich zu einem Ende zu bringen.1213 Die Kurfürsten waren sich daraufhin nicht sicher, ob Kaiser Karl hierin überhaupt ihren Rat begehre.1214 Wenn dies aber der Fall sei, wüßten sie auch keinen besseren Rat, als das Trienter Konzil fortzusetzen und den Religionsstreit dorthin zu verweisen, wobei die weltlichen Kurfürsten forderten, daß auch der Papst sich dem Konzil unterwerfen müsse und auch ihre Gesandten mitberaten und -beschließen müssten, und zwar auch die vom Konzil bereits angenommenen Glaubensartikel.1215 Für die Zwischenzeit stellten sie es Kaiser Karl anheim, christliche und gebührliche Wege vorzugeben, damit die deutsche Nation friedlich zusammenleben könne.1216 Die Fürsten meinten ebenfalls, die Erörterung der strittigen Religion solle am besten dem Trienter Konzil überlassen werden.1217 Kaiser Karl solle die Protestanten veranlassen, sich diesem zu unterwerfen. Auch sie baten Kaiser Karl um eine Ordnung, wie die Religion bis zum Ende des Konzils gehandhabt werden solle. Kaiser Karl antwortete hierauf am 18. Oktober, er halte es ebenfalls für das Beste, den Religionsstreit an das Trienter Konzil zu verweisen, und äußerte die Erwartung, die Reichsstände würden sich diesem unterwerfen.1218 Auch wolle er ihnen baldmöglichst sein Bedenken mitteilen, wie die Reichsstände in der Zwischenzeit friedlich miteinander leben könnten. Kurfürsten und Fürsten nahmen diese Antwort Kaiser Karls am 24. Oktober an.1219 Kaiser Karl bat die Reichsstände daraufhin um die Abordnung einiger Personen, die zusammen mit anderen Personen, die er abordnen wolle, sich in dieser Sache unterreden und handeln sollten.1220 Die weltlichen Kurfürsten wollten seinem Wunsch entsprechen, aber die geistlichen Kurfürsten und die Fürsten lehnten dies mit dem Hinweis ab, sie hätten es Kaiser Karl anheimgestellt, eine solche Ordnung vorzuge1213 DRTA j.R. 18,1 Nr. 33b, S. 219. Vgl. auch Rabe, Reichsbund und Interim, S. 198 f. 1214 DRTA j.R. 18,1 Nr. 62, S. 325, 327 f.; Nr. 48, S. 270 und Nr. 40, S. 235 f. Vgl. auch Rabe, Reichsbund und Interim, S. 207. 1215 DRTA j.R. 18,1 Nr. 48, S. 270 und Nr. 45c, S. 263 f. Vgl. auch Rabe, Reichsbund und Interim, S. 222. 1216 DRTA j.R. 18,1 Nr. 48, S. 271 und Nr. 45c, S. 263. Vgl. auch Rabe, Reichsbund und Interim, S. 221 f. 1217 DRTA j.R. 18,1 Nr. 49, S. 273 und Nr. 41, S. 249 f.; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 205. 1218 DRTA j.R. 18,1 Nr. 55, S. 298 f.; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 230 f. 1219 DRTA j.R. 18,1 Nr. 59, S. 309; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 235. 1220 DRTA j.R. 18,2 Nr. 170, S. 1691; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 261.

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ben.1221 Wenn aber Kaiser Karl einige Personen von sich aus hierzu berufen wolle, hätten sie nichts dagegen. Kaiser Karl berief daraufhin die Mitglieder des Ausschusses selbst,1222 die jedoch zu keinem Ergebnis gelangten. Die Mehrheit war der Meinung, dem Konzil solle nicht vorgegriffen und die geistlichen Güter restituiert werden.1223 Demgegenüber meinte eine Minderheit, das Konzil werde ohnehin keinen Fortgang nehmen. Der Reichstag solle daher eine Ordnung zur Erhaltung des inneren Friedens machen. Für die Erhaltung des äußeren Friedens seien das Kammergericht und der Landfrieden ausreichend. Kaiser Karl setzte daher eine weitere Kommission ein, die die von ihm gewünschte Ordnung ausarbeitete.1224 In der Rechtfertigungslehre hob sie die Mitwirkung des Menschen an seiner Erlösung durch die guten Werke hervor, die er jedoch nicht aus eigener Kraft, sondern kraft der ihm von Gott durch den Heiligen Geist eingegebenen Gerechtigkeit bewirke. Ferner betonte sie die Amtsgewalt der Kirche, der Bischöfe und des Papstes. Die Siebenzahl der Sakramente wurde wiederhergestellt und der Opfercharakter der Messe betont. Die Heiligen sollten wiederum angerufen und Totenmessen gelesen werden können. Der lateinische Meßkanon wurde wiederhergestellt, ebenso die alten kirchlichen Feiertage und das Fastengebot. Das Abendmahl sollte bis zu einer Entscheidung des Konzils unter beiderlei Gestalt eingenommen werden können. Über die Priester, die sich verheiratet hatten, sollte das Konzil entscheiden. Die geistlichen Kurfürsten und die katholischen Fürsten waren mit dem Entwurf einverstanden, wenn er nur für die Protestanten galt.1225 In seiner Proposition vom 15. Mai 1548 ersuchte Kaiser Karl daher die Reichsstände, die bisher die Ordnungen und Satzungen der Kirche eingehalten hätten, dabei zu bleiben, und die anderen Reichsstände, die Neuerungen vorgenommen hätten, entweder zu den Ordnungen und Zeremonien der Kirche zurückzukehren oder wenigstens das Interim einzuhalten.1226 Erzbischof Sebastian von Mainz erklärte daraufhin nach einer kurzen Beratung für die Reichsstände die Annahme des Interims.1227 Kurfürst Moritz von Sachsen protestierte allerdings am folgenden Tag bei Kaiser Karl dagegen, daß es nur für die Protestanten gelten sollte und bei seiner Proposition nicht verlesen worden war, so daß er seinen endgültigen Wortlaut nicht kannte,1228 und erklärte schließlich, es ohne seine Landschaft nicht annehmen zu können.1229 Markgraf Johann von Brandenburg erklärte sogar, im Fürstenrat sei nichts beschlossen worden, außer Kaiser Karl für seine 1221 1222 1223 1224 1225 1226 1227 1228 1229

DRTA j.R. 18,2 Nr. 174, S. 1699–1703; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 413–417. DRTA j.R. 18,2 Nr. 176, S. 1707 f.; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 417 f. DRTA j.R. 18,2 Nrn. 178 f., S. 1731–1742; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 419–424. DRTA j.R. 18,2 Nr. 210, S. 1910–1948; Mehlhausen, S. 28–145; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 427–430. DRTA j.R. 18,2 Nrn. 185 f., S. 1773–1783; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 439 f. DRTA j.R. 18,2 Nr. 191, S. 1801; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 441. DRTA j.R. 18,2 Nr. 192, S. 1802; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 441 f. DRTA j.R. 18,2 Nr. 193a, S. 1804; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 444 f. DRTA j.R. 18,2 Nr. 194b, S. 1812; Rabe, Reichsbund und Interim, S. 445.

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Mühe zu danken, und er habe auch nichts anderes bewilligt.1230 Dessenungeachtet gebot Kaiser Karl den Reichsständen und -untertanen im Reichsabschied vom 30. Juni, die Reichsstände, die bisher die Ordnungen und Satzungen der Kirche eingehalten hätten, sollten dabei bleiben, und die anderen Reichsstände, die Neuerungen vorgenommen hätten, sollten entweder zu den Ordnungen und Zeremonien der Kirche zurückkehren oder wenigstens das Interim einhalten.1231 In einem Mandat vom 17. Juli wiederholte er das Gebot, gab den Reichsständen und -gliedern auf, das Interim in ihren Kreisen, Obrigkeiten und Gebieten, wo Neuerungen vorgenommen worden seien, verkünden zu lassen, für seine Einhaltung zu sorgen und ihm hierüber binnen sechs Wochen Bericht zu erstatten.1232 Mit Schreiben vom 17.  August übersandte Kaiser Karl das Mandat zusammen mit einem deutschen und einem lateinischen Abdruck des Interims auch dem Ritter Pankraz von Thüngen und Wilhelm von Grumbach mit dem Befehl, es der Ritterschaft und dem Adel der 6 Orte zu verkünden und ihm über deren Antworten Bericht zu erstatten. Pankraz von Thüngen und Wilhelm von Grumbach leiteten den Befehl, das Mandat und Abschriften des Interims am 6.  Januar 1549 an je vier Adelige in den 6  Orten weiter.1233 Im Ort Odenwald schrieben daraufhin Sebastian Rüdt von Collenberg, Sebastian Geyer von Giebelstadt und Martin von Adelsheim einen Tag nach Mergentheim auf den 12. März aus, auf dem die Adeligen anzeigen sollten, wie sie sich zum Interim verhalten wollten.1234 Auf diesem antwortete die Mehrheit der Erschienenen, sie wollten bei der allgemeinen christlichen Religion und deren Zeremonien bleiben.1235 Die anderen, die Neuerungen vorgenommen hätten, wollten bei der Deklaration und Ordnung Kaiser Karls bis zu einem Konzil bleiben. Eine solche Antwort scheinen Pankraz von Thüngen und Wilhelm von Grumbach jedoch nicht aus allen Orten erhalten zu haben, denn mit Schreiben vom 5.  Juni befahl Kaiser Karl den Rittern Valentin von Münster und Pankraz von Thüngen und Wilhelm von Grumbach erneut, das Interim im Ritterkreis Franken durchzuführen.1236 Diese beriefen daraufhin einen Tag der 6 Orte auf den 25. November nach Würzburg ein.1237 Auf diesem gaben die Erschienenen auf den Befehl und das Mandat die Antwort, daß diejenigen, die bisher beim alten Glauben geblieben seien, dabei auch bis zu einer Ordnung durch ein allgemeines Konzil bleiben wollten.1238 Die anderen, die Änderungen vorgenommen hätten, verstünden die kaiserliche Deklaration und Ordnung 1230 1231 1232 1233 1234 1235 1236 1237 1238

DRTA j.R. 18,2 Nr. 195b, S. 1814 f. DRTA j.R. 18,3 Nr. 372b, S. 2657, § 15. StAL B 583, Bü 521, fol. 241r; Neumaier, S. 52 f. ÖStA HHStA RK Religionsakten 19, fol. 258r–262r. StAL JL 425, Bd. 7, Nr. 25, fol. 88r; Neumaier, S. 52. StAL B 290, Bü 235 (unfol.). Vgl. ÖStA HHStA RK Religionsakten 22, fol. 29r–30v; DRTA j.R. 19,1 Nr. 53, S. 172. BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 36. ÖStA HHStA RK Religionsakten 21, fol. 385v–386r.

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nicht anders, als daß sie ihnen Christus als ihren alleinigen Erlöser und mittlerer Zeit die Einnahme des Abendmahls unter beiderlei Gestalt zulasse. Deshalb wollten sie die kaiserliche Deklaration und Ordnung bis zu einem allgemeinen christlichen Konzil bewilligen. Diese Antwort teilten Valentin von Münster, Pankraz von Thüngen und Wilhelm von Grumbach Kaiser Karl unter dem 3.  Februar 1550 mit.1239 Die späte Antwort entschuldigten sie damit, sie hätten mit verschiedenen ausgebliebenen Mitgliedern erst gesondert verhandeln müssen. Die zögerliche Antwort und die starke Betonung zweier Kernpunkte des protestantischen Bekenntnisses und der protestantischen Abendmahlszeremonie – Christus als alleiniger Erlöser und Einnahme des Abendmahls unter beiderlei Gestalt – machen deutlich, auf welch große Vorbehalte das Interim bei denjenigen Rittern stieß, die der Reformation anhingen. Dies zeigte sich noch deutlicher an der Haltung der Ritterschaft des Fürstentums Kulmbach. Dort hatte Markgraf Albrecht die Ritterschaft, Vertreter der Landschaft und die Pfarrer auf einen Landtag nach Kulmbach am 19.  November 1548 berufen.1240 Er ließ ihnen vortragen, zwar seien alle Christen Glieder der Kirche, aber dem Papst und den Bischöfen seien die Ämter in dieser Kirche anvertraut worden.1241 Nur so könne Einigkeit im Glauben hergestellt werden. Ohne diese Einigkeit gebe es keine Gewißheit im Glauben. Es könne daher nur eine Kirche geben. Bei ihr sei auch allein das richtige Verständnis der Heiligen Schrift. Darüber hinaus sei es ein Irrtum zu glauben, daß nichts außerhalb des Evangeliums anzunehmen sei. Die kirchliche Tradition und die kirchlichen Zeremonien sollten daher ungeachtet von Mißbräuchen eingehalten werden. Ferner legte er den Versammelten den Entwurf einer Kirchenordnung vor.1242 Demnach sollte nur gepredigt werden, was von den Konzilien und den Kirchenlehrern angenommen worden war. Die Sakramente sollten, um Ärger zu vermeiden, wie bisher gehandhabt werden, aber die Beichte stattfinden, wiewohl mit der gebotenen Zurückhaltung, um Ärger zu vermeiden. Das Abendmahl sollte in beiderlei Gestalt eingenommen werden. Der lateinische Meßkanon wurde wieder eingeführt, ebenso Vesper, Complet und Mette, die alten kirchlichen Feiertage und das Fastengebot. In ihrer Antwort begrüßten die Vertreter der Ritterschaft und der Landschaft den Artikel über die Predigt, sofern das Wort Gottes lauter und klar und ohne menschliche Zusätze gepredigt werde, und daß die Sakramente nicht anders als bisher gehandhabt werden sollten.1243 Den Artikel über die Buße ließen sie bestehen, doch sollte keine Ohrenbeichte stattfinden. Den Artikel über die Einnahme des Abendmahls unter beiderlei Gestalt begrüßten sie sehr. Die Aufbewahrung des nicht verbrauchten Brotes und Weins sollte ohne besondere Zeremonien erfolgen, aber auch ohne damit leicht1239 1240 1241 1242 1243

ÖStA HHStA RK Religionsakten 22, fol. 29r–30v; DRTA j.R. 19,1 Nr. 53, S. 172. StAB GHAP 7993, fol. 41rv; Kraussold, S. 118; Schaupp, S. 355. StAB GHAP 7993, fol. 43r–90r. Vgl. auch Kraussold, S. 119; Schaupp, S. 355. StAB GHAP 7993, fol. 91r–103r. Gedruckt: Kraussold, Anhang III, S. 330–338. StAB GHAP 7993, fol. 111r–114v; Kraussold, S. 120; Schaupp, S. 355.

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fertig umzugehen. Privatmessen sollten nicht mehr gehalten werden. Auch sollte die Messe für kein Opfer gehalten werden, außer bei gleichzeitiger Kommunion, wozu sich mindestens neun Gläubige versammeln sollten. Die Heiligen sollten nicht mehr angerufen werden. Das Halten von Vesper, Complet und Messe auf Latein sei in Ordnung. Abschließend baten sie Markgraf Albrecht, ihre Antwort nicht so zu verstehen, daß sie ihm zuwider sein wollten, wenn es nicht gegen ihr Gewissen verstieße. Auch auf den Vorhalt Markgraf Albrechts, sie würden sich mit dieser Antwort die Ungnade Kaiser Karls zuziehen, blieben sie dabei.1244 Die Verbindlichkeit der Worte kaschierte die Ablehnung in der Sache nur notdürftig. Bemerkenswert ist, daß die Vertreter der Ritterschaft und der Landschaft als theologische Laien nicht nur – wie zu Beginn der reformatorischen Bewegung – die lautere und klare Predigt des Evangeliums forderten, sondern darüber hinaus Forderungen aufstellten, die ein tieferes theologisches Verständnis offenbarten, etwa hinsichtlich der Behandlung des nicht verbrauchten Brotes und Weins nach dem Abendmahl oder des Opfercharakters der Messe. Ungeachtet des Widerspruchs der Vertreter der Ritterschaft und der Landschaft sowie der Pfarrer erließ Markgraf Albrecht die Kirchenordnung trotzdem am 11. Januar 1549 unter Fortlassung der dogmatisch streitigen Artikel.1245 Er vermochte sie jedoch nicht durchzusetzen. Im Jahre 1550 berief Markgraf Albrecht seine Ritterschaft und Landschaft erneut auf den 12. Mai nach Kulmbach. Er wollte von ihnen die Übernahme der Zinsen seiner Schulden erreichen.1246 Die Ritterschaft sollte im ersten Jahr 10.000 fl geben, in den folgenden Jahren jeweils 5.000 fl, womit 100.000 fl Schulden verzinst werden könnten. Die Landschaft sollte im ersten Jahr den doppelten 100. Pfennig von ihrem Vermögen geben, in den beiden folgenden Jahren jeweils den einfachen und das Ungeld um zehn Jahre verlängern. Ferner sollten die Einkünfte der Hauptmannschaft Neustadt an der Aisch für die Hofhaltung, die der Hauptmannschaften Hof und Bayreuth für die Schuldentilgung und die der Hauptmannschaft Kulmbach für die Unterhaltung der Regierung und des Landes verwendet werden. Notfalls sollten einige Ämter verpfändet werden. Die Vertreter der Landschaft bewilligten Markgraf Albrecht auf dem Landtag die Erhebung des (einfachen) 100. Pfennigs von ihrem Vermögen für drei Jahre.1247 Von der Ritterschaft vermochte Markgraf Albrecht jedoch keine Zusage zu erhalten, da zu wenige Ritter erschienen waren.1248 Ein Ausschuß der Ritterschaft und der verordneten Räte empfahl Markgraf Albrecht, zur Eindämmung der Schulden für ein Jahr außer Landes zu gehen, um im Dienst eines Potentaten etwas zu verdienen, und sich 1244 1245 1246 1247 1248

StAB GHAP 7993, fol. 117r–119v; Kraussold, S. 120 f. Ebd., S. 124. StAB GHAP 7994, fol. 23r–24r; Schaupp, S. 363. StAB GHAP 7994, fol. 4r ff.; Schaupp, S. 364. Vgl. StAB GAB 4860, fol. 450r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

mit Kaiser Karl zu versöhnen.1249 Markgraf Albrecht erwiderte hierauf, er wisse nicht, wohin er gehen oder wie er ohne weitere Schulden seine Hofhaltung aufrechterhalten könne.1250 Er schlug vor, sich bei den Gläubigern um einen Zahlungsaufschub zu bemühen. Mit Kaiser Karl wolle er sich aussöhnen. Die Ritterschaft riet allerdings von Verhandlungen mit den Gläubigern ab.1251 Dies werde eher den Effekt haben, daß die Gläubiger ihre Kredite kündigten. Sie wollten selbst die Gläubiger um Aufschub bitten. Wenn Markgraf Albrecht im Land bleibe, solle die Hofhaltung auf das Allernötigste beschränkt werden. Ferner baten die Vertreter der Ritterschaft und der Landschaft Markgraf Albrecht, wenn er das Interim auf kaiserlichen Befehl aufrichten müsse, sie nicht zu binden, sondern ihnen das Gewissen frei zu lassen.1252 Markgraf Albrecht sagte ihnen daraufhin zu, falls Kaiser Karl auf dem bevorstehenden Reichstag auf der Einführung des Interims bestehe, sie nochmals zu laden. Infolge des mangelhaften Besuchs des Landtags vom 12.  Mai lud Markgraf Albrecht seine adeligen Lehnleute nochmals auf den 10. November nach Kulmbach.1253 Für den Fall des Nichterscheinens drohte er ihnen den Verlust ihrer Lehen an. Auf dem Landtag bewilligte die Ritterschaft daraufhin Markgraf Albrecht auch die Besteuerung ihrer Untertanen mit dem 100.  Pfennig für zwei Jahre.1254 Im Gegenzug versprach Markgraf Albrecht, den Beschwerden der Ritter abzuhelfen, unter anderem bei Eingriffen in Fällen, die nicht Hals oder Hand betrafen.

3. Ergebnisse Im Schmalkaldischen Krieg vertieften sich zunächst die Beziehungen der fränkischen Ritterschaft zu Kaiser Karl durch die Unterstützung, die die Ritterschaft ihm gewährte. Der Grund für die Unterstützung dürfte zunächst in der großen Autorität zu suchen sein, die Kaiser Karl nach wie vor bei der Ritterschaft genoß. Die Ritter sahen Kaiser Karl als ihren obersten Herrn an, dem sie vor allen anderen Herren zu dienen bereit waren. Nach der Schlacht von Mühlberg kam dann die Autorität des Siegers hinzu und die Erwartung der Ritterschaft, Kaiser Karl werde ihren Beschwerden abhelfen. Außerdem scheinen die Ritter Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen wegen der Neuerungen nicht wohlgesonnen gewesen zu sein, die sie ihrem Adel gegenüber vorgenommen hatten, namentlich Kurfürst Johann Friedrich gegenüber dem fränkischen Adel in der sächsischen Pflege Coburg. Inwieweit konfessionelle Überlegungen für die Entscheidung der Ritterschaft für Kaiser Karl eine Rolle spielten, ist nicht genau auszumachen. Fest steht lediglich, daß es eine 1249 1250 1251 1252 1253 1254

StAB GHAP 7994, fol. 15r–17v; Schaupp, S. 363. StAB GHAP 7994, fol. 19r; Schaupp, S. 363. StAB GHAP 7994, fol. 19r–21v; Schaupp, S. 363 f. StAB GHAP 7994, fol. 2r–3v; Kraussold, S. 125 f.; Schaupp, S. 364. StAB GAB 4860, fol. 450r; Schaupp, S. 369. Vgl. StAB GAB 4860, fol. 450v und 454r.

Die fränkische Ritterschaft im Schmalkaldischen Krieg

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starke Minderheit gab, namentlich im Ort Rhön/Werra, die sich aus konfessionellen Gründen auf die Seite der protestantischen Fürsten stellte. Gleichzeitig lockerten sich die Beziehungen Bischof Melchiors von Würzburg zu seiner Ritterschaft insofern, als sich erneut die vier Orte Rhön/Werra, Baunach, Steigerwald und Odenwald zwischen ihn und die Ritterschaft schoben. Geladen hatte er die Ritterschaft des Hochstifts, die sich dann jedoch nach den vier Orten Rhön/Werra, Baunach, Steigerwald und Odenwald formierte. Als Gegenleistung für ihre Unterstützung im Schmalkaldischen Krieg wünschte die fränkische Ritterschaft von Kaiser Karl die Abstellung all jener Beschwerden, die sie von den fränkischen Fürsten nicht hatte erlangen können, nämlich einen schleunigeren Austrag, die Erstreckung des Lehnerbrechts auf alle Verwandten, einen Leihezwang zugunsten der Ritterschaft, die Bestätigung ihres Rechts der freien Dienstnahme und der Abgabenfreiheit ihrer Güter, die Erhaltung der Klöster und Stifte und eine Art Ehrengerichtsbarkeit für den Adel. Dagegen wünschte die fränkische Ritterschaft keinen Umsturz der Reichsverfassung. Als Konsequenz aus dem Schmalkaldischen Krieg sollten lediglich die Lehns- und Dienstpflichten der Ritter um einen Treuevorbehalt zugunsten des Kaisers ergänzt werden. Allerdings wäre Kaiser Karl durch die Privilegierungen noch weiter in die Rolle eines Schutzherrn der fränkischen Ritterschaft hineingewachsen. Dieser Wunsch stand wohl auch hinter der Bitte, Kaiser Karl solle die Ritterschaft an sich ziehen. Die weitergehenden Pläne des Vermittlungsvorschlags aus dem Jahr 1546 sind dagegen – wie die Pläne aus der Zeit des Bauernkriegs – als Äußerung eines Einzelnen in einer Kriegssituation zu verstehen, in der verfassungsrechtlich vieles möglich schien. Sie wurden aber nicht ernsthaft diskutiert. Bezeichnenderweise blieb Kaiser Karl aber den Wünschen der Ritterschaft gegenüber zurückhaltend. Er wollte wohl nicht ohne weiteres in die Rechte der Fürsten, die ihn im Schmalkaldischen Krieg unterstützt hatten, insbesondere Markgraf Albrechts von Brandenburg-Kulmbach und Bischof Melchiors von Würzburg, eingreifen und forderte die Ritter daher zunächst auf, entsprechende Privilegien beizubringen, die ihre Rechtsauffassung belegten. In dieselbe Richtung deutet es, daß Kaiser Karl die schwäbische, nicht aber die fränkische Ritterschaft in ein neues Bündnis mit den Reichsständen einbeziehen wollte.1255 In Schwaben waren Grafen, Herren und Ritter traditionell mit Fürsten und Reichsstädten im Schwäbischen Bund verbündet gewesen. In Franken hatten sich insbesondere die Bischöfe von Würzburg und Bamberg immer gegen ein solches Bündnis mit der Ritterschaft gewehrt. Auf der anderen Seite traf die Durchführung des Interims, an dem Kaiser Karl viel gelegen war, bei denjenigen fränkischen Adeligen, die der Reformation anhingen, auf erheblichen Widerstand. Erst nach längerem Zögern und unter Betonung zweier Kernpunkte ihres Bekenntnisses sagten sie zu, das Interim einhalten zu wollen. Noch deutlicher war die Ablehnung in der Ritterschaft des Fürstentums Kulmbach. Das Wichtigste war für die Adeligen – in bemerkenswerter Kontinuität zu den ersten Äußerungen des Würzburger und des Bamberger Adels zur Lehre Luthers in den Jahren 1255 Press, Entstehung, S. 58–61.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

1523 und 1524 – die lautere und klare Predigt des Evangeliums ohne menschliche Zusätze und die Einnahme des Abendmahls unter beiderlei Gestalt. Aber auch die Wiedereinführung der Ohrenbeichte, des Meßopfers und der Anrufung der Heiligen lehnten sie ab. Lediglich Äußerlichkeiten wie die Wiederherstellung des lateinischen Meßkanons und der kirchlichen Feiertage waren sie bereit hinzunehmen. Die evangelische Theologie hatte in den rund 30 Jahren der Reformation so tiefe Wurzeln bei ihnen geschlagen, daß sie selbst gegen das Gebot Kaiser Karls und den Druck Markgraf Albrechts an ihr festhielten.

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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XIV. Der Markgrafenkrieg und seine Folgen 1. Die Ritterschaft im Markgrafenkrieg Zur Fortsetzung des Konzils sollte sich auch der Würzburger Bischof Melchior Zobel von Giebelstadt in Trient einfinden. Wegen seiner voraussichtlich längeren Abwesenheit berief er eine Reihe von Grafen, Herren und Rittern des Hochstifts auf den 4. August 1551 nach Würzburg, und zwar aus den 6 Orten der fränkischen Ritterschaft je drei bis fünf Ritter sowie eine Reihe lehnspflichtiger Grafen und Herren.1256 Einige der Geladenen entschuldigten sich mit manigfachen Geschäften, wobei sie betonten, daß sie als Lehnsmannen gekommen wären.1257 Die übrigen erklärten, Leib und Gut zum Hochstift setzen zu wollen, aber für die anderen Ritter nichts zusagen zu können,1258 und schrieben einen Rittertag nach Schweinfurt auf den 13. September aus, um diese von dem Anbringen Bischof Melchiors zu unterrichten.1259 Bischof Melchior schickte daraufhin eine Gesandtschaft bestehend aus dem Domherrn Daniel Stiebar, dem Marschall Valentin von Münster und den Räten Georg Ludwig von Seinsheim und Hans Zobel von Giebelstadt auf den Rittertag.1260 Auf deren Anzeige von der beabsichtigten Reise Bischof Melchiors zum Konzil und die Werbung, über Maßnahmen zur Bewahrung des Hochstifts zu verhandeln, wünschten die Ritter Bischof Melchior zunächst Glück für das Konzil.1261 Außerdem wünschten sie über ihre Beschwerden gegen ihn zu verhandeln. Die Gesandten antworteten, hierfür nicht bevollmächtigt zu sein, sondern nur ihren Rat bezüglich der Bewahrung des Hochstifts einholen zu sollen. Auf die Bitte der Ritter, ihnen die diesbezüglichen Vorstellungen Bischof Melchiors mitzuteilen, trugen sie vor, die Ritterschaft möge sechs Personen benennen, eine aus jedem Ort, die von den Statthaltern und Räten während der Zeit der Abwesenheit Bischof Melchiors im Falle der Not geladen werden könnten.1262 Die Ritter hingegen wünschten, ihre Vertrauenspersonen in den täglichen Rat des Bischofs zu entsenden. Dies lehnten die Gesandten ab, weil es nicht notwendig sei und den Anschein erwecken könne, als traue Bischof Melchior seinen eigenen Räten nicht. Außerdem wünschten die Ritter, über die Aufrichtung einer Polizeiordnung zu verhandeln. Bischof Melchior ließ hierauf antworten, die Ritter möchten Gesandte nach Würzburg schicken, um über die Beschwerden zu verhandeln.1263 In ihrer schriftlichen Antwort auf die Werbung Bischof Melchiors wünschten die Ritter dann wenig1256 1257 1258 1259 1260 1261 1262 1263

StAW Stdb 950, fol. 170r–175r. Vgl. ebd., fol. 177rv, 179rv. Vgl. ebd., fol. 194r. HStAMar 109, 200I (unfol.). StAW Stdb 950, fol. 190r–191r. Ebd., fol. 197rv. Ebd., fol. 190r–191r. Ebd., fol. 199r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

stens die Aufrichtung eines Stillstands betreffend der Religion.1264 Wenn das geschehe, wollten sie Gut und Blut zum Hochstift setzen. Von demselben Rittertag aus richtete die fränkische Ritterschaft eine Werbung an Kurfürst Friedrich von der Pfalz mit der Bitte um Rückgabe von Schloß und Flecken Boxberg an Albrecht von Rosenberg, den Erben Thomas’ von Rosenberg, dem das Schloß auf dem Feldzug 1523 durch den Schwäbischen Bund abgenommen und von diesem an Kurfürst Ludwig von der Pfalz, den Bruder und Vorgänger Kurfürst Friedrichs, verkauft worden war.1265 Die Besorgnisse Bischof Melchiors um das Hochstift beruhten nicht zuletzt auf der trotz des Sieges Kaiser Karls über den Schmalkaldischen Bund weiterhin angespannten Situation zwischen den Konfessionsparteien.1266 Erst am 9. November 1551 nahm der neue Kurfürst Moritz von Sachsen das weiterhin opponierende Magdeburg für Kaiser Karl ein. Einige Fähnlein Landsknechte, die Magdeburg belagert hatten und von denen niemand genau wußte, in wessen Dienst sie standen, fielen danach über den Harz hinweg in Thüringen ein, wobei sie Halberstadt, Quedlinburg und die Grafen von Stolberg, von Hanstein und von Schwarzburg brandschatzten.1267 Bischof Melchior bot daraufhin seine Grafen, Herren und Ritter für den 30. November nach Königshofen im Grabfeld auf.1268 In Wahrheit gehörten die Landsknechte zu den Truppen des Kurfürsten Moritz von Sachsen, der sich an die Spitze eines Bündnisses norddeutscher Fürsten zur Erhaltung des Augsburger Bekenntnisses gesetzt hatte. Anfang März 1552 versammelten sich seine Truppen bei Schmalkalden.1269 Auch Landgraf Wilhelm von Hessen und Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach rüsteten sich. Bischof Melchior berief daraufhin die Lehnleute des Hochstifts auf den 11. März nach Würzburg.1270 Diese beabsichtigten, eine Gesandtschaft an die Kriegsfürsten in Schmalkalden zu schicken und sie zu bitten, das Hochstift von einem Durchzug ihrer Truppen zu verschonen.1271 Wenn die Kriegsfürsten eine Erklärung begehrten, daß sie weder Kaiser Karl noch sonst jemandem gegen die Kriegsfürsten helfen würden, sollten die Gesandten erklären, sie hätten keinen Unwillen gegen die Kriegsfürsten, müßten aber ihren Lehnspflichten nachkommen.1272 Falls die Kriegsfürsten auf ihrer Forderung beharrten, sollten die Gesandten sich darauf zurückziehen, sie seien zu wenige, um eine verbindliche Erklärung abzugeben. Außerdem sollten die Gesandten um Fürsprache bei Markgraf 1264 1265 1266 1267 1268 1269 1270 1271 1272

Ebd., fol. 200r–202v. Ebd., fol. 204r–205r; Press, Rosenberg, S. 7–16. Vgl. zum folgenden Bauer, S. 314–327. Vgl. StAW Stdb 950, fol. 208rv. StAW Misc 616I. Bauer, S. 326. Vgl. StAW Misc 616II. StAW Hist 247, Dok. e (Konzept eines Schreibens vom 11. März); Bauer, S. 326. StAW Hist 247, Dok. k (undat. Memorial).

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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Albrecht bitten, der einen Unwillen gegen einige Adelige hegen solle. Es ist jedoch nicht überliefert, ob die Gesandtschaft durchgeführt wurde, da sich die Kriegsfürsten zu diesem Zeitpunkt nicht in Schmalkalden aufhielten. Außerdem schickten die Lehnleute eine Gesandtschaft an Markgraf Albrecht.1273 Die Gesandten sollten Markgraf Albrecht erläutern, Bischof Melchior habe seine Lehnleute (im November 1551) wegen des magdeburgischen Kriegsvolks einberufen.1274 Nachdem sich dieses zerstreut habe, habe er seine Lehnleute beurlaubt. Nun höre er, Markgraf Albrecht rüste gegen das Hochstift. Sie glaubten dies nicht, da Markgraf Albrecht ein Liebhaber des Adels sei und das Hochstift ein Spital des Adels. Markgraf Albrecht möge ihnen den Grund seiner Rüstungen mitteilen. Außerdem möge er seine Werbungen einstellen oder zumindest den Kriegszug ohne Beschwerung für den Adel oder das Hochstift durchführen. Markgraf Albrecht antwortete den Gesandten, er könne ihnen ohne seine Verbündeten keine verbindliche Antwort geben.1275 Sie sollten in acht Tagen erneut eine Gesandtschaft nach Schweinfurt schicken. Ob die Gesandtschaft zustande kam, ist indessen ungewiß. Inzwischen war der sächsische Oberst Hans von Heideck am 19. März 1552 mit 1.000 Reitern und 19 Fähnlein Landsknechten von Meiningen aus in das Hochstift Würzburg eingerückt.1276 Bischof Melchior und das Domkapitel schlossen daraufhin am 26. März mit Landgraf Wilhelm von Hessen einen Vertrag, demzufolge Landgraf Wilhelm und seine Verbündeten sich verpflichteten, Land und Leute zu schonen, und Bischof Melchior im Gegenzug, sich den Kriegsfürsten nicht zu widersetzen, ihren Feinden keinen Beistand zu leisten und 60.000 fl zu bezahlen.1277 Das sächsische und hessische Kriegsvolk zog daraufhin durch das Hochstift weiter nach Augsburg.1278 Markgraf Albrecht war dem Vertrag vom 26. März nicht beigetreten.1279 Er trennte sich bald darauf von den Kriegsfürsten und führte seinen eigenen Krieg gegen die Reichsstadt Nürnberg und die Bischöfe Weigand von Bamberg und Melchior von Würzburg. Ab dem 11. Mai belagerte er die Reichsstadt Nürnberg.1280 Am 13. Mai eroberte und plünderte er die Stadt Forchheim.1281 Ferner erpreßte er in zwei Verträgen am 19. und 21. Mai von Bischof Weigand die Abtretung von 20 Ämtern des Hochstifts Bamberg, eine Kontribution von 50.000 fl und die Übernahme von Schulden in Höhe von 30.000 fl,1282 von Bischof Melchior die Zahlung von 220.000 fl, die Über1273 1274 1275 1276 1277 1278 1279 1280 1281 1282

Ebd., Dok. a und b (Schreiben vom 13. und 14. März); Bauer, S. 326 f. StAW Hist 247 (undat. Instruktion). Ebd., Dok. c und f (Instruktion für eine abermalige Werbung); Bauer, S. 327. StAB HStB Neuverz. Akten 1476 (Schreiben Bischof Melchiors an Bischof Weigand vom 21. März); Bauer, S. 327–329. Vgl. Druffel Nr. 1163, S. 365 f. sowie StAB B 28, 3, fol. 86v. Bauer, S. 332. Ebd., S. 331. Bericht, S. 507 f. Zeitlos, S. 332–334; Bericht, S. 508. StAB A 85 Lade 347, Nr. 1605; Hortleder, S. 1339 f.; Zeitlos, S. 334.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

nahme von Schulden in Höhe von 350.000 fl und den Verzicht auf den Erbschutz über das Kloster Ebrach1283 und in einem weiteren Vertrag am 19. Juni 200.000 fl von der Reichsstadt Nürnberg.1284 Danach zog er weiter über Ochsenfurt nach Frankfurt am Main und in die Erzstifte Mainz, Trier und Köln.1285 Am 30. April hatte Markgraf Albrecht die fränkischen Grafen und die Ritterschaft der 6 Orte von Nördlingen aus aufgefordert, am 23. Mai nach Schweinfurt zu kommen und sich zu erklären, ob sie für oder gegen die verbündeten Kriegsfürsten sein wollten.1286 Vermutlich forderte Markgraf Albrecht in Schweinfurt die Ritterschaft auf, sich ihm und den Kriegsfürsten anzuschließen. Unter dem 23. Juni schrieb ihm die Ritterschaft Lands zu Franken jedoch, sie habe Kaiser Karl im Jahre 1546 einen Reiterdienst gegen seine Feinde bewilligt und könne sich daher nicht gegen Kaiser Karl gebrauchen lassen.1287 Im übrigen habe er sich inzwischen mit ihren Lehnherren verglichen. Sie boten ihm ihre Neutralität an. Bischof Melchior lud am 13.  Juni Grafen, Herren und Ritterschaft des Hochstifts für den 24.  Juni nach Würzburg, um darüber zu beraten, wie er den Vertrag vom 21. Mai erfüllen könne.1288 Von den 367 Geladenen erschienen 73 Adelige.1289 Bischof Melchior forderte sie auf, ihre Hintersassen ebenfalls die Steuer geben zu lassen, die er am 21. Juni auf die Untertanen des Hochstifts ausgeschrieben hatte. Demnach sollte jedermann von einem Gulden Vermögen zwei Pfennige geben, Krämer und Höcker von ihrem gewerblichen Vermögen vier Pfennige je Gulden und Hintersassen ohne Vermögen einen halben Ort (1/8 Gulden).1290 15  Adelige aus dem Ort Steigerwald sagten daraufhin zu, gegen Erteilung eines entsprechenden Reverses eine Summe von ihren Hintersassen geben zu wollen, obwohl sie hierzu nicht verpflichtet seien.1291 54 Adelige aus den Orten Rhön/Werra, Baunach und Odenwald bewilligten die Erhebung der Steuer, obwohl sie sich ihre Lehen bereits durch ihren Kriegsdienst verdient hätten.1292 Insgesamt sollen ca. 80 Adelige die Steuer bewilligt haben.1293 Am 5. Juli forderte Bischof Melchior auch die übrigen Adeligen des Hochstifts auf, ihre Untertanen die Steuer bezahlen zu lassen, damit der Vertrag mit Markgraf Albrecht vollzogen und weiteres Unheil vom Hochstift abgewandt werden könne.1294 Schließlich 1283 1284 1285 1286 1287 1288 1289 1290 1291 1292 1293 1294

StAW WU 2/3; StAB A 160, Lade 582, Nr. 2706; Hortleder, S. 1352 f. Ebd., S. 1719–1723. Zeitlos, S. 335; Bericht, S. 512–514. BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 37; Hortleder, S. 1303. ThStAMgn GHA II 217, fol. 2r–3r; StAB HStB Neuverz. Akten 3684 (unfol.). StAW Misc 526 (unfol.); Bauer, S. 517 f. Vgl. StAW Stdb 897, fol. 221r–238v und  261rv. StAW Misc 526 (unfol.); Hist 444 (unfol.); Schneidt 2, 5 Nr. 52, S. 886–892. StAW Stdb 897, fol. 263r. Ebd., fol. 257r, 264r–265r, 271r–272r und 279r–280r. Vgl. ebd., fol. 221r–255r. StAW Misc 526 (unfol.).

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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übersandte er den 6 Orten unter dem 29. Juli einen Revers, daß die Besteuerung der Untertanen, die dem Hochstift sonst keine Steuer schuldeten, freiwillig erfolge und den Rechten und Freiheiten der Ritterschaft unschädlich sei.1295 Ob die Steuer tatsächlich von den Untertanen der Ritter eingezogen wurde, ist ungewiß. Denn im August hob Kaiser Karl die durch Markgraf Albrecht erpreßten Verträge auf,1296 nachdem er durch den Abschluß des Passauer Vertrags mit den Kriegsfürsten am 2. August, der im wesentlichen den Status quo der Konfessionen garantierte, seinen Handlungsspielraum zurückgewonnen hatte. Am 12. September gebot er den Ständen des fränkischen Kreises, sich zur Erhaltung des Friedens mit den Nachbarn gegen Markgraf Albrecht zu vereinigen.1297 Daraufhin schlossen die Bischöfe Weigand von Bamberg, Melchior von Würzburg und Moritz von Eichstätt und die Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg und Windsheim am 13. Oktober ein Bündnis zu gegenseitiger Hilfe bei Angriffen.1298 Kaiser Karl baten sie um Mandate an den rheinischen, den bayerischen und den schwäbischen Reichskreis sowie an die Ritterschaft in Franken und in Schwaben, ihnen im Notfall zu helfen. Unter dem 9. November übersandte ihnen Kaiser Karl die gewünschten Mandate,1299 die sie unter anderem an die fränkische Ritterschaft weiterleiteten.1300 Inzwischen hatte Bischof Weigand von Bamberg die ihm abgenötigten Städte, Schlösser und Flecken seines Hochstifts im August und September mit Hilfe Bischof Melchiors und der Reichsstadt Nürnberg wieder eingenommen.1301 Um die Kosten der Rückeroberung bezahlen zu können, bat er die Ritterschaft seines Hochstifts auf einem Tag am 20.  Oktober, ihre Untertanen ebenfalls zu einer Steuer beitragen zu lassen, wie sie die Ritterschaft des Hochstifts Würzburg bewilligt habe.1302 Hans von Rotenhan antwortete hierauf für die anwesenden Ritter, sie empfänden Mitleid mit Bischof Weigand wegen des Überzugs durch Markgraf Albrecht und wegen des Vertrags und wollten sich an die Kassation des Vertrags und die Mandate Kaiser Karls halten.1303 Auf die Bewilligung einer Steuer wollten sie sich jedoch nicht einlassen. Bischof Melchior habe Unkosten für Reisige und Knechte, schulde Landgraf Wilhelm von Hessen eine große Summe und Markgraf Albrecht 220.000 und 350.000 fl. Deshalb habe ein Teil der Ritterschaft des Hochstifts Würzburg die Steuer bewilligt, viele aber auch nicht. Die Ritterschaft auf dem Gebirge habe nicht so große und so viele 1295 1296 1297 1298 1299 1300

StAW Stdb 897, fol. 266r; Hist 444 (unfol.). Hortleder, S. 1371–1373, 1390 f. und 1477 f.; Zeitlos, S. 335. Hortleder, S. 1376 f.; Zeitlos, S. 335. Hartung, Fränkischer Kreis, Nr. 91, S. 379–381. Hortleder, S. 1093. StAB HStB Neuverz. Akten 1670 (Schreiben der fränkischen Einungsverwandten vom 16. Dezember 1552). 1301 Zeitlos, S. 336; Bericht, S. 515; Baader, Krieg (1870), S. 93. 1302 StAB B 28, 4, fol. 75r–77v. 1303 StAB B 28, 3, fol. 85r–87r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Güter wie die Ritterschaft in Franken. Ihre Hintersassen seien bereits mit der Hilfe für die Ritter belastet. Bischof Weigand möge sich daher mit dem Kriegsdienst der Ritterschaft begnügen. Bischof Weigand bot den Rittern daraufhin einen Revers an, daß die Steuerbewilligung ihren Rechten und Freiheiten unschädlich sein solle.1304 Ferner hielt er ihnen entgegen, er habe ebenfalls Unkosten für Reisige gehabt und 50.000 fl an Markgraf Albrecht zahlen müssen. Die Ritter sollten ihre in der Obrigkeit des Hochstifts gesessenen Hintersassen die Steuer bezahlen lassen, damit die Gleichheit mit den Hintersassen der Prälaten und anderer gewahrt werde. Die Ritter antworteten hierauf, sie wollten ihr Gut und Blut zum Hochstift setzen.1305 Sie hätten Knechte und Pferde geschickt, das sei ihr Gut. Auch Bischof Melchior schrieb einen Landtag auf den 22. November nach Würzburg aus.1306 Er ließ den erschienenen 40 Adeligen1307 vortragen, Kurfürst Moritz von Sachsen und die anderen Kriegsfürsten hätten sich mit Kaiser Karl vertragen, so daß zu hoffen sei, daß der Vertrag vom 21. Mai wirkungslos bleiben werde.1308 Indessen sei die Gefahr für das Hochstift noch nicht vorüber. Ferner begehre Kaiser Karl, daß er, Bischof Melchior, sich mit den Nachbarn zum Erhalt des Landfriedens und gegen einen möglichen Krieg, Aufruhr oder anderes vereinige. Die Ritterschaft solle ihm raten, wie er sich verhalten solle, und ihm deshalb einen Ausschuß von sechs, sieben oder acht Rittern mit Vollmachten beiordnen. Da auf dem Landtag nur so wenige Adelige erschienen waren, schickte Bischof Melchior je vier Vertraute an die Ritterschaft in den Orten Baunach, Rhön/Werra, Steigerwald und Odenwald.1309 Sie sollten die Ritterschaft ihres Orts laden und je zwei Ritter wählen, die nicht in fremden Diensten standen, und diese bevollmächtigen, Bischof Melchior zu helfen, zu ratschlagen und zu beschließen, was dem Hochstift, Land und Leuten nützlich und gut sei. Wenn die Räte der Meinung waren, eine Sache sei zu schwer für sie, sollten sie sie an alle Ritter gelangen lassen. Die Ritterschaft setzte daraufhin einen Tag für den 2.  Januar 1553 in Schweinfurt an.1310 Der Tag war jedoch schlecht besucht, so daß die drei Orte Rhön/Werra, Baunach und Steigerwald einen weiteren Tag für den 20. Februar nach Schweinfurt ausschrieben.1311 Unterdessen nahmen die Räte Markgraf Albrechts die bambergischen Ämter Kupferberg, Hollfeld, Vilseck, Pottenstein, Veldenstein und Herzogenaurach 1304 1305 1306 1307 1308 1309 1310 1311

Ebd., fol. 88rv. Ebd., fol. 89r. StAW Stdb 950, fol. 211r; Bauer, S. 518. StAW Stdb 950, fol. 212rv. Ebd., fol. 243r–245v. Ebd., fol. 238r–242r; Bauer, S. 518 f. StAW Stdb 950, fol. 247r; Bauer, S. 519. StAW Stdb 950, fol. 258rv.

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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wieder ein.1312 Den in Schweinfurt versammelten Rittern schrieb Markgraf Albrecht, er habe einen Vertrag mit Kaiser Karl geschlossen, demzufolge die Bischöfe ihm die Verträge vom 19. und 21. Mai 1552 halten sollten.1313 Tatsächlich war Markgraf Albrecht bereits am 24. Oktober 1552 wieder in den Dienst Kaiser Karls getreten und hatte einen entsprechenden Vertrag mit ihm abgeschlossen.1314 Die Bischöfe wollten die Verträge nicht einhalten, aber einige Adelige seien bei deren Abschluß dabeigewesen und hätten bei ihrer adeligen Treue zugesagt, daß kein geheimer Vorbehalt dabei bestehe. Er habe fast all sein Vermögen zur Ablösung des Kriegsvolks aufwenden müssen. Sie sollten daher die Bischöfe bewegen, die Verträge zu erfüllen, um Schlimmeres zu verhüten. Bischof Weigand ließ hingegen vortragen, er habe die Ritterschaft im Jahre 1552 schon einmal geladen, als die Kriegsfürsten eine Erklärung von ihm gefordert hätten.1315 Er habe damals befunden, daß die Kriegsfürsten gegen Kaiser Karl und König Ferdinand handelten und sie daher auf Anraten des Domkapitels und der Ritterschaft abschlägig beschieden. Daraufhin sei er von Markgraf Albrecht überzogen und ihm seine Pflegen, Ämter, Schlösser, Städte, Kellereien, Flecken und Ritter abgenommen worden, und das nur, weil er sich zu Kaiser Karl gehalten habe. Als Kaiser Karl das gehört habe, habe er den Vertrag kassiert, woran sich Markgraf Albrecht aber nicht halte. Das Hochstift sei von den heiligen Heinrich und Kunigunde gegründet worden und von jeher ein Fürstentum des Reichs und ein Aufenthalt des Adels gewesen. Sie sollten sich daher nicht gegen das Hochstift anwerben lassen, sondern beim Hochstift und beim Landfrieden bleiben. Bischof Melchior ließ vortragen, er sei gewillt gewesen, die Verträge zu erfüllen, und hätte bereits die Gläubiger Markgraf Albrechts geladen, doch sei ihm und den Gläubigern dies dann von Kaiser Karl verboten worden.1316 Von einem kaiserlichen Mandat für Markgraf Albrecht, daß der Vertrag noch gültig sei, wisse er nichts. Auch habe er Kurfürst Friedrich von der Pfalz und die Herzöge Wilhelm von Bayern, Wilhelm von Jülich und Christoph von Württemberg um Vermittlung gebeten. Was die erkennen würden, wolle er vollziehen. Die in Schweinfurt versammelten Ritter schrieben daraufhin an Markgraf Albrecht, sie hätten gehofft, daß die Verträge gehalten würden.1317 Dem stünde aber das Mandat Kaiser Karls entgegen. Dem Hochstift Bamberg möge er sich gnädig erweisen, da es ein Spital des Adels sei. Was das kaiserliche Mandat betreffe, hofften sie, Kaiser Karl werde sie bei ihren Freiheiten und altem Herkommen belassen. Wenn einer ihrer Lehnsfürsten wider Recht überzogen würde, würden sie sich gebührend zu verhalten wissen. Was die Reichsstädte Nürnberg, Windsheim und Rothenburg an1312 1313 1314 1315 1316 1317

Bericht, S. 520 mit Anm. 1. StAW Stdb 950, fol. 262r–263r. Hortleder, S. 1343 f. StAW Stdb 950, fol. 267r–271r. Ebd., fol. 276r–277r. Ebd., fol. 280r–281r; Bauer, S. 519 f.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

gehe, hätten diese sich gegen sie und ihre Vorfahren nicht so verhalten, daß man ihnen viel zu Dienst reiten solle. Andererseits seien sie als freie, nur dem Kaiser unterworfene Ritterschaft nicht gewillt, sich in die Verträge und Händel Markgraf Albrechts einzumischen. Diejenigen, die in Schweinfurt mit ihm verhandelt hätten, würden sich ihrer Pflicht nach zu verhalten wissen. Bischof Weigand antworteten sie, sie empfänden Mitleid mit ihm, da aber bereits Kurfürst Friedrich und die Herzöge Wilhelm von Bayern, Wilhelm von Jülich und Christoph von Württemberg in dieser Sache unterhandelten, möge er nichts unversucht lassen, um den Frieden zu erhalten.1318 Sie wollten eine entsprechende Bittschrift an Markgraf Albrecht schicken. Wegen seiner Werbung, sich nicht gegen das Hochstift gebrauchen zu lassen, werde sich jeder nach seiner Verwandnis verhalten. Die in Wimpfen und Heidelberg von Pfalzgraf Ottheinrich, dem Neffen Kurfürst Friedrichs, den Herzögen Wilhelm von Bayern und Christoph von Württemberg und den Räten des Herzogs Wilhelm von Jülich vom 9. bis zum 19. März 1553 geführten Ausgleichsverhandlungen zwischen Markgraf Albrecht und den Bischöfen Weigand von Bamberg und Melchior von Würzburg blieben ohne Ergebnis.1319 Daraufhin fiel Markgraf Albrecht erneut in das Hochstift Bamberg ein. Am 11. April schlug er ein Kontingent von 400  Pferden und sechs Fähnlein Fußknechten bei Pommersfelden, das Bischof Melchior Bischof Weigand zu Hilfe geschickt hatte.1320 Danach nahm er am 16. April Bamberg ein1321 und verwüstete anschließend das Hochstift.1322 Am 23. Mai besetzte er die Reichsstadt Schweinfurt.1323 Die Ritterschaft Lands zu Franken schickte derweil von einem Tag in Würzburg am 30. April aus eine Gesandtschaft an Markgraf Albrecht und bat um einen Waffenstillstand bis zu einem weiteren Vermittlungstag in Frankfurt am Main, den Kaiser Karl für den 16. Mai anberaumt hatte,1324 oder zumindest bis zu einer weiteren Unterhandlung durch die Kurfürsten und Fürsten des Heidelberger Bundes.1325 Eine Zusammenkunft kam jedoch nicht zustande. Markgraf Albrecht warf den Rittern daraufhin vor, ihn hinzuhalten und darauf zu warten, daß Herzog Heinrich von Braunschweig ihn aus dem Land vertreibe.1326 Bevor das geschehe, wolle er aber das Land verwüsten, so daß Herzog Heinrich nichts mehr vorfinde. Die Bischöfe Weigand von Bamberg und Melchior von Würzburg und die Reichsstadt Nürnberg hatten nämlich inzwischen Kurfürst Moritz von Sachsen und Herzog Heinrich von Braunschweig gegen 1318 1319 1320 1321 1322 1323 1324 1325 1326

StAW Stdb 950, fol. 273r–274r. Druffel/Brandi Nr. 74, S. 69–71; Baader, Krieg (1870), S. 132–135; Zeitlos, S. 341 f. Baader, Krieg (1870), S. 146 f.; Bericht, S. 526–528; Zeitlos, S. 344. Ebd., S. 347–351; Bericht, S. 529–531. Ebd., S. 537 und 540 f.; Baader, Krieg (1870), S. 147–149. Ebd., S. 157; Bericht, S. 537. Hortleder, S. 1359 f. StAW Hist 247 (unfol.); Bauer, S. 520. StAW Stdb 950, fol. 285r–286r.

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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Markgraf Albrecht zu Hilfe gerufen.1327 Kurfürst Moritz sollte drei Geschwader Reiter und zehn Fähnlein Fußknechte und Herzog Heinrich 3.000 Reiter und ebenfalls zehn Fähnlein Fußknechte aufbringen und den fränkischen Einungsverwandten zu Hilfe schicken. Ferner schrieben einige braunschweigische Edelleute aus dem Lager Markgraf Albrechts an die fränkischen Ritter über die Untaten Herzog Heinrichs, der sie vertrieben habe.1328 Die Ritterschaft Lands zu Franken wandte sich daraufhin von einem weiteren Tag in Würzburg am 27.  Mai aus an die kaiserlichen Kommissare in Frankfurt.1329 Sie seien dem Mandat, den Hochstiften Bamberg und Würzburg zu helfen, aus Gehorsam gegenüber Kaiser Karl und ihren Lehns- und Dienstpflichten gegenüber den Hochstiften nachgekommen und würden deshalb nun von Markgraf Albrecht mit Brand und Brandschatzungen überzogen. Dies werde zum Verderben des fränkischen Adels und zum Ende des freiwilligen Reiterdienstes führen. Kaiser Karl solle deshalb Markgraf Albrecht, der in seinen Diensten stehe, veranlassen, hiervon abzustehen. Den braunschweigischen Edelleuten schrieben sie, sie müßten sich an das Mandat Kaiser Karls halten und ihren Pflichten gemäß verhalten.1330 Sie wollten sich aber mit niemandem verbünden, der gegen sie, die braunschweigischen Edelleute, sei, und baten sie, von ihrem weiteren Fortfahren abzustehen. Anfang Juni zog Herzog Philipp Magnus von Braunschweig, der Sohn Herzog Heinrichs, mit den braunschweigischen und sächsischen Truppen nach Franken.1331 Markgraf Albrecht verließ daraufhin am 5.  Juni Bamberg und zog sich nach Thüringen zurück.1332 Ab dem 10.  Juni belagerte Herzog Philipp Magnus mit braunschweigischen und würzburgischen Truppen – 19 Fähnlein Fußknechte und 3.046 Reiter – die Reichsstadt Schweinfurt, die von Truppen Markgraf Albrechts verteidigt wurde.1333 Der sächsische Oberst Hans von Heideck eroberte derweil mit zehn Fähnlein Fußknechten und 1.132 Reitern das Fürstentum Kulmbach.1334 Markgraf Albrecht war inzwischen nach Norden gezogen, um Herzog Heinrich von Braunschweig in seinem Land anzugreifen. Am 9. Juli wurde er jedoch von Kurfürst Moritz und Herzog Heinrich bei Sievershausen, einem Dorf zwischen Hannover und Braunschweig, geschlagen.1335 Kurfürst Moritz wurde in der Schlacht tödlich verwundet und starb zwei Tage später. Am 12.  September schlug Herzog Heinrich 1327 1328 1329 1330 1331 1332 1333 1334

Baader, Krieg (1870), S. 145. StAW Stdb 950, fol. 288rv; StAB HStB Neuverz. Akten 1844, Dok. 57. StAW Stdb 950, fol. 283r–284r; StAB HStB Neuverz. Akten 1844, Dok. 55 f.; Bauer, S. 520 f. StAW Stdb 950, fol. 190r. Baader, Krieg (1870), S. 158. Zeitlos, S. 398 f.; Bericht, S. 543 f. Baader, Krieg (1870), S. 162 f.; Bericht, S. 545. Baader, Krieg (1870), S. 163 f., 192–206 und (1871), S. 1–10 und 23–32; Bericht, S. 546, 550 f. und 565 f. 1335 Baader, Krieg (1870), S. 172–182; Bericht, S. 548 f.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Markgraf Albrecht erneut bei Plechenstadt bei Braunschweig.1336 Beide Niederlagen konnten jedoch Markgraf Albrecht nicht endgültig besiegen. Im Oktober erschien er erneut in Franken und nahm die Städte Hof und Steinach und das Amt Kupferberg wieder ein.1337 Burggraf Heinrich von Meißen griff daher Ende Oktober erneut die nach wie vor von Truppen Markgraf Albrechts besetzten Städte Haßfurt, Lichtenfels und Bayreuth an, Herzog Heinrich von Braunschweig Kulmbach und die Plassenburg und Haug von Parsberg die Reichsstadt Schweinfurt. Einige in Kitzingen versammelte Grafen, Herren und Ritter schickten deshalb am 29. Oktober eine Gesandtschaft an Bischof Melchior und das Domkapitel nach Würzburg.1338 Bislang sei aus der Uneinigkeit der Fürsten nur Brennen und Blutvergießen entstanden. Sie sollten deshalb alles tun, um Friede und Einigkeit wiederherzustellen und das Verderben des Landes zu verhindern. Die Ritterschaft wolle alles hierfür tun, was in ihrem Vermögen stehe. Außerdem sollte Bischof Melchior die Plünderungen durch seine eigenen Truppen abstellen. Bischof Melchior und das Domkapitel antworteten hierauf, sie hätten nie etwas anderes gesucht als Frieden und Einigkeit.1339 Wodurch aber der Krieg entstanden sei, sei landkundig. Bischof Melchior habe sich immer, insbesondere in Heidelberg und Frankfurt, um eine gütliche Beilegung bemüht. Kurfürsten und Fürsten bemühten sich derzeit erneut um eine Vermittlung. Ein Problem bilde jedoch die Restitution der markgräflichen Städte und Flecken, die die fränkischen Einungsverwandten eingenommen hätten und die sie nicht ohne Zustimmung Kaiser Karls, Herzog Heinrichs von Braunschweig und Burggraf Heinrichs von Meißen wieder herausgeben könnten. Die Beschwerung der armen Leute durch das Kriegsvolk sei ihm selbst zuwider. Er habe deshalb seinen Truppen geschrieben und ihnen ernsthaft verboten, die eigenen Untertanen zu plündern. Dies habe aber nicht gefruchtet. Die Gesandten antworteten hierauf, sie wollten den Vermittlungsbemühungen der Kurfürsten nicht vorgreifen, aber diese fördern, indem sie die Antwort Bischof Melchiors an Markgraf Albrecht weiterleiteten.1340 Je länger der Krieg dauerte, desto größer wurden die Probleme der Bischöfe, die von ihnen angeworbenen Truppen zu bezahlen. Bischof Melchior berief daher die Prälaten, Grafen, Herren und die Ritterschaft, soweit sie Lehnleute des Hochstifts waren, zu Beratungen auf den 4. Dezember nach Würzburg.1341 Er sei von Markgraf Albrecht im Jahre 1552 unverschuldet bedrängt worden und habe damals mit Rat der Prälaten, Grafen, Herren und Ritterschaft den Vertrag vom 21. Mai 1552 geschlossen. Als er den habe vollziehen wollen, sei ihm dies von Kaiser Karl verboten worden. 1336 1337 1338 1339 1340 1341

Baader, Krieg (1871), S. 16–23. Ebd., S. 34–53. StAW Stdb 950, fol. 292r–294r; Bauer, S. 521. StAW Stdb 950, fol. 295r–300r. Ebd., fol. 301r. Ebd., fol. 303r–306r; Bauer, S. 521 f.

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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Aber Markgraf Albrecht habe sich mit Kaiser Karl vertragen und auf seinen Forderungen beharrt. Nachdem eine Vermittlung durch Kurfürsten und Fürsten gescheitert sei, habe Markgraf Albrecht dann zur Gewalt gegriffen. Dagegen habe er, Bischof Melchior, sich wehren müssen. Da die fränkischen Einungsverwandten aber allein Markgraf Albrecht nicht hätten widerstehen können, hätten sie Herzog Heinrich von Braunschweig zu Hilfe gerufen. Daneben hätten sie sich Markgraf Albrecht weiter durch Kurfürsten und Fürsten zu Recht erboten. Jetzt müsse darüber nachgedacht werden, wie die Truppen Herzog Heinrichs befriedigt werden könnten, damit diese, nachdem der Feind auf dem Gebirge besiegt worden sei, nicht ins Hochstift kämen. Die Mittel des Hochstifts seien erschöpft. Man habe bereits die Kirchenkleinodien und das Silbergeschirr verkauft und versetzt. Wenn die Truppen Herzog Heinrichs nicht bezahlt würden, habe man nicht nur einen Feind, sondern zwei. Die Bezahlung der Truppen sei daher das kleinere Übel. Die Ritterschaft solle einen Ausschuß bilden und ihm raten, was zu tun sei. Die Ritter hatten jedoch Bedenken, vor dem Ende des Kriegs eine Hilfe zu bewilligen.1342 Inzwischen hatte Markgraf Albrecht nämlich einer Vermittlung durch den Heidelberger Bund zugestimmt und Herzog Christoph von Württemberg einen Vergleichstag auf den 8. Dezember nach Rothenburg ob der Tauber anberaumt.1343 Die Ritterschaft hatte wohl Bedenken, in dieser Situation den Krieg durch die Bewilligung von Geld weiter anzufachen. Außerdem wandten die Ritter ein, sie seien zu wenige. Wenn Bischof Melchior ihre Antwort aber bedenklich erscheine, wollten sie weiter verhandeln. Außerdem wiesen sie darauf hin, daß der Krieg aus dem Zwiespalt der Religion entstanden sei. Wenn sich das nicht bessere, sei zu besorgen, daß Gott seine Strafe nicht abwenden werde. Bischof Melchior hielt dem Ausschuß daraufhin noch einmal ernstlich die Konsequenzen vor Augen, die es haben könne, wenn das Kriegsvolk nicht bezahlt werde.1344 Er könne die Kosten von 20.000 fl monatlich für die Truppen Herzog Heinrichs nicht aufbringen. Die Ritterschaft solle daher eine stattliche Summe Geld aufbringen. Er wolle ihnen dafür die Ämter, Zölle, Renten, Gülten und Zinsen des Hochstifts als Sicherheiten einsetzen. Hinsichtlich der Religion wolle er alles tun, damit der Zwiespalt verglichen werde. In ihrer Antwort beharrten die Ritter jedoch auf ihren Bedenken, vor Abschluß eines Friedensvertrags mit Markgraf Albrecht eine Hilfe zu bewilligen.1345 Wenn Bischof Melchior aber einen Kredit über 50.000  fl aufbringen könne, wollten sie für diese Summe bürgen gegen die Versicherung, daß dies nur freiwillig geschehe und ihren Erben an ihren Freiheiten und Gerechtigkeiten unabbrüchig sei. Die Verordneten des Domkapitels und die Räte Bischof Melchiors wandten hiergegen ein, Bi-

1342 1343 1344 1345

StAW Stdb 950, fol. 307r–308r. Ernst 2 Nr. 429, S. 347. StAW Stdb 950, fol. 311r–314r. Ebd., fol. 315r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

schof Melchior habe schon alles versucht, um Geld zu beschaffen.1346 Die Ritterschaft solle daher eine stattliche Anleihe aufbringen, nämlich 100.000 fl oder wenigstens die Kriegskosten für einen Monat in Höhe von 70.000 fl. Die Ritter beharrten indes auf ihrer vorherigen Antwort.1347 Sie wollten sich aber nochmals mit ihren Standesgenossen unterreden. Bischof Melchior solle hierzu die abwesenden Ritter abermals laden. Der Tag in Rothenburg kam indes nicht zustande.1348 Am 1. Dezember ächtete Kaiser Karl Markgraf Albrecht.1349 Unter dem 12. Januar 1554 richtete Markgraf Albrecht ein Ausschreiben an die fränkischen Grafen, Herren und die Ritterschaft, in dem er heftig gegen die Reichsstadt Nürnberg polemisierte und die Bischöfe Weigand und Melchior als treulos, eid- und siegelbrüchig bezeichnete.1350 Im Gegenzug veranlaßten die Bischöfe Weigand und Melchior und die Reichsstadt Nürnberg König Ferdinand, die Ritterschaft der 6  Orte auf den 1.  April nach Mergentheim zu laden.1351 Dort erschienen jedoch lediglich Graf Conrad von Castell, Schenk Karl, Herr zu Limpurg, Paul Freiherr von Schwarzenberg, Johann Fürderer, Amtmann zu Schillingsfürst, für die Grafen von Hohenlohe und 16  Ritter, die meisten aus dem Ort Odenwald.1352 Der Gesandte König Ferdinands, Dr. Paul Breißmann, trug ihnen vor, warum König Ferdinand sie hatte erfordern lassen, nämlich um Ruhe, Frieden und Einigkeit im Reich wiederherzustellen, woran der Ritterschaft nicht wenig gelegen sei, damit ihre Hospitäler (die Hochstifte) nicht zerrissen und vernichtet würden, von denen bisher viele Grafen und Herren unterhalten worden und die auch den übrigen Adeligen sehr nützlich gewesen seien, indem ihre Freunde und Geschlechter zu großen Würden gekommen und sogar Reichsfürsten geworden seien.1353 Da aber nur so wenige Adelige anwesend seien, sollten sie einen neuen Rittertag ausschreiben. Die Versammelten schrieben daraufhin einen neuen Tag nach Mergentheim auf den 15. Mai aus.1354 Inzwischen bewilligten Ritterschaft und Landschaft des Hochstifts Bamberg Bischof Weigand auf einem Landtag am 11. April die Erhebung eines Ungelds für drei Jahre zur Bestreitung seiner Kriegskosten.1355 Angeblich stimmte die Mehrheit der Ritter der Erhebung des Ungelds zu. Diejenigen Ritter, die den Landtag nicht besucht hatten, fühlten sich an die Bewilligung jedoch nicht gebunden. Bischof Weigand sah 1346 1347 1348 1349 1350 1351 1352 1353 1354 1355

Ebd., fol. 317r–319r. Ebd., fol. 321rv. Zeitlos, S. 486 mit Anm. 1. Hortleder, S. 1434 f. Ebd., S. 1439–1456. ÖStA HHStA RK RA i. g. 26, fol. 14r–15v; StAW Stdb 950, fol. 324r, 326r, 333r und 335r; Bauer, S. 523. ÖStA HHStA RK RA i. g. 26, fol. 18rv; StAW Stdb 950, fol. 349rv. Vgl. auch Baader, Krieg (1871), S. 144. Vgl. ÖStA HHStA RK RA i. g. 26, fol. 17r–19v; Baader, Krieg (1871), S. 145. ÖStA HHStA RK RA i. g. 26, fol. 20r–21r; StAW Stdb 950, fol. 343r und 362rv; Baader, Krieg (1871), S. 146; Lünig Nr. 2, S. 9–11. Bachmann, Landstände, Ed. 33, S. 266 f.

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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sich infolgedessen genötigt, am 13. August einen weiteren Landtag auf den 4. September 1554 auszuschreiben, auf dem die bisher abseits stehenden Ritter das Ungeld bewilligen, einen Bevollmächtigten schicken oder dem Ungeld schriftlich zustimmen sollten. Der zweite Tag in Mergentheim am 15. Mai war ein wenig besser besucht als der erste am 1. April. Es erschienen Schenk Karl, Herr zu Limpurg, Paul Freiherr von Schwarzenberg, ein Gesandter der Grafen von Erbach und 42 Ritter, wiederum zumeist aus dem Ort Odenwald.1356 Der Gesandte König Ferdinands, Dr. Paul Breißmann, ermahnte die Adeligen, sich nicht auf die Seite Markgraf Albrechts zu schlagen.1357 Ferner habe König Ferdinand gehört, daß sich ein großer Teil des Adels für die Schulden Markgraf Albrechts verbürgt habe. Dies sei ein Problem, weil einerseits die kaiserliche Acht es verbiete, Markgraf Albrecht zu helfen, andererseits die Adeligen Treu und Glauben, Brief und Siegel halten müßten. Die Gesandten Bischof Melchiors, der Domherr Richard von der Kere, der Marschall Lorenz von Rumrodt, Sebastian Geyer, Amtmann zu Büthart, und Dr. Johann Balbus, trugen vor, die Vettern Markgraf Albrechts, Kurfürst Joachim von Brandenburg und Markgraf Hans von Küstrin, hätten in Rothenburg für Markgraf Albrecht verhandeln sollen.1358 Dann habe Markgraf Albrecht jedoch erklärt, sie seien nur Beistände für seine Unterhändler Wilhelm von Grumbach und seinen Kanzler Christoph Straß. Diese hätten jedoch keine Vollmacht zum Abschluß eines Friedens gehabt. Ferner hätten sie ein Schreiben vorgelegt, demzufolge Markgraf Albrecht den Streit König Ferdinand zur Entscheidung anheimgestellt habe. Es habe folglich nicht an den fränkischen Ständen gelegen, daß kein Frieden zustande gekommen sei. Die versammelten Adeligen antworteten hierauf wiederum, sie könnten keine Antwort geben, weil sie zu wenige seien.1359 Etliche seien zu nahe bei dem Kriegsvolk gesessen, so daß sie sich nicht getraut hätten, ihre Güter zu verlassen. Sie wollten besondere Versammlungen in den Orten abhalten, sodann einen Ausschußtag einberufen und von dort aus antworten. Im Ort Odenwald fanden daraufhin tatsächlich zwei Ortstage in Mergentheim am 2. Juli und 12. August statt.1360 Infolge der Kriegswirren waren sie jedoch schlecht besucht, so daß dort ebenfalls nichts beschlossen werden konnte.1361 Inzwischen hatte Markgraf Albrecht in Thüringen erneut Truppen angeworben und zog mit ihnen zum Entsatz der Reichsstadt Schweinfurt heran, die seit dem 26. März 1356 1357 1358 1359 1360

StAW Stdb 950, fol. 347r–348r; Bauer, S. 523 f. StAW Stdb 950, fol. 351r–354r. Ebd., fol. 357r–359v. Ebd., fol. 367rv; ÖStA HHStA RK RA i. g. 26, fol. 30rv. StAL B 583, Bü 521, fol.  246r und 247r; JL  425, Bd.  7, Nr.  37, fol.  161rv; Neumaier, S. 54 f. 1361 Vgl. StAW Stdb 951, fol. 6rv; StAL B 583, Bü 521, fol. 246r und JL 425, Bd. 7, Nr. 37, fol. 160r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

von den fränkischen Einungsverwandten belagert wurde.1362 Am 10.  Juni zog er in Schweinfurt ein, aber bereits am 13. Juni aus Mangel an Vorräten wieder ab. Schweinfurt wurde von braunschweigischen Kriegsleuten geplündert und angezündet. Das Gros des Heeres der fränkischen Einungsverwandten verfolgte jedoch Markgraf Albrecht, stellte ihn bei der Stadt Schwarzach und schlug seine Truppen vernichtend. Markgraf Albrecht floh daraufhin über Kitzingen und Uffenheim nach Frankreich. Mit der Niederlage Markgraf Albrechts bei Schwarzach war der Krieg militärisch entschieden. Am 21. Juni ergab sich die stärkste Festung Markgraf Albrechts in Franken, die Plassenburg über Kulmbach.1363 Den fränkischen Einungsverwandten blieb jedoch das Problem, wie sie ihre Truppen und ihre Schulden bezahlen sollten.1364 Bischof Melchior und das Domkapitel luden daher die Ritterschaft auf zwei Landtage am 30. Juli und am 20. August nach Würzburg, um über die Bezahlung der Truppen und der Schulden des Hochstifts zu beraten.1365 Die Ritter bewilligten zur Bezahlung des Kriegsvolks eine Steuer von einem Gulden von allen dem Hochstift lehnbaren Behausungen, die mehr als 200  fl wert waren, einem halben Gulden von allen Behausungen im Wert zwischen 100 und 200 fl und einem Ort (1/4 Gulden) von allen Behausungen, die weniger als 100 fl wert waren, und zur Bezahlung der Schulden des Hochstifts ein 5-jähriges Ungeld von einem Pfennig auf jede Maß Wein.1366 Ein Drittel des Ungelds sollte den Rittern zustehen. Unter dem 24.  August stellten Bischof Melchior und das Domkapitel ihnen hierüber einen Revers aus, daß die Bewilligung ihren Freiheiten und Gerechtigkeiten unschädlich sein sollte.1367 Außerdem versprachen sie, sich bei den benachbarten Herrschaften darum zu bemühen, daß deren Wirte das Ungeld ebenfalls gaben, damit die Wirte der Ritter keinen Konkurrenznachteil erlitten. Der Erfolg des Ungelds war allerdings sehr bescheiden. 26 Ritter gaben es ein bis fünf Quartale lang, nur sechs Ritter fünf Jahre lang.1368 Über 100 Ritter gaben überhaupt kein Ungeld.1369 Die Tatsache, daß Bischof Melchior zwei Rittertage hatte ausschreiben müssen, legt die Vermutung nahe, daß diese Ritter nicht erschienen waren und das Ungeld nicht bewilligt hatten. Die Verweigerung des größeren Teils der Ritterschaft wirkte sich dann negativ auf die Zahlungsbereitschaft derjenigen Ritter aus, die das Ungeld bewilligt hatten. Schließlich bewilligte die Ritterschaft des Hochstifts Bamberg auf einem Landtag am 4. September wohl die Erhebung einer Steuer von ihren Untertanen, nämlich von einem Ort von jeder Behausung im Wert von 25  fl oder mehr, von einem halben 1362 1363 1364 1365 1366

Baader, Krieg (1871), S. 100–110; Zeitlos, S. 486–488; Bericht, S. 578 f. Zeitlos, S. 488. Vgl. hierzu auch Baader, Krieg (1871), S. 129–131. StAW Stdb 1012, fol. 417r; Bauer, S. 522 f. StAW Stdb 1012, fol. 417r–418r; Misc 233 (Revers vom 24. August 1554); Stdb 950, fol. 371r– 372v (Konzept des Reverses). 1367 StAW Misc 233 (unfol.); Stdb 950, fol. 371r–372v (Konzept). 1368 StAW Stdb 954, fol. 255r–256v. 1369 Ebd., fol. 259r–278r.

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Gulden von Behausungen im Wert von 50 fl oder mehr und von einem Gulden von Behausungen im Wert von 100 fl oder mehr, worüber Bischof Weigand ihr einen Revers erteilte.1370 Im Markgrafenkrieg verhielt sich die fränkische Ritterschaft insgesamt neutral. Auf dem Tag in Schweinfurt im Februar 1553 berief sie sich Markgraf Albrecht gegenüber auf ihre Stellung als freie, nur dem Kaiser unterworfene Reichsritterschaft, die es ihr verböte, sich in die Händel Markgraf Albrechts einzumischen, und auf die Mandate Kaiser Karls. Gleichzeitig vermied sie eine eindeutige Stellungnahme zugunsten der Bischöfe, und ebenso auf den zwei Rittertagen in Mergentheim im April und Mai 1554. Bei der Ritterschaft Lands zu Franken, die sich mehrfach in Würzburg versammelte, handelte es sich nicht um die Ritterschaft der 6 Orte, sondern um die Würzburger Stiftsritterschaft, wie sich aus dem Versammlungsort Würzburg und der Tatsache ergibt, daß sie die Bischöfe als ihre Lehnsherren bezeichnete. Für diese neutrale Haltung dürfte es mehrere Gründe gegeben haben. Fast alle fränkischen Adeligen waren Markgraf Albrecht oder den Bischöfen durch Lehen oder Dienste verbunden und viele sogar beiden Seiten. Eine Parteinahme zugunsten der einen oder der anderen Seite hätte daher die fränkische Ritterschaft gespalten. Außerdem war die Rechtslage unklar. Kaiser Karl hatte die Verträge der Bischöfe mit Markgraf Albrecht erst kassiert und dann bestätigt. Der Markgrafenkrieg bewirkte ferner, daß sich zumindest ein Teil der Ritterschaft wieder enger an die Hochstifte anschloß. Dies zeigt sich an den oben genannten Versammlungen in Würzburg, mehr aber noch daran, daß die Ritter den Hochstiften erstmals seit über 100 Jahren, nämlich seit der Viehsteuer im Hochstift Würzburg im Jahre 1450, Steuern bewilligten (die Steuer zur Entschädigung der Ritter nach dem Bauernkrieg wird hier nicht mitgerechnet, weil sie nicht den Hochstiften, sondern den Rittern selbst zugute gekommen war). Allerdings schoben sich auch hier die 6 Orte zunehmend in die Beziehungen insbesondere Bischof Melchiors zu seiner Ritterschaft. Dies war zunächst vor dem Krieg der Fall, als Bischof Melchior die 6 Orte um die Benennung von Ansprechpartnern für die Zeit seiner geplanten Abwesenheit bat, wie auch bei der Steuer vom Juni 1552, die die Ritter gesondert nach Orten bewilligten. Die Ritter bewilligten die Steuern allerdings erst, als sie selbst bedroht waren. Im Jahre 1552 drohte Markgraf Albrecht mit Krieg, wenn Bischof Melchior seine finanziellen Verpflichtungen aus dem Vertrag vom 21. Mai nicht erfüllen würde.1371 In einem solchen Krieg wären die Untertanen und Güter des Hochstifts und des Adels unterschiedslos in Mitleidenschaft gezogen worden, wie dies später tatsächlich der Fall war. In ähnlicher Weise bedrohte das unbezahlte Kriegsvolk der fränkischen Einungsverwandten im Jahre 1554 nicht nur die Untertanen und Güter der Bischöfe, sondern auch des Adels. Hingegen verweigerte die Bamberger Ritterschaft Bischof Weigand im 1370 Looshorn 4, S. 840 f. Die entsprechenden Akten sind heute im Staatsarchiv Bamberg nicht mehr auffindbar. 1371 Bauer, S. 346 f.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Jahre 1552 eine Steuer zur Rückeroberung seines Hochstifts und die Würzburger Ritterschaft Bischof Melchior Ende 1553 zur Bezahlung des Kriegsvolks, als dieses dem Hochstift noch fern war, nämlich im Fürstentum Kulmbach stand. Außerdem bewilligte jeweils nur ein Teil der Ritter die Steuern. Die meisten Ritter blieben den Rittertagen fern, und zwar vermutlich deshalb, weil sie eine Besteuerung von vornherein ablehnten. Dies zeigt sich an dem Verhältnis zwischen Geladenen, Erschienenen und Bewilligenden auf dem Tag in Würzburg am 24.  Juni 1552, an den wiederholten Ausschreiben Bischof Weigands und Bischof Melchiors nach bereits erfolgter Bewilligung durch einen Teil der Ritterschaft und an dem schlechten Ertrag des Ungelds im Hochstift Würzburg. Die Verweigerung des Ungelds durch den größeren Teil der Ritterschaft wirkte sich wiederum negativ auf die Zahlungsbereitschaft derjenigen Ritter aus, die das Ungeld bewilligt hatten. De facto brachten die Bewilligungen den Bischöfen daher wenig ein.

2. Die Verhandlungen über die Schulden aus dem Markgrafenkrieg und die ritterschaftlichen Gravamina von 1555 bis 1562 a) Die fränkische Ritterschaft auf dem Reichstag von Augsburg 1555 Auf dem Reichstag in Augsburg im Jahre 1555 entschuldigten sich die Gesandten der fränkischen Ritterschaft zunächst bei König Ferdinand dafür, daß er auf sein Anbringen auf den beiden Rittertagen in Mergentheim im Jahre 1554 keine Antwort erhalten hatte.1372 Die in Mergentheim beschlossenen Ortstage seien infolge der Kriegswirren schlecht besucht gewesen. Außerdem baten sie König Ferdinand, den fränkischen Einungsverwandten zu befehlen, die Schulden Markgraf Albrechts zu übernehmen.1373 Die Schulden rührten zum Teil aus Diensten Markgraf Albrechts für Kaiser Karl her und ruhten nach Meinung der fränkischen Ritterschaft auf dem Fürstentum Kulmbach, das die fränkischen Einungsverwandten eingenommen hatten. König Ferdinand akzeptierte die Entschuldigung wegen der ausgebliebenen Antwort auf sein Anbringen im Jahre 1554.1374 Auf die Bitte wegen der Schulden Markgraf Albrechts erwiderte er, er wolle einen Gegenbericht der fränkischen Einungsverwandten anfordern. Die Ritterschaft solle einen Anwalt bestellen, der die Entscheidung König Ferdinands entgegennehmen könne. In ihrem Gegenbericht führten die fränkischen Einungsverwandten aus, ihnen seien durch den Krieg selbst große Unkosten entstanden.1375 Wie die Ritterschaft sich 1372 StAW Stdb 951, fol. 6rv; StAB HStB Neuverz. Akten 3685 (unfol.); Baader, Krieg (1872), S. 9; Bauer, S. 524. 1373 ÖStA HHStA MEA RTA 41, Bd. 2, fol. 326r–328r; StAB HStB Neuverz. Akten 1894 (Supplik an König Ferdinand vom 22. Mai 1555). 1374 StAW Stdb 951, fol.  8rv; StAB HStB Neuverz. Akten 3685 (unfol.); Baader, Krieg (1872), S. 9 f. 1375 ÖStA HHStA MEA RTA 41, Bd. 2, fol. 331r–333r.

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auf den Tagen (von Mergentheim) verhalten habe, werde König Ferdinand selbst wissen. Sie hätten Mitleid mit der Ritterschaft wegen ihrer durch den Landfriedensbruch Markgraf Albrechts verbrannten Güter. Sie hätten aber das Fürstentum Kulmbach mit dem Einverständnis König Ferdinands inne und deshalb ein Vorrecht daran zur Begleichung ihrer Kosten. Sie hätten schon selbst König Ferdinand gebeten, ein solches Einsehen zu haben, daß sie und die Gläubiger und Bürgen Markgraf Albrechts entschädigt würden. Sie seien daher bereit, das Fürstentum Kulmbach den Gläubigern und Bürgen Markgraf Albrechts gegen Entschädigung für ihre Unkosten einzuräumen. Die Gesandten antworteten hierauf, die Ritterschaft habe sich immer gemäß dem Landfrieden verhalten.1376 Wegen der Tage von Mergentheim hätten sie sich entschuldigt. Die Schulden Markgraf Albrechts rührten aus der Zeit vor dem Krieg her. Die Verwirkungen Markgraf Albrechts seien ihnen daher unschädlich. Sie stellten die Entscheidung des Streits ebenfalls König Ferdinand anheim. König Ferdinand forderte die Gesandten daraufhin auf, die Mittel und Wege zu benennen, über die er mit den fränkischen Einungsverwandten verhandeln solle.1377 Die Gesandten antworteten hierauf, solche Mittel vorzuschlagen sei ihnen hochbeschwerlich.1378 König Ferdinand solle die Mittel vorschlagen. Die fränkischen Einungsverwandten sollten die Schulden Markgraf Albrechts übernehmen. Wenn die fränkischen Einungsverwandten dies nicht wollten, sollten König Ferdinand und die Reichsstände das Fürstentum Kulmbach einnehmen und die Schulden bezahlen. Was dann übrig sei, solle den fränkischen Einungsverwandten gezahlt werden. Ferner baten die Gesandten König Ferdinand um Mitteilung des Verhandlungsstands in der Sache Markgraf Albrechts gegen die fränkischen Einungsverwandten und um eine Urkunde gegen die Gläubiger Markgraf Albrechts, die den Bürgen Aufschub bis zum Ende dieser Verhandlungen gewähren sollten.1379 König Ferdinand erließ daraufhin am 2.  Juni ein Patent, in dem er die Gläubiger Markgraf Albrechts um einen solchen Aufschub für die Bürgen bat.1380 Die Gesandten bedankten sich dafür.1381 Es werde aber nicht viel nützen, da die Gläubiger nicht so lange warten wollten. Die fränkischen Einungsverwandten brächten das Markgraf Albrecht von seiner Landschaft bewilligte Ungeld ein. Sie sollten daher die Gläubiger Markgraf Albrechts bezahlen. Schließlich wandten sich die Gesandten nochmals an König Ferdinand, weil sie gehört hatten, daß er den fränkischen Einungsverwandten befohlen habe, ihm das

1376 1377 1378 1379

Ebd., fol. 337r–339r. Ebd., fol. 341r. Ebd., fol. 341r–342v. Ebd., fol. 344r–345v. Zu den genannten Verhandlungen vgl. DRTA j.R. 20,4 Nr. 296–304, S. 2733–2763. 1380 ÖStA HHStA MEA RTA 41, Bd. 2, fol. 348rv. 1381 Ebd., fol. 351r–352r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Fürstentum Kulmbach binnen zwei Monaten abzutreten.1382 Sie nähmen aber weiterhin die Gefälle des Landes ein. Die sollten sie an die Pfandgläubiger herausgeben. Im Passauer Vertrag vom 2. August 1552 hatten Kaiser Karl, König Ferdinand, die sechs Kurfürsten und eine Reihe von Fürsten verabredet, auf einem innerhalb eines halben Jahres einzuberufenden Reichstag über Wege zur Vergleichung der Religion zu beraten.1383 In seiner Proposition vom 5. Februar 1555 befand König Ferdinand jedoch, daß die hierzu bisher eingeschlagenen drei Wege – Konzil, Nationalkonzil oder Religionsgespräch – wenig erfolgreich gewesen seien.1384 Wenn die Reichsstände aber etwas besseres wüßten, wolle er dies gerne anhören. Dagegen sei hinsichtlich des Landfriedens und der Durchsetzung desselben einiges zu verbessern. Da aber nun der Frühling vor der Tür stehe und allerhand Kriegsgewerbe zu befürchten seien, solle über die Religion und den Landfrieden gleichzeitig und in einem oder zwei Ausschüssen oder, falls dies nicht möglich sei, zuerst über den Landfrieden beraten werden.1385 Die Räte der weltlichen Kurfürsten waren aber der Meinung, daß zuerst über einen Friedstand in Religionssachen und dann über den allgemeinen Landfrieden beraten werden solle.1386 Dem schlossen sich schließlich die Räte der geistlichen Kurfürsten und letztlich auch die Fürsten und ihre Räte an.1387 Daraufhin erstellten der Kurfürstenrat und der Fürstenrat entsprechende Entwürfe.1388 Der Entwurf des Fürstenrats war jedoch in einem Punkt zwiespältig.1389 Die evangelischen Fürsten wünschten, daß der Religionsfriede auch für die Reichsstände gelten solle, die die Konfession wechseln würden. Die katholischen Fürsten wollten dies nur den weltlichen Reichsständen zugestehen. Am 24. April tauschten beide Gremien ihre Entwürfe aus.1390 In den Beratungen des Fürstenrats über den Entwurf des Kurfürstenrats brachen dann die Meinungsverschiedenheiten zwischen Katholiken und Protestanten erst recht aus.1391 Die evangelischen und die katholischen Fürsten übergaben daher den Räten der Kurfürsten am 21. Mai zwei unterschiedliche Voten zu deren Entwurf.1392 Außer der unbedingten Erstreckung des Religionsfriedens auf alle Reichsstände forderten die evangelischen Fürsten auch, daß diejenigen Ritter, Hanse- und anderen Städte, die die Augsburgische Konfession seit langem praktizierten, ebenfalls in den Religionsfrieden 1382 1383 1384 1385 1386 1387 1388 1389 1390

Ebd., fol. 355rv. Vgl. auch DRTA j.R. 20,4 Nr. 305, S. 2763–2769. DRTA j.R. 20,1 Nr. 2, S. 126 f., § 6. DRTA j.R. 20,3 Nr. 148, S. 1687–1698. Vgl. hierzu auch Gotthard, S. 33 f. DRTA j.R. 20,2 Nr. 144, S. 647; Lutz/Kohler, S. 46–48. DRTA j.R. 20,2 Nr. 144, S. 669–677; Gotthard, S. 35. DRTA j.R. 20,2 Nr. 144, S. 677 und 695; Lutz/Kohler, S. 57; Gotthard, S. 35 f. DRTA j.R. 20,3 Nrn. 178 f., S. 1851–1860; Gotthard, S. 36–39. DRTA j.R. 20,3 Nr. 179, S. 1859 mit Anm. 8. Ebd. Nr. 178, S. 1851 mit Anm. 1 und Nr. 179, S. 1855 mit Anm. 1; Lutz/Kohler, S. 63 mit Anm. 110. 1391 Vgl. hierzu Gotthard, S. 39–45. 1392 DRTA j.R. 20,3 Nrn. 184 f., S. 1885–1894.

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einbezogen werden sollten.1393 Die Forderung, auch die Ritter in den Religionsfrieden einzubeziehen, ging auf Eberhard von der Tann zurück, den Gesandten der Herzöge Johann Friedrich des Mittleren, Johann Wilhelms und Johann Friedrich des Jüngeren von Sachsen.1394 Er wollte hierdurch wohl in erster Linie die Religionsfreiheit der Ritter in den geistlichen Fürstentümern sichern. Er stammte selbst aus der Ritterschaft des Stifts Fulda. So übergaben die Reichsstände König Ferdinand am 21. Juni einen Entwurf, in dem die evangelischen Reichsstände zusätzlich die Erstreckung des Religionsfriedens auf die Ritter, Hanse- und anderen Städte forderten, und die katholischen Reichsstände, daß ein Erzbischof, Bischof, Prälat oder anderer Geistlicher, der die katholische Kirche verlasse, seinen Stand und sein Amt verlieren sollte und das Kapitel, oder wer sonst dazu befugt war, an seiner Stelle eine katholische Person wählen oder einsetzen durfte (sogenannter Geistlicher Vorbehalt).1395 In seiner Antwort vom 30.  August lehnte König Ferdinand eine Ausdehnung des Religionsfriedens auf die Ritter, Hanse- und anderen Städte ab und stimmte der katholischen Forderung nach einem Geistlichen Vorbehalt zu.1396 Zur Begründung führte er aus, die Ritter, Hanse- und anderen Städte hätten selbst keine Einbeziehung in den Religionsfrieden gefordert. Außerdem seien sie nicht auf den Reichstag geladen worden. Der Reichstag solle daher für sie keine Satzung oder Ordnung erlassen. Die Ritterschaft sei als freie Ritterschaft in Schwaben, Franken und am Rhein dem Kaiser unterworfen, im übrigen den Kurfürsten und Fürsten. Hinsichtlich ersterer sollten die Reichsstände dem Kaiser keine Vorschriften machen und letztere nicht gegen ihre Obrigkeit verteidigen. Die Städte seien ebenfalls entweder als Reichsstädte bereits in den Religionsfrieden einbezogen oder den Kurfürsten und Fürsten unterworfen. Der Geistliche Vorbehalt entziehe den Protestanten nichts. Es entspreche dem Willen der Stifter, wenn die geistlichen Güter katholisch blieben. Außerdem diene dies dem Religionsfrieden mehr, als einen Wechsel der Konfession zuzulassen. Wie vorherzusehen begrüßten die katholischen Reichsstände in ihrer Antwort am 6. September die Antwort König Ferdinands, während die evangelischen Reichsstände auf ihren Forderungen beharrten.1397 Sie argumentierten, die Hansestädte würden sich gegen eine Aufgabe der Augsburgischen Konfession wehren. Hinsichtlich des geistlichen Vorbehalts führten sie aus, eine Ungleichbehandlung mit den Katholiken sei ihnen schimpflich. Ihre Religion entspreche dem Willen der Stifter mindestens ebenso wie die katholische. Daraufhin verhandelte König Ferdinand zunächst separat mit den evangelischen Reichsständen. Hinsichtlich der Ritter, Hanse- und anderen Städte hielt er es für rat1393 Ebd. Nr. 184, S. 1887 mit Anm. 11. 1394 Vgl. ebd. Nr. 180, S. 1861 und 1863, lit. B. und Nr. 181, S. 1867 f. mit Anm. e; Körner, Tann, S. 135; Schwabe, S. 273. 1395 DRTA j.R. 20,3 Nr. 195, S. 1940 f. mit Anm. h und i; Lutz/Kohler, S. 69 f.; Gotthard, S. 54–56. 1396 DRTA j.R. 20,3 Nr. 213, S. 2027–2033. Vgl. auch Lutz/Kohler, S. 74 f. und Gotthard, S. 61 f. 1397 DRTA j.R. 20,3 Nr. 221, S. 2072–2076.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

sam, den Artikel wegzulassen.1398 Wenn die evangelischen Reichsstände aber darauf bestünden, sollten die Ritter, die Kaiser und Reich unmittelbar unterworfen seien, bei ihrer Religion gelassen und deswegen von niemandem bedrängt oder beschwert werden. Die evangelischen Reichsstände erklärten sich mit dieser Beschränkung des Religionsfriedens auf die Reichsritterschaft einverstanden,1399 aber die katholischen Reichsstände lehnten den Artikel nach wie vor ab.1400 Sofern sich der Artikel auf Adelige beschränke, die vom Kaiser belehnt seien, hätten sie damit kein Problem. Aber etliche Reichsritter wollten auch hinsichtlich der Güter frei sein, die sie von Kurfürsten und Fürsten zu Lehen trügen. Wenn die Adeligen auf diesen Gütern Neuerungen in der Religion vornähmen, wäre ihnen dies beschwerlich. König Ferdinand entgegnete hierauf, viele Ritter hingen noch der alten Religion an.1401 Ihnen werde mit dem Artikel geholfen. Es solle daher auf die Person und nicht auf die Güter abgestellt werden. Von den Gütern sei im Religionsfrieden an anderer Stelle die Rede. Deshalb sei der Artikel so zu verstehen, daß er sich nur auf die freie Ritterschaft und auf die Güter beziehe, die dem Reich unmittelbar unterworfen seien. Es werde sich daher kein Edelmann unterstehen, auf Gütern anderer Obrigkeiten Neuerungen in der Religion vorzunehmen, weil er hinsichtlich dieser Güter Untertan sei. Die katholischen Reichsstände brachten hiergegen nochmals vor, die Ritter könnten den Artikel zum Vorwand nehmen, in den Pfarreien und Dörfern, die eigentlich den Fürsten zustünden, die Religion zu ändern, was den geistlichen Ständen sehr nachteilig und beschwerlich wäre.1402 König Ferdinand bestand aber auf dem Artikel, und die katholischen Reichsstände gaben schließlich nach.1403 So wurde schließlich im Religionsfrieden bestimmt, daß die freie Ritterschaft, die unmittelbar dem Kaiser unterworfen war, ebenfalls in den Religionsfrieden einbezogen sein sollte, und zwar dergestalt, daß sie hinsichtlich der Religion von niemandem vergewaltigt, bedrängt oder beschwert werden sollte.1404 Den Streit um den Geistlichen Vorbehalt entschied König Ferdinand zugunsten der Katholiken.1405 Dafür versprach er in einer Zusatzerklärung denjenigen Rittern und Städten geistlicher Territorien, die seit langem der Augsburgischen Konfession anhingen, daß sie hiervon nicht gedrungen werden sollten, sondern bis zu einem Religionsvergleich dabei bleiben durften (sogenannte Declaratio Ferdinandea).1406 1398 1399 1400 1401 1402 1403 1404 1405 1406

Lutz/Kohler, S. 119; DRTA j.R. 20,3 Nr. 222, S. 2082. Ebd., S. 2084 f.; Lutz/Kohler, S. 122. Ebd., S. 133 f.; DRTA j.R. 20,2 Nr. 144, S. 1234 und 1244 und Nr. 145, S. 1495 und 1507. Lutz/Kohler, S. 136 und 139; DRTA j.R. 20,2 Nr. 144, S. 1247 und Nr. 145, S. 1509. Lutz/Kohler, S. 142. Ebd., S. 143. DRTA j.R. 20,4 Nr. 390, S. 3112, Art. 26; Hofmann, Quellen, Nr. 17, S. 105, § 26. DRTA j.R. 20,4 Nr. 390, S. 3109 f., Art. 18; Hofmann, Quellen, Nr. 17, S. 101 f., § 18. DRTA j.R. 20,3 Nr. 231, S. 2132–2134.

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b) Die Verhandlungen über die Schulden aus dem Markgrafenkrieg von 1555 bis 1557 Während der Reichstag in Augsburg noch andauerte, beriet die Ritterschaft auf zwei Tagen in Kitzingen am 26.  Juli und 2.  September 1555 weiter über die Schulden Markgraf Albrechts.1407 Bischof Melchior, der sich noch auf dem Reichstag in Augsburg befand, schickte auf den Tag am 2. September seine Statthalter und Räte.1408 Sie sollten den Rittern berichten, im Streit mit Markgraf Albrecht sei auf dem Reichstag eine Vermittlung vereinbart worden.1409 Für den Fall, daß Markgraf Albrecht aber im Unrecht verharre, solle sich die Ritterschaft auf Seiten des Hochstifts halten. Hinsichtlich der Schulden Markgraf Albrechts sollten die Gesandten das Bedauern Bischof Melchiors hierüber ausdrücken. Da aber etliche Adelige die fränkischen Einungsverwandten bei König Ferdinand verklagt hätten, weil sie die den Adeligen verpfändeten Einnahmen des Fürstentums Kulmbach einbehielten, sollten die Gesandten sie daran erinnern, daß sich die Ritterschaft auch nicht darüber beschwert habe, als Markgraf Albrecht ohne Recht, nur jure belli, die Herrschaft Schwarzenberg eingenommen habe. Bischof Melchior wolle aber trotzdem die Sache der Schulden Markgraf Albrechts bei König Ferdinand befördern, damit die Beschwerden abgestellt würden. Die Ritter sollten mit den fürstlichen Räten über entsprechende Mittel und Wege beraten. Außerdem sollten die Gesandten mit den Würzburger Lehnleuten über eine Bürgschaft über 50.000 fl verhandeln, wie sie die Ritterschaft auf dem Landtag im Jahre 1553 angeboten hatte.1410 Die in Kitzingen versammelten Ritter wünschten daraufhin die Vorschläge der Gesandten hinsichtlich der Schulden Markgraf Albrechts zu hören.1411 Die Gesandten waren hierfür jedoch nicht instruiert. Sie konnten den Rittern lediglich vorschlagen, eine Gesandtschaft an König Ferdinand und die Reichsstände nach Augsburg abzufertigen mit dem Angebot, die fränkischen Einungsverwandten würden ihnen die Güter Markgraf Albrechts abtreten gegen Erstattung ihrer Unkosten. Außerdem sollte König Ferdinand eine Proklamation erlassen, nach der sich alle Gläubiger Markgraf Albrechts binnen eines Vierteljahres melden sollten. Die Ritter lehnten eine solche Gesandtschaft jedoch ab.1412 Sie hätten ihre Beschwerden bereits König Ferdinand vorgetragen und wollten nun dessen Entscheidung abwarten. Die Fürsten sollten selbst Mittel und Wege zur Abstellung der Beschwerden der Ritter vorschlagen. Wegen der Übernahme einer Bürgschaft konnte auf 1407 StAW Stdb 951, fol. 10rv; StAL B 583, Bü 521, fol. 248r; StAB HStB Neuverz. Akten 1896 (Ausschreiben vom 26. Juli); Bauer, S. 524 f. 1408 StAW Stdb 951, fol. 23r. 1409 Ebd., fol. 30r–33r; Baader, Krieg (1872), S. 3–6. 1410 StAW Stdb 951, fol. 34r–35r. 1411 Ebd., fol. 40v–41r; Baader, Krieg (1872), S. 7 f. 1412 StAW Stdb 951, fol. 38v–39r; StAB HStB Neuverz. Akten 3685 (unfol.); Baader, Krieg (1872), S. 8 f.

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dem Rittertag nicht verhandelt werden, weil nur acht bis zehn Würzburger Lehnleute anwesend waren.1413 Bischof Melchior schrieb daher einen neuen Tag der Lehnleute des Hochstifts auf den 29.  September nach Würzburg aus.1414 Hierauf bat er die Ritterschaft um Rat, wie das Hochstift künftig vor Überzug bewahrt werden könne und wessen er und das Domkapitel sich künftig von der Ritterschaft versehen könnten, wenn der Reichstag keinen Frieden bringe.1415 Ferner bat er die Ritterschaft um eine Anleihe in Höhe von 100.000 fl, hilfsweise um eine Bürgschaft für 50.000 fl. Außerdem beschwerte er sich darüber, daß das auf fünf Jahre bewilligte Ungeld von etlichen Rittern, zumal solchen, die den Landtag nicht besucht hatten, nicht gegeben werde und daß Anhänger des geächteten Markgrafen aus der Ritterschaft unterstützt würden. Schließlich erbat er den Rat der Ritter, wie die plündernden Söldner aus dem Land vertrieben werden könnten und ob er einige Flecken befestigen solle. Die Ritter antworteten hierauf, sie hätten ihm in Kitzingen zugesagt, wenn das Hochstift wider den Landfrieden und das Reichsrecht überzogen würde, ihn mit Rat, Beistand und Hilfe nicht verlassen zu wollen.1416 Dagegen solle Bischof Melchior ihnen auch die alten Verträge halten, wegen derer sie etliche Mängel und Gebrechen hätten. Ferner begehrten sie die Aufrichtung einer Hochschule oder wenigstens einer rechtschaffenen Schule in Neustadt an der Saale oder Haßfurt. Die Ausstattung könne von den Gütern der ausgestorbenen Klöster finanziert werden. Da auf dem Reichstag hinsichtlich der Religion noch nichts entschieden worden sei, möge Bischof Melchior in ihren Gebieten wegen der Religion nicht eingreifen. Ferner begehrten sie die Errichtung eines Bundklosters anstelle der abgegangenen Jungfrauenklöster für ihre Töchter. Wegen des Ungelds erinnerten sie sich wohl ihrer Zusage. Bischof Melchior werde sich aber auch ihrer vielen Beschwerden erinnern, die daraus resultierten, daß er das Ungeld nicht im ganzen Land habe durchsetzen können, was ihren Wirten zum Verderben gereiche. Trotzdem wollten sie, um ihren guten Willen zu beweisen, von ihren Lehen- und eigenen Schenken in den nächsten zwei Quatembern (Vierteljahren) das Ungeld geben lassen. Sie hofften, daß es Bischof Melchior innerhalb dieser Frist gelingen werde, das Ungeld allenthalben im Hochstift einzunehmen. Wenn das nicht geschehe, nähmen sie nicht an, daß Bischof Melchior ihr Verderben wünsche, während andere daneben reich würden, und würden das Ungeld nicht weiter bewilligen, da es auch auf dem vorigen Tag nicht anders bewilligt worden sei. Über Barschaft in Höhe von 100.000 fl verfügten sie nicht, aber für 50.000 fl wollten sie gegen entsprechende Sicherheiten bürgen, wenn Bischof Melchior auch die übrigen Ritter lade. Ferner erbaten sie seinen Rat wegen der Schulden Markgraf Albrechts. Hinsichtlich der plündernden Söldner hätten Kurfürst August von Sachsen, Herzog 1413 1414 1415 1416

StAW Stdb 951, fol. 43r–44v. StAL B 583, Bü 521, fol. 249r; Bauer, S. 525. StAW Stdb 951, fol. 79r–86v. Ebd., fol. 88r–90r; Bauer, S. 525 f.

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Christoph von Württemberg und Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach Mandate ausgehen lassen. Bischof Melchior solle ebensolche Mandate ausgehen lassen, die sie dann befolgen wollten. Von einer Unterstützung der Anhänger des geächteten Markgrafen Albrecht wüßten sie nichts, nähmen an, sie seien damit nicht gemeint, und wollten sich nach ihrer Lehnspflicht verhalten. Bischof Melchior solle seine Feinde namhaft machen. Für das Angebot, Flecken zu befestigen, um dahin mit ihren Frauen und Kindern fliehen zu können, bedankten sie sich und baten um diesbezügliche Vorschläge Bischof Melchiors. Bischof Melchior bedankte sich für die Haltung der Ritterschaft im Falle eines Überzugs und wies darauf hin, daß er jederzeit seit Anfang seiner Regierung und insbesondere in Kriegsläufen die Ritterschaft geladen und ihnen diese angezeigt habe.1417 Die Verträge wolle er einhalten und erwarte, daß die Ritterschaft ihm gemäß derselben Verträge Hilfe und Trost zukommen lassen werde. Ihre Beschwerden möchten sie vorbringen. Die Errichtung einer Hochschule sähe er selbst gerne, könne jedoch das hierfür notwendige Geld nicht aufbringen. Die verlassenen Klöster gehörten ihm nicht, deshalb könne er deren Güter nicht einfach zur Finanzierung einer Hochschule heranziehen. Er habe deshalb bereits erfolglos beim Papst nachgesucht. Außerdem seien die geistlichen Güter wegen der hohen Schulden des Hochstifts bereits mit Abgaben belastet. Er wolle aber eine Verordnung erlassen, daß die Partikularschulen besoldet und mit Präzeptoren versehen werden sollten, damit die Jugend in Zucht gehalten und gelehrt werde. Hinsichtlich der Religion hätte er sich gewünscht, daß die Ritterschaft bei der alten Religion geblieben wäre, dann stünde es mit dem Heiligen Römischen Reich besser. So aber wolle er sich an die Augsburger Ordnung halten. Die Ritterschaft solle dies ebenfalls tun. Die Errichtung eines Bundklosters halte er für eine gute Sache. Es solle aber auf Zucht und Ordnung geachtet werden. Für die Bewilligung des Ungelds bedankte er sich, wies aber darauf hin, daß dies nicht mehr sei, als die Ritterschaft ohnehin schon bewilligt habe. Er wolle der Ritterschaft ein Verzeichnis derjenigen übergeben, die das Ungeld nicht geben ließen und darüber hinaus neue und ungewöhnliche Schenkstätten errichteten, damit sie mit ihren Freunden darüber verhandeln könnten. Ferner bedankte er sich für das Bürgschaftsangebot und bot seinerseits genügende Sicherheiten an. Hinsichtlich der Schulden Markgraf Albrechts wiederholte er sein Angebot, dessen Gläubigern das Fürstentum Kulmbach gegen Bezahlung seiner Kriegskosten abzutreten. Bezüglich der Anhänger Markgraf Albrechts hege er keine Zweifel, daß der Mehrheit der Ritterschaft solche Händel nicht lieb seien. Das Mandat bezüglich der plündernden Söldner wolle er erlassen. Hinsichtlich der Befestigung der Städte und Flecken gebe es keine konkreten Pläne. Die Ritterschaft möge ihm hierin ihr Gutachten mitteilen. Sodann verhandelten Bischof Melchior und die Ritterschaft über die genaue Ausgestaltung der Bürgschaft.1418 Die Ritterschaft wünschte, daß die Domherren auch

1417 StAW Stdb 951, fol. 93r–98v; Bauer, S. 526 f. 1418 Ebd., S. 527.

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mit ihrem eigenen Vermögen für die Auslösung der Bürgen haften sollten.1419 Jeder Ritter sollte gesondert für eine bestimmte Summe bürgen. Wenn der Kredit dann aufgenommen würde, sollte Bischof Melchior so viele Bürgen auswählen, bis die Kreditsumme abgedeckt sei. Dabei sollte jeder Ritter zunächst für die Hälfte der auf ihn entfallenden Summe bürgen, für die andere Hälfte erst dann, wenn auch alle anderen Ritter jeweils für die Hälfte der auf sie entfallenden Summe gebürgt hätten. Die Mahnung sollte nur in Franken an gelegener Mahlstatt erfolgen und Bischof Melchior sich verpflichten, die Bürgen nach sechs Jahren ihrer Bürgschaft zu entledigen bei Strafe des Verfalls der Pfänder. Ferner sollte er die Pfänder und deren Einnahmen anzeigen, damit die Ritterschaft sehen könne, ob sie genügend seien. Sodann wiederholten die Ritter ihren Wunsch nach Aufrichtung einer Hochschule, damit ihre Kinder nicht immer in die Fremde ziehen müßten. Zum Schutz vor streifenden Rotten sollten ein oder zwei Flecken befestigt werden. Schließlich wünschten sie eine Erklärung, daß die Bürgschaft nur zur Abtragung der Schulden des Hochstifts verwendet werde. Bischof Melchior und das Domkapitel wollten dagegen nur die Haftung der gemeinsamen Güter des Domkapitels einräumen.1420 Ferner wünschten sie eine Gesamtbürgschaft der Ritterschaft statt einer Aufteilung in einzelne Tranchen. Eine Entledigung der Bürgen nach sechs Jahren sei untunlich, da die Laufzeit des aufzunehmenden Kredits ungewiß sei. Die Laufzeit der Bürgschaft sollte daher wenigstens zehn Jahre betragen. Wegen der Schule, der Befestigung der Flecken, des Frauenklosters, der alten Verträge und der Erklärung habe Bischof Melchior sich bereits erboten. Infolge dieser Differenzen kam es zu keinem Abschluß. Die weiteren Beratungen wurden auf Tage der einzelnen Orte im November 1555 verschoben. Auf dem Tag des Orts Rhön/Werra in Münnerstadt am 19. November trafen die Würzburger Gesandten, der Ritter Valentin von Münster und der Marschall Lorenz von Rumrodt, auf eine Gesandtschaft Bischof Weigands von Bamberg.1421 Diese bat die versammelten 30 Ritter,1422 sich zum Hochstift Bamberg zu halten, falls es wider den Landfrieden überzogen werde. Einer streifenden Rotte, die die fränkischen Einungsverwandten aufgestellt hatten, sollten sie guten Bescheid geben und nehmen. Die Ritter antworteten hierauf, man solle der streifenden Rotte befehlen, sich nicht vollzusaufen und guten Bescheid zu nehmen und zu geben. Danach trugen die Würzburger Gesandten die Proposition Bischof Melchiors vom 30. September, die Antwort der Ritterschaft und die Antwort Bischof Melchiors vor. Weil es inzwischen auf drei Uhr nachmittags zuging, viele Ritter noch nichts gegessen hatten und sie bemerkten, daß sie keine ausdrückliche Zusage für die Errichtung einer Hochschule und eines Bundklosters erhielten und ihnen Bischof Melchior Vorhaltungen wegen der Religion machte, entstand Unruhe im Saal. Die Ritter ordneten dann acht Räte ab, die am nächsten Tag zu1419 StAW Stdb 951, fol. 101r–103v. 1420 Ebd., fol. 104r–106v. 1421 Ebd., fol. 114r–115v; StAB HStB Neuverz. Akten 1900 (Instruktion und Bericht der Bamberger Gesandten vom 20. November); Bauer, S. 527 f. 1422 StAW Stdb 951, fol. 112r.

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sammenkommen und eine Antwort geben sollten. Am nächsten Tag ritt jedoch einer nach dem anderen ab. Auf Nachfrage der Würzburger Gesandten antworteten sie, sie hätten keine abschlägige Antwort hinsichtlich der Hochschule und des Bundklosters erwartet. Sie meinten, diese seien ihnen zugesagt worden. Deshalb hätten sie auch die Bürgschaft angeboten. Wenn ihnen das, was sie begehrten, nicht gehalten werde, dann könnten sie auch nicht tun, was man von ihnen begehre. Sie wollten die Sache aber auf anderen Tagen den übrigen Rittern nochmals unterbreiten und sich auf eine einhellige Antwort einigen, damit nicht der eine diese und der andere jene Antwort gebe. Im Hochstift Bamberg schrieben der neue Bischof Georg Fuchs von Rügheim und das Domkapitel im Jahre 1556 einen Landtag auf den 26. August aus.1423 Sie begehrten von den versammelten Prälaten, Rittern und Vertretern der Städte die Verlängerung des 1554 bewilligten Ungelds um zehn Jahre zur Bezahlung der Schulden des Hochstifts.1424 Außerdem baten sie die Ritterschaft um ein Darlehen in Höhe von 60.000  fl und, dem Hochstift nötigenfalls gegen seine Feinde zu helfen. Die Prälaten, die Äbte der Klöster Banz, Langheim und Michelsberg, bewilligten daraufhin das geforderte Ungeld und ein Darlehen über 1.200 fl, nämlich Banz 400 fl, Langheim 600 fl und Michelsberg 200 fl.1425 Ferner boten sie an, für 6.000 fl bürgen zu wollen, nämlich Banz für 2.000 fl, Langheim für 3.000 fl und Michelsberg für 1.000 fl. Dagegen bewilligte die Ritterschaft lediglich eine Verlängerung des Ungelds um vier Jahre gegen Erteilung eines Reverses, daß dies ihren Freiheiten unschädlich sei.1426 Außerdem sollte Bischof Georg dafür sorgen, daß das Ungeld gleichmäßig von allen gegeben werde. Ferner boten sie eine Bürgschaft über 30.000 fl an, wenn ihnen hierfür entsprechende Güter des Hochstifts verpfändet würden und Bischof Georg auch die übrigen Ritter hierzu auffordere. Im Falle der Not wollten sie dem Hochstift helfen. Außerdem beschwerten sie sich darüber, daß Lehen nicht im dritten Grad vererbt, sondern als heimgefallen betrachtet würden, und über die Amtleute.1427 Die Vertreter der Städte wollten eine Verlängerung des Ungelds sogar nur um drei Jahre bewilligen, schlossen sich dann aber der Bewilligung der Ritterschaft an.1428 Bischof Georg nahm die Bewilligungen an und erteilte der Ritterschaft unter dem 16.  September einen entsprechenden Revers.1429 Auf die Beschwerde hinsichtlich des Lehnerbrechts antwortete er, er sei sich nicht bewußt, daß sein Vorgänger so verfahren sei, und wolle keine Neuerung vornehmen.1430 Hinsichtlich der Irrungen mit den Amtleuten erklärte er, nichts gegen die Billigkeit vornehmen zu wollen. 1423 1424 1425 1426 1427 1428 1429 1430

StAB B 28, 4, fol. 84r. Ebd., fol. 79r–80r; Bachmann, Landstände, Ed. 34, S. 268 (Auszug). StAB B 28, 4, fol. 80v; Bachmann, Landstände, Ed. 34, S. 270, Anm. 16. StAB B 28, 4, fol. 81r; Bachmann, Landstände, Ed. 34, S. 270, Anm. 16. StAB B 28, 4, fol. 82v. Bachmann, Landstände, Ed. 34, S. 269–271. Lünig Nr. 144, S. 311 f. StAB B 28, 4, fol. 82v–83r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Markgraf Albrecht starb am 8. Januar 1557. Das Problem seiner Schulden blieb damit vorläufig ungelöst. Die 6 Orte der fränkischen Ritterschaft wandten sich daher im Mai 1557 an Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach als seinem nächsten Verwandten und Erben des Fürstentums Kulmbach.1431 Dieser antwortete hierauf, er höre es ungern, daß die Schulden Markgraf Albrechts unbezahlt und die Bürgen unentledigt seien. Wenn Markgraf Albrecht noch leben würde, hätte er die Gläubiger sicherlich bezahlt. Da Markgraf Albrecht aber nun tot sei und obwohl er, Markgraf Georg Friedrich, das Fürstentum Kulmbach nur Kraft Lehnrechts geerbt habe (also für die persönlichen Schulden Markgraf Albrechts nicht hafte), wolle er alles tun, damit den Gläubigern wenigstens etwas ihrer Forderungen erstattet werde. Da König Ferdinand nunmehr eine neue Vermittlung zwischen dem Haus Brandenburg und den fränkischen Einungsverwandten angestrengt habe, sollten sie es befördern, daß dabei auch der Gläubiger gedacht werde. Im übrigen wäre Markgraf Albrecht nicht in solche Schulden geraten, wenn die fränkischen Einungsverwandten ihre Verträge eingehalten hätten. Die Ritter sollten sich daher an die fränkischen Einungsverwandten halten. Ferner beriefen Bischof Melchior und das Domkapitel die Ritterschaft des Hochstifts erneut auf einen Tag am 29. September nach Würzburg.1432 Sie legten zunächst ausführlich dar, in welch große Schulden das Hochstift durch den Markgrafenkrieg, den Beitritt zum Landsberger Bund und diverse Vorkehrungen gegen neue kriegerische Verwicklungen wie die Befestigung Königshofens und die Bestellung und Bezahlung von Rittern, Knechten, Obristen, Hauptleuten und Befehlshabern, außerdem die Belastungen durch die Türkensteuer und die Hofhaltung gekommen sei.1433 Daher hätten Klerus und Landschaft bereits auf dem eine Woche zuvor abgehaltenen Landtag Leistungen zur Erstattung der Türkensteuer bewilligt, außerdem der Klerus von den Gefällen und Einkommen der geistlichen Güter zehn Jahre lang den 10. Pfennig, Klerus und Landschaft ein Ungeld für die Dauer von zehn Jahren und der Klerus von seinen Eigengütern und die Landschaft von allem Hab und Gut eine Steuer von einem halben Gulden auf 100 fl Vermögen für die Dauer von fünf Jahren. Da Bischof Melchior wisse, daß die Ritterschaft König Ferdinand selbst Türkenhilfe leiste, wolle er sie in diesem Punkt nicht weiter behelligen, aber da der Klerus und die Landschaft das Ungeld bewilligt hätten und um der Gleichbehandlung aller Untertanen willen möge die Ritterschaft das Ungeld ebenfalls bewilligen gegen die Ausstellung eines Reverses und ein Drittel des Ertrags und außerdem ihre Untertanen und Hintersassen ebenfalls eine Steuer geben lassen. Die erschienenen 39 Ritter1434 zogen sich in ihrer Antwort darauf zurück, sie seien zu wenige.1435 Bischof Melchior möge die Lehnleute noch einmal laden. Zusätzlich 1431 1432 1433 1434 1435

StAW Stdb 951, fol. 121r–122r.

Bauer, S. 528 f. StAW Stdb 951, fol. 163r–172v; HStAMar 109, 710 (unfol.). Ebd., fol. 175r–177r. Ebd., fol. 173r–174r und 181rv; Bauer, S. 529.

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wollten auch sie ihre Freunde noch einmal laden. Bischof Melchior vernahm dies ungern, kam aber nicht umhin, einen neuen Tag auf den 14.  November auszuschreiben.1436 Am 15.  November ließen Bischof Melchior und das Domkapitel den erschienenen Lehnleuten des Hochstifts aus den vier Orten Odenwald, Rhön/Werra, Baunach und Steigerwald1437 denselben Vortrag halten wie am 30. September.1438 Diese boten daraufhin ein Ungeld für vier Jahre an, obwohl auch sie und ihre Untertanen durch den Krieg verdorben und geplündert worden seien und König Ferdinand einen Reiterdienst zugesagt hätten, für den sie ebenfalls Geld benötigten, vorbehaltlich dessen, daß das Ungeld gleichmäßig von allen gegeben werde.1439 Von der Steuer von einem halben Gulden auf 100 fl Vermögen baten sie verschont zu bleiben. Sie müßten König Ferdinand bereits einen Reiterdienst leisten. Den Untertanen dürfe nicht zuviel zugemutet werden. Bischof Melchior möge sich deshalb mit dem Ungeld begnügen. Dafür boten sie an, für 50.000 fl bürgen zu wollen. Außerdem wünschten sie, daß die alten Verträge erneuert würden, insbesondere die Ordnungen der Gerichte, und die Errichtung einer Hochschule. Bischof Melchior antwortete hierauf, er hätte die Ritterschaft gerne unbeladen gelassen, sei aber aus Not hierzu gedrungen.1440 Wegen einer gleichmäßigen Handhabung des Ungelds habe er vergeblich mit den benachbarten Herrschaften verhandelt. Sie möchten deshalb das Ungeld auf zehn Jahre bewilligen. Er halte dies nicht für beschwerlich. Der Ertrag mache ohnehin pro Jahr und Schenke nicht mehr als 100 fl aus. Da ihnen ein Drittel des Ertrags zustehe, blieben dem Hochstift nicht mehr als 60 bis 70 fl jährlich. Die beiden anderen Stände hätten zur Bedingung gemacht, daß auch die Ritterschaft, die dem Hochstift am meisten Hilfe schulde, etwas beisteuere. Hinsichtlich der Steuer von einem halben Gulden auf 100 fl Vermögen habe er nicht erwartet, daß diese ihnen beschwerlich fallen würde. Die Ritterschaft möge selbst bedenken, wie sie auf zwei oder drei Jahre durch eine Besteuerung ihrer Untertanen eine stattliche Hilfe leisten könne. Der Reiterdienst sei kein durchgreifendes Argument, weil die Hilfe erst im nächsten Jahr beginnen solle. Mit Bürgschaften sei das Hochstift im Überfluß versichert. Die alten Verträge habe er immer gehalten. Wenn sie Mängel hätten, sollten sie diese anzeigen. Eine Hochschule wolle er selbst gerne errichten. Diese koste aber 10.000 fl pro Jahr. Die Partikular- und Primarschulen habe er bereits ins Werk gesetzt. Von der Ritterschaft waren inzwischen (am 17. November) die meisten schon wieder abgeritten.1441 Die übriggebliebenen Ritter antworteten, es sei nicht herkömmlich, 1436 1437 1438 1439 1440 1441

StAW Stdb 951, fol. 174rv; StAL B 583, Bü 521, fol. 251r. Ebd., fol. 197r. Ebd., fol. 184r–193v. Ebd., fol. 197r–198v; HStAMar 109, 710 (unfol.); Bauer, S. 529. StAW Stdb 951, fol. 199r–201v; HStAMar 109, 710 (unfol.); Bauer, S. 529 f. StAW Stdb 951, fol. 203r–206r; Bauer, S. 530.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

die Ritterschaft oder die Lehnleute außerhalb der schuldigen Lehnsdienste mit einer Anlage zu beschweren. Und obwohl sich Bischof Melchior anfangs dahingehend habe vernehmen lassen, daß es der Ritterschaft ohne Nachteil sein solle, höre sich die Bedingung der zwei anderen Stände doch so an, als sollte die Ritterschaft zur Leistung verpflichtet sein. Dies sehe mehr nach Landsässerei aus als nach einer freien Ritterschaft zu Franken. Für den Fall, daß Bischof Melchior dies klarstelle, wollten die Anwesenden und ihre Wirte ihm und dem Domkapitel zu untertänigen Diensten, Ehren und Gefallen, dem Hochstift zu Nutz und Wohlfahrt und aus keiner Gerechtigkeit zu den zwei noch währenden Jahren (des 1554 bewilligten Ungelds) weitere fünf, das heißt insgesamt noch weitere sieben Jahre Ungeld von ihren Lehen- und eigenen Schenken bewilligen. Die Hälfte der Einnahmen solle ihnen gebühren. Sie wollten das Ungeld selbst einziehen und zu jedem Quatember den Anteil für das Hochstift abführen. Mehr könnten sie nicht bewilligen, da bei den Abgerittenen nicht mehr zu erreichen gewesen sei und sie anderenfalls befürchteten, diese würden sich dem Beschluß ganz versagen. Wenn Bischof Melchior und das Domkapitel meinten, sie könnten bei den Abgerittenen mehr erreichen, könnten sie dies auf dem anstehenden Rittertag in Kitzingen versuchen. Sie baten nochmals, mit den übrigen fränkischen Herrschaften über eine gleichmäßige Handhabung des Ungelds zu verhandeln. Wenn Bischof Melchior dies nicht erreichen könne, wollten sie selbst mit denjenigen ihrer Wirte verhandeln, die Wirte anderer Herrschaften zu Nachbarn hätten, um statt des Ungelds eine jährliche Summe von ihnen zu erhalten, von der sie die Hälfte an das Hochstift abführen wollten. Die Bewilligung der Steuer von einem halben Gulden auf 100 fl Vermögen sei von den anderen verweigert worden. Die Anwesenden rieten deshalb von weiteren Verhandlungen ab. Hinsichtlich der Erneuerung der alten Verträge und dem Abstellen der Mängel wollten sie es für dieses Mal dabei bewenden lassen und sich auch mit der Antwort hinsichtlich der Hochschule begnügen mit der Bitte, Bischof Melchior wolle eine solche zur Beförderung der Jugend ins Werk setzen. Ferner boten sie nochmals an, für Schulden des Hochstifts bürgen zu wollen. Bischof Melchior und das Domkapitel sollten bedenken, welch große Beschwerden die Ritterschaft derzeit habe, und ihr Angebot gnädig annehmen. Was sie darüber hinaus Bischof Melchior und dem Domkapitel ohne Abbruch an ihren Freiheiten und altem Herkommen mit ihrem Leib und Gut zur Erhaltung des Hochstifts leisten könnten, wollten sie gerne tun. Bischof Melchior und das Domkapitel gaben daraufhin am 18. November die von den Rittern gewünschte Erklärung ab, daß die Bewilligung des Ungelds den Freiheiten, dem Stand und dem Herkommen der Ritterschaft ohne Nachteil sein und die Ritterschaft den anderen zwei Ständen insoweit nicht gleichgestellt werden solle,1442 und nahmen das Angebot der Ritter an, mit ihren Wirten wegen der Bezahlung einer jährlichen Summe anstelle des Ungelds zu verhandeln.1443 Außerdem sollte die Ritterschaft den zu erteilenden Revers entwerfen und raten, wie den benachbarten 1442 StAW Stdb 951, fol. 195rv und 206v; Bauer, S. 530. 1443 StAW Stdb 951, fol. 207r–208v.

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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Herrschaften wegen des Ungelds geschrieben werden solle. Die verbliebenen acht Ritter gaben sich daraufhin mit der Erklärung Bischof Melchiors und des Domkapitels zufrieden.1444 Hinsichtlich des Reverses hätten Georg Ludwig von Seinsheim und Hans Zobel von Giebelstadt den Auftrag, den Entwurf in Empfang zu nehmen und auf den Rittertag nach Kitzingen mitzunehmen. Weitere Verhandlungen um eine Verlängerung des Ungelds um zehn Jahre hielten sie nicht für ratsam. Hinsichtlich weiterer Verhandlungen mit den benachbarten Herrschaften wollten sie ebenfalls nicht gern raten. Wenn die benachbarten Fürsten ablehnten, sollten die Grafen, Herren und Adeligen gebeten werden, ihre Wirte den Wein zum selben Preis wie andere ausschenken zu lassen, damit der eine neben dem anderen bestehen könne. Bischof Melchior und das Domkapitel sagten daraufhin zu, den Revers erstellen zu wollen.1445 Wenn Bischof Melchior in Kitzingen wegen einer längeren Bewilligung verhandeln lassen wolle, sollten sie sich gemäß ihrem Erbieten verhalten. c) Die fränkische Ritterschaft bewilligt König Ferdinand eine Türkenhilfe und erhält Mandate zu ihrem Schutz Der angekündigte Rittertag der 6 Orte am 27. November in Kitzingen1446 kam jedoch nicht zustande, weil die Kommissare König Ferdinands, Graf Ludwig von Stolberg und Hans Zobel von Giebelstadt, verhindert waren.1447 Die Ritterschaft der 6 Orte beraumte daraufhin einen weiteren Tag auf den 4.  Januar 1558 nach Schweinfurt an. Auf diesem erschienen über 90  Adelige, außerdem der Würzburger Domdekan Friedrich von Wirsberg und der Würzburger Hofmeister Sebastian Nothaft als Gesandte Bischof Melchiors.1448 Graf Ludwig und Hans Zobel warben auf dem Tag um die Bewilligung einer Geldhilfe für König Ferdinand gegen die Türken.1449 Zwar sei mittlerweile ein Waffenstillstand abgeschlossen worden, doch seien neue Kriegshandlungen zu befürchten. Die Reichsstände hätten König Ferdinand auf dem Reichstag in Regensburg 1557 eine Hilfe von 8.000 Reitern und 40.000 Fußknechten auf acht Monate bewilligt. Dafür habe König Ferdinand auch die Reichsritterschaft um Hilfe bitten sollen.1450 Er bot den Rittern den üblichen Revers an, daß die Bewilligung ihnen an ihren Rechten und Freiheiten unschädlich sein solle. Außerdem sei er bereit, ihre Beschwerden anzuhören. Die versammelten Ritter bildeten daraufhin einen Ausschuß, der befand, daß die Hilfe notwendig und König Ferdinand ihr Schutzherr sei, weshalb eine Hilfe bewilligt werden solle. Zunächst wollten sie König Ferdinand die Rückzahlung eines Darlehens von etlichen tausend Gulden aus einer früheren An1444 1445 1446 1447 1448 1449 1450

Ebd., fol. 208v–209v. Ebd., fol. 210rv. Vgl. ebd., fol. 276r. StAN RRsch 2011, S. 17; StAW RRsch 50I, fol. 84r. StAW Stdb 951, fol. 278r–279v. StAN RRsch 2011, 17–32; StAW RRsch 50I, fol. 84r–92r. Vgl. DRTA RV 1556/57,2 Nr. 577, S. 1393 [46] und S. 1395 [53].

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

lage (aus dem Jahr 1542) erlassen. Für den Fall der Not bewilligten sie ferner eine Geldhilfe für die Bestellung von 400 Pferden auf sechs Monate. Außerdem wollten sie König Ferdinand eine Gesandtschaft mit ihren Beschwerden schicken. Hierzu schrieben sie Ortstage auf den 13. Februar aus.1451 Die auf den Ortstagen gesammelten Beschwerden faßten die Vertreter der 6 Orte auf einem Ausschußtag in Würzburg am 2. März 1558 zusammen.1452 Die Ritterschaft der 6 Orte habe immer die Freiheit gehabt, sich in ihren Nöten zu versammeln. Jetzt wollten die benachbarten Stände dies aber verhindern und sie landsässig machen. Wenn dies geschehe, könnten sie dem Kaiser den freiwilligen Reiterdienst nicht mehr leisten. Sie würden von den benachbarten Ständen wie Landsassen mit Schatzungen, Ungeld und anderem beschwert. Insbesondere geschehe dies der Ritterschaft auf dem Gebirge durch den König von Böhmen, den Pfalzgrafen in der Oberpfalz und den Kurfürsten von Sachsen, der Ritterschaft an der Baunach durch die Herzöge von Sachsen in der Pflege Coburg und der Ritterschaft im Ort Rhön/Werra durch den Abt von Fulda, die Grafen von Henneberg und die Herzöge von Sachsen im Land Graf Bertholds von Henneberg. Ferner sei es, nachdem die Ritterschaft vor Zeiten den meisten Teil ihrer Eigengüter den Fürsten zu Lehen aufgetragen hätte, Brauch gewesen, die Lehen weiterzuverleihen, solange noch Erben gleichen Namens und Stammes, Helmes und Schilds vorhanden gewesen seien, egal ob die Lehen alt ererbt oder neu erworben worden seien. Auch wenn die Lehen heimgefallen seien, seien ihre Töchter hiervon ausgestattet, Schulden bezahlt und die Witwen darauf verwiesen worden. Nun aber würden die Agnaten von der Erbschaft neu erworbener Lehen ausgeschlossen, die Töchter davon gewiesen und die Schulden nicht mehr bezahlt. Außerdem beschwerten sie sich über die Einziehung der vom Adel gestifteten Klöster, Stiftungen und Gotteshäuser durch die Fürsten. Ferner habe der Adel immer die hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Gebot und Verbot über seine Leute und Güter ausgeübt und diese nur aus Mangel an eigenen Gerichten an andere Gerrichte verwiesen. Auch seien seine Untertanen nie in Auflagen, Steuern, Schatzungen oder Zölle gezogen worden und hätten die Adeligen immer den großen und kleinen Wildbann auf ihren Gütern ausgeübt. Nun aber strickten die Fürsten, Grafen, Herren und Städte den Adeligen ihre Rechte an Orten ab, an denen den Fürsten, Grafen, Herren und Städten nur die zentbarliche oder vogteiliche Obrigkeit oder Schutz und Schirm zustehe, belegten die Leute des Adels mit Steuern, Schatzungen und anderem, auch wo die Fürsten nur einen oder zwei Untertanen unter denen des Adels hätten. Ferner schützten die Fürsten ihre Leibeigenen vor Bestrafung durch die Adeligen und errichteten neue Wildbezirke. Wein und Getreide müßten die Adeligen wie andere ungefreite Personen verzollen. Schließlich beklagten sie sich über die Schulden und Bürgschaften für Markgraf Albrecht. 1451 HStAMar 109, 200I; BayHStA RKG 13436 Nr.  9, Dok.  38 (Ausschreiben vom 8.  Januar 1558); StAB GHAP 6649 (Vollmacht Christophs von Thüna für den Tag des Orts Gebirg in Bayreuth). 1452 HStAMar 109, 1754 und 431 (unfol.); StAL B 290, Bü 234 (unfol.).

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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Auf dem Wahltag in Frankfurt, auf dem Ferdinand am 24. Februar anstelle Karls, der zuvor abgedankt hatte, zum Kaiser gewählt worden war, übergaben die Gesandten ihm dann aber nur die Beschwerden hinsichtlich der Verleihung der Lehen und der Schulden Markgraf Albrechts.1453 Kaiser Ferdinand antwortete hierauf am 17. März, er habe ihre Beschwerden gnädig vernommen und sei nicht weniger als seine Vorfahren gewillt, sie zu schützen und zu schirmen.1454 Weil aber der Artikel über die Verleihung und Veränderung der Lehen wichtig sei, habe er seine Behandlung auf den nächsten Reichstag verschoben. Die Ritterschaft solle dort nochmals um Antwort nachsuchen. Wegen der Schulden Markgraf Albrechts habe er Erzbischof Daniel von Mainz und Herzog Albrecht von Bayern eine Kommission erteilt, die diese zunächst abgelehnt hätten, jetzt aber ihren Fortgang nehmen solle. Wegen der übrigen Beschwerden wolle er sich billig erzeigen. Hauptleute und Räte der 6 Orte schrieben daraufhin einen Tag nach Kitzingen auf den 16. Mai aus, um die Ritter über die Antwort Kaiser Ferdinands zu informieren.1455 Der Reichsabschied vom 25. September 1555 hatte neben den Reichsständen auch die Reichskreise mit der Vollziehung des Landfriedens beauftragt.1456 Markgraf Georg Friedrich und die Gesandten der übrigen Kreisstände beschlossen daher auf einem Tag in Ansbach am 16.  März 1558 die Aufstellung einer streifenden Rotte zur Bekämpfung von Räuberei und Plackerei.1457 Ferner sollte Markgraf Georg Friedrich als Kreisoberst diesen Abschied den Hauptleuten der 6 Orte ebenfalls übersenden und sie bitten, die Adeligen ihres Orts an die Einhaltung des Landfriedens und des genannten Reichsabschieds zu ermahnen. In diesem Sinne schrieb Markgraf Georg Friedrich an die Hauptleute der 6 Orte.1458 Im Ort Gebirg leiteten Hans Joachim Stiebar, Georg Förtsch, Hans von Redwitz und Hans Friedrich von Künsberg den Beschluß des fränkischen Kreises mit Schreiben vom 9. Mai an die Mitglieder weiter.1459 Ferner luden sie sie auf einen Tag nach Bayreuth am 15. August, um sie über die Antwort zu informieren, die Kaiser Ferdinand den Gesandten der fränkischen Ritterschaft in Frankfurt gegeben hatte. Auf dem folgenden Rittertag in Kitzingen am 30.  November 1558 ermahnte der Kommissar Kaiser Ferdinands, Georg Ludwig von Seinsheim, die Ritterschaft wegen deren Plackerei und Angriffen.1460 Bischof Melchior von Würzburg war nämlich am 15. April bei einem von Wilhelm von Grumbach veranlassten Entführungsversuch er1453 1454 1455 1456 1457 1458 1459 1460

HStAMar 109, 431 (unfol.). HStAMar 109, 211 (unfol.). HStAMar 109, 431 (unfol.). DRTA j.R. 20,4 Nr. 390, S. 3114–3136, §§ 33–103. StAN FstBrAnsb KrTA 5a Nr. 107, fol. 145r–150v. Ebd. Nr. 113, fol. 165r–166r. BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 41. StAN RRsch 2011, S. 33–42; StAW RRsch 50I, fol. 96r–98v.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

schossen worden.1461 Wilhelm von Grumbach wollte hierdurch Bischof Melchior zur Rückgabe seiner nach dem Markgrafenkrieg konfiszierten Güter zwingen. Wilhelm von Grumbach war der Statthalter Markgraf Albrechts im Fürstentum Kulmbach und einer seiner engsten Vertrauten gewesen. Ferner ließ der neue Würzburger Bischof Friedrich von Wirsberg die Ritterschaft an ihre Erklärung gegenüber Bischof Melchior erinnern und sie bitten, sich zum Hochstift zu halten. Die Ritter antworteten hierauf, diejenigen, die es angehe, wüßten sich ihrer Erklärung wohl zu erinnern und danach zu verhalten. Außerdem verlasen die Würzburger Gesandten eine Schrift gegen Wilhelm von Grumbach und übergaben einen Revers Bischof Friedrichs und des Domkapitels für die im Jahre 1557 bewilligte Verlängerung des Ungelds.1462 Ferner beschlossen die Versammelten eine Gesandtschaft an Erzbischof Daniel von Mainz wegen der Schulden Markgraf Albrechts und, erneut die ritterschaftlichen Beschwerden zu sammeln. Hierzu sollten Ortstage am 8. Januar 1559 stattfinden.1463 Von den Ortstagen aus schickten die Orte Gebirg, Altmühl, Steigerwald und Rhön/Werra Vertreter auf einen Tag nach Haßfurt am 22. Januar.1464 Dort beschlossen sie, Lorenz von Rumrodt und Balthasar von Seckendorff auf den Reichstag nach Augsburg zu schicken, um dort die Beschwerden vom 2. März 1558 vorzutragen. Auf dem Reichstag beschwerten sich die Gesandten dann erneut über die Einziehung der Klöster und Stifte durch die Fürsten, die Versuche der Fürsten, sie landsässig zu machen, die Schulden Markgraf Albrechts, daß die Fürsten ihre Rechte über ihre Leibeigenen ausdehnten, die Schmälerung ihrer Einnahmen durch Zölle und, daß die Fürsten nach dem Tod des Lehnmannes neu erkaufte Lehen nicht an Seitenverwandte weiterverleihen würden.1465 Kaiser Ferdinand erließ daraufhin am 26. Juli 1559 ein Mandat an alle Fürsten und die Ritterschaft in Franken, in dem er den Fürsten untersagte, die Ritterschaft in Franken mit Schatzungen, Steuern und anderen Dienstleistungen (außerhalb der herkömmlichen Lehnsdienste und Dienstverträge) zu beschweren und sie in ihre Obrigkeit oder Landsässigkeit zu ziehen.1466 Den Rittern gebot er, künftig die Rittertage zu besuchen. In einem weiteren Mandat vom selben Tag gebot er, niemand dürfe sich weitere Rechte über seine Leibeigenen anmaßen, die in einer anderen Obrigkeit (nämlich der der Ritter) saßen, neue Wildfuhren errichten oder mehr Zoll für

1461 Bauer, S. 568; Wendehorst, Bistum Würzburg 3, S. 128–130. 1462 Lünig Nr. 145, S. 312–314. 1463 Vgl. HStAMar 109, 200I (Ausschreiben der Verordneten des Orts Rhön/Werra vom 13. Dezember 1558); BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 40. 1464 Vgl. HStAMar 109, 200I (Ausschreiben der Ritterschaft des Orts Rhön/Werra auf dem Tag zu Münnerstadt vom 9. Januar 1559) und 431 (Abschied des Tags von Haßfurt vom 23. Januar 1559). 1465 HStAMar 109, 431 (unfol.). 1466 ÖStA HHStA RHR Grat. Feud. Mandate 2 (Entwurf); StAL B 94a U 46 (Vidimus des Abts Johann von Ebrach vom 20. März 1560); HStAMar 109, 201 und 211 (Abschriften). Vgl. auch Lünig Nr. 9, S. 40 f.; Neumaier, S. 136.

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Wein und Getreide nehmen, die die Ritter von ihren Gütern in anderen Herrschaften bezogen, als herkömmlich.1467 Auf demselben Reichstag ergänzten Kaiser Ferdinand und die Reichsstände die Bestimmungen des Reichsabschieds von 1555 zur Vollziehung des Landfriedens. Verdächtige Reisige und Fußknechte, Räuber oder Mörder sollten auch über die Obrigkeits- und Kreisgrenzen hinweg verfolgt werden können und die benachbarten Herrschaften hierbei helfen.1468 Diese Bestimmungen und die Ausführungsbeschlüsse der Kreise sollten auch die Herrschaften und Personen binden, die den Reichskreisen nicht angehörten.1469 Die Stände des fränkischen Kreises erließen daraufhin auf einem Kreistag in Windsheim am 2.  November umfangreiche Durchführungsbestimmungen.1470 Kaiser Ferdinand beauftragte Georg Ludwig von Seinsheim damit, bei der Ritterschaft dafür zu werben, den Beschlüssen des fränkischen Kreises nachzukommen.1471 Dieser schrieb daraufhin einen Rittertag nach Kitzingen auf den 11. Februar 1560 aus.1472 Die Vertreter aus fünf Orten – aus dem Ort Odenwald war niemand erschienen, nachdem sein Hauptmann Sebastian Rüdt von Collenberg und seine Räte verstorben waren1473 – berieten hierauf über Maßnahmen gegen die Plackerei und eine Antwort an die fränkischen Kreisstände, mit der sie sich nicht zu weit einlassen wollten, um nicht auch in andere Kreisabschiede gezogen zu werden.1474 Außerdem berieten sie über diejenigen Ritter, die die beschlossene Anlage nicht bezahlten, und wie ein Vorrat an Geld anzulegen sei, über die Schulden Markgraf Albrechts sowie über ein Schreiben des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, in dem er sich für Wilhelm von Grumbach verwandte, und über ein Schreiben Bischof Friedrichs von Würzburg wegen des Hof- und des Ritterlehngerichts. Auf einem weiteren Rittertag in Bamberg am 1. August 1560 erließen die Vertreter der 6 Orte dann ein eigenes Mandat gegen Räuberei und Plackerei.1475 Diejenigen Ritter, die die hohe oder niedrige Obrigkeit oder Jurisdiktion hatten, sollten auf entsprechende Anzeige gegen Mörder, Räuber und Placker nach der Reichsordnung vorgehen. Außerdem versprachen die Adeligen, keine verdächtigen Personen zu beherbergen oder ihnen sonst Vorschub zu leisten, dieses auch ihren Untertanen, Hintersassen, Lehenleuten und Gesinde zu verbieten, 1467 ÖStA HHStA RHR Grat. Feud. Conf. priv. dt. Exped. 175 (Entwurf und Vidimus des Abts Johann von Ebrach vom 20.  März 1560 als Vorlage für die Bestätigung durch Kaiser Maximilian II. vom 7. April 1565); StAL B 94a U 45 (Vidimus des Abts Johann von Ebrach vom 20. März 1560); HStAMar 109, 211 (Abschriften). 1468 DRTA RV 1558/59,3 Nr. 806, S. 2011–2014, Art. 19–26. 1469 Ebd., S. 2019, Art. 46. 1470 StAB FrKr KrA 56; StAN FstBrAnsb KrTA 16a Nr.  7, fol.  62r–86r; RStN KrTA 3, fol. 119r–143v. 1471 StAN FstBrAnsb KrTA 16a Nr. 7, fol. 75v. 1472 HStAMar 109, 431 (unfol.). 1473 Vgl. StAL B 583, Bü 521, fol. 252r. 1474 HStAMar 109, 431 (unfol.) und StAWt GA 48, 85 (unfol.). 1475 HStAMar 109, 431 (unfol.) sowie 109, 200I (unfol.).

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

sondern verdächtige Personen zu vertreiben oder notfalls zu bestrafen und hierbei einander zu helfen. Hierauf sollten sich die Adeligen durch die Besiegelung des Mandats verpflichten. d) Weitere Verhandlungen über die Schulden aus dem Markgrafenkrieg im Jahr 1560 Inzwischen hatte Bischof Georg von Bamberg einige Monate vor dem Auslaufen des 1556 bewilligten 4-jährigen Ungelds die Stände des Hochstifts erneut auf einen Landtag am 15. Mai 1560 geladen.1476 Er ließ ihnen vortragen, die Schulden des Hochstifts aus dem Markgrafenkrieg betrügen ca. 700.000  fl.1477 Die Steuer habe aber bisher (nur) 24.000 fl und das Ungeld im ersten Jahr 25.000 fl, danach 19.000 fl erbracht. Er begehrte daher von ihnen die Verlängerung des Ungelds um zehn Jahre und eine Steuer von einem halben Gulden auf 100 fl Vermögen. Die anwesenden Ritter erklärten sich zur Hilfe bereit, wenn ihre Beschwerden erledigt würden.1478 Als solche trugen sie vor, ihre Untertanen würden in den Städten, Märkten und Flecken des Hochstifts in die gemeine Landsteuer gezogen, die Lehen Adeliger ohne direkte männliche Erben nicht den Seitenverwandten verliehen und heimgefallene Ritterlehen eingezogen.1479 Bischof Georg antwortete hierauf, die Untertanen des Adels in den Städten und Märkten müßten hinsichtlich der Steuern und Ge- und Verbote wie Stiftsuntertanen behandelt werden.1480 Hinsichtlich der Verleihung von Lehen an die Seitenverwandten wolle er sich an das alte Herkommen halten. Die Einziehung heimgefallener Lehen sei altes Herkommen. Die Ritterschaft erklärte darauf, ihre Untertanen sollten zu den bürgerlichen Lasten nur soweit beitragen, wie dies herkömmlich sei. Sonst würden ihre Untertanen doppelt belastet, weil sie auch zum Reiterdienst der Ritterschaft für den Kaiser beitragen müßten.1481 Hinsichtlich des Erbrechts der Seitenverwandten wünschten sie, daß Bischof Georg ihnen das alte Herkommen verbriefe. Im Hochstift Würzburg würden heimgefallene Lehen dem Adel verliehen. Bischof Georg wiederholte hierauf, der Beitrag der Untertanen des Adels in den Städten und Märkten zur allgemeinen Landsteuer sei altes Herkommen.1482 Hinsichtlich des Erbrechts der Seitenverwandten wolle er keine Neuerung vornehmen. Hinsichtlich heimgefallener Lehen bestünden im Hochstift Bamberg andere Gebräuche als im Hochstift Würzburg. Die Ritterschaft bat daraufhin nochmals um Milderung ihrer Beschwerden.

1476 1477 1478 1479 1480 1481 1482

StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 1rv. Ebd., fol. 2v–6v. Ebd., fol. 9r. StAB B 28, 3, fol. 148r. StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 9v. Ebd., fol. 11rv. Ebd., fol. 12r–13v.

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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Bischof Georg schlug daraufhin ein Austragsverfahren zur Klärung der Frage der Einbeziehung der Untertanen des Adels in den Städten und Märkten des Hochstifts in die allgemeine Landsteuer vor.1483 Hinsichtlich des Lehnrechts ließ er es bei seiner Antwort bewenden. Der Ritterschaft war ein Austragsverfahren jedoch beschwerlich.1484 Hinsichtlich des Lehnerbrechts hofften sie auf die Milde Bischof Georgs und des Domkapitels. Schließlich einigten sich Bischof Georg und die Ritterschaft auf einen Kompromiß:1485 Die Steuer der letzten zwei Jahre und der künftigen Jahre sollte bei den Bürgermeistern hinterlegt werden. Sodann sollten beide Parteien je drei Adelige benennen, die den Streit entscheiden sollten. Im Gegenzug bewilligten die Ritter die Erhebung des Ungeldes für weitere zehn Jahre.1486 Außerdem beschwerten sie sich darüber, daß das Begräbnis verweigert werde, wenn jemand das Abendmahl unter beiderlei Gestalt eingenommen habe.1487 Bischof Georg versprach Abhilfe1488 und erteilte ihnen einen Revers über die Ungeldbewilligung.1489 Schon vier Monate später berief Bischof Georg einen weiteren Landtag ein.1490 Er ließ die Versammelten über die Verträge mit Markgraf Georg Friedrich und der Reichsstadt Nürnberg wegen der Schulden aus dem Markgrafenkrieg unterrichten.1491 Die fränkischen Einungsverwandten hatten sich nämlich am 6.  Oktober 1558 in Wien mit dem Haus Brandenburg über die Zahlung von 175.000 fl als Entschädigung für die Zerstörung des Fürstentums Kulmbach geeinigt.1492 Das 10-jährige Ungeld reiche zur Bezahlung dieser Schulden nicht aus. Bischof Georg begehrte deshalb die Erhebung einer 12-jährigen Steuer von allen Hintersassen und die Erhöhung des Ungelds um einen Pfennig pro Maß. Die Ritter antworteten hierauf, sie hätten Bischof Georg erst eine Steuer und dann ein Ungeld auf drei, vier und jetzt zehn Jahre bewilligt.1493 Sie könnten daher diese Bürde nicht ohne weitere Beratung auf sich nehmen. Außerdem seien sie von Kaiser Ferdinand um einen Reiterdienst gebeten worden. Sie baten daher darum, von einer weiteren Hilfe verschont zu bleiben. Bischof Georg hielt dem entgegen, die Domherren und Prälaten würden den 5. Pfennig ihres jährlichen Einkommens bewilligen,

1483 1484 1485 1486 1487 1488 1489 1490 1491 1492 1493

Ebd., fol. 13v. Ebd., fol. 14r. Ebd., fol. 14v und 21r–23r; StAB B 28, 15 (unfol.). StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 14v–15r. Ebd., fol. 15v–16r. Ebd., fol. 16r. Ebd., fol. 23v–24r. Ebd., fol. 25r–26v; StAB B 28, 4, fol. 43r–44r. StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 27r–32r; StAB B 28, 4, fol. 66r–71r. Baader, Krieg (1872), S. 64. StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 33v–34r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

wenn auch die Hintersassen der Ritter etwas gäben.1494 Die Ritter erwiderten hierauf, ihr Einkommen sei mit dem der Domherren nicht zu vergleichen.1495 Sie wollten aber etwas bewilligen, wenn ihre Beschwerden abgestellt würden. Ihre Untertanen würden trotz des Austrags und der Bewilligung des 10-jährigen Ungelds in den Städten, Flecken und Märkten zur allgemeinen Landsteuer herangezogen.1496 Das Landgericht richte in erster Instanz auch über geringe Schulden und ziehe ihre Hintersassen zur Kundschaft heran. Bürgern und Bauern werde es verwehrt, ihre Eigengüter den Rittern zu Lehen aufzutragen oder zu verkaufen. Ihre Witwen seien in den Städten nicht von den städtischen Lasten befreit. Außerdem protestierten sie dagegen, daß heimgefallene Lehen eingezogen und verkauft würden, auf denen Bekennungen lagen, insbesondere wenn Witwen oder Waisen vorhanden seien, für deren Unterhalt der gemeine Kasten des Bischofs nicht aufkomme. Bischof Georg versuchte, die Ritter mit dem Hinweis zu einer Bewilligung zu bewegen, die Prälaten und Städte würden nichts bewilligen, wenn die Antwort der Ritterschaft wegen der Beschwerden auf einen späteren Tag verschoben werde.1497 Die Ritter entgegneten hierauf, sie hätten erwartet, nach Bewilligung des 10-jährigen Ungelds bei ihren alten Freiheiten gelassen zu werden.1498 Sie wollten nicht in Vorleistung treten und auch das Ungeld nicht erhöhen und erbaten Bedenkzeit. Die Beschwerden könnten sofort erledigt werden. Schließlich boten die anwesenden Ritter eine Steuer von einem halben Gulden von jeder Behausung oder Herdstätte im Wert zwischen 50 und 100  fl und einem Gulden bei einem Wert von mehr als 100 fl für die Dauer von zwei Jahren an unter der Bedingung, daß ihre Beschwerden abgestellt würden, daß alle Ritter geladen würden und dem zustimmten, daß die Domherren, Prälaten und Städte ebenfalls belegt würden, daß sie einen Revers erhielten, daß sie ihre Untertanen selbst veranlagen dürften und daß die Steuer nicht eingezogen werde, wenn sie Kaiser Ferdinand eine Türkenhilfe leisten müßten.1499 Außerdem baten sie, das Ungeld abzuschaffen und auch die anderen Reichsstände um Hilfe zu bitten, damit das Hochstift die Last nicht alleine tragen müsse. Bischof Georg und die Ritterschaft schrieben daraufhin gemeinsam einen weiteren Tag auf den 26.  November aus.1500 Dort wiederholte Bischof Georg zunächst seine Proposition vom 25.  September.1501 Die anwesenden Ritter antworteten hierauf, sie

1494 1495 1496 1497 1498 1499 1500 1501

Ebd., fol. 36v. Ebd., fol. 37v. Ebd., fol. 51r–54r; StAB B 28, 3, fol. 144r–147r. StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 38v. Ebd., fol. 39v. Ebd., fol. 48r–50r; StAB B 28, 3, fol. 158r–160r.

StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 55r–58r; StAB B 28, 3, fol. 129r–130r. StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 59r–61v; StAB B 28, 4, fol. 37r–42r.

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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wollten nach ihrem Vermögen helfen, wenn ihre Beschwerden abgestellt würden.1502 Das weitere Verfahren verlief daraufhin schriftlich und mit Abgeordneten aus der Ritterschaft.1503 Zunächst antwortete Bischof Georg auf die Beschwerden der Ritterschaft.1504 Das Mitleiden der Untertanen des Adels in den Städten mit der übrigen Bürgerschaft sei altes Herkommen. Das eingenommene Geld solle aber bei Bürgermeistern und Rat hinterlegt werden, damit keiner zweimal beschwert werde. Das Landgericht sei nach der Reformation und, da es ein Regal sei, auch bei geringen Schulden erstinstanzlich zuständig. Daß die Hintersassen am Landgericht Kundschaft geben müßten, sei keine Neuerung. Es sei das gute Recht des Hochstifts, seinen Untertanen zu verbieten, Adeligen ihre Eigengüter zu Lehen aufzutragen oder zu verkaufen, denn sonst entgingen dem Hochstift Steuer und Reise von diesen Gütern. Grundsätzlich sollten Ritter oder Witwen gar nicht in die Städte ziehen, wenn sie es aber doch täten, müßten sie auch die Lasten mittragen. Daß Lehen, auf denen Bekennungen stünden, zu deren Bezahlung verkauft und so dem Adel entzogen würden, sei rechtens, weil das Hochstift nicht für die Schulden anderer einstehen könne. Die Abgeordneten der Ritterschaft erwiderten hinsichtlich der Steuerfrage, die Ritterschaft im fränkischen Bezirk und ihre Untertanen unterstünden keiner Obrigkeit, sondern allein dem Kaiser.1505 Bischof und Ritterschaft bildeten insofern eine Ganerbschaft. Die Einziehung der Türkensteuer sei eine Neuerung, die zuerst im Jahre 1529 durch Bischof Weigand eingeführt worden sei. Die Handhabung des Landgerichts sei grundsätzlich in Ordnung, aber viele Ritter hätten für ihre Halsgerichte Privilegien oder diese als unvordenklichen Gebrauch hergebracht. Bischof Georg geschehe hierdurch kein Abbruch, da alle Appellationen an sein Hofgericht gingen. Das Verbot der Lehnauftragung und des Verkaufs sei mißbräuchlich, da es auf diese Weise bald keinen Adel mehr geben werde. Bischof Georg gehe hierdurch keine Reichshilfe ab, weil Bürger und Bauern auch Güter vom Adel kauften. Die wenigen Witwen, die in die Städte zögen, könnten dort kaum zur Last fallen. Die Antwort bezüglich der Witwen und Waisen sei sehr scharf. Milder sei es, Witwen und Waisen ihre Güter zu belassen. Bischof Georg erwiderte hierauf, er müsse die Regalien und Gerechtigkeiten des Hochstifts wahren.1506 In der Steuerfrage führte er aus, die Hoheit und Gerichtsbarkeit im Hochstift stünden ihm allein zu. Es solle kein Unterschied zwischen den Untertanen im Hochstift gemacht werden. Bischof und Ritterschaft bildeten auch keine Ganerbschaft. Im übrigen wiederholte er im wesentlichen seine Antworten auf die einzelnen Beschwerdepunkte. Damit kam es zu keiner Einigung zwischen Bischof Georg und der Ritterschaft.

1502 1503 1504 1505 1506

StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 62r. Ebd., fol. 62v–63v. Ebd., fol. 65r–69r; StAB B 28, 3, fol. 163r–172r. StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 70r–75r. Ebd., fol. 77v–82r; StAB B 28, 3, fol. 173r–180r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Währenddessen lud Markgraf Georg Friedrich seine adeligen Lehnleute auf einen Tag am 6. September 1560.1507 Er wollte sich gegen den Vorwurf verteidigen, er halte die Verträge Markgraf Albrechts nicht ein, und die Adeligen über die Verhandlungen mit den Gläubigern Markgraf Albrechts in Rothenburg ob der Tauber informieren.1508 Er sei nicht der Erbe Markgraf Albrechts geworden, sondern nur sein Lehnsnachfolger. Er habe den Gläubigern angeboten, ihnen jährlich 39.000 fl (die jährlichen Einnahmen des Fürstentums Kulmbach) zu zahlen abzüglich der Unkosten für die Ämter und der Zinsen für alte Schulden. Dies hätten die Gläubiger ausgeschlagen, weil sie meinten, das Fürstentum Kulmbach erbringe einen größeren Gewinn. Markgraf Georg Friedrich habe das Land geerbt und hafte damit auch mit seinem übrigen Vermögen für die Schulden Markgraf Albrechts. Außerdem seien noch die Klosternutzungen vorhanden. Markgraf Georg Friedrich legte demgegenüber dar, aus den Registern ergebe sich, daß das Fürstentum Kulmbach nicht mehr als 39.000 fl pro Jahr einbringe. Abzüglich der Ausgaben für die Ämter von 12.000 fl ergebe dies einen Gewinn von 27.000 fl pro Jahr. Das Fürstentum Kulmbach sei damit (unter Zugrundelegung einer fünfprozentigen Verzinsung des Kapitals) 540.000 fl wert. Er – Markgraf Georg Friedrich – solle aber nur 274.544 fl Schulden übernehmen. Über diese Summe hinaus habe er angeboten, 400.000 fl und 300.000 fl Altschulden zu übernehmen. Die Gläubiger hätten dies jedoch nicht angenommen und 2.000.000 fl gefordert. Ferner begehrte er ihren Rat, was hinsichtlich der Bürgen für Markgraf Albrechts Schulden geschehen solle. Die versammelten Grafen, Herren und Ritter antworteten hierauf am 7. September schriftlich, sie hätten es gerne gesehen, wenn die Schuldenfrage geregelt worden wäre.1509 Hinsichtlich der Bürgen zu raten, gehe über ihren Verstand. Außerdem seien sie zu wenige. Markgraf Georg Friedrich antwortete hierauf, da die Gläubiger sein Angebot nicht angenommen hätten, sei er von den Schulden Markgraf Albrechts befreit, ihre Verwandten (die gebürgt hätten) aber nicht.1510 Im übrigen gehe die Sache sie mehr an als ihn. Er wäre ihnen gern behilflich gewesen, aber da sie nicht raten wollten, müsse er es dabei bewenden lassen. Die Ritter baten daraufhin Markgraf Georg Friedrich abermals, die Bürgen zu entledigen und nicht ins Verderben stürzen zu lassen.1511 Markgraf Georg Friedrich wiederholte darauf seine Antwort, er sei nicht Erbe, und es sei eher ihre Sache als Blutsverwandte, den Bürgen zu helfen.1512 Er wolle gern helfen, aber da sie ohne die anderen nicht raten wollten, müsse er es Gott befehlen. Tatsächlich hatte sich Markgraf Georg Friedrich auf dem Tag in Rothenburg auf Vermittlung der kaiserlichen Kommissare, des Kurfürsten Daniel von Mainz und Herzog Albrechts von Bayern, mit einem Teil der Gläubiger Markgraf Albrechts ver1507 1508 1509 1510 1511 1512

StAN FstBrAnsb LTA 10 Nr. 1; Schaupp, S. 412. StAN FstBrAnsb LTA 10 Nr. 32; StAB GHAP 7997 (unfol.); Schaupp, S. 412. StAN FstBrAnsb LTA 10 Nr. 35; StAB GHAP 7997 (unfol.); Schaupp, S. 413. StAN FstBrAnsb LTA 10 Nrn. 36 f.; StAB GHAP 7997 (unfol.); Schaupp, S. 413. StAN FstBrAnsb LTA 10 Nr. 38; StAB GHAP 7997 (unfol.); Schaupp, S. 413. StAN FstBrAnsb LTA 10 Nr. 39; StAB GHAP 7997 (unfol.); Schaupp, S. 413.

Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

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ständigt.1513 Er hatte mit 55 Adeligen aus der Ritterschaft auf dem Gebirg vereinbart, ihnen die Ämter Rauhenkulm und Zwernitz ab dem 1. Mai 1561 zu überantworten. Diese hatten Markgraf Albrecht am 22. Februar 1551 30.000 fl zu einem Zins von 1.500 fl jährlich geliehen, wofür ihnen Markgraf Albrecht die genannten Ämter verpfändet hatte. Im Jahre 1552 war der Zins noch bezahlt worden, aber nach der Einnahme des Fürstentums auf dem Gebirg durch die fränkischen Einungsverwandten im Jahre 1553 nicht mehr. Markgraf Georg Friedrich behielt sich die Einlösung der Ämter zum 22. Februar 1562 oder 1563 vor. Tatsächlich blieben die Ämter jedoch mindestens bis zum Jahr 1581 im Besitz der adeligen Gläubiger. e) Der Würzburger Rittertag von 1562 Die geschilderten Gravamina und die Schulden aus dem Markgrafenkrieg beschäftigten die fränkische Ritterschaft weiterhin. Ihr Oberhauptmann Graf Ludwig von Stolberg schrieb auf Ersuchen einiger Unterhauptleute einen Tag auf den Sonntag Invocavit, den 16. Februar 1562, nach Würzburg aus, nachdem ein Tag am 3. November 1561 nur schlecht besucht gewesen war.1514 Die Initiative hierzu ging wahrscheinlich in erster Linie von Albrecht von Rosenberg, dem Hauptmann des Orts Odenwald, aus. Auf dem Tag sollten ein Vertrag mit den geistlichen Ständen über die Religion, Maßnahmen gegen die Landsässigmachung, über die Schulden Markgraf Albrechts, die Verleihung neu erkaufter Lehen und weitere Gebrechen des Orts Odenwald beraten werden.1515 Der Tag zu Würzburg war gut besucht, es erschienen 163  Ritter.1516 Zusätzlich hatten viele Ritter aus den Orten Gebirg und Altmühl ihre Vollmacht geschickt. Am Montagmorgen um 8 Uhr verlas der Ritter Albrecht von Rosenberg die Instruktion Graf Ludwigs von Stolberg.1517 Daraufhin wurde ein Ausschuß gebildet, der ab ein Uhr über die Anliegen der Ritterschaft beriet. Am Dienstagmorgen wurden diese dem Plenum vorgetragen: Die Fürsten wollten sie in die Landsässerei drücken, ihnen entgegen dem Passauer Vertrag keine Seelsorger gestatten, erkaufte Lehen nicht vererben und Verwandte gleichen Stammes, Helmes und Schildes (die doch nur ihren Wohnsitz und damit den Namen gegenüber den Erblassern verändert hätten) nicht als Erben anerkennen. Ferner trachteten sie den Adeligen nach dem Leben und nähmen sie nach Belieben gefangen. Die adeligen Klöster, Stifte und Legate gebrauchten sie für sich. Die Zollfreiheit des Adels werde nicht beachtet. Schließlich nähmen sie den Adeligen ihre Trift-, Fischerei- und Jagdrechte.

1513 StAB GHAP 6659 (unfol.). 1514 HStAMar 109, 705, fol. 2rv, und 200I (unfol.); BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 42 f.; Pfeiffer, Studien, S. 206. 1515 HStAMar 109, 431 (unfol.). 1516 HStAMar 109, 705, fol. 3r–12r; Pfeiffer, Studien, S. 208–214. 1517 HStAMar 109, 705, fol. 14r–19r; Pfeiffer, Studien, S. 206.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Die Beschwerden wegen der Landsässerei und des Lehnerbrechts richteten sich wohl gegen Markgraf Georg Friedrich. Die Beschwerde über die Nichteinhaltung des Passauer Vertrags ging auf einen konkreten Fall zurück, in dem Bischof Friedrich von Würzburg den lutherischen Prädikanten der Erben des Cunz von Hutten zu Ramsthal hatte vertreiben lassen. Hinter der Beschwerde über den Schaftrieb verbarg sich der Fall des Heinrich von Fronhofen.1518 Dieser hatte einen Schaftrieb zu Dettelbach in Besitz gehabt, mit der Gemeinde von Dettelbach hierum prozessiert und ein für sich günstiges Urteil erhalten. Dann aber war er im Rahmen einer Urfehde von Bischof Friedrich von Würzburg gezwungen worden, auf den Schaftrieb zu verzichten. Der Beschlußvorschlag des Ausschusses lautete, Hauptleute und Räte sollten die Beschwerden in den Orten sammeln und beraten.1519 Ferner sollte ein Vorrat an Geld eingesammelt werden, damit der kaiserliche Reiterdienst bezahlt und ehrlichen Männern aus der Not geholfen werden könne. Außerdem sollten Rechtsgelehrte in den Orten angestellt werden. Anschließend wurden für jeden Ort Hauptleute und Räte gewählt. Ferner wurde eine Gesandtschaft an Markgraf Georg Friedrich wegen der Schulden Markgraf Albrechts sowie wegen des Problems des Lehnerbrechts abgefertigt.1520 Sie sollte ihm drohen, ihn notfalls öffentlich zu beschuldigen, Adelige an den Bettelstab zu bringen und in den Siegelbruch zu treiben, weil er gegen die Bezahlung der Schulden Mandate beim Kammergericht erlangt hatte und auch nicht auf das von Kaiser Ferdinand bestellte Schiedsgericht eingehen wolle. Am Mittwochmorgen schlugen Hauptleute und Räte dem Plenum vor, wegen des Pfarrers zu Ramsthal an Bischof Friedrich und andere Fürsten zu schreiben, wie sie es in Zukunft halten wollten.1521 Wegen der Schulden Markgraf Albrechts solle an den Kurfürsten Joachim von Brandenburg und Markgraf Hans von Küstrin sowie an die kaiserlichen Kommissare Kurfürst Daniel von Mainz und Herzog Albrecht von Bayern geschrieben werden. Ferner wurde über das Problem des Lehnerbrechts, die Einziehung der Klöster und Stifte und den Zoll beraten und darüber, daß die benachbarten Fürsten den Adel nicht mehr die Rittertage besuchen ließen. Wegen der Beeinträchtigungen ihrer Gerichte, der Jagd, Trift, Fischerei und Schäferei solle den betreffenden Fürsten geschrieben werden. Wenn dies nicht helfe, wollten sie sich bei Kaiser Ferdinand beschweren. Zu diesem Zweck müsse man einen Vertrauten am kaiserlichen Hof haben. Das Plenum beschloß daraufhin, eine Anlage von 5  fl auf 1.000 fl Vermögen zu erheben, die zur einen Hälfte zum 11. November 1562 und zur anderen Hälfte zum 11. November 1563 bezahlt werden sollte.1522 Am selben Tag richtete Bischof Friedrich von Würzburg eine Botschaft an die versammelten Ritter, in der er sie bat, die Klöster des Hochstifts nicht mit Gastungen 1518 1519 1520 1521 1522

Vgl. StAW Stdb 952, fol. 24r; HStAMar 109, 705, fol. 29v. Ebd., fol. 19v–22v. Ebd., fol. 33r–39v. Ebd., fol. 23r–25v; Pfeiffer, Studien, S. 206 f. HStAMar 109, 705, fol. 54r–56r, und 200I (unfol.); StAL B 583, Bü 521, fol. 28r–29v und JL 425, Bd. 7, Nr. 68, fol. 259rv; Pfeiffer, Studien, S. 207.

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in Anspruch zu nehmen, da diese zur Abtragung der Schulden des Hochstifts beitragen müßten, und sich nicht gegen das Hochstift gebrauchen zu lassen, sondern es zu schützen und zu schirmen.1523 Außerdem begehrte er von den Lehnleuten des Hochstifts die Verlängerung des Ungelds, wie sie die Landschaft bewilligt hatte, und die Juden abzuschaffen.1524 Die Ritterschaft der 6 Orte bekundete Bischof Friedrich daraufhin ihr Mitleid wegen der Kriegsschäden.1525 Sie bot an, die Inanspruchnahme des Rechts der Gastung auf fünf- bis sechsmal pro Jahr beschränken zu wollen gegen Ausstellung eines Reverses, daß dieses kein Präjudiz darstelle. Im übrigen wollten sie sich Bischof Friedrich wie seinen Vorfahren gegenüber verhalten und ihren Verpflichtungen nachkommen. Sie hofften, Bischof Friedrich werde sie bei ihren alten Freiheiten und Gerechtigkeiten lassen. Sodann brachten sie die Beschwerden der Huttenschen Erben wegen des Prädikanten zu Ramsthal und Heinrichs von Fronhofen wegen des Schaftriebs zu Dettelbach vor. Dies verstieße gegen das alte Herkommen. Außerdem setzten sie sich für Wilhelm und Karl von Grumbach und Hans Christoph Truchseß von Sternberg ein, dem im Rahmen einer Urfehde verboten worden war, außer Landes zu reiten und dort Dienste zu nehmen. Weil die Ritter die Botschaft Bischof Friedrichs so aufgefaßt hatten, als bitte er, außer den Prälaten auch das Domkapitel von der Gastung zu verschonen,1526 intervenierte das Domkapitel bei Bischof Friedrich.1527 Es zeigte sich befremdet darüber, daß die Gastung für die Ritterschaft das Domkapitel angeblich beschwere. Sie hätten sich nie darüber beschwert und baten, dies bei der Ritterschaft klarzustellen. Markgraf Georg Friedrich antwortete auf die Gesandtschaft der Ritterschaft unter dem 4. März, er empfinde Mitleid mit ihnen wegen ihrer Verstrickung in die Schulden Markgraf Albrechts.1528 Er habe auf dem Tag zu Rothenburg ob der Tauber die Bezahlung eines großen Teils der Schulden angeboten. Die Gläubiger hätten sein Angebot jedoch abgelehnt. Dagegen habe er sich mit den Pfand- und Wiederkaufsgläubigern geeinigt. Gegen die anderen Gläubiger habe er ein Mandat des Kammergerichts erlangt, dabei lasse er es bewenden. Die Behandlung der erkauften Lehen sei keine Neuerung, sondern bereits unter Markgraf Georg streitig gewesen. Sie sollten ihr altes Herkommen beweisen, damit der Streit beendet werde. Ferner habe ihnen Markgraf Georg schon auf dem Landtag von 1539 angeboten, das Problem der Lehnsnachfolge dadurch zu lösen, daß sich die Interessierten zur gesamten Hand belehnen ließen, aber nur derjenige Lehnsdienste erbringen müsse, der die Nutzungen aus dem Lehen zöge. Kurfürst Joachim von Brandenburg antwortete der Ritterschaft, er wolle ihre Sache

1523 1524 1525 1526 1527 1528

StAW Stdb 952, fol. 2r und 10r–14v. Ebd., fol. 2v und 16r–21v. Ebd., fol. 3r–4v und 22r–27v; HStAMar 109, 705, fol. 27v–31v. Vgl. ebd., fol. 27v. StAW Stdb 952, fol. 28r–29v; HStAMar 109, 573, fol. 13r–14v. HStAMar 109, 573, fol. 18v–22r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

befördern.1529 Herzog Albrecht von Bayern schrieb, er wolle das Amt des Schiedsrichters wegen der Schulden Markgraf Albrechts zusammen mit Erzbischof Daniel von Mainz annehmen.1530 Bischof Friedrich antwortete dem am 11.  Mai in Kitzingen tagenden Ausschuß der Ritterschaft, es wäre besser gewesen, wenn die Ritterschaft von dem Krieg soviel ab- wie zugeraten hätte.1531 Er stellte klar, daß sich sein Begehren hinsichtlich der Gastung nicht auf das Domkapitel beziehe. Im übrigen bezeichnete er die Erteilung eines Reverses als unersprießlich und unannehmbar. Es solle daher so bleiben wie bisher. Hinsichtlich des Prädikanten zu Ramsthal führte er aus, er habe zu Beginn seiner Regierung nur zugesagt, die Ritter und ihre Eigenleute und -güter wegen der Religion nicht bedrängen zu wollen. Dies halte er ein, obwohl ihm von Amts wegen anderes zu tun gebühre. Die von Hutten besäßen zu Ramsthal kein Patronatsrecht und keine Pfarrei, sondern gehörten zur Pfarrei Euerdorf. Ludwig von Hutten hätte einen Zehnten in Oppach besessen, der zur Engelmesse in Schweinfurt gehört habe. Nach der Einführung der Reformation in Schweinfurt sei dieser an die Frühmesse in Ramsthal gelangt. Ludwig von Hutten habe sich vergeblich bei Bischof Conrad von Thüngen bemüht, das Patronatsrecht zu erhalten. Außerdem besitze er – Bischof Friedrich – die zentbarliche Obrigkeit in Ramsthal. Der Augsburger Religionsfrieden spreche das Patronatsrecht der weltlichen Obrigkeit zu. Die von Hutten sollten sich daher mit dem Würzburger rechtlichen Erkenntnis zufriedengeben. Heinrich von Fronhofen habe er nicht verpflichtet, den Schaftrieb herauszugeben, sondern lediglich eine gerichtliche Entscheidung hierüber zu akzeptieren. Ebenso verhalte es sich mit Karl von Grumbach. Auf die Klage Wilhelms von Grumbach könne er nicht antworten, weil er sie nicht kenne. Hans Christoph Truchseß solle sich mit der ihm bisher gewährten Gnade begnügen. In seiner Antwort vom 12. Mai erklärte der Ausschuß, die Ritterschaft wisse sich vom Vorwurf der Kriegstreiberei frei, und entschuldigte sich wegen des Mißverständnisses mit dem Domkapitel.1532 Hinsichtlich der Pfarrei zu Ramsthal erklärten sie, Ludwig und Cunz von Hutten hätten diese in ihrem unangefochtenen Besitz gehabt. Bischof Friedrich möge sie darin nicht stören. Wenn er vor Gericht Recht erhielte, könnten sie dies gegenüber ihren Mündeln verantworten. Sie empfahlen Wilhelm von Grumbach und die übrigen Adeligen nochmals seiner fürstlichen Gnade. Ferner fertigte der Ausschuß eine Gesandtschaft an Erzbischof Daniel von Mainz ab mit der Bitte um Übernahme des Schiedsrichteramts wegen der Schulden Markgraf Albrechts zusammen mit Herzog Albrecht von Bayern.1533 Markgraf Georg Friedrich ließ sich jedoch vorläufig nicht auf das Schiedsgericht ein.1534 1529 1530 1531 1532 1533 1534

Ebd., fol. 23v. Ebd., fol. 34rv. StAW Stdb 952, fol. 4v und 39r–50v; HStAMar 109, 573, fol. 5r–12v. StAW Stdb 952, fol. 34r–35v; HStAMar 109, 573, fol. 15r–17r. Ebd., fol. 26v–32r. Vgl. StAW RRsch 50I, fol. 119r und Stdb 952, fol. 261r–264r.

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Der Markgrafenkrieg und seine Folgen

Von einem Ausschußtag in Ochsenfurt am 9. Oktober schrieben die Hauptleute und Räte der 6 Orte erneut an Markgraf Georg Friedrich, Kaiser Ferdinand und Erzbischof Daniel von Mainz wegen der neu erkauften Lehen und der Schulden Markgraf Albrechts.1535 Ferner schickten sie Dr. Dietrich von Beulwitz deswegen an Erzbischof Daniel und das Kammergericht. Auf einem Ausschußtag in Bamberg am 20. Januar 1563 berichtete er den Hauptleuten und Räten der 6 Orte über die Ergebnisse seiner Gesandtschaft.1536 Am 13. September 1565 rechnete er zu Haßfurt mit den Vertretern der 6 Orte die Kosten seiner Tätigkeit für die Ritterschaft seit 1561 ab.1537 Er hatte Ausgaben von 3.884 fl, 18 kr und 9 ½ pf gehabt, wovon ihm die 6 Orte noch 833 fl, 4 kr und 9 ½ pf schuldeten. Außerdem schuldeten sie ihm noch seine Besoldung in Höhe von 1.200 fl. Das Einsammeln der Anlage stieß auf die üblichen Schwierigkeiten. Mit Schreiben vom 15.  September 1564 mahnten Hauptleute und Räte des Orts Gebirg bei Hans von Waldenfels die Ausstände der in Würzburg beschlossenen Steuer und Anlage an.1538 Auf einem Tag des Orts Rhön/Werra am 25. September 1564 erklärte sich Veit Ulrich von Schaumberg nur unter der Bedingung bereit, die Hauptmannschaft erneut zu übernehmen, daß die Rückstände der Anlage bezahlt würden.1539 Die erste Hälfte sollte nunmehr bis zum 2. Februar 1565 und die zweite Hälfte bis zum 2. Februar 1566 bezahlt werden. f ) Ergebnisse Im Augsburger Religionsfrieden verfestigte sich die besondere reichsrechtliche Position der fränkischen Ritterschaft weiter. Es wurde ausdrücklich anerkannt, daß es eine freie Ritterschaft im Reich gab, die nur dem Kaiser unterworfen war. Die fränkische Ritterschaft wurde dabei nicht namentlich genannt, aber es war allen Beteiligten klar, daß sich der Artikel auf die schwäbische, fränkische und rheinische Ritterschaft bezog. Die Reichsritterschaft hatte eine Einbeziehung in den Religionsfrieden nicht angestrebt. Sie ergab sich nur zufällig als Kompromiß zwischen der Forderung der evangelischen Reichsstände, alle Ritter in den Religionsfrieden einzubeziehen, und ihrer Ablehnung durch die katholischen Reichsstände. Der Kompromiß war möglich, weil alle Beteiligten davon ausgingen, daß es eine freie, nur dem Kaiser unterworfene Ritterschaft in Schwaben, Franken und am Rhein bereits gab. In Franken hatte diesen Gedanken erstmals der Rittertag in Schweinfurt im Februar 1553 ausgesprochen.

1535 1536 1537 1538 1539

HStAMar 109, 431 (unfol.). Ebd.

StAL B 583 Bü 521, fol. 47r; StAW RRsch 861I, fol. 1r–3r; HStAMar 109, 431 (unfol.). BayHStA RKG 13436 Nr. 9, Dok. 47. HStAMar 109, 200I (Ausschreiben vom 26. September 1564); LeGates, The Knights and the State, S. 45.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Unklar blieb allerdings, wie weit die Einbeziehung der Reichsritter in den Religionsfrieden gehen sollte. Kaiser Ferdinand und die katholischen Reichsstände gingen davon aus, daß sich die Religionsfreiheit der Reichsritter nur auf ihre Person und die vom Reich zu Lehen rührenden Güter erstreckte. Die Ritter machten demgegenüber geltend, der Religionsfrieden beziehe sich auch auf die von ihnen ausgeübten geistlichen Rechte, zum Beispiel das Patronatsrecht über eine Pfarrei. Im Jahre 1559 ergriff dann Kaiser Ferdinand erstmals Maßnahmen zugunsten der fränkischen Ritterschaft in Form mehrerer Mandate, mit denen er den Fürsten verbot, die Ritter mit Steuern, neuen Wildfuhren oder Zöllen zu belasten und die Obrigkeit über ihre Leibeigenen auf Kosten der Obrigkeit der Ritter auszudehnen. Das Mandat war zum einen eine Gegenleistung für die wiederholt, zuletzt im Jahre 1558 bewilligten Hilfen der fränkischen Ritterschaft für Kaiser Ferdinand. Zum anderen war das Mandat das Ergebnis dessen, daß die fränkische Ritterschaft eine Abstellung ihrer Beschwerden von den Fürsten nicht hatte erreichen können. Jedoch fällt auf, daß Kaiser Ferdinand nicht in bestehende Rechte der Fürsten eingriff, also etwa das Lehnrecht zugunsten der Ritter veränderte, sondern nur Neuerungen der Fürsten untersagte. Die herkömmlichen Lehns- und Dienstpflichten sollten bestehenbleiben. Das Verbot der Belastung der Ritter mit Steuern diente gleichzeitig der Erhaltung der Steuerkraft der Ritter für den kaiserlichen Reiterdienst. Die Bewilligung der fränkischen Ritterschaft für Kaiser Ferdinand folgte, wie schon in den Jahren 1542 und 1544, entsprechenden Bewilligungen der Reichsstände nach. Dabei nahm sie immer mehr die Form einer Geldhilfe anstelle eines persönlichen Reiterdienstes an. Noch im Schmalkaldischen Krieg hatte die Ritterschaft Kaiser Karl mit einem persönlichen Reiterdienst helfen wollen. Nunmehr nahm die Hilfe die Form der Bewilligung einer Geldhilfe zur Bestellung von Reitern an. Dies lag wohl daran, daß der Kriegsschauplatz – die Ostgrenze Österreichs und Westungarn – so weit von Franken entfernt lag, daß ein Kriegszug von Franken aus dorthin, wie im Jahre 1532, nicht mehr sinnvoll erschien. Diese Vorgehensweise hatte sich allerdings schon 1542/43 abgezeichnet, als das ursprünglich für einen Reiterdienst eingesammelte Geld zur Bezahlung der Reichstruppen verwendet worden war. Immerhin wahrte die Ritterschaft damit, daß sie nicht einfach eine Geldhilfe, sondern ausdrücklich eine solche für die Bestellung von Reitern bewilligte, den Rest eines Anscheins eines persönlichen Reiterdienstes. Während sich so die Beziehungen der fränkischen Ritterschaft zu Kaiser Ferdinand weiter verdichteten, lockerten sich gleichzeitig ihre Beziehungen zu den fränkischen Fürsten wieder. Während des Markgrafenkrieges und zu dessen Ende hatte jedenfalls ein Teil der Ritterschaft den Bischöfen von Bamberg und Würzburg noch Steuern und Ungeld bewilligt. Nach dessen Ende nahm ihre Bereitschaft zur Bewilligung solcher Steuern weiter ab. Bischof Melchior von Würzburg vermochte nur noch mit Mühe eine Verlängerung des Ungelds zu erreichen, und Bischof Georg von Bamberg scheiterte mit dem Versuch, neben dem Ungeld auch eine Steuer von den Hintersassen der Ritter zu erhalten.

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Die Gründe hierfür waren vielschichtig. Zum einen war mit dem Ende des Kriegs die unmittelbare Gefahr für die Ritterschaft vorüber. Es gab damit für sie keinen unmittelbar einsichtigen Grund für eine Steuerleistung mehr. Infolgedessen nahm die Zahl der Ritter, die die Steuern ablehnten, wieder zu, was sich wiederum negativ auf die Zahlungsbereitschaft derjenigen Ritter auswirkte, die jedenfalls im Grundsatz noch bereit waren, die Hochstifte finanziell zu unterstützen. Zum anderen mußten die Bereitwilligen die Erfahrung machen, daß die Bischöfe ihren Wünschen und Beschwerden nicht entgegenkamen. So brachen die Würzburger Ritter im Jahre 1555 die Verhandlungen über die Übernahme einer Bürgschaft für das Hochstift ab, nachdem sie bemerkt hatten, daß ihnen die geforderte Einrichtung einer Hochschule und eines Bundklosters nicht bewilligt wurde. Im Hochstift Bamberg verhandelten Bischof Georg und die Ritterschaft im Jahre 1560 umfangreich über die ritterschaftlichen Beschwerden, ohne jedoch deren Lösung auch nur einen Schritt näherzukommen. Es wurden praktisch nur die beiderseitigen Rechtsstandpunkte ausgetauscht. Auch die Beziehungen der fränkischen Ritterschaft zu Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg verschlechterten sich. Dies war die Folge des juristischen Tricks, mit dem sich Markgraf Georg Friedrich der Schulden Markgraf Albrechts zu entledigen versuchte, indem er behauptete, im Fürstentum Kulmbach lediglich dessen Lehnsnachfolger geworden zu sein, nicht jedoch sein Erbe. Freilich wären die Schulden Markgraf Albrechts für Markgraf Georg Friedrich kaum zu schultern gewesen. Aber indem er selbst sich der Schulden Markgraf Albrechts auf diese Weise entledigte, stürzte er dessen adelige Gläubiger und Bürgen in den Ruin. Hinzu kamen die alten Streitigkeiten über das Lehnerbrecht an erkauften Lehen, die Einziehung der Klöster und Stifte und Eingriffe in die adeligen Jagd- und Fischereirechte.

3. Die Grumbachschen Händel, die Verhandlungen über einen neuen Vertrag zwischen Bischof und Ritterschaft im Hochstift Würzburg von 1563 bis 1567 und die Türkenhilfen der fränkischen Ritterschaft von 1565 und 1567 a) Die Grumbachschen Händel und die Verhandlungen über einen neuen Vertrag zwischen Bischof und Ritterschaft im Hochstift Würzburg von 1563 bis 1565 Im Jahre 1563 eskalierte der Konflikt zwischen Bischof Friedrich von Würzburg und Wilhelm von Grumbach. Am 4. Oktober überfiel Wilhelm von Grumbach mit 800 Reitern und 500 Mann Fußvolk die Stadt Würzburg und erpreßte vom Domkapitel und den Statthaltern Bischof Friedrichs einen Vertrag, demzufolge Bischof Friedrich ihm seine ererbten Güter zurückgeben sollte.1540 Ferner sollten Kurfürst Daniel von Mainz, Herzog Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen über die Gültigkeit eines Vertrags vom 11. Juni 1552 entscheiden, mit dem Bi1540 Ortloff 1, S. 402–409 und 420–424.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

schof Melchior das Kloster Maidbronn, die Rechte, Lehenschaften und Obrigkeit des Hochstifts in den Dörfern Sulzwiesen, Erbshausen, Hausen, Bergtheim, Oberpleichfeld und Kürnach und drei Weiher bei Kürnach an Wilhelm von Grumbach abgetreten hatte für seine Vermittlung bei Markgraf Albrecht,1541 sowie über die Rückgabe eines früher von denen von Grumbach an das Hochstift verkauften Gehölzes gegen Rückgabe der Kaufsumme als Entschädigung für das auf seinen Gütern geschlagene Bauholz und über eine Entschädigung für die entzogenen Nutzungen seiner Güter. Schließlich sollte Bischof Friedrich 25.000 Taler zur Befriedigung des Kriegsvolks bezahlen und Kaiser Ferdinand um Bestätigung des Vertrags bitten. Bischof Friedrich bestätigte den Vertrag am 12. Oktober. Kaiser Ferdinand befahl jedoch am 13. Oktober, die Reichsacht gegen Wilhelm von Grumbach zu vollstrecken, wiederholte diesen Befehl am 6. November und kassierte gleichzeitig den Vertrag vom 8. Oktober.1542 Unter diesen Vorzeichen wandte sich die in Schweinfurt versammelte Ritterschaft am 9. November an Bischof Friedrich.1543 Sie drückte ihm zunächst ihr Mitgefühl wegen des Überfalls aus. Sodann schlug sie eine Beratung mit den bischöflichen Räten über die alten Verträge vor, die zwischen Bischof und Ritterschaft zum Nutzen des Hochstifts errichtet worden seien. Ebenso schrieb sie den fränkischen Grafen.1544 Bischof Friedrich antwortete aufgrund der ungeklärten Situation vorsichtig.1545 Hinsichtlich der alten Verträge wisse er nicht, ob diese in Vollziehung gelangt und was für Nachteile und Schäden der Ritterschaft daraus erwachsen seien. Er wolle deshalb mit der Ritterschaft auf einem Tag in Haßfurt am 19. Dezember weiter verhandeln. Die Instruktion für seine Gesandten, den Bamberger Domprobst Michael von Lichtenstein, die Domherren Hans Fuchs von Bimbach und Hans Egloff von Knöringen, Lorenz von Rumrodt, Amtmann zu Klingenberg, Sigmund und Hermann von Wirsberg und den Vizekanzler Dr. Johann Balbus, setzte diese Linie fort.1546 Die Gesandten sollten zunächst das Vorbringen der Ritterschaft anhören. Sodann sollten sie antworten, Bischof Friedrich wolle die Ritterschaft bei ihren alten Rechten und Freiheiten belassen. Wenn die Ritterschaft von dem Neuen Vertrag mit Bischof Johann von Grumbach reden wolle, sollten die Gesandten antworten, Bischof Friedrich wüßte von keinen Mängeln. Wenn sie solche anbringen wollten, wolle er sich gnädig und unverweislich verhalten. Hinsichtlich der alten Verträge sollten die Gesandten den Standpunkt vertreten, Bischof Friedrich habe zwar davon gehört, wisse aber nicht, daß sie Bestand gehabt hätten oder umgesetzt worden seien. Auch könne er sich ohne sein Domkapitel auf nichts einlassen. Die Ritterschaft möge Originale vorlegen oder wenigstens glaubwürdige Kopien. Falls die Ritterschaft auf Verhandlungen über die al1541 1542 1543 1544 1545 1546

Ebd., S. 45. Ebd., S. 435 und 441 und Anhang Nr. 6, S. 537–540. HStAMar 109, 706, fol. 12v–13r; StAW Stdb 952, fol. 272v–273r. HStAMar 109, 706, fol. 14r–15r; StAW Stdb 952, fol. 274r–275r. HStAMar 109, 706, fol. 15v–16v; StAW Stdb 952, fol. 76r–77v. Ebd., fol. 80r–87v.

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ten Verträge bestehe, solle sie einen Ausschuß hierfür benennen. Falls die Ritterschaft die Freigabe der Religion fordere, sollten die Gesandten antworten, Bischof Friedrich habe bisher die Ritterschaft und deren Untertanen nicht bedrängt und ihnen ihren Glauben und ihre Kirchengebräuche frei gelassen, obwohl ihm anderes zu tun gebühre. Dies wolle er auch weiterhin tun, aber nicht in den Kirchen, Stiften, Städten, Flecken und Dörfern des Hochstifts. Forderungen nach einem Bundkloster sollten die Gesandten mit der Antwort begegnen, Jungfrauenklöster zu räumen schicke sich nicht. Soweit die Klöster verlassen seien, brauche man hierzu die Zustimmung der höchsten Obrigkeit. Auch müßten sie noch zur Bezahlung der Schulden des Hochstifts beitragen. In einigen Jahren könne man diesbezüglich weitersehen. Sodann sollten die Gesandten die Beschwerden Bischof Friedrichs vortragen, zuallererst, daß sie ihn vor dem Überfall Wilhelms von Grumbach nicht gewarnt hätten, obwohl dieser vorher in ritterschaftlichen Dörfern gelegen habe. Auch erfahre Wilhelm von Grumbach trotz der Acht weiterhin Unterstützung aus der Ritterschaft. Ferner sollten sie sich über den mangelhaften Vollzug der Ungeldbewilligung beschweren, namentlich darüber, daß die Ritterschaft dessen Abgabe ganz eingestellt und neue Schenkstätten zum Nachteil der alten und des Ungelds errichtet habe. Ursprünglich wollte sich Bischof Friedrich außerdem darüber beschweren, daß die Ritterschaft die Juden nicht vertrieben habe. Dieser Passus wurde jedoch aus der Instruktion gestrichen. Schließlich sollten die Ritter bedenken, wie sie dem Hochstift weiter helfen und bei Gefahr gerüstet zureiten könnten. Zu den angestrebten Verhandlungen kam es in Haßfurt jedoch nicht, weil etliche Hauptleute, vor allem Albrecht von Rosenberg, wegen der unsicheren Lage nicht erschienen waren.1547 Statt dessen übersandte Albrecht von Rosenberg einen Summarischen Bericht, wie der lobliche Stift Würzburg und gemeine Ritterschaft des landes zu francken sich wiederumb mitteinander in vereinigung einzulassen und der alte Ritterlich Vertrage wider erneut, gebessert und in ein wirklich wesen gebracht werden möchte.1548 Er kritisierte hierin, daß Bischof und Domkapitel den Ritterlichen (Runden) Vertrag (von 1435) nicht einhielten und sich insbesondere ohne Vorwissen der Ritterschaft in Bündnisse und Kriegsgewerbe eingelassen hätten. Eine wesentliche Ursache hierfür sei der Zwiespalt in der Religion. Bischof Friedrich sollte deshalb die Einführung der Augsburgischen Konfession in den Flecken der Ritterschaft nicht verhindern, auch wo Bischof, Domkapitel und anderen die Kollatur und das Besetzungsrecht zustünden, sondern diese Kirchendiener ihrer Religion gemäß bestellen oder zumindest die Ritter hieran nicht hindern. Um den Schulden und den gefährlichen Zeitläufen zu begegnen, sollte Bischof Friedrich einen Statthalter, einen weiteren Rat von 21  Personen und einen engeren von drei Personen annehmen. Zur Abtragung der Schulden sollte er sich auf ein Deputat von 20.000 fl pro Jahr beschränken. Zusätzlich sollten Dom1547 Ebd., fol. 252r–253v, 226r–227v und 277v. 1548 HStAMar 109, 707, fol.  5v–11r; StAW Stdb 952, fol.  237r–243r. Vgl. auch Ortloff  1, S. 465 f.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

herren und andere Geistliche mit drei oder mehr Pfründen sich mit zweien begnügen und die Einnahmen der übrigen zur Tilgung der Schulden verwenden. Von den Einnahmen der eingezogenen Mann- und Frauenklöster sollten die Insassen notdürftig unterhalten und der Rest ebenfalls zur Tilgung der Schulden verwandt werden. Ferner sollte die Landschaft um eine Landsteuer gebeten werden. Schließlich sollten die Unkosten für die Mitgliedschaft in der fränkischen Vereinigung und für ausländische Oberste und Rittmeister dadurch vermieden werden, daß Frieden mit Wilhelm von Grumbach und anderen markgräflichen Dienern geschlossen und die mit ihnen geschlossenen Verträge nach Brief und Siegel, Treu und Glauben gehalten würden. Das Hochstift sollte dafür durch die Ritterschaft des Landes Franken geschützt werden. Hierzu sollte eine Kriegsverfassung aufgerichtet werden und die Ritterschaft anzeigen, wie stark sie zuziehen wolle. Die Geistlichen und Domherren sollten von je 600 fl Einnahmen vier Pferde bestellen. Die Obersten und Rittmeister sollten von den Stiften und Klöstern unterhalten und diese Stellen mit Einheimischen besetzt werden, da sie billiger seien und das Vaterland verteidigten. Der Austrag zwischen Bischof und Domkapitel einerseits und Grafen, Herren und Rittern andererseits sollte vor den weltlichen Räten des Bischofs binnen eines Jahres stattfinden und die geistlichen und weltlichen Gerichte reformiert werden, so daß es in den Verfahren keinen Verzug gebe. Die Zentgerichte sollten nicht weiter richten als nach dem Ritterlichen (Runden) Vertrag. Auch sollten keine Verbotsbriefe erlassen werden, die in den Besitz eingriffen. Kriege, Bündnisse, Schulden und dergleichen sollten nicht ohne den Rat der 21 eingegangen, den 21 eine Burg zur Aufbewahrung der Privilegien übergeben und der Marienberg und andere Festungen bestellt werden. Auch andere Artikel des Ritterlichen (Runden) Vertrags sollten, soweit zuträglich, eingehalten und durch Kaiser Ferdinand bestätigt werden. Schließlich sollten die Gründe des jetzigen Kriegsgewerbes den Verordneten vertraulich mitgeteilt werden, da aus den umliegenden Landschaften nichts bekannt sei. Trotz des Ausbleibens Albrechts von Rosenberg und anderer beschlossen die Versammelten auf Bitten der Statthalter, die den Vertrag mit Wilhelm von Grumbach ausgehandelt hatten, eine Gesandtschaft an Kaiser Ferdinand zu schicken und um die Suspendierung der Acht gegen Wilhelm von Grumbach zu bitten.1549 Ferner setzten sie einen neuen Tag nach Schweinfurt auf den 18. Januar 1564 an, um darüber zu beraten, wer die Gesandtschaft durchführen sollte, und die Gesandten zu instruieren.1550 Auch auf diesen schickte Bischof Friedrich seine Räte, die Domherren Paul von Streitberg und Johann Egloff von Knöringen, Hans Christoph von Berlichingen, Soldan von Wirsberg, Amtmann zu Werneck, und Dr. Balbus. Ihrer Instruktion nach sollten sie anhören, was die Ritterschaft vorzubringen habe, und dieses Bischof Fried-

1549 Ebd., S. 466. 1550 Vgl. ebd., S. 467 und StAW Stdb 952 (Berichte der Würzburger Räte vom Schweinfurter Tag vom 17. und 19. Januar 1564).

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rich übermitteln.1551 Ferner sollten sie der Ritterschaft die mangelnde Unterstützung während der grumbachischen Empörung vorhalten. In diesen gefährlichen Zeiten sei es notwendig zu wissen, ob das Hochstift eine gewisse, namhafte und beständige Hilfe von der Ritterschaft erhalten könne. Die Ritterschaft solle sich daher einer gewissen Hilfe und Zuzugs vergleichen und diese namhaft machen, damit Bischof Friedrich jederzeit wisse, wo er Rettung suchen könne. Sonst müsse er auf andere Wege sinnen, wie er sich und das Hochstift erhalten könne. Auf Anraten der Räte aus der Ritterschaft, insbesondere Georg Ludwigs von Seinsheim, trugen die Gesandten nur den ersten Teil ihrer Instruktion vor, nämlich die Bitte, ihre Vorstellungen bezüglich des Runden Vertrags darzulegen.1552 Die Ritterschaft der 6 Orte antwortete hierauf, es gebühre ihnen nicht, Bischof Friedrich und seinem Domkapitel vorzugreifen. Bischof Friedrich solle die Domherren und Prälaten laden und die Ritterschaft von dem Ergebnis unterrichten, über das dann verhandelt werden möge.1553 Im übrigen beschlossen die Ritter, Albrecht von Rosenberg für die Ritterschaft und Georg von Wanbach für die Unterhändler des Vertrags mit Wilhelm von Grumbach an Kaiser Ferdinand zu senden, damit die Unterhändler wegen ihrer Verpflichtung nicht länger belästigt würden, die Acht gegen Wilhelm von Grumbach suspendiert und über den Vertrag gütlich verhandelt würde.1554 Die Gesandtschaft kam jedoch nicht zustande, weil Albrecht von Rosenberg von Herzog Johann Friedrich von Sachsen, in dessen Diensten er stand, keinen Urlaub erhielt. Bischof Friedrich schickte sodann eine weitere Gesandtschaft (den Domherren Wolf Dietrich von Hutten, Eitel von Wirsberg, Amtmann zu Karlstadt, Hans Wilhelm von Riedern und Lorenz von Rumrodt, Amtmann zu Klingenberg) auf einen Rittertag in Kitzingen am 2.  Juli 1564 mit einer Einladung zu weiteren Beratungen auf den 10. September nach Würzburg.1555 Die Ritterschaft vertröstete die Gesandten jedoch auf einen weiteren Rittertag in Schweinfurt am 6.  August.1556 Von dort aus schlugen sie eine Gesandtschaft von je drei Rittern aus jedem Ort nach Würzburg auf den 5.  November vor.1557 Ferner beschlossen sie die Abhaltung von Ortstagen bis zum 9. Oktober, eine erneute Sammlung der Beschwerden und eine Antwort an Markgraf Georg Friedrich.1558 An die Rittertage von Kitzingen und Schweinfurt hatte sich auch Wilhelm von Grumbach gewandt mit der Bitte um Verwendung bei Bischof Friedrich von Würz1551 1552 1553 1554 1555 1556 1557 1558

Ebd. (16. Januar 1564). Ebd. (Schreiben und Bericht der Räte aus Schweinfurt vom 17. und 19. Januar). Ebd. (Schreiben der Ritterschaft vom 19. Januar). Vgl. ebd. (Bericht der Räte zu Schweinfurt vom 17. Januar); HStAMar 109, 431 (Abschied) und Ortloff 1, S. 467. StAW Stdb 952 (Instruktion vom 2. Juli 1564). Ebd. (Bericht und Kopie der Ritterschaft Handlungen 1563). Ebd. (vorgen. Bericht und Schreiben der Ritterschaft vom 7. August 1564). HStAMar 109, 431 (Abschied).

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

burg und dem neuen Kaiser Maximilian II.1559 Die in Schweinfurt versammelten Ritter schlugen seine Bitte jedoch ab. Die Mehrheit der anwesenden Adeligen aus dem Ort Odenwald war für eine Verwendung der Ritterschaft für Wilhelm von Grumbach bei Bischof Friedrich und Kaiser Maximilian, aber die anderen meinten, er habe bei seinem Überfall auf Würzburg auch Adelige und deren Frauen belästigt, weshalb eine solche Fürbitte der gemeinen Ritterschaft beschwerlich falle. Wilhelm von Grumbach lastete die abschlägige Antwort dem Betreiben des neuen Obersten des fränkischen Kreises, Georg Ludwig von Seinsheim, an. Ferner beschlossen die Versammelten eine Gesandtschaft an den neuen Kaiser Maximilian.1560 Sie sollte ihm Glück wünschen und ihn um die Erneuerung der ritterschaftlichen Privilegien bitten. Ferner sollte sie die Probleme der markgräflichen Schulden und der Praxis der Lehnsvergabe durch Markgraf Georg Friedrich ansprechen und sich für den Würzburger Domprobst Richard von der Kere und andere Domherren verwenden, die von Wilhelm von Grumbach entführt worden waren und sich ihm hatten verpflichten müssen. Schließlich sollte Kaiser Maximilian die ungehorsamen Ritter zur Bezahlung ihrer Abgaben anhalten. Am 7. November 1564 brachten die Gesandten der 6 Orte, nämlich der Ritter Hans Zobel und Eukarius und Sebastian von Crailsheim für den Ort Odenwald, Dietrich von Beulwitz und Adam von Waldenfels für den Ort Gebirg, Jörg Fuchs, Georg Ludwig von Seinsheim und Hans Jörg von Wenkheim für den Ort Steigerwald, Valentin von Münster, Veit Ulrich von Schaumberg und Hans Jörg von Erthal für den Ort Rhön/Werra, Veit und Jörg von Lichtenstein und Hans von Stein für den Ort Baunach und Hans Eitel von Knöringen und Jacob Christoph von Lüchau für den Ort Altmühl, in Würzburg vor, die Ritterschaft wisse um die Nöte des Hochstifts, insbesondere dessen Schuldenlast.1561 Nun hätten sie alte Verträge gefunden, in denen sich Bischof und Domkapitel, Grafen, Herren und Ritterschaft in einer solchen Situation vereinigt hätten, die aber in der jüngsten Vergangenheit nicht nur läßlich, sondern gar nicht vollstreckt worden seien. Daraus sei Mißtrauen und Zertrennung zwischen Bischof Friedrich und den geistlichen und weltlichen Untertanen des Hochstifts erwachsen. Um dem zuvorzukommen, solle Vertrauen und Ordnung auf der Grundlage der Verträge von 1435 und 1461 nach Maßgabe der Zeit erneuert und befestigt werden. Dann wollten sie das tun und leisten, was zur Erhaltung des Hochstifts notwendig sei. Bischof Friedrich und das Domkapitel bedankten sich in ihrer Antwort vom 9. November für die Glückwünsche und Sorge der Ritterschaft um das Hochstift.1562 Der Vertrag von 1435 sei zwar besiegelt worden, aber wie er gehandhabt und was aus ihm geworden sei, könnten die Gesandten dem beigelegten Extrakt entnehmen. Dieser besagte, daß der Vertrag vom Baseler Konzil verworfen und auch von der Stadt 1559 1560 1561 1562

Ortloff 2, S. 99 f. und Anhang Nr. 2, S. 536 f. Vgl. HStAMar 109, 431 (undat. Instruktion). StAW Stdb 952 (unfol.) und Stdb 953 (unfol.). Ebd. (unfol.).

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Würzburg abgelehnt worden sei.1563 Der Vertrag von 1461 sei aus besonderer Gnade und wegen der treuen Dienste der Grafen, Herren, Ritter und Knechte für das Hochstift geschlossen worden. Dem sei von allen Bischöfen nachgelebt worden, wie aber von der Ritterschaft, würden sie selbst wissen. Am Markgrafenkrieg und den nachfolgenden Händeln trage man keine Schuld. Das Stiftsregiment sei mit Rat etlicher Vornehmer aus der Ritterschaft bereits so bestellt, daß das Hochstift hierdurch wieder aufgerichtet würde. Im übrigen könnten Bischof Friedrich und das Domkapitel dem Runden Vertrag nicht entnehmen, daß durch ihn der Schuldenlast des Hochstifts abgeholfen worden sei. Unangesehen dessen möchten die Gesandten aber eröffnen, was sie gut bedünke, um das Hochstift aus Schulden und Drangsal und die Glieder desselben wieder in Einigkeit zu bringen. Die Gesandten antworteten hierauf am 11. November, sie könnten nicht glauben, daß der Runde Vertrag nicht vollzogen worden sei, da er doch beschlossen und ratifiziert worden sei und sich das Original in ihren Händen befinde.1564 Außerdem diene er der Wohlfahrt und Freiheit des Hochstifts und des Herzogtums Franken und der Einigkeit zwischen allen Ständen. Bischof Friedrich solle ihnen seine Gebrechen an dem Vertrag von 1461 mitteilen sowie die Verpflichtungen der Ritterschaft hieraus. Wegen der Schulden des Hochstifts könnten sie nicht raten, weil ihnen die Finanzverhältnisse des Hochstifts unbekannt seien. Schließlich beschwerten sie sich darüber, daß die Augsburgischen Konfessionsverwandten in Würzburg nicht zu den Bruderschaften zugelassen und nicht christlich begraben würden. Bischof Friedrich und das Domkapitel antworteten hierauf am 13.  November, hinsichtlich des Runden Vertrags ließen sie es bei ihrer Meinung bewenden.1565 Hinsichtlich derer, die sich trotz der Begnadigung durch den Vertrag von 1461 gegen das Hochstift verhielten, bedürfe es keiner weiteren Erklärung. Die Hilfe für das Hochstift habe bereits im Verlauf des Markgrafenkriegs abgenommen, obwohl diese Bischof Melchior versprochen worden sei. Auch schicke der eine Hilfe, der andere nicht, der eine komme, der andere nicht. Die geschickten Knechte und Pferde seien ungeübt, und wer die meisten Lehen innehabe, schicke am wenigsten. Dies alles sei schon Ursache genug, die Lehen einzuziehen, was aber unterblieben sei. Sie sollten sich deshalb auf eine ansehnliche, gewisse und ersprießliche Hilfe einigen und diese namhaft machen. Hinsichtlich der Schulden ließen Bischof Friedrich und das Domkapitel vortragen, ursächlich hierfür seien der Markgrafenkrieg und die Grumbachschen Händel gewesen. Das im Markgrafenkrieg bewilligte Ungeld habe nicht viel eingebracht, die Hofhaltung sei schon so weit wie möglich beschnitten, der Klerus werde das Seinige tun, und die Landschaft habe unter dem Krieg am meisten gelitten und wende ein, daß zuerst die Ritterschaft leisten solle, da das Bistum auf sie gestiftet sei, und auch Adelige Grumbach geholfen hätten. Jeder Stand solle daher einen Teil der Schulden übernehmen, und zwar die Ritterschaft der 6 Orte 200.000 fl. 1563 Ebd. (unfol.). 1564 StAW Stdb 952 (unfol.) und Stdb 953 (unfol.). 1565 Ebd.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Sodann ließen Bischof Friedrich und das Domkapitel ihre Klagen gegen die Ritterschaft vortragen. Hinsichtlich der Religion und in geistlichen Angelegenheiten beschwerten sie sich, obwohl der Religionsfrieden besage, daß den geistlichen Kurund anderen Fürsten kein Abbruch an ihren Zinsen, Gülten, Nutzungen, Rechten und Gerechtigkeiten geschehen und das geistliche Gericht statthaben solle, erleide die geistliche Jurisdiktion Bischof Friedrichs Eintrag durch die Pfarrherren und Prädikanten der Ritterschaft. Außerdem predigten die lutherischen Pfarrer heimlich in würzburgischen Flecken, spendeten die Sakramente und praktizierten Bischof Friedrich auf diese Weise die Untertanen ab. Den (katholischen) Pfarrern hingegen würde nicht zu ihrem Einkommen verholfen, auch nicht durch die Amtleute. Adelige, die das Präsentationsrecht besäßen, präsentierten ihre Kandidaten nicht, sondern verliehen die Pfarrstellen aus eigenem Recht. Ferner zögen die Adeligen die Seelstiftungen ihrer Eltern ein, und zwar auch Pfründen, auf denen sie Priester präsentieren sollten, so daß der Gottesdienst nicht oder durch untaugliche Personen gehalten werde. Kirchen- und Schulmeister anderer Religion würden ohne Wissen der Pfarrer angenommen und lehrten zu deren Verachtung, auch in der Kirche. Ferner respektierten die Adeligen das geistliche Gericht nicht mehr, sondern verhängten selbst Geldstrafen in Ehebruchs-, Bigamie- und Verwandtenehesachen. Geistliche würden bei Übertretung (all)gemeiner Gebote in weltlichen Gerichten angeklagt. Die Untertanen geistlicher Institutionen würden durch die Amtleute und Adeligen entgegen dem alten Herkommen und ihren Freiheiten zu Frohn- und anderen Diensten herangezogen. Schließlich würden die Klöster mit Atzung, Zu- und Abreiten beschwert. Hinsichtlich des Hof- und des Lehngerichts beklagten sich Bischof Friedrich und das Domkapitel darüber, daß dieses von der Ritterschaft unzureichend besetzt werde. Seit dem Markgrafenkrieg suchten die hierzu geladenen Ritter ungereimte Ausflüchte. Zum Beispiel nähmen ihre Frauen und ihr Gesinde die Ladungen nicht an. Außerdem blieben sie dem Gericht unentschuldigt fern, entschuldigten sich so spät, daß kein Ersatzmann mehr geladen werden könne, entschuldigten sich damit, ihre Lehen seien so gering, daß sie mehr für den Besuch des Lehngerichts aufwenden müßten, als die Lehen wert seien, wendeten ein, von anderen Fürsten vom Besuch freigestellt zu werden oder verpflichtet worden zu sein, keine fremden Gerichte zu besetzen, und machten ihre eigenen Güter fremden Herren lehnbar. Infolge des Ausbleibens der Adeligen müsse das Gericht dann ausfallen. Ferner würden sie die Lehen und Treuhandschaften nicht zu gebührender Zeit empfangen und Bischof Friedrich verunglimpfen, wenn er sie deshalb vor das Lehngericht lade. Schließlich empfange mancher Ritter freie Lehen, auf die dann Bekennungen oder Pfandschaften gesetzt würden, die nur langsam abgelöst würden. Lehen mit nicht abgelösten Bekennungen würden aber nicht empfangen. Hinsichtlich des Land- und des Brückengerichts beschwerten sich Bischof Friedrich und das Domkapitel darüber, daß Vermächtnisse nicht am Landgericht errichtet würden, sondern vor den Junkern. Proklamationen des Landgerichts würden in den Dörfern und Flecken der Junker nicht gestattet, und Kundschaft der Untertanen nur auf Befehl des Junkers, nicht des Landrichters gegeben. Beklagte Hintersassen würden

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vom Landgericht abgefordert, aber den Klägern nicht zu ihrem Recht verholfen. Erbfälle ließen die Adeligen durch ihre Gerichte entgegen dem Landesgebrauch entscheiden, um ihre Untertanen auf diese Weise dem Landgericht zu entziehen. Und auch wenn durch die Vermittlung von Freunden und Gesippten in Vormundschaftssachen häufig Weitläufigkeiten vermieden würden, so geschehe doch dem Landgericht hierdurch Abbruch. Schließlich beschwerten sich Bischof Friedrich und das Domkapitel darüber, daß das bewilligte Ungeld nicht gegeben worden sei, daß die Adeligen neue Schenkstätten errichtet hätten, daß Bischof Friedrich Abbruch am Guldenzoll, am Wildbann und an den Jagden geschehe, daß die Adeligen die Juden nicht abgeschafft hätten, daß die Untertanen dem Glockenstreich nicht folgten und daß die Adeligen Wilhelm von Grumbach unterstützt hätten. Auf diese Vorhaltungen antworteten die Gesandten der Ritterschaft am 14. November, sie hätten sich zu solch umfänglichen Verhandlungen nicht erboten.1566 Dies alles müsse erst mit der allgemeinen Ritterschaft bedacht werden. Auch seien einige Deputierte bereits abgereist. Sie wollten daher einen Rittertag auf den 21. Januar 1565 nach Würzburg ausschreiben. Zugleich protestierten sie gegen die vorgehaltenen Gebrechen, ihr Stillschweigen hierzu sei nicht gleichbedeutend mit einer Anerkennung. Am 30. November verpflichtete das Domkapitel Bischof Friedrich auf die Annahme eines Regimentsrats.1567 Dieser sollte aus dem Domdekan Erasmus Neustetter, den Domherren Michael von Lichtenstein und Schenk Albrecht, Herr zu Limpurg, dem alten Hofmeister Hans Zobel von Giebelstadt, dem Hofmeisteramtsverweser Sebastian von Crailsheim und dem Hofmarschall Jörg von Lichtenstein bestehen und alle weltlichen Geschäfte des Hochstifts führen. Alle Schreiben sollten im Namen Bischof Friedrichs ergehen, dieser aber keinen Einfluß auf die Regierung des Hochstifts mehr nehmen und sich mit einem Deputat von 8.000 fl jährlich begnügen. Aus den Akten ist jedoch nicht ersichtlich, ob und gegebenenfalls welchen Einfluß der Regimentsrat auf die nachfolgenden Verhandlungen mit der Ritterschaft nahm. Zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt zwischen November 1564 und Januar 1565 überreichte die Ritterschaft Bischof Friedrich dann sechs Artikel, die sie in dem erstrebten Vertrag berücksichtigt sehen wollte.1568 Erstens wünschte sie, daß Bischof Friedrich seinen Rat und die Ämter des Hochstifts vornehmlich aus der Ritterschaft besetze. Zweitens sollte Bischof Friedrich zu Angelegenheiten, die zu Krieg und Fehde führen konnten, nicht nur seine weltlichen Räte, sondern auch Hauptleute, Räte und Ausschuß der Ritterschaft im Hochstift hinzuziehen. Drittens mahnte die Ritterschaft die Einhaltung der Zentgerichtsreformation Bischof Gottfrieds an. Viertens sollten Lehen an Verwandte verliehen werden, solange noch Erben gleichen Stammes, Na1566 StAW Stdb 952 (unfol.). 1567 Stumpf 3, S. 23–26. 1568 StAW Stdb 952, fol. 90r–92v.

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mens, Schildes und Helmes vorhanden seien. Fünftens sollte die Möglichkeit der Verschreibungen auf Lehen auf die Schwestern der Ritter ausgedehnt werden, sofern keine Töchter vorhanden seien. Sechstens sollte Bischof Friedrich dem Adel erlauben, beim Austrag mit dem Bischof (nach dem Vertrag von 1461) anstatt eines Rates des Bischofs einen anderen fränkischen Adeligen als Obmann zu wählen, ebenso beim Austrag mit Geistlichen. Bischof Friedrich bat zunächst die Bischöfe Veit von Bamberg und Martin von Eichstätt um Rat, wie weit er den Forderungen der Ritterschaft entgegenkommen könne, ohne daß sich dies als Präjudiz auswirke, insbesondere hinsichtlich der Religion.1569 Bischof Martin von Eichstätt antwortete, er könne so rasch nicht raten, auch seien ihm die Würzburger Spezifica unbekannt.1570 Immerhin machte er einige Vorschläge, was man auf die sechs Artikel antworten könne. So könne auf den ersten Artikel geantwortet werden, Bischof Friedrich sei willig, seinen Rat mit einheimischen Adeligen zu besetzen, sofern diese hierzu tauglich und geschickt seien. Da er aber solche in Franken nicht gefunden habe, habe er ausländische nehmen müssen. Hinsichtlich des zweiten Artikels, keine Fehde oder Krieg ohne den Rat der Ritterschaft zu beginnen, solle Bischof Friedrich abwarten, was die Ritterschaft an Hilfe und Beistand anbiete. Im übrigen sei dies nur rätlich, wenn es altes Herkommen sei, zum Beispiel ein Mitspracherecht als Landstand bestünde. Hinsichtlich der Zentgerichte und der Lehen solle es nach dem alten Herkommen gehalten werden, im übrigen kenne er die Würzburger Gebräuche nicht. Heimgefallene Lehen auszugeben, solange Erben gleichen Namens, Geschlechtes und so weiter vorhanden seien, sei dem Adel selbst beschwerlich, da die Lehen so in fremde Hände gelangen könnten, die Fürsten ihr Eigentum nicht mehr zurückerhielten und den Adel nicht mehr belohnen könnten. Hinsichtlich des Austrags sei zu bedenken, daß der Richter unparteiisch sein solle. Hinsichtlich des Artikels betreffend die Zulassung Augsburgischer Konfessionsverwandter zum bürgerlichen Regiment und Begräbnis führte er aus, die Gewährung des Begräbnisses verstoße gegen die Canones, in bürgerlichen Sachen solle Bischof Friedrich entscheiden. Bischof Veit von Bamberg riet Bischof Friedrich knapp, er solle das Erbieten der Ritterschaft annehmen, aber die Wiedererrichtung des Runden Vertrags verweigern und nichts tun, was seinen Regalien, Herrlichkeiten und so weiter abbrüchig sein könne.1571 Das Gutachten des Würzburger Kanzlers sah zum ersten Artikel die Antwort vor, der Adel solle seine Kinder studieren lassen, taugliche Personen nicht von den Stiften nehmen und gestandene, erfahrene Personen entsenden und nicht eitel schuler.1572 Das Eingehen von Bündnissen sei ein Regal des Bischofs. Er habe sich auch nie ohne Vorwissen der Vornehmsten der Ritterschaft in Bündnisse eingelassen. Im Markgrafenkrieg habe er oft ihren Rat erbeten, aber sie hätten ihm keinen zuteil werden lassen. 1569 1570 1571 1572

Ebd. (8. Januar 1565). StAW Stdb 953 (14. Januar 1565). Ebd. (unfol. und undat.). Ebd.

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Wo stünde das Hochstift jetzt, wenn man sich nicht in den fränkischen Bund begeben hätte? Hinsichtlich der Zentgerichte gab er zu bedenken, daß im Lande vielerlei Herrschaften bestünden, deren Untertanen durcheinandergemengt seien. Den Zenten würde von der Ritterschaft der meiste Eintrag zugefügt. Zentschöffen und Zentgrafen seien alle unnütz. Es solle festgestellt werden, worin den Zenten von der Ritterschaft Abbruch geschehe, dann sollten Bischof Friedrich und die Ritterschaft einen Ausschuß bilden und sich auf eine gleichmäßige Ordnung (für alle Zentgerichte des Hochstifts) verständigen. Eine Ausdehnung der Lehnerbfolge laufe den geschriebenen Rechten und den Gebräuchen des Hochstifts zuwider. Man empfange die Regalien vom Kaiser und sei schuldig, sie zu handhaben und sich von den Lehen nichts entziehen zu lassen. In anderen Hochstiften (Bamberg) dürfe auf die Lehen nur in Höhe der Hälfte ihres Wertes bekannt werden. Wenn den Weibern und Töchtern soviel verschrieben werde, hätten die Adeligen von den Lehen keine Nutzungen mehr. Durch Stattgabe des sechsten Artikels würden das Land- und das Lehengericht aufgehoben. Albrecht von Rosenberg richtete an den Rittertag ein Schreiben, in dem er sein Fernbleiben entschuldigte und vorschlug, zunächst hinsichtlich der Religion Frieden zu schaffen, indem alle, die sich zur Augsburgischen Konfession bekannten, dabei gelassen werden sollten.1573 An der Marienkapelle der Ritterschaft in Würzburg sollte ebenfalls die Augsburgische Konfession eingeführt und entsprechende Geistliche angestellt werden. Ferner forderte er einen Austrag des Bischofs, des Domkapitels und der Geistlichkeit mit der Ritterschaft. Das ausländische Kriegsvolk solle entlassen und dafür fränkische Adelige bestallt werden. Schließlich sollte sich das Hochstift mit den benachbarten Fürsten vergleichen und die Klöster in Ordnung gebracht werden. Ferner schrieb er dem neuen Würzburger Hofmeister Sebastian von Crailsheim, wenn die Ritterschaft seinem Ratschlag folge, würden sich auch die Ritterschaften anderer Länder nach ihnen richten, um sich ihrer Beschwerden gegen ihre Fürsten zu entledigen.1574 Wenn sich die Ritterschaft mit den Hochstiften verbinde und an den Kaiser hielte, würde sie von den weltlichen Fürsten unbeschwert bleiben und in ihren alten Stand zurückkehren. Der Krieg treibe die Bischöfe nur in ihnen beschwerliche Bündnisse mit den weltlichen Fürsten. Auf dem Rittertag in Würzburg am 21. Januar 1565 verhandelte die Ritterschaft zunächst ihre eigenen Angelegenheiten.1575 Sie beschloß Einzelheiten bezüglich der Gesandtschaft an Kaiser Maximilian, ferner die 1562 beschlossene Anlage einzubringen und ihre Beschwerden zu sammeln. Schließlich sollten ein allgemeiner Rittertag auf den 8. April einberufen und zuvor Ortstage abgehalten werden. In seiner (nicht erhaltenen) Proposition bat Bischof Friedrich sodann die Ritterschaft vermutlich – wie am 13.  November 1564 – um eine namhafte Hilfe für das Hochstift, um die Übernahme von Schulden in Höhe von 200.000 fl und trug seine 1573 Ortloff 2, S. 302 f. 1574 Ebd., S. 303 f. 1575 HStAMar 109, 431 (unfol.).

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Beschwerden vor. Ferner antwortete er auf die sechs Artikel, daß er ausländische Räte einzig aus Mangel an geschickten inländischen angenommen habe.1576 Bei der Eingehung von Bündnissen und Kriegen hätten seine Vorfahren schon vor dem Bauernkrieg und vor und nach dem Markgrafenkrieg bei einigen und etlichen Rittern Rat gesucht. So habe auch er es gehalten. In den jetzigen Bündnissen sei er auf Befehl Kaiser Ferdinands und zum Nutzen von Land und Leuten und der Ritterschaft. Die Zentgerichte würden nach dem alten Gebrauch gehalten. Wenn einer von ihnen Mängel habe, wolle er sich gnädig und unverweislich verhalten. Hinsichtlich des Lehnerbrechts wolle er keine Neuerungen einführen. Es gebe drei Arten von Rittermannlehen im Hochstift Würzburg: erstens die von besundern gnaden auf Lebenszeit verliehenen, zweitens die dem Lehnmann und seinen Leibeserben verliehenen und drittens die dem Lehnmann und seinen mannlehnbaren Erben gleichen Stammes, Namens, Helmes und Schildes verliehenen. Dabei solle es bleiben. Gegen die Ausdehnung der Bekennungen auf die Schwestern erhob er Bedenken. Die daraus resultierenden Vorteile würden mit schweren Nachteilen erkauft: Beim Heimfall des Lehens entstünde nur Verwirrung. Außerdem würden dem Bischof auf diese Weise keine Lehen mehr lastenfrei heimfallen. Wenn aber ein Ritter nur wenig Eigengut habe oder das Seine auf die Verbesserung der Lehen verwandt habe und die Schwester dadurch ohne Hilfe dastünde und die Ritterschaft dafür gerüstete Pferde zum Lehnsdienst stellen wolle, wolle er dies bewilligen. Einen Austrag über den Vertrag von 1461 hinaus lehnte er ab. Die Hauptleute und Räte der 6  Orte erwiderten hierauf am 29.  Januar, nach Vorlage der Proposition seien die meisten abgeritten.1577 Sie ließen durchblicken, die Proposition wäre leichter zu verhandeln gewesen, wenn ihren Beschwerden abgeholfen und ihren Bitten nach Erneuerung des Runden Vertrags nachgekommen worden wäre. So könnten sie lediglich ein Angebot vorlegen, das von den anderen noch bewilligt werden müsse. Den Runden Vertrag wollten sie auf sich beruhen lassen. Die anderen Verbesserungen (die sechs Artikel) möge Bischof Friedrich aber gnädig bewilligen. Ferner boten sie zur Verteidigung des Hochstifts für die nächsten zehn Jahre eine Hilfe von 400 Pferden an. Die Hilfe sollte nur defensiv verwendet werden und innerhalb von 14 Tagen erfolgen. Bischof Friedrich sollte die Kosten für Futter, Mahl und Hufschlag der Reiter übernehmen. Zur Tilgung der Schulden boten sie die Zahlung von 64.000 fl in acht Jahren an. Auf die Beschwerden Bischof Friedrichs und des Domkapitels antworteten sie ausweichend, daß sie hierauf erst eingehen könnten, wenn sie eine Begründung erhielten und die anderen Artikel bewilligt würden. Bischof Friedrich erwiderte hierauf, wenn die Ritterschaft dageblieben wäre, hätte man sich einigen können. Da die bewilligte Hilfe nun aber ungewiß sei und nur auf einige wenige Jahre erfolgen solle, sollten die Gesandten erst auf den Ortstagen eine verbindliche Antwort verschaffen.

1576 StAW Stdb 953 (unfol.). 1577 Ebd. (unfol.).

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Auf diese Ortstage, die zwischen dem 26. März und dem 8. April stattfinden sollten,1578 schickte Bischof Friedrich einen Kompromißvorschlag.1579 Demnach sollte die Ritterschaft 120.000  fl in acht Jahren zahlen und 500  Pferde stellen. Dagegen wollte er versprechen, seine Räte und Amtleute aus dem Adel des Hochstifts zu nehmen, soweit sich taugliche Personen fänden. In der Frage der Eingehung von Bündnissen machte er keine Zugeständnisse. Er sei Bündnisse stets nur mit dem Rat des Domkapitels und seiner weltlichen Räte eingegangen. Außerdem habe er hierin Kaiser Ferdinand gehorchen müssen. Im Markgrafenkrieg sei er vom Adel verlassen und von der fränkischen Vereinigung gerettet worden. Das Bündnisrecht sei ein Regal. Hinsichtlich der Zenten trug er vor, diesen geschehe der meiste Abbruch durch die Ritterschaft. Er wolle die Zenten deshalb visitieren lassen. Anschließend solle durch beide Seiten eine gleichmäßige Ordnung für alle Zenten des Hochstifts gemacht werden. Im Lehnrecht wolle er keine Neuerungen vornehmen, aber versichern, mit neu erkauften Lehen, die zuvor Stammes-, Ritter- und Mannlehen gewesen seien, nach altem Recht zu verfahren, und nicht wie andere Fürsten neuerdings. Bekennungen für die Schwestern der Ritter wolle er zulassen, wenn diese sich verheiraten wollten und keine anderen Erben und keine Eigengüter vorhanden seien. Eine Änderung der Gerichtsverfassung des Hochstifts lehnte er ab, ebenso Zugeständnisse in Religionsfragen. Antworten sind nur aus den Orten Baunach und Altmühl überliefert.1580 Die auf einem Ortstag in Ebern am 3.  April versammelte Ritterschaft an der Baunach bat Bischof Friedrich und das Domkapitel, sich mit den angebotenen 64.000 fl und 400 Pferden zu begnügen. 120.000 fl könnten sie nicht aufbringen und 500 Pferde seien zuviel. Die Antworten auf die neuen Artikel für die alten Verträge hätten sie größtenteils gnädig befunden, wegen der Antwort auf den sechsten Artikel wollten sie das tun, was auch die anderen Orte forderten. Die Ritter aus dem Ort Altmühl antworteten am 9. April, sie wollten sich erst mit den anderen fünf Orten beraten. Auf einem Tag des Orts Odenwald in Mergentheim am 1.  Mai polemisierte Albrecht von Rosenberg heftig gegen Bischof Friedrich und den Kompromißvorschlag.1581 Bischof Friedrich müsse entweder ein Kind oder ein Narr sein, sonst bedürfte es keines Regimentsrats, welcher im übrigen nach dem Runden Vertrag zu errichten gewesen wäre. Der Kompromißvorschlag nehme sich so aus, als sei die Ritterschaft landsässig. Erst habe Bischof Friedrich Krieg angefangen, Land und Leute verspielt und versetzt und dann, als er nicht mehr weiter gewußt hätte, die Ritterschaft und die Landschaft geladen, um die Sache auszubaden. Die Ritterschaft sei nur dem Kaiser zu einem Reiterdienst verpflichtet und anderen Herren nur zu Lehnsdiensten. Die meisten Ritter trügen auch gar keine oder nur geringe Lehen vom Hochstift 1578 Vgl. hierzu auch HStAMar 109, 200I (Ausschreiben des Hauptmanns, der Räte und des Ausschusses des Orts Rhön/Werra vom 4.  Februar 1565 auf den 26.  März 1565 nach Münnerstadt). 1579 Ebd. (23. März 1565). 1580 Ebd. (3. April 1565). 1581 Ortloff 2, S. 308–310.

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Würzburg, oder diese lägen außerhalb des Hochstifts. Eine Antwort des Orts Odenwald an Bischof Friedrich ist nicht überliefert. b) Kaiser Maximilian erneuert das Mandat Kaiser Ferdinands vom 26. Juli 1559 und erhält eine Türkenhilfe Am 7. April 1565 erneuerte Kaiser Maximilian das Mandat, in dem sein verstorbener Vater Kaiser Ferdinand am 26. Juli 1559 geboten hatte, niemand dürfe sich weitere Rechte über seine Leibeigenen anmaßen, die in einer anderen Obrigkeit saßen, neue Wildfuhren errichten oder mehr Zoll für Wein und Getreide nehmen, die die Ritter von ihren Gütern in anderen Herrschaften bezogen, als herkömmlich.1582 Ferner lud er die Ritterschaft durch seine Kommissare Eustachius von Lichtenstein und Johann Achilles Ilsung auf den 5.  August nach Kitzingen.1583 Die kaiserlichen Kommissare trugen dort vor, trotz der Vereinbarung eines 8-jährigen Waffenstillstands mit dem Sultan im Jahre 1562 habe der Woiwode von Siebenbürgen im September 1564 Ungarn angegriffen.1584 Sie baten die Ritterschaft um eine Geldhilfe zur Unterhaltung der bereits von Kaiser Maximilian in Dienst genommenen Reiter anstelle eines Reiterdienstes, weil Ungarn so weit entfernt liege. Die anwesenden Ritter bewilligten daraufhin anstelle eines Reiterdienstes die Zahlung von 24.000 fl, was einer Hilfe von 400  Pferden auf drei Monate plus einem Monat für den Abzug entsprach.1585 Das Geld sollte bis zum 10. Oktober nach Nürnberg geschickt werden. Mehr könnten sie nicht leisten wegen ihrer Belastungen aus dem Markgrafenkrieg, den Schulden Markgraf Albrechts, der Vorenthaltung der gekauften Lehen durch Markgraf Georg Friedrich und ihrer Beschwerungen durch Kurfürsten und Fürsten. Sie baten Kaiser Maximilian, ihnen aus ihrer Bedrängnis zu helfen. Der Ort Odenwald sagte zu, von den 24.000 fl 6.000 fl aufbringen zu wollen.1586 Der Ort Gebirg sollte ebensoviel aufbringen. Dieser meinte jedoch, dies sei unmöglich. Daraufhin wollte der Ort Odenwald nur noch 5.000 fl aufbringen. Die anderen Orte schlugen daraufhin vor, der Ort Odenwald solle 6.000  fl aufbringen und die übrigen Orte die restlichen 18.000 fl. Dies nahmen die Vertreter des Orts Odenwald auf Hinter-sich-Bringen an, das heißt auf Ratifikation durch die Mitglieder ihres Orts. Wer die hierzu benötigte Anlage nicht bezahlte, sollte Kaiser Maximilian namhaft gemacht werden. Außerdem beschlossen die Ritter die Abfertigung einer Gesandtschaft an Erzbischof Daniel von Mainz wegen des Schiedsverfahrens mit Markgraf Georg Friedrich wegen der Schulden Markgraf Albrechts1587 und an Bischof Martin 1582 ÖStA HHStA RHR Grat. Feud. Conf. priv. dt. Exped. 175 (Entwurf); HStAMar 109, 201 (Bestätigung Kaiser Rudolfs vom 11. Juni 1578). 1583 StAL B 583, Bü 521, fol. 254r. 1584 StAW RRsch 50I, fol. 102v–110v; Neumaier, S. 176 f. 1585 StAW RRsch 50I, fol. 110v–115v (Protokoll); Neumaier, S. 177. 1586 StAW RRsch 50I, fol. 116r–119r (Abschied); StAB Kanton Steigerwald, ex G 4, 1500 (unfol.). 1587 StAW RRsch 50I, fol. 119r–125r.

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von Eichstätt wegen des Schiedsverfahrens mit Markgraf Georg Friedrich wegen des Lehnerbrechts der Seitenverwandten.1588 Die Anlage sollte 5 fl von 1.000 fl Vermögen betragen.1589 Im Ort Odenwald bezahlten 105 Adelige die erste Hälfte der Anlage am 1. Oktober 1565.1590 Sie legten das Geld ungezählt in die Truhe des Ortes, damit die Einnehmer keine Rückschlüsse auf ihre Vermögensverhältnisse ziehen konnten. Dementsprechend zeichneten die Einnehmer nur die Namen der Einzahler auf, ob sie die halbe oder die ganze Anlage eingezahlt und ob sie sie nur für sich oder auch für ihre Untertanen gegeben hatten. Die meisten zahlten sie für sich und ihre Untertanen, einige wenige nur für sich, teils mit dem Versprechen, die ganze Anlage für die Untertanen im zweiten Termin nachzuzahlen, zwei bezahlten gleich ihre ganze Anlage. Am 24. März 1566 bezahlten 107 Adelige die zweite Hälfte der Anlage.1591 Einige Adelige blieben allerdings säumig, wie eine Mahnung des Hauptmanns und der Räte des Orts vom 6.  Februar 1566 zeigt.1592 Am 15. April 1567 mahnten die Räte, der verordnete Ausschuß und die erschienenen Mitglieder von einem Ortstag in Mergentheim aus erneut die Ausstände der Anlage an.1593 Im Ort Gebirg hatten die auf dem Rittertag in Würzburg im Jahr 1562 und die nunmehr auf einem Ortstag in Lichtenfels beschlossenen Anlagen jedoch nur 2.200 fl erbracht.1594 Die restlichen 2.800  fl mußte sich der Ort kurzfristig leihen, um die 5.000 fl wie versprochen am 10. Oktober in Nürnberg bezahlen zu können. Insgesamt lieh sich der Ort 5.000 fl von Eyrich von Münster.1595 Im Jahr 1579 kündigte dieser den Kredit.1596 Da der Ort nicht in der Lage war, ihm das Geld zurückzuzahlen, nahm Eyrich von Münster die Bürgen für den Kredit auf jeweils 250 fl in Anspruch.1597 Zum Ausgleich erließ ihnen der Ort diese Summe an ihrer Kontribution zu der im Jahr 1578 bewilligten 4-jährigen Türkenhilfe. Zuvor hatte der Ort am 10. September 1576 ein Mandat des Reichskammergerichts erwirkt, das ca. 200 Adeligen des Orts gebot, die Rittertage zu besuchen und ihre rückständigen Anlagen zu bezahlen.1598 Es scheint

1588 1589 1590 1591 1592 1593 1594 1595 1596 1597 1598

Ebd., fol. 125r–128v. Vgl. Neumaier, S. 177. StAL B 583, Bü 192, fol. 4r–11r; Neumaier, S. 156–159. StAL B 583, Bü 192, fol. 11v–16v. StAL B 583, Bü 311 (unfol.). Ebd. StAB GHAP 6649 (Ausschreiben der Einnehmer des Orts an Christoph von Thüna vom 23. Oktober 1565). Vgl. auch LeGates, The Knights and the State, S. 43; dies., Problems, S. 109. Vgl. StAB A 200, Lade 407, Nr. 6; HStAMar 109, 864I (Vorbringen der Gesandten des Orts auf dem Ausschußtag in Schweinfurt am 6. April 1578); LeGates, The Knights and the State, S. 43; dies., Problems, S. 110. StAB A 200, Lade 407, Nr. 4. Ebd. Nr. 6; LeGates, The Knights and the State, S. 81; dies., Problems, S. 125 f. Repraesentation, Beil. 42, S. 66–72.

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aber nicht viel gefruchtet zu haben, denn im Jahre 1582 beschloß der Ort, den Prozeß in Speyer einzustellen, da er zu teuer und der Erfolg zweifelhaft sei.1599 c) Weitere Verhandlungen über einen Beitrag der Ritterschaft zur Schuldentilgung im Hochstift Würzburg im Jahr 1566 Im Jahre 1566 versuchten Bischof Friedrich von Würzburg und das Domkapitel erneut, von der Ritterschaft eine Geldhilfe zu erhalten.1600 Den Anstoß hierzu bildete eine Forderung der Landschaft. Diese hatte im März 1566 Bischof Friedrich eine Steuer bis zu einer Höhe von 600.000 fl zur Bezahlung der Schulden des Hochstifts bewilligt. In ähnlicher Weise sollte nun die Ritterschaft der Erhebung eines Ungelds von ihren Schenkstätten und der Besteuerung ihrer Untertanen zustimmen. In ihrer Proposition vom 2. September trugen Bischof Friedrich und das Domkapitel vor, die Landschaft gebe von je 100 fl Vermögen drei Ort, Kaufleute, Handwerker und Gewerbe von 100 fl zwei Gulden, und das Ungeld sei auf zwei Pfennig pro Maß gesteigert worden, und zwar so lange, bis die Summe, die die Landschaft übernommen habe (600.000 fl), bezahlt sei.1601 Die Ritterschaft solle deshalb ebenso von ihren Schenkstätten und Untertanen im Hochstift geben oder wenigstens etliche tausend Gulden auf etliche Jahre. Die Ritter antworteten hierauf am 3.  September, am 15.  September stehe ein Rittertag wegen der Türkenhilfe an.1602 Die Reichsstände hatten nämlich Kaiser Maximilian auf dem Reichstag in Augsburg erneut eine Türkenhilfe bewilligt und Kaiser Maximilian daraufhin angekündigt, auch mit der Reichsritterschaft über einen Beitrag zu verhandeln.1603 Außerdem seien sie zu wenige. Sie boten die Bewilligung eines Ungelds auf zehn Jahre an gegen Ausstellung des üblichen Reverses, wenn sie ein Drittel der Einkünfte selbst behalten dürften, die anderen Ritter und Lehnleute hierzu ebenfalls angehalten würden und mit den benachbarten Fürsten, Grafen und Städten ebenfalls wegen der Erhebung eines Ungelds verhandelt werde. Außerdem forderten sie eine Erneuerung der alten Verträge und einen schleunigen Austrag ihrer Beschwerden. Bischof Friedrich und das Domkapitel antworteten hierauf am 4. September, sie hätten selbst Türkenhilfe bewilligt.1604 Das angebotene Ungeld sei dem Hochstift wenig ersprießlich. Es behandele die Ritter ungleich, weil der eine Schenkstätten habe, der andere aber nicht. Die Ritterschaft solle das Ungeld ohne Abzug des dritten Pfen-

1599 Vgl. StAB A 200, Lade 407, Nr. 6; LeGates, The Knights and the State, S. 76 f.; dies., Problems, S. 129. 1600 Schubert, S. 140 f. 1601 StAW Stdb 954, fol. 150r–164v. 1602 Ebd., fol. 166r–167v. 1603 DRTA RV 1566 Nr. 467, S. 1526, Art. 39, und S. 1529, Art. 49. 1604 StAW Stdb 954, fol. 170r–176v.

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nigs (eines Drittels der Einkünfte) bewilligen und außerdem wegen der großen Schulden des Hochstifts eine ansehnliche Summe Geldes. Da es offenbar zu keiner Einigung kam, schrieben Bischof Friedrich und das Domkapitel einen weiteren Tag auf den 3. November 1566 aus.1605 Denjenigen Rittern, die auf dem Rittertag Anfang September unentschuldigt nicht erschienen oder vor seinem Ende wieder abgeritten waren, geboten sie den Besuch bei Verlust ihrer Lehen. Daraufhin erschienen am 4. November 103 Ritter in Würzburg.1606 Bischof Friedrich und das Domkapitel forderten von ihnen die Bewilligung eines Ungelds ohne Abzug des dritten Pfennigs und einer stattlichen Summe Geldes.1607 Die Ritter antworteten hierauf am 6. November, es verstoße gegen ihre Freiheiten, dasselbe wie die Landschaft zu bewilligen.1608 Außerdem nütze die Hilfe nichts ohne eine ordentliche Regierung des Hochstifts durch das Domkapitel und den Adel. Der Regimentsrat war nämlich inzwischen offenbar erloschen. Ferner gebe es Irrungen zwischen der Ritterschaft und dem Hochstift. Zum Austrag dieser sollten neben den bischöflichen Räten jeweils mindestens zwei Freunde des Klägers eingesetzt werden. Wegen der Beschwerungen mit Neuerungen im Lehnrecht durch andere Fürsten sollten die alten Verträge mit neuen Klauseln versehen werden. Die Domherrenpfründen sollten mit Einheimischen besetzt werden und Domherren mit mehreren Pfründen das Hochstift nicht verlassen. Heimgefallene Lehen sollten der Ritterschaft im Lande verliehen werden. Statt der Erhebung eines Ungelds boten sie die Zahlung von 100.000 fl in zehn Jahren an. Diese Antwort sorgte für erheblichen Unmut unter den Domherren im Rat Bischof Friedrichs.1609 Der Würzburger Domprobst meinte, die geforderte Steuer verstoße nicht gegen die Freiheiten der Ritterschaft, sondern komme ihr zugute. Der Bamberger Domprobst Michael von Lichtenstein meinte, je kürzer man von der Ritterschaft abscheide, desto besser sei es. Ihre Voreltern hätten nicht nur ihren Leib, sondern auch ihr Vermögen für das Hochstift eingesetzt. Wohin der Rat des Adels führe, habe man im Markgrafenkrieg gesehen. Die Forderung rühre nur von einem einzigen Mann her, womit er offenbar den Ritter Albrecht von Rosenberg meinte. Am folgenden Tag beruhigten sich die Gemüter allerdings ein wenig.1610 Zwar meinte der Würzburger Domprobst immer noch, der Vorschlag der Ritterschaft laufe darauf hinaus, daß die Ritter die Herren und sie – die Domherren – die Knechte sein sollten. Sie sollten es bei ihrer Antwort bewenden lassen und der Ritterschaft sagen, daß sie weltliche Räte annehmen wollten. Damit solle sich die Ritterschaft begnügen. Außerdem sollten sie die 100.000 fl annehmen. Der Bamberger Domprobst Michael 1605 1606 1607 1608 1609 1610

Ebd., fol. 185r–191v. Ebd., fol. 143r–144v; Schubert, S. 141. StAW Stdb 954, fol. 194r–199v. Ebd., fol. 201r–205v. Ebd., fol. 207r–211v. Ebd., fol. 222r–224r.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

von Lichtenstein meinte hingegen, man müsse bedenken, daß es nicht allein um die Ritterschaft, sondern auch um die Landschaft gehe, die ohne die Ritterschaft nichts geben werde. Bischof Friedrich wollte wissen, wie es in den Hochstiften Bamberg und Augsburg gehalten werde.1611 Georg Ludwig von Seinsheim solle geantwortet werden, wenn er – Bischof Friedrich – in den Rat gekommen sei, sei nie jemand da gewesen außer dem Domdekan. Er wolle deshalb aber das Werk – eine Beteiligung des Adels an der Regierung des Hochstifts – nicht umstoßen. Schließlich antworteten Bischof Friedrich und das Domkapitel der Ritterschaft am 8. November, sie solle wenigstens 200.000 fl oder 150.000 fl bewilligen.1612 Mit den Schenkstätten solle sie der Gleichheit halber genauso verfahren wie die Landschaft. Bischof Friedrich habe immer und insbesondere im Markgrafenkrieg auf den Rat der Ritterschaft gehört. Sie habe daher keine Ursache, eine besondere Beteiligung an der Regierung des Hochstifts zu fordern. Der Austrag mit der Ritterschaft sei unnötig, da das Hof-, das Land-, das Lehn- und das Kanzleigericht mit Adeligen besetzt seien. Die Domherren wollten gerne von ihren in- und ausländischen Pfründen (zugunsten anderer Adeliger) zurücktreten, dem Papst könne aber bei der Besetzung kein Maß gesetzt werden. Die Ritterschaft schicke auch ihre Kinder nicht auf die Stifte oder nehme sie aus diesen wieder heraus oder schicke sie in andere, fremde Stifte. Bei der Übergabe dieser Antwort am 8.  November beschwerte sich der Ausschuß der Ritterschaft über die ungnädige Antwort, obwohl die Ritterschaft mehr als 80.000 fl bewilligt habe.1613 Hierauf antworteten der Bamberger Domprobst Michael von Lichtenstein, der Würzburger Domdekan Erasmus Neustetter und der Domherr Egloff von Knöringen den Rittern Valentin von Münster, Georg Ludwig von Seinsheim und Hans Zobel von Giebelstadt am 9. November, hinsichtlich des Rats solle es bei der Antwort bleiben. Jedoch sollten einige Domherren und Ritter die alten Ordnungen zur Hand nehmen und einen Geheimen Rat einrichten, aber keinen Regimentsrat. Die drei Verordneten der Ritterschaft nahmen dieses Angebot an. Es solle ein weiterer Rittertag auf den 5. oder 12. Januar 1567 ausgeschrieben werden, um die Zustimmung der Ritterschaft zu erhalten und Vorschläge für einen Rat auszuarbeiten. Bischof Friedrich und das Domkapitel schrieben daraufhin einen weiteren Rittertag auf den 12. Januar 1567 nach Würzburg aus.1614 Am 13. Januar waren jedoch zu wenige Ritter erschienen, so daß der Vortrag der Proposition auf den nächsten Tag verschoben wurde. Dort brachten Bischof Friedrich und das Domkapitel an, die Ritterschaft habe auf dem letzten Rittertag 100.000 fl angeboten. Sie sollten sich hierüber mit dem Ausschuß vergleichen. Tatsächlich bewilligten der Ausschuß und weitere Ritter die Zahlung der 100.000  fl. Doch auch dieses Mal ritten die meisten Ritter vorzeitig wieder ab, so daß nichts zu Ende gebracht werden konnte. 1611 1612 1613 1614

Ebd., 224v–228v.

Ebd., fol. 240r–249v. Ebd., fol. 212r–217v. StAW Stdb 955 (unfol.).

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d) Die Türkenhilfe der fränkischen Ritterschaft von 1567 und das Ende der Verhandlungen zwischen Bischof Friedrich und der Ritterschaft im Hochstift Würzburg Auf den Rittertag am 15. September 1566 hatte Herzog Johann Friedrich von Sachsen eine Botschaft geschickt, in der er die Ritterschaft bat, sich bei Kaiser Maximilian und den Reichsständen für eine Aussöhnung mit Wilhelm von Grumbach und den Erhalt des Würzburger Vertrags einzusetzen.1615 Dies lehnten die versammelten Adeligen jedoch ab. Kaiser Maximilian habe ihnen die Achterklärung und weitere Mandate übersandt und ihnen verboten, sich Wilhelms von Grumbach und seiner Anhänger anzunehmen. Diesem Befehl müßten sie nachkommen. Hinsichtlich der Türkenhilfe hatte auf dem Rittertag nichts beschlossen werden können.1616 Auf Anmahnung Kaiser Maximilians schrieb die Ritterschaft daher einen neuen Tag auf den 7.  Januar 1567 nach Schweinfurt aus.1617 Als auch auf diesem zu wenige Ritter erschienen, schrieben die kaiserlichen Kommissare Eustachius von Lichtenstein und Johann Achilles Ilsung einen weiteren Tag nach Würzburg für den 24. Februar aus.1618 Dort begehrten sie eine stattliche, ansehnliche und ersprießliche Geldhilfe gegen die Türken.1619 Die erschienenen Ritter wandten hiergegen ein, den 6 Orten sei eine große Anzahl von Adeligen entzogen worden, insbesondere dem Ort Baunach 50 Adelige durch Herzog Johann Wilhelm von Sachsen, ebenso andere Adelige durch Kurfürst Friedrich, Pfalzgraf bei Rhein, Landgraf Wilhelm von Hessen, Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken, Abt Wolfgang von Fulda und Graf Georg Ernst von Henneberg. Außerdem seien die Ritter im Ort Gebirg mit den Schulden Markgraf Albrechts belastet. Ferner könnten sie bei etlichen Kurfürsten und Fürsten neu gekaufte Lehen nicht mehr an Seitenverwandte vererben, so daß diese ihnen abgingen. Schließlich griffen viele Kurfürsten und Fürsten in ihre Jagd-, Fischerei-, Waldund Wassernutzungen ein. Trotzdem bewilligten sie Kaiser Maximilian eine Hilfe von 300 Pferden auf vier Monate. Die Hilfe sollte wiederum in der Form geleistet werden, daß die 6  Orte Kaiser Maximilian 24.000 fl bis zum 25. Juli nach Nürnberg schicken wollten.1620 Der Ort Odenwald sollte 6.000 fl aufbringen, der Ort Gebirg 5.000 fl, der Ort Rhön/Werra 3.700  fl und die Orte Altmühl, Steigerwald und Baunach jeweils 3.100  fl.1621 Darüber hinaus wollten der Ort Odenwald weitere 500 fl, der Ort Rhön/Werra weitere 600  fl und der Ort Altmühl weitere 300  fl aufbringen, doch allain zu disem mahl, auß mitleidenlicher guetwilligkeit, und gar zu keiner Consequenz unnd gerechtigkeit. In einem Schreiben vom 25. März bedankte sich Kaiser Maximilian für die bewilligten 1615 1616 1617 1618 1619 1620 1621

StAW Stdb 954, fol. 50r–56v; Ortloff 3, S. 232 f. StAW Stdb 953 (unfol.). HStAMar 109, 200I (Ausschreiben vom 13. Dezember 1566). Ebd. (Ausschreiben vom 10. Januar 1567). Lünig Nr. 5, S. 12–15. Vgl. StAL B 583, Bü 521, fol. 246r; Neumaier, S. 178. StAL B 583, Bü 521, fol. 375r und 376r; Neumaier, S. 178.

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24.000 fl.1622 Da die von den Rittern genannte Frist zur Bezahlung des Geldes etwas lang sei, sie aber angeboten hätten, daß, wenn er die Summe in Nürnberg oder Augsburg aufbringen könne, sie diesen das Geld dann zurückzahlen wollten, wolle er sich hierum bemühen. Kaiser Maximilian lieh sich das Geld dann tatsächlich von den Bürgermeistern der Reichsstadt Nürnberg.1623 Der Ort Odenwald beschloß daraufhin auf einem Ortstag in Mergentheim am 15. April die Erhebung einer Anlage von seinen Mitgliedern und deren Untertanen von 5 fl von 1.000 fl Vermögen.1624 Ferner beschloß er, daß ein Ausschuß bestehend aus Sebastian von Crailsheim zu Morstein, Hans Zobel von Giebelstadt, Wilderich von Walderdorf, Conrad von Vellberg, Valentin von Berlichingen zu Dörzbach, Eberhard von Stetten zu Kocherstetten, Hans von Crailsheim zu Morstein, Reinhard von Gemmingen zu Bürg, Heinrich Groschlag von Dieburg, Philipp Ulner von Dieburg und Hans Georg von Stettenberg (anstelle des in Wien inhaftierten Hauptmanns Albrecht von Rosenberg)1625 die Geschäfte des Orts für ein Jahr verwalten sollte.1626 Nach einem Jahr sollte ein anderer Ausschuß für ein Jahr gewählt und so fortgefahren werden, damit die Adeligen gleichmäßig belastet würden. Zu einer gleichmäßigen Heranziehung der Mitglieder zum Ausschuß scheint es in der Folgezeit jedoch nicht gekommen zu sein, denn am 25.  November 1574 wurden nahezu dieselben Adeligen in den Ausschuß gewählt, der den neuen Hauptmann Sebastian von Crailsheim unterstützen sollte.1627 Der Ausschuß sollte ein neues, richtiges Verzeichnis der Mitglieder und adeligen Güter des Orts anfertigen, damit diese dem Ort nicht entzogen würden. Ferner bestellte und vereidigte der Ort Georg Rudolf Widmann als seinen Rat und beschloß, einen Prokurator am Kammergericht zu bestellen. Die beschlossene Anlage wurde am 2. Juli von 113 Adeligen bezahlt.1628 Bischof Friedrich benutzte die Anwesenheit der Ritter in Würzburg am 27. Februar 1567, um ihnen zu schreiben, die 100.000 fl seien durch den vornehmsten Teil der Ritterschaft bereits bewilligt worden, aber mangels genügenden Erscheinens habe nichts zu Ende gebracht werden können.1629 Sie sollten daher diejenigen Ritter, die nichts bewilligt hatten, gesondert laden und dazu bringen, den Beschluß anzunehmen. Die Ritter antworteten hierauf, es sei fast niemand mehr da, und rieten, Bischof Friedrich solle die anderen Ritter selbst laden.

1622 StAL B 583, Bü 311 (unfol.); HStAMar 109, 201 (unfol.). 1623 Vgl. ÖStA HHStA RK RA i. sp. 38, fol. 102rv (Schreiben Georg Ilsungs an Kaiser Maximilian vom 15. November 1567). 1624 StAL B 583, Bü 311 (Ausschreiben vom 15. April 1567). 1625 Vgl. hierzu Press, Rosenberg, S. 26–28. 1626 Mader, S. 151–153. 1627 Vgl. StAL B 583, Bü 521, fol. 50r. 1628 StAL B 583, Bü 192, fol. 35r–41r. 1629 StAW Stdb 955 (unfol.).

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Daraufhin lud Bischof Friedrich die Mitglieder des Ausschusses erneut auf den 9. April nach Würzburg.1630 Er wollte sie auffordern, den Beschluß vom Januar auf den Ortstagen der Ritterschaft anzubringen. Der Ausschußtag scheint jedoch nicht zustande gekommen zu sein. Bischof Friedrich schrieb daher einen neuen Ausschußtag auf den 15.  Juni nach Würzburg aus. Der Ausschuß benannte dort die Ritter Georg Ludwig von Seinsheim, Hans Zobel von Giebelstadt, Veit Ulrich von Schaumberg und Veit von Lichtenstein als (Unter-)Ausschuß. Ferner wies er darauf hin, daß die Bewilligung vom Januar an die Bedingung geknüpft sei, daß auch die anderen Ritter zustimmten. Bischof Friedrich solle daher die anderen Ritter zur Zustimmung bewegen oder sich mit dem Ausschuß vergleichen, wie dies geschehen könne. Bischof Friedrich benannte als seine Vertreter im Ausschuß den Würzburger Domprobst, den Bamberger Domprobst Michael von Lichtenstein, den Würzburger Domdekan Erasmus Neustetter und den Domherrn Schenk Albrecht, Herrn zu Limpurg, die allerdings nicht anwesend waren, so daß kein neuer Termin vereinbart werden konnte. Obwohl das Hochstift also keine Hilfe von der Ritterschaft hatte erhalten können, mußte sich Bischof Friedrich dennoch am 16. Juni 1567 auf eine neue Rats- und Hofordnung verpflichten.1631 Demnach sollte die Rats- und Kanzleistube mit Domherren, edlen Räten und Gelehrten besetzt werden. Aus diesen sollten vier geistliche und vier edle Räte einen Geheimen Rat bilden, nämlich der Domprobst, der Domdekan Erasmus Neustetter und die Domherren Schenk Albrecht, Herr zu Limpurg, und Neithart von Thüngen, der Hofmeister Sebastian von Crailsheim, der Marschall Hans Voit von Salzburg, der alte Hofmeister Hans Zobel von Giebelstadt und der Kanzler Balthasar von Hellu. Diese sollten alle geheimen und wichtigen Angelegenheiten beraten und Bischof Friedrich und dem Domkapitel vortragen. Wenn diese mit dem Vorschlag des Geheimen Rats einverstanden waren, sollte er vollzogen werden. Wenn nicht, sollte erneut eine Umfrage im Geheimen Rat gehalten werden. Was dann die Mehrheit beschließe und das Domkapitel ratifiziere, dabei solle es bleiben. Valentin von Münster, Georg Ludwig von Seinsheim, Eyrich von Münster und andere, die im Markgrafenkrieg das Beste für das Hochstift getan hätten, sollten zu Räten von Haus aus ernannt werden und in Kriegen oder in anderen schweren, wichtigen Angelegenheiten zum Geheimen Rat hinzugezogen werden. Bischof Friedrich sollte von der Hofkammer 15.000 fl jährlich erhalten und sich hiermit begnügen. Außerdem wurden noch Bestimmungen über die Hofordnung getroffen. Die Orte Odenwald und Baunach hatten ihren Anteil an der Kaiser Maximilian bewilligten Türkenhilfe bis zum 15. November bezahlt,1632 der Ort Altmühl immerhin bis zum 26.  Juli 1568, die drei Orte Rhön/Werra, Steigerwald und Gebirg jedoch 1630 Ebd. (unfol.). 1631 StAW WU Libell 249, S. 43–47. 1632 Vgl. ÖStA HHStA RK RA i. sp. 38, fol. 102rv (Schreiben Georg Ilsungs an Kaiser Maximilian vom 15. November 1567).

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nicht.1633 Die Kommissare Kaiser Maximilians, Eustachius von Lichtenstein und Johann Achilles Ilsung, schrieben daher einen weiteren Tag auf den 2. September nach Schweinfurt aus.1634 Auf diesem legten sie den Hauptleuten und Räten der Orte dar, Kaiser Maximilian habe ihrer Relation über den Rittertag vom 24. Februar 1567 und einem Schreiben des Orts Gebirg entnommen, daß den 6 Orten viele Adelige durch die Fürsten entzogen worden seien und daß es ihnen wegen der Schulden Markgraf Albrechts nicht möglich sei, ihre Anlage zu bezahlen.1635 Es sei aber notwendig, die Beschwerden zu spezifizieren und insbesondere die Adeligen zu benennen, die den 6 Orten durch die Fürsten entzogen worden seien, und welche Adeligen mit Neuerungen im Lehnrecht und den Schulden Markgraf Albrechts belastet seien. Die Hauptleute und Räte der 6  Orte beschlossen daraufhin die Ausschreibung von Ortstagen, um ihre Beschwerden zu spezifizieren und Kaiser Maximilian hierüber berichten zu können. Der Tag des Orts Gebirg sollte am 1.  November in Hollfeld stattfinden,1636 der des Orts Rhön/Werra am 8. November in Neustadt an der Saale1637 und der des Orts Odenwald am 22. November in Mergentheim.1638 Die Sammlung der Beschwerden nahm aber wiederum viel Zeit in Anspruch. Der Ort Altmühl übersandte die Beschwerden seiner Mitglieder dem kaiserlichen Kommissar Eustachius von Lichtenstein erst im August 1569,1639 der Ort Odenwald legte sie erst auf dem Reichstag von Speyer im Jahre 1570 vor.1640 Mehrere namentlich genannte Mitglieder des Orts beschwerten sich darin, daß die von ihnen darüber ausgestellten Urkunden, daß der von ihnen transportierte Wein ihrem Hausgebrauch diene, nicht mehr an den Zollstätten angenommen würden, sondern nur noch in den Kanzleien des Erzbischofs von Mainz und Herzog Ludwigs von Württemberg, über den Entzug steuerbarer Güter, über die Ungleichbehandlung alter und neu erkaufter Lehen und die Schulden Markgraf Albrechts.1641 Inzwischen hatten sich Hauptmann und Räte des Orts Gebirg in einem Schreiben vom 24.  Februar 1569 bei Kaiser Maximilian dafür entschuldigt, daß sie mit der Bezahlung ihres Anteils an der bewilligten Türkenhilfe in Verzug waren.1642 Es sei nicht in ihrem Vermögen, die 5.000 fl aufzubringen, nachdem ihnen schon das, was sie für die ersten 5.000 fl aufgewendet hätten, nicht ersetzt worden sei. Sie hätten 1633 Vgl. ebd., fol. 107r–112r und 113rv (Schreiben Georg Ilsungs an Kaiser Maximilian vom 26. Juli und 13. Oktober 1568). 1634 HStAMar 109, 431 (unfol.). 1635 Vgl. HStAMar 109, 200I (Ausschreiben von Hauptleuten und Räten des Orts Rhön/Werra vom 23. Oktober 1568). 1636 StAB GHAP 6649 (Ausschreiben vom 28. September 1568). 1637 HStAMar 109, 200I (Ausschreiben vom 23. Oktober 1568). 1638 StAL B 583 Bü 521, fol. 247r, 248r. 1639 Vgl. ÖStA FHKA SuS RA 77.2.3, fol. 37rv (Schreiben Eustachius’ von Lichtenstein an Kaiser Maximilian vom 6. August 1569). 1640 Vgl. ÖStA HHStA RK RA i. sp. 38, fol. 127r–128r. 1641 Ebd., fol. 130r–135v. 1642 ÖStA HHStA RHR Judicialia APA 145, fol. 17r–18v.

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aber nun Maßnahmen eingeleitet, um das Geld aufzubringen. Tatsächlich hatte ein Ortstag am 10. Februar eine weitere Anlage beschlossen, die bis Weihnachten 1570 teilweise eingebracht wurde.1643 Sie reichte jedoch offenbar nicht aus, um die 5.000 fl vollständig aufzubringen. Den Rest bezahlte der Ort offenbar wiederum mit Hilfe von Krediten. Im Jahr 1574 betrugen die Schulden des Orts 8.000 fl. Die Mitglieder des Orts beschlossen daher auf einem Ortstag in Weismain am 26. November 1574, daß die Rückstände der Anlage bis zum 2. Februar 1575 eingebracht werden sollten, und eine weitere Anlage von 2 ½ fl jährlich von 1.000 fl Vermögen für die Dauer von drei Jahren, um die zur Bezahlung der zwei Geldhilfen der Jahre 1565 und 1567 aufgenommenen Kredite zurückzahlen und einen Advokaten anstellen zu können.1644 Die letzten Ausstände der 1567 bewilligten Türkenhilfe in Höhe von 5.250 fl brachte Georg Ilsung nach eigener Aussage erst im Jahre 1574 mit großer Mühe ein.1645 e) Ergebnisse Rückblickend kann festgehalten werden, daß sich im Jahr 1565 im Hochstift Würzburg noch einmal die Chance für Bischof Friedrich und die Ritterschaft ergeben hatte, ihr Verhältnis auf eine neue Grundlage zu stellen. Ausgangspunkt war die vorübergehende Schwächung Bischof Friedrichs durch den Überfall Wilhelms von Grumbach auf die Stadt Würzburg im Oktober 1563. Albrecht von Rosenberg, der die Interessen Wilhelms von Grumbach vertrat, versuchte diese Schwächephase Bischof Friedrichs auszunutzen. Er erhob zwei Forderungen: Religionsfreiheit nicht nur für die Ritter, sondern auch für ihre Untertanen, und Entmachtung Bischof Friedrichs zugunsten eines ständischen Regiments nach dem Vorbild des Runden Vertrags. Den Konflikt mit Wilhelm von Grumbach wollte er durch völliges Nachgeben des Hochstifts beenden. Diese Forderungen waren für Bischof Friedrich und das Domkapitel natürlich nicht akzeptabel. Die fränkische Ritterschaft war anfangs bereit, zugunsten Wilhelms von Grumbach bei Kaiser Ferdinand zu intervenieren, nahm hiervon jedoch im Sommer des Jahres 1564 Abstand, und zwar wohl auf Betreiben Georg Ludwigs von Seinsheim, des Obersten des fränkischen Kreises. Georg Ludwig von Seinsheim versuchte, einen Bruch zwischen Bischof Friedrich und der Ritterschaft zu verhindern. Aus diesem Grunde versuchte er auch, die Vorwürfe Bischof Friedrichs gegen die Ritterschaft wegen deren angeblicher Unterstützung für Wilhelm von Grumbach zu unterdrücken.

1643 Vgl. Repraesentation, Beil.  41, S.  60  f. Vgl. auch LeGates, The Knights and the State, S. 45; dies., Problems, S. 116. 1644 StAB A 200, Lade 407, Nr. 1; Repraesentation, Beil. 38, S. 56; LeGates, The Knights and the State, S. 45; dies., Problems, S. 116. 1645 ÖStA FHKA SuS RA 23.1.71, fol.  462r–465r (Schreiben Georg Ilsungs an Kaiser Rudolf vom 18. Juli 1578).

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Ebenso griff die Ritterschaft zunächst die Forderung Albrechts von Rosenberg nach einer Erneuerung des Runden Vertrags auf. Das Domkapitel fing diesen für seinen Einfluß auf die Regierung des Hochstifts gefährlichen Vorstoß – im Rat der 21 und der drei wären die Domherren in der Minderheit gewesen – jedoch durch die Errichtung eines Regimentsrats auf, in dem Domherren und Adelige gleich viele Stimmen besaßen. Dabei mag der Ausschluß Bischof Friedrichs von der Regierung des Hochstifts und seine Beschränkung auf ein Deputat durchaus im Interesse des Domkapitels gelegen haben. Die Ritterschaft reduzierte daraufhin ihre Forderungen auf sechs Artikel, nämlich die Besetzung der Beamtenstellen des Hochstifts mit Einheimischen, Beteiligung an den für das Hochstift existenziellen Entscheidungen wie Eingehung von Bündnissen, Krieg und Frieden, Einhaltung der Zentgerichtsordnung und Verbesserung des Lehnerbrechts, der Bekennungen und des Austrags mit dem Bischof. Im Gegenzug boten die Anführer der Ritterschaft die Zahlung von 64.000 fl und die Stellung von 400  Pferden für das Hochstift an. Bischof Friedrich und das Domkapitel forderten demgegenüber die Zahlung von 120.000  fl und die Stellung von 500  Pferden und boten lediglich die Besetzung der Beamtenstellen mit Einheimischen und eine geringfügige Verbesserung des Rechts der Bekennungen an. Dies war wiederum für die Ritterschaft nicht annehmbar. Ohnehin erscheint fraglich, ob die Anführer ihre Standesgenossen auf den Ortstagen zu einer Zustimmung zur Zahlung von 64.000 fl und der Stellung von 400 Pferden für das Hochstift hätten bewegen können. Die zusätzlichen Forderungen Bischof Friedrichs und des Domkapitels machten dies vollends unmöglich, wie die Reaktion aus dem Ort Baunach zeigt. Das Problem der Anführer der Ritterschaft, die Zustimmung ihrer Standesgenossen zu Zahlungen an das Hochstift zu erhalten, zeigte sich erneut in den Jahren 1566 und 1567, als der Ausschuß der Ritterschaft die Zahlung von 100.000 fl bewilligte, aber nicht die Zustimmung der übrigen Ritter hierzu erhalten konnte. Trotzdem erreichten die Anführer der Ritterschaft im Juni 1567 wiederum einen stärkeren Einfluß auf die Regierung des Hochstifts durch die Einrichtung eines Geheimen Rats. Durch diesen wurde der Einfluß Bischof Friedrichs auf die Regierung des Hochstifts wieder zurückgedrängt, auch wenn er nicht völlig entmachtet wurde. Den entscheidenden Einfluß auf die Regierung des Hochstifts sicherten sich die Domherren. Zum einen konnten sie die adeligen Räte im Geheimen Rat überstimmen, wenn sie den Kanzler auf ihre Seite zogen. Zum anderen behielt sich das Domkapitel bei einem Konflikt zwischen Bischof und Geheimem Rat die letzte Entscheidung vor. Zugleich kam das Domkapitel den Forderungen der Ritterschaft nach einer stärkeren Beteiligung in wichtigen Angelegenheiten des Hochstifts entgegen, indem in diesem Fall weitere adelige Räte zum Geheimen Rat hinzugezogen werden sollten. Festzuhalten bleibt, daß die Forderung nach einer Mitregierung im Hochstift im wesentlichen die Forderung eines kleinen Kreises interessierter Adeliger war, die selbst fähig und in der Lage waren, diese Mitregierung auszuüben, etwa Albrechts von Rosenberg, Georg Ludwigs von Seinsheim und Sebastians von Crailsheim. Die große Mehrzahl der Ritter hatte hieran kein Interesse. Sie waren vielmehr an einer Verbesserung ihrer materi-

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ellen Rechte interessiert. Bezeichnend ist es ferner, daß die Verhandlungen hauptsächlich über die 6 Orte liefen, die sich auf diese Weise mehr und mehr zwischen Bischof Friedrich und die Ritterschaft des Hochstifts schoben. Während so der letzte Versuch scheiterte, das Verhältnis zwischen Bischof und Ritterschaft im Hochstift Würzburg auf eine neue Grundlage zu stellen, verfestigten sich die Beziehungen zwischen Kaiser Maximilian und der fränkischen Ritterschaft, indem Kaiser Maximilian zunächst die Privilegien Kaiser Ferdinands für die Ritterschaft aus dem Jahre 1559 erneuerte und die Ritterschaft Kaiser Maximilian weitere Hilfen gegen die Türken bewilligte. Außerdem nahm sich Kaiser Maximilian der Beschwerden der Ritterschaft dadurch an, daß er seine Kommissare damit beauftragte, den Beschwerden weiter nachzugehen. Er hatte ein eigenes, unmittelbares Interesse daran, den Beschwerden über den Entzug von Adeligen durch die Fürsten, die Schulden Markgraf Albrechts und den Entzug von Lehen abzuhelfen, da dies die Steuerkraft der Ritter und der Orte schmälerte. Seine Initiative führte jedoch vorerst zu keinen weiteren Ergebnissen. Seine Bitte um Türkenhilfe erfolgte wie schon in den Jahren 1542, 1544 und 1558 auf eine entsprechende Bewilligung und Aufforderung der Reichsstände. Beim Vollzug der Hilfe setzte sich die schon unter Kaiser Ferdinand eingeführte Praxis fort, daß die Ritterschaft Kaiser Maximilian eine Geldhilfe bewilligte und dieser hiervon dann von ihm angeworbene Reiter besoldete. Hierbei schaltete Kaiser Maximilian im Jahre 1567 die Bürgermeister der Reichsstadt Nürnberg als Kreditgeber ein, die ihm die Summe vorschossen, die die fränkische Ritterschaft dann zurückzahlen sollte. Die Abwicklung der Geldhilfen stellte die Anführer der fränkischen Ritterschaft allerdings vor dasselbe Problem wie die Fürsten die Einbringung des Ungelds, nämlich ihre Standesgenossen zur Bezahlung der durch den Ausschuß der 6 Orte bewilligten Geldhilfe zu bewegen. Dabei stellte sich die Lage in den Orten durchaus unterschiedlich dar: Während der Ort Odenwald seinen Anteil trotz einiger säumiger Mitglieder offenbar problemlos aufbringen konnte, mußte der Ort Gebirg hierfür einen Kredit aufnehmen, den er auch später nicht zurückzuzahlen vermochte. Hier wirkte offenbar die schlechtere wirtschaftliche Situation der Ritterschaft auf dem Gebirg und ihrer Untertanen nach dem Markgrafenkrieg nach.

4. Das Ausscheiden der Bamberger Ritterschaft aus dem Verband des Hochstifts von 1570 bis 1588 Im Hochstift Bamberg forderte Bischof Veit von Würzburg auf einem Rittertag am 25.  September 1570 eine Verlängerung des 1560 bewilligten Ungelds.1646 Der Ausschuß der Ritterschaft1647 bewilligte daraufhin eine Verlängerung des Ungelds um 1646 StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 96r–100r. 1647 StAB B 28, 4, fol. 158r.

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sechs Jahre gegen Erteilung eines Reverses.1648 Gleichzeitig beschwerten sich die Ritter darüber, daß aufgrund des Ungelds ihre Schenkstätten in der Nachbarschaft Nürnberger oder markgräflicher Schenkstätten eingegangen seien. Außerdem baten sie darum, mit neu gekauften Lehen (hinsichtlich der Vererbbarkeit) nicht wie im Hochstift Eichstätt oder in den Markgraftümern zu verfahren, sondern heimgefallene Ritterlehen der Ritterschaft zu verleihen. Außerdem brachten die anwesenden Ritter eine Reihe von Einzelbeschwerden gegen Beeinträchtigungen ihres Jagdrechts, ihrer Schenkstätten durch das Ungeld, ihrer Gerichtsbarkeit, ihrer Schafherden, ihres Lehnerbrechts, ihrer Untertanen durch bischöfliche Steuerforderungen und Ge- und Verbote, ihrer Holzrechte und über eine schlechte Ausstattung der Pfarrverweser vor.1649 Weitere Beschwerden wollten sie innerhalb eines Monats anbringen. Schließlich einigten sich Bischof Veit und die Ritterschaft auf eine Verlängerung des Ungelds um acht Jahre.1650 Ein Drittel der Einnahmen sollte den Rittern zustehen. Kurz vor dem Auslaufen dieser Bewilligung berief Bischof Johann Georg Zobel von Giebelstadt einen Rittertag auf den 10.  September 1578 nach Bamberg ein. Dort ließ er der Ritterschaft vortragen, das 8-jährige Ungeld habe wegen Mißwuchs des Weins in einigen Jahren nur 7.000 bis 8.000  fl eingebracht, in anderen 10.000 bis 12.000 fl.1651 Insgesamt seien 139.000 fl Schulden abbezahlt worden. Obwohl dem Hochstift die Reichsanlage zuvor zur Hälfte bzw. sogar zu zwei Dritteln erlassen worden war, sei ihm dies auf dem letzten Reichstag abgeschlagen worden. Er müsse daher allein für die 6-jährige Türkenhilfe 70.000 fl aufbringen. Die Prälaten und die Landschaft hätten daher eine Verlängerung des Ungelds um zwölf Jahre bewilligt. Außerdem bat er die Ritter um Rat wegen der Rückstände des 8-jährigen Ungelds. Dieses habe von der Ritterschaft nur 1.500 fl erbracht. Die Ritterschaft bat daraufhin zunächst, die bischöflichen Räte hinzuziehen zu dürfen, und um eine Kopie der Proposition.1652 Nachdem Bischof Johann Georg dies bewilligt hatte, bildete die Ritterschaft einen Ausschuß. Dieser antwortete am folgenden Tag auf die Proposition, ein großer Teil der Ritter sei verzogen oder verstorben.1653 Sie wüßten daher nicht, wie die Ausstände des 8-jährigen Ungelds eingebracht werden könnten. Darüber hinaus sei die Ritterschaft mit allerlei Beschwerden belastet wie der Kontribution für Kaiser Rudolf, den Ungehorsamen und den Schulden Markgraf Albrechts. Sie könnten daher nur ein Ungeld für die Dauer von acht Jahren von den Schenkstätten bewilligen, die vom Hochstift zu Lehen gingen und im Hochstift lägen, nicht auch – wie zu Zeiten Bischof Veits – von den lehnbaren Schenkstätten außerhalb des Hochstifts, die in Konkurrenz zu markgräflichen Schenkstätten stün1648 1649 1650 1651 1652 1653

StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 102r–104r. StAB B 28, 3, fol. 103r–125v. StadtAB HV Rep. 2, 69, fol. 117r–118r. StAB B 28, 4, fol. 1r–10r. Ebd., fol. 12rv. Ebd., fol. 13r–14r.

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den. Wegen der übrigen Schulden wüßten sie keinen Rat. Ferner beschwerten sie sich über die Form des Ausschreibens an Prälaten, Ritterschaft und Landschaft, da sie dem Hochstift nur als Lehnleute verpflichtet seien, und verwandten sich für den inhaftierten Hans von Aufseß und die von Coburg. Die ungehorsamen Ritter sollten ihnen namhaft gemacht werden. Bischof Johann Georg ließ es bei ihrer Antwort bezüglich der Rückstände des 8-jährigen Ungelds bewenden, bestand aber auf einer Verlängerung des Ungelds um zwölf Jahre.1654 Hinsichtlich der Bezahlung der übrigen Schulden habe er eine bessere Antwort erwartet. Die Form des Ausschreibens sei keine Neuerung. Hans von Aufseß habe sich nicht gebessert, wegen derer von Coburg wolle er sich erkundigen. Die Ritter bewilligten daraufhin eine Verlängerung des Ungelds um zwölf Jahre gegen Erteilung eines entsprechenden Reverses und Abstellung ihrer Beschwerden.1655 Wegen der Ausstände des 8-jährigen Ungelds entschuldigten sie sich. Zur Tilgung der übrigen Schulden könnten sie nichts beitragen. Das im Jahre 1578 bewilligte Ungeld brachte dem Hochstift von der Ritterschaft allerdings nicht mehr ein als das im Jahr 1570 bewilligte. Einer späteren Aufzeichnung zufolge bezahlte Christoph von Wiesentau von einer Schenkstätte in den Jahren von 1579 bis 1585 jährlich 60 fl, von einer anderen Schenkstätte im Jahr 1578 9 fl, danach jedoch nichts mehr.1656 Hector von Rabenstein bezahlte im Jahr 1578 7 fl, für die Jahre 1579 und 1580 16 fl und für die Jahre 1580 und 1581 20 fl, Alexander von Redwitz für die Jahre 1578 und 1579 78 1/2 fl, im Jahr 1580 23 fl und im Jahr 1581 26 fl. Sonst bezahlte niemand etwas. Einen letzten Anlauf unternahm Bischof Ernst von Mengersdorf im Jahre 1588. Im Vorfeld eines Landtags mit den Prälaten und der Landschaft des Hochstifts forderte er in einem Schreiben vom 1. April die Orte Gebirg, Steigerwald und Baunach auf, das Ungeld um 17 Jahre zu verlängern.1657 Die Ritter sollten ein Viertel der Einnahmen für sich behalten dürfen. Hauptleute und Räte des Orts Gebirg antworteten hierauf am 18. Juli, eine neuerliche Bewilligung sei ihnen beschwerlich.1658 Sie könne benachbarte Fürsten zur Nachahmung reizen und ungeachtet der Reversbriefe zur Gewohnheit werden. Außerdem seien ihre Gebrechen wegen der Steuer auf ihre Untertanen (in den Städten) nicht abgestellt worden, und sie erlitten auch sonst allerhand Beschwernisse an ihrer Jagd und Vogtei. Trotzdem unterbreiteten sie einen Vorschlag, der allerdings noch von den übrigen Mitgliedern ratifiziert werden müsse: Das Ungeld solle um fünf Jahre verlängert und von den dem Hochstift lehnbaren Schenken gegeben werden, aber nicht außerhalb des Hochstifts und nicht in Dörfern, in denen auch markgräfliche oder Nürnberger Schenken bestanden. Die Hälfte der Einnahmen woll1654 1655 1656 1657 1658

Ebd., fol. 14v–15r. Ebd., fol. 15v. Ebd., fol. 110r–111r. StadtAB HV Rep. 2, 70, fol. 4r–6v; StAW RRsch 861I, fol. 184r–186v. StadtAB HV Rep. 2, 70, fol. 11r–12v; StAW RRsch 861I, fol. 194rv und 164r–167v.

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ten sie für sich behalten. Um der Gleichheit willen sollte der Adel von seinen eigenen Schenken ebenfalls Ungeld nehmen und für sich behalten. Im übrigen hofften sie auf eine Abstellung ihrer Beschwerden. Die Ritterschaft des Orts Baunach antwortete Bischof Ernst, sie habe keinen Hauptmann und keine Räte und schulde Kaiser Rudolf viele tausend Gulden.1659 Es falle ihr daher beschwerlich, ein Ungeld zu bewilligen. Andere Herren würden dann auch ein Ungeld fordern. Trotzdem wolle sie ein Ungeld von den dem Hochstift lehnbaren Schenkstätten in der Obrigkeit des Hochstifts bewilligen. Der Ort Steigerwald antwortete, seine Hauptmannschaft sei verwaist.1660 Bischof Ernst reagierte verärgert auf die Antwort des Orts Gebirg.1661 Die Verweigerung sei unerhört. Ihre Voreltern hätten sich immer zum Hochstift gehalten. Das Hochstift sei seit 500  Jahren auf den Adel gegründet. Ihre Antwort nehme sich so aus, als werde das Ungeld willkürlich und nur zur Lustbarkeit erhoben. Dabei treffe es ohnehin hauptsächlich die armen Leute des Hochstifts. Leider habe das Hochstift während seiner Regierung viele Einträge an seinem Wildbann und durch neue Schenken, Mühlen und weiteres erfahren. Wenn die Ritterschaft auf ihrer Antwort beharre, stelle sich die Frage nach den Rückständen des 8-jährigen Ungelds und wie man mit den neuen Schenkstätten verfahren solle. Die Entwicklung im Hochstift Bamberg in den Jahren von 1570 bis 1588 zeugt von einer zunehmenden Entfremdung zwischen Bischof und Ritterschaft. Zunächst bewilligte ein Teil der Ritterschaft noch die Verlängerung des Ungelds. Aber die Zustimmung und die Zahlungsbereitschaft nahmen weiter ab. In den Jahren 1570 bis 1578 erhoben und führten die Ritter nur 1.500 fl Ungeld an das Hochstift ab, in den Jahren 1578 bis 1586 nur ca. 600 fl. Die Gründe hierfür waren dieselben, die schon im Hochstift Würzburg zum Mißerfolg des Ungelds geführt hatten. Ein unmittelbarer Vorteil war für die Ritter mit der Bewilligung nicht mehr verbunden, zumal sie keine Abstellung ihrer Beschwerden erreichten. Die Verweigerung des Ungelds durch die Mehrheit der Ritter beeinträchtigte die Zahlungsmoral der Willigen, weil ihre Wirte auf diese Weise einem ungerechten Konkurrenznachteil ausgesetzt waren. Ferner brachten die wiederholten Bewilligungen für die Ritterschaft die Gefahr mit sich, daß die Bischöfe hieraus ein Gewohnheitsrecht ableiteten. Trotzdem waren Hauptleute und Räte im Ort Gebirg noch im Jahre 1588 bereit, das Ungeld zu verlängern, wenn auch unter einschränkenden Bedingungen. Diese lehnte Bischof Ernst aber ab. Insgesamt hatte sich das Gesprächsklima zwischen Bischof und Ritterschaft in der Zwischenzeit offenbar deutlich verschlechtert. Bezeichnend ist aber auch, daß die Bewilligungen der Bamberger Ritterschaft in dem Moment endeten, als Bischof Ernst sie nicht mehr direkt, sondern über die drei Orte Gebirg, Baunach und Steigerwald anzusprechen versuchte. 1659 StadtAB HV Rep. 2, 70, fol. 20r–21r. 1660 Ebd., fol. 23r. 1661 Ebd., fol. 13r–17v.

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XV. Türkenhilfe und Gravamina, Krise und Verfestigung der reichsritterschaftlichen Organisation von 1571 bis 1590 1. Die Haltung der Ritterschaft zu den Maßnahmen des fränkischen Kreises gegen die Getreideteuerung von 1571 bis 1574 Der Sommer 1570 war in Franken sehr verregnet, so daß die Ernte sehr schlecht ausfiel.1662 Dementsprechend schnellten die Getreidepreise in die Höhe. Bischof Veit von Bamberg und Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach schrieben daher am 8.  August 1571 einen Kreistag auf den 28.  August nach Nürnberg aus.1663 Die Kreisstände – Fürsten, Grafen, Herren und Reichsstädte – sollten darüber beraten, wie der Getreideausfuhr aus dem fränkischen Kreis und dem Vorkauf (Aufkaufen des Getreides zwecks Spekulation) begegnet, das Bierbrauen und Biertrinken und der Überfluß der Bewirtung bei Hochzeiten, Gastungen, Kindschenken (anläßlich der Taufe eines Kindes)1664 und Kirchweihen eingeschränkt und was gegen gartende Landsknechte und fremdes Bettelvolk getan werden könne, die sich in die Dörfer und Städte eingeschlichen hätten und das Volk bedrängten. Es sollte eine Ordnung für die Bäcker und Müller beschlossen, überschüssiges Getreide an die anderen Kreisstände verkauft und die Fuhrleute befragt werden, wohin sie das Getreide führten. Schließlich sollte darüber beraten werden, wie der Adel zu bewegen sei, sich dem Kreisbeschluß zu unterwerfen. Auf dem Kreistag faßten die Gesandten der Kreisstände am 30. August folgende Beschlüsse:1665 Wegen des Vorkaufs hätten etliche Kreisstände Ordnungen gemacht, daß Getreide nicht außerhalb des Kreises verkauft werden dürfe, sondern auf die Wochen- und anderen Märkte der jeweiligen Herrschaft gebracht werden müsse. Dabei solle es bleiben und auch die anderen Kreisstände solche Ordnungen erlassen. Überschüssiges Getreide solle zuerst den anderen Kreisständen angeboten werden, danach den benachbarten Kreisen. Der Vorkauf sollte nochmals verboten und Verbrecher hiergegen bestraft werden. Wucherische Verträge über das noch auf dem Feld stehende Getreide und heurigen Wein wurden kassiert. Hinsichtlich des Bierbrauens und Biertrinkens beschlossen sie, daß nur noch die Hälfte der Gerste verbraut werden solle. Das Brauen von Weißbier wurde ganz verboten. Wegen der Hochzeiten, Gastungen, Kindschenken, Kirchweihen, gartenden Knechte, fremden Bettler und der Müller sollten die Kreisstände ihre Ordnungen Bischof Veit von Bamberg binnen zwei Wochen übersenden, damit dieser eine gemeinsame Ordnung entwerfen könne. 1662 Endres, Wirtschaftliche Lage, S. 28–35. 1663 StAN FstBrAnsb KrTA 13, Nr. 71, fol. 223r–227r und Nr. 75, fol. 236rv; RStN KrTA 6, fol. 194r ff.; StAW WKrA 18 (unfol.). 1664 Vgl. Grimm V, Sp. 772 und unten S. 546. 1665 StAB FrKr KrA 132; StAN FstBrAnsb KrTA 13 Nr.  79, fol.  251r–261v; RStN KrTA 6, fol. 62r–69r; StAW WKrA 18 (unfol.).

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Schließlich sollten die Beschlüsse dem Adel mitgeteilt werden. Wenn er sich daran halte, habe es damit sein Bewenden. Wenn er aber Getreide nach außerhalb verkaufe und dabei durch eines Herren Obrigkeit führe, solle dieses nicht fortgelassen, sondern gegen seinen billigen Wert fortgenommen oder auf offenen Märkten verkauft werden. Dementsprechend schrieben die Gesandten den 6 Orten der fränkischen Ritterschaft, teilten ihnen die Beschlüsse gegen den Vorkauf mit und ersuchten die Ritter, bei ihren Untertanen zu verfügen, nicht gegen die Mandate der Kreisstände zu verstoßen und das Getreide, das sie nicht selbst benötigten, den benachbarten Herrschaften zu verkaufen oder auf die angrenzenden Wochen- oder anderen offenen Märkte zu bringen. Wenn sie das nicht täten, müßten ihre gnädigen Herren von ihrer Obrigkeit und der Not wegen auf andere Mittel und Wege sinnen. Sie erwarteten binnen sechs Wochen eine schriftliche Antwort an Bischof Veit von Bamberg und Markgraf Georg Friedrich. Die verordneten Räte und der Ausschuß des Orts Odenwald schrieben daraufhin am 12. November an Bischof Veit, sie hätten die Beschlüsse des Kreistags erhalten, könnten jedoch allein hierauf nicht antworten, wollten sie aber zusammen mit den anderen Orten in Betracht ziehen.1666 Eine ebensolche Antwort gaben offenbar Hauptmann und Räte des Orts Altmühl.1667 Die Gesandten der fränkischen Kreisstände baten daher von einem Kreistag in Nürnberg am 10.  Januar 1572 aus die gleichzeitig in Kitzingen tagenden 6 Orte der fränkischen Ritterschaft nochmals um eine Antwort auf das Schreiben vom 30. August 1571,1668 erhielten jedoch keine.1669 Auf einem Kreistag am 5. August 1573 wählten die Gesandten der Kreisstände Markgraf Georg Friedrich zum Kreisobersten anstelle des zurückgetretenen Georg Ludwig von Seinsheim.1670 Hinsichtlich der Polizeiordnung befanden sie, daß sie noch nicht von allen Kreisständen publiziert worden sei und gehalten werde. Sie könne auch nicht wohl errichtet werden, wenn sie nicht auch von der Ritterschaft eingehalten werde. Sie übersandten daher die Polizeiordnung den Hauptleuten der 6 Orte mit der Bitte, sie auch den Ihrigen zu verkünden, da sie gut und nützlich sei und sonst nicht ins Werk gesetzt werden könne. In der Polizeiordnung vom 12. Mai 1572 hatten die Kreisstände Vorschriften gegen Gotteslästerung, Bettler und gartende Landsknechte und eine Ordnung für die Bäcker und Müller erlassen, die Bewirtung bei Hochzeiten, Kindstaufen, Kirchweihen, Kaufgeschäften und Gastmählern geregelt und den Kreisständen aufgegeben, eine Taxe für Gastwirte zu erlassen. Ferner teilten die Gesandten den 6 Orten mit, daß auf dem Kreistag erneut beschlossen worden sei, die Mandate

1666 1667 1668 1669

StAN FstBrAnsb KrTA 13 Nr. 104, fol. 326rv. Vgl. StAN FstBrA KrTA 14 Nr. 1, fol. 7r. StAB FrKr KrA 133, fol. 103r–104v; StAN FstBrAnsb KrTA 16a Nr. 60, fol. 614r–617v. Vgl. StAB FrKr 149, fol.  283r–285v; StAN FstBrAnsb KrTA 16a Nr.  74, fol.  778r–779r; RStN KrTA 6, fol. 199r ff.; StAW WKrA 21 (Abschied des Kreistags vom 5. August 1573). 1670 StAB FrKr KrA 149; StAN FstBrAnsb KrTA 16a Nr.  74, fol.  777r–780v; RStN KrTA 6, fol. 198r ff.; StAW WKrA 21 (unfol.).

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bezüglich des Vorkaufs einzuhalten, und baten um Antwort hierauf. Eine solche erhielten sie indessen nicht. In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 1574 vernichtete ein Hagelschlag wiederum einen Teil der Ernte in Mittelfranken.1671 Die Gesandten der Kreisstände beschlossen daher auf einem Kreistag in Nürnberg am 1. Juli, das Verbot des Vorkaufs und der Ausfuhr von Getreide zu erneuern.1672 Ferner schrieben Bischof Veit von Bamberg und Markgraf Georg Friedrich einen weiteren Kreistag auf den 14. September nach Nürnberg aus, um über Maßnahmen gegen die Teuerung zu beraten und wie die Ritterschaft dazu gebracht werden könne, hieran mitzuwirken.1673 Ebenso luden sie die Hauptleute und Räte der 6 Orte und Georg Ludwig von Seinsheim auf den 14. September nach Nürnberg.1674 Der markgräfliche Rat Andreas Mußmann hatte zuvor von Georg Ludwig von Seinsheim die Vertröstung erhalten, wenn sich die Kreisstände auf eine Ordnung einigen würden, solle bei der Ritterschaft auch etwas zu erhalten sein.1675 Georg Ludwig von Seinsheim antwortete auf die Einladung, der Ort Steigerwald habe zur Zeit keinen Hauptmann.1676 Er wolle aber die Räte veranlassen, den Kreistag zu besuchen. Er selbst müsse einen anderen Tag in Würzburg am 12. September besuchen und sei deshalb verhindert. Der Hauptmann des Orts Rhön/Werra, Theobald Julius von Thüngen, antwortete am 1.  September, er könne den Kreistag infolge Krankheit nicht besuchen, werde die Einladung aber an die Versammlung des Orts weiterleiten, die morgen tage.1677 Die Räte des Orts Odenwald antworteten hingegen am 9. September, ihr Ort sei seit dem Tod Albrechts von Rosenberg ohne Hauptmann und die Räte säßen weit voneinander entfernt.1678 Daher sei die Zeit zu kurz gewesen, um jemanden nach Nürnberg abzuordnen. Auf dem Kreistag in Nürnberg beschlossen die Gesandten der Kreisstände am 16. September, die Mandate mit den Ausfuhrverboten aufzuheben, da sie nur Schaden gebracht und Mißtrauen gestiftet hätten.1679 Die Stände des bayerischen und des schwäbischen Kreises sollten gebeten werden, ihre Untertanen Getreide in den fränkischen Kreis ausführen zu lassen. Auch die innerfränkischen Ausfuhrverbote sollten aufgehoben werden. Ferner vereinbarten sie mit den verordneten Räten der Orte Alt1671 Endres, Wirtschaftliche Lage, S. 43. 1672 StAB FrKr KrA 151, fol. 308v; StAN FstBrAnsb KrTA 16a Nr. 79, fol. 811r; RStN KrTA 6, fol. 227r; StAW WKrA 21 (unfol.). 1673 StAN RStN KrTA 6, fol. 229rv; StAW WKrA 21 (unfol.). 1674 StAN FstBrAnsb KrTA 15 Nr. 192, fol. 407rv und Nr. 194, fol. 411rv. 1675 StAN RStN KrTA 6, fol. 230r. 1676 StAN FstBrAnsb KrTA 15 Nr. 195, fol. 413r. 1677 Ebd. Nr. 196, fol. 415r. 1678 Ebd. Nr. 199, fol. 417rv. 1679 StAB FrKr KrA 153; StAN FstBrAnsb KrTA 16a Nr.  80, fol.  814r–825v; RStN KrTA 6, fol. 237r–246r; StAW WKrA 21 (unfol.). Vgl. auch Endres, Wirtschaftliche Lage, S. 45 f.

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mühl, Baunach, Steigerwald und Rhön/Werra die Einberufung eines Rittertags auf den 17.  Oktober nach Kitzingen zur Vereinbarung einer Taxe für Getreide. In der Zwischenzeit sollten die Bischöfe von Bamberg, Würzburg und Eichstätt mit ihren Domkapiteln wegen der Taxe verhandeln und deren Antwort den Rittern auf dem Rittertag mitteilen. Die Taxe sollte 8  fl für den Sümer Korn, 10  fl für den Sümer Weizen und Korn, 12 fl für den Sümer Gerste, 6 fl für den Sümer rauhen Dinkel, 5 fl für den Sümer Hafer, 8 fl für den Sümer rauhe Hirse, 6 fl für den Sümer Dattel oder Heidel und 10 fl für den Sümer Erbsen betragen. Bei Verstößen gegen die Taxe sollten die ausschreibenden Fürsten einen Kreistag einberufen und beraten, was dagegen zu unternehmen sei. Bei Verstößen durch die Ritterschaft sollten Hauptleute und Räte der 6 Orte die Verbrecher vorfordern. Die Taxe sollte nicht für Einfuhren gelten und die Einfuhr und der Verkehr von Getreide im Kreis zollfrei sein. Auf Durchfuhren sollte allerdings der gewöhnliche Zoll erhoben werden, es sei denn, man würde sich mit dem bayerischen und dem schwäbischen Kreis anders einigen. Gegen den Vorkauf wurde das Verbot erlassen, mehr Getreide vorrätig zu halten, als jeder Haushalt für ein Jahr benötigte. Der Main sollte gesperrt werden, aber nur für Getreidelieferungen an weit entlegene Stände. Solche Getreidelieferungen sollten die Kreisstände aufhalten und zur Taxe im Kreis verkaufen. Auf dem Rittertag in Kitzingen antworteten die Hauptleute und Räte der Orte Altmühl, Baunach, Steigerwald und Rhön/Werra auf das Vorbringen der Gesandten der Bischöfe Veit von Bamberg und Julius Echter von Würzburg und Markgraf Georg Friedrichs, die Ordnung sei zum Besten der armen Leute.1680 Sie seien aber zu wenige und einige Orte gar nicht erschienen. Auch hätten sie den Entwurf zu spät erhalten und deshalb noch nicht darüber beraten können. Sie könnten daher ohne die anderen keine endgültige Antwort geben und wollten einen neuen allgemeinen Rittertag ausschreiben. Die Gesandten der Fürsten erwiderten hierauf, die Not dulde keinen Verzug. Der Rittertag solle daher binnen eines Monats stattfinden. Die Hauptleute und Räte der vier Orte erklärten daraufhin, der Rittertag werde auf den 30.  November nach Schweinfurt ausgeschrieben. Ferner wollten sie wissen, was die Domkapitel auf das Anbringen der Bischöfe geantwortet hätten. Die Gesandten antworteten hierauf, das Würzburger Domkapitel werde sich erst versammeln. Sie wollten aber die Antworten der Domkapitel der Ritterschaft vor dem Rittertag anzeigen. Die Einberufung des Rittertags in Schweinfurt veranlaßte den Ort Odenwald, auf einem Ortstag am 25.  November Sebastian von Crailsheim zu seinem Hauptmann und den Würzburger Rat Hans Zobel von Giebelstadt, Wilderich von Walderdorf, Amtmann zu Bischofsheim, Conrad Geyer zu Giebelstadt zu Ingolstadt, Conrad von Vellberg, Valentin von Berlichingen zu Dörzbach, Hans Georg von Berlichingen zu Schrotzberg, Hans von Crailsheim, Eberhard von Stetten zu Kocherstetten, Reinhard von Gemmingen zu Bürg, Heinrich Groschlag von Dieburg, Gottfried von Aschhau1680 StAB FrKr KrA 156; StAN FstBrAnsb KrTA 16a Nr.  82, fol.  835r–842v; RStN KrTA 6, fol. 248r–253r; StAW WKrA 21 (unfol.). Vgl. auch Endres, Wirtschaftliche Lage, S. 46 f.

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sen, Amtmann zu Lauda, und Heinrich Zobel von Giebelstadt, Amtmann zu Bütthart, zu Räten zu wählen.1681 Der Ort Gebirg wählte auf einem Ortstag in Weismain am 26. November Albrecht Eitel von Wirsberg zu seinem Hauptmann und Christoph von Thüna, Christoph von Waldenfels und Jobst Heinrich von Schirnding zu Räten im Vogtland, Wilhelm von Redwitz, Heinrich von Aufseß und Hans Georg von Giech zu Räten auf dem Gebirg und Hans Joachim Stiebar, Georg Groß und Dietrich von Streitberg zu Räten im Gebiet von Forchheim und Bamberg.1682 Tatsächlich hatte das Würzburger Domkapitel auf das Anbringen Bischof Julius‘ bereits am 15. Oktober erklärt, es wolle die Taxe für dieses Mal und unbeschadet seiner Privilegien bewilligen, wenn alle im Kreis sie bewilligten, insbesondere auch die Ritterschaft.1683 Bischof Martin von Eichstätt teilte Bischof Veit von Bamberg und Markgraf Georg Friedrich am 10. November mit, sein Domkapitel habe den Kreisabschied bewilligt.1684 Das Bamberger Domkapitel erklärte hingegen am 29. November, die Taxe funktioniere nur, wenn auch die Ritterschaft und die angrenzenden Kreise mitmachten.1685 Wenn die Taxe für alle Kreiseinwohner gelte, dann wolle auch das Domkapitel sie für ein Jahr bewilligen. Wenn aber auch nur ein Kreiseinwohner sich der Taxe widersetze, sei es ein Kreisstand oder eine Privatperson, wolle es sich freie Hand behalten. Die Beschränkung des Vorrats auf das, was zur Haushaltung benötigt werde, könne es nicht annehmen. Die ablehnende Haltung des Bamberger Domkapitels beruhte darauf, daß die Domherren selbst viel Getreide in die Niederlande ausführten.1686 Die gemeine gefreite des Heiligen Reichs Ritterschaft der sechs Orte schrieb daraufhin von dem Rittertag in Schweinfurt am 1. Dezember aus an Bischof Veit von Bamberg und Markgraf Georg Friedrich, sie wären gewillt gewesen, die Taxe auf ein Jahr zu bewilligen.1687 Da aber die Erklärungen der Domkapitel unklar und widersprüchlich seien, diese auch teils gar keine Erklärung abgegeben hätten, es sich um eine Neuerung handele und die Fürsten und Städte sich auch nicht völlig einig seien, könnten sie darauf nicht eingehen. Sie hätten aber selbst etwas bedacht, das sie ihren Freunden mitteilen würden. Tatsächlich beschlossen die Vertreter der 5  Orte – aus dem Ort Altmühl war offenbar niemand erschienen – auf dem Rittertag eine eigene Taxe von 5 fl für den Malter Korn, 5  1/2 fl für den Malter Weizen und 2  1/2 fl für den Malter Hafer.1688 Offenbar scheuten die Ritter weniger die Taxe als solche als vielmehr, die 1681 1682 1683 1684 1685

StAL B 583, Bü 521, fol. 49v–50r. StAB A 200, Lade 407, Nr. 1; Repraesentation, Beil. 30, S. 41 f. (Auszug). StAW WKrA 21 (unfol.). StAN RStN KrTA 6, fol. 256r; FstBrAnsb KrTA 15 Nr. 222, fol. 485rv. StAB FrKr KrA 157; StAN FstBrAnsb KrTA 15 Nr.  230, fol.  499r–501r; RStN KrTA 6, fol. 255r ff.; StAW WKrA 21 (unfol.). 1686 Vgl. StAN RStN KrTA 6 (nach fol. 257rv); Endres, Wirtschaftliche Lage, S. 48. 1687 StAN FstBrAnsb KrTA 15, Nr. 231, fol. 503r–504r; RStN KrTA 6, fol. 257rv; StAW WKrA 21 (unfol.); Endres, Wirtschaftliche Lage, S. 47. 1688 HStAMar 109, 864I (unfol.).

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Ordnung der fränkischen Kreisstände zu übernehmen, um unabhängig zu bleiben und kein Präjudiz für die Übernahme anderer Ordnungen, etwa der Polizeiordnung, zu schaffen.1689 Die Gesandten der Kreisstände befanden daraufhin auf dem Kreistag in Schweinfurt am 6. Dezember, nachdem ein Teil der Domkapitel erklärt hatte, die Taxe nur anzunehmen, wenn auch die Ritterschaft und die angrenzenden Kreise sie annähmen, aber unverbunden bleiben zu wollen, wenn auch nur einer sich der Taxe widersetze, sei es ein Kreisstand oder eine Privatperson, und die Ritterschaft, es handele sich um eine Neuerung, in die sie keinesfalls einwilligen könnten, könnten sie die Taxe auch nicht annehmen.1690 Es solle daher bei dem Abschied und den Mandaten aus dem Jahre 1571 bleiben, doch die benachbarten Kreise hiervon ausgenommen werden.

2. Die Einrichtung des Direktoriums, die Einbeziehung der buchischen Ritterschaft und die Haltung der Reichsritterschaft zur Freistellung auf dem Reichstag von Regensburg 1576 Auf dem Rittertag von Schweinfurt hatten die Vertreter der 5 Orte ferner beschlossen, einen weiteren Rittertag auf den 10. April 1575 nach Schweinfurt einzuberufen, um über Mittel gegen den Güterauszug zu beraten, das heißt über den Entzug ritterschaftlicher Güter und damit der Steuerkraft der Ritter durch die Fürsten. Wegen des Güterauszugs wollten sie auch an Kaiser Maximilian schreiben. Außerdem sollte auf dem Rittertag ein Oberster Hauptmann gewählt werden. Der Ort Odenwald schlug hierfür Schenk Heinrich, Herrn zu Limpurg, vor,1691 andere Georg Ludwig von Seinsheim.1692 Ferner sollte auf dem Rittertag über den Revers und die Quittungen für den Reiterdienst beraten werden, die zuletzt nicht mehr in der üblichen Form erteilt worden seien. Schließlich erörterten sie die Einladung der schwäbischen Ritterschaft auf einen Rittertag in Schwäbisch Gmünd am 23.  Januar 1575 und ein Schreiben an Bischof Julius Echter von Würzburg wegen eines Streits mit Wilhelm und Hans Truchsessen von Unsleben und Martin Zollner. Auf dem Tag mit der schwäbischen und der rheinischen Ritterschaft in Schwäbisch Gmünd wurden hauptsächlich die Beschwerden der Kraichgauer Ritterschaft erörtert.1693 Die 6 Orte konnten sich jedoch weder auf dem Ausschußtag in Schweinfurt am 10. April 1575 noch in der Folgezeit auf die Wahl eines der beiden Kandidaten als Oberhauptmann einigen. Auf einem Ausschußtag des Orts Gebirg am 4. Januar 1575 in Hirschaid sprachen sich der Hauptmann Albrecht Eitel von Wirsberg und seine 1689 Vgl. hierzu auch Endres, Wirtschaftliche Lage, S. 48. 1690 StAB FrKr KrA 158; StAN FstBrAnsb KrTA 16a Nr.  83, fol.  845r–848r; RStN KrTA 6, fol. 258r–260r; StAW WKrA 21 (unfol.); Endres, Wirtschaftliche Lage, S. 49. 1691 StAL B 583, Bü 521, fol. 51v. 1692 Vgl. StAB A 200, Lade 407, Nr. 2. 1693 StAW RRsch 48I (unfol.).

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Räte für Heinrich Schenk von Limpurg aus, da dies dem alten Herkommen entspreche.1694 Die Grafen und Herren könnten sonst beleidigt sein. Außerdem finde ein Graf mehr Gehorsam bei der Ritterschaft. Auch der Hauptmann des Orts Odenwald, Sebastian von Crailsheim, argumentierte, die Wahl einer anderen Person als eines Grafen oder Herren sei eine Neuerung und verstoße gegen das alte Herkommen.1695 Erst als die fünf anderen Orte einräumten, daß der Oberhauptmann aus den Grafen und Herren gewählt werden solle, fand er sich zum Besuch eines Ausschußtags am 4. April 1576 in Schweinfurt bereit. Die Ablehnung Georg Ludwigs von Seinsheim durch Sebastian von Crailsheim beruhte möglicherweise auch auf einem privaten Zerwürfnis.1696 Auf dem Ausschußtag in Schweinfurt erzielten dann beide Seiten einen Kompromiß.1697 Die Vertreter der 6  Orte beschlossen dort, Graf Conrad von Castell um die Übernahme der Hauptmannschaft zu bitten. Falls dieser ablehne, sollte Schenk Heinrich von Limpurg gefragt werden. Ferner vereinbarten sie ein jährlich wechselndes Direktorium. Bis zum April 1577 sollte es beim Ort Rhön/Werra liegen und danach für jeweils ein Jahr bei den Orten Odenwald, Gebirg, Steigerwald, Altmühl und Baunach. Der Oberhauptmann sollte demnach offenbar eher formelle Funktionen wahrnehmen, etwa zu den Gesamtausschuß- und Rittertagen einladen, und das Direktorium die Geschäfte führen. Zu den Ausschußtagen sollte jeder Ort seinen Advokaten mitbringen, damit sie zu den Beratungen hinzugezogen werden könnten. Der schwäbischen Ritterschaft sollte hinsichtlich ihrer Beschwerden geraten werden, sich zunächst an ihre Kurfürsten und Fürsten mit der Bitte um Abhilfe zu wenden. Hierbei wolle man der schwäbischen Ritterschaft beistehen. Wenn dies nicht fruchte, sollte sich die schwäbische Ritterschaft bei Kaiser Maximilian beschweren, wobei ihr die fränkische Ritterschaft ebenfalls helfen wolle. Ferner begrüßten die Vertreter der 6 Orte das Erscheinen Hans Georgs von Boyneburg und Georgs von Haun für die buchische Ritterschaft. Jeder Adelige aus Buchen sollte von 100 fl Wert einen halben Gulden geben, wie dies die übrigen Mitglieder des Orts Rhön/Werra bereits getan hätten. Diese Einnahme sollte der fränkischen Ritterschaft in jedem Fall für die Vertretung der buchischen Ritterschaft gegen Abt Balthasar von Fulda verbleiben. Wenn die buchische Ritterschaft aber künftig zur Türkensteuer veranlangt und Abt Balthasar obsiegen werde, sollte der Ort Rhön/Werra ihnen diese erstatten. In einem Schreiben an Abt Balthasar protestierten die Vertreter der 6 Orte ferner dagegen, daß in der fuldischen Kanzlei ein Brief der fränkischen an die buchische Ritterschaft aufgebrochen worden war.1698 Außerdem solle Abt Balthasar die buchischen Adeligen an ihren Freiheiten und Leistungen für den Ort Rhön/Werra nicht hindern. Weiter beschlossen die 1694 1695 1696 1697 1698

StAB A 200, Lade 407, Nr. 2. StAL B 583, Bü 521, fol. 251rv. Vgl. auch Neumaier, S. 97. Siehe unten S. 557. StAW RRsch 50I, fol. 132r–148v; StAN RRsch 2011, S. 43–81. Vgl. auch Neumaier, S. 96. HStAMar 95, 153, fol. 1r–4v. Vgl. hierzu auch Komp, S. 22.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

Vertreter der 6 Orte, daß die ritterschaftlichen Beschwerden in einem Libell gesammelt werden sollten. Dem hessischen Erbmarschall Adolf Hermann Riedesel von Eisenbach antworteten sie auf sein Anbringen wegen der Grafen und Herren wegen der Freistellung, sie seien diesbezüglich nicht instruiert und müßten die Angelegenheit erst an die Ritterschaft bringen. Wenn die Grafen und Herren dies auf dem nächsten Ausschußtag wieder anbringen würden, könnten sie darauf antworten. Schließlich berieten die Vertreter über die Ordnung in den Orten. Hauptleute und Räte sollten in nachbarschaftlichen Irrungen schlichten, ehe diese zu groß würden. Ferner sollten sie die Vormundschaft über minderjährige Kinder übernehmen, damit die Fürsten die Vormundschaft nicht dazu benutzen könnten, die Kinder in die Landsässigkeit zu ziehen. Die adeligen Gebräuche sollten aufgezeichnet und von Kaiser Maximilian bestätigt werden, damit die Rechtsgelehrten nicht mehr dagegen disputieren könnten. Schließlich sollten die Orte Güterverzeichnisse anlegen, um einen Verlust steuerbarer Güter zu vermeiden, und mindestens einen Ortstag pro Jahr abhalten. Der Hintergrund des Erscheinens der buchischen Ritter in Schweinfurt, der Veranlagung der buchischen Ritterschaft und des Schreibens an Abt Balthasar von Fulda war folgender: Der Ort Rhön/Werra hatte am 23. Dezember 1575 vom Reichskammergericht ein Mandat erlangt, das ca. 80 „ungehorsamen“ Adeligen, darunter auch fuldische Adelige, gebot, sich zum Ort Rhön/Werra zu halten, die Rittertage zu besuchen und die beschlossenen Anlagen zu bezahlen, oder bis zum 11. April 1576 ihre Gegengründe beim Kammergericht vorzubringen.1699 Der Ort Rhön/Werra wollte auf diese Weise wohl eine günstige Gelegenheit nutzen, um die Zahl seiner Mitglieder und damit sein Steueraufkommen zu erhöhen. Abt Balthasar hatte sich nämlich mit seiner Ritterschaft überworfen, indem er zahlreiche Pfandschaften des Adels gekündigt und evangelische Prediger aus den Dörfern der Ritterschaft hatte vertreiben lassen.1700 Nachdem er von dem Mandat Kenntnis erlangt hatte, hatte er den darin genannten fuldischen Adeligen geboten, sich bei der Strafe des Landfriedensbruchs jeder derartigen Verbindung mit der fränkischen Ritterschaft zu enthalten und ihre Vertretung vor dem Reichskammergericht ihm zu übertragen.1701 Hans Georg von Boyneburg und Georg von Haun baten hingegen Hauptleute und Räte der 6 Orte, sie gegen Abt Balthasar zu verteidigen.1702 Die buchischen Adeligen versprachen sich von einem Anschluß an die fränkische Reichsritterschaft wohl in erster Linie den Schutz des Augsburger Religionsfriedens gegen die Rekatholisierungsmaßnahmen Abt Balthasars, namentlich die Vertreibung der evangelischen Prediger aus ihren Dörfern. Der Prozeß vor dem Reichskammergericht um die Einbeziehung der buchischen Ritterschaft in den Ort Rhön/Werra wurde jedoch bald in den Hintergrund gedrängt durch einen anderen Prozeß. Am 23.  Juni zwangen Kapitel und Ritterschaft Abt Balthasar zum Rücktritt und nahmen an seiner Stelle Bischof Julius von Würzburg als 1699 1700 1701 1702

HStAMar 109, 201 (unfol.); Jäger, Fulda, S. 42; Teuner, S. 60. Vgl. hierzu Walther, S. 388–409; Jäger, Fulda, S. 37–42; Schaffrath, S. 119–129. Vgl. Komp, S. 21 f.; Jäger, Fulda, S. 43. Vgl. HStAMar 95, 153, fol. 9r–10r.

Krise und Verfestigung der reichsritterschaftlichen Organisation

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Administrator an.1703 Abt Balthasar strengte hiergegen einen Prozeß vor dem Reichshofrat an, den er 1602 gewann. Der Prozeß um die Einbeziehung der buchischen Ritterschaft in den Ort Rhön/Werra schleppte sich hingegen noch jahrzehntelang ohne Entscheidung dahin. Er wurde erst durch einen Vertrag zwischen Abt Joachim von Fulda und der buchischen Ritterschaft am 15. Mai 1656 beendet, in dem Abt Joachim die Zugehörigkeit der buchischen Ritterschaft zum Ort Rhön/Werra anerkannte und die buchische Ritterschaft sich im Gegenzug verpflichtete, zum Anteil des Stifts an den Reichssteuern jeweils 2.000 fl beizutragen.1704 Adolf Hermann Riedesel hatte die fränkische Ritterschaft um Unterstützung der Supplikation auf dem bevorstehenden Reichstag gebeten, mit der die rheinischen Grafen und Herren auf dem Wahltag von Regensburg im Oktober 1575 die Freistellung der Religion, das heißt die Abschaffung des geistlichen Vorbehalts, auf den Domstiften gefordert hatten.1705 Der Geistliche Vorbehalt des Augsburger Religionsfriedens und die Verpflichtung der Domherren auf die Beschlüsse des Trienter Konzils hinderten die protestantischen Grafen und Herren nämlich daran, ihre nachgeborenen Söhne wie vormals in den Domstiften unterzubringen. Auf dem Reichstag in Regensburg befanden die Vertreter der schwäbischen, fränkischen und rheinischen Ritterschaft am 8.  Oktober 1576, wegen der Diskussionen über einen Gemeinen Pfennig und die Freistellung, der Krankheit Kaiser Maximilians und weil ohnehin die Entsendung kaiserlicher Kommissare wegen der Türkenhilfe zu erwarten sei, sei es jetzt untunlich, ihm ihre Beschwerden zu übergeben.1706 Die Reichsstände hatten nämlich Kaiser Maximilian auf dem Reichstag eine beharrliche Türkenhilfe bewilligt1707 und Kaiser Maximilian daraufhin angekündigt, auch die Reichsritterschaft hierzu auffordern zu wollen.1708 Bis dahin sollten die allgemeinen und besonderen Beschwerden in den drei Ritterkreisen und den Orten gesammelt und geordnet werden. Jetzt wollten sie Kaiser Maximilian nur ihre allgemeinen Beschwerden übergeben. Ferner vereinbarten sie, in Zukunft wie die Reichsstädte jedes Jahr einen Korrespondenztag abzuhalten, ihre Freiheiten und Privilegien einander mitzuteilen und Advokaten zu bestellen, die ihrerseits untereinander Korrespondenz halten sollten. Hinsichtlich der Kontribution zur Türkenhilfe sollten Matrikel aufgestellt werden, damit die Güter der Ritter nicht entfremdet und entfremdete Güter wieder zur Kontribution herangezogen werden könnten. Ferner verfaßten sie eine Eingabe an Kaiser Maximilian, in der sie die Freistellung der Religion in den Domstiften ablehn1703 Walther, S. 440–489; Jäger, Fulda, S. 43–47; Komp, passim. 1704 HStAMar 95, 25; Lünig Nr. 23, S. 63–66; Jäger, Fulda, S. 112–114; Teuner, S. 191–197. 1705 Vgl. StAW RRsch 861I, fol. 45v (Abschied des Orts Gebirg auf die Beschlüsse von Schweinfurt vom 26. April 1576). Die Supplikation bei Erstenberger, fol. 74r–84v. Vgl. hierzu auch Westphal, S. 193, Anm. 1, und S. 196 f. 1706 StAW RRsch 48I (unfol.); StAB A 200, Lade 413, Nr. 516; StAN RRsch 1345 Nr. 1; HStAMar 109, 860I (unfol.). 1707 NS 3, S. 354 f., § 7. 1708 Ebd., S. 357, § 23.

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Zweiter Teil: Die Entwicklung zur freien Reichsritterschaft

ten, weil dies zu deren Säkularisation führen könne und gegen den Augsburger Religionsfrieden verstieße.1709 Schließlich sollte auf der nächsten Zusammenkunft darüber beraten werden, wie das Rittergericht der rheinischen und wetterauer Ritterschaft besser in Anspruch genommen werden könne. Dies war der Anfang regelmäßiger Konsultationen zwischen den drei Ritterschaften. Mit der Eingabe gegen die Freistellung reagierten die Vertreter der Reichsritterschaft auf eine neuerliche Eingabe der protestantischen Grafen und Herren und eine diese unterstützende Interzession der protestantischen Reichsstände,1710 nachdem Kaiser Maximilian die ihm von den Grafen und Herren erneut übergebene Supplikation für die Freistellung zuvor unter Hinweis auf den Augsburger Religionsfrieden auf Betreiben der Katholiken abgelehnt hatte.1711 Sie erfolgte wohl in erster Linie auf Betreiben der rheinischen und wetterauer Ritterschaft.1712 Kaiser Maximilian antwortete hierauf am 9. Oktober, er habe den Grafen und Herren bereits geantwortet, es bei dem Augsburger Religionsfrieden bleiben lassen zu wollen.1713 Dieselbe Antwort gab er tags darauf auch den protestantischen Grafen und Herren selbst.1714 Auf die Beschwerden der Ritterschaft antwortete er am 9. Oktober, er sei geneigt, diese abzustellen, und werde Kommissare in die drei Ritterkreise entsenden.1715

3. Die Türkenhilfe, der Streit mit dem Ort Odenwald und die Beschwerden der Ritterschaft von 1577 bis 1581 Auf einem Ausschußtag in Schweinfurt am 16. April 1577 begehrten die kaiserlichen Kommissare dann von der fränkischen Ritterschaft anstelle eines Reiterdienstes die Bewilligung einer Geldhilfe von 40.000 fl pro Jahr für die Dauer von sechs Jahren.1716 Außerdem sollten sie die Fürsten benennen, die sie beschwerten. Die Vertreter der 6 Orte antworteten hierauf, ohne die anderen Ritter nichts beschließen zu können. Über ihre Beschwerden hätten sie im Moment kein Verzeichnis. Außerdem entschuldigten sie sich gegenüber den kaiserlichen Kommissaren von dem Verdacht, die kaiserliche Kommission für das Stift Fulda zu behindern. Wegen der Aufbringung der Geldhilfe sollten bis zum 10.  Juni Ortstage abgehalten werden. Jeder Adelige sollte für sich und seine Untertanen von je 100 fl Vermögen einen halben Gulden geben. 1709 Erstenberger, fol. 113r–114v; Westphal, S. 231. 1710 Erstenberger, fol. 86v–105v; Lehenmann II Nr. 41 f., S. 395–412; Westphal, S. 229. 1711 Erstenberger, fol. 85r–86r; Lehenmann II Nr. 24, S. 306–308, und Nr. 27, S. 310 f.; Westphal, S. 228. 1712 Vgl. Erstenberger, fol. 115v–118v; Westphal, S. 231. 1713 Erstenberger, fol. 115r. 1714 Erstenberger, fol. 112v; Lehenmann II Nr. 43, S. 412; Westphal, S. 229. 1715 HStAMar 109, 211 (unfol.). 1716 StAW RRsch 50I, fol. 152r–158r; HStAMar 109, 431 (Abschied). Vgl. auch StAW RRsch 861I, fol. 56rv und 65r und StAB A 200, Lade 407, Nr. 3 (Proposition und Beschluß des Orts Gebirg auf dem Ortstag von Lichtenfels am 4. Juni 1577).

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Das Geld sollte bis Weihnachten, spätestens bis Lichtmeß (2. Februar) 1578 bezahlt werden und die Einnehmer dem Direktorium anzeigen, wieviel die Anlage erbracht habe, damit beschlossen werden könne, wieviel Kaiser Rudolf, der inzwischen seinem verstorbenen Vater Maximilian nachgefolgt war, bezahlt und für die folgenden Jahre zugesagt werden könne. Die Vertreter der Orte Gebirg und Altmühl nahmen diesen Beschluß jedoch nur auf Hinter-sich-Bringen an. Der Vertreter des Orts Odenwald beschwerte sich darüber, daß das Direktorium und die anderen Orte erfahren sollten, wieviel die Anlage bei ihnen eingebracht habe. Weil Graf Conrad von Castell die Oberhauptmannschaft aufgekündigt hatte, beschlossen die Vertreter der 6 Orte, ihn zu bitten, diese noch länger wahrzunehmen. Falls er sich weigerte, sollte das Direktorium die Oberhauptmannschaft verwalten. Der buchischen Ritterschaft, die um Rat fragte, ob sie ihre Lehen von dem noch von Kaiser Maximilian eingesetzten Administrator des Stifts Fulda, dem Deutschmeister Heinrich von Bobenhausen, empfangen sollten, antworteten sie, dies werde dem Kaiser (Rudolf ) gefallen. Ferner antworteten sie dem Deutschmeister auf seine Anzeige der Administration des Stifts und der rheinischen Ritterschaft wegen der Anberaumung eines Tags in Mergentheim am 10. Juni wegen der gemeinsamen Beschwerden. Auf diesem Tag sollten sich die Gesandten Georg Ludwig von Seinsheim, Hans Zobel von Giebelstadt und Theobald Julius von Thüngen auch erkundigen, wie sich die schwäbische und die rheinische Ritterschaft hinsichtlich der Geldanlage verhalten wollten. Außerdem verfertigten die Vertreter der 6 Orte einige Schreiben in Streitigkeiten einzelner Adeliger mit Bischof Julius von Würzburg, Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg und der Reichsstadt Windsheim. Schließlich beschlossen sie, daß das Direktorium nicht vom Ort Rhön/Werra auf den Ort Odenwald übergehen, sondern von Theobald Julius von Thüngen weiter verwaltet werden sollte. Der Hauptmann des Orts Odenwald, Sebastian von Crailsheim, lag nämlich im Streit mit Hans Ernst von Crailsheim, Balthasar von Seckendorff und Georg Ludwig von Seinsheim. In diesem Streit sollte sich Sebastian von Crailsheim binnen sechs Monaten gegenüber der Ritterschaft verantworten, sonst sollte er von der adeligen Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Auf dem Tag in Schweinfurt wurde der Ort Odenwald nicht durch Sebastian von Crailsheim, sondern durch Hans Heinrich von Heußenstamm vertreten. Der Ort Gebirg beschloß daraufhin auf einem Ortstag in Lichtenfels am 4. Juni, jeder Anwesende solle seine Verwandten laden und beraten, wieviel man auf sechs Jahre geben könne, das Ergebnis den Einnehmern mitteilen und die bewilligte Summe bis Weihnachten, spätestens bis Lichtmeß 1578 zu erlegen.1717 Am selben Tag beschloß der Ort Rhön/Werra in Münnerstadt die Erhebung der Anlage, damit der Reiterdienst bezahlt und ein kleiner Vorrat zur Bezahlung der Advokaten und anderem angelegt werden könne.1718 Jeder Adelige sollte daher zwei Verzeichnisse 1717 StAB A 200, Lade 407, Nr. 3; StAW RRsch 861I, fol. 56r–60r; LeGates, The Knights and the State, S. 79; dies., Problems, S. 125. 1718 Vgl. HStAMar 109, 200I und 1700I (Ausschreiben des Hauptmanns und der Räte vom 4. Juni 1577).

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darüber erstellen, was er selbst geben wolle und was er von seinen Untertanen einnehme. Ferner sollte jeder mitteilen, welche Untertanen ihm von den Fürsten entzogen worden seien, und dies alles dem Hauptmann bis zum 18. Juli übersenden. Der Ort Odenwald beschloß hingegen auf einem Ortstag in Mergentheim am 26. August abweichend von den Beschlüssen des Ausschußtags vom 16. April die Erhebung einer Einkommensteuer von seinen adeligen Mitgliedern von 2  fl von 100  fl jährlichem Einkommen und einer Vermögenssteuer von den Untertanen von einem Ort eines Guldens (1/4 Gulden) von 100 fl Hauptgut.1719 Die Steuer sollte am 7. Januar 1578 in Mergentheim in der Herberge Zur Crone erlegt werden. Auf dem Korrespondenztag in Mergentheim beschlossen die Vertreter der schwäbischen, fränkischen und rheinischen Ritterschaft am 19. Juli, daß alle drei Ritterschaften eine gleich hohe Geldhilfe bewilligen wollten und keine ohne die anderen auf das Begehren antworten solle.1720 Auf diese Weise sollte verhindert werden, daß die kaiserlichen Kommissare die drei Ritterschaften gegeneinander ausspielten. Außerdem wollten sie Kaiser Rudolf ihre Beschwerden unterbreiten und ihn um Bestätigung ihrer Freiheiten und Privilegien bitten. Ferner beschlossen sie eine engere Abstimmung in laufenden Kammergerichtsprozessen. Schließlich wollten sie bei Papst Gregor und den Kardinälen gegen das Eindringen niederdeutscher Adeliger in die oberdeutschen Stifte protestieren. Auf dem folgenden Korrespondenztag in Mergentheim am 16. und 17. Oktober ergänzten sie diese Beschlüsse dahingehend, daß sie sich um die Ausdehnung der Privilegien der einen Ritterschaft auf die anderen Ritterschaften bemühen wollten.1721 Das Direktorium sollte jährlich wechseln. 1578 sollten es die Schwaben innehaben, 1579 die Franken und 1580 die Rheinländer. Wegen der von Kaiser Rudolf begehrten Türkenhilfe beraumten die 5 Orte einen Tag in Mergentheim am 1. Januar 1578 an, auf den sie die vornehmsten Geschlechter des Orts Odenwald luden, nicht aber Sebastian von Crailsheim.1722 Aus dem Ort Odenwald erschienen jedoch nur Valentin von Berlichingen, Georg Sigmund von Adelsheim, Hans Heinrich von Heußenstamm und Bernhard von Hutten. Diesen hielten die Vertreter der drei Orte Steigerwald, Rhön/Werra und Baunach – aus den Orten Gebirg und Altmühl war niemand erschienen – vor, sie hätten die Rittertage in Kitzingen, Mergentheim, Windsheim und Nördlingen im Jahre 1577 nicht besucht, so daß die Sachen (die Türkenhilfe und anderes) dort nicht hätten behandelt werden können. Auch hätten sie die übersandten Abschiede von Kitzingen und Mergentheim nicht angenommen. Ferner hätten sie eine andere Ordnung und Anlage gemacht als 1719 Vgl. StAL B 583, Bü 521, fol. 373r–374v; Neumaier, S. 179. 1720 StAW RRsch 48I (unfol.); StAB A 200, Lade 413, Nr. 517; StAN RRsch 1345 Nr. 2; HStAMar 109, 860I (unfol.). 1721 StAW RRsch 48I (unfol.); StAB A 200, Lade 413, Nr. 518; StAN RRsch 1345 Nr. 3; HStAMar 109, 860I (unfol.). 1722 StAW RRsch 50I, fol. 160r–172v; Neumaier, S. 192–194.

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in Schweinfurt am 20.  April 1577 beschlossen und ihre Gravamina entgegen dem Schweinfurter Abschied nicht und auch kein Verzeichnis ihres Vermögens übersandt. Die so Angegangenen antworteten auf die Vorwürfe beschwichtigend: Die Ladungen zu den Tagen sei ihnen vielleicht zu spät zugegangen. Sie wollten sich aber nicht absondern. Die Abschiede seien nicht an die Räte adressiert gewesen, später aber von Valentin von Berlichingen an den Hauptmann weitergeleitet worden. Sie wollten auch keine besondere Anlage machen, sondern hätten diese nur zur Probe so vorgenommen. Die Mitglieder des Orts hätten keine Beschwerden übersandt. Im übrigen hätten sie es besser gefunden, wenn mehr Mitglieder ihres Orts geladen worden wären, insbesondere ihr Hauptmann. Darauf antworteten die Vertreter der drei Orte, sie könnten Sebastian von Crailsheim wegen des Beschlusses von Schweinfurt nicht einladen und wegen ihrer adeligen Ehre keine Gemeinschaft mehr mit ihm haben: Er beschuldige die (ehemaligen) Vormünder seiner Ehefrau Emilie von Seckendorff, Balthasar von Seckendorff und Hans Ernst von Crailsheim, ihm das Heiratsgut seiner Ehefrau vorzuenthalten, ihm hierüber kein Inventar zugestellt und keine Rechnung gelegt zu haben und ihn um 11.000  fl betrügen zu wollen. Ferner beschuldige er sie, die Güter Thanndorf und Ampfering, die seiner Ehefrau und deren Schwester gehört hätten, verkauft zu haben, und Georg Ludwig von Seinsheim, die Güter unrechtmäßig erworben zu haben. Im Gegenzug beschuldigten ihn die Vormünder, den Heiratsbrief mit Emilie von Seckendorff verfälscht zu haben, ihr die ihr jährlich zustehenden 100 fl nicht zu zahlen und einen Kredit von 16.000 fl auf ihr Heiratsgut aufgenommen zu haben. Schließlich beschuldige Sebastian von Crailsheim die Vormünder und Seinsheim, ihn zuerst geschmäht zu haben, ihm nach dem Leben zu trachten und ihn erschießen lassen zu wollen. Bei solchen Beschuldigungen könne es Seinsheim und anderen nicht verdacht werden, wenn sie zur Gegenwehr griffen. Die Beweislast liege bei Sebastian von Crailsheim. Sie hätten sich entscheiden müssen, wen sie meiden wollten, und gedächten, bei dem Beschluß von Schweinfurt zu bleiben. Die Odenwälder Adeligen antworteten hierauf, sie seien zu wenige. Die 5  Orte sollten die Angelegenheit an die Ritterschaft des Orts Odenwald gelangen lassen. Der Beschluß über die Türkenhilfe wurde daraufhin auf einen weiteren Ausschußtag in Schweinfurt am 12. Februar verschoben. Am 15. Februar beschlossen Vertreter der 5 Orte in Schweinfurt dann, Kaiser Rudolf eine Geldhilfe von 48.000  fl, verteilt auf vier Jahre, zu bewilligen.1723 Doch sollten die Gehorsamen nicht für die Ungehorsamen einstehen müssen. Die Orte Gebirg und Baunach beklagten sich über den Entzug von Adeligen. Das Direktorium sollte Theobald Julius von Thüngen an den Ort Gebirg weitergeben. Ferner schrieben die 5 Orte an den Ort Odenwald und Sebastian von Crailsheim, sie sollten sich wegen

1723 HStAMar 109, 864I und 431 (unfol.); ÖStA FHKA SuS RA 23.1.71, fol. 453r–460r (Antwort der verordneten Räte der 6 Orte an Kaiser Rudolf).

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des Entzugs des Direktoriums bei Kaiser Rudolf beschweren und für die Zwischenzeit einen anderen Adeligen mit der Vertretung des Orts Odenwald beauftragen. Auf einem weiteren Tag in Schweinfurt am 6. April beschlossen die Vertreter der 5 Orte die Verteilung der 48.000 fl.1724 Der Ort Odenwald sollte 12.000 fl übernehmen, mithin im ersten Jahr 3.000 fl, der Ort Gebirg im ersten Jahr 2.500 fl, der Ort Rhön/Werra 1.750 fl und die Orte Steigerwald, Baunach und Altmühl je 1.583 fl und 5 Batzen. Die Gesandten des Orts Gebirg wollten jedoch nur eine Rate von 2.000 fl übernehmen. Ihrem Ort würden viele Familien durch die Kurfürsten, Fürsten, Stände und anderen Herrschaften entzogen, nämlich zehn durch die Oberpfalz, 17 durch den Kurfürsten von Sachsen, zwei durch die junge Herrschaft Sachsen und vier durch den Burggrafen von Meißen. Weitere Familien sonderten sich freiwillig ab. Zur Besoldung ihrer Diener und für außerordentliche Steuern und Anlagen hätten sie 5.000 fl aufgenommen, die verzinst werden müßten, und zusätzlich noch 2.000 fl anderenorts. Sie hätten auch keinen Vorrat mehr. Außerdem seien sie noch mit den Schulden und den Bürgschaften für Markgraf Albrecht belastet. Der Ort Odenwald habe demgegenüber viele vermögende Adelige und der Ort Rhön/Werra sei um die Ritterschaft in Buchen erweitert worden. Die 5 Orte beschlossen daher, daß die Verteilung der ersten Rate einer späteren Verteilung unvorgreiflich sein solle. Gegenüber Kaiser Rudolf sollte die Bewilligung von (nur) 48.000  fl mit der schwindenden Finanzkraft der Ritterschaft durch den Entzug von Mitgliedern durch die Fürsten begründet werden.1725 Ferner würden ihren Agnaten die erkauften Lehen nicht mehr verliehen, die Klöster und Stifte aufgehoben und ihre Jagdrechte beeinträchtigt. Dies führe zu kostspieligen Prozessen. Außerdem entrichteten ihre Untertanen ihre schuldigen Abgaben nicht mehr. Die Adeligen selbst würden durch neue Zölle und die Schulden Markgraf Albrechts belastet, und es stürben immer mehr Adelsfamilien aus. Ferner verfaßten sie eine Supplikation ihrer Beschwerden an Kaiser Rudolf, ein Schreiben an den Ort Odenwald mit der Bitte, einen anderen Hauptmann zu benennen, dem das Direktorium übergeben werden könne, zwei Schreiben in Sachen einzelner Adeliger gegen Abt Balthasar von Fulda und Kurfürst Friedrich von der Pfalz und ein Schreiben an Bischof Julius von Würzburg wegen Beschwerden durch die Würzburger Kanzlei in Lehnsangelegenheiten. Schließlich sollten die Orte Theobald Julius von Thüngen eine Beschreibung ihrer Grenzen, ihrer Geschlechter und ihrer Häuser übermitteln. Obwohl der Ort Odenwald die Hilfe und ihre Verteilung nicht mitbeschlossen hatte, beteiligte er sich trotzdem an ihr. Im Jahre 1578 sammelte er von seinen Mitgliedern 5.886 fl, 9 Batzen, 2 Kreuzer und 1 ½ Pfennige ein.1726 Hiervon bezahlte er nicht nur seine Rate in Höhe von 3.000  fl an Maximilian Ilsung für Kaiser Rudolf, sondern 1724 HStAMar 109, 864I und 431 (unfol.). 1725 Vgl. auch ÖStA FHKA SuS RA 23.1.71, fol. 453r–460r (Antwort der verordneten Räte der 6 Orte an Kaiser Rudolf). 1726 StAL B 583, Bü 192, fol. 48r–56r; Neumaier, S. 146–148.

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auch 150 fl an seinen Advokaten Rudolf Widmann und 200 fl an seinen Hauptmann Sebastian von Crailsheim und lieh den jungen von Berlichingen zu Heidingsfeld 1.400 fl.1727 Nur elf Adelige bezahlten die Anlage nicht.1728 Dies blieb auch im Jahr 1579 so.1729 Im Jahr 1580 stieg die Zahl der Säumigen allerdings auf 201730 und im Jahr 1581 auf 62.1731 Im Ort Gebirg waren die Beschlüsse des Ortstags von Lichtenfels vom 4.  Juni 1577 hingegen offenbar wirkungslos geblieben. Der Ort vermochte noch nicht einmal die von ihm selbst angebotene Rate von 2.000 fl rechtzeitig aufzubringen. Der Hauptmann und die Räte beschlossen daher auf einem Tag in Hollfeld am 31. Juli 1579, bei 23 Geschlechtern 50 fl bis 200 fl, insgesamt 2.340 fl, als Abschlag auf die Kontribution anzufordern.1732 Hiervon sollten 1.500 fl zur Bezahlung der ersten Rate der Türkenhilfe nach Nürnberg geschickt werden. Im Jahr 1580 geriet auch der Ort Steigerwald in Zahlungsschwierigkeiten. Am 28. Oktober schrieb Joachim von Seckendorff an Hans Ludwig von Seckendorff zu Sugenheim, zur Bezahlung der dritten Rate der Türkenhilfe sei wenig oder gar nichts eingegangen.1733 Die Orte Odenwald, Altmühl und Steigerwald seien bislang Kaiser Rudolf gehorsam gewesen, die Orte Gebirg, Rhön/Werra und Baunach aber nicht. Hierdurch hätten sie sich die Ungnade Kaiser Rudolfs zugezogen. Erst kürzlich sei ein ganz ernstliches Schreiben des Kaisers an sie ausgegangen. Die Orte Odenwald und Altmühl hätten nun mitgeteilt, sie hätten die dritte Rate eingesammelt. Wenn der Ort Steigerwald diese jetzt nicht bezahlen könne, werde er sich ebenfalls die Ungnade Kaiser Rudolfs zuziehen. Georg Ludwig von Seinsheim habe daher vorgeschlagen, der Hauptmann und die Räte sollten jeder 200  fl von ihrem Anteil vorstrecken. Hans Ludwig von Seckendorff solle ihm mitteilen, ob er dies tun wolle. Schließlich brachte der Ort seinen Anteil an der Türkenhilfe aber doch noch auf. Nach einem Verzeichnis vom 20. Februar 1590 hatten die Orte Odenwald, Altmühl und Steigerwald ihre Anteile an der 1577 bewilligten Hilfe voll bezahlt.1734 Der Ort Gebirg hatte zu zwei Terminen nur 1.700 fl und 1.100 fl bezahlt, wobei er der Meinung war, die 1.100 fl auf die 1584 bewilligte Hilfe gezahlt zu haben. Der Ort Rhön/ Werra hatte 6.633 fl 45 kr bezahlt und der Ort Baunach 2.783 fl 20 kr. Nach einem weiteren Verzeichnis aus demselben Jahr schuldeten der Ort Gebirg von der 1577 bewilligten Hilfe noch 5.400 fl und der Ort Baunach 950 fl.1735

1727 1728 1729 1730 1731 1732 1733 1734 1735

StAL B 583, Bü 192, fol. 76r. Ebd., fol. 65r. Ebd., fol. 66rv. Ebd., fol. 67rv. Ebd., fol. 68r–71r. StAB A 200, Lade 407, Nr. 5; LeGates, The Knights and the State, S. 80. StAB Kanton Steigerwald, G 12I, 552 (unfol.). StAB Kanton Gebirg, G 11I, 544, fol. 10v–11r. Ebd., fol. 9r.

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Die Beschwerden der Ritterschaft wurden Kaiser Rudolf durch eine Gesandtschaft übermittelt, die aus Georg Ludwig von Hutten und einem schwäbischen und einem rheinischen Ritter bestand.1736 Kaiser Rudolf antwortete hierauf am 9. Mai 1578, er habe die speziellen Beschwerden an die Reichshofkanzlei weitergeleitet.1737 Diese solle den Beklagten schreiben, die Beschwerden entweder abzustellen oder hierauf zu antworten. In den Fällen, in denen die Einsetzung einer Kommission begehrt worden sei, werde er diese erteilen. Wegen der allgemeinen Beschwerden wolle er eine Gesandtschaft an die betreffenden Fürsten schicken. Ferner bestätigte er am 11. Juni das Privileg Kaiser Maximilians vom 7. April 1565 gegen die Ausdehnung der Rechte über Leibeigene auf Kosten der Obrigkeit der Ritter, die Errichtung neuer Wildfuhren und die Erhebung neuer Zölle.1738 Weitere Privilegien, insbesondere eines, das den Fürsten ein Stillhalten während anhängiger Prozesse gebot, vermochte Georg Ludwig von Hutten jedoch nicht zu erlangen.1739 Auch die Bestätigung eines angeblichen Privilegs Kaiser Karls scheiterte daran, daß es in der kaiserlichen Kanzlei nicht aufzufinden war. In einem Schreiben vom 14. August bedankte sich Kaiser Rudolf für die Bewilligung der 48.000 fl, die er jedoch in zwei, höchstens drei Raten zu erhalten wünschte.1740 Georg Ludwig von Hutten referierte über diese Ergebnisse seiner Gesandtschaft auf dem nächsten Ausschußtag in Schweinfurt am 11. September.1741 Auf dem folgenden Ausschußtag in Schweinfurt am 11. Februar 1579 weigerten sich die Vertreter des Orts Gebirg, das Direktorium zu übernehmen, weil sie Irrungen mit Sebastian von Crailsheim befürchteten.1742 Die Vertreter der Orte Gebirg, Rhön/ Werra, Steigerwald und Baunach – aus dem Ort Altmühl war niemand erschienen – beschlossen daraufhin, Kaiser Rudolf zu bitten, dem Ort Odenwald bis zum Austrag des Streits mit Sebastian von Crailsheim einen anderen Hauptmann zu geben. Bis dahin sollte das Direktorium durch den Ort Rhön/Werra verwaltet werden. Außerdem beschlossen sie, Kaiser Rudolf um die Entsendung des Freiherrn Heinrich Herrmann Schutzbar zu Burgmilchling und Wilhelmsdorf als Kommissar zu den Kurfürsten und Fürsten wegen ihrer Beschwerden zu bitten. Schließlich sollte Kaiser Rudolf je drei Adelige pro Ort zu Kommissaren ernennen, um gegen diejenigen Adeligen vorzugehen, die die Bezahlung der Anlage verweigerten. Kaiser Rudolf ernannte daraufhin am 11. Juli Hans Zobel von Giebelstadt, Cunz von Vellberg, Hans Georg von Berlichingen, Albrecht Eitel von Wirsberg, Hans Georg von Giech, Christoph von Waldenfels, Georg Ludwig von Seinsheim, Joachim 1736 HStAMar 109, 203. 1737 HStAMar 109, 211 (unfol.). 1738 ÖStA HHStA RHR Grat. Feud. Conf. priv. dt. Exped. 175 (unfol.); HStAMar 109, 201 (unfol.). 1739 HStAMar 109, 203 (unfol.). 1740 HStAMar 109, 201 (unfol.). 1741 StAW RRsch 50I, fol. 183r–188r. 1742 Ebd., fol. 190r–194r.

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von Seckendorff, Eyrich von Münster, Ernst von Crailsheim, Veit Asmus von Eyb, Erhard von Rechberg, Hans von Stein, Erhard von Lichtenstein, Georg Ludwig von Hutten, Theobald Julius von Thüngen, Bernhard Marschalk von Walldorf und Cunz von Grumbach zu Kommissaren zur Einbringung der Ausstände der Anlage von 1578.1743 Ferner teilte er mit Schreiben vom 20. Juli 1579 mit, daß er den Freiherrn Heinrich Herrmann Schutzbar als Gesandten an die Fürsten abgefertigt und ihm eine entsprechende Instruktion erteilt habe.1744 Im Streit mit Sebastian von Crailsheim setzte Kaiser Rudolf Kurfürst Ludwig von der Pfalz und den Deutschmeister Heinrich von Bobenhausen als Kommissare ein. Hauptmann, Räte und Ausschuß der Ritterschaft zu Franken teilten dies den Mitgliedern des Orts Odenwald am 4. November mit.1745 Die Kommissare sollten auch darüber mit dem Ort verhandeln, Sebastian von Crailsheim bis zum Austrag der Sache durch die Räte des Orts vertreten zu lassen. Sie sollten daher dem kaiserlichen Befehl Folge leisten, das Amt Sebastians von Crailsheim durch die Räte verwalten zu lassen. Die Räte, Einnehmer und Mitglieder des Orts beschwerten sich daraufhin mit Schreiben vom 24. Januar 1580 bei Kaiser Rudolf über die Erteilung der Kommissionen für Kurfürst Ludwig und den Deutschmeister wegen der Hauptmannschaft und für die 18 Adeligen wegen der ungehorsamen Ritter.1746 Georg Ludwig von Seinsheim, Ernst von Crailsheim und Balthasar von Seckendorff hätten ihre Privathändel mit Sebastian von Crailsheim unrechtmäßig in die Ritterschaft gezogen. Die 5  Orte hätten ihren Hauptmann nicht abzusetzen. Kaiser Rudolf möge sie an das Reichskammergericht verweisen. Die zweite Kommission sei unnötig, weil sie ihre Steuern immer bezahlt und gegen Ungehorsame Mandate des Reichskammergerichts erwirkt hätten. Kaiser Rudolf möge einen Obersten Hauptmann für die fränkische Ritterschaft bestellen. Kaiser Rudolf antwortete hierauf am 3.  März, die Kommission sei nicht so zu verstehen, daß hierdurch jemand an seiner Ehre geschmälert oder seines Standes entsetzt werden solle.1747 Das gebe der Wortlaut der Kommission nicht her, die allein auf gütliche Unterhandlung gerichtet sei. Soweit es am Ende der Kommission heiße, daß durch dergleichen Privathändel die Geschäfte der Ritterschaft nicht behindert werden sollten, erachte er diese Ermahnung für billig. Im übrigen erwarte er derzeit die Erklärung der Kommissare, die sich zunächst entschuldigt hätten, die er aber erneut ermahnt habe, sich der Sache anzunehmen. Dasselbe antwortete er auch den 5 Orten auf ein Schreiben vom 18. März, in dem sie ihn gebeten hatten, die Räte des Orts

1743 BayHStA RGK 13436 Nr. 9, Dok. 53. 1744 HStAMar 109, 211 (unfol.). 1745 StAL B 583, Bü 400 (unfol.); ÖStA HHStA RHR Judicialia APA 154, fol. 60r–61r. Vgl. auch Neumaier, S. 197. 1746 ÖStA HHStA RHR Judicialia APA 154, fol. 4r–15r. 1747 Ebd., fol. 21r–22r; StAL B 583, Bü 400 (unfol.). Vgl. auch Neumaier, S. 197 f.

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Odenwald anzuweisen, die Rittertage zu besuchen.1748 Sie sollten mit den Rittertagen wie gewöhnlich fortfahren und sich nicht durch Privathändel beirren lassen.1749 Mit Schreiben vom 29. Juli bedankten sich daraufhin Räte, Einnehmer und Mitglieder des Orts Odenwald bei Kaiser Rudolf für die Klarstellung, daß die Kommission nicht die Ehre Sebastians von Crailsheim abschneiden oder ihn der Hauptmannschaft entsetzen solle, wie es Theobald Julius von Thüngen und ein Dr. Röttinger dargestellt hätten.1750 Er solle den fünf anderen Orten gebieten, wieder einen Grafen oder Herren als Oberhauptmann anzunehmen. Kurfürst Ludwig und der Deutschmeister scheinen die Kommission jedoch auch in der Folgezeit nicht angenommen zu haben. Am 17. April 1581 lehnte auch Bischof Julius von Würzburg die Übernahme einer Kommission in Sachen Seinsheim gegen Crailsheim ab, weil er schon selbst ohne Erfolg versucht habe zu vermitteln.1751 Kaiser Rudolf teilte daraufhin dem Ort Odenwald am 17. Mai mit, da die Kommission gescheitert sei, solle er sein Recht an anderen Orten suchen und in der Zwischenzeit nichts weiter unternehmen.1752 Hinsichtlich der Beschwerden gegen die Fürsten bat der kaiserliche Kommissar Heinrich Herrmann Schutzbar, Freiherr zu Burgmilchling und Wilhelmsdorf, die Vertreter der 5 Orte auf einem Tag in Kitzingen am 9. Januar 1580 darum, die Fürsten und die Kläger zu bezeichnen.1753 Die Vertreter der 5 Orte beschlossen daraufhin die Anberaumung von Ortstagen zur Sammlung ihrer speziellen Beschwerden gegen einzelne Fürsten. Ferner sollten Hauptleute und Räte zur Bezahlung der zweiten Rate der bewilligten Türkenhilfe in jedem Ort von etlichen Gutmeinenden Geld leihen. Auf dem nächsten Tag in Windsheim am 17. März erschienen nur Vertreter der Orte Rhön/Werra, Steigerwald und Altmühl.1754 Sie beschlossen, das Problem der ungehorsamen Adeligen Kaiser Rudolf vorzutragen. Es wurde erwogen, diese durch die Fürsten zur Bezahlung der Kontribution zu zwingen oder sie Kaiser Rudolf namhaft zu machen und ihm anheimzustellen, sie deswegen an seinen Hof zu zitieren. Ferner wurde beschlossen, von den Adeligen eine Kopfsteuer von einem halben oder einem Viertelgulden, von den Untertanen ebenfalls einen halben Gulden und von deren barem Vermögen einen Viertelgulden zu erheben. Auf dem folgenden Tag in Kitzingen am 31. Mai stellten die Vertreter dann fest, daß auf den Ortstagen nur eine einzige spezielle Beschwerde gegen einen Fürsten erhoben worden war.1755 Offenbar scheuten viele Adelige davor zurück, offen mit ih1748 1749 1750 1751 1752 1753 1754 1755

ÖStA HHStA RHR Judicialia APA 154, fol. 24r–25v. StAL B 583, Bü 400 (unfol.). ÖStA HHStA RHR Judicialia APA 154, fol. 33r–40v. Ebd., fol. 43r–44r. Ebd., fol. 66r–67v. StAW RRsch 50I, fol. 195r–200v. Ebd., fol. 203r–210r. HStAMar 109, 864I und 431 (unfol.).

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ren Beschwerden hervorzutreten. Es sollte daher auf dem nächsten Tag weiter beraten werden, wie mit dem kaiserlichen Kommissar weiter vorgegangen werden sollte. Den ungehorsamen Adeligen beschlossen sie nochmals eine Frist von sechs bis acht Wochen zu setzen; dann wollten sie ihre Namen Kaiser Rudolf anzeigen. Auf einem weiteren Tag in Kitzingen am 17. und 18.  Januar 1581 beschlossen die Vertreter der 5 Orte sodann, wegen der Vertraulichkeit solle der Advokat Dr. Brunner aus Schweinfurt ein Konzept erstellen.1756 Dieses sollte dann auf dem nächsten Ausschußtag beraten werden. Bei dem Konzept handelte es um einen Eid, alle ritterschaftlichen Angelegenheiten vertraulich zu behandeln, den alle Ritter leisten sollten.1757 Ferner boten die Vertreter des Orts Gebirg an, die ritterschaftlichen Privilegien aufzeichnen zu lassen und nach dem hennebergischen Revers zu suchen. Hierin hatten Graf Wilhelm von Henneberg und die Herzöge Johann Friedrich der Mittlere, Johann Wilhelm und Johann Friedrich der Jüngere von Sachsen den adeligen Lehnleuten der Grafschaft Henneberg verbrieft, sie bei einem Lehnsanfall der Grafschaft Henneberg an die Herzöge von Sachsen aufgrund der entsprechenden Erbverbrüderung bei ihren Freiheiten, Lehnsgebräuchen, Pflichten und altem Herkommen bleiben zu lassen.1758 Dieser Fall schien nun bevorzustehen, denn im Jahre 1583 verstarb der Sohn Graf Wilhelms, Graf Georg Ernst von Henneberg, kinderlos. Ferner beschlossen die Vertreter der 5 Orte eine Gesandtschaft an Kaiser Rudolf, um ihm diejenigen Adeligen namhaft zu machen, die die Bezahlung der Kontribution verweigerten. Auf die Bitte eines von Bastheim um die Bestellung eines Kurators für seine Enkelin antworteten sie, da sie noch keine diesbezügliche Ordnung errichtet hätten, solle er sich an das Reichskammergericht wenden. In Zukunft sollten sich die Ortshauptleute darum kümmern, wenn keine Kuratoren für minderjährige Adelige vorhanden waren. Schließlich beschlossen sie, wegen ihrer Beschwerden gegen Bischof Julius von Würzburg eine Gesandtschaft an den Bischof und das Domkapitel. In Würzburg beschwerte sich die Ritterschaft am 20.  Februar darüber, daß Bischof Julius in Religionsangelegenheiten heftiger und geschwinder vorgehe als seine Vorfahren und damit gegen den Augsburger Religionsfrieden und den Passauer Vertrag verstoße.1759 Ferner würde er die Rittermannlehen den Erben gleichen Namens, Stammes, Helmes und Schildes nicht mehr wie herkömmlich verleihen, sondern hierfür den Beweis der Abstammung vom ersten Erwerber fordern. Söhne-und-Töchter-Lehen, die bisher in Ermangelung von Söhnen oder Töchtern den nächsten Anverwandten verliehen worden seien, würden nunmehr als heimgefallen eingezogen. Bekennungen würden nur noch nach Gutdünken erteilt. Ihre Lehen müßten die Ritter neuerdings wie Bauern verhandlohnen (bei einem Erbfall versteuern), obwohl sie 1756 1757 1758 1759

StAW RRsch 50I, fol. 211r–215r. Vgl. StAW RRsch 50II, fol. 1r–10r. Lünig Nr. 3 f., S. 11 f. StAW Stdb 956, S.  33–43 und 49–60; HStAMar 109, 623 und 710 (unfol.); Buchinger, S. 273–276.

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seit unvordenklichen Zeiten nur einen Gulden von 100 fl entrichtet hätten. Bischof Julius wolle den Adeligen auch keine Lehngerichte mehr gestatten, sondern diese Fälle in die Kanzlei ziehen. Es werde ihnen nur erlaubt, geringe Mengen Getreide, Wein und Holz zollfrei zu transportieren, und diese geringen Mengen müßten sie sich noch durch die fürstliche Kammer bestätigen lassen, so daß sie für Zehrung und Botenlohn mehr aufwenden müßten, als der Zoll ausmache. Ihre Untertanen würden auch in anderen Fällen als den Vier Hohen Rügen an den Zenten angeklagt. Bischof Julius ließe sich von ihren Untertanen erbhuldigen und belege die Adeligen mit Geldstrafen wie Untertanen oder Bauern. Bei erwartetem Heimfall würden Verpfändungen und Verkäufe von Lehen nicht mehr gestattet, sondern die Lehen eingezogen. Dies führe zur Schmälerung und zur Ausrottung des Adels. Schließlich habe Bischof Julius die Juden vertrieben und schreibe die Ritter als Zins- und Lehenjunker an, wo Bischof und Adel Ganerben seien. Darüber hinaus forderten die Ritter, Bischof Julius solle die alten Verträge einhalten, das Lehngericht mit tauglichen Adeligen besetzen, die geistlichen Räte abschaffen, die lutherischen Diener wieder anstellen, die Jesuiten abschaffen, einen lutherischen Prädikanten an der Marienkapelle zulassen, den Lutheranern nicht das christliche Begräbnis verweigern, den Pfarrern auf dem Lande gestatten, zu heiraten, Benefizien und Domherrenpfründen nicht mit Ausländern besetzen, die Hofhaltung einschränken und den neuen Kollegiumsbau und die Schatzung einstellen.1760 In seiner Antwort vom 26.  Juli äußerte Bischof Julius zunächst sein Befremden darüber, daß die Ritter die Amtleute nicht angezeigt hätten, über die sie sich beschwerten, so daß er deren Gegenvorstellung nicht habe einholen können, und daß sich die Ritterschaft nicht nur an ihn, sondern auch an das Domkapitel gewandt hätte.1761 Sie sollten ihre Beschwerden spezifizieren. Hinsichtlich der Religion sei er seinem Amt und dem Domkapitel verpflichtet. Die Einrichtung der Schulen und die Besetzung der Pfarreien geschehe zum Besten der Jugend und des Vaterlandes. Den Religionsfrieden halte er ein. Sie hätten ihm als Lehnleute und verpflichtete Diener in Religionssachen nichts vorzuhalten. Hinsichtlich der Rittermannlehen und der Söhne-undTöchter-Lehen sei ihm nur der Fall des Hans Schott bekannt, in dem kein Beweis der Abstammung vom ersten Erwerber, sondern eine Spezifikation seiner Verwandtschaft zu dem verstorbenen Christoph David Schott verlangt worden sei, weil es auch andere Erben gegeben habe. Bei den Bekennungen hätten seine Vorgänger nicht genügend darauf geachtet, daß nur den Frauen und Töchtern der Ritter bekannt werde und der Wert der Lehen um ein Drittel besser sei als die Summe, die bekannt werde. Die neuen Taxen seien nicht höher als nach der alten Kanzleiordnung. Die Lehngerichte habe er dem Adel nicht verwehrt, könne aber nicht zulassen, daß Untertanen des Hochstifts wegen Streitigkeiten über Güter, die sie von den Adeligen als Zinslehen besäßen, vor deren Gerichte gezogen würden. Die Begrenzung der Menge zollfreien Weins, Getreides und Holzes diene der Bekämpfung des Mißbrauchs, daß mit zoll1760 StAW Stdb 956, S. 29–31; Buchinger, S. 277. 1761 StAW Stdb 956, S. 67–106; HStAMar 109, 623 und 710 (unfol.); Buchinger, S. 281–288.

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freiem Wein gehandelt oder dieser in Wirtshäusern ausgeschenkt werde. Hinsichtlich der Zentpflicht werde oftmals ein zentbares Gut für zentfrei ausgegeben, zentbare Personen säßen auf zentfreien Gütern oder zentfreie Personen besäßen zentbare Güter. Auf die Beschwerde über die Erbhuldigung antwortete er mit einer Gegenbeschwerde über die Verhinderung der Erbhuldigung durch einzelne Adelige. Mit den heimgefallenen Lehen könne er tun, was ihm beliebe. Die Juden könnten in der Obrigkeit des Hochstifts nicht geduldet werden. Die Bezeichnung als Zins- und Lehenjunker sei in einem konkreten Rechtsstreit über Lehen und Zinse in Humprechtshausen erfolgt. In ihrer Replik vom 6. Oktober verwahrte sich die Ritterschaft daraufhin gegen den Vorwurf, sie habe ungereimte Händel gesucht, und bat nochmals um gütliche Abstellung der noch bestehenden Beschwerden.1762 Von einer Spezifizierung sahen sie daher ab, beschwerten sich aber darüber, daß ihnen katholische Geistliche aufgedrungen und evangelische Geistliche vertrieben worden seien. In seiner Antwort vom 9. März 1582 bestand Bischof Julius auf einer Spezifizierung der Beschwerden, wollte sich aber auf eine gütliche Unterhandlung einlassen.1763 Damit endete der Schriftwechsel. Auf dem Ausschußtag in Windsheim am 4. Oktober, der die Replik an Bischof Julius von Würzburg verfaßt hatte, beschlossen die Vertreter der vier Orte Rhön/Werra, Baunach, Steigerwald und Altmühl auch, Kaiser Rudolf um ein Mandat zu bitten, das es ihnen erlaube, die buchische Ritterschaft wenigstens vorläufig zu veranlagen.1764 Ein solches Mandat scheint in der Folgezeit jedoch nicht ergangen zu sein. Dagegen sollte die Gesandtschaft an Kaiser Rudolf wegen der ungehorsamen Adeligen, die die Bezahlung der Kontribution verweigerten, vorerst unterbleiben. Auch sollte überlegt werden, andere Personen als Adelige auf eine solche Gesandtschaft zu schicken, um Geld zu sparen. Wegen des hennebergischen Reverses sollte Erhard von Lichtenstein, der das Original besitzen sollte, geschrieben werden, damit es auf dem Schloß Rothenberg (in der Oberpfalz) in Verwahrung genommen werden konnte.

4. Die Ausarbeitung der Ritterratsordnung und die Türkenhilfe von 1582 bis 1590 Auf dem nächsten Ausschußtag in Kitzingen am 13.  Februar 1582 wurde ein Dr. Stöcklin mit der Ausarbeitung einer Polizeiordnung beauftragt.1765 Ferner wollte man sich mit einigen unparteiischen Adeligen aus dem Ort Odenwald treffen, um sie über die Verhandlungen mit Bischof Julius von Würzburg zu unterrichten.

1762 StAW Stdb 956, S. 181–189; HStAMar 109, 623 und 710 (unfol.); Buchinger, S. 290 f. Vgl. auch StAW RRsch 50I, fol. 218r–220v. 1763 StAW Stdb 956, S. 194–199; Buchinger, S. 291. 1764 StAW RRsch 50I, fol. 218r–220v. 1765 Ebd., fol. 221r–223r.

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Auf dem Korrespondenztag mit der schwäbischen und der rheinischen Ritterschaft in Mergentheim am 3.  Mai wollten die Vertreter der fränkischen Ritterschaft die Abschiede der beiden vorangegangenen Korrespondenztage vom 3.  Mai 1580 und 4. Mai 1581 nicht annehmen, es hinsichtlich der Freistellung bei der Antwort Kaiser Maximilians auf dem Reichstag von Regensburg 1576 zu belassen.1766 Sie baten die Vertreter der beiden anderen Ritterschaften vielmehr um Unterstützung auf dem Reichstag, damit die Declaratio Ferdinandea dem Reichsabschied einverleibt werde. Dies wollten diese wiederum nicht zusagen. Sie seien hierfür nicht instruiert. Außerdem würde dieses Verlangen zur Zerrüttung des Religionsfrieden beitragen, in den die Reichsritterschaft ausdrücklich einbezogen sei. Sie wollten die Bitte der Franken lediglich an ihre Mitglieder bringen. Im Übrigen einigten sich die Vertreter der drei Ritterschaften darauf, dem neuen Mainzer Erzbischof Wolfgang von Dalberg wegen des Eindringens niederdeutscher Adeliger in die oberdeutschen Stifte zu schreiben. Wegen des Streits mit dem Ort Odenwald wollten sie auf dem Reichstag an Kaiser Rudolf supplizieren und die schwäbische und die rheinische Ritterschaft eine etwaige Kommission in dieser Sache annehmen. Auf dem folgenden Ausschußtag in Haßfurt am 26. Juni bestätigten die Vertreter der 5 Orte daraufhin den Beschluß des Korrespondenztags hinsichtlich des Schreibens an den neuen Mainzer Erzbischof Wolfgang von Dalberg wegen des Eindringens niederdeutscher Adeliger in die oberdeutschen Stifte.1767 Wenn auf dem Reichstag über die Freistellung (die Aufhebung des Geistlichen Vorbehalts) verhandelt werde, sollten sich die Gesandten unparteiisch verhalten und den Beschluß der Ritterschaft abwarten. Jedoch sollten sie Kurfürst August von Sachsen um ein Vidimus der Declaratio Ferdinandea bitten. Schließlich wurden über die Polizeiordnung beraten und der Entwurf verbessert. Sie sollte den Gesandten nach Augsburg mitgegeben werden, um sie von Kaiser Rudolf bestätigen zu lassen. Hierzu kam es jedoch nicht, weil der Ort Gebirg auf einem Ortstag in Forchheim am 2. August Vorbehalte äußerte.1768 Die vorgeschlagene Ordnung sei sehr gut, aber etliche Punkte müßten noch bedacht werden, insbesondere die Besoldung des Ritterrats. Demnach wies offenbar bereits dieser erste Entwurf die spätere Form der Ritterratsordnung auf, nämlich einen ersten Teil mit Verhaltensregeln und einen zweiten Teil über die Verfassung des Ritterrats.1769 Hinsichtlich der Freistellung war der Ort gegen die anderen vier Orte der Meinung, daß es bei dem ersten Abschied (von Regensburg) bleiben solle. Auf dem Reichstag kam die Freistellung jedoch nicht zur Sprache.1770

1766 StAW RRsch 48I (unfol.); StAB A 200, Lade 413, Nrn.  520–522; StAN RRsch 1345 Nrn. 6–8; HStAMar 109, 860I (unfol.). 1767 HStAMar 109, 431 (unfol.). 1768 StAW RRsch 861I, fol. 103r. 1769 Vgl. die Ritterratsordnung und unten S. 572 f. 1770 Vgl. Gotthard, S. 446 f.; Westphal, S. 294.

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Auf dem nächsten Ausschußtag in Bamberg am 14. Januar 1583 beschlossen die Vertreter der 5 Orte dann, das Problem des Eindringens niederdeutscher Adeliger in die oberländischen Stifte nicht dem Reichstag, sondern Papst Gregor und Kaiser Rudolf vorzutragen.1771 Die Ritterratsordnung wurde wiederum revidiert und dem Ort Odenwald übersandt. Außerdem wurde beschlossen, in Zukunft jährlich vier Ausschußtage abzuhalten. Bereits auf dem nächsten Ausschußtag in Forchheim am 19. April wurden dieser Beschluß aber wieder rückgängig gemacht und die Abhaltung von zwei Ausschußtagen jährlich statt vier beschlossen.1772 Auf dem folgenden Ausschußtag in Forchheim am 2.  September wurde dann der Streit mit dem Ort Odenwald beigelegt.1773 Für den Ort Odenwald erschienen Bernhard von Hutten, Philipp Geyer zu Giebelstadt und Bernhart von Wichsenstein mit Vollmacht der Mehrheit der Mitglieder ihres Orts und erklärten, in Zukunft wieder an den Ausschußtagen teilnehmen zu wollen. Hinsichtlich der Hauptmannschaft ihres Orts könnten sie jedoch keine verbindliche Erklärung abgeben. Die übrigen 5 Orte akzeptierten dies. Die Ritterratsordnung wurde infolgedessen nicht verabschiedet, sondern beschlossen, daß die Orte ihre Bedenken hiergegen schriftlich beim Direktorium einreichen sollten. Der Ort Rhön/Werra sollte das Direktorium noch ein halbes Jahr verwalten und dann an den Ort Odenwald übergeben. Auf einem außerordentlichen Ausschußtag in Schweinfurt am 2. Januar 1584 trugen die kaiserlichen Kommissare, der Reichspfennigmeister Johann Achilles Ilsung, Eitel Hans von Knöringen und Hans Zobel von Giebelstadt, vor, Kaiser Rudolf habe ihre Beschwerden am 16. November 1582 erhalten.1774 Er habe daraufhin einen Kommissar eingesetzt. Sie sollten nunmehr ihre Beschwerden spezifizieren und Wege zu deren Abstellung aufzeigen. Außerdem begehrte er eine Türkenhilfe auf fünf Jahre. Die Reichsstände hatten ihm nämlich auf dem Reichstag in Augsburg im Jahre 1582 wiederum eine solche bewilligt, und Kaiser Rudolf hatte angekündigt, auch die Reichsritterschaft hierzu auffordern zu wollen.1775 Die Vertreter der 6 Orte antworteten hierauf hinsichtlich der Bestellung des kaiserlichen Kommissars wegen ihrer Beschwerden, die Erfahrung lehre, daß solche Kommissionen unbehelflich seien.1776 Sie wollten daher über ein wirksameres Mittel nachdenken. Hinsichtlich der buchischen Ritterschaft solle Kaiser Rudolf ihnen das Besteuerungsrecht vorläufig zugestehen, da sich die Sache schon so lange hinzöge. Hinsichtlich der Türkenhilfe könne ohne die Zustimmung aller Adeligen nichts Endgültiges oder Gewisses beschlossen werden. Außerdem baten sie Kaiser Rudolf, er möge der Mehrheit des Orts Odenwald befehlen, einen an1771 1772 1773 1774 1775 1776

HStAMar 109, 864I und 431 (unfol.). HStAMar 109, 431 (unfol.). StAW RRsch 50I, fol. 225r–231v. Vgl. auch Neumaier, S. 199. StAW RRsch 50I, fol. 246r–249v. DRTA RV 1582,2 Nr. 457, S. 1412, § 6 und S. 1416, § 22. StAW RRsch 50I, fol. 255r–261r.

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deren Hauptmann zu bestellen oder zumindest einen Hauptmannschaftsverweser bis zum Austrag des Streits mit Sebastian von Crailsheim,1777 und die kaiserlichen Kommissare um Verwendung wegen der Schulden Markgraf Albrechts.1778 Auf dem folgenden Ausschußtag in Marktbreit am 6. April wiederholten die kaiserlichen Kommissare zunächst ihr Anbringen wegen der Türkenhilfe.1779 Hinsichtlich der Hauptmannschaft des Orts Odenwald solle es bei dem kaiserlichen Dekret bleiben, daß diese bis zu einem endgültigen Austrag des Streits verwest werden sollte. Hinsichtlich der Schulden Markgraf Albrechts hätte Kaiser Rudolf dem Reichskammergericht ein Monitorial (Mahnschreiben) erteilt. Ferner übergaben sie einen (vermutlich negativen) Beschluß des Deutschmeisters als Administrator des Stifts Fulda hinsichtlich der Einbeziehung der buchischen Ritterschaft in die ritterschaftliche Kontribution. Die Vertreter der 6 Orte bewilligten zunächst eine Geldhilfe in Höhe von 26.000 fl für drei Jahre. Nachdem die kaiserlichen Kommissare sich hiermit nicht zufrieden zeigten, erhöhten sie die Bewilligung auf 30.000 fl, aber für vier Jahre. Über die Verteilung kam es allerdings zu Unstimmigkeiten zwischen dem Ort Odenwald und den anderen fünf Orten. Die 5 Orte wünschten, eine Steuer von den Untertanen zu erheben und vor der Festsetzung die Finanzkraft jedes Orts festzustellen. Dagegen wollte der Ort Odenwald die Summe wie bisher auf die Orte verteilen. Die 5 Orte schlugen daraufhin vor, das Protokoll der Versammlung Kaiser Rudolf zu übersenden mit der Bitte um Entscheidung. Der Ort Odenwald wollte es dagegen einem (noch zu wählenden) Obersten Hauptmann zur Entscheidung vorlegen. Der Punkt wurde ohne Entscheidung vertagt. Außerdem übernahm der Ort Odenwald das Direktorium vom Ort Rhön/Werra. In ihrer Antwort an Kaiser Rudolf bedankten sich die 6 Orte zunächst für das Monitorial und die Antwort des Deutschmeisters.1780 Sie hätten die Bitte um Türkenhilfe gerne beantwortet, aber der Ort Odenwald sei zerstritten und die Ritterschaft werde durch die Fürsten beschwert: Der Ort Odenwald werde durch den Landgrafen von Hessen in der Grafschaft Katzenelnbogen am Einsammeln der Anlage gehindert, der Ort Rhön/Werra liege mit dem Stift Fulda und den Herzögen von Sachsen im Streit und dem Ort Baunach seien durch die Herzöge von Sachsen 33  Adelige entzogen worden. Trotzdem wollten sie 30.000 fl gegen die Erteilung eines entsprechenden Reverses zahlen, und zwar jeweils zum 22. Februar der Jahre 1585 bis 1588. Kaiser Rudolf möge auch den Adeligen des Orts Odenwald auferlegen, den Statthaltern der Hauptmannschaft zu gehorchen und die Ortstage zu besuchen. Im Ort Odenwald drohte nämlich nach der Wiederannäherung an die übrigen 5 Orte eine Spaltung zwischen den Verwaltern der Hauptmannschaft und den Adeligen, die ih-

1777 Ebd., fol. 243r–244v und  258r–259r. Vgl. auch Neumaier, S. 199. 1778 StAW RRsch 50I, fol. 236r–241v; StAL B 583, Bü 521, fol. 70r–73r. 1779 StAW RRsch 50I, fol. 263r–265r; StAL B 583, Bü 521, fol. 84r–94r; StAB A 200, Lade 407, Nr. 8. Vgl. auch Neumaier, S. 179–181. 1780 StAW RRsch 50I, fol. 251r–253v.

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nen folgten, auf der einen und Sebastian von Crailsheim und seinen Anhängern auf der anderen Seite.1781 Dessenungeachet beschloß der Ort Odenwald zur Finanzierung der bewilligten Türkenhilfe auf einem Ortstag in Mergentheim am 9. Dezember die Erhebung einer Einkommenssteuer von seinen Mitgliedern von 1 fl von 100 fl Einkommen zu Ostern 1585 und in den drei darauffolgenden Jahren zu Heilige Drei Könige.1782 Ferner ermächtigte er seine Mitglieder zur Erhebung einer Vermögenssteuer von den Untertanen von drei Batzen pro Jahr von 100 fl für vier Jahre. Für das Jahr 1585 bezahlten 184  Adelige ihre Anlage, aber 83 bezahlten nichts.1783 Für das Jahr 1586 bezahlten noch 164 Adelige, 103 aber nichts, für das Jahr 1587 bezahlten 142 Adelige und 125 nichts und für das Jahr 1588 bezahlten 107 Adelige, aber 160 nichts. Die Leistungsbereitschaft nahm demnach wie bei der Anlage für die Türkenhilfe von 1578 zum Ende des Veranlagungszeitraums hin ab. Dagegen vermerkten die Einnehmer im Gegensatz zur Verfahrensweise bei der Anlage für die Türkenhilfe von 1578 wiederum nur, wer seine Anlage bezahlt hatte, aber nicht wieviel. Dies läßt darauf schließen, daß die Adeligen ihr Geld wiederum ungezählt in die Truhe des Orts einlegten. Im Ort Rhön/Werra beschlossen die Räte, der Ausschuß und die Einnehmer, vorläufig eine Anlage von einem halben Gulden von 100 fl Vermögen zu erheben, wie dies auch die Hauptleute und Räte in den Orten Altmühl und Steigerwald beschlossen hätten.1784 Die erste Rate sollte bis Ostern 1585 bezahlt werden. Im November erhöhten sie die Anlage auf 3 Ort eines Guldens (3/4 Gulden) von 100 fl Vermögen.1785 Im Ort Gebirg beschloß hingegen erst ein Ortstag am 9. August 1586 in Weismain eine Anlage von einem Ort eines Guldens (1/4  Gulden) von 1.000  fl eigenen Vermögens der Adeligen und von 100  fl des Vermögens der Untertanen.1786 Nach dem Verzeichnis vom 20. Februar 1590 hatten nur die Orte Odenwald und Altmühl ihre Anteile an der Türkenhilfe von 7.500 fl und 3.958 fl 20 kr voll bezahlt, der Ort Rhön/Werra 1.412 fl von 4.375 fl, die Orte Gebirg, Steigerwald und Baunach ihre Anteile von 6.250 fl und 3.958 fl 20 kr aber nicht.1787 Laut eines weiteren Verzeichnisses aus demselben Jahr schuldeten der Ort Gebirg noch 6.250 fl, der Ort Rhön/Werra 2.329 fl 45 kr, der Ort Steigerwald 380 fl 20 kr und der Ort Baunach 3.958 fl 20 kr von der 1584 bewilligten Türkenhilfe.1788 Auf dem nächsten Ausschußtag am 26.  März 1585 in Rothenburg ob der Tauber forderten die kaiserlichen Kommissare die Vertreter der 6  Orte wiederum auf, ihre 1781 1782 1783 1784 1785 1786 1787 1788

Vgl. hierzu Neumaier, S. 200–204. StAL B 583, Bü 521, fol. 99r–108v; B 290, Bü 234 (unfol.); Neumaier, S. 181. StAL B 583, Bü 521, fol. 181r–192v; Neumaier, S. 161–167. HStAMar 109, 200II (Ausschreiben vom 18. Januar 1585). Ebd. (Ausschreiben vom 22. November 1585). StAB A 200, Lade 407, Nr. 13. StAB Kanton Gebirg, G 11I, 544, fol. 10v–11r. Ebd., fol. 9r.

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Beschwerden vorzulegen.1789 Außerdem verlangten sie eine Erhöhung der Türkenhilfe auf 36.000 fl. Die Vertreter der 6 Orte beschlossen hinsichtlich der Beschwerden, sich hierüber erst mit der schwäbischen Ritterschaft auf einem Korrespondenztag beraten zu wollen. Die Forderung nach einer Erhöhung der Türkenhilfe wollten sie zunächst den Orten vorlegen. Außerdem sollte bei der schwäbischen Ritterschaft nachgefragt werden, wie diese sich zu dem Ansinnen verhalten wolle. Ferner beschlossen die Vertreter, daß das Direktorium nur alle zwei Jahre wechseln solle. Über die Ritterratsordnung und die Oberhauptmannschaft sollte auf dem nächsten Ausschußtag in Rothenburg am 8. Juni beraten werden. Auf dem Korrespondenztag in Mergentheim am 3. Mai beschlossen die Vertreter der drei Ritterschaften dann, bei Dr. Röttinger, dem Advokaten der schwäbsichen Ritterschaft, die Erstellung eines Ratschlags hinsichtlich der Beschwerden anzumahnen, mit dem sie ihn auf dem letzten Korrespondenztag in Esslingen am 28. April 1584 beauftragt hatten, und den kaiserlichen Kommissaren mitzuteilen, daß ihnen eine Erhöhung der Türkenhilfe nicht möglich sei.1790 Dementsprechend lehnten die Vertreter der 5 Orte Odenwald, Gebirg, Steigerwald, Altmühl und Baunach – der Ort Rhön/ Werra hatte keinen Vertreter entsandt – auf dem Ausschußtag in Rothenburg ob der Tauber am 8. Juni eine Erhöhung der Hilfe als unmöglich ab.1791 Auch eine Bezahlung der 30.000 fl in zwei Raten sei ihnen nicht möglich, weil der Ort Odenwald nicht gänzlich zu den anderen vier Orten stehe und der Ort Rhön/Werra ausgeblieben sei. Hinsichtlich der Oberhauptmannschaft wurde festgestellt, daß sich die Grafen und Herren von der Ritterschaft abgesondert hätten und es deshalb einstweilen bei der Verwaltung der Oberhauptmannschaft durch das Direktorium bleiben solle. Auf einem weiteren Ausschußtag in Mergentheim am 20.  April 1586 wurden hinsichtlich der Oberhauptmannschaft drei Möglichkeiten erörtert: die Wahl eines Adeligen, eines Grafen oder Herrn oder die Verwaltung durch das Direktorium.1792 Hierüber sollte auf den Ortstagen beraten werden. Ferner beschlossen die Vertreter der 5 Orte – aus dem Ort Gebirg war niemand erschienen –, dem Prozeß am Reichskammergericht gegen Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg wegen der Schulden Markgraf Albrechts Fortgang zu geben. Hinsichtlich der Aufteilung der Türkenhilfe blieb der Ort Odenwald bei seiner Position, erklärte sich aber bereit, den anderen Orten mitzuteilen, wieviel Türkenhilfe er in den vergangenen zwei Jahren von seinen Mitgliedern eingenommen hatte. Den Ort Gebirg mahnten die Versammelten wegen der ausstehenden ersten Rate. Schließlich beschlossen die Versammelten eine Gesandtschaft an Bischof Julius von Würzburg wegen seines Streits mit Conrad von Grumbach wegen des evangelischen Predigers auf Schloß Rimpar. Bischof Julius hatte 1789 StAB A 200, Lade 407, Nr. 9. 1790 StAW RRsch 48I (unfol.); StAB A 200, Lade 413, Nr. 526; StAN RRsch 1345 Nr. 12. 1791 StAB A 200, Lade 407, Nr. 10. Vgl. auch HStAMar 109, 201 und ÖStA HHStA RK RA i. sp. 38, fol. 72r–78v (Schreiben an Kaiser Rudolf vom 30. Juni 1585). 1792 HStAMar 109, 864I (unfol.); StAB A 200, Lade 407, Nr. 12.

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nämlich im Herbst 1585 damit begonnen, die evangelischen Prediger aus dem Hochstift zu vertreiben.1793 Gleichzeitig zwang er die Untertanen des Hochstifts, dem evangelischen Glauben abzuschwören. Die Gesandtschaft scheiterte jedoch, weil aus den Orten Gebirg und Altmühl kein Gesandter zum vereinbarten Termin am 1. Juni in Würzburg erschien.1794 Auf dem nächsten Ausschußtag in Bamberg am 7. September übergab der Ort Odenwald das Direktorium an den Ort Gebirg.1795 Wegen der Oberhauptmannschaft sollte jeder Ort zunächst selbst Hauptleute und Räte wählen, um die Ritterratsordnung durchzusetzen und Streit schlichten zu können. Der Ort Odenwald wollte die neue Ritterratsordnung prüfen, und der Ort Rhön/Werra dem Eid der Hauptleute und Räte einen Passus über Vertraulichkeit hinzufügen. Auf das Schreiben an den Kammerrichter wegen der Schulden Markgraf Albrechts war bislang keine Reaktion erfolgt. Wegen des Originalvertrags mit Würzburg (wohl des Runden Vertrags von 1435) sollte bei Eyrich von Münster nachgefragt werden. Ferner beschlossen die Vertreter der 6 Orte, ihre Beschwerden zu sammeln und hierfür nach Privilegien zu suchen, auf die sie ihre Beschwerden stützen konnten. Hierzu sollten den Orten Abschriften der alten Verträge übersandt werden, die auf dem Schloß Rothenberg aufbewahrt wurden. Wegen des Begehrens Kaiser Rudolfs und der drei geistlichen Kurfürsten um eine Geldhilfe für den Krieg um das Erzstift Köln wollten sie sich mit der schwäbischen Ritterschaft auf eine abschlägige Antwort einigen. Außerdem beschlossen sie ein weiteres Protestschreiben an Bischof Julius wegen der Unterdrückung der evangelischen Religion. In der Zwischenzeit beschwerte sich Bischof Julius von Würzburg bei Kaiser Rudolf, die Ritterschaft beeinträchtige seine Religionshoheit.1796 Ein weiterer Ausschußtag in Bamberg am 18. Februar 1587 beschloß daraufhin ein Rechtfertigungsschreiben an Kaiser Rudolf,1797 das jedoch erst am 13. Januar 1588 abgesandt wurde.1798 Auch auf den folgenden Ausschußtagen wurde im wesentlichen der Entwurf der Ritterratsordnung beraten. Die Protokolle lassen aber nur wenige Einzelheiten erkennen. So wünschte der Ort Odenwald auf dem Ausschußtag in Forchheim am 17.  April 1588 eine höhere Anzahl von Ausschuß- und Korrespondenztagen.1799 Außerdem gab es Meinungsverschiedenheiten über die Einrichtung eines Ritterrats, seine Zusammensetzung und seine Besoldung. Auf dem Ausschußtag in Kitzingen am 10.  September 1589 waren die Vertreter der Orte Odenwald, Rhön/Werra und Steigerwald 1793 1794 1795 1796 1797 1798 1799

Vgl. Wendehorst, Bistum Würzburg 3, S. 197–199. Vgl. HStAMar 109, 1761. StAB A 200, Lade 407, Nr. 14; HStAMar 109, 864I (unfol.). Wendehorst, Bistum Würzburg 3, S. 198. StAB A 200, Lade 407, Nr. 15; HStAMar 109, 864I (unfol). StAB A 200, Lade 407, Nr. 19; HStAMar 109, 864I (unfol.). Ebd.

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für die Einrichtung eines Ritterrats.1800 Die Vertreter der Orte Gebirg, Altmühl und Baunach baten hingegen um Bedenkzeit. Der Ort Odenwald legte unter dem 12. November 1589 einen Entwurf vor, demzufolge Bernhard von Hutten Hauptmann (des Ritterrats) werden sollte.1801 Ihm sollte je ein Rat aus jedem Ort beigegeben werden. Der Hauptmann sollte die Ausschußtage ausschreiben und 300 fl pro Jahr erhalten. Die Räte sollten 200 fl pro Jahr von ihrem Ort erhalten. Zur Führung von Prozessen sollte jeder Ort einen Advokaten anstellen. Ferner sollte der Ritterrat einen Kanzler, einen Sekretär und einen Protokollanten anstellen. Mit dem Entwurf verfolgte der Ort Odenwald ziemlich unverhüllt seine eigenen Interessen, indem er seinen Hauptmann Bernhard von Hutten als Hauptmann vorschlug und jeden Ort seinen Rat im Ritterrat bezahlen ließ. Wenn der Ritterrat von den Orten insgesamt bezahlt worden wäre, hätte der Ort Odenwald als der mitgliederstärkste und finanzkräftigste einen höheren Anteil tragen müssen. Schließlich konnten sich die Vertreter der 6 Orte auf einem Tag in Schweinfurt am 3. September 1590 aber doch auf eine Ritterratsordnung einigen. Sie bestand aus zwei Teilen. Im ersten Teil stellten die Orte nach dem Vorbild des Vertrags des Orts Rhön/Werra aus dem Jahre 1517 eine Reihe von Verhaltensregeln für ihre Mitglieder auf.1802 Die Adeligen sollten sich zunächst eines rechten Gottesdienstes befleißigen, sich auch die Erhaltung der Kirchen und Schulen angelegen sein lassen und vor allem keiner den anderen wegen der Religion mit Worten oder Werken behelligen, reizen oder beschweren. Ferner sollten sich die Adeligen aller Laster enthalten, insbesondere der Unzucht, Hurerei, des Spielens, übermäßigen Trinkens, ungebührlichen Redens und der Gotteslästerung. Außerdem sollten sie dem Kaiser gehorsam sein, Fürsten und Herren die schuldigen Lehns-, Amts- und Ratsdienste leisten und sich überhaupt gegen jedermann ehrerbietig, bescheiden und freundlich verhalten. Insbesondere sollten sie den Landfrieden halten, keine Landfriedensbrecher unterstützen, sondern diese vielmehr zur Abstellung ihres Unrechts anhalten. Wenn diese dies nicht täten, sollten die Adeligen dies dem Hauptmann und den Räten ihres Orts anzeigen, die dann weiter nach Gutdünken vorgehen sollten. Ebenso sollten die Adeligen ihre Untertanen nicht über Gebühr beschweren. Anderenfalls oder im Falle des Ungehorsams der Untertanen sollten die Nachbarn, Hauptleute, Räte und der Ritterrat die notwendigen Schritte unternehmen. Ferner sollten die Adeligen Vormundschaften über Witwen und Waisen annehmen und nicht verweigern. Rechtmäßige Zusagen sollten eingehalten werden. Wer dies nicht tat, sollte vom Hauptmann des Orts und seinen Räten hierzu ermahnt werden. Wenn dies nichts half, sollten der Ritterrat eingeschaltet und der Beklagte notfalls von der Ritterschaft ausgeschlossen werden. Irrungen zwischen den Mitgliedern sollten durch den Hauptmann des jeweiligen Orts und seine Räte oder durch den Ritterrat gütlich oder rechtlich entschieden werden. Wenn ein Ade1800 HStAMar 109, 864I (unfol.). 1801 Ebd. 1802 Ritterratsordnung, S. 5–19. Vgl. hierzu auch Neumaier, S. 204–207, dessen Darstellung aber die leicht veränderte Fassung des Jahres 1652 zugrunde liegt.

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liger einen anderen an seiner Ehre beschuldigte, dann sollten die Anwesenden ihn zunächst fragen, ob es ihm mit seiner Beschuldigung ernst sei. Wenn dies der Fall war, sollte sich der an seiner Ehre Beschuldigte hierfür gegenüber dem Hauptmann seines Orts oder dem Ritterrat verantworten oder sonst gütlich oder rechtlich verteidigen. Tat er dies nicht, sollte er so lange zu keiner adeligen Gemeinschaft mehr zugelassen werden, bis er seine Ehre wiederhergestellt hatte. Damit der Ritterschaft keine Steuerkraft entzogen würde, sollten adelige Güter anderen Adeligen zum Vorkauf angeboten werden. Niemand sollte Diener oder Jungen ohne ordentlichen Paß und Bestätigung des vorherigen Dienstherrn annehmen und die Diener und Jungen sollten schwören, ihren Junkern gehorsam zu sein und sich aller Gotteslästerung und übermäßigen Volltrinkens zu enthalten. Der zweite Teil der Ritterratsordnung handelte von der Verfassung des Ritterrats.1803 Dieser sollte aus sechs Ritterräten bestehen, einem aus jedem Ort, die vom Hauptmann und den Räten des Orts hierzu gewählt wurden. Derjenige Rat, bei dessen Ort das Direktorium lag, sollte dem Ritterrat vorsitzen, die anderen Räte und Ratspersonen zu den Sitzungen laden, bei den Beratungen die Umfrage halten, die Voten der Räte zusammenfassen und den Beschluß der Mehrheit feststellen. Ferner sollte der Ritterrat durch zwei Rechtsgelehrte, einen Sekretär, einen Protokollanten und zwei Schreiber unterstützt werden und über einen Kanzler verfügen, der seine Beschlüsse schriftlich verfassen und den Vortrag im Ritterrat halten sollte. Bei Verhinderung des Direktors sollte der in der Reihenfolge nächste Rat den Vorsitz führen und jeder Rat einen jungen Adeligen bei sich haben, damit dieser von ihm lerne. Allerdings sollte der Ritterrat gegenüber den Hauptleuten und Räten der Orte keine Befehlsgewalt haben, sondern ihnen nur seine Gutachten mitteilen. Insbesondere sollte sich der Ritterrat der Beschwerden der Ritterschaft annehmen, die der Ritterschaft entzogenen Güter wieder in die (Ritter-)Matrikel bringen und sich der Privatbeschwerden der Mitglieder annehmen, wenn sie eine über den Einzelfall hinausgehende Bedeutung aufwiesen. Der Ritterrat sollte dreimal jährlich, nämlich am Montag nach dem heiligen Dreikönigstag, am Montag nach Trinitatis und am Montag nach Maria Geburt, in Rothenburg ob der Tauber gehalten werden. Dort sollte auch das Geld zur Bezahlung des Ritterrats eingezahlt und aufbewahrt werden. Jeder Ritter sollte die Ritterratsordnung eigenhändig unterschreiben. Kaiser Rudolf bestätigte die Ritterratsordnung am 27. September 1591.1804

5. Ergebnisse In den Jahren von 1574 bis 1590 verfestigte sich die Organisation der fränkischen Reichsritterschaft, indem nunmehr regelmäßig Orts- und Ausschußtage, also Tage der Vertreter aller 6 Orte, abgehalten wurden. Bereits in den Jahren 1555 bis 1567 hatte es 1803 Ritterratsordnung, S. 20–33. 1804 Ebd., S. 34 f.

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eine dichte Folge von Rittertagen der fränkischen Ritterschaft gegeben. Aber diese waren auf Initiative einzelner Ritter oder durch kaiserliche Kommissare einberufen worden. Nunmehr vereinbarten die Vertreter der 6 Orte regelmäßige Treffen unabhängig von konkreten Anlässen und schrieben auch den Orten solche Treffen vor. Ebenso vereinbarten sie erstmals regelmäßige Korrespondenztage mit der schwäbischen und der rheinischen Ritterschaft. Einen weiteren Schritt in dieser Entwicklung bildete die Ritterratsordnung von 1590, die den Ritterrat als ein regelmäßig tagendes Gremium der Vertreter der Orte und hierfür auch erstmals eine Kanzlei auf der Ebene des Ritterkreises schuf. Bis dahin waren die Akten vom jeweiligen Direktor verwaltet und beim Wechsel des Direktoriums an den Nachfolger übergeben worden, so wie auch in den Orten die Akten vom jeweiligen Hauptmann verwaltet wurden. Allerdings ersetzte der Ritterrat das Direktorium nicht, sondern sollte lediglich Streit zwischen den Rittern schlichten und sich der Beschwerden der Ritterschaft annehmen. Dagegen löste sich die Verbindung zu den Grafen und Herren durch die Kündigung der Oberhauptmannschaft durch Graf Conrad von Castell auf. Aus der Sicht der fränkischen Ritterschaft war diese Auflösung allerdings nicht endgültig. Noch im Jahre 1585 wurde über eine Wiederbesetzung der Oberhauptmannschaft diskutiert. Der Grund hierfür war, daß die Anführer der Ritterschaft erwarteten, daß die ungehorsamen Ritter einem gräflichen Oberhauptmann eher Folge leisten würden als einem der Ihren. Wie immer bei der Entstehung der fränkischen Reichsritterschaft vollzog sich hier der Übergang zu etwas Neuem schrittweise: Zunächst verwaltete das Direktorium die Oberhauptmannschaft noch nominell, ehe schließlich auch der Name der Oberhauptmannschaft aufgegeben wurde. Die Beratungsgegenstände der Ausschußtage waren im wesentlichen dieselben wie in den Jahren von 1556 bis 1567: die Beschwerden der Ritter gegen die Fürsten und die Bewilligung von Türkenhilfen. Die Beschwerden der Ritter gegen die Fürsten waren dieselben wie eh und je. Sie beklagten Eingriffe in das Lehnerbrecht, das Recht der Bekennungen und in ihre Gerichts- und Jagdrechte, Belastungen durch den Guldenzoll und die Schulden Markgraf Albrechts und forderten Religionsfreiheit. Hinsichtlich der Abstellung ihrer Beschwerden kamen die Adeligen indes nicht recht voran. Kaiser Rudolf bestätigte zwar das Privileg Kaiser Maximilians aus dem Jahre 1565, gewährte der fränkischen Ritterschaft aber keine weiteren Privilegien. Offenbar scheute er davor zurück, in die komplizierten Rechtsverhältnisse zwischen den Rittern und den Fürsten durch generelle Privilegien einzugreifen. Der Versuch, sich der ritterschaftlichen Beschwerden durch die Gesandtschaft eines kaiserlichen Kommissars an die Fürsten anzunehmen, scheiterte an der fehlenden Bereitschaft der Ritter, ihre individuellen Beschwerden und die Fürsten, die sie beschwerten, zu benennen. Auch Bischof Julius von Würzburg ließ sich nicht auf Verhandlungen über generelle Beschwerden ein, sondern verlangte deren Spezifizierung. Er verfolgte damit die Linie, jedes einzelne Recht des Hochstifts in jedem einzelnen Dorf zu verteidigen. Einige ihrer Probleme versuchte die Ritterschaft schließlich in der Ritterratsordnung von 1590 zu lösen, etwa das der Bevormundung Minderjähriger und das des Verlusts

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steuerpflichtiger Güter durch die Verpflichtung, sie anderen Adeligen zum Vorkauf anzubieten. Die Bewilligung von Türkenhilfen für Kaiser Rudolf folgte dem bekannten Schema aus den Zeiten Kaiser Ferdinands und Kaiser Maximilians: Zunächst bewilligten die Reichsstände Kaiser Rudolf eine Türkenhilfe und forderten ihn auf, die Reichsritterschaft ebenfalls um einen Beitrag zu bitten. Die Reichsritterschaft bewilligte ihre Hilfe sodann als Geldhilfe für Kaiser Rudolf, der hiervon von ihm angeworbene Truppen besoldete. Allerdings wurde es für die Anführer der fränkischen Ritterschaft zunehmend schwieriger, die bewilligten Geldhilfen auch zu vollziehen. Sie versuchten daher zunächst, die Bewilligungen hinauszuzögern, um sich zuvor der Unterstützung der übrigen Ritter zu versichern. Im Prinzip vermochten sie sich aber der Bewilligung nicht zu entziehen. Für das Problem der zahlungsunwilligen Ritter fanden ihre Anführer keine Lösung. Es wurden verschiedene Wege diskutiert, etwa die ungehorsamen Ritter Kaiser Rudolf namhaft zu machen, kaiserliche Kommissare an sie zu schicken oder sie am Reichskammergericht zu verklagen. Aber keiner dieser Wege war erfolgreich. Letztlich fehlte der fränkischen Ritterschaft schlicht die Vollstreckungsmöglichkeit gegen säumige Mitglieder. Die nachlassende Zahlungsbereitschaft der Mitglieder führte dazu, daß die bewilligten Hilfen teilweise über Kredite finanziert wurden, und zum Versuch der Vereinnahmung der buchischen Ritterschaft 1576. Die fehlende Zahlungsbereitschaft vieler Reichsritter dürfte verschiedene Gründe gehabt haben. Ein Grund war sicherlich ein Mangel an Bargeld oder überhaupt an Vermögen. Diesbezüglich fällt auf, daß der Ort Gebirg, dessen Adel im Markgrafenkrieg am meisten gelitten hatte, die größten Rückstände aufwies. Hingegen scheint der Ort Odenwald, dessen Adel im Markgrafenkrieg sicherlich am wenigstens gelitten hatte, am besten situiert gewesen zu sein. Aber auch hier nahm die Zahl der Adeligen, die ihren Beitrag verweigerten, stetig zu. Ein Grund hierfür könnte gewesen sein, daß die Ritter von der Bezahlung keinen individuellen Vorteil hatten. Die Bedrohung durch die Türken war weit entfernt, und ihren näher liegenden Beschwerden gegen die Fürsten vermochten die Privilegien und Gesandtschaften Kaiser Rudolfs nicht wirksam abzuhelfen. Auch hinter dem von den 6 Orten immer wieder beklagten Entzug von Mitgliedern könnten sich zahlungsunwillige Adelige verborgen haben, die (angebliche) Verbote ihrer Fürsten vorschützten, um sich ihren Zahlungspflichten zu entziehen. In der Frage der Freistellung, das heißt der Aufhebung des Geistlichen Vorbehalts des Augsburger Religionsfriedens, folgte die fränkische Ritterschaft zunächst der rheinischen Ritterschaft, die sich gegen die Freistellung wandte. Die rheinische Ritterschaft befürchtete, daß eine Öffnung der Domstifte für die Protestanten zu deren Säkularisation und damit zum Verlust der Domstifte für den Adel führen würde. Es gab aber auch eine starke Strömung innerhalb der fränkischen Ritterschaft, die sich für die Freistellung einsetzte. Sie konnte sich jedoch nicht durchsetzen. So nahm die fränkische Ritterschaft letztlich eine neutrale, abwartende Position ein.

Schlußbetrachtung Die Frage nach der Entstehung der fränkischen Reichsritterschaft zu stellen heißt, die Frage nach Kontinuitäten und Diskontinuitäten zu stellen. Zunächst gab es eine Kontinuität der Einungen als adelige Friedens- und Rechtsgemeinschaften von 1402 bis 1523. Die Adelseinungen entwickelten sich aus den Adelsgesellschaften des 14.  Jahrhunderts. Diese waren Fehde- und Friedensgemeinschaften und darüber hinaus Kultusgemeinschaften, in denen die Adeligen etwa gemeinsam verstorbener Mitglieder gedachten, für ihr Seelenheil beteten und Turniere besuchten. Als adelige Fehdegemeinschaften ursprünglich im Gegensatz zu den königlichen Landfrieden entstanden näherten sich zuerst die Adelsgesellschaften unter dem Einfluß von Fürsten, Grafen und Herren, die sie für ihre Zwecke domestizierten, und dann die Adelseinungen den königlichen Landfrieden immer weiter an, bis König Sigismund im Jahre 1422 Adelseinungen als Selbsthilfeorganisationen ausdrücklich erlaubte und die fränkischen Fürsten im Jahre 1424 selbst ein Bündnis mit der Adelseinung eingingen. Allerdings blieb dieses Bündnis Episode. Die Adelseinungen beschränkten sich im wesentlichen auf das Hochstift Würzburg. Nur dort gab es eine nennenswerte Anzahl hinreichend mächtiger Grafen und Herren, die regelmäßig mit den Bischöfen in Konflikt gerieten und in diesen Auseinandersetzungen Adelseinungen gründeten und führten. Im letzten Drittel des 15.  Jahrhunderts durchlebten die Adelseinungen eine Schwächephase. Es sah so aus, als würden sie sich zu bloßen politischen Absprachen ohne konkrete Gestalt entwickeln. Hierzu trug ohne Zweifel der politische Druck bei, den Bischof Rudolf von Würzburg auf die Adeligen ausübte. Er sah die Adelseinungen als eine Gefahr für seine Herrschaft an. Möglicherweise trug auch das Verbot der Fehde in den kaiserlichen Landfrieden seit 1467 dazu bei, daß die Adeligen auf die Vereinbarung konkreter Hilfszusagen für Konfliktfälle verzichteten. Ab dem Jahr 1495 erlebten dann die Adelseinungen eine Renaissance, zunächst als Kampfgemeinschaften gegen den Gemeinen Pfennig und die Reichsanlage von 1500, dann als Kampfgemeinschaften gegen die Bedrückung durch die Fürsten und den Schwäbischen Bund. Das große Vorbild dieser Adelseinungen war ironischerweise genau jener Schwäbische Bund, an dem der letzte Anlauf zur Errichtung einer Adelseinung 1523 scheiterte. Allerdings war es schon vorher zu keinem Abschluß einer Adelseinung als Kampfgemeinschaft gegen die Fürsten gekommen. Im Zeichen einer nunmehr seit 1467 währenden Landfriedensgesetzgebung hatten sich Adelseinungen als Fehdegemeinschaften überlebt und fanden selbst im Adel keine Mehrheit mehr. Auch der Versuch der Errichtung einer Einung nicht gegen, sondern mit den Fürsten nach dem Vorbild des Schwäbischen Bundes scheiterte daran, daß insbesondere Bischof Lorenz von Würzburg den Aufbau eines eigenen Territorialstaates unter Einschluß der Ritterschaft betrieb und nicht die Errichtung einer territorienübergreifenden Organisation mit der Ritterschaft.

Schlußbetrachtung

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Die Kontinuität der Adelseinungen wurde 1495 abgelöst von der Kontinuität der 6 Orte. Die 6 Orte wurden im Anschluß an den Schweinfurter Rittertag von 1495 ad hoc in Anlehnung an die in Ansätzen schon in den Adelseinungen vorhandenen landschaftlichen Untergliederungen des fränkischen Adels und nach dem Vorbild der Viertel der Gesellschaft mit St. Jörgenschild im Schwäbischen Bund gebildet. Der Terminus „Orte“ mag dabei nach dem Vorbild der Schweizer Eidgenossenschaft gewählt worden sein. Der Erfolg der Abwehr des Gemeinen Pfennigs und der Reichsanlage des Jahres 1500 ließ die Adeligen später immer wieder an dieses Vorbild anknüpfen, so daß sich die Organisation mehr und mehr verfestigte. Mit dem Übergang von den Adelseinungen zur Organisation der Orte vollzog sich gleichzeitig der Übergang vom Personal- zum Territorialprinzip. Den Adelseinungen hatten immer nur diejenigen Adeligen angehört, die ihnen beitraten. Den Orten gehörten alle Adeligen an, die in dem betreffenden Ort wohnhaft waren. Die Verfassung der Ritterschaft glich sich damit der Verfassung der Fürstentümer an, in denen sich ebenfalls der Übergang vom Personenverbandsstaat zum Territorialstaat vollzog. Allerdings setzte sich das Territorialprinzip bei der Ritterschaft nur allmählich durch. Bis 1590 entzog sich ein Großteil der Ritter regelmäßig seinen Pflichten zur Steuerleistung und zum Besuch der Ortstage. Erst nach 1590 setzte sich das Territorialprinzip mit der Anlage von Güterverzeichnissen in den Orten endgültig durch. Ein bemerkenswertes Kontinuum in der Entwicklung der fränkischen Ritterschaft ist die Anführerschaft der Grafen und Herren in den Adelseinungen, in den Orten und zuletzt noch in der Oberhauptmannschaft über die fränkische Reichsritterschaft, die erst 1577 mit der Kündigung des letzten Oberhauptmanns Graf Conrad von Castell endete. Aufgrund ihrer der Ritterschaft in der Heerschildordnung verfassungsrechtlich übergeordneten, aber gegenüber den Fürsten untergeordneten Stellung und der daraus folgenden Opposition zu den Fürsten waren die Grafen und Herren die natürlichen Verbündeten und Anführer der Ritterschaft gegen die Fürsten. Dieses Bündnis löste sich erst auf, nachdem die Grafen und Herren ihren neuen Platz in der Fürstenkurie des Reichstags und damit in der Reichsverfassung gefunden hatten. Eine weitere Kontinuität, die 1495 begann, war die der Beziehungen des Kaisers zur fränkischen Ritterschaft. Vor 1495 hatte es keine Beziehungen der fränkischen Ritterschaft zum Kaiser gegeben, allenfalls Beziehungen einzelner Ritter. Die Anregung, die die Adelseinung von 1423 durch das Privileg Kaiser Sigismunds von 1422 erhalten hatte, war Episode geblieben. Auch nach 1495 blieb die Beziehung lange einseitig, indem Kaiser Maximilian die Unterstützung der fränkischen Ritterschaft in Form von Steuern oder Reiterdiensten suchte, die Ritterschaft hierauf aber abwehrend reagierte. Die Steuerforderungen resultierten aus entsprechenden Bewilligungen der Reichsstände, zu denen die Ritterschaft ihren Teil beitragen sollte und die ihrerseits ein Novum in der Reichsverfassung waren. Der große Umschwung trat in dieser Beziehung ein, als die Ritterschaft Kaiser Karl im Jahre 1529 erstmals einen Reiterdienst bewilligte. Der Grund für diese Bewil-

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Schlußbetrachtung

ligung war wohl die zunehmende Isolierung, in die die Ritterschaft mit ihrer Verweigerungshaltung zu geraten drohte, und ihr Unmut über die nicht enden wollenden Beschwerden gegen die Fürsten. Dabei half die Form des Reiterdienstes den Rittern, die Fiktion aufrechtzuerhalten, sie dienten nur persönlich und nicht mit der Zahlung von Steuern. Im Jahre 1532 leistete die fränkische Ritterschaft dann erstmals einen Beitrag zur Türkenabwehr. Ab dem Jahre 1542 spielte es sich ein, daß die Reichsstände jedes Mal, wenn sie dem Kaiser eine beharrliche Türkenhilfe bewilligten, ihn aufforderten, auch die Reichsritterschaft um einen Beitrag zu bitten, woraufhin die fränkische Ritterschaft jedes Mal einen entsprechenden Beitrag bewilligte. Die Forderung der Reichsstände hatte ihren Grund darin, daß zu einer beharrlichen Türkenhilfe im Prinzip alle Untertanen des Reichs durch eine Steuer beitragen sollten, im Gegensatz zu den eilenden Türkenhilfen, die von den Reichsständen als Matrikularbeiträge erbracht wurden. Einem Beitrag zur Türkenhilfe vermochten sich die Reichsritter auf die Dauer nicht zu entziehen, zumal die Verteidigung des Reichs gegen die Ungläubigen traditionell eine Aufgabe des Adels war. Im Gegenzug trugen sie dem Kaiser dann ihre Beschwerden gegen die Fürsten vor. Die Beschwerden gegen die Fürsten ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der fränkischen Ritterschaft von 1400 bis 1590 und noch darüber hinaus. Schon im Jahre 1400 beschwerten sich die Ritter offenbar über Eingriffe der fürstlichen Hoch- und Blutgerichte, der Zenten, und der geistlichen Gerichte in ihre niedere Gerichtsbarkeit, und diese Beschwerden zogen sich bis ins 16. Jahrhundert. Ein weiterer ewiger Streitpunkt zwischen den Fürsten und der Ritterschaft war das Lehnrecht, insbesondere das Lehnerbrecht und das Recht der Bekennungen auf Lehen. Weitere Streitpunkte waren die Erhebung von Steuern von den Gütern und Hintersassen der Ritter, von Zöllen und Eingriffe in Jagd- und Forstrechte und die wirtschaftliche Betätigung der Ritter. Im 16. Jahrhundert kam dann noch der Streit über die Religion und damit verbunden der Streit über den Einzug von Klöstern und geistlichen Stiftungen durch die Markgrafen von Brandenburg einerseits und die Besetzung von Pfarrstellen durch die Ritter andererseits hinzu. Mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts gingen dann allerdings auch die Fürsten diesbezüglich in die Offensive und begannen, sich über Eingriffe der Ritter in ihre Rechte zu beschweren. Fast ebenso zahlreich wie die Beschwerden waren die Versuche, sie abzustellen. Im Hochstift Würzburg versuchten dies die Bischöfe und der Adel zunächst in den Verträgen von 1400, 1408, 1412 und im Runden Vertrag von 1435, dann die Bischöfe einseitig in den Gerichtsreformationen des Jahres 1447 und im Privileg von 1461. Diese Entwicklung setzte sich jedoch im 16. Jahrhundert nicht fort, weil die Bischöfe keine Privilegien mehr ohne Gegenleistung geben wollten. Im Jahre 1497 kam es zu keinem Vertrag zwischen Bischof Heinrich von Bamberg und der Ritterschaft, weil sich die Ritter nicht einzeln vertraglich binden wollten. Im Jahre 1565 scheiterten die Verhandlungen zwischen Bischof Friedrich von Würzburg und der Ritterschaft daran, daß Bischof Friedrich zu viel forderte und zu wenig zu geben bereit war. Insgesamt fällt auf, daß die Fürsten im Verlauf des 16. Jahrhunderts im-

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mer weniger bereit waren, dem Adel mehr Rechte einzuräumen und hierfür eigene Rechte aufzugeben. So kam es zu keiner Ausweitung des Lehnerbrechts und des Rechts der Bekennungen, und die lutherischen Prediger der Ritter wurden immer weniger toleriert. Mehr Gehör für ihre Beschwerden fanden die Ritter hingegen beim Kaiser, obwohl es bis zum Jahre 1559 dauerte, ehe Kaiser Ferdinand Mandate gegen Eingriffe der Fürsten in die Rechte der Ritter erließ. Dabei achtete er sorgfältig darauf, nur gegen Neuerungen der Fürsten vorzugehen und nicht in wohlhergebrachte Rechte der Fürsten einzugreifen. In der Praxis scheinen die Mandate den Rittern aber wenig geholfen zu haben. Insgesamt stagnierten die Beziehungen der fränkischen Ritterschaft zu den Fürsten im 16. Jahrhundert, während sich die Beziehungen zum Kaiser intensivierten. Die Ritter vermochten von den Fürsten weder eine Abstellung ihrer Beschwerden noch eine Ausdehnung ihrer Privilegien zu erreichen. Auch die Fürsten erhielten von den Rittern keinen Beitrag zu ihren Lasten, insbesondere zur Bezahlung ihrer Schulden. Zwar unternahmen die Fürsten viele diesbezügliche Anläufe, erhielten jedoch kaum Bewilligungen. Und selbst wenn die Anführer der Ritterschaft Hilfen in Form von Ungeld oder Steuern bewilligten, verweigerten viele Ritter die Bezahlung, das Ungeld meistens mit dem Hinweis, die Wirte benachbarter Herrschaften gäben kein Ungeld und ihre Wirte könnten daher im Wettbewerb nicht bestehen. Dies schwächte wiederum die Zahlungsmoral derjenigen Ritter, die das Ungeld bewilligt hatten. Im Gegensatz hierzu intensivierten sich die Beziehungen der fränkischen Ritterschaft zum Kaiser durch die Bewilligungen der Türkenhilfen und die vom Kaiser gewährten Privilegien. Allerdings verweigerten viele Ritter auch die Bezahlung der von ihren Anführern bewilligten Türkenhilfen. Hinzu kam, daß sich die 6 Orte immer mehr zwischen die Fürsten und „ihre“ Ritterschaft schoben. Dies war zuerst in den Verhandlungen über die Errichtung einer Einung zwischen den Fürsten und der Ritterschaft nach dem Vorbild des Schwäbischen Bundes in den Jahren 1507 bis 1515 der Fall, dann im Ritterlichen Vertrag von 1525 über die Entschädigung nach dem Bauernkrieg. Schließlich liefen die Verhandlungen zwischen den Fürsten und der Ritterschaft mehr und mehr über die Organisation der 6  Orte. Das war für die Fürsten praktisch, weil sie auf diese Weise einen ständigen Ansprechpartner hatten, aber auch gefährlich, weil die Ritter so Rückhalt an Standesgenossen fanden, die mit den betreffenden Fürsten nicht unmittelbar etwas zu tun hatten. Bezeichnenderweise erhielten die Bischöfe von Bamberg, die am längsten mit „ihrer“ Ritterschaft verhandelten, auch am längsten Hilfen, und brach diese Verbindung erst ab, als Bischof Ernst von Mengersdorf sich im Jahre 1588 nicht an die Ritter direkt, sondern an die drei Orte Gebirg, Baunach und Steigerwald wandte. Letztlich stellt sich damit der Prozeß der Entstehung der fränkischen Reichsritterschaft als eine Stagnation ihrer Beziehungen zu den Fürsten und die Entwicklung neuer Beziehungen zum Kaiser unter Entwicklung neuer Organisationsformen, nämlich der 6 Orte, dar. Im Verhältnis zu den Fürsten blieb es bei den aus dem Mittel-

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Schlußbetrachtung

alter überkommenen Rechtsbeziehungen wie Vasallität und Dienstvertrag und dem Nebeneinander der Herrschaftsrechte in den Dörfern. Neue Rechtsbeziehungen auf neuen Politikfeldern entwickelte die fränkische Ritterschaft nur zum Kaiser, so bei der Bewilligung von Geldhilfen und auf dem Feld der Religion.

Anhang: Die Ordnung der fränkischen Ritterschaft zur Abwehr des Gemeinen Pfennigs, die Beschlüsse des Orts Rhön/Werra zur Abwehr der Reichsanlage und Listen der beteiligten Adeligen 1. Die Quelle Im Hessischen Staatsarchiv Marburg befindet sich im Bestand 109 (Reichsritterschaft, Kanton Rhön/Werra) im Konvolut Nr. 211 ein Heft, das ursprünglich aus zwölf in der Mitte mit einem Bindfaden zusammengebundenen Doppelquartbögen bestand. Das erste Blatt (Deckblatt) ist herausgeschnitten worden, so daß das Heft nunmehr 23 Blatt umfaßt. In ihm befinden sich Abschriften folgender Schriftstücke (die Blätter sind im Original nicht foliiert): Auszug aus der Ordnung zur Erhebung des Gemeinen Pfennigs .........................1r–2r Befehl und Vollmacht König Maximilians für die Bischöfe Heinrich von Bamberg und Lorenz von Würzburg und Markgraf Friedrich von Brandenburg für den Rittertag von Schweinfurt, Worms, 28. August 14951....................................................................................... 2rv Ausschreiben des Rittertags durch die drei Fürsten, 22. Oktober 14952.............................................................................................. 2v–3r Werbung der drei Fürsten an die Ritterschaft3 .....................................................3r–4r Antwort der Ritterschaft auf das Begehren der königlichen Kommissare4........................................................................................................4r–5r Werbung der königlichen Kommissare an die Ritterschaft5 ................................ 5r–9v Liste der Verordneten der Ritterschaft, des Obersten Feldhauptmanns und der Kriegsräte.................................................................10r–11r Liste der Adeligen aus dem Kanton Rhön/Werra, die geschworen haben, den Gemeinen Pfennig nicht zu geben.................................................11r–12r Instruktion für die Werbung der Ritterschaft bei den drei Fürsten ..................12r–13r Ordnung zur Abwehr des Gemeinen Pfennigs vom 8. April 1496...................13r–16r Zusatzbeschlüsse von Bamberg vom 17. Mai 1496......................................... 16r–17v Beschlüsse des Orts Rhön/Werra zur Abwehr der Reichsanlage, Münnerstadt, 11. Februar 1501.......................................................................18r–21r

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DRTA m.R. 5,1,1 Nr. 1700, S. 1234 f. Ebd. Nr. 1705, S. 1240. Ebd. Nr. 1708, S. 1241–1243. Ebd., S. 1249. Ebd., S. 1243–1248.

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Anhang: Die Ordnung der fränkischen Ritterschaft

Aufforderung Kurfürst Friedrichs und Herzog Johanns von Sachsen an ihre Prälaten, Grafen, Herren, Ritterschaft, Amtleute und Städte, die Reichsanlage zu erlegen, Jena, 22. Dezember 15006 .............................................................................. 21v–22r Schreiben König Maximilians an Bischof Friedrich von Augsburg, Nördlingen, 24. Dezember 14957.................................................. 22v–23r Geleitbrief Kaiser Maximilians für einen Rittertag in Schweinfurt, Köln, 5. Oktober 1512 ................................................................... 23rv Die Abschrift muß demnach nach dem 5. Oktober 1512 angefertigt worden sein. Der Handschrift nach zu urteilen stammt sie aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

2. Grundsätze der Edition Die nachfolgende Edition umfaßt die Blätter 10r bis 21r der Quelle. Sie wird möglichst buchstabengetreu wiedergegeben, um nicht nur einen Eindruck von Inhalt und Sprache, sondern auch der Schreibweise einer Quelle des frühen 16. Jahrhunderts zu vermitteln. Ebenso habe ich die Interpunktion der Quelle beibehalten. Hiervon habe ich nur eine Ausnahme gemacht: Neben dem uns bekannten runden kleinen s verwandte der Schreiber auch ein langes kleines s, das unser heutiger deutscher Schriftsatz aber nicht mehr kennt und das ich deshalb durchweg als rundes kleines s wiedergegeben habe. Das große I schreibt der Schreiber durchweg wie ein heutiges großes (Schreibschrift-) J, weshalb ich es auch so wiedergegeben habe. Ebenso habe ich die gelegentlich vorkommende Vertauschung von u und v beibehalten. Schließlich ist anzumerken, daß sich in der Handschrift das große H kaum vom kleinen h unterscheiden läßt. Da der Schreiber im Text im allgemeinen zur Kleinschreibung neigt, bei den Eigennamen jedoch zur Großschreibung, habe ich es im Zweifel im Text als kleines h wiedergegeben, bei den Eigennamen als großes H. Gleiches gilt für das große P und das kleine p, das große V und das kleine v und das große Z und das kleine z.

3. Text [10r] Jtem demnach haben sich die Francken zusamen gethan vnd sich Jn Sechs teil getailt, vnd aus einem Jglichen Sechsteil Jr sechs ernant vnd gegeben vnd beuolen, das Jn rath 6 Burkhardt Nr. 78, S. 50 f. 7 DRTA m.R. 5,1,2 Nr. 1710, S. 1252 f.

Text

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er funden, das ein Jglichs Sechsteil den andern vom Adel, so zu dem Lande Francken gehorendt, vf einen Nemlichen tage zuschreiben, das bescheen ist, vnd sein das dj verordenten wie hernach geschrieben. Vom Birge. Herr Eberhardt von Streitberg Ritter. Her Caspar von Waldenfels Ritter. Herr Hanns von Aufses ritter. Eberhardt Fortsch. Von der alt Mullen. Herr Pauls von abssberg Ritter Her Hanns von Seckendorff Ritter. Herr Carius von Hessberg Ritter. Her Heinrich Stieber Ritter Her Jobst von Luchaw Ritter. Hanns von Leonrode. Hanns Truckses zu Beierssdorff Vom Stegerwalde. Her Sigmundt von Seinssheim Ritter Her Erckinger von Seinssheim Ritter Hofmeister Her Hanns Fuchs Ritter Hoffmeister Herr Jorg von Schaumberg Ritter. Cuntz von Schaumberg Knot Marschalch, Cuntz von Vestenberg. Linhart von Wengheim, Hanns von Seckendorff. [10v] Vom Ottenwalde. Her Conradt von Berliching Ritter Her Jorg von Rosenberg Ritter. Merten von Sickingen. Wolff adel.8 Wilhelm von Crailsshaim. Von der Röne vnd der Wehrn. Her Ludwig von Hutten Ritter. Anthonj von Bibra. Karel von Grumbach. 8 Adel von Tottenheim.

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Anhang: Die Ordnung der fränkischen Ritterschaft

Hanns von d Than. Ott Voit von Saltzburg. Neithart von Thungen. Von der Baunach. Hartung von Bibra. Wilhelm Fuchs. Ernst vom Lichtenstein. Adam von Schaumbergk. Claus von Hessberg. Heintz von Heldritt.

Haubtman zum Feltzuge vnd Kriegsleuften, auch wer Jme zugeben ist, wie hernach verzaichnet.

Herr Wilhelm von Schirndinger zum Obersten Felthaubtman von den sechs orten einmutiglich erwelt,

Diese Nachvolgend sein Jme aus denn Sechs orten zugeben.

Cuntz von Wirssberg vom Birge. Herr Pauls von abssberg Ritter von d altmullen Her Hanns Fuchs Ritter Hofmeister vom Steiger Walde. [11r] Her Jorg von Rosenberg Ritter vom Ottenwalde. Her Sigmundt von Thungen Ritter von der Röne vnd wer Hanns vom Stein zum altenstein der Elter von d Baunach. Diese hernachbenanten sein von d Röne vnd der Wehrn beschrieben, haben auch pflicht gethan das Jr keiner sein vorderben oder hern dinst wolle ansehen, den gemainen pfennig nicht zugeben Herr Conradt von Hutten Ritter Her Ludwig von Hutten Ritter. Philips von der Than, Friderich von Hutten Adolff von Bibra. Lorentz von Bibra Her Sigmundt von Tung ritter Balthasar von Thungen.

Philip truckses Her Hanns von Bibra Walter von Tungen Hanns von Wisenfelt Asmus von Wisenfelt Philip von Tungen Wolff von Schaumberg Karspachs Bruder

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Text

Dietrich von Gemunden Endres von Gemund. Hanns von d Than, Philip von Carspach. Eberhardt von Thung Anthoni von Pibra. Jorg Timar Karel von Grumbach d Elter. Heintz von Wechmar Cuntz Wisenfelt Hanns Zoller. Philip von Grumbach Wilhelm Marschalck d Jung. Werner von gnotstatt Wolff Schott. Heintz Schott Moritz Schott. Philip vom Stein. Weiprecht von Tung Hanns Spesshart. Hanns von Thutnein12 Werner von Wechmar. Hanns von Pibra d elter [11v] Peter Haberkorn Peter von Weiers. Hanns von Weiers Anthonj von Weiers Merten von Weiers Philip von Miltz. Bartel Zoller. Cristoffel vom Stein Berhardt vom Steinau Jorg schenck zum Rosenberg13 Ciriacus von Herbstat. Wilhelm von Herbstat 9 10 11 12 13

Diemar. Münster. Herbilstadt. Tottenheim. Schenk von Roßberg.

Jorg Thiemer.9 Wilwolt von Thung Eberhart vo ostheim. Engelhart von Munst10 Heintz Steinruck. Bernhart von Tung Eustachius von Tung Reinhart Steinruck Marx Thiemer. Philip von Masspach Euckarius vom Stein. Reinhart Marschalch Philip Tiemer. Wolff von Herbstat11 Erhardt Zoller. Reichardt von d Kere Ott von der Kere. Eberhart von Tung Jorg Truckses. Eck Schweigerer Hanns Haberkorn Michel Haberkorn.

Asmus von d Than Ortolff von miltz. Ott Schweigerer der alt Michel von Herbstat Adolff Marschalck Her Conradt von Grumbach Ritter. Ditz von Miltz. Kilian von schletten. Dietrich von Hutten. Michel von Erttal Philip von Helbe der elt

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Anhang: Die Ordnung der fränkischen Ritterschaft

Karel von Pibra. Endres von Schletten. Hanns von brende. Wilhelm von der Neuenberg Hanns von buttler. Philip von Helbe d Jung. Philip vom Berg. Hanns zu frass.14 Jorg von Herbstat. Peter Voit von Rieneck Wilhelm von Pibra. Ditz Marschalch Neithardt von Thungen Jorg Voit von Saltzburg d elter Jorg Voit von Saltzburg der Jung Ott Voit von Saltzburg. Wilhelm Voit von Saltzburg. Valten von Bibra. Herman von Schneberg. Eukarius von Bibra. Endres von Wechmar. Wilhelm Schrimpff. Ewaldt Stieber. Peter von Pibra. Bartel von Herbstat. Peter von Massbach.

Daniel von Tungen. Karel Marschalch Caspar von Bibra Wilhelm Marschalch d alt Eukarius Forstmeister Philip Forstmeister Ditz Forstmeister Caspar Marschalch Philip Hessler. Bernhart von bastheim Karel Truckses. Philip Voit von Rieneck Cuntz Fuchsstat Philip von Ertall, Silvester vo schaumberg Cuntz von Bibra. Philip von Bibra Wilhelm Truckses Balthasar slawn15 Gotz von Thungen. Weiprecht von Tung. Jorg von Lichtenstein Wolff Marschalch Karel von Grumbach der Jung. Philip Voit von Rieneck Heintz forstmeister

[12r] Daniel Voit von Rieneck. Karius Meusser Pauls Narbe der elter Jacob vom Berge Wilhelm Vasshalt

Moritz von Thungen Wilhelm meusser Pauls Narb der Jung Bernhart vasshalt16

14 Zufraß. 15 Schlaun. 16 Vasolt.

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Text

Jnstruction an die Fursten zuwerben von gemainer Ritterschafft wegen des Lands Francken, Gnedige Fursten E.f.g. wissen das furhalten, so vns zu Schweinfurt von der Ko: Mt: wegen, den gemeinen pfennig betreffendt, mit den vnsern zugeb begert, auch darauf vnser antwort, wie dan dieselbige Ko: Mt: zugeschickt, dar Jnnen wir vertrauet haben, solchs nit fur vnbillich, oder Ko: Mt: zu vngnaden vermerckt wurde, so langt vns doch an, sein Ko: Mt: tragen solcher antwort nicht gefallen, wurdt vns auch furgehalten, es wollen Ko: Mt: vns mit dem ernst darzu dringen, des wir doch nicht verschult oder verdient hetten, sein aus solcher sorgfelligkeyt geursacht, vns zusamen zuthun. So wir aber [wider] vnser alt herkomen vnd Freiheit sollten zu tribut den gemeinen pfennig zugeben getrungen werden, nach vnserm vermogen zuenthalten, als wir vertrauen bei E. fg. vnd meniglichen nicht zuverargen stehen, So nun Ko: Mt: solchs wider vns furzunemen beuelich thet, so ermessen wir, das solchs an17 E. fg. vnd der euern schaden nicht bescheen mocht, Sollten wir vns dan des vnterstehen zuweren vnd aufzuhalten, so mochten wir das an e.fg. vnd der euern schaden auch nicht wol thun. wir wurden auch als Ritter vnd Knecht, die Jn einer guten zale so zu euern g. gehoren, von denselbigen euern g. gedrungen vnd das Landt zu Francken Jn solche zerdrennung bracht, das es E. fg. vnd an[12v] dern vnsern g. hern, den die Ritterschaft verwandt vnd zugethan, nicht wol herwider bringen mochten. So wissen auch E. fg. was guts von d Ritterschaft zu Francken bei euer fg. Vorfarn, auch den Stiften vnd Furstenthumen gethan, Jre leib vnd guth nie von euern g. gesatzt haben, Sollten sie nun von E. gf. dar Jnnen verlassen vnd zugesehen werde, sie Jn solche verderben zubringen, des haben sie doch keinen vertrauen oder zuuorsicht zu E. fg. als die Jre leib vnd guth als frome Ritter vnd Knecht bei e. fg. Stieft vnd Furstenthumb zulassen genaigt vnd beulissen sein, Ersuchen darauf E. fg. Jn aller vnderthenigkeit dinstlich bitten, ob sich Ko: Mt: aus vnsern missgonnern wider vns wolt bewegen lassen, daruor zusein, das solchs nicht geschee, vnd ab von seinen Ko: Mt: beuhel wurde, vns zuubertziehen, oder zu teglichem Krieg zubeschedigen, des nicht zugestatten, sondern vns gnedige hilf vnd beistand thun, vnd dar Jnnen nicht verlassen, als wir vertrauen e. fg. zu thun schuldig sein, Wir auch widerumb vnser leib vnd guth bei euern g. zulassen als bei vnsern g. hern Jn alwege willig erfunden werden, vnd mit vnsern vnderthenigen dinsten zuuordienen gnaigt sein dan solten E. fg. vns verlassen, vnd vns also zuuorderben gestatten, So erhaisch die Noturft vns anders wo zuuorsehen vmb hulf zutrachten, solchs gewalts vf zuhalten, ob das E. g. nicht zu gefallen komen, vnd wider sein mocht, So erfordert doch vnser Noturft, des wir lieber vertragen weren, dan wir vns furgesatzt haben, wider vnser Freiheit vnd alt herkomen Jn keinen gemeinen pfennig oder tribut bringen zulassen. Aber wie vnser eltern, als 17 ohne.

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Anhang: Die Ordnung der fränkischen Ritterschaft

frome Ritter vnd Knecht dem Reich gehorsam vnd williglich gedint, dar Jnnen wollen wir vns auch nicht nimmer finden lassen, als fromen Rittern vnd Knechten zu [13r] thun zustet. Bitten darauf e.fg. vmb ein guth treuliche gnedige antwort, vnd wes wir dar Jnnen vns zu e.fg. versehen sollen. Doneben mage man einfuren, die andern vnsere G. hern die Fursten, zu den die Ritterschaft zu Francken auch gehoren, ob es gut sey, mit denselbigen vns nicht zuuorlassen, fur zubringen vnd einzuziehen. Ob diese meynung Rittern vnd Knechten Jn d Koberschen18 art an vnser gnedigste vnd G. hern von Sachsen zubringen, zu scharf were, so mogen sie Jres gutbedunckens Jn ein linderung Jres gefallens endern x19. Jtem Anfangs sol ein Jglicher Her Ritter od Edelman, der es anders Kranckheit oder alters halb gethun, Jn aigner person erscheinen, welche aber Kranckheit oder alters halb Jn aigner person nicht erscheinen konten oder mochten, solten doch nicht dester minner Jre aufgelegte zal schicken. Vnd so einer also schicken wurde, hetten dan dieselbigen Sone, die zu Jren tagen komen weren, die solten sie mit Jrer zale an Jre stat schicken. Jtem es sol ein Jeder der Zweitausendt gulden werdt hat, vf das wenigst einen reisigen gewappeten vnd drei fusknecht haben, so aber einer mehr od weniger dan die Jzundt gemelte Sumen het, der sol nach anzale solcher seiner Sumen angeschlagen werde als sich gepuren wurde, vnd wes dan einem Jeden also angeburt, der sol mit derselbigen Zale, so er von den haubtleutten gerust, zukomen gefordert wirdet, alsbalt erscheinen, vnd bei seiner gethanen pflichten nicht aussenbleiben, vnd sollen die fusknecht gerust werden, Nemlichen Jeder zum minst mit einem krebs vnd goller. Vnd mit der Wehr, Nem[13v] lichen der halb teil mit langen schweitzer spiessen, der vierteil mit helmbarten vnd der ander viertl mit handpuchsen ader guten armbrusten, es sol auch ein Jeder einen langen degen oder messer, vnd die mit spiessen, auch dj mit puchsen vnd armbruste ein beyel mit einem langen stile bei Jme haben x Jt es sollen Je zehen reisige einen Reisswagen, vnd zwantzigk zu fus auch einen reisswagen haben, dieselbigen wagen sollen Jn der wagenburgk stehen bleiben vnd also ge-

18 coburgischen. 19 etc.

Text

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richt sein, Nemlichen mit einer guten eisern Ketten, zweien eisern schauffeln, zweien rothauen, zweien holtz beieln vnd zweien bickeln x. Jtem es sol Jglicher teil der Sechs ort haben vier gut steinpuchsen, vier schlangen, zwantzigk hacken puchsen, vier Thunne puluers, ein Jglich steinpuchsen Funfzigk stein vnd zwen cx20 bleis, vnd sol von Jedem teil leut dar zu geordent werden, die der puchsen gewarten konnen als sich geburt Jt Es sol ein Jeder fur sich, vnd die er mit Jme haben wirdet, selbst cost vnd Liferung vf einen Monat haben vnd sich damit vorsehen. Jtem wir haben auch Jtzo alhie einen gemainen Velthaubtman erwelt, Nemlich Her Wilhelm schirndinger Ritter, vnd demselbigen sechs Reth, Nemlichen aus Jedem ort einen zugeordent, Mit namen Her Hannsen Fuchs am Steigerwalde, Hern Jorgen von Rosenberg vf dem ottenwalde, Hern Paulsen von abssberg an d altmulh, Hern Sigmundt von Thungen an der Röne vnd Wehrn, Cuntz von Wirssberg auf dem birge, vnd Hannsen vom Stein zum altenstein an d Baunach, Jn dergestalt, wes dieselbigen, so es zuschulden kombt, furnemen werden, das demselbigen von Jedem bei der pflichten, so wir einand gethan, gehorsam sein, vnd also nachgegangen werden soll, auch bei der straf eins Jeden vberfarers leibs vnd guts [14r] Jtem so man vns vber ziehen wurde, So sollen den od die, den die sachen am nesten were, als Nemlichen vf ein tagreiss oder zwue mit gantzer macht Jres vermogens, was sie des, uber das sie zu Noturft Jn Jren schlossen betreffen, vermogen, so sie des von dem felt haubtman oder den Retten, Jme zugeordent, oder von den Haubtleuten des orts, do die hilf not thet, ermant wurde, alsbalt zutziehen, vnd also Jres vermogens getreulichen helffen, doch was er vber sein auferlegt anzale schicken oder bringen wurde, dieselbige vbermas sol von gemainer Ritterschaft geliefert vnd gehalten werden Jtem ob einem sein Schlos belegert wurde, vnd der, dem ds schlos zustehet dasselbig sein Schlos mit seinen Freunden zu der Noturft besetzt, vnd dieselbigen Jn das felt zutziehen erfordert wurde, so sie dan nicht Jn das felt komen, So sollen sie doch Jrer pflicht deshalben vnangefochten bleiben. Aber der Velt Haubtman vnd sein Sechs rethe, die sollen Jr schlos mit Jren freunden besetzen, vnd sie in das felt zieh vnd die Jenigen, die sie in Jre Schloss vngeuerlichen verordent hetten die bedorffen des felt zugs Jrer person halben, die weil vnd die feindt vor dem schlos ligendt, nicht gewarten, sondern die zeit des frey sein x. Jtem ob es sich begebe, das wir zu felde ziehen musten vnd also in das felt komen, vnd das der heubtman vnd sein zugeben sechs reth befunden, das gegen den wider20 Zentner.

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Anhang: Die Ordnung der fränkischen Ritterschaft

wertigen einer merern hulf eilends not were domit man den Feinden widerstandt thun mocht, vnd alsdan die negsten demselbigen ort gesessen also mit einer mehrern hulf Jres vermogens zutziehen vnd aufzusein erfordert werden. So sollen sie bei der pflicht dasselbige auch thun, vnd dennoch nicht desterweniger die andern, wie Jne der Haubtman vnd dj Sechs Rethe Jne merers auflegen vf die zeit Jne benant bei Jne in das felt schicken, auch bei der pflicht so wir einander gethan haben, [14v] Jtem ob vnser einer oder mer mit einer Zale volcks vf schlossen oder Steten beschediget wurde vnd domit zunottigen den gemeinen pfennig zugeben, alsden sol der beschediget die haubtleut seines orts darumb ersuchen, vf das sollen dan dieselbigen den Felthaubtman, vnd sein zugeordenten Sechs rethe auch haubtleut der andern funff ort zusamen beschreiben, vnd ob sie alle vf solch zusamen erfordern nicht zueinand komen, nichts dester minner So sollen die die erscheinen rathschlagen vnd furnemen, wie mit d that gegen denjenigen, so die beschedigung gethan, furzunemen vnd zuhandeln sey, vnd wes sie also beschliessen Sal iedem furderlichen volg gescheen vnd nachkomen werden x. Jtem ob einem od mer von Jemandt zu ross oder zu fus hilf zuwegen bringen mocht, vnd brecht, dieselbigen sollen von gemeiner Ritterschaft geliefert vnd gehalten werden, als sich geburen wurde an geuerde Jt ein Jeder, der in diesen vortrag verpflicht ist oder wirdet, der sol bei derselbigen pflicht verzaichent geben, wie starck er nach Laut obuermelts anschlags zu ross vnd fussen komen werde auf das die haubtleut ein wissen entpfahen, Jn welcher sterck sie in das felt komen mogen. Vnd darmit man weiss weitter zuhandeln nott sein, sich zurichten wissen Jtem So wir also in dz felt komen sein, vnd wid die feinde handeln werden, wes wir dan mit dem here von gefangen pferden, harnisch Stedt, schlos vnd anders gewunnen, das sol ein gemaine beut, Doch sollen die raisigen gefang Jn des velt haubtmans vnd Jn der Sechs zugeben Reth handt, vns allen zu nutze gestelt vnd gefencklichen gehalten werden x. Jt desgleichen ob Jemandt von vns Im velde aus beuelich des Velt haubtmans vnd der sechs rethe Jchts handeln vnd furnemen, vnd Jn dem den veinden abgwonnen, das sol denselbigen, die also solchen gewin [15r] gethan haben, zu gemainer beuth zugehoren, Doch so sie reisige nider wurffen vnd gefangen hetten, dieselbigen sollen auch Jn des Felt haubtmans vnd der sechs handt, vns allen wie oblaut zu Nutze, gestelt werden, Jt Es sol auch also mit reisigen vnd Fuss knechten, die zu teglichem Krieg gelegt wurden, gehalten werden, Also das die an laube des Felthaubtmans vnd seiner sechs Rethe

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nichts furnemen sollen, vnd so sie den Feinden Jchts angewonnen vnd abbrechen, dasselbige sol den die es gewonnen hetten, zu gemeiner beut gewartten, vnd die reisigen, wie obstet, den Velthaubtman vnd seinen Rethen, zu Nutz vns allen, gestalt werden, Jt Es sollen auch Schlos vnd stet, welcher einer aus vnsern gesellen, reisige oder fusknecht den feinden Jchts abgebrochen, gefangen oder anders an der Handt brecht x damit eingelassen vnd die zuschatz ver gont vnd behalten werden, an beschwernus, doch sollen die reisigen aber Jn des Felthaubtmans vnd der sechs ort Handen, zu nutze vns allen, als oblaut gestelt werden, Jtem Nachdem sechs dem Felthaubtman zu Rethen aus den sechsteiln zugeordent worden sein, die dan zum teil von Haubtleuten der sechs ort genomen seindt, Jst verlassen, das an derselbig stat ande zu haubtleutten verordent werden sollen, als die Notturft erhaischt x. Jt darauf sollen wir ein anlage von gelt aufsetz vnd machen, ein Jeder den Haubtleutten der sechs ort zugeben, zerung, botenlon vnd anders, so von gemeines Nutz wegen Jn schickung gescheen ist vnd bescheen wirdet, ausszurichten, das daran kein vorhinderung geschee, vnd Nemlichen, das ein Jeder Je von Tausendt gulden ein ort21 eins gulden geben sol. [15v] das auch also die haubtleut der sechs ort mit den zugegeben oder den, die sie weitter darzu geben werden, vf itzundt angesatzten tag auflegen, einnemen, vnd vf den tag so auff Sontag Exaudj22 schierst zu nacht wider gen Bamberg zukomen angesatzt ist mit bringen. Jtem die haubtleut vnd geordenten Jedes orts der sechs teil sollen die Jenigen Jn Jr teil gehoren Jn monats frist den negsten vf einen benanten tag zusamen erfordern vnd Jne diesen abschiedt vnd handlung zuerkennen geben, vnd sunderlichen sollen sie auch vf denselbigen tag beschreiben die, die hieuor beschrieben seindt, vnd nachmals nicht glubde gethan haben. auch dj vormals nicht beschrieben worden seindt beschreiben vnd alsdan so sie zusamenkomen, welchs Jn solchen vnsern vertrage sein will, an dieselbigen begern, das sie auch pflicht thun, Jnmassen die andern gethan haben, vnd welche also pflicht thun die sollen aufgezaichent werden, desgleichen auch die so nicht pflicht thun, vnd den zugeben willig wollen,23 sich darnach haben zurichten.

21 Ein Viertel. 22 15. Mai 1496. 23 Den Gemeinen Pfennig.

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Anhang: Die Ordnung der fränkischen Ritterschaft

Jt Welche dan den pfennig geben wollen, denselbigen sollen diese artickel vorlesen werden, Zum ersten dz keiner aus vns zu demselbigen nach24 Jren leiblichen Kinden, die dan zu Jren tagen komen sein, vnd auch nicht mit vns anhangen wollen, sich nimmer mehr verheiraten sollen, Zum andern, das vnser keiner mit denselbigen kein geselschaft haben oder vf rechtlichen oder gutlichen tagen aniche beistandt oder hilf thun sollen, Vnd zum dritten, das von vns denselbigen wider zu froligkeyt, schimpff oder ernst nicht geholffen werde. Doch so sollen die Burgfrieden vnd geselschaften, dar Jnnen wir vor verschriben sein, souiel vns dj binden, aussgeschlossen sein [16r] Jtem es sollen die haubtleut an den sechs orten mit Jren zugegeben an Jedem ort mit der Ritterschafft Jn dasselbig ort gehorendt, vnd Nemlichen die, so zu vns globt, vnd Jn dieser vorschreibung sein wollen, sagen, das sie ausserhalb vnser der Ritterschafft, das wir einen Felthaubtman vnd sein zugehorendt Rethe gesatzt haben, gegen Jren Weibern, Knechten, Maigdten oder andern, wer die sein, nicht sagen, oder offenbaren, das wir wider die Ro: Ko: Mt: ader Reich vns haben zusamen gethan, vnd mit gewalt der Ko: Mt: vnd dem Reich vorzusetzen, den gemainen pfennig zugeben, vnd wer vns noten oder dring wolt, des mit gewalt zuerwern, vnd darumb zuuormeiden, das vns vnser zusamen thun, des wir aus Notturft, vnd wider niemant anders, dan bej vnserm alten herkomen zubleiben, vnd ob vns zugelegt wurde, wir handelten verner, Suchten mit willen25, dardurch wir unsern allergnedigst Herrn den Rö: König, vnd dj Fursten wider vns bewegen mochten, sich wider vns vfzuwerffen, vnd mit macht vber ziehen. das sunst vnterlassen wurde, das dan Jeder bei seiner pflicht so wir zusamen gethan, also vormeiden wollen, dem dauon zuhandeln nicht beuolen were, Thet er aber einer daruber, vnd wolt freuentlich rede vnd wort treiben. der niemandt nott ist. So wolten wir der Jme nicht gestehen, auch den zusagung er hett seine pflicht nicht gehalten, wurde aber einer aus vnsern zusamen gethanen zu rede gesatzt, wir wurffen vns wider die Kö: Mt: vnd die Fursten auff, vnd vngehorsam zusein, der sol vns veranthworten, vns geschehe vnrecht. Actum am Freitag nach dem Heiligen ostern anno Lxxxxvj26 Jtem den Haubtleuten der Sechs ort, so an Jedem endt darzu geordent sein, Jst aus vorgehabter handlung, Jn Laut vnsers vortrags beuolen, vnd macht gegeb [16v] das sie dan auch bei Jren pflichten thun sollen dermassen an welchem endt man vns vber ziehen vnd benottigen wolt oder wurde, das sie d an dj den and haubtleutten der Funff ort alsbalt schreiben, desshalben gerust Jn das felt zukomen, vnd einem Jeden zu Jrer orten gehorig, zugebieten, Jn Laut vnsers vertrags forderlich zutziehen, es sey zu 24 noch. 25 Mutwillen. 26 8. April 1496.

Text

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einem eilendt zugk oder teglichem Krieg, wie dan das die Artickel in vnserm vertrag begrieffen, Jnhalten, solchs auch alsbald dem Felthaubtman, vnd den sechs Reten Jme zugeordent verkunden, vnd sie zuerfordern furderlich Jn das felt vnd an das ort, da die not ist, zukomen vnd Jn dem allen vnser bestes furnemen vnd solchem aufschreiben27 sol auch volg beschehe vnd von einem Jeden nachkomen werde. Jtem ein Jedes ort sol auch, so es also zuschulden komen, durch dieselbigen geordenten vnter sich selbs sehen, auch bei andern ortten, so Jme am gelegensten weren bestellen, wie vnd welchem ende sie zusamen komen mogen vf das negst an das ort, da dan die nott ist. Jt ob einer, der Jn den sechs ortten verordent ist, geschefft halb ausser Lands reitten wurde, der sol zuuorn an einem andern an sein stat, mit wissen vnd willen der andern geordenten desselbigen orts verordnen, derselbig soll alsdan Jn allen sachen gewalt haben, gleich wie er gehabt x. Jtem ein Jedes ort der sechs teil, sollen zwen vnter Jne verordnen das gelt, so in Laut der anlage, gegeben ist, oder hinfuro verner gegeben werden mage, einzunemen, dieselbigen sollen daruber globen, mit treuen an Aidtstat, solch gelt getreulichen Jnne zubehalten, vnd von desselbigen orts wegen dauon ausszugeben souiel, vnd demselbigen ort zu seinem Sechsteil gemainer Ritterschafft halb, zuthun geburt, vnd solchs gelt den Haubtleutten vnd verordenten Jres orts widerumb ver[17r] rechen, vnd die Sumen solchs gelts, Auch wieuiel ein Jeder Jme insonderheit gegeben habe, zuuorschweigen vnd niemants zuerofnen, anders dan sich Jn der rechnung fur zubringen geburt. Jtem Sie sollen auch einen Jeden desselbigen orts, d bei vns Jn vnserm vortrag ist, verzaichnet haben, vnd die Sumen, wieuiel derselbig sein auch verschweigen, Wue es aber darzu keme, das wir vberzogen, benotiget, vnd demnach zu felt ziehen wurden, alsdan sollen dieselbigen, so also aufgezeichent sein, dem Felthaubtman vnd den sechs zugegeben Rethen vbergeben werden, dessgleichen die Sumen des gelts, so an Jrem ort eingelegt wurden, souiel dan des alsdan noch verhanden ist, vf das der Haubtman vnd die sechs rethe ein wissen haben mogen, ob ein Jeder ort also mit seiner macht Jn das felt komen sey oder nicht, sich darnach, vnser notturft nach habe zurichten, vnd das best darJnnen fur zunemen vnd zuhandeln wissen. Jtem die artickel Jn der negst gestalter Jnstruction begrieffen, wie starck ein Jeder in das felt komen sol mit leutten, wagen, buchsen, pulver vnd anders auch sein selbs kost haben, die sollen also bestehen vnd bleiben. 27 Ausschreiben.

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Anhang: Die Ordnung der fränkischen Ritterschaft

Jtem als auch In der berurten Jnstruction artickel begrieffen sein, wie man sich der, die nicht zu vns Jn vnsern vortrage komen, vnd doch Francken sein wollen, eussern sollen, Jst auf diesem gehaltenen tage beschlossen, das von den Haubtleutten Jedes orts die Jenigen, die noch nicht zusagung gethan haben, auch die so noch nicht beschrieben worden sein, Desshalb vnd Nemlichen Jeder insonderheit beschreiben, oder aber sunst zu Jne an gelegen endt verbott [17v] werden sollen. vnd alsdan mundtlich mit Jne dieser sachen halb handeln, wie sich dan eins Jeden gelegenheit gut ansehen wirdet, vnd welche dan abermals nicht Jn vnsern vortrag komen, vnd nicht thun wolten, die sollen doch vfgeschrieben werden, vnd dieselbige verzaichnus vf den tag, so sich negsten wider vnter vns halten wurdt, mit Jme brengen, alsdan sich verner nach eines Jeden gelegenheit zuentschliessen, wes sich geg einem Jeden darJnnen zuhalten sey. Jtem Nachdem etliche, so auch zu dem Landt zu Francken gehorig, vnd aber dieser Zeit ausser lands Fursten vnd Herrn diener, mit denselbigen sol es vngeuerlichen gehalten werden. Jt Als auch etlich bei vnsern G: hern den Grauen Jm Lande zu Francken vf die rede, so Jre gnade hieuor wider etliche Jn vnsern vortrag gethan haben, widerumb mit Jren g. gefelliglichen vnd fur sich selber zureden verordent sein. Jst beschlossen, so dieselbigen bei Jne vernemen, das sie den pfennigk zugeben, nicht gewilligt hetten, vnd den auch nicht zugeben willens weren, vnd das sie demnach meynung hetten, sich auch zu vns zuthun vnd mit vns zuuorgleichen, das sie dan solchs alsbalt den Haubtleutten Jres orts entdeck Darauf sollen dieselbigen Haubtleut, mit sambt Jren zugeordenten Rethen, mit denselbigen Grauen zu tagen komen, sich mit Jne zuuortragen vnd zuuorgleichen, Jnmassen, sich mit vns vortragen, vnd zu einander verpflicht haben. dat dinstags nach dem Sontag Exaudj Im Lxxxxvj28 Bamberg bescheen, [18r] Jtem anderthalb hundt29 edelleut vnter den freund zuhaben Jtem vierhundert reisige Pferde zuhaben, Jt zwelffhundert fuss knecht zuhaben, Jt hundert wagen zuhaben, Jt vier stein puchsen zuhaben. Jt vier schlangen Buchsen zuhaben. Jt zwantzigk hacken puchsen zuhaben, Jt vier thonne puluers zuhaben. 28 17. Mai 1496. 29 Hundert.

595

Text

Jt zwen centner bleis zuhaben, Jt zweihundert stein zu den Stein puchsen zuhaben. Jtem mit dem obgeschrieben sollen die von d. Röne vnd Wehrn geschickt sein x. Handlung von dem Sechsteil vor der Röne vnd an der Wern, vf donners tag vor Sant Valentins tag zu Murstat30 beschlossen anno xv Ct ein Jare.31 Jtem Erstlich. Nachdem Ditz von Thungen, von demselbig Sechsteil dem Haubtman zugegeben, vnd mit tode abgangen ist, hat man an sein stat Herrn Sigmundt von Thungen Ritter gewelt vnd verordent, Jt So hat man Herrn Ludwigen von Hutten Ritter, als einen Sechser an Hern Conrats stat verordent, nachdem Herr Conradt des vermogens nicht mer sein will, Jt So ist Herr Hanns von Bibra Ritter zu einem Sechser an Anthonj von Bibras stat verordent, so lang bis Anthnigs sachen besser werden x. Jt So ist Hanns von d Than an Hern Conradt von d Kers stat zu einem Sechser verordent, [18v]

Hernach volgt, wie Jeder Jn dem geschickt soll sein

Jtem die von Thungen sollen haben ein Stein puchsen vnnd ein schlangen puchsen mit Jren zugehorungen Jt die von Hutten sollen ein Steinbuchsen habe mit Jrer zugehorung Jt die Voit von Saltzburgk, die Schotten vmb Konigshofen, die Forstmeister, Truckses zu vnsleben, brende, die von Herbstat zu Ranug.32 Philip von Massbach vnd Wilhelm schrimpff sollen alle miteinand ein Steinpuchsen mit Jrer zugehorung haben, Jt die von Bibra sollen ein Steinpuchsen mit Jrer zugehorung haben,

30 Münnerstadt. 31 11. Februar 1501. 32 Ranungen.

596

Anhang: Die Ordnung der fränkischen Ritterschaft

Jt Weiers, Steinruckh, Schneberg, Narben, buttler, Bastheim, Herbstat zu Hain, ostheim, Reichart vnd Ott von d Kere, sollen alle ein schlangen puchsen mit Jrer zugehorung haben, Jt Stein, Thann, Neuenberg, Marschalch, Wechmar, Herbstat zu Henffstet, Rossdorff vnnd Meusser, sollen alle ein Schlangen buchsen mit Jrer zugehorung haben, Jtem die von Grumbach sollen alle ein schlangen puchsen mit Jrer zugehorung haben, den ist zugeben, Jorg von Lichtenstein, Hanns Truckses der elter, vnd Peter von Massbach Jtem Endres vnd Ditter von gemunden sollen ein Hack puchsen mit Jrer zugehorung haben Jt die Voit von Vrspringen vnd Karelstat33 sollen zwu hacken puchsen, mit Jrer zugehorung haben, Jt die von Wisenfeldt sollen ein Hacken puchsen haben mit Jrer zugehore. Jtem Jorg vnd Wilhelm Timar, sollen ein hacken puchsen mit Jrer zugehore haben. [19r] Jt Eck vnnd Ott schweigerer vnd Cuntz Fuchsstat sollen ein Hacken puchsen mit Jrer zugehorung haben. Jt Hanns von thuttenthein34, Hanns vnd Peter Haberkorn zu Zellingen sollen ein hackenpuchsen, mit Jrer zugehore haben, Jt die Schencken zum rosenberg35 vnd Wernhart von Gnottstat sollen ein Hacken puchsen mit Jrer zugehorung haben. Jt Engelhardt von Munster sol ein Hacken puchsen haben mit Jrer zugehorung. Jtem die von Erttal sollen ein Hackenpuchsen mit Jrer zugehorung haben. Jt die von Schletten vnd Hessler sollen ein hackenpuchsen, mit Jrer zugehorung haben, Jtem Die von miltz sollen haben zwue hacken puchsen mit Jrer zugehorung. 33 Voit von Rieneck zu Urspringen und Karlstadt. 34 Tottenheim. 35 Schenken von Roßberg.

Text

597

Jt die von Karspach vnd Jorg Truckses zu Werneck sollen ein Hackenpuchsen haben, mit Jrer zugehore Jt Philips Timer, sol ein hackenpuchsen mit Jrer zugehorung haben. Jtem die vom Berge sollen haben ein hacken puchsen mit Jrer zugehorung, Jt die zu Frass36 sollen haben ein hackenpuchsen mit Jrer zugehorung. Jt die von Helbe sollen ein Hacken puchsen haben mit Jrer zugehore. Jt Bernhardt von Steinaw soll haben ein hackenpuchsen mit Jrer zugehorung. Jt Bernhart vnd Wilhelm vasshalt37 sollen ein Hackenpuchsen mit Jrer zugehore haben. Jtem Erhart vnd Bartel Zolner sollen ein Hacken puchsen mit Jrer zugehorung haben [19v] Solchs wie obgeschrieben, ist von allen teilen zugesagt, hat auch des Jeder teil vf sein auflegung zettel angenomen, sich dermassen zurusten x. Ferner ist vf Jtzundt gemelten tag zu Murstat beschlossen vnd verordent, Vnd erstlich sollen Her Ludwig von Hutten Ritter, Valten von Pibra, vnd Hanns von d Thann, vf dem tag zu Bamberg sein, von wegen des sechs teils an der Röne vnd Wehrn, wie sie des zettel genomen haben, doselbst von wegen desselbigen Sechsteils anfenglichen berichtung thun, das wir vns alle einmutiglich voreint haben, vnd vns Jn diesem auflegen lassen gefallen das ansuchen bei der Ko: Mt: ader dem Regiment zu Nurnberg wie vorlesen ist, also geschee. Ferner haben wir vns vereint, ob man vns darbej nicht wolt bleiben lassen, wie wir Jn vnserm teyl mogen geschickt sein, mit geschos vnd seiner zugehore, auch zu pferdt vnd fus, wie sie des sunderlichen beuelich haben, der hofnung, das an solcher Sumen vnd anzale nicht abgang gescheen solle. Jtem Es sollen auch die geschickten vnserthalb gantze macht haben, alles das vf solchem tage zu Bamberg geratschlagt, ader gehandelt wirdet, domit wir bei unsern herkomen, wie vnser eltern vf vns bracht haben, bleiben, vnd wes darJnnen ferner zur were vnd schickligkeyt, auch gehorsamlichkeit den Haubtleutten, so in dieser sachen verordent werden, das wir dem vnsers teils willigklichen volg thun wollen, auch an die

36 Zufraß. 37 Vasolt.

598

Anhang: Die Ordnung der fränkischen Ritterschaft

ende, wo des not wirt, vnd wir von denselbigen geordenten Haubtleutten erfordert werden, komen, wie wir dan euch anzaigung vnsers vermogens gethan haben, Jtem vnd wes dar Jnnen ferner bewegen wirdet, bei vnsern G. Herrn den Fursten oder andern, [20r] vnsern freunden, Jn dieser sachen zuersuchen, dar zu wollen wir vnsers teils allen vleis thun das ist der beuele, so den obgenanten dreien von diesem teil beuolen ist Jtem Als auch der Abschiedt zu Schweinfurt gewest ist etlicher Schlos halb, auch was zur wagenburgk gehort, sollen sie vnterrichtung geben, wie Jne beuolen ist, Jt Verner ist zu Murstat von den rauben vnnd blackerey auf der strassen geredt, das von vns Francken solchs mercklich geubt vnd getrieben werden solle, als das gemein gerucht gehe. Desshalb vber die Francken, das wir solchs treulich wollen helffen furkomen, vnd vns auch derselbigen, wie das offenbar wirdet, gantz nicht annemen vnd enteussern wollen Jtem diese meinung ist vf negst gehaltenem tag zu Schweinfurt auch furzunemen, vnd zuhandeln beschlossen. Vnd zum ersten. Sol man schicken zu den Fursten Bamberg, Wirtzburgk vnd Brandenburgk, x vnd Jne sagen, das vnser Freunde Jn d Koburgisch ort von vnserm Herrn von Sachsen angesucht sein, das gelt der auflegung Laut der ordnung von dem Jren zugeben. Nu haben sich etliche Grauen, Herrn vnd gemaine Ritterschaft zusamen gethan. Vnd nachdem von alter her nicht auf sie komen ist, sich desselbigen zu widersetzen, vnd nicht zugeben, Jre leib vnd guth, sterben vnd vorderben darauf zusetzen, vnd Nachdem Jre g. wissen haben, wie sie Jren g. verwandt sein, So sein Grauen, Hern vnd gemeine Ritterschafft bitt, ob man sie daruber vorgeweltigen wolt, das sie Jne gnedige hulf vnd furschube thun, vnd sie nicht vberzihen lassen wollen, vnd sie Jn Jren Steten vnd Schlossen vergon[20v] nen vnd daraus zuenthalten vnd zuweren Jtem Wo den geschickten abschlegig antwort wurde, den Fursten zusagen, das vnser notturft erfordere, das wir hilff haben mussen, vnd notturft sey, daraus wir geursacht werden, hulff zusuchen, das Jren g. zu nachteil reichen mocht, das wollen wir Jne hiemit zuwissen vnd offenbar gemacht haben, das wir des nicht vnderlassen wollen, dan wir vns das selber schuldigk sein x. Jt So das abgeschlagen wurde. So gedencken die vf dem Otenwalde zusuchen, bei Grauen, Hern, vnd Ritterschafft in der Weterawe vnd am Rein, auch bei dem pfaltzgrauen hulf zuerlang, Auch bei den Grauen Hohenlohe, Lobenstein, vnd Weinssbergk x.

Text

599

Jtem die an d altmullen gedencken vmb hulf bei den schwaben zuerlangen, Jt Die am Steigerwaldt gedencken vmb hulf bei Jren Nachtbarn zuerlangen, Jt die an der Röne, Wehrn vnd Baunacher gedencken vmb hulf zu Hessen, buchen, vnd bei dem von Rieneck zuerlangen. Jtem die auf dem gebirg gedencken vmb hulff bei den Meissnern, Behem, vnd den Waltleutten zuerlangen, Jtem Gedenck einen tag zumachen von Jedem Sechsteil an ein gelegen endt, Vnd do die Ritterschafft desselbigen teils bei Jren pflichten dohin zubeschreiben vnd Jne zusagen, wie vnser freunde Jn der Coburgischen ort vmb dj steuer angesucht sein, die zugeben, haben Jne Grauen vnd Hern Jtzundt zu Schweinfurt versamlet, bei Jren pflichten, so wir hieuor gethann, zugesagt, Jne hulf vnd beistandt [21r] zuthun, darumb sollen sich ein Jeder bei den pflichten, so er gethan hat, mit Knechten, pferden, wagen, fussvolck, geschos vnd speis, wie dan das dj ordnung aussweist, rusten, das er zwischen negst Petrj38 gerust sein, wan er von seinem Haubtman erfordert werde, das er auf sein, vnd zihe an die ende, dohin er beschieden werde x. Jtem Jne ferner zusagen, das sie in Jrem sechsteil, acht oder zehen schlos, souiel sie haben, die zubehalten sein, vereinen, dieselbigen mit speis, buchsen, puluer vnd bauen zum besten vorsehen, domit ob ein herzugk quem, das man sich an denselbigen orten oder enden Jeder Nachtbar mit dem seinen bis zurettung enthalten moge x. Jt gedenck ein Jeder Sechsteil zwen vf dinstag nach Sant Valentins tag39 zu nacht gen Bamberg zuschicken, doselbst zueroffenen, wie ein Jeder sechsteil mit leutten, geschos vnd andm zu der were Jn ein wagenburgk geschickt sein, auch wieuiel vnd was schlos zu der wehr degrn vnd wes sie von kosten vermogen x. Jtem Jederman zusagen, das sie keinen costen verkauff vnnd vf die nott behalten, vnd ein Jeder ansehe sein selbst ehr vnd Nutze x.

38 22. Februar 1501. 39 16. Februar 1501.

Personenverzeichnis

(auch Städte, soweit sie als verfaßte Gemeinschaften auftreten)

Abensberg, Gfin. Barbara v. 134 Abersfeld, Diez v. 208 (709) Absberg Erasmus 325 Hans 308 Hans Georg 246, 324 f., 332 f., 336, 338 Hans Leonhard 325 Hans Thomas 324 f., 336, 344, 346–350, 352 (544), 354–356, 361, 430 Paul 246 f., 251, 254, 266, 583 f., 589 Adel von Tottenheim, Wolf 583 Adelmann von Adelmannsfelden Bernhard 242 Jörg 385 Wilhelm 242 f. Adelsheim Albrecht 336, 338, 344, 348 f., 373, 448 Georg Sigmund 556 Hans Albrecht 545 Martin 467 Poppo 379 Stefan 308, 314, 378 Allendorf, Johann v. 204 Anhalt, Fürst Bernd v. 160 Aschhausen, Georg v. 548 f. Auerberger, Veit 399 Aufseß Conrad 137 Cunz 197 f., 200 Eukarius 162 Eukarius 289, 328, 339, 344, 350, 367, 376, 389, 401, 408, 410, 412, 418, 421, 435 Hans 583 Hans 543 Heinrich 549 Kargus 301 Peter (Dh) 296, 317 Sebastian 271 Augsburg, Bff.

Christoph 320, 365, 437 Friedrich 252, 582 Peter von Schaumberg 172, 192, 200 Augsburg (Stadt) 71, 170, 172, 333, 342 Aulenbach, Hans 332 Baden, Mgff. Jacob 172 Ludwig 60 Philipp 402 Balbus, Dr. Johann 485, 518, 520 Bamberg, Bff. Albrecht von Wertheim 111, 116, 120, 125, 201 Anton von Rotenhan 156, 158, 163–166, 172, 201, 212 Ernst von Mengersdorf 543 f., 579 Friedrich III. von Aufseß 129, 134, 137 f., 212 Georg I. von Schaumberg 183–187, 190–192, 194–200, 202 f., 205 f., 212, 251, 269 f. Georg II. Marschalk von Ebneth 274–277, 327, 435 f. Georg III. Schenk von Limpurg 281, 284 f., 288 (192), 293 f., 296–298, 301 f., 305, 308 f., 312, 315, 317, 319, 322–324, 357 Georg IV. Fuchs von Rügheim 497, 506–509, 516 f. Heinrich III. Groß von Trockau 246, 248–250, 255, 260, 264, 268–273, 275, 277, 578, 581 Johann Georg I. Zobel von Giebelstadt 542 f. Lamprecht von Brunn 93, 104 f. Ludwig von Meißen 71, 78–80 Philipp von Henneberg 211–216, 229, 268, 436

601

Personenverzeichnis

Veit I. Truchseß von Pommersfelden 262 Veit II. von Würzburg 526, 541 f., 545–549 Weigand von Redwitz 325–327, 346 f., 350, 363–367, 370, 379 f., 386, 389, 401 f., 405 f., 417 f., 421–423, 425 f., 434–438, 443, 458, 475, 477–480, 484, 487 f., 496, 509 Bamberg (Stadt) 163, 270, 367 Basel (Stadt) 85 Bastheim Bernhart 586 Carl 162, 176 Gise 108 (270) Bayern, Hzz. Albrecht III. 170–173 Albrecht IV. 225, 234, 237–244, 258, 261, 263 f. Albrecht V. 503, 510, 512, 514 Christoph 238, 242 Ernst 365 Friedrich 79, 92 Georg der Reiche 233–240, 243, 329 Heinrich III. 237 Heinrich IV. 150 f., 172 Johann IV. 192 Johann 129 Ludwig V. 73 Ludwig VII. 129, 135 Ludwig IX. der Reiche 178, 183–187, 190, 192, 194 f., 197–199, 217, 233, 235 f. Ludwig X. 358, 365, 399, 402, 405, 437 Meinhart 73, 102 Otto 237 Sigmund 192 Stephan III. 91 Wilhelm IV. 242, 365, 399, 405, 437, 447, 479 f. Wolfgang 238, 242 Bebenburg Georg 151, 187, 194–196, 208 (709) Wilhelm 256 Berg, Gerhard Gf. v. 68

Berg Jacob 586 Philipp 301, 586 Berlichingen Bernhart 297, 302 Conrad 230, 246 f., 251, 266, 583 Götz 64, 304 f., 327, 329, 332, 376, 379, 383 f., 387 f., 398 Hans 376, 379 Hans Christoph 520 Hans Georg 548, 560 Philipp 327, 349, 414 Valentin 536, 548, 556 Wolf 349 Beulwitz Dr. Christoph 389, 427 Dr. Dietrich 515, 522 Biberach (Stadt) 233 Biberen, Philipp v. 403 Bibra Adolf 584 Anton 251, 253, 256, 583, 585, 595 Bartholomäus 168 Berthold 114 Caspar 128 f., 135, 143 (424), 162, 165 Caspar 586 Christoph 402 Cunz 586 Eukarius 586 Georg 328 f., 344, 382 Hans d. Ä. 585 Hans 260, 292, 584, 595 Hartung 584 Johann 114, 116 Karl 586 Kaspar 105 (247) Dr. Kilian (Dh) 204, 226, 228 Lorenz 584 Peter 586 Philipp 586 Valentin 310, 424, 586, 597 Wilhelm 694

602 Bickenbach, Hrr. Conrad V. 87 Conrad (Dh) 134 Conrad VII. 183, 206 Dietrich I. 109, 112, 116 Dietrich II. 123 Bobenhausen, Heinrich v. 555, 561 Böhmen, Kgg. Ferdinand 405, 429 Georg Podiebrad 187, 191 Sigismund 136 Wenzel 136 Bommersheim Ruprecht 95 Wolf 95 Borner, Gerhard 328 Boyneburg Hans Georg 551 f. Ludwig 314, 336, 341 f., 382 f., 398 Brandenburg, Mgff. Albrecht Achilles 159–162, 168–173, 175–179, 181–194, 200, 219, 222–224, 230, 234 f. Albrecht Alkibiades 428–430, 432 f., 439, 449, 468–472, 474–489, 493–495, 498, 502–505, 510–515, 517 f., 530, 535, 538, 541 f., 558, 568, 570, 574 Albrecht (HochM) 306, 330 Casimir 308 f., 312, 315, 317, 319, 322, 325, 346–348, 352–354, 357, 364, 366, 368 f., 372, 378–381, 384 f., 387 f., 395 f., 399 f., 402–404, 425–430, 440 Friedrich I. 129, 134, 137 f., 144, 148 f., 151, 156, 158 f., 166, 173 Friedrich II. 160 f., 182, 190 f., 219, 223 Friedrich V. 219, 223, 230 f., 234, 236, 243, 245, 247–250, 252, 255 f., 258, 260, 262, 264, 275, 281, 284 f., 287, 293–298, 302, 308, 427, 429, 581 Friedrich (DPr) 386–388 Georg 368, 404, 417–419, 425–434, 437–442, 444, 446, 448 f., 458, 513

Personenverzeichnis

Georg Friedrich 495, 498, 503, 507, 510–515, 517, 522, 530, 545–549, 555, 570 Joachim I. 405, 428 Joachim II. 438–442, 452, 485, 512 f. Johann 134, 148, 160–162, 165, 170 Johann Cicero 222 f. Johann von Küstrin 466, 485, 512 Sigmund 223, 234, 243 Brandes von Homberg, Johann 460 Braunschweig, Hzz. Heinrich II. 447, 480–483 Otto der Quade 71, 82 Philipp Magnus 481 Wilhelm I. 160 Breißmann, Dr. Paul 484 f. Brende Hans 586 Veit 208 (709) Brenninger, Dr. Marsilius 407 f. Brief, Dr. Johann 407 Brixen, Bf. Sebastian v. 365 Brunner, Dr. 563 Buchenau, Wenzel v. 106 Bursfelde, Johannes v. 202 Buttlar, Hans v. 586 Castell, Gff. Conrad II. 460, 484, 551, 555, 574, 577 Friedrich VII. 206, 223, 236 Johann II. 308, 368, 394 Linhart I. 109, 112, 119, 123, 128–131, 134, 177 Wilhelm I. 97 Wilhelm II. 129, 137, 143 (424, 426), 148, 150 f., 158 f., 161 f., 168 f., 177 Wolfgang I. 296, 302, 350, 360, 408, 411, 413, 460 Clingenberg, Cunz v. 162 Crailsheim Ernst 561 Eukarius 522 Hans zu Morstein 536, 548

603

Personenverzeichnis

Hans Ernst 555, 557 Sebastian 522, 525, 527, 536 f., 540, 548, 551, 555–557, 560–562, 568 f. Wilhelm 256, 583 Wolf 343, 442, 460 Cronberg s. a. Kronberg Hartmut 327–329, 335 f., 341, 355 Cronheim, Hans v. 92 Derrer, Wilhelm 339 Deutsches Reich, Kgg. u. Kss. Ferdinand I. 64, 417, 424, 437 f., 447, 449–455, 458 f., 462, 479, 484 f., 488–493, 498 f., 501–505, 507 f., 512, 515, 518, 520 f., 528–530, 539, 541, 575, 579 Friedrich II. 464 Friedrich III. 162, 174, 178, 182, 188, 199, 210, 232, 234–236, 238–240, 243, 248, 361 Heinrich II. 479 Karl IV. 72, 76 (54), 79 f., 91, 98, 102 f. Karl V. 64, 317 f., 320 f., 328 f., 333, 335, 340, 348, 357–361, 363, 365, 369, 399, 402 f., 405, 408 f., 411, 413–416, 419–425, 430, 436–438, 440, 447, 450 f., 455–472, 474, 476–484, 487 f., 490, 503, 516, 560, 577 Kunigunde 479 Leopold I. 60 f. Ludwig der Bayer 238 Maximilian I. 236, 239 f., 248–254, 256–267, 285–288, 291, 294 f., 303–305, 307 f., 313 f., 325 (372), 333, 361, 409, 440, 577, 581 f. Maximilian II. 505 (1467), 522, 527, 530, 532, 535–538, 541, 550–555, 560, 566, 575 Rudolf II. 530 (1582), 542, 544, 555–563, 565–568, 570 (1791), 571, 573–575 Ruprecht 11, 113, 117–119, 122 f., 125, 127, 139 Sigismund 125, 128 f., 133–136, 140, 142 f., 145 f., 149, 576 f.



Wenzel 84, 87, 89–96, 98, 102–104, 107 f., 111, 136 Dicke, Conrad Hr. v. d. 68 Diemar Jörg 585, 596 Marx 585 Philipp 280, 314, 585, 597 Wilhelm 596 Wolf 316 Dietrich, Conz 107 Dinkelsbühl (Stadt) 93, 171 Donauwörth (Stadt) 91 Dürn Dr. Linhart 297 Linhart 411, 443 Ebersberg Balthasar 380 Dietrich 106 Eberstein Mangold 332 Peter 196 Ebrach, Abt Johann v. 504 f. (1466 f.) Echter von Mespelbrunn, Philipp 314 Egloffstein Albrecht 100 Conz 389 Fritz 71, 79 Hans 106 Hans 217 Hans 305 Konrad (DtM) 123 Dr. Linhart (Dh) 297, 302 Pankratz 448 Vollant 71, 79 Ehenheim Engelhardt 256 Hans gen. Übel 135 Jörg zu Geyern 234, 246, 287 f. Peter 135 Ursula 234 Eichstätt, Bff. Gabriel von Eyb 285, 346, 437

604

Johann 129, 138, 172, 184 Martin von Schaumberg 526, 530 f., 549 Moritz von Hutten 477 Raban 105 Wilhelm von Reichenau 199, 214 f., 236, 251 Eisenach (Stadt) 388 Ellrichhausen, Jörg v. 207 Elm Reicholf 123 Richard 114 Elsenbeck, Ulrich 239 Elz, Johann v. 68 Emershofen Georg 334 Hans 247 Stephan 151 Ems Jörg 349 Marx Sittich 358 England, Kgg. Eduard I. 72 Heinrich III. 116 (302) Ensisheim, Jörg v. 333 Erbach s. Schenk v. Erbach Erthal Burkhard 314 Hans Jörg 522 Michael 585 Philipp 586 Esel, Peter 296, 302, 306 Esslingen (Stadt) 91, 170 Ettendorf, Boemund v. 85 f. Eyb Hans 204 Hans 247 f. Ludwig d. Ä. 210 Ludwig d. J. 217, 230, 287, 289 Sebastian 288, 308 Veit Asmus 561 Fabri, Gumbert 191 Feilitzsch

Personenverzeichnis Hans Heinrich 424 Jobst 263 Philipp 358, 399 Finsterlohr Peter 246 Philipp 373 Fock, Dr. Johann 367 Förtsch von Thurnau Diez 301 Eberhard 246, 280, 583 Eberhart 137 Georg 435, 503 Forstmeister Diez 277, 298, 314, 316, 586 Eukarius 586 Heinz 280, 586 Philipp 586 Silvester 314, 402 Wolf 314 Frankenstein, Conrad v. 173 Frankfurt a. M. (Stadt) 87–91, 94 Frankreich, Kgg. Franz I. 315, 328, 403, 408, 416 Johann der Gute 72 Ludwig XIV. 60 f. Karl V. 82 Karl VIII. 255 Frauenhofen, Thessarus v. 220 Freising, Bf. Philipp v. 365 Freundenberg, Albrecht v. 141, 143 (424) Friedberg (Stadt) 95 Friedingen, Rudolf v. 139 Fronhofen Christoph 405 Heinrich 512–514 Frundsberg, Georg v. 381 Fuchs Apel von Schweinshaupten 97, 115 (300) Apel von Stockheim 100, 104 Christoph 195–197, 200, 212, 270 Christoph 344, 347, 389, 418 Dietrich 343, 351 Dietrich von Wallburg 99, 114

Personenverzeichnis

Eberhart 114 Georg von Bimbach 186 f., 196 Georg von Schweinshaupten 161, 168, 177, 196, 208 (710 f.), 209, 212, 217, 220 Georg zu Stollberg 135 Hans 115 (300) Hans 208 (710 f.) Hans 246 f., 583 f., 589 Hans von Bimbach 253 f., 256, 258, 266, 302 Hans von Bimbach (Dh) 518 Hans von Wonfurt 196 Heinrich zu Waldburg 135, 137, 202 Heinz 188, 199 Jörg 522 Johannes (Abt) 202 Thomas 294 Wilhelm 315, 408 Wilhelm von Breppach 251, 394, 584 Wilhelm von Speckfeld 150 Wolf von Bimbach 407 Fuchsstadt, Cunz 586, 596 Fürderer, Johann 484 Fulda, Äbte Balthasar von Dernbach 551–553, 558 Joachim 553 Wolfgang 535 Gailing Albrecht 395 Arnold 235 f. Arnold von Illesheim 403 Gebsattel gen. Rack, Georg v. 191, 207 Geislingen Hans 304 Jörg 304 f. Gelnhausen (Stadt) 95 Gemmingen, Reinhard v. 536, 548 Gemünden Dietrich 585, 596 Endres 585, 596 Gerolzhofen (Stadt) 148

605 Geyer Conrad zu Giebelstadt 548 Florian von Giebelstadt 375, 387 f. Philipp zu Giebelstadt 567 Sebastian von Giebelstadt 454, 467, 485 Geyern s. Schenk v. Geyern Giech Conrad 301 Hans 189 (617) Hans Georg 549, 560 Klaus 190 f. Mathes 315, 389 Gnottstadt Burkhart 308 Georg 394 Werner 585, 596 Goldach, Hans 294 Gottsmann Albrecht 301 Cunz 435 Gran, EBf. Georg v. 358 Groß von Trockau Anna 262 Conz 271 Georg 549 Jörg 389 Groschlag, Heinrich v. Dieburg 536, 549 Grün, Wilhelm von der 408 Grumbach Adam 394, 402, 407 Conrad 277, 280, 314, 585 Conrad 561, 570 Cunz 175 Eberhart 115 (300) Eberhart 217 Johann (Dh) 161 Karl 256, 280, 583, 585 f. Karl 513 f. Philipp 585 Wilhelm 64, 388, 462, 467 f., 485, 503–505, 513 f., 517–522, 525, 535, 539 Gundelfingen, Schweiker Frhr. v. 451 (1138) Gundelsheim, Dr. Peter v. 404

606 Guttenberg Achatz 408 Caspar 435 Johannes (DDk) 393 Philipp 257, 267 Haberkorn Hans 585, 596 Michael 585 Peter 585, 596 Habsberg, Ludwig v. 233, 235, 240 Hach, Göbel 68 f. Hagenau i. E. (Stadt) 86, 89 Hanau, Dr. 342, 393 Hartheim, Hans v. 387 Haßfurt (Stadt) 148 Haun, Georg v. 551 f. Hausen, Seitz v. 141 Hawkwood, Sir John 69 Hain, Werner v. (Dh) 134, 149 Heideck, Hrr. Conrad 176 Johann 206 Heideck, Hans v. 475, 481 Heidingsfeld (Stadt) 394 Heiligenberg, Gf. Hugo v. 87 Helbe Philipp d. Ä. 585 Philipp d. J. 586 Heldritt, Heinz v. 584 Helfenstein, Gff. Conrad 88 Friedrich 87 f. Johann 143 (424) Ludwig 377 Ulrich 315 Hellu, Balthasar v. 537 Helmstatt, Weyprecht v. 158 Henneberg, Gff. Berthold 104, 106, 109 Berthold XVI. 368, 409, 460, 502 Friedrich I. 97, 106 f., 109, 112, 115–117, 119, 123

Personenverzeichnis

Friedrich II. 177, 204, 206 Georg 148, 150 f., 156–162, 167–169, 172 f., 177, 179, 181, 185 f., 190, 195 f., 209, 226 Georg Ernst 535, 563 Heinrich XI. 70 (20), 96 (199 f.), 97, 104, 106, 109, 116 Heinrich 177 Hermann 277, 280, 284 (176), 296, 308 f., 313 f., 323, 394, 404, 407 Johann 322 Otto IV. 204, 206, 224, 226–228, 230, 236 Wilhelm I. 99, 129, 134 Wilhelm II. 158 f., 161 f., 165, 168 Wilhelm III. 183, 196, 199, 204, 206 Wilhelm IV. 277–280, 283–285, 287–289, 296, 298, 302, 306, 308 f., 313 f., 316, 320, 322 f., 336, 338, 342–345, 347, 349– 353, 357, 360, 368, 370, 376, 378–383, 387 f., 392–395, 397 f., 403 f., 408 f., 412, 415, 419–425, 443, 448, 450 f., 453–456, 458, 460, 563 Wolfgang 378, 380, 421–424 Herbilstadt Bartholomäus 226, 253, 586 Ciriakus 585 Dietrich 105 (247) Diez 150, 160 Jörg 586 Matthias (Dh) 296 Michael 585 Peter 208 (710 f.) Philipp 393, 398, 407 Wilhelm 585 Wolf 585 Herda, Thomas v. 360 Herdegen, Nickel 348 Herwig gen. Küchenmeister, Arnold 112, 148 Heßberg Carius 246, 583 Claus 311, 408, 584 Erkinger 100

607

Personenverzeichnis Hans 107 Hans zu Esshausen 130, 135 Karl 309, 315, 395 Martin 135 Sigmund 369, 389, 435, 443 Hessen, Ldgff. Anna 336 Heinrich II. 71, 82 Hermann II. 71, 82 f. Ludwig I. 160, 170 Philipp I. der Großmütige 327–329, 331, 335 f., 387 f., 405–407, 409 f., 460 f., 470, 517 Wilhelm II. 286 Wilhelm IV. 474 f., 477, 535 Heßler, Philipp 586 Heußenstamm, Hans Heinrich v. 555 f. Heydt, Jobst von der 262 Hiersing, Caspar 385 Hipler, Wendel 376 Hirsberg, Karl v. 137 Hirschhorn Eberhart 327 Hans 165 Jörg 327 Hohenheim, Heinz v. 176, 186 f. Hohenlohe, Hrr. u. Gff. Albert 460 Albrecht 316, 327, 377, 403 f. Casimir d. J. 460 Conrad von Brauneck 97 Johann 112, 117, 119, 123 Georg 316, 377 f., 403 f. Gottfried 223 Kraft 158 Ulrich 86 Wolfgang 403 Hürnheim Herdegen 86 f. Rudolf 463 Ulrich 143 (424) Hund, Eberhart 280 Hus, Jan 136

Hutten Agapitus 314, 316 Bartholomeus 160, 171, 173, 175 Bernhard 556, 567, 572 Bernhart 344, 394, 408 Conrad 150 Conrad 188, 208 (710 f.), 209 Conrad 251, 253, 256, 584, 595 Conrad d. J. 287 Cunz 128 Cunz 512, 514 Dietrich 585 Endres 404 Friedrich 584 Frowin 314, 335 f., 339, 347 Georg 314 Georg Ludwig 560 f. Hans 307 f. Kunz 160, 171, 173, 175 Ludwig 116, 123 Ludwig 260, 308, 314, 334, 339, 347, 350 f., 376, 403, 421, 442, 450 f., 455 f., 458, 514, 583 f., 595, 597 Ulrich 64, 334 Wolf Dietrich (Dh) 521 Ilsung Georg 460, 536 (1623), 537 f. (1632 f.), 539 Johann Achilles 530, 535, 538, 567 Maximilian 558 Isenburg, Wilhelm Herr zu (Pr) 85 (103) Jülich, Hzz. Wilhelm 68 Wilhelm 479 f. Kämmerer von Dalberg, Philipp 220 Kammermeister, Hieronimus 367 Karsbach, Philipp v. 585 Katzenelnbogen, Gff. Diether VIII. 70 (20) Eberhard V. 70 (20)

608 Wilhelm II. 68, 70 (20), 81–84, 87 Kempenich, Simon v. 68 Kere Conrad (Dh) 134 Conrad 595 Jakob 402 Martin (DDk) 226, 228 Otto 108 (270) Otto 585, 596 Richard 585, 596 Richard (Dh) 485, 522 Kirchberg, Gff. Philipp 234 Wilhelm 223 Kitzingen (Stadt) 366, 375 Kleiber, Thomas 385 Kleve, Hz. Wilhelm v. 461 Knöringen Cunz 423 Hans Egloff (Dh) 518, 520, 534 Hans Eitel 522, 567 Köln, EBff. Dietrich von Moers 171 Friedrich 84 Heinrich 68 Königseck, Walther v. 139 Königsfeld Bastian 301 Hans 301 Konstanz, Bf. Hugo v. 365 Konstanz (Stadt) 85, 139 Kreß, Christoph 423 Kreta, EBf. Hieronimus v. 192 Kreutzer, Jörg 365–367 Kröv, Jakob v. 328 Kronberg s. a. Cronberg Frank 85 (103) Frank 141 Walther 87 Küchenmeister, Hans 176, 187, 196 Künsberg Georg (Dh) 161 Hans Friedrich 503

Personenverzeichnis

Konrad 246, 260 Sebastian (DDk) 367 Utz 280, 289, 408

Laber, Hrr. v. Caspar 140 Hartmann 140 Leineck, Hans v. 369 Leiningen, Gf. Reinhard v. 317 Lentersheim Friedrich 442, 460 Sigmund 288 Veit 287, 339 Leonrod Hans 246 f., 583 Hans 448, 453 Wilhelm 288 Leuchtenberg, Ldgff. Albrecht 105 Georg III. 411 f., 414, 416 Johann III. 104 f. Johann IV. 360 Leopold 140 Lesch Burkhart v. Erlbach 92 Eberhard 92 Leubing, Heinrich 173 Lichtenstein Apel 134, 161, 168 Erhard 561, 565 Erhart 296, 308, 311, 351, 407 f. Ernst 584 Eustachius 304 f. Eustachius 530, 535, 538 Hans Jörg 423 Jörg 586, 596 Jörg 522, 525 Martin (DPr) 134, 149 Matthias 134, 137 Michael (Dh) 518, 525, 533 f., 537 Otto 246, 271 Veit 522, 537 Lidwach

609

Personenverzeichnis Friedrich 431 Fritz 304 f. Liegnitz, Hz. Friedrich v. 428 Limpurg s. Schenk v. Limpurg Lisberg, Fabian v. 296 Lochinger, Götz 463 Löwenstein, Gff. Georg (Dh) 166 Ludwig 358 Lothringen, Hz. Johann v. 87 Lübeck, Bf. Konrad v. 93 Lüchau Bernhart 395 Hans 395 Jacob Christoph 522 Jobst 583 Sebastian 310 Lund, EBf. Johann v. Weeze 447 Luther, Dr. Martin 320, 328, 342, 359, 362, 367, 370, 405, 471 Magdeburg, EBff. Albrecht von Brandenburg 405, 447 Günther 161 Mahler, Dr. Georg 233, 235 Mainz, EBff. Adolf I. von Nassau 71, 83, 85, 88, 90 f. Adolf II. von Nassau 225 Albrecht von Brandenburg 373, 405 f. Berthold von Henneberg 255, 267 Conrad III. von Dhaun 144, 149 Daniel Brendel von Homberg 503 f., 510, 512, 514, 517, 530 Diether von Isenburg 183 f., 202, 229 Dietrich Schenk von Erbach 162, 172–174, 184 Jakob von Liebenstein 286 Sebastian von Heußenstamm 461, 466 Wolfgang von Dalberg 566 Mainz (Stadt) 90 Malkas, Johann v. (Dh) 149 Malterer, Martin 85 f. Marschalk



Adolf 151, 162 Adolf 585 Bernhard 561 Caspar 314, 586 Cunz 260 Diez 586 Fritz 301 Heinz 198 Karl 586 Moritz 310, 312–316, 328, 338, 342, 344, 347, 350, 398 Moritz 314 Reinhart 585 Wilhelm 314, 585 f. Wolf 586 Marschall von Pappenheim, Haupt 143 Maßbach Eberhart 208 (710) Georg (Dh) 408 Hans 316 Peter 586, 596 Philipp 310, 312–314, 316, 328, 336, 338, 344, 348 f., 351, 402, 585, 595 Richard (DDk) 128, 149, 155 Meckau, Helfrich v. 315 Meißen, Bggf. Heinrich v. 482 Meißen, Mgff. Balthasar 106 Friedrich 106 Katharina 70 (20) Meiningen (Stadt) 152, 382 Menzingen, Stephan v. 372 Merklin, Balthasar 408–416 Meusser Karius 586 Wilhelm 586 Milz Apel 123 Diez 585 Hans 296, 339, 344 f., 394 Ortolff 585 Otto (DPr) 128 Otto 172

610 Philipp 585 Montfort, Gff. Heinrich 85 f. Wolfgang 402 Münch, Dr. Kilian 313 Münch von Rosenberg, Hans 87 Münster Engelhart 168 Engelhart 310, 313 f., 316, 585, 596 Eyrich 531, 537, 561, 571 Valentin 462, 467 f., 473, 496, 522, 534, 537 Muracher, Albrecht 143 (424) Mußmann, Andreas 547 Narbe Paul d. Ä. 586 Paul d. J. 586 Nassau, Gff. Johann 70 (20) Johann I. von Dillenburg 71, 81–83, 87 Ruprecht 70 (20) Nellenburg, Gf. Eberhard v. 139 Neuenburg, Wilhelm von der 586 Neustadt, Hans v. 385 Neustadt a. d. Saale (Stadt) 148, 152 Neustetter, Erasmus (DDk) 525, 534, 537 Nördlingen (Stadt) 92 f., 103 Nothaft Hans 235 f. Heimran 143 (425) Heinrich 242 Sebastian 501 Nürnberg, Bggff. Friedrich V. 72, 80, 93, 104 f. Friedrich VI. 97, 104–106, 116 f., 120 Johann III. 97, 104, 111, 116, 125 Nürnberg (Stadt) 93–95, 104 f., 128 f., 132, 138, 142 f., 146, 149, 170, 172, 176–178, 196, 263, 275, 304, 333, 342, 368, 370, 386, 428 f., 439–441, 475, 477, 479 f., 484, 507, 541

Personenverzeichnis Ochs, Cunz 197 f. Ochsenfurt (Stadt) 158 Österreich, EHzz. Albrecht VI. 172 Ferdinand I. 326, 329, 359, 363, 365, 399 f., 402, 405 Friedrich IV. 139 (402) Kunigunde 240 Leopold III. 86, 91–94 Sigismund von Tirol 172, 233 f., 240 Öttingen, Gff. Joachim 234, 324 f., 348 f. Ludwig 303 Magdalena 234 Martin 451 (1136) Wilhelm 143 Wolfgang 234 Ostheim Eberhart 585 Lorenz 162 Pack, Dr. Otto v. 405 Päpste Bonifaz IX. 114 Clemens VII. (GgPp) 84 Clemens VII. 363 Eugen IV. 159, 162 Felix V. 159, 162 Gregor XIII. 556, 567 Hadrian VI. 359 Martin V. 136 Paul II. 203 Pius II. 182–184, 202 f. Sixtus IV. 205, 213 Urban VI. 84 Parsberg, Haug v. 482 Paulsweil, Heinrich v. 233 Peutinger, Dr. Conrad 334 Pfalzgrafen bei Rhein Friedrich 71 Friedrich I. der Siegreiche 183, 187, 195, 197–199, 225

Personenverzeichnis

Friedrich II. der Weise 320, 357, 402, 410, 461, 474, 479 f. Friedrich III. 505, 535, 558 Johann 365 Ludwig III. 151, 170–173 Ludwig V. der Friedfertige 286, 320, 327–329, 345, 357, 373, 387, 406 f., 474 Ludwig VI. 561 f. Otto I. von Mosbach 149–151, 162 Otto II. von Mosbach 186, 235, 238 Otto Heinrich 437, 480 Philipp 229, 238 Philipp 437 Ruprecht I. 70 (20), 71, 76, 78, 80–85, 90, 102 Ruprecht II. 105 Steffan 172 Wolfgang von Zweibrücken 535 Pinar, Johann 68 f. Pisa (Stadt) 71 Planckenberg Arnold 262 Hans 262 Planitz, Hans von der 333 Polheim, Cyriakus v. 424 Poß von Flachslanden, Conz 302 Preußen, Hz. Albrecht v. 428 Prüm, Abt Dietrich v. 76 Rabenstein Alexander (Dh) 302 Hector 543 Rabensteiner, Melchior 410, 414 Randegg, Heinrich v. 139 Raueneck, Jörg v. 208 (709) Rechberg Erhard 561 Gebhart 86 Wilhelm 141, 143 (424) Wilhelm 235 Wilhelm zu Hohenrechberg 220 Wilhelm 373

611 Rechenberg, Balthasar v. 449, 450 (1127), 453, 461, 463 Redwitz Alexander 543 Christoph 317, 418 Daniel (Dh) 367 Fritz 315, 317, 344, 347, 351, 367, 380, 389, 408, 410, 435 Hans 289, 385 Hans 503 Heinz 301 Karl 454, 462 Martin 246, 260, 271 Peter 350 Wilhelm 549 Reichenbach, Dr. Wilhelm v. 303 Reiffenberg Cunz 87 Johann 74, 87 Reitzenstein, Hans d. Ä. v. 308 Reurieth, Conz v. 208 (709) Reutlingen (Stadt) 91 Riedern, Hans Wilhelm v. 521 Riedesel von Eisenbach, Adolf Hermann 551 f. Riedlern, Bartholomäus 294 Rieneck, Gff. Gottfried 79 f. Johann 123 Ludwig 97, 109, 112, 115 Philipp d. Ä 190, 206 Philipp d. J. 206, 224, 226 f., 368, 403 f., 454, 460 Reinhart d. J. 230 Thomas 112, 119 Rietheim, Jacob v. 453 Rodenstein, Erkinger Hr. v. 87 f. Röttinger, Dr. 562, 570 Rorbach, Sigmund v. 294 Rosenau, Eukarius v. 367 Rosenberg Albrecht 64, 463, 474, 511, 519–521, 527, 529, 533, 536, 539 f., 547 Arnold 225

612

Asmus 224, 227, 230 f., 246 Conrad 161 Cunz 158 Cunz 325, 373 Cunz zum Bartenstein 129 Georg 225, 238, 246, 248, 251, 254, 259, 583 f., 589 Georg 373 Hans 373 Hans Melchior 325, 349 Hans Thomas 349 Hans Ulrich 349 Linhart 280 Lorenz 327, 378 Michael 225 Thomas 474 Zeysolf 297, 308, 327 f., 336, 338, 344, 348, 350 f., 373, 375, 404, 413 Rosnegg, Heinrich Frhr. v. 139 Roßberg s. Schenk v. Roßberg Rotenhan Anton (DPr) 149 Hans 312, 314, 317, 344, 351, 367, 389, 394, 418, 423, 435, 460, 477 Jobst 172 Jörg 186 Matthes 312 Karl 260 Dr. Sebastian 277, 300, 306, 308, 312, 317, 333, 336, 338 f., 341, 345, 349 f., 354 f., 358, 382, 387, 389, 393, 398, 401, 407 f., 410, 411 (924), 412–414, 424 Veit 128, 135, 137 Rothenburg ob der Tauber (Stadt) 92 f., 105, 119, 129, 368, 371 f., 374 f., 477, 479 Rottweil (Stadt) 91 Rüdt Diether 151 Eberhart 175 Eberhart 387, 462 Heinz 314 Sebastian 379, 454, 462, 467, 505

Personenverzeichnis Rumrodt, Lorenz v. 424, 485, 496, 504, 518, 521 Rusenbach, Utz v. 301 Sachsen, Hzz. Anna 219 August 494, 566 Friedrich II. der Sanftmütige 156, 159–161, 168, 183, 187, 190, 193 Friedrich III. der Weise 258 f., 261, 286, 333, 341, 359, 582 Georg 405, 447 Johann der Beständige 258 f., 286, 342, 381, 383, 388, 405–407, 410, 412, 582 Johann Ernst 443 Johann Friedrich d. Ä. 443, 460–462, 470 Johann Friedrich d. M. 491, 517, 521, 535, 563 Johann Friedrich d. J. 491, 563 Johann Wilhelm 491, 535, 563 Moritz 462, 466, 474, 478, 480 f. Sigmund 156, 159 Wilhelm III. 159–161, 168, 170, 183 f., 188, 191, 196 Sack, Ulrich 262 Salzburg, EBf. Matthäus Lang 365, 405, 437, 447 Sattelboger, Sigmund 239 Schaumberg Adam 221, 286, 296, 315, 584 Bernhart 162 Bernhart 380, 389, 418, 435 Cunz gen. Knot 251, 253, 256, 266, 583 Eberhard 134, 137 Eberhart 161, 165, 168 Eberhart 196 Georg (Dh) 165 Georg 302, 306, 308, 311 f., 314, 317, 322, 328, 342, 344, 347, 350 f., 380, 382, 583 Hans 208 (710 f.) Hans 389, 408 Hans zu Thundorf 224

Personenverzeichnis

Heinrich 105 Heinrich 191, 196 Heinz 389 Moritz 246 Silvester 292, 308–310, 313 f., 316, 344, 347, 402, 410, 414, 586 Veit Ulrich 515, 522, 537 Wilhelm 160 Wilhelm zu Thundorf 338, 376, 379, 435 Wilwolt 220 f. Wolf 280, 584 Wolf 317, 367, 380, 389 Scheipff, Johann 367 Schenk von Erbach, Gff. u. Hrr. Eberhard XI. 322, 368, 419 Eberhard IX. 79 f. Georg II. 455, 480 Valentin II. 460 Schenk von Geyern Wiglas 134 Wilhelm 234 Schenk von Limpurg, Hrr. Albrecht (Dh) 525, 537 f. Conrad IV. 137, 143 (426), 150, 168 Friedrich III. 118, 120, 123 Friedrich V. 236, 248, 279 f., 296, 308, 315 f. Georg I. 183, 197 Gottfried (Dh) 162 Gottfried I. 360, 368, 408 Heinrich I. 550 f. Karl I. 407 f., 448, 484 f. Schenk von Roßberg, Jörg 585 Scheuerl, Dr. Christoph 358, 413 Schirnding Jobst Heinrich 549 Wilhelm 254, 584, 589 Schlaun Balthasar 586 Reinhard 314 Schletten Endres 586 Kilian 585

613 Schlitz gen. Görtz, Friedrich v. 374 Schneeberg Hermann 586 Michael 314 Schoder, Friedrich (Dh) 149 Schott Christoph David 564 Conrad 297, 315, 348–350, 356 Hans (Dh) 313 Hans 314, 408, 418 Hans 564 Heinz 585 Moritz 585 Wolf 296, 585 Schrimpff, Wilhelm 586, 595 Schutzbar, Heinrich Herrmann Frhr. 560–562 Schwanhausen, Johann 379 Schwarzburg, Gff. Balthasar 223, 225, 228 Günther (Dh) 149 Schwarzenberg, Hrr. Christoph 403 Erkinger 134 f., 146, 150, 156, 176, 179 Friedrich 302, 419 f., 433, 439, 443, 460 Georg 177 Hermann 160–162, 175–177, 179 Johann d. Ä. 177 Johann der Starke 277, 279 f., 282–284, 287, 296, 306, 308, 316 f., 322, 328, 335, 358, 368–370, 408 Michael I. 160, 175–177, 179, 183, 204, 209 Michael II. 206, 223 f., 226–228, 230 f. Paul 484 f. Sigmund d. Ä. 177, 204, 206, 224, 226–228, 247, 263 Sigmund d. J. 224, 280 Schweigerer Eck 585, 596 Otto d. Ä. 585, 596 Schweinfurt (Stadt) 99, 105, 107, 129, 132–136, 145 f., 175 f., 179, 181, 196, 287 (183), 368, 394

614 Seckendorff Apel 251, 287 f. Arnold 134, 137 Arnold 403 Balthasar 504, 555, 557, 561 Burkhart 100, 115 (300) Ehrenfried 125 Emilie 557 Friedrich gen. Rinhoven 187 Hans 246 f., 256, 280, 287, 295, 297, 302, 308, 328, 369, 583 Hans 583 Hans Ludwig 559 Heinrich zu Dürrnbuch 91 f. Jakob 115 (300) Joachim 559–561 Jordan 423 Lamprecht von Rinhoven 196–198, 200 Moritz 302, 309, 312 Peter 141 Philipp 302, 309, 312 Rochus 418 Wiglas 288 Seenheim, Richard v. 328 Seinsheim Eberhard (DtM) 140 f., 144, 150 f. Eberhart 105 Erkinger 105, 115 (300), 116 Erkinger 143 (424) Erkinger 172 Erkinger 207 Erkinger 246 f., 252, 256, 266, 583 Erkinger der Lange 141 Erkinger der Schwarze 141 Erkinger zum Steffansberg 128, 130, 133 f., 137 f., 146 Erkinger zu Kottenheim 135 Erkinger zu Wiesenbrunn 129, 134, 149 Friedrich 256 Georg 150 Georg Ludwig 463, 473, 501, 503, 505, 521 f., 534, 537, 539 f., 546 f., 550 f., 555, 557, 559–561

Personenverzeichnis Hans 105 Heinrich 105 Hermann 171, 173 Herrmann 280 Jörg zu Westerndorf 168 Ludwig 186 Martin 115 (300), 123 Martin (Dh) 393 Michael 108 (270) Michael 302 Philipp 403 Sigmund 583 Wilhelm 105 Wilhelm zu Hohenkottenheim 207 Selbitz, Hans v. 304 Seldeneck, Philipp v. 208 (709), 297 Sickingen Franz 327–329, 335 f., 339–341, 354 f. Martin 583 Reinhart 150 f. Solms, Gf. Reinhard v. 460 Spanien, Kg. Karl I. 314–316 Sparneck Fritz 234 f. Georg 234 f. Speßhart, Hans 585 Speyer, Bff. Adolf von Nassau 78–80, 83 f. Georg 365 Raban 144, 148 Speyer (Stadt) 89 f. Sponheim, Gff. Heinrich 70 (20) Simon 70 (20) Stain, Berthold v. 139 Stauff Bernhardin 239 Hieronimus 239 Stein Apel 135, 150 Apel 280, 296 Christoph 277, 585 Claus 407, 411 f.

615

Personenverzeichnis

Claus zum Altenstein 296, 302, 311, 317, 408 Endres 448 Eukarius 585 Georg 176 Hans 522, 561 Hans zum Altenstein 129 Hans zum Altenstein 251, 254, 584, 589 Hertnid (DDk) 214 f. Philipp zum Liebenstein 302, 314, 585 Thomas (Dh) 284, 313 Wilhelm 296 Stein, Hans Adam zu Jettingen 453, 461 Steinau Bernhardt 585, 597 Burkhart 208 (710) Wolf 314, 394, 462 Steinrück Cunz 208 (710) Heinz 135, 173, 175 f. Heinz 585 Reinhart 585 Sternberg Fritz 423 Hans 280, 308, 311, 314, 316, 328, 381 f., 389, 408 Stetten Eberhard zu Kocherstetten 536, 548 Werner 374 Stettenberg, Hans Georg v. 536 Stiebar Daniel (Dh) 473 Ewalt 586 Hans Joachim 503, 549 Heinrich 280, 583 Sebastian 380, 389, 408, 418, 435 Stöcklin, Dr. 565 Stolberg, Gf. Ludwig v. 501, 511 Straß, Dr. Christoph 485 Straßburg, Bf. Wilhelm v. 365, 384 Straßburg (Stadt) 88, 90 Streitberg Dietrich 549

Eberhard 251, 583 Dr. Jörg 367, 389 Paul 211 Paul (Dh) 520 Reimar (Dh) 367 Wilhelm 197 f. Stromer, Sigmund 134, 144 f., 150 Sützel von Mergentheim, Weiprecht 225 Svinar, Boriwoj v. 108 Tann, von der Albrecht 315 f. Asmus 585 Eberhard 491 Hans 260, 292, 296, 306, 313, 344, 584 f., 595, 597 Heinrich (Dh) 135 Philipp (Dh) 161 Philipp 584 Sebastian 135 Teck, Hzz. Cuno 87 Ulrich 139 Teichner, Heinrich der 69 Thüna, Christoph v. 502 (1451), 531 (1594), 549 Thüngen Albrecht 314 Balthasar 175 Balthasar 584 Bernhard 419 Bernhart 585 Caspar 350 Daniel 586 Dietrich (DDk) 407 Diez 120, 123, 135, 150 Diez 171 Diez 246 f., 260, 271, 595 Eberhardt 585 Engelhart 175 Eustachius 350, 393, 585 Eustachius (Dh) 407 Fritz 314, 332, 379

616

Georg 197, 204, 208 (710 f.) Götz 394, 586 Hans Jörg 350 Hildebrant 116 Hildebrant 188, 196, 208 (710 f.), 209, 217, 224, 227 Jörg 350 Karl 160, 171 Kilian 175 Moritz 586 Neithart 256, 280, 584, 586 Neithart 442, 462 Neithart (Dh) 537 Pankraz 454, 460, 462, 467 f. Philipp 584 Sigmund 162, 175 Sigmund 248, 254, 259–261, 287, 292, 295 f., 584, 589, 595 Theobald Julius 547, 555, 557 f., 561 f. Walther 584 Weiprecht 208 (710 f.) Weiprecht 585 f. Wilwolt 585 Wolfram 175 Thüngfeld Heinz 151 Jakob (Dh) 112 Jörg 301 Peter 208 (710) Thüringen, Ldgff. Balthasar 72, 106 Friedrich III. der Strenge 72 Friedrich 106 Wilhelm I. 72 Wilhelm II. 129, 132, 134, 145 Thumb von Neuburg, Ursula 307 Tottenheim Hans 585, 596 Wilhelm 208 (710) Trient, Bf. Bernhart v. 365 Trier, EBff. Balduin von Luxemburg 68 Cuno 84

Personenverzeichnis Richard von Greiffenclau 327 f., 406 Truchseß Diez 172 Erhart 344, 350 Georg zu Unsleben 314 Hans zu Baiersdorf 246 f., 280, 296, 308, 583 Hans 402 Hans von Unsleben 550 Hans Christoph von Sternberg 513 f. Heinrich 449 Jörg 246, 261 (86), 280, 297, 585 Jörg zu Werneck 597 Karl 168 Karl 586 Martin 251, 260 Paul 277, 280 Paul von Unselben 308 f., 314, 316, 380 Peter 134 Philipp 301, 584 Wilhelm 586 Wilhelm zu Unsleben 314 Wilhelm von Unsleben 550 Truchseß von Baldersheim, Fritz 149 f. Truchseß von Pommersfelden Hans 190 (627) Philipp 343 f., 351, 376, 418, 435, 448, 463 Truchseß von Waldburg, Georg III. 325 Truchseß von Wetzhausen Albrecht 129, 150 Diez 100, 115 (300) Diez 186, 188, 190, 196 f., 203 f., 209 Diez von Sternberg 105 Georg 208 (710 f.) Hans 208 (710 f.) Hans 259, 596 Heinz 302, 374 Karl von Wildberg 123 Türkei, Sultane Suleiman II. 399, 416–419, 424, 449, 458 Ulm (Stadt) 170, 172, 233, 235, 333 Ulner von Dieburg, Philipp 536

Personenverzeichnis Ungarn, Kgg. Ferdinand I. 405, 413, 417 f., 424 f., 449 Johann Zápolya 405, 449 Ludwig II. 357–359, 399, 405 Otto 237 Vasolt Bernhart 586, 597 Wilhelm 586, 597 Velden, Ernst v. 303 Veldenz, Gf. Ludwig v. 183 Vellberg Bartholomeus 344 Conrad 536, 548, 560 Jörg 280 Wilhelm 349 Wolf 460 Venlo, Eberhard v. 202 f. Vestenberg Christoph 424 Cunz 583 Hans 173, 175, 186 Kraft 423 Völkershausen Herrmann 106 Johann 382 Vogler, Georg 433, 439, 443 Voit von Rieneck Daniel 246, 586 Georg 190 Marsilius 332 Michael 225 Peter 586 Philipp d. J. 225, 586 Philipp Soldan 462 Voit von Salzburg Hans 134 Hans 537 Jörg 296, 302, 586 Otto 134 Otto 256, 295 f., 584, 586 Wilhelm 586 Volkamer, Bertold 173

617 Waldenfels Adam 522 Balthasar 301, 315, 317 Caspar 251, 280, 317, 583 Christoph 549, 560 Hans 408, 410, 421, 460, 515 Jörg 423 Ruppert 308 Sebastian 271 Walderdorf, Wilderich v. 536, 548 Wallenrod Hans 342 Peter 348 Veit 257, 267 Waltershausen, Berthold v. 122 Wanbach Balthasar 402 Georg 521 Heinz 342, 344 Wechmar Endres 586 Heinz 313 f., 316, 585 Otto 107 Werner 585 Weeze, Johann v. 447 Weil der Stadt 91 Weinsberg, Hrr. Conrad VII. 117, 143 f., 148, 150, 158, 162, 173 Philipp d. Ä. 206, 223, 230 Weiß, Philipp 344 Weißenburg i. E. (Stadt) 90 Weißenburg i. Fr. (Stadt) 94 f., 105, 129, 138 Wenkheim Balthasar 172 Christoph 128 Ernst 107 Hans 96 (199 f.), 100, 107 Hans Jörg 522 Linhart 583 Thomas 208 (710) Werdenberg, Gff. Eberhard 139

618 Heinrich 87 Wertheim, Gff. Albrecht 151 f., 156, 158, 166 Asmus 255 Eberhard (Dh) 111 Georg I. 177 Georg II. 308 f., 315, 317, 322 (352), 323, 330 (411), 332, 334 f., 354, 363, 368, 370, 383 f., 387, 399, 403 f., 408 f., 412 (932), 413 f., 415 (949), 424–460 Johann I. 79–81, 97, 104, 109, 112, 115 Johann II. 119, 123, 137, 143 (426), 144, 148–151, 168 Johann III. 181, 186, 188, 196, 204, 206, 209, 224 f., 226 f., 255 Johann d. J. 151 Michael I. 141, 143 (425), 144, 148, 151 Michael II. 258, 261, 263, 266, 277, 280, 285, 287 f., 309, 330 (411), 332, 395 Wilhelm I. 160 Westernach Dorothea 235 Jörg 235 Wetzlar (Stadt) 95 Weyers Anton 585 Balthasar 412 Hans 585 Martin 585 Peter 585 Wichsenstein Bartholomäus 395 Bernhart 567 Erhart 344 f. Paul 389 Widmann, Georg Rudolf 536, 559 Wied, Gf. Wilhelm v. 81 f., 84 (99) Wiesenfeld Asmus 584 Cunz 585 Hans 584 Wiesentau Christoph 301

Personenverzeichnis

Christoph 421 Christoph 543 Clement 301 Wilhelm 301, 317, 363, 367, 380, 389, 402, 408, 410 Wild, Adam 235 f. Wildenstein, Martin v. 348 Windsheim (Stadt) 94 f., 104 f., 129, 138, 368, 477, 479, 555 Wirsberg Albrecht 315 f. Albrecht Eitel 521, 549 f., 560 Cunz 248, 254, 257, 262 f., 266, 584, 589 Eustachius 423 f. Friedrich (DDk) 501 Hermann 518 Johann (DDk) 366 Sigmund 308, 315 f., 336, 338, 344, 348, 350, 408, 410, 454, 463 Sigmund 518 Soldan 520 Wittstadt, Hans v. 156 Wolfstein Anna 235 Wilhelm 143 (424) Wilhelm 294 Wolfskehl Eberhart 168 Wenzel 302 Wollmershausen, Ernst v. 256, 288, 297, 302 Worms, Bff. Reinhart 196 f. Johann 252 Worms (Stadt) 88, 90 Württemberg, Gff. u. Hzz. Christoph 479 f., 483, 495 Eberhard I. 233, 236 f. Eberhard III. 85, 88, 91, 93 f. Karl Eugen 62 Ludwig I. 172 Ludwig 538 Ulrich 83, 85–88, 84 (99), 91 Ulrich V. 172, 183, 217

619

Personenverzeichnis Ulrich VI. 307 f., 329, 430 Würzburg, Bff. Berthold von Sternberg 244 Conrad II. von Thüngen 315–317, 320, 322, 329–331, 334, 339, 341 f., 344–347, 350, 355–357, 360–362, 364, 373 f., 378–384, 387 f., 390–398, 401–408, 411 f., 425 f., 443 f., 458, 514 Friedrich von Wirsberg 504 f., 512–514, 517–530, 532–534, 536 f., 539–541, 578 Gerhard von Schwarzburg 80, 97, 104, 106–111, 122, 244 Gottfried IV. Schenk von Limpurg 162, 168–175, 177–179, 193, 244, 446, 525 Johann I. von Egloffstein 111–116, 118–125 Johann II. von Brunn 124, 127–129, 131, 134, 137 f., 144–146, 148–159, 162, 166 f., 173 f., 226 Johann III. von Grumbach 175, 179–200, 203, 206, 225, 251, 270, 300, 341, 518 Julius Echter von Mespelbrunn 548–550, 552, 555, 558, 562–565, 570 f., 574 Lorenz von Bibra 248–250, 256, 260, 262, 264, 276 f., 279, 281, 284 f., 288 (192), 292–302, 305–310, 312 f., 315, 411, 576, 581 Melchior Zobel von Giebelstadt 461 f., 464 (1210), 471, 473–480, 482–488, 493–496, 498–501, 503 f., 516, 523 Rudolf II. von Scherenberg 199, 204–211, 215, 225–230, 236, 243 f., 576 Sigmund von Sachsen 159–162, 166 f. Wolfram von Grumbach 244 Würzburg (Stadt) 120, 148–150, 152 f., 155– 158, 162, 166, 381 f., 386, 394, 522 f.

Würzburg, Heinrich v. (Dh) 407 Wyclif, John 136 Zedtwitz Linhart 262 Simon 402 Ulrich 284 Zeyern, Albrecht 418 Ziegenhain, Gf. Gottfried v. 82 Zobel Endres 187 Hans von Giebelstadt 473, 501, 522, 525, 534, 536 f., 548, 555, 560, 567 Heinrich 208 (710), 209 Heinrich 549 Sigmund 349 Stefan 297 Zollner Bartholomäus 585, 597 Conrad 108 (270) Erasmus 389 Erhardt 585, 597 Martin 220 Martin 550 Zollner von Birkenfeld Georg 160 Hans 129 Hans 115 (300) Zollner von der Hallburg Hans zu Rimpar 277 Stefan 277 Zollner von Rotenstein Carl 374, 407 Hans 96 (199 f.), 100, 105 Hans 277, 585 Zufraß, Hans 586

Ortsverzeichnis Aachen 162 Absberg (Schloß) 324 f. Ahausen 131, 134 Allersberg 234 f., 304 Altenhofen 304 Amorbach 383 f. Ampfering 557 Ansbach 93, 97, 159, 182, 184, 223, 255, 295, 302, 308, 343, 368, 384 f., 395, 417 f., 427–430, 438, 442, 503 Arnschwang (Burg) 242 f. Arnstein 160, 176 Aschach (Burg) 150, 226, 228, 230 Aub 203, 374 Augsburg 240, 258 f., 261, 279, 291, 413, 419, 449, 463, 475, 488, 493, 504, 532, 536, 566 f. Aura (Kloster) 381 Aussig 136 Bacharach 76, 78 Baiersdorf 346, 418, 430 Bamberg 99 f., 104, 137 f., 160, 163 f., 176, 190 f., 198–200, 213, 215, 218, 224, 229, 246–248, 253–255, 257, 263 f., 280, 284, 293, 301 f., 322 f., 338 (446, 450), 344–347, 352, 379, 401, 412 f., 415 f., 420–423, 443, 463, 480 f., 505, 515, 542, 567, 571, 581, 591, 594, 597, 599 Banz (Kloster) 195, 380, 497 Basel 89 Bayreuth 482, 502 (1451), 503 Belgrad 357, 426 Bergtheim 106, 108, 160, 518 Bibra 380 Bildhausen (Kloster) 227 f., 381, 391 Birkenfeld (Kloster) 184 Birklingen (Kloster) 192, 374, 391 Bischofsheim (Burg) 106 Böblingen 307

Bommersheim (Burg) 95 Botenlauben (Burg) 107 Boxberg 225, 280, 350, 379, 474 Brackley 116 (102) Brandenstein (Schloß) 332 Bregenz 89, 139 Brettheim 371 f. Brunn (Schloß) 263 Buchen (Odenwald) 383 Buchklingen (Schloß) 263 Burgos 369 Cadolzburg 432 Cambrai 416 Castel (Kloster) 202 f. Castell (Burg) 387 Cham 242 Chepstow 116 (302) Coburg 199, 310, 349, 351, 412 Crailsheim 144, 385 Cronberg (Schloß) 328, 330 Crossen 428 Dettelbach 512 f. Dinkelsbühl 236, 453 Döffingen 97 Donauwörth 324 Dornheim 134 Dunsendorf 373 Dunstable 116 (302) Ebenhausen 160, 176 Eberbach 413 Ebern 207, 292, 390, 394 f., 529 Ebernburg (Burg) 328, 335 Ebrach (Kloster) 200, 386, 391, 476 Eger 98, 137 Ehingen 94 Eichstätt 89 Eisenach 388

621

Ortsverzeichnis Ellerbach (Schloß) 240 Ellingen 140 Erbach (Schloß) 235 Erbelsbach 300 Erbshausen 518 Erfurt 79 Erlach (Schloß) 403 Eschersdorf 199 Esslingen 232, 401 f., 414, 570 Euerdorf 514 Feldkirch 255 Fladungen 106 Forchheim 163, 186, 198, 304, 365–367, 475, 566 f., 571 Frankfurt a. M. 88, 249–252, 255, 373, 476, 480–482, 503 Frauenaurach (Kloster) 184 Frauenbreitungen (Kloster) 383 Frauenroth (Kloster) 381 Frauental (Kloster) 184 Freiburg i. Br. 75, 257, 279, 291 Freising 73 Friedberg 74 Fulda 322, 387 Geiselwind 343 Geislingen 89 Gelchsheim 106, 184 Gerolzhofen 284, 385 f. Geyern (Schloß) 234 Giengen 233, 240 Gleichen am Berg (Burg) 105 Gleißenberg (Schloß) 235 Gostenhof 176 Großlangheim 130 f., 146 Grünsfeld 374 f. Güns 424 Gundelsheim 376, 383 Gunzenhausen 92 Habelsheim (Burg) 92 Hagenau 86, 89

Halberstadt 474 Halle 160 Hallstadt 386, 389 Haltenbergstetten (Schloß) 373 f. Hartmannshofen 234 Haßfurt 160–162, 167, 180, 185, 194–197, 200, 210, 293, 398, 403 f., 407 f., 482, 494, 504, 515, 518 f., 566 Hausen 518 Hausen (Kloster) 381 Havelberg 182 Heidelberg 89, 119, 219 f., 222 (757), 229, 480, 482 Heidingsfeld 149 f., 177, 386 f. Heilbronn 221, 383 Heilsbronn (Kloster) 430 f. Helba (Burg) 105 Herrenbreitungen (Kloster) 383 Hesselbach (Burg) 105 Hildburghausen 361 Hirschaid 550 Hochheim (Burg) 105 Höchberg 386 Höchstadt a. d. Aisch 260 f., 263, 303 Hof 482 Hohenkottenheim (Burg) 387 Hollfeld 538, 559 Hornberg (Burg) 376 Humprechtshausen 565 Ingolstadt (Bayern) 89 Ingolstadt (Franken) 388 Iphofen 134, 199, 294, 386 Karlstadt 114, 130 f., 146 Kitzingen 130 f., 146, 149–151, 163, 171 f., 184, 187–190, 195, 280 f., 283, 287 f., 353, 395, 404, 413–415, 482, 486, 493 f., 500 f., 503, 505, 514, 521, 530, 546, 548, 556, 562 f., 565, 571 Kleve 74 Köln 303, 333, 342, 582 Königsberg i. Fr. 130 f., 146

622 Königsberg i. Pr. 137 Königshofen a. d. Tauber 388 Königshofen im Grabfeld 361, 474, 498 Kottenheim (Burg) 105 Kotzau (Burg) 105 Kürnach 518 Kulmbach 97, 253, 262, 292 f., 295, 301 f., 385, 417, 427–429, 441 f., 454, 468–470, 482, 486 Landshut 217 Langenzenn 186 Langheim (Kloster) 272, 284, 293, 351, 380, 497 Lauda 172, 374 f., 394 f. Lauf 234 Lautenbach 373 Leffenburg (Burg) 92 Leopoltstein (Burg) 105 Lichtenberg (Burg) 105 Lichtenfels 161, 482, 531, 554 (1716), 555, 559 Lindau 255, 279, 291, 312 Linz 424 Lisberg (Burg) 105 Löwenstein (Burg) 105 Magdeburg 474 Maidbronn 518 Mainz 137, 202 f. 220, 229 Marienberg (Schloß) 148–150, 152, 154, 158 f., 166, 386 f., 390, 398, 407, 520 Markelsheim 374 Marktbibart 134, 374 f., 387 Marktbreit 568 Marktsteinach 196 Marrisfeld (Burg) 105 Meiningen 361, 383, 387 f., 461, 475 Mellrichstadt 256, 361 Memmingen 233, 236 Mergentheim 87, 144, 292, 374 f., 378, 454, 467, 584 f., 487–489, 529, 531, 536, 538, 555 f., 566, 569 f.

Ortsverzeichnis Michelsberg (Kloster) 201–205, 272, 380, 497 Miltenberg 383, 455 Mönchaurach (Kloster) 184 Mönchsambach 197, 200, 207 Mohács 399 Mühlberg a. d. Elbe 462, 470 München 89, 241 Münnerstadt 109, 226, 228, 230, 260, 292, 313, 361, 381, 394, 404, 496, 505 (1464), 529 (1578), 555, 581, 595, 597 f. Nau (Hof ) 235 Neckarsulm 377 Neuburg 374 Neuburg a. d. Kammel 235 Neuenbrunn (Burg) 105 Neuenstein 376 f. Neumarkt (Oberpfalz) 238 Neuses 304 Neustadt a. d. Aisch 186 f., 245, 280, 372, 377, 379, 387, 395 Neustadt a. d. Saale 176, 361, 381, 494, 538 Nördlingen 87, 92, 240, 251, 325 f., 347 f., 456, 476, 556, 582 Nürnberg 89, 98–100, 104 f., 117, 123, 133, 141–143, 172 f., 176, 184 f., 196–198, 214, 217, 221, 234, 239, 259–261, 329, 333, 336, 339, 342, 344, 347, 353, 357–360, 363, 422 f., 449, 451–454, 475, 530 f., 535 f., 545–547, 559, 597 Obermarrisfeld (Burg) 105 Obernstadt (Burg) 105 Oberpleichfeld 99, 518 Oberzell (Kloster) 386 Ochsenfurt 108, 114, 130 f., 146, 155, 158, 160, 203, 386 f., 476, 515 Öhringen 376 f. Ofen 449 Ohrenbach 371 f. Opferbaum 160 Oppach 514

623

Ortsverzeichnis Osternohe (Schloß) 429 Ostheim 386 Passau 424 Prag 136, 192 Petershagen (Kloster) 201 Pfarrweisach 227 Plassenburg (Burg) 427, 431, 482, 486 Plechenstadt 482 Pommersfelden 480 Prichsenstadt 190, 395 Quedlinburg 474 Ramsthal 512–514 Regensburg 98, 243, 294, 361, 365, 402, 416, 419, 449, 460, 501, 553, 566 Reicheneck (Burg) 105, 234 Reichertsroth (Schloß) 373 Reigelberg (Burg) 374 Rentweinsdorf (Burg) 181 Reurieth (Burg) 105 Reußenberg (Schloß) 350 Reutlingen 85, 91 Rheinfels (Burg) 82 Rimpar (Schloß) 570 Roggenburg (Kloster) 233 Roth 183, 193, 234 Rothenberg (Burg) 565, 571 Rothenburg ob der Tauber 92, 171 f., 368, 370–372, 483–485, 510, 513, 569 f., 573 Salmünster (Schloß) 335 Salzburg (Burg) 181 Salzungen 383 Schäftersheim (Kloster) 373 f. Schaffhausen 98 Schleusingen 383 Schlüsselfeld 197, 292, 394 Schmachtenberg 199 Schmalkalden 383, 405 f., 474 f. Schönberg (Schloß) 234, 429 Schöntal (Kloster) 376 f.

Schwäbisch Gmünd 91, 550 Schwäbisch Hall 252 Schwarzach 386, 486 Schweinfurt 96 f., 115, 130–132, 146, 159 f., 183–187, 191, 224–228, 230, 236–239, 248, 250, 252, 254 f., 259, 265 f., 277, 279–284, 286–289, 292–295, 303, 305 f., 314–316, 323, 328–330, 335 f., 343, 352, 389, 393 f., 408–411, 413, 415, 419–421, 438, 443, 447, 450, 455–457, 473, 475 f., 478–482, 485–487, 501, 514 f., 518, 520–522, 531 (1595), 535, 538, 548–552, 553 (1705), 554 f., 557 f., 560, 563, 567, 572, 581 f., 587, 598 f. Sievershausen 481 Sinzig 76, 78 Sodenberg (Schloß) 386 Sommerach 300 Speckfeld (Burg) 387 Speyer 89, 262, 353, 363, 368 f., 399, 401 f., 410, 413 f., 418 f., 449, 455, 532, 538 Spieß (Burg) 105 Stadtsteinach 482 Stein (Schloß) 234, 236 Steinach (Burg) 177 Steinach (Kloster) 184 Stephansberg (Burg) 387 Stettfeld 196 f., 199 St. Goar 81 f., 89 St. Johannisberg (Kloster) 202 St. Veit 332 Stockach 258 (68) Straßburg 413 Straubing 241 Stuttgart 91, 217, 307 Sulzwiesen 518 Thann (Schloß) 429 Thanndorf 557 Tauberbischofsheim 172, 383 Taus 140 Theres (Kloster) 195, 199 Torgau 259

624 Traustadt 197 Trient 465, 473 Trier 328, 335, 341 Trimberg (Burg) 181 Uffenheim 184, 187, 395, 486 Ulm 142 f., 233, 236, 240, 344, 411–415 Unterhaid 195 Unterzell (Kloster) 386 Urspringen (Schloß) 225 Vacha 382 Vilseck 304 Volkach 109, 123, 150, 188 Vorbachzimmern 373 Waldburg (Burg) 106, 181, 202 Wassertrüdingen 92 Wasungen 383 Wechterswinkel (Kloster) 278 Weikersheim 374 Weisendorf (Burg) 105 Weismain 539, 549, 569 Weißenhorn 89 Werneck 160, 176 Wertheim 79

Ortsverzeichnis Wetzhausen (Burg) 181 Wien 358, 416–418, 424, 426, 449 f., 507, 536 Wiesbaden 81 f., 84, 89 Wimpfen 480 Windsheim 93, 141–143, 170, 172, 295–298, 301 f., 308–310, 312, 322 f., 346, 349, 353, 368, 387, 505, 556, 562, 565 Wittenberg 361 Worms 97, 248, 252, 257, 266, 279, 283 f., 291, 311, 317, 329 f., 333, 343, 354, 357, 361, 399, 414, 457, 581 Wülzburg (Kloster) 256 Würzburg 97, 99 f. , 119, 122, 143, 148, 159, 162, 170–172, 183, 198 f., 202, 205, 209, 217, 227, 229 f., 259 f., 280, 296–299, 313, 316, 357, 360, 373, 378, 380–383, 386, 388, 390, 397, 403, 406 f., 460–463, 467, 473 f., 476, 478, 480–482, 486–488, 494, 498, 502, 511, 515, 517, 521–523, 525, 527, 531, 533–537, 539, 547, 563, 571 Zabelstein (Burg) 150, 154, 177 Zeil 199 Zeitlofs (Schloß) 332 Zwernitz 190 f.

Sachverzeichnis Adelstag 141–144, 221, 255 – Franken 237–239, 249–252, 257, 259, 263 f., 286 f., 296–298, 314 f., 328–330, 335–341, 409, 443–448, 460, 476, 484 f. – Markgraftum Ansbach–Kulmbach 418 f., 510 – Hochstift Würzburg 119, 162, 180, 183–188, 191, 224–228, 230, 236, 277 f., 360–362, 390–394, 401 f., 406 f., 474–476 – s. a. Rittertag Advokat 174, 281 f., 299, 321, 323, 326, 367, 539, 551, 553, 555, 559, 563, 570, 572 Anlage 130, 132, 207, 254, 257, 262, 265, 287, 290, 293 f., 311, 337, 344 f., 347, 389, 394, 398, 403 f., 407 f., 412, 417, 420–423, 445, 448, 451, 454 f., 462–464, 500, 505, 512, 515, 527, 530 f., 536, 538 f., 552, 555–561, 568 f., 591, 593 Appellation 204 f., 209 f., 215, 245, 279, 282, 285, 297, 319, 322, 331, 340, 347, 390–392, 436 f., 445, 509 Augsburger Religionsfrieden 490–492, 514–516, 524, 552–554, 563 f., 566, 575 Austrag 73, 81, 94, 121, 139 f., 172 f., 178, 181, 188 f., 191, 193, 196, 198, 221 f., 231–233, 240 f., 243, 264, 275, 280–283, 285 f., 290, 296 f., 300 f., 305–307, 309, 313, 317–320, 330, 334, 339 f., 343, 346, 348, 351, 353–355, 378, 436 f., 446, 463 f., 471, 507 f., 520, 526–528, 532–534, 540, 560 f., 568 Baseler Konzil 149 f., 155 f., 159, 166, 522 Bede 107–114, 126, 134, 154, 227, 244, 274, 377 Brückengericht 120, 122, 131, 134, 153 f., 168, 180, 209, 227, 294, 298, 300 f., 390, 411, 524 Brückengerichtsordnung/-reformation 174, 188

Bundkloster 494–497, 517, 519 Burgfrieden 113, 115, 131, 175, 181, 207, 245, 247, 254, 289, 309, 314, 331, 592 Datz 107–115, 122, 125–127 Einung (Adel) 105, 112–119, 123–136, 139, 141–146, 137 f., 168–170, 172 f., 175 f., 178 f., 181, 183–187, 190, 192 f., 200, 207–209, 215, 224, 227, 229–231, 243, 248, 251, 259, 264–266, 289–291, 293–298, 307, 309, 316, 322, 236, 340 f., 344, 346, 354, 576 f., 579 Einung, fränkische 477, 480–483, 486–489, 493, 496, 498, 507, 511 Einung (Fürsten) 158, 168 Einung (Fürsten/Adel) 134 f., 156 f., 179 f., 206, 280 f., 297 f., 579 Erbeinung Würzburg–Bamberg 190, 195 f., 198 Fischerei(recht) 195, 440, 511 f., 517, 535 Fischwasser 275 f. Forstfuhr 454 Forstrecht 233, 236, 578 Fürsprecher 209 f., 215 Ganerben 70 (20), 113, 115, 286, 313, 564 Gericht, geistliches 281, 311, 318, 320 f., 353, 368, 431, 578 – Bamberg 211–213, 268–272, 274, 276, 282 (161), 324, 326, 367, 435 – Würzburg 108, 110, 120, 153, 156 f., 168, 171, 174, 178–181, 185 f., 193, 209, 216, 227, 278, 294, 298–301, 316 f., 390, 392, 411, 520, 524 – Ordnung/Reformation – Bamberg 212, 270, 326 – Würzburg 171, 174, 179 f., 188, 227, 278, 298–300

626 Geleit 124, 136, 154, 176, 180, 183 f., 195, 197, 200, 206, 211–214, 233 f., 236, 268, 275, 324, 327, 340, 425, 439, 441, 444 f., 454 Gemeiner Pfennig 248–257, 263–267, 271, 307, 355, 416, 440, 449–451, 455–459, 462, 553, 576 f., 581, 584, 587, 590, 592, 594 Gemeines Gericht 280–283, 297 f., 309 Gesellschaft – im Bären 97 f., 100 – mit dem Einhorn (Franken) 222–224, 229, 231, 238 – mit dem Einhorn (Oberpfalz) 140 f., 143 f., 146 – mit dem Esel 119, 141, 219 f. – mit dem Greifen 79–81, 101–103, 125 – mit dem Löwen (Oberpfalz) 238–244 – mit dem Löwen (Rheinland) 81–85, 87 f., 95, 125, 142 – mit dem Löwen (Schwaben) 85–89, 91, 93–95 – mit dem Widder 96–101, 115, 127 – mit den roten Ärmeln 68 f., 74 – mit den Wölfen 71, 76 (54 f.) – mit der Fürspang 98–101, 115, 219, 223 – mit der Hose 96 f. – mit der Rose 163 – mit St. Georg (Franken) 89, 92–95, 101, 103 – mit St. Georg (Rheinland) 76–78 – mit St. Jörgenschild 119, 133, 139–144, 169, 176, 199, 229, 232 f., 251, 266, 577 – mit St. Wilhelm 88 f., 93–95, 101 – vom Falken 219 f. – vom Falken und Fisch 220 – vom Fisch 220 – von dem Horne 71 (26), 83 – von dem Rade 74 – von den fahlen Pferden 68 f. – von den Sternen 71 (26), 82 – von der alten Minne 82 – von der grünen Minne 74

Sachverzeichnis – von der Krone 70 (21), 71 (54) – zum Gauch 75 – s. a. Turniergesellschaft Goldene Bulle 78, 102 f., 127, 133, 145 Gotteslästerung 290 f., 306, 312, 347, 364, 391, 546, 572 f. Guldenzoll 107, 119, 122, 125, 128, 132, 145 f., 180, 194, 197, 200, 206, 209–211, 227, 244, 331, 391, 445, 525, 574 Halsgericht 184, 234, 271, 330 f., 440, 444 f., 509 Halsgerichtsordnung, bambergische 364, 390 Hofgericht 281 f., 285, 297 f., 330 f., 444 – Ansbach 245, 247, 432, 440 – Bamberg 323, 326, 367, 509 – Würzburg 122, 124, 180, 206, 209 f., 215, 278 f., 294, 390, 505, 524, 534 Jagd/Jagdrecht 366, 377, 384, 390, 432, 440, 444, 454, 511 f., 517, 525, 535, 542 f., 558, 574, 578 Jagdfrevel 445 Kanzleigebühr 393, 411 Kanzleigericht 209 f., 215, 278, 282 (163), 390, 445, 534, 564 Kanzleitaxe 209 f., 274, 391, 444 f., 564 Kleiderordnung 218, 220 f., 229, 306 Kommissar 236, 298, 315, 318 f., 407, 451 f., 455, 460, 481, 501, 503, 510, 512, 530, 535, 538, 541, 553 f., 556, 560–563, 567–570, 574 f., 581 Konstanzer Konzil 136, 201 Landfrieden 71 f., 76–78, 81, 90, 92 f., 95, 98, 100 f., 103 f., 107, 111, 116–118, 123, 125–129, 132 f., 135, 142, 144–146, 576 – Ewiger 248, 286, 311 f., 322, 326, 329–332, 334 f., 339, 348 f., 354, 361, 393, 406, 431, 466, 478 f., 489 f., 494, 496, 503, 505, 572 – Frankfurter Reichslandfrieden 232

627

Sachverzeichnis Landfriedenseinung 103, 106 f., 116, 145 f., 167 Landgericht 156, 240, 242, 281 f., 285, 297 f., 330 f., 445 f., 448, 454 – Bamberg 184, 195, 211 f., 268, 270–272, 274–276, 323, 326, 367, 435 f., 508 f. – Graisbach 235 – Nürnberg 170, 172, 174, 176, 181–184, 210, 235, 247, 297, 432, 440 – Weißenhorn 233, 236 f. – Würzburg 120–122, 126, 153, 169 f., 172, 174, 180 f., 183, 187 f., 193, 195, 197, 206, 209 f., 215 f., 227, 278 f., 298–301, 390–392, 411, 524 f., 527, 534 Landgerichtsordnung/-reformation – Bamberg 275 f., 282, 326, 509 – Würzburg 174, 180, 188, 209, 301 Landtag – Markgraftum Ansbach–Kulmbach 368 f., 399 f., 427 f., 430–433, 438–442 – Markgraftum Ansbach 384 f., 428 f. – Hochstift Bamberg 190 f., 199, 213–215, 323 f., 326 f., 363–367, 401, 421, 437 f., 484–487, 497, 506–508 – Markgraftum Kulmbach 385, 428–430, 468–470 – Herzogtum Oberbayern 241 f. – Hochstift Würzburg 381 f., 478, 482 f., 486 Lehen – Bekennung 189 f., 193, 208, 272, 274, 276, 411, 441, 444, 448, 508 f., 524, 528 f., 540, 563 f., 574, 578 f. – Besteuerung 268–275, 331, 334, 436 f., 446, 464, 506–509 – Heimfall 111, 121, 268 f., 271, 274–276, 326, 331, 334, 391, 411, 446, 455, 504, 506, 508, 533, 542, 563–565 – Leihezwang 268 f., 273, 276, 391, 464, 471, 533 – Mannlehen 180, 228, 268, 271 f., 274, 436 f., 529 – Ritterlehen 268 f., 274, 436, 506, 529, 542

– Rittermannlehen 528, 563 f. – Söhne–und–Töchter–Lehen 213, 228, 563 f. Lehnerbrecht 211–213, 269, 276, 326, 440 f., 444, 446, 448, 451 f., 455, 471, 497, 502–504, 506 f., 511–513, 515, 517, 525–530, 535, 538, 540–542, 558, 563, 574, 578 f. Lehngericht 184, 281 f., 524, 527, 534, 564 – Ritterlehngericht 505 Münze/Münzrecht 152, 154, 275, 324, 327, 331, 359, 430 Münzreformation 275, 324, 327 Notar 153, 209 f., 331 Obrigkeit 214, 240, 256, 275 f., 279, 284, 291, 295, 299, 301, 319, 339, 341, 352, 373, 382, 384, 386, 391, 395, 398 f., 420–423, 435, 440, 467, 478, 491 f., 504, 509, 514, 516, 518 f., 530, 544, 546, 560, 565 – forstliche 445 – fraischliche 444 – hohe 238, 444–446, 505 – Landgerichts- 407 – vogteiliche 444, 502 – zentbarliche 502, 514 Offizial 135, 153, 174, 298–300, 311, 321 Patronat 446, 514, 516 Pfarrer 74, 173 f., 235, 278, 299, 324, 365– 368, 370–372, 382, 386, 390, 400, 428, 435 f., 445 f., 458, 468 f., 512, 524, 564 Pfarrverweser 365 f., 370, 390, 542 Plassenburger Vertrag 440 Polizeiordnung 473, 546, 550, 565 f. Prokurator 153, 174, 281 f., 323, 326, 367, 536 Räuberei und Plackerei 259, 263, 278 f., 285, 293 f., 297, 303–305, 308, 427 f., 503, 505, 598

628 Reformation (Religion) 392, 445, 464, 468, 471 f., 514 Regalien 111, 180, 270, 284 f., 319 f., 392, 435 f., 509, 526 f., 529 Reichsanlage 258–260, 262, 265–267, 303–305, 307, 355, 449, 542, 576 f. Reichshofkanzlei 560 Reichskammergericht 248 f., 281, 285 f., 312, 330 f., 333 f., 339 f., 343, 352–354, 361, 363, 368, 390, 404, 407, 436 f., 447, 463, 466, 512 f., 515, 531, 536, 552, 561, 563, 568, 570, 575 Reichskammergerichtsordnung 261, 281, 317–319, 322, 340, 347, 354, 446, 463 f. Reichskreis – bayerischer 377, 477, 547 f. – fränkischer 352 f., 377, 451 f., 459, 477, 503, 505, 522, 539, 545–550 – rheinischer 377, 477 – schwäbischer 377, 453, 477, 547 f. Reichsordnung 261, 328, 332, 336, 339, 342, 351, 354 f., 361, 431, 436 f., 505 Reichsregiment 258–260, 265, 318, 321 f., 325, 328–334, 337, 339 f., 343 f., 347 f., 350–354, 360, 363, 401 f., 424, 597 Reichsritterschaft – fränkische – Ausschußtag/Gesandtentag 253 f., 261 f., 280–282, 287–289, 293–295, 322 f., 344 f., 349, 353, 410 f., 413–416, 420–424, 450, 456 f., 462 f., 467 f., 502, 504 f., 514 f., 519–522, 527 f., 530 f., 538, 550–552, 554, 556 f., 560, 563, 565–574 – Direktorium 551, 555, 557 f., 560, 567 f., 570 f., 573 f. – Gesandte 256, 260, 265, 315 f., 334, 339, 342, 347 f., 410, 412, 414, 451–453, 463, 488 f., 503 f., 513–515, 522–527, 530, 555, 560, 563, 570 f. – Oberhauptmann 261, 263, 289 f., 376, 448, 511, 550 f., 555, 561 f., 568, 570 f., 574, 577

Sachverzeichnis – Orte – Altmühl 251, 254, 259, 261, 287 f., 290, 295, 302, 308 f., 312, 338, 343, 346, 353 f., 408, 415, 420, 423, 425, 440–443, 448, 453, 456–458, 462 f., 504, 511, 522, 529, 535, 537 f., 546–548, 551, 555 f., 558–560, 562, 565, 569–572, 583 f., 589, 599 – Hauptmann 546, 548, 569 – Räte 546–548, 569 – Gesandte/Verordnete/Vertreter 254 f., 302, 308 f., 312, 338, 448, 457, 463, 522–525, 555, 562, 565, 570, 572, 583 f., 589 – Ortstag 343, 346, 415, 457, 462 – Baunach 251, 254, 259, 261, 292, 295 f., 298, 302, 307 f., 310–313, 316 f., 344–346, 349, 351, 394 f., 397, 408, 411 f., 423, 425, 448, 453, 458, 461, 471, 476, 478, 499, 502, 522, 529, 535, 537, 540, 543 f., 547 f., 551, 556–560, 565, 568–570, 579, 583 f., 589, 599 – Hauptmann 311 f., 351 – Räte 311, 351, 547 f. – Gesandte/Verordnete/Vertreter 254 f., 298, 302, 308, 312 f., 344– 346, 349, 394, 448, 522–525, 556, 560, 565, 570, 572, 584, 589 – Ortstag 292, 310, 351, 394 f., 412, 529 – Gebirg 251, 253 f., 257, 259, 261 f., 266, 289, 292 f., 295 f., 298, 301–303, 344–346, 349, 379, 383, 408–410, 416, 423, 448, 450, 453 f., 456, 463, 502–504, 511, 515, 522, 530 f., 535, 537–539, 541, 543 f., 549–551, 553 (1705), 554 (1716), 555–560, 563, 566, 569–572, 579, 583 f., 589, 599 – Hauptmann 257, 266, 289, 376, 450, 454, 515, 538, 543 f., 549 f., 559

629

Sachverzeichnis – Räte 289, 454, 515, 538, 543 f., 549–551, 559 – Ausschuß 450 – Gesandte/Verordnete/Vertreter 254 f., 301, 338, 344–346, 349, 448, 463, 522–525, 555, 558, 560, 563, 570, 572, 583 f., 589 – Ortstag 253, 262, 292 f., 301, 410, 416, 502 (1451), 503, 531, 538 f., 554 (1716), 555, 559, 566, 569 – Ausschußtag 559 – Odenwald 251, 254, 259, 261, 287, 292, 295 f., 298, 302, 307–309, 316, 322–325, 344, 394 f., 397, 408 f., 411, 413–415, 420, 423, 440 f., 448, 453–455, 458, 461, 467, 471, 476, 478, 484 f., 499, 505, 511, 522, 519 f., 530 f., 535–538, 541, 546–551, 555–562, 565–572, 583 f., 589, 598 – Hauptmann 376, 454 f., 505, 511, 531, 536, 547 f., 551, 555–557, 559–562, 567 f., 572 – Räte 455, 505, 531, 546–549, 557, 561 f. – Einnehmer 531, 561 f., 569 – Ausschuß 531, 536, 546 – Gesandte/Verordnete/Vertreter 254, 298, 302, 338, 344, 415 (949), 448, 454, 522–525, 555, 567, 570 f., 583 f., 589 – Ortstag 287, 292, 322–324, 394 f., 409, 413, 415, 454–456, 467, 529, 531, 536, 538, 569 – Rhön/Werra 251, 253 f., 259–261, 287, 292 f., 295 f., 298, 302, 307, 309 f., 312–314, 316, 322, 338, 344–346, 349, 394, 397, 408, 409 (915), 412, 424, 448, 453 f., 458, 461, 471, 476, 478, 496 f., 499, 502, 504, 515, 522, 535, 537 f., 547 f., 551–553, 555 f., 558–560, 562, 565, 567–572, 583–586, 589, 595–599

– – – –



– Hauptmann 260, 313, 316, 338, 342, 376, 379, 515, 529 (1578), 538 (1635), 547 f., 566, 595 – Räte 260, 313, 338, 529 (1578), 538 (1635), 547 f., 569 – Einnehmer 569 – Ausschuß 529 (1578), 569 – Gesandte/Verordnete/Vertreter 254, 298, 302, 312 f., 338, 344–346, 349, 394, 448, 454, 522–525, 556, 560, 562, 565, 571, 583 f., 589, 595, 597 – Ortstag 260, 287, 292 f., 310, 313, 394, 496 f., 504 (1464), 515, 529 (1578), 538, 547, 555 f., 595–599 – Steigerwald 251, 254, 259, 261, 287, 292, 296, 298, 302 f., 307 f., 316, 338, 343 f., 349, 394 f., 397, 408, 411, 424, 440 f., 448, 453, 458, 461, 463, 471, 476, 478, 499, 504, 522, 535, 537, 543 f., 547 f., 551, 556, 558–560, 562, 565, 569–571, 579, 583 f., 589, 599 – Hauptmann 376, 544, 547, 559, 569 – Räte 547 f., 559, 569 – Gesandte/Verordnete/Vertreter 254, 298, 302, 308, 343 f., 349, 394, 448, 463, 522–525, 556, 560, 562, 565, 570 f., 583 f., 589 – Ortstag 287, 292, 343, 394 f. – Rittertag s. Rittertag, Franken – s. a. Adelstag, Franken Korrespondenztag 553, 556, 566, 570 f., 574 im Kraichgau 550 rheinische 449, 451, 455, 491, 515, 550, 553–556, 566, 574 f. schwäbische 447–449, 451–456, 459, 464, 471, 477, 491, 515, 550 f., 553, 555 f., 566, 570 f., 574 in der Wetterau 554

630 Reiterdienst 260, 263, 294 f., 298, 304, 307, 408–417, 420–426, 440, 457, 459, 462 f., 476, 481, 499, 502, 506 f., 512, 516, 529 f., 550, 554 f., 577 f. Ritterkreis, fränkischer 467, 574 Ritterschaft – in Buchen 106, 123, 460, 551–553, 555, 558, 565, 567 f., 575, 599 – coburgische 253, 259, 443, 448, 470, 502, 588, 599 – im Elsaß 262 – im Kraichgau 262, 330, 341 – in der Ortenau 341 – in der Pfalz 262, 265 – im Rheingau 262, 341 – im Rheinland 119, 258 f., 262, 265, 598 – in Schwaben 119, 139, 232, 251–253, 257–259, 265, 330, 335, 420, 599 – im Vogtland 263, 440 – im Wasgau 262, 341 – in der Wetterau 252 f., 259, 265, 335, 598 Rittertag s. a. Adelstag – Franken 246–251, 286 f., 303–306, 308, 315, 443–448, 460, 473 f., 476, 478–481, 484 f., 493 f., 501–504, 511–513, 518 f., 535 – Markgraftum Ansbach 245, 295, 417 f., 442 – Hochstift Bamberg 421, 435–437, 477 f., 508 f., 541–543 – Markgraftum Kulmbach 248, 295, 417 – Hochstift Würzburg 119, 162, 180, 183– 188, 191, 224–228, 230, 236, 298–301, 476, 480 f., 486, 494–496, 498–501, 527 f., 532–543 Runder Vertrag 152–158, 167, 174 f., 178, 180, 300, 331, 341, 519–523, 526, 528 f., 539 f., 571, 578 Salgericht 269, 271–273, 281, 285, 297 f., 323, 326, 330 f., 435 f. Schäferei 377, 435 f., 446, 454, 512

Sachverzeichnis Schafflecken 271, 273 Schaftrieb 195 f., 268, 270, 272, 275 f., 512–514 Schiedsgericht/-verfahren 67, 70, 74, 89, 101 f., 115 f., 120, 123, 151, 153, 165, 172 f., 178, 195, 200, 215, 236, 238, 240, 281, 325, 512, 514, 530 f. Schutz und Schirm 111, 149, 176, 183, 209, 211, 215, 221, 239, 272–274, 277, 324, 327, 423, 432, 437, 502 f., 513 Schwäbischer Bund 232–240, 242 f., 251, 257 f., 261, 263, 283, 286, 290, 316, 324–326, 329–334, 336, 338–340, 343 f., 346–352, 354–357, 361 f., 373, 383, 387 f., 392 f., 400, 407, 409 f., 412, 427, 430–432, 437, 471, 474, 576 f., 579 Sende 174, 184, 209, 298 f., 301, 321, 324, 326, 367 Städtebund – rheinischer 90, 93–95 – schwäbischer 86, 90–94, 103, 133, 142 f. Steuer und Reise 256, 274 f., 331, 509 Stuhlbrüderpfründe 268, 270, 272, 275, 436 Trienter Konzil 465–468, 473, 553 Türkenhilfe 226, 357–364, 366, 371, 399–403, 410, 413–415, 417–427, 435, 437 f., 447 f., 449–459, 498, 501 f., 508, 516, 530–532, 535–539, 541 f., 553–560, 562, 567–570, 574 f., 578 f. – beharrliche 358, 360–364, 366, 371, 401 f., 414, 418 f., 449–459, 531 f., 542, 553–560, 562, 567–570, 574 f., 578 f. – eilende 357–359, 363, 399–402, 413 f., 417–426, 437 f., 449, 501 f., 508, 516, 530 f., 535–539, 541, 578 f. Türkensteuer 357, 362, 425 f., 458, 498, 509, 551 Turniergesellschaft 67, 71, 74, 96–98, 127, 219 f., 222–224, 228 f., 314 Turnierordnung 217–222, 225, 229, 246, 291, 464 – Heidelberger 220, 225

631

Sachverzeichnis – Heilbronner 221 f., 246, 291, 464 – Würzburger 217–220 Ungeld 372, 377, 444–446, 454, 502, 541, 579 – Markgraftum Ansbach–Kulmbach 430–434, 469, 489 – Hochstift Bamberg 484 f., 497, 506–508, 516, 541–544 – Hochstift Würzburg 108, 113, 115, 195, 486, 488, 494 f., 498–501, 504, 513, 516, 519, 523, 525, 532 f. Urfehde 94, 198, 207, 289, 330, 366, 411, 512 f. Urteiler 121 f., 124, 180, 210, 215, 280–283, 309, 319 Verspruch 209, 211, 268 f., 272–274, 276 f., 391, 436 f. Verständnis 206–208, 211, 215, 224–231, 236, 243, 245 f., 342, 344, 355

Vogelherd 436 f. Wildbann 134, 154, 176, 180, 183 f., 195, 227, 234, 236, 432, 437, 444 f., 502, 525, 544 Wildfuhr 454, 504, 516, 530, 560 Wildmeister 445 Wormser Edikt 320, 361–367, 369, 399, 401 Zent 108, 110, 120, 122, 131, 134, 153 f., 168, 175, 180, 188, 193, 195, 209, 216, 271, 278, 281, 298–301, 324, 330 f., 367, 390 f., 411, 444, 448, 454, 520, 526–529, 564 f., 578 Zentgerichtsordnung/-reformation 174 f., 244, 300, 390 f., 525, 527, 529, 540 Zentgraf 153, 175, 244, 278, 311, 411, 527 Zentschöffe 153, 175, 244, 278, 299 f., 331, 390, 411, 527 Zutrinken 222, 229, 245 f., 264, 278 f., 290 f., 298, 306, 311 f., 314, 347, 364, 391

Lebenslauf Dr. Cord Ulrichs, geboren am 4.  Januar 1970 in Lemgo (Kreis Lippe, NordrheinWestfalen). Abitur im Mai 1989 am Städtischen Gymnasium Blomberg (Lippe). Ab dem Wintersemester 1990/91 Studium der Rechtswissenschaft und der Geschichte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Februar 1995 Erstes juristisches Staatsexamen in Würzburg. September 1997 Promotion zum Dr. phil. durch die Philosophische Fakultät  II der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. November 1997 Zweites juristisches Staatsexamen in Düsseldorf. Ab Januar 1998 Richter auf Probe, ab Januar 2001 Richter am Verwaltungsgericht Gelsenkirchen. 1. Januar 2004 bis 31. Dezember 2006 Abordnung an das Bundesministerium der Justiz als Referent im Referat „Grundrechte und Staatskirchenrecht“. Seit dem 1. Juli 2013 Richter am Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster.

FORSCHUNGEN ZUR DEUTSCHEN RECHTS GESCHICHTE HERAUSGEGEBEN VON PETER OESTMANN, JAN SCHRÖDER UND DIETMAR WILLOWEIT



EINE AUSWAHL

BD. 27 | GIANNA BURRET DER INQUISITIONSPROZESS IM

BD. 23 | ANDREAS DEUTSCH

LAIENSPIEGEL DES ULRICH TENGLER

DER KLAGSPIEGEL UND SEIN AUTOR

REZEPTION DES GELEHRTEN RECHTS IN

CONRAD HEYDEN

DER STÄDTISCHEN RECHTSPRAXIS

EIN RECHTSBUCH DES 15. JAHR­

2010. XIV, 375 S. GB.

HUNDERTS ALS WEGBEREITER DER

ISBN 978-3-412-20633-8

REZEPTION 2004. XIV, 672 S. GB.

BD. 28 | MARTIN P. SCHENNACH

ISBN 978-3-412-13003-9

GESETZ UND HERRSCHAFT DIE ENTSTEHUNG DES GESETZ­

BD. 24 | STEPHAN DUSIL

GEBUNGSSTAATES AM BEISPIEL TIROLS

DIE SOESTER STADTRECHTS FAMILIE

2010. XIV, 985 S. GB.

MITTELALTERLICHE QUELLEN UND

ISBN 978-3-412-20635-2

NEUZEITLICHE HISTORIOGRAPHIE 2007. 439 S. 15 S/W-ABB. UND 5 S/W-KT.

BD. 29 | ADRIAN SCHMIDT-RECLA

GB. | ISBN 978-3-412-24306-7

KALTE ODER WARME HAND? VERFÜGUNGEN VON TODES WEGEN IN

BD. 25 | HOLGER ERWIN

MITTELALTERLICHEN REFERENZ­

MACHTSPRÜCHE

RECHTSQUELLEN

DAS HERRSCHERLICHE

2011. XLIX, 733 S. GB.

GESTALTUNGSRECHT „EX PLENITUDINE

ISBN 978-3-412-20735-9

POTESTATIS“ IN DER FRÜHEN NEUZEIT 2009. XXVIII, 333 S. GB.

BD. 30 | ALEXANDER KREY

ISBN 978-3-412-20314-6

DIE PRAXIS DER SPÄTMITTELALTER­ LICHEN LAIENGERICHTSBARKEIT

BD. 26 | TIM MEYER

GERICHTS­ UND RECHTSLANDSCHAF­

GEFAHR VOR GERICHT

TEN DES RHEIN­MAIN­GEBIETES IM

DIE FORMSTRENGE IM SÄCHSISCH­

15. JAHRHUNDERT IM VERGLEICH

MAGDEBURGISCHEN RECHT

2015. 758 S. 11 S/W-ABB. GB.

2009. XXIV, 278 S. GB.

ISBN 978-3-412-22462-2

ISBN 978-3-412-20444-0 BD. 31 | CORD ULRICHS DIE ENTSTEHUNG DER FRÄNKISCHEN REICHSRITTERSCHAFT ENTWICKLUNGSLINIEN VON 1370 BIS 1590

RB039

2016. 633 S. GB. | ISBN 978-3-412-50527-1

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QUELLEN UND FORSCHUNGEN ZUR HÖCHSTEN GERICHTSBARKEIT IM ALTEN REICH

EINE AUSWAHL

BD. 64 | BERNHARD DIESTELKAMP VOM EINSTUFIGEN GERICHT ZUR

BD. 61 | PETER OESTMANN

OBERSTEN RECHTSMITTELINSTANZ

GEISTLICHE UND WELTLICHE GERICHTE

DIE DEUTSCHE KÖNIGSGERICHTS­

IM ALTEN REICH

BARKEIT UND DIE VERDICHTUNG DER

ZUSTÄNDIGKEITSSTREITIGKEITEN UND

REICHSVERFASSUNG IM SPÄTMITTEL­

INSTANZENZÜGE

ALTER

2012. XVIII, 859 S. 2 S/W-ABB. GB.

2014. 159 S. GB.

ISBN 978-3-412-20865-3

ISBN 978-3-412-22166-9

BD. 62 | LUDOLF HUGO

BD. 65 | ALBRECHT CORDES (HG.)

VOM MISSBRAUCH DER APPELLATION

MIT FREUNDSCHAFT ODER MIT RECHT?

EINGELEITET UND HERAUSGEGEBEN

INNER­ UND AUSSERGERICHTLICHE

VON PETER OESTMANN

ALTERNATIVEN ZUR KONTROVERSEN

ÜBERSETZT VON BERND-LOTHAR

STREITENTSCHEIDUNG IM 15.–19.

VON HUGO

JAHRHUNDERT

2012. X, 221 S. GB.

UNTER MITARBEIT VON ANIKA M. AUER

ISBN 978-3-412-20997-1

2015. 291 S. 7 S/W-ABB. GB. ISBN 978-3-412-22402-8

BD. 63,1 | PETER OESTMANN (HG.) GEMEINE BESCHEIDE

BD. 66 | CHRISTIAN O. SCHMITT

TEIL 1: REICHSKAMMERGERICHT

SÄUBERLICH BANQUEROTT GEMACHET

1497–1805

KONKURSVERFAHREN AUS FRANKFURT

EINGELEITET UND HERAUSGEGEBEN

AM MAIN VOR DEM REICHSKAMMER­

VON PETER OESTMANN

GERICHT

2013. VIII, 802 S. GB.

2016. 386 S. 6 S/W-ABB. GB.

ISBN 978-3-412-21062-5

ISBN 978-3-412-50325-3

BD. 63,2 | PETER OESTMANN (HG.)

BD. 67 | ULRIKE SCHILLINGER

GEMEINE BESCHEIDE

DIE NEUORDNUNG DES PROZESSES

TEIL 2: REICHSHOFRAT 1613–1798

AM HOFGERICHT ROTTWEIL 1572

EINGELEITET UND HERAUSGEGEBEN

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE UND

VON PETER OESTMANN

INHALT DER NEUEN HOFGERICHTS­

2016. CA. 304 S. GB.

ORDNUNG

ISBN 978-3-412-21063-2

2016. 271 S. GB.

RJ524

ISBN 978-3-412-50533-2

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VOLKER FRIEDRICH DRECKTRAH, DIETMAR WILLOWEIT (HG.)

RECHTSPRECHUNG UND JUSTIZHOHEIT FESTSCHRIFT FÜR GÖTZ LANDWEHR ZUM 80. GEBURTSTAG VON SEINEN KOLLEGEN UND DOKTORANDEN

Das Verhältnis der Rechtsprechung zur öffentlichen Gewalt war im Laufe der Geschichte tiefgreifenden Wandlungen unterworfen, die auch in der Gegenwart andauern. Der politische Gestaltungswille der frühneuzeitlichen Obrigkeiten führte – mit Begründungen der Jurisprudenz – zum Richteramt des Landesherrn. Die dagegen durchgesetzte Unabhängigkeit der Richter rechtfertigte sich im konstitutionellen Staat durch die strikte Bindung der Justiz an das demokratisch legitimierte Gesetz. Im 20. Jahrhundert jedoch hat – nach dem Einbruch des Dritten Reiches – die Unabhängigkeit der Gerichte durch deren Rechtsfortbildung eine ganz neue politische Qualität erhalten, die das System der Gewaltenteilung in Frage stellt. Die hier vorgelegten Beiträge behandeln die Entwicklung dieser Thematik und ihr Umfeld seit dem Spätmittelalter an Beispielen aus dem Alten Reich und dem 19. Jahrhundert, besonders aber auch mit kritischen Studien zur Rechtsgeschichte der Bundesrepublik. 2016. 480 S. MIT FRONTISPIZ. GB. 155 X 230 MM | ISBN 978-3-412-50319-2

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IGNACIO CZEGUHN (HG.)

RECHT IM WANDEL – WANDEL DES RECHTS FESTSCHRIFT FÜR JÜRGEN WEITZEL ZUM 70. GEBURTSTAG

Recht im Wandel – Wandel des Rechts lautet der Titel dieses Bandes zu Ehren von Jürgen Weitzel und nimmt sich damit eines Themas an, das immer in der rechtshistorischen Wissenschaft diskutiert wurde: Recht unterliegt immer einem Wandel und ist damit stetig in Bewegung. Gesellschaftliche, politische und ökonomische Faktoren führen immer wieder dazu, dass sich bestehendes Recht verändert, modifi ziert wird oder gänzlich verschwindet. Dabei spielen Gesetzgebung, aber auch Rechtsprechung eine wichtige Rolle, da beide an diesem Wandelprozess beteiligt sind. Diesem Phänomen widmen sich die Beitragenden der Artikel zu diesem Band, die von der Römischen Zeit bis in die jüngste Zeitgeschichte des Rechts reichen. 2014. 769 S. GB. 155 X 230 MM | ISBN 978-3-412-22237-6

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KARSTEN BRÜGGEMANN, MATI LAUR, PÄRTEL PIIRIMÄE (HG.)

DIE BALTISCHEN KAPITULATIONEN VON 1710 KONTEXT – WIRKUNGEN – INTERPRETATIONEN (QUELLEN UND STUDIEN ZUR BALTISCHEN GESCHICHTE, BAND 23)

Im Jahre 1710 unterzeichneten die baltischen Ritterschaften, die städtischen Magistrate und die schwedischen Garnisonen der Ostseeprovinzen Kapitulationsurkunden, die von Zar Peter I. später konfirmiert wurden. Mit ihnen wurde die Macht an der östlichen Ostseeküste von Schweden auf Russland übertragen. Zugleich etablierten sie einen halb autonomen Status der Provinzen im russischen Staatsverband, der später zum Stein des Anstoßes im Verhältnis von imperialem Zentrum und Peripherie werden sollte. Die Autoren dieses Bandes untersuchen den europäischen Kontext der Kapitulationen, ihre Auswirkungen auf den Alltag in den Ostseeprovinzen sowie ihre widersprüchlichen historischen und juristischen Auslegungen. 2014. VI, 217 S. GB. 150 X 230 MM | ISBN 978-3-412-21009-0

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NIELS BRANDT

GUTE RITTER, BÖSE HEIDEN DAS TÜRKENBILD AUF DEN KREUZZÜGEN (1095–1291)

Nicht nur die Religion, sondern auch die Bewaffnung unterschied während der Kreuzzüge die christlichen Ritter von ihren turkstämmigen Gegnern. Die Türken stützten sich vor allem auf die Kunst des Bogenschießens aus dem Sattel. Diese Art der Kriegführung war den europäischen Panzerreitern, die eher dem Nahkampf vertrauten, fremd. Dennoch überwiegt in den Kreuzzugschroniken eine hohe Wertschätzung der Türken, wie Niels Brandt in seinem Buch zeigt. Sie war nicht allein dem »edlen Heiden« Saladin vorbehalten, sondern betraf in der Zeit zwischen 1095 und 1291 auch andere muslimische Befehlshaber und Krieger. Dass die Türken ebenfalls beritten waren, machte es ihren Gegnern möglich, sie als Standesgenossen zu betrachten. 2016. 408 S. GB. 155 X 230 MM | ISBN 978-3-412-50337-6

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