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German Pages 206 [219] Year 1869
Die
Englische Landmacht ihre
Organisation und Stärke.
Von
E. Minor, Hauptmann in der Gten Artillerie - Brigade.
Willst tu dich selber erkennen, 'So sieb wie tie Andern es treiben.
Bcrli it. Druck und Prilaq von Georg Reimer.
1869.
Durch die während einer Urlaubsreise nach England im Herbst 1868 gemachten Beobachtungen veranlaßt, hielt ich tut
darauf folgenden Winter tut Kreise der Kameraden einige Bor englische militairische Verhältnisse.
Das rege
Interesse, das mir dabei entgegengebracht wurde,
so wie die
lesungen über
größere Beachtung,
jenes Landes
bewogen hat mich
überhaupt den Armee-Verhältnissen
in der Gegenwart zu Theil wird,
diese durch
Schönheit und
die
Vorträge zu vervollständigen. die
Großartigkeit seines
Poesie
des
Landes
und
haben mich
Großbritanien
Lebens, durch die
durch
die
herzliche
IV
Urlaub
Seite
Die Jurisdiktion......................................................................................— Das Arrestlokal........................................................................................—
Verhältniß des Offiziers zum Soldaten............................................. — Parade-Ausstellung.................................................................................—
47 47 52 54 55
Die Cavallerie. Organisation............................................................................................. — Bewaffnung und Uniform..................................................................... Pferde-Dressur und Reiterei................................................................
Das Gepäck.............................................................................................. — Die Bücher............................................................................................... —
Das Exerciren......................................................................................... — Einschiffung von Pferden.......................................................................—
Etats-Stärken..........................................................................................—
56 — 57 —58 62 63 64 65 68
Die Artillerie. Organisation............................................................................................. —
71
A. Feld-Artillerie........................................................................................— Ausrüstung................................................................................................—
73 73
Schießübung............................................................................................. —
79
Artillerie-Schlitten in Eanada............................................................. —
80
Etats der Feld Artillerie...................................................................... —
81
13. Festungs- und Küsten - Artillerie....................................................... —
91
Material.................................................................................................... —
92
Fabrikation des Woolwich - Geschützes.................................................. —
92
Die Laffettirung....................................................................................... —
Whitworth - Geschosse...............................................................................
98 — 101
Etats-Stärken..........................................................................................—
104
Etablissements...........................................................................................—
107
Die Ingenieure. Uniform und Bewaffnung..................................................................... —
111
Organisation und Stärke...................................................................... —
111
Etats..........................................................................................................—
113
Der Train. Uniform und Bewaffnung.....................................................................
Organisation und Etats.........................................................................—
— 114
114
Die Infanterie.
Organisation............................................................................................. —
117
Uniformirung und Gepäck..................................................................... —
122
Die Bewaffnung......................................................................................—
124 126
Die Rekrutirung......................................................................................—
V
Die Ausbildung deS Mannes und das Exercir-Reglement.
.
. Seite 128
Das Bajonettiren............................................................................................—
139
Taktisches. Tirailliren......................................................................................... —*
140
Feldwachen und Vorposten................................................................. —
144
Patrouillen............................................................................................. —
146
Fechtweise................................................................................................ —
147
Etats.................................................................................................................. —
148
Die Inspic ........ .. .... .......................................................................................... —
152
Institute. a. Die königliche Militairschule Sandhurst...............................................— b. Die Lchießschule zu Hythe in Kent..................................................... —
c. Gewehrfabriken........................................................................................... — Die stehenden Lager.......................................
157
157 158
Das bedeckte Raquet-Haus.......................................................................... — Manöver (field -day).................................................................................... —
158 163 164
Der Stab der britischen Armee............................................................... —
165
Das Stabs-Colleg......................................................................................... — Etats-...........................................................................................................—
166 168
Die Administration. Das Knegsmiuisterinm................................................................................. — Horse-Guards. (Der Armee-Oberbefehl.)....................................... —
170 170
Das General-Justiz-Departement...................................................... — Das Commissariat................................................................................... —
171 171
Das Sanitäts - Corps............................................................................. — Das Lazareth-Personal. (Purveyor- department.).... Das Armee - Hospital - Corps. (Army - hospital -corps.) . .
173 173 174
—
— — Das thierärztliche Personal........................................................................... —
174
Die Geistlichkeit............................................................................................... —
174
Das Zeug-Personal....................................................................................... —
175
Das Kasernen-Personal................................................................................ —
175
Verschiedenes. Die Reserve-Armee. (Army of Reserve.)....................................... — Die eingeschriebenen Pensionirten. (Enrolled pensioners.) . . —
176
Das topographische Departement................................................................. — Das Militair - Bildungswesen. .................................................................... —
177 178
Die Musik-Schule.......................................................................................... — Die Armee-Schulen....................................................................................... —
178 178
Bibliotheken.......................................................................................................—
180
Chelsea............................................................................................................... —
180
177
VI
Hospitäler. Das königliche Victoria-Hospital zu Netley.............................. Seite 181
Das Herbert-Hospital in Woolwich............................................... —
182
Das Chelsea-Hospital........................................................................ —
183
Das königliche Hospital Kilmainham.............................................—
183
Der
Tower in London.............................................................................. —
183
Das
BekleidungS-Depot zu Pimlico...................................................... —
184
Die Colonial-Negimenter und Corps, ausschließlich In diens................................................................................................... —
185
Militia und Voluuteers der Colonien................................................. —
187
Die Militair-Organisatio n in Indien........................................ —
188
1) Die nach Indien commandirten Linientruppen................................ —
188
2) Die Lokal-Truppen......................................................................
—188
3) Der Stab.................................................................................................—
192
4) Die militairischen Institute..................................................................—
192
5) Reserve Truppen und Bolunteers.................................................. —
194
Geschichtliche Entwickelnng der britischen Armee.
...
Ganze Stärke der Landmacht.............................................................. —
—
194 199
Land. Das Land ist beinahe überall wellig oder bergig, Ebenen bietet dasselbe nur vereinzelt dar.
Eigenthümlich ist die Formation der
Berge, dieselben sind nicht hoch aber oft sehr steil und steinig, nicht
bebaut; selten leicht beholzt, sind sie meist wie schöne Wiesen. Ackerbau ist vorherrschend in den Grafschaften des Südens und einigen an
deren; der größere Theil Englands ist Wiese und Park, durchzogen von Knicks, mit zerstreutem, niemals größerem Laubgehölz.
Die vie
len lebendigen Hecken, die durch die Feuchtigkeit smaragdgrünen Wie sen, die auf diesen verstreuten einzelnen Bäume, die sich darum auch
zu ihrer ganzen Schönheit entwickeln, machen die ganze Landschaft sehr anziehend. So ist die Viehzucht blühend und mit Vorliebe gepflegt,
während das Land nur wenig Cerealien producirt, und zwar viel weni
ger, als es für seinen eigenen Consum bedarf.
Dasselbe gilt freilich
auch von dem Schlachtvieh, weshalb Deutschland viel von beiden! nach England liefert.
Hervorragend ist seine Industrie.
Der Dampf
und das Eisenbahnwesen sind in staunenswerther Weise allenthalben
benützt und ausgebildet.
Eisen.
Die Hauptrohprodukte sind Steinkohlen und
Auf der glücklichen geologischen Bildung, nach welcher diese
Produkte immer in unmittelbarer Nähe neben oder über einander liegen, beruht der Reichthum deö Landes.
Seine geographische Lage
macht es ihm leicht, alle Rohprodukte zu erlangen, die ihm fehlen und durch deren Verarbeitung ihm das Geld aller Länder zufließt. So liefern Amerika, Indien, Aegypten die Baumwolle, Deutschland,
Ungarn, Australien die Schafwolle für Englands Fabriken. Das Klima ist durchweg gemäßigt, weder so heiß, noch so kalt
als bei uns.
Die Insellage des Landes und theilweise auch in den
Fabrikdistrikten der ungeheure Kohlendampf der Tausende von Schorn
steinen bewirken das Nebelklima und kleiden alle Gebäude in ein dunkMinor, Engl. Landmacht. 1
2
leS Schwarzgrau.
November und Februar sind wahre Nebelmonate,
wo es zumal in London den ganzen Tag nicht hell wird und die stets brennenden Gaslaternen selbst Mittags kaum das nöthigste Licht zu verbreiten vermögen.
Die Häuser sowie alle anderen Gebäude sind
ans einem schönen feinkörnigen grauen Sandstein oder gebrannten
Ziegeln aufgeführt, aber äußerlich niemals wie bei uns mit Kalk ab geputzt und geweißt. Wales liefert.
Die Dächer sind oft mit Schiefer gedeckt, den
Fremd erscheinen uns auch die vielen mit aufgesetzten
Thonröhren versehenen Schornsteine jedes Hauses.
Jedes Zimmer
hat seinen Kamin und dieser wiederum seinen eigenen besonderen, direkt in's Freie führenden Schornstein, wodurch ein steter Luft
wechsel erreicht wird und damit die dem Engländer ganz unentbehr
liche Ventilation seines Hauses.
Die Fenster, meist schlecht schlie
ßend, werden bei ihrem Oeffnen in ihrer ganzen Breite nach oben geschoben, wie dies schon in Hamburg häufig. man nicht.
Doppelfenster hat
Deutsche Stubenwärme und deutsche Stubenluft sind
dem Engländer freilich ebenso unbekannt wie unerreichbar.
Es ist
in allen Häusern, ja selbst auf den elendesten Eisenbahnstationen
das Rauchen streng verboten.
Im Hause eines Gentleman ist zwar
eine Stube diesem Zwecke überlassen, meist das Bibliothekzimmer, jedoch darf auch hier nur spät in der Nacht geraucht werden, nach
dem sich die Damen des Hauses zurückgezogen haben.
Häufig giebt
es aber auch dieses Asyl nicht einmal, so daß ich als Sklave des
Tabaks zu manchem gezwungenen nächtlichen Spaziergang mit und ohne Mondschein meine Zuflucht nahm.
Auch die Regierung, viel
leicht Dank ihrem weiblichen Oberhaupt, scheint an der Verschwö-rung gegen das Rauchen Theil zu nehmen, da sie den Tabak so hoch
besteuert, daß eine rauchbare Cigarre mindestens 5 Sgr. das Stück, die schlechteste aber kaum unter 20 Pf. kostet.
Leute. Die Engländer sind im Ganzen groß, kräftig, recht gewandt,
haben starke, regelmäßige, wenig hervortretende Gesichtszüge und eine grade, beinahe militairische Haltung. Sie sehen gut aus.
Die Iren
und Bewohner von Wales, als die Nachkommen der einst durch die
2
leS Schwarzgrau.
November und Februar sind wahre Nebelmonate,
wo es zumal in London den ganzen Tag nicht hell wird und die stets brennenden Gaslaternen selbst Mittags kaum das nöthigste Licht zu verbreiten vermögen.
Die Häuser sowie alle anderen Gebäude sind
ans einem schönen feinkörnigen grauen Sandstein oder gebrannten
Ziegeln aufgeführt, aber äußerlich niemals wie bei uns mit Kalk ab geputzt und geweißt. Wales liefert.
Die Dächer sind oft mit Schiefer gedeckt, den
Fremd erscheinen uns auch die vielen mit aufgesetzten
Thonröhren versehenen Schornsteine jedes Hauses.
Jedes Zimmer
hat seinen Kamin und dieser wiederum seinen eigenen besonderen, direkt in's Freie führenden Schornstein, wodurch ein steter Luft
wechsel erreicht wird und damit die dem Engländer ganz unentbehr
liche Ventilation seines Hauses.
Die Fenster, meist schlecht schlie
ßend, werden bei ihrem Oeffnen in ihrer ganzen Breite nach oben geschoben, wie dies schon in Hamburg häufig. man nicht.
Doppelfenster hat
Deutsche Stubenwärme und deutsche Stubenluft sind
dem Engländer freilich ebenso unbekannt wie unerreichbar.
Es ist
in allen Häusern, ja selbst auf den elendesten Eisenbahnstationen
das Rauchen streng verboten.
Im Hause eines Gentleman ist zwar
eine Stube diesem Zwecke überlassen, meist das Bibliothekzimmer, jedoch darf auch hier nur spät in der Nacht geraucht werden, nach
dem sich die Damen des Hauses zurückgezogen haben.
Häufig giebt
es aber auch dieses Asyl nicht einmal, so daß ich als Sklave des
Tabaks zu manchem gezwungenen nächtlichen Spaziergang mit und ohne Mondschein meine Zuflucht nahm.
Auch die Regierung, viel
leicht Dank ihrem weiblichen Oberhaupt, scheint an der Verschwö-rung gegen das Rauchen Theil zu nehmen, da sie den Tabak so hoch
besteuert, daß eine rauchbare Cigarre mindestens 5 Sgr. das Stück, die schlechteste aber kaum unter 20 Pf. kostet.
Leute. Die Engländer sind im Ganzen groß, kräftig, recht gewandt,
haben starke, regelmäßige, wenig hervortretende Gesichtszüge und eine grade, beinahe militairische Haltung. Sie sehen gut aus.
Die Iren
und Bewohner von Wales, als die Nachkommen der einst durch die
3 Angelsachsen in die Gebirge zurückgcdrängten alten Britten, haben
ihren celtischen Charakter bewahrt und sind kleinere breitschulterige Figuren mit dunklen lebhaften Augen; sanguinischen Gemüthes, leicht beweglich, leicht verfuhrt, besitzen sie weniger Charakterstärke als ihre
schwerfälligeren Nachbarn.
Auch mit der Wahrheit, Reinlichkeit, so
wie dem Mein und Dein nehmen sie cs bei Weitem nicht so genau, wie diese, die in den genannten Punkten außerordentlich zuverlässig sind.
So stehen z. B. in England in den Hotels und den als
Chambres garnies vermiethetcn Häusern gewöhnlich die Thüren aller Zimmer offen; zugemacht werden die Thüren eigentlich nur dann,
wenn die Bewohner grade anwesend sind, und verschlossen ist nur die Hausthür.
Die Kirchlichkeit ist durchweg sehr groß; alle Sonntage
wenigstens einmal in die Kirche zu gehen gehört zum Kredit an der Börse, zur guten Condnite des Offiziers, zur Respektabilität jedes
Einzelnen, Gentleman wie Tagelöhner. Die Kirchen selbst sind schön und reich ausgcstattet mit vieler Glasmalerei.
Leidenschaftlich ist der
Engländer in seinem Sport, den er mit einer bei uns unbekannten
Wichtigkeit behandelt, und zu dein er auch eine große Anzahl ganz
verschiedener und besonderer Anzüge trägt.
Wettrciten, Wettfahrcn,
Wettschwimmen, Wettrndcrn und -Segeln ist Passion bei ihm und
beherrscht alle Volksklassen gleichmäßig. Die beiden jährlichen großen Rennen, das Derby-Rennen in Epsom bei London im Frühjahr und
das St. Leger-Rennen bei Preston im Herbst zählen die Schul jugend wie die Arbeiter unter die begeisterten und wettenden Ver
ehrer der streitenden Pferde.
denen Ballspiele von Hoch
In gleicher Weise sind die verschie
und Niedrig geliebt.
Cricket, Racket,
Croquet werden in jeder Ortschaft mit Vorliebe und oft mit großer Geschicklichkeit gespielt.
Daß die Hetzjagden auf Fuchs, und jetzt,
wo trotz großer Pflege die Füchse doch in manchen Grafschaften ver schwunden sind, auch die Hasenhetzen ihnen fast ein Cultus sind, ist
ja bekannt.
Bei jeder solchen Hetze kann mitreiten wer will, und
das englische Witzblatt bringt gelungene Zeichnungen davon, wie der
Kutscher und die Führer eines Leichenwagens in reichbeflortem Trauer anzuge, die schwarz drapirten Pferde ansspanneud, einer gerade vor
überjagenden Fuchshetze sich ohne jedes Bedenken zugesellend, den 1*
4 betreffenden Leichenwagen mit Sarg und Trauerzng dahinter schnöde verlassen. — In sprachlicher Beziehung findet sich in Wales, Schott
land, Irland das alte celtische Idiom in drei, verschiedenen Sprachen erhalten, die mit dem Englischen keinerlei Aehnlichkeit haben.
Schon
der Name der Hauptstadt von Wales „Llangollan" (ausgesprochen etwa „Schlangoschchlen") ist der englischen Zunge fast unmöglich.
Das Englisch wird in den Schulen gelehrt, aber mit mäßigem Erfolg. Das ganze Jnselvolk hat überhaupt wenig Sprachtalent.
Der Eng
länder liebt nur seine Sprache, und seine geringen philologischen Interessen sind vielleicht mit Grund, weshalb derselbe, trotzdem er
mehr von der Welt gesehen hat wie Angehörige anderer Nationen, doch eine gewisse Befangenheit und Unkenntniß fremder Zustände von allen Reisen treulichst wieder mit nach Hause bringt. Dessen ist er sich
allerdings meist nicht bewußt, er hält viel auf sich, sein eigen Land, seine Einrichtungen, nnd sieht mit ein wenig Minderschätzung auf
den Schotten, Iren, Watschen herab. den sehr groß.
Der Luxus ist in allen Stän
Ein rascher Umlanf des Geldes, viel Einnahmen
und viel Ausgaben.
Die Küche ist kunstlos, alle Materialien aber,
so wie das ganze Serviren des Tisches sind immer gut und schön. Die Kleidung, besonders die der Damen, ist von reichen Stoffen, bunt in
lebhaften Farben, zuweilen selbst grell zusamniengestellt.
Alle Hülfsmittel der Toilettenknnst finden reichliche nnd rücksichtslose Anwendung, die Haartouren sind jetzt meist wunderbare Gebäude.
Der Effekt von alle
dem
ist für den Fremden zuweilen
etwas
frappant. Auch bei den Männern spielt der Anzug eine sehr bedeu
tende, uns in dieser Ausdehnung unbekannte Rolle; so kann man
z. B. in's Theater (I. Rang) nur in weißer Halsbinde und Leibrock gehen, widrigenfalls man einfach höflich, aber bestimmt vom Thür
hüter zurückgcwiesen. wird.
Endlich verdient noch lobende Anerken
nung die große Höflichkeit und Liebenswürdigkeit des Engländers; Wesen wie Manieren sind durchaus maßvoll und angenehm, sobald
der Fremde ihm in seiner eigenen, ihm eben allein verständlichen Fatzvn und Sprache entgegenkommt.
Juden hat England wenig,
Schottland gar keine, da es der Schotte getrost mit jedem Juden aufnimmt, diese ihr Fortkommen daher lieber anderswo suchen.
5 Pferde. Schlechten Pferden, wie man deren leider bei uns so viele sieht,
begegnet man eigentlich gar nicht, oder doch nur ganz vereinzelt. Man hält und züchtet eben nur bessere Pferde, bezahlt dann aber
auch dafür die entsprechend hohen Preise.
Im Pfluge wie in der
Droschke sind die Pferde alle leidlich gut, auch gut genährt, meist
3—5 Zoll groß, mit kräftigen Schultern, hochbeinig, gutem Gebäude und namentlich guten Hufen.
Auch Pferde zieht England nicht so
viel als es bedarf, seinen Mehrbedarf liefern ihm Belgien und die Niederlande.
In den meist zweirädrigen Lastwagen und den Roll
wagen sieht man immer nur starke große schöne Brabanter Pferde,
die zum Theil in Jorkshire gezogen sind, und die mit etwa 420 Thlr. bezahlt werden.
Reicher als jedes andere Land ist England an Luxus-
pferdcn als Renn- und Iagdpferden, von denen besonders die in
Aorkshire und Shropshire gezüchteten geschätzt werden.
Diese Pferde,
die man mit 1500 bis 3000 Thlr. und mehr bezahlt, werden aber auch noch in vielen anderen der Ackerbau treibenden Grafschaften
gezogen; so sah ich z. B. in Lancaster bei einer landwirthschaftlichen Ausstellung der Grafschaft Lancashire, wie solche zweijährlich statt findet, 91 Pferde ausgestellt.
Es waren Acker-, Last-, Kutsch-, Reit
pferde, Fohlen und 5 Jagd- und 11 Springpferden, 5, 6, 7 und 9 Jahr alt.
besitzer.
Züchter der Pferde waren zum Theil kleine Land
Nach beendeter Schau wurden die Jagd- und Springpferde
geritten und nahmen dieselben hierauf in einer kurzen ovalen Bahn, die auf dem glatten Rasen des Parks improvisirt wurde, zwei Bar
rieren, die für die Iagdpferde 3'/, Fuß, für die Springpferde 4*/4 Fuß hoch waren, zum Theil sehr gut und ohne die hürdenartigen Bar
rieren zu berühren.
Ich sah zweizöllige Pferde mit ganz kurzem
Anlauf 3Fuß Barriere nehmen.
Hieraus erhellt, daß die Pferde
zucht allenthalben mit Vorliebe betrieben wird, so wie, daß auf die
Züchtung edler Pferde viel Mittel und Sorgfalt verwandt werden.
Die meisten Pferde hat das sonst so arme Irland, und liefert dieses
daher auch einen großen Theil der Pferde für die Armee. Die übri
gen Soldatenpferde werden im ganzen Lande aufgekauft und durch schnittlich dem Lieferanten mit 200 Thlr. bezahlt. Wales und Schott-
6 land zeichnen sich durch schön gebaute, kräftige PonteS aus, die mit 140 bis 200 Thlr. bezahlt werden.
Manche Arten sind nicht viel
größer wie eine große dänische Dogge.
Die Militairpferde sind gut,
aber nicht besser als die unsrigen (wobei ich an den Friedensstand
unserer Armee denke).
Zu beachten bleibt ferner, daß Dragoner in
England schwere Cavallerie, ihre Pferde also nur mit unseren Cü-
rassierpferden zu vergleichen sind. Die Pferde der reitenden Artillerie,
die schlechter geritten sind als bei uns, sind nicht besser als die
nnsrigen; die Pferde der Fuß-Batterien stehen den unseren nach. Eigenthümlich ist das Brennen von Nummer und Buchstaben auf
die Vorderhufe.
In der Krim stellte sich
diese Art der Pferde
bezeichnung bald als unzureichend heraus und man brannte sie auf
der Hinterbacke wie bei uns.
Für den Frieden haben sie diesen
Modus aber wieder verworfen, da sie es für einen zu bedeutenden
Schönheitsfehler halten.
Der Hnfbeschlag ist sehr gut, schlechte Hufe
viel seltener als bei uns. Ich lasse hier die genaue, möglichst wort getreue Uebersetzung der in der Armee geltenden dienstlichen Vor
schriften für den Hufbeschlag bei Cavallerie und Artillerie folgen. Die Vorschrift sagt:
„Um die Gleichmäßigkeit des Hufbeschlages bei der Cavallerie zu erreichen, sind nachfolgende Vorschriften genau zu befolgen: 1.
Das Hufeisen ist so abzuschrägen, daß ein Zwischenraum
gelassen und Druck auf die Sohle verhindert wird.
2.
Das Eisen ist nicht mit einer Rinne zu versehen, sondern
einfach zu durchlochen und die Nägel durchzuschlagen. 3.
Ein Stollen ist nur bei den Hintereisen anzuwenden, und
auch bei diesen nur auf der Außenseite.
Auf der Innenseite ist das
Eisen im selben Verhältniß nach dem Ende zu dicker zu machen. 4. Das Gewicht des Eisens kann schwanken zwischen 20,4 Loth
bis 25,5 Loth, der Größe des Pferdes entsprechend. 5.
Als allgemeiner Grundsatz gilt, die Vordereisen dürfen mit
nicht weniger als 6, die Hintereisen mit 7 Nägeln aufgeschlagen und
jedes Eisen mit nicht weniger als 3 Nägeln auf jeder Seite be
festigt sein. 6. Bei Vorbereitung des Hufes für das Eisen ist so wenig als
7 möglich auszuwirken, und diese Operation sott beschränkt bleiben auf
das Entfernen der sich abschälenden Theile der Sohle allein.
7.
Beide Vorder- und Hintereisen sind mit einer einfachen
Kappe an der Zehe zu versehen.
8. Dasselbe Eisen ist nicht abzunehmen und wieder aufzuschla
gen, außer wenn es nur sehr wenig getragen worden ist, z. B. in
Folge Erkrankung des Pferdes, oder wenn es nur in der Reitschule gegangen ist, oder anderer spezieller Ursachen wegen.
Kein heißes
Eisen ist unter irgend welchem Umstand einem Hufe anzupassen.
9. Jedes Pferd im Regiment ist mindestens einmal per Monat frisch zu beschlagen."
Auch die Privatpferde aller Art sind nach obigen Regeln be
schlagen.
Nur die Pferde in den Gabeldeichseln sehr schwer belasteter
Fahrzeuge haben hinten oft zwei Stollen per Eisen, nur die Jagdund Rennpferde haben Eisen mit Reifelung und Hohlkehle inwendig.
Das junge Pferd wird eingespannt resp, geritten mit 3 Jahren, die Remonte wird augekauft im Alter von mindestens 3 Jahr 4 Monat
und höchstens 6 Jahr und 11 Monat.
mengtes,
Gefuttert wird häufig ge
meist gequetschtes Futter, auch Siede bei Civilpferden;
Militairpferdc erhalten Hafer.
Das Heu, vielfach gepreßtes, ist gut.
Nur junge und weniger kostbare Pferde läßt man viel weiden, ja selbst zuweilen das ganze Jahr im Freien unter leichtem Schuppen.
Geputzt wird etwa wie bei uns; kaltes Baden der Pferde im Som mer hält man nicht für gut, dagegen wäscht man die Pferde im
Stalle gern mit warmem Wasser ein wenig ab.
Als die am häu
figsten auftretenden Krankheiten wurden mir in Aldershot genannt
„Cholik und wohl auch Lahmheiten."
Statistisches. Hierbei mögen vergleichende Angaben mit Norddeutschland und
Frankreich Raum finde»: Die vereinigten Königreiche Großbritanien und Irland haben 5629 Quadratmeilen.
Die außer-europäischen
Besitzungen Englands zählen 378,316 Quadratmeilen, dazu noch die europäischen Nebenländer, wie Malta, Helgoland rc., 31 Quadrat meilen.
Einwohner hat Norddeutschland 29,900,000, speciell Preu-
7 möglich auszuwirken, und diese Operation sott beschränkt bleiben auf
das Entfernen der sich abschälenden Theile der Sohle allein.
7.
Beide Vorder- und Hintereisen sind mit einer einfachen
Kappe an der Zehe zu versehen.
8. Dasselbe Eisen ist nicht abzunehmen und wieder aufzuschla
gen, außer wenn es nur sehr wenig getragen worden ist, z. B. in
Folge Erkrankung des Pferdes, oder wenn es nur in der Reitschule gegangen ist, oder anderer spezieller Ursachen wegen.
Kein heißes
Eisen ist unter irgend welchem Umstand einem Hufe anzupassen.
9. Jedes Pferd im Regiment ist mindestens einmal per Monat frisch zu beschlagen."
Auch die Privatpferde aller Art sind nach obigen Regeln be
schlagen.
Nur die Pferde in den Gabeldeichseln sehr schwer belasteter
Fahrzeuge haben hinten oft zwei Stollen per Eisen, nur die Jagdund Rennpferde haben Eisen mit Reifelung und Hohlkehle inwendig.
Das junge Pferd wird eingespannt resp, geritten mit 3 Jahren, die Remonte wird augekauft im Alter von mindestens 3 Jahr 4 Monat
und höchstens 6 Jahr und 11 Monat.
mengtes,
Gefuttert wird häufig ge
meist gequetschtes Futter, auch Siede bei Civilpferden;
Militairpferdc erhalten Hafer.
Das Heu, vielfach gepreßtes, ist gut.
Nur junge und weniger kostbare Pferde läßt man viel weiden, ja selbst zuweilen das ganze Jahr im Freien unter leichtem Schuppen.
Geputzt wird etwa wie bei uns; kaltes Baden der Pferde im Som mer hält man nicht für gut, dagegen wäscht man die Pferde im
Stalle gern mit warmem Wasser ein wenig ab.
Als die am häu
figsten auftretenden Krankheiten wurden mir in Aldershot genannt
„Cholik und wohl auch Lahmheiten."
Statistisches. Hierbei mögen vergleichende Angaben mit Norddeutschland und
Frankreich Raum finde»: Die vereinigten Königreiche Großbritanien und Irland haben 5629 Quadratmeilen.
Die außer-europäischen
Besitzungen Englands zählen 378,316 Quadratmeilen, dazu noch die europäischen Nebenländer, wie Malta, Helgoland rc., 31 Quadrat meilen.
Einwohner hat Norddeutschland 29,900,000, speciell Preu-
8
ßen 24,019,000.
England in Europa 29,930,000, die englischen
Besitzungen in Indien 135,000,000, die von England abhängigen
Staaten in Indien noch 46,000,000. Im Ganzen zählen Englands Be sitzungen 201,000,000 Einwohner. Frankreich in Europa 38,200,000.
Denken wir an die Besitzungen Englands, die es militairisch besetzt hat, so sehen wir ein kleines Volk die ganze Erde umfassen und
überall die Schlüsselpunkte und wichtigen Handelsstationen im Besitz
halten.
Aus nachstehender Tabelle ist das Nähere über die
auswärtigen Besitzungen ersichtlich.
9
Die auswärtigen britischen Besitzungen. i Art und Datum der Erwerbung.
Benennung.
Helgoland . . . Gibraltar . . . Malta .... Man-Insel . . Normannische Inseln ....
QuadratBevölkerung. Meilen.
0,2 0,3 10,3 8,5
1814 von Dänemark abgetreten 1704 den Spaniern genommen 1800 den Franzosen genommen
12
Jährliche Einkünfte. Schätzung 1861 in Pf. St.
2,172 25,179 148,904 52,131
3,103 31,569 144,234
91,316
—
No rd-Amerika. Canada .... Neu-Schottland u. Breton . . . Neu-Braunschweig Prince EdwardInsel. . . . Neu-Fundland . Vancouver - Insel Britisch-Columbia Hudson-Bai-Länder
\ 1
1759 d. Franzosen weggenommen
2,507,657
2,322,524
332,264 252,047
169,640 145,594
80,857 122,638 20,000 11,816 80,000
28,006 90,043 — 58,396 —
11,781 35,287
12,982 40,456
1 1 1
4,372 441,264 25,635 6,051 1,650
8,747 275,037 35,757 2,045
\ 1,509
24,440 9,822 1,500 36,412 7,645 25,065 26,705 31,755 32,268 152,262 15,410 84,438 148,026 541
1711 von Frankreich abgetreten 1713 von Frankreich abgetreten
\ circa 1758 von Frankreich genommen /170,000 1608 angesiedelt...................... 1608 dito ...................... 1608 dito ...................... 1 1608 dito ......................
*
W e st - I n d i e n. Bermuda . . . Bahama . . . (1629 angesiedelt TurkS- u. CaieosInseln . . . ) Jamaica . . . 1655 den Spaniern genommen Britisch-Honduras 1670 von Spanien abgetreten Virgin-Insel. 1663 den Holländern genommen 1650 angesiedelt...................... 'S Anguilla . . l@t. Christopher 1623 dito u. 1702 d. Südtheil von Frankreich genommen . MeviS . . . 1628 angesiedelt...................... Jo sBarbuda . . 1628 dito ...................... L ^Antigua . . 1632 dito ...................... c Montserrat . 1632 dito ...................... ö 1^Dominica. . 1759 dito ...................... .St. Lucia . . 1762 \ bcn Franzosen wegK St. Vincent . 1762 1 genomrnen Grenada . . Barbados . . 1625 angesiedelt...................... Tabago . . 1763 von Holland abgetreten . Trinidad . . . 1797 Spanien genommen . . Britisch-Guiana . 1803 Holland genommen . . Falklands - Inseln j 1770 angesiedelt......................
V 1
i
1 1
1 1 / / 4,943
1 20,283
6,378 — 37,874 4,266 12,527 14,227 23,603 16,728 98,049 8,266 171,730 301,761 4,278
10 Art und Datum
Benennung.
der
Erwerbung.
Jährliche Einkünfte. QuadratBevölkerung. Schätzung Meilen. 1861 in Pf. St.
Afrika.
Sierra Leone . Gambia. . . Gold-Küste .
. . .
Lagos .... Ascension . . . St. Helena . . Cap-Colonie . . Britisch - Kaffraria Natal .... Tristan d'Acunha Mauritius u. Seychellen . . .
1787 ) ....................................... ) incl. 1631 > angesiedelt .... Lagos 1551 ) u. 1850 v. Dänem. gekauft ) 50 }g27 | «»gesiedelt
1673 1806 1858 1818
abgetreten...................... den Holländern genommen vom Capland abgezweigt j angesiedelt
5
!
J
12,000 —
1814 von Frankreich abgetreten
35
41,624 34,,461 11,431 6,939 156,000 incl. Lagos 5,148 6,000 400 21,408 6,860 267,096 j 748,866 64,212 114,087 152,704 400
322,517
482,789
Asien. Bengalen . . . N.W.-Provinzen . Oudh .... Peudschab . . . Nagpur.... Pegu, Tenasserim u. Martaban . Niederlassungen . Bombay . . . Sindh .... Aden mit Perim rc. Madras.... Abhängige Staaten Ganz Ost-Indien
Ceylon .... Labuan .... Hongkong . . .
1765 1830 1856 1849 1853
abgetreten...................... von Bengalen getrennt . annektirt...................... erobert............................ annektirt......................
j
1 i
1826 — 52 erobert .... 1819 gekauft............................ 1661 von Portugal abgetreten 1 1843 erobert............................ j 1839 gekauft............................ 1 1749 von Frankreich abgetreten
1795 erobert............................ 1846 angesiedelt...................... 1842 von China abgetreten .
40,466,690 13,766,007 29,624,462 6,654,481 8,071,075 1,253,496 14,794,611 3,097,456 7,041,480
’i
4,303,540 1,897,897 273,741 ' 7,945,985 — 11,006,950 j 566,648 1,795,594 23,180,323 7,015,079 53,481,735 2,204,470 24,596 69,726 191,637,558 43,829,472 incl. Ceylon. 1,919,487 751,997 1,204 — 2,442 1,610 119,321 127,241 1,8
45,130
Au st r a l - A s i e n.
Neu-Süd-Wales Queens-Land. . Victoria . . . Süd-Australien . West-Australien . Tasmania. . . Neu-Seeland. . Norfolk-Insel. . Aukland-Insel .
1788 angestedelt...................... von N.-S.-Wales 1859 getrennt 1836 \ ....................................... 1836 ....................................... 1829 ....................................... 1804 ; angesiedelt .... 1839 ....................................... 1788 ] ....................................... 1840 / .......................................
— — — — — — — — —
365,635 46,000 548,944 130,627 15,691 90,211 164,572 1,200 150
1,828,808 238,239 3,055,522 575,576 67,261 315,733 694,464 — —
11 Rekapitulation.
Großbritannien und Irland .
28,927,000 Einw.
.
.
5,629 O.-M. und
Britische Nebenländer in Europa .
.
31 O.-M. und
296,000 Einw.
Britische Nebenländer außer Europa
378,316 O.-M. und
189,780,000 Einw.
NB. Nach Census 1861 beträgt die Einwohnerzahl der auswärtigen Besitzun gen: 200,912,900.
Die von der Armee gefürchteten und gehaßten Stationen sind Mauritius, Kaffrarien, die einsamen Inseln und die Besitzungen an
der west-afrikanischen Küste, wo dem Offizier die Dienstzeit doppelt gerechnet wird, deren heißes, feuchtes Klima und Mangel aller Ci
vilisation aber immer viele Opfer fordert.
Mir erzählte ein vor
nehmer Engländer, wie er, nachdem er als junger Offizier 5 Jahre in Mauritius und im Kafferlande geschmachtet hatte, bei der Aus
schiffung
seines Regiments
auf englischem
Boden
unter hervor
brechenden Thränen die heimathliche Erde geküßt habe; freilich krankt
er noch jetzt an der Gicht, die er dort sich geholt. Sehr beliebt dagegen
ist das Capland, besonders aber Indien.
Zwar ist auch in Indien
das Klima sehr heiß, aber der englische Offizier erhält eine sehr be
deutende Gehaltserhöhung, ein hübsches Landhaus als Wohnung und eine Schaar von Bedienten, die ihm das Leben bequem und amü
sant machen.
Die sich noch immer dort vorfindende märchenhafte
Pracht, die Himalaya-Jagden auf Tiger, Löwen, Elephanten rc. söhnt sie aus mit den Beschwerden deS Klimas.
Das Wachsen der Bevölkerung betrug
im
alten
preußischen
Staat durchschnittlich 1,2 % im Jahre; im europäischen eigentlichen England ähnlich, aber etwas mehr.
In Irland nimmt die Bevöl
kerung seit Jahren stark ab, in Frankreich viel langsamer zu als
bei uns.
Es ist dies der Grund ernsthafter Besorgniß der franzö
sischen Regierung.
Wenn Deutschland so fortwächst und Frankreich
ebenfalls, wie dies jetzt geschieht, so muß mit der Zeit Norddeutsch
land schon allein darum volkreicher und mächtiger werden als Frank
reich.
Wir sehen in England eine große Anzahl Unverheiratheter;
der Luxus ist so groß geworden, daß nicht mehr Jeder glaubt hei-
rathen und einen Hausstand anständig erhalten zu können.
Mit
der größeren Zahl der Unvcrheiratheten sinkt immer die Sittlichkeit.
12 Innerhalb
der unteren Volksklassen
ist sie
größer als bei uns,
schon darum, weil Jeder, der arbeiten will, auch reichlich zu leben
hat.
So sind auch die Ehen kinderreicher als bei uns.
In Frank
reich dagegen hat sich, namentlich auch ans dem Lande, sogar ein
vollständiges Zweikindershstein ausgebildet. —
Die Staatseinnah
men betragen in Norddeutschland, das Budget des Bundes 94 Mil lionen Thaler, dazu treten die Budgets der einzelnen Staaten; so beträgt das Budget in Preußen, außer dem, was es zum Bunde
zahlt, 148 Millionen; das Budget von England sind 450 Millionen,
das von Indien 318 Millionen. Frankreich hat 497 Millionen Thaler. Hieraus erhellt, daß die Steuern, per Kopf berechnet, sich in England, Frankreich, Prenßen verhalten wie 9:7:5, der Engländer mithin
beinahe doppelt so viel Steuer aufbringt wie der Preuße. — Die Stärke der stehenden Heere dieser Staaten im Frieden und die darauf fußende Stärke im Kriege stellt sich wie nachfolgend: Norddeutsch
land im Frieden 312,000 Mann und ungefähr 6000 Mann Marine; im Kriege etwa 1 Million Soldaten.
Frankreich im Frieden 400,000
Manu, so wie 40000 Marine, die nicht immer präsent, im Kriege früher gegen 800,000 Mann, nach dem neuen Wehrgesetz von 1868
auf dem Papier gegen
1,200,000.
England hat keine bestimmte
Ziffer für seine Kriegsstärke, sondern es angmentirt seine Armee nach Bedürfniß; im Frieden hält es ausschließlich 70,000 Mann
Marine, die nicht immer präsent sind, 130,000 Mann und in In dien 206,000 Mann, worunter 65,000 Europäer sind.
Das Heer
kostet Norddeutschland 66% Millionen Thaler, Frankreich 97 Mil
lionen Thaler (NB. 1866; nach Durchführung der Reorganisation
wahrscheinlich etwas mehr wegen der Einrichtungen für die Reserve
und die mobile Nationalgarde), England 96 Millionen Thaler, außer
dem in Indien 80 Millionen Thaler. Schon aus diesen Zahlen erhellt,
wenn wir uns den militairischen Werth der mobilen Nationalgarde Frankreichs vergegenwärtigen, daß Norddentschland die erste Landmacht Europa's ist, daß ferner diese militairische Suprematie in Europa, Dank den glänzenden Einrichtungen und der Frugalität des intelligen testen Volkes der Welt, Norddeutschland weniger kostet, als Frankreich
seine Armee und nicht halb so viel, als den Engländern die ihre.
13
Die Panzerflotte. Die Flotte zählt, wenn hier blos die Panzerschiffe in Betracht
gezogen werden: 42 Schiffe, Panzerplatten meist 4'/, Zoll stark; der Panzer des „Hercules" 8—9zöllige Eisenplatten.
Summe der Ge
Die gesammte englische Flotte kostet dem Staat 68 Mil
schütze 800.
lionen Thaler jährlich.
Frankreich hat 34 Panzerschiffe mit 644 Ka
nonen, die Panzerplatten meist 4'/^Zöllig; im Bau begriffen, jetzt
vielleicht znm Theil schon fertig, hat eö noch 14 Panzerschiffe. Nach
in Dienststellung dieser Schiffe zählt Frankreich 51 Panzerschiffe; die gesammte Flotte kostet dem Lande 34 Millionen Thaler.
Preußen
hat 5 Panzerschiffe mit 62 Geschützen, die Panzerplatten 4% Zoll
resp. 5 Zoll stark, „König Wilhelm" hat 8zöllige Panzerplatten.
ganze Flotte kostet Preußen jährlich 800,000 Thaler.
Die
Die englische
Flotte hat Vorderladegeschütze, die französische Hinterlader; hoffen wir, daß unsere Hinterlader, wie sie den englischen Vorderlader jüngst in Tegel im Zweikampf besiegt,
mögen.
überall
siegreich
Denken wir endlich an Farragut, der da sagt:
bestehen
„Hölzerne
Schiffe und eiserne Herzen."
Die Landmacht. Die Landmacht Englands setzt sich zusammen aus dem stehen
den Heer oder der eigentlichen Armee, der Marine, der Militia, der Jeomanrh und den Voluntcers.
Ein Dicnstzwang irgend welcher
Art existirt nicht, Niemand im ganzen Lande hat eine Verpflichtung
für dessen Vertheidigung einzutreten. Freiwillige.
Die Armee hat daher nur
Andererseits Ist in den genannten verschiedenen Theilen
der englischen Wehrkraft dem Einzelnen
die Möglichkeit geboten,
seinem Lande mit so viel oder so wenig persönlichen Opfern zu
dienen, als ihm seine Neigung oder bürgerlichen Umstände gestat ten.
In welchem Theil seiner Armee der Engländer auch eintritt,
immer leistet er den Soldateneid der Treue und des Gehorsams
seinem Souverain, dessen Erben und Nachkommen, vor einer Ma
gistratsperson.
Die Eidesformel drückt immer prägnant aus wozu
sich der Eintretende verpflichtet.
unten ausführlich.
Von dem stehenden Heere weiter
13
Die Panzerflotte. Die Flotte zählt, wenn hier blos die Panzerschiffe in Betracht
gezogen werden: 42 Schiffe, Panzerplatten meist 4'/, Zoll stark; der Panzer des „Hercules" 8—9zöllige Eisenplatten.
Summe der Ge
Die gesammte englische Flotte kostet dem Staat 68 Mil
schütze 800.
lionen Thaler jährlich.
Frankreich hat 34 Panzerschiffe mit 644 Ka
nonen, die Panzerplatten meist 4'/^Zöllig; im Bau begriffen, jetzt
vielleicht znm Theil schon fertig, hat eö noch 14 Panzerschiffe. Nach
in Dienststellung dieser Schiffe zählt Frankreich 51 Panzerschiffe; die gesammte Flotte kostet dem Lande 34 Millionen Thaler.
Preußen
hat 5 Panzerschiffe mit 62 Geschützen, die Panzerplatten 4% Zoll
resp. 5 Zoll stark, „König Wilhelm" hat 8zöllige Panzerplatten.
ganze Flotte kostet Preußen jährlich 800,000 Thaler.
Die
Die englische
Flotte hat Vorderladegeschütze, die französische Hinterlader; hoffen wir, daß unsere Hinterlader, wie sie den englischen Vorderlader jüngst in Tegel im Zweikampf besiegt,
mögen.
überall
siegreich
Denken wir endlich an Farragut, der da sagt:
bestehen
„Hölzerne
Schiffe und eiserne Herzen."
Die Landmacht. Die Landmacht Englands setzt sich zusammen aus dem stehen
den Heer oder der eigentlichen Armee, der Marine, der Militia, der Jeomanrh und den Voluntcers.
Ein Dicnstzwang irgend welcher
Art existirt nicht, Niemand im ganzen Lande hat eine Verpflichtung
für dessen Vertheidigung einzutreten. Freiwillige.
Die Armee hat daher nur
Andererseits Ist in den genannten verschiedenen Theilen
der englischen Wehrkraft dem Einzelnen
die Möglichkeit geboten,
seinem Lande mit so viel oder so wenig persönlichen Opfern zu
dienen, als ihm seine Neigung oder bürgerlichen Umstände gestat ten.
In welchem Theil seiner Armee der Engländer auch eintritt,
immer leistet er den Soldateneid der Treue und des Gehorsams
seinem Souverain, dessen Erben und Nachkommen, vor einer Ma
gistratsperson.
Die Eidesformel drückt immer prägnant aus wozu
sich der Eintretende verpflichtet.
unten ausführlich.
Von dem stehenden Heere weiter
14 Diesem zunächst rangirt dann die Militia.
Diese schwört
dem Souverain zu dienen in jedem Theil des vereinigten König reichs (aber nicht in den Colonien) zur Vertheidigung des Lan
Die Militia erhält 3 Thlr. 10 Sgr. Hand
des für 5 Jahre.
geld und ihre ganze Eqnipirung; sie hat Kasernen, in
denen die
Stammmannschaften wohnen und die Waffen und Uniformen auf bewahrt werden.
Jedes Jahr wird die Militia 28 Tage, im ersten
Jahre 6 Wochen zu Uebungen eingezogen und in dieser Zeit bezahlt,
ja die Regierung hat das Recht, den Militia-Mann die ganzen fünf Jahre bei der Fahne ununterbrochen zu behalten, nur muß sie ihn dann auch bezahlen.
Die Offiziere sind sämmtlich patentirt, kaufen
aber ihre Patente nicht.
Die Königin unterschreibt das Patent jedes
Offiziers eigenhändig. Die Militia-Offiziere sind entweder aus dem stehenden Heere ausgetretene Offiziere oder auch andere Gentlemen, meist Landbesitzer.
Es sind vornehme Leute zumeist; sie sind hoffähig
wie die Offiziere der Linie und haben auch nahezu dieselbe Uniform.
Die Militia zählt 125 Regimenter Infanterie, 34 Regimenter Ar
tillerie.
Die
Stärke
der
Regimenter
ist sehr verschieden,
von
4 bis 12 Compagnien bei der Infanterie, auch die Stärke der Ar
tillerie-Regimenter variirt.
Die Gesainmtstärke wird auf 115,765
Köpfe angegeben; bei dringender Gefahr kann sie bis auf 140,000
Mann augmentirt werden. Man erstrebt die Militia militärischer zu organisiren.
Man
will 1 Jahr Präsenz und dann später immer kurze Uebungsperioden.
Nach dem jetzigen Gesetz ist das Dienen in der Militia obligatorisch für jeden Engländer, der in keinem anderen Theil der Macht ge dient.
Alle Männer zwischen dem 18ten und 30sten Lebensjahr sind
dienstpflichtig.
Ausgenommen hiervon sind die PairS des Reiches,
Geistliche und sehr viele Andere.
Das Stellen eines Stellvertreters
ist gestattet. Gegenwärtig klagt man vielfach im Lande darüber, daß
jetzt beträchtlich mehr Freiwillige als früher wegen Körperfehler zurück gestellt werden müssen.
Die Ieomanry,
14,268 Mann stark,
ist
nur Cavallerie,
zählt 49 Corps mit 264 Trupps und ist beinahe die Cavallerje der Militia.
Ihr Eid ist etwas anders.
Die Aeomanrh darf nur in
15 ihrer Grafschaft verwandt werden, namentlich gegen Volksaufstände,
bei feindlichen Einfällen in das Land aber überall.
Sie üben jähr
lich 8 Jage und werden in dieser Zeit bezahlt. Von ihrem OffizierCorps filt in noch erhöhtem Grade, was früher von dem der Militia gesagt it.
Die Stärke der einzelnen Corps ist eben so variant wie
die Bevölkerung der Grafschaften.
Alle Corps der Militia und
Aeomanch sind nach ihren Grafschaften genannt; die Nummer und
danach He Reihenfolge sind durch's Loos bestimmt.
Dir Boluntcers wurden 1858/9 in's Leben gerufen zum Schutz les Landes gegen den damals ängstlich gefürchteten Einfall Napoleo/s.
Der Bolunteer schwört seinem Souverain zu dienen
in allen Theilen des vereinigten Königreiches, jedoch nur zur Ver theidigung des Landes.
Wenn
schon ein Blick in die monatliche
Ranglisü.der Engländer uns überzeugt, daß den Volnnteers volle Beachtung wird und daß sie als kein unwesentlicher Theil der Wehr
kraft deS Landes gelten, so sprechen auch die vielen Scheibenschieß stände ftr Volnnteers an allen größeren
Orten dafür,
daß
der
Engländer, dem Schießen wie alle Art Sport Passion ist, als Volunteer cusgebildet, nicht so gering zu achten ist als dies zuweilen
geschieht. Das ganze Corps zerfällt in kleine Unterabthcilungen, die
am bester als Corps bezeichnet variabel st.
werden,
da ihre Stärke
äußerst
So giebt es 9 Corps leichte Reiter-Volnnteers, 220
der Artiterie, dazu 26 Administrativ-Brigaden, 21 der Ingenieure mit 1 Astninistrativ - Bataillon, 8 der berittenen Schützen und an
Infantere etwa 970 Jäger-Corps, dazu 137 Administrativ - Ba taillone.
Die Gesammtstärke der Volnnteers ist:
ter-Voluiteers 830 Köpfe,
Die leichten Rei
die Artillerie 32,010, die Ingenieure
4823,
de berittenen Jäger 438 und die Schützen mit 139,961
Köpfe.
Tie ganze Stärke ist 178,062 Köpfe
und 166 Kanonen.
Der Stai des Corps ist: 1 inspicirender General, 1 zweiter In specteur, 10 Hilfs-Inspecteure und 2 Inspecteure für die Ausbil dung im schießen.
Sobald das Land in Gefahr ist, hat der Sou
verain dal Recht, kraft des geleisteten Soldateneides, den Volunteer allenthalbm im Lande selbst wie die Linie zu verwenden.
Der Staat
zahlt für j:den Volunteer jährlich 10 Thlr. und giebt dem Cavalleristen
16 und Infanteristen sein Gewehr und Bajonett resp. Säbel, der Artillerie die Geschütze.
Alle übrige Ausrüstung, Bekleidung, Pferde, auch die
Bespannung der Geschütze muß der Volunteer selbst geben.
Viele
der Volunteers sind nicht im Stande, ihre ganze Equipirung aus
eigenen Mitteln zu bestreiten, deshalb bezahlen ihre Offiziere, welche Leute aus allen Klassen der gebildeten und wohlhabenden Gesellschaft
sind, nicht unbedeutende Beiträge zur Beschaffung derselben.
Was
dann noch fehlt, wird zuweilen durch Sammlungen bei den Gentle
men des Landes aufgebracht.
Die Offiziere der Volunteers, ausge
nommen die Adjutanten, erhalten kein Patent von der Königin und sind in ihrer bloßen Eigenschaft als solche
nicht hoffähig.
Der
Volunteer exercirt in den Freistunden, die ihm sein Geschäft läßt,
häufig des Sonnabend Nachmittags, da der englische Sonntag als ein Feiertag schon Sonnabend Mttag 12 Uhr beginnt. Ihrem Eide
gemäß sind die Volunteers an keine bestimmte Uebungsperiode im
Jahr gebunden, auch schwören sie nicht für eine gewisse Anzahl von Dienstjahren.
Außer im Kriege, wo der Volunteer bezahlt wird
wie jeder andere Soldat, erhält derselbe niemals Sold, auch nicht
an solchen Tagen, an
welchen
er zu
größeren gemeinschaftlichen
Uebungen und Besichtigungen, durch Generäle der Armee abgehalten, schriftlich auf einen Uebungsplatz einbeordert wird.
Auch wird ihm
an Reisekosten für sich und seine Pferde zum und vom Uebungsplatz, der zuweilen mehrere Meilen entfernt ist, nichts vergütet.
Folgt der
Volunteer dieser Einbernfungsordre nicht, so wird er dafür nicht bestraft.
Solche größere Besichtigungen finden etwa jährlich statt;
die einzige Rücksicht, die man auf den Volunteer, der dabei doch immer ein Tagewerk verliert, nimmt, ist, daß man diese größeren
Uebungen, die etwa 3 bis 4 Stunde» dauern, auf Sonnabend Nach
mittag legt.
Ich hatte Gelegenheit einer solchen Revue von Volun
teers beizuwohnen, die bei Manchester abgehalten wurde.
Es waren
CorpS von Lancashire, Leicester und Liverpool; sie standen in Front mit 4725 Mann.
Die alte englische Fechtweise in langer dünner
Linie trat auch hier deutlich hervor. Mit starken, knienden oder auf der Erde liegenden Tirailleurschwärmen leiteten sie das Gefecht auf
sehr beschränktem Raum ein.
Den Tirailleurschwärmen folgten die
17 Treffen in lange Linien auseinander gezogen, mit schwachen Replis. Die Reserven in Colonne im 3. und 4. Treffen dahinter waren als außerhalb des feindlichen Feuers supponirt.
Die Bewegungen selbst,
als in Colonne setzen, Deplohiren, Schwenken, Abbrechen -machten sie
leidlich gut.
Fehler kamen genug vor, aber das Ganze verlief doch
ohne erhebliche Störungen.
Die genannten Bewegungen führten sie,
wenn Angesichts des Feindes, stets im Geschwindschritt aus.
Die
Bewaffnung und Bekleidung der Leute war sehr gut, Gepäck trugen sie nicht.
Ich sah nur Infanterie und Artillerie der Volunteers,
und wenn die Infanterie mehr als erwartet leistete, so zeigten doch
die anwesenden Feldgeschütze mangelhafte Leistungen. rie,
stets zweigliederig
gezogene Gewehr, Neunpfünder.
Die Infante
wie die Linie rangirend, hatte das alte
die Artillerie mit 4 Pferden
bespannte glatte
Theile eines Linien-Cavallerie- und zweier Linien-
Infanterie - Regimenter (Bataillone) waren zu dieser Revue mit herangezogen.
Die Linie stand zurrst auf dem rechten Flügel der
Volunteers mit in Parade und markirte, nach dem Defiliren von Linie und Volunteers, bei dem darauf folgenden Manöver den Feind.
Minor, Englische Landmacht.
2
Das stehende Heer. Der Soldat des stehenden Heeres schwört seinem Souverain
in der Infanterie und in den Specialwaffen 12 Jahre zu dienen
gegen alle Feinde, d. h. auch allerwärts, und zu beobachten und zu gehorchen allen Befehlen Ihrer Majestät, ihrem Erben und Nachfolger, sowie den Generälen und Offizieren, die über ihn gesetzt sind. Nach dieser Zeit kann er auf's Neue eiuschwören bis zu weiteren 9 Jahren.
Er erhält dann Gehaltserhöhung und ist nach 21jähriger Dienstzeit
pensionsberechtigt. 20 Sgr.
Beim Eintritt erhält er ein Handgeld von 6 Thlr.
Das Parlament beschäftigt sich jetzt ernsthaft damit, dies
Handgeld ganz wegfallen zu lassen; man glaubt auch ohne dasselbe
Leute genug zu den Fahnen zu bekommen.
Bedarf ein Regiment
Rekrntcn, so wird dies durch Zeitungen und Anschläge, besonders
an den Kirchthnrcn, bekannt gemacht; die Bedingungen der Annahme, so wie die dem Eintretenden zufallenden Benefizien werden genau
detaillirt.
So sah ich solche Anschläge in London an den Kasernen
der Horse-Guards, wo unter den gestellten Bedingungen besonders gute Zeugnisse über die Vergangenheit genannt waren.
Das ganze
Land zerfällt in 7 Rekrutirungsdistrikte mit ebenso viel Rekrutirnugsstöben.
Die Soldaten werden mehr als ausreichend bezahlt, so daß
die Armee im Werben der Leute mit jedem Fabrikherrn in freie
Konkurrenz tritt.
Der Engländer
liebt den bunten Rock; seine
Neigung fremde Länder zu sehen, der wenige Dienst bei der sehr guten und sehr reichlichen Verpflegung jeder Art, die sichere An stellung, die gute Bezahlung zu Hause und die sehr
reichliche in
der Fremde sind es, die den Fahnen mehr Leute zuströmen lassen, als sie bedürfen.
Viele Soldaten bleiben nach Ablavf ihrer Dienst-
19 zeit ganz in den Colonien, namentlich in Indien, und stehen sich dabei sehr gut.
Endlich weiß der englische Soldat sehr wohl, daß
seine Nation stolz auf ihre Armee ist, daß er einem großen und
ruhmvollen Ganzen angehört. Daß sein Volk militairische Verdienste
sehr hoch schätzt, beweisen die vielen Statuen, welche abwechselnd Wellington oder Nelson darstellen.
Das Werben für die Flotte
geschieht ähnlich; auch Handgeld wird gegeben, die Dienstzeit ist aber
nur drei Jahre.
Nach diesen drei Jahren tritt dasselbe Verhältniß
ein, wie bei der Landarmee nach zwölf Jahren. *)
Das Offizier-Corps. Die Patente. Der Eintritt in das Offizier-Corps und das Avancement geschieht entweder durch Stcllenkauf, wie bei der Cavallerie und Infanterie, oder
auf Grund abgelegter Examina nach dem Dienstalter wie bei der Artille rie, einschließlich der Marine-Artillerie, und den Ingenieuren, oder endlich nur durch Protection und Dienstalter, wie in der Flotte und
der Marine-Infanterie.
Diese gilt für die beste Infanterie, sie
rekrutirt sich nur aus Engländern. Es wird allerdings auch zum Ein
tritt in die Cavallerie und Infanterie so wie Marine-Infanterie ein leichtes Eintrittsexamen gefordert; es ist dies aber überhaupt erst
eine jüngere Einrichtung, die doch mehr nominell ist.
Die Haupt
sache ist die Erlegung des Kanfgeldes für die Stelle. Zum Eintritt kauft man die Charge als Cornet oder Ensign, bei jedem Avancement muß dann die Differenz der Kaufsummen beider Patente zugezahlt
werden.
Bon jedem Regiment werden vierteljährlich dem Militair-
Sekretariat, Horsc-Guards, in London Gesuchslisten mit den Namen der Offiziere, die sich
gereicht.
zum Avancement durch Kauf eignen, ein
Die Form dieser Listen ist genau vorgeschrieben, die zu er-
*) Das Rekrutirungswesen dctaillirt siehe bei der Infanterie.
2*
20 läuternden Punkte darin heißen in wörtlicher Uebersetzung:
1) Daß
er (der kommandirende Offizier) durch Erkundigungen bei verantwort
lichen Personen, durch den Regimentsagenten, sich vergewissert hat,
daß in jedem Falle gute und genügende Sicherheit vorhanden ist für Erlegung des Kaufgeldes, sobald dasselbe gewünscht wird.
2) Daß
die so zum Avancement in Vorschlag Gebrachten dasselbe auch in jeder Beziehung verdienen.
Vereidet werden die Offiziere nicht, ihre Anstellung und ihr Patent.
der Cornet in
Der Ensign in der Infanterie,
der Cavallerie sind
mit unserem
und
sie erhalten dafür eben
die
niedrigsten Offiziersgrade
Seconde-Lieutenant glcichznstellen,
dann
folgt
Lieutenant und Hauptmann.
Die Artillerie, Ingenieure und Ma
rine - Infanterie haben
untersten Offiziersgrad zweiten
als
tenant, dann ersten Lieutenant, dann Hauptmann.
Lieu
Der Ensign resp.
Cornet hat, um die nächst höhere Stufe, Lieutenant, zu erreichen,
ein schriftliches und mündliches Examen abzulcgen, vor drei StabsOffizieren, die womöglich nicht von seinem Regimente sind.
Das
Examen ist mündlich, d. h. praktisch ziemlich genau unser Landwehr-
offizicr-Examen, schriftlich ist es aber in jeder Hinsicht äußerst ein
Ebenso mnß der Lieutenant sich durch ein Examen den Haupt
fach.
mannsrang erwerben.
Examinand muß vor einer Commission ein
Regiment resp. Bataillon vorexerciren; das schriftliche Examen dabei
ist wieder sehr primitiver Art.
Es ist Vorschrift, daß kein Offizier zum Hauptmann avancirt,
bevor er zwei Jahre wirklicher Subaltern-Offizier, und zum Stabs-
Offizier nicht früher, als bis er sechs Jahre int Dienst gewesen ist. Trotzdem ist bei diesem Kaufshstem das Avancement nicht sondern nur sehr schwankend.
rasch,
In der Infanterie nennt man das
ganze System „infam" und hofft auf baldige gründliche Aenderung, die auch vom Parlament nnd von hohen Offizieren erstrebt wird. Auch weiß man aus Erfahrung, daß das Kaufsystem bei Ausbruch
eines ernsteren Krieges, wie z. B. im Krimkriege, sofort zusammen bricht.
In der Artillerie sagt man freilich,
das Kaufshstem der
Infanterie und Cavallerie werde nie aufhören.
Das Avancement vom Cornet bis zum Hauptmann schwankt
21 zwischen
3 und 13 Jahren,
vom
Ensign
bis
zum
Hauptmann
Selbstredend verändert sich bei diesem
zwischen 2 und 16 Jahren.
System auch die „Tour" in allen Chargen, eö ist ein im Großen ausgebildetes Springershstem; nur daß cs eben das Geld ist, welches hier den Springer macht.
Will z. B. irgend ein Hauptmann aus
scheiden, so verkauft er seine Stelle, d. h. er notificirt sein Aus scheiden dem Regiments- und Ober-Commando; seine Stelle wird
dann vom Staat immer zuerst dem ältesten Lieutenant zum Kauf angeboten; kann dieser wegen Mangels an Geld nicht kaufen, so
wird sie dem zweiten, dritten, vierten Lientenant angeboten, bis sich
einer, mit den erforderlichen Geldmitteln versehen, jitm Kans ver
steht, der dann über seine bisherigen Vorderlente weg avancirt und
der jüngste Hauptmann wird.
Nur dann, wenn ein Hauptmann
z. B. stirbt oder fällt und die Stelle so vacant wird, rückt der älteste Lieutenant ohne jede Bezahlung zum Hauptmann auf.
Der
artig ist natürlich das Avancement unbemittelter Offiziere ein sehr
langsames.
Nur bis zum Oberst-Lieutenant iucl. kann man seine Stelle verkaufen.
Die Oberst-Lieutenants sind die Regiments-Comman
deure, die Obersteil beziehen nur ein hohes Gehalt, leben häufig auf Landgütern und sind eigentlich nur Regiments-Inhaber.
Der
Oberst-Lieutenant muß sich daher entscheiden, ob er abgehen und
seine Stelle verkaufend, sein angelegtes Kapital wieder haben und
aller Pension damit entsagen will, oder ob er, auf seine Protection bauend, weiter dienen, avanciren resp. Pension nehmen will.
Vom
Obersten an kann er seine Stelle nicht mehr verkaufen, sein ange
legtes Kapital nicht wieder heraus bekommen, sondern nur noch in Gehalt resp. Pension
mehr oder weniger reichliche Zinsen davon
beziehen.
Die Gehälter sehr variant.
der 538 Generäle der britischen Armee
Von ihnen beziehen
sind
150 zwischen 6666 Thlr. und
15,666 Thlr. als Titular-Obersten von Regimentern; die übrigen erhalten sämmtlich ein Gehalt von 3033 Thlr.
Vergleichen wir damit das Avancement bei der Marine-In fanterie, so stellt sich, da hier das Kaufshstem nicht ist, das Avance-
22
ment sehr viel gleichmäßiger.
Dasselbe schwankt vom zweiten Lieu
tenant bis zum Hauptmann zwischen
Marine-Infanterie hat wie
10 und 12 Jahren.
Die
die Artillerie und Ingenieure keine
Majors, sondern man avancirt vom Hauptmann znm Oberst-Lieu tenant.
Der jüngste Oberst-Lieutenant und älteste Hauptmann dienen
27 Jahre, der älteste Oberst und jüngste Oberst-Lieutenant dienen 31 Jahre.
Häufig findet sich in der Armee ein Brevet-Rang vor.
So werden Hauptleute zu Brevet-Majors, zuweilen auch sogar zu Brevet-Obersten gemacht. aber seltener vergeben,
Wir haben diese Einrichtung ebenfalls,
in den „Charakter-MajorS,"
„Charakter-
Obersten." Bei der Artillerie schwankt das Avancement vom zweiten Lieu
tenant bis zum Hanptmann zwischen 7 und 9 Jahren. Der jüngste Oberst-Lieutenant und älteste Hauptmann dienen hier 24 Jahre, der
älteste Oberst-Lieutenant und jüngste Oberst dienen 31 Jahre.
Bei
den Ingenieuren schwankt das Avancement vom zweiten Lieutenant bis znm Hauptmann zwischen 5 und 9 Jahren, der älteste Haupt
mann und jüngste Oberst-Lieutenant dienen 23, der jüngste Oberst und älteste Oberst-Lieutenant 31 Jahre.
Die ältesten 4 Obersten in
der Artillerie dienen 65 bis 74 Jahre, die der Ingenieure 54 bis 70 Jahre; in dieser Dienstzeit sind die Kriegsjahre einfach gerechnet.
Nur die Inhaber der Waterloo-Medaille erhalten 2 Dienstjahre zu gerechnet.
Die ältesten 3 Generäle der Marine-Infanterie dienen
zwischen 56 und 61 Jahre.
Bor 1861 konnten sich die Offiziere nach 21 Dienstjahren ver abschieden und auf Halbsold setzen lassen, seit 1861 aber erst nach 25.
Nach 30 Jahr Dienstzeit können sie sich mit vollem Gehalt zurückziehen.
Ich lasse hier die Preise einiger Chargen in einigen Regimentern, so wie die Gehälter einiger Chargen in England und in Indien
folgen.
Sicher angelegtes Geld bringt sonst etwa 3% Zinsen.
23 Preise der Patente in Reichsthlrn. Cavallerie Leib-Garde. Reiter-Garde. und Infanterie der Linie.
Charge.
Oberst-Lieutenant.......................... Hauptmann.................................... Cornet oder Ensign.....................
. 48,333 23,333 8,400
ebenso
j
8,000
30,000 12,000 3,000
Jährliches Gehalt in Reichsthalern.
Charge.
Leib und ReiterGarde.
Cavallerie
in
Eng land. Oberst.......................... 12,000 Oberst-Lieutenant . . 3,290 Hauptmann .... 1,795 Lieutenant .... 1,256 Cornet ob. zweiter Lieu tenant ..................... 973’
In dien.
Fuß-Artillerie, Ingenieure Infanterie (die reitende Artillerie erhält etwa 0,4 mehr) in in In Eng In England. dien. i land. dien.
11,832 6,600 10,356 6,666? 10,356 9,252 2,160 8,256 2,040 8,256 4,500 1,620 3,468 1,680 3,336 2,052 790 2,928 830 2,136
9,000 2,799 1,735 1,095
9731
2,484
678
1,716
638»
1,620
Niemand kann früher, als bis er 17 Jahr alt ist, ei» Patent
in der Armee erhalten.
Die oben genannten Preise der Patente
sind die officiell festgesetzten.
lauten wie folgt:
Die königlichen Bestimmungen hierüber
„Jeder Offizier der Armee, welcher direkt oder
indirekt annehmen oder bezahlen sollte irgend eine größere. Geld summe,
als
die, welche
nach
den königlichen Bestimmungen bei
Kauf, Berkaus oder Austausch von Patenten erlaubt ist, soll sein
Patent verwirkt haben und kassirt werden. welcher irgend eine Geldsumme
Desgleichen derjenige,
an irgend welchen Agenten
oder
Mäkler oder eine andere Person für Vermittelung des Kaufes, Ver kaufes oder Tausches irgend eines solchen Patents zahlen sollte." Trotz dieser sehr unzweideutigen Bestimmungen wird jedes Patent in
jedem Falle theurer verkauft, ja sehr häufig werden Patente doppelt
so hoch bezahlt, als ihr officieller Preis beträgt.
Es werden sogar
mißbräuchlicher Weise auch einzelne Offizier-Stellen in der Militia und
die bei den Volunteers allein patentirten und besoldeten Adjutanten-
Stellen derartig erworben.
24 Das Offizier-Corps ergänzt sich demnach auch beinahe nur auS
den vornehmen oder reichen Klassen der Gesellschaft, da außer dem Kaufgelde für die Patente auch das ganze Leben und der Ton im
Offizier-Corps sehr luxuriöser und kostspieliger Natur sind. Häufig ist es von Anfang an Absicht, nur wenige Jahre zu dienen, etwa bis zur Verheirathung oder bis zum Antritt des Besitzes der eigenen
Güter.
Die Offiziere der Artillerie und Ingenieure kaufen zwar
nicht die Patente;
aber sie müssen, bevor sie ihre Anstellung als
zweiter Lieutenant erlangen können, 3 Jahre in Woolwich auf der Artillerie- und Ingenieur-Akademie, deren Lehrdisciplinen ähnlich denen
unserer Artillerie-Schule sind,
durchmachen.
Der Besuch
dieser Anstalt kostet jedem Zögling jährlich etwa 1300 Thlr. Ueberall gilt der Offizier, gleichviel von welcher Waffe er ist,
in der ersten Gesellschaft als Gentleman und sein Dienst als eine durchaus gentlemanmäßige Beschäftigung.
Dies erklärt hinreichend,
warum die Offiziers-Patente eifrigst erstrebt werden, gleichviel ob
sie durch hohe Kaufgelder oder durch Examina und Protection erobert werden müssen.
Der Anzug. Die Uniform ist kleidsam.
Die Dragoner haben scharlachrothen
Waffenrock mit verschiedenfarbigen Aufschlägen und Stahlhelm; die
Husaren, Ulaneu und Artillerie scharlachrothen oder blauen Spenzer resp. Waffenrock oder Ulanka. Die Husaren und die reitende Artillerie
sind beinahe völlig gleich uniformirt und sehr ähnlich unseren Husaren (blau und gold).
Die Fuß- und Festungs-Artillerie hat gewisser
maßen einen blauen Husaren-Waffenrock ohne Brustschnüre.
Die
ganze Artillerie hat kurzen rothen Stehkragen. Cavallerie und Artillerie hat Cartouschen, die reitende Artillerie goldene, die Fuß- und Festungs Artillerie weiß glanzlederne, die reitende und Feld-Artillerie schwarze
Depeschentasche.
Unsere Husaren-Pelzmütze mit Kolpak und Feder,
entweder vorn oder an der Seite getragen, ist genau die Kopfbeklei
dung der englischen Husaren und reitenden, Fuß- und Festungs Artillerie. Cürassiere hat die englische Armee 3 Regimenter;
die Dra-
25
goner und Ulanen sind schwere, die Husaren leichte Cavallerie.
Das
Regiment der Reiter-Garden und die 2 Regimenter Leib-Garden
in London haben Cüraß, blauen resp, rothen Rock, weiße Hosen, hohe Stiefel und Stahlhelm.
Die Hosen der übrigen Cavallerie
und ebenso die der Artillerie sind dunkelblau, mit 2 Zoll breitem
rothem Streifen, und einem Lederbcsatz, der aber nur von unten bis etwas über das innere Knie reicht für die Berittenen.
Die Regi
menter der Infanterie haben ebenfalls blaue Hosen, aber mit ge wöhnlicher Baspoil. Die Linien-Infanterie hat rothen, die Garde-In fanterie und Ingenieure haben scharlachrothen Waffenrock.
giebt eS nicht.
Bärenmützen,
Epauletts
von denen besonders die schwarzen
der Garde-Regimenter unförmig hoch und langhaarig sind, oder Cäp-
pies sind die Kopfbekleidung der Infanterie.
Die Schärpe ist von
rother Seide und wird über die Schulter getragen, das Band der
selben 4 Zoll breit.
Der Säbel ist ein Schleppsäbel in Stahlschcide,
am weißen Glanzleder-Koppel über den Rock geschnallt getragen. Die Mütze ist bei der Infanterie eine leichte mit gradem Schirm. Die Cavallerie und Artillerie hat eine kleine runde Mütze mit breiter
Goldborte ringsum, ohne Schirm; die Leute haben gelbe Tnchborte. Die Mütze ist in der Fayon unserer Stndentenkappe gleich
wird meist schief auf dem Kopf sitzend getragen.
und
Befremdend für
uns ist, daß kein englischer Offizier oder Soldat eine Kokarde hat.
Einzelne Regimenter haben eine Plüme, z. B. mit „roth und weiß," die dann aber dem Regiment als eine besondere Auszeichnung für
Verdienst verliehen ist.
Roth, Weiß, Blau ist die von den Dichtern
besungene, die auf allen Meeren wohlgekannte stolze Flagge, aber eine Kokarde hat die Armee nicht.
Außer diesem Paradeanzug (full dress), der genau mit der
Uniform der Leute korrespondirt, hat jeder Offizier noch eine Jacke und einen sogenannten Halbanzug für kleinen Dienst.
Dieser ist ein
schwarzer Schnürrock, wie ihn unsere Studenten tragen (half dress). Die Gradabzeichen sind an Kragen und Aermel.
Die Subaltern-
Offiziere, zu denen der Hauptmann mit gehört, haben eine, die Stabs-Offiziere zwei Tressen am Kragen (eine unten, die andere
oben) und reichere Stickerei am Aermel.
Am Kragen hat der Ensign
26 eine dicke gestickte Krone, der Lieutenant einen Stern, der Hauptmann beides; bei den Stabs-Offizieren setzt sich dies analog fort.
Außer diesen genannten Anzügen giebt es noch einen beson deren
für
die
tägliche Hauptmahlzeit,
meisten Offizier-Corps Abends
Diner,
welches
etwa 7'/2 Uhr stattfindet.
in
den
Jeder
Engländer hält seine Hauptmahlzeit des Abends, den Tag über
arbeitet er hart, den Abend aber will er saubere, ja gewählte Toi lette machen, und essend, trinkend und rauchend, am behaglichen Kaminfeuer, sich des Lebens freuen.
Diese nationale Auffassung der Des Abends ist die
Tageszeiten theilt das Offizier-Corps ebenfalls.
Hauptmahlzeit; zu derselben trägt man seine kleidsamste Uniform und erscheint in ganz besonders sorgfältiger Toilette.
sehr geschmackvoll und verschieden je nach der Waffe.
Dieser Anzug ist Die Infanterie
und Ingenieure haben einen rothen, die Artilleristen einen blauen
Spenzer mit vielen kleinen runden Metallknöpfen vorn in einer Reihe
und Goldstickerei ans dem Aermel, ähnlich wie beim Waffenrock. Der
Spenzer wird vorn offen getragen, dazu hat dann die Infanterie eine weiße Pique-, die Artillerie eine rothe Cachemirweste, letztere mit Goldschnüren an der Knopfreihe besetzt.
Weißes Chemisette und
Ueberschlag-Kragen, ein schmales, schwarzseidenes Halstuch vollenden
den Anzug, zu dem der Säbel niemals, wohl aber alle Ordensbän der getragen werden. Der Offizier du Jour erscheint zu Tisch in demselben Anzug, die breite rothe Schärpe unter dem Spenzer, aber über der Weste getragen, kennzeichnet ihn, und zwar sehr Vortheilhaft,
in
den Regimentern,
die weiße Piquewesten
haben.
Die Grad
abzeichen dieses Anzuges, verschwindend klein, distinguiren nur die
Stabs-Offiziere von den Subalternen.
Diese selbst, Hauptmann,
Lieutenant und Ensign, sind in diesem Anzuge durch kein Rang
abzeichen mehr von einander zu unterscheiden.
Aerzte und die Thier
ärzte mit Offizierrang haben ebenfalls eine solche Uniform für den
Mittagstisch, die Spenzer zeigen dann einige Verschiedenheit. Außer dem hat neuerdings die Linien-Jnfanterie noch für Bälle und Hof
feste eine Gallahose mit breitem Streifen, Gold und Roth, eine Gallaschärpe und eine Gallasäbelkoppel in denselben Farben erhalten. Zu den Manoeuvres de force, als Heben versenkter schwerer
27 Kanonenröhre aus irgend einem Gewässer, Bau von schwimmenden Emplacements
für schwere Geschütze auf Flössen rc., welche von
älteren, aber vorzugsweise vou jungen Artillerie-Offizieren in Wool wich und Shoeburhneß eigenhändig exekutirt werden, erscheinen sie
in grober, weißer Leinwandhose, eben solchem Hemd darüber, und nnr die kleine Mütze mit der Goldborte verräth den Offizier in die sem zwar praktischen, aber doch etwas überraschenden Costüm.
Zu
ihren Ballspielen im Racket-Hause, und zu ihren von jungen und älteren Offizieren gleich sehr geliebten gymnastischen Uebungen in
den sehr schönen und reich ausgestatteten Turnhallen tragen sie eng anliegendes Triqnot, Jacke nnd Hose, niedrige, leichte Schuhe resp,
im Racket-Hause weiße Leinwandschuhe mit Kautschuksohle. Zn den bis jetzt genannten Anzügen, welche jeder Offizier beinahe
sämmtlich im Laufe des Tages einmal trägt, kommt noch der Eivilanzug
(im Slang-Ausdruck mufti genannt), welcher ebenfalls jeden Tag mindestens einmal angelegt wird.
Nach den Allerhöchsten Borschriften
ist dem Offizier das Tragen von Civilkleidern in der Nähe seines
Lägers oder Quartiers verboten; dennoch geht derselbe der Regel nach, außer im Dienst, immer in Civilkleidern, ja sogar manchmal
im Dienst; auch Ihre Majestät die Königin empfängt Offiziere des Morgens in Civil; die Zeit der vollen Toilette ist eben überall der
Abend.
Man könnte sagen, es ist nicht Mode, die Uniform außer
Dienst zu tragen, und etwas ist cS wohl auch so;
dennoch hat
diese Mode noch eine tiefere Begründung. Bei dem Selbstgefühl des Bolkscharakters liebt es der Engländer nicht, im öffentlichen Leben und auf der Straße Leute mit officieller Auszeichnung, wie eine
Offiziersuniform ist, unter sich zu sehen.
Rang, Titel, Orden wer
den von ihm sehr hoch gehalten; sie sind ihm Gegenstand des Stre bens, aber auch des Neides.
Darum ist es der hier souverainen
Oeffentlichkeit lieber, Offiziere und hohe Beamte tragen für gewöhn lich ihr bürgerliches Kleid.
Aehnliches
finden
wir auch schon in
Rom, wo es zur Zeit der Republik den Feldherren sogar amtlich
verboten war, mit Kriegsgewand und Schwert in der Stadt zu erscheinen, und nur an den Tagen ihres Triumphes war ihnen dies erlaubt.
28
Ein Blick in das Adelslexikon zeigt unS ferner die gesellschaft liche Stellung, die der Offizier als solcher hat.
Die darin fest
gesetzte Rangordnung der einzelnen Chargen und Stände weist jedem
Engländer vom Prinzen bis zum Arbeiter seine Stellung und seinen
Vortritt bei Hofe an.
Danach nehmen die königlichen Prinzen die
2te Stelle ein, der Erzbischof von Canterburh die 3te, die Erzbischöfe
von Aork, Armagh und Dublin die 4te, die Herzöge die 12te, die Marquis die 14te, die EarlS die 15te, die im Range der Bischöfe am tiefsten stehenden irischen Bischöfe die 21ste, die Barone oder
Lords die 23ste, der Sprecher des Hauses der Gemeinen die 24ste,
die ältesten Söhne von Grafen die 30ste, die Ritter des HosenbandOrdens, wenn sie keinen anderen Rang haben, den 33sten, die Ba
ronets den 49sten, die Ritter des Distel-Ordens den bOfteti, hierauf unmittelbar der Reihe nach folgend die Ritter der Orden St. Patrik,
dann die vom Großkreuz von Bath, vom Stern von Indien, und vom Orden St. Michael und St. George. Die Generäle und Admiräle haben die 74ste Stelle, unmittelbar hinter ihnen die Obersten in
der Armee und Capitaine der Flotte.
Nach diesen werden überhaupt
nur noch 5 Klassen genannt, und zwar sind diese: welche berechtigt sind ein Wappen zu führen.
1) Gentlemen,
2) Professoren der
Theologie und Jurisprudenz, Medicin und Musik.
3) Doctoren der
Theologie, Jurisprudenz, Medicin und Musik. 4) Studenten dieser Fakultäten und der Musik, Doctoren und Studenten der Philologie. 5) Geistliche der Staatskirche, Notare, Subaltern - Offiziere in der
Armee und Flotte, Private, Bürger der großen und kleinen Städte, Freisassen, Kleinhändler, Handwerker und zuletzt Arbeiter. — Hier
aus erhellt,
daß den niedrigsten Rang unter allen Dienern in der
höheren Staatscarriere die Subaltern-Offiziere einnehmen.
Auch
aus dieser in der officiellen Gesellschaft wenig hervorragenden Stel
lung des englischen Offiziers ist es vielleicht noch erklärlich, warum derselbe nicht liebt,
die Uniform auch
außer Dienst
zu tragen.
Immerhin ist dem Engländer aber ein niedriger Rang lieber als
gar keiner, und deshalb wird er Offizier.
Eigenthümlich ist
pflichtet sind
es,
einander zu
daß Offiziere in Uniform grüßen.
Auch
die sonst so
nicht ver mächtige
29 Sitte
hat
dies
nicht eingeführt,
so
daß
es
also
auch wirklich
nicht geschieht, es sei denn, daß sich die Herren persönlich ken nen;
dann begrüßen sie sich allerdings, resp, schütteln
nach
der
Landessitte
kräftig die Hand;
andernfalls
sich
auch
aber gehen
sie an einander vorüber, ohne die geringste gegenseitige Notiz zu
nehmen.
Man thut gut als Fremder diese Sitte ebenfalls mitzu
machen.
Jüngere Offiziere sind verpflichtet,
die viel
älteren
in
Uniform oder Civil gleichviel zu grüßen, jedoch schadet es nicht son derlich, wenn es auch übersehen wird.
Fremden sehr einfach.
Die Regel ist daher für den
Man grüßt in Uniform grade so wie uns
dies in Civil geläufig ist, nur denjenigen, den man kennt; man grüßt
den älteren und vornehmeren Herrn zuerst und ignorirt Alles, was
man nicht persönlich kennt.
Soldaten und Schildwachen sind ver
pflichtet, vorschriftmäßiges Honneur zu machen vor allen Offizieren in
Uniform, und wenn diese in Civil sind, vor allen, die ihnen als Offiziere bekannt sind.
Heirathen kann jeder Offizier wen, wann und wie er will.
Der Form zu genügen wird eine einfache Erlaubniß hierzu beim Chef der Armee, Herzog von Cambridge, nachgesucht.
nere Angelegenheit jedes Einzelnen aber ist es,
Die in
wie er sich ver-
heirathet, das Gesetz stellt hierbei keinerlei Bedingung.
Trotz des
steten Wechsels nicht blos der Garnison, da auch in England selbst
kein Regiment länger als ein Jahr an einem Orte bleibt, sondern häufig auch des Erdtheils, sind viele Offiziere verheirathet, die Fa
milien begleiten sie meist überall hin. — Kinder können in Indien
das Klima, da wo es heiß und feucht ist, gar nicht vertragen und sterben meist.
Auch das blos heiße Klima überleben sie oft nicht.
Man sendet daher die Kinder in die gebirgigen Theile des Landes, wo sie sehr gut gedeihen.
Kinder über 7 Jahr schickt man gern
schon der Erziehung wegen nach Europa.
Urlaub. Urlaub wird eigentlich nur in der Wintersaison ertheilt.
Man
hat im eigentlichen England eine Exercierzeit vom 1. März
bis
1. October, wo alle Exercitien, Manöver und Jnspicirungen abge-
30 halten werden; die übrigen 5 Monate zählen als Wintersaison und In dieser Saison darf immer die Hälfte der
officielle Urlaubszeit.
Offiziere jedes Regiments auf Urlaub sein. Derartig hat jeder Offi
zier in jedem Jahre 2'/, Monate regulären Urlaub mit vollem Ge halt dienstlich zu verlangen.
In der Exercierperiode wird nur in
sehr dringenden Fällen ein kürzerer Urlaub bewilligt.
Offiziere des
Stabes erhalten schwerer Urlaub, und nur 2 Monate mit Gehalt, sobald dem Staate aus der Vertretung des Beurlaubten keine Kosten
erwachsen.
In fremden Stationen ist der reguläre Urlaub anders
bestimmt, so z. B. nach 5jähriger Dienstzeit in Indien ist ein dienst
licher Urlaub von 2 Jahren mit vollem Gehalt ausgeworfen.
Der
so beurlaubte Offizier darf nach Hause gehen oder wo er sonst hin
will, muß sich aber bei Antritt seines Urlaubs verpflichten, sich nach
Ablauf desselben nicht blos auf seine Kosten wieder bei seinem Re
giment zu melden, sondern auch, im Falle er in diesen 2 Jahren
den Dienst quittiren oder das Regiment vertauschen sollte, den für ihn nach Indien kommandirten Offizier auf seine Kosten dorthin reisen zn lassen sich bereit erklären.
Die Militair-Beamten. Abweichend von uns, wo nur die Aerzte einen militairischen Rang haben, ist solcher hier allen Beamten verliehen.
Commissariat-Beamte
neral-Major.
Der erste
(etwa Intendant) hat den Rang als Ge
In diese Carriere können sie erst übergehen, nachdem
sie als Offiziere in die Armee eingetreten und 2 Jahre so gedient haben.
Ebenso
sind
Zahlmeister patentirte Offiziere,
der erste
Zahlmeister als Brigade-General, der Regiments- (oder eigentlich
bei uns Bataillons-) Zahlmeister als Hauptmann.
Der erste Rech
nungs-Revisor als Major, der Haupt-Revisor als Hauptmann, der Revisor als Lieutenant.
der Regiiuentsarzt
Der erste Militairarzt als Brigade-General,
als Major, der Assistenzarzt nach 6 Jahren
Dienstzeit als Hauptmann, der Apotheker als Hauptmann, der erste
Thierarzt als
Oberst-Lieutenant,
der
Regiments-Thierarzt
nach
20 Jahren Dienstzeit als Hauptmann, in den ersten 10 Jahren als
Cornet. Der Stallmeister als Lieutenant.
Der Quartiermeister als
31 Subaltern-Offizier.
Zeug-Offiziere giebt es im Rang von Ensign
bis zum Oberst-Lieutenant.
Der erste Auditeur als Oberst.
Kasernen-Jnspector zweiter Klasse als Hauptmann.
Der
Der höchste
Militair-Geistliche als General-Major, der Prediger erster Klasse, d. h. nach 30jähriger Dienstzeit,
14 bis 21 Jahr Dienstzeit mann.
als
als Major,
Oberst, die Prediger von
die jüngsten als Haupt
Die Lieferanten sind patentirt und haben
auch Uniform.
Der Lieferant en chcf hat den Ra^ig als Major, wirkliche Liefe
ranten als Hauptmann, kleinere Lieferanten, wie z. B. solche in
Gibraltar, Ceylon re., als Lieutenant.
Der englische Offizier ist
nicht angenehm eingenommen von der freigebigen Rangverleihung an
die Beamten.
Bei dem kirchlichen Sinn der Briten, den sie getreu
ihren Vorfahren sich bewahrt, bekleidet besonders die Geistlichkeit der etablirten Kirche eine hervorragende Stellung; der vornehmste Mann
im Königreich nach den Prinzen des königlichen Hauses ist ein Erz bischof, und demgemäß ist auch Rang und Einfluß der Militair-
Geistlichkeit.
Die Kirche. Wirklich stolz ist der Offizier auf zweierlei; das eine ist seine
Beides
Kirche und das andere seine Spciseanstalt, Meß genannt.
zeigt er dem fremden Besucher immer mit Vorliebe.
Alle kirchlichen
Vorschriften sind streng und zum Theil in einer uns etwas befrem
denden Form abgefaßt.
So besagen die Bestimmungen:
1) Jeder
Offizier oder Soldat, der gegen irgend einen bekannten Artikel des christlichen Glaubens spricht, soll dem Civil-Magistrat überliefert
werden, der gegen ihn einzuschreiten hat nach dem Gesetz.
2) Jeder
Offizier oder Soldat, der, ohne grade eine wichtige Abhaltung zu haben, in seiner bestimmten Kirche nicht regelmäßig den Gottesdienst
und die Predigt besucht, oder sich dabei unehrerbietig benimmt, oder
wer schwört und flucht, soll, wenu Offizier, durch ein Kriegsgericht öffentlich und streng verwiesen werden, oder wenn Soldat, so soll
er durch ein Regimentsgcricht das erste Mal mit 10 Sgr., das zweite Mal mit 10 Sgr. und 12 Stunden Arrest bestraft werden.
Das
so gewonnene Geld soll zum Besten der kranken Soldaten der Com
pagnie, zu welcher der Bestrafte gehört, verwandt werden.
32 Die Militair-Kirchen, wie z. B. die in Aldershot und Woolwich,
sind sehr schön.
Allgemein aber sind die Kirchen auch der Ort/ wo
der Offizier gern seinen gefallenen Kameraden ein Andenken widmet,
in bunten, mit Wappen und Namen reich gezierten, großen gemalten Glasfcnstern, oder in reich und schön geschnitzten resp, in Stein ge
hauenen Altaren
oder
Sarkophagen.
Die Woolwicher Kirche ist
reich an solchen Denkmalen für die gefallenen Offiziere in Spanien,
bei Waterloo, in der Krim und bei der indischen Empörung.
Auch
die Königin hat hier einen schönen Altar den 1857 in Indien ge fallenen Offizieren errichten lassen. Dafür sind die englischen Kirchhöfe um so öder.
Oft große,
aber nur selten schöne Steinplatten und Monumente geben ihnen ihr Gepräge; Kreuze sowie Blumenschmuck hätt man für römisch
und sie fehlen daher ganz.
Die Meß. Dieselbe ist durchaus ähnlich unserer Speiseanstalt und unterschei
det sich von dieser eigentlich nur durch den großen Luxus und die sehr große, ja zuweilen sogar überraschende Eleganz, welche sie kennzeichnet,
die aber doch nur der im ganzen Lande herrschenden Art, Häuser eines
Gentleman auszustatten, analog ist.
Ein meist sehr großer und sehr
hoher Speisesaal, ein Lese-, ein Billard- und Rauch-, so wie ein Toilettenzimmer sind die dem Comfort der Offiziere von der Regie
rung in den Kasernen zur Disposition gestellten Räume.
In den
schwarzen, düster und äußerst unfreundlich aussehenden Holzhütten des Hüttenlagers von Aldershot waren einem Regiment zwei solcher
neben einander stehenden Hütten als Meß überwiesen.
von diesen
war durch eine Querwand in zwei Zimmer getheilt,
ein größeres und ein kleineres.
Lese-
Die eine
und Musik-,
Das kleinere und vordere war
das große Billardzimmer;
die andere Hütte
bot inwendig nur einen großen Raum, den Tisch in der Mitte, an
den Wänden herumlaufend Polstersitze.
Am Ende des Tisches war
durch einen quer über den ganzen Raum gehenden Vorhang ein kleines Antichambre abgetheilt.
Ein Teppich über den ganzen Fuß
boden, so wie sehr schönes Tischzeug, Service und reiches Silber-
33 geschirr, als Candelaber und Humpen rc., fehlten auch hier nicht.
Ebenso lieferten der mir sofort freundlichst angebotene Wein und Tabak Beweis, daß der Keller hier gerade so schönen Wein hatte als der in der fürstlich eingerichteten Artillerie-Meß zu Woolwich.
Der Staat giebt immer nur die leeren Wände, und an Tisch
geldern zahlt er für jedes Infanterie-Regiment (Bataillon) jährlich 1667 Thlr., das heißt für jeden Trupp (halbe Escadron) und jede Compagnie 166 Thlr. jährlich.
Der Offizier nimmt alle seine täg
lichen Mahlzeiten in der Dieß, und zwar früh etwa um 9 Uhr das
erste, um 12 Uhr das zweite Frühstück und Abends um 7*/2 Uhr die Hauptmahlzeit.
Die Erhaltung der Meß und das Leben darin kostet
jedem Einzelnen durchschnittlich etwa 1200 Thlr. jährlich. Die Ser-
virung des Tisches ist glänzend, das Silbergeschirr überall sehr reich und elegant.
Die Artillerie-Meß in Woolwich ist die älteste, größte
und mit königlicher Pracht eingerichtet; aber diese ist auch die ein
zige dieser Art im ganzen Königreich.
Eine prachtvolle sehr reiche
Silberkammer enthält namhafte Schätze, z. B. etwa 30 zum Theil
sehr große silberne Tablettes. Aber auch die Messen in den Kasernen von Aldershot haben
die oben genannten Räume und ist die Einrichtung derselben auch hier eine sehr viel reichere, nj8 die irgend einer Speiseanstalt bei
uns.
Den
gehenden
Boden
des
Speisesaales
sehr großen und durch bedeckte
ein großer
zwei Stockwerke Man
Teppich.
hatte
denselben erst kürzlich für 400 Thlr., und ebenso als Tafelaufsatz drei große silberne Armleuchter das Stück für 733 Thlr. in Lon don gekauft.
Der mit 460 Thlr. jährlich honorirte Koch, der hier,
wie ja auch manchmal in unseren Speiseanstalten, nicht zur Zufrie denheit der Herren kochte, war Gegenstand vielfacher Klage und so
ziemlich das enfant terrible des Regiments.
Als ich nun auch, die
Statuten der Meß lesend, das Mitbringen von Hunden zu Tisch mit 25 Sgr. Strafe belegt fand, so heimelte mich daS ordentlich an.
Das Essen selbst ist nicht besser als bei uns; daS dazu verwandte
Material alles ausgezeichnet, die Zubereitung
aber
mäßig.
Die
Weine und besonders die nach Tisch sehr schön.
Der Offizier giebt viel Geld aus für ein elegantes tägliches Minvr, (5ngl. Landmacht.
3
34 Leben, dagegen ist jedes Karten- oder andere Spiel um hohen Ein
satz, so wie alles Hazardspiel streng untersagt und auch gegen den Ton.
Immerhin weiß und sagt man es selbst, daß dieser Luxus
zu viel ist für einen Soldaten; viele Offiziere ruiniren sich dabei,
und streben dann nach Commandos in den Colonien, oder müssen ihre Stelle verkaufen und verschwinden im Dunkel. Das Regiment, ein Elite-Infanterie-Regiment, dem mein lie
benswürdiger Freund, der mich hier aufnahm, angehörte, hatte in
Spanien und Indien (Lucknow) gefochten und war erst 1867 von Mauritius und dem Cap der guten Hoffnung wieder nach England zurückgekommen. Der schönste Schmuck seines Speisesaals war aber
weder das Silber, noch der Teppich, sondern die vielen verschiede
nen, zum Theil mehr als 3 Fuß hohen und wunderschönen Antilopen geweihe, welche sich die Offiziere als Iagdtrophäen mitgebracht hatten
und die jetzt die einzige Zierde der Wände ausmachten. In dem Meßsaal werden auch die beiden Regimentsfahnen, die
jedes Infanterie-Regiment hat, aufbewahrt; sie sind gewöhnlich ge rollt und in ihren Ueberzügen.
Bei den halbjährigen Jnspicirungen
aber, wo der General auch die Meß revidirt und häufig mit den
Herren etwa um 12 Uhr ein Frühstück einnimmt, wie überhaupt bei allen feierlichen Gelegenheiten, werden die Fahnen entrollt und sich
kreuzend an
der Wand aufgehängt.
Die erste Fahne ist die der
Königin, Roth, Weiß, Blau, in der Mitte in Gold gestickt die Reichs
krone, darunter die Regimentsnummer in römischer Zahl; auf blauem Felde die Kreuze von St. George; St. Andrew und St. Patrik.
Die zweite
Fahne ist die
Regimentsfahne,
deren Farbe variant
ist, meist diejenige der Aufschläge des Regiments.
In dieser sieht
man die Namen aller mitgemachten Feldzüge und Schlachten, das
Motto und die Abzeichen des Regiments, sowie den Unionskranz von Rose, Distel und Klee, Alles in Gold gestickt.
So ist dem jüngsten
Offizier sehr bald die Geschichte seines Regiments geläufig und die
Fahne ist ein Stück seines eigenen Heerdes. Da die ganze Meßeinrichtung Eigenthum des Regiments ist, so nimmt es dieselbe auch überall hin, selbst in die fremden Stationen mit.
Die Regierung gewährt dann stets zum Transport derselben
35
den nöthigen Schiffsraum. Auch hiervon ist die Woolwicher Artillerie-Meß ausgenommen, da deren Inventarium niemals dislocirt wird.
Als zu großer und das militairische Element sogar negirender Luxus
muß es bezeichnet werden, wenn die Meßbedienten, wie dies in Woolwich der Fall ist, die Offiziere bei ihrer Hauptmahlzeit in nach stehendem Costüm bedienen.
Weißer, mit Stickerei versehener, bis
an'S Knie reichender Frack, rothe Sammtweste und ebensolche Knie
hosen, weiße Strümpfe, niedrige Schnallenschuhe, weiße Halstoilette und weiß
gepudertes, gebranntes Kopfhaar.
Dies ist der Anzug
einer großen Zahl Hauptmeßbedienter, zu denen man nur sehr große
Leute nimmt, und denen sich, bei Servirung des Tisches selbst, noch
eine Schaar anderer Diener in feiner, aber gewöhnlicher Livree an schließt.
Jeder Offizier der Infanterie hat einen Soldaten als Burschen,
dem er monatlich 2 Thlr., jeder Stabs-Offizier und Offizier des Adjutanten-Stabes, der Pferde hält, so wie jeder Cavallerie-Offizier 2 Burschen, denen er monatlich jedem 3 Thlr. 10 Sgr. zu geben
verpflichtet ist.
Bis zu 2 Monate Urlaub dürfen sie die Diener
mitnehmen. Die Ingenieur-Offiziere der Fortifikation, die MilitairBeamten und Aerzte haben nur im Kriege einen Burschen.
In ein
zelnen fremden Stationen dürfen Offiziere keinen Europäer als Bur
schen nehmen, sondern nur Eingeborene, z. B. in Indien! Rationen
erhalten Offiziere nicht, sondern ihre höheren Gehälter, wie z. B. bei reitender Artillerie und Cavallerie, bekommen sie zum großen Theil darum, weil sie, der Lieutenant zwei, der Hauptmann drei Pferde
erhalten müssen rc.
Die Einführung fremdherrlicher Offiziere. Die englischen Offiziere gehören alle, wie dies auch bei uns
der Fall ist, den höheren Klassen der Gesellschaft an; das ganze
Offizier-Corps ist, wie bei uns, aus einem Guß.
Man ist daraus
sehr stolz und sieht mit etwas Geringschätzung auf das der Franzo sen.
Die durchweg gleiche geistige und gesellige Bildung in dem
englischen machest eS dem Fremden leicht, sich in demselben zu be wegen und wohl zu fühlen.
Dazu kommt die große, wenn auch 3*
36 anfangs etwas kalte Höflichkeit, die angenehmen Umgangsformen und
die wirkliche innere Liebenswürdigkeit des englischen Offiziers. Frei lich ist immer die gerade herrschende politische Strömung von Ein
fluß. Gegenwärtig nährt England große Sympathie für uns. Man erkennt unsere große militairische Tüchtigkeit an, und das trägt immer bewußt und unbewußt ein gut Theil zu der Färbung des gegen
seitigen Verkehrs zwischen Offizieren zweier Großmächte bei. Man muß als Fremder suchen eine Einführung an irgend einen Offizier eines Regiments zu erlangen; hat man diese, so wird man
von diesem Herrn freundlichst empfangen, in die Meß geführt, aber keinem der dort etwa anwesenden Offiziere vorgestellt; ebenso wenig
hat man beim Eintritt in das Zimmer die Anwesenden, die meist
in Lectüre vertieft, zu begrüßen.
Nach und nach wird man vielleicht
von seinem ersten Freunde dem einen oder anderen Kameraden vor
gestellt, zu denen der betreffende Herr in näherer Beziehung steht. Ob hierbei der Fremde in Uniform oder Civil ist, ändert in diesem, wie in allen übrigen Fällen nichts.
Dennoch ist mir das zeitweilige Tragen meiner Uniform sehr
förderlich gewesen, besonders in Woolwich, wo ich keine andere Ein führung hatte.
Wenn man es nicht schon vorher brieflich gethan
hat, so adressirt man jetzt zwei Visitenkarten oben in der Ecke, die
eine „An die Offiziere des so und so vielten Regiments" und die andere ebenso „An den Obersten N.N. desselben Regiments."
Beide
übergiebt man seinem ersten Freunde, der sie am Meßtisch kursiren läßt, oder man steckt sie selbst in eine zur Aufnahme solcher Karten
sehr nett eingerichtete Art von schwarzem Brett, das über dem Ka min deS Lesezimmers auf dessen Kaminsims angebracht ist. Hierauf
erhält man umgehend einen sehr freundlichen Brief „Der Oberst und die Offiziere des Regiments begrüßen den N. N. und bitten ihn während seines Aufenthaltes am Ort sich als ihren Gast zu betrach
ten."
Diese Zeilen erwiedert man ebenfalls sogleich brieflich durch
einige dankende annehmende Worte.
Eine in der Regel bald erfol
gende Einladung zu Tische ist der Weg zu näherer Bekanntschaft; freilich muß man dazu auch der Sprache mächtig sein.
Beim Wein
nach Tisch lassen sich dann mehrere der Herren vorstellen, und man
37 hat die Bekanntschaft des betreffenden Offizier-CorpS gemacht, von
dem bald jeder Einzelne mit kräftigem Händedruck dem Fremden ein
herzliches Willkommen versichert. Jnspicirung,
Alles sich Melden bei höheren Vor
Auch selbst dann, wenn man z. B. einer
gesetzten ist nicht Styl.
einem Manöver
oder einer Parade in Uniform zn
Pferde oder zu Fuß beiwohnt, meldet man sich bei Niemand. Ankunft des Inspicirenden begrüßt man ihn,
Bei
wenn er die Front
entlang reitet, wie dies jeder andere, nicht eiugetheilte Offizier thut, und schließt sich dann der Suite an oder nicht, je nach Umständen.
Hierauf wartet man ruhig ab bis der General selbst, die Initiative ergreifend, die Vorstellung wünscht, was auch immer geschieht.
Sehr
bequem ist die einfache landesübliche und für alle Grade gültige Antwort und Anrede mit dem bloßen „Ja Herr" (Yes Sir).
Dem
Herzog von Eanibridge selbst zu antworten mit „Ja Herr" ist zwar wenig gebräuchlich, aber cS wird doch auch nicht als Verstoß be trachtet.
Der Unteroffizier sagt zum Offizier nach Empfang eines
Befehles „Ja Herr," imnier unter Weglassung jeder Charge.
Bis
zum Hauptmann heißt die Anrede auch im geselligen Verkehr immer
nur „Herr N. N.," vom Hauptmann an und aufwärts sagt man
„Hauptmann N. N." re., „Herr Hauptmann" zn sagen ist unge bräuchlicher Pleonasmus.
Der Soldat. Wenn die Offiziere immer den höheren Kreisen der Gesellschaft
angehören, so muß man von den Soldaten sagen, daß diese der moralisch untersten Klasse der Bevölkerung entnommen sind, und
darum einen ganz anderen Standpunkt einnehmen, als die unsrigen. Der englische Soldat wird durch die lange Dienstzeit gezwungen sich von seinen bürgerlichen Beziehungen gänzlich zn lösen.
Das
heimathlose Hcrumziehen in allen Zonen macht ihn selbst unstät und
38 zu ruhiger, anhaltender Arbeit unlustig; er wird ein Mensch des
Augenblicks, der immer neuer Aufregung bedarf und alle Arten der selben liebt.
Jede Familie sieht es daher alS ein großes Unglück
an, wenn einer der Söhne unter die Soldaten geht, und die Leute
selbst lassen sich oft genug anwerben, nachdem ihnen erst die eine
oder die andere liebe Hoffnung zu Schanden geworden ist.
Das
Land selbst betrachtet seine Soldaten immer etwas als enfants per-
dus.
Dennoch baut sich nur in Preußen und England das ganze
militairische Gebäude auf einer wahren sittlichen Grundidee auf, in Preußen, wo Jeder, in England, wo Niemand zum Eintreten zur Vertheidigung seines Vaterlandes gesetzlich verpflichtet ist.
Preußen
verkörpert in seinem System die Grundidee der Ritterlichkeit, Eng
land die des Freihandels. Jede andere Beurtheilung der englischen militairischen Zustände ist eine leidenschaftliche. Dagegen haben Frankreich, so wie Belgien und Oesterreich in
ihrer Ausloosung mit zugehöriger Stellvertretung einen nur etwas
modernisirten Ueberrest des alten, leidigen Menschenhandels bewahrt. Der englische Soldat fühlt sich immer als freiwillig zur Fahne ge
gangen, wenn er es auch nachher zuweilen bereut. Der gute Theil der Bevölkerung ist es freilich nicht, der sich um die Fahnen schaart; der Soldat ist darum auch im Lande keine sonderlich geachtete Person.
Die Werbung. Bei
der
Anwerbung
selbst
gelten
folgende
Bestimmungen:
1. Jeder, der ein Handgeld, wissend, daß es solches ist, von Einem
des Werbepersonals empfangen hat, wird als in' Ihrer Majestät
Armee angeworben betrachtet und erhält vom Tage an Verpflegung. 2. Innerhalb 48 Stunden nach Empfang des Handgeldes wird der Betreffende noch einmal aufmerksam gemacht auf die durch sein Ein schreiben in die Armee eingegangenen Verpflichtungen.
3. Nicht vor
Ablauf von 24 Stunden, aber innerhalb 4 Tagen nach Empfang
des Handgeldes soll derselbe in Begleitung von Einem des Werbe personals vor einer Civil-Magistratsperson (nicht vor einem Offi
zier) erscheinen.
Hier werden ihm die sein National betreffenden
Fragen vorgelegt, ihm die Kriegsartikel über Meuterei und Desertion
39 vorgelesen und ihm darauf der Soldateneid abgenommen.
Falls er
jetzt den Schwur verweigert, wird er von dem Civil-Magistrat so lange festgehalten resp, eingesperrt, bis er den vorschriftsmäßigen
Soldateneid leistet.
4) Jedem Rekruten, der, wie oben gesagt, inner
halb der 4 Tage vor einem Richter erscheint, soll es noch freistehen, sein Nichteinverständniß mit der Anwerbung zu'erklären und zurückzutreten. Hierzu muß er aber das empfangene Handgeld von 6 Thlr. 20 Sgr., ebensoviel Reugeld und den Betrag der erhaltenen Ver
pflegung zuriickerstatten. Bezahlt er dies Geld innerhalb 24 Stunden
nicht (was ihm natürlich beinahe immer unmöglich), dann bleibt seine
Reclamation unbeachtet und er muß schwören. Die häufigsten Vergehen sind daher auch Desertionen, die je
nach dem Ausfall des Kriegsgerichtes mit dem Tode oder Trans
portation, mit schwerer Arbeit im Kriege, im Frieden aber nur mit Gefängniß nach Ausfall des Kriegsgerichtes bestraft werden.
Ebenso
verlieren so Bestrafte der Regel nach jeden Anspruch auf Pension für die bis zur Desertion zurückgelegte Dienstzeit und alle vorher verdienten Gehaltszulagen für gute Führung.
Die Regierung hat
im Jahre 1867/68 allein für Einfängen von Deserteuren und die dabei entstandenen Gerichtskosten 81,751 Thlr. bezahlt.
Englische Stimmen über ihr System. Die Engländer erkennen sehr wohl die Schwächen ihres Systems
an und erstreben Aenderungen desselben in Wegfall des ganzen Hand
geldes und kürzerer Dienstzeit.
Sie sehen mit besonderer Anerken
nung auf die 3 Präsenzjahre unserer Armee und besprechen lebhaft,
daß bei den 5 Jahren der Franzosen und 6 Jahren der Oester reicher ihre Präsenzzeit von 12 Jahren die bei Weitem größte ist.
Die Engländer selbst sprechen es aus, daß der Soldat, der länger als 7 Jahre dient, schlechter ist, als der von kürzerer Dienstzeit.
Der Herzog von Cambridge sagt wörtlich:
„Der beste Soldat ist
ein Mann nach 3 Dienstjahren und von da an ist er bis etwa zu 12 oder 16 Jahren brauchbar."
Oberst Fitz Whgram
von den
löten Husaren wünscht, daß alle Soldaten mit 12 Jahren entlassen würden, und sagt hierbei: „Er selbst habe in seinem Regiment keinen
40 einzigen Soldaten, der 14 Jahr diene und seine Schuldigkeit thue.
Cavallerie-Regimenter könnten Leute von mehr als 14 Dienstjahren nicht sonderlich gebrauchen, sie würden ängstlich beim Reiten und
kröchen gern in jedes Loch, um nicht mehr auf's Pferd steigen zu
müssen."
Die Engländer meinen weiter:
„Der Dienst in fremden
Stationen lehre den» Mann die Welt kennen und bilde ihn, so wie
die Jugend der höheren Klassen der Gesellschaft die Universität und das Reisen in die Fremde.
Wenn so der Mann in bürgerliche
Berhältnisse nach einer angemessenen Dienstzeit zurückträte, bevor er durch das Tragen der Waffen zu steif geworden wäre, so würde
derselbe
als brauchbares
und gesuchtes Mitglied der bürgerlichen
Gesellschaft dieser große Vortheile bringen können.
Eine Armee, die
alljährlich einen Theil der Bevölkerung in ihre Reihen aufnähme,
sei eine ebenso wirksame Bildungsschule für das Volk, wie die Uni versität für die höheren Klassen.
Der größte Vortheil aber einer
kürzeren Dienstzeit wäre die dadurch allein zn erreichende Steuerung
der Unsittlichkcit.
Selbst die allcrgeschickteste Administration könne
nie eine allgemeine Erlaubniß der Soldaten zum Heirathen mit mili-
tairischer Schlagfertigkeit vereinigen,
und die lange Dienstzeit mit
dem geringen nachgegebenen Procentsatz an Verheiratheten habe darum ihre Armee zn einer Schule der Immoralität gemacht."
Man verlangt 7jährige Präsenz, Eintritt des Rekruten im Alter
von 18 resp. 19 Jahren, und für diese Armee dann für 12% aller
Leute Heirathserlaubniß.
Jetzt zählt die Armee etwa 29% Capitu-
lanten, die also zwischen 10 und 21 Jahre dienen.
An Pensionen
für Soldaten, die demnach 21 Jahre gedient haben — etwas, was
bei
uns nahezu gar
nicht
existirt — sind im Jahre 1868/69
8,121,333 Thlr. berechnet worden.
Alle Neger und Farbige, gleich
viel ob in britischen Besitzungen geboren oder nicht, welche in die
Armee eintreten, sollen alle Vortheile genießen, wie jeder andere freiwillig eingetretene Soldat.
Wenn irgendwo, so drängt sich
uns Preußen hier die stolze
Ueberzeugung auf, daß unsere ganze Militair-Organisation, unter
Respektirnng aller heiligen Menschenrechte, über die aller übrigen Staaten glänzend hervorragt.
41 Die Kasernen.
Der englische Soldat wird sehr gut gehalten. Seine Kasernen mit großen Hosen sind musterhaft; aus vollem Beutel unter reich lichem Geldanfwand gebaut, wird eine zweckmäßige und strenge Ord nung darin aufrecht erhalten. Die Stuben sind groß, sehr hell und haben, Dank den landesüblichen großen Kaminen, steten Luftwechsel und darum stets frische und gute Luft. Wie weit der Engländer auch in der Armee seine Vorliebe für Ventilation treibt, beweisen seine runden, für etwa 8 Manu ausreichenden, einfachen aber wasser dichten weißen Leinwandzelte, welche, etwas unterhalb ihrer Spitze sich gegenüberstehend, zwei taschenartige Etnnähte als Ventilatoren haben. Mehrfach haben die Sergeanten in den Kasernen als Stubenwirthe eilt kleines Extrazimmer durch einen Bretterverschlag in der Stube abgetrennt. In allen Kasernen und den Baracken von Al dershot hat mau eiserne Bettstellen, die durch Znsanimenschieben ans ihre halbe Länge gebracht werden können. Dies geschieht auch stets am Tage; es wird dadurch viel Raum in der Stube gewonnen, was besonders in den engen Zellen der Arrestlokale sehr angenehm ist. Der Strohsack wird erst 2 Stunden, nachdem der Mann auf gestanden, in der Mitte zusammengelegt, aufgestellt und die reichlichen Decken, die jeder Soldat hat, zusammengefaltet oben drauf gelegt. Statt unserer sehr praktischen Schränke hat der Engländer nur über dem Kopfende seines Bettes an der Wand ein offenes Brettergerüst zur Aufnahme der Sachen. Beleuchtung häufig Gas. Minutiöse Sauberkeit ist allenthalben ersichtlich; einmal die Woche wird die Stube gescheuert, was Dank dem Klima und der Ventilation dort möglich ist. Zu jeder Kaserne gehören Waschhäuser, in denen sich Bänke mit sehr praktisch eingerichteten, befestigten, aber drehbaren eisernen Waschschüsseln, so wie auch Badezellen mit Wanne befinden. Die ganze Einrichtung hat Wasserleitung. Leibwäsche darf in diesen Waschhäusern nicht gereinigt werden, ebensowenig wie sich die Leute anderswo als hier waschen dürfen. Ans größte körperliche Reinlich keit und Sauberkeit, so wie ans häufiges Baden wird streng gehalten. Aehnlich den Offizier-Messen hat jede Kaserne auch eine Meß für Unterosfiziere und eine für die Leute, ebenso eine Cantine und
42 zuweilen auch ein Billardzimmer für Unteroffiziere, so wie eine Bi bliothek, Lese- und Rauchzimmer.
Der Cantinewirth darf keinerlei
Getränk vor 12 Uhr Mittag und nach dem Zapfenstreich verkaufen;
die ganze Wirthschaft steht unter dem direkten Befehl deS Comman
deurs.
Der Besuch von Civilpersonen in diesen Räumen ist nur
auf speciell hierzu nachgesuchte Erlaubniß gestattet.
Ballspielhänser
und Cricketplätze fehlen in keinem größeren Militair-Etablissement.
• Die Küchen sind groß und schön; das Fleisch wird selten ge kocht, sondern meist geröstet, entweder über offenem Feuer oder in
besonderen Bratöfen.
Gemüse werden im ganzen Lande wenig ge
gessen, hier beinahe nur Kartoffeln.
In Lagern gebrauchen sie den
Grant'schen Kochapparats oder bei kleineren Verhältnissen einfache,
3 Fuß hohe, leicht transportable, runde eiserne Oefen mit oben darin
hängendem Deckeltopf und aufgesetztem, 5 Fuß hohen Blechschornstein. Sonst gilt von der Soldatenküche, was von der des ganzen Landes gesagt ist. Verheirathen dürfen sich Unteroffiziere nnd Gemeine nur mit
Erlaubniß ihres Commandeurs, und zwar dürfen zu Hause 12%
und in den Colonien 7% sich verheirathen.
Frauen der so Ver-
heiratheten werden bei Commandirung des Regiments in die Colo
nien auf Staatskosten mitgenommen und verdienen sich allenthalben durch Waschen der Soldatenwäsche ein Erkleckliches.
Ebenso erhalten
Verheirathete ein entsprechendes Quartier in der Kaserne, die Unter offiziere Stube und Cabinet.
Ich sah solche in Woolwich.
Auch in
ihnen bezeugten Teppiche über die ganze Stube, Mahagoni-Möbel
und durchaus eleganter Anstrich, daß auch diesen Klassen der Luxus nicht fremd geblieben ist.
Wer ohne Consens heirathet, muß seine
Frau außerhalb wohnen lassen und geht aller oben genannten Ver
günstigungen verlustig. Der Offizier wohnt meist in der Kaserne und hat der Lieu
tenant eine, der Hauptmann zwei Stuben, die kleiner sind als die
bei uns.
Meublement giebt der Staat nicht.
gen meist in einem Block zusammen.
halten Servis.
Diese Quartiere lie
Nicht-kasernirte Offiziere er
Cavallerie- und Artillerie-Kasernen sind häufig so
eingerichtet, daß parterre die Ställe und darüber die Kasernenstuben
43 ftttb; die Treppe liegt dann außen an der Wand.
Bei Marsch
quartieren mit Verpflegung wird dem Wirth pro Kopf und Tag
8Sgr. 4 Pf., im Bürgerquartier ohne Verpflegung 12% Sgr. pro Kopf und Monat vergütet.
Destillateure, Wirths- und Weinhäuser
dürfen nicht belegt werden.
Anzug. Das ganze Aussehen der Leute ist überraschend durch ihre große Sauberkeit im Anzuge.
Kopf- und Barthaar sind immer mit Vor
liebe gepflegt, der Scheitel tadellos, Hände und Gesicht sehr rein. Kleine Leute sieht man wenig, alle sehen wohl gepflegt und genährt
aus. Haltung und militairischer Anstand sind sehr gut, etwas über trieben steif. Die Gradabzeichen sind nach unten gerichtete Chevrons
am rechten Aermel, je nach dem Grade ein bis vier.
Vom Ser
geanten aufwärts tragen die Unteroffiziere eine rothe wollene Schärpe über die Schulter, wie die Offiziere.
Die Dekorationen sind große runde silberne Medaillen, wie z. B. die für die Meuterei in Indien und den Krimkrieg.
Getragen
werden dieselben an einem Bande, welches über der Medaille und
quer meist noch silberne Schnallen hat, und zwar für jedes einzelne
mitgemachte Gefecht eine solche.
Dieselben sind mit Eichenlaub ge
mustert und haben den Namen der Schlacht als Inschrift.
So sieht
man am Bande der Krim-Medaille oft drei bis vier solcher Schnallen
(clasp); das Band wird damit entsprechend lang. hier viele türkische Dekorationen.
Auch giebt es
Das Tragen von Civilkleidern ist
gar nicht gestattet.
Die Schulen. Regiments- oder Garnison-Schulen dienen zur Fortbildung der Leute im Lesen, Schreiben, Rechnen, etwas das sehr nöthig ist, da
ein Schulzwang in England nicht existirt und demgemäß auch im
Allgemeinen große Unwissenheit herrscht.
22% der jährlich Ange
worbenen können weder lesen noch schreiben, während bei uns ihre Zahl im Durchschnitt nur 3,72 % beträgt.
Wer Unteroffizier wer
den will, muß neben seiner sonstigen, hauptsächlich praktischen und
44 moralischen Qualifikation auch diese Elementarkenntnisse besitzen. Zum
Aufrücken in eine Sergeantenstelle wird es gewünscht, daß sie auch
noch etwas mehr wissen.
Für die Soldatenkinder, etwa 40 bis 60
per Regiment (Bataillon), bestehen Garnison-Schulen mit Schul
zwang; ein besonders dazu ansgebildeter Sergeant ist Schulmeister und heißt auch so.
Derselbe hat die Verpflichtung, bei Ausbildung
der Kinder keiner der vielen bestehenden Sekten in ihren konfessio nellen Meinungen zu nahe zn treten.
Die Regiments- oder Gar
nison-Bibliotheken für Offiziere sind sehr schön und reich, ebenso analog die für die Unteroffiziere und Leute.
Innere Oekonomie. a.
Verpflegn»g.
Jeder Mann erhält täglich 0,91 Pfund
Waizenbrod, etwa ’/4 Pfund Fleisch und Bier.
sind:
Seine Mahlzeiten
früh Thee, Mittag 1 Uhr Hauptmahlzeit, Nachmittag noch
einmal Thee.
Die Portion ist in Krieg und Friede» dieselbe.
Da
für erleidet er bei der Infanterie einen täglichen Gehaltsabzug von 6 Sgr. 8 Pf., das Fehlende legt der Staat zu.
Ebenso wird noch
täglich für Wäsche 10 Pf. abgezogen, so daß der Gemeine, der sorgfältig
mit seinem Gehalt ist, jede Woche noch etwas über 1 Thlr. davon er
übrigt. Davon muß er dann seine kleinen Montirungsstücke in brauch barem Zustande erhalten, die ihm nur einmal bei seinem Eintritt
und das zweite Mal nach 12 Jahren, wenn er kapitulirt, neu und unentgeltlich geliefert werden.
Des Mannes eigenes Interesse ist
es also, sich diese Sachen möglichst zn konserviren. Trotzdem bleiben einem ordentlichen Manne doch leicht 10 Sgr. die Woche.
Spar
kassen zur Anlage solchen Geldes sind überall eingerichtet.
Die Gehälter betragen einschließlich Biergeld bei der Infanterie täglich für den Sergeant-Major 1 Thlr. 4 Sgr. 2 Pf., für den Feld
webel 27 Sgr. 6 Pf., den Sergeanten 22 Sgr. 6 Pf., den Corpora! 15 Sgr. 10 Pf., den Gemeinen 12 Sgr. 6 Pf., den Tambour 13 Sgr. 4 Pf.
Für die Specialwaffen sind die Gehälter und auch die Ab
züge für Meß etwas höher.
Wer 3 Jahre straffrei gedient, erhält
einen Goldstreifen auf dem Unterärmel als Auszeichnung und 10 Pf.
Löhnung täglich mehr.
Alle 3 Jahre weiter kann ein zweiter solcher
45 Streifen mit 10 Pf. täglich mehr verdient werden. Man sieht doch ziemlich viele Unteroffiziere und Leute selbst mit mehreren solchen
„Gute-Führungsstrcifen."
Werden Soldaten als Handwerker oder
Arbeiter commandirt, so ist ihre Arbeitszeit im Sommer 10, im
Winter 8 Stunden itnb sie erhalten dafür jedesmal Gehaltszulagen, und zwar: der Snbaltern-Offizier täglich I THlr. 10Sgr., der Unter offizier als Aufpasser lO Sgr., Handwerker 12% Sgr., Gemeine als
Arbeiter 7'/, Sgr. täglich.
Das Gehalt wird an die Soldaten aller
Grade täglich ansgezahlt, unmittelbar nach der Morgenparade, in
Gegenwart eines Offiziers.
Diese tägliche Löhnung hat sich in Folge
des englischen Nationallasters, nämlich der Trunksucht, als durchaus
nöthig bewiesen.
Einmal per Monat ist der Hauptmann verpflichtet,
beim Geldappell zn erscheinen und zn fragen, ob Alles richtig ist. Das Geld empfangt der Hauptmann vom Zahlmeister und giebt es täglich an den Zahlsergeanten ans.
Der Zahlmeister empfängt das
Geld von amtlich angestellten Agenten (Bankiers) und stellt darüber Wechsel aus.
Bon denselben Bankiers erhalten die Offiziere gegen
Wechsel ihre Gehälter.
Natürlich spielen diese Agenten eine Rolle
auch beim Kauf und Tausch rc. vou Patenten.
Diese Art deö Be
ziehens von Staatsgeldern durch Ausstellung vou Wechseln ans einen vom Staat angestellten Bankier wird in der Armee selbst vielfach
getadelt.
Man sagt hier, dieses System habe mir den einen Vor
zug , einzelne reiche Bankiers auf Staatskosten noch mehr zu berei
chern.
Dennoch hat dieses Kassenwcsen für die Staatsverwaltung
gewiß auch sein Bequemes, zumal in den Colonien, namentlich den kleineren, wo die hier zahlenden Bankiers meist Filialen großer eng
lischer Handelshäuser ähnlich den nnsrigen.
sind.
Die Leute haben Abrechnungsbücher,
Der Hauptmann ist allein verantwortlich für
die Kasse, so wie für Bekleidung und Ausrüstung seiner Leute. b.
Bekleidnng.
Der Staat liefert dem Mann die Waffen
unentgeltlich, und ne» bei seinem Eintritt und bei seiner Capitnlation: Tornister mit Trinkgcschirr, Pelzmütze oder Cäppi, Mütze, mit der
Regimentsnummcr von Messing vorn dran, Mantel, Waffenrock, 1 Tuch- und 1 Flanelljacke, 2 Tuch- resp. Reithosen, 1 Paar blaue
Drillhosen, 2 Paar Stiefel, 1 Bibel, 1 Gebet-, 1 Abrechnungsbuch,
46 1 lederne Halsbinde, Mantelriemen (der Cavallerie und Artillerie 1 Paar weiße Lederhandschuhe),
1 Hemd von Flanell, 1 von Lein
wand, 1 Paar Unterhosen von Flanell, 1 Paar desgleichen von Lein
wand, 3 Paar wollene Strümpfe, 2 Handtücher, 1 Kamm, 1 Rasir-
messer, 1 Haarbürste, 1 Schwamm, Nähzeug, Rasirzeug und Bartkamm,
1 Paar Hosenträger, 1 Besteck zum Essen, 3 Bürsten, Putzzeug. — Von den genannten Sachen werden ihm jährlich neu geliefert 1 Waffen rock, 1 Paar Hosen, 1 Paar Stiefel.
Die alten sind dann sein unbe
strittenes Eigenthum, das er mit der Erlaubniß seines Hauptmanns
verkaufen darf, was er, zum größten Behagen der Bauern in Holland,
auch thut, die sich in den ausgetragenen Sachen der englischen Sol
daten auf ihren grünen Feldern wie rothe Mohnblumen auSnehmen. Der Bekleidungszustand der Truppen ist daher ein wirklich be-
neidenswerther.
Mit Ausnahme der zuletzt genannten Sachen mnß
der Mann alles Uebrige aus eigene« Mitteln in brauchbarem Stande erhalten; es ist also sein eigenes Interesse möglichst sorgfältig und
ökonomisch zu sein.
Die Mäntel von grauem Tuch mit kurzer Ueber«
pellerine reichen bei Fußtruppen bis über das Knie und sind sehr
schön, von dickem aber weichem Stoff; die Knöpfe hier wie überall Halbkugelrund, von Metall und mit den Regimentsabzeichen gemustert.
Die Mäntel treten niemals in das Eigenthum des Mannes über. Eine Kammer in unserem Sinne existirt nicht, da der Mann alle
seine Sachen in Händen hat und diejenigen für die Kriegsstärke nicht in Regimentsverwaltung sind.
Die hier bestehende Kammer
steht unter dem Quartiermeister des Regiments, derselbe ist aber nur
Verwalter derselben und darf ebenso wenig wie irgend welcher an dere Unteroffizier sich ein Geschäft aus dem Verkauf solcher Re
quisiten an die Unteroffiziere und Leute machen.
Auf diesen Kam
mern werden einige überzählige und diejenigen Montirungs- und Ausrüstungsstücke, welche der Mann aus seinen Mitteln in stets brauchbarem Zustand erhalten muß, aufbewahrt.
Für preiswürdige
Beschaffung und den Verkauf an die Leute sorgt eine Offizier-Com
mission.
Die Anfertigung der Montirungsstücke rc. geschieht durch
Lieferanten resp, im Bekleidungsdepot zu Pimlico in London.
Sobald
diese Stücke beim Regiment ankommen, werden sie durch eine Com-
47 Mission nach berichtet.
versiegelten Proben gemustert und darüber detaillirt
Ebenso haben sich die inspicirenden Generäle eingehend
von Güte und probemäßigem Schnitt zu überzeugen und darüber an das Obercommando zu berichten.
Urlaub. Auch au Unteroffiziere und Gemeine wird zu Hause Urlaub nur in der Wintersaison gegeben,
aber auch in dieser Zeit bei der
im Allgemeinen vorherrschenden Neigung zur Desertion nur in drin genden Fällen auf kurze Zeit und überhaupt sehr ungern.
Colonien ist das Urlanberhalten
noch mehr erschwert.
leiden Beurlaubte beträchtliche Gehaltsabzüge.
In den
Imnier er
Diese Abzüge werden
als Caution vom Zahlmeister zurückbehalten und bei Rückkehr vom Urlaub im Interesse des Mannes über das Geld disponirt z. B.
zum Ankauf von Bekleidung :c.
Der Hauptmann kann den Leuten
seiner Compagnie niemals Urlaub ertheilen, nicht einmal über den
Zapfenstreich.
Dies Recht hat nur der Regiments-Commandeur
resp. Commandeur.
Die Jurisdiktion. Wenn bei uns die Militair-Autorität beim Soldaten den ersten Rang cinnimmt, so thut dies in England die Civil-Autorität. Wenn es unserem Gefühl als selbstredend erscheint, daß ein General Kriegs minister ist, so bekleidet in Großbritanien diese Stelle ein Herr N. N.,
und in Rom ist ein Geistlicher Kriegsminister.
Ueberall muß sich in
England das Militair der Civil-Autorität unterordnen.
Offiziere
sowohl wie Soldaten verfallen bei Vergehen wie Mord, so wie bei gemeinen Verbrechen wie Raub und Diebstahl, die sie an Nicht
soldaten und nicht königlichen Geldern verüben, immer den Civil-
Gerichten und Civil-Gcfängnissen.
Da es Ausstoßung ans dem Sol
datenstande nicht giebt, so kehren daher so Bestrafte auch aus den Civil-Gefängnissen nach verbüßter Haft wieder in Reih' und Glied zurück. Nur bei den wenigen Garde-Regimentern können solche Leute
sofort entlassen werden. Wegen Schulden untersteht der Offizier den Civil-Gerichten und
48
darf sofort arretirt werden, außer wenn er grade im Dienst ist. Seine Haft wird dann als Entfernung ohne Urlaub angesehen, d. h.
er muß seine Stelle verkaufen resp, ausscheiden. Leute, welche nach gewiesen 200 Thlr. Schulden haben, dürfen bestimmungsmäßig nicht
angeworben werden, können dann aber, wenn sie einmal erst Sol daten oder Unteroffiziere sind, wegen Schulden dnrch Civil-Gerichte nicht mehr belangt werden,
200 Thlr. beträgt.
außer wenn diese Schuld mehr als
Im Disciplinarwege werden Offiziere bis zu
8 Tagen Kasernenarrest oder mit einfachen resp, geschärften Verweisen
bestraft; im Ganzen kommen solche Straffälle sehr selten vor. Unsere
Ehrengerichte hat man hier nicht.
Mit der dem Engländer eigen
thümlichen großen Willenskraft vereinigt er in seinem Charakter auch ebenso große Leidenschaftlichkeit.
So ist es auch dem Soldaten erst
vom Sergeanten an aufwärts erlaubt, auch außer Dienst sein Seiten
gewehr, sei dies nun Bajonett oder Säbel, zu tragen; bis zum Sergeanten darf der Soldat nur mit dem Säbelkoppel ausgehen. Aber auch dieses zu tragen wird ihm verboten, sobald er bei Schlä
gereien überführt wird, sich desselben als Waffe bedient zu haben. Wenn Soldaten vor Gericht stehen, so besagt die Vorschrift, soll ihnen die Mütze wcggenommen werden, damit sie sich derselben nicht
als Wurfgeschoß bedienen können.
Daß bei solchem Charakter und den höheren Altersklassen der Leute auch der Soldatenkodex ein strenger ist, resultirt von selbst.
Wie bei unö finden wir auch hier eine zweite Klasse deS Soldaten standes, und nur Leute dieser Klasse dürfen mit Stockschlägen gestraft
werden;
jedoch dürfen auch Leute der ersten Klasse für Meuterei
unter erschwerenden Umständen gehauen, Deserteure mit Einbrennen eines lateinischen D, 2 Zoll unter- und seitwärts der linken Achsel höhle bestraft werden.
Mit Versetzung in die zweite Klasse wird
geahndet und dnrch ein General-, Garnison- oder Distrikts-Kriegs gericht hierauf erkannt:
für Desertion,
Meuterei, Insubordina
tion unter erschwerenden Umständen, Trunkenheit im Dienst oder
auf dem Marsche, Veruntreuung königlicher MontirungS- und Aus rüstungsstücke nnd Gelder, an Kameraden oder Offizieren verübter Diebstahl, Selbstverstümmelung, wiederholtes Verbringen von Waffen
49
und Montirungsstücken und unnatürliche Laster.
Ununterbrochene
gute Führung während eines Jahres hat Rehabilitirung zur Folge. Alle diese Vergehen
unterstehen der Militair-Gerichtsbarkeit.
Disciplinarstrafgewalt hat nicht der Hauptmann, sondern der Com mandeur, der Regiments- oder zeitweilige Commandeur.
Discipli
narstrafen werden gegeben: einsamer und nicht einsamer Arrest in
Arresthäusern bis zu 7 Tagen, oder im schwarzen Loch bis zu 48
Stunden, Kasernenarrest bis zu 1 Monat mit Strafexerciren mit ganzem Gepäck auf 14 Tage. Bei diesem Arrest muß der Bestrafte
alle Exercitien und Kalfaktoreien rc. mitmachen.
Einsamer Arrest
ist möglichst als Strafe auf Trunkenheit, Skandaliren und unge höriges Benehmen gegen Vorgesetzte zu beschränken.
Strafexerciren
darf nicht länger wie 1 Stunde auf einmal und nicht mehr als 4 Stunden im Tage gegeben werden. Im Arrest verlieren die Leute ihr Gehalt,
so daß ihnen nach
Bezahlung von Verpflegung und
Wäsche täglich nur noch 10 Pf. bleiben.
verkürzte.
Die Kost ist eine etwas
In Folge schlechter Führung im Arrest kann der zuge
hörige Regiments-Commandeur bis zu 3 Tagen .dem Gefangenen das Bett entziehen und ihn auf eben so lange auf Wasser und Brod setzen
lassen.
Die Zeit im Arrest wird
ihm als
Dienstzeit
gerechnet.
Wenn sich ein Mann bis 5 Tage ohne Urlaub entfernt, so kann der Commandeur ihn unter günstigen Umständen auch disciplinarisch
mit Abzug des ganzen Gehalts während dieser Zeit bestrafen.
Im
Allgemeinen soll jeder Commandeur bemüht sein, Vergehen möglichst
zu verhüten.
Bei ersten Verstößen sollen Ermahnung und milde Be
handlung gelten und erst im Wiederholungsfälle Strafen angewandt
werden.
Der Commandeur darf auch nach seinem Ermessen den
Hauptleuten in ihren Trupps Strafgewalt bis höchstens 3 Tage
Kasernenarrest übertragen. Solche Strafen müssen dann aber immer
in dem Strafbuch notirt werden, während dies mit den von Com mandeuren verhängten erst dann geschieht, wenn sie 8 Tage Kasernen arrest und darüber betragen.
Alle Gerichtsstrafen werden notirt.
Die über Maltraitiren von Untergebenen, Unteroffizieren und Gemei nen, maßgebenden Allerhöchsten Bestimmungen sind ebenso streng wie
bei uns und selbst im Wortlaut den unsern ziemlich gleich. Minor, Englische Landmacht. 4
50 Militair-Gerichte. Jeder Gefangene muß nach 48 Stunden
verhört werden.
Bei mehr als 7 Tage Arrest muß der Arrestant
seine Uniform abgeben und erhält dafür einen besonderen Anzug, wie etwa unsere Sträflinge.
Eine einfache Voruntersuchung wird
geführt und die Akten darüber dem General-Brigadier oder Gouver
neur rc. vorgelegt.
der Fall zu
Dieser befiehlt durch welche Art Kriegsgericht
erledigen ist.
Zur gerichtlichen Verfolgung schwerer
Vergehen aber muß erst beim General-Adjutanten durch die monat lichen Gerichtslisten die Erlanbniß eingeholt werden. Führungsattest sind dem Thatbestand
National und
beigefügt, dem
Gerichtshof
Solcher Militair-Gerichte giebt cs dreierlei, das Richter
vorzulegen.
personal aller dreier aber besteht immer nur aus Offizieren. und Zeugen werden stets vereidet; ebenso ist cs
Richter
die Pflicht des
Präses den als Auditeur fungirenden Offizier resp, den Richter-Ad
vokaten (entsprechend unserem Auditeur) jedesmal zu vereiden. Dem englischen Civilproceß-Verfahren analog muß auch hier immer ein Ankläger
auftreten
und das
ganze Gerichtsverfahren
Dieser Ankläger ist immer ein Offizier.
provociren.
Gefängnißstrafen so wie
Erkenntnisse auf schwere Arbeit sind in ihrer Dauer nach dem Klima
zu bemessen, Gehaltsabzüge nur so weit damit zu verbinden, daß dem Mann nach Bezahlung seiner Kost und Wäsche noch 10 Pf.
täglich bleiben.
I. Das General-Kriegsgericht zählt 13 Offiziere als Richter;
in den kleinen fremden Stationen wie West-Afrika, Malakka rc. kann es auch aus mir 7 Offizieren bestehen.
Präses ist immer ein Stabs-
Offizier wenigstens, Gerichtsherr ist der commandirende General oder
Gouverneur.
Jedes Erkenntniß dieses Gerichtes bedarf der Aller
höchsten Bestätigung.
Nur Gouverneure, die von Ihrer Majestät
besonders mit der zugehörigen Vollmacht betraut sind, können auch
an Stelle der Königin solche Urtheilssprüche durch ihre Namens
unterschrift rechtskräftig machen.
Erkennen kann das Gericht auf
der Regel nach 6 Monate Gefängniß, jedoch auch auf jahrelange Haft mit und ohne schwere Arbeit, mit und ohne Einzelhaft.
Bei
dieser darf Arrestant immer nur bis zu 14 Tagen auf einmal und
dann immer mit ebenso langen Zwischenpausen eingesperrt gehalten
51
werden; so darf er z. B. während eines Jahres Gefängniß nur in
Summa mit 84 Tagen Einzelhaft in einsamer Zelle bestraft werden. Wenn die Einsperrung über 3 Monate dauert, darf in jedem der selben nur 7 Tage Einzelhaft verhängt werden. Dieses Gericht kann
ferner erkennen: „auf 50 Hiebe, Transportation als Verbrecher auf Lebenszeit und auf Todesstrafe."
Diese letzte wird nur gültig, wenn
wenigstens % der Richter dafür stimmen.
Auch auf Gehaltsabzüge
kann erkannt werden, und zwar für Trunkenheit oder für an Waffen
und Ausrüstungsstücken verübte Beschädigungen. Offiziere können nur von diesem Gerichtshof gerichtet werden
und kann hierbei gegen sie erkannt werden: auf Tod (für Verun treuung königlicher Gelder), auf Transportation als Verbrecher auf
Lebenszeit, Cassirung, Arrest und Zurücksetzung im Patent, d. h. den ältesten Oberst-Lieutenant znm jüngsten zu
machen,
den
ältesten
Hauptmann zum jüngsten Hauptmann rc.; niemals aber kann das
Gericht dem Verurtheilte» Stellung oder Gehalt aberkennen, eine Folge des Kaufshstems.
Das Verfahren dieses Gerichtes ist öffent
lich. Angeklagter darf immer, ähnlich wie bei uns, gegen sein Rich
terpersonal Einspruch erheben und sich, wenn er will, irgend einen Rechts-Anwalt nehmen.
Steht ein Offizier vor einem solchen Ge
richt, so darf keiner des Richterpersonals im Grade tiefer stehen, als Jnkulpat.
II.
Das Distrikt- oder Garnison-Kriegsgericht.
Dasselbe be
steht aus 7 resp. 5, in West-Afrika, Malakka :c. nur aus 3 Offizieren als Richtern.
Gerichtsherr ist der zugehörige General oder Coinman-
dant, der Gouverneur des Distriktes oder der Garnison.
Die Sank-
tionirung des Urtheils durch seine Namensunterschrift macht jeden
Spruch erst rechtskräftig.
Erkennen kann dieser Gerichtshof auf:
„Degradation, Verlust von Medaillen und Ehrenzeichen, Stockschläge, Gehaltsabzug bis zu 6 Monaten, Gefängniß bis zu 42 Tagen mit und ohne harte Arbeit und mit und ohne Einzelhaft."
Einzelhaft darf hier,
wie dies vorhin gesagt, immer nur mit Pausen abgesessen werden. Zu
Gefängnißstrafen kann das Gericht noch hinzufügen: „Gehaltsabzüge,
Verlust der guten Führungszulage, Verlust des Anspruches auf Pensionirung unter Anrechnung der bisher geleisteten Dienstjahre."
52
UI. Das Regiments- oder Detachements-Kriegsgericht besteht auS 5, wenn nicht anders möglich, auch aus 3 Offizieren. Gerichts
herr ist der Regiments-Commandeur, derselbe darf aber dann nicht
Mitglied des Gerichtes gewesen sein.
Das Urtheil wird immer erst
rechtskräftig durch die Namensunterschrift des Regiments-Commandeurs.
In dringenden Fällen z. B. auf dem Marsch kann ein solches
Kriegsgericht abgehalten,
vom anwesenden höchst commandirenden
Offizier bestätigt werden, und auch sofort in Kraft treten.
Wenn
Truppen eingeschifft sind, so darf an Bord eines solchen Schiffes
kein General- oder Distrikts-Kriegsgericht, sondern nur höchstens ein
Regiments-Kriegsgericht abgehalten und in Vollzug gesetzt werden.
Wird ein solches höheres Gericht nöthig, so muß der Betreffende, sobald eS möglich, an's Land gesetzt und dahin transportirt werden, wo dieses Gerichtsverfahren möglich ist.
Ans dem Schiff hat der
Commandant desselben die Disciplinarstrafgewalt über jeden Solda
ten an Bord, kann auch die Gemeinen, aber nur diese, sofort ein
sperren.
Bei Meinungsverschiedenheit zwischen dem Commandeur
des Schiffes und dem Commandeur der Truppen über die Straf
würdigkeit eines einzelnen Mannes, soll die Bestrafung suspendirt
und der Mann bald möglichst ausgeschifft und wie oben behandelt werden. In den Colonien ist der Gouverneur nur dann auch Gerichts
herr der Kriegsgerichte (Distrikts- nnd Regiments-), wenn er gleich
zeitig höchst commandirender Offizier der Truppen darin ist.
Ist
es ein Civil-Gouverneur, dann ist der anwesende höchste Offizier der Gerichtsherr.
Das Arrestlokal. Wenn schon die Sauberkeit einer Kaserne musterhaft ist, so scheint ein englisches Arrestlokal eigentlich nur als Normalstudie für
Putzen, Reinigen,
Scheuern und Waschen des Hauses und aller
Utensilien darin, angelegt zu sein. blank.
Alles darin und daran ist spiegel
Bei einsamer Haft darf Arrestant nur, wenn es der Arzt
für nöthig hält, an die Luft kommen.
zählt der Tag mit 10 Arbeitsstunden.
Bei Arrest mit harter Arbeit Es folgt hier die Zeitein-
53
theilung eines solchen Arresttages, und zwar gilt diese Zeiteintheilung vom Isten März bis Isten October; in den Wintermonaten ändert
sich dieselbe etwas. Früh von 6—6'/- Uhr Aufstehen, Reinigen der Zelle, Bett
aufstellen, und Betttücher resp. Bett lüften, Waschen, Rasiren; von 6'/r — 7 Reinigen der Gänge und Höfe, Wasser holen und Kalfak tern; von 7—8 Kugelexerciren; von 8—9 Frühstück, Bett in Ord nung bringen und Anziehen zur Morgenparade; von 9—10 Exer-
ciren;
von 10 — 11 Kugelexerciren;
von 11 — 1
Steine klopfen.
Reinigen von Höfen und Prives, Tornister oder Mantelsack packen
und 1 Stunde Exerciren; von 1—2 Essen und Reinigen der Küche; von 2—3 Exerciren; von 3—4 Kugelexerciren; von 4—6 Steine
klopfen,
Reinigen der Höfe und Prives, Packen, 1 Stunde Exer
ciren; 6—6'/r Essen in einsamer Zelle; 6'/2—8 in einsamer Zelle eingesperrt; 8 Uhr Bett machen und Schlafen gehen. Das Steineklopfen machen sie in einzelnen durch Scheidewände
von einander getrennten und vorn offenen Boxen. Vom Kugelexer ciren sind Leute mit Bruch, und solche, die dazu disponiren, aus genommen.
Diese müssen dafür Steine klopfen resp, alte Taue zu
Werg zupfen. Der Arzt hat immer die Arrestanten zu untersuchen, be
vor sie in das Arrestlokal gebracht werden.
Der Arrestant giebt seine
Waffen ab, behält aber Mantel, Tornister, überhaupt die Ausrüstungs stücke und nimmt diese sämmtlich mit, um Alles möglichst rein zu putzen, in Stand zu setzen und das Packen gründlich zu erlernen.
Die Gefangenen sind täglich durch einen Offizier der Garnison und einen Arzt zu inspiciren.
Befund
Der Offizier hat täglich über seinen
an den Commandeur der Garnison Rapport abzustatten.
Der Profoß-Sergeant sorgt dafür, daß jeder Gefangene sich täglich einmal gründlich wäscht, daß er sich täglich rasirt, 2 Mal wöchent lich die Wäsche wechselt und sich wenigstens 1 Mal die Woche die
Füße reinigt.
Das Waschhaus und die Badezellen des Arrestlokals
sind daher stets stark frequentirt.
lich verboten.
Tabak und Spirituosa sind gänz
Bücher werden den Leuten nur solche gegeben, die
der Militair-Geistliche schickt.
und gut ventilirt.
Das ganze Lokal ist durchaus gesund
54 Ich wohnte in einem solchen Arrest einem der oben genannten
Kugelexercitien (shot-drill) bei. In einem nicht großen, rechteckigen, asphaltirtcn Hofe, rings von Mauern eingeschlossen, lagen an einer der kurzen Mauern im Haufen etwa 80 eiserne Rundkugeln vom Kaliber unserer 25pfündigen Bomben.
Viereckige kleine Holzpflöcke,
oben etwas ausgernndet und zu je einem solchen Vollgeschoß berechnet, lagen mit 5 Schritt Intervall in 2 Gliedern gerichtet, in der ganzen
Länge des Hofes auf der Erde. Ein Trupp von 2 Mann trug nun von dem Hausen immer jeder Mann ein Geschoß in einen solchen Holzuntersatz und legte dasselbe darauf nieder;
hob eS dann mit
beide» Händen von diesem Pflock wieder hoch, trug es völlig aufrecht
gehend in den nächsten und so der Reihe nach in jeden der vielleicht 10 Holzpflöcke eines Gliedes. Vom letzten Pflock trug er eS an die
Wand, wo er so allmälig den ganzen Kugelhaufen wieder aufsetzte. In derselben Weise geschieht dies wieder rückwärts rc.
Hierbei wird
darauf gehalten, daß der Mann jedes Aufheben und Niederlegen des
Geschosses immer mit Absatz an Absatz thut, um Beschädigungen zu verhüten.
Der Soldat haßt diese Sysiphus-Arbeit und ist ihm diese
Bestrafung von allen für ihn erdachten Peinigungen die unangenehmste.
Verhältniß des Offiziers zum Soldaten. Die gegenseitigen Beziehungen beider sind gut und den unsrigen ähnlich. Der Offizier versorgt, beschützt und vertritt den Mann überall da, wo dies von ihm nur immer erwartet werden kann.
Daö reiche
Gemüth nnd lebhafte Pflichtgefühl des Engländers, das gemeinsame
Zusammenleben in allen Zonen der Erde und das in Folge der langen Dienstzeit konstantere Verhältniß zwischen Offizier und Soldat
machen, daß beide einander näher treten und daß der Soldat oft
mit warmer Liebe an seinen Offizieren hängt.
In den Colonien
fühlt sich der Engländer immer als souverainer Herr dem Einge
borenen gegenüber und behandelt denselben herrisch, dabei aber herab
lassend und leutselig, wo dies angebracht.
Es ist Ton, daß die
Frauen der Offiziere sich mit Geld und auch persönlich für das
Wohl der Soldaten, so wie deren Frauen und Kinder im Regiment
interessiren,
Helsen, unterstützen und belehren,
wo immer solches
55 nutzenbringend sein kann.
Der gemeine Mann hat daher auch Ver
trauen zu seinen ihm zunächst stehenden Offizieren, weniger aber
darauf, daß sich immer zur rechten Zeit befähigte höhere Truppen führer genug finden möchten; und mit noch geringerer Zuversicht sieht die Armee auf ihr ganzes Verwaltungswesen.
Der Krim-Feld
zug hat die Schwächen hier zu sehr bloßgestellt, und der Abyssinische konnte dasselbe nur theilweise wieder etwas Herstellen.
Die Zahlenverhältnisse von Offizieren zur Mannschaft stellen sich in der ganzen Armee wie 1:28, in der Artillerie wie 1:35. Ein vergleichender Blick ergicbt hierfür in Frankreich 1:33 und in
Preußen 1:49.
Parade-Aufstellung. Die Rangordnung der verschiedenen Waffen und Regimenter in der englischen Armee ist eine von der unsrigen abweichende, und zwar folgende:
1.
Auf Paraden hat die reitende Artillerie, ob beritten oder
zu Fuß, immer den rechten Flügel von aller anderen Cavalleric, die Garde-Cavallerie eingeschlossen.
Dann folgen die 3 ersten Regi
menter der Garde-Cavallerie, dann die Garde-Dragoner und die Regimenter der Linien-Cavallerie nach ihrer Ordnung von Rang
und Nummer.
2.
Die Cavallerie, ob beritten oder zu Fuß, steht auf dem
rechten Flügel der Infanterie jeder Art. 3.
Die königliche Artillerie hat den Vorrang vor der In
fanterie. 4.
Die königlichen Ingenieure nehmen Stellung auf dem lin
ken Flügel der Artillerie und dem rechten der Infanterie. 5.
Der Train rangirt zunächst den Ingenieuren.
6.
Die Fuß-Garde steht ans dem rechten Flügel aller Linien-
Infanterie. 7.
Dann folgen die Regimenter der Linien-Infanterie nach
Nummer und Rang.
8.
Die königliche Marine,
wenn sie mit den Truppen der
Linie zusammen ist, rangirt zunächst dem 49sten Regiment.
56
9. 10.
Die Jäger-Brigade rangirt dem 93sten Regiment zunächst.
Hinter der Linie rangiren die Militia-Regimenter nach
ihren Nummern, wie solche durch daS LooS bestimmt sind. Die statt
Nummern mit Buchstaben bezeichnete Militia-Artillerie rangirt vor der Militia-Infanterie.
Die Kavallerie. Organisation. a.
Die Garde-Cavallerie zählt 2 Regimenter Leib-Garden
und 1 Regiment Reiter-Garden (diese 3 Regimenter bilden die HauS-
halts-Brigade) und 7 Regimenter Garde-Dragoner, Summa 10 Re gimenter. b.
Die Linien-Cavallerie zählt 21 Regimenter, Drago
ner, Husaren, Ulanen; Cürassiere giebt es nur 3 Regimenter, und zwar sind dies das Regiment der Reiter-Garden und die beiden Re gimenter Leib-Garden.
Die Dragoner und Ulanen sind schwere, Hu
saren die leichte Cavallerie.
Bewaffnung der unsrigen analog, der
Karabiner nach Snider. Alle Cavallerie hat denselben, ausgenommen
die Ulanen, die statt dessen eine gezogene Pistole haben.
In der
selben Weise sind auch bei den übrigen Regimentern die Trompeter
und einige Sergeanten bewaffnet, wie auch die Hufschmiede und die Musik. Die Numerirung
der Regimenter der Linie
ist fortlaufend,
und zwar so, daß z. B. das Iste Regiment Dragoner, das 4te Hu saren, das 5te Ulanen, das 6te wieder Dragoner sind u. s. f.
Im
Ganzen setzt sich die Linien-Cavallerie zusammen aus 3 Regimentern Dragoner,
darunter
die
seit Balaklava in die Volkspoesie über
gegangenen „schottischen Grauen," 5 Ulanen- und 13 Husaren-Re
gimentern, Summa 31 Regimenter Cavallerie.
Hierzu tritt noch die
Reitschule und das Cavallerie-Depot in Maidstone resp. Canterbury.
Das Depot dient zur Ausbildung des Ersatzes, besonders für die
Regimenter in den Colonien.
57 Uniform.
Die Waffenröcke aller Dragoner der beiden Leib-
Garden und der 16ten Ulanen sind scharlach, die der übrigen Ulanen,
der 6ten Garde-Dragoner blau, ebenso die der Reiter-Garden. Husa
ren haben blauen Spenzer, nur die 3ten scharlachrothen und die 13ten chamois. Die Hosen sind blau, nur die Ilten Husaren haben rothe Hosen.
Die Musik hat die Uniform ihres Regiments.
Die Musik
und Trompeter der Haushalts-Brigade haben Rock und Mütze in
Iockeymuster von blauem Sammet für Staatsgelegenheiten.
Der
Rock ist noch reich mit Gold belegt und kostet zwischen 560 und
700 Thlr.
Die Mäntel der Cavallerie sind blau, nur die der bei
den Leib-Gardc-Regimenter sind roth resp, scharlach.
Husaren haben
Pelzmütze mit verschiedenfarbigen Federn und Kolpaks.
Die Dra
goner haben Stahlhelme mit Feder, nur die 2ten Dragoner haben Bärenmütze mit weißer Feder. wie unsere.
Ulanen haben dieselbe Kopfbekleidung
Schwarze lederne Depeschentaschen haben die Offiziere
und Unteroffiziere der Husaren, Dragoner, Ulanen.
Die beiden Leib-Garden und das Reiter-Garden-Regiment foch ten in Spanien und bei Waterloo, garnisoniren in London und
Windsor, und haben seit ihrer Rückkehr von Frankreich 1816 Eng land noch nicht wieder verlassen.
Anders schon verhält es sich mit
den Garde-Dragonern, welche außer in den Napoleonischen Kriegen auch in der Krim, in China und Indien mitgefochten haben, so wie
sie überhaupt in der Tour mit in die Colonien geschickt werden. Bon diesen haben Cavallerie-Besatzung nur Indien und Canada.
Ge
wissermaßen rechnet hierher auch noch das Regiment reitender Jäger
am Cap der guten Hoffnung.
Gegenwärtig sind von der ganzen
Cavallerie 6 Regimenter in Indien und 1 Regiment in Canada
commandirt, die übrigen 24 sind in England.
Oester stehen Regi
menter 10 bis 19 Jahre zu Hanse und dann 10 bis 12 Jahre in der Colonie.
Wird Cavallerie oder Artillerie nach Colonien eingeschifft, um
dort zu garnisoniren, so bezieht sich das nur auf die Mannschaft; die Pferde, resp, die Pferde und Geschütze bleiben in der Heimath,
und die Truppe erhält an ihrem Bestimmungsorte andere an Klima und Futter gewöhnte eingeborene Pferde.
58 Jedes Regiment zählt im Frieden incl. Offizierpferde 447 Pferde, und auf indischem Etat ist es auf 556 Pferde angmentirt. Dasselbe hat 1 Oberst als nominellen und 1 Oberst-Lieutenant als wirklichen Regiments-Commandeur, 1 resp. 2 Majors, 8 Hauptleute und 17 Subaltern-Offiziere, von denen entweder 9 Lieutenants und 8 Cornets sind, oder 8 Lieutenants und 9 Cornets, je nachdem der Adjutant der einen oder anderen Charge angehört; außerdem 1 Zahl meister, 1 Stallmeister, 1 Quartiermeister, 1 Regiments-, 1 Assistenz arzt und 1 Thierarzt. Jedes Reginient zerfällt in 8 Trupps mit je einem Hauptmann als Commandeur (der Rittmeistertitel existirt nicht). An Unteroffizieren hat jedes Regiment beim Stabe 11 Unter offiziere, darunter 1 Regiments - Sergeant-Major; derselbe ist der höchste Unteroffizier und hat über den vier Chevrons am Oberärmel noch eine Krone. Derselbe hat die Oberaufsicht der Detailausbil dung int Regiment. Außerdem hat jeder Trupp noch einen Ser geant-Major, der aber im Range unter dem Regiments-SergeantMajor steht und der nur die Detailansbildung des Trupps speciell zu beaufsichtigen hat. Der Unteroffizier-Etat eines Trupps, so wie alle anderen Etats und die Gesammtstärke der Cavallerie sind ant Schluß dieses Abschnitts dctaillirt. Die Pferde.
Die Remonten werden durch Lieferanten im Hauptquartier ge stellt. Königliche Gestüte giebt es nicht. Für das Artilleriepferd wird gezahlt bis höchstens 240 Thlr., für das Cavalleriepferd bis 200 Thlr. Der Lieferant stellt auch Offizier-Chargen-Pferde für 333 Thlr. Die Subalternen und Hauptleute, die sich Pferde ans der Front wählen dürfen, wie dies später erörtert wird, zahlen für diese auch 333 Thlr. an den Zahlmeister. Dreijährige Remonten für die Cavallerie werden mit 175 Thlr. bezahlt. Die Remonten werden die ersten 3 Wochen nur an das Hart futter gewöhnt und mäßig bewegt, ohne sie anzustrengen, dann longirt und unter den Sattel gebracht, hierauf durch in der Reitschule zu Maidstone ausgebildete Remoutereiter gebrochen. Dies geschieht mit Bocksattel und Trense mit dickem, meist gewelltem Gebiß, tiefer
59 Faust, Gerte, langen Bügeln in offener oder bedeckter Bahn.
Der
Stallmeister leitet die Ausbildung der Remonten, bestimmt, wenn dieselben auf Kandare zu setzen sind, resp, später einrangirt werden.
Ebenso leitet der Stallmeister im Ganzen die Ausbildung aller Reitertonren.
In der Periode vom Istcn October bis Ende Mai
jedes Jahres wird der Trupp in Reitertouren aufgelöst, und Reiter und Pferde machen die Schule in der Bahn durch.
Das Springen
über Hürden, Gräben und feste Baumstämme wird erst zuletzt und
vorzugsweise im Freien geübt.
Die Periode vom Ende Mai bis
Isten November ist ausgefüllt mit Regiments-Exerciren und Manö-
vriren mit allen Waffen; in dieser Zeit geht der Stallmeister mit
den noch unthätigen Pferden nach Maidstone auf die Reitschule. Hierher werden Unteroffiziere und Gemeine commandirt; anch Cor-
nets der Regimenter in den Colonien müssen hier bei ihrer Ein
stellung den ersten Reitunterricht nehmen. Reitklassen giebt es drei.
Die erste Klasse besteht aus solchen
Offizieren und Leuten resp. Unteroffizieren, welche als völlig aus gebildet und für gute Reiter gelten.
Die zweite Klasse ist die Mittel
klasse, die dritte Klasse sind die Rekruten und schlechtesten Reiter. In derselben Weise werden die Pferde in drei Klassen getheilt.
Klassificirung macht der Stallmeister
Die
unter Direktion des Com
mandeurs.
Ich sah in Woolwich in der Reitschule die beste Reitklasse den
Tag vor der halbjährigen Inspicirnng durch den General.
Der
ungarische Bocksattel hat nach hinten lang überstehende, spitz zulau
fende Trachten, kein Sitzkiffen, sondern nur breiten Sitzriemen, an
den sich die großen breiten Satteltaschen mit Kniepauschen anschlie ßen.
Der für den mittelsten Mantelriemen durchlochte, etwas brei
tere Löffel, als der nnsrige, ist eckig.
Die Trachten haben Polster
überzüge, deren Polsterung mit Roßhaar sehr gut ist.
Außerdem
legt man unter den Sattel noch eine, nach der Form der Auflage-
stäche des Sattels geschnittene, auf ihrer oberen Fläche mit wasser dichter Leinwand versehene Filzdecke; dieselbe wird in der Reitstnnde wohl auch weggelassen. für wünschenswerth.
Woilachö hat man nicht, hält dieselben aber
60 Das Zaumzeug, Halfter, Trense, Kandare, unterscheidet sich
von dem unsrigen nur unwesentlich.
Die Halfter hat zwar den
Nasenriemen, aber derselbe ist ganz weit; auch fehlt er gänzlich bei
den Civilzäumen von Hetz-, Renn- und Reitpferden. Der Sitz ist ein gestreckter; der Oberkörper grade; Nase, Knie, Schuhspitze in einer Linie; die Steigbügel l'/2 Zoll kürzer als die Hacken bei ausgestrecktem Bein.
Pferd angestrebt.
nen Finger.
Schuhspitze wird nur mäßig an'S
Den Kandarenzügel hat der Reiter, über dem klei
Stärke der Touren wie bei uns.
Es giebt zwei Trab-
und zwei Galopptempi, für den kürzeren Galopp hat man einen
besonderen Namen (canter).
Was die Engländer Galopp nennen,
heißt bei uns langer Sprung; Carriere nennen sie aber auch Galopp
(full gallop).
Seitengänge in Schritt und Trab, kleine Bolten in
Trab und Galopp, die Achten, Wendungen auf Vor- und Hinterhand wie bei uns.
Alles mit und ohne angefaßte Trense geritten.
Ein
Abspringen wie das unsrige auf das Commando: „Im Avanciren!"
sah ich nicht.
Anreiten, Halten aus allen Tempi, Distancen und
Ruhe waren sehr gut, ebenso der Sitz; falscher Galopp arrivirte auch hier; die Seitengänge gut.
Rekruten
reiten
zuerst auf Sattel und
Trense,
die ersten
6 Monate in jeder Lection */2 Stunde ohne Bügel. Bei der reiten den Artillerie bis 3 Stunden den Tag. Auch die alten Leute müssen viel auf Sattel ohne Bügel reiten, worauf überhaupt besonderer
Nachdruck gelegt wird.
Auf bloßer Decke wird niemals geritten.
Man hält dies auch für ungesund. In der Reitschule zu Woolwich werden mit 9monatlichen Reit-
cursen für die ganze Artillerie Remontereiter (rough-rider), Reit lehrer und die Remonten selbst ausgebildet und dann den Trupps
resp. Batterien überwiesen.
Hier haben auch die Kadetten der Ar
tillerie-Akademie, während der letzten 6 Monate ihres Studiums,
Reitstunden.
Es gehen manche Pferde der Reitschule unter drei
verschiedenen Reitern an einem Tage. Zu den Reitschulen nach Maidstone und Woolwich werden Unter offiziere und Gemeine commandirt.
Es sollen dies die kräftigsten,
gesundesten, geeignetsten Leute sein und unverheirathet.
Ungeeignete
61 werden vor der Zeit zur Truppe zurückgeschickt. Die zur Zufrieden
heit Ausgebildeten erhalten einen Sporn auf dem Oberärmel gestickt.
Stallmeister kann nur werden, wer die Reitschule mit Auszeichnung absolvirt hat und von seinem Commandeur auch für moralisch dazu
qualificirt erachtet wird.
Ab- und Zugang von Pferden zwischen
Truppe und Reitschule macht immer hinsichtlich der Gesundheit der
Pferde thierärztliche Attestirung nöthig. Offizieren ist es bei ihrer ersten Anstellung in der reitenden
Artillerie resp. Cavallerie gestattet, sich Chargenpferde aus dem Trupp zu kaufen, und zwar in nachstehender Art: „Ein Lieutenant bei sei ner Versetzung von der Fuß- zur reitenden Artillerie, ein Cornet
beim Eintritt in die Cavallerie, ein Ensign beim Eintritt in das
Regiment der reitenden Jäger am Cap der guten Hoffnung und ein
Stallmeister bei erster Anstellung dürfen sich jeder zwei Chargen
pferde aus der Front aussuchen; jedoch ist die Zustimmung des Com mandeurs erforderlich.
Aerzte, Thierärzte, Zahlmeister und Quar
tiermeister dürfen sich je ein Pferd auswählen. Von dieser Auswahl sind jedoch die Pferde der Sergeant-Majors, Sergeanten und Trom
peter ausgeschlossen.
Wenn mehrere Offiziere gleichzeitig Chargen
pferde wählen, so darf der ältere zuerst ein Pferd wählen, dann der jüngere eines, dann der ältere sein zweites.
Das Geld dafür ist
binnen Wochenfrist an den Zahlmeister zu erlegen.
Chargenpferde
dürfen zu Hetzjagden und im Wagen nicht benutzt werden.
Verkauft
werden dürfen dieselben nur mit höherer Erlaubniß, und sind sie
dann sofort durch Privatkauf zu ersetzen.
Offiziere müssen bei ihrem Eintritt an den Stallmeister für ihren Reitunterricht 21 Thlr. zahlen, für das Zureiten ihres ersten
Chargenpferdes 14 Thlr. und für jedes folgende 7 Thlr.
Hiervon
ausgenommen sind nur die Offiziere der Haushalts-Truppen (eS
sind dies die beiden Leib-Regimenter und das Reiter-Garden-Regiment).
Kein Offizier darf ein Pferd vor der Front reiten, bevor
dasselbe vom Stallmeister als durchaus thätig dem Commandeur notificirt ist. Nur dann, wenn Offiziere ein Pferd kaufen, für dessen Dressur der Stallmeister schon früher bezahlt worden ist, haben sie
das Zureitegeld an ihn nicht noch einmal zu entrichten.
62 Nach der Farbe sollen Pferde zwar nicht rangirt werden, auch
nicht die der Trompeter; dennoch sieht man ganze Batterien und
das schon erwähnte 2te Dragoner-Regiment „die schottischen Grauen" von gleicher Farbe.
Die Bezeichnungen Schimmel, Rappe, Fuchs
hat man nicht, man nennt sie „weißes, schwarzes resp, kastanien braunes Pferd" rc.
Die AuSrangirnng der Pferde ist an kein Alter, sondern nur an die Unbrauchbarkeit gebunden und bedarf immer der Sanctio-
nirnng durch den General.
Der Verkauf solcher Pferde geschieht
nach vorheriger Annoncirung meistbietend.
kranker Pferde ist wie bei unö.
Pflege resp. Tödtung
Bei ansteckenden Krankheiten, Drü-
senkrankheiten und Räude rc. Alleinstellen resp, nachher Reinigen der
Krippen und Eimer mit heißem Wasser und grüner Seife und hinter her kaltes Wasser mit zugcschüttetem ungelöschten Kalk.
Die Beschaffung der Fourage
geschieht durch Kontrakt mit
Lieferanten, die verpflichtet sind, in der Nähe Magazine zu halten.
Der Empfang der Fourage geschieht täglich in Gegenwart deö Ser-
geant-MajorS, des Quartiermeisters und des Offizier du jour. Die
Ration ist 9 Pfd. Hafer, 10,8 Pfd. Heu, 7,3 Pfd. Stroh zu Häcksel und Streu.
Die Streu ist halb.
Marschration ist 7,3 Pfd. Hafer,
16,3 Pfd. Heu und 5,3 Pfd. Stroh.
Geputzt wird Morgens und
Mittags; Abends nur die Beine abgerieben, die Futter wie bei uns.
Die Ställe sind gut und schön, hell und wohl ventilirt, Gasse und Stände mit Steinen gepflastert. Besondere dicht dabei gelegene
schöne große Räume sind Sattel- und Geschirrkammer.
Man hat
große und kleine Ställe, diese dann zu je einem Geschütz mit zugehö
rigen Wagen. Nur die drei ersten Garde-Regimenter und die Fahrer der reitenden und Feld-Artillerie haben Sättel (Art Pritsche), alle
übrigen den ungarischen Bock.
Nur die Ulanen
haben Pistolen
halftern, alle anderen Satteltaschen.
Das Gepäck. Das Gepäck feldkriegsmäßig, zu dem eine Oberschabracke von
schwarzem, mit Tuch eingefaßten Schafpelz gehört, ist wie folgt:
Der Mantelsack,
größer als
unserer,
enthält links
1 Paar
63 Unterhosen, 1 Hemd, 1 Pliime, 1 Paar Socken, 1 Paar Handschuh
(weißlederne) und 1 Tnchbürstc, Nähzeug, 1 Flanelljacke, so wie
Haar- und Knopfbürste dem Boden zunächst.
Rechts 1 Paar Hosen,
1 Hemd, 1 Paar Socken, 2 Handtücher und zunächst am Boden
2 Schuhbürsten.
In der Klappe Stalljacke und Gurt.
In den
beiden Satteltaschen, in der linken 1 Halb stiefel, Wichsbürste,
Striegel, Lappen und Schwamm; in der rechten der andere Halb
In den beiden Eisen
stiefel, Knopfgabel, Kardätsche, Stallsack.
taschen, in der linken Schraubenschlüssel, kleines Answirkemesser, 1 Paar Hufeisen und Nägel, in der rechten 1 Paar Eisen, Nägel
und Oelflasche von Blech. Der Mantel gerollt auf 38,? Zoll Länge, den Kragen apart und auf den Mantel draufzelegt, am Vorderzwiesel und Vorderzeug be
festigt; die Mütze zwischen den beiden Taschen.
Der Futtersack ge
rollt oben längs ans dem Mantelsack befestigt; Freßbcutel gerollt an
der linken Eisentasche; das runde, flache Blechkochgeschirr über der
rechten Eiscntasche.
Der Brodbeutel über die rechte Schulter, wenn
leer, gefaltet und als schmale Tasche auf der Hüfte zusammengeknöpft.
Die Schabracke bei Marschordnnng mit den beiden hinteren Enden unter dem Mantelsack zusammengehakt.
Die Halfterkette, blank po-
lirt, um den Pferdehals geschlungen und auf der linken Seite an
die Pelzdccke resp, an den Sattelknopf befestigt.
Der Strick zum
Fesseln des Pferdes im Lager an die Stalllciue, an der linken Mantel-
riemstrippc, oben nach der Mitte des Mantelsackes zu.
Die Lein
wandhosen werden verschieden untcrgcbracht; Ulanen packen die Halb
stiefel in den Mantelsack.
Außerdem haben 10 Pferde bei jedem
Trupp je 1 Lasso, um nöthigenfalls Vorspann leisten zu können, sowohl für sich selbst als auch, wenn nöthig, als Aushülfe für die
Geschütze bei schlechten, bergigen Wegen.
Im Sattel unter
dem
Sitz des Mannes darf Nichts mitgeführt werden.
Die Bücher. Jedes Regiment führt 17 verschiedene Bücher, darunter eines
für die Geschichte des Regiments, dessen Entstehen, Formation, Fort
bildung, Devise, Motto, mitgemachtc Schlachten re., desgleichen ein Strafbuch und die Stammrollen.
64 Jeder Trupp resp, jede Compagnie führt 5 Bücher und zwar:
1. Ein Parolebuch, 2. Ein Tagebuch, in welchem die Rechnung über
diejenigen Ausrüstungs- und Montirungsstücke geführt wird, welche das Regiment zwar probemäßig anschaffen, der Mann aber selbst
kaufen resp, bezahlen muß.
3. Das Hauptbuch, enthält die monat
lichen Abschlüsse deS Tagebuches, mit eigenhändiger Quittirung deS Mannes.
4. Das Strafbuch; in dasselbe werden alle Bestrafungen
eingetragen; die für Trunkenheit werden noch am Rande mit ro ther Tinte extra numerirt.
5. Das Sparkassenbuch, in durch das
Kriegssekretariat emanirtcn gedruckten Formularen,
über die von
Unteroffizieren und Soldaten dcponirteu und zinstragenden Erspar
nisse.
Außer diesen Büchern führt der Quartiermeister noch 5 Bücher
über Waffen, Montirung, Sattelzeug, Fourage und ein Briefjournal.
Der Thierarzt führt ausführlich Buch über National und Gesund heitszustand der Pferde.
Das Exerciren. Die Formation in und Entwickelung aus den Colonnen in Front
ist analog den unsrigen.
zerfällt in 2 Züge.
Die kleinste taktische Einheit, der Trupp,
Bei Parade-Aufstellung auch in der Colonnen-
formation halten sämmtliche Offiziere des Regiments 4 Schritt vor dem ersten Gliede.
Die Standarte des Regiments in der Reihe
der Offiziere vor der Front.
Beim Parademarsch reiten die Offiziere
4 Schritt vor dem ersten Gliede, und das zweite Glied folgt dem ersten mit 10 Schritt Abstand.
Alle ausgeführten Bewegungen, die
ich sah, waren sehr gut. Die Standarten sind von purpurrother Seide, Einfassung und
Stickerei derselben Gold.
Nummer und Titel des Regiments auf ro
them Grund in der Mitte, umfaßt von dem Unionskranz, Rose, Distel, Klee (Embleme von England, Schottland und dem grünen Irland), mit der Reichskrone.
In zwei Ecken das weiße Pferd auf grünem
Hügel auf Purpurgrund; in den beiden anderen Ecken Unionskränze,
auf einem Grunde in der Farbe der Regimentsaufschläge. Fahnen
träger ist der Sergeant-Major eines Trupps. Die Regimentsmusik ist gut, ich sah solche bei Linien-Regimentern 30 Pferde stark.
65
Einschiffung von Pferden. Wenn auch bei Commandirung eines Cavallerie-RegimentS nach
Colonien, um dort bloß zu garnisoniren, die Pferde nicht mit ein geschifft werden, so geschieht dies doch immer sobald cs sich um
Transport eines solchen Regiments nach einem Kriegsschauplatz han
delt.
Es bestehen für Einschiffung von Pferden nachstehende Be
stimmungen :
1.
Pferde sollen völlig abgekühlt und mager an Bord gebracht
werden, da guter Futterzustand sie widerspenstiger und zu Entzün dungsfiebern geneigter macht.
2. Pferde sind vor Einschiffung längere Zeit gleichmäßig und
anhaltend anzustrengen; mehrere Stunden vor ihrem Verladen müssen sie hungern und dürfen nicht getränkt werden, da das Einschlingen
derselben ihnen bei vollem Magen leichter schädlich ist als bei leerem. 3.
Pferde sind im Schiff so nebeneinander zu stellen, wie sie
früher gestanden haben; Schläger an die Ecken zu postiren. 4.
Die Stollen der Hintereisen sind zu entfernen.
5.
Das Einschlingen der Pferde ist sehr vorsichtig zu machen.
DaS Aufheben des Thieres geschieht von der Erde ab bis zur er
forderlichen Hubhöhe rasch, das Niedersenken desselben aber in den Schiffsraum langsam und mit einem Lenktan, das an der Leinwand halfter befestigt ist. 6. Drei kräftige Männer, zwischen die Decks gestellt, sorgen für
ungefährdetes Niederlassen des Thieres bis auf sein respectives Deck, wo eine gute Streu dasselbe anfnimmt; drei Mann lösen das ge wöhnlich sehr aufgeregte Pferd hier aus den Schlingen und beruhi
gen es. 7. Die ersten Tage an Bord wird wenig gefuttert, meist nur
Kleie gegeben.
Nach wenigen Tagen hat sich das Pferd an sein
neues Verhältniß gewöhnt; sein Hunger wächst und es wird nun
besser gefuttert, aber wenigstens immer einen Tag um den anderen ist
ihm ein Brei von Kleie oder von Hafer und Kleie gemengt zu geben.
8. Die Schiffs-Leinwandhalftern sind die einzige sichere Art
Pferde an Bord zu befestigen, das Thier ist eher kurz als lang zu binden und solche Kopfbekleidnngen sind in Vorrath zu halten. Minor, Englische Landmacht. 5
66 9. Vier leere Stände, zwei auf jeder Seite, sind im Schiff zu belassen, damit die Pferde abwechselnd darein gestellt werden können,
zum Reinigen, Abreiben und täglichen Abwaschen der Beine, sobald dies das Wetter erlaubt.
und über Bord zu schaffen.
Der Dünger ist in Körbe zu sammeln Die Dielung der Stände ist beim Auf
nehmen des Düngers nicht zn ruiniren.
Das tägliche Frottiren der
Beine des Pferdes mit der Hand wird als besonders gut betont und hervorgehoben.
Bei leichter See sind die Pferde in die Hänge-Leinwand
10.
zu bringen, damit sie ihre Beine ausruhen können; bei stürmischem Wetter aber sind sie frei zu lassen, weil sie sonst beim Hin- und Herrollen des Schiffes Schaden nehmen würden.
Es ist bemerkens-
werth, daß Pferde bei rauhem Wetter, wenn man ihnen den freien
Gebrauch ihrer Beine läßt, das Gewicht ihres Körpers immer von
selbst in die den rollenden Bewegungen des Schiffes entgegengesetzte Richtung bringen.
Vor 7 —10 Tagen Reise darf kein Pferd in die Hänge-
11.
Leinwand gebracht werden, weil man sie früher dadurch nur unruhig
inacht.
Einige Pferde lassen sich selbst bei der längsten Reise nicht
hängen. 12. Die Hänge-Leinwand ist mitten unter den Banch des Pfer
des zn bringen und zwar gerade nur so hoch zu ziehen, daß das Pferd nicht von seinen Füßen aufgehoben wird; denn wenn eS die
ihm gebotene Erleichterung merkt, wird eS von selbst sein Gewicht
in die Hängematte werfen. Bei manchem Pferde können kaum noch schnell genug die Gurte befestigt werden.
Im Frühjahr sind Stuten
in der Regel ungeduldiger als Wallachen und geneigter sich an den Wänden der Boxen durchzuscheuern.
Die Wände sind daher recht
zeitig mit Schaffell zn bekleiden.
13. Essig ist unentbehrlich zum Wohlbefinden deS Pferdes und reichlich anzuwenden.
Die Krippe so wie Maul und Nase sind öfter,
der After zuweilen, mit einem in Essig getränkten Schwamme ab
zuwaschen.
Auf den Boden ist Chlorkalk, gepulverter Alabaster oder
Gips zu streuen.
14. Die Oeffnnngen der Windsäcke müssen 1 Fuß Uber dem
67
Im Bordertheil des
Fußboden sein, um gute Ventilation zu geben.
Schiffes treten immer zuerst Erkrankungen ein. 15.
Bei Sturm und rollender See stehen alle entbehrlichen
Leute am Kopf ihres Pferdes.
Die hinter
den Pferden
entlang
laufenden Luftröhren sind vor jeder Verstopfung zu bewahren. 16.
Beim Ausschiffen der Pferde sind dieselben Vorsichtsmaß
regeln zu beachten.
Nach längerer Reise dürfen sie nur an der
Hand im Schritt geführt, kein Gewicht auf ihren Rücken gebracht werden, und ganz besonders muß die Bewegung nur im Schritt
geschehen.
Die Commandeure haben für reichliche gute Ausrüstung
mit Pferdemedicin für die Reise durch
den Thierarzt selbst mit
Sorge zu tragen.
Für die regelmäßigen jährlichen Einschiffungen von Regimentern resp. Ersatzmannschaften nach den Colonien giebt es bestimmte Ter
mine, die sich bezüglich Wind und Wetters für die Ueberfahrt am
günstigsten herausgestellt haben.
So z. B. fährt man ab nach Nord-
Amerika im April, nach Indien im Juni, nach der Westküste Afrika'S
im October und nach China im Februar. In Indien hat jedes Cavallerie-Regiment einen großen auS
Eingeborenen bestehenden Train.
Dieser steht unter Aufsicht deS
Quartiermeisters und hat zu sorgen für Wassertrazen, für Reinlich keit aller Art in Kasernen und deren Umgebung, so wie für Pflege und Futter der Pferde.
Dieses Gefolge besteht aus:
16 Puckallies
(Führer von wassertragenden Ochsen); 8 Bheesties (Leute, die Wasser
schläuche tragen), im Felde und auf dem Marsch sind deren 16 Mann; 24 Kehrer; 2 Bildars (Arbeiter), im Kriege und auf dem Marsch 8; 1 Monshee (Schulmeister); 1 Chowdrh (Beaufsichtiger des Bazars);
2 Peons (Bazar-Polizisten); 9 Haupt-Pferdepfleger, 229 Pferde pfleger, 18 Haupt-Grasmäher, 703 Grasmäher, in Summa also
aus 1013 Mann. — Anmerkung.
Der Bazar-
oder Markt-Ausseher
Lebensmittel zu festgesetzten Preisen verkaufen.
muß
dem Soldaten alle
Derselbe begleitet die Truppe
auch auf dem Marsch und ist verpflichtet die nöthigen Vorräthe für Bekösti
gung und Comfort mitzuführcu.
68 Etat eines Regiments Leib- oder Reiter-Garde zu 8 Trupps.
Charge.
Leute.
Pferde.
Offiziere. Oberst................................................................................................... Oberst-Lieutenant............................................................................ Major und Oberst-Lieutenant..................................................... Hauptleute....................................................................................... Lieutenants....................................................................................... Cornets............................................................................................. Adjutant............................................................................................. Quartiermeister.................................................................................. Stallmeister........................................................................................ Doctor................................................................................................... Assistenzarzt........................................................................................ Thierarzt.............................................................................................
1 1 1 8 8 8 1 1 1 1 1 1
— 4 4 24 16 16 3 2 2 4 3 2
Unteroffiziere und Gemeine. Regiments-Corporal-Major.......................................................... Quartiermeister - Corporal................................................................ Zeugschmied - Corporal...................................................................... Sattler-Corporal............................................................................ Hufschmied-Major............................................................................ Trupp - Corporal - Major................................................................ Kapellmeister........................................................................................ Trompeter - Major............................................................................ Kesselpauker....................................................................................... Trompeter........................................................................................ Corporals............................................................................................. Hufschmiede....................................................................................... ( Sattler k..................................................... In der Front j Musiker................................................................ ( Gemeine..........................................................
1 1 1 1 1 8 1 1 1 7 32 8 8 15 320
1 1 — — 1 8 1 1 1 7 32 8 — 15 199
439
355
Summa.
.
Etat des Depot für Indien zu Canterbury. 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 12
Commandant (Oberst). zweiter Commandant (Oberst-Lieutenant). Majors. Ober-Stallmeister. Stallmeister. Adjutant. Schieß-Instructor. Zahlmeister. Quartiermeister. Doctor. Hilfsarzt. Thierarzt. Unteroffiziere._____________________
25 in Summa.
69
Etat eines Cavallerie-RegimentS. 1867/68. Etat zu Hause von 8 Trupps.
Charge.
Leute. Pferde.
Etat in Indien.
7 DienstTrupps.
1 DepotTrupp.
2eute. Pferde. Leute. Pferde.
Oberst (nicht im Regiments-Etat) . . Oberst-Lieutenant................................. Majors................................................. Hauptleute............................................ Lieutenants............................................ Cornets................................................. Zahlmeister............................................ Adjutant................................................. Ouartiermeister....................................... Stallmeister............................................ Doctor....................................................... Assistenzarzt............................................ Thierarzt..................................................
1 1 8 8 8 1 1 1 1 1 1 1
4 4 24 16 16 2 3 2 2 2 2 2
1 2 7 7 7 1 1 1 1 1 2 1
4 8 21 14 14 1 2 2 2 2 1 2
1 — — 1 1 1 — .... — — — — —
Unteroffiziere und Gemeine. xx £ «j Regiments-Sergeant- Major S S ej? Quartiermeister-Sergeant . Sergeant-Schieß-Instructor Kapellmeister...................... / Trompeter-Major . . . « i Zahlmeister-Sergeant . . 'S i Waffenschmied-Sergeant . Z 8 g \ Sattler - Sergeant . . . > Hufschmied-Major . . . / Lazareth- Sergeant . . . ^Regiments-Schreiber . . Trupp-Sergeant-Majors...................... Sergeanten............................................ Kurschmiede............................................ Sergeant-Koch...................................... s Corporals................................. L \ Beschlagschmiede...................... o Sattler....................................... Sattelbockmacher...................... \ Gemeine...................................... Trompeter............................................
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 8 23 8 1 32 8 3 1 451 8
1 1 1 1 1 — — — 1 — — 8 23 8 — 32 — — — 267 8
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 7 20 7 — 28 — — — 419 7
1 1 1 1 1 — — — 1 —— 7 20 7 — 28 — — — 399 7
— — — — — — — — — — — 1 8 1 — 8 1 — — 48 4
.
589
447
548 | 513
Summa .
Anmerkung.
Nach den
neuesten Bestimmungen
wird
74 |
— —
3 2 2 — — — — — —
— — — — — — — — — — —
1 8 1 —
4 1 — —
18 4 43
das Regiment im
inneren und im äußeren Dienst in 4 Escadrons eingetheilt. ben hat 2 Hauptleute, 2 Lieutenants, 1 Cornet rc.
Jede dersel
70 Stärke der Cavallerie.
Beschreibung.
Anzahl der Regi men ter.
Offi ziere.
1867/68.
Pferde. Unter offiziere Summa. und'. Sol Offi Leute. datenzier-
Zu Hause. Leib-Garden..................... Reiter-Garden..................... Schweres Garde-Dragoner . Cavall. j Dragoner . . . Mittlere 1 Garde-Dragoner. Cavall Dragoner . . . ( Ulanen .... Leichte Cavallerie. Husaren. Cavallerie-Depot. Stab. ) Depots v. lI Rgtrn. in Ind. j
2 1 2 2 2 1 3 7
66 33 68 68 68 34 102 238
812 406 1,110 1,110 1,110 555 1,662 3,886
878 439 1,178 1,178 1,178 589 1,764 4,124
160 80 158 158 158 82 237 632
550 275 736 736 736 368 1,004 2,945
—
48
838
886
83
300
In Indien. Mittlere j Garde-Dragoner . Cavall. j Ulanen .... Leichte Husaren.....................
3 2 6
102 64 192
1,383 920 2,766
1,479 984 2,958
237 158 395
1,320 878 2,200
Summarisch. Haushalts-Brigade . . . Linien-Cavallerie .... Depots................................ Summa. .
3 28 — 31
99 930 48 1,077
1,218 14,502 838 16,558
1,317 15,432 886 17,635
240 2,215 83 2,538
825 11,123 300 12,248
Die Eintheilung der Cavallerie in schwere, mittlere und leichte wird durch die Körpergröße der Leute begründet. Der Mann der schweren Cavallerie muß bei 5 Fuß 6,i Zoll Größe 33 Zoll Brust umfang haben; dies die Minimalansorderungen an den schweren Cavalleristen; im Maximum darf er 5 Fuß 9 Zoll Größe haben. Zur mittleren Cavallerie qualificirt 2 Zoll geringere Körpergröße,
die leichte Cavallerie ist 1 Zoll kleiner als die mittlere.
Das 19te,
20ste und 21ste Regiment (Husaren) wurden .1861 aus der Cavallerie
der früheren Ostindischen Compagnie formirt. Einen eigentlichen für alle Fälle normirten Friedens- resp. Kriegsetat giebt es nicht, sondern das Regiment, zu stets 8 Trupps,
wird nach Bedürfniß augmentirt.
Regimenter die nach Indien ge
hen lassen in England 1 Depot-Trupp zurück.
71
Dle Artillerie. Organisation. Die gesammte englische Artillerie ist seit ihrer Reorganisation
1859 in Ein Regiment formirt.
Chef desselben ist der Herzog von
Cambridge; sein General-Adjutant, der an der Spitze der inneren Dienstgeschäfte steht, ist Oberst Ganibier.
Der Stab der Artillerie
besteht aus 1 General-Inspecteur, 1 zweiten General-Adjutanten,
1 Assistenz - General - Adjutanten und 1 zweiten
königliche Regiment
der Artillerie zerfällt
desgleichen.
Das
in 31 Brigaden: von
diesen sind 6 Brigaden reitende, 9 Brigaden Feld-, 3 Brigaden ge
mischt aus Feld- und Festungs-, 14 Brigaden Festnngs- und 1 Bri gade Küsten-Artillerie. Zu dem Regiment gehören ferner noch 1 Depot-
Brigade für reitende, Feld- und Festungs-Artillerie, 1 Reserve-Mu nitions-Park, 1 Belagerungs-Train und die Reitschule in Woolwich.
Es garnisoniren hiervon in Indien 3 reitende, 5 Feld- resp. 3 Festungs- und die 3 gemischten Brigaden,
in Canada,
Gibraltar, Malta, Mauritius je 1 Festungs-Brigade.
Die übrige
Fuß-,
Artillerie steht in England. Der Stab jeder Brigade zählt 9 Offiziere und 1 Assistenzarzt; der Stab jeder reitenden und Feld-Brigade
1 Stallmeister und 1 Thierarzt.
nur eine administrative, nicht eine taktische.
Einheit ist die Batterie.
hat außerdem noch
Die Organisation in Brigaden ist Die kleinste taktische
Bei Bereinigung zweier oder
mehrerer
Batterien commandirt 1 Oberst-Lieutenant der Brigade.
Die 6 reitenden Brigaden, davon 3 in Indien, sind nicht
numerirt, sondern alphabetisch von A bis F bezeichnet; jede solche
Brigade hat 4—6 ebenfalls alphabetisch geordnete Batterien.
Eine
reitende Batterie heißt analog der Cavallerie ein Trupp Artillerie. Die Feld-Artillerie hat 8 Brigaden, davon 5 in Indien,
die numerirt sind.
Die 5—10 Batterien jeder Brigade aber ran-
giren in alphabetischer Ordnung. Die 14 Festungs-Artillerie-Brigaden zählen 8, nur die
72
3
indischen
6
Compagnien.
Die
Compagnien
sind
gleichzeitig
Festungs- und Belagerungs-Artillerie.
Die 3 gemischten Brigaden haben in Summa 9 Batterien und 3 Compagnien,
die Bezeichnung durch Nummer oder Buch
staben wie bei den anderen Brigaden. Die Kn st en-Brigade zerfällt in 10 Divisionen von je 1
Hauptmann commandirt. Zur Küsten-Artillerie kommen die ältesten Leute. Die Depot-Brigade zerfällt in 4 Divisionen.
Das Artillerie-Comite in Woolwich (Prüfungs-Commission)
besteht aus 1 General, 4 Stabs-Offizieren, 2 Hauptleuten, 1 Lieute nant nnd 1 Zahlmeister.
Die Schießversuche werden durch die Ar-
tillerie-Schießschnle iu Shoeburhneß auSgeführt. Diese hat 1 Oberst,
1 Oberst-Lieutenant, 2 Stabs-Offiziere, 4 Hauptleute, 1 Adjutant,
1 Arzt, 1 Quartiermeister, 14 Unteroffiziere, 7 Handwerker und 28 Kanoniere.
Die detaillirten Etats sowohl der Stäbe wie aller Batterien und Compagnien und
die ganze Stärke der Artillerie sind
am
Schluß der Feld-Artillerie resp, dieses Abschnittes angegeben.
Jeder Trupp, jede Batterie nnd Compagnie hat im KriegSund Friedensstand 2 Hauptleute; der erste Hauptmann commandirt
die ganze Batterie, der zweite ist Wagenführer.
Die 2ten Haupt
leute begründet man auch damit, daß der Nachschub von Offizieren
iu die Colonien schwierig und zeitraubend ist.
Die große Zahl von
Munitionswagen, die jeden Trupp und noch mehr jede Batterie be schweren, sind hier darum nöthig, weil die Artillerie bei dem gänz
lichen Fehlen der bei nnS eingeführten Munitionskolonnen, die gesammte Munition, auch für die Infanterie rc. in ihren Batterien
mit in's Feld führt. Sämmtliche Offiziere der Artillerie ergänzen sich aus den Zög
lingen der Artillerie-Akademie in Woolwich; nur Quartiermeister
und Brigade-Adjutanten rekrutiren sich manchmal aus Unteroffizieren, die dann langgediente tüchtige Leute sind. Die Offiziere werden wie bei uns von der Feld- zur Festungs- resp, reitenden Artillerie ver setzt.
Zur reitenden Artillerie zu kommen gilt als eine Art Aus-
73 zeichmmg; bei der Festungs-Artillerie stehen die ältesten der Char
gen, bei der Küsten-Artillerie nur noch zum Theil felddienstfähige
Offiziere.
A. Feld - Artillerie. Das Material.
Jede Batterie hat in Krieg und Frieden
6 Geschütze und zumeist im Frieden noch 9 Wagen bespannt.
Von
den 30 reitenden Batterieen sind 17 mit Armstrong - OPfündern, die übrigen 13 noch mit glatten OPfündern bewaffnet; von den 77 Feld-
Batterien sind 35 mit Armstrong-12Pfündern und 42 mit glatten OPfündern ausgerüstet.
Die glatten Batterien haben entweder 4
broncene Opfündige Kanonen und 2 broncene 12pfündige Haubitzen
oder 4 broncene Opfündige Kanonen und 2 ebensolche 24pfündige Haubitzen.
Die glatten Batterien
stehen in Indien.
Außerdem
giebt es noch Positions-Batterien, Armstrong-Kanonen 20pfündigen resp. 40pfündigen Kalibers.
beibehalten.
Jetzt sind nur noch die 40pfündigen
Diese Batterien sind im Frieden unbespannt.
1855
wurden nach der Krim 2 solcher Positions-Batterien geschickt, die
eine mit 4 eisernen 18pfündigen Kanonen, die andere mit 4 broncetteit 32pfündigen Haubitzen
bewaffnet.
Die mit diesen Batterien
erlangten günstigen Erfolge bei Inkerman und an der Tschernaja haben ihre Beibehaltung bis heute bewirkt. Als Gebirgs-Artillerie waren früher im Gebrauch
3Pfünder;
broncene
Rohr, Kassette und Munitionskasten dazu werden auf
Mauleseln oder Kameelen transportirt.
Jetzt hat man auch kleine
gezogene Kaliber resp, auch den Armstrong-9Pfünder, aber mit kurzem
Rohr. Als Kandungs- und Colonialdienstgeschütz dient das Opfündige
Armstrong-Geschütz.
Die Geschützrohre nach Armstrong (Hinterlader)
sind von Schmiedeeisen mit Stahlseele; ihre Abmessungen und Ge wichte sind nachstehende:
6Pfdr. 9Pfdr. 12Pfdr. 40Pfdr.
3,9 3,9 3,9 5,8
14,1 14,3 14,3 16,1
30 38 38 37
58,27 304,8 60,21 609,6 69,92 813,7 116,53 3556,i
Zoll.
Maaße und Gewichte sind preußisch.
Pfd. Größte
HunderttheilZolle.
Ganze Länge.
In
32 38 38 56
Tiefe. ^Breite
Ge wicht in Pfd.
Gebrauchs - La dung.
2,43 2,91 2,91 4,61
Züge.
D ra ll Kaliber.
des
Rohres.
Anzahl. \
Benennung
Z o ll Kaliber.
74 Gewicht des feldkriegsmä ßig ausgerüste ten Geschützes mit Rohr und Munition.
0,68 1,02 1,36 10,89
18z Ctr. 31| Ctr. 37z Ctr. 82 Ctr.
Kaliber unseres 4Pfün-
derS — 3 Zoll und das Kaliber unseres 6Pfünders — 3,5 Zoll. DaS 6pfündige und 9pfündige Armstrong-Geschütz haben dasselbe Kaliber.
Das größere Gewicht des I2pfündigen Geschosses wird nur dadurch erreicht, daß es länger ist als das 6pfündige.
DaS Geschoß des
OPfünders wiegt 9 Pfund, das des 12Pfünders 12 Pfund.
Die Ge
schütze sind also analog unserem 4Pfünder und OPfünder. Die Feld-Lasfetten sind nach demBlocklaffetten-Shstem (Un
abhängigkeits-System) construirt, ebenso die Wagen der Batterien. Alle Fahrzeuge sehen sehr massiv und schwerfällig aus.
Mau hört
das System von Artillerie-Offizieren loben, aber auch tadeln.
Die ganze Feld-Artillerie hat nur 1 Rad, das Laffettenrad mit starker Holznabe, geringer Stürzung und Radschienen, welchen der entschiedene Vorzug vor den Radreifen gegeben wird.
Die Laffette
hat 2 Achskasten, den linken zu Lappen, Maschinenschmiere und klei
nen Vorrathsstücken, den anderen zur Aufnahme von 3 Segment granaten.
An der linken Wand ist eine Ledertasche zu einem Vor
rathsverschlußstück.
Die Richtmaschine hat keine Richtsohle.
Dsr
Kopf der Spindel greift zwischen 2 durchlochte Backenstücke, die an
der unteren Fläche des Bodenstückes des Rohres fest eingeschraubt
sind.
Ein Schlüsselbolzen verbindet beide.
Die Richtspindel bewegt
sich unten in einer kugelförmigen Richtschraubenmutter, die im Laf-
fettenblock in einem entsprechenden Kugellager liegt und oben durch eine auf den Block geschraubte Platte festgehalten wird.
Außerdem
hat jede Laffette noch eine Schraubenvorrichtung zur Seitenverschie bung der Schildzapfen in der Laffette.
Man hält diese Vorrichtung
75 für überflüssig.
Die 40pfündige Laffette hat ein Marschlager, eine
etwas andere Richtmaschine, sonst ist sie den übrigen analog.
Die Protze besteht aus 2 für sich bestehenden kleineren Protz
kasten, in jedem 15 Schuß (Segmentgranaten) in Holzverpackung. Die Armbügel dieser beiden Kasten zum Umklappen. Mitten zwischen
diesen beiden Protzkasten sind in 6 Blechkasten die Zündungen ver
packt; es sind dies 100 Frtktionsschlagröhren, 33 Perkussions- und 17 Zeitzünder; so daß jedes Geschütz in Achskasten und Protze 33 Schuß mitführt.
Die Protze hat die Gabeldeichsel, deren rechter
Arm am Achsschenkel befestigt und deren zweiter Arm an einem kürzeren rechtwinkeligen Schenkel am Achsfutter sitzt.
Angebracht
sind noch 1 Schippe, 1 Spaten, 1 Pikaxt und 2 Eimer.
Der Munitionswagen.
Seine Protze ist die des Geschützes
und hat 30 Segmentgrauaten, der Hinterwagen hat 4 solcher Protz
kasten, wie die Protze 2 hat und auch 60 Segmentgranaten; so daß
der ganze Wagen 90 Schuß führt.
In Summa hat die 12pfündige Armstrong-Kriegsbatterie der artig bei sich 1278 Schuß oder 213 Schuß per Geschütz.
Der Armstrong - OPfünder führt in Protze und Wagen dieselbe Anzahl Schuß.
Außer der Munition hat jeder Wagen noch an der Vorderwand
seines Hinterwagenkastens auf einem Trageschenkel 1 Vorrathsrad, zwischen den Protzkasten 2 Säcke mit je 1 rundem Leinwandzelt zu
15 Mann und 4 Säcke mit Häringen. ebenfalls 2 runde Zelte.
Hinten ans dem Fußbrett
Unter den Kasten in 4 anderen, Vorraths
eisen und Wagenschmiere; 2 Kocheimer.
An der Vorderwand 2 P.
Vorrathstaue; 1 Säge; 1 Simse. Auf den Kastendeckeln die Bivouaks decken (jeder Mann hat eine solche schöne große von dickem dunklem Stoff, ebenso auch eine weiße Gummidecke), an der hinteren Wagen
seite 2 Tornister.
Anstrich
des
Materials blaugrau,
die Rohre
brünirt.
Die beiden Batteriewagen mit Leinwanddeckel, nach dem
Lenkscheitshstem construirt, fuhren Fourage, Lebensmittel und Gepäck. Der Raketenwagen hat 100 Raketen.
Vorrathswagen und Feld
schmiede in Einrichtung und Zweck etwa den
unsrigen analog.
76 Der Borrathskarren führt die Batteriebücher, wie solche bereits bei der Cavallerie aufgezählt worden sind, und Borräthe für Offiziere.
Die Munition. Die Geschosse haben die Form der unsri-
gen, der Mantel derselben besteht aber nicht auS bloßem Blei, son dern aus Blei und Antimon und ist bedeutend härter und weniger
leicht zu deformiren als der unsere.
Der Mantel ist ein dünner,
das Umgießen des Eisenkernes geschieht analog unserem Verfahren,
wenn das Geschoß den dünnen Bleimantel erhält.
Das Geschoß
des Feldgeschützes ist die Segmentgranate. Dieselbe ist ein Kammerschräpncl, das aber nicht mit Rundkugeln gefüllt, sondern mit wür
felartigen eisernen Stücken (Segmenten) ganz regelmäßig vollgesetzt ist.
Die Kammer wird von den Segmenten selbst gebildet.
Durch
das Mundloch hinein wird dann die in einer chlindrischen, eisernen Kammerröhre befindliche Sprengladung eingesetzt.
Die Kammerröhre
hat oben und unten einen eisernen Boden, in dessen Mitte eine, von einem Cambraiplättchcn geschlossene, runde Oeffnung zum Durch schlagen des Feuers vom Zünder dient.
Für gewöhnlich ist das
Mundloch durch eine Messingschraube verschlossen.
Die Zünder.
cussionszünder.
Es giebt deren hier 2, der Zeit- und der Con-
Der erstere ist ein Zerbrecherzünder mit horizontaler,
ringförmiger Satzsäule; derselbe unterscheidet sich von unserem nur unwesentlich.
Der Concussionszünder ist ebenfalls ein Zerbrecher
zünder. Geschosse, die mit dem Zeitzünder verfeuert werden, erhalten immer beide Zünder zugleich;
danach bestimmt sich auch bei der
Protzverpackung die Anzahl der Zünder. Die Kartuschen sind principiell immer so lang und groß,
daß sie den ganzen Ladnngsraum ausfüllen.
Die Kartuschbeutel von
weißem Wollenstoff, mit zwei runden Böden, schließen das Pulver,
darauf eine Papp- und darauf eine */4 Zoll dicke Friesplatte, auf
dieser eine */8 Zoll dicke runde Fettkapsel von Kupferblech ein.
Ein
nöthigenfalls mitten in das Pulver der Ladung eingesetzter und je nach der Größe der Ladung varianter hohler Pappcylinder bewirkt,
bei den Kartuschen in der Festungs-Artillerie, die sonst unerreichbare Größe der ganzen Kartusche bei schwächeren Ladungen.
Das Pulver aus 75 Theilen Salpeter, 15 Kohle, 10 Schwe-
77
fei bestehend ist grobkörniger als unseres. Die Friktionsschlag röhren von Kupferblech; das Röhrchen ist länger, der Reiber kürzer als bei uns, sonst nach denselben Principien construirt als daS unsere. Lunte wird auch mitgeführt und zwar per Munitions hinterwagen 28 Pfund. Bewaffnung der Mannschaft. Jeder Trupp und jede Batterie hat zum Wachtdienst 24 Suider-Karabiner an den Zugseiten der Geschütz- und Wagenprotzen zu je 2 angeschnallt. Der SniderKarabiner allein wiegt 6,8 Pfund (preußisch), mit aufgestecktem Säbel bajonett 7 Pfund 12 Loth. Die Stahlsäbelscheide wiegt 22 Loth. Die Reiter und Berittenen haben Schleppsäbel in Stahlscheide am weißen Koppel, Fuß- und Festungs-Kanoniere haben Aatagan in Stahlscheide am weißen Leibriemen. Der Aatagan ist so vorgerich tet, daß er als Bajonett auf den Karabiner gesteckt werden kann. Sämmtliche Kanoniere der Festungs-Artillerie haben einen Karabiner. Gar keine Waffe haben alle Fahrer der reitenden und FußArtillerie, so wie die auf die Geschützprotze» aufsitzenden Nummern. Pistolen hat man nicht. Die Uniformirung wurde bereits beim An zug der Offiziere genannt. Die Pferdebekleidung. Die Zäumung wie bei der Cavallerie, alle Geschirre braun, die Eisentheile blank polirt. Nnr die Reitpferde haben Unterlegetrensen; Zugpferde nur Kandare mit 8-förmigen Anzügen und großer Zungenfreiheit. Das Handpferd, wie bei uns rechts ansgebunden, den AuSbindezügel unter dem Kehl riemen durchgezogen. Die 2 Kandarenzügel des Handpferdes sind auf halber Länge zusammengeschnallt, so daß der Fahrer auch nur 1 Zügel vom Handpferd in der Hand hat. Die Taue ungeschwärzt und so weit sie am Pferde anliegen mit Leder bezogen. Nur das Gabelpferd hat einen Umlauf und Tragesattel mit Riemen für die Gabel. Zugpferde haben Hinterzeug mit Rück- und Schweberiemen. Der Mantelsack des Fahrers ist auf dem Tragesattel des Hand pferdes. Ebenso die Cantine und das flache Kochgeschirr mit der darum gewickelten Fouragirleine. Die Bivouakdecke des Mannes ist um den Mantelsack gewickelt, darüber das schwarze Schaffell. Ver packung des Mantelsackes rc. siehe Cavallerie, die des Tornisters
78 siehe Infanterie.
Das Angespann der Stangenpferde ist ganz kurz,
Vorderbracke giebt es nicht, die Mittelpferde ziehen an den Tauen der Stangenpferde rc.
Die Pferde.
Ueber bereit Remontirung, Ankaufspreise und
Ausbildung, so wie über die Reiterei wurde alles Nöthige schon bei der Cavallerie gleich mit gesagt.
Die Offiziere der reitenden Ar
tillerie stehen mit ihren Chargenpferden wie die Cavallerie; die Offi ziere der Fuß-Artillerie reiten königliche Pferde.
Das Exerciren. Darüber ist Nachstehendes zu erwähnen. Ein Geschütz mit Wagen heißt eine Subdivision unter 1 Sergeanten;
2 Subdivisiouen bilden 1 Division unter 1 Offizier.
Wagen hat 1 berittenen Führer.
Auch jeder
Geschütz- und Wagenführer bleiben
bei allen Bewegungen neben dem Sattelpferd ihres Vorderreiters. Tie Geschützbedienung der Feld-Batterien, wie bei uns; sie sitzt aber
bei allen Bewegungen auf Geschützprotzen und die Wagen auf und trägt niemals den Tornister, der an die Fahrzeuge angeschnallt ist.
Die Bedienung des reitenden Geschützes, 1 Unteroffizier 7 Mann,
reitet in der Colonne zu Einem vor ihrem Geschütz, in geöffnetem Frontmarsch im Trupp zwischen den Vorderreitern in gleicher Höhe
mit diesen in den Intervallen.
3 Nummern sind Pferdehalter, dar
unter der Unteroffizier; bei den reitenden Batterieen sitzen bei allen Bewegungen 2 Nummern stets auf der Geschützprotze.
Dieselben
haben meist abgeprotzt, bevor die übrigen Bedienungsnummern abge sessen sind.
Wenn die Batterie in Feuerstellung, stehen die Protzen
mit ihrer Bespannung und bei der reitenden Artillerie hinter diesen, auch die Pferde der Bedienung, Front nach der Geschützmündnng.
Ebenso dahinter die Wagen.
Dieselben folgen in allen Bewegungen
den Geschützen, immer auf diese aufgeschlossen resp, wie bei uns in
der Eilmarschformation. Unsere Haken- und scharfen Wendungen haben sie nicht, son dern nur die Bogenwendung.
Alle Bewegungen der Artillerie, rei
tenden wie Feld-Batterien sind schwerfälliger und weniger exakt als die unserer analogen Batterien.
Man übt sehr complicirte Achs
schwenkungen ; die übrigen Formationen in Colonne und DeploiementS analog unseren.
79 Für das Stallaufschlagen haben sie 5 verschiedene Arten,
von denen vielleicht die beste aus nachstehender Zeichnung ersichtlich:
Wache. y V N-
^jstes Gesch. •
4tes Gesch. Vorraths zelt......... CS
t t t : t t t 111; * 11 by dy yc
5tes Gesch.
6tes Gesch.
Offizier diener ... CS
y
Zelte für die c j 3 Zugführer, d Doctorzelt.
y y«
50 Vorrathsz. ' g|2te« Gesch. Z
Geschütze. Wagen.
MistesGesch. : N Stab
:
2ter Ister Hanptmann.
Die Schießübung.
Jeder Trupp und jede Batterie hat eine
jährliche Schießübung von etwa 8 Tagen und verfeuert in dieser Zeit 200 Schuß.
Zn Anfang des Schießens, um sich einzuschießen,
Vollgeschosse, die eben bloße Uebungsmunition sind, nnd dann die
Segmentgranaten.
Abgehalten werden diese Uebungen häufig batte
rieweise entweder in Shoeburyneß oder auch an irgend einem der Garnison nahe gelegenen Ort an der nächsten Meeresküste. So sah ich z. B. eine reitende Batterie, die in Leeds garnisonirte, im Sep
tember 1868 nahe Lancaster an der Meeresküste der MorecambahBai schießen.
Die Fahrer und Pferde des Trupps waren in Leeds
zurückgeblieben, nur die Offiziere und Reiter waren mit den 6 Ge schützen und ihren Batteriezelten per Eisenbahn bis nah' an ihren
Schießplatz geschafft worden.
Unmittelbar an der Küste hatte der
Trupp sein Zeltlager aufgeschlagen.
Es wurde nach Scheiben ge
schossen, 6 Fuß im Quadrat, die während der Fluth durch ein Boot
bis etwa 2500 Schritt in die See hineingefahren worden waren.
Die Scheiben schwammen auf kleinen Prahmen und waren verankert.
80 Die Küste ist hier sehr flach, so daß bei Ebbe die Scheiben beinahe trocken gelegt wurden.
Es waren mehrere solcher Scheiben ausge
setzt, die Schußlinien nach denselben gingen radienförmig aus und
je nachdem die eine oder andere Schußlinie durch vorbei passirende Schiffe grade momentan unpraktikabel wurde, wechselte man mit den
Zielen.
Das Richten geschah sehr sorgfältig; das Treffen, soviel
man durch scharfe Gläser an dem nebeligen Morgen erkennen konnte,
hielt gut Strich.
Beobachtet wurde nur von der Batterie aus; der
Hauptmann führte die Notizen zu einer Schießliste selbst.
röhren versagten nicht.
Offiziere
Schlag
und Leute waren ohne Säbel;
bedient wurde das Geschütz zwar mit militärischem Anstand, die Be
dienung aber der nicht feuernden Geschütze
setzte sich
auch wohl
auf Laffette resp. Protze. Die Artillerie-Schlitten.
Die in Canada im Winter zur
Beförderung von Kanonen gebräuchlichen Schlitten haben eine Platt form von G'/2 Fuß Länge und 3'/, Fuß Breite, die auf 15 Zoll hohe Schlittenkuffen gesetzt ist.
Die Kuffen werden durch 2 starke Quer
hölzer mit einander verbunden.
Auf diesen liegt das Rohr, auf
jeder Seite desselben ist ein Munitionskasten, der zugleich als Sitz dient.
Diese Kasten enthalten 30 Schuß und die in den Achskasten
der Laffette mitgeführten Vorrathsstücke so wie die langen Zügel zum Kutschiren.
Die größte Auseinanderstellung der Schlittenkuffen ist
3 Fuß; das ist zwar breiter als bei den von den Eingeborenen in Nieder-Canada gewöhnlich gebrauchten Schlitten, dennoch aber nicht zu breit für das Fortkommen mit denselben auf allen ordentlichen Land
wegen. Auch kann auf kürzere Entfernungen die Sommer-Laffette auf diesen Schlitten transportirt werden, ebenso wie diese Schlitten auf
der Rad-Laffette.
Kanonen und Munition sind in nachstehender Weise auf Schlit ten verladen.
3 Schlitten bilden 1 Subdivision. Der erste Schlitten
(Nr. 1) führt das Geschütz mit den Seitenkaften und 1 Kasten mit
Lunte.
Der zweite Schlitten führt vom Munitionswagen die beiden
vordersten Kasten des Hinterwagens und die 2 MnnitionSkasten der Geschützprotze.
Auf dem Schlitten Nr. 3 befinden sich die beiden
andern Kasten des Munitionshinterwagens und die 2 der zugehörigen
81 Protze.
Die Tornister werden auf den beiden Munitionsschlitten
nntergebracht.
Bei gutem Wege genügen 2 Pferde per Schlitten.
Parademäßig und wenn es der Weg zuläßt wird der Schlitten Nr. 1 mit dem Rohr mit 4 und die Mnnitionöschlitten ä 2 Pferde bespannt,
obgleich der Schlitten dir. 1 der leichteste ist in der ganzen Subdi
vision.
Ist eine Batterie im Marsch, so sind bei schmalen Wegen
Vorraths-Pferde in die Marschcolonne zu jeder Subdivision so zu
vertheilen, wie sie Hilfsvorspann leisten sollen, da es unmöglich ist,
Pferde von hinten aus der Colonne nach vorn zu bekommen.
Bei
Bergabfahren müssen die Schlitten geradezu herunter gehen, so steil und glatt auch die Passage sei; da im andern Falle das Schleudern
des Schlittens noch gefährlicher ist.
Der Hemmschuh wird bei stei
lem schlüpfrigem Wege immer gebraucht.
Bei schmalen Wegen wird
es manchmal nöthig die Pferde einzeln vor einander zu spannen.
Bei 2 Pferden Bespannung bleibt das Handpferd in der Gabeldeich sel, die in die Mitte des Schlittens gerückt wird, 2 lange Zügel werden eingeschnallt und das Pferd vom Schlitten aus gelenkt.
Der
Fahrer auf seinem Sattelpferde sitzend, spannt sich vor das Gabel
deichselpferd, in der gewöhnlichen englischen Anspaunungsart.
Ist
ein drittes Pferd nöthig, so wird es zwischen diese beiden eingelegt.
Die Etats der Feld-Artillerie. Jede in Indien stehende Artillerie-Brigade hat in ihrer Stärke so viel Offiziere mehr wie die übrigen, als zur vollständigen Besetzung
einer Batterie gehört.
Die indischen Batterien haben einen gerin
geren Etat an europäischen Unteroffizieren und Leuten; dafür aber
eine große Anzahl Eingeborner als Handwerker, Fahrer, Grasschnei
der 2C., außerdem noch den schon bei der Cavallerie genannten Er-
haltnngs-Train von Eingeborncn als Ochsentreiber, Wasserträger rc. Der Etat an Pferden ist ebenfalls geringer, da ein Theil der Fahr zeuge durch Stiere gezogen wird, und bei den schweren Batterien auch Elephanten Verwendung finden.
Ein kleiner Theil der Ochsen
jeder Batterie dienen auch im Cantonnement zum laufenden Arbeits
dienst. — Minvr, Engl. Landmacht.
6
82
Etat des Stabes einer Artillerie-Brigade.
in England und in den Colonien.
Offiziere u. Unteroffiz.
Oberst-Commandant und Oberst (nicht im Regimeuts-Etat) .... Oberst................................... Oberst-Lieutenants . . . Zahlmeister............................. Adjutant (2ter Hauptm.) . Quartiermeister .... Stallmeister........................ Doktor................................... Assistenzarzt............................. Thierarzt..............................
Offiziere n. Unteroffiz.
Charge.
Feld-Brigade.
1 3 1 1 1 1 1 — 2
4 12 1 3 1 — 2 — 4
1 4 1 1 1 — 1 — —
2 4 — 1 — 1 1 — —
2 8 1 1 1 — 1 —
1 1 — 1 1 1 1
— — — — — —
1 1 — 1 1 1 1
— — — — — —
17
27
16
9
OffizierPferde
OffizierPferde.
Aus Hause wärts.
Festungs-Brigade.
Offiziere u. Unteroffiz.
Reitende Brigade.
OffizierPferde. Zu Aus Hause wärts.
1 4 1 1 1 — 1 2 —
1 4 — 1 — — 1 — —
2 8 1 1 1 — 1 — —
— — — — — —
1 1 1 1 1 1 1
— — — — — —
— — — — — —
14
18
7
14
Unteroffiziere. Brigade - Sergeant - Major . Quartiermeister - Sergeant . Waffenschmied-Sergeant Zahlmeister-Sergeant . . Ordonnanz-Sergeant. . . Lazareth- Sergeant . . . Trompeter-Major. . . .
Summa
Anmerkung. ?yiir die hier genannte Zahl von Pferden wird Fourage gegen Bezahlung geliefert. Obersten und Oberst-Lieutenants im Felde erhalten 2 Maulesel oder Packpferde, alle übrigen Offiziere 1 solches. Stallmeister reiten königl. Pferde. Alle Packthiere sind Privateigentum. In Indien hat jeder Hauptmann 2 und Lieutenant 1 Chargenpferd. Thierärzte sind in jeder Brigade für 2 Feld-Batterien 1.
Ister Hauptmann 2ter Hauptmann Lieutenants . . Stallmeister. . Thierarzt. . .
Summa
Brigade-SergeantMajor . . . 2 QuartiermeisterSergeant . . 2 Sergeanten . . 7 . . 1 7 Trompeter Corporale. . . 8 Bombardiere . . 8 Kanoniere. . . 90 Fahrer.... 90 1 1 2 2 1
Sa. |208
Handwerker.
1
Pferde.
Beschlagschmied (zugleich Wa genschmied). Hufschmied. . Sattler. . . Rademacher .
1
OffizierPferde
6 2 1
Sa.
10
Total-Sa. 225.
Anzahl.^
Unteroffiziere und Leute.
Anzahl.
Offiziere.
Anzahl.
Etat der Artillerie-Reitschule in Woolwich.
9
DienstPferde
122
Sa.
131
83
1 1 3 1 — 6
Unteroffiziere und Leute.
1
Sergeant-Major. . Quartiermeister-Ser geant .... Sergeanten . . . Corporale.... Bombardiere. . . Kanoniere. . . . Fahrer...................... Trompeter . . .
Summa
1 7 6 5 80 70 1
Ister Hauptmann . 2ter Hauptmann . Stabs-Sergeanten. Berittene Unteroffiz. und Kanoniere . Trompeter . . . Beschlagschmied Hufschmied . . . Summa
1 1 2 48 2 1 3 69
Geschütze und Fahr zeuge. 9pfdige ArmstrongKanonen . . . Munitionswagen . Feldschmiede . . Borrathswagen Vorrathskarre . .
Summa
Anzahl.
Ister Hauptmann . 2ter Hauptmann . Lieutenants . . . Assistenzarzt . . . Thierarzt .... Summa
Reitpferde.
Auzahl.
Offiziere und Leute.
Anzahl.
Friedens-Etat einer reitenden Batterie zu 6 ArmstrongOpfünder zu Hause.
6 6 1 1 1 15
Munition 720 Schuß.
Zelte komplet 25.
Zug-Pferde.
6 Kanonen ä 6 . 8 Wagen a 4 . . 1 Karre.... Vorrathspferde. .
36 32 2 8
Handwerkszeug für die etatsmäßigen Handwerker.
Summa
78
Matenal zu Reperaturen auf 12 Monate.
Total-Summa 147.
171
Handwerker. 1 Sergeant-Beschlag li. Wagenschmied. 1 Sergeant-Büchsen macher .... Huf- und Beschlag schmiede . . . Sattler .... Rademacher . . . Summa
1
1 5 3 3 13
Total-Summa 190.
Anmerkung.
Der Friedensetat einer reitenden glatten 6pfünder Batterie ist
derselbe, nur sind dann die Geschütze 2 glatte broncene 6pfünder Kanonen und 2 eben solche 12pfünder Haubitzen.
84
Kriegs-Etat einer reitenden Batterie von 6 Armstrong
1 1 3 1 1 1
Summa
8
Unteroffiziere und Leute. Sergeant-Major. . 1 Quartiermeister-Ser geant .... 1 Sergeanten . . . 9 Corporale.... 6 Bombardiere. . . 9 Kanoniere.... 80 Fahrer...................... 100 Trompeter . . . 1 Summa 207
Ister Hauptmann . Die übrigen Offiz. Stabs-Sergeanten Berittene Unteroffiziere u. Kanoniere Trompeter . . . Beschlagschmied Hufschmied . . . Vorraths Reitpferde Summa
Sergeant-Beschlag- u. Wagen sch mied. . Sergeant-Zeug- und Wagenschmied. . Huf- und Beschlag schmiede . . . Sattler .... Rademacher . . .
Summa
79
9pfdige ArmstrongKanonen . . . 12pfdige RaketenWagen . . . Munitionswagen . Cavall.-Munitionswagen . . . Feldschmiede . . Vorrathswagen Batteriewagen . . Vorrathskarre . . Vorraths-Laffette .
Summa
36 8 90 8 2 Summa 162
Kanonen ä 6 . Raketen-Wagen Wagen ä 6 . Wagen ä 4 Karre ä 2 . .
6
1 11 1 1 1 2 1 1
25
Complete Zelte 36.
Munition. 1,170 Geschosse. 100 Raketen.
Cavallerie-Munition.
Total-Summa 249.
1
48 2 1 3 7
Zugpferde. 6 1 15 2 1
Packpferde jeder Offizier 1 . . .
Handwerker.
3 13 2
Geschütze und Fahr zeuge.
Anzahl.
Ister Hauptmann . 2ter Hauptmann . Lieutenants . . . Quartiermeister . . Assistenzarzt . . . Thierarzt ....
Pferde.
Anzahl.
Offiziere und Leute.
Anzahl.
9pfündern.
8
Handwerkszeug wie vorhin. Vorraths-Material zu Re paraturen auf 6 Monate.
1
5 3 3 13
Total-Summa 228.
Anmerkung.
Ein Trompeter zählt im Fahrer-Etat.
Ein Sergeant und ein
Bombardier gehören zum Cavallerie-Munitionswagen.
Die 13 glatten 6pfUndigen Batterien der 3 reitenden Briga
den D, E, F stehen in Indien und haben folgenden Etat.
85
1 1 3 1 1
Unteroffiziere und Leute.
Sergeant-Major. . Ouartiermeister-Sergeant .... Sergeanten . . . Corporale.... Bombardiere. . . Kanoniere.... Fahrer........................ Trompeter . . .
1 6 6 6 76 42 2
Summa
140
1
Summa Total-Summa 152.
1 Tindal (HauptArbeiter) . . . 1 Lascars (Arbeiter). 12 Iemadars von Syces 3 (Lieutenant der Grooms oder Pferdewärter) Syces (Groom oder Pferdewärter) . 118 GraSschneider . . 178 Ochsentreiber . . 31 Wasserschlauchträger 2 Kehrer .... 1 Moochies (Sattler) 3 Haupt-Zimmermann 1 Zimmerleute . . 4 2 Feiler....................... Feuerschürer . . 2 Hammerleute . . 2 4 Schmied.... Summa
Handwerker.
Sergeant-Beschlag- u. Wagenschmied Hilf- und Wagen schmied .... Sattler .... Rademacher . . .
Eingeborene Diener.
1
2 1 1
5
364
Mit 1 Schmutzkarre.
Summa
3 12 2
55 2 1 2 12 89
Zugpferde. 4 glatte 6pfdige Kaiioneii.... 2 12pfdige Haubitzen 4 Kanon. Munitions2 Haubitz j wagen 1 Feldschmiede . . 2 Vorrathskarren . Vorraths Zugpferde
24 12 24 12 6 8 18 104
Ochsen.
3
2 5 1
Summa | 11 Total-Summa 375.
Reitpferde.
Der Iste Hauptmann Die übrig. Offiziere Stabs-Sergeanten . Unteroffiziere u. Ka noniere . . . Trompeter . . . Beschlagschmied. . Hufschmied . . . Vorraths-Reitpferde
Summa
Quartiermeister u. ErhaltungsTrain. Puckallies (Führer von Ochsen, die Wasser tragen) . Bheesties (Träger v. Wasserschläu chen) .... Kehrer .... Bildar (Arbeiter) .
Pferde, Ochsen und Fahrzeuge.
Anzahl.
Ister Hauptmann . 2ter Hauptmann . Lieutenants . . . Assistenzarzt . . . Thierarzt ....
Anzahl.
Offiziere und Leute.
Anzahl.
Eine glatte 6pfiinder reitende Batterie in Indien.
4 Vorraths KanonenMunitionswagen 2 dito für Haubitzen 1 Vorraths Protzwagen....................... 1 Vorraths HaubitzLaffette . . . 1 Lazarethkarre. . Vorraths Ochsen .
Summa
24 12
8 6 2 9
61
Total-Summa: Fahrzeuge 24 Pferde. . 193 Ochsen . 61
Anmerkung. Wenn 2 Batterien zusammen kantonniren, ist 1 Thierarzt auf beide Batterien zu rechnen. Im Felde hat die Batterie noch 1 Unter offizier mehr. 5 der Unteroffiziere werden gebraucht als Lazareth-Sergeant und Diener, Schulmeister, Remonte-Reiter und Zahl-Sergeant. 10 Ka noniere thun Dienst als Fahrer. Im Felde sind.22 Pferde und die zu gehörigen Pferdewärter mehr im Etat. Auf dem Marsche und im Felde hat die Batterie noch 2 Träger von Wasserschläuchen und 2 Arbeiter mehr.
Offiziere und Leute.
Ister Hauptmann . 2ter Hauptmann . Lieutenants . . . Assist uzarzt . . . Thierarzt ....
1 1 3 1 *)
Summa
6
Unteroffiziere und Leute. Sergeant-Major. . 1 Ouartiermeister-Sergeant .... 1 Sergeanten . . . 7 Corporale.... 6 Bombardiere. . . 6 Kanoniere. . . . 80 Fahrer...................... 70 Trompeter . . . | 2 Summa 173
Pferde.
Summa
Summa
6 2
6 1 1 1 1 18
Zugpferde.
6 Kanonen ä 6 . 8 Wagen ä 4 . . 1 Karre.... Vorrath ....
36 32 2 6 Summa | 76
Total-Summa 94.
1
1
5 3 2 12
Total-Summa 191.
*) 2 Batterien zusammen 1 Thierarzt.
Geschütze und Fahr zeuge.
Fahrzeuge.
Reitpferde.
6 Offiziere ä 1 . Stabs-Sergeanten. Berittene Unteroffi ziere .... Trompeter . . . Beschlagschmied. . Hufschmied . . . Vorrath ....
Handwerker.
Sergeant-Beschlag- u. Wagenschmied. . Sergeant-Zeug- und Wagenschmied. . Huf- und Wagen schmied .... Sattler .... Rademacher . . .
Anzahl
Anzahl
Friedens-Etat einer 12pfündigen Feld-Batterie von 6 Armstrong-12pfündern.
12pfdige ArmstrongKanonen ... Munitionswagen . Feldschmiede... VorrathSwagen. . Vorrathskarre . .
Summa
6 6 1 1 1
15
Munition.
732 Geschosse. Handwerkszeug.
Für Sattler . . Schneider . . . Beschlag- und Huf schmied . . . Schmied.... Büchsenmacher. . Rademacher. . .
3 1
1 1 1 1
VorrathSmaterial zu Reparaturen auf 12 Monate.
Zelte
25
87
Kriegs-Etat einer 12pfiindigen Feld-Batterie von
1 1 3 1 1 1
Summa
8
Reitpferde.
Offiziere.... Stabs-Sergeanten. Berittene Unterosfiziere .... Trompeter . . . Beschlagschmied. . Hufschmiede. . . Borrath .... Summa
12 2
15 2 1 2 1 35
Sergeant-Major. . 1 Quartiermeister-Ser 1 geant .... 11 Sergeanten . . . 9 Corporale.... Zugpferde. 12 Bombardiere. . . 6 Kanonen a 8 . 48 Kanoniere. . . . ; 100 1 Raketenwagen . 8 Fahrer.........................\ 120 1 Borraths-Laffette Trompeter . . . i 2 6 Summa 256" 20 Wagen ä 6. . 120 2 dito ä 4. . 8 1 Karre .... 2 Handwerker. Vorrath .... 20 1 Sergeant-Beschlag Summa 212 schmied . . . . 1 dito Waffenschmied. 1 Packpferde für jeden Huf- und Beschlag Offizier 1 . . 8 schmied.... 5 Sattler .... 3 Total Summa 255. Rademacher . . . 3 Summa 13
Material.
12pfdige ArmstrongKanonen . . . 12pfdige Raketenwageii...................... Mnnitionswagen . dito für Infanterie munition . . . Borraths-Laffette . Feldschmiede. . . Vorrathswagen. . Batteriewagen . . Vorrathskarre . . Summa
Anzahl.
Ister Hauptmann . 2ter Hauptmann . Lieutenants . . . Quartiermeister . . Assistenzarzt . . . Thierarzt ....
Pferde.
Anzahl.
Offiziere und Leute.
Anzahl.
6 Armstrong-I2pfündern.
6 1 12
6 1 1 1 2 1 31
Munition
1,272 Schuß. 102,960 Schuß sürGewehr 100 Raketen.
Handwerkszeug. Wie im Frieden, nur für die Rademacher statt 1 deren 3.
Material zu Reparatu ren auf 6 Monate.
Total-Sunima 277. Anmerknng.
3 (Sergeanten, 3 Corporale, 3 Bombardiere gehören zu den
Infanterie-Mnnitionswagen.
Huf- und Beschlagschmiede sind gleichzeitig
Wagenschmiede.
Der Kriegs-Etat einer Reserve-Feld-Batterie von 6 ArmstrongILpfiindern ist derselbe wie vorstehender; es fallen jedoch bei der Re serve-Batterie die 6 Mnnitionswagen für Infanterie, 38 Zug- und
5 Reitpferde fort.
Die Reserve-ISpfUnder-Armstrong-Batterie hat
demnach nur 277 Offiziere und Leute, 212 Pferde und 25 Fahr
zeuge. —
88
lfter Hauptmann . 2ter Hauptmann . Lieutenants . . . Assistenzarzt . . . Thierarzt .... Summa Unteroffiziere und Leute.
Sergeant-Major. . Quartiermeister-Ser geant .... Sergeanten . . . Corporale.... Bombardiere. . . Kanoniere . . . Fahrer...................... Trompeter . . .
Reitpferde. 1 Der Iste Hauptmann 1 Die übrigen Offiziere 3 Stabs-Sergeanten. 1 1*) Unteroffiziere u. Kanoniere . . . 7 Trompeter . . . Beschlagschmied. . Hufschmied . . . Vorrath ....
1
1 6 6 6 76 42 2
Summa 140
Handwerker. Sergeant Beschlag- u. Wagenschmied. . Huf- und Wagen schmied .... Sattler .... Sergeant Waffen- u. Wagenschmied Rademacher . . .
1
Summa
1 6 2 6 1 1 1 2 20
Zugpferde.
4 - 9pfdr. Kanonen a 6 2 — 24pfdige Hau bitzen a 6 . . 4 Kanon-Munitions wagen a 6 . . 2 dito zu HaubitzMunition . . 1 Feldschmiede . . Vorraths-Zugpferde Summa
Ochsen.
24 12 24
12 6 12 90
Eingeborene Diener.
Hauptarbeiter (Tindal) .... Lascars (Arbeiter) . Iemadars der Syees (Lieutenant der Grooms od. Pferde wärter). Syces (Pferdewärter) Grasschneider . . Ochseutreiber . . Bheesties (Wasser träger) . . . Kehrer .... Moochies (Sattler) Ober-Zimmermann Zimmerleute . . Feiler...................... Feuerschürer. . . Hammerschwinger . Schmiede . . .
Anzahl.
Pferde, Ochsen, Fahrzeuge.
Anzahl.
Offiziere und Leute.
Anzahl.
Etat einer glatten 9pfünder Feld-Batterie für den Dienst in Indien.
1 12 3
71 110 38
2 1 3 1 4 2 2 2 4 Summa 256
Gesundheits-Train. Puckallies (Treiber der Ochsen die Wasser tragen) . Bheesties (Träger v. Wasserschläuchen) Kehrer .... Bildars (Arbeiter) .
3 4 Vorraths-Kanonen Mnnitionswagen 24 2 2 dito für Haubitzen 12 5 1 1 Vorraths Protzwa 1 gen .... 1 8 12 Summa 11 Summa ' 5 2 Vorraths Karren 1 Vorraths HaubitzLaffete. . . . Total-Summa 267. 6 Total-Summa 152. 1 Lazareth-Karre . 2 Vorraths-Ochsen . mit 1 Kothkarre. 12 Summa 76 Total-Summa Fahrzeuge 24. Pferde 110. Ochsen 76. *) Wo 2 Batterie» zusammen, dann für beide 1 Thierarzt. Von den Unterof fizieren sind 5 verwandt wie bei der reitenden 6pfder. Batterie in Indien. Im Felde tritt ein Unteroffizier als Führer der Verrathe zu. 3 Kanoniere thun Dienst als Fahrer. Im Felde zählt der Etat 20 Pferde und die nöthigen Pferdewärter mehr. Auf dem Marsche und im Felde sind 2 Arbeiter und 2 Träger von Wasserschläuchen mehr. — 1 1
89
. . . .
1 1 3 1
Summa
6
Ister Hauptmann 2ter Hauptmann Lieutenants . . Assistenzarzt . .
Unteroffiziere und Leute. Sergeant-Major. . 1 Ouartiermeister-Sergeant . . . . i' 1 Sergeanten . . . 3 Corporals.... 4 Bombardiere. . . 4 Kanoniere . . . 60 Trompeter . . . 2 Summa 75
Handwerker. Beschlagschmied . . Hilfsschmiede. . . Sattler .... Rademacher . . .
1 2 1 1
Summa
5
Total-Summa 86.
Reitpferde, Zugvieh, Fahrzeuge.
1 5 1 1 1 2
11
Ochseu und Elep h anten. 2 —18pfdige Kano nen mit 40 Ochsen 40 4 Elephanten. . 4 1 —8zöllige Haubitze mit 16 Ochseu, . 16 2 Elephanten 2 2 — 8zöllige Mörser auf Platform karre 12 12 Ochsen . . 20 Munitionswagen 120 3 Haudwerkerkarren 18 1 Borraths HaubitzLaffete.... 12 36 Vorraths Ochsen . Vorraths Elephanten 3 Summa 263 Fahrzeuge 29. Reitpferde 11. Ochsen 254. Elephanten 9.
Anmerkung.
Eingeborene Diener.
Reitpferde. Ister Hauptmann . Die andern Offiziere Sergeant-Major . Quartrmstr.-Sergt. Zugvieh-Sergeant . Trompeter , . . Summa
Anzahl.
Offiziere uud Leute.
Anzahl.
Etat einer Festungs-Compagnie, welcher eine schwere l8pfünder Feld-Batterie attachirt ist in Indien. (Glatte Geschütze.)
Tindal (Hauptarbei ter) ...................... 1 Lascars (Arbeiter). 12 Syces iJferdepfleger) 5 Grasschneider . . 5 Lieutenant d. Treiber 1 (Iemadar). Sirdars v. Treibern 5 (Haupttreiber). Ochsentreiber . . 127 1 Iemadar Mahout . ^Lieutenant der ElePhantentreider). Mahout (Elephanten treiber) . . . 9 Bheesties (Wasser träger) . . . 7 Kehrer .... 1 2 Moochies (Sattler) 1 Mistry Zimmermann (Hauptzimmermann) Zimmerleute . . 2 Hauptschmied . . 1 Feiler...................... 2 Feuerschürer. . . 2 Hämmerer . . . 2 Cookies .... 9 Summa
195
Der GesundheitsTrain mit 8 Mann. Total-Summa 203.
4 Unteroffiziere sind verwandt als Lazareth-Sergeant und Ge
hilfe, Zahlschreiber und Schulmeister.
So lange als der Festungs-Com
pagnie keine schwere Feld-Batterie attachirt ist, hat dieselbe nur 7 Einge
borene als Diener und zwar 1 Hauptarbeiter und 6 Arbeiter.
Auf dem
Marsch und im Felde treten immer 1 Arbeiter und 2 Träger mit Wasser schläuchen zu. —
90
Ister Hauptmann 2ter Hauptmauil Lieutenants . . Assistenzarzt . .
. . . .
1 1 3 1
Summa
6
Un terofsiziere und Leute.
Sergeant-Major. . 1 Quartiermeister-Sergeaut .... 1 Sergeanteil . . . 7 Corporale.... 5 Bombardiere. . . 6 Kanoniere) 205 Fahrer i * ’ * Trompeter . . . 2 Summa 227 Handwerker.
Sergeant-Beschlag schmied .... Hufschmied . . . Sattler .... Rademacher . . . Summa
1 6 3 2 12
Pferde.
Reitpferde. Offiziere.... Stabs-Sergeanten. Berittene Unteroffi ziere .... Trompeter . . . Beschlagschinied Hufschmied . . . Borrath ....
Summa
6 2
8 2 1 1 2 22
Zugpferde. 4 Kanoueu a 12 . Borraths-Lafsette . Platform-Wagen . 15 Wagen a 6 . 2 Wagen a 4 . . 5 Karren ä 2 . . Borrath ....
48 8 8 90 8 10 20 Summa 192
Packpferde für jeden Offizier 1 . .
6
Anzahl.
Offiziere und Leute.
Anzahl.
Anzahl.
Kriegs-Etat einer glatten 18pfündigen PositionsBatterie. Material.
18psdige Kanonen Munitionswagen . Vorraths-Laffette . Platform-Wagen . Feldschmiede . . Borraths-Wagen . Batterie-Wagen . Vorraths-Karre . Medizin-Karre. . Wasser-Karren. . Summa
28
Ein komplettes Hebezeug . .
1
4 12 1 1 1 2 2 1 1 2
Munition. 816 Schuß. Handwerkszeug.
Für Sattler Beschlag- und schmied . Wagenschmied Rademacher.
. . Huf . . . . . .
1
1 1 1
Total-Summa 220.
Total-Summa 245.
Anmerkung.
Dies der Kriegs-Etat noch vom Krim-Kriege her.
Künftig
bestehen diese Positions-Batterien nur noch aus 4 Armstrong-40pfündern.
91
Pferde.
Offiziere.
Reitpferde.
Ister Hauptmaun . Lieutenants . . . Quartiermeister. . Assistenzarzt . . . Thierarzt . . . . j Sumina j
1 2 1 1 1 6
Unteroffiziere | u nd Leute. 1 Sergeaut-Major. . 1
1 Quartiermeister-Ser-! geant . . . . ; 1 Sergeanten . . . , 8 Corporals . . . ' 6 Bombardiere. . . ; 6 Kanoniere. . . . ; 50 Fahrer.........................>100 Trompeter . . . 2 Sumina 1174
Offiziere.... Stabs-Sergeaiiten Berittene Unteroffi ziere .... Troiupeter . . . Beschlagschmied. . Hufschmied . . . Borrath .... Summa
9 2
8 2 1 1 1 24
Zugpferde.
12pfdige Munitiouswagen a 6 4—9psdige dito . 12 dito für HandFeuerwaffen . . 2 Borraths Laffeten 2 Wagen a 6 . . 2 dito ä 4 . . . Karre...................... Borrath .... 8
Summa
48 24
Fahrzeuge.
Anzahl.
Anzahl
Offiziere und Leute.
Anzahl.
Kriegs-Etat eines MunitionS-Reserve-ParkS.
12pfdige Munitions *) wagen .... 8 9pfdige dito. . . 4 Munitiouswagen zu Hand-Feuerwaffen 12 Borraths-Lafsetteu . 2 Feldschmiede. . . 1 Borraths-Wageu . 1 2 Batterie-Wagen. . BorrathS-Karreu . 1 1 Summa 31 Handwerkszeug und Mate rial zu Reparaturen wie im Verhältniß bei den Batterien.
72 12 12 8 2 18 196
Jeder Offizier ein Packpferd. . . 1 Packpferd mit Me dizin-Körben^^ Summa
6
1 7
Total-Summa 227. *) 2 der 12pfdigen Munitionswagen gehören dem Thierarzt.
Jeder Muni
tionswagen für Hand-Feuerwaffen enthielt bisher 14,8 Pfd. Pulver (lose) 17,280 Geschosse und 17,280 fertige Patronen. — Das nöthige Schanz zeug rc. —
B.
Die Festungs- und Küsten - Artillerie.
Die Organisation und Etats der einzelnen FestungS-Compag nien, hier Garnison-Batterien (Garrison-Battery) genannt, und der
Küsten-Brigade sind am Schluß detaillirt.
92
DaS Material.
An Geschützrohren giebt es glatte und ge
zogene Kanonen, Bombenkanonen, Haubitzen und Mörser.
Die ge
zogenen Kanonen sind aus Schmiedeeisen, die glatten Geschütze aus
Gußeisen oder Bronze.
Die schmiedeeisernen Geschützrohre werden
im Arsenal Woolwich gemacht, die gußeisernen durch Private gelie fert, z. B. von Whitworth in Manchester;
die broncenen Rohre
werden in der Geschützgießerei in Cossipore in Indien fabricirt.
ist diese in
Es
der Präsidentschaft Bengalen gelegene Geschützgießerei
zur Zeit die einzige, welche der Staat in Indien besitzt.
Im Ge
gensatz zu den Armstrong-Feldgeschützen, welche sämmtlich dem Hin
terladesystem angehören, sind die hier in Rede kommenden gezogenen Rohre, Woolwich- oder Fräsergeschütze genannt, sämmtlich Vorder
lader.
Man behauptet, bei den schweren Geschützen sei überhaupt
daS Vorderladesystem geboten und zwar
1) weil bei Hinterladern ein guter Verschluß nicht zn errei chen sei, 2) weil die Bedienung leichter nnd 3) weil Treffsicherheit und Perkussion des Vorderladers aus reiche.
Construktion nnd Fabrikation der Woolwichgeschütze ist ähnlich
der der Armstrongs, nur einfacher als diese.
Während z. B. das
Armstrongrohr aus 15 Stücken zusammengeschmiedet wird, ist es das Fräsergeschütze aus deren 5.
Während das Armstrong-Feldgeschütz
durchweg aus Schmiedeeisen besteht, ist das nach dem Woolwichsystem noch durch Stahlseele verstärkt.
Fabrikation
des
Woolwich-Geschützes.
Die Kaliber,
Züge, der Drall u. s. w. der verschiedenen Rohre sind weiter unten mit den übrigen glatten Geschützen tabellarisch zusammengestellt.
Geschützmetall der Woolwichkanone ist Schmiedeeisen.
Das
Dasselbe wird
in 40 bis 100', selbst 300' langen Stäben in oben offenen Oefen rothglühend erhitzt. breit.
Die Oefen sind entsprechend lang, 5' hoch und
Der Querschnitt eines solchen Eisenstabes ist ein Trapez, von
dessen beiden Parallelseiten die längere 2 — 4", die kürzere 2 ■— 3"
und dessen Höhe 2'/2 — 4" ist. Vor der einen Hirnseite des langen Glühofens, in dem immer
93 einige Stäbe gleichzeitig über offenem Feuer erhitzt werden, steht eine
sogenannte Winkelmaschine.
In zwei Bertikalständern
liegen mit
Zapfenlagern 2 eiserne Walzen in horizontaler Richtung mit einigen
Zollen Zwischenraum
übereinander.
Außerhalb der Ständer
hat
jede Walze an jedem Ende 1 Zahnrad; diese Räder greifen in ein
ander.
Die untere der beiden Walzen, die etwa 3' über bem Bo
den liegt, ist etwas konisch und bildet den Dorn, um welchen sich die aus dem Ofen kommende lange und glühende Stange Schmiede eisen winden muß.
Die obere Walze dient nur dazu, das Sichauf-
winden des Stabes um den Dorn zu bewirken.
Derartig wird der
ganze Stab durch Drehen der unteren Walze auf diese aufgewickelt. Die einzelnen Windungen werden hierbei durch bereitstehende Arbeiter eng aneinander geschoben.
Nachdem ein solcher Stab auf
den Dorn aufgewickelt ist, wird er von demselben heruntergeschla gen, was in Folge der Conicität des Dornes leicht ausführbar ist.
Der so gewundene Stab sieht dann wie eine dicke Spiralfeder aus
und heißt Coil.
Zur Erreichung der nöthigen Metallstärke werden
2 oder 3 solcher Stäbe auf denselben Dorn über einander gewickelt. Diese Coils werden dann weißglühend gemacht und durch Hämmern nach allen Richtungen zu einer festen und dichten Röhre zusammen
geschweißt; die Hirnenden der Röhre werden dann eingekantet und
der Coil wird abkühlen gelassen.
Hierauf werden die einzelnen Röh
ren (Coils) znsammengefügt, indem sie mit ihren abgekanteten Hirn enden zu je 2 in einen schmalen Ofen gethan und hier nur wenige
Zolle um
ihre Fügestelle bis zur Weißglühhitze gebracht
werden.
Mittelst einer durch die Röhren gesteckten starken Schraube mit den entsprechenden Unterlegeplatten werden die Röhren möglichst fest zu-
sammengepreßt.
Die Fügestellen stauen sich hierbei etwas und wer
den durch den Hammer noch völlig znsammengeschweißt.
Derartig
erreicht man die erforderlichen Längen der Röhren, wenn die Länge
eines Stabes nicht genügt.
Das Zusammenschweißen und Hämmern
aller der einzelnen Flächen und Stücke geschieht in so vollkommener
Weise, daß später nach dem Abdrehen nicht die geringsten Anzeichen
eine Fugefläche verrathen.
Der größte hier thätige Dampfhammer
ist so hoch wie ein zweistöckiges Haus und soll mit 800 Ctr. Schlag-
94 kraft arbeiten.
Die Erschütterung dabei ist so groß, daß man es in
den mehrere hundert Schritt entfernten Kasernenstuben merkt, wenn der Hammer arbeitet.
Die einzelnen Stücke, aus denen ein Woolwichkanonenrohr zusainmengefügt ist, sind:
1)
Das Hinterstück oder Bodenstück besteht aus 3 Corls
über einander, ein 4ter schwächerer und schmaler Coil liegt an der
angemessenen Stelle noch darüber; es ist dieß der Schildzapfencoil.
Jeder äußere Coil wird rothglühend auf den inneren immer erst dann aufgewickelt, nachdem der innere Coil völlig erkaltet ist.
Metallspannung
nimmt daher von Innen nach Außen zu.
Hinterstück ist an beiden Enden offen.
Die
Das
Nachdem die Eisenstäbe drei
fach übereinander gewunden und erkaltet sind, werden sie weißglü hend gemacht und znr dichten Röhre zusammengehämmert.
wird
der Schildzapfencoil darüber gewickelt
Zuletzt
uud fest gehämmert.
Hierauf wird daö ganze Hinterstück (breech) inwendig und äußer
lich abgedreht, ebenso auch die Schildzapfen (trunnion).
In der hin
teren Oeffnung wird dann ein Schraubengewinde eingeschnitten für daS eigentliche Metall vor dem Stoß.
Erst nachdem das ganze Rohr
aus allen seinen übrigen Theilen fertig zusammengesetzt ist, wird in
das hier genannte Schraubengewinde des Hinterstücks das Trauben
stück eingeschraubt.
locht.
Traube resp. Traubenhalö desselben meist durch
Das eingeschraubte Traubenstück wird, wie dies bald noch
mehrfach beschrieben werden wird, durch Contakt noch fester mit dem
Hinterstück verbunden.
Vorn ist dasselbe ausgekehlt zur Aufnahme
und Einfügung des Mittelstücks.
Das Zündloch mit Kupferstollen
wird später eingebohrt.
2) DaS Mittelstück besteht aus 2 Coils über einander, seine
übrige Bearbeitung wie beim Hinterstück;
auch wird daS Mittel
stück für sich abgedreht und hierbei demselben ein genau so großer
äußerer Durchmesser gegeben, als der innere der vorderen Oeffnung des Hinterstücks beträgt, nachdem dasselbe durch offenes Feuer mä ßig ertvärmt worden ist.
Ist das Hinterstück erwärmt, sind die so
gewonnenen größeren Ausdehnungen aller Abmeffungen genügend er reicht, dann wird das kalte Mittelstück in daS erwärmte Hinterstück
95 eingeführt und beides zusammen erkalten gelassen.
Bei dem eben
genannten Berhältniß der bezüglichen Durchmesser zu einander, wird
dann beim Erkalten dcS Hinterstückes das Mittelstück durch Contakt
darin festgehalten.
Diese sehr solide Zusammenfügung wird durch
einiges Häminern noch solider gemacht.
Ist Hinter- nnd Mittelstück derartig zusammeugefügt, so wird beides zusammen erwärmt.
Dieß geschieht, indem das Rohr ans
den Kopf gestellt nnd in seinem Seelenraum ein offenes Holzfeuer
angemacht wird. Hinterstückes
Durch die
werden von den
noch
unverschlossene Oeffnung des
mit einer Art langen Feuerzange
ansgestatteten Arbeitern immer frische Stücken ziemlich klein gehack
ten, harten Holzes in den Seeleuraum von oben nachgeworfen und
so das Feuer beliebig lange genährt.
Ist das Rohr genügend er
wärmt und sind dadurch die erstrebten Größen seiner Abmessungen
erreicht, so wird die kalte Stahlseele in dasselbe eingesetzt und ebenso das Traubenstück in die hintere Oeffnung des Hinterstucks einge schraubt.
Nach dem Erkalten dcS nun fertig zusammengesetzten Roh
res wird die nur durch Contakt festgehaltene Stahlseele nicht weiter verhämmert, aber bis auf ihren richtigen Kaliber-Durchmesser aus
gebohrt nnd zuletzt gezogen.
3) Die Stahlseele wird zumeist aus Sheffield als ein mas siver runder Gußstahlblock bezogen.
Bei seiner Verarbeitung wird
der Block zuerst etwas ausgebohrt, dann heiß gemacht, dann in ei
nem Olivenöl-Bade abgekühlt.
In einem» senkrecht stehenden Hohl-
cylinder von Metallblech befindet sich das Olivenöl, in ivelches die
etwas ausgebohrte und erwärmte Gnßstahl-Röhre hineingesetzt wird. Ringsum die Blechröhre ist kaltes Wasser, das durch stets neuen
Zufluß immer frisch erhalten wird.
Die allmähliche Abkühlung der
Gußstahlröhre wird danach bewirkt, indem das Olivenöl durch das
es umspülende frische Wasser immer wieder abgekühlt wird.
Durch
dieses Verfahren erhält die Gußstahlröhre, deren Metallstärke etwa
4" ist, einen dicken Oelschichtüberzug, und man glaubt dadurch dem
ganzen Stahl eine viel größere Zähigkeit zu verleihen. Diese Gußstahlröhre ist nicht eine völlig durchbohrte Röhre,
sondern hat einen 4" starken Boden an einem Ende.
Hierauf erhält
96 die so präparirte Stahlseele von der Mündung an so weit nach rückwärts bis dahin, wo sie später in das Mittelstück des Geschützes
Eintritt, eine Eisenhülle; d. h. ein einfacher Coil wird hier um die selbe gewickelt und festgehämmert (iron-jacket).
Die so verstärkte
Stahlseele wird nun in der vorhin genannten Weise in das schon
vorher fertig zusammengefügte und erwärmte Hinter- und Mittelstück eingesetzt und wie erwähnt durch Contakt festgehalten.
Das Trau
benstück hat so viel vordere Metallstärke und wird so weit in das
Hinterstück hineingeschraubt, daß seine vordere Fläche an die hintere
Fläche der Stahlseele gepreßt wird.
Ein rückwärtiges Verschieben
der Stahlscele im Geschützrohr wird also auch dadurch noch verhin dert.
Zuletzt wird das nunmehr fertig zusammengesetzte Rohr auf
sein Kaliber ausgebohrt und gezogen.
3" Stahl von der Stahlseele
müssen dabei aber im Minimum noch stehen bleiben. Endlich wird noch der cingeschraubte Verschlußboden, das Trau
benstück, an seinen Fugen und Zusammenstößen mit dem Hinterstück äußerlich völlig glatt gemeißelt.
Whitworth in Manchester Whitworthkanone.
fabricirt eine
nach
ihm genannte
Das Geschützmetall ist sein Geheimniß, es soll
ein haltbarer und weniger kostspieliger Gußstahl sein, dennoch sind die
Woolwichgeschütze billiger.
Das Whitworthgeschütz ist ebenfalls ein
Vorderlader, aber ohne Züge; statt dessen hat die Seele 5 grade Füh
rungsflächen, die einen Rechtsdrall haben.
Hinten ist das Geschütz
verschlossen durch eine doppelte Schraube; dieselbe bildet daS Metall vor dem Stoß und soll nur dann ausgeschraubt werden, wenn das
Geschütz gereinigt wird, resp, im Nothfall. Den graben Führungsflächen der Seele analog hat das guß eiserne Langgeschoß 5 grade Führungsflächen, die dem Drall gemäß
gerichtet sind.
Das Geschoß hat solchen Spielraum, daß
der Mündung leicht in das Rohr eingesetzt werden kann.
es an Die Ge
schosse haben int Verhältniß zu ihrem Kaliber eine sehr bedeutende
Länge und werden zur Conservirung mit einem schwarzen Theeran
strich versehen. Die gezogenen schmiedeeisernen Woolwichkanonen der FestungSund Küstenartillerie sind nachstehende.
in Ctrn.
Pfunden.
Rohrgewicht
8"
Geschoß gewicht in
8zöllig
Pfunden.
3
Ladung in
7"
Fußen.
Anzahl der Züge.
7zöllig
Bezeichnung.
D rall in
Kaliber in Zollen.
97
Tiefe. Breite.
E
19,9
25
100
134
10
—
—
—
200
—
—
—
300
—
—
9zöllig
9"
6
von 0 bis 26j
lOzöllig
10"
—
—
60
400
240
12
72
70 bis 100
600
460
15,3
12,9"
12,9zöllig
10
Züge.
ö®
0,18"
1,50"
0,18"
1,50"
Anmerkung. Das angegebene Geschoßgewicht bezieht sich aus das Vollgeschoß. Alle Maaße und Gewichte sind englisch. Es sind 36" englisch — 34,8" preußisch und 30 Pfund englisch 27,21 Pfund preußisch. Das 9"ige Rohr hat zunehmenden Drall. Das 10"ige Rohr kostet 8000 Thaler.
Die glatten Geschütze existiren in Gußeisen und in Bronce.
In
Bronce hat man nachstehende Kaliber in Feld- und Festnngsartillerie in Gebrauch: die 6pfündige, 9pfündige und 18pfündige Kanone und die 12pfnndige, 24psiindige, 32pfündige Haubitze und den 8zölligen Mörser.
Aus Gußeisen bestehen nachstehende Geschütze:
lOzöllig 8zöllig özöllig
ISzöllig lOzöllig 8zöllig
Geschütz-Rohr Das nahezu analoge preu Länge Gewicht ßische Kaliber. Ctr. Fuß.
Kanone'N. 16 10 10 9 10 9 8 9 8 9 B ombenkainon en. 12 9 10 10 9 8,05 8 8,05 8 Haubitz en. 1 6 1 I 8 |1 3 |1 4 1 8,12 6.37 6,35 6,35 5,82
68pfilnder 32psünder 32pfünder 32pfünder 24pfiinder
lOzöllig szöllig
Ladung in Pfund.
Kaliber in Zollen.
Bezeichnung.
1 10
1
13 10 8
1
I I1
1
1 5 1
Mörse r. 9 3 4 2 2 2
95 58 56 50 50
87 65 52 42 22 36 18 9
I 50pfündig 25pfündig
1 1
1 I Stein-Mörser.
Anmerkung. Maaße „ und Gewichte , u , 34,8" preußisch und 30 englisch — 27,21 Pfund preußisch. Minor, Englische Landmacht.
7
98
Die Laffettirnng.
Die Laffetten sind hölzerne Wand-Laffet-
ten und zwar giebt es deren: 1) Laffetten mit 4 niedrigen Blockrädern, deren Wände wie die
bei unseren hölzernen Kasematten-Laffetten stufenförmig nach hinten
abnehmen.
Auch in der ganzen übrigen Gestalt der Wände ist es
meist wie bei uns; dasselbe gilt von Zahl, Zweck und Form der
Riegel; was hier der Schleifriegel, thut bei uns entweder ein Stol lenrad oder eine Gleitrolle. 2) Laffetten, den erstgenannten ähnlich, aber mit nur 2 Block
rädern vorn.
Unter dem Hinterriegel befindet sich der Schleifrie
gel, mit welchem der Laffettenschwanz auf der Erde resp. Bettung
aufliegt. 3) Am häufigsten findet sich die hölzerne Rahmlaffette vor.
Dieselbe ist der nnsrigen sehr ähnlich.
Der Rahmen selbst aber
mit Blockrädcrn vorn und hinten liegt im Ganzen l1// höher, als unser Rahmen.
Dies wird erreicht dadurch, daß sowohl die Block
räder selbst höher sind, mehr aber noch dadurch, daß die Stollen,
in welchen sich die Räder bewegen, höher sind als die analogen bei uns.
Man sieht auch eiserne Wandlaffetten, so wie besonders
in den Küsten-Batterien Wandlaffetten sehr verschiedener Construktionen.
Die Mörserlaffetten sind den nnsrigen durchaus ähnlich con-
struirt.
In neuester Zeit macht der Moncrieff'sche Laffetten-
Apparat großes Aufsehen.
Derselbe ist für die Küsten - Artillerie
schon jetzt von Bedeutung und kann für die Festungs-Artillerie auch wichtig werden, sobald man durch zweckmäßige Traversirung dem
Ricochettschuß seine Schrecken genommen haben wird.
Dieser im Herbst 1868 in Shoeburhneß zuerst probirte Laffetten-
Apparat macht jede Scharte auf offenem Walle entbehrlich und stellt das Geschützrohr nur für die Momente des Richtens und Abfeuerns
dem Auge des Feindes bloß.
Der Apparat besteht aus der eigent
lichen Laffette, der Schaukel, dem Rahmen
Schwenkbahn.
Die Schaukel, ein
und der kreisrunden
nach der Theorie des Aufsteh-
männchens construirter, aus 2 unten bogenförmig abgerundeten Wän
den bestehender Untersatz für die darin hängende Laffette mit Rohr,
99 ermöglicht die hohe und niedrige Lage des Geschützrohres, je nachdem
die Schaukel auf ihren unteren Bogen- oder auf ihren Stirnkanten Eine zwischen den Schaukelwänden vorn angebrachte Vorder
steht.
beschwerung hält der an die Schaukel hinten befestigten Laffette mit
dem Rohr das Gleichgewicht und macht das Auf- und Abwiegen der Schaukel leicht, so daß wenige Mann das schwerste Geschütz in die sem Apparat zu bedienen vormögen.
Die Erfindung ist als eine
geistreiche zu begrüßen. Die Munition.
DieGeschosse.
Bei den glatten Geschützen
ist die Geschoß-Munition ganz analog der unsrigen, d. h. man hat
Vollkugeln, Granaten, Bomben, Shrapnels und Kartätschen.
Als
besonders befremdend muß es jedoch hervorgehoben werden, daß die
Engländer nur concentrische Hohlgeschosse haben und daß sie noch obendrein behaupten, dieselben hätten gleiche Trefffähigkeit wie die
excentrischen Bomben und Granaten. liches Geschoß ist das
Ein dieser Artillerie eigenthüm
sogenannte Tranbengeschoß (grape-shot).
Diese grapes sind größere Kartätschkugeln verschiedenen Kalibers,
die zu je 3 Kugeln um eine eiserne Spille liegen; über jeder solchen
Lage von 3 Kartätschkugeln liegt eine eiserne runde Treibscheibe vom Kaliber der entsprechenden Vollkugel.
Boden und Decke dieses an
sich ziemlich festen Kartätschgeschosses werden durch eben eine solche
Treibscheibe gebildet.
Das Geschoß hat weder einen Kartätschbeutel
überzug noch eine Büchse: es erinnert sonst wegen seiner Spille am meisten an unsere alte Beutelkartätsche.
Als besonderes Geschoß ist noch erwähnenSwerth die FallschirmLeuchtbombe.
Die Leuchtbombe ist eine halbe Bombe von verzinntem
Eisenblech mit einer Oeffnung unten, aus welcher der Leuchtsatz her ausbrennt.
Diese halbe Bombe hängt an 3 Ketten; an dem Ring,
in welchem sich diese 3 Ketten vereinigen, sind auch die den Fall schirm, von 15 Ellen weißem Calico, haltenden Schnüre befestigt.
Der Leuchtsatz ist Salpeter 14 Theile, Schwefel 3, Schwefel-Arse nik 1.
Beim Gebrauch wird auf diese Bombenhälfte eine 2te leicht
aufgeschoben, in welche der Fallschirm, Schnüre und Ketten verpackt wird.
Dies ganze Geschoß wird dann in eine Kapsel gethan, die
selbst die Gestalt der Bombe hat, wenig größer ist als ihr Inhalt 7*
100 und aus 2 Hälften leicht zusammengelöthet ist.
Durch einen Zün
der nnd eine Sprengladung, tempirt zum Krepiren im Culminationspunkte der Flugbahn, wird die Leuchthälfte rechtzeitig zur Funk-
tionirung gebracht.
Dies Leuchtgeschoß hat 5 Minuten Brennzeit.
Bei den Vorderlade-Geschützen (Woolwichkanonen) sind
die Geschosse Langgeschosse mit Bogenspitze von Eisen oder Stahl, Granaten, Segmentgranaten und Vollgeschosse.
Ihre Führung in
den Zügen des Geschützes geschieht durch 2 über einander stehende Reihen von Metallwarzen (stud) von Messing, welche am cylindri-
schcn Theil des Geschosses angebracht, über die Oberfläche desselben Der Drall muß bei solcher Führung durch 2 Reihen
vorstehen.
übereinander stehender Warzen ein durchweg gleichmäßiger sein.
Bei
dem Ozölligen Geschütz, welches zunehmenden Drall hat, geschieht die
Führung des Geschosses nur durch
die vordere Warzenreihe; die
Hinteren Warzen sind niedriger, treten aus den Zügen heraus und
unterstützen
nur im Allgemeinen
die Centrirnng
des Geschosses.
Man hält dies System, das Geschoß mit solchen Warzen zu verse hen, überhaupt für sehr gut und ist von den Vorderlade-Geschützen so eingenommen, daß man austrebt und wünscht auch aus der Feld-
Artillerie die Hinterlader zu beseitigen und dieselben durch Vorder
lader zu ersetzen. Zum Durchschlagen von Panzerplatten bedient man sich der
Pallisergeschosse.
Es sind dies Vollgeschosse mit Bogenspitze von
Gußeisen, resp. Gußstahl (cliilled iron).
Ihre Fabrication weicht
etwas von der gewöhnlichen ab und ist folgende: Das Metall ist
ein Gemenge von mehreren harten Eisen- resp. Stahlsorten, welche
zusammen geschmolzen und dann in massiv eiserne Formen gegossen
werden.
Die Gußformen sehen aus wie große Helmschachteln; mit
dem spitzen Theil nach unten, hängt jede zwischen zwei Vertikal
ständern, sich in einem Zapfenlager mit ihren Zapfen drehend. Das flüssige Metall wird von oben in die Form hineingegossen, wozu diese in ihrem Gestell arretirt ist.
Nachdem das flüssige Me
tall Vi Stunde in der Gußform gewesen und erstarrt ist, wird es aus der nach oben geschwenkten Form entfernt, in diesem rothglühen den Zustand in Sand gelegt und hier, fußdick mit Sand zugedeckt,
101 24 Stunden ruhig liegen gelassen.
Hierauf wird eS abgedreht und
mit den Fithrungswarzen versehen.
Das Geschoß der Whitworthkanone hat, wie erwähnt, nur 5
grade Fiihrungsflächen.
Die Längenachsen derselben stehen dem Drall
entsprechend gerichtet schief zur Längenachse des ganzen Geschosses.
Das Geschoß ist von Gußeisen, hat eine ogivale Spitze, ist dann chlindrisch und verjüngt sich etwas nach dem Boden des Geschosses
Mr. Whitworth zeigte mir Modelle von Geschossen aller Art,
zu.
über deren beste Gestaltung er umfassende Versuche angestellt hat. Die Geschosse waren alle mehr oder weniger in ihrem mittleren
Theil chlindrisch, hatten vorn eine Bogenspitze und verjüngten sich
aus ihrem chlindrischen Mittelstück etwas nach hinten.
Mr. Whit--
worth hält auf Grund seiner gemachten Versuche und Erfahrungen
dafür, daß dies die einem Geschoß sowohl für feine Schußweite als Rasanz der Flugbahn, als auch für seine Treffsicherheit zu gebende
beste Form ist.
Namentlich betonte er, daß das Sichverjüngen des
Geschosses nach seinem Boden zu, diesem eine viel größere Treffsicher heit verleihe, und daß solche Geschosse immer den sonst gleichen, die sich aber nach hinten zu nicht verjüngen, an Trefffähigkeit überlegen
seien.
Als Erklärung dafür gab er an, daß der Abfluß der Luft
von einem solchen Geschoß sich am günstigsten gestalte.
Ebenso habe
er aus der Praxis erfahren, daß die Führungsflächen am besten
gleich weit von der Spitze und dem Boden des Geschosses liegen.
Das Mundloch des Geschosses hat ein Schraubengewinde, in wel ches ein
Messingfutter eingeschranbt wird.
Erst
in dies
Futter
kommt dann der hölzerne Säulenzünder, der durch Oeffnen von grade übereinanderstehenden in das Zündholz gebohrten Brandlöchern tempirt wird.
Dieser Zünder ist ähnlich dem sonst gebräuchlichen „Bo-
xerschen Zünder."
Zur Conservirung wird in das Mundloch analog der Feldgranate
eine in der Mitte mit 4kantigem Loch versehene runde Mundloch schraube eingeschraubt.
Im Uebrigen wird das Whitworth-Geschoß
gleich mit seinen Führungsflächen in Formsand gegossen und dann abgehobelt. — In die englische Artillerie eingeführt ist die Whit-
worth-Kanone nicht.
102 Als besonderes Geschoß ist noch zu nennen die Brandgranate (Martin-shell).
Geschmolzenes Eisen, mit welchem das Geschoß kurz
vor seinem Verfeuertwerden gefüllt wird, vertritt hier die Stelle des Brandsatzes, da das Geschoß beim Eindringen in das Ziel zerschellt. Die Kartuschen, ähnlich den Feldkartuschen mit und ohne
Fettkapseln, mit und ohne hohlen Pappcylinder; da man principiell immer die Kartuschen so groß macht, daß der Ladungsraum angefüllt ist.
Die Kartuschbeutel, von weißem Wollenstoff, sind im oberen
und unteren Dritttheil mit je einem schmalen Band durchzogen.
Die Bänder dienen dazu die Form der Kartusche besser zu erhalten. Das Pulver darin ist nicht so fest geschüttelt als bei unS.
Zu den
großen Ladungen, namentlich der gezogenen Geschütze, nimmt man
eine Art prismatisches Pulver (Pellet-powder).
Dies ist zu Mehl
pulver geriebenes Geschützpnlver, das angefenchtet und dann in kleine
grade abgeschnittene Cylinder gepreßt wird, 0,75" Durchmesser und etwa */2" hoch.
Ans einer der beiden Flächen ist eine kleine runde
konische Aushöhlung, 0,25" tief, zur Vergrößerung der Brennfläche. Man erreicht durch dieses Pulver größere Kraftänßerung und Scho
nung der Rohre. Zur Bedienung der Geschütze hinter Scharten resp. Wall hat man, besonders bei
den Vorderladern, einen biegsamen Ansetzer
und Wischer nöthig.
Man hat beide für sich und an je einem
biegsamen und doch hinreichend festen hohlen Hanfseil 4" dick.
sind dies eigentlich Schläuche von Hanfgeflecht.
ES
Zwischen Kartusche
und Geschoß kommt lose noch ein loser dicker Preßspahnboden mit
ausgeschnittener Bodenfläche.
Es ist dies eigentlich nur ein Cen-
trirring; ein kleiner runder Taukranz, auf die Bogenspitze des Ge
schosses gesetzt, gleich nachdem das Geschoß in die Mündung gebracht ist, wird ebenfalls zur Centrirung gleichzeitig mit dem Geschoß in
den Ladungsraum hinuntergestoßen.
Im Uebrigen werden die Ge
schütze gefettet und gewaschen wie bei uns, bei Kartuschen mit Fett
kapsel nur mit Seifwasser.
In Woolwich sind reich ausgestattete Exercireinrichtungen für Festungs- und Küsten-Artillerie.
Flaschenzug gebräuchlich.
An Hebezeugen sind die mit
Die Dienstzweige wie bei unS.
Exerciren
103 am Geschütz sah ich mit anerkennenSwerther Strammheit und Be
weglichkeit.
Der einen Festnngs-Compagnie waren mehrere 6' große
und schön gewachsene Neger von der Goldküste Afrika's attachirt und wurden hier, nachdem sie in ihrer Heimath bereits zu Infan
terie-Unteroffizieren avancirt waren, zu Geschütz-Commandeuren und Instruktoren ausgebildet.
Ihre Uniform, auf die sie sehr stolz sind,
ist weiße Jacke, rothe Weste, Fez und blaue weite Kniehosen.
Da
sie als Heiden durch keinen Eid zu binden sind, fesselt man sie ge
nügend durch die bunte Kleidung, reichlichen Taback und Brannt
wein.
In Shoeburhneß beobachtete ich Distancemesscn.
Ziel war ein
weit entferntes Schiff; auf das Geschütz war ein Fernrohr geschraubt,
eine Standlinie war gemessen und in bekannter Weise mit Hilfe ei ner Tangententafel die Entfernung abgelesen.
Die gewählte, sehr
kurze Standlinie aber bewies hinreichend, daß das große Problem hier seiner Lösung ebenso fern ist alö bei uns.
Gegen Panzerziele sind dort ebenfalls sehr umfassende, mit
großer Anstrengung und vielem Geldaufwand unterstützte Versuche
gemacht worden.
Alle die beschossenen Ziele, große Eisenplattenschil
der nnd eisengepanzerte Thürme sind unberührt stehen gelassen.
Der
artig gewinnt man hier, in dieser zerschossenen Eisenwelt, einen ein
gehenden Ueberblick. Schmiedeeisen.
Zu Panzerplatten eignet sich nur gewalztes
Gehämmertes Schmiedeeisen und Gußeisen sind zu
spröde und werden immer trotz aller Dicke leicht zertrümmert und zerschellt.
Ich sah einen 12" dicken Block von gehämmertem Schmie
deeisen durch 2 Schuß in große Stücke zerspalten.
Die gewalzten
Eisenplatten splittern kaum, die Geschosse gehen in sie hinein, resp, hindurch, wie durch einen dicken Pappebogen.
Die Panzer bestehen
aus einzelnen 2" starken, gewalzten Schmiedeeisenplatten, welche er
hitzt und zu dicken Platten zusammengehämmert werden, so daß man an ihrer Hirnfläche die einzelnen Lagen sich noch deutlich marki-
ren sieht. Dennoch hat das ßOOpfünbige Woolwich-Kanon auf 243' Ent
fernung mit Palliser-Geschoß (Spitz-Vollgeschoß) und 63 Pfd. Ladung 3 gewalzte Eisenplatten ä 5" Dicke, unmittelbar hintereinander auf-
104 geballt, so durchschlagen, daß auf der Innenseite ein Loch von 3"
entstand.
Das Geschoß ist im Ziel stecken geblieben, hatte also 15"
massives gewalztes Eisen durchschlagen.
Die Spitze des Geschosses,
die man von inwendig aus sieht,
1" von der innneren Oberfläche
ab, ist dabei unverletzt geblieben.
Das eine Ziel, welches allein wi
derstanden hatte, ein Eisenpanzerschild, von etwa 20' Länge und 9' Höhe, kostete 7000 Thlr.
Als beste Form der Geschosse hat sich
einzig das Spitzgeschoß bewährt.
Festungs-Compagnie wird hier Garnison-Batterie genannt (Garrison-Battery).
Die Etats. Etat einer Festungs-Compagnie. Etat zu Hause Etat für In 1864-65. dien 1864/65.
Charge. Ister Hauptmann............................ 2ter Hauptmann............................ Lieutenants'.......................................
1 1 3
Assistenzarzt..................................
—
1 1 3 —
Unteroffiziere und Leute. 1 5 4 4 85 2
1 4 4 4 60 2
106
80
Sergeant-Major............................ Sergeanten.......................................
Corporale....................................... Bombardiere.................................
Kanoniere....................................... Trompeter....................................... Summa.
.
Pferde sind nicht attachirt, daher sind das Offizier- und Leute gepäck, die Compagnie-Bücher rc. stationsweise durch requirirte Ci-
vilgespanne zu befördern.
Dem Isten Hauptmann, wenn die Com
pagnie in Indien, ist ein Pferd erlaubt.
Der Gesundheits-Train
von Eingeborenen hat 1 Hauptarbeiter, 6 Arbeiter, 2 Puckallieö, 1 Bheestie und 5 Kehrer.
105 Etat der Küsten-Brigade.
Charge.
Anzahl.
Oberst-Lieutenant..................................
Iste Hauptleute....................................... Lieutenants.............................................
Doctor........................................................
Assistenzarzt............................................. Zahlmeister............................................. Geschützmeister....................................... Sergeant-Major....................................... Quartiermeister - Sergeant ..... Büchsenmacher-Sergeant.......................
Zahlmeister.................................................. Schreiber.................................................. Batterie - Sergeant - Major....................... Sergeanten.................................................. Corporale.................................................. Bombardiere.............................................
1 10 16 —
1 1 121 1 2 27
1 2 10 276
117 117
Kanoniere..................................................
1,040
Summa.
1,743
Die Küsten-Brigade, aus alten Soldaten von guter Führung
zusammengesetzt, ist vielfach in kleinere Detachements zerstreut als
Besatzungen der kleinen verschiedenen Forts und Küsten-Batterien. Derartige kleinere Posten, denen nicht ein Artillerie-Offizier als Commandeur gegeben ist, stehen unter dem Commando eines Ge schützmeisters (Master-gunner), welcher den Rang eines Stabsser
geanten I. Klasse hat. Die Depots.
Dazu gehört die Depot-Brigade und die De
pots der in Indien stehenden Trupps, Batterien und Compagnien. Das Ganze, unter dem Commando- eines Oberstlieutenants, zerfällt in
4 Divisionen, jede unter einem Hauptmann.
Im Ganzen sind es
12 Festungs-Compagnien und 6 Batterien reitende und Feld-Artil lerie, mit zusammen in Summa: 58 Offizieren, 3120 Unteroffizie
ren und Leuten und 200 Pferden.
Die Gesammtstärke der englischen Artillerie stellt sich demnach wie folgt:
106
Ganze Stärke des Artillerie-Regiments.
Reitende Artillerie. — — 43 736 779 — — — 41 926 767 — — — 47 926 970 4 — — 49 731 780 4 — — 49 731 780 5 — — 49 731 780 Feld- und Festungs -Artillerie. Iste Brigade . — — — 8 51 814 865 — — — 8 51 814 2te 865 — — 3te 8 51 815 866 — 73 1856 1929 4te 10 — — 5te 8 48 546 594 — — — — — — 815 Gte 8 51 866 — — — 8 51 7te 815 866 7 — — — 60 1028 1088 8te 8 — — — 60 1486 1546 9te — — — 8 53 815 10te 868 8 — — — 60 1486 1546 Ute — — — 815 8 51 866 12te — — — 815 8 51 866 13te — — 7 — 57 1021 1078 14te — — — 8 51 815 866 löte 7 — 59 1021 1080 16te — — — — — 815 8 51 866 17te 6 — 57 876 1080 1 — 18te — — 7 — 59 1021 1080 19te — — 4 3 54 736 790 20fte 6 48 504 456 — — — 21 sie — — 2 5 53 671 725 22ste 1 — — 3 54 811 865 23ste — — — 456 6 51 507 24ste 5 48 381 429 — — — 25ste . .. 38 1272 1310 Depot-Brigade . 7 438 445 Depot der Briga 1 Reitende, . den in Indien | Feld- und Festung- 13 1410 1423 7 218 225 Reitschule . . 29 1714 1743 Küsten - Brigade — 278 4,781 5,059 6 reitd. Brigad. 17 13 — 33 — 485 9,795 10,280 35 — 8 Feld-Brigad. 14 Festgs.-Brigd. — — — 116 707 9,897 10,604 — — 9 10 161 2,218 2,379 3 gemischte 94 5,052 5,146 Depots re. . . — — — — Total-Summa 52 13 36 113 1725 31,743 33,468
A. Brigade. B. . C. . I). . E. . F. .
. . . . . .
5 5 5 1 — 1
—
102 91 91 102 102 102
890 678 678 890 890 890
— 7 — 7 — 7 856 8 13 — — 7 — 7 13 770 762 8 — 7 762 8 — 7 — 7 13 770 — 7 13 770 — 7 660 13 13 770 13 440 13 — 220 13 440 13 — 13 — 13 18 16 160 6 — — 122 9 1 — 590 4916 102 6120 — 99 39 1100 31 300 881 12,536
Summarisch mit 648 Feld-Geschützen.
305 305 — 305 305 305 — — — — — — — 532 — — — — — 532 — 532 — 456 532 304 — 152 304 — — — — — — — 1220 \ 2584/ — 1 760(
4564'
107
Etablissements. Etablissements, welche zur Artillerie gehören, sind: Das könig liche Arsenal zu Woolwich.
partements.
Dasselbe zerfällt in verschiedene De
Dieselben sind:
1) Das für Anfertigung von Kassetten und Fahrzeugen.
2) Die Geschützfabrik.
3) Das Laboratorium. 4) Die Vorräthe. 5) Die chemische und photographische Anstalt.
6) Die Gasanstalt. 7) Die Aufsicht über die Maschinen und deren Erhaltung.
Die Gasanstalt gehört mit zum Maschinen-Departement.
Das
Personal des Arsenals ist in den verschiedenen Abtheilungen wie
folgt: Das Laffetten-Departement hat 2 Oberstlieutenants, da von 1 Snperintendant, der 2te zu seiner Assistenz, 1 Hauptmann
als Instruktor, 15 Secretaire (einschließlich 3 Militairs), 1 erster
Construktor, 1 dito zweiter, 1 Assistent, 1 Nutzholz-Revisor, 1 In genieur, 44 Schreiber, 1 Zeichner; Vormeister, Arbeiter, Handwerker. 2 Sergeanten als Instruktoren.
Die Geschützfabrik, 1 Oberst als Superintendant, 1 Assi
stent, gleichzeitig Maschinen-Inspektor, 1 Assistent, 1 Hauptmann als
Instruktor; 1 Revisor, 16 Kanzelisten, davon 3 Soldaten, 24 Schrei ber, 4 Hilfszeichner; Obermeister, Handwerker, 2 Sergeanten als
Instruktoren. Das Laboratorium, 1 Oberstlieutenant als Superintendant,
1 Hauptmann als Assistent, 1 Hauptmann als Instruktor, 1 Hilfs instruktor, 6 Sergeanten als Instruktoren, 2 Feuerwerker, 11 Kan zelisten, davon 1 Soldat, 39 Schreiber.
Obermeister, Handwerker,
und Arbeiter. Anmerkung zur nebenstehenden Tabelle.
Die Zahl der Offizier-Pferde
ist berechnet nach der Anzahl der Rationen, welche von den Lieferanten zu beziehen gestattet ist.
In die Totalsumme find nicht mit eingeschlossen die
31 Obersten-CommandantS und 31 Obersten. fiziere find beim Stabe angestellt.
122 der regimentirten Of
108 Das VorrathS-Departement unter 1 Zeugoffizier,
der
direkt dem Kriegs-Ministerium untersteht, und der 17 Zeugoffiziere,
so wie ein entsprechendes Personal kommandirt.
Woolwich ist gleich
zeitig das Hauptquartier des ganzen Zcugwesens.
In dem Arsenal
werden nahezu alle Bedürfnisse der Land- und Seemacht Englands
gefertigt; auch für Indien wird hier der größte Theil der Bewaff
nung fabricirt. Die chemische und photographische Anstalt hat an der
Spitze 1 Chemiker, 5 Assistenten, 1 Secretair, 3 Photographen (Unterofsiziere), 1 Unteroffizier, 1 Hüter der Präparate und Muster. Das Maschinen-Departement: 1 Superinteudant, 1 Se
cretair, 1 Schreiber.
Die Gasanstalt: 1 Schreiber, Obermeister, Arbeiter.
In dem Laboratorien-Departement werden gefertigt die sämmt lichen Zünder, Raketen, alle Gegenstände der Pyrotechnik, die Ge wehrmunition, so wie Alles was zur Munition der Handfeuerwaffen
und deren Verpackung gehört, ausgenommen das Pulver.
Das Ar
senal in Gosport bei Portsmouth liefert vorzugsweise Schiffs-
Laffetten und solche für Strand-Batterien und führt Geschützrepara
turen aus.
Das Laboratorium zu Devonport liefert Muni
tion für Geschütze und Hand-Feuerwaffen.
Die
königliche Pulverfabrik zu Waltham-Abbey ist
die einzige in England und darum auch nicht im Stande den Be darf zu decken; es wird viel von Privaten gekauft.
Das Personal
der Pulverfabrik ist: 1 Superintendant, 1 Assistent, 4 Secretaire,
1 Werkführer, 1 Raffinir-Meister, Obermeister und Handwerker. Die königliche Militair-Akademie in Woolwich ist un
sere Artillerie- und Ingenieurschule.
Der Stab der Anstalt ist:
1 Lieutenant-Gouverneur (gewöhnlich ein General-Major), ein 2ter Kommandant als Präses der Studiencommission, 13 Militair- und 20 Civil-Professoren, 1 Prediger, 1 Modellirer, 1 Schmied, 1 Ober
meister der Werkstatt, 1 Secretair.
Um als Zögling (cadet) angenommen zu werden, wird das
Bestehen einer Eintrittsprüfung 16 bis 19 Jahre.
verlangt und das Alter zwischen
Der CursuS dauert 2% Jahre.
Am Schluß
109 desselben müssen die Aspiranten, um eine Anstellung erlangen zu
können, ein Examen bestehen und treten dann als 2ter Lieutenant entweder zu der Artillerie oder den Ingenieuren über.
Die jungen
Offiziere der Artillerie machen erst einen CursuS der Schießschule
in Shoeburyneß, die der Ingenieure einen l'/t jährigen Cursus in dem Ingenieur-Depot Chatham durch, bevor sie in den Frontdienst
der Truppe treten. Die Militair-Akademie in Woolwich hat 1 Cadetten-Compagnie, bestehend aus 10 Offizieren, 3 Unteroffizieren und 200 Cadetten
(gentleman- cadet), 9 Sappeurs unter speciellem Befehl des Forttfikations-Lehrers, 1 Zahlmeister-Secretair, 1 Assistent, 50 männ liche und 11 weibliche Dienstboten.
Die Anstalt ist splendid aus
gestattet und allenthalben für Nützlichkeit und Annehmlichkeit in eng
Auch eine Werkstatt für alle Handwerke mit
lischer Weise gesorgt.
Dampfmaschinen dient den Zöglingen in ihren Freistunden znm frei
willigen Gebrauch.
Auch
sport
Auf schönen
treibt der Cadet.
grünen Rasenflächen vor den sehr schon und reich gebauten Gebäu
den der Anstalt, wird eine große Rennbahn mit Hürden zu Wett läufen zu Fuß hergestellt.
Bei gutem Wetter trainiren sich die Ca
detten in abenteuerlichem Tricot-Kostüm hier mit wahrer Berser
kerwuth; bei schlechtem wird im Ballspielhaus und dem Fecht- und Turngebäude freiwillig
mit großer Energie nach Körperkraft und
Gewandtheit gestrebt, da die englische Jugend darin, noch mehr wie
die reiferen Altersklassen, eine Cardinaltugend erblickt. Zur Schi eß sch ule gehört das bereits genannte Etablissement
in Shoeburyneß und das königliche Rcpositorinm in Woolwich.
Der
Offizierstab beider Anstalten ist derselbe und bereits genannt; an Unteroffizieren und Leuten, die sämmtlich der Schießschule attachirt
sind, hat das Repositorinin noch 1 Sergeant-Major, 2 Hilfsschieß-
Instruktoren , 3 Handwerker, 6 Castellane,
1 Sekretair I. Klasse,
3 Laboratorien-Sergeanten, 3 Sergeanten und 15 Kanoniere.
Auf
Schießschule koinmandirt werden Offiziere und Unteroffiziere aus den
Brigaden.
Es giebt 2 Curse, einen langen und einen kurzen.
25 Offiziere gehen
durch den
langen Cursus von
Nur etwa
15 Monaten.
110
Hiervon bleiben sie zuerst 3 Monate im Repositorium und studiren die technischen Institute, dann 12 Monate in Shoeburyneß.
Die
Disciplinen hier sind: Schießen aus allen Geschützen, Exerciren, Handhabungsarbeiten, Batteriebau und theoretischer Unterricht.
kurze Schulcursus,
3 Monate in Shoeburyneß,
Artillerie-Offizier vor
Der
wird von jedem
seinem Uebertritt in die Front und einer
größeren Zahl kommandirter Unteroffiziere durchgemacht.
Als Zög
linge werden zur Schießschule nicht nur Subaltern-Offiziere und Hauptleute, sondern auch Stabsoffiziere kommandirt.
Endlich bietet
eine höhere Artillerie-Klasse der Akademie in Woolwich einer kleinen Anzahl von Offizieren (gegenwärtig 7), Gelegenheit, sich zu Lehrern
und den Stellen als höhere Techniker auszubilden. —
In Indien ist der Stab der wissenschaftlichen und techni schen Institute, so wie der hier bestehenden königlichen Gestüte, besetzt mit Offizieren der Artillerie, der Ingenieure und des Stabes, wie dies später detaillirt wird.
Bon den indischen Etablissements gehören zur Artillerie 1) Die bereits früher genannte Geschützgießerei in Cossipore.
2) Die Pulverfabrik zu Ishapore nahe Calcutta.
lieferte bisher nur gewöhnliches Musketenpulver.
Diese Fabrik
Die Maschinen
zur Fertigung von Pulver zu Armstrong-Geschützen und Snider-
Gewehren sind von der Regierung bereits bewilligt, aber noch nicht
aufgestellt. 3) Die Pulverfabrik zu Madras unter 1 Oberstlieutenant. 4) Die Pulverfabrik zu Magazon.
5) Die Artillerie-Werkstätten zu Futtehgurgh, zu Madras und
zu Colaba. 6) Das Depot und die Werkstatt zur Aufbewahrung und Neu
fertigung von Sattelzeug und Geschirren jeder Art für die Armee. Diese Anstalt ist mit der erst neu errichteten königlichen Gerberei vereinigt.
7) Die Gestüte
sind in Haupper und Shahjehanpore.
Ein
Remonte-Depot in Kurnool und eine Ochsen-Farm in Hissar. Den sub 7 genannten Anstalten stehen vor Offiziere des Sta
bes oder Unattachirte und zwar: 1 Superintendant, 1 Stellvertreter,
111
4 Assistenten, 4 Unterassistenten, 2 dienstthuende Offiziere, 8 Aerzte,
5 Thierärzte.
Die Ingenieure. Uniform und Bewaffnung. Scharlachrother Waffenrock mit blauen Aufschlägen, dunkle Hose
mit rother Biese.
Pelzmütze von schwarzem Seehundsfell und blauem
Colpack und weißer Feder.
Snider-Karabiner, weißes Lederzeug,
Aatagan in Ledersäbelscheide mit Metallzwinge.
gen Schleppsäbel.
Alle Offiziere tra
Die nicht in der Front stehenden Offiziere haben
eine dem Generalstab ähnliche Uniform.
Die Stabsoffiziere haben
den Säbel in gelber Metallscheide, die anderen Offiziere in Stahl scheide.
Die Ergänzung deö Offiziercorps aus der Militair-Aka
demie in Woolwich wurde bereits bei der Artillerie genannt.
Organisation und Stärke. Das Corps der Ingenieure hat einen bestimmten Etat von
Offizieren, die entweder beim Stabe, bei den Compagnien Trupps oder bei der Fortifikation verwendet werden.
oder
Aehnlich der
Artillerie ist auch das Ingenieur-Corps in ein Ganzes formirt und
die in Indien resp, in irgend welcher anderen Colonie stehenden
Compagnien und Offiziere stehen mit denen in der Heimath in un
mittelbarem Verbände.
Die Lokaltruppen in den einzelnen Colonien
und Indien jedoch gehören, als zumeist aus Eingeborenen bestehend,
so weit sie Ingenieure oder Artillerie sind, nicht in den Regiments verband der Artillerie
resp, den
Corpsverband
Chef des Corps ist der Herzog von Cambridge.
die
inneren Dienstgeschäfte
sein
erster
der
Ingenieure.
Unter ihm leitet
General-Adjutant Oberst
Keane und der Assistent-General-Adjutant Oberst Browne.
Offizier-Corps ist nominell in 15 Bataillone getheilt. hat 40 Compagnien.
Das
Das Corps
Von diesen sind 4 zu Hause verwandt zur
geometrischen Landesaufnahme (ordonance-survey).
111
4 Assistenten, 4 Unterassistenten, 2 dienstthuende Offiziere, 8 Aerzte,
5 Thierärzte.
Die Ingenieure. Uniform und Bewaffnung. Scharlachrother Waffenrock mit blauen Aufschlägen, dunkle Hose
mit rother Biese.
Pelzmütze von schwarzem Seehundsfell und blauem
Colpack und weißer Feder.
Snider-Karabiner, weißes Lederzeug,
Aatagan in Ledersäbelscheide mit Metallzwinge.
gen Schleppsäbel.
Alle Offiziere tra
Die nicht in der Front stehenden Offiziere haben
eine dem Generalstab ähnliche Uniform.
Die Stabsoffiziere haben
den Säbel in gelber Metallscheide, die anderen Offiziere in Stahl scheide.
Die Ergänzung deö Offiziercorps aus der Militair-Aka
demie in Woolwich wurde bereits bei der Artillerie genannt.
Organisation und Stärke. Das Corps der Ingenieure hat einen bestimmten Etat von
Offizieren, die entweder beim Stabe, bei den Compagnien Trupps oder bei der Fortifikation verwendet werden.
oder
Aehnlich der
Artillerie ist auch das Ingenieur-Corps in ein Ganzes formirt und
die in Indien resp, in irgend welcher anderen Colonie stehenden
Compagnien und Offiziere stehen mit denen in der Heimath in un
mittelbarem Verbände.
Die Lokaltruppen in den einzelnen Colonien
und Indien jedoch gehören, als zumeist aus Eingeborenen bestehend,
so weit sie Ingenieure oder Artillerie sind, nicht in den Regiments verband der Artillerie
resp, den
Corpsverband
Chef des Corps ist der Herzog von Cambridge.
die
inneren Dienstgeschäfte
sein
erster
der
Ingenieure.
Unter ihm leitet
General-Adjutant Oberst
Keane und der Assistent-General-Adjutant Oberst Browne.
Offizier-Corps ist nominell in 15 Bataillone getheilt. hat 40 Compagnien.
Das
Das Corps
Von diesen sind 4 zu Hause verwandt zur
geometrischen Landesaufnahme (ordonance-survey).
112 6 Compagnien bilden das Depot in Chatham, die übrigen 30
sind in verschiedenen Garnisonen in England und in den Colonien und Indien zerstreut.
Ingenieure heißen zwar eigentlich nur die
Offiziere, dennoch wird mit diesem Namen auch der ganze Trupp
Dienstlich
belegt.
heißen
die Gemeinen
jedoch Sappeure.
Der
Kriegsetat einer Compagnie zählt 1 Offizier und 20 Sappeure mehr als der Friedensetat, der weiter unten ersichtlich.
Ingenieure stehen und Kriegsbauten
Da wo keine
ausgeführt werden, geschieht
dies von Civilkräften unter Leitung von Ingenieur-Offizieren, denen
nach Bedürfniß auch noch Civil-Ingenieure zur Unterstützung gege
ben werden. train.
Zum Corps gehören ferner noch 2 Trupps Brücken
Hervorzuheben ist hierbei als ein sehr zweckmäßiges Verfah
ren, daß diese Trupps, mit A und B bezeichnet, sich ihre eigenen Fahrer ausbilden auf ihren eigenen Pferden.
Das Hauptquartier
der Brückentrain-Trupps ist jetzt Aldershot, wo die Sappeurs, Pon toniers und Fahrer derselben ausgebildet werden.
Die jungen Of
fiziere und Rekruten der Compagnien werden sämmtlich zuerst in Chatham ausexerciert.
Ebenso machen hier alle Dienst-Compagnien
noch einen kurzen Cursus durch, ehe sie nach den Colonien abgehen
und unmittelbar wieder, nachdem sie aus solchen wieder nach Hause
kommen.
Man wirbt für die Ingenieure nur Handwerker an und
zwar Zimmerleute, Maurer, Steinsetzer, Schmiede, Stellmacher,
Böttcher, Maler, Schneider, Sattler, Bergleute.
113
Etat des Ingenieur-Corps. Charge.
Oberst-Commandant. . . Obersten............................ Oberst-Lieutenants . . . Hauptmann...................... 2ter Hauptmann.... Lieutenants....................... Zahlmeister...................... Schieß-Instruktor.... Adjutant............................ Trupp-Adjutant .... Quartiermeister .... Doctor................................. Assistenzarzt...................... Thierarzt............................ Sergeant-Major .... Capellmeister...................... Quartiermeister-Sergeant . Beschlagschmied-Major . . Exercir-Sergeant.... Sergeant-Schieß-Jnstruktor Horn-Major...................... Zeugschmied-Sergeant . . Lazareth-Sergeant . . . Trupp-Stabs-Sergeant. . Fahnen-Sergeant.... Sergeanten............................ Beschlag-Sergeanten. . . Handwerker-Corporal . . Corporale............................ 2ter Corporal....................... Sappeure und Fahrer . . Trompeter und Hornisten. Handwerker rc....................... Total-Summa
Landes- Ge Offiziere. vermes- wöhn A. u.B Totalsungs- liche Trupps Sum früher Ueber« Com- Com Train. Indi ma. Etat. zählige. pagnie. pagnie. sche.
— —
— —
— — 2 !
2 — — — — — — — — — — — —. — — — — — — 1 7 — — 8 8 87 2 — 116
2 — — — — — — — — — — — — — — — — — — 1 5 — — 6 6 73 2 — 96
6 — — — — — — — 2 1 — 1 1 — — — — — 4 — 17 2 6 21 21 370 4 26 484 Pferde 307.
15 32 78 148 123 360 3 * * ** 5 3 5 2 5 1 5 1 2 2 1 1 1 4 40 225 2 6 269 269 3346 84 26 5066
8 16 40 64 64 192 3 — — — 4 3 5 2 — — — — — — — — — — — — — — — — — — — 401
2 3 28 3 — — — — — 1 — — — — — — — — — — — — — — — — — --- — — — — 37
7 14 35 56 56 168 — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — 336
* Schieß-Instruktoren und Adjutanten sind in der Zahl der Hauptleute, TruppAdjutanten in der Zahl der Lieutenants eingeschlossen. 259 Offiziere find beim Stabe kommandirt, einschließlich der 226 in Indien. 2te Corporale rangiren den Corporalen der Infanterie und Cavallerie gleich. Corporale der Ingenieure rangiren vor denen der Infanterie und Cavallerie. Zu den Ingenieuren gehören noch nachstehende Civilbeamte: 1 Inspektor, 190 Sekretaire I., II. u. III. Klasse, die bei Werken wie in Waltham, Enfield re. angestellt sind, 83 andere Sekretaire I., II. u. III. Klasse, 90 zeitweilige Sekretaire, Zeichner, Bormeister. Die Civilbeamten dürfen auch Uniform tragen, blauen Waffenrock mit ausgekrämpten Hut. Minor, Engl. Landmacht.
8
114
Der Train. Wenn bereits früher hervorgehoben wurde, daß das Vertrauen der Armee in ihre Administrativ-Behörden gering ist; wenn man fürchtet in jedem Kriege, in dem man gezwungen fein würde, mit größeren Truppenmassen aufzntreten, schlecht verpflegt und versorgt
zu werden, so giebt hierüber der zu der übrigen Armee in keinem Verhältniß stehende geringe Train und dessen mangelhafte Organi
sation genügenden Aufschluß. Berücksichtigt man ferner, daß bei dem
Werbesystem der Engländer eine Truppe nicht so leicht und rasch wie dies z. B. bei uns möglich ist, auS ihrem Friedensetat, unbe
schadet ihrer Schlagfertigkeit, auf ihre Kriegsstärke augmentirt wer den kann, so muß ein so mangelhaft organisirter Train wie der
vorliegende jeder übrigens noch so braven, gut ausgerüsteten und
bewaffneten Armee zur Achillesferse werden.
Uniform und Bewaffnung. Dunkelblaner Waffenrock mit weißen Aufschlägen, dunkelblaue Hosen mit breitem weißen Streifen, blauer Mantel mit weißem Kra
gen für die Offiziere, blaue Tuchkäppis, mit schwarzem Roßschweif vorn.
Alles Lederzeug von braunem Leder wie auch das Zaum-,
Sattelzeug
und die Geschirre.
Die Stabssergeanten, Trompeter,
Handwerker haben den Cavallerie-Säbel, die übrigen Soldaten den
Artillerie-Karabiner und Jatagan, die Kartusche mit 20 Patronen.
Organisation und Etats. Der Stab zählt 1 Oberst-Commandanten, 1 Brigade-Major,
6 Stabsoffiziere, 4 Adjutanten, 3 Quartiermeister, 2 Doktoren, 4 Assistenzärzte, 2 Stallmeister, 4 Thierärzte und 3 Zahlmeister.
Die Offizierstellen werden hier ebenfalls zumeist gekauft.
Der ganze Train zerfällt in 24 Trupps unter je einem Haupt
mann.
Jeder Trupp hat 7 Fahrzeuge ä 4 Pferde, 1 Schmiedekarre
ä 2 Pferde.
Von den 7 Fahrzeugen sind 5 Wagen für Proviant,
1 Ambulanz, 1 Wagen mit Eisen. Packsattel.
Zu dem tritt noch 1 Pferd mit
Ein Kasten mit Handwerkszeug und Material zu Repa-
115 raturen ist im Felde für je 4, im Frieden für jeden einzelnen Trupp
Die Fahrzeuge sind von der Construktion 1858 und haben
geliefert.
20 Ctr. Tragkraft; ein neues Modell zu 30 Ctrn. Tragkraft ist bereits construirt und wird nach Bedürfniß an Stelle der eingehenden alten eingeführt.
Pferde.
Jeder Trupp hat 71 Pferde einschließlich die Offizier-
Die Stabsoffiziere und der Brigade-Major reiten ihre ei
genen Pferde, die sie wie Cavallerie-Offiziere auch aus der Front und unter denselben Bedingungen auswählen dürfen; die übrigen
Offiziere reiten auf königlichen Pferden und dito Sattelzeug.
Im
Felde sind dem Oberst-Commandant 3, Stabsoffizieren 2, jedem andern Offiziere 1 Packpferd gestattet. Man verwendet im Frieden den Train zum Heranschaffen von
Proviant und Bedürfnissen aller Art, soweit solche durch das Commissariat beschafft und den einzelnen Lagern und Stationen überwie
sen werden; ebenso stellt der Train Arbeitsgespanne bei öffentlichen
Arbeiten und in königlichen Arsenalen rc. z. B. garnisonirt Train
in Woolwich.
Man hat officiell berechnet, daß durch Stellen solcher
Arbeitsgespanne durch den Train dem Staat jährlich 333,000 Thlr.
erspart werden. Der Etat eines Trupps ist: 1 Hauptmann, 1 Lieutenant,
1 Sergeant-Major, 3 Sergeanten,
4 Corporale,
1 Trompeter,
1 Sattler-Sergeant, 1 Beschlagschmied, 1 Sergeant-Rademacher, 1 Schmied, Gemeine 56, Summa 71 Köpfe, 41 Pferde und 8 Fahr zeuge. —
116 Friedens-Etat des Trains. Pferde.
Charge.
Anzahl. Offizier- Königliche
Oberst-Commandant............................ Brigade-Major...................................... Stabs-Offiziere (Oberst-Lieut. ob. Major) Hauptleute............................................ Lieutenants............................................. Ensigns.................................................. Adjutant.................................................. Quartiermeister................................. Zahlmeister............................................ Doctor.................................................. Assistenzarzt............................................ Stallmeister............................................ Thierarzt.................................................. Summa Offiziere .
1 1 6 24 30 12 3 3 3 2 4 2 3 94
3 2 12 — — — 3 — 3 2 4 2 3 34
— — 24 30 12 — 3 — — — — — 69
3 3 3 6 2 6 2 6 18 6 18 24 72
— — — — — — — — —
3 — — — — 6 2 — —
— — — — — — — — — 34
— 24 48 — 18 24 — 24 778
Uuterossiziere und Leute.
Sergeant-Major................................. Quartiermeister-Sergeant .... Zahlmeister-Sergeant ............................ Bureau-Sekretair................................. Zeugschmied-Sergeant............................ Beschlagschmied-Major...................... Trompeter-Major................................. /Sattler-Sergeant. . . Handwerker Stellmacher-Sergeant
.
Rademacher.... Trupp-Sergeant-Major...................... Sergeant.................................................. Sergeant-Koch....................................... Corporale............................................ Beschlagschmied....................................... Hnf- und Wagenschmied .... Trompeter............................................ Gemeine..................................................
3 96 24 36 24 1353
Total-Summa .
1798
996
Ein für alle Fälle festgesetzter Kriegs-Etat existirt für den Train nicht.
117
Die Infanterie. Organisation. a.
Die Garde-Infanterie ist in eine Brigade sormirt und
zählt 3 Regimenter unter 1 General-Major.
Das Iste Regiment
Fuß-Garde, die Grenadier-Garde genannt, hat 3 Bataillone, Chef desselben ist der Herzog von Cambridge.
Das 2te Regiment heißt
die Coldstream-Garde mit 2 Bataillonen, das 3te Regiment ist die
schottische Füselier-Garde ebenfalls mit 2 Bataillonen, Sa. 7 GardeBataillone.
London.
Die Regimenter garnisoniren in Windsor, in und bei
Gefochten haben dieselben in Aegypten, Spanien, bei Water
loo, Alma, Jnkermann und Sebastopol.
Diese 3 Garde-Regimenter
sind, ähnlich wie die 3 Garde-Cavallerie-Regimenter der HaushaltsBrigade, vorzugsweise eine Leibwache des Souverains und zum Dienst in den königlichen Schlössern bestimmt.
Mit Ausnahme eines Ba
taillons der schottischen Füselier-Garde, welches 1864 aus Canada
zurückgekehrt ist, haben die übrigen 6 Bataillone seit 1842 England nur verlassen, um am Krimfeldzuge Theil zu nehmen.
Die Offiziere der Garde-Brigade haben höheren Rang als die der Linie,
derartig, daß der Major der Garde den Rang eines
Obersten der Linie hat, der Hauptmann den eines Oberst-Lieutenants, der Lieutenant den des Hauptmanns, der Ensign den als Lieutenant. In der HaushaltS-Brigade hat nur der Major den Charakter als
Oberst-Lieutenant und der Cornet den als Unter-Lieutenant.
Die
Unteroffiziere der Garde-Cavallerie und Infanterie rangiren mit de nen der Linie gleich. b. Die Linien-Infanterie ist in Regimenter getheilt und
zählt 109 Regimenter, 1 Schützen-Brigade, 10 Colonial-Regimenter
und das aus Eingeborenen bestehende Regiment in Indien.
Die
Regimenter von 101 bis 109 garnisoniren in Indien und sind aus den Truppen sormirt worden, welche früher im Dienst der Ost indischen Compagnie gestanden haben.
Die Regimenter von 1 bis
25 haben jedes 2 Bataillone, die übrigen je 1 Bataillon. Nur das
60ste Rgt. (des Königs königliches Schützen-Corps genannt) und die
118 Schützen-Brigade haben je 4 Bataillone, so daß die ganze englische
Linien-Infanterie 141 Bataillone zählt.
Mit eingerechnet hierbei
sind die genannten 8 Schützen-Bataillone und 9 Bataillone Hoch
länder.
11 Rgtr. haben den Titel „Leichte Infanterie" und 9 Re
gimenter heißen Füsilier-Rgtr.
Beides ist aber nur ein Ehrentitel.
Auswahl der Leute, Bewaffnung, Ausrüstung und Ausbildung der
selben ist völlig gleich mit der aller übrigen europäischen Rgtr.
Die
leichte Infanterie führt keine Trommeln, sondern nur Hörner; einige kleine Abweichungen in Uniform und Regiments-Emblemen machen den ganzen Unterschied der genannten 20 Rgtr. von der übrigen
Linie aus.
Dennoch genügen diese kleinen Auszeichnungen, um diese
Rgtr. als Elite-Rgtr. in der Armee zu stempeln.
Der Andrang zu
den Offizierstellen ist hier größer, die Preise der Patente sind faktisch zum Theil sogar beträchtlich höher als in den übrigen Regimentern.
Die Bataillone haben nicht
einen für alle Fälle normirten
Kriegsetat; auch sind die sämmtlichen weiter unten angegebenen und detaillirten Etats der ganzen Infanterie zwar die jetzt officiell fest gesetzten, dieselben werden aber durch das Kriegsministerium umge
ändert, je nach den eintretenden gerade
vorliegenden zeitweiligen
Bedürfnissen. So zählte z. B. im Krimkriege keinS der aktiv gewor
denen Bataillone unter 2000 Köpfen, eingetheilt in 12 Dienst-Com pagnien , 4 Reserve - und 4 Depot-Compagnien.
Man nennt hier
im Allgemeinen auch in der Dienstsprache jedes Bataillon ein Re giment.
Auch ist in der That jedes Bataillon hier vollkommen selb
ständig; auch taktisch wird die nächst höhere Einheit als das Bataillon
nicht Regiment,
sondern Brigade genannt.
Es erklärt sich dies
daraus, daß 83 Regimenter überhaupt nur 1 Bataillon und ein zu diesem gehöriges Depot haben, während die Regimenter von 1 bis
25 zwar aus 2 Bataillonen bestehen, diese aber niemals zusammen garnisoniren.
So ist z. B. gegenwärtig vom 14ten Rgt. (Bucking-
hamshire) das Iste Bataillon in Malta, das 2te in Melbourne, die
Depots beider Bataillone aber in Chatham. Von dem sehr schönen 5ten Füsilier-Rgt. (Northumberland-Füsiliers) steht das Iste Ba
taillon in Ferozepore in Bengalen, das 2te in Aldershot. Wenn man die Bezeichnung Regiment in der Armeeeintheilung
119 und Rangliste findet, so geschieht dies nur aus dem Grunde, die
Zahl der Obersten und Regimentsinhaber zu verringern und damit
die hohen Gehälter derselben zu sparen.
Jedes Regiment hat einen
Obersten als Regimentsinhaber; jedes Bataillon hat als Comman deur 1 Oberst-Lieutenant, zuweilen auch 2, ebenso 2 Majors und
1 Sergeant-Major.
Jede Compagnie hat 1 Hauptmann, 2 Sub
altern-Offiziere und 1 Fahnen-Sergeanten (Colour-Sergeant), welcher dieselbe Stelle hier bekleidet wie bei der Cavallerie der Trupp-Ser-
geant-Major und bei der Artillerie der Sergeant-Major der Batterie
resp. Compagnie.
Die Fahnen-Sergeanten sind die ersten Unter
offiziere in ihren respektive» Compagnien, wie unsere Feldwebel, rangiren aber unter dem Regiments-Sergeant-Major, welcher über
haupt der dem Offiziersrang zunächst stehende Unteroffizier ist.
Die Rangordnung der
Unteroffiziere
ist nachstehende:
Der
Regiments-Sergeant-Major, der Schulmeister, der QuartiermeisterSergeant, der Schieß-Instruktor-Sergeant Ister und 2ter Klasse,
der Kapellmeister.
Die bisher genannten sind Stabs-Sergeanten
Ister Klasse, ihnen folgen als Stabs-Sergeanten 2ter Klasse der Tambour-Major, der Pfeifer-Major der Hochländer, der Zahlmeister-Sergeant, Büchsenmacher-, Lazareth-Sergeant, der Regiments-
Sekretair, Fahnen-Sergeant, Schieß-Instruktor 3ter Klasse. rangiren nach dem Dienstalter.
Diese
Dann folgen die Sergeanten, Cor-
porale, und mit diesen in gleichem Range stehen die Bombardiere
der Artillerie, die 2ten Corporale, die Lanzen-Corporale (lance-cor-
poral), und die 2ten Bombardiere (Acting-Bombardiers). Jedes Bataillon hat eine Pionier-Section von 1 Unter offizier und 12 Mann. Dieselben haben die Uniform des Regiments, tragen kein Gewehr, statt dessen ihr Handwerkszeug und ein breites
Seitengewehr, das auf einer Seite Säbel und auf seinem Rücken
Säge ist.
Das Handwerkszeug ist: 6 Schippen, 6 Pikäxte, 4 Spaten,
Nägel zum Geschütz vernageln, Hämmer, Feilen, Brechstangen rc.
Zu Pionieren sollen nur solche Leute des Regiments genommen wer
den, welche kräftig, intelligent und dabei Handwerker oder Mecha
niker sind. Die Section soll wenigstens 2 Zimmerleute und 1 Schmied haben.
120 Die Musik.
Die BataillonS-Musik zählt 1 Kapell-Sergean-
ten, welcher auf der königlichen Militair-Musikschule zu Kneller-Hall
gebildet ist, 1 Corporal und 20 Gemeine, die aber im Etat der
Gemeinen geführt werden.
Der Kapellmeister ist zwar Unteroffizier,
wird aber vom Offizier-Corps als Gentleman behandelt.
Die ganze
Kapelle des Bataillons trägt bei der Infanterie weißen,
Schützen-Bataillonen grünen Waffenrock.
bei den
Die Kapelle derjenigen
Infanterie-Bataillone, die weiße Aufschläge haben, trägt dieselben
in fcharlachroth, sonst hat die Kapelle immer die gleichen Aufschläge wie das Regiment.
Die Garde-Bataillone haben einen Regimentsstab von 1 Oberst, 1 Oberst-Lieutenant und 1 Notar.
Jedes Garde-Bataillon wird
von 1 Major commandirt, einen Zahlmeister hat das Bataillon nicht,
seine Geschäfte versieht der Quartiermeister.
Die schottischen Füse-
lier-Garden und die 9 Regimenter Hochländer haben außer ihren
Tambours und ihrer Musik noch 1 Pfeifer-Major und 5 Pfeifer.
Die Bataillone der Linie zerfallen zu Hause in 10 Dienst-Compag
nien, welche numerirt sind.
Seit 1860 ist die ganze Infanterie
ohne Ausnahme durchweg im Bataillon gleichmäßig in ihrer Mann
schaft, gleichmäßig ausgebildet und auch im Tirailleurdienst geübt. Sogenannte Flanken-, Elite- oder Grenadier-Compagnien hat das Bataillon nicht mehr.
Es wird daher auch, wenn nöthig, irgend
eine der Compagnien als Tirailleurs vorgeschickt.
Seit 1862 stehen
die Compagnien bei Paraden im Bataillon so, daß die Compagnie deö ältesten Hauptmannes ans dem rechten, die des 2ten Haupt mannes auf dem linken Flügel, und die des jüngsten Hauptmannes in der Mitte steht.
Die Depots. Wenn ein Bataillon der Linie nach einer aus
wärtigen Besitzung commandirt wird, so verläßt es das Mutterland mit seinen 10 Dienst-Compagnien und formirt 2 Depot-Compagnien,
welche zu Hause bleiben, die Rekruten ausbilden und jede Art von Verstärkung und Nachschub dem Bataillon ausexerciren und nachschicken. Hat ein Regiment 2 Bataillone und sind beide auswärts, so hat
dasselbe auch 4 Depot-Compagnien im Mutterlande znrückgelassen.
So stehen gegenwärtig die 4 Bataillone des 60sten Linien-Rgts.
121
(Schützen-Corps) in Canada, Bengalen, Madras und Neu-Braun schweig und seine Depots sämmtlich in Winchester. Die Garde formirt, da sie nnr ausnahmsweise nach Auswärts
geht, auch keine Depots; nöthigenfalls ist das zu Hause gebliebene Bataillon im Regimentsverbande gehalten, den Nachschub auszubilden.
Die einzelnen Depots sind in Depot-Bataillone formirt.
Diese
Einrichtung datirt von 1854 und wird vielfach als ein sich schlecht bewährendes System getadelt.
Man sagt, der zu Hause ausexer-
cirte Nachschub genüge dann den Anforderungen der Truppe gewöhn
lich nicht.
Gegenwärtig bestehen 15 solcher Depot-Bataillone.
Sie
sind den Linien-Bataillonen ähnlich organisirt, stehen unter Befehl
eines Oberst-Lieutenants und haben noch je 1 Major, 1 Zahlmeister, 1 Adjutanten, 1 Quartiermeister, 1 Doktor, 2 Assistenzärzte und eine Anzahl Unteroffiziere, unter denen 2 Schieß-Instruktoren. Jedes Depot-Bataillon umfaßt 5—8 Bataillons-Depots.
Offizier-Pferde.
Beritten sind bei der Infanterie nur die
Stabs-Offiziere resp, solche Hauptleute mit dem Brevet-Rang als
Stabs-Offizier, welche den Dienst eines Stabs-Offiziers thun.
Die
Offiziere reiten ihre eigenen Pferde und dürfen die Fourage von
den Lieferanten nur für die nachstehend tabellarisch angegebene Zahl von Pferden beziehen: In Colonien.
Charge.
Nicht mit Hause einer Armee
im Felde.
Pferde.
Stabs-Osfizier, der ein Regiment kommandirt oder eine Truppe nicht unter 400 Mann Stabs-Offizier.................................................. Hauptmann der ein Rgt. kommandirt, oder einen Trupp von nicht unter 250 Mann . Hauptmann.................................................. Schieß-Instruktor............................................. Subaltern....................................................... Adjutant....................................................... Doctor............................................................. Assistenzarzt.................................................. Zahlmeister........................................................ Quartiermeister............................................
Pferde.
Mit einer Armee im Felde.
Pferde.
2 1
2 1
2 2
— 1 — 1 1 — — —
1 — 1 — 1 1 — — 1
— 1 — 2 1 1 1 1
Maulesel od. Packpferde.
2 1 2* 2* 1 1 1
lt lt 2t 2t
* Das 2te Packpferd trägt Compagniebücher und Handwerkszeug für Schuh macher k. t Die 2ten Packpferde tragen Bücher, Verrathe, Medizinkasten.
122 Die in Indien garnisonirenden Bataillone haben einen Erhal tungstrain von auS Eingeborenen bestehenden Dienern. Dieser Train
ist hier bei der Infanterie viel weniger zahlreich alS wir dies bei
den Cavallerie-Rgtrn. in Indien sahen, weil bei diesen jedes Pferd noch seinen besondern Wärter hat.
Zu jedem Bataillon gehören,
wenn es in der Kaserne ist: 20 Führer von Ochsen, die Wasser tragen, 10 Schlauchträger, 30 Kehrer, 2 Arbeiter, Sa. 62 Köpfe und 3 Schmutzkarren.
Wenn das Bataillon marschirt oder im Felde
vermehrt sich dieser Train noch um 20 Träger von Wasserschläuchen (aus Schafsfell) und 10 Arbeiter, so daß der Erhaltungstrain dann
92 Köpfe zählt.
Gefochten hat die englische Infanterie in Aegypten, Spanien, Gibraltar, bei Waterloo, Sebastopol, in Canada, Niagara, MonteVideo, Roleia, am Cap der guten Hoffnung, in Guadeloupe, Marti
nique, Hindostan, Surinam, Java und China. — Gegenwärtig stehen von den 109 Linien-Regimentern die Bataillone nachstehend vertheilt:
in Indien und Ceylon 46 Bataillone, in Canada 8, in Malta 6, in Gibraltar 5, am Cap der guten Hoffnung 4, in Mauritius 2, ebenso
je 2 Bataillone in Neu-Braunschweig, Neu-Schottland, Bermuda; je 1 in Melbourne, Sydney, China, Japan, Neu-Seeland, Jamaica, Barbados, Kinsale, Stirling, Jersey, Kilkenny, Fermoy, Burmah.
Die übrigen Bataillone stehen in England, Schottland, Irland.
Die
10 Colonial-Regimenter stehen in Canada, West-Indien, Ceylon,
am Cap, in Malta, Jamaica und Hong-Kong.
Bon diesen Rgtrn. ist
dasjenige am Cap, berittene Schützen, Cavallerie und das in Malta, so wie das in Jamaica stehende, Artillerie.
Uniformirung und Gepäck. Die Garden haben scharlachrothen Waffenrock,
graue Hosen
mit rother BaSpoil, und unförmig große und langhaarige, schwarze Bärenmützen; an diesen trägt das Grenadier-Rgt. eine weiße, die Coldstream-Garde eine rothe, die schottische Garde aber gar keine
Feder (plume), Plüme (kleines steifes Haarbüschel).
Die Linien-
Rgtr. haben rothen Waffenrock, die Offiziere und StabS-Sergeanten
jedoch scharlachroth, schwarze Hosen für den Winter von Tuch, im
123
Sommer dunkelblaue von Serge, Chako von dunkelblauem Tuch mit
roth und weißem Knopf vorn. pieS.
Die Form ähnlich der unserer Cäp-
Die leichte Infanterie hat auf dem Chako statt des roth und Die Füsilier-Rgtr.
weißen Knopfes vorn einen grünen Roßschweis.
haben eine dunkelbraun gefärbte Pelzmütze von Lammfell, die Offi ziere solche von sehr schönem weichem Otterfell.
Die Form dieser
Mützen ist die der Garde-Jnfanterie-Pelzmützen, aber nicht so un förmlich groß als jene.
Die Füsiliere haben sämmtlich eine weiße
Plüme, nur die 5ten Füsiliere (Northumberland) haben diese roth und weiß.
Die Schützen haben grünen Waffenrock und Hosen, der Chako wie bei der Linie.
Das Lederzeng ist weiß, das Säbelkoppel, ein
Leibriemen mit gelbem Metallschloß vorn, ähnlich unserem.
Die 9 Hochländer-Rgtr. tragen das Hochländerkostüm.
Die
Jacke ist von rothem Tuch wie bei der Linie, der rockartige, karirte, faltige Ueberwurf von der Hüfte bis zum Knie (Kilt) ist regimen terweise in verschiedenen Farben.
in karirten Strümpfen. mit
schwarzen
Die bis ans Knie nackten Beine
5 Rgtr. tragen karirte schottische Mützen
Sraußen- oder weiß
und rothen
Habichtsfedern;
4 Rgtr. haben eine besondere Art Chako mit karirtem Rande; die schottische Füsilier-Garde hat die rothe Mütze mit roth und weiß karirtem Rande.
Die Stabssergeanten der Infanterie, ausgenommen die SchützenCorps, haben eine roth seidene Schärpe über die rechte Schulter, die Sergeanten haben wollene Schärpe.
Der graue Tuchmantel mit
Oberpellerine ist von dickem, schönem, weichem Stoff und reicht bis anö Knie.
Der Tornister von schwarzem amerikanischem Leder enthält, wenn gepackt,
1 Paar schwarzer Tuchhosen,
1 Paar Stiefel, 2
Hemden, 2 Paar Socken, 1 Handtuch, 1 Mütze, 1 Kleiderbürste,
Putzzeug, Schwamm, Tuchhandschuhe, Abrechnungsbuch.
Der Man
tel, viereckig und so groß wie der Tornister zusammengelegt, wird an dessen Rückseite dnrch zwei weiße schmale Lederriemen grade auf
geschnallt; die Blech-Menage mit Ueberzug kommt Tornister.
oben auf den
Gewicht des so gepackten Tornisters ist 23 '/2 Pfd.
Der
124 Tornister wird mit zwei 2" breiten, weißen Trageriemen einfach über die Schultern toeg, an diese befestigt, nicht aber wie bei uns
durch die Verlängerung des Trageriemens mit dem Säbelkoppel in
Verbindung gebracht. Jeder Mann bat 2 schwarzbederne Patrontaschen.
Die größere
mit 50 Patronen wird hinten und so tief getragen, daß sie vier
Finger breit
unter dem Ellbogengelenk hängt.
Die Patrontasche
wird am breiten weißen Lederriemen getragen, der über die linke
Schulter und unter dem Säbelkoppel weg geht.
Derartig ist diese
Patrontasche am Lederbandelier ganz ähnlich der Kartusche unserer Cavallerie.
Die kleine Tasche mit 10 Patronen wird vorn auf der Es kreuzen
rechten Seite und am Säbelkoppel befestigt getragen.
sich daher vorn über der Brust des Mannes der Riemen der gro
ßen Patrontasche und das Leinwandband des Brotbeutels, welcher über die rechte
Schulter gehängt wird.
Der Brotbeutel, wie der
unsrige, wird, wenn leer, auf das Drittheil seiner Länge zusammen gefaltet und in sich aufgeknöpft.
Die Schützen haben schwarzes, die
Hochländer braunes Lederzeug.
Die Bewaffnung. Die ganze Infanterie hat jetzt das Snider-Gewehr, es ist je doch die Einführung des Martini-Gewehrs beschlossen.
Nur die
Sergeanten, Hornisten und die Musik haben ein Säbel-Bajonett
in schwarzer Lederscheide, ebenso die Lazareth-Unteroffiziere und die Leute der Schützen-Corps; alle übrigen Leute der Infanterie haben kein besonderes Seitengewehr, sondern tragen das Bajonett im Sä
belkoppel.
Bei jedem Exerciren wird das Bajonett aufgesteckt.
Die
Sergeanten der Schützen-Corps haben am Lederriemen der Patron tasche eine Pfeife an Metallkette und Beschlag.
Die Hochländer ha
ben das zweischneidige Bergschottenschwerdt in zwei verschiedenen
Längen; das Säbelgehänk über die Schulter getragen.
Die Pfeifer
und der Pfeifer-Major haben schwarz lackirteö Lederzeug. Das Snider-Gewehr ist nur wenig leichter als unser Zünd
nadelgewehr, und vermag in der Minute die doppelte Anzahl Schuß als unser Zündnadelgewehr abzugeben, nämlich 16.
Bis 450' schießt
125 das Snider-Gewehr mit Sicherheit noch in die mannsbreite, bis 1100' in die zugbreite Colonnenscheibe. Das Geschoß ist cylindrisch mit ogivaler Spitze, vorn hat es in seiner Spitze einen etwa 74" langen runden Holzpflock, dessen Oberfläche sich mit der Geschoßspitze vergleicht. Hinten hat das Geschoß ein Cülot, welches mit einem Pfropf von gebranntem Thon geschlossen ist. Die Cülotöffnung im Geschoß ist aber tiefer als der Thonpfropf lang ist. Man will ausprobirt haben, daß der genannte Holzpflock vorn in der Spitze des Geschosses, demselben eine größere Treffsicherheit gebe. Nachstehende Tabelle ergiebt Näheres im Vergleich zum Zündnadel-, Wänzel-, Albini-, Chassepot- und Martini-Gewehr.
Benennung des Gewehrs.
Gewicht des Ge Gewichtswehrs in Kilo Kaliber Verhältniß Ofstciell in gramm. der Ladung eingeführt Milli ohne mit in zum Pulvermeter. Geschoß. Bajonnet. Ladung.
Gewicht in Gramm. des Ge schosses.
Snider-
34,3
Martini-
31,092
5,5059
Chassepot-
25
5,25
Albini-
25
5
Wänzel-
30
4
Zündnadel-
31,09
4,9
Remington-
Metall-Patrone 35
4,21
l:8,i
4,202
England.
4,045
4,980 nichtganz 4
4,223
11,43
1:5,6
4,645
11
1:4,75
11
1:5
Belgien.
1:7,5
Oestreich.
1:6,3
Preußen, Rußland, Italien.
5,330
15,5
Frankreich.
Norwegen, Schweden.
Anmerkung. 500 Gramm — y2 Kilogramm — 1 Zollpfund. Die rasanteste Flugbahn hat das Chassepot-Gewehr. Anzahl Schuß in ter Minute kann abgeben Snider-Gew. 16, Martini-Gew. 22 (?), Zündnadel-Gew. 8. Das Martini-Gewehr soll nach und nach bei der Infanterie zur Ein führung kommen. Der Mechanismus ist einfach und dauerhaft. Der ganze Zündapparat ist im Innern des Verschlußstückes, ein äußerlich sichtbares Schloß giebt es daher nicht. Ein Anzeiger an der Außenseite des Gewehrs, dem Zeiger einer Uhr ähnlich, läßt erkennen ob das Gewehr gespannt ist oder nicht. Vorzeitiges Losgehen der Waffe kann durch eine besonders dazu angebrachte Vorrichtung verhütet werden. Der Lauf des Gewehrs ist von Stahl, nach dem System Henry, hat 7 Züge. Drall 1:20. Die Patrone, von Oberst Boxer construirt, ist von Blech mit Pappendeckel. Man will mit diesem Gewehr auf 1300' eine Scheibe von 21/7 im Quadrat noch mit leidlicher Anzahl Procente treffen.
126
Die Rekrutirung. Jedes Bataillon rekrutirt sich durch Werbung in seinem Haupt
quartier und erhält nach Bedarf Rekruten aus den 7 RekrutirungS-
bezirken, in welche das Land eingetheilt ist.
4 dieser Bezirke sind
in England, 1 in Schottland nnd 2 in Irland.
Jedem Bezirk
steht 1 Stabsoffizier vor, dem ein Stab beigegeben ist.
Die 7 Be
zirke sind in Unterbezirke getheilt unter je 1 Major, Hauptmann oder Lieutenant. Diese Stellen werden auch mit pensionirten Offizieren besetzt. Jeder Bezirk hat eine Anzahl Werbe-Sergeanten, die in ihren Be
zirken verstreut stationirt und die eigentlichen Werber sind.
Der
ganze Rekrutirungöstab zählt 1 General als Inspekteur, im Range eines Brigade-Generals, 7 Stabsoffiziere mit dem Brevet-Rang als Obersten, davon 4 in England, 1 in Schottland, 2 in Irland; ebenso vertheilt 7 Zahlmeister, 7 Stabsärzte, 7 Sergeant-Majors, 45 Ser
geanten, davon 10 in Irland.
Dieser Stab zählt mit im Etat der
Regimenter.
Die Garde-Cavallerie (HauShaltS-Brigade) und die Garde-
Infanterie haben ihre eigene Rekrutirung aus den drei vereinigten Königreichen.
Im Allgemeinen wird erstrebt, daß jedes Regiment
sich aus seiner zugehörigen Grafschaft rekrutirt resp. auS derjenigen,
deren Namen es führt.
In Kriegszeit rekrutirt sich die Linie auch
wohl auS Militia-Regimentern.
Es werden dann zuweilen an ein
zelne Offiziere eines solchen Regiments, welches viele Rekruten zur
Linie gestellt hat, Patente als Linienoffiziere ertheilt.
So wurde
z. B. der Charakter als Oberstlieutenant einigen Majors der Mili-
tia gegeben, Vie während des Aufstandes in Indien 1857 Bataillone
von 1000 Mann aufgeboten hatten.
Nach den ersten 12 Jahren
Dienstzeit erhält Jeder, der sich auf weitere 9 Jahre verpflichtet, eine neue Equipirung, ein Handgeld von 6 Thlr. 20 Sgr. und 2 Monate Urlaub oder Geld dafür.
Eigenthümlich der englischen Ar
mee sind die Knaben, welche aber nicht unter 14 Jahr alt, als Hor
nisten resp, in die Kapelle eintreten dürfen.
Dieselben erhalten die
Regimentsuniform, aber kein Handgeld und müssen sich ebenfalls
127
auf 12 Jahre verpflichten.
Es sind dies meist Soldatenkinder, die
aber nur dann angenommen werden, wenn sie in Folge ihrer gan
zen Statur kräftig genug zu werden versprechen, um später in Reih'
und Glied als Soldaten eintreten zu können. DaS regulaire Alter für Rekruten ist auf zwischen
17
und
25 Jahre festgesetzt.
Die verlangten Körpergrößen sind in englischen Maßen ausge drückt für die Garde-Cavallerie der HaushaltS-Brigade: 5' 6" bis
6', für schwere Cavallerie 5' 8" bis 5' 11", leichte 5' 6" bis 5' 8", Kanoniere wenigstens 5' 6", Fahrer wenigstens 5' 4", Handwerker
wenigstens 5' 6", Sappeure mindestens 5' 6", Fahrer 5' 4".
den Train ist der Minimalsatz 1" weniger als für Artillerie.
Für
Garde-
Infanterie mindestens 5' 8 */z", Linien-Infanterie mindestens 5' 5". Bei 5' 6" bis 8" Körpergröße wird der Brustumfang von 33",
bei 5' 8" bis 10", der von 34", bei Körpergröße über 10", 35" Brustmaß verlangt.
Die Fahrer der Artillerie und der Ingenieure
müssen immer wenigstens 34" Brust haben. Man sucht zu Berittenen Leute vom Lande und solche zu be
kommen, die schon früher mit Pferden zu thun gehabt.
Nach abge
legter Dienstzeit von 21 Jahren kann der Mann, ohne ein besonde res Wieder-Engagement einzugehen weiter dienen, wenn er es will,
und kann bei 3 monatlicher Kündigung auch jederzeit den Dienst quittiren.
Nach
21 jähriger Dienstzeit und darüber,
erhält der
Mann Pension, die je nach der Charge und der Länge der abgeleg ten Dienstzeit zwischen monatlich 6 Thlr. 20 Sgr. und 35 Thlr.
schwankt.
Unter Umständen werden kleinere Pensionen auch bei
weniger als 21 jähriger Dienstzeit bewilligt.
Läuft die Dienstzeit
eines Mannes ab während das Regiment außerhalb Englands ist, so kann die Dienstzeit durch den Commandeur der Station des Re
giments bis auf 1 Jahr, aber nicht darüber verlängert werden. Soldaten von guter Führung wird es als besondere Vergünstigung
gestattet, sich nach einigen Dienstjahren von ihrem weiteren Dienen loszukaufen.
In der Cavallerie müssen solche dafür je nach der
ihnen obliegenden Dienstpflicht zahlen höchstens 200 Thlr., in der
Infanterie 133 Thlr. 10 Sgr., Neger 80 Thlr.
Im Durchschnitt
128 waren im Jahre 1864 von je 1000 Rekruten der englischen Land
macht 563 aus England und Wales, 112 aus Schottland, 319 aus Irland und 6 aus den Colonien und der Fremde. Bon den im Jahre 1864 eingestellten Rekruten waren 3 %
noch unter-17 Jahren; 6%, 17 und 18 Jahre alt; 31%, 18 resp. 19 Jahre; 19 % zählten 19 bis 20 Jahre; 12 %, 20 bis 21
Jahre; 7 %, 22 bis 23, 5%, 24 bis 25 Jahre; 3 % waren 25 Jahre alt und darüber.
Das englische Volk wurde schon im Ein
gänge als kräftig und von großer Statur geschildert.
Wir sehen auch
hier 32 % des Ersatzes der Armee im selben Jahre 5' 6", und
24 %: 5' 7", 15 %: 5' 8" und % %: 6' und darüber messend. (Die Maße sind englisch.
3' engt. — 2,914' preußisch.)
Durchschnittlich an Kranken, welche der Effektivstärke ab
gingen, waren 1864 im vereinigten Königreich 4% %.
Am schlech
testen ist der Gesundheitsstand der Truppen in China, welche über
8% Kranke hatten, am gesundesten ist Neu-Schottland mit nur 2,7% Kranken.
Die Sterblichkeit in 1864 stellte sich bei den
Weißen Truppen der Landmacht, das Mutterland und die Colonien summarisch genommen, auf 1,61%.
Hiervon kommen auf das ver
einigte Königreich auf 1000 gerechnet: 9,99, Mittlmeer 6,88, Bri tisch-Amerika 23,10, Westindien 13,92, St. Helena 7,53, Cap der
guten Hoffnung 8,71, Mauritius 11,74, Ceylon 34,59, Australasia 22,67, China 45, Indien 21,93, auf dem Schiffe 11,47, giebt Summa totalis von 1000 Mann jährlich 16,1.
West - Afrika ist
die ungesundeste aller englischen Besitzungen und man verschweigt daher officiell die hierher gehörigen Angaben.
Invalide werden
jährlich 2,24%.
Die Ausbildung des Mannes und das Cxerciren. Häufige und kurze Exercirstunden werden dem mehrstündigen Cxerciren ohne Unterbrechung vorgezogen.
In Folge der langen
Präsenz-Zeit exerciren alte Soldaten kaum mehr als 2 Stunden an einem Tage.
Ausgenommen hiervon sind die Manöver- und Jn-
spicirungstage, aber auch an solchen wird der Mann selten mehr als 3 bis 4 Stunden angestrengt.
Das Bataillon (Regiment) wird
129
in drei Exercir-Klassen getheilt.
Die I. Klasse zählt die völlig Aus
gebildeten, die II. Klasse die Ungeschickten, Widerspenstigen und Solche,
die noch in irgend einer Beziehung schwach sind.
Die II. Klasse
exercirt für gewöhnlich mit der I. zusammen, ebenso auch mit im
Bataillon, hat aber außerdem noch Extra-Exercirstunden für sich allein.
In dieser II. Klasse bleibt der Mann bis er sich zur Ver
setzung in die I. eignet.
Die HI. Exercir-Klasse besteht aus den
Rekruten und Solchen, die besonders zurück sind, vielleicht in Folge längerer Krankheit oder Strafhaft.
Die Leute dieser Klasse sind
vom Exerciren im Bataillon ausgeschlossen. Die Mannschaften sind in Corporalschaften unter je 1 Avan-
cirten getheilt, die Rekruten in besondere.
Es bestehen Elite-Cor
poralschaften, in welche die besten Exercirer nach Maßgabe ihres Verdienstes versetzt werden.
Ist der Rekrut mit den ersten An
fangsgründen vertraut, so werden Einzelne vorgezogen und müssen
ihre eigenen Corporalschaften zeitweise selbst instruiren und exerci ren.
Hierbei muß der Rekrut, resp, der alte Soldat, alle Fehler
laut rügen, die er an seinen Kameraden bemerkt.
Diese gegenseitige
Instruktion soll Interesse und Verständniß des Mannes heben, ihn
vorbereiten zum Unteroffizier und dem Hauptmann Gelegenheit bie ten, die zum Avancement sich qualificirenden Leute herauszufinden.
Die gesammte englische Infanterie rangirt bei jedem Exerciren und Manövriren in 2 Gliedern.
Bei der Ausbildung des Rekru
ten rc. werden die einzelnen Exercir-Trupps (squad) zuerst in 1
Glied formirt mit loser Tuchfühlung resp, mit Intervall von Arms
länge; dann Nummern abgezählt, die ungraden ins I., die graben ins II. Glied.
Der Oberstlieutenant mit seinen Majors, dem Ad
jutanten und dem Sergeant-Major beaufsichtigen die Ausbildung und das Exerciren der Leute, der Rekruten wie der alten Soldaten, der Hauptmann nur die seiner Compagnie.
Die DL Exercir-Klasse
wird immer sehr bald formirt, um die Besseren nicht aufzuhalten.
Neben dem Exerciren werden Freiübungen gemacht und mit Vorliebe bajonettirt und geturnt.
Beim Exerciren werden zeitig schon bei
der ersten Ausbildung nachstehende Commandos durch bestimmte An
zahl von Schlägen auf eine Trommel gegeben: „Rührt Euch" und, Minor. Englische Landmachi.
9
130 wenn im Marsch, „Rechts- resp. Linksum-Kehrt," „Halt," „Rührt Euch."
Die Stellung.
Absatz au Absatz, Fußspitzen auswärts, beide
Füße unter 60° zu einander, die Arme grade herunter hängend,
Hände mit dem Handteller nach vorn, Dau
Ellbogen nahe am Leibe.
men am Zeigefinger, Schultern zurück, Brust vor, Oberkörper nach
vorn, so daß
das Gewicht des Körpers mehr auf dem vorderen
Theil des Fußes ruht; Kinn angezogen.
„Stillgestanden" (attention).
Dies die Stellung auf
Bei „Rührt Euch" (stand, at
ease) werden die Ellbogen nahe am Leibe gehalten und zuerst die
linke Hand hochgehoben und mitten vor den Leib horizontal gehalten, mit dem Damnen ans Säbelkoppelschloß.
Hierauf wird die rechte
Hand ebenso hochgehoben und mit ihrem Handteller auf den Rücken der
linken Hand so gelegt, daß man das Zusammenklatschen beider Hände deutlich hört.
Mit dem Heben der rechten Hand gleichzeitig wird der
rechte Fuß 5" rückwärts gesetzt, das linke Knie dabei leicht nach vorn gebeugt.
Wenn nach dem Commando „Rührt Euch" dem Mann das
Bewegen seiner Glieder erlaubt werden soll, so ist hierzu ein zweites
Commando erforderlich; dasselbe heißt: „Steht leicht" (stand easy).
Erst auf dieses Commando darf sich der Mann im Gliede freier bewegen, ohne jedoch seine Stellung zu verlassen.
Zur besseren Er
haltung der Richtung wird auch wohl extra dazu befohlen, den lin ken Fuß auf seinem Fleck zu lassen.
Ist commandirt „Steht leicht,"
so wird zuerst, der Regel nach, commandirt „Augen Rechts" und
dann „Stillgestandcn" (attention) „Richt Euch" (dress), wenn nö
thig und hierauf „Angen gradcaus" (eyes-front).
Die Wendungen.
Sitif 6 um (to the Left-face).
Der'rechte
Hacken wird gegen die Höhlung des linken Fußes gepreßt, die Ze
hen gehoben und die Wendung auf beiden Absätzen ausgeführt.
Im
Allgemeinen muß der linke Absatz den Boden nie verlassen und das eigentliche Pivot sein.
Der rechte Fuß wird bei „Rechtsum"
zu
rückgesetzt, bei „Linksum" vorgezogen, und unterstützt die Drehung.
Die Kniee bleiben grade.
Rechtsum der rechte Fuß etwas zurück
genommen, mit seiner Höhlung gegen den linken Hacken gepreßt,
Schuhspitzen gehoben, auf beiden Absätzen gedreht.
Schultern dabei
131
grade gehalten.
„Kehrt" wird sowohl Rechts wie Linksum gemacht,
meist aber Rechtsum. Der linke Hacken wird gegen den Ballen
Rechtsum-Kehrt.
des rechten Fußes gepreßt, Schuhspitzen gehoben, die Wendung mit graden Schultern auf beiden Absätzen ausgeführt, und der linke
Fuß dann in die Grundstellung herangezogen.
Zu diesen Wendun
gen tritt noch die ’/, Wendung hinzu, bei Diagonalmärschen ange wandt.
Bei kurzen Commandos wird als Avertissement „Vorsicht"
(caution) immer noch vornweg gegeben.
Gegrüßt wird in 4 Tempi durch Handanlegen an die Kopf bedeckung.
Angetreten wird immer mit dem linken
Das Marschiren.
Fuß.
Man hat 3 Marschtempi:
„der langsame Schritt 75 = 181,8' (preußisch) in der Minute,
„der rasche
Schritt
110 = 266,5'
dito
-
„der Geschwindschritt (Dauerlauf) 150 — 436,5'
dito
Bei uns ist der Marsch 112 Schritt in der Minute ä 28" Länge.
Beim langsamen und raschen Schritt ist der einzelne Schritt 29" (preußisch) lang, beim Geschwindschritt (double time) 34,8".
Endlich ist der kurze Schritt beim Rechts-, LinkS-Schließen und bei „kurz getreten" 9'/," laug.
Gemessen von Absatz zu Absatz.
Rekrut muß diese drei Schrittarten begreifen lernen.
Der
Erreicht wird
dies durch die Trommel, den Pendel und den Schritt-Cirkel.
Die
Trommel wird in dem Tempo der zu erlernenden Schrittkadcnz ge
schlagen und zwar wird die Trommel nur dann gerührt, wenn der Trupp hält.
Sobald der Mann antritt, hört die Trommel auf
resp, wird nach dem Halten der Takt auf der Tronunel aufs Neue
geschlagen.
Um aber diese selbst immer in dem richtigen Tempo zu
schlagen, richtet man sich nach dem Pendel.
Solcher Exercir-Pendel
giebt es von mancherlei Construktion; ist aber kein solcher zu er langen, so wird eine Metallkugel, an eine nicht dehnbare Schnur
befestigt, so aufgehängt, daß sie als Pendel frei schwingen kann. Die erforderlichen Längen des Pendels für die einzuübenden Schritt kadenzen sind von seinem Aufhängepunkte an bis in den Mittelpunkt
der Kugel gerechnet, für den langsamen Schritt 24,13", für den
9*
132 raschen 11,27" und für den Geschwindschritt 6,05" (preußisch Maaß). Die Länge des Schrittes selbst zu reguliren, hat man einen stell baren hölzernen Gürtet, dessen Beine etwa 3' lang sind. Ebenso sind die Schrittlängen an irgend welcher Stein- oder Holzplatte am Exercirplatz verzeichnet. Der Marsch selbst geschieht nur im langsamen Schritt mit gradem Knie, also grade vorn ausgestrektem Bein. Der Fuß soll dabei dahin gesetzt werden, wo er hin zeigt und nicht zurückgezogen. Das Aufsetzen des Fußes auf den Boden leicht, ohne Stampfen. Beim raschen Schritt wird der Fuß nur 3" über den Boden erhoben. Ein Strecken des Beines, resp. gradeS Knie bei dem nach vorn gebrachten Bein ist hier nicht vorgeschrie ben. Es geschieht daher auch aller englischer Parademarsch mit krummen Knieen. Der Geschwindschritt (Dauerlauf) geschieht mit gekrümmtem Ellbogen, beide Unterarme flach an die Seiten ge drückt. Es wird beim Dauerlauf besonders darauf gehalten, daß der einzelne Schritt auch sehr räumlich wird und die vorgeschriebenen 34,8" (preußisch) auch wirklich erreicht. Der kurze Trot gilt als gänzlich verfehlte Uebung. Alle Uebungen werden zuerst nach Zäh len gemacht und vom Leichten allmählich zum Schweren überge gangen. Das Schwenken (wheeling). Wird vom Stehen aus ge schwenkt, so macht der Flügelmann des Pivots zuerst für sich allein die entsprechende Wendung. Z. B. bei „Rechts-schwenkt" (Rightwheel. Slow-march) macht der rechte Flügelmann Rechtsum, hebt den rechten Arm rechtwinkelig nach oben gebogen grade aufwärts, so daß das Ellbogengelenk und die rechte Schulter in gleicher Höhe, die Hand aber wenig höher als der Kopf steht. Jetzt erst beginnt die Schwenkung nach den bei uns üblichen Regeln. Es wird auch rückwärts, aber nur in Sektionen abgeschwenkt durch RückwärtsTreten. Hierbei macht wieder der Flügelmann des Pivots zuerst die Wendung z. B. bei „Rechts-Rückwärts schwenkt" (On the right backwards-wheel. Slow-march) macht der Pivot-Flügelmann Linksum die übrigen treten rückwärts, sich mit dem Pivot einrich tend. Solche Rückwärtsschwenkungen dürfen nur in Sektionen ober höchstens mit 12 Rotten vorgenommeu werden. In der Regel wird
133
In Sektionen ge
nur in Zug- oder Compagniefront geschwenkt.
schieht dies meist nur dann, wenn rückwärts. Das bei uns gewöhnliche Abschwenken in Sektionen wird hier ersetzt wie folgt.
Vom rechten Flügel wird in beiden Gliedern in
Nummern zu 1 und 2 abgezählt. „Formirt Biere tief"
Es erfolgt dann das Commando
(form fours deep).
Hierauf richtet das
zweite Glied einen Schritt von 11,6" rückwärts und hält.
Dann
schließen die Nr. 2 beider Glieder je 1 Schritt von 20,3" grade rückwärts und einen ebensolchen Schritt Rechts, so daß alle Nr. 2
Vordermann haben auf Nr. 1 ihres Gliedes.
Es stehen derartig
die Rotten zu 4 mit Lücken von je 1 Mannesbreite.
Auf das jetzt
gegebene Commando „Rechts- oder Linksum" ist die Formation er
reicht, welche unsere Sektionen vertritt.
Es wird jedoch diese For
mation zu 4 tief noch mehrfach angewandt, z. B. beim Ablegen des
Gepäcks und sind je zwei solcher Rotten als engste Feldkameradschaft zu betrachten.
Zur Wiederherstellung der Front aus der Formation
zu 4 tief wird nur das Commando „Front"
gegeben resp, im
Marsch „Halt, Front" (halt-front). Formation der Compagnie in Linie. sind nicht beritten.
Die Hauptleute
Die Leute werden nach der Größe rangirt so
zwar, daß auf den beiden Flügeln die größesteu, in der Mitte die
kleinsten Leute stehen.
Der Hauptmannn steht auf dem rechten Flü
gel des ersten Gliedes, hinter ihm im zweiten Gliede ein Sergeant, der an die Stelle des Hauptmannes tritt, sobald dieser seinen Posten zu verlassen genöthigt ist.
Die übrigen Offiziere und Unteroffiziere,
in sich gerichtet, schließen 3 Schritt hinter dem zweiten Gliede.
Der
Lieutenant, Vordermann auf die zweite Rotte vom linken Flügel, der Ensign, Vordermann auf die Mittelrotte, die Unteroffiziere gleich
mäßig vertheilt. Im schließenden Gliede stehen, wenn die Compagnie allein exercirt, auch die ihr zugehörigen Hornisten und Pioniere.
Die
Compagnie marschirt in Front entweder in dieser eben beschriebe
nen Ordnung mit aufgeschlossenem zweiten Gliede, oder mit geöffne ten Gliedern.
Hierzu kommt das Commando „zweites Glied rück
wärts richt Euch"
(Rear rank take open-Order), worauf die
Offiziere sämmtlich 2 Schritt vor die Front treten, das zweite Glied
134
nimmt 3 Schritt Abstand vom ersten, die Schließenden 3 Schritt Abstand vom zweiten Gliede. Vei den Schwenkungen macht das Pivot die entsprechende Wendung für sich, der Hauptmann tritt vor den Flügelmann, dann erfolgt die Schwenkung, der Hauptmann tritt, resp, bei „Linksschwenkt" marschirt wieder die Front ausrichtend nach seinem Posten. Man übt und exekutirt hier auch die schwierigen Schwenkungen um die Mittelrotte einer Linie (Compagnie oder Zug), wobei die eine Hälfte der Linie vorwärts, die andere Hälfte rück wärts schwenkt. Den Commandos: „Compagnie Halt (Company halt, dress, eyes-front) folgt noch das Commando „steady,“ worauf geschieht, was sonst meist schon auf „eyes-front“ geschieht, nämlich das Eintreten der Points. Der Echellons-Marsch. Bei diesem wird aus der Forma tion der Compagnie in Linie, in Sektionen oder in Zügen „Rechts" oder „Links" ‘/8 abgeschwenkt und dann gehalten. Hierauf tritt auf Commando „Marsch" Alles wieder gleichzeitig an nnd marschirt grade aus in der durch 7S Schwenkung gewonnenen Richtung. Es ist dies ein Diagonalmarsch, die einzelnen Abtheilungen echellonartig hinter einander. Die Griffe mit dem Gewehr. Unser „das Gewehr Ueber" hat der Engländer zwar, er trägt so aber sein Gewehr nur beim Exereiren oder auf dem Marsch, nie aber ans Schildwache. Auf Posten hat er fein Gewehr immer im Arm und zwar das Gewehr hoch, so daß der Hahn desselben auf dem horizontal gehaltenen lin ken Unterarm aufliegt, die linke Hand dabei vor dem Koppelschloß (the Support). Ist das Bajonett beim Exereiren noch nicht aufge steckt, so wird auf das Commando „trail-arms“ das Gewehr hori zontal in der rechten Hand bei nach unten ausgestrecktem Arm getra gen. Die übrigen Griffe den unsern analog. Der Parademarsch geschieht im raschen Schritt; nur die Füsilier-Regtr. haben als Auszeichnung auch den Desilirmarsch im langsamen Tempo und mit geöffneten Gliedern. Die Musik zu die sem Marsch (slow-march) ist mehr als 200 Jahre alt. Die Offi ziere mit 3 Schritt Abstand vor dem ersten Gliede marschierend, salutiren den die Parade Abnehmenden durch Senken des Säbels und
135 Legen der linken Hand an die Kopfbedeckung.
schieht in 6 Tempi.
Das Salutiren ge
Die beiden Fahnen des Bataillons neben ein
ander in der Linie der Offiziere.
Beim Parademarsch im raschen
Schritt treten die Offiziere in die Glieder ein, wie dies bei der Formation der Compagnie in Linie gesagt wurde; die beiden Fah nen, die Fahne der Königin (Queens colour) und die RegimentsFahne (regimental colour) in der Linie der Schließenden.
Jede
der beiden Fahnen wird von einem Subaltern-Offizier in einem breiten Bandelier getragen, 2 Fahnen-Sergeantcn (colour-sergeant) neben jedem der Offiziere.
ringen Stärke der
Der Parademarsch geschieht bei der ge
Compagnien
gewöhnlich in Compagnie-Front.
Zuerst die Musik, die gegenüber dem die Parade Abnehmenden Posto faßt, dann die Pionier-Sektion, meist die ältesten und am wenigsten
hübschen Leute, dann die Compagnien.
Coutre-Marsch, Reihenmarsch und die übrigen Elementarbewegungen analog denen unseres Reglements. Das Compagnie-Quarre wird zu 4 Gliedern Tiefe formirt, Offiziere und Unteroffiziere in der Mitte, die beiden vordersten
Glieder kniend.
Außerdem wird noch gegen plötzliche Cavallerie-An-
griffe bei aufgelöster Ordnung der Compagnie, Tirailleur-RaillirungsQuarre (Knäuel) (rallying square) gebildet.
Je nach der Anzahl
der zum zerstreuten Gefecht Aufgelösten und je nach der Dringlichkeit der Umstände werden zwei, drei oder mehrere solcher Quarres ge bildet.
Der Offizier hebt als Commando hierzu den Säbel hoch,
darauf sammeln sich die nächsten Leute nm ihn und zwar bei 24
Mann in zweigliederiger, bei 48 Mann in dreigliederiger und bei
80 Mann in viergliederiger Aufstellung. Formation und Exerciren des Bataillons. stellung ist zweigliederig.
beritten.
Die Auf
Die Stabsoffiziere und der Adjutant sind
Wenn außer dem Commandeur (Oberstlieutenant) nur ein
Major da ist, soll noch der älteste Hauptmann beritten sein, nöthigen-
falls muß der Adjutant die Stelle des zweiten Majors vertreten. Die berittenen Offiziere haben besonders für Alignement und Ein richten der Points zu
sorgen,
wozu, soweit dies angängig und
zu Fuß möglich ist, auch der Sergeant-Major benutzt wird.
Die
136 Berittenen bilden zum Theil selbst mit Points.
bei uns.
Die Richtung wie
Bei Formationen nach der Mitte ist der jüngere Major
linker, der Adjutant rechter Flügel-Point.
Der langsame Schritt
ist nur für Paraden; alle andern Exercitien und Evolutionen gesche
hen im raschen, die Deployements meist im Geschwindschritt.
Da
die einzelnen Compagnien, zwar nummerirt, aber doch von beiden
Flügeln nach der Mitte zu, dem Dienstalter ihrer Chefs gemäß, ran-
giren, so wechseln sie öfter ihren Platz.
Die Rottenzahl der einzel
nen Compagnien wird durch gegenseitige Ausgleichung im Bataillon egalisirt.
Ich sah bei einer Inspicirnng die Compagnien ä 25 Rot
ten stark in Front stehen.
Der Fahnentrupp ist selbstständig und
vom ältesten Offizier darin commandirt.
Die Fahne der Königin
rechts, links daneben die Regimentsfahne, zwischen beiden und auf
beiden Flügeln je 1 Fahnen-Sergeant (colour-sergeant), dahinter
im zweiten Gliede 2 Unteroffiziere, möglichst große und starke Leute
und zwischen ihnen ein Fahnen-Sergeant.
Bei Aufstellung deö Ba
taillons in Front steht der Fahnentrupp, zwischen der 3ten und 4ten Compagnie, in der Mitte desselben.
Bei bloßer Parade-Auf
stellung stehen die Musik und die Tambours, resp. Hornisten, 12 Schritt vor der Tsten-Compagnie, die Pioniere in 2 Gliedern 6 Schritt vor der hier mehrgliedrig rangirten Musik.
Bei Parade-
Aufstellung in Linie steht die Kapelle 12 Schritt hinter dem Centrum, Tambours und Hornisten in der Höhe der Kapelle und hinter der
2ten und 5ten Compagnie.
Compagnie.
Die Pioniere hinter der rechten Flügel-
Der Zahlmeister, die Doktoren, der Quartiermeister 3
Schritt hinter der Kapelle.
1 Offizier steht auf dem linken Flügel
des Bataillons im ersten Gliede. Wenn das Bataillon manövriren soll, so steht die Musik auf
dem linken Flügel; die Tambours, Pfeifer, Hornisten und Pioniere
treten dann bei ihren respektiven Compagnien in das Glied der Schließenden ein.
Es wird ferner durch Abzählen vom rechten Flü
gel das Bataillon in den rechten und linken Flügel (wing) be stimmt.
Die Iste bis 5te Compagnie sind der rechte, die 6te bis
lOte Compagnie der linke Flügel.
Dies Abzählen geschieht durch
die Hauptleute selbst, die auf das Commando des BataillonS-Com-
137 mandeurS: „Teil of the Bataillon“ 1 Schritt vor die Front treten
Der Hauptmann der rechten
und Rechts- resp. Linksum machen.
Flügel-Compagnie zählt „Nr. 1, rechte Compagnie," der der 2ten Compagnie vom rechten Flügel zählt „Nr. 2, linke Compagnie" rc.
Die Evolutionen selbst im Bataillon analog denen in der Compagnie. Soll ein Bataillon im Feuer avanciren, so geschieht dies
staffelweise.
Auf das Commando hierzu, vom Commandeur gegeben,
übernimmt der 2te Major das Commando über den linken Flügel,
die 6te bis 10te Compagnie, und läßt von diesem Salvenfeuer auf die befohlene Entfernung abgeben.
Hierauf commandirt der Iste
Major, der das Commando über den rechten Flügel übernommen hat: „Rechter Flügel Marsch," avancirt 30 Schritt, hält und giebt Salvenfeuer rc.
Beim Zurückgehen des Bataillons im Feuer wird
dasselbe Berfahren beobachtet, jedoch gehen hierbei die einzelnen Flü gel immer nur 15 Schritt zurück, halten, feuern und nehmen den andern Flügel auf rc.
Bei diesem Avanciren und Zurückgehen im
Feuer bleibt eine Fahne immer auf jedem inneren Flügel der Staf feln; 2 Fahnen-Sergeanten bleiben mit der Fahne der Königin bei
der rechten Staffel, die übrigen Leute des Fahnentrupps auf dem
rechten Flügel der linken Staffel mit der Regimentsfahne.
In der
Bewegung haben die Leute immer die Fühlung und die Augen nach
den Fahnen, d. h. nach der Mitte, zu nehmen.
Der Adjutant ist
hinter dem linken Flügel der rechten, der Sergeant-Major hinter
dem rechten Flügel der linken Staffel. Die Colonnenformatiou.
Das Bataillon formirt sich in
Rechts oder Links abmarfchirte Sektions-, Zug- und CompagnieColonnen und zwar mit ganzer, viertel oder aufgeschlossener Distance. Bei der geöffneten und
geschlossenen Colonne sind die Distancen
entweder gleich den Frontlängen der hinter einander stehenden Ab
theilungen oder gleich 2 Schritt, gemessen von der Hacke des 2ten
Gliedes einer Compagnie bis zur Hacke des ersten Gliedes der da hinter stehenden Compagnie.
Die Colonne mit viertel Distance wird
bei Exercitien der Brigade, überhaupt bei größeren Truppenkörpern, gern angewandt.
Zu den genannten einfachen Colonnen tritt noch
die Doppelkolonne (double column);
dieselbe
wird gebildet wie
138 unsere reguläre Angriffscolonne, durch Rechts- resp. Links-Abmarsch der Compagnien über und unter der Fahne, die 5te und 6te Com pagnie vorn in Front.
In derselben Weise wird die doppelte Zug-,
Das Setzen in Colonne
Sektions- und Colonne zu Vier gebildet.
nnd das Deplohiren geschieht Rechts und auch Links.
Deplohirt wird
auch auf die hinterste Compagnie in der Colonne.
Bei dem De
plohiren sowohl wie bei dem in Colonne-Setzen machen, die stehen
bleibende Compagnie ausgenommen, alle die Formation zu Viere tief, dann Rechts- resp. Linksum „Marsch."
Derartig wird die er
forderliche Flankenbewegung ansgeführt. Die Commandos beim Setzen in Colonne sind: Open (quar
tet distance or close column in rear of Nr. 1).
Hierauf „Be
rn aining Companies form fours-right,“ dann „Quick-march,“
dann Halt — front, „Dress,“ endlich commandirt der erste Major „steady,“ nachdem die Bewegung ansgeführt ist. Bei dem Deplohiren
wird zunächst, lvie bei uns, die Linie durch heranöspringende Unter offiziere als Points festgelegt, dann „Viere tief" formirt, Rechts oder Linksum Marsch, und sobald die zweite Wendung gemacht ist, von diesem Punkte an im Dauerlauf in die Frontlinie eingerückt bis auf 2 Schritt.
Hier giebt der Hauptmann das Commando
Halt — Dress up, Eyes — front, worauf die Compagnie in die
Frontlinie einrückt, sich mit Augen Rechts etnrichtet und die Au
gen
grade aus nimmt.
So
wie man cs hier zum Gegenstand
der Uebung und der Vorstellung macht ans jede, momentan befoh lene, Compagnie in der Colonne zu deplohiren, so macht man auch Im Bataillon Achsschwenkungen um irgend welche, grade als Pivot
befohlene
Compagnie,
wobei
das bereits beschriebene Rückwärts
schwenken stete Anwendung findet.
Ich sah alle diese schwierigen
Evolutionen mit großer Ruhe und recht gut ausführen. Die Quarres.
Das Bataillon formirt Quarre zu 4, zu
2 Gliedern tief nnd das volle Quarre.
Das Quarre zu 4 Glie
dern Tiefe ist das gewöhnliche, das zu 2 Gliedern soll nur ange
wandt werden, wenn Bagage und Wagen zu schützen sind und nur
Infanterie-Angriffe zu erwarten stehen. tener und gegen Cavallerie-Angriffe.
Das volle Quarre ist sel Das Quarre zu Vier tief
139 wird aus der einfachen und aus der Doppel-Colonne formirt auf irgend eine der Compagnien.
Ist das Quarre auf die Tßten-Com-
pagnie, die Iste Compagnie, formirt, so stehen die Iste und 2te Com
pagnie hintereinander vorn in der Front.
Die 3te und 4te Com
pagnie jede in 2 Hälften (Sektionen) getheilt, schwenken auswärts
und bilden die rechte und linke Seite des Qnarres.
Diese Seiten
setzen sich jede zusammen ans der halben 3ten und 4ten Compagnie,
in Sektionsfront neben einander, aber 4 Glieder tief.
seite des Quarrcs bilden die 5te und 6te Compagnie.
Die Rück
Im Innern
ist Raum genug für die Offiziere, die Sergeanten, die Musik.
Die Echellonsmärsche.
Steht das Bataillon in Linie, so
schwenken die Compagnien in Compagniefront */8 Rechts oder Links, dann „Halt," „Bataillon Marsch."
Auf diese Weise wird eine Art
Diagonalmarsch und damit Marschdirektions- und Frontveränderung
Diese Echellon-Bewegung wird in diesem Sinne sehr viel
erreicht.
fach angewandt, auch wird unser compagnieweises Einschwenken in
Linie aus dieser Formation gemacht. Das Bajonettiren.
Bei der nationalen Vorliebe des Eng
länders zum sport wird auch diesem Dienstzweig große Sorgfalt zu gewandt und hierin auch sehr Gutes erreicht.
Den Stich gewandt
zu machen, übt man das Stechen nach aufgehängten und frei schwe
benden Kugeln.
Formirt sich die Compagnie
oder das Bataillon
zum Bajonettiren, so werden 2 resp. 4 Glieder gebildet.
Das 2te
Glied 4 Schritt vom Isten, das 3te Glied 3 Schritt vom 2ten, das
4te Glied 3 Schritt vom 3ten.
Deckung zur Erde — Stich. den Kopf.
Geübt wird hierbei Folgendes: 1)
2) Hohe Deckung — Stich.
3) Decke
4) Verkürze die Waffe (hierbei wird das Gewehr in
Höhe der Schultern und horizontal gehalten, nach hinten zurück gezogen) — Stich.
Stich.
5) Deckung vorwärts — Rechts-Stich — Links-
Diese Exercitien werden ansgeführt mit der linken Schulter
und dem linken Beine vor.
„Gewehr auf Schulter
march."
Zum Aufhören erfolgen die Commandos: (Shoulder-arms),
Form line, Quick
Nach Wiederherstellung von Reih' und Glied „Order
arms“ oder Gewehr ab und „Rührt Euch" (Stand-at-ease).
Bei
140 Vorstellungen werden die 5 Uebungen hinter einander, ohne die ein
zelnen Commandos zu geben, exekutirt.
Mehrere Bataillone zusammen bilden im Exercirverbande wie
in taktischer Beziehung die Brigade, mehrere Brigaden die Division, mehrere Divisionen das Armee-Corps.
Eine schon im Frieden be
stehende Eintheilung der ganzen Armee in Corps, Divisionen, Bri gaden existirt nicht.
Taktisches. Da die Infanterie durchweg gleichmäßig bewaffnet ist, so wird
der früher der leichten Infanterie vorzugsweise zufallende Dienst jetzt gleichmäßig von der ganzen Infanterie gethan.
Hierher rechnet
die Verwendung zum zerstreuten Gefecht, zur Avant- und ArritzreGarde.
Agirt eine Division gegen den Feind, so formirt sie sich in
Avant-Garde, Gros und Reserve.
Ueber Stärke und Zusammen
setzung dieser drei Abtheilungen entscheidet die dem Corps gestellte Aufgabe,
die Zusammensetzung und Stärke des Corps
Terraingestaltung.
und die
Als ganz allgemeine Regeln Avant-Garde */4 bis
*/„ Gros 7i stark, beide zusammen % des Ganzen, die Reserve */4. Cavallerie in Avant-Garde und Reserve, Artillerie nur dann auch in
der Avant-Garde, wenn diese ziemlich stark und schon für sich allein nachhaltigeren Widerstand leisten soll.
In der englischen Armee
kommen auf 1000 Mann Infanterie etwa 90 Cavalleristen und 2%
Feld-Geschütze. Tirailliren.
Ein zum Tirailliren vorgeschicktes Bataillon
der Avant-Garde formirt eine Tiraillenr-Linie, hinter dieser die Soutiens nnd hinter diesen in dritter Linie die Reserve; oder es
formirt sich in 2 Linien, Tirailleurs und Soutiens, oder es löst sich auch ganz in Tirailleurs auf, um so die Bewegungen des nach
folgenden Gros zu verschleiern.
Bei der Theilung deS Bataillons in
Tirailleurs, Soutiens, Reserve soll eine gleiche Anzahl Compagnien
als Tirailleurs aufgelöst, wie als Soutiens zusammen gehalten wer
den;
die Reserve aber
%
des Ganzen betragen.
Eine ausge
schwärmte Compagnie soll eine Compagnie als Soutiens hinter sich,
141
3 ausgeschwärmte Compagnien, 3 andere Compagnien als SontienS
und 4 als Reserve hinter sich haben. Die Tirailleure immer in Rotten ä 2 Mann fechten in In tervallen von 3 Schritt, 6 Schritt und bis 9 Schritt von einander.
Der vordere Mann jeder Rotte hat die Direktion nach vorn, der
Hintere nehmen.
den Abstand vom Soutien
in besonderen Augenmerk zu
Die Distancen zwischen den Tirailleuren und Soutiens,
so wie der Reserve richten sich nach dem Terrain.
Im Allgemeinen
sollen Soutiens und Reserve nicht mehr als ganz unerläßlich dem Auf der freien Ebene gilt hierbei
feindlichen Feuer ausgesetzt sein.
als allgemeiner Anhalt: das Soutien bleibt 243 Schritt hinter den
Tirailleuren, die Reserve 364 Schritt hinter den Soutiens.
Von
der Reserve der Avant-Garde bis zu den Teten des Gros 600 Schritt. Tirailleure müssen jede Falte und Deckung im Terrain geschickt
benutzen und stets, wo es immer angeht und der Regel nach knieend oder lang auf dem Boden liegend, feuern.
Tirailleure haben nicht
während des Avancirens, sondern erst nachdem sie sich wieder gesetzt,
ihr wohlgezieltes Feuer abzugeben.
Offiziere, welche Soutiens com-
mandiren, haben neben ihrer Hauptrücksicht auf geeignete Unter
stützung der Tirailleure, auch auf die eigene Deckung zu achten. Das Soutien legt sich immer nieder, sobald dadurch mehr Scho
nung vor dem feindlichen Feuer erreicht werden kann.
Soutiens ha
ben sich so zu placiren, daß sie vor Cavallerie-Attaquen möglichst sicher sind, oder doch wenigstens denselben, vom Terrain begünstigt, leichter widerstehen können.
Immer aber ist ihre Stellung so zu wählen,
daß sich die Tirailleurs leicht auf sie zurückziehen können.
Der die
Reserve commandirende Offizier hat seine Verbindung mit den Sou
tiens und die eigene Deckung besonders zu beachten.
Da die Reserve
schon durch ihren größeren Abstand mehr dem feindlichen Feuer ent
zogen ist, so fällt ihr besonders die Aufgabe zu, die Tirailleure und Soutiens geeignet zu nnterstützen und die Verbindung nach hinten
mit dem Gros zu unterhalten.
Steht der Feind mit Cavallerie ge
genüber, so formirt sich die Reserve in Colonne, bei feindlichem Ar-
tilleriefeucr in Linie.
Zwischen Tirailleurs und Soutiens, so wie zwi-
142 scheu diesen und der Reserve sind Unteroffizier-Posten zu je 1 oder
2 Unteroffizieren als verbindende Zwischenglieder aufzustellen,
je
nach Bedarf.
Außer den auch bei unS eingeführten Signalen, mit welchen die Bewegungen und das Feuer der Tirailleurs mittelst Hornisten
geleitet wird, treten hier noch für die gejammte Infanterie die Sig
nale: „Niederlegen" und „Anfstehen" hinzu. Schwärmt die ganze Compagnie aus, so folgt der Hauptmann
mit dem Hornisten hinter der Mitte der Linie, der älteste SubalternOffizier hinter dem rechten, der zweite hinter dem linken Flügel.
Das Ausschwärmen geschieht nach Vorwärts und Seitwärts, oder
bloß nach einer Flanke zu aus jeder aufgeschlossenen oder Viertel-
Distance-Colonne, aus der Echellon-Colonne und aus der Formation
in Linie, und zwar bei Colonnen sowohl aus dem Halten wie auch aus dem Marsch.
Im Marsch geht dann die Sektion der Mitte
oder der designirten Flanke, auf welche das Ansschwärmen befohlen wird, gerade aus vor, die übrigen machen die erforderliche halbe
Wendung nach einer Seite oder nach beiden Seiten nach auswärts und avanciren, sich zerstreuend im gewöhnlichen raschen Schritt.
Bei Cavallerie-Angriffen formiren sich die Tiraillenre in die schon
genannten Raillirungs-Quarres (Rallying squares).
dieser zerstreuten Ordnung wird stets Rechtsum Kehrt gemacht.
In ES
wird hervorgehoben, daß auch bei der Formation des Bataillons in Linie bei allem Exerciren und Manövriren das Jener zumeist so
abgegeben wird, daß beide Glieder niederknieen.
Nachstehende Ta
belle ergiebt detaillirt, wie sich ein Bataillon ä 10 Compagnien aus
der Biertel-Distance-Colonne zum Tirailleurgefecht formirt:
143 Tirailleure des rechten Flügels.
Tirailleure der Mitte.
Tirailleure des linken Flügels.
Dauerlauf. Iste Comp. Marsch. Sektionsweise Liuks schwenkt. Von der Mitte aus Vorwärts in Echellons. So breiten. bald sie Luft haben: „Links ausbreiten." 3te Compagnie.
Das linke Soutien.
Das Mittel-Soutien.
6te Compagn. Marsch. Mit Lektionen Links schwenkt. Vorwärts (in Echellons). Wenn hinter der Mitte der Tirailleure — Compagnie formiren.
4te Compagnie: Marsch.
2te Compagnie. Dauerlauf. Rechts schwenkt.
Vorwärts
(in Echellons) und sobald es angängig: „Nach Rechts ausbreiten." Das rechte Soutien.
5te Compagn.
Marsch, in
Sektionen Rechts schwenkt. Vorwärts (in Echellons). Hinter der Mitte ihrer Ti railleurs: „Compagnie for miren."
D i e Reserve. Die 7ie, 8te, 9tc, lOte Compagnie formircn sich in Linie oder bleiben in Colonne je nach den Umständen.
Soll ein Bataillon ä 10 Compagnien tirailliren und dabei die
Hälfte der Compagnien ausschwärmen, so bilden analog dem vor hin Gesagten, die Compagnien 1 bis 5 die Tirailleur-Linie und die
Compagnien 6 bis 10 die Soutiens.
Wenn es erforderlich wird
die Tirailleurs abzulösen oder zu verstärken, so geschieht dies immer
am besten, indem die Soutiens von dem Fleck aus, wo sie stehen, sich als Tirailleure auflösen, dann vorgehend die Position der ersten
Linie besetzen und die bisherigen Tirailleurs sich dann im Dauer lauf hinter die Ablösung zurückziehen, hier Compagnie sormiren und bis zur Reserve zurückgehen.
pagnien als Soutiens vor.
Diese schickt ihrerseits andere Com
Nur beim Zurückgehen ziehen sich zuerst
die Tirailleure im Dauerlauf hinter die Front der noch in sich ge
schlossenen Soutiens, welche letzteren dann, sobald es geht, sich wie der in Tirailleurs auflösen. Ueber Passiren von Defileen, über Defile- und Dorf-Gefechte gelten die auch bei uns maßgebenden allgemeinen Regeln.
Nach vor
wärts und seitwärts ausgeschickte Patrouillen, bestehend aus 1 Ossi-
144
zier, 1 Sergeant, 12 Mann, oder aus 1 Unteroffizier und 6 Mann, wie solche auch analog von der Cavallerie gegeben werden, sind ent
sprechend weit vorzuschiebende Fühlhörner nach dem Feinde zu.
Die
Avant-Garde soll das nöthige Handwerkszeug, namentlich Spaten mitführen, um sich einschneiden zu können.
Die Avant-Garde einer
marschirenden Colonne formirt sich in 4 Theilen und zwar wenn
eine Compagnie stark: Vorderste Spitze 1 Unteroffizier 4 Mann, hiervon 50 Schritt rückwärts und ebenso weit Rechts und Links je 4 Mann als Seitenläufer; 71 Schritt dahinter, aber Vordermann
auf die Spitze, der älteste Lieutenant mit 1 Sektion als Soutiens; 121 Schritt dahinter der jüngste Lieutenant mit 1 Sektion, und hin
ter dieser 243 Schritt der Hauptmann mit dem Rest als Reserve.
Die Teten des Gros bleiben von der Reserve der Avant-Garde
bei Tage 605 Schritt, bei Nacht 363 Schritt ab.
Die Spitzen und
Seitenläufer so wie die Patrouillen sind immer in ihrer Stärke der
Größe der ganzen Avant-Garde anzupassen.
Die Stärke und Zu
sammensetzung einer Arriere-Garde richtet sich nach den lokalen Ver hältnissen und danach, ob ein mehr oder weniger starkes Nachdrängen
vom Feinde zu erwarten ist.
Häufig wird es Aufgabe der Arriere-
Garde sein, den eigenen Streitkräften das Passiren einer Brücke, eines
Defiles zu erleichtern, indem sie selbst den alleinigen Kampf mit dem Feinde aufnimmt.
Die Arriöre-Gardc ist auch genügend mit Aexten
und Handwerkszeug auszurüsten.
Die Flanken
eines Corps
auf
dem Rückzüge sind durch besondere Flanken-CorpS zu decken, da ein
nachdrängender Feind stets bemüht sein wird, seine Angriffe auf die
Flanken des Gegners zu richten. Feldwachen und Vorposten.
Jede Truppe im Lager und
erforderlichen Falls auch im Cantonnement muß sich durch vorge
schobene Feldwachen und Vorposten sichern. Arten
von Feldwachen.
Die
Man unterscheidet 2
Iste Art Feldwachen, Außenposten
(outlying piquet) sind zumeist um eine beträchtliche Entfernung vor
daS Lager vorgeschobene Lager- resp. Sicherheitswachen, welche die eigentlichen Vorposten erst aussetzen.
Die 2te Art Feldwache (inlying
piquet) Alarmwache, bleibt im Lager, aber in voller Bereitschaft, um bei Alarm der Feldwache draußen, als erste und sofortige Ver-
145 stärkung zu dienen.
Diese Alarmwacht hat durch aufgestellte Zwi
schen-Posten von je 1 Mann, Schnur-Posten, mit den Feldwachen, und durch Patrouillen, die sie bis vorn zu den Vorposten streifen
läßt, in steter Communikation mit der Feldwache erster Art zu bleiben. Zahl nnd Stärke der ausznstellenden Feldwachen wird bedingt von
der Terrainbeschaffenheit, von der Ausdehnung der zu bewachenden Linie und der Anzahl der auszusetzenden Vorposten.
Diese sind im
mer Doppelposten nnd so eng bei Tage und bei Nacht zu stellen, daß jeder Posten seinen rechten und linken Nachbar-Posten sehen resp,
noch deutlich gewahr werden kann, so daß zu keiner Zeit irgend Je mand unbemerkt durch die Posten-Chaine hindurch dringen kann. Lagert eine Brigade, so stehen die Feldwachen und Posten un
ter einem Stabsoffizier du jour, oder es zieht auch ein ganzes Re
giment mit allen seinen Offizieren auf Feldwacht.
Sind die Vor
posten nicht weit vor den Haupttrupp vorgeschoben, so erhalten sie etwas rückwärts nur einfache Soutiens.
Sind die Vorposten aber
weiter vorpoussirt, so werden hinter ihren Soutiens in zweiter Linie noch mehr oder weniger starke Abtheilungen als Reserve (Feldwacht)
postirt.
Die Truppe auf Feldwacht wird in drei Theile getheilt;
der erste ist auf Vorposten, die beiden andern in den SoutienS. Der Stabsoffizier du jour ist bei der Reserve. werden die Posten stündlich abgelöst.
In der Nacht
Sind vorspringende und ein
zelne Punkte zu besetzen, so werden dahin Feldwachen besonders un
ter Befehl eines Offiziers oder Unteroffiziers je nach der Bedeutung
des Punktes detachirt, analog unserer stehenden Patrouille.
Bei
Tage sind die Vorposten weiter von einander, bei Nacht, dickem Wet ter oder Nebel enger anfzustellen.
Bei Nacht soll immer ein Mann
des Doppelpostens ruhig auf seinem angewiesenen Fleck verbleiben, der zweite Mann aber soll nach rechts und bis zu seinem NachbarPosten im
steten Patrouilliren bleiben.
Jedem Posten und jeder
Schildwache ist es erlaubt, 20 bis 30 Schritt auf und ab zu ge hen.
Ravins oder Gehölz in der Nähe einer Postenkette sind ent
weder durch detachirte Feldwacht zu besetzen oder durch häufige Pa trouillen abzusuchen.
Die Enden einer Borpostenlinie sucht man irgend wie im TerMinor, Engl. Landmacht.
10
146 rain geeignet anzulehnen, nach inwendig etwas zurückzuziehen, resp,
verstärkt man sie durch aufgestellte besondere Detachements unter einem Offizier.
Jede Feldwache soll eventuell sich mit Verhauen
resp. Erdbrustwehren unter Mitwirkung der Pioniersektion, die jedes
Regiment (Bataillon) hat, verstärken.
Wenn sich die Vorposten für
die Nacht mehr zurück und zusammengezogen haben, so treten die Feldwachen eine Stunde vor Tagesanbruch wieder ins Gewehr, Pa trouillen werden vorgeschickt, sich zu vergewissern ob der Feind noch
seine gestrige Position inne behalten. Alles wieder seine frühere Aufstellung.
Ist dies der Fall, dann nimmt
Hat der Feind sich aber ver
ändert, so wird dies sofort rückwärts ins Hauptquartier gemeldet.
Da Angriffe auf Vorposten rc. gewöhnlich bei Tagesanbruch erfol
gen, so geschieht ihre Ablösung auch um diese Zeit. Patrouillen.
Das nöthigste und das beste Mittel überra
schende feindliche Angriffe zu verhüten und Nachrichten vom Feinde
zu erhalten sind die Patrouillen, ohne welche, selbst wenn die Vor posten noch so alert und wachsam sind, ein guter Sicherheitsdienst ganz unmöglich ist.
Wie die Patrouillen zu führen, ihre Stärke
und bis wie weit dieselben vorzuschicken sind, ist von jedesmaligen und sehr wechselnden Verhältnissen abhängig.
Allgemein ist festzu
halten, daß, wenn der Feind nahe ist, alle halbe Stunden bei Nacht
und stündlich bei Tage eine solche Patrouille abzuschicken ist.
samkeit, Ruhe, Umsicht ist jeder Patrouille Pflicht. jedes laute Wort muß vermieden werden.
Wach
Jeder Lärm,
Man hat solcher Pa
trouillen
1) Visitir-Patrouillen; dieselben gehen von Posten zu Po sten die ganze Chaine entlang, dann zurück und über die Feldwachen
und Soutiens weg.
Zweck dieser Patrouille ist Absuchen des Zwi
schenterrains und die Vorposten daran zu gewöhnen, gegen Alles was sich ihnen nähert zu verfahren, als ob es der Feind selbst wäre. 2) Patrouillen zur Auskundschaftung des Feindes, analog un
seren Schleich-Patrouillen.
Diese sind die Posten des Feindes ent
lang resp, durch sie hindurch zu schicken.
Einer Schleich-Patrouille
müssen einzelne besonders begabte und intelligente Leute mit schar-
147 fern Ohr und Auge als Fühler voran gehen.
Eine Patrouille muß
vor Allem unnützes Schießen und Alarmiren vermeiden.
Sobald
die der Patrouille voran gehenden Leute Fußtritte hören (bei Nacht), so ziehen sie sich ans die Patrouille selbst zurück.
Sollte man das
Annähern eines stärkeren feindlichen Trupps gewahr werden, so werden sofort zwei Mann von der Patrouille zum Melden an den
Offizier der Feldwache rückwärts
geschickt.
Wird eine Patrouille
durch den Feind bemerkt, so zieht sie sich, wenn es geht, ohne Schie
ßen auf die Feldwache zurück, wird sie aber direkt angegriffen, so schießt sie so viel als möglich.
Das Schießen ist für die Vorposten,
Patrouillen, Feldwachen immer Alarmsignal. Stößt eine Patrouille auf eine feindliche, so ist es immer klü
ger ohne Schießen sich zurückzuziehen, schon darum weil jedes Schie
ßen vorn als Alarmsignal für die Feldwachen gilt und weil die ganze Aufgabe von Patrouillen und Vorposten ist, nicht zu fechten, sondern
nur zu sehen.
Eine starke Schleich-Patrouille ist jedesmal kurz vor Tagesan
bruch zur Recognoscirung des Feindes abzusenden.
Diese Patrouille
muß ganz besonders vorsichtig und klug zu Werke gehen und immer darauf Bedacht nehmen, daß sie leicht auf feindliche Colonnen, die
sich zum Angriff für Tagesanbruch formiren, stoßen kann.
Wird
eine Feldwache vom Feinde angegriffen, so hat der Commandeur derselben immer zu bedenken, daß er nicht zurückweichen darf, viel
mehr stets das Gefecht annehmen und selbst sich gänzlich aufopfern
muß, um dadurch den Truppen rückwärts die nöthige Zeit zu ge winnen, sich in Gefechtsbereitschaft zu setzen.
Vorposten und Feld
wachen machen kein Honneur vor Offizieren. Aus dem Gesagten erhellt, daß die Engländer beim Ausstellen
ihrer Vorposten und Feldwachen ähnlich wie die Russen, Franzosen und Italiener der Kosakentrupp-Posten-Manier huldigen.
Die klei
neren Soutiens (etwa 1 Unteroffizier, 6 Mann) zwischen den eigent lichen Vorposten und den eigentlichen Feldwachen bilden die zweite
Sicherheitslinie. Die Aufstellung in Schlachtlinie ist noch die alte, durch die Lineartaktik vorgezeichnete.
Wenn man die langen dünnen Linien 10*
148 knieend oder liegend ihr Feuer abgeben sieht, denkt man unwillkür
lich an ihren großen Helden Wellington und sein „Auf Garden und
auf sie" (up guards and at them) bei Waterloo.
Eine dichte Ti-
railleur-Linie voran, dann das erste Treffen in langer dünner Linie
formirt; ebenso 300 Schritt dahinter das zweite Treffen.
Die ein
zelnen Bataillone stehen mit 6 Schritt Intervall in der Fenerlinie und geben knieend ihr Feuer ab.
Die Reserven stehen weiter rück
wärts in einem dritten Treffen in Colonnen formirt, aber außer halb des feindlichen Feuerbereichs.
Diese Colonnen
sind RechtS-
oder Links- abmarschirte Compagnie-Colonnen oder auch Colonnen Dieselben sind besonders vor Artilleriefeuer durch
nach der Mitte.
geschickte Benutzung von Terrainbedeckungen zu schützen.
Die For
mation in Colonnen soll immer rechtzeitig aufgegeben und alle At
taquen in Linie ansgeführt werden. Die gewöhnliche Aufstellung der Artillerie ist auf beiden Flü
geln der Infanterie, resp, nur auf dem einen derselben; sie hat 35
Schritt Abstand von dieser zu halten und sich nur mit ganzen Ge fechtsintervallen zu bewegen.
die Bataillone in Colonnen
Wenn
stehen, so ist die Artillerie nur auf einer Flanke.
Die Cavallerie
steht hinter den Flügeln der ganzen Aufstellung rückwärts und seit
wärts, möglichst gedeckt.
Etats. Die in Indien stehenden Regimenter haben einen ErhaltnngSTrain ans Eingeborenen und zwar: In der Kaserne.
Mehr wenn auf dem Marsche.
20
—
.
10
20
Kehrer............................................................................
30
—
.........................................
2
10
Summa.
62
30
Koth-Karre......................................................................
3
—
Führer von Wasser tragenden Ochsen (Pnckallies) Träger von Wasserschläuchen (Bheesties)
Arbeiter (Bildar).
.
.
.
.
149 Etat eines Garde-BataillonS zu 10 Compagnien. Grenadier- u. Schottische ColdstreamFüsilier-Garde. Garde.
Charge. Offiziere. Major................................... Hauptmann und Oberst-Lieutenant........................ Lieutenant und Hauptmann Ensign und Lieutenant. . Schieß-Instruktor ist im Etat der Subalterns mit eingerechnet. Adjutant............................. Quartiermeister . . . . Assistenzarzt........................
1 10 12 8
1 10 12 8
1 1 1 oder 2
1 1 1 oder 2
34 oder 35
34 oder 35
Stabs-Sergeanten I. Klasse.
1 1 1 1 —
1 1 1 1 —
. \ . 1 Stabs-Sergeanten II. Klasse. . . '
1 — 1 1
1 1 1 1
— 1 10 1 29
— 1 10 1 29
/Musik-Corporal........................ Wionier-Corporal....................... ul,b ®I,cb ^Musiker .
— 1 39
— 1 39
...................................
10 700 16 —
1
10 700 16 5
Summa.
814
|
820
Summa.
Unteroffiziere und Leute.
Sergeant-Major . . . 1 Schulmeister........................ Quartiermeister-Sergeant. Schieß-Instruktor-Sergeant Capellmeister-Sergeant. . Tambour-Major . . Pfeifer-Major . . . Büchsenmacher-Sergeant Regiments-Sekretair .
Musik-Sergeant . . . . Schneidermeister-Sergeant . Colour-(Fahnen-)Sergeant . Sergeant-Koch........................ Sergeanten.............................
FPioniere. (Gemeine.
Tambours oder Hornisten . Pfeifer................................... Summa Offiz., Unterofsiz. u. Gem.
849 oder 850 | 854 oder 855.
Anmerkung. Jedes Garde-Regiment hat einen RegmtS.-Stab, bestehend aus 1 Oberst-Lieutenant, 1 Doktor - Major und 1 Auditeur. Der Oberst ist nicht im Regmts.-Etat. Die 3 Bataillone der Grenadier-Garde haben 4, die je 2 Bataillone der Coldstream- und der schottischen Füsilier-Garde ha ben je 3 Assistenzärzte. Jedes Garde-Bataillon hat eine Kapelle von 1 Musikmeister-Sergeant, 1 Sergeant, 1 Corporal und 19 Gemeine, die aber im Etat von Reih' und Glied eingerechnet sind.
150
Etat eines Linien-BataillonS. Wenn dasselbe in England oder Irland steht.
Zahl.
Etat.
Etat.
Zahl.
Oberst............................................
1
Oberst.............................................
Oberst-Lieutenant......................
1
Oberst-Lieutenant......................
1
Majors.......................................
2
Majors.......................................
2
Hauptleute.................................
10
Hauptleute..................................
12
Lieutenants..................................
12
Lieutenants..................................
14
Ensigns................................
8
Ensigns................................
10
Zahlmeister..................................
1
Zahlmeister.................................
1
Adjutant.......................................
1
Adjutant.......................................
1
Ouartiermeister............................
1
Quartiermeister............................
1
Doctor.......................................
1
Doctor..................................
1
Assistenzarzt.................................
1
Assistenzarzt..................................
1
Sergeant-Major............................
1
1
Sergeant-Major.......................
1
.
.
.
1
Sergeant-Kapellmeister
.
.
.
1
Sergeant-Quartiermeister.
.
.
1
Sergeant-Quartiermeister.
.
.
1
Sergeant-Zahlmeister ....
1
Sergeant-Zahlmeister ....
1
Büchsenmacher-Sergeant .
1
Büchsenmacher-Sergeant .
1
1
Lazareth-Sergeant.......................
1
10
Colour-Sergeant......................
12
30
Sergeanten..................................
38
.
1
Sergeant-Kapellmeister
,
Wenn es in Colonien steht.
.
.
Lazareth-Sergeant...................... Colour-(Fahnen-)Sergeant
.
.
Sergeanten................................. Sergeant-Schieß-Instruktor .
.
.
.
1
Sergeant-Schieß-Instruktor .
Sergeant-Koch............................
1
Sergeant-Koch............................
1
Tambour-Major......................
1
Tambour-Major.......................
1
Tambours..................................
20
Tambours..................................
24
....
1
Corporale.......................................
Gemeine.......................................
Regiments-Sekretair
Summa.
.
....
1
40
Corporale..................................
50
560
Gemeine.......................................
570
709
Regiments-Sekretair
Summa.
.
749
151
Etat eines Linien-Bataillonö im Begriff nach Auswärts abzurücken. 10 DienstCom pagnien.
Charge. Oberst............................ Oberst-Lieutenant . . Majors....................... Hauptleute .... Lieutenants .... Ensigns....................... Zahlmeister .... Schieß-Instruktor ist in den Subalterns schon eingerechnet. Adjutant...................... Quartiermeister . . . Doctor............................ Assistenzarzt .... Summa Offiziere |
1 1 2 12 14 10 1
1 1 1 1
Charge.
10 DienstCom pagnien.
* g (Sergeant-Major. . . e Quartiermstr.-Sergeant g3*^ t Schieß-Instruktor-Srgt. l Kapellmeister-Srgt. . .
1 1 1 1
xx ü S tf)
/Tambour- ob. Hornisten\ Major...................... !Zahlmeister-Sergeant . j Büchsenmacher-Sergeant iLazareth-Sergeant . . Megiments-Sekretair .
1 1 1 1 1
Sergeant-Koch............................ Colour-(Fahnen-) Sergeant . . Sergeanten..................................
45
Tambours oder Hornisten. . . Total-Summa. |
1 12 38 50 750 24 929
Etat des Stabes der Depot-Bataillone. Etat 1867—1868. Depot-Bataillone.
Charge. Jedes Bataillon.
Oberst - Lieutenant............................................. 1 Majors................................................................... Stabs - Capitain.................................................. > Adjutant............................................................. Hauptmann - Schieß - Instruktor....................... Assistent............................................................. Zahlmeister........................................................ Quartiermeister.................................................. Doctor................................................................... Assistenzarzt........................................................ Unteroffiziere........................................................ Summa.I Anmerkung.
2 oder 3
Summa für alle 15 Bataillone.
15 18 1 15 —
I (
1 1 oder 2
|
1 1 1 1 7 oder 8
14 bis 18
I
15 15 15 15 118 227
Die Schieß-Instruktoren sind regimentirte Offiziere.
152
Gesammtstärke der Infanterie 1867/68. Benennung.
Unteroffi Offiziere. ziere und Leute.
Total.
OffizierPferde.
Fuß-Garde.
Grenadier-Garde, 3 Bataillone. . . | Coldstream-Garde, 2 Bataillone . . Schottische Füsilier-Garde, 2 Bataillone
109 2436
2545
3809
70,748
74,557
2028
44,744
46,772
79 312
133 6668
Dienst-Bataillone................................. Depot.......................................................
— —
— —
Summa die Linie
—
Linie. Dienst-Bataillone zu Hause und in den Colonien. Linie ) Schützen ) 89 Bataillone.... Hochländer )
17
t < t
572 37 35
I n Indien. Linie ) Schützen 52 Bataillone.... Hochländer)
440
Depots. Etats........................................................ Depots von Rgmtrn., die in Indien
212 7080
49 —
121,329 7080 1128,409
1036 49 1085
Summarisch.
Die Jnspicirungen. Jedes Regiment der Cavallerie, jedes Bataillon Ingenieure
oder Infanterie und jede Artillerie-Brigade wird jährlich zweimal durch einen General des Stabes inspicirt, und zwar einmal Anfang
Mai und das andere Mal Anfang Octcber.
Die Jnspicirungsbe-
richte werden dem General en chef, Herzog von Cambridge, einge
reicht.
Solche halbjährliche Jnspicirungen werden sowohl in Eng
land wie auch in allen auswärtigen Besitzungen abgehalten
und
richtet sich hier der Zeitpunkt für dieselben nach dem verschiedenen Klima.
Die Jnspicirungsberichte der Brigade-Generale gehen zu-
152
Gesammtstärke der Infanterie 1867/68. Benennung.
Unteroffi Offiziere. ziere und Leute.
Total.
OffizierPferde.
Fuß-Garde.
Grenadier-Garde, 3 Bataillone. . . | Coldstream-Garde, 2 Bataillone . . Schottische Füsilier-Garde, 2 Bataillone
109 2436
2545
3809
70,748
74,557
2028
44,744
46,772
79 312
133 6668
Dienst-Bataillone................................. Depot.......................................................
— —
— —
Summa die Linie
—
Linie. Dienst-Bataillone zu Hause und in den Colonien. Linie ) Schützen ) 89 Bataillone.... Hochländer )
17
t < t
572 37 35
I n Indien. Linie ) Schützen 52 Bataillone.... Hochländer)
440
Depots. Etats........................................................ Depots von Rgmtrn., die in Indien
212 7080
49 —
121,329 7080 1128,409
1036 49 1085
Summarisch.
Die Jnspicirungen. Jedes Regiment der Cavallerie, jedes Bataillon Ingenieure
oder Infanterie und jede Artillerie-Brigade wird jährlich zweimal durch einen General des Stabes inspicirt, und zwar einmal Anfang
Mai und das andere Mal Anfang Octcber.
Die Jnspicirungsbe-
richte werden dem General en chef, Herzog von Cambridge, einge
reicht.
Solche halbjährliche Jnspicirungen werden sowohl in Eng
land wie auch in allen auswärtigen Besitzungen abgehalten
und
richtet sich hier der Zeitpunkt für dieselben nach dem verschiedenen Klima.
Die Jnspicirungsberichte der Brigade-Generale gehen zu-
153
nächst an die Generale, welche Divisionen resp. Stationen commandiren; diese fügen den Berichten ihre eigenen Bemerkungen zu und
und reichen sie dann dem General-Adjutanten, resp, dem Herzog von Cambridge ein.
Die Inspicirung erstreckt sich auf die kriegsbrauchbare Ausbildung der Trnppe, das Exerciren im Regiment, Bataillon, in der Brigade resp. Batterie und das Tirailliren bei der Infanterie, auf die Qua
lifikation der Offiziere und Beamten, auf Revision der Bekleidung,
Ausrüstung, Verpflegung, des Zustandes der Pferde, der Beschaffenheit
und Sauberkeit der Kasernen, Ställe, Arrest-Lokale, Kammern, Latri nen, Lazarethe und endlich auf Revision sämmtlicher Bücher. Der Gang einer solchen Inspicirung eines Füsilier-Rgts. zur Zeit in Aldershot,
der ich beiwohnte, ist folgender: Das Regiment (Bataillon) stand
mit feldkriegsmäßigem Gepäck und seinen beiden Fahnen in Linie.
Als der General mit seinen zwei Adjutanten ankam, blies die Ka pelle, hinter der Mitte der Bataillonsfront postirt, den Generals-
Salut.
Der General sprengte im kurzen Galopp (canter) bis 40
Schritt vor die Mitte der Front, hielt hier und begrüßte das Ba
taillon, welches das Gewehr präsentirte, durch Abnehmen seines Fe derhutes.
Statt des Generals-Salutes spielt die Musik bei Präsen
tiren vor
gekrönten Häuptern, und vor Prinzen
des
königlichen
Hauses die englische Nationalhymne „God save the Queen“, deren
Melodie ganz genau dieselbe ist als die unserer preußischen „Heil
Dir im Siegerkranz," und dabei werden die Fahnen gesenkt.
Nach
dem Salut ritt der General, in Halb-Uniform aber mit breiter
Schärpe in Gold und Roth, der Bataillons-Commandeur rechts ne
ben ihm, langsam die Front des ersten Gliedes herunter und besah jeden einzeluen Mann.
Seine beiden Adjutanten, staff-officers
(Stabs-Offiziere) genannt, ritten dabei nebeneinander und 10 Schritt vor dem General die Front entlang.
Gliedes angekommen,
Am linken Flügel des ersten
hatte das zweite Glied und die Schließenden
rückwärts gerichtet und der General ritt ebenso daö zweite Glied
ab.
Der ganze Anzug des Soldaten in Reih' und Glied ist sehr
gut und sehr sauber, Kopf- und Bart-Haar mit ganz besonderer Sorgfalt gepflegt.
Die durchschnittlich großen und jung aussehen-
156 Rekruten die sich als unbrauchbar herausgestellt, werden nam
haft
gemacht unter gleichzeitigem Anschluß
der Namen derjenigen
Aerzte und Offiziere, welche dieselben als brauchbar angeworben ha ben.
Ueber die Anzahl der seit der letzten Jnspicirung eingestellten
Remonten, deren Befund, Zustand und Ausbildung der Pferde, Be
schaffenheit der Offizier-Pferde und wie viel Pferde anszurangiren
sind wegen Dienstunbrauchbarkeit wird ebenfalls rapportirt. Diese Jnspicirungsberichte haben ferner anzugeben:
„ob der
Felddienst sorgfältig geübt worden ist, und ob bei der Cavallerie und Infanterie das Aussetzen von Bedetten, Vorposten und Feld wachen Gegenstand öfteren Exercirens gewesen ist: ob der Zustand
der Waffen und ganzen Ausrüstung befriedigt, alle Bücher richtig ge führt sind; welche gerichtlichen Bestrafungen und welche Beschwerden
vorgekommen; ob ein unziemliches Schimpfen oder grobe Redens
arten auch allenthalben von Offizieren sorgfältig vermieden wird." Diesem Berichte schließen sich an die Urtheile über Aerzte, Thierärzte, die Militairgeistlichen, Regimentsschnlen, die Bibliotheken, die Spar
kasse und die Anzahl der Leute mit guten Führungs-Abzeichen und Zulagen. Wenn Generale bei der Jnspicirung einen größeren, allgemei
nen Fehler zu rügen finden, so sind dieselben, so wie die ihrerseits zur künftigen Vermeidung derselben angeordneten Maßregeln, in das
bei der Truppe geführte „General-Ordre-Buch" einzutragen.
Bon
diesem Befehl jedoch ist eine Abschrift dem confidentiellen Rapporte
beizulegen, welcher an den General-Adjutanten geht.
Derjenige Ge
neral, welcher die nächste Jnspicirung über die Truppe abhält, hat
darüber zu berichten, wie solchen ins „General-Ordre-Buch" einge tragenen Befehlen Seitens der Truppe geeignete und erfolgreiche
Nachachtnng zu Theil geworden ist.
Den confidentiellen Rapporten
sind noch folgende Speciallisten beizufügen:
1) Ein namentliches Verzeichniß der unbrauchbaren Rekruten und aller als Invaliden zu Entlassenden.
2) Eine Liste über die vorgekommenen Vergehen und verhäng ten Strafen.
3) Eine Liste für Rehabilitirung von Soldaten.
157 4) Erschossene Scheibenbilder und welche Uebungen im Distanceschätzen vorgenommen worden sind.
I n st i t u t e. a. Die königliche Militairschule Sandhurst.
Der Zweck
dieses EollegS ist, Söhne guter Familien zu Offizieren in der Ca-
vallerie oder Infanterie zu erziehe».
Jnnge Leute, welche in das
Colleg ausgenommen werden wollen, müssen sich beim Herzog von Cambridge darum bewerben, von dessen Zusage der Aufnahme es ab hängt, ob sie sich an der abzulegenden Eintrittsprüfung betheiligen dürfen.
Zöglinge dürfen beim Eintritt nicht unter 16 und nicht über
19 Jahre alt sein, nur Studenten werden für die Cavalleric noch bis 23, für die Infanterie bis 21 Jahre angenommen. kursus dauert 18 Monate.
Der Schnl-
Nur Zöglingen dieser Schule werden
zuweilen Patente ohne Kaufgeld ertheilt, wenn sie das Schlußexamcn
besonders gut bestanden haben und sich besonders darum bewerbe». Unter besonderen Umständen, in einzelnen Fällen und für besondere Verdienste können allerdings auch Unteroffiziere Patente erhalten,
jedoch ist immerhin die Zahl der so kreirten Offiziere ein verschwin dend kleiner Bruchtheil des Ganzen.
Der Etat dieser Schule ist:
1 Gouverneur, 1 Commandant,
1 Major und Studien-Inspektor, 1 Adjutant, 1 Zahlmeister, 1 Quartiermcister, 1 Stallmeister, 1 Caplan, 2 Aerzte, 15 Militair- und 14 Civil-Professoren.
getheilt.
300 Zöglinge (Cadetten) in 3 Compagnien
Dazu gehörig 6 Offiziere, 35 Unteroffiziere und Leute,
2 Büchsenmacher, 69 Sekretaire, Schreiber, Diener.
b.
Die Schießschule zu Hhthe in Kent.
Jeder Offizier
und Unteroffizier, der in einem Bataillon als Schieß-Jnstrnktor an gestellt sein will, muß diese Schule mit gutem Erfolg durchgemacht haben.
Ungeeignete Individuen werden vorzeitig zum Truppentheil
zurückgeschickt.
Der Etat dieser Schule ist:
Der Stab: 1 inspi-
cirender General und Commandant, 1 zweiter Hilfs-General-Adju
tant, 9 Distrikts-Schieß-Inspektoren.
Die Schule zu Hhthe selbst
156 Rekruten die sich als unbrauchbar herausgestellt, werden nam
haft gemacht unter gleichzeitigem Anschluß der Namen derjenigen Aerzte und Offiziere, welche dieselben als brauchbar angeworben ha
ben. Ueber die Anzahl der seit der letzten Jnspicirung eingestellten
Remonten, deren Befund, Zustand und Ausbildung der Pferde, Be
schaffenheit der Offizier-Pferde und wie viel Pferde auszurangiren
sind wegen Dienstunbrauchbarkeit wird ebenfalls rapportirt. Diese Jnspicirungsberichte haben, ferner anzugeben:
„ob der
Felddienst sorgfältig geübt worden ist, und ob bei der Cavallerie
und Infanterie das Aussetzen von Bedetten, Vorposten und Feld wachen Gegenstand öfteren Exercirens gewesen ist: ob der Zustand
der Waffen und ganzen Ausrüstung befriedigt, alle Bücher richtig ge führt sind; welche gerichtlichen Bestrafungen und welche Beschwerden vorgekommen; ob ein unziemliches Schimpfen oder grobe Redens
arten auch allenthalben von Offizieren sorgfältig vermieden wird." Diesem Berichte schließen sich an die Urtheile über Aerzte, Thierärzte,
die Militairgeistlichen, Regimentsschulen, die Bibliotheken, die Spar kasse und die Anzahl der Leute mit guten Führungs-Abzeichen und Zulagen. Wenn Generale bei der Jnspicirung einen größeren, allgemei
nen Fehler zu rügen finden, so sind dieselben, so wie die ihrerseits
zur künftigen Vermeidung derselben angeordneten Maßregeln, in das
bei der Truppe geführte „General-Ordre-Buch" einzutragen.
Von
diesem Befehl jedoch ist eine Abschrift dem confidentiellen Rapporte beizulegen, welcher an den General-Adjutanten geht.
Derjenige Ge
neral, welcher die nächste Jnspicirung über die Truppe abhält, hat
darüber zu berichten, wie solchen ins „General-Ordre-Buch" einge
tragenen Befehlen Seitens der Truppe geeignete und erfolgreiche Nachachtnng zu Theil geworden ist.
Den confidentiellen Rapporten
sind noch folgende Speciallisten beizufügen:
1) Ein namentliches Verzeichnis der unbrauchbaren Rekruten
und aller als Invaliden zu Entlassenden. 2) Eine Liste über die vorgekommenen Vergehen und verhäng
ten Strafen.
3) Eine Liste für Rehabilitirung von Soldaten.
157 4) Erschossene Scheibenbilder und welche Uebungen im Distan-
ceschätzen vorgenommen worden sind.
Institute. a. Die königliche Militairschnle Sandhurst.
Der Zweck
dieses Collegs ist, Söhne guter Familien zu Offizieren in der Ca-
vallerie oder Infanterie zn erziehen.
Junge Leute, welche in das
Colleg ausgenommen werden wollen, müssen sich beim Herzog von
Cambridge darum bewerben, von dessen Zusage der Aufnahme es ab
hängt, ob sie sich an der abzulegenden Eintrittsprüfung betheiligen dürfen.
Zöglinge dürfen beim Eintritt nicht unter 16 und nicht über
19 Jahre alt sein, nur Studenten werden für die Cavallerie noch
bis 23, für die Infanterie bis 21 Jahre angenommen. kursus dauert 18 Monate.
Der Schul
Nur Zöglingen dieser Schule werden
zuweilen Patente ohne Kaufgeld ertheilt, wenn sie das Schlußexamen
besonders gut bestanden haben und sich besonders darum bewerben. Unter besonderen Umständen, in einzelnen Fällen und für besondere Verdienste können allerdings auch Unteroffiziere Patente erhalten,
jedoch ist immerhin die Zahl der so kreirten Offiziere ein verschwin dend kleiner Bruchtheil des Ganzen.
Der Etat dieser Schule ist:
1 Gouverneur, 1 Commandant,
1 Major und Studien-Inspektor, 1 Adjutant, 1 Zahlmeister, 1 Quartiermcister, 1 Stallmeister, 1 Caplan, 2 Aerzte, 15 Militair- und
14 Civil-Professoren.
getheilt.
300 Zöglinge (Cadetten) in 3 Compagnien
Dazu gehörig 6 Offiziere, 35 Unteroffiziere und Leute,
2 Büchsenmacher, 69 Sekretaire, Schreiber, Diener. b.
Die Schießschule zu Hhthe in Kent.
Jeder Offizier
und Unteroffizier, der in einem Bataillon als Schieß-Instruktor an
gestellt sein will, muß diese Schule mit gutem Erfolg durchgemacht haben.
Ungeeignete Individuen werden vorzeitig zum Truppentheil
zurückgeschickt.
Der Etat dieser Schule ist:
Der Stab: 1 inspi-
cirender General und Commandant, 1 zweiter Hilfs-General-Adju tant, 9 Distrikts - Schieß - Inspektoren.
Die Schule zu Hhthe selbst
157 4) Erschossene Scheibenbilder und welche Uebungen im Distan-
ceschätzen vorgenommen worden sind.
Institute. a. Die königliche Militairschnle Sandhurst.
Der Zweck
dieses Collegs ist, Söhne guter Familien zu Offizieren in der Ca-
vallerie oder Infanterie zn erziehen.
Junge Leute, welche in das
Colleg ausgenommen werden wollen, müssen sich beim Herzog von
Cambridge darum bewerben, von dessen Zusage der Aufnahme es ab
hängt, ob sie sich an der abzulegenden Eintrittsprüfung betheiligen dürfen.
Zöglinge dürfen beim Eintritt nicht unter 16 und nicht über
19 Jahre alt sein, nur Studenten werden für die Cavallerie noch
bis 23, für die Infanterie bis 21 Jahre angenommen. kursus dauert 18 Monate.
Der Schul
Nur Zöglingen dieser Schule werden
zuweilen Patente ohne Kaufgeld ertheilt, wenn sie das Schlußexamen
besonders gut bestanden haben und sich besonders darum bewerben. Unter besonderen Umständen, in einzelnen Fällen und für besondere Verdienste können allerdings auch Unteroffiziere Patente erhalten,
jedoch ist immerhin die Zahl der so kreirten Offiziere ein verschwin dend kleiner Bruchtheil des Ganzen.
Der Etat dieser Schule ist:
1 Gouverneur, 1 Commandant,
1 Major und Studien-Inspektor, 1 Adjutant, 1 Zahlmeister, 1 Quartiermcister, 1 Stallmeister, 1 Caplan, 2 Aerzte, 15 Militair- und
14 Civil-Professoren.
getheilt.
300 Zöglinge (Cadetten) in 3 Compagnien
Dazu gehörig 6 Offiziere, 35 Unteroffiziere und Leute,
2 Büchsenmacher, 69 Sekretaire, Schreiber, Diener. b.
Die Schießschule zu Hhthe in Kent.
Jeder Offizier
und Unteroffizier, der in einem Bataillon als Schieß-Instruktor an
gestellt sein will, muß diese Schule mit gutem Erfolg durchgemacht haben.
Ungeeignete Individuen werden vorzeitig zum Truppentheil
zurückgeschickt.
Der Etat dieser Schule ist:
Der Stab: 1 inspi-
cirender General und Commandant, 1 zweiter Hilfs-General-Adju tant, 9 Distrikts - Schieß - Inspektoren.
Die Schule zu Hhthe selbst
158
hat: 1 Major als Haupt-Instruktor, 2 Hauptleute als Instruktoren, 2 Lieutenants als Hilfs-Instruktoren, 1 Quartiermcister und Ad jutant, 1 Zahlmeister, 1 Doctor, 1 Civil-Büchsenmacher, 20 Gemeine,
1 Sergeant-Major, 1 Qnartiermeister - Sergeant, 1 Lazareth-Ser geant, 2 Sergeant-Sckretaire, 1 Zahlmeister-Sekretair (Sergeant), 1 Burean-Sekretair (Sergeant), 9 Sergeant-Instruktoren L, 24 II.
und 23 III. Klasse. Ein Sergeant-Instruktor I. und einer III. Klasse von den hierher gehörigen sind zu dem Ingenieur-Depot in Chatham
und zu jedem Depot-Bataillon 2 solcher Sergeant-Instruktoren commandirt.
c. Gewehrfabriken.
Die Hauptstation für dies Departe
ment ist in Enfield. Die Gewehrfabrik in Enfield macht Handfeuer
waffen aller Art.
Das Personal zählt hier 1 Superintendanten,
1 Hilfs-Superintendant,
1 Haupt-Revisor für Handfeuerwaffen,
1 Betriebs-Direktor, 1 Arzt, 6 Sekretaire, Obermeister, Handwerker und Arbeiter.
In Loudon in Pimlico (Mill-Bank oder Themse-
Bank) ist eine Wafsenreparatur-Fabrik, in der gleichzeitig sämmtliche Büchsenmacher-Sergeanten resp. Zcugschmied-Sergeanten der Armee
einen Instruktionskursus durchmachen müssen.
Das Personal dieser
Waffenreparatur-Fabrik ist: 1 Hilfs-Oberinspektor, 1 Arzt, 2 Se
kretaire, 1 Obermeister, 50 Handwerker als Zeugschmied-Sergeanten,
und eine Anzahl Civil-Handwerker und Arbeiter.
In Birmingham
ist ein Etablissement zur Abnahme von Waffen, die von Privaten
gefertigt sind und das unter 2 Hilfs-Oberinspektoren steht.
d. In Indien sind zur Infanterie gehörige Institute: Eine Zündhütchen-Fabrik in Dum-Dum (Bengalen) und eine zweite in
Poona (Bombay), eine Patronen-Fabrik in Dum-Dum und eine Kugel-Fabrik in Madras.
Die stehenden Lager. Man hat deren in England drei, und zwar in Aldershot, Shorncliff, Colchester und eins in Irland, Curragh bei Dublin. Diese Lager sind an strategisch günstigen Punkten angelegt, so daß
158
hat: 1 Major als Haupt-Instruktor, 2 Hauptleute als Instruktoren, 2 Lieutenants als Hilfs-Instruktoren, 1 Quartiermcister und Ad jutant, 1 Zahlmeister, 1 Doctor, 1 Civil-Büchsenmacher, 20 Gemeine,
1 Sergeant-Major, 1 Qnartiermeister - Sergeant, 1 Lazareth-Ser geant, 2 Sergeant-Sckretaire, 1 Zahlmeister-Sekretair (Sergeant), 1 Burean-Sekretair (Sergeant), 9 Sergeant-Instruktoren L, 24 II.
und 23 III. Klasse. Ein Sergeant-Instruktor I. und einer III. Klasse von den hierher gehörigen sind zu dem Ingenieur-Depot in Chatham
und zu jedem Depot-Bataillon 2 solcher Sergeant-Instruktoren commandirt.
c. Gewehrfabriken.
Die Hauptstation für dies Departe
ment ist in Enfield. Die Gewehrfabrik in Enfield macht Handfeuer
waffen aller Art.
Das Personal zählt hier 1 Superintendanten,
1 Hilfs-Superintendant,
1 Haupt-Revisor für Handfeuerwaffen,
1 Betriebs-Direktor, 1 Arzt, 6 Sekretaire, Obermeister, Handwerker und Arbeiter.
In Loudon in Pimlico (Mill-Bank oder Themse-
Bank) ist eine Wafsenreparatur-Fabrik, in der gleichzeitig sämmtliche Büchsenmacher-Sergeanten resp. Zcugschmied-Sergeanten der Armee
einen Instruktionskursus durchmachen müssen.
Das Personal dieser
Waffenreparatur-Fabrik ist: 1 Hilfs-Oberinspektor, 1 Arzt, 2 Se
kretaire, 1 Obermeister, 50 Handwerker als Zeugschmied-Sergeanten,
und eine Anzahl Civil-Handwerker und Arbeiter.
In Birmingham
ist ein Etablissement zur Abnahme von Waffen, die von Privaten
gefertigt sind und das unter 2 Hilfs-Oberinspektoren steht.
d. In Indien sind zur Infanterie gehörige Institute: Eine Zündhütchen-Fabrik in Dum-Dum (Bengalen) und eine zweite in
Poona (Bombay), eine Patronen-Fabrik in Dum-Dum und eine Kugel-Fabrik in Madras.
Die stehenden Lager. Man hat deren in England drei, und zwar in Aldershot, Shorncliff, Colchester und eins in Irland, Curragh bei Dublin. Diese Lager sind an strategisch günstigen Punkten angelegt, so daß
159 dieselben neben ihren Jnstruktionszwecken auch bei einer etwaigen Invasion in das Land rasch eine Anzahl Truppen an die wahr
scheinlich zuerst bedrohten Punkte werfen können.
Errichtet wurden
dieselben nach den schlimmen Erfahrungen des Krim-Krieges.
bedeutendste Lager in England ist Aldershot.
Das
8 Meilen (deutsche) süd
westlich von London und l'X, Stunden Weges von der nächsten
Eisenbahnstation Farnborough an der Eisenbahnstrecke von London-
Portsmouth-Dover gelegen,
ist es
derartig mit diesen wichtigen
Punkten, so wie überhaupt mit der ganzen Südkiiste Englands ver bunden.
Shornclisf liegt bei Dover, Colchester in der nordöstlichen
Ecke der Grafschaft Essex, nahe der Küste und nördlich von London.
Das Lager von Aldershot.
Ist man von London leicht
und schnell per Eisenbahn nach der Station Farnborough gelangt, so fällt man hier raubgierigen Droschkenkutschern in die Hände und
muß in mittelmäßiger Droschke noch eine reichliche Stunde bis an
die Kasernen des Lagers fahren.
Aldershot bedeckt mit seinen ver
schiedenen Lagern etwa eine Fläche von einer deutschen Quadratmeile.
Das Land ist eine wüste,
nur sehr
unbedeutend
wellige Ebene;
Haidekraut wächst auf kiesigem, sandigem Boden; wenige einzelne
kleine Tannen und kleine Nadclholzbüsche sind an den Hauptwegen
und nahe an einzelnen Wohnplätzen z. B. an den Kasernen vor noch nicht langer Zeit angepflanzt und mit viel Mühe und Geld gesetzt
worden.
Das ganze große Lager in Summa für etwa 15,000 Mann,
zerfällt in drei von einander ziemlich weit abliegende, für sich be
stehende Lager und zwar
1) in ein Nord-,
beide aus Baracken und Holzhüttcn bestehend;
2) in ein Südlager,
3) in ein Zeltlager
seitwärts und etwa in gleicher Höhe mit dem Nordlager und 4) in
die Kasernen, die sich ohne großen Zwischenraum an die Baracken
des Südlagers anschließen. andern Seite zu,
Dicht au den Kasernen, aber nach der
liegt das kleine völlig unbedeutende Städtchen
Aldershot, das sich ganz und gar in der großen Militair-Colonie
verliert. Kommt man von Farnborough, so präsentirt sich zuerst liukS vom Wege ein Barackenlager.
halbrunden
Die Baracken sind Hütten mit
schwarzen Papptheerdächern mit
dem Grundriß eines
160 Rechteckes, dessen lange Seite etwa 30 Schritt und dessen kurze etwa
12 Schritt ist. Die Wände aus Brettern, Fachwerk oder gewelltem
und verzinntem Eisenblech haben oben nahe unter dem Dache eine Reihe niedriger aber ziemlich breiter Glasfenster.
Die ganzen Ba
racken haben die nationale Färbung aller Außenseiten von englischen
Häusern, d. h. schwarzgrau; dazu die wüsten Haideflächen oder der weißliche Saud ringsum, der noch allenthalben dnrch Hufe und Füße jeder Pflanze baar geworden ist; Alles dies zusammen macht, daß
das Auge des Beschauers auf den frischen Farben des dazwischen umherlaufenden rothen Soldatenrockes gern verweilt.
Die einzelnen
Baracken sind im Lager in derselben Ordnung rangirt wie die Zelte
in einem Zeltlager.
In den Lagergassen stehen an die Baracken
angelehnt immer hier und da schwarze Feuerleitern bereit, da Brände
hier nichts Seltenes sind. Jede Hütte hat in jeder ihrer beiden Giebelwände eine reich
lich 6' hohe Thür, ist im Innern sehr gut gedielt, mit einem in der
Mitte stehenden eisernen Ofen versehe» und mit eisernen Bettstellen nnd offenen Brettergerüsten am Kopfende jedes Bettes zur Aufnahme der Bekleidungsstücke des Mannes anSgestattet.
Da die Bettstellen
hier wie in allen Kasernen im Tage auf ihre halbe Länge zusammen geschoben sind, so ist auch viel Raum in den Baracken.
Die Matratze
und die reichliche Anzahl schöner, dicker Decken, die jeder Mann
hat, sind in den Bettstellen aufgestellt.
Einzelne Hütten enthalten
nnr Offizier-Quartiere ä 2 kleine Zimmerchen, in einem das Bett,
im andern ein Sopha und das Kamin.
Die als Offiziermeß eingerichtete Baracke wurde schon früher beschrieben.
Höhere Offiziere haben, etwas abgesondert liegend, eine
oder mehrere Baracken mit kleiner Umzänmung. dem Ganzen
pflanzte Bäumchen geben
einen
Einige darin ge
etwas wohnlicheren
Anstrich.
Das Zeltlager.
Rechts des Weges, den man von Farn
borough her kommend, entlang fährt, liegt nahe am Wege das Zelt lager.
Die Zelte sind runde Leinwandzelte mit einem Knie unten
wie die unsrigen, auch in Größe und sonstigen Abmessungen unseren runden Offizierzelten gleich.
Eigenthümlichkeiten der englischen, stets
161 einfachen Zelte, sind die schon früher erwähnten Ventilationstaschen
und der über der Eingangsöffnung des Zeltes an die runde Zelt leinwand befestigte 4' breite Leinwandstreifen, welcher, in seiner gan
zen Länge horizontal ausgespannt, an seinem Ende mit 2 etwa 6' hohen Stangen unterstützt ist und so ein zweckmäßiges Schutzdach gegen Regen und Sonne über dem Eingänge abgiebt.
Die Pferde stehen entweder in Ställen von Bretterwand mit Leinwanddach oder auch aus bloßer Streu im Freien.
Eine starke
Stallleine ist unmittelbar auf der Erde entlang gezogen und mit
Pfählen befestigt.
An dieser Leine sind die Pferde nach der algier
französischen Manier mit einem weichen Schnallriemen, der an einem
Strick festsitzt, an einem Vorderfessel gefesselt. Hinter jedem Pferde ist ferner noch ein Pfahl in die Erde eingeschlagen,- an diesem ist
ein zweiter Strick befestigt, der sich in 2 Theile theilt, an jedem Ende mit Schnallriemen versehen. In der Nacht werden die Pferde auch noch derartig an beiden Hinterfesseln angebunden, im Tage
sind nur die Schläger auch hinten gefesselt.
Gekocht wird im Grant
schen Kochapparat, oder in Kochkesseln oder in
den schon früher
beschriebenen kleinen tragbaren eisernen Kochöfen mit aufgestecktem In allen Lagern sind an geeigneten Plätzen die ein
Schornstein.
fachen Apparate zu dem nationalen und sehr beliebten Criquet (Ball
spiel) in die Erde eingeschlagen.
Es ist nicht zu verkennen, daß
durch dieses Criqnetspiel im Freien nicht blos die körperliche Kraft
und noch mehr die Gewandtheit gefördert wird, sondern daß dieses Ballspiel auch eine sehr gute Schule ist, den Blick des Mannes rasch und sicher zu machen und seine ganze Denkthätigkeit zu erhöhen. Die Kasernen sind sehr hohe und lange von Sandstein auf geführte schöne Gebäude mit großen Fenstern, hohen und großen
Stuben mit Kamin.
Zu den Kasernen, in denen auch die Küchen
räume groß und schön sind,
Badezellen.
gehören besondere Waschhäuser mit
Die Latrinen sind durch stets fließendes Wasser geruch
los, resp, als
wirkliche Waterklosets eingerichtet.
Die Cantinen,
Messen, Bibliothek-, Billard-, Lese-Zimmer für Unteroffiziere und Leute sind mit Geschmack und Behaglichkeit ausgestattet.
leuchtung meist Gas. Minor, Englische Landmacht.
11
Die Be
162 Die Ställe sind hoch, luftig und hell, durchweg auch in den
Ständen gepflastert, mit eisernen Krippen und Raufen, durch Satir-
bäume abgetheilt und mit besonderen Sattel- und Geschirr-Kammern
versehen.
Häufig sind auch hier die Ställe das Erdgeschoß einstöcki
ger Kasernen, deren Oberstock die Kasernenstuben enthält.
Für die
Artillerie sind nahe bei den Ställen große, schone Wagenschuppen zur Aufbewahrung resp, gedeckten Unterstellung der Geschütze, Wagen
und der zugehörigen feldkriegsmäßigen Ausrüstungsstücke. Ein großes, reich ausgestattetes Gebäude
(Gymnasium)
ist
Turn- und Fecht-Saal zum gemeinsamen Gebrauch für alle Waffen,
die in den Kasernen liegen und für Offiziere sowohl wie für Unter offiziere und Leute.
Ein uneingedccktes Raqnet-Haus für die Leute
fehlt hier nicht, auch giebt es für die Offiziere ein eben solches,
aber mit plattem Dach versehenes und splendid eingerichtetes RaquetHaus mit einer Gallerte inwendig für Zuschauer. Die Beschreibung
eines solchen Raquet-Hauses siehe weiter unten.
Ebenso besteht ein
besonderes Hans für die Offizier-Bibliothek, in demselben giebt es
im Oberstock noch einige kleinere Salons, Lese-Zimmer, auch ein Billard.
Die Bibliothek enthält eine reiche Sammlung wissenschaft
licher und militairischer Werke in mehreren Sprachen, auch deutsche militairische Werke in ziemlicher Auswahl und viele schöne Karten Die Kasernen stehen in 2 parallelen Reihen
werke der ganzen Erde.
hinter einander. Flucht.
Die vordere Reihe hat 7 große Kasernen in einer
Einzelne dieser Kasernen
in erster Reihe sind mit ihren
gerade dahinter liegenden und ebenso großen Kasernen in der Höhe ihrer beiden Dächer durch ein großes Glasdach verbunden.
Der
dazwischen liegende Nanni, durch das Glasdach von Oben geschützt,
und unten gut chaussirt, erinnert an unsere großen mit Glas über
deckten Eiscnbahnperrons und giebt, da er auch groß genug ist, einen schönen Exercierplatz ab.
Auch an den Kasernen stehen große Feuer-
nnd Rettungsleitern jederzeit bereit.
An beiden Flügeln der langen
Kasernenreihe sind ebenfalls in Stein aufgeführte und mit Schiefer
gedeckte Wachthäuser.
Gegenüber und parallel dieser Kasernenfront
und in entsprechender größerer Entfernung von derselben ist eine
andere Reihe von Kasernen und Ställen für Cavallerie.
An dem
163 einen Ende deö so von 2 Seiten eingeschlossenen sehr großen Ka sernenhofes steht in der Mitte die mit den Kasernen zugleich erbaute
Kapelle. Nah' dem andern Ende werden durch mehrere kleine Ställe,
Kasernen und Wagenhäuser noch andere kleine Höfe gebildet.
Das bedeckte Naquet-Haus. Das ganze Haus besteht eigentlich nur aus 4 Wänden und
dem Dach. Der Grundriß ist ein Rechteck. Die eine Wand ist etwa 40' hoch und ebenso breit, die zu dieser parallele ist aber nur 20' die diese beiden Wände verbindenden beiden andern Wände
hoch;
sind aber oben nicht einfach grade abgeschrägt, sondern 8-förmig und tragen das dem entsprechend geformte Dach, von welchem ein großer
Theil aus Glas besteht. 20' hohen Mauer. Oben hinein.
Die Eingangsthür in das Hans ist in der
Das Innere ist schwarz, das Licht fällt nur von
Die 40' hohe Wand und der Fußboden sind mit einer
Art fchwarzen Asphaltes überzogen, der vielleicht ohne Sandbeimi
schung ist und eine ganz glatte wie polirte, marmorartige Oberfläche Auf 20' Höhe hat die 40' hohe Wand einen breiten weißen
hat.
Horizontalstrich über die ganze Breite, während die dem Fußboden
zunächst
liegenden
untersten 4'
derselben
eine
Bretterverkleidung
haben. Die Raquet-Spieler erscheinen, Dank der englischen Vorliebe
für Costüme, in abenteuerlich aussehendem dunklem Trikot-Anzug,
Filzhüten und Niederschuhen von weißer Leinwand mit dicken Kautschnksohlen, die bei dem glatten Fußboden durchaus nöthig sind. In
der Hand haben sie eine Art Pritsche wie zum Federballspiel.
Diese
Pritsche hat einen graben kurzen Stiel als Handhabe und daran einen ovalen etwa 8" hohen Holzrahmen, der mit Darmsaiten netz artig und ganz straff überzogen ist.
Die angewandten Bälle sind
gesponnene Gummibälle mit Lederüberzug, so groß wie eine recht große Wallnuß.
Es bilden sich zum Spiel immer 2 Parteien, die gegen
einander kämpfen.
Der Ball muß mit der Pritsche gegen die 40'
hohe glatte Wand getrieben werden und zwar darf er beim ersten Abwerfen die Wand nur oberhalb des weißen Striches anschlagen. Im weiteren Verlauf des Spieles darf der Ball nie so ungeschickt
11*
164 gegen die Wand zurückgeprellt werden, daß er gegen die Bretterver kleidung derselben anschlägt.
Dies zu verhüten und den Ball dabei
in steter Bewegung zu erhalten ist die Pointe des Spieles.
Die
Bälle müssen sehr fest und elastisch sein und bersten immer nach ganz kurzem Spiel, so daß darum dasselbe theuer wird. Das Raquet-
Haus für Unteroffiziere und Leute ist wie erwähnt ohne Dach und
hat auch nur die glatte 40' hohe Wand, 2 Seitenwände und den glatten Fußboden.
Man bedient sich hier weniger theurer Bälle,
einfacher Pritschen und keiner besonderen Costüme.
Auch dieses Spiel
fördert in hohem Grade die körperliche Gewandtheit und den raschen Blick.
Manöver (lield-day). Der Regel nach sind in den eigentlichen Dienstmonaten, das ist während der 7 Sommermonate, an 2 Tagen jeder Woche Ma
növer, an welchen die Truppen aller Waffen, die im Lager sind, Theil nehmen. Das stetige Manöverterrain, das ziemlich ausgedehnt
ist, grenzt unmittelbar an das Lager. Bodenbeschaffenheit und For mation desselben ist flache, unbebaute resp, wüste, nur wenig wellige Sandebene.
Eine etwas bedeutendere Erhebung,
mit etwas Ge
hölz gekrönt, ist hier häufig das Objekt der englischen Bajonett-
Attaquen. Da jedes Regiment in England beinahe jedes Jahr einmal
seine Garnison ändert, so wechseln auch die in Aldershot lagernden Truppen nahezu jährlich.
Auch hier erfreute ich mich an der Liebenswürdigkeit und der kameradschaftlichen
Freundlichkeit,
die
mir Jeder entgegenbrachte;
Pferde stellte man mir überall, wo ich sie brauchte, zur Disposition. Das maßvolle Wesen und die guten Manieren des englischen Offi
ziers sind durch das Lagerleben in keiner Weise geschädigt worden. Dieses ist, trotz aller Spiele und dem größtmöglichem Comfort, den man ihm zu geben bemüht gewesen ist, doch ein Leben voller Ent
behrung und sehr kostspielig. Der geselligen Welt entrückt und jeden
Augenblick gewärtig von Aldershot nach Indien oder Canada, wohin
immer die Pflicht ihn auch rufen möge, abzngehen, findet der Soldat
165
seine Befriedigung in dem stolzen
Bewußtsein,
daß seine Nation
durch ihn die fremden Erdtheile beherrscht.
Der Stab der britischen Armee. Der Stab der britischen Armee zerfällt in 1) Generäle, welche Divisionen, Distrikte, Brigaden rc. commandiren. 2) General-Adju
3) den General-Quartiermeister-Stab. 4) den persönlichen
tanten.
Stab, bestehend ans Militair-Sekretairen, Hilfs-Sekretairen und Ad
jutanten.
Alle Offiziere des Stabes werden Stabs-Offiziere (staff-
officers) genannt;
Generäle,
Obersten,
Oberst-Lieutenants und
Majors dagegen mit der Bezeichnung Feld-Offiziere (field-officers) belegt.
Die Offiziere des Stabes müssen alle entweder das Stabs-
Colleg durchgemacht oder doch wenigstens das Schlußexamen desselben
als Externe abgelegt haben. Nur Offiziere, die vor dem 1. Januar 1860 schon Oberst-Lieutenant waren, oder sich im Felde ausgezeich net haben, so wie alle Ingenieur-Offiziere können ohne Weiteres in
den Stab versetzt werden.
Die Offiziere des Stabes haben eine be
sondere Uniform und tragen den Federhut. Hilfs-General-Adjutanten und Hilfs-Quartiermeister-Generäle sind immer Feld-Offiziere. Mit
Hauptleuten und Lieutenants werden besetzt die Stellen als zweite
Hilfs-General-Adjutanten und zweite Hilfs-Quartiermeister-Generäle (deputy assistant-quartermaster-general). Brigade-Majors sind Offiziere des großen Stabes, bei den Truppen und Festungen commandirt, und sind wenigstens Hauptleute.
Platz-Majors und Garnison-Adjutanten, ebenfalls Offiziere des Sta bes, sind Subaltern-Ofsiziere.
Ein Cavallerie-Rgt. darf beim Stabe
nicht mehr als 1 Hauptmann und 1 Lieutenant, ein InfanterieBataillon nicht mehr als 2 Hauptleute und 2 Lieutenants comman
dirt haben. Das Ressort der General-Adjutantur ist:
Die KriegS-
AuSrüstung und Bekleidung der Festungen und Truppen.
Ferner
die kriegstüchtige Ausbildung und Disciplin der Truppen, so wie
deren Stärke-Etats, Urlaub der Offiziere und Mannschaften, das
165
seine Befriedigung in dem stolzen
Bewußtsein,
daß seine Nation
durch ihn die fremden Erdtheile beherrscht.
Der Stab der britischen Armee. Der Stab der britischen Armee zerfällt in 1) Generäle, welche Divisionen, Distrikte, Brigaden rc. commandiren. 2) General-Adju
3) den General-Quartiermeister-Stab. 4) den persönlichen
tanten.
Stab, bestehend ans Militair-Sekretairen, Hilfs-Sekretairen und Ad
jutanten.
Alle Offiziere des Stabes werden Stabs-Offiziere (staff-
officers) genannt;
Generäle,
Obersten,
Oberst-Lieutenants und
Majors dagegen mit der Bezeichnung Feld-Offiziere (field-officers) belegt.
Die Offiziere des Stabes müssen alle entweder das Stabs-
Colleg durchgemacht oder doch wenigstens das Schlußexamen desselben
als Externe abgelegt haben. Nur Offiziere, die vor dem 1. Januar 1860 schon Oberst-Lieutenant waren, oder sich im Felde ausgezeich net haben, so wie alle Ingenieur-Offiziere können ohne Weiteres in
den Stab versetzt werden.
Die Offiziere des Stabes haben eine be
sondere Uniform und tragen den Federhut. Hilfs-General-Adjutanten und Hilfs-Quartiermeister-Generäle sind immer Feld-Offiziere. Mit
Hauptleuten und Lieutenants werden besetzt die Stellen als zweite
Hilfs-General-Adjutanten und zweite Hilfs-Quartiermeister-Generäle (deputy assistant-quartermaster-general). Brigade-Majors sind Offiziere des großen Stabes, bei den Truppen und Festungen commandirt, und sind wenigstens Hauptleute.
Platz-Majors und Garnison-Adjutanten, ebenfalls Offiziere des Sta bes, sind Subaltern-Ofsiziere.
Ein Cavallerie-Rgt. darf beim Stabe
nicht mehr als 1 Hauptmann und 1 Lieutenant, ein InfanterieBataillon nicht mehr als 2 Hauptleute und 2 Lieutenants comman
dirt haben. Das Ressort der General-Adjutantur ist:
Die KriegS-
AuSrüstung und Bekleidung der Festungen und Truppen.
Ferner
die kriegstüchtige Ausbildung und Disciplin der Truppen, so wie
deren Stärke-Etats, Urlaub der Offiziere und Mannschaften, das
166 ganze RekrutirungS-, PensionirungS- und Jnvaliden-Wesen resp, die
Entlassungen.
Die Brigade-Majors bei den Truppen und die Platz-
Majors von Städten und Festungen, so wie die Garnison-Adjutanten sind gewissermaßen einzeln abcommandirte Generalstabs-Offiziere, die zum Ressort der General-Adjutantnr gehören und Organe dessel
ben sind. Der General-Onartiermeister-Stab hat die Einquar tierung, Lagerung, Ein- und Ausschiffung, die Märsche und Dislocirung der Truppen so wie die Beschaffung der Lager-Requisiten;
demselben fallen ferner zu die strategischen Arbeiten, die Ausarbeitung
der eigentlichen Fcldzugspläne und die 'stete Erhaltung und Ueber-
wachung der Genauigkeit aller Karten und Pläne des In- und Auslandes. Das Stabs-Colleg.
Das Stabs-Colleg (staff-College) wurde 1858 in's Leben ge
rufen.
Jeder Offizier, der dasselbe besuchen will muß vorher bereits
5 Jahre im praktischen Dienst der Truppe gewesen sein, die Haupt
mannsprüfung abgelegt haben und ein Zeugniß seines Commandeurs über seine gute Gesundheit, über bewiesenen Diensteifer und Dienst tüchtigkeit beibringen können.
prüfung bestehen.
Außerdem aber muß er eine Eintritts
Die Disciplinen dieser Annahmeprüfung sind, nach
der denselben beigelegten Wichtigkeit geordnet, folgende: Mathematik
und zwar die 4 Bücher des Euclid und die niederen Gleichungen,
Kriegsgeschichte und Geographie, Französisch, Deutsch, Fortifikation, Militairisches Zeichnen, Geologie, Chemie, nach der Natur Zeichnen
und Aufnehmen.
Letzteres ist nicht obligatorisch.
Den Offizieren in
den Colonien, die sich um den Schulbesuch bewerben, werden die
Examenaufgaben in derselben Weise gedruckt zugestellt wie den Candidaten in London.
Das Examen ist gewöhnlich im August, der
Beginn des Kursus für die im Examen Reüssirten den 1. Februar des künftigen Jahres.
Der Kursus dauert 2 Jahre.
Mit Ausnahme eines einmaligen Eintrittsgeldes von 20 Thlrn., welche der Unverheirathete und von 10 Thlrn., welche der Berheirathete in die Messe zahlt und den vierteljährigen Meßbeiträgen
167 haben die Zöglinge Nichts in die Fonds zu zahlen.
Dieselben blei
ben im Etat der Dienst-Compagnien und werden nur, als im Dienst
abwesend commandirt, geführt, behalten daher auch ihre Burschen und Cavalleristen das Recht ihre Fonrage nach denselben Sätzen
zu bezahlen wie im Regiment.
Die Zöglinge erhalten Quartiere
im Colleg. Die Lehrdisciplinen der Anstalt sind:
Mathematik nnd zwar
Planimetrie, Stereometrie, Trigonometrie nnd die elementare Mecha nik, Französisch, Deutsch nnd Hindostanisch sind freiwillig.
kation und Artillerie; von Beidem Theorie.
Fortisi-
Zeichnen, Memoire,
Topographisches und Militairisches Zeichnen, Aufnehmen und Cronnd Geographie, Militair-Administration
qniren, Kriegsgeschichte
einschließlich Organisation und Ausrüstung einer Feld-Armee, Mili-
tair-Iustiz, Physik, Chemie, Geologie und Reiten.
Während des
ganzen Kursus werden in allen Disciplinen schriftliche Aufsätze und
Ausarbeitungen geliefert. Nach dem ersten Schuljahr wird eine größere Prüfung abgelegt,
die zweite große ist die Schlußprüfung am Ende des 2ten Jahres. Der Kursus jeden Jahres zerfällt in 2 Perioden,
die eine vom
1. Februar bis 15. Juni, die 2te vom 15. Juli bis 15. December;
die Zwischenzeit von 3 Monaten sind Ferien. Nach jedem Semester ist ein Schlußexamen; das am Schluß des Sommersemesters wird von den Professoren der Anstalt, das am Schluß des Winterseme sters aber von Civil-Professoren abgehalten, die ganz unabhängig
von der Anstalt sind.
Alle diese Zwischen-Examina müssen für sich
genügend bestanden werden.
Wer nicht genügende Kenntnisse besitzt,
wird zur Ablegung der Schlußprüfung nicht zugelassen, sondern vor her von der Anstalt entfernt. Unter Genehmigung des Herzogs von
Cambridge dürfen auch Offiziere die Schule nur 1 Jahr besuchen,
müssen aber dann das Schlußexamen nach dem ersten Jahrgang als Externe zuerst ablegen.
Offiziere, welche nach 2jährigem glücklichen
Kursus das Schlußexamen bestanden haben, werden nach der Güte
des Ausfalles der Prüfung in 3 Klassen getheilt, dem General en chef namhaft gemacht unter besonderer Bezeichnung der Besten. Die zur wirklichen Einstellung In den Stab Geeigneten werden dann zu
168
6monatlicher Dienstleistung bei allen den Waffen commandirt, denen
sie selbst nicht angehören. Der Etat dieser Schule
ist:
1 Commandant,
1
Adjutant,
1 Quartiermeister-Sergeant, 1 Sergeant-Instruktor in der Artillerie, 4 Militair-, 5 Civil-Professoren, 30 Offiziere als Studirende, 9 Se-
Von den 30 Offizieren, die als Zöglinge die
kretaire, Diener :c.
Anstalt besuchen, sind 25 von der Cavallerie und Infanterie, und 5
von der Artillerie und den Ingenieuren. Das Examen für die Auf
nahme in das Stabs-Colleg, so wie die Ertheilung von Qualifika tions-Zeugnissen für den Stab nach bestandener Schluß-Prüfung im
Stabs-Colleg, so wie auch an Zöglinge der Militair-Akademie in Woolwich, wo solche Zeugnisse ebenfalls vereinzelt erworben werden, liegt in der Hand der Studien-Commission des Militair-BildungsWesens, an dessen Spitze als Ehren-Präses der Herzog v. Cambridge
steht (council of military education). Der Etat des Stabes. Etat zu Hause.
Generale
nieure.
lerie.
Cavallerie Totalund Sa. Infanterie.
In g e
«•§
A rtil
A rtil-
Charge.
lerie.
!
Indischer Etat. Cavallerie Totalund Sa. Infanterie.
59
5
2
8
25
80
95
8
4
38
50
8
130
154
13
6
125
145
16
260
308
26
12
171
....
6
3
50
General-Lieutenants.
10
5
General-Majors .
.
16
Total
.
32
1
| 220
Anmerkung. In dieser Zahl der Generale sind alle diejenigen nicht einge schlossen, welche den Halbsold ihres früheren Regiments-Patents beziehen, oder zu der Zahl außer Dienst gehören.
169
1 7 20
20 42 70
1
1 1 1
5 5 5 5
8 13 1 9 15 7 1 7
48 4 30 30 14 4 21
|
Pferde.
China u. Ceylon. — 2
Total.
Afrika. 1 1
Austral-Asien.
West-Indien.
Besitzungen.
1 — 3 2
Nord-Amerika.
K
Mittelmeer-
tannien.
Zu Hause.
G roß-Bri-
Charge.
Hauptquartier.
Zusammensetzung und Verthcilung des Stabes zu Hause und in den Colonien, ausschließlich Indien.
Feldmarschall und General en chef ...................... General-Lieutenants. . . General-Majors .... General-Inspekteur der Cavallerie............................ dito der Artillerie . . . dito der Ingenieure. . . General-Major, Comman deur der Fuß-Garden . Brigade-Generale . . . Obersten des Stabes . . General-Adjutanten . . . 2te General-Adjutanten Hilss-General-Adjutanten . 2te Hilss-General-Adjutant. Quartiermeister-Generale . 2te dito............................ HilfS-Quartiermstr.-General 2te dito............................ Militair-Sekretaire . . . Hilfs-Militair-Sekretaire . Commandanten .... Brigade-Majors .... Flügel-Adjutanten d. Königin Adjutanten...................... Stabs-CapitainS.... Platz-Majors...................... Platz-Adjutanten .... Distrikts-Adjutanten. . . Garnison - und Lager-Quartiermeister......................
Total-Summa
1 — —
2 7
i 2
2 2
_
1
— — —
1 1 1
_
4 7
3 1
— 4 1
1 5 1
— 2 —
— 2 4 — — — 13 6
1 i 2 1 — — 3
1 — — — 2 2 3
1 2 — 2 — 6 4
19 1 5 — 1
8
7
5
1 — —
2 — —
2 82
31
28
— 1 4 3 2 1 1 2 1 1 1 — — — 5 — — — —
24
— 1
1 3“
1
—
—
1 — 1 — — 2 — — — — 2 1 1 — 1 — 2 2 2 2 2 6 — — 1
— — 1 — 1 — — — — 4 —
2
1
—
1
2 — 1 1 — — — 1
2
6 — 3 6 7 2
4
1 — — 7 1 — 2 — 8
1
* Pferde nur wenn im Dienst nöthig.
38
17 35 16
32
7 26 11 11 17 5 19 9 — 22 24 52 12 6 96 48 1 1 15 *_ * _ 17 20 *_
3 *__ 8 281 575
170
Die Administration. Das Kriegsminifterium. Die ganze Verwaltung der Streitkräfte des Britischen Reichs
steht unter dem Kriegs-Minister.
Oberbefehl und Disciplin der
Armee dagegen stehen unter dem Herzog von Cambridge als Feld-
Marschall und General en chef.
Das Kriegs-Ministerium be
steht aus einem, vom Parlament ernannten, Unter-Kriegs-Minister (Under-Secretary of State), einem permanenten Unter-Kriegs-
Minister, einem Assistenz-Unter-Kriegs-Minister und einem militairischen Assistenten.
Das Kriegs-Ministerinm zerfällt in nachstehende
Haupt-Branchen:
Das Haupt - Sekretariat. Direktoriat der technischen Institute.
Artillerie-Direktorium. Militia, Volunteers.
Das Commissariat. Das Armee-Medizinal-Wesen. Das Lazareth - Departement. Die Geistlichkeit.
Direktor der Vorräthe. Bekleidungs - Direktoriat.
Direktorium für Contrakte mit Civil. Das Kasernen - Departement. Das General-Rechen-Departement. Das Auditoriat.
Das Bibliothek-Wesen.
Die Rechts-Anwaltschaft. Die Topographische Abtheilung.
Ilorse-Guards.
(Der Armee - Oberbefehl.)
Der Armee-Oberbefehl zerfällt in drei Branchen und zwar 1) Das Cabinet des Generals en chef unter dem Militair-Sekre-
tair (military Secretary).
2) Die General-Adjutantur unter dem
171 General-Adjutanten.
3) Der General-Quartiermeister-Stab unter
dem General - Quartiermeister.
Das General-Justiz-Departement. Der General-Instiz-Beamte, welchem ein 2ter General-JnstizBeamter, 3 Advokaten (deputy Iudge-Advocates) und 3 aktive
Advokaten beigegeben
sind,
steht der Rechtspflege der Armee in
Groß-Britanien und seinen auswärtigen Besitzungen vor.
Das Kommissariat. Dem Commissariat fällt die Beschaffung der Portionen, der Fourage, des Brennmaterials und der Beleuchtung und die Besor
gung des Transportes, endlich auch für Aldershot, Curragh und
einige andere Festungen und Garnisonen die RechnungS-Legung zu. In den Colonien überwacht es und controllirt es noch die Reichs-
Einnahmen und Ausgaben.
Die Commissariats-Beamten, hier Offi
ziere genannt, werden wie die Armee zu Hause versetzt resp, auch
in der Tour mit nach den Colonien commandirt, ausgenommen nach Indien, da hier die Commissariats-Geschäfte durch Offiziere deS
Stabes oder
anderer Lokal-Truppen
versehen
werden.
An der
Spitze des Commissariats steht ein Commissariats-General en chef. Das ganze Corps zerfällt in einen Stab und in 5 Compagnien.
Der Stab zählt 3 CommissariatS-Generale, 15 zweite CommissariatsGenerale, 63 Hilfs-Commissariats-Generale (assistant commissaries
general), 119 zweite Hilfs-Commissariats-Generale und 6 Quartier meister, Summa 206 Offiziere, 1 Sergeant - Major, 10 Sekretaire
oder Vorraths-Aufseher I. Klasse im Range eines Sergeant-Major, 16 Sekretaire II. Klasse im Range des Sergeant-Qnartiermeister,
26 dito III. Klasse, auch Hilfs-Vorraths-Aufseher genannt, im Range
der Stabssergeanten H. Klasse, 14 Sergeanten, 58 Corporale und 2te Corporale.
Von den fünf Compagnien ist eine in Curragh, zwei in Al dershot, eine in Canada und eine gegenwärtig in Neu-Seeland.
Jede Compagnie unter Befehl eines 2ten Hilfs-Commissariats-Ge
neral (deputy assistant commissary-general) hat folgenden Etat:
172 1 oolour-Sergeant, 6 Sergeanten, 6 Corporale, 6 zweite Corporale,
2 Hornisten und 80 Gemeine.
Der Etat einer solchen Compagnie
wird jedoch nach den jedesmaligen Erfordernissen auch Wohl geändert. Kleinere Detachements, unter der Stärke einer Compagnie bleibend, sind noch in Gibraltar, China und am Cap organisirt, auch sind noch an anderen Stationen einzelne Unteroffiziere commandirt.
Ge
genwärtig sind in diesem Departement noch einige niedere Stellen
mit Civil besetzt, künftig aber sollen auch diese Posten nur noch mit gedienten Unteroffizieren besetzt werden.
Als Offiziere (Beamten) im
Commissariat werden nur solche Offiziere der Armee angestellt, welche nicht über 25 Jahre alt sind und wie erwähnt wenigstens 2 Jahre
im Frontdienst eines Regiments gewesen sind.
Die Offiziere müssen
sich Behufs ihres Uebertritts in das Commissariat einer mindestens
6 Monate dauernden Probedienstzeit unterziehen als dienstthuender 2ter Hilfs - Commissariats - General.
Unteroffiziere und Leute ergänzen sich entweder aus direkt für das Corps Angeworbenen oder aus Solchen, welche von den Trup
pen ihren Uebertritt in das Corps erreicht haben.
Bedingungen
für solchen Uebertritt sind: Gute Conduite, gute Handschrift und die Kenntniß der 4 Species-Rechnungen so wie eine dreimonatliche
Probedienstleistung in Aldershot, nach welcher Zeit die Candidaten
entweder angenommen oder auch, wenn ungeeignet, zum Regiment zurückgeschickt werden.
In dieser Probezeit
werden sie meist als
Bäcker oder Fleischer ausgebildet, obgleich auch mehrere andere Hand werke gebraucht werden. Die Uniformirung und Bewaffnung.
Offiziere haben
blauen Waffenrock mit blauen Sammet-Ausschlägen, blaue Hosen mit gemustertem Goldstreifen, aufgekrämpten Hut mit blau und wei ßer Feder, den Infanterie-Offizier-Säbel mit gelber Metallscheide
für die Stabs-Ofsizierrang habenden Beamten, mit Stahlscheide für
die übrigen.
Das Säbelkoppel wird wie bei den Offizieren der
Infanterie über dem Waffenrock getragen und ist von hellem rus
sischem Leder mit Gold.
Sergeant-Majors und Stabs-Sergeanten
haben den Artillerie-Säbel mit braunem Lederzeng.
Die Sergeanten
und alle übrigen Chargen und die Gemeinen haben den Snider-
173 Karabiner mit Aatagan, braunes Lederzeug und Patrontasche, blauen Waffenrock mit blauen Sammet-Aufschlägen,
dunkelblauen Hosen
mit rothem Streifen, dunkelblauen Chako mit rundem Knopf vorn (tust).
Das Sanitäts - Corps. Das Sanitäts-Corps zählt 1 Direktor-General, 9 Inspektor-
Generale , 35 zweite Inspektor-Generale (deputy-inspectors-general), 339 Doktor-Majors nnd Doktoren, 694 Assistenz-Aerzte, 5 Apotheker, 8 Pharmaceuten, Summa 1091 Offiziere. Uniform.
Scharlachrother Waffenrock mit schwarzen Sammet-
Aufschlägen, blaue Hosen mit gemustertem Goldstreifen, aufgekrämpter
Hut mit schwarzer Feder. Beamten.
Der Säbel wie der der Commissariats-
Der General-Direktor und die Inspektor-Generale haben
den Generals-Säbel.
Alle Offiziere haben ein Bandelier von schwar
zem Patent-Leder mit einer kleinen Tasche zu chirurgischen Instru
menten. Die Miltair-Medizin-Schule ist in Verbindung mit dem königlichen Victoria-Hospital zu Netleh und bestimmt Militair-Aerzte
zu bilden, die vorzugsweise im Rekruten- nnd Invalidenwesen Ver wendung finden.
Der Stab der Anstalt ist 4 Professoren und
ebensoviel Hilfs-Professoren.
Die Anzahl der Zöglinge ist durch
schnittlich 80, die sämmtlich im Hospital einquartiert sind.
Das Lazareth-Personal. (Purveyor-departenient) Dieses Personal überwacht die Baulichkeiten und Grundstücke
der Lazarethe, beschafft alle Utensilien darin, versorgt die Lazareth-
küchen, beschafft ferner Alles zu Feldlazarethen Nöthige als Zelte rc. Das Personal besteht aus einem Versorger en chef, 10 Haupt-
Versorger (principal purveyor), 20 Versorger, 30 Hilfs-Versorger und 25 Assistenten.
Die Uniform ist ähnlich der Doktor-Uniform,
aber hat Aufschläge von grauem Tuch, auch fällt das Bandelier
fort.
Auch diesen Beamten ist militairischer Rang verliehen und
zwar hat der oberste Oberst-Lieutenants und nach 5 Jahren Ober
sten-Rang.
174 Das Armee-Hospital-Corps. (Army-hospital-corps.) Das Corps rekrutirt sich aus Soldaten der Armee, welche ihren Uebertritt
haben,
wünschen.
Dieselben müssen eine gute Condnite
lesen und schreiben können.
Mit kriegsministerieller Be
willigung können auch Civilisten direkt eingestellt werden. monatliche Probedienstleistung ist auch hier gefordert.
Eine drei
Die Mannschaft
wird theilweise dem Aerztlichen, theilweise dem Lazareth-Personal überwiesen.
Bei einem Feldzuge tritt das CorpS zu den Feld-Laza-
rethen als Kranken-Pfleger, Medizin-Ausgeber, Hauswarte, Köche,
Bäcker und Wasch-Männer; aber auch als Krankenträger werden
dieselben auf den Schlachtfeldern verwandt.
Der Etat deS Corps
ist: 1 Quartiermeister und Adjutant, 13 Sergeant-Majors, 31 coIvur-Sergeanten, 177 Sergeanten, 130 Corporale, 77 zweite Cor-
porale, 571 Gemeine, Summa 1000 Köpfe.
Die Uniform ist dun
kelblauer Waffenrock mit grauen Aufschlägen.
Die Sergeant-Majors
haben einen Stabs-Sergeanten-Säbel an weißem Koppel.
Die übri
gen Chargen und Gemeine haben einen Säbel älteren Musters am Hellen Leder - Koppel.
Das thierärztliche Personal. DaS Personal zählt einen Ober-Thierarzt, mehrere Stabs- und Regiments-Thierärzte I. und n. Klasse.
Die Uniform ist ähnlich
der Uniform der Hnsaren-Offiziere, hat aber einen aufgekrämpten Hut mit rother Feder und ein weißes Leder-Bandelier mit schwarzer
Instrumenten - Tasche.
Die Geistlichkeit. Die Militair-Geistlichen werden ohne Ausnahme vom KriegsMinister angestellt, nachdem sie bereits ordinirte Geistliche gewesen
sind.
Sie müssen entweder zur unirten Kirche von England und
Irland (church of England), oder zur Presbyterianer-, oder zur römisch-katholischen Kirche gehören. Probezeit nöthige Bedingung.
Auch hier ist eine 6monatliche
Bei der ersten Anstellung werden sie
Prediger IV. Klasse, nach 10 Jahren Dienstzeit in. Klasse und avanciren sie nach je 5 Dienstjahren mehr bis zur I. Klasse.
Diese Be-
175 förderungen erfolgen auf Grund von CabinetS-OrdreS der Königin.
Für besondere Verdienste wird ihnen Theil.
schnelleres Avancement zu
Die Uniform ist ein schwarzer Tnchrock mit einer Reihe
Knöpfe und Ueberschlagkragen, auf welchem schwarze Litze, Krone, Stern resp. Beides, die verschiedenen Rangstufen bezeichnen. Etat.
Der
1 Caplan-General, 3 Caplane L, 14 dito II., 19 dito HI.
und 25 Caplane IV. Klasse von der „Etablirten Kirche."
Die Pres
byterianer haben 6, die Römisch-Katholischen 17 Prediger angestellt.
Das Zeug-Personal. Das Personal rekrutirt sich ebenfalls durch freiwillig aus
der Armee Uebertretende, hat die Ueberwachung der Borräthe jeder Art, steht unter dem Direktor der Arsenale und Vorräthe des Kriegs-
Ministeriums und zerfällt in eine Anzahl Offiziere, Sekretaire und in ein Stabs-Corps.
Der Etat ist: 3 Haupt-Superintendanten,
7 Superintendanten,
17 zweite, 164 Hilss-Snperintendanten, 44
Sekretaire I., II., III. Klasse (Sergeanten), Summa 235. sen tritt noch das Vorraths-Stabs-Corps mit:
Zn die
1 Quartiermeister,
1 Sergeant-Major, 8 Sekretaire L, 8 II., 16 HI. Klasse, 3 colour«
Sergeanten, 15 Sergeanten, 6 Hornisten, 12 zweite Corporale, 218 Gemeine.
Diese 300 Köpfe bilden 3 Compagnien, deren gemeinsamen
Oberbefehl ein zweiter Superintendant hat; jede Compagnie unter Befehl eines zweiten Superintendanten.
Uniform.
Die Offiziere
haben blauen Waffenrock mit Scharlach-Aufschlägen, blaue Hosen
mit Goldstreifen, aufgekrämpten Hut mit schwarz und weißer Feder,
den Infanterie-Säbel mit schwarzer Koppel.
Das Kasernen-Personal. Das Personal steht unter dem Superintendanten des Kaseruen-
Wesens im Kriegs-Ministerium.
Von dem Personal wird Alles
besorgt, was die Kasernen, Ställe, Turn-, Wasch-Hänser re., könig liche Dienstwohnungen und Bureaus von Offizieren, Beamten und
Leuten betrifft; ebenso auch der Servis an die Nichtbequartierten gezahlt.
Ferner steht unter seiner Sorge Cantine und Messe der
Leute, so wie die Anstellung von geeigneten Cantinen-Wirthen.
Das
176 Personal dieses Departements sind Kron-Civil-Beamte (civil servants of the Crown).
Der Etat ist: 16 Kasernen-Meister I.,
27 der II. Klasse, 7 von früherer Ernennung, 46 Kasernen -Sekretaire, 367 Kasernen-Sergeanten.
Arbeiter nach Bedarf.
Das Per
sonal rekrutirt sich aus gedienten Offizieren und Unteroffizieren der Linie.
Kasernen-Meister müssen entweder 7 Jahre Offiziere in der
Armee oder Sekretaire im Kasernen-Departement gewesen sein.
Ka
sernen-Sekretaire werden entweder Offiziere, die sich zurückgezogen
haben, oder gediente Unteroffiziere, die aber wenigstens Sergeanten gewesen sein müssen und Pension beziehen; oder endlich Kasernen-
Sergeanten.
Kasernen-Sergeanten werden alt gediente pensionirte
Unteroffiziere und Leute der Armee.
Daß auch diese Beamten mi-
litairischen Rang haben, wurde schon früher gesagt.
Verschiedenes. Die Reserve-Armee.
(Army of reserve.)
Leute welche in der Armee Indiens ihre volle Dienstzeit von 12 Jahren gedient haben oder nach 5 Dienstjahren aus irgend wel
cher Ursache, schlechte Führung ausgenommen, entlassen worden sind,
dürfen sich freiwillig in die Reserve-Armee aufnehmen lassen, um so
die ihnen zur Pensions-Berechtigung nach 21jähriger Dienstzeit feh lenden Dienstjahre noch zu erreiche».
2 Jahre in der Reserve zählten
hierbei jedoch nur als 1 Dienstjahr.
Im Frieden wird die Mann
schaft jährlich einmal zu einer 12tägigen Uebung zusammenbeordert
und dann einem Linien-Rgt., einem Depot oder auch den eingeschrie benen Pensionären attachirt.
Jeder Mann erhält jährlich 26 Thlr.
20 Sgr.; Bekleidung und Waffen giebt der Staat.
Nach 7 Jahren
gehört dem Mann seine Ausrüstung als Eigenthum.
Die Gesammt-
stärke dieser Reserven beträgt 2081 Mann.
Im Kriege können die
selben einbeordert, niemals aber zum Dienst außerhalb des verei nigten Königreiches herangezogen werden.
•
176 Personal dieses Departements sind Kron-Civil-Beamte (civil servants of the Crown).
Der Etat ist: 16 Kasernen-Meister I.,
27 der II. Klasse, 7 von früherer Ernennung, 46 Kasernen -Sekretaire, 367 Kasernen-Sergeanten.
Arbeiter nach Bedarf.
Das Per
sonal rekrutirt sich aus gedienten Offizieren und Unteroffizieren der Linie.
Kasernen-Meister müssen entweder 7 Jahre Offiziere in der
Armee oder Sekretaire im Kasernen-Departement gewesen sein.
Ka
sernen-Sekretaire werden entweder Offiziere, die sich zurückgezogen
haben, oder gediente Unteroffiziere, die aber wenigstens Sergeanten gewesen sein müssen und Pension beziehen; oder endlich Kasernen-
Sergeanten.
Kasernen-Sergeanten werden alt gediente pensionirte
Unteroffiziere und Leute der Armee.
Daß auch diese Beamten mi-
litairischen Rang haben, wurde schon früher gesagt.
Verschiedenes. Die Reserve-Armee.
(Army of reserve.)
Leute welche in der Armee Indiens ihre volle Dienstzeit von 12 Jahren gedient haben oder nach 5 Dienstjahren aus irgend wel
cher Ursache, schlechte Führung ausgenommen, entlassen worden sind,
dürfen sich freiwillig in die Reserve-Armee aufnehmen lassen, um so
die ihnen zur Pensions-Berechtigung nach 21jähriger Dienstzeit feh lenden Dienstjahre noch zu erreiche».
2 Jahre in der Reserve zählten
hierbei jedoch nur als 1 Dienstjahr.
Im Frieden wird die Mann
schaft jährlich einmal zu einer 12tägigen Uebung zusammenbeordert
und dann einem Linien-Rgt., einem Depot oder auch den eingeschrie benen Pensionären attachirt.
Jeder Mann erhält jährlich 26 Thlr.
20 Sgr.; Bekleidung und Waffen giebt der Staat.
Nach 7 Jahren
gehört dem Mann seine Ausrüstung als Eigenthum.
Die Gesammt-
stärke dieser Reserven beträgt 2081 Mann.
Im Kriege können die
selben einbeordert, niemals aber zum Dienst außerhalb des verei nigten Königreiches herangezogen werden.
•
177
Die eingeschriebenen Penstonirten. (Enrolled pensioners.) Jeder mit Pension aus dem Heere ausscheidende Soldat gehört zu den „Eingeschriebenen Pensionirten."
Unter diesen wird
die Zahl derjenigen, welche noch int Stande sind Waffen zu tragen, auf 40,000 Mann geschätzt, von denen aber nur etwa 15,000 als
wirklich noch brauchbar für den Garnison-Dienst gelten.
Niemand
über 50 Jahre alt, darf noch in diesen Listen geführt werden.
Auch
die Pensionärs haben jährlich eine 12tägige Uebungszeit.
Das topographische Departement. Das topographische Departement unter einem Ingenieur-
Offizier (Oberst) als Direktor zerfällt in die geometrische Landes
aufnahme (Ordnance Survey), deren Hauptquartier Southampton ist und in das topographische und statistische Depot im Kriegs-Mi
nisterium in London.
Das Personal der Landesaufnahme hat die
Anfertigung der Karten und Pläne des Vereinigten Königreiches.
Die Karten von England und Schottland werden in Southampton, die von Irland in Dublin gestochen und publicirt. nahme sind 4 Compagnien Ingenieure beschäftigt.
Mit dieser Auf Das topogra
phische und statistische Depot befindet sich gegenwärtig in New-Street und Spring-Garden und enthält eine große Sammlung der besten
geographischen Karten und Pläne aller Länder, so wie die neuesten und besten statistischen Angaben über dieselben und Modelle der eige nen und der wichtigeren fremden Festungen.
Die bei der Landesver
messung angestellten Offiziere und Unteroffiziere gehören ausschließlich
dem Ingenieur-Corps an.
Der Etat ist: 1867/68.
2 Oberst-
Lieutenants, 10 Hauptleute, 4 Lieutenants, 1 Quartiermeister, 311 Unteroffiziere und Sappeure.
Vom Civil werden hier noch beschäf
tigt: 637 Zeichner, Geometer, Kupferstecher, Drucker rc. und 328 Arbeiter. ■— Der Stab des topographischen und statistischen Depots
zählt Offiziere aller Waffen und zwar: 1 Brevet-Oberst-Lieutenant (Ingenieur) 1 Lieutenant (Artillerie), 1 Lieutenant (Cavallerie) 3
Unteroffiziere und Sappeurs, 18 Civil-Assistenten, als Handwerker,
Zeichner, Lithographisten rc. und 7 Arbeiter. Minor, Englische Landmacht.
12
178 Das Militair- Bildungswesen. An der Spitze des Militair-Bildungswesens steht der Rath des
Militair-Bildungswesens (council of Military Education).
Das
selbe hat 1 Präsidenten, 1 Vice-Präsidenten und 4 Mitglieder.
Prä
sident ist der Herzog von Cambridge, der Vice-Präsident ist ein Ge
neral, 3 Mitglieder sind Offiziere, einer ist Civil-Beamter.
Das
Büreau zählt 1 Sekretair, welcher Offizier der Armee auf Halbsold ist, und 8 Untersekretaire.
Dieser „Rath" hat auch das Curatorium
über die Militair-Akademie in Woolwich, die avancirte Klasse der Artillerie-Offiziere, das Stabs-Colleg, das Militair-Colleg Sandhurst und das königliche Militair-Ashl, so wie die unmittelbare Oberinten
danz über die Schulen und Bibliotheken der Armee.
Bei der Ar
tillerie, Infanterie und dem Stabe wurden bereits die zu denselben gehörigen Offizierbilduugs-Anstalteu genannt, die betreffenden Schluß
examina, resp, die Verleihung der Patente, steht immer unter der Direktion dieses „Rathes", welchem eine Anzahl Examinatoren bei gegeben ist.
Dem „Rath" liegt ferner ob, alle Erziehungsfragen zu
lösen, hinsichtlich der Erziehung und Anstellung der Armee-Schul
meister und Schulmeisterinnen, so wie für Auswahl einer geeigneten Winterlektüre in den Kasernen zu sorgen.
Die Musik-Schule. Diese Anstalt wurde 1857 zu Kneller-Hall, Honnslow, gegrün det und verfolgt das Ziel, Unteroffiziere und Soldaten zu tüchtigen, praktischen und theoretischen Musikern auszubilden, um derartig für
die Regimenter Kapellmeister und
in jeder Kapelle einen kleinen
Stamm ausgebildeter Musiker zu schaffen.
ist:
Der Etat der Anstalt
1 Major, 17 Civilprofessoren, 1 Normalschulmeister und 148
Zöglinge.
Der Cursus ist zweijährig.
Znm Besuch der Schule sind
gute Conduite und musikalische Befähigung gefordert.
Die Armee-Schulen. Zweck dieser Schulen ist: Unteroffizieren, Soldaten und deren
Kindern Gelegenheit zu geben, sich die gewöhnliche Schulbildung an
zueignen resp, dieselbe nachzuholen.
Die Lehrer dieser Anstalten hei-
179 fien Schulmeister (schoolmaster) und sind ans Soldaten und Un teroffizieren hervorgegangen.
Wer Schulmeister werden will, muß
zwischen 20 und 25 Jahre alt sein, eine gute Conduite haben, der
Regel nach unverheirathet sein und im Militair-Ashl Chelsea einen
zweijährigen theoretischen und praktischen Cursus durchgemacht, d. h.
zuerst gelernt und dann gelehrt haben. Nach glücklich vollbrachtem Cur sus und Schlufiexamen erhält der Candidat das Zeugnifi als Schul
meister, worauf er sich, bei wirtlicher definitiver Anstellung an einer
Schule, auf eine vom Tage der Anstellung an rechnende Dienstzeit von 10 Jahren verpflichten muß.
Nach diesen 10 Jahren kann er
sich durch weitere Capitulation von 11 Jahren die Pensionsberech tigung erwerben.
Cs giebt 2 Klassen von Schulmeistern und zwar
1) Oberschulmeister (superiutending schoolmaster) mit dem Rang
als Cnsign, 2) Schulmeister im Unteroffizier-Rang zunächst hinter dem Sergeant-Major rangirend. Artikeln unterstellt.
Beide Klassen sind den Kriegs-
Werden Schulmeister kriegsgerichtlich zu De
gradation verurtheilt, so werden sie der Regel nach nicht wieder in Reih' und Glied eingestellt, sondern ganz ans dem Dienst entlassen.
Die Besoldung der Schulmeister schwankt nach Länge ihrer Dienstzeit von 30 Thlr. bis 65 Thlr. monatlich, Oberschulmeister
erhalten zwischen 70 Thlr. und 80 Thlr. monatlich und 10 Thlr.
monatlich Zulage für Bedienung,
da sie keinen Burschen haben.
Schulmeisterinneu sind ebenfalls an diesen Schulen angestellt.
Die
selben müssen ein Examen abgelegt haben oder schon vorher an gestellte Lehrerinnen gewesen und zwischen 21 und 30 Jahre alt
sein.
Es giebt 3 Klassen solcher Lehrerinnen, bei der ersten An
stellung werden sie immer III. Klasse mit 160 Thlr., dann II. Klasse
mit 200 Thlr., endlich I. Klasse mit 260 Thlr. jährlichem Gehalt und freiem Quartier resp. Servis dafür.
Jedes Cavallerie-Rgt.
und jedes Infanterie-Bataillon haben gewöhnlich einen Schulmeister
und eine Lehrerin.
Der Etat des Lehrer-Personals ist: 3
Assistent-Inspektoren in Grofi-Britanien und Irland, 2 Lokal-Jn-
spektoreu in den Besitzungen im Mittelmeer, 24 Superintendanten und Lehrer I. Klasse, 240 II. Klasse, UI. Klasse und Armee-Schul
meister, 31 Hilfs-Schulmeister, 39 Detachements - Schulmeister.
24
180
Lehrerinnen I. Klasse, 36 II. Klasse, 168 HI. Klasse, 67 Hilfs-Schulmeisterinnen, 184 Assistenz-Lehrerinnen, 12 Bibliothekare.
Bibliotheken. Militair-Bibliotheken sind in England wie in den Colo
nien überall in den größeren Kasernen beschafft und für die Sol
daten gegen sehr geringe Beiträge, der Gemeine zahlt 2% Sgr.
pro Monat, geöffnet.
Aus den Garnison-Bibliotheken werden die
einzelnen Messen der Leute mit Büchern versorgt; die Messen wer
den auf Staatskosten beleuchtet und erwärmt.
Für jeden Trupp
und jede Compagnie wird ferner jährlich 16 Thlr. 20 Sgr. gewährt
und von diesem Gelde der Ankauf von Büchern und das Halten
von Zeitungen für die Messen bestritten, ebenso wie auch Spiele be schafft. Ein Garnison Bibliothekar, gewöhnlich ein Unteroffizier, steht
der Bibliothek, ein Regiments-Bibliothekar den Büchern und Blät tern der Messen vor.
Chelsea. Das königliche Militair-Ashl (Chelsea) und die königliche
irische Militairschule (Dublin) sind Erziehungsanstalten für Söhne
von Soldaten, die entweder noch im Heer stehen oder darin gestan
den haben.
Das Asyl wurde 1801 gegründet.
werden nur Kinder über 5 und unter
In beide Anstalten
12 Jahren angenommen.
Die Kinder müssen in der Zeit geboren sein, in welcher der Vater noch im Heere stand.
Die Kinder werden bis zu ihrem 14ten, und
wenn sie zur Kapelle gehören, bis zum löten Jahre in den Anstalten behalten, wo sie dann das Regiment wählen können, in dem sie als Hornisten-Jungen eintreten wollen.
Wenn sie nicht zur Armee ge
hen mögen, so werden sie zu einem Handwerker in die Lehre ge bracht, zuweilen auch noch mit einer kleinen Ausstattung versehen.
Die Bewerber für Aufnahme in diese Anstalten werden nachstehend
in 4 Klassen getheilt: 1) Völlig Waisen.
2) Solche deren Vater todt ist.
3) Solche deren Mutter todt ist.
181
4) Solche deren Eltern beide am Leben, deren Vater aber in
den auswärtigen Besitzungen ist. Das Militair-Ashl ist gleichzeitig Bildungsanstalt für Schulmei
ster.
Der Etat des Militair-AshlS ist: 1 Commandant, 1 Adjutant,
1 Quartier-, 1 Zahlmeister, 1 Doktor, 1 Pharmaceut, 1 Kaplan, 13
Lehrer und Instruktoren, 5 Elementar-Lehrer, 37 Studirende, davon 9 Soldaten, 20 Unteroffiziere, ferner 500 Knaben, 29 Diener rc. Der Etat der irischen Militairschule ist: 1 Comman
dant, 1 Adjutant, 1 Kaplan, 1 katholischer Pfarrer, 1 Quartier meister, 1 Doktor, 1 Pharmaceut, 8 Lehrer, 10 Aufpasser, 20 Un
teroffiziere, 410 Knaben und 25 Diener rc. Hospitäler. Das königliche Victoria-Hospital zu Netleh, 1863 ge
gründet, ist zur Aufnahme von Invaliden aus allen Zweigen des Staatsdienstes bestimmt, und zwar solcher, welche im Dienst in den
auswärtigen Besitzungen Invalide geworden sind.
Diese Invaliden
werden von hier aus entweder ihren Depots überwiesen, oder ans dem Dienst entlassen oder anderweitig versorgt.
Es werden jährlich
durchschnittlich in Netly 4000 Invaliden ausgenommen und davon mehr als die Hälfte für weiteren Dienst als unbrauchbar entlassen.
Das Hospital ist für 11 bis 1200 Kranke eingerichtet.
Der Etat
ist: 1 Gouverneur und Commandant, 1 Stabs-Capitain und HilfsCommandant, 1 Zahlmeister, 1 Hauptmann der Ordonnanzen, 1 Ad
jutant.
An Aerzten zählt die Anstalt: 1 Inspektor-General des
Hospitals, 2 Hilfs-Inspektor-Generale, die gleichzeitig Professoren sind, 8 Doktoren, davon 4 Hilfs-Professoren, 10 Assistenz-Aerzte,
1 Apotheker.
An Versorge-Beamten (purveyor) hat die Anstalt:
1 Haupt- und 2 Hilfs-Versorger.
Die bereits früher genannte
Militair-Medizin-Schule ist mit dieser Anstalt in Verbindung.
Die
Zöglinge der Medizin-Schule assistiren vom 1..April bis 31. Juli
und vom 1. October bis 31. Januar, d. h. in ihren Studien-Mo naten, den am Hospital angestellten Aerzten.
In Netleh ist gleich
zeitig das Hauptquartier des Lazareth-Personals und erhalten Lazareth-Sergeanten und Gemeine hier besonderen Unterricht im Dienst
182 int Krankenzimmer und Pflege der Kranken im Felde.
Ebenso ist
eine Anzahl weiblicher Krankenwärter nnter besonderer Aufsicht dem
Hospital attachirt. Das Herbert-Hospital in Woolwich wurde 1865 ge
gründet, ist mit allen Verbesserungen
und
Annehmlichkeiten
der
Neuzeit reichlich ausgestattet und in jeder Beziehung ein MusterLazareth zu nennen.
Eine besonders dazu ernannte Sanitäts- und
Ban-Commission hat Alles an diesem Hospital so angelegt unb ge
baut, wie es für die Heilung von Kranken nnd die Gesundheits Pflege als am zweckmäßigsten erkannt worden ist.
Das Lazareth
liegt auf einer Anhöhe 235 Fuß (engl.) über dem Wasserspiegel der Themse.
Die Kranken liegen in 7 doppelten oder einfachen Pa
villons, welche rechtwinkelig von einem sie verbindenden und in gra-
der Linie von Ost nach West laufenden Corridor- abgehen.
64' Zwi
schenraum ist zwischen je zwei solcher Pavillons und da jeder 32'
hoch ist, so scheint die Sonne selbst im Winter in das ParterreGeschoß jeden Tag von jeder Seite 1 bis 2 Stunden.
Die dop
pelten Pavillons sind in ihrer Mitte durch einen lang durchgehenden
gut ventilirten Treppenflur in 2 lange Krankensäle mit Glasfenstern getheilt.
Die Krankenstuben sind Parterre und in dem oberen Stock,
gewöhnlich zu 32 Betten, von denen immer je zwei zwischen zwei
Fenstern stehen.
Kubikraum Luft ist pro Bett gerechnet 1200 Ku
bikfuß (engt.) und Grundfläche pro Bett 87 Quadratfuß.
Auf jeder
Seite der Eintrittsthiir in einem solchen Pavillon ist eine Stube für je eine Wärterin, am andern Ende des Pavillons sind zwei abgetheilte Räume; der eine durch einen ventilirten Flur vom Kran
kensaal getrennt, enthält Waterkloset und Ausguß, der andere Raum
ist Bade- und Waschraum mit Urin-Glas.
648 Kranke berechnet.
Die Anstalt ist für
Ventilation und Erwärmung sind nach den
neuesten Principien der Röhrenlegung bewirkt.
Der wirthschaftliche
Theil des Lazareths ist in einem besonderen Gebäude auf der an dern Seite des langen Corridors und der Mitte der Pavillons ge genüber liegend, untergebracht. Der Etat des Hospitals ist: 1 Gouverneur, 1 Versorger
und Zahlmeister, 1 zweiter Versorger (deputy purveyor), 1 Hilfs-
183
Versorger,
1 Hauptmann der Ordonanzen, 1 Haupt-Superinten
dant der Wärterinnen.
Au Aerzten und ärztlichem Personal zählt
die Anstalt: 1 zweiter Inspektor-General des Hospitals, 4 Doktoren,
5 Assistenz-Aerzte, 1 Pharmaceut und eine Anzahl Wärterinnen, Lazareth- Sergeanten, Hauswarte, Köche rc.
Ob das meist über Erwarten schnelle Gesundwerden der Kran ken und das schnelle Heilen der Wunden der guten Heilhaut der Engländer zuzuschreiben ist oder der Zweckmäßigkeit ihrer Lazarethe,
muß dahin gestellt bleiben.
Das Chelsea-HoSpital ist ein Jnvaliden-Hospital, in wel chem 538 Invaliden als Pensionäre leben und welches gleichzeitig
die Sorge hat für andere 62,000 Pensionäre,
welche außerhalb
leben. Das königliche Hospital Kilmainham (Dublin) nimmt
Invaliden vorzugsweise von den in Irland dienenden Truppen auf
und zählt gegenwärtig 140 im HoSpital wohnender Invaliden. Die Militair-Gefängnisse wurden 1844 in's Leben ge
rufen, die Regiments-
nnd kleineren Arrest-Lokale find
nur für
Solche, die mit Gefängniß nicht über 28 Tage bestraft sind; die längeren Hafte wurden bis 1844 im Civilgefängniß verbüßt.
Die
Militairgefängnisse stehen unter dem Kriegsminister, die Arrest-Lokale (bis 28 Tage Haft) unter dem General-Adjutanten der Armee.
Vor 1844 betrug die Zahl der gerichtlich Bestraften in der Armee auf 1000 Köpfe 20, gegenwärtig auf 1000 Köpfe 13,7; ebenso ist
die Zahl der jetzt noch zu Stockschlägen Verurtheilten nur noch halb
so groß, als sie bis 1844 war.
Der Tower in London. Der Tower ist ein sehr bedeutendes Arsenal, dem, unter Lei tung des Direktors der Vorräthe im Kriegs-Ministerium, ein Zeug
offizier vorsteht.
DaS Depot enthält: Handfeuerwaffen und blanke
Waffen aller Art, Ausrüstungsstücke für alle Waffen, einschließlich
die Flotte, Feld-Ausrüstungen und Lagereffekten, Handwerkszeug, Kasernen-Utensilien, photographische Apparate, Feld-Telegraphen und Vorräthe für Ingenieure.
Die Besatzung des Towers, eine halbe
184 FestungS-Compagnie und 2 Compagnien Infanterie liegen in den
hier befindlichen Kasernen.
Der Stab der Besatzung ist: 1 Con
stable und Gouverneur, 1 Lieutenant-Gouverneur, 1 zweiter Lieute nant, 1 Platz-Major, 1 Castellon, 1 Caplan, 1 Doktor, 1 Portier, 40 Zeugdiener, 1 Sergeant und 13 Constables der Polizei, 1 Schlie
ßer und 1 Portier.
Der Stab des Arsenals ist: 21 niedere Zeug
offiziere, eine Anzahl Sekretaire, Zeugaufseher rc.
Das Bekleidungs-Depot zu Pimlico. Das Depot ist 1855 gegründet worden und bildet ein
Haupt-Depot, von welchem die Truppen sowohl in England wie in
den auswärtigen Besitzungen, so wie auch die Polizei, Gefängnisse und einige Civil-Branchen mit sämmtlichen Bekleidungsstücken ver
sehen werden.
DaS Depot zerfällt in drei Departements und steht
direkt unter dem Kriegs-Ministerium. 1) Die Werkstätten unter einem Superintendanten, gegenwär
tig ein Oberst-Lieutenant in der Armee, fertigen einen Theil der Uniformen selbst an.
Mit besonderen Zuschneide- und Nähmaschi
nen werden die einzelnen Stücke zugeschnitten und geheftet, fertig
genäht werden sie dann beinah ausschließlich von Frauen und Kin
dern, die entweder Wittwen oder Waisen von Soldaten sind. 2) Das Abnehme- Departement.
Alle von Civil-Handwerkern
gelieferten Stücke und Alles sonst Gekaufte sowie die Rohmaterialien werden von dem Personal dieses Departements abgenommen und
revidirt, bevor sie dem eigentlichen Depot-Departement überliefert
werden.
Das Personal dieses Departements ist: 1 Inspektor und 2
Hilfs-Inspektoren. 3) Der Stab des eigentlichen Depots ist: 1 Superintendant, 2 Hilfs-Intendanten, 1 Bekleidungs-Inspektor, 4 Unter-Inspektoren, 1 Vorraths-Aufseher, 1 Ausgabe - Offizier, 1 Empfangs-Offizier, 1
Schiffs-Offizier, 1 Rechnungs-, 1 Contrakt- und Buchhalter-Offizier, Sekretaire, Obermeister rc. StabS-Corps.
und ein Detachement des VorrathS-
185
Die Colonial-Regimenter und Corps, aus schließlich Indiens. Die Militair-Besatzung der auswärtigen Besitzungen Englands, je nach deren Größe und Wichtigkeit, besteht 1) Aus Linien-Regimentern, welche zeitweilig dorthin commandirt sind.
2) Aus den 10 bei der Organisation der Infanterie schon ge
nannten regulairen Colonial-Regimentern, welche wie alle andere
Infanterie zum stehenden Heere gehören und ebenso organisirt sind. Die Offiziere dieser 10 Rgtr. sind, ausschließlich des einen Regi ments Malteser-Kilsten-Artillcrie, nur Briten; die Mannschaften sind entweder nur Eingeborene oder auch Engländer, Fremde und Ein
geborene gemengt.
Die Offiziere der Malteser Küsten-Artillerie sind
meist geborene Malteser; diese haben aber nur einen lokalen Offi
ziers-Rang und können nicht mit anderen Offizieren des englischen
HeereS ihre Patente tauschen. 3) Endlich besteht in den Colonien selbst, analog dem Mutter lands, außer diesen genannten stehenden Streitkräften der Besatzungs truppen, noch aus den Eingeborenen organisirt eine Art Reserve-
Armee.
Dieselbe zerfällt in Militia und Voluuteers,
welche
in
Cavallerie-, Infanterie-Rgtr., Artillerie-Brigaden und Compagnien,
so wie in Polizei-Corps zusammengestellt sind.
Neu-Seeland hat
noch ein permanentes Vertheidigungs-Corps und bewaffnete Ansied
ler.
Nachstehende Tabelle ergiebt die 10 Kolonial-Regimenter
in ihrer Eintheilung und Stärke: Pferde TotalUnter Offi Summa. offiziere pagnien. Offiz.- Dienstziere. u.Leute.
Anzahl
Summa
Benennung der Regimenter. der Com
Königl. Canadische Schützen . Westindische Regimenter (4) . Ceylon-Schützen-Regiment . . Berittene Schützen vom CapLand ....................................... Königl. Malta-KÜsten-Artillerie Jamaica-Artillerie .... Hong-Kong-Corps ....
14 32 14
52 196 52
1297 3272 1324
1349 3468 1376
8 28 8
— — —
6 6 1 17
28 25 — 17
526 614 64 659
554 639 64 676
67 4 — 4
450 — — —
Summa 10 Regtr.
90
370
7756
8126
119
450
186 Die 4 West-Indischen Regimenter rekrutirten sich frü
her, als der Sklavenhandel noch bestand, ausschließlich aus befreiten Afrikanern, welche aus weggenommenen Sklavenschiffen kamen.
Ge
genwärtig rekrutiren sich diese Regimenter aus der Bevölkerung der
Inseln selbst, so daß sie ungefähr auS 60 °/0 Negern und 40 °/0 Creolen bestehen.
Jede Compagnie hat 1 europäischen Sergeanten.
Die Regimenter habe» In ihrem Etat keine Aerzte; ihre Sanitäts
pflege wird von den an der West-Küste Afrikas stationirten resp, von
den in West-Indien vom Sanitäts-Stabe ebenfalls besonders hierher commandirteu Aerzten versehen.
Die 4 Regimenter garnisoniren in
Sierra-Leone, Bahama, Jamaica und Barbados.
Das Cehlon-Schützen-Regiment rekrutirte sich früher aus den eingeborenen Malayen, jetzt lassen sich nur wenig derselben an werben und besteht das Regiment meist aus Leuten von Madras.
Das Regiment hat 2 europäische Sergeant-Majors.
Von den Hin-
dostanern des Regiments sind 10 % römisch-katholisch, 8 °/0 Hindus und 72 % Muhamedaner. Die berittenen Schützen des Caplandes sind an den
Grenzdistrikten des Caplandes stationirt.
Auch hier rekrutirte sich
das Regiment Anfangs vorzugsweise aus Hottentotten, jetzt dagegen klassificiren sich die Leute folgendermaßen:
53 °/0 Engländer, 7%
Schotten, 20 °/0 Irländer, 4 % Fremde, besonders Deutsche und
Schweizer und 16 °/0 farbige Eingeborene des Caplandes.
Die letz
teren müssen zwischen 16 und 18 Jahr alt, und 5' bis 5' 3" groß Die Leute zählen als Infanteristen, sind aber sämmtlich be
sein.
ritten und vollständige Cavallerie.
Auch die Offiziere haben dieselbe
Anzahl Pferde zu halten wie jeder Cavallerie-Offizier; aber dieselben erhalten den Ankaufspreis ihrer Chargen-Pferde vom Staate zurück
erstattet und zwar ’/6 des Geldes jedes Jahr, so daß sie ihr für
den Kauf des Pferdes angelegtes Geld in 6 Jahren wieder erhalten haben.
Es wird ihnen für das erste Chargen-Pferd 300 Thlr., für
das zweite rc. 233'/, Thlr. bezahlt. Die königlichen Canadischen Schützen rekrutiren sich aus
solchen Soldaten der in Nord-Amerika stehenden englischen Linien-
187
Regimenter,
welche sich freiwillig zum Uebertritt in dies CorpS
melden.
Die königliche Malta-Knsten-Artillerie rekrutirt sich auS
den Eingeborenen des Landes und ist ein lokaler Trupp FestungsArtillerie. Das Hong-Kong-Corps ist erst im Etat 1867/68 auSgeworfen und noch nicht organisirt.
Militia und Bolunteers der Colonien. Canada hat 90,000 Mann Militia und Bolunteers; Cavallerie, Artillerie, Ingenieure, Schützen und Flotte.
Zwischen
dem 1. März 1864 und dem 1. Februar 1866 haben 1979 junge Leute
einen Uebungskursus
heranzubilden.
um sich zu Offizieren
durchgemacht,
1865 machten in einem Instruktions-Lager 1105
solcher Cadetten ebenfalls einen 3wöchentlichen Uebungskursus durch.
Neu-Schottland hat Militia 110 Rgtr. und 1 Brigade Ar
tillerie in der Totalstärke von 2,222 Offizieren, 53,889 Unteroffi ziere und Gemeine.
Dieselben haben 1864 fünf Uebungstage gehabt.
An Bolunteers, Schützen und Artillerie Sa. 1015 Mann. Neu-Braunschweig.
Die
Militia wurde 1862 organisirt
und in 4 Klassen getheilt A., B., C., D.
Köpfe, 293 Pferde und 12 Feld-Geschütze. sich freiwillig Meldenden ein.
Die Klasse A. zählt 2159
Diese Klasse schließt die
Die Klasse B. zählt alle nnverhcirathe-
ten Männer bis zum 45sten Lebensjahr, ist 8712 Köpfe stark und
wird jedes Jahr 1 Tag geübt. Klasse C. umfaßt alle verheirateten
Männer bis zum 45steu Lebensjahre und zählt 17,587 M.
Endlich
die Klasse D., die angesessene Militia, umfaßt den Rest der männ
lichen Bevölkerung bis zum 60sten Lebensjahre. Prince-Edward-Insel hat 6 Rgtr. Militia mit 4428. M. und an Bolunteers 92 Pferde Cavallerie und 6 Kanonen.
Jamaica hatMilitia 4991 M. und zwar: Infanterie 22 Rgtr.,
Artillerie 8 Compagnien, Cavallerie 3 Rgtr. seit 1849 nicht mehr geübt worden.
Die Militia ist aber
Außerdem die Bolunteers, Ca
vallerie, Schützen, Artillerie mit 667 M. und 336 Pferden.
188 West-Indien hat Militia 3,248 M., 820 Pferde, 43 Feld-
Geschütze, 50 M. Polizei-Corps. Die Cap-Colonie hat Volunteers: Artillerie 133 M., 6
Pferde, 8 Geschütze, Ingenieure 85 M., Berittene Schützen 230 M., 230 Pferde, Schützen 855 M., Berittene Grenz-Polizei 492 M. und 492 Pferde.
Gambia, Sierra-Leone und das übrige britische Afrika
hat Militia 4258 M., 1097 Pferde, 10 Feld-Geschütze, 30 M. Po lizei-Corps. Hong-Kong hat Volunteer-Artillerie 97 M., 6 Geschütze.
Australien hat Volunteers 8867 M., 891 Pferde und 44 Kanonen und Militair-Polizei 366 M., 552 Pferde, von welcher ein Corps von 195 Köpfen beinahe ausschließlich aus farbigen Einge
borenen besteht. Neu-Seeland hat permanente Vertheidigung 6 Corps, Mi litia, Volunteers, Bewaffnete Ansiedler 10,513 M. und 841 Pferde.
Die Militair-Organisation in Indien. Die Besatzung und Landmacht Indiens ist analog der der übri
gen Besitzungen Englands organisirt und besteht: 1. Ans den zeitweilig nach Indien commandirten Linientruppen.
2. Aus den aus Eingeborenen sich rekrutirenden Lokaltruppen. 3. Aus dem Stabe, dazu kommen noch:
4. Die militairischen Institute. 5. Aus einer kleinen Anzahl Volunteers und Reservetruppen. 1) Die zeitweilig nach Indien commandirten Linientruppen
deS Mutterlandes sind: 46 Bataillone Infanterie, 10 Regimenter
Cavallerie, 3 reitende und 5 Feld-Brigaden und die 3 gemischten Brigaden Artillerie.
2) Die lokalen Truppen, welche regulaire und irregulaire
Regimenter bilden, zählen unter sich jetzt an europäischen Truppen nur noch 1 Compagnie Infanterie im Fort Wilhelm nahe Calcutta und 1 christliche Lokal-Artillerie-Compagnie. (Eurasianische Christen).
Alle übrigen Lokaltruppen rekrutiren sich aus Eingeborenen.
Seit
188 West-Indien hat Militia 3,248 M., 820 Pferde, 43 Feld-
Geschütze, 50 M. Polizei-Corps. Die Cap-Colonie hat Volunteers: Artillerie 133 M., 6
Pferde, 8 Geschütze, Ingenieure 85 M., Berittene Schützen 230 M., 230 Pferde, Schützen 855 M., Berittene Grenz-Polizei 492 M. und 492 Pferde.
Gambia, Sierra-Leone und das übrige britische Afrika
hat Militia 4258 M., 1097 Pferde, 10 Feld-Geschütze, 30 M. Po lizei-Corps. Hong-Kong hat Volunteer-Artillerie 97 M., 6 Geschütze.
Australien hat Volunteers 8867 M., 891 Pferde und 44 Kanonen und Militair-Polizei 366 M., 552 Pferde, von welcher ein Corps von 195 Köpfen beinahe ausschließlich aus farbigen Einge
borenen besteht. Neu-Seeland hat permanente Vertheidigung 6 Corps, Mi litia, Volunteers, Bewaffnete Ansiedler 10,513 M. und 841 Pferde.
Die Militair-Organisation in Indien. Die Besatzung und Landmacht Indiens ist analog der der übri
gen Besitzungen Englands organisirt und besteht: 1. Ans den zeitweilig nach Indien commandirten Linientruppen.
2. Aus den aus Eingeborenen sich rekrutirenden Lokaltruppen. 3. Aus dem Stabe, dazu kommen noch:
4. Die militairischen Institute. 5. Aus einer kleinen Anzahl Volunteers und Reservetruppen. 1) Die zeitweilig nach Indien commandirten Linientruppen
deS Mutterlandes sind: 46 Bataillone Infanterie, 10 Regimenter
Cavallerie, 3 reitende und 5 Feld-Brigaden und die 3 gemischten Brigaden Artillerie.
2) Die lokalen Truppen, welche regulaire und irregulaire
Regimenter bilden, zählen unter sich jetzt an europäischen Truppen nur noch 1 Compagnie Infanterie im Fort Wilhelm nahe Calcutta und 1 christliche Lokal-Artillerie-Compagnie. (Eurasianische Christen).
Alle übrigen Lokaltruppen rekrutiren sich aus Eingeborenen.
Seit
189 Auflösung der ostindischen Compagnie während der Empörung 1857
wurden die bis dahin im Dienst dieser Compagnie stehenden euro päischen Truppen anders organisirt und der englischen Armee ein
verleibt.
Die Lokaltruppen sind ebenso zusammengesetzt wie die
Linientruppen, haben aber z. B. nur einschließlich des Regiments-
Commandenrs 8 britische Offiziere per Regiment. Die irregulairen Cavallerie-Regimenter rekrntire» sich nur aus wohlhabenden Frei
willigen.
Sämmtliche Mannschaften dieser Regimenter rüsten sich
selbst völlig aus mit Pferd, Waffen, Bekleidung und erhalten dafür 20 Silbergr. tägliche Löhnung, so wie nach 20jähriger Dienstzeit
Pension. Wer in den regulairen Regimentern dient, hat mit 3 Jah
ren seiner Dienstpflicht genügt und erlangt nach 15 Dienstjahren Anspruch auf Pensionirung.
In Bengalen rekrutiren sich 2 Ca-
vallerie-Rgtr. aus Hindus, 1 aus Mahratten, 1 ans dem Stamme
Jät, 3 aus Sikhs, in den übrigen Rgtrn. herrschen die Mnha-
medaner vor. Das Corps der Führer (guides) rekrntirt sich beinahe nur aus
den kriegerischen Stämmen, welche in den Gebirgen der NordwestGrenze wohnen.
Die Grenzbrigade, unter der ausschließlichen Con
trolle deS Lieutenant-Gouverneurs des Pendschabs, rekrntirt sich aus
Sikhs und Leuten der die Grenzen bewohnenden Stämme.
Diese
Truppen haben die Grenze vor Einfällen räuberischer, feindlicher Stämme zu schützen. 5 Jnfantcrie-Rgtr. sind ausschließlich Goorkas,
14 haben viele Sikhs in ihren Reihen, die übrigen Regimenter be
stehen hauptsächlich aus Hindus von verschiedenen Kasten. Die Bombay-Infanterie zählt 30 Rgtr., von diesen sind 2
Grenadier-, 3 leichte Infanterie, 2 Schützen-, 2 Beludschistan-Regimenter und 1 Marine-Bataillon.
Die Madras-Infanterie zählt 40 Rgtr., davon sind: 1 Rgt. leichte Infanterie Trichinopoly, 1 Rgt. leichte Infanterie Palameottah, 1 Rgt. leichte Infanterie Chicacole, 1 Rgt. Infanterie Wallahjahbad, 1 Rgt. Grenadiere, 35 Linien-Rgtr., von denen 7 eine
Compagnie Schützen haben. Bewaffnung und Uniformirung.
Bon der Bengal-Ca-
vallerie sind das 10te, Ute, 13te, 14te und 19te Regiment mit
190 einer 9' langen, 2,7 Pfd. schweren Lanze (Bambusrohr mit Bajo
nettspitze mit 18" langem Fähnchen in den Regimentsfarben) bewaff net.
Der Säbel ist nach dem Muster der bei den Eingeborenen
üblichen, in mit Leder bezogener Holzscheide mit Stahlvorschnh. Der
Karabiner 4,9 Pfd. schwer hat das Kaliber der Infanterie-Muskete und ist glatt.
Die Pistole, dasselbe Kaliber habend wie der Kara
biner, wiegt 2,7 Pfd.
Europäische Offiziere haben denselben Säbel
am Koppel in russischem Leder und im Parade-Anzug ist dies Koppel mit Gold oder Silber eingelegt.
Eine Depeschentasche haben sie nicht.
Eine Pistole in der Holster auf der rechten Seite.
Das Bandelier
vom selben Stoff wie das Lederkoppel, das hier wie überall über
dem Rock getragen wird, hat eine schwarze Patrontasche, eine zweite
solche kleine Tasche ist an der Holster mit Binokel, Notizbuch und ein Compaß im Deckel der Tasche.
Die eingeborenen Offiziere haben
dieselbe Uniform wie die britischen, aber kein Bandelier und keinen
Metallbelag am Säbelkoppel. Die Sergeanten (Dnffadar) und Trom peter haben auch Pistolen.
Die Gemeinen (Sowar) haben Lanze,
Säbel, Pistole, bei anderer Cavallerie nur Säbel und Karabiner. In den ersten 8 Regimentern wird ein eng anliegender Waffenrock
(Alkakuk) getragen, in den übrigen Regimentern haben nur die bri
tischen Offiziere einen Waffcurock,
alle übrigen Chargen und die
Gemeinen eine lose Bluse, die durch einen Gürtel um die Taille festgehaltcu ist; die ganze Cavallerie hat au der Schulter befestigte
Fangschnüre.
In allem Dienst zu Pferde tragen die europäischen
Offiziere einen grauen Filzhelm, Spitze und Beschlag von Bronze um welchen eiu Turban gedreht herumgeschlungen ist, blaue Tuch
hosen und hohe Stiefeln.
Der Turban und die breiten Streifen
an den Hosen haben
Farbe der Regimentsaufschläge.
die
Im
Sommer werden weiße Drillhosen getragen. Die eingeborenen Of fiziere sind ähnlich uniformirt, nur ist ihre Kopfbedeckung ein ein
facher Caschemir-Shawl-Turban.
Unteroffiziere und Gemeine haben
den Waffenrock oder die Bluse nach dem Regimentsmuster geschnit
ten, für den Winter aus Serge, für den Sommer aus weißem Drill
gemacht.
Der Mantel (choga) ist aus Kameelhaar und hat einen
Capuze für den Kopf.
Daö Sattelzeug der europäischen Offiziere
191
ist das der Übrigen Cavallerie; Unteroffiziere und Gemeine haben den „Nolan-Sattel," einen einfachen Zügel und das landesübliche Gebiß.
Die Infanterie hat entweder gezogene Büchsen nach dem
Modell von 1837 oder die glatte Muskete.
Die Einführung des
Snider- resp. Martini-Gewehres wird erstrebt.
Unteroffiz.
und Leute.
Offiziere.
Unteroffiz.
und Leute.
Etat.
Benennung.
Offiziere.
Europäische. Eingeborene. Total.
I Summa risch. 518 ' 792 Aerzte u. Personal . 22 1332 89 i 90 — — Commissariat . . . 179 50 — — — Kasernen-Meister. . 50 172 ‘ — — — Geistlichkeit.... 172 Regulaire Infanterie 118 Regimtr. u. 1 Compagnie 1251 108 1963 81593 81915 28 Regimtr. u. dito lokale 1 Compagnie 115 28 445 19158 19712 29 Regimtr. u. Regulaire Cavallerie 2 Trnpps . 234 65 453 13950 14102 Irregulaire Cavallene 19 Regimtr. it. 4 Trupps . 70 470 9095 9635 Artillerie (Regulaire) 9 Batterien . 18 130 34 590 772 Artillerie (Irregulaire) 12 Batterien . 23 14 28 1260 1325 Sappeure (Regulair) 25 Compagnien 45 177 50 2764 3036 2 Sappeure (Irregulair) 2 Compagnien 4 4 202 212 Summa 2586 1347 3479 129318 136732
Anmerkung.
Feld-Kanonen.
Lokaltrnppen in Indien.
— — —
8 40 — — 48
Jeder Tavallerie-Offizier erhält Fourage auf 3 Pferde.
Ein Regiment Cavallerie zerfällt in 6 Trupps, hat 8 euro
päische Offiziere und 13 oder 19 eingeborene Offiziere.
Die benga
lischen Rgtr. haben 459 Unteroffiziere und Gemeine, die BombahRgtr. 488.
Die Pendschab-Cavallerie hat 420 Gemeine, sonst wie
die Bengal-Cavallerie.
Ein Regiment Infanterie hat 8 Compagnien,
8 europäische, 16 eingeborene Offiziere, 716 Unteroffiziere und Ge
meine.
Ein bengalisches Cavallerie-Rgt. hat 60, ein Bombah-Caval-
lerie-Rgt. 74 Unteroffiziere; ein Infanterie-Rgt. hat 100 Unter offiziere und 16 Tambours.
192 Zusammensetzung nnd Vertheilung des Stabes in
Britisch-Indien.
Charge.
Bengalen.
Commandeur en dies in Indien . . . Commandeurs en dies.................................. General-Majors............................................. Brigade-Generale............................................ General-Adjutant............................................ 2te General-Adjutanten.................................. 2ter General-Adjutant (Artillerie) . . . Hilss-General-Adjutant................................. Hilfs-General-Adjutant (Artillerie) . . . 2te Hilss-General-Adjutanten...................... Quartiermeister-General.................................. 2ter Quartiermeister-General...................... Hilfs-Quartiermeister-General...................... 2ter Quartiermeister-General ...................... Richter-Advokat-General................................. Richter-Advokat............................................. 2ter Richter-Advokat-General...................... Cantonnements-Magistrate k........................ Inspekteur der Artillerie............................ Haupt-Inspekteur des Schießens .... Distrikt-Schieß-Inspektor............................ Militair-Sekretaire....................................... Dolmetscher....................................................... Stations-Stabs-Offiziere............................ Adjutanten........................................................ Brigade-Majors............................................. Platz-Adjutanten.............................................
Summa.
.
Bom bay.
1 — 7 14 1 1 1 9 — 2 1 1 4 11 1 1 9 — 2 1 5 3 1 39 15 25 3
1 4 7 1 1 — 5 1 — 1 1 4 3 1 — 4 13 1 — 2 3 — 7 8 11 — 79
158
Madras.
1 6 4 1 1 — 9 1 1 1 1 4 5 1 — 1 — — — 2 2 1 7 13 7 —
69
Total.
2 17 25 3 3 1 23 2 3 3 3 12 19 3 1 14 13 3 1 9 8 - 2 53 36 43 3 306
3) Das ganze Stabs-Corps zählt 1040 Offiziere in Ben galen, 503 in Bombay und 782 in Madras.
Von diesen Offizieren
sind einige den Regimentern attachirt, andere in der Adjutantur nnd im Departement des General-Quartiermeisters, noch andere in an
deren Mititair- und Civil-Branchen angestellt. 4) Institute. und Aufnahme.
Das Departement für die Landesvermessung
Der Stab desselben besteht aus:
1 General-Landes-Vermesser von Indien (Oberst-Lieut. d. Artill.), 1 Grenz-Commissair (Oberst-Lieut. des Stabs-Corps), Trigonome 1 Superintendant (Ingenieur), 1 Astronom und Hilfs-Superintendant (Ingenieur), trische Abtheilung 9 Assistenten (6 vom Ingenieur-, 3 vom Stabs-Corps),
193 Topographische ll Superintendant (Ingenieur), Abtheilung Feldmesser (Ingenieure, Artill., Stabs-Corps), Einkommen, i 23 Controlleure (10 vom Stabs-Corps, 9 von der
Artill., 1 von den Ingenieuren, 3 Unattachirte).
Ueberwachung,!
Das Departement der technischen Institute. spektion
Die In
der technischen Institute jeder Präsidentschaft steht unter
einem General-Inspekteur, welcher die ganze Controlle über die Ar senale, Werkstätten, Fabriken und Magazine hat.
Dieser General-
Inspekteur hat gleichzeitig für die vollständige und kriegstüchtige Aus
rüstung der ganzen Armee Sorge zu tragen, so wie durch Selbst anfertigung und
Kauf für
das
jederzeitige Vorhandensein dieser
Ausrüstung; auch hat er die erforderlichen Geldmittel, unter eigner
Verantwortlichkeit, für alle ihm unterstellten Anstalten zu beziehen. Der Hilfs-General-Inspekteur inspicirt die verschiedenen Institute von Zeit zu Zeit und berichtet über dieselben.
Die Offiziere und
die unteren Beamten dieses Departements sind von der Artillerie. Ausschließlich der hier angestellten Eingeborenen ist das Personal
das nachstehende:
Charge. Offiziere. General-Inspekteur der Institute . 2ter General-Inspekteur. . . . Haupt-Commissarius...................... 2ter Haupt-Commissar .... Commissaire der Institute . . . Superintendanten der Anstalten .
Niedere Beamten. 2te Commissaire............................ Assistenten . . ............................ 2te Hilfs-Commissaire .... Werkführer....................................... Unter-Werkführer............................ Quartiermeister............................
Bengalen. Madras.
Bombay.
1 1 — — 13 3
1 — 1 — 5 2
1 — 1 1 4 2
3 3 5 47 24 — 100
3 3 7 38 34 4
■ 2 — 5 35 16 — 67
98
Die Institute selbst, wie die Pulverfabriken und die übrigen
Etablissements wurden bereits bei der „Artillerie" und „Infanterie"
genannt. Minor, Engl. Landmacht.
194 5.
An Volunteers hat Indien nur 1 Regiment in Madras. An sonstigen Reservetruppen sind noch:
Dieses hat 647 Mann.
1 Trupp Rajshahhe-Cavallerie mit 60 Köpfen und 60 Pferden,
1 Trupp berittener Schützen zu 60 Köpfen und 60 Pferden, 5 Corps
Schützen mit 12 Compagnien, in Summa 1000 Köpfe, zu nennen. Militia giebt es hier nicht.
Geschichtliche Entwickelung der britischen Armee. (Aus dem Englischen übersetzt.) Wenn wir die Militair-Organisation Englands betrachten, so
können wir drei Hauptabschnitte in der Geschichte des Landes, von denen jeder ein eigenes Militair-Organisations-System hat, unter scheiden.
Zuerst die angelsächsische Periode vor der Eroberung des Lan des durch die Normanneu, hierauf die Periode, welche durch das Feudalwesen charakterisirt wird und von der Regierung Wilhelm I. bis zur Restauration sich erstreckt; endlich die Periode von 1660 bis
auf heute.
In diesem ganzen letzten Zeitraum hat es stets ein
stehendes Heer gegeben und neben diesem noch eine Art Reserve-
Armee oder nationale Hilfsmacht. Die Periode der Angelsachsen. In dieser Zeit war jeder
Freie zum Waffeutragen
bei
der Landesvertheidigung verpflichtet.
Die Aristokratie (Thaue) diente zu Pferde, die Masse des Volkes zu Fuß, mit schweren Schilden, Schwertern und Lanzen, oder mit Bo
gen und Lanzen bewaffnet. Dies nationale Heer nannte man „Fhrd."
Einige der municipalen Städte hatten, als Gegenleistungen für ih nen verliehene Ländereien, zu Lande oder zur See Dienste zu leisten.
So z. B. stellte Dover 20 Schiffe, jedes mit 21 Mann, für 15 Tage jährlich.
Aber selbst in dieser frühen Zeit wurden in den
Kriegen gegen die dänischen Einfälle Soldtruppen verwandt; auch bildeten diese einen Theil von Harold's Heer in der Schlacht von
Hastings.
Kanut, der dänische König von England, unterhielt eine
Hausmacht (Huskarle) von 6000 Mann.
194 5.
An Volunteers hat Indien nur 1 Regiment in Madras. An sonstigen Reservetruppen sind noch:
Dieses hat 647 Mann.
1 Trupp Rajshahhe-Cavallerie mit 60 Köpfen und 60 Pferden,
1 Trupp berittener Schützen zu 60 Köpfen und 60 Pferden, 5 Corps
Schützen mit 12 Compagnien, in Summa 1000 Köpfe, zu nennen. Militia giebt es hier nicht.
Geschichtliche Entwickelung der britischen Armee. (Aus dem Englischen übersetzt.) Wenn wir die Militair-Organisation Englands betrachten, so
können wir drei Hauptabschnitte in der Geschichte des Landes, von denen jeder ein eigenes Militair-Organisations-System hat, unter scheiden.
Zuerst die angelsächsische Periode vor der Eroberung des Lan des durch die Normanneu, hierauf die Periode, welche durch das Feudalwesen charakterisirt wird und von der Regierung Wilhelm I. bis zur Restauration sich erstreckt; endlich die Periode von 1660 bis
auf heute.
In diesem ganzen letzten Zeitraum hat es stets ein
stehendes Heer gegeben und neben diesem noch eine Art Reserve-
Armee oder nationale Hilfsmacht. Die Periode der Angelsachsen. In dieser Zeit war jeder
Freie zum Waffeutragen
bei
der Landesvertheidigung verpflichtet.
Die Aristokratie (Thaue) diente zu Pferde, die Masse des Volkes zu Fuß, mit schweren Schilden, Schwertern und Lanzen, oder mit Bo
gen und Lanzen bewaffnet. Dies nationale Heer nannte man „Fhrd."
Einige der municipalen Städte hatten, als Gegenleistungen für ih nen verliehene Ländereien, zu Lande oder zur See Dienste zu leisten.
So z. B. stellte Dover 20 Schiffe, jedes mit 21 Mann, für 15 Tage jährlich.
Aber selbst in dieser frühen Zeit wurden in den
Kriegen gegen die dänischen Einfälle Soldtruppen verwandt; auch bildeten diese einen Theil von Harold's Heer in der Schlacht von
Hastings.
Kanut, der dänische König von England, unterhielt eine
Hausmacht (Huskarle) von 6000 Mann.
195 Periode des Feudalwesens.
Das durch Wilhelm den Er
oberer eingeführte Lehns-System war von dem früheren sehr verschie
den.
Die Ländereien des Königreiches wurden in „Ritter-Löhnen"
oder „Lehen" vertheilt, deren Inhaber Ritterdienste zu thun hat
ten und verpflichtet waren, dem Könige 40 Tage im Jahre mit ihren Vasallen, beritten und bewehrt, zu folgen.
Ueber diese 40
Tage hinaus durfte sie der Fürst nur mit ihrer eigenen Zustimmung behalten.
Deshalb war diese Einrichtung für Kriege außer Landes
fast nutzlos, so daß man zu Miethstruppen Zuflucht nehmen mußte.
Ritter, die Militairdienste zu leisten nicht Willens oder im Stande
waren, mußten einen Vertreter stellen oder eine Abgabe (scutage) zahlen, die zuerst willkürlich vom Könige bestimmt wurde; bie magna Charta verlangte später, daß diese Auflage durch das Parlament
geregelt werde. Während der Kriege in Frankreich zur Zeit der Plantagenets bestand das englische Heer fast ganz aus Söldnern und man hielt dies für eine der Ursachen seiner Ueberlegenheit über die Lehns-
truppen der Franzosen.
1345 wurde eine Armee durch Contrakt mit
reichen und mächtigen Männern ausgestellt.
Die Ausdehnung der
königlichen Rechte, seine Unterthanen zu zwingen, daheim oder aus
wärts Waffen zu tragen, wurde später näher bestimmt.
1328 wurde
es zum Gesetz erhoben, daß Niemand gezwungen werden könnte, sein
Vaterland zu Kriegsdiensten zu verlassen.
1352 wnrden die Rechte
des Souverains noch mehr beschränkt, da nunmehr derselbe ohne Einwilligung des Parlaments keine Anwerbungen mehr vornehmen
durfte. Die Könige ignorirten dies Gesetz jedoch häufig, und obgleich
dasselbe 1403 auf's Neue bestätigt wurde, zwangen doch Heinrich VIII. und Elisabeth Grafschaften und Städte, sie mit Leuten zu versehen, ohne jede Rücksicht auf die gesetzgebende Gewalt.
Während des gan
zen Bürgerkrieges waren die auf beiden Seiten kämpfenden Heere Soldtruppen, entweder durch die dem Könige ergebenen Edelleute
oder durch das Parlament geworben. Während allgemein in den feudalen Zeiten alle Truppen ent
lassen wurden, sobald die Gelegenheit, welche ihre Dienste erheischte,
vorüber war, muß bemerkt werden, daß bis 1485 rückwärts der
196 König doch immer eine kleine Leibgarde, zwischen 50 und 200 Mann
stark, um sich erhielt.
Diese wurden „Ioemen der Garde" genannt.
Später wurden einige wenige Artilleristen für immer in den Haupt
festungen stationirt.
Die letzte Gelegenheit, bei der man die Lehns-
träger zu Kriegsdiensten
heranzog, war,
schottischen Grenze gebraucht wurden.
als
sie 1640 auf der
Der militairische Theil des
Lehnsshstems wurde 1672 endgiltig abgeschafft.
Die normannische Eroberung, während sie die neue Einrichtung
des Feudalismus hiueinbrachte, schaffte doch das vorher bestehende Kriegsshstem nicht ab, und das ganze Mittelalter hindurch blieb der
alte sächsische „Fyvd" und wurde später die Quelle, aus der 2 ver schiedene Einrichtungen entsprangen, der „posse comitatus,“ die
der Sheriff, um den Königsfrieden aufrecht zu erhalten, aufrufen durfte, und die Militia.
Durch den „Gerichtshof der Waffen" 1181
wurde vom Parlament verfügt, daß jeder Freie sich mit Waffen und Ausrüstung versehen solle; und ein Gesetz vom Jahre 1285 ver langt von jedem Mann zwischen 45 und 60 Jahren, daß er nach
dem Werthe seiner Ländereien und seines Vermögens sich bewaffne. Der „Constable der Hundert" inspicirte diese Militia 2mal jährlich
und der Sheriff hatte den Oberbefehl bis 1530, wo der militai rische Oberbefehl einem neuen Beamten, dem „Lord Lieutenant" über
geben wurde und der Sheriff nur das Recht behielt, diS*Hilfe der Militia bei bürgerlichen Unruhen anzurufen.
Periode nach 1660.
Bei der Wiederherstellung der Monar
chie 1660 wurde die damals gerade aus 15 Reiter - und 21 In
fanterie-Regimentern, außer den Garnisontruppen, bestehende Armee
aufgelöst.
Das Regiment des Generals Monk „Coldstream" wurde
aber bcibehalten und ein neues Reiter-Regiment, vom Grafen von Oxford commandirt und die „Oxforder Blauen" genannt, wurde im Herbst desselben Jahres geschaffen.
Im folgenden wurden 2 andere
Garde-Rgtr. gebildet, und das Regiment, damals nach seinem Oberst
„Douglas" genannt, später als
„königliche Schotten" bezeichnet,
wurde von Frankreich herüber gebracht.
Die genannten Rgtr. heißen
jetzt „Coldstream-Garden," das königliche Regiment der „Reiter-
Garden" (Horse-Guards), die „Grenadier"-, die „schottischen Füsilier-
197 Garden" und das Iste oder königliche Infanterie-Regiment.
Diese
Rgtr. so wie die „Leib-Garden" und das 2te und 3te InfanterieRegiment können als der Stamm des jetzigen stehenden Heeres an
gesehen werden. 1662 waren 5000 Mann unter den Waffen.
1677 befahl das
Parlament, daß die Armee auf 10,000 M. zurückgeführt werde; nichts destoweniger behielt Karl II. 16,000 M. unter den Waffen.
Im
folgenden Jahre verminderte das Parlament die bewilligte Zahl auf 7000 M., bis endlich der König durch Geldmangel gezwungen wurde,
seine fremden Söldner zu entlassen. Die Truppen wurden Anfangs nur auf Autorität der Krone gehalten und aus der Civil-Liste oder aus solchen Kapitalien, die von andern Zwecken entbehrt werden konnten, bezahlt.
Aber als
Jacob II. sein Heer in den letzten Jahren seiner Regierung aus 30,000 M. erhöht hatte, fürchtete man, daß eine so große Macht für
Unterdrückung der öffentlichen Freiheit augewendet werden könnte.
Die „Bill der Rechte,"
welche bei der Thronbesteigung Wilhelm'«
von Oranien veröffentlicht wurde, bestimmte, daß kein stehendes Heer
in Friedenszeiten ohne Parlamentsbewilligung gehalten werden dürfe. Das Verhältniß zwischen
Krone und Parlament in Betreff der
Militairverhältnisse wurde noch weiter bestimmt in der „EmpörungS-
Akte" (Mutinh-Act), welche, obgleich von Zeit zu Zeit verbessert, doch seitdem immer in Kraft gewesen ist, mit Ausnahme vom 10. April 1688 bis zum 20. Februar 1700, wo dieselbe suspendirt war.
Die Zahl der vom Parlament gewährten Truppen ist zu ver schiedenen Zeiten auch eine sehr verschiedene gewesen.
1792 war die
eigentliche Armee, die indischen Truppen eingeschlossen, 57,252 M.; im Jahre 1815 war sie 250,314 M. stark; 1834 zählte sie 108,672 M.,
und 1836 nur 101,039 Mann. Bei dem allgemein in Europa herrschenden Frieden geschahen nun eine Reihe von Jahren hindurch keine wichtigen Veränderungen
in Zahl und Zusammensetzung der Armee; aber 1847 und 48 wurden einige neue Bataillone dem königlichen Artillerie-Regiment zugefügt
und so dessen Stärke etwa verdoppelt.
Der Krieg mit Rußland
1854 verursachte eine beträchtliche Vermehrung der Armee und die
198 für 1855 gewährte Zahl betrug, einschließlich der Bolunteers nnd Militia 274,781 Mann.
Im Jahre 1856 wurde das Heer start
reducirt, aber die indische Empörung im Jahre darauf brachte wie
der eine Vermehrung desselben; die 5ten Ulanen wurden wieder er
richtet nnd das 18te Cavallerie-Regiment formirt.
In den beiden
nächsten Jahren wurden die ersten 26 Infanterie-Regimenter von
1 Bataillon auf 2 Bataillone jedes gebracht.
Seitdem hat die Ver
schmelzung der früheren indischen Truppen mit der Armee diese sehr vergrößert.
Gleichzeitig damit traten große Reduktionen in der Zahl
der aus Eingeborenen in Indien bisher formirt gewesenen Regi
menter ein. Das stehende Heer Groß-Britaniens weicht in seinen ganzen
Institutionen wesentlich von denen jeder andern europäischen Armee ab.
Sein ganzes Bestehen hängt von der jährlich neu vom Parla
ment zu bewilligenden „Empörungs-Akte" ab und kein Unterthan
der englischen Krone braucht im Heer zu dienen, außer wenn er sich
freiwillig dazu verpflichtet. Der alte „posse comitatus“ wurde im Jahre 1757 als Graf-
schafts-Militia neu organisirt.
Eine gewisse Anzahl von Einwohnern
jeder Grafschaft sollten durch das Loos genommen werden und hat ten entweder 3 Jahre in der Militia zu dienen oder einen Stell
vertreter zu stellen. Sie wurden zu jährlichen Uebungen zusammen
gezogen.
Die Akte von 1802 sollte diese Miliz militairischer machen.
Listen aller Männer zwischen 18 und 45 Jahren wurden durch die
Grafschaftsbeamten angefertigt, darauf fand eine Ausloosung statt, und die, welche keinen Vertreter schaffen konnten, wurden eingestellt, bis die geforderte Zahl erreicht war.
Gegenwärtig beräth das Par
lament wieder eine bessere Organisation der Militia.
199
Ganze Stärke der Landmacht. Gegenwärtig stellt sich dieselbe folgendermaßen: Das stehende Heer: Pferde. Kanonen. Köpft. — — 74 1) Nicht regimentirte Generale. . 1317 1065 -> : : : : 16318 13721 3) Das Regiment der Königl. Ar 648 tillerie ....................................... 33468 13417 307 . — 5066 4) Das Ingenieur-Corps . . . ■— 1798 1030 5) Der Train.................................. 41 5953 z «) : : : : 128409 1085 — 17 7) Beamten-Personal . . . . 3401 — 8126 569 8) Colonial-Regimenter und Corps — 6) Localtruppen in Indien . . . 137038 48 Summa 340968 30252 696 II. Reservetruppen in Groß-Britanieu: 1) Die Reserve-Armee und die ein- Köpft. Pferde. Kanonen. geschriebenen Pensionäre . . 15409 2) Die Militia 115765 3) Die Aeomanrh 14268 14268 — 4) Die Volunteers . . . . . 178062 — 166 Summa 323504 14268 166 III. Reservetruppen in allen britischen Besitzungen: Die Zahl der geübten Corps 118120 Mann, 5134 Pferde und 173 Kanonen. Außerdem nominell noch ungeübte Militia etwa 185000 Mann. Die hier genannten Kanonen sind immer Feld-Geschütze. Alle Reservetruppen werden zu zeitweiligen Uebungen eingezogen und kön nen in Kriegszeiten innerhalb ihrer zugehörigen Landesgrenzen wie das stehende Heer verwandt werden, wobei sie dann auch wie die ses Löhnung und Verpflegung erhalten. Mithin beträgt die ganze Landmacht Englands gegenwärtig: I. Das stehende Heer 340968 Mann. II. Die Reservetruppen in Groß-Britanieu 323504 HI. Die Reservetruppen in den Britischen Besitzungen . . . 118120 Total-Snmma. 782592 Mann.
200 In neuester Zeit zielen die Berathungen des Parlaments wie
der darauf hin, Reduktionen in der Armee vorzunehmen. Glückliches England, dem das Meer treuer Wächter seiner Grenzen ist! Wünschen wir auch, daß es den Briten bei ihrem Vorhaben
nicht wieder ergeht wie 1856, wo dieselben nach ähnlichen Beschlüssen
schon im Jahre darauf durch einen blutigen Krieg gezwungen wur
den die Armee beträchtlich zu vermehren.
Wünschen wir endlich,
daß es nie ein preußischer Offizier in der Rotunda zu Woolwich
möge als ich, dem der liebenswürdige englische Ka merad und Führer von allen Nationen eroberte Waffen zeigte — nur keine Preußischen.
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125
-
2 v. ii. lies 1300 Schritt statt 1300'
Total.
152 statt lies
109 257
i |
2436 5696
| Offizier 1 Pferde.
2545 1 5953 ,1
17 41