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German Pages 722 Year 1786
>
A. J. Búſchings große
Erdbelớreibung. Dreizehnter Band,
1
Brunn ,
gedruckt bei Jofeph Georg Traßler, und in Berlage der Stompagnie. I 7 Š 6.
/
KL
D A321544 g
po n
iè
Eidgenoſſenſchaft ſamt den derſelben
jugewandten Orten .
1
འཁ
E inleitungi $. I.
F
ine recht gute Charte son Beloetieri; feblet noch . Ich übergebe die dla
tern Bandcarten , und führe nur die neus ften und beſten an. Joh. Jaf. Scheucha ger ,
Doktor der Arzneiwiſſenſchaft und
Prof. der Mathematik zu Zürich , hat eis ne auf ſeine eigenen gefliefentlichen Unters ſuchangen und Beobachtungen gegründete Charte von vier großen Bogen verfertiget,
und 1712 zu Züridy in Kupfer ftedyen laſs fen , welche alle ältere Charten welt uber
trift. Peter Schenf, Faillot, und Covens und Mortier , haben dieſe dhanbare Chara te nachgefodhen , und auf vier Bogen som W
.
V
6
gewushnlicher Große herausgegebert,
Sie
oft aber doch noch fehr unvollkommen ins fonderheit ſind die Kantone Bern und Bas
I fel fehlerhaft ; f . E. die Lage der weſtlis chen Alpen im Gouvernement delen , und
Das Bergland Vallée du lac de joux, find ſehr unrichtig vorgeſtellet.
Sluf einem
einzigen Blatt iſt Helvetien ziemlich gut pon dein Prof. Toblas mayer abgebildet, und 1751 ron ben homanniſden Erben zu Nürnberg ans Lidt geſtellt worden, Dieſe Charte hat mehr mathematiſde uno,
geographiſche Richtigkelt, als die Scheucha zeriſche. Des de l'Jble Carte de Suille , von
1715 , haben Covens and Mortier
nachgeſtochen ; und Phil. Buache hat die= ſelbige 1745 mit vielen Verbeſſerungen "von neuem berausgegeben , ſo daß fie nun
fine der beſten Charten von Selvetien iſt. Die beſonderen Charten von einzelnen Landſchaften , wil : ich unten bei der Ses chreibung derſelben nennen. In meinen
Magazin für die neuere Hiſtorie und Geo: graphie, findet man ziet Verzeichniſſe alles Bandcharten von Helsetien , nåmlid im fünften Theil S. 241 = 298 dasjenigen welches Herr Gottl. Emman . von Haller ,
no im vierten Theil S. 153 2. 196 dass
jeniger
Sie nina nd bas
wefilis
1 , UND JOUS ,
i einem idh gut
ebildet, Erben vorbeit, che und
Echeudha
Fenige, welches Herr leonbard von leon , bard Ziegler , gemadt hat.
$. 2. Helvetien , oder die ſogenannte hweig, liegt zwiſchen Deutſchland, Franfa reich und Italien. In genauerer Beſtims mung , grenget e$ gegen Mitternacht an Das deutſche Reich , nämlich an Schwaben ;
gegen Abend an franfreich , nämlich an das Sundgau ,
die Graffdaft Burgund
und das fand Ger ; gegen Mittag an Sávopen , Mailand und das Gebiet der Republit Venedig in Italien ; gegen Mors gen an die gefürſtete Grafſchaft Tyrol, an die Sftreichidhen Herrſdaften vor dem Arla
Suille,
ortier 3t dies
berg, und an einige zum ſchwibiſchen Kreis re gehörige Herrſchaften .
Der ungenanns
te Verfaſſer der Abhandlung von der Grsro
rungent ie nun
tien iſt.
nzelnen
per Bes meinert
Geo Te aller di im Bicniger Haller , 6 dags
jenigen
fe der Eidgenoſſenſchaft , 1775 , hat fie auf 955 oder beinahe 956 geographiſche Quadratmeilen berechnet ; e $ . rdzeint aber, daß fie nur 856 Quadratmeilen betrage. $. 3. Es iſt , wo nicht das hodiſte fand , doch eine der höchſten in Europa. Der größte Sheil deſſelben beſteht aus nem
ben und auf einander ſtehenden Bergen, und zwiſden ihnen befindlichen engen Thås Jern.
Hier find die Berge ungeheuere
Felsklumpen , welche zwei , vier , ja wohl ſechsmal über einander fiehen , in langen ข 4
Klets
Reihen mit einander Berknüpft, and diet bis fechzehntauſend , oder wenigſtens bis funfzehntauſend franzöſiſche Schuhe hoch find. Die unterſte Gegend an dieſen hohen Bergen beſteht aus dicken Wåldern und Wies fen , melde langes und fettes Gras ha ben . Die mittlere Gegend beſteht aus Al
pen , oder Alpungen , welche mit kurzen, trockenen und wohlriechenden råutern , auch kurzem Gehdize und Stråuchern bes rebet ſind , und im Sommer von Hirten, (welche man daher Uelpler nennet,) und Ihrem Mieh, bewohnet werden , und woſelbſt unzählige und vortrefliche Quellen , auch Die viele både und Flüffe entſtehen . beſteht aus
dritte Gegend dieſer Berge ,
ſpißigen und faſt unerſteiglichen Felſen , welche entweder ganz kahl, ohne Erde und
Gras , oder beſtåndig mit Schnee und Eis bebecket find.
Zwiſchen der höchſten Gt
pfeln find Chåler , welche entweder flach , oder abhångend , und mehrentheils , wenn fie hoch genug und gegen Norden liegen , nad) und nad mit Schnee angefület wor den find.
Dieſer
Echnee ift an vielen
Orten unten , wo er auf den Felfen liegt, in Eis verwandelt : an anbern Orten hat
fich wirkliches Eis in dieſen hohen Thås
lern gehåuft , welches ſelten flady, fondern meh 11
mehrentheits voller Spigen und Pyramis bis
hoch
oben Bies
has
3 A1
Tie11 ,
tern, bes
rten ,
und
den iſt.
06
nun gleid) das meiſte Eis
inwendig einen Kern von Felfen hat , fo find doch auch an einigen Orten gang bes trächtliche Berge von lauter reinem Eife vorhanden , welche mit den Namen Glet ſcher und Firn beleget werden. Die baupts anlage zu einem Eisberge ' , giebt ein Thal, deffen Grund ein harter Fels, und beffen Ab:
hang nicht groß genug iſt , dem Schnee und
Schneewaſſer ,
das von oben hers
kommt , einen freien Abzug zu geben .
Es
felbft
entſtehen auf dieſe Weiſe nad, und nach
audh
große Schnee - und Eisflumpen , die dies Die Eisthåler find fes Chal anfüllen . nicht vollkommen eben oder flach , fie fiiden
Die aus
elfert , und
Eis Gt flach ,
vielmehr die unförmlichen Zwiſchenräume der Felfen an , und werden auch von ein ander durch bobe nicht mit Eis uberjoges
me Klippen getrennet . ſtehen durch
Die Eisfeider ent
den wechſelsweiſe von
der
wenn
Sonne etwas aufgelóſeten und wieder ges
iegen ,
frornen chree . Die Gletſcher wachren aus dem geſchmolzenen Schnee ; und weil
wor
vielen liegt,
1 hat
Thås
ondern meb
ihr Els durch dieſes Waſſer , der Sonne aufgeldſet wird , weglåuft , von dem Felfen wird , ſo fann man ſie als 到 5
weldies von und alsdenn losgewardhen Inſeln anſes ben .
ben . Wenn die Eisthaler mit Schnee und Eile alſo angefület find , daß der neue Schnee und das friſche Sdneevaſſer feix nen Platz meyr in denſelben hat, ro dringt es heraus , und überziehet das ichmale Thal , durch welches es wegläuft , mit Eisklumpen , 1
Der Schnee und das Eis
nehmen auf den Alpen von Zeit zu Zeit zu. Dhan kann foldes unter andern dadurch hiſtoriſch beipciien , daß man in Schriften Dörfer und gangbare Wege genannt fins det , die nun vor ewigem Schnee ro bes
deckt find , daß man davon keine Spur, ja faſt keine Stelle findet , wo fie habent
Tenn fónnen. Der vornehmle Nußen der Cisberge iſt , daß die meiſten Strême aus denfelben entſteben . Sie fangen ungefähr im
Stanton Glarus an , giehen ſich in Graus bündten , von bannen in den Stanton Uri, und endigen fich im Berner Gebiet. Die böchſten Berge Find der St. Gotthard,
deſſen h &dſte Spißen über zwölftauſend franzoſiſche Schuhe hoch zu feyn ſcheinen , tic Furfe, welche wenigſtens tauſend Schu he hher , als der St. Gotthardsberg iſt, und das Schreckborn , welches die Furfe gern auf zweitauſend Schuhe an Hshe übers
Oben auf den Bergen dieſes raus trift . heften Thuils von Velvetien , herrſchet eis
1
tee un
me faſt beftandige' Seatte ; und Marke win,
er neue
be , nebſt ſehr nafſem Nebel , find daſelbſt
er feis
pie gewohnlidite Witterung : hingegen in ben Thålern , in weldien , aufer einigen
dringe
(chmale , mit 18 Eis
Ståbten , Dörfern , wenigen Aeckern und noch wenigern Weinbergen , dicke Bålder,
Beit zu. Dadurch
Seen , Flüfte und Både zu finden ſind, iſt im Sommer oftmals eine unertrågliche His
Shriften nt fins ſo bes Spur,
Be , weld )e die Einwohner oft auf Berge
haben
en der
e aus ör im
fette Wieſen , ſehr viele kleine und große
treibt, im Winter aber werden die Häuſer faft im Schnee begraben.
Un vielen Drs
ten fiebet mau in einem kleinen Bezirk alle vier Jahrszeiten auf einmal : ja ofta mals forumt man dergeſtalt in die Mitte zwiſchen dem Sommer unb Winter , daß man mit der einen Sand Schnee , und
Sraus
mit der andern Blumen zu gleicher Zeit
3 Uri,
yon der Erbe aufheben kann.
Die thard, aufend cinen ,
Schus gift, Furfe liber :
Viele sols
* ken erreichen in der meiſten Zeit bes Jah , res die Spitzer der hóch lien Berge nicht, ſondern bleiben weit niedriger , als dieſela þen , enen : und wenn man durch und über dieſelben hin bis zu der Spiffe eines Berges ſteigt, und fie alſo unter fich fiebt, fo retnt es, als ob fie ein Meer wären ,
rau :
aus welchem die Spiven der Serge wie Das Vergnügen , Inſeln hervorragten .
et eis
welche dieſer Anblid giebt , wird noch) grofa
IR
grofer , wenn ich etwa die wolken att
einem Orte fruen , daß man auf die Ers be binabreben kann . Die Anwohner der Berge mifen an dem Auf- und Abftergent der Wolfen an den
Spiten
der Berge,
das Wetter genau vorher zu ſagen . Berg ift ohne Waſſerfälle.
Stein
$18.il das Aus
ge nicht allemal ihren Unfang erreichen kann , fo cheint es, als ob ſie vom Hims mel über Felſen herabfamen. Das wars . ſer fåut von einer Felſen auf den anbern, brauſet , machet einen Staubregen , und wenn die Sonne darauf acheint , tft der Ansick ungemein ſch & n : inſonderheit aber erblicet man alsdenn am Fuße des Waſs
ſerfalles einen fchón gefårbten Zirkel , in deffen Rand derjenige fteht , welcher ihn
fieht.
Der ſch &nfte Wafſerfal , welcher ei
nen ſolchen Staubregen verurſacht , eft in Wallis auf der Straße von St. Morit nach Martinadh . An den Bergen find die
vortreflichten Quellen , auch beiße und kala te Båder und Seſundbrunnen . Uibrigens gehören dieſe hohen Berge zum Theil fi den Alpen , beren in den alten griechiſchen und lateiniſchen Schriftſtellern gedacht wird,
und weltbe in einer Nethe uns Långe von hundert adt und achtzis Meilen , Italien
von Deutroiand , Frankreich und den eids ges
13
Fent at
genoßiſchen Lander trennen , und manchers
die Ers ner der
lei beſondere Damen haben ; denn es ſind
hieſelbſt belegen ; die penniniſchen Alpen,
bftergent
( Pennine Alpes ,) welche von dem groſs
Berge,
fen St. Bernbardsberg (Mons Penninus,)
Kein
as Alus
ben Namen haben , und ſich von demſelben durch das ganze Waliſerland bis an die
rreichen 1 hims
Ulpen , ( fummæ Alpes , ) als der St.
Wars. andern,
Gotthardsberg, Criſpalt, und andere mehr ; bie lepontiſchen Alpen , welche , wie so
, und
vius dafür bålt, die Gebirge find, die ſich
tit der it aber
por dem Comerfee über Eleven biß gegen
-
Furfe erſtrecken ; die ſogenannten b & chfter
Cbur erſtrecken , und die rbåtiſchen Mlpen.
Wars
Beit anders ift der übrige fleinere
I , in r thit
Sheil Helvetiens beſchaffen , zu welchem
per eis
tft in Noris
Zdrcher': Schafhauſer = Berner : Basler: Solothurner • und Freyburger - Gebletes geboret. Er hat zwar auch Berge , wels
nd die 70 fals
dhe gweitauſend bis zweitauſend fünfhun , dert Scube boch find : allein , er iſt viel
Srigens
Seil zu
Sithent wird ,
€ von
talien pids ge's
die kandgraffdaft Thurgau , ein Theil des
ebener , als der vorhin beſchriebene Theil. Die Berge find unten mit Weinbergen , Neckern , Wieſen und Forſtbåumen befekt, welde oft aud) ihren obern Sheil einneh
men. Man findet bier weder Alpen , noch große Felsklippen , ſelten Waſſerfälle und Quellen , und im Sommer weder Sdnee
nog
1
14
noch Eis. Die Berge werden nicht für große Stlüfte unterbrochen ; fic find in kei: ne oder doch nur in wenige kleine Hügel abgetheilet , eben nicht fpipig , ſonderit Sie haben oben nüt magere und dürre Weiben, doch oft fruchts baré Felber. Man kann oft viele Meilen platt und runn
über ihren fiadhen Nicéen hingehen , ohne Die Wolkett viel auf- und abzuſteigen . laffen fic felten bis auf dieſe Berge hers unter , és márè benn bei langwierigeri
Regenwetter , infonderheit im Friibling und Herbſt. Iuf denſelben finden ſich vies le perfeinerte Seemuſcheln , Echneden und
Pfangen.
Die Felder find juvar meiſtens
mit vielen Eteinen belegt, aber doch fruchts
bar. Die Wiefen find an den meiſten Or: ten mit ſchönen und fruchtbaren Obſtbau,
Dieſer ebeneré Theil Helves men befest. tiens wird von wenigern ; aber auch groſe fern Sluſſen durchſtrömet.
Die Mineralien , welche mån ti Gela betien antrift , find gan ; betrådtlich . Au falt . und thonartigen Erden , hat matt * E. Kreibe , Montmild ) , (tas iſt Berg= mild ) ;
eine Kalferde , benn fie nimmt trit
cuer eine echårfe an ,) mand erlei und guren Thon , aus welchem allerlei Geſchira te verfertiget werden unter welchen die Sina
1
is
t fürd
Binterthurer, infonderheit die dafigen Ofen :
- in fei:
kachein , am bekannteſten find , und Sies
Hügel
Der Schieferſtein iſt bin und Weiter marmor ift wieder ſehr gemein.
gelerde.
fonderit ben nüt frudita
bier ſelten : hingegen hat man fchwarzen , welcher mit weißen Üvern durchzogen iſt ; grauen , welder auch fum Theil mit weißen Ubern verreben iſt ; grairotben und gelben , und mander bat etwas grua
Meilen
11 , ohne Wolfeit
nes aud) wohl fieiſdfarbigtes . Der Mars morju Rodje , welder ſtart nad Frank :
Ege hers
vierigem Frihling lidt vies
den und
meiſtens frudito
ten Dri
Obſtbau
Helves ch grófi
A
reich geführet tvird , ift brauero :6 , gelb und grau gemiſcht. Man hat auch rotben und weiß geſpreugten Porphyr bei den Eisbergen gefunden . Gemeiner Gips und Alabaſter ſind auch vorhanden ; der ſchöna fte Wlabafter iſt im Walisland , und wird von den Bildhauern febr seſudet. ein ſchleifbarer Stein , der voll braunen und glångenden Glimmer$ ift ; tft febr gemein ,
Es giebt hier ferner viel Spat , beugſa ,
in Geli
men Talkfriſtall , welcher ton Tafeln und
ich . An at mati it Berg Immt fri Tlei , uno
- Zinfen , wie andere Kriſtalle , zuſammenges fest ift , in ber Gegend delen ; Duarze, ſchöne und große Kriſtalle , unter welchen man Sticke von fieben bis adht Zentnerit
gefunden har, Sandſteine sc. Salpetererbe,
Galjquellen im Amt Helen
Berner, bien
Geſchira chen dit
biets ; Dorferbe , Steinkohlen , reinen und
Dins
burd):
16
durchfidhtigen Schwefel bel Roche ; Schwe felfieſe , welche fetr hufig und reid , aber aus Mangel erfabrner
Reute ,
nie redyt
gebrauchet find , und Spiesgias. Im Gan. de eir iger Fluffe , als , des Rheins , der Enimat , dare , Reus , : UODA , und des Goldbads , trift man gediegene Goldköra
ner an, welche ausgewaſchen werden .
Es
find Silber : und Kupfer - und noch mehs Tere Etrenerze vorhanden , und : 1773 hat man in der Sandvogtei focarno aud) Gold entdeckt. In der Graficaft Sargans wird in dení boben Berge Gunzen ein breifaches
Erz gefunden , nämlich ſchwarz Erz, Meliwerk und roth Erz , aus deren Vermiſchung ein . wahrer Stahl unmittelbar gerdomolgen wird, Bon den hieſigen Man hat auch Biei .
Metallen iſt überhaupt zu bemerken , daß fie durchgehends gu fprobe find , und bisa
ber diejenigen noch allemal unglücklich ges macht haben , welche ſie haben erſchürfen und gar machen wollen , dod ) worden noch
einige Elfenbergwerfe mit Bortheil bear, beitet , vornåmlid im Gebiet des BIS thums Baſel.
Helvetien bringt Gemach'e hervor , die im & ußerſten Norden wachſen , und onde
Fe, die in Spanien und im fübliden Toeil frans
Schwe
Frankreids, einbeimiſch fino : fene wachſen
, aber
oben um die Eisgebirge ber , zwölf und mehr tauſend Schuhe hoher als die See ;
nie redit
in Gan ns , der
und
des
Gold fóra En . Es och mobs 773 hat
ich Gold
dieſe in den Thålern , welche thre Defnung gegen Süden haben.
Herr von Haller har
in ſeiner Hiſtoria ſtirpium Helvetiae in choata , ſchon auf zweitauſend úterýundert
und neunzig helvetiſdie Gewächre verzeicha In den Chålern und Ebenen wachs fet giver Getralbe : nur nicht in folcher Menge , daß es für alle Einwohner Kila net.
betlens zureichte.
Die Gerſte wird bis an
708 wird
reifadyes
Neliwerk
ung ein
n wird ,
hiefigen
1,
Daf
and bisa
Flich ges
dürfen
en noch cil bear 28 BIS
or , die onde :
en Toeil
Frans
die Eisberge ' gebauet , der Safer in etwas wärmern , der Roggen in noch wärmern , und der Dinkel in den wärmſten Gegens bin . ulberhaupt iſt nian zufrieben , weng fich das ausgefåete Getralde fünffach vera mebret. Die großefte Kinderniß des Gea traibebaues tft, daß wegen der nicht ans bers zu nußenben Hochgebirge , bie Wena ge des Milchviehes außerordentlich groß eft , und deswegen das neu beſtåndig im bohen Preiſe bleibt , folglich , wegen der geringern
Koſten , der
fandmann li bec
Weil man, Wiefen , als Felber , baget. wenn das Getraibe in Selbetlen felbft und jugleich in Sdwaben , nicht gut geråtb , alemal Mangel leidet , ſind die Vorrathse båuſer nothwendig geworden , welche auch Surg . Erobefcbr. 13. 5 . & Hu
S
båufig vorhanden und anſehnlich hab. Flads und Hanf werden båufig , dodo nicht binlånglich , erzeuget , und verarbeis Mit den Sabadspflanzugen bat mant enen Anfang gemacht. Man bauet in der tºt.
Uadt , im Berner Gebiet , im Schafhaus fir Gebiet , im Beltlin und Wallifrlande, Die beton belvetiden welne , welde vers.
fbiebener Art find ; es giebt auch noch andere Gegenden , welche Weinbau baben .
Ela Morgen von den Weinbergen, welder fidei und dreißig tauſend Quadratſduhe groß off , wird für 2000 bis 2400 Rthlr.
verkauft , wenn ſie wohl gelegen find. Man pat vielerlei gute Baumfructe , als
lepfel, Birnen , Maffe, Kirſioen , Pflaus men , stafanien , Marronen oder Warren,
Maulbeeren , Prirfoen , Morellen , Mans dein , Feigen , Oranaten , Zitronen und andere edle Früdte , welche in den nach Stalien zu belegenen Landſchaften gefunden werden . Uus depſein und Birnen mact man einen Moft. An Holg bat man in den meiſten Gegenden einen Uiberfluß , in einigen aber einen Mangel, daher die Eins
wohner des bündneriſchen Sbals Woers, gebórreten Schafmift brennen , und ima Urfeler Thal und auf dem eantt Gotts
bárbsberge
brennet man
gewiſſe
fleis
sind ,
i
body
berarbeia
Dat mart
the Pfangen , nåmlich Älprofen das Rhoa dodendron glabrum und villoſum , und etwas Breuloh , Seine et der Erica ) den ren Sidrumne pelrin cia 11 Singer dick ſind,
in der
dafbeus Carlande
de vers. ch noch 2 haben.
die ganze Pflanze aber iſt nur en bis ein und ein balb Scub hoc , un mug mun,
ram auf den Bergen gefammlet werden . Im Malliſer lande wachfet guter Satran .
Die Viehzuch : giebt din Einwohnern Ble vornehmſten Nahrungemittel , und
iſt
welder cat duhe Ntbfr.
fehr anſehnli 5 und einträglich , weil die
en find.
ger) ung mein gut iſt.
Ee , als
Wiefen find in Helvetien das págbürſte
ibe fowohl in den Sbålern , als auf den Alpen , ( mittlern Grgenden der hohen Ser>
Die gewåfferten
Priaus
Grundmick ; he übertreffen den Uckerbau
Darrell,
an Werth ſehr weit , und geben dem Weins bau wenig nad) ; dod gi
von ihnen wedsſelsmetſe alle 2 Jahre dasin
HA
Deſeget , von thren Geſandten eingeführet und zu d & nis und Weren den Unterthas nen vorgeſtellet , auch bet dieſer Gelegenheit
dié Huldigung von Ihnen eingenommen wirty der Randvogt aber ichwéret, daß er bas lend
bei feinen Freiheiten bandhaben wolle. In Unſebung des Orts Glarus ift zu bemerkene
WH
daß zwar die Huldigung im Namen des gana
jen Glarnerlandes etngenommen , der kands vogt über das Gafter aber , wenn die Bis ſtellung beffelben an den Ort Glarus fømmt, nur aus den fatholiden Candleuten derſelben
genommen werde , Alrigegen Beſtellen die Ne: formirten einen Landvogt zu Werbenberg: Ulbrigens wolnet der Ranboogt nicht in die Per fanbichaft , ſondern reifet nur , wenn die
Geldhaffte es erfordern, uder er von Parteieit terufen wird , blerber , und kehret alsbena in Dim Stift Sdánis ein . Seine Beam ten ſind , ein Unterzogt, der von den regies
ባይነገስ
islan
w
431
renden Orten ermåblat wird , ein Seckelmci fter , landfahreiber , Candweibel und läufero welche von den landleuten auf einer lans
besgemeine erwählet werden . S. 5. Solche Landesgemeine halt die
Landſchaft Safter 'alle 2 Jahre auf offitis not Plaße sor dert Rathhauſe zu Schans , uns erwahlet aliteun die landrichter , Landråtoa
und die vorhin genannten Beamten des linna vogtes , jeboch unter deffelben , oder, wenn er asmefend iſt , unter eines Untervog . $
Vorfille. Das Landgericht beſteht aus 9 fanta richtern , weldje unter dert
Vorſitze
des
Landbogte auf dem Rathhauſe zu Edanie,
jährlich dreimal alle Civiljad en ohne Appels lazion beurtbeilen , auch im Safingeridit die Strafgelder der Verbreder bis an das as
lefiz beſtimmen , da denn die Strafgelber baib bera Bande , und halb den regterendent Orten zu Theil werben .
Der Landrathi
welder aus des landvogts Umtieaten , dem Pannerherrn ; Sandsjähnrich , Landsvorfahnis rich), y fanbrid) tern und 9 Landråthen beftelt, beſorget unter des Ranboogts Porfine des Candes Angelegenheiten wegen Freiheiten , Steuern , fanbabungen und Verordnungen 2ca
In Malefizlachen ftellen der landvogt und die simtsleute auf dem Rathha re zu Schanie
Das Berger und die Muterſudung an , und fen
432
fenben hernach die üibelthåter den reglerina ben Orten zu , welde das Todesurtheil abs Farfen ; · noch deffen Unleitung aus das Üri theil auf einen ſogenannten Landtage zu Soda
1
09
his , von den Umtleutén , landridjtern und Bandrarhe , gefå det wird..
6. In dieſem landè find am mérés fürdigſten
i Schånis , ein großer Flecken , welchec eine Pfarrkirche und ein Rathaus hat. Dle vornehmſté bieſige Mertwürdigkeit if ble labelide Abtei ,
beren
lebtrifin eine
Reichsfürſtin iſt. Sie darf fid) nid )t vers beirathen , den Stiftsfråulein aber iſt es eri laubt. Das Stiſt hat große Güter im karts bei Es ift tmn Fahr 806 geſtiftet worden. Die 2 regierenden Orte hfind a Schuß : und r e c i beelden. Dber : Herren t ſ t b r n vi elnaſtt.å Gue , e e k che hea l c e e r Fleffen anemre Wialdt weſen Se t , wels ſs . ſt bieo e E i i eonide St ichgte de i ar rd s t au deirneBrü Ger d , ofwteelh ein chbaefſ t i t e ſ d r l wirnenf; auc fin rnbbiaer Kir : ber gern d u n e n Be t ns, u ei No
1 )
So
de
sr
,
3 .
Die Pfarre Benten , das Dorf Kalta
órunn , und das Pfarrdorf Oberfird .
Зu Kalibrunn hat das Stift Eindien die nies
bern Gerichte.
Dberhalb Staltbrunn fit eine ſteis
28由
433
ſteinerne Bricke , bei welcher die Bisthunier Cofanz und Cour , und die Vogteien Oufter und Uznach ſich duinen.
4 Umbben oder Anmon , aucs) Ammen, Umont , lat. Ameenus Mons , oder ad Montem , ein hoher und anmuthiger Berg, an der mitternachtliden Seite des Ballens
ftåster Sees , auf weldiem eine Pfarre ift , die von dem Stift Suáris bereket mird.
5 Die Pfarren Quarten und Murg .
5 Die Landrogtei Uinach. Sie liegt zwiſden sem Gafer, Soggen burg , den Kantonen Zürh und Sdweiß , und dem Gebiet der Stadt Rapperidweil , und man fann fie om beiten auf den Land,
charten vom Kanton Zürich fehen . Der Getreibebau bedeutet wenig , hingegen die
Biebzudt , der Reinbau und die Wälder find erheblich. Ehikeffen iſt ſie eine Grafs fdaft gemeren , welche Grafen Friedrid ) von Toggenburg Erben 1438 den Kanto
nen Schweiz und Glarus vecpfåndet , und dieſe 1469 som friiherrn Petermann von Raron völlig erfaufet haben . Sie reben alle 2 Jahre einen Landvogt dahin , 'welcher zu Uznach den 1'nterthanen vorgeſtellet , auch als denn von dieſem die Kuldigung
Buſch . Erdbeſchr. 13, B.
Eg
einge nom :
434
noinmen wird .
Wenn der Umgang an den
Kanton Glarus fornmt , wird der fandroge
über das fand ugnad) , nur aus den fathos liſden Einwohnern des Glarnerlandes ges nommen , weil die Einwohner der lanbvogs
tei ugnach ſich zu der fatholiſchen Kirche Die merkwürdigſten Derter in derſelben find :
bekennen .
I Unnach , ein Städtden , welches mit
13
einem Schultheisen und Nath verfehen ift. Es iſt hier ein Schloß. · Das Städtchen iſt 1
1445, 1493 und 1762 abgebrannt.
2 Sdmeriten , ein Dorf mit einer Pfarrs firdhe.
3 Unnaberg ober ußenberg , eine große Gemeine ,
1.
welche aus gerſtreuet liegenden
Dörfern beſteht , und ihren Amman unt Rath bat.
4 Eſchenbach, ein Dorf mit einer Pfarr,
-1
firche.
der
5 Das Godingerthal , welches aus dies lën kleinen Dörfern und Bauer Sfen beſtea
het , und auch eine Pfarrkirche hat.
Wh
6 St. Gallen Capellen , ein Dorf mit
einer Pfarrkirche , und Gauen oder Gomis. wald , ein Pfarrborf,
E
6 Die
435.
6 Die Landtogtei Gams. Ste ift rehë klein , und llegt zwiſchen ber Grafſchaft Werbenberg , Graffd aft Sogó
genburg und Herrſchaft Sar , zu weld)er legs ten fie aud ehedeffen gehöret , fic ever frei gekauft hat.
1497 ergab fio fid) an die
Kantone Soweiz und Glarus , mit Vorbes balt threr Freiheiten.
Dieſe Kantone vers
pronen alle 2 Jahre einen fandvogt bahin , weicher jederzeit derſelbe ift , der auch das Gafer vermaltet , obgleid) Cam mit der Randvogtel Gafter gar feine Gemeinſchaft bat. Diefer kandvogt wird derelbſt von der Ges fandten der regierenden Kantone vorgeſtellet ,
welche alsdenn auch die Fuldigung einach: men , wobnet aber nicht in dieſer Gemeinen ſondern fimmt nur babin , wenn er Gies
fchaffte zu verridten hat , und kehret algi denn im Wirthshauſe eini. Indeſſen hat er dafelbſt einen Amman . und Weibel , toclche
die Gefdhaffte in ſeinem Namen vgridufig beſorgen... Es ift auch daſelbſt ein Gericht , welches aus 12 Richtern betebt , die alle
2 Jahre halb von dem fandoogt , und balb von der Gemeine ersehnet werden ,
fpricht in allen Sdubs und nebergerichte lichen Sadjen , ne rettere 'Uppellazioni
es wurde denn eia Ertosi von 3 Kisternt bor
436 vor die regterenden Kantone gezogen . Ma lefigperſonen werden vom Amman und Ges
richt verbsret , und hierauf dem Landvogt , von dieſem aber den regierenden Kantonen
zugeſchicket , welche aløbenn mehit dem land, vogt das vom Umman und Richtern gefåte
te Urtheil wohl lindern , aber niche vers größern können . Die fandvogtet oder Ge . meine enthält i Gams, lat, Campfum , Camſo , ein
bat bul WAS
großes Dorf mit einer fatholiſchen Pfarrfira dje , welche in das unter dem Bisthum Chur ſtehende ſogenannte Drufianer oder Baus gauer Kapitel gehöret. 1499 wurde es nach
biti
einem blutigen Scharmügel von den Kaiſer lidhen verbrannt. 2 Die Nachbarſchaft Galenzen , welche aus unterſchiedenen Våuſern beſteht. 3 Kåmpelen , ein faltes Bad in einem
di
efter
Walde über Sams.
4. Den Kamſerberg, Ber" von den togs genburgiſchen bis zu den fariſchen Grenzen auf anderthalb Stunde lang auch wohl bewohnt iſt , und einer beträchtlichen Tan .
Quiche polet
jauda
nenwald hat.
16
7 Die
ilahla
437
7 Die Stadt Rapperſchweil nebyt bera daju gehörigen Gebiet flegt am Züricher- und Ober : See , und lſt theils von demſelben , thells vom Kanton
Zürich und der kandvogtel unnad ) umgeben. Die deutlichſte Abbildung davon, findet man auf den oben angeführten Charten von den Kantonen Zürich und Edwrig. In der Stadt und ihrem Gebiet, ſind ungefähr 5000 Menſchen .
Die Stadt Rapperſchweil , lat. Ruper ti villa , fteht auf einer Höhe am gedachten See , über welchen hier eine Brüde gebau
et iſt , die 1850 Schritte lang iſt , und bis an die Landſpitze reidhet , welche ſich aus den zum Kanton Schweiz gehsrigen roges nannten Héfen weit in den See hinein ers firedket. Diere Landſpitze und die Brücke theilen den großen See in den eigentlichen
Züridherſee und in den Oberſee. Die Brücke gehöret der Stadt Rapperidhwell , welche ſie auch in gutem Stande erhält , und das gegen einen zou auf derfelben bebet.
Die
Stadt iſt etwas befeſtiget, aud hat ein ziems Itch
feſtes Schloß , und hat 1388 , 1443
und 1656 Belagerungen überſtanden. Sie felbft rowohl , als ihr Gebiet , iſt der 18 miſch kathollſchen Lehre und Kirche zugethan, Ee 3
und
438
und ſtehet in gelfilichen Sachen unter dera Birdsofe fu Chur.
Man findet audh in dera
ſelben ein Kapuzinerkloſter.
Ihr Regiment
beftebet in einem flelnen und großen Rath ;
jener hat 12, und diefer 24 Olteder. Das Vaupt iſt ein Schultheiß , auf denfelben fola get der Statthalter, alsdenn der Venner oder Pannerherr, und hierauf der Seckelmeifter , Das Stadtgericht ift mtt einem Práfidenten oder Stadtricoter , unb i Nidhtern bereget.
Von demſelben appelliret man an den kleia "nen Rath. Der Gehelme- und Kriegs-Rath, beſteht aus dem Schultheißen , Venner , ets nem Rathsherrn und dem Stadtſchreiber . Die alte Stadt hat auf der andern Seite
des Züricherſees geftanden. Sie hatte vor Alters ihre eigenen Srafen , welche auch Herren zu Wandelburg , und Fastenvogte des Silfts Einſidlen waren, die fandidaft March das Gafter und uznach beraten . U16 fie 1283 in mannlichen Erben ausſturben , fam Rapperſchweil au Grafen Rudolphs Tochter .
Eliſabeth , und derſelben zweiten Gemaht Rudolph VII Grafen von Habsburg, 1350 wurde die alte Stadt von den Zürichern gera foret. Die neue Stadt , oder Meu - Rape perfdwell , welde 10g1 erbauet worden ,
hat vorher Endingen geheißen . 1358 wers fauften die Gebrüder Johann , Nudolph und Gotte
439
Gottfried von Habsburg , die Stadt und Grafſchaft Rapperſchwell an die Söhne Erz berzogs Albrechts von Deftreid ). 1464 ers
gab ſie fich den Kantonen Uri , dyweiz , Unterwalden und Glarus , mit Vorbebalt threr Freiheiten , weld ) es ſchon 1458 von dem größten Thell der Bürgerſchaft war ber chloffen worden : dieſe Kantone aber mach : ten fid nad) und nach zu erren über dies
Seit dem 1712 ju Urau geſchloſſes nen Frieben , hat fie ihre Freibeiten wieder,
ſelbe.
teht aber unter der Dberberrſchaft der Ran .
tone Zürich und Bern , es ſind auch damals dem Kanton Glarus reine bis dahin bier ges Habten Rechte vorbebalten worden. 1350
wurde fie von den Zürichern , und 1443 von den Schweizern in Brand geſtecket.
Die merkwürdigſten Derter ihres Ges Olets , find
1 Bußfirch , ein Pfarrdorf am Fluß fos nen .
Dle in die hieſige Kirche eingepfarrte
Semeine wird in die obere und untere einge.
theilet , und es gehören dazu die Kirche St.
Dionyfit , die Kapelle auf der Flue und Kems praten , und 15 Bauernhöfe. 2 Jonen , am Flußden gleiches Nas mens , ein Pfarrdorf.
4
Ee 4
3 Wurmiss >
440
3 Wurmsbach , ein Nonnenflofter Bifters
Blonferorbins , am obern See. Es ſteht uns ter der Aufidit des u5ts zu Wettingen . 4 Die Dórfer Obor : und Unter : Bols Iirgen , am obern See : in jenem iſt eine Stapellie ; es lli auch daſelbſt ein Kloſter ges weren ; welche 1267 dom zit Wurmsbach einverleidet worden ; in dieſem iſt eine Pfarrs kirche.
5 lißelan , eine kleine Inſel im Ziris cher See , dahin die Stadt zuweilen the Bieh auf die Weide fchicket.
8 Die Grafſchaft und kandvogtei Baden. $. I. Die groete Abbildung derſelben , if ouf ben dion oben angeführten fand. darten vom Kanton Zürich , zu ſehen . Sie Fleet im Urgau oder Ergów , und iſt gegen ŞBeſten von der Nor , gegen Norben vom
Nhein , und gegen Sidweſten von der Reub einaschloffen , dod liegen unterfdstedene hlera bergehörige Dörfer jenſeits der Uar und be
DE
rheins , gegen Often und Süden aber
grense fie an den Kanton Zürich.
Die lim
mat Miegt faſt mitten hindurch , und ergießt fich hier in die Aar , wilche furz vorher auch
bieſelbſt die Neuß aufgenommen hat ,
fich aber
ll
441
aber auch hier bei Coblenz mit dem Rhein vermiſchet. Die landfa & ft bringet viel Gea treide und Obſt , und infonderbeit an der Immat unb Aar ziemlich vielen und guten 20 : in bervor : es iſt auch hlefelbft vieles und
gutes Ellerwerf zu finden , wie denn der
ganze Bergſtrich vom Capellerhof bis Ens dingen voll von ſogenanntein Sohnenerz iſt, wuches erſtlich aus dem leimen gewaſchen ,
und bernach bet lauffenburg am Rhein , ges ſd molzen wird. $. 2. Es enthält dleſe Lanorrhaft 3 Stád, té , und ungefähr 24000 Menſchen . Der großte Sheil der Einwohner iſt der rømtſchs katholiſchen , und der geringere der evanger Itſd reformirten Kirche zugetban : jene fchen in gelftlichen Sachen unter dem Bildof zu Coſtanz. An einigen Orten wird den Juis den der Aufenthalt verſtattet. $ . 3. Vor Ulter ift Olere fandfchaft
eine Grafſchaft geweſen : alleln , von den ehemaligen Grafen von Baden weiß man menig zuverlåtiges . 1140 Ivar Werner , Graf von Baden , taftenvogt 0c8 Frauen Munſters in Zürid ). Darin fiimmen alle überein , daß die Grafen von Senburg auch die Grafſchaft Baden durch Heirató erlan,
get haben , und daß Graf Hartmann 1244 diefelbe dein Bisthum Straßburg ju lehn Ee 5
aufs
442
aufgetragen , nach ſeinem Tode aber feiner Schweſter Sohn , Graf Rudolph von Habs.
burg , nachmaliger deutſcher König , be geerbet habe. Sie iſt bet reinen kommen , den Herzogen zu Deftreich , U18 aber Erzberzog Friedrich ben .
dieſel, Nads
geblies 1415
vom Kaiſer in die Vcht , und von der Coſta niger Strchenverſammlung in den Bann gethan
wurde : nahmen die Eidgenoſſen auch die Stadt und Grafſchaft Baben ein , worauf
Kaiſer Sigmund fie in eben demſelben Jahr der Stadt Zürich für 4500 Fl: verpfändete, welcher aus eidgenoſfiſcher Freundſdaft die Orte Lucern , Schweiz , Unterwalden , Zug und Glarus mit in die Pfandſchaft treten /
ließ , in welche auch 1426 die Stadt Bernig und 1445 das Land Uri aufgenommen wur Dieſe 8 alten eidgenoffiſchen Städte de . und Orte ,
beſaßen diere Grafſchaft , und
rekten derſelben wed) ſelsweiſe alle 2 Jahre einen landvogt vor , bis 1712 . A18 aber damals in dem Toggenburger Kriege die res gierenden fatholiſchen Orte lucern , liri , Schwelg , Unterwalden und Zug , die Stadt
Baden einſeitig mit Befazung belegten : bez
machtigten ſich derſelben die Städte Zürid, und Bern , welchen auch gedachte 5. kathos b
a en geh , ten Antheile an der Regierung der Graf idyaft
443
fdaft abtraten
Glarus ader belelt rein
Antheil.
§. 4. Es haben alſo die Stadte Zurich und Bern feit der Zeit an der Regierung
Dieſer Graffd aft 7 Tbeile , und der Ort Gla : rus hat den Sten Theil ; jene baben alſo Die Landvogtet dieſer Grafidhaft 14 Jahre lang , und alsdenn Glarus 2 Jahre lang ,
zu berezen ; es baben fich aber die erſten die Freiheit vorbehalten , ob eine jede die ihr Jufommenden 7 Jahre nur durch einen lande
vogt verfehen laſſen , oder wieder unter els nige vertheilen laſſen wolle ? Der Landvogt wohnet auf dem Schlofte bet der Stadt Bas den , ſpricht allein in Civilſachen , welche an
ihn durch die Uppellazion son den Geridi ten gelangen , welche ſich beinahe in einem jeden feinen niedern Gerichtsherrn babenben
Dorfe befinden , und aus den Gliedern einer jeben Gemeine unter dem Vorfiß der in den demtern befindlichen obrigkeitlichen Unters
oogte berepet werden . Er hat aud, alle firafa würdige Sachen in felbigen , und in den niedern Gerichten diejenigen , welche der Gez richtsherren Redt zu ftrafen , überſteigen , bis an die Lebenstrafe allein zu beſtrafen ,
wobei ſich aber der kandidhreiber , und die von den Städten Zürich und Bern aus der
Bürgerſd aft zu Baben wedſelswelſe alle to Jata
1
444
10 Jahre ernannten interv >e befinden , jedod) keine Stimme , ſondern nur der etwa
1
Von ſeinen Urs tbetlen gehet die. Appellazion an die Ges
berlangten Ratb , seben .
fandtent, welche die regierenden Orte jähr: lich auf die Jahrrechnung abſchicken , und von dieſen an die regierenden Orte felbft. Es iſt auch der Landvogt befugt , den flels und großen Rathsverſammlungen der
nen
Stadt Baden von Zeit zu Zelt nach Belies
ben beizuwohnen ; er hat aud die Schlüſſel Das Malefiggericht der Landſchaft , wird aus den Untervigten der 8 Hemter , und von dem Landvogte , bei jeder Veranlaſſung nach eigenem Belie
zu den Stadtthoren .
ben , von Zurzad ), Slingnau , Kaiſerſtuhl und den 8 Aemtern mit 16 andern Richtern
beſetzt , und beſtehet alſo aus 24 Perſonen. Der lanboogt übet auch in des Biſchofs zu Coſtanz fler belegenen Aemtern , und auf
den Jahrmarkten zu Zurzach , die den regies
THE
renden Orten gufominenden landesherrlidhen
Redite aus , und ein gleiches thut er auch an den Oertern , wo die Grådte Zürich und Bern , infonderheit aber die Stifter set: tingen und St. Blafien , ingleichen die Stadte
Wadin , Hremgarten , Mellingen , Klingnau, die Johanniterkommentjureien Lútgern und Bücken , die adfter Hermietſ()weil , Guas benz 1
haye
1
445
denthal und Fahr,, und einige Edelcute , tie niedern Gerichte baben .
S. 5. Dieſe Graffa aft und fandvog, tei enthålt :
I Die Hauptſtadt Baden , welche audi Ober - Babeli ,, und Baden iin urgau, 1111d
auf lateiniſch Caftellum oder Vicus ther
marum , Aquæ helvetiæ , Thermopolis, Thermæ helveticæ , Bada , Badena , B2 Cie liegt an der denia , genennet wird. fimmat , über welde eine ziemlid, larse
Brücke gebanet iſt , die weber Jodje noch Pfeiler hat , zwiſchen zweien auf beiden Beiten dieſes Fluſſes befindliden Theil it des kåberberges. Das alte Cdl f , wel: ches ebedeſſen der Stein zu Bab n . hief, iſt von der Stadtmauer bis auf die dabei
gelegene Hibe aufgeführet, 1415 von den Eidgenoſſen zerſtøret, 1661 von der Stadt wieder in wehrhaften Stand geſetzt, 1712 aber ein Theil deſſelben , und inſonderheit
die auf der Hihe angelegt geweſenen Fes ftungswerke, geſchleift worden. Das neue Schloß, ehemals die niedere Veſte genannt,
liegt auf der andern Seite der limmat, der Stadt gegen über, in der Tiefe, gleich an der Brüde ; und iſt der Sitz der Land
yogte , auch zu ihrer Bequemlidj feit 1734 ver .
verbeffert worden. Das Nathbaus beſteht aus 2 Gebäuden ; in einem werden die Tageratzungen oder Zuſammenfünfte gemeia ner Eidgenoſſen und dort reglerender Orter in dem andern aber die Raths - und Ges
richtèverſammlungen der Stadt Baden ges Die katholiſchen Einwohner haben die Kirche zu unſer lieben Frauen Şimmela
halten.
fahrt , bei welcher ein Chorberrenſtift ift,
ein Kapuzinermönchenfloſter und ein Nona. nenflofter , und auf dem Wege zu den großen Bädern, doch eine Kirde : die Rez formirten aber haben die auf eben gedad ): tem Wege , zwiſchen der Stadt und der
großen Bådern , 1714 neuerbauete Kirche. Die Stadt hat innerhalb ihrer Kreu ; s . fieine die boben und niebern Geridite, and Ihre Einfünfte in unterſdiedenen Gefallen .
Jør ffeiner Rath beſteht aus dem Antr ſchuliheiben , alten Schultheison , 1o NatiBa
berren und dem Stadtſchreiber. Der gror: re Nath beſteht außer dem kleinen Rath and aus 40 Gliebern . Bon dem kleinert Rath gebt, außer einigen geringern Schult:
radhen und Straßen , die Appellazionant den kleinen und großen Rath , aløbenn an
die auf die Jarrechnung kommenden Ger fandten der regierenden Orte , und von bieren an die regierenden Drte ſelbſt.
ES
fino
447
find auch hieſelbſt 2 Gerichte, nämlich ein Schuldengericht und ein Fredelgericht. Sa Malefizfällen wird das Verhsr von einetit Dusſchug aus dem fleinen Raty ,
bem
Schultheißen in vierzigen , ( welcher der erſte des aus 40
Perſonen
beſtebino 11
großen Naths if ) und nod; einem , tad Urtheil aber wird vom kleinen und grosim Die Stadt bat im Rath ausgeſprochen. Namen des Sieſigen Spitels , die niedern
Gerichte zu fiflisbad , befekt auch die Pfarre und Kaplanei zu Norborf , die SPfarre Fleustach und Gosliten , und un : ter gewiffen Vedirigungen , die Pfarre şi Ober - Steinmar im Züriáher Gebiet. Bis ,1712 find hier die außerordentlichen und gemeinen eidgenoßiſchen Tageſagungen und Stonferenzen gehalten worden ; die letzten werden auch
noch mehrentheils hieſelbſt
angeſtellet , inſonderheit aber die Zuſam : menfünfte der die Grafſchaft Saben und die untern frelen demter regierenden Sråd: te und Orte.
Man bått, (aber ohne Ger
wißheit ) Raden für einen von uralten Zeiten her bewohnten , ja gar von den
Volcis Tectofagis angelegten Ort , wel: ther nebſt andern Flecken von den alten belvertern verbrannt , aber wieder aufera bauet worben.
1369 verlor fie in einer Feuerss
4
448
Feuersbrunft die Urkunden von ihren Freis beiten , fie wurden ihr aber in eben dems
reiben Jahr vom Herzog Leopold in ſeinem und ſcines Bruders Wibredits Namen er:
neuert und beſtåtigt.
1526 wurde biec
von den Eidgenoffen Religionsunterrebung angeſtellet. 1712 wurde fie von den Stadten Gurid und Bern belagert , und
jar Uibergabe genöthiget.
1714
wurde
hier zwiſchen dem Kaiſer und dem Keng von Frenfreid) . cit
creden geſchloffen .
Eine Vierteifiunde unter der Stadt, find auf beiden Seiten der Limmat vor: trcfliche warme Båder ,
welde ton urals
ten Seiten ber berührt ſind. in die ſogenannten großen
Sie werbert
und kleinen
Såder eingetheilet , jene liegen auf der Stabtſeite.
Bei denfelben iſt die katholi :
rthe Firche zu den heiligen drei Königen. Sie find 1351 von den Zúrichern , 1388 von den geſamten Eidgenoſſen , und die kleinen Båder 1445 von den Defreichera und Zürichern verbrannt worden . Es finds audh 1536 auf beiden Seiten 25 Håuſer abgebrannt.
Daß die kleinen - beinernen
Würfel,
oder ſogenannten Baderwürfel, welche auſs ferhalb der Stadt in dem
Graben beim
alten Schloſſe , und in den umher belege nen
1
449
wen Wiefen gefunden foerben , fein Wert der Natur , ſondern von Knochen durch
Menſdenyinde verfertiget worden ſind , it ausgemadit und unwiderſprechlic).
Il Folgende 8 demter , welche unmits telbar unter den regierenden Kantonen, oder ihrem landvogt fteben .
Das Umt Sebiſiorf , welches den Namen bat von Gebiftorf, einem Dorfe
mit einer Pfarrftrdie , deren ſich ſowohl die Reformirten gis Kaibolticen zum Gota tesdienst bedienen. & Das Amt Birmenſorf , in welchem
1 ) Birmenſtorf , elm Dorf mit einer Pfarrkirche, welche ſowohl von Reformira, ten als Katholiken zum Gotresbienft gee Der Kirdenſaß und die braucht wird . niedern Gerichte gehören dem berueriſchen Amt Königsfelben ,
2) Fislisbach, ein Dorf mit einer faa tholiſchen Pfarrkirche. Şter hat das Spie tal gu Baben den Kirchenſaß und bie nieg dern Gerichte,
3 Das Umt Rordorf , in welchem
1 ) Ober : Rordorf , ein Pfarrborf. 2) Belliden , ein Sd; loß und Dorf, wofelbft die Familie Schmid im Urnerlane de , die Bogtei und niedern Geriditx bata BAC : Erdbeich in dg. $. Sf 3) Stelle
450
3 ) Stetten , ein großes Dorf , denten Einwohner relbſt die niedern Gerichte bes fißen.
4) Eggenwell , ein Pfarrborf an der Reuß.
4 Das Amt Dierifon , in welchem 1 ) Dietifon oder Dtettfen , ein Pfarra dorf , Defſen Kirche fich die Reformirten und Ratholifen gemeinſchaftlich bedienen. Das Stift Wettingen hat hier die niedern Gerichte.
2 ) Die Dörfer Schlieren , Spreitens bad ), Ruderſtåtten , u. a. m. 5 Das Amt Wettingen , in welchen 1 ) Wettingen , ein Pfarrborf an der kimmat , woſelbſt das nabe babet llegente
Stift gleiches Namens ; (davon bald ein mehrers,) die niedern Gerichte bat. -2) Dttifon, Suttifon, und andere Derter, 6 Das Amt Erendingen, in welchem
1 ) Obers und Unter : Erendingen , 2 Dorfer , in deren erſtem eine katholiſche Pfarrkirche ift , Ober- und Unter : Schnei
fingen , in deren erftem eine Pfarrkira che iſt,
2 ) Långnau oder fengnau , ein faths urches Pfarrborf , woſelbſt des deutſchen
Ritterordens fommenthurei Bücken , u !12 welt der öftreidsiſchen Waldſtadt Rheinfels den
451
den , die niedern Gerichte und den Kirs denſap bat. Hier und zu Endingen find Juden , die funft nirgends in der Eidges noſſenſchaft geduldet werden,
7 Das Amt Siggenthal , mit den Dörfern Ober : und Unter : Siggenthal, Kirchdorf und Tågerfeiden , welche Pfarrs dörfer find , Ober . und Unter - Endingen Würenlingen , nebſt dem Schloß und Freubnau.
8 Das Amt låtgern , liegt jenſeits der Aren , und enthält
1.) Lútgern, oder fuggeren , auch füts keren , und kiuggeren , ein Pfarrborf, in melchem eine Kommenthurei des Jobannis terordens iſt, zu welcher der Drden die Güter 1239 von den von Teufenſtein ers Sie hat im Dorf die niedern
fauft hat.
Gerichte , Zehenben und den Kirchenſat,
!
auch die niebern Gerichte zu Aum und Klein : Dettingen , und zu Klingnau ein Schafnereibaus nebſt einer Stirche. 2 ) Aum oder Umber : Auw , elnige
Häuſer auf einer kleinen Gnſel in der Aren, woſelbſt die Johanniterkommenthurei die niebern Gerichte bat.
3) Die Schlofer Böttſtein an der Uar, und Bernau ; am Rhein.
& fa
III Fola
452
III Folgende bildsid - softanstide for genannte & ußere Hemter oder Pogteten, in welchen der Bifchof bie aledern Gerichte
harif
bat.
1 Die Obervogtet Klingnan, in welcher 1 ) Nlingnau , ein Städtchen an der
UE
Aren , weldes vor uiters den Freiberrett
von Klingen zugehöret hat , die es 1.269 an das Visthum Coſtanz verlauft haben.
M
Es iſt hier eine fatholiſche Pfarrkirche und
eine Prosſtei des Stifts St. Blafien , gut welder der
Kirchena
ju dyneifingeit
und Kird Dorf , und die niedern Gerichte ju Tågerfelden ., Kirddorf und Endingeit gehören. Die Kommentóurei fútgeren 6t bier ein Schafnereihaus und dabei eine Kirche. Schon 1250 Mifteten die Freis berren von Klingen hier die Johannistiin che und eine Kommende des Johanniteroi : M
1585 brannte das Städtchen , al. Vogt und Rath ju Klingnau hat die nies dern Gerichte im Dorf Meeſtorf,
dens .
2) Coblenz , lateiniſd
Confluentia ,
Confluentes , ein Flecken in dem Winfel,
wo die Uren in den Rbein fließt. Er it ju Klingnau eingepfarret,
2 Die Obervogtei Zurzach, 'welche mit der zu Klingnau von eineriet Obervogt
porwaltet wird , turbåls, Зна
w
453
Zurzach , Certiacum , einesi großen und wohlgedaueten Marftficden am Rhein , beffen 2 Fahrmårfte nicht nur von den
eidgenoßiſchen, ſondern auch von deutſden und franzdfiſchen Scaufleutea beſucht wers den. Die Pfarrkirche war chebeffen den Reformirten und Katholifen gemein , ' nun cher baben dhe Reformirten eine eigene neuerbauete Kirche ; auch ift hier ein Kol,
feglatſtift , welches die niedern Gerichte und andern Gerechtfame zu Cadelburg ir ter landgrafſchaft Kletgau hat. Nicht weit son bier hat vor Atters Forum Ti
berii geſtanden , daron noch uiberbielbrit 34 ſehen find ; es find auch an dem Drt, woo 8 geweſen tft, rémiſche Münzen in der Erbe gefunden worden.
3 Die Dbervogtei . Staiſerſtuhl ,
in
welder
1 ) Kaiſerſtuhl ,
ein Städtchen am
Xhein , über welchem hier eine Brücke ges bauet ift. Ehedeſſen hat Stadt und Herr fchaft
Katſerftuhl den
davon
benannten
Grelherren gehöret , von welden fie , vers muthlich durch Heirath , an die Fretherren ron Regensberg
gekommen ,
ton Dieſel
aber 1294 on bas. Bisthum Erftang rer :
fauft worden iſt , dem es noch jetzt ges béret. 2 ) kes
454
2) R$telen , ein altes Schloß jenſeits des Rheins , gegen Kaiſerſtuhl über , und am Ende der Brücke , auf welchem der bis
foflich : coſtanztiche Obervogt wohnet. Zu deinſelben gehåret eine Herrſchaft, welo dhe der Obervogt zu Kaiſerſtuhl mit vers waltet.
3 ) Thengen , ein Pfarrdorf jenſeit des Rheins, bahin Kaiſerſtuhl jar Kirche gebet, Auch die jenfeit des Rheins liegenden Dór.
fer Herdern und hierbeim find in dieſe Kirche eingepfarret.
IV Das StiftiWettingen , Maris ſtella , nahe bei dem oben genannten Pfarrdorf gleidhes Namens , an der limmat , ift eis
ne ustel Bernhardinerordens , welche Graf Heinrich von Rapperſchweil 1227 geſtiftet 4
bat.
Der Mbt hat die Aufficit über die
Frauenflsfter Feldbach, Sennilon, Gnaden thal in den freien Aemtern , und Gnaden,
thal im Kanton Zug, Magdenau, Wurms, bach und Kaldrein , und die niedern Ges richte in dem Dorfe Wettingen , und einiz gen
andern .
Der angeführte lateiniſche Name rifret daber : der Stifter deffelben
gelobte in einem großen Sturm auf der Eee , daß er dieſes Kløjter bauen wollte, und gleich darauf wurden die Sterne mies der fichtbar . V Die
455 V Die Herrſchaft Welnigen Ifegt in der Grafſchaft Baben, und grenget an das Amt Wettingen , ſteht aber nicht unter dein Pandvogt.
Sie hat ror Alters den frelo
herren von Regenſperg. zugehéret , welche fie vermutblich von den Edlen von Wes ningen erhalten haben . Seit 1435 geb8 i et fie den Metern von Knonau.
terſelben
Unter
ſtehen das große evangeliſche
#farrdorf Welningen , und die Dörfer Obere und Unter - Engſtringen , und Geroldsweil.
Es liegt auch in dieſer Herrſchaft das Gut ju Fahr , an der kimmat , welches füthold
ton Regenſperg 1130 der Zelle zu Einſide len ſchenkte , welche Gieſelbft ein Frauens
tloſter Benediktinerordens anlegte. Dieſes Rishet noch unter der Abtei Einſidlen , wels die aus ihren Konventualen einen Proof und Beichtpater berordnet , auch die Prio tin bes
selofter
ernennet,
Die Odus
berrlichfelt über das Kloſter und den Ort Fahr , tømmt noch jetzt , ſo wie vom An.
fang her , den Beſitzern der Herrſchaft zu : fie empfangen aber diefelbe von der Abtel Einfirlen zu Behn. Dieſe hat zu Fahr die Civilgerichtsbarkeit , unter welder auch die
Dörfer Ober- und Unter - Engſtringen Res hen . Unter dem Kloſter Fahr an der fins mat hat ehedeflen ein Städtchen und St108, f14
Na ,
Mameng Slangenberg , geftanben , Helches 1268 von den Züridhern gerſtåret worden. Die Dörfer Dber
und Unter . Detmoeil ,
machen eine Berondere Herrſchaft und eigos nes Gericht aus , auch den Meiern von
de
fronau jugedrig. VI Die Gerichtsherrit felt Uitiker, grenget an da $ :nt Dietifon , und hat
g'ciche vorzügliche Rechte , wie die Herrs haft Weiningen : denn ihr Berichtsherr , Poie edlen Steinern zu Zarith , ) über alle bobe unb ntebere Geridotsbarkeit alein aus ,
die Beſtrafung der Malefijverbreden aus: genommın , welche famt dem Vermigen der Uibelthäter der Grafſchaft Saden zuges hgret. El gehören zu dieſer Herrſchaft Das Pfarrborf litifen , bei welchem das herrſchaftliche Sole
fteht , und die Dör
fer Ringlifen , Nieder : und Dber : Urborf. VII Von den übrigen niedern Gerichtes Herren , bemerke ich folgende.
I
Das Stift St. Blaſen auf dem
6chmargwald , hat die niedern Gerichte zu Kirchdorf , Ober- und liter · Nusbaumena Rieben , Kartenftein , Lber : und Unters En Ingen , Tågerfelden , Schloß und Dorf
Shneifingen , Trummelsberg , Jaka, Niez etlob und fitibad ju deren Berrealtung
Ĉ
457
28 im feim Haus zu Klingnau einen Sons
tentual , unter dem Titel eines Probſtes , Es iſt aud, demſelben 1724. von den Dberberrn der Grafſchaft Baben das unweit Klingnau gelegene , und 1269 ges Biftete ehemalige Klofier Wilhelmiterordens Sion , unter gewiſſen Bedingungen einger. leibet und übergeben worden. Es befeket quch die Pfarren Schueiſingen und Kircha dorf , und die Probftet im Pfarrborf Wife
feket.
lifon oder midlif bofen . 2 Das Kloſter Snabontbal in den afts
tern freien Uemtern , bat einige Gerichts barkeit zu Rieder : Rordorf , und auf dem Hof Heiterſperg .
3 leidler von Baſel,
hat die niedern
Gerichte in den Dörfern Dber - und Untere
Baldingen. 4 Zu dem Sd :loß Schwarzen : Waſſer:
ſtels , auf einer Inſel im Rhein, eine hal be Stunde unter Kaiſerfiuhl ,
gehdren die
niedern Geridite in dem Dorfe Fiſibach . welches zu Chengen eingepfarret in. Das
Schloß Weiß - Waſſerfielj , jenſeits des Khens , gehsret qud bieber ,
8PS
Die
458
Die freien Aemter. Der Landſtrich , welchen man die freiert
PE
Uemter nennet , fann reinem odern Shell nadı , am beſten auf der Lanbcharte vom Kanton Lucern , ſeinem untern Thetl nad
aber auf der Charte vom Kanton Zürich , gereben werden . Er grenjet gegen Mitters nacht an die Grafſchaft Baden , gegen Morgen an die Kantone Zürich und zug, gegen Mittag an den Kanton lucern , ge gen Usind an eben denſelben und an den Kanton Bern . Vor Alters ift er ein Theil der Grafſchaft Rore oder Rohr geweſen ;
er iſt auch insgemein das Wagenthal oder Baggenthal , und die Einwohner ſind die
Rusthaler genennet worden , well fie das Shal an der Riß bewohnten, welcher Fluß
an der ganzen sflichen Grenze diefes lands Frid : s fließet. Er ift infonderheit reid) an Getreide und Dbft. Die Anzahl der Mens fchen mag höchſtens 20000 betragen. uue
Einwohner find römifdfatholiſch ', unb ' ftes ben in geiſtlichen Sachen unter dem Bis. thuin Cortang. Ob und in wiefern ihre
he
Der
OnE
Vo fahren freie lente geweſen ſind ? iſt unte befannt.
Kunjelin
Im Jahr 918 baten fie fich von uſtenburg zum
Prez
Grafen
Schirmherrn aus ; vielleicht hat diefer ihr fretta
St.
459
Freiheiten vor andern feinen Unterthanen bewilliget , durch weldoe der Name der Voit freien Aemter veranlaſſet worden .
ten Grafen von Altenburg , nad maligent Grafen von Habsburg , find fie an das
faus Deftreich gefommen . Al K. Sigs mund 1415 den Erzherzog Friedrich von Deftreid in die acht ertlårete , und den
Eidgenoſſen auftrug , deſſelben land und Leute anzugreifen , nahmen die Lucerner allein den größten Theil dieſer freien Vems ter ein , und wollten roden auch allein für fich behalten : es miderſeßten ſich aber
die Kantone Zürich , Schweiz , Unterwv2l . den , Zug und Glarus , und machten auch Anſpruch daran , weil ſie zu der Zeit , da fie erobert morben , auch ſchon im Felde
gefianden , und zuvor verabredet werben , Daß dasjenige , was auch nur einer oder der andere Kanton beſonders erobert habe, von der Zeit an , da die airdern auch im
Felde geſtanden , für gemeinſchaftlich eros bert angeſehen werden ſollte. Es entſtun :
den darüber gebnjährige Streitigkeiten ; endlich aber erfannte Bern 1425 diere * freien Aemter den Kanton Zürich , kus corn , Schweiz , Unterwalden und Siarus 3u . Uri wollte. Damals kein Antheil darat taben , foll aber 1532 in die Mitregies rung
460
rung aufgenommen worden ſeyn. gweiten Urauer frleden ben 1712 , wurde herdsloffen , das von funfhofen an bis
Farwangert eine Grenzlinie gezogen , und mas unter Berſelben belegen ift , Zürich
und Bern galleriet jugehren , jedoch dem Santon Giarus rein 7ter Thelt vorbehala ten bleiben , was aber oberhalb liegt, den 7 Drten , welche bieber dafelbft regteret
batten , verbleiben rolle , dod wurde auch noch der Kanton Bern in die Mitreglea
rung dieſes legten Bezirf $ der freien Aems ter aufgenommen .
Es
werden alfo die
frelen nemter feit dieſer Zeit in die obere
und untern abgetheilet. 1
9 Die obern freien Aemter. Ele find derjenige Theil der fretett
Semtét , welche an der Mittags [elte ter
zmiſchen funthofen und Farwangen gezos genen Grenztinle , belegen in. Die Regler rung derfelben ſteht bel den 8. alten Dr:
ten der Eidgenoſſenſchaft , Zürich , Bernte itri , Schweig Unterwal ben , Zug und Glarus , welcher lette allein
Lucern
14 Jahre einen fanboogt dahin giebt , weil er biefen Umgang fchon vor dem ser Der landa badten frieben gehabt hat. Bogt
HE
161
Dagt wobnet nicht blekelbt, sondern lonime gemelniglich des Jahrs zweimal, namid) Im Frühling und Herbß, auf die gewosha ? lidhen ſogenannten 'ubrichtungen bieber , tebret im Kloſter Murt und in der Kom. menthurei Hiştird, ein , beurtheilet sie all
thu gelangenden Geſchårte , und beſtimmt ben Strafwürdigen die Strafe aüein . Wenn zwilden diiſer Zelt reine Segenwart von Parteien verlangt wird , ſo begiebt er ſich auf ihre Koſten babin ; er kommt aud ) hieber , wean andere eilfertige Serdafte vorfaden : ſonſt aber überlebt er bei un. vermathet vorfallenden , oder nicht ſehr
eilfertigen Geſchäften , dem kandidreiber, (welder gemeiniglich zu Bremgarten woh net,) Proviſionalverordnungari in reinema Naiden ergehen zu laſſen , vertrauet ihr
auch zu ſolchem Ende rein Siegel ái;. Civiljaden fommen zuerſt an die in allen
Aemtern befindlichen Gerichte, in welden die von dem landvogt gereßten Untervégte den Vorfi
baben , die Richter aber were
den von den Amtsgenoſſen errodbler. Von Tolden Serichten gebet die Appellazion erftlich an den Randoogt ,
welcher allein
darüber fpriot , alsdenn kann derjenige Sheil , weldier fide für beidsoort ált , aa
ble Scandles BEE Essierenden Orte , wel
i
462
che auf die Jabrrechnung kommen , und von dieſen an die reglerenden Drte felbft appelliren . In Malefijfållen ſtattet der landſchreiber zuerft von den Malefijperſo 1 : en an den landvogt Bericht ab , dieſer
aber tragt gemeiniglich dem Landſchretber und einem Untervogt auf, fite zu verhören, und läßet bierauf ; (gemeiniglid in dem Wirthshauſe zu Bremgarten , wo er einge: tebret ift .) entweder ein halbes oder gans 308 Landgericht halten , und von demfel : ben in ſeiner Abweſenheit ein Urtheil über
den Uibelthåter fåten , welches ihm hiers auf entweder zur Milderung oder Beftatis gung überbracht und ersfnet wird.
Gebet
das Urtheil zum Tode , ſo begiebt er ſich nebſt den Kandridhtern an den gew:hnlis den Ort des Blutgerichts auf öffentlicher landfiraße zwiſchen Bremgarten und Bos len , woſelbſt das Urthell offentlid) ausgea ſprochen und ſogleich vollzogen wird.
In dieſen obern freien Uemtern , find Vier Aemter , deren jedes einen bes ſondern Untersogt hat. I Das Umt- Menenberg , welches ebes deſſen eine beſondere freie Herrſchaft auss gemacht hat , und enthält
. ) Mey .
463
I ) Menenberg , einen großen Fleden , welcher ehebefien eine Stadt geweſen iſt, Die 1386 nebſt dem Schloſſe von den Eids
genoſſen verbrannt worden. 2) Dietweil oder Unter- Dietwell , ein Pfarrdorf an der Neuß, woſelbſt die Statt Lucern die niedern Gerichte hat , des jo
banniterorbens Kommenthurei " Hohenrein aber die Pfarre sergiebt. 3) Rüti , ein Pfarrdorf an der Reub, troleibſt die Stadt 3us die niedern Gez sichte , din Kirchenfak und Zehnten ha '. 4) Sing
ein
Pfarrborf an
der
Reuß , über welche hier eine Brücke ge bauet iſt. Die Stabt Fucern hat die nie. dern Gerichte , ' 5) Apell , ein Pfarrborf ist einer
fruchtbaren und angenhmen Gegend. hat erſt ſeit firche,
1718 eine eigene Pfarr
6) Uuw , ein Pfarrdorf , woſelbſt bus Stift Engelberg die Pfarre bergiebt , und durch einen felger Konventualen berſebe 1aft.
7 ) Beinwell
oder
Beuwel ,
001
Pfarrborf , in welchem das Stift Wiuri die niedern Gerichre hat , auch die Pfarre vergiebt. 2 Das
464 2 Das {mt Muri , in welchem
1 ) Muri , eine reiche und berühmte Danndabtei Benediktinerordens , am Wufo
fer Sünz , welde feit 1603 unmittelvar unter dem påbilidhen Stuhl fiebt, und deren Abt 1701 in den Reidsfürftenftand erhoben worden .
Sie iſt von Werner,
Bird of su Straßburg , einem gebornet Grafen von Uitenburg , und Enfel Grafen
Guntrams , mit Zuziebung deffen Bruders Nabóoot , und deſſen Semablin Jova , 1027 g: ſtiftet worden. Quilim in ' rebec thre Stiftung ins Fabr 991 . Vielleidjtat fie 1027 nur erncurrt und verbeſſert werden . Die Kajtenvogtei über dieſelbige , haben vom Anfang an die Grafen von Sabsburs gehabt , und alſo ist ſie endlid) an das
$au$ Defreich gefonnen : 1431 aber båt Abt Georg die Eidgenoffen zu des Klofte :18 Schußberren erbeten, Seaftenvögten und Schueberren Sie bat aud vier Erbåmter , von weiden das Erdmarfdallenamt die zur Laubeit
Freiherren von Thurn , das Erbfammerer's amt die Freiherren von Bittenbach , das Erbſchenkenamt die Rüppline genannt you ner , und das Erbtrud fefſenamt die von Riedersfi , befiten .
Sie hat die niebern
Gerid;te in dem Amt Murt , zu Belnmeti, Brufiwcil und Wallenweil im Umte Mega
enburg , inte uus in Bobyeler Unit , but Búna
Singen , Hermarſchwell, Kraften, Nottens ſchroell und Esgiſchweil, ingleichen zu Epa pishauſen , Klingenberg , Homburg , und neitſeiswelſe mit der Stadt Bremgartert auch zu Werbt.
U16 der Abt 1701 die
Würde eines fürften des deutſchen Reichs erhielt , faufte die 26tel in Schwabin die unmittelbaren reichsritterſdaftlichen Gütek Glatt oder Glattburg , Dieffen und Deta
tenſee; und das sſireidjiſche Rehn Egelthal, Die Atta Murenſia, welche Claudius Pela. relcins zuerſt , aber fehlerhaft im Jaht. 1018 fu Paris , der udt Friedolin Kopp aber bei ſeinen vindiciis actorum muren fium am beften an das licht gefellet bat,
enthalten de zuverloßigjien Beweiſe von ber Ubiammung des Hadrburgiſdjen , i'nd.
folglich auch des direidiſden Hauſ $. Man muß aber zur Befåtigung derfelben bie Uirlurde von 115 , aus welcher erhels
let , daß Adalbert Graf von Habsburg, Geltervater R. Rudolphe des erſten , ein Sohn des Grafen Werner ton Habsburg geweſeu ,
jut Hilfe . nehmen
und
diere,
hebt einer biftoriſchen und fritiſchen bandlung , båt der Baron Zur auben in den Memoires de litterature , tirés des
regiſtres de l'academie royale des in Bud. Erdbec . 13.
..
(crip
466
ſcriptions & belles lettres T. 35 Num , 32 bekannt gemadt.
2) Das Pfarrborf Murt , und die Dóra fer Weiterſchmelt' und Elfenbergſamei !. 3 ) Werbt , ein Dorf , nofelbit tas 1
Stifturi und die Stadt Bremgarten wechſelsweiſe alle 2 Jahre bie niedern Ges ridte ausüben .
3 Das Amt Higkirch , in weld ,em
f
1) Hißkirch oder Hitzfilch , ein Pfarro dorf , mooſelbſt eine Kommentburet des dents
fchen Ritterorbens ift , welche zu der Bals lei Elfas und Burgund gerechnet wird . 2 ) Uerd) , ein Dorf. , deſſen Obertheit in die Pfarre Hipkirch geldret , der linters thell aber macht eine eigene Pfarre aus. 4 DC8 Amt Bettwell , in welchem das
Dorf Bettwell , und die Bauernhöfe . Bab und Brand , find.
II Folgende Herrſchaften : Į
1 Die Herrſchaft Heldeck , am . Baldes dker See , welcher von dem Schlof : Hotdeck, auch der Selbecker See genennet wird. Ste hat vor Alters bem davon benannter Ger
rdhlecht gehöret , feit 1700 aber gehöret fie der Stadt lucern. Unter dieſer Herrſdraft ſtebet ned
Ridenſee oder Ridhenſee, ein großer Flecken am Baldecker - See , welcher audy der
467 der Meldenfeer See , genennet iolrb
Er
war ehedeſſen eine Stadt , melde ſowohl , als das damalige Schloß , 1386 von den Deftreichern verbrannt
worden.
Bei dema
felben ſtehet die Burg Grünenberg , welche ein leon der Şerrſchaft Heideck ift. 2. Die Herrſchaft Nüffect oder Neuſieck, an der Neuß , weldie von Ben Freiherren
von Küffect an die son Eſchenbach , und von dieſen an die Gtabt fucern gefommen ift.
jo Die untern freien Ucniter. Sie find derjenige Shell der freien dents ter , welcher an der mitternachtlichen Geite bergmotſden / Punthofen und Fahrwangen ge. fogenen Grenzlinde lieget. An . Ibrer Rés glerung haber feit dem Urauer Frieden von 112 die Stdote Zürich und Bern allein Tbeil , Bodi bat Glarus Ben vor gedacia
tem Frieben ohon gehabren 7ten Theil nodi in, : he, und ſepet alle 14 Jabre einen Landrogt auf erf 2 Jahre bietbet ; die Ståbre Zürich and Bern aber Verordnen
medfelswetre alle
Jahre einen landvogt diefer landvogt mobs net midt hier , ſondern fommt jåbritch gwel ,
mal hierher , um die Ubridtungen zu hal : teu , und febtet in einem Wirtshauſe zus g
Brem *
468
Bremgarten ein , in welcher Stadt der Land fdreiber dieſer untern freion demter fid be .
fåndig aufhält , und gleide Berridiunger wie der landſdyreiber in den obern frsten Aerstern hat. Mit den Cioll - und Kriminals Saden iſt es hier auf gleiche Weiſe tes (daffen . Es find hier
I Folgenbe 9 Urmter , Orren jedes eis inen Unterrogt bat.
I Das Amt V linergen , in welchem
1 ) Vilm igen , ehebeffen Bilmaringen, aud Wyl im Argau , ein Pfaridetf , but weld ein 1657 Die Berner von den fünf fe*
tholiſchen Stantonen , 1712 aber dieſe hiny wieder und nod ſtårfer von den Sernernt geldlagen worden .
2) Pütifon , ein Dorfmit einer ftlicle firche.
3) Dle Herrſchaft Hilfifon , zu welder das Pfarrborf Sermanſtorf , auch Dorf und Schloß Huftion , gehören . 2 Das Umt Sarmenſtorf , in welchem
das vorhin genannte Pfarrdorf Sarmenſtorf
ift , morelbſt die Befiger von Bllfifon die niedern Gerichte 'baven. 3 Das Amt Sofmail , in melden Das
Stift Murt die niedern Beridite bat , ber greift zw :idrittel des Pfarrborf Boeweil , deſſen úörives Drittel in die obern freien Asme
469
Uemter gehöret , das Dorf Berenbüren , ins gleichen Waldhåuſern , Buolie- Ucker , Kals teren , Hinterbdel und Unter :Niefenberg. 4 Das Strum - amt , in weldhem
1 ) Sứngen , ebemals Húnjenad , ein
Pfarrdorf am Fluß Búng, in welchem das Stift Muri ole niedern Geridte bat.
2) Eggenwell oder Egglwell , ein Pfarro dorf , davon der Shell , noelcher über der Badener Canoftraße liegt , in die Grafſchaft Baben , der Theil unter dieſer Tandfrage aber bierber gehöret. In beiden Shetlen bat nas Benediktiner Nonnenfloſter Hers matid weil die niedern Gerichte , und die
Pfarre beſtellet das Stift IRuri. 3 ). Gisliten , ein Pfarrdorf unwelt der Kuß und Stadt Bremgarten . 5 Das Amt Wollen , in welchem das
Pfarrdorf Wollen ift , werdhes an der Bing liegt. 6. Das Amt Niederwell , welches ebes deſſen eine frise Herrſchaft aufgemacht hak,
wab in welchem der flecken Niederweil iſt morelbſt das Stift Sd Sale ble
niedern
Berichte bat.
7 Das Amt Dottilen , in welden das
Dorf Dottifen ift , weldes eine Filialfirche von der Pfarre Hågtigen hat. 6 9 3
470
8 Das UmtBagligen , in welchem I ) Higligen , eln Pfarrborf , wofelbft das Srift Münſter im Kanton lucern die
Pfarre beſeßet. 1531 iſt hier zwiſchen der Stadt Bern und den fünf erſten katholtiden Kantonen , ein friebe geſchloſſen worden, 2 ) Birihifen , ein Bauerhof, woſelbſt die Stadt Mellingen die niedern Gerichte bat.
9 Das Amt Bublifon , in welchein 1 ) Bublifon , ein Dorf. 2) Wollenih weil ein Pfarrborf, 3 ). Zu Dågerich oder Teggerich bar die Stadt MzUingen die niedern Gerichte, Il folgende Kisiter :
i Gnadenibal., Vallis gratiarum ,, ein frauentlofter 3ifterzienſerordens , an der Rio , melches in hieſigem fande die dle niedern Gerichte zu Reflenbad ., aud) auf
ſerdem zu Nieder - Rorborf in der Landdogs
tel. Baden , und auf dem Hofe Heiterſpers bat.
2 Hermanſchwell oder Şermatfchwell , ein Frauenflofter
Benediktinerordens
,
an
bir Rub , unwelt Bremgarten , welches die niibern Gerichte in dem Pfarrdorf Herr
matfon ili ju Staflen , Rortenidwell , Ejgenweil , Giren , Bobenfurren und Hers feurúgri bat.
II Die
1
471
1 Die Stadt Bremgarten. Bremgarten , eine Stadt zwiſchen den untern freten Aemtern
und der Grafſchaft
Haden , an der Reuß belegen , wird in die
obeze und untere abgetbeilt : jene fteht auf einem erhabenen Ort , dieſe aber , in wel: der die Pfarrfirche und eln Frauenkloſter dis britten Ordens St. Franciſct , gu fin : Den find , an der Neuß , über welde hier
eine Brüde gebauet ift , an deren jenſeitt: gem: Ende ein Kapuzinermånchenflofter fiebt. Die Einwohner find fathollider Religion ,
und gehören in den Kirdſprengel des Bte ſoos zu Corang . Dieſe Stabt tft vermutha Ith im Jahr 918 mit der freien Umt au
bi: Srafen von Altenburg , und alſo auch an die von Habsburg und das Haus Deſts
reich gefommen , welchem fie auch in defa feiten Kriegen mit den Eidgenoten, getreue und tapfere Dienſte geleifiet bat. 138.2 brunite fie ab. Yn dem 1415 von den
Eing moffen auf Verlangen Kaiſers Sig: n und wider den Ezberzog Friedrich von Deftreich geführten Feriege , ward die Stade Breisgarten nach einer vterrågigen Belager rug elligento 17men
und vom
Kalier , mit
cbible threr Freibetten und Seredytſame,
an die Stadt Zürich verpfändet , welcher GS4
fie jedoch alle diejenigen Dienſte und which ten lelftea folle , welche ſie vorhin dem $
Hauſe Deftreich geleiftit babe, Die Stadt Sürich nahm fie nod in eben demſelben und die übrigen Jahr ins Bürgerrecht alten elbgonomiden Stoote und Drte , in ble Prandſchaft eur . 1443 rourde sie von ben mit der Stadt Zürich) im Kriege be
griffenen Eidgenoffen eingenommen , wels dhe tor mit Zürich erriditetes Dürgerredyt Qufyoben . Ale fie es 1531 mit Zürich urb, Bern hielt , wurde ſie von den Orten Lucern , Urt , Gdwels , Unterwalden und zug eingenommen , und beſtraft , welde fie
auda 1712 ela fettig befeaten , aber bit bers felben von den Bernern geſchlagen wurden ,
worauf fich die Stadt an 3ürich und Bern ergab , denen fie auh in dem Arauer Frie :
den von den Orten Lucern , Uri , Sowels, Unterwalden und Zug ; abgetreten und überlaffen , jedoch dem Ort Glarus ſein Rett und Antheil an derſelben vorbebalten wurde.
Dieſe bret Kantone find alſo thre
Oberherren ,
Die Regierung der
Stadt
verwaltet der kleine und große Ratb , wels Der Rath und Dierziger genonnet wird . Der Kleine Ratb beſteht aus zwölf Gliedern ,
Darunter zwel 6 ¢ ulehelfen als
&upter der Stadt:
V
4713
Stadt find , welde belini Wafange thrar Amtsverwaltung , den auf der n & doftea Jahrredinung anmeſenden Sefardien 010 regerinden Dete Zürich , Bern und Glarus , Der große Rad
Die Hulölgung leijten .
beftebet aus 40. Gledern , aus welchett auch 018 Stadtgeridyt belegt wird , bout welchem man an den flernen , von dieſerye an ben fleinea und großen Rath , Don diese
fin an die auf die Jahrreancag fommen :
ben Sefanbrer der regierenden Orte , und von dieſen an die reglerenden Orte felbít A appellren fano.
Ude Kriminal-und Molea
fi fic en g Gåren fogleich und unmittelbay für belde Råtoe , zumal die Stadt aud) beſage ihrer Kapitulazion , die hohes und Helnen Gerichte , qud Stod und Galger bat.
Die Stadt bat auch die tledern Ges richte in dem ſogenannten Kelleramt, welt : ches unter der bogen fan de obrigkeit der Etadt Zitrid teht , und bei diesem Kantor beſchrieben morder ift.
2) In den zu deeg
Grafſchaft Baden gehörigent Dörfern dies der - Beffen , Ruderfetten und Fridlisberga und in einein Tbett ner Zuftifon . 3 ) 303 gleich mit dem Stift Muri in dem Dorf Werdt., welches in den obern freien Tenis :
tern belegea tft.
695
12 Da
474
12 Die Stadt Melingen. Melingen , eine kleine Stadt , die von der Graffd aft Baben umgeben iſt , und an ber Reuß llegt , über welde hier eine Brus de gebauet iſt , haben die Eidgenoſſen juu
gleich mit Bremgarten dem Hauſe Deftretch abgenommen , worauf fie auch vom Kalſer Siginund , mit Vorbehalt Ihrer Freiheiten , an die Stadt Zürich verpfåndet wurde , wels de die übrigen alten eidgenoffiſchen Santos ne ir dle Pfandráhaft aufnahmen. Bon dieſen wurde fie 1443 eingenommen. 1712 wurde fie von den fatboliſden Drten fus
cern , Urt , Schwets ,Unterwalden und Zug einſeitig befest, aber die Berner bemådytiga ten ſich ihrer wieder. In dem Arau er
Frieden von eben demſelben Jahr , wurde >
fie ton gedachten katholiſchen Drten den
Städten Zürich uud Hern überlaſſen , jes boch dem Ort Glarus fein Recht und An: theil daran borbebalten . Dieſe drei Kan : tone find alſo ihre Dberberren . Sont miro
fie von einer kleinen und großen Rath res
gieret ; jener befieht aus 9 , dieſer aus 18 Perſonen , und das Baupt iſt ein Sdults heiß. Un der Brücke jenſeits der Neuß , gehöret dieſer Stadt der Troftburger Zwing, fie bat audi vie niedern Gerichte im Dorf Dåge:
475
Dågerich oder Seggerich ,
und auf den
Höfen Bürclfon und Rütihof. Die vier landvogteien Schwarzenburg , Murten , Grandſon , Drbe und Sicherlig , beren geſamte Einwohner ungefähr 40000
Perſonen ausmachen , werden von ben Ståd: ten Bern und Freyburg unzerbeilt beſeſſen , welche aud roechſelsweiſe auf 5 Jahre fandvogte dabin reßen , und zwar ſo , daß jete allemal 2 Canboogteien bereßt , die land vogte aber alle 2 Jahre im Herbſte ju Murten vor den Geſandten beider Städte
Rechnung ablegen .
Die Appellagionen ge*
ben an die Stadt , aus welcher der fand :
vogť ju der Zeit , da ſie angeſtellet worden, nid)t ift, ausgenommen , daß fie aus der Landbogtei ., Schwarzenburg allezeit nach Fern g ben.
13 Die Landvogtei Schwarzenburg-. Die Herrſchaft und Landvogtet Schware Zenburg ,
liegt zwiſchen
den
Kantonen
Bern und Freyburg , und zwar zwiſchen den Flußer Senſe und Schwarzwaffer. Ihre Einwohner reden die deutſde Sprache , und find
insgeſamt der
reformirten Kirche zu
getban , Ste iſt aus der burgundiſchen Erba
fauft als ein Domainengud an das deute
1
476 fche Reid) gekommen und von demſelben ten Grafen von Savoyen zu lebe gegee
ben worden , von dem Haufe Savoyen aber 1424, an die Stadt Sern , nach an derer Bericht aber zugleich mit an die Stadt . Frenburg verfquft worden . In dem
1448 zwiſchen diefen beiden Städten ents ftandenen Krlege, wurde fie von den Frena
burgern verwutlet , in dem in eben deiga
felber Jahre geftiloffenen Frieden aber der Stadt Beru allein zuerkannt , welche zwar bald bernadi, die Stadt Frenburg in die Mitregterung aufgenommer , fich aber
ale
Civtlappellationen
und das Malefiz ateln vorbehalten bat. Sie enthalt 1 Swwarzenberg , ein Schloß und. bolfreichen Steckea , mofelbft der fand togt feinen Sig hat , und das Rathbaus der landvostei ift.
2 Graßburg , ein verfatenes Schlog auf einem Feffen an der Senje , auf meta
dem die fanbvigte bis 1551 gewohnet babea..
3. Vableren , ein Pfarrborfo 4 Ulbligen , ein Pfarrdorf , in deffen
Gegenb das Schwarznaſſer in dle Senſe Klebet .
5 Guggisberg, ein Pfarrbork. 14 Dic
477
14 Die landbogtei murten. Sie liegt am Murterſee , Lacus Mora's tenſis , Lac de Morat , weld )en fie grófs tentheils einid) ließt. Jhre Einwohner ſprechen theils Deutſch , theils ein grobes und plattes franzöfidh : und find negre famt der reformirten Strde zugethan . Cie tat ebebeffen dem Reich aus der burgundis
fasen Erbſdoft als ein Domainer fuck gende ret , tfi non demfelben an das Haus Sas voyen gekommen , hat fich aber 1475 Da fe ju ber Grafſchaft Roment ( meldre
ein jüngerer Prinz des Hauſes Savoyer befa ,) gehörte , mit Vorbehalt ihrer Freia belton , an vie Gråbte Bern and Srrrbu : ergeben .
Die merkwürdigften Derter
1
in
derſelben find :
I Marter. , lat. Moratum, eine Stadt an dem von ihr benannten Cee ; weldet burd) Die Breue mit Dein Neuenberger Bee
Gemeinid) aft hat.
Auf dem alten Edlobe
In derfelben , mobnet der fanctogt , mala den man htar Sdulthelfen wennet.
bat 3 Kirden . 1476 wurde fie bor bem Herzoge Sarl von Burgund belagert , abzt aidt erobert , ſondern von den Eidgenorë fen, entfetzt welde die Burgurber in eis ker großen Glacht überwaiibcn . 2 min
47%
2 Merlach, frang. Meyrie , ela Pfarr borf.
3 Moutillet , ein Dorf am See , beffert
IA
12
ehemalige Kirche , als unnöthig , eingegan . gen ift.
4 Kerzers , franz. Chietres , lat. ad Carceres , ein Pfarrdorf. 5 manchenneller ,
franz. Villars le
Moine, und Villard ſur Morat, ein Dorf, Schloß und Herrfdalt , deren Befiger aud Die Herrſd, aft Clavaletre inne bat. 6 Motier ober Moftiero , oder Moutiers In die dans les Vuales , ein Pfarrdorf.
hieſige Kirche tft auch das Dorf Fugnorre eingepfarret , bel weldem auf einem Berge ein Schloß gelegen bat , davon ehemals eine
Herrſchaft benennet wurde , we'de Herzog Amadeus IX von Sapopen 1469 der Stadt Murten , dieſe aber 1908 den @ tådten Berut
und freyburg übergeben hat. '
15 Die landvogtei Grandſon . Gle ift vom Neuenburger See , Gebiet der Stadt Bern , und Fürſtenthum Neuena burg umgeben. Fore Einwohner ſpreden
ein grobes und plattes franzöſiſch , und finu der reformiten Stirde zugetban .
Sie hat
thebeffen ihre eigenen Herren sebabt , die fidh
1
9
479
fich davon benennet haben , und nach unt nach zu dem Freiherren s und Grafen : Stan.
de gelanget find.
Nach Abgange derſelben ,
fam diere Landchaft an das Haus Chalon , Weil aber in dem burgundſdien Sriege Lutes
wig von Chalon fich mit Herzogs Karis ron Burgund Krieges volt vereinigte , und die Berner und Freyburger auf ihrem Zuge nach
Burgund , beunruhigte , wurde die Stadt und fandídaft 1475 von den Eidgencfiis eingenommen , unb 1484 durch einen gute
lidhen Ausſpruch den Städten Bern und Fren, burg zuerfannt , die aber den übrigen Eid. genoſſen , weldie ihnen wiber die Burgander geholfen hatten , 20000 rheiniſche Bulde:1 bezahlen mußten . Sie entl; dlt
1 Grandſon , auf deutſch Sranſee , auf
Inteintſd Grandifonum , Granſia , Gran zonium , eine Stadt an einer Urhshe beini Neuenburger See , mit einem Sclef , auf welchem der Landoogt wohnet. . Nahe bet der Kirche iſt das Gymncfium in dem ehe:
· maligen Priorat. A18 1476 Herzog Karl ton Burgund Stadt und Schloß belagerte und eroberte ; tamen die Eidgenoffen
Dest:
thrigen zu Hilfe , und lieferten Den Burguns dern
univeit dieſer Stadt eine Cdlasht ,
welche für die Burgunder ſehr unglücklich und Ichånds
.
3
480
rendlich aimet , die Eidgenoffen aber made . t in eine wichtige Blute.
2 Die Pfarroörfer Montagny ' mit dem Zunamen le Corboz , Fy eter Fye , Cauch hled und firs ; ) Conciſe , Provence , St. Baucis , Onnene, Houvillers und Yvouent. Das lente liegt auf der andern Sotte des
Reuentunger Sees , gegen Grandfon über.
-
16 Die Landvogtei Drbe und Tſcherlig. Sie ift ganz vom Gebiet der Stadt Berit imgeben , und beſtehet eigentlid qus jwel 1 lereinigten landvogteien. Ihre Einwohnet find größtentheils der reformirten , film gen ringern Shell aber der romfokatbolifdent Sixirde zugethan .
Sie geberte pjedeſſert
aitch dem Hauſe Chalon , und iſt auf gleiche on teiſe und ju gielder Zeit als Grandfon
en ' die Städte Bern und Freybung gefom hlen .
Sie enthält
I Tjoerliiz , franz. Echallens , einest großen Slecken mit einem Schloß , auf wels diem der fandvogt wohnet. Der bicfigen Hirche tetienen ich die Reforsirten und
Ratholiten gemeinſaaftlich . Q Die
481
Die Pfartdörfer Ufens und Botteng,
in .
beren Pfarrfirchen rowohl von den Kathollo ten , als Reformirten , gebrauchet werden.
3 Die Pfarroörfer Potez oder Poln le grand und Dulens .
4 Die Herrſchaften Goundens oder Gouz moens la Bille , dem alten adelichen Bes
Pohlecht von Goumoens gehörig , ein Pfarrs dorf , Deffen Prediger auch die Kirche im Dorfe Pantherenz verfiebet , St. Bartheles
my , Goundens le Jur , ein altes Sdloß , der Famille von Haller , zu welchem Goumos ens le Tran , ein Dorf , und Bretigni , gev údren.
5 Orbe , Orbach , Urba , lat. Urbige num, eine alte fleine Stadt am Baffer Orber
auf einer Hdhe , welche gang reformirt iſt , und ein Gymnaſium hat. Hier bat der zu Sicherlig wohnende landrogt einen Raftellan . Die Stadt hat gute Freiheiten , Bei der
ſelben wächſet guter Landwein, 6 mer , ein abgefondert llegendes Dorf mit zwei Schlöſſern . Die 7 Italieniſden Randvogtelen ,
Ste legen jenſeits des großen St. Gotto bardsberges in Italien , und ihre Einwohner ýpredhen nichts als dileditis Stalieniſch , find gud insgeſamt der tomto fatholtdin
Kirche zigethan .
Die dret erften , in wela
Burch Ordbert, 13. B.
6
Den
482
then etwa 33000 Menschen find , geboren den Rantonen ürl , Schweiz und Untermals
den unter dem Kernwald , die 4 übrigen aber gehören alen etbgenoffiſten Orten , Appen zell ausgenommen , weldier zu der Zeit , da fie an die Eidgenoſſen gekommen, noch nicht
im eidgenoßiſchen Bunde geweſen iſt.
17 Die Landvogtei Bellenz. Ste iſt ehemals eine Grafſchaft gemes fen , grenzet gegen Morgen an den grauen Hund und an das Herzogthum Mayland gegen Mittag an die Landvogteien lauis und luggarus , gegen Abend auch an luga garus , und gegen Mitternacht an die land
vogtei Riviera.
Einen Theil derfelben durchs
fließt der Flug Sefin oder Ticino , in wel. dhen fich auch der Fluß Moela oder Muela
ergießt.
Auf den Bergen und Alpen find
gute Wieſen und Weiden für das Vieh , auch viele Kaftanien , und in der Ebene nidit
weit ton der Stadt Belleng iſt guter Wein wad 8 .
Drei Pfarren ſtehen unter dem Ergo
blid of zu Mayland , alle übrigen aber unter dem Biſchof u Como. Em 15ten Jahrhuna Dert haben die Freiherren von Sall zu Mon : for dieſe Landſchaft im Befig gehabt , und
1419 an die eidgenoßiſchen Orte Url und Intere
V
483 Pintermalben ob dem Sternwald Berkauft, wo )
gegen fich aber Herzog Pilip Manta son Mayland reßte , und der Bundchaft bemåt . rigte , auch in dem Frieden , welcher 1426 zwiſchen ihm und den Eidgenoten geichloſs Ten wurde , dirfelbe bebtelt. Allein , 1500 ergab ſich die Stadt Bellens den Kantonen Urt , Schwetz und Unterwalden unter dem Sternwald , denen ſie auch 1503 vom König
Ludwig XII von Frankreich zum vfuigen Eigenthum überlaſſen wurde , welches alles
1512 der von den Eidgenoffen in ſein Her Bogthum wieder eingeſetzte Marimilian Sfors gia , Herzog zu Mayland , förmlich beſtätige te , und in dein zwiſchen K. Franciſcus I son Frankreich und den Eidgenoſſen 1516 errichteten ewigen Frieden , wurde dieſes auch bedungen und zugeſtanden.
Gebachte
Kantone regen wechſelsweiſe alle 2 Jahre einen Amtmann oder Landwogt hierher , melo
ther Kommiſſari genennet wird , croell er in Kriegeszelten die Stelle eines Kommiffarius
zu vertreten hat , ) und zwar wird jedeemal Derjenige landvogt hierher verordnet , wels cher zuvor 2 Jahre lang die geringere landa vogtei Riviera verwaltet hat. Es wird auch alle Jahre auf St. Bartholomæustag von Jebem reglerenden Kanton ein Geſandter nach
Bellens geſchidet , welche Deta Kommiffart ble 02
484 *
3
die Rechnung abnehmen , Ole Uppellazionett beurtheilen , ( von deren Urtheil man avec an die regterenden Orte ſelbſt appelliren kann, und andere Landesgerdjåffte beſorgen. Die Lanbvogtet enthålt I Bellen , in der Landesſprache Belin
zona, lat . Bilitio , Bilitiona , Bilitionum , Caftrum Bilitionis , Baltiona , Berinzona , eine Stadt nid)t weit vom Zuſammenfluiſe Auf einen
des Seins und der Noeſa.
großen Plate faft mitten in derſelben , Robe ein Haus ; in welchem
der obrigkeittide
Kommiſſari wobnet . Es ſind hier aud droë nach alter Art befeſtigte Sansfer , welde mit grobem Geldige verſehen find , un8 in deren erſtem und größtem ein Kaftellan aus dem Lande Uri , in dem mittlern ein
Kaftellan aus dem Lande Soweiz , und in
dem oberſten oder Saſſo Corvé , ein Kaſtila lan aus dem lande Unterwalden unter dem
Kernwald , wohnet . In der Stadt iſt die Kollegiat : und Stifts : Kirche zu St. Peter
und St. Stephan , wohl gebauet . In den Vorſtådten , gleich vor der Stadt , find 3 Riffter , 2 für Mönche , und i für Nons nen , mit Kirchen , und in der ſogenannten Reſidenz , 18 ft das Stift Einſidlen fett 1675 durch einige Profores die Jugend in den Studiis humanioribus und in der Theolo
1
4837
gia morali unterwelſen . 7514 hat die Stadt von einer Ulberſchwemmung großen Edhaben gelitten .
2 St. Paul , ein Ort unwett Bellenz, in der Pfarre Arbedo , bei weldhem 1429 ein Gefecht zwiſchen den Maylånbern und
Eidgenoſſen vorgefallen - ift. 3 Die Pfarren St. Untonio , St. Ana tonino , Arbedo , Camerino , Carafio , Cas ftione , Cardino , Daro , Gnorca , Bubo,
Kuino , Molina" ,, Monte Caraffo , Planeggo, Prionzo , Semendria oder Sementina , Goa Blaſco , Jrone und Medea.
18 Die landvogtei Riviera oder Poleſe.
"
". Sie grenger gegen Mittag an die landa bogtet Bellenz, gegen Abend an die Land ,
vogtei kuggarus , gegen Mitternacht an das
Ridiner : und Palenger : Thal; ' gegen Mors gin an den obern grauen Sund.
Durch diec
ſelbe Alteßt der Sefin oder Ticino , und nimmt
hier den Fluß Blegno auf. Sie ift zu glet. cher Zeit an die Kantone Urt ; Schweiz und Unterwalden unter dem Kernwald , gekoms men , und wird von denſelben eben ſo , wie
die Randvogtet Bellenz , regieret. Ste euta balt 2 Pfarren. Weil die Einkünfte des
H63
land
等4.
486
Landvogts.gering And , ſo wird derjenigen welcher bier - novogt geweſen iſt , allezeit nach B den perfekt. Man bemerke I
Riviera oder Poleſe, einen Fleden.
2. Abiacco" oder Ublentio , auch Biaz fchina , etn Pfarrdorf am Fluf Blegno , über, welchen bier eine Frücke gebet , auf deren Mitte ſich das Livinerthal und die Vogtet Riviera cheiden .
3 Claro , ein Pfarrborf mit dem Fraus. enkloſter Bencdiftinerordens Aaro. 4 Die Pfarrdörfer Creſciano oder Criſchaa no , uffogna , woſelbſt der Lanboogt wobs net , fobrino , Pontirone und frapna, .
19 Die Landvogtei Bollenz. Die Sandvogtet Bollen , welche auch das
Palengerthal, lat. Vallis Brennia oder Breu , nia , in biefiger Landesſprache Valle di
Blegno oder Bregno genennet wird , aud) von elnigen ehemals mit dem Namen Vallo, Bregana beleget worden tft , grenzet gegen , Mitrag an die landſchaft Riviera , gegen Abend , an das livinerthal , gegen Müters, nad )t und Morgen an den obern grauen , Bund,
Sie iſt ein mit theils fruchtbaren
theils unfruchtbaren hoben Bergen umgebe= ;
nes Ebal, gwar 7 Stunden lang , aber nicht iber
487
iber eine halbe Stunde brelt ; and wird vont
dem Fluſſe Blegno der fånge nach durd, floro fen. Es hat zwar viel Viehzucht, auch ein nigen Ackerbau , ziemlich guten Wein , und allerhand Obſt, Inforderbett Raſtanien : nein ( è geben doch die Manusleute des Sema mers in fremde lande , infonderheit nach Italien , um Geld fü verdienen , und übers
leſen unterbeſien den Weibsleuten alle Ara beit in dieſem lande,
1512 erlitte das
Soal einen ſehr großen Schaden , als 2 Bers se zuſammenfiel an, wodurch der durd fileßens de fluß aufgebalten und aufgefchwefiet , und
beinahe tas ganze Thal zu einem See wurs de , welches bis 1514 måbrete , da das Waffer endlich einen Ausgang noch dem lans gen See fand. 1747 erfuhr es auch großen
Waſſerſchaden . Es hat vor uiters dem Domkapitel St. Marta ju.Mayland gebdret , doch haben auch die von Pepoll einige Recha te bafelbſt gebabt , welche fie an Sanctium von Bentivog'lo verkauft. Pon letterem
fauften ſich die Einwohner 1457 , und von bem Domkapitel 1407 * 108 , erhielten auch von den Herzogen von Mayland viele. F # elä beten . · Ulms Jahr 1500 ergaben Fre mit Borbehalt threr Freiheiten an . Das kanto Mre , ' voelches auch das Land Schweiz und Untermaiden unter dem Kernwald in die
Mita
488 Mritregterung aufnahm .
Von diefen Kanto
Ben wird die Landfchaft alle 2 Jahre wecha feldwelfe mit Landósgten verfeben . In Ans febung geiftlicher Saden , ſteht fie unter
dem Erzbiſchof von Manſand ,
Gle wird
In 3 Thelle , welche man Faccte Benneth eine getheilet.
Die untere Faccia , enthält die Pfar : ren und Gemeinen Malvaglia , Semione Fudiano unb Dougio. Bet den Dorfe , das
von Die legte benannt wird , tft ein Sauera. brunn , welcher als ein gutes blutreinigendest Mittel gebraucht wird .
2 Die mittlere Faceta , enthält die Pfara ren und Gemeinen Corzonero
Leontica, for
tigna , woſelbſt ber landvegt webnet , Cas ftro , Torre und Aquila.
3. Ple obere faccia a enthält dte Pfars ren und Gemeinen Olivone, Girone, Campe
und Kargarto ober Largajo . fons,
20 Die landvogtei tauis. ” - Ste lift von den - Bugtelen Luggarus Mendris Bebragt und dem Herzogthum : Mayland , umgeben. Der größtenthetis sagu, gehörige Lago di Lugano oder Eauiſerſeeir tft : ungefähr anderihaló geographiſde Meilen lang , und wo er am breiteten iſt etwa 1
dreta
489 Brelofertel Relle breté, und hat unterſchiedene Bufen. Dieſe kandſchaft, welche 106 Sleder und Dörfer , und ungefähr 53000 Mena Ichen enthält , die ſich zur rémiſdfathalifchen Kirche betennen , hat der Herzog von Mana! land Marimilian Sforzia 1513 den geſams: ten damaligen 12 eidgenotechen Orten für
den ihm wider die Franzoſen geleiſteten Beis ? ftand übergeben . Sie leben wech'elsweiſe auf 2 Jahre elnen kandvogt oder Capitaneo dabin. " Dieſe fanorchaft ift in vier Viertel ober Preve abgetheilet. Das Viertel Capria Tca ſtehet in geiſtlichen Baden unter dem
Erzbiſchof zu Mayland , die 3 ubrizen Biers ! tel aber' tegen unter dem Biſchof Don Como.
I im Viertel fauis. I lauls , auch kauwis * und Bauwergir in der Fandesſprache Ruganó , der Hauptort ' der Landſchaft
ifteln Flecken am See fue
gano , mit einem Stift , welches aus einem
Erzprieſter unb 9 Chorherren beſteht, 3 Móna der - und 3 Nonnen : Kiffteret , und einem ſogenannten ' Pallaft , in welchem der Lands vugt wohnet. 1416. brachte Graf Lutero Ruſca biefen Drt famt der dazu gehårigen Landſchaft tauſchwelle von dem Herzog von :
Muylano an fich , und ſeine Nichkommen , HOS
6
499
beſaßen ihn bis 1500 , OR die stranjofen ins
Mantándiſde einfielen , 2. Die Pfarren Ugra, Barbeneo , Bre, Cabro, Cinobio Cabllo, Caffarale, Comas
no, Cola , Cureglia, Ganoria, Grancia , las moner. Melide oder miit, Pambio, Pazjalta no, Porga, Bigan 110 , und die abgeſonders ten Pfarren und Gemeinen Caronna, More Ço , Sonvico und Vefca.
Il ym Viertel Ugno, ſind die Gemela nen Agno, Maliaſo, Rivera, Bironico . Cas. inignolo , Mejontcoi Sigirino , Torricella Bedano, Graveſano, Manno, Btogyto. Cas; demario , Aroſio , Mugena , Begio , fi feogan
gét jurid Breno, Mulliclia, Monagglo , Cua To, Bebiliora , Aftano , Sefa , Biognio do Berebe, Berede, Caftelrotto, Croglio , Casa
lano, Para , Neaglo , Novaggio , Bernate neba Ifeo und Cimo , ranno , Muzano, Gentilino und Montagnola, und die 3 freien ;
Dörfer Montecito 7 Ponte Trefa uno Cari rabietta.
Der ebeil des Laufferees, an
welden diefs Viertel ftdgt, wird Lago 0. Ugno genennet , und ninimt den Fluß Uga . no anf.
III im Viertel Capriaſca, find die Ges: msinen Tuffarete, Puglio, kopagno, Roveres . de Lugaga, Dogito, Bidogno , Cortizaſcan
und das Freidorf Punte, IV IN
491
IV Im Viertel Riva , welches an der
ſüdöſtliden Seite.Die Lauiferſees liegt, ſind die Pfarren und Gemeinen Argo, Codelago oder Capo di figo, Bruſin , Urfizia, Bez faccio , Biffone. Maroggia, Mellano, Meres
de, Rancale , Riva, Nogno, Rovio, Tremos na, Campione .
21 Die Landvogtei Luggarus. Ste llegt frischen dem Herzogthum manland und der Landoogtet eufenthal, dem kivinerthal 100 ben fandvogtcten Ria plera, Bellen und
uis , cliefet einen Thell
von dem Lazo mazgiore, lat. Lacus Ver banus, Deutich focuraer See und fangens ree, in ſic ), befiendt aus mehr als 30 Pfara, rex, uno 6.greft et10
30000 Menſchen ,
zu Herzone unter dem ſogenannten Saſſo , della Corre, bat man 1773
elo Goldberg ,
werf entdeckt. Sie hat gleiche Schldfale, mit der Landvogtel fauis gehabt , iſt auch auf gleihe. Wilſe a. die 12 eldgenoßiſchen
Dite gafommen , und wird auch auf gleiche W-ſe regleret , außer baß ſie einen lands rath hat, welcher die Steuern , Baukoſten
unu andere landesfashen beforget. Sie ents bått 1 lugs
1
i Luggaruß oder Luggaris, in der lan desſprache Pocarno , einen großen Flecken an Langenſee , mit einem Reſt von einem
Echloß, in welchem der fuldragt odir Koms
mulſari wohnet, und 4 KiSſtern. 2 Muralto, einen Flecken gleich neben bem vorhergehenden , in welchem eine Rir :
de mit einem Kollegiatfift iſt, 3 Aſcona, einen großen Flecken am lans genſee . in welchen im istin g vrhundert
Bartholomäus Pappius aus ſeinen Mitteln ein Kolleglum zur Unterwelſung und Aufers: zichung junger Reute geſtiftet bat. 4 Die Pfarren lorone, Gulino und In :: trana , welche in politiſchen Sadsen nur
eine Gemeine ausmachen , Tegnia , oder Teg : na Pedemonté ; Verfio , Menufio und Gor= 1 tola.
5 Centovalt, ein stemlich mildes Thal, r 18 aus vielen andern kleinen Shålern . beſteht davon es auch den Namen bat.
hüttler Pfarrkirchen zu Berbaſio, ' Vorg: ' i
mune, Balagnedra obrir Patagnedro , uno 9 ufa .
Ed Ateßt durch dafelbeein Fluß,
w Ichir fich mit einem andern , der aus dem Joal Quſernone kommt; vereiniget, hernach ben Namen Mileje aunimmt , und ſich zur
2 44
493 Lekt- In den Fluß Maggia ergießet. Das Thai fat außer guter Weide, Heu, Kaftar nien und Holg, wenig andere Frúdte. O Briſago, eine Pfarre und Gemeine am Langenſee , bat im Unfang des
16 en
Jahrhunderts 8 Jabre lang in vdaligir Frala heit gelebet, und fib hierauf 15 : 0 an die Eidgenoſſen freiwillig ergeben , da ſie den fwar zu der landvogtei kuggarus gelegt worden , aber mit der
landicraft
meter
ſteuert, noch SIB in dem Landrathe , noth andere Gemeinſchaft mit derfelben bat, fon :
dern was die Kriminal und Mal.fiz Sadien betrift, unmittelbar unter dem Landbogt ſteht, An Civilſachen aber das Recht in der erfien
Inſtanz vor dem von ihr ermåhiteri Pubejta (welcher jederzeit aus dem Seidledte Dre !!! zu kuzgarus gemommen werden muf ) , und 3 Conſoit oder Dorfoogte nimmt , von wels
then die Appellagion an den kantvogt, all: denn an die Geſandten Der regierenden Or: te, und endlich an die regierenden Orte felbft
gehet ; doch es Rent qud) einem
Kriegor
fret, fid fogleich unmittelbar bei dem lanba
bogt anzumelden , melder aber auf des un. redt babenbin Sheild soften die Sade jut
Briſago ſelbſt unterſuchen und beurtheil tt muß. Es ſteh! diefe Gemeine in geiftlid) it Sachen nicht nule kusgaru$ unter dem: BIL : thur
494
thum Como, ſondern unter dem Erzbisthum Mayland .
Zu derſelben gehren außer dem
Flecken Briſago, auch die Derter -Plodina, Ponte, Elcella, Secetto, Roniebo, Cadogne , Ugaden, Porta, Cortogna, Rofforino, Saue, bone und Caccio .
7 Das Chal Onſernone oder lucerno ne , enthålt die Pfarren low , Morogno,
Ruſſo, und Comologno, und noch s andes te Dorfer.
8 Das Thal Verzaſca , tft auf 3 geos graphiſche Meilen lang, und bat den Nas
men von einem Fluffe, welcher ſich unweit Luggarus bei Gordola in den Langenſee er: gießet, Es find barinnen die Pfarren So, nogno, Fraſco , Brione , S. Bartholomeo, Ravertezzo, Contra und Gerra, belegen. 9 Pa Riviera di Gamberogno , eine lan be
fdhaft an der Offiite des Langenfees , ar deſſen Geftade fie mehrenthetis llegt , ent: bålt die vier großen Gemeinen St. Abun :
Dio, St. Nazaro, Dira , Magadino, welche an dem See llegen, und indemint , welche Stunden davon auf der Hibe llegt, und Contorie. Sie erwählet ſich alle 2 Jahre ihren Podeſta, welcher in Civilſachen urthel: let, ble übrigen Sachen aber gehören untec den Sandvogt zu Luggarus . Die Kirde su Bira iſt ole Bauptkirche der Landſchaft . 21 Dic
405
22 Die landvogtei Mennthai . Das Meynthal oder Maynthal , Val
Maggia , tft von dem Herzogthum Man , lano , Pipinerthal und der Vogtri Luggarus umgeben, 7 geographerdje Metlen lang , und bat den Namen von dem durd, fließenden
Fluße Maggla, auf deutfdy Mryn oder Manr, melcher ſich in den fangenſee ergtigt.'ele begreift 22 Pfarren , und ungefor 24000 Nenſchen . Ste iſt auf glede W iſe und
zu gleicher Zeit, als die betben vorhergeben ben Ranboogteien, an ' die 12 eidgenosiden gekommen , melde wechſel 8nelſe Drte
alle 2 Jahre einen Langvogt dahin reben . Die mertmürdigſten Oerter find : i Cevio oder Gerio , ein Flecken zita fchen hohen Bergen nicht weit vom F !!! Maggia . N.be dabei iſt das Wohnbaus des lanboogte .
2 Die Pfarrdörfer Bignaſco oder Bugs naſco, Gorbedio und Corentino .
3 Die Pfarren Campo und Boſco, ' und das Shal Bavona .
4 Maggia, ein Flecken am Fluße gleis dhes Namens, Aurigeno, Coglio, Glumaglio ,
Gorderio , ledaro, Moghero, Someo, und Begno; Pfarrbørfec.
496
ş Die Pfarrborfer Brontalo , Denn nio, Broglio, lat. Broilum, Prato und Soro nico , Mogno , S. Carlo , Peccia , Fuftor Welche im Thal Lavigiara llegen . '
23 Die Landvogte Mendris. Sie iſt von dem Derzogthum Mayland und einem Gtid der Kandvogtet fauis eins
geſchloſſen, und man weiß nicht gewiß, went und wie fie an die 12 eldgenoBirden Orte bochift wahrſdheinlich , daß Franz I fie tonen , 1522 überlaſſen habe. Sie regen wechſelswetſe alle 2 Jabre elnet Landpogt dabin . Ste beſteht aus den Piem be Mendels und Balerna, en bålt 19 Pfar ) gekommen :
ren , und 15 bis 16000 Menſchen .
Die
merkwürdigſten Dertern find : I Meneris, Mendriſio, Mendriſo, bet paup: flecten , woſelbſt der fandvogt reinet Sie hat, und 3. Klofier find.
2 Balerna , ein Pfarrborf, bei deffett Sirde ein Thorberrenſtift ift.
3 Die Pfarrdörfer Cabsis, Seneſtre oder
Geneftrerto, Stablo, Bigornetto, Salorino,
Bruzela oder Monte Bruzelo, Sagno, Cido brerlo oder Coldre, Chiaſſo, Caſtello, Vacallo,
Pedrinate, Borbio di Sopra uad Morbio DE 4
497
bi Sotto, Caneggio, Drugblo unb Robljano oder Novafono, Czwet freie Stande, welche unter der
Schuß der vier Baloftådte ftehen .
Das Stift Engelberg.. Die Benediktinermangsabret Engelberg , nebſt der dazu gebdrigen freten Berrfdaft, llegt gwiſchen den Kantonen Unterwalden , Urt und Bern, und IR am beatitchften auf
der oben angeführten Charte vom Kantor Url za fehen . Der Ort, wo fe ftebet, bat zuerft Hanenberg gebelfen. Ghre Süftung wird Konrad Freiherrn von Selbenbüren odet Sellenbüren zugeſchrieben , weldher, nadbem er fe ausgeführet batte, 1120 VOIR
Pabit Salixt II erhielt , daß fie unnitttela bar dem romlichen Stuhl untergeben moura
de , welões Pablt Innocenz II im Jahr 1424 , unb Kaiſer Deinrid IV tm Jahr 1125 beſtätigte ; der legie Dertten and dein
Klofter 1128 die Freiheit, daß es außer kate ferlider Gewalt, keinem andera Odjuk una terworfen ,
und
ihm das obrigfeitliche
Schwert übergebm redu robe. Das Stift & eta umabhängige Stadt, febet aber ur. ter dem Gdiuß der 4 Abgenoptrden Orte
#nd Waldſtädse Pucern , ürt, Schwetz und BAfich. Erbberot. 13 ,
91
7
498
Unterwalden, und in geiftlichen Sachen urte rer dem Biſchof ju Coſtanz. Der Ubt nens net fich einen Herrn der freien Herrſchaft Engelberg, und 'führet zum Zeichen reiner vsuigen Herrſchaft, ein Schwert im Wap. pen, låßt fich audy mohl, wenn er von der Abtel Befig nimmt, das Reichsfchwert vors tragen. Er hat nuit Bewilligung des Lan ,
des Unterwalden ob dem Wald, bie Supe reloritåt , Aufſicht und Direfzlon über das Frauenflofter zu Sarnen , welches anfång Ilch nahe bei dem Mannstloſter Engelberg
geſtanden hat, 1615 aber nad Sarnen vers legt worden ift : er verleibet aud) nodi dte
Pfarren zu Sins, Auw und Übtwell in den obern freien Aemtern , und bereket fie mit Konventualen ſeiner Abtet , hat auch noch an dieren Drten namhafte Süter , Zinſen
und Zehenden.
Das Kloſter brannte 1729
nebſt der Kirche ab, wurde aber von neuen erbauet.
Das Thal, in welchem es liegt, welches eine frete Herrſchaft ausmacht , und unter ber niebern unb boben Gerichtsbarfeit der
Åbtet ſteht , if ungefähr 4 Stunden lang, und mit hoben. Berger und fruchtbaren Uls pen umgeben , die zum Theil mit zu dieſer Freiberrſchaft geboren , und wird in vier
Thelie oder ſogenannte Uirthenen abgetheto let,
499
Bet, welche ſind Dberberg, Müllebrunn, Nies berberg und Sdwand . Es iſt auch in demſelben das Rufibaus Grafenort belegen, woſelbft fich der Abt oft aufhalt , und bet
welchem eine Kapelle und etliche Adfe ftes, hen. Nicht weit davon entſpringt der Ralts brunn ; ein periodiſches Waſſer, welches im Maimonat zu quellen anfängt , und im Herbſtmonat wieder aufhöret. Sonft findet man in den engelbergiſchen Bergen und Thås lern ſchwarzen Marmor mit weißen Abern,
kleine rechseckidhte Kriſtallen , Schieferſteine, rowarze Kreide , Montmitch und Borar ſais.
2 Der Fleden Gerfau. Er liegt am Fuß des Rigiberges und bat por fich den vier Waldfådter See, der In dieſer Gegend am tiefften renn rod, zwis fchen den Sebieten der Kantone Schweiz
und Lucern , und die dazu gehörige fande fchaft, welche etwa 3 Stunden lang, und i
breit ift, erſtreckt ſich theils långft dem See, theils den Rigiberg binan , von dem aber nur ein fleiner Theil hiebrr gehört. Die geſamten Einwohner des Fledens , jung und alt, machen ungefähr yoo bis 1000 Perſonen aus, und fie ftellen 100 ſtrettbare måna JI 2
50e
Menner. Ste find osdig frem feute , und maden einen noch kleinern Freiſtaat aus, qis San Marino .
Sie rollen aber ſchon
1315 mit den fanden Urt , Schweiz und Unterwalben in ein Bündniß getreten ſeyn , und 1359 baben die vier Baltftåste lu:
cern, Uri, Schweiz und Unterwalden fie aufs neue in Bund aufgenommen , auch 1431 verglichen, daß fie Ihnen in Kriegeszeit fola
gen ſollen. Die Gerichte, welche das sſirete dhtide Haus gebabt, und an die Edlen vort
Moos ju kucern perpfändet, haben die Eins wohner 1390 an fich gefauft , worauf th.
nen Katſer Sigmund 1433 alle ihre Frito heiten erneuert und beftatiget hat. Die bödifte Gewalt dieſes allerfleinſten helvetia rohen Stelſtaats , ftehet bei der Landesges meine, welde jährlich am erſten Sonntage nad Krsuzerfindung auf dem Raibhaufe gebatten wird .
Auf derſelben werden der
Fandamman , ( welcher : das Haupt des Standes iſt, und 2 Jahre im Amte . bleibt.) der Statthalter , Sectelmeffter , landweibel, landſchretber , und andere kandesbeamten
nebſt bem ganzen Nath erwåblet , auch ole Landesfagen , 'Saßungen und andere ders ' gleichen Serdäfte abgehandelt. Der Rath beftebet aus 9 Gliedern , und beurtbetlet auch die Sipilgeſchäfte. Bon demſelben tann
501
kann man an ein welfadjes Gericht von 18 , und an eit dreifades Gericht von 27 Richtern , alle unter dem Vorfitz des Lane
animuns , ja endlid auch an die ganze Lundesgemeine appelliren , welche alsdann Richter ernennet , bei deren Urtbell es fein Berbletben hat. Das Malefissund Bluts geridt beftebet qu8 27 Richtern , auch uns ter bem Vorſitz des fandaminans, und ridja
tet ohne üppellazion. Sonſt iſt in dem fleden eine gute Pfarrkirche , und es ge =
bören auch dazu die Nachbarſchaften det dem rothen Scub , und bet demn rotben Edub am See.
Il Die 11 zugewandten Orte. A Diejenigen, welche als Socii, franz. Aſſociés, allezeit auf die Tageſabungen der Eidgenoſſen berufen werden , und auf dens fe ben Sig und Stimme baben.
I Das Stift zu St. Gallen . Die Benediktinermanndabtet St. Gallen, tft mit der Stadt St. Gallen , welche ber nach beſonders vorkommen wird , in cinerlei Rauern eingefdiloffen , war auch bis 1567 wur Durd einen Zaun von derriben abges
31 3
forbert,
502
1
fonbert, tft aber damals, nach einem drefere wegeu getroffenen Bergleid), durch eine hos
be Mauer davon geſchieden , und ſowohl mit einem Thor gegen die Stadt; als mit einem andern gegen ihr: Landfd aft, verreben. Im Bezirk des Kloſters findet man das Münſter oder die Stiftskirje , in welcher des erſten Stifters ber Abtet, des belligen Gallus, und anderer Heiligen . Gebeine auf behalten werden , die daran gebauete St, 7
Dthmars Kirche, in weldier deſſelben Rella quien befindlich find, die ſogenannte Pfalge in roeld )er det Ubt ſeinen SiB hat, una das Gebäude des Konpents, welder 1756
beſtund aus 55 Konventualen, 18 Profeßo in dem brüdern und 19 Paienbruibern . leşten eft ein Büderſaal , in weld om man außer einem großen Vorrath gebrudter Bus
der, auch 1030 feltene Handſchriften findeta darunter viele alte auf Pergament geſchrie. bene, find. Es ſind hier auch 2 Sdulen , elne für junge Mönche, die andere für an bere junge Stubtrende.
Der Anfang des
Stifts fou eine Zelle gerveſen feyn, weiche der heilige Gallus , ben einige für
einen
Frelånder ,
einen
andere
aber
für
Schottlander ausgeben, im 7ten Jahrhun der blefelbft angelegt, und bei welcher reine
Lehrlinge mehrere Wohnungen erbauet haben fehlen :
1
503
follen
Den erſten 2160 bat es im Jahr
720 an einem , Namens Othmayer oder Dihmar , aus dem Srift Oyur, erhalten, Der Abt wird von und auß den Kapitula ren des Stifts erwäblet , fteht unmittelbar unter dem påbftiichen Stuhl zu Rom , ift ein Fürſt des heiligen römiſchen Reichs, und läßt fich beim Antritt ſeiner Regierung
durch Geſandte vom Kalſer mit den Reid,s . regalien und Leben über die fulftiſche alte Landſchaft und das Toggenburg belehnen, beſchidet aber den Reichstag nicht, bålt ſich auch nicht mehr, wie doch ehedeflen serdes
ben iſt, zum ſchwäbiſchen Kretſe, glebt auch nichts mird
zu den Reichsanlagen .
Hingegen
er vermoge des 1451 mit den eida
genoßiſchen Städten und Orten Zürich, lua cern, Schweiz und Glarus errichteten emis gen Schirm · Bürger-und land • Rechts, für einen ſogenannten zugewandten Det
ber
Eidgenoſſenſchaft, und zwar für den erſten gehalten , auch ſeinem Geſandten auf den
gemeinen eldgenoßiſchen Tageſagungen und Zuſammenfünften , gleich nach den Geſands ten 068 Drts Appenzell, SIß und Stimme verſtattet. Dbgedachte Schirmſtädte und Dra te ernennen auch wechſelswelle alle 2.Jahre
einen aus ihren Råthen, damit er in ihrem Namen bei dem Ubt , und von ſeinetwegen
I14
aller
Fox aller feiner Feate in der alten Sandidaft, Hauptmann fen. Er wird bald der Schirma orte Bauptmana , bald Landeshauptmanu
genennet, hat feinen Siß za Wyl, und noha nei dem dafigen Pfalzrathe fomobl, als der Strafgerichten in der alten Landſchaft nach
Belieben bet, und hat jedesmal unmittelbar nach dem Abte, oder in deffelben Abweſena bett, nach felgem Repräſentanten, den Rang. Das Wappen des Abt$ eft ein in 4 felder gethellter Solb , in deffen erftem gelben fetbe ein fchwarzer aufrecht ſtehender Bárm als das Wappen des Stifts St. Gallen In dem zweiten Blaurn Felde ela Welfies Lamm , weldes eine weiße mit einem ro then Kreuz bezeichnete Fahne trägt, wegen
des Stifts St. Johann , in dem dritten felde des Abts Geſchled:esivappin , und in dem plerten gelben Selde ein forearzer Bund mit einem filbernen Halsbande, wegen der
Grafſchaft Toggenburg, gefeben wird .
Utrere hat das Stift
Bor
die Herzoge von
Schwaben zu Erztruchreifen , Me Grafer von Hohenzollern zu Erzinarfchaller , die Grafen bon Hochberg zu Ergſchenfen , und dlé Fretherren von Regensberg zu Erztam merern gehabt. Yest And nod dfe Edlen Don Bichelice deffelben Erbtruch effe , die
Erbeu vou Sburn Erbmarfc &ue, dle Schene ten
305
ten von Panbeck Erbfd enfen , und die Gle. len von Glatíburg Erbfåmmerer.
Der Blo
dhof zu Cofanis hat in der alten Landſchaft und der Graf.chaft Toggenburg dasjenige, toas zu bem biſchoflichen fogenannten Or:
dine gehöret, der Abt zu St. Gallen aber bat , dermoge der som Pabſt erhaltenen Freiheiten , und der 1748 mit dem Bia Tohof zu Coſtanz errichteten , auch vom Pabs fte beſtätigten Konkordaten , nicht nur in den ihm zugehörigen Kisftern , ſondern auch
in allen fatholiſchen Pfarren und Kaplanet en , ſowohl in der alten Landſchaft und
Grafſchaft Toggenburg , als in ſeinen Ges richten im Shurgau und Rheinthal , die
Beſtellung der Pfrånden , und alle gelflis dhe Gerichtsbarfelt in Eloil & Kriminals
und vermiſchten Fällen , nebſt der Difitas Der größte Theil dieſer Rechte wird durch den von dem Abt aus den
gion , lc.
Konventualen ernannten Difizial berſeben ; €$ ift auch ein geiſtlicher Gerichtshof oder
eine ſogenannte Curia erriditet worden, welche aus dem Dfficial als Präſidenten ,
aus 4 Konventualen al$ Konfiftorialrå then , einigen weltliden Beiſikern , und andern Perſonen beſtebet , und welche alle geiftliche Streitfachen unterſuchet, und ents deldet. Der Pfalzrath zu St. Gallen
beftehet aus dem Dechanten des Stifts, als Jis
?
506
als Präfibenten , bem Statthalter in den Kloſter zu St. Gallen und noch 3 anbee ren stondentualen , und aus einigen welt: Ilden Perſonen . An denſelben ergeht die
Appellazion aus
den fiftiſchen
Landen,
Aemtern und niebern Gerichten , und von
demſelben findet welter " feine Appellazion fatt ,
jedoch kann man bei dem 486 um
Reviſion anhalten. Was dem Stift in der Landgraffa)aft Shurgau und im obern Rbeinthal gehsre , tft oben beſchrieben worden. Außer den eldgenoßiſchen Landen, befißt es die Reichsberrſchaft Neu-Ravens:
berg im
Allgau in Schwaben , die Herrs
Ichaft Ebringen im Brisgau , und zu St. Johann , Hochſt , und Gaiffau in der ofte reichiſchen Grafſchaft Bregenz , hat es die niebern Gerichte und andere Gerechtfame.
Nun ſind die übrigen in Helvetien belege: nen lande beffelben zu befchriben , wel:
de vermuthlich über 91000 Menſchen ents halten .
I Die ſogenannte alte Landſchaft, oder die Landſchaft der Gotteshausleute , welche
gegen Morgen an den Bodenſee und das Rheinthal, gegen Mittag an des fanbes Appenzell &ußere Rooden ,
gegen Abend
an das Toggenburg und Dhurgau , und an das leßte auch gegen Mitternacht grena gety
$07
jet , pon Wyl bis Nordhach auf 9 Stun Den lang , unb 4 bis 5 Stunden breit ift. Der natürliden Beſchaffenheit nach , ift fie
dem Thurgau áhnlich.
Die Einwohner,
deren 44 bis 45000 feyn mogen , fino
per römiſchkatholiſchen
Kirche Jugethan .
Benn ein neuer Abt ermahlet worden iſt, wird die Landſchaft rach konienſchweil , Ro dach Goffau und Wyl zuſammenberufen , uno leiſtet dem Ubt daſelbſt in Gegenwart
per Gefandten von den 4 Schirmſtädten und Orten , Eid und Pflicht , beſchwöret auch zugleich das von dem Stift mit be :
ſagten 4 Schirmſtätten und Drten errich , tete Birger- und fandrecht ; in
fo weit
eß dieſe landſchaft “ auch angebet.
Die
weltildje. Verwaltung dieſer alten
Land
( chaft , wird von einigin gelft : und welt lichen Beamten verſehen , die idy hernach nennen will. In allen Aemtern und in ben barin befindlichen Gemeinen und Ges
ridten , werden die Civilftraitigkeiten in erfter Jaſtanz gerichtet , die Uppeligionen aber geben aus dem obern Amt an der
Pfalzratb zu St. Gallen, aus dem untern
Amt aber an den Pfalzrath zu Wyl.
Es
nird aber die alte landſchaft eingetheilet. 1
In das Oberamt , ju welchem wies
Der 4 Heinter gehören. 1) Das
503 1 ) Das Landeshofmeiſteramt, Bat den Namen von
dert demſelben vorgefekter
Landeshofmeifter, welcher unter der welt liden Beamten des Stifts nach dem Sof: marſchat folget , Geheimerrath ift , und Sik im Pfalzrath zu St. Gallen hat. Ich bemerke darinnen :
(1 ) Burg, ein Schloß, in der Gemeia ne ,Straubenzell, auf welchem der Landess bofmeiſter wohnet.
( 2 ) Die Pfarrin Trablatober St. Fidin , Straubenzell , St. Joſeph , Wits tenbach , lómenfchweil, Heggenſchweil Berg unb Bernhards ; ell .
(3 ) Pöttersegg i ein
Nonnenklofter
tom Orben des bett. Frangiſtus, unb St.
Qtborada oder St. Benbrat , ein Benés
diktiner Nonnenflofter , beide nahe bei der. Stadt St. Gallen ,
(4) St. Jorepb im Saifler oder Gemeine , welche aus 1 eine
Selbermald
den 2 Dörfern vor und hinter dem Sobel,
vielen Meierhsfen , und gerſtrcucten dus ſern befteht.
( 5 ) Der fandesbofmeiſter verwaltet audy das Gericht Sommeri oder Summert in der Landgrafſchaft Thurgau, 2) Das Rafchacher Umt , wetches
burdy einen Obervogt bervaltet wird , der in
sog
in dem Pfalzeath zu St. Gallen Sie bat. Es gehören dabin ( 1 ) Nordad) , ein großer und wohl: gebaueter Marftflecken nicht weit vom Bos benfeen , in weldem eine Pfacrfirde , en Gymnaſium , und ein anſehnlidies Korne, baus ift. Es wir bier viel Reinewand
zuſammengebracht, fo gut als in Holland gebleichtet, uns bernach ausgefübret , auch wird bier mit Getreide , Wein , Salz und andern Sachen stemlich erheblicher Handel getriebeo. 1714 wurde hier eine Frie bensunterhandlung zwiſden dem Ubt gu St. Gallen , und den Kantonen Zürid) und Bern , angeſtellet , aud) wirklich bis auf des Abis Genehmhaltung geſchloſſen , wel, the legte aber nicht erfolgte. Vor Utters haben dieſen Flecken die Edlen von Ros chad mit der niedern Gerichtebarfelt lans
ge Jahre eigenthümlich befeffen , und das Stift St. Gallen hat mit der Zeit viele
cigene Leute und Hofe barin befommen, die bobe Obrigfelt über denfelben aber ge horte in die Landgraffdjaft Shurgau. End: Iich wurde fie vom Saifer und Reid) da:
von abgeſondert , und verdienten Edelleu : ben pon Reichs wegen perfeket.
Abt Ult
richut St. Gallen bat ſich beim Kaiſer
Friedrich 111 die Einisfang der pfandbaren boi
3
510
hoben Gerichte oder Vogtet zu Kofdach ; nie auch ju Sumbad und Mühlen , ans,
und brachte ſie wirklich 1464 für 300 Fl. an rein : Stift , welches feit der 3 it in Beſitz derſelben gebleben iſt. Das solos
fter Mariaberg , ta weld ember Pater Statthalter , welder , das Amt
regteret,
wobret, Itigit etwa eine Viertelftunde von dem Marktflecken , das Schloß Roſach ,
ain Berge oberhalb dem Klofter , und das Franziſfaner Nonnenklofter Sanctæ Scho. lafticæ , auch nahe bei dem Flecken. ( 2) Die Soldfier Barted und War tenfee .
(3 ) Grub , ein Pfarrborf an der Aps penzeller Grenze , weldes theils zu dieſem
Umt, theils zu den & ußern Rooden des Drts Appenzell gehöret, Die ftifttfden romiſchtatholiſchen Unterthanen, bedienen fich zu ihrem Gottesdienft ſeit 1751 nicht mehr
der bleftgen Pfarrkirche, als welche feit der Zeit den evangeliſchen Appenzeller Uns
terthanen allein zugehéret , fondern der 1735 auf ftiftidem Boden erbaueten Kas pelle.
(4) Dber , un llater - Golbach , 2 Dörfer , in deren erftem eine Pfarrkirche ift. Nicht weit von hier fließet ore Gola V
bag
511
bach , welche aus dem Lande. Appenzell kommt ; In den Bodenſee.
( 5 ) Die Pfarrbórfer Unter- Eggen, En: kersrics , Mfrſchweil, Nieder : Steinach und Dubach .
3 ) Das Oberberger Amt, welches durch einen Obervogt verwaltet wird , der im
Pfalgrath zu St. Gallen Sig hat. Dahia geboret ( 1 ) Oberberg , ein Schloß , auf wels dem der Obervogt wohnet.
1
( 2 ) Das Gericht Goſſau , in welchem der große Marktflecken diefes Namens ift. (3 ) Das Gericht Niederwetl. (4 ) Das Gericht Andweil..
(5 ) Das Gericht Nieder: Undweil. (6) Das Gericht Waldkirch. 2 In
das untere
Amt ,
oder
Amt
Weil , weldies der Statthalter zu Weil verwaltet.
Dah'n gehöret :
I): Weil oder Wyl , eine kleine Stadt, welche große Freiheiten hat. Sie iſt der Sig des fandeshauptmanns der 4 Schirms ſtådte und Orte des Stifts zu St. Galo len , eines ftiftiſchen Statthalters , (wela
cher ein Konventual ift .) einer lehntams mer , und eines Rehnvogts , imgleichen eines Pfalzraths , in welchem unter dem
Dorfio deß hieſigen Statthalters, audh ein Kons
5.1 %
Konventual und 6 oberung son dem UBE erkannte Pfalzråthe figen , und babin die Uppellazionen von den niedern Gerichten des Unteramts geben , von welchen aber keine weitere Appellazion ftatt findet , doch fann man bei dem Ubt um die Revifiort
auhalten.
Ein Dofammen aus den Bürs
gern der Stadt Wyl , wobnet im
Nament
des Stifts allen Rathsverſammlungen der Stadt bel , von dem Rath und Gericht der Stadt aber kann man entweder art
den blefigen Pfalgrath , oder an den 3u. St. Gallen , appelliren.
Der Abt bat bier
einen Hof , die Pfalz genannt. Bei der Stadt ift rowohl ein Kapuzinermannsklo , ifte r , als fter
ein
Domintfanerfrauenflofter.
1712 wurde die Stadt Dun den Städten Bürich und Bern erobert.
2) Das Wyler Amt , in welchem uns ter dem Statthalter zu Byl
( 1) Der dafige Reichsvogt (welcher in bem untern Amt Ole Kriminalla und
bie Ranglet perfebet,) verwaltet die zu den landgrafſchaft Thurgau gehörigen fiftirchen Gerichte im Schneckenbund , ju ktagens
bach . Sittenfabweil, das erggericht und das Freigeridt.
(2) Der Hofamintan Dafelbft verwaltet 2. Das eriot Zugwell,
b , Dad 3
*
11
$ 13
b. Das Gericht flegwell , in welches
das Schloß Glattóurg , und unterſchiedene Dörfer , gebúren. C. Das Sericht Niederhelfenſchwell. da Das Geridt und Schloß Zuckenried ,
welches erſt 1735 erfauft worden. (3) Der lebnvogt daſelbft verwaltet a. Das Gericht Ober- Büren, ein Pfarr borf dieſes Namens.
b. Das Gericht Nieder- Büren , ein Pfarrdorf dieſes Namens. Anmerkung . Zu dieſer alten Landſchaft des Stifts, werden . Die niedern Gerichte deffelben in bein obern Reinthal, gerechnet.
II Die Grafſchaft Toggenburg . Von berfelben hat Joh . Jaf . Scheuchzer eine Landcharte gezeichnet , welche Joh. Hen .
Quber aus Zürich 1710 in Kupfer geſto Eine andere zwar kleine aber richtige Charte von einem halben Bogen, bat Job. Jaf, Büler gezeichnet , welche Gie aber nicht in Kupfer geſtochen ift. iſt von der alten landſchaft des Stifts zu den hat.
St. Gallen , dem Thurgau , Stanton Ziz ! rich , den lanboogteien llenad) , Gafter und Sargans, der Herrſchaft Werbenberg, fandvogtet Sambs , und von dem Stanton Man fd åßet ihre Appenzell., umgeben , Bafo . Erbbeſor. 13. B.
RE
gåna
514
fånge faſt auf 12 , und die größte Breite auf 5 Gtunden. Ihrer natürlichen Bes ſchaffenheit nach , iſt ſie dem Kanton Ups Penjell , und andern an Alpen und Bieh reichen Stantonen dbnlich .
Die Einwohs
ner machen 46 bis 47000 Menſchen aus, bayon zwei Drittel reformirt find, ein Drit:
tel aber ift romiſchfatholiſch.
Die Kathos
Itfen im obern Theil des Landes , gehörer
unter das Bisthum Chur, im untern Shell aber unter das Bisthum Coſtanz. Sie bat ebedeſſen ihre egenen 1436 aufgeftor : benen Grafen gehabt , von welúen der letzte, Namens Friedrid , ſeinett Unterthas nen große Freiheiten ertheilet, und fie bets nahe zu ganz freten feuten gemadyt bat, daher fie auch in eben demſelben Jahr mit den elbgenoßiſchen Orten Schweiz und Glarus ein Landrecht oder Bündniß errich .
tet haben , welches 1440 und 1469 bes ftatiget worden . Die Grafſchaft kam hiers auf an die Freiherren von Raron , welche alles beſtätigten , was ſie zu Ihres Landes Beſten eingerichtet hatten , ſie aber don 1469 an Abt Ulrich VII zu St. Gallen für 14530 rheiniſche Gulden verkauftent, welder dieſerwegen 1469 mit den eitges noßiſchen Orten Sd)weig und Glarus ein Ewiges lanbrecht erridtete, auch das kands redit ,
šis
richt, welches die Einwohner der Grafs fchaft mit eben dieſen eidgenoßiſchen Orten Borber errichtet hatten , bemillité.
uls
Abt Leobegarius im Anfange des
18ten
Jahrhunderts die Soggenburger mit na forberungen beſchwerete , welche ſie mides
Ihre Freiheiten zu feyn erachteten , ſuchten fie bel den mit ihnen verbundenen eidges
nobiſchen Orten Schweiz - und Elarus; Schuß und Belſtand , welche ſich auch ihs ter annahmen , und 1707 erflåreten audy Zürich und Bert , daß fie das Larð Togo
genburg bei ſeinen Freiheiten und Gerecha tigkeiten , ' riber wider alle unsidige Gewalt Hierauf fieng ni auch chüßen wollten. die lanbleate an , folche ihre Gerechtfame
auszuüben , beſchworen 1704 zu Wattweil, auf einer angeſtellten lanbesgemeiné , von heuem ben bandeid, und berordneten einert
großen , kleinen und geheimen Landrath, In gleicher Unzahl von beiden Religions. berwandten. Die Unruhe im Lande wurde immer großer , unb braci 1712 in einett
ordentlichen Krieg aus , in welchem Zürids und Bern es mit den Toggenburgern, kus čern , Urt , Sdweig, Unterwalden und Zug aber mit dem Abt hielten , und Glarus
tieutrát blieb.
Die erſten bemådtigten ſich
ser ganzen landſd )aft des Stifts, verwah.
316
reten auch alle Paffe im Toggenburg, und der Landrath der Landleute übernahna in Abweſenheit des geflüchteten Ubts und Konvents, die Landesregierung in Toggens Die 1714 zu Rordach gipflogene war vergeblid, endlich aber fam 1718 zu Baden im Ars
burg.
Friebensunterhandlung ,
gau , gwirdhen dem neuen Abt . Joſeph , und den Kantonen Zúrid) und Bern
ein
Friebe zu Stande, in welchem die Freihei: ten des Landes beſtåtiget wurden.
Vermige dieſes Friedens, iſt und bello fet der jedesmalige Abt und Fürft zu S. Gallen , des Landes Doggenburg reditmals figer Ober- und fandesherr, und die Lands leute foden demſelben die gewoshnliche Suls digung und Pflicht leiſten , aber beſtåndig und ungehindert bei allen ihren Freihriten
und Gerechtſamen bleiben . Der Abt reset über das Toggenburg einen kandvogt, und es rol bei ihm fteben , ob er einen togs
genburgiſchen Landmann dazu ernennen will, Er feßet auch nach Belieben , oder nicht jedoch aus eingeſeſſenen toggenburgiſchen Landleuten , einen Landſchreiber und Rands melbel .
Der Landrath ,
welcher aus 60
Perſonen , nämlid) 30 katholiſden und 30 erangeliſchen , befiehen foll , welche alle
Gemeinen des Landes ſelbſt erwählen, was det
$ 17
chet und forget für 'die Freiheiten und andere allgemeine und beſondere Anges legenheiten des Landes , leget auch die Steuern , Bau- und Striegs - Unforten an , bertheilet fie , und nimmt die Rech , Er folt nungen unter fidh felbft ab.
ordentlicherweiſe jährlid) einmal, ſonſt aber
aud in außerordentlichen Fåtlen , wenn es nöthig iſt , derfanmlet werden . Er rod auch alle diejenigen Randleute ', melde 14
Jahre und drüber alt find , zur Beſchrds rung des laudeideg avhalten. Es iſt nache mals aud) ein Kriegsrath angeordnet , mela cher die Werbungen und andere Kriegsan . gelegenheiten beſorgt. Des Landgerichts
Präſident, ſoll der jedesmalige landdogt feyn , der Abt und Fürſt aber rou dle 24 Ridhterſtely len halb mit evangeliſchen , und barb mit katholiſchen Männern bergeſtalt belegen , daß aus jedem der 22 alten Kirchiplele oder Gemeines des Landes einer ,
jedoch
aus lidhtenſteig und Wattweil zwet genoms Dieſes Landgericht wird im Namen des Fürſten geba'ten , und für
men werden .
paffelbige gehdren die Kriminal - und Was lefigrachen ; und well es ber fürftlid )e lands
rath ift , auch von dem Fürſten beſoldet
spiro , ro fertiget es auch die Landesvera Set 3
pebe
318 Ade Geloftrafen , welche es zuerfennet , ſowohl , als die eingezogea nen Güter der bingerichteten Uibelthåter , orbrungen aus.
boshaften Selbſtmorder , und todeswürdiz
gen LandesRüchtigen , ſollen dem Fürſten gehören . In Anfehung der Befeßung der Ummánnerſtellen in den niedern Gerichten , und der Vorſchlage zu denſelben ,
welche
die Gemeine dem Fürften thut , foll es bei den Freiheiten und der bisherigen Uibung bleiben .
Die Ridhter follen balb von dem
Fürſten , und halb von der Gemeine , und zwar belde in Unſehung der Religion in gleicher Anzahl erwählet werden. Von den niedern Gerichtenroll in Civilſachen wenn der Haupthanbel unter 15 Gulden
ift , fetne Appellazion geſtattet , dieſe abep aud durd das Gericht nicht gehindere Werben , wenn die Summe uber 15 Guls
ben iſt. Die Jahrgeridhte follen nach al: tem Brauche fleißig gebalten werden ; die piebergerichtlichen Strafgelder aber gehdren
pem Färften . Das Appellagionsgericht roll aus 12 eingefeffenen Toggenburgern beſtea
ben, und deffelben Präſident der jedesma : lige landsogt reya . Die Wahl der Richa ter fod alſo geſchehen , daß der Fürft 3 Katboliſche und 3 Evangelide , und der
Sanbrath eben fo viele aus fich felbſt era mable
519
wähle und fete." An ſolches Uppellaziondo gericht follen alle appellazłonen von den niedern Gerichten gehen , und von demſel
ben feine weitere Appelazion , ausgenoms men in gewiſſen Fällen an dert fúrſten feltft , ftatt finden. Es follen feine neue Candleute angenommen werden , als nur jur Zeit der Guldigung , welche einem neu :
en Fürſten geleiftet wird , und alsdann roll ſie ſowohl mit Genehmbaltung des Fürften, als wenigſtens des halben Sheils der landleus
te, geſcheben . Der Fürſt fann zwar im lan: de etivas taufen : allein , es roll weder ar
die übtei ; noch ſonſt an eine toote Hand, fallen . Der Fürſt will im Sogger: burg fels ne neue 38tle , Brücken
und
Wegegeld
anlegen , auch die alten nicht erhidhen . Die evangeliſde und fatholifche Religion , foll afein im Lande durchaus frei leyn und bleiben , und beider Religionen Verwandte rollen in allen Stücken eine vollkommene
frele und ungehinderte Religionsübung has ben 2c .
Die evangeliſchen haben einen ets
genen Synodum , in welchem ein aus den Pfarrern erwählter Dedhant den Vorſit bat , tem aber auch weltliche Perſonen aus dem evangeliſchen Landrathe ' beiwohnen. Es haben ſich auch die Toggenburger vers
bunden , eine gewiſſe Anzahl Pfarrer von K 1.4
Zürich
520
1734 ents Zürich und Bern zu nehmen. ſtund, eine beftige Verbitterung wegen des Rechts der Waffen, aber des Mannſchaftss
redits , daran rowohl der übt als die Una
terthanen Anſpruch machten . Die Städte Zürich und Bern , errichteten darüber 1755 mit dem Abt einen Vergleld ) , und vererd : neten gur Ausführung deſſelben einen Kries gesrath nach Gleichbelt beiber Religionen ,
davon der U6t die Kálfte famt dem Pre
fidenten , das kand aber die andere Hälfte ju ernennen hat. Dieſer Vergleich wurde endlich 1759 vom ganzen toggenburgiſchen Landrath angenommen ; und es wurden auch unterſchiedene Schwierigkeiten fowohl zwiſden den beiden Religionen , als einigen
Gemeinen und dem Abt , nach möglichſter Bidigkeit beigeleget. Das Soggenburg wird , in das obere
und untere Amt, und jedes iſt fett 1760 in a große Geridite abgetheilet. 1 Im obern Amt , find 10 alte Ges meinen und Kirchſpiele , welche unter 2
große Gerichte , Shurthal und Wattenweil, dieſe aber in die 6 kleinern Gerichte Wila
denhaus , Alt St. Johann , Waſſer oder
Neßlau , Şenberg , St. Petersjell und Lichtenfteig , vertheilet
find .
Man be
terte
( 1 ) Die
521
( 1 ) Die Gemeine Lichtenſteig. Lichtenfteig , der Hauptort des ganzen Soggenburgs , iſt eine kleine Stadt am
Fluffe Shur , und der Sig des Randvogts, welcher in dem neuen Amthauſe und Schloſs re wohnet.
In dem alten Amthaufe vera
ſammlet fich das Land- und Uppellaziongs gericht , und auf dem Rathhauſe wird des
fandes Toggenburg landrath , und der evangeliſchen Religion Synodalfommiſſion und Ehegericht, ſonſt aber auch der Stadt rath Verſammlet.
Sie wird von einem
Schultheißen und Rathe regteret , und in
dem vorhin beſchriebenen Badener Frieber, ſind ihr ihre Rechte und Freiheiten befiis tinet ; es iſt auch ausgemacht worden , daß ſowohl die Schultheißen unter beiden Nes ligionen umwediſeln , als auch die Gleich beit der Religion in Berebung des Raths,
Gerichte , der Aemter und Dienſte , beob: achtet werden ſolle. Die alten Grafen you Toggenburg haben guleßt ihren Wohnſit auf dem Schloſſe Neu: Toggenburg gehabt, welhes nabe bei der Stadt auf einem bo, her. Felfen geſtanden bat.
(2) Die Gemeine und das Gericht St. Petersjellim obern Neckerthal , woſelbe
eine Probſtet: tft
welche 1764 erbauet
worden .
(3) DIE
$ 22 (3) Die Gemeine und das Gericht s attwell , im Thurthal.
/
a. Wattiveil, ein Dorf mit einer Pfarrs kirde an der Thur. Ob demſelben liegt Bas Nonnenfloſter Benediktinerordens St. Maria der Engelti.
b; Yberg, ein Sdiloß , und der Huma
melwald , ein Paf von dem Züricher See in die Grafſchaft hinauf über Wildenhaus nach Warbenberg. ( 4 ) Die Gemeine Ebnet oder Obers Wattweil weldie erft 1762 errichtet worden .
( 5 ) Die Gemeine und das Gericht Hemberg im Neckerthal. (6) Die Gemeine Cappel, welche theils zu dem Shurgauer theils zu dem Watten, wetler Gericht gehöret.
12 (7) Die Gemeine Krummenau , macht cinen Theil vom Shurthal aus , und be.
greift das Pfarrborf Krummenau ,
und
Sidwald .
In der Aué bei Sidwald ,
ſteht das
Kloſter Neu : St. Johann , welches aus dem Stift zu St. Gallen mit Konventua,
len bereget wird , deren einer Statthalter bebet , unter welchem auch die Probfteien Qu Plt : St. Johann und Peterzelf , und die
1
593
ble Gerichte zu Wildenhaus, Alt St. Jo bann , Neßlau und Sidwald fieben .
( 8 ) Die Gemeine Ennetbüel im Thurs thal, welche erft 1755 eine eigene. Pfarre Am Fuß des Stocberges geworden iſt. It ein Bad,
(9) Die Gemeine Neblau , welche auch
ble Maffergemeine genennet wird, im Chur thal lieget , und außer dem Pfarrdorfe Meßiau , einige Bauerbsfe begreift. Der
größte Theil derfelben , gehsret unter das Gewicht Thurthal , der übrige Thetl macht eta beſonderes Gericht aus.
( 10 ) DieGemeine am Stein, linThurthal, 8 ( 11) Die Gemeine und das Gericht #t : St. Johann , im Thurthal. Das Pfarrdorf bat den Namen von einem alten Klofier welches. 1555 dem Stift zu St. Gallen einverleibet worden , und j:Ut nut
eine Probftei ift, darin fich ein Probſt und ein Konventual aus dem Stift zu St. Galin , aufhalten. ( 12) Die Gemeine und Gericht das Wila
benhaus, Das Schloß Wildenburg iſt gerſtört. 2 Jm untern Amt , find 12 alte und 2 neue Gemeinen , welche unter die 2
großen Gerichte Dagenheid und Neckerthal, piere
aber
in die
10. fleinern Gerichte ,
Burgau , flaweil , Edgerichen . Dber = Us well,
524
well , Nieder: Ujweil, Homburg obet Waat, Jonſchwell, Schwarzenbach , Ober und Uns ter-Rindal und Kirchberg , Dertbellet find .
Hierzu" fommen noch 4 freie Geridjte ,
námild Magdenau , Eppenberg oder Bich well , Mosnang und Srinau,
Die eluzel
nen Gemeinen find folgende 1 ) Die alte Gemeine Helfenídwell, zu wel her
auch
die
neue Gemeine Brunn
adern , welche die einzige ganz evangeliſche Im fande ift , gerechnet wird .
Belde llegen
im untern Nederthal.
2 ) Die Gemeine Mogelsberg , auch im untern Medertba!.
3 ) Die Gemeine Ganderſch well , geo boret quds zu dieſem Thal. 4 ) Dte Gemeine Bittich well , fon aud Büttich well und Bubird well genannt , an der Shur.
5 ) Die Geineine Mofnang oder Moßlina son , welche ein eigenes Gericht ausmacht. 6) Die alte Gemelne Oberglatt , zu
welcher auch die neue Gemeine S & gerſchen oder Tågerebelm , dle çin eigenes Gericht ausmadt , gerechnet wird .
Das Dorf
Oberglatt gehöret zu dem Magdenauer Ges richt ; die daſelbſt eingepfarrten Dörfer Flags weil und Burgau aber machen eigene Gea ridte aus .
7) Dic
525
7) Die Gemeine Niederglatt
nobft
Domburg , welche zu dem Gericht Watt geboren .
8) Die Gemeine Magdenau
In dem
Pfarrdorf Magdenau , lat. Augia Virgi num , tft ein Gericht , und ein Frauenklo, fter Bernhardinerordens , welches die nie dern Geridite zu Oberglatt , Wolfentic well, Dieſelbach Menertichmeil , Wolfensberg
und Alterſchweil , auch viele Sofe und Güter bat.
9 ) Die Gemeine Kirdjberg , zu welder außer dem Pfarrborfe Kirchberg , weldes
ein eigenes Gericht hat , auch die Dörfer Ober - und Unter:Bazendeid gehören . Leka tere machen nebſt dem oben genannten Dora
fe Bittſchwell, und dem folgenden fütte: burg ein Geridt aus.
10) Die Gemeine Kütisburg oder Geus tisburg, in welcher das Schloß und Pfarra dorf dieſes Namens iſt , wofelbft eine Brü: de über die Thur , und ein paß aus dem obern in das untere Amt dieſer Graffd,aft iſt. zu dieſer Gemeine gehören Ober und Unter- Rindal.
die . Dorfer
1 ) Die Semeine Jonchisil , macht
ein Gericht aus , zu weldim aud) das Saloß eloed gebfrete **) Die
5 26
12 ) Die "Gemeine Hånndu öder. Den a tau , zu welder Pfarre aud) Nieber - Uzweil geborét. Das dazu gehdrige Dorf. Algeiss hauſen , macht mit.Sowarzenbad ein Ges ticht aus ,
13 ) Die neuen katholiſchen Gemeinert Ribingen , oder St. Neu --Gallen , Odda Rüti und Gåchwell ...
2 Die Stadt St. Gallent: Die Stadt St. Gallen , liegt zwiſchent jwel Bergen , und habe bei derſelben fließt
der Fluß Steinac, vorüber , die Stadtgra : bent aber erf&det ein Bach , welcher von béni Berge Mengelen f& tumt , und fren , ( etgentlid, Ciuran ) auch das Šamåezmaſ ſer , genennet wird. Man muß fie zu den großen und wolfreichſten Städten in Hels verien gåhlen. Ste 'betennet lid ju der Außer der Bangeliſdreformirten Lebre. Hauptkirche zu St. forenz , lit hier nodi die Pfarrkirche zu St. Mangen , und vor der Stadt fiehet die Kapelle zu St. Geons bard , bet melder en Zucht und Wallens
baus ift.
In dem ehemaligen St. Kathas
tinen Kloſter , tft 1998 ein Gymnafirme angelegt worden , weldes 9 Klaſien , 2
profeffores und 9 andere febrer bat : bed
527
Dafelbft ift auch der ordentlide Bürger. Die therſaal. Das Spital hat eine eigene Kir = de.
Es wird hier fett 1415 , da viele
Handelsleute Coſtanz verlaſſen , und
lid
hierher begeben haben , ein ftarfes Gewer=
be mit Leinwand getrieben , ju deffen Ber . buf auch von der Obrigkeit 8 Bleiden , und unterſchiedene Walfen am fluß Sittern ,
weldher nidt weit von bler fließet , unters baltert werden.
Dieſem Gemerbe fat die
Stabt ihre Aufnahme meiſtens zu . danten: Das Wappen ber Stadt , iſt ein schwarzer Bår mit einem goldenen Halsbande , im
weißen Felde. Ihre Regierungsverfaffung ift ariſtofrotiſch . Sie tfi in 6 Zünfte aba getheilet , zu welden auch die Geſellſchaft zum Rotten oder Nothvelt-Stein fommt , welche aus den Ebelleuten und Kaufleuters
Bon gutem Geldlechte beſteht. Sie bas einen kleinen und großen Rath , und hier
nåchſt auch einige Verrammlungen ber gan !
gen Bürgerſoaft. Der kleine Rath beſteht aus 24 Perſonen , nämlich aus 3 Bürger: meiſtern , welche die Säupter der Stadt find , 9. Rathsberren und 12 Zunftmeiſtern , welde aus den 6 Zünften , in welche die Stadt abgetheilet iſt., erwählet werben. Der große Path beſteht aus den 24 flete
ner Råtben , und gue 11 Perſonen aus jee
$ 28
jeder der 6 Zünfte , welche die 66 Ellfere genennet werden , folglich aus go Perſonen , Und wird
ordentlicherweiſe jährlich smal
versammlet , außerordentlicherweiſe aber wena gemiſe Nothfåde es erfordern . Es wird auch die ganze Burgerſd ,aft , welche
uber , 16 Jahre alt ift, ordentlicherweiſe br: imal des Jahres in der Sauptfirche zu St. Lorenz zuſammenberufen . Die blefigen Gerichte ſind das fogenannte Fünfergericht von 5 Perſonen , das Stadtgericht , in weldem der Stadtamman , 2 étatthalter , welche aus der Notten-oder Nothveſſteiners
geſellſchaft fenn müſſen , und 22 Richter , fißen , und das Ehegericht, Das Blut: und Malefig. Geridt , wird von dem fleln en und großen Rathe gehalten , und der dritte
Bürgermeiſter , welcher den Vorfin darin hat, wird der Reidsvogt genennet .
Die Ober:
aufficht über die Kriegesverfaſſung der Stadt, bat der Kriegsrath , und in Anſebung der:
felben iſt die Bürgerſchaft in 9 Quartiere eingetheilet , über deren jedes ein Haupta mann nebſt den nöthigen Dffizieren beſtellet tft ; der oberſte Stadtofftier aber ift der
Stadtmajor. Es find auch eine Konſtabier und eine Bombardier: Kompagnie , ingleichen zwei Grenadierkompagnien , eine zu Pferde und eine zu Fuß , und drei Husſouffe fab nen ,
529,
nen , "jede von 200 Mann , vorhanden. Die Stadt bat , wie man gemeinigit) bas
für hålt ; ihren Urſprung berdafigen A62 tei zu verbanfen , welda iventoften zu ijs rer Aufnahme viel beitragen hat , Clebat auch anfänglich der Abtet zugehéret , jeboh von derſelben fomol , alt von ben saia fern , unterſchiedene Steinciten erlangt , unb man findet hinlängliche Spuren , ' daß ihr
foon in Umfange des izten Jahrhunderts die Gerichte innerhalb ihrer Grenzen , mit einigen Gerechtſamen zuſtändig geweſen ſind,
Kaiſer Friedrid II yat fie con 1212, bet fels, ner dortigen Dura )retſe , in des Reid) es Sdus und Schirm ,
gegen Erlegung der Reicha
fteuer , auf und angenommen . dolpb
ertheilte ihr 1271
Stönig Rus die Freiheit ,
daß fie nimmermehr . von dem Reld vers pfåndet werben folle , weldie unterſchiedene
der følgenden Kaiſer beſtätiget haben . Bor dem Kaiſer Sigmund erlangte ſie nicht nur 1417 die Befreiung von
Der bem Reiche
bis dahin jährlich zu erlegen gehabten Reids fteuer., gegen Erlegung von 2000 Gulden , ſondern auch 1430 die volkommene Freiz beit des Blut- und Malefiz:Geridts , und daß der Rath darüber ſelbſt einen Reid 6
Vogt regen moge. Sie hat noch 1587 die Befidtigung ibrer Freiheiten vom Salſed Búid , Erbbeſchr. 13. B.
LI
530
verlangt und erhalten. Die Regte ind Anforderungen , welde das biefige tlft an ihr gehabt und gemacht , bat fie 1457 durch einen Sprnd der Stadt Bern mit 7000 Gulden abgetauft , auch 1366 ibre Derech
tigkeit , das Hofgericht zur Hälfte zu beſe Ben , und das Malefis in dem Slopter aus :
zuüben , dem Stift iibergeben , und dafür von demſelben die Gereditigfelt , melde os noch in der Stadt und Abren Gerichten beſeffen batte , erhalten. 1454 erridhtete
fie mit den elbgenomtiden Stådten , und Drten Zürid , Bern, lucern, Sowelf, Zug . und Glarus , ein ewiges Bündniß , dadurdy fie ele zugewandter Drt der Eidgenoſſene fchaft wurde. Es wird aud ihrem Gefanda ten der SIR: auf den gemeinen eidgenoſſis fchen Tageſagungen verſtattet , und er ist nac. den Gerandten der Abtei zu St. Gal: len. Sie iſt' 10176 , 1208 ,: 1405. und und bat 1215 1490 belagert worden 1314, 1368 und 1418 großen Brandſca
den erlitten, 1579 bat fte das Schloß und die Herrſchaft Bürglen in der Land , grafichaft Thurgau erfauft , und bisher be:
halten , feget auch alle 6 Jahre einen Obers pogt dahin.
1
Ibr
531
Ghr umliegender unter the semifina Feit febenber Bezirk ***** auch alliathalben vom SaS , hen. ' Es páciie le 0.737 : 'trelde noch Wein , 05. Mis Da zugt barinnen
ondern die Sarin
ons
liden Wieſen , werden 311 Bleen gebraus eet ; r3 find auch ofele Gartea barlament
Angeleget worden. Der Handel erndört die Einwohner. In der Stadt und Gren Bezirk mogen etwa 8300 Denſdhen feyn . In der Landſchaft Thurgau , befizat dieſe
Gtadt , wote chon geſagt , die Herrſdaft Bürglen , und ihr Spital das ſogenannte Spitalgericht in der Pfarre Ammerſawell, 3 Die Gtabt Biel. Die Stadt Bici , fran :. Biennie fati
Bienna , Biella , Biellum , Bipennis, Pi.
pennium , liegt am Waſſer
af
einkuje
100 Scritte pon berunisca Cingos fondas von ihr benannten Sielorer 0 :4 (fonensis ner Knb ber wenige transmetone sugetban , un
moden 15 mar
,
ibrum Gebiet tog far $500.000 Außer der Pfarrito ; 10 53 ancolle ; biar keine andere
6
die
ingering af it
Spicuidaftar Júnfie abgetheilet ,
532
und der jünftigen Bürger find über 400: Das Wappen der Stadt , find 2 kreugweiſe über einander gelegte filbecne Belle , im ros then Selbe. Sie iſt vor Altens an das
1
Kod ſilft Baſel gekommen , und erfennet den Biſchof auch für Ihren Landesfürften und Dberberrn , welchem fie beim Antrit feiner Regierung buldiget , und hingegen von dema
1
ſelben und dem Domkapitel einen Revers erbålt , daß fie bei allen ihren Freiheiten Redhten und guten Gewohnheiten erhalten werden ſollte. Ste bat aud 1279 und 1352 mit der Stadt Bern, 1496 mit der StadtFren : burg , und 1382 mit der Stadt Solothurn
ein ewiges Bündniß errichtet , daber fte für einen zugewandten Ort der Eidgenoſſenſchaft geachtet wird , auch auf den serseinen eid . genopſden Tageſabungen nach der Stadt St. Gallen Sit und Stimme hat , wie wohl fie felten Geſangte bazu.
abfdicket.
Der Biſchof zu Baſel bat: blefelbſt einen Amtmann oder fogenannten Meier , wela den er entweder aus dem fleinen Rath , oder aus ben reformirten abeliden Senleu .
ten ſeines Bidtbums , nebmen mag. Dies
fer welſet jährlich in der Kirche: felnen Amtes brief , den er von dem Bildhofe bat , vor ,
worauf ihm zuerſt der fleine Rath der Stadt ( d wo.
533
Ahroøret , aløbenn fcbwsret er felbft den Amtseid , sund, alébenn die geſamte Pür gerfoaft den , in dem mit dem Birhof 1610 errichteten Vertrage feſtgelegten Eid. In eben dieſem Vertrage , wie auch in den
Vertragen von 1731 und 1758 find des btidoflichen Meters Vorredyte in Zuſammens berufung des fleinen Rathes , in ſeinem
Vorfiße in dem kleinen und großen Ratbe, und in dem Maltfis-und Unter - Gerichte , ins
gleichen in Bollziehung der Rathburtheile , 26. nebſt andern Gerechtſamen des Biſchofs und der Stadt , qusgemachet worben . Nach
dem Meler , ift der oberſte in biefigem Stadt regiment , der Bürgermeiſter , welcher son bem kleinen Rath , 12 Gliedern des grof
ſen Raths , und 2 Perſonen aus jeder Zunft , durd) die Mebrbeit der Stimmen erwählet wird . Der kleine Rath beſteht aus 24 , der große Rath aber au$ 40 Pera fonen . Die Rathsverfammlungen beſorgen auch die Gerichte in burgerlichen und Mar
lefisſaden . Der Biſchof bat dle Bålfte oder ein Drittel von geriſſen Geldſtrafen , die aber geboren der Stadt fu.
meiften
Dieſe genießet aud ben 30l ; Ole Auflage auf ein und ausgebende Güter , das uns
geld son vertauften Weinen , Sals , ! . die £ 13 Uufa
534
Sufi ahme in das Bürgerrecht, und dets men mehr. Sie bat euch das Recht ne bom Moffen zu greifen , Gefine und Oros an u machen , abjathun und zu &tr= Bern , bta Berbrecher zu beftrafen , und aber bürger ! ) Molefinader das Enbur or au frem, obre beb davon appelle rei, eine Reifion gefudt werden kann 26a 1367 roe die Stadt von dein Birdhof
Baſel Iberfallen , geplündert und bepa brannt ,
Wußer der Stadt , bat Meter und Nath
daſelbſt den Gerichtsmang über die nácare berſelber belegenen , und in dieſelbe - einges
pfarteten D & rfer Bikingen oder Boujeau , Peus bringen oder Erillers, oder Bingelz Vigneule , 3100 Mett ober. Made , fridlichwarten und Maglingen . Von Singen bis aber Vins
gels, hin0118 , erfired at fich ein Weinberg son 12 Millionen Dilabrai(duben , der an fehr gutem Wein frör ergiebig iſt. Die Grant bat aud das do in dem St. J133= Bitthal ber Erguel , und in der Harridaft güfingen oder Divin , das Gewehr gu filha
ren : doon gebrei daſelbſt die weltlide Re: gierung bem Biſchof zu Baſel zu , welcher zhir Verwaltung derfriben einen frosoft
babin fretzte 0.8 ali zelo reformist ſeyn muß,
und ſeinen Siz gu Gierlot but. Ennio. but
535
hat fe auch in der: am nordliden ufer 068 Bizler Sees
belegenen Dörfern Sudars ,
Alferme, Vingreis , Twan , Geicht und lets gerts , welche in Uefebung der weltlichen Geridte unter Bern ſtehen ,
mit dieſer
Stadt Das Waffenrecht gemein. B Die übrigen zugewandten Drte , oder
Confoederati , franz. Alliés, 3 Die drei Bünde der Graubündner. $. I. Das Graubindnerland , auf la . teintſ Rhætia , fit auf unterſchiedenen Lando darten abgebildet worden. gobanſen Gus der von Weimed bat in ſeiner Berdreibung der dreien grauen Bünde und anderer rhå tiden Bilfer , das alte Rbåtten theils auf
einem einzigen Blatt , tbeils auf 4 befon : bern Blättern abgebildet , welche aber gær nid)t (@dn find.
Diejenige Charte von
Rhårien , welche Fortunatus Sprecher von Serned , und Philipp Cluver gezeichnet ba. ben , uad Nif. Bellerferf am beften heraus.
Gegeben hat , if etipas zierlicher , aber zu unvollſtändig. Eben dieſelbe hat Ditens 3724 zu Amſterdam , nad des Obrilen Curibt von Gruned Berbefierungen etwas tortor diger 288 licht geſtellt. Die beſte
@aiti , da wir bisher tave , ift Dias EI4
t
536
jenige , welche Gabriel Walfer gezeichnet , und fotoob! #atth. Seutter als die Bo
menntide Berfitatte in Kupfer geftochen bat : Nie beparf aber noch einer guten Ver
befferung: %. 2. Ef grænget das Graubündnerland gegen Morgen on Syrol, gegen Mittag an
00 % benedigern unb maylandiſche Gebiet , gegen Yibend an der Elbgenoſſen italieniſche 1
Landbostel Bellenz und Palenzerthal , und an den Stanton Uri , gegen Mitternacht an den Kanton Glarus , und an die Graf.
ſchaft a Gargans , das Fürſtenthum lidhtens ſtein und die Grafiáaft Bludens. Die grögre länge von Morgen gegen Abend , oder bon9 Minſter"
palt , wird auf 18 und die größte Preis te von Mittag gegen Mitternacht , oder 'von dem Monte di Morbegno bis an die
Grafſchaft Bluden , auf 16 geograpbilde Mellen gefehabet. $ . 3. Der größte Shell bes bandes ber fteht aus Bergen : er ift aber noch nicht
durdigehenbe befanat , vielmehr find zwi Ident dem Rh &ticoberge und Syrol , und in
der Gegend Avey , nod große unbekann : te Difirifte. Der ebene Boden und die Shåler bringen faſt alle Arten des Getrei, des und der Gülſeafrúdyte , auch Weln , mau=
537
mancherlei Obſt und vieles Hell , hervor. Auf den mdflzen Bergen , me die Luft ge : Iinde ift , bai inan
tich
nur gute ucide
und Beu , ſondern man bauct auch dafibft
etwas Sommerroggen urb Gerfie , und fin , det auf denſelben auch noch Kirſd) en , bin, gegen die Dohern und rauhern Berge , bas ben nur gute Weiden und Wieſen , und vielerlei efbare und geſunbe Beeren .
Die
häufigen guten Weiben und die Menge d:8 Heues verurſachen , daß die
Einwohner
fich vornåmlich auf Ole Hornbieh : Scafo Ziegen - und Schweine - Zudt legen , und baron ihre meifte Nahrung und Einiinfte
haben , wie fie denn auch inhrlich giemlich viel
Bieb , Butter und Ståle verfaufen .
Die Pferdezucht ift fo gering , daß die meiſten Pferde , welche man im lande gebraucht , von auswärtigen gefauft werden ; denn die jenigen , welche ti fande fallen , find zwar dauerhaft , aber nicht wohlgeſtaltet . Auf ſer bem zahmen Fibersteh , hat man alth wildes eßbares Geflügel. Den wilden Thies ren ' wird ſo ſtark nachgefteüet , daß fie
nicht bäufig ſind. Außer den Trüſchen ,
(franz. Lottes) Groppen , Forellen , von welchen die großen Planten genennet wer den , weil ſie nur bei Ilanz zu finden find, € 15
und
$ 38
und wenigen Dechten , glebt es hier kelne betriolide fliche. Die Bergwerfe, wels dhe hin und wieder gefunden tverden , géa melftens feine erbelldie Ausbeute. Das nöthige Sals , molrd mebrenrbeit aus Tyrol geboler. $ find aber vortreffits dhe mineraliſche Quellen Porbanden , als ben
zu St. Mortg und Gduif in Engadin , zu drvenau im Bund der zein Gerichte ,
zu Frideris und Jenag im Sbal Prettigau, und an andern Orten . ' Die bornehmen Flüffe find ber Rhin , der Inn und die 90D2 , welche ins gefamit biefelbe entechen . Der Urſprung der Rheins , tft oben in der algemeinen Einleitung zu Hefbetten birlang, lich beſchrieben worden. Der Inn entreht auf dem Serninaberg im obern Engadin
und Anget durch blefet Tbal 'nad) Tyrol.
Dle fiſchreide Adda , bat ihren Urſprung in der lanbidaft Worms , durchfliefet bas gange Veltlin , gebet ins Serjogthum Mar 1990 durch den fago ot Como, unb end . 11h in den Po . Die vornehmsten kleinern
affe ober Waldroaffer find , die fanquart, U bula und Pleſſur , weldie ſich mit dem PR) in vereinigen , die Mdra , welde dite € : lancafea aufnimmt , und alsdenn in der fidgenoff den fanboogtei Sellens 10 in den
Send ergießt , die Maira i welde is den Las
$ 32
Lago di Chiavenna geht , die midler , ( Ballerd ) welche fich mit der anda termis ES find auc viet fine Seen , und zwar meiftens auf den Såden der 6 fiber.
birge , Dorbanden , woſelbft fie aus den rosnften Quellen entſtehin. §. 4. In der ganzen Graubündnerlan :
de find nur 3 Städte , dod mogen treo 250000 Menſchen darin wohnen . Die Deutide Sprache wird nicht nur in den alls
gemeinen Stanbefverſammlungen , und in bra Protokollen und offentlichen Briefeet gebraudet , ſondern breitet lich audy forint taimer mehr aus .
Mun ſpricht fie gu Cour
und in bafiger Gegend , faſ in ganzen Bun . de der zehn Gerichte ; und In unter (dledes nen Dörfern des grauer oder obern Bur: bes .
Un manchem Ort reden die Einweb :
ner der Bequemlid fett balber deutſch, und romanſare oder wd11d . Die rog n nnte romandre churwdiſche Sprache wird im obern Bunde mertside anders , als in Engadin , geſpros chen , im Pergel und Rifor aber , mirs
ſchlechtes italieniſs gerebet. $. 5. Die allgemeinen fanocê gelene baſta ten der römiſch) arbolthen usb evingeitures
fo :mirten Religion mille Freiheit. Bu der lige feru betennen fich etira Breidilliel aller Ein4
wohner , und Einoritiei ju Ost eifier . Dk. re for
540
formirte Geiftlichfelt tft in
6 fogenannte
Colloquia abgetheilet , welche find die Cola 24 loquia ob und unter dein salbe in dem
obern grauen Sunbe , das von Chur , die von Ober- und Unter : Engadin in dem Got teshaushunde , und das in dem Zehngerich , tenbunde. Ein jeber Bund hat einen De kanus , und ein jedes Colloquium einen De " les . , Die Defant werden ſåhrlich von 至
dem ganzen
Synodus eller breten Bünde
aus einem Vorſchlage , gemeiniglich durdy ble
erbelt der Stimmen , bisweilen aber
auch durch das loo8 , erwäslet , und blets ben es , fo lange pe leben , es ware bent ,
daß einer des Umts fild unwürdig madha ter oder es Ulters auch anderer Umſtände
wegen , niederlegte. Es haben auch alle dret Bünde ein philoſophiſches Kollegium für die ſtudirende Jugend zu Cour , über welches aus jedem Bunde ein weltlicher Ins
ſpektor geſetzt wird. Die römiſdfatholiſche Geiſtlichkeit in den 3 Bünden ftebet. größteas thells unter dem Bisthum Chur , und ift in das oberiandiſche und das oberhalbftets
nifche ( ſupra et infra Murum ) Sapitel , und die Diſtrikte des Miforerthals , des Calanferthals , von Difentls und Longani, 38 eingetheilet : denen 2 erfier find Detaz nie
541
ni , ben übrtgen aber Ano Vicarii foranei vorgelezet. Ein Theil der fatholiſchen uns terthanen und Geifilidele Bert unter dem Sisthune Como , nemallch die in den gemeinen
Puſclav und Bris im Gotteshausbund , tra Peltiig , Cláven und Worms . $. 6. Das Graubünbaerland ift ein bell
vom alteu Roatien , welches zu der Zeit , als es eine römiſche Provinz war , auch Vindelicien begriff. Der Name der Graus
bündner , lat. Cani , franz. Griſons, ital.
Griloni , fol nad einiger Meinung tager tommen , weil die Einwohner der dret pero bundenen Landidaften ebebeffen Kleider von
ihren grauen fandtüdern getragen baben ; andere aber balten Dafür , fie båtten fich durd , diejen Namen von den anbera Rb8 tiern abfondern , und anzeigen wollen , daß ſie die grauen oder alten und bertandigen Einwohner dieſer fande geweſen. Vielleicht haben die Einwohner des obern Bundes ,
denen er zunächſt und eigentlich zutómmt , in thren Bundesgenofien mitgetheilet. Im
sten Jahreunderte bemad tigten fich die Alemannier eines Shells von Rbatien : das Praca gefommen
jeßige Graubündneríand aber war vorher
unter die Ortoothen
welche es durch) Herzoge regieren ließen .
Um
Jahr . 539. brad )te es Theodobert
RS,
542
Leintz von Viftrafien , unter. felne $ 0tb mdfigtelt, und es wurde mit dem Herzog : bum Sowaben oder Ulemannien vereints aren erfennet aus einer Urkunde KS.
get .
nigs Arnulpbs vom Babr 890, daß das fand bemal Comitatus Rhætiæ Curienfis 8 moont worden fesy , das ift entweder , die
Grafídaft des curlichen RhStien , oder die Grafſchaft Cour in . Rhátien . Nimmt man dea legten Verſtand an , ſo hat die Grafe
fchaft @bur nicht ganz Dber - Rhátter bes griffeu .
Palfer Otto I und fudolph Herjog
von Alemannien , verlieben 951 dem Bia fdhof Hartbert ton Ebur unterſchiedene Ges redtfame in der Stadt Chur , und andere betréatiche úter in der Grafdaft Xbåtta
en , welchem Beiſpiel die Nachfolger Kalfers
Otto folgeten , und das Bisthum noch mehr begabten , ja 8. Friedrio I chos Den Blu fdof Eginon 1170 zur reidefüriiliden Bür: Dle Khatier bicagen dem Kalfer Free de drich II getroullo ar, und efflelten gur Ben Tobnung oneonliche Freifelten .
Die Gras
fe in Rodrien , als die von Obur , Bregenz,
Montfort , Weronberg , Sargans , Tyrol , $ 3inbeck , Cafers , Cidveri , Reait uno Ma
fux, und die Freiherren von ab , pero ment, Mc
, Ráguns , Cek ,, Montait ,
Belmont, u, a . 11. ftunden unmittelbar unter Dent
543
Dem Reich , feltorn
ärien die Gewalt der
Derzoge ven . Soweben nidt mebr über u erfannte . Als Renig Rudolp I feinen Soon gleid ,es Namens qu elnem Herzog voucowa.
ben erklärte , nuante derſelbe gar feines Une · fpruch an mbarica. Der Blichof von que hatte ein großes uafeben in dieſem Farbe , und errichtete 1419 nebſt der Stadt Cour
Das erſte Bündniß mit der Stadt Zürich auf 51 Jahre lang.
Die freien Gemeinen in
dieſem Thell Rbåtlens , ( welder Name fidh im Unfange des 16ten Jahrhunderts verlor.) traten durch ihre unter einander errichtete
Verbindung in 3 Körper , oder Republiten , oder Búade , zuſammen , welche der graue oder obere Bund , der Bund des Hauſes
Gottes , und der Bund der Zebngeridte genennet werben : der erſte bat feine Bere
bindung 1424 errichtet , der zweite feget fie in åltere Zeiten hinauf , der dritte aber hat fid 1436 vereiniget. Alle 3 Bünde traten 1471 3 Fanerol oder Paperol in ein emis
ges Bündniß zuſammen , welches 1524 von neuem beichworen , 1544 erläutert , und 1712 wieder berd woren worden. S. 7. Ein jeder dieſer Búnbe und Rey
publiten ; beſtebet aus einer Anzahl ganzet
und balber Fachgerichte , ( communitates magnæ , ), und ein Hodgerid )t fit wieder aus
544 CU8 Berichten ober Gemeinen ( communi tates parvæ ) welche aud Nachbarſchaften , und an einigen Drten auch Schniße genen net werden , zuſammengefegt.
Ein Gericht
ſteht gemeintglidy nur unter einem Amman,
welder mit Zuziehung von 12 bis 14 foges nannten Geſchwornen aus folchem Gerichts ,
bezirk , in allen bürgerlichen Rechtsſaden , und an einigen Orten aud dber geringe Vera brechen , erfennet und ſpricht. Das Haupt eines ganzen oder halben Hochgerichts aber wird landemman genennet , welcher , nicht nur in den bürgerlidjer i fondern an den meiſten Orten gud in den peinlichen Geridis ten den Vorfis bat , die Haushaltungs- und Standes - Angelegenheiten ſeines ganjen ober balbenodigeridt beforget , und zugleich im Namen deſtelben den allgemeinen Stans desverſammlungen oder Bundestagen beiwob net.
welden
In denenjenigen yodgerichten , in der Landamman nicht den Stab
führet , wird der Nidhter entweder Stadt sogt , oder Poteftat , oder Slutrichter ges nennet. 1
Wenn ein ganzes poer halbes Hod
geridt oder eine Gemeine ,
dern Dodgericht
mit einem ans
oder Gemeine der dret
Bünde einen Neordftreft hat , gehet die oppolazioa an das nådifie unparteillde Hodgeridt roca deffeiben unbes . Ein jebes
1
545
tebes halbes ober ganzes Hodgericht, ftelet brinabe eine freie Republif vor , weil es alle Stücke der Oberherrlid ,kuit befißet und ausübet ; j doch das Redt , Krieg anzufans gen , Fileben ju rahlteßen , Geſandte abs zuſchicken, Bündniſf :, und sentſie das ganze Land betreff nbe Gereße zu mad, en , bat fide
der ganze Sand oder Bund derg :ſtalt voro bébalten , daß dabei die Mebibrit der Stima
men aller Hochgerichte beobachtet und befola Die Regierungsart ift get werden muß. überal demokratiſch ; denn ( 6 wird nidit pur der Obrigkeit eines jeden ganzen cder hala ben Hodgerichts oder Gerichts , die Civils und Kriminal : Gerídisbarfelt nebſt den Oikos
nomiefachen , allezeit auf 1 Jahr überlafinn fondern es werden auch the geringſten Eten.
desfachen der geſamten Verſammlung eines
jeden ganzen oder halben Hodgerid;ts, durch eine ſchriftlide Einlage , welde man den Nordhled nennet , vorgetragen , ihre KfWins. meinung und Verfügung darüber eingeholet, und bin wieder dem Haupt des Bundes fdhrifts lich zugeſendet . Solche fdrifilide Erfidrun. gen oder Rathrdluſe nennet man Mehren,
und fie werden entweder von den Häuptern allein , oder auf den ſogenannten großen Kongreffen von dieſen nebſt 3 tonen zuge. ordneten Ehrenrathsboten eines jeden Buna Burb. Erbbeſtr. 13. 8. 13 m · Des
1
546
des , oder gar auf den jährlichen allgemets men Standesverſammlungen aller 3 Bünde , beſtåttget , und es wird dasjenige vollzogen , was die mehrern haben wollen .
Sind aber
diefe Mehren nicht deutlich genug, oder doc , ſo unterſchieden und befchaffen , daß man nidyt wiſien tann , worin das Mehren els
gentlich beftebe , ſo wird es noch einmal auf die Gemeinen oder ganze und balbe Rochs gerichte ausgeſchrieben , und eine deutliche Erklärung darüber begehret. Jeder Bund bat rein Haupt , welches im obern ' ober grauen Bunde der lanbrichter , im Bunde des Hauſes Gottes der Präſident , und im Bunde der Zehngerichte der Bundeslandam man ift. Von ben Bundestagen eines jes den Bundes , wird bernadi , bei der genaus ern Beſchreibung eines jeden Bundes, Nach richt gefolgen .
$. 8. ade 3 Bünde zuſammengenommen , machen , vermoge ihrer oben ( S. 6. ) ange: zeigten Verbindung , eine zuſammengeſetzte Republik aus , welche man die drei Bünde,
auch wohl mit dem Zuſaße, in oder von Churwalden , und in hohen Roatien , in : gleichen Graubünden , die drei grauen Bün De , die gemeinen drel Bünde, menuet. Sle nennet ſich ſelbſt, in neuen Bündniſſen, lands
ridster, Bürgermeiſter , Cund 1700 an der = ren
547
fett Ratt Préſident ,) Landamman , Amman, R&tb und Gemeinden der bret Bunden in
Geber Rhátia ; auch diese und jenſeits der Bergen der drei Bünden des grauen , Got: tesbaus und Zebngerid,ten der erſten alten hátia , &c. und in thren Schreiben an ans bere Staaten unterſchreibt ſie ſich : Die Håup ter und R& tbe gemeiner brei Bünden , wels den Titel fte aud in ihren Befehlen an ihre Unterthanen gebraucht. Huf lateiniſch wird
dieſer Freiſtand, Refpublica Rhætica oder
Rhætorum , tres ligæ Griſanorum , tres ligæ Curivallis , Ligæ grifæ ; auf Franjo , fijo : les trois ligues des Grifons , la re
publique des ligues griſes , auf Jtalles
hiſa , le tre leghe griſe , le tre leghe dell'antica Rezia , Republica della libera
alte Rhetia , oder de Griggioni oder Gris Sie bat fein gemeines foni , genennet. ſondern jeder Bund reint Siegel, und Wappen Gefanoſchaftsangeles in daß außer eigenes , genheiten ein Siegel mit dem Wappen aller
drei Bünde gebraucht wird. Die Schretben , melde an augnårtige Måste , und die Bes fehle , welde an die Unterthanen abgeben, und auf der Bundestagen ausgefertiget mere ben , verſtegelt man mit dem Stegel der Banbes , in weldjem der Bundestag gehal. ten wird , bisweilen aber , nad Befdjaffenis m
2
belt
548
belt der Sachen, mit den Siegeln aber 3 fins Die Schreiben , welche auf den Belo tegen , Kongreffen , und von den 3 Burs deshäuptern abgefaſſet werden, derfiebet man
mit dem Siegel des Gotteshauſes Bundes. Wenn von auswärtigen Staaten und für. ften an einen oder den anbern Bund betona dere Sdretben einfommen , werden fie von
dem Haupte eines jeden Bundes ( $. 7. ) eröffnet , und den Bundesgemeinen abſchrifta Ich überſdotcket : diejenigen Schreiben aber, werd . ' n alle 3 Bünde zugleid) gerichtet ſind,
werden von dem zu Chue wohnenden Prå . fidenten die Gotteshausbundes eröffnet, und den Suptern der beiden übrigen Bünde zu
writerer Bekanntmadung ſogleid) abſchriftlth überſendet.
S. 9. Uiber gemeinſchaftliche Angelegens beiten aller 3 Bünde , unterhandelt man fich entweder durch Schreiben , oder
auf Zus
fammen fürften. Eine gemeine Zuſammena kunft aller 3 Bunde , nennet man einen all . Er wird alle Jahr gemeinen Bundestag .
durch einen Kongreß der 3 Bundeshaupter bals im Junius , bald im Julius , mehren thells aber auf St. Barthowmåustag nach
HE
dem alten Kalender , ausgeld rieben , und
ac
zwa: toschfeldivelſe in einem Jahr nach Ilang
HE
im andern Jahr
be
Im obern grauen Bund ,
nach
549
nach Chur im Gotteshausbund , und im britten Fahr nach Davos im Zehngerichten : burd.
Den Gemeinen werden zugleich die
Serdhåffte, über welche ſie ihren Boten Polo macht erthellen rollen , eröffnet. Auf dem allgemeiner Bundestage , welcher gemeinigs Ilch 2 bis 3 Wochen wåret , er deinen außer
den 3 Bundeshauptern , aus jedem gangen Hodgerichte eines jeden Bundes 2, str 3, oder 4 Abgeordnete , von welchen der erſte der Ehrenrathsbote , oder blos der Bote ges nannt wird , die andern aber helfen Belt boten , zuſammen ſind ihrer 63 Deten. Es werden alfo auf dem allgemeinen Bundestage
überhaupt 66 Stimmen gezahlet , davon der obere graue Bund 28, der Gotteshaugbuno
23 , und der Zehngerichteband 15 hat. Den Borfig in dieſer Verſammlung, hat das Haupt des Bundes , in welchem fie gehalten wird ,
In derſelben werden die gemeinen Standess
und Landes : Sadien , und die Angelegens heiten auswärtiger Fürſten und Staaten abges bandelt , die gemeinen Einfünfte eingenoms men , die neuen Amtleute der Unterthanen
alle 2 Jahre in Eid und Pflicht genommen, und die son thnen angeſtelleten Appellazio.
nen werden jährlich beurtheilet. Es wird aber über die gemeinen Standes , und fans bes : Sachen , und über die Handlung mit Mm 3 frema
fremden Mächten , feiri udniger hluß gës falſet , ſondern am Ende des Bundestages wird ein Ausſchuß von den 3 Bundesbåup, tern und 2 Boten aus jedem Bunde Bers
orbnet , welche das Protetol und die Vers richtungen des Bundestages beſtätigen , und beftimmen , was davon ben Gerichten und Gemeinen entweder als eine geſchloſſene Sache , oper woriber fie fünftig ihren Wil .
len und Meinung einzuſenden haben , mite
zutheilen rey. Solche Mittheilung geſchlehet Durch einen ſogenannten Abſchied , davon für jeden der 3 Bundeshäupterin und für jebe Gemeine , welche das Recht Boten zu
fenden bat , elne , und alſo überhaupt 49 Abſdriften ausgefertiget werden . Die Ges meinen fønnen ibren durch die melſten Stim: men in einer jeden Gemelnie gefaften Ent:
fluß , auf ben jábrlichen ſogenannten Ron, greß einſenden , da denn die meiſten Stim men den Uus ( Alag geben .
Den Hauptaba
rohied verfertiget der Bundesſdureiber , in beffen Bunde der Bundestag gehalten wird, giebt aber den beiden u srigen Bundesfchrei:
bern eine Uldrift davon , damit ein jeder
ſelbige an ſeine Bundesgerichte und Ges meinen ausfertigen könne. Die außerorbente
lichen allgemeinen Standesverſammlungen , Mernet man Beltage , welche beſtåndig in der
551
ter Stadt Chur ' gehalten werden , woſelbſt auch das gemeinſchaftliche Archio aufbehals Auf denſelben verſammlen fich wenn ichwere und bedenfliche Landesangeles
ten wird.
genheiten es erfordern , mebrentheils nur die Bundeshaupter , wenn aber fremde Ges ſandte ' e verlangen , werden auf derſelo
ben Untoften auch Boten der Kochgerichte , und zwar bis auf die Hälfte der Angabl , weldhe auf den allgemeinen Bundestågen zu erſcheinen pflegt , berufen , da denn die Ges richte , welche ſonſt 2 Boten fchiden , nur
I ſenden , und diejenigen , welche nur 1 aba fertigen , mit einander umwechſeln . Dent Vorfig auf dieſen Seitagen hat allemal der
Bundespräſident des Gotteshausbundes , oder retn ernannter Statthalter , und der Bundesrohreiber dieſes Bundes , führet die Feber. Es werden hier die Dorfommenden Sachen eben ſo abgebandelt , wie auf den gemeinen Bundestagen , es wird auch der Abſchied durch die 3 Bundesſchreiber den Gemeinen zum weltern Entſchluß überſendet.
Es wird auch jährlich zu Chur der ſogenann : te siongres , am Ende des Januars oder im Anfange des Februars , gehalten , auf welchem Ole 3 Bundeshaupter , und aus jes dem Bunde 3 Boten, zuſammenkommen , mit weldjen leßten es alſo gehalten wird , daß mm 4
552
in dem grauen Bunde der Panbrid ter bas Riot bat , baju ju berufen , wen er will , in den betben andern Låndern aber die Hochs
gertute unwedſen , von welchen aber jedes nur 1 Beten atjendet. Wenn ndthige Ges futjåffee. ef erfordern , fommen die Bundes.
håuvrer aud; fouft noch zu Chur zuſammen , il ben auch wol ! einige Boten dazu . § 10. Diefe Bunbe haben ſich mit den benachbarten Eidgenoſſea und derſelben gus gervanotin Orier , uncerdieblid) in freund ,
fchafilide Búabaiffe eingelofien .
Alle 3 bao
ben 1600 mit der Republik Wa018 , 1602 mit der Etude Bern , und 1707 mit der Stadt Zücich einige Bündniſfe errichtet ,
Der obere graue Bund bat fid) 1497, und der Bund des Hauſes Gottes 1498 , mit den eidgen - Buchen Stådten und Orten zu: rich , Lucern , Uri , Shwetz , Unterwalden und Giarus , auf ewig verbunden, Es vers
lengte zwar 1567 der Bund der Zehnges riote in eben dieſes Bündniß aufgenommen zu werden : er befam aber auf einer Tages ragung g '! Saben die Antwort und Verfts chirung , daß, ob es gleich für diesmal nicht geſchehe , man doch von Seiten dieſer elo:
genoßiſchen Städte und Orte , ihm bei allen Morfällen alle Dienſte und Freundſchaft ero
weiſen , und tom , in Schreiben und ſonft den Site
553
Titel der Eid : und Bundes . Senoffen geben Es ſuchten aud) 1701 auf der Gabrrechnungstageſagung alle 3 Binde um
wolle,
dle Aufnahm in den gemeinen eidgenofis ( dhen Bund an , fonnten aber auch damals nicht dazu gelangen , meran vermuthlich die Religionstrennung Sduld war , weil die
Reformirten biefelbſt zahlreidher find, als die Ratholifen . Es madt alſo dieſe Republik nur einen zugewandten Drt der Erdginos
ſenſchaft aus .
Mit auswärtigen Staaten,
baben fich die Bündner eben ſo, wie die
Eidgenoſſen , auch in Bündniſſe eingelaſſen , als , mit den påbfien 1478, 1910, 19141 mit Frankreid) 1509, 1516, 1521 , melcher lente Bund nachher mehrmals ift erneuret worden , init dem Hauſe Deftreich 1500, 1518. Mit Mailand haben fie ein beſon , beres Kapitulat, welches mehrmals erneue ret, und feierlich beſchworen worden.
$. 11. Es baben diere 3 Binde 1512 die landdaften Weltlin, Giáven und Worms erobert., und find zwar 1621 turdh auf
růhriſdie Unterthanen und ſpaniſdimailånbts
fche Difer aus den Beſitz derſelben hers ausgeſetzet worden , aber : 1636 und 37 wieder dazu gelanget, Sie baben aud
1509 die Herrſchaft Meyenfeld, uub die daju sebörigen misdern Gerichte zu Mas lous am 5
554
lans and Senning erfauft.
Dle Beamtex
über dtere Land- unb Serrdaſten , werdent
von den 3 Bünben we felérelſe von 2 ju 2 Jahren alſo beſetzet, daß in dem obern und Zehngerichten - Bund alle Aemter unter den Hochgerid ten umgehen , fo daß alle Aemter in dem obern und alle 48,
und
in bein Zehngerichtenbund alle 42 Jabre, berumfommrn :
in
dem
Gotteshausbund
aber gerdstebet die Belegung nicht nach den Hochgerichten , ſondern nach unterſchtebenen unter den Hochgerichten ſelbſt midführlich ge machten Abthetlungen oder ſogenannten Kom , paften, ſo das nicht alle Hodgerichte gleis dhe Aemter, ſondern eins diefes , und ein anderes jenes Amt in der Unterthanen fans den zu beſtellen hat. Dieſe Amtleute wers den auf dem gemelnen Bundestage oder dem
Jennerkongreß beeidiget, und mit ſogenanns ten Beſtellóriefen verſehen , müſſen auch wes gen thres Verhaltens Bürgſchaft lefften . Die 3 Sende ſchicken auch alle 2 Jahre
einen Präſidenten und 9 Syndikatoren in dieſe Vogteien ,
welche die neuen Landes
hauptmanner und Vifarius in töre deniter einſetzen, der abgehenden Rechnung abneh men , der interthanen Slage und übriges Anbringen anhören, der Umticute Bernals
tung und der Unterthanen Appellationen unters
555
ünterſuchen und Seurtheilen : sodi tennen die Unterthanen von derſelben Urtheilen aud
an einen Bundestag der 3 Bünde appell: ren .
Die jährlichen Einfünfte der Graus
bündner aus threr Unterthanen fanden, bes
tragen ungefábr 13500 Fl. $. 12 .
Die Graubündner unterhalten
felnę Soldaten , üben fich auch im fande ſelbſt wenig ta den Waffen : weil fie aber
auswärtigen Méditen einige Regimenter und Kompagnten für Sold überlaſſen , ſo feblet PS Ihnen nicht an geübten Difisiers und Soldaten.
Sonſt rechnet man , daß die
Unzahl derer, upeldheim Nothfal Striegesa dienſte thun fönnen , in allen 3 Bünden uns
gefähr 30000 Mann betrage.
Fodes Goch ,
gericht theilet, wenn die Umſtände es erfors
dern , ſeine Mannſchaft in 3 Ausfluge. Der erſte beſtehet mehrentheil aus Frels willigen , und iſt der Stern der Mannſchaft: der andere ift foon nicht ſo riftig , und den dritten macht alles was Waffen tragen fann, aus . Jeder dieſer Ausbihüße wird
durch einen Hauptmann angeführet , wels cher einen Ober- und Unter - fleutenant, & ons rid ) , Wattmeliter und interoffiziers unter
ſich hat.
Die Ausdüße eines jeden Buns
des ſtehen unter ſeinem Landes obriften als
bedſtem Befehlshaber. Es hat audy jeder Bund
556 Bund feinen Pannerheern , welcher aber nicht cher, als mit dem leßten Ausſchuß , das ifi, im hdoften Nothfall , ausjiebet , und btsfes nennet man in der
Landesſpracje
das Panner lupfen , das iſt , das Panier aufflecken , und mit demſelben dem Feind Die vornehmſte Befeſtis entgegen ziehen . gung hat das Land von ſeinen engen påſ fen und boben Gebirgen , von welchen es
umgeben eft, in welchen wenige Mannſchaft einer ſtarken Matt widerſtehen kann.
§. 13. Ich beſchreibe nun zuerſt die trei Bünde felbit, hernach ihre gemeinſchafts lichen Unterthanen , und gulegt die unter bei Sdug der 3 Bünde ftehende Freiberr: dait Galbenſtein.
Der obere oder graue Bund. Er grenzet gegen Morgen an die Bins be des Gaufes Gottes und der Zehngeridh , #f, gegen Mittag an die landſchaft Cla: ben , das Herzogthum Mailand , und an die kandvogtei Bellengi gegen Abend an das
malensertsa usb gn ben Ranton uri , ge gen Mitternacht an den Stanton Glarus,
#RO an die fanboogtei Sargans . In dems felben find unterſchiedene bobe Berge. Zu
bem Gebirge udula, deſſen alte griechiſche und
557
und lateiniſde Schriftfteder gedenken, miete den die Berge Criſpalt , Budmanter, und der fleine St. Bernherdsberg oder St., Bernhardin gered net , aus we dem die Ar.
me tes Rheins ettſpringen ; der erſte wird
auch als ein Aim'tes St. Gotthardebergs engef ben, und zu deri terten gehören uns terſchiedene beſonders genannte Todje , ali,
der Vogel; ( Avicula) Monſter dell Ucello , auf Italieniich Monte .de Uccello , .etc. Bei dieſen Bergen glebts auch Cletider .
Dieſer Bund hat 8 ganje sodigirichte oder große Gemeinen , welche in unterſchisa dene tleine Gerichte , die men an einigen Drten auch Sdinite nennet, abgetheilet wirs
Das Haupt defelbon iſt ein kande
bin.
richter, welcher alle Jahre von den Pibgeord , neten dieſes Bundes zu Iruns aus 3 in
Vorſchlag gebracten
Perfouen erwallet
Solder Vorſchlag gefchiebt neda felswelle im erſten Jahr von bim Umt ju wird .
Diſentis , im zweiten Jahr von dera foges nannten Cau de Sar, oder de Sacce, und
im
dritten von dem Serrn zu Regiins,
Eben genannter Cau de Sax , ober 626
Oberhaupt von Gor, ift das Oberhaupt b« Hochgerichte Grub , Ilanz ,
fugaes
uno
Flimbs, welche ebemals die Herrſdaft Sax oder Moſax ausgemacet baben, Er wird
558
zwar jabrlid) , aber von den Gerichten in der Grub und glanz 2 Jahre, von dem Geridyt fugnez auch 2 Jahr nach einander , 1
und
bas
fünfte Fahr von dem
Gericht
Slimbs erwåhlet, auch alle Jahr auf dem Bundestag dieſes Fundes , abgeordnet. Man giebt ihm den Titel , Ihro Gnaden.
Der Bundestag wird jährlich zu Truns ges halten. Auf dem augemeinen Bundestage ber Graubündner , fat diefer Bund 28 Otimmen, die, außer der Stimme des Bang
deshauptes , alfo auf einander folgen : Der Dote von Direntis e, vor fugnez 2, DOR
Grub2, (welche beiden legten alſo ums wechſeln, daß ju Chur der von lugnez, zu Flang und Davos aber der von Grub, den
Vorlig hat,) von Flimbs 1 , von Waltens fpurg 1, von Rezúns 2 , von uiberſar i, von laar i , von Rheinwald 2 , von Sdams 2, von Cufis 1 , von Heinzenberg 1 , von Srins und Samis 1 , von Sdh mis i , son
Bals 1 , von Saffien 1 , von Erdhapina 1 , von Senna i , don Mirox 1, von Ruffle I ; und von Calanka 1 . Das Wappen des Bundes, ift ein durch die Mitte vou oben
berab getheilter Schild , deſſen eine Hälfte weiß , die andere aber dunkelgrau iſt. Die
Hochgerichte beſtehen aus Ståbten und Dörs fern .
559
fern .
Ste werden ihrer fage nad in die
ob und unter dem Walde abgetheilet. I Das Hochgeridt Grub , Edyldnets und Senna, liegt ab dem Walde.
1 Die Grub , Fovea , roll thren Nai men von der holen Ründe baben , welche In dem tiefen Boden derſelben Gegend bes merfet mird, Sie ift eine große Landſchaft, welche neuntchalbe fogenannte Nachbarſcafe
ten oder Gemeinen begreift, aus denen jähr: lich wechſeßweiſe der Landamman von der gangen fandesgemeine in der Grub, etvåbs
let wird, und das Haupt des Gerichts ift; es werden auch aus jeder Nachbarſchaft 2 Ridhter oder Geſchworne erwablet, die nebſt
dem landamman , kandſchreiber", Seckels meifter und Weibel, die Civil-und Striminal Sachen beurtheilen . Sie tund vor Alters unter den Edlen von Belmont, bernad, tam fie durch Erbſchaft an die von Sax, Gras
fen von Mifar, von welchen Johannes 1424 mit dieſer Landſchaft und andern feinen
fanden, in den obern Bund trat, Johann Peter aber 1483 reine hieſigen Nedte an bae Bisthum Chur verkaufte, von welchem fie fich 1538 lastaufte, und alſo gang fret wurde .
In der Nad) barſchaft Vallendas ,
wird die deutſche Sprache , in allen übris gen
560
gen aber die romaniche geredet.
Die Nad :
:
barſchaften oder Gemeinen find :
1) Ilang , lat. Ilantium und Antium , eine kleine Stadt am Fuß des Berges Muns baun, zwichen dem Vorderrhein und Slens
ner, welcher leßte Fluß gleich unter Slang in den erſten Aließt. Sie iſt der Hauptort dre gangen obern ober grauen Bundes, in welcher audi alle 3 Jahre der allgemeine Bunbestag der Graubündner gehalten mird. El merten auch in derſelben olle Zuſam
merfünfte, Ole Randesgemeine, das Landge. ridit, 2. des Godogecidits Grub gehalten, In bürgerlichen Sachen hat ſie ihr eigenes Bürgergeridt , don welchem an das Lands gericht eppeliret wird.
Sonſt iſt fie der
evangeliſden Religion zugethan. 1484 branns te fie ab. 1355 fiel bei derſelben zwiſchen dem Grafen von Montfort und Freiberrn von Belmont, eine Solacht vor , in wela
cher diefer otſiegete. Zu der G meine Flang geboren aud) die Nachbarſchaften Flond und Gtrada .
2 ) Die coangeliſche Nachbarſchaft Valo lendas, in weld )er zu allen das ein beſona Deres Vogteigericht ift , von welchem man an das Landgericht apprdirer. Unwelt Vals
Tendas iſt der Ort Prada , woleibft 1621 ein Treffen zivilſchen den Graubündnern und einis .
$ 60
einigen Vðiférn aus einigen katholiſchen elds gento fiſchen Orten vorgefallen tft.
3 ) Die evangeliſche Nachbarſchaft Kaits
ris, in der Lapocs (prude Caſtilloch , von dem wird .
welche
Dorf dieſes Numbenennet
In oteſer Gemeine yaben siele feu.
te Krspre.
4) Die Nachbarfchaft Sagenz , welche dermiſchter Religion ift.
5 ) Die Nachbarſ@ aft Falera , welde katholiſch ift. 6) Die Nachbarſchaft Rurdeln , welche audi fato ottich iſt.
7) Die
Nachbarſdaften
Labur
und
Schnauß , welche evangeliſcher Religion find.
8 ) Die Rachbarſchaft Nigein oder Rising, welche evangeliſch uit. 2 Die
Gemeine
un
das Gericht
Soldwi8 . Uiber dem Dorfe chlówts oder Schlewis , ſteht das Sdcß einenberg,
weldjes den von Mont juftåndty iſt die noch einige Bered trame en team Dorf haben. 3. Die Gemeine und 008 Geridt Sena na .
Die
Einwohner
und Nadto men
fondbilder Koloniſten , und fpirden Deutſche II Das Hochgericht Difentie , liegt of Dem walbe , iſt gants fatbolicher Religion, und . Det die romaniide Sprude.
tine Oer 3 alten perridrifter , aus veden Bå. Erobeíbr. 13. B. N
362
Me Panbrichter genommen werdent , es hat auch feinen eigenen Panner. Die peinliche Gerichtsbarfeit über der fandamman, nebit 1
dem aus 40 Perſonen befiebenden großen Rath , die bürgerlichen und Standes - adhen aber der kleine Rath von 15 Perſonen aus. Es hat auch der Ubt zu Difenris an den
bürgerlichen und Standes :Saden Anröcil, und fowohl im kleinen Ratb , als in der
Kandeegemelne diares Hochgerichte , Cin und Stimme. Das hodigericht wird in 4 los genannte Sie I Der Hof Olientis 3
,
Dahin gaharen
1 ) " Direntis ,', lat. Diſſertinum , Deſer tina, ein Marktflecken am vordern Rhein , welcher nicht weit von bier bel'der 096 nannten Brufſerbrude, den mittlern Nhein aufnimmt .
An Olerem Ort iſt die Veríamin :
Inng des Hochgerichts und eine Berülmre Mannsabtei Benediftinerorbens , deren Ur :
fang gemeiniglich ins ? te Jahrhundert ges rezet wird . Der uit bat ten Site ! eines
1
Reichsfürften . Er wohnet den Bundestas gen des grauen Bundes gemeiniglicy in pers ion bet, und bat bei der Wahl der Menter
und Behandlung der Polizetfachen , die einte Stimme, auch das Recht, alle 3 Gatre aus 8 bem Dodhaerichte Difentis den Boten 1
grauen Bundes 3 Perſonen vorzuolaget ,
563 QU $ welchen fie elne zum Banbrichter und Qaupt des Bundes ermablen fornen : allein , auf dem allgemeinen Bundeso Tage ber Braubündner hat er feinen Ein und Stunne,
Seine Gereditfame in dein
Hochgericht Difentis , find vorhin berlibret worden .
2) Ole Nachbarſchaft St. Johann unb Raberas.
3 ) Die Nachbarſchaft Dlola . 4) Die Nadbarſchaft Cavardiras . $) Dle Nadbarſchaft Ucletta. 6) Die Nachbarſchaft Seignias und Pelſel. 7) Die Nachbarſ& aft Momper de Dte Detſch und Mompir de Medeis. {" 2 Das Canetfiber
bel , " melden
von
dem Dorf Eapetrde , Aetuaticus vicus, Den Namen hat, und durch meides der vordere Róein fließet. Urter ten darin belogen Dörfern, tft aud bas Pfarrborf St. Gia, como .
Die Nachbarſchaft Simunt
ober
Chiamunt, egentlich Cima del Munt, das ift, ber hschſte Gipfel des bergess, iſt nahe bei einem boben Berge, welcher zu dem Ur
fprung des vordern Rhein NA 2
führet. 3 Der
64
3. Der Rof Brigels und Medels ; Vese aud) im Savetiderthal; und begreift ris gels , ein Pfarrborf , Arpagaus , ein Deifa die Nachbarſdaften Daniff . Das Medelfarsi
thal mit reinen Dörfern , ingleiden die Nadja barſchaften Curallga und Platta. 4 Der Hof Sunnir und Cruns. dem Dorfe Sunmir , iſt eine Reibe ' pit Holj faft liberad bewachſener Berge , w.lo de reid , an metalltráchtigen Mineralien jino.
In dem Dorf Truns wird jábillch er Bundesteg des grauen Bundes gebulten der fandridhter deſſelben erwablet , und tas Landgericht gehalten , welches die durch Spa pellagion an daffelbe geblebenen Sachen bes urtbeilet. An der hieſigen Kapelle , if der la Anfang des Bundes in dieren landen , cher 1424 beſchworen werden , in ' alren deutſchen Retmen beldurteben. 111. Das Hodgericht altenfpurg ,
liegt auch pb dem Walde, und hat von ets nem Schloß den Namen * Von den Gericha ten , aus welchen es beftehet , dicket ria jedes feinen eigenen Boten fomobl auf Ole sallgemeinen Bundestage , ald auf die beſc tia Deren: Vírſammlungen deel grauen Bunt: g es bat auch jedes Geridt on ben Ocm grein
Bund gukon manden Hemtrin und Einfüs. = ten , fein Untbal. Die Baidyti fint : I 123
$65 I Das Gericht Wattenſpurg , dahin die Rad barſdaften Andeft, Seth, Gula , Rau,
WIB , Schlans und Panty gebdren. . Zu der Kirme des legten Dorfes geſchehen +
wiele Wallfahrten. 2 Das Gericht faar , welches von dem Bericht Waltenſpurg durch das Hodgericht Srub geſchieden wird. In dafelbe geboret aud die Nachbarſchaft Giffis oder Sivtein auf der andern Seite des Rheins . ES font
ein Sheil einer alten großen
Grafſchaft
feru. 3 Das Gericht
Uiberſar oder Ober .
far.
IV Das Hochgericht Flims , liegt auch ab dem Walde. Den Flimſerberg nennen ble Bündner Segnes , undthetien ten in
Bognes Zuor und Segnes Zuot , das ift, In den obern und untern Berg , ab .
Der
Jüdliche Shell Deffelben iſt zwar ſchwer , je: doch noch leichter , als der nordliche , fu beſtelgen. Uuf dem obersten Gupfel iſt een
durchbrochener Felfen , welchen die Warner gemeiniglich Martilloch nennen , wodurdy fie im Dorfe Elm jägrlich am 3ten Mårg und : um Midyaelis die Sonne betrachten .
Das Hochgericht flims begreift : Na
Dig
566
I Die Gemeine Flims , auch Flimbs , in romanſcher Sprache Flemm , auf lat, Flemium , welche groß urb anſehnlich), 'und ganz evangeliſch iſt.
Sie hat den Namen
von einem Pfarrdorf, zwiſchen weldem und boben Srims das Schloß der Freiherren von Belmont geſtanden hat.
2 Die Gemeine hohen Trins , Trimons tium . 3 Die Gemeine Taming , und Das
mins , zu welcher auch der Ort Reiderais gehöret , der nur aus einem Solofic Wirths -und Bob-Haufe, und einigen ans
dern Sebåuden beſtebet , und woſelbit fidh der vorbere und hintere
Rbein vereinigen .
Die Herrſchaft Reichenau , geboret einem Herrn von Buol ,
Freiherrn von Gohau :
enſtein und Riedberg ,
Welder auch
1173
Dorfe Camins gewiffe Gerechtſame hat. Die Herrſchaft Rezuns oder Raguns , (bas ift, Rhætia ima , das innerfte oder oberſte Roatien ) hat ebubeffen Ihre eigenen davon benannten , und don im 14ten Fabrhundert quegeſtorbenen Freiberren gea
babt, if aber unterm S. Marimiltan I tauro weiſe an das Erzbaus Deſtreich gekommen , welches fie zwar unter Ferdinand I an die
yon Planta verpfåndet , 1679 aber wieder
singeléfet hat , dem ſie audy nod jugends fet
'Shay pet , und welches einen Verwalter dan in feo
Bet.
Die Gerechtfame , welche es dieſer
Herrſchaft wegen hat , find , daß es jähre Iid, aus 3 thm vorgeſchlagenen Perſonen , einen Amtmann ermdblen tann : daß ihm von den Herrſchaftsleuten der Zehnte ers legt werden muß , wovon fich aber sie zu
Emos losgekauft haben : daß , es den Boten
des grauen Bundes alle 3 Jahr 3 Perſo: nen, zu der Würde eines fandrichters vora
fch !ågt , aus welcher fie einen erwählen müle
fen , und daß es die Geldſtrafen stebet , wofår es aber die Gerichtefofien allein tras
gen muß. Zu dieſer Herrſchaft gebåren : 1 ) Rezung , Rhætium , Rhetium ein Dorf , Schloß und Semeine.
2 ) Bonaduf , Bonædulcium , Bonedų . cium , ein Dorf und Gemeine , in welcher chedeffen das Schloß Watenau geſtanden 3) Embs, lat. Amades, oder Amedes , ein Dorf und Gemeine , in welder das zerſtörte Sdloß Ober : Embs geftanden.bat,
weldes das Stammhaus der jenigen Sra. fen von Boben Embs , im idwabiſchen Kreiſe , geweſen tft. 1776 brannte dieſer Det grøftentheils ab.
4) Selbſperg , lat. Fagonium , in der
fandesſprache auch Fagoing , Dorf und Gemeine.
N
4
V Dar
368
V Das Hochgeridt Seinzenberg , Sui fis , Safften und Sinapina. I Det Deinzenberg : in der Bandes(prar
& Montagnta , lat. Mons Heinfilianus fångt åber Lufe und Rågts in dem fruchts baren Domleſchgert balan , tift 2 Stunden
hoch , und 2 Stunden lang , und der fd ;& na fte und frudtbarefte Berg im ganzem raus
bündnerlande. In der Mitte deffelben llea gen faſt in einem geraden Striche folgen : De 5 Gemetnen , jede etwa dne viertsi Stunde von der andern : 1) Die Gemeine Urmein .
) Die Gemeine flerdan. 3) Die Gemeine Purtein oder Portein . 4) Die Gemeine Sarin .
5 ) Die Gemeine Delin und Prås. Das Gericht Tufis juwelcherk gebåren : 1 ) Tuns , lat. Tuſcia , ital. Toflana
an fatt Toſcana , ein Marftflecten , wela cher . Fetner Urſprung von dem Eufetera obec
Soſcanern bat . Ole Kidy bier niedergelaſſen baben . 1737 branate er bis quf einige Bäufer nach , ab. In demſelben lft eine farte Niederlage von burdigebenden Kaufa Warnsgatern . Die neben dieſem Orte flief
tende Nolla , welde bier in den Rhein gebt ,
ficheldet,
569
ficheitzt das Domleſchgerthal von dem Schama Perthal.
2) Die Gemelne Mafein , am Bein zenberg.
In derfelben bat
das
Schloß
Sdhauenftein gelegen , und nod ift'in dem : felben das Sdloß Nieder : Tagftein vorhan: en .
3 ) Die Gemeine Caj ober Cdzis , auch
Kajls und Rajes , im Domleſchgerthal, unten am cinzenberg. In derſelben itt eln Frauenfleſter Dominifanerordens , wels
ches feit 1666 , da es wieder bergeſtellet worden , eine Pitorin jur Porfeberin hat,
4) Das Gericht Safften , macht eln Shal aus , durch weldes der Saffierbach fließet. s ) Das Gericht Cepina oder Tfdapina , Die Einwohner der beiden leßten Gez richten find Nachkommen ſchwabirdher fola Jonifien , und ſprechen Deutſch . VI Das Schamferth at und der Rhein
'wald , machen zuſammen ein Hochgeride aus .
I Dagsdamerthal
auf
latelnirih
'entrerer Vallis ſexamnienſis , oder Vallis
Japidaria , rolli entiveder von 6 fleinen fldfs fen , welche hier in den Rhein fließen , oder
pon Saffam , weldes ein fulfen bedrutet , Nn5
den
1
1
70
pen Namen haben .
4 Diretta
Es eft
ren eingethellet. I ) Die erſte Direktur ,
machen die
Därfer Bills (Siles) und Raſcheln aus. 2 ) Die zweite
Direftur , beſteht aus
den Dertirn Ander , Pignol , Bårenburg oder Berenburg , woſelbſt ein Schloß gen ftanden hat , und Sarera oder Ferreraa In der Gegend derſelben ſind Silber - Rus pfer - Blet-und Elfen Bergwerke. 3 ) Dle britte Direktur, macet bte Gemela ne Danet oder Donat aus.
4) Die pierte Direktur , Geftebet aus ben Semeinen fon und Matton .
2 Die Landſchaft oder das Thal Rheina
wald , wird durch den ungefähr in ihrer Mitte legenden Drt Ebt , in das
was
innerhalb und außerhalb der Ebt liegt . getheilet. Sie bat den Namen von dem bintera Rhein , welcher darin entſpringet , und durch dieſelbe binfließet. Die Landes
gemeine des ganzen Hochgerichts , verſamm ,
let fich jährlich an dem eben genannten Orte Ebt oder Uebi , lat. Planura , in der Pfarre Medels .
Der Dornehmſte Drt iſt
Splügen , lat. Speluga , ein Flecen am hintern
bein , am Fuß deg . Splügerbera
ges, welcher auf lateiniſch Speluga , auch Urſulus ino Culmen urfi beiget, und über welder
571
weldhen ein ftarter Pag nach Italien geheta In dem Flecken iſt eine ſtarke Niederlage ton Kaufinarnegittern , welche thells über
den Epiúgerberg , theils über den fleinen St. Bernbardeberg aus und nach Italien gehen . Die Pfarrbdrfer Neuffenen , lat. Novena , und zum Rhein oder zum hinz tern Rhein , find aud angumerken . Von dem kuştin bat man noch 2 Stunden bis zum Urſprung des bintern Rheins. Die Einwohner dterer landſchaft And Nachloma
men rowdbilder Koloniſten , und fprechen deutro .
VII. Das Hodgericht fugaeß oder das
Lugneşerthal, Vallis Leguntina , oder Leig peizia , in der hieſigen Sprache fonganiga ja , welches aus & Nachberdhaften oder 6cmeinen beſtebet , nåmlidt flair fome brais, fieng ! vida , in welcher der Haupts filicken des ganzen Thals belegen iſt . Igels. baſen , Mauriſien , Cumbelsbalden , woſelbſt
ein Bad und Sauerwaſſer iſt , und Tersa naus .
Mit dieſem Thal ift das Gericht
St. Petersthal oder Bals zu einem Hocha gericht vereiniget.
VIII Das Hochgericht Rifax oder Mia ror , audh Mafar und Manſar , lat. Me.
ſáueum , Vallis Meſaucina , welches den gangen ſüblichen Theil des grauen Bundes 66.
37 begreift , und in das obere und untere Sle
farlat gethet/et wird , welche 4 Squadre Qusmachen , nåmich das obere Bitarlat an. bertbaib , und das untere britrehab. Zu
jiber Squadra gendren gemiffe Nachbar fafteu oder Gemeinen .
1 Die erſte Squadra , gehet vom Ber: ac St. Bernhardin an , und iſt ein Ebelt
des Milor :rthals , Ourch welches der auf leben genanntem Berge entſpringende Fluß
Mous , Meuſa , fließet. Uuf eben dieſem Preprize pind einige Vårfer und eine Kapelle , und unmeit davon tft auf einer Liefe ein
cuernoaffer von ſtartem Gefchmact , wel: dos an dem Orte felbft ridt viel getrun : tin , wobi aber wegen 'relner guten Wir : fungen andermarts hingeſchicket wird. Zu
Di
Squadra gehören folgende Nachbar
faften oder kleine Gemeinen , nåmlid Ga . bla , in der fandesaus prache Ciabla oder
Estebia , Undersla , Angona , kes , Creme Depp Crimir , wofelbft das nun gerfierte Bergſchloß Miror oder Rafor geſtanden hot , unter welchem die Kirche St. Maria fehet , logiano und Doira .
2 Die zweite Squadra , gehöret auch zum M forarthal, und begreift die Nach
barschaftin sorozen , Cabidl oder Sablolar '
Foftala , Cama , Nørantula , leggla ? und Verbabbia .
3 Die dritte Squadra , enthalt Oton, lat. Grunum , Ruffle , cder Rere , Nivea redo , St. Antonio , St. Victor , St. Gina lio, St : Fidele , Toneda- und Campton , 4 Die vierte qugra , beftebat aue 11 Calanterthal , weld) 8 bergidit , rauh , xD arm tft , und durch meldes das Beran : fer
Caiancáſca
flicfet.
Die
ſogenannten
Calonker , welche baufenmelſe umberſtreiért, und von neichen die manner lidt zu rin
romußigften Geſchäften gebrauchén Icfien , Weiber usb stinder aber bettein , find thells qus terem Shal , theils aus dem Ct.
Salotsthal. Zu den tleinen Dorfirn oder Nacht arſchaften des Calanferthals geh8 : 47, St. Maria , reoſelbh Das gerførte Sacs Calanc oder Calanda , geftanden hat , Bus feno , Urvino , kanperenca , Gajtanetta , Daſca , St. Domenigo , u . a . m. Anmerkung: Das Miforerthal bat Johann Peter Freiherr und Graf von Ear , 1481 an Johan Jakob Srivulzio aux Mailand verf- uft , mais der Verfauf 1499 villig zur Sichtigkeit geo kommen , und der Käufer mit dein
hal iyo
dem obern Bunde beigetreten iſt von deſſelber
Oracfommen franei o Trivulic, heben ſich die Einmohler 1529 billig losgefauft. 2018 ihm nber
der Verkauf gereuete , entituinden daraus große Unruhen : doch fihúrte 0.1 ofere und die 11:19
tobuer bei ihrer Freihe.t.
Shifer gerdtrava II , 17
574
II erhob Theodor Eributzt in den Fürften ftand unter dem Titel von Miſor. U8 fich aber der obere bund sowohl, als die geſam . ten Eidgenoffen , bagegen ferden , erflartc bee Kaiſer , daß dieſe Senennung und Brlettung
ſich nur auf der Trivulzio Voråltern Diteln beim fiesen , und niemanden an ſeinen Nechien nachtheilig ſeyn rolle. Indeffen iſt in der Familie Trivulzio annoch der Titel , des Gris ligen römiſchen Reichs Furgt von Miſocco und Valle Miroicina ,
fo nennet mon das
Muſokerihal in der hieſigen Landes - und i1qm lieniſchen Sprache , ) gewohnlich.
Der Gotteshausbund . Der Bund des Hauſes Gottes , let.
Fædus cathedrale , oder Fædus domus
Dei, franz. la Ligue Caddé oder la Ligue de la maiſon de Dieu , ital, la Liga cade, bat feinen Namen allere Anfchen nad von dem darinnen belegenen Bisthume Chur, und grenzet gegen Abend an die Landſdjaft Cida ven , den grauen Bund , Ole Grafichaft Sars gans , und ein Stück des Bundes der Zebna gerichte, gegen Mitternacht auch an den Bund
der Zebngerichte und an die gefürftete Grafa , Thaft Tyrol , gegen Morgen ann an Tyrol , unb gegen Mittag an die Lanor soften 2Born: und Veltlin . Seine länge beirdot vobi 25 Stunden , und die größte Breite en 20 Stunden . Unrer den hohen Bergen en bok om
fonders. Der Julferberg, Mons Julius , mert a mus
375
mürdig , von welchem der Berg alonen
oder Melojen , Malogia , Mons Melojus, und der Septmerberg , Monte De Sett ,
Sheile find.
Man kann nicht gewiß ſagen ,
wer der Jullus reny , von weldem er den
Namen bat . Auf der bberſten gangbareu Höhe deſſelben , ſteben aufbeiden Seiten der Randftraße 2 'runde Säulen von roben fel. fenfiüden , welche aus der Erde 4 Sdube und 5 Zolle hodh bervorfteben , und 5 duhe Der Birlinger , 2 Bole im Umfange baben
Bernina , Pyrendum , Pyrenæus mons , iſt ein bober meiſtens mit beſtånbigem Eis bedeckter Berg , über melden aber doch ein
farker Paß aus dem Engadin in das Hoch gericht Puſclav , und ſo weiter in die lands ſchaft Beltlin ' , geht. Es mird dffer Bund in eilftebalb große
Hochgerichte eingetheit. Das Haupt deſa felben wird der Bundespräſident génennet. Ehedefien war foldes der jebe malige Bürs
germeiſter der Stadt Chur , feit dem Anfang des 18ten Jahrhunderts aber ernennen die
Boten des ganzen Bundes , jábrid) durch die Mehrbeit der Stimmer , 2 Glieder aus
den 15 Perſonen des fleinen Raths ju Chur, von welchen einer durch das foed zum Bun: despráfidenten erwählet wird. Er hat auf den Bundestagen und auf den ſogenannten Jána
3
576
Jänner Kongreſſen , wovon betbe zu Ebug 1
gehalten werden ,
in allen Geldhaffien bio
Entſcheidungsſtimme. Der Bunbestag diem fes. Bundeslji eigentlich auf St. Barthos lomåttag altan Kalenders beftimmet , wird
aber jedesmal am Tage und an dem Orte des allgemeinen Bundestages der Graubünde ner gehalten , da die Boten dieſes Bund . &
wenen törer eigenen Burbesgeſchaffte bes Sowehl auf fouders zuſammenfommen . dem befondern Bundestage dieſes Bundes , als auf dem allgemeinen aller 3 Binde , bao ben der Bundespräſident und die Gemeinen guſammen 23 Stimmen , nämlich der Buna diepräſident, l , die Soten von der Stade Cour 2, Pr:gell.ob Porta i , unter Pirta 12 Fürſtenau 1 , Dberbaloftetn und : Slefontas fien 2 , Dber : Engadin 2 , Drtenſtein 1 , Br
gün ' s, Dberbaß 1 , Unter Engadin ob Val Taona I , und Unter : Bal Safna i , die plec
Dorfer 2 , Puſclav 2 , Remus und Schlins i , Stala unb
Marmels ,
oder
Biolo 1:11
armorere I , vers .1 , und künſterthal Das Wappen be8 Bunbes , if in direta ser {pringen der Steinboc im weißen Film Es folgin nun die Dodgerichte , qu$ rele den biefer Bund beficbet.
I Das Hodgeridt bur , machet ole Stadt Eyur qus. Cyura
577
Thur, lòt. Curia Rhætorum , ital, und tomantic Coira, franz. Coire, if die Haupto ftadt der ganzen Nepubltt der Graubünds ner , und Inſonderheit des Bundes des Haus fes Gottes, und lieget am fanomaffer Pleſſur, weldes neben der Stadtmaurr fileßet , durch
elle Straßen geleitet werden tann , und eta wa eine halbe Stunde unterbalb der Stadt fich in ben bin ergt 6 -t. Gegen Morgen
.Rebet fe am Fuß eines Bergis , und g ?? gen Mittag am Fuß eines andern , gen Abend und Mitternacht aber bat fie eine Roone aus wolpen , Pedern , eins
und Baum - Sarten brft hende Ebue, auch gegen Nordoften eine Unhobe ron guten Weinbergen .
Die Stadt
von mittels
mäßiger Große , bat lauter reformirte Eins wohner , 2 Kirchen , an deren jeder ein Pres diger Kebet , von welchen der on der heupta
Kirche zu St. Martin , Untifte domannet wird , noch eine Hirde , in melder Pidiena predigten geholtin merben , und ein Colle .
gium philofophicum , weld es die gemeia nen - Bunde ebonnet: ider Religion 1700
angeleget baben , über welches auch jeder Buni qus ſeinem Mittel einen Anſpeftor berordnet , und in welchem 2 Profeffores kehren , es iſt auch eine latelniſdie Schule Buch . Erbbecor. 13. B.
1
578
bon 3 Klaffen vorhanden. 1
Auf dem Rath
bauſe wird alle 3 Jahre der allgemeine Sun. destag der Graubündner gebalten , und außerdem werden die ſogenannten Beltråge und Kongreſſe derſelben beſtåndig biefelbſt angeſtellet. Es iſt auch auf dem Nath hauſe die Kanzlet , und das Ardit rowohl des
Gotteshausbundes , als das gemeinſchafte liche aller 3 Bunde , unter dem Rathbaure aber das Kaufhaus , in welchem die Kauf
mannsgüter niedergeleget werden , die durch dieſe Stadt aus Deutſchland nach Italien, und aud, umgekehre : sehen . Auf dem Too
genannten Kloſterplaße iſt das Zeugbaus , darin fomohl der Stadt Shur , als der
graubündneriſchen Republie Artillerie , vers wahret wird.
An daſſelbige ftsfet das torns
baus, woſelbfi wdchentlich zweimal ein Korns marft gehalten wird. Die ſchönſten Private
gebäude find , der Pallaft , welchen Peter von Salts erbauet , auch einen ſchönen Gars ten babet angeleget hat , und das nad
Italieniſcher Urt erbauete Baus , welches. der ehemalige Bürgermeiſter Otto Edward aufgeführet hat. Die sa fie Gemelt , ftes bet bei der Bürgerſchaft , welde in 5 Zinfo te eingetbellet ift , und in allen Standesfas oen fich auf Befehl des Natbe verſamens
let , da dena ein jeder zünftiger Bürger ame getse
$ 79
felne Meinung gefraget wit6.
EB gilti
mas die meifen Stimnien beráließen , und Wiro den Rath ſchriftlich angezeiget. Was 3 Zůnfte erkennen , das müſſen die übrigeni 3 audy annehmen . Der große Rath beftes bet aus 70 Perfonen , welche ole Bürgers fdaft alle Fahr am erſten Sonntage nach Kriſpinstag aus ihren Zünften erwablet ober
beſtåriget , da denst aus jeder Zunft 14 ges nommen werden , weldje man Zunftmeiſter Dieſe 70 erwählen wieder bert fleinen Rath , welcher aus 20 Perſonen bei fteht, nåmlich aus dem Amts- und alten Bürgermetfter , aus dem Amts- und alten nennet .
Stadtvogt , auß dem Stadtrichter, Präfekts tister , Stabtamman , dem oberſtert Zutiſte
meiſter , und 7 andern ſogenannten Natiss Herren , von weldjen ig Perſoneti alémat 3 aus jeder der Zürfte find ! und zu Ocs tien nod die s Uricts . berfunftmeifier oder
Vorlieber einer jeben Zunft fommen. Das Haupt Ber Stabe iff der Bürgermeiſter , frecher jedes zte Jahr durch eine neue und freie Wahl des grosen Marts gur Kegies
fung fommt. Der oberfte Zunftmeifter, melet der aus den s Umidsbergtorfmettern er's Mahlet wird , er detaet als bas Faupt der
Dürgerſchaft bei allen Berſamniluget , úrh Pasi te feften , $ ag die Obrigfelt hihi
580
wider die Freihten und Gere.hrfane od Bürgerſchaft vornehme.
Der flelne Rath
macht mie Zuztebung gweler Prediger , das Ehegericht aus. Die meiſten Stadtangele: genheiten werden von dem fogenannten Rath und Geridre von 30 Perſonen beforget , wels
dhe Perſonen aud) bas Kriminal : oder Vogta Geriset ausmaden.
In dem Civil- und
Sdulden - Sericht figen , den Stadtrichter mit darunter begriffen , 15 Perſonen . Bis 3701 hatte der jedesmalige Umtsbürgermeis fter den Vorfit und die Umfrage auf dem Hundestage des Gotteshausbundes , fame dem Siegel deſſelben ; es war auch der Stadtfchreiber allezeit Bundeslbreiber , und der Ratbebote war immer Bundesretbel ;
allein , die meiſten Godgerichte dieſes Puns bes madoten der Staat die es Vorrect Rreti
tig , und endlich wurde Ole Sate von den
tau erbetenen zúridiſchen und berneriſchen diabsridtern .gu Malans dergeſtalt ents folden : daß die Boten oc$ Gotteshands & andes alle Jabr , am Ende des Dundesa tases , aus den 15 Rathsberren des flete
nen nach
der Stadt Chur , 2 Perſonen
a leſer Bürde erwahlen fodten , unter On 2 aber ſollte einer duro das Loos 21 Pistem perfilden Bundelpra fibenten beo omance , Der Hundes Grelber und Bundesa mela
587
welbel aber von den Boten durch dle meifter Etimmen aus den Bürgern der Stadt ers
svåblet werden. Dieren Ausſpruch hat zwar die Stadt nie genehmiget : es iſt aber doch feitber mit der Wahl allezeit auf biere elſe gebalten worden. Der Urſprung der Stadt Chur tft dunkel. Sie hat nach und nach :
foldje Freiheiten , wie andere Reichsråbte , erlanget.
Die Reidsoogtet daſelbſt ift 1339
vom Kaiſer Karl IV dem isthum Chur vers pfåndet , 1489 aber der Stadt vom Kaiſer Friedrich III erlaubet worden , ſolche von
bem Bisthum cinguldſen , und an fich zu bringen. Sie iſt nachmals zur vslligen Freis helt und Dberberrlld)felt gelanget , und mit: Borbehalt threr Serechtſame , Freiheiten und Gerechtigkeiten in den Gotteshausbund, und mlt felbigem in den Bund mit den andern
beiden Sünden getreten .
Sie hat von alten
Seiten ber das Recht zu münzen.
Die große
ten und ſchädlichſten Feuersbrünfte bat fie 1361 , 83 , 1464, 79 , 1574, 76, und 1674 erlitten. In die Gerichtsbarkeit der Stadt,
geefren die Nachbarſdaften Araſhgen , Maro fans und das Lürlibad.
Der Urſprung des Bisthums Chur , ift
ungewiß. Man fångt die Reibe feiner Bila dofe gemeiniglich mit einem ufimo an , der um & Jahr 440 gelebet haben soll, und übers baut Do 3
582
baupt wird das B :8thum für eins der ältes ften gebalten . Der Gottes bausbund bemeie fet fein SQuß : und Schirm : Necht über Alle redits daſſelbe , auf folgende Weiſe. måfige Oberberren der Gemeinen und Band , fdaften , aus welden der Gotteshausbund erwachſen iſt , haben ſeit den älteſten Zeiten
die Kaſtenpogtel über das Hochſtift bereſſen und ausgeubet , als , die frånfirden Könige, und in ihrem Namen Die Grafen zu Chur , dle farolingiſden und ſådt fiſchen Kaiſer und Könige. Selbſt we hrend der welfiſchen und gibelliniſchen Streitigkeiten , tft die Obero
herrſchaft über dieſe Gemeinen , und die Ka . ſtenyogtel über Das Bisthum , unzertrennlich perbunden geblieben. Hugo Graf von Bres gen; und in Rhátiện , bat als Dberherr über Diere Gemeinen , das Schirmrecht über das
Bisthum beſeffen , Graf Rudolph von Bres gen; aber ſowohl as Herrſchaftsrecht über Die Semeinen , a18 Das Sdhirmredit über Das
Hodiſtift, dan Sialſer Friedrich I , dieſer abeç brides an ſeinen Sohn , Friedrich Herzog zu Schwaben , übergeben , beffen Nadifommen og ble 1258, das iff , bls auf den Sob des
ļegten fachmäbirden Hergogs Konraos , bei feffen haben .
Hierauf murben ble Gemelo
men von der Herzoglichen Herrſchaft frei , und
die Kaſtenvogtet über das Bisthum tani an 食fie
!
583
fie , in deren Bezirf es lleget , und an dle abelichen Geſchlechter , welche in dleſeri Se
meinen errſchaftsrechte und Gerichtsherr: UlS nadigehends dieſe lichkeiten brſagen . berrſchenden Gerdhlechter thails ausſturben , theils thre Herrſchaftsrechte an ihre Unters thanen verfauften , und die Gemeinen alſo zu den Rechten , welche ihnen (don vorber
juſtåndig waren , noch diejenigen erlangten, weldhe der Ubel ehemals bereffen hatte , ja als endlich die Gemeinen des Gotteshauss bundet fich nach und nad) mit einander vers
bunden , und alſo ihre Gerechtſame zuſam men trugen : war der Gotteshausbund im
Berit. des volftandigſten Schirmrechts über Das Bisthum , welches er auch wirklich aus. übte. Er verthetdigte das Hooftiſt und die Biſchöfe bei allen Unfällen muthig , welches
feine Kriege mit dem Herzoge Leopold von
Diftreich im Jahre 1400, mit dem Erzher: joge Sigmund im Jahre 1475, und mit dem
Kallir Maximilian I im Jahre 1499 , berveis fen . Er ſuchte die Schmålerung und Bero ' rdwendung der Güter des Hochfiftes zu ver buien , und deſſelben Nußen bei allen Gele genheiten zu befrdern : denn 1422 entſchied
er die Streitigkeiten zwiſchen, dem Hidfift und der Stadt Chur , auf eine jene !n voru theilhafte Welfe ; 1452 hielt er den Bilthof DO 4
*
Bein
584 1
Henrich von Seumen an , daß er bem Stand pitel und Bunde Redinung ablegen mußte . und ſ Breign auch als einen Verfdwender
ab , und als 1530 dte 4 andern Bünde deret Biathum Chur Fett Antheil an der Unterthaa nen landen freitig machten , ergriff und vera
focht der Gotteshausbund die Partei des
Bisthums , uno Heß an ftatt des entwide. Men Biſchofs Paut , die Saus baltung des Bisthums durch einen Hofmeiſter alſo vero walten , daß e$ in wenigen Jahren von feta nen Schulden frei wurde. 1541 fpurbe zwis rohen dem Gotteshausbunde und Hochfife ein Vertrag errichtet , welchen der gleto dar
auf erno tité Biſchof Kuctus Fler in eber , diefem Faor in eine ordentliche Urkunde brachte , und mit feinem und des Domfa
plte! Siegel Befatigte. Das Sochftift vera pflichtete fich darin , erftich , daß es ntea mals ohne Vorworffen und Begünſtigung best Gotteshausbundes dte Wahl eines Bifchofs
anſtellen , auch eine jedesmalige Wahl nicht 'anders als mit Rats deſſelben vollführen wolle Zweitens , baß es folgende 6 Artib fel unverbrüdlich beobachten , und einen jem
ben Biſchof zu derſelben feterlichen Befchwsa rung und genauen Erfüllung anhalten volle nämlich , daß kein Biſoof gu Ebur wider die
Reglerungsart , Religionsfretele und kane
585
besfagungen des Gotteshausbundes Neues rungen vornehmen rolle : daß er alles ges nehmhalten ſolle , was der Gotteshausbund während der Abweſenhrit Biſchof Pauls bors genommer : daß er ohne Einwilligung des Sundes und Domiapitel nidots bem Hod
Rift zugehöriges veräußern ' rolle , daß er fchuldig ren , dem Gotteshausbund Rechnung abzulegen , daß er feine Hemter durch Leute
aus dem Gotteshausbunde verwalfen laſſen folle , und daß er das biſchofllde Amt ohne Einwilligung des Kapitels und Bundes an niemanden überlaffen rolle. Der Gotteshauss
bund verſpradh hingegen , einen jeden auf ble oben beſdiriebene Welle rechtmå sig ers wählten Birdhof , ſobald er Ole 6 Artifet beſchworen babe, anzunehmen , zu beſtårigen ,
in wirflid)en Befin des Bisthuras einzuſegeri, nnd ihn darin zu laufen und zu erhalten ; er verſprach auch inſonderheit im Namen der.
jenigen Gemeineri , welche mit dem Hochfift in beſonderer Verbindung Kunden , derfelben Nußen zu befSrbern , und feinen Schaden abzuwenden. Obgedachte 6 Artifel wurden
nidhi nur som Bifchof Lucius Fler , ſondern
auch von ſeinen Nachfolgern Thomas Planta urd Peter Rarchår beſchworen . Der Gots teshausbund behauptet, daß er im wirflichen
Befit feiner Geechtfame über das fodſtift O. 5.
1
586
bis auf den 1692 erfolgten Cob Bildhofs Ulrich von Mont , unverletzt geblieben fen : feit dieſer Zeit aber bat fich 098 Domkapi.
tel bet feinen angeſtellten Wahlen eines Blo
fooft, nløst daran gekehret. Der falferli, dhe Riniſter Freiherr von Rirenfels verſichers te baffeibe , bei der 1728 angeſtellten Wahl, des faiſerlichen Sduges. U8 Btichof jou ſepb Benedift Freiherr von Rost 1754 ge. ftorben war , erinnerte der Gotteshausbund das Domfapitel an ſeine Gerechtſame bel Der biſtoflichen Wahl , und verlangte, daß
die gewysynliche Rechnung von der Verwals tung des verſtorbenen Biſchofs in Gegenwart
des Landes deputirten abgeleget , die bevor, ftebende Diſchofswahl nicht anders als mit Rath , Gunft , ºorwiffen und Bemidigung
des Bundes vorgenommen , niemand anders
als eine tüchtige Perſon , die ein Gottess bausmann , guter, patriotirder , erfannter und eingefeffener Bündner rev , eripählet , und dem neuerwählten Bildhof ausdrücklich auferlegt werden möge , obgedachte 6 Urtis fel zu beſch.v frea. Udzin , das Domkapitel (dritt , des Widerſpruchs des Bundes una geachtet , 1755 in Gegenwart eines failers Jidhen sommiffarius zur Wahl , worauf der Gotteshausbund nicht nur eine von dem
Domkapitel nicht erfannten Serechtſame,aufs mogo
587
möglichſte zu verwahren ſuchte, ſondern auch In einer beſondern gedructen Schrift aus, führte. Der Biſdof ton Chur iſt ein Reichs
fürſt, zu welder Würde K. Friedrich I den & lſchof Egino und alle felne Nad folger 1170 erboben haben soll, Sein Titel tit : Bis fchof zu Chur, des hell, römiſchen Reichs
Fürft , Herr zu Fürſtenberg und.Fürftenau , Das Wappen des Bistbums, ift dem Wap
pen der Stabt Chur gleich , nåmlich ein ſchwarzer Steinbock im weißen Felde. Der Birch of beroidet den Reidstag des Deut: Toen Reichs wirflich , und hat in dem Reichss
fürſtenrath nach dem Biſchofe zu Lübeck, aber vor dem Biſchofe zu Fulda, Sig und Stimme,
zu einem Nomermonat rollte
5 gu Pferde und 18 zu Fuße, oder 132 Fl. und zu einem Stammerziel 21 Rthlr. geben :
es gefchiebet aber nicht mehr.
Ebedelſen
ift er ein Stand des fchmåbtfchen Kreiſes geweſen , und hat 1642 von neuen auf ben fahi ibiſchen Kreldtagen SB und Gtims me genommen , aber nachher fold es wieder
unterlaſſen , alſo, daß er fich zu einem Kreis ſe des deutſ:hen Reichs hålt , ob er gleidy in der Uſualmatutfel von den Kammerzien
legn, in den direichiſchen Kreis geſetzt worr
ben iſt, Sein Kirchſprengel ift in 6 Kapitel Dera
4
588
vertbeklet, von welden 3 zu den grauiunds
neriſchen Landen gehdren , if&mllá das fos Jenannte oberlåndiſche mi ( capitulum fupra ſilvanum ,) das oberhalbſteiner, ( cap . ſup ra murenſe, ) und der Intſorerdifrift : 0a5 vierte, genannt Unter fandquarter, ( cap.
infra Langarum ,) eft in den etbgenoßtſchen Landen auf der linken Selte 028 Rheins, das fünfte iſt im inftgau in der gefür Peten Grossrol, und das redire, 92 nannt das druniſche oder St. Fucit Steig,
ift auf der rechten Seite des Rheins , und erftredet fich 6!$ an den Arlberg.
Der
Biſdof febet in geiftlichen Dingen unter bem Erzbiſdof zu Manng. Er wird von dem bodywürdigen Domkapitel ju Cour era wählet, welches aus 24 Domherren beftes bet , von welchen aber nur die 6 erften ,
nåmlich der Domprobit, Dechant , Scola fifus , Kantor , Scuftos und Thefaurariusa Einfünfte genießen , die übrigen 18 roges
nannten Extra Reſidentiales, fdnnen aus wärtige Pfründe befizen , müſſen aber zur Erwihlung eines jedesmaligen Biſchofs und Dedants berufen werden, und haben alt denn eben foxohl, als die 6 erſten , Six Den Domprobft ernennet Der Birchof und die 6 erften
und Stimme.
ter Pabft.
Donherren haben ihre Wohnungen außer
589
ber Stadt Chur, auf einer bidt neben der Velben belegenen Höhe , welche der Sof ges nennet wird , und mit Mauern und 160 : ren umgeben und verídloffen tft , moſelbſt
aud die Domkirche iſt, und in deffen ums fange der Biſchof dle miebern Ser dte bat.
und hohert
Die Erbåmter des Kochfifts
Find', das Erbſchenfenamt , welches das Bftreichiſde Haus wegen der gefürdetett Grafidaft Tyrol befizet , das Erbtrud refa Penamt, weld es jegt die von Mont Inne haben , das Erbfåmmereramt , welches jetzt die Flugt bon Uſpermont Jaben, und das Erbmarídallamt, weldes nun die von Plan , ta belgen. Das Recht , Münzen fu pras gen , ibet der Biſchof mehrentheils mit der Stadt Ebur gemeinſchaftlich aus, Das weltilde Gebiet des Bisthums, war ebebefen weit großer, als es jegt ift nachbem es auf mancheriet Weiſe verringert
worben.
Heutiges Tages befinat eß noch
das Solos Fürſtenau im Domleſchgerthal,
woſelbſt ein blidsflidher Schloßammad wob net, der in den Geridoten Lufts , Heinzens berg und Escapina. in dem obern Bunde,
und in dem obervaßer Gerichte des Gotteg, baustundes , die Einfünfte des Hochiirte verwaltet. In der gefärfteten Grafſchaft
prol, und zwar in dem ſogenannten Winfta gaus
$ go gau , beriget der Bildhof das Solog uno bie Herrſdaſt Fürſtenburg , dabin er einen Hauprmann reget, welder zugleid, die bis
fadfidhen Gerechtigkeiten im Münſierthal Es werden auch dem Biſchof Derialtet. alle 2 Jahre 573 Fl. 24 Kreuzer aus dem Boll gu Clåven zugeſtellet , und außer den graubündneriſchen Landen bak er nodi uns teridhtedene Lebngüter.
Etwa einen Flintenſchuß über dem bio
fosflidhen Hof, llegt das Kloſter St. Lucit,
welches eine Mannsabtet Pråmonſtratenſers ordens ift , deren Stifter man nicht mit Gewifbeit fennet.
415 08 1140 oder 1150
mit Monchen , Promonftratenferordens , an hatt der vorhergebenden Benediktiner , bez retzet worden , hat man ſoldie
aus dem
Kloſter Roggenburg genommen , welder auch Slefes Slofter einterleibet worden ſer
roll, wie ſich derin der Übt ju Roggenburgi auch Abbas hæreditarius des Kloſters St. kucil mendet : allein , es tebet doch niche unter thm , fondern er roll nur Pater Doo mus, feyn .
Il Das Hochgericht der vier Dörfer, melde ſin
Bizers, lat. Cíceres, Zizaria , Iglé , Erlmmid , lat. Trimontium , und Unters Bale Das erfte brannte 1767 farsang org
591
ab. Dieſe ! Landſd aft gehørte vor Alters ben Herren von Aſpermont, von welde? fie an das Bisthum Chur fam , von dieſem aber fi de les und frei faufte.
Benu man
von Ziger$ nad Ogur gebet , fiehet nian an einem Berge den Reſt des alten Schloſs
res Nouch : Alfpermont. III Das
Hodgericht
Ortenſtein , in
Domleid gerthal, ( Vallis domeſtica,) wila ches aus - Geridren befiebet. Dieſe find 1 Das. Geridt Drtenſtein , welches ich 1527 Bon dem Ritter Ludwig Iſdubi los
und fret gekauft bat. Dahin gehören 1 ) Ortenſtein , ein febr altes Sdloß,
Benz freiherrlidhen Hauſe Travers zugehörig. 2 ) Die Uiberbleibfel der alten Schl8
rer Hoch: oder Ober- und Nieder-Juvalta, Alts und Neu: Sins.
3) Die Gemeinen und Nadbarſchaften Comtis, Duſch , Rothenbrunn oder Rotels, worelbſt ein Bad iſt , Trias, Stelb , Fela Dio , Paſpels oder Pasquals . 2 Das Seridt Fürſtenau, welches ich von den Redten , die der Bildhof von Chur dari
gehabt , losgelauft hat, ocd hat derſelbe tody des oben genarnte edilo
Fürften an .
Ile zu dieſem Geridyt gehörigen Genieiners, find , Almens , Sdara
, Sirftenau und
us , quc find fter die dlsfex Rietberg
1
591
und Salben fieln , und die uiberbleiblet der Go !Sffer Hohen : Rhåtien , lat. Rhætia alta, Campbel , Ehrenfelß und syafenſprung , bes legen .
IV Das Sochgericht Ober - Bat ober
Greiffenſtein , weld )es aus 2 girmlich weit Bon einanber entlegenen Gerichten beftehet. Dieſe find :
Į Das Gericht Ober: Daß , welches ant ber Weſtſeite bes flufes Albula, neben demi
Geridt Fürſtenau llegt.
2 Das Gericht Bergún oder Brúgur, Weldjes nåber nad dem Irſprung des Fluſs
feb Ulbula , an ben Grenzen der Bundes der Beingerichte, in einem ftemlich milden Chal lieget.
Es begreift die Gemeinen and Nago
barſchaften Bergün , Filtfur , Larrab und Stul, und das zerdrte Bergſchloß Grelfs fenſteld . Die Einwohner Oteſer eb -maligett Berrſchaft, baben fd 1539 von dem Bisa thum Chue los und frei gekauft.
V Das Hosgericht Ober - Halbftein, weldes aus 5 Gemeinen befebt, die Pleuen genennet werden, und ten ſtehen . Diere fino
unter 3
Gerich
1 Die Pleue Tingen , in der Landesa
fprache Tenizono, bapu Müblin , Sur uns Rovna geboren .
598
2 Die Pleue Schweinigen, in der Lana desſprache Savognino.
3 Die Pleue Strams und Funtas, lat,
Contrun ,
4 Die Pleue Preſang, Salur und Delo. 5 Die Pleue Tiefenfaſten, in der lans
desſprache Caftim , das iſt, caftrum imum, Mons und Uivadeln . VI Das Sodgeridt Blvio oder Stals la, zu weldbem 4 Gerichte gebfren . i Das Gericht Bedio, aud) Rivlo und
Bedt , fouft aud Stala , lat. Stabulum , genannt, am Julierbers , und Marmels, in ber fanbesſprache Marmorea.
2 Das Geriat Avers oder uffers , alfs
feris, welches in einer wilden und von Holg eutblisten
Gegend liegt , daber die Eina
svobner Soafmift dårren , und brennen. Es gebären baju die Nadbarſchaften Crea fta, woſelbſt die Akde und das Narbbaus
ſtehen , Madrid, Crotto, Campſat,Platta ,Caſa le, und 10 kleine Hofe. Di : Einwohner dies
fes Gerichts find Nadtonnen ſchwäblider Soloniſten, und ſpreden beutid ). 3 Die Gerichte und Dörfer Remus, lat.
Remufium, und Schlins , lat. Celinum, melde nur anderthalb Stunden von einans ber, und war im untein Engadiu , nicht
wett von Tyrol liegen , aber dod qum Hoch Bild , Erdbeſgr, 13, 8 , gericht pe
594
gericht Bivio geboren.
Von Bivio bis zu
denſelben, hat man 2 ſtarfe Tagereiſen von Abend gegen Morgen. VII Das Hodgericht Pergel, ſonſt Pres gaglia genannt, iſt ein Shal, in deffen Mita te das nunmehr zerſtörte Schloß Caſtelmus ro gelegen hat.
Es
wird in das
obere
und untere Shal , oder in 2 Gerichte abge: theilet. Dieſe find
í Das Geridyt Ober-Porta oder Sopra Porta , in welchem
1 ) Carátſch , Cafaggia , eln Pfarrborf am Fuß der Berge Septmer und Mabonen.
Hier thellen ſich die über dieſe Berge gebena den Straßen, daher hieſelbft elne Niederlage ber Relfenben iſt.
Sonſt fommen hier 2
Quellen des Fluffes Mera oder Maria juu ſammen
2) Vefpran, lat. Vicoſopranum audi Viceprovanum , ein von alten Zeiten ber bekanntes Dorf.
3 ) Die Dörfer Stampa , Burgo nobo ober Bürnew , St. Caſſiano , Piazza und Cultura.
2 Das Gericht Unter - Porta, oder In fra Portam , in welchem die Dörfer Bondo
ober Pont , lat. Bundium , Promontong, lat. Promontorium , Cafalegna, und Solto, oder Soglio, das Stammbaus der von Salls. VIII
>
595
VIII Das Hochgericht Pufclav, welches eln Thal zwiſchen hohen Bergen , wohl 6 Stunden lang , und jiemlich fruchtbar an Getreide und Heu Ift. Well durch dafelbe der Weg aus dem Engadin in bas Veltlin ,
und umgekehrt gebet , hat es von Durcha reiſenden und burchgehenden Waaren gute
Nahrung.
In beinſelben hatte das Bis.
thum Chur von alten Zeiten ber viele Red te, wurde aber durch die Herzoge von Mals
land aus
dem Beſige derſelben geleget.
1486 trat Herzog Ludwig Morus bon malo land diere Landſchaft ben Graubündnern ab,
uut 1537 fauften fich die Einwohner von bem Bisthum Chur vódig los , und Wurs
den aiſo ganz freie Leute. DnB Hochges richt, beffen Präſidenten man Podeſta nens net, wird in 4 Cheile oder ſogenannte Cons trabe abgetheilet.
Die erſte Contraba, macht der Haupts
flecken Pufelax , in der Landesſprache Pos ſchiavo, lat. Pefclavium oder Poſtclavium , aus, welcher groß und wohlgebauet , und einer der beſten Derter im Graubündnerlan
de tft. Er hat 2 Kirchen , nåmlich eine fas tholiſche und eine evangeliſche , und ein Frauenfloſter. Etwa eine halbe Stunde davon iſt der Puſclaverſee , welcher etwa i tunde lang, und eine halbe brelt, und ina
PP ?
1
fons
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ſonderselt an Forellen und Aeſden fifch reid ift.
2 Die innere Contrada , begreift die
kleinen Dfrfer Uino , Cavaglia , Piſciabels la und Campello . 3. Die äußere Contrabe , enthält die Nachbarſchaften Prata , Campilione und Matta di Pebenale.
4 Dte vierte Contraba , beftehet aus Brus oder Brufcio , und dem Thal Brus faſco.
IX Das Hodgericht Ober - Engadin.
Die landſdsaft Engadein oder Engadin, erſtrecket fich von dem Urſprung des Fluſs
res Inn , långft demſelben auf 16 Stun den welt ,
und fou den Namen von dem
Fluſſe Inn , Den oder Deno haben , alſo , daß er in biefiger roman der Spradero viel als En Co d' oën, das iſt, am Haupt
oder bei dem Anfang des Jung , ( in ca
pite Oeni ) bebeute , weil nåmlich das Engadin bafelbft feinen Anfang nimmt. Sie if ein großes und volfreides Shal,
welches durch die ſogenannte Pont auta ober hobe Brücke zwiſchen Einufcal und
Brail , in das obere und untere abgetheis
let wird : jenes fåut zwar schöner in das luge, als diefes, das legte aber hat doch geldern und beffern Getreibebau als das erſte,
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erfte , welches einer tåltern und rauherr fuft mehr unterworfen iſt, daher .an etnis gen Dsten derſelben gær fetn , an andern Drten aber nur wenig, jedoch auch an eis nigen Orten ziemlich viel Getreide wachſet, und überhaupt hat das obere Engadir fchöne Weiben und Wiefen .
Im ganger
Engadin find die Säuſer genauert , und meiften 3 mande aud 4 Gemacher body.. Da man nun große Dörfer von
dergleichen Häuſern antrift, ro baben ſie mehr Anfeber , als in andern Randen vie le Stådte.
Die Randſtraßen und Brücken
find überaus gut und bequem. ' Alle Eins wohner fins der evangeliſchen Religion jus gethan, und gebrauchen die ſogenannte ros mande Sprade , welche im obern und untern Engabın mit einem geringen Unters fchiede geredet wird , fo daß die Einwoh ner beiber Shetle einander vollkommen bers
feben , auch beiderſeitige Bücher leſen . Man nennet diere Sprache kabinum oder Pabein , well fie berborbenes Latein ift , dodh bat fie noch mehr Vermandtſchaft mit
der italieniſchen Sprade.
Dieſe romanſdhe
Sprache der Engabiner , tft von der ro
manſchen Sprache , welche im obern Sun. de geredet wird , merklich unterſdieben , Alo daß beide Theile erſt lernen müſſen , eins P 3
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einander zu verſtehen , welches jedoch nicht lange währet. Weil die Engadiner die las
teiniſche, Italieniſche und franzoſiſche Spraz che leicht erlernen , ſo legen fich in den graubündneriſchen Landen feine mehr auf die theologiſchen Wiſſenſchaften , als die Engadiner , mit welchen aud von der Rea formazion an bis auf den Anfang des 18ten Jahrhunderts , die meiſten Pfar : ren in den 3. Bünden bereßt geweſen find. Die Engadiner ſuchen ihr Glück und Uns terhaltung weit und breit in Europa , und die Ober -Engadiner vornámlich in Italien, won
1139 an baben die Grafen von
Camertingen ihr Recht über unterſchiedene
Derter im obern Engadin , tem Bisthum Chur verkauft, von welchem fidh die land
leute 1494 véglig lodgekauft, und in Freis Die Gerechtſame, beit gereket haben .
welche das Erzhaus Deſtreid , wegen Tys rol im untern Engadin gehabt , haben die Elnwohner 1652 fåuflich an ſich gebracht. Was nun das Hochgericht Ober:Engas
dir , in der kandesſprache Engadina ſur Punt auta , das iſt , über der boben Brus de , inſonderheit anbetrift , ro wird es durch den faſt in der Mitte der Landſchaft
entſpringenden Amſelbrunn, (Fontana Mer la ,) abgethellet 1 in
1
592
i an das Gericht Porr (über) Fontao na Merla , zu welchem gehoren
I) Die Gemeine Sils, Silio , Siglior Selg. 2 ) Die Gemeine Selva plana. 3) Die Gemeine St. Moriß oder St. Mortijo, in welcher ein berühmter Sauers
brunn iſt , deſſen Herzog Viktor Amadeus von Savoyen fich 1697 hieſelbſt bedienet hat. Man bålt dieſes Sauerwafſer für das ſtårkite in Helvetien und Deutſchland ; wenigſtens übertrift es das Pyrmonter in
Deutſchland , welches doch eins der allers ftárkſten ift , an Stårfe.
42 Die Gemeine Ceterina oder Tichary linas
5 ) Die Gemeine Pontrafina. 6
Die Gemeine Samaben.
Zu Sas
maben wird das peinliche Gericht dieſes Theils vom obern Engabin , gehalten. " 7) Die Gemeine Bevers. Unweit Bes vers , an dem Drte in der Aue ober a
las Angias genannt , werden die algemela nen Zuſammenfünfte des obern Engadins gehalten .
2 In das Gericht fuot (unter) Fontas na Merla , in welchem
1 ) Die Gemeine Pont oder la Punt und Campogaft oder Camogarch. PP 4
2) Die
2) Die Gemeinë Wasulelno. 3 ) Die Gemeine Zug , in welcher die peinlichen Geſchäfte dieſes Gerichts beurs theilet worben.
4) Die Gemeine Scamfs. 5) Die Gemeine Gulfanna imd Els
nuſcal. X Das Hochgericht Unter - Engading in der Landesſprache Sout Punt auta das iſt , unter der hohen Brüde, wird in peinlichen Sachen durch den Berg Sus lon , in Civilfachen aber durch das Stal Sasna , in e Gerichte getheilet. I Das Gericht über Val Sasna , in Poelchem 1 Die 2) Die 3 ) Die 4) Die
Gemeine Gemeine Gemeine Gemeine
Cernet: Sub . Ravin. Guarda.
5 ) Die Gemeine Steinsberg oder Ars 2 Das Gericht unter Bal Tasna ,
in
voeldem
1 ) Die Gemeine Fettan ober Vetten. 2 ) Die Gemeine Schuls oder Scuol.
3 ) Die Gemeine Sing ober Sent.
XI Das Hochgericht Münſterthal , in der Landesſprache, la Val da Müſtair
oder Myftair, fat feinen Namen von dem Garin
bor
Darln belegenen Stffe mürlier.
felbis
ges geben aus Dem Engadin 2 Wege, ets mer durd das Scarithal und den Berg Aftas, der andere von Sernet uber Fulbe
Ehedeffin war es wohl jeimal gror fir , 18 es jegt iſt , nachbem das ganze
ra .
Gericht Unter : Calven oder Vainal, und der 4te Theil des Gerichts Db : Calven ober Baina , nämlich die große Gemeine Tauffers , an Tyrol gefommen ift. Die
3 Sheile , ( Terzale, Drittel des Jerichts Db- Calven oder Vaina , welche bei dem Gotteshaudbunde geblieben find , und nun
das Hochgericht Münſtertbål ausmachen , fino
i Der erſte oder innere Trrjal , der wieber in 3 Mantuns oder Schnitz abge:
thellettft , welche find 1 ) Eterf eber Tſchierf , lateiniſch Cervium , 2) ſú und
Fuldera , und 3) Val Cava oder Vall Chiava.
2 Der andere Terzal , beftehet aus bem þauptfleden des ganzen Tholt St. 3
Maria , über weldhem noch die uiberbleibs fei der Feftung oder Schanze zu reben find, melde die Deftreider 1622 angeleget,
aber 1624 felbſt wieder verwujtet haben . 3. Der dritte Terjal, befehet au8 dini Pfarrborf münfter , in der Lance'prache My * P5
602
Myftair , lateiniſch Monaſterium , nebſt 2 Nachbarſchaften.
Zu Münſter iſt ein Fraus
enkloſter Benediktinerordens, dem eine Klebs
tiſſin vorſtehet , und welches ein eigenes Kloſtergericht hat.
Der Bund der Zehngerichte. Der Bund der zehngerichte, lat. Fæ.
dus decem Jurisdictionum , franz. ' la li
gue des dix Jurisdi &tions , grenzet ges gen Morgen und Mittag an den Bund
des Hauſes Gottes, gegen Abend an eben denſelben und an die Grafſchaft Sargans,
gegen Mitternacht an eben dieſelbe , an bas Fürſtenthum Neu , lichtenſtein und an Tyrol . Er iſt der fleinſte unter den 3
Bünden, und beſtebet aus 7 Hodgerichten . Das Haupt deſſelben wird der Bundesland, amman genennet.
Er wird wechſelsweiſe
aus den 7 Hochgerichten von den Ubges ordneten des geſamten Bundes erwählet, das Hochgerid )t
Davos aber Hat diere
Stelle zweimal, da hingegen jedes der ans bern Hodgerichte fie nur einmal hat. Bet dem Hochgerichte Davos wird allemnal der Anfang gemacht ; alsdenn folgen die 3
pådhten Gochgerichte , hierauf wieder das Hochgericht Davos , und hierauf die 3
übrigen. Uus jedem wird er auf 1 Jahr erwah.
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ermåblet. Auf den Bundestagen hat dies ſer Bund 15 Stimmen, nåmlich der Buns deslandamman
I , Davos 2 , Klofter 2 ,
Luzein i , Jenat 1 , Schierich und See wis 2 , Malans i , Meyenfeld 1 , Belfort
oder Alvenau i , Churwalden 1 , St. Pe ter
in
Schaufifi,
und
Langiüles
I.
Wenn ber allgemeine Bundestag der Grau bündner zu Davos gehalten wird, hat der hiefige Bundeslanbamiman den Vorfin und die Umfrage auf deinſeiben , Der Bund
hat ſich . 1652 von allen Gerechtſamen , welche das Haus Deſtreich noch darin gis
habt hatte , losgekauft,
Gein Wappent
iſt ein in 4 Duartiere getheilter Soild , bacon bas erfie und vierte ton Gold , das gweite und Dritte aber blau iſt. Ein ivils ES fols der Mann iſt der Schildhalter, gen nun die Hochgerichte.
I Das Sochgericht Davos oder Da: pas , macht eine landſchaft aus , welche ſich von Mitternacht gegen Mittag auf 4 Stunden erſtrecket, und eine hohe lage hat , alſo , daß man im Winter nur an einigen Orten hinein und beraus rellen
kann , nåmlich in das Prettigau über die Stun , nach Alvenau durd die fogenannte
Zúg hinab , in das untere Engadin über den ſehr hohen Flüelaberg , und in das obere
1
бо
obere Engadin über den noch hghern Sca. Im Sommer hat fle siel Heu €$ find aud 2 fifchreiche Seen porhanden , welde ber fchroarge und Es ſollen große See genennet werden . auch Silber : Kupfer - und Bleterze: darin gefunden werden . Eigentliche Dörfer find hier nicht , ſondern die Käufer find allent , halben ferftreuet. Die Firmooner ernåb . rex fich vornámilch von der Biebjucht ; es lettaberg.
unb Welben .
find auch viele S& umer unter ihnen , wel
che auf ihren Saumroffen ( equi clitella rii ,) Wein , Salz , Korn , und andere Gåter in das Engadien , und andere Gegenden führen : es werden aud hler ule: le hölzerne Gefäße verfertiget. Diefe lands fchaft iſt nach Abgang der von Bah , an Grafen Friedrich um Toggenburg , nach teffen Code aber an Grafen Hugo von
$montfort gekommen , welcher fie an Here jog Sigmund von Deffreich verkaufte, dies fer aber an einen Grafen von måtfch bers
pfändete , jedoch fie 1478 wieder einisſes 1652 verkaufte Erzherzog Ferdinand Karl von Deſtreld) ale feine Herrlid )feiten , Genedyttgkeiten 2c. in bleſer kandidaft, und in
den anbern
Gerichten oleres Bandes,
an die Emwohner , weldoe rolchergeſtolt yšlig frei wurden . Das Sodgericht voird in
605
In den obern und untern Schnitz , und hiernachft in 20 Nadbarmhaften , 31? wels dhen noch die Thåler Flüelen , Dildoma, Sartig und Monſtein fomment , fonſt aber in Unſehung ver firdlichen Verfaſſung, in 6 evangeliſche Pfarren , verthetlet. Bei der Sauptfirde , fieht auch das
Ratbhaus dieſer landſchaft , auf weldem alle 3 Jahre der allgemeine Bundestag
Der Graubündner , imgleidsen alle Jahr der Bundestag des Bundes der gebnges ridte gehalten , aud des Bundes Panner und
das Ardiv
vermabret wird .
Der
Pfarrer an der Hauptfirde , wird Untiſtes genennet.
Die Pfarrkirche im Dorfli , wird auch zu St. Theodoren genennet , unb bahin
find die Einwohner des Thalb Flüelen, und die im untern und obern faret , ein. gèpfarret.
Zur Frauenfirde gehdren die Nadbar. fdaften Gibel : un
feng -Ratten .
In der Nachbarſchaft Glarus , liebet auch eine Pfarrkirche , und ju Monfiein oder Mofiein iſt auch eine. Jenſeits des Gebirges , oben im Thal Aroren oder deroſen, if auch eine Pfarrfirde. IL Das Hodgericht Kloſter ,'tarin der
Fluß kanquart cutſpringet, gebärit zu dem bul
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Shal Prettigau oder Brettigau , lat. Rhæ.
tia Vallis, Rhætigovia , welches die ſchöns ſte Viehzucht in den geſamten graubund, Das Hochgericht wird in zwei Sonize abgetheilet, hat aber einen eigenen Landamman und Gericht. I Der innere Sdnit, ju welchem 2 Ges meinen gehören. 1 ) Die Gemelne gum oder bei dem neriſchen Landen hat.