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German Pages 1120 [1124] Year 2013
Deutsches Literatur-Lexikon Das Mittelalter
Deutsches Literatur-Lexikon Das Mittelalter Herausgegeben von Wolfgang Achnitz Band Epik (Vers – Strophe – Prosa) und Kleinformen Mit einführenden Essays von Mathias Herweg und Wolfgang Achnitz
De Gruyter
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Bandes PD Dr. Wolfgang Achnitz, Münster; Florian Altenhöfer, M.A., München; Prof. Dr. Christoph Fasbender, Chemnitz; Mag. Sabina Foidl, München; Bruno Jahn, München; Sylvia Jurchen, Chemnitz; Claudia Kanz, M.A., Chemnitz; Dr. Jacob Klingner, Berlin; Dr. Valeska Lembke, Oldenburg; Christian Lieberwirth, B.A., Chemnitz; Dr. Mike Malm, München; Dr. Carla Meyer, Heidelberg; Dr. Gesine Mierke, Chemnitz; PD Dr. Mario Müller, Chemnitz; Prof. Dr. Katharina Philipowski, Erlangen; Konrad Reinhold, M.A., Chemnitz; Dr. Nikolaus Ruge, Trier; Dr. Christine Stridde, Zürich; Eva Wagner, Bayreuth; Dr. Silvan Wagner, Bayreuth; Dr. Volker Zapf, München
Redaktionelle Leitung Bruno Jahn
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INHALTSVERZEICHNIS Mathias Herweg: Volkssprachige Großepik im deutschen Mittelalter. Stoffe, poetologische Konzepte, diskursive Pro le im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VII
Wolfgang Achnitz: Das Feld der literarischen Kleinformen im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . XXVII Abkürzungs- und Siglenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XLIII
Deutschsprachige Epik (Vers – Strophe – Prosa) und Kleinformen von den Anfängen bis um . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V
Volkssprachige Großepik im deutschen Mittelalter Stoffe, poetologische Konzepte, diskursive Pro le im Überblick von Mathias Herweg
Begriffsgeschichte und Etymologie Vor Zeiten verstunde man unter dem Nahmen Roman nicht allein die / so in ungebundener / sondern auch die / so in gebundener Rede geschrieben waren / was man aber heut zu Tage Romans heisset / sind auß Kunst gezierte und beschriebene Liebes Geschichten in ungebundener Rede zu unterrichtung und Lust des Lesers. Ich sage von Liebes Geschichten den[n] dieselbe sind das vornehmste Stück in den Romanen: Gezierete Sachen / umb dieselbe zu unterscheiden von warhafften Geschichten. In ungebundener Rede / um sich in diese Zeit und nach der Gewonheit zurichten. Sie mussen mit Kunst / und nach gewissen Regeln geschrieben sein / sonsten wurde es ein verwirretes Misch-Masch ohne Ordnung und annehmlichkeit sein. Den vornehmsten Zweck der Romanen / oder welches zum wenigsten derselbe sein solte / und welches ihnen die Lesere allemahl vorstellen mussen / ist die Unterrichtung in einigen Dingen oder Wissenschafften / da man dan allemahl die Tugent rühmen und das Laster straffen muß (‹Der Insulanische Mandorell› , Kap. , Frankfurt ). Dieses Pro l schrieb der Barockdichter Eberhard Werner Happel (–), dem französischen Poetiker Pierre-Daniel Huet folgend, jener Gattung zu, die in seiner Zeit zu neuer Blüte aufstieg und in der Folgezeit zur populärsten Literaturform wurde. Der Passus enthält einige teils deskriptive, teils normative Aussagen, die schon für das Mittelalter bedeutsam sind: eine relative poetologischliteraturtheoretische Unschärfe der beschriebenen Textform (vor allem weil die antike Poetik, auf die sich alle späteren Dichter und Poetologen bis hin zu Huet/Happel zurückbezogen, den hellenistischen Roman gegenüber dem Epos konsequent ignorierte); die daher nur deduktiv zu erfassende Verbindung formaler, inhaltlicher und wirkungsästhetischer Kriterien; die historische Insuffizienz der üblichen Gleichung Roman = Prosa (zumal es auch in der späteren Gattungsentwicklung nie
an Versuchen fehlte, die Versform experimentell oder spielerisch wiederzubeleben). Happel stellte überdies klar, dass der Mangel an poetologischer Bestimmtheit keineswegs mit poetisch-ästhetischer Regellosigkeit gleichzusetzen sei. Für die Versromane ‹vor zeiten› bürgten dafür bekanntlich schon die Gesetze der Metrik; doch gab es von Anfang an auch jene die Praxis begleitende ästhetische Re exion, die Walter Haug als (implizite) Theorie des vormodernen Romans auswies. Sie reicht von Chrétiens de Troyes ktionaler bele conjointure (die vielerörterte Formel meint etwa ‹sinnträchtige Zusammenfügung›) über Wolframs von Eschenbach Poetik der wilde und krümbe (im Bogengleichnis des ‹Parzival›) und die komplexen Entrelacements späthö scher Narrative bis zu den ästhetischen Kennungen des frühneuzeitlichen Prosaromans (brevitas, summa facti, ‹enzyklopädisches Erzählen›). Seit der Barockzeit verfestigten und verselbständigten sich diese zunächst in Prologen, Exkursen oder Erzählerkommentaren vermittelten Poetiken zu eigenständigen Paratexten und ‹Dichtlehren›. Die moraldidaktische Wirkabsicht und die Abgrenzung der ‹gezierten Sachen› von der warhafften Geschichte schließlich, die Happel geltend machte, zieht sich apologetisch hier, abwertend dort, durch die gesamte lateinische Gattungstheorie. Aufgrund alteritärer Stoff- und Diskurstraditionen ist deren Ein uss auf die mittelalterlichvolkssprachige Epik zwar eher mittelbar und selten konkretisierbar, doch schon der Bildungsherkunft der meisten Autoren wegen nicht zu unterschätzen. Den etymologischen Ursprung des Wortes ‹Roman› ließ Happel unerwähnt. Seit dem . Jh. wurden in der Romania volkssprachige Texte in Abgrenzung von lateinischen als romanz, romant oder roman, d.h. zunächst schlicht: ‹romanischsprachig›, bezeichnet. Da es sich dabei meist um erzählende Texte handelte, wandelte sich der Sprach- bald zum Gattungsbegriff. Um hob Albéric von Bisinzo VII
in seinem ‹Roman d’Alexandre› wohl noch primär auf die für den Stoff ungewöhnliche Volkssprachigkeit ab; Chrétien dagegen nutzte den Begriff bereits als poetische Kennung, als genrebezogenen terminus technicus. Deutsche Verserzähler entlehnten ihn in dieser (sekundären) Bedeutung. Für den Prosatypus setzte er sich erst viel später durch, nachdem das eher unspezi sche, die nie ganz preisgegebene Historizität der Gattung implizierende Kennwort Histori(e) im . Jh. unüblich geworden war. Der mediävistische Romanbegriff erfasst üblicherweise die Großepik des . bis . Jahrhunderts in Vers und in Prosa. Liebe und ritterliche Aventiure, Herrschaft und Krieg, Freundschaft, Reise und Welterfahrung bilden das basale Themen- und Motivrepertoire, exemplarische Protagonisten(-paare) den strukturellen Fokus; mitunter weiten Elternvorgeschichten und Ausblicke in die Folgegeneration den Rahmen. Ein für die Vormoderne, von zeitund genrespezi schen Sonderfällen wie dem ‹nachklassischen› deutschen Artusroman abgesehen, prekäreres Gattungsmerkmal stellt die oft reklamierte Fiktionalität dar: Da Roman und historia (als Stoff wie als Darstellung) lange Zeit interferierten und der epistemische Status von Gegenständen, die heute zweifellos Fiktionalität indizieren, sich (erst) mit der neuzeitlichen ‹Entzauberung der Welt› markant veränderte – hierher gehören etwa hybride Wesen, wunderbare Länder, legendenhafte Wunder und Heilstaten Gottes –, da weiterhin das Konzept stark von neuzeitlichen Autonomievorstellungen geprägt ist und schon durch die ubiquitären didaktischen Impulse vormoderner Erzähler unterlaufen wird, hat der Fiktionalitätsbegriff hier eher begrenzten Wert; Aspekte wie Rhetorizität, Konstruktivität, Narrativität oder Arti zialität (etwa der Versform) sind jedenfalls strikt von ihm zu scheiden.
‹Großepik = Roman + Epos› Der (hö sche) Roman ist schon im Mittelalter das zwar produktivste, doch nicht das einzige großepische Genre. W¨ahrend die Universalchronistik, die ihn im . Jh. im Gattungssystem zeitweise ablöste, unstrittig zum genus historicum gehört und daher nicht in diesem Band zu erörtern steht, sind neben Romanen im engeren Sinne vorhö sche Epen unterschiedlicher Stoffkreise (Legenden-, Brautwerbungs- und Empörerepik, VIII
Texte des hellenistischen Typs) und die meist strophische Heldenepik germanischer Herkunft in unseren Überblick mit einzubeziehen. Die Übergänge sind in beiden Fällen ießend: Namentlich auf dem Feld des Antikenromans und der deutschen Chanson de geste-Rezeption überlagern sich heroisch-romanhafte Züge, und die vorhö schen Modelle verschwanden um nicht, sondern passten sich den veränderten poetologischen Rahmenbedingungen an und entfalteten im spätmittelalterlichen sog. ‹Minne- und Aventiureroman› neue Virulenz. Wenn namhafte Romantheoretiker wie Georg Lukács, hierin Hegel folgend, der ‹Epopöe› die Gestaltung einer vorgegeben-geschlossenen ‹Lebenstotalität› mit verbindlichem Weltbild und festen sozialen Bezügen, dem Roman hingegen die Aufdeckung oder den Aufbau einer ‹verborgenen Totalität des Lebens›, den Verlust unhinterfragter Identität, die Suche und Individuation als Kennmarken zuwiesen (‹Theorie des Romans›, ), so scheinen einschlägige mediaevale Texte wie ‹Nibelungenlied› oder ‹Erec› diese Abgrenzung auch für unsere Epoche zu stützen. Nun sind freilich die genannten Texte nicht idealtypisch für ihr Genre (was im übrigen schon für die beiden recht unterschiedlichen homerischen ‹Epopöen› gilt): Weder kann das ‹Nibelungenlied› die bunte Vielfalt späterer Dietrichepik genrebildend ‹episieren› noch Hartmanns ‹Erec› einen auch für Wolframs ‹Willehalm› oder Ottes ‹Eraclius› verbindlichen Romanbegriff begründen. Solcherart Abgrenzungsfragen stellen sich allenthalben und von Anfang an. Der Antikenroman adaptiert Stoffe wie den Trojanerkrieg und Aeneas’ heroische Landnahme in stilistisch und konzeptionell hö scher Fasson; doch macht ihn das schon zum Roman? Mit Blick auf das Gesamtbild, vor allem auch auf die jeweils oralen bzw. buchepischen Traditionen, bleibt es legitim, die beiden Großformen heuristisch zu unterscheiden; es setzt aber wie stets, wenn moderne Begrifflichkeit auf ältere Erscheinungen übertragen wird, deren Historisierung voraus. Im deutschsprachigen Mittelalter konzentriert sich der Eposbegriff auf die Ausläufer germanisch-heroischer Sagenstoffe. Die Form macht dabei (unter Absehung von Strophik und Sangbarkeit) den geringsten Unterschied: Bis ins Spätmittelalter blieb der gereimte Vers das stoff- und genreübergreifende ‹Leitmedium›, Ausweis der Primärexistenz volkssprachiger
Texte im Vortrag. Er hatte für Vortragende wie Hörer mnemotechnische Vorzüge und verlieh jedem Gegenstand, vom Marienhymnus bis zum Kochrezept oder Zauberspruch, Merk-Würdigkeit und Autorität. Erst mit dem Übergang zur privaten Lektüre setzte sich (gegenüber der Romania phasenverschoben) seit dem . Jh. im Bereich des Romans die Prosa durch, während die Heldenepik an der gebundenen Form festhielt. Mit der begrifflichen Scheidung von Epos und Roman bettet sich die Geschichte volkssprachiger Großepik auch in die Wechselwirkungen der für das Mittelalter als Bildungsepoche konstitutiven ‹zwei Kulturen› ein: Die clerici, zu denen qua Schulbildung auch die meisten deutschen Epiker gehörten, verfügten über Schrift und Buch, dazu über die lingua franca des gelehrten Latein. Als volkssprachige Dichter wurden sie zu natürlichen Vermittlern lateinischer Literatur- und Wissensbestände an ihre illiteraten Publika. Bei diesen, den laici, reichte das Spektrum von völliger Schriftund Bildungsferne bis zu mehr oder minder reduzierten Formen der Lese- und Literaturkompetenz. Volkssprachige Autoren konnten sich, wie Hartmann von Aue oder Gottfried von Straßburg, stolz mit dem Pro l des belesenen, rhetorisch versierten poeta doctus schmücken, sie konnten im Stil Wolframs scharf dagegen polemisieren (die vielzitierte Erzähleraussage ‹ine kan deheinen buochstap› im ‹Parzival› ist indes gerade wegen ihres poetologischen Telos kaum zum biographischen Nennwert zu nehmen) oder, wie die anonymen Verfasser heroischer Epen, im Gegenzug Mündlichkeit inszenieren. Die Verschriftlichung des Deutschen seit dem Frühmittelalter hatte einen kontinuierlichen Prozess des Austauschs zwischen den beiden Kulturen eröffnet, der ausweislich der lateinischen Erzählungen um Ruodlieb, Waltharius, später auch Herzog Ernst, durchaus keine Einbahnstraße war. Im . Jh. schließlich fanden sie zu einer genuinen Mischkultur zusammen: Von Lambrechts ‹Alexander› an ist volkssprachige Epik schriftlich konzipiert, fußt zumeist auf (lateinischen, dann verstärkt romanischen) Schriftquellen, wird aber weiterhin primär vorgetragen und gehört. Der Literarisierungsprozess bezog schließlich auch mündlich Tradiertes mit ein und schuf sich ein weites Spektrum literarischer Kommunikationsformen zwischen Gelehrten- und Volkssprache, Bildungsund Laienwelt, geistlicher und weltlicher Funktionsbestimmung, heimischer, romanischer, antiker
und christlich-spätantiker Quellen- bzw. Stoffsubstanz. Ein Überblicksessay kann das vielfarbige Bild der epischen Sujets und Genres, ihrer medialen Erscheinungsformen und poetischen Verfahren schon synchron (z.B. für die Zeit um ) kaum abdecken. Für ein halbes Jahrtausend großepischen Erzählens in deutscher Sprache liefe ein solcher Versuch auf einen schlichten Autoren- und Werkkatalog hinaus, zumal der Gegenstand immer wieder Seitenblicke in die Latinität und in die Romania verlangt. Die folgenden Abschnitte sind daher perspektivierend angelegt: Sie vermitteln skizzenhaft die wichtigsten Stoffe und poetologischen Prozesse, in denen sich die anschließenden Lemmaartikel verorten lassen. Im Fokus stehen dabei die Gattungsanfänge, die die epische Landschaft bis in die Frühe Neuzeit prägten: Sie schufen die stofflich-strukturellen Modelle und Erzählerpro le, an denen sich spätere Autoren über alle Brüche und Zäsuren hinweg, auch noch im Zeichen der Prosa, messen konnten und ‹abarbeiten› mussten, wie rezeptions- und überlieferungsgeschichtliche Längsschnitte oder in Dichterkatalogen fassbare Kanonisierungsansätze bezeugen. Dabei werden bestimmte Linien bewusst deutlicher gezogen, so die des zwischen Roman, Epos und historia stehenden Antikenromans (seiner gattungsgeschichtlichen Wegbereiterrolle wegen) oder die generische Entfaltung des Artusromans (seiner paradigmatischen Relevanz für die Entwicklung eines selbstbewusst volkssprachigen und ktionalen Erzählens wegen). Die spätmittelalterlichen Entwicklungen sind demgegenüber kursorischer behandelt. Für sie, und generell für die poetologischstilistischen Spezi ka von Einzelwerken oder einzelnen Autor-Œuvres, bieten die Lemmata mit ihren ausführlichen Bibliographien den angemessenen Rahmen. Dass sich die Akzente der Lemmaartikel nicht überall mit denen des Essays decken müssen, ist angesichts der Komplexität und Vielstimmigkeit vormoderner Großepik nicht eigens zu vermerken.
Vor- und frühhö sche Epik aus dem Boden der historia Volkssprachige Erzählliteratur des Mittelalters ist «von ihren Anfängen her gesehen als eine Form der historia gekennzeichnet» (F. Wolfzettel), Roman IX
und Geschichtsschreibung sind ungleiche Kinder der gleichen rhetorisch fundierten Literaturtheorie. In der lateinischen Poetik hatte der Roman stets einen schweren Stand. In der literarischen Praxis der Antike seit dem hellenistischen Liebes- und Abenteuerroman gut vertreten, trat er poetologisch doch nie aus dem Schatten des prestigemächtigen Epos heraus. Im Mittelalter war sein Status besonders prekär, lassen sich seine Wege nur als «Folge von mehr oder minder bewussten Versuchen der Emanzipation aus oder der Anpassung an Normen einer grundsätzlich theologisch orientierten Poetik [begreifen], die benachbarten Gattungen aus einsichtigen Gründen den Vorzug […] gab»; die Dichter sahen sich daher bis zu einem gewissen Grad genötigt, «unter fremder Flagge zu segeln, d.h. sich anderen Genres vorgeblich oder tatsächlich an[zu]näher[n] oder gar an[zu]gleich[en]» (F. P. Knapp). Stofflich weder wahr noch wahrscheinlich, im besten Falle moralisch nützlich (die ‹fremde Flagge› der Didaxe), damit zur Kategorie der fabula rechnend (‹fabulae vero sunt quae nec factae sunt nec eri possunt, quia contra naturam sunt›, so Isidor von Sevilla), entwickelten die Texte verschiedene Strategien, um dem Legitimationsdruck zu begegnen: – Absicherung durch schriftliche, möglichst altehrwürdige (lateinische) Quellen; diese Strategie reicht von tatsächlich quellenkritisch zu nennenden Verfahren etwa bei Gottfried von Straßburg und Rudolf von Ems (‹Alexander›) über seriös anmutende Fiktionen (das Muster gab neben den Antikenromanen Chrétiens ‹Cligès›Prolog vor) bis zur parodistischen Anverwandlung bei Wolfram, der die Beglaubigungsstrategie in ein raffiniertes Vexierspiel von Fiktionsre exion und Fiktionsentblößung verwandelt (Flegetanis-Kyot-Mythe). – Behauptung einer höheren, moralischen oder allegorischen, Wahrheit in ktionaler ‹Umkleidung›; sie konnte sich schon auf Isidor von Sevilla berufen und emp ng durch Bernardus Silvestris’ integumentales Konzept (‹sub fabulosa narratione verum claudens intellectum›) eine theoretische Vertiefung. Indes stieß sie auch an Grenzen, wenn selbst volkssprachige Stimmen monierten, die schlichte moralische Lehre der Romane berge keine tiefere Wahrheit und sei nur als ‹pädagogische Grundstufe› für Kinder von Interesse (so Thomasin von Zerclaere um im ‹W¨alschen Gast›, vgl. W. Haug). X
– Annäherung bzw. Einschreibung ktiver Geschichten in verbürgte biblische oder antike Welt(reichs)geschichte; dieser Weg bot sich besonders da an, wo die erzählte Welt schon stoffbedingt realgeographische Orte und externchronologische Daten enthielt, lag wohl auch nahe, weil das seit der Antike weit ausdifferenzierte historiographische Formenspektrum (mit ießenden Übergängen zur Dichtung etwa in der Alexander- oder Trojaüberlieferung) die neben der Bibel und dem Epos greifbarsten Orientierungsmarken für weltliches Erzählen bot. Die konstitutive Nähe der epischen Anfänge zur historia manifestiert sich auch stofflich. Im Deutschen bietet das ‹Annolied› (um ) die ersten Hinweise auf die später so wirkmächtige ‹Antikentrias› um Troja, Aeneas und Alexander, wiewohl noch recht knapp. Rund ein Jahrhundert später folgen mit dem Pfaffen Lambrecht und den clerici, also schulgebildeten Autoren, Heinrich von Veldeke und Herbort von Fritzlar die einschlägigen Epiker. Geradezu ein Muster der ursprünglichen, hier und da auch an Überlieferungsverbünden abzulesenden Symbiose und parallelen Genese von Historiographie und frühepischer Erzählkunst ist die ‹Kaiserchronik› (um ): In ihrem Rahmen fanden nicht nur mannigfaltige (spät)antike Sagen und Legendenstoffe Raum, sondern auch großepische Erzählungen im Stil des spätgriechischen Romans (die Lebensgeschichten Faustinians und seiner Familie, die Leiden der Crescentia). Auch wenn der Chronist beanspruchte, den Lügen der Profandichter die reine historische Wahrheit entgegenzusetzen, so war er in der Praxis nur allzu gern zu Kompromissen mit deren Stil- und Erzählkonventionen bereit: Familien oder Liebespaare werden auf abenteuerliche Weise getrennt und nden sich nach vielfältiger Prüfung wieder, weibliche Unschuld und lautere Liebe sehen sich arglistig verfolgt, die Darstellung der Kämpfe und Kriege deutet auf die heroische Epik voraus. Das sich in solcherart Symptomen vom chronistischen Zweck emanzipierende Erzählen behält freilich in ebendiesem Zweck und Rahmen noch seinen Sinn und seine tiefere Bedeutung. Hinzu kommt die geistliche Exemplarität des Geschehens. So erfährt Faustinians Familie auf Handlungsebene dreifach variiert Schiffbruch und bewährt sich, drei parallele Erzählstränge hindurch, im ellende. Eingebettet aber sind in diesen Plot theologische Diskussionen
und Lehrdialoge, auf die es, der Verfasserintention zufolge, eigentlich ankommt. Ähnliches gilt mutatis mutandis für Crescentia, deren sentimentale Lebensgeschichte zuletzt in eine erbauliche Heiligenlegende ‹umgebogen› wird. Auf der nächsten gattungsgeschichtlichen Stufe löste sich das episch-romanhafte Erzählen aus dem ‹historialen› Rahmen sei es einer Chronik, sei es der funktional de nierten Legende. Indes schrieben sich auch die ab ca. überlieferten Antikenromane noch aus historiographischen Traditionen heraus und in diese ein – episches und historisches Erzählen bildete also weiterhin eine Einheit. Die Brautwerbungsepen um König Rother, Herzog Ernst, keimhaft auch die gentilen Ursprungssagen des ‹Annolieds› und die AdelgêrGeschichte der ‹Kaiserchronik› basieren auf heimischen, aber nicht paganen (dies im Unterschied zur deutschen Heldenepik), das ‹Rolandslied›, ‹Graf Rudolf›, später Wolframs ‹Willehalm› und Strickers ‹Karl› auf romanischen historischen Sagen. Hagiographisch inspiriert sind (im Schlussteil) das ‹Annolied›, der oberdeutsche und maasländische (d. i. Veldekes) ‹Servatius›, je nach Datierung auch schon die Legendenromane um Oswald und Orendel. Dazu kommen die Legendenkomplexe der ‹Kaiserchronik›, die auch eigenständig überliefert sind (‹Silvester›, ‹Eraclius›), sowie die legendenaffinen Liebes- und Trennungsromane des hellenistischen Typus von der Faustinian-Erzählung des Chronisten bis zum ‹Trierer Floyris› (um ). Die Afnität des hellenistischen Schemas zur Legende ist dem religiös-providentiellen Potential einer zufallsoder fortuna-geleiteten Handlung mit garantiert gutem Ende geschuldet: In einen solchen Plot ließ sich selbst bei Stoffen paganer Herkunft leicht ein göttlicher Planer interpolieren. Noch versepische Spätausläufer wie Heinrichs von Neustadt ‹Apollonius von Tyrlant› oder Ulrichs von Etzenbach ‹Wilhelm von Wenden› (um ) partizipierten am Reiz dieser ideellen ‹Umpolung› einer altererbten epischen Struktur. Auffällig für die epische Frühphase ist schließlich auch die vielschichtige Entdeckung des Orients mit seinen teils kreuzzugsaffinen, teils enzyklopädischen Bezügen. W¨ahrend sich frühmittelhochdeutsche Erzähler noch auf biblisch-legendenhafte Sujets beschränkt hatten, entwarfen ihre ‹vorhöschen› Nachfolger andere und Anders-Welten jenseits des kulturell Vertrauten, die Projektions-
ächen für allerlei Wünsche, Ängste und Schrecken boten (vgl. namentlich ‹Herzog Ernst›, ‹Brandan›, ‹König Rother›, die Alexanderdichtungen). Der durch die Kreuzzüge auch in die Eigenwelt übergreifende ‹Nahorient› ist dabei stets religiös und als Raum kriegerisch-kultureller Konfrontation erfasst. Im fernen ‹Wunderorient› hingegen schwindet die religiöse Alterität zugunsten der Konfrontation mit physiologischen und sozialen Abnormitäten (Hybridwesen wie die Kyklopen, der Frauenstaat der Amazonen, Gymnosophisten u. a. m.). Zwischen den Zonen des Eigenen und der beiden Fernen liegen symbolisch aufgeladene Grenzen, Gebirge, Wüsten, häu ger noch Meere, deren Überwindung durch Momente des Unerklärbaren oder Zufälligen (Seestürme, Irrfahrten) zum Schwellenübertritt wird. Jenseits stellen menschlich-tierische Hybride als monstra (wörtlich: ‹Zeiger›, nämlich der Schöpfermacht Gottes) die Erzähler vor neue ekphrastisch-diskursive Herausforderungen. Dem Wesen nach sind diese mirabilia orientis, anders als die ktionale Wunderwelt des Märchens, Teil des Imaginären (nach Wolfgang Iser), zugleich seit Plinius enzyklopädisch beglaubigte und auf zeitgenössischen Weltkarten am Rande der Ökumene bezeugte Realitäten. W¨ahrend also der Nahorient als Raum des zivilisatorisch Kommensurablen, mitunter sogar Überlegenen, doch religiös Feindlichen konzipiert ist, lebt im fernen Indien und auf den Inseln des Weltmeeres das nicht durchweg Feindliche, aber ‹ganz Andere›, in dem religiöse Differenz zwar vorausgesetzt, aber meist irrelevant ist. Als Schreckensort zeigt sich diese Welt in der fatalen Unentrinnbarkeit des Magnetbergs und des Lebermeers, im heillosen Babylon, in W¨aldern und Wüsten voller Riesen und Bestien. Als ambivalentes Faszinosum tritt sie im Palast der kapriziösen Candacis hervor, die den Weltherrscher Alexander umgarnt, geradezu prototypisch auch in der vil hêrlichen Stadt Grippia, deren hö sche Pracht und technisches Raffinement Herzog Ernsts Neugier weckt, bis sich ein brutales Monstrenvolk dahinter offenbart. Indes: Schon als Bewährungsraum solcher Helden konnte auch die befremdendste Ferne nicht nur negativdystopische Wirkung entfalten, zumal ihr ekphrastischer Reiz so unerschöp ich schien und spätere Bearbeiter (wie noch um die Dichter des ‹Herzog Ernst D› oder des ‹Apollonius›) zu immer eindrucksvolleren Ausgestaltungen inspirierte. XI
Die Protagonistentypen der frühhö schen Epik korrelieren mit ihren neuen, zugleich aventiurehaften und ‹welthaltigen› Aktionsräumen: Der ktive Held bewegt sich nicht nur in authentischen Topographien, er agiert auch in realistischen Rollen, ist Vasall oder Herrscher, Kreuzfahrer oder Pilger, Dynast oder neugiergeleiteter Abenteurer, mitunter auch all dies zugleich. Er steht nicht für sich, sondern lenkt das Geschick einer Gruppe, eines Verbands. Die Brautwerbung als Ermöglichungsrahmen dynastischen Aufstiegs entwickelt häu g ein Eigenleben, das sich mit strukturprägenden Ritualen wie Schwertleite, Vasallenrat, Botenausfahrt und -empfang zu komplexen Plots verbindet. Wo der Brautvater die Umworbene eifersüchtig hütet (z. T. begründet durch Inzest), wird die Werbung zur gefahrvollen Fahrt, die List, Kampf, Entführung, bisweilen auch Rückentführung einschließt. Die genannten Grundzüge ließen sich mannigfach variieren und sind genre- und stoffübergreifend zu nden (so im ‹König Rother›, ‹Oswald›, ‹Tristrant›, in der ‹Kudrun› und den ‹Wolfdietrichen›, episodisch auch im ‹Nibelungenlied›). Besonders konstitutiv wurden sie aber für jene Texte, die ohne spezi schere Einheit aufgrund stilistischer Befunde gern unter dem irreführenden Begriff der ‹Spielmannsepik› zusammengefasst wurden: ‹König Rother›, ‹Herzog Ernst›, ‹Oswald›, ‹Orendel› sowie ‹Salman und Morolf›.
Durchbrüche einer neuen Gattung – noch auf Latein Der älteste deutsche, doch noch nicht deutschsprachige Roman wurde im . Jh. in lateinischen Hexametern verfasst. Gegenüber dem bisher Vorgestellten, das sämtlich später entstand, wagte sich sein anonymer Dichter weit auf das Feld der Fiktion vor und verzichtete offensiv auf die eingangs genannten Strategien des ‹Segelns unter fremder Flagge›. Die Romanhandlung rechtfertigt sich weder geographisch noch religiös-legendarisch: Der ‹Ruodlieb› nennt keine Quelle, spielt in namenlosen Ländern in einer nicht xierten Zeit, sein Held bleibt lange, wichtige Neben guren (wie der ‹große› und ‹kleine› König) bleiben durchweg namenlos. Da der Text nur fragmentarisch erhalten ist, bedarf der Handlungsverlauf freilich gewisser Rekonstruktionen. XII
Ruodlieb tritt zuerst als Dienender (erfolglos in der Heimat, erfolgreich im Exil), dann als Reisender (mitunter in schlechter Gesellschaft, doch immer von nützlichen Lehren begleitet), schließlich als Dynast und Brautwerber auf. Manches, nicht nur das Ende, gemahnt an die frühe deutschsprachige Epik: Motive aus Märchen, Reiseerzählung, antik-orientalischer Erzählkunst und Re exe feudaler Realität verbinden sich unter dem Dach einer durch und durch exemplarischen Handlung. Unbeschadet der Sprache und der Tegernseer Überlieferung spielen Kirche und Kloster dabei kaum eine Rolle, desto mehr die fürstlich-aristokratische Sphäre, die Ruodlieb auf verschiedenen Stufen erlebt. Die Ausgangslage des Parzival- und des Tristanstoffes klingt an: Der vaterlose Held verlässt Heimat und Mutter, sein Weg führt durch eine symbolisch topographierte Welt über Frustrations- und Bewährungsphasen nach oben. Nur den zwischenzeitlichen Absturz, die Krise, kennt er (noch) nicht. So scheint dieser Roman in einer Entwicklung zu stehen, die «vom Märchen (eventuell unter Mitwirkung antiker Romanformen) zum Ritterroman» hinüberführt, dabei wohl auch Anregungen aus der Bibel, Legende, Lehrdichtung, Satire und Hofpoesie bezog (M. Wehrli). Neben dem ‹Ruodlieb› und dem heldenepischen ‹Waltharius›, auf den später einzugehen ist, stehen mittellateinische Texte im ./. Jh. am Beginn weiterer wirkmächtiger Traditionen (sekundär) auch volkssprachiger Epik. Der kurze, in der germanistisch-mediävistischen Forschung wenig wahrgenommene ‹Unibos›, eine Sequenz vierer durch die Protagonistengestalt des Bauern Einochs verbundener Episoden, nutzte das schon der Fabel zugrundeliegende und literarisch immer wieder produktiv variierte Schema ‹Überlistung sozial Überlegener durch einen Deklassierten›, das hier aber nicht wie in der Fabel und Tierepik verfremdet erscheint. Übertölpelt werden nacheinander die Dorfhonoratioren Vogt, Pfarrer und Meier. Das Werk, nur durch die unikale Handschrift auf das . Jh. datierbar, wurde im romanisch- ämischen Grenzraum durch einen anonymen Kleriker verfasst. Generisch eröffnet es eine Linie, die über Strickers ‹Pfaffe Amis› bis in die Neuzeit weiterführt (‹Pfarrer von Kalenberg›, ‹Eulenspiegel›, ‹Lalebuch›). Die mittelalterliche Tierepik wiederum ndet ihre großepischen ‹Gründertexte› in zwei ebenfalls von Geistlichen verfassten, satirisch inspirierten Gedichten: der ‹Ecbasis cuiusdam captivi per tropologiam› (‹Flucht eines Gefangenen
in sinnbildlicher Rede›), einem kompliziert verschachtelten Hexameterepos mit mannigfachen intertextuellen Anspielungen und Zitaten (vor allem antike Fabeln und Epen, Horaz), entstanden in einem wohl lothringischen Kloster (Toul?), sowie Nivards von Gent ‹Ysengrimus› (. Jh.). Letzterer ist die früheste überlieferte Fassung der Reinhard/Reineke Fuchs-Erzählung, in diesem Fall noch als genuine Kloster- und Kirchensatire; Ysengrim/Isengrim heißt der Wolf, der betrogene Betrüger und ein ums andere Mal gedemütigte Gegner des arglistigen ‹Helden›. Ins Deutsche gelangte der Stoff über französische Vermittlung (‹Roman de Renart›, um ). Am Anfang steht der frühstau sche ‹Reinhart Fuchs› eines Heinrich (. Jh.); niederländische und niederdeutsche Versionen führen über gedruckte sogenannte ‹Volksbücher› bis zu Goethes ‹Reineke Fuchs› ().
Hö sches Erzählen: Drei poetologisch einschlägige Stoffkreise – und ein vierter am Rande ‹N’en sont que trois materes a nul home entendant / De France et de Bretaigne et de Romme la grant; / Ne de Ces trois materes n’i a nule samblant. / Li Conte de Bretaigne sont si vain et plaisant / Et cil de Romme sage et de Sens aprendant, / Cil de France sont voir chascun jour aparant.› (Für jeden einsichtigen Menschen gibt es nur drei Stoffkreise: den karolingischfranzösischen, den bretonischen und den, der vom mächtigen Rom handelt. Diese drei Stoffkreise sind völlig verschieden voneinander. Die Erzählungen aus dem bretonischen Stoffkreis sind nichtig und unterhaltsam. Die von Rom weise und lehrreich, die von Frankreich sind wahr, wie jeden Tag offenbar wird.) – Mit diesen vielzitierten Versen umriss im . Jh. der französische Autor Jean Bodel das zeitgenössische epische Spektrum und nahm zugleich spezi sche, für die gesamte Epoche gültige Quali zierungen vor: Zwischen den Polen unterhaltsam und lehrreich, nichtig und wahr entfaltet sich das Wertspektrum hö schen Erzählens, wobei die keltobretonische matière um König Artus schwach, der Antikenroman besser, das Kreuzzugsepos als Medium der Wahrheit am besten abschnitt. Es ist, wie nach dem Vorausgehenden kaum anders zu erwarten, die historisch-religiöse Verbindlichkeit, die diese Wertungen begründet und so klar zugunsten der altehrwürdigen Antikenepik, mehr noch
der vom heilsgeschichtlich verstandenen Glaubenskampf getragenen Chansonepik ausfallen ließ. Matière de Rome – Antikenepik: Die hierher gehörenden Stoffe galten dem gesamten Mittelalter als historisch. Erst der quellenkritisch geschärfte Blick des Humanismus maß den Unterschieden zwischen epischer und historiographischer Überlieferung mehr Gewicht bei und delegitimierte die lateinischen Derivate griechischer Originale (wie der Epen Homers) als bloße, und nicht einmal gute, Fiktion. Die drei im Deutschen adaptierten Sujets – in der Romania trat als vierter der Thebenstoff hinzu – stehen in einem spezi schen ‹geschichtstheoretischen› Zusammenhang, auf den der Sammelbegriff ‹epische Antikentrias› abhebt: Jedes erzählt vom Übergang einer Weltherrschaft auf die je nächste: Alexander unterwirft das persische Reich und begründet das makedonische; nach Trojas Zerstörung begründen Flüchtlinge und Heimkehrer vielerorts neue Völker, Reiche und Städte, und einer von ihnen ist Aeneas, dessen Landnahme in Latium den Weg zur Gründung des römischen Imperium ebnet. Der Ursprung dieser Reichs(folge)idee liegt im biblischen Buch ‹Daniel› (Dn bzw. ). Die dort noch namenlosen Reiche wurden erst in der exegetischen Tradition mit denen der Babylonier, Perser, Makedonen und Römer identi ziert, wodurch das Ende der römischen zugleich das Ende irdischer Geschichte überhaupt bedeuten und den Anbruch der Apokalypse einleiten sollte. Das mittelalterliche Kaisertum sah sich durch das Konzept der translatio imperii als Erben Roms und sicherte so den Fortbestand der Welt. Neben dem hohen ‹Erzählwert› erklären diese Hintergründe das Prestige der matière unter den epischen Genres, das sich auch text- und überlieferungsgeschichtlich äußert: Antikenromane gingen in Chroniken ein, stehen in historiographischen Überlieferungsverbünden, wurden oft kostbar illuminiert. Für ktional hielt man sie nicht, unabhängig von der poetischen Faktur und der Darbietung im Einzelnen: Indem sie erzählten, deuteten die Dichter Vergangenes und, aus ihm heraus, ihre eigene Gegenwart. Um entstanden am anglonormannischen Hof Heinrichs II. Plantagenet die ersten volkssprachigen Antikenromane: ‹Roman de Thèbes›, ‹Roman de Troie› und ‹Roman d’Enéas›; nur vom zweiten kennt man den Autor: Benoît de Ste. Maure. Den in Quellen und Motivik noch komplexeren, im Orient wie im Okzident über anderthalb XIII
Jahrtausende äußerst populären Alexanderstoff hatte um Albéric von Bisinzo aus einer spätantiklateinischen Stoffversion erstmals ins Französische gebracht. In allen genannten Fällen handelt es sich nicht um Übersetzungen, sondern um Neufassungen der antiken Stoffquellen im Licht der eigenen sozio-kulturellen Standards und unter Minimierung der historischen Distanz (Mediaevalisierung); so treten die antiken Helden als hö sche Ritter auf, wird der heidnische Kultus in Kirchen und Münstern geübt, tragen antike Amtsträger zeitgenössische Titel. Die Antike wird in die Welt des mittelalterlichen Publikums geholt und dafür planvoll ‹entfremdet›. Die über die Romania vermittelte deutsche Rezeption führte diese Praxis nahtlos fort. Unter Aussparung des Thebenstoffs wurden hier zunächst Albérics ‹Alexander› (Pfaffe Lambrecht), dann der Aeneas- und Trojaroman (Heinrich von Veldeke bzw. Herbort von Fritzlar) adaptiert. Im Fall des ‹Eneas› blieb der schon zeitgenössisch als bahnbrechend und ‹klassisch› empfundene Text die lange tradierte, aber nie wiederholte Normbearbeitung. In den beiden anderen Fällen eröffnete die jeweils erste eine Serie weiterer Adaptationen in Vers und in Prosa, die erst in der Frühen Neuzeit abbrach. Daneben, teilweise auch in Korrelation mit den volkssprachigen, entwickelten sich mittellateinische Traditionen in epischer (Walter von Châtillon, Guido de Columnis u.a.) und lyrischer Form, darunter auch mehrere Lieder der ‹Carmina Burana›. In der Alexanderepik konvergieren reichs-, herrschafts-, heils- und geschichtsdiskursive Momente. Je nach Verfasserstandort reichen das Heldenpro l und die Sinngebung der Texte vom klerikalen Exempel für vanitas und sündhafte Hybris bis zum Werkzeug Gottes und hö scharistokratischen Fürstenideal. Die Faszinationskraft des Stoffs hat drei zentrale Facetten: Er bot erstens Unterhaltung und befriedigte den Reiz des Exotischen. Schon im griechischen Alexanderroman des sog. Pseudo-Kallisthenes nämlich (der über lateinische Zwischenstufen die Hauptquelle des mittelalterlichen Alexanderstoffs bildet) pro lierte sich Alexander nicht mehr nur als Krieger und Herrscher, sondern auch als Erforscher der Ökumene, spezieller: der Wunder Indiens; und steht in der Vorauer Fassung von Lambrechts Roman, die mit Darius’ Tod endet (abbricht?), noch der Feldherr und Heros im Zentrum, so schuf die Straßburger Fassung mit ihrem realphantastischen TaXIV
bleau des fernen Orients und Alexanders grenzenlosem Wissens- und Expansionsdrang einen zweiten, durchaus noch wichtigeren Fokus. Der Alexanderstoff verband zweitens Geschichte und Heilsgeschichte, seit die Bibel dem Persersieger auch eine feste Funktion innerhalb des göttlichen Heilsplans zugewiesen hatte: Als Werkzeug Gottes vollzog er den Wechsel der Reiche. Die Figur eignete sich drittens als positives wie negatives Exempel – hier das stets aktualisierbare Vorbild für Adlige und Herrscher, dort das personi zierte Menetekel einer superbia, die keine dem Menschen gesetzte Grenze respektiert und zuletzt noch die Pforten des irdischen Paradieses bedroht. Alexanders früher Tod wurde im Licht dieser Deutung zum Indiz der vanitas irdischen Strebens schlechthin: Auch dem Weltenherrscher verbleiben am Ende nur wenige Fußbreit Erde für sein Grab. [Versfassungen] Mikro-Alexandererzählung im ‹Annolied› (um ); Pfaffe Lambrecht, ‹Alexander› (um ; Fassungen: ‹Vorauer Alexander› um ; ‹Straßburger Alexander› vor ; ‹Basler Alexander› Ende . Jh.); Rudolf von Ems, ‹Alexander› (Torso, um /); nicht erhalten sind durch Rudolf bezeugte Alexanderromane von Berthold von Herbolzheim und Biterolf (vor ); Alexanderabschnitt in der ‹Weltchronik› Jans’ von Wien (/); Ulrich von Etzenbach, ‹Alexander› (vor ); Seifrit, ‹Alexander› (); ‹Wernigeroder Alexander› (vor ). – [Prosen] Alexandererzählung im ‹Großen Seelentrost› (. Jh.); Wichwolt, ‹Cronica Allexandri› (um ); Johannes Hartlieb, ‹Alexander› (um ).
Neben den Alexanderzügen gehört der Trojanische Krieg zu den populärsten Erzählsujets (nicht nur) der Vormoderne: Dutzende lateinische und volkssprachige Versionen sind überliefert, und bezieht man die ‹Sprossfabeln› um Ulixes und Aeneas mit ein, so darf man mit Blick auf Troja geradezu von einem kulturellen Leitnarrativ Europas sprechen. Neben dem schieren Potenzial der Personen- und Handlungsfülle hat dieser Befund vor allem mit der multiplen Funktionalisierbarkeit des Stoffes zu tun: Für Konrad von Würzburg ein ‹Meer, in dem alle Erzähl üsse zusammenströmen›, lieferten Trojas Aufstieg, Fall und Nachleben unvergessliche ‹Icons› individueller Ritterschaft und blutig-anonymer Kriegsgreuel; sie exempli zierten die Allgewalt der Minne (die mit Helenas Raub am Beginn des Kon ikts steht und in verschiedenen Paarungen die Geschichte durchzieht) eben-
so wie die Blüte der Institution Stadt, die translatio von Herrschaft, die Entstehung zahlloser Völker und Dynastien (über Aeneas und andere Flüchtlinge, die sich irgendwo ansiedeln und neue Ordnungen stiften). Bei alledem war den mittelalterlichen Autoren Homer nur ein Name, lag seine ‹Ilias› doch nur in einer mediokren lateinischen Kurzfassung vor. Der mittelalterliche Trojamythos speist sich vor allem aus zwei spätantiken Berichten, die Augenzeugenschaft beanspruchten: Dares’ Phrygius Bericht ‹de excidio Troiae› (protrojanisch) und Dictys’ Cretensis ‹Ephemeris belli Troiani› (griechenfreundlich). Für die Vor- und Nachgeschichte trat das anonyme ‹Excidium Troiae› hinzu, und als Nebenquellen boten sich Schulautoren wie Vergil, Statius und Ovid an. Als Leittext der deutschen Trojaliteratur etablierte sich nach der ersten knappen summa im ‹Annolied› der Roman Benoîts de Ste. Maure: Die deutschen Verstexte rekurrieren direkt auf ihn, die meisten Prosen dagegen nutzten Guidos de Columnis lateinische Prosaumsetzung als Zwischenstufe. [Versfassungen] Mikro-Trojaerzählung im ‹Annolied› (um ); Herbort von Fritzlar, ‹Liet von Troye› (um ?); Konrad von Würzburg, ‹Trojanerkrieg› (-, torsohafte Stoffsynthese; anonyme Forts. um ); ‹Göttweiger Trojanerkrieg› (um /; gattungsgeschichtlich interessanter Versuch, arthurische Aventiurestruktur und antikenepische Historizität zu verbinden); ‹Basler Trojanerkrieg› (um ); Trojateil der ‹Weltchronik› Jans’ von Wien (/); ‹Trojanerkrieg› in Ulrich Füetrers ‹Buch der Abenteuer› (/). – [Prosen] ‹Elsässisches Trojabuch› (vor ); Hans Mairs ‹Buch von Troja› (/); weitere Übersetzungen der ‹Historia› des Guido de Columnis (u.a. Heinrich Gutevrunt, um ; Anonymi, . Jh.); ‹Bairisch-österreichisches Buch von Troja› (Mitte . Jh.); drei Druckfassungen einer Kompilation aus ‹Elsässischem Trojabuch› und Hans Mairs ‹Buch von Troja› (/).
Gegen die Handlungschronologie ging im Deutschen der erste Aeneas- dem ersten Trojaroman voraus: Heinrichs von Veldeke ‹Eneas› (/). Der zunächst im maasländischen Raum, dann am Thüringer Landgrafenhof arbeitende Autor folgte dem anglonormannischen ‹Roman d’Enéas›, zog aber auch Vergils ‹Aeneis› heran. Ihr gegenüber verstärkte er jene Züge, die die französische Quelle bereits vorgab: die mediaevalisierende Aktualisierung des Stoffes und die Ausgestaltung der (bei Vergil nur im Ansatz vorhandenen)
Lavinia-Handlung. Veldekes spezi sche Leistungen liegen in der psychologisch vertieften Behandlung der Liebesthematik, in der ideologieträchtigen Fortschreibung des mythopoetischen Ursprungsentwurfs Roms in die eigene stau sche Gegenwart und in der Pro lierung eines ‹gemischten› (mit Wolfram: ‹elsternfarbenen›) Helden in den stoffgegebenen Grundsituationen von Liebe, Herrschaft, Reise (Irrfahrt) und Krieg. Veldekes Bearbeitung, deren Epilog auf eigenartige Entstehungsschicksale zurückblickt, blieb auch dieser Leistungen wegen ein Solitär: Der Stoff fand im Deutschen keine weiteren Bearbeiter. An seinen Erfolg knüpft aber organisch der erste deutsche Trojaroman an, der vom gleichen Auftraggeber explizit als Vorgeschichte des ‹Eneas› initiiert wurde. Außerhalb der Antikentrias steht die Rezeption des hellenistischen Apolloniusstoffs und der ‹Metamorphosen› Ovids. In beiden Fällen reicht die Impulskraft der Quellen auf die deutsche Erzählliteratur weit über die vereinzelt bleibenden Gesamtbearbeitungen hinaus: Bei Ovid (und hier speziell bei den ‹Metamorphosen›, dem nach der Bibel wirkungsstärksten Stück Weltliteratur bis in die Neuzeit) gingen hö sche Lyriker und Erzähler in die Schule, um Wesen und Symptomatik der Liebe kennenzulernen, und der ‹Apollonius› vermittelte den Volkssprachen das hellenistische Romanmodell, das für vor-, neben- und nachklassische Erzählentwürfe bis in die Barockzeit maßgeblich blieb. An direkten Bearbeitungen ragen Heinrichs von Neustadt ‹Apollonius von Tyrlant› (um ), dem Subtypus nach eher ein Aventiure- und Reise- als ein Antikenroman, und Albrechts von Halberstadt um für Hermann von Thüringen verdeutschte ‹Metamorphosen› heraus. Mit jenem Gönner, der bereits hinter Veldekes ‹Eneas› und Herborts ‹Liet von Troye› stand, wird auch ein Zentrum antikenepischer Interessenbildung in der hö schen Erzählliteratur greifbar. Von Fragmenten abgesehen, hat sich Albrechts Adaptation nur in der frühnhd. Umarbeitung Jörg Wickrams () erhalten. Einzelgeschichten aus Ovids Vorlage wurden indes auch in kleineren Formen bearbeitet. Aufs Ganze der Gattung gesehen, liegt die diachrone Bedeutung der Antikenepik in ihrer nachhaltig reihenbildenden Kraft (Troja-, Alexanderstoff), die synchrone in ihrem doppelten Übergangsstatus zwischen heroischem Epos und hö schem Roman sowie zwischen historischem und XV
ktionalem Erzählen. Die Kriegsthematik, wiewohl stoffbedingt durchweg dominant, zeigt sich durch Züge personaler Liebe (seit Veldekes ‹Eneas›) und Welterfahrung (seit dem ‹Straßburger Alexander›) aufgebrochen, die Figuren entwickelten Innenleben und Tiefe. Zumal Veldeke hinterließ der Gattung auch eine raffinierte Poetik, an die matièreintern später Rudolf von Ems, Ulrich von Etzenbach oder Konrad von Würzburg anknüpfen konnten, die aber schon zeitgenössisch als Durchbruch hö schen Erzählens schlechthin gewertet und als rhetorisch-poetisches Muster rezipiert wurde: Er ‹inpfete daz erste rîs in tiutischer zungen›, bemerkte Gottfried von Straßburg über den niederrheinischen Kollegen. Virtuose Kompositions-, Reimund Beschreibungskunst und die Möglichkeiten einer neuen, selbstbewusst-metare exiven Erzählinstanz lernte das hohe Mittelalter zuallererst bei ihm. Matière de France – Deutsche Rezeption der Chanson de geste: Der romanische Gattungsbegriff klingt an das historiographische Genre der (Res) Gesta(e) an: Die in sangbaren Laissen abgefassten altfrz. Texte erinnern die Taten herausragender Gestalten. Sie repräsentieren die romanische Spielart heroischer Epik, deren Heldenzeitalter die Karolingerzeit, deren Themen feudale Kon ikte und Kriege mit den Muslimen sind. Wie die französischen Vorlagen, so sind auch die ersten deutschen Adaptationen weder bereits ‹hö sch› noch schon ‹Roman›. Zwar gehören sie, wie der ‹hösche Roman› der anderen matières, in den größeren Kontext des romanisch-deutschen Kulturaustauschs; doch als Ausläufer heroischer Sujets stellen sie sich in vieler Hinsicht näher zur germanischdeutschen Heldenepik als zu jenen. In der Romania steht die Chanson de geste am Beginn weltlich-volkssprachigen Erzählens. Zuvor lange mündlich tradiert, trat sie um mit der prototypischen ‹Chanson de Roland› in die Schriftlichkeit. Die meist anonyme Überlieferung hielt sich konstant bis in die Frühe Neuzeit. Im Deutschen sind zwei Rezeptionsschübe erkennbar: ein hochmittelalterlicher, der parallel zum hö schen Roman des ./. Jh. verläuft (Konrads ‹Rolandslied›, Wolframs ‹Willehalm› und seine Ergänzungen, Strickers ‹Karl›, ‹Graf Rudolf›), und ein nach längerer Pause neueinsetzender spätmittelalterlichfrühneuzeitlicher, der weitgehend schon im Zeichen der Prosa steht. Manche der in der zweiten Phase entstandenen Texte entfalteten als soXVI
genannte ‹Volksbücher› eine nachhaltige Wirkung. Die Stoffe kreisen um innere und äußere Konikte im Reich Karls des Großen und seiner Erben. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit dem Islam, die sich im Zeitalter der Kreuzzüge und der spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen ‹Türkengefahr› je spezi sch reaktualisieren ließ. Der durch dieses Thema verbürgte heilsgeschichtliche Anspruch erklärt auch die sprachübergreifend hohe Dignität der matière, die Jean Bodel auf das Stichwort ‹wahr› brachte. Das zweite plotbildende Moment, welches das Zusammenspiel zwischen zentraler Reichs- und partikularer Fürsten- und Vasallenmacht fokussiert, verlieh ihr aber darüber hinaus eine genuin politische Brisanz. Schon die frühesten deutschen Texte zeigen massive Binnendifferenzen in der (selektiven) Rezeption der romanischen Quellen: ‹Rolandslied›, ‹Willehalm› und (noch im Fragmentstatus erkennbar) ‹Graf Rudolf› sind zwar gleichermaßen vom Glaubenskampf als Hauptthema beherrscht, doch unterscheiden sich die narrativen und diskursiven Umgangsweisen mit diesem Thema ebenso markant wie die Schauplätze, auf denen der Kon ikt jeweils ausgetragen wird: W¨ahrend im ‹Rolandslied› des Pfaffen Konrad Glaubensstrenge und Kreuzzugsgeist die kaum re ektierten Normen im Umgang mit den als polytheistische ‹Heiden› diffamierten Muslimen setzen, unterminiert Wolframs (nicht zuletzt deshalb auch generisch schwer einzuordnender) ‹Willehalm› das Märtyrerpathos und die exorbitante Gewalt des wiederholt anzitierten Prätextes, und dies in einer Konstellation, die die Christen nicht mehr als Krieger im Heidenland, sondern als Verteidiger des eigenen Reiches gegen muslimische Invasoren agieren lässt. (Die später hinzukommenden Rahmentexte der ‹Willehalm›-Trilogie, ‹Arabel› und ‹Rennewart›, revidieren diese Modi kation tendenziell wieder.) Der anonyme ‹Graf Rudolf› schließlich entideologisierte, soweit der Erhaltungszustand dies noch erkennen lässt, den nun nicht mehr im karolingischen Frankreich, sondern im kontemporären Kreuzzugsraum angesiedelten Religionskonikt durch planvolle Grautöne und eine komplexe(re) Wirklichkeit ‹vor Ort›. Auch die zweite Phase deutscher Stoffrezeption im ./. Jh. steht eher im Zeichen der Ambiguisierung religiöser Heroik als ihrer Idealisierung und Verabsolutierung. Der Heidenkampf blieb konstitutives Thema, doch gewannen nun auch die in der
späteren romanischen Epik bevorzugten Empörerplots an Resonanz und Gewicht (vgl. u.a. ‹Huge Scheppel›, ‹Haymonskinder›, schon früher ‹Gerart von Rossiliun›). [Verstexte] Pfaffe Konrad, ‹Rolandslied› (/); ‹Graf Rudolf› (fragm., um ); Wolfram von Eschenbach, ‹Willehalm› (/); Stricker, ‹Karl› (/); Ulrich von dem Türlîn, ‹Arabel› (/); Ulrich von Türheim, ‹Rennewart› (um ); nieder- und mitteldeutsche Karlsepik: ‹Karl und Galie›, ‹Morant und Galie› (um /); ‹Schlacht von Alischanz› (/); ‹Gerart van Rossiliun› (fragm., /); ‹Karl und Ellegast› (. Jh.); ‹Karlmeinet›-Kompilation (. Jh.); ‹Malagis›, ‹Reinolt von Montelban›, ‹Ogier von Dänemark› (um ). – [Prosen] Elisabeth von NassauSaarbrücken, ‹Herpin›, ‹Sibille›, ‹Loher und Maller›, ‹Huge Scheppel› (/); ‹Zürcher Buch vom Heiligen Karl›, ‹Zürcher Buch vom Heiligen Wilhelm› (); ‹Die Haimonskinder› (); Johann von Simmern, ‹Fierrabras›, ‹Die Haymonskinder› ( bzw. ); ‹Morgant der Riese› (); Wilhelm Salzmann, ‹Kaiser Octavianus› ().
Matière de Germanie? – Deutsche Heldenepik: Hier ist nun jener Stoffkreis einzuschieben, den Jean Bodel nicht berücksichtigt hatte, weil er kein romanischer war und auch nur mittelbar vom transkulturellen Austausch im Bereich der hö schen Epik berührt wurde. In Anlehnung an Jeans Taxonomie könnte man ihn als matière de Germanie bezeichnen. Als deutsches Pendant zur Chanson de geste verfügte auch er über ein spezi sches ‹heroic age› (hier die germanische Völkerwanderung), weist ähnliche Rollen- und Kon ikttypen auf, nutzt analoge stilistisch-narrative Verfahren und vertritt vergleichbare Werte. Im Unterschied zum romanischen Typus fehlte ihm aber vom Ursprung her das religiöse Moment: Hier wirkte der vorchristliche Stoff konzeptionell lange weiter, erkennbar vor allem am ‹Nibelungenlied›, dessen Deutungsverweigerung in ethisch-religiöser Hinsicht die Rezeption früh irritierte (vgl. Fassung C und die ‹Klage›). Der Stoffkreis umfasst wie die matière de France mehrere ‹branches›: Im Zentrum stehen der erst im ‹Nibelungenlied› vereinigte Siegfried- und Burgundenstoff und die Dietrichepik (‹Hildebrandslied›, ‹Buch von Bern› und ‹Rabenschlacht›; ‹Alpharts Tod›; sog. aventiurehafte Dietrichepik). Daneben entwickelten die Sagen um Walther von Aquitanien und Hilde (‹Kudrun›, ‹Dukus Horant›) eigene Traditionen. Für eine generische Kohärenz
dieser Stoff- und Textgruppen sprechen genrekonstitutive Situationen und Figuren (der Hunnenkönig Etzel und seine Frau Helche, der Recke Dietrich und sein Waffenmeister Hildebrant im Exil, Walther und Hagen als Etzels Geiseln), die als Handlungs- oder Anspielungshorizont architextuell präsent sind. Zeitgenössisches Bewusstsein für die generische Identität des Stoffkreises scheint wiederholt auf: ‹Mischungen› verschiedener epischer Namensregister sind selten, anders gesagt: Artusritter, Karlsvasallen und Dietrichrecken bleiben im Regelfall ‹unter sich›; und folgerichtig sondern auch Stoffkataloge wie die berühmte ‹Repertoirestrophe› des Spruchdichters Marner, die Heldenbücher (für die das Ambraser Beispiel in dieser Hinsicht untypisch ist) sowie spätmittelalterliche Bibliotheksinventare (z.B. bei Jakob Püterich von Reichertshausen) ihr Material nach den einschlägigen matières oder behandeln letztere bewusst selektiv. Im übrigen blieb der deutschen Heldenepik, analog zur romanischen, ein Restbestand an Historizität im Sinne heroischer ‹Vorzeitkunde› stets eigen, wie noch um die Einleitung des ‹Straßburger Heldenbuchs› mit ihrer Aitiologie des Heldenzeitalters bezeugt. Deutsche Heldendichtung wird schriftlich zuerst im ahd. ‹Hildebrandslied› greifbar (. Jh.), das nur im Rahmen erzählt ist, sonst ganz aus dem Dialog heraus lebt. Von ihm und dem wohl parodistisch angelegten ‹Waltharius›-Epos (in lateinischen Hexametern, dem Versmaß Vergils) abgesehen, das den volkssprachig nur fragmentarisch überlieferten Stoff bis heute bewahrt, lief die Verschriftlichung parallel mit der hö schen Epik ab etwa , d.h. unter Konstellationen, die sich von der stofflichen Referenzzeit markant unterscheiden. Vor allem erfolgte die Fixierung der zuvor jahrhundertelang mündlich tradierten Stoffe nunmehr im Rahmen einer entwickelten Buchepik und in befruchtender Koexistenz, auch Konkurrenz mit dem hö schen Roman. Unter diesen Umständen veränderten sich Form und Substanz auch der ältesten Stoffe: Texte wie das ‹Nibelungenlied› sind trotz ihrer langen stofflichen Vorgeschichte Hervorbringungen ihrer Zeit, entstanden im Austausch mit der zeitgenössischen buchepischen ‹Landschaft› und in Reaktion auf sie. Als Genre präsentiert sich die Heldenepik noch disparater als ihr Umfeld. Für alle von der Forschung geltend gemachten formalen Merkmale (u.a. Anonymität, Stoffwurzeln im germanischen XVII
‹heroic age›, Sangbarkeit, Strophik, Formelhaftigkeit und inszenierte Oralität) nden sich Ausnahmen; und während das ‹Nibelungenlied› noch manchen Zug einer tragisch-heroischen Vorzeitdichtung trägt, legen spätere Epen ganz andere intertextuelle Bezüge nahe, so zur Brautwerbungsund Chansonepik, zur Enfance oder Legende. Da aber der ‹späte› Artusroman oder die ‹späte› Chanson de geste ähnliche Hybridisierungstendenzen aufweisen, lässt sich ein historisch valides heldenepisches Corpus am sichersten aus den zeitgenössischen Indikatoren eines entsprechenden Gattungsbewusstseins gewinnen (vgl. oben). [Stoffkreise und Texte] Siegfried- und Burgundenstoff: ‹Nibelungenlied› und ‹Klage› (um ); ‹Lied vom Hürnen Seyfrid› (Dr. ). Walther-Stoff: ‹Waltharius› (lat., . Jh.); ‹Walther und Hildegund› (fragm., . Jh.). Hilde-Stoff: ‹Kudrun› (um ); ‹Dukus Horant› (um ). DietrichStoff: ‹Thidrekssaga› (anord. ‹Gesamtvita›, . Jh.); sog. historische Dietrichepik: ahd. ‹Hildebrandslied›, ‹Jüngeres Hildebrandslied› (. bzw. . Jh.); ‹Buch von Bern›, ‹Rabenschlacht› (. Jh.); ‹Alpharts Tod› (um /); ‹Koninc Ermenrikes dot› (um ); sog. aventiurehafte Dietrichepik: ‹Eckenlied›, ‹Sigenot›, ‹Goldemar›, ‹Dietrich und Wenezlan› (fragm.), ‹Virginal›, ‹Laurin›, ‹Wunderer› (fragm.), ‹Rosengarten zu Worms›, ‹Biterolf und Dietleip› (. Jh., Überlieferung z.T. später). ‹Ortnit›, ‹Wolfdietriche› (versch. Fassungen ab ca. ). Spätmittelalterliche Heldenbücher: ‹Dresdner Heldenbuch› (um ), ‹Lienhard Scheubels Heldenbuch› (/), Straßburger ‹Heldenbücher› (, um ), ‹Gedrucktes Heldenbuch› ( Ausgaben -).
Matière de Bretagne – Tristan-, Artus- und Gralromane: Auch Jean Bodels dritter, qualitativ deutlich abgesetzter Stoffkreis wurzelt in der historia. Seine Hauptquelle ist geradezu ein ‹Bestseller› zeitgenössischer Geschichtsschreibung, Geoffreys of Monmouth ‹Historia regum Britanniae› (). Doch blieb diese Chronik, die das britische Königtum, fast ausnahmslos ktiv, auf einen Flüchtling aus Troja zurückführt, nie frei von gelehrter Kritik, und die immanente Entwicklung des von ihr inspirierten Romantyps führte von Anfang an markant von dem nicht ktionalen Anspruch ab, den die anderen Stoffkreise stets wahrten und auch rezeptionsseitig erst spät verloren. Von seinem Ernder Chrétien de Troyes und seinem ersten deutschen Vertreter Hartmann von Aue an schuf sich der Artusroman eine Welt eigener Gesetze, die sich neben Geoffreys ‹Historia› aus keltischen Mythen XVIII
und Märchen speist, aber durch ihre Symbolstruktur und die dezidiert intertextuellen und selbstreferenziellen Sinnstiftungsmodi selbstbewusst über diese hinausweist. Zwerge und Riesen, Drachen und andere hybride Wesen sind Teil dieser Welt, ihr Status ist aber ein signi kant anderer als der vergleichbarer mirabilia in der Alexander- und Herzog Ernst-Tradition: Sind diese (im Rückgriff auf antike Enzyklopädik) kartographisch beglaubigt, so gehören jene, als merveilleux arthurien, ins referenzfreisymbolträchtige Milieu des Wunderbaren. Die bis heute (weit über die Literatur hinaus) populärste Spielart des vormodernen Romans brachte nach herrschender Meinung der Literaturgeschichtsschreibung das hö sche Erzählen zum Durchbruch. Der älteren Forschung wurde sie gar zum Inbegriff ‹courtoiser› Selbsterziehung und Kollektivdisziplinierung ihrer adligen Trägerschichten. Andererseits erfuhr sie von zeitgenössischen Chronisten, Geistlichen und Epikern anderer matières (wie Jean Bodel) viel Kritik. Gerade weil sie es wagte, nicht mehr ‹unter fremder Flagge zu segeln›, und dies auch noch programmatisch kundtat, ver el sie wiederholt dem Verdikt der Lüge und Nichtigkeit. Von religiöser Warte her war das nicht unbegründet, ging doch mit der Lösung des Stoffs aus seinem (heils-)historischen Rahmen ein verändertes Menschenbild einher, in dem diesseitige Normen und Werte zum Maßstab der Lebensführung wurden, in dem der Einzelne und seine Individuation die Ansprüche der Gesellschaft zumindest relativierten, mitunter gar konterkarierten, in dem der Held Gott und der Welt zu gefallen strebte. Die Queste (Suche nach der eigenen Identität, dem Vater, dem Gral oder Gott) gilt als strukturelles Sinnbild dafür. Die ersten deutschen Artus- und Gralromane, Hartmanns von Aue ‹Erec› und ‹Iwein›, Wolframs ‹Parzival› und vielleicht Ulrichs von Zatzikhofen ‹Lanzelet›, sind wie ihre antikenepischen Vorbilder souveräne Bearbeitungen aus dem Französischen. Im Fortgang erst trat an die Stelle der direkten Quelle ein immer freieres Spiel mit dem inzwischen etablierten Motivrepertoire des Genres. Der didaktische Anspruch, den die Erzähler mitunter arg strapazierten, wird durch die Handlung nicht mehr recht eingelöst, oft sogar subversiv unterlaufen (vgl. besonders Wirnts von Gravenberc ‹Wigalois›, Heinrichs von dem Türlin ‹Crône›). Hier nahm die deutsche Stoffentwicklung einen durchaus eigenständigen Verlauf: Der romanische Stoff
kehrte in den Prosazyklen des . und . Jh. wieder in die verbürgten Bahnen der (Heils-)Geschichte zurück, von denen er bei Geoffrey und Wace ausgegangen war; der ‹späte› deutsche Artusroman hingegen geriet zum einzigartigen Paradigma und Ausweis autonomer Fiktionalität in der Vormoderne. Das von Chrétien de Troyes und Hartmann eingeführte arthurische Erzählmodell lässt sich, die Vielfalt der Erscheinungen stark abstrahierend, wie folgt umreißen: – Als ‹Gattungsmarker› fungiert der Artushof, Ausgangs- und Zielpunkt sowie mehrfach aufgesuchter Ruhepol der Handlung. Hier versammelt sich die Tafelrunde der besten Ritter um ihren primus inter pares, hier werden Knappen zu Rittern geschlagen, erfolgreiche âventiuren gewürdigt, unhö sche Gegner ‹resozialisiert›. Zu Beginn und am Ende be ndet sich der Hof üblicherweise im Zustand kollektiver vröide (topische Hoffeste zu Ostern, P ngsten oder anlässlich von Jagden und Turnieren). Die Handlung nimmt ihren Ausgang von Ordnungsstörungen, die der Protagonist im Fortgang bereinigt (z.B. der initiale Peitschenhieb im ‹Erec›, die Provokation Gasozeins in der ‹Crône›). Der ausziehende Ritter vertritt dabei auch in der Vereinzelung die Tafelrundengemeinschaft und ihre Normen. – Das genrekonstitutive Personal ist auf einen König bezogen, der nie Protagonist ist und fast nie selbst kämpft (dies ganz im Gegensatz zum Artus Geoffreys und der Chronisten; Chrétiens ‹Cligès› mit seinem kriegerisch-historischen Artusbild ist ein generischer Sonderfall). Er garantiert Recht und Frieden, repräsentiert die altehrwürdigen Bräuche (costumes) und die hö sche Normenwelt der matière. Zum ‹gesetzten› Personal aller Romane zählen daneben die stets etwas zu leicht verführbare Königin Ginover (Guinievre), der Idealritter Gawein (Gauvain) und das Lästermaul Keie (Keu). – Der Artusroman baut vor der Hörerschaft eine eigene Welt ohne externe Bezüge auf (darin unterscheidet er sich von allen anderen matières, die sämtlich historisch-geographisch referenzialisiert bzw. ‹verortet› sind). Symbolträchtige Topoi und Requisiten begegnen immer wieder: W¨alder voller Gefahren, verzauberte Burgen, Schwellen in andere oder Anderswelten (Furten, Brücken, Gebirge), wundersame Wesen. Gemäß der gattungskonstitutiven Aventiurestruktur trifft
der Held bei seinem Ausritt ‹durch Zufall› auf sie, ohne nach ihnen zu suchen oder um sie zu wissen. – Die Erzählungen thematisieren die personale und die ständisch-gesellschaftliche Identität des Protagonisten, diese geprägt von der Liebe, jene von seiner Rolle als Ritter oder Landesherr. Das Ideal besteht im Ausgleich der beiden Pole: Die erotische Liebe hat ihren ‹gesellschaftskonformen› Platz in einer sozial verantworteten Ritterund Herrschaft, und naturgemäß in der Ehe. In Kalogrenants berühmter Bestimmung des âventiure-Begriffs in Hartmanns ‹Iwein› spielt die soziale Dimension der Ritterschaft auf eine fast verstörende Weise keine Rolle: Aventiure sei, so erklärt der Artusritter dem ahnungslosen Waldmenschen, Kampf auf Leben und Tod mit dem Ziel individuellen Ehrerwerbs. Warum und wofür gekämpft wird, ist hierbei irrelevant. Iweins Weg durch die Erzählung legt dieses De zit offen und revidiert es programmatisch. Am Ende ist der ritterliche Held ein rex iustus et paci cus, in anderen Texten wird er sogar zum rex Christianus (‹Wigalois›). Zu seiner Leittugend ist die mâze geworden – der maß-haltende Ausgleich widerstreitender Ansprüche und Interessen. – Für Handlungsdynamik sorgen im Artusroman zwei Impulse: Jenseits des Hofes, oft auch diesen erfassend (die arthurische Idealität zeigt nicht selten Risse), existiert eine Gegenwelt, in der hösche Normen nichts gelten, wo unmâze, Verrat, Gewalt oder Verführung zuhause sind. Dort ndet der arthurische Ordnungsstifter sein Bewährungsfeld: Er befreit Gefangene, rettet misshandelte Frauen, besiegt Ungeheuer oder Usurpatoren. Daneben werden innere Kon ikte zum Handlungsauslöser. Erec, Iwein, und noch folgenreicher Parzival, verlieren schuldhaft ihren ethisch-gesellschaftlichen Status oder die Liebe ihrer Dame und sind gezwungen, sich im erneuten Auszug zu rehabilitieren. Die germanistische Forschung prägte für diesen Befund den Begriff des Doppelwegs. Zwischenzeitlich durchaus auch kritisch kommentiert, begegnet dieser in Handbüchern und Prüfungsgesprächen noch immer fast in ationär und weckt vielfach den Eindruck, man habe in ihm so etwas wie den Schlüssel zum Verständnis des hö schen Romans in der Hand. Nichts ist irriger, weshalb hier ein kurzer Exkurs angezeigt scheint: Idealtypisch ndet sich eine Art Doppelweg (samt zäXIX
surierender Krise) nur im ‹Erec›, wobei der Befund an sich noch nichts über seine interpretatorische Relevanz aussagt. Die anderen Texte (schon) Chrétiens und Hartmanns weichen nicht unerheblich von der Struktur des Gattungserstlings ab – der ‹Yvain/Iwein› kennt keine Zwischen- und Schlusseinkehr am Artushof und hat mit Laudines Brunnenreich ein konkurrierendes Zentrum, im ‹Cligès›, ‹Lancelot› und ‹Perceval› liegen die Dinge noch komplizierter (wobei letzterer, wie Wolframs ‹Parzival›, schon dadurch aus dem Rahmen fällt, dass er zwei Helden und damit zwei parallele, mehrfach sich kreuzende Wege hat: ein Doppelweg ganz anderer Art also). Überhaupt nicht taugt das ‹Doppelwegschema› zur Erfassung der paradigmatischen Poetik (so W. Haug) der sogenannten ‹späten› Artusepik: De facto zeitgleich mit Wolfram einsetzend, brachte diese signi kant andere Verfahren hervor, die die ‹Symbolstruktur› gegenüber einem a priori idealisierten Helden und einem additiven Stationenweg durch immer hybridere Gegenwelten zurückdrängen. Die Texte halten zwar weiter am Grundmuster der Aventiurefahrt (Queste) fest, kennen aber keine ‹Krise›, die einen zweiten Auszug des Helden notwendig machte (wo es scheinbar Vergleichbares gibt wie im ‹Wigalois›, bleibt die Analogie ober ächlich). An die Stelle des Dreischritts Aufstieg-Krise-Wiederaufstieg tritt in diesen Texten eine dem neuen Heldenkonzept korrespondierende, letztlich in nite Klimax: Die Aventiuren werden immer gefährlicher, magischer, monströser und würden auch den stärksten, tapfersten, re exions- und krisenlosesten aller Helden vor Überlebensprobleme stellen, verfügte dieser nicht über Magie, Reliquienzauber und andere situationsadäquate Mittel. Eben daraus erwächst die spezi sche Spannung des ‹Lanzelet›, ‹Wigalois›, ‹Daniel› oder der ‹Crône›. Im ‹Daniel› gelangte wohl überhaupt nur deshalb die völlig unarthurische List in die Rolle einer problemlösenden Tugend (wobei Parodieverdacht naheliegt, zumal der dem ‹Daniel› nachgestaltete ‹Garel› des Pleier genau hier korrigiert). Neben der Artusepik bilden die Gral- und die Tristanromane je eigenständige Traditionen innerhalb der bretonischen matière. Auch sie weisen stofflich in die keltische Mythologie zurück und sind dem Artusstoff ‹angesippt›: Tristan und Parzival gehören zur Tafelrunde, der Hof König Artus’ ist das Pendant (und der Gegenpol) zur Gralsritterschaft und unterstützt den im Exil weilenden Tristan bei einem seiner Rückkehrabenteuer XX
zu Isolde (‹Wolfsfallenepisode›). Wolframs Roman über Parzival, den Sucher und Erlöser der Gralsgemeinschaft, fand Fortsetzungen im ‹Lohengrin› (um ) und ging in die großen ‹Summen› des Gralsstoffes, Albrechts ‹Jüngeren Titurel› (um ) und den ‹Rappoltsteiner Parzifal› (), ein. An der Schwelle zur Neuzeit gelangte er auch in den Druck (Straßburg ). Gottfrieds von Straßburg ‹Tristan›-Torso wiederum wurde zweimal fortgesetzt (Ulrich von Türheim, Heinrich von Freiberg), musste aber in der spätmittelalterlichen Rezeption wieder dem älteren, ideell und konzeptionell ärmeren ‹Tristrant› Eilharts von Oberg aus den er Jahren weichen. Dieser, in einer Prosafassung gedruckt und seither als sogenanntes ‹Volksbuch› verbreitet, hielt den Stoff, von Episodenerzählungen abgesehen, bis in die Neuzeit präsent. Die im ./. Jh. entstandenen Romane der matière de Bretagne galten der Forschung und Literaturgeschichtsschreibung erwähntermaßen stets als Höhenkamm ‹hö schen› Erzählens, was nicht nur den z.T. hochadligen Mäzenen und Primärpublika geschuldet ist, sondern auch auf die ‹Ideologie› abzielt, die sie propagieren oder in komplexer Handlungs- und Erzählregie ausverhandeln. Ihre Helden entwickeln über die kriegerischgefolgschaftlichen Qualitäten der antiken Heroen und germanischen Recken hinaus ein integratives, Binnengrenzen nivellierendes Standesbewusstsein (eben dafür steht das Sinnbild der Tafelrunde), ethische und musisch-intellektuelle Kompetenzen sowie ein neues, genuin literarisches Ideal des Umgangs zwischen Mann und Frau, das komplementär auch der zeitgenössische Minnesang diskutiert. Selbstbeherrschung (zuht), Maß und Ziel (mâze), hö sche Geselligkeit (vröide), Freigebigkeit (milte), Barmherzigkeit (güete, erbermde) und Aufrichtigkeit (triuwe) heißen die immer wieder postulierten, doch auch problematisierten Normen. Dabei zeigen gerade die von der Mit- und Nachwelt kanonisierten Hauptvertreter der matière, Wolframs ‹Parzival› und Gottfrieds ‹Tristan›, ungeschönt auch die Grenzen des neuen Heldenideals und die Anfechtbarkeit der postulierten Werte – ähnlich illusionslos tun dies um von anderer stofflicher Warte her nur der ‹Reinhard Fuchs›, das ‹Nibelungenlied› und der ‹Willehalm›. Neben den planvollen ‹Irritationssignalen› der histoire trägt dazu in beiden Fällen der durchgängig ambiguisierende Erzähler bei, der sein Verfahren teils direkt in die Handlung übersetzt und dadurch eine hybride Stimmenvielfalt er-
zeugt (man vgl. nur die intendierten Unklarheiten um den Gral und Trevrizents Unzuverlässigkeit im ‹Parzival› oder die Petitcreiu-Episode im ‹Tristan›), teils diskursiv re ektiert (vgl. bei Wolfram das Elsterngleichnis und die Poetik des ‹Hakenschlagens›; mit anderen Mitteln erzielt der Publikumsdiskurs bei Gottfried eine ähnliche Wirkung). Im ‹Parzival› vollzieht sich der Wiederaufstieg des ersten Helden (der zweite ist Gawein) nach seiner schuldhaften ‹Krise› nicht mehr im Bereich ritterlicher Aventiure, sondern als anthropo-theologischer Erkenntnisprozess abseits der Artuswelt. Im ‹Tristan› werden die (schon in der Stofflogik liegenden) Paradoxien noch schärfer auf die Spitze getrieben: Hö sch-religiöse Werte, die die Artusepik sonst zur ständischen Norm und zum Identitätangebot (v)erklärt: Ehre, Treue, Hofesfreude, Herrschaft, Maß und Ziel, die eheliche Liebe und das ‹Gefallen› vor Gott und der Welt, geraten heillos in die Defensive, sehen sich durch eine subversive Erzählregie von der falschen Seite vertreten und damit negativiert. Der (stofflich vorgegebene) Ehebruch in Permanenz wird nirgends als Verstoß gegen die ethische oder feudale Ordnung problematisiert: Nicht er ist unmoralisch, so insinuiert es die Erzählung, sondern die Intrigen und Winkelzüge der Hofpartei, die ihm auf die Schliche kommen, ihn verhindern will – und natürlich Markes lieblose Ehe, der eine ehelose, gar ehebrüchige Liebe allemal vorzuziehen ist. Ambiguität wird hier zum Formprinzip: So wie das Hündchen Petitcreiu, das der verbannte Tristan seiner Geliebten zum Trost und Zeitvertreib nach Cornwall schickt, je nach Betrachterstandort beständig seine Farbe wechselt, so nehmen hö sche Leitkategorien wie Liebe, Wahrheit oder Religion, Leitrituale wie Jagd, Wallfahrt oder Ordal, Leit guren wie Tristan, Isolde oder Marke und nicht zuletzt die Leiturteile des Erzählers eine stets wechselnde, nie eindeutig zu bestimmende Farbe an. Die kristalline Klarheit, die Gottfried seinem Vorbild Hartmann nachrühmt und die auch seinen Stil bestimmt, lässt in bemerkenswerter Konsequenz sein Erzähler vermissen – und ebendies zeichnet ihn und den Autor aus. En passant sei der Blick noch auf den produktions- und rezeptionsästhetischen Kontext gelenkt, der derart subtile Erzählverfahren erst ermöglichte. Die Texte, die die hö schen Werte und Qualitäten etablierten, propagierten, zunehmend auch problematisierten, ja dekonstruierten, pro tierten im . Jh. von einem zuvor nicht gekannten Maß
an literarischer Ver echtung und Verdichtung. Erste Umrisse eines Literaturbetriebs zeichnen sich ab, etwa im Sprechen der ‹Dichter über Dichter›, in Literaturkatalogen, inszenierten Fehden und einer Unzahl an intertextuellen Bezügen. Medial gingen sie mit der Herausbildung einer überregionalen ‹Dichtersprache› einher, die die dialektale Herkunft der Verfasser zwar nicht verbarg, aber den Rezeptions- und Wirkungsradius zu weiten vermochte. Die Epiker nahmen Maß aneinander, verglichen verschiedene Versionen des neu zu erzählenden Stoffs, übten Quellenkritik, arbeiteten in Würdigung oder Ablehnung Dritter ihre eigene Ästhetik und Kunstethik aus (so namentlich Gottfried). Die Höfe, ab Mitte des . Jh. verstärkt auch städtisch-patrizische Kreise, boten solcherart Austausch, Beein ussung und Begegnung die nötigen Foren: trafen romanische, deutsche und lateinische Dichter auf einem nicht zuletzt deshalb berühmten Mainzer Hoffest Kaiser Friedrichs I. (Barbarossa) zusammen, zwischen und initiierte der Thüringer Hof mehrere Chansonund Antikenepen, förderte Minnesang und Sangspruch; die Braunschweiger, Wiener, Prager Höfe und der stau sche Königshof taten früher oder später desgleichen, und städtisch-niederadlige Milieus zogen nach. All dies sind nur Momentaufnahmen eines literarischen Aufschwungs, der die Publikumsansprüche sukzessiv steigerte, produktive Stoff- und Gattungstraditionen anstieß und sich kontinuierlich selbst re ektierte. Fast alle späteren Artusdichter würdigten Chrétien und Hartmann als ihr Vorbild, die Gralsdichtung und manch anderes bis zum ‹Wartburgkrieg› und ‹Göttweiger Trojanerkrieg› sippte sich an Wolfram an. Auch spätere Epiker entfalteten eine vergleichbare Wirkung: Rudolf von Ems bot dem späthö schen Roman mit seinem ‹Willehalm von Orlens› ein populäres neues Modell, Konrad von Würzburg führte fast alle epischen Stoff- und Genretraditionen zu virtuoser Vollendung – mit der signi kanten Ausnahme des Artusromans, dessen Zeit um im Deutschen bereits abgelaufen war. [Texte] Eilhart von Oberg, ‹Tristrant› (um ?); Hartmann von Aue, ‹Erec›, ‹Iwein› (um bzw. ); Wolfram von Eschenbach, ‹Parzival›, ‹Titurel› (um /); Gottfried von Straßburg, ‹Tristan› (Torso, um ; Fortsetzungen Ulrichs von Türheim und Heinrichs von Freiberg, um bzw. /); Wirnt von Grafenberg, ‹Wigalois› (um ); Stricker, ‹Daniel› (um ); Heinrich von dem Türlîn,
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‹Crône› (um ); Ulrich von Türheim (und Konrad Fleck?), ‹Clîes› (fragm., um ); ‹Wigamur› (um ); Pleier, ‹Garel›, ‹Meleranz›, ‹Tandareis und Flordibel› (/); Konrad von Stoffeln, ‹Gauriel von Muntabel› (); verschiedene Artusroman-Fragmente (. Jh.); Albrecht, ‹Jüngerer Titurel› (/); ‹Lohengrin› (um ); Wisse/Colin, ‹Rappoltsteiner Parzifal› (); Ulrich Füetrer, ‹Buch der Abenteuer› (darin strophische Bearbeitungen mehrerer Artusstoffe, /); Dietrich von Hopfgarten, ‹Wigelis› (fragm., . Jh.); ‹Widuwilt› (jidd., . Jh.). – [Prosen] ‹Prosa-Lancelot› (/); Ulrich Füetrer, Prosa-‹Lanzelot› (um ); ‹Tristrant und Isalde› (Dr. ); ‹Wigoleis vom Rade› (Dr. ).
Ausklang der Versepik um Bei allem Wandel, allen innersystemischen Verschiebungen (die, wie zuletzt schon angedeutet, seit dem späteren . Jh. vor allem auf Kosten des ktionalen Artusromans gingen) blieb die Geschichte der erzählenden Genres im Rahmen der umrissenen matières bis um , und im Bereich der deutschen Heldenepik noch darüber hinaus, ihren Anfängen verp ichtet. Rudolf und Konrad, Berthold von Holle, Ulrich von Etzenbach und (mit Einschränkungen, was das dominant kleinepische Œuvre angeht) der Stricker, um nur die quantitativ und qualitativ herausragenden Namen zu nennen, setzten etablierte generische Traditionen wie die Karls- und die Antikenepik fort, experimentierten zugleich innovativ mit neuen poetologischen Möglichkeiten (geblümter Stil, hybrides Erzählen) und bereicherten das generische Repertoire um neue Plotmuster und Stoffe. All dies geschah in explizitem Rückbezug auf das Erbe der Tradition; einschlägige Dichter-, Helden- und Stoffkataloge reichen von Gottfried von Straßburg über Rudolf von Ems bis Johann von Würzburg. Als verbindender Grundzug der um , mithin nach dem Tod Konrads von Würzburg () entstandenen Romane, nach denen diese Kontinuität abbricht, lässt sich die von Rudolf von Ems eingeleitete Rückwendung zum Historischen namhaft machen, mithin eine Wiederannäherung an die vorhö schen Ursprünge unter freilich deutlich veränderten stil- und rezeptionsgeschichtlichen Prämissen. Hierher gehören namentlich Ulrichs von Etzenbach ‹Wilhelm von Wenden› (um ), der anonyme ‹Reinfried von Braunschweig› (nach ), Heinrichs von Neustadt bereits erwähnter ‹Apollonius von Tyrlant› (um ), Johanns von Würzburg ‹Wilhelm von Österreich› XXII
(um ), der anonyme ‹Friedrich von Schwaben› (zwischen und ) und der ‹Lohengrin› eines Nouhûsius (um ). Die ‹Gralssummen› des ‹Jüngeren Titurel› (/) und des ‹Rappoltsteiner Parzifal› () stehen dieser Romangruppe nicht nur zeitlich, sondern auch in ihrer hybriden, stoffenzyklopädischen Faktur nahe. Die Referenzpole der, verlegenheitshalber und wenig distinkt, bislang meist als ‹Minne- und Aventiureromane› bezeichneten Textreihe liegen früher: ‹Herzog Ernst› und ‹König Rother›, allen voran aber Rudolfs von Ems überlieferungsstarker ‹Willehalm von Orlens›, daneben vielleicht Konrads von Würzburg ‹Engelhard› und ‹Partonopier und Meliur› prägten das neue Pro l. Es sind drei konzeptionelle Symptome, die in je unterschiedlicher Kombination und Gewichtung die genannten Texte verbinden (M. Herweg): eine auf vielen Ebenen wirkende Hybridisierung, die oberächlich als Strukturverlust und Au ösung klarer Gattungs- und Protagonistenpro le erscheint; ein Trend zur Enzyklopädisierung als Funktionsausweitung der Didaxe zu umfassend polyhistorischer Orientierung und Wissensvermittlung, deren Vehikel häu g das Reiseschema wird; die historische Aufwertung der Fiktion durch genealogisch-regionale und/oder heilsgeschichtlich-universale Bezüge. In ihrem Zusammenspiel schaffen diese Symptome «‹Anschlußwelten› in bewußter Interferenz mit gegebenen Welten der Vergangenheit und Gegenwart» (C. Kiening). Indem die Autoren souverän über die Möglichkeiten, Experimente und Formtypen der vergangenen anderthalb Jahrhunderte Gattungsgeschichte verfügten und das Ererbte re ektiert durchspielten, wurden die Romane um gleichsam zu einer summa ihrer Gattung. Dies impliziert eine bemerkenswerte Vielfalt an Sinnbezügen und Aussageintentionen, wofür der monumentale Umfang einiger Texte nur ein Indiz ist: Konträr zur stofflichen Konzentration, (relativen) Kürze und Struktursymmetrie (bele conjointure) Chrétiens und seiner deutschen Bearbeiter weiten sich vor allem im ‹Reinfried›, ‹Apollonius› und ‹Wilhelm von Österreich›, doch selbst im vergleichsweise kurzen und transparent strukturierten ‹Wilhelm von Wenden› oder ‹Lohengrin›, Parallelgeschichten eines getrennten Paars, einer Familie, eines abwesenden Fürsten und seines Verbands zu komplex auseinanderstrebenden Weltentwürfen, die keinen interpretatorischen Ruhepol mehr bieten. Die ‹Märchenlogik› des Artusromans, die religiöse Wahrheit
der Legende und die historische Authentizität der Chanson de geste gehen dabei irritierende Symbiosen ein und verwischen feste stofflich-generische Konturen. Solche Interferenzen, wie überdies die konstante Öffnung der historisierenden Fassade auf surreal-märchenhafte Zwischen- und Binnenräume, schufen Spannungen, die auch der Erzählerdiskurs nicht au ösen kann, weil er ständig in Selbstwidersprüche oder in Unvereinbarkeiten mit dem Erzählgeschehen gerät – dies aber mitnichten aus epigonalem Unvermögen der Autoren, sondern als bewusst gesetzter Re exionsappell an versierte, anspruchsvoll gewordene Publika.
Stofflich-konzeptionelle Kontinuitäten im medialen Wandel: Erzählen im Übergang zur Neuzeit – mit einer selektiven Bilanz Die Ausdifferenzierung der epischen Landschaft um vollzog sich somit noch im Rahmen eines Traditionsbewusstseins, das die (längst kanonisierten) ‹Klassiker› in topischem Gestus als unerreichbares, doch eben gerade deshalb verp ichtendes Vorbild begriff. Johann von Würzburg verwendete in diesem Zusammenhang das Bild des Ährenlesers auf längst abgeerntetem Feld. Von einem Bruch dieses Bewusstseins, und damit einer generischen Zäsur, lässt sich erst für die Folgezeit sprechen, was analogen Befunden im Bereich der Lyrik entspricht: Noch im ersten Drittel des . Jh. endet die produktive Phase des hö schen Versromans (kopiert und rezipiert wurden zumal die ‹Klassiker› weiterhin), um einige Jahrzehnte lang der Universalchronistik die Führung unter den großepischen Genres zu überlassen. Im zeittypischen Drang nach Verbindlichkeit hatte diese gegenüber dem auf Rehistorisierung bedachten Roman, an dessen Errungenschaften sie formal, narrativ und konzeptionell bewusst anknüpfte, einen wesentlichen Vorzug: Sie vermittelte biblisch fundierte und biblisch überprüfbare Wahrheit. Sofern man unter ‹Kontinuitätsbewusstsein› mehr als nur stofflichen Traditionalismus versteht, nämlich die poetologische Selbstvergewisserung aus der Vergangenheit, Selbstansippung an sie und Fortführung ihrer formalästhetischen Usancen, geht mit der (was die Heldenepik betrifft: relativen) gattungsgeschichtlichen Lücke ab /
ein Kontinuitätsbruch einher. Als isolierte Ausnahme fällt Heinrich Wittenwilers ‹Ring› (um ) in diese Lücke, ein enzyklopädisches Weltgedicht, komisch-schwankhaftes Lehrwerk und Sammelbecken unterschiedlicher Stoff- und Erzähltraditionen zugleich, dessen geringe zeitgenössische Überlieferung und Wirkung seiner modernen Hochschätzung merkwürdig kontrastiert. Der ‹Ring› lässt sich keiner einschlägigen matière zuweisen, kompositorisch auch kaum dem seit Strickers ‹Pfaffe Amîs› fassbaren zyklischen Schwankroman vergleichen, in dessen Bahnen wiederum später mit großem Erfolg der ‹Eulenspiegel› und das ‹Lalebuch› (bzw. die ihm folgenden ‹Schildbürger›) traten. Jenseits solcher Ausnahmen und nach der produktionsseitigen Lücke präsentieren sich das . und . Jh. als gattungsgeschichtliche ‹Sattelzeit›: Vor allem stofflich knüpfen viele Romane noch an Überkommenes an, doch ist die Geltungskraft eines allgemein anerkannten Kanons gebrochen, sind die poetologischen Bande zu Gründer- und Leitgrößen wie Hartmann, Wolfram und Konrad gekappt. Das epochentypisch Neue zeigt sich prima vista in der veränderten Form: Sie wird für die Gattung von nun an zur Norm (von ‹Prosaroman› zu sprechen ist spätestens seit dem . Jh. so unnötig wie tautologisch). Der Übergang zur Prosa ist aber mehr als nur eine Formfrage; er ist eine poetologische Entscheidung. Außer Acht lassen kann man hier das Verdikt älterer Literaturhistoriker, die in der Prosa die Abbreviatur vorgeblich nüchtern-bürgerlicher Weltsicht und ein Verfallsindiz sahen (nicht ganz konsequent wurde dann gerade das Verfallsprodukt auch zum Keim des romantischen ‹Volksbuchs› geadelt). Tatsächlich hatte der Formwandel komplexere Ursachen, wobei dem spätmittelalterlichen Übergang vom Hören zur privaten Lektüre eine Schlüsselrolle zukommt. Der Vers ‹überlebte› das Spätmittelalter im Bereich der Epik hauptsächlich dort, wo weiterhin kollektive Rezeption angestrebt (z.B. bei Ulrich Füetrer) oder bewusst an verbindliche Gattungstraditionen angeknüpft wurde (z.B. in der Heldenepik; vgl. J.-D. Müller). Begünstigt wurde die Prosa durch den revitalisierten Wahrheitsanspruch der Gattung: Die gebundene Rede hatte sich, auch wenn sie in diesem Zusammenhang stets nur ein Argument unter anderen war, schon im Mittelalter wiederholt dem Verdacht ausgesetzt gesehen, die Wahrheit zu verfälschen. Die Bibel und die lateinische XXIII
Chronistik stellten dagegen die Norm wahrheitskonformer Vertextung vor Augen, und an ihr orientierte sich nun auch der Roman. Im Wechsel zur Prosa liegt insofern ein bewusster Rekurs auf die ur-anfängliche Legitimation epischen Erzählens aus der historia (s.o.). Mit der formalen gingen denn auch weitere ‹Maß-Nahmen› einher: Vorbereitet durch Kurzredaktionen hö scher Epik, wurden Kürze (brevitas), nichtarti zielle Rede und ein dem ordo naturalis und der summa facti verp ichteter Erzählstil zum neuen narrativen Ideal. Damit war der Bruch mit dem ausklingenden Versroman nun in der Tat vollzogen, hatten die späthö schen Meister um den höchsten Ausweis ihrer Kunst doch gerade darin gesehen, die ästhetischen Errungenschaften der Gattung zu summieren und in einer Poetik des ‹Blümens›, der Selbstreferenzialität und des hohen Stils virtuos zu überbieten. Das markant gewandelte Traditionsverhalten machen die im Übergang zur paratextuellen Vorrede be ndlichen Prologe, vor allem aber die mit dem Buchdruck aufkommenden Titelformeln explizit: ‹kurtzlich (zuo lesen)› begegnet als inationäres Signalwort, und die als Gattungsbegriff äußerst vage Kennung Histori oder Historia indiziert das dahinterstehende Selbstverständnis. Bis in die er Jahre bot die Editions- und Forschungslage zum frühneuhochdeutschen Prosaroman ein relativ lückenhaftes Bild. Von namhaften Titeln wie Thürings von Ringoltingen ursprungsmythischer ‹Melusine› () oder dem um Geld, Glück und Gewalt kreisenden anonymen Dreigenerationenroman ‹Fortunatus› () abgesehen, war das epische Feld vielfach mäßig erschlossen (der einschlägige Band im Rahmen der Literaturgeschichte von de Boor/Newald von H. Rupp offenbart Schwerpunkte wie Lücken). Die dadurch mitbedingte Selektivität des Blicks verführte mitunter dazu, das Neue, Moderne oder auch nur in die Moderne Weisende der Texte allzu stark zu betonen. Dagegen lässt sich heute die Janusköp gkeit, die der Epoche zwischen Gutenberg und Luther insgesamt eignet, auch auf die epische Produktion der Zeit beziehen: Frühneuzeitliches Erzählen steht noch immer in vielfältigen mediaevalen Bezügen und kappt zugleich markante mediale, soziale und ästhetische Traditionen. Was die Zäsuren angeht, sind ergänzend zum oben (mit Blick auf das Traditionsbewusstsein) bereits Vermerkten nur wenige Stichworte aufzurufen: Der prozessuale Medienwechsel von der (im Spätmittelalter auch im XXIV
Bereich der Epik bereits zunehmend rationalisierten, vgl. die Lauber-Werkstatt in Hagenau) Handschriftenkultur zum Druck begünstigte die Genese eines Buchmarktes, der regionale, mit quantitativ zunehmender Schulbildung allmählich auch soziale Grenzen relativierte. Die Entwicklung institutionalisierter Verwaltungsformen ließ neue schriftkompetente Schichten entstehen, die sich als Anreger, Autoren und Rezipienten in den Literaturbetrieb einklinkten (Sekretäre, Juristen, Beamte etc.). Reformation und Glaubensstreit schließlich trugen im . Jh., inmitten der Entwicklungsgeschichte des frühnhd. Prosaromans, aber schon nach der in unserem Kontext einschlägigen Zeitgrenze, zu einer massiven Expansion und Pluralisierung der Literaturproduktion bei, wobei sich allerdings die großepischen Genres vergleichsweise konservativ und veränderungsresistent zeigen: Zur politisch-polemischen Auseinandersetzung taugten sie kaum, und auch für religiöse Anliegen lagen prägnantere, oft auch neue Textsorten näher. Ein letzter Blick soll den Epochenbogen mit einigen Schlaglichtern schließen, die vom Ende her noch einmal – bewusst selektiv – das spezi sch mediaevale Erbe fokussieren. Im Erzählrepertoire um sind große mittelalterliche Sujets nach wie vor auffällig präsent (Tristrant, Wigalois/Wigoleis, Herzog Ernst, Wilhelm von Österreich, Heldenbücher und Chansonadaptationen), als Frühdrucke sogar weiter verbreitet als je zu hö schen Zeiten – indes eben nur noch als Sujets, denn mit dem Wegfall des gemeinschaftsgebundenen und -stiftenden Vortrags war nicht nur der Vers, sondern auch die spezi sche Erzählinstanz obsolet geworden. Doch es gibt auch da Ungleichzeitigkeiten, funktionslos gewordene Reminiszenzen der Vortragspraxis hielten sich in manchen Texten noch lange. Sodann: Im Jahr regierte mit dem Habsburger Maximilian I. ein hochadliger Mäzen, Autor, überdies Gegenstand epischer Dichtung, der die elitär-hö sche Tradition ganz im Stil eines Hermann von Thüringen einerseits fortführte (Auftrag zur größten und spätesten Sammelhandschrift mittelalterlicher Epik, dem ‹Ambraser Heldenbuch›, ab ), andererseits und zugleich ins neue Medium des Drucks überführte (das autobiographisch inspirierte ‹Gedechtnus›-Werk des Kaisers). Eher mediaeval-konservierende Phänomene stellen auf den ersten Blick auch die handschriftlichen und gedruckten Heldenbücher in ihren altüberlieferten Strophenformen dar, und auf höherem Form-
niveau gilt ähnliches für Ulrich Füetrers Erzählwerk am Münchner Herzogshof, das die weitverzweigte Familie hö scher Romanstoffe in einen vergleichbar monumentalen Zyklus zwang. Mehr Kontinuität als Wandel signalisiert schließlich auch das manierierte Bücherinventar des Jakob Püterich von Reichertshausen (um ), das inhaltlich wie formal zum Vergleich mit der nüchternen Verlagsanzeige der Augsburger Offizin Anton Sorgs () einlädt. Und selbst Reiseberichte und -erzählungen verschließen sich bisweilen noch an der Epochenschwelle den neuen Horizonten der ‹ersten Globalisierung› mit ihren Handels-, Gesandtschafts- und Entdeckerfahrten, folgen stattdessen unbeirrt weiter den Logiken mittelalterlicher Orient- und Heidenkriegsepik – und bezeugen so auch auf diesem Feld die Beharrungskraft des Tradierten neben dem allenthalben um sich greifenden Neuen. All dies sind gewiss Segmentund Momentaufnahmen. Gleichwohl markieren Rezeptions- und Anverwandlungsformen wie diese die langen Schatten mittelalterlicher Erzählkunst bis weit in die Neuzeit, wobei sich vom . Jh. an immer mehr die Frage stellt, was dabei noch Kontinuität, was bereits Rezeption oder gar Rekonstruktion mittelalterlichen Erzählens ist (vgl. M. Herweg/S. Keppler-Tasaki).
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Grenzmann/Karl Stackmann. Stuttgart , S. –. Uta Störmer-Caysa: Grundstrukturen mittelalterlicher Erzählungen. Raum und Zeit im hö schen Roman. Berlin/New York . Max Wehrli: Geschichte der deutschen Literatur vom frühen Mittelalter bis zum Ende des . Jahrhunderts. ., bibliographisch erneuerte Au . Stuttgart . Friedrich Wolfzettel: Historizität und Roman. Zu einer alternativen Sicht der altfranzösischen Gattungsgeschichte. In: Historisches und ktionales Erzählen im Mittelalter. Hg. v. Fritz Peter Knapp/Manuela Niesner (Schriften zur Literaturwissenschaft ). Berlin , S. –.
Das Feld der literarischen Kleinformen im Mittelalter von Wolfgang Achnitz
Schaut man mit der von Goethe als «drei echte Naturformen der Poesie» bezeichneten Trias ‹Epik, Lyrik und Dramatik› auf das Gesamtgebiet des mittelalterlichen deutschsprachigen Schrifttums, wie es das vorliegende Nachschlagewerk in den Blick nimmt, dann fällt leicht ein ganzer Mikrokosmos poetischer Formen aus der Betrachtung heraus. Gemeint ist das Feld literarischer Kleinformen in deutscher Sprache von seinen Anfängen bis zum Ausgang der Frühen Neuzeit. W¨ahrend Goethe im Einklang mit Zeitgenossen wie Johann Jacob Engel oder August Wilhelm Schlegel der Ansicht war, dass sich die «drei Dichtweisen» des Epischen, Lyrischen und Dramatischen häu g «in dem kleinsten Gedicht» beisammen nden (HA , S. –, ), wurden diese drei Kategorien später zumeist als Grundformen dichterischer Gestaltung aufgefasst und als Einteilung für Großgattungen verstanden: Das Epische charakterisiere eine erzählende Haltung, gekennzeichnet durch eine Distanz des sprechenden Ich als Vermittler (Erzähler) sowohl gegenüber dem zumeist ausführlich erzählten Geschehen als auch gegenüber der Zuhörerschaft (oder dem Leser); zur mittelalterlichen ‹Epik› (zu grch. epos = Wort, Ausdruck) zählen neben dem Heldenepos hö sche Versromane, Prosaromane (→ Bd. , oben) und kürzere Erzählungen. Im Unterschied dazu gilt das Lyrische gemeinhin als die subjektivste Form der Dichtung, geeignet zur Gestaltung von Gefühlen und Erlebnissen sowie Gedanken und Re exionen, in meist knapper, kunstvoll gebauter Form; der Begriff ‹Lyrik› (zu grch. lýra = Leier) fungiert für das Mittelalter als Kürzel für strophische, vornehmlich gesungene Dichtung (Lieder), wie sie in → Bd. versammelt ist. Dramatische Werke wiederum sind gekennzeichnet durch die Darstellung eines Geschehens durch Rollenträger (Schauspieler) und deren Sprache, Mimik und Gestik innerhalb dialoghaltiger Szenen in einem bühnenartigen Schauraum (samt Kulissen und Requisiten); unter ‹Dramatik›
(grch. drama = Handlung) werden für das Mittelalter schriftliche Überlieferungen zur Aufführung, etwa in der Liturgie oder später im Theater, vorgesehene Szenen zusammengefasst (Oster-, Passionsoder Fastnachtspiele), wie sie in → Bd. zu nden sind. Pointiert ließen sich vielleicht das Drama als ‹dialogisch› (und mit appellativer Funktion) charakterisieren, die Lyrik als ‹monologisch› (mit expressiver Funktion) und das Epische als Mischform (mit referenzieller Funktion), in der in die monologische Rede eines Erzählers, der in Epos und Roman die Handlung und innere Vorgänge beschreibt, Figurendialoge eingebettet sein können. Zwar kann man eine idealtypische Dreiteilung (mit allen denkbaren Mischtypen) sowohl hinsichtlich der äußeren Form als auch in Bezug auf die Pragmatik der Texte auf diese Weise durchaus begründen, doch bedingt der auch diesem Nachschlagewerk zugrunde liegende erweiterte Literaturbegriff der Mediävistik, der auch andere als die ‹klassischen› literarischen Formen umfasst, dass das System der drei «Naturformen» Goethes nicht hinreicht, um das deutschsprachige Schrifttum des Mittelalters in seiner Ganzheit zu beschreiben – als Beispiele seien etwa die in → Bd. behandelte Geschichtsdichtung, die paargereimten Briefe (→ Bd. ) oder die vor allem in → Bd. präsente Predigt erwähnt. War vor Goethe durchaus die Einbeziehung didaktischer Poesie und beschreibender Dichtung in ein insgesamt fünfteiliges Kategoriensystem üblich, fällt aus seinem triadischen Raster der naturhaften Gattungen vor allem der Bereich der literarischen Kleinformen heraus. W¨ahrend man kleinere Erzählungen (wie schon das antike Epyllion) noch problemlos dem Bereich des Epischen zuordnen möchte, überliefert das mittelalterliche Schrifttum auch eine Fülle nichterzählender Gattungen mit poetischem Anspruch, deren Einordnung schwerfällt. Über das Gattungsbewusstsein der mittelalterlichen Autoren und ihres Publikums lassen sich nur XXVII
Vermutungen anstellen. Es gab darüber keinen zeitgenössischen Diskurs, jedenfalls sind vor dem ausgehenden Mittelalter (anders als dann vor allem im Barock) offensichtlich keine theoretischen Konzepte in deutscher Sprache erarbeitet worden, die sich in schriftlicher Überlieferung niedergeschlagen hätten oder für uns auf andere Weise rekonstruierbar wären. Wenn ein gewisses Gattungsbewusstsein vorhanden war, dürfte es auf den lateinischen Schriften zur Poetik gründen, die es seit der Antike und dem Frühmittelalter gegeben hat (etwa ausgehend von Aristoteles, Isidor von Sevilla oder Vinzenz von Beauvais). Alle Versuche, die ohnehin sehr disparaten Gattungssystematiken der lateinischen Poetiken auf die volkssprachige Literatur zu übertragen, sind jedoch weit davon entfernt, zur opinio communis heranzureifen (vgl. zuletzt Knapp). Orientieren könnte man sich dafür zum Beispiel an Johannes von Garlandia und dessen nach entstandenem Traktat ›De arte prosaica, metrica et rithmica‹, der eine vergleichsweise breite Wirkung entfaltete (hg. T. Lawler, ). Auch er differenziert bereits das lateinische literarische Schrifttum seiner Zeit nach der sprachlichen Form (Prosa/Vers), nach den Darbietungsformen mit Erzähler (genus narrativum), Figuren (genus dramaticum) sowie Erzähler und Figuren (genus mixtum), nach dem Realitätsgrad (historia – fabula – argumentum) und nach der Stimmungslage (genera tragica, comica, satyrica, mimica). In anderen Poetiken und Rhetoriken sind darüber hinaus die Redearten (genus demonstrativum, genus deliberativum, genus iudicialis), die Stillagen (genera dicendi: humile, medium, sublime) sowie die Gegenstände und das Personal (pastor otiosus, agricola, miles) relevant. Um die Gefahr einer vollkommen ahistorischen Kategorienbildung zu reduzieren, orientieren sich auch die meisten modernen Überlegungen zum System der Gattungen und insbesondere zum Feld der Kleinformen an den von mittelalterlichen Gelehrten für das lateinische Schrifttum entwickelten Ansätzen. Die Perspektive des modernen Rückbetrachters ermöglicht es dabei nicht nur, die Kleinformen in ihrem Entstehungs- und Rezeptionskontext annähernd vollständig zu überblicken, sondern auch deren Entwicklung weit über die Frühe Neuzeit hinaus zu verfolgen. Und so bieten sich ihm für die literaturwissenschaftliche Systematisierung der deutschsprachigen Kleinformen des XXVIII
Mittelalters verschiedene weitere Optionen: chronologisch nach ihrem ersten Auftreten vom Althochdeutschen bis in die Frühe Neuzeit, nach der Zuschreibung an bestimmte Autoren (von Freidank oder dem Stricker bis zu Hans Folz und Hans Sachs), nach ihrer äußeren Form (Vers, Strophe, Prosa), nach dem Umfang (für erzählende Typen in Abgrenzung vom Roman), nach dem Aufbau (einteilige und zweiteilige Formen), nach der sprachlichen Gestaltung, nach erzählenden und erörternden (diskursiven) Typen oder generell nach dem ‹Komplexitätsgrad›, mit Kurt Ruh nach der Art ihrer Überlieferung, mit Hugo Kuhn nach ihrer kommunikativen Funktion (‹Gebrauchsfunktion›) oder mit André Jolles und Hermann Bausinger nach einfachen und poetischen Formen. Es ist das Anliegen dieses Essays, das Feld der literarischen Kleinformen insgesamt in den Blick zu nehmen und verschiedene Versuche zu ihrer Systematisierung vorzustellen. Es geht ihm nicht darum, in die Diskussion um Bestimmung, Abgrenzung und Historie einzelner Gattungen einzuführen, zumal die dabei auftretenden Schwierigkeiten stets ähnlicher Natur sind. Ihnen nähert sich der Essay insofern von einer höheren Untersuchungsebene aus, während die Betrachtung einzelner Gattungen den monographischen Studien vorbehalten bleiben muss, die in den einzelnen Lexikonartikeln nachgewiesen sind.
Literaturwissenschaftliche Ansätze zur Erschließung des Literarischen Feldes Überblickt man den Gesamtbestand der literarischen Kleinformen mit Hilfe von Nachschlagewerken, Literaturgeschichten und spezieller Forschungsliteratur, lassen sich, unter Ausklammerung lyrischer (sangbarer) Gattungen, mühelos weit über fünfzig Begriffe versammeln, mit denen kurze, kürzere und kürzeste, nichtstrophische, zumeist paargereimte Texte bezeichnet werden, die in relativer Abgeschlossenheit als selbstständige literarische Formen auftreten (können). Nicht alle davon gehören tatsächlich ins Mittelalter und nicht jeder Begriff bezeichnet eine eigene Gattung. Manche erweisen sich in der allgemeinen Verwendung darüber hinaus als wenig trennscharf oder werden gar synonym gebraucht (z.B. Spruch, Freidankspruch, Autoritätenspruch; Ehrenrede, Preisrede, Totenrede, Wappenrede; Märe, Schwank, Novelle,
Versnovelle). Bei anderen Begriffen handelt es sich um neuzeitlich de nierte Gattungsbezeichnungen, die nicht unbedingt mittelalterlichem Gattungsbewusstsein entsprechen, oder diesem, soweit erkennbar, sogar entgegenstehen. Auch lassen sich einige Formen dem zeitlichen Schwerpunkt ihres Auftretens nach vorwiegend späteren Epochen zuordnen und sind im Mittelalter höchstens in (zum Teil unselbstständigen) Vorläufern nachweisbar (wie das Märchen), und schließlich bezeichnen Begriffe wie ‹Inschrift› oder ‹Flugblatt› wohl eher Medien der Überlieferung als literarische Gattungen. Ein stets zu re ektierendes Problem bei der Bestellung des Feldes der mittelalterlichen Kleinformen stellt schließlich auch deren häu g primäre Existenz im Zustand der Mündlichkeit dar, die nur unpräzise, eben sekundär, durch die erhaltenen schriftlichen Zeugnisse zu erschließen ist (zum mündlichen Gebrauch der Kleinstformen vgl. Wachinger, S. -). Doch selbst wenn man auf diese Weise aussortiert, bleiben rund vierzig verschiedene Typen oder Textsorten) erkennbar, für die vom . bis in das . Jahrhundert hinein weit über . Werke von vielen hundert Autoren überliefert sind, die meisten davon allerdings anonym. Auch wenn man bei diachroner Betrachtung eine Tendenz des Fortschreitens von einfacher zu komplexer strukturierten Formen feststellt, ist es wohl eher ein Zufall, dass zeitlich am Anfang der kürzere althochdeutsche Zauberspruch und am Ende die sehr viel umfangreichere und komplexere Novelle oder das Märchen stehen. Den geringsten Umfang weisen spruchhafte Kleinstformen auf, einen vergleichsweise geringen die erörternden Formen, während erzählende Gattungen (nicht nur) in Bezug auf die Textlänge durchaus an kürzere Romane heranreichen. Die oben aufgeführten Kategorien sind allesamt für den Versuch einer Systematisierung der kleinen Formen relevant, doch zeigt die Forschungsgeschichte, dass keine von ihnen ein vorherrschendes Ordnungskriterium sein sollte, sondern dass eher eine Kombination aus mehreren Merkmalen zu einem Konsens führt. Schon mehrfach sind die literarischen Kleinformen im Mittelalter Experimentierfeld auch für grundsätzliche gattungstheoretische Überlegungen gewesen, so dass sich ein Versuch, das Feld systematisierend zu ordnen, auf bedeutende Vorarbeiten stützen kann. Einige richtungweisende Ansätze, von André Jolles (),
Hans Robert Jauß (), Hanns Fischer () und Burghart Wachinger (), seien daher hier kurz referiert,*) bevor im Anschluss an sie und unter Berücksichtigung der Kritik an ihnen ein eigener Vorschlag zur Systematisierung der literarischen Kleinformen im Mittelalter in die Diskussion eingebracht wird.
Einfache Formen als zeitlose Archetypen Mit seiner schon publizierten Studie über ‹Einfache Formen› will André Jolles (–) sich von der ästhetischen sowie der historischen Literaturwissenschaft abgrenzen, wie sie sich seit dem . Jahrhundert etabliert hatte, um mit einem morphologischen Ansatz das Wesen (= die Gestalt) von Dichtungen zu erfassen. Ausgangspunkt ist ihm die dreifache Ausrichtung der Literaturwissenschaft seiner Zeit: Er unterscheidet zwischen einer ästhetischen, einer historischen und einer morphologischen Ansatzweise, die je nach der Schönheit, nach dem Sinn und nach der Gestalt literarischer Werke fragen. Die ästhetischen Schulen vor allem des . Jahrhunderts hätten «die Gattungen des Lyrischen, Epischen, Dramatischen und Didaktischen auf ihre ästhetischen Gesetzmäßigkeiten und auf ihre ästhetische Wirkung hin erforscht» und «innerhalb dieser Hauptgattungen die Untergattungen von Elegie und Ode, Epos und Roman, Lustspiel und Trauerspiel, Lehrgedicht und Epigramm [...] wiederum vom ästhetischen Standpunkt aus abzugrenzen und zu bestimmen versucht» (S. f.). Ebenfalls schon im ., dann aber vor allem im . Jahrhundert, habe sich daneben eine Literaturwissenschaft etabliert, die nach dem Sinn des literarischen Kunstwerks auf der Grundlage des Genie-Begriffs suche: «Sie stellt der ars poetica eine ars poetae, oder der Poetik einen Poeten gegenüber. ‹Dichter› ist der Inbegriff von Genie, Dichtung heißt Schöfpung des Genies, *) Betroffen nimmt man als Angehöriger der übernächsten Generation die NS-Vergangenheit von André Jolles und Hans Robert Jauß zur Kenntnis, die auch an dieser Stelle nicht verschwiegen sein soll. Auch nach längerem Nachdenken scheint sich von der dazu gehörenden Gesinnung jedoch nichts Substanzielles in deren Überlegungen zu den Kleinformen zu spiegeln, soweit sie hier referiert sind. XXIX
Genie ist [diesem Verständnis nach] ‹eine das Normale allerseits überragende, urwüchsige, angeborene geistige Begabung, weder zu erlernen, noch zu erwerben›. Im Genie nden sich er nderische Phantasie und originelle Gestaltungskraft in einer Weise und in einem Maße zusammen, daß für das Schaffen des Genies nur der Ausdruck Schöpfer im tiefsten Sinne adäquat erscheint. [...] Das Kunstwerk erhält seinen Sinn durch die Tat des Genies, nicht anders als wie die Welt ihren Sinn durch die Tat des Schöpfers erhält» (S. ). Diese Auffassung habe sich in zahllosen seit dieser Zeit entstandenen Handbüchern und Literaturgeschichten niedergeschlagen, in denen sich «eine Geschichte der Dichter und ihrer Dichtungen, ein historisches Nacheinander von Dichterbiographien» nde, «in denen die poetischen Leistungen wiederum historisch angeordnet sind» (S. ). Von diesen beiden Richtungen will sich Jolles absetzen, indem er sich einer dritten Methode zuwendet, das Feld der literarischen Kunstwerke systematisierend zu beschreiben, und er beruft sich dafür auf Goethe: «Der Deutsche hat für den Komplex des Daseins eines wirklichen Wesens das Wort Gestalt. Er abstrahiert bei diesem Ausdruck von dem Beweglichen, er nimmt an, daß ein Zusammengehöriges festgestellt, abgeschlossen und in seinem Charakter xiert sei» (zit. S. ). Dieser Satz Goethes wird für Jolles zum Ausgangspunkt einer «morphologischen Aufgabe» der Literaturwissenschaft: «Mit Ausschaltung alles dessen, was zeitlich bedingt oder individuell beweglich ist, können wir auch in der Dichtung [...] die Gestalt feststellen, abschließen und in ihrem xierten Charakter erkennen. Bei der einzelnen Dichtung können wir fragen, inwieweit die gestaltbildenden, formbegrenzenden Kräfte hier zu einem erkennbaren und unterscheidbaren Gebilde geführt haben, inwieweit sich eine Gestalt hier bündig verwirklicht hat. Der Gesamtheit aller Dichtung gegenüber erheben wir die Frage, inwieweit die Summe aller erkannten und unterschiedenen Gestalten ein einheitliches, grundsätzlich angeordnetes, innerlich zusammenhängendes und gegliedertes Ganzes – ein System – bildet» (S. f.). Exemplarisch betritt Jolles dazu das Feld der kleineren literarischen Formen. Es geht ihm dabei weder um einzelne Werke noch um einzelne Gattungen, die für ihn als konkrete Ausformungen immer erst den Endpunkt einer Entwicklung darstellen, sondern er interessiert sich für die den einXXX
zelnen Kunstwerken zugrunde liegenden sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten. Den kleinen Formen wendet sich Jolles deshalb zu, weil er meint, dass diese «weder von der Stilistik, noch von der Rhetorik, noch von der Poetik, ja vielleicht nicht einmal von der ‹Schrift› erfaßt werden, die, obwohl sie zur Kunst gehören, nicht eigentlich zum Kunstwerk werden, die, wenn auch Dichtung, so doch keine Gedichte darstellen», und diese Voraussetzungen ndet er erfüllt in Legende, Sage, Mythe, Rätsel, Spruch, Kasus, Memorabile, Märchen und Witz (S. ). Betont sei, dass Jolles nicht ausdrücklich von mittelalterlicher Literatur spricht, sondern einen ganz und gar zeitenthobenen Zugriff entwickelt, welcher aber Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und daher auch für die literarischen Kleinformen des deutschsprachigen Mittelalters relevant sein sollte. Entsprechend werden die meisten der oben angeführten Kleinformen auch bei Jolles behandelt, wenngleich er einige unter Kategorien subsumiert, die wir nicht mehr zu gebrauchen p egen, und für die er zum Teil neue Bezeichnungen erdacht hat. Konkrete Realisierungen einer zeitenthobenen Einfachen Form nennt Jolles «Vergegenwärtigte Einfache Formen». Da diese durch ihre individuelle Ausprägung jedoch stets schon etwas von der Wesenheit einer Einfachen Form eingebüßt haben, geht es ihm nicht um sie, sondern um die hinter ihnen erkennbare «Geistesbeschäftigung». Mit der hauptsächlich im Mittelalter präsenten Form der Legende eröffnet Jolles seine Überlegungen, warnt aber gleich davor, die an ihr exemplarisch zu gewinnenden Erkenntnisse ohne weiteres auf andere Epochen der Literaturgeschichte zu übertragen. Als das Wesen der Einfachen Form Legende beschreibt Jolles «die Geistesbeschäftigung der imitatio», der Nachahmung, die sich sowohl anhand der Person des Heiligen, anhand der mit ihm in Verbindung gebrachten Dingen, den Reliquien, als auch anhand der Beschreibung seines Lebens, seiner Vita, entfaltet. Diese Vita als sprachliche Form unterscheidet sich vom historischen Ereignisbericht über das Leben eines Menschen dadurch, dass sie selbst das spiegelt, was im Leben der Heilige repräsentiert, indem sie zeigt, wie Tugendhaftigkeit durch ein Wunder bestätigt wird. «Nicht der Zusammenhang des menschlichen Lebens ist ihr wichtig, nur die Augenblicke sind es, in denen das Gute sich vergegenständlicht» (S. ). Gekennzeichnet ist diese Form durch bestimmte wiederkehrende Moti-
ve oder «Sprachgebärden», wie Jolles dies allgemeiner nennt: eine himmlische Stimme, eine Erscheinung im weißen Kleid, eine hilfreich ausgestreckte Hand, zerspringende Götzenbilder, ein süßer Duft beim Tod des Märtyrers usw. Als «Gegenwärtige Einfache Form», als individuelle Ausprägung der Einfachen Form, bespricht Jolles exemplarisch die Legende des Heiligen Georg. Der zentrale Begriff der ‹Geistesbeschäftigung› (occupatio) meint wechselnde Einstellungen des Menschen gegenüber der Welt, Richtungen seines Denkens und Sprechens. Die Einfache Form ist, so umschreibt Bausinger den Ansatz treffend, wie ein elektrisches Feld, «in dem sich die Motive als Sprachgebärde ausrichten, und zwar gelenkt oder geladen von der Geistesbeschäftigung; oder umgekehrt: die Geistesbeschäftigung mit ihrer spezi schen Ausrichtung der Sprachgebärden erzeugt ein Feld – die Einfache Form. Dieses Feld ist dauernd vorhanden, aber es realisiert sich erst in der sprachlichen Vergegenwärtigung – genau wie ein elektrisches Feld immer vorhanden ist, aber erst durch eine Probeladung nachgewiesen werden kann» (Bausinger ², S. f.). Die «Geistesbeschäftigung, in der sich die Welt als Familie aufbaut, in der sie in ihrer Ganzheit nach dem Begriff des Stammes, des Stammbaums, der Blutsverwandtschaft gedeutet wird», nennt Jolles desweiteren Sage (S. ). Sie ist für ihn eine Einfache Form, die erst mündlich, dann schriftlich gegenwärtig geworden ist und sich so stark ausgeprägt hat, dass sie ursprünglich nicht Zugehöriges von sich aus umzuprägen vermochte. Sprachgebärden, die die Sage prägen, sind Erbschaft, Thronfolge, Fluch, Ehebruch, Verwandtenmord, Blutschande oder -rache. Mythe oder Mythos treten nach Jolles dort auf, wo sich dem Menschen aus den Antworten auf seine Fragen die Welt erschafft; verwandt sind dem Mythos Orakel und Offenbarung (Wahrsage). Sein Beispiel ist die biblische Schöpfungsgeschichte, bestimmende Sprachgebärde ist das Geschehen. Als weitere Form, die von Frage und Antwort bestimmt wird, nennt Jolles das Rätsel. W¨ahrend in den Mythen jedoch die Antwort im Zentrum stehe, sei es beim Rätsel die Frage: «Mythe ist eine Antwort, in der eine Frage enthalten war; Rätsel ist eine Frage, die eine Antwort heischt» (S. ). Das Rätsel charakterisierende Sprachgebärden sind ihm Examen, Prüfung und Gericht. Mit dem Stellen eines Rätsels, das niemand löst, kann man ebenso wie mit dem Lösen eines Rätsels sein Leben
retten. Die sprachliche Form beschreibt Jolles näher, indem er darlegt, was verrätselt wird und wie dies gschieht. Die sprachlichen Gebärden des Rätsels stammen ausnahmslos aus der Sondersprache. Wie das Rätsel ist der kurze Spruch (Maxime) eine literarische Form, die eine Erfahrung abschließt, ohne dass diese damit aufhört, Einzelheit in der Welt des Gesonderten zu sein. Der Spruch bindet diese Welt in sich, ohne sie durch seine Bündigkeit der Empirie zu entheben. Als gegenwärtige Formen des Spruchs nennt Jolles Sprichwort und Denkspruch, die er – im Gegensatz zu der zu seiner Zeit älteren Forschung – nicht ständisch differenziert sieht: Diese schrieb das Sprichwort niederen und mittleren Gesellschaftsschichten zu, den Denkspruch hingegen der höchsten. Weitere Vergegenwärtigungen des Spruchs sind Sentenz, Apophthegma, Sittenspruch, Redensart und Ge ügeltes Wort. Als Kasus bezeichnet Jolles uns vertrautere Formen wie das Exempel oder das Beispiel; Sprachgebärden des Kasus sind, aus der Sondersprache der wertenden Welt, das Abwägen, Urteilen und Entscheiden. Im Kasus ergibt sich die Form aus einem Maßstab (konkurrierender Normen und Werte) bei der Bewertung von Handlungen. Als Beispiel stellt Jolles eine Erzählung aus der indischen Sammlung ‹Kathasaritsagara› des Somadeva (. Hälfte . Jh.) vor, in deren Rahmenhandlung der indische König in vierundzwanzig Fällen zu entscheiden hat, wer jeweils Recht oder Unrecht hat. Solche Kasus nden sich in Sammlungen wieder, die im Anschluss an beispielsweise die ‹Gesta Romanorum› oder Boccaccios ‹Decamerone› im westeuropäischen Mittelalter entstanden. Auch im Kasus geht es, wie in Mythe und Rätsel, um Frage und Antwort. Als spezi sch mittelalterliche Form erwähnt Jolles den Minnekasus, wie er in Mären, Minnereden, Minneerzählungen und Minneallegorien vorliegt. Der Minnekasus, so formuliert es Jolles, strebt auf die Novelle zu, aber die Novelle als vergegenwärtigte Kunstform hebe die Einfache Form des Kasus auf. Den Minnekasus prägen als Sprachgebärden Gnade, Dienst und Lohn, die auch in der Theologie, zumal in theologischen Texten des Mittelalters, Verwendung nden. Das Memorabile ist nach Jolles Ausdruck einer Geistesbeschäftigung, in der das Tatsächliche konkret wird. Es erzählt geschichtliche Ereignisse, Historien; Sprachgebärden sind Mord, Selbstmord, Totschlag oder Unfall. Das Memorabile bezeichnet XXXI
Jolles als ausdrücklich neuzeitliche Form, die sich etwa in Zeitungsberichten ndet, aber in der mittelalterlichen Geschichtsdichtung (→ Bd. ) gibt es zahlreiche Vorläufer. Ähnlich modern ist das Märchen, das seine Bedeutung als Einfache literarische Form erst mit dem Erscheinen der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm erlangt (). Als Vorläufer des Märchens sieht Jolles italienische Novellen des . Jahrhunderts, die in der Nachfolge Boccaccios entstanden (z.B. Giovanni Francesco Straparola , Giambattista Basile /) sowie Kurzerzählungen der Romantik. Der Einfachen Form Märchen steht die individuelle Form der Kunstmärchen zur Seite. Als die Geistesbeschäftigung, die mit dem Märchen verbunden ist, als das Prinzip, wie sich Welt nur in dieser spezi schen Form manifestiert, benennt Jolles die Moralität des Erzählten, die etwa der Novelle fehlt. Überall werde Tugendhaftigkeit belohnt, Lasterhaftigkeit bestraft: Märchen wollen zeigen, welchen Nutzen es bringt, anständig, geduldig, besonnen, arbeitssam und gehorsam zu sein. Das «ganze Geschehen» entspreche «der Erwartung und den Anforderungen, die wir an einen gerechten Lauf der Welt stellen» (S. ), Wunderbares trete als selbstverständlich auf. «Märchen ist Geschehen, Geschehen im Sinne der naiven Moral» (S. ). – Die letzte Einfache Form, die Jolles behandelt, ist der von ihm als zeitlos de nierte Witz. Als Geistesbewegung, die mit dem Witz verbunden ist, nennt er die Komik, die charakterisiert sei durch das Entbinden eines Gebundenen. Beispiele sind ihm das Wortspiel, Spott, Parodie, Karikatur, Satire und Ironie. Kritisiert und immer wieder auch missverstanden wurde der hohe Abstraktionsgrad des Modells der Einfachen Formen, aber auch seine Zeitenthobenheit, die Nichtbeachtung bedeutender Gattungen sowie generell die mangelnde Anwendungsfähigkeit auf konkrete Gattungen oder Texte. Das Bemühen, komplexeren Formen wie Legende und Märchen gerecht zu werden, führte verschiedentlich dazu, dass der grundsätzliche Unterschied zwischen Einfacher Form und literarischer Gattung aus dem Blick geraten ist. «Als theoretisch wie auch praktisch weiterführend hat sich dagegen die Einsicht erwiesen, daß die Reihe der Einfachen Formen zur Erschließung historischer Gattungssysteme im Sinne einer heuristischen Vorgabe beitragen kann» (Eikelmann , S. ). So gründet auf der Idee von den Einfachen Formen auch die Vorstellung von Hans Robert Jauß, dass es für die XXXII
literarischen Kleinformen des Mittelalters eine Rezeptionsstruktur gebe, bei der das einzelne Werk nicht isoliert, sondern mit dem ästhetischen Reiz der Variation innerhalb einer Reihe aufgenommen wird.
Literarische Gattungen als historische Reihen Mehrfach wurde versucht, das System der Einfachen Formen durch weitere Typen zu ergänzen und zu vervollständigen – vermisst wurde vor allem die Fabel. Hugo Kuhn (–) und Hermann Bausinger (*) stellten die Heterogenität der Formenreihe fest: Nicht alle der von Jolles benannten Einfachen Formen sind auf einer Ebene angesiedelt. Statt dessen bildete man eine neue Reihe aus verschiedenen Pointetypen (Sprichwort, Rätsel, Witz, Anekdote, Schwank, Fabel), die unmittelbarer aus der Sprache heraus entwickelt seien als andere Einfache Formen wie etwa die Legende oder das Märchen, die als zu komplex gelten, als dass es sich noch um eine Einfache Form handeln könne. Eingewendet wurde auch, dass die den einzelnen Formen zugeordneten Geistesbeschäftigungen mitunter epochenbedingt seien – solche diachron begründeten Einwände können den Entwurf aber nicht grundsätzlich widerlegen, da er mit der Unterscheidung zwischen Einfacher Form und jeweils konkreter Realisierung (‹Vergegenwärtigung›) genügend Möglichkeiten einräumt, historische Entwicklungen und Veränderungen zu erfassen. Selbst in jüngeren Theorien wird schließlich betont, dass für Gattungen zwischen einer ‹invariablen Tiefenstruktur› und ‹variabler Realisierung› zu unterscheiden sei (Hermann Bausinger, Klaus W. Hempfer). Vielleicht darf man die von Jolles aufgestellte Reihe, die er als geschlossenes System ausgibt, nicht als unveränderlich auffassen. Man kann sie auch verstehen als eine Reihe von Möglichkeiten, von denen zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kulturen immer nur ein Teil verwirklicht ist. Die jeweilige Auswahl und Besetzung charakterisiert dann das jeweilige System der Einfachen Formen zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort (Jauß, Bausinger ). Auf dieser Basis müsste auch die Vernachlässigung des konkreten Lebenszusammenhanges der Einfachen Formen zu beseitigen sein: Dass die Theorie in den
‹Performanzbereich› hinein zu verlängern ist, hat Wolfgang Mohr (–) gezeigt, der in den Einfachen Formen auch auf den Hörer bezogene ‹Darbietungsformen› erkennt, die jeweils «ihre eigene, ‹innere Mimik› in Vortrag und Tonfall» fordern (²). Vielleicht können in Jolles’ autorzentriertes Modell der Geistesbeschäftigungen noch konsequenter der Rezeptionsakt, die inneren Einstellungen und Erwartungshaltungen der Rezipienten integriert werden (s.u.). Hermann Bausinger fasst die Leistungsfähigkeit des Ansatzes wie folgt zusammen: «Die Einfachen Formen dürfen nicht zu unveränderlichen Wesenheiten substantialisiert werden, und ihre Identi zierung ist in erster Linie Ergebnis wissenschaftlicher Beobachtung und Unterscheidung. Dies bedeutet aber nicht, daß es sich um eine willkürliche Konstruktion handelte, da ja doch die Einteilung und Beschreibung der Formen an der Wirklichkeit gewonnen und überprüft sind. Wenn die Formbeschreibung richtig ist, dann ist mit Jolles anzunehmen, daß die in den Einfachen Formen gegebene je spezi sche Perspektive auch den Trägern und Mediatoren dieser Einfachen Formen nicht fremd ist» (Bausinger , Sp. ). Andere morphologische Ansätze, wie etwa der von Wladimir Propp (–) zu den Rahmenfunktionen des Märchens, sind dem von André Jolles gerade dadurch überlegen, dass sie sich näher an konkreten Texten orientieren, denn in diesen lässt sich erfolgreicher nach morphologischen Strukturen suchen als bei deren Produzenten oder Rezipienten. Die nachfolgend beschriebenen Ansätze zur Systematisierung von Kleinformen fragen daher auch nicht mehr nach dem Begriff der ‹Geistesbeschäftigung› und den daraus resultierenden ‹Sprachgebärden›, sondern sehr viel konkreter nach den sprachlichen Strukturen einzelner Werke und Gattungen. So geht Hans Robert Jauß (–) davon aus, dass es für die literarischen Kleinformen des Mittelalters eine «Rezeptionsstruktur des plurale tantum» gebe, bei der das einzelne Werk nicht isoliert, sondern mit dem «ästhetischen Reiz der Variation von Text zu Text» aufgenommen wird. Jauß entfaltet in zwei berühmt gewordenen Aufsätzen zur romanischen Literatur und die Vorstellung, dass man im Mittelalter «ein literarisches Kommunikationssystem in statu nascendi, aus ersten Anfängen und mit sukzessiven Einsätzen der verschiedenen Gattungen verfolgen» könne (S. ). Er meint, dass «literarische Gattungen
als historische Gruppen oder Familien nur Allgemeinheit, aber nicht Universalität beanspruchen» können (S. ) und wendet sich damit von einem zeitenthobenen Konzept der Einfachen Formen ab, um statt dessen nach einer ‹mittleren Allgemeinheit› zwischen dem Universalen und dem Singulären zu fragen: «Die narrativen Kurzformen erscheinen im Mittelalter zunächst und zumeist als literarische Gattungen exemplarischer Rede; sie vermitteln eine religiöse Wahrheit oder eine profane Lehre und sind darum primär durch Komponenten der Kommunikation, der Bezugnahme auf Erwartungen von Adressaten, der Vermittlung von Wissen in verschiedenen modi dicendi und der implizierten Rezeptionsweisen konstituiert» (S. ). Im Mittelpunkt seiner Systematisierungen steht die kommunikative Leistung der einzelnen Gattungen, und er versucht, über diese pragmatische Dimension die soziale Funktion der Kleinformen, ihren ‹Sitz im Leben›, wie es Hugo Kuhn genannt hat, zu bestimmen. Jolles habe demgegenüber vorliterarische Formen beschrieben, die sich eben «ohne Zutun eines Dichters in der Sprache selbst ereignen» (S. ), und als solche den historisch realisierten Manifestationen jeder literarischen Kultur vorausliegen, «doch nicht als Archetypen, die zu allen Zeiten aufweisbar sein müßten, sondern als Möglichkeiten, die je nach dem kulturellen Kode und gesellschaftlichen Zustand gewählt, realisiert oder auch nicht realisiert werden können. Methodisch gesehen haben sie den Status heuristischer Kategorien: nicht eine vermeintliche Ubiquität, sondern die jeweilige Auswahl und Art der Besetzung charakterisiert das Kommunikationssystem der einfachen Formen» (S. ). Jauß überträgt auf diese Weise die zeitentbundene Theorie der Einfachen Formen exemplarisch auf ein historisches Repertoire, nämlich auf die romanischen Literaturen des . und . Jahrhunderts, wo er von den neun Einfachen Formen allerdings nur fünf wieder ndet: den Spruch (als Sprichwort), die Legende, das Märchen (als Lai), den Witz (als Fabliau) und den Kasus (selbstständig und als Novelle). Aus diesem Befund schlussfolgert Jauß, dass das von Jolles beschriebene System der neun Einfachen Formen erst in der Literatur der Neuzeit vollständig präsent sei, mithin also «nur historische Allgemeinheit, nicht aber archetypische Universalität und Vollständigkeit beanspruchen» könne (S. ). Vier andere Formen, die bei XXXIII
Jolles nicht erwähnt werden, treten hinzu und vervollständigen das von Jauß aufgestellte ‹Kommunikationssystem des Exemplarischen›: Parabel, Allegorie, Fabel und Exempel. Gerade darin, dass sie nicht zu jeder Zeit und nicht in allen Literaturen feststellbar sind, sondern als eine nicht geschlossene Klasse von Möglichkeiten ergriffen, ausgeschöpft und wieder vergessen, neu konkretisiert, umbesetzt und erweitert werden können, sieht Jauß die hermeneutische Leistung der Einfachen Formen begründet, denn dadurch eignen sie sich als heuristisches Instrument bei der Beschreibung einer spezischen historischen Konstellation kleinerer literarischer Formen. Jauß versteht die von ihm vorgefundenen neun kleinen Gattungen, die sich untereinander anhand ihrer äußeren Form, ihres Praxisbezugs sowie unterschiedlicher Erzählweisen abgrenzen lassen, als mittelalterliches Korrelat zum abstrahierten System der Einfachen Formen. Dabei geht er davon aus, dass nur solche Gattungen systematisch erfasst werden können, die schriftlich überliefert sind, d.h. dass die Einfachen Formen des Witzes oder des Rätsels nur unselbstständig, in ihrer Verwendung in größeren Werken, behandelt werden können. Desweiteren versteht Jauß literarische Gattungen nicht wie die ihm vorgängige Forschung als Genera oder Klassen im logischen Sinn, sondern als Gruppen oder historische Familien. «Sie können als solche nicht abgeleitet oder de niert, sondern nur historisch bestimmt, abgegrenzt und beschrieben werden» (S. ). Eine solche literarische Gattung im nicht-logischen, gruppenspezi schen Sinn zeichnet sich nach Jauß dadurch aus, dass sie – im Unterschied zum Auftreten ähnlicher Typen in unselbstständigen Zusammenhängen – Texte selbstständig zu konstituieren vermag, wobei sich diese selbstständigen Ausprägungen in synchroner Hinsicht durch eine Struktur nicht ersetzbarer Elemente und in diachroner Hinsicht durch die Fähigkeit auszeichnen, kontinuitätsbildend zu wirken. Für die synchrone Betrachtung sei darüber hinaus wichtig, dass Abgrenzung und Differenzierung nicht einseitig nach nur formalen oder nur inhaltlich-thematischen Merkmalen vorgenommen werden dürfen: Bei der De nition einer Gattung müsse stets beides berücksichtigt werden, sowohl die innere Form als auch die äußere Gestalt. Dazu führt Jauß den Begriff der ‹gattungshaften Dominante› ein, mit dem die Gattungsmischung, die in der älteren Gattungstheorie das negative Seitenstück zu den ‹reinen Gattungen› war, XXXIV
zu einer methodisch produktiven Kategorie gemacht wird. Was eine literarische Gattung in ihrer charakteristischen Struktur oder ‹Familienähnlichkeit› konstituiert, zeigt sich in einem Bündel von formalen wie inhaltlichen Merkmalen, von denen eines als systemprägende Dominante zu beschreiben ist, die eine Abgrenzung von anderen Gattungen erlaubt (bei der Fabel etwa wäre dies das Auftreten anthropomorphisierter Tiere). Ein konsequent historisierender Gattungsbegriff hat von der kontinuitätsbildenden Potenz eines prägnanten Musters auszugehen, das man als ‹Prototyp› einer Gattung auffassen kann. Alle nachfolgenden Vertreter müssen in irgendeiner Weise auf die gattungshaften Dominanten dieses Prototyps Bezug nehmen, indem sie sich ihnen anschließen oder sich mit ihnen auseinandersetzen. Für eine Bestimmung literarischer Gattungen in diachroner Hinsicht ist vom Verhältnis des einzelnen Textes zur gattungsbildenden Textreihe auszugehen. Dieses stellt sich als ein Prozess «fortgesetzter Horizontstiftung und Horizontveränderung dar.» Der neue Text evoziert für den Leser oder Hörer «den aus früheren Texten vertrauten Horizont von Erwartungen und Spielregeln, die alsdann variiert, erweitert, korrigiert, aber auch umgebildet, durchkreuzt oder nur reproduziert werden können. […] Variation, Erweiterung und Korrektur bestimmen den Spielraum, Bruch mit der Konvention einerseits und bloße Reproduktion andererseits die Grenzen einer Gattung» (S. ). Das bedeutet, dass sich die jeweiligen Bezugsgrößen nach ihrem Platz in der historischen Reihe verändern, dass diese ein Kontinuum bildet, in dem jedes Element jeweils mit dem vorhergehenden erkennbar verbunden sein muss, Anfangs- und Endpunkt aber sich weit voneinander entfernen können. Diese mögliche Veränderung der jeweiligen Bezugsmuster im historischen Ablauf bedingt, dass in jeder Phase der Gattungsentwicklung mit breiten Übergangszonen in allen Randbereichen der De nition zu rechnen ist. Sieht man die Geschichte literarischer Gattungen als einen zeitlichen Prozess fortgesetzter Horizontstiftung und Horizontveränderung, so kann an die Stelle einer seit dem . Jahrhundert gebräuchlichen Metaphorik der Entwicklungs- und Verfallsabläufe, wie sie die ältere Forschung gebraucht hat, die teleologiefreie Begrifflichkeit des Durchspielens einer begrenzten Zahl von Möglichkeiten
eintreten. Gattungsgeschichte in dieser Perspektive setzt Re exion auf das voraus, was erst dem rückblickenden Betrachter, also beispielsweise uns, sichtbar werden kann: die Anfänglichkeit der Anfänge und das De nitive eines Endes, die normstiftende oder normdurchbrechende Rolle einzelner Werke als Vertreter dieser Gattung und schließlich die historische wie ästhetische Bedeutung der sogenannten ‹Gipfelwerke›, deren Position sich in historischer Betrachtung permanent verändern kann. Als ‹Gattung› lässt sich zusammenfassend eine im selben Gebrauchskontext anzutreffende Gruppe von Texten bezeichnen, die sich durch ein Bündel von mehreren signi kanten inhaltlichen und formalen Merkmalen von anderen Textgruppen unterscheidet. Dabei muss nicht jeder Gattungsvertreter das gesamte Merkmalbündel aufweisen; vielmehr ist davon auszugehen, dass schon bald nach der Etablierung einer Gattung damit begonnen wird, einzelne Merkmale zu variieren, und dass es daher in allen Bereichen der De nition breite Grenzsäume zu benachbarten Gattungen gibt.
Überlieferung als Form des Gebrauchs Innerhalb der handschriftlichen Überlieferung des Mittelalters erscheinen literarische Klein- und Kleinstformen grundsätzlich in fünf verschiedenen Gebrauchsformen: Erstens lassen sie sich zahlreich als unselbstständige Inserate in den Kontext größerer Werke integriert feststellen. Dies gilt insbesondere für die kürzesten Formen wie Autoritätenund Freidanksprüche, Sentenzen und Sprichwörter, oder für die Verwendung von Redensarten und Rätseln innerhalb der Werke. Solche Inserate sind in nahezu allen hö schen Versromanen, aber auch in allen anderen erzählenden Texten nachzuweisen. Dort begegnen ebenfalls inserierte Bispel, Exempel, Gleichnisse oder Parabeln. Ebenfalls unselbstständig erscheinen Kleinformen zweitens auch sinnkonstituierend und daher unauslösbar in einen Sammlungszusammenhang mit vergleichbaren anderen Werken eingebunden. Die häu gste Überlieferungsform kleinerer literarischer Texte ist aber drittens die Tradierung als selbstständige Werke innerhalb größerer handschriftlicher Sammlungen gleicher oder ähnlicher Gattungen, «die der Kleinstliteratur durch Fülle, seltener durch Ordnung, einen Platz im geordneten Abschreibbetrieb» sichern (Wachinger, S. ). Auf diese Weise sind
spruchhafte Kleinformen, Fabeln, Mären, Minnereden, Briefe, Predigten oder Legenden seit der zweiten Hälfte des . Jahrhunderts in umfangreichen Sammelhandschriften erhalten. Legenden und auch andere kürzere Erzählungen (vor allem Mären) erscheinen viertens gelegentlich auch in Form von Einzelausgaben, und zu guter Letzt nden sich in den Codices, wenn auch nur vereinzelt, fünftens verschiedene, vor allem spruchartige Kleinformen als marginale Gelegenheitseintragungen, etwa als Schreiberzusätze oder Benutzereinträge und -nachträge von späteren Händen (vgl. Achnitz ). Für seinen Versuch, die novellistischen Kleinerzählungen in Reimpaarversen, die er als ‹Mären› bezeichnet, mittels eines Exklusionsverfahrens zu de nieren, nimmt Hanns Fischer (–) den Gesamtbestand der mittelalterlichen literarischen Kleinformen in deutscher Sprache in den Blick. Er greift dafür konsequent auf die handschriftliche Überlieferung zurück: Den Ausgangspunkt für sein Vorgehen bildet die Auswertung der bedeutenden Codices, in denen sich fast alle Kleinformen ohne Rücksicht auf ihre Gattungszugehörigkeit gemischt nden (vgl. dazu das Verzeichnis bei Mihm, S. -, und exemplarisch für das älteste Beispiel Holznagel ). Die wichtigsten dieser Kleinepik-Sammelhandschriften sind (mit den gebräuchlichen Siglen und in annähernd chronologischer Reihenfolge): A Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. [Bair.-österr., um /]; H Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cpg. [Mitteldt., um /]; K Cologny-Genf, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer [Mitteldt., um /]; S Straßburg, Stadtbibliothek, Cod. A [Elsäss., / – verbrannt]; E München, Universitätsbibliothek, ° Cod. ms. [Würzburg, um ]; w Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. [Innsbruck, ]; k Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. Karlsruhe [Niederschwäb., um ]; Do Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. Donaueschingen [Konstanz, um ]; d Dresden, Sächsische Landesbibliothek, Ms. M [Ausgburg (?), ]; i Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB [Brixen/Innsbruck, ]; XXXV
D
Dresden, Sächsische Landesbibliothek, Ms. M [Nürnberg, ]; m München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm [Nürnberg, /]; m München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm [Nordbair., /]; F London, British Library, Ms. Add. [Nürnberg (?), um /]; S Salzburg, Stiftsbibliothek St. Peter, Cod. b IV [Bair., um ]; n Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. Merkel ° [Augsburg, /]. Die längsten der in diesen und weiteren Sammelhandschriften überlieferten Reimpaartexte umfassen zwischen und Versen. In dieser Größenordnung, bei etwa Versen, siedelt Fischer daher die Obergrenze der von ihm untersuchten Gattungen an und geht in seinen Überlegungen weiter von der Beobachtung aus, dass die dort aufgezeichneten Werke durchschnittlich zwischen und Versen lang sind. Danach mustert er den Bestand der mittelalterlichen Reimpaarkleindichtungen in deutscher Sprache im Umfang von etwa bis Versen und nennt jeweils Kriterien, die sie von den rund zweihundert Texten unterscheiden, die er als Mären betrachtet. Im Einzelnen grenzt er die Gattung Märe dabei auf sehr verschiedenen Ebenen ab vom Bispel, vom Spruch (Kurzgnomik), vom Klopfan-Spruch, vom Spruchgedicht, vom Priamel, vom Weinund Biergruß (oder -segen), vom Quodlibet, vom Streitgespräch, von der Parodie, von verschiedenen Formen der geistlichen, politischen und weltlichdidaktischen Rede (Ehren- und Minnerede, Zechund Obszönrede), vom historischen Ereignisbericht, von der geistlichen Erzählung, von der frommen Welterzählung, der Mirakel- und Teufelserzählung, der Legende, der Fabel und vom hö schen Versroman (S. –). Vor allem trennt Fischer das Märe von allen nicht-erzählenden (erörternden) Formen und macht damit auf eine wichtige Distribution aufmerksam, die kaum weitere Beachtung gefunden hat. Überwiegend erzählende Texte, zu denen auch die Mären gehören, seien gekennzeichnet durch das Vorherrschen eines «bewegten Vorgangs, dessen Einzelgeschehnisse in irgendeiner Form der zeitlichen Sukzession ablaufen (es wird etwas ‹erzählt, berichtet›)»; nichterzählende Texte kennzeichne hingegen das Vorherrschen einer «stagnierenden Erörterung, die Gedankenfolgen in ledigXXXVI
lich logischer Verknüpfung reiht (es wird etwas ‹beredet, besprochen›)» (S. ). Solche erörternden Reimpaartexte bezeichnet Fischer in Anlehnung an das mhd. Wort rede, das in mittelalterlichen Texten alles Gesprochene meint (Rede, Gespräch, Erörterung), als ‹Reden›. Diese Verwendung des Begriffs ‹Reim(paar)rede› hat sich heute durchgesetzt. Neben geistlichen, politischen oder panegyrischen Reden zählt Fischer zu dieser Gruppe kleinerer erörternder Reimpaardichtungen auch die sogenannten ‹Minnereden› als thematisch bestimmte Subkategorie weltlich-didaktischer Reden. Er konstatiert jedoch, dass Minnereden auffallend häu g als Gesprächsszenen inszeniert sind, die zumeist «noch in eine kleine Rahmenhandlung (Ausfahrt, Traum, Vision des Dichters) gekleidet» seien (S. ), und auch für Ingeborg Glier ist der epische Vorgang neben Monolog und Dialog eine durchaus gattungskonforme Möglichkeit der Inszenierung innerhalb der Minnereden (). Dies aber bedeutet, dass es sich bei einer beachtlichen Anzahl von Werken, die als ‹Minnerede› bezeichnet werden, gar nicht um ‹Reden›, d. h. um Texte, in denen es um die stagnierende Erörterung einer Lehre oder gedanklichen Erkenntnis geht, handelt, sondern um Erzählungen, in denen über die Einführung eines Ich-Erzählers eine epische Situation gestaltet wird, die durch einen vorganghaften, ktiven Ablauf von Geschehnissen in zeitlicher Sukzession gekennzeichnet ist. Lediglich Hans-Joachim Ziegeler (*) hat sich weiterführend mit diesem Hinweis beschäftigt. Er zeigt auf, dass Fischers Trennung von Mären und Reden anhand der Merkmalsopposition ‹Vorgang› versus ‹Entwicklung einer Lehre oder gedanklichen Erkenntnis› «in sich unstimmig [ist], da beide Merkmale kategorial nicht miteinander vergleichbar sind» (S. ). Nach den von Ziegeler aufgestellten Kriterien verläuft die Grenze zwischen diskursiven und erzählenden Formen nicht zwischen Märe und Rede, sondern mitten durch die als ‹Minnereden› bezeichneten Texte hindurch (S. f.). Wichtigste Differenz zwischen beiden Gattungen sei vielmehr die spezi sche Erzählhaltung, denn bis auf wenige Ausnahmen weisen die Mären einen auktorialen Erzähler auf, während in den ‹Minnereden› die Ich-Erzählhaltung dominiert. W¨ahrend dies längst zur opinio communis der Märenforschung avancierte, blieb Ziegelers Hinweis, dass deshalb auch zwischen ‹Minnereden im eigentlichen Sinn› und ‹erzählenden Minnereden› zu unterscheiden
sei, weitgehend unbeachtet, obwohl sich mit Hilfe der Kriterien ‹Erzählhaltung› und ‹Tempus› erörternde und erzählende Texte klar gegeneinander abgrenzen lassen (vgl. Achnitz ). Als narrative Formen trennt Fischer vom Märe alle Typen geistlichen Erzählens, etwa die Legende, die Mirakel- und Teufelserzählung, darüber hinaus den historischen Ereignisbericht und die Fabel. Wegen seiner Kürze sondert er das Bispel, wegen seines Umfangs den Roman von der Gattung Märe ab. Mit Hilfe dieses Exklusionsverfahrens ndet Fischer schließlich seine komplizierte und später vielfach umstrittene De nition, nach der das Märe «eine in paarweise gereimten Viertaktern versi zierte, selbständige und eigenzweckliche Erzählung mittleren (d. h. durch die Verszahlen und ungefähr umgrenzten) Umfangs» ist, «deren Gegenstand ktive, diesseitig-profane und unter weltlichem Aspekt betrachtete, mit ausschließlich (oder vorwiegend) menschlichem Personal vorgestellte Vorgänge sind» (S. f.). Kritik an Fischers De nition richtet sich vor allem gegen die willkürliche Bezeichnung (das mhd. Wort mære wird sonst unterminologisch gebraucht und bedeutet ‹Nachricht›, ‹Neuigkeit› oder ‹Erzählung darüber›), aber auch gegen die unausgesprochene Orientierung an der frühneuzeitlichen Novelle, wie sie seit dem . Jahrhundert in Boccaccios ‹Decamerone› vorliegt. Der Hauptmangel von Fischers Versuch, die Gattung ‹Märe› zu de nieren, liegt aber in der fehlenden Historisierung. Seine für die deutschsprachigen Kleinformen wegweisenden Studien diskutieren an keiner Stelle das Problem, dass ein anonymes Märe aus der Zeit um nicht mehr viel gemein hat mit den derselben Gattung zugerechneten Texten, wie sie etwa Hans Folz um oder später Hans Sachs verfassten. Das Feld der literarischen Kleinstformen hat erstmals Burghart Wachinger (*) zusammenfassend in den Blick genommen, der zu Beginn des von ihm herausgegebenen Bandes ‹Kleinstformen der Literatur› einleitend einen Überblick gibt. Ihm geht es in seinem Beitrag um die kürzesten selbstständigen Texte: um das Sprichwort, nicht aber um die sprichwörtliche Redensart, um den Witz, nicht aber die witzige Wendung, um das Rätsel, nicht aber um dunkle Rede. Nichtselbstständige Formen, wie Sentenzen in Versromanen, zieht er ähnlich wie Jauß heran, wenn sie als eigenständige Textabschnitte aus größeren Zusammenhängen isolierbar sind. In Anlehnung an André Jolles, Hans
Robert Jauß und Hugo Kuhn beschäftigt sich Wachinger in seinen systematisierenden Überlegungen vor allem mit der Sprachgestalt und dem Gebrauch. Die charakteristische Sprachgestalt literarischer Kleinstformen des Mittelalters ist der vierhebige Reimpaarvers. Häu g bestehen sie aus zwei bis sechs oder acht Versen, aber es gibt durchaus auch längere Formen. Letztlich aber ist die Bauform geprägt von den Gewohnheiten der Zeit und des Umfelds. Die eingeführten Gattungsbezeichnungen wie Rätsel, Scherzfrage, Fazetie, Spruch oder Epigramm haben sich nach Wachinger für eine erste Verständigung durchaus bewährt – frage man allerdings genauer nach dem theoretischen Status dieser Begriffe, «nach ihren Grenzen gegenüber Nachbarbegriffen oder nach ihrem historischen Geltungsbereich», so stoße man schnell auf eine Fülle ungelöster Probleme (S. ). Immer wieder habe man es zudem mit Texten zu tun, die keinem der geläu geren Typen zugeordnet werden können, so dass man um eine Bezeichnung verlegen sei. Auch könne der gleiche Kerngedanke in verschiedenen Formen oder Gattungen ausgedrückt werden: So lasse sich aus einem Rätsel unter Hinzufügung einer Überschrift, die den verrätselten Begriff oder Gedanken preisgibt, leicht ein Epigramm herstellen – das dann allerdings eine andere Aussageabsicht aufweise. Oder es lasse sich aus einer Scherzfrage, etwa durch Hinzufügung konkreter Orts- und Zeitangaben, eine Fazetie bilden – damit sei dann auch der Unterschied zwischen nicht-erzählenden und erzählenden Formen markiert. Ähnliches gelte für die Verwandtschaft von Rätsel und Scherzfrage. Vorstellbar sei daher, so Wachinger, zukünftig für eine genauere Klassi zierung der Gebrauchsfunktionen literarischer Kleinstformen auf einen sprechakttheoretischen Ansatz zurückzugreifen, denn im Gegensatz zu Rätseln, Fragen, Sprüchen, Epigrammen usw. erzählen Witze, Anekdoten, Fazetien oder Exempel kurze Geschichten. Auch Wachinger rückt also den Unterschied zwischen erzählenden und nichterzählenden Formen in das Zentrum seiner Überlegungen. Im Gegensatz zu Rätseln, Fragen, Sprüchen oder Epigrammen erzählen Witze, Anekdoten, Fazetien oder Exempel kurze Geschichten. «Die erzählenden Kleinstformen sind vielfach Reduktionsformen längerer Erzählungen, ihre Typologie kann nicht unabhängig von der unendlichen Vielfalt der ‹kleineren Erzählformen› diskutiert werden.» Wichtig ist Wachinger, dass innerhalb des Bereichs der Kleinstformen – das sind XXXVII
für ihn überwiegend die nicht-erzählenden Formen – «mit dem Übergang zum Erzählen einer noch so kurzen (wahren oder ktiven) Geschichte die Bedingungen der Kommunikation, soweit sie in der Sprachgestalt selbst liegen, verändert werden» (S. ). Erzählende und nichterzählende Kleinformen Die Hinweise Hanns Fischers und Hans-Joachim Ziegelers auf die Differenzen zwischen erörternden und erzählenden Formen wurden von Burghart Wachinger aufgegriffen, der zudem auf die damit verbundenen unterschiedlichen Formen des Gebrauchs aufmerksam macht. Auch der nachfolgende Vorschlag zur Systematisierung des Feldes literarischer Kleinformen geht (im Anschluss an die Arbeiten Käte Hamburgers und Harald Weinrichs) von der Beobachtung aus, dass sich Kleinformen mit Hilfe der Kategorie ‹epischer Vorgang› in diskursive und erzählende Gattungen unterteilen lassen. Grammatisch ist die Differenz zwischen Erzählung und Rede mit Hilfe des ‹epischen Präteritums› beschreibbar, mit dem innerhalb einer Erzählung «ein der Wirklichkeit analoges kausales Vorher und Nachher» entworfen wird (Ziegeler, S. ). Die in einem erzählenden Text verwendeten Verben stehen nahezu ausschließlich im Präteritum; die vergangene Handlung wird als abgeschlossen in Bezug auf die Gegenwart der Rezeption betrachtet. In einzelnen Abschnitten, z. B. in wörtlich wiedergegebener Figurenrede, herrschen zwar Präsens und Perfekt vor – diese sind dann aber als Reden in eine Erzählung integriert. Dagegen sind erörternde (oder diskursive) Texte «dadurch charakterisiert, daß die zwei Zeitebenen Vergangenheit und Gegenwart nicht differenziert werden. Die Rede ereignet sich im Hier und Jetzt, ohne daß dies durch ausdrückliche zeitliche Fixierung gesagt wird; zwischen dem, was jetzt geschieht, und dem, was zuvor einmal geschehen sein soll, gibt es keine sprachlich markierten Differenzen» (ebd., S. ). In diskursiven wie in spruchhaften Texten wird ‹Welt› nicht erzählt, sondern besprochen, so dass die verwendeten Verben weit überwiegend im Präsens und im Perfekt (oder im Imperativ) stehen – nur ganz ausnahmsweise ndet das Präteritum Verwendung, mit dem Tatbestände, also nicht durch Sukzession miteinander verbundene Fakten, konstatiert werden. XXXVIII
Daraus ergibt sich, oberhalb der Ebene einzelner Gattungen, eine grundsätzliche Zweiteilung der Kleinformen in spruchhafte, diskursive Formen einerseits und in erzählende Formen andererseits. Zwischen diesen beiden Gruppen steht eine Handvoll Gattungen, die sich weder den erörternden noch den erzählenden Formen zuordnen lassen, aber eine Eigenschaft teilen, die ich einstweilen als ‹dialogisch› bezeichnen möchte. Die erste Gruppe nichterzählender Formen ist noch einmal zu unterteilen in kürzere, gnomische Formen (vom Zauber- und Segensspruch über Sentenz, Sprichwort und Autoritätenspruch bis zum Priamel, Klopfan und Quodlibet – in späterer Zeit treten weitere, in der nachfolgenden Übersicht eingeklammerte Formen hinzu) und in umfangreichere, komplexere diskursive Formen, zu denen alle Typen der Rede sowie längere Spruchgedichte gehören, die sich ebenfalls durch ihren nicht erzählenden Charakter von den narrativen Gattungen abgrenzen lassen (geistliche Reimpaarreden, Ehren-, Minne-, Preis-, Toten-, Wappen- und Lügenrede, vielleicht auch Predigt und Brief, s.u.). Eine zweite, in Bezug auf die narrative Organisation sehr heterogene Gruppe besteht aus Formen mit ‹dialogischem› Charakter – etwa dem Streitgedicht, der Scherzfrage, dem Rätsel, aber auch dem Gebet, der Predigt oder dem Brief, auch wenn ihr je spezi sches dialogisches Element auf zum Teil sehr verschiedenen (textintern oder textextern anzusiedelnden) Ebenen liegt. Im Grenzsaum zwischen erörternden und erzählenden Formen sind auch explizite Mischtypen wie Bispel und Tierbispel angesiedelt, deren Besonderheit ja gerade darin besteht, dass sie sowohl einen erzählenden als auch einen diskursiven Teil aufweisen, die in gleichen Proportionen, ‹dialogisch›, aufeinander bezogen sind. Die dritte Gruppe bilden erzählende Formen wie der Witz oder die Fazetie sowie Exempel, Gleichnis, Parabel, Fabel, Legende, Mirakel- und Teufels- sowie fromme Welterzählung, Minneallegorie, Minneerzählung (in Abgrenzung von der Minnerede), Märe, Versnovelle, Schwank – auch hier treten seit der Frühen Neuzeit weitere Formen (wie die Novelle, das Predigtmärlein, die Kalendergeschichte oder das Märchen) hinzu, die ebenfalls in der nachstehenden Übersicht eingeklammert sind. Alle literarischen Kleinformen lassen sich auf diese Weise distribuieren:
Typen mittelalterlicher Kleinformen . Nichterzählende Formen a. Spruchhafte Formen Zauberspruch Segensformel Sentenz Sprichwort (-sammlung) (Aphorismus) Maxime (Devise) (Epigramm) (Slogan) (Wellerismus) (Xenion) Redensart Sagwort (Ge ügeltes Wort) Spruch (-sammlung) Freidankspruch Autoritätenspruch Bier-, Weingruß Klopfan Priamel (Apophthegma) Quodlibet b. Diskursive Formen Geistliche Rede Politische Rede Ehren-, Preisrede Wappenrede Totenrede Minnerede Scherzrede Zechrede Lügenrede Obszönrede Spruchgedicht . Dialogische Formen Streitgedicht Scherzfrage Rätsel (-sammlung) Gebet Brief (-sammlung) Liebesbrief Predigt (?) Weitere Mischformen Bispel Tierbispel
. Erzählende Formen Witz Fazetie Anekdote Kettenreim (?) (Kalendergeschichte) (Memorabile) Kasus Exempel (-sammlung) Fabel (-sammlung) (Parabel) Gleichnis (Predigtmärlein) Mirakelerzählung Teufelserzählung Fromme Welterzählung Legende Sage Mythos Allegorie Minneallegorie Minneerzählung Märe Versnovelle Schwank (-sammlung) (Novelle) (Märchen) Die Anordnung der Gattungen innerhalb der Gruppen ergibt sich aus verschiedenen Kriterien: Sie erfolgt erstens halbwegs chronologisch nach dem frühesten Auftreten in der deutschsprachigen Dichtung (beginnend im Althochdeutschen, endend mit Kalendergeschichten, Novellen und Schwanksammlungen des . Jahrhunderts), zweitens von den kürzeren Formen fortschreitend zu den umfangreicheren und gleichzeitig von den einfacheren zu den komplexeren, und drittens wurde, wenn es ohne größere Störungen dieser Ordnungskriterien möglich war, Verwandtes zusammengerückt, etwa Textsorten geistlichen Inhalts zueinander gestellt usw. Für die Zuweisung einzelner Texte zu einer dieser Gattungen ist es erforderlich, die systematische Gliederung durch synchrone Untersuchungsschnitte zu ergänzen, weil die Diskussionen darüber, was wann als ‚‹Form›, ‹Typ› oder ‹Gattung› aus der Masse des Überlieferten herausragt, wesentlich durch jeweils unterschiedlichen Gebrauch bestimmt sind. In einer Übersicht, wie sie sowohl dieser Essay als auch der vorliegende Lexikonband XXXIX
bieten, nden die Gebrauchsfunktionen der einzelnen literarischen Kleinformen (der ‹Sitz im Leben›) zunächst keinen Niederschlag. Sie zu beschreiben, muss monographischen Längsschnitten zu einzelnen Gattungen vorbehalten bleiben – die entsprechende Forschungsliteratur ist am Ende der Lexikonartikel nachgewiesen. Die wenigsten Probleme treten dort auf, wo die Gebrauchssituationen eindeutig beschrieben werden können (zum Beispiel beim Klopfan-Spruch, bei der Predigt, beim Brief oder bei der Totenrede), sowie dort, wo die Tradition einer Form besonders weit zurückreicht und entsprechend verfestigt ist (wie bei der Sentenz, beim Sprichwort, beim Rätsel, bei der Fabel oder – abermals – bei der Predigt, sei sie zum Vortrag oder zur Lektüre bestimmt). Synchron angelegte Untersuchungen zu einzelnen Gattungen zeigen, dass sich Gebrauchssituationen literarischer Texte während ihrer zeitlichen Erstreckung verändern können – aus diesem Grund sind historisierende Gattungsbeschreibungen notwendig: So ist etwa das Märe in seinen Anfängen zur Zeit des Strickers nur unter Verwendung eines solchermaßen historisierenden, den Wandel inkludierenden Gattungsbegriffs noch den grobianischen Knittelversen eines Hans Sachs vergleichbar, und selbst die Fabel verändert sich von ihrem ersten Auftreten als selbstständige deutschsprachige Gattung im Umfeld des Strickers bis hin zu ihrer Aufnahme in die Fabelund Sprichwortsammlungen etwa Martin Luthers. Für die einzelnen Gattungen sind mit Jauß zudem deren kommunikative Situation sowie ihr diachrones und synchrones Verhältnis zu den verschiedenen Traditionen, in denen sie stehen, zu beschreiben. Schaut man von dem hier präsentierten Entwurf zur Gliederung des Feldes der literarischen Kleinformen aus noch einmal auf den Anfang des Essays zurück, lässt sich vielleicht in den drei vorgeschlagenen Gruppen (erörternd, dialogisch, erzählend) sogar Goethes triadisches Modell von Lyrik, Drama und Epik wieder nden: Die spruchhaften und diskursiven Kleinformen entsprächen wegen ihres monologischen und subjektiven Charakters dann der Lyrik (und besäßen wie diese eine expressive Funktion), die dialogischen Kleinformen entsprächen wegen der ihnen je eigenen Interaktionsvorgänge auf textinterner und/oder textexterner Ebene dem Drama (mit appellativem Charakter), und die erzählenden Formen entsprächen der Epik (mit ihrer referenziellen Funktion). Und insofern träfe XL
dann – wenn auch anders als von ihm gemeint – doch noch Johann Wolfgang Goethes Feststellung zu, dass sich die «drei Dichtweisen» des Lyrischen, Dramatischen und Epischen häu g auch «in dem kleinsten Gedicht» nden lassen.
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Hb. hg., Hg.
Chron. Clm Cod., Codd. Cpg
Codex germanicus monacensis Chronik(en) Codex latinus monacensis Codex, Codices Codex palatinus germanicus
d. Ä. d. J. ders. dies. Diss. dt. durchges.
der Ältere der Jüngere derselbe dieselbe(n) Dissertation deutsch durchgesehen
Kap. Kat. kgl. Kl. Komm., komm. krit. Kt.
Kapitel Katalog königlich Klasse Kommentar, kommentiert kritisch Kanton
ebd. ed. ehem.
ebenda edited ehemalig, ehemals
lat. LB Lex.
lateinisch Landesbibliothek Lexikon XLIII
Lfg. Lit. LMB
Lieferung Literatur Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel
MA, ma. masch. mhd. Mitt. mlat. mnd. mndl. Ms(s).
Mittelalter, mittelalterlich maschinenschriftlich mittelhochdeutsch Mitteilungen mittellateinisch mittelniederdeutsch mittelniederländisch Manuskript(e)
Nachdr. Nachw. nd. ndl. Neudr. NF nhd. Nr. NS
Nachdruck Nachwort niederdeutsch niederländisch Neudruck Neue Folge neuhochdeutsch Nummer Neue Serie, Nova Series, Nuova Serie. Neues Testament
NT o. J. o. O. o. O. u. J. o. S. obd. ÖNB österr. Pap. Perg. phil. philol. Publ. Red. Reg. rev. RUB
XLIV
ohne Jahr ohne Ort ohne Ort und Jahr ohne Signatur oberdeutsch Österreichische Nationalbibliothek, Wien österreichisch Papier Pergament philosophisch philologisch Publikation(en), publication(s) Redaktion, Redakteur(in) Register revidiert, revised Reclams UniversalBibliothek
S. Sb. SBB Schr. Ser. Slg. sog. Sp. StB StLB Str. StUB
Suppl.
Seite(n) Sitzungsbericht(e) Staatsbibliothek zu Berlin Schrift(en) Serie, series Sammlung(en) sogenannt Spalte(n) Stadtbibliothek Stadt- und Landesbibliothek Strophe(n) Stadt- und Universitätsbibliothek Studien Staats- und Universitätsbibliothek Supplement
Tf. Tl., Tle.
Tafel(n) Teil, Teile
u. a. u. d. T. UB überarb. Überl., überl. übers. ULB Univ. Unters.
und andere, unter anderem unter dem Titel Universitätsbibliothek überarbeitet Überlieferung, überliefert übersetzt Universitäts- und Landesbibliothek Universität Untersuchung(en)
V. v. Ver. verb. verm. Veröff. Verz. vollst. Vorw.
Vers(e) von Verein verbessert vermehrt Veröffentlichung(en) Verzeichnis vollständig Vorwort
Wb. Wiss.
Wörterbuch Wissenschaft(en)
Z. ZB zit. Zs.
Zeile(n) Zentralbibliothek zitiert Zeitschrift
Stud. SUB
SIGLENVERZEICHNIS ABäG ADB
AfdA
AfK AH
ATB BB
BBKL
BdK BHL Bibl.dt.Nat.-Lit.
BMA
De Boor/Newald
Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik. Amsterdam ff. Allgemeine deutsche Biographie. Hg. durch die Historische Commission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bde., Leipzig – Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur (beigeheftet der ZfdA). Leipzig u. a. – Archiv für Kulturgeschichte Analecta Hymnica Medii Aevi. Hg. v. C. Blume, G. M. Dreves (und H. M. Bannister). Bde., –. Nachdr. . Register hg. v. M. Lütolf. Bde., Altdeutsche Textbibliothek, ff, ff. Bayerische Bibl. Texte aus zwölf. Jh. Hg. v. Hans Pörnbacher und Benno Hubensteiner. Bde., München – Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begr. und hg. v. Friedrich Wilhelm Bautz. Fortgeführt v. Traugott Bautz. Hamm (später Herzberg, Nordhausen) ff. Bibliothek deutscher Klassiker. Frankfurt/M. Bibliotheca hagiographica latina. Bde., Brüssel –. Suppl.-Bd. Bibliothek der gesamten deutschen National-Literatur von der ältesten bis auf die neueste Zeit Bibliothek des Mittelalters. Texte und Übersetzungen. Deutscher Klassiker-Verlag, ff. Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Begr. v.
Brunhölzl
CCCM CCSL Chron.dt.St.
Cramer
CSEL
DA DACL
DHGE
Dict. Spir.
DMA
DTM DU
Helmut de Boor und Richard Newald. ff. Franz Brunhölzl: Geschichte der lat. Lit. des MA. Bd. –, München und Corpus Christianorum, Continuatio Mediaevalis. Turnhout ff. Corpus Christianorum, Series Latina. Turnhout ff. Die Chroniken der deutschen Städte. Hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. – Thomas Cramer (Hg.): Die kleineren Liederdichter des . und . Jahrhunderts. Bde., München – Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum. Wien u. a. ff. Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Dictionnaire d’archéologie chrétienne et de liturgie. Hg. v. Fernand Cabrol u. a. Paris ff. Dictionnaire d’histoire et de géographie ecclésiastiques. Hg. v. Alfred Baudrillart u. a. Paris ff. Dictionnaire de spiritualité ascétique et mystique. Doctrine et histoire. Fondé par M. Viller ... Bde., Paris – Dictionary of the Middle Ages. Hg. v. Joseph R. Strayer. Bd. –, New York –. Suppl. , . Deutsche Texte des Mittelalters, ff. Der Deutschunterricht. Beiträge zu seiner Praxis und wissenschaftlichen Grundlegung. Seelze / ff. XLV
DVjs
Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Stuttgart/ Weimar ff.
HMS
Ehrismann
Gustav Ehrismann: Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters. Bde. München – Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Begr. v. Kurt Ranke. Hg. v. Rolf Wilhelm Brednich und Hermann Bausinger. Berlin/New York ff. Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. In Verbindung mit Gereon Wolters hg. v. Jürgen Mittelstraß. Bde., Stuttgart/ Weimar /. ., neu bearb. und wesentlich erg. Au . In Verbindung mit Martin Carrier hg. v. Jürgen Mittelstraß. Stuttgart/ Weimar ff. Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte. Heidelberg ff.
HRG
EM
Enz Phil Wiss
Euph.
JOWG
Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft. Marbach/N. u. a. ff.
Killy
Literatur-Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Hg. v. Walther Killy. Bd. –. Gütersloh/ München –. ., vollständig überarb. Au . u.d.T. Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. Hg. v. Wilhelm Kühlmann. Bd. –. Berlin/New York bzw. Boston –. Jacob Klingner/Ludger Lieb: Handbuch Minnereden. Mit Beiträgen von Iulia-Emilia Doroban˛tu, Stefan Matter, Martin Muschik, Melitta Rheinheimer und Clara Strijbosch. Bde., Berlin/ Boston . Kindlers Neues LiteraturLexikon. Hg. v. Walter Jens. Bde., München – Carl von Kraus: Dt. Liederdichter des . Jh. Bd. : Text. . Bd. : Komm. besorgt v. H. Kuhn. . ., v. Gisela Kornrumpf durchges. Au . Bde., Tübingen
Klingner/Lieb GAG GRM GW
HBLS HLS
XLVI
Göppinger Arbeiten zur Germanistik, ff. Germanisch-Romanische Monatsschrift. Heidelberg ff. Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Bd.–, hg. v. der Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke. Leipzig –. Bd., ff. hg. v. der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin. Stuttgart u. a. ff. Historisches Biographisches Lexikon der Schweiz. Bde., Neuenburg – Historisches Lexikon der Schweiz. Hg. v. der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz. Basel ff.
Minnesinger. Ges. und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Tle. in Bdn. –. Neudr. Leipzig Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Hg. v. Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann, Bd. zusätzlich v. Dieter Werkmüller. Bde., Berlin –. ., völlig überarb. und erw. Au . Hg. v. Albrecht Cordes, Heiner Lück und Dieter Werkmüller. Berlin ff.
KNLL Kraus LD
LACL
Lexikon der antiken christlichen Literatur. Hg. v. Siegmar Döpp u. a. ., vollstän-
LCI LexMA LexthW
LGB
Liliencron
Litterae LThK
Manitius
MarLex
MF
dig neu bearb. und erw. Au . Freiburg u. a. Lexikon der christlichen Ikonographie. Bde., Rom u. a. – Lexikon des Mittelalters. Bde., München/Zürich – Lexikon der theologischen Werke. Hg. v. Michael Eckert, Eilert Herms, Bernd Jochen Hilberath und Eberhard Jüngel. Stuttgart . Lexikon des gesamten Buchwesens. ., völlig neu bearb. Augl. Hg. v. Severin Corsten u. a. Stuttgart ff. Rochus von Liliencron: Die historischen Volkslieder der Deutschen. Bde., und Nachtrag. Leipzig –. Neudr. Hildesheim Litterae. Göppinger Beiträge zur Textgeschichte. Göppingen ff. Lexikon für Theologie und Kirche. Begr. v. Michael Buchberger. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Josef Höfer und Karl Rahner. Bde., Freiburg i. Br. –. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Walter Kasper mit Konrad Baumgartner, Horst Bürkle, Klaus Ganzer, Karl Kertelge, Wilhelm Korff und Peter Walter. Bde., Freiburg i. Br. u. a. –. Max Manitius: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Tle., München – Marienlexikon. Hg. v. Remigius Bäumer und Leo Scheffczyk. Bde., St. Ottilien –. Des Minnesangs Frühling. Unter Benutzung der Ausgaben von Karl Lachmann und Moriz Haupt, Friedrich Vogt und Carl von Kraus bearb. v. Hugo Moser und
Helmut Tervooren. Bde., Stuttgart (Bd. : Texte. ). MGG Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Hg. v. Friedrich Blume. Bde., Kassel/ Basel –. ., neu bearb. Ausg. Hg. v. Ludwig Finscher. Bde., Registerbände, Supplement. Kassel u. a. –. MGH Monumenta Germaniae Historica. Hannover/Leipzig ff. Auct. ant. Auctores antiquissimi Briefe d. dt. Die Briefe der deutschen Kaiserzeit Kaiserzeit Capit. Capitularia regum Francorum Capit. episc. Capitula episcoporum Conc. Concilia Const. Constitutiones Dt. Chron. Deutsche Chroniken DD Diplomata Epp. saec. XIII Epistolae saeculi XIII Ep. (sel.) Epistolae selectae Fontes iuris Fontes iuris Germanici antiqui in usum scholarum separatim editi Fontes iuris NS Fontes iuris Germanici antiqui, Nova series Ldl Libelli de lite imperatorum et ponti cum Libri mem. Libri memoriales Libri mem. NS Libri memoriales et Necrologia, Nova series LL Leges LL nat. Germ. Leges nationum Germanicarum Necr. Necrologia Germaniae Poetae Poetae Latini medii aevi Quellen zur Quellen zur GeistesgeschichGeistesgesch. te des Mittelalters SS Scriptores SS rer. Germ. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi SS rer. Germ. Scriptores rerum GermaniNS carum, Nova series SS rer. Lang. Scriptores rerum Langobardicarum XLVII
SS rer. Merov. Staatsschriften MIÖG
MMS MTU
NDB
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PBB (Halle)
PBB (Tüb.)
PG
Phil.Stud.u.Qu. PL
RAC
XLVIII
Scriptores rerum Merovingicarum Staatsschriften des späteren Mittelalters Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (–: MÖIG) Münstersche MittelalterSchriften. München ff. Münchner Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Hg. v. der Kommission für deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, ff.
RDK
RGA
RGG
Neue Deutsche Biographie. Hg. v. der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin ff. Niederdeutsches Jahrbuch. Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Neumünster ff. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (Pauls und Braunes Beiträge), Halle ff. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (Pauls und Braunes Beiträge), Tübingen ff. Patrologia Graeca. Hg. J.-P. Migne. Bde., Paris – Philologische Studien und Quellen, Berlin ff. Patrologia Latina. Hg. J.-P. Migne. Bde., Registerbände, Paris –. Reallexikon für Antike und Christentum. Sachwörterbuch zur Auseinandersetzung des Christentums mit der antiken Welt. Hg. v. Theodor Klauser u. a. Stuttgart ff.
RheinVjbl. RL
RLW
Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte. Hg. vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte München. München ff. Reallexikon der germanischen Altertumskunde. ., völlig neu bearb. u. stark erw. Au . Hg. v. H. Beck u. a. Berlin, New York ff. Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Kurt Galling in Gemeinschaft mit Hans Frhr. von Campenhausen, Erich Dinkler, Gerhard Gloege und Knud E. Løgstrup. Bde., Registerband. Tübingen –. Religion in Geschichte und Gegenwart. ., völlig neu bearb. Au . Hg. v. Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski und Eberhard Jüngel. Bde., Registerband. Tübingen –. Rheinische Vierteljahrsblätter Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Hg. v. Paul Merker und Wolfgang Stammler. Bde. Berlin –. Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. . Au . Bde. –, hg. v. Werner Kohlschmidt und Wolfgang Mohr. Berlin –. Bd. hg. v. Klaus Kanzog und Achim Masser. Berlin . Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Hg. v. Klaus Weimar (Bd. I), Harald Fricke (Bd. II), Jan-Dirk Müller (Bd. III). Berlin/New York –.
RSM
Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des . bis . Jahrhunderts. Hg. v. Horst Brunner und Burghart Wachinger. Bde, Registerbände, Tübingen –.
Ueberweg
Grundriß der Geschichte der Philosophie. Begr. v. Friedrich Ueberweg. Neubearb. Ausg. Basel ff.
VL
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Begr. v. Wolfgang Stammler. Fortgeführt v. Karl Langosch. ., völlig neu bearb. Au . hg. v. Kurt Ruh zusammen mit Gundolf Keil, Werner Schröder, Burghart Wachinger und Franz Josef Worstbrock. Ab Bd. hg. v. Burghart Wachinger. Bde., Berlin/New York –. Franco Volpi (Hg.): Großes Werklexikon der Philosophie. Bde., Stuttgart .
Schulthess/Imbach Peter Schulthess/Ruedi Imbach: Die Philosophie im lateinischen Mittelalter. Ein Handbuch mit einem biobibliographischen Repertorium. Zürich u. a. . Tervooren
TRE
TspMA TTG Tusculum-Lex.
Helmut Tervooren: Bibliographie zum Minnesang und zu den Dichtern aus «Minnesangs Frühling». Berlin . Theologische Realenzyklopädie. Hg. v. Gerhard Krause (bis Bd. ) und Gerhard Müller in Gemeinschaft mit Horst Balz u. a. Bde., Berlin/New York –. Texte des späten Mittelalters. Berlin ff. Texte und Textgeschichte. Würzburger Forschungen. Tübingen ff. Wolfgang Buchwald/Armin Hohlweg/Otto Prinz: Tusculum-Lex. griechischer und lat. Autoren des Altertums und des MA. ., neu bearb. und erw. Au . Darmstadt .
Volpi
WdF Wimmer/Melzer
ZfdA
ZfdPh
Wege der Forschung. Darmstadt ff. Otto Wimmer/Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen. Bearb. und erg. v. Josef Gelmi. ., verb. und erg. Au . Innsbruck/ Wien . Zeitschrift für deutsches Altertum (und deutsche Literatur). Stuttgart ff. Zeitschrift für deutsche Philologie. Berlin ff.
XLIX
BÜCHER DES AT UND NT Abkürzungen der biblischen Bücher nach der Neuen Jerusalemer Bibel
ORDENSBEZEICHNUNGEN OCarm OCart OCist OEDSA OESA OFM
Ordo Carmelitarum Ordo Cartusiensis Ordo Cisterciensis Ordo Fratrum Eremitarum Discalceatorum S. Augustini Ordo Fratrum Eremitarum S. Augustini Ordo Fratrum Minorum
OFMCap OMin OP OPraem OSA OSB
Ordo Fratrum Minorum Capuccinorum Ordo Minorum Ordo Fratrum Praedicatorum Ordo Praemonstratensis Ordo Sancti Augustini Ordo Sancti Benedicti
VERFASSER-SIGLEN BJ CF CK CL CM CS EW FA GM JK KP
L
Bruno Jahn Christoph Fasbender Claudia Kanz Christian Lieberwirth Carla Meyer Christine Stridde Eva Wagner Florian Altenhöfer Gesine Mierke Jacob Klingner Katharina Philipowski
KR MM MMü NR SF SJ SW VL VZ WA
Konrad Reinhold Mike Malm Mario Müller Nicolaus Ruge Sabina Foidl Sylvia Jurchen Silvan Wagner Valeska Lembke Volker Zapf Wolfgang Achnitz
Hildebrandslied Hildebrandslied. – Germanisches Heldenlied, vor /. . Älteres H. (Ä. H.): Das Heldenlied ist nur fragmentarisch erhalten. Die Überlieferung umfasst teils unvollständige Verse in stabreimenden Langzeilen. Diese sind von zwei Schreibern in karolingischer Minuskel auf den äußeren Seiten eines Gebetbuchs eingetragen worden, das um / im Kloster Fulda entstand. Dort lag allerdings nicht der Ursprung des Lieds, der vielmehr in der zweiten Hälfte des . Jh. in Oberitalien vermutet wird. Sprachmerkmale des Textes legen eine langobardische Herkunft nahe, während mögliche gotische Wurzeln umstritten sind. Thesen über andere Entstehungsräume (Ostfalen, Bonn, Bayern) haben sich nicht durchgesetzt. Das Ä. H. gelangte schließlich nach Bayern und zuletzt nach Fulda, wo es eine sächsische Einfärbung erfuhr. Im überlieferten Text mischen sich hoch- und niederdt. Bestandteile. Möglicherweise griffen nd. Schreiber auf eine hochdt. Vorlage zurück. Wie die Sprache des Lieds ist in der Forschung auch seine Textgestalt intensiv diskutiert worden. So galten mehrere Verse lange als unvollständig (V. , f., f., , , , ); sie wurden ergänzt oder umgestellt. Die neuere Forschung nahm von weitgehenden editorischen Eingriffen Abstand. Breitere Akzeptanz fand aber die Zuschreibung der Verse bis an Hadubrand und ihre Verschiebung hinter Vers . Das Ä. H. ist eine Sprossfabel der historischen Dietrichsage. Im Mittelpunkt stehen Dietrichs Waffenmeister Hildebrand und sein Sohn Hadubrand, Dienstmann von Odoaker. Zu Beginn des Lieds treffen die seit Jahren getrennten Verwandten zwischen zwei feindlichen Heeren aufeinander. Hildebrand erfragt den Namen des ihm zunächst unbekannten Gegners, woraufhin Hadubrand sich selbst und seinen Vater benennt. Er berichtet, sein Vater sei vor langer Zeit mit anderen Getreuen Dietrichs vor Odoaker nach Osten ge ohen. Dabei habe er Frau und Kind ohne Erbe zurückgelassen und sei später wahrscheinlich gestorben. Hildebrand gibt sich unter Anrufung Gottes als Hadubrands Vater zu erkennen und bietet seinem Sohn versöhnlich Goldschmuck an. Hadubrand glaubt seinen Beteuerungen jedoch nicht und vermutet eine List, u. a. weil Hildebrands prächtige Rüstung ihn nicht wie einen Exilanten wirken lässt. Hildebrand klagt Gott nun sein Schicksal, das ihn nach Jahren als unbesiegter
. Jh. Kämpfer ereilt: Da eine Verweigerung des Kampfes gegen seine Ehre wäre, muss er den Sohn töten oder durch Hadubrands Hand fallen. Mitten im darauffolgenden Zweikampf von Vater und Sohn bricht der erhaltene Text ab. Daher ist das Ergebnis des Kampfes unbekannt. Als wahrscheinlich gelten heute Niederlage und Tod Hadubrands, da der Kampf in anderen Quellen diesen Ausgang nimmt – so in der dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus (um ), in einem Lied des → Marners (um ) und in der isländischen Asmundsaga (. Jh.). Aus dem überlieferten Text ergibt sich ein Gesamtaufbau aus einleitender Erzählung (V. –), einem dialogisch angelegten Hauptteil (V. –) und Kampfbericht (V. –). Dialoge dominieren gegenüber erzählenden Passagen. Die nüchterne Sprache weist kaum Adjektive und Metaphern auf. Insgesamt wird das Ä. H. als durchdachte Komposition mit beweglichen Versen von rhythmischer Vielfalt und Ausdrucksfülle geschätzt. Grundlegendes Handlungsmotiv ist die international verbreitete Fabel vom Kampf zwischen Vater und Sohn, der hier in den germanischen Sagenstoff um Dietrich von Bern eingebettet ist. Historischer Hintergrund ist der Kon ikt zwischen dem ostgotischen König Theoderich und dem Usurpator Odoaker im späten . Jh. Der historische Theoderich vertrieb und tötete seinen Gegner. Im Ä. H. hingegen ist Dietrich selbst von einem tyrannischen Odoaker ins Exil getrieben worden. Dieser Vorgang wird in der Thidrekssaga ausführlicher dargestellt: Dietrich und seine Getreuen – darunter Hildebrand – iehen zu Attila ins Exil und versuchen zunächst erfolglos eine Rückkehr in ihre Heimat. Nach einer schweren Niederlage Dietrichs kommt es später zu einem zweiten Versuch und dabei zur Begegnung von Hildebrand und Hadubrand. Die Deutung ihres Kampfes erfolgte in der Forschung u. a. unter dem Gesichtspunkt inhärenter Tragik. Die Konfrontation von Vater und Sohn kann im Sinne eines heidnischen Begriffs tragischen Schicksals interpretiert werden, wie er etwa in der antiken Tragödie aufscheint. Tragisch ist dabei vor allem die Situation Hildebrands. Er erfährt einen inneren Kon ikt zwischen väterlicher Liebe und Kriegerehre: Will er letztere bewahren, muss er den eigenen Sohn töten und damit seine Sippe auslöschen. Entscheidet er sich hingegen für Hadubrand, verliert er als Krieger an Ansehen. Hadubrands Verhalten weist jedoch die Grenzen dieser
. Jh. Interpretation auf, da es keineswegs zwangsläu g ist. Der Zweikampf der beiden Verwandten wird manchmal auch als Rechtskampf mit Gottesurteil aufgefasst. So erhebt Hadubrand Anspruch auf die Rüstung seines Vaters, auf die ihn dieser aber das Recht abspricht. In dieser Deutung ist der Kampf rechtlich legitimiert und wird durch Hildebrands Anrufung Gottes zu einem Gottesurteil. Nach dieser Interpretation wäre das Ä. H. stark christlich geprägt, was in der Forschung jedoch umstritten ist. Man hat die christlichen Akzente der Dichtung auch als ober ächlich bezeichnet, da kein göttliches Eingreifen statt ndet, um den Verwandtenkampf zu verhindern. Eine abschließende Beurteilung bleibt aufgrund des fragmentarischen Texts unmöglich. Die Forschung hat das Ä. H. bis ins . Jh. intensiv rezipiert. Seine Bedeutung als einziges erhaltenes germanisches Heldenlied seiner Zeit ist bis heute unbestritten. . Jüngeres H. (J. H.): Das frühnhd. J. H. stellt eine tiefgreifende Umgestaltung des Ä. H. dar. Seine literarischen Wurzeln sind seit der ersten Hälfte des . Jh. nachweisbar, u. a. in Anspielungen und Bezügen bei → Wolfram von Eschenbach, → Heinrich von Freiberg und dem Marner, besonders aber in der Thidrekssaga. Ab der zweiten Hälfte des . Jh. sind acht Handschriften des Lieds bekannt, während die umfangreiche Drucküberlieferung bis ins . Jh. reicht. Es existieren hochdt., nd., ndl., dänische und hebräische Fassungen des Textes. Das J. H. wurde u. a. in das Dresdner Heldenbuch () und das Antwerpener Liederbuch () aufgenommen. Die dt. Fassungen umfassen meist Strophen, die umfangreichste Fassung in Handschrift D hingegen Strophen. Das J. H. ist im Hildebrandston mit vierzeiligen Strophen in Langzeilen geschrieben. Melodien sind im . und . Jh. u. a. bei Georg Rhaw, Melchior Franck und Nicolaus Zangius nachgewiesen. Die Handlung schließt nur in Grundzügen an das Ä. H. an: Der alte Hildebrand will nach Jahren des Exils nach Bern zurückkehren und seine Gemahlin Ute wiedersehen. Herzog Amelon warnt ihn vor dem streitlustigen Kämpfer Alebrant, in dem Hildebrand seinen Sohn erkennt. Als Vater und Sohn sich schließlich begegnen, verweist Alebrant Hildebrand des Landes und will ihm die Rüstung nehmen. Im darauffolgenden Kampf ringt Hildebrand seinen Sohn nieder und fragt ihn nach seiner Abstammung. Alebrant nennt seine Herkunft und auch Hildebrand gibt sich zu erkennen.
Hildebrandslied Vater und Sohn versöhnen sich und kehren zu Ute zurück, an deren Essenstafel Alebrant die Identität seines Vaters enthüllt. In hochdt. Druckfassungen des Lieds gibt sich Hildebrand auch durch einen Ring zu erkennen – ein Bezug zum → Moringer, mit dem das J. H. manchmal im Überlieferungsund Illustrationszusammenhang steht. In D liefern sich Vater und Sohn ein Scheingefecht vor Ute. Dem J. H. fehlt die Tragik seines älteren Vorgängers. Die Motive der Handlung besitzen nicht den erzählerischen Zusammenhang und die spannende Zuspitzung, die z. B. der Namensfrage im Ä. H. große Bedeutung verleihen. Im J. H. weiß Hildebrand noch vor dem Kampf um seinen Gegner und muss nicht erfolglos um die Anerkennung seines Sohnes ringen. Die Forschung hat das J. H. daher u. a. als literarisches Spiel oder Familienburleske bezeichnet. Der Text verrät auch die Einwirkung hö scher Vorstellungen, die sich etwa während des Kampfes im Verwerfen regelwidriger Schläge äußern. Hö sch sind auch die literarischen Ein üsse des Texts, vor allem die Thidrekssaga, → Wolfdietrich und Wolframs von Eschenbach Parzival. Zugleich hat man dem J. H. eine Tendenz zur Volksballade attestiert. Das Lied war bis ins . Jh. populär. Der Forschung bietet es im Zusammenhang mit dem Ä. H. die einzigartige Gelegenheit, die Entwicklung eines Liedes vom . Jh. bis in die Frühe Neuzeit zu verfolgen. Ü: . Älteres H.: Kassel, UB/LMB, ° Ms. theol. , r, v (Perg., Fulda, um –). . Jüngeres H.: W: Wernigerode, Fürstlich Stolbergische Bibl., Cod. Zb m, v–r (verschollen). – V: Berlin, SBB, Mgq , v (Pap., , schwäbisch; unvollständig). – D: Dresden, LB, Mscr. M , r–r (Pap., , ostfränkisch). – Z: Oxford, Bodleian Library, MS Mich. , r (zweite Hälfte . Jh.; nur Textprobe). – hh: Brüssel, Kgl. Bibl., ms. (Pap., um , ndl.). – Y: Oxford, Bodleian Library, MS Opp. Add. ° , S. – (Pap., um ). – P: Wolfenbüttel, HAB, cod. Helmst., r (Pap., ). – X: Wien, ÖNB, cod. , ausgelöster Buchdeckelfund (Pap.; Fragm.). D: Beim J. H. Drucküberlieferung mit Flugblättern, sieben Liederbüchern und einem Einblattdruck. – Verz. in: John Meier: Drei alte dt. Balladen : Das J. H. In: Jb. für Volksliedforschung () S. –. A: . Älteres H.: Das H., die Merseburger Zaubersprüche und das Fränkische Taufgelöbnis mit photographischem Facsimile nach den Hss.
Hildebrandslied Hg. v. Eduard Sievers. Halle/Saale . – Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Hg. v. Elias von Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. –. – Das H. Eine geschichtliche Einleitung für Laien, mit Lichtbildern der Hs., alt- und neuhochdt. Texten. Hg. v. Georg Baesecke. Halle/Saale . – Das H. in der langobardischen Urfassung hergestellt. Hg. v. Willy Krogmann. Berlin . – Älteste dt. Dichtung und Prosa. Ausgewählte Texte ahd.-nhd. Hg. v. Heinz Mettke. Leipzig , S. –. – Das H. Faks. der Kasseler Hs. Hg. vom Präsidenten der Univ. Kassel. Vorw. v. Hartmut Broszinski. Kassel . . – Frühe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland –. Hg. v. Walter Haug/Benedikt Vollmann. Frankfurt/M. , S. –, – (Komm.). – Ahd. Lesebuch. Bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tübingen , S. f. – Ahd. Lit. Eine kommentierte Anthologie. Ahd./Nhd. Altnd./Nhd. Übers., hg. und kommt. v. Stephan Müller (Reclams UniversalBibl. ). Stuttgart , S. –. . Jüngeres H.: Der Helden Buch in der Ursprache . Hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen u. a. Berlin , S. –, . – Denkmäler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. . Hg. v. Karl Müllenhoff u. a. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ) S. – (Nr. II); Bd. , ebd. , S. –, . – Das dt. Volkslied : Balladen. Hg. v. John Meier. Leipzig (Nachdr. Darmstadt ) Nr. . – William B. Lockwood: Die Textgestalt des Jüngeren H.s in jüdisch-dt. Sprache. In: PBB (Halle) () S. –. – Dt. Volkslieder : Erzählende Lieder: Balladen, Schwänke, Legenden. Hg. v. Lutz Röhrich/Rolf Wilhelm Brednich. Düsseldorf , Nr. . – Die dt. Lit. ,: SpätMA und Frühhumanismus. Hg. v. Hedwig Heger. München , S. –. Zu Melodie-Ausg. vgl. Düwel (s. Lit.) und Curschmann (s. Lit.). Ü: Baesecke (s. Ausg.). – Mettke (s. Ausg.). – Epochen der dt. Lyrik. Bd. : Gedichte von den Anfängen bis . Nach den Hss. in zeitlicher Folge. Hg. v. Werner Höver/Eva Kiepe. München , S. –. – Haug/ Vollmann (s. Ausg.). – Müller (s. Ausg.). B: Heldensage und Heldendichtung im Germanischen (RGA Erg.bd. ). Hg. v. Heinrich Beck. Berlin/New York , S. f., –. L Weitere und ältere Lit. u. a. bei Schneider ; Kolk , S. –; Düwel
. Jh. ; Curschmann ; Beck (alle s. u.). – Ehrismann () S. f., –, –. – De Boor/Newald () S. –, f. – Klaus Düwel, VL () Sp. –. – Michael Curschmann: J. H. In: VL () Sp. –. – Horst Dieter Schlosser, LexMA () Sp. f. – Ders./Susanne Rick, KNLL () S. f. – H. D. Schlosser: J. H. In: ebd., S. f. – Joachim Heinzle: Heldendichtung. In: RLW () S. –. – Ernst Hellgardt: H. und J. H. In: Killy () S. –. – Ruth SchmidtWiegand, HRG () Sp. –. – Mathias Herweg, KLL () S. . – Johannes Franck: Die Überl. des H.s. In: ZfdA () S. –. – Max Rieger: Zum H. In: ZfdA () S. –. – Gustav Ehrismann: Zur adh. Lit. . Zum H. Beitr. zur Erklärung des Textes. In: PBB () S. –. – Hermann Collitz: Zum H. In: PBB () S. –. – Hermann Pongs: Das H. Ueberl. und Lautstand im Rahmen der ahd. Lit. Marburg . – E. von Steinmeyer: Zur Hs. des H.s. In: PBB () S. . – Gustav Neckel: Zum H. In: ebd., S. –. – Friedrich Kluge: Die Heimat des H.s. In: PBB () S. –. – Walther Kienast: A. H., Thidrekssaga und J. H. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen (/ ) S. –. – Paul Puntschart: Zur rechtsgeschichtlichen Auslegung des H.s. In: FS Emil von Ottenthal. Hg. v. Raimund von Klebelsberg. Innsbruck , S. –. – Mathilde Kienle: Der Schicksalsbegriff im Altdt. In: Wörter und Sachen () S. –. – Emil T. H. Bunje: A Reinterpretation of the Expository Verses of the H. Berkeley/Kalif. . – Friedrich Klaeber: Bemerkungen zum H. In: ZfdA () S. –. – Frederick Norman: Some Problems of the H. In: London Mediaeval Studies (/) S. –. – W. Krogmann: Zum H. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Manfred Szadrowsky: Zur vierten Langzeile des H.s. In: PBB () S. f. – Hellmut Rosenfeld: Das H., die indogerm. VaterSohn-Kampf-Dichtungen und das Problem ihrer Verwandtschaft. In: DVjs () S. –. – Jan de Vries: Das Motiv des Vater-Sohn-Kampfes im H. In: GRM NF (/) S. –. – Kenneth J. Northcott: Das H. A Legal Process? In: Modern Language Review () S. –. – Hans Fromm: Das Heldenzeitlied des dt. HochMA. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. –
. Jh. Winfred P. Lehmann: Das H. Ein Spätzeitwerk. In: ZfdPh () S. –. – Siegfried Beyschlag: ‹Hiltibrant enti Hadubrant untar herium tuem›. Methodisches zu Textfolge und Interpretation. In: FS Louis L. Hammerich. Kopenhagen , S. –. – Hermann Schneider: Germ. Heldensage. Berlin , S. f., –. – Werner Schröder: Hadubrands tragische Blindheit und der Schluß des H.s. In: DVjs () S. – (wieder in: Ders.: Frühe Schr. zur älteren dt. Lit. Stuttgart , S. –). – David R. McLintock: The Language of the H. In: Oxford German Studies () S. –. – Ingo Reiffenstein: Zu Stil und Aufbau des H.s. In: Sprachkunst als Weltgestaltung. FS Herbert Seidler. Hg. v. Adolf Haslinger. Salzburg , S. –. – Helmich van der Kolk: Das H. Eine forschungsgeschichtliche Darstellung. Amsterdam . – Rudolf Schützeichel: Zum H. In: Typologia Litterarum. FS Max Wehrli. Hg. v. Stefan Sonderegger u. a. Zürich , S. –. – Hugo Kuhn: Stoffgesch., Tragik und formaler Aufbau im H. In: Ders.: Text und Theorie . Kleine Schr. Stuttgart , S. –. – Werner J. Hoffmann: Das H. und die indogerm. Vater-Sohn-Kampfdichtungen. In: PBB (Halle) () S. –. – Friedrich Maurer: H. und Ludwigslied. In: Ders.: Dichtung und Sprache des MA. Gesammelte Aufsätze. Bern u. a. , S. –. – Ludwig Denecke: Die zweite Hs. des H.s. In: ZfdA () S. –. – Arthur T. Hatto: On the Excellence of the H. A Comparative Study in Dynamics. In: Modern Language Review () S. –. – Erik Rooth: H. V. –. In: FS Gerhard Cordes. Bd. . Hg. v. Friedhelm Debus. Neumünster , S. –. – Ulrich Pretzel: Zum H. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Richard H. Lawson: The H. Originally Gothic? In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – D. R. McLintock: The Politics of the H. In: New German Studies () S. –. – Norbert Wagner: ‹Cheisuringu gitan›. Zu v. –a des H.s. In: ZfdA () S. –. – Roswitha Wisniewski: Hadubrands Rache. Eine Interpretation des H.s. In: ABäG () S. –. – Christoph Gerhardt: Vrou Uotes triuwe. In: ZfdA () S. –. – Siegfried Gutenbrunner: Von Hildebrand und Hadubrand. Lied, Sage, Mythos. Mit einem Anhang über Anwendung graphischer Konstruktion auf die Lit.gesch. Heidelberg . – D. R. McLintock: Metre and Rhythm in the H. In: Modern Language Review () S. –. –
Hildebrandslied W. J. Hoffmann: Zur geschichtlichen Stellung des H.s. In: ‹Sagen mit Sinne›. FS Marie-Luise Dittrich (GAG ). Hg. v. Helmut Rücker. Göppingen , S. –. – U. Pretzel: Zur Stil- und Textinterpretation des H.s. In: ZfdA () S. –. – Alain Renoir: The Armor of the H. An OralFormulaic Point of View. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – Gerhart Lohse: H., J. H. Ein Beitr. zur Gesch. des dt. Buchtitels. In: Bibl., Buch, Gesch. FS Kurt Köster. Hg. v. Günther P ug u. a. Frankfurt/M. , S. –. – L. Denecke: Die erste Niederschrift des H.s. Aus mündlicher Überl. auf Wachstafeln? In: Neophilologus () S. –. – Horst Dieter Schlosser: Die Aufzeichnung des H.s im hist. Kontext. In: GRM NF () S. –. – A. Renoir: The Kassel Manuscript and the Conclusion of the H. In: Manuscripta () S. –. – Rosemarie Lühr: Stud. zur Sprache des H.s. Bde., Frankfurt/M. u. a. . – William C. McDonald: ‹Too Softly a Gift of Treasure‹. A Re-reading of the Old High German H. In: Euph. () S. –. – G. J. W. van Berkel: De Indogermaanse Verwantschap van het H. In: ABäG () S. –. – Birgit Meineke: Chind und Barn im H. vor dem Hintergrund ihrer ahd. Überl. Göttingen . – Albrecht Greule: Syntaktische Strukturen im H. In: Ahd. : Grammatik, Glossen und Texte. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. Heidelberg , S. –. – Karl Schneider: Zum H. / und . In: ebd., S. –. – J. Heinzle: Rabenschlacht und Burgunderuntergang im H.? Zu einer neuen Theorie über die Entstehung der Sage von Dietrichs Flucht. In: ebd., S. –. – Peter Wiesinger: ‹Dechisto› im H. und bair. ‹tengg(e)›. Eine vergleichende Wortstudie zu germ. und romanischen ‹link›Bezeichnungen. In: Ahd. : Wörter und Namen. Forschungsgesch. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. Heidelberg , S. –. – Peter-Erich Neuser: Das karolingische H. Kodikologische und rezeptionsgeschichtliche Aspekte des ° Ms. theol. aus Fulda. In: Architectura Poetica. FS Johannes Rathofer. Hg. v. Ulrich Ernst/Bernhard Sowinski. Köln , S. –. – Heinz Klingenberg: Braht und Brand. Zum ahd. H. In: ComparativeHistorical Linguistics. Indo-European and FinnoUgric. Papers in Honor of Oswald Szemerényi . Hg. v. Bela Brogyanyi/Reiner Lipp. Amsterdam , S. – (wieder in: H. Klingenberg: Ausgewählte kleine Schr. . Bearb. v. B. Brogyanyi. Hamburg , S. –). – Andreas Klare: Die
Waltharius Niederschrift des H.s als Zufall. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Jerry Krauel: The Syntactical Structure of the H. In: Canon and Canon Transgression in Medieval German Literature (GAG ). Hg. v. Albrecht Classen. Göppingen , S. –. – A. Classen: Why do Their Words Fail? Communicative Strategies in the H. In: Modern Philology () S. –. – Christiane Vopat: Zu den Personennamen des H.s. Heidelberg . – A. Classen: The J. H. in Its Early Modern Printed Versions. A Contribution to Fifteenth- and Sixteenth-Century Reception History. In: Journal of English and Germanic Philology () S. –. – N. Wagner: Einiges zum H. In: Sprachwiss. () S. –. – Maria V. Molinari: H. Neue Perspektiven in der textgeschichtlichen Forschung. In: ABäG () S. –. – Peter Suchsland: ‹... ibu dû ênan sagês, ik mî dê ôdre uuêt›. Zur Syntax des H.s. Eine Fallstudie. In: Septuaginta quinque. FS Heinz Mettke. Hg. v. Jens Haustein u. a. Heidelberg , S. –. – Ute Schwab: Einiges zum Text der Monomachie-Dialoge des H.s. In: Ars et Scientia. Stud. zur Lit. des MA und der Neuzeit. FS Hans Szklenar. Hg. v. Carola L. Gottzmann/Roswitha Wisniewski. Berlin , S. –. – Opritsa D. Popa: Bibliophiles and Bibliothieves. The Search for the H. and the Willehalm Codex. Berlin u. a. . – C. L. Gottzmann: Warum muss Hildebrand vor ‹Otachres nid› iehen? Überlegungen zum H. In: ZfdPh () S. –. – Eckhard Meineke: ‹prut in bure barn unwahsan›. Hiltibrants Frau und ihr Kind. In: Runica, Germanica, Mediaevalia. FS K. Düwel (RGA Erg.bd. ). Hg. v. Wilhelm Heizmann u. a. Berlin/New York , S. –. – Hans Schwarz: Zur Verschmähung der Huldgabe. Und zum Verständnis der Halbzeile b ‹wili mih dinu speru werpan› im H. In: ABäG () S. –. – Derk Ohlenroth: Hildebrands Flucht. Zum Verhältnis von H. und Exilsage. In: PBB () S. –. – Matthias Meyer: Auf der Suche nach Vätern und Söhnen im H. In: Das Abenteuer der Genealogie. Vater-SohnBeziehungen im MA. Hg. v. dems. u. a. Göttingen , S. –. – Péter Magyar: Sprachkontakt und Sprachvariation im H. In: Wiss. im Dialog. Bd. . Stud. aus dem Bereich der Germanistik [...]. Hg. v. Gizella Boszák. Großwardein , S. –. MM
. Jh. Waltharius. – Lat. Versepos des . Jh. Der W. ist eines der nicht wenigen Beispiele für die Symbiose germanischer Heldensage und lat. Gelehrtenkultur. Das Hexameterepos ( Verse) ist gattungskonform anonym abgefasst. Die Überlieferung ( Handschriften) setzt im . Jh. ein und reicht bis ins . Jh. Sie teilt sich in zwei Klassen: eine nordwestliche mit versi zierter Widmungsvorrede ( Handschriften) und eine südliche ohne diese Verse. Ausweislich ma. Bibliothekskataloge existierten einmal wesentlich mehr Textzeugen. In der Verfasserfrage sind wenigstens zwei Szenarien denkbar. Traditionell ist die bereits von Jacob Grimm vertretene Ansicht. Sie gründet in einer Notiz des St. Galler Abtes → Ekkehard IV. (Casus Sancti Galli). Der hatte seinen Vorgänger → Ekkehard I. (gest. ) nominiert, der als Schüler (um ) eine (verlorene) «Vita Waltharii manu fortis» verfasst habe, die dann Ekkehard IV. während seines Aufenthalts in Mainz (–) für Erzbischof Aribo überarbeitete. Die Forschung hat den W. nicht als «Vita» akzeptieren wollen. Wortgebrauch und Inhalt ließen die Identi zierung durchaus zu. Dem steht indes die Widmungsvorrede der nordwestlichen Fassung entgegen. Sie stammt von einem Geraldus, der sich an einen Bischof Erkanbald richtet. Die Konstellation erlaubt Zuordnungen von einem Eichstätter (ca. –) bis zu einem Mainzer (–) Bischof. Die unfruchtbare Diskussion hat sich festgefahren. Der Verfasser war jedenfalls Geistlicher, wahrscheinlich Mönch, vielleicht magister scholarum. Ins . Jh. sollte man auf der Suche nach ihm kaum zurückgehen. Der W. erzählt eine schwierige Heimkehr. Walther, einstmals aquitanische Geisel am Hof König Attilas, nun dessen vertrauter Heerführer, nutzt nach einer erfolgreichen Schlacht die Gunst der Stunde, um sich gemeinsam mit der burgundischen Prinzessin Hiltgunt und einigen Truhen voll Gold in die Heimat abzusetzen. Seine Mitgeiseln Hagen und Gunther setzen ihm in Attilas Auftrag nach. Am Wasichenstein bezwingt Walther die Mehrzahl seiner Verfolger auf günstigem Terrain. Es kommt zum nalen Dreikampf, bei dem Gunther einen Fuß, Hagen ein Auge und Walther die rechte Hand verliert. Hagen und Walther erneuern ihren alten Freundschaftsbund. Walther zieht heimwärts, heiratet die Burgunderprinzessin und regiert noch dreißig Jahre das Reich seines Vaters. Im W. amalgamieren Elemente der Nibelungenund der Walther-Sage. Über eine direkte Quelle
. Jh. ist damit aber noch nichts gesagt. Kaum dürfte der Verfasser eine Stabreimdichtung vom Kon ikt zwischen Freundschaft und Gefolgschaftsp icht latinisiert haben. Wenn ihm eine solche zugänglich war, hätte er sie doch für seine «fratres» mit dem internationalen Erzählschema der Brautentführung konfrontiert. Aus dem Zeitstrahl und der biographischen Rahmung ließe sich die Bezeichnung «Vita» ebenso legitimieren wie aus der partikularen Anreicherung mit christlichen Motiven. Die Rezeption des W. ist fast ausschließlich an Klöster gebunden. In Klosterschulen dürfte der Text auch glossiert worden sein (Handschriften B, I). Jedenfalls ist der W. prominenteste und wohl auch anspruchsvollste Etappe in der Entwicklung des Stoffes. Die altenglischen Fragmente des Waldere, die Passagen in der altnordischen Thidrekssaga wie auch das nur ausschnitthaft erhaltene mhd. Epos → Walther und Hildegund in modi zierter Nibelungenstrophe rechtfertigen die Annahme einer vom W. völlig unabhängigen Tradition nur bedingt. Ü: Zwölf Hss. in zwei Gruppen. Gruppe gamma: . Brüssel, BR, ms. (B). – . Paris, Bibl. Nat., ms. Lat. A (P). – . Trier, StB, Hs. / ° (T). – . Hamburg, SUB, cod. in scrin. , Fragm. (H). – Gruppe alpha: . Karlsruhe, LB, cod. Rastatt (K). – . Stuttgart, LB, cod. theol. et phil. ° (S). – . Wien, ÖNB, Cod. (V). – . Wien, ÖNB, Cod. (V). – . Leipzig, UB, cod. (L). – . Engelberg, Stiftsbibl., Fragm. o. S. (verschollen) (E). – . Innsbruck, UB, Fragm.; Urbana, Univ. of Illinois, Fragm. (I) – . Fassung des Chronicon Novaliciense (N). A Karl Strecker (Hg.): W. In: MGH Poetae VI . Weimar . – Ders. (Hg.): W. Mit Übersetzung von Peter Vossen. Berlin . – Ute Schwab (Hg.): Waldere. Testo e commento. Messina . – Walter Haug/Benedikt Konrad Vollmann (Hg.): Frühe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland – (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. – (mit Übersetzung). – W. Lat./ dt. Übers. und hg. v. Gregor Vogt-Spira (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart . L: Karl Langosch, VL () Sp. –. – Paul Klopsch, VL () Sp. –. – Benedikt Konrad Vollmann, RGA () Sp. –. – Friedrich Panzer: Der Kampf am Wasichenstein. W.-Studien. Speyer . – Otto Schumann: Statius und W. In: FS
Waltharius Friedrich Panzer. Hg. v. Rudolf Kienast. Heidelberg , S. –. – Otto Schumann: W.-Lit. seit . In: AfdA () S. –. – Gustav Adolf Süß: Die Probleme der Walthariusforschung. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – Norbert Fickermann: Zum Verfasserproblem des W. In: PBB () S. –. – Anton Blaschka: Zweite Versuchsreihe zum W.Problem. In: Wiss. Zs. der Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und sprachwiss. Reihe () S. –. – Hans Kuhn: Zur Gesch. der Walthersage. In: FS Ulrich Pretzel. Hg. v. Werner Simon u. a. Berlin , S. –. – Gustavo Vinay: Waltharii poesis. In: Studi mediaevali. S () S. –. – Dieter Schaller: Geraldus und St. Gallen. Zum Widmungsgedicht des W. In: Mlat. Jb. () S. –. – Ewald Erb: Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis (Gesch. der dt. Lit. I.). Berlin/DDR , S. –. – Hennig Brinkmann: Ekkehards W. als Kunstwerk. In Ders.: Stud. zur Gesch. der dt. Sprache und Lit. , , S. –. – Walter Berschin: Ergebnisse der W.-Forschung seit . In: DA () S. –. – Max Wehrli: W. In: Ders.: Formen ma. Erzählungen. Aufsätze. Zürich , S. –. – Emil Ploss: Der Beginn politischer Dichtung in dt. Sprache. In: ZfdPh () S. –. – Wolfram von den Steinen: Der W. und sein Dichter. In: Mlat. Dichtung. Ausgewählte Beitr. zu ihrer Erforschung. Hg. v. Karl Langosch. Darmstadt , S. –. – Karl Strecker: Vorbemerkungen zur Ausg. des W. In: W. und Walthersage. Eine Dokumentation der Forschung. Hg. v. E. Ploss. Hildesheim , S. –. – K. Strecker: Der Walthariusdichter. In: ebd., S. –. – K. Langosch: Der Verfasser des ‹W.›. In: ebd., S. –. – Karl Hauck []: Das Walthariusepos des Bruder Gerald von Eichstätt. In: ebd., S. –. – Gustav Neckel: Das Gedicht von Waltharius manu fortis. In: ebd., S. –. – Ludwig Wolff: Der W. Ekkehards und das Chronicon Novaliciense. In: ebd., S. –. – Levin Schücking [/]: Waldere und W. In: ebd., S. –. – Georges Zink []: Walther et Hildegund. Remarques sur la vie d’une légende. In: ebd., S. –. – H. W. Kroes []: Die Walthersage. In: ebd., S. –. – Edward Schröder []: Die dt. Personennamen in Ekkehards W. In: ebd., S. –. – Hermann Schneider []: Das Epos von Walther und Hildegunde. In: ebd.,
Waltharius S. –. – E. Ploss: Das . Jh. und die Heldensage. Eine krit. Betrachtung der Zeugnisse. In: ZfdPh () S. –. – Otto Zwierlein: Das W.-Epos und seine lat. Vorbilder. In: Antike und Abendland () S. –. – K. Langosch: Die Vorlage des W. In: FS Bernhard Bischoff. Hg. v. Johanne Autenrieth/Franz Brunhölzl. Stuttgart , S. –. – Hans F. Haefele: Vita Waltharii manufortis. In: ebd., S. –. – G. Regeniter: Sagenschichtung und Sagenmischung. Unters. zur Hagengestalt und zur Gesch. der Hildeund Walthersage. Diss. München . – Rosemarie Katscher: W. – Dichtung und Dichter. In: Mlat. Jb. () S. –. – K. Langosch: W. Die Dichtung und die Forschung (EdF ). Darmstadt . – W. Berschin: Zum Eingang des W.Widmungsgedichts. In: Mlat. Jb. () S. f. – H. Krammer: Die Verfasserfrage des W. Wien . – Walter Haug: Andreas Heuslers Heldensagenmodell. Prämissen, Kritik und Gegenentwurf. In: ZfdA () S. –. – Rudolf Schieffer: Silius Italicus. Ein Hinweis zur Lokalisierung des W. In: Mlat. Jb. () S. –. – Alois Wolf: Ma. Heldensagen zwischen Vergil, Prudentius und raffinierter Klosterliteratur. In: Sprachkunst () S. –. – Dennis M. Kratz: Quid Waltharius Ruodliebque cum Christo? In: The Epic in Medieval Society. Hg. v. Harald Scholler. Tübingen , S. –. – Roswitha Wisniewski: Die Hunnenexpansion im Spiegel des W. und des Alten Atliliedes. In: Stud. zur dt. Lit. des MA. Hg. v. Rudolf Schützeichel/U. Fellmann. Bonn , S. –. – Alf Önnerfors: Die Verfasserschaft des W.-Epos aus sprachlicher Sicht. Opladen . – Gerhard Eis []: W.-Probleme. In Ders.: Kleine Schr. zur altdt. weltlichen Dichtung. Amsterdam , S. –. – Haijo Jan Westra: A reinterpretation of W. –. In: Mlat. Jb. () S. –. – R. Schieffer: Zu neuen Thesen über den W. In: DA () S. –. – Dieter Schaller: Fröhliche Wiss. vom W. In: Mlat. Jb. () S. –. – Ders.: Ist der W. frühkarolingisch? In: Mlat. Jb. () S. –. – K. Langosch: Zum W. Ekkeharts I. von St. Gallen. In: Mlat. Jb. () S. –. – Peter Dronke: W. and the ‹Vita Waltharii›. In: PBB () S. –. – Maria Lührs: Hiltgunt. In: Mlat. Jb. () S. –. – Bernd Scherello: Die Darstellung Gunthers im W. In: ebd., S. –. – Sabine Gäbe: Gefolgschaft und Blutrache im W. In:
. Jh. ebd., S. –. – B. Schütte: Länder und Völker im W. In: ebd., S. –. – Walter Berschin: Erkanbald von Straßburg. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – Alf Önnerfors: Das W.-Epos. Probleme und Hypothesen. Stockholm . – Wolfgang Haubrichs: Die Anfänge: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im frühen MA (ca. –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit I/). Frankfurt/M. , S. –. – F. Brunhölzl: W. und kein Ende? In: FS Paul Klopsch. Hg. v. Udo Kindermann u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Dieter Schaller: Beobachtungen und Funde am Rande des W.-Problems. In: Litterae medii aevi. FS Johanne Autenrieth. Hg. v. Michael Borgolte/Herrad Spilling. Sigmaringen , S. –. – Alois Wolf: Die Verschriftlichung von europäischen Heldensagen als ma. Kulturproblem. In: Heldensage und Heldendichtung im Germanischen. Hg. v. Heinrich Beck (RGA-Erg.bde. ). Berlin/New York , S. –. – Ute Schwab: Heroische Maximen, homiletische Lehren und gelehrte Reminiszenzen in einigen Stücken christlicher Heldenepik, besonders in England. In: ebd., S. –. – A. Wolf: Volkssprachliche Heldensagen und lat. Mönchskultur. In: Geistesleben um den Bodensee im frühen MA. Hg. v. Achim Masser/A. Wolf. Freiburg , S. –. – D. Schaller: Von St. Gallen nach Mainz? Zum Verfasserproblem des W. In: Mlat. Jb. / (/) S. –. – Victor Millet: W. – Gaiferos. Frankfurt/M. u. a. . – E. D’Angelo: Indagini sulla tecnica versi catoria nell’esametro del W. Catania . – A. Wolf: Heldensage und Epos. Zur Konstituierung einer ma. Gattung im Spannungsfeld von Mündlichkeit und Schriftlichkeit (ScriptOralia ). Tübingen , S. –. – Karl Stackmann []: Antike Elemente im W. Zu Friedrich Panzers neuer These. In: Ders.: Philologie und Lexikographie. Kleine Schriften II. Hg. v. J. Haustein. Göttingen , S. –. – Dennis M. Kratz: W. and Ruodlieb. A New Perspective. In: Gli Umanesimi medievali. Hg. v. C. Leonardi. Florenz , S. –. – Carola L. Gottzmann: Schuld und Strafe im W. In: FS Walter Blank. Hg. v. M. Ehrenfeuchter/Thomas Ehlen. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Victor Millet: Das . Jh. und die Heldensage. In: Aspekte des . Jh. Hg. v. Wolfgang Haubrichs u. a. (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –. – B. K. Vollmann: Freundschaft und
. Jh. Herrschaft. Zur amicitia-Idee im W., in der Ecbasis captivi und im Ruodlieb. In: Mentis amore ligati. FS Reinhard Düchting. Hg. v. Boris Körkel u. a. Heidelberg , S. –. – Arthur Haug: Gerald und Erckambald – Zum Verfasser- und Datierungsproblem des W. In: Jb. für Internationale Germanistik () S. –. – Armando Bisanti: Il W. fra tradizioni classiche e suggestioni germaniche. In: Pan () S. –. – V. Millet: Zur Gattungskonstitution dt. ‹Heldenepik› im europäischen Kontext. In: Eine Epoche im Umbruch. Hg. v. Christa Bertelsmeier-Kierst/ Christopher Young. Tübingen , S. –. – Christoph Fasbender: W. – Vita und Saga. In: Siebentes Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. Klaus Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Walter Haug: Von der Schwierigkeit heimzukehren. Die Walthersage in ihrem motivgeschichtlichen und literaturanthropologischen Kontext. In: Ders.: Die Wahrheit der Fiktion. Tübingen , S. –. – A. Haug: Die Zikade im W. – Bemerkungen zum Autor und zum Publikum. In: Mlat. Jb. () S. –. – Jonathan Green: W.-Fragments from the University of Illinois at Urbana-Champaign. In: ZfdA () S. –. – B. K. Vollmann: Marginalglossen zu den W.-Fragmenten aus Urbana. In: ZfdA () S. –. – Jan M. Ziolkowski: Blood, Sweat, and Tears in the W. In: Insignis sophiae arcator. FS Michael W. Herren. Hg. v. G. R. Wieland u. a. Turnhout , S. –. – W. Berschin: W.-Glossen. In: The Journal of Medieval Latin () S. –. – Nils Borgmann: Der Kriegsheld im Kloster. In: Das Potenzial des Epos. Hg. v. Susanne Friede/Dorothea Kullmann. Heidelberg , S. –. CF Rätsel vom Vogel federlos. – Lat. und dt. überliefertes Rätsel, . Jh. In diesem Rätsel sitzt ein federloser Vogel auf einem Baum ohne Blätter. Eine Frau ohne Füße geht zum Baum und fängt ohne Hände den Vogel. Sie brät ihn feuerlos und isst ihn ohne Mund. Mit dem Vogel ist Schnee gemeint, der im Winter auf einen blattlosen Baum fällt. Die Figur der Frau steht für die Sonne, die über den Himmel zieht und den Schnee schmilzt. Vogel, Frau und Baum werden über Negationen de niert, die jeweils am Ende der Verse stehen. In den dt. Fassungen ist die Frau z. B. «handlos» und «mundlos», in den lat. Fassungen
Rätsel vom Vogel federlos etwa «sine manibus» und «sine pedibus». Der Text erschafft so rätseltypisch eine unmögliche Welt. Das Rätsel ist ab dem . Jh. zunächst in lat. Sprache überliefert. Handschrift K enthält als Teil der Rätselsammlung «Enigmata risibilia» eine sechszeilige Fassung. In der aus dem . Jh. stammenden Handschrift M ist eine vierzeilige lat. Fassung erhalten. Meist gilt die sechszeilige Fassung als älter. Die Forschung hat früher auch ein altenglisches, ahd. oder as. Original als Vorstufe der lat. Fassungen vermutet. Die Entstehung des als stabreimend angenommenen dt. Urtexts wurde für das . Jh. angesetzt. Heute werden die Wurzeln des Rätsels jedoch eher in gelehrt-lat., vielleicht antiker Tradition verortet. So existieren Parallelen zum R. v. V. f. in medizinischen Texten, vor allem in zwei Zaubersprüchen in De Medicamentis (. Jh.) von Marcellus Empiricus. Auch dort wird eine Handlung «sine manibus» ausgeführt. Ob die K-Fassung des Rätsels auf Marcellus’ Werk basiert, wie manchmal vermutet wird, ist nicht sicher zu beweisen. Die für das Rätsel typischen Negationen nden sich im . Jh. auch in einem medizinischen Zauberspruch von Abu Bekr. Die dt. Überlieferung des Rätsels setzt mit dem Straßburger Rätselbuch (→ Rätselbücher) ein. Die wahrscheinlich erstmals um / gedruckte Sammlung enthielt eine vierzeilige Fassung des Texts. Ebenfalls im . Jh. verbreiteten Humanisten lat. und griechische Rätselfassungen. Der Text erfuhr auch eine Nachdichtung von Heinrich Hoffmann von Fallersleben und fand bis ins . Jh. Eingang in Rätsel- und Lyriksammlungen. Ü: Lat. Fassungen: K: Karlsruhe, LB, cod. Aug. CCV, r (Perg., . Jh.). – M: München, BSB, clm , r (Pap., . Jh.). D: Druck der vierzeiligen dt. Fassung im Straßburger Rätselbuch (Erstdruck verschollen). – Spätere Nachdrucke des Rätselbuchs bei Bismark (s. Lit.). A: Straßburger Räthselbuch. Die erste zu Strassburg ums Jahr gedruckte dt. Räthselsammlung. Hg. v. Albert F. Butsch. Straßburg , Nr. . – Denkmäler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. . Hg. v. Karl Müllenhoff u. a. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ) Nr. VII/ (lat.). – Baesecke (s. Lit.) S. (lat.). – Weitere Ausg. bei Aarne (s. Lit.). – Zum Zauberspruch des Abu Bekr vgl. Eis (s. Lit.). – Die zwei Zaubersprüche des Marcellus nden sich u. a. bei Ohlert (s. Lit.) S. .
Egbert von Lüttich Ü: Flog Vogel federlos. Dt. Rätseldichtung. Jahresgabe . Hg. v. Jost Perfahl. München , S. . – Röhrich (s. Lit.). – Dt. Gedichte. Hg. v. Hans-Joachim Simm. Leipzig/Frankfurt/M. , S. . L: Martin H. Jones, VL () Sp. –. – Leander Petzoldt: Rätsel und Rätseldichtung, §. In: RGA () S. –. – Helmut Fischer: Rätsel. In: EM () Sp. –. – Konrad Ohlert: Rätsel und Rätselspiele der alten Griechen. Berlin (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Robert Petsch: Rätselstud. In: PBB () S. –. – Antti A. Aarne: Vergleichende Rätselforschungen . Hamina , S. –. – Andreas Heusler: Das R. v. V. f. In: Schweizer. Arch. für Volkskunde () S. –. – Adolf Jacoby: Zum R. v. V. f. In: ebd. () S. –. – Arno Schmidt: Die Reichenauer Rätsel. In: ZfdA () S. –. – Georg Baesecke: Das lat.-ahd. Reimgebet (‹Carmen ad deum›) und das R. v. V. f. Berlin . – Archer Taylor: English Riddles from Oral Tradition. Berkeley/Kalif. , S. –, f. – Gerhard Eis: Das R. v. V. f. In: Forschungen und Fortschritte () H. , S. – (wieder in: Ders.: Altdt. Zaubersprüche. Berlin , S. –). – A. Taylor: V. f. Once More. In: Hessische Bll. für Volkskunde / () S. –. – Burghart Wachinger: Rätsel, Frage und Allegorie im MA. In: Werk, Typ, Situation. Stud. zu poetologischen Bedingungen in der älteren dt. Lit. FS Hugo Kuhn. Hg. v. Ingeborg Glier u. a. Stuttgart , S. –. – Dt. Rätselbuch. Hg. v. Volker Schupp. Stuttgart , S. , –. – Tomas Tomasek: Das dt. Rätsel im MA (Hermaea NF ). Tübingen , S. – u. ö. – Ders.: Medieval German Riddles. From Latin to the Vernacular. In: JOWG () S. –. – Lutz Röhrich: ‹und weil sie nicht gestorben sind ...›. Anthropologie, Kulturgesch. und Deutung von Märchen. Köln u. a. , S. f. – Heike Bismark: Rätselbücher. Entstehung und Entwicklung eines frühneuzeitlichen Buchtyps im deutschsprachigen Raum mit einer Bibliogr. der Rätselbücher bis . Tübingen , S. , f. u. ö. – Martin L. West: Indo-European Poetry and Myth. Oxford u. a. , S. –. MM Egbert von Lüttich, * um . – Verfasser einer lat. Spruchsammlung. Der aus einer adligen Familie stammende E. besuchte ab etwa die Domschule in Lüttich. In
. Hälfte . Jh. Artes und Theologie ausgebildet, wirkte er danach als Weltpriester und Lehrer für das Trivium. Zwischen und entstand seine lat. Schrift Fecunda ratis (F. r.), die seinem ehemaligen Mitschüler → Adalbold, Bischof von Utrecht, gewidmet ist. Das Werk ist nur in einer von zwölf Schreibern aufgezeichneten Handschrift erhalten. Zwei Schreiber trugen auch Scholien in den Codex ein. Aus einem Scholion ist der Titel der F. r. zu erschließen. E.s Sammlung von Spruchweisheiten und anderen Kurztexten umfasst insgesamt reimlose Hexameter. Die F. r. ist in zwei Bücher eingeteilt, «Prora» (Bug, Verse) und «Puppis» (Heck, Verse). Die vorwiegend weltlich ausgerichtete «Prora» wird meist in zwei Gruppen eingeteilt: Die erste, ältere Gruppe war laut Sigebert von Gembloux ursprünglich eine eigenständige Sammlung. In ihr sind ein- bis zweizeilige Sentenzen und Sprichwörter versammelt. Die zweite Gruppe beginnt mit Vers , wurde wahrscheinlich in zweiter Redaktion hinzugefügt und besteht aus Sprüchen mit drei oder mehr Zeilen. In der «Prora» nden sich zahlreiche Lehren, die aus Autoritäten oder Volksweisheiten abgeleitet sind. Daneben stehen aus E.s persönlicher Erfahrung geschöpfte Verse, Fabeln und eine Burleske. Die «Puppis» enthält Abschnitte von bis Versen Länge und ist mit ihren theologischen und katechetischen Texten insgesamt geistlicher angelegt. Auch im zweiten Buch der F. r. nden sich jedoch Fabeln, Satiren und Anekdoten. Literaturhistorisch von Bedeutung ist darunter vor allem eine Erzählung über ein Mädchen mit roter Tunika, das von Wölfen verschleppt wird. Die Geschichte wird manchmal als früher Vorläufer des Märchens von Rotkäppchen interpretiert. Zu den Quellen der F. r. zählen die Bibel, die Kirchenväter, antike Spruchpoesie, die Fabeln der Aesop-Tradition sowie die Werke von → Beda und Heimo von Auxerre. Wahrscheinlich griff E. aber auch auf Lexika, Grammatiken und juristische Schriften zurück. Sicher oss auch mündliche Volksüberlieferung in die F. r. ein. Die literarische Qualität von E.s Werk gilt als mittelmäßig, da es Schwächen in Versbau, Stil und Ausdruck aufweist. Es erfuhr auch nur eine geringe Rezeption, so durch Erwähnung im Catalogus de viris illustribus des Sigebert von Gembloux. Die moderne Forschung schätzt die F. r. als früheste maasländische Sammlung ihrer Art, die einem Verfasser zugeord
. Hälfte . Jh. net werden kann. Auch als Beleg mittelalterlicher Spruchweisheit wird E.s Werk bis heute geschätzt, da es zuvor nur mündlich tradierte Stoffe für die schriftliche Überlieferung festhielt. Außerdem dokumentiert die Sammlung ma. Unterrichtspraxis. Ü: Köln, Diözesan- und Dombibl. cod. , r–r (. Jh.). A: Karl Bartsch: Aus Prora und Puppis. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – E.s v. L. Fecunda ratis. Hg. v. Ernst Voigt. Halle/Saale (vgl. dazu: Rudolf Peiper, in: ZfdPh , , S. –). L: Ehrismann / () S. . – Manitius () S. –. – Franz Josef Worstbrock/Franz Brunhölzl, VL () Sp. –. – Wolfgang Maaz, LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Voigt (s. Ausg.). – Frederic J. E. Raby: A History of Christian-Latin Poetry from the Beginning to the Close of the Middle Ages . Oxford , S. f. – Samuel Singer: Sprichwörter des MA. Bern , S. –. – Maurice Coens: Sur le Prologue Original de la Vie de S. Amour, Patron de Munsterbilzen. In: Analecta Bollandiana () S. –. – Fritz P. Knapp: Von der antiken Fabel zum lat. Tierepos des MA. In: La Fable. Exposés suivis de Discussions, Vandoeuvres-Genève, – Août . Hg. v. Francisco Rodríguez Adrados. Genf , S. –. – Wolfgang Maaz: Angstbewältigung in mlat. Lit. In: Psychologie in der Mediävistik. Gesammelte Beitr. des Steinheimer Symposions (GAG ). Hg. v. Ulrich Müller u. a. Göppingen , S. –. – W. Maaz: Brotlöffel, haariges Herz und wundersame Empfängnis. Bemerkungen zu E. v. L. und Giraldus Cambrensis. In: Tradition und Wertung. FS Franz Brunhölzl. Hg. v. Günter Bernt u. a. Sigmaringen , S. –. – Jan M. Ziolkowski: A Fairy Tale From Before Fairy Tales. E. of Liège’s ‹De puella a lupellis servata› and the Medieval Background of ‹Little Red Riding Hood›. In: Speculum () S. –. – Jacques Berlioz: A Medieval ‹Little Red Riding Hood›. ‹The Little Girl Spared by the Wolves› in the ‹Fecunda ratis› of E. of Liège (Early th Century). In: Medieval Folklore () S. –. – J. M. Ziolkowski: Fairy Tales From Before Fairy Tales. The Medieval Latin Past of Wonderful Lies. Ann Arbor/Michigan , passim. MM
Modus Ottinc Modus Ottinc. – Lat. Lobdichtung auf Ottonische Herrscher in Sequenzform, frühes . Jh. Das Lied aus dem Sequenzenteil der → Carmina Cantabrigiensia preist die Taten Ottos I. und seiner beiden Nachfolger Otto II. und III. Es dürfte im frühen . Jh. entstanden sein, vielleicht kurz nach dem Tod Ottos III. (). Bei den Modi der Carmina Cantabrigiensia handelt es sich um profane Kontrafakturen originär geistlicher Lieder. Eingeleitet wird die panegyrische Dichtung mit einer Erläuterung des Melodietitels M. O. («Weise von Otto»): Dieser verdanke sich dem Umstand, dass mit dieser Melodie der schlafende Otto I. während eines Brandes seines «palatium» geweckt worden sei. In chronologischer Reihung werden im M. O. die drei Ottonen behandelt, wobei die rhetorisch überformte Schilderung der Schlacht auf dem Lechfeld über sechs Str. (a–b) den breitesten Raum einnimmt. Nur kurz wird Otto II. behandelt, zu dem kritisch vermerkt wird, dass er bei Schlachten selten siegreich war («raro preliis triumphabat»). Otto III. hingegen wird als vorbildlicher Herrscher geschildert, der sich sowohl auf friedliche als auch auf kriegerische Mittel der Regierung verstand und immer an die Bedürftigen gedacht habe, weswegen er auch «pauperum pater» genannt werde. Beschlossen wird der M. O. mit einem Unsagbarkeitstopos seines Verfassers. Der metrische Aufbau der insgesamt Strophen folgt einer einfachen Sequenzstruktur mit verhältnismäßig wenig Variationen. Eine Identität des Dichters mit demjenigen des → Modus Liebinc, der strukturelle Parallen zeigt, ist vorgeschlagen worden, lässt sich aber nicht erweisen. Ü: Cambridge, UB, Ms. Gg ., vb–rb (Perg., . Jh., nach dt. Vorlage geschrieben in Canterbury [?]). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, v–r (Perg., . Jh., aus Paderborn); mit Neumen über der . Str. – Nur in HAB sind Melodietitel vermerkt: → Modus Florum, Modus Liebinc usw. A: Veterum monumentorum quaternio [...]. Edidit et notis illvstravit J. G. E. [Johann Georg von Eckhart]. Leipzig , S. (nach Cambridge). – Friedrich Adolf Ebert: Überl. zur Gesch., Lit. und Kunst der Vor- und Mitwelt. Bd. I/. Dresden , S. f. (nach HAB). – Karl Lachmann: Ueber die Leiche der dt. Dichter des zwölften und dreizehnten Jh. In: Rheinisches Museum für Philologie, Gesch. und griechische Philosophie () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Bd. : Kleinere Schr.
Modus Ottinc zur dt. Philologie. Hg. v. Karl Müllenhoff. Berlin [Nachdr. ] S. –, hier S. f.). – Karl Müllenhoff/Wilhelm Scherer: Denkmäler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. . Au . v. Elias Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/ Zürich ) Bd. : Texte, S. – (Nr. XXII). – Karl Strecker: Die Cambridger Lieder (MGH SS rer. Germ. ). Berlin (Nachdr. zuletzt Hannover ) S. – (Nr. ). – Walther Bulst: Carmina Cantabrigensia (Editiones Heidelbergenses ). Heidelberg , S. – (Nr. ). – Jan M. Ziolkowski: The Cambridge songs (Carmina Cantabrigiensia) (Medieval & Renaissance texts & studies ). Tempe, AZ , Nr. (mit engl. Übers.). – Melodieedition: Bryan Gillingham: Secular medieval Latin song. An anthology (Musicological studies /). Ottawa , S. . Ü: Dt. Dichter des lat. MA in dt. Versen von Paul von Winterfeld. Hg. und eingel. v. Herrmann Reich. München () S. – (u. d. T. ‹Die Ottonen›). – Karl Langosch: Hymnen und Vagantenlieder. Lat. Lyrik des MA in dt. Versen. Basel (Darmstadt ) S. –. B: Initia carminum Latinorum saeculo undecimo antiquiorum. Bibliogr. Repertorium für die lat. Dichtung der Antike und des früheren MA. Bearb. v. Dieter Schaller/Ewald Könsgen. Hauptbd. . Göttingen , S. (Nr. ). L: Manitius () S. , . – Ehrismann () S. , , , . – Volker Schupp, VL () Sp. –. – Brunhölzl () S. f. – Karl Bartsch: Die lat. Sequenzen des MA in musikalischer und rythmischer Beziehung. Rostock , S. – passim. – Christian W. Fröhner: Zur mlat. Hofdichtung. In: ZfdA () S. –. – Ludwig Uhland: Schr. zur Gesch. der Dichtung und Sage. Bd. . Stuttgart , S. –. – Lachmann (s. Ausg.). – Müllenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. : Anm., S. –. – Joseph Seemüller: Stud. zu den Ursprüngen der altdt. Historiographie. In: Abh. zur germ. Philologie. FS Richard Heinzel. Halle , S. –, hier S. –. – Wilhelm Meyer: Fragmenta Burana. In: FS zur Feier des hundertfünfzigjährigen Bestehens der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen, phil.hist. Kl. Berlin , S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Gesammelte Abh. zur mlat. Rhythmik. Bd. . Berlin [Nachdr. Hildesheim/New York ] S. –, hier S. f.). – Winterfeld (s. Übers.) S. f. – Hans Spanke: Zur Gesch.
. Hälfte . Jh. der lat., nicht-liturgischen Sequenz. In: Speculum () S. – (wieder in: Ders.: Stud. zu Sequenz, Lai und Leich. Hg. v. Ursula Aarburg. Darmstadt , S. –). – Max Ittenbach: Dt. Dichtungen der salischen Kaiserzeit und verwandte Denkmäler (Bonner Beitr. zur dt. Philologie ). Würzburg-Aumühle , S. f. – Philipp August Becker: Vom Kurzlied zum Epos. In: Zs. für französische Sprache und Lit. () S. –, –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Zur romanischen Literaturgesch. Ausgewählte Stud. und Aufsätze. Bern/München , S. –, hier S. ). – H. Spanke: Ein lat. Liederbuch des . Jh. In: Studi medievali NS () S. –, hier S. f. – Karl und Mathilde Uhlirz: Jbb. des Dt. Reiches unter Otto II. und Otto III. Bd. : Otto III. – (Jbb. der dt. Gesch.). Berlin , S. f., . – Hans Naumann: Der ‹M. O.› im Kreis seiner Verwandten. In: DVjs () S. –. – Hugo Steger: Die Rotte. Stud. über ein germ. Musikinstrument im MA. In: DVjs () S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Philologia musica. Sprachzeichen, Bild und Sache im literarisch-musikalischen Leben des MA.: Lire, Harfe, Rotte und Fidel [MMS ]. München , S. –). – Franz Bittner: Stud. zum Herrscherlob in der mlat. Dichtung. Diss. Würzburg , S. f. – Annette Georgi: Das lat. und dt. Preisgedicht des MA in der Nachfolge des genus demonstrativum (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –, f. – Joseph Szövérffy: Weltliche Dichtung des lat. MA. Ein Hb. Bd. (Lyrische Dichtung des MA ). Berlin , S. , , . – John Stevens: Words and Music in the Middle Ages. Song, Narrative, Dance and Drama (Cambridge studies in music). Cambridge , S. –. – B. Gillingham: A critical study of secular medieval Latin song (Musicological studies /). Ottawa , Index. – Wolfgang Haubrichs: Die Anfänge. Versuche volkssprachlicher Schriftlichkeit im frühen MA (ca. –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit / ). Tübingen , S. f., . – Ziolkowski (s. Ausg.) Index. – Hans-Jochen Schiewer: Ludwig, Otto, Heinrich und das Schneekind. Ho it. und Klerikerkultur im literarischen FrühMA. In: Lit. – Gesch. – Literaturgesch. FS Volker Honemann. Hg. v. Nine Robijntje Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/M. , S. –. – Mónica Rodríguez Gíjon: La gura del emperador alemán en tres textos alemanes: ‹De Heinrico›, ‹M. O.› y
. Hälfte . Jh. ‹Cantilena in Chuonradum II. factum Imperatorem›. In: Estudios lológicos alemanes () S. –. – J. M. Ziolkowski/Michael C. J. Putnam: The Virgilian Tradition. The First Fifteen Hundred Years. New Haven u. a. , S. f. VZ Modus Liebinc. – Lat. schwankhaftes Lügengedicht in Sequenzform, erste Hälfte . Jh. Der M. L. ist die älteste bekannte literarische Verarbeitung des verbreiteten Schwankmotivs vom → Schneekind (s. Antti Amatus Aarne/ Stith Thompson: The types of the folktale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows Communications ]. Helsinki , Nr. ; S. Thompson: Motif-index of folk-literature [Folklore Fellows communications ]. Bd. . Kopenhagen , Nr. J .). Das Lügengedicht aus dem Sequenzenteil der → Carmina Cantabrigiensia ist vermutlich im frühen . Jh. verfasst worden. Der Werktitel verdankt sich dem Melodietitel. Dessen Bedeutung ist ungeklärt. Die ursprüngliche Sequenz, die der überlieferten SchneekindKontrafaktur zugrunde liegt, könnte (analog zum → Modus Ottinc) auf eine Person mit Namen «Liebo» («Liuppo» [?]) bezogen gewesen sein. Der Erzählstoff vom Schneekind wird in dem «ridiculum» (V. ) knapp und geradlinig wiedergegeben: Ein Kaufmann und «Constantiae civis» (auch im → Modus Florum ist der Protagonist ein Schwabe) erleidet Schiffbruch und kehrt erst nach fünf Jahren nach Hause zurück, wo er seine Frau mit einem Kind antrifft. Die Frau behauptet, ihren Sohn bei einem Abstecher in die Alpen durch die beiläu ge Aufnahme von Schnee empfangen zu haben. Auf seiner nächsten Fahrt nimmt der Kaufmann das Kind mit und überlässt es einem fremden Kaufmann als Unterpfand. Die Lüge der Frau übertrumpft der Heimgekehrte, indem er behauptet, das Kind sei unter der heißen Sonne in der libyschen Mittelmeerbucht Sirte geschmolzen. Eine kurze Musterbearbeitung des Erzählmotivs in der Poetria nova des Gottfried von Vinsauf belegt, dass der Erzählstoff im ma. Lateinuntericht zu «Abbreviatio»-Übungen herangezogen wurde (hg. v. Edmond Faral: Les arts poétique du XIIe et du XIIIe siècle. Paris , S. f.). Die konkrete Fassung des M. L. selbst scheint sich einiger Beliebtheit erfreut haben, was die Sermones des → Amarcius wahrscheinlich machen, wo auf eine «uxorem» (I, ) angespielt wird, die von einem
Modus Liebinc «argutus suevulus» hintergangen wird. Der anonyme Autor des M. L. beherrscht die Sequenzenform und das komische Sujet gleichermaßen souverän und darf als äußerst versiert in mlat. Stilistik und Metrik gelten. Versuche der Forschung, ihn mit dem Dichter des Modus Ottinc oder mit Heribert von Eichstätt zu identi zieren, lassen sich nicht veri zieren. Ü: Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , r (Perg., . Jh.). – Cambridge, UB, Ms. Gg ., vb–rb (Perg., . Jh., nach dt. Vorlage geschrieben in Canterbury [?]). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, v–r (Perg., . Jh., aus Paderborn). – Nur in HAB sind Melodietitel vermerkt: Modus Florum, Modus Ottinc usw. Die Melodie zum M. L. ist nicht überliefert. A: Friedrich Adolf Ebert: Überl. zur Gesch., Lit. und Kunst der Vor- und Mitwelt. Bd. I/. Dresden , S. f. (nach HAB). – Karl Lachmann: Ueber die Leiche der dt. Dichter des zwölften und dreizehnten Jh. In: Rheinisches Museum für Philologie, Gesch. und griechische Philosophie () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Bd. : Kleinere Schr. zur dt. Philologie. Hg. v. Karl Müllenhoff. Berlin [Nachdr. ] S. –, hier S. f.). – K. Müllenhoff/Wilhelm Scherer: Denkmäler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. . Au . v. Elias Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ) Bd. : Texte, S. f. (Nr. XXI). – Wilhelm Meyer: Fragmenta Burana. In: FS zur Feier des hundertfünfzigjährigen Bestehens der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen, phil.-hist. Kl. Berlin , S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Gesammelte Abh. zur mlat. Rhythmik. Bd. . Berlin [Nachdr. Hildesheim/New York ] S. –, hier S. –). – Karl Strecker: Die Cambridger Lieder (MGH SS rer. Germ. ). Berlin (Nachdr. zuletzt Hannover ) S. – (Nr. ). – Walther Bulst: Carmina Cantabrigensia (Editiones Heidelbergenses ). Heidelberg , S. f. (Nr. ). – Jan M. Ziolkowski: The Cambridge songs (Carmina Cantabrigiensia) (Medieval & Renaissance texts & studies ). Tempe, AZ , Nr. (mit engl. Übersetzung). Ü: Dt. Dichter des lat. MA in dt. Versen von Paul von Winterfeld. Hg. und eingel. v. Herrmann Reich. München () S. – (u. d. T. ‹Das Schneekind›). – Karl Langosch: Hymnen und Vagantenlieder. Lat. Lyrik des
Modus Florum MA in dt. Versen. Basel (Darmstadt ) S. –. B: Initia carminum Latinorum saeculo undecimo antiquiorum. Bibliogr. Repertorium für die lat. Dichtung der Antike und des früheren MA. Bearb. v. Dieter Schaller/Ewald Könsgen. Hauptbd. . Göttingen , S. (Nr. ). L: Manitius () S. , f. – Ehrismann () S. , , f. – De Boor/ Newald () S. . – Volker Schupp, VL () Sp. –. – Brunhölzl () S. . – Lutz Röhrich/Hans-Jörg Uther: Schneekind: In: EM () Sp.–, bes. Sp. . – Karl Bartsch: Die lat. Sequenzen des MA in musikalischer und rythmischer Beziehung. Rostock , S. , , f., . – Gaston Paris: Joca Clericorum. In: Romania () S. –. – Wilhelm Wattenbach: Das Schneekind. In: ZfdA () S. –, . – Müllenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. : Anm., S. –. – Hans Spanke: Zur Gesch. der lat., nicht-liturgischen Sequenz. In: Speculum () S. – (wieder in: Ders.: Stud. zu Sequenz, Lai und Leich. Hg. v. Ursula Aarburg. Darmstadt , S. –). – Max Ittenbach: Dt. Dichtungen der salischen Kaiserzeit und verwandte Denkmäler (Bonner Beitr. zur dt. Philologie .). Würzburg-Aumühle , S. . – H. Spanke: Ein lat. Liederbuch des . Jh. In: Studi medievali NS () S. –, hier S. . – André Wilmart: Codices reginenses latini. Bd. : Cod. –. Rom , S. . – François Chatillon: Sur le thème Alpha-Oméga. Variations complémentaires ou supplémentaires. In: Revue du moyen âge latin () S. –. – Frederic J. E. Raby: A History of Secular Latin Poetry in the Middle Ages. Bd . Oxford , S. , , . – L. Röhrich: Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . München , S. –, –. – V. Schupp: Der Dichter des ‹M. L.›. In: Mlat. Jb. () S. –. – Jürgen Beyer: Schwank und Moral. Unters. zum altfranzösischen Fabliau und verwandten Formen (Studia Romanica ). Heidelberg , S. –. – Peter Dronke: The rise of the medieval fabliau. Latin and vernacular evidence. In: Romanische Forschungen () S. –, hier S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – P. Dronke: The Medieval Poet and His World (Storia
. Hälfte . Jh. e Lettaratura ). Rom , S. –. – Jürgen Kühnel: ‹M. L.›. Die Sequenz vom Schneekind. In: Diagonal () S. –. – Ziolkowski (s. Ausg.) Index. – Walter Haug: Entwurf zu einer Theorie der ma. Kurzerzählung. In: Kleinere Erzählformen des . und . Jh. Hg. v. dems./Burghart Wachinger (Fortuna Vitrea ). Tübingen , S. –, hier S. . – Alexandru N. Cizek: Imitatio et tractatio. Die literarisch-rhetorischen Grundlagen der Nachahmung in Antike und MA (RhetorikForschungen ). Tübingen , S. . – HansJochen Schiewer: Ludwig, Otto, Heinrich und das Schneekind. Ho it. und Klerikerkultur im literarischen FrühMA. In: Lit. – Gesch. – Literaturgesch. FS Volker Honemann. Hg. v. Nine Robijntje Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/M. , S. –. – Monica Rodríguez: Un ejemplo comparado de la realidad literaria de la edad media alemana: ‹M. L.› y ‹Das Schneekind›. In: Estudios lológicos alemanes () S. –. – Martha Bayless: Simulation and dissimulation in the snow child sequence (‹M. L.›). In: Mlat. Jb. () S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. . VZ Modus Florum. – Lat. schwankhaftes Lügengedicht in Sequenzform, erste Hälfte . Jh. Die älteste bekannte Lügendichtung aus Deutschland ist im Sequenzenteil der → Carmina Cantabrigiensia enthalten und dürfte noch im frühen . Jh. entstanden sein. Der Werktitel verdankt sich dem ursprünglichen Melodietitel (s. Überlieferung). Das narrative Kernmotiv des M. F. hat später weitere Verbreitung gefunden (s. Antti Amatus Aarne/Stith Thompson: The types of the folktale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows Communications ]. Helsinki , Nr. ; vgl. auch → Lügenrede). Im kurzen Gedicht wird von einem Schwaben («suevus») erzählt, der durch Lügen eine Königstochter zur Frau gewinnt (auch im → Modus Liebinc ist der Protagonist ein Schwabe). Auf eine Einleitungsstrophe folgt die Auslobung der Tochter durch den König mit dem Versprechen, sie demjenigen zur Frau zu geben, der so unverschämt lügt, dass der König genötigt ist, ihn der Lüge auch zu bezichtigen. Hieran schließen sich die Lügen des Schwaben an. Er berichtet von einem geschossenen Hasen, aus dessen Ohren Gold und Honig ossen und unter dessen Schwanz
. Hälfte . Jh. sich ein Brief befand, der den König als Sklaven des Schwaben auswies. Dieser Affront löst den Protest und die Lügenbezichtigung seitens des Königs aus. Ein zweiversiger Dichterkommentar beschließt das Gedicht. Der Form nach handelt es sich bei M. F. sicher um eine Sequenz, wobei einige der sechs strophischen Einheiten der Dichtung formal schwer einordenbar und vermutlich stellenweise gestört sind. Ü: Cambridge, UB, Ms. Gg ., rb (Perg., . Jh., nach dt. Vorlage geschrieben in Canterbury [?]). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, rv (Perg., . Jh., aus Paderborn). – Nur in HAB sind Melodietitel vermerkt: → Modus Ottinc, Modus Liebinc usw. Die Bedeutung von M. F. ist ungeklärt. Die Melodie zum M. F. ist nicht überliefert. A: Friedrich Adolf Ebert: Überl. zur Gesch., Lit. und Kunst der Vor- und Mitwelt. Bd. I/. Dresden , S. f. (nach HAB). – Christian W. Fröhner: Zur mlat. Hofdichtung. In: ZfdA () S. –, hier S. f. – Karl Müllenhoff/ Wilhelm Scherer: Denkmäler dt. Poesie und Prosa aus dem VIII.–XII. Jh. . Au . v. Elias Steinmeyer. Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ) Bd. : Texte, S. f. (Nr. XX). – Karl Strecker: Die Cambridger Lieder (MGH SS rer. Germ. ). Berlin (Nachdr. zuletzt Hannover ) S. – (Nr. ). – Walther Bulst: Carmina Cantabrigensia (Editiones Heidelbergenses ). Heidelberg , S. f. (Nr. ). – Jan M. Ziolkowski: The Cambridge songs (Carmina Cantabrigiensia) (Medieval & Renaissance texts & studies ). Tempe, AZ , Nr. (mit engl. Übers.). Ü: Dt. Dichter des lat. MA in dt. Versen von Paul von Winterfeld. Hg. und eingel. v. Herrmann Reich. München () S. f. (u. d. T. ‹Der König, der alles glaubte›). – Karl Langosch: Hymnen und Vagantenlieder. Lat. Lyrik des MA in dt. Versen. Basel (Darmstadt ) S. . B: Initia carminum Latinorum saeculo undecimo antiquiorum. Bibliogr. Repertorium für die lat. Dichtung der Antike und des früheren MA. Bearb. v. Dieter Schaller/Ewald Könsgen. Hauptbd. . Göttingen , S. (Nr. ). L: Ehrismann () S. , , –. – Volker Schupp, VL () Sp. . – Brunhölzl () S. Anm. . – Christine Goldberg: Redekampf mit der Prinzessin. In: EM () Sp. –, hier Sp. . – Karl
St. Galler Sprichwörter Bartsch: Die lat. Sequenzen des MA in musikalischer und rythmischer Beziehung. Rostock , S. , , . – Karl Müller-Frauenreuth: Die dt. Lügendichtungen bis auf Münchhausen. Halle , S. –. – Müllenhoff/Scherer (s. Ausg.) Bd. : Anm., S. –. – Wilhelm Meyer: Fragmenta Burana. In: FS zur Feier des hundertfünfzigjährigen Bestehens der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen, phil.-hist. Kl. Berlin , S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Gesammelte Abh. zur mlat. Rhytmik. Bd. . Berlin [Nachdr. Hildesheim/ New York ] S. –, hier S. ). – Hans Spanke: Zur Gesch. der lat., nicht-liturgischen Sequenz. In: Speculum () S. – (wieder in: Ders.: Stud. zu Sequenz, Lai und Leich. Hg. v. Ursula Aarburg. Darmstadt , S. –). – Max Ittenbach: Dt. Dichtungen der salischen Kaiserzeit und verwandte Denkmäler (Bonner Beitr. zur dt. Philol. ). Würzburg-Aumühle , S. f. – H. Spanke: Ein lat. Liederbuch des . Jh. In: Studi medievali NS () S. –, hier S. . – Frederic J. E. Raby: A History of Secular Latin Poetry in the Middle Ages. Bd . Oxford , S. , . – Peter Dronke: The Medieval Poet and His World (Storia e Lettaratura ). Rom , S. . – Ziolkowski (s. Ausg.) Index. – HansJochen Schiewer: Ludwig, Otto, Heinrich und das Schneekind. Ho it. und Klerikerkultur im literarischen FrühMA. In: Lit. – Gesch. – Literaturgesch. FS Volker Honemann. Hg. v. Nine Robijntje Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/M. , S. –. VZ St. Galler Sprichwörter. – Sammlung ahd. und mhd. Sprichwörter, wohl . bzw. . Jh. Es handelt sich um frühe dt. Sprichwörter, die in verschiedenen Sammlungen enthalten sind. Die Überlieferung teilt sich in zwei Schichten: . Die Ahd. Sprichwörter sind durch die Schriften → Notkers III. überliefert, in Zeugen des sonst lat. Werkes De partibus logicae. . Die mhd. Schicht ndet sich in einer dt.-lat. Sprichwortsammlung, ebenfalls in St. Gallen aufbewahrt; von proverbia gibt es dt. Fassungen. Die Gruppe ist bemerkenswert, weil es aus diesem ahd. Zeitabschnitt sonst wenig andere überlieferte ahd. Sprichwörter gibt – sie werden auch Notkers Sprichwörter genannt. Vermutlich verwendete man sie, um den Schülern zur Erkenntnisförderung neben lat. auch ahd. Beispiele zu bieten. Sie können aber nicht
Kleriker und Nonne als geschlossene Einheit betrachtet werden, da keine Systematik zu erkennen ist; in den verschiedenen Zeugen gibt es z. B. Unregelmäßigkeiten in der dt.-lat. Beispielanordnung. Schwer zu bestimmen ist der Ursprung der Sprichwörter. Eine freie Übersetzung mlat. oder antiker proverbia ist teilweise möglich; eventuell sind ausgewählte Beispiele auch germanischen Ursprungs. Bisher ist ungeklärt, ob De partibus logicae tatsächlich von Notker verfasst wurde und ob der Autor das Werk als lat.-dt. «Mischtext» konzipierte (vgl. King/Tax, S. LXV f., LXXI). Viele lat. Sprichwörter der Gruppe nden sich auch in anderen Sprichwortsammlungen (u. a. Überlieferungsdreieck Konstanz-MünchenSt. Gallen). Der Text wurde wohl bei Schulübungen verwendet. Ein Teil der Sammlung weist typische Metrikfehler des Lernenden auf; dort nden sich auch deutlich mehr dt. Parallelformulierungen – sie entsprechen nicht immer dem Sinn ihrer lat. Vorbilder. Ü: Ahd. Schicht: Brüssel, Kgl. Bibl., Cod. – (), v–v (Perg., . Jh.). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. (Perg., . Jh.; im . Jh nachgetragen, evtl. auch deutlich früher). – Zürich, ZB, Cod. C , v–v (Perg., um ; als Leihgabe in der Stiftsbibl. St. Gallen). – Mhd. Schicht: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. – (Pap., vor ; Nr. –). A: Ahd. Schicht: Eberhard Gottlied Graff (Bearb.): Ahd. Sprachschatz oder Wb. der ahd. Sprache. Bd. . Berlin , S. LXIII. – Heinrich Hattemer (Hg.): Denkmahle des MA. St. Gallen’s altteutsche Sprachschaetze. Bd. . St. Gallen , S. . – Paul Piper: Aus Sanct Galler Hss. In: ZfdPh () S. –, hier S. . – Ders. (Hg.): Die Schr. Notkers und seiner Schule. Bd. : Schr. philosophischen Inhalts. Freiburg i. Br. , S. – (De partibus logicae), (ab Z. ; Sprichwort in der Boethius-Übersetzung). – Karl Müllenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkmäler dt. Poesie und Prosa aus dem . bis . Jh. Bd. : Texte. Berlin (Nachdr. ) Nr. XXVII (–) S. –. – Elias von Steinmeyer (Hg.): Die kleineren ahd. Sprachdenkmäler. Berlin , S. (Nr. LXXXVI). – Wilhelm Braune (Hg.): Ahd. Lesebuch. Tübingen , S. (Nr. XXIII/). – King/Tax (s. Lit.) S. –. – Mhd. Schicht: Seiler (s. Lit.) , S. –. – Jakob Werner (Hg.): Lat. Sprichwörter und Sinnsprüche des MA. Aus Hss. gesammelt. Darmstadt (be
. Hälfte . Jh. arb. v. Peter Flury; als Slg. mit anderen Hss. verknüpft). – Bregenzer (s. Lit.) S. –. L: Stefan Sonderegger, VL () Sp. –. – Friedrich Seiler: Die kleineren dt. Sprichwörterslg. der vorreformatorischen Zeit und ihre Quellen. In: ZfdPh () S. –, –; () S. –. – Ders.: Dt. Sprichwörterkunde (Hb. des dt. Unterrichts an höheren Schulen /). München (Nachdr. ) S. –. – Georg Baesecke: Vor- und Frühgesch. des dt. Schrifttums. Bd. . Halle/Saale , S. f. – Samuel Singer: Sprichwörter des MA. Bd. . Bern , S. –. – Josef Georg Bregenzer: Lat. und dt.-lat. proverbia aus der St. Galler Hs. . Text und Komm. Diss. Zürich . – Wolfgang Haubrichs: Von den Anfängen zum hohen MA. Die Anfänge: Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im frühen MA (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. –. – James C. King/ Petrus W. Tax (Hg.): Notker der Deutsche. Die kleineren Schr. (Die Werke Notkers des Deutschen ; ATB ). Tübingen , S. LXVI–LXXVII. – S. Sonderegger: Ahd. Sprache und Lit. Eine Einf. in das älteste Deutsch. Darstellung und Grammatik. Berlin , S. f. FA Kleriker und Nonne (Liebesantrag). – Lat.-ahd. Reimgedicht, erste Hälfte . Jh. Die → Carmina Cantabrigiensia, eine breit gefächerte Sammlung ganz überwiegend lat. sangbarer Texte, enthalten zwei lat.-dt. Mischtexte: De → Heinrico auf einen bayerischen Herzog und ein Liebeslied, das in den Ausgaben zumeist mit K. u. N. bezeichnet wird. Das Gedicht hat ursprünglich wohl elf Strophen umfasst und ist im unikalen Textzeugen von späterer Hand vermutlich wegen seines erotischen Inhalts durch Rasur und Schwärzung bis auf wenige Rudimente getilgt worden. Der gegenüber der Handschriftenredaktion moralisch strengere Zensor verfuhr so auch mit anderen Liebesdichtungen der Carmina. Wegen dieser de zitären Textgrundlage schließen die meisten Interpretationen von K. u. N. Rekonstruktionen der verlorenen Passagen mit ein und stehen daher grundsätzlich unter Vorbehalt. Die Strophen dürften formal denen von De Heinrico entsprechen. Sie bestehen aus jeweils zwei binnengereimten Langzeilen, deren Anverse lat. und Abverse dt. sind (nordrheinfränkisch oder thüringisch [?]). Die szenische Grundanlage des Gedichts
. Hälfte . Jh. mit Natureingang und pastourellenhaften Zügen ist eine vage Vorausdeutung auf den Minnesang und bildet den Rahmen für einen von Strophe zu Strophe alternierenden Dialog zwischen einer «nunna» und ihrem Liebhaber. Hierbei ist es keineswegs sicher, dass es sich bei diesem um einen Geistlichen handelt. Auch ist unklar, ob die Nonne, die zunächst auf ihre Brautschaft mit Christus verweist («cui me devovi»), ihren Widerstand zum Schluss aufgibt. Es könnte sich bei K. u. N. um ein frühes Beispiel einer «Invitatio» handeln: um einen von einem Kleriker verfassten sangbaren Dialog, der zur szenischen Aufführung bestimmt gewesen sein könnte. Die Mischsprache mag der Erzielung komischer Effekte gedient haben. Ü: Cambridge, UB, Ms. Gg ., vb–ra (Perg., . Jh., nach dt. Vorlage geschrieben in Canterbury [?]). A: Philipp Jaffé: Die Cambridger Lieder. In: ZfdA () S. –, , hier S. f. – Karl Breul: The Cambridge Songs. A Goliard’s Songbook of the Eleventh Century. Cambridge , S. f. (mit Faks.). – Karl Strecker: Die Cambridger Lieder (MGH SS rer. Germ. ). Berlin (Nachdr. zuletzt Hannover ) S. – (Nr. ). – Peter Dronke: Medieval Latin and the rise of European love-lyric. Bd. : Medieval Latin love-poetry. Oxford , S. – (mit Rekonstruktionsversuch). – Jan M. Ziolkowski: The Cambridge songs (Carmina Cantabrigiensia) (Medieval & Renaissance texts & studies ). Tempe, AZ , Nr. (mit engl. Übersetzung). Ü: Dt. MA. Ausgewählt v. Friedrich von der Leyen und eingel. v. Peter Wapnewski. Frankfurt/M. , S. . L: Ehrismann () S. –. – De Boor/Newald () S. . – Fidel Rädle, VL () Sp. –. – Rudolf Kögel: Gesch. der dt. Lit. bis zum Ausgang des MA. Bd. / : Die endreimende Dichtung und die Prosa der ahd. Zeit. Straßburg , S. –. – Hennig Brinkmann: Anfänge lat. Liebesdichtung im MA Tl. . In: Neophilologus () S. –, hier S. f. – Dronke (s. Ausg.) Bd. : Problems and Interpretations. Oxford , S. –. – Dieter Schaller: Bemerkungen zu einigen Texten der mlat. Liebeslyrik in P. Dronkes neuer Edition. In: Mlat. Jb. () S. –, hier S. . – J. Sidney Groseclose/Brian O. Murdoch: Die ahd. poetischen Denkmäler (Slg. Metzler D ). Stutt
Unibos gart , S. f. – Werner Ross: Die Liebesgedichte im Cambridger Liederbuch (CC). Das Problem des ‹Frauenliedes› im MA. In: Der altsprachliche Unterricht () , S. –, bes. S. –. – Pavel Trost: Zwei lat.-dt. Mischgedichte. In: Ahd. Bd. : Grammatik, Glossen, Texte. Hg. v. Rolf Bergmann (Germ. Bibl. NF /). Heidelberg , S. f. – Helmut Birkhan: Weltliche Dichtungen im ‹Otfrid-Vers› am Übergang zur Ottonenzeit. In: Ders.: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. . Ahd. und altsächsische Lit. (Edition Praesens-Studienbücher ). Wien , S. –, hier S. f. – Jens Schneider: Lat. und Ahd. in der Cambridger Liederslg.: De Heinrico, Clericus et Nonna (CC und ). In: Volkssprachig-lat. Mischtexte und Textensembles in der ahd., as. und altenglischen Überl. (Germanistische Bibl. ). Hg. v. R. Bergmann. Heidelberg , S. –. – Roswitha Wisniewski: Dt. Lit. vom achten bis elften Jh. (Germanistische Lehrbuchslg. ). Berlin , S. . – Stephan Müller: Sprechende Bücher – verschwundene Schriften. Probleme und Praktiken der Kodi zierung von Intimität in der Volkssprache im Früh- und HochMA. Zugleich eine These zur Spätüberl. des Minnesangs. In: Schrift und Liebe in der Kultur des MA. Hg. v. Mireille Schneider (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. – (mit Faks.). VZ Unibos (auch: Versus de Unibove). – Mlat. Schwankmärenkette, . Jh. Der mlat. Text verbindet vier SchwankmärenEpisoden, denen die Haupt gur des titelgebenden Bauern gemeinsam ist. Dieser ist arm und vom Unglück verfolgt: Niemals besitzt er mehr als einen Ochsen, da jeder Kauf eines Zweitochsen zum Verlust eines der Tiere führt. So erhält der Bauer von seinen Nachbarn den Spitznamen U., also «Ein-Ochs». Nach dem dreistrophigen Prolog erzählt die erste Episode der Dichtung (Str. –) zunächst vom Tod des letzten verbleibenden Ochsen U.’. Der Bauer muss das Fell des Tieres auf dem Markt verkaufen, um wenigstens ein geringes Einkommen zu erzielen. Auf dem Rückweg vom Markt ndet U. beim Verrichten der Notdurft einen Silberschatz. Zuhause schickt er seinen Sohn zum Vogt, um dessen Geldwaage auszuleihen. Der Vogt entlockt U.’ Sohn die Geschichte des Schatzes und fragt schließlich den Bauern nach der Herkunft des Silbers. U. behauptet, er habe das Fell seines Ochsen mit großem Gewinn verkauft und rät
Unibos dem Vogt, es ihm nachzutun. Der Vogt berichtet Bürgermeister und Dorfpfarrer von der vermeintlichen Gewinnmöglichkeit. Die drei Honoratioren schlachten und häuten ihr Vieh und begeben sich mit den Fellen zum Markt. Dort werden sie jedoch wegen überzogener Forderungen mit Bußgeldern belegt und müssen die Felle abgeben, worauf sie mit leeren Händen zurückkehren. In der zweiten Episode (Str. –) planen die drei wütenden Honoratioren U.’ Tod. Um sein Leben fürchtend, ersinnt der Bauer eine List: Er lässt seine Frau eine blutüberströmte Leiche spielen und bezichtigt sich selbst ihrer Ermordung. Die drei Honoratioren klagen ihn daraufhin an, doch verspricht er ihnen die Auferstehung der Frau, wenn sie ihren Hass auf ihn begraben. Nachdem die Männer dies zugesagt haben, spielt der Bauer auf einer Flöte und seine Frau steht wieder auf. Sie wirkt sogar schöner als zuvor. Die Honoratioren kaufen U. die Flöte ab, weil auch sie ihre Frauen töten und danach verschönert auferwecken wollen. Tatsächlich ermorden die drei Männer ihre Ehefrauen, ohne diese jedoch mit der Flöte wiederbeleben zu können. Erneut trachten sie U. nun nach dem Leben, der sich aber auch in der dritten Episode (Str. –) durch eine List retten kann: Eine von ihm präparierte Stute scheidet Silbermünzen aus, was die Gier der Honoratioren weckt. Sie kaufen U. das Tier ab, das für sie aber nur Pferdeäpfel produziert. In der vierten Episode (Str. –) wollen die Honoratioren U. endgültig umbringen. Sie erlauben ihm allerdings, seine Todesart selbst zu wählen. U. möchte in eine Tonne gesperrt und im Meer ertränkt werden. Man steckt ihn gefesselt in ein Fass und bringt ihn zur Küste. Dort überredet U. die Honoratioren, sich auf seine Kosten im Wirtshaus zu betrinken. W¨ahrend ihrer Abwesenheit kann er einen zufällig passierenden Schweinehirten mit einer Lüge überzeugen, ihn zu befreien und seinen Platz im Fass einzunehmen. Die Honoratioren ertränken den Schweinehirten, woraufhin U. mit dessen Herde in das Dorf zurückkehrt. Dort erklärt er den verdutzten Männern, die Schweine auf dem Meeresboden gefunden zu haben. Falls sie ebenso viele Schweine gewinnen wollten, müssten sie sich nur von den Klippen in die See stürzen. Die von Gier gepackten Honoratioren folgen U.s Anweisungen und ertrinken. Die letzte Strophe des Texts warnt davor, den Ratschlägen von Feinden zu folgen.
. Hälfte . Jh. Die Entstehung des U. wird meist im dritten oder letzten Viertel des . Jh. vermutet. Die wallonische Herkunft der aus Gembloux stammenden Handschrift, inhaltliche Charakteristika und verschiedene Gallizismen legen Wallonion oder Niederlothringen als Herkunftsregion nahe. Der Verfasser des U. ist unbekannt, doch erlaubt der Text Rückschlüsse auf seine Bildung. So kannte er neben der Bibel, Bibelkommentaren und Liturgie auch weltliches Erzählgut. Möglicherweise handelte es sich um einen gelehrten Kleriker, vielleicht um einen für klösterliches Publikum schreibenden Mönch. Die negative Darstellung eines Dorfpfarrers im U. dürfte vielleicht eher von einem Mönch als einem Priester verfasst worden sein. Auch ein fahrender Kleriker oder Gelehrter ist als Autor nicht auszuschließen: Der Prolog des U. erwähnt den Vortrag der Dichtung am Hof eines «großen Herrschers», was freilich auch eine Aufführungs ktion darstellen könnte. Die einzige erhaltene Handschrift des U. entstand im . Jh., versammelt vor allem Literatur zum Quadrivium und wurde von Sigebert von Gembloux für De scriptoribus ecclesiasticis () benutzt. Es handelt sich bei dem in der Handschrift enthaltenen U.-Text wahrscheinlich nicht um das Original, sondern um eine bald nach diesem aufgezeichnete Fassung. Möglicherweise ist der mlat. U. auch die Bearbeitung einer volkssprachigen Vorlage. Schließlich war der Stoff der Dichtung primär volkssprachig verbreitet. Der Text umfasst ambrosianische Hymnenstrophen mit je vier Zeilen in jambischen Vierhebern. Damit wählte der Autor für seine Dichtung eine der populärsten Strophenformen des ma. Kirchenlieds. Handlung und Dialoge sind straff und pointiert gestaltet. Der Erzähltypus «armer Bauer überlistet reichen Bauern» war vor allem im ndl.ämischen Raum auch in anderen Texten verbreitet. Die Forschung hat weiterhin Parallelen des U. zu Das Bürle, Store-Per og Vesle-Per und der Storia di Campriano contadino herausgearbeitet und auch in anderen Texten nachweisbare Einzelmotive herausgearbeitet, etwa das angeblich Goldstücke ausscheidende Tier (Goldesel). Originell ist hingegen U.s Entdeckung des Silberschatzes während der Notdurft. Typisch für Schwanktexte mit Überlistungsmotiven ist die Anlage des U. als Auseinandersetzung zwischen klugen und törichten bzw. armen und reichen Figuren. Moralische Kategorien wie
. Hälfte . Jh. Gut und Böse treten demgegenüber in den Hintergrund. Sozialkritik ist unterschwellig vorhanden, wird aber nicht zu einer vollwertigen Ständesatire ausformuliert. U. wird als Bauernsohn geringster Herkunft dargestellt, den Fortuna zunächst durch Schicksalsschläge prüft (Verlust des Viehs), dann aber durch den Schatzfund begünstigt. Bei aller listigen Verschlagenheit des Bauern bleibt das Glück für ihn also von entscheidender Bedeutung: «Natura fecit hominem, sed fortuna mirabilem» (Str. ). Den Honoratioren wird hingegen nicht Fortuna, sondern die eigene Gier in Verbindung mit Leichtgläubigkeit und Torheit zum Verhängnis: «Per saltum stulte mortui» (Str. ). Ü: Brüssel, Kgl. Bibl., cod. – (früher ), v–v (Perg., Gembloux, . Jh.). A: Lat. Gedichte des X. und XI. Jh. Hg. v. Jakob Grimm/Andreas Schmeller. Göttingen , S. – (vgl. dazu Haupt und Schröder , s. Lit.). – Paul van de Woestijne: De Klucht van Boer Eenos naar een Latijnsch Gedicht uit de e Eeuw. Versus de Unibove. Antwerpen . – Waltharius, Ruodlieb, Märchenepen. Lat. Epik des MA mit dt. Versen. Hg. v. Karl Langosch. Berlin (Nachdr. Basel u. a. ) S. –. – Het Lied van Boer Eenos. Versus de Unibove. Kluchtig Versverhaal uit de Elfde Eeuw. Hg. v. Andries Welkenhuysen. Löwen (mit Faks.). – Marc Wolterbeek: U. The Earliest FullLength Fabliau (Text and Translation). In: Comitatus () H. , S. –. – Versus de Uniboue. Neuedition mit krit. Komm. Hg. v. Thomas Klein. In: Studi Medievali Ser. III () S. –. – Het Lied van Boer Eenos. Hg. v. A. Welkenhuysen. In: Ders.: Latijn van Toen Tot Nu. Opstellen, Vertalingen, Teksten. Löwen , S. –. – La Beffa di U. Hg. v. Ferruccio Bertini/Francesco Mosetti Casaretto. Alessandria . Ü: Woestijne (s. Ausg.; ndl.). – Langosch (s. Ausg.). – Welkenhuysen (s. Ausg.; ndl.). – Wolterbeek (s. Ausg.; engl.). – Bertini/Cararetto (s. Ausg.; italienisch). – Ziolkowski (s. Lit.). L: Ehrismann () S. f. – Thomas Klein, LexMA () Sp. f. – Benedikt Vollmann, VL () Sp. –. – Teja Erb, Killy () S. f. – Moriz Haupt: Zum U. In: ZfdA () S. f. – Anm. zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Bearb. v. Johannes Bolte/Georg Polívka. Leipzig
Unibos , S. –. – Bernhard Schmeidler: Kleine Forschungen in literarischen Quellen des . Jh. In: Hist. Vierteljahrschr. (/) S. –, hier S. –. – Edward Schröder: Zum Text des U. In: ZfdA () S. . – Joseph Müller: Das Märchen vom U. Jena . – Maurits de Meyer: Vlaamsche Sprookjesthema’s in het Licht der Romaansche en Germaansche Kultuurstroomingen. Löwen , S. –. – Jürgen Beyer: Schwank und Moral. Unters. zum altfranzösischen Fabliau und verwandten Formen. Heidelberg , S. –. – Karel C. Peeters: De Oudste WestEuropese Sprookjestekst. U.-Problemen. In: Volkskunde () S. –. – Toshio Ozawa: Über die europäischen Varianten des U.-Märchens. In: Doitsu Bungaku () S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – M. Wolterbeek: Ridicula Nugae Satyrae. Comic Narratives of the Tenth, Eleventh and Early Twelfth Centuries. Diss. Berkely , S. –. – Gabriella La Placa: I ‹Versus de Unibove›, un Poema dell’XI Secolo tra Letteratura e Folklore. In: Sandalion / (/) S. –. – Volker Honemann: U. und Amis. In: Kleinere Erzählformen im MA. Paderborner Colloquium . Hg. v. Klaus Grubmüller u. a. München , S. –. – David A. Wells: Die biblischen Wörter im U. Ein Beitr. zur Bedeutungsforschung und zum Verständnis des Antiklerikalismus im FrühMA. In: ebd., S. –. – F. Bertini: Il Contadino Medievale, Ovvero il Pro lo del Diavolo. Una Nuova Interpretazione dei Versus de Unibove. In: Maia () S. –. – F. M. Casaretto: Una S da al Lettore. I ‹Versus de Unibove›. In: Latin Culture in the Eleventh Century . Proceedings of the Third International Conference on Medieval Latin Studies, Cambridge, September –, . Hg. v. Michael W. Herren u. a. Turnhout , S. –. – F. M. Casaretto: Il Sermone Rappresentato. I ‹Versus de Unibove›. In: Predicazione e Società nel Medioevo. Ri essione Etica, Valori e Modelli di Comportamento. Proceedings of the XII Medieval Sermon Studies Symposium, Padova, – Luglio . Hg. v. Laura Gaffuri. Padua , S. –. – T. Erb: Die Revolte des Bauern Einochs. Betrachtungen zu einer von Jakob Grimm entdeckten mlat. Dichtung. In: Brüder Grimm Gedenken . Hg. v. Berthold Friemel. Stuttgart , S. –. – Luciano Rossi: Comique et Diablerie au Moyen Âge. U., le Mythe
Ruodlieb du ‹Fripon Divin› ou le Rôle du Jongleur. In: Formes de la Critique. Parodie et Satire dans la France et l’Italie Médiévales. Hg. v. Jean-Claude Mühlethaler u. a. Paris , S. –. – Jean Batany: U. Sermon Pieux, Pamphlet Subversif ou Jeu de Carnaval? In: Favola, Mito ed Altri Saggi di Letteratura e Filologia in Onore di Gianni Mombello. Hg. v. Antonella Amatuzzi/Paola Cifarelli. Alessandria , S. –. – Rudi Künzel: Oral and Written Traditions in the ‹Versus de unibove›. In: Medieval Narrative Sources. A Gateway Into the Medieval Mind. Hg. v. Werner Verbeke u. a. Löwen , S. –. – Jan M. Ziolkowski: Fairy Tales from Before Fairy Tales. The Medieval Latin Past of Wonderful Lies. Ann Arbor , S. –, – u. ö. MM Ruodlieb. – Lat. Versroman, zweite Hälfte . Jh. Das nur fragmentarisch erhaltene R.-Epos wurde von Johann Andreas Schmeller, dem Erstherausgeber der Bruchstücke, nach dem Protagonisten benannt. Beim anonymen Autor des Werkes könnte es sich um einen Mönch des Klosters Tegernsee gehandelt haben. Die erzählchronologische Anordnung der in losen Doppelblättern überlieferten Texteinheiten ist seit dem späten . Jh. kaum mehr umstritten und das so erstellte Handlungsgerüst erlaubt Rückschlüsse auf den Gesamtinhalt, das Ende des Werkes sowie auf dessen ungefähren ursprünglichen Umfang. Dieser dürfte bei ungefähr – Versen gelegen haben; erhalten sind ausgehend von dieser Einschätzung rund zwei Drittel des Textes. Insgesamt sind neben dem fehlenden Ende noch weitere Lücken in der Erzählung sicher auszumachen. Letzte Gewissheit kann aber weder hinsichtlich des Verlustumfanges gewonnen werden noch bei der Frage, ob der Verlust womöglich essentielle Abschnitte betrifft, deren Erhalt zu einer grundsätzlich anderen Bewertung des Textes geführt hätte. Unabhängig hiervon ist der literarhistorisch herausragende Stellenwert des Epos evident: Nach heutigem Kenntnisstand ist der R. der erste Roman in der lat. Dichtung des MA und die erste rein ktionale Dichtung in einer Tradition, die ansonsten primär durch lehrhafte, biblische, hagiographische, historiographische oder panegyrische Inhalte bestimmt war. Geprägt von der benediktinischen Klosterkultur, entfaltet der R. in der Titel gur das Idealbild eines christlichen Ritters, der sich in jeder Situation vorbildlich
. Hälfte . Jh. bewährt und dafür von Gott belohnt wird. Offensichtlich hat der anonyme Verfasser ursprünglich vorgehabt, bei seiner Erzählung das Konzept der exemplarischen Namenlosigkeit beim Personal und den Orten durchgehend zu verfolgen. Der Name des Helden ist erst nachträglich auf einer Rasur im Fragment XII eingefügt. Ab diesem Punkt wird er kontinuierlich als R. bezeichnet. Ursache für die Aufgabe des Konzepts mag eine auktorial intendierte Anbindung des Epos an die Welt der Dietrichssage sein, wie auch der Name R.s der Heldenepik entlehnt ist. In den Fragmenten wird erzählt, wie ein Ritter in den Dienst eines fremden Königs («rex maior») tritt, nachdem er von seiner heimischen Herrscherfamilie enttäuscht worden ist. Er steigt zum Heerführer auf und erringt für seinen neuen Herren einen Sieg über dessen Widersacher («rex minor»). Der Besiegte wird auf Geheiß des Königs ehrenvoll behandelt, und der «rex maior» gewährt einen hochherzigen Frieden, den der vorbildliche Ritter im Land des Gegners aushandelt. An den königlichen Hof zurückgekehrt, empfängt der jetzt erstmals R. genannte Held einen Brief, der von seinem einstmaligen Dienstherren und seiner Mutter gemeinsam verfasst wurde. R. wird gebeten, nach Hause zurückzukehren, und erhält vom «rex maior» die Erlaubnis zu gehen. Zur Belohnung für seine Dienste darf er zwischen Weisheit und Reichtum wählen – und entscheidet sich für die Weisheit. Der König versieht R. mit zwölf Weisheitslehren und zusätzlich mit einem materiellen Schatz, der in zwei Broten verborgen ist. Dadurch wird die vernünftige Entscheidung R.s doppelt belohnt. Die folgenden Erlebnisse des Helden in seiner Heimat sind zunächst an den Weisheitslehren des «rex maior» orientiert, aber nach der dritten Lehre gibt der Verfasser dieses Konzept auf (vgl. auch den verwandten Märchentyp ‹Klug durch Erfahrung›, s. Antti Amatus Aarne/Stith Thompson: The types of the folk-tale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows communications ]. Helsinki , Nr. A). Die ersten drei Lehren werden bei R.s Erlebnissen im bäuerlichen Milieu mit einem rothaarigen verbrecherischen Ritter bestätigt. Dieser Rotschopf schließt sich R. auf dem Weg an, entpuppt sich als Ehebrecher und Totschläger und wird von einem Gericht zum Tode verurteilt. Nicht ganz auszuschließen – wenn auch von der jüngeren Forschung zurückgewiesen – ist die These, wonach im R. ursprünglich alle zwölf Lehren
. Hälfte . Jh. des Königs in Handlung umgesetzt wurden und dieser geschlossene Block mit den sich bewährenden Weisheitslehren den strukturellen Mittelpunkt des Werkes gebildet hätte. In den tatsächlich erhaltenen Fragmenten wird die Handlung im hö schen Milieu fortgesetzt. R. be ndet sich mittlerweile in Begleitung seines Neffen. Nur eine Tagesreise von R.s Erbsitz entfernt übernachten die beiden Reisenden auf dem Schloss einer adligen Witwe, in deren Tochter sich der Neffe verliebt und mit der er sich verlobt. Am nächsten Tag erreichen Onkel und Neffe den Hof von R.s Mutter, die ein Wiedersehensfest veranstaltet und zu diesem Anlass die reich gefüllten Brote anschneidet. Bald darauf richtet R. die Hochzeit seines Neffen aus und wird von seiner Mutter gedrängt, selbst die Ehe zu schließen. Auf der Brautsuche kommt es zunächst zu einer schwankhaften Episode mit einer jungen Frau, die sich als Geliebte eines Pfaffen heraustellt. Die tasächliche Erfüllung von R.s Suche, die ihm neben der Frau auch ein Königreich verschafft, vollzieht sich in einem sagen- und märchenhaften Erzählmodus. Der Mutter R.s wird im Traum offenbart, dass die Braut ihres Sohnes Königstochter und Reichserbin sein werde. Auch wenn die Fragmente das im Traum antizipierte Ende nicht mehr abdecken, so beginnt sich doch die Traumerfüllung abzuzeichnen, indem R. einen Zwerg vor einer Waldhöhle besiegt und dieser ihm darauf verspricht, den Helden zu einem Schatz zu führen, mit dessen Hilfe er die Königstochter Heriburg gewinnen könne. Charakteristisch für den R. ist die Vielzahl der literarischen Ein üsse und Motive: spätantiker Fortunaroman, Märchenmotivik, Ritterspiegel und Elemente der Heldensage (ob der Dichter auf eine R.-Sage als Quelle zurückgreifen konnte, ist unsicher). Hinzu kommen vermutlich auch die mlat. Alexander-Dichtung und der im MA überaus populäre Apollonius von Tyrus, von dem im . Jh. auch eine Versbearbeitung (Gesta Apollonii) enstanden ist. Anregungen wurden zudem aus Bibel und Legende, aus lehrhafter und satirischer Dichtung bezogen. Aus seinen Ein üssen konstruiert der Autor ein originäres Kuntwerk, das Gattungsgrenzen konsequent ignoriert, in der zeitgenössischen literarischen Tradition ohne Beispiel ist und späteren Enwicklungen in der Romandichtung vorausgreift: Die Grundkonzeption des R. – Entwicklungsgeschichte mit Auszug und Bewährung sowie
Ruodlieb einem gedoppelten Aventiure-Cursus – begegnet über hundert Jahre später wieder in der Artusepik. Auch die Sprache des in leoninischen Hexametern abgefassten R. ist ungewöhnlich: Das mitunter unbeholfene Latein der Dichtung fußt nicht auf verschriftlichten Vorbildern (die einzige direkte wörtliche Übernahme ist ein → Vergil-Zitat) sondern ist vielmehr die selbstständige Formulierung persönlicher Fiktion. Dadurch wirkt das Latein des anonymen Tegernseer Verfassers – eine Art versi zierte mlat. Umgangssprache – lebhafter als in sonstiger mlat. Dichtung. Ob Sprache, Ausdruck und Metrik dabei positiv als unbekümmert oder aber negativ als unbeholfen zu bewerten sind, ist in der Forschung umstritten. Der Dichter des R. propagiert den «miles christianus» und eine allgemeine Ethik, die von Werten wie Gnade, Güte, Weisheit oder Frömmigkeit bestimmt ist. Als Adressaten seines Romans sind adlige Lateinschüler vorstellbar, denen womöglich lat. Grammatik und ethische Belehrung in Form der unterhaltsamen Rittergeschichte nahegebracht werden sollten. Bemerkenswert und mögliches Zeichen seiner Unzeitgemäßheit ist, dass der R. mit seinem innovativen poetischen Konzept bis zur Wiederentdeckung im . Jh. keine signi kante Rezeption vorzuweisen hat. Ü: München, BSB, Clm (letztes Drittel . Jh., aus der Benediktinerabtei Tegernsee [?], Autograph [?]) zum Teil erheblich beschädigte Reste von insgesamt Doppelbll. einer Hss.; von diesen wurden Bll. von Bernhard Joseph Docen und J. A. Schmeller im frühen . Jh. aus Tegernseer Bucheinbänden ausgelöst und geordnet. wurde in Dachau ein weiteres Doppelbl. gefunden und im Tegernseer Cgm ein Fragm. von sieben Versen aus dem Einband gelöst. – St. Florian, Stiftsbibl., Cod. Port (letztes Drittel . Jh., autorisierte Reinschrift [?]) Doppelbl. aus einer anderen Hs. – Faks. der beiden Hss.: R. Faks.-Ausg. des Codex Latinus Monacensis der BSB München und der Fragm. von St. Florian, Bd. /: Einleitung v. Walter Haug; Bd. /: Tf. Wiesbaden . A: Jacob Grimm/J. A. Schmeller: Lat. Gedichte des X. und XI. Jh. Göttingen , S. –. – R., der älteste Roman des MA, nebst Epigrammen. Mit Einleitung, Anm. und Glossar hg. v. Friedrich Seiler. Halle ; Korrektur zur Anordnung der Fragm. in der Rezension von Ludwig Laistner in: AfdA () S. –,
Ruodlieb hier S. –. – Edwin Hermann Zeydel: R. The earliest courtly novel. Introduction, text, translation, commentary and textual notes (University of North Carolina Studies in the Germanic languages and literatures ). Chapel Hill , (Nachdr. ). – Gordon B. Ford Jr.: The R. The rst medieval epic of chivalry from eleventh-century Germany. Translated from the Latin with an Introduction. Leiden . – Fritz Peter Knapp: R., mlat. und dt. Übertragung, Komm. und Nachw. (RUB ). Stuttgart . – R. Faks.-Ausg. des Codex Latinus Monacensis der BSB München und der Fragm. von St. Florian, Bd. /: Krit. Text. Hg. v. Benedikt Konrad Vollmann. Wiesbaden . – Waltharius and R. Edited and translated by Dennis M. Kratz (Garland library of medieval literature A/). New York/London . – The R. Edited with translation and notes by C. W. Grocock. Warminster/Chicago . – R. Hg. v. B. K. Vollmann. In: Frühe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland – (BMA ). Hg. v. W. Haug/ B. K. Vollmann. Frankfurt/M. , S. – (mit Übers.). – Roberto Gamberini: R. Con gli epigrammi del Codex latinus monacensis . La formazione e le avventure del primo eroe cortese (Per verba ). Tavarnuzze . Ü: Moriz Heyne: Rudlieb. Übertragung des ältesten dt. Heldenromans. Leipzig . – Dt. Dichter des lat. MA in dt. Versen von Paul von Winterfeld. Hg. und eingel. v. Herrmann Reich. München , , S. –. – Karl Langosch: Waltharius, R. Märchenepen. Lat. Epik des MA mit dt. Versen. Darmstadt , Basel/ Stuttgart . B: Braun (s. Lit) S. –. – Götte (s. Lit.) S. –. – Vollmann (s. Lit.) S. –. – Gamberini (s. Ausg.) S. LXV–LXXVII. L: Manitius () ; () S. . – Ehrismann () S. f. – De Boor/ Newald () S. f., , . – TusculumLex. () S. . – Paul Klopsch, VL () Sp. –; () Sp. . – Uta Smail/Red., KNLL () S. f. – Benedikt Konrad Vollmann, LexMA () Sp. f. – Walter Haug, EM () Sp. –. – B. K. Vollmann/ Heiko Hartmann, Killy () S. –. – J. A. Schmeller: R. In: ZfdA () S. –; () S. . – F. Seiler: Die Anordnung der Ruodliebfragm. und der alte Ruodliebus. In: ZfdA () –. – L. Laistner: Die Lücken im R.
. Hälfte . Jh. In: ZfdA () S. –. – Ders.: R.-Märchen in Rußland. In: ebd., S. –. – Karl Strecker: Die dt. Heimat des R. In: Neue Jbb. für das klassische Altertum, Gesch. und dt. Lit. () S. –. – Hans Ottinger: Unters. über das Lat. des R. Diss. Breslau . – Ders.: Zum Lat. des R. In: Hist. Vierteljahrsschr. () S. –. – Fritz Loewenthal: Bemerkungen zum R. In: ZfdA () S. –. – Herbert Meyer: Die Eheschließung im R. und das Eheschwert. In: Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch. () S. –. – Kurt Dahinten: Zum Problem der literarhist. Stellung des ‹R.›. In: Hist. Vierteljahrsschr. () S. –. – K. Langosch: Hist. Kern. Entstehungszeit und Grundidee des R. In: Corona Quernea. FS K. Strecker (Schr. des Reichsinst. für ältere dt. Geschichtskunde ). Leipzig , S. –. – Heinrich von Henel: Die Eheschließung im ‹R.›. In: The Germanic Review () S. –. – Friedrich Panzer: R. und Nibelungenlied. In: FS Paul Kluckhohn/Hermann Schneider. Tübingen , S. –. – Karl Hauck: Heinrich III. und der R. In: PBB () S. –. – Hans Naumann: Die altnordischen Verwandten des R.-Romans. In: Edda, Skalden, Saga. FS Felix Genzmer. Hg. v. H. Schneider. Heidelberg , S. –. – Paul Schach: Some parallels to the tree dream in ‹R.›. In: Monatsh. für dt. Unterricht, dt. Sprache und Lit. () S. –. – Helena M. Gamer: Stud. zum R. In: ZfdA (/) S. –. – E. H. Zeydel: Die Epigramme der Münchener R.-Hs. In: DVjs () S. –. – Werner Braun: Stud. zum R. Ritterideal, Erzählstruktur und Darstellungsstil (Quellen und Forsch. zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker N.F. []) Berlin . – Franz Brunhölzl: Zum R. In: DVjs () S. –. – G. B. Ford Jr.: Some textual notes on the fth fragment of the ‹R.›. In: ZfdA () S. f. – Ders.: R. V. : the Problem of the Meaning of Glans. In: Classica et mediaevalia () S. –. – Max Wehrli: R. und die Tiere. In: FS Josef Quint. Hg. v. Hugo Moser u. a. Bonn , S. – (wieder in: Ders.: Formen ma. Erzählung Zürich u. a. , S. –; Ders.: Gegenwart und Erinnerung. Gesammelte Aufsätze. Hg. v. Fritz Wagner/Wolfgang Maaz [Spolia Berolinensia. Berliner Beitr. zur Mediävistik ]. Hildesheim u. a. , S. – [u. d. T.: R. und seine Tiere]). – G. B. Ford: ‹R.›, VI, –, –. In: Latomus () S. –. – Ders.: R. VIII,
. Hälfte . Jh. In: Symbolae Osloenses () S. f. – Ders.: Some Additional Textual Notes on the R. In: Classical folia () S. –. – Peter Dronke: R. Les premières traces du roman courtois. In: Cahiers de civilisation médiévale () S. –. – H. M. Gamer: Der R. und die Tradition. In: Mlat. Dichtung. Ausgewählte Beitr. zu ihrer Erforschung. Hg. v. K. Langosch (WdF ). Darmstadt , S. –. – P. Dronke: R.: The Emergence of Romance. In: Ders.: Poetic individuality in the Middle Ages. New departures in poetry, – (West eld publ. in medieval studies ). Oxford , London , S. –. – Christine Elisabeth Eder: Die Schule des Klosters Tegernsee im frühen MA im Spiegel der Tegernseer Hss. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige () S. –, hier S. . – Francisco Rico: Tradicion y experimento en la poesía medieval: R., Semiramis, Abelardo, Santa Hildegarda. In: Romance philology (/) S. –. – John C. Hirsch: The argument in R. In: Classical folia () S. –. – D. M. Kratz: R. Christian epic hero. In: ebd., S. –. – K. Langosch: Zum Stil des R. In: Zeiten und Formen in Sprache und Dichtung. FS Fritz Tschirch. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer. Köln/Wien , S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. Hg. v. P. Klopsch [Spolia Berolinensia. Berliner Beitr. zur Mediävistik ]. Hildesheim u. a. , S. –). – Alois Wolf: R.s Ausfahrt. Ma. Erzählen zwischen Latein und Volkssprache. In: Strukturen und Interpretationen. Stud. zur dt. Philologie. FS Blanka Horacek. Hg. v. Alfred Ebenbauer u. a. (Philologica Germanica ). Wien/Stuttgart , S. –. – F. P. Knapp: Bemerkungen zum ‹R.› In: ZfdA () S. –. – Ders.: Similitudo. Stil- und Erzählfunktion von Vergleich und Exempel in der lat., französischen und dt. Großepik des HochMA (Philologica Germanica ). Wien/Stuttgart , S. –. – Gerhard Schmieder: Traumstruktur und Umsetzung der Handlung: Zur Problematik des ‹Ausgangs› von ‹R.› XVII –XVIII . In: Mlat. Jb. () S. –. – Kurt Ruh: Hö sche Epik des dt. Ma. Bd. : Von den Anfängen bis zu Hartmann von Aue (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. – D. M. Kratz: Quid Waltharius Ruodliebque cum Christo? In: The Epic in Medieval Society. Hg. v. Harald Scholler. Tübingen , S. –. – Robert A. Fowkes: Some thoughts
Ruodlieb on the ‹Cornish R.› and its Congeners. In: Germanic Studies. FS Otto Springer. Hg. v. Stephen J. Kaplowitt. Pittsburgh , S. –. – B. K. Vollmann: Der Strafprozeß im VIII. Fragm. des ‹R.›. In: Befund und Deutung. Zum Verhältnis von Empirie und Interpretation in Sprach- und Literaturwiss. FS Hans Fromm. Hg. Klaus Grubmüller u. a. Tübingen , S. –. – Andreas Epe: Index verborum Ruodliebianus (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. . – Bengt Löfstedt: Zu R. XII ff. In: Logos semantikos. Studia linguistica in honorem Eugenio Coseriu –. Bd. . Hg. v. Horst Geckeler. Berlin , S. f. – B. K. Vollmann: ‹R.›, Fragm. XII. In: Lat. Dichtungen des X. und XI. Jh. FS Walther Bulst. Hg. v. Walter Berschin/Reinhard Düchting. Heidelberg , S. –. – Christian Götte: Das Menschen- und Herrscherbild des Rex maior im ‹R.›. Stud. zur Ethik und Anthropologie im ‹R.› (Medium aevum ). München . – Steven R. Fischer: Der Traum der Mutter R.s (‹R.› XVII –). In: ZfdPh () S. –. – Haijo Jan Westra: ‹Brautwerbung› in the ‹R.›. In: Mlat. Jb. () S. –. – W. Haug: Reichtum, Weisheit und Glück. Über ma. und neuzeitliche Ästhetik. In: Philologie als Kulturwiss. Stud. zur Lit. und Gesch. des MA. FS Karl Stackmann. Hg. v. Ludger Grenzmann. Göttingen , S. – (wieder in: Ders.: Brechungen auf dem Weg zur Individualität. Kleine Schr. zur Lit. des MA. Tübingen , S. –). – B. K. Vollmann: ‹R.›. In: Hb. der Lit. in Bayern. Vom FrühMA bis zur Gegenwart. Gesch. und Interpretationen. Hg. v. Albrecht Weber. Regensburg , S. –. – H. J. Westra: On the Interpretation of the Dominella’s Speech in the ‹R.›. In: Mlat. Jb. () S. –. – Martin Schottky: Der Schauplatz des R. In: FS P. Klopsch (GAG ). Hg. v. Udo Kindermann u. a. Göppingen , S. –. – W. Haug: Lit. und Leben im MA. Eine neue Theorie zur Entstehung und Entwicklung des hö schen Romans. In: DU () S. –, hier S. –. – Ders.: Der ‹R.›. In: Ders.: Struktur als Schlüssel zur Welt. Kleine Schr. zur Erzähllit. des MA. Tübingen , S. –. – P. Klopsch: Der Name des Helden: Überlegungen zum ‹R.›. In: Tradition und Wertung. FS F. Brunhölzl. Hg. v. Günther Bernt u. a. Sigmaringen , S. –. – Dietmar Peschel-Rentsch: Ac ridens Enodans. Portrait-Skizze zum ‹R.›. In: Ders.: Gott, Autor, Ich. Skizzen zur Genese von
Erlung von Würzburg Autorbewußtsein und Erzähl gur im MA (Erlanger Stud. ). Erlangen , S. –. – Stefanie Stricker: Volkssprachliches im ‹R.›. In: Sprachwiss. () S. –. – Vollmann (s. Ausg. ) S. –. – B. K. Vollmann: R. (Erträge der Forschung ). Darmstadt . – R. Gamberini: La modernità e il fallimento del R. In: Maia () S. –. – Andrew Zissos: Marriage in the ‹R.›. In: Mlat. Jb. () S. –. – Peter Godman: The ‹R.› and Verse Romance in the Latin Middle Ages. In: Der antike Roman und seine ma. Rezeption. Hg. v. Michelangelo Picone/Bernhard Zimmermann. Basel u. a. , S. –. – M. Wehrli: Gesch. der dt. Lit. im MA. Stuttgart , S. –. – D. M. Kratz: Waltharius and R. A new Perspective. In: Gli Umanesimi medievali. Hg. v. Claudio Leonardi. Florenz , S. –. – P. Dronke: Les animaux dans Metrum Leonis et R. Deux images de la société humaine. In: Micrologus () S. – (wieder in: Ders.: Forms and imaginings. From antiquity to the fteenth century [Storia e letteratura ]. Rom , S. –). – Paul Gerhard Schmidt: Der Held im Exil: R. und Hereward. In: Exil, Fremdheit und Ausgrenzung in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Andreas Bihrer u. a. (Identitäten und Alteritäten ). Würzburg , S. –. – C. Stephen Jaeger: Die Entstehung hö scher Kultur. Vom hö schen Bischof zum hö schen Ritter (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. (Reg.). – Eva Parra Membrives: ¿Crimen como modo de integración? La marginación de der Rotkopf en ‹R.›. In: Epos. Revista de Filología () S. –. – B. K. Vollmann: Freundschaft und Herrschaft. Zur ‹amicitia›Idee im ‹Waltharius›, in der ‹Ecbasis capitivi› und im ‹R.›. In: Mentis amore ligati. Lat. Freundschaftsdichtung und Dichterfreundschaft in MA und Neuzeit. FS Reinhard Düchting. Hg. v. Boris Körkel u. a. Heidelberg , S. –. – Arwed Arnulf: Die Tradition der Kunstbeschreibung in lat. und volksprachlichen Dichtungen weltlicher Thematik. Waltharius, R., der ‹Roman d’Alexandre›, Chrétien de Troyes, Heinrich von Veldeke, Gottfried von Straßburg und Wolfram von Eschenbach. In: Architektur- und Kunstbeschreibungen von der Antike bis zum . Jh. (Kunstwissenschaftliche Stud. ). München , S. –. – María del Mar Agudo Romeo: La mujer en R. In: Poesía Latina Medieval. Hg. v. Manuel Cecilio Díaz Díaz u. a. (Millennio medievale /Atti di convegni ). Florenz , S. –. – Regula
um Augustini und R. Codex XI/ der Stiftsbibl. St. Florian. In: Jb. der österr. Augustiner-ChorherrenKongregation () S. –. VZ Erlung von Würzburg, * um / Ostfranken, † . oder .. Würzburg. – Verfasser lat. historiographisch-panegyrischer Dichtungen (?). Der Neffe → Meinhards von Bamberg wurde von seinem Onkel in Bamberg zum Kleriker ausgebildet. In den er Jahren des . Jh. besuchte er die Domschule in Lüttich. E. wurde Kanonikus am Bamberger Domstift und war – Kanzler Kaiser Heinrichs IV. wurde E. zum Bischof von Würzburg ernannt, jedoch noch im selben Jahr von Heinrich V. wieder abgesetzt. E. trat auf die Seite Heinrichs V. über und wurde nach dem Tod des zwischenzeitlichen Bischofs Rupert wieder ins Amt gehoben, das er bis zu seinem Tod innehielt. Das Episkopat E.s in der kaisertreuen Stadt Würzburg war geprägt von den politischen Verwerfungen zwischen Heinrich, den Reichsfürsten und dem Hl. Stuhl. Der frühen Forschung galt E. gemeinhin als Verfasser von Briefen Heinrichs IV., wofür ein Erweis letztlich nie erbracht werden konnte. Nach heutiger opinio communis ist E. Autor des Carmen de bello Saxonico und der Vita Heinrici IV. Dass beide Werke einen gemeinsamen Verfasser haben, liegt aufgrund formal-stilistischer Übereinstimmungen nahe und wird zusätzlich dadurch gestützt, dass sie aus den gleichen, teilweise seltenen und nur in Bamberg verfügbaren Quellen schöpfen. Vor allem aus der Vita ergibt sich zudem, dass dieser gemeinsame Verfasser ein hochgestellter Vertrauter Heinrichs IV. mit Beziehungen zu Würzburg gewesen sein dürfte, der nach der Absetzung des Kaisers wegen seiner prekären politischen Stellung offensichtlich Anonymität wahren musste. Dass einzige spätere Werk, dass aus der Vita schöpft, ist die anonyme Kaiserchronik für Heinrich V. Deren Urheber muss Kontakt zu E. und auch zu Bamberg gehabt haben. Die Summe der Anhaltspunkte macht eine Verfasserschaft E.s für das Carmen und die Vita sehr wahrscheinlich. Weitere Autorvorschläge der frühen Forschung waren: → Lampert von Hersfeld und Meinhard von Bamberg für das Carmen sowie → Gottschalk von Aachen für Carmen und Vita. Das Carmen de bello Saxonico ist unmittelbar nach dem Sieg Heinrichs IV. über die aufständischen Sachsen entstanden. In drei Büchern (mit
um , und Hexametern) schildert der Autor die Ereignisse von der Gesetzlosigkeit in Sachsen zu Zeiten der Minderjährigkeit des Königs über die zerstörerischen Einfälle der Sachsen bis hin zu Heinrichs letztendlichem Sieg. Das Carmen genügt dabei keinem historiographischen Exaktheitsanspruch, sondern ist offensichtlicher literarischer Ausdruck der Bewunderung für Heinrich, wobei alles für den Herrscher Negative ausgespart wird. Der formale Anschluss an die Vorbilder → Vergil, → Ovid, Lukan und Horaz ist eng und so kunstvoll gestaltet, dass sich Entlehnungen aus diesen unmerklich in den Vers uss einfügen. Die Vita Heinrici IV. ist genau wie das Carmen keine primär historiographische Schrift sondern eine lobende Totenklage, die unter dem unmittelbaren Eindruck von Heinrichs Tod (..) verfasst worden sein dürfte. Im ersten Kapitel werden die Tugenden des Kaisers geschildert, die folgenden Abschnitte stellen Leben und Taten dar: Königsjahre und Kaiserkrönung (caput –), Höhepunkte der Herrschaft und Friedensbemühungen (caput –) und die fatalen Wirren am Schluss der Herrschaft (caput –). In die fortlaufende Narratio sind epische Episoden eingeschoben, in denen die launische Fortuna – das Leitmotiv der Dichtung – als Hauptein uss auf den Lebenslauf Heinrichs hervortritt. Mit der elaborierten Konzeption des Werks korrespondiert dessen rhetorisch kunstvolle Umsetzung. Die Sprache schöpft aus klassischen Dichtungen ebenso wie aus der Kirchenliteratur und Bibel, antike Stilmittel sind durchmischt mit solchen aus späteren Quellen. Interjektionen und Apostrophen sollen beim Rezipienten Empathie erzeugen und in den Text gestreute Sentenzen die Richtigkeit der getroffenen Aussagen betonen. Trotz der Parteilichkeit ihres Verfassers ist die Vita Heinrici IV. als überzeugende Darstellung einer ma. Herrscherpersönlichkeit zu würdigen. Ü: Carmen: Hamburg, SUB, Cod. hist. , S. – (Pap., . Jh.). – Erstdruck (nach anderer Abschrift derselben Vorlage): «Henrici quarti imperatoris bellum contra Saxones heroico carmine descriptum». Hg. v. Gervasius Sauffer. Straßburg (Johann Grüninger) (VD H ). – Gesta: München, BSB, Clm , v–v (. Tl. des aus vier Teilen zusammengesetzten Codex) (Perg., bald nach ); Autoroder Widmungsexemplar (?). – Vgl. zur Hs. Helmut Beumann: Zur Hs. der V. H. IV (Clm
Erlung von Würzburg ). In: Speculum historiale. Gesch. im Spiegel von Geschichtsschreibung und Geschichtsdeutung. FS Johannes Spörl. Hg. v. Clemens Bauer u. a. Freiburg i. Br. , S. – (wieder in: Ders.: Wissenschaft vom MA. Ausgewählte Aufsätze. Köln u. a. , S. –). – Elisabeth Wunderle: Kat. der lat. Hss. der BSB München. Die Hss. aus St. Emmeram in Regensburg. Bd. : Clm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis IV,,). Wiesbaden , S. –. – Erstdruck (nach dieser Hs.): «IMP. HENRICI QVARTI CAES.AVG.» hg. v. Johannes Aventinus (in Sammelbd.). Augsburg: Sigmund Grimm und Marx → Wirsung, (VD I ). A: Carmen: Oswald Holder-Egger: C. d. b. S. In: MGH SS , ( [Nachdr. ]) S. – und separat als MG SS rer. Germ. . Hannover/Leipzig (Nachdr. ). – Franz-Josef Schmale: C. d. b. S. In: Quellen zur Gesch. Kaiser Heinrichs IV. (Freiherr vom SteinGedächtnisausg. ma. Reihe: Ausgewählte Quellen zur dt. Gesch. des MA ). Darmstadt (., gegenüber der . um einen Nachtrag erw. Au . , ) S. – (mit Übersetzung). – Vita: Wilhelm Eberhard: V. H. IV. Imperatoris ex recensione Wattenbachii (MG SS rer. Germ. ). Hannover/Leipzig (Nachdr. ). – F.-J. Schmale: V. H. IV. Imperatoris. In: Quellen zur Gesch. Kaiser Heinrichs IV. (s. o.) S. – (mit Übersetzung von Irene Schmale-Ott). L: [Theodor] Henner, ADB () S. –, . – Manitius () S. –, –. – Alfred Wendehorst, NDB () S. f. – F.-J. Schmale, VL () Sp. –; () Sp. . – A. Wendehorst, LexMA () Sp. . – Tilman Struve: C. d. b. S. In: LexMA () Sp. . – Georg Waitz: Über das C. d. b. S. Henrici IV. In: Nachrichten von der Ges. der Wiss. zu Göttingen. Phil.-Hist. Kl. () S. –. – Anton Koch: V. H. kritisch gewürdigt. Fulda . – Wilhelm Gundlach: Ein Dictator aus der Kanzlei Kaiser Heinrichs IV. Ein Beitr. zur Diplomatik des Salischen Herrscherhauses mit Excursen über den Verfasser der V. H. IV. imperatoris und des C. d. b. S. Innsbruck . – Albert Wilhelm Pannenborg: Lambert von Hersfeld der Verfasser der Gesta Heinrici quarti metrice. In: Forschungen zur dt. Gesch. () S. –. – W. Gundlach: Wer ist der Verfasser des C. d. b.
Idsteiner Sprüche der Väter S.? Eine Entgegnung auf die Beurteilungen, welche der Schrift ‹Ein Dictator aus der Kanzlei Kaiser Heinrichs IV.› gewidmet worden sind. Innsbruck . – A. W. Pannenborg: Lambert von Hersfeld der Verfasser des C. d. b. S.: Abwehr und Angriff. Göttingen . – Ders.: Das C. d. b. S. Lamberts von Hersfeld. Göttingen . – Franz Stolle: Ist Lambert von Hersfeld der Verfasser des C. d. b. S.? In: Hist. Jb. () S. –. – O. HolderEgger: Zur V. H. IV. imperatoris. In: Neues Arch. der Ges. für ältere dt. Geschichtskunde () S. –. – Siegmund Hellmann: Zur Benutzung der Vulgata in der V. H. IV. In: ebd. () S. –. – Michael Tangl: Zur Frage des Verfassers der V. H. IV. In: ebd. () S. –. – Felicitas Kullen: Zur ‹V. H. IV.›. München . – Bernhard Schmeidler: Über den wahren Verfasser der V. H. IV. imperatoris. In: Papsttum und Kaisertum. Forschungen zur politischen Gesch. und Geisteskultur des MA. FS Paul Kehr. Hg. v. Albert Brackmann. München , S. –. – Karl Pivec: Stud. und Forschungen zur Ausg. des Cod. Udalrici. In: MIÖG () S. –. – S. Hellmann: Die V. H. IV. und die Kaiserliche Kanzlei. In: Hist. Vierteljahrschr. () S. –. – Carl Erdmann: Unters. zu den Briefen Heinrichs IV. In: Arch. für Urkundenforschung () S. –. – Hans Frieder Haefele: Fortuna Heinrici IV. imperatoris. Unters. zur Lebensbeschreibung des dritten Saliers (Veröff. des Inst. für Österr. Geschichtsforschung ). Köln . – Schmale (s. Ausg.) S. –, –. – A. Wendehorst: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Würzburg : Die Bischofsreihe bis (Germania Sacra NF ). Berlin , S. –. – Herwig Wolfram: Fortuna in ma. Stammesgesch. In: MIÖG () S. –. – Johannes Schneider: Die V. H. IV. und Sallust. Stud. zu Stil und Imitatio in der mlat. Prosa (Schr. der Sektion für Altertumswiss. ). Berlin . – I. SchmaleOtt: Unters. zu Ekkehard von Aura und zur Kaiserchron. In: Zs. für bayerische Landesgesch. () S. –. – W. Wattenbach/Robert Holtzmann: Deutschlands Geschichtsquellen im MA. Die Zeit der Sachsen und Salier. Neuausg. besorgt v. F.J. Schmale. Bde. Darmstadt –, Neuausg. Essen-Kettwig , Bd. : Das Zeitalter des Investiturstreits (–) S. – und passim; Bd. (Nachträge) S. *, *. – Repertorium fontium historiae medii aevi () S. . –
. Hälfte . Jh. Friedrich Lotter: Zur literarischen Form und Intention der V. H. IV. In: FS H. Beumann. Hg. v. Kurt-Ulrich Jäschke/Reinhard Wenskus. Sigmaringen , S. –. – Peter von Moos: Lucans tragedia im HochMA. Pessimismus, contemptus mundi und Gegenwartserfahrung (Otto von Freising, V. H. IV., Johann von Salisbury). In: Mlat. Jb. () S. –. – Manfred Schluck: V. H. IV. Imperatoris. Ihre zeitgenössischen Quellen und ihr besonderes Verhältnis zum C. d. b. S. (Vorträge und Forschungen, Sonderbd. ). Sigmaringen . – H. Beumann: Zur Verfasserfrage der V. H. IV. In: Institutionen, Kultur und Gesellschaft im MA. FS Josef Fleckenstein, Hg. v. Lutz Fenske u. a. Sigmaringen , S. – (wieder in: Ders.: Ausgewählte Aufsätze aus den Jahren –. Hg. v. Jürgen Petersohn/Roderich Schmidt. Sigmaringen , S. –). – Robert M. Stein: Signs and things. The V. H. IV. Imperatoris and the crisis of interpretation in twelfth-century history. In: Traditio () S. –. – Christine JacksonHolzberg: The editio princeps of the C. d. b. S. In: FS Paul Klopsch (GAG ). Hg. v. Udo Kindermann u. a. Göppingen , S. –. – A. Wendehorst: Bischof E. (–). In: Unterfränkische Gesch. Bd. : Von der germ. Landnahme bis zum hohen MA. Hg. v. Peter Kolb/Ernst-Günter Krenig. Mit Beitr. v. Roman Fischer. Würzburg , S. –. – Steafan Beulertz: Bischof E. v. W. In: Veröff. der Ges. für Fränkische Gesch. () S. –. – Bernhard Vogel: Zum Quellenwert des C. d. b. S. In: Dt. Arch. für Erforschung des MA () S. –. – Gesch. Frankens bis zum Ausgang des . Jh. (Hb. der bayerischen Gesch. ,). Hg. v. Max Spindler/Andreas Kraus. München , S. – und Reg. – Caspar Ehlers: ‹Corpus eius in Spiream deportatur›. Heinrich V. und der Tod Heinrichs IV. zu Lüttich. In: Die Salier, das Reich und der Niederrhein. Hg. v. T. Struve. Köln u. a. , S. –, hier S. , , . – Simon M. Karzel: Nihil crudelius a barbaris perpeti potuissent. Die Darstellung von Krieg und Gewalt in den historiographischen Quellen zur Zeit Heinrichs IV. Marburg , S. – und Reg. VZ Idsteiner Sprüche der Väter. – Spruchsammlung, erste Hälfte . Jh. Die Sammlung ist nur in zwei kurzen Fragmenten erhalten. Ein weiteres Fragment ist ediert, doch heute verschollen. W¨ahrend die Textzeugen
. Hälfte . Jh. aus dem . Jh. stammen, werden die Sprüche selbst aufgrund ihrer Vers- und Reimeigenschaften auf die erste Hälfte des . Jh. datiert. Die Entstehung der I. S. d. V. wird von der Forschung im nördlich-rheinfränkischen oder südlichmoselfränkischen Bereich vermutet. Die Form der Sprüche ist umstritten. Die Verse werden mal als Kurzzeilen mit Paarreimen, mal als Langzeilen mit Binnenreimen aufgefasst. Inhaltlich bieten die Sprüche geistlich geprägte, aber auch den weltlichen Bereich erfassende Didaxe für verschiedene Lebensbereiche. Die ursprüngliche Sammlung war wahrscheinlich nach Themen geordnet. Diese sind aus den erhaltenen Fragmenten nur noch partiell zu erschließen. Unter anderem beschäftigen sich die Sprüche mit Redseligkeit und ihren Konsequenzen, mit exzessivem Essen und Trinken, mit demütigem Verhalten und dem wohlwollenden Lob anderer Menschen. Insgesamt mahnen die I. S. d. V. auf theologisch-ethischer Grundlage zu Zurückhaltung, Bescheidenheit und Maß. Quellen waren neben der Bibel auch Werke von → Gregor, → Hieronymus und → Isidor von Sevilla. Als Vorbild dienten wohl die Sententiae Patrum. Der dt. Text wurzelt also in einer lat. geprägten, geistlichen Tradition. Ü: Wiesbaden, Hauptstaatsarch., Abt. Nr. C a + C b [+ C ], Doppelbll. + Bll. [+ Bl.] (Perg., Mitte . Jh., rheinfränkisch-hessisch). – C ist verschollen; vgl. http://www.handschriftencensus.de/werke/. A: Karl Roth: Sprüche der Väter. In: Kleine Beitr. zur dt. Sprach-, Geschichts- und Ortsforschung () S. – (Teilausg.). – Bruchstücke aus Jansen des Eninkel’s gereimter Weltchronik. Nebst einem Anhange, die Sprüche der Väter enthaltend. Hg. v. dems. München , S. –. – Wilhelm Miethke: Ein neues Blatt der I. S. d. V. In: ZfdA () S. – (Teilausg.). – Friedrich Maurer: I. S. d. V. In: Volk, Sprache, Dichtung. FS Kurt Wagner. Hg. v. Karl Bischoff/Lutz Röhrich. Gießen , S. –. – Die religiösen Dichtungen des . und . Jh. . Hg. v. Friedrich Maurer. Tübingen , S. –. L: Ehrismann / () S. . – Edgar Papp, VL () Sp. f. – Ulrich Pretzel: Frühgesch. des dt. Reims. Leipzig , S. –. – Maurer (s. Ausg.). – Maurer (s. Ausg.). – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von
Nivardus von Gent den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . – Ines Heiser: Autorität Freidank. Stud. zur Rezeption eines Spruchdichters im späten MA und in der frühen Neuzeit (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Thomas Ehlen: Didaxe, kulturelles Prestige und funktionale Zweisprachigkeit. Lat.-dt. Cato-Hss. als Beispiel für lateinischsprachige Hermeneutik und volkssprachliche Aneignung antiker Bildung im späteren MA. In: Mehrsprachigkeit im MA. Kulturelle, literarische, sprachliche und didaktische Konstellationen in europäischer Perspektive. Mit Fallstud. zu den ‹Disticha Catonis›. Hg. v. Michael Baldzuhn/Christine Putzo. Berlin , S. –, hier S. f. MM Nivardus von Gent. – Vielleicht Verfasser des mlat. Tierepos Ysengrimus, erste Hälfte . Jh. N. v. G. ist einer von drei Namen, die im Zusammenhang mit dem Tierepos Ysengrimus in Florilegien genannt werden – er galt, im Vergleich zu einem Balduinus Cecus und einem Bernardus, sehr lange Zeit als der Verfasser. Bislang ist die Autorenfrage ungeklärt, Anhaltspunkte zum Entstehungskontext (Datierung, Herkunft) hingegen bietet das Werk. Verschiedene zeitgenössische Geistliche werden erwähnt, wie etwa Bischof Anselm von Tournai (–), der Ziel eines satirischen Angriffs ist (V, –); auch die Handlungen Papst Eugens III. (–), der mit der Unterstützung von → Bernhard von Clairvaux den Weg für den zweiten Kreuzzug (–) bereitete, bieten Anlass zu heftiger Kritik (VII, –) durch den Autor. Hinweise zur regionalen Eingrenzung liefern u. a. der Eintritt des Y. in das Kloster St. Peter bei Gent (V, ) oder die Nennung von Lokalheiligen wie Bavo (III, ), dessen Name auch ein Kloster im Raum Gent bezeichnete. Es nden sich sowohl romanische als auch ämische Sprachwendungen; Flandern ist als Entstehungsort plausibel. Weil sich die Satire hauptsächlich auf den Klerus bezieht, wird angenommen, der Autor sei selbst Geistlicher gewesen. Ein für den Rest der Dichtung untypischer Exkurs, in dem die Tugenden der Äbte Walter von Egmond und Balduin von Liesborn gepriesen werden (V, –, –), unterbricht den Erzähl uss und wirkt wie eine persönliche Äußerung des Verfassers. Falls es sich hierbei um eine ironiefreie Bitte um Gönnerschaft handelt, war der Autor im klösterlichen Umfeld tätig. Überliefert ist das Werk ( Verse) nur vier
Nivardus von Gent mal vollständig (A, B, D, E); die deutlich größere Gruppe bilden Auszüge unterschiedlichen Umfangs (f–r), die in Spruchsammlungen bzw. Florilegienhandschriften enthalten sind. Der Wolf Y. be ndet sich in den zwölf Hauptfabeln in ständigem Kon ikt mit dem Fuchs Reinardus, der ihn immer zu überlisten vermag (einzige Ausnahme ist die Schinkenepisode, I, –). Das antagonistische Verhältnis treibt die Erzählung an – bis zum unausweichlichen Untergang des Wolfs. Hierbei entsteht eine eigenständige (Tier-)Welt epischen Ausmaßes: Y. legte damit den Grundstein für die literarischen Figuren Y. und Reinhardus, die seitdem regelmäßig in Tierdichtungen auftreten. Sieben Zweige des Roman de Renart gehen direkt auf Y. zurück, → Heinrichs Reinhart Fuchs orientiert sich wiederum direkt am altfranzösischen Text. Die zentrale Eigenschaft des Wolfes ist seine unermessliche (Fress-)Gier, die er unter Mönchen am besten zu befriedigen vermag und die ihm letztlich auch zum Verhängnis wird. Von dieser Prämisse nährt sich die Satire auf klerikale Auswüchse, die hier u. a. durch die ehemaligen Mönche Anselm und Eugen (s. o.) vertreten sind – nicht zufällig trägt der Mönch Y. zusätzlich die Titel «Abt» (Eugen) und «Bischof» (Anselm). In parodisierten Kirchenritualen nden die scharfen Angriffe ihren wiederkehrenden Höhepunkt: So zapft etwa der durstige Wolf im Weinkeller alle Fässer an und lässt sie auslaufen, bis er in Wein schwimmt. Den aufgebrachten Mönchen gegenüber erklärt er, dass er damit seinen Wert als neuartigen Bischof, den Mönchsbischof, beweisen wolle; er überträfe in seiner räuberischen und verschwenderischen Natur alle Weltgeistlichen. Daraufhin ‹weihen› ihn seine Brüder, indem sie ihn mit Flöhen ‹einölen› und ihm Pferdegeschirr als Pallium anlegen. Erzählt wird in elegischen Distichen. Der Verfasser beweist in Wortschatz und Gestaltungsvermögen eine große Kenntnis antiker Literatur (neben → Ovid u. a. → Vergil, → Cato oder Horaz). Sein Stil lebt von raffinierten und pointenreichen Dialogen, die mit vielen ironischen Metaphern angereichert sind; die Handlungsentwicklung tritt zugunsten der beißenden Rhetorik in den Hintergrund. Die Beschreibung der ‹verkehrten Welt› durch die Sau Salura gipfelt in einer apokalyptischen Vision (Winter wird zu Sommer, Land wird zu Meer). Sie lässt nicht nur an Bibelpassagen denken, sondern
. Hälfte . Jh. auch an die Deukalionische Flut in den Metamorphosen des Ovid. In Flandern entstand um vermutlich auch der Y. abbreviatus: Eine Bearbeitung der Episoden über den kranken Löwen (III) und die Wallfahrt der Ricke (IV, –) – in der Satire getilgt und die Dialoge gekürzt. Der Y. a. bezeugt neben den zahlreichen Y.-Sprüchen in Florilegien die große Popularität der Dichtung, ungeachtet des ungewöhnlich schwer verständlichen Lateins. Ü: A: Lüttich, UB, Cod. A (Perg., erste Hälfte . Jh.). – B: Paris, Bibl. Nationale, lat. (Perg., . Jh.). – C: Brüssel, Kgl. Bibl., No. (Pap., . Jh.; vier Lagen sind verloren). – D: Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., (), r–v (Perg., . Jh.). – E: Lüttich, UB, C (Perg., . Jh.). – f: Gent, UB, Hs. , – (./. Jh.). – g: Douai, StB, , v–v (. Jh.; enthält Zeilen) – h: Berlin, SBB, Ms. Diez. B Sant. , v–r (Perg., ./. Jh.; enthält Zeilen, u. d. T. «magister Nivardus de Ysengrino et Reinardo»). – i: Ebd., Ms. theol. lat. fol. , v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh.; enthält Zeilen). – k: Douai, StB, (enthält Zeilen). – l: Sraßburg, Ehem. Johanniterbibl., Hs. C (enthält Zeilen). – m: Wolfenbüttel, HAB, Cod. Helmst., b (enthält Zeilen). – n: Ebd., Cod. Gud. lat. , r–r (Ende . Jh.; Im Troilus von Albert von Stade sind Zeilen enthalten [= III. , V , VI f.]). – o: Paris, Bibl. Nationale, lat. , – (in die Y.-Auszüge sind fremde Passagen eingefügt). – p: Paris, Bibl. Nationale, lat. , v–r (Y.-Auszüge u. d. T. «Flosculi Balduini Ceci»). – q: Berlin, SBB, Ms. lat. fol. , v–v (Pap., . Jh.; Y.-Auszüge u. d. T. «Proverbia Bernardi»). – r: Erfurt, UB, Dep. Erf. CA. ° , v–r (. Jh.; in die Y.-Auszüge sind fremde Passagen eingefügt). – (Weitere Details vgl. Voigt [s. Ausg.] S. III–XV, CXLVII; YAuszüge nden sich ferner im Florilegium, das von Arnold Gheylhoven von Rotterdam kompiliert wurde, vgl. Mann [s. Übers.] S. ). A: Franz Joseph Mone (Hg.): Reinardus Vulpes. Stuttgart/Tübingen . – Ernst Voigt (Hg.): Ysengrimus. Halle/Saale (Nachdr. Hildesheim ). Vgl. dazu. Albert Schönfelder: Textänderungen zu Ysengrimus In: ZfdA () S. . – Y. abbreviatus: Jacob Grimm: Reinhart Fuchs. Berlin , S. –. – Lieven van Acker (Hg.): L’Ysengrimus abbreviatus. In: Latomus () S. –. – Mann (s. Übers.) S. –.
. Hälfte . Jh. Ü: Jozef van Mierlo: Magister N.’ Isengrimus. Utrecht . – Albert Schönfelder: Isengrimus Das ämische Tierepos aus dem Lat. verdeutscht (Nd. Stud. ). Münster . – Horst Kusch: Einf. in das lat. MA. Bd. : Dichtung. Berlin , S. –. – Karl Langosch: Waltharius. Ruodlieb. Märchenepen. Lat. Epik des MA mit dt. Versen. Darmstadt , S. –. – Francis J. und Eleanor Sypher: Ysengrimus by Magister N. New York . – Elisabeth Charbonnier: Recherches sur l’Ysengrimus (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ). Wien . – Jill Mann: Ysengrimus. Text with Translation, Commentary and Introduction (Mlat. Stud. und Texte ). Leiden . L: Jill Mann, VL () Sp. –. – Frank Rainer Jacoby: Ysengrimus. In: DMA () S. –. – De Boor/ Newald () S. . – Anette Syndikus, Killy () S. –. – Léonard Willems: Étude sur ‹l’Ysengrinus› (Recueil de travaux publ. par la Faculté de Philos. et Lettres. Univ. de Gand ). Gent . – Ders.: N. In: Biographie nationale. Hg. v. L’Académie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique. Bd. . Brüssel , S. –. – Jozef van Mierlo: Het vroegste dierenepos in de letterkunde der Nederlanden. Isengrimus van Magister N. Antwerpen/ Brüssel u. a. . – Samuel Singer: Sprichwörter des MA. Bd. : Von den Anfängen bis ins . Jh. Bern , S. –. – Hans Robert Jauss: Unters. zur ma. Tierdichtung (Zs. für romanische Philologie. Beiheft ). Heidelberg , S. –, –. – Lieven van Acker: Parodiërende Elementen in N.’ Ysengrimus. In: Handelingen der Koninklijke Zuidnederlandse Maatschappij voor Taal- en letterkunde en Geschiedenis () S. –. – John F. Flinn: Le Roman de Renart dans la littérature française et dans les littératures étrangères au moyen âge (Univ. of Toronto romance series ). Paris/Toronto . – Ute Schwab: Gastmetaphorik und Hornarithmetik im ‹Ysengrimus›. In: Studi medievali Ser. () , S. –. – Léopold Peeters: Zu Y. Liber Secundus vv. –. ‹Celebrant›. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Walter Berschin: Sancti Gereonis columna. Zu Ysengrimus II ff. und IV f. In: Aspects of the Medieval Animal Epic. Proceedings of the International Conference, Louvain, May –, (Mediaevalia Lovaniensia , ). Hg. v. Edward Rombauts/Andries
Nivardus von Gent Welkenhuysen. Leuven , S. –. – Fritz Peter Knapp: Materialistischer Utilitarismus in der Maske der Satire: Magister N. ‹Ysengrimus›. In: Mlat. Jb. () S. –. – Ders.: Similitudo: Stil- und Erzählfunktion von Vergleich und Exempel in der lat., französischen und dt. Großepik des HochMA (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – J. Mann: ‹Luditur illusor›. The Cartoon World of the Ysengrimus. In: Neophilologus () S. –. – F. P. Knapp: Das lat. Tierepos (Erträge der Forschung ). Darmstadt , S. –. – Donald Neal Yates: The Cock-andFox Episodes of ‹Isengrimus›, attributed to Simon of Ghent. A Literary and Historical Study. Diss. Chapel Hill . – L. Peeters: Kirchliches Leben und kirchliche Politik im Ysengrimus. In: Third International Beast Epic, Fable, and Fabliau Colloquium. Hg. v. Jan Goossens/Timothy Sodmann (Nd. Stud. ). Köln , S. –. – Adrian van den Hoven (Hg.): Le Roman de Renard. On the Beast Epic (Canadian Journal of Netherlandic Stud., Sondernr. ,). Windsor/Ontario . – Jef van Haver: Reinaert en I. Volkskundig Vergeleken. In: Liber memorialis P. J. Vandenhoute –. Red. v. Herman Burssens. Gent , S. –. – J. Mann: Proverbial wisdom in the Ysengrimus. In: New Literary History () S. –. – D. N. Yates/Richard Hunter Rouse: The extracts from Ysengrimus in Paris B.N. lat.. In: Mlat. Jb. () S. –. – Uwe Ruberg: Verwandtschaftsthematik in den Tierdichtungen um Wolf und Fuchs vom MA bis zur Aufklärungszeit. In PBB (Tüb.) S. –. – Wilfried Schouwink: When Pigs Consecrate a Church. Parodies of Liturgical Music in the Ysengrimus and Some Medieval Analogies. In: Reinardus () S. –. – Ludwig Gompf: Köln und die Zahl Elf im Ysengrimus. In: Mlat. Jb. () S. –. – Jan M. Ziolkowski: Talking animals. Medieval Latin beast poetry, – (Middle Ages Series). Philadelphia . – Dennis J. Billy: The Ysengrimus as hermeneutical satire. In: The American Benedictine Review () S. –. – Jean Dufournet: Ysengrimus. In: Medieval France. An Encyclopedia. Hg. v. William W. Kibler/Grover A. Zinn (Garland encyclopedias of the Middle Ages / Garland reference library of the humanities ). New York , S. . – Wilhelm Heizmann: Die Pharaildis-Überl. im mlat. Tierepos ‹Ysengrimus›. In: Jb. der Brüder-Grimm-Ges. () S. –. – Fidel Rädle: Der Prozeß gegen den
Vom Rechte Wolf (‹Ysengrimus›, Buch III). In: Lit. und Recht. Literarische Rechtsfälle von der Antike bis in die Gegenwart. Hg. v. Ulrich Mölk. Göttingen , S. –. – Paul W. M. Wackers: Ysengrimus. In: A Dictionary of Medieval Heroes. Characters in Medieval Narrative Traditions and Their Afterlife in Literature, Theatre and Visual Arts. Hg. v. Willem Pieter Gerritsen/Anthony G. van Melle. Woodbridge , S. –. – Elisabeth Hesse: Der Fuchs und die Wöl n. Ein Vergleich der Hersanthandlung im ‹Ysengrimus›, im ‹Roman de Renart› und im ‹Reinhart Fuchs›. In: Schwierige Frauen – schwierige Männer in der Lit. des MA. Hg. v. Alois M. Haas/Ingrid Kasten. Bern , S. –. – J. Mann: The Satiric Fiction of the Ysengrimus. In: Reynard the Fox. Social Engagement and Cultural Metamorphoses in the Beast Epic from the Middle Ages to the Present. Hg. v. Kenneth Varty (Polygons. Cultural Diversities and Intersections ). New York , S. –. – Jean-Yves Tilliette: La peau du loup, l’Apocalypse. Remarques sur le sens et la construction de l’Ysengrimus. In: Médiévales () S. –. – Cornelio Del Zotto: Names in Mediaeval Sources – Germ. Tieronomastik im Ysengrimus. In: Onoma () S. –. – Wim Verbaal: Wolven op de Blandijn. Gentse kanttekeningen bij de Y. In: Handelingen der Maatschappij voor Geschiedenis en Oudheidkunde te Gent Ser. NR () S. –. – Christel Meier: Dialog- und Redestrategien im ‹Ysengrimus›. Ein Beitr. zur Kommunikation der Verstellung. In: Norm und Krise von Kommunikation. Inszenierungen literarischer und sozialer Interaktion im MA. Hg. v. Alois Hahn u. a. (Gesch.: Forschung und Wiss. ). Münster , S. –. FA Vom Rechte. – Gereimte P ichtenlehre, um – (?). V. R. ist anonym in der sog. Millstätter Handschrift überliefert. Dort geht der Text unmittelbar der → Hochzeit voraus. Aufgrund von sprachlichen, motivischen und stilistischen Übereinstimmungen hat die Forschung für V. R. und die Hochzeit manchmal auch den gleichen Autor oder Redaktor vermutet. Dies ist jedoch nicht sicher beweisbar. Für den unbekannten Verfasser von V. R. wird eine alemannische Herkunft angenommen. Wie predigtähnliche Züge des Texts nahelegen, könnte es sich um einen Geistlichen gehandelt haben. Die Datierung des Gedichts ist unsicher und wird mal um / angesetzt, mal um
. Hälfte . Jh. . Die teils lückenhaft erhaltene Dichtung umfasst Verse mit überwiegend reinen Reimen. Die Reimpaarverse des Gedichts sind in der Millstätter Handschrift als fortlaufender Text mit trennenden Reimpunkten notiert. Friedrich Maurers Einteilung von V. R. in Langzeilenstrophen ist heute umstritten. Im Mittelpunkt von V. R. steht das «reht» als Aus uss einer göttlich begründeten Ordnung, in die sich der Mensch durch die gewissenhafte Erfüllung bestimmter P ichten einfügen soll. In den einleitenden Versen wird zunächst Gott als «rehtir rihtaere» vorgestellt, dessen Recht der Mensch verp ichtet ist. Im ersten Hauptteil des Texts (V. –) werden drei zentrale P ichten des Menschen konkretisiert: Treue, Wahrhaftigkeit und gegenseitige Gerechtigkeit im Umgang mit Anderen. In einem zweiten Hauptteil (V. –) wendet sich V. R. spezielleren P ichten zu, die für Herren und ihre Untergebenen, Ehepaare sowie Priester gelten. So soll z. B. ein Herr seine Knechte führen und belehren; Eheleute sollen wie ein einziger Leib sein. Die Schlussverse versprechen dem rechts- und damit gottesfürchtigen Menschen, er müsse den Tod nicht fürchten und werde das ewige Licht nden. Wie die Hochzeit ist V. R. von repetitiver Formelhaftigkeit geprägt, die möglicherweise das Einprägen des Textes erleichtern sollte. Dreiergliederungen strukturieren das Gedicht, etwa die drei P ichten im ersten Hauptteil. Der Sprecher von V. R. äußert sich überwiegend im apodiktischen und unpersönlichen Ton einer Autorität, bezieht aber durch den Gebrauch der Wir-Form manchmal auch sein Publikum ein. Damit gleicht V. R. im Duktus häu g einer Predigt. Die früher vorgenommene Bezeichnung von V. R. als Reimpredigt ist jedoch teilweise revidiert worden, da etwa der thematische Bezug auf eine Bibelstelle fehlt. In den Text sind Exempla und Bilder einge ochten, die u. a. allegorisch, moralisch oder typologisch ausgelegt werden. In einem Exempel roden Herr und Knecht zusammen einen Wald, ein anderes Exempel schildert ein Gottesurteil mit Feuerprobe. Das Verhältnis von Herren und Dienern wird unter Rückgriff auf den Fall des abtrünnigen Engels Luzifer erläutert. Die Bildwelt des Textes ist dör ich bzw. bäuerlich geprägt. Wahrscheinlich sollte so ein aus Laien bestehendes Publikum angesprochen werden. Auch die positive Bewertung
. Hälfte . Jh. ehelicher Sexualität im Text weist in diese Richtung und spricht gegen eine geistliche Zielgruppe. Ü: Klagenfurt, Landesarch., cod. Geschichtsver. /, v–r (Perg., um , bair.-österr.). – Die Seitenangaben der Hs. wurden gegenüber Ganz (s. Lit.) korrigiert nach http://www.handschriftencensus.de/. A: Dt. Sprach-Denkmale des zwölften Jh. Hg. v. Theodor Georg von Karajan. Wien (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Kleinere dt. Gedichte des XI. und XII. Jh. Hg. v. Albert Waag. Halle , S. –. Neuausg. hg. v. Werner Schröder, Tübingen , S. –. – Die religiösen Dichtungen des . und . Jh. . Hg. v. Friedrich Maurer. Tübingen , S. –. – Millstätter Genesis und Physiologus Hs. Sammel-Hs. / des Geschichtsvereines für Kärnten im Kärntner Landesarch., Klagenfurt. Hg. v. Alfred Kracher. Graz (Faks.). – Frühe dt. Lit. und lat. Lit. in Deutschland, –. Hg. v. Walter Haug/ Benedikt K. Vollmann (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. – Frühmhd. Lit. Hg. v. Gisela Vollmann-Profe. Stuttgart , S. –, –. – Vom Rechte. Sul diritto. Hg. v. Claudia Händl. Pisa . Ü: Haug/Vollmann (s. Ausg.). – Vollmann-Profe (s. Ausg.). – Händl (s. Ausg.; italienische Übersetzung). L: Ehrismann / () S. – u. ö. – Peter F. Ganz, VL () Sp. –. – Ernst Hellgardt: Die Hochzeit. In: Killy () S. f. – Ders./Red., ebd. () S. f. – Carl von Kraus: V. R. und ‹die Hochzeit›. Eine litterar-hist. Unters. (Sb. der kaiserlichen Akad. der Wiss. in Wien ,) Wien (vgl. dazu: Edward Schröder, in: AfdA , , S. –). – Alwin Hanisch: Zum Gedichte v. R. Leipzig . – Albert Leitzmann: Zu R. und ‹Hochzeit›. In: PBB () S. –. – Ulrich Pretzel: Frühgesch. des dt. Reims. Leipzig , S. –. – Marie P. Buttell: Religious Ideology and Christian Humanism in German Cluniac Verse. Washington , S. –. – Ingeborg Schröbler: Das mhd. Gedicht V. R. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Friedrich Maurer: Langzeilenstrophen und fortlaufende Reimpaare. In: Der Deutschunterricht () H. , S. – (wieder in: Ders.: Dichtung und Sprache des MA. Gesammelte Aufsätze. Bern u. a. , S. –). – Ruth Bessling: Die Denkmäler der Millstätter Hs. V. R., ‹Die Hochzeit›, ‹Physiologus›, ‹Millstätter Sündenklage›. Eine grammati
Rittersitte sche Unters. Diss. Hamburg . – Stephan Speicher: V. R. Ein Komm. im Rahmen der zeitgenössischen Literaturtradition (GAG ). Göppingen . – Haug/Vollmann (s. Ausg.) S. –. – Robert G. Sullivan: The Concept of ‹Reht› (Iustitia) in Early Middle High German Religious Literature. Diss. Madison/Wisconsin , passim. – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. – u. ö. – Inga Persson: Ehe und Zeichen. Stud. zur Eheschließung und Ehepraxis anhand der frühmhd. religiösen Lehrdichtungen V. R., ‹Hochzeit› und ‹Schopf von dem lône› (GAG ). Göppingen . – R. G. Sullivan: Justice and the Social Context of Early Middle High German Literature. New York u. a. , passim. – Maria Grimaldi: Immagini e Temi in V. R. e ‹Die Hochzeit›. Analogie e Divergenze. In: Annali. dell’Università degli Studi di Napoli ‹L’Orientale›, Sezione germanica NS () S. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte : Mhd. vor- und frühhö sche Lit. Wien , S. –. – Rüdiger Schnell: Sexualität und Emotionalität in der vormodernen Ehe. Köln u. a. , S. –. – Peter Dinzelbacher: Das fremde MA. Gottesurteil und Tierprozess. Essen , S. f. MM Rittersitte. – Rheinfränkisches Lehrgedicht, . Jh. In dem nur fragmentarisch erhaltenen Gedicht ( unvollständige Zeilen) werden einem «iuncherri» (Z. ) – das Wort «ritter» kommt im gesamten Text nicht vor, dagegen «tegin» und zweimal «helidi» – praktische Ratschläge für eine gute Lebensführung erteilt. Es geht u. a. um richtiges Verhalten im Kampf und bei der Jagd sowie um den Frauendienst. Der die Welt des hö schen Adels kennende und respektierende Verfasser war höchstwahrscheinlich ein Geistlicher (vgl. dazu u. a. die Aufforderungen zum Kirchenbesuch [Z. –] und zur Sorge für die Klöster [Z. ]). Ü: Wien, ÖNB, Cod. Adligat, v (Perg., letztes Viertel . Jh., rheinfränkisch; Bl. I–V ursprünglich Makulatur von Cod. , nun am Schluss beigebunden, Fragm. einer lat. Bibelhandschrift des . Jh.; vgl. www.handschriftencensus.de).
Pfaffe Lambrecht A: Menhardt (s. Lit.) S. – (mit vielen unsicheren Stellen). L: De Boor/Newald () S. f. – Werner Schröder, VL () Sp. f. – Hermann Menhardt: R. Ein rheinfränkisches Lehrgedicht des . Jh. In: ZfdA () S. –. – Horst Wenzel: Frauendienst und Gottesdienst. Stud. zur Minne-Ideologie (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. – u. ö. – Joachim Bumke: Stud. zum Ritterbegriff im . und . Jh. . Au . mit einem Anhang: Zum Stand der Ritterforschung (Beihefte zum Euph. ). Heidelberg . – Gisela Vollmann-Profe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . BJ Pfaffe Lambrecht. – Verfasser einer Legende und eines Alexanderromans, Mitte . Jh. Der Name L.s wird zusammen mit seinen Werken überliefert. Im einleitenden Gebet der legendenhaften Tobias-Dichtung heißt es: «des biddit der paffe Lambrecht». Auch die autornächste Vorauer Fassung des Alexander (A.) nennt L. am Anfang: «iz tihte der phaffe Lampret». Die zweite Nennung am Schluss des in dieser Fassung nur fragmentarischen A. («der gute phaffe Lampret») dürfte auf den Schreiber zurückgehen. Die Werke L.s sind in moselfränkischer Schreibsprache verfasst worden. Diese ist im Textzeugen des Tobias (T.) noch rudimentär erhalten und im Vorauer A. anhand reimgebundener Wörter erschließbar. Deutliche Bezüge im T. auf Trier sind ein möglicher Hinweis auf eine Herkunft L.s aus der Moselstadt. Intertextuelle Abhängigkeiten legen eine Abfassung des T. vor dem A. nahe. Das nur fragmentarisch überkommene Legendenwerk könnte noch in Trier entstanden sein. Die erhaltenen Verse geben das erste Kapitel des alttestamentlichapokryphen Liber Tobie wieder, doch bezieht sich L. auch auf weitere alttestamentliche Bücher (Kön, Spr, Jona, Jes). T. wird als moralisch-exempelhafter Heiliger dargestellt, wobei L. die Chronologie der Quelle nicht durchweg aufrecht erhält. Dafür versetzt er den Text mit lehrhaften Zusätzen, wodurch seine Bearbeitung predigtartige Züge zeigt. Es geht L. primär um die pragmatisch-moralische Verwertbarkeit des Stoffes. Mit dieser Intention korreliert die trocken-lehrhafte und trotz überwiegend reiner Reime und regelmäßiger Vierhebigkeit wenig kunstvolle sprachliche Gestaltung. Gegliedert
Mitte . Jh. ist der überlieferte Text in acht kurze Abschnitte, deren Überschriften in der Handschrift aber zumeist wohl vom Schreiber herrühren. Dem A.-Lied L.s kommt in der dt. Literaturgeschichte ein besonderer Stellenwert zu. Es ist die erste deutschsprachige Alexanderdichtung überhaupt und außerdem der erste bekannte dt. Text, der auf einer französischen Vorlage beruht. Damit begründet L. gleich zwei bedeutende literarische Traditionen. Dass der A. gegenüber dem T. lebendiger erzählt ist und somit höheren Unterhaltungswert hat, dürfte der Vorlage geschuldet sein. Von ihr, dem Alexandre des Alberich von Bisinzo, sind allerdings nur Verse erhalten (die Versen bei L. entsprechen). Die Dichtung Alberichs dürfte um entstanden sein. Einen weiteren terminus post quem für den A. bieten dessen Angaben zum «kunig scar» (V. – im Vorauer A.), die vermutlich auf der → Kaiserchronik (V. –) beruhen. Das legt eine Entstehung des A. in den er Jahren des . Jh. nahe, womöglich wie die Kaiserchronik in Regensburg. Der wahrscheinlich ältere T. dürfte damit vor verfasst worden sein. Der valideste Terminus ante quem für den A. ist die → Vorauer Handschrift aus dem letzten Viertel des . Jh. mit der autornächsten Fassung. Die in zeitlicher Nähe entstandene sprachlich-stilistische Überarbeitung der Dichtung L.s im → Straßburger A. wird im Rolandslied des Pfaffen → Konrad zitiert. Der Straßburger A. dürfte also um / entstanden sein, was die Datierung der Vorauer Fassung stützt. Eine weitere selbstständige Redaktion ist der → Basler A., der ein Werk des . Jh. sein dürfte aber erst im . Jh. tradiert wird. Beide Bearbeitungen – Straßburg und Basel – beruhen vermutlich auf einer (nur philologisch erschließbaren) sehr zeitnahen «Fortsetzung X», welche die Erzählung des Vorauer A., die nur bis zu den Perserkriegen reicht, bis zu A.s Tod fortführt. Der Prolog des Vorauer A. benennt den Vorlagenautor Alberich, beruft sich aber auch auf die biblische Autorität des ersten Makkabäerbuches, das kurz von A. berichtet. In Anlehnung an Salomo und in Bezug auf den «vanitas vanitatum»-Topos stellt L. die literarische Tätigkeit als Mittel gegen Müßiggang und Eitelkeit dar. A. wird im Folgenden zwar als herausragender Herrscher und Feldherr dargestellt, aber L. bringt – abweichend von Alberich – auch Kritik vor, dies vor allem hinsichtlich der Zerstörungen der Feldzüge, der Kriegstoten und des Übermuts A.s. Zwar versucht L. sei
Mitte . Jh. nen Helden, gegen dessen Heidentum er durchaus Vorbehalte hegt, biblisch zu legitimieren, doch bleibt die Einbindung A.s in die Heilsgeschichte in L.s Werk ober ächlich. Keinen Niederschlag ndet bei L. die über die pseudo-kallisthenische Tradition vermittelte Abkunft A.s vom Zauberer Nectanebus (der Basler A. hingegen wird diese Genealogie übernehmen). Bemerkenswert ist, dass L. offensichtlich Kenntnisse von der dt. Heldensage hatte. So räumt er dem gegenüber den Persern siegreichen A. nicht nur einen höheren Stellenwert als den trojanischen Helden Achill, Hektor, Paris und Nestor ein (V. f.), sondern setzt auch Bezugspunkte zur dt. Tradition, wenn er A. gegenüber Hagen, Wate, Herwig und Wolfwin hervorhebt (V. und , vgl. auch → Kudrun). Inhaltlich bietet L. nur einen kurzen Ausschnitt der Vita: A.s ritterliche, künstlerische und wissenschaftliche Erziehung durch sechs Lehrer (darunter Aristoteles), erste Befriedungszüge des Makedonen und seine Auseinandersetzungen mit dem Perserkönig Darius bis zu dessem Tod. Der Schluss des Werkes erfolgt abrupt mit der Enthauptung des Darius durch A. ohne dass vorher die entsprechende Schlacht «ze Mesopotamie» geschildert worden wäre. Dieser behelfsmäßige, unhistorische und überstürzte Abschluss ist mit großer Sicherheit Zutat eines späteren Bearbeiters oder des Schreibers, dem nur ein fragmentarischer Text vorlag. In den Schlussversen beruft sich dieser anonyme Bearbeiter auf die beiden Autoren L. und Alberich. L. scheint seiner provenzalischen Vorlage und ihrem epischen Berichtstil relativ treu geblieben zu sein – ein abschließendes Urteil fällt jedoch angesichts der schmalen Vergleichsbasis schwer. Im parataktischen Stil reiht L. Szenen aneinander und gestaltet die Übergänge mit formelhaften Wendungen. Die Überführung der Vorlage in dt. Reimpaarverse dürfte nicht immer leicht gewesen sein und so ist die Reimreinheit hier nicht Bedingung und die Taktfüllung sowie Taktzahl sind frei. Rezipiert wurde L.s A.-Lied offensichtlich primär über die Bearbeitung des Straßburger A. (Pfaffe Konrad, → Eilhart von Oberg, → Heinrich von Veldeke). Kritisiert wurde L. von → Rudolf von Ems in dessen A. Rudolf hebt neben historiographischen vor allem formale Mängel hervor: «ez hat ouch nach den alten sitn / stump iche, niht wol besnitn / ein Lampreht getihtet / von welsch in tiutsch berichtet» (V. –). Welche Fassung des Werkes Rudolf vorlag und zur Kritik animierte,
Pfaffe Lambrecht ist offen. Auf den formal geglätteten Straßburger A. kann sich Rudolf schwerlich bezogen haben, denkbar wären so der Vorauer A. selbst oder die «Fortsetzung X». Ü: Tobias: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. Mgq (vormals Berlin, SBB, Mqq ) v ( Perg.-Doppelbll., Anfang . Jh., mitteldt.-nd.). – Vorauer Alexander: Vorau, Stiftsbibl., Cod. (früher XI) ra–va (Perg., letztes Viertel . Jh., bair.-österr.). In der redaktionellen Einrichtung der Hs. erscheint der A. an der Schnittstelle von AT und NT (zwischen Die → jüngere Judith und Frau → Avas Leben Jesu). A Tobias: Hermann Degering: Neue Funde aus dem zwölften Jh. In: PBB () S. –, hier S. –. – Hans Ernst Müller: Die Werke des Pfaffen Lamprecht. Nach der ältesten Überl. (Münchener Texte ). München , S. – (diplomatisch). – Friedrich Maurer: Die religiösen Dichtungen des . und . Jh. Bd. . Tübingen , S. – (interpretiert die From als «binnengereimte Langzeilenstrophe»). – Vorauer Alexander: Joseph Diemer: Dt. Gedichte des XI. und XII. Jh. Wien (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Faks.). – Heinrich Weismann: A. Gedicht des . Jh. vom Pfaffen Lamprecht. Urtext und Übers. nebst geschichtlichen und sprachlichen Erläuterungen, sowie der vollständigen Übersetzung des Pseudo-Kallisthenes und umfassenden Auszügen aus den lat., französischen, englischen, persischen und türkischen Alexanderliedern. Frankfurt/M. (Nachdr. Hildesheim/ New York ). – Karl Kinzel: Lamprechts Alexander. Nach den drei Texten. Mit dem Fragm. des Alberic von Besançon und den lat. Quellen (Germanistische Handbibl. ). Halle , S. –. – H. E. Müller (s. o.) S. –. – F. Maurer: Das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht. Das Rolandslied des Pfaffen Konrad (Dt. Lit./Geistliche Dichtung des MA ). Leipzig (Nachdr. Darmstadt ). – Ders.: Die religiösen Dichtungen. Bd. (s. o.) S. –. – Frühmhd. Lit. Mhd./ Nhd. Auswahl, Übersetzung und Komm. v. Gisela Vollmann-Profe (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. –. – Pfaffe L. Alexanderroman. Mhd./Nhd. Hg., übers. und komm. v. Elisabeth Lienert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. –. Ü: Das Alexanderlied des Pfaffen L. in nhd. Übertragung nebst Einleitung und Komm. v. Richard Eduard Ottmann (Bibl. der
Pfaffe Lambrecht Gesamtlitt. des In- und Auslandes /). Halle . – Gisela Vollmann-Profe (s. Ausg.). L: (s. auch → Straßburger A., → Basler A.) [Elias von] Steinmeyer, ADB () S. . – Ehrismann / () S. –, –. – De Boor/Newald () Reg.; () Reg. – Marianne Ott-Meimberg, NDB () S. –. – Werner Schröder, VL () Sp. –. – Adam J. Otterbein, LexMA () Sp. . – Rolf Eckart: Alexanderlied. In: KNLL () S. f. – Christian Kiening, Killy () S. –. – Kinzel (s. Ausg. ‹A.›) S. IX–LXXX. – Wilhelm Wilmanns: Rezension Ausg. Kinzel. In: Göttingische Gelehrte Anzeigen () S. –. – Ders.: Zum Rolands- und Alexanderliede. In: ZfdA () S. –. – Joachim Kuhnt: Lamprechts A. Lautlehre und Unters. der Verfasserfrage nach den Reimen. Diss. Greifswald . – Degering (s. Ausg. T.) S. –. – Joris Vorstius: Die Reimbrechung im frühmhd. Alexanderliede. Diss. Marburg . – Anton Wallner: Pfaffendichtung : Lamprechts T. und A. In: PBB () S. –. – Jan van Dam: Zur Vorgesch. des hö schen Epos. Lamprecht, Eilhart, Veldeke (Rheinische Beitr. und Hilfsbücher zur germ. Philologie und Volkskunde ). Bonn . – Helmut de Boor: Vom Vorauer zum Straßburger A. In: Frühmhd. Stud. Zwei Unters. Halle , S. –. – Ders.: Frühmhd. Sprachstil I. In: ZfdPh () S. –; () S. – passim. – Edward Schröder: Die dt. Alexanderdichtung des . Jh. In: Göttingische Gelehrte Nachrichten. Phil.-hist. Kl. () S. –. – Ludwig Denecke: Ritterdichter und Heidengötter (–) (Form und Geist ). Leipzig , S. –. – Elisabeth Grammel: Stud. über den Wandel des Alexanderbildes in der dt. Dichtung des . und . Jh. (Diss. Frankfurt/ M.) Limburg/Lahn . – Arthur Hübner: A. der Grosse in der dt. Dichtung des MA. In: Die Antike () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur dt. Philologie. Hg. v. Hermann Kunisch/Ulrich Pretzel. Berlin , S. –). – Eberhard Sitte: Die Datierung von Lamprechts A. (Hermaea ). Halle (Nachdr. Tübingen ). – Cola Minis: Pfaffen Lambrehts ‹T.› und ‹A.›. In: Neophilologus () S. –. – Ders.: Hs. und Dialekt des Vorauer A. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Günther Jungbluth: Ein Topos in Lamprechts A.? In: GRM
Mitte . Jh. () S. f. – C. Minis: Über die ersten volkssprachigen A.-Dichtungen. In: ZfdA (/) S. –. – Friedrich P ster: Dareios von A. getötet. In: Rheinisches Mus. NF () S. –. – W. Schröder: Zum vanitas-Gedanken im dt. Alexanderlied. In: ZfdA () S. –. – C. Minis: Er inpfete das erste ris. Rede uitgesproken bij de aanvaarding van het ambt van gewoon hoogleraar in de out-Germaanse lologie [...]. Amsterdam , S. –. – Wolfgang Fischer: Die Alexanderliedkonzeption des Pfaffen L. (Medium aevum ). München . – Jürgen Brummack: Die Darstellung des Orients in den dt. Alexandergesch. des MA (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , Reg. – Hans Sklenar: Stud. zum Bild des Orients in vorhö schen dt. Epen (Palaestra ). Göttingen , S. –. – C. Minis: Zum Problem der frühmhd. Langzeilen. In: ZfdPh () S. –, hier S. –. – Ferdinand Urbanek: Umfang und Intention von Lamprechts Alexanderlied. In: ZfdA () S. –. – Alois Wolf: Strophisches, abschnitthaftes und fortlaufendes Erzählen in früher dt. Epik des MA. In: FS Hans Eggers. Hg. v. Herbert Backes/Birgitta Mogge. Tübingen , S. –, hier S. –. – Herwig Buntz: Die dt. Alexanderdichtung des MA (Slg. Metzler ). Stuttgart , Reg. – C. Minis: Über die Hildestelle in Lambrehts ‹A.›. In: ABäG () S. –. – Antje Mißfeldt: Die Abschnittsgliederung und ihre Funktion in mhd. Epik. Erzähltechnische Unters. zum ‹König Rother›, Vorauer und Straßburger ‹A.›, ‹Herzog Ernst› (B) und zu Wolframs ‹Willehalm› unter Einbeziehung altfranzösischer Laissentechnik (GAG ). Göppingen . – Joachim Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland, –. München , S. –. – C. Minis: A.s Kampf gegen den König Nikolaus in den dt. ‹A.›-Dichtungen. In: In Diutscher Diute. FS Anthony van der Lee. Hg. v. M. A. van den Broek/G. J. Jaspers (ABäG ). Amsterdam , S. –. – C. Minis: Zum Schluß v. L.s ‹A.›, zur Gesch. der Blumenmädchen im Straßburger A. und zu dessen Verhältnis zu der ‹Eneide› von Veldeke. In: Thomas Klein/C. Minis: Zwei Stud. zu Veldeke und zum ‹Straßburger A.› (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ). Amsterdam , S. –. – Trude Ehlert: Deutschsprachige Alexanderdichtung des MA. Zum Verhältnis von Lit. und Gesch. (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. , Reg. –
. Hälfte . Jh. Willi Erzgräber (Hg.): Kontinuität und Transformation der Antike im MA. Veröff. der Kongreßakten zum Freiburger Symposion des Mediävistenverbandes. Sigmaringen (zahlreiche Beitr. zum A., s. Reg.). – Marjatta Wis: Der Pfaffe Lamprecht als Interpret eines Passus in der Alexanderdichtung Alberics von Pisancon. In: Neuphilologische Mitt. () S. –. – Adele Cipolla: ‹... er hetez in walhisken getihtet. nu sol ich es iuh in dutisken berihten›. Aspetti e problemi dell’ opera di traduzione nella recensione V dell’ ‹Alexanderlied› In: Teoria e pratica della traduzione nel mediovevo germanico. Hg. v. Maria Vittoria Molinari. Padua , S. –. – Vollmann-Profe (s. Ausg.) S. –. – Christoph Mackert: Die Alexandergesch. in der Version des ‹Pfaffen› L. Die frühmhd. Bearbeitung der Alexanderdichtung des Alberich von Bisinzo und die Anfänge weltlicher Schriftepik in dt. Sprache (Beih. zu Poetica ). München . – Ders: Die Alexanderdichtungen des Alberich von Bisinzo und des Pfaffen L. und die Historia de preliis. Zur möglichen Bedeutung von Quellenunters. für die Frage nach dem ‹Sitz im Leben›. In: ‹Ze hove und an der strâzen›. Die dt. Lit. des MA und ihr ‹Sitz im Leben›. FS Volker Schupp. Hg. v. Anna Keck/Theodor Nolte. Stuttgart/Leipzig , S. –. – Albrecht Classen: The Amazing East and the Curious Reader: Twelfth-Century World Exploration through a Writer’s Mind: Lamprecht’s A. In: Orbis litterarum () S. –. – Jan Cölln: Der Heide als Vorbild für christliche Weltherrschaft. Zur geistlichen Funktionalisierung A.s in L.s Dichtung. In: Internationalität internationaler Literaturen. Beitr. zum ersten Symposium des Göttinger SFB . Hg. v. Udo Schöning. Göttingen , S. –. – J. Cölln: Arbeit an Alexander. Lamprecht, seine Fortsetzungen und die hsl. Überl. In: Alexanderdichtungen im MA. Kulturelle Selbstbestimmung im Kontext literarischer Beziehungen (Veröff. aus dem Göttinger Sonderforschungsbereich A/). Hg. v. dems. u. a. Göttingen , S. –. – Klaus Grubmüller: Die Vorauer Hs. und ihr A. Die kodikologischen Befunde: Bestandesaufnahme und Kritik. In: ebd., S. –. – E. Lienert: Dt. Antikenromane des MA (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , Reg. – Ralf SchlechtwegJahn: Hybride Machtgrenzen in deutschsprachigen Alexanderromanen. In: Herrschaft, Ideologie und Geschichtskonzeption in Alexanderdichtungen des
König Rother MA. Hg. v. Ulrich Mölk (Veröff. aus dem Göttinger Sonderforschungsbereich A/). Göttingen , S. –. – J. Cölln: Zur sprachlichen Herkunft des in der Vorauer Hs. überlieferten Schlusses von Lamprechts ‹A.›. In: PBB () S. –. – Gert Hübner: Kognition und Handeln im Vorauer A., im Straßburger A. und im König Rother. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – R. Schlechtweg-Jahn: Macht und Gewalt im deutschsprachigen Alexanderroman (Lit., Imagination, Realität ). Trier , S. –. – Beate Baier: Die Bildung der Helden. Erziehung und Ausbildung in mhd. Antikenromanen und ihren Vorlagen (Bochumer altertumswissenschaftliches Colloquium ). Trier , S. –. – Michael Embach: Trierer Literaturgesch. Das MA (Gesch. und Kultur des Trierer Landes ). Trier , S. –. – Lienert (s. Ausg.) S. –, –. VZ König Rother. – Brautwerbungsepos, zweite Hälfte . Jh. Das anonym überlieferte Epos entstand wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des . Jh. Diese Datierung ergibt sich u. a. aus Textstellen, die auf historische Ereignisse von bis anspielen. K. R. könnte im nördlichen Rheinland entstanden sein; als Verfasser hat man einen hochdt. schreibenden Niederdeutschen vermutet. Allerdings weist die Schreibsprache auch obd. und niederfränkische Spuren auf. Eine weitere These vermutet als Original des K. R. eine rheinfränkische Vorlage, deren Verfasser aus Mainz stammen könnte. Unbewiesen ist weiterhin eine mögliche Tätigkeit des Autors als Kleriker, die man aus geistlich geprägten Partien und Kreuzzugsbezügen im K. R. abzuleiten versucht hat. Aufgrund der häu gen Erwähnung bayerischer Geschlechter im Text hat man auch vermutet, K. R. könne für ein bayerisches Publikum geschrieben worden sein. Die Überlieferung der Dichtung ist überwiegend fragmentarisch. Nur in Handschrift H ist K. R. mit Reimpaarversen fast vollständig erhalten, allerdings mit zahlreichen Fehlern und uneinheitlichen Schreibungen. Wegen sprachlicher und inhaltlicher Divergenzen im Text ist dessen Integrität in der Forschung umstritten. So gilt der erste Teil des K. R. dem zweiten Teil als literarisch überlegen. Möglicherweise entstand der
König Rother zweite Teil deutlich später oder beruhte auf anderen Quellen als der erste Teil. K. R. von Bari will auf Anraten von Gefolgsleuten seine Thronfolge sichern. Als Braut möchte er die Tochter des Königs Konstantin von Konstantinopel gewinnen. Konstantin hat bisher alle Freier seiner Tochter abgewiesen. R. entsendet adlige Boten als Brautwerber nach Konstantinopel, die jedoch eingekerkert werden. Später reist R. persönlich dorthin, u. a. begleitet von den Riesen Witolt und Asprian. An Konstantins Hof tritt R. als ein von seinem König vertriebener Dietrich auf. Das Ehrfurcht gebietende Auftreten der Riesen sichert R. den Respekt des Hofs, während er durch Großzügigkeit die Freundschaft der Einheimischen gewinnt. R. offenbart Konstantins Tochter bei einer Schuhprobe in ihrer Kemenate schließlich seine wahre Identität. Das Mädchen stimmt einer Heirat zu. Als der heidnische König Ymelot von Babylon Konstantinopel angreift, wehrt R. ihn ab. Er behauptet aber gegenüber Konstantin, Ymelot habe gesiegt. Unter dem Vorwand, die Tochter in Sicherheit zu bringen, ieht R. mit ihr nach Bari. R.s Glück ist jedoch nur von kurzer Dauer, da ein von Konstantin angeheuerter Spielmann das Mädchen nach Konstantinopel entführt. R. kehrt mit einem Heer dorthin zurück und dringt als Pilger verkleidet in die Stadt ein. Dort steht die Zwangsheirat des Mädchens mit Ymelots Sohn bevor. R. wird erkannt, inhaftiert und zum Tod verurteilt. Mit der Hilfe einheimischer Freunde und seines Heeres kann R. der Hinrichtung entkommen und über Ymelot triumphieren. Konstantin gibt R. zuletzt seine Tochter zur Frau, die bereits von R. schwanger ist. Nachdem sie Pippin, den Vater Karls des Großen, geboren hat, lebt das Paar in glücklicher Ehe. Später zieht es sich in ein Kloster zurück und Pippin wird König. Die Handlung von K. R. beruht auf einem auch in anderen Texten benutzten Muster, das als «gefährliche Brautwerbung» bezeichnet wird: Ein Herr sucht die Heirat mit einer standesgemäßen Braut; daraufhin erfolgt die gefährliche Werbung durch Boten bzw. den Herrn selbst; durch eine Werbungslist erhält der Freier die Heiratszusage der Dame; ebenfalls durch eine List entführt er die Frau, worauf sie von deren Vater verfolgt werden. Charakteristische Akzente erhält dieses Muster im K. R. durch Doppelungen von Handlungselementen. Dazu zählen die zweifache Fahrt R.s nach Konstantinopel, die doppelte Entführung der
. Hälfte . Jh. Braut durch R. und den Spielmann, schließlich die zwei Siege über Ymelot. Diese Gestaltung erinnert an das Prinzip des Doppelwegs, das vor allem im Artusroman populär war. Insgesamt zeigt K. R. einen bewussten und geschickten Umgang mit Handlungs- und Erzählmustern. Im Roman mischen sich Elemente der Spielmanns- und der Heldenepik. In der repräsentativen Prachtentfaltung des K. R. deutet sich die hö sche Ritterepik an, doch fehlen hier noch die darin charakteristischen Aventiuren. Mögliche Vorlagen des K. R. sind nicht zweifelsfrei zu identi zieren. Der erste Teil des Epos ähnelt der zur altnordischen Thidrekssaga (. Jh.) gehörenden Osantrixsaga, in der König Osantrix um die Tochter von König Milias wirbt. Parallelen sind etwa das Auftreten des Freiers als vertriebener Dietrich, die Riesen als Helfer des Helden sowie die Schuhprobe mit der Braut. K. R. und die Thidrekssaga könnten auf einer gemeinsamen Vorlage beruhen oder K. R. könnte die Thidrekssaga inspiriert haben. Weitere Anleihen im K. R. stammen aus den Sagen um Wolfdietrich und Dietrich. Ein historischer Kern des Epos ist unsicher. Die Forschung hat Kaiser Otto II. (–) als Vorbild R.s erwogen, da auch dieser sich lange um eine standesgemäße Braut bemühen musste. Deutlicher sind die Bezüge auf Pippin und Karl im Text. In ihnen zeigt sich der Versuch einer politischen Mythologisierung durch den Verfasser. Der mit seiner Treue, Großzügigkeit und Demut als idealer Monarch dargestellte R. wird zum Begründer einer abendländischen Dynastie stilisiert. Seine Heirat mit Konstantins Tochter symbolisiert die Vereinigung des westlichen mit dem östlichen Reich. Pippin und Karl erscheinen als legitime Erben dieses umfassenden politischen Anspruchs. Neben den bis ins . Jh. reichenden Handschriften ist auch eine literarische Rezeption des K. R. nachweisbar, so beim → Marner, → Hugo von Trimberg und im → Reinfried von Braunschweig, später bei Konrad → Bollstatter, Johannes Agricola und Cyriacus Spangenberg. Noch im . Jh. schrieb Ludwig Tieck Manuskript H ab und übersetzte den K. R. ins Neuhochdeutsche. Die Forschung hat den Text bis ins . Jh. editorisch und kritisch gewürdigt. Zu den in neuerer Zeit diskutierten Themen zählen u. a. Erzählstruktur und -form, politische und eherechtliche Aspekte sowie die Darstellung von Gewalt. Ü: M: München, BSB, cgm / , Doppelbl.-Querstreifen (Perg., um ,
. Hälfte . Jh. bair.). – H: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Perg., erstes Viertel . Jh., mittelfränkisch). – B: Los Angeles, University of California, Research Library, MS / + München, BSB, cgm + Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , Doppelbll. und Blattfragm. (Perg., Ende . Jh., bair.; Fragm.). – A: Berlin, SBB, mgf Nr. , Blatthälfte (Perg., . Jh., mitteldt.-nd.; Fragm.). A: Heinrich Rückert (Hg.): K. R. Leipzig . – Karl von Bahder (Hg.): K. R. Halle/Saale . – Theodor Frings/Joachim Kuhnt (Hg.): K. R. Bonn/Leipzig . Neuau . hg. v. Walter Flämig. Halle/Saale . . Neuau . hg. v. Ingeborg Köppe-Benath, ebd. . – Jan de Vries (Hg.) R. Heidelberg . Neuau . ebd. . – Hans und Irmtraud Pörnbacher (Hg.): Spielmannsepen : König Rother. Herzog Ernst. Texte, Nacherzählungen, Anm. und Worterklärungen. Darmstadt , S. – (nach de Vries ), Nacherzählung S. –. – Ingrid Bennewitz mit Beatrix Koll und Ruth Weichselbaumer (Hg.): K. R. Stuttgart . – Nigel F. Palmer: A Fragment of ‹K. R.› in the Charles E. Young Research Library in Los Angeles. In: Mittelhochdeutsch. Beitr. zur Überl., Sprache und Lit. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Ralf Plate/Martin Schubert. Berlin , S. – (Teilausg. von B). Ü: K. R. Bearb. v. Ludwig Tieck. Hg. v. Uwe Mewes (GAG ). Göppingen . – Bennewitz (s. Ausg.). L: Ältere Lit. bei Ehrismann und Szklenar . – Ehrismann / () S. –. – De Boor/Newald () S. –, f. u. ö. – Hans Szklenar, VL () Sp. –; () Sp. . – Adam J. Otterbein, LexMA () Sp. . – Red., KNLL () S. f. – Christian Kiening, Killy () S. –. – Kirsten Menke/Kurt Otto Seidel, KLL ( S. –. – Julius Wiegand: Stilistische Unters. zum K. R. Breslau . Nachdr. Hildesheim u. a. . – Edward Schröder: Kleinigkeiten zum K. R. In: ZfdA () S. f. – Gotthard Berndt: Die Reime im K. R. Greifswald . – Franz Pogatscher: Zur Entstehungsgesch. des mhd. Gedichtes vom K. R. Halle/Saale . – Otto Weisleder: Die Sprache der Heidelberger Hs. des K. R. Greifswald . – Albert Leitzmann: Zum K. R. In: PBB () S. –. – Richard Hünnerkopf: Die Rothersage in der Thidrekssaga. In: PBB () S. – (wieder in: Spielmannsepik. Hg.
König Rother v. W. J. Schröder. Darmstadt , S. –). – Willy Krogmann: Ein verkümmertes Motiv im K. R. In: ZfdPh () S. – (vgl. dazu ergänzend: Valeria Gramatzky, in: ebd. , , S. f.). – Eva-Maria Woelker: Menschengestaltung in vorhö schen Epen des . Jh. Chanson de Roland, Rolandslied des Pfaffen Konrad, K. R. Berlin . – Anneliese Bach: Der Aufbau des K. R. Diss. Jena . – Joachim Bahr: Der K. R. und die frühmhd. Dichtung. Formgeschichtliche Unters. Diss. Göttingen . – Walter J. Schröder: K. R. Gehalt und Struktur. In: DVjs () S. – (wieder in: Spielmannsepik. Hg. v. dems. Darmstadt , S. –). – Ders.: Zur Textgestaltung des K. R. In: PBB (Halle) () S. –. – Ders.: Zu K. R. V. –. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Günter Kramer: Vorunters. zu einer krit. Ausg. des K. R. Diss. Leipzig . – Hans-Joachim Gernentz: Formen und Funktionen der direkten Reden und der Redeszenen in der dt. epischen Dichtung von bis . Habil. Rostock , S. –. – Klaus Siegmund: Zeitgesch. und Dichtung im K. R: Versuch einer Neudatierung. Berlin . – Franz H. Bäuml: Three Further Emendations to K. R. In: Modern Language Notes () S. –. – Günter Kramer: Zum K. R. Das Verhältnis des Schreibers der Heidelberger Hs. (H) zu seiner Vorlage. In: PBB (Halle) () S. –; () S. –; () S. –. – Hans Fromm: Die Erzählkunst des R.-Epikers. In: Euph. () S. – (wieder in: Spielmannsepik. Hg. v. W. J. Schröder. Darmstadt , S. –). – J. de Vries: Die Schuhepisode im K. R. In: ZfdPh () S. – (wieder in: Spielmannsepik. Hg. v. W. J. Schröder. Darmstadt , S. –). – Gerhard Eis: Die Schuhepisode im K. R. und in der Vilkinasaga. In: Arkiv för Nordisk Filologi () S. – (wieder in: Ders.: Kl. Schr. zur altdt. weltlichen Dichtung. Amsterdam , S. –). – Christian J. Gellinek: Die Rolle der Heiligen im K. R. In: Journal of English and Germanic Philology () S. –. – H. Szklenar: Stud. zum Bild des Orients in vorhö schen dt. Epen. Göttingen . – I. KöppeBenath: Christliches in den ‹Spielmannsepen› K. R., ‹Orendel› und ‹Salman und Morolf›. In: PBB (Halle) () S. –. – Wolfgang Schulte: ‹Epischer Dialog›. Unters. zur Gesprächstechnik in frühmhd. Epik (‹Alexanderlied›, ‹Kaiserchron.›,
König Rother ‹Rolandslied›, K. R.). Diss. Bonn . – HansJoachim Böckenholt: Unters. zum Bild der Frau in den mhd. ‹Spielmannsdichtungen›. Ein Beitr. zur Bestimmung des literarhist. Standortes der Epen K. R., ‹Salman und Morolf›, ‹St. Oswald› und ‹Orendel›. Diss. Münster/Westf. . – Johannes Egberts: Das Schema der Botensendung, Botenfahrt, Fahrt, Reckenfahrt und Heerfahrt in der ‹Kaiserchron.› und in den Epen K. R., ‹Rolandslied›, ‹Münchener Oswald›, ‹Salman und Morolf›, ‹Orendel›, ‹Kudrun›, ‹Wolfdietrich› A, B, D. Diss. München . – Charles G. Nelson: K. R. and the Norms of Comedy. In: The German Quarterly () S. –. – Ferdinand Urbanek: Schwund und Verwandlung der Neben guren im K. R. In: ABäG () S. –. – Ders.: Kaiser, Grafen und Mäzene im K. R. Berlin . – U. Meves: Stud. zu K. R., ‹Herzog Ernst› und ‹Grauer Rock› (‹Orendel›). Frankfurt/M. u. a. . – Antje Missfeldt: Die Abschnittsgliederung und ihre Funktion in mhd. Epik. Erzähltechnische Unters. zu K. R., Vorauer und Straßburger ‹Alexander›, ‹Herzog Ernst› (B) und zu Wolframs ‹Willehalm› unter Einbeziehung altfranzösischer Laissentechnik (GAG ). Göppingen . – F. Urbanek: Rother und Imperator Rubeus. (Barbarossa)Typus und Realitat im Epos vom K. R. In: Stauferzeit. Hg. v. Rüdiger Krohn u. a. Stuttgart , S. –. – Wilhelm Störmer: ‹Spielmannsdichtung› und Gesch. Die Beispiele ‹Herzog Ernst› und K. R. In: Zs. für Bayerische Landesgesch. () S. –. – C. J. Gellinek: K. R., kein Kaiser Rotherr. Ein kleiner Beitr. zur vergleichenden Namenforschung. In: ZfdPh () S. –. – Rüdiger Schnell: Zur Karls-Rezeption im K. R. und in Ottes ‹Eraclius›. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Dagmar Neuendorff: Kaiser und Könige, Grafen und Herzöge im Epos von K. R. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – Peter K. Stein: ‹Do newistisch weiz hette getan. Ich wolde sie alle ir siagen hanc.› Beobachtungen und Überlegungen zum K. R. In: FS Ingo Reiffenstein. Hg. v. Gerold Hayer u. a. Göppingen , S. –. – Christa Ortmann/Hedda Ragotzky: Brautwerbungsschema, Reichsherrschaft und stau sche Politik. Zur politischen Bezeichnungsfähigkeit literarischer Strukturmuster am Beispiel des K. R. In: ZfdPh () S. –. – Rita Zimmermann: Herrschaft und Ehe. Die Logik der Brautwerbung im K. R. Frankfurt/M. . – Magda Abdel-Sattar: Die Form der Erzählung im
. Hälfte . Jh. K. R. Unters. zu Narration und Gattungscharakter. Diss. Hannover . – Christian Kiening: Arbeit am Muster. Literaturstrategien im K. R. In: Neue Wege der MA-Philologie. Landshuter Kolloquium . Hg. v. Joachim Heinzle. Berlin , S. –. – Monika Schulz: ‹Iz ne wart nie urowe baz geschot›. Bemerkungen zur Kemenatenszene im K. R. In: Literarische Kommunikation und soziale Interaktion. Stud. zur Institutionalität ma. Lit. Hg. v. Beate Kellner u. a. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Markus Stock: Kombinationssinn. Narrative Strukturexperimente im ‹Straßburger Alexander›, im ‹Herzog Ernst B› und im K. R. (MTU ). Tübingen . – Silvia Schmitz: ‹War umbe ich die rede han ir hauen›. Erzählen im K. R. In: Situationen des Erzählens. Aspekte narrativer Praxis im MA. Hg. v. Ludger Lieb/Stephan Müller. Berlin u. a. , S. –. – Lorenz Deutsch: Die Einf. der Schr. als Literarisierungsschwelle. Kritik eines mediävistischen Forschungsfaszinosums am Beispiel des K. R. In: Poetica (München) () S. –. – Hubertus Fischer: Gewalt und ihre Alternative. Erzähltes politisches Handeln im K. R: In: Gewalt und ihre Legitimation im MA. Symposium des Philos. Seminars der Univ. Hannover vom . bis . Februar . Hg. v. Günther Mensching. Würzburg , S. –. – Corinna Biesterfeldt: Moniage – Der Rückzug aus der Welt als Erzählschluß. Unters. zu ‹Kaiserchron.›, K. R., ‹Orendel›, ‹Barlaam und Josaphat›, ‹Prosa-Lancelot›. Stuttgart , S. –. – Stephan Fuchs-Jolie: Gewalt, Text, Ritual. Performativität und Literarizität im K. R. In: PBB () S. –. – Monika Schulz: Eherechtsdiskurse. Stud. zu K. R., ‹Partonopier und Meliur›, ‹Arabel›, ‹Der guote Gêrhart›, ‹Der Ring›. Heidelberg (vgl. dazu: Markus Stock, in: PBB , , S. –). – Gert Hübner: Kognition und Handeln im ‹Vorauer Alexander›, im ‹Strassburger Alexander› und im K. R. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Tiny Boyer: K. R. and Dukus Horant. Germanic Giants in Exotic Realms. In: ‹Er ist ein wol gevriunder man›. FS Ernst S. Dick. Hg. v. Karen und Winder McConnell. Hildesheim u. a. , S. –. – T. Boyer: The Chained One. An Analysis of the Giant Witold in K. R. In: Intertextuality, Reception, and Performance. Interpretations and Texts of Medieval German Literature. Hg. v. Sibylla Jefferis (GAG ). Göppingen
. Hälfte . Jh. , S. –. – Evamaria Freienhofer: Tabuisierung von Zorn als Herrscherhandeln im K. R. In: Machtvolle Gefühle. Hg. v. Ingrid Kasten. Berlin u. a. , S. –. – Thomas Kerth: King R. and His Bride. Quest and Counter-Quests. Rochester . MM Oswald (König Oswald von Northumbrien), * um , † um . – Englischer Heiliger des . Jh.; Legendendichtungen in Deutschland ab dem . Jh. Vom northumbrischen Missions- und Märtyrerkönig O. berichtet erstmals → Beda Venerabilis in der Historia ecclesiastica gentis Anglorum. Nach Beda verstarb O.s Vater König Æthelfrid von Northumbrien im Kampf gegen die alteingesessenen Briten. O. wurde im schottischen Exil auf der Insel Iona von irischen Mönchen erzogen und dort auch getauft. eroberte er sein Erbland nach dem Sieg über den Britenkönig Caedwalla zurück und förderte die iroschottische Mission. Mittelpunkt der Missionstätigkeit war das zusammen mit dem irischen Mönchsbischof Aidan gegründete Benediktinerkloster auf der Insel Lindisfarne. O. heiratete Cyneburg, die Tochter des getauften westsächsischen Königs Cynegilus. Er el in der Schlacht auf dem Maserfelth (Lokalisierung unklar) gegen den heidnischen König Penda von Mercia. Die Historia ecclesiastica weiß von zahlreichen Wundern zu berichten, die sich direkt an O.s Todesstatt ereigneten. Der Kult um O. (Fest am ..) breitete sich rasch in England aus und gelangte durch die Schottenmönche auch nach Skandinavien und Mitteleuropa. Nach Norddeutschland wurden vom Northumbrier Willibrord bereits Reliquien eingeführt. Ab dem . Jh. wurde der Oswald-Kult von den Welfen gefördert und fand im . Jh in Deutschland seinen Höhepunkt. O. wurde der Heilige des Hochadels und Patron der Kreuzfahrer. Im . Jh. breitete sich die O.-Verehrung weiter nach Südeuropa aus. Vor allem im deutschsprachigen Alpenraum wurde O. als einer der Nothelfer verehrt. Auch die bis ins SpätMA durchgehend reiche O.-Ikonographie belegt die lebhafte Verehrung des northumbrischen Herrschers vor allem beim süddt. Adel. Seit ungefähr ist die Vita O.s Gegenstand der Hagiographie und Volksdichtung in England und Deutschland. Dabei beruhen die essentiellen Bestandteile der Erzähltradition auf Beda. In England orientieren sich die lat. und volkssprachigen (Æthelweardi) Neubearbeitungen in der Regel eng
Oswald an der Historia ecclesiastica – eine Ausnahme, die auch neue, womöglich mündlich tradierte Ein üsse integriert, ist die Vita S. Oswaldi regis et martyris () des Mönchs Reginald. Im Gegensatz zur englischen Tradition wird die Legende in den dt., durchweg anonymen hagiographischen Dichtungen modi ziert und weiterentwickelt. Ausgangspunkt der dt. Erzähltradition könnte ein um in Regensburg entstandenes weltliches Kurzepos gewesen sein, das nicht überliefert ist und dessen Existenz philologisch erschlossen wurde. Bereits dort dürfte eine Umformung der Vita in Analogie zum Brautwerbungsschema vorgelegen haben, welche das Gros der dt. O.-Dichtungen kennzeichnet. Die überlieferten dt. legendarischen Dichtungen stammen aber sämtlich aus dem SpätMA. Die älteste dieser Versdichtungen, der sog. → Münchener O., ist als Legendenepos mit dezidierten Stilmerkmalen der «Spielmannsepik» gestaltet und war als nachhaltigste dt. Bearbeitung die Vorlage einer Prosau ösung des . Jh. und Grundlage relativ selbständiger Prosaversionen (→ Oswald [Prosafassungen]). Mit dem sog. → Wiener O.-Kurzepos ist eine weitere Versdichtung vollständig erhalten. Enger an Beda als diese beiden Bearbeitungen hält sich der nur fragmentarisch überlieferte → Linzer O. Die Kombination von Hagiographie und weltlicher Spielmannsdichtung dürfte für die nachhaltige Beliebtheit des Stoffes in Deutschland ausschlaggebend gewesen sein, die sich auch in den Prosafassungen manifestiert. Über die spätma. bevorzugte Prosa fanden O.-Dichtungen ihren Weg ins Bürgertum und gelangten über den nd. Raum auch nach Skandinavien. L: András Vizkelety, LCI () Sp. f. – De Boor/Newald () S. –; / () S. f. – Otto Wimmer/Hartmann Melzer: Lex. der Namen und Heiligen () S. f. – Wilhelm Kohl, BBKL () Sp. –. – Günter Spitzbart, LThK () Sp. f. – Claudia Händl, Killy () S. –. – Michael Curschmann, VL Sp. – (‹Linzer O.›); () Sp. – (‹Münchener O.›); () Sp. – (‹O.› [Prosafassungen]); () Sp. –; () Sp. (‹Wiener O.›). – Ignaz von Zingerle: Die O.-Legende und ihre Beziehung zur dt. Mythologie. Stuttgart/München . – A. Berger: Die O.-Legende in der dt. Lit., ihre Entwicklung und ihre Verbreitung. In: PBB () S. –. – Joachim Pölzl: Der heilige König und
Teufelsbriefe Märtyrer O., Stadtpatron von Traunstein, in der Gesch., Sage und Verehrung. Schulprogr. Traunstein . – Alois Dempf: Beda und die Entstehung der Artussage. In: Zs. für dt. Geistesgesch. () S. –. – A. Vizkelety: Der Budapester O. In: PBB (Halle) () S. –, hier S. –. – Ewald M. Vetter: Das Frankfurter Paradies-Gärtlein. In: Heidelberger Jbb. () S. –, hier S. –. – Erich Hoffmann: Die hl. Könige bei den Angelsachsen und den skandinavischen Völkern (Quellen und Forsch. zur Gesch. Schleswig-Holsteins ). Neumünster , S. –, –. – Karl-Heinz Göller/Jean Ritzke-Rutherford: St. O. in Regensburg. A Reconsideration. In: A cross-cultural miscellany presented to Tom Fletcher (Bavarica-Anglica /Forum Anglicum ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Robert Folz: Saint O. roi de Northumbrie. Étude d’hagiographie royale. In: Analecta Bollandiana () S. –. – Achim Masser/Max Siller: Der Kult des hl. O. in Tirol und die ‹Hirschjagd› der Burgkapelle von Hocheppan. In: Der Schlern () S. –. – Clare E. Stancliffe/Eric Cambridge (Hg.): O. Northumbrian King to European Saint (Paul Watkins medieval studies ). Stanford CA (zahlreiche Beitr.). – Paolo Chiesa: Il re che divenne martire. O. di Northumbria fra storie e leggenda. In: Un santo inglese a Sauris. Il culto e il mito di Sant’Osvaldo nei territori alpini e in Europa (Quaderni del Centro Etnogra co ). Sauris , S. –. – John Edward Damon: The King’s Fragmented Body. A Girardian Reading of the Origins of St O.’s Cult. In: The Heroic Age. Journal of Early Medieval Northwestern Europe () online: www.heroicage.org. – C. Händl: S. Osvaldo protagonista della poesia giullaresca. Le rielaborazioni della leggenda del santo in testi tedeschi tardomedievali. In: Testi agiogra ci e omiletici del medioevo germanico. Hg. v. Adele Cipolla/Mose Nicoli (Medioevo Studi ). Verona , S. –. VZ Teufelsbriefe. – Fiktive Briefe, ab dem . Jh. T. sind seit dem . Jh. zunächst nur in Latein, später auch in Volksprachen überliefert. Sie sind meist an die Kirche oder den Klerus gerichtet. Fiktive Absender sind Höllengestalten wie Satan, Luzifer, Beelzebub und Leviathan. Oft danken diese den Adressaten der T. für deren Laster und Korruption, durch die sie der Hölle viele neue Seelen zuführen. Die T. dienten also häu g als Instrument
. Hälfte . Jh. satirisch aufbereiteter Kritik an den Institutionen und Repräsentanten der Kirche. Die frühen T. des . und . Jh. waren kurze Abschnitte innerhalb von Exempeln. Populär war etwa ein Exempel über zwei Kleriker aus Nantes. Der Text ndet sich in den Gesta regum Anglorum des Wilhelm von Malmesbury, in der Chronik des Hélinand de Froidmont, im Speculum historiale des → Vinzenz von Beauvais und später in Exempelsammlungen und Predigthandbüchern. Eine ähnliche Einbindung zeigt ein T. in der Sermo vulgaris des Jakob von Vitry, in einer Sermo de tempore zu Joh , des Odo von Cheriton und im Bonum Universale de Apibus des → Thomas von Cantimpré. Als frühester selbstständiger T. gilt Beelzebub princeps demoniorum in Handschrift M. Dieser Text ist häu g mit dem Kleriker-Exempel überliefert und fand auch im deutschsprachigen Raum Verbreitung. Der nach entstandene und gegen die Bettelorden gerichtete T. Princeps regionis Jehennalis erweitert den eigentlichen T. um einen Antwortbrief des Papstes. Als populärster T. gilt die Epistola Luciferi (E. L.). Ihre Verbreitung wird auf mehr als Handschriften vom . bis . Jh. geschätzt, mit zusätzlicher Drucküberlieferung ab etwa . Die E. L. wird zuerst von Matteo Villani und dem ersten Fortsetzer des → Matthias von Neuenburg in Berichten zum Jahr erwähnt. Möglicherweise entstand der Text um diese Zeit im Zusammenhang mit → Clemens VI. und dessen Hof in Avignon. In der E. L. dankt Luzifer den Klerikern für deren Bestechlichkeit, Unzucht und Eitelkeit. Dadurch würden sie der Hölle viele neue Seelen verschaffen. Der Sieg des Teufels über die Mächte des Himmels werde so sehr erleichtert. erweiterte Pierre de Ceffons die E. L. um eine Antwort von Christus an Innozenz VI. In der weiteren Überlieferung wurde die E. L. oft gezielt propagandistisch eingesetzt. Dies geschah etwa im Kontext des Konziliarismus, des böhmischen Reformismus und des Protestantismus. Von der E. L. beein usst wurden die Epistola Leviathan des → Petrus de Alliaco, die Epistola Belial (O), die Epistola sub tipo dyaboli (W) und das Mandatum perversi decani ac iniqui (M). Im deutschsprachigen Raum wurde die E. L. u. a. → Heinrich von Langenstein, Nicole Oresme oder hussitischen Verfassern zugeschrieben. Vom . bis . Jh. sind auch volkssprachige T.-Bearbeitungen oder Nachahmungen in dt., englischer, französischer und tschechischer Sprache nachweisbar. Der
. Hälfte . Jh. dt. T. Mandat und Sendbrieff des hellischen Königs (auch Des hellischen Künigs mandat und send brieff) wurde gedruckt. Ü: M: München, BSB, clm , [ungezähltes letztes Bl.] (Windberg, um –). – O: Oxford, Bodleian Library, Ms. Digby (Pap. und Perg., .–. Jh.). – W: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. ° (vor ). – M: München, BSB, clm (um ). – Zur reichen Überl. der Epistola Luciferi vgl. Lehmann (s. Lit.) S. . D: Epistola Luciferi mit dt. Bearbeitungen: Verz. bei Lehmann (s. Lit.); VD. – Lat. Erstdruck: Antonius de Raymundia: Libellus contra bene ciorum reservationes. Daran: Epistola Luciferi. [Paris: Guy Marchant, um ] (GW ). – Dt. Erstdruck: Des hellischen Künigs mandat und send brieff. [Ulm: Zainer], (VD E ). A: Satiren und Pasquille aus der Reformationszeit . Hg. v. Oskar Schade. Hannover (Nachdr. Hildesheim ) S. – (dt. Epistola Luciferi nach Druck von ), – (lat. Fassung). – Wattenbach (s. Lit.). – Hiram Kümper: Luzifers Höllenbrief. Eine obd. Bearbeitung und der älteste lat. Text der Heinrich von Langenstein zugeschriebenen ‹Epistola Luciferi› von . In: Jb. der Hessischen kirchengeschichtlichen Vereinigung () S. –. – Online-Faks. von Hs. M: http://daten.digitalesammlungen.de/~db//bsb/images/ index.html. L: Thomas Hohmann/Georg Kreuzer: Heinrich von Langenstein. In: VL () Sp. –; () Sp. . – Sabine Schmolinsky, LexMA () Sp. f. – Wilhelm Wattenbach: Briefe des Satans. In: Anzeiger für Kunde der dt. Vorzeit () S. . – Ders.: Über erfundene Briefe in Hss. des MA, besonders T. In: Sb. der Preußischen Akad. der Wiss. () S. –. – Konrad J. Heilig: Zu zwei T. des . und . Jh. In: Hist. Jb. () S. –. – Gianni Zippel: La Lettera del Diavolo al Clero, dal Secolo XII alla Riforma. In: Bullettino dell’Istituto Storico Italiano per il Medio Evo () S. –. – Paul Lehmann: Die Parodie im MA. Stuttgart , S. –. – Helen C. Feng: Devil’s Letters. Their History and Signi cance in Church and Society, –. Diss. Evanston . – Jeffrey B. Russell: Lucifer. The Devil in
Priesterkönig Johannes the Middle Ages. Ithaca , S. –. – Paul Herold: T. als Instrument ma. ‹höllischer› Propaganda. Ein Beitr. zu den erfundenen Briefen des MA. In: Propaganda, Kommunikation und Öffentlichkeit (.–. Jh.). Hg. v. Karel Hruza. Wien , S. –. – Wendy Scase: ‹Let him be kept in most strait prison›. Lollards and the ‹Epistola Luciferi›. In: Freedom of Movement in the Middle Ages. Proceedings of the Harlaxton Symposium. Hg. v. Peregrine Horden. Donington , S. –. MM Priesterkönig Johannes (auch: Priester Johannes, Johannes Presbyter, Prester John, Presbyterbrief). – Fiktiver Herrscher und Briefautor, zweite Hälfte . Jh. Die sagenhafte Herrschergestalt des P. J. ist seit der Mitte des . Jh. nachweisbar. Bekannt wurde J. vor allem als angeblicher Verfasser eines lat. Briefs. Der oft als Presbyterbrief (lat. Epistola presbiteri Johannis) bezeichnete Text ist an den byzantinischen Kaiser Manuel I. Komnenos gerichtet. J. erinnert den Kaiser zunächst an seine menschliche Vergänglichkeit und kritisiert so die Verehrung Manuels als Gott. J. lädt Manuel in sein Reich ein und verspricht ihm bei einem Besuch reiche Geschenke. Auch stellt er dem Adressaten sich selbst und sein Reich vor. So beschreibt sich J. als frommen Christen, der andere Menschen seines Glaubens verteidige und mit Almosen unterstütze. Er beteuert außerdem sein Gelöbnis, das Grab Christi zu besuchen und die Heiden zu bekämpfen. J. beherrscht nach eigenen Angaben ein großes Reich von «drei Indien». Dort seien ihm Provinzen untertan. Anschließend beschreibt J. ausführlich die Bewohner, Natur und Bauten seines Reichs. Er erwähnt u. a. exotische Tiere und P anzen, sagenhafte Völker und prächtige Paläste. Auch die zivilisierten Sitten und das friedliche Zusammenleben seiner Untertanen beschreibt er. Ausführlich schildert J. den Prunk seines Hofes und die Gestaltung seines Wohnpalastes. Dieser entspreche genau jenem Palast, den der Apostel Thomas für König Gundofar erbaut habe. J. erwähnt weiterhin die wichtige Bedeutung des hohen Klerus an seinem Hof. Insgesamt zeichnet der Brief J. als christlichen Idealherrscher, in dessen Herrschaft sich geistliche und weltliche Gewalt, Kirche und Staat harmonisch vereinen. Die Figur des J. und sein ktives Reich sind daher häu g als Gegenentwurf zu dem schismatischen Zustand des Christentums im MA
Priesterkönig Johannes interpretiert worden. Die Forschung hat den Text außerdem mit der Sage vom Endkaiser in Verbindung gebracht. Der Brief bezieht ein breites Spektrum von Quellen ein, u. a. die Bibel, die Naturgeschichte des Plinius, die Collectanea des Solinus, die Etymologiae des → Isidor von Sevilla, die Historia de preliis des Archipresbyters Leo und die Epistola Alexandri Magni ad Aristotelem. Auch Legenden um den Apostel Thomas ossen in den Brief ein. Die Vorstellung von den «drei Indien» ist bereits bei → Hieronymus präsent. Die Entstehung der Figur des P. J. ist unsicher und von der Forschung nur in Hypothesen umrissen. Möglicherweise stand die J.-Sage ursprünglich im Zusammenhang mit nestorianischen Christen in Asien, etwa den Thomaschristen im indischen Malabar/Kerala. Ein gleichnamiger Erzdiakon der Thomaschristen könnte Vorbild für den ktiven Herrscher gewesen sein. Dieser Inder soll im Mai den Hof in Konstantinopel sowie Papst Calixtus II. in Rom besucht haben. Bei diesem Anlass soll er auch über Wunder am Grab des Apostels Thomas berichtet haben. Der Besuch wird in einem Brief Odos von Reims und in einem anonymen Bericht erwähnt, der später auch mit dem Brief des P. J. überliefert wurde (Relatio de adventu patriarchae Indorum ad Urbem sub Calisto papa secundo). Die Figur des J. könnte zumindest teilweise auch auf einen asiatischen Khan oder Tatarenfürsten zurückgehen. Die Herausbildung des P. J. als mächtiger Herrscher und sein Übergang in die Chronikliteratur erfolgte noch im . Jh. Die Chronik → Ottos von Freising erwähnt den P. J. zum Jahr unter Berufung auf den Bischof Hugo von Gabala, der damals Papst Eugenius III. in Viterbo besuchte. J. erscheint hier als Nestorianer, der von den Heiligen Drei Königen abstammen und die Meder und Perser überwunden haben soll. Der Chronist Albericus Trium Fontium erwähnt J. zum Jahr als Autor von Briefen an Manuel und Friedrich I. schrieb Papst Alexander III. einen Brief an einen indischen König J. Dabei muss es sich jedoch nicht um eine Antwort auf den J. zugeschriebenen Brief gehandelt haben. Der Presbyterbrief selbst wird heute häu g auf die zweite Hälfte des . Jh. datiert. Dafür sprechen die Regierungszeit Manuels I. (–), die Erwähnung J.s als Briefautor bei Albericus () sowie das Einsetzen der Überlieferung im . Jh. Der Verfasser des Briefs ist unbekannt, doch hat
. Hälfte . Jh. die Forschung mehrere Personen als Autoren erwogen, etwa den verstorbenen Kölner Erzbischof und Reichskanzler Rainald von Dassel oder den verstorbenen → Wibald von Stablo, Abt von Stablo und Corvey. Auch ein unbekannter Geistlicher aus dem Raum Würzburg wird manchmal als Briefautor vermutet. Daneben existiert die These, der Brief sei im . Jh. von dem Mainzer Erzbischof Christian I. aus einer griechischen Vorlage übersetzt worden. Ein griechisches Original ist jedoch nicht bekannt. Die lat. Überlieferung ist mit über Textzeugen sehr umfangreich. Der Brief erscheint in den Handschriften oft zusammen mit Reiseliteratur, Heiligenlegenden oder enzyklopädischen Werken. Daneben existieren lat. Drucke sowie volkssprachige Vers- und Prosabearbeitungen. Zahlreiche unterschiedliche Fassungen sind überliefert, in denen der Text z. B. um naturkundliche Passagen erweitert, in Kapitel eingeteilt, gekürzt oder modernisierend redigiert ist. In dt. Sprache sind fünf Versbearbeitungen und eine Prosaübersetzung des Presbyterbriefs bekannt. Besondere Bedeutung kommt darunter der Versfassung im Jüngeren Titurel → Albrechts zu (Str. –). Sie ist ab etwa in elf Textzeugen des Jüngeren Titurel überliefert und gilt als wahrscheinlich früheste dt. Bearbeitung des Briefs. Albrechts Strophen geben den Inhalt des Briefs weitgehend vollständig wieder, enthalten aber auch Erweiterungen, etwa aus dem Reisebericht des Johannes de Plano Carpini. Hinzu kommt eine Rahmenhandlung, die den inhaltlichen Kontext des Briefs modi ziert. Dieser ist bei Albrecht nicht Schreiben des J., sondern Bericht des Feire z: Die Gralsgesellschaft zieht nach Indien, wo der P. J. bereits herrscht. Dort schildert Feire z unter Rückgriff auf den Brief dem Parzival Reich und Herrschaft des J. Dieser tritt seine Macht schließlich an Parzival ab. Insgesamt gilt Albrechts Bearbeitung als stark von zeitgenössischen religiösen und politischen Vorstellungen geprägt. Die übrigen dt. Übertragungen des Presbyterbriefs sind in verstreuten Einzelhandschriften überliefert. Die sog. Berliner Versübersetzung in Handschrift B umfasst nur Verse, da der Anfang des Briefs fehlt. Die Entstehung des Texts wird von der neueren Forschung in Westmitteldeutschland vermutet. Zeitlich könnte die Übersetzung noch dem späten . oder frühen . Jh. angehören. Inhaltlich gilt diese Fassung als zugleich belehrend und unterhaltend. Dem . Jh. wird die Versübersetzung
. Hälfte . Jh. im → Ambraser Heldenbuch (Handschrift A) zugerechnet. Diese Fassung ist mit Versen umfangreicher als der Berliner Text, doch fehlt hier der Schluss des Briefs. Die Ambraser Bearbeitung ist von moralisierender Tendenz, ansonsten aber sehr originalgetreu. Der Übersetzer nahm nur wenige Ausschmückungen vor, etwa bei den Schilderungen exotischer Tiere. Die sog. Münchner Übersetzung in Handschrift M umfasst Reimpaarverse. Ihre Entstehung wird im späten . Jh. im bairisch-österreichischen Raum vermutet. Der Text weist zahlreiche Kürzungen und eine Rahmenhandlung auf. Die Bearbeitung ist insgesamt religiös-didaktisch geprägt und wurde vielleicht von einem Geistlichen verfasst. Handschrift H überliefert die PresbyterbriefBearbeitung von → Oswald dem Schreiber. Der Text wird auf das spätere . Jh. datiert und ist mit Versen nur unvollständig erhalten. Auch diese Fassung des Briefs ist in eine Rahmenhandlung eingebettet. Darin reist eine europäische Delegation nach Indien zum P. J. Die einzige bekannte Prosaübersetzung des Briefs in dt. Sprache ist in der Pariser Handschrift P erhalten. Die Entstehung der Bearbeitung wird im Speyer des ./. Jh. vermutet, sicher aber vor . Der Prosatext ist gegenüber dem Original häu g gekürzt. So entfernte der anonyme Übersetzer etwa allzu spezi sche Bezüge auf historische Hintergründe. Auch passte er den Brief zeitgenössischen Vorlieben an. Insgesamt gilt die Erweiterung des Briefs um Rahmenhandlungen als ein typisches Merkmal der dt. Fassungen. Die neuere Forschung hat die dt. Fassungen des Briefs auch in den Kontext der Gesamtüberlieferung einzuordnen versucht (vor allem Wagner). Danach gingen aus einer ursprünglichen Vorlage zunächst drei lat. Fassungen hervor: eine frühe Kurzfassung; ein uninterpolierter Urtext, auf dem später u. a. die Berliner und Ambraser Übersetzungen beruhten; zudem eine lat. B-Redaktion. Aus dieser wurden neben der lat. C-Redaktion auch die Münchner Übersetzung und die Bearbeitung Albrechts abgeleitet. Redaktion C wiederum brachte u. a. die Pariser Prosaübersetzung, lat. Drucke und die lat. E-Redaktion des Briefs hervor. Diese war Grundlage der lat. D-Redaktion, auf der dann die dt. Übersetzung Oswalds beruhte. Die Figur des P. J. entfaltete eine breite und nachhaltige Wirkung. Bereits im frühen . Jh. griff → Wolfram von Eschenbach im Parzival auf den
Priesterkönig Johannes Presbyterbrief zurück. In Wolframs Epos wird J. als Sohn des Feire z in Indien geboren und «Priester Johann» genannt. Bei → Johannes von Hildesheim steht J. in der Tradition der Heiligen Drei Könige. Jean de → Mandeville beschäftigte sich ausführlich mit P. J. und seinem exotischen Reich. Giovanni da Carignano suchte das Reich des J. erstmals in Äthiopien, wo es bis ins . Jh. auch von Autoren wie Jordanus Catalani, Johannes von Marignola und Pietro Rombulo lokalisiert wurde. Auch mittelalterliche Karten stellten häu ger das vermutete Reich des J. dar, vereinzelt sogar die Figur des P.s selbst. So stand der ktive Herrscher lange Zeit an der Grenze zwischen früher Wissenschaft und literarischer Fiktion. Eine moderne Rezeption erfuhr der Presbyterbrief in Umberto Ecos Baudolino (). Ü: Reiche Überl. mit über lat. und dt. Hss.; Verzeichnisse bei Zarncke (s. Ausg.), Huschenbett (s. Lit.), Wagner (s. Lit.) und http://www.handschriftencensus.de/ werke/. Dt. Fassungen: B: Berlin, SBB, mgo , r–v (Perg., drittes Viertel . Jh., ostmitteldt.). – M: München, BSB, cgm , ra–vb (Pap., um , bair.-österr.). – P: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , r–v (Pap., , rheinfränkisch). – A: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , v–v (Perg., –/, südbair.). Dt. Übersetzung von Oswald dem Schreiber: H: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., erstes Viertel . Jh., rheinfränkisch). Vgl. auch die Überl. zum Jüngeren Titurel Albrechts. Der Brief des P. J. ndet sich hier in den Hss. A, B, C, D, E, K, W, X, Y, Z und Druck J (vgl. auch Huschenbett und Wagner in Lit.). D: lat. Drucke ab spätestens . Verzeichnisse bei Zarncke (s. Ausg.) und Wagner (s. Lit.) S. –. A: Gustav S. Oppert: Der Presbyter J. in Sage und Geschichte. Ein Beitr. zur Voelker- und Kirchenhistorie und zur Heldendichtung des MA. Berlin , S. – (lat.). – Der Priester J. Bde. Hg. v. Friedrich Zarncke (Abh. der philol.hist. Kl. der Kgl. Sächsischen Ges. der Wiss. ,). Leipzig , . Nachdr. Hildesheim (lat. und dt.). – Ders.: Eine neue, bisher nicht bekannt gewesene lat. Redaction des Briefes des Priester J. In: Ber. über die Verhandlungen der sächsischen Ges. der Wiss. zu Leipzig, philol.-hist. Classe
Priesterkönig Johannes () S. –; () S. – (lat.). – Slessarev (s. Lit.; französisch). – Ambraser Heldenbuch. Vollständige Faks.-Ausg. im Originalformat des Cod. Vindobonensis Series Nova der Österr. Nationalbibl. Hg. v. Franz Unterkircher. Bde. Graz (dt.). – La Lettre du Prêtre Jean. Les Versions en Ancien Français et en Ancien Occitan. Textes et Commentaires. Hg. v. Martin Gosman. Groningen (französisch). – The Hebrew Letters of Prester John. Hg. v. Edward Ullendorff/Charles F. Beckingham. Oxford u. a. (hebräisch). – Brincken (s. Lit.; lat.). – Gioia Zaganelli: La Lettera del Prete Gianni. Parma (lat. u. a. europäische Fassungen). – Wagner (s. Lit.) S. – (lat.), S. – (dt.). – Online-Faks. von Hs. A: http:// archiv.onb.ac.at:. – Online-Faks. von Hs. H: http://diglit.ub.uni-heidelberg.de. – Vgl. auch die Ausg. von Albrechts Jüngerem Titurel. Ü: Brincken (s. Lit.). – Knefelkamp (s. Lit.). L: Weitere und ältere Lit. u. a. bei Knefelkamp , Huschenbett , Wagner und Jackson (alle s. u.). – Dietrich Huschenbett, VL () Sp. –. – Ulrich Knefelkamp: J. Presbyter. In: LexMA () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Leonardo Olschki: Der Brief des Presbyters J. In: Hist. Zs. () S. –. – Edward Schröder: Das älteste dt. Gedicht vom Priester J. In: ZfdA () S. –. – Richard Hennig: Das Christentum im ma. Asien und sein Ein uss auf die Sage vom ‹Priester J.›. In: Hist. Vierteljahrschr. () S. –. – Renato Lefevre: La Leggende Medievale del Prete Gianni e l’Etiopia. In: L’Africa Italiana () S. –. – Rudolf Wittkower: Marvels of the East. A Study in the History of Monsters. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes () S. – (wieder in: Ders.: Allegory and the Migration of Symbols. London , S. –, –). – Malcolm Letts: Prester John. Sources and Illustrations. In: Notes and Queries () S. –, –, –, –; () S. –. – E. Denison Ross: Prester John and the Empire of Ethiopia. In: Travel and Travellers of the Middle Ages. Hg. v. Arthur P. Newton. London (Nachdr. London u. a. ) S. –. – R. Hennig: Neue Forschungen zur Sage des P.s. In: Universitas () S. –. – Charles E. Nowell: The Historical Prester John. In: Speculum ()
. Hälfte . Jh. S. –. – Jean Richard: L’Extreme-Orient Légendaire au Moyen-Age. Roi David et Prêtre Jean. In: Annales d’Ethiopie () S. – (wieder in: Ders.: Orient et Occident au Moyen Âge. Contacts et Relations (XII.–XV. s.). London , Nr. XXVI). – Jean Doresse: L’Empire du Prêtre-Jean. Bde. Paris . – Vsevolod Slessarev: Prester John. The Letter and the Legend. Minneapolis . – Gerhard Eis/Rainer Rudolf: Altdt. Schrifttum im Nordkarpatenraum. München , S. –. – Anna-Dorothee von den Brincken: Mappa mundi und Chronographia. Stud. zur ‹imago mundi› des abendländischen MA. In: DA () S. – (wieder in: Dies.: Stud. zur Universalkartographie des MA. Hg. v. Thomas Szabó. Göttingen , S. –). – Robert Silverberg: The Realm of Prester John. Garden City u. a. . Nachdr. London . – A.-D. von den Brincken: Die ‹Nationes Christianorum Orientalium› im Verständnis der lat. Historiographie von der Mitte des . bis in die zweite Hälfte des . Jh. Köln u. a. , S. –. – Elisabeth Schmid: Priester Johann oder die Aneignung des Fremden. In: Germanistik in Erlangen. Hg. v. Dietmar Peschel. Erlangen , S. –. – M. Gosman: Otton de Freising et le Prêtre Jean. In: Revue Belge de Philologie et d’Histoire () S. –. – Steven L. Kaplan: A Note on the Hebrew Letters of Prester John. In: The journal of Jewish Studies () S. –. – A.-D. von den Brincken: Presbyter J., Dominus Dominatium. Ein WunschWeltbild des . Jh. In Ornamenta Ecclesiae. Kunst und Künstler der Romanik. Kat. zur Ausstellung des Schnütgen-Museums . Hg. v. Anton Legner. Köln , S. –. – U. Knefelkamp: Die Suche nach dem Reich des P.s J., dargestellt anhand von Reiseber. u. a. ethnographischen Quellen des . bis . Jh. Gelsenkirchen . – Lev N. Gumilev: Searches for an Imaginary Kingdom. The Legend of the Kingdom of Prester John. Cambridge u. a. . – U. Knefelkamp: Der P. J. und sein Reich. Legende oder Realität? In: Journal of Medieval History () S. –. – Christoph Gerhardt: ‹Das werc von salamander› bei Wolfram von Eschenbach und im Brief des Priesters J. In: Ars et ecclesia. FS Franz J. Ronig. Hg. v. HansWalter Stork. Trier , S. –. – Ders.: Europa auf der Suche nach dem Erzpriester J. Bamberg . – Joachim Bumke: Parzival und Feirez, Priester J., Loherangrin. Der offene Schluss des ‹Parzival› von Wolfram von Eschenbach. In: DVjs
. Hälfte . Jh. () S. –. – Jacqueline Pirenne: La Légende du ‹Prêtre Jean›. Straßburg . – Prester John, the Mongols, and the Ten Lost Tribes. Hg. v. C. F. Beckingham/Bernard Hamilton. Aldershot . – Wilhelm Baum: Die Verwandlungen des Mythos vom Reich des P.s J. Rom, Byzanz und die Christen des Orients im MA. Klagenfurt . – Bettina Wagner: Die ‹Epistola presbiteri Johannis› lat. und dt. Überl., Textgesch., Rezeption und Übertragungen im MA (MTU ). Tübingen . – Marina Münkler: Erfahrung des Fremden. Die Beschreibung Ostasiens in den Augenzeugenber. des . und . Jh. Berlin , S. – u. ö. – István P. Bejczy: La Lettre du Prêtre Jean. Une Utopie Médiévale. Paris . – W. Baum: Der P. J. und die syrische Christenheit. In: Syriaca. Zu Gesch., Theologie, Liturgie und Gegenwartslage der syrischen Kirchen. Hg. v. Martin Tamcke. Münster/Westf. , S. –. – Udo Friedrich: Zwischen Utopie und Mythos. Der Brief des Priester J. In: ZfdPh () S. –. – Christoph Gerhardt/Wolfgang Schmid: Beitr. zum ‹Brief des Presbyters J.›. Bemerkungen zum utopischen Charakter der ‹Epistola› und zu ihrer dt. Bearb. in der Pariser Hs. (BNF, Ms. all. ). In: ZfdA () S. –. – B. Hamilton: The Lands of Prester John. Western Knowledge of Asia and Africa at the Time of the Crusades. In: The Haskins Society Journal () S. –. – Manuel J. Ramos: Essays in Christian Mythology. The Metamorphosis of Prester John. Lanham . – Klaus Amann: Kaiser Maximilians erfolgreiches alter ego im Kampf um weltliche und geistliche Macht. Zum P. J. im ‹Ambraser Heldenbuch›. In: Rahmenthema: Das ‹Ambraser Heldenbuch›. Hg. v. Waltraud Fritsch-Rößler (cristallîn wort ). Wien/Berlin , S. –. – Julia Zimmermann: Widersprüche und Vereindeutigungen. Die ‹Epistola presbiteri Johannis› und ihre Rezeption im ‹Jüngeren Titurel›. In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () S. –. – Dies.: Im Zwielicht von Fiktion und Wirklichkeit. Zur Rezeption des Presbyterbriefs in Albrechts ‹Jüngerem Titurel›. In: Mythos, Sage, Erzählung. Gedenkschr. für Alfred Ebenbauer. Hg. v. Johannes Keller. Göttingen , S. –. – Urs App: The Birth of Orientalism. Philadelphia u. a. , S. –, f. u. ö. – Peter Jackson: The Letter of Prester John. In: Christian-Muslim Relations. A Bibliographical History (–). Hg. v. David R. Thomas. Leiden u. a. , S. –. MM
Der heimliche Bote Der heimliche Bote. – Minnelehre. Ein «heinlich bote» (V. ) als Gesandter Gottes erteilt im ersten Teil den Damen eine Minne-, im zweiten den Männern eine Tugendlehre. Von vornherein bezieht sich das Ich auf eine schriftliche Quelle «wie hie gescriben stat» (V. ). Die Frauen mögen sich hüten vor den Männern, die glauben wegen ihrer Stärke, Körpergröße, Attraktivität, Kühnheit, ihres schönen Haars, ihre Manneskraft oder Ritterschaft den Vorrang vor anderen zu haben. Turnieren und Hö schheit nützten den Frauen nichts, da diese einen «minenden» Mann bräuchten und keinen, der selten zuhause wäre. Hier beruft sich der «bote» ausdrücklich auf «phase(t)», der «saget ein bvoh, von gvoter minnen gnuoc» (V. ). Der zweite Teil rät den Männern, wenn sie arm sind, dies mit «fuoge» und «guote» zu verdecken und «frvomechet» zu mehren oder zumindest guten Willen zu zeigen. Er solle mit guter Rede nach der Minne der Welt streben, so dass ihm am Ende seine Ehre «grvone vnd state» (V. ). Die Herkunft des Textes hatte Steinmeyer als alemannisch bestimmt (S. f.), Fischer als mitteldt. in alemannischer Überlieferung (S. ). Durch den frühhö schen Charakter ist eine Entstehung noch im späteren . Jh. anzunehmen (, Meyer, S. und Brinkmann, S. ; /, Ehrismann, S. , de Boor, S. f., Glier, S. , Anm. ). Ein Zusammenhang mit der Brie iteratur im Kontext von Werbeszenen ist schon früh hergestellt worden, Fischer sah in ihm sogar den ältesten dt. Liebesbrief überhaupt, weshalb er den zweiten Teil, der eher als Tugend- denn als Minnelehre aufzufassen sei, als nicht originär dazugehörig betrachtete. Die ablehnende Haltung gegenüber Ritterschaft und Hö schheit wertet Huschenbett auf der Grundlage der Differenzierung von «miles» und «clericus» (vgl. Fischer, S. und Wenzel, S. ) als Beleg dafür, dass der Dichter selbst Kleriker gewesen sein müsse (Sp. ). Da das Motiv des «heinlichen bote» bereits in der ovidianischen Tradition bestimmend gewesen war, spricht sich Glier für einen ausgewiesen «lateinischen Hintergrund» des dt. Textes aus. Dazu hat auch die Berufung des Dichters auf «phaset» beigetragen. Ehrismann () hatte bis in einzelne Textstrukturen Parallelen zum sog. → Facetus moribus et vita, einer lat. Standes- und Bildungslehre, nachgewiesen. Außerdem könnten Beziehungen zu → Andreas Capellanus’ De Amore bestehen (vgl. dazu skeptisch Wen
Vergil zel, S. und Glier, S. , Anm. ; außerdem de Boor, S. ). Der Text gilt als früher Repräsentant der Briefund Büchleintradition und steht damit den spätma. Minnereden näher als der früheren strophischen Minnedichtung. Der lückenlose Übergang von Minne- und Tugendlehre und die Unterscheidung von Frauen- und Männerteil seien dafür typisch, wie etwa in Diu → mâze, den → Winsbeckischen Gedichten, aber auch in → Thomasins von Zerklaere Welschen Gast, in des → Strickers Frauenlehre und → Ulrichs von Liechtenstein Frauenbuch. Im Kontext dieser Typustradition wären schließlich beide Textteile als Einheit zu betrachten. Ü: München, BSB, Clm , r (Perg., erstes Viertel . Jh., alemannisch; durch Galläpfel-Tinktur besonders im ersten Teil stark verderbt, beide Teile stammen von verschiedenen Schreiberhänden). A: Bernhard Joseph Docen (Hg.): Miscellaneen zur Gesch. der teutschen Lit., neu aufgefundene Denkmäler der Sprache, Poesie und Philosophie unsrer Vorfahren enthaltend. Bd. . München , S. f. – Ottokar Fischer: Die sog. ‹Ratschläge für Liebende›. In: ZfdA () S. – (nur Tl. I). – Heinrich Meyer-Benfey (Hg.): Mhd. Übungsstücke. Halle/Saale , S. –. L: Ehrismann // () S. . – De Boor/Newald () S. f. – Dietrich Huschenbett, VL () Sp. –. – Christoph Huber, Killy () S. f. – Klingner/ Lieb () Nr. B. – Wilhelm Scherer: Gesch. der dt. Dichtung im . und . Jh. (Quellen und Forschungen ). Straßburg . – Elias Steinmeyer: Rezension zu: Scherer, Gesch. In: AfdA () S. –, hier S. –. – Ottokar Fischer: Die sog. ‹Ratschläge für Liebende›. In: ZfdA () S. – (mit Teilabdruck). – Gustav Ehrismann: Die Grundlagen des ritterlichen Tugendsystems. In: ZfdA () S. –, hier S. . – Eduard Schröder: Das Buch Phaset? In: ZfdA () S. . – Henning Brinkmann: Entstehungsgesch. des Minnesangs (DVjs. Buchreihe ). Halle/Saale , S. . – Ehrismann: Phaset. In: ZfdA () S. –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Josef Purkart: D.
. Hälfte . Jh. h. B. Liebesbrief oder Werbeszene? In: ABäG () S. –. – Horst Wenzel: Frauendienst und Gottesdienst (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Peter Dronke: Pseudo-Ovid, Facetus, and the Arts of Love. In: Mlat. Jb. () S. –. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/ M. u. a. , S. . – Jürgen Schulz-Grobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – L. Peter Johnson: Die hö sche Lit. der Blütezeit (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. f. – Wolfgang Achnitz: ‹Als mir Johannes verjach, der die warheit weste wol›. Beobachtungen zum Minnediskurs in ‹Der Schüler von Paris B› und in der ‹Minnelehre› des Johann von Konstanz. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –, hier S. f. – Nigel F. Palmer: Manuscripts for reading: The material evidence for the use of manuscripts containing Middle High German narrative verse. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and its Consequences in Honour of D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca/Christopher Young. Turnhout , S. –, hier S. f. – Christine Putzo: Die Frauenfelder Fragmente von Konrad Flecks ‹Flore und Blansche ur›. Zugleich ein Beitr. zur alemannischen Handschriftenüberl. des . Jh. In: ZfdA () S. –, hier S. . CS Vergil (P. Vergilius Maro; im MA meist: Virgilius), * .. v. Chr. Mantua, † .. v. Chr. Brindisi. – Römischer Dichter. . Leben und Werk: Der bedeutendste Dichter der römischen Antike ist biographisch nur in Umrissen zu erfassen, da die zahlreichen V.-Viten oft unzuverlässig sind. Als gesichert gelten V.s Lebensdaten, die ihn zu einem Zeitgenossen der späten römischen Bürgerkriege und des frühen Prinzipats machen. Er stammte wahrscheinlich aus einer Familie kleiner Landbesitzer und studierte u. a. Philosophie und Rhetorik in Cremona, Mailand und Rom. In der römischen Hauptstadt besaß V. ein Haus, lebte zeitweise aber auch in Neapel und im kampanischen Umland. V. bewegte sich in einem Kreis illustrer Freunde und Förderer, unter denen besonders Kaiser Augustus hervorragt. Außerdem zählten Horaz,
. Hälfte . Jh. Cornelius Gallus, Alfenus Varus, Asinius Pollio und Varius Rufus zu seinem Umfeld. Spätestens seit v. Chr. stand V. auch in Verbindung zu Maecenas, dem er die Georgica widmete. Gegen Ende seines Lebens reiste V. durch Griechenland, wo er in Athen Augustus traf. Dieser forderte ihn zur Rückkehr nach Rom auf, doch starb V. während der Heimreise in Brindisi an einer Krankheit und wurde bei Neapel bestattet. Er hinterließ ein Vermögen von rund Millionen Sesterzen. Angeblich ordnete V. testamentarisch die Verbrennung seiner Manuskripte an; Augustus soll V.s Verfügung jedoch ignoriert haben. Drei Werke können V. sicher zugeschrieben werden, wenn auch ihre genauen Entstehungszeiten unsicher sind. Möglicherweise um bis v. Chr. entstanden die Verse der Bucolica (auch Eclogae). Das Werk umfasst zehn in Hexametern geschriebene Hirtengedichte im Geiste Theokrits, die mal als auktoriale Reden, mal als Dialoge oder Wettgesänge gestaltet sind. Obwohl die Gedichte in einer idealisch-idyllischen Landschaft angesiedelt sind, weisen sie auch zeithistorische Bezüge auf, etwa zu den Landverteilungen um v. Chr. Die Cornelius Gallus, Asinius Pollio u. a. Freunden V.s gewidmeten Stücke begründeten die römische Bukolik und wirkten u. a. auf Horaz, Tibull und → Ovid. Im Anschluss an die Bucolica entstanden um / bis / v. Chr. die Maecenas gewidmeten Georgica. Das landwirtschaftliche Lehrgedicht in Versen ist wie die Bucolica in Hexametern geschrieben und umfasst vier Bücher, die jeweils mit Vorreden und Epilogen versehen sind. Die Dichtung ist vor allem von Hesiod und Lukrez beein usst. Buch I behandelt den Ackerbau, Buch II vor allem den Anbau von Wein- und Olivenbäumen, Buch III die Tierzucht und Buch IV die Imkerei. Allerdings handelt es sich bei V.s Text keineswegs um ein Handbuch für die landwirtschaftliche Praxis. Vielmehr weisen die Georgica politische, philosophische und kulturelle Bezüge auf, die den lehrhaften Elementen einen umfassenden Kontext verleihen. Diese Einbettung spezialisierter Didaxe in eine erweiterte Gesamtschau begründet die besondere Bedeutung der Georgica. So verweist das Werk u. a. auf die Wirren des Bürgerkriegs und idealisiert im Gegenzug Augustus als göttlich anmutenden Heilsbringer. Es lobt Italien, den Frühling und das Landleben, entfaltet mythische Erzählungen (Orpheus
Vergil und Eurydike, Aristaeus), verweist aber in autobiographisch geprägten Passagen auch auf V. selbst zurück. Wahrscheinlich vor v. Chr. begann V. sein Epos Aeneis. Da V. vor der Vollendung des Werks starb, endet der Text im zwölften Buch nach Versen. Im Mittelpunkt stehen die Abenteuer des Aeneas, Sohn des Trojaners Anchises und der Göttin Venus. Nach dem Untergang Trojas zum Flüchtling geworden, wird Aeneas von einem Sturm nach Karthago getrieben. Dort entwickelt sich zwischen ihm und Königin Dido eine Liebesbeziehung, die Aeneas jedoch auf Befehl Jupiters abbricht, da ihm ein bedeutenderes Schicksal verheißen ist. Dido begeht aus Liebeskummer Selbstmord. Nach dem Tod des Anchises reist Aeneas in die Unterwelt, wo ihm sein Vater eine neue Herrscherlinie prophezeit. Diese soll von Aeneas und Lavinia begründet werden, der Tochter von König Latinus. Aeneas begibt sich nach Latium und erlangt dort zunächst die Verlobung mit Lavinia, muss dann aber den die Prinzessin ebenfalls begehrenden Turnus überwinden, dessen Niederlage den Text beschließt. V. dichtete die Aeneis im Anschluss an Epen von Apollonios Rhodios, Ennius und Naevius. Größtes Vorbild war freilich Homer, zu dessen Odyssee die Fahrten des Aeneas zahlreiche Parallelen aufweisen. Der Untergang Trojas dient bei V. als Ausgangspunkt einer schicksalhaften Reise, deren vorbestimmtes Ziel die Gründung des römischen Imperiums ist. Dieses Schicksal weist zugleich auf den von V. als Friedensfürst gepriesenen Augustus voraus: Aeneas ist Vorläufer des Kaisers, der wiederum das von Aeneas begonnene Werk vollendet. So schuf V. mit der Aeneis das römische Staatsepos schlechthin. V. wurden seit der Spätantike auch weitere Texte zugeschrieben, die als Appendix Vergiliana bezeichnet werden: Catalepton, Dirae, Lydia, Culex, Aetna, Ciris, Copa, Elegiae in Maecenatem und mehrere Priapea, ab dem ./. Jh. außerdem Moretum, De institutione viri boni, De est et non sowie De rosis nascentibus. Heute gelten diese Zuschreibungen jedoch als unsicher bis falsch. . Überlieferung und Wirkung: V. wurde früh zu einer allgemein anerkannten Autorität und einem Klassiker der antiken Literatur. Dies wird auch am reichen Umfang der Überlieferung deutlich. Nach fragmentarischer PapyrusÜberlieferung aus dem . bis . Jh. setzt im . Jh. die
Vergil Pergament-Überlieferung ein. Für die Textüberlieferung der drei Hauptwerke V.s sind die drei vollständigsten Handschriften M, P und R von besonderer Bedeutung. Auch F. V. A. und G sind wichtige Textzeugen, die noch aus spätantiker Zeit stammen. Neben acht Handschriften und Fragmenten aus dem . bis . Jh. beginnt im späteren . Jh. eine neue Überlieferungsphase, die im . Jh. auf fast Handschriften anschwillt, darunter gut ein Drittel mit V.-Viten und Kommentaren. Im späten . Jh. entsteht mit dem ostfränkischen Codex Paris ms. lat. auch auch die früheste V.-Handschrift von dt. Hand. Für die Zeit vom . bis . Jh. sind mehr als V.-Handschriften bekannt. Sie werden durch eine sekundäre Überlieferung von Zitaten und Lemmata in Kommentaren und Werken anderer Autoren ergänzt. Ein wichtiger und früh einsetzender Strang der V.-Rezeption ist die Anerkennung des Autors als rhetorische und sprachliche Autorität. V.s Verstechnik, Eloquenz und Wissensreichtum gelten seit der Antike als überragend. Dies führte zur Verwendung V.s in Schulen und Universitäten sowie zu einer großen Präsenz des Dichters in den Werken der Rhetoriker. Bereits Quintilian und Quintus Caecilius Epirota empfahlen V.s Werk als schulische Lektüre. Bei den spätantiken Rhetorikern und Grammatikern wurde kein Dichter häu ger zitiert als V. Früh beginnt auch die christliche Rezeption V.s. Zwar zeigen die christlichen Autoren dem heidnischen Dichter gegenüber häu g eine kritische Einstellung, doch mindert dies nicht die Wirkung V.s. V.-Zitate nden sich bereits bei Tertullian und Minucius Felix. Auch → Gregor verweist häu g auf V., während → Augustinus und → Hieronymus ihm zwiespältig gegenüberstehen. Ab etwa dem ./. Jh. sind auch explizit christliche Deutungen von V.s Werk nachweisbar («interpretatio christiana»). Laktanz z. B. fasste V. als Monotheisten auf und identi zierte in V.s Werk zahlreiche mit dem jüdisch-christlichen Glauben harmonierende Elemente. Prägend für die weiteren christlichen V.Interpretationen war besonders Laktanz’ chiliastische Deutung der . Ekloge in V.s Bucolica. Darin wird die Geburt eines göttlichen Knaben vorausgesagt, der ein neues goldenes Zeitalter einläuten soll. Gemeint war möglicherweise ein erhoffter Sohn für Augustus, doch verstand die «interpretatio christiana» den Text vielmehr als Weissagung der Geburt Christi. So wurden V. später immer wieder
. Hälfte . Jh. prophetische Fähigkeiten zugesprochen. Um verfasste der Christ Fulgentius die ein ussreiche Expositio Virgilianae. Das u. a. durch Sigebert von Gembloux rezipierte Werk wurde zum Grundstein der sog. integumentalen Aeneis-Deutung des MA. Darin wird das Epos als Darstellung der stufenweisen Entwicklung des menschlichen Lebens und der Seele aufgefasst – was im Text allerdings von der erfundenen Erzählung überdeckt wird. Diese Auffassung von einer dichterisch verhüllten Wahrheit wurde durch Wilhelm von Conches später als «integumentum» bezeichnet. Das Interesse an V. wird weiterhin durch zahlreiche Viten belegt, deren Zuverlässigkeit jedoch stark schwankt. Von großer Bedeutung war die bereits im . Jh. geschriebene, heute verlorene V.Vita Suetons. Im . Jh. verfasst Aelius Donatus mit der wohl auf Sueton basierenden Vita Donatiana eine wichtige Biographie und Deutung V.s. Ebenfalls im . Jh. entstanden die bedeutenden und reich überlieferten V.-Kommentare des Servius und des Tiberius Claudius Donatus. Aelius und Servius prägten die weitere V.-Rezeption u. a. durch ihre Vorstellung einer systematischen Stufenfolge in V.s Werk. Danach folgen in den drei Texten nicht nur niederer, mittlerer und erhabener Stil aufeinander, sondern auch drei Stufen der kulturellen Entwicklung: Hirten, Bauer und Krieger. Dieses sog. «ordo temporum»-Konzept wirkte im MA u. a. auf Johannes Scotus und → Remigius von Auxerre. → Johannes de Garlandia goss es in seiner Poetria (. Jh.) in die wirkmächtige Form des Rota Virgilii, das die drei Stilgattungen als Radspeichen veranschaulicht. Im MA wirkten auch die früheren V.Viten fort, erfuhren aber häu g allegorische Deutungen oder fabulistische Anreicherungen. Ab dem . Jh. war besonders der sog. Donatus auctus populär, eine stark interpolierte und anekdotisch erweiterte Fassung der Vita Donatiana. Insgesamt setzen sich die genannten Deutungstendenzen von der Spätantike ins MA fort. V. war auch für seine mittelalterlichen Leser eine anerkannte Autorität der Rhetorik und Grammatik, ein Meister der Wissenschaften und Philosophie, manchmal sogar ein christlicher Prophet. Zeitliche Schwerpunkte der mittelalterlichen V.-Rezeption waren die Karolingerzeit und das . Jh. Besonders im . Jh. erlebte die V.-Rezeption wichtige Weichenstellungen, die u. a. auf eine Revision des Literaturkanons (Aufwertung Ovids u. a.) und
. Hälfte . Jh. die volkssprachliche Aneignung der Aeneis zurückgingen. Frühe Zentren der mittelalterlichen V.Rezeption waren die Klöster, die vor allem für die Überlieferung der Werke und Kommentare eine wichtige Rolle spielten. Allerdings war die Wertschätzung V.s in den Klöstern nicht einhellig. Einerseits listen klösterliche Bibliothekskataloge des . Jh. V. neben christlichen Autoren als einzigen heidnischen Epiker. Ein → Rupert von Deutz pries V. gar als hervorragenden Dichter. Andererseits wurde V. gerade im monastischen Kontext oft verurteilt, etwa von → Alkuin und → Honorius Augustodunensis – die ihn gleichwohl gerne zitierten. Überhaupt konnten auch christliche Kritiker nicht die massenhafte Verbreitung V.scher Zitate, Sentenzen und Wendungen verhindern, die das gesamte Mittelalter durchzog und auf der Basis spätantiker und patristischer Zitatüberlieferung und Florilegien erfolgte. So ist V.s «omnia vincit amor» u. a. bei Alkuin, Idung von Prüfening, → Otto von Freising und → Konrad von Mure nachgewiesen. Die erwähnte Wertschätzung V.s durch Rhetoriker und Grammatiker setzte sich fort bei Isidor (Etymologiae), → Hugo von St. Viktor (De grammatica), Eberhard von Béthune (Grecismus), Johannes de Garlandia (Compendium gramatice) und Matthäus von Vendôme (Ars versi catoria). Integumentale Deutungen nden sich bei → Egbert von Lüttich (Fecunda ratis) und Hugo von Lüttich (Peregrinarius), allegorische V.-Interpretationen bei → Absalon von Springiersbach, Gottschalk von Hollen und → Alanus ab Insulis. Die «interpretatio christiana» der . Ekloge erfasste im MA sowohl lat. wie volkssprachige Autoren und ist in über Texten nachweisbar. Oft wird V. darin als Heide dargestellt, der unbewusst christliche Wahrheiten niederschrieb. Entsprechende Deutungen nden sich bei → Hrabanus Maurus (De universo), Abaelard (Theologia christiana) und in den Kommentaren von Christian von Stablo und → Theodericus von Fleury. Auch die Schilderung der Unterwelt im . Buch der Aeneis erfuhr im MA christliche Deutungen, so in der → Visio Sancti Pauli und → Walahfrids Visio Wettini. Die Vorstellung von V. selbst als prophetischer Gestalt setzte sich über die pseudo-augustinische Predigt Contra Iudaeos, paganos et Arianos sermo de symbolo (./. Jh.) bis in lat. Prophetenspiele fort und ist etwa im Ordo prophetarum von St. Martial in Limoges nachweisbar, dt. auch in der Erlösung.
Vergil Die erste Hochphase der V.-Rezeption bis ins . Jh. wurde überwiegend von lat. Werken geprägt. Besonders die epischen Dichter folgten V.s Vorbild, indem sie Kämpfe oder Herrscherlob nach seinem Modell formten. Vor allem Karl der Große wurde ähnlich überhöht wie bei V. Augustus. Die Aeneis bot mit dem Untergang Trojas und der Dido-Handlung populäre Stoffe. Der Ein uss V.s zeigt sich etwa in → De Karolo rege et Leone papa, im → Waltharius und Eupolemius, im Ernestus des Odo von Magdeburg und in der Vita s. Willibrordi metrica des Thiofrid von Echternach. Ein späteres Zeugnis lat. V.-Aneignung ist das sog. Aeneissupplement des Maffeo Vegio von . Es wurde als . Buch der Aeneis geschrieben und setzt die Handlung bis zum Tod des Aeneas fort. Das Hexameter umfassende Werk wirkte bis ins . Jh. nach. Auch die lat. Eklogendichtung des MA bezog sich auf V. Seine Bucolica waren regel- und stilbildend und beeinussten etwa Modoin, Paschasius Radbert, Theodolus, Wernerius von Basel, Metellus von Tegernsee und Marcus Valerius. Geringer war dagegen die Bedeutung der Georgica, die u. a. im Hortulus des Walahfrid Strabo erwähnt sind. → Petrarca folgte im . Jh. mit seinem lat. Hexameter-Epos Africa und mit den Eklogen im Bucolicum carmen dem antiken Vorbild. Weiterhin bezogen sich die lat. Historiker des MA auf V., indem sie etwa aus der Aeneis Informationen über die Herkunft der Römer übernahmen. V.-Bezüge nden sich in der Chronik Ottos von Freising, im Laborinthus → Eberhards des Deutschen und in der Chronographia Augustensium des Sigismund → Meisterlin. Die deutschsprachige V.-Rezeption entfaltete sich vor allem im hohen MA und reichte bis in den frühen Humanismus hinein. Im → Annolied und in der → Kaiserchronik dient die Aeneis als Bezugspunkt für die trojanische Abstammung der Römer und Franken. Heinrich von Veldeke führte mit seinem Eneasroman (um /) den Aeneas-Stoff in die dt. Epik ein. Er benutzte freilich nicht nur V.s Epos als Vorlage, sondern primär den französischen Roman d’Eneas (um ). Bis heute gilt Heinrichs Dichtung als wichtigste Aeneis-Aneignung des MA. V.s Eklogen wurden in der dt. Literatur nur in geringerem Maße aufgegriffen (z. B. Kindheitslied des → Wilden Alexander). Auch erscheint V. in der dt. Literatur seltener als Prophet. Im → Maastrichter (ripuarischen) Passionsspiel sagt V. die Geburt Christi voraus und im Marburger Prophetenspiel tritt er ebenfalls weissagend auf. Umfangreicher ist die Wir
Vergil kung V.s im dt. Sprachgebiet in Glossen nachweisbar, u. a. im → Schlettstädter Glossar. Man geht heute von etwa dt. V.-Glossen aus. V. wurde damit weniger als Prudenz, doch häu ger als andere römische Autoren glossiert. Im dt. Humanismus gewann V.s Werk wieder an Wirkung, übrigens in dt. wie in lat. Sprache. Eine akademische Rezeption erfolgte etwa in Vorlesungen von Georg Peuerbach (Wien , ), Servacius Gösswein (Leipzig ) und Stephan Hoest (Heidelberg ). Philologisch setzte sich Johannes Fabri mit V. auseinander. Hans und Johannes Pirckheimer schrieben die Aeneis ab und kommentierten (Hans) bzw. glossierten (Johannes) sie. V.Lektüre ist auch → Albrecht von Bonstetten, Peter → Schott und Peter → Luder nachgewiesen. Luders Lob auf Friedrich I. von der Pfalz sowie die von V. inspirierte Panegyrik unter → Maximilian I. griffen V.s Augustus-Preis auf. Der Ein uss V.s zeigte sich auch in den Egloga (/) des Jakob Locher, in Heinrich Bebels Ecloga contra vituperatores poetarum () und Ecloga triumphalis () sowie im Bucolicon () des Eobanus Hessus. Auch die bisher seltenen V.-Übersetzungen erlebten im dt. Humanismus eine kleine Blüte. → Notker III. von St. Gallen hatte zwar bereits um / angegeben, er habe die Bucolica in die dt. Sprache übersetzt, doch gilt diese Übersetzung als verloren. Die Erlösung enthält nur eine Teilübersetzung der . Ekloge. Im Humanismus hingegen erfolgten innerhalb zweier Jahrzehnte gleich mehrere V.-Übersetzungen: verfasste Adam → Wernher von Themar, der in Heidelberg bereits eine Vorlesung über V. gehalten hatte, eine dt. Prosaübersetzung der . und . Ekloge. wurde im Straßburger Umfeld Sebastian → Brants die wahrscheinlich früheste dt. Gesamtübersetzung der Bucolica gedruckt. Jakob Wimpfelings Schüler Johannes Adelphus Muling hatte den lat. Text wörtlich in dt. Prosa übertragen und kommentiert, um das Werk so an dt. Laien und Schüler zu vermitteln. legte der kaiserliche Hofdichter Thomas Murner eine vollständige Übersetzung der Aeneis in dt. Knittelverse vor. Der mit Holzschnitten versehene Druck war Kaiser Maximilian gewidmet und enthielt neben den Initien des lat. Originals auch das Aeneissupplement des Maffeo Vegio. Die Holzschnitte stammten übrigens aus der erschienenen V.-Ausgabe Brants. Die insgesamt Holzschnitte dieser Ausgabe waren Vorbild späterer V.-Illustrationen.
. Hälfte . Jh. . V.-Sagen: Eine besondere Form der V.-Rezeption ist die Transformation der historischen Gestalt des Dichters in die literarische Figur eines sagenhaften Zauberers, dem allerlei außerordentliche Fähigkeiten zugesprochen werden. So kann dieser sagenhafte V. u. a. auf einem Vogel durch die Luft reiten, wunderbare Bauwerke errichten und Automaten konstruieren. Diese Transformation ist ab dem . Jh. nachweisbar und wurzelte möglicherweise in der alten Vorstellung von V. als Besitzer umfassenden Wissens. Ähnliche Sagen sind auch für Aristoteles, Pythagoras, → Albertus Magnus und Paracelsus bekannt. Im Falle V.s nahmen die Sagen bei dt. und engl. Autoren ihren Ursprung, bevor sie um die Mitte des . Jh. auch in die romanische Literatur vordrangen. Frühestes Beispiel für die V.-Sage ist der Policraticus (um ) des Johannes von Salisbury, hinzu kommen im . und . Jh. der italienische Reisebericht des → Konrad von Querfurt, Alexander Neckams De naturis rerum, Gervasius’ von Tilbury Otia imperialia und das Speculum historiale des → Vinzenz von Beauvais, in dessen Speculum naturale V. auch als Alchemist dargestellt wird. Im . Jh. erscheint die V.-Sage in den → Gesta Romanorum und in John Gowers Confessio Amantis. Auch eigentlich historisch orientierte V.-Darstellungen übernehmen im Mittelalter Elemente aus der V.Sage, u. a. bei Johannes de Alta Silva, Helinand von Froidmont, Walter Burley und Johannes Guallensis. In Deutschland tritt V. als literarische Figur häu g unter falschen Namen auf. Formen wie «Vilius», «Filius», «Filigus» oder «Filias» gingen möglicherweise auf einen frühen Lesefehler zurück. Die V.-Sage ist in der dt. Epik, Chronistik und Sangspruchdichtung vom . bis . Jh. präsent, mit den Ausnahmen der → Erlösung und der Weltchronik des → Rudolf von Ems. Den Zauberer V. erwähnen im . Jh. etwa der Parzival des → Wolfram von Eschenbach und die Weltchronik des → Jans von Wien. In der Sangspruchdichtung ndet er sich bei → Rumelant, → Boppe, Hans → Folz, im → Wartburgkrieg und in → Reinfried von Braunschweig. Auch → Brun von Schönebeck und → Heinrich von Mügeln kannten die V.-Sage. Die Verwendung der V.-Sagen in mittelalterlichen Texten schwankt zwischen bloßen Nennungen des sagenhaften V. und vollständig entwickelten Erzählungen mit ihm als Haupt gur. So wird V. in der Sangspruchdichtung z. B. oft nur als
. Hälfte . Jh. Beispiel- oder Autoritäts gur in Namenskatalogen aufgelistet. Zugleich entwickelte sich eine Reihe eigener Sujets, die Aspekte der V.-Sage erzählerisch entwickelten. In Deutschland beliebt war etwa die Geschichte von V. als Erschaffer einer steinernen Figur, die eine Wahrheitsprobe vollzieht und untreuen Frauen zwei Finger abbeißt, aber zuletzt durch einen Scheineid überlistet wird (→ Virgils Zauberbild). In anderen Dichtungen wird V. zum verliebten Minnesklaven: Er wird von einer Dame in einem Korb zu ihrem Balkon hinaufgezogen, aber auf halber Höhe hängengelassen und verspottet. Der ktive V. rächt sich für diese Schmach, indem er alle in der Stadt brennenden Feuer löscht und diese nur noch am Hinterteil der Frau angezündet werden können (u. a. Weltchronik des Jans von Wien, → Virgil im Korb). In anderen Erzählungen wird V. im Kontext abenteuerlicher Fahrten mit dem Magnetberg in Verbindung gebracht (Wartburgkrieg, Reinfried von Braunschweig, → Virgils Fahrt zum Magnetberg). In den Gesta Romanorum baut V. einen reitenden Automaten, der die Straßen Neapels bewacht. Im Wilhelm von Österreich des → Johann von Würzburg stellt V. einen goldenen Sessel her, der Menschen ohne Fehl in den Himmel erhebt. Bei Vinzenz von Beauvais und im Bäderbüchlein des Hans Folz ist V. Architekt von Heilbädern bei Neapel. Bei Jans von Wien befreit V. Dämonen aus einer Flasche und erlernt von ihnen die Zauberei. Die V.-Sagen entwickelten eine bunte Vielfalt und wurden mehrere Jahrhunderte lang von zahlreichen Autoren aufgegriffen. Letztlich blieben sie aber eine zeitlich begrenzte Erscheinung des MA, da ihr Repertoire schließlich erstarrte. Eine bis in die Neuzeit reichende Wirkung gewann V. als literarische Figur freilich trotzdem: In Dantes Divina Commedia (um –) führt er den Dichter durch die Kreise der Hölle, darf ihn als ungetaufter Heide aber nicht in den Himmel begleiten. Dantes Dichtung ist bis heute das bekannteste Zeugnis ma. und christlicher V.-Rezeption. Durch die Divina Commedia vermittelt, lebte die Gestalt V.s sogar noch in der Popkultur des . und . Jh. weiter. Ü: Mehr als Hss. seit der Spätantike. Teilverz. u. a. in: Lohmeyer (s. Lit.); Schanz (s. Lit.) S. f.; Birger Munk Olsen: L’Étude des Auteurs Classiques Latins aux IXe et XIIe Siècles . Paris , S. –. . Wichtige frühe V.-Hss.: Datierungen meist unsicher oder umstritten. – F (Schedae Vaticanae):
Vergil Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Vat. lat. (./ . Jh.?). – A (Schedae Vaticano-Berolinenses): Berlin, SB, lat. fol. mit Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Vat. lat. (zwei Fragm., ./. Jh.?). – P (Codex Palatinus): Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Vat., Pal. lat. (./. Jh.?). – G (Codex Sangallensis): St. Gallen, Stiftsbibl., ms. (. Jh.). – V (Codex Veronensis): Verona, Biblioteca Capitolare, Bibl. capit. XL (. Jh.). – M (Codex Mediceus): Florenz, Bibl. Medicea Laurenziana, Bibl. Laur. , (. Jh.). – R (Codex Romanus): Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Vat. lat. (./. Jh.?). . Frühe V.-Hs. aus Deutschland: Paris, Nationalbibl., ms. lat. (spätes . Jh., ostfränkisch). . Beispiel klösterlicher V.-Rezeption in Deutschland: München, BSB, clm (Weihenstephan, spätes . Jh., alemannisch). . Dt. Eklogen-Übers. des Adam Werner von Themar: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., Heidelberg, /). D: Verz. der zahlreichen V.-Drucke: Vergil. A Census of Printed Editions –. Hg. v. Martin Davies/John Gold nch. London . – Hb. der illustrierten V.-Ausg. –. Gesch., Typologie, Zyklen und kommentierter Kat. der Holzschnitte und Kupferstiche zur Aeneis in alten Drucken [...]. Hg. v. Werner Suerbaum. Hildesheim u. a. (mit DVDs). – Weitere Drucke in GW und VD. Nennenswerte Einzeldrucke: Opera. Rom: Konrad Sweynheym und Arnold Pannartz, [] (GW M). – Opera. [Straßburg: Johann Mentelin, um ] (GW M; Online-Faks. BSB München [o. J.]). – Opera. Hg. v. Sebastian Brant. Straßburg: Johann Grüninger, (VD V ; Online-Faks. BSB München [o. J.]). – Bucolica. Hg. v. Johannes Adelphus. [Straßburg: Johann Grüninger, um ] (dt. Übers. mit Holzschnitten des Brant-Drucks von ; VD V ; OnlineFaks. BSB München [o. J.]). – Dryzehe Aeneadische Bücher von Troianischer Zerstoerung vnd vffgang des Roemische Reichs. Hg. v. Thomas Murner. Straßburg: Johann Grüninger, (dt. Übers. mit Holzschnitten des Brant-Drucks von ; VD V ; Online-Faks. BSB München [o. J.]). A: . V.s Werke: Virgil. Hg. v. Henry Rushton Fairclough. Bde., London , . Zahlr. Neuau ., zuletzt Cambridge/Mass. u. a. . – Bucolica. Hg. v. Rudolf Alexander Schröder. Leipzig
Vergil . Neuausg. Frankfurt/M. . – Landleben. Catalepton. Bucolica. Georgica. Hg. v. Johannes Götte u. a. München . Düsseldorf u. a. . – Aeneis. Hg. v. August Vezin. Münster/Westf. . . – Aeneis und die Vergil-Viten. Hg. v. Johannes Götte mit Karl Bayer. München . – Aeneis. Hg. v. Johannes und Maria Götte. München . Düsseldorf u. a. . – Opera. Hg. v. Roger A. B. Mynors. Oxford . . – Georgica. Hg. v. Otto Schönberger. Stuttgart . Erg. Neuau . ebd. . – Bucolica. Hg. v. Michael von Albrecht. Stuttgart . . – Aeneis. Hg. v. Gerhard Fink. Düsseldorf u. a. . Mannheim . – Aeneis. Hg. v. Edith und Gerhard Binder. Stuttgart (auch als zweibändige Ausg., ebd. , ). – Aeneis. Hg. v. Gian Biagio Conte. Berlin u. a. . – Bucolica. Hg. v. Winfried Tilmann. Düsseldorf . . V.-Viten: Götte (s. Nr. .). . Appendix Vergiliana: Appendix Vergiliana sive carmina minora. Hg. v. Robinson Ellis. Oxford . Zahlr. Neuau ., zuletzt ebd. . – Appendix Vergiliana. Hg. v. Armando Salvatore. Bde. Turin , . Neuausg. Rom . – Appendix Vergiliana. Hg. v. Wendell V. Clausen u. a. Oxford . Nachdr. ebd. . – Appendix Vergiliana. Hg. v. Ettore Barelli. Imola . – Appendix Vergiliana. Hg. v. Maria G. Iodice. Mailand . . Servius-Kommentar: Servii Grammatici qui feruntur In Vergilii carmina commentarii. Hg. v. Georg Thilo/Hermann Hagen. Bde. in Tln. Leipzig –. Nachdr. Hildesheim . . Aeneissupplement: Das Aeneissupplement des Maffao Vegio. Hg. v. Bernd Schneider. Weinheim (lat.-dt.). . Dt. Glossen: Die ahd. Glossen. Hg. v. Elias Steinmeyer/Eduard Sievers. Bd. . Berlin . Nachdr. Hildesheim u. a. , S. –; Bd. , Berlin , S. –. . Teilfaksimile der Holzschnitte aus Brants dt. Druck von : Aeneis. Hg. v. Johannes Götte/Manfred Lemmer. Leipzig . . Eklogen-Übersetzung des Adam Werner von Themar: Karl Hartfelder: Werner von Themar, ein Heidelberger Humanist. Karlsruhe , S. – (. Ekloge). – Dt. Übersetzungen klassischer Schriftsteller aus dem Heidelberger Humanistenkreis. Hg. v. K. Hartfelder. Heidelberg , S. – (. Ekloge). . V. als Prophet im «Ordo prophetarum»: The Drama of the Medieval Church . Hg. v. Karl Young. Oxford . Nachdr. ebd. , S. –.
. Hälfte . Jh. . Dt. V.-Sagen: Vgl. die Ausg. der im Artikel unter Nr. genannten Autoren und Werke; entsprechende Stellennachweise auch in RSM () S. . – Erwähnt seien hier zudem die Lieder in HMS () S. (Boppe) und HMS () S. (Rumelant) sowie ein Lied in → Regenbogens Briefweise mit Abdruck in: Gedichte – nach den Erstdrucken und Handschriften in zeitlicher Folge (Epochen der dt. Lyrik ). Hg. v. Klaus Düwel. München , S. –. Ü: . Dt. Übersetzungen: Vgl. folg. Ausg. unter Nr. : Götte ; Vezin ; Götte ; Götte ; Albrecht ; Fink ; Binder ; Tilmann ; außerdem: Aeneis. Hg. v. Wilhelm Plankl mit Karl Vretska. Stuttgart . NA ebd. . – Bucolica. Georgica. Aeneis. Hg. v. R. A. Schröder. München . – Dt. Prosaübers.: Aeneis. Hg. v. Volker Ebersbach. Leipzig . Nachdr. Stuttgart . . Englische Übersetzungen: Fairclough , (s. Ausg., Nr. ). – Vergil’s Eclogues. Hg. v. Barbara Hughes Fowler. Chapel Hill u. a. . – Georgics. Hg. v. Peter Fallon. Oxford . – Aeneid. Hg. v. Frederick Ahl. Oxford . – The Aeneid. Hg. v. Sarah Ruden. New Haven u. a. . L: Weitere, auch ältere Lit. u. a. bei Peeters , Schanz , Haase , Della Corte , Worstbrock , Suerbaum und Holzberg –. – Manitius () S. f. u. ö. (s. Reg.); () S. – u. ö. (s. Reg.); () S. – u. ö. (s. Reg.). – Ehrismann () S. u. ö. (s. Reg.). – Brunhölzl () passim; () passim. – De Boor/Newald () S. –. – Hans Sauer, LexMA () Sp. –. – Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Hubert Cancik, RGG () Sp. –. – Rudolf Rieks und Peter A. Kuhlmann, KLL () S. –. – Albert Gier, EM () Sp. –. Domenico Comparetti: Virgilio nel Medio Evo. Bde., Livorno . Neuausg. hg. v. Giorgio Pasquali. Florenz (bis heute grundlegend). – Karl Hartfelder: Dt. Übers. klassischer Schriftsteller aus dem Heidelberger Humanistenkreis. Heidelberg , S. f., –. – Paul Schwieger: Der Zauberer Virgil. Berlin . – Remigio Sabbadini: Le Biogra e di Vergilio. Antiche Medievali Umanistiche. In: Studi Italiani di Filologia Classica () S. –. – Josef Fasbender: Die Schlettstadter
. Hälfte . Jh. V.glossen und ihre Verwandten. Straßburg . – Hugo Merguet: Lex. zu Vergilius. Leipzig . Nachdr. Hildesheim . – Duane R. Stuart: Biographical Criticism of V. since the Renaissance. In: Studies in Philology () S. –. – Georg Ellinger: Gesch. der nlat. Lit. Deutschlands im sechzehnten Jh. Berlin , Bd. , S. –, f. u. ö.; Bd. , S. –. – Eberhard Semrau: Dido in der dt. Dichtung. Berlin . – Hermann Lohmeyer: V. im dt. Geistesleben bis auf Notker III. Berlin . Nachdr. Nendeln . – Edward K. Rand: The Magical Art of Virgil. Cambridge (Mass.) . Nachdr. Hamden (Conn.) . – Gerard Murphy: Vergilian In uence upon the Vernacular Literature of Medieval Ireland. In: Studi Medievali NS () S. –. – Virgilio nel Medio Evo (Studi Medievali NS ). Turin . – Felix Peeters: A Bibliography of V. New York . Nachdr. Rom . – John W. Spargo: Virgil the Necromancer. Studies in Virgilian Legends. Cambridge/Mass. . Nachdr. Boulder/ Colorado []. – V. In: Handwb. des dt. Aberglaubens . Hg. v. Hanns Bächtold-Stäubli. Berlin (Nachdr. ebd. ) Sp. –. – Anneliese Grau: Der Gedanke der Herkunft in der dt. Geschichtschreibung des MA (Trojasage und Verwandtes). Würzburg . – Hans Wagner: Ekkehard und V. Eine vergleichende Interpretation der Kampfschilderungen im ‹Waltharius›. Heidelberg . – Betty N. Hedberg: The ‹Bucolics› and the Medieval Poetical Debate. In: Transactions and Proceedings of the American Philological Association () H. , S. –. – Ernst Robert Curtius: Europäische Lit. und lat. MA. Bern . Tübingen , s. Reg. – Johannes Siebert: V.s Fahrt zum Agetstein. In: PBB (Halle) () S. –. – Alfons Kurfess: V.s vierte Ekloge bei Hieronymus und Augustinus. ‹Iam nova progenies caelo demittitur alto› in christlicher Deutung. In: Sacris Erudiri () S. –. – Karl Büchner: P. Vergilius Maro. In: Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswiss. VIII/A/. Hg. v. Georg Wissowa u. a. Stuttgart , Sp. –; Bd. VIII/A/, ebd. , Sp. –. – Heinz Haffter: Walahfrid Strabo und V. In: Schweizer Beitr. zur allg. Gesch. () S. –. – Louis B. Hall: The Story of Dido and Aeneas in the Middle Ages. Diss. Univ. of Oregon . – Theodore K. Rabb: Sebastian Brant and the First Illustrated Edition of V. In: Princeton University Library Chronicle (/) S. –. – Anker T. Laugesen: La Roue de Virgile. Une Page
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. Hälfte . Jh. Unters. zu Konzeption und Überl. Tübingen , S. , f. – Rainer Warland: Text und Bild im Vergilius Vaticanus. In: Göttingische Gelehrte Anzeigen () S. –. – Peter Dronke: Intellectuals and Poets in Medieval Europe. Rom . – Hans Fromm: Eneas der Verräter. In: FS W. Haug und Burghart Wachinger . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – Raymond J. Cormier: Sylvia’s Tame Stag. Classical Continuity, Transposition, and Intertextuality in Two th Century Adaptations of Virgil’s ‹Aeneid›. In: Eos () S. –. – O. Neudeck: Möglichkeiten der Dichter-Stilisierung in mhd. Lit.: Neidhart, Wolfram, V. In: Euphorion () S. –. – Marilyn R. Desmond: Reading Dido. Gender, Textuality, and the Medieval Aeneid. Minneapolis . – Rosemarie Deist: The Kiss of Ascanius in V.’s ‹Aeneid›, the ‹Roman d’Enéas›, and Heinrich v. Veldeke’s ‹Eneide›. In: The German Quarterly () S. –. – Francine Mora: Virgile le Magicien et l’‹Énéide› des Chartrains. In: Médiévales () S. –. – Elisabeth Klecker: Dichtung über Dichtung. Homer und V. in lat. Gedichten italienischer Humanisten des . und . Jh. Wien . – Leander Petzoldt: Virgilius Magus. Der Zauberer Virgil in der literarischen Tradition des MA. In: Hören, Sagen, Lesen, Lernen. Bausteine zu einer Gesch. der kommunikativen Kultur. Hg. v. Ursula Brunold-Bigler/Hermann Bausinger. Bern , S. –. – Nikolaus Henkel: V.s ‹Aeneis› und die ma. Eneas-Romane. In: The Classical Tradition in the Middle Ages and the Renaissance. Proceedings of the First European Science Foundation Workshop on ‹The Reception of Classical Texts› (Florence, Certosa del Galluzzo, – June ). Hg. v. Claudio Leonardi/B. Munk Olsen. Spoleto , S. –. – W. Suerbaum: Ein heidnischer Klassiker als ‹Dünger› christlicher Bildung. Quellen und Bedeutung des V.-Bildes bei Ermenrich v. Ellwangen (um ). In: Panchaia. FS Klaus Thraede. Hg. v. Manfred Wacht. Münster/Westf. , S. –. – Concordantia Vergiliana. Hg. v. Manfred Wacht. Bde. Hildesheim u. a. . – Peter Kern: Beobachtungen zum Adaptationsprozess von V.s ‹Aeneis› im MA. In: Wolfram-Stud. : Übersetzen im MA. Cambridger Kolloquium . Hg. v. Joachim Heinzle u. a. Berlin , S. –. – Ernst Hellgardt: Die lat. und ahd. V.glossen des clm . Plädoyer für eine neue Art der Glossenlektüre. In: Stand und Aufgaben der dt. Dialektlexikographie.
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. Hälfte . Jh. Meist wird er einem seit nachweisbaren Rittergeschlecht zugeordnet, dessen Mitglieder Ministerialen der Grafen von Loon waren. Über H.s Ausbildung können nur Vermutungen angestellt werden. Seine Werke verraten neben Latein- und Französischkenntnissen auch ein gelehrtes Wissen, das H. an einer Dom- oder Klosterschule und in einer klerikalen Ausbildung erworben haben könnte. H.s weiteres Leben ist nur über Angaben im Werk oder bei anderen Autoren grob zu rekonstruieren. So scheint die bis bezeugte Grä n Agnes von Loon ihn gefördert zu haben, wird sie doch im Servatius lobend erwähnt. Sie habe H. ebenso zum Schreiben der Verslegende angespornt wie «Herr Hessel», der Küster von St. Servatius in Maastricht. Identi ziert man Hessel mit einem zu dieser Zeit nachgewiesenen Diakon Hezilo, so ist seine Amtszeit um – anzusetzen. Als Bewahrer der dortigen Schatzkammer war er auch für die ServatiusReliquien zuständig. Hessel könnte also eine volkssprachige Servatius-Dichtung angeregt haben und stellte H. vielleicht eine lat. Quelle zur Verfügung. Weitere Anhaltspunkte für H.s Biographie ergeben sich im Zusammenhang mit seinem Versroman Eneas. Dessen unvollendetes Manuskript habe H. an Margareta von Cleve ausgeliehen, der es dann während ihrer Hochzeit mit Ludwig III. von Thüringen gestohlen worden sei – so berichten es die eingeschobenen, aber als zuverlässig geltenden Verse .–. im Gothaer Eneas-Codex. Den Diebstahl beging wahrscheinlich der Thüringer Graf Heinrich Raspe III. Erst neun Jahre später gab Landgraf Hermann von Thüringen dem Dichter die Handschrift zurück und lud ihn zur Fertigstellung des Werks auf Schloss Neuenburg bei Freyburg ein. Danach nahm H. wahrscheinlich am Mainzer Hoftag von Kaiser Friedrich I. Barbarossa teil. In seinem Roman vergleicht H. die Hochzeit von Eneas und Lavinia mit diesem prächtigen Fest (V. .–.). Der Tod H.s wird meist um angesetzt. → Wolfram von Eschenbach nennt ihn im Parzival als früh Verstorbenen und → Gottfried von Straßburg erwähnt H. im Tristan. Illustrationen in der → Heidelberger Liederhandschrift C und der → Weingartner Liederhandschrift B zeigen H. mit einer unbeschriebenen Schriftrolle, wie er von Vögeln umgeben in der freien Natur sitzt und nachdenklich den Kopf auf die linke Hand stützt. . Episches Werk: Als frühestes episches Werk H.s gilt die wohl von Grä n Agnes angeregte Verslegende Servati
. Hälfte . Jh. us (auch Servas). Der Text ist nur in einer Handschrift aus dem Maastrichter Begardenkloster und in einem Fragment überliefert. Im Mittelpunkt des rund Reimpaarverse umfassenden Texts steht heilige Servatius. Er war Bischof im belgischen Tongeren, verlegte seinen Amtssitz aber später nach Maastricht, wo er starb. H. berichtet in seinem zweiteiligen Werk zunächst die Vita des Heiligen, der hier zahlreiche Reisen und Begegnungen erlebt. Besonders die Konfrontation mit dem als Teufelsdiener dargestellten Attila sticht hervor, den Servatius sogar vorübergehend zum Christentum bekehrt haben soll. Im zweiten Teil behandelt H. die Translatio des Servatius und die nach seinem Tod auftretenden, meist mit Reliquien verbundenen Wunder. In diesem Teil erfolgt auch die Verknüpfung des Servatius mit der Kaisergeschichte: So werden Karl der Große und Heinrich V. von H. als Verehrer des Heiligen genannt. Beide Teile der Legende werden jeweils durch einen Epilog beschlossen. Der Epilog des ersten Teils könnte allerdings versehentlich im Text belassen worden sein. Unter anderem aufgrund dieser Möglichkeit hat die Forschung unterschiedliche Entstehungszeiträume für die beiden Teile des Werks vermutet. Insgesamt wird die Entstehung des Servatius meist auf um / datiert, vielleicht noch vor der umstrittenen Heiligsprechung Karls des Großen . Auch erfolgten in Maastricht vor Bemühungen um einen Ausbau der dortigen Servatiuskirche. Für dieses Vorhaben war eine größere Bekanntheit des Heiligen von Nutzen, weshalb es möglicherweise zur Abfassung der Legende durch H. kam. Der mndl. Text könnte zum Vortrag für Pilger intendiert gewesen sein. Umstritten ist die Existenz einer ursprünglichen, altlimburgischen Fassung der Legenden. Früher wurden auch umfangreiche Interpolationen des Texts angenommen, die heute aber als unwahrscheinlich gelten. Als Vorlage benutzte H. die nach entstandene lat. Gesta Sancti Servatii. H. drückte der Legende jedoch deutlich seinen eigenen Stempel auf. So zeigen sich im Servatius bereits Tendenzen zu episch breiter und eloquenter Darstellung sowie die für H. typischen reinen Reime. Eine Rezeption der Dichtung erfolgte im → Oberdeutschen Servatius und im Ehrenbrief des → Püterich von Reichertshausen. H.s Hauptwerk ist sein Eneasroman, der auch als Eenas, Eneit oder Eneide bezeichnet wird. Allerdings wird der Name Eneide von H. selbst zur Benennung von → Vergils Aeneis benutzt, weshalb
Heinrich von Veldeke er als Titel für H.s eigenes Epos umstritten ist. H.s rund . Reimpaarverse umfassender Roman wird meist auf um / datiert, wurde aber vielleicht schon vor begonnen. Aufgrund des erfolgten Diebstahl des Manuskripts musste H. die Arbeit am Text für neun Jahre unterbrechen. Er setzte sein Werk also wohl fort und beendete es um /, sicher aber nach dem Hoftag von , da dieser im Roman erwähnt wird. Als sicher gilt auch die Fertigstellung des Werks vor dem Tod Friedrichs I. im Jahr . Die Überlieferung der Dichtung setzt bald danach im frühen . Jh. ein. Handschriften und Fragmente sind bekannt, mehrere davon jedoch verschollen. Sieben Handschriften enthalten vollständige oder nahezu komplette Textfassungen. Der Mittelpunkt der Überlieferung lag zunächst in Oberdeutschland. Zu bairisch-schwäbischen Handschriften kamen dann mitteldt. Textzeugen hinzu. Eine besondere Bedeutung besitzt aufgrund ihrer prächtigen Illustrationen die um bis entstandene Handschrift B. Die Sprache des Eneas ist in der Forschung seit langer Zeit Gegenstand von Diskussionen. H. dürfte aufgrund seiner Herkunft niederfränkischen Dialekt gesprochen haben. Dieser ist im erhaltenen Text jedoch nur mit einzelnen mundartlichen Formen vertreten. Stattdessen ist die Überlieferung von hochdt., also obd. und mitteldt. Fassungen geprägt. Trotzdem wurde bis ins . Jh. häug angenommen, H. habe den Roman ursprünglich in limburgischem Dialekt oder in maasländischer Literatursprache geschrieben. Es kam sogar zu entsprechenden editorischen Rekonstruktionsversuchen, so durch Otto Behaghel. Heute gilt die genannte These als obsolet, u. a. wegen des Fehlens limburgischer bzw. niederrheinischer Überlieferung und Rezeption. Vielmehr dürfte H. sprachlich ein möglichst großes Publikum zu erreichen versucht haben, als ihm dies mit einem limburgischen Text möglich gewesen wäre. Möglicherweise orientierte er sich stärker an hochdt. Literaturzentren als an der Tradition seiner Heimat. Auch die Fertigstellung des Eneas auf Schloss Neuenburg dürfte eine Rolle gespielt haben. So könnte die erhaltene Überlieferung von einem ostmitteldt. Archetypus abstammen. Die Grundhandlung des Romans entspricht weitgehend dem vergilschen Vorbild: Angesichts der Zerstörung Trojas ieht Eneas, Sohn des Anchises und der Venus, mit zahlreichen Getreuen vor
Heinrich von Veldeke den Griechen. Nach einer Irrfahrt auf See gelangt er nach Karthago, wo er eine Liebesbeziehung zu Königin Dido beginnt. Die Götter mahnen Eneas jedoch zur Weiterfahrt, da ihm ein höheres Schicksal bestimmt ist. Nach seiner Abreise begeht Dido aus Liebeskummer Selbstmord. Mit der Hilfe der Sibylle reist Eneas nun in die Unterwelt und begegnet dort Dido und Anchises. Dieser offenbart seinem Sohn das zukünftige Schicksal, das ihn in Latium erwartet. Eneas begibt sich also nach Italien zu König Latius, der ihm seine Tochter Lavinia als Gemahlin anbietet. Zunächst muss Eneas sich aber noch gegen Latius’ feindselige Ehefrau sowie seinen Rivalen Turnus durchsetzen. Dieser war ursprünglich als Schwiegersohn und Nachfolger des Latius vorgesehen und bekämpft nun Eneas. Venus unterstützt ihren Sohn, indem sie ihm von Vulcanus geschmiedete Wunderwaffen beschafft. So kann Eneas Turnus im Zweikampf besiegen und Lavinia heiraten, die sich unterdessen in ihn verliebt hat. Nach einer prächtigen Hochzeitsfeier endet der Roman mit einem Ausblick auf die weitere Entwicklung des römischen Imperiums. H. kannte wahrscheinlich → Eilharts Tristrant und den → Straßburger Alexander, zu denen sein Roman manche Parallelen aufweist. Auch Vergils Aeneis wurde von H. benutzt. Hauptvorlage des Eneas war jedoch ein «welsches Buch», wie H. selbst im Text erläutert (V. .–.) – der französische Roman d’Eneas (um ). H. verfasste sein Epos in enger Anlehnung an das frühere Werk, nahm aber keine bloße Übersetzung vor, sondern eine echte Aneignung. So unterscheidet sich H.s Dichtung vom Roman d’Eneas etwa durch die größere Breite ihrer Beschreibungen, die den Eneas rund Verse länger machen als das französische Epos. Besonders die hö schen Aspekte der Geschichte werden von H. detailreich dargestellt, also ritterliche Werte und Verhaltensvorschriften, aber auch repräsentative Dinge wie Rüstungen, Kleider, Grabmäler und Pferde. Bei aller eigenständigen Eloquenz H.s liegt hierin auch eine Gemeinsamkeit mit dem Roman d’Eneas: Wie das französische Vorbild überführte H. das römisch-imperiale Nationalepos in einen frühhö schen Kontext, der sich von Vergils Dichtung u. a. durch die MinneIdeologie abhebt. Als Aneignung des Aeneis-Stoffs bleibt H.s Werk im dt. MA einzigartig. Das Hinzufügen der Minne führt bei H. etwa zu einer viel breiteren Ausgestaltung der LaviniaHandlung als im Epos Vergils. In Lavinias Monologen und Dialogen tritt die Liebe als mächtige
. Hälfte . Jh. Kraft in den Vordergrund, ebenso in den Klagen der verlassenen Dido. Die mit den beiden Frauen verbundenen Minnehandlungen sind bei H. integraler Bestandteil einer Geschichte, die von Vergil ursprünglich auf die Gründung eines Imperiums hin komponiert wurde. Bei H. ist Eneas nicht so sehr der vom Schicksal vorbestimmte Gründervater Roms als vielmehr ein vorbildlicher MinneRitter, der maßvoll und mit hö schem Anstand seine P icht erfüllt. Entsprechend ist die ebenso maßvoll minnende Lavinia eine ideale Partnerin für Eneas. Dido liebt maßlos und macht sich damit ebenso schuldig wie Turnus und Lavinias Mutter durch unkontrollierten Zorn. Eneas selbst kann mit «mâze» gegenüber allen Widrigkeiten bestehen und wird so Inbegriff eines Rittertums, das sich im Eneas vor antiker Folie entfaltet. Diese Antike war freilich heidnisch, was den christlichen Legendendichter H. aber keineswegs entmutigte. Gemeinsame Klammer von antikem und ma. Eneas-Epos ist für H. eben nicht die Religion, sondern das die Zeiten überspannende Rittertum. H.s Eneas wurde zum Grundstein der hö schen Epik in Deutschland. Seine Darstellung von Minne und Rittertum war für spätere Dichter ebenso Vorbild wie seine reinen Reime. Lob erfuhr H.s Epos u. a. von → Rudolf von Ems, Gottfried von Straßburg und Wolfram von Eschenbach, der H. im Parzival und im Willehalm erwähnte, seinen Tod beklagte und ihn seinen Meister nannte. Aber auch weniger bedeutende Dichter wie → Herbort von Fritzlar und → Reinbot von Durne wurden von H.s Wirkung erfasst. In der Forschung ist H.s Stellenwert bis heute unangefochten, wie die kontinuierliche Entstehung neuer Literatur zeigt. Neben H.s Umgang mit der antiken Tradition hat die neuere Forschung z. B. auch Herrscher- und Heldenrollen in seinem Werk untersucht, ikonographische Aspekte beleuchtet und die Debatte um die Textgestalt des Eneas fortgeführt. Das reiche Spektrum der Ausgaben ist u. a. durch Faksimile-Editionen erweitert worden. Im breiteren Bewusstsein sind H. und sein Werk freilich kaum noch präsent. Zur Lyrik H.s siehe Bd. , Sp. –. Ü: . Servatius: Leipzig, Bibl. des Bundesverwaltungsgerichts, Ph + München, BSB, cgm /, + München, UB, Fragm. , Streifen (Perg., erste Hälfte . Jh., ostlimburgisch,
. Hälfte . Jh. Fragm.). – Leiden, UB, BPL , r–v (Pap., Maastricht, um , limburgisch). . Eneas: R: München, BSB, cgm /, Doppelbl. (Perg., um , bair., Fragm.). – Wo: Wolfenbüttel, HAB, cod. . () Novi, Bl. (Perg., um , obd.-mitteldt., Fragm.). – K: Königsberg, Privatbesitz Oscar Schade, Nr. , Bl. (Perg., . Jh., Fragm., verschollen). – K: Königsberg, Privatbesitz Oscar Schade, Nr. , Blatthälfte (Perg., . Jh., Fragm., verschollen). – Gr: Privatbesitz (?), Nr. , wahrsch. Bl. (Perg., ./ . Jh., nd., verschollen). – Me: München, BSB, cgm , Doppelbl. und Bl. (Perg., erstes Drittel . Jh., ostobd., Fragm.). – B: Berlin, SBB, mgf , Bll. (Perg., um –, bair.-österr., unvollst.). – Ham: Schweiz, Privatbesitz (früher Hamburg, Antiquariat Jörn Günther, Hamburg, Nr. /XIII,; davor Privatbesitz London, Christopher de Hamel), Querstreifen von Bll. (Perg., zweites Viertel . Jh., alemannisch, Fragm.). – P: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgq Nr. , Bll. (Perg., nach , ostobd., Fragm.). – H: Heidelberg, UB, cpg , ra–ra (Perg., Würzburg, letztes Viertel . Jh., ostfränkisch-hessisch-thüringisch). – a: Marburg, Staatsarch., Best. Hr Nr. , Blattstücke (Perg., erstes Viertel . Jh., nd.-mitteldt., verschollen). – M: München, BSB, cgm , r–v (Perg., erste Hälfte . Jh., südbair.). – E: ColognyGenf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. , Bll. (Pap., letztes Drittel . Jh., hessisch). – h: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Pap., Straßburg, , niederalemannisch, unvollst.). – G: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , r–v (Pap., um , thüringisch). – w: Wien, ÖNB, cod. , ra–r (Perg., , schwäbisch). Zur Überl. vgl. auch Schieb/Frings (s. Ausg.). A: . Servatius: Sinte Servatius Legende. Hg. v. Jan H. Bormans. Maastricht . – Herbert Thoma: Altdt. Fündlein. In: ZfdA () S. –. – Ma. Handschriftenbruchstücke der Universitätsbibl. und des Georgianum zu München. Hg. v. Paul Lehmann/Otto Glauning. Leipzig (Nachdr. Nendeln ) S. – (Fragm.). – Theodor Frings/Gabriele Schieb: H. v. V. I. Die Servatiusbruchstücke. In: PBB (Halle) () S. – (auch als Sonderdr. Halle/Saale ). – Dies.: H. v. V. X. Der Eingang des Servatius. H. v. V. XI. Der Ausgang des Servatius. In: PBB (Halle)
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. Hälfte . Jh. dern und Texten. Hg. v. Horst Wenzel/C. Stephen Jaeger. Berlin , S. –. – Marie-Sophie Masse: Verhüllungen und Enthüllungen. Zu Rede und ‹descriptio› im Eneasroman. In: Euph. () S. –. – Klaus Ridder/Diana Lemke: Die Irrationalität der Habgier im Enaesroman H.s v. V. In: Impulse und Resonanzen. Hg. Gisela Vollmann-Profe u. a. Tübingen , S. –. – Anna Mühlherr: ‹Offenlîche unde stille›. Die Liebe des Herrschers im ‹Roman d’Eneas› und bei H. v. V. In: ebd., –. – Jozef D. Janssens: Peren op de Beuken. Hendrik van V. en Zijn Tijd (–). Hasselt . – Elke Ukena-Best: Kon iktdialoge im Eneasroman H.s v. V. In: Formen und Funktionen von Redeszenen in der mhd. Großepik. Hg. v. Nine R. Miedema u. a. Tübingen , S. –. – Silvia Schmitz: Die Poetik der Adaptation. Literarische ‹inventio› im ‹Eneas› H.s v. V. (Hermaea NF ). Tübingen . – Bruno Quast und Monika Schausten: Amors Pfeil. Liebe zwischen Medialisierung und Mythisierung in H.s v. V. Eneasroman. In: Schrift und Liebe in der Kultur des MA. Hg. v. Mireille Schnyder. Berlin u. a. , S. –. – Astrid Bußmann: ‹her sal mir deste holder sin / swenner weiz den willen min›. Variationen des Liebesgeständnisses in H.s v. V. Eneasroman. In: ebd., S. –. – J. Goossens: Zu den Quellen v. V.s ‹Servatius›. In: ZfdPh () S. –. – Markus Greulich: Die Tricks des Erzählers. Über unanständiges und anständiges Erzählen im Eneasroman H.s v. V. In: Érotisme et Sexualité. Actes du Colloque International de , et Mars à Amiens. Hg. v. Danielle Buschinger. Amiens , S. –. – Otfried Ehrismann: Die Hochzeit des Eneas. Zur rituellen Inszenierung von Ordnung in H.s v. V. ‹Eneas›. In: ‹Er ist ein wol gevriunder man›. FS Ernst S. Dick. Hg. v. Karen McConnell/Winder McConnell. Hildesheim u. a. , S. –. – L. Jongen: The Emperor, the Saint and the Poet. For Whom did H. v. V. Write the Sint-Servaaslegende? In: ABäG () S. –. – E. Lienert: Das Schwert des Vulcanus und die Êre des Eneas. Zur Heldenkonzeption bei H. v. V. In: ‹Vorschen, denken, wizzen›. Vom Wert des Genauen in den ‹ungenauen Wissenschaften›. FS Uwe Meves. Hg. v. Cord Meyer. Stuttgart , S. –. – John M. Jeep: H. v. V.’s ‹Eneas› and the Tradition of the Alliterating Word-Pair. In: ABäG () S. –. – Peter Kern: Der Gang durch die Unterwelt in Vergils ‹Aeneis›, im ‹Roman d’Eneas› und in V.s Eneasroman. In: Kunst und saelde. FS Trude Ehlert. Hg.
Trierer Floyris v. Katharina Boll/Katrin Wenig. Würzburg , S. –. – Sonja Feldmann: Heiden als Vorfahren christlicher Herrscher im ‹Eneasroman› H.s v. V. – Die Inszenierung des Todes von Pallas und Camilla. In: Gott und Tod. Tod und Sterben in der hö schen Kultur des MA. Hg. v. Susanne Knaeble u. a. (Bayreuther Forum Transit ). Berlin/Münster , S. –. MM Trierer Floyris. – Ostmaasländische Bearbeitung eines französischen Versromans, um . Der T. F. ist anonym in einer Trierer Handschrift von um überliefert. Nur Verse aus dem Schlussteil des Werks sind in teilweise beschädigtem Zustand erhalten. Der ursprüngliche Umfang des T. F. wird auf rund Verse geschätzt. Der ostmaasländische Text wurde wahrscheinlich im südniederfränkischen Grenzgebiet verfasst. Verschiedentlich wurde die Region um Roermond und Heinsberg als Ursprungsgebiet vermutet. Die Erwähnung eines «greven Bernhart» im Text wird oft als Hinweis auf einen unbekannten Auftraggeber oder Förderer gelesen. Inhaltlich beruht der T. F. auf dem Stoff von der Liebe des heidnischen Königssohns F. zu Blantsche ur, Tochter einer christlichen Sklavin. Blantsche ur wird an babylonische Kau eute verkauft und F. bricht auf, um sie zurückzugewinnen. Hier setzt der erhaltene Teil des T. F. ein: Auf der Suche nach Blantsche ur kommt F. nach Babylon, dessen König Blantsche ur in seinem Haremsturm gefangenhält. Ein hilfsbereiter Brückenpächter gibt F. Ratschläge zur Überlistung des Turmwächters. Nachdem F. in einem Blumenkorb in den Turm gelangt ist, kommt es zu einem liebevollen Wiedersehen mit der Geliebten. Der König entdeckt F. und verurteilt das Paar zum Tod. Doch die Fürsten greifen ein und verhindern die Hinrichtung. Die wahrscheinlich daran anschließende Hochzeit von F. und Blantsche ur ist nicht überliefert. Das Fragment des T. F. schließt mit der Abreise von F. Der Stoff der Geschichte ist ursprünglich wohl orientalischer Herkunft und verbreitete sich von Frankreich aus in Europa. Um entstand der altfranzösische Versromann Floire et Blanche or, der in zwei Versionen überliefert ist («version populaire», «version aristocratique»). Der T. F. folgte kurz darauf als wahrscheinlich erste dt. Bearbeitung des Stoffs. Mit der «version aristocratique» verbinden den T. F. teils wörtliche Parallelen. Allerdings könnte auch ein unbekannter Urtext Vorlage des
Straßburger Alexander T. F. und der «version aristocratique» gewesen sein. Dies ist in der Forschung weiterhin umstritten. Gegenüber dem altfranzösischen Roman sind im T. F. manche Figuren positiver gezeichnet und religiöse Gegensätze abgemildert. Auch weist der T. F. Umstellungen und Auslassungen auf. Die archaisch anmutenden Verse sind in einem nüchternen Stil ohne ausführliche Beschreibungen verfasst. Eine Rezeption des T. F. ist nicht bekannt. Nur eine Erwähnung des Stoffs bei → Ulrich von Gutenburg wird manchmal auf den T. F. bezogen. Ü: Trier, StB, Mappe X, Fragm. , Querstreifen von Doppelbll. (Perg., um , niederrheinisch). A: Elias von Steinmeyer: Trierer Bruchstücke I. Floyris. In: ZfdA () S. –; () S. . – Gilbert A. R. de Smet/Maurits Gysseling: Die T. F.-Bruchstücke. In: Studia Germanica Gandensia NS () S. –. – Corpus van Middelnederlandse Teksten tot en Met Het Jaar II/. Hg. v. M. Gysseling. ’s-Gravenhage , S. –. L: Ehrismann // () S. f. u. ö. – De Boor/Newald () S. f., u. ö. – Susanne Rick, KNLL () S. . – Gilbert de Smet, VL () Sp. –. – Hiltgut Monecke/Gerhard Wild: Floir et Blanche or. In: KLL () S. –. – Anette Syndikus, Killy () S. . – Diether Haacke: Weltfeindliche Strömungen und die Heidenfrage in der dt. Lit. von – (Rolandslied, Graf Rudolf, T. F., ‹Eraclius›, Wolframs ‹Willehalm›, Reinbots ‹Heiliger Georg›). Diss. Berlin . – G. A. R. de Smet: Der T. F. und seine französische Quelle. In: FS Ludwig Wolff. Hg. v. Werner Schröder. Neumünster , S. –. – G. A. R. de Smet: Zum T. F. In: Beitr. zur dt. Sprachgesch., Landes-, Volks- und Altertumskunde. FS Wolfgang Jungandreas. Hg. v. Richard Laufner. Trier , S. –. – Johan H. Winkelman: Die Brückenpächter- und die Turmwächterepisode im T. F: und in der ‹Version aristocratique› des altfranzösischen Florisromans. Amsterdam . – G. A. R. de Smet: Ostmaasländische Poesie um . In: Stud. zur dt. Lit. des MA. Hg. v. Rudolf Schützeichel. Bonn , S. –. – G. A. R. de Smet: Zur Turmwächterepisode im T. F. In: Medium Aevum Dt. Beitr. zur dt. Lit. des hohen und späten MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Dietrich Huschenbett u. a. Tübingen , S. –. – René Pérennec: Le T. F., Adaption du Roman de ‹Floire
. Hälfte . Jh. et Blanche or›. In: Etudes Germaniques () S. –. – J. H. Winkelman: Zum T. F. In: Neophilologus () S. –. – Jan Goossens: Oudnederlandse en Vroegmiddelnederlandse Letterkunde. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – Verena Schäfer: Flore und Blanche ur. Epos und Volksbuch. Textversionen und die verschiedenen Illustrationen bis ins . Jh. Ein Beitr. zur Gesch. der Illustration. München , S. f. u. ö. – J. H. Winkelman: Eschatologie en Dieptestructuur. In: De Studie van de Middelnederlandse Letterkunde. Stand en Toekomst. Symposium Antwerpen – September . Frits P. van Oostrom. Hilversum , S. –. – Johannes Spicker: Epik im Rhein-Maas-Raum. In: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum von Rhein und Maas. Hg. v. Helmut Tervooren u. a. Berlin , S. –, hier S. f. MM Straßburger Alexander. – Rheinhessische Bearbeitung des Alexanderromans des Pfaffen → Lambrecht, zweite Hälfte . Jh. Die Straßburger Fassung der ersten dt. Alexanderdichtung des Pfaffen Lambrecht ist (im Gegensatz zum späteren → Basler Alexander) wie die Dichtung Lambrechts selbst noch im . Jh. verfasst worden (um /). Das ursprüngliche Alexander-Lied Lambrechts bietet in seiner überlieferten Form (‹Vorauer Alexander) nur einen Torso der Alexander-Vita. Relativ zeitnah dürfte die älteste Fortsetzung («Fortsetzung X», um [?]) entstanden sein. Von dieser nur philologisch erschlossenen und nicht überlieferten Stufe X, dürfte der S. A. abhängen ebenso wie der Basler Alexander. Der S. A. hat mit rund Versen gegenüber der älteren Fassung einen nahezu fünffachen Textumfang und erzählt Alexanders Lebensgeschichte bis zu seinem Tod unter Einbeziehung des erst im . Jh. entstandenen Iter ad paradisum: Nach dem Sieg über Darius, mit dem Lambrechts tradierter Text endet, zieht Alexander bis ans Ende der Welt und erlebt dabei zahlreiche Abenteuer mit exotischen Wesen. Nachdem er an die Nabe der Welt und die Pforte des Paradieses gelangt ist, muss er umkehren. Ein von dort mitgebrachter Edelstein wird Alexander von einem Juden auf die maßvolle weltliche Herrschaft ausgelegt. Das Streben nach Weltherrschaft wird von A. als nichtig erkannt
. Hälfte . Jh. (das «vanitas vanitatum»-Motiv erscheint bereits im Prolog des Vorauer Alexander) und bis zu seiner Ermordung regiert Alexander sein Reich zwölf Jahre lang ehrenvoll und friedlich. Die aus der Vorlage übernommenen Passagen sind grundlegend nach den stilistischen Ansprüchen der frühhö schen Zeit modernisiert worden. Die langen Verse L.s sind vom anonymen Bearbeiter geteilt, aufgefüllt und geglättet worden. Er kreierte neue Reimpaare und war um regelmäßige Auftakte bemüht. Formal-stilistisch weist der S. A. insofern deutliche hö sche Tendenzen auf. Inhaltliche Konzepte der «hövescheit» sind indes nicht in einem solchen Maße umgesetzt, dass man den S. A. als hö schen Roman bezeichnen könnte. Lambrechts Alexanderdichtung wurde offensichtlich primär in dieser anonymen Bearbeitung des S. A. rezipiert: Der Pfaffe → Konrad zitiert aus ihm im Rolandslied (V. –) und für → Eilhart von Oberg und → Heinrich von Veldeke dürfte der S. A. vorbildlich gewesen sein. Ü: Straßburg, Seminarbibl., Cod. C. V. .. ° ( verbrannt) v–r (Perg., . Jh. [vor ], rheinisch-hessisch, aus dem Jesuitenkolleg Molsheim). A: Hans Ferdinand Maßmann: Denkmäler dt. Sprache und Lit. aus Hss. des ten bis ten Jh. München u. a. , S. –. – Ders.: Dt. Gedichte des zwölften Jh. und der nächstverwandten Zeit. Bd. (Bibl.dt.Nat.-Lit. ,). Quedlinburg u. a. , S. –. – Karl Kinzel: Lamprechts Alexander. Nach den drei Texten. Mit dem Fragm. des Alberic von Besançon und den lat. Quellen (Germanistische Handbibl. ). Halle , S. –. – Irene Ruttmann: Das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht (S. A.). Text, Nacherzählung, Worterklärungen. Darmstadt . – Pfaffe Lambrecht. Alexanderroman. Mhd./Nhd. Hg., übers. und komm. v. Elisabeth Lienert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. –. L: (s. auch Pfaffe → Lambrecht, → Basler Alexander) Ehrismann / (, Nachdr. ) S. –, bes. S. –. – De Boor/Newald () S. f.; () Reg. – Werner Schröder: Der Pfaffe Lambrecht. In: VL () Sp. –, bes. Sp. , f., f. – Christian Kiening: Pfaffe Lambrecht. In: Killy () S. –, bes. S. . – Wilhelm Wilmanns: Der S. A. und Eilharts Tristrant. In: ZfdA () S. –. – Carl Reblin: Zur Basler
Straßburger Alexander und Straßburger Rezension von Lamprechts Alexander (Wissenschaftliche Beilage zum Programm des Gymnasium zu Neubrandenburg ). Leipzig . – Theodor Hampe: Über die Quellen der Strassburger Fortsetzung von Lamprechts Alexanderlied und deren Benutzung (Diss. Bonn) Bremen . – Helmut de Boor: Vom Vorauer zum S. A. In: Frühmhd. Stud. Zwei Unters. Halle , S. –. – Edward Schröder: Die StraßburgMolsheimer Hs. In: Göttingische Gelehrte Nachrichten. Phil.-hist. Kl. () S. –. – Jan van Dam: Der künstlerische Wert des S. A. In: Neophilologus () S. –. – Jozef van Mierlo: Veldeke’s onafhankelijkheid tegenover Eilhart v. Oberg en den Straatsburgschen A. In: Verslagen en mededeelingen der Koninklijke Vlaamsche Academie voor Taal- en Letterkunde () S. –. – Derk Teusink: Das Verhältnis zwischen Veldekes Eneide und dem Alexanderlied. Diss. Amsterdam . – J. van Mierlo: De Oplossing van het Veldeke-Probleem. In: Verslagen en mededeelingen der Koninklijke Vlaamsche Academie voor Taal- en Letterkunde () S. –, hier S. –. – Josef Quint: Die Bedeutung des Paradiessteins im ‹Alexanderlied›. In: Formenwandel. FS Paul Böckmann. Hg. v. Walter Müller-Seidel/ Wolfgang Preisendanz. Hamburg , S. –. – Hans Sklenar: Stud. zum Bild des Orients in vorhö schen dt. Epen (Palaestra ). Göttingen , S. –. – Gilbert de Smet: Die Eneide Heinrichs von Veldeken und der S. A. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Roy A. Wisbey: A Complete Concordance to the ‹Vorau› and ‹S. A.› with a Reverse Index to the Graphic Forms, an Index of Rhymes, and a Ranking List of Frequencies (Compendia Computer-Generated Aids to Literary and Linguistic Research ). Leeds . – Herwig Buntz: Die dt. Alexanderdichtung des MA (Slg. Metzler ). Stuttgart , Reg. – Heribert Hilgers: Zur neuen Ausg. des ‹S. A.›. In: ABäG () S. –. – Antje Mißfeldt: Die Abschnittsgliederung und ihre Funktion in mhd. Epik. Erzähltechnische Unters. zum ‹König Rother›, Vorauer und ‹S. A.›, ‹Herzog Ernst› (B) und zu Wolframs ‹Willehalm› unter Einbeziehung altfranzösischer Laissentechnik (GAG ). Göppingen . – Peter K. Stein: Ein Weltherrscher als ‹vanitas›-Exempel in imperial-ideologisch orientierter Zeit? Fragen und Beobachtungen zum ‹S. A.›. In: Stauferzeit. Gesch., Lit., Kunst (Karlsruher
Berthold von Herbholzheim kulturwissenschaftliche Arbeiten ). Hg. v. Rüdiger Krohn u. a. Karlsruhe , S. –. – Cola Minis: Zum Schluß von Lamprecht’s ‹Alexander›, zur Gesch. der Blumenmädchen im S. A. und zu dessen Verhältnis zu der ‹Eneide› von Veldeke. In: Thomas Klein/C. Minis: Zwei Stud. zu Veldeke und zum ‹S. A.› (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ). Amsterdam , S. –. – Trude Ehlert: Deutschsprachige Alexanderdichtung des MA. Zum Verhältnis v. Lit. und Gesch. (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. , Reg. – Peter Strohschneider/Herfried Vögel: Flußübergänge. Zur Komposition des ‹S. A.›. In: ZfdA () S. –. – Barbara Haupt: A.s Orientfahrt (S. A.). Das Fremde als Spielraum für ein neues Kulturmuster. In: Begegnung mit dem ‹Fremden›. Grenzen – Traditionen – Vergleiche. Akten des . internationalen GermanistenKongresses Tokyo . Bd. . Hg. v. Eijiro Iwasaki. München , S. –. – Dies.: A., die Blumenmädchen und Eneas. In: ZfdPh () S. –. – Dies.: Welterkundung in der Schrift. Brandans Reise und der S. A. In: ZfdPh () S. –. – Udo Friedrich: Überwindung der Natur. Zum Verhältnis von Natur und Kultur im S. A. In: Fremdes wahrnehmen – fremdes Wahrnehmen. Stud. zur Gesch. der Wahrnehmung im MA und früher Neuzeit. Hg. v. Wolfgang Harms u. a. Stuttgart , S. –. – Max Wehrli: Gesch. der dt. Lit. im MA. Von den Anfängen bis zum . Jh. Stuttgart , S. –. – Jan Cölln: Arbeit an Alexander. Lamprecht, seine Fortsetzungen und die hsl. Überl. In: Alexanderdichtungen im MA. Kulturelle Selbstbestimmung im Kontext literarischer Beziehungen (Veröff. aus dem Göttinger Sonderforschungsbereich A/). Hg. v. dems. u. a. Göttingen , S. – passim. – Thomas Tomasek: Die Welt der Blumenmädchen im ‹S. A.›. Ein literarischer utopischer ‹Diskurs› aus dem MA. In: ‹Das Schöne soll sein›. Aisthesis in der dt. Lit. FS Wolfgang F. Bender. Hg. v. Peter Heßelmann u. a. Bielefeld , S.–. – Markus Stock: Kombinationssinn. Narrative Strukturexperimente im ‹S. A.›, im ‹Herzog Ernst B› und im ‹König Rother› (MTU ). Tübingen . – Marion Oswald: Gabe und Gewalt. Stud. zur Logik und Poetik der Gabe in der frühhö schen Erzähllit. (Hist. Semantik ). Göttingen , S. –. – Gert Hübner: Kognition und Handeln im Vorauer Alexander, im S. A. und im König Rother. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und
. Hälfte . Jh. Literaturen () S. –. – Florian Kragl: Die Weisheit des Fremden. Stud. zur ma. Alexandertradition. Mit einem allg. Tl. zur Fremdheitswahrnehmung (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ). Bern u.a. , S. –. – Hans Jürgen Scheuer: Cerebrale Räume. Internalisierte Topographie in Lit. und Kartographie des ./. Jh. (Hereford-Karte, ‹S. A.›). In: Topographien der Lit. Dt. Lit. im transnationalen Kontext (Germanistische SymposienBerichtsbde. ). Hg. v. Hartmut Böhme. Stuttgart , S. –. – Ralf Schlechtweg-Jahn: Macht und Gewalt im deutschsprachigen Alexanderroman (Lit., Imagination, Realität ). Trier , S. –. – Horst Wenzel: Gefangenschaft und Befreiung: zur Verlebendigung ma. Bildnisse (im ‹S. A.› und im ‹Wolfdietrich›). In: Ästhetische Transgressionen (Schriftenreihe Literaturwiss. ). Hg. v. Michael Scheffel. Trier , S. –. – Lienert (s. Ausg.) S. –, –, –. – MarieSophie Masse: L’Inde d’Alexandre dans le ‹S. A.›. Un univers exotique? In: Un exotisme littéraire médiéval? (Bien dire et bien aprandre ). Hg. v. Catherine Gaullier-Bougassas. Villeneuve d’Ascq , S. –. – U. Friedrich: Menschentier und Tiermensch. Diskurse der Grenzziehung und Grenzüberschreitung im MA (Hist. Semantik ). Göttingen , S. –. – Anna Mühlherr: Zwischen Augenfälligkeit und hermeneutischem Appell: Zu Dingen im ‹S. A.›. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin u. a. , S. –. – Annette Vol ng: Orientalism in the ‹S. A.›. In: Medium aevum () S. –. VZ Berthold von Herbholzheim. – Verfasser einer nicht erhaltenen Alexanderdichtung (?), vielleicht zweite Hälfte . Jh. Laut Zeugnis des Alexander des → Rudolf von Ems (V. –) verfasste ein B. v. H. eine Alexanderdichtung, die als verloren gelten muss. Die Herren von Herbolzheim waren vermutlich Ministerialen der breisgauischen Herzöge von Zähringen und es dürfte sich um ein Auftragswerk für den Zähringer Hof gehandelt haben: «dem edelen Zäringære tihtes durch sîner hulde solt von Herbolzheim her Bertholt». Das literarische Interesse der Zähringer ist auch anderweitig
. Hälfte . Jh. bekannt, sind sie doch die wahrscheinlichen Förderer → Hartmanns von Aue. Als mögliche konkrete Auftraggeber des Werkes kommen Herzog Berthold V. (–) oder dessen Vater Berthold IV. (–) in Betracht. Die Dichtung B.s wird von Rudolf für ihre formale Gestaltung gelobt («gevuoge und wol gesprochen») aber für die schmale stoffliche Grundlage aus der Sicht des Historiographen getadelt: B. habe nicht alles berücksichtigt, «des diu historje von im [= Alexander] giht». Die literarhistorische Einordnung des verschollenen Werkes ist strittig, wobei die vorgebrachten Thesen der Veri zierbarkeit entbehren: So könnte es sich um eine hö sche Bearbeitung des ‹Alexanderliedes› des Pfaffen → Lambrecht (vergleichbar dem → Straßburger Alexander) oder um eine Vorstufe zum → Basler Alexander gehandelt haben. Möglich ist auch, dass ein Freiburger Bildteppich (um ) das Fortleben der Dichtung in oberrheinischen Adelskreisen dokumentiert. L: Ehrismann / (, Nachdr. ) S. . – Werner Fechter, VL () Sp. . – Volker Mertens, LexMA () Sp. . – Franz-Josef Mone: Die vaterländischen teutschen Dichter des MA. In: Badisches Arch. zur Vaterlandskunde () S. –, hier S. –. – Eduard Heyck: Gesch. der Herzöge von Zähringen. Freiburg i. Br. / (Nachdr. Aalen ) bes. S. f. – Albert Krieger: Topographisches Wb. des Großherzogtums Baden. Bd. . Heidelberg , S. . – Ludwig Denecke: Ritterdichter und Heidengötter (–) (Form und Geist ). Leipzig , S. –, . – Edward Schröder: Rudolf von Ems und sein Literaturkreis. In: ZfdA () S. –. – Wolfgang Stammler: Wort und Bild. Stud. zu den Wechselbeziehungen zwischen Schrifttum und Bildkunst im MA. Berlin , S. – und Abb. (Teppich). – Xenja von Ertzdorff-Kupffer: Rudolf von Ems. Unters. zum hö schen Roman im . Jh. München , S. f. – Herwig Buntz: Die dt. Alexanderdichtung des MA (Slg. Metzler ). Stuttgart , Reg. – Hans Uwe Schmelter: Alexander der Große in der Dichtung und bildenden Kunst des MA. Eine Unters. über die Wechselbeziehungen zwischen ma. Dichtung und Bildkunst. Diss. Bonn , S. f. – Joachim Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland –. München , S. . – V. Mertens: Das literarische Mäzenatentum der
Pfaffe Konrad Zähringer. In: Die Zähringer. Bd. : Eine Tradition und ihre Erforschung (Veröff. zur ZähringerAusstellung ). Hg. v. Karl Schmid Sigmaringen , S. –. – Michael Bärmann: ‹Dem edlen Zäringaere›. Fragen zu B. v. H. und seiner Alexanderdichtung. In: Die Ortenau. Veröff. des Hist. Ver. für Mittelbaden () S. –. – Ders.: Biterolf. Ein Versuch zur Rezeption des Alexanderstoffes im ehemals zähringischen Herrschaftsgebiet. In: Ma. Lit. im Lebenszusammenhang. Ergebnisse des Troisième Cycle Romand . Hg. v. Eckart Conrad Lutz (Scrinium Friburgense ). Freiburg (Schweiz) , S. –, passim. – Ders.: B. v. H. und die ma. Alexanderdichtung. Auf der Suche nach einem oberrheinischen Autor des hohen MA. In: Herbolzheimer Bll. () S. –. VZ Pfaffe Konrad. – Verfasser des dt. Rolandsliedes, zweite Hälfte . Jh. Im Epilog des Rolandsliedes (RL), der dt. Bearbeitung der französischen Chanson de Roland (ChdR), nennt sich deren Autor: «ich haize der phaffe chunrat». Versuche, diesen niederen Weltgeistlichen zu indenti zieren, sind erfolglos geblieben. Die Forschung hat bis ins frühe . Jh. in K. auch den (Mit-)Verfasser der → Kaiserchronik vermutet, doch gilt diese Annahme heute als widerlegt. Die Herkunft K.s ist umstritten. Untersuchungen reimgebundener Wörter im RL legen eine originäre Abfassung des Werkes in bairischer Sprache nahe. Deswegen muss K. nicht zwangsläu g Bayer gewesen sein – es ist nicht auszuschließen, dass das RL in einer sekundär erlernten Schreibsprache verfasst wurde. Neben bayerischer Herkunft wird daher auch rheinfränkische nicht ausgeschlossen. K. war womöglich Kanoniker in einem Stift oder gehörte einer Kanzlei an – vielleicht am herzoglich-wel schen Regensburger oder Braunschweiger Hof. Denn dass die Übersetzung für einen Herzog «hainrich» auf den Wunsch der «edele[n] herzoginne» angefertigt wurde, verrät der Epilog. Diese Information ist freilich ambivalent, und so war lange umstritten, welcher Welfen-Heinrich in Frage kommt: Heinrich der Stolze (–), Heinrich Jasomirgott (–) oder Heinrich der Löwe (–). Nach der von der heutigen Forschung weitgehend, wenn auch nicht widerspruchsfrei akzeptierten Auffassung waren Heinrich der Löwe und seine Frau Mathilde
Pfaffe Konrad die Auftraggeber, und das RL dürfte um entstanden sein. Zu Mathilde, der Tochter des englischen Königs Heinrich II., passt die Apostrophierung der Herzogin als «aines richen ch˚uniges barn» im Epilog; allerdings waren auch die anderen Herzöge mit Frauen von königlicher Abkunft liiert. Ein weiterer Hinweis auf den Löwen ist die von K. im Epilog angeführte bemerkenswerte Bußleistung des Herzogs. Diese lässt sich auf den Pilgerzug Heinrichs des Löwen ins Hl. Land beziehen. Ferner spricht für den jüngsten Heinrich, dass im Schwertknauf Rolands die Basilius-Reliqiue der französischen Vorlage durch eine Blasius-Reliquie ersetzt ist (V. ). Blasius, Schutzheiliger des Braunschweiger Burgstiftes, wird in Bildzeugnissen im begonnenem Kirchenneubau des Stifts als besonderer Schutzpatron des Herzogs gewürdigt. Denkbar ist also, dass Heinrich der Löwe einen Kleriker aus Regensburg, dem geistigen Zentrum seines bayerischen Herzogtums, mit der Übersetzung beauftragt hat. Die Frage, ob K. diese dann in Regensburg ins Werk gesetzt hat, oder ob Heinrich ihn mit nach Braunschweig genommen hat, ist offen. Unabhängig von der wahrscheinlichen Entstehung um ist der unstrittige Terminus post quem für das RL die Anspielung auf die Eroberung Almerias von (V. ). Der moderne Werktitel des Versepos geht auf den Erstherausgeber Wilhelm Grimm zurück (in Analogie zu Francisque Michels Erstausgabe der französischen Chanson von ). K. selbst spricht im Text nur von «liet». Seine vom Herzog vermittelte Vorlage der «matteria» (V. ) von Karl dem Großen und seinem Vasallen Roland scheint mit keiner erhaltenen Fassung der ChdR identisch zu sein. Der Handlungsverlauf bei K. entspricht in etwa der ChdR-Fassung der Oxforder Handschrift (Bodleian Library, Ms. Digby , Pt. ), weist in Details aber auch Parallelen zu anderen Fassungen auf. Da es unwahrscheinlich ist, dass K. mit mehreren Handschriften gearbeitet hat, kann davon ausgegangen werden, dass das RL die eigenständige Bearbeitung einer verlorenen Version der ChdR darstellt. Den französsichen Text habe K. nach eigener Aussage im Epilog zunächst in «latine bedwungin» und erst dann in «tiutiske gekeret». Dieses singuläre Verfahren der Zwischenübersetzung scheint nicht mit dem herzoglichen Auftrag in Verbindung zu stehen, sondern ist offenbar von K. zur besseren Bewältigung der Aufgabe gewählt worden.
. Hälfte . Jh. Die ChdR ist wahrscheinlich um entstanden und erzählt vom historischen Spanienfeldzug Karls des Großen (). Sie und – in viel stärkerem Maße – das RL überhöhen den strategischen Kriegszug Karls zum Kreuzzug, verklären den verlustreichen Überfall auf das Heer Karls bei dessen Rückzug in die Pyrenäen und stilisieren Roland zum christlichen Märtyrer. Aufbau und Erzählverlauf im RL (insgesamt Verse) sind wie folgt: Prolog (V. –). – Vorgeschichte (V. –): Göttlicher Auftrag an Karl zum Missionskrieg in Spanien. – Hauptteil (V. –): Nach sieben erfolgreichen Kriegsjahren in Spanien erklärt der Heidenkönig Marsilie in betrügerischer Absicht die Bereitschaft zur Kapitulation. Karl berät sich lange mit seinen Vasallen und folgt schließlich dem Rat seines Gefolgsmannes Roland, der seinen Stiefvater Ganelon als Unterhändler für Verhandlungen vorschlägt. Da Ganelon um sein Leben fürchtet, kündigt er Roland Fehde für den Fall seiner Rückkehr an. Ein Waffenstillstand wird vereinbart und die Franken ziehen sich zurück. Roland wird auf Anraten Ganelons die «huote» über das eroberte Land übertragen und der Vasall bleibt mit kleinen Verbänden in Spanien. Doch Ganelon hat sich aus Rache heimlich mit den Heiden verbündet und eliminiert mit dem Heer der Heiden in zwei furchtbaren Schlachten die christlichen Verbände. Aus Stolz weigert sich Roland, das kaiserliche Heer mit einem Hornsignal zurückzurufen. Erst als alle Mitstreiter gefallen sind, gibt er das Signal und stirbt als Letzter den Märtyrertod. Karl kehrt um, beklagt die Toten und vernichtet die iehenden Heiden. Marsilie bittet Baligant, das Oberhaupt aller heidnischen Reiche, um Beistand. In einer grausamen Endschlacht besiegt Karl das unermessliche Heer der Heiden. Die «Heiligen» Roland, Olivier und Turpin werden in die Heimat überführt. Zurück in Aachen hält Karl Gericht. Der Angeklagte Ganelon beruft sich auf sein Fehderecht, doch ein Gottesurteil überführt den Verräter, der gevierteilt wird. – Epilog (V. –). Zusätzlich zur sprachlichen Übertragung der ChdR musste K. den Text seiner Vorlage an die zeitlichen und gesellschaftlichen Begebenheiten im Reich und im wel schen Herzogtum anpassen. Die Karlsverehrung war in dessen Kanonisation gemündet und die Kreuzzugsbewegung seit der Mitte des Jahrhunderts im dt. Raum präsent. Heinrichs eigene Kreuznahme von diente in
. Hälfte . Jh. diesem Kontext auch zur Unterstützung der eigenen Machtansprüche im Reich. Da sich die machtund regionalpolitische Konstellation in der ChdR nicht unmittelbar auf die Verhältnisse seines eigenen Umfeldes übertragen ließ, war K. primär um eine geistliche Interpretation der Erzählung vom Spanienzug bemüht und formte die ChdR um zu einer dezidierten Kreuzzugsdichtung. Dabei hat er die Vorlage mit Reden, Beschreibungen und Kommentaren beträchtlich erweitert und diese Erweiterungen widmen sich in erster Linie der Kreuzugsidee, die das eigentliche Fundament der Karlsdichtung K.s ausmacht. Der Krieg dient ihm nur der Verteidigung des Glaubens und die national-ideologischen Aspekte der ChdR werden getilgt. Diese konsequente geistliche Umformung geht zwar zu Lasten einer kontinuierlich überzeugenden Motivierung der einzelnen Handlungsabläufe, resultiert aber in die kohärenteste dt. literarische Umsetzung der Kreuzzugsideologie im . Jh. Ob und in welchem Umfang K. neben der Chdr weitere Quellen herangezogen hat, ist unklar. Angestoßen wird die Diskussion vor allem vom Umstand, dass die Vorgeschichte in den überlieferten ChdR-Versionen nicht enthalten ist. Sie könnte auf K. selbst zurückgehen, was mit der geistlichen Umwidmung des gesamten Werkes korrelierte, da sie K.s göttlichen Auftrag hervorhebt. Denkbar wäre auch eine verlorene Nebenquelle und ebenso, dass die nicht erhaltene ChdR-Fassung, die K. als Vorlage diente, die Eingangspartie schon ansatzsweise oder vollständig aufbot. Umstritten ist zudem, ob K. die Chronik des ‹Pseudo-Turpin› gekannt hat. Die erkennbaren Parallelen zwischen RL und der Chronik sind nicht zwingend und können sich auch schlicht dem gemeinsamen Erzählstoff verdanken. Dt. Rolanddichtungen vor K., auf die er sich hätte stützen können, sind sehr unwahrscheinlich. W¨ahrend die ChdR als Prototyp der ‹Chanson de geste› in Frankreich gattunskonstituierend nachwirkte, begründete das RL in Deutschland keine neue Tradition. Im Kontext der literarischen Gattungsgeschichte im dt. Sprachraum lässt sich das Werk am besten als Kreuzzugsepos beschreiben. Die formal-stilistische Ausgestaltung orientiert sich in bewusst archaischer Manier an der Kaiserchronik, mit der das RL die Formelhaftigkeit des Ausdrucks teilt. Die primären Rezipienten des RL sind am Hofe Heinrichs des Löwen zu vermuten und – angesichts
Pfaffe Konrad der reichen Überlieferung – sehr bald auch schon an anderen Adelshöfen. In abgewandelter Gestalt hat das RL ein langes Nachleben: In der modernisierenden Bearbeitung durch den → Stricker aus dem zweiten Jahrzehnt des . Jh. gehört es zu den meistrezipierten dt. Dichtungen des MA überhaupt (von Strickers Karl sind über Textzeugen bekannt). Der Stricker hat K.s Text zum Teil wörtlich übernommen. Ebenso ist der Kompilator des sog. → Karlmeinet (um /) verfahren, der im fünften Teil dieses Werkes über Verse des RL unverändert oder abgewandelt in seine poetische Lebensbeschreibung Karls übernommen hat. Ferner zeigen sich deutliche Nachwirkungen im Willehalm → Wolframs von Eschenbach, dessen Geschehen inhaltlich an den Spanienfeldzug Karls anschließt und in dem wiederholt das RL zitiert wird. Weitere Wirkungspuren des RL sind unsicher und in der Regel als Re exe der wirkungsmächtigen Stricker-Fassung zu deuten. Ü: Hss. und Fragm.: Heidelberg, UB, Cpg , Bll. (Perg., um , bair. mit mitteldt. und nd. Formen [aus dem hessisch-thüringischen Raum?]). Der Epilog wird nur hier tradiert. Der Text ist bis auf den Ausfall von rund Versen durch Blattverlust vollständig. Mit Federzeichnungen. – Straßburg, StB, ohne Sign. (Perg., letztes Drittel . Jh., nordrheinfränkisch/bair. [?]; verbrannt); Blattverlust an sechs Stellen, gekürzte Fassung ( Verse); mit Federzeichnungen. – Schwerin, LB, ohne Sign., Perg.-Doppelbll. (erstes Drittel . Jh., mitteldt./nd.). – Sondershausen, Schlossmuseum, Germ. lit. (olim Hs.-Br. ; vormals Arnstadt, Regierungsarch., ohne Sign.) Perg.-Bl. (Anfang . Jh., nordrheinfränkisch-hessisch). – Stuttgart, Privatbesitz (?) Eduard Kausler (‹Kauslersches Fragm.›), Perg.-Bl. (erstes Viertel . Jh., thüringisch-hessisch [nd. Einschlag ?]; verschollen). – Erfurt, UB, Cod. Ampl. ° , Einlage, Perg.-Bl. (nach , mittelfränkisch). – Marburg, Staatsarch., Best. v. Dörnberg, H Nr. , , Fragm. eines Perg.-Bl. (zweites Viertel . Jh., mitteldt./nd.). – Faksimile: P. K. Das RL. Cod. Pal. Germ der UB Heidelberg. Einf. v. Wilfried Werner/Heinz Zirnbauer (Facsimilia Heidelbergensia ). Wiesbaden ; Digitalfaks. online: digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. Die Überlieferung ist für dt. Lit. in diesem Zeitraum außerordentlich reich und Zeugnis der raschen Verbreitung des RL. Zudem legt die
Pfaffe Konrad bairisch-mitteldt. Sprachmischung der Textzeugen nahe, dass das RL bereits nach Norden gelangte (wenn es dort nicht sogar entstanden ist). – Vgl. Barbara Gut eisch-Ziche: Zur Überl. des dt. ‹RL›. Datierung und Lokalisierung der Hss. nach ihren paläographischen und schreibsprachlichen Eigenschaften. In: ZfdA () S. –. A: Wilhelm Grimm: Ruolandes Liet. Mit einem Facs. und den Bildern der pfälzischen Hs. Göttingen . – Karl Bartsch (Hg.): Das RL (Dt. Dichtungen des MA ). Leipzig ; textkrit. Apparat in: Germania () S. –. – Carl Wesle: Das RL des P. K. (Rheinische Beitr. und Hülfsbücher ). Bonn ; Neudr. Halle und ; . Au . besorgt v. Peter Wapnewski (ATB ). Tübingen ; ., durchges. Au . . – Friedrich Maurer: Das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht. Das RL des P. K. (Dt. Lit. Reihe Geistliche Dichtung des MA ). Leipzig . – Dieter Kartschoke: Das RL des P. K. Mhd. Text und Übertragung (Fischer Bücherei). Frankfurt/M . – Horst Richter: Das ‹RL› des P. K. Text, Nacherzählung, Wort- und Begriffserklärungen, Wortliste. Darmstadt . – Das RL des P. K. Mhd./Nhd. Hg., übers. und komm. v. D. Kartschoke (RUB ). Stuttgart ; durchges. Ausg. u. ö.; durchges. und bibliogr. aktualisierte Ausg. . B: Ernst Scheunemann, VL () Sp. – (ältere Lit.). – Wesle/Wapnewski (s. Ausg.) S. XXVI–XLIII. – Kartschoke (S. Ausg.) S. –. L: Ehrismann / () S. –. – Marianne Ott-Meimberg, NDB () S. –. – De Boor/Newald () S. – und Reg. – Eberhard Nellmann, VL () Sp. –. – Ders.: LexMA () Sp. f. – D. Kartschoke, Killy () S. f. Sammelbände, philologische Hilfsmittel: Albert Roy Wisbey: A Complete Concordance to the RL (Heidelberg Manuscript). With word indexes to the fragmentary manuscripts by Clifton Hall (Compendia ). Leeds . – H. Richter: Komm. zum ‹RL› des P. K. Tl. (V. –) (Kanadische Stud. zur dt. Sprache und Lit. ). Göttingen . – Danielle Buschinger/Wolfgang Spiewok: Das ‹RL› des K. Gesammelte Aufsätze (Reinekes TB-Reihe ). Greifswald . – Dies. (Hg.): ChdR und RL. Actes du Colloque du Centre d’Études Médiévales de l’Université de Picardie Jules Verne, et janvier (Wodan ). Greifswald .
. Hälfte . Jh. Allgemeines, Übergreifendes: Edward Schröder: Die Heimat des dt. ‹RL›. In: ZfdA () S. –. – Wolfgang Golther: Das ‹RL› des P. K. München . – Albert Leitzmann: Rolandstud. In: PBB (/) S. –. – Ludwig Denecke: Ritterdichter und Heidengötter (–) (Form und Geist ). Leipzig , S. –. – E. Nellmann: Die Reichsidee in der dt. Dichtung der Salier- und frühen Stauferzeit. Annolied, Kaiserchron., RL, Eraclius (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin . – Ferdinand Urbanek: The ‹RL› by Pfaffe Conrad. Some chronological aspects as to its historic and literary background. In: Euph. () S. –. – Friedrich Ohly: Die Legende von Karl und Roland. In: Stud. zur frühmhd. Lit. Cambridger Colloquium . Hg. v. Leslie Peter Johnson u. a. Berlin , S. –. – Karl-Ernst Geith: Carolus Magnus. Stud. zur Darstellung Karls des Grossen in der dt. Lit. des . und . Jh. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – M. Ott-Meimberg: Kreuzzugsepos oder Staatsroman? Strukturen adeliger Heilsversicherung im dt. ‹RL› (MTU ). München/Zürich . – Friedrich Ohly: Beitr. zum ‹RL›. In: Philologie als Kulturwiss. FS Karl Stackmann. Hg. v. Ludger Grenzmann. Göttingen , S. –. Quellen, Literarische Beziehungen: C. Wesle: ‹Kaiserchron.› und ‹RL›. In: PBB () S. –. – Diether Haacke: K.s RL und Strickers Karl der Große. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Georges Zink: ‹RL› et ‹Kaiserchron.›. In: Etudes germaniques () S. –. – Cola Minis: Der Pseudo-Turpin und das ‹RL› des P. Chunrat. In: Mlat. Jb. () S. –. – Herbert Backes: Bibel und ars praedicandi im ‹RL› des P. K. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin . – Ders.: Dulce France – suoze Karlinge. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Antje Mißfeldt: Ein Vergleich der Laisseneinheiten in der ChdR (Hs. O) mit der Abschnittstechnik in K.s RL. In: ZfdPh () S. –. – Udo von der Burg: Konrads RL und das RL des Karlmeinet. In: RheinVjbl. () S. –. – K.-E. Geith: Rolands Tod. Zum Verhältnis von ‹ChdR› und dt. ‹RL›. In: ABäG () S. –. – Wolfgang Decker: Über ‹RL› und Pseudo-Turpin. In: Euph. () S. –. – Ders.: ‹Daz buch ... gescriben ze den Karlingen› – zur Vorlage des dt. ‹RL›. In: Akten des VII. Internationalen GermanistenKongresses. Tl. . Hg. v. Albrecht Schöne. Göttingen , S. –. – Rüdiger Zagolla: Der
. Hälfte . Jh. Karlmeinet und seine Fassung vom RL des Pfaffen Konrad (GAG ). Göppingen . – K.-E. Geith: Zur Stellung des RL innerhalb der Überl. der ChdR. In: Chansons de geste in Deutschland (Wolfram-Stud. ). Hg. v. Joachim Heinzle u. a. Berlin , S. –. – D. Kartschoke: ‹in die latine bedwungin›. Kommunikationsprobleme im MA und die Übersetzung der ‹ChdR› durch den P. K. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Ricarda Bauschke: ChdR und RL. Hist. Schreibweise als Authentisierungsstrategie. In: Dt. Lit. und Sprache von –. FS Ursula Hennig. Hg. v. Annegret Fiebig/Hans-Jochen Schiewer. Berlin , S. –. – Klaus Grubmüller: Das ‹buoch› und die Wahrheit. Anm. zu den Quellenberufungen im ‹RL› und in der Epik des . Jh. In: ‹bickelwort› und ‹wildiu mære›. FS Eberhard Nellmann. Hg. v. Dorothee Lindemann u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Bernd Bastert: K.s ‹RL› und Strickers ‹Karl der Große›. Unterschiede in Konzeption und Überl. In: Eine Epoche im Umbruch. Volkssprachliche Literalität –. Hg. v. Christa Bertelsmeier-Kierst/Christopher J. Young. Tübingen , S. –. – Martin H. Jones: Zum Gebrauch der Figurenrede in drei Versionen des Karl-Roland-Stoffes. Die ChdR, das RL des P. K. und Karl der Große des Strickers. In: Redeszenen in der der ma. Großepik. Hg. v. Monika Unzeitig (Hist. Dialogforschung ). Berlin , S. –. Historischer Kontext: Karl Bertau: Das dt. ‹RL› und die Repräsentationskunst Heinrichs des Löwen. In: DU () S. – (wieder in: Literarisches Mäzenatentum. Ausgewählte Forschungen zur Rolle des Gönners und Auftraggebers in der ma. Lit. Hg. v. Joachim Bumke [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Hans-Erich Keller: Der P. K. am Hofe von Braunschweig. In: Wege der Worte. FS Wolfgang Fleischhauer. Hg. v. Donald C. Riechel. Köln/Wien , S. –. – J. Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland –. München , Reg. – Jeffrey Ashcroft: Magister Conradus Presbiter. P. K. at the court of Henry the Lion. In: Literary Aspects of Courtly Culture. Hg. v. Donald Maddox/Sara Sturm-Maddox. Cambridge , S. –. – B. Bastert: ‹Wie er das gotes rîche gewan ...›. Das ‹RL› des Klerikers K. und der Hof Heinrichs des Löwen. In: Courtly Literature and Clerical Culture. Hg. v. Christoph Huber/ Henrike Lähnemann. Tübingen , S. –. –
Pfaffe Konrad D. Kartschoke: Dt. Lit. am Hof Heinrichs des Löwen? In: Heinrich der Löwe. Herrschaft und Repräsentation. Hg. v. Johannes Fried/Otto Gerhard Oexle. Ost ldern , S. –. Epilog, Datierung: Martin Lintzel: Zur Datierung des dt. ‹RL›. In: ZfdPh () S. –. – P. Wapnewski: Der Epilog und die Datierung des ‹RL›. In: Euph. () S. –. – Friedrich Neumann: Wann entstanden Kaiserchron. und RL? In: ZfdA (/) S. –. – Roswitha Wisniewski: Der Epilog des ‹RL›. In: ZfdA () S. –. – D. Kartschoke: Die Datierung des dt. ‹RL› (Germanistische Abh. ). Stuttgart . Form: C. Wesle: Frühmhd. Reimstud. (Jenaer germanistische Forschungen ). Jena . – Werner Besch: Beobachtungen zur Form des dt. ‹RL›. In: FS F. Maurer. Hg. v. W. Besch. Düsseldorf , S. –. – F. Maurer: Zur Form von K.s ‹RL›. In: FS Siegfried Gutenbrunner. Hg. v. Oskar Bandle u. a. Heidelberg , S. –. Weitere Titel: Gabriele Glatz: Die Eigenart des P. K. in der Gestaltung seines christlichen Heldenbildes. Diss. Freiburg i. Br. . – Ingeborg Geppert: Christus und Kaiser Karl im dt. RL. In: PBB (Tüb.) () S. –. – K. Stackmann: Karl und Genelun. Das Thema des Verrats im ‹RL des P. K.› und seinen Bearbeitungen. In: Poetica () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. Bd. . Hg. v. Jens Haustein. Göttingen , S. –). – H. Backes: Teufel, Götter und Heiden in geistlicher Ritterdichtung. Corpus Antichristi und Märtyrerliturgie. In: Die Mächte des Guten und Bösen. Hg. v. Albert Zimmermann/ Gudrun Vuillemin-Diem (Miscellanea mediaevalia ). Berlin/New York , S. –. – Carola L. Gottzmann: Ordo caritatis im ‹RL› des P. K. In: ABäG () S. –. – J. Ashcroft: Miles dei – gotes ritter: K.s ‹RL› and the Evolution of the Concept of Christian Chivalry. In: Forum for Modern Language Studies () S. –. – Michael Heintze: Gualter del Hum im RL. Zur Romanisierung der Walther-Sage. In: Mlat. Jb. () S. –. – Hans-Wilhelm Klein: Herzog Naimes als ‹Bayer› im französischen und dt. ‹RL› und im Pseudo-Turpin. In: ‹Romania ingeniosa›. FS Gerold Hilty. Hg. v. Georges Lüdi u. a. Bern u. a. , S. –. – Ernst Ulrich: ‹Kollektive Aggression› in der ChdR und im RL des P. K. Die Idee des Gottesfriedens als Legitimationsmodell für Reconquista und wel sche Expansionspolitik. In: Euph. () S. –. – Herbert
Salman und Morolf Kolb: RL-Lesung im Dt. Orden. In: Internationales Arch. für Sozialgesch. der dt. Lit. () S. –. – Martin J. Schubert: Zur Theorie des Gebarens im MA. Analyse von nichtsprachlicher Äußerung in mhd. Epik. RL, Eneasroman, Tristan (Kölner germanistische Stud. ). Köln u. a. , S. –. – Petra Canisius-Loppnow: Recht und Religion im RL des P. K. (Germanistische Arbeiten zu Sprache und Kulturgesch. ). Frankfurt/ M. u. a. . – M. Ott-Meimberg: ‹Di matteria di ist scone›. Der Zusammenhang von Stoffwahl, Geschichtsbild und Wahrheitsanspruch am Beispiel des dt. RL. In: Grundlagen des Verstehens ma. Lit. Literarische Texte und ihr hist. Erkenntniswert. Hg. v. Gerhard Hahn/Hedda Ragotzky. Stuttgart , S. –. – H. Richter: Militia Dei. A central concept for the religious ideas of the early crusades and the German RL. In: Journeys toward God. Pilgrimage and crusade. Hg. v. Barbara N. Sargent-Baur (Studies in Medieval Culture ). Kalamazoo MI , S. –. – Ion Talos: Archaische Bestattungsriten im RL. In: Romanistisches Jb. () S. –. – David P. Sudermann: Horus temporum. Beginning the Middle High German RL. In: Modern Philology () S. –. – Klaus Zatloukal: Zwischen Kaiser und Fürst. Zur Erzählstrategie des RL-Dichters. In: ‹Ir sult sprechen willekommen›. Grenzenlose Mediävistik. FS Helmut Birkhan. Hg. v. Christa Agnes Tuczay u. a. Bern , S. –. – Eckart Conrad Lutz: Zur Synthese klerikaler Denkformen und laikaler Interessen in der hö schen Lit. Die Bearb. eines Chansons von Karl und Roland durch den P. K. und das Helmarshauser Evangeliar. In: Pfaffen und Laien – ein ma. Antagonismus? Hg. v. dems. (Scrinium Friburgense ). Freiburg/Schweiz , S. –. – Brigitte Janz: Genelun: ‹den armen Iudas er gebildet›. Verrat und Verräter im deutschsprachigen RL. In: Verführer, Schurken, Magier. Hg. v. Ulrich Müller (MAMythen ). St. Gallen , S. –. – K.-E. Geith: ‹Der lîp wandelt sich nach dem muot›. Zur nonverbalen Kommunikation im ‹RL›. In: Sprachkontakt, Sprachvergleich, Sprachvariation. Hg. v. Kirsten Admazik/Helen Christen. Tübingen , S. –. – Frank Fürbeth: ‹Wahrheit› und ‹Lüge› im ‹RL› des P. K. In: Spurensuche in Sprachund Geschichtslandschaften. FS Ernst Erich Metzner. Hg. v. Andrea Hohmeyer u. a. (Germanistik ). Münster u. a. , S. –. – Edith Feistner/Michael Neecke: Vom ‹Überlesen› der Nie
. Hälfte . Jh. derlage. Das RL und seine Rezeption im Dt. Orden. In: Kriegsniederlagen. Erfahrungen und Erinnerungen. Hg. v. Horst Carl u. a. Berlin , S. –. – Claudia Brinker-von der Heyde: Redeschlachten – Schlachtreden. Verbale Kriegsführung im RL. In: ‹Krieg und Frieden›. Auseinandersetzung und Versöhnung in Diskursen. Hg. v. Ulla Kleinberger-Günther u. a. Tübingen , S. –. – Martin Przybilski: ‹Ein Leib wie ein Fels› oder: von der Schönheit des Blutvergießens. Gewalt und Ästhetik im ‹RL› des P. K. In: Euph. () S. –. – Evamaria Heisler: Christusähnlicher Karl. Die Darstellung von Zorn und Trauer des Herrschers in der ‹ChdR› und im ‹RL›. In: ‹Furor, zorn, irance›. Interdisziplinäre Sichtweisen auf ma. Emotionen. Hg. v. Bele Freudenberg (Das MA ,). Berlin , S. –. – Stephanie Seidl: Narrative Ungleichheiten. Heiden und Christen, Helden und Heilige in der ‹ChdR› und im ‹RL des P. K.›. In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () S. –. – Marianne Derron: Heinrich der Löwe als reuiger Büßer und Realpolitiker. Die Bedeutung der Psalmen im ‹RL› und eine neue These zu dessen Entstehung. In: Germanistik in der Schweiz () S. –. – Ralf Schlechtweg-Jahn: Zwischen Todesangst und Gottvertrauen. Angst als ‹dritter Raum› im ‹RL›. In: Gott und Tod. Tod und Sterben in der höschen Kultur des MA. Hg. v. Susanne Knaeble u. a. (Bayreuther Forum Transit ). Berlin/Münster , S. –. – R. Bauschke-Hartung: Der Umgang mit Islam als Verfahren christlicher Sinnstiftung in ChdR/RL und Aliscans/Willehalm. In: Das Potenzial des Epos. Die altfranzösische Chanson de geste im europäischen Kontext. Hg. v. Susanne Friede (GRM Beih. ). Heidelberg , S. –. – Jürgen Wolf: Die Wahrheit der Schr. in RL und Willehalm. In: ebd., S. –. – Susanne Reichlin: Nach- oder Nebeneinander? Die Zeitlichkeit des seriellen Erzählens im ‹RL›. In: DVjs () S. –. VZ Salman und Morolf. – Versepos, zweite Hälfte . Jh. S. u. M. wird allgemein auf die zweite Hälfte des . Jh. datiert und entstand möglicherweise im rheinfränkischen Raum. Der unbekannte Verfasser galt früher als Spielmann, später auch als Geistlicher, ist aber letztlich nicht zu identi zieren. Sieben Handschriften und Fragmente ab der Mitte des . Jh. sind bekannt, außerdem zwei Straßburger
. Hälfte . Jh. Drucke von und . Die Textzeugen sind teilweise illustriert, so die Handschriften E und S sowie die beiden Drucke. In anderen Textzeugen ist Raum für Illustrationen ausgespart. S. u. M. umfasst rund sog. Morolfstrophen mit jeweils fünf Versen im Reimschema aabcb. Die vier Reimverse sind jeweils vierhebig, während die Waisenzeile dreihebig ist. Der Haupttext des Epos wird in den Drucken durch einen Epilog von Reimpaarversen ergänzt. Die Forschung unterscheidet zwei Redaktionen des Texts, die vor allem metrische Unterschiede aufweisen. Die in Handschrift E überlieferte Redaktion steht der mündlichen Dichtung näher. Die zweite, in den übrigen Textzeugen präsente Redaktion ist stärker der schriftlichen Überlieferung verhaftet. Titelhelden des Epos sind König S. (Salomon) von Jerusalem und sein Bruder M. Der Christ S. ist mit der Königstochter Salme (Salome) verheiratet, die er ihrem heidnischen Vater entführt und danach getauft hat. Allerdings reizt Salmes Schönheit auch den heidnischen König Fore, der sie mit militärischen Mitteln zu rauben versucht. Der Angriff von Fores Heer wird jedoch von S. abgewehrt und der König unter Aufsicht Salmes inhaftiert. Fore benutzt einen verzauberten Ring, um Salme für sich zu gewinnen. Nachdem sie ihn freigelassen hat, schickt er einen Spielmann zu ihr, der sie mit Zauberkraut in einen Scheintod versetzt. Auch der misstrauische M. kann sie nicht aufwecken. Salme wird von dem Spielmann drei Tage später aus ihrem Sarg befreit und reist zu Fore. M. macht sich daraufhin auf die Suche nach Salme. Er zieht sich die Haut eines alten Juden über und zieht so verkleidet durch die Lande. Sieben Jahre später gelangt er an Fores Hof, wo sich auch Salme aufhält. Bei einem Schachspiel gegen sie gewinnt M. Fores Schwester Affer. Er wird daraufhin erkannt, kann aber iehen und zu S. zurückkehren. Daraufhin sendet er S. in der Verkleidung eines Pilgers an Fores Hof. Nachdem S. dort wie zuvor sein Bruder erkannt worden ist, wird er zum Tod durch Erhängen verurteilt. Vom Galgen aus ruft S. jedoch M. und sein in der Nähe wartendes Heer herbei. Fore wird besiegt und getötet, Salme mit ihrer Schwester nach Jerusalem gebracht. Affer konvertiert zum Christentum und Salme gebiert S. einen Sohn. In einer Doppelung der Handlung erfolgt sieben Jahre später eine zweite Flucht Salmes. Nun verfällt sie dem heidnischen Herrscher Princian von
Salman und Morolf Akers, der sie wie Fore mit einem Ring verzaubert. Wieder sucht M. in verschiedenen Verkleidungen nach Salme. Er ndet sie auf einer unwirtlichen Insel, wird entdeckt und muss erneut iehen. M. kehrt mit Soldaten zu Princian zurück und tötet seinen Kontrahenten. Eine mit M. verwandte Meerfee und deren Zwerge helfen ihm bei der Befreiung Salmes. Nach Jerusalem zurückgekehrt, tötet M. mit S.s Erlaubnis Salme. S. heiratet Affer und lebt noch lange mit ihr zusammen. Der Epilog in den Druckfassungen des Epos berichtet das weitere Schicksal der Familie: Affer gebiert S. die Söhne Isaac und Robam. S.s ältester Sohn Isaac übernimmt Jahre später die Herrschaft. S. und Affer führen ein zurückgezogenes Leben in frommer Askese und sterben schließlich am gleichen Tag wie der reuige M. Inhaltlich wurzelt S. u. M. in den Sagen um König Salomo, die wiederum auf dem . Buch der Könige in der Bibel beruhen. Schon dort ist Salomo neben anderen Frauen auch mit einer heidnischen Pharaonentochter verheiratet. In talmudischen Legenden steht Salomo als Dämonenherrscher dem Geisterfürsten Ashmedai (Aschmodai) gegenüber, der in der weiteren Sagenentwicklung auch zum Dialogpartner Salomos sowie zum Entführer von dessen Frau wird. Später scheint Ashmedai in den Figuren M.s und Fores aufgegangen zu sein. Einüsse dieser Sagen sind im → König Rother und im Cligès des Chrétien de Troyes nachweisbar, während ein anderer Sagenstrang die → Salomon und Markolf-Texte prägt. In S. u. M. ist S. als mächtiger Herrscher der christlichen Welt gezeichnet, wirkt im Kontext der Handlung aber oft passiv. So hat die Forschung ihn in seinem Verhältnis zu Salme als Minnediener, manchmal auch als regelrechten Minnesklaven aufgefasst. Die Rückkehr Salmes nach Jerusalem wird in beiden Teilen der Handlung nicht allein von S., sondern primär von M. bewerkstelligt. M. ist hier nicht mit dem bäuerlichen Markolf des dt. Schwankromans identisch. In S. u. M. ist M. als Bruder S.s ein hochadeliger Aristokrat, zugleich ein Schalk sowie ein Meister der Verwandlungen und Listen. Er ndet Gefallen an burlesken Streichen, erweist sich aber ebenso als kühler und misstrauischer Geist, der überlegt plant und handelt. Er ist technisch begabt und baut ein ledernes Unterseeboot sowie eine mechanische Nachtigall. Seinem Bruder gegenüber zeigt er große Treue,
Salman und Morolf gegenüber seinen Gegnern eine Härte und Skrupellosigkeit, die mit den schwankhaften Zügen der Figur kontrastiert. So tötet er einmal einen alten Juden und zieht ihm die Haut ab, um daraus eine Verkleidung zu machen. Er erkennt früh die von Salme ausgehende Bedrohung und unterscheidet sich darin deutlich von dem betörten S. Die als schön und begehrenswert gezeichnete Salme ist in ihrer Wirkung auf die Männer nicht ohne dämonische Züge. Diese Anziehungskraft macht S. u. M. auch zu einer interessanten Variation des traditionellen Brautwerbungsepos. Im Mittelpunkt steht dabei nicht etwa die Suche des Titelhelden S. nach einer Frau. Vielmehr wird Salme von gleich drei Männern begehrt, die sie alle als Braut besitzen wollen. Salme löst die Handlung aus und treibt sie bis in den zweiten Teil an. Entsprechend endet mit ihrem Tod auch die eigentliche Erzählung. Eine Rezeption von S. u. M. erfolgte wahrscheinlich bei dem → Armen Konrad und Heinrich → Rafold. Insgesamt blieb die Nachwirkung des Werks jedoch hinter den dialogisch orientierten Texten um Salomon und Markolf zurück. Freilich sind auch diese nicht ohne Anleihen bei S. u. M. So übernimmt der Versroman Salomon und Markolf im Schlussteil Handlungselemente von S. u. M. Auch der etwa zeitgleich mit S. u. M. entstandene König Rother weist Parallelen zu dem Epos auf, weshalb eine gegenseitige Beein ussung nicht auszuschließen ist. In welche Richtung diese gewirkt haben könnte, ist allerdings umstritten. Von Interesse ist S. u. M. bis heute als Schmelztiegel verschiedener Gattungen und Erzähltraditionen. Der früher meist der Spielmannsepik zugerechnete Text ist zugleich Schwank–, Legenden-, Abenteuer- und Brautwerbungsepos. Wenn die Forschung «Grenzüberschreitung als erzählerisches Prinzip» (Neudeck) von S. u. M. bezeichnet, so gilt dies nicht nur für die schillernde Figur M.s mit ihren die Ständekonventionen ignorierenden Verkleidungen, sondern auch für die Gesamtkonzeption des Epos, wie sie sich z. B. in seinem unkonventionellen Umgang mit tradierten Brautwerbungs-Schemata äußert. Ü: D: Dresden, LB, Mscr. R um, Nr. , Blattreste (Pap., um , elsässisch; Fragm.). – E: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , r–v (Pap., zweites Drittel . Jh. bis , rheinfränkisch). – M: Marburg, Staatsarch., Best. Hr Nr. , Bl. (Pap., zweite Hälfte . Jh., Fragm.). – P: Paris, Bibl. Nationale, Dep. Bibl.
. Hälfte . Jh. de l’Arsenal Ms. , r–r (Pap., drittes Viertel . Jh., alemannisch). – Gü: Hamburg, Antiquariat Jörn Günther, Nr. /XIII,, Bruchstücke (Pap., –, oberrheinisch; Fragm.). – S: Stuttgart, LB, cod. HB XIII , ra–rb (Pap., –, alemannisch-rheinfränkisch). – St: Straßburg, StB, cod. B , r–r (Pap., ; verbrannt). – Zur Überl. vgl auch Karnein (s. Ausg.) und Griese (s. Lit.). D: d: Dis Buch seit vou kunig Salomon vnd siner Huß frouwen Salome [...]. Straßburg: Matthias Hupfuff, (GW ). – d’: Dis büchli seit von künig salomon und seiner haußfrawen Salome [...]. Straßburg: Johann Knobloch d. Ä., (VD ZV ). – Vgl. auch Griese und Duntze (beide s. Lit.). A: Die dt. Dichtungen von Salomon und Markolf : S. u. M. Hg. v. Friedrich Vogt. Halle/Saale . Neuausg. ebd. . – Ludwig Schmidt: Zu ‹S. u. M.›. In: PBB () S. f. – Koenig Salomon und Marcolphus. Nach dem Ex. der Bibliothèque Nationale et Universitaire in Strassburg, K: ., Copinger , HeitzRitter , Schmidt ,, Vouilliéme . Straßburg [] (Faks. von Druck d). – Der Bilderschmuck der Frühdrucke : Die Straßburger Drucker . Hg. v. Albert Schramm und der Kommission für den GW. Leipzig (Nachdr. Stuttgart ) Abb. – (Faks. der Holzschnitte von Druck d). – Walter Johannes Schröder (Hg.): Spielmannsepen II: Sankt Oswald, Orendel, S. u. M. Texte, Nacherzählungen, Anm. und Worterklärungen. Darmstadt , S. – (nach Vogt ), S. – (Nacherzählung). – S. u. M. Hg. v. Alfred Karnein (ATB ). Tübingen . Nachdr. Berlin u. a. . – Klaus Klein: Waldecker Findlinge im Marburger Staatsarch. In: ZfdA () S. –, hier S. f. – S. u. M. Hg. v. Wolfgang Spiewok mit Astrid Guillaume. Greifswald (mit Holzschnitten). Online-Faks. von Fragm. D: http://digital.slubdresden.de. – Online-Faks. von Fragm. M: http:// www.manuscripta-mediaevalia.de. – Online-Faks. von Hs. E: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de: hebis::–. – Online-Faks. von Hs. S: http://digital.wlb-stuttgart.de. – Online-Faks. von Druck d: http://daten.digitale-sammlungen.de. – Weitere Abb. bei Griese (s. Lit.). Ü: Deutschsprachige Erzähler des MA. Hg. v. Manfred Lemmer. Leipzig , S. –. – Dt. Spielmannsdichtungen des MA.
. Hälfte . Jh. Hg. v. Gretel/Wolfgang Hecht. Leipzig , S. –. – S. u. M. An English Translation with Introduction. Hg. v. Joseph H. Magedanz. Diss. Lincoln/Nebraska . – Spiewok/Guillaume (s. Ausg.). L: Weitere und ältere Lit. bei Schröder , Curschmann und Curschmann . – Ehrismann / () S. –. – De Boor/ Newald () S. – u. ö. – Michael Curschmann, VL () Sp. –; () Sp. . – Rolf Eckart/Red., KNLL () S. –. – Ulrich Mattejiet u. a.: Salomon. In: LexMA () Sp. –. – Kirsten Menke/ Kurt O. Seidel: Spielmannsepik. In: KLL () S. –. – Werner Röcke, Killy () S. –. – Walter Vogt: Die Wortwiederholung. Ein Stilmittel im ‹Ortnit› und ‹Wolfdietrich A› und in den mhd. Spielmannsepen ‹Orendel›, ‹Oswald› und S. u. M. Breslau . – Carl Colditz: Über die Anwendung der Morolfstr. im MA und im dt. Lied. In: Modern Philology () S. –. – Werner Matz: Der Vorgang im Epos. Interpretationen zu ‹Kudrun›, S. u. M., ‹Archamp› und Chrestiens ‹Erec› mit einer Abh. über Aspekt und Aktionsart des Verbs im Aufbau der Erzählung. Hamburg . – Peter-Udo Rosenau: Wehrverfassung und Kriegsrecht in der mhd. Epik. Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg, ‹Der Nibelungen Not›, Kudrunepos, Wolfdietrichbruchstück A, ‹König Rother›, S. u. M. Diss. Bonn . – M. Curschmann: Der ‹Münchener Oswald› und die dt. spielmännische Epik mit einem Exkurs zur Kultgesch. und Dichtungstradition (MTU ). München , S. –. – Ewald Erb: Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zur Gegenwart ,: Gesch. der dt. Lit. v. den Anfängen bis . Hg. v. Klaus Gysi. Berlin , S. –, u. ö. – W. J. Schröder: Spielmannsepik. Stuttgart . – Ingeborg Köppe-Benath: Christliches in den ‹Spielmannsepen› ‹König Rother›, ‹Orendel› und S. u. M. In: PBB (Halle) () S. –. – Edyta Połczynska: Stud. zum S. u. M. Poznan . – M. Curschmann: ‹Spielmannsepik›. Wege und Ergebnisse der Forschung von – mit Erg. und Nachträgen bis . Stuttgart . – HansJoachim Boeckenholt: Unters. zum Bild der Frau in den mhd. ‹Spielmannsdichtungen›. Ein Beitr. zur Bestimmung des literarhist. Standortes der Epen ‹König Rother›, S. u. M., ‹St. Oswald› und ‹Orendel›. Diss. Münster/Westf. . – Johannes Egberts: Das Schema der Botensendung, Botenfahrt,
Salman und Morolf Fahrt, Reckenfahrt und Heerfahrt in der ‹Kaiserchron.› und in den Epen ‹König Rother›, ‹Rolandslied›, ‹Münchener Oswald›, S. u. M., ‹Orendel›, ‹Kudrun›, ‹Wolfdietrich A, B, D›. Diss. München . – Stephen J. Kaplowitt: The Heathens in S. u. M. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Samuel Singer: Salomosagen in Deutschland. In: Spielmannsepik. Hg. v. W. J. Schröder. Darmstadt , S. –. – Hendrik W. J. Kroes: Zum mhd. S. u. M. In: ebd., S. –. – Gudrun Wahlbrink: Unters. zur ‹Spielmannsepik› und zum dt. Rolandslied unter dem Aspekt mündlicher Kompositionsund Vortragstechnik. Diss. Bochum , S. – u. ö. – Armin Wishard: Oral Formulaic Composition in the Spielmannsepik. An Analysis of S. u. M. (GAG ). Göppingen . – Maria Dobozy: The Function of Knowledge and Magic in S. u. M. In: The Dark Figure in Medieval Germany and Germanic Literature. Hg. v. Edward R. Haymes/Stephanie Van D’Elden (GAG ). Göppingen , S. –. – Walter Haug: Brautwerbung im Zerrspiegel. S. u. M. In: Slg., Deutung, Wertung. Ergebnisse, Probleme, Tendenzen und Perspektiven philol. Arbeit. FS W. Spiewok. Hg. v. Danielle Buschinger. Amiens , S. –. – W. Haug: Struktur, Gewalt und Begierde. Zum Verhältnis von Erzählmuster und Sinnkonstitution in mündlicher und schriftlicher Überl. In: Idee, Gestalt, Gesch. FS Klaus v. See. Hg. v. Gerd W. Weber. Odense , S. – (wieder in: W. Haug: Brechungen auf dem Weg zur Individualität. Kleine Schr. zur Lit. des MA. Tübingen , S. –). – Hans-Jürgen Bachorski: Serialität, Variation und Spiel. Narrative Experimente in S. u. M. In: Heldensage, Heldenlied, Heldenepos. Ergebnisse der . Jahrestagung der ReinekeGes. Gotha, .–. Mai . Hg. v. D. Buschinger. Amiens , S. –. – W. Spiewok: Vom Salman zum Salomon, vom Morolf zum Markolf. In: Schelme und Narren in den Literaturen des MA. Hg. v. dems./D. Buschinger. Greifswald , S. –. – Heidy Greco-Kaufmann: ‹Vor rechten lütten ist guot schimpfen›. Der ‹Luzerner Marcolfus› und das Schweizer Fastnachtspiel des . Jh. Bern u. a. , S. f. – Gisela VollmannProfe: Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit im hohen MA (/–/) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. –. – Walter Kofler: ‹Item Morolff gemolt›. Zur wieder aufgetauchten Hs. Mscr. Dresd. R um, . In: ZfdA
Herzog Ernst () S. –. – Otto Neudeck: Grenzüberschreitung als erzählerisches Prinzip. Das Spiel mit der Fiktion in S. u. M. In: Erkennen und Erinnern in Kunst und Lit. Kolloquium Reisensburg, .–. Januar . Hg. v. Wolfgang Frühwald/Dietmar Peil. Tübingen , S. –. – Henning Wuth: Morolfs Tauchfahrt. Überlegungen zur narrativen Bedeutung von ‹Technik› im S. u. M. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Lydia Miklautsch: S. u. M. Thema und Variation. In: ‹Ir sult sprechen willekommen›. Grenzenlose Mediävistik. FS Helmut Birkhan. Hg. v. Karin Lichtblau u. a. Bern , S. –. – Sabine Griese: Salomon und Markolf. Ein literarischer Komplex im MA und in der frühen Neuzeit. Stud. zu Überl. und Interpretation (Hermaea NF ). Tübingen . – Max Schiendorfer: Salme u. M. Protagonisten ‹contre cœur›. In: ‹swer sînen vriunt behaltet, daz ist lobelîch›. FS András Vizkelety. Hg. v. Márta Nagy/ László Jónácsik. Budapest , S. –. – Armin Schulz: Morolfs Ende. Zur Dekonstruktion des feudalen Brautwerbungsschemas in der sog. ‹Spielmannsepik›. In: PBB () S. –. – Klaus Gantert: S. u. M. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/ Eef Overgaauw. Mainz , S. f. – Claudia Bornholdt: Engaging Moments. The Origins of Medieval Bridal Quest Narrative (RGA Erg.bd. ). Berlin u. a. , passim. – Dies.: ‹in was zu schouwen also not›. S. u. M. bildlich erzählt. In: Visualisierungsstrategien in ma. Bildern und Texten. Hg. v. Horst Wenzel/Charles Jaeger. Berlin , S. –. – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/–). München , S. –, f. u. ö. – W. Ko er: Kontinuität und Brüche. Die Produktion von Spielmanns- und Heldendichtung im Elsaß des . Jh. In: Aus der Werkstatt Diebold Laubers. Hg. v. Christoph Fasbender unter Mitarb. v. Claudia Kanz und Christoph Winterer. Berlin u. a. , S. –. – Sarah Bowden: Bridal-Quest Epics in Medieval Germany. A Revisionary Approach. Cambridge , S. – u. ö. MM Herzog Ernst. – Historisch-fantastische Vers-, Prosa- und Lieddichtungen, dt. und lat., zweite Hälfte .–. Jh. Der im MA äußerst beliebte Erzählstoff vom bayerischen Herzog, der einer Intrige zum Op
. Hälfte . Jh. fer fällt, der Heimat ent ieht und den Orient bereist, hat sich vor dem Hintergrund dreier historischer Ereignisse entwickelt, die für den ersten Teil der Erzählung kontaminiert werden: der Aufstand Liudolfs gegen seinen Vater Otto den Großen (/), die Versöhnung Ottos mit seinem Bruder Heinrich () sowie die Empörung und den Kampf Ernsts II. von Schwaben gegen seinen Stiefvater Kaiser Konrad II. (–). Auf den Erzählkern – die Empörergeschichte vom aufgebrachten privilegierten Gefolgsmann – hat das letzte Ereignis nur noch leicht aktualisierend eingewirkt (auf den Namen des Protagonisten, der zudem wie Ernst II. Stiefsohn des Kaisers ist). Weitere geschichtliche Vorgänge (wie Kreuzzüge oder Staufer-Welfen-Kon ikte) haben sich nur marginal niedergeschlagen. Die meisten Versionen des H. E. suchen jedoch keinen direkten Anschluss an historische Faktizitäten. Die Geschichte liefert stattdessen nur eine vage Folie, vor der die jeweiligen Verfasser ihre Erzählungen von Verrat, Aufstand und Wiedergewinnung der Herrscherhuld in den beiden getrennten Erzählwelten Reich und Orient entfalten. Für die fantastischen Abenteuer Ernsts in den sagenumwobenen Regionen jenseits des Mittelmeers lassen sich keine konkreten Quellen ermitteln. Sie stehen in der antiken Tradition (von Plinius bis zum Alexanderroman), konnten sich auf Enzyklopädien und «mappae mundi» stützen und dürften schließlich auch aus orientalischen Erzählungen geschöpft haben, wie sie über Byzanz und die Kreuzfahrer dem Westen vermittelt wurden. Insgesamt sind sechs dt. und drei lat. H. E.Dichtungen bekannt: vier mhd. Versepen (A, B, D, Kl), eine frühnhd. Liedfassung (F) und eine frühnhd. Prosaversion (F). Dazu kommen zwei lat. Prosabearbeitungen (C, Erf.) sowie eine Hexameterdichtung (E). Die spätere «Volksbuch»-Version ist eine Kurzfassung von F. Unter den verschiedenen Ausgestaltungen stellt A den Ausgangspunkt der H. E.-Tradition dar. Zwar berufen sich H. E. B und D mehrfach auf eine lat. Dichtung, die überkommenen lat. Bearbeitungen des Erzählstoffes gründen selbst jedoch sämtlich auf dt. Vorlagen. Der allen vollständig überlieferten Versionen gemeinsame Erzählkern ist wie folgt: Durch die hinterlistige Verleumdung des eifersüchtigen rheinischen Pfalzgrafen Heinrich verliert der angesehene bayerische H. E. – der mächtigste Vasall im Reich – die Gunst seines Stiefvaters, des Kaisers Otto. Der
. Hälfte . Jh. Kon ikt schlägt in eine offene Fehde des geächteten H. E. mit dem Reich um, in dem beide Seiten von der Rechtmäßigkeit ihres Handelns überzeugt sind. Der Aufstand des tapferen H. E. ist aussichtslos. Er tritt über Byzanz die Fahrt nach Jerusalem an, wird aber von einem Sturm abgetrieben und gelangt zunächst in das Land «Grippia», wo er u. a. eine indische Prinzessin gegen Kranichschnäbler verteidigt und von einem Magnetberg angezogen wird. Der erzählerische Wendepunkt, der den inhaltlichen Anschluss an das Reich wiederherstellt, ist eine Fahrt auf einem unterirdischen Fluss, während der H. E. den späteren «Waisen» der Kaiserkrone aus einer Wand bricht. Doch bevor H. E. ins Hl. Land und von dort wieder in die Heimat gelangt, muss er noch zahlreiche Abenteuer bestehen, wobei er die Schwachen (Cyclopen und Pygmäen) im Kampf gegen die Stärkeren (Plattfüßer, Langohren, Kranichschnäbler und Giganten) unterstützt. Anschließend kämpft er im hl. Land an der Seite des Mohrenkönigs gegen die babylonischen Heiden. Heimgekehrt ins Reich, gewinnt er die Gunst des Kaisers zurück. . Dt. Fassungen: a) Herzog Ernst A: Wie ausgereift die Stofftradition bereits war, als der anonyme Verfasser des ersten überlieferten H. E.-Epos dieses ins Werk setzte – ob vielleicht eine kleinepische Dichtung im Stile einer dt. ‹chanson de geste› vorlag und ob die Verknüpfung von Reichsgeschichte und Orientfahrt dem A-Dichter zuzuschreiben ist – muss offen bleiben. Die Versdichtung aus dem . Jh. ist nur fragmentarisch überliefert ( Verse) und der ursprüngliche Umfang schwer abzuschätzen. Der Inhalt ist indes über die von A abhängige spätere Tradition recht zuverlässig rekonstruierbar. Der Dichter stammte vermutlich aus dem mittelfränkischen Raum und könnte in Bayern gewirkt haben. Den im Reich latenten Kon ikt zwischen zentraler und regionaler Macht, zwischen Kaisertum und Vasallität stellte er in den Mittelpunkt seiner ernsthaften Dichtung, deren Held stets unter dem Signum der «ere» agiert. Der versöhnliche Ausgang des Epos legt nahe, dass der Autor ein ausgeglichenes Zusammenwirken beider Gewalten im Reich favorisierte. Im zeitgenössischen Konikt zwischen den wel schen und stau schen Parteien lässt er sich trotz Versuchen seitens der Forschung nicht überzeugend für eine Seite vereinnahmen. Die abenteuerliche Orientfahrt des Herzogs ist im epischen Gesamtgefüge ein nur schein
Herzog Ernst barer Kontrast zum kon iktvollen Geschehen vorher: Sie dient der Buße und Bewährung des Helden (und der geographisch-ethnographischen Unterweisung des Rezipienten). Unter den veränderten äußeren Bedingungen im Orient kann H. E. sich als Garant von Stabilität und Frieden erweisen und dadurch die Legitimation erlangen, in das Reich zurückzukehren. Textexterner Anlass, den Protagonisten über das Meer zu schicken, könnte das in Deutschland durch den zweiten Kreuzzug (–) lebendige Interesse an hl. Land-Fahrten gewesen sein. Hier liegt ein möglicher Hinweis zur Datierung des Werkes. Da aber das positive Orientbild im H. E. A unmittelbar nach dem katastrophalen Ausgang der Kreuzfahrt vielleicht schwer zu vermitteln gewesen wäre, scheint eine etwas spätere Datierung um / plausibler zu sein, die auch mit sprachlich-stilistischen Kriterien korreliert. Eines konkreten Anlasses wie der Pilgerfahrt Heinrichs des Löwen von bedarf die Dichtung nicht. Der Form nach ist der H. E. A ein Werk des Übergangs: Die Metrik ist noch relativ frei, die Reime sind oft unrein. Die schlichte Sprache enthält heldenepisch-archaisches Wortgut und kommt noch ohne französische Ritter-und Hofterminologie aus. Der Prolog oder die Descriptiones hingegen weisen schon auf den hö schen Roman voraus. b) Herzog Ernst B: Das Versepos (rund Verse) ist Ausdruck des fortbestehenden Interesses am Ernst-Stoff in hochhö scher Zeit. Den gestiegenen formalen Ansprüchen entspricht der anonyme Bearbeiter mit seinen Bemühungen um eine sprachlich-formale Glättung und die Herstellung von Reimreinheit. Beides wird indes nicht vollständig umgesetzt. Der stilistische Einuss → Wolframs von Eschenbach auf den Anonymus ist umstritten. Alte heldenepische Ausdrücke bleiben im Text, hö sche Lehnwörter sind selten. Als hö sch beein usst könnte man die Darstellung des Prunkes in «Grippia» bewerten, doch im Kern scheint die Erzählung gegenüber A unverändert, wobei der Titelheld jetzt nicht nur nach Maßstäben der «ere» agiert, sondern sich auch von Werten wie «triuwe» oder «milte» leiten lässt. In welchem Ausmaß inhaltliche Erweiterungen gegenüber A hinzugetreten sind, lässt sich aufgrund des FragmentStatus von A nicht sicher bestimmen. Nicht von A abgedeckt ist die Flussfahrt H. E.s und die Entdeckung des «Waisen». Der B-Dichter betont zusätzlich, dies könne man in Bamberg in lat. Sprache
Herzog Ernst nachlesen (V. –). Ob ein Zusammenhang zur Thematisierung des «Waisen» im ersten ‹Philippston› (L ,) → Walthers von der Vogelweide besteht, ist unsicher, ebenso die Datierung von H. E. B. Walther bezieht sich auf die Krönung Philipps von Schwaben im September – die Aktualität dieses Ereignisses könnte wesentlich für H. E. B sein. Nimmt man aber den Ein uss Wolframs an, wäre eine Datierung wohl erst ab sinnvoll. Ein möglicher Bezug könnte auch auf die Ermordung Philipps im Jahr gehen. c) Herzog Ernst D: Der mitteldt. Bearbeiter zeigt in seiner H. E.-Fassung ( Verse) eine dezidierte Neigung zu ritterlichen Aventiuren und «hövescheit». Er dürfte den Text in der zweiten Hälfte des . Jh. verfasst haben. Die stilistische Orientierung an Wolfram ist bei dieser «hö schen» Version evident. Nicht nur die konsequente Umarbeitung im Hinblick auf den hö schen Roman kennzeichnet die Version D, sondern auch personalisierende und psychologisierende Tendenzen, welche die Charaktere differenzierter erscheinen lassen. D hat zudem eine latent antikaiserliche Tendenz und charakterisiert das reichspolitische Machtgefüge gegenüber A/B anders, indem die Position des Kaisers als nahezu absolutistisch dargestellt wird. Für die Zuschreibung des H. E. D an → Ulrich von Etzenbach (Rosenfeld / [s. Lit./Ausg.] u. ö.) gibt es keine hinreichende Evidenz. Im . Jh. wurde der Text ins Tschechische übersetzt (Vévoda Arnoˇst; hg. v. Jan Loriˇs: Sborník hrabˇete Baworowského [Sbirka pramen˚u ku poznání literárního zˇ ivota v ˇ Cechach, na Moravˇe a v Slezsku ,/]. Prag , S. –; vgl. Alfred Thomas: The Czech chivalric romances Vévoda Arnoˇst and Lavryn in their literary context [GAG ]. Göppingen ). d) Herzog Ernst Kl: Die nur in einem kurzen Fragment überlieferte Version ( Verse) ist zeitlich nach H. E. D anzusiedeln (konsequente Tilgung von Archaismen, Reimreinheit). Die direkte Rede vermeidet der anonyme Verfasser, der so die Erzählung strafft. Eine Entstehung im . Jh. liegt deshalb nahe, wobei das . Jh. zumindest nicht auszuschließen ist. Stoffgeschichtlich hingegen könnte das Fragment noch hinter H. E. B zurückgreifen. e) Herzog Ernst G: Die Liedfassung des H. E. im ‹Berner Ton› (vgl. → Eckenlied) dürfte noch im . Jh. entstanden sein. Sie liegt in zwei quantitativ abweichenden Varianten vor (/ Str.) und reduziert die Reichsgeschichte zum bloßen Anlass der Orientreise des Protagonisten, so dass
. Hälfte . Jh. die exotischen Erlebnisse in den Mittelpunkt rücken (wenn auch die Magnetbergepisode und die Abenteuer bei den Zyklopen fehlen). Dadurch verliert der Text jede politische Implikation. Außerdem weicht er vom Grundschema des Reichsteils der anderen Bearbeitungen ab: In G muss H. E. wegen des erfolglosen Versuches, Kaiser Friedrich zu vergiften, iehen. Hinzu kommt bei G eine deutliche Neigung zur märchenhaften Ausgestaltung: H. E. wird nach der Kranichmenschenepisode zunächst König von Indien und später Kaiser von Deutschland. Dass der ‹Berner Ton› im SpätMA unter der Bezeichnung ‹H. E.-Ton› rmierte, ist neben der Drucküberlieferungsdichte ein deutliches Indiz für die Popularität der Liedbearbeitung. Ein bemerkenswertes Rezeptionszeugnis ist der Hertzog Ernst Christlich verendert des Cyriacus Schnauß (zwei Nürnberger Drucke / [VD ZV /] und ein Augsburger Druck [VD S ]). Bis auf die Strophenform und das erste Reimwort («erentreich») hat die lutherische Erlösungslehre von Schnauß keinerlei Gemeinsamkeit mit H. E. G. Der Erfolg des Liedes mag Schnauß zur irreführenden Betitelung angeregt haben. Auch im Jiddischen war der ‹H. E.-Ton› im ./. Jh. sehr beliebt. (Eine jiddische Übersetzung von H. E. G ist aber nicht erschienen; anders: Szklenar, VL () Sp. ; vgl. aber: Chone ˇ Smeruk: Prokim fun der jidiˇser literatur-geˇsichte [Yiddish literature. Aspects of its history]. Tel Aviv , S. und Diana Matut: Dichtung und Musik im frühneuzeitlichen Aschkenas [Studies in Jewish history and culture ]. Leiden , S. Anm. und [Reg.].) f) Herzog Ernst F: Der vermutlich in Augsburg entstandene frühnhd. Prosatext ist streng genommen keine eigenständige Fassung, sondern eine recht getreue Übertragung des lat. H. E. C (s. u.). Dessen rhetorisch hochstilisierte Sprache überführt der anonyme Übersetzer in schlichte dt. Prosa. Ampli zierend geht der Verfasser dann vor, wenn ein lat. Ausdruck nicht in direkter Wort-für-WortÜbersetzung zu erfassen ist. Auch neigt er zur Historisierung von Details. Anlässlich der Erwähnung von historischen Ereignissen oder Personen lässt er oftmals chronikmäßige Exkurse folgen, vermutlich um die Hintergründe einem stadtbürgerlichen Rezipientenkreis zu erschließen. So geriert sich der H. E. F im Orient-Teil als Reisebericht mit Wahrheitsanspruch, was sich in den Überlieferungskontexten widerspiegelt (s. Überlieferung).
. Hälfte . Jh. Es ist vor allen anderen die Prosafassung F, die für das Fortleben des H. E. in der frühen Neuzeit verantwortlich zeichnet: Durch radikale Kürzung, der rund zwei Drittel des F-Textes zum Opfer elen, wurde sie zum Volksbuch von H. E., das von – in mindestens Au agen erschien und den Erzählstoff über diese Kontinuität in die Moderne überführte (s. Ludwig Uhland: Ernst, Herzog von Schwaben []; Peter Hacks: Das Volksbuch von Herzog Ernst oder Der Held und sein Gefolge [, Uraufführung ]). Die Kürzungen des «Volksbuch»-Textes gehen wie bei H. E. G. vor allem zu Lasten des Reichsteils. Im Mittelpunkt stehen die fantastisch-exotischen Einzelepisoden der Orientfahrt. . Lat. Fassungen: a) Herzog Ernst E (Ernestus): Die Hexameterdichtung Odos von Magdeburg dürfte die früheste der überlieferten lat. H. E.-Fassungen sein. Sie ist zudem die einzige aller H. E.-Versionen, bei der sowohl Autor als auch mit dem Magdeburger Erzbischof Albrecht II. (–) der Auftrageber bekannt sind. Aufgrund von Anspielungen auf zeitgeschichtliche Ereignisse und eine Polemik gegen Otto IV. im Epilog muss das Werk zwischen und entstanden sein. Odos H. E. hebt sich von allen anderen Bearbeitungen deutlich ab. Zum einen durch eine Antikisierung des Stoffes, die an der Alexandreis Walthers von Châtillon ausgerichtet ist, zum anderen durch die dezidierte Parteinahme Odos: Er verherrlicht Albrecht II. und diffamiert die Welfen, die er mit dem negativ konnotierten Personal des H. E. in assoziiert. Die Inserate von Gebeten, Predigten oder biblischen Vergleichen stellen den Text in eine klerikale Tradition, was sonst nur noch in H. E. C begegnet. b) Herzog Ernst Erf. (Gesta Ernesti Ducis): Die Entstehung der stilistisch schulgemäßen Prosaversion Erf. dürfte in der ersten Hälfte des . Jh, anzusetzen sein, also in relativer zeitlicher Nähe zum H. E. A. Trotzdem legt der lat. Bearbeiter den Erzählschwerpunkt auf den Orientteil und vernachlässigt den reichspolitischen Aspekt, wie es ansonsten erst in der späteren Tradition begegnet. Der Überlieferungskontext deutet dabei an, dass H. E. Erf. – wie auch Fassung F – primär als Reisebericht rezipiert wurde. Der unikale Textzeuge des H. E. Erf. diente Dietrich → Engelhus als Quelle für dessen Weltchronik. c) Herzog Ernst C (Hystoria ducis Bauarie Ernesti): Die lat. Prosaerzählung aus der zweiten Hälfte des . Jh. stellt über die dt. Zwischenstufe F
Herzog Ernst die Grundlage der dt. H. E.-«Volksbuch»-Tradition dar. Verfasst ist der Text in einer stilistisch raffinierten aber auch arti ziell wirkenden lat. Hochsprache. Eine eigene Beigabe des vermutlich klerikalen Verfassers dürfte die Gestaltung des Schlusses sein: Der versöhnliche Ausgang der Hystoria verdankt sich hier der Frömmigkeit von Kaiserin Adelheid. Der unbekannte Dichter lässt daraufhin einige → Adelheid-Legenden folgen. Diese Verbindung von H. E.-Erzählung und AdelheidLegendarium resultiert in eine geistliche Überhöhung des Erzählstoffes. Im Schlussteil erwähnte Ortsnamen und die Überlieferung lassen eine Entstehung im südwestdt Raum vermuten. Der Gesamtverbreitung der H. E.-Sage in ihren unterschiedlichen überlieferten Versionen entspricht auch eine breite Wirkungsgeschichte (vgl. u. a. → Pleier, → Berthold von Holle, → Brandans Meerfahrt). Die Beziehungen des H. E.-Stoffes zur altfranzösischen Heldenepik (motivliche Übereinstimmungen mit → Girart de Rousillon, Esclarmonde) könnten dabei als einer der seltenen Fälle im HochMA zu interpretieren sein, in denen ein dt. Werk oder eine Erzähltradition Ein uss auf die Kultur des westlichen Nachbarn ausgeübt hat. Weiter gewirkt hat der H. E.-Stoff im späten MA und früher Neuzeit vor allem über die Orienterlebnisse des Protagonisten, die sich auch in chronikalischen und (pseudo-)historischen Dichtungen niederschlagen (s. o. auch H. E. F, D und G). Der → Reinfried von Braunschweig und mit ihm Michel → Wyssenherres Von dem edeln hern von Bruneczwigk folgen bei ihren Orientfahrtdarstellungen teilweise den Abläufen des H. E. und verknüpfen dessen Geschichte mit der Sage von Heinrich dem Löwen. Über diesen Zweig gelangte der H. E.Erzählstoff auch in die Niederlande, Dänemark, Schweden und Tschechien. Die Verbindung mit dem Löwen begegnet auch in meisterlichen und historischen Liedern des . Jh. (Hans Sachs, Adam Puschmann). Auch in der bildenden Kunst schlägt sich die H. E.-Tradition in dieser Kombination nieder (zwölf Bildszenen auf einem Braunschweiger Rückenlaken [. Jh.] und im späten . Jh. auf einem oberrheinischen Webteppich sowie einem Freskenzyklus in Karden; vgl.: Andreas Bihrer: Bildteppiche als Zeugnisse bürgerlicher Identitätsbildung im SpätMA. Zum Braunschweiger H. E.-Teppich. In: JOWG () S. –; Christine Delaplace: Freskenzyklen in Karden an der Mosel: Susanne und die beiden Ältesten – Heinrich
Herzog Ernst der Löwe. In: Aachener Kunstbll. (/) S. –). Ü: Dt. Fassungen: A: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. Mgq Nr. (vormals Berlin, SBB, Mgq Nr. ) Reste von Bll. (Perg., erstes Viertel . Jh., rheinfränkisch-hessisch); Verse. – Berlin, SBB, Mgo , Bll.; Prag, Nationalbibl., Cod. XXIV.C. (vormals Fragm. germ. ) Reste eines Doppelbl.; ebd. Cod. XXIV.C. (vormals Fragm. germ. ) Bl. Die Bruchstücke stammen aus dem selben Cod. (Perg., zweites Viertel . Jh., moselfränkisch); insgesamt Verse. – Breslau, UB, Cod. IV O d, Bll. in Streifen (Perg., letztes Viertel . Jh., ostfränkisch oder ostmitteldt.); Verse. – B: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (vormals ) r–v (Pap., , mitteldt. mit rheinfränkischem Einschlag); Verse. – Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Pap., . Jh., bair.-österr.); Verse. – Wels, Stadtarch., Akten, Sch. Nr. , Rest eines Pap.-Bl. (Mitte . Jh., bair.); Verse. – D: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , Bll. (Pap., /, ostfränkisch). – Ebd., Cod. Memb. II a, Reste von Perg.-Bll. (Mitte . Jh., ostfränkisch mit mitteldt. Einschlag); Verse. – Kl: Klagenfurt, Landesarch., Cod. GV /–, Perg.-Blatthälfte (Ende . Jh., ostmitteldt. [mit nd. Einschlag?]). – G: Dresden, LB, Mscr. M , r–v (Pap., / , ostschwäbisch). – Ebd., Mscr. M (Dresdner Heldenbuch, s. → Heldenbuch) r–v (Pap., , ostfränkisch). – Budapest, NB, Cod. Germ. , Pap.-Bll. (um , bair.-österr.). – München, BSB, Cgm /, Pap.-Bl. (. Jh.). – Drucke. Erstdruck: Augsburg: Hans Froschauer, ; Titel: «Herczog Ernst in gesangs weyß» (VD H ). Weitere Drucke: VD H – und King (s. Ausg.) S. –. – F: London, British Library, MS Add. , r–r (Pap., um , bair.); davor (r–r): → Robertus Monachus: Historia Hierosolymitana (dt.). – München, BSB, Cgm , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.); davor (r–r): Historia Hierosolymitana (dt.). – Ebd., Cgm , r–v (Pap., drittes Viertel . Jh., schwäbisch); davor (v–v): H. E. C. – Drucke: Augsburg: Anton Sorg, o. J. [um ]. – Straßburg: Heinrich Knoblochtzer, o. J. [um ]. – Augsburg (A. Sorg) o. J. [um ]. – Ebd. (Ders.) o. J. [um ], angebunden: Hans → Schiltbergers Reisebuch und Die wunderbare Meerfahrt des Hl. Brandan (GW –). – Erstdruck des «Volksbuches»: Frankfurt/M.: Weigand
. Hälfte . Jh. Han, (VD H ); Titel: «Ein gar lustige History von Hertzog Ernst [...]». Lat. Fassungen: E: Privatbesitz Jacques de Poirier (Tours), seit dem . Jh. verschollen. – Erf.: Erfurt, UB, Cod. Erf. ° , v–r (Perg. und Pap., /); ferner im Cod. enthalten sind u. a. der Itinerarius des Jean de → Mandeville und De regionibus orientalibus Marco → Polos. – C: Straßburg, UB, Joh. A (Perg., . Jh.) verbrannt. – München, BSB, Clm , Seiten (Pap., geschrieben von Hartmann → Schedel). – Ebd., Cgm , v–v (s. o.); danach (r–v): H. E. F. – Abb. zur Gesamtüberl. in: Hans-Joachim Behr: H. E. Eine Übersicht über die verschiedenen Textfassungen und deren Überl. (Litterae ). Göppingen . Zu weiteren Faks. und zu digitalisierten Hss. und Drucken s. handschriftencensus.de, GW, VD , VD . A (Auswahl): Dt. Fassungen: A/B/F/G: Karl Bartsch: ‹H. E.›. Wien . – A/B/Kl: H. E. Ein ma. Abenteuerbuch. In der mhd. Fassung B nach der Ausg. von K. Bartsch mit den Bruchstücken der Fassung A. Hg., übers., mit Anm. und einem Nachw. versehen v. Bernhard Sowinski (RUB ). Stuttgart ; durchges. und verb. Au .; bibliogr. erg. Ausg. ; Nachdr. . – A/B: Cornelia Weber: Unters. und überlieferungskrit. Edition des H. E. B. Mit einem Abdruck der Fragmente von Fassung A (GAG ). Göppingen . – D: Friedrich Heinrich von der Hagen/Johann G. Büsching: H. E. In: Dt. Gedichte des MA. Bd. . Berlin . – Hans-Friedrich Rosenfeld: H. E. D (wahrscheinlich von Ulrich von Etzenbach) (ATB ). Tübingen . – G: F. H. von der Hagen/Alois Primisser: Der Helden Buch in der Ursprache (Dt. Gedichte des MA /). Berlin , S. –; Nachtrag: Richard Hügel: Das Lied vom H. E. In: PBB () S. f. – Kenneth C. King: Das Lied von H. E. Krit. hg. nach den Drucken des . Jh. (TspMA ). Berlin . – Melodie: Dt. Volkslieder mit ihren Melodien. Balladen (hg. v. Dt. Volksliederarch.). Bd. . Berlin , Nr. . – F: Elisabeth Geck: H. E. Wiesbaden (Faks. des Erstdrucks). – F («Volksbuch»): Die Historie von H. E. Die Frankfurter Prosafassung des . Jh. Aus dem Nachlaß von K. C. King hg. v. John L. Flood. Berlin . – Erstdrucke der Fragmente: A: K. Bartsch: Bruchstücke von H. E. A. In: Germania () S. f. (Krakau). – Heinrich Hoffmann: Gedichte des XII. Jh. In: Fundgruben für Gesch. dt. Sprache und Litt.
. Hälfte . Jh. () S. –, hier S. – (Berlin). – Franz Pfeiffer: H. E. Bruchstücke des alten Gedichtes. In: Germania () S. – (Prag). – Willi Göber: Neue Bruchstücke des H. E. In: FS Theodor Siebs (Germanistische Abh. ). Hg. v. Walther Steller. Breslau (Nachdr. Hildesheim/ New York ) S. – (Breslau). – B: Ludwig Kaff: Die Welser H.-E.-Hs. und ihre Stellung innerhalb der gesamten H.-E.-Dichtung. In: Jb. des Musealvereins Wels (/) S. –. – D: Carl Bone: Zwei Bruchstücke mhd. Gedichte. In: ZfdA () S. –. – Kl: Hermann Menhardt: Ein neuer mitteldt. H. E. aus Klagenfurt (KL). In: ZfdA () S. –. – G: Nikolaus Henkel: Ein Fragm. des Liedes vom H. E. (G). In: Aspekte der Germanistik. FS H.-F. Rosenfeld. Hg. v. Walter Tauber (GAG ). Göppingen , S. –. – Lat. Fassungen: E: Ernestus. Odo von Magdeburg. Hg. und komm. v. Thomas A.-P. Klein (Spolia Berolinensia ). Hildesheim . – Erf.: Paul Lehmann: Gesta Ernesti ducis. In: Abh. der Bayerischen Akad. der Wiss. Phil.-philol. und hist. Kl. /. München , S. –. – Gesta Ernesti ducis. Die Erfurter ProsaFassung der Sage von den Kämpfen und Abenteuern des H.s E. Hg. v. Peter Christian Jacobsen (Erlanger Forschungen A/). Erlangen . – C: Moriz Haupt: H. E. In: ZfdA () S. –; Lesarten der Straßburger Hs. bei: K. Bartsch: ‹H. E.› (s. o.) S. XXXVII–XLIV. – Thomas Ehlen: Hystoria ducis Bauarie Ernesti. Krit. Edition ‹H. E.› C und Unters. zu Struktur und Darstellung des Stoffes in den volkssprachlichen und lat. Fassungen (ScriptOralia , A/). Tübingen . B: Ehrismann (s. Lit.) passim. – VL () Sp. f. – Michael Curschmann: Spielmannsepik. Wege und Ergebnisse der Forschung von –. Mit Ergänzungen und Nachträgen bis . Stuttgart , S. –, –. – VL () Sp. –; () Sp. . – Siegfried Grosse/Ursula Rautenberg: Die Rezeption ma. dt. Dichtung. Eine Bibliogr. ihrer Übersetzungen und Bearb. seit der Mitte des . Jh. Tübingen , S. –. – Bodo Gotzkowsky: ‹Volksbücher›. Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der dt. Drucke. Tl. : Drucke des . und . Jh. (Bibliotheca bibliographica Aureliana ). Baden-Baden , S. –. L (s. auch die Ausg.): Ehrismann / / () S. –. – De Boor/Newald
Herzog Ernst (); (); / (); / () jeweils Reg. – Hans Szklenar/H.-J. Behr, VL () Sp. –; () Sp. . – H.-J. Behr, LexMA () Sp. f. – Claude Lecouteux, EM () Sp. –. – Red., KNLL () S. f. – Christian Kiening, Killy () S. –. – Ernst Dümmler: H. E. In: ZfdA () S. –, f. – Oskar Jänicke: Über die Abfassungszeit der beiden dt. Gedichte von H. E. In: ZfdA () S. –. – Friedrich Zarncke: Zu den Gedichten von H. E. In: PBB () S. –. – Franz Ahlgrimm: Unters. über die Gothaer Hs. des ‹H. E.›. Diss. Kiel . – Arthur Fuckel: Der Ernestus des Odo von Magdeburg und sein Verhältnis zu den übrigen älteren Bearb. der Sage von H. E. Diss. Marburg . – Karl Sonneborn: Die Gestaltung der Sage von H. E. in der altdt. Lit. Diss. Göttingen . – Richard Reitzenstein: Stud. zu den Fassungen A und B des ‹H. E.›. Diss. Göttingen . – Ders.: Zum Text des H. E. B. In: ZfdA () S. –. – H.-F. Rosenfeld: ‹H. E.› D und Ulrich von Eschenbach (Palaestra ). Leipzig (Nachdr. New York/ London ). – Clemens Heselhaus: Die ‹H. E.›Dichtung. Zur Begriffsbestimmung von Märe und History. In: DVjs () S. – (wieder in: Spielmannsepik. Hg. v. Walther Johannes Schröder [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Gertrud Bönsel: Stud. zur Vorgesch. der Dichtung v. H. E. Diss. Tübingen . – Hans Neumann: Die dt. Kernfabel des H.-E.-Epos. In: Euph. () S. – (wieder in: WdF [s. o.] S. –). – Esther Ringhandt: Das ‹H. E.›-Epos. Vergleich der dt. Fassungen A, B, D, F. Diss. Berlin . – K. C. King: Das strophische Gedicht von H. E. In: ZfdPh () S. –. – H.-F. Rosenfeld: ‹H. E.› und die dt. Kaiserkrone (Societas Scientiarium Fennica Arsbok B ,). Helsinki (wieder in: Ders.: Ausgewählte Schr. Bd. . Hg. v. Hugo Kuhn [GAG ]. Göppingen , S. – und in: Die Reichsidee in der dt. Dichtung. Hg. v. Rüdiger Schnell [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Wolfgang Stamler: H. E. und Heinrich der Löwe. In: Ders.: Wort und Bild. Stud. zu den Wechselbeziehungen zwischen Schrifttum und Bildkunst im MA. Berlin , S. –. – Jean Carles: La Chanson du Duc E. Etude sur l’origine et l’utilisation d’une matière légendaire ancienne dans le genre tardif du Lied. Paris (zu G). – H.-F. Rosenfeld: Das ‹H. E.›-Lied und das Haus Andechs. In: ZfdA () S. – (wieder
Herzog Ernst in: Ders.: Ausgewählte Schr. Bd. [s. o.] S. – und Wdf [s. o.] S. –). – H. Szklenar: Stud. zum Bild des Orients in vorhö schen dt. Epen (Palaestra ). Berlin , S. –. – Stephen J. Kaplowitt: ‹H. E.› and the Pilgrimage of Henry the Lion. In: Neophilologus () S. –. – Max Wehrli: ‹H. E.›. In DU () H. , S. – (wieder in: Ders.: Formen ma. Erzählung. Zürich , S. –; Wdf [s. o.] S. – und in: WdF [s. o.] S. –). – Max Wetter: Der ‹weise in rîches krône›. In: Geistesgeschichtliche Perspektiven. FS Rudolf Fahrner. Hg. v. Götz Grossklaus. Bonn , S. –. – Hartmut Beckers: Brandan und ‹H. E.›. Eine Unters. ihres Verhältnisses anhand der Motivparallelen. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Fritz Peter Knapp: Bemerkungen zu H. E.s Schild bei Odo von Magdeburg. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Christoph Gerhard: Verwandlung eines Zeitliedes. Aspekte der dt. H.-E.-Überl. In: Verführung zur Gesch. FS zum . Jahrestag der Eröffnung einer Univ. in Trier. Hg. v. Georg Droege u. a. Trier , S. –. – Hubert Herkommer: Der Waise, ‹aller fürsten leitesterne›. Ein Beispiel ma. Bedeutungslehre aus dem Bereich der Staatssymbolik, zugleich ein Beitr. zur Nachwirkung des Orients in der Lit. des MA. In: DVjs () S. –. – Uwe Meves: Stud. zu König Rother, H. E. und Grauer Rock (Orendel) (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M./ Bern . – H.-J. Behr: Lit. und Politik am Böhmerhof. Ulrich von Etzenbach, ‹H. E. D› und der sog. ‹Anh.› zum ‹Alexander›. In: ZfdPh () S. –. – C. Gerhardt: Die Skiapoden in den ‹H. E.›-Dichtungen. In: Literaturwissenschaftliches Jb. NF () S. –. – Georges Zink: H. E. et chansons de geste. In: Etudes Germaniques () S. –. – C. Lecouteux: A propos d’un épisode de ‹H. E.›. In: ebd. () S. –. – Antje Missfeldt: Die Abschnittsgliederung und ihre Funktion in mhd. Epik. Erzähltechnische Unters. zum ‹König Rother›, Vorauer und Straßburger ‹Alexander›, ‹H. E.› (B) und zu Wolframs ‹Willehalm› unter Einbeziehung altfranzösischer Laissentechnik (GAG ). Göppingen , S. –. – Bernward Plate: H. E. (D) als Reichshofrichter. In: Euph. () S. –. – Marie-Elisabeth Tisdell: Stud. zur Erzählweise einiger mhd. Dichtungen (Europäische Hochschulschr. /). Bern u. a. , S. – u. ö. – H.-J. Behr: Der ‹H. E.›
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. Hälfte . Jh. wörtlichen Übereinstimmungen im langen Minnemonolog der Isalde (Monolog der Lavinia im Eneas). Die Richtung der Beein ussung bei den beiden Minnere exionen ist umstritten. Sollte E. beim Eneas entlehnt haben, ele der T. in die Hochphase des hö schen Romans um und wäre als unzeitgemäßes Epos mit archaischer Stilpräferenz zu bewerten. In die Diskussion spielt auch mit hinein, ob die Vermittlung eines modernen, französischen Stoffes am Braunschweiger Hof Heinrichs des Löwen wahrscheinlich ist. Es ließe sich an einen anderen wel schen Auftraggeber denken, etwa Pfalzgraf Heinrich. Auch der thüringische Hof wurde als Entstehungsort vorgeschlagen. Schließlich ist auch eine Entstehung in den er Jahren des . Jh. in den rheinischen Zentren der frühö schen Literatur erwogen worden. Das setzt die Priorität des T. gegenüber dem Eneas voraus. In die rheinische Region hätte sich ein (zuhause urkundlich dann nicht mehr bezeugter) früherer E. aus dem Geschlecht von O. begeben können, um dort den T. ins Werk zu setzen. Dann hätte das Epos als Vorläufer der höschen Romandichtung zu gelten. Wenn auch die gegenwärtige Forschung eine Tendenz zur Identi kation mit dem späten E. zeigt, wird in dieser Frage Gewissheit nicht erlangt werden können. Erschwerend kommt für die zeitlich-geographische Verortung des T. hinzu, dass der Roman in seiner mutmaßlich ursprünglichen Form nur in kurzen Fragmenten überkommen ist und die vollständigen Textzeugen aus dem . Jh. eine Bearbeitung (des . Jh. [?]) repräsentieren. Die im T. verarbeitete Dreiecksgeschichte von Tristan, Isolde und Marke ist keltischen Ursprungs und gehörte im . Jh. zu den Stoffkreisen, welche die volkssprachige französische Literatur begründeten. Der gemeinsame Archetyp (Estoire de Tristan) zweier erhaltener französischer Bearbeitungen (‹version commune› und ‹version courtoise›) könnte Grundlage des T. von E. gewesen sein. Dieser französische ‹Ur-Tristan› ist nur mittelbar und unvollständig über die Fragmente eines TristanRomanes des Südfranzosen Béroul zu erschließen, der sich auf die Estoire beruft. Obwohl wegen der Textverluste bei Béroul nur ein sehr beschränkter Vergleich möglich ist (vom belauschten Stelldichein T.s und Isaldes bis zu deren Trennung nach dem Waldleben), so lässt sich doch auf dieser schmalen Grundlage vermuten, dass E. inhaltlich nah bei seiner Quelle geblieben ist, was eigene Akzentsetzungen bei einzelnen Szenen und
. Hälfte . Jh. Details nicht ausschließt. Er präsentiert die Geschichte handlungsorientiert und episodenhaft mit einem weitgehenden Verzicht auf Re exion über die Handlungen und deren Motivation. Damit unterscheidet sich der T. grundlegend vom jüngeren hochre exiven Tristan → Gottfrieds von Straßburg, der mit dem T.-Roman des Thomas von England («von Britanje») allerdings auch eine spätere Vorlage hat. Auch eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Motivierung und der Wesenhaftigkeit der Liebe zwischen T. und Isalde ist in E.s T. von nachrangigem Interesse. Die Minnebeziehung ist hier ein durch den Trank bedingter und zeitlich auf vier Jahre beschränkter Zwang, der die moralisch wie gesellschaftlich verwer ichen Aktionen des Paares bedingt und gleichzeitig entschuldigt. Dass das Minnestreben T.s dabei grundsätzlich töricht und sündhaft ist, daran lässt E. keinen Zweifel. Nach Abklingen der Trankwirkung im Wald sucht T. konsequenterweise unverzüglich einen Eremiten als Beichtiger auf. Der Trank bewirkt über den Vierjahreszeitraum hinaus, dass das Paar ein Leben lang aneinander gebunden bleibt, wenn auch nicht mehr unter direktem Zwang. Das ist logisch nur eingeschränkt nachvollziehbar, plausibilisiert aber die jeweiligen Erzählabschnitte im T. Das Epos lässt sich in Vorgeschichte und drei Hauptteile untergliedern: Brautwerbung, Minneabenteuer (unter intensiver Trankwirkung) und Rückkehrabenteuer (unter abgeschwächter Trankwirkung). Der dritte Komplex ist der umfangreichste bei E. und wird von Gottfrieds Tristan nicht mehr abgedeckt. Die Vorgeschichte von T.s Eltern wird nur knapp skizziert: Riwalin gewinnt Blansche ur, die Schwester König Markes von Korneval, zur Frau. Auf der Reise nach Korneval verstirbt Blansche ur bei der Geburt des gemeinsamen Sohnes T. Auf seinem späteren ritterlichen Auszug gelangt T. an den Hof Markes. Er unterstützt den König im siegreichen Kampf gegen Môrolt aus Irland, bei dem T. verwundet wird. Diese Verwundung kann nur Isalde, eine Verwandte Môrolts, heilen. Unerkannt gelangt T. zu Isalde nach Irland, wo er geheilt wird. Als Brautwerber für Marke reist T. ein drittes Mal nach Irland. Zunächst inkognito, um dann von Isalde identi ziert zu werden, muss T. sich über einen Drachenkampf behaupten, bevor er die Braut für Marke heimführen kann. Auf der Überfahrt nehmen T. und Isalde versehentlich den verhängnisvollen Minnetrank ein. Der zweite Erzählabschnitt beginnt mit
Eilhart von Oberg der Hochzeit Markes und Isaldes. In der Folge versuchen T. und Isalde ihre zwanghafte Liebe heimlich zu verwirklichen und stehen mehrfach knapp vor der Überführung. Marke stellt sich hier anders als bei Gottfried als unerbittlicher Nachsteller dar, der grausame Rachepläne hegt. Das Paar ieht vom Hof und lebt für zwei Jahre entbehrungsreich im Wald bis die Trankwirkung nachlässt. T. führt Isalde zurück in die ersehnte Geselligkeit des Hofs, wo sie von Marke wieder angenommen wird. T. selbst wird des Landes verwiesen. T.s Abenteuer im letzten Hauptabschnitt, in Zuge dessen er Isaldes Namensvetterin, die Schwester des Kehenis heiratet, setzen mit einem Aufenthalt am Artushof ein. Artus und seine Ritter stehen ihm bei, als er sich beim Versuch der Annäherung an Isalde in einer von Marke aufgestellten Wolfsfalle verletzt. Die folgenden Begegnungsabenteuer werden in einem linearen Stil dargeboten. Nacheinander sucht T. Isalde in wechselnden Verkleidungen auf (Aussätziger, Pilger, Knappe, Narr). Die auf Isalde bezogenen Episoden werden ergänzt durch ritterlich-kampfbetonte Erzählabschnitte, die im Kontext von T.s landesherrschaftlichen P ichten im Königreich seiner Gattin stehen. Als er seinem Schwager Kehenis bei der Erlangung von dessen eigenem Liebesglück beisteht, wird T. erneut verwundet. Und wie beim Brautwerbungsabschnitt kann nur Isalde heilen. Doch die zweite Isalde täuscht T. über die Ankunft der Ersehnten und T. stirbt vor Gram. Die zu spät erscheinende Isalde folgt ihm in den Tod nach. Marke erfährt jetzt erst vom Liebestrank, verzeiht dem Paar und lässt sie nebeneinander bestatten. Auf ihren Gräbern wachsen ein Rosenstock und eine Weinrebe, die sich ineinander verschlingen. Dieses Motiv als nachträgliche Sanktionierung und Bekräftigung der Liebe zwischen T. und Isalde stellt E. indes nur vorbehaltlich dar und verurteilt noch am Schluss den «unseligen Trang». Mit seinen drei Hauptabschnitten vereinigt der T. drei unterschiedliche Erzählmuster: Brautwerbungsschema, Minneroman und Abenteuerroman. Vor allem im letzten Teil kann E. in Kampfschilderungen mit deutlichen Anklängen an den → Straßburger Alexander ein Bild seines Protagonisten im Stile der Heldenepik entwickeln. Überhaupt liegt in jedem Abschnitt des Romans der Fokus des Erzählers immer auf T. in seinen unterschiedlichen Facetten: T. als tapferer Krieger, treuer Gefolgsmann, gerechter Herrscher, kluger
Eilhart von Oberg Stratege, verlässlicher Freund oder tragisch Liebender. Die unterschieldichen Eigenschaften verbinden sich im Protagonisten nicht zu einer kohärenten literarischen Figur: T. ist ein Charakter mit konkurrierenden Identitäten. Als Kontrast zu den heldenepischen Elementen sticht als modernste Partie des Werkes Isaldes großer Minnemonolog hervor (V. –), der mit seiner tiefgründigen Re ektiertheit auch die episodenhafte Erzähltendenz E.s konterkariert und gerade deswegen E. oftmals ab- und Veldeke zugesprochen worden ist. Freilich könnte sich der Monolog in vergleichbarer Form schon in der Estoire befunden haben, wie auch eine französische Vorlage außerhalb des Tristan-Kontextes vorstellbar ist. Die nur bruchstückhafte Überlieferung der ursprünglichen Fassung des T. ist kein Argument gegen dessen weite Verbreitung. Drei Handschriften aus dem frühen . Jh. sind neben zahlreichen literarischen Referenzen (darunter im Parzival → Wolframs von Eschenbach und bei → Ulrich von Zatzikhofen) vielmehr Ausdruck der Beliebtheit des T. Zwar wurde E.s frühe TristanBearbeitung von Gottfrieds Tristan vorübergehend verdrängt, doch für ihre Forsetzungen griffen → Ulrich von Türheim (um /) und → Heinrich von Freiberg (um ) wieder auf E.s Dichtung zurück. Es ist vor allem die neuzeitlichmoderne Wahrnehmung, bei der E.s T. aus dem Schatten von Gottfrieds stilistischen Meisterwerk nicht mehr herauszutreten vermag – als vollständige Version der Tristan-Geschichte blieb E.s Fassung im SpätMA hingegen populär. Auch ein tschechischer Bearbeiter griff für seinen Tristram auf E. zurück und das Episodengedicht → Tristan als Mönch verwendet den entsprechenden Abschnitt aus dem dritten Teil des T. zumindest als elementare Grundlage. Im Bereich der bildlichen Kunst sind u. a. die drei Tristan-Bildteppiche aus dem niedersächsischen Kloster Wienhausen Zeugen der Bekanntheit von E.s Werk. Deren ältester wird auf ca. datiert und könnte im Auftrag des Herzoghauses entstanden sein. Im . Jh. wurde der T. in Prosa aufgelöst. Der Prosaroman Histori von Tristrant und Isalde wurde erstmals und bis ins . Jh. noch weitere zwölfmal gedruckt (→ Tristrant und Isalde). Hans Sachs hat in seiner Tragedia mit Personen (Von der strengen Lieb’ Herrn Tristrant mit der schönen Königin Isalden) die Prosa wieder in Reimpaare zurückgeführt und außerdem
. Hälfte . Jh. fünf Meisterlieder zum Tristan-Thema verfasst (s. RSM-Reg.-Bd. []). Ü: Alte Perg.-Fragmente: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen ; München, BSB, Cgm /; Regensburg, Bischö . ZB, Fragm. I.. (vormals Proske’sche Musikslg., ohne Sign.): insgesamt Bll. und Querstreifen einer Hs. aus Stift Obermünster in Regensburg (Anfang . Jh., bair.-ostalemannisch nach mitteldt.-nd. Vorlage). – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. Mgq (vormals Berlin, SBB, Mgq ; ‹Stargarder Fragm.›) r–v (Anfang . Jh., mitteldt.-nd. [Köln?]). – Ebd., Berol. Mgq (vormals Berlin, SBB, Mgq ) Doppelbll. (erstes Drittel . Jh., mitteldt.nd. [Magdeburg]). Vgl. zu den Fragm. des frühen . Jh.: Nigel F. Palmer: Manuscripts for reading. The material evidence for the use of manuscripts containing Middle High German narrative verse. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays on a Conjunction and its Consequences. FS D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca/Christopher Young. Turnhout , S. –, hier S. (Nr. f.) S. (Nr. ). – St. Paul im Lavanttal, Stiftsbibl., Cod. /, Doppelbl. aus Längsstreifen (um , bair. nach mitteldt. Vorlage); vgl.: Alois Brandstetter: Über den Stellenwert des neugefundenen St. Pauler Fragm. in der Überl. von E.s ‹T.›. In: FS Ingo Reiffenstein. Hg. v. Peter K. Stein u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Verschollenes Fragm. (?): Fiecht-St. Georgenberg (Tirol), Stiftsbibl., ohne Sign. (. Jh., mitteldt.). Das Fragm. war bereits nicht mehr nachweisbar und seine tatsächliche Existenz ist fraglich; vgl. Franz Lichtenstein: Zu den dt. Dichtungen von Tristan und Isolde. In: ZfdA () S. –, hier S. f. – Spätere Pap.-Hss.: Dresden, LB, Mscr. M , va–vb (, mitteldt.). – Berlin, SBB, Mgf (‹Meusebachsche Hs.›) rb–rb (, schwäbisch); nur der Text ab V. als Fortsetzung von Gottfrieds ‹Tristan›. – Heidelberg, UB, Cpg , Bll. (/, schwäbisch); mit Federzeichnungen; Faks.: E. v. O. T. und Isalde. Heidelberg, UB, Cod. Pal. Germ. . Lit.- und kunsthist. Einf. v. Norbert H. Ott (Codices illuminati medii aevi ). München . – Dresden und Cpg als Digitalfaks. online verfügbar (s. www.handschriftencensus.de/werke/). A: F. Lichtenstein: E. v. O. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. Völker ). Straßburg (Nachdr. Hildesheim/New York ). – Kurt Wagner: E. v. O.
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. Hälfte . Jh. die Zeit von etwa bis angesetzt, manchmal auch für bis . Wahrscheinlich begann H. seine literarische Tätigkeit mit Liedern (s. DLL MA Bd. , Sp. –), dann folgten die Klage, Erec, Gregorius, Der arme Heinrich und Iwein. Letzterer wird im Parzival des → Wolfram von Eschenbach erwähnt, dürfte also um fertiggestellt gewesen sein. H. lebte danach noch mehrere Jahre lang, wenn man den Angaben zweier anderer Autoren glauben kann: Er wird im Tristan des → Gottfried von Straßburg um als Lebender und in der Crône des Heinrich von dem Türlin nach als Verstorbener genannt. Neben diesen literarischen Erwähnungen erfuhr H. auch bildliche Darstellungen. Illustrationen in der → Heidelberger Liederhandschrift C und der → Weingartner Liederhandschrift B zeigen ihn als Ritter zu Pferd. Der Dichter ist dort jeweils mit Rüstung, Schild und Lanze ausgerüstet und führt einen Adlerkopf als Helmzier und Wappentier. Das abgebildete Wappen erlaubt keine Rückschlüsse auf H.s Identität und ist historisch erst später für das Thurgauer Geschlecht der Wespersbühler nachgewiesen. Möglicherweise ist das Wappen in B und C aus dem roten Adlerwappen der Zähringer abgeleitet, was für eine Verbindung H.s zu Berthold IV. von Zähringen sprechen würde. . Werk: a) Die Klage: Nach den wahrscheinlich H.s Frühwerk konstituierenden Liedern dürfte der Dichter Die Klage (auch Büchlein) verfasst haben. Die Minnelehre in rund Reimpaarversen entstand möglicherweise um oder bald nach und ist nur im sog. → Ambraser Heldenbuch überliefert. Ausgangspunkt des Textes ist die Unzufriedenheit eines jungen Mannes, dessen Minnedienst von der geliebten Dame nicht erwidert wird. Daraus entspinnt sich ein allegorisch ausgestalteter Disput zwischen Leib und Herz des Protagonisten. Die beiden Organe streiten über ihre Schuld an der Misere des Mannes und machen sich gegenseitig Vorwürfe. So unterstellt das Herz dem für die Wahrnehmung zuständigen Körper etwa, das Bild der Geliebten in sich hineingelassen zu haben. Umgekehrt hätten die vom Herz ausgehenden Gefühle den Körper verführt, so dessen Vorwurf. Der Disput endet versöhnlich: Der Leib ordnet sich dem Herz unter und lässt sich von diesem belehren. So emp ehlt das Herz ihm zur Belebung der Minne einen allegorischen Zaubertrank aus Kräutern, die
. Hälfte . Jh. hier Tugenden darstellen. Nach weiteren Erörterungen über die Frauen endet die Klage mit einem ausführlichen Minnegruß an die Dame. In Strophen versichert der Minnende darin der Dame seine Treue und äußert Hoffnung auf die schließliche Erwiderung seiner Minne. Die Klage zeigt in ihrer sprachlichen Gewandtheit und ihrem natürlichen Fluss bereits Qualitäten, die auch H.s spätere Werke auszeichnen. Vor allem gilt H.s Dichtung aber als erste echte Minnelehre im dt. Sprachraum und damit als Vorläufer der Minnereden des . Jh. Die Pionierleistung H.s wird noch durch das Fehlen von eindeutigen Vorlagen unterstrichen. Über mögliche Ein üsse kann nur spekuliert werden, aber zu nennen sind sicher allegorische Streitgespräche der lat. Tradition, etwa Dispute zwischen Leib und Seele. Auch kurze Liebesgrüße oder -klagen im Briefstil könnten H. beein usst haben. Die von H. propagierten Tugenden entsprechen dem hö schen Pro l und sollen göttliche, gesellschaftliche und weibliche Anerkennung sicherstellen (u. a. Treue, Beständigkeit, Keuschheit, Disziplin). b) Erec: H.s wichtigstes Werk neben dem Iwein wird auf die Zeit um datiert. Der Artusroman umfasst rund meist vier- und teilweise dreihebige Reimpaarverse. Die Überlieferung ist mit drei Fragmenten und nur einer umfangreicheren Textfassung im Ambraser Heldenbuch sehr schmal und entspricht aus unbekannten Gründen nicht der breiten Rezeption des Werks. Der Anfang des Erec gilt als verloren und der übrige Text als unvollständig, auch wenn die Fragmente manche Lücke ausfüllen. Inhaltlich behandelt der Erec das Schicksal des gleichnamigen jungen Ritters und Sohns von König Lac. Zu Beginn weilt Erec am Hof von König Artus und im Gefolge der Königin. Der Zwerg des Ritters Iders beleidigt Erec durch einen Schlag, weshalb der Titelheld ihn impulsiv verfolgt. Da Erec seine Kampfausrüstung zurückgelassen hat, ist er auf die Hilfe des verarmten Adligen Koralus angewiesen. Auf Burg Tulmein besiegt Erec den Iders im Turnier und gewinnt so den Sperberpreis und die Hand von Koralus’ Tochter Enite. Nach der Hochzeit am Artushof kehrt Erec mit Enite in seine Heimat Karnant zurück und wird dort mit herrschaftlichen Aufgaben betraut. Statt seinen Amtsp ichten nachzugehen, leistet Erec jedoch lieber seiner Frau im Bett Gesellschaft. Wie er zufällig von Enite erfährt, erlangt er so einen schlechten Ruf. Um sich zu bewähren, begibt er sich mit Enite heimlich auf Abenteuerfahrt.
Hartmann von Aue Dabei untersagt er seiner Frau zu sprechen, doch warnt ihn die vorausreitende Enite unter Bruch des Verbots regelmäßig vor drohenden Gefahren und beweist so ihre Treue. Erec besiegt im Verlauf seiner Abenteuer mehrere Räuber, einen Enite begehrenden Grafen und den Zwergenkönig Guivreiz. Dieser verwundet Erec, weshalb der junge Ritter nach einem weiteren Kampf gegen zwei Riesen zunächst bewusstlos zusammenbricht. Enite hält ihn für tot und will Selbstmord begehen. Der Graf Oringles verhindert dies und will Enite in seiner Burg zur Frau nehmen. Der Schrei der von Oringles geschlagenen Enite weckt Erec, der seinen Rivalen tötet und Enite um Vergebung bittet. Er kämpft kurz darauf erneut gegen Guivreiz, unterliegt aber und freundet sich mit dem Zwergenkönig an. Eric und Enite versöhnen sich und erholen sich auf Guivreiz’ Burg. Auf der Weiterreise verirrt sich das Paar und gelangt zu Burg Brandigan. Dort lebt der Ritter Mabonagrin mit seiner Dame in einem Baumgarten. Er hat bereits alle Ritter erschlagen, die seinen Garten betreten haben. Erec besiegt ihn jedoch, bringt die Witwen der getöteten Ritter zum Artushof und kehrt schließlich an seinen eigenen Hof zurück. Dort lebt er als König glücklich mit Enite zusammen. Nach ihrem Tod gewinnen sie ewiges Leben. H.s Erec beruht auf dem um vollendeten Epos Erec et Enite von Chrétiens de Troyes, den H. auch selbst erwähnt (V. ). H.s Text ist umfangreicher als sein altfranzösisches Vorbild, u. a. aufgrund seiner ausführlichen Beschreibungen. Inhaltliche Abweichungen H.s gegenüber Erec et Enite verdanken sich möglicherweise der Verwendung heute unbekannter Nebenquellen aus niederrheinischer Vermittlung. H. fügte dem Schluss auch eine religiöse Tendenz hinzu, die bei Chrétiens fehlt. Thematisch prägt den Roman vor allem der Kampf um Minne und Ehre. In einer Reihung höscher Szenen und abenteuerlicher Episoden erfolgt Erecs Entwicklung zu einem gereiften Fürsten, der diese beiden Elemente in einer Balance halten kann. Strukturell wird dies durch den auch im Iwein verwendeten Doppelweg umgesetzt: Erec erlangt im ersten Teil des Epos Liebe, Ehre und Macht, die nach einer Krise im zweiten Teil erneut gewinnen muss. Zwar ist Erec auch zu Beginn der Dichtung schon ein guter Ritter, gefährdet seine Erfolge aber durch maßlose Minne und Vernachlässigung seiner P ichten. Also muss er sich erneut bewähren und seinen vorhandenen inneren
Hartmann von Aue Adel gesellschaftlich legitimieren. Erecs negatives Spiegelbild ist Mabonagrin, der nur für seine Dame sowie seinen Garten lebt und so zuletzt den Tod ndet. Erec hingegen bewährt sich gerade jenseits seiner Heimat und in den vorübergehenden Differenzen mit Enite. Ankerpunkt des hö schen Wertesystems ist im Roman der Artushof, an dem Erecs Schicksal seinen Lauf nimmt und zu dem er immer wieder zurückkehrt. Damit begründete H. den höschen Artusroman im dt. Sprachraum. c) Gregorius: Mit rund Versen zählt diese legendarische Erzählung zu den mittleren Werken H.s. Die Dichtung entstand vielleicht im Zeitraum zwischen und und ist in Handschriften und Fragmenten erhalten. Die Überlieferung ist wie bei anderen Werken H.s keineswegs stringent. So ist der Prolog des Gregorius z. B. nur in zwei Textzeugen vorhanden. Die Erzählung beginnt mit einem Rückgriff auf das biblische Gleichnis vom barmherzigen Samariter und dem Hinweis auf die Macht echter Buße, die selbst große Sünden besiegen könne. Die eigentliche Handlung nimmt in Aquitanien ihren Ausgang. Nach dem Tod des dortigen Fürsten werden dessen Sohn und Tochter zu Waisen. Vom Teufel verführt, begehen sie Inzest und zeugen das Kind Gregorius. Angesichts der Schwangerschaft seiner Schwester zieht ihr Bruder auf Bußfahrt und stirbt unterwegs. Seine Schwester setzt Gregorius auf See aus und regiert danach als asketisch lebende Herzogin. Gregorius wird von einem Abt gefunden, einem Fischer übergeben und schließlich im Kloster erzogen. Als Gregorius von seiner Herkunft als Findelkind erfährt, entschließt er sich zu einem Leben als Ritter und verlässt das Kloster. Unerkannt erreicht er Aquitanien und befreit das Land von einem kriegerischen Freier seiner Mutter. Diese heiratet Gregorius und regiert mit ihm glücklich das Fürstentum. Beide wissen zunächst nichts von ihrer Blutsverwandtschaft. Als sie zuletzt ihren Inzest entdecken, lässt sich Gregorius zur Buße für Jahre an einen Fels ketten. Als dann der amtierende Papst stirbt, führen göttliche Wunderzeichen zu Gregorius. Von Gott erlöst, wird er nun selbst Papst und kann auch seiner Mutter deren Sünden vergeben. H.s Gregorius ist keine traditionelle Heiligenlegende, sondern eine Bußerzählung mit Zügen des hö schen Romans. Vorbild war die altfranzösische Legende La Vie du Pape Saint Grégoire (./. Jh.), direkte Vorlage H.s vielleicht ein dieser Legende vorausgehender Archetyp. Der Gregorius zeigt
. Hälfte . Jh. auch Parallelen zu den Legenden von Albanus, Judas (bei Jacobus de Voragine) und Vergogna. Diese legendarischen Bezüge werden im Text nicht nur durch realistisch geschilderte Szenen ergänzt (u. a. Fischer- und Klosterleben), sondern auch durch Elemente des Artusromans. Hö sche und religiöse Aspekte verbinden sich im Gregorius: So verweist Gregorius’ Wunsch nach ritterlicher Bewährung ebenso auf den hö schen Roman wie seine edle Hilfe für die bedrängte Herzogin. Zugleich ist diese von Ehre und Minne bestimmte hö sche Welt für den Ein uss des Teufels offen, wie sich am Schicksal von Gregorius’ Eltern zeigt. Als hö scher Held erlangt Gregorius die Fürstin und ihr Land, aber erst als Büßer die Gnade Gottes. Das weltliche Leben verstrickt Gregorius also in schwerste Sünden, ermöglicht ihm damit jedoch auch die Rettung durch Gott. d) Der arme Heinrich: Die rund Verse kurze Erzählung wird meist auf das späte . oder frühe . jh. datiert. Sieben Handschriften und Fragmente überliefern den Text; darunter sind Ba und Bb als Vorlage und Abschrift identi ziert worden, die von der dritten Haupthandschrift A jedoch deutlich abweichen. Im Mittelpunkt von H.s Dichtung steht Freiherr Heinrich von Aue. Er leidet an Aussatz und ndet selbst bei berühmten Ärzten keine Heilung. Nur ein Wunder Gottes oder das freiwillig geopferte Herzblut eines unschuldigen Mädchens können die Krankheit besiegen. Heinrich zieht sich zu einer Bauernfamilie auf einen Meierhof zurück. Die Tochter des Bauern p egt ihn und bietet ihm schließlich gegen den Willen ihrer Eltern ihr eigenes Blut an. Heinrich stimmt dem Angebot des Mädchens in einer tränenreichen Szene zu und fährt mit dem Kind nach Salerno zu einem Arzt. Dort bewegt der Anblick des nackten und gefesselten Mädchens Heinrich jedoch stark genug, um seinen Entschluss zu ändern. Gegen den Widerstand des Mädchens reist er mit ihm in die Heimat zurück und wird von Gott geheilt. In den erhaltenen Fassungen endet der Text meist mit der Heirat Heinrichs und des Mädchens, vereinzelt aber auch ohne die Eheschließung. Obwohl die äußere Handlung nicht ohne Dramatik ist, spielt sich ein wichtiger Teil des Geschehens in Heinrich selbst ab. Er setzt sich in inneren Monologen mit seinem zunächst als ungerecht empfundenen Schicksal auseinander. Auch seine schließliche Ablehnung des Opfers, Wendepunkt Heinrichs zur Akzeptanz göttlicher Bestim
. Hälfte . Jh. mung, vollzieht sich in einem Akt der Selbstre exion, nicht etwa im Gespräch. Dies steht im Kontrast zu den kunstvoll dialogisch gestalteten Szenen, in denen das Mädchen gegenüber Heinrich und den Eltern seine Bereitschaft zur Selbstopferung erläutert. Ebenso wirkt die stark emotionale Hingabe des Mädchens wie ein Kontrapunkt zu Heinrichs Gedankenschwere. Trotz seiner Re exionen bleiben Heinrich freilich die Hintergründe seiner Erkrankung verborgen. So ist es auch in der Forschung Gegenstand der Diskussion, ob der junge Adlige durch seinen Aussatz für begangene Sünden bestraft oder schuldlos geprüft wird. Der arme Heinrich zeigt deutlich H.s Eigenständigkeit als Erzähler, da die Geschichte wahrscheinlich ohne direkte Vorlage vom Dichter selbst entwickelt wurde. Nachweisbar sind nur motivische Ähnlichkeiten in Legenden über Aussätzige, wunderbare Heilungen und (Selbst-)Opferungen. Zu nennen wäre hier etwa die populäre Legende von Papst Sylvester, die in dt. Sprache in der → Kaiserchronik, im → Trierer Silvester und im Silvester des → Konrad von Würzburg überliefert ist, außerdem u. a. → Amicus und Amelius, die Jakobsbrüder von Kunz → Kistener oder der Engelhard Konrads von Würzburg. Das selbstlose Opfer einer Frau ndet sich auch in La Queste del Saint Graal (mhd. im Lancelot). e) Iwein: Der zweite große Versroman H.s entstand um und umfasst rund Reimpaarverse. Mit Handschriften und Fragmenten ist die Überlieferung reich, aber nicht ohne Herausforderungen. So weisen etwa die wichtigen frühen Handschriften A und B Textunterschiede auf, die auch das zentrale Verhältnis des Titelhelden zu seiner Geliebten betreffen. Auch wurden bis ins . Jh. immer wieder neue Iwein-Fragmente aufgefunden, weshalb die Überlieferungs- und TextDiskussion bis heute andauert. Der Iwein beginnt mit einem Prolog, in dem H. sich als Autor nennt und König Artus als Vorbild lobt. Die eigentliche Handlung setzt mit einem P ngstfest am Artushof ein. Dort berichtet der Ritter Kalogreant von seiner Niederlage gegen Ascalon, den Herren des Brunnenreichs. Artus will mit seinem Gefolge zu Ascalon reiten und Kalogreant rächen. Dessen Verwandter Iwein bricht unterdessen allein auf und besiegt Ascalon. Er folgt diesem zu seiner Burg und tötet ihn, wird aber von Fallgittern festgesetzt. Die Hofdame Lunete befreit
Hartmann von Aue Iwein nicht nur aus seiner misslichen Lage, sondern begeistert Ascalons Witwe Laudine auch für den Mörder ihres Mannes. Iwein heiratet Laudine und wird so neuer Beschützer des magischen Brunnens. Als Artus mit dem Ritter Keie zum Brunnen gelangt, erscheint Iwein in dieser neuen Funktion und besiegt Keie. Anschließend feiert er mit Artus und seinen Getreuen die Hochzeit mit Laudine. Gawein äußert allerdings Bedenken, der verheiratete Iwein könnte wie Erec der Minne verfallen und sein Rittertum vernachlässigen. Iwein folgt Gawein daher auf Turnierfahrt, nachdem Laudine ihm eine zeitlich auf ein Jahr begrenzte Abwesenheit erlaubt hat. Iwein versäumt jedoch die rechtzeitige Rückkehr. Laudine sendet Lunete als Botin zum Artushof und sagt sich durch sie von Iwein los. Der Ritter verliert also Herrschaft, Frau und Ehre. Dem Wahnsinn verfallen, zieht er sich in einen Wald zurück. Erst die Dame von Narison heilt ihn mit einer magischen Feensalbe. Daraufhin unterstützt er die Dame gegen einen feindlichen Grafen, lehnt aber ihr Heiratsangebot ab. Danach hilft er einem Löwen im Kampf gegen einen Drachen, woraufhin der Löwe ihn begleitet und Iwein fortan als anonymer Löwenritter auftritt. Er bewährt sich in mehreren Kämpfen als hilfsbereiter und zuverlässiger Ritter. So überwindet er den Riesen Harpin, rettet die angeklagte Lunete vor dem Scheiterhaufen und befreit versklavte Damen aus der Gewalt von zwei Riesen. Schließlich nimmt er an einem Gerichtskampf um die Erbschaft zweier Grafentöchter teil. Sein Gegner ist Gawein, der sich als Iwein ebenbürtig erweist. Artus bricht den Kampf ab, Iwein enthüllt seine Identität und kehrt in die Gunst des Artushofs zurück. Da er Laudine immer noch liebt, kehrt er ins Brunnenreich zurück und versöhnt sich dank einer List Lunetes mit seiner Frau. Wie H.s Erec beruht auch Iwein auf einer Vorlage des Chrétiens de Troyes, an die sich der Dichter aber enger anlehnt als in seinem älteren Roman. Gleichwohl weist Iwein gegenüber Le chevalier au lion Erweiterungen auf, etwa eine Episode über die Entführung Ginovers. H. icht außerdem in die Kommentare zur Handlung eigene Anteile ein und schmückt die Artussage mit keltischen und märchenhaften Elementen (Feen, Riesen). Das bereits im Erec präsente Strukturmodell des Doppelwegs ist hier subtiler mit der Erzählung verwoben. Gemeinsam ist den Helden beider Epen die Vernachlässigung entscheidender P ichten als Herrscher – bei
Hartmann von Aue Erec aus Liebeslust, bei Iwein aus dem Bedürfnis ritterlichen Ehrgewinns heraus. Musste Erec Liebe mit Herrschaft versöhnen, so steht Iwein vor der Herausforderung, seine Neigung zum Ritterleben der Verantwortung für das Brunnenreich unterzuordnen. Besitzt Iwein zunächst noch Ehre und Herrschaft, so verliert er sie durch seine Nachlässigkeit und gewinnt sie erst aus der Anonymität heraus wieder zurück. Verschiedentlich wurde auch Iweins Mord an Ascalon als eigentliches Vergehen Iweins gesehen. Heute gilt jedoch meist sein Vergessen der rechtlich bindenden Treuep icht gegenüber Laudine als entscheidend. Auch der Schluss des Iwein ist offen für Interpretationen. W¨ahrend Iweins Versöhnung mit dem Artushof offensichtlich ist, bleibt seine Rückkehr zu Laudine aufgrund der uneindeutigen Überlieferung umstritten. Das liebevolle Ende in B entspricht nicht der unwilligen Akzeptanz Laudines in A. . Wirkung: Besonders durch Erec und Iwein wurde H. früh zum stilbildenden Vorbild der hö schen Epik in Deutschland. Bereits Gottfried von Straßburg und Wolfram von Eschenbach kannten H.s Werk. Gottfried lobt im Tristan sein literarisches Talent und Wolfram verweist im Parzival mehrmals auf den Iwein. H. wirkte auch auf → Rudolf von Ems, → Wirnt von Grafenberg, → Walther von Griven, Heinrich von dem Türlin, → Freidank, → Herrand von Wildonie, Konrad von Würzburg, → Hugo von Trimberg, → Albrecht, Ulrich → Fuetrer u. a. Der Erec oss vielleicht auch in den sog. Mitteldeutschen Erec ein. Eine eigene Rezeption erfuhr der Gregorius, der um durch → Arnold von Lübeck als Gesta Gregorii peccatoris in die lat. Sprache übersetzt wurde uns bis ins . Jh. in Prosalegenden weiterlebte. Besonders verbreitet war eine Fassung in Der → Heiligen Leben (um ). Im . Jh. inspirierte H.s Werk auch Fresken in Rodeneck/Südtirol und Schmalkalden. Noch die Neuzeit griff gerade die kleineren Texte H.s auf: Den Gregorius adaptierten Franz Kugler und Thomas Mann (Der Erwählte, ), den Armen Heinrich u. a. Adelbert von Chamisso, Gerhart Hauptmann, Ricarda Huch und Tankred Dorst. August Klughardt schrieb eine Iwein-Oper und Richard Wagner plante ein Erec-Opus. H. wurde u. a. wegen seines zugleich eleganten, zugänglichen und natürlich ießenden Stils geschätzt. Seine großen Epen sind musterhafte Manifestationen hö scher Werte und bestechen zu
. Hälfte . Jh. gleich durch komplexe, doch stringent strukturierte Handlungen. In seinen kleineren Werken zeigt sich H. auch als innovativer (Klage) und über das Hö sche hinausgehender (Der arme Heinrich) Autor, der auch religiöse Stoffe aufgriff (Gregorius). Zu den von der neueren Forschung diskutierten Aspekten von H.s Werk zählen die Bedeutung von Schuld und Sünde, Selbstentwürfe und Rollenbilder (Held, Ritter, Mann) oder die Präsenz historischer Realität (Macht- und Rechtsverhältnisse, Krieg, Gewalt). Ü: . Die Klage: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , r–v (Perg., –/, südbair.). . Erec: K: Koblenz, Landeshauptarch., Best. Nr. ,b, Doppelbl. (Perg., erste Hälfte . Jh., mitteldt., Fragm.). – W: Wolfenbüttel, HAB, zu cod. .. Aug. °, Doppelbll. mit Querstreifen von Doppelbl. (Perg., um Mitte . Jh., thüringisch-hessisch-nd.). – V: St. Pölten, Landesarch., Ständisches Arch., Hs. , Bl. (letztes Drittel . Jh., bair.-österr., Fragm.). – A: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , r–v (Perg., –/, südbair.). . Gregorius: N: Berlin, SB, Fragm. , Doppelbl.-Querstreifen (Perg., erste Hälfte . Jh., ostalemannisch). – A: Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, cod. Regin. lat. , r–r (Perg., zweiets Viertel . Jh., ostobd.). – L: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgq , r–v (Perg., letztes Viertel . Jh., ostalemannisch, Fragm.). – C: Starzach/Rottenburg, Privatbesitz Sigurd von OwWachendorf, Bl. (Perg., Wende ./. Jh.?, ostobd., Fragm.). – H: Köln, Hist. Stadtarch., Best. (W*) , Doppelbll. (Perg., . Jh., rheinfränkisch-hessisch). – D: Salzburg, UB, cod. M I , r–v (Pap., zweites Viertel . Jh., ostmitteldt.). – B: Straßburg, StB, cod. A , – (Perg., . Jh.?, westalemannisch-mitteldt.). – T: Trier, StB, Hs. / °, v (Perg., . Jh., moselfränkisch, nur Federprobe). – M: Waidhofen an der Thaya, Stadtarch., Inv.-Nr. /, Doppelbl. (Perg., erstes Viertel . Jh., bair.-österr.). – G: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, cod. Bodm. , v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittel-/südbair.). – J: Berlin, SBB, mgq , S. – (Pap., aus Schloss Spiez am Thuner See, Anfang . Jh., alemannisch). – K: Konstanz, Stadtarch., Hs. A I , v–r (Pap., erste Hälfte . Jh.). – E: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., spätes ./frühes . Jh., österr.).
. Hälfte . Jh. . Der arme Heinrich: F: Freiburg i. Br., UB, Hs. , r (Perg., . Jh.?, obd.). – C: Berlin, SBB, mgf Nr. a, Querstreifen von Bll. (Perg., erste Hälfte . Jh., obd.). – E: München, BSB, cgm /b, r–v (Perg., spätes ./frühes . Jh., westalemannisch, Fragm.). – Ba: Heidelberg, UB, cpg , ra–va (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.-bair.). – Bb: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. , ra–rb (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.-bair.). – A: Straßburg, StB, cod. A , vb–va (Perg., um Mitte . Jh., niederalemannisch). – D: München, BSB, cgm /a und cgm /a, – (Perg., erste Hälfte . Jh., bair., Fragm.). . Iwein: Hss. und Fragm. ab dem . Jh. – Haupthss. (ohne Fragm.): P: Köln, Hist. Stadtarch., Best. (W*) , v (Perg., erstes/zweites Viertel . Jh., bair.). – B: Gießen, UB, Hs. , Bll. (Perg., zweites Viertel . Jh., ostobd.). – A: Heidelberg, UB, cpg , r–r (Perg., zweites Drittel . Jh., westmitteldt.). – E: Berlin, SBB, mgf , r–r (Perg., um , bair.-österr.). – D: Florenz, Nationalbibl., cod. B.R. , ra–vb (Perg., erste Hälfte . Jh., böhmisch). – J: Wien, ÖNB, cod. , ra–rc (Perg., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.). – a: Dresden, LB, Mscr. M , Bll. (Pap., um , thüringisch). – l: London, British Library, MS Add. , r–v (Pap., . Jh.). – p: Paris, Nationalbibl., Ms. allem. , Bll. (Pap., erste Hälfte . Jh., mittelfränkisch). – f: Dresden, LB, Mscr. M , r–v (Pap., , mittelbair.). – b: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., um , südrheinfränkisch). – z: Nelahozeves, Lobkowitzsche Bibl., cod. VI Fc (früher Prag, Nationalbibl., Cod. R VI Fc ), – (Pap., –, schwäbisch). – c: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Pap., Amberg/Opf., , nordbair.). – r: Rostock, UB, Mss. philol. , Bll. (Pap., um , schwäbisch-rheinfränkisch). – d: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , v–r (Perg., –/, südbair.). – u: Lindau, StB, cod. P II , Bll. (Pap., , alemannisch). A (mit Fragmenten): . Die Klage: H. v. A. . Lieder. Die Klage. Büchlein. Grêgorjus. Der arme Heinrich. Hg. v. Fedor Bech. Leipzig . . – Der arme Heinrich, nebst einer Auswahl aus der ‹Klage›, dem ‹Gregorius› und den ‹Liedern› (mit einem Wörterverzeichnis). Hg. v. Friedrich Maurer. Berlin . Rev. Neuau . ebd. . – Die Klage. Das (zweite) Büchlein aus dem Ambraser Heldenbuch. Hg.
Hartmann von Aue v. Herta Zutt. Berlin . – Das Klagebüchlein H.s v. A. und das zweite Büchlein. Hg. v. Ludwig Wolff. München . – Das Büchlein. Hg. v. Petrus W. Tax. Berlin . – Klagebüchlein (GAG ). Hg. v. Thomas L. Keller. Göppingen . . Erec: Erec. Eine Erzählung von H. v. A. Hg. v. Moriz Haupt. Leipzig . . Nachdr. Hildesheim . – H. v. A. . Êrec der Wunderaere. Hg. v. F. Bech. Leipzig . . – Erec. Hg. v. Albert Leitzmann, spätere Au . fortgeführt v. L. Wolff, Christoph Cormeau und zuletzt Kurt Gärtner. Halle/Saale . Tübingen . – Kurt Vancsa: Wiener ‹Erec›-Bruchstück. In: Jb. für Landeskunde von Niederösterr. NF (/) S. –. – Erec. Hg. v. Thomas Cramer. Frankfurt/M. . . – Peter Brommer: Ein unbekanntes ‹Erec›-Fragm. in Koblenz. In: ZfdA () S. –. – Wolfgang Milde: ‹daz ih minne an uch suche›. Neue Wolfenbütteler Bruchstücke des ‹Erec›. In: Wolfenbütteler Beitr. () S. –. – Erec. Hg. v. Manfred Günter Scholz. Frankfurt/M. (Online-Ausg. Cambridge ). – Erec. Hg. v. Volker Mertens. Stuttgart . . Gregorius: Carl Greith: Spicilegium Vaticanum. Beitr. zur näheren Kenntniss der Vatikanischen Bibl. für dt. Poesie des MA. Frauenfeld , S. – (Fragm.). – Bech (s. o., Nr. ). – Gregorius. Hg. v. Hermann Paul, spätere Au . fortgeführt v. A. Leitzmann, L. Wolff und zuletzt Burghart Wachinger. Halle/Saale . Tübingen . – Heinrich Rauscher: Das Waidhofner Gregoriusfragm. In: ZfdA () S. –. – Gregorius, der gute Sünder. Hg. v. Friedrich Neumann. Wiesbaden . Neuausg. mit nhd. Übers.: Stuttgart . – Maurer (s. o., Nr. ; Teilausg.). – Gregorius. Die Überl. des Prologs, die Vaticana-Hs. A und eine Auswahl der übrigen Textzeugen. Hg. v. Norbert Heinze. Göppingen . – Renate Schipke: H.s ‹Gregorius›. Ein unbekanntes Fragm. aus dem Bestand der Staatsbibl. zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz. In: Fata Libellorum. FS Franzjosef Pensel (GAG ). Hg. v. Rudolf Bentzinger/Ulrich-Dieter Oppitz. Göppingen , S. –. – Gregorius, Der arme Heinrich, Iwein. Hg. v. V. Mertens. Frankfurt/M. . – Sylvia Kohushölter: Die lat. und dt. Rezeption von H.s v. A. ‹Gregorius› im MA. Unters. und Editionen (Hermaea NF ). Tübingen . – Gregorius. Hg. v. Waltraud Fritsch-Rößler. Stuttgart (nach Neumann ; s. o.).
Hartmann von Aue . Der arme Heinrich: Franz Pfeiffer: Bruchstücke aus ‹Iwein› und dem ‹Armen Heinrich›. In: Germania () S. –. – Bech (s. o., Nr. ). – Der arme Heinrich. Hg. v. H. Paul, spätere Au . fortgeführt v. L. Wolff und zuletzt Kurt Gärtner. Halle/Saale . Berlin . – Maurer (s. o., Nr. ; Teilausg.). – Der arme Heinrich. Hg. v. Heinz Mettke. Halle/Saale . Leipzig . – Hellmut Rosenfeld: Ein neu aufgefundenes Fragment von H.s ‹Armem Heinrich› aus Benediktbeuern. In: ZfdA () S. –. – Der arme Heinrich. Abb. und Materialien zur gesamten hsl. Überl. (Litterae ). Hg. v. Ulrich Müller. Göppingen . – Der arme Heinrich. Fassung der Hs. Bb, Abb. aus dem Kaloczaer Kodex (Litterae ). Hg. v. Cornelius Sommer. Göppingen . – Konrad Kunze: ‹Arme Heinrich›-Reminiszenz in Ovid-Glossen-Handschrift. In: ZfdA () S. –. – Der arme Heinrich. Hg. v. Ursula Rautenberg. Stuttgart . Neuausg. ebd. . – Mertens (s. o., Nr. ). . Iwein: Iwein. Der Riter mit dem Lewen. Getihtet von dem Hern Hartman, Dienstman ze Ouwe. Hg. v. Georg Friedrich Benecke/Karl Lachmann, später fortgeführt v. L. Wolff mit nhd. Übers. v. T. Cramer. Berlin . Zahlr. bearb. Neuau ., zuletzt Berlin u. a. . – Pfeiffer (s. o., Nr. ). – H. v. A. . Iwein, oder der Ritter mit dem Löwen. Hg. v. F. Bech. Leipzig . . – Wolfgang Niemeyer: Das Iweinfragm. C. In: PBB () S. –. – Julius Wiegand: Ein Iweinfragm. aus Sigmaringen. In: ZfdA () S. –. – Iwein. Hs. B. Hg. v. Karl Bischoff u. a. Köln/Graz (Faks.). – András Vizkelety: Fragmente mhd. Dichtung aus Ungarn. In: ZfdA () S. –. – Iwein. Ausgewählte Abb. und Materialien zur hsl. Überl. (Litterae ). Hg. v. Lambertus Okken. Göppingen . – Erhard Pascher/Hans Gröchenig: ‹Er sprach so erkennet och mich ich binz iban der arme›. Ein neues Iweinfragm. aus der Stiftsbibl. St. Paul in Kärnten. In: FS Adalbert Schmidt. Hg. v. Gerlinde Weiss mit Gerd-Dieter Stein. Stuttgart , S. –. – Peter Brommer: Ein unbekanntes ‹Iwein›-Fragm. in Edingen (Belgien). In: ZfdA () S. –. – Peter Wiesinger: Ein Fragm. von H.s ‹Iwein› aus Kremsmünster. In: ZfdA () S. –; Nachtr. in: ZfdA () S. –. – Helmut Tervooren: Ein neues ‹Iwein›-Fragm. In: ZfdA () S. –. – Hans Gröchenig: Ein neu
. Hälfte . Jh. aufgefundenes Iweinfragm. aus der Universitätsbibl. Klagenfurt. In: Biblos () S. –. – Iwein. Hg. v. Max Wehrli. Zürich . – Mertens (s. o., Nr. ). – Iwein. Hg. v. Manfred Stange. Wiesbaden . . – Iwein or The Knight with the Lion. Edited from Manuscript B, Gießen, Universitätsbibl. Codex Nr. . Hg. v. Cyril Edwards. Woodbridge . – Christine Glaßner: Neue Bruchstücke der ‹Iwein›-Hs. X in der Stiftsbibl. Schlägl. In: ZfdA () S. –. – Iwein. Hg. v. Rüdiger Krohn. Stuttgart . Duchges. Neuau . . Ü: Cramer (s. Ausg., Nr. ). – Neumann (s. Ausg., Nr. ). – Der arme Heinrich. In: Deutschsprachige Erzähler des MA. Hg. v. Manfred Lemmer. Leipzig , S. –. – Der arme Heinrich. In: Dt. Erzählungen des MA. Hg. v. Ulrich Pretzel. München , S. –. – Iwein. Hg. v. John W. Thomas. Lincoln/Nebraska (engl.). – Erec (GAG ). Hg. v. Wolfgang Mohr. Stuttgart . – Wolff/ Cramer (s. Ausg., Nr. ). – Erec. Hg. v. J. W. Thomas. Lincoln/Nebraska [] (engl.). – The Narrative Works of H. v. A. (GAG ). Hg. v. Rodney W. Fisher. Göppingen . – Rautenberg (s. Ausg., Nr. ). – Keller (s. Ausg., Nr. ). – Erec. Hg. v. Michael Resler. Philadelphia (engl.). – H. v. A. erzählt. Hg. v. L. Okken. Frankfurt/M. u. a. . – Arthurian Romances, Tales, and Lyric Poetry. The Complete Works of H. v. A. Hg. v. Frank Tobin. University Park/Pennsylvania . – Mertens (s. Ausg., Nr. ). – Stange (s. Ausg., Nr. ). – Edwards (s. Ausg., Nr. ). – Mertens (s. Ausg., Nr. ). – Fritsch-Rößler (s. Ausg., Nr. ). – Krohn (s. Ausg., Nr. ). L: Weitere, auch ältere Lit. u. a. bei Klemt , Neubuhr , Hörner , Cormeau/Störmer (alle s. Lit.). Internationale Bibliogr. zur Gesch. der dt. Lit. v. den Anfängen bis zur Gegenwart . Hg. v. Günter Albrecht/Günther Dahlke. Berlin , S. – u. ö.; /, , S. –. – Oskar Jänicke, ADB () S. –. – Ehrismann // () S. –. – Friedrich Neumann, NDB () S. –. – C. Cormeau, VL () Sp. –. – Hans Bayer, TRE () S. –. – Ursula Schulze, LexMA () Sp. –. – De Boor/Newald () S. –, – u. ö. – Uwe Ruberg, RGG
. Hälfte . Jh. () Sp. f. – C. Cormeau/Horst Brunner, Killy () S. –. – Thomas Bein/Elke Zinsmeister, KLL () S. –. – Ruth Schmidt-Wiegand, HRG () Sp. –. Emil Henrici: Die Hss. von H.s ‹Iwein›. In: ZfdPh () S. –, . – Ders.: Die Iweinhss. In: ZfdA () S. –, –; () S. –. – Guido Riemer: Wb. und Reimverz. zu dem ‹Armen Heinrich› H.s von A. Göttingen . – Erich Gierach: Unters. zum ‹Armen Heinrich›. In: ZfdA () S. –; () S. –, –. – Emma Bürck: Sprachgebrauch und Reim in H.s ‹Iwein› mit einem Reimwb. zum ‹Iwein›. München . – Der arme Heinrich von H. v. A. Überlieferung und Herstellung. Hg. v. E. Gierach. Heidelberg . – Franz Jandebeur: Reimwörterbücher und Reimwortverzeichnisse zum ‹Ersten Büchlein›, ‹Erec›, ‹Gregorius›, ‹Armen Heinrich›, den Liedern von H. v. A. und dem sog. ‹Zweiten Büchlein›. München . – Hubert Schützner: Die Abschrift des ‹Iwein› im Ambraser Heldenbuch. Diss. Wien . – Hendricus Sparnaay: H. v. A. Stud. zu einer Biographie. Bde. Halle/Saale , . – Anneliese Neinhardt: Die epische Szene in der hö schen Dichtung. Ein Vergleich von H.s ‹Iwein› und Wolframs ‹Parzival›. Diss. Göttingen . – Hugo Kuhn: Erec. In: FS Paul Kluckhohn und Hermann Schneider. Hg. v. Tübinger Schülern. Tübingen , S. – (wieder in: Kuhn/Cormeau [s. u.], S. –). – Anthonij van der Lee: Der Stil von H.s ‹Erec› verglichen mit dem der älteren Epik. Diss. Utrecht . – F. Neumann: Wann dichtete H. v. A. In: Stud. zur dt. Philologie des MA. FS Friedrich Panzer. Hg. v. Richard Kienast. Heidelberg , S. – (wieder in: F. Neumann: Kleinere Schr. zur dt. Philologie des MA. Berlin , S. –). – Eva Görlach: Die Persönlichkeit H.s, Wolframs und Gottfrieds in ihren Werken. Diss. Würzburg . – H. Kuhn: H. v. A. als Dichter. In: Deutschunterricht () S. –. – Friedrich Neumann: Der ‹Arme Heinrich› in H.s Werk. In: ZfdPh () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur dt. Philologie des MA. Berlin , S. –). – Walter Ohly: Die heilsgeschichtliche Struktur der Epen H.s v. A. Berlin . – Rolf Endres: Stud. zum Stil von H.s ‹Erec›. Diss. München . – Franzjosef Pensel: Rechtsgeschichtliches und rechtssprachliches im epischen Werk H.s v. A. und im ‹Tristan› Gottfrieds von Straßburgs. Diss. Berlin . – Wolfgang Dittmann: ‹Dune
Hartmann von Aue hâst niht wâr, Hartman!› Zum Begriff der ‹wârheit› in H.s ‹Iwein›. In: FS Ulrich Pretzel. Hg. v. Werner Simon u. a. Berlin , S. –. – Roswitha Wisniewski: Hs. ‹Klage-Büchlein›. In: Euph. () S. – (wieder in: Kuhn/Cormeau [s. u.], S. –). – Leslie Seiffert: The Maiden’s Heart. Legend and Fairy-Tale in H.s ‹Der arme Heinrich›. In: DVjs () S. – (wieder in: Kuhn/Cormeau [s. u.], S. –). – Günter Mecke: Zwischenrede, Erzähler gur und Erzählhaltung in H.s v. A. ‹Erec›. Diss. München . – Kurt Ruh: Zur Interpretation v. H.s ‹Iwein›. In: Philologia Dt. FS Walter Henzen. Hg. v. Werner Kohlschmidt/Paul Zinsli. Bern , S. – (wieder in: Kuhn/Cormeau [s. u.], S. –). – Erich Kaiser: Das Thema der unheilbaren Krankheit im ‹Armen Heinrich› H.s v. A. und im ‹Engelhardt› Konrads von Würzburg und weiteren mhd. Gedichten. Diss. Tübingen . – Shoko Kishitani: ‹Got› und ‹Geschehen›. Die Vermeidung des menschlichen Subjekts in der ritterlichen Sprache (H. v. A.). Münster/Westf. . – W. Dittmann: H.s ‹Gregorius›. Unters. zur Überl., zum Aufbau und Gehalt. Berlin . – Hiltrud Knoll: Stud. zur realen und außerrealen Welt im dt. Artusroman (‹Erec›, ‹Iwein›, ‹Lanzelet›, ‹Wigalois›). Diss. Bonn . – Christoph Cormeau: H.s v. A. ‹Armer Heinrich› und ‹Gregorius›. Stud. zur Interpretation mit dem Blick auf die Theologie zur Zeit H.s. (MTU ). München . – Ute Schwab: Lex et Gratia. Der literarische Exkurs Gottfrieds von Straßburg und H.s ‹Gregorius›. Messina . – Hansjürgen Linke: Epische Strukturen in der Dichtung H.s v. A. Unters. zur Formkritik, Werkstruktur und Vortragsgliederung. München . – Ingrid Klemt: H. v. A. Eine Zusammenstellung der über ihn und sein Werk von bis erschienenen Lit. Köln . – Edith Hagenguth: H.s ‹Iwein›. Rechtsargumentation und Bildsprache. Diss. Heidelberg . – Eva-Maria Carne: Die Frauengestalten bei H. v. A. Ihre Bedeutung im Aufbau und Gehalt der Epen. Marburg . – Theodor Verweyen: Der ‹Arme Heinrich› H.s v. A. Stud. und Interpretation. München . – Wilhelm Kellermann: L’Adaptation du Roman d’‹Erec et Enide› de Chrestien de Troyes par H. v. A. In: FS Jean Frappier . Hg. v. Schülern und Freunden. Paris , S. – (wieder in: Kuhn/Cormeau [s. u.], S. –). – Hans-Werner Eroms: ‹Vreude› bei H. v. A. (Medium Aevum ). München . – Hans-Peter Kramer: Erzählerbemerkungen und Erzählerkomm. in
Hartmann von Aue Chrestiens und H.s ‹Erec› und ‹Iwein› (GAG ). Göppingen . – W. Mohr: Iweins Wahnsinn. In: ZfdA () S. –. – Alois Wolf: Erzählkunst und verborgener Schriftsinn. Zur Diskussion um Chrétiens Yvain und H.s Iwein. In: Sprachkunst () S. – (wieder in: Ders.: Erzählkunst des MA. Komparatistische Arbeiten zur französischen und dt. Lit. Hg. v. Martina Backes u. a. Tübingen , S. –). – K. Ruh: H.s ‹Armer Heinrich›. Erzählmodell und theol. Implikation. In: Mediaevalia Litteraria. FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig/Herbert Kolb. München , S. – (wieder in: K. Ruh: Kl. Schr. . Hg. v. V. Mertens. Berlin u. a. , S. –). – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. – (zur Klage). – Joachim Schröder: Zur Darst. und Funktion der Schauplätze in den Artusromanen H.s v. A. (GAG ). Göppingen . – T. Cramer: Soziale Motivation in der Schuld-Sühne-Problematik v. H.s ‹Erec›. In: Euph. () S. –. – H. v. A. Hg. v. H. Kuhn und C. Cormeau. Darmstadt . – Norbert Heinze: Zur Gliederungstechnik H.s v. A. Stilistische Unters. als Beitr. zu einer strukturkrit. Methode (GAG ). Göppingen . – Günther Datz: Die Gestalt Hiobs in der kirchlichen Exegese und der ‹Arme Heinrich› H.s v. A. (GAG ). Göppingen . – Gert Kaiser: Textauslegung und gesellschaftliche Selbstdeutung. Aspekte einer sozialgeschichtlichen Interpretation von H.s Artusepen. Frankfurt/M. . – René Pérennec: Adaptation et Société. L’Adaptation par H. d’Aue du Roman de Chrétien de Troyes ‹Erec et Enide›. In: Etudes Germaniques () S. – (wieder in: Erec, ou l’Ouverture du Monde Arthurien. Actes du Colloque du Centre d’Études Médiévales de l’Université-Jules Verne, Amiens, – Janvier . Hg. v. Danielle Buschinger/Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –). – Peter Wiehl: Die Redeszene als episches Strukturelement in den ‹Erec›- und ‹Iwein›-Dichtungen H.s v. A. und Chrestiens de Troyes. Bochum . – Klaus D. Goebel: Unters. zu Aufbau und Schuldproblem in H.s ‹Gregorius›. Berlin . – Gertrud J. Lewis: Das Tier und seine dichterische Funktion in ‹Erec›, ‹Iwein›, ‹Parzival› und ‹Tristan›. Bern u. a. . – Karl Friedrich Müller: H. v. A. und die Herzöge von Zähringen. Lahr . – Marie Theres Nölle: Formen der Darstellung in H.s ‹Iwein›. Berlin . – Elisabeth Gössmann: Typus
. Hälfte . Jh. der Heilsgesch. oder Opfer morbider Gesellschaftsordung? Ein Forschungsber. zum Schuldproblem in H.s ‹Gregorius› (–). In: Euph. () S. –. – Robert E. Lewis: Symbolism in H.’s ‹Iwein› (GAG ). Göppingen . – Wolf Gewehr: H.s ‹Klage-Büchlein› im Lichte der Frühscholastik (GAG ). Göppingen . – Ursula Peters: Artusroman und Fürstenhof. Darstellung und Kritik neuerer sozialgeschichtlicher Unters. zu H.s ‹Erec›. In: Euph. () S. –. – Silvia A. Ranawake: Mehrschichtigkeit des Erzählerkomm. bei H. v. A. In: Akten des V. Internationalen Germanisten-Kongresses Cambridge . Hg. v. Leonard Forster. Bern u. a. , S. –. – Rolf Selbmann: Strukturschema und Operatoren in H.s ‹Iwein›. In: DVjs () S. –. – Heimo Reinitzer: Über Beispiel guren im ‹Erec›. In: DVjs () S. –. – Peter Jörg Becker: Hss. und Frühdrucke mhd. Epen. ‹Eneide›, ‹Tristrant›, ‹Tristan›, ‹Erec›, ‹Iwein›, ‹Parzival›, ‹Willehalm›, ‹Jüngerer Titurel›, ‹Nibelungenlied› und ihre Reproduktion und Rezeption im späteren MA und in der frühen Neuzeit. Wiesbaden . – Elfriede Neubuhr: Bibliogr. zu H. v. A. Berlin . – Dagmar Ó Riain-Raedel: Unters. zur mythischen Struktur der mhd. Artusepen. Ulrich von Zatzikhoven, ‹Lanzelet›, H. v. A., ‹Erec› und ‹Iwein›. Berlin . – Brigitte Herlem-Prey: Neues zur Quelle von H.s ‹Gregorius›. In: ZfdPh () S. –. – V. Mertens: Gregorius Eremita. Eine Lebensform des Adels bei H. v. A. in ihrer Problematik und ihrer Wandlung in der Rezeption (MTU ). München . – Ders.: Laudine. Soziale Problematik im ‹Iwein› H.s v. A. Berlin . – Hans Bayer: H. v. A. Die theol. und hist. Grundlagen seiner Dichtung sowie sein Verhältnis zu Gunther von Pairis (Mlat. Jb. Beih. ). Kastellaun . – Gisela Steinle: H. v. A. Kennzeichnen durch Bezeichnen. Zur Verwendung der Personenbezeichnungen in seinen epischen Werken. Bonn . – Ursula Kuttner: Das Erzählen des Erzählten. Eine Stud. zum Stil in H.s ‹Erec› und ‹Iwein›. Bonn . – Peter Wapnewski: H. v. A. Stuttgart . – H. v. A. Lemmatisierte Konkordanz zum Gesamtwerk. Bearb. v. Roy A. Boggs. Bde. Nendeln . – H. Zutt: König Artus, Iwein, der Löwe. Die Bedeutung des gesprochenen Worts in H.s ‹Iwein›. Tübingen . – Dagmar Hirschberg: Zur Struktur von H.s ‹Gregorius›. In: Befund und Deutung. Zum Verhältnis von Empirie und Interpretation in Sprach- und Literaturwiss. FS Hans Fromm. Hg. v. Klaus Grubmüller
. Hälfte . Jh. u. a. Tübingen , S. –. – C. Cormeau: Artusroman und Märchen. Zur Beschreibung und Genese der Struktur des hö schen Romans. In: Wolfram-Stud. . Hg. v. Werner Schröder. Berlin , S. –. – Paul H. Arndt: Der Erzähler bei H. v. A. Formen und Funktionen seines Hervortretens und seine Äußerungen (GAG ). Göppingen . – Beate Hennig: ‹Maere› und ‹werc›. Zur Funktion von erzählerischem Handeln im ‹Iwein›. Göppingen . – Hermann Henne: Herrschaftsstruktur, hist. Prozeß und epische Handlung. Sozialgeschichtliche Unters. zum ‹Gregorius› und ‹Armen Heinrich› H.s v. A. (GAG ). Göppingen . – Volker Schupp: Die Ywain-Erzählung von Schloß Rodenegg. In: Lit. und bildende Kunst im Tiroler MA. Die Iwein-Fresken von Rodenegg u. a. Zeugnisse der Wechselwirkung von Lit. und bildender Kunst. Hg. v. Egon Kühebacher. Innsbruck , S. –. – S. A. Ranawake: Zu Form und Funktion der Ironie bei H. v. A. In: Wolfram-Stud. . Hg. v. W. Schröder. Berlin , S. –. – Rudolf Voß: Handlungsschematismus und anthropologische Konzeption. Zur Ästhetik des klassischen Artusromans am Beispiel des ‹Erec› und ‹Iwein› H.s v. A. In: ABäG () S. –. – Kurt Gärtner: Der Text der Wolfenbütteler ‹Erec›-Fragm. und seine Bedeutung für die ‹Erec›-Forschung. In: PBB (Tüb.) () S. –, –. – Wolfgang Milde: Zur Kodikologie der neuen und alten Wolfenbütteler ‹Erec›Fragm. und zum Umfang des darin überlieferten ‹Erec›-Textes. In: ebd., S. –. – Gertraud Steiner: Das Abenteuer der Regression. Eine Unters. zur phantasmagorischen Wiederkehr der ‹verlorenen Zeit› im ‹Erec› H.s v. A. (GAG ). Göppingen . – Rudolf Voß: Die Artusepik H.s v. A. Unters. zum Wirklichkeitsbegriff und zur Ästhetik eines literarischen Genres im Kräftefeld von soziokulturellen Normen und christlicher Anthropologie. Köln u. a. . – Hubertus Fischer: Ehre, Hof und Abenteuer in H.s ‹Iwein›. Vorarbeiten zu einer hist. Poetik des hö schen Epos. München . – Norbert Sieverding: Der ritterliche Kampf bei H. und Wolfram. Seine Bewertung im ‹Erec› und ‹Iwein› und in den Gahmuret- und Gawan-Büchern des ‹Parzival›. Heidelberg . – Karin Trimborn: Syntaktisch-stilistische Unters. zu Chrétiens ‹Yvain› und H.s ‹Iwein›. Ein textlinguistischer Vergleich. Berlin . – Franz Josef Worstbrock: Dilatatio materiae. Zur Poetik des ‹Erec› H.s v. A. In: Frühma. Stud. () S. –
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Hartmann von Aue , S. –. – Tomas Tomasek: Verantwortlichkeit und Schuld des Gregorius. Ein motiv- und strukturorientierter Beitr. zur Klärung eines alten Forschungsproblems im ‹Gregorius› H.s v. A. In: Literaturwiss. Jb. NF () S. –. – Brigitte Edrich-Porzberg: Stud. zur Überl. und Rezeption von H.s ‹Erec› (GAG ). Göppingen . – Haiko Wandhoff: Âventiure als Nachricht für Augen und Ohren. Zu H.s v. A. ‹Erec› und ‹Iwein›. In: ZfdPh () S. –. – William Henry Jackson: Chivalry in Twelfth-Century Germany. The Works of H. v. A. Cambridge u. a. . – Barbara Schmidt-Krayer: Kontinuum der Re exion. Der arme Heinrich. Ma. Epos H.s v. A. und modernes Drama Gerhart Hauptmanns (GAG ). Göppingen . – Oliver Hailich: Poetologisches, Theologisches. Stud. zum ‹Gregorius› H.s v. A. (Hamburger Beitr. zur Germanistik ). Frankfurt/M. u. a. . – Ulrich Ernst: Der ‹Gregorius› H.s v. A. im Spiegel der hsl. Überl. Vom Nutzen der Kodikologie für die Literaturwiss. In: Euph. () S. – (wieder in: Ernst [s. u.], S. –). – David Duckworth: The Leper and the Maiden in H.’s ‹Der Arme Heinrich› (GAG ). Göppingen . – Volker Schupp/Hans Szklenar: Ywain auf Schloß Rodenegg. Eine Bildergesch. nach dem ‹Iwein› H.s v. A. Sigmaringen . – Will Hasty: Adventures in Interpretation. The Works of H. v. A. and Their Critical Reception. Columbia . – Mary V. Mills: The Pilgrimage Motif in the Works of the Medieval German Author H. v. A. Lewiston/New York u. a. . – Wolfgang Wetzlmair: Zum Problem der Schuld im ‹Erec› und im ‹Gregorius› H.s v. A. (GAG ). Göppingen . – Heinz Kischkel: Kritisches zum Schlußgedicht der ‹Klage› H.s v. A. In: ZfdPh () S. –. – W. Schröder: ‹Der arme Heinrich› H.s v. A. in der Hand von Mären-Schreibern. Stuttgart . – Manfred Eikelmann: Autorität und ethischer Diskurs. Zur Verwendung von Sprichwort und Sentenz in H.s v. A. ‹Iwein›. In: Autor und Autorschaft im MA. Kolloquium Meißen . Hg. v. Jens Haustein u. a. Tübingen , S. –. – T. Bein: H. v. A. und Walther von Grieven im Kontext. Produktion, Rezeption, Edition. In: Editio () S. –. – H. v. A. Mit einer Bibliogr. –. Hg. v. Petra Hörner. Frankfurt/M. u. a. . – V. Mertens: Der dt. Artusroman. Stuttgart . Nachdr. ebd. . – Wolfgang Achnitz: Die Bedeutung der Drei- und Vierreime für die Textgesch. des ‹Erec› H.s v. A.
. Hälfte . Jh. In: Editio () S. –. – Volker Honemann: ‹Erec›. Von den Schwierigkeiten, einen ma. Roman zu verstehen. In: Germanistische Mediävistik. Hg. v. dems./T. Tomasek. Münster/Westf. , S. –. – Wolfgang Mieder: ‹als man daz golt sol liutern in der esse›. Sprichwörtliche Ironie und Didaktik in H.s v. A. ‹Erec›. In: Mlat. Jb. () S. –. – Birgit Salzmann: H.s ‹Iwein› und die mittelenglische Erzählung ‹Ywain and Gawain›. Ein Vergleich. Wetzlar . – Nancy Amstutz: Die hö sche Dame im HochMA. Das Frauenbild von hist. Quellen und dessen Re exe in H.s v. A. ‹Erec› und ‹Jwein›. Neuchâtel . – Ludger Lieb: Wiederholung und Einmaligkeit. Eine Stud. zu Wiederholungshandlungen und Erzählstrukturen in H.s ‹Erec›. Habil.-Schr. Dresden . – Hans Harter: Die Grafen von Hohenberg und die ritterlich-hö sche Kultur um . Ein Beitr. zur Gönnerfrage H.s v. A. In: Herrschaft und Legitimation. Hochma. Adel in Südwestdeutschland. Hg. v. Sönke Lorenz/Stephan Molitor. LeinfeldenEchterdingen , S. –. – Scott E. Pincikowski: Bodies of Pain. Suffering in the Works of H. v. A. New York u. a. . – Ulrich Beer: Das Gregorius-Motiv. H.s v. A. ‹Gregorius› und seine Rezeption bei Thomas Mann. Meldorf . – U. Ernst: Der ‹Gregorius› H.s v. A. Theologische Grundlagen, legendarische Strukturen, Überl. im geistlichen Schrifttum. Köln u. a. . – HansJochen Schiewer: Acht oder Zwölf. Die Rolle der Meierstochter im ‹Armen Heinrich› H.s v. A. In: Literarisches Leben. Rollenentwürfe in der Lit. des Hoch- und SpätMA. FS V. Mertens. Hg. v. Matthias Meyer/H.-J. Schiewer. Tübingen , S. –. – Dorothea Klein: Geschlecht und Gewalt. Zur Konstitution von Männlichkeit im ‹Erec› H.s v. A. In: ebd., S. –. – Rudolf K. Weigand: Rechtsprobleme in den Erzählungen H.s v. A. Die Bedeutung des Rechts in der ritterlichen Lebensform. In: ebd., S. –. – Anette Sosna: Fiktionale Identität im hö schen Roman um . ‹Erec›, ‹Iwein›, ‹Parzival›, ‹Tristan›. Stuttgart . – Irmgard Gephart: Welt der Frauen, Welt der Männer. Geschlechterbeziehung und Identitätssuche in H.s v. A. ‹Erec›. In: AfK () S. –. – K. Gärtner: Überl. und ‹textus receptus›. Zur Neuausg. des ‹Armen Heinrich› H.s v. A. In: Editio () S. –. – Gert Hübner: Erzählformen im hö schen Roman. Stud. zur Fokalisierung im ‹Eneas›, im ‹Iwein› und im ‹Tristan›. Tübingen u. a. . – Oliver Bätz: Kon iktführung im ‹Iwein›
. Hälfte . Jh. des H. v. A. Aachen . – R. Schipke: H. v. A.: ‹Iwein› u. a. (Riedegger Hs.). In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. P. J. Becker/ Eef Overgaauw. Mainz , S. . – Dies.: H. v. A.: ‹Iwein› (Fragm.). In: ebd. , S. . – Dies.: H. v. A.: ‹Iwein der Ritter mit dem Lewen›. In: ebd., S. f. – Dies.: H. v. A.: ‹Iwein›. Eine Erzählung. In: ebd. S. –. – Dies.: H. v. A. ‹Der arme Heinrich› (St. Florianer Bruchstücke). In: ebd., S. f. – Dies.: H. v. A.: ‹Gregorius›. In: ebd., S. –. – Andrea Fiddy: The Presentation of Female Characters in H.s ‹Gregorius› and ‹Der arme Heinrich› (GAG ). Göppingen . – Hartmut Freytag: ‹diu seltsoenen moere von dem guoten sündoere›. Über die heilsgeschichtlich ausgerichtete ‹interpretatio auctoris› im ‹Gregorius› H.s v. A. In: Euph. () S. –. – I. Gephart: Das Unbehagen des Helden. Schuld und Scham in H.s v. A. ‹Erec›. Frankfurt/M. u. a. . – Marjatta Wis: Deutungsprobleme im Erecroman H.s v. A. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – Stephan Müller: ‹Erec› und ‹Iwein› in Bild und Schrift. Entwurf einer medienanthropologischen Überl.- und Textgesch. ausgehend von den frühesten Zeugnissen der Artusepen H.s v. A. In: PBB () S. –. – Florian Kragl: Lavinias Mutter und Lunete. Vom Lesen alter Texte am Beispiel der Herrschafts- und Heiratsproblematik bei Heinrich von Veldeke, H. v. A. und anderen. In: Euph. () S. –. – A Companion to the Works of H. v. A. Hg. v. Francis G. Gentry. Rochester NY u. a. . – Joachim Bumke: Der ‹Erec› H.s v. A. Eine Einf. Berlin u. a. . – V. Mertens: Recht und Abenteuer – das Recht auf Abenteuer. Poetik des Rechts im ‹Iwein› H.s v. A. In: ‹Juristen werdent herren uf erden›. Recht, Gesch., Philologie. Kolloquium zum . Geburtstag von Friedrich Ebel. Hg. v. Andreas Fijal. Göttingen , S. –. – Birgit A. Jensen: Transgressing the Body. Leper and Girl in H. v. A.’s ‹Armer Heinrich›. In: ABäG () S. –. – Alexander Lasch: ‹Eingreifendes Denken›. Rezipientensteuerung aus pragmatischer Perspektive in H.s v. A. ‹Erec›. In: Imagination und Deixis. Stud. zur Wahrnehmung im MA. Hg. v. Kathryn Starkey u. a. Stuttgart , S. –. – Andreas Hammer: Tradierung und Transformation. Mythische Erzählelemente im ‹Tristan› Gottfrieds von Straßburg und im ‹Iwein› H.s v. A. Stuttgart . –
Heinrich Manuela Niesner: Schiltkneht Enite. Zur genderTranszendierung im ‹Erec› H.s v. A. In: ZfdPh () S. –. – C. Cormeau/Wilhelm Störmer: H. v. A. Epoche, Werk, Wirkung. München . – Jürgen Wolf: Einf. in das Werk H.s v. A. Darmstadt . – Nine R. Miedema: Hö sches und unhö sches Sprechen im ‹Erec› H.s v. A. In: Formen und Funktionen von Redeszenen in der mhd. Großepik. Hg. v. ders. u. a. Tübingen , S. –. – Silke A. Rudorfer: Die Minne bei Ulrich von Liechtenstein, dem Stricker und H. v. A. Eine Gegenüberstellung von ‹Frauenbuch›, ‹Frauenehre› und ‹Klagebüchlein›. Neuried . – Christian Leibinnes: Die Problematik von Schuld und Läuterung in der Epik H.s v. A. Frankfurt/M. u. a. . – Evelyn Meyer: Gender Expectations and Constructions of Masculinity in H. v. A.’s ‹Iwein›. In: DVjs () S. –. – K. Gärtner: Die Editionen der ‹Klage› H.s v. A. In: ‹Texte zum Sprechen bringen›. Philologie und Interpretation. FS Paul Sappler. Hg. v. Christiane Ackermann/Ulrich Barton. Tübingen , S. –. – Werner J. Hoffmann: Die ‹Iwein›-Hs. a (Mscr. Dresd. M.). Ein Zeugnis jüdischer Rezeption der mhd. Artusepik? In: Mhd. Beitr. zur Überl., Sprache und Lit. FS K. Gärtner. Hg. v. Ralf Plate/Martin Schubert. Berlin , S. –. – Daniele Silva: ‹Mit wachen und mit gebete, mit almuosen und mit vasten›. Die Kasteiung des Fleisches in den Werken H.s v. A. und Wolframs von Eschenbach. Bamberg . – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , Reg. – Andreas Hammer: Die drei Erzählschlüsse des ‹Armen Heinrich› H.s v. A. In: ZfdA () S. –. – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Einleitung und Artusromane bis . Bearb. v. M. Eikelmann u. a. Berlin/Boston , S. –. – Periodikum: Cristallîn wort. H.-Stud. (seit ). MM Heinrich. – Verfasser des mhd. Versepos Reinhart Fuchs, spätes . Jh. Über das Leben des Autors ist nicht viel bekannt; in gegenläu gen Vermutungen sah man ihn u. a. als Spielmann, Adligen oder Geistlichen. Letztere Tätigkeit ist plausibel, da der Gehalt der Versdichtung Reinhart Fuchs ( Verse, vierhebige Reimpaare) eine weitreichende Bildung voraussetzt; der
Heinrich Kenntnisreichtum in juristisch-gerichtlichen Belangen tritt in der Gerichtsszene im letzten Teil des Buches zutage. Die Verfasserschaft H.s ist lediglich durch seine Namensnennung im Werk selbst gesichert; in den späteren Bearbeitungen (P/K) wurde ihm der Beiname «der Glîchesære» (Gleisner bzw. Heuchler) gegeben – diese Charakterisierung bezieht sich jedoch eher auf die Titel gur. Der Text ist dreimal überliefert (S, P, K): Die ältesten Bruchstücke S sind wohl elsässischer Herkunft. P und K sind jüngere Bearbeitungen; sie sind fast vollständig und gehen vermutlich mit S auf eine gemeinsame Urfassung zurück. H. könnte der elsässischen Adelsfamilie Dagsburg nahegestanden haben – es nden sich im Text negative Äußerungen zu dem bezeugten Walther von Horburg (V. ), dessen Burg die Dagsburger zerstörten. Zudem teilt das Werk R. F. die antistau sche Haltung mit den Dagsburgern. So spielt die Dichtung satirisch auf Handlungen stau scher Herrscher an, wie etwa die Kloster-Schenkung Heinrichs VI. () an den Straßburger Bischof zu dessen Besänftigung, nachdem die Stadt Tusculum zerstört wurde. Die Geschehnisse sind im Text verarbeitet: Das Kamel aus Tusulanum (Tusculum), wird zuerst zur Äbtissin des elsässischen Klosters Erstein ernannt, um kurz darauf verjagt zu werden (V. –) – wie auch der Bischof beim Hagenauer Reichstag , da die Geste Heinrichs VI. als unrechtmäßig galt. Diese Indizien machen eine Entstehung im ausgehenden . Jh. wahrscheinlich. Die Erzählung bedient sich aus den Branchen II und Va des altfranzösischen Roman de Renart, die zwischen ca. und von Pierre de SaintCloud verschriftlicht wurden. H. formte aus den – für den mündlichen Vortrag gedichteten – Episoden ein abgeschlossenes Tierepos, das sich als erstes seiner Art auf den Fuchs als (Anti-)Helden konzentriert. R. F. ist von Beginn an darauf ausgerichtet, die ktive Welt zugrundegehen zu lassen. In drei sich steigernden Teilen werden anhand der Fuchsabenteuer die Missstände des . Jh. satirisch präzise unter die Lupe genommen: I. (V. –) Reinhart vermag nicht die kleineren Tiere – Hahn, Meise, Rabe und Kater – zu überlisten und muss demütigende Niederlagen hinnehmen. II. (V. –) Der Fuchs scheint als Einziger daraus zu lernen und übertölpelt im Gegenzug größere Gegner – hier insbesondere den Wolf Ysengrin, dem er durch List
. Hälfte . Jh. immer größeres Leid zufügt, das von der Verprügelung des Wolfes bis zur Vergewaltigung seiner Ehefrau Heresant reicht. III. (V. –) Der Löwenkönig Vrevel soll dem unmoralischen Treiben des Fuchses juristisch Einhalt gebieten. Alle versammelten Tiere, die durch Reinhart zu schaden gekommen sind, klagen vor Gericht. Der Verurteilung des Fuchses steht jedoch juristisches Prozedere im Weg, worauf Dachs und Kamel hinweisen. Gleichzeitig erscheint der Löwe als Rechtsprecher unwürdig, da er sich selbst als selbstsüchtig herausstellt. Auch dieses Mal triumphiert der listenreiche Fuchs, zum Nachteil seiner Opfer (z. B. vergiftet er den König). Abschnitt III bezieht sich direkt auf rechtliche und politische Verhältnisse im dt. Sprachraum, weicht also vom Roman de Renart ab. W¨ahrend sich hier die Kritik primär gegen die Machtrangeleien am Königshof richtet, wird im gesamten Werk ein breites Spektrum an gesellschaftlichen, politischen und religiösen Themen angesprochen, persi iert und demontiert. Lüge und Falschheit in der Welt offenbaren sich durch die Handlungen des Fuchses; ebenso sind hö scher Literaturformen (Heldendichtung, Minnesang) Opfer H.s entlarvender Parodie. Die Nachwirkung des R. F. scheint vorerst nicht übermäßig gewesen zu sein. Einzelne Motive kehren in kleinen Tierdichtungen wieder, die jedoch nicht allein aus H.s Werk bekannt sein müssen. Nur über Umwege – einer mndl. Bearbeitung (Van den Vos Reynaerde, erste Hälfte . Jh.) des altfranzösischen Stoffes und einer Fortsetzung (Reynaert II, Ende . Jh.) – kam die Geschichte nach einer Prosafassung Gottscheds () zu Goethe, der seinen Reineke Fuchs beendete. Ü: Ältere Fassung: Kassel, UB/ LMB, ° Ms. poet. et roman. (Perg., Anfang . Jh., elsässisch mit bair. Einschlag; Fragm.) (S). – Jüngere Redaktion: Heidelberg, UB, Cpg , va–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. mit bair. Einschlag) (P). – Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. , vb–va (Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt., bisweilen bair. Färbung) (K). A: Johann Nepomuk Grafen Mailáth/ Johann Paul Köffinger (Hg.): Koloczaer Cod. altdt. Gedichte. Pesth , S. –. – Jacob Grimm: R. F. Berlin , S. – (zit.). – Ders: Sendschreiben an Karl Lachmann über R. F. Leipzig . – Karl Reißenberger (Hg.): R. F. (ATB ). Halle/Saale . – Georg Baesecke (Hg.):
. Hälfte . Jh. Das mhd. Gedicht vom F. R. Nach den Casseler Bruchstücken und der Heidelberger Hs. Cod. pal. germ. . . Au . besorgt v. Ingeborg Schröbler (ATB ). Halle/Saale (früherer Titel: H. des Glichezares R. F.). – Spiewok (s. Übers.). – Ottfried Ehrismann (Hg.): Der mhd. Reinhart Fuchs. Abb. und Materialien zur hsl. Überl. (Litterae ). Göppingen . – Klaus Düwel u. a. (Hg.): Der R. F. des Elsässers H. (ATB ). Tübingen . – Göttert (s. Übers.). – Carla Del Zotto (Hg.): H. der Glîchesære. La volpe Reinhart (Biblioteca Medievale III). Rom . Ü: Georg Baesecke (Hg.): R. F. Das älteste dt. Tierepos aus der Sprache des . Jh. in unsere übertragen. Halle/Saale (Nachdr. ). – Wolfgang Spiewok (Hg.): H. d. G. Fuchs Reinhart. Mhd. Nhd. Leipzig . – Ders. (Hg.): Der Fuchs und die Trauben. Dt. Tierdichtung des MA. Berlin , S. –. – H. d. G. R. F. Mhd. und Nhd. Hg., übers. und erl. v. Karl-Heinz Göttert (Universal-Bibl. ). Stuttgart (Nachdr. ). L: Elias von Steinmeyer, ADB () S. . – Ehrismann // () S. . – Irmgard Meiners, NDB () S. f. – Klaus Düwel, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald () S. f.; / () S. f., , ; / () S. , f. – Klaus Grubmüller/Christoph Fasbender, Killy () S. f. – Alois Bernt: Zur Heidelberger Hs. Cod. pal. germ. . In: ZfdA () S. –. – Albert Leitzmann: Bemerkungen zum R. F. In PBB (Halle) () S. –. – Georg Mausch: Der R. F. des H. d. G. Eine Stilund Formelunters. Diss. Hamburg . – Anton Wallner: R. F. Lesungen und Deutungen. In: PBB (Halle) () S. –; () S. . – Georg Baesecke: Der Vers im R. F. In: ZfdA () S. –. – Erich Klibansky: Gerichtsszene und Prozeßform in erzählenden dt. Dichtungen des .–. Jh. (Germ. Stud. ). Berlin . – A. Wallner: Reinhartfragen. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Die Urfassung des R. F. In: ZfdA () S. –. – G. Baesecke: H. d. G. In: ZfdPh () S. –. – Dora Laemke: Ma. Tierfabeln und ihre Beziehungen zur bildenden Kunst in Deutschland (Dt. Werden ). Greifswald . – Karl Voretzsch: Zum mhd. R. F. Die Krankheit des Löwen. In: Altdt. Wort und Wortkunstwerk. FS G. Baesecke. Halle/
Heinrich Saale , S. –. – Ernst Ochs: Eine Hocke mhd. Nüsse. In: Annales Academiae Scientiarum Fennicae, Ser. B., T. ,. Helsinki , S. –. – Hans Robert Jauss: Unters. zur ma. Tierdichtung (Zs. für romanische Philologie, Beiheft ). Heidelberg . – Irmgard Meiners: Schelm und Dümmling in Erzählungen des dt. MA (MTU ). München , S. –. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. –. – Ute Schwab: Zur Datierung und Interpretation des Reinhart Fuchs (Quaderni della Sezione linguistica degli annali ). Neapel (Nachdr. Göppingen [GAG ]). – K. Grubmüller: Dt. Tierschwänke im . Jh. Ansätze zur Typenbildung in der Tradition des R. F.? In: WerkTyp-Situation: Stud. zu poetologischen Bedingungen in der älteren dt. Lit. Hugo Kuhn zum . Geburtstag. Hg. v. Ingeborg Glier. Stuttgart , S. –. – Karl-Heinz Göttert: Tugendbegriff und epische Struktur in hö schen Dichtungen. H. d. G. ‹Reinhart Fuchs› und Konrads von Würzburg ‹Engelhard› (Kölner germanistische Stud. ). Köln . – Ders.: Die Spiegelung der Lesererwartung in den Varianten ma. Texte (am Bsp. des R. F.). In: DVjs () S. –. – Hansjürgen Linke: Form und Sinn des ‹F. R.›. In: Strukturen und Interpretationen. Stud. zur dt. Philologie gewidmet Blanka Horacek zum . Geburtstag. Hg. Alfred Ebenbauer/Fritz Peter Knapp. Wien/ Stuttgart , S. –. – Sigrid Krämer: Handschriftenfunde zur Lit. des MA, . Verbleib unbekannt. Angeblich verschollene und wiederaufgetauchte Hss. In: ZfdA () S. –. – Jürgen Kühnel: Zum R. F. als antistau scher Gesellschaftssatire. In: Stauferzeit. Hg. v. Rüdiger Krohn (Karlsruher kulturwiss. Arbeiten ). Stuttgart , S. –. – Ernst Hellgardt: Seckauer Hss. als Träger frühmhd. Texte. In: Ma. Lit. in der Steiermark. Hg. v. Fritz Peter Knapp/Anton Schwob. Graz , S. –. – Sigrid Wimaier: Das Recht im ‹R. F.› (Quellen und Forschungen zur Sprachund Kulturgesch. der germ. Völker NF ). Berlin . – Otto Neudeck: Frevel und Vergeltung. Die Desintegration von Körper und Ordnung im Tierepos ‹R. F.›. In: Tierepik im MA. Thematische Beitr. im Rahmen des th International Congress on Medieval Studies an der Western Michigan University (Kalamazoo-USA), .–. Mai . Hg. v. Danielle Buschinger/Wolfgang Spiewok (Greifswalder Beitr. zum MA /Wodan.
Asinarius Recherches en littérature médiévale ). Greifswald , S. –. – Michael Bärmann: Das Basler Münster, der ‹R. F.› des Elsässers H. und die ma. Lit. des deutschsprachigen Südwestens. In: Alemannisches Jb. (/) S. –. – C. Fasbender: Pfaffensatire im Fuchsepos? Überlegungen zu antigeistlichen Elementen im R. F. des Elsässers H. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Lit. () S. –. – Theo Broeckmann: Süenen und bescheiden. Der ‹R. F.› des Elsässers Heinrich im Spiegel ma. Verhaltenskonventionen. In: Frühma. Stud. () S. –. – C. Fasbender: Hochvart im Armen Heinrich, im Pfaffen Amis und im R. F. Versuch über redaktionelle Tendenzen im Cpg . In ZfdA () S. –. – Kenneth Varty (Hg.): Reynard the Fox. Social Engagement and Cultural Metamorphoses in the Beast Epic from the Middle Ages to the Present (Polygons. Cultural Diversities and Intersections ). New York . – M. Bärmann: H.s ‹R. F.› und die Lit. des deutschsprachigen Südwestens. Eine ma. Literaturlandschaft im Spiegel der satirischen Tierdichtung. Freiburg i. Br. . – Peter Andersen: Was passiert denn in der Lücke des ‹R. F.›? In: Études médiévales. Revue () S. –. – Günther W. Rohr: R. F. und die dt. hö sche Epik. In: Reinardus () S. –. – Cora Dietl: ‹Violentia› und ‹potestas›. Ein füchsischer Blick auf ritterliche Tugend und gerechte Herrschaft im ‹R. F.›. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin , S. –. – Hans Rudolf Velten: Schamlose Bilder – schamloses Sprechen. Zur Poetik der Ostentation in Heinrichs ‹R. F.›. In: Scham und Schamlosigkeit. Grenzverletzungen in Lit. und Kultur der Vormoderne. Hg. v. Katja Gvozdeva (Trends in Medieval Philology ). Berlin , S. –. – Christiane Witthöft: Der Schatten im Spiegel des Brunnens. Phänomene der Immersion in ma. Tierepen und Fabeln (R. F.). In: Zs. für Lit.wiss. und Linguistik. () S. –. – D. Buschinger: ‹R. F.›, adaption du ‹Roman de Renart›, ou la naissance de l’auteur-romancier de langue allemande. In: Langue de l’autre, langue de l’auteur. Affirmation d’une identité linguistique et littéraire aux XIIe et XVIe siècles. Hg. v. MarieSophie Masse/Anne-Pascale Pouey-Mounou (Travaux d’humanisme et Renaissance ). Genf , S. –. FA
. Hälfte . Jh. Asinarius. – Mlat. Volksmärchen, um . Der Titel A. ndet sich in den meisten Textzeugen, während die erweiterte Form A. vel diadema nur in einem Codex nachgewiesen ist. Die mlat. Dichtung in Distichen ist in Handschriften ab dem . Jh. vollständig oder fragmentarisch überliefert. Der Verfasser des A. ist unbekannt; eine manchmal vermutete Identität mit dem Autor des Rapularius ist zweifelhaft. Aus der Verbreitung der Handschriften hat die Forschung auf eine Entstehung des A. in Süddeutschland geschlossen. Eine vorsichtige und keineswegs zwingende Datierung auf die Zeit um ergibt sich u. a. aus dem im A. geschilderten hö schen Milieu. Wie vereinzelt von der Forschung vermutet, könnte der Text im Umfeld der Staufer entstanden sein. Andererseits verweist die Überlieferung des Märchens in Handschriften mit ma. Schultexten auf einen pädagogischen Kontext, der bereits die Entstehung des A. geprägt haben könnte. Die Handlung beruht auf dem Motiv vom Tierbräutigam, das auch in mündlicher Überlieferung sowie in vielen anderen Texten präsent war. Der Tierbräutigam erscheint hier als Königssohn, der in Gestalt eines Esels geboren wird, nachdem seine Mutter lange über ihre vermeintliche Unfruchtbarkeit geklagt hat. Der König rettet seinen Sohn vor dem von der Mutter angeordneten Ertränken und lässt ihm stattdessen eine hö sche Erziehung angedeihen. Der herangewachsene Prinz begibt sich schließlich an einen anderen Hof, wo er als talentierter Sänger und Lautenist hervortritt. Trotz seiner Eselsgestalt gewinnt er aufgrund seiner guten Manieren die Gunst des dortigen Königs. Dieser verheiratet den Prinzen mit seiner Tochter, die der Heiratsanweisung ihres Vaters gehorsam folgt. In der Hochzeitsnacht legt der Prinz seine Eselshaut ab und wohnt seiner Frau in menschlicher Gestalt bei. Am Morgen kehrt er in seine Tiergestalt zurück. Ein Spion beobachtet diesen Vorgang und berichtet ihn dem Schwiegervater des Prinzen. Der König stiehlt und verbrennt daraufhin die Eselshaut. Als der Prinz am nächsten Morgen deren Verlust entdeckt, will er zunächst iehen. Der Schwiegervater hält ihn jedoch auf und bietet ihm sein halbes Reich an, was zu einem versöhnlichen Ende führt. Die Versnovelle besticht durch zahlreiche Wortspiele und Bezüge zur antiken Mythologie. Die teilweise erotisch aufgeladenen, elegisch gestalteten
. Hälfte . Jh. Verse weisen Anklänge an → Ovid auf. Die hö schen Elemente zeigen sich etwa in den Schilderungen von Tischsitten, Umgangsformen und musischen Gebräuchen wie dem Lautenspiel. Umstritten ist jedoch bis heute, ob A. als Satire auf die hö sche Welt intendiert war oder vielmehr in unterhaltsamer Weise zu vornehmen Sitten erziehen sollte. → Hugo von Trimberg erwähnt das Werk im Registrum multorum auctorum (um ) als gebräuchliche Schullektüre. Rezipiert wurde A. noch von den Brüdern Grimm, die den Text als Vorlage für ihr . Kinder- und Hausmärchen (Das Eselein) benutzten. Ü: Hss. ab dem . Jh. – Verz. in Langosch (s. Ausg.) S. –; Langosch (s. Lit.); Pareto (s. Ausg.). – Älteste Hss.: Berlin, SBB, Ms. Diez. B Sant. , ra–rb (Pap., Italien, /). – München, BSB, clm , a–b (Pap., zweite Hälfte . Jh., unvollst.). – Prag, Bibl. des Metropolitankapitels, Ms. (früher Domcap. M ) (zweite Hälfte . Jh.). A: A. Hg. v. Franz Joseph Mone. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () S. –. – Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Bd. . Bearb. v. Johannes Bolte/Georg Polivka. Leipzig , S. –. – Karl Langosch (Hg.): A. und Rapularius. Heidelberg . – Ders. (Hg.): Waltharius, Ruodlieb, Märchenepen. Lat. Epik des MA mit dt. Versen. Darmstadt , S. – (lat.–dt.). – Silvana Pareto u. a. (Hg.): Commedie latine del XII e XIII secolo . Miles gloriosus, De Lombardo et lumaca, A., Bibliogra a. Genua , S. –. Ü: Langosch (s. Ausg.). – Ziolkowski (s. Lit.) S. – (engl. Übers.). L: Fritz Wagner: Asinarius. In: EM () Sp. –. – K. Langosch, VL () Sp. f. – Ders.: Neue Überl. des A. In: Orbis Mediaevalis. FS Anton Blaschka. Hg. v. Horst Gericke u. a. Weimar , S. –. – Paolo Gatti: Elementi favolistici nell’A. e nel ‹Rapularius›. In: La Favolistica Latina in Distici Elegiaci. Atti del Convegno Internazionale, Assisi, – Ottobre . Hg. v. Giuseppe Catanzaro/Francesco Santucci. Assisi , S. –. – Jan M. Ziolkowski: The Beast and the Beauty. The Reorientation of ‹The Donkey› from the Middle Ages to the Brothers Grimm. In: The Journal of Medieval Latin () S. –. – Maren ClausenStolzenburg: Märchen und ma. Literaturtradition. Heidelberg , S. , . – F. Wagner: Zum
Orendel Mittelalterbild der Brüder Grimm. Hamburg , S. f. u. ö. – Marco Giovini: Fedro alla Rovescia. Metamorfosi Asinine dal Carme Disce, Leo Supplex (IX Sec.) all’A. (XIII Sec.). In: Tenuis Scientiae Guttula. FS Ferruccio Bertini. Hg. v. M. Giovini/Ferruccio Bertini. Genua , S. –. – J. M. Ziolkowski: Fairy Tales from Before Fairy Tales. The Medieval Latin Past of Wonderful Lies. Ann Arbor , S. – u. ö. MM Orendel (Der graue Rock). – Legenden- und Abenteuerroman, um . Das vermutlich von einem Kleriker verfasste Werk (fast Verse) entstand im Zusammenhang mit Bemühungen, die Vormachtstellung des Bistums Trier herauszustreichen. Diese Versuche des Trierer Episkopats gipfelten in der Einschließung des ungenähten Rockes Christi am .. durch Erzbischof Johann I. im Hochaltar des Trierer Doms. Mit O. sollten die Authentizität der Reliquie und ihr Weg nach Trier dokumentiert werden. In der Einleitung (V. –) wird nach einem Gebet von der Frühgeschichte «von dem heiligen grâwn rocke» berichtet. Anders als in der Legende bringt nicht Helena, die Mutter Konstantins des Großen, den Rock, den Jesus am Kreuz trug, nach Trier. Im ersten Teil des Romans (V. –) wird der Erwerb des Grauen Rocks und dessen Überführung nach Trier mit einer Brautwerbungsund Aventuiregeschichte Orendels verknüpft. Der Trierer Königssohn begibt sich in Begleitung eines großen Gefolges und ausgestattet mit Schiffen auf eine Orientreise, um Bride, die Alleinerbin von Jerusalem, zur Frau zu gewinnen. Er erleidet Schiffbruch, kann sich als Einziger nackt auf einer Planke retten (vgl. Historia Apollonii regis Tyrii [→ Leipziger Apollonius, Heinrich → Steinhöwel]) und wird auf einer Insel Knecht des Fischers Ise. Den bei einem Fischzug im Magen eines Wals gefundenen grauen Rock kann Orendel durch Hilfe Marias und ihres Sohnes erwerben. Er zieht nach Jerusalem, bleibt – in den grauen Rock gekleidet – in zahlreichen Kämpfen Sieger gegen Heiden, Riesen und untreue Tempelherren und heiratet Bride, von der er als König von Jerusalem mit Schwert und Krone Davids ausgezeichnet wird. Einem göttlichen Keuschheitsgebot zufolge (zunächst für neun Jahre) wird die Ehe nicht vollzogen. Nach weiteren Kämpfen, unterstützt von der
Orendel wehrhaften Bride und in Gefahren auf Marias Fürbitte beschützt von Gott und seinen Engeln, kehrt Orendel mit seiner Gattin und dem zum Ritter geschlagenen Ise nach Trier zurück, wo nach der Befreiung der Stadt von heidnischer Belagerung der Rock in einem Steinsarg abgelegt wird. Im wesentlich kürzeren zweiten Teil (V. –) folgen nach einer Traumvision Brides und dem Aufbruch ins Hl. Land weitere Kämpfe, schließlich die Befreiung des in die Hände von Heiden gefallenen Hl. Grabes in Jerusalem. Nach einem endgültigen Keuschheitsgebot, in dem die verbleibende Lebenszeit auf «zwên tage und ein halbez jâr» befristet wird, vollziehen im Schlussteil (V. –) Orendel und Bride zusammen mit ihren Mitstreitern Ise und Achille die Moniage und werden nach in ihrem baldigen Tod von Engeln in das «frône himelrîch» geführt. O. scheint – unter Einbeziehung unterschiedlicher Erzähltypen der europäischen Tradition – weitgehend eigene Er ndung des Dichters, wohl eines «litteratus», zu sein. Das zugunsten legendarischen Erzählens früh aufgegebene Brautwerbungsschema (u. a. gewinnt Orendel Bride ohne die schematypischen Hindernisse) wird neben der Kreuzfahrtthematik mit Motiven des Heldenepik verknüpft. Außer dem Apollonius lässt sich keine direkte Quelle ausmachen. Zu den sprachlichen Charakteristiken des Werks in vierhebigen Reimpaarversen gehören große Formelhaftigkeit und umfangreiche Wiederholungen. Figuren und Motive verweisen u. a. auf → Oswald. Die erste öffentliche Ausstellung des Heiligen Rockes im Mai in Gegenwart Kaiser → Maximilians I., der anlässlich des Reichstags nach Trier kam, war Anlass für die Entstehung der beiden Druckfassungen (vgl. die Bezugnahmen; D: im Titelvorspruch, P: , –; –). Ü: Straßburg, StB, Cod. B (Pap., , elsässisch; verbrannt); nur durch den Abdruck von der Hagens und eine Abschrift Christian Moritz Engelhardts (Berlin, SBB, Mgq a) erhalten (H). – Druck: Augsburg: Hans Froschauer, ; illustriert (D). – Gedruckte Prosaau ösung: Augsburg: Johann → Otmar, (P). – Knappe Inhaltsangabe des ersten Teils in der Prosavorrede des → Straßburger Heldenbuchs (um ). A: Friedrich Heinrich von der Hagen: Der ungenähte graue Rock Christi [...]. Berlin
. Hälfte . Jh. . – O. Ein dt. Spielmannsgedicht. Mit Einleitung und Anm. hg. v. Arnold E. Berger. Bonn (Nachdr. Berlin/New York ). – Hans Steinger (Hg.): O. (ATB ). Halle/Saale (wieder in: Spielmannsepen II. Sankt Oswald, O., Salman und Morolf. Texte, Nacherzählungen, Anm. und Worterklärungen. Hg. v. Walter Johannes Schröder. Darmstadt , S. –; Nacherzählung S. –). – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texte und Zeugnisse (Die dt. Lit. vom MA bis zum . Jh. Texte und Zeugnisse ,). München () S. – (V. –). – O. (Der Graue Rock). Faksimileausg. der Vers- und Prosafassung nach den Drucken von . Hg. und mit einem Vorwort versehen v. Ludwig Denecke. Bde. (Slg. Metzler ). Stuttgart . Ü: Karl Simrock: Der ungenähte Rock oder König O. wie er den grauen Rock gen Trier brachte. Gedicht des zwölften Jh. Stuttgart . – Dt. Spielmannsdichtungen des MA. Nacherzählt und hg. v. Gretel und Wolfgang Hecht. Leipzig , S. – (. Au . u. d. T.: Dt. Spielmannserzählungen des MA, ). L: Ehrismann / () S. –. – De Boor/Newald () S. f. – Michael Curschmann, VL () Sp. –. – Christa Balzer, KNLL () S. f. – Adam J. Otterbein, LexMA () Sp. . – Kirsten Menke/Kurt Otto Seidel: Spielmannsepik. In: KLL () S. –, hier S. . – Norbert H. Ott/Red., Killy () S. –. – Elard Hugo Meyer: Über das Alter des O. und Oswald. (wieder in: Spielmannsepik. Hg. v. Walter Johannes Schröder [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Berger (s. Ausg.) Vorwort. – Ernest Tonnelat: Le roi O. et la tunique sans couture du Christ. In: Mélanges offerts à M. Charles Andler par ses amis et ses élèves (Publ. de la faculté des lettres de l’Université de Strasbourg. [Sér. ]; ). Straßburg , S. – (dt. wieder in: Spielmannsepik, s. o., S. –). – Steinger (s. Ausg.) Vorwort. – Ernst Teuber: Zur Datierungsfrage des mhd. Orendelepos. Diss. Göttingen . – Gerhard Zschäbitz: Der heilige Rock von Trier. Leipzig/Jena . – Ingeborg Benath: Vergleichende Stud. zu den Spielmannsepen König Rother, O. und Salman und Morolf. Tl. . In: PBB (Halle) () S. –; Tl. . In: ebd. () S. –. – Stephen J. Kaplowitt: In uences and Re ections of the Crusades in Medieval German Epics. Diss. Univ. of Pennsylvania (Ann
. Hälfte . Jh. Arbor) , S. –, –. – M. Curschmann: Der Münchener Oswald und die dt. spielmännische Epik. Mit einem Exkurs zur Kultgesch. und Dichtungstradition (MTU ). München , S. – und passim. – Ingeborg Köppe-Benath: Christliches in den ‹Spielmannsepen› König Rother, O. und Salman und Morolf. In: PBB (Halle) () S. –. – W. J. Schröder: Spielmannsepik. ., verb. Au . (Slg. Metzler ). Stuttgart , S. – und passim. – M. Curschmann: Spielmannsepik. Wege und Ergebnisse der Forschung von –. Mit Ergänzungen und Nachträgen bis (Überl. und mündliche Kompositionsform). Stuttgart . – Wolfgang Jungandreas: ‹O.› und der heilige Rock. In: Kurtrierisches Jb. () S. –. – Rolf Bräuer: Das Problem des Spielmännischen aus der Sicht der St.Oswald-Überl. (Veröff. des Inst. für Dt. Sprache und Lit. , Reihe C. Beitr. zur Literaturwiss.). Berlin . – Ders.: Literatursoziologie und epische Struktur der dt. Spielmanns- und Heldendichtung. Zur Frage der Verfasser, des Publikums und der typologischen Struktur des Nibelungenliedes, der Kudrun, des Ortnit-Wolfdietrich, des Buches von Bern, des Herzog Ernst, des König Rother, des O., des Salman und Morolf, des St.Oswald-Epos, des Dukus Horant und der TristanDichtungen (Veröff. des Inst. für Dt. Sprache und Lit. ; Reihe C. Beitr. zur Literaturwiss.). Berlin . – Hans-Joachim Böckenholt: Unters. zum Bild der Frau in den mhd. ‹Spielmannsdichtungen›. Ein Beitr. zur Bestimmung des literarhist. Standortes der Epen ‹König Rother›, ‹Salman und Morolf›, ‹St. Oswald› und ‹O.›. Diss. Univ. Münster . – Uwe Pörksen: Der Erzähler im mhd. Epos. Formen seines Hervortretens bei Lamprecht, Konrad, Hartmann, in Wolframs Willehalm und in den Spielmannsepen (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin . – Denecke (s. Ausg.) Vorwort. – Johannes Egberts: Das Schema der Botensendung, Botenfahrt, Fahrt, Reckenfahrt und Heerfahrt in der Kaiserchronik und in den Epen König Rother, Rolandslied, Münchener Oswald, Salman und Morolf, O., Kudrun, Wolfdietrich A, B, D. Diss. Univ. München . – Wolfgang Näser: Die Sachbeschreibung in den mhd. Spielmannsepen. Unters. zu ihrer Technik (Marburger Beitr. zur Germanistik ). Marburg . – Christoph Wels: Ein unbekanntes Foliobl. über den ‹Hl. Rock› zu Trier. In: Kurtrierisches Jb. () S. –. – Andreas Aebi: Formelhaftigkeit und mündliche Komposition im ‹O.›.
Orendel Diss. University of Southern California . – Helmut Birkhan: Irisches im O. In: Kurtrierisches Jb. () S. –. – Alfred Ebenbauer: O. – Anspruch und Verwirklichung. In: Strukturen und Interpretationen. Stud. zur dt. Philologie. FS Blanka Horacek. Hg. v. A. Ebenbauer u. a. (Philologica Germanica ). Wien/Stuttgart , S. –. – Uwe Meves: Das Gedicht vom ‹Grauen Rock› und die Trierer Reliquientradition. In: Kurtrierisches Jb. () S. –. – Ders.: Stud. zu ‹König Rother›, ‹Herzog Ernst› und ‹Grauer Rock› (O.) (Europäische Hochschulschr. ,). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Franz H. Bäuml: The Unmaking of the Hero: Some Critical Implications of the Transition from Oral to Written Epic. In: The Epic in Medieval Society. Aesthetic and Moral Values. Hg. v. Harald Scholler. Tübingen , S. –, bes. S. f. – Gudrun Wahlbrink: Unters. zur ‹Spielmannsepik› und zum dt. Rolandslied unter dem Aspekt mündlicher Kompositionsund Vortragstechnik. Diss. Bochum . – Helmut Kühnert: Die Gesch. vom Rock Christi. Die symbolische Bedeutung des mhd. Epos von König O. in Trier. Frankfurt/M. . – Peter K. Stein: O. . Probleme und Möglichkeiten der Anwendung der ‹theory of oral-formulaic poetry› bei der literaturhist. Interpretation eines mhd. Textes. In: Montfort () S. – (wieder in: Hohenemser Stud. zum Nibelungenlied. Hg. v. Achim Masser. Dornbirn , S. –). – Maria Dobozy: The Structure of the Crusade Epic and the Function of the King. In: Neophilologus () S. –. – Vicki Jane Roberts-Gassler: Aspects of the Economic Systems in the German Medieval ‹Spielmannsepen› ‹König Rother,› ‹Herzog Ernst,› ‹St. Oswald,› ‹O.› and ‹Salman und Morolf›. Diss. Ohio State Univ. . – M. Dobozy: Full Circle. Kingship in the German Epic. Alexanderlied, Rolandslied, ‹Spielmannsepen› (GAG ). Göppingen . – Gabriele Raudszus: Die Zeichensprache der Kleidung. Unters. zur Symbolik des Gewandes in der dt. Epik des MA (Ordo ). Hildesheim u. a. . – F. H. Bäuml: The Oral Tradition and Middle High German Literature. In: Oral Tradition in Literature () S. –. – M. Dobozy: The Theme of the Holy War in German Literature, –. Symptom of Controversy between Empire and Papacy? In: Euph. () S. –. – Bernward Plate: O. – König von Jerusalem. Kreuzfahrerbewußtsein (Epos des . Jh.) und Leidenstheologie (Prosa von ). In:
Graf Rudolf Euph. () S. –. – Bernhard Sowinski: Spielmannsepik. In: Dt. Dichter. Leben und Werk deutschsprachiger Autoren. Hg. v. Gunter E. Grimm/Frank Rainer Max. Bd. : MA (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart (Nachdr. Stuttgart ) S. –. – Michael Embach: Im Spannungsfeld von profaner ‹Spielmannsepik› und christlicher Legendarik – der Heilige Rock im ma. O.-Gedicht. In: Der Heilige Rock zu Trier. Stud. zur Gesch. und Verehrung der Tunika Christi. Hg. v. Erich Aretz. Trier , S. –. – Maria E. Müller: Jungfräulichkeit in Versepen des . und . Jh. (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , S. –, –. – Tomas Tomasek: Über den Ein uss des Apolloniusromans auf die volkssprachliche Erzähllit. des . und . Jh. In: Mediävistische Komparatistik. FS Franz Josef Worstbrock. Hg. v. Wolfgang Harms und Jan-Dirk Müller in Verbindung mit Susanne Köbele und Bruno Quast. Stuttgart , S. –. – Klaus Gantert: ‹Durch got und des heiligen grabes eren und ouch durch die schonen juncfrowen›. Reliquientranslation und Brautwerbungshandlung in O. In: Kurtrierisches Jb. () S. –. – Armin Schulz: Morolfs Ende. Zur Dekonstruktion des feudalen Brautwerbungsschemas in der sog. ‹Spielmannsepik›. In: PBB () S. –. – Corinna Biesterfeldt: Moniage – Der Rückzug aus der Welt als Erzählschluß. Unters. zu ‹Kaiserchron.›, ‹König Rother›, ‹O.›, ‹Barlaam und Josaphat›, ‹Prosa-Lancelot›. Stuttgart , bes. S. –. – Christian Kiening: Hybriden des Heils. Reliquie und Text des ‹Grauen Rocks› um . In: Literarische und religiöse Kommunikation in MA und Früher Neuzeit. DFG-Symposion . Hg. v. Peter Strohschneider. Berlin/New York , S. –. – Walter Ko er: ‹Leichtlich z˚u glauben vnd z˚u halten›. Der Prosa-‹O.› zwischen Heiltumsbericht und Ritterexempel. In: Eulenspiegel trifft Melusine. Der frühnhd. Prosaroman im Licht neuer Forschungen und Methoden. Akten der Lausanner Tagung vom . bis . Oktober . Hg. v. Catherine Drittenbass/André Schnyder (Chloe ). Amsterdam/ New York , S. –. BJ Graf Rudolf. – Fragment eines Kreuzzugsromans, Ende . Jh. (?). Das frühhö sche Epos G. R. ist nur in anonymen Fragmenten aus dem ersten Viertel des
. Hälfte . Jh. . Jh. überliefert. Sie stammen aus einer Handschrift, die von zwei Schreibern erstellt wurde und auf einer verlorenen Vorlage basierte. Die erhaltenen Fragmente umfassen fünf Doppelblätter und zwei Blatthälften mit insgesamt Textstücken. Die zusammen rund Verse in östlichrheinfränkischer Mundart stellen wahrscheinlich höchstens ein Drittel des Gesamtwerks dar. Anfang und Ende des Romans fehlen. Eine Datierung des G. R. ist bis heute nur annähernd möglich, da historische Bezüge im Text nicht sicher zu identi zieren sind. Potentielle Anspielungen betreffen etwa den Nürnberger Reichstag von und den Mainzer Hoftag von . Der Fall Jerusalems von wird im erhaltenen Text nicht erwähnt. Jedoch enthält G. R. Sprachformeln, die auch im wohl vor beendeten Eneasroman des → Heinrich von Veldeke vorkommen. Aufgrund dieser Indizien wird G. R. meist vorsichtig auf das letzte Viertel des . Jh. datiert. Titel gur des Romans ist R. von Arras, Graf von Flandern. Der überlieferte Text beginnt mit der Darstellung päpstlicher Aufrufe zur Rückeroberung des Heiligen Grabes. Daraufhin fährt R. nach Palästina und kämpft dort für König Gilot gegen den Sultan Halap. R. nimmt auch an der Belagerung von Askalon teil. Er verhandelt mit Halaps Berater Girabobe einen Waffenstillstand, der mit einem prächtigen Fest gefeiert wird. Im nächsten Textstück gestehen sich R. und Halaps Tochter ihre gegenseitige Liebe. Danach kämpft R. mit den Heiden gegen die Christen. Jedoch gerät R. schließlich in Gefangenschaft, kann aber wieder entkommen. Seine Geliebte lässt sich unterdessen in Konstantinopel auf den Namen Irmengart taufen. R. kann endlich zu ihr gelangen. Mit Irmengart und seinem Neffen Bonifait bricht er in die Heimat auf. Unterwegs werden sie von Räubern überfallen. Bonifait stirbt im Kampf, während R. die übrigen Räuber besiegt. Der erhaltene Text schließt mit der Klage R.s über Bonifaits Tod. Die Vorlage von G. R. ist unbekannt. Möglicherweise beruhte der Roman auf einem altfranzösischen Chanson de geste. Dies legen u. a. sprachliche Charakteristika von G. R. nahe: Namensformen wie Gilot, Bonifait und Bonthard, aber auch die explizite Erklärung des wohl aus der Vorlage übernommenen Worts «gastel» im dt. Text. Namen und erzählerische Motive im G. R. weisen Ähnlichkeiten zu dem Chanson de geste Beuve de Hanstone auf. Dieser entstand allerdings nach G.
. Hälfte . Jh. R., dürfte also nicht Vorlage des dt. Romans gewesen sein. Inhaltlich mischt G. R. Elemente des Kreuzzugs-, Abenteuer- und Minneromans. Dafür greift der Verfasser häu g auf bekannte Konstellationen und Motive zurück: die Reise nach Palästina, die Kämpfe mit Heiden, die Liebe des Helden zu einer heidnischen Königstochter, die Taufe der Geliebten, Gefangenschaft und Flucht. Eigenständige Akzente setzt G. R. bei der Darstellung der Muslime. Diese sind im Text ebenso dem hö schen Rittertum verp ichtet wie die Christen. Der Heide Girabobe etwa erscheint als vollendeter junger Ritter, während der christliche Herrscher Gilot durchaus negativ dargestellt wird. Die literarische Qualität des Romans ist insgesamt differenziert zu betrachten. Der Text weist einerseits archaische Begriffe und eine formelhafte Sprache auf, enthält aber auch moderne Wörter und lebendige Beschreibungen. Ü: Braunschweig, StB, Fragm. + Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. philol. :VII, Doppelbl. und Doppelblatthälfte + Doppelbll. und Doppelblatthälfte (Perg., erstes Viertel . Jh., ostrheinfränkisch). A: Fundgruben für Gesch. dt. Sprache und Litteratur. Bd. . Hg. v. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Breslau , S. –. – G. R. Hg. v. Wilhelm Grimm. Göttingen . – Mhd. Übungsbuch. Hg. v. Carl von Kraus. Heidelberg , S. –, –. – G. R. Hg. v. Peter F. Ganz. Berlin (vgl. dazu: Helmut Brackers, in: Euph. , , S. –). L: Ehrismann // () S. –. – Peter F. Ganz, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald () S. f., u. ö. – Christian Kiening, Killy () S. –. – Johannes Bethmann: Unters. über die mhd. Dichtung vom Grafen R. Berlin . – Albert Leitzmann: Zum Grafen R. In: PBB () S. –. – Ekkehard Tertsch: Stud. zur Quellengesch. des mhd. Gedichts vom Grafen R. Diss. Wien . – Edward Schröder: G. R. In: ZfdA () S. f. – Diether Haacke: Weltfeindliche Strömungen und die Heidenfrage in der dt. Lit. von – (Rolandslied, G. R., ‹Trierer Floyris›, ‹Eraclius›, Wolframs ‹Willehalm›, Reinbots ‹Heiliger Georg›). Diss. Berlin . – FriedrichWilhelm Wentzlaff-Eggebert: Kreuzzugsdichtung des MA. Stud. zu ihrer geschichtlichen und dichterischen Wirklichkeit. Berlin , S. –. – Ganz (s. Ausg.; mit Lit.). – Georges Zink:
Herbort von Fritzlar G. R. Essai de Présentation. In: Etudes Germaniques () S. –. – Willy Sanders: Glück. Zur Herkunft und Bedeutungsentwicklung eines ma. Schicksalsbegriffs. Köln u. a. , S. –. – Ders.: Zur Heimatbestimmung des G. R. In: ZfdA () S. –. – Hans Szklenar: Stud. zum Bild des Orients in vorhö schen dt. Epen. Göttingen , S. –, –. – Wolfgang Mohr: Zum frühhö schen Menschenbild in G. R. In: ZfdA () S. –. – Volker Schupp: Zur Datierung des Grafen R. In: ZfdA () S. –. – Stephen J. Kaplowitt: The Non-Literary Sources of G. R. A Re-Evaluation. In: Studies in Philology () S. –. – Kurt Ruh: Hö sche Epik des MA . Berlin , S. –. – Hartmut Beckers: ‹Wandel vor sine missetat›. Schuldverstrickung und Schulderkenntnis im G. R.-Roman. In: ‹Von wyssheit würt der Mensch geert ...› FS Manfred Lemmer. Hg. v. Ingrid Kühn/Gotthard Lerchner. Frankfurt/M. , S. –. – Hans Fromm: Der G. R. In: PBB () S. –. – Walter Haug: Für eine Ästhetik des Widerspruchs. Neue Überlegungen zur Poetologie des hö schen Romans. In: Ma. Lit. und Kunst im Spannungsfeld von Hof und Kloster. Ergebnisse der Berliner Tagung, .–. Oktober . Hg. v. Nigel F. Palmer/Hans-Jochen Schiewer. Tübingen , S. – (wieder in: W. Haug: Die Wahrheit der Fiktion. Stud. zur weltlichen und geistlichen Lit. des MA und der frühen Neuzeit. Tübingen , S. –). – Maria E. Dorninger: Muslime und Christen im G. R. und in der ‹Kreuzfahrt Landgraf Ludwigs des Frommen von Thüringen›. Zu Toleranz und religiösem Disput zur Zeit der Kreuzzüge. In: Medieval Forms of Argument. Disputation and Debate. Hg. v. Georgiana Donavin. Eugene , S. –. MM Herbort von Fritzlar. – Verfasser des ältesten erhaltenen dt. Troja-Romans, um /. Im Epilog des liet von Troye (l. v. T., . Reimpaarverse) bezeichnet sich dessen Autor als «vˉo fritslar herbort / Ein gelarter schulere». Im Prolog spricht er von sich als «ich ivngere», hier verbunden mit dem Bescheidenheitstopos, wonach er für das Dichten noch hinzu lernen müsse. Die Angaben lassen auf den Besuch einer Lateinschule schließen. H.s rhetorische Schulung und literarische Bildung zumindest sind durch sein Werk evident. Die Sprache des l. v. T. weist H. in Übereinstimmung mit seinem Herkunftsnamen als Mit
Herbort von Fritzlar teldeutschen aus. Ferner wird im Prolog Landgraf Hermann von Thüringen (–) als Auftraggeber der Dichtung benannt und der «graue von L[e]iningˉe» (i. e. Friedrich I. [† vor ]) als Beschaffer der französischen Vorlage. Hermann ist für sein literarisches Mäzenatentum insbesondere auf dem Feld der dt. Antikenrezeption bekannt und das l. v. T. könnte als Ergänzung zum Eneas → Heinrichs von Veldeke, dessen Vorgeschichte es bietet, in Auftrag gegeben worden sein. Eine namentliche Nennung Veldekes («Vˉo veldiche meister heinrich» [V. .]) unterstützt diese Annahme. Das macht eine Abfassung des l. v. T. noch vor der Jahrhundertwende um wahrscheinlich, während von der früheren Forschung eine Entstehung des Werkes eher zum Ende der Regierungszeit Hermanns erwogen worden ist. Wenig hilfreich sind in dieser Diskussion Parallelen zu der vermutlich ebenfalls von Hermann initiierten Metamorphosen-Übersetzung des → Albrecht von Halberstadt, da Albrechts Angabe zum Entstehungszeitpunkt des eigenen Werkes ambivalent ist und entweder oder meinen könnte. H.s Troja-Dichtung beruht auf dem Roman de Troie des Benoît de Sainte-Maure (um ), der selbst wiederum auf ktiven Augenzeugenberichten fußt, den Ephemeris belli Troiani des Ps.-Dictys Cretensis und den Acta diurna belli Troiani des Dares Phrygius. H. ist die Herkunft des Stoffes bekannt: Im Prolog erwähnt er Dares («Tares») namentlich und stellt sich in eine Traditionslinie mit dessen ktiven lat. Übersetzer «Cornelius» (Nepos) und dem «welschˉe» Buch, das er als direkte Vorlage benennt. Dieser Quelle folgt H., was den chronologischen Ablauf der Handlung und den sachlichen Erzählinhalt betrifft (Argonauten-Vorgeschichte, Raub der Helena, Krieg mit Kämpfen, Fall Trojas durch den Verrat des Eneas und Antenors). Allerdings zeigt H. eine starke Neigung zur abbrevatio: Er benötigt rund . Verse weniger als Benoît. Von dieser Verp ichtung zur brevitas sind vor allem stilistische Auschmückungen, Kampfschilderungen und descriptiones betroffen. Inhaltliche Abänderungen und Ergänzungen gegenüber der Vorlage belegen H.s eigene Kenntnis des Troja-Stoffes, die über einschlägige Schulautoren vermittelt worden ist (wie → Ovid oder Publius Papinius Statius [‹Achilleis›]). Besonders augenscheinlich wird dies bei H.s Darstellung des Achill. Gegenüber der dezidiert negativen Achill-Bewertung bei Benoît
. Hälfte . Jh. in der griechenfeindlichen Dares-Tradition wertet H. Achill im Einklang mit der antiken Tradition auf und stellt ihn auf eine ebenbürtige Stufe mit Hektor. Wie Benoît passt H. den Stoff zwar seiner Gegenwart und deren literarischen Vorlieben an, die hö schen Tendenzen der französischen Vorlage, die vor allem bei den Liebesszenen offenkundig sind, führt er jedoch zurück. Das Konzept der hö schen Minne im Roman de Troie wird durch eine unbeschönigte Darstellung der Minne als mitunter tödlicher Kon ikt ersetzt (besonders augenfällig bei der Liebe Achills zu Polyxena, die den griechischen Helden schließlich ins Verderben stürzt). Doch nicht nur das Ideal der hö schen Minne wird von H. im l. v. T. verworfen, sondern auch die Vorstellung vom idealen Rittertum, das sich im Kampf erweisen könnte. Von der zeitgenössischen mhd. Epik setzt sich H. dadurch deutlich ab. Stattdessen schildert er den Krieg und das Leid drastisch und illusionslos. Bei den Schlachtdarstellungen ist sein Ausdruck frei von konventionellen Formeln und seine innovativ-eigenständige Bildersprache unterstützt das negative Bild des Krieges, das H. im l. v. T. durchweg zeichnet. Mit dieser Abkehr von der hö schen Idealwelt und Hinwendung zur realistisch-historiographischen Darstellung weist das l. v. T. weit über seine literarische Gegenwart hinaus. In der kritischen Grundhaltung gegenüber dem Kriegsgeschehen entspricht das l. v. T. dabei tendenziell den spätma. Tojanerkrieg-Bearbeitungen (→ Göttweiger Trojanerkrieg, → Basler Trojanerkrieg, → TrojanerkriegFortsetzung). Dennoch greifen die jüngeren Dichtungen nicht auf H. sondern erneut auf Benoît zurück (so auch → Konrad von Würzburg) oder auf die lat. Prosabearbeitung des Roman de Troie durch Guido de Columnis (→ Buch von Troja nach Guido de Columnis, → Elsässisches Trojabuch, → Bairischösterreichisches Buch von Troja). So steht H. am Anfang einer dt. Troja-Tradition, ohne selbst auf diese nachhaltig gewirkt zu haben. Ü: Die einzige vollständige Hs. ist: Heidelberg, UB, Cpg , ra–vb (Perg., , nördliches Ostfränkisch [osthessisch-thüringischer Einschlag]). Die Hs. enthält im Anschluss an das l. v. T. Veldekes Eneas und ist für den Deutschordensritter Wilhelm von Kirrweiler geschrieben worden. Ob die Einteilung des Textes in Abschnitte («distinctiones») auf H. selbst zurückgeht, ist unsicher. – ˇ y Krumlov), ZweigstelFragmente: Krumau (Cesk´ le des Staatl. Regionalarch. Wittingau (Tˇreboˇn),
. Hälfte . Jh. ohne Sign. (): Perg.-Längsstreifen von insgesamt Bll. (Mitte/drittes Viertel . Jh., bair.-alemannisch). – Skokloster (Schweden), Schlossbibl., Cod. PB munk : Perg.-Doppelbll. (drittes Viertel . Jh., hessisch); vgl.: Joachim Bumke: Unters. zur Überlieferungsgesch. der hö schen Epik im . Jh. Die H.-Fragm. aus Skokloster. Mit einem Exkurs zur Textkritik der hö schen Romane. In: ZfdA () S. –. – Berlin, SBB, Mgf : Perg.-Bll. (um , hess.-ostfränkisch). A: Karl Frommann: H.’s v. Fritslâr liet von Troye (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Amsterdam ). – Abdruck der Fragmente: Hjalmar Psilander: Ett fragment af den tyska Trojasagan i det Wrangelska biblioteket på Skokloster (Uppsala Universitets Årsskrift). Uppsala . – J. Bumke: Unters. zu den Epenhss. des . Jh. Die Berliner H.-Fragm. In: ZfdA () S. –. – Hildegard Boková/Václav Bok/Kurt Gärtner: Neue H.-Fragm. aus Krumau. In: PBB () S. – (mit Abb.). L: K[arl] Bartsch, ADB () S. f. – Ehrismann // () S. –. – Klaus Grubmüller, NDB () S. . – HansHugo Steinhoff, VL () Sp. –. – Ursula Schulze, LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald () S. – und Reg. – Red., KNLL () S. f. – Anette Syndikus, Killy () S. –. – Clemens Fischer: Der altfranzösische Roman de Troie des Benoît de Sainte-More als Vorbild für die mhd. Prosadichtungen des H. v. Fritslâr und des Konrad von Würzburg (Neuphilol. Stud. ). Paderborn , S. –. – Georg Baesecke: H. v. F., Albrecht von Halberstadt und Heinrich von Veldeke. In: ZfdA () S. –. – Edward Schröder: Zur Überl. des H. v. F. In: Nachr. von der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen, Phil.-hist. Kl. Berlin , S. –. – Ders.: Zur Datierung des H. v. F. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Beitr. zur Textkritik H.s v. F. In: Nachr. von der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen, phil.-hist. Kl. Berlin , S. –. – Claus Heinrich Diebel: Ein eigentümliches Ordnungsprincip bei H. v. F. In: PBB () S. –. – Hermann Menhardt: H.-Stud. In: ZfdA () S. –; () S. –; () S. –. – E. Schröder: Hessens Anteil an der dt. Lit. des MA und das Werk des H. v. F. In: Mitt. an die Mitglieder des Ver. für Hessische Gesch. und Landeskunde
Herbort von Fritzlar /, S. –. – Ludwig Wolff: Die mythologischen Motive in der Liebesdarstellung des hö schen Romans. In: ZfdA (/) S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur altdt. Philologie. Hg. v. Werner Schröder. Berlin , S. –, hier S. ). – Friedrich Neumann: H. v. F. In: Zs. des Ver. für Hessische Gesch. und Landeskunde () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur dt. Philologie des MA. Berlin , S. –). – Franz Josef Worstbrock: Zur Tradition des Troiastoffes und seiner Gestaltung bei H. v. F. In: ZfdA () S. – (wieder in: Ders.: Ausgewählte Schr. Bd. : Schr. zur Lit. des MA. Hg. v. Susanne Köbele/Andreas Kraß. Stuttgart , S. –). – Hertha Franz: Das Bild Griechenlands und Italiens in den mhd. epischen Erzählungen vor (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Rose Beate SchäferMaulbetsch: Stud. zur Entwicklung des mhd. Epos. Die Kampfschilderung in Kaiserchron., Rolandslied, Alexanderlied, Eneide, L. v. T. und Willhalm. Bde. (GAG /). Göppingen , Bd. , S. –, –; Bd. , S. –. – Gerhard P. Knapp: Hektor und Achill. Die Rezeption des Trojastoffes im dt. MA. Personenbild und struktureller Wandel (Utah-studies in literature and linguistics ). Bern/Frankfurt/M. , S. –. – Helga Lengenfelder: Das ‹L. v. Troyge› H.s v. F. Unters. zur epischen Struktur und geschichts-moralischen Perspektive (Europäische Hochschulschr. /). Bern/Frankfurt . – Rüdiger Schnell: Andreas Capellanus, Heinrich von Morungen und H. v. Fritslar: In: ZfdA () –. – Kurt Ruh: Hö sche Epik des dt. MA. Bd. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. – J. Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland –. München , S. , f., . – William H. Jackson: The concept of knighthood in H. v. F.s ‹L. v. T.›. In: Knighthood in Medieval Literature. Hg. v. dems. Woodbridge , S. –. – Ursula Peters: Fürstenhof und hö sche Dichtung. Der Hof Hermanns von Thüringen als literarisches Zentrum (Konstanzer Universitätsreden ). Konstanz . – Jean Marc Pastré: H. de Fritslar, Konrad de Würzburg et la ville de Troie. In: La représentation de l’antiquité au Moyen Âge. Hg. v. Danielle Buschinger/André Crépin (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie ). Wien , S. –. – Joachim Knape: War H. v. F. der Verfasser des ‹Vers-Pilatus›? Zu den
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. Hälfte . Jh. au Moyen Âge. Réalité et ction. Hg. v. D. Buschinger (Médiévales ). Amiens , S. –. – Hartwig Mayer: Erzähler gur und Komm. in H.s v. F. L. v. T. In: De consolatione philologiae. FS Evelyn S. Firchow. Hg. v. Anna A. Grotans u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – E. Lienert: Dt. Antikenromane des MA (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. – Hans-Joachim Behr: Troia in Thüringen. H. v. F. und sein ‹L. v. T.›. In: Troia – Traum und Wirklichkeit. Ein Mythos in Gesch. und Rezeption. Hg. v. dems. (Veröff. des Braunschweigischen Landesmuseums ). Braunschweig , S. –. – Ricarda Bauschke: Geschichtsmodellierung als literarisches Spiel. Zum Verhältnis von gelehrtem Diskurs und Geschichtswahrheit in H.s L. v. T. In: Eine Epoche im Umbruch. Volkssprachliche Literalität –. Hg. v. Christa Bertelsmeier-Kierst/Christopher J. Young. Tübingen , S. –. – M. E. Dorninger: Aspekte der Mutter und Tochter-Beziehung in der mhd. Epik. Beobachtungen zu den Trojanerromanen Konrads von Würzburg und H.s v. F. und dem ‹Willehalm› Wolframs von Eschenbach. In: Love, marriage, and family ties in the later middle ages. Hg. v. Isabel Davis u. a. (International medieval research ). Turnhout , S. –. – R. Bauschke: Strategien des Erzählens bei H. v. F. Verfahren interdiskursiver Sinnkonstitution und ihr Scheitern im ‹L. v. T.›. In: Erzähltechnik und Erzählstrategien in der dt. Lit. des MA. Hg. v. W. Haubrichs (Wolfram Stud. ). Berlin , S. –. – Andrea Sieber: Zwischen Norm und Transgression. Gefühle der Feindschaft in Homers Ilias und H.s v. F. L. v. T. In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () S. –. – Sabine Hessler: H.s v. F. Gesch. von Jason und Medea. In: ZfdA () S. –. – Beate Kellner: daz alte buoch von Troye ... daz ich ez welle erniuwen. Poetologie im Spannungsfeld von ‹wiederholen› und ‹erneuern› in den Trojaromanen H.s v. F. und Konrads von Würzburg. In: Im Wortfeld des Textes. Worthist. Beitr. zu den Bezeichnungen von Rede und Schr. im MA. Hg. v. Gerd Dicke u. a. (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –. – Marie-Sophie Masse: De la translatio à la réécriture: Le L. v. T. de H. v. F. In: Conter de Troie et d’Alexandre. Hg. v. Laurence Harf-Lancner/Laurence MatheyMaille. Paris , S. –. – Cornelia Herberichs: ‹Ir schilde schinen schone›. Zur Ästhetik er
. Hälfte . Jh. zählter Gewalt im ‹L. v. T.› H.s v. F. In: Blutige Worte. Hg. v. Claudia Jarzebowski/Jutta Eming (Berliner MA- und Frühneuzeitforschung ). Göttingen , S. –. – Cordula Politis: ‹Nach der mannesnamen site?› Amazons and Their Challenge to Normative Masculinity in H. v. F.’s ‹l. v. T.›. In: Masculinities in German culture. Hg. v. Sarah Colvin (Edinburgh German yearbook ). Rochester, NY , S. –. – A. Sieber: Medeas Rache. Liebesverrat und Geschlechterkon ikte in Romanen des MA. Begehren, Identität und gender (Lit. – Kultur – Geschlecht ). Köln u. a. , S. –. – C. Herberichs: Poetik und Gesch. Das ‹L. v. T.› H.s v. F. (Philologie der Kultur ). Würzburg . – Dies.: ‹so muz ich gut gelucke han›. Kontingenzre exionen im ‹L. v. T.› H.s v. F. In: Kein Zufall. Konzeptionen von Kontingenz in der ma. Lit. Hg. v. ders./Susanne Reichlin (Hist. Semantik ). Göttingen , S. –. – Monika Unzeitig: Autorname und Autorschaft. Bezeichnung und Konstruktion in der dt. und französischen Erzähllit. des . und . Jh. (MTU ). Berlin/New York , S. –. – Olga Seus: Heilsgeschichten vor dem Heil? Stud. zu mhd. Trojaverserzählungen. Stuttgart , S. –. VZ Otto (II.) von Freising, Graf (von Berg), † .. Freising. – Verfasser des Laubacher Barlaam. O. wurde als Sohn des Grafen Diepold II. und der Gisela von Andechs-Meranien geboren (Datum unbekannt); im Amt des Freisinger Bischofs war er von bis zu seinem Tod tätig. Er nahm am Regensburger Reichstag teil und war bei der Doppelwahl zuerst auf stau scher, nach der Ermordung Philipps von Schwaben auf wel scher Seite. huldigte O. Friedrich II. O. wird die mhd. Nachdichtung des lat. Barlaamromans (vielleicht von Johannes von Damaskus). Das Werk wird wegen seines Aufbewahrungsortes in der Solms-Laubachschen Bibl. (seit ) Laubacher Barlaam genannt. Die Geschichte beruht auf einer indischen Version, die um christlich umgearbeitet wurde. Der Königssohn Josaphat lässt sich gegen den Willen seines Vaters zum Christentum bekehren. Zuvor lernt er die Lebensrealität durch einen Blinden, einen Lahmen und einen Aussätzigen kennen. Die Legende weist Merkmale der belehrenden Unterhaltungsliteratur auf und erinnert durch die eremitischen Elemente u. a. an die → Vitraspatrum. Volkssprachige Fassungen gab
Otto (II.) von Freising es viele, u. a. die Bearbeitung von → Rudolf von Ems, die jedoch im Gegensatz zu O. stark epische Züge aufweist. Ü: Laubach, Graf zu Solms-Laubach’sche Bibl., Hs. T () (Perg. und Pap., / , mitteldt./rheinfränkisch). A: Adolf Perdisch (Hg.): Der Laubacher Barlaam. Eine Dichtung des Bischofs O. II. v. F. (–) (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Tübingen . L: Ehrismann // () S. . – Ulrich Wyss, VL () Sp. –. – De Boor/ Newald / () S. f., f. – Adolf Perdisch: Der Laubacher Barlaam: Vorstud. zu einer Ausg. Diss. Göttingen . – Albert Leitzmann: Zum Barlaam O. v. F. In: PBB (Halle) () S. –. – Rudolf Birkner: Bischof O. II. v. F., der erste dt. Barlaamdichter. In: Wiss. Festgabe zum zwölfhundertjährigen Jubiläum des hl. Korbinian. Hg. v. Joseph Schlecht. München , S. S. –. – Ludwig Denecke: Ritterdichter und Heidengötter (–). Diss. Leipzig , S. –. – Wolfgang Stammler: Die Freisinger Bestiensäule und Bischof O. II. In: Stud. zur dt. Philologie des MA. Heidelberg , S. –. – Lorenz Maier: O. II, Bischof v. F. In: Bosls bayerische Biogr. Hg. v. Karl Bosl. Regensburg , S. f. FA Ovidius Naso, P. (Ovid), * v. Chr. Sulmo Sulmona), † Tomi (Konstanza). – Römischer Dichter. . Leben und Werk: Hauptquelle für O.s Biographie sind Angaben in seinen Werken, vor allem in den Tristia. Danach stammte O. aus einem alten Rittergeschlecht und wurde in Rom bei Arellius Fuscus und Porcius Latro in Rhetorik ausgebildet. Als junger Mann reiste er nach Griechenland. Seine ersten Auftritte als Dichter werden um v. Chr. vermutet. O. hatte später zwei öffentliche Ämter inne: Er gehörte zu den «tresuiri capitales» und den «deccemuiri stlitibus iudicandis». Damit war traditionell die Aussicht auf eine Karriere als Senator verbunden. O. entschied sich hingegen für ein Leben als Dichter. Er wurde von M. Valerius Messala Corvinus gefördert und unterhielt Kontakte zu Horaz und Properz. Er führte drei Ehen und hatte eine Tochter. Im Jahr wurde er von Kaiser Augustus nach Tomi verbannt. Als Gründe für die Verbannung nennt O. in
Ovidius Naso den Tristia «carmen et error». Heute wird oft vermutet, O. sei in einen unbekannten Skandal verwickelt gewesen. Seine Ars amatoria könnte dann zur öffentlichen Begründung des Urteils benutzt worden sein. O. starb im Exil. O. war ein produktiver Dichter und noch während seines Exils literarisch tätig. Als echt gelten die ganz oder fragmentarisch erhaltenen Werke Amores, Heroides, Ars Amatoria, Remedia Amoris, Medicamina, Metamorphoses, Fasti, Tristia, Epistulae ex Ponto und Ibis. Die Datierung der einzelnen Werke ist meist nur annähernd möglich. Die Amores (A.) wurden wohl nach v. Chr. geschrieben und enthalten Liebeselegien in elegischen Distichen. Das Werk wurde wahrscheinlich um / v. Chr. in fünf Büchern veröffentlicht, um bis v. Chr. dann in drei Büchern. Die Gedichte sind an eine vielleicht ktive Geliebte namens Corinna gerichtet. Oft ironisch und überzeichnet, stellen sie die Liebe als Krankheit, Dienst und Gefangenschaft dar. Etwa gleichzeitig mit den autobiographisch gefärbten A. entstand wahrscheinlich die Rollendichtung Heroides (H., auch Heriodum Epistulae). Die ktiven Briefe in elegischen Distichen sind in ihrer Zuschreibung umstritten. Die ersten Briefe gelten als authentisch, die übrigen Stücke als möglicherweise unecht. Der erste Teil der H. (–) besteht aus Briefen mythischer Frauen an ihre fernen Liebhaber, der zweite Teil (–) aus drei Briefpaaren mit Schreiben mythischer Männer an ihre Geliebten, gefolgt von deren Antworten. In den als echt geltenden Briefen sind u. a. Penelope und Odysseus, Briseis und Achilles, Dido und Aeneas, Ariadne und Theseus sowie Medea und Jason vertreten. O. griff für das Werk auf Homer, Euripides, Kallimachos, → Vergil und Catull zurück. O.s nächstes Werk waren möglicherweise die Medicamina faciei femineae, ein nur fragmentarisch erhaltenes Lehrgedicht über Kosmetika. Um das Jahr entstand Ars Amatoria (A. A.), ein Lehrgedicht über die Liebeskunst in elegischen Distichen. Die zwei ersten Bücher der A. A. sind an Männer gerichtet, das wohl später (um –?) entstandene dritte Buch an Frauen. Das Werk enthält Anweisungen für den Umgang mit dem anderen Geschlecht, von der Anbahnung einer Liebesbeziehung bis zu deren Bewahrung. Die A. A. überführt die Subjektivität der Liebesdichtung in einen systematischen und didaktischen Kontext. Dabei ist der Text allerdings weniger Nachahmung als vielmehr Parodie
. Hälfte . Jh. der ernsthaften Didaxe eines Lukrez oder Vergil. Die A. A. war als spielerisch-satirisches Werk für die urbane Bildungselite konzipiert. Als Fortsetzung der A. A. in Gestalt eines scheinbaren Widerrufs gilt die Remedia Amoris (R. A.). Der Text entstand wohl spätestens bis zum Jahr und ähnelt in Stil und Ansatz der A. A. Die R. A. lehrt einen nüchternen Umgang mit der Liebe und mit deren Scheitern. Ziel ist das Vermeiden verletzter Gefühle während oder nach einer Beziehung. A. A. und R. A. weisen zahlreiche mythologische Bezüge auf, die in O.s folgenden Werken noch deutlicher in den Vordergrund treten. Metamorphoses (M.) und Fasti (F.) entstanden wahrscheinlich gleichzeitig in den Jahren von um bis /. Die M. umfassen Bücher zu je rund bis Hexametern mit insgesamt etwa Erzählungen über Verwandlungen. Diese erfassen zahlreiche Gestalten aus Mythen, Sagen und Geschichte, darunter Medusa, Arachne, Niobe und Midas. Die M. beginnen mit der Verwandlung des Chaos in den Kosmos, behandeln dann die heroisch-mythische, schließlich die historische Zeit bis zur neuen Weltordnung unter Augustus. Die Grundanlage der M. verweist auf Werke von Kallimachos, Nikander und Parthenios, neben denen u. a. Homer und Vergil als Quellen dienten. O. verschmolz in den M. verschiedene Gattungen und Stile zu einer universalen Großdichtung. Die einzelnen Erzählungen gehen oft nahtlos ineinander über und zeigen eine Welt im ständigen Fluss, in der selbst die Herrschaft eines Augustus nicht sicher sein muss. Ein zielstrebig waltendes Schicksal fehlt. Vielmehr folgen O.s Figuren – auch die sehr menschlich wirkenden Götter – ihren eigenen, oft alles andere als tugendhaften Antrieben. Man hat die M. daher trotz ihrer Anleihen bei Vergil oft als Gegenentwurf zur Aeneis und zur nationalen Ideologie des augusteischen Zeitalters gelesen. Die ursprünglich Augustus gewidmeten F. wurden wahrscheinlich vor O.s Exil begonnen. Nach Augustus’ Tod überarbeitete O. in Tomi den Text und widmete ihm dem Feldherren Germanicus. Zwölf Bücher waren ursprünglich für die F. geplant, doch nur sechs Bücher für die Monate von Januar bis Juni sind erhalten. Das in elegischen Distichen abgefasste Werk enthält Gedichte auf den römischen Kalender, zu dessen Tagen der Text jeweils kalendarische, astronomische, meteorologi
. Hälfte . Jh. sche und religiös-kultische Details zusammenstellt. Die F. dürften von Kallimachos und Properz inspiriert worden sein, gelten aber als eigenständiges Werk. Neben ihrer literarischen Bedeutung sind sie wegen ihrer Informationen über römische Feste auch kultur- und religionsgeschichtlich relevant. Um bis schuf O. im Exil die Tristia (T., auch Tristium libri V). In fünf Büchern mit Elegien schildert das Werk literarisch stilisiert O.s Leben im Exil sowie Rückblicke auf sein Leben vor der Verbannung. Der Text ist von ungenannten Freunden und Feinden O.s bevölkert und von Schmerz und Trauer über die Verbannung erfüllt. Wie die meisten Spätwerke des Dichters sollten auch die T. O.s Kontakt zu Rom lebendig erhalten und Verständnis für seine Lage wecken. Sicher erhoffte O. sich auch die Aufhebung seiner Verbannung. Von Kallimachos inspiriert wurde die um das Jahr entstandene Dichtung Ibis (I., Verse). Darin verwünscht O. absurd zugespitzt einen nicht namentlich genannten Feind. Die Epistulae ex Ponto (E.) von um bis enthalten vier Bücher mit Briefen. Die ersten drei Bücher wurden in Rom publiziert, das vierte Buch wohl erst nach O.s Tod veröffentlicht. In den E. kehrt O. zum Thema der T. zurück und klagt über die Härten seines Exils, die er wie in den T. mit den Freuden seines früheren Lebens kontrastiert. Das Werk ist an O.s Ehefrau und namentlich erwähnte Freunde gerichtet, die sich in Rom für O. einsetzen sollen. Als verlorene Werke O.s gelten die Tragödie Medea und eine lat. Übersetzung der Phainomena des Aratos, als unecht u. a. Halieutica, Nux und Consolatio ad Liviam. O. erlangte schon in der Antike große Popularität. Sein literarischer Ein uss erfasste Seneca, Lucan, Juvenal, Statius, Apuleius, Claudian und Ausonius, dann auch Lactantius, Prudentius, Paulinus von Nola, → Boethius und → Isidor von Sevilla. Bis heute gilt er als einer der größten römischen Dichter. Er verlieh der erotischen Elegie grundlegende neue Impulse, indem er sie mit dem Epos verschmolz. Er beherrschte elegische Distichen wie Hexameter, Liebeslyrik wie epische Großform. Die eleganten Verse seiner Werke ergänzen deren sprachliche Virtuosität und erzählerische Gestaltungskraft. Dabei bleibt seine Dichtung immer lebendig, geistreich und von Witz und Menschenkenntnis geprägt. Der stoffliche und historische Reichtum von O.s Werken macht diese zu einer unerschöp ichen Quelle antiker Kultur, Religion und Mythologie.
Ovidius Naso . O. im MA: Hunderte von Handschriften und Drucken bezeugen O.s nachhaltige Wirkung ebenso wie Viten, Kommentare, literarische und didaktische Werke. Die O.-Rezeption des MA wird von Kugler in drei Hauptphasen unterteilt: Vom . bis . Jh. stieg O. in den Rang einer Autorität auf und zählte schließlich auch zu den «aurei auctores». Vom . bis . Jh. spielte O. eine bedeutende Rolle für die lat. Kultur des MA, wie etwa die zunehmende Verbreitung von O.-Handschriften im . Jh. zeigt. Vom . bis . Jh. erweiterte sich O.s Wirkung und erfasste auch die enzyklopädische, naturkundliche und kosmologische Literatur sowie Florilegien und Traktate. Um setzte auch die umfangreiche Drucküberlieferung ein. In allen drei Phasen erfolgte die O.-Rezeption primär in lat. Sprache, erfasste aber auch stark den romanischen Sprachraum, wie u. a. Dantes Divina Commedia zeigt. Durchgängiges Element der Nachwirkung O.s waren die oft für den Gebrauch im Unterricht geschriebenen Viten. Diese waren häu g von einem starken Interesse an O.s Exil geprägt. So spekulierte man etwa über die Gründe für O.s Verbannung, die z. B. auf eine Liebesaffäre des Dichters mit der Gemahlin des Augustus zurückgeführt wurde. Die Zeit von O.s Exil wurde dann als neuer Lebensabschnitt des Dichters aufgefasst, in dem dieser seinem bisherigen Leben abschwor. Ein zweiter Grundzug mittelalterlicher O.-Viten ist die Darstellung des Dichters als Christ. So ndet sich im späten . Jh. bei Manegold von Lautenbach die Auffassung, O. sei wegen seines christlichen Glaubens verbannt worden. In den Nota de Ovidio des . wird O. von Johannes getauft, ist später Bischof von Tomi und stirbt als Märtyrer. In einer Fassung der Weltchronik → Heinrichs von München vom Ende des . Jh. ist O. zunächst Kanzler in einem heidnischen Königreich. Er beginnt dann eine Affäre mit der Königin, wird deswegen auf einem Nachen ausgesetzt und gewinnt durch eine TrojaDichtung die königliche Gunst zurück. Im Zusammenhang mit den Viten sei hier auch die pseudoautobiogra sche Dichtung De Vetula aus der Mitte des . Jh. erwähnt. Darin läutert sich O. vom Lebemann zu einem Anhänger von Wissenschaft und Religion, der die Geburt Christi prophezeit. Ebenfalls in allen Phasen der ma. O.-Rezeption präsent sind Kommentare. O.s Werk erfuhr häug christliche («interpretatio christiana») und allegorische Deutungen, die vor allem im . und
Ovidius Naso . Jh. in den Vordergrund traten. Schon der Kommentar des Manegold von Lautenbach vom Ende des . Jh. stellt O. als heimlichen Christen dar. Der Dichter habe seine christlichen Lehren jedoch im heidnischen Gewand gedichtet, um sich nicht den Zorn der Herrschenden zuzuziehen. Eine Accessus-Sammlung des . Jh. aus Tegernsee (München, BSB, clm ) fasst O. als Lehrer von Liebe und Moral auf. Er sei dann wegen dieser Lehren verfolgt worden. Ähnliche Deutungen nden sich in den Allegoriae super Ovidii Metamorphosin (um ) des Arnulf von Orléans und im Integumentum Ovidii (um ) des → Johannes von Garlandia. Freilich blieben diese positiven Deutungen des ovidischen Werks nicht unwidersprochen. → Konrad von Hirsau warf O. im Dialogus super auctores vor, sein Werk gefährde die Moral und fördere den Aberglauben. In der De natura et dignitate amoris des → Wilhelm von Saint-Thierry wird O. als Propagandist der körperlichen Liebe verurteilt. Eine wichtige Bedeutung als Gesamtschau allegorischer O.-Rezeption besitzt der Ovidius moralizatus (um ) des Petrus Berchorius. Dessen Auszug Libellus de imaginibus deorum (um ) gewann in der frühen Renaissance große Bedeutung als Handbuch antiken Götterglaubens. Weitere O.Kommentare waren Bestandteil von Druckausgaben. So wurde in Venedig die kommentierte M.-Ausgabe des Raphael Regius gedruckt. / enstand die dreibändige, ebenfalls kommentierte O.-Ausgabe des Humanisten Andrea Navagero, die bis ins . Jh. die weitere Rezeption des Dichters beein usste. Auch in der lat. Dichtung war bereits seit den Narrationes fabularum Ovidianarum (./. Jh.) des Lactantius Placidus der Ein uss O.s in wechselndem Maße spürbar. In der karolingischen Zeit übte O. nicht die umfassende Wirkung eines Vergil aus, wirkte aber auf Modoin von Autun und Theodulf von Orléans. O.s spielte dann für die Entwicklung der ma. Affektlehre eine wichtige Rolle. Besonders ab dem . Jh. galt er als Autorität für Liebesfragen. Seine Wirkung erfasste u. a. den Facetus Moribus et vita (→ Facetus) sowie De amore libri tres von → Andreas Capellanus. O.s Darstellung erotischer Gefühle wurde auch zum Vorbild lat. Dichtungen, etwa in den → Carmina Burana. Die H. waren Anregung für literarische Briefe, O.s Elegien für Frauenklagen und Pastourellen. Auch die lat. Epik des MA griff auf O. zurück, etwa indem sie seine Stoffe nachdichtete oder die Sage um
. Hälfte . Jh. den Untergang Trojas mit ihm entliehenen Partien anreicherte. Beispiele sind Daretis Frigii Ylias (um ) des Joseph Iscanus, der Troilus () des Albert von Stade und die Historia destructionis Troiae () des Guido de Columnis. Auch das historische Epos Ligurinus (um ) des → Gunther von Pairis zeigt ovidische Spuren. O. wirkte im . Jh. auch auf die dramatische Dichtung, die im Umkreis von Aeneas Silvius → Piccolomini entstand, z. B. De remedio amoris () von Johann Tröster. Im Kontext literarischer Didaxe steht O.s Ein uss im Filius () des → Andreas de Rode. Weiterhin existierten lat. Kontrafakturen ovidischer Werke sowie Pseudo-Ovidiana. Die mlat. Historiographie, Kosmologie, Naturkunde und Chronologie griffen ebenfalls auf O.s Werk zurück. So beschrieb die ab dem . Jh. verbreitete, pseudo-ovidische Dichtung De mirabilis mundi wundersame Naturphänomene. Das Rudimentum Noviciorum () berief sich als weltgeschichtliches Kompendium auf O. Im pädagogischen Kontext diente O.s Werk als Fundgrube für lat. Poetiken, die seine Fabeln als Beispiele nutzten – so die Ars versi catoria des Matthäus von Vendôme oder die Poetria nova des Galfrid von Vinsauf. Beliebt waren etwa die Fabeln von Pyramus und Thisbe, Narcissus, Hero und Leander sowie Io. Auch Kompendien für Prediger griffen auf O. zurück, z. B. das Quadragesimale (Mitte . Jh.) des Conrad Grütsch. Im MA wurden auch O. selbst wissenschaftliche und didaktische Schriften zugeschrieben, etwa ein Sittenspiegel sowie Traktate über Taubheit, Trunksucht, Tischsitten und Brettspiel. Weiterhin fanden (pseudo-)ovidische Zitate Eingang in lat. Florilegien und Proverbien. Die dt. O.-Rezeption des MA steht im Schatten der lat. und romanischen Rezeption. Sie ist oft durch mlat. oder altfranzösische Zwischenquellen vermittelt. Auch die Kommentierung erfolgte überwiegend in lat. Sprache. Extrem selten waren auch Übertragungen von O.s Werk in die dt. Sprache. So blieb die um entstandene Versübersetzung der M. durch → Albrecht von Halberstadt lange Zeit einzigartig. Der nur fragmentarisch erhaltene Text entstand wahrscheinlich ohne Zwischenquellen und gilt als sehr originalgetreu, entfaltete aber keine zeitgenössische Wirkung. Später versuchte sich dann Jörg Wickram auf der Grundlage von Albrechts Vorarbeiten an einer dt. M.Übersetzung. Wickrams Text erschien mit einem Kommentar von Gerhard Lorichius in Mainz.
. Hälfte . Jh. Diese sprachlich modernisierte Fassung der M. leitete die O.-Rezeption der Frühen Neuzeit ein. Eine wichtige Rolle spielte O. in mhd. wie mlat. Literatur als Autorität für menschliche Affekte und Liebesdidaxe. Darauf gründete seine Bedeutung für die mhd. Minnelehre und -dichtung. Die ovidischen Vorstellungen von Liebe als Dienst, Krankheit oder Verwundung elen in diesem Kontext auf fruchtbaren Boden. O. wird in der → Winsbeckin erwähnt, beein usste mittelbar → Heinrich von Morungen und Der → heimliche Bote und ging in die Minnelehre des → Johann von Konstanz ein. Johann → Hartliebs dt. Übertragung von De Amore des Andreas Capellanus verweist im Titel auf O. Weiterhin hat man den Ein uss O.s im Büchlein des → Hartmann von Aue und im Frauenbuch des → Ulrich von Liechtenstein vermutet. Die Minnereden des . und . Jh. gelten als kaum von O. beein usst. In der mhd. Epik entfaltete O. besonders in der frühhö schen Zeit Ein uss, vor allem auf die Minne-Konzeptionen der zeitgenössischen Dichter. Diese borgten bei O. Stoffe, Motive und Formelemente, die sie u. a. als Liebesklagen oder -gespräche in ihre Erzählungen einfügten. Solche Elemente nden sich im Eneasroman → Heinrichs von Veldeke ebenso wie im Erec Hartmanns von Aue. Die Tristanromane → Gottfrieds von Straßburg und → Eilharts von Olberg zeigen die Auseinandersetzung mit O.s Liebeslehren sowie Bezüge auf ovidische Fabeln. O. wirkte auch auf die Trojaromane → Herborts von Fritzlar und → Konrads von Würzburg. Letzterer benutzte im Trojanerkrieg Episoden aus den A., H. und M. Als Autorität wird O. im → Reinfried von Braunschweig erwähnt, der auch ovidische Fabeln rezipierte. Eine weitere Rezeption der H. erfolgte möglicherweise in Flore und Blansche ur von Konrad → Fleck, im Willehalm von Orlens des → Rudolf von Ems, im Engelhard des Konrad von Würzburg, im Wilhelm von Österreich des → Johann von Würzburg und im Jüngeren Titurel von → Albrecht. Letzterer griff auch ovidische Fabeln auf, ähnlich wie Rudolf von Ems, → Ulrich von Etzenbach, → Hero und Leander sowie die Verserzählung → Pyramus und Thisbe. Darin wird das Liebespaar im Kontext christlich geprägter Minnevorstellungen als Märtyrer inszeniert. Anspielungen auf Pyramus und Thisbe nden sich auch im Erec, in der Minnerede → Herz und Leib und in der → Heidin B. Insgesamt werden die mythologischen
Ovidius Naso Aspekte von O.s Werk vor allem in Epen mit orientalischen Schauplätzen aufgegriffen. Schwächer als in der lat. Rezeption ist die wissenschaftliche Nachwirkung O.s in der mhd. Literatur. Anklänge an kosmologische Passagen O.s nden sich in der → Erlösung, Beschreibungen sagenhafter Wesen u. a. in dt. Fassungen des Physiologus → Notkers III. von St. Gallen. Die vier ovidischen Weltalter sind im Renner des → Hugo von Trimberg sowie bei → Marner, → Kelin und → Wizlaw erwähnt. Das Buch der Natur → Konrads von Megenberg nimmt auf De Vetula Bezug, wenn es O. als Mann der Wissenschaft darstellt, der Christi Geburt vorausgesagt habe. O. verdanken sich weiterhin Sentenzen und ge ügelte Worte, die sich bis in die mhd. Literatur verbreiteten. Ü: . O. und Kommentatoren: Hunderte von Hss. (vor allem der Metamorphoses) in MA und früher Renaissance. Verzeichnisse und Übersichten: Hilda Buttenwieser: Manuscripts of O.’s ‹Fasti›. The Ovidian Tradition in the Middle Ages. In: Transactions and Proceedings of the American Philological Association () H. , S. –. – Franco Munari: Catalogue of the Mss. of O.’s ‹Metamorphoses›. [London] . – Edward J. Kenney: The Manuscript Tradition of O.’s ‹Amores›, ‹Ars amatoria›, and ‹Remedia amoris›. In: The Classical Quarterly NS () S. –. – F. Munari: Supplemento al Catalogo dei Manoscritti delle ‹Metamorfosi› Ovidiane. In: Rivista di Filologia e di Istruzione Classica () S. –. – Ders.: Secondo Supplemento al Catalogo dei Manoscritti delle ‹Metamorfosi› Ovidiane. In: Studia Florentina Alessandro Ronconi Sexagenario Oblata. Rom , S. –. – Erich J. Thiel: Neue Hss. der mlat. Nachdichtungen von O.s ‹Ars amatoria› und ‹Remedia amoris› und Nachträge. In: Mlat. Jb. () S. –. – Ernst H. Alton u. a.: A Catalogue of the Manuscripts of O.’s ‹Fasti›. London . – Frank T. Coulson: New Manuscripts of the Medieval Interpretations of O.’s ‹Metamorphoses›. : Addendum to the Known Manuscripts of Arnulf of Orléans and Giovanni del Virgilio. : Manuscripts of the Vulgate Commentary on O.’s ‹Metamorphoses›. In: Scriptorium () S. –. – Ders.: Newly Discovered Manuscripts of O.’s ‹Metamorphoses› in the Libraries of Florence and Milan. In: Scriptorium () S. –. – Ders.: A Bibliographical Update and Corrigenda Minora to Munari’s Catalogues of the
Ovidius Naso Manuscripts of O.’s ‹Metamorphoses›. In: Manuscripta () S. –. – Ders.: Addenda to Munari’s Catalogue of the Manuscripts of O.’s ‹Metamorphoses›. In: Revue d’Histoire des Textes () S. –. – Ders.: Addenda to Munari’s Catalogues of the Manuscripts of O.’s ‹Metamorphoses›. In: Manuscripta () S. –. – MarcRené Jung: Les Éditions Manuscrites de l’Ovide Moralisé. In: Romanistische Zs. für Literaturgesch. () S. –. – Kathryn L. McKinley: Manuscripts of O. in England –. In: English Manuscript Studies – () S. –. – Clark (s. Lit.) S. –. – Weitere Lit. zur Überl. bei Haase (s. Lit.) S. f. – Vgl. auch die Angaben zur Überl. in den Ausgaben. . Dt. Metamorphosen-Übersetzung des Albrecht von Halberstadt: Berlin, SB, mgf + Oldenburg, Staatsarch., Best. E + Ebd., [ohne Sign., verschollen], Doppelbl. + Bl. + Längsstreifen von Bll. + Blattreste (Perg., zweite Hälfte . Jh., thüringisch). Vgl. auch die Überl. der im Artikel genannten Einzelautoren. D: Zahlreiche lat. und romanische Drucke ab etwa . Verz. in GW (http://gesamtkatalog derwiegendrucke.de/docs/OVIDPUB.htm) und VD . Beispiele für frühe Drucke: Heroides. [Savigliano]: Hans Glim, [um ] (GW M). – Ars amandi. De remedio amoris. Augsburg: Günther Zainer, (GW M; Online-Faks. BSB München [o. J.]). – Opera. Bologna: Baldassare Azzoguidi, (GW M). – Metamorphoses. [Venedig: Federicus de Comitibus, ] (GW M). Zu den Drucken vgl. auch: Grundy Steiner: Source-Editions of O.s ‹Metamorphoses›. In: Transactions and Proceedings of the American Philological Association () S. –. – Dies.: The Textual Tradition of the Ovidian Incunabula. In: ebd. () S. –. – Lamberto Donati: Edizioni Quattrocentesche non Pervenuteci delle ‹Metamorfosi›. In: Atti del Convegno Internazionale Ovidiano . Rom , S. –. – Ann Moss: O. in Renaissance France. A Survey of the Latin Editions of O. and Commentaries Printed in France before . London . A: . O.s Werke: Aufgeführt sind jeweils die aktuellsten bzw. neu bearbeiteten Ausgaben. – Opera. Hg. v. Rudolf Merkel/Rudolf Ehwald. Bde.
. Hälfte . Jh. in Tln. Leipzig –. – Amores, Medicamina faciei femineae, Ars amatoria, Remedia amori. Hg. v. Edward J. Kenney. Oxford . – The Halieutica Ascribed to Ovid. Hg. v. John A. Richmond. London . – Fastorum libri sex. Hg. v. Ernst H. Alton u. a. Leipzig . – Ovid. Hg. v. Johannes Divjak/Christine Ratkowitsch. Bde. Wien . – Ex Ponto libri quattuor. Hg. v. J. A. Richmond. Leipzig . – Liebesgedichte. Hg. v. Walter Marg/Richard Harder. München . – Tristia. Hg. v. John B. Hall. Stuttgart/Leipzig . – Liebesbriefe. Hg. v. Bruno W. Häuptli. München u. a. . – Ibis. Fragmente. Ovidiana. Hg. v. dems. Zürich u. a. . – Heroides XVI–XXI. Hg. v. E. J. Kenney. Cambridge . – Metamorphosen. Nach der Übers. v. Erich Rösch hg. v. Niklas Holzberg. Darmstadt . – Metamorphoses. Hg. v. William S. Anderson. München u. a. . – Liebesgedichte. Hg. v. N. Holzberg. Düsseldorf u. a. . – Metamorphosen. Hg. v. Gerhard Fink. Düsseldorf u. a. . – Metamorphoses. Hg. v. Richard J. Tarrant. Oxford . – Heroides. Briefe der Heroinen. Hg. v. Detlev Hoffmann u. a. Stuttgart . – Tristium libri quinque. Ibis. Ex Ponto libri quattuor. Halieutica. Fragmenta. Hg. v. Sidney G. Owen. Oxford . – Metamorphosen. Hg. v. Michael von Albrecht. Stuttgart . – Amores. Hg. v. M. v. Albrecht. Stuttgart . – Ars Amatoria. Hg. v. M. v. Albrecht. Stuttgart . – Remedia amoris. Hg. v. N. Holzberg. Stuttgart . – Liebeskunst. Hg. v. N. Holzberg. Berlin . – Briefe aus der Verbannung. Hg. v. N. Holzberg. Mannheim . – Fasti. Hg. v. N. Holzberg nach der Ausg. von Wolfgang Gerlach. Berlin . . Viten: Fausto Ghisalberti: Mediaeval Biographies of Ovid. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes () S. –, hier S. –. – Bernhard Bischoff: Eine ma. Ovidlegende. In: Hist. Jb. () S. – (wieder in: Ders.: Ma. Stud. Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgesch. . Stuttgart , S. –). – Pseudo-Ovidius De vetula. Unters. und Text. Hg. v. Paul Klopsch. Leiden . . Lat. Kommentare: Ovide Moralisé. Poème du Commencement du Quatorzième Siècle. Hg. v. Cornelis de Boer. Bde. Amsterdam –. Nachdr. Vaduz . – Johannes de Garlandia: Integumenta Ovidii. Poemetto Inedito del Secolo XIII. Hg. v. F. Ghisalberti. Messina u. a. . – Ghisalberti (s. o., Nr. ) S. . – Pierre
. Hälfte . Jh. Bersuire: Reductorium Morale. Liber XV: Ovidius moralizatus. Hg. v. Jacques Engels. Bde. Utrecht –. – Accessus ad Auctores. Bernard D’Utrecht, Conrad D’Hirsau. Dialogus Super Auctores. Hg. v. Robert B. Huygens. Leiden , S. –, . – Peter F. Ganz: Archani Celestis non Ignorans. Ein unbekannter O.-Komm. In: Verbum et Signum. FS Friedrich Ohly. Hg. v. Hans Fromm u. a. München , S. –. – Latin Commentaries on Ovid from the Renaissance. Hg. v. Ann Moss. Signal Mountain . . Dt. «Metamorphosen»-Übersetzung des Albrecht von Halberstadt: Bartsch (s. Lit.). – Rücker (s. Lit.). Vgl. außerdem die Ausg. der im Artikel genannten Einzelautoren. Ü: Dt. Übersetzungen jeweils in den Ausg. von Holzberg, Albrecht und Häuptli. Außerdem in: Marg/Harder (s. Ausg.). – Lieder der Trauer. Die Tristien des Publius Ovidius Naso. Hg. v. Volker Ebersbach. Frankfurt/M. . – Fink (s. Ausg.). – Metamorphosen. Hg. v. Erich Rösch. München . – Hoffmann (s. Ausg.). L: Weitere und ältere Lit. u. a. bei Schanz , Haase , Kugler , Kenney , Hardie , Knox , Clark . – Manitius () s. Reg. – Ehrismann // () S. , , , , u. ö. – Hartmut Kugler, VL () Sp. –. – De Boor/Newald () S. – u. ö. – Paul Klopsch u. a., LexMA () Sp. –. – H. Kugler, EM () Sp. –. – Richard Mellein u. a., KLL () S. –. – Karl Bartsch: Albrecht von Halberstadt und O. im MA. Quedlinburg u. a. . – Max Manitius: Beitr. zur Gesch. des Ovidius und andrer römischer Schriftst. im MA. Leipzig . – Roy J. Deferrari u. a.: A Concordance of O. Washington . Nachdr. in Bdn. Hildesheim . – Ghisalberti (s. Ausg., Nr. ). – B. Bischoff: Eine ma. Ovidlegende. In: Hist. Jb. () S. – (wieder in: Ma. Stud. . Ausgewählte Aufsätze zur Schriftkunde und Literaturgesch. Stuttgart , S. –). – Lancelot P. Wilkinson: O. Recalled. Cambridge u. a. , S. –. – Friedrich W. Lenz: Einführende Bemerkungen zu den ma. Pseudo-Ovidiana. In: Das Altertum () S. – (wieder in: Ders.: Opuscula Selecta. Amsterdam , S. –). – F. Munari: O. im MA. Zürich u. a. . – Karl Stackmann: O. im dt. MA. In: Arcadia ()
Ovidius Naso S. – (wieder in: Ders.: Ma. Texte als Aufgabe. Kleine Schr. . Hg. v. Jens Haustein. Göttingen , S. –). – Erich J. Thiel: Mlat. Nachdichtungen von O.s ‹Ars amatoria› und ‹Remedia amoris›. In: Mlat. Jb. () S. –. – Günther Heinzmann: Albrecht von Halberstadt und Jörg Wickram. Stud. zu einer Rekonstruktion von Albrechts ‹Metamorphosen›. Diss. München . – Franz Bömer: Metamorphosen. Komm. Bde. Heidelberg –. – E: J. Thiel: Beitr. zu den O.-Nachdichtungen ‹Pseudo-Ars amatoria› und ‹Pseudo-Remedia amoris›. In: Mlat. Jb. () S. –. – Olaf Schwencke: Zur O.Rezeption im MA. Metamorphosen-Exempel in biblischexegetischem Volksschrifttum. In: ZfdPh () S. –. – Winfried Offermanns: Die Wirkung O.s auf die literarische Sprache der lat. Liebesdichtung des . und . Jh. (Mlat. Jb. Beih. ). Wuppertal u. a. . – Ulrich Möller: O., ‹Amores›, alba-tageliet. Typ und Gegentyp des ‹Tageliedes› in der Liebesdichtung der Antike und des MA. In: DVjs () S. – (wieder in: Ders.: Gesammelte Schr. zur Literaturwiss. . Hg. v. Margarete Springeth [GAG ]. Göppingen , S. –). – E. J. Thiel: Neue Hss. der mlat. Nachdichtungen von O.s ‹Ars amatoria› und ‹Remedia amoris› und Nachträge. In: Mlat. Jb. () S. –. – Bodo Guthmüller: Lat. und volkssprachliche Komm. zu O.s ‹Metamorphosen›. In: Der Komm. in der Renaissance. Hg. v. August Buck/Otto Herding. Boppard , S. –. – Karl Langosch: Der ‹Facetus, Moribus et vita› und seine Pseudo-Ovidiana. In: Mlat. Jb. () S. –. – Brian O. Murdoch: Die Bearb. des Hero-und-Leander-Stoffes. Zur literarischen O.Rezeption im späten MA. In: Studi Medievali Ser. , () S. –. – Ronald Syme: History in O. Oxford u. a. . – Martin Schanz: Gesch. der römischen Lit. bis zum Gesetzgebungswerk des Kaisers Justinian. : Die römische Lit. in der Zeit der Monarchie bis auf Hadrian. München , S. –. – Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt. Tl. II, Bd. , Teilbde. und . Hg. v. Wolfgang Haase. Berlin u. a. . – Christina Lucke: ‹Remedia amoris›. Komm. zu Vers –. Bonn . – Reginald L. Hyatte: Ovidius, ‹doctor amoris›. The Changing Attitudes Towards O.’s Eroticism in the Middle Ages as Seen in the Three Old French Adaptations of the ‹Remedia amoris›. In: Florilegium () S. –. – A. Keith Bate: O., Medieval Latin and the Pastourelle. In:
Ovidius Naso Reading Medieval Studies () S. –. – Ralph J. Hexter: O. and Medieval Schooling. Studies in Medieval School Commentaries on O.’s ‹Ars amatoria›, ‹Epistulae ex Ponto›, and ‹Epistulae Heroidum›. München . – Ursula Bernhardt: Die Funktion der Kat. in O.s Exilpoesie. Hildesheim u. a. . – Frank T. Coulson: The ‹Vulgate› Commentary on O.’s ‹Metamorphoses›. In: Mediaevalia () S. –. – R. J. Hexter: Medieval Articulations of O.’s ‹Metamorphoses›. From Lactantian Segmentation to Arnul an Allegory. In: Mediaevalia () S. –. – Charles Martindale: O. Renewed. Ovidian In uences on Literature and Art from the Middle Ages to the th Century. Cambridge u. a. . – Robert Levine: Exploiting O. Medieval Allegorization of the ‹Metamorphoses›. In: Medioevo Romanzo () S. –. – John F. Miller: O.’s Elegiac Festivals. Studies in the ‹Fasti›. Frankfurt/ M. u. a. . – Friedrich Spoth: O.s ‹Heroides› als Elegien. München . – Marion Steudel: Die Literaturparodie in O.s ‹Ars Amatoria›. Hildesheim u. a. . – Cornelia M. Hintermeier: Die Briefpaare in O.s ‹Heroides›. Tradition und Innovation. Stuttgart . – Renate Kistler: Heinrich von Veldeke und O. (Hermaea NF ). Tübingen . – Gareth D. Williams: Banished Voices. Readings in O.’s Exile Poetry. Cambridge . – Geraldine Herbert-Brown: O. and the ‹Fasti›. An Historical Study. Oxford . – Die Rezeption der ‹Metamorphosen› des O. in der Neuzeit. Der antike Mythos in Text und Bild. Internationales Symposion der Werner Reimers-Stiftung, Bad Homburg v. d. H. (. bis . April ). Hg. v. Hermann Walter/Hans-Jürgen Horn. Berlin . – O. The Classical Heritage. Hg. v. William S. Anderson. New York . – Kurt Smolak: O. im . Jh. Zwischen Ablehnung und Bewunderung. In: The Classical Tradition in the Middle Ages and the Renaissance. Proceedings of the First European Science Foundation Workshop on ‹The Reception of Classical Texts› (Florence, Certosa del Galluzzo, – June ). Hg. v. Claudio Leonardi/ Birger Munk Olsen. Spoleto , S. –. – B. M. Olsen: Ovide au Moyen Âge. In: Ders.: La Réception de la Littérature Classique au Moyen Âge (IXe–XIIe Siècle). Choix d’Articles Publié par des Collègues à l’Occasion de Son Soixantième Anniversaire. Hg. v. dems./Karsten Friis-Jensen. Kopenhagen , S. –. – Burkard Chwalek: Die Verwandlung des Exils in die elegische Welt.
. Hälfte . Jh. Stud. zu den ‹Tristia› und ‹Epistulae ex Ponto› O.s. Frankfurt/M. . – Brigitte Rücker: Die Bearb. von O.s ‹Metamorphosen› durch Albrecht von Halberstadt und Jörg Wickram und ihre Kommentierung durch Gerhard Lorichius (GAG ). Göppingen . – Ovidian Transformations. Essays on O.’s ‹Metamorphoses› and Its Reception. Hg. v. Philip Hardie u. a. Cambridge . – Knut Usener: Verhinderte Liebschaft. Zur Ovidrezeption bei Gottfried von Straßburg. In: Tristan und Isolt im SpätMA. Vorträge eines interdisziplinären Symposiums vom . bis . Juni an der Justus-LiebigUniv. Gießen. Hg. v. Xenja von Ertzdorff. Amsterdam , S. –. – E. J. Kenney: O. N. In: Der Neue Pauly . Hg. v. Mandred Landfester mit Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Stuttgart , Sp. –. – M. v. Albrecht: Das Buch der Verwandlungen. O.-Interpretationen. Düsseldorf u. a. . – Thomas Gärtner: Zur Rekonstruktion eines mlat. Komm. zu den Heroidenbriefen O.s. In: Archivum Latinitatis Medii Aevi () S. –. – Konrad Heldmann: Dichtkunst oder Liebeskunst? Die mythologischen Erzählungen in O.s ‹Ars amatoria›. Göttingen . – O.’s ‹Fasti›. Historical Readings at Its Bimillennium. Hg. v. G. Herbert-Brown. Oxford . – The Cambridge Companion to O. Hg. v. Philip R. Hardie. Cambridge u. a. . – Heike Link: Die Metamorphosenverdeutschung des Albrecht von Halberstadt. In: ‹Dô tagte ez›. Dt. Lit. des MA in Sachsen-Anhalt. Hg. v. Andrea Seidel/HansJoachim Solms. Halle/Saale , S. –. – Peter Kern: Zur ‹Metamorphosen›-Rezeption in der dt. Dichtung des . Jh. In: Eine Epoche im Umbruch. Volkssprachliche Literalität –. Cambridger Symposium . Hg. v. Christa Bertelsmeier-Kierst/Christopher J. Young. Tübingen , S. –. – Sara H. Lindheim: Mail and Female. Epistolary Narrative and Desire in O.’s ‹Heroides›. Madison/Wisconsin . – Elaine Fantham: O.’s ‹Metamorphoses›. Oxford u. a. . – Anna Julia Martin: Was ist Exil? O.s ‹Tristia› und ‹Epistulae ex Ponto›. Hildesheim u. a. . – N. Holzberg: O. Dichter und Werk. München . – Martin Amann: Komik in den Tristien O.s. Basel . – Marylène PossamaiPérez: L’‹Ovide moralisé›. Essai d’Interprétation. Paris . – Metamorphosis. The Changing Face of O. in Medieval and Early Modern Europe. Hg. v. Alison Keith/Stephen Rupp. Toronto
um . – O. Werk, Kultur, Wirkung. Hg. v. Markus Janka u. a. Darmstadt . – N. Holzberg: O.s ‹Metamorphosen›. München . – Dorothea Klein: Metamorphosen eines Dichters. Zur O.-Rezeption im dt. MA. In: Das diskursive Erbe Europas. Antike und Antikerezeption. Hg. v. Dorothea Klein/Lutz Käppel. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – M. Possamai-Pérez: L’Ovide Moralisé, ou la ‹Bonne Glose› des ‹Métamorphoses› d’Ovide. In: Cahiers d’Études Hispaniques Medievales () S. –. – Peter Dronke: ‹Metamorphoses›. Allegory in Early Medieval Commentaries on O. and Apuleius. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes () S. –. – A Companion to O. Hg. v. Peter E. Knox. Chichester u. a. . – Nouvelles Études sur L’‹Ovide moralisé›. Hg. v. M. Possamai-Pérez. Paris . – Ovide Métamorphosé. Les Lecteurs Médiévaux d’Ovide. Hg. v. ders. u. a. Paris . – Fritz Wagner: O. in den ‹Carmina Burana›. In: Ders.: ‹Mente caelum inhabitans›. Kleine Schr. zur Philologie und Geistesgesch. des MA. Hg. v. Thomas Klein (GAG ). Göppingen , S. –. – Katharina Volk: O. Chichester u. a. . – Alexandru Cizek: Zum Bild des exilierten O.s in der mlat. Lit. In: Annals of Ovidius University Constanta () S. –. – Luigi Piacente: O. in the Early Latin Literary Historiography. In: ebd., S. –. – Les Translations d’Ovide au Moyen Âge. Actes de la Journée d’Études Internationale à la Bibliothèque Royale de Belgique le Décembre . Hg. v. An Faems. Louvain-La-Neuve . – O. in the Middle Ages. Hg. v. James G. Clark u. a. Cambridge u. a. . – Ulrich Schmitzer: O. Hildesheim u. a. . MM Andreas Capellanus. – Verfasser einer Abhandlung über die Liebe, um . Der Autor des lat. Traktats De Amore (D. A.) ist historisch kaum greifbar. Zwischen und ist ein A. am Hof der Marie von Champagne urkundlich bezeugt. In D. A. werden Marie und weitere adlige Damen erwähnt, was für eine Identi zierung des belegten A. als Verfasser von D. A. spricht. Hinweise im Text und in Handschriften auf eine Verbindung zum französischen oder englischen Königshof sind unsicher. In manchen Handschriften wird A. als Kaplan des französischen Königs bezeichnet, was aber nicht beweisen ist. Der Beiname C. muss nicht A.s Beruf angeben, sondern könnte auch ein Pseudonym sein.
Andreas Capellanus Nicht identi ziert ist bis heute auch jener Gualterius, dem A.s Traktat gewidmet ist. Wie aus D. A. ersichtlich wird, besaß A. eine große, möglicherweise universitäre Bildung: → Ovid, die Kirchenväter, akademische Disputationen und juristische Schriften ossen in das Werk ein. Die Datierung der Abhandlung ist nur grob möglich. Der Text enthält einen ngierten Brief, dessen Datum einen potentiellen Terminus post quem darstellt. → Albertanus von Brescia erwähnt D. A. im Jahr , also muss die Abhandlung vorher fertiggestellt worden sein. Man hat verschiedentlich eine Abfassung um / in Paris vermutet. Die Überlieferung von D. A. setzt bereits im . Jh. ein und besteht aus rund , teilweise verlorenen Handschriften und Fragmenten. D. A. besteht aus drei Büchern mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. Das erste und umfangreichste Buch de niert zunächst die Liebe und ihr Entstehen im einzelnen Menschen. Bei A. ist die Gestalt des anderen Geschlechts Liebesauslöser. Durch den Anblick («ex visione») und die exzessive gedankliche Erfassung («immoderata cogitatione») dieser Gestalt entsteht die Liebe als «passio». Die Bezeichnung «amor» leitet A. aus der Gefangenschaft des Liebenden in den Fesseln der Begierde («cupidinis vinculis») ab. Im ersten Buch erörtert A. auch die Wirkungen der Liebe auf die von ihr erfassten Menschen. Er diskutiert den Erwerb von Liebe durch die drei für ihn einzig legitimen Auslöser: ein gefälliges Äußeres, moralische Redlichkeit und gewandte Rede. Besonders «morum probitas» ist ein Kernbegriff von D. A. Der Autor behandelt den Erwerb von Liebe auch in acht umfangreichen Musterdialogen zwischen Angehörigen gleicher und unterschiedlicher Stände (Hochadel, Adel, Bürger). In diese Dialoge ist auch ein ktiver Briefwechsel mit der Grä n von Champagne eingeschaltet. Darin wird die Adlige um ihr Urteil in einem Liebesdisput gebeten. Die Grä n stellt daraufhin die Wichtigkeit der außerehelichen Liebe fest. Zuletzt geht A. auf die Liebe bei Klerikern, Nonnen, Prostituierten und Bauern ein. In das erste Buch ist außerdem eine Allegorie vom Palast der Liebe eingefügt. Das zweite Buch behandelt den Erhalt der errungenen Liebe, aber auch deren Veränderungen – also ihre Steigerung und ihr Abnehmen. A. erörtert im Anschluss den Umgang mit Treuebrüchen, die von Liebenden gegenüber ihren Partnern begangen werden. Darauf folgen Liebesurteile, die
Andreas Capellanus in exemplarischen Fällen von adligen Damen gefällt werden. Am Schluss des zweiten Buchs stehen Liebesregeln, die A. im Rahmen einer Erzählung präsentiert: Ein britannischer Ritter erlangt mit der Unterstützung einer Fee den Sperber des König Artus sowie die genannten Liebesregeln. Der Ritter übergibt den Vogel und die Regeln seiner Dame, die ihm dafür ihre Liebe schenkt und die Regeln veröffentlicht. Im dritten Buch von D. A. wird die in den ersten beiden Teilen so ausführlich geschilderte Liebe überraschend verworfen. Die vorangehenden Bücher erscheinen nun nicht mehr als Darstellungen erstrebenswerter Verhaltensweisen. Vielmehr sollen sie zur Warnung vor sündhaftem Verhalten dienen, werden also als Belehrungen «ex negativo» aufgefasst. Im dritten Buch führt A. die Liebe auf den Teufel als Urheber zurück und keusche, gottgefällige Liebe tritt als Gegenbild in den Vordergrund. Dieser offene Gegensatz zu den ersten beiden Büchern erschwert die Deutung von D. A. Verschiedene Interpretatoren haben A.s positives Bild der Liebe zu Beginn von D. A. betont und die Kodi zierung eines hö schen Liebesverständnisses als seine Absicht dargestellt. Andere Deutungen sehen die Verurteilung der Liebe im dritten Buch als eigentliche Position A.s, der sich als Kleriker darin gerade gegen hö sche Auffassungen wende. Nach diesem Verständnis sind die ersten beiden Bücher ironisch aufzufassen und ihre hö sche Färbung dient gleichsam als Maske. A.s Traktat erfuhr ab dem . Jh. eine breite Rezeption in mehreren europäischen Sprachen. Zunächst wurde der Text noch als Abhandlung über falsche, also von Gott abgewandte Liebe gelesen, so u. a. bei Albertanus von Brescia. wurde D. A. von Bischof Tempier indiziert, verbreitete sich aber trotzdem weiter. Geremia de Montagnone benutzte im Compendium moralium notabilium um / Auszüge aus D. A. Diese Verwendung von Exzerpten ist z. B. auch noch / bei Arnold Geylshoven von Rotterdam nachweisbar. In die volkssprachige Literatur fand D. A. ab dem späten . Jh. Eingang. Nun galt es nicht mehr durchgängig als Verurteilung, sondern als Lob der Liebe in ihren weltlichen Spielarten. Diese Rezeption ndet sich etwa in der Mitte des . Jh. bei Antonio Pucci. Weitere Verbreitung erlangte die Abhandlung durch Übersetzungen, die vom . bis zum späten . Jh. reichen. übertrug Drouart de la Vache D. A. in französische Reimpaarverse. Im
um . Jh. entstanden zwei italienische Fassungen und eine katalanische Übersetzung, um dann eine anonyme Übertragung in französische Prosa. In Deutschland setzte die Rezeption von D. A. erst im . Jh. ein. fügte → Eberhard von Cersne umfangreiche Partien der Abhandlung in seine allegorische Minnrede Der Minne Regel ein. beendete Johannes → Hartlieb eine dt. Prosaübersetzung des Werks, die er für Herzog Albrecht VI. von Österreich schrieb. Hartliebs Übertragung gewann eine gewisse Popularität, was an den bekannten Handschriften und mehreren Drucke abzulesen ist. Eine dt. Bearbeitung des fünften Dialogs von D. A. schuf um der ansonsten unbekannte «arme Schoff thor» unter dem Titel → Warnung an hartherzige Frauen. Die Übertragung ist nur im sog. → Königsteiner Liederbuch überliefert und entstand wahrscheinlich nach im Auftrag einer ungenannten Frau. Gegenüber A.s Original ist der dt. Text stärker erzählerischbeschreibend angelegt, während die Minnekasuistik in den Hintergrund tritt. So fügt der dt. Bearbeiter A.s Dialog in den narrativen Rahmen einer hö schen Brunnenfahrt ein: Unterwegs lauscht ein Teilnehmer heimlich der Unterhaltung über die Liebe, deren Inhalt er in der Rolle des Lehrers und Mahners nun seinen Lesern präsentiert. Die Wirkung von D. A. erfasste im . Jh. außerdem Der → Minne Gericht und Der → neuen Liebe Buch, im . Jh. Nostradamus und noch im . Jh. den französischen Schriftsteller Stendhal. Das Interesse an A.s Werk hielt bis in die neuere Zeit an, wie zahlreiche Ausgaben von D. A. und eine umfangreiche Forschungsliteratur belegen. Ü: Lat. Original: Von De Amore sind rund Hss. und Fragm. bekannt. Nicht alle sind heute noch erhalten. – Verz. bei Roy (s. Lit.); Karnein (s. Lit.) S. –; Roy (s. Lit.). – HartliebÜbersetzung: . Hss. und ein Fragm. – Verz. bei http://www.handschriftencensus.de/werke/. – Warnung an hartherzige Frauen: Berlin, SBB, Mgq , r–r (Pap., um –, rheinfränkisch). D: Lat.: [Straßburg: C. W., um /] (GW ; Online-Faks. BSB München [o. J.]). – Hartlieb-Übersetzung: Augsburg: Anton Sorg, (GW ; Online-Faks. BSB München [o. J.]). – Straßburg: Martin Schott, (GW ). – Augsburg: Anton Sorg, (GW ; OnlineFaks. Germ. Nationalmuseum Nürnberg [o. J.]).
um A: Lat. Original: Emil Trojel (Hg.): Andreae Capellani Regii Francorum de Amore Libri Tres. Kopenhagen . Nachdr. München . – Karnein (s. u.) S. –. – Patrick G. Walsh (Hg.): On Love. London . Nachdr. ebd. . – Inés Creixell Vidal-Quadras (Hg.): De Amore. Barcelona . – Florian Neumann (Hg.): De Amore. Über die Liebe. Mainz . – Fritz Peter Knapp (Hg.): De Amore. Libri tres. Von der Liebe. Drei Bücher. Berlin/New York (Text nach Trojel ). – Hartlieb-Übersetzung: Alfred Karnein (Hg.): De Amore dt. Der Tractatus des A. C. in der Übersetzung Johann Hartliebs. München . – Karnein (s. u.) S. – (parallel zum lat. Original). – Warnung an hartherzige Frauen: A. Karnein (Hg.): Des armen Schoffthors ‹Warnung an hartherzige Frauen›. Berlin . Ü: Hanns Martin Elster (Hg.): Des Königlich fränkischen Kaplans Andreas Bücher Über die Liebe. Dresden . – John Jay Parry (Hg.): The Art of Courtly Love. New York . – Claude Buridant (Hg.): Traité de l’Amour Courtois. Paris . – Walsh (s. Ausg.). – Vidal-Quadras (s. Ausg.). – Neumann (s. Ausg.). – Fidel Rädle (Hg.): Über die Liebe. Ein Lehrbuch des MA über Sexualität, Erotik und die Beziehungen der Geschlechter. Stuttgart . – Knapp (s. Ausg.). L: Ältere Lit. bei Knapp (s. Ausg.). – Manitius () S. –. – Ehrismann // () S. . – Alfred Karnein/Anna Maria Finoli, LexMA () Sp. f. – Ingeborg Glier: Eberhard von Cersne. In: VL () Sp. –. – Klaus Grubmüller: Johannes Hartlieb. In: VL () Sp. –; () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. f. – Frank Fürbeth: Warnung an hartherzige Frauen. In: VL () Sp. –. – Christoph Huber, Killy () S. f. – A. Karnein/ Thomas Haye, KLL () S. . – Hans G. Wieczorek: Johann Hartliebs Verdeutschung von des A. C. ‹Liber de reprobatione amoris›. Breslau . – Arpad Steiner: The Date of the Composition of A. C.’ ‹De Amore›. In: Speculum () S. –. – Martin Grabmann: A. C. und Bischof Stephan Tempier. In: ebd. () S. –. – A. Steiner: The Identity of the Italian ‹Count› in A. C.’ ‹De Amore›. In: ebd. () S. –. – Paul Zumthor: Notes en Marge du Traité de l’Amour de André le Chapelain. In: Zs. für romanische Philologie () S. –. – Alexander J. De
Andreas Capellanus nomy: The ‹De amore› of A. C. and the Condemnation of . In: Mediaeval Studies () S. –. – Richard J. Schoeck: A. C. and St. Bernard of Clairvaux. The Twelve Steps of Love and the Twelve Steps of Humility. In: Modern Language Notes () S. –. – William H. Jackson: The ‹De amore› of A. C. and the Practice of Love at Court. In: Romanic Review () S. –. – Felix Schlösser: Die Minneauffassung des A. C. und die zeitgenössische Ehelehre. In: ZfdPh () S. –. – Ders.: A. C. Seine Minnelehre und das christliche Weltbild um . Bonn . – Douglas Kelly: Courtly Love in Perspective. The Hierarchy of Love in A. C. In: Traditio () S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Barbara N. Sargent: A Medieval Commentary on A. C. In: Romania () S. –. – Rüdiger Schnell: A. C., Heinrich von Morungen und Herbort von Fritslar. In: ZfdA () S. –. – Michael D. Cherniss: The Literary Comedy of A. C. In: Modern Philology () S. –. – A. Karnein: Auf der Suche nach einem Autor. A., Verf. von ‹De Amore›. In: GRM NF () S. –. – Roland Hissette: André le Chapelain et la Double Vérité. In: Bulletin de Philosophie Médiévale () S. –. – Hubert Silvestre: Du Nouveau sur André le Chapelain. In: Revue du Moyen Age Latin () S. –. – A. Karnein: La Réception du ‹De amore› d’André le Chapelain au XIIIe Siècle. In: Romania () S. –, –. – Beate SchmolkeHasselmann: Accipiter et Chirotheca. Die Artusepisode des A. C. Eine Liebesallegorie? In: GRM NF () S. –. – R. Schnell: A. C. Zur Rezeption des römischen und kanonischen Rechts in ‹De amore› (MMS ). München . – A. Karnein: ‹De Amore› in volkssprachlicher Lit. Unters. zur A.-C.-Rezeption in MA und Renaissance (GRM-Beih. ). Heidelberg . – Bruno Roy: À la Recherche des Lecteurs Médiévaux de ‹De amore› d’André le Chapelain. In: Revue de l’Université d’Ottawa () S. –. – Pascale Bourgain: Aliénor d’Aquitaine et Marie de Champagne Mises en Cause par André le Chapelain. In: Cahiers de Civilisation Médiévale () S. –. – Toril Moi: Desire in Language. A. C. and the Controversy of Courtly Love. In: Medieval Literature. Criticism, Ideology and History.
Albrecht von Halberstadt Hg. v. David Aers. Brighton , S. –. – Doris Ruhe: Intertextuelle Spiele bei A. C. In: GRM NF () S. –. – Peter F. Dembowski: Two Old French Recastings/Translations of A. C.’s ‹De amore›. In: Medieval Translators and Their Craft. Hg. v. Jeanette M. A. Beer. Kalamazoo , S. –. – Ursula Liebertz-Grün: Satire und Utopie in A. C.’ Traktat ‹De Amore›. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Don A. Monson: Auctoritas and Intertextuality in A. C.’ ‹De Amore›. In: Poetics of Love in the Middle Ages. Texts and Contexts. Hg. v. Moshé Lazar/Norris J. Lacy. Fairfax , S. –. – Albrecht Classen: Eine neue Quelle für Wolframs von Eschenbach ‹Titurel›. A. C. ‹De Amore›. In: Von Otfried von Weißenburg bis zum . Jh. Proceedings from the th International Congress on Medieval Studies, May –, . Hg. v. dems. (GAG ). Göppingen , S. –. – B. Roy/George Ferzoco: La Redécouverte d’un Manuscrit du ‹De amore› d’André le Chapelain. In: Journal of Medieval Latin () S. –. – Francis Cairns: A. C., Ovid, and the Consistency of ‹De Amore›. In: Res Publica Litterarum () S. –. – A. Classen: A. C. aus kommunikationstheoretischer Sicht. Eine postmoderne Auslegung von ‹De amore›. In: Mlat. Jb. () S. –. – Don A. Monson: A. C.’s Scholastic De nition of Love. In: Viator () S. –. – Peter Dronke: A. C. In: The Journal of Medieval Latin () S. –. – A. Karnein: Die Stimme der Intellektuellen im MA. A. C: über Liebe, Sexualität und Geschlechterbeziehung. In: Liebesfreuden im MA. Kulturgesch. der Erotik und Sexualität in Bildern und Dokumenten. Hg. v. Gabriele Bartz u. a. Stuttgart , S. –. – Jean-Yves Tilliette: ‹Amor est passio quaedam innata ex visione procedens›. Amour et Vision dans le Tractatus Amoris d’André le Chapelain. In: Micrologus () S. –. – Bengt Löfstedt: A. C. aus sprachlicher Sicht. In: Latomus () S. –. – A. Classen: Epistemology at the Courts. The Discussion of Love by A. C. and Juan Ruiz. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – D. A. Monson: A. C. and Reception Theory. The Third Dialog. In: Medievalia et Humanistica () S. –. – Ders.: A. C. and His Medieval Translators. The De nition of Love. In: Mediaevalia () H. , S. –. – Ders.: A. C., Scholasticism, and the Courtly Tradition. Washington (D. C.) . – A. Classen: A. C. Der große Experte auf dem Gebiet der Liebe. Ein Satiriker,
um klerikaler Kritiker oder Philosoph? In: Künstler, Dichter, Gelehrte. Hg. v. Ulrich Müller/Werner Wunderlich. Bearb. v. Margarete Springeth u. a. Konstanz , S. –. – Stefano Rapisarda: A Ring on the Little Finger. A. C. and Medieval Chiromancy. In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes () S. –. – Vincent J. Scattergood: ‹The Unequal Scales of Love›. Love and Social Class in A. C.’s ‹De Amore› and Some Later Texts. In: Writings on Love in the English Middle Ages. Hg. v. Helen Cooney. New York , S. – (wieder in: V. J. Scattergood: Occasions for Writing. Essays on Medieval and Renaissance Literature, Politics and Society. Dublin u. a. , S. –). – Kathleen Andersen-Wyman: A. C. on Love. Desire, Seduction, and Subversion in a Twelfth-Century Latin Text. New York u. a. . – Tina B. Orth-Müller: ‹Von der Liebe› in Hohenbusch. Ein neues Fragm. der Schr. ‹De amore› des A. C. in dem Cod. der Diözesan- und Dombibl. Köln. In: Analecta Coloniensia () S. –. – Carola Redzich: Hö sche Liebeslehre als Narrenspiegel? Zu den Entwürfen von Hof und zum semantischen Potential von ‹curia› und ‹curialitas› in A. C.’ Traktat ‹De amore›. In: Freiburger Universitätsbll. () H. , S. –. – Thomas Haye: Ein Kölner Disput über die Liebe. A. C., Enea Silvio Piccolomini und Jacobus de Reno (‹Dyalogus de sene et iuvene de amore disputantibus›). In: Daphnis () S. –. MM Albrecht von Halberstadt. – Übersetzer von → Ovids Metamorphosen, um . Bis auf fünf Fragmente aus einer Handschrift des . Jh. ist A.s dt. Ovid-Umsetzung in Reimpaaren verloren, die wohl rund . Verse umfasst haben dürfte. Rückschlüsse auf das ursprüngliche Werk sind aber auf Grundlage einer tiefgreifend umgestaltenden Bearbeitung Jörg → Wickrams von möglich. Informationen zu A.s Biographie liefert der bei Wickram (wohl nicht unverderbt) repräsentierte Prolog zu A.s Übersetzung («Meyster Albrechts prologus»). Demnach ist A. «eyn sachs» aus «Halberstatt» gewesen, der seine Metamorphosen im Auftrag oder zumindest im Herrschaftsbereich des Landgrafen Hermann von Thüringen (–) ins Werk setzte. Hermann ist für sein literarisches Mäzenatentum bekannt. A. habe seine Bearbeitung auf einem Berg mit Namen «Zechenbuch» verfasst.
um Hinter diesem offensichtlichen Lese-/Schreibfehler haben Jacob Grimm (s. Lit.) und vor ihm schon Cyriacus Spangenberg () das thüringische Augustiner-Chorherrenstifft Jechaburg (heute zu Sondershausen) vermutet, dessen Vogt Landgraf Hermann war. Da mit dem Eneas → Heinrichs von Veldeke und dem Liet von Troye → Herborts von Fritzlar die Bearbeitung antiker Stoffe im Umkreis Hermanns anderweitig nachgewiesen ist, würden sich A.s Metamorphosen hier gut einfügen. Und da A. aufgrund seiner Lateinkentnisse gewiss Kleriker war, könnte er Chorherr im Stift gewesen sein. Der Beginn der Arbeiten wird im «prologus» angegeben mit «Zwelff hundert jor / Und zehene bevorn / Seit unser herr ward geporn». Das ist ambivalent und könnte sowohl als auch meinen. Der Kontext Veldekes und Herborts spricht aber eher für den frühen Zeitpunkt. Zum Abschluss des Werkes macht der Prolog keine Angaben, aber man wird angesichts des Umfangs von einer mehrjährigen Bearbeitungszeit ausgehen dürfen. Im vermutlichen Abfassungszeitraum oder in zeitlicher Nähe sind sowohl in Halberstadt als auch in Jechaburg Träger des Namens A. nachgewiesen. Unter diesen dürfte sich der Dichter be nden, wobei eine sichere Identi kation kaum möglich zu sein scheint (als «Favoriten» gelten ein Halberstädter Kanonikus [bezeugt –] und ein Jechaburger «scholasticus» und «magister» [bezeugt ab ]). Im Prolog entwirft A. einen weltgeschichtlichen Überblick zur Entstehung des Götterglaubens. Religiösen Einwände gegen seine mythologischen Erzählstoffe begegnet er mit dem Hinweis, diese stammten aus einer Zeit, in der die Menschen nur Abgötter gekannt hätten und daher dem Teufel verfallen gewesen wären. Für «leyen und pfaffen» seiner Gegenwart seien die Geschichten freilich «Unglaublich». Wickram ergänzt dies in seiner eigenen Vorrede um eine euhemeristische Erklärung der Mythen und den Hinweis, schon Ovid habe die religiösen Inhalte nicht mehr für wahrhaftig gehalten. In der Übersetzung folgt A. dem lat. Text recht genau, was Missverständnisse und Auslassungen freilich nicht ausschließt. Vor allem allzu Fremdartiges und dem zeitgenössischen Rezipienten Unverständliches hat A. nicht übernommen. Hinsichtlich der Zusätze zu Ovid ist unklar, ob A. eine glossierte Handschrift zur Vorlage hatte, oder die Ergänzungen auf Wickram zurückgehen. Zumindest für einen Fall bezeugt dieses Wickram selbst, der angibt, Boccaccios De claris mulieribus in
Albrecht von Halberstadt der Übersetzung Heinrich → Steinhöwels für stoffliche Erweiterungen herangezogen zu haben. Das Bemühen A.s, den mythischen Erzählstoff stilistisch der hö sch-ritterlichen Dichtung anzunähern, ist evident. Zwar vermag er dabei sprachlich seinem Original nicht gerecht zu werden, doch dürfte das wohl auch nicht beabsichtigt gewesen sein. A.s Metamorphosen verdanken sich vielmehr der Intention, den ovidianischen Stoff in einer sowohl dem Verständnis als auch dem Geschmack des zeitgenössischen Publikums entsprechenden Form zu präsentieren. Eine nennenswerte Wirkung war A.s Bearbeitung im MA dennoch nicht beschieden. Ganz im Gegensatz zu Wickrams frühneuzeitlicher Adaption, die in eine für klassisch-antike Stoffe günstigere Zeit el und bis mindesten fünf Mal aufgelegt wurde. Die Aufnahme von Erzählungen und Motiven aus dem Metamorphosen im Meistersang geht auf Wickram zurück. Hans Sachs hat sich mehrfach ovidianischer Stoffe angenommen und der Nürnberger Ambrosius Metzger hat für seine Metamorphosis () Meisterlieder in verschiedenen Tönen verfasst (s. die RSM-Reg.-Bde. / [/]). Ü: Überreste einer großformatigen (um x , cm) Pergamenthandschrift (zweite Hälfte des . Jh., thüringisch). Vielleicht aus dem Besitz der Grafen von Oldenburg. – Aufbewahrungsorte: Berlin, SBB, Mgf (vormals Oldenburg, Großherzogl. Arch.): Doppelbl. (Wickram, Buch , –). – Oldenburg, Staatsarch., Best. E : Bl., zwei Längsstreifen von Bll. (Wickram , –; auf den Streifen nur einzelne Wörter und Wortreste, vermutlich zugehörig zu: Wickram , –, ; , –, –). – Ebd., ohne Signatur (verschollen) Reste eines Bl. (Wickram , –). – Bearbeitung Wickrams in Drucken von // und : VD O –; VD :U; hinzu kommt: o. O. [Frankfurt/M.] . Die Drucke von / u. d. T.: P. Ouidij Nasonis deß aller Sinnreichsten Poeten METAMORPHOSIS; ab u. d. T.: P. Ovidii Metamorphosis, oder: Wunderbarliche und seltzame Beschreibung von der Menschen, Thiern, unnd anderer Creaturen Veränderung [...]). A: Erstausgaben der Fragmente: Wilhelm Leverkus: Aus A.s v. H. Übers. der Metamorphosen Ovids. In: ZfdA () S. – (Mgf ). – August Lübben: Neues Bruchstück von A.
Albrecht von Halberstadt v. H. In: Germania () S. – (verschollenes Fragm.). – Martin Last: Neue Oldenburger Fragm. der Metamorphosen-Übertr. des A. v. H. In: Oldenburger Jb. () S. –, hier S. – (Best. E ). – Ausgaben aller Fragmente (synoptisch zu Ovid und Wickram gesetzt): Rücker (s. Lit.) S. –. – Die Ausg. von Karl Bartsch (A. v. H. und Ovid im MA [Bibl.dt.Nat.-Lit. ]. Quedlinburg/Leipzig [Nachdr. Amsterdam ]) ist ein Rekonstruktionsversuch der «Original»-Fassung, ausgehend vom Wickram-Text und dem Fragm. in Mgf . Die Auffindung des zweiten Fragm. durch Lübben hat die Aussichtslosigkeit des Versuchs offenbart, so dass die Ausg. nur noch von forschungsgeschichtlichem Interesse ist. – Wickrams Fassung: Johannes Bolte: Georg Wickrams Werke. Bd. (Buch –)/ (Buch –) (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart /). Tübingen /. – Jörg Wickrams sämtliche Werke Bd. /–: Ovids Metamorphosen Tl. und (Ausg. Dt. Lit. des XV. bis XVIII. Jh. f.). Hg. v. Hans Gert Roloff. Berlin/New York . L: Hellmut Rosenfeld, NDB () S. f. – Karl Stackmann, VL () Sp. –. – Helga Schüppert, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald () S. – und Reg. – Christoph Huber/Red., Killy () S. f. – Moriz Haupt: Die Vorrede A.s v. H. In: ZfdA () S. –. – Jacob Grimm: Jiukan. In: ZfdA () S. f. (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Bd. . Berlin [Nachdr. Hildsheim ] S. ). – Ders.: A. v. H. In: ZfdA () S. – (wieder in: Kleinere Schr. Bd. , S. –). – Georg Baesecke: Herbort von Fritzlar, A. v. H. und Heinrich von Veldecke. In: ZfdA () S. –. – Otto Runge: Die Metamorphosen-Verdeutschung A.s v. H. (Palaestra ). Berlin . – G. Baesecke: Die Datierung A.s v. H. In: ZfdA () S. –. – Edward Schröder: Der dt. Ovid von . In: ebd. S. –. – Ders.: Der Prolog der Metamorphosen-Bearb. des A. v. H. In: Nachr. von der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen, philol.-hist. Kl. Berlin , S. –. – Ders.: Zur Datierung des Herbort von Fritzlar. In: ZfdA () S. –. – Karl Ludwig: Unters. zur Chronologie A.s v. H. (Germanistische Arbeiten ). Heidelberg (Nachdr. Nendeln/Liechtenstein ). – Karl Helm: Heinrich von Morungen und A. v. H. In: PBB ()
um S. –. – Dietrich von Kralik: Der Prolog zur Ovidverdeutschung A.s v. H. In: FS Max H. Jellinek. Wien/Leipzig , S. –. – Friedrich Neumann: Meister A.s und Jörg Wickrams Ovid auf Dt. In: PBB () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur dt. Philologie des MA. Berlin , S. –). – K. Stackmann: Ovid im dt. MA. In: arcadia () S. – (wieder in: Ders.: Ma. Texte als Aufgabe. Kleine Schr. Bd. . Hg. v. Jens Haustein. Göttingen , S. –). – K. Stackmann: Die Auslegungen des Gerhard Lorichius zur ‹Metamorphosen›Nachdichtung Jörg Wickrams. In: ZfdPh () Sonderh. S. –. – Rolf Schäftlein: Die Metamorphosen-Verdeutschung A.s v. H., eine Quelle zur hist. Dialektologie Nordthüringens. In: PBB (Halle) () S. –. – Günther Heinzmann: A. v. H. und Jörg Wickram. Stud. zu einer Rekonstruktion v. A.s Metamorphosen. Diss. München . – Kurt Ruh: Hö sche Epik des dt. MA. Bd. (Grundlagen der Germanistik ). ., verb. Au . Berlin , S. –. – Maria Grazia Saibene: La vicenda di Iphis e Anaxarete nella traduzione di A. v. H. In: Romanobarbarica () S. –. – Ursula und Rebekka Orlowsky: Narziß und Narzißmus im Spiegel von Lit., Bildender Kunst und Psychoanalyse. Vom Mythos zur leeren Selbstinszenierung. München , S. –. – Brigitte Rücker: Die Bearbeitung von Ovids Metamorphosen durch A. v. H. und Jörg Wickram und ihre Kommentierung durch Gerhard Lorichius (GAG ). Göppingen . – M. G. Saibene: Le ‹Metamorfosi› di Ovidio nella traduzione di A. v. H. In: L’antichità nella cultura europea del medioevo (Wodan ). Hg. v. Rosanna Brusegan/Alessandro Zironi. Greifswald , S. –. – Heike Link: Die Metamorphosenverdeutschung des A. v. H. In: Dô tagte ez. Dt. Lit. des MA in Sachsen-Anhalt. Hg. v. Andrea Seidel/Hans-Joachim Solms. Halle/Saale , S. –. – Lex. der Antiken Gestalten in den dt. Texten des MA. Hg. v. Manfred Kern u. a. Berlin , S. f. (Reg.). – Lena Behmenburg: ‹Translations›. La Philomèle d’A. v. H. et Georg Wickram. In: Philomèle. Figures du rossignol dans la tradition littéraire et artistique. Hg. v. Véronique Gely u. a. Clermont-Ferrand , S. –. – Rudolf Bentzinger: A. v. H. Bearb. der ‹Metamorphosen› Ovids um , vor Jahren. In: Mitteldt. Jb. für Kultur und Gesch. () S. f. VZ
um Athis und Prophilias (Pro lias). – Fragmentarisch überliefertes antikisierendes Versepos, frühes . Jh. Rund Verse der anonymen Reimpaardichtung sind erhalten. Anfang und Ende fehlen ganz. Der Sprachstand der Fragmente lässt eine Entstehung von A. u. P. im westmitteldt. Raum vermuten, womöglich in Hessen. Vorlage war das französische Epos Li Romanz d’Athis et Prophilias des Alixandre (de Bernay) aus dem letzten Viertel des . Jh. Stilistische Erwägungen (Nähe zu den Metamorphosen → Herborts von Fritzlar und dem Eraclius → Ottes) sind die Grundlage für die Datierung der dt. Fassung auf die Zeit um , die von der Forschung weitgehend akzeptiert wird. Eine offensichtliche Anspielung auf A. u. P. durch → Heinrich von Freiberg im Prolog des Johann von Michelsberg ist zu spät, um ein relevanter Terminus ante quem sein zu können. Über den unbekannten Verfasser lässt sich in Ergänzung zu seiner wahrscheinlich hessischen Abkunft nur sagen, dass er neben der französischen Sprache auch Latein beherrscht hat und sein hoher Bildungsstand durch sein Werk evident ist. Im Zentrum der Dichtung stehen die Freunde A. und P. Die Textfragmente lassen sich in vier nicht kontinuierlich durcherzählte, wohl aber zusammengehörige Gruppen ordnen. In der ersten ist A. enttäuscht darüber, dass sein Freund P. ihn in Rom nicht erkannt hat. A. wird vor der römischen Stadtmauer Zeuge eines Mordes und erklärt sich dieses Mordes für schuldig in der Hoffnung, in Rom hingerichtet zu werden. Als P. davon erfährt, nimmt er gleichsam den Mord auf sich, um den Freund zu retten. Erst die Auffindung des tatsächlichen Mördes klärt die Situation (Fragment und Teile von [s. Überl.]). In der zweiten Fragmentgruppe verliebt sich P.s Schwester Gayte in A., obwohl sie dem König Bilas versprochen ist. Gaytes und P.s Vater Evas fühlt sich seinem Wort verp ichtet und übergibt seine Tochter dem König. A. und P. greifen darauf Bilas gemeinsam an und besiegen ihn (Fragment und Teile von ). Die dritte Gruppe bietet die Hochzeitsfeier von A. und Gayte und die letzte hat Kampfhandlungen vor Athen zum Gegenstand, in die Theseus mit seinem Sohn Peritheus involviert ist (jeweils Teile von Fragment ). Angesichts dessen, dass nur Handlungsausschnitte überkommen sind, lässt sich ein Gesamtkonzept für das Werk nicht eruieren. Offensichtlich ist aber,
Athis und Prophilias dass das Epos in seiner Gesamtheit deutlich kürzer als Li Romanz gewesen sein dürfte und dass der Umgang des Anonymus mit seiner Vorlage äußerst frei war. Er kürzt nicht nur, sondern erweitert den Roman auch um eigene Beigaben, darunter eine Totenklage des A., eine Descriptio der Bewaffnung des P., die Rede des sterbenden Peritheus oder historische Detailinformationen, die allerdings die Vorstellung des antiken Roms mit dezidiert ma.-zeitgenössischen Elementen (vor allem aus der französischen Kultur) kontaminieren. Dennoch erscheint im A. u. P. das Bild der Antike bemerkenswert differenziert, was vor allem an den Ergänzungen des dt. Bearbeiters liegt: Mit seinen sich sachlich gebenden Beschreibungen ist er darum bemüht, das Erzählte zu objektivieren, und über die beiden Auseinandersetzungen mit dem Tod durch A. und Peritheus stellt er eine geistige Nähe zum antik-stoischen Gedankengut her. Mit dem A. u. P. dürfte ein herausragendes Zeugnis dt. Antikenrezeption verloren gegangen sein, dass sich vermutlich vom zeitgenössischen dt. Antikenroman deutlich abgesetzt hat. Eine Nachwirkung des A. u. P. ist – abgesehen von der Anspielung im Johann von Michelsberg – nicht nachgewiesen und auch die neuzeitliche Erforschung der Fragmente hat sich in engen Grenzen gehalten. Ü: Überreste von drei Pergamenthandschriften: ) Berlin, SBB, Nachlass Grimm (angebunden) und Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. Mgq (vormals Berlin, SBB, Mgq ) insgesamt Bll. (drittes Viertel . Jh., westmitteldt. [hessisch]); Teilfaks.: Gustav Könnecke: Bilderatlas zur Gesch. der dt. Nationallitt. ., verb. und verm. Au . Marburg , S. . – ) Berlin, SBB, Nachlass Grimm (Beilage) obere Blatthälfte (. Jh. ostmitteldt.). – ) Berlin, Dt. Hist. Museum, Inv.-Nr. Do /, Querstreifen eines Doppelbl. (. Jh., mitteldt./nd.). A: E[berhard] G[ottlieb] Graff: Diutiska. Denkmäler dt. Sprache und Lit., aus alten Hss. zum ersten Male theils hg., theils nachgewiesen und beschrieben. Bd. . Stuttgart/Tübingen , S. – (Teilabdruck Fragm. ). – Theod[or] Jos[eph] Jacomblet: A. u. P. In: Arch. für die Gesch. des Niederrheins () S. – (Teilabdruck Fragm. in Ergänzung zu Graff). – Wilhelm Grimm: A. u. P. Berlin und: Ders.: A. u. P. Weitere Bruchstücke. In: Phil.-hist. Abh. der Kgl. Akad. der Wiss. zu Berlin . Berlin , S. – (selbstständig:
Aiol Göttingen ); beides wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Bd. . Hg. v. Gustav Hinrichs. Berlin , S. –. – Carl von Kraus (Hg.): Mhd. Übungsbuch. ., verm. und geänderte Au . (Germ. Bibl. //). Heidelberg , S. –. – W. Jonathan O. Bartlett: A Critical Edition of the A. u. P. Fragments, with introduction, commentary, rhymeand word-lists. Diss. Oxford . L: Ehrismann // () S. –. – Elisabeth Frenzel, EM () Sp. f. – Peter Ganz, VL () Sp. –. – Ders.: LexMA () Sp. . – De Boor/Newald () S. f., , –. – Christian Kiening/Red., Killy () S. f. – Grimm (s. Ausg. ) S. – (Einleitung). – W. Grimm: Die Sage von A. u. P. In: ZfdA () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Bd. [s. Ausg.] S. –). – Ders.: Briefe an Franz Pfeiffer. In: Germania () S. –, hier S. f. – Konrad Zwierˇzina: Mhd. Stud. –. In: ZfdA (), S. –, –, –, hier S. ; Mhd. Stud. –. In: ZfdA () S. –, –, –, hier S. . – Franz Saran: Dt. Verslehre (Hb. des dt. Unterrichts an höheren Schulen /). München , S. . – Albert Leitzmann: Zu A. u. P. In: ZfdA () S. –. – Richard Mertz: Die dt. Bruchstücke von ‹A. u. P.› in ihrem Verhältnis zum altfranzösischen Roman. Diss. Straßburg . – Edward Schröder: Reimstud. I und II. In: Nachrichten von der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen. Philol.-hist. Kl. () S. –, –, hier S. f. – Samuel Singer: A. u. P. In: PBB () S. –. – Kraus (s. Ausg.) S. –. – Gerhard Cordes: Zur Sprache Eilhards von Oberg (Hansische Forschungen ). Hamburg , S. . – Hans Hornung: Die Fragm. von ‹A. u. P.›. In: Arch. für die Gesch. des Buchwesens () Sp. –. – Hertha Franz: Das Bild Griechenlands und Italiens in den mhd. epischen Erzählungen vor (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. , f., f., , f., , f. – Hildegard Waldner: Die Sprache von A. u. P. Diss. Jena . – Kurt Ruh: Hö sche Epik des dt. MA. Bd. : Von den Anfängen bis zu Hartmann von Aue (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. . – Marjatta Wis: Das ‹Nibelungenlied› und ‹A. u. P.›. Zu den Problemen der Urgesch. des ‹Nibelungenliedes›. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – Wortindex zu hessisch-thüringischen Epen um . Bearb. v. Thomas Klein/Joachim
um Bumke (Indices zur dt. Lit. ). Tübingen , passim. – Helmut Birkhan: Freundschaftssagen. In: Ders.: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. . Nachklassische Romane und hö sche ‹Novellen› (Edition Praesens-Studienbücher ). Wien , S. –, hier S. –. – T. Klein: Heinrich von Hesler und ‹A. u. P.›. In: ‹Mit clebeworten underweben›. FS Peter Kern. Hg. v. Thomas Bein (Kultur, Wiss., Lit., ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. VZ Aiol. – Fragment eines niederfränkischen Ritterepos, um . Der ‹A.› ist eine Übersetzung des französischen Epos Aiol et Mirabel. Dieses dürfte um / entstanden sein. Neben dem A. existieren zudem zwei italienische Bearbeitungen und eine spanische Fassung, die sämtlich jünger als der A. sind. Von den wohl ursprünglich etwa . Versen des A. sind rund erhalten. Der Text ist im maasländischen Raum entstanden und wird auch als Limburgischer A. bezeichnet, um ihn von einer gleichsam fragmentarischen Fassung zu unterscheiden, die weiter westlich entstanden ist (Flämischer A.). Die erhaltenen Abschnitte der maasländischen Version stimmen mit der französischen Vorlage in ihrer überlieferten Form überein. Letztere wird allerdings nur von einer Handschrift des . Jh. unikal tradiert. Daher ist es unsicher, ob der A. und mit ihm die erhaltene französische Fassung inhaltlich den Originalzustand des Epos repräsentieren. Die Hauptthemen des A. und der anderen Ausgetaltungen des epischen Stoffes sind zeittypisch: Liebe, Ehre und Verrat im Spannungsfeld von Christen- und Heidentum. Der Handlungsraum schließt das südliche und zentrale Frankreich, Nordspanien, Italien und Griechenland ein. Der Held Aiol ist darum bemüht, seinen Vater – einen von Ludwig dem Frommen zu Unrecht verbannten Vasallen – am königlichen Hof zu rehabilitieren. Er versucht, sich dem König durch ritterliche Taten anzuempfehlen. Nach zahlreichen bestandenen Abenteuern begegnet Aiol der heidnischen Prinzessin Mirabel. Er befreit sie aus der Gewalt zweier Entführer, verliebt sich in sie und führt sie heim ins Frankenland. Nach der Taufe Mirabels, der Versöhnung des Vaters mit dem König und der Hochzeit des Paares wird dieses von dem Intriganten Makaris entführt und in Lausanne festgesetzt. Makaris hatte zuvor bereits die Verbannung von Aiols Vater bewirkt. In Gefangenschaft kommt
um Mirabel mit Zwillingen nieder, die von Makaris in die Rhône geworfen aber gerettet werden. Nach längeren Wirren gelangt das Paar nach Frankreich zurück und wird mit den Kindern wieder vereint. Der Verräter Makaris wird gevierteilt. Der A. zählt zu den ältesten Zeugnissen der hö schen Epik im maasländisch-niederheinischen Raum des späteren . Jh. (neben den Servatius-Fragmenten → Heinrichs von Veldeke, dem → Trierer Floyris und vielleicht auch dem fragmentarischen → Niederfränkischen Tristan). Verfasst ist der Text in nahezu durchgehend vierhebigen Versen mit reinen Paarreimen. Ü: Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. IV und Leiden, UB, BPL ; bzw. Pergamentstücke (um , niederfränkisch, geschrieben vermutlich in der Region um Venlo); die ursprüngliche Hs. ist im . Jh. in der Maastrichter Ballei des Deutschritterordens zerschnitten worden. – Flämischer Aiol: Breda, Archief van het Begijnhof, ohne Sign., Pergamentdoppelbll. (Mitte . Jh.). A: Jacob Verdam: Oude en nieuwe fragmenten van den middelnederlandschen A. Leiden . – Jan Deschamps/Maurits Gysseling: De fragmenten van de Limburgse A. In: Studia Germanica Gandensia () S. –. – M. Gysseling: Corpus van Middelnederlande teksten (tot en met het jaar ). Reeks : Literaire handschriften, deel : Fragmenten. Den Haag , S. –. L: Jan Goossens, VL () Sp. –. – Jean Henri Bormans: Fragment d’une ancienne traduction ou imitation en vers de la chanson de geste d’A. In: Bulletin de l’Académie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux Arts de Belgique () S. –. – Jacques Normand/Gaston Raynaud (Hg.): A. Chanson de geste, publiée d’après le manuscrit unique de Paris. Paris . – Wendelin Foerster (Hg.): A. et Mirabel und Elie de Saint Gille. Zwei französische Heldengedichte. Heilbronn –. – Johan Hendrik Kern: Collatie van de limburgsche A.-fragm. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – J. Deschamps: De Limburgse Aiolfragm. In: Spiegel der Letteren (/ ) S. –. – Gilbert de Smet: Ostmaasländische epische Poesie um . In: Stud. zur dt. Lit. des MA. Hg. v. Rudolf Schützeichel in Verbindung mit Ulrich Fellmannn. Bonn , S. –. – Evert van den Berg: De versi katie van de vroegste Middelnederlandse epiek en de vroegmiddeleeuwse Hoogduitse traditie. In: De nieuwe taal
Fleck gids () S. –. – Ders.: Middelnederlandse versbouw en syntaxis. Ontwikkelingen in de versi catie van verhalende poëezie ca. – ca. . Diss. Utrecht , S. –. – Baukje Finet-van der Schaaf: Étude comparée d’A., chanson de geste du XIIe siècle et des fragments d’A. en moyen-néerlandais. Diss. Sorbonne (Paris) . – Gerrit C. Zielemann: De versi katie van de Limburgse Aiol en Van Sente Lutgarte. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – B. Finet-van der Schaaf: L’A. limbourgeois. Un témoin ancien de la littérature épique en moyen néerlandais. In: Etudes germaniques () S. –. – Dies.: Les deux adaptations de la ‹Chanson d’A.› en moyen néerlandais et les versions italiennes et espagnole: une source commune? In: Memorias de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona () S. –. – Theo Coun: Die fragmenten van de Limburgse ‹A.› en de balije Biesen. In: Miscellanea Baliviae de Juncis (Bijdragen tot de geschiedenis van de Duitse Orde in de balije Biesen ). Bilzen , S. –. – J. Goossens: De jambische viervoeters van de Liumburgse A. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – Frits P. van Oostrom: Stemmen op schrift. Geschiedenis van de Nederlandse literatuur vanaf het begin tot . Amsterdam , S. –. – Helmut Tervooren u. a.: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum von Rhein und Maas. Berlin , S. –. VZ Fleck, Konrad. – Verfasser eines hö schen Minneromans, um . F. ist namentlich nur bei → Rudolf von Ems nachweisbar, der ihn im Alexander (V. –) und im Willehalm von Orlens (V. –) nennt. Rudolf erwähnt F. als schon verstorbenen «her Flec der guote Kuonrât». Auch identi ziert er F. als Verfasser von Flore und Blansche ur und einer Bearbeitung des Cligès von Chrétien de Troyes. Überliefert ist nur der Roman Flore und Blansche ur, in dem F. sich selbst jedoch nicht als Verfasser nennt. Das Werk wird heute auf um datiert, u. a. weil es sprachliche Bezüge zu → Hartmann von Aue aufweist und F. von Rudolf zwischen → Freidank und dem → Stricker eingeordnet wird. Die Herkunft des Romans wird meist im Elsass oder in der Region um Basel vermutet. Nach Aussage F.s war Flore und Blansche ur sein erstes Werk (V. –). Der
Fleck Verse umfassende Roman ist in vier Handschriften und Fragmenten meist unvollständig erhalten. So überliefert Handschrift B den Text aufgrund von Blattverlust bis Vers , während in F Verse und in P nur Verse enthalten sind. H und B stammen aus der Werkstatt Diebold Laubers. W¨ahrend in H farbige Federzeichnungen eingefügt sind, verweisen leere Zwischenräume in B auf geplante, doch nicht ausgeführte Illustrationen. Im Mittelpunkt von R.s Roman stehen der heidnische Königssohn Floris und die christliche Sklaventochter Blansche ur. Die nahezu gleichzeitig geborenen Kinder leben in Spanien am Hof von Floris’ Vater und verlieben sich früh ineinander. Da der König seinen Sohn standesgemäß verheiraten will, entschließt er sich zur Trennung der Kinder. Er möchte Blansche ur zunächst töten, doch überredet ihn seine Gemahlin zum Verkauf des Mädchens. Blansche ur wird an Kau eute und schließlich an einen babylonischen Emir veräußert. Gleichzeitig lassen Floris’ Eltern dem Mädchen ein Grabmal errichten, um ihren Sohn von Blanscheurs Tod zu überzeugen. Floris will sich an dem vermeintlichen Grab selbst töten, erfährt aber von seiner Mutter die Wahrheit über seine Geliebte. Er reist daraufhin nach Babylon, wo Blansche ur von dem Emir in einem Turm gefangen gehalten wird. Floris kann durch eine List zu seiner Geliebten vordringen und genießt mit ihr eine kurze Zeit des Wiedersehens. Er wird jedoch von dem Emir entdeckt und soll mit Blansche ur zusammen verbrannt werden. Angesichts ihrer treuen Liebe werden sie zuletzt begnadigt und freigelassen. Der Emir schlägt Floris sogar zum Ritter. Nach dem Tod seines Vaters kehrt Floris nach Spanien zurück und regiert mit Blansche ur als Gemahlin das Land. Ihnen wird eine Tochter Bertha geboren, die spätere Mutter Karls des Großen. Floris und Blansche ur sterben im Alter von hundert Jahren am gleichen Tag. Der Stoff der Geschichte ist ursprünglich wohl orientalischer Herkunft und verbreitete sich von Frankreich aus in Europa. Um entstand der altfranzösische Versromann Floire et Blanche or, der in zwei Versionen überliefert ist («version populaire», «version aristocratique»). Auf ihn gehen u. a. auch Flors inde Blanze ors und der → Trierer Floyris zurück. F. folgt in Flore und Blansche ur der «version aristocratique» des altfranzösischen Romans. Er benutzte nach eigenen Angaben eine französische Vorlage, die er einem bis heute nicht
um identi zierten «Ruopreht von Orbênt» zuschreibt (V. ). Für den Umfang der Vorlage werden rund Verse angenommen. F.s Roman folgt weitgehend deren Handlung, zeichnet sich aber zugleich durch zahlreiche Erweiterungen aus. So fügt er neben ausführlichen und detailreichen Beschreibungen auch psychologisierende Erklärungen und moralisierende Re exionen ein. Eine didaktische Tendenz gewinnt das Werk durch die Verknüpfung von Tugendhaftigkeit und Minne. Schon zu Beginn des Romans mahnt F. seine Leser zu frommer Tugendhaftigkeit und Gottesminne, in der weltlichen Liebe aber zu «rechter» und «hoher» Minne (V. ). Floris und Blansche ur verkörpern eben diese Minne vorbildlich, indem sie sich vor allem von Treue leiten lassen. Der Emir hingegen steht für eine falsche Auffassung von Minne, die lustbetont und auf körperliche Liebe xiert ist. Damit bildet sie den Gegensatz zu der christlich gefärbten Minnekonzeption F.s. Der ma. Horizont des Romans wird durch Bezüge auf antike Sagen und Mythen erweitert, etwa die Zerstörung Trojas oder Pyramus und Thisbe. Sprachlich orientiert sich Flore und Blansche ur stark an Hartmann von Aue. Die Rezeption von R.s Roman war gering. Um – entstand eine dt. Prosabearbeitung, die im → Zürcher Buch vom heiligen Karl überliefert ist. Die von Rudolf erwähnte Cligès-Bearbeitung F.s ist verloren. Der Text wird heute oft im Zusammenhang mit dem Kliges → Ulrichs von Türheim diskutiert. Möglicherweise vollendete Ulrich eine von F. begonnene Übertragung. Auch eine separate Bearbeitung F.s ist nicht auszuschließen. Ü: F: Frauenfeld, kath. Pfarreiarch., cod. III Bg, Doppelbll. + Falzreste (Perg., zweites Viertel . Jh., alemannisch; Fragm.). – P: Prag, Nationalbibl., cod. XXIV.C., Doppelbll. (Perg., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.; Fragm.). – H: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Pap., um –, elsässisch). – B: Berlin, SBB, mgf , Bll. (Pap., um , elsässisch). Prosabearbeitung im Zürcher Buch vom heiligen Karl: Zürich, ZB, cod. Car. C , r–v (Pap., –). A: Flore und Blansche ur. Eine Erzählung. Hg. v. Emil Sommer. Quedlinburg/Leipzig (Online-Ausg. der UB Heidelberg: http:// diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/Sommer). – Tristan und Isolde und Flore und Blanscheur . Hg. v. Wolfgang Golther. Stuttgart []
um (Nachdr. Berlin ) S. –. – Hans Lambel: Zu K. F.s ‹Flore und Blansche ur›. Ein neugefundenes Bruchstück einer älteren Hs. In: FS zum VIII. allgemeinen dt. Neuphilologentage in Wien, P ngsten . Hg. v. Jakob Schipper. Wien u. a. , S. –. – Konrad Zwierzina: Frauenfelder Bruchstücke von F.s ‹Floire›. In: ZfdA () S. –. – Carl von Kraus (Hg.): Mhd. Übungsbuch. Heidelberg , S. –. – Bruchstücke von K. F.s ‹Floire und Blansche ûr› nach den Hss. F und P unter Heranziehung von B H. Hg. v. Carl H. Rischen. Heidelberg . – Online-Faks. v. Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. Prosabearbeitung im Zürcher Buch vom heiligen Karl: Hans Herzog: Die beiden Sagenkreise von Flore und Blansche ur. Eine litterarhist. Studie. In: Germania () S. –, hier S. –. – A[lbert] Bachmann/S[amuel] Singer (Hg.): Dt. Volksbücher. Aus einer Zürcher Hs. des fünfzehnten Jh. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Tübingen (Nachdr. Hildesheim/ New York ) S. –. Ü: Flore und Blansche ur. Altdt. Versroman. Hg. v. Johannes Ninck. Frauenfeld u. a. . L: Ehrismann // () S. – u. ö. – Peter F. Ganz, VL () Sp. –; () Sp. . – Otto Mazal u. a.: Florisdichtung. In: LexMA () Sp. –. – De Boor/ Newald () S. –, . – Hiltgunt Monecke, KNLL () S. f. – Christian Kiening, Killy () S. f. – H. Monecke/ Gerhard Wild: Floir et Blanche or. In: KLL () S. –. – Bruno Broszat: Beitr. zur Stilistik v. K. F.s ‹Flore und Blanche ur›. Greifswald . – Elfriede Schad: K. F.s ‹Floire und Blansche ur›. Ein Vergleich mit den Zeitgenossen und mit dem mnd. Gedicht ‹Flos unde Blankeos›. Diss. Marburg . – Klaus Bernhard Hupfeld: Aufbau und Erzähltechnik in K. F.s ‹Flore und Blansche ur›. Diss. Hamburg . – Timothy R. Jackson: Religion and Love in ‹Flore und Blansche ur›. In: Oxford German Studies () S. –. – András Vizkelety: Neue Fragm. des mhd. Cligès-Epos aus Kalocsa (Ungarn). In: ZfdPh () S. –. – Johanna Belkin: Das mechanische Menschenbild in der Floredichtung K. F.s. In: ZfdA () S. –. – Hans-Adolf Klein: Erzählabsicht im Heldenepos und im hö schen Epos. Stud. zum Ethos im ‹Nibelungenlied› und in K. F.s ‹Flore und Blansche ur› (GAG ).
Fleck Göppingen . – Verena Schäfer: ‹Flore und Blanche ur›. Epos und Volksbuch. Textversionen und die verschiedenen Illustrationen bis ins . Jh. Ein Beitr. zur Gesch. der Illustration. München , S. –, – u. ö. – Daniel Rocher: ‹Cligès› in Deutschland. In: Chrétien de Troyes and the German Middle Ages. Papers from an International Symposium. Hg. v. Martin H. Jones/Roy A. Wisbey. Cambridge , S. –. – Werner Röcke: Liebe und Schrift. Deutungsmuster sozialer und literarischer Kommunikation im dt. Liebesund Reiseroman des . Jh. (K. F.: ‹Florio und Blansche ur›; Johann von Würzburg: ‹Wilhelm von Österreich›). In: Mündlichkeit, Schriftlichkeit, Weltbildwandel. Literarische Kommunikation und Deutungsschemata von Wirklichkeit in der Lit. des MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. dems./Ursula Schäfer. Tübingen , S. –. – Ingrid Kasten: Der Pokal in ‹Flore und Blansche ur›. In: Erzählungen in Erzählungen. Phänomene der Narration in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Harald Haferland/Michael Mecklenburg. München , S. –. – Patricia E. Grieve: ‹Floire and Blanche or› and the European Romance. Cambridge , S. –, f. u. ö. – Margreth Egidi: Der Immergleiche. Erzählen ohne Sujet, Differenz und Identität in ‹Flore und Blansche ur›. In: Literarisches Leben. Rollenentwürfe in der Lit. des Hoch- und SpätMA. FS Volker Mertens. Hg. v. Matthias Meyer/Hans-Jochen Schiewer. Tübingen , S. –. – Michael Waltenberger: Diversität und Konversion. Kulturkonstruktionen im französischen und im dt. Florisroman. In: Ordnung und Unordnung in der Lit. des MA. Hg. v. Wolfgang Harms u. a. Stuttgart , S. –. – Brigitta König: K. F. Neuakzentuierungen in den Beschreibungen v. K. F.s ‹Flore und Blansche ur› im Vergleich zu ‹Floire et Blanche or›. Diss. Wien . – Peter Jörg Becker: K. F.: Flore und Blansche ur. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. f. – Katharina Altpeter-Jones: Trafficking in Goods and Women. Love and Economics in K. F.’s ‹Flore und Blansche ur›. Diss. Durham . – Ludger Lieb/Stephan Müller: Situationen literarischen Erzählens. Systematische Skizzen am Beispiel von ‹Kaiserchronik› und K. F.s ‹Flore und Blansche ur›. In: Wolfram-Stud. . Erzähltechnik und Erzählstrategien in der dt. Lit. des MA. Saarbrücker Kolloquium . Hg. v. Wolfgang Haub
Gottfried von Straßburg richs. Berlin , S. –. – M. Egidi: Implikationen von Lit. und Kunst in ‹Flore und Blansche ur›. In: Geltung der Lit. Formen ihrer Autorisierung und Legitimierung im MA. Hg. v. Beate Kellner u. a. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Haiko Wandhoff: Bilder der Liebe, Bilder des Todes. K. F.s Flore-Roman und die Kunstbeschreibungen in der hö schen Epik des dt. MA. In: Die poetische Ekphrasis von Kunstwerken. Eine literarische Tradition der Großdichtung in Antike, MA und früher Neuzeit. Hg. v. Christine Ratkowitsch (Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, phil.-hist. Kl. ). Wien , S. –. – Jutta Eming: Emotion und Expression. Unters. zu dt. und französischen Liebes- und Abenteuerromanen des .–. Jh. Berlin u. a. , S. f., – u. ö. – Moritz Wedell: Flore und Blansche ur im ‹bilde›. Bild-Erzeugung und Bild-Übertragung in K. F.s Floreroman. In: Zur Bildlichkeit ma. Texte. Hg. v. H. Wandhoff. Berlin , S. –. – M. Egidi: Schrift und ‹ökonomische Logik› im hö schen Liebesdiskurs. ‹Flore und Blansche ur› und ‹Apollonius von Tyrland›. In: Schrift und Liebe in der Kultur des MA. Hg. v. Mireille Schnyder. Berlin/New York , S. –. – Christine Putzo: Die Frauenfelder Fragm. v. K. F.s ‹Flore und Blansche ur›. Zugleich ein Beitr. zur alemannischen Hss.überl. des . Jh. In: ZfdA () S. –. – M. Egidi: Die hö schen Künste in ‹Flore und Blansche ur› und ‹Apollonius von Tyrla›. In: Interarti zialität. Die Diskussion der Künste in der ma. Lit. Hg. v. Susanne Bürkle (ZfdPh Sonderh. ). Berlin , S. –. – Johan H. Winkelman: Florisromane. In: Germania Litteraria Mediaevalis Francigena : Hö scher Roman in Vers und Prosa. Hg. v. René Pérennec u. a. Red. Nils Borgmann. Berlin u. a. , S. –. – Caroline Emmelius: Gesellige Ordnung. Literarische Konzeptionen von geselliger Kommunikation in MA und Früher Neuzeit. Berlin u. a. , S. f., f. u. ö. – Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA /. Hg. v. Ulrike Bodemann u. a. München , S. –. – K. Altpeter-Jones: When Wealth Was Good and Poverty Sin. Pro t, Greed, Generosity, and the Creation of the Noble Merchant in K. F.’s ‹Flôre und Blansche ûr›. In: Journal of English and Germanic Philology () S. –. – C. Putzo: Laubers Vorlagen. Vermutungen zur Beschaffenheit ihres Textes, Beobachtungen zu ihrer Verwaltung im
um Kontext der Produktion am Beispiel der Überlieferungen von ‹Flore und Blansche ur› und ‹Parzival›. In: Aus der Werkstatt Diebold Laubers. Hg. v. Christoph Fasbender unter Mitarb. v. Claudia Kanz und Christoph Winterer. Berlin u. a. , S.–. – Christoph Winterer: Zeitlupe und trügerische Aposiopese. Zum Erzählrhythmus der Bilder in Laubers ‹Flore und Blansche ur›. In: ebd., S. –. – K. Altpeter-Jones: Muslim Alterity in K. F.’s ‹Flôre und Blansche ûr›. In: Seminar. A Journal of Germanic Studies () H. , S. –. – Zu einer möglichen ‹Cligès›-Bearb. F.s vgl. auch die Lit. zum Kliges des Ulrich von Türheim. MM Gottfried von Straßburg, † um / (?). – Verfasser des bedeutendsten dt. Tristan-Romans. Der Name G.s ist in den Textzeugen und in der ma. dt. Literatur reich und gut bezeugt, oft mit dem Zusatz «meister». Kenntnisse, die über den bloßen Namen und eine grobe Datierung seines Schaffens hinausgehen sind rar, da die Selbstzeugnisse G.s im Tristan (T.) nur bedingt aussagekräftig sind und außerliterarische Nachweise gänzlich fehlen. Den Terminus post quem für den T. gibt zunächst G.s namentlich genannte Quelle, der T.Roman des Thomas von England («von Britanje» [V. –], abgeschlossen wahrscheinlich vor ). Weitere zeitliche Anhaltspunkte liefert der Literaturexkurs im T. (V. –), in Zuge dessen G. sich in die literarische Tradition einordnet. Von → Heinrich von Veldeke wird im Präteritum berichtet und auch der Minnesänger → Reinmar («von Hagenouwe») wird als tot beklagt. Als dessen Nachfolger betrachtet G. → Walther von der Vogelweide. Auch → Hartmann von Aue erscheint als lebender Zeitgenosse und auf Hartmanns Spätwerk, den Iwein, wird deutlich angespielt. Im Kreise dieser überaus prominenten Autoren überrascht die Nennung → Bliggers von Steinach (vgl. auch → Ainune). Wenn man zudem als Zielperson der Angriffen auf einen nicht namentlich genannten Dichterkonkurrenten → Wolfram von Eschenbach vermutet, so dürfte die Entstehung des T. um / anzusetzen sein, präziser vielleicht um . Der T. ist Fragment geblieben, wobei die «vollständigen» Textzeugen den T.-Torso jeweils im in etwa gleichen Umfang tradieren (. Verse in den Ausgaben), oft mit den Forsetzungen → Ulrichs von Türheim (um /) oder
um → Heinrichs von Freiberg (um ). Überlieferungsverlust ist daher auszuschließen, und dass G. den T. nicht vollendet hat, am besten mit seinem Tod zu erklären. Dieser müsste demnach in das frühe . Jh. fallen. Die Herkunftsangabe «Straßburg» korreliert mit Sprachmerkmalen in der Überlieferung. Dass in Verbindung mit G.s Namen nie der Titel «her» erscheint, lässt auf eine nichtadlige Abkunft schließen. Das Attribut «meister» wiederum spricht nicht zwingend für akademische Ausbildung, verweist aber auf G.s hohen Bildungsstand, der durch sein Werk evident, dessen Ursprung aber unklar ist. G. beherrschte Latein und Französisch, war mit der antiken wie mlat. Literatur gleichermaßen vertraut und kannte die mlat. Poetik (nachweislich die Ars versi catoria des Matthäus von Vendôme). Wohl kein anderer hö scher Dichter hat die lat. Rhetorik so souverän auf einen dt. Text angewandt. Ferner verfügte er über juristische und musikalische Kenntnisse und war mit der Hofkultur vertraut. Der philosophisch-theologische Ein uss auf den T. (Abaelard, → Alanus ab Insulis, → Bernhard von Clairvaux, die häretische Theologie der Katharer und Manichäer) ist umstritten. Als gebildeter Nichtadliger könnte G. in einer Verbindung zum Straßburger Patriziat gestanden haben, in dem auch der Auftraggeber des T. vermutet wird. Dessen Prolog beginnt mit elf vierzeiligen und einreimigen Strophen, deren Anfangsbuchstaben das Akrostichon «G DIETERICH» bilden. Hinter diesem – in Straßburg und darüber hinaus nicht weiter fassbaren – Dietrich dürfte sich ein Freund oder eben der Mäzen G.s verbergen. Das «G» könnte für dessen Titel (Graf [?]) stehen oder für G. selbst. Einen vagen Hinweis auf die Straßburger Stadtgeschichte liefert die Gottesurteil-Episode des T. zum Treuenachweis mit «dem glüejenden îsen» (V. .). Dieser Abschnitt könnte auf einen Straßburger Ketzerprozess des Jahres rekurrieren, während dessen der Straßburger Bischof als Beweismittel eben diese Eisen-Probe einsetzte. Im T. schlägt ein Bischof von der Themse das Gottesurteil vor. Ob sich G. neben dem T. auch als Lieddichter betätigt hat, ist zweifelhaft. Zwar war die Redaktion der → Heidelberger Liederhandschrift C darum bemüht, dem großen Epiker auch ein lyrisches Œuvre zuzuweisen, und schon die → Heidelberger Liederhandschrift A enthält unter G.s Namen ein Minnelied (auch in C). Alle hier überlieferten
Gottfried von Straßburg Texte werden aber von der Forschung übereinstimmend als spätere und somit unauthentische Dichtungen eingeschätzt. Als Lieddichtungen G.s in Betracht kommen allerdings zwei baugleiche Sangspruchstrophen mit elf Versen, die C im Corpus → Ulrichs von Liechtenstein überliefert. → Rudolf von Ems zitiert in seinem Alexander (V. –) den Inhalt eines «sanges» des «wisen meister Gotfrit» über das «glesin glücke». Der Wortlaut bei Rudolf stimmt mit einem der Sangsprüche im Ulrich-Corpus großteils wörtlich überein und die Baugleichheit der anderen Strophe (über «mîn unde dîn») legt es nahe, auch diese G. zuzuschreiben. Nun kommt Rudolf in der Regel ein hoher Zeugniswert zu, trotzdem ist die Autorschaft G.s für einen der beiden Sprüche keinesfalls gesichert (einen stilistischen Vergleich mit dem T. erschweren die unterschiedlichen Genres). So muss die Frage, ob und in welchem Umfang G. lyrisch tätig war, unbeantwortet bleiben. Die Erzählung von T. und Isolde ist seit dem späten . Jh. in ganz Europa verbreitet und hat sich auch in der bildenden Kunst nachhaltig niedergeschlagen. Im Minnesang begegnet T. schon früh als vorbildlicher Liebhaber. Der zugrunde liegende Stoffkreis ist keltischen Ursprungs und liegt in irischen Sagen erstmals schriftlich xiert vor (vgl. z. B. Diarmuid und Gráinne). Im Frankreich des . Jh. zählt die Dreiecksgeschichte dann zu den Stoffkreisen, welche die dortige volkssprachige Literatur konstituieren. Überliefert sind zunächst zwei französische Bearbeitungen (‹version commune› und ‹version courtoise›), deren gemeinsamer Archetyp Grundlage des Tristrant → Eilharts von Oberg gewesen sein könnte. Hinzu kommen Fragmente eines T.-Romans von Béroul, der sich auf eine «Estoire» beruft, hinter welcher vielleicht der französische ‹Ur-T.› zu vermuten ist. Die klassisch-hö sche Fassung des Thomas in anglonormannischer Schreibsprache schließlich ist wahrscheinlich im Auftrag des englischen Königs Heinrich II. und seiner Frau Eleonore entstanden. Thomas organisiert die Geschichte grundlegend neu, entwirft einen Musterfall hö scher Liebe, motiviert die Handlungen des Personals psychologisch und kommentiert das Geschehen. Bei Chrétien des Troyes blieb seine narrative Ausgestaltung nicht ohne Widerspruch (im Cligés und im Lancelot). Auch Thomas’ Roman ist nur fragmentarisch überliefert, doch sind die Bruchstücke mitunter umfangreich. Überwiegend fallen sie in den bei G. fehlenden
Gottfried von Straßburg Schlussteil, doch seit erlaubt ein zusätzlicher Fund einen detaillierteren Quellenvergleich. Dieser verdeutlicht, dass G. seiner Quelle zwar recht genau gefolgt ist, doch zahlreiche Kommentierungen und Exkurse originär auf G. zurückgehen. Auffälliges Merkmal der Makrostruktur des Romans ist ein Akrostichon mit Bezug auf die Namen der Liebenden, das im Prolog gehäuft auftritt (im Anschluss an das Gönner-Akrostichon) und den Roman durchläuft. Die für das Wortspiel relevanten Initialen nden sich jeweils in Strophen, die dem Dietrich-Akrostichon baugleich sind (im Prolog etwa die chiastische Buchstabenfolge T I I T). Den einzelnen Buchstabenformationen kommt jeweils eine Gliederungsfunktion für den Gesamttext zu. Ein weiteres prinzipielles Strukturmerkmal des T. ist, dass G. die Geschichte auf zwei Ebenen gestaltet: einer Handlungs- und einer Exkursebene. Dass diese beiden Ebenen nicht immer kon iktfrei nebeneinanderstehen, erschwert die Interpretation des Textes. Der eigentlichen Erzählung ist nach Art des neuen hö schen Romans ein Präludium vorgeschaltet, dass den Namen des Helden (gebildet nach dem französischen «triste») erläutert. Die dem Namen implizite Trauer ist der leidenschaftlichschicksalhaften Liebe der Eltern und dem Aufwachsen T.s als Waise geschuldet, da seine Mutter Blanche ur, Schwester des Königs Marke von Cornwall, dem Vater Riwalin nach T.s Geburt nachgestorben ist. Es folgt die Schilderung von T.s Kindheit und Erziehung beim Marschall Rual. In den Künsten, fremden Sprachen und ritterlichen Disziplinen erlangt er wundersame Fertigkeiten. Vierzehnjährig wird T. von Kau euten entführt und nach einem Seesturm in Cornwall ausgesetzt. Er trifft auf Markes Jagdgesellschaft und wird unerkannt am Hofe seines Onkels aufgenommen, wo er aufgrund seiner Kunstfertigkeit zu Markes ständigem Begleiter avanciert. Der nach T. suchende Rual erreicht den Hof Markes und gibt T.s Identität preis. T. wird für den Fall der Kinderlosigkeit als Markes Erbe eingesetzt und der König inszeniert eine Schwertleite für seinen Neffen, die von G. nicht eingehender beschrieben wird. Stattdessen platziert G. an dieser Stelle den Literaturexkurs (s. o.). Der weitere Erzählverlauf widmet sich dem ritterlichen aventiurehaften Leben des idealen Hofmanns T. und bewegt die Figur auf Isolde zu. Zunächst sichert T. in der Heimat sein väterliches Erbe und besiegt dann den irischen Riesen
um Morold, dessen Ausgestaltung keltisches Sagengut, antike Motive und das biblische Goliath-Muster in sich vereint. T. wird von Morolds vergiftetem Schwert verwundet und nur Morolds Schwester, Isolde die ältere und Mutter der jungen Isolde, vermag T. zu heilen. Es folgen zwei Irlandfahrten T.s.: Zunächst reist er verkleidet als Spielmann mit dem anagrammatischen Tarnnamen Tantris auf die Insel, wird geheilt und Lehrer der jungen Isolde. Deren Schönheit wird von G. überschwenglich gepriesen. Nach seiner Rückkehr berichtet T. seinem Onkel von Isolde und dieser begehrt sie zur Frau. T. bricht zur Brautwerbungsfahrt auf und erschlägt einen Drachen, für dessen Tod die Hand Isoldes versprochen ist. Isolde identi ziert im vermeintlichen Tantris den Mörder ihres Onkels und schwankt zwischen Gefühlen der Rache und der Güte. Ihre Mutter und Isoldes «süeze wîpheit» (V. ) bringen die Wende zum Guten: T. wird die Braut für Marke übergeben. Bei der Überfahrt nach Cornwall trinken T. und Isolde unwissentlich einen Liebestrank, den die zauberkundige Mutter ihrer Verwandten («niftel») und Dienerin Brangäne mitgegeben hat und der eigentlich für Marke und Isolde bestimmt war. Durch dieses Versehen tranken die beiden «die wernde sware / die endelôse herzenôt / von der si beide lâgen tôt» (V. –). Die Bedeutung des Trankes für die Beziehung zwischen T. und Isolde ist in der Forschung umstritten – Auslöser der Minne oder Katalysator eines schicksalhaft den beiden apriori innewohnenden Verlangens? Nach einer facettenreichen Beschreibung des gegenseitigen Minneerwachens, dem Liebesvollzug und nach der Ankunft in Cornwall setzt das Spiel der Listen und Intrigen ein, um das Ehebruchsdreieck aufrecht erhalten zu können. Es beginnt damit, dass Brangäne in der Hochzeitsnacht Isolde bei Marke vertritt, um deren verlorene Jungfräulichkeit zu vertuschen. Es folgen ein erfolgloser Mordanschlag auf Brangäne und zahlreich Übertölpelungen Markes, denn nachdem das Liebesverhältnis durch T.s Kontrahenten Marjodo zufällig entdeckt worden war, unterzieht der zunächst ungläubige König das Paar immer schwerer werdenden Treueprüfungen. In diesem Abschnitt ndet sich auch das beliebteste Motiv der T.-Ikonographie: die «Baumgartenszene», bei der Marke das Paar in einem Baum versteckt belauscht. Am Ende der Proben steht das Gottesurteil mit der Eisenprobe – und auch hier
um siegt die List des Liebespaares, indem ein von Isolde ambivalent vorgebrachter Eid von Gott Beglaubigung erfährt. In einem Kommentar kritisiert G. mit sarkastischer, fast blasphemisch anmutender Wortwahl das Verfahren des Gottesurteils als Mittel zeitgenössischer Rechtssprechung (V. .–). Durch die bestandene Gottesprobe ist das Paar am Hof zunächst rehabilitiert und lebt in vorsichtsvoller Trennung bis – ohne narrativ-logische Motivation – der argwöhnische Marke das Paar verbannt. W¨ahrend in älteren Ausgestaltungen des Erzählstoffs auf die Verbannung ein entsagungsvolles Wanderleben folgt, wird bei Thomas und in dessen Folge bei G. dem Paar durch die Verbannung die Möglichkeit zur gesellschaftsfernen Minneauslebung in idealtypischer Umgebung eingeräumt – wenn auch die Abwesenheit der gesellschaftlichen «ere» als De zit eingestanden wird. Bei G.s Neugestaltung der Minnegrotte als locus amoenus des Liebesglückes ndet sich u. a. in der Mitte ein aus Kristall geschnittenes Bett, das über eine umlaufende Inschrift der Minnegöttin geweiht ist. Den Details der architektonischen Ausgestaltung der Grotte stellt G. eine allegorische Auslegung gegenüber. G. ist der erste hö sche Dichter, der das Verfahren der Allegorese auf weltliche Gegenstände übertragen hat. Die Grottenarchitektur legt er auf das Ideal hö scher Tugend und Vollkommenheit aus, die Minne selbst erhält den Status einer Gesellschaftsutopie, in der sie den zentralen Wert darstellt, der die negativen Begleiterscheinungen des hö schen Lebens überstrahlt. In der Auslegung G.s wird das Sonnenlicht, das durch ein Fenster strömt, als gesellschaftliche Bestätigung gedeutet. Doch genau durch dieses Fenster beobachtet später Marke das schlafende Paar, was aber von T. antizipiert wurde: Ein zwischen T. und Isolde gelegtes Schwert gilt dem König als neuerlicher Treuebeweis. T. und Isolde kehren an den Hof zurück, wo sich ein erneutes Versteckspiel anbahnt – ankiert von einem ausufernden «huote»-Exkurs (V. .–.). Diese Mal entdeckt Marke selbst das neuerliche Liebestreffen des Paares im Garten und ehe er Zeugen holen kann, verabschiedet sich T. von Isolde. In der Fremde bewährt er sich im ritterlichen Kriegsdienst und gelangt im Herzogtum Arundel in ein neues Dreiecksverhältnis, als er der Schwester seines Freundes Kaedin, Isolde «mit den wîzen handen», begegnet. Im Verlauf beständiger dialektischer Re exionen über Lockungen der nahen Isolde in Vertretung der fernen, über die Koinzidenz
Gottfried von Straßburg der Namen usw. bricht die T.-Erzählung G.s kurz vor der Hochzeit mit Isolde Weißhand ab. Im Zentrum des Minneromans («senemaere») steht das dialektische «liebe-leit», von G. gesteigert bis zur Sakramentsanalogie: «Ir leben ir tot sint unser brot» (V. ). Eine zufriedenstellende Gesamtinterpretation des Werkes liegt nicht vor und wird durch den fragmentarischen Zustand per se erschwert. Sowohl geistes- wie sozialgeschichtliche oder funktional-strukturalistische Ansätze haben keine hinreichende Klärung erbracht. Sicher ist, dass List und Klugheit im T. mehr gelten als Kraft und Mannhaftigkeit – freilich steht dem rationalen Moment der emotionale existentiell bedrohliche Selbstverlust gegenüber. Auch ist G. eine dezidiert kritische Haltung gegenüber der hö schen Gesellschaft zu attestieren, doch dürfte hinter dieser Kritik weniger ein «bürgerliches» Gesellschaftskonzept als vielmehr die klerikale Hofkritik französischer Prägung zu vermuten sein. Das Problem bei der Interpretation der Exkurse und ihres Verhältnisses zum Erzählten ist den mehr oder weniger offensichtlichen Widersprüchen geschuldet: So wird das Liebesverhältnis zwischen T. und Isolde auf Exkursebene mit hö schen Kerntugenden wie «triuwe», «staete» oder «ere» attribuiert, während das Paar in der Handlung gegen diese Werte notgedrungen und permanent verstößt. Unberührt von den Schwierigkeiten bei der Entschlüsselung der Deutungsebene bleibt die Würdigung des Romans als sprachliches Kunstwerk. Schon bei der Gestaltung der traditionellen vierhebigen Paarreimverse sorgt G. durch Variationen (Enjambements, Reimbrechungen, Betonungsversetzungen) für einen rhythmischgeschmeidigen, fast manieristischen Vers uss. Seine rhetorisch geschulte Sprachästhetik, die unbedingte Beherrschung aller stilistischen Mittel, reicht an die Grenze des virtuosen Klangspieles. Wertschätzung wurde G. für den T. umgehend zu Teil. Im . Jh. wurde er neben Wolfram als «klassische» Autorität bewundert. Rudolf von Ems und → Konrad von Würzburg beziehen sich explizit auf G. Seine Verehrung als Meister des hö schen Stils blieb das ganze MA hindurch lebendig und ging erst im . Jh. zurück. Mit dem Druck Christoph Heinrich Myllers (Slg. Dt. Gedichte aus dem XII. XIII. und XIV. Jh. Bd. . Berlin ) setzte die moderne Rezeption des zunächst als moralisch anstößig empfundenen Romans ein. Ü: Derzeit sind elf Hss. bekannt, die den «vollständigen» T. G.s überliefern. Hinzu
Gottfried von Straßburg kommen Fragmente. Von den vollständigen Codices stammen zwar nur drei sicher aus dem . Jh., aber da elf der Fragmente ins . Jh. oder um datieren sind, ist eine reiche Frühüberl. nachgewiesen. Nur eine der vollst. Hss. präsentiert G.s T. allein, sechs enthalten außerdem die Forsetzung Ulrichs von Türheim, drei diejenige Heinrichs von Freiberg und eine den Tristrant Eilharts von Oberg. Die signi kant hohe Zahl von Textzeugen mit elsässisch-alemannischen Sprachmerkmalen spricht für eine elsässische Entstehung des T. – Die für die Textkritik primär relevanten Haupthss. sind: München, BSB, Cgm , Bll. (Perg., um /, bair.-ostalemannisch; illustriert). – Heidelberg, UB, Cpg , Bll. (Perg., letztes Viertel . Jh., rheinfränkisch). – Florenz, Nationalbibl., Cod. B.R. , ra–vb (Perg., Anfang . Jh., alemannisch/bair./mitteldt.). – Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Perg., Anfang . Jh., ost[?]-alemannisch; enthält ausschließlich G.s T.). – Vgl. zur Überl. die Ausg. Marold , S. IX–LXIV, Ausg. Haug/Scholz , Bd. , S. – und www.handschriftencensus.de/werke/. – Lieddichtung: Heidelberg, UB, Cpg (A) rv (Perg., –, niederalemannisch); Str. gleichen Tons. – Ebd., UB, Cpg (C) (Perg., um , alemannisch); Sangsprüche im Ulrich von Lichtenstein-Corpus: r (Str. f.), eigene «unechte» Corpusüberl.: r–rv; neben den Str. aus A enthält das Corpus zwei Spruchgedichte: ein Marienlob ( Str.) und ein Spruch über Armut ( Str.). Die Miniatur zeigt G. als gelehrten Magister mit Wachstafel im Kreise vornehmer Zuhörer; e Überschrift: «Meists Gotfrit von Strasburg». – Das Marienlob steht anonym und jeweils verkürzt auch in Stuttgart, LB, Cod. HB XIII (→ Weingartner Liederhs. B) S. – ( Str.) (Perg., erstes Viertel . Jh., alemannisch) und in Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , r–v ( Str.) (Perg., um /erstes Viertel . Jh., alemannisch); s. → Lobgesang auf Maria. A: Tristan (Auswahl): Reinhold Bechstein: G. v. S. T. . Bde. (Dt. Klassiker des MA /). Berlin /. – Friedrich Ranke: G. v. S. T. und Isold. Berlin (Dublin/Zürich , Nachdr. Hildesheim ). – Peter Ganz: G. v. S. T. Nach der Ausg. von R. Bechstein. Bde. (Dt. Klassiker des MA NF ,/). Wiesbaden . – Rüdiger Krohn: G. v. S. T. Nach dem Text von F. Ranke neu hg., ins Nhd. übers., mit einem Stellenkomm. und einem Nachw. Bde. (Reclams
um Universal-Bibl. –). Stuttgart (zahlr. Neuau .). – Karl Marold: G. v. S. T. Bd. : Text. Unveränderter fünfter Abdr. nach dem dritten, mit einem auf Grund von F. Rankes Kollationen verbesserten krit. Apparat besorgt und mit einem erweiterten Nachw. versehen v. Werner Schröder. Berlin . – Evelyn Scherabon Firchow/Richard L. Hotchkiss: G. v. S., T. und Isolde. Diplomatische Textausg. der Zimelien-Hs. Cod. Vindobonensis mit Konkordanzen und Wortlisten auf CD. Stuttgart ; vgl. dazu: E. S. Firchow: Einleitung. In: Wege und Irrwege der ma. Textausgaben. Hg. v. ders./R. L. Hotchkiss. Stuttgart , S. –. – Walter Haug/Manfred Günther Scholz: G. v. S. T. und Isold. Mit dem Text des Thomas. Hg., übers. und komm. v. W. Haug. Bde. (BMA /). Frankfurt/M. . – Lieddichtung: KLD () S. – (Ulrich-Str.). – MF () S. – (Ulrich-Str. und Minnelied aus A/C). Ü (Auswahl): T. G. v. S. Übers. v. Xenja von Ertzdorff (UTB ). München . – G. v. S. T. Übers. v. Peter Knecht. Mit einer Einf. in das Werk v. Tomas Tomasek. Berlin . – T. und Isolde. Roman. G. v. S. In der Übertr. v. Dieter Kühn (Fischer TB ). Frankfurt/ M. . – T. und Isolde. G. v. S. Übers. aus dem Mhd. v. Hermann Kurtz, überarb. v. Wolfgang Mohr. Mit einem Nachw. v. Peter Wapnewski (Beck’sche Reihe ). München . B: Bibliographical bulletin of the International Arthurian Society (Bulletin bibliographique de la Société Internationale Arthurienne). Paris – (Nr. –), (Nr. ), (Nr. ); Madison WI – (Nr. –), – (Nr. –), ff. (Nr. ff.). – HansHugo Steinhoff: Bibliogr. zu G. v. S. (Bibliogr. zur dt. Lit. des MA ). Berlin . – Ders.: Bibliogr. zu G. v. S. . Berichtszeitraum – (Bibliogr. zur dt. Lit. des MA ). Berlin . – Christoph Huber: G. v. S. –. In: Encomia-dt. Sonderh. der Dt. Sektion der International Courtly Literature Society. Hg. v. Ingrid Kasten/Andrea Sieber. Tübingen , S. –; onlineFassung: Bibliogr. zum ‹T.› G.s v. S. (–) unter www.mediaevum.de/Autoren.htm. – Vgl. auch die Auswahlbibliogr. in den neueren Hb. zu G.: Huber , S. –. – Tomasek , S. –. – Brandt , S. –. P: Tristania. A journal devoted to Tristan studies. Lewiston NY ff.
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Herzog Friedrich von der Normandie entkommt mit Hilfe Gaymorins auf dem Seeweg. W¨ahrend eines Sturmes fällt F. jedoch ins Wasser, wird von Gefolgsleuten des Königs gefangen genommen und nach Irland zurückgebracht, wo er hingerichtet werden soll. Es ist jeweils der Hilfe des indischen Rings zu verdanken, dass F. zunächst nicht ertrank und allen Anfechtungen in Irland wiederstehen kann, bis ihm erneut die Flucht gelingt und er in Schottland mit Floria wieder vereint wird. In der Normandie wird die Hochzeit vorbereitet, zu der neben Malmrit schließlich auch Florias Vater erscheint. F. wird der irische Thron überlassen und der normannische Herzog entwickelt sich zu einem vorbildlichen rex iustus. Die stofflichen Elemente aus der Tradition des hö schen Ritterromans zeigen Reminiszenzen an die späthö schen Artusepen des → Berthold von Holle aus der Mitte des . Jh. – und sprächen so für den braunschweigischen Herzog Otto als Auftraggeber des Werkes. Da aber die narrativstrukturelle Komposition des Herzog Friedrich (vor allem ab dem Gewinn des Zauberrings) diesen eher mit der «Spielmannsepik» vergleichbar macht, ist auch an eine Klassi kation des Werks als Brautwerbungsepos zu denken, das durchaus auch von Kaiser Otto initiiert worden sein könnte. Die schwedische Übersetzung dürfte am norwegischen Königshof entstanden sein im Auftrag der Königin Eufemia († ). Die Tochter Wizlavs III. von Rügen (→ Wizlav der Junge) wird auch mit weiteren literarischen Übersetzungen in Verbindung gebracht (Iwein [nach französischer Vorlage], Flore und Blansche ur [nach norwegischer Vorlage]). Diese Gruppe von Texten wird unter dem Namen «Eufemiavisor» subsumiert. Ü: Das altschwedische Epos wird von sechs Hss. des . und frühen . Jh. tradiert, die altdänische Fassung ist unikal überliefert. – Vgl. Layher (s. Lit.) S. f., –; Bambeck (s. Ausg.) S. f., . A: Johann August Ahlstrand: Hertig Fredrik af Normandie. En medeltids-roman (Samlingar utgiven av Svenska Fornskrift-Sällskapet ). Stockholm . – Erik Noreen: Hertig Fredrik av Normandie. På grundval av Codex Verelianus (Samlingar utgiven av Svenska FornskriftSällskapet ). Uppsala . – Florian Bambeck: H. F. v. d. N. Der altschwedische Ritterroman ‹Hertig Fredrik av Normandie›. Text, Übersetzung, Unters. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –.
Nibelungenlied und Klage Ü: Bambeck (s. Ausg.) und Layher (s. Lit.) S. –. L: Ehrismann // () S. . – William Layher, VL () Sp. –. – August Luetjens: H. F. v. d. N. Ein Beitr. zur Gesch. der dt. und schwedischen Lit. des MA (Münchener Arch. für Philologie des MA und der Renaissance ). München . – Edward Schröder: Rezension Luetjens. In: Göttingische Gelehrte Anzeigen () S. –. – Stanisław Sawicki: Die Eufemiavisor. Stilstud. zur nordischen Reimlit. des MA (Skrifter Humanistiska Vetenskapssamfundet ). Lund . – Valter Jansson: Eufemiavisorna. En lologisk undersökning (Uppsala Universitets årsskrift ,). Upssala u. a. . – Per Wieselgren: Hertig Fredriks datering. In: Arkiv för nordisk lologi () S. –. – Carl Ivar Ståhle: Till frågan om tillkomsten av ‹Hertig Fredrik›. In: Ebd. () S. –. – W. Layher: Queen Eufemia’s legacy. Middle Low German literary culture, royal patronage, and rst Old Swedish epic (). Diss. Harvard . – Ders.: Origins of the Old Swedish epic ‹Hertig Fredrik af Normandie›. A Middle Dutch Link? In: Tijdschrift voor Skandinavistiek () S. –. – Stefanie Würth: Eufemia. Dt. Auftraggeberin schwedischer Lit. am norwegischen Hof. In: Arbeiten zur Skandinavistik. Arbeitstagung der dt.-sprachigen Skandinavistik (Texte und Unters. zur Germanistik und Skandinavistik ). Hg. v. Fritz Paul u. a. Frankfurt/M. , S. –. – W. Layher: Ein verlorenes Brautwerbungsepos? Wo ist ‹H. F. v. d. N.› in der dt. Lit. einzuordnen? In: Ordnung und Unordnung in der Lit. des MA. Hg. v. Wolfgang Harms u. a. Stuttgart , S.–. – F. Bambeck: H. F. v. d. N. Ein Grenzgänger. In: JOWG (/ ) S. –. – Mathias Herweg: ‹Hertig Fredrik av Normandie›. Ein Modell postarthurischer Epik im Spannungsfeld dt.-schwedischer Lit. In: ebd., S.–. – Bambeck (s. Ausg.) S. –. VZ Nibelungenlied und Klage. – Heldendichtungen, um und er Jahre des . Jh. Das Nibelungenlied (NL) und die Klage (K) bilden einen festen Überlieferungsverbund, in dem die K eine Art Fortsetzung des NL darstellt. Sie basieren auf den gleichen einheimischen Sagenstoffen und stammen beide aus dem südöstlichen dt. Sprachgebiet. Hinsichtlich Inhalt, Umsetzung und Umfang weichen sie jedoch beträchtlich voneinander
um ab. Das NL umfasst unterschiedlich lange «aventiuren» mit insgesamt rund sangbaren Vierzeilerstrophen, die K ist in etwa Reimpaaren gedichtet. Im Umfeld der Literatur der hö schen Zeit ist die Verschriftlichung des Nibelungen (N.)Stoffes zunächst ein isolierter Vorgang – die dt. Heldenepik dürfte im . und frühen . Jh. nahezu ausschließlich in der oralen Tradition lebendig gewesen sein und die schriftlich-literarischen Großformen der Zeit repräsentieren gleichsam schriftlich vermittelte Texttypen wie Antiken- und Artusroman. Von diesen hebt sich das NL durch die Strophenform, die epische Gliederung und die inhaltlich Struktur ab. Auch sind einige nicht restlos beseitigte Inkonsequenzen und Doppel- oder Mehrfachmotivierungen auf die ursprünglich mündliche Stoffvermittlung zurückzuführen. Diese besondere Stellung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit ist Kennzeichen der ganz spezi schen literarischen Eigenart des NL, woraus unterschiedliche Genre-Einschätzungen seitens der Forschung resultieren («Heldenepos», «ritterliches Epos», «hö scher Heldenroman», «Brautwerbungsroman»). Bei der K hingegen dürfte es sich um eine originäre Buchdichtung handeln. Das NL verdankt seinen Status als bedeutendste dt. Heldendichtung nicht zuletzt der neuzeitlichen Rezeption. Im . Jh. wurde es zum dt. Nationalepos stilisiert. Seinen heute gebräuchlichen Titel verdankt es der Redaktion der Handschrift C, die eine «hö sche» Bearbeitung bietet mit metrischer Glättung, sprachlicher Modernisierung und Zusatzstrophen. In diesem Codex und den abhängigen Textzeugen ist der Schlussvers, wie in den anderen Haupthandschriften A/B/D begegnet («daz ist der Nibelunge not»), umgeformt zu «Nibelunge liet». In spätma. Handschriften des C-Zweiges begegnet hingegen oft der Titel «buch Chrimhilt» oder ähnlich. Die einzelnen Redaktionen und Bearbeitungen des NL variieren zwar im Detail sowie im Umfang und setzen unterschiedliche inhaltliche Akzentuierungen – in der Gesamtstruktur hingegen bleiben sie stets vergleichbar. Der Verfasser des NL bleibt gemäß der Gattungskonvention anonym. Ob er Geistlicher, literater (adliger) Laie oder Berufsdichter war, ist daher offen. Als nicht haltbar hat sich die These erwiesen, wonach mehrere parallel tätige Kompilatoren für das NL verantwortlich zeichnen. Sie gründet vor allem im Umstand, dass sich für die handschriftliche Überlieferung kein überzeugendes Stemma ge
um winnen lässt, vermag aber angesichts der Strukturiertheit und Komposition der epischen Großform nicht zu überzeugen. Auch der im Epilog der K benannte «meister Kuonrat», der im Auftrag des Bischofs Pilgrim von Passau († ) eine lat. Chronik der Ereignisse verfasst habe, die später auch in «tiuscher zungen» verbreitet gewesen sei, wurde als NL-Dichter vorgeschlagen – sicherlich zu unrecht, denn bei diesem Konrad dürfte es sich um die topische Einbringung eines literarischen Gewährsmannes handeln, durch die zudem ein besonderer Bezug zu Passau hergestellt wird (s. u.). Bei der K ist wie beim NL der Schlussvers für den neuzeitlichen Werktitel ursächlich: «Dizze liet heizet diu klage». Bei ihrem Dichter dürfte es sich um einen geübten Buchautoren und damit höchstwahrscheinlich um einen Kleriker gehandelt haben, der seinen Namen vermutlich primär wegen der Anbindung der K an das NL nicht nennt. Die Vermutung, der C-Bearbeiter des NL und der Verfasser der K könnten identisch sein, ist überzeugend vorgetragen worden (Übereinstimmungen bei der Bewertung Kriemhilds), lässt sich aber nicht beweisen. Die Überführung des N.-Komplexes aus der Mündlichkeit in das Medium Schrift ist im Kontext der literarischen Entwicklung in Ostbayern, Österreich und Tirol zu sehen, wo im Zeitraum von etwa – ein signi kantes Anwachsen volksprachlicher weltlicher Texte zu verzeichnen ist, das sich vor allem im Rahmen französischer Gattungsvorbilder realisierte. Dieses mag dazu geführt haben, sich auch um die Verschriftlichung einheimischer Erzählstoffe und deren Einbettung in kulturelle Kommunikationszusammenhänge zu bemühen. Als ein Zentrum dieser literarischen Bestrebungen wird der Passauer Hof des Bischofs Wolfger von Erla angenommen, der als Förderer volksprachiger Dichtung gut bezeugt ist (→ Walther von der Vogelweide, → Thomasin von Zerklaere). Für das Gebiet zwischen Passau und Wien als Entstehungsraum des NL sprechen neben der Konzentration der frühen Überlieferung geographische Indizien im Text und die Hervorhebung des Passauer Bischofs Pligrim als Oheim der burgundischen Königsfamilie. Versuche der Forschung, den Entstehungszeitpunkt des NL über die grobe zeitliche Einordnung in die Jahrzehnte um hinaus zu präzisieren – vor allem anhand von Anspielungen auf zeitgenössische Ereignisse oder Institutionen – konnten sich nicht durchsetzen. Auch war
Nibelungenlied und Klage die Chronologie von NL und K zunächst umstritten, bevor die Annahme der Vorzeitigkeit des NL zur opinio communis avancierte. NL und K stellen dabei zwei formal, inhaltlich und perspektivlich gegensätzliche Umsetzungen dar, wobei die K über die Tragödie in der Etzelburg rekapitulierend hinausgeht. Die Trennung der beiden Texte – die sich im Layout der überliefernden Handschriften zumeist wenig bis gar nicht voneinander absetzen – ist erst von der Philologie des . Jh. vorgenommen worden. Stoff und Stoffgeschichte: Der historische Kern der N.-Sagentradition liegt im burgundischfränkischen Raum der späten Völkerwanderungszeit. Es sind einige versprengte Namen und Ereignisse greifbar: z. B. die Vernichtung der ostgermanischen und am Mittelrhein siedelnden Burgunden unter Gundahar durch römisch-hunnische Verbünde unter Aëtius (/) oder der burgundische König Gislahar; die hunnischen Könige Bleda (NL: «Blödelin») und Attila («Etzel»); die im Kontext merowingischer Fehden des ./. Jh. bezeugte Brunichildis, Witwe des ermordeten Sigibert I. von Reims. Die vier Hauptbestandteile der Sage sind: . Jung Siegfried-Abenteuer, . Siegfried-Brünhild-Sage mit Siegfrieds Tod, . Burgundenuntergang, . Attilas Tod. Wann die Kombination des Siegfried/ Brünhild-Stoffes mit der Burgundergeschichte stattgefunden hat und wie es in der Jahrhunderte andauernden Reproduktion zu den Divergenzen zwischen kontinentaler und skandinavischer Ausprägung des Sagenstoffes gekommen ist, lässt sich nicht klären. Gerade im vortragsbezogenen Lied dürfte es zu unzähligen inhaltlichen Variationen gekommen sein, die sich anhand der wenigen historischen Fakten im Rahmen universaler Erzählmuster realisierten. Für die Zeit um wird man von einigen verbindlichen traditionellen Vorgaben für die Neugestaltung des Stoffes ausgehen dürfen, wie die geographische Ansiedlung am Mittelrhein und im Hunnenland, Kriemhilds Rolle als Rächerin ihres Mannes und Verräterin ihrer Familie, die positive Konnotierung Attilas und die Verbindung mit Elementen der Dietrich-Sage. Von den vier Hauptteilen der N.-Sage spart der NLDichter Etzels Tod ganz aus und verbindet die Teile und miteinander. Teil wird als Vorgeschichte zwar nur sekundär in Hagens Bericht erwähnt, ist aber wegen der im späteren Erzählverlauf zwingend notwendigen Elemente (Tarnkap
Nibelungenlied und Klage pe, verwundbare Stelle Siegfrieds) handlungsbestimmend. In der breiteren skandinavischen Tradition kommt es zu anderen Kombinationen. Das NL ist im Gesamtzusammenhang zwar der älteste Textzeuge (Prosa-Edda Snorri Sturlisons: nach ; Lieder-Edda: nach ; Thidrekssaga: Mitte . Jh.; V¸olsungsaga: zweite Hälfte . Jh.), doch sind einige Stücke der Lieder-Edda lange vor der schriftlichen Fixierung entstanden. Hauptdifferenzierungsmerkmal der nordischen und der dt. Stofftradition ist die Ursache des Burgunderuntergangs: So ist im Norden die Goldgier Attilas für den Tod der Burgunder verantwortlich und Kriemhild (hier: Gudrun) rächt deren Tod an ihrem Mann (vgl. Atlakviða). Diese Gestaltung der Geschichte ist vermutlich die ältere und den historischen Eckpunkten näher stehende, in der sich auch Re exionen der frühen Überlieferung zu Attilas Tod nachweisen lassen. Die Umgestaltung der Rolle Kriemhilds als Rächerin ihres Mannes hat eine engere Verbindung der Sagen vom Tod Siegfried und vom Untergang der Burgunder zur Folge und erleichtert so eine überzeugend motivierte und in sich schlüssige Darstellung des Stoffes. Der Dichter des NL schöpft aus einer reichen wie vielgestaltigen Sagentradition und vollzieht als erster den Schritt zum breit angelegten Epos. Dabei verwendet er bei der formalen Grundgestaltung mit den «aventiuren», deren Bennenung wohl schon auf auktorialer Ebene stattgefunden hat, einen Terminus aus der hö schen Dichtung. Was genau er in seinen Quellen vorfand und was an neugestalterischen Elementen ihm zuzurechnen ist lässt sich angesichts der mündlichen Tradition des Stoffes und des Verlustes etwaiger schriftlicher Vorlagen nicht klären. Weitere Bearbeitungen des Stoffkreises in Deutschland sind → Hürnen Seyfried, eine Bearbeitung, die der nordischen Tradition ungleich näher als dem NL steht, und am Rande auch der → Waltharius sowie einige Dietrichepen. Handlungsverlauf: Die Geschichte des NL hat zwei Hauptteile. Der erste setzt ein mit der Jugend der burgundischen Königstochter Kriemhild in Worms und des ndl. Königssohnes Siegfried in Xanten. Der sagenhaft starke und reiche Siegfried wirbt um Kriemhilt. Hagen, der treue Gefolgsmann der burgundischen Könige, berichtet von dessen Jugendtaten (Drachenkampf, Unverwundbarkeit, Hort). Bevor der Brautwerber aber Kriemhilt sehen darf, muss er für die Burgunder Kämpfe gegen die Sachsen und Dänen bestreiten. In einem
um Brautwerbungskuhhandel wird Siegfried die Hand Kriemhilds versprochen: Wenn er Gunthers eigener Werbung um die übermenschlich starke isländische Jungfrau Brünhild zum Erfolg verhilft, erhält er die Hand Kriemhilds als Preis. Siegfried tritt auf Island als Dienstmann («eigen man») Gunthers auf, der ohne Siegfrieds Hilfe der Kraft Brünhilds hil os ausgesetzt wäre. Mit Hilfe seiner Tarnkappe steht Siegfried dem Burgunder in den Bewährungskämpfen bei und Brünhild kann überwunden werden. Die folgende Doppelhochzeit im heimischen Burgund wir dadurch gestört, dass Brünhild Einwände erhebt gegen die Ehe des vermeintlichen Vasallen mit ihrer Schwägerin. Zudem erweist sich Brünhild in der Brautnacht ein weiteres Mal als für Gunther unbezwingbar. Erneut muss der Werbungshelfer einspringen und die Braut für Gunther zähmen. Dabei entwendet er Ring und Gürtel der neuen Königin, schenkt beides Kriemhild und führt seine Braut nach Xanten heim. Es vergehen zehn Jahre und beiden Paaren wird je ein Sohn geboren. W¨ahrend eines Aufenthalts des ndl. Paares am Burgunderhof anlässlich eines Festes entladen sich die schwelenden Zweifel Brünhilds am ständischen Status Siegfrieds im offenen Streit zwischen den beiden Frauen um den offiziellen Rang ihrer Ehemänner. Es kommt zum Eklat, bei dem Kriemhild ihre Schwägerin als «kebse» ihres Mannes bezeichnet und zum Beweise ihrer Behauptung und des doppelten Betrugs an Brünhild Ring und Gürtel einbringt. Hagen macht sich in der allgemeinen Konfusion zum Wortführer der beleidigten Burgunderkönigin und gewinnt Gunther für seine Pläne zur Ermordung Siegfrieds. Durch eine List gelangt er in Kenntnis der einzigen verwundbaren Körperstelle Siegfrieds und ersticht den unbewaffneten, an einer Quelle trinkenden Siegfried hinterrücks. Kriemhild beschuldigt Hagen und Gunther, die vorgeben Siegfried sei von Räubern getötet worden, des Mordes, bleibt aber dennoch in Burgund. Der . «aventiure» kommt jetzt eine Brückenfunktion zwischen den beiden erzählerischen Hauptteilen zu. Sie deckt insgesamt Jahre ab, während derer der Nibelungenhort Siegfrieds nach Worms gebracht und auf Initiative Hagens, der den Reichtum Kriemhilds als existenzielle Gefahr betrachtet, im Rhein versenkt wird. Der zweite Hauptteil berichtet zunächst von der Werbung des verwitweten Etzel um Kriemhild, die von Markgraf Rüdeger von Bechelaren in Worms
um vorgetragen wird. Die zunächst unwillige Kriemhild erkennt das Machtpotential Etzels, lässt sich von Rüdeger beeiden, dass er jede ihr angetane Unbill vergelten wird, und stimmt der Ehe allein aus Rachemotiven zu. Da auch Gunther (gegen die Einwände von Hagen) einwilligt, begleitet sie Rüdeger zu Etzel. Nach der Hochzeit vergehen noch einmal vier Jahre, während derer der Sohn Ortlieb geboren wird, bis Kriemhild ihren Racheplan in die Tat umsetzt. Sie lässt den ahnungslosen Hunnenkönig die Burgunder an dessen Hof einladen. Hagen kann Gunther nicht vom Reisebeschluss abbringen, setzt allerdings durch, dass die Burgunder mit einem Heer von tausend Rittern und neuntausend Knappen aufbrechen. Kontinuierlich thematisiert Hagen während des ereignisreichen Zuges zur Etzelburg (über Passau [Einkehr bei Bischof Pilgrim] und Bechelaren [Pöchlarn]) das künftige verhängnisvolle Schicksal. Die Burgunder werden ab jetzt im Text gelegentlich als «Nibelungen» bezeichnet (erstmals Str. ). Das von Hagen beschworene Schicksal der Gruppe erfüllt sich in den letzten beiden Tagen und drei Nächten der erzählten Handlung. Der Verfasser vermehrt für diese letzten Schilderungen das auftretende Personal beträchtlich, vor allem um Vasallen Etzels. Die wichtigste neu auftretende Figur ist Dietrich von Bern, der die Burgunder eindrücklich warnt. Hagen, der die Gefahr und das Schicksal mittlerweile akzeptiert hat, bekennt sich nach der Ankunft am Etzelhof in direkter Konfrontation mit Kriemhild erstmals offen zum Mord an Siegfried. Diese Schlüsselszene gestaltet der Dichter, den schematischen Fluss der eigentlichen Erzählung durchbrechend, in einem dramatischen Dialog, der in Form und Funktion der katalytischen Streitszene zwischen Kriemhild und Brünhild im ersten Teil vergleichbar ist. Etzel wird von beiden Seiten in Unkenntnis über den Kon ikt gehalten und in den folgenden, von Kriemhild provozierten Kämpfen wird auch Etzels Bruder Blödelin instrumentalisiert. Ihren Sohn Ortlieb gibt Kriemhild dem Tod preis. Der nalen blutigen Auseinandersetzung kann sich keiner der Protagonisten entziehen. Verwandschaftliche oder freundschaftliche Beziehungen treten hinter Loyalitätsverp ichtungen zurück und tausende Hunnen und Burgunder nden einen grausamen Tod. Nachdem Kriemhild die Herrenhalle, in der sich die Burgunder verschanzt haben, hat anzünden lassen, trinken diese sogar das Blut der Toten, um nicht zu verdurs
Nibelungenlied und Klage ten. Rüdeger, dessen Tochter mit Gunthers Bruder Giselher verlobt und der Etzel und Kriemhild zur Treue verp ichtet ist, be ndet sich in einem Loyalitätskon ikt, hält aber schließlich zum Hunnenkönig und seiner Frau. Es ist dies das einzige Mal, dass der Dichter des NL die Nöte eines inneren Kon iktes schildert und das Handeln Rüdegers dadurch psychologisch und nachvollziehbar motiviert ist. Ansonsten re ektieren die Figuren ihre Handlungsweise nicht und handeln scheinbar durch einen äußeren Zwang. Nachdem Rüdeger im Kampf gegen Hagen gefallen ist, überwindet Dietrich von Bern persönlich Gunther und Hagen, die letzten noch lebenden Burgunder, und führt sie Kriemhild zu. Diese verlangt von Hagen die Auslieferung des Hortes. Dessen Aussage, er könne dessen Versteck nicht preisgeben, solange einer seiner Herren noch lebe, motiviert die Enthauptung Gunthers. Hagen kostet seinen letzten Triumph aus, dass er niemals verraten werde, wo der Hort sei. In einer hochsymbolischen Schlussszene vollzieht Kriemhild die Gattenrache und köpft Hagen mit Siegfrieds Schwert Balmung. Der entsetzte Hildebrand – der einzige Überlebende auf Dietrichs Seite – streckt Kriemhild nieder und Dietrich und Etzel bleiben wehklagend zurück. Hier schließt die K sich als kommentierende und versöhnliche Fortsetzung des NL an. Zunächst bietet sie aber eine selbstständige Darstellung von Abläufen, die schon aus dem NL bekannt sind. Als personale und sachliche Voraussetzungen der Tragödie wird eine Kurzfassung der Geschichte von Siegfried und Kriemhild bis zu derem Tod in Versen skizziert. Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei Kriemhild, die im Erzählerkommentar wegen ihrer «triuwe» und der Schuld der anderen Beteiligten mit Einschränkung gerechtfertigt wird. In den nächsten Versen tragen Etzel, Dietrich und Hildebrand Klagen über die Verstorbenen vor und preisen deren Taten. Zur Aufbahrung der Leichname nden sich u. a. Hofdamen ein, aber bis alle Toten bestattet sind, vergehen drei Tage. Der verbleibende Abschnitt widmet sich zunächst der Benachrichtigung der Hinterbliebenen in Bechlarn, Passau und Worms. Anlässlich der Königskrönung von Günthers Sohn in Worms erstattet Rüdegers Spielmann Schwämmel noch einmal einen kurzen inkohärenten Bericht über die Geschehnisse. Dietrich kehrt nach Hause zurück und Etzel verfällt in eine Starre. Sein weiteres Schicksal wird ausgespart.
Nibelungenlied und Klage Deutung und literarhistorische Verortung: Da die frühe dt. Philologie das NL als nationales Epos missverstand, suchte man den Sinn der Dichtung in der Exempli kation positiver Eigenschaften, die als typisch «dt.» gedeutet werden konnten: die Gattinentreue und die Loyalität zu seinen Verbündeten gegen alle Widerstände – so wie die Burgunder bis zum bitteren Ende Hagen nicht preisgeben. Dass negative Gegengewichte diese positiven Werte permanent konterkarieren, etwa Kriemhilds ungeheuerliches Bestehen auf Rache an den nächsten, zum Teil unbeteiligten Verwandten oder Hagens beispiellose Grausamkeit bei der Enthauptung Ortliebs, machen eine solche Deutung letztlich unmöglich. Plausibler ist es, das Gesellschaftsbild zu würdigen, dass NL und auch die K vermitteln: Präsentiert wird eine Gesellschaft, die von Betrug, Hass, Mord, Gier und Hinterlist bestimmt ist und im starken Kontrast zu den hö schen Lebensformen steht, wie sie am Burgunderhof gep egt werden. Keine der Haupt guren ist durchweg positiv konnotiert, auch nicht der strahlende Held Siegfried, der in den Betrug an Brünhild involviert ist und im weiteren Verlauf mindestens unüberlegt agiert. Der Dichter könnte auf eine Gesellschaft im Umbruch oder Untergang verweisen und zeitgenössischen Normverfall kritisieren wollen. Die Gnadenlosigkeit und die narrative Konsequenz, mit der alles auf die Katastrophe zurauscht, verleiht dem NL dabei seine künstlerische Signi kanz. Den ursprünglichen Sinn der Heldendichtung – die Darstellung und Verherrlichung vorbildlichen Heldentums – erfüllt das NL an keiner Stelle: Das Personal ist grausam, engstirnig oder gar lächerlich. Einzig Dietrich und Rüdiger stehen außerhalb der allgemeinen Schlussraserei: Rüdiger wahrt seine Ehre im letzten Kampf gegen Hagen durch die großmütige Geste der Schildgabe. Mit diesem ritterlichen Akt wird die heroische Ebene intellektuell unterwandert. Der Deutungsansatz aber, dass Dietrich und Rüdiger in der untergehenden germanischen Welt als schillernde Repräsentanten des Christentums erscheinen, lässt sich indes auf Grundlage der ma. Überlieferung nicht erhärten. Zudem gehen Interpretationssansätze, die auf eine konsequente und kohärente Motiviertheit der Erzählung und eine einheitliche Deutungsebene abzielen, am Charakter der Dichtung vorbei. Die Kunst des NLDichters ist die gelungene Neuorganisation einer äußerst breit gefächerten primär oralen Tradition in
um einem erzählerischen Großwerk. Mit der Literarisierung des Sagenstoffes, seiner hö schen Überführung und Modernisierung treffen neue Deutungsmuster und christlich-moralische Wertvorstellungen auf archaische narrative Strukturen, was Brüche im NL bedingt und dessen Deutung erschwert. Ob der Dichter dabei eine übergeordnete Aussageintention verfolgte, die offen für moderne Interpretationsansätze ist, darf bezweifelt werden. In der K, die der geistlichen Geschichtsdichtung nahesteht, kommt viel eher als im NL eine christliche Dimension zur Geltung: Der Burgunderuntergang ist Strafe für die Sünde des SiegfriedMordes und Hagen ist der teu ische Anstifter. Die Rechtfertigung Kriemhilds zeigt eine signi kante Übereinstimmung mit der Tendenz der CBearbeitung des NL (zur Autorfrage s. o.). Ferner bietet die K mit der burgundischen Krönungsszene eine Zukunftsperspektive, die im NL gänzlich fehlt. Ganz offensichtlich hat der K-Dichter den abrupten Schluss des NL als unbefriedigend empfunden – und das wohl in Einklang mit dem zeitgenössischen Publikum, wodurch sich der Erfolg seiner Dichtung erklärt. Dieser ist anhand der regelhaften gemeinsamen Überlieferung mit dem NL manifest. Form, Sprache und Stil: Die Strophen des NL bestehen aus vier paargereimten Langzeilen mit Zäsur. Versfüllung, Hebungszahl und Kadenzen sind variabel. Der letzte Abvers ist verlängert. Die formalen Variationen bei der Strophenbildung werden gemeinhin so gedeutet, dass die Kadenzfreiheit sowie vereinzelte unreine Reime rudimentäre altertümliche Formelemente darstellen und die Zäsurreime, die seltenen Strophenenjambements sowie der regelmäßig alternierende Rhythmus (jeweils vor allem in der C-Fassung) den neueren formalen Ansprüchen Genüge leisten. Der Strophenbau entspricht der ‹Kürenberger-Strophe›, wie sie in dessen Liedœuvre fast ausschließlich verwendet wird. Ob der → Kürenberger der Er nder der Strophenform ist, muss offen bleiben. Eine Melodieüberlieferung gibt es weder für den Kürenberger noch für das NL, aber die spätma./frühneuzeitlichen Melodien des ‹Hildebrandston› (Jüngeres → Hildebrandslied) und zur → Trierer Marienklage vermitteln zumindest einen Eindruck der ursprünglichen Epenmelodie. Die stereotype Sprache des NL stellt bei nur eingeschränkt variierter parataktischer Satzfügung jederzeit die Handlung in den Vordergrund. Oftmals wird dabei ein
um und dasselbe Geschehen in verschiedenen Strophen oder Szenen aus abweichenden Perspektiven geschildert. Diese erzählerischen Redundanzen lassen sich entweder als Überbleibsel der oralen Tradition deuten oder als Stilprinzip des NL. Die relativ kunstlose K ist in glatten vierhebigen Reimpaaren verfasst. Die Sprache weist Anklänge an die hö sche Literatur auf mit gelegentlichen Einschlägen aus der traditionellen Formelsprache der Heldendichtung. Wirkung und Rezeption: Für die spätere ma. Heldenepik war die ‹N.-Strophe› gattungsprägend (vgl. auch → Kerenstein). Im . Jh. entstanden drei Umarbeitungen des NL (Handschriften-Siglen k, n, Fragm. m). Die k-Fassung verwendet ‹Hildebrandsstrophen› und setzt den Schwerpunkt auf die Brautwerbung. Die rheinfränkischen Fassungen n/ m orientieren sich für die Umgestaltung am Hürnen Seyfreid, zudem nähert sich n dem DietrichKreis an. Das entspricht der generellen Tendenz des .–. Jh., die N.-Sage in das Dietrich-Leben zu integrieren. Direkte ma. Re exe des NL nden sich im ‹Rosengarten›-Komplex (→ Rosengarten zu Worms) und im → Biterolf und Dietleib. Hier steht die Rolle der blutrünstigen, negativ bewerteten Kriemhild im Mittelpunkt, während die → Kudrun auf einer anderen Rezeptionslinie die Brautwerbung als Primäraspekt verarbeitet. Die K ist noch im . Jh. komplett revidiert und gekürzt worden und präsentiert sich in dieser Form als kohärente Erzählung der Geschichte Kriemhilds (Hs. I [J]). Die NL/K-Rezeption endet zunächst im . Jh. mit einer letzten Abschrift für das → Ambraser Heldenbuch Kaiser → Maximilians (und zwei Mitteilungen vereinzelter NL-Strophen durch den kaiserlichen Hofhistoriker Wolfgang Lazius). Eingang in den spätma./frühneuzeitlichen Druck fand nicht das NL sondern nur der Hürnen Seyfried. Die Wiederentdeckung der Hs. C durch Jakob Hermann Obereit im Jahr ist daher der Beginn der modernen Wirkungsgeschichte. Der Erstherausgeber, Johann Jacob Bodmer (Chriemhilden Rache und die Klage. Zürich [Tl.-Ausg.]), präsentiert eine editorische Einheit von NL und K im Einklang mit der Überlieferung. Diese wird von seinem Schüler Christoph Heinrich Myller (Slg. Dt. Gedichte aus dem XII. XIII. und XIV. Jh. Bd. / . Berlin ) noch gewahrt. Alle Herausgeber des . und . Jh. mit Ausnahme von Lachmann trennten die beiden Texte.
Nibelungenlied und Klage Das NL ist seit Bodmer wie kein anderes dt. ma. Werk in unterschiedlichen Gattungen und Medien (Literatur, Musik, bildende Kunst und Film) rezipiert worden. Wagner, Geibel, Hebbel und Fritz Lang sind hier prominente Rezeptionsvertreter und noch erschien mit dem Roman Siegfried und Krimhild von Jürgen Lodemann ein literarischer Re ex im . Jh. Die gänzlich unhistorische Funktionalisierung des Epos zum Denkmal der Nationalpoesie – unabhängig von «welschen» Vorlagen – erreichte im Nationalsozialismus einen erwartbaren Höhepunkt (vgl. Hermann Görings Berufung auf den «Kampf der N.» []), war im . Jh. noch lange lebendig und spielt für die zeitgenössische wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem NL keine Rolle mehr. Ü: Zwölf mehr oder weniger vollst. Hss., Fragm. bzw. Fragmentgruppen (Mitte . bis spätes . Jh.) und eine fragmentarische mndl. Bearb. (London, British Library, MS Egerton a [ Perg.-Bll., um ]; s. Norbert Voorwinden: Die ndl. N.-Fragm. (Hs. T). In: ABäG () S. –). Die Überl. ist ganz überwiegend obd. (zumeist bair.), erst ab dem . Jh. kommen rheinfränkische und md. Textzeugen hinzu (vier Fragm., zwei vollst. Hss.). Nur in drei der vollst. Hss., die alle aus dem . Jh. stammen und Bearbeitungen darstellen, wird das NL ohne K tradiert. – Drei Hss. des . Jh. sind Gegenstand der Forschungsdiskussion um die älteste und ursprünglichste Fassung und daher textkritisch primär relevant: München, BSB, Cgm (A) Bll. (Perg., letztes Viertel . Jh. [Nachtrag frühes . Jh.] alpenländischer Raum [Nachtrag schwäbisch]). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. (B) S. – (Perg., zweites Drittel . Jh., bair.-alemannisch). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (vormals Donaueschingen, Fürstl. Fürstenbergische Hofbibl., Cod. ) (C) Bll. (Perg., zweites Viertel . Jh., bair.-alemannisch). – Im weiteren Fokus als signi kante Zeugen sind ferner: Berlin, SBB, Mgf (I [J]) r–v (Perg, um , bair.ostalemannisch). – München, BSB, Cgm (D) Bll. (Perg., um /, ostmitteldt. nach bair. Vorlage). – Fassung k: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., um /, bair.-österr.). – Fassung m: Darmstadt, UB, Hs. , (von ursprünglich ) Bll. (Pap., / [?], rheinfränkisch) Tl. einer zerschnittenen Sammelhs. – Fragm. m: Ebd., Hs. , Perg.-Bl. (Mitte/zweite Hälfte . Jh., rheinfränkisch). – Die einzigen illustrierten Hss. sind: Berlin, SBB, Mgf (b)
Nibelungenlied und Klage Bll. (Pap., /, ostschwäbisch) Illustrationen. – Wien, ÖNB, Cod. (k; Lienhart Scheubels Heldenbuch, → Heldenbuch) r–v (nur NL) (Pap., um /, bair.-österr.) Titelbild. – Spätester Textzeuge ist: Ebd., Cod. Ser. nova (d; Ambraser Heldenbuch) r–v (Perg., /, südbair.). – Vgl. zur Gesamtüberl.: Klaus Klein: Beschreibendes Verz. der Hss. des NL. In: Heinzle u. a. (s. Lit.) S. – und www.handschriftencensus.de/werke/. – Die Haupthss. A/C/D und viele weitere Zeugen sind als Digitalfaks. online abrufbar (vgl. www.manuscripta-mediaevalia.de), B liegt als Faks. auf CD-Rom vor: Sankt Galler Nibelungenhs. (Cod. Sang. ). Hg. v. der Stiftsbibl. St. Gallen und dem Parzival-Projekt (Codices Electronici Sangallenses ). ., erw. Au . . – Die Illustrationen von b in: Hans Hornung/Günther Schweikle: Das NL in spätma. Illustrationen. Die Bildseiten des Hundeshagenschen Codex der SB Preuss. Kulturbesitz Berlin. Bozen . – Auf den Nachweis weiterer Faks. wird an dieser Stelle verzichtet (vgl. handschriftencensus.de und VL []) Sp. ). A (Auswahl): Friedrich Heinrich von der Hagen: Der N. L. in der Ursprache mit den Lesarten der verschiedenen Hss. Berlin ; . Au . u. d. T.: Der N. L. zum erstenmal in der ältesten Gestalt aus der St. Galler Hs. mit Vergleichung der übrigen Hss. Breslau ; ., berichtigte, mit Einleitung und Wb. verm. Au . Ebd. . – Karl Lachmann: Der N. Noth und Die K. In der ältesten Gestalt mit den Abweichungen der gemeinen Lesart. Berlin ; . Ausg., unveränderter um ein Handschriftenverz. verm. Nachdr. der . Ausg. v. mit einem Vorw. v. Ulrich Pretzel (A). – Friedrich Zarncke: Das NL. Leipzig , (C). – Karl Bartsch: Das NL (Dt. Klassiker des MA ). Leipzig ; . Au . bearb. v. Helmut de Boor ; ., rev. und erg. v. Roswitha Wisniewski. Wiesbaden (Nachdr. ) (B). – K. Bartsch: Der N. nôt, mit den Abweichungen von der N. liet, den Lesarten sämtlicher Hss. und einem Wb. Tle. in Bdn. Leipzig – (Nachdr. Hildesheim ). – Ders.: Diu K. Mit den Lesarten sämtlicher Hss. Leipzig (Nachdr. Darmstadt ). – Anton Edzardi: Die K. Mit vollst. krit. Apparat und ausführlicher Einleitung. Hannover . – Adelbert von Keller: Das NL nach der Piaristenhs. (Bibl. des Literarischen
um Ver. in Stuttgart ). Stuttgart (k). – Paul Piper: Die N. Bd. : Einleitung und die Klage. Berlin ; Bd. : Der N. Not. Stuttgart (Dt. National-Litt. ,/; Nachdr. Tübingen ). – Eduard Sievers: Der N. Not – Kudrun. Leipzig , . – H. de Boor: Die Bearb. m des NL. In: PBB (Tüb.) () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. Bd. . Hg. v. R. Wisniewski/ Herbert Kolb. Berlin , S. –). – Helmut Brackert: Das NL. Mhd. Text und Übertragung. Bde. Frankfurt/M. /, (B). – Das NL. Paralleldr. der Hss. A, B und C nebst Lesarten der übrigen Hss. Hg. v. Michael S. Batts. Tübingen . – Brigitte Ranft: Div K. Krit. Ausg. der Bearb. C+. Diss. Marburg . – Das NL. Krit. hg. und übertragen v. U. Pretzel. Stuttgart (A). – Ursula Hennig: Das NL. Nach der Hs. C (ATB ). Tübingen . – Joachim Bumke: Die ‹Nibelungenklage›. Synoptische Ausg. aller vier Fassungen. Berlin/New York . – Die Nibelungenklage. Mhd. Text. nach der Ausg. v. K. Bartsch. Einführung, nhd. Übersetzung und Komm. v. Elisabeth Lienert (Schöninghs mediävistische Editionen ). Paderborn . – Jürgen Vorderstemann: Das NL nach der Hs. n. Hs. der Hessischen Landesund Hochschulbibl. Darmstadt (ATB ). Tübingen . – Hermann Reichert: Das NL nach der St. Galler Hs. hg. und erl. (De Gruyter-Texte). Berlin . – Das NL. Nach der Hs. C der Badischen LB Karlsruhe. Mhd./Nhd. Hg. und übers. v. Ursula Schulze. Düsseldorf/Zürich ; Nachdr. Müchen (dtv ). – Margarete Springeth: Die NL-Bearb. der Wiener Piaristenhs (Lienhart Scheubels Heldenbuch: Hs. k). Transkription und Unters. (GAG ). Göppingen . – Roswitha Pritz: Das NL nach der Hs. d des ‹Ambraser Heldenbuch› (Codex Vindobonensis Ser. nova , Wien, ÖNB). Transkription und Unters. Diss. Wien . – Walter Ko er: NL und K. Red. I. Stuttgart . – Das NL. Mhd./Nhd. Nach der Hs. B hg. v. Ursula Schulze. Ins Nhd. übers. und komm. v. Siegfried Grosse (RUB ). Stuttgart . – Das NL. Hg., übers. und komm. v. Joachim Heinzle (BMA ). Berlin (einschließlich K). Ü (Auswahl, s. o. auch die zweisprachigen Ausgaben): F. H. v. der Hagen: Der N. Lied. Berlin . – Karl Simrock: Das NL. Bde. Berlin (zahlreiche Neuau .). – Das NL. Übers., eingel. und erl. v. Felix Genzmer (RUB ). Stuttgart (Nachdr. mit Anm. und Nachw. v. Bernhard Sowinski). – H. de Boor:
um Das NL. Zweisprachige Ausg. (Slg. Dieterich ). Bremen . – Das NL. Aus dem Mhd. übertragen v. Günter Kramer. Mit Zeichnungen v. Ernst Barlach. Berlin , . – Das NL. Hochdt. Prosafassung von Manfred Bierwisch und Uwe Johnson (Röderberg-TB ). Frankfurt/M (Nachdr. Berlin [Insel TB ]). – Das NL – Das Gudrunlied. Nach der Übertragung v. K. Simrock. Mit Vorw., Worterl. und Zeittf. versehen v. G. Schweikle. Essen/Stuttgart (Neuausg. Rheda-Wiedenbrück/Gütersloh ). – Das NL. Ein Heldenepos in Abenteuern. Neu übers. und mit Erl. versehen v. Albrecht Behmel. Stuttgart . B: Theodor Abeling: Das NL und seine Lit. Eine Bibliogr. und vier Abh. Bde. (Teutonia ,/). Leipzig / (Nachdr. New York ). – R. Wisniewski: Bibliogr. zur dt. Heldensage –. In: Hermann Schneider: Germ. Heldensage Bd. : Dt. Heldensage. . durch einen Anh. erw. Au . Berlin , S. –. – Willy Krogmann/U. Pretzel: Bibliogr. zum NL und zur K. ., stark erw. Au . (Bibliogr. zur dt. Lit. des MA ). Berlin . – VL () Sp. –. – S. Grosse/Ursula Rautenberg: Die Rezeption ma. dt. Dichtung. Eine Bibliogr. ihrer Übersetzungen und Bearb. seit der Mitte des . Jh. Tübingen , S. –. – Hoffmann (s. Lit.) S. –. – Doris Überschlag: N.-Bibliogr. seit . In: Wunderlich (s. Lit.) S. –. – Ehrismann (s. Lit.) S. – und S. (Verz. der Tl.Bibliogr.). – Schulze (s. Lit.) S. –. – J.-D. Müller (s. Lit.) S. –. – Miedema (s. Lit.) S. –. – NL und Nibelungensage. Kommentierte Bibl. –. Hg. v. Florian Kragl. Bearb. v. Elisabeth Martschini u. a. Berlin . L: Michael Curschmann, VL () Sp. –. – De Boor/Newald () S. – und Reg. – Red., KNLL () S. –. – U. Schulze, LexMA () Sp. –. – M. Curschmann, Killy () S. –. Handbücher, Einführungen, Gesamtdarstellungen: Werner Hoffmann: Das NL. ., überarb. und erw. Au . (Slg. Metzler ). Stuttgart . – Otfried Ehrismann: NL. Epoche – Werk – Wirkung (Arbeitsbücher zur Literaturgesch.). München . – Francis C. Gentry u. a. (Hg.): The N. Tradition. An Encyclopedia. New York/London . – U.
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Nibelungenlied und Klage Gesch. , (). – Das ‹NL› und ‹Das Buch des Dede Korkut›. Sprachwissenschaftliche Beitr. zum ersten interkulturellen Symposium in Baku, Aserbaidschan, (Imagines medii aevi ). Hg. v. Kamal M. Abdullayev. Wiesbaden . Allgemeines, Stoff(geschichte), Deutung: Siegfried Beyschlag: Das Motiv der Macht bei Siegfrieds Tod. In: GRM () S. –. – Otto Höfler: Die Anonymität des NL. In: DVjs () S. –. – Max Wehrli: Die K. und der Untergang der N. In: Zeiten und Formen in Sprache und Dichtung. FS Fritz Tschirch. Hg. v. KarlHeinz Schirmer. Köln/Wien/, S. –. – Hans Fromm: Der oder die Dichter des NL? In: Colloquio italo-germanico (s. o.) S. – (wieder in: Ders.: Arbeiten zur dt. Lit. des MA. Tübingen , S. –). – J.-D. Müller: Sivrit: ‹künec› – ‹man› – ‹eigenholt›. Zur sozialen Problematik des NL. In: ABäG () S. –. – G. Schweikle: Das ‹NL› – ein heroisch-tragischer Liebesroman? In: De poeticis medii aevi quaestiones. FS Käte Hamburger (GAG ). Hg. v. Joachim Kühnel u. a. Göppingen . S. –. – Ruth Schmidt-Wiegand: Kriemhilds Rache. Zu Funktion und Wertung des Rechts im NL. In: Tradition als hist. Kraft. FS K. Hauck. Hg. v. Norbert Kamp/ Joachim Wollasch. Berlin u. a. , S. –. – Angelika Günzburger: Stud. zur Nibelungenklage. Forschungsber. – Bauform der Klage – Personendarstellung (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. . – Gisela Kornrumpf: Strophik im Zeitalter der Prosa. Dt. Heldendichtung im ausgehenden MA. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann. Stuttgart , S. –. – Ulrich Müller: Überlegungen und Versuche zur Melodie des ‹NL›, zur KürenbergerStr. und zur sogenannten ‹Elegie› Walthers von der Vogelweide. In: Zur gesellschaftlichen Funktionalität ma. dt. Lit. (Wissenschaftliche Beitr. der ErnstMoritz-Arndt-Univ. – Dt. Lit. des MA ). Greifswald , S. –; wieder in: Ders.: Gesammelte Schr. zur Literaturwiss. Teilbd. . (GAG ). Hg. v. Margarethe Springeth. Göppingen , S. –. – F. P. Knapp: Nibelungentreue wider Babenberg? In: PBB (Tüb.) () S. –. – M. Curschmann: Zur Wechselwirkung von Lit. und Sage. Das ‹Buch von Kriemhild› und Dietrich von Bern. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Heinz Thomas: Die Staufer im NL. In: ZfdPh
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um Gawan bereits bei Chrétien. Der Kernteil des P. (Bücher III–XIII) geht sicher auf den Perceval zurück und folgt hinsichtlich des Erzählverlaufes dieser Quelle recht genau. Im Detail aber verfährt W. mit seiner Vorlage sehr frei und damit für einen dt. hö schen Bearbeiter einer französischen Quelle eher untypisch. Er modi ziert, konkretisiert, kommentiert und stellt die P.-Geschichte durch eine Vor- und eine Nachgeschichte in einen größeren genealogischen Zusammenhang (Bücher I, II mit der Vorgeschichte von P.s Eltern und die Bücher XIV–XVI, in denen P.s Halbbruder Feire z wieder erscheint). Ob die Abweichungen und vor allem die nicht vom Perceval abgedeckten Bücher auf Nebenquellen oder auf W. selbst zurückgehen, ist umstritten. W. selbst beruft sich für sein Werk neben «von Troys meister Christjân» auf einen Kyot (Guiot [?]), der aber nicht ermittelt werden konnte. Es könnte sich um einen mündlichen Gewährsmann handeln, doch ist es wahrscheinlicher, dass es sich bei Kyot um eine Quellen ktion handelt: Um den Abweichungen von Chrétien Autorität zu verleihen oder vielleicht sogar, um die Quellenberufungen gelehrter Dichter zu persi ieren. Wenn W. von Kyot ferner berichtet, dieser habe in Toledo arabische Schriften zum Gral entdeckt und ins Lateinische übersetzt (,–,), so re ektiert diese Behauptung zumindest den Umstand, dass Toledo im . Jh. Zentrum der Übersetzungstätigkeit aus dem Arabischen und der Vermittlung orientalischer Wissenschaft war. Die moderne Einteilung des P. in Bücher stammt von Lachmann, der dabei den Initialen des St. Galler Cod. folgt, allerdings acht weitere Initialen nicht berücksichtigt. Ob diese Einteilung im Codex aber auf W. selbst zurückgeht, darf bezweifelt werden, da die einzelnen Handschriften bei der Abschnittsetzung erheblich voneinander abweichen. In der Vorgeschichte von Buch I und II wird von P.s Vater Gahmuret berichtet, dem erbelosen zweitgeborenen Sohn König Gandins von Anschouwe. Gahmuret heiratet im Orient die Mohrenkönigin Belakane und zeugt mit ihr den gescheckten Sohn Feire z. Der unstete Gahmuret bricht wieder in den Okzident auf und gewinnt auf einem Turnier in Waleis die Landesherrin Herzeloyde zur Frau, die Schwester des Gralskönigs Anfortas. Bevor deren gemeinsamer Sohn P. geboren wird, stirbt Gahmuret auf einer weiteren Orientfahrt an einem vergifteten heidnischen
um Speer. – Die Bücher III–VI bringen den erste P.Erzählabschnitt. Herzeloyde zieht P. in der Einöde auf, um ihn vor den Gefahren des Rittertums zu bewahren. Jedoch trifft dieser eines Tages in einem Wald auf eine Gruppe von Rittern, die ihm von König Artus erzählen. Der nun entfachte Wunsch, selbst Ritter zu werden, lässt P. gen Artushof aufbrechen, wobei er nicht bemerkt, dass Herzeloyde deswegen tot umfällt. Zuvor hatte die Mutter ihn allerdings noch in Narrenkleider gehüllt in der Hoffnung, dass er Hohn und Spott erntend bald zurückkommen möge. P. gelangt in diesem Aufzug nach einigen Zwischenepisoden an den Artushof, wo er den Roten Ritter Ither im Kampf tötet und sich dessen Rüstung aneignet. Von Gurnemanz wird P. hö sch erzogen und heiratet in Belrapeire die Königin Condwiramurs, bricht aber nach einigen Monaten von dort wieder auf. Er gelangt auf die Gralsburg Munsalvaesche, wo er den wunderbaren Aufzug des Grals miterlebt. Der Gralskönig ist sichtlich leidend, aber P. weiß weder, dass Anfortas sein Onkel ist noch dass er nur nach dessen Leid fragen müsste, um ihn zu erlösen und selbst Gralskönig zu werden. Aus Gründen des Anstands stellt er die Erlösungsfrage nicht, was den entscheidenden Auslöser für die weitere Handlung darstellt. Denn nachdem P. in Artus’ Tafelrunde aufgenommen worden ist, erscheint die Gralsbotin Cundrie und ver ucht P. wegen der unterlassenen Erlösungsfrage. P. sagt sich von Gott los und bricht auf, um den Gral wiederzu nden. Gleichzeitig verlässt auch sein Freund Gawan den Hof, um gegen König Vergulaht einen Gerichtskampf auszutragen. – Von Gawans Abenteuern wird nun in Buch VII und VIII berichtet, der ersten Gawan-Partie. Im Dienst des Mädchens Obilot schlichtet Gawan zunächst einen Krieg zwischen deren Vater Fürst Lippaut und dem König Meljanz. Ein Liebesabenteuer zwischen Gawan und Vergulahts Schwester Antikonie wird gestört und der Gerichtskampf verschoben. – Buch IX greift P.s Suche nach dem Gral wieder auf und bietet die zentrale Szene des Romans, die durch eine Vielzahl von Querverbindungen mit fast allen Teilen des P. in einer Verbindung steht: Nach viereinhalb Jahren vergeblicher Suche gelangt P. in die Einsiedlerklause seines Onkels Trevrizent. Dieser sucht in langen Gesprächen nach den Ursachen für P.s Gotteshass und klärt diesen über die verwandschaftlichen Verhältnisse, dessen Sünden (Verschulden des Todes der
Wolfram von Eschenbach Mutter, Tötung seines Verwandten Ither) und Gottes Barmherzigkeit auf. Innerlich verwandelt und reif für die Übernahme des Gralskönigtums zieht P. weiter. – Die zweite Gawan-Partie wird nun in den Büchern X–XIV wiedergegeben. Der Musterritter verliebt sich in der Nähe des Zauberschlosses Schastelmarveile in die Herzogin Orgeluse, bricht den Zauber, der über dem Schloss lag, und erlöst so die dort erstarrten Damen und Ritter. Erst durch die Bereitschaft Gawans, gegen König Gramo anz, der Orgeluses ersten Mann getötet hat, zu kämpfen, gewinnt Gawan die Gegenliebe der Herzogin. Der Kampf bleibt aus, da es König Artus auf dem Friedensfest von Jo anze gelingt, allgemeine Versöhnung zu stiften. P. wird feierlich in die Artusrundes zurückgeführt, verlässt aber heimlich das Fest. – In den Büchern XV und XVI wird jetzt ein Erzählfaden der Vorgeschichte wieder aufgenommen. P. begegnet einem unbekannten Ritter und zum ersten Mal wird er im Kampf besiegt. Sein Leben liegt in der Hand des Gegners, welcher sich als sein Halbbruder Feire z herausstellt, der den Spuren seines Vaters gefolgt ist. Feire z wird am Artushof feierlich begrüßt. Cundrie verkündet, P. sei zum Gralskönig berufen worden. Zusammen mit dem Halbbruder zieht er nach Munsalvaesche und erlöst durch seine Frage Anfortas von dessen Leiden. P. wird wieder mit seiner Frau Condwiramurs vereint, die mit dem gemeinsamen Sohn Loherangrin auf der Gralsburg erschienen ist. Feire z lässt sich taufen, heiratet Anfortas’ Schwester Repanse de Schoye und kehrt zurück in den Orient. Der Roman endet mit einem Ausblick auf die Geschichte Loherangrins, der die brabantische Herzogin heiratet aber wieder verlassen muss, als sie ihn nach seiner Herkunft fragt. Die gegenüber anderen Artusdichtungen neue Bedeutungsebene des P. wird konstituiert von den Aspekten der Sünde und Buße. Sie ist schon bei Chrétien angelegt, wo die ritterliche Bewährung zugunsten der religiösen Aventiure in den Hintergrund rückt. Der Sünder P. gelangt zu seinem Ziel nur über den Weg der Buße und inneren Erneuerung, weshalb der Trevrizent-Episode die zentrale Bedeutung im Epos zukommt. Bei W. geht es allerdings weniger um die persönliche Sünde, denn der anfangs dümmliche P. hat seine Fehltritte unwissentlich begangen. Auch ist die Bewertung der Sünden P.s durch die anderen Roman guren ambivalent. Welche von diesen die auktoriale Perspektive vertritt, ist zudem umstritten (wenngleich in der Mehrzahl Trevrizent vorgeschlagen
Wolfram von Eschenbach wird). W. zielt auf eine gesellschaftsbezogene Dimension der Sünde ab, auf das Spannungsfeld von weltlich-hö schen Wertvorstellungen und christlichem Glaubensideal. Diese beiden Dimensionen werden im P. repräsentiert von der Artusgesellschaft einerseits und der Gralsgesellschaft andererseits, die unter Gottes persönlicher Leitung steht. Ein weiteres Differenzmerkmal ist die genealogische Durchdringung des Erzählstoffes durch W. Gegenüber Chrétien, bei dem zahlreiche namenlose Figuren auftreten, hat W. jede Figur nicht nur benannt, sondern viele auch mit einer eigenen kleinen Geschichte versehen. Markantes Beispiel ist die im Perceval unbenannte Cousine P.s, die von W. den Namen Sigune erhält. Sie tritt in vier Szenen des Romans auf, die jeweils wichtige Abschnitte von P.s Entwicklung markieren. Zusammen mit Vorgeschichte und Schluss hat W. ein dichtes Netz familiärer Beziehungen gesponnen, das sich stemmatologisch darstellen lässt. In P. vereinen sich die beiden Hauptsippen des Romans: die MazadanSippe, zu der Gahmuret, Artus und Gawan gehören, und die von Titurel abstammende Gralssippe mit Herzeloyde und ihren Geschwistern, darunter Anfortas und Trevrizent. Die wichtige Rolle der Liebe im P. ist evident vom Beginn bis zum Beschluss des Romans: Gahmurets Geschichte ist vor allem die Geschichte seiner Eheschließungen, Feire z Liebe zu Repanse steht am Ende der Haupthandlung (auf die mit der Vorschau auf Loherangrins Hochzeit sogar noch eine weitere Minnebeziehung folgt). Dazwischen liegen zahlreiche Beziehungen und Hochzeiten und P. erlangt das Gralskönigtum in zeitlicher Parallelität zur Wiedervereinigung mit Condwiramurs. Die Liebesdarstellung im Erzählverlauf wird bestimmt von den Begleiterscheinungen Gewalt, Krieg, Tod und Hass. Dieser zerstörerischen Wirkung der verkehrten oder überzogenen Liebe stellt W. in Minneexkursen ein Programm der «reht minne» gegenüber, die auf «triuwe» beruht und für die Gawan/Orgeluse und P./Condwiramurs die entsprechenden Beispiele im Roman geben, wobei der ehelichen Liebe des Gralskönigs P. ein nahezu sakraler Charakter zukommt. In Zwischenbemerkungen und Exkursen rekurriert W. im Rahmen einer ungewöhnlichen stark ausgeprägten Erzählerrolle auf die Handlung und die Form seiner eigenen Dichtung. Dass er dabei auch Personen und Orte aus dem eigenen
um Lebensbereich benennt und auf eigene Erfahrungen verweist, darf indes nicht übertrieben autobiographisch gedeutet werden, sondern muss stets in Bezug zur stilisierten Figur des Erzählers gesetzt werden. Dieser dominante Erzähler bedingt im P. eine signi kante Subjektivität des Erzählten. Ein weiteres wichtiges Mittel dieser Subjektivierung ist die Komik, welche ein häu ges darstellerisches Moment im P. ist, und mitunter unpassend oder anstößig wirkt. Bemerkungen, Kommentare usw. durchlaufen den ganzen Roman, wodurch W. eine zweite Erzählebene erschafft, die anhand direkter Apelle den Rezipienten in das Romangefüge integriert. Oftmals erfolgt der Wechsel zwischen den verschieden Ebenen abrupt und willkürlich. Dieser Erzählstil ist Programm und von W. im Prolog angekündigt worden, wenn er von seinen Erzählungen («disiu mære») sagt, dass sie «vliehent unde jagent / [...] entwîchent unde kêrent» (, und f.). Auch nach dem Prolog kommt W. an weiteren Stellen des P. auf seinen Stil zu sprechen, dezidiert im Bogengleichnis (, –), das ein Gegenprogramm zu den rhetorisch geschulten Dichterkollegen bietet: W. attribuiert seinen Stil hier mit dem Begriff der «krümbe», womit er auf den «ebenen stil» hoher rhetorischer Prägung zielt, von dem er sich abzusetzen sucht. Die breite Überlieferung ist Spiegel der Beliebtheit des P. und die ersten literarischen Reexe auf den Roman nden sich bereits bei einem Zeitgenossen. → Wirnt von Grafenberg lobt W. im Wigalois über aller Maßen und sagt über ihn: «leie munt nie baz gesprach» (V. ). Dies ist eine direkte Reaktion auf die Selbstilisierung W.s als ungeschulter Dichter, die in den poetologischen Exkursen des P. statt ndet. Möglicherweise ist auch die Polemik im Tristan → Gottfrieds von Straßburg gegen einen namentlich nicht genannten «vindaere wilder maere» (V. –) auf W. und den P. zu beziehen. Die auf W. folgende Artusepik steht ausnahmslos unter dem Einuss des P. Bereits im . Jh. wurde im Jüngeren Titurel → Albrechts und im → Lohengrin der Roman weitergedichtet. Im . Jh. wird W.s Roman im sog. → Rappoltsteiner Parzival verarbeitet. Im . Jh. dichtete Ulrich → Fuetrer den P. in ‹T.-Strophen› um und integrierte ihn in dieser Form in sein Buch der Abenteuer. Die handschriftliche Überlieferung verebbt um und die neuzeitliche Auseinandersetzung setzt in der Mitte des . Jh. mit Johann Jacob Bodmers Erneuerung ein (Der Parcival. Ein
um Gedicht in W.s v. Eschilbach Denckart, eines Poeten aus den Zeiten Kaiser Heinrich des VI. Zürich ). Gut Jahre später folgte die erste vollständige mhd. Ausgabe durch Christoph Heinrich Myller (Slg. Dt. Gedichte aus dem XII. XIII. und XIV. Jh. Bd. . Berlin ). ) Willehalm (. Verse, um /): Das zweite umfangreiche Werk W.s verlässt die ktive Welt der Artusepik und hat einen historisch verbürgten Protagonisten: Wilhelm von Toulouse († / [Guillaume d’Orange]), einen Verwandten des karolingischen Königshauses, der unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen gegen die Sarazenen gekämpft hat, im selbstgegründeten Kloster Gellone verstarb und in Südfrankreich als Heiliger verehrt wurde (→ Wilhelm von Aquitanien). Die Erzählungen von seinen Taten waren im Frankreich des ./. Jh. so populär, dass sie zu einem umfangreichen Zyklus anwuchsen. W.s Hauptquelle war die Chanson de geste Batailles d’Aliscans (rund Verse, spätes . Jh.), ein in verschiedenen Rezensionen und Handschriften überliefertes Epos, das in den meisten Überlieferungsträgern als Teil eines Wilhelmzyklus enthalten ist. Nach Ausweis des Prologs des Wh. hat Landgraf Hermann von Thüringen W. die Textgrundlage beschafft: «lantgrâve von Düringen Herman tet mir diz maere von im bekant» (, ). Wahrscheinlich war Hermann auch der Auftraggeber des Wh. Ungewiss ist, ob Hermann eine französische Handschrift besaß oder ob der Stoff dt. und mündlich vermittelt wurde. Auch ob W. ein ganzer Wilhelmsepen-Zyklus oder nur die Batailles vorlagen, ist offen. Ebenso ist unsicher, welcher Redaktion W.s Vorlage angehörte, da keine der überlieferten Fassungen seine Textkennnisse hinreichend abbildet. Ein detaillierter Quellenvergleich ist so nicht möglich, als Tendenz ist aber erkennbar, dass W. darum bemüht war, die Handlung durch inhaltliche Beschränkungen bei den Neben guren (Vivianz und Rennewart) zu straffen. Er konzentriert sich auf Wh. und weitet die Rolle von Wh.s Frau Gyburg deutlich aus. Formal hat er eine sangbare Chanson in die metrische Gestalt des hö schen Epos überführt. Wie beim P. folgt die moderne Bucheinteilung Lachmann, der sich auch in diesem Fall am St. Galler Cod. orientiert hat, ohne diesem in letzter Konsequenz zu folgen. Gegenstand der Dichtung ist der große Krieg zwischen Christen und Heiden auf dem Feld Aliscans bei Arles. Voraus geht ein
Wolfram von Eschenbach Prolog mit einem Gebet an die Trinitas. Erzählt wird dann, wie der heidnische Großkönig Terramer mit einem beträchtlichen Heer in der Provence anlandet, um den Abfall seiner Tochter Arabel zu rächen. Die Vorgeschichte wird von W. nur kurz angerissen: Arabel ist von Wh., dem Markgrafen von Provence, mit ihrer Einwilligung entführt worden und hat sich auf den Namen Gyborg taufen lassen und unter diesem Namen Wh. geheiratet. In einer ersten Schlacht werden die Christen vernichtend geschlagen. Vivianz, der Neffe Wh.s., wird wie in der Vorlage hervorgehoben: Er kämpft heldenhaft und stirbt als Märtyrer, dem angesichts des Todes der Erzengel Cherubim erscheint und aus dessen Wunden der Duft der Heiligkeit strömt (Buch I und II). Allein kehrt Wh. nach Oransche zurück und reitet weiter, um vom französischen König Loys (= Ludwig der Fromme), seinem Schwager, Hilfe zu erbitten. Dieser weigert sich zunächst (ganz im Gegensatz zu Wh.s Vater und Brüdern), kann letztlich aber doch zur Aufstellung eines Reichsheeres gebracht werden. Ein wichtiger Mitstreiter ist der riesenhafte Rennewart, Sohn Terramers, der unerkannt am Hof sich als Küchenknecht verdingt. Dieser ist – wie man erst zum Ende der Dichtung erfährt – als Kind entführt und von Kau euten dem König übergeben worden. Weil er sich dem Christentum verweigert hat, muss er niedere Dienste leisten. Die Figur des Rennewart bringt komisch-burleske Motive in das Epos ein. Vor Oransche trifft das Reichsheer mit den Truppen von W.s Verwandschaft zusammen, doch als die Fürsten des Reichsheeres die Feide erblicken, verweigern sie sich dem Kampf und müssen von Rennewart auf das Schlachtfeld genötigt werden (Buch III–VI). Bei der zweiten Schlacht von Alischanz stehen die Heiden kurz vor dem erneuten Sieg, als Rennewarts Heldenkraft den christlichen Verbänden zum Sieg verhilft. Am nächsten Tag wird Rennewart vermisst und sein weiteres Schicksal bleibt im Dunkeln. Mit einer ausgleichenden Geste Wh.s, der die gefallenen Heidenkönige mit einer versöhnlichen Botschaft an Terramer überführen lässt, bricht die Dichtung ab (Buch VII–IX). Dass der Text genau an der Stelle endet, wo der Kreislauf von Tod und Rache erstmals durchbrochen wird, hat zur These geführt, das W. die Abfassung des Wh. bewusst hier beendet hat, obwohl die Rennewart-Handlung eindeutig nicht zu Ende geführt ist (in der Vorlage wird er getauft und heiratet die Tochter des französischen
Wolfram von Eschenbach Königs). Dieser Anahme zur Folge, wäre der Wh. kein Fragment im eigentlichen Sinne, sondern lediglich vorzeitig beendet worden. Dafür bietet W. einige Szenen auf, die in den Batailles nicht enthalten sind: zwei eheliche Liebesszenen, ein Religionsdisput zwischen Gyburg und Terramer und eine theologisch eingefärbte Rede Gyburgs. Das Eingangsgebet des Wh. erinnert an den Anfang des Rolandslieds des Pfaffen → Konrad. Womöglich wollte W. auf eine literarische Kontinuität verweisen, denn die Auseinandersetzungen im Wh. knüpfen historisch an einen Krieg Karls des Großen an, der im Rolandslied geschildert wird. Zwar nden sich keine Reminiszensen von Konrads geistlicher Ausdeutung des Kriegsgeschehens bei W., doch motivliche Parallelen gibt es gleichwohl. Der Umstand, dass der Wh. mehrfach im Anschluss an des → Strickers Karl, eine Neubearbeitung des Rolandslieds, überliefert wird, spiegelt diese Nähe wider. Im Prolog distanziert sich W. – wie schon beim P. – erneut von der Buchgelehrsamkeit und benennt als Ausgangspunkt seiner Kunst den «sin» («wan hân ich kunst, die gît mir sin»). Die Bedeutung von «sin» in diesem Kontext ist umstritten. W. gestaltet die kriegerischen Auseinandersetzungen im Wh. unter dem Aspekt des traditionellen Kreuzzugsgedankens einerseits und der territorialen Integrität andererseits. Es geht um die Verteidigung des christlichen Glaubens und auch des römischen Reiches, das von Terramer bedroht wird, der nach der Vernichtung des Christentums die römische Kaiserkrone begehrt. Um so desillusionierender fällt W.s Schilderung der Zustände im Reich aus: Der König Loys ist mehr dem Ho eben zugetan als der Verteidigung von Reich und Glauben und die Reichsfürsten im Heer müssen von einem Heiden zum Sieg geführt werden. Die Schlachten selbst sind als furchtbare Metzeleien gestaltet, in denen sich bei der Tötung des Heiden Arofel auch Wh. selbst durch eine maßlose Grausamkeit auszeichnet, die mit seiner Großmut am Ende des Textes kontrastiert. Ritterschaft stellt sich in dieser Form als Mord dar. Daher ist der Wh. weit entfernt von jeglicher Kreuzzugspropaganda. W. verweigert sich zudem einer schablonenhafte Zuweisung von Gut und Böse (freilich ohne die Vorrangstellung des Christentums einzuschränken). Seinen Heiden verleiht W. menschliche Würde und in diesem Kontext ist die Rede Gyburgs vor dem Fürstenrat zu betrachten, welche die
um Heiden als Gottes Geschöpfe apostrophiert. Gyburg ruft ferner zur Schonung der besiegten Feinde auf und bietet so ein Gegenprogramm zu den tatsächlichen Kriegsabläufen im Wh. Eine wichtige Rolle spielt neben der Familie als Kern der Vergesellschaftung auch die Liebesbindung zwischen Wh. und Gyburg. Sie ist ursächlich für den Konikt, doch vor allem sind in ihr Gottesliebe und zwischenmenschliche Liebe vereint, denn für Gyburg erfüllt sich in ihrer Ehe, die so eng mit ihrer Taufe verbunden ist, beides. In einer Welt, die geprägt ist von den Schrecken des Krieges stellt W. damit drei Instanzen heraus, welche die Hoffnung auf Erlösung aufrecht erhalten: Gottvertrauen, eheliche Liebe und familiärer Beistand. Bereits wenige Jahrzehnte nach der Abfassung wurde der Wh. von → Ulrich von Türheim mit dem Rennewart fortgesetzt (um ). Türheim stützt sich auf mehrere Wilhelmsepen und führt die Geschichte Rennewarts und die Gesamthandlung bis zum Tod Wh.s und Gyburgs im Kloster weiter. → Ulrich von dem Türlin hat um / mit der Arabel ein Vorgeschichte hinzugedichtet (Kurzfassung in der → Leipziger Arabel), die von Wh.s Jugend, der Gefangenschaft bei den Heiden und der gemeinsamen Flucht mit der zukünftigen Ehefrau zu berichten weiß. Die drei Wh.-Dichtungen begegnen oft im Überlieferungsverbund und wurden auch als Wh.-Trilogie rezipiert. Im . Jh. ist der Dreierzyklus in einer Prosafassung aufgegangen (→ Willehalm [Prosaroman]). Auf die dt. Legendenepik hat der Wh. stark gewirkt. Auch sind Auszüge in Chroniken inseriert worden (→ Heinrich von München). Am breitesten wurde der Prolog rezipiert, der oft zitiert, imitiert, paraphrasiert und auch ins Lat. übertragen wurde. ) Titurel (insgesamt Strophen, um / [?]): Die in sangbaren Strophen verfassten zwei T.-Fragmente sind wieder im arturischen Kosmos angesiedelt. Eine Quelle für den T. ist nicht bekannt, dass sich W. auf eine französische Vorlage gestützt hat, ist aber nicht auszuschließen. Die Handlung ist im P. bereits angelegt und es gibt Überschneidungen im Personal. Im Buch III. des P. trifft P., kurz nachdem er seine Mutter verlassen hat, auf seine trauernde Cousine Sigune. In deren Schoß liegt ihr toter Geliebter Schionatulander, der vom Herzog Orilus erschlagen worden ist. Sigune erklärt gegenüber P.: «ein bracken seil gap im den pîn» (,). Die beiden T.-Stücke bieten
um nun Ausschnitte aus der Geschichte des musterhaften Liebespaares Sigune und Schionatulander, das erst im Tode vereint ist. Die Fragmente wurden schon im MA nach T., dem Stammvater der Gralssippe benannt, dessen Name in Fragment zuerst genannt wird. Das erste Fragment ( Str.) beginnt mit einer Genealogie der Gralskönige. Der alte König T. übergibt die Herrschaft an seinen Sohn Frimutel. Dessen Tochter Schoysiane heiratet Herzog Kyot und stirbt bei der Geburt der gemeinsamen Tochter Sigune. Diese wächst bei Herzeloyde, der Schwester ihrer Mutter, auf, wo sie Schionatulander begegnet, dem Enkel des Gurnemanz und Knappen Gahmurets. Zwischen den beiden entsteht eine intensive und re ektierte Kinderliebe. Weil Schionatulander seinen Herren Gahmuret in den Orient begleitet, muss sich ihre Liebe in schmerzlicher Trennung bewähren. – Das zweite Fragment ( Str.) schildert eine spätere Episode. Sigune und Schionatulander lagern auf einer Waldlichtung und Schionatulander fängt den entlaufenen Jagdhund Gardeviaz ein. Auf dessen langer Leine ndet sich eine Inschrift, die von der Liebe zwischen der Königin Clauditte und Ehkunat erzählt. Bevor Sigune die Erzählung zu Ende lesen kann, entreißt sich Gardeviaz und Sigune fordert von ihrem Geliebten, das Hundeseil zurückzubringen. Als Belohnung verheißt sie die Erfüllung ihrer gemeinsamen Liebe. Das Kernthema der Dichtung ist die wahre zwischenmenschliche Liebe. W. verweist selbst darauf, wenn er am Anfang von Fragment als geistiges Vermächtnis des Gralskönigs T. «wâre minne mit triuwen» ausgibt. Sigune, die Urenkelin T.s, verwirklicht diese Vermächtnis in der Kinderminne zu Schionatulander. Diese ist von einer Reinheit, die zunächst von kindlicher Naivität getragen wird und sich später in sexueller Enthaltsamkeit niederschlägt. Diese wahre Liebe führt zu Gott und damit auch in den Tod, wie schon der ma. Rezipient aus dem P. gewusst haben dürfte: Schionatulander stirbt auf der Suche nach dem Seil und Sigune führt fortan ein Leben der Askese und Weltabkehr. Die Brackenseil-Inschrift ist das zentrale Motiv des zweiten Bruchstücks. Diese verbindet die Liebesgeschichte mit einer hö schen Tugendlehre, was schon der Name der Bracke indiziert: «Gardeviaz». Dieser Name wird in der Inschrift mit «Hüete der verte!» übersetzt und allegorisch auf ein Programm
Wolfram von Eschenbach rechten Lebens ausgelegt, das sich in Clauditte und Ehkunat exempli ziert. Die beiden Fragmente werfen zahlreiche Fragen auf. Die erste bezieht sich auf die äußere Gestalt, denn es ist unklar, warum W. die strophische Form für das Thema gewählt hat. Der T. wäre im Falle der Vollendung das erste hö sche Epos in Strophen gewesen. Formal steht die ‹T.-Strophe› zwischen Minnesang und Heldenepik. Zum einen ähnelt sie der Langzeilenstrophe des frühen Minnesangs, zum anderen der ‹Nibelungen-Strophe› mit deren vier zäsurierten Langzeilen (→ Nibelungenlied und Klage). Durch die Abverse, die Hebungszahl der Verse und den unzäsurierten dritten Vers unterscheidet sich die ‹T.-Strophe› aber auch deutlich von der ‹Nibelungenstrophe›. Auf die musikalische Form der Strophe, die vermutlich von einer Singstimme vorzutragen war, geben die Textzeugen des T. keine Hinweise. Eine Vorstellung von ihr vermag aber eine mit Noten versehene Strophe zu geben, die auf dem Vorsatzblatt einer Handschrift des Jüngeren Titurel verzeichnet ist (Wien, ÖNB, Cod. [um ]). Ob die beiden Fragmente Teile eines von W. geplanten größeren Ganzen sind, ist die nächste offene Frage. Hat W. ein formales Experiment aus poetologischen Gründen früh wieder abgebrochen oder ist sein Tod ursächlich für den Fragmentcharakter? Sollte W. schon ein Gesamtkonzept vorgeschwebt haben, so fehlt zwischen den beiden Stücken mindestens Schionatulanders Rückkehr aus dem Orient. Auch wie W. die Geschichte zu ihrem bekannten Ende geführt hätte, ist völlig ungewiss. Sicher ist nur, dass der T. inhaltlich auf den P. hin konzipiert ist. Da aber beide Fragmente äußerst handlungsarm, von direkter Rede einerseits und der Lektüre der Seilinschrift andererseits bestimmt sind, wird in der Forschung auch bezweifelt, dass W. überhaupt ein großes zusammenhängendes Epos geplant hat. Zu den offenen Fragen stellt sich die elaboriert bis komplizierte Sprache des T., der eigentümliche und bilderreiche Stil, der zwischen dunkler Verrätselung und prunkhafter Melancholie changiert. Alles zusammengenommen lässt den T. als eine der geheimnisvollsten Dichtungen der hö schen Literatur erscheinen. Die schmale Überlieferung legt zumindest Zeugnis davon ab, dass der T. auch als Fragment abgeschrieben und vorgetragen wurde. Rezipiert wurde W.s Dichtung im MA aber primär über Albrechts Jüngeren Titurel (über Str.), der das zeitgenössische Bedürfnis einer Fortsetzung erfüllt
Wolfram von Eschenbach und in diese die Fragmente des T. in metrischer Bearbeitung inkorporiert. Der Dichter des Jüngeren Titurel eignet sich auch W.s Namen an. Neben der Fortsetzung des T. fungiert der Jüngere Titurel auch als Kommentierung und Ausweitung des P. Albrechts Werk wurde bis in . Jh. für eine Dichtung W.s gehalten, ist sehr breit überliefert, galt im . Jh. gar als W.s Hauptwerk und hat immens auf die spätma. Literatur gewirkt – all das wäre ohne die fälschliche Zuschreibung an W. wohl nicht der Fall gewesen. Ü: Parzival: Es sind derzeit Textzeugen bekannt, darunter be nden sich mehr oder weniger vollst. Hss., der Rest sind Fragmente. Hinzu kommt eine Inkunabel: Straßburg (Johann Mentelin) (GW M). Die Überlieferung setzt in der ersten Hälfte des . Jh. ein und reicht bis etwa . Rund % der Zeugen sind obd. (bair., alemannisch oder aus dem bair.alemannischen Grenzraum), der Rest ist mitteldt., einige Fragm. sind nd., womit der P. das am weitesten verbreitete hö sche Epos darstellt. Von den vollst. Hss. sind fünf aus dem . Jh., vier aus dem . Jh. und sieben aus dem . Jh.; sechs sind illustriert (darunter zwei des . Jh.). Die Überlieferung lässt sich in zwei Fassungen (*D und *G, nach den jeweiligen Leithss.) differenzieren, die sich aus ungeklärten Gründen im Mittelteil (Buch VIII–XI) kaum unterscheiden. *D lassen sich vier vollst. Hss. (D, m, n, o) und zehn Fragm. zurechnen; bei *G sind es vollst. Hss. und Fragm. (bei vielen weiteren Fragm. ist eine eindeutige Zuordnung nicht möglich). Beide Fassungen wurden bereits von Lachmann und auch wieder von der gegenwärtigen Philologie als gleichwertig betrachtet; zwischenzeitlich wurde *D als autornäher bewertet. – D: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. – (Perg., zweites Drittel . Jh., bair.-alemannisch). – G: München, BSB, Cgm , ra–vc (Perg., Mitte . Jh., bair.-ostalemannisch). – Viele Hss. sind als Digitalfaks. online abrufbar (vgl. www.manuscripta-mediaevalia.de), weitere liegen als elektronische Publikationen des P.-Projekts vor: Sankt Galler Nibelungenhs. (Cod. Sang. ). Hg. v. der Stiftsbibl. St. Gallen und dem P.-Projekt (Codices Electronici Sangallenses ). ., erw. Au . . – Münchener W.-Hs. (BSB, Cgm ) mit der Parallelüberlieferung zum Titurel. P., T., Tagelieder. Hg. vom P.-Projekt Bern. Digitalfaks. CDROM mit einem Begleith. Konzept und Einf. v. Michael Stolz. Simbach/Inn . – Die Berner
um P.-Hs. (Burgerbibl., Cod. AA ) mit Volltranskription und einer Einführung von Michael Stolz. DVD mit einem Begleith. Konzept v. M. Stolz. Simbach/Inn . – Sämtliche Illustrationen bei: Bernd Schirok: W. v. E. ‹P.›. Die Bilder der illustrierten Hss. (Litterae ). Göppingen . – Zur Gesamtüberlieferung vgl.: Klaus Klein: Beschreibendes Verz. der Hss. (W. und W.-Fortsetzer). In: Heinzle (s. Lit.) Bd. , S. –, hier S. –. – B. Schirok: Überl.: Die Hss. und die Entwicklung des Textes/Die Bilderhss. und Bildzeugnisse. In: ebd. Bd. , S. –. – www.handschriftencensus.de/werke/. Willehalm: Es sind Hss. bekannt, davon sind mehr oder weniger vollst., der Rest sind Fragmente. Nur eine der vollst. Hss. stammt aus dem . Jh., sieben aus dem . Jh. und vier aus dem . Jh. Rund der Fragm. werden ins . Jh. datiert. Acht von den zwölf vollst. Hss. überliefern auch Arabel und Rennewart. Lachmann hat die Überlieferung in zwei Zweige geteilt (von denen der eine nur die Hs. G und Fragm. [b] umfasst). Die Abweichungen sind eher gering und weniger signi kant als bei den P.-Fassungen *D und *G. Besonderes Kennzeichen der Wh.-Überlieferung sind die reich ausgestatteten und illustrierten Codices mit repräsentativer Funktion, die von fürstlichen Auftraggebern veranlasst wurden. – Ältestes Fragm.: München, BSB, Cgm /I, (Fragm ) Perg.-Doppelbll. (erstes Viertel . Jh. [nach ], bair.). – Vollst. Hs. des . Jh.: St. Gallen (G), Stiftsbibl., Cod. , S. – (s. o.). – Älteste illustrierte Hs.: München, BSB, Cgm /III und Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Graphische Slg., Kapsel , Hz – (Fragm. ) Perg.-Doppelbll. und insgesamt Blattreste (drittes Viertel . Jh., ostmitteldt.-nd.). – Illustrierte Prachthss.: Kassel, UB/LMB, ° Ms. poet. et roman. (Ka) Bll. (Perg., , md.) Dreierzyklus mit geplanten Miniaturen ( fertiggestellt) im Auftrag Landgraf Heinrichs II. von Hessen. – Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (W) Bll. (Perg., , nordbair.-obersächsisch) Miniaturen, im Auftrag König Wenzels. – Zur Gesamtüberlieferung vgl.: Klein (in Heinzle [s. Lit. und Überl. P.]) S. –. – Christoph Gebhardt: Die Hss. des ‹Wh.› und seiner Fortsetzungen und die Entwicklung der Texte. In: ebd., Bd. , S. –. – Dorothea und Peter Diemer: Die Bilderhss. des ‹Wh.›. In: ebd., Bd. , S. –. Titurel: München, BSB, Cgm (G) ra–rc (s. o.) Str. – Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (H;
um → Ambraser Heldenbuch) ra–rb (Perg., / , südbair.) Str. (vom Anfang bis zur Mitte des ersten Fragm.). – München, UB, ° Cod. ms. (Cim. b), Fragm. II (M) Bl. und Längsstreifen von Bll. (Perg., um , bair.) Str. – G und H repräsentieren zwei stark differenzierte Fassungen. H und M überliefern Str., die sich nicht in G nden ( insgesamt). – Alle Textzeugen sind als Digitalfaks. online abrufbar (s. www.handschriftencensus.de/werke/) und liegen auch gedruckt vor: Joachim Heinzle: W. v. E. ‹T.›. Abb. sämtlicher Hss. mit einem Anh. zur Überl. des Textes im ‹Jüngeren T.› (Litterae ). Göppingen . A (Auswahl): Gesamtausgaben: Karl Lachmann: W. v. E. Berlin ; . und . Au . (/) besorgt v. Moriz Haupt; . Au . () besorgt v. Karl Müllenhoff/Emil Henrici; . Au . () besorgt v. Karl Weinhold/Gotthold Bötticher (Nachdr. Hamburg ); . Au . besorgt v. Eduard Hartl. Berlin/Leipzig (Nachdr. Berlin ); . Au . neu bearb. und mit einem Verz. der Eigennamen und Stammtafeln versehen v. E. Hartl. Bd. : Lieder, P. und T. Berlin . – Albert Leitzmann: W. v. E. . Heft: P. Buch I–VI (ATB ). Halle ; . Au ., rev. v. Wilhelm Deinert. Tübingen . – . Heft: P. Buch VII–XI (ATB ). Halle ; . Au . durchges. v. Blanka Horacek. Tübingen ; . Au . . – . Heft: P. Buch XII–XVI (ATB ). Halle ; . Au . rev. v. W. Deinert. Tübingen . – . Heft: Wh. Buch I–V. Halle ; . Au . Tübingen . – . Heft: Wh. Buch VI–IX, T., Lieder. Halle ; . Au . Tübingen . Parzival: Karl Bartsch: W. v. E. P. und T. Bd. –. (Dt. Classiker des MA –). Leipzig /; . Au . (–) bearb. v. Marta Marti (Nachdr. ). – W. v. E. P. Mhd. Text nach der Ausg. v. K. Lachmann. Übers. und Nachw. v. Wolfgang Spiewok. Bde. (RUB /). Stuttgart u. ö. – W. v. E. P. nach der Ausg. K. Lachmanns rev. und komm. v. Eberhard Nellmann, übertragen v. Dieter Kühn. Bde. (BMA / und /). Frankfurt/M. , ; Nachdr. (Dt. Klassiker Verlag im Taschenbuch ). Ebd. . – W. v. E. P. Stud.-Ausg. Mhd. Text nach der sechsten Ausg. v. K. Lachmann. Übers. v. Peter Knecht. Mit Einführungen zum Text v. B. Schirok. Berlin/New York , . – Joachim Bumke: W. v. E. P. Auf der Grundlage der Hs. D (ATB ). Tübingen .
Wolfram von Eschenbach Willehalm: W. v. E. Wh., T. Text, Nacherzählung, Anm. und Worterklärungen von Walter Johannes Schröder/Gisela Hollandt. Darmstadt . – W. v. E. Wh. Nach der gesamten Überl. krit. hg. v. Werner Schröder. Berlin/New York . – J. Heinzle: W. v. E. Wh. Nach der Hs. der Stiftsbibl. St. Gallen. Mhd. Text, Übersetzung, Komm. Mit den Miniaturen aus der Wolfenbütteler Hs. und einem Aufsatz v. P. und D. Diemer (BMA ). Frankfurt/M. ; rev. Nachdr. (Dt. Klassiker Verlag im Taschenbuch ). Ebd. . – J. Heinzle: W. v. E. Wh. Nach der Hs. der Stiftsbibl. St. Gallen (ATB ). Tübingen . Titurel: Bartsch / (s. Ausg. P.). – Schröder/Hollandt (s. Ausg. Wh.). – W. v. E. T. Hg., übers. und mit einem Komm. und Materialien versehen v. Helmut Brackert/Stephan FuchsJolie. Berlin/New York ; gekürzte Stud.-Ausg. . – W. v. E. T. Mit der gesamten Parallelüberl. des Jüngeren T., krit. hg., übers. und komm. v. Joachim Bumke/J. Heinzle. Tübingen . Ü (Auswahl): Parzival: P. und T. Rittergedichte von W. v. E. Übers. und erl. v. Karl Simrock. Bde. Stuttgart/Tübingen u. ö. – P. von W. v. E. Neu bearb. v. Wilhelm Hertz. Stuttgart u. ö. (Nachdr. der mit einem Nachw. v. Friedrich von der Leyen versehenen Au . , Vor- und Nachw. überarb. v. Alexander Heine. Essen/Stuttgart ). – W. v. E. P. Übers. v. Wolfgang Mohr (GAG ). Göppingen , . – W. v. E. P. Aus dem Mhd. übertragen und hg. v. W. Spiewok (Slg. Dieterich ). Leipzig (zahlr. Neu- und Lizenzausg.). – Dieter Kühn: Der Parzival des W. v. E. Frankfurt/M. (rev. in der Ausg. Nellmann ). – W. v. E. P. Aus dem Mhd. v. P. Knecht. Mit einem Brief des Übersetzers an den Lektor (Die andere Bibl. ). Frankfurt/M. . – Michael Dirk: Neues v. P. Eine vollst. Bearb. des mhd. Textes in einer nahezu auf das Wörtliche reduzierten Umsetzung in die Begriffe der Jetzt-Zeit. Marburg . – P. W. v. E. Aus dem Mhd. übers. v. P. Knecht. Mit Bildern von Dieter Asmus. Stuttgart . Willehalm: W. v. E. Wh. Text der . Ausg. v. K. Lachmann. Übers. und Anm. v. Dieter Kartschoke. Berlin . – W. v. E. Wh. Übertragen v. Otto Unger mit einer Einf. v. Christoph Gerhardt (GAG ). Göppingen . Titurel: Simrock (s. P.). – W. v. E. T. Zwei Bruchstücke des Gedichtes Sîgune und Schîonatu
Wolfram von Eschenbach lander. [übers. v. Albert Rapp] (Aldus-Bücherei ). München . B: Gotthold Bötticher: Die W.Lit. seit Lachmann. Mit krit. Anm. Eine Einf. in das Studium W.s. Berlin . – Friedrich Panzer: Bibliogr. zu W. v. E. Mit einer Karte und einer Wappentafel. München . – Martin Schumacher: Krit. Bibliogr. zu W.s ‹P.› –. Diss. Frankfurt/M. . – Ulrich Pretzel u. a.: Bibliogr. zu W. v. E. . Au . (Bibliogr. zur dt. Lit. des MA ). Berlin . – Bumke (s. Lit.) S. –. – Renate Decke-Cornill: W.-Bibliogr. Fortlaufend seit in: W.-Stud. ff. – David N. Yeandle/ Carol Magner: Stellenbibliogr. zum ‹P.› W.s v. E. für die Jahrgänge –. CD-ROM. Tübingen ; online unter: http://wolfram.lexcoll.net/. – J. Heinzle unter Mitwirkung v. R. Decke-Cornill: Bibliogr. zu W. v. E. (–/). In: Heinzle (s. Lit) Bd. S. –. P: W.-Stud. Berlin ff. (zuletzt: W.-Stud. []; Beitr. aus den W.-Stud. werden im Literaturverz. nicht separat gelistet). L: (Lit. zum lyrischen Œuvre s. Bd. ). Forschungsberichte, Einführungen, Gesamtdarstellungen, Sammelbände: Gustav Ehrismann: Wolframprobleme. In: GRM () S. –. – Ralph Lowet: W. v. E.s ‹P.› im Wandel der Zeiten (Schriftenreihe des Goethe-Inst. ). München . – J. Bumke: W. v. E. (Slg. Metzler ). Stuttgart ; Stuttgart/Weimar . – Heinz Rupp (Hg.): W. v. E. (WdF ). Darmstadt . – J. Bumke: Die W. v. E. Forschung seit . Ber. und Bibliogr. München . – Dennis H. Green/L. Peter Johnson: Approaches to W. v. E. Five Essays (Mikrokosmos ). Bern u. a. . – Kurt Ruh: Hö sche Epik des dt. MA. Bd. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. – Karl Bertau: W. v. E. Neun Versuche über Subjektivität und Ursprünglichkeit in der Gesch. München . – Walter Haug: Literaturtheorie im dt. MA. Von den Anfängen bis zum Ende des . Jh. Eine Einf. (Germanistische Einführungen). Darmstadt ; ., überarb. und erw. Au . . – Kurt Gärtner/J. Heinzle (Hg.): Stud. zu W. v. E. FS Werner Schröder. Tübingen . – W. Schröder: W. v. E. Spuren und Werke. Bde. (Kleinere Schr. und ). Stuttgart . – Ders.: W. v. E. In: Dt. Dichter. Leben und Werk deutschsprachiger Autoren. Bd. : MA. Hg. v. Gunter E. Grimm/Frank Rainer Max (RUB ). Stuttgart , S. –. – Danielle Buschinger/Wolfgang Spiewok: Perceval – P.
um Hier et aujourd’hui et autres essais sur la littérature allemande du Moyen Age et de la Renaissance (Wodan ). Greifswald . – Horst Brunner: W. v. E. (Auf den Spuren der Dichter und Denker durch Franken ). Gunzenhausen . – J. Heinzle (Hg.): W. v. E. Ein Hb. Berlin . – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston . Kommentare: J. Heinzle: Stellenkomm. zu W.s ‹T.›. Beitr. zum Verständnis des überl. Textes (Hermaea NF ). Tübingen . – Gisela Zimmermann: Komm. zum VII. Buch von W. v. E.s ‹P.› (GAG ). Göppingen . – Ernst-Joachim Schmidt: Stellenkomm. zum IX. Buch des ‹Wh.› W.s v. E. (Bayreuther Beitr. zur Sprachwiss. ). Bayreuth . – Renate Decke-Cornill: Stellenkomm. zum III. Buch des ‹Wh.› W.s v. E. (Marburger Stud. zur Germanistik ). Marburg . – Holger Noltze: Gahmurets Orientfahrt. Komm. zum ersten Buch v. W.s ‹P.› (,–,) (Würzburger Beitr. zur dt. Philologie ). Würzburg . – Susanna Backes: Von Munsalvaesche zum Artushof. Stellenkomm. zum fünften Buch von W.s ‹P.› (,–,). Herne . – Heiko Hartmann: Gahmuret und Herzeloyde. Komm. zum zweiten Buch des ‹P.› W.s v. E. Bde. Herne . – Michaela Schmitz: Der Schluss des ‹P.› W.s v. E. Komm. zum . Buch. Berlin . Literarische Beziehungen/Bildung/Übergreifendes: Friedrich Panzer: Gahmuret. Quellenstud. zu W.s ‹P.› (Sb. der Heidelberger Akad. der Wiss. Phil.hist. Kl. /,). Heidelberg . – Peter Wapnewski: Herzeloydes Klage und das Leid der Blanche ur. Zur Frage der agonalen Beziehungen zwischen den Kunstauffassungen Gottfrieds und W.s v. E. In: FS Ulrich Pretzel. Hg. v. Werner Simon u. a. Berlin , S. –. – Hedda Ragotzky: Stud. zur W.-Rezeption. Die Entstehung und Verwandlung der W.-Rolle in der dt. Lit. des . Jh. (Stud. zur Poetik und Gesch. der Lit. ). Stuttgart u. a. . – Bernd Schirok: Parzivalrezeption im MA (Erträge der Forschung ). Darmstadt . – E. Nellmann: W. und Kyot als vindaere wilder maere. Überlegungen zu Tristan – und Parzival ,–. In: ZfdA () S. –. – W. Schröder: W. v. E, das Nibelungenlied und die Klage (Akad. der Wiss. und Lit. Mainz /). Stuttgart (wieder in: Ders.: Frühe Schr. zur ältesten dt. Lit. [Schr. der Wissenschaftlichen Ges. an der Johann Wolfgang Goethe
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Wolfram von Eschenbach (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. –. – Beatrice Trînca: ‹Parrieren und undersniden›. W.s Poetik des Heterogenen (Frankfurter Beitr. zur Germanistik ). Heidelberg . – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Artusromane nach , Gralsromane, Tristanromane. Bearb. v. T. Tomasek u. a. Berlin/ New York , S. –. – Michael Dallapiazza: W. v. E.: ‹P.› (Klassiker-Lektüren ). Berlin . – C. Kiening: Unheilige Familien. Sinnmuster ma. Erzählens (Philologie der Kultur ). Würzburg , S. –. – Susanne Knaeble: Die Eroberung von Herrschaftsräumen als strukturstiftendes Moment in W.s ‹P.›. In: Der umkämpfte Ort – von der Antike zum MA (Beih. zur Mediävistik). Hg. v. Olaf Wagener. Frankfurt/M. , S. –. – Morgan Powell: Die ‹tumben› und die ‹wisen›. W.s ‹P.›-Prolog neu gedeutet. In: PBB () S. –. – Robert Schöller: Die Fassung *T des ‹P.› W.s v. E. Unters. zur Überl. und zum Textpro l (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF ). Berlin/New York . – Gabriel Viehhauser-Mery: Die ‹P.›-Überl. am Ausgang des Manuskriptzeitalters. Hss. der Lauberwerkstatt und der Straßburger Druck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF ). Berlin/New York . – J. Bumke: Zur Textkritik des ‹P.›. Der Textbestand in den Hss. D und G. In: ZfdA () S. –. – Sabine Chabr: Komplexe Boten. Metonymisches Erzählen in W.s ‹P.›. In: Das MA () S. –. – Dorothea Heinig: Die Jagd im ‹P.› W.s v. E. Stellenkomm. und Unters. Diss. Marburg . – Marina Münkler: Buße und Bußhilfe. Modelle von Askese in W.s v. E. ‹P.›. In: DVjs () S. –. – Stefan Seeber: Poetik des Lachens. Unters. zum mhd. Roman um (MTU ). Berlin/New York , S. –. – Friedrich Michael Dimpel: ‹er solts et hân gediuhet nider›. Wertende Erzähleräußerung in der Orgeluse-Handlung von W.s ‹P.›. In: Euph. () S. –. – Udo Friedrich: Erzählen vom Tod im ‹P.›. Zum Verhältnis von epischem und romanhaftem Erinnern im MA. In: Hist. Narratologie – Mediävistische Perspektiven (Trends in Medieval Philology ). Hg. v. Harald Haferland. Berlin/New York , S. –. – S. Knaeble: Hö sches Erzählen von Gott. Funktion und narrative Entfaltung des Religiösen in W.s ‹P.› (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New
um York . – Andrea Moshövel: Von der magischen Frage und vom Mythos des Fragens. Zum Frageproblem im ‹P.› W.s v. E. In: Artusroman und Mythos (Schr. der Internationalen Artusges. ). Hg. v. Friedrich Wolfzettel u. a. Berlin/New York , S. –. – Felix Louis: Metaphorik und Dunkelheit im ‹P.› W.s v. E. Aachen . Willehalm: Joachim Bumke: W.s ‹Wh.›. Stud. zur Epenstruktur und zum Heiligkeitsbegriff der ausgehenden Blütezeit (Germ. Bibl. . Reihe). Heidelberg . – F. P. Knapp: Rennewart. Stud. zu Gehalt und Gestalt des ‹Wh.› W.s v. E. (Diss. der Univ. Wien ). Wien . – Carl Lofmark: Rennewart in W.’s Wh. A Study of W. v. E. and his Sources (Anglica Germanica Series ). Cambridge . – Erich Kleinschmidt: Literarische Rezeption und Gesch. Zur Wirkungsgesch. von W.s ‹Wh.› im SpätMA. In: DVjs () S. –. – Uwe Pörksen/B. Schirok: Der Bauplan von W.s ‹Wh.› (Phil.St.u.Qu. ). Berlin . – C. Kiening: Re exion – Narration. Wege zum ‹Wh.› W.s v. E. (Hermaea NF ). Tübingen . – J. T. Green eld: Vivianz. An Analysis of the Martyr Figure in W. v. E.’s ‹Wh.› and in his Old French Source Material (Erlanger Stud. ). Erlangen . – Christoph Alexander Kleppel: ‹vremder bluomen underscheit›. Erzählen von Fremdem in W.s ‹Wh.› (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. . – Burghart Wachinger: Schichten der Ethik in W.s ‹Wh.›. In: Alte Welten – Neue Welten (Akten des . Kongresses der Internationalen Vereinigung für germ. Sprach- und Literaturwiss. ). Hg. v. Michael S. Batts. Tübingen , S. –. – Christoph Fasbender: Willehalm als Programmschr. gegen die ‹Kreuzzugsideologie› und ‹Dokument der Menschlichkeit›. In: ZfdPh () S. –. – Stephan Fuchs: Hybride Helden. Gwigalois und ‹Wh.›. Beitr. zum Heldenbild und zur Poetik des Romans im frühen . Jh. (Frankfurter Beitr. zur Germanistik ). Heidelberg . – C. Kiening: Der ‹Wh.› W.s v. E. in karolingischem Kontext. Formen narrativ-hist. Aneignung eines ‹Klassikers›. In: Stud. zur Weltchron. Heinrichs von München. Bd. : Überl., Forschungsber., Unters., Texte (Wissenslit. im MA ). Hg. v. Horst Brunner. Wiesbaden , S. –. – J. T. Greeneld/Lydia Miklautsch: Der ‹Wh.› W.s v. E. Eine Einf. Berlin/New York (Nachdr. ). – Martin Przybilski: ‹sippe und geslehte›. Verwandtschaft als Deutungsmuster im ‹Wh.› W.s v. E. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden . – Christopher Young: Narrativische Perspektiven in W.s
. Hälfte . Jh. ‹Wh.›. Figuren, Erzähler, Sinngebungsprozeß (Unters. zur dt. Literaturgesch. ). Tübingen . – Martin H. Jones/Timothy McFarland (Hg.): W.’s Wh. Fifteen Essays. Rochester NY . – Kathryn Starkey: Reading the Medieval Book. Word, Image, and Performance in W. v. E.’s Wh. (Poetics of Orality and Literacy). Notre Dame IN . – Elke Koch: Trauer und Identität. Inszenierungen von Emotionen in der dt. Lit. des MA (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –. – Henrike Manuwald: Medialer Dialog. Die ‹Große Bilderhs.› des ‹Wh.› W.s v. E. und ihre Kontexte (Bibliotheca Germanica ). Tübingen/ Basel . – Cyril Edwards: W. v. E., Islam, and the Crusades. In: Encounters with Islam in German literature and culture (Studies in German literature, linguistics, and culture). Hg. v. James R. Hodkinson/Jeff Morrison. Rochester NY , S. –. – Christa Jochum-Godglück: Namen und die Konstruktion christlicher und heidnischer Räume in W. v. E.s ‹Wh.›. In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () S. –. – C. Gerhardt: Der ‹Wh.›-Zyklus. Stationen der Überl. von W.s ‹Original› bis zur Prosafassung (ZfdA Beih. ). Stuttgart . – M. H. Jones: Vivianz, der reuige Schächer und das gute Sterben im ‹Wh.› W.s v. E. In: Mhd. Beitr. zur Überl., Sprache und Lit. FS K. Gärtner. Hg. v. Ralf Plate/Martin Schubert. Berlin/New York , S. –. – Stephanie L. Hathaway: Saracens and Conversion. Chivalric Ideals in ‹Aliscans› and W.s ‹Wh.›. (Studies in Old Germanic Languages and Literature ). Oxford u. a. . Titurel: W. Simon: Zu W.s ‹T.›. In: FS U. Pretzel. Hg. v. W. Simon u. a. Berlin , S. –. – J. Bumke: Zur Überl. v. W.s ‹T.›. W.s Dichtung und der ‹Jüngere T.›. In: ZfdA () S. –. – Ders.: T.-Überl. und T.-Forsch. Vorüberlegungen zu einer neuen Ausg. von W.s T.Fragm. In: ZfdA () S. –. – Max Wehrli: W.s ‹T.› (Rheinisch-Westfälische Akad. der Wiss. Geisteswissenschaftliche Vorträge G ). Opladen (wieder in: Ders.: Gegenwart und Erinnerung. Gesammelte Aufsätze [Spolia Berolinensia ]. Hg. v. Fritz Wagner/Wolfgang Maaz. Hildesheim/Zürich , S. –). – Elisabeth Schmid: ‹Dâ stuont âventiur geschriben an der strangen›. Zum Verhältnis von Erzählung und Allegorie in der Brackenseilepisode von W.s und Albrechts ‹T.›. In: ZfdA () S. –. – H. Brackert: Sinnspuren. Die Brackenseilinschr. in W.s v.
Biterolf E. ‹T.›. In: Erzählungen in Erzählungen. Phänomene der Narration in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. H. Haferland/Michael Mecklenburg (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , S. –. – C. Kiening/Susanne Köbele: Wilde Minne. Metapher und Erzählwelt in W.s ‹T.›. In: PBB () S. – (überarb. u. d. T. ‹Metapher und Erzählwelt› wieder in: C Kiening: Zwischen Körper und Schr. Texte vor dem Zeitalter der Lit. Frankfurt/M. , S. –, –). – Martin Baisch: Textkritik als Problem der Kulturwiss. Tristan-Lektüren (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –. – Alexander Sager: ‹minne von maeren›. On W.’s T. (Transatlantische Stud. zu MA und Früher Neuzeit ). Göttingen . – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. M. Eikelmann/ T. Tomasek. Bd. . (s. o.) S. –. – S. Glauch: An der Schwelle zur Lit. Elemente einer Poetik des hö schen Erzählens (Stud. zur hist. Poetik ). Heidelberg , S. –. – S. Seeber: W.s ‹T.› und der Mythos der Minne. In: PBB () S. –. – Petrus W. Tax: Tragische Spiegelungen. Herrschaft und Sukzession, Rang und Stand in W.s ‹T.›. In: ZfdA () S. –. VZ Biterolf. – Verfasser eines Alexanderromans und Lieddichter (?), . Jh. B. gehört neben → Berthold von Herbolzheim zu den beiden Dichter-Zeitgenossen auf dem Gebiet der Alexanderepik, die → Rudolf von Ems in seinem Alexander (V. .–.) benennt. B. wird zudem als Dichter von Liedern hervorgehoben. Werke der beiden sind aber jeweils nicht erhalten. Versuche, B. oder Berthold als Verfasser oder Vorlagengeber mit dem anonymen → Basler Alexander in Verbindung zu bringen, entbehren der Evidenz. Die Identi kation des von Rudolf genannten B. wird dadurch erschwert, dass die Namensform und der unmittelbare Kontext in den beiden vollständigen Textzeugen des Alexander abweichend überliefert werden («Ain frúnt her bitterolf»/«Ein frúntlich bittolf»). Angesichts dessen, dass Rudolf neben «maere» auch «liet» erwähnt, scheint die Assoziation B.s mit demjenigen B. reizvoll, der als Sänger im Fürstenlob des → Wartburgkriegs auftritt (RSM: Wartb//), wo er sich für die Grafen von Henneberg im Dichterwettstreit misst. Die Passagen mit B. gehören allerdings nicht der Grundschicht des Fürstenlobs an,
Winsbecke, Winsbeckin und Winsbecken-Parodie sondern dürften erst später (/ [?]) interpoliert worden sein. Das macht es unwahrscheinlich, dass Rudolf mit seiner Anspielung auf diese Lieder hätte rekurriert haben können. In einer nur in der → Jenaer Liederhandschrift überlieferten Zusatzstrophe zum B.-Bestand des Fürstenlobs gibt der B.-Sänger als seinen Herkunftsort «Stylla» an und nennt ferner einen Ort «masvelde». Zu denken ist hier an die Dörfer Mittel-/Näher-/Springstille bei Schmalkalden und Untermaßfeld bei Meinigen, was als Herkunfstraum dieses B. das westliche Thüringen wahrscheinlich macht – sollte es sich denn überhaupt um eine historische Person handeln und nicht um eine reine Rollen gur. Die Nennungen eines B. («Biterolf», «Pitrolff», «Pitterolf») in den Dichterkatalogen des Hans → Folz (RSM: Folz/ ), Konrad → Nachtigalls (NachtK//) und im auf Nachtigall beruhenden Katalog des Valentin Voigt aus der Mitte des . Jh. zielen mit größter Wahrscheinlichkeit auf den B. aus dem Wartburgkrieg. Ein zwingendes Zeugnis für dessen Historizität sind sie freilich nicht. Die außerliterarisch-urkundlichen Bezeugungen des Namens B. im . Jh. machen eine Identität des Wartburgkrieg-B. und des Rudolf-B. eher unwahrscheinlich. Überhaupt tragen sie zur Erhellung der B.-Frage nicht bei. Im Freiburger Wirkungsraum Rudolfs gibt es zahlreiche Nachweise einer Bürgerfamilie B. Die beiden einzigen Belege indes, die sich auch zeitlich mit der Schaffenszeit Rudolfs gut decken (von und ), sind indes unsicher. Ferner gibt es Namensbezeugungen aus dem Eisenacher Umfeld des thüringischen Landgrafenhofes, der für die Literaturförderung insbesondere auf dem Feld der dt. Antikenrezeption bekannt war (s. → Herbort von Fritzlar, → Albrecht von Halberstadt). Aber auch im Umkreis der Henneberger Grafen in Meiningen taucht der Name auf. Anhand dieser Datenlage lässt sich weder klären, ob es überhaupt jemals einen Literaten B. gegeben hat, und wenn ja, ob der Epiker B. mit dem Lyriker B. identisch war. Ob einer oder mehrere der urkundlich bezeugten Namensträger als Dichter in Frage kommen, ist gleichfalls offen. Das ernüchternde Fazit im Falle B.s lautet: Es handelt sich entweder um zwei, einen oder überhaupt keinen historischrealen Dichter. L: Herwig Buntz, VL () Sp. f. – Karina Kellermann, Killy () S. f. – Der Wartburgkrieg. Hg., geordnet
. Hälfte . Jh.
übers. und erl. v. Karl Simrock. Stuttgart/Augsburg , S. – (§ ) u. ö. – Julius Zacher: Zur Basler Alexanderhs. In: ZfdPh () S. –, hier S. . – Georg Baesecke: Herbort von Fritzlar, Albrecht von Halberstadt und Heinrich von Veldecke In: ZfdA () S. –, hier S. . – Edward Schröder: Erfurter Dichter des . Jh. In: ZfdA () S. –. – Ders.: B. In: AfdA () S. f. – Ludwig Denecke: Ritterdichter und Heidengötter (Form und Geist ). Leipzig . – Dora Kurz: Verluste auf dem Gebiet der mhd. hö schen Erzähldichtung. Diss. Tübingen , S. –. – Burghart Wachinger: Sängerkrieg. Unters. zur Spruchdichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –. – Horst Brunner: Dichter ohne Werk. Zu einer überlieferungsbedingten Grenze ma. Literaturgesch. (Mit einem Textanhang: Die Dichterkat. des Konrad Nachtigall, des Valentin Voigt und des Hans Folz). In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Konrad Kunze u. a. (TTG ). Tübingen , S. – (wieder in: H. Brunner: Annäherungen. Stud. zur dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit [Phil.Stud.u.Qu. ]. Berlin , S. –, hier S. f., , ). – Tomas Tomasek: Zur Sinnstruktur des ‹Fürstenlob› im ‹Wartburgkrieg›. In: PBB () S. –. – Michael Bärmann: B. Ein Versuch zur Rezeption des Alexanderstoffes im ehemals zähringischen Herrschaftsgebiet. In: Ma. Lit. im Lebenszusammenhang. Hg. v. Eckart Conrad Lutz (Scrinium Friburgense ). Freiburg (Schweiz) , S. –. VZ Winsbecke, Winsbeckin und WinsbeckenParodie. – Strophische Lehrgedichte, . Jh. Die W.-Gedichte enthalten lehrhafte Dialoge zwischen Vater und Sohn (W. und Parodie) bzw. Mutter und Tochter (W.in). Sie sind in Handschriften und Fragmenten ab etwa überliefert, u. a. in der → Heidelberger Liederhandschrift C, der → Kolmarer Liederhandschrift k, der → Weingartner Liederhandschrift B und der → Wiener Leichhandschrift W. In C werden die Bezeichnungen W. und W.in als Korpus-Überschriften benutzt. Eine Notiz des Schreibers bezieht sie auf einen Ort «Winsbach», vielleicht Windsbach/Ansbach. Möglicherweise hielt der Schreiber einen W. auch für den Verfasser der Gedichte. Heute werden die Namen W. und W.in jedoch auf die Figuren des Vaters
. Hälfte . Jh.
Winsbecke, Winsbeckin und Winsbecken-Parodie
bzw. der Mutter in den Texten bezogen. W. und W.in verwenden die gleiche stollige Strophenform aus zehn vierhebigen Versen mit acht männlichen Reimen und einem Kreuzreim im Aufgesang sowie zwei identischen Waisen-Terzinen im Abgesang. Verwandte Strophenformen nden sich in → König Tirol und → Salman und Morolf. Handschrift k überliefert auch eine Melodie, die hier als sog. Grußweise dem → Tugendhaften Schreiber zugeschrieben wird. Die überlieferten W.-Fassungen weisen große Unterschiede in Bestand und Reihenfolge der Strophen auf. Die W.in ist nur in sieben Textzeugen erhalten und darin meist hinter dem W. eingetragen. Auch die Fassungen der W.in sind von wechselnder Länge, doch ist die Strophenfolge insgesamt stabiler als jene des W. Die Entstehung des W. wird oft um / vermutet. Der Text enthält eine Anspielung auf den Parzival → Wolframs von Eschenbach, muss also nach diesem verfasst worden sein. Der W. umfasst rund Strophen und wird von der Forschung in einen von weltlicher Didaxe geprägten ersten Teil (Str. –) sowie einen religiöser ausgerichteten zweiten Teil (ab Str. ) eingeteilt. Der zweite Teil gilt als späterer Zusatz und stammt vielleicht von einem anderen Verfasser. Im ersten Teil folgen nach einer kurzen, erzählenden Einleitung eine Reihe väterlicher Lehren, die jeweils mit der Anrede des zunächst schweigenden Sohns beginnen. Die Lehren betreffen ritterliche Moral und Ethik sowie das Verhältnis zu Gott, Frauen und Klerus. Es folgen konkrete Ratschläge zum Verhalten bei Hof, zum Umgang mit Besitz, Acht und Bann. Die Hauptlehren fordern Gottesliebe, Aufrichtigkeit und Zucht. Im zweiten Teil drängt der Sohn seinem alternden Vater zur Stiftung eines Spitals und zur Abkehr von der Welt. Ergriffen stimmt der Vater seinem Sohn zu. Er bekennt betend seine Sünden und bittet Gott um Gnade. Dann verspricht er die Stiftung seines Vermögens für ein Spital, in das er sich mit seinem Sohn zurückziehen will. In der satirischen W.-Parodie werden die Lehren des Vaters in ihr Gegenteil gewendet. Die Parodie ist nur in zwei Fragmenten von Strophen erhalten. Der Autor kannte wohl den Facetus Cum nihil utilius (→ Facetus). In der W.in (rund Str., um /) vermittelt eine Mutter ihrer Tochter zunächst allgemeine Tugendlehren und wendet sich dann der Minne zu. Diese wird von der Tochter
anfangs zurückgewiesen, schließlich jedoch akzeptiert. Abschließend gibt die Mutter ihr drei Minneregeln mit auf den Weg. Die W.in ähnelt in ihrer Grundsituation dem W., ist aber lebendiger gestaltet: Mutter und Tochter reden abwechselnd, während der W. von den Redebeiträgen des Vaters beherrscht wird. Auch wagt die Tochter Widerspruch gegen ihre Mutter. Die W.-Gedichte erfuhren im Mittelalter nur eine sehr begrenzte Rezeption. Im Renner des → Hugo von Trimberg ist ein W. als Sänger genannt. Die Väterlichen Lehren des → Andreas und die → Frauenlist wurden wahrscheinlich direkt von W. beein usst. Möglicherweise kannte auch → Freidank die Gedichte. wurden W. und W.in im ersten Teil des Paraneticorum veterum von Melchior Goldast abgedruckt. Diese Publikation führte zu einer neuen Wertschätzung der W.Gedichte als repräsentative Beispiele didaktischer mittelalterlicher Dichtung. Ü: Hss. und Fragmente. – Verz. bei Leitzmann/Reiffenstein (s. Ausg.) S. VI–XIII und bei http://www.handschriftencensus. de/werke/. – Umfangreichere Hss.: I: Berlin, SB, mgf , v–r (Perg., um , bair.-ostalemannisch). – B: Stuttgart, LB, cod. HB XIII , – (Perg., erstes Viertel . Jh., alemannisch). – C: Heidelberg, UB, cpg , r–ra (Perg., Zürich?, erste Hälfte . Jh., alemannisch). – K: Basel, UB, cod. B XI , v–r, r–v (Perg., frühes . Jh.). – W: Wien, ÖNB, cod. , v–v (Perg., – mit Nachträgen bis , ostmitteldt.). – g: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , v–r (Pap., um –, elsässisch). – l: Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, cod. Ross. , r–r (Pap., Mitte . Jh., rheinfränkisch). – h: Berlin, SBB, mgf , r–r (Pap., um –, südbair.). – k: München, BSB, cgm , r–r, r–v, r–v (Pap., um ). – w: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Fol. /, r (um ). A: HMS () S. –. – Joseph Seemüller: Persenbeuger Bruchstücke. In: ZfdA () S. –. – Winsbeckische Gedichte nebst Tirol und Fridebrant. Hg. v. Albert Leitzmann/Ingo Reiffenstein. Tübingen . – Ann Marie Rasmussen/Olga Troghimenko: The German W., W.in and W. Parodies. In: Medieval Conduct Literature. An Anthology of Vernacular Guides to Behaviour for Youths. Hg. v. Mark D. Johnston und Kathleen Ashley. Toronto u. a.
Ulrich von Zatzikhoven , S. –. – Online-Faks. von Hs. C: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. – Online-Faks. von Hs. B: http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/ bsz. L: Ältere Lit. bei Schanze (s. u.). – RSM () S. –. – De Boor/Newald () S. –. – Erdmuthe Schlottke, Red., KNLL () S. . – Frieder Schanze, VL () Sp. –. – Erdmuthe Schlotke/ Martin Schubert, KLL () S. f. – F. Schanze/Christoph Schanze, Killy () S. –. – Aloys Bömer: Ein W.-Fragm. der UB Münster. In: ZfdA () S. –. – Friedrich Wilhelm: Ulrich von Eschenbach und der W. In: PBB () S. f. – Clemens Biener: Eine unbekannte Hs. des Winsbeken. In: ZfdA () S. –. – Joseph Gelhard: Bruchstücke des W. und des Sängerkrieges in einer Münsterischen Perg.-Hs. des . Jh. Diss. Münster/Westf. . – A. Leitzmann: Zum Winsbecken. In: PBB () S. f. – Ders.: ‹Alsam ein swal› (W. ,). In: ZfdA () S. f. – Hans-Friedrich Rosenfeld: Zur Überl. und Kritik des Winsbeken. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Zu W., W.in und W.parodie. In: ZfdA () S. –. – Salomon Anholt: Zur Textgestalt und Texterklärung des Winsbeken. In: ZfdA () S. –. – Alfred Mundhenk: Der W. oder Die Erziehung des Ritters. In: Interpretationen mhd. Lyrik. Hg. v. Günther Jungbluth. Bad Homburg , S. –. – Winfried Frey: ‹die rede ich in dîn herze grabe›. Zur Vermittlung von Herrenethik im W. In: Philol. Unters. FS Elfriede Stutz. Hg. v. Alfred Ebenbauer. Wien , S. –. – Hans-Joachim Behr: ‹Der werden lop› und ‹gotes hulde›. Überlegungen zur konzeptionellen Einheit des W. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Wolfgang Harms: Des W.s Genius. Zur Einschätzung didaktischer Poesie des dt. MA im . und . Jh. In: MA-Rezeption. Ein Symposium. Hg. v. Peter Wapnewski. Stuttgart , S. – (wieder in: Kolloquialität der Lit. Kleine Schr. Hg. v. W. Harms/Michael Schilling. Stuttgart , S. –). – Trude Ehlert: Die Frau als Arznei. Zum Bild der Frau in hochma. dt. Lehrdichtung. In: ZfdPh () S. –. – Peter Kesting: Die dt. lyrischen Texte in der Basler Hs. B XI . In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Konrad Kunze u. a.
. Hälfte . Jh. Tübingen , S. –. – Wernfried Hofmeister: Literarische Provokation im MA am Beispiel der W.-Parodie. In: Sprachkunst () H. , S. –. – A. Mundhenk: Zur Kritik und Charakteristik des W. In: Ders.: Walthers Zuhörer und andere Beitr. zur Dichtung der Stauferzeit. Würzburg , S. –. – Ursula Storp: Väter und Söhne. Tradition und Traditionsbruch in der volkssprachlichen Lit. des MA. Essen . – Johann F. Frischeisen: W. Der Windsbacher Beitr. zum Minnesang des HochMA. Regensburg . – Albrecht Classen: Die W.in (ca. /). In: Ders.: Frauen in der dt. Literaturgesch. Die ersten Jahre. New York u. a. , S. –. – O. Troghimenko: ‹Gedanken sint vrî?› Proverbs and Socialization of Genders in the Middle High German Didactic Poems ‹Die W.in› and ‹Der W.› In: Res Humanae Proverbiorum et Sententiarum. FS Wolfgang Mieder. Hg. v. Csaba Földes. Tübingen , S. –. – O. Troghimenko: On the Dignity of Women. The ‹Ethical Reading› of W.in in mgf , SB zu Berlin-Preußischer Kulturbesitz. In: Journal of English and Germanic Philology () S. –. – Rasmussen/Troghimenko (s. Ausg.). – Elke Brüggen: Minne im Dialog. Die W.in. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin/New York , S. –. – Bernd Bastert: ‹den wolt er lêren rehte tuon›. Der W. zwischen Didaxe und Diskussion. In: Text und Normativität im dt. MA. XX. Anglo-German Colloquium. Hg. v. Elke Brüggen u. a. Berlin/Boston , S. –. MM Ulrich von Zatzikhoven (Zazikhoven, Zatzikhofen), * zweite Hälfte . Jh., † vor . – Verfasser eines Lancelot-Romans. U. ist durch eine Eigenennung im Epilog seines Versepos Lanzelet (L.) nachweisbar. Die Schreibung seines Namens variiert in den erhaltenen Handschriften: W nennt ihn «zatzichoven», P «zezichouen». Sprachliche Merkmale des L. lassen eine alemannische Herkunft U.s vermuten. Ein Leutpriester namens «Uolricus de Cecinchouin» ist in Lommis bei Zezikon im Kanton Thurgau belegt. Er bezeugte eine Urkunde Graf Diethelms von Toggenburg für das Kloster Peterzell. Die Forschung hat U. aber auch mit Zizingen in der Gemeinde Auggen bei Neuenburg/Rhein in Verbindung gebracht. Dort könnte er von Herzog Berthold V. von Zähringen gefördert worden sein, dessen Vater Berthold IV. oft als Mäzen → Hartmanns
. Hälfte . Jh. von Aue gilt. Berthold V. starb , lebte also zur vermuteten Entstehungszeit des L., die in der neueren Forschung um angesetzt wird. Der vierhebige Reimpaarverse umfassende L. ist in zwei Handschriften und mehreren Fragmenten überliefert. Die fragmentarische Überlieferung setzt im zweiten Viertel des . Jh. ein, während die vollständigsten Handschriften W und P erst aus dem . bzw. . Jh. stammen. Beide Handschriften haben kleinere Lücken, jedoch nicht an den gleichen Stellen. P weist einen neueren Lautstand auf als W, zugleich aber einen archaischeren Wortschatz. Im Mittelpunkt des Romans steht L., der Sohn des Königs Pant von Genewis. Pant wird bei einem Aufstand ermordet und der einjährige L. daraufhin von einer Meerfee entführt. In deren von Jungfrauen bewohnten Reich wird L. hö sch erzogen. Mit Jahren erfragt er seinen Namen und seine Herkunft. Diese will ihm die Fee aber erst offenbaren, wenn er ihren Feind Iweret besiegt hat. L. zieht nun aus, um diesen Ritter zu nden. Vor der Burg Pluris empfängt L. von einem Zwerg einen Geißelschlag, für den sich der waffenunkundige Jungritter aber zunächst nicht rächt. Erst ein hilfreicher Knappe lehrt L. ritterliche Fähigkeiten, die ihn zum Kampf befähigen. Danach besteht L. zwei Aventiuren um die Burgherren Galagandreiz und Linier. In beiden Fällen bleibt L. siegreich und gewinnt so Galagandreiz’ Tochter – die er bald wieder verlässt – und Liniers Nichte Ade als Ehefrauen. W¨ahrend L. mit Ade weiterreist, wird er von Walwein zu Artus eingeladen, der von L.s Taten erfahren hat. L. lehnt die Einladung ab und kämpft gegen Walwein. Ihre Auseinandersetzung wird von einem Knappen unterbrochen, der sie auf ein Turnier in Djo e hinweist. L. wird Turniersieger, lehnt dann eine weitere Einladung von Artus ab und reitet mit Ade zur Burg Schatel le Mort. Dort lebt der schwächliche Mabuz, Sohn der Meerfee und von dieser durch Magie geschützt. Der Zauber der Fee macht L. zum Feigling, worauf Ade ihn verlässt. Als aber der plündernde Iweret Mabuz bedrängt, sucht L. den Kampf. Er besiegt Iweret und erhält dessen Tochter Iblis zur Frau. Auch offenbart eine Botin der Meerfee L. seinen Namen und seine Herkunft und schenkt dem Paar ein Minnezelt mit einem Zauberspiegel. Nachdem L. und Iblis zum Artushof gereist sind, erweist sich L. auf dem dortigen Ehrenstein als echter Ritter und besiegt in einem Gerichtskampf König Valerin. Dieser hatte Ansprüche auf Ginover
Ulrich von Zatzikhoven erhoben und wird freigelassen, nachdem er seinen Verzicht auf die Königin erklärt hat. Der siegreiche L. wird in Artus’ Tafelrunde aufgenommen. Anschließend will L. in Pluris seine frühere Beleidigung durch den Zwerg rächen. Er besiegt Ritter und gewinnt so die Hand der Königin von Pluris, die ihn nun als Gefangenen auf ihrer Burg festsetzt. Am Artushof hält man L. unterdessen für tot. Eine Botin der Meerfee bringt einen magischen Mantel an den Hof, mit dem eine Tugendprobe vollzogen wird. Nur Iblis besteht aufgrund ihrer Treue zu L. die Probe. Die Botin offenbart dem Hof darufhin L.s Inhaftierung. Mehrere Ritter brechen zu seiner Rettung auf und können ihn durch eine List befreien. Auf ihrer Rückreise erfahren sie von der Entführung Ginovers durch Valerin. Der Zauberer Malduc hilft ihnen bei der Befreiung Ginovers aus Valerins Burg. Allerdings werden Walwein und Erec von Malduc eingekerkert und müssen wiederum von L. befreit werden. In der nächsten Episode begegnet L. einem Drachen, der unbedingt geküsst werden will. L. wagt als erster Ritter den Kuss und das Untier verwandelt sich in die Prinzessin Elidia von Thile. Diese war als Strafe für ein Liebesvergehen in den Drachen verwandelt worden. L. setzt Elidia am Artushof als Minnerichterin ein, kehrt dann in seine Heimat Genewis zurück und regiert dort mit Iblis an seiner Seite. Das Paar führt ein langes, glückliches Leben und stirbt am gleichen Tag. U.s L. gilt als erster dt. Lancelot-Roman. Nach U.s eigener Angabe im Epilog des L. benutzte er als Vorlage ein «welsches buch», das einem Huc von Morville gehörte. Vielleicht bezog sich U. hier auf den anglo-normannischen Ritter Hugh de Morville, einen der Mörder Thomas Beckets. Huc war laut U. unter jenen Geiseln, die der gefangene Richard Löwenherz für seine Freilassung durch Kaiser Heinrich VI. stellen musste. Um welchen Text es sich bei U.s angeblicher Vorlage handelte, ist bis heute ungeklärt. Als wenig wahrscheinlich gilt U.s Verwendung des altfranzösischen Lancelot von Chrétien de Troyes. Zu groß sind die Unterschiede in der Gesamtanlage und den Episoden beider Werke. So fehlt im L. jene Liebesbeziehung zwischen Lancelot und Ginover, die bei Chrétien eine zentrale Rolle spielt. Möglicherweise war U. aber mit Chrétiens Werk zumindest vertraut, ebenso wie er vielleicht den Erec Hartmanns von Aue und frühe Teile des Parzival → Wolframs von Eschenbach kannte. Ebenso ungeklärt wie seine
Ulrich von Zatzikhoven Quelle ist die Vorlagentreue des Dichters. U. selbst behauptet eine enge Anlehnung an seine Vorlage. Eigenständige Verse U.s sind am ehesten im Epilog zu vermuten, da er dort auf die spezi schen Umstände seines eigenen Schaffens eingeht. Insgesamt mischt der Roman Elemente der vorhö schen und hö schen Literatur. W¨ahrend seine Gesamtanlage auf ältere Traditionen verweist, ist L. sprachlich auf der Höhe seiner hö sch geprägten Zeit. Inhaltlich und strukturell besticht der Roman durch eine Fülle von Episoden und Figuren. Der Text wird häu g in zwei Hauptteile eingeteilt: W¨ahrend im ersten Teil L.s Jugend und Identitätssuche im Mittelpunkt stehen, schildert der zweite Teil L.s Taten als Artusritter und zuletzt Landesherr. L.s Entwicklung im Verlauf des Romans wird bis heute kontrovers diskutiert. So hat ein Teil der Forschung L. eine Entwicklung im eigentlichen Sinne abgesprochen. Nach diesem sehr statischen Verständnis verläuft L.s Weg ohne jene tiefgehenden Krisen, die für die Helden anderer Ritterepen bestimmend sind. Vielmehr steuert L. geradewegs auf die Vollendung seines glücklichen Schicksals zu. Nach einer anderen Interpretation durchläuft L. im Roman durchaus eine echte Entwicklung: Er beginnt seinen Weg als nur unvollständig ausgebildeter Waise ohne Kenntnis der eigenen Identität. Erst durch die Bewährung in zahlreichen Abenteuern wird er zum vorbildlichen, altruistischen Ritter und erlangt die volle Kenntnis seines Standes und seiner Herkunft. Auch L.s Verhältnis zu seinen Frauen hat in der Forschung ein geteiltes Echo hervorgerufen. Früher schmähte man L. als archaisch-triebhaften Frauenhelden, der seine Gefährtinnen nicht durch hö sche Minne gewinnt, sondern durch die Ermordung ihrer männlichen Verwandten. Andererseits zeigt der Roman deutlich eine Entwicklung L.s von seinen kurzlebigen ersten Ehen zur stetigen Iblis-Beziehung, die im idealisch anmutenden Bild vom treuen Königspaar gipfelt. U.s Roman erlangte im MA eine moderate Bekanntheit. → Rudolf von Ems lobte U. im Willehalm von Orlens und im Alexander. L. erscheint als Figur in Diu Crône → Heinrichs von dem Türlin, in der Minnelehre → Johanns von Konstanz, im Königsteiner Liederbuch und in Werken des → Pleiers. Die → Heidelberger Liederhandschrift C enthält in der Miniatur zu Waltram von Gresten die Anfangsverse des L. Noch werden U. und sein Werk im Ehrenbrief des Jakob → Püterich von Reichertshausen genannt. Die Forschung teilte die mittelalterliche Wertschätzung für U.s Werk jedoch lange Zeit
. Hälfte . Jh. nicht. Der L. galt vielen Interpreten als lose Folge von zerstreuten Episoden ohne tieferen Sinn. Erst im späteren . Jh. wurde der Roman verstärkt unvoreingenommenen Analysen unterzogen. Neuere Studien untersuchten u. a. Erzählstruktur, Intertextualität und politische Aspekte des L. Eine allgemein akzeptierte Gesamtdeutung des Romans liegt jedoch bis heute nicht vor. Ü: B: Oxford, Bodleian Library, MS Germ. b. , f. –, Oberteil von Doppelbl. (Perg., zweites Viertel . Jh., niederalemannisch, Fragm.). – S: Straßburg, StB, Fragm. aus cod. A , Bll. (Perg., spätes ./. Jh., alemannisch). – G: Cambridge (Mass.), Harvard College Library/ Houghton Library, MS Ger + Gk: Klagenfurt, UB, Perg.-Hs. , Bll. und Querstreifen von . Doppelbl. (Perg., erste Hälfte . Jh., mitteldt., Fragm.). – W: Wien, ÖNB, cod. , Bll. (Perg., um erste Hälfte . Jh., alemannisch). – P: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Pap., Straßburg, um ). A: Lanzelet. Eine Erzählung von U. v. Z. Hg. v. Karl August Hahn. Frankfurt/M. . Erw. Nachdr. hg. v. Frederick Norman. Berlin . – Hermann Menhardt: Das neue Klagenfurter ‹Lanzelet›-Bruchstück Gk. In: ZfdA () S. –. – Rosemary Combridge: Das Fragm. B des ‹Lanzelet› U.s v. Z. In: Euph. () S. –. – Lanzelet. Hg. v. Wolfgang Spiewok. Greifswald . – Die Wiener Hs. des ‹Lantzelet› U.s v. Z. Hg. v. Georg Deutscher. Wien . – Lanzelet. Text, Übersetzung, Komm. Hg. v. Florian Kragl. Bde. mit CD-ROM, Berlin u. a. . Studienausg. ebd. . – Lanzelet. Hg. v. Kathleen J. Meyer. Cambridge . – OnlineFaks. von Hs. P: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/ diglit/cpg. Ü: Lanzelet. A Romance of Lancelot. Hg. v. Kenneth Webster. New York (engl. Übersetzung). – Spiewok (s. Ausg.). – Lanzelet. Hg. v. Danielle Buschinger. Paris (französische Übersetzung). – Lanzelet. Hg. v. René Pérennec. Grenoble (französische Übersetzung). – Kragl (s. Ausg.). – Meyer (s. Ausg.). L: Samuel Singer, ADB () S. f. – De Boor/Newald () S. – u. ö. – Hans-Jochen Schiewer, LexMA () Sp. . – Isolde Neugart, VL () Sp. –. – Anke Roeder/Wolfgang Achnitz,
. Hälfte . Jh. KLL () S. . – Christoph Huber/Sandra Linden, Killy () S. –. – Wilhalm Wilmanns: Alexanderroman und ‹Lanzelet›. In: ZfdA () S. –. – Cleophas Beywl: Reimwb. zu U.s ‹Lanzelet›. Prag . – Oskar Hannink: Vorstud. zu einer Neuausg. des ‹Lanzelet› von U. v. Z. Diss. Göttingen . – John L. Campion: Zu U. v. Z. In: AfdA () S. f. – Albert Leitzmann: Zu U.s ‹Lanzelet›. In: PBB () S. –. – Werner Richter: Der ‹Lanzelet› des U. v. Z. Frankfurt/M. . – Maurice Walshe: The Fabulous Geography of ‹Lanzelet›. In: London Mediaeval Studies (/) S. –. – W. Richter: Der literarische Raum des ‹Lanzelet› von U. v. Z. In: ZfdA () S. –. – Emil Öhmann: Anklänge an U.s v. Z. ‹Lanzelet› in ‹Nibelungenlied›, ‹Nibelungenklage› und ‹Wigalois›. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – Armgart Trendelenburg: Aufbau und Funktionen der Motive im ‹Lanzelet› U.s v. Z. im Vergleich mit den dt. Arturromanen um . Diss. Tübingen . – Pentti Tilvis: Über die unmittelbaren Vorlagen von Hartmanns ‹Erec› und ‹Iwein›, U.s ‹Lanzelet› und Wolframs ‹Parzival›. In: Neuphilol. Mitt. () S. –, –. – Stefan Hofer: Der ‹Lanzelet› des U. v. Z. und seine französische Quelle. In: Zs. für romanische Philologie () S. –. – R. Combridge: The Problems of a New Edition of U. v. Z.’s ‹Lanzelet›. In: Probleme ma. Überl. und Textkritik. Oxford Colloquium . Hg. v. Peter Felix Ganz/ Werner Schröder. Berlin , S. –. – Michel Huby: Remarques sur la Structure du ‹Lanzelet›. In: FS Jean Fourquet. Hg. v. Paul Valentin/Georges Zink. München , S. –. – Teresa Kinnear/Carl Lofmark: A Word Index to U. v. Z.’s ‹Lanzelet›. Lampeter . – Ernst H. Soudek: Die Funktion der Namensuche und der Zweikämpfe in U. v. Z.s ‹Lanzelet›. In: ABäG () S. –. – Helga Schüppert: Minneszenen und Struktur im ‹Lanzelet› U.s v. Z. In: Würzburger Prosastud. . Unters. zur Lit. und Sprache des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Peter Kesting. Würzburg , S. –. – K. Ruh: Der ‹Lanzelet› U.s v. Z. Modell oder Kompilation? In: Dt. Lit. des späten MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Wolfgang Harms/Leslie P. Johnson. Berlin , S. – (wieder in: K. Ruh: Kleine Schr. . Dichtung des Hoch- und SpätMA. Hg. v. Volker Mertens. Berlin u. a. , S. –). – William H.
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. Hälfte . Jh. Hartmann von Aue and U. v. Z. In: The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German and Dutch Literature. Hg. v. ders./W. H. Jackson. Cardiff , S. –. – Nicola McLelland: U. v. Z.’s ‹Lanzelet›. Narrative Style and Entertainment. Cambridge u. a. . – R. Pérennec: De l’Usage de la Littérature de Fiction. À Propos d’un Ouvrage Récent sur le ‹Lanzelet› d’U. v. Z. In: Cahiers de Civilisation Médiévale () S. –. – D. Buschinger: Châteaux Réels et Châteaux Irréels dans le ‹Lanzelet› d’U. v. Z. et le ‹Wigalois› de Wirnt von Gravenberg. In: Études Médiévales () S. –. – N. McLelland: Stil und Dialog. Stilistische Variation im ‹Lanzelet›. In: Dialoge. Sprachliche Kommunikation in und zwischen Texten im dt. MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel u. a. Tübingen , S. –. – Almut Münch: Die Neben guren in U.s v. Z. ‹Lanzelet›. ‹iu enwirt mê niht geseit / von ir dewederem ein wort› (V. f.). Frankfurt/M. u. a. . – Markus Wennerhold: Späte mhd. Artusromane. ‹Lanzelet›, ‹Wigalois›, ‹Daniel von dem Blühenden Tal›, ‹Diu Crône›. Bilanz der Forschung –. Würzburg , S. –. – Kragl (s. Ausg.). – Armin Schulz: Der neue Held und die toten Väter. Zum Umgang mit mythischen Residuen in U.s v. Z. ‹Lanzelet›. In: PBB () S. –. – Cora Dietl: Kunst vom Stahlroß bis zum Metallkügelchen. Gibt es ein poetologisches Konzept in U.s v. Z. ‹Lanzelet›? In: Ma. Poetik in Theorie und Praxis. FS Fritz Peter Knapp. Hg. v. Thordis Hennings u. a. Berlin , S. –. – R. Pérennec: Zur Funktion des Märchenhaften im ‹Lanzelet› U.s v. Z. In: Mythos – Sage – Erzählung. Gedenkschrift Alfred Ebenbauer. Hg. v. Johannes Keller/Florian Kragl. Göttingen , S. –. – Nigel F. Palmer: The Houghton Library Lanzelet-Fragm. In: Piecing Together the Picture. Fragments of German and Netherlandish Manuscripts in Houghton Library. Hg. v. Jeffrey F. Hamburger (Harvard Library Bulletin ). Cambridge/Mass. , S. –. – Ariane Leutloff: Generationelle und genealogische Strukturen in U.s v. Z. ‹Lanzelet›. Frankfurt/M. u. a. . – Claudia Lauer: Der arthurische Mythos in medialer Perspektive. Boten-Figuren im ‹Iwein›, im ‹Parzival› und im ‹Lanzelet›. In: Artusroman und Mythos. Hg. v. F. Wolfzettel u. a. Berlin u. a. , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. Berlin u. a. , Reg. – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im
. Hälfte . Jh. hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Einleitung und Artusromane bis . Bearb. v. M. Eikelmann u. a. Berlin/Boston , S. –. MM Wirnt von Grafenberg. – Verfasser des Wigalois, um /. Der Franke W. v. G., der urkundlich nicht bezeugt ist, verfasste seinen ersten und einzigen Roman um den arthurischen Jungritter Gwigalois («Gwî der Waliser») nach und vor . Das Zeitfenster ergibt sich aus der Nutzung von → Wolframs Parzival und der Verarbeitung des Wigalois durch → Heinrich von dem Türlin. W. behauptet, den Stoff von einem Knappen erzählt bekommen zu haben. Offensichtlich hatte er Zugriff auf eine Vorlage, die bereits zwei französische Stoffe (Bel Inconnu, Papageienritter) verarbeitete. W. denkt den Wigalois jedenfalls als Buch, für eine mögliche Fortsetzung weiß er eine Schriftquelle. Seine Gönner sind im Umfeld der ein ussreichen Grafen von Andechs-Meranien zu suchen. Die inserierte Totenklage macht Berthold IV. (gest. ) wahrscheinlich. Die Überlieferung setzt kurz nach der Entstehung mit drei wichtigen Handschriften (A, E, F: –) im Raum Steiermark-Tirol ein. Eine spätere Aneignung durch die Grafen von Mansfeld (Handschrift B) dürfte durch das Auftreten eines «Hojir von Mannesvelt» im Text motiviert sein. Der Wigalois bezieht nicht bloß eine Fülle von Versatzstücken aus vorgängigen Erzählwerken (u. a. → Heinrichs von Veldeke, → Hartmanns von Aue, Wolframs), sondern entfaltet auch sein Sinnkonzept intertextuell. Gwigalois, Sohn Gaweins und der Fee Florie, ist von seiner Jugend an ein perfekter Ritter, dem als Abgesandten des Artushofes auf seiner Mission, das okkupierte Land der schönen Larie vom Zauberer Roaz zu befreien, mit Gottes Beistand alles zu gelingen scheint. Er tötet den Drachen, befreit das Land von einer Maschinerie des Grauens, heiratet die ihm versprochene Landesherrin und regiert zur Freude seines alten Vaters und des Königs Artus, die als Repräsentanten einer überkommenen Ära mitlaufen dürfen. W. war offenbar an einer neuen, metaphysischen Begründung des Artusrittertums gelegen. Der durch keine substantielle Krise geplagte, von keinem Zweifel beunruhigte Gottesritter Gwigalois ist das Vorbild, dem es nachzueifern gilt. Damit setzte W. die erzählte Welt des Artusromans unter
Wirnt von Grafenberg Druck: Gut und Böse bekommen eine neue Qualität, die sich nur bedingt mit deren hö scher Substanz vereinbaren lässt. Das wiederum lässt die Welt im Wigalois mitunter in eigentümlichem Zwielicht erscheinen, während sich hintergründig ein Kampf zwischen Gott und Teufel abspielt. Die Rezeption hat diesen Aspekt, nicht nur in den Bilderhandschriften, mitunter noch verdeutlicht und dem Drachentöter Gwigalois die Aura eines Heiligen, ja eines Erlösers im christlichen Sinne verliehen. Der Wigalois war nicht nur ausweislich seiner Abschriften, sondern auch der Zitate und Verarbeitungen in anderen Werken einer der erfolgreichsten Romane seiner Zeit. An komplexen Rezeptionszeugnissen übertrifft er sogar den Parzival. Auf datiert die Abschrift einer fragmentarisch erhaltenen strophischen Adaptation durch → Dietrich von Hopfgarten, für die man wohl zwischen und Strophen veranschlagen darf. folgte Ulrich → Füetrers strophischer Wigoleis, die Augsburger Prosafassung → Wigoleis vom Rade, spätestens im . Jh. der jiddische → Widuwilt. Die aktive Rezeption setzt sich über das .–. Jh. bis hin zum Comic Die phantastischen Abenteuer des Glücksritters Wigalois () fort. Ü: Insgesamt Hss./Fragmente von Textzeugen (Siglen nach Kapteyn): . A Köln, Hist. Archiv, cod. W * (erstes Viertel . Jh.). – . B Leiden, UB, cod. Ltk. (). – . b Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, FB /VIII (Anfang . Jh.). – . C Stuttgart, LB, HB XIII (–). – . c Wolfenbüttel, HAB,Cod. Guelf. . Novi ; dazu d Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . Novi (Ende . Jh.). – . D Einsiedeln, Stiftsbibl., o. S. (zweite Hälfte . Jh.; verschollen). – . E (= a) Freiburg, UB, Fragm.-Hs. (zweites Drittel . Jh.); dazu New Haven, Yale University, Beinecke Library, MS , no. ; dazu Wien, ÖNB, Cod. . – . e Berlin, SBB, mgf , (zweite Hälfte . Jh.). – . F Vorau, Stiftsbibl., cod. a (zweites Drittel . Jh.). – . f Wiesbaden, Staatsarch. (olim Wetzlar, Staatsarch., Ms. VIII ex lit. B /) (. Jh.). – . G Linz, Landesarch., Buchdeckelfunde Sch. Nr. c (Mitte . Jh.). – . g Göttingen, SUB, ms. philol. (. Jh.). – . H Wien, ÖNB, Cod. s.n. (erste Hälfte . Jh.). – . h Feldkirch, Stiftsbibl. o. S. (zweite Hälfte . Jh.; verschollen). – . I Oslo, Staatsarch., Gammalnorske membranfragment nr.
Wirnt von Grafenberg (. Jh.). – . i Budapest, NB, o. S. (Mitte . Jh.). – . K Kremsier, Arch. (verschollen); dazu K’ München, BSB, cgm / (zweite Hälfte . Jh.). – . k Privatbesitz Antiquariat (ehem. Donaueschingen) (um ). – . L Bremen, UB, Ms. b. (). – . l Schwerin, Mecklenburgisches Landesarch., o. S. (Ende . Jh.). – . M Wien, ÖNB, Cod. (zweite Hälfte . Jh.). – . m Freiburg, UB, Fragm. Hs. (Anfang . Jh.). – . N Hamburg, SUB, cod. germ. (). – . n München, BSB, cgm /III (Mitte . Jh.). – . O Berlin, SBB, mgf ; dazu Ljubljana, NUB, Ms. , st. (drittes Viertel . Jh.). – . o Prag, SUB, Frag. germ. (. Jh.). – . P Berlin, SBB, mgq (./. Jh.). – . p Halle, UB, Cod. Quedl. (Anfang . Jh.). – . Q München, BSB, cgm /I (./. Jh.). – . q Krakau, Jagiellonen-Bibl., mgq (zweites Viertel . Jh.). – . R München, BSB, cgm /II (um ). – . r Zwettl, Stiftsbibl., o. S. (um ). – . S Wien, ÖNB, Cod. (Ende . Jh.). – . s Basel, UB, N I Nr. (Anfang . Jh.). – . T Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs (Mitte . Jh.). – . U Dresden, SUB, M (zweite Hälfte . Jh.). – . V Prag, Bibl. des Nationalmuseums, I b. (). – . W Berlin, SBB, mgo (. Jh.). – . Z London, British Library, Ms. Add. (). A: Johannes Marie Neele Kapteyn (Hg.): Wigalois, der Ritter mit dem Rade von Wirnt von Gravenberc. Erster Band: Text [mehr nicht erschienen] (Rheinische Beitr. und Hülfsbücher zur germ. Philologie und Volkskunde ). Bonn . – Sabine Seelbach/Ulrich Seelbach (Hg.): W. v. G. Wigalois. Text der Ausg. von J. M. N. Kapteyn, übers., erl. und mit einem Nachw. versehen. Berlin/New York . L: Gerhard Eis, VL () Sp. –. – Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. –. – Klaus Grubmüller/Christoph Fasbender, Killy () S. f. – Heinrich Meisner: W.s v. G. Verhältnis zu seinen Vorbildern. In: Germania () S. –. – Oscar Böhme: Die Übereinstimmungen zwischen dem Wigalois-Text und den Lesarten der Hss.Gruppe Bb in Hartmanns Iwein. In: Germania () S. –. – Franz Saran: Über W. v. G. und den Wigalois. In: PBB () S. –. – Albert Schreiber: Über W. v. G. und den Wigalois. In: ZfdPh () S. –. – Wolfgang Mitgau: Nachahmung und Selbständigkeit
. Hälfte . Jh. W.s v. G. in seinem ‹Wigalois›. In: ZfdPh () S. –. – Friedrich Neumann: Wann verfaßte W. den ‹Wigalois›? In: ZfdA () S. –. – Max Wehrli: Wigalois. In ders.: Formen ma. Erzählung. Zürich , S. –. – Heribert A. Hilgers: Materialien zur Überlief. von W.s ‹Wigalois›. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Ders.: Zur Gesch. der ‹Wigalois›-Philologie. Überlegungen zu einigen Problemen der Textkritik am Beispiel von W.s ‹Wigalois›. In: Euph. () S. –. – Bernd Naumann: W. v. G. in: Fränkische Klassiker. Hg. v. Wolfgang Buhl. Nürnberg , S. –. – Joachim Heinzle: Über den Aufbau des ‹Wigalois›. In: Euph. () S. –. – Gert Kaiser: Der ‹Wigalois› des W. v. G. Zur Bedeutung des Territorialisierungsprozesses für die ‹hö sch-ritterliche› Lit. des . Jh. In: Euph. () S. –. – Christoph Cormeau: ‹Wigalois› und ‹Diu Crône›. Zwei Kapitel zur Gattungsgesch. des nachklassischen Aventiureromans (MTU ). München . – Carola L. Gottzmann: W.s v. G. ‹Wigalois›. Zur Klassi kation sogenannter epigonaler Artusdichtung. In: ABäG () S. –. – Walter Haug: Paradigmatische Poesie. Der spätere dt. Artusroman auf dem Weg zu einer ‹nachklassischen› Ästhetik. In: DVjs () S. –. – Ingeborg Henderson: Selbstentfremdung im Wigalois W.s v. G. In: Colloquia Germanica () S. –. – Volker Mertens: Iwein und Gwigalois – der Weg zur Landesherrschaft. In: GRM () S. –. – Walter Haug: Das Fantastische in der späteren dt. Artusliteratur. In: Spätma. Artusliteratur. Hg. v. Karl Heinz Göller. Paderborn u. a. , S. –. – Klaus Grubmüller: Artusroman und Heilsbringerethos. Zum ‹Wigalois› des W. v. G. In: PBB () S. –. – Werner Schröder: Der synkretistische Roman des W. v. G. Unerledigte Fragen an den ‹Wigalois›. In: Euph. () S. –. – Ingeborg Henderson: Dark Figures and Eschatological Imagery in W. v. G.’s Wigalois. In: The Dark Figure in Medieval German and Germanic Literature. Hg. v. Edward R. Haymes/Stephanie Cain van d’Elden (GAG ). Göppingen , S. –. – Dies.: Manuscript Illustrations as Generic Determinants in W. v. G.’s Wigalois. In: Genres in Medieval German Literature. Hg. v. Hubert Heinen/I. Henderson (GAG ). Göppingen , S. –. – Peter Kern: Die Auseinandersetzung mit der Gattungstradition im ‹Wigalois› W.s v. G. In: Artusroman und Intertextualität. Hg. v. Friedrich Wolfzettel. Gießen ,
. Hälfte . Jh. S. –. – Gisela Lohbeck: Wigalois – Struktur der ‹bezeichenunge› (Information und Interpretation ). Frankfurt/Bern . – Walter Haug: Über die Schwierigkeiten des Erzählens in nachklassischer Zeit. In: Positionen des Romans im späten MA. Hg. v. W. H./Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – Elisabeth Lienert: W. v. G. in: Fränkische Lebensbilder. Hg. v. Alfred Wendehorst. Bd. . Neustadt/ Aisch , S. –. – Christa Bertelsmeier-Kierst: Zur ältesten Überl. des ‹Wigalois› I. Die Hs. E. In: ZfdA () S. –. – Hans-Jochen Schiewer: Prädestination und Fiktionalität in W.s ‹Wigalois›. In: Fiktionalität im Artusroman. Hg. v. Volker Mertens/F. Wolfzettel. Tübingen , S. –. – Ingrid Hahn: Gott und Minne, Tod und triuwe. Zur Konzeption des ‹Wigalois› des W. v. G. In: Personenbeziehungen in der ma. Lit. Hg. v. Helmut Brall u. a. (Studia humaniora ). Düsseldorf , S. –. – Volker Honemann: Wigalois’ Kampf mit dem roten Ritter. Zum Verständnis der Hojir-Aventiure in W.s ‹Wigalois›. In: German Narrative Literature of the Twelfth and Thirteenth Century. FS Roy Wisbey. Hg. v. V. Honemann u. a. Tübingen , S. –. – Andreas Klare: Überlegungen zur Literarisierung von hist. Figuren am Beispiel des Hoyer von Mansfeld in W.s ‹Wigalois›. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Claudia Brinker: ‹Hie ist diu aventiure geholt›. Die Jenseitsreise im Wigalois des W. v. G. Kreuzzugspropaganda und unterhaltende Glaubenslehre? In: Contemplata aliis tradere. FS Alois M. Haas. Hg. v. Claudia Brinker u. a. Bern u. a. , S. –. – Jutta Eming: Aktion und Re exion. Zum Problem der Kon iktbewältigung im ‹Wigalois› am Beispiel der Namurs-Episode. In: Spannungen und Kon ikte menschlichen Zusammenlebens in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Kurt Gärtner u. a. Tübingen , S. –. – Stephan Fuchs: Hybride Helden – Gwigalois und Willehalm. Beiträge zum Heldenbild und zur Poetik des Romans im frühen . Jh. (Frankfurter Beitr. zur Germanistik ). Heidelberg . – Elisabeth Lienert: Zur Pragmatik hö schen Erzählens. Erzähler und Erzählerkommentare in W.s v. G. ‹Wigalois›. In: Archiv () S. –. – Hans Denruyter: Tierisches Leben im ‹Wigalois› W.s v. G. Das ‹schöne Tier›: Identi zierung und Deutungsansätze. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Volker Mertens: Der dt. Artusroman (RUB ).
Wirnt von Grafenberg Stuttgart , S. –. – Jutta Eming: Funktionswandel des Wunderbaren. Studien zum ‹Bel Inconnu›, zum ‹Wigalois› und zum ‹Wigoleis vom Rade› (Lit. – Imagination – Realität ). Trier . – Hartmut Bleumer: Das wilde wîp. Überlegungen zum Krisenmotiv im Artusroman und ‹Wolfdietrich› B. In: Natur und Kultur in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Alan Robertshaw u. a. Tübingen , S. –. – Andreas Daiber: Bekannte Helden in neuen Gewändern? Intertextuelles Erzählen im ‹Biterolf und Dietleib› sowie am Beispiel Keies und Gaweins im ‹Lanzelet›, ‹Wigalois› und der ‹Crone› (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. . – Volker Honemann: The Wigalois Narratives. In: The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German and Dutch Literature. Hg. v. William H. Jackson/Silvia A. Ranawake (Arthurian Literature in the Middle Ages ). Cardiff , S. –. – Achim Jaeger: Ein jüdischer Artusritter. Studien zum jüdisch-dt. ‹Widuwilt› (‹Artushof›) und zum ‹Wigalois› des W. v. G. (Conditio Judaica ). Tübingen . – Antonia Gräber: Der Wigalois-Zyklus auf Schloss Runkelstein. In: Schloss Runkelstein – Die Bilderburg. Bozen , S. –. – Horst Brunner: ‹Hie ist diu aventiure geholt – / wa ist nu der minne solt?› Die Rolle der Frau des Helden in einigen nachklassischen Artusromanen. In: Literarische Leben. FS Volker Mertens. Hg. v. Matthias Meyer/Hans-Jochen Schiewer. Tübingen , S. –. – Cora Dietl: Fiktive Artuswelt und Herrscherideal als Produkte von Struktur und Strukturbrechung im Wigalois des W. v. G. In: Text und Welt. Hg. v. Christoph Parry (Saxa Sonderbd. ). Vaasa/Germersheim , S. –. – Dies.: Wigalois der Schachkönig. In: Text und Kontext () S. –. – Dies.: Wunder und ‹zouber› als Merkmal der ‹âventiure› in W.s ‹Wigalois›? In: Das Wunderbare im Artusroman. Hg. v. F. Wolfzettel. Tübingen , S. –. – Markus Wennerhold: Späte mhd. Artusromane. ‹Lanzelet›, ‹Wigalois›, ‹Daniel vom Blühenden Tal›, ‹Diu Crône›. Bilanz der Forschung –. Würzburg . – H.-J. Schiewer: Innovation und Konventionalisierung. W.s ‹Wigalois› und der Umgang mit Autor und Werk. In: Lit. und Wandmalerei II. Konventionalität und Konversation. Hg. v. Eckhart C. Lutz u. a. Tübingen , S. –. – Mireille Schnyder: Ich-Geschichten. Die (Er-) ndung des Selbst. In: Inszenierungen von Subjektivität in der Lit. des MA. Hg. v. Martin Baisch u. a. Königstein
Eckenlied , S. –. – Neil Thomas: W.s v. G. ‹Wigalois› und die Auseinandersetzung mit der ParzivalProblematik. In: ABäG () S. –. – Ders.: W. v. G.’s Wigalois. Intertextuality and Interpretation (Arthurian Studies ). Cambridge . – Sybille Wüstemann: Der Ritter mit dem Rad. Die ‹stæte› des Wigalois zwischen Lit. und Zeitgesch. (Lit. – Imagination – Realität ). Trier . – Yoshihiro Yokoyama: Lemmatisierte Konkordanz zu W.s v. G. ‹Wigalois› (Indices zur dt. Lit. ). Tübingen . – Carmen Stange: ‹Sît si eines lîbes waren›. Vatersuche, Rollenkon ikte und Identitätsgenese im ‹Wigalois› W.s v. G. In: Das Abenteuer der Genealogie. Vater-SohnBeziehungen im MA. Hg. v. Johannes Keller u. a. Göttingen , S. –. – Albrecht Classen: Gewaltverbrechen als Thema des spätarthurischen Romans. Sozialkritisches in W.s v. G. ‹Wigalois›. In: Études Germaniques () S. –. – Anja Becker: Dialogszenen in Text und Bild. Beobachtungen zur Leidener ‹Wigalois›-Hs. In: Formen und Funktionen von Redeszenen in der mhd. Großepik. Hg. v. Nine Miedema/Franz Hundsnurscher (Beitr. zur Dialektforschung ). Tübingen , S. –. – Sabine Seelbach: Kontingenz. Zur produktiven Aufnahme literarischer Erfahrung im ‹Wigalois› W.s v. G. In: ZfdA () –. – Stefanie Schmitt: Riesen und Zwerge. Zur Konzeptualisierung des gegnerischen Körpers im ‹Wigalois› W.s v. G. und seinen frühneuzeitlichen Bearbeitungen. In: Körperkonzepte im arthurischen Roman. Hg. v. F. Wolfzettel. Tübingen , S. –. – Rabea Bockwyt: Ein Artusritter im Krieg. Überlegungen zur Namûr-Episode im ‹Wigalois› des W. v. G. aus intertextueller Perspektive. In: Neophilologus () S. –. – Ch. Fasbender: Der ‹Wigalois› W.s v. G. Eine Einf. Berlin/New York . – Ders.: Der ‹Wigelis› Dietrichs von Hopfgarten und die erzählende Lit. des SpätMA im mitteldt. Raum. Stuttgart . – Christoph Schanze: Die Konstruktion von hö scher Öffentlichkeit im ‹Welschen Gast› Thomasins von Zerklaere und ihre Funktionalisierung in W.s v. G. ‹Wigalois›. In: Artushof und Artusliteratur. Hg. v. Matthias Däumer u. a. Berlin/New York , S. –. – Peter Andersen: Der Artushof im ‹Wigalois›: vom Zusammenbruch zum Wiederaufbau. In: ebd., S. –. – Stephan FuchsJolie: ‹Bel Inconnu›, ‹Wigalois› und ‹Chevalier du Papegau›. In: Hö scher Roman in Vers und Prosa.
. Hälfte . Jh. Hb. der dt. und ndl. ma. Sprache, Formen, Motive, Stoffe und Werke französischer Herkunft. Hg. v. René Perennec/Elisabeth Schmid. Bd. . Berlin/New York , S. –. – Eberhard Nellmann: ‹Parzival› (Buch I–VI) und W. Zur Frage der Teilveröffentlichung von Wolframs ‹Parzival›. In: ZfdA () S. –. – Armin Schulz: Das Nicht-Hö sche als Dämonisches. Die Gegenwelt Korntin im ‹Wigalois›. In: Artusroman und Mythos. Hg. v. F. Wolfzettel u. a. Berlin/Boston , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , Reg. S. –. – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Einleitung und Artusromane bis . Bearb. v. M. Eikelmann u. a. Berlin/Boston , S. –. – Carmen Stange: Florie und die anderen. Die Frauen guren im ‹Wigalois› W.s v. G. In: Mertens lesen. FS Volker Mertens. Hg. v. Monika Costard u. a. Göttingen , S. –. – Ch. Fasbender: Gwigalois’ Bergung. In: Aktuelle Tendenzen der Artusforschung. Hg. v. Brigitte Burrichter u. a. Berlin/Boston , S. –. CF Eckenlied. – Strophisches Heldenepos, erste Hälfte . Jh. Die anonyme Dichtung aus dem Bereich der aventiurehaften Dietrichepik wird äußerst variabel in Handschriften und Drucken überliefert. Es lassen sich dabei drei Hauptfassungen differenzieren (s. Überl.). Das E. ist im kanzonenförmigen ‹Bernerton› verfasst (wie auch → Sigenot, → Virginal und Goldemar → Albrechts von Kemenaten). Da die Thidrekssaga stoffgenealogisch gegenüber dem E. sekundär ist, muss dieses vor der Mitte des . Jh. entstanden sein. Das bairisch-österreichische Sprachgebiet kann als gesicherter Entstehungsraum gelten. Die Vertrautheit des Autors insbesondere mit Tirol und vor allem mit der Südtiroler Bergwelt macht einen tirolischen Ursprung des E. zumindest plausibel. Hierfür könnte auch eine Tiroler Lokalsage von drei Hexen auf dem Bergpass Jochgrimm sprechen (zum Jochgrimm s. u.). Die Tiroler Sagentradition ist als stoffliche Grundlage der Erzählung daher oft angenommen worden, ohne dass ein Nachweis hätte erbracht werden können. Stoffgeschichtlich von Interesse ist auch das ungeklärte Verhältnis des E. zum französischen Prosaroman Chevalier du Papegau (. Jh.). Beide Texte
. Hälfte . Jh. zeigen szenische und motivliche Übereinstimmungen, ohne dass eine direkte Abhängigkeit zwingend ist. Die Versuche einer Identi kation des E.Autors (mit → Konrad von Würzburg, → Heinrich von Leinau, Albrecht von Kemenaten) seitens der frühen Forschung werden nicht mehr diskutiert. Von Interesse ist im Kontext der Autorfrage zudem die Quellenberufung in der sog. ‹HelferichStrophe› und deren Auftreten im Codex Buranus. Die Strophe ist in den vollständigen E.-Fassungen ohne exponierte Stellung in den Erzähl uss integriert. Im Codex Buranus erscheint sie zitathaft als Einzelstrophe innerhalb der → Carmina Burana. Der erste Vers lautet: «Vns seit von lutringen helferich». (in den Fassungen und des E. lautet Helferichs Beiname «lun»/«lon», in Fassung fehlt jegliche Namensangabe bei der Quellenberufung). Helferich ist eine literarische Figur, die im Verlauf des E. und auch sonst in der Dietrichepik auftritt. Da die ‹Helferich-Strophe› in der Form der Carmina Burana den Eindruck einer typischen Eingangsstrophe erweckt, scheint eine ngierte Autornennung vorzuliegen (während ein tatsächlicher Autor namens Helferich eher unwahrscheinlich ist). Ob die Einzelstrophe aus dem Codex Buranus Teil einer abweichenden früheren Version des E. ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Alle erhaltenen Fassungen des E. haben die gleiche inhaltliche Anfangskonstellation: Der junge Riese Ecke erörtert mit seinem Bruder Vasolt (→ Dietrich und Fasold) und dem Riesen Ebenrot die Vortrefflichkeit Dietrichs und will sich mit diesem im Kampf messen. Von Seburg, einer der drei Königinnen auf der Burg Jochgrimm, erhält er den offiziellen Auftrag zum Kampf und eine prächtige Ausrüstung, die noch auf → Ortnit und → Wolfdietrich zurückgeht. Da Ecke für ein Pferd zu schwer ist, bricht er zu Fuß auf und trifft nach Absolvierung einiger Aventiuren auf Dietrich. Trotz Warnungen Helferichs, den Ecke zuvor von Dietrich verwundet im Wald aufgefunden hat, fordert Ecke den Berner zum Kampf heraus. Dietrich erklärt sich erst nach etlichen Aufforderungen und Schmähreden zum Kampf bereit. Ecke wird tödlich verletzt und von Dietrich beklagt. Der Berner legt Eckes Rüstung an, nimmt auch dessen Waffen an sich und macht sich zu den drei Königinnen auf, um von Eckes Tod zu berichten. Nach einer ersten Auseinandersetzung mit Eckes Bruder Vasolt, durchsteht Dietrich gemeinsam mit Vasolt, der nach Rache für den Tod seines Bruders
Eckenlied sinnt und schließlich wegen Treuelosigkeit erschlagen wird, eine Reihe von Abenteuern. Die Geschehnisse dieses Abschnittes weichen in den einzelnen Fassungen stark voneinander ab. Gemeinsamer Kerninhalt ist, dass Dietrich Kämpfe mit Eckes riesenhafter Verwandschaft zu absolvieren hat, bevor er nach Jochgrimm gelangt. Dort wirft er Seburg, der er den Vorwurf macht, sie habe Ecke in den Tod geschickt, Eckes Haupt vor die Füße (so in Fassung und vermutlich auch im [fehlenden] Schluss von Fassung ; in Fassung wird Dietrich als Befreier der Königinnen von der Zwangsherrschaft Eckes und Vasolts gefeiert). Die Varianz der Epenschlüsse ist ein signi kantes Beispiel für produktive Überlieferung und die generelle Unfestigkeit ma. heldenepischer Textradition. Fassung mit der Schuldzuweisung an Seburg (vergleichbar derjenigen an Kriemhild im → Rosengarten zu Worms) lässt sich als Kritik am ritterlichen Frauendienst verstehen und Fassung ist darum bemüht, den Erzählschluss nach dem Muster einer traditionellen Befreiungsgeschichte zu gestalten (ähnlich im Goldemar, → Laurin, Virginal und → Wunderer). Das E. stellt Dietrich von Bern konsequent positiv dar, was generelles Merkmal der aventiurehaften Dietrichepik ist. Gleichzeitig werden durch Dietrichs Zögern im Moment der Herausforderung durch Ecke die unausweichliche Notwendigkeit des Kampfes auf Leben und Tod und damit die narrativen Automatismen der Heldenepik kritisch hinterfragt. Den Anlass für die Abfassung des E. könnte Dietrichs Schwert ‹Eckesachs› gegeben haben, dessen Name schon im Eneas → Heinrichs von Veldeke bezeugt ist (V. ). Um die Benennung etymologisch zu klären, könnte der Vorbesitzer Ecke erfunden worden sein. Das Epos steht in einem dichten Ge echt intertextueller Beziehungen zu anderen Heldendichtungen. Neben den bereits angeführten Epen ist die Erzählwelt des → Ruodlieb präsent und auch auf den RabenschlachtKomplex wird angespielt (→ Dietrichs Flucht und → Rabenschlacht). Mit dem Virginal und dem Laurin teilt das E. die Kulisse der Südtiroler Berglandschaft. Aber auch die hö sche Literatur hat einen dezidierten Ein uss auf die thematische und stilistische Ausgestaltung des E. gehabt. Dessen eigene Popularität lässt sich einerseits an der breiten Überlieferung ablesen und andererseits an zahlreichen Anspielungen in der dt. Heldenepik. Auch die zeitgemössische Kritik erkennt das Werk als
Eckenlied eines der sprachlich-stilistisch überzeugendsten der Dietrichsepen an. Ü: Fassung : Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , S. – (Perg., erstes Viertel . Jh., ostalemannisch); Str. (Schluss fehlt) (E). – Fassung : Dresden, LB, Mscr. M (Dresdner Heldenbuch, s. → Heldenbuch) r–r (Pap., , ostfränkisch); Str. (E). – Fassung : Alle Drucke (insgesamt sind Drucke von bis um bekannt). Erstdruck: Augsburg: Johann Schauer, (GW ); Str. (e). Weitere Inkunabeln: GW N (Fragm.), N. Drucke des . Jh.: VD E –. Titel der Drucke: «(Das ist Herr) Ecken Ausfahrt» o. ä. – hsl. Fragm. repräsentieren ebenfalls Fassung : München, BSB, Cgm , r–v (Pap., /, ostschwäbisch [geschrieben von Konrad → Bollstatter in Augsburg]); unvollst. Eintrag in vollst. Hs. (E). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , Papierdoppelbl. (um , bair./ ostschwäbisch [?]) (E). – Schlierbach, Stiftsbibl., Cod. , im Spiegel des Hinterdeckels, Papierbl. (./. Jh., bair.) (E). – Eine eigenständige Fassung (Verlagerung der Handlung nach Köln) stellt unter Umständen ein heute verschollenes Fragm. dar: Ansbach, Arch. des Evang.-Luth. Dekanats, ohne Sign., Pergamentdoppelbl. (erste Hälfte . Jh., rheinfränkisch) (E). – Außerhalb der Fassungszusammenhänge steht die Überlieferung der ‹Helferich-Str.› in der Carmina Burana-Hs.: München, BSB, Clm , v (Perg., Grundstock um , bair.-österr.) (E). A: Gesamtausgabe: Francis B. Brévart: Das E. Sämtliche Fassungen (ATB ). Bde. Tübingen . Bd. : Einleitung. Die altbezeugten Versionen E, E und Str. – von E. Anhang: Die Ecca-Episode aus der Thidrekssaga; Bd. : Dresdener Heldenbuch und Ansbacher Fragm.: E und E; Bd. : Die Druckversion und verwandte Textzeugen: e, E, E, E. – Fassung : EggenLiet, das ist: Der Wallere, von Heinrich von Linowe, einem schwäbischen edlen. Guten Freunden zu lust und lieb, aus der ältesten geschrift, also zum ersten mal ans liecht gestellt, durch meister Seppen von Eppishusen, einen farenden schueler [i. e. Joseph von Laßberg]. O. O. [Konstanz] . – Die Klage sammt Sigenot und Eggenliet. Nach dem Abdruck der ältesten Hs. des Freiherrn J. v. Lassberg, mit Einleitung und Wörterbuch hg. v. O[ttmar] F[riedrich] H[einrich] Schönhuth. Tübingen () S. –. – Friedrich Heinrich von der Hagen: Ecke. Aus Lassbergs Hs. In:
. Hälfte . Jh. Heldenbuch. Altdt. Heldenlieder aus dem Sagenkreise Dietrichs von Bern und der Nibelungen. Bd. . Leipzig , S. –. – Julius Zupitza: Dt. Heldenbuch . Berlin (Neudr. Dublin/ Zürich ) S. –. – Martin Wierschin: E. Fassung L (ATB ). Tübingen . – Das E. Mhd./nhd. Text, Übersetzung und Komm. v. F. B. Brévart (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart (mit Schluss aus Fassung ). – Fassung : F. H. v. der Hagen/Alois Primisser: Ecken Ausfahrt. In: Der Helden Buch in der Ursprache (Dt. Gedichte des MA /). Berlin , S. –. – Die aventiurehafte Dietrichepik. Laurin und Walberan, der jüngere Sigenot, das E., der Wunderer. Mhd. Text und nhd. Übersetzung von Christa Tuczay (GAG ). Göppingen , S. –. – Walter Ko er: Das Dresdener Heldenbuch und die Bruchstücke des Berlin-Wolfenbüttler Heldenbuchs. Edition und Digitalfaks. Stuttgart (diplomatische CD-Edition der gesamten Hs.). – Fassung : Ecken Außfahrt. Nach dem alten Strassburger Drucke von hg. v. Oskar Schade. Hannover (VD E ). – Karl Schorbach: Ecken außfart. Augsburg . Mit bibliogr. Nachweisen (Seltene Drucke in Nachbildungen ). Leipzig (Erstdruck). – Julius Zacher: E. In: ZfdPh () S. – (Fragm. Nürnberg). – Konrad Schiffmann: Altdt. Funde aus Schlierbach. In: ZfdA () S. – (Fragm. Schlierbach). – Ansbacher Fragm.: Carl von Kraus: Bruchstücke einer neuen Fassung des E. (A) (Abh. der Bayerischen Akad. der Wiss. phil.-philol. und hist. Kl. /). München . – Helferich-Str. aus dem Codex Buranus (Auswahl): Carmina Burana. Texte und Übers. Hg. v. Benedikt Konrad Vollmann (BMA ). Frankfurt/M. (Neuau . Berlin [Dt. Klassiker-Verlag im Tb. ]). L: Joachim Heinzle, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. . – Christa Balzer/Red., KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () S. –, – und Reg. – Christian Kiening, Killy () S. f. – Ignaz Vinzenz Zingerle: Die Heimat der Eckensage. In: Germania () S. –. – Wilhelm Wilmanns: Zur Gesch. des ‹E.›. In: Altdt. Stud. FS Karl Müllenhoff. Hg. v. Oskar Jänicke u. a. Berlin , S. –. – Friedrich Vogt: Zum ‹E.›. In: ZfdPh () S. –. – Otto Freiberg: Die Quellen des E. In: PBB () S. –. – R[ichard] C[onstantin] Boer: Das E. und seine Quellen. In: PBB () S. –,
. Hälfte . Jh. . – Hans Lassbiegler: Beitr. zur Gesch. der Ekkendichtung. Diss. Bonn . – Hermann Schneider: Stud. zur Heldensage. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Georg Boos: Stud. über das E. In: PBB () S. –. – Helmut de Boor: Zur Eckensage. In: Mitt. der Schlesischen Ges. für Volkskunde () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. Bd. . Hg. v. Roswitha Wisniewski/Herbert Kolb. Berlin , S. –). – Anton Wallner: Zeugnisse zur Heldensage. In: ZfdA () S. . – W. E. D. Stephens: Didrikssaga und E. In: London Medieval Studies (/) S. –. – Wilhelm Grimm: Die dt. Heldensage. Nachdr. der von Reinhold Steig besorgten . Au . unter Hinzufügung der Nachträge von K. Müllenhoff und O. Jänicke aus der ZfdA. Nachw. von Siegfried Gutenbrunner. Darmstadt , Reg. – H. Schneider: Germ. Heldensage. Bd. , Buch : Dt. Heldensage (Grundriß der Germ. Philologie /). Berlin , S. –. – Paulus Bernardus Wessels: Dietrichepik und Südtiroler Erzählsubstrat. In: ZfdPh () S. –. – Georges Zink: Eckes Kampf mit dem Meerwunder. Zu ‹E.› L –. In: Mediævalia litteraria. FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig/H. Kolb. München , S. –. – J. Heinzle: Mhd. Dietrichepik. Unters. zur Tradierungsweise, Überlieferungskritik und Gattungsgesch. später Heldendichtung (MTU ). München , S. –. – Manfred Zips: Dietrichs Aventiure-Fahrten. In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinst. ). Bozen , S. –. – F. B. Brévart: ‹won mich hant vrouwan usgesant› (L ,). Des Helden Ausfahrt im E. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Lit. () S. –. – Ders.: Der Männervergleich im E. In: ZfdPh () S. –. – Carola L. Gottzmann: Heldendichtung des . Jh.: Siegfried, Dietrich, Ortnit (Information und Interpretation ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Marie-Luise Bernreuther: Herausforderungsschema und Frauendienst im ‹E›. In: ZfdA () –. – Michael Egerding: Handlung und Handlungsbegründung im E. In: Euph. () S. –. – Matthias Meyer: Zur Struktur des E. In: Heldensage – Heldenlied – Heldenepos. Hg. v. Danielle Buschinger (Wodan ). Amiens , S. –. – Jan-Dirk Müller: Woran erkennt man einander im Heldenepos? Beob
Eckenlied achtungen an Wolframs ‹Willehalm›, dem ‹Nibelungenlied›, dem ‹Wormser Rosengarten A› und dem ‹E.›. In: Symbole des Alltags, Alltag der Symbole. FS Harry Kühnel. Hg. v. Gertrud Blaschitz u. a. Graz , S. –. – M. Meyer: Die Verfügbarkeit der Fiktion. Interpretationen und poetologische Unters. zum Artusroman und zur aventiurehaften Dietrichepik des . Jh. (GRM Beih. ). Heidelberg , S. –. – J. Heinzle: Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. –. – Alexander Reck: Strukturen des E. In: Concilium Medii Aevi () S. –. – Hartmut Bleumer: Narrative Historizität und hist. Narration. Überlegungen am Gattungsproblem der Dietrichepik. Mit einer Interpretation des ‹E.›. In: ZfdA () S. –. – Markus Greulich: ‹zaghait dich iehen leret›. Zur Konstruktion und Funktion von Dietrichs ‹zagheit› im E. (E). In: Études médievales () S. –. – Harald Haferland: Mündlichkeit, Gedächtnis und Medialität. Heldendichtung im dt. MA. Göttingen , S. –. – Udo Friedrich: Transformationen mythischer Gehalte im ‹E.›. In: Präsenz des Mythos. Kon gurationen einer Denkform in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. dems./Bruno Quast (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –. – Hildegard Elisabeth Keller: Dietrich und sein Zagen im E. (E). Figurenkonsistenz, Textkohärenz und Perspektive. In: Dietrichepik. Hg. v. Elisabeth Lienert (JOWG [/]). Frankfurt/M. , S. –. – Thomas Klein: Ekka pattr und E. Zum Zusammenhang von Komposition und Quellenverwertung in der Pioreks saga. In: Poetik und Gedächtnis. FS Heiko Ücker. Hg. v. Karin Hoff. Bonn , S. –. – U. Friedrich: Die symbolische Ordnung des Zweikampfs im MA. In: Gewalt im MA. Realitäten – Imaginationen. Hg. v. Manuel Braun/Cornelia Herberichs. München , S. –, hier S. –. – Dieter Rasimus: ‹Nibelungenlied›, E. und der ‹alter Bischof von Speyer›. In: Zs. für die Gesch. des Oberrheins () S. –. – Sonja Kerth: Gattungsinterferenzen in der späten Heldendichtung (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. – Anja Becker: Poetik Der Wechselrede. Dialogszenen in der mhd. Epik um (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – U. Friedrich: Menschentier und Tiermensch. Diskurse der Grenzziehung und Grenzüberschreitung im MA (Hist. Semantik ). Göttingen , S. –
Absolon und Reg. – Kay Malcher: Die Faszination von Gewalt. Rezeptionsästhetische Unters. zu aventiurehafter Dietrichepik (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/New York , S. –. – William Layher: ‹Vom ton mi an sin ende geschach im nie so we›. Schmerz als hist. Erfahrung in der germ.-dt. Heldenepik (‹Beowulf› – ‹E.› – ‹Nibelungenlied›). In: Schmerz in der Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Hans-Jochen Schiewer u. a. (Transatlantische Stud. zu MA und Früher Neuzeit ). Göttingen , S. –. – Björn Reich: Helden und ihre Bilder. Zum narrativen Bildgebungsverfahren in der Heldenepik am Beispiel von ‹Sigenot› und ‹E.›. In: ZfdA () S. –. VZ Heinrich von Leinau. – Verfasser eines verschollenen Ritterromans, erstes Viertel . Jh. H. zählt zu denjenigen Autoren, die bei → Rudolf von Ems in den Dichterkatalogen des Willehalm von Orlens und des Alexander Erwähnung nden, von denen aber kein Werk überliefert ist (neben → Absolon, → Gottfried von Hohenlohe oder Wetzel). H. könnte aus Leinau bei Kaufbeuren gestammt haben, wo Ministerialenfamilien der Markgrafen von Ronsberg und der Abtei Ottobeuren nachgewiesen sind. Im Alexander (V. –) wird neben H.s Namen («her Heinrich von Lînouwe») auch der Werktitel angeführt: «Der Wallære». Im Willehalm (V. –) wird zusätzlich der Held der Dichtung genannt: H. habe von «Ekkenes manhait» berichtet (der Name erscheint V. ein zweites Mal und erneut im Genitiv; die Nominativform ist unklar. Namensvarianten in der Überlieferung sind: «eggenis», «ekkeins», «eikins», «erkeynes», «ereckes» u. ä.). Außerdem bezieht sich Rudolf im Willehalm noch an anderer Stelle auf die Dichtung H.s, indem er anlässlich der Erwähnung eines Turniers sein Publikum an den Sperberpreis erinnert, den der Held des Wallære errungen habe (V. –). Versuche der frühen Forschung aufgrund der Namensähnlichkeit eine Beziehung zum → Eckenlied zu konstruieren haben sich als unsubstantiell erwiesen und widersprechen zudem den Angaben Rudolfs (vgl. z. B. die Ausgabe des Eckenlieds durch Joseph von Laßberg: Eggen-Liet, das ist: der Wallere von Heinrich von Linowe [...]. o. O. ). L: Werner Fechter, VL () Sp. f. – Ludwig Uhland: Zur schwäbischen
. Hälfte . Jh. Sagenkunde : Dietrich von Bern. In: Germania () S. – (wieder in: Uhlands Schr. zur Gesch. der Dichtung und Sage. Bd. . Stuttgart , S. –). – Franz Ludwig Baumann: Gesch. des Allgäus von den ältesten Zeiten bis zum Beginne des neunzehnten Jh. Bd. . Kempten , S. , , . – Friedrich Vogt: Zum ‹Eckenliede›. In: ZfdPh () S. –, hier S. f. – Ders.: Nachtrag zu: Kunz Kistener: Die Jakobsbrüder. Hg. v. Karl Euling (Germanistische Abh. ). Breslau , S. –, hier S. f. – Albert Leitzmann: Zu Rudolf von Ems. In: ZfdPh () S. –, hier S. . – Edward Schröder: Rudolf von Ems und sein Litteraturkreis. In: ZfdA () S. –, hier S. . – Wolfgang Stammler (Hg.): Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . ., überarb. Au . Berlin , Sp. . – Horst Brunner: Dichter ohne Werk. Zu einer überlieferungsbedingten Grenze ma. Literaturgesch. (Mit einem Textanhang: Die Dichterkat. des Konrad Nachtigall, des Valentin Voigt und des Hans Folz). In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh (TTG ). Hg. v. Konrad Kunze u. a. Tübingen , S. –, hier S. (wieder in: H. Brunner: Annäherungen. Stud. zur dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit [Phil.Stud.u.Qu. ]. Berlin , S. –, hier S. ). VZ Absolon. – Verfasser einer verlorenen Dichtung auf Kaiser Friedrich I., erste Hälfte . Jh. A. zählt neben → Gottfried von Hohenlohe, → Heinrich von Leinau oder Wetzel zu denjenigen Autoren, die bei → Rudolf von Ems in den Dichterkatalogen des Willehalm von Orlens und des Alexander Erwähnung nden, ohne dass ein Werk von ihnen überliefert ist. Im Alexander (V. –) wird A. nicht nur lobend erwähnt, sondern auch «frúnt» genannt, ein Attribut, das Rudolf außer A. hier nur noch → Biterolf und Wetzel zukommen lässt, während er im Willehalm auch → Ulrich von Türheim und einen → Vasolt als Freund bezeichnet. Dort (V. –) wird A. zudem als Verfasser einer Dichtung über die Ruhmestaten Kaiser Friedrichs und dessen Tod benannt. A., der von Rudolf an beiden Stellen ohne Namenszusatz angeführt wird, könnte mit einem Dienstmann der Grafen von Heiligenberg am Bodensee zu identi zieren sein, der im benachbarten Weildorf belehnt war und vor dem August
. Hälfte . Jh. verstorben ist. Da der Heiligenberger Graf Berchtold / Kaiser Friedrich II. nach Palästina begleitet hat, könnte auch A. in dessen Gefolge den Orient bereist haben. Beim verschollenen Werk dürfte es sich um eine panegyrische Hofdichtung auf Friedrich I. gehandelt haben, ein ansonsten primär lat. Sujet. L: Werner Fechter, VL () Sp. . – Friedrich von Weech: Cod. diplomaticus Salemitanus Bd. /. Karlsruhe /, Nr. , , , , . – Edward Schröder: Rudolf von Ems und sein Litteraturkreis. In: ZfdA () S. –, hier S. f. – Karl Langosch: Politische Dichtung um Kaiser Barbarossa. Berlin , S. . – Xenja von Ertzdorff: Rudolf von Ems. Unters. zum hö schen Roman im . Jh. München, , S. f. – Horst Brunner: Dichter ohne Werk. Zu einer überlieferungsbedingten Grenze ma. Literaturgesch. (Mit einem Textanhang: Die Dichterkat. des Konrad Nachtigall, des Valentin Voigt und des Hans Folz). In: Überlieferungsgeschichtliche Editionen und Stud. zur dt. Lit. des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Konrad Kunze u. a. (TTG ). Tübingen , S. –, hier S. (wieder in: H. Brunner: Annäherungen. Stud. zur dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit [Phil.Stud.u.Qu. ]. Berlin , S. –, hier S. ). VZ Gottfried von Hohenlohe. – Verfasser eines Artusromans, erstes Viertel . Jh. Einen G. erwähnt → Rudolf von Ems um / im Literaturexkurs seines Wilhelm von Orlens (V. –) als den Verfasser eines Artusromans. Gemeint sein könnte Graf Gottfried I. von Hohenlohe, der von etwa bis nach vornehmlich im Fränkischen urkundlich bezeugt ist. Wie Rudolf und mehrere schwäbische Minnesänger gehörte er zum engeren Umfeld des stau schen Hofes, an dem in Worms die Hochzeit zwischen dem röm.-dt. Kaiser Friedrich II. und Isabella (Elisabeth) von England aus dem Hause Plantagenet († ) stattfand. Im Dienst des Stauferhofes tritt Gottfried als ‹consiliarius curiae›, als Schiedsrichter sowie als Erzieher des jungen Konrad, hervor und er ist nach wiederholt an kriegerischen Unternehmungen Friedrichs II. in Italien beteiligt. In Deutschland ist er im Umfeld von Friedrichs Söhnen Heinrich VII. und Konrad IV. anzutreffen. Am .. kämpft er für Konrad in der Schlacht bei Frankfurt. Verheiratet war er mit Rich(en)za von Krautheim (urkundlich –); aus der Ehe ging
Gottfried von Hohenlohe Kraft I. als Erbe der Hauptlinie hervor. In der ersten Hälfte des . Jh. waren die Herren von Hohenlohe u. a. mit den Andechs-Meraniern verwandt, in deren Umgebung → Wirnt von Grafenberg den Wigalois dichtete. Möglicherweise handelt es sich bei dem Artusroman, den G. verfasst haben soll, um den im Herrschaftsgebiet der Grafen von Hohenlohe, im Grenzgebiet zwischen dem fränkischen, dem nordalemannischen (schwäbischen) und dem bairischen Sprachraum in der Gegend zwischen Nürnberg, Heilbronn und Würzburg entstandenen fragmentarischen Artusroman → Manuel und Amande. L: Christine Michler, VL () Sp. f. – Alfred Wendehorst: Hohenlohe. In: LexMA () Sp. . – Karl Weller: Gesch. des Hauses Hohenlohe. Bd. . Stuttgart . – Edward Schröder: Der Dichter G. v. H. In: FS Georg Leidinger. München , S. –. – Joachim Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland –. München , S. f., . – Gerhard Lubich: Der Aufstieg der Hohenlohe zu Territorialherren im Taubergrund. Die Herrschaftsbildung eines Edelfreiengeschlechts im . Jh. In: Hochma. Adelsfamilien in Altbayern. Hg. v. Ferdinand Kramer/Wilhelm Störmer (Stud. zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgesch. ). München , S. –. – Cord Meyer: Die dt. Lit. im Umkreis König Heinrichs (VII.). Studien zur Lebenswelt spätstau scher Dichter (Kultur, Wiss., Lit. ). Frankfurt/M. u. a. . – Wolfgang Achnitz: Verlorene Erzählwelten. Zur Poetologie der fragmentarischen Artusromane am Beispiel der Neufunde zu ‹Manuel und Amande›. In: Mittelhochdeutsch. Überl., Sprache, Lit. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Michael Embach u. a. Berlin/New York , S. –. – Ders.: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , S. –. WA Manuel und Amande. – Fragmente einer Verserzählung, . Jh. M. u. A. ist nur unvollständig in Blattresten zweier Handschriften des . Jh. überliefert, die später zerschnitten und in andere Bände eingeklebt wurden. Weniger als , teils verstümmelte Reimpaarverse sind erhalten, darunter der wahrscheinlich vollständige Schluss der Dichtung. Als ursprünglichen Umfang von M. u. A. hat die Forschung nach kodikologischen Analysen . bis
Otte I . Verse angesetzt. Die Entstehung des Texts ist aufgrund stilistischer Kriterien und bestimmter Reimcharakteristika im ersten Viertel des . Jh. zu vermuten, wahrscheinlich im bair.-fränkischen Grenzgebiet zwischen Würzburg und Nürnberg. Die überlieferten Fragmente von M. u. A. enthalten zunächst zwei Dialogstücke. Im ersten Fragment wird ein Ritter Jonas mit rufschädigenden Vorwürfen konfrontiert, im zweiten ein auf Rache sinnender Ritter von einer Dame in ihren Dienst genommen. Im wahrscheinlichen Schlussteil heiratet der griechische Adelige M. am Hof von König Artus in Karidol die spanische Fürstentochter A. Danach kehrt er mit ihr nach Griechenland zurück. Der Epilog preist die Ehe von Artus und seiner Frau Ginover als vorbildhaft in ihrer Beständigkeit. Gleichzeitig wird der Tod des Königs und seiner Frau beklagt. Abschließend erteilt der Erzähler Ratschläge für den Umgang von Männern mit Frauen. So sollen Männer tugendhaft minnen und Liebe nicht erzwingen. Eine direkte Vorlage für M. u. A. ist nicht bekannt. Der Text steht in der Tradition von Chrétien de Troyes Cligès und verbindet die Artussage mit pseudo-historischen Figuren und mediterranen Schauplätzen. Hierin ähnelt M. u. A. dem wohl später entstandenen Tandarios und Flordibel des → Pleiers. Der von Sentenzen geprägte Epilog von M. u. A. nennt Cicero und Seneca als Autoritäten, verweist also mehr auf die Antike als das MA. Eine nennenswerte Besonderheit von M. u. A. ist die für die dt. Artus-Literatur einzigartige Erwähnung von Artus’ Kampf mit einem Katzendämon. Ü: Schwaz, Konventarch. des Franziskanerklosters, Lade O, Frag. germ. , Doppelbll. und Einzelbl. (Perg., Anfang . Jh., nordbair.-ostfränkisch). – St. Gallen, Kantonsbibl., VadSlg Ms. a, Fragm. , Querstreifen eines Doppelbl. (Perg., zweites Drittel . Jh., fränkischbair. Grenzgebiet). A: Oswald Zingerle: M. u. A. Bruchstücke eines Artusromans. In: ZfdA () S. –. – Heinrich Meyer-Benfey (Hg.): Mhd. Übungsstücke. Halle/Saale , S. –. – Steinhoff (s. Lit.; Teilausg.). – Achnitz (s. Lit.). L: Ehrismann // () S. f. – Hans-Hugo Steinhoff, VL () Sp. f. – Paul G. Beyer: Die mitteldt. Segremorsfragm. Unters. und Ausg. Marburg , S. –. – Edward Schröder: M. u. A. In: Nachrichten von der
. Hälfte . Jh. Ges. der Wiss. zu Göttingen, philol.-hist. Kl. () S. –. – Walter Haug: Das Mosaik v. Otranto. Darstellung, Deutung und Bilddokumentation. Wiesbaden , S. –. – H.-H. Steinhoff: Ein neues Fragm. von M. u. A. In: ZfdA () S. –. – Hans-Jochen Schiewer: ‹Ein ris ich dar vmbe abe brach / Von sinem wunder bovme›. Beobachtungen zur Überl. des nachklassischen Artusromans im . und . Jh. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. , f., f. (Abb. –). – Matthias Meyer: Intertextuality in the Later Thirteenth Century. Wigamur, Gauriel, Lohengrin and the Fragments of Arthurian Romances. In: The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German Literature. Hg. v. William Henry Jackson/Silvia Ranawake. Cardiff , S. –. – Nathanael Busch/Oliver Ruggenthaler: Handschriftenfunde im Franziskanerkloster Schwaz/Tirol. In: ZfdA () S. –, hier S. (Nr. VIII). – Wolfgang Achnitz: Verlorene Erzählwelten. Zum poetologischen Ort fragmentarischer Artusromane am Beispiel der Neufunde zu ‹M. u. A.›. In: Mhd. Beitr. zur Überl., Sprache und Lit. FS Kurt Gärtner. Hg. v. Ralf Plate/Martin Schubert. Berlin , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , Reg. MM Otte I. – Verfasser des dt. Eraclius, erstes Drittel . Jh. (?). Über O. selbst ist wenig bekannt; außerhalb seines Werkes gibt es keine Indizien zu Herkunft und Leben. Fest steht, dass er die hö sche Dichtung Eracle (um /) von Gautier d’Arras – deutlich verändernd – ins Deutsche übertragen hat (Eraclius, ca. Verse). D’Arras erzählt vom byzantinischen Kaiser Herakleios (Regierungszeit –), der Jerusalem und das Hl. Kreuz in einem Feldzug gegen die Sassaniden eroberte; der Kaiser wurde deshalb Teil der Legende und der Liturgie des Festes der exaltatio crucis (. September). Der Text von O. ist in drei Handschriften erhalten (A, B, C); nur B ist als eigenständige Fassung aufgeschrieben. Der Schlussteil ist unvollständig, dafür verfügt der Prolog über die marginale Selbstauskunft, O. sei ein gelehrter Mann gewesen. Daran anknüpfend wurde die Vermutung geäußert, O. könne als Kanzlist in Landshut oder Regensburg tätig gewesen sein
. Hälfte . Jh. (seine Sprache weist obd. und mitteldt. Elemente auf). Eraclius ist wohl in einem städtischen Milieu entstanden; der Großteil der Geschichte spielt in Rom. Die Datierung kann nur vage erfolgen; sie lässt sich zwischen und eingrenzen. Eraclius gliedert sich in drei Abschnitte: . Eraclius besitzt seit seiner Geburt drei Gaben Gottes, die es ihm ermöglichen, den inneren Wert von Edelsteinen, Pferden und Frauen zu erkennen. Nach dem Tod seines Vaters lässt er sich und seine Mutter in die Sklaverei verkaufen, kann sich aber am Hofe von Kaiser Focas durch seine wundersamen Gaben als Berater bewähren – er bestimmt die Gattin des Focas: Athenaïs. . Als er nach Ravenna muss, um einen Aufstand niederzuschlagen, sperrt der eifersüchtige Kaiser seine Frau in einen Turm. Es entwickelt sich echte Liebe zwischen Athenaïs und Parides. Eraclius kann aber den Kaiser nach seiner Rückkehr davon abhalten, das junge Paar hinzurichten. . Eraclius wird nach dem Tod von Focas zum Kaiser gewählt und zieht gegen die Perser in den Krieg. Er erschlägt König Cosdroas und gewinnt das Hl. Kreuz zurück, das er triumphal nach Jerusalem bringt (nachdem er sich bußfertig gezeigt hat). Hat sich O. in Teil und eher an die von der Chanson de geste beein usste französische Vorlage gehalten, orientiert er sich in Teil primär an der Legenden- und Chroniktradition. Die Erzählung wird insgesamt mit Historizität angereichert. Datierungen und Ortsangaben erhalten chronikalischen Charakter, historische Figuren werden in die Handlung eingefügt. Dazu gesellt sich eine geistliche Färbung, in der u. a. Eraclius zum Kreuzzugskönig stilisiert wird, dessen Gaben göttlicher Herkunft sind. Die motivischen Parallelen zum orientalischen Märchen (drei Zauberkräfte) sind dadurch deutlich abgeschwächt. Der eigentliche Protagonist tritt in Teil völlig in den Hintergrund; die eigentlich hö sche Liebes-Episode von Athenaïs erhält hierbei zusätzlich einen schwankhaften Charakter. Aus literaturhistorischer Perspektive veranschaulicht die Figur des Eraclius nach Hagby «das Zusammenspiel zwischen ‹gelehrter› Geschichtsdichtung und unterhaltsamer Laienunterweisung». Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , rb–vc (Pap., , südliches Mittelbair.; Schreibort: Wien, Teil der Weltchronik von → Heinrich von München). (C). – München, BSB, Cgm , v–r (Perg., . oder . Jh.,
Otte I südbair.) (B). – Wien, ÖNB, Cod. , v–rb (Perg., Ende . Jh., bair.-österr.; im jüngeren Teil der → Kaiserchronik enthalten) (A). A: Hans F. Massmann (Hg.): Eraclius. Dt. und französische Gedichte des . Jh. Quedlinburg (nach B). – Harald Graef (Hg.): Eraclius. Dt. Gedicht des . Jh. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. Völker ). Straßburg (im Prinzip nach A). – Kollation der Gothaer Hs.: Philipp Strauch: Beitr. zur Kritik des Eraclius. In: ZfdA () S. –. – Winfried Frey: O., Eraclius. (GAG ). Göppingen (synoptische Darstellung der drei Hss.). Ü: Winfried Frey (Hg.): Der Eraclius des. O. (Erzählungen des MA ). Kettwig . L: Ehrismann // () S. –. – Wolfgang Walliczek, VL () S. –. – Edith Feistner, Killy () S. f. – Friedrich Maertens: Unters. zu O.s Eraclius. Diss. Göttingen . – Winfried Frey: Textkrit. Unters. zu O.s ‹Eraclius›. Diss. Frankfurt/M. . – Ders.: Zur Datierung des Eraclius. In: Stud. zur frühmhd. Lit. Cambridger Colloquium . Hg. v. Leslie Peter Johnson u. a. Berlin , S. –. – Rüdiger Schnell: Zur KarlsRezeption im ‹König Rother› und in O.s ‹Eraclius›. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Eberhard Nellmann: O.s ‹Eraclius›. In: Die Reichsidee in der dt. Dichtung des MA. Hg. v. R. Schnell (WdF ). Darmstadt , S. – (vgl. Herwig Wolfram, ebd., S. –). – Ingrid Bennewitz: Vom rechten Umgang mit Steinen, Pferden und Frauen. Überlegungen zur Interpretation von O.s Eraclius. In: ZfdPh () S. –. – E. Feistner: O.s ‹Eraclius› vor dem Hintergrund der französischen Quelle (GAG ). Göppingen . – Karen Pratt: Meister O.s Eraclius as an adaptation of Eracle by Gautier d’Arras (GAG ). Göppingen . – W. Frey: O.s Eraclius in der Kaiserchron. und in der Weltchron. Heinrichs von München. In: Chroniques nationales et chroniques universelles. Actes du colloque d’Amiens – janvier . Hg. v. Danielle Buschinger (GAG ). Göppingen , S. –. – L. P. Johnson: Vom hohen zum späten MA. Die hö sche Lit. der Blütezeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. –. – Maryvonne Hagby: Gesch. in der Dichtung. Überlegungen zur Rolle der Historizität des Helden im Rezeptionsprozess des mhd. ‹Eraclius›. In: Lit. – Gesch. – Literaturgesch. FS Volker Honemann. Hg. v. Nine
Avian Robijntje Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/ M. , S. –. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . FA Avian (Avia[e]nus, Flavius Avianus). – Spätantiker lat. Fabeldichter (um ), dt. Rezeption ab dem . Jh. A. ist der Verfasser einer Sammlung von Versfabeln. Eine Identi kation des Dichters mit Ru us Festus Avienus, von dem geographische Lehrgedichte überliefert sind, gilt heute als widerlegt. Die Fabulae A.s sind eine Übersetzung von Stücken aus den griechischen Mythiamben des Babrios. A.s lat. Umsetzung in elegische Distichen ist an den Vorbildern der klassischen römischen Literatur geschult und rhetorisch so kunstvoll wie sprachlich schwer zugänglich. Es waren diese herausragenden rhetorisch-stilistischen Eigenschaften, die dem Corpus den Weg in den ma. Lateinunterricht geebnet haben. Unterrichtspragmatisch dürften die Fabulae zur Erweiterung der lat. Sprachfertigkeit gedient haben. Gleichzeitig vermittelten sie über die Fabellehren praktische Lebensweisheit. Dabei fanden sie nicht nur in städtischen Lateinschulen Einsatz, sondern auch an universitären Artistenfakultäten, während an Stifts- und Domschulen ein dauerhafter Gebrauch selten war. A.s Fabulae haben denn auch vorwiegend als Schultext Verbreitung gefunden. Im ./. Jh. wurden sie erstmals in ein regelgerechtes Schulbuch mit Glossen und Kommentaren aufgenommen (Liber Catonianus; → Cato). Im deutschsprachigen Raum ist der Liber zunächst nur marginal bezeugt (Rhein-MaasRaum), dennoch entwickelt sich Deutschland im . Jh. zum Überlieferungszentrum und Ausgangspunkt der Verbreitung A.s nach Osten. Charakteristisch für die A.-Überlieferung ist die außergewöhnliche Festigkeit des Fabelbestandes (im Gegensatz zur Romulus- [Esopus latinus-] Tradition; → Äsop). Ma. Zutaten in den überlieferten Sammlungen sind die Fabeltitel sowie seit dem . Jh. Epimythien. Ab dem . Jh. entfällt die Widmungsepistel zugunsten von «Accessus ad auctores»; zudem werden die Fabulae nun ankiert von systematischen und zunächst gesondert tradierten Kommentaren. Die Urheber der Kommentare sind nicht ermittelt und frühere Autorzuweisungen
. Hälfte . Jh. (→ Alkuin, Remigius von Auxerre) nicht zu halten. W¨ahrend Kurzfassungen der Fabulae (wie etwa Rhythmicae, Metricae moralisationes) an den innerschulischen Gebrauch gebunden bleiben, führen von den Versfabeln separierte Kommentare mit lat. Prosaparaphrasen ab dem . Jh. aus dem Unterrichtskontext heraus. Diese Bearbeitungen können Werkstatus erlangen, wobei die Grenzen zwischen abhängigem Separatkommentar und eigenständigem Werk schwer zu de nieren sind (Wiener Prosa-A., Donaueschinger Prosa-A., Liber Esopus et Avianus). Die Prosaparaphrasen bedienen zudem das steigende Publikumsinteresse an Prosafabeln, das sich z. B. in den in sechzehn Handschriften bezeugten Anonymi Avianicae Fabulae niederschlägt. Daneben stellt die Predigt einen unbedingten Schwerpunkt der lat. Rezeption ab dem . Jh. dar. Zu Predigtexempeln umgeformte A.-Fabeln nden sich in zahlreichen Exempelsammlungen. Ein Sonderfall in der lat. Rezeption sind die Neuversi kationen, die ab dem . Jh. entstehen und als Schulübungen ohne nennenswerte Wirkung bleiben (Vollversi kationen [Auswahl]: Poeta Astensis: Novus Avianus; Wiener/Münchner Novus Avianus; Hugo: Darmstädter Novus Avianus; Venediger Novus Avianus. Teilversi kationen [Auswahl]: Alexander Neckam: Novus Avianus; Antiavianus). Die Rezeption einzelner Stücke außerhalb geschlossener Sammlungen ist nicht hinreichend erfasst, aber offensichtlich war die A.-Fabel vom Esel in der Löwenhaut (A ) die am weitesten verbreitete. Dt. Rezeption: A.s Fabulae sind in dt. Sprache in ihrer Gesamtheit nirgendwo repräsentiert (die Stücke A – fehlen in der dt. Tradition ganz). Als Quelle wird A. dabei nur selten genannt. Abgesehen von den Fabelsammlungen des . Jh. erscheint A.s Name nur im Renner → Hugos von Trimberg (V. , ) und in → Boners Edelstein (,). Bei den Stücken, die auch von der ungleich wirkungsmächtigeren Romulus-Tradition abgedeckt werden (A , , , , , ), ist diese jeweils als mindestens alternative Vorlage einzuschätzen. Auch können die lat. Separatkommentare zu A. oder Prosaparaphrasen als Quelle der dt. Bearbeitungen in Betracht kommen. Generell spielen in der dt. Rezeption die Schwerpunkte der lat. Tradition, Schulgebrauch und Predigtexempel, eine ganz marginale Rolle (wenige dt. glossierte lat. Handschriften [ahd. und wieder ab dem . Jh.] und mit der → Kölner Klosterpredigt nur ein einziger
. Hälfte . Jh. Predigtbeleg bis → Geiler von Kaysersberg [Fabel A ]). Hauptrezeptionsfeld im Deutschen ist das Reimpaarbispel. Rund ein Drittel der Fabulae werden im . Jh. vom → Stricker und in den Fabelcorpora der → Wiener Kleinepikhandschrift Cod. sowie des Hausbuchs des → Michael de Leone verarbeitet. Boners Edelstein inkorporiert im . Jh. etwa die Hälfte des Materials, während in das → Karlsruher Fabelcorpus nur zwei Fabeln in A.-Fassungen eingehen. Die dt. A-Fabeln folgen dabei ganz überwiegend dem Bispel-Typus, der auf den Handlungsteil eine sentenzhaft formulierte Erfahrungsregel folgen lässt. In den spätma. Fabelsammlungen erscheinen die Fabulae in einem vergleichbaren Umfang: Der nd. → Magdeburger Äsop stützt sich neben seiner Hauptquelle, dem Wolfenbütteler Äsop des → Gerhard von Minden in der RomulusTradition, auch direkt auf A. und präsentiert die Fabel von der Äffin vor Jupiter sowohl nach dem dt. Romulus als auch nach dem lat. A. (Nr. /). Sieben weitere Fabeln im Magdeburger Äsop beruhen auf A. Der mitteldt. → Leipziger Äsop nimmt von insgesamt Fabeln in Fassungen nach A. bzw. A.-Kommentaren und Paraphrasen auf. Dem bairisch-österreichischen → Nürnberger Prosa-Äsop kommt quellenspezi sch eine Sonderstellung zu: Er übernimmt fast das gesamte Fabulae-Corpus und stellt dieses an die Spitze der Sammlung. Erst jetzt folgen Stücke der Romulus-Tradition in geringerer Zahl. Grundlegend für die A.-Texte war offenbar eine nicht ermittelte lat. Kommentarparaphrase. Neu für die dt. Tradition ist auch die in den Epimythien konsequent durchgeführte geistliche Allegorese. Einem größeren Rezipientenkreis wurden die Fabulae aber erst durch Heinrich → Steinhöwel vermittelt. Dieser hat Fabeln in seinen Esopus aufgenommen und ihnen dt. Prosaübersetzungen beigestellt. Für die lat. Texte hat Steinhöwel vermutlich auf die Schultradition zurückgegriffen (und Sebastian → Brant hat sie in seiner Revision der Steinhöwelschen Sammlung in lat. Prosa nacherzählt). Die nd. Bearbeitung der Übersetzungen Steinhöwels im → Magdeburger Prosa-Äsop zieht außerdem die lat. Anonymi Avianicae Fabulae heran und ergänzt geistliche Allegoresen. Außer im Bispel und in den spätma. Fabelsammlungen begegnet A. in der dt. Literatur in nennenswertem Umfang nur noch im Sangspruch und dessen meisterlicher Rezeption bis ins . und . Jh.,
Avian wobei A.-Fabeln in den einzelnen Autoren- oder Toncorpora nur vereinzelt begegnen (→ Walther von der Vogelweide, → Reinmar von Zweter, → Stolle, der → Kanzler, → Frauenlob). Oftmals wird aber nur auf die Fabelhandlung angespielt, deren Kenntnis beim Publikum vorausgesetzt wird, so dass auch andere Quellen in Frage kommen könnten. Detaillierter werden einzelne Fabeln im . Jh. nur in einem Strophenpaar des → Goldener (A ), einer Strophe der → Jenaer Liederhandschrift in Stolles Alment (A ) und im → Wartburgkrieg (A ) dargestellt. Erst ab → Heinrich von Mügeln werden breit erzählte Fabelhandlungen häu ger: im Liederbuch Liebhard → Eghenvelders (RSM: Z X//,), in der → Kolmarer und Wiltener Liederhandschrift (dort z. B. Stol/a/b Str. ), bei Michel → Beheim und Jörg → Schiller. Bevorzugt werden die Lehren auf die Lebenswirklichkeit des Fahrenden bezogen (Herrenpreis oder -mahnung, Werbung um Gönner, auch «ordo»-Lehre). Besonders beliebt waren die Fabeln A (Esel in der Löwenhaut) und A (Krebs und Kind; vgl. zu den Fundstellen die RSM-Reg.-Bde. / [/]). Die restlichen Rezeptionsspuren A.s in deutschsprachiger Lied-, Reimpaarspruch- oder Redendichtung sind singulär. → Heinrich der Teichner erzählt einige A.-Fabeln und spielt auf andere an (vgl. zum Gesamtaufkommen Grubmüller und Dicke/Grubmüller [s. Lit.]). Auch namentliche Berufungen auf A. sind selten und begegnen z. B. in der Minnelehre → Johanns von Konstanz oder im Spiegel der Sitten → Albrechts von Eyb. Ü: Über vollständig erhaltene Handschriften und eine vergleichbare Zahl in Bibliotheksverzeichnissen nachgewiesener, vermisster oder fragmentarischer (Falze etc.) Textzeugen. Hinzu kommen Florilegien und die Kommentarhandschriften. Seit dem . Jh. sind die Fabulae europaweit verbreitet. Die erhaltenen Textzeugen sind oftmals repräsentative Codices, während die Schulgebrauchshandschriften zumeist nicht erhalten sind. Dadurch repräsentiert der erhaltene Handschriftenbestand nicht die tatsächliche Texttradition. Für die außerschulische Rezeption (vor allem über Florilegien) kann die Fabelsammlung hinsichtlich der Kommentare und Glossen in verschlankter Gestalt erscheinen, während Handschriften für den Predigtgebrauch (ab dem . Jh.) oft nur (kommentierte) Prosaparaphrasen enthalten. – Älteste erhaltene Handschrift ist: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , Tl. , S. – (Perg., um
Avian , aus St. Gallen [?]). – Drucke: Köln (Heinrich Quentell) (GW ); mit Komm. und Glossen. – Leipzig (Wolfgang Stöckel) (VD A ). – Ab dem . Jh. oftmals Überlieferungsverbund mit den Disticha Catonis und seit dem . Jh. mit dem Anonymus Neveleti. – In einigen Handschriften (vor allem englische und französische des .–. Jh.) ist das Corpus um die Versus de rustico ergänzt, die gleichsam unter A.s Namen tradiert wurden. – Zur Gesamtüberlieferung s. Baldzuhn , Bd. , S. – und vgl. ebd., Bd. , S. –. A: Theodor Poelmann: Aviani Aesopicarum fabularum liber. Antwerpen (erste krit. Ausg.). – Robinson Ellis: The Fables of Avianus. With prolegomena, critical apparatus, commentary, excarsus, and index. Oxford . – Antonius Guaglianone: Aviani Fabulae (Corpus scriptorum Latinorum Paravianum). Turin . – Zu älteren Ausg. vgl. Hervieux (s. Lit.) S. –. – Guaglianone (s. o., Ausg.) S. LIX f. – Neuversi kationen: Loriano Zurli/Armando Bisanti: Astensis poetae Novus Avianus (Favolisti latini medievali e umanistici ). Genua . – Adelheid H. Spreitzhofer: A. und die Folgen. Der Novus Avianus des Poeta Astensis. Text mit Einleitung, Übers., Komm. und Index. Diss. Graz . – Oltre edizioni critiche del Novus Avianus di Alessandro Neckam e dell’Antiavianus di anonimo (Favolisti latini medievali e umanistici ). Genua . – Caterina Mordeglia: Il ‹Novus Avianus› di Venezia / Il ‹Novus Avianus› di Darmstadt (Favolisti latini medievali e umanistici ). Genua . – Emanuela Salvadori: Il ‹Novus Avianus› di Vienna (Favolisti latini medievali e umanistici ). Genua . Ü (Auswahl): Antike Fabeln. Griechische Anfänge, Äsop, Fabeln in römischer Lit., Phaedrus, Babrios, Romulus, A., Ignatios Diakonos. Aus dem Griechischen und Lat. übers. v. Johannes Irmscher (Bibl. der Antike). Berlin (Neuau u. d. T.: Sämtliche Fabeln der Antike. Köln ) S. –. L: Manitius () S. – und – (–) Reg. – Joachim Gruber, LexMA () Sp. . – Michael Baldzuhn, VL () Sp. –. – Léopold Hervieux: Les fabulistes latins. Depuis le siècle d’Auguste jusqu’à la n du moyen âge. Bde. Paris – (Nachdr. Hildesheim/New York ), hier Bd. . – Otto Crusius: Avianus. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswiss. Bd. /. Hg. v. Georg Wis
. Hälfte . Jh. sowa. Stuttgart u. a. , Sp. –. – William Abbot Oldfather: A Fleury Text of Avianus. In: Philological Quarterly () S. –. – A. Guaglianone: La tradizione manoscritta di Aviano. Neapel . – Ders.: Corpus epimythiorum in Aviani fabulas inde a saec. exaratorum. Neapel . – Jochem Küppers: Die Fabeln A.s. Stud. zu Darstellung und Erzählweise spätantiker Fabeldichtung. Bonn . – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , Reg. – Michael D. Reeve: Avianus. In: Texts and Transmissions. A Survey of the Latin Classics. Hg. v. Leighton D. Reynolds/N. G. Wilson. Oxford , S. –. – Gerd Dicke/K. Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , Reg. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit. Mit einem Verz. der Texte (MTU ). München/Zürich , Reg. – J. Küppers: Zu Eigenart Rezeptionsgesch. der antiken Fabeldichtung. In: Arbor amoena comis. Hg. v. Ewald Könsgen. Stuttgart , S. –. – Aaron Eugene Wright: The Nuremberg Aesop and its sources. Diss. Princeton . – Niklas Holzberg: Die antike Fabel. Eine Einf. Darmstadt , ., bibliogr. aktualisierte Au . , S. –. – G. Dicke: Heinrich Steinhöwels ‹Esopus› und seine Fortsetzer. Unters. zu einem Bucherfolg der Frühdruckzeit (MTU ). Tübingen . – Brigitte Derendorf: Der Magdeburger Prosa-Äsop. Eine mnd. Bearb. von Heinrich Steinhöwels ‹Esopus›. Text und Unters. (Nd. Stud. ). Köln u.a. . – M. Baldzuhn: A. im Gebrauch. Zur Verwendung von Schulhss. im Unterricht. In: Der Cod. im Gebrauch. Hg. v. Christel Meier u. a. (MMS ). München , S. –, XXXIV–XLV. – Ders.: Quidquid placet. Stellung und Gebrauchsformen der ‹Fabulae Aviani› im Schulunterricht des . Jh. In: Schule und Schüler im MA. Beitr. zur europäischen Bildungsgesch. des . bis . Jh. Hg. v. Martin Kintzinger u. a. (Beih. zum Arch. für Kulturgesch. ). Köln u. a. , S. –. – Aaron E. Wright: Iste auctor ab aliis differt. Avianus and his medieval readers. In: Fremdes wahrnehmen – fremdes Wahrnehmen. Hg. v. Wolfgang Harms u. a. Stuttgart , S. –. – Almut Suerbaum: Litterae et mores. zur Textgeschichte der ma. A.-Komm.
. Hälfte . Jh. In: Schullit. im späten MA. Hg. v. K. Grubmüller (MMS ). München , S. –. – M. Baldzuhn: Schriftliche Glosse und mündlicher Unterricht. Das Beispiel der älteren lat. und volkssprachlich glossierten Aviane (.–. Jh.). In: Ma. volkssprachige Glossen. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. (Germanistische Bibl. ). Heidelberg , S. –. – A. E. Wright: ‹Hie lert uns der meister›. Latin Commentary and the German Fable – (Medieval and Renaissance Texts and Studies ). Tempe, AZ , Reg. – C. Mordeglia: La riscrittura come forma di interpretazione. Il caso delle rielaborazioni mediolatine delle favole di Aviano. In: The journal of medieval Latin () S. –. – M. Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› A.s und der dt. ‹Disticha Catonis›. Bde. (Quellen und Forsch. zur Lit.- und Kulturgesch. / f.). Berlin/New York . – James Uden: The Failure of Fable. Art and Law in Avianus. In: Lat. Poesie der Spätantike. Hg. v. Henriette Harich-Schwarzbauer/Petra Schierl (Schweizerische Beitr. zur Altertumswiss. ). Basel , S. –. – A. Bisanti: Le favole di Aviano e la loro fortuna nel Medioevo (Millennio medievale NF ). Florenz . VZ Dulci orie (Dulce orie). – Märendichtung, wohl schon erste Hälfte . Jh. Von französischen weltlichen Dichtungen beeinusst, könnte D. (rund Verse) in rheinfränkischem Gebiet entstanden sein. Beide fragmentarischen Textzeugen (B [zweispaltig] und H [einspaltig]) sind hingegen ostmitteldt. Ursprungs: B stammt wohl aus dem obersächsischen, H aus dem nordböhmischen Raum. Drei Protagonisten sind mit Namen benannt; damit wird eine umfangreichere Handlung signalisiert. Wie Der → Sperber und Das → Häslein gehört D. zum «Themenkreis ‹Verführung und erotische Naivität›» (Fischer), in der das Werben um die Minne durch einen listenreichen Kaufhandel ersetzt wird. Zusammen mit dem Sperber ist die Dichtung erstes Zeugnis der Fabliaux-Rezeption im dt. Raum. Schauplatz ist ein Palas, den König Confortin von der Normandie seiner Tochter D. errichten lässt, da er überglücklich ist, in seinem Alter mit seiner Frau Crisante doch noch ein Kind bekommen zu haben. Dort lebt das Mädchen abgeschottet, nur mit einer Erzieherin, bis ein Ritter den
Dulci orie Ort entdeckt. Er möchte D. den Sperber auf seiner Hand, von dem sie fasziniert ist, gegen ihre Minne abtreten. Wegen ihrer Unwissenheit darüber hilft der Ritter bei der Suche, bis er zufrieden ist: «Mit vröuden er dannen schiet». Nach einer Lücke von etwa Versen gelangt die Erzählung zur abschließenden Hochzeit zwischen dem Ritter und der Tochter Confortins, der ein prächtiges Fest veranstaltet. Die Verserzählung nähert sich in seiner Erzählform dem Roman an; der Werbevorgang hat noch zentrale Bedeutung, ist aber gleichzeitig ein «Ereignis unter anderen Ereignissen» (Ziegeler). Es bestehen Parallelen zur altschwedischen Bearbeitung Hertig Fredrik af Normandie (nach ) des verlorenen dt. Romans → Herzog Friedrich von der Normandie, der aus D. wohl mehrere erzählerische Bestandteile entnommen und diese erweitert hat. Ü: Berlin, SBB, mgq , ra–rb (Perg., um , ostmitteldt.; Fragm.) (B). – Heidelberg, Privatslg. Eis, Hs. [früher Privatbesitz Alois Bernt, Kaaden (Böhmen), ohne Sign. ()], zwei Doppelbll. (Perg., Mitte . Jh., mitteldt.; Fragm.) (H). A: B: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Bruchstücke mhd. Gedichte. In: Altdt. Bll. () S. – (Teilabdruck). – Franz Pfeiffer: Bruchstücke mhd. Gedichte. In: ZfdA () S. – [Ergänzung des Teilabdrucks; u. d. T. ‹(Der Sperber)›]. – Carl von Kraus (Hg.): Mhd. Übungsbuch. Heidelberg , S. –. – Niewöhner (s. Lit.) S. – (zit.). – H: Alois Bernt: Altdt. Findlinge aus Böhmen. Brünn , S. –. – Gerhard Eis: Ein Florîe-Fragm. In. Studia Neophilologica (/) S. –, hier S. –. L: Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. , , . – August Lütjens (Hg.): Herzog Friedrich von der Normandie. Ein Beitr. zur Gesch. der dt. und schwedischen Lit. des MA. (Münchener Arch. für Philologie des MA und der Renaissance ). München . – Heinrich Niewöhner: Der Sperber und verwandte mhd. Novellen (Palaestra ). Berlin . – Ders.: D. und Herzog Friedrich. In: ZfdA () S. –. – H.-F. Rosenfeld: Zur D. In: ZfdA (/) S. –, f. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. , f., , . – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und
Das Schneekind Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f., f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , u. ö. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. f., u. ö. – Hans Kienhorst: Lering en stichting op klein formaat. Mndl. rijmteksten in eenkolomsboekjes van perkament (Miscellanea Neerlandica ). Bd. : Hss. Leuven , S. (D). – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , Reg. FA Das Schneekind. – Verserzählung, . Jh. Der Stoff der Erzählung ist bereits im . Jh. im lat. → Modus Liebinc nachweisbar, außerdem in dem französischen Fabliau De l’enfant qui fu remis au Soleil. Die mhd. S.-Erzählung entstand wahrscheinlich im . Jh. und ist in zwei Fassungen von jeweils rund Reimpaarversen erhalten. Die in fünf Handschriften tradierte Fassung A stammt aus Mitteldeutschland und steht in drei Handschriften mit Dichtungen des → Strickers im Überlieferungszusammenhang. Eine mögliche Zuschreibung an den Stricker ist in der Forschung jedoch bis heute umstritten. Einerseits ähnelt die Erzählung vom S. den mit ihr überlieferten Ehemären des Strickers. Andererseits hat die Forschung dem Stricker das S. manchmal abgesprochen, weil die im Text benutzten Reime für den Dichter untypisch seien. Die ebenfalls anonym überlieferte Fassung B ist süddt. Herkunft und jünger als Fassung A. Letztere war nicht unmittelbar Vorlage von B, auch wenn beide Fassungen textlich verwandt sind. Insgesamt stehen A und B dem Modus Liebinc näher als dem Fabliau. Die Grundhandlung der Erzählung ist in beiden Fassungen weitgehend identisch: Ein Kaufmann be ndet sich vier Jahre lang auf einer erfolgreichen Handelsreise im Orient. Bei seiner Heimkehr ndet er seine Ehefrau mit einem kleinen Jungen vor, den der Kaufmann aufgrund seiner Abwesenheit nicht selbst gezeugt haben kann. Die Frau behauptet, sie habe eines Tages einen sehnsuchtsvollen Gartenspaziergang unternommen, dabei Schnee gegessen und so den Jungen empfangen.
. Hälfte . Jh. Der Kaufmann scheint diese Erklärung zu akzeptieren und gewährt dem Kind eine hö sche Erziehung. So lernt der Junge u. a. das Jagen und Musizieren. Zehn Jahre später unternimmt der Kaufmann erneut eine Reise, nun allerdings mit dem Jungen, den er unterwegs für eine große Geldsumme an einen Kaufmann (A) bzw. einen Heiden (B) verkauft. Nach seiner Heimkehr erzählt der Kaufmann seiner Frau, das S. sei während eines Seesturms nass geworden und zerlaufen (A) bzw. im heißen Wüstensand von Ägypten zerschmolzen (B). Die Frau dürfe den Verlust des Kindes aber nicht beklagen, falls sie über dessen Herkunft die Wahrheit gesagt habe. Wasser kehre nämlich innerhalb eines Jahres stets an seinen Ursprung zurück, also werde auch das S. wieder in die Frau ießen. Das Epimythion lobt die Klugheit jener Männer, die auf weibliche Listen mit Gegenlisten reagieren. Viele Männer seien nämlich schon von listigen Frauen betrogen worden. A und B unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich des Käufers und der angeblichen Todesursache des Kindes. A betont auch die hö sche Seite der Erziehung des Jungen und überspringt im Gegensatz zu B den Ehebruch der Frau. B eröffnet den Text mit Sentenzen und zeichnet sich insgesamt durch einen stärkeren Gebrauch der direkten Rede aus. Die tröstenden Worte des Kaufmanns an seine Frau können als Parodie des Topos vom geistlichen Trost interpretiert werden. Der Hinweis des Kaufmanns auf das Zurück ießen des Wassers spielt wahrscheinlich auf die biblische Wasserlehre in Prediger , an. Die Gesamtanlage der Erzählung ist von der Forschung mit der Struktur des Witzes verglichen worden. Allerdings ist das S. nicht durchgängig von Humor geprägt. Die komischen Aspekte der angeblich durch Schnee ausgelösten Schwangerschaft sind zunächst deutlich, werden aber später durch die Rache des Kaufmanns an seiner Frau konterkariert. Das Vorgehen des Kaufmanns ist dabei ebenso nachhaltig wie rational: Der Verkauf des Jungen deckt die Ausgaben für dessen kostspielige Erziehung, folgt also kaufmännischer Logik. Das S. erfuhr wahrscheinlich zunächst eine klerikale Rezeption. Sein Stoff wurde außerdem in weiteren dt. Texten aufgegriffen, so im Liederbuch des Liebhard → Eghenvelder von (Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , va) und im . Jh. in Johannes → Paulis Schimpf und Ernst. Ü: Fassung A: Wien, ÖNB, cod. , v–r (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.österr.). – München, UB, ° cod. ms. , rb–vb
. Hälfte . Jh. (Perg., Würzburg, Mitte . Jh., ostfränkisch). – Wien, ÖNB, cod. , v–r (Pap., Innsbruck, , bair.-österr.). – Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , r–r (Pap., , nordbair.). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, cod. FB , ra–rb (Pap., , bair.-österr.). – Fassung B: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , ra–va (Pap., um zweites Viertel . Jh.). A: Franz Pfeiffer: Altdt. Beispiele. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (A); Bd. () S. – (B). – Lutz Röhrich (Hg.): Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . Bern/München , S. –. – Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse . Hg. v. Helmut de Boor. München , S. –. – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. –. – Dt. Dichtung des MA. Bd. . Hg. v. Michael Curschmann/Ingeborg Glier. München u. a. , S. –. – Codex Vindobonensis . Bearb v. Ursula Schmid. Bern u. a. , S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. – Vgl. auch die Ausg. der Liedersaal-Hs. und der Würzburger Liederhs. Ü: Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Hg. v. Hanns Fischer. München , Nr. . – Grubmüller (s. Ausg.). L: Volker Schlupp, VL () Sp. –. – Corinna Laude, Killy () S. f. – Wilhelm Stehmann: Die mhd. Novelle vom Studentenabenteuer. Berlin , S. f. – Röhrich (s. Ausg.) S. –, –. – Heinz Rupp: Schwank und Schwankdichtung in der dt. Lit. des MA (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. –, hier S. f. u. ö. [Reg.]). – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. f., f. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. , , . – Frauke FroschFreiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoffund Motivvergleich (GAG ). Göppingen ,
Der Stricker S. – u. ö. – Peter Dronke: The Rise of the Medieval Fabliau. Latin and Vernacular Evidence. In: Romanische Forschungen () S. –. – Helmut Weidhase: Das aktualisierte Lachen. Zum ma. Märe vom S. In: Sprache und Sprachhandeln. FS Gustav Bebermeyer. Hildesheim/New York , S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. – u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –. – Ders.: Beobachtungen zum Wiener Codex und zu seiner Stellung in der Überl. früher kleiner Reimpaardichtung. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. f. (wieder in: H.-J. Ziegeler: Orte der Lit. Schr. zur Kulturgesch. des späten MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Gerald Kapfhammer. Köln u. a. , S. –, hier S. f.). – Jürgen Kühnel: ‹Modus Liebinc›. Die Sequenz vom S. In: Diagonal , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Hans-Jochen Schiewer: Ludwig, Otto, Heinrich und das S. Ho it. und Klerikerkultur im literarischen FrühMA. In: Lit., Gesch., Literaturgesch. FS Volker Honemann. Hg. v. Nine Robijntje Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/ M. , S. –. – Udo Friedrich: Trieb und Ökonomie. Serialität und Kombinatorik in ma. Kurzerzählungen. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. –. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f. MM Der Stricker (mhd. auch: Der Strickaere). – Verfasser von Versromanen und -erzählungen sowie kleineren Dichtungen, erste Hälfte . Jh. . Leben: Obwohl der S. einer der vielseitigsten und produktivsten Autoren des MA war, wissen wir bis
Der Stricker heute nichts über seine Lebensumstände. Eigennennungen im Werk sowie Erwähnungen im Willehalm von Orlens und Alexander des → Rudolf von Ems teilen immerhin seinen Namen mit. Jedoch ist unbekannt, ob es sich um seinen Geburtsnamen oder ein Pseudonym handelt. Die Bezeichnung S. könnte z. B. auf den Beruf des Seilers verweisen, ebenso aber eine Metapher für dichterische Arbeit sein. Häu g gilt der S. als fahrender Berufsdichter von unfreier, niederer Herkunft. Mundart und Reime seiner Texte sprechen für eine ost- oder rheinfränkische Heimat. Eine breite Bildung des Dichters spricht aus den lat., französischen, literarischen, theologischen und juristischen Kenntnissen, die sein Werk durchziehen. Aus seinen Texten spricht auch eine gute Kenntnis Österreichs, wo er sich längere Zeit aufgehalten haben dürfte. Als Publikum des S.s werden österr. Adlige und vielleicht Kleriker vermutet. Eine Verbindung des S.s zum Wiener Hof von Herzog Leopold VI. (–) wird manchmal angenommen, ist aber rein spekulativ. Die Schaffenszeit des S.s wird gewöhnlich auf die Jahre zwischen und datiert. In dieser Zeit entstanden die zwei umfangreicheren Romane Karl der Große und Daniel von dem Blühenden Tal, der kürzere Schwankroman Pfaffe Amis sowie eine große Zahl von Mären, Bispeln, Gebeten und kürzeren Gedichten. Eine gesicherte Chronologie der Werke ist nicht möglich. Gemeinsam ist den Texten das hö sche Metrum mit vierhebig alternierenden Reimpaarversen. . Karl der Große (K.): Mit Versen ist der Roman die umfangreichste Einzeldichtung des S.s. Seine Entstehung ist nicht genau zu datieren, wird aber oft um bis vermutet. Mehr als , teils fragmentarische Textzeugen sind bekannt, die zwei Rezensionen des K. überliefern. Die wohl spätere Rezension entstand durch redaktionelle Eingriffe in die frühere Rezension. Inhaltlich präsentiert sich der Text als Bearbeitung des Rolandslieds des Pfaffen → Konrad. Im Prolog stellt der S. zunächst den zum Heiligen überhöhten K. vor. Dann schildert er die Jugend des Kaisers, dem schließlich ein Engel erscheint. Dieser fordert K. zu einem missionarisch motivierten Feldzug nach Spanien auf, prophezeit ihm die Krönung zum Kaiser und verspricht ihm ewige Seligkeit. K. unternimmt den geforderten Spanienzug und dringt zunächst siegreich gegen die Heiden vor. Anschließend ziehen die Christen gegen
. Hälfte . Jh. den Sarazenenkönig Marsilie, der ihnen bald Verhandlungen anbietet. Um die Ernsthaftigkeit von Marsilies Angebot zu prüfen, schickt K. eine Delegation zu ihm. Roland schlägt seinen Stiefvater Genelun als Unterhändler vor. Genelun vermutet hinter Rolands Vorschlag eine böse Absicht, bricht aber auf Druck K.s und Rolands trotzdem zu Marsilie auf. Dort verrät Genelun seine Verbündeten, indem er mit dem König dessen scheinbare Unterwerfung verabredet. Nachdem sich K. aus Spanien zurückgezogen und die eroberten Gebiete Roland übergeben hat, greifen Marsilie und seine Truppen an. Roland und seine Getreuen sterben den Märtyrertod. Der zurückkehrende Karl kann Roland nicht mehr retten, besiegt aber Marsilie und dessen Truppen. Den ebenfalls angreifenden Heidenkönig Paligan überwindet K. im Zweikampf. Der S. folgte im K. überwiegend eng dem Rolandslied, setzte aber auch eigene Akzente. So nahm er Erweiterungen und Kürzungen vor oder fügte neue Abschnitte aus Rolands- und Karlssage in die Handlung ein, etwa Geneluns Flucht vor K. Auch erfolgte eine hö sch geprägte Modernisierung von Sprache, Stil und Erzähltechnik des älteren Werks. Neben dem Rolandslied ossen auch weitere Quellen in den K. ein, darunter der Chanson de Roland, der Willehalm des → Wolfram von Eschenbach, wohl auch die Ägidius-Legende sowie der Pilgerführer von Compostela. Die Darstellung K.s im Roman ist teilweise historisch fundiert, da K. noch als König tatsächlich einen Spanienzug gegen die Mauren unternahm. Zugleich steht jedoch nicht K. als historische Gestalt im Mittelpunkt des Romans. Vielmehr wird er in geradezu hagiographischer Weise als heilsgeschichtlich legitimierter Idealherrscher dargestellt, der heldenhaft gegen die Heiden kämpft. Das Werk kann als Rechtfertigung der Kreuzzugsidee verstanden werden, die unter Kaiser Friedrich II. und zu Lebzeiten des S.s neue Aktualität gewann: Friedrichs zunächst verschobener und erst vollzogener Kreuzzug könnte die Abfassung des Romans beein usst haben. Auch die Übertragung von Karlsreliquien nach Zürich im Jahr könnte bei der Wahl des Stoffs eine Rolle gespielt haben. Literarisch interessant ist bei aller Stilisierung K.s die gleichzeitige Präsenz Rolands, der in der zweiten Romanhälfte als Protagonist stärker in den Vordergrund tritt. Dieses sog. Zwei-Helden-Modell ist eine Innovation des S.s und ndet sich auch im Daniel von dem Blühenden Tal wieder. Die Wirkung des K.-Romans erfasste
. Hälfte . Jh. u. a. die → Weihenstephaner Chronik, die Weltchronik des → Heinrich von München, → Karlmeinet und das → Zürcher Buch vom heiligen Karl. . Daniel von dem Blühenden Tal (D.): Der Artusroman des S.s umfasst rund Verse und ist in fünf Handschriften überliefert. Seine Entstehung wird manchmal auf um / datiert. Protagonist D. ist der Sohn eines Königs und von Beginn an ein exzellenter Ritter. Nachdem er erfolgreich mehrere Probekämpfe bewältigt hat, wird er am Artushof in die Tafelrunde aufgenommen. W¨ahrend D.s Anwesenheit am Hof erscheint ein riesenhafter Bote des Königs Matur von Cluse, der die Unterwerfung des Artus verlangt. Auf Gaweins Rat entschließt sich Artus zu einem Feldzug gegen Matur. Gleichzeitig bricht D. heimlich alleine auf, um den Kampf mit Matur zu suchen. Auf seiner Reise durch drei Länder besteht er eine Reihe von Auseinandersetzungen mit Fabelwesen. So befreit er eine Jungfrau aus den Händen eines Zwergs, dessen magisches Schwert D. daraufhin erhält. Dann besiegt er eine Gruppe von Meeresungeheuern und gewinnt so die Dankbarkeit des Grafen vom Liehten Brunnen. Mit diesem reitet D. weiter nach Cluse. Er tötet den Maturs Reich bewachenden Riesen und kämpft dann mit dem eintreffenden Artusheer gegen den feindlichen König. Dazwischen unternimmt D. auch eine Hilfstat für Sandinose, indem er deren Land von einem blutgierigen Ungetüm befreit. Nachdem Artus zuletzt Matur im Zweikampf besiegt hat, gewährt er D. als Dank für dessen Hilfe die Hand von Maturs Witwe und die Herrschaft über Cluse. W¨ahrend des Hochzeitsfests entführt der Vater des von D. getöteten Riesen Artus und Parzival. Mit einem magischen Netz kann D. ihn jedoch fangen und besänftigen. Das Fest wird fortgesetzt und beschließt den Roman. Der S. beruft sich im D. auf eine angebliche französische Vorlage, die aber als ktiv gilt. Vorbilder des Romans waren vielmehr der Iwein des → Hartmann von Aue und der Alexander → Lambrechts. Das Personal des D. spiegelt die ganze Figurenvielfalt der Artussage wider (u. a. Artus, Ginover, Gawein, Iwein, Erec, Parzival, Lancelot). Artus erscheint hier als der heldenhafte Herrscher und Heerführer des traditionellen Artusepos. Jedoch ordnet der S. ihm nach dem Zwei-HeldenModell D. als zweiten Protagonisten zu, der für die Handlung von entscheidender Bedeutung ist. So
Der Stricker verknüpfen und ergänzen sich im Text die Handlungslinien um D.s Aventiuren und Artus’ Kriegszug zu einem zielgerichteten Ganzen. D.s Abenteuer werden durch Artus’ Kon ikt mit Matur ausgelöst; umgekehrt gewinnt D. durch seine Abenteuer Vorteile für spätere Kämpfe. Das Schwert des Zwerges ermöglicht ihm z. B. den Sieg über den W¨achterriesen, was Artus den Zugang zu Cluse eröffnet. Auch D.s Heirat ist Resultat seiner für Artus begangenen Taten. D.s Heldentum wird also nicht wie üblich durch Minne inspiriert, sondern entfaltet sich im Kontext seiner Beziehung zu Artus. Nachklassisch ist auch das Fehlen des sog. Doppelwegs, wie er etwa im Iwein präsent ist: D. muss nicht zuerst eine große Niederlage oder einen ernsten Verlust erleiden, bevor er sich perfektionieren kann. Vielmehr steht seine Entwicklung im Zeichen einer kontinuierlichen Verbesserung auf höchstem Niveau. Vom helfenden und alle Aventiuren bestehenden Ritter wird D. zuerst zum siegreichen Kriegsheld und schließlich zum p ichtbewussten König. Dies gelingt ihm nicht nur durch Tapferkeit, sondern auch durch Verstandeskraft. Mächtige Gegner unterwirft er mit List und in Schlachten beweist er taktisches Geschick. Sein Intellekt ergänzt die ritterlichen Tugenden. . Pfaffe Amis (A.): Der älteste bekannte Schwankroman in dt. Sprache umfasst rund Verse und könnte zwischen und entstanden sein. Handschriften und Fragmente sowie eine Inkunabel von um überliefern den Text in zwei Redaktionen. W¨ahrend eine Redaktion in der frühen Handschrift R (um ) vorliegt, ist die sog. Vulgatafassung als zweite Redaktion in den übrigen Handschriften und im Druck enthalten. Die Autorschaft der Redaktionen ist ungeklärt. Dem S. selbst dürfte am ehesten die ältere R-Redaktion zuzusprechen sein. In den zwölf Episoden des A. entfaltet der S. einen Zyklus aus Schwänkmären, in deren Mittelpunkt der listige Kleriker A. steht. An Schauplätzen von Paris bis Konstantinopel betrügt er ein breites gesellschaftliches Spektrum von Personen, um an deren Geld zu gelangen. So überlistet er u. a. seinen Bischof, den König von Frankreich, Adlige, Kau eute und Bürger. Gezielt nutzt er dabei die Schwächen seiner Opfer aus, seien es Eitelkeit oder Standesdünkel. Z. B. verspricht A. dem französischen König ein Gemälde mit magischen Fähigkeiten: Wer es als Betrachter nicht sehen könne, sei unehelich geboren. Natürlich malt A. dar
Der Stricker aufhin keineswegs ein Gemälde, und natürlich erwähnt keiner der anwesenden Adligen das Fehlen des Bildes, um nicht als unehelich zu gelten. So erhält A. den versprochenen Lohn und kann sich davonstehlen. Zuletzt zieht er sich mit seinem großen Vermögen in ein Kloster zurück, wirkt als Abt und verdient sich so das ewige Leben. Im A. inszeniert der S. ein gekonntes Spiel mit Traditionen und Motiven unterschiedlicher literarischer Herkunft. Der Text weist erzählerische Parallelen zum hö schen Roman (Orientfahrt) und zur Heiligenlegende (Eintritt in ein Kloster) auf. Schwanktypisch sind hingegen die Planung und Durchführung der Betrügereien gestaltet. Diese besitzen ein gemeinsames, charakteristisches Merkmal: Ihr Gelingen verdankt sich der Dummheit oder Ignoranz der von A. treffsicher ausgewählten Opfer. Die französischen Adligen würden z. B. nicht auf A. hereinfallen, wenn sie nicht so sehr auf die Legitimität ihrer Abstammung xiert wären. Bemerkenswerterweise wird A. für seine Betrügereien zuletzt mit dem Seelenheil belohnt, während seine Opfer den Schaden haben. Auch wird A. im Text keineswegs als unmoralischer Bösewicht dargestellt, sondern als weise und mildtätig bezeichnet. Auf diese Weise wird er zum Akteur und Antihelden einer ironischen Belehrung über menschliche Torheit. Die Rezeption des A. reichte bis ins . Jh. Er wirkte auf die Reimchronik des → Ottokar, den Persibein des Ulrich → Fuetrer, auf Der → Wolf in der Schule und den → Ulenspiegel. . Kleinere Dichtungen: Die literaturgeschichtliche Bedeutung des S.s basiert maßgeblich auf seinen kürzeren Werken. Umfang und Qualität des S.-Korpus gelten bis heute als herausragend. Ihm werden rund Texte zugerechnet, doch schwankt die Zahl der Zuschreibungen in der Forschung. Aufgrund der oft anonymen Überlieferung in Sammelhandschriften können dem S. nicht alle Texte sicher zugeordnet werden. So sind Werke des S.s manchmal mit ähnlichen, doch wahrscheinlich unechten Texten in Überlieferungsverbünden zusammengefasst. Mehr als Handschriften und Fragmente sind bekannt. Sie bilden einen von den S.schen Versromanen unabhängigen Überlieferungsstrang. Die Mehrzahl der kleineren S.-Dichtungen ist in den wichtigen Handschriften A und H enthalten. A entstand im dritten Viertel des . Jh. und gilt als älteste Handschrift. Die Überlieferung reicht bis ins . Jh. Eine
. Hälfte . Jh. Datierung der Kleindichtungen ist nur in Grundzügen durch einzelne historische Bezüge möglich. Ein Hinweis auf die / erfolgte Eroberung von Konstantinopel gilt als möglicher «terminus post quem». Weitere Anspielungen im Werk beziehen sich auf den Tod des Dogen Enrico Dandolo oder auf die Ergebnisse der vierten Laterankonzils von . Bis zur Entstehung von Handschrift A dürften die meisten Kleindichtungen des S.s abgeschlossen gewesen sein – falls der Codex nicht ohnehin erst nach seinem Tod zusammengestellt wurde. Der Umfang der S.schen Kleindichtungen schwankt zwischen acht und Versen. Häu ge Texttypen sind Erzählung, Bispel, Rede, Spruch und Gebet. Formen und Inhalte sind vielfältig, weisen aber durchaus grundlegende Gemeinsamkeiten auf. Dazu zählt einmal die fast durchgängige Lehrhaftigkeit der Dichtungen, die ihre Lehrinhalte durch positive oder negative Beispiele vermitteln. Oft enthalten die Texte einen Auslegungsteil bzw. ein Epimythion oder appellieren unmittelbar an den Leser, bestimmte Lehren zu ziehen. Diese didaktische Tendenz ist nicht nur auf die Kleindichtungen des S.s beschränkt. So sind z. B. in den D.-Roman Kommentare des Erzählers eingeschaltet, die aus Ereignissen der Handlung allgemeine Lehren ableiten. Im Werk des S.s überwiegt die religiös fundierte Moraldidaxe mit klar umrissenen Tugenden und Lastern. Der S. propagiert etwa Treue, Minne, Mildtätigkeit, «guot» sowie «êre» und wendet sich z. B. gegen Torheit und Neid. Ein weiteres Merkmal der S.schen Kleindichtungen ist ihre oft szenische und dialogische Anlage im Rahmen einer einfachen Handlung mit wenigen, namenlosen Figuren. Die Texte sind dabei nicht ohne Vorbilder, sondern orientieren sich an einer Reihe von Kleinformen: mlat. Exempla, altfranzösischen Fabliau, Predigten, Fabeln, Gebeten und Litaneien. Auch mündlich überliefertes Gut oss wahrscheinlich in das Werk des S.s ein. Die erzählenden Kleindichtungen des Dichters sind mal sehr narrativ, mal stärker didaktisch gestaltet. Letzteres erfolgt durch die Hinzufügung von Epimythien mit sentenzenartiger Zuspitzung der Lehre. Neben oft schwankhaften Mären mit menschlichen Protagonisten stehen Fabeln mit Tieren oder P anzen als Figuren. Die schwankhaften Mären schildern häu g grotesk oder komisch überzeichnete Kon iktsituationen aus dem gesellschaftlichen Leben (Ehe, Recht u. a.), deren Auflösung durch List und Täuschung erfolgt. Dagegen
. Hälfte . Jh. ordnen die Bispel-Texte des S.s die narrativen Elemente der diskursiven Erörterung unter. Was jeweils im Bildteil der Dichtungen illustriert wird, erfährt dann im Auslegungsteil eine Deutung. Die Didaxe ist im Bispel stärker geistlich gefärbt als in der Erzählung, erfasst aber auch alltägliche Verhaltensweisen und zeitgenössische Missstände. Auch die Reden des S.s sind vor allem der geistlichen Didaxe gewidmet. In ihnen treten erzählerische Anteile hinter oft monologisch entwickelte Belehrungen zurück. Diese können z. B. als Gleichnis oder Klage erscheinen und bestehen oft aus Bild- und Auslegungsteil. Die Gebete des S.s spiegeln das übliche Spektrum der Gattung wider, sowohl inhaltlich (Passion, Maria, Buße usw.) wie formal (Bitte, Klage, Litanei u. ä.). Aus der Fülle der Kleindichtungen ragt die Frauenehre (F.) als Beispiel S.scher Innovation heraus. Der Reimpaarverse umfassende Text bündelt nämlich nicht nur Elemente bestehender Traditionen wie Minnesang, Spruchdichtung und hö sche Epik, sondern nimmt zugleich die Minnereden des . Jh. vorweg. Mit den Mitteln des Frauenpreises und der Allegorie erörtert S. in der F. die moralischen und gesellschaftlichen Aspekte der Liebe sowie die Rolle der Frau. Diese wird hier allegorisch als «Tugendbaum» aufgefasst, soll also Trägerin der von der hö schen Minneideologie eingeforderten Qualitäten sein. Die didaktische Grundtendenz des S.s tritt auch in der F. deutlich hervor. Insgesamt beeindruckt der S. durch seine Produktivität und seinen souveränen Umgang mit unterschiedlichen Formen und Gattungen. Ob Karls-, Artus- oder Schwankroman, ob Minnerede oder Märe – stets gelingt ihm die Aneignung und Durchdringung von Stoff und Gattung. Er steht einerseits fest im Kontext literarischer Traditionen, entwickelt diese aber zugleich weiter oder schafft sogar neue Formtypen. Handwerklich zählt er durch seine üssige Sprache und glatten Verse zu den Meistern mittelalterlicher Dichtung. Sein religiös-moralisches Wertesystem entspricht den Grundwerten seiner Zeit und wird vom S. prononciert didaktisch vermittelt. Die oft humorvolle, satirische und pointierte Präsentation des S.s bewahrt seine Belehrungen dabei vor allzu dogmatischer Trockenheit. Die Beliebtheit des S.schen Werks wird schon an der Fülle der Textzeugen deutlich. Allerdings blieb die umfassende Würdigung seines Schaffens in dessen ganzer Breite der neueren Zeit vorbehalten. Bis ins . Jh. hat sich
Der Stricker die Forschung intensiv mit dem S. auseinandergesetzt und u. a. Gattungsfragen, Datierungs- und Überlieferungsprobleme sowie (sozial-)historische, theologische und juristische Aspekte seines Werks diskutiert. Ü: . Karl der Große: Mehr als Hss. und Fragm. – Gesamtverz.: http:// www.handschriftencensus.de/werke/. – Auswahl früher Hss.: D: Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, cod. Regin. lat. , r–r (Perg., zweites Viertel . Jh., ostobd.). – C: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , Bll. (Perg., zweites Drittel . Jh., bair.-alemannisch). – L: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Memb. II , Bll. (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.-österr.). – A: St. Gallen, Kantonsbibl., VadSlg Ms. , r–va (Perg., Zürich?, um , alemannisch). – N: Heidelberg, UB, cpg , ra–va (Perg., erstes Viertel . Jh., niederalemannisch-mittelfränkisch). . Daniel von dem Blühenden Tal: b: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgq , r–v (Pap., um –, obd.-mitteldt.). – m: München, BSB, cgm , r–v (Pap., um Mitte . Jh., alemannisch). – h: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , ra–rb (Pap., /, schwäbisch). – d: Dresden, LB, Mscr. M , r–v (Pap., , ostschwäbisch). – k: Kopenhagen, Kgl. Bibl., Cod. Thott. ,°, r–v (Pap., spätes . Jh., alemannisch). . Pfaffe Amis: R: Berlin, SBB, mgf , r–r (Perg., um , bair.-österr.). – K: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. , rb–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.-bair.). – H: Heidelberg, UB, cpg , rb–va (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.-bair.). – E: Erfurt, Bistumsarch., Dt. Fragmente , ra–vb (Perg., zweites Viertel . Jh., mitteldt.). – G: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , r–r (Pap., um –, rheinfränkisch). – Br: Braunau, Stiftsbibl., Bruchstück , Bll. (Pap., erste Hälfte . Jh., mitteldt., Fragm.). – B: Berlin, SBB, mgf , Bll. (Pap., , alemannisch). – C: Karlsruhe, LB, cod. K , vb–ra (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). – S: Sondershausen, Schlossmuseum, Germ. lit. (olim Hs.-Br. ), v–v (Perg., zweite Hälfte . Jh., nd.). – Z: Zürich, ZB, cod. S , S. – (Pap., –, ostschweizerisch). – J: Straßburg, Seminarbibl., Heldenbuch (ohne Sign.), r–v (Pap., um ; verbrannt). – A: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , r–r (Perg., –/, süd
Der Stricker bair.). – V: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , v–v (Pap., –). . Kleinere Dichtungen (mit Frauenehre): Mehr als Hss. und Fragm. – Gesamtverz.: http:// www.handschriftencensus.de/werke/. – Erwähnenswerte Hss.: A: Wien, ÖNB, cod. , Bll. (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.-österr.). – R: München, BSB, cgm , va–rb (Perg., , bair.-österr.). – N: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, cod. Bodm. , ra–ra, rb–va (Perg., Mitte . Jh., bair.). – M: Melk, Stiftsbibl., Cod. (; ; R ), S. –, – (Perg., Mitte . Jh., bair.-österr.). – C: Karlsruhe, LB, cod. St. Georgen , v–v (Pap., erste Hälfte . Jh., schwäbisch-niederalemannisch). – H (s. o., Nr. ). D: Der Pfaffe Amis. [Straßburg: Johann Prüss, um ] (GW M; Edition bei Heiland [s. Ausg.]; Online-Faks. BSB München [o. J.]. A: . Karl der Große: Karl Bartsch (Hg.): Karl der Große von dem S. Quedlinburg/Leipzig . Nachdr. Berlin u. a. (Online-Faks. UB Heidelberg [o. J.]). – Rudolf von Ems: Weltchronik. D. S.: Karl der Große. Hg. v. Wolfgang Irtenkauf. Bde., Stuttgart . – Rudolf von Ems: Weltchronik. Der Stricker: Karl der Große. Vollständige Faks.-Ausg. der Hs. der Kantonsbibl. Vadiana St. Gallen. Hg. v. Ellen J. Beer. Luzern . Kommentarbd. ebd. . – Rudolf von Ems: Weltchronik. D. S.: Karl der Große. Hg. v. Edmund Theil. Bozen . – Stefanie Weber: S.s Karl der Große. Analyse der Überlieferungsgesch. und Edition des Textes auf Grundlage von C. Hamburg . . Daniel von dem Blühenden Tal: Gustav Rosenhagen (Hg.): Daniel von dem Blühenden Tal. Ein Artusroman von dem S. Breslau . Nachdr. Hildesheim u. a. . – Michael Resler (Hg.): Daniel von dem Blühenden Tal. Tübingen . . – Ders. (Hg.): Daniel von dem Blühenden Tal. Cambridge . . Pfaffe Amis: Karl Heiland (Hg.): Der Pfaffe Amis von dem S. Ein illustrierter Straßburger Wiegendruck. Nach dem Original in der Münchener K. Hof- und Staatsbibl. München . – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Kinichi Kamihara (Hg.): Des S.s Pfaffe Amis (GAG ). Göppingen . Bearb. Neuau . ebd. . – Hermann Henne (Hg.): Der Pfaffe Amis von dem S. Ein Schwankroman aus dem
. Hälfte . Jh. . Jh. in zwölf Episoden (GAG ). Göppingen . – Michael Schilling (Hg.): Der Pfaffe Amis. Stuttgart . . Kleinere Dichtungen: Ute Schwab (Hg.): Die bisher unveröffentlichten geistlichen Bispelreden des Strickers. Göttingen . – Hanns Fischer (Hg.): Verserzählungen. Bde. Tübingen , . Mehrere bearb. Neuau . hg. v. Johannes Janota, zuletzt Tübingen , . – Wolfgang W. Moelleken (Hg.): Die Kleindichtung des S.s. Gesamtausg. in Bdn. (GAG ). Göppingen –. – Klaus Hofmann (Hg.): Frauenehre. Marburg . – Otfrid Ehrismann (Hg.): Der S. Erzählungen, Fabeln, Reden. Stuttgart . – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen Schulz-Grobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (‹Der Waldschrat›). – Ältere und Teilausg. bei Geith . Ü: M. Resler (Hg.): Daniel of the Blossoming Valley. New York u. a. (engl.). – Henne (s. Ausg.). – Helmut Birkhan (Hg.): Daniel von dem Blühenden Tal vom Stricker. Kettwig . – Ehrismann (s. Ausg.). – Schilling (s. Ausg.). – Grubmüller (s. Ausg.). – Resler (engl., s. Ausg.). L: Ältere Lit. u. a. bei Geith , González Miranda/Millet . – Ludwig Fränkel, ADB () S. –. – Karl-Ernst Geith u. a., VL () Sp. –. – Werner Röcke, LexMA () Sp. –. – Wolfgang Achnitz, KLL () S. –. – Elke UkenaBest, Killy () S. –. – Helmut BrallTuchel, NDB () S. f. – Friedrich Wilhelm: Stud. zu den Werken des S.s. Zur Karlüberl. In: PBB () S. –. – Karl Waelzel: Reimwb. und Verz. der Reimwörter aus ‹Daniel von dem blühenden Tal› und dem ‹Pfaffen Amîs› von dem S. München . – H. Fischer: Zur Gattungsform des ‹Pfaffen Amis›. In: ZfdA (/) S. –. – Diether Haacke: Konrads ‹Rolandslied› und S.s ‹Karl der Große›. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Hermann Menhardt: Zu S.s kleinen Gedichten. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Werner Fechter: Zur Überl. von S.s ‹Karl dem Grossen›. In: ZfdPh () S. –. – Dieter Strauss: Redegattungen und Redearten im ‹Rolandslied› sowie in der ‹Chanson
. Hälfte . Jh. de Roland› und in S.s ‹Karl›. Stud. zur Arbeitsweise ma. Dichter (GAG ). Göppingen . – Johannes Singer: Unters. zur Überlieferungsgesch. von S.s ‹Karl dem Großen›. Diss. Bochum . – John Margetts: Non-Feudal Attitudes in der S.’s Short Narrative Works. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – K. Kamihara: Miszellen zur Überl. des ‹Pfaffen Amis›. In: ZfdA () S. –. – Thomas Cramer: Normenkon ikte im ‹Pfaffen Amis› und im ‹Willehalm von Wenden›. Überlegungen zur Entwicklung des Bürgertums im SpätMA. In: ZfdPh Sonderh. () S. –. – Peter Kern: Rezeption und Genese des Artusromans. Überlegungen zu S.s ‹Daniel vom blühenden Tal›. In: ebd., S. –. – W. W. Moelleken: Minne und Ehe in S.s ‹Daniel von dem blühenden Tal›. Strukturanalytische Ergebnisse. In: ebd., S. –. – Rüdiger Schnell: S.s ‹Karl der Große›. Literarische Tradition und politische Wirklichkeit. In: ebd., S. –. – J. Singer: Der Eingang von S.s ‹Karl dem Grossen›. Text und Anm. In: ebd., S. –. – Helmut Brall-Tuchel: S.s ‹Daniel von dem Blühenden Tal›. Zur politischen Funktion späthö scher Artusepik im Territorialisierungsprozeß. In: Euph. () S. –. – Hedda Ragotzky: Das Handlungsmodell der ‹list› und die Thematisierung der Bedeutung von ‹guot›. Zum Problem einer sozialgeschichtlich orientierten Interpretation von S.s ‹Daniel vom blühenden Tal› und dem ‹Pfaffen Amis›. In: Lit., Publikum, hist. Kontext. Hg. v. Gert Kaiser. Bern u. a. , S. –. – Hansjürgen Linke: Beobachtungen zur Form des ‹Pfaffen Amis›. In: Sprache in Gegenwart und Gesch. FS Heinrich Matthias Heinrichs. Hg. v. Otto Ludwig u. a. Köln u. a. , S. –. – Wolfgang Schmidt: Unters. zu Aufbauformen und Erzählstil im ‹Daniel von dem blühenden Tal› des S. (GAG ). Göppingen . – Werner Williams-Krapp: Neues zur Überl. der geistlichen Bispelreden des S.s. In: ZfdA () S. –. – Ingeborg Henderson: S.-Hs. Dresd. M. . Zur Rezeption des Artusstoffes im Bürgertum des . Jh. In: Res Publica Litterarum () S. –. – H. Ragotzky: Die Thematisierung der materiellen Bedeutung von ‹gout› in Texten des S.s. In: Soziale Ordnungen im Selbstverständnis des MA . Hg. v. Albert Zimmermann. Bearb. v. Gudrun Vuillemin-Diem. Berlin/New York , S. –. – H. Ragotzky: Die ‹kunst der milte›. Anspruch und Funktion der ‹milte›-Diskussion in den Texten des S.s. In:
Der Stricker Gesellschaftliche Sinnangebote ma. Lit. Mediaevistisches Symposium an der Univ. Düsseldorf. Hg. v. G. Kaiser. München , S. –. – Ingrid Strasser: ‹Und sungen ein liet ze prise in einer hohen wise›. Zur Frage der hö schen Elemente in den Ehestandsmaeren des S. In: ABäG () S. –. – Rüdiger Brandt: ‹Erniuwet›. Stud. zu Art, Grad und Aussagefolgen der Rolandsliedbearb. in S.s ‹Karl› (GAG ). Göppingen . – Dorothea Müller: ‹Daniel vom blühenden Tal› und ‹Garel vom blühenden Tal›. Die Artusromane der S. und der Pleier unter gattungsgeschichtlichen Aspekten (GAG ). Göppingen . – Stephen L. Wailes: Stud. zur Kleindichtung des S. Berlin . – Teresa A. Reilly: The Problem of ‹guot› in the Works of the S. Diss. University of California, Davis . – H. Linke: Die mnd. Fassung des S.schen ‹Pfaffen Amis›. In: Interpretation und Edition dt. Texte des MA. FS John Asher. Hg. v. Kathryn Smits u. a. Berlin , S. –. – M. Resler: Zur Datierung v. S.s ‹Daniel von dem Blühenden Tal›. In: Euph. () S. –. – E. MüllerUkena: Rex humilis, rex superbus. Zum Herrschertum der Könige Artus von Britanje und Matur von Cluse in S.s ‹Daniel von dem blühenden Tal›. In: ZfdPh () S. –. – H. Brall-Tuchel: Hö sche Ideologie und feudale Herrschaftsgewalt. Überlegungen zum Strukturwandel hö scher Epik im Werk des S. In: Philol. Unters. FS Elfriede Stutz. Hg. v. Alfred Ebenbauer. Wien , S. –. – Ingrid Hahn: Das Ethos der Kraft. Zur Bedeutung der Massenschlachten in S.s ‹Daniel von dem Blühenden Tal›. In: DVjs () S. –. – Werner Schröder: Der Text von S.s ‹Daniel› und seine Überl. In: ZfdA () S. –. – Johanna Reisel: Zeitgeschichtliche und theologisch-scholastische Aspekte im ‹Daniel von dem blühenden Tal› des S. (GAG ). Göppingen . – O. Ehrismann: Tradition und Innovation. Zu einigen Novellen des S. In: Dt. Lit. des SpätMA. Ergebnisse, Probleme und Perspektiven der Forschung. Hg. v. Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –. – Beer (s. Ausg.). – W. Spiewok: Parodie und Satire im ‹Pfaffen Amis› des S. In: Acta Germanistica () S. –. – Norbert H. Ott: Bispel und Mären als juristische Exempla. Anm. zur S.-Überl. im Rechtsspiegel-Kontext. In: Kleinere Erzählformen im MA. Paderborner Colloquium . Hg. v. Klaus Grubmüller u. a. München , S. –. – Mafred Eikelmann:
Der Stricker Rolandslied und später Artusroman. Zu Gattungsproblematik und Gemeinschaftskonzept in S.s ‹Daniel von dem blühenden Tal›. In: Wolfram-Stud. : Chansons de geste in Deutschland. Schweinfurter Kolloquium . Hg. v. Joachim Heinzle u. a. Berlin , S. –. – Rupert Kalkofen: Der Priesterbetrug als Weltklugheit. Eine philol.hermeneutische Interpretation des ‹Pfaffen Amis›. Würzburg . – M. Schilling: Der S. am Wiener Hof? Überlegungen zur hist. Situierung des ‹Daniel von dem Blühenden Tal› (Mit einem Exkurs zum ‹Karl›). In: Euph. () S. –. – Albrecht Classen: Misogyny and the Battle of Genders in the S.’s ‹Maeren›. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – Ders.: ‹Detail-Realismus› im dt. SpätMA. Der Fall von des S.s ‹Daniel von dem Blühenden Tal› und Konrads von Würzburg ‹Turnier von Nantes›. In: Studia Neophilologica () S. –. – S. L. Wailes: Wolfram’s ‹Parzivâl› and D. S.’s ‹Daniel von dem Blühenden Tal›. In: Colloquia Germanica () S. –. – Romy Günthart: Mären als Exempla. Zum Kontext der sog. Strickermären. In: ABäG () S. –. – Guido Schneider: ‹Er nam den spiegel in die hant, als in sîn wîsheit lêrte›. Zum Einuss klerikaler Hofkritiken und Herrschaftslehren auf den Wandel hö scher Epik in gross- und kleinepischen Dichtungen des S. Essen . – Sabine Böhm: D. S. Ein Dichterpro l anhand seines Gesamtwerkes. Frankfurt/M. u. a. . – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Annemarie Wambach: S.s ‹Daniel von dem blühenden Tal›. Ein ‹klassischer› Artusroman? In: Arthuriana () H. , S. –. – Christa Ortmann/H. Ragotzky: ‹Signi catio laicalis›. Zur Autorrolle in den geistlichen Bispeln des S.s. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Hg. v. Timothy R. Jackson u. a. Tübingen , S. –. – Siegfried R. Christoph: Lemmatisierter Index zu den Werken des S.s. Tübingen . – Roland F. Roßbacher: Artusroman und Herrschaftsnachfolge. Darstellungsform und Aussagekategorien in Ulrichs von Zatzikhoven ‹Lanzelet›, S.s ‹Daniel von dem Blühenden Tal› und Pleiers ‹Garel von dem Blühenden Tal› (GAG ). Göppingen . – FranzJosef Holznagel: Autorschaft und Überl. am Beispiel der kleineren Reimpaartexte des S.s. In: Autor und Autorschaft im MA. Kolloquium Meißen . Hg. v. Jens Haustein u. a. Tübingen , S. –. – Daniel Rocher: Hof und christliche Moral. Inhaltliche Konstanten im Oeuvre des
. Hälfte . Jh. S. In: Ma. Lit. und Kunst im Spannungsfeld von Hof und Kloster. Ergebnisse der Berliner Tagung, .–. Oktober . Hg. v. Nigel F. Palmer/HansJochen Schiewer. Tübingen , S. –. – Wolfgang Achnitz: Ein ‹maere› als Bîspel. S.s Verserzählung ‹Der kluge Knecht›. In: Germanistische Mediävistik. Hg. v. Volker Honemann/Tomas Tomasek. Münster/Westf. , S. –. – Maryvonne Hagby: ‹Man hat uns fur die warheit... geseit›. Die S.sche Kurzerzählung im Kontext mlat. ‹narrationes› des . und . Jh. Münster/Westf. u. a. . – H. Ragotzky: Die ‹Klugheit der Praxis› und ihr Nutzen. Zum Verhältnis von erzählter Gesch. und lehrhafter Fazitbildung in Mären des S.s. In: PBB () S. –. – Bernd Michael: Rudolf von Ems, Weltchronik. D. S., Karl der Große (Fragm.). In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Bernd Bastert: Konrads ‹Rolandslied› und S.s ‹Karl der Große›. Unterschiede in Konzeption und Überl. In: Eine Epoche im Umbruch. Volkssprachliche Literalität –. Cambridger Symposium . Hg. v. Christopher J. Young/Christa BertelsmeierKierst. Bearb. v. Bettina Bildhauer. Tübingen , S. –. – Helmut Dworschak: Milch und Acker. Körperliche und sexuelle Aspekte der religiösen Erfahrung am Beispiel der Bußdidaxe des S.s. Bern u. a. . – M. Hagby: ‹Parturiunt montes, et exit ridiculus mus?› Beobachtungen zur Entstehung der S.schen Kurzerzählungen. In: ZfdA () S. –. – Franz-Josef Holznagel: Von diabolischen Rechtsbrechern und gesetzestreuen Teufeln. Drei Ausgestaltungen eines Erzählstoffes und ihre Kontextualisierungen bei Cäsarius von Heisterbach, Chaucer und dem Stricker. In: Dialoge. Sprachliche Kommunikation in und zwischen Texten im dt. MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel u. a. Tübingen , S. –. – Ursula Peters: Stadt, ‹Bürgertum› und Lit. im . Jh. Probleme einer sozialgeschichtlichen Deutung des ‹Pfaffen Âmîs›. In: Dies.: Von der Sozialgesch. zur Kulturwiss. Hg. v. Susanne Bürkle u. a. Tübingen , S. –. – Die Kleinepik des S.s. Texte, Gattungstraditionen und Interpretationsprobleme. Symposion Santiago de Compostela .–. März . Hg. v. Emilio González Miranda/Victor Millet. Berlin . – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–).
. Hälfte . Jh.
Das Büchlein / Das sogenannte zweite Büchlein
Würzburg , Reg. – E. Ukena-Best: Die Allegorie v. der ‹vrouwe› als ‹boum der tugende› in der ‹Frauenehre› von dem S. In: Vom vielfachen Schriftsinn im MA. FS Dietrich Schmidtke. Hg. v. Freimut Löser/Ralf G. Päsler. Hamburg , S. –. – Markus Wennerhold: Späte mhd. Artusromane. ‹Lanzelet›, ‹Wigalois›, ‹Daniel von dem Blühenden Tal›, ‹Diu Crône›. Bilanz der Forschung –. Würzburg . – Jürgen Wolf: Handschriftenfunde zur Lit. des MA . Ein neues Fragm. des ‹Pfaffen Amis›. In: ZfdA () S. f. – Almudena Otero Villena: Zeitauffassung und Figurenidentität im ‹Daniel von dem Blühenden Tal› und ‹Gauriel von Muntabel›. Göttingen . – Walter Haug: Schlechte Geschichten, böse Geschichten, gute Geschichten oder Wie steht es um die Erzählkunst in den sog. Mären des S.s? In: Ders: Positivierung von Negativität. Letzte kleine Schr. Hg. v. Ulrich Barton. Tübingen , S. –. – Marianne Derron: Des S.s ‹ernsthafter König›. Ein poetischer Lachtraktat des MA. Eine motivgeschichtliche Stud. zur ersten BarlaamParabel. Frankfurt/M. u. a. . – Silke A. Rudorfer: Die Minne bei Ulrich von Liechtenstein, dem S. und Hartmann von Aue. Eine Gegenüberstellung von ‹Frauenbuch›, ‹Frauenehre› und ‹Klagebüchlein›. Neuried . – Horst Haub: Partnerschaftlichkeit im HochMA. S.s Konzept für Ehe und Gesellschaft. Die Ehestandsmären. München . – Patrick del Duca: Das Motiv der Torheit im ‹Pfaffen Amis› und in einigen Kurzerzählungen des S.s. In: Der Narr in der dt. Lit. im MA und in der Frühen Neuzeit. Kolloquium in Nancy (.–. März ). Hg. v. Jean Schillinger. Bern u. a. , S. –. – Hans Jürgen Scheuer: Schwankende Formen. Zur Beobachtung religiöser Kommunikation in ma. Schwänken. In: Literarische und religiöse Kommunikation in MA und Früher Neuzeit. DFG-Symposion . Hg. v. Peter Strohschneider (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Berlin/New York , S. –. – Martin H. Jones: Zum Gebrauch der Figurenrede in drei Versionen des Karl-RolandStoffes. Die ‹Chanson de Roland›, das ‹Rolandslied› des Pfaffen Konrad und ‹Karl der Große› des S.s. In: Redeszenen in der ma. Großepik. Komparatistische Perspektiven. Hg. v. Monika Unzeitig. Berlin , S. –. – Silvan Wagner: Sterben als Eintritt in hö sches Heil: Gott und der Tod in Mären des . Jh. (‹Herzmaere›, ‹Der nackte Kaiser›, ‹Die eingemauerte Frau›). In: Gott und Tod.
Tod und Sterben in der hö schen Kultur des MA. Hg. v. Susanne Knaeble u. a. (Bayreuther Forum Transit ). Berlin/Münster , –, hier S. –. – W. Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. Berlin u. a. , Reg. – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Einleitung und Artusromane bis . Bearb. v. M. Eikelmann u. a. Berlin/Boston , S. –. MM Das Büchlein / Das sogenannte zweite Büchlein. – Monologische Minneklage über die Trennung von der Geliebten, nach . Die Reimpaarverse sind unikal im → Ambraser Heldenbuch im Anschluss an die Klage → Hartmanns von Aue überliefert. Obwohl das B. keinen Hinweis auf den Verfasser enthält, wurde es zunächst Hartmann zugeschrieben und von Haupt gemeinsam mit Hartmanns Klage als erstes und zweites B. ediert. Carl von Kraus beendete die Debatte um die Autorschaft Hartmanns durch einen Vergleich von Sprache und Reimen des B. mit Hartmanns anderen Werken. Seither gilt das B. als Werk eines anonymen Nachahmers und ndet in der Forschung kaum noch Beachtung. An von Kraus’ Verdikt meldet jedoch Bein methodische Zweifel an. Schiendorfer sieht in dem Kontrast zwischen den schwankhaft-parodistischen Elementen des B. und der ernsthafteren Minnere exion der Klage kein Argument gegen Hartmanns Autorschaft und verweist auf Vergleichbares in dessen Liedern. Ob Anklänge an → Gottfrieds von Straßburg Tristan und späthö sche Werke tatsächlich deren Kenntnis bezeugen und eine Datierung zwischen und erzwingen, wäre erneut zu prüfen. Ein Ich-Erzähler beklagt nach erfolgreicher Minnewerbung und glücklicher Minnebeziehung die Trennung von der Geliebten durch «übele huote» (V. ). Er beschreibt sich als Ritter, der durch vorbildliches hö sches Verhalten und Minnetugenden wie «triuwe» und «staete» nun in Leid gestürzt wurde. Dieses versucht er vergeblich zu überwinden: Das Glück in den Armen einer anderen Frau bringt nur kurze Linderung; der Vorsatz, sich nicht länger durch ein «krankez wîp» (V. ) beherrschen zu lassen, wird schnell vom «senen» wieder zunichtegemacht. Auch die zahlreich versammelten Sentenzen und Aussagen der «wîsen» über
Tristan als Mönch Minne bieten keinen Ausweg: Einige widersprechen sich gegenseitig, andere kann das Ich aus eigener Erfahrung widerlegen. Die Minne erscheint als individuelle Erfahrung, die sich keinen allgemein verbindlichen Regeln unterwerfen lässt. Ihre positiven oder negativen Auswirkungen hängen ganz von den Tugenden der Minnenden ab. So kommt der Ritter zu dem Schluss, sein Möglichstes für die Minnebeziehung getan zu haben; nun sei es an der Dame, diesen Einsatz zu würdigen und die Trennung zu beenden. Bis dahin soll ein «Cleinez büechel» (V. ) die Dame stellvertretend für den Ritter an dessen beständige Minne erinnern. Das Werk verrät rhetorische Bildung des Verfassers. Die antithetische Diskussion von verbreiteten Standpunkten zur Minne sowie gegensätzlichen Erfahrungen von Freude und Leid, Hoffnung und Verzwei ung schlägt sich in Stilmitteln wie Oxymoron und Paradoxon nieder. Das B. rückt somit formal auch in die Nähe scholastischer Traktate; inhaltlich knüpft es an hö sche Epen und Minnesang an. Wörtliche Zitate belegen die Kenntnis von Hartmanns Werken. Ob das B. eine bewusste Fortsetzung von Hartmanns Klage oder eine kritische Gegenposition dazu darstellt oder ob es sich lediglich um eine nachträglich hergestellte Überlieferungsgemeinschaft handelt, ist ebenso unklar wie die Gattungszuordnung und die Funktion des Textes. Er schwankt permanent zwischen ernstzunehmender Belehrung und parodistischer Entwertung solcher Weisheiten, weckt somit Zweifel am Nutzen von Minnelehren und ist womöglich als früher Kommentar zur lehrhaften Minnedichtung und zum überhöhten hö schen Minneideal zu verstehen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (Ambraser Heldenbuch), v–r. A: Die Lieder und B. und der Arme Heinrich von Hartmann von Aue. Hg. v. Moriz Haupt. Leipzig , S. –. . Au . besorgt v. Ernst Martin, Leipzig . – Hartmann von Aue: Die Klage. Das (zweite) B. aus dem Ambraser Heldenbuch. Hg. v. Herta Zutt. Berlin , S. –. – Das Klagebüchlein Hartmanns von Aue und das zweite B. Hg. v. Ludwig Wolff (Altdt. Texte in krit. Ausgaben ). München , S. – (zit.). L: Herta Zutt, VL () Sp. f. – Christian Kiening/Red., Killy () S. f. – Carl [von] Kraus: Das sogenannte II. B. und Hartmanns Werke. In: Abh. zur Germ.
. Hälfte . Jh. Philologie. FS Richard Heinzel. Halle/Saale , S. –. Nachdr. Hildesheim u. a. . – Franz Saran: Über Hartmann von Aue. (Forts.) Das sog. II. B. In: PBB () S. –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Hans Bayer: ‹Dû solt dich sælic machen› (Kl. ) – zu ‹meine› und Verfasserschaft der Ambraser B. In: Sprachkunst () S. –. – Klaus Hufeland: Das ‹S. z. B.›. In: ‹bickelwort› und ‹wildiu mære›. FS Eberhard Nellmann. Hg. v. Dorothee Lindemann u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Thomas Bein: ‹Mit fremden Pegasusen p ügen›. Unters. zu Authentizitätsproblemen in mhd. Lyrik und Lyrikphilologie (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Max Schiendorfer: Das ‹Ambraser Heldenbuch› und die dt. Schwanklit. In: Rahmenthema: Das ‹A. H.›. Hg. v. Waltraud Fritsch-Rößler (cristallîn wort ). Wien/Berlin , S. –, bes. S. –. VL Tristan als Mönch. – Verserzählung, erste Hälfte . Jh. Die mhd. Dichtung in Reimpaarversen stammt wahrscheinlich von einem alemannischen Verfasser. Der Titel des Werks wurde erst im . Jh. von einem Herausgeber etabliert. T. a. M. wird meist auf die erste Hälfte des . Jh. datiert. Indizien sind u. a. eine Anspielung auf → Heinrichs Reinhart Fuchs sowie Merkmale der Metrik und Versi kation, die nicht von → Konrad von Würzburg beein usst sind. Auch setzte die Vorlage von T. a. M. wahrscheinlich den altfranzösischen Prosa-Lancelot voraus. Der Text ist nur in einer Handschrift aus der Mitte des . Jh. erhalten (R). Eine weitere Handschrift (*S) ist verschollen und nur durch eine Abschrift aus dem Jh. fassbar (H). In der Überlieferung folgt T. a. M. auf den Tristan des → Gottfried von Straßburg und geht selbst dem letzten Drittel der Tristan-Fortsetzung → Ulrichs von Türheim voraus. T. a. M. beginnt am Artushof: Königin Ginover veranstaltet ein prächtiges Hoffest als Vorwand für ein Wiedersehen mit einem fernen Geliebten. Die eingeladenen Ritter sollen ihre liebsten Damen zu dem Fest mitbringen. T. ndet sich so in einer schwierigen Situation wieder: Er hat zwar Isolde
. Hälfte . Jh. Weißhand geheiratet und müsste sie zum Fest mitnehmen, liebt aber immer noch die in Cornwall weilende blonde Isolde. In diesem Kon ikt zwischen Liebe und Ehre entscheidet sich T. für die Ehre und reist mit seiner Gemahlin zum Artushof. In einem nächtlichen Traum macht die blonde Isolde ihm jedoch schwere Vorwürfe. Der von dem Traum erschütterte T. ieht in die Wildnis, wo er einen toten Ritter ndet. Angesichts von dessen Körper verfällt T. auf eine List, die ihn wieder der blonden Isolde nahebringen soll: Als vermeintlich ermordeter T. wird der im Gesicht entstellte Tote in einem Kloster aufgebahrt, in das T. selbst als sein angeblicher Mörder eintritt. Artus, Ginover, Isolde Weißhand und Kaedin beklagen an der Leiche ausführlich T.s Tod, während der Titelheld im Mönchsgewand zuhört. Der Leichnam wird anschließend in Begleitung T.s nach Cornwall gebracht, wo T.s in die List eingeweihter Getreuer Kornewal König Marke schwere Vorwürfe macht. Marke bereut seinen Bruch mit T. und die blonde Isolde beklagt den scheinbaren Tod ihres Geliebten. In diesen Klagen werden auch die Grundzüge des T.-Stoffs (ohne den Minnetrank) noch einmal aufgeführt. Schließlich enthüllt T. der blonden Isolde in einem Brief seine List und trifft sich heimlich mit der Geliebten. Isolde täuscht Marke daraufhin eine Krankheit vor und besteht auf einer Behandlung durch den Mönch. Der König stimmt zu, woraufhin T. und Isolde sich ungestört ihrer Liebe widmen können. T. will jedoch keine Entdeckung riskieren und kehrt nach Parmenie zurück. T. a. M. steht in einer französisch geprägten Tradition von T.-Erzählungen wie Tristan Rossignol, Folie Tristan und Tristan Menestrel. Erzählt wird darin das mit List und Verkleidungen erlangte Wiedersehen von T. und der blonden Isolde. T. a. M. greift mehrere Szenen und Motive aus der Stofftradition auf, geht aber auch eigene Wege. T.s Verkleidung als Mönch ist für T. a. M. ebenso spezi sch wie das Voraussetzen einer bereits erfolgten Hochzeit von T. und Isolde Weißhand. Erwähnenswert ist auch die im Verlauf der Erzählung zunehmende Schwankhaftigkeit des Geschehens. Komische Elemente und späthö sche Erhabenheit bilden dadurch einen reizvollen Kontrast. All diese Aspekte könnten in einer möglichen französischen Vorlage von T. a. M. bereits präsent gewesen sein, was aufgrund der Quellenlage aber nicht eindeutig zu bestimmen ist. Die literarischen Ein üsse des Texts
Tristan als Mönch sind hingegen besser zu benennen: Sicher kannte der Verfasser die Werke Gottfrieds, → Eilharts von Oberg und → Hartmanns von Aue, außerdem den Reinhart Fuchs und die Geschichte von Lanzelot. T. a. M. erreicht zwar nicht die literarische Qualität seiner Vorbilder, ironisiert aber durchaus erfrischend die hö sch-repräsentative Tradition des Artushofs und die traditionelle Tragik des T.-Stoffs. Ü: R: Brüssel, Kgl. Bibl., ms. , r–v (Pap., –, elsässisch). – *S: Privatbesitz Johann Georg Scherz, Straßburg (Pap., , elsässisch, verschollen). – H: Hamburg, SUB, cod. germ. (Abschrift von Hs. *S von ). A: T. a. M. Hg. v. Hermann Paul. In: Sb. der Königlich Bayerischen Akad. der Wiss., phil.-philol. und hist. Classe () S. –; Nachträge ebd. () S. –. – Betty C. Bushey: T. a. M. Unters. und krit. Edition (GAG ). Göppingen . – T. a. M. Hg. v. Albrecht Classen. Greifswald . – OnlineFaks. v. Hs. R: http://belgica.kbr.be/nl/coll/ms/ ms nl.html. Ü: Classen (s. Ausg.). – Tristan(t) a. M. An Introduction. Tristan as a Monk. English translation. Hg. v. A. Classen/John Wesley Thomas. In: Tristania () S. –. L: Hans-Hugo Steinhoff, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/ Newald / () S. f. – Christoph Huber/ Sandra Linden, Killy () S. f. – Albert Regis: Tristant a. M. Wohlau . – Kurt Seick: Metrische Unters. über das mhd. Gedicht T. a. M. Greifswald . – Dennis H. Green: Irony in the Medieval Romance. Cambridge , S. . – Anna Jungreithmayr: T. a. M. Ansätze zu einem Textverständnis. In: Sprache, Text, Gesch. Beitr. zur Mediävistik und germanistischen Sprachwiss. [...] (GAG ). Hg. v. Peter K. Stein u. a. Göppingen , S. –. – Danielle Buschinger: ‹T. le Moine›. In: T. et Iseut, Mythe Européen et Mondial. Actes du Colloque du Centre d’Etudes Médiévales de l’Université de Picardie, Amiens, , et Janvier . Hg. v. ders. (GAG ). Göppingen , S. –. – William C. McDonald: A Reconsideration of T. a. M. In: Fide et Amore. FS Hugo Bekker (GAG ). Hg. v. dems./Winder McConnell. Göppingen , S. –. – W. C. McDonald: The T. Story in German Literature of the Late Middle Ages and Early Renaissance. Tradition and Innovation. Lewiston u. a.
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. Hälfte . Jh. Die gute Frau. – Reimpaarerzählung, um . Der im Auftrag eines Markgrafen, vielleicht Hermanns V. von Baden († ), entstandenen Erzählung ( Verse) eines unbekannten, aus dem niederalemannisch-südrheinfränkischen Sprachraum stammenden Verfassers liegen – ohne dass eine direkte Quelle bekannt wäre – die altfranzösischen Dichtungen L’Escou e und Chrétiens von Troyes Guillaume d’Angelterre zugrunde, die beide auf die Eustachiuslegende zurückgehen. Sprache und Stil sind von → Hartmann von Aue beein usst. Anspielungen z. B. auf → Eilharts Tristrant, → Herzog Ernst, → Wolframs Parzival, → Rudolfs von Ems Der gute Gerhart und Hartmanns Epen erweisen den Autor als «homo litteratus». Das aus zwei Teilen bestehende Werk erzählt nach einem Prolog ( Verse) von der Kinderminne zwischen der Tochter des französischen Grafen Rupert/Ruprecht von Barria und dem Sohn eines Vasallen. Nach dem Tod des Grafenpaares zunächst unter dem Schutz des Gefolgsmannes, übernimmt die junge Grä n nach dessen Tod als die namenlose «guote vrouwe» die Herrschaft. Ihr früherer Spielkamerad wird «der Minne undertân» (V. ) und bewährt sich im Kampf. Nach der Vermählung leben sie glücklich zusammen, bis den Grafen eines Tages (V. ff.) beim Anblick von Bedürftigen Zweifel an seiner Lebensform befällt. Zusammen mit seiner Frau verzichtet er auf «êre» und «gout». Sie beginnen ein Bettlerleben. Als die Frau nach der Geburt zweier Kinder aus Erschöpfung nicht mehr weiterwandern kann, lässt sie sich auf ihren Wunsch von ihrem Mann als Magd an eine Kaufmannsfrau verkaufen. Bei der Überquerung eines Flusses gehen dem Mann seine Söhne verloren, die von einem Bischof und einem Grafen gefunden und in P ege genommen werden. Die Börse mit dem Kauferlös wird von einem Adler geraubt und bei der guten Frau fallen gelassen, die in der Zwischenzeit durch ihre Handarbeit weithin berühmt geworden ist. W¨ahrend der Mann weiterhin sein Leben als Bettler fristet, erlebt die Frau einen sozialen Aufstieg, indem sie nacheinander zwei durch göttliche Fügung keusch bleibende Ehen eingeht, zunächst mit dem Grafen Tiebalt von Bleis, dann mit dem König von Frankreich. Nach dessen baldigem Tod wird sie seine Erbin. Als die Königin, die nach Forderung der Paladine wieder heiraten soll, nach Ablauf des Trauerjahres bei einer Armenbescherung ihren Mann wieder ndet, wird dieser
. Hälfte . Jh. in seine alten Rechte eingesetzt. Die beiden verloren geglaubten Söhne kehren auf wundervolle Weise zurück. Im Epilog gibt der Erzähler bekannt, dass der Ehemann Karelmann, die Kinder Karl und Pippin geheißen haben; die Frau bleibt «La bone dame». Ü: Wien, ÖNB, Cod. , VI + Bll. (Pap., um , westschwäbisch; von einem Lohnschreiber, dem Sommer eine «höchst verderbte orthographie» bescheinigt, für Johannes Werner Frhr. von Zimmern [um –]; zum Lohnschreiber vgl. Mackinder-Savage , Bd. , S. – und Achnitz, S. –) (W). Eine Abschrift aus dem Jahr von J. M. Schottky ist Berlin, SBB, Mgq . – München, BSB, Cgm /b, v, , (Perg., Ende ./Anfang . Jh., westalemannisch; Fragm.). A: D. g. F. Gedicht des dreizehnten Jh. Hg. v. Emil Sommer. In: ZfdA () S. –. – Denis J. B. Mackinder-Savage: D. g. F. A Textual and Literary Investigation. Diplomatic Copy. Critical Edition. Bde. Diss. Auckland . L: Ehrismann // () S. –. – Denis J. B. Mackinder-Savage, VL () Sp. –. – Rolf Eckart/Red., KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () S. –. – Elisabeth Wunderle/Red., Killy () S. . – Edward Schröder: Zum Text der Guten Frau. In: ZfdA () S. –. – Wilhelm Eigenbrodt: Unters. über das mhd. Gedicht ‹diu guote vrouwe›. Diss. Jena . – E. Schröder: Der Dichter der G. F. In: Unters. und Quellen zur germ. und romanischen Philologie. FS Johann von Kelle. Tl. (Prager dt. Stud. ). Prag , S. –. – Bruno Barth: Liebe und Ehe im altfranzösischen Fablel und in der mhd. Novelle (Palaestra ). Berlin . – Karoline Zistler: Beziehungen des mhd. Gedichts ‹D. g. F.› zu den Epen Hartmanns von Aue. Diss. Graz . – Kaethe Leonhart: Quellengeschichtliche Unters. zum Wilhelm von Wenden des Ulrich von Eschenbach. Diss. Tübingen . – Rudolf Köster: Karl der Große als politische Gestalt in der Dichtung des dt. MA (Hansische Forschungen ). Hamburg , S. –. – Murray Harold Feder: A Source Study and Interpretation of the Middle High German Poem ‹D. g. F.›. Diss. University of California, Berkeley . – Karl-Ernst Geith: Carolus Magnus. Stud. zur Darstellung Karls des Großen in der dt. Lit. des . und
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Rudolf von Ems F.›. In: Askese und Identität in Spätantike, MA und Früher Neuzeit. Hg. v. W. Röcke/J. Weitbrecht (Transformationen der Antike ). Berlin/ New York , S. –. BJ Vasolt. – Dichter nicht überlieferter Werke (?), erste Hälfte . Jh. V. wird von → Rudolf von Ems im Willehalm als «frúnt» bezeichnet (V. ). Als solche benennt Rudolf hier und/oder im Alexander außerdem → Absolon, → Biterolf, → Ulrich von Türheim und Wetzel. Ob aber V. so wie die anderen selbst literarisch tätig war oder eher literaturkritisch, ist unsicher, da Rudolf ihn ambivalent zu den e «merkare[n]» rechnet. Diese würden sich dadurch auszeichnen, dass sie «wol g˚ute mære / Kunnent merken, tihten, sagen». L: Red., VL () Sp. . – Thomas Bein: ‹Mit fremden Pegasusen p ügen›. Unters. zu Authentizitätsproblemen in mhd. Lyrik und Lyrikphilologie (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. f. VZ Rudolf von Ems, * spätes ./frühes . Jh. Hohenems/Vorarlberg, † um (?). – Verfasser dt. Versepen und -erzählungen sowie einer Weltchronik. . Leben und Schaffen: R. ist als historische Gestalt nur über sein Werk nachweisbar, das Angaben über einzelne Lebensumstände und Förderer enthält. Auch sein Name ergibt sich aus Akrosticha in seinen Texten. Im Willehalm von Orlens bezeichnet R. sich als Ministerialen der Grafen von Montfort. In der Fortsetzung seiner Weltchronik wird er «von Ense» genannt. Dies dürfte auf Hohenems/Vorarlberg als Stammsitz seines Geschlechts verweisen. Die dortigen Ministerialen sind seit nachweisbar. Aus R.s Werk gehen weiterhin lat., theologische, literarische und naturkundliche Kenntnisse hervor, die er an einer Klosterschule und an Universitäten erlangt haben könnte. Dichterkataloge im Alexander und Willehalm von Orlens belegen R.s umfassende Lektüre vor allem der hö schen Epik. Deren Vertreter werden von ihm als Vorbilder genannt, so → Gottfried von Straßburg, → Heinrich von Veldeke, → Hartmann von Aue und → Wolfram von Eschenbach, aber auch → Bligger von Steinach, → Wirnt von Grafenberg, Konrad → Fleck und der → Stricker. R.s Schaffenszeit wird meist zwischen / und um / angesetzt. Er schuf mindestens
. Hälfte . Jh. sechs Werke, von denen fünf deutschsprachige Texte erhalten sind. Zu R.s bekanntem Korpus zählen Der guote Gêrhart, Barlaam und Josaphat, eine verlorene Eustachius-Legende, Alexander, Willehalm von Orlens und eine Weltchronik. In dieser Reihenfolge sind die Texte wahrscheinlich auch entstanden. Tradiert sind R.s Dichtungen durch eine ab dem späten . Jh. einsetzende Überlieferung mit insgesamt fast Handschriften. R. schrieb zunächst wohl für kleinere adlige Gönner, bevor er ab Willehalm von Orlens auch Verbindungen zum Stauferhof unter König Konrad IV. (–) unterhielt. Möglicherweise stand auch das Ende von R.s Schaffen in Verbindung mit Konrad. Laut Angaben des Weltchronik-Fortsetzers starb R. in «welschen» Landen. Nach einer These der Forschung nahm R. an Konrads Feldzug in Italien teil und fand dort den Tod. Allerdings starb auch R.s Förderer Konrad im selben Jahr in Italien. R. könnte schlicht nach dem Tod des Königs mit dem Schreiben aufgehört haben. Sein Todesjahr bleibt also unsicher. . Der guote Gêrhart (G.): Als Frühwerk R.s gilt das Versepos G. Die Dichtung entstand um im Auftrag des Rudolf von Steinach, der von bis bezeugt ist und zu den Ministerialen des Bischofs von Konstanz zählte. G. umfasst Verse und ist in zwei Handschriften überliefert. Der Text setzt zunächst wie viele andere Versepen mit einem hochadligen Protagonisten ein: Nachdem Kaiser Otto I. das Erzbistum Magdeburg gestiftet hat, erfragt er von Gott seinen himmlischen Lohn für diese Tat. Ein Engel verweist Otto daraufhin mahnend auf das Schicksal G.s. Der erfolgreiche Kölner Kaufmann darf dem Kaiser nun aus seinem Leben berichten. Auf einer Reise durch Nordafrika ndet er die norwegische Königstochter Irene, die mit anderen christlichen Adligen von den Heiden gefangen genommen worden ist. Unter Einsatz seiner eigenen Handelsware kauft G. die Gruppe frei und bringt Irene in seinem Kölner Haus unter. Als G. die Prinzessin mit seinem Sohn verheiraten will, erscheint Irenes ursprünglicher Bräutigam Willehalm, der zuvor als tot galt. G. überredet seinen Sohn, zugunsten Willehalms auf die Heirat zu verzichten. Auch verhilft G. Willehalm zur Rückkehr in dessen englische Heimat. Dort wird G. von den in Nordafrika befreiten Adligen erkannt und zum König gekrönt. Allerdings übergibt der Kaufmann den Thron an Willehalm als rechtmäßigen Erben. Nach diesem
. Hälfte . Jh. Bericht erkennt Otto sein anfängliches Fehlverhalten. Er lässt G.s Geschichte zur Belehrung aufzeichnen. Reales Vorbild G.s war wahrscheinlich Gerhard Unmaze (um –). Er lebte als reicher Kaufmann und Finanzier in Köln, wo er zeitweise auch als Bürgermeister amtierte. G.s Lebensbericht ist bei R. allerdings nicht als historisches Dokument gestaltet. Vielmehr vermischen sich in der Dichtung Elemente aus Legende und hö scher Epik. W¨ahrend etwa der Engel auf die Legendendichtung verweist, erinnern G.s Reise und seine Hilfstat an die Aventiuren der Ritterepen, die Liebe zwischen Willehalm und Irene hingegen an hö sche Minneerzählungen. G. weist auch Parallelen zu Stofftypen in den → Vitaspatrum und in rabbinischen Erzählungen auf. Als eigenständige und innovative Leistung R.s gilt im G. die Verwendung eines Kaufmanns in der Rolle des Helden. Nicht der adlige Herrscher Otto ist nämlich die vorbildliche Idealgur der Erzählung, sondern der städtische Bürger G. Dessen selbstloses und demütiges Handeln steht im Kontrast zum hochmütigen Anspruch Ottos auf eine göttliche Belohnung für die Stiftung des Bistums. Die Deutungen diese Gegensatzes variieren in der Forschung. Unter anderem hat man die Geschichte mit Kon ikten zwischen Ministerialität und Bürgertum in Verbindung gebracht und sie politisch interpretiert – danach ist G.s Verzicht auf die Krone eine verhüllte Aufforderung an Otto IV., im Thronstreit mit Friedrich II. aufzugeben. . Barlaam und Josaphat (B.): Religiöser Belehrung dient auch R.s Verslegende B. Der Text umfasst . Verse und ist in nahezu Textzeugen breit überliefert. Unter den rund vollständigen Handschriften ist auch ein illustrierter Codex aus der Werkstatt von Diebold Lauber (). B. entstand wahrscheinlich um auf Anregung des Zisterzienser-Abts Wido aus Kappel am Albis. Er vermittelte R. die lat. Übersetzung eines Stoffs, der ursprünglich auf indischen Buddha-Legenden beruht haben dürfte. Zuvor hatte schon Otto II. eine dt. B.-Dichtung geschaffen. Im Mittelpunkt von R.s Fassung steht Josaphat, Sohn des indischen Königs Avenier. Bei Josaphats Geburt erhält der König die Prophezeiung, sein Sohn werde sich einst zum Christentum bekehren. Avenier will dies durch Christenverfolgungen und die Isolation Josaphats verhindern. Als der Prinz schließlich den Palast verlassen darf, begegnet er menschlichem Leid in Gestalt
Rudolf von Ems eines Aussätzigen, eines Blinden und eines Greises. Daraufhin beginnt Josaphat eine Sinnsuche, die ihn zu dem christlichen Einsiedler B. führt. Dieser bekehrt Josaphat zum christlichen Glauben. Um seinen Sohn umzustimmen, übergibt Avenier dem Prinzen sein halbes Reich. Zuletzt überzeugt Josaphat aber sogar seinen Vater vom Christentum. Der König konvertiert und verbringt seine letzten Lebensjahre als Einsiedler. Josaphat regiert nun als christlicher Herrscher das Reich, bevor er sich ebenfalls zu einem Eremitendasein entschließt. R.s Legende verweigert sich einem in der abendländischen Literatur stark verbreiteten Muster, der kriegerischen Konfrontation von Christen und Heiden. Stattdessen stehen lehrhafte Gespräche über religiöse Themen im Mittelpunkt, deren Vermittlung oft durch Exempla und Gleichnisse erfolgt. Josaphat und sein Vater werden nicht als Resultat kriegerischer Auseinandersetzungen zu Christen. Vielmehr verdankt sich ihre Konversion der Belehrung durch Gespräche und vorbildliches Handeln. Josaphats und Aveniers Rückzug in ein religiös motiviertes Einsiedlertum erlaubt auf den ersten Blick die Interpretation des B. als Aufruf zur Weltverachtung. Andererseits hat die Forschung aber auch die Bewährung des Christen in der Welt als Thema der Legende erörtert. . Alexander (A.): Im A. greift R. einen klassischen Stoff der abendländischen Epik auf: das Leben und die Schlachten Alexanders des Großen. Die Dichtung ist nur in drei unvollständigen Handschriften mit insgesamt rund . Versen überliefert. A. wurde nach B. begonnen, aber nicht kontinuierlich bearbeitet. Vermutlich schrieb R. zwischenzeitlich den Willehalm von Orlens, bevor er A. weiterführte und dann aus unbekannten Gründen nicht beendete. Ursprünglich sollte die Dichtung nach heutiger Kenntnis zehn Bücher umfassen, doch endet der erhaltene Text bereits im sechsten Buch. Die Primärhandlung des Werks schildert A.s Schlachten und Eroberungen, vor allem seine Kon ikte mit Darius. Diplomatische Angebote des Persers schlägt Alexander aus, während er schrittweise die Länder des Persers erobert. Nach seinem Sieg versöhnt sich A. mit dem sterbenden Darius, der ihn als Erben einsetzt. Eine zweite Handlungslinie beschäftigt sich anschließend mit A. und Bessus. Mit Alexanders Baktrien-Zug endet der Text. Wahrscheinlich sollten danach noch die Auseinanderset
Rudolf von Ems zungen mit dem indischen König Porus geschildert werden. R.s Text ist neben seiner Unvollständigkeit auch von einem Wechsel der Hauptquelle geprägt. W¨ahrend R. sich zuerst auf die Historia de preliis stützte, benutzte er später die Historiae Alexandri Magni des Curtius Rufus. Gegenüber dieser Vorlage straffte R. seinen Text und spitzte ihn auf die Leit gur des Idealherrschers A. zu. Neben der Haupthandlung um A. reicherte R. den Text auch um episodisch eingesetzte Nebenhandlungen an. Als weitere Quellen zog R. die Bibel, Josephus, Methodius und die Historia scholastica des → Petrus Comestor hinzu. Das Interesse R.s an A. ist jedoch nicht primär historisch. Vielmehr geht es ihm um die idealisierte Darstellung eines heldenhaften Herrschers zum Zweck der Fürstenlehre. Mögliche Adressaten von R.s didaktischer Intention waren die Söhne von Friedrich II., zu denen auch Konrad IV. zählte. Diese Nähe zum Stauferhof wird auch durch eine Textstelle nahegelegt, in der die heilsgeschichtliche Gestalt des Endkaisers mit Sizilien verbunden wird. Eine Unterstützung der politischen Programmatik der Staufer durch R. wird im A. und den folgenden Werken immer deutlicher. . Willehalm von Orlens (W.): Der Minneroman W. wurde für Konrad von Winterstetten verfasst, der unter den Staufern als Reichsschenk diente. Der Text umfasst rund Verse und ist in Handschriften und Fragmenten überliefert. Die Überlieferung ist somit reich, jedoch stark unvollständig. Im Mittelpunkt der Handlung steht der aus dem französischen Hochadel stammende W. Sein Vater stirbt früh in einer Schlacht, seine Mutter bald darauf an Kummer. Nach dem Tod seiner Eltern wird W. zunächst von einem ehemaligen Gegner seines Vaters erzogen, König Jofrit von Brabant. Später am englischen Königshof ausgebildet, verliebt sich W. dort in die Prinzessin Amelie. Sie erwidert seine Liebe, will ihn aber erst nach erfolgreicher Schwertleite und W.s Bewährung in Turnieren heiraten. W. bricht also zu einer Turnierfahrt auf. W¨ahrend seiner Abwesenheit will der englische König Amelie mit dem spanischen König verheiraten. W. kehrt zurück und unternimmt mit seiner Geliebten einen Fluchtversuch. Dieser scheitert allerdings und endet mit der Verbannung W.s. Im Exil muss er ein Schweigegebot einhalten, das nur von Amelie gelöst werden kann. Trotzdem bewährt er sich
. Hälfte . Jh. durch heldenhafte Taten als Ritter. Mit der Unterstützung der Schwester des englischen Königs wird W. zuletzt wieder mit Amelie vereint und heiratet sie. Nach dem Tod seines Schwiegervaters besteigt W. den englischen Thron. Darauf wird ihm sein Sohn W. nachfolgen, während sein zweiter Sohn Jofrit W.s Geschlecht zur Königsherrschaft in Jerusalem führt. W. beruht auf einer durch Johannes von Ravensburg vermittelten, französischen Vorlage. Diese heute verlorene Quelle stand dem Roman Jehan et Blonde des Philipp von Beaumanoir nahe. Weitere Anregungen dürfte R. aus dem Tristan des Gottfried von Straßburg und dem Parzival des Wolfram von Eschenbach entnommen haben. W. weist auch Parallelen zum sog. Goldener-Märchen auf, das u. a. in Robert le Diable aufgegriffen wurde. Die Darstellung des Schicksals von W.s Eltern am Anfang der Dichtung gilt hingegen als R.s eigene Schöpfung. Die Grundtendenz des W. ähnelt jener des A., ist aber auf Minne ausgerichtet – stellt R. im A. einen als Eroberer und Krieger auftretenden Idealherrscher dar, so entwirft W. das Idealbild eines Ritters, der sich durch Liebe und Tapferkeit auszeichnet. Das Schicksal des Helden entfaltet sich in traditionellen Mustern von Trennung und Wiedervereinigung sowie im doppelten Kursus von Turnierund Bußfahrt. Interessant ist die Angewiesenheit des Helden auf fremde Hilfe, um Amelie zu erlangen. Die Forschung hat diese Wendung manchmal als Tristan-Kontrafaktur interpretiert. Insgesamt ist wie im A. auch im W. die Verbindung R.s zum Stauferhof zu berücksichtigen. W. erscheint im Text als Stammvater des Geschlechts Gottfrieds von Bouillon, was über die Krone von Jerusalem auf Konrad IV. verweist. Auch die Darstellung W.s als Friedensstifter entspricht der stau schen Programmatik. Nimmt man die didaktischen Züge des W. hinzu, so lässt sich das Werk als eine den A. ergänzende Fürstenlehre lesen: Wo das frühere Werk politisch-militärisch akzentuiert ist, betont W. die sittliche Entwicklung. R.s Minneroman fand bis ins späte MA großen Anklang. Dies beweisen neben den zahlreichen Textzeugen auch bildliche Darstellungen und spätere Bearbeitungen des Texts. So erfuhr W. in der zweiten Hälfte des . Jh. als → Wilhalm von Orlens eine Bearbeitung in Reimpaaren. Noch entstand eine anonyme strophische Version im Herzog Ernst-Ton.
. Hälfte . Jh. . Weltchronik (auch Richter got herre-Chronik, Wc.): Wie der A. wurde auch die Wc. nach heutiger Kenntnis nie von R. beendet. . Verse sind überliefert, von denen wahrscheinlich die ersten rund . Verse aus R.s Hand stammen. Ein unbekannter Fortsetzer verfasste die übrigen Zeilen. Die Umstände der Textentstehung sind nur teilweise zu rekonstruieren. R. schrieb die Wc. etwa zwischen und für Konrad IV. Dann starb R. möglicherweise oder setzte sein Werk nach dem Tod Konrads nicht fort. Trotz ihres unvollendeten Zustands erlangte die Wc. große Verbreitung, wie heute noch über Handschriften und Fragmente bezeugen. Deren oft prächtige Ausstattung zeigt die der Wc. entgegengebrachte Wertschätzung. Als älteste Handschrift gilt Z. Die Wc. ist nach → Augustinus in sechs Weltalter unterteilt, die den sechs Tagen der Schöpfung entsprechen und mit der Genesis beginnen. Allerdings bricht der Text im fünften Weltalter ab. Im vorliegenden Text werden die Weltalter von Noe, Abraham, Moses, David und Christus repräsentiert. Die Einteilung der Weltalter entspricht bei R. nicht den traditionellen Abschnitten. So beginnt das vierte Weltalter in der Wc. mit Moses statt David. Die babylonische Gefangenschaft bildet nicht die Grenze zwischen dem vierten und dem fünften Weltalter. Mit Salomon endet das Werk R.s, während die Fortsetzung bis zu Elisa reicht. Nach dem im Prolog skizzierten Plan möchte R. in der Wc. das zielgerichtete Wirken Gottes in der Heilsgeschichte darstellen. In der Tradition von Eusebius und → Hieronymus wird diese synchronistisch mit der Profangeschichte erzählt. Bei R. spielt die Profangeschichte allerdings eine untergeordnete Rolle und wird jeweils am Ende eines Weltalters behandelt. Mit großer Vorlagentreue griff R. in der Wc. auf eine Reihe von Quellen zurück, darunter vor allem die Vulgata, die Historia scholastica des Petrus Comestor und das Imago mundi von → Honorius Augustodunensis. Hinzu kommen Werke von Isidor, → Hieronymus, → Gottfried von Viterbo (Pantheon) und vielleicht → Otto von Freising. In der Wc. nden sich weiterhin zeitgenössische Kenntnisse aus der Naturkunde u. a. Bereichen. Stilistisch meistert R. in der Wc. ein breites Spektrum, das von sachlich berichtender Schlichtheit bis zu rhetorisch auftrumpfender Verkünstelung reicht. Die Programmatik des Werks entspricht
Rudolf von Ems stark R.s früheren Dichtungen: Die Wc. soll erstens der Fürstenlehre dienen, indem sie Vorbilder aus Profan- und Heilsgeschichte aufzeigt, und zweitens eine historische Legitimation stau scher Herrschaft konstruieren. Letzteres äußert sich etwa in inneren Bezügen zwischen König David und Konrad IV., der von R. in die Tradition eines religiös begründeten Königtums gestellt wird. Auch R.s Lob auf die stau schen Herrscher seit Konrad III. zeigt deutlich die politische Orientierung des Verfassers. R.s Wc. gilt als früheste dt. Verschronik ihrer Art. Sie wurde so maßgeblich für spätere Weltchroniken des MA. Schon im . Jh. wurde sie mit der → Christherre-Chronik zusammengeführt; auch wirkte sie auf die → Sächsische Weltchronik sowie die Weltchroniken von → Jans von Wien und → Heinrich von München. Weiterhin enstanden bis ins . Jh. Prosaau ösungen der Wc. Damit fügt sich das Werk in die Reihe der wirkmächtigen und populären Texte R.s ein, die dem Autor in Epik und Chronistik des MA einen wichtigen Rang verleihen. Seine Beherrschung unterschiedlicher Gattungen, Stoffe und Stile ist dabei ebenso bemerkenswert wie die inhaltliche Fülle seines Werks. R.s Darstellung eines idealisch gezeichneten Herrscher- und Rittertums sprach Wunschvorstellungen des zeitgenössischen Publikums an, setzte aber etwa mit dem heldenhaften Bürger G. auch eigene Akzente. Würdigung verdient weiterhin seine Überführung lat. Literaturtraditionen in die volkssprachige Dichtung. Die Forschung hat R.s Leistungen mit einem anhaltenden Interesse honoriert. Diskutiert wurden angesichts der Fülle der Überlieferung häu g textkritische Fragen, aber z. B. auch R.s politische Herrschaftskonzepte, religiöse Positionen und ethische Postulate. Ü: . Willehalm von Orlens: Hss. und Fragm.; Verzeichnis in http://www. handschriftencensus.de/werke/; vgl. auch Nellmann (s. Lit.). – Frühe Beispiele für umfassendere Textzeugen: M: München, BSB, cgm , Bll. (Perg., letztes Viertel . Jh., alemannisch). – B: Bonn, UB, cod. S , Bll. (Perg., Anfang . Jh., oberrheinisch). – W: Wien, ÖNB, cod. , Bll. (Perg., erste Hälfte . Jh., bair.–österr.). – H: Den Haag/’s-Gravenhage, Königliche Bibl., cod. J (früher cod. A ), Bll. (Perg., erste Hälfte . Jh., westmitteldt.). – D: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , S. – (Perg., zweites Viertel . Jh., ostalemannisch). –
Rudolf von Ems O: Berlin, SB, Hs. , Bll. (Perg., um , bair.). . Weltchronik: Mehr als Hss., Fragmente und Auszüge; Verzeichnis in http://www. handschriftencensus.de/werke/. – Frühe Beispiele für umfassendere Textzeugen: Z: München, BSB, cgm (früher Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, M. Ms. I.), Bll. (Perg., Ende . Jh., alemannisch). – M: München, BSB, cgm + München, Staatliche Graphische Slg., Inv.Nr. , Bll. + Blattteil (Perg., um , bair.-mitteldt.). – S: Straßburg, StB, cod. A , Bll. (Perg., . Jh., alemannisch; verbrannt). – A: St. Gallen, Kantonsbibl., VadSlg Ms. , Bll. (Perg., Zürich?, um erste Hälfte . Jh., alemannisch). – Zü: Zürich, ZB, cod. Rh. , Bll. (Perg., um , alemannisch). – F: Fulda, LB, cod. Aa , Bll. (Perg., um , ostmitteldt.). – K: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , ra–rb (Perg., , südrheinfränkisch). – p: Heidelberg, UB, cpg , ra–rc (Pap., , schwäb.-bair.). – P: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Perg., letztes Viertel . Jh., hochalemannisch). – St: Stuttgart, LB, cod. bibl. ° , Bll. (Perg., Trier?, , mittelfränkisch). . Barlaam und Josaphat: Nahezu Hss. und Fragm.; Verz. in http://www.handschriftencensus. de/werke/. – Frühe Beispiele für umfassendere Textzeugen: C: München, BSB, cgm , ra–rb (Perg., , bair.-österr.). – A: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , Bll. (Perg., Ende . Jh., oberalemannisch-bair.). – D: Freiburg i. Br., UB, Hs. , Bll. (Perg., spätes . Jh., südalemannisch). – Lo: London, British Library, MS Add. , Bl. –, –, – (Perg., Wende ./. Jh., mitteldt.). – B: Straßburg, StB, cod. B , Bll. (Perg., . Jh.; verbrannt). – K: Warschau, Nationalbibl., Cod. III, ra–r (Perg., erste Hälfte . Jh., mitteldt.). – G: Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. philol. /, ra–vb (Perg., zweites Viertel . Jh., ostmitteldt.). – L: Bonn, UB, cod. S , Bll. (Perg., um , südrheinfränkisch). – F: Wien, ÖNB, cod. , ra–va (Pap., um /, niederalemannisch). . Alexander: h: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgq , Bl. (Perg., Ende . Jh., alemannisch). – M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., elsässisch). – B: Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. (Pap., um /). . Der guote Gêrhart: A: Wien, ÖNB, cod. , ra–va (Perg., erste Hälfte . Jh., südbair.). – B:
. Hälfte . Jh. Ebd., cod. , Bll. (Pap., um , schwäbisch). A: Friedrich Karl Köpke (Hg.): Barlaam und Josaphat von Rudolf von Montfort. Königsberg (Online-Faks. BSB München [o. J.]). – Moriz Haupt (Hg.): Der gute Gerhard. Eine Erzählung von R. v. E. Leipzig . – Franz Pfeiffer (Hg.): Barlaam und Josaphat. Leipzig . Erw. Neuausg. hg. v. Heinz Rupp. Berlin (OnlineFaks. BSB München [o. J.]). – Victor Junk (Hg.): Willehalm von Orlens. Aus dem Wasserburger Codex der fürstlich Fürstenbergischen Hofbibl. in Donaueschingen (DTM ). Berlin . Nachdr. Dublin u. a. (Online-Faks. UB Heidelberg [o. J.]). – Gustav Ehrismann (Hg.): Weltchronik. Aus der Wernigeroder Hs. (DTM ). Berlin . Nachdr. Zürich . – V. Junk (Hg.): Alexander. Ein hö scher Versroman des . Jh. Bde. Leipzig /. Nachdr. Darmstadt . – John A. Asher (Hg.): Der guote Gêrhart von R. v. E. Tübingen . . – R. v. E.: Weltchronik. Der Stricker: Karl der Große. Hg. v. Wolfgang Irtenkauf. Bde., Stuttgart . – R. v. E.: Weltchronik. Der Stricker: Karl der Große. Vollständige Faks.-Ausg. der Hs. der Kantonsbibl. Vadiana St. Gallen. Hg. v. Ellen J. Beer. Luzern . Kommentarbd. ebd. . – R. v. E.: Weltchronik. Der Stricker: Karl der Große. Hg. v. Edmund Theil. Bozen . – Kurt Gärtner (Hg.): Weltchronik (Gesamthochschul-Bibl. Kassel, Landesbibl. und Murhardsche Bibl. der Stadt Kassel, Ms. theol. ). Bde. München . – Rudolf Bentzinger u. a. (Hg.): Der gute Gerhart R.s v. E. in einer anonymen Prosaau ösung [...] (DTM ). Berlin . Ü: Eugen Thurnher (Hg.): Der gute Gerhard. Bregenz []. Neuausg. Hohenems . L: Ältere Lit. u. a. bei Odenthal und Walliczek . – Ehrismann // () S. – u. ö. – Karl Schröder, ADB () S. f. – De Boor/Newald / () S. –, –. – Meinhard Prill: Alexander. In: KNLL () S. f. – Wolfgang Walliczek, VL () Sp. –; () Sp. f. – Norbert H. Ott, LexMA () Sp. f. – Otto Neudeck, LThK () Sp. . – Urban Küsters, RGG () Sp. f. – Erika WeigeleIsmael, NDB () S. f. – Hubert Herkommer/Rüdiger Brandt, KLL () S. f. – Wolfgang Walliczek/Corinna Biesterfeldt, Killy
. Hälfte . Jh. () S. –. – V. Junk: Unters. zum Reimgebrauch R.s v. E. In: PBB () S. –. – Konrad Zwierzina: Zum Reimgebrauch R.s v. E. In: PBB () S. –. – V. Junk: Die Überl. von R.s v. E. ‹Alexander›. In: PBB (), S. –. – Anton E. Schönbach: Zum ‹guten Gerhard› R.s v. E. In: ebd. () S. –. – Erich Petzet: Eine Prachths. der ‹Weltchron.› des R. v. E. In: GRM () S. –. – Victor Lüdicke: Vorgesch. und Nachleben des ‹Willehalm von Orlens› von R. v. E. Halle/Saale . Nachdr. Wallauf . – Ernst Bandlow: Der Stil R.s v. E. in seiner ‹Weltchron.›. Greifswald . – Albert Leitzmann: Zu R. v. E. In: ZfdPh () S. –. – Anton Henrich: Stilistische Unters. über den ‹Willehalm› des R. v. E. In: PBB () S. –. – Otto Wegner: Reimwb. zur ‹Weltchron.› R.s v. E. Anklam . – G. Ehrismann: Stud. über R. v. E. Beitr. zur Gesch. der Rhetorik und Ethik im MA. Heidelberg . – Ders.: Zu R.s v. E. ‹Weltchron.›. In: PBB () S. –. – Bruno Lange: Die Einsätze der Abschnitte in den Werken R.s v. E. Greifswald . – Edward Schröder: R. v. E. und sein Litteraturkreis. In: ZfdA () S. –. – A. Leitzmann: Zum ‹Alexander› R.s v. E. In: PBB () S. –. – Georg K. Bauer: Die zeitliche Einreihung des ‹Alexander› und des ‹Willehalm› in das Schaffen R.s v. E. In: ZfdPh () S. –. – Konrad Escher: Die Bilderhs. der ‹Weltchron.› des R. v. E. in der Zentralbibl. Zürich. Zürich . – Maria-Magdalena Hartong: ‹Willehalm von Orlens› und seine Illustrationen. Köln . – Margot Hühne: Die Alexanderepen R.s v. E. und Ulrichs von Eschenbach. Würzburg-Aumühle . – Ludwig W. Kahn: R. v. E., ‹Der Gute Gerhard›. Truth and Fiction in Medieval Epics. In: The Germanic Review () S. –. – Adolf Elsperger: Das Weltbild R.s v. E. in seiner Alexanderdichtung. Erlangen . – Friedrich Sengle: Die Patrizierdichtung ‹Der gute Gerhard›. Soziologische und dichtungsgeschichtliche Stud. zur Frühzeit R.s v. E. In: DVjs () S. –. – Irmgard Riechert: Stud. zur Auffassung von ‹êre› bei Konrad von Würzburg und R. v. E. Diss. Freiburg i. Br. . – J. A. Asher: Der dreisilbige Auftakt im ‹Guoten Gêrhart› des R. v. E. In: Euph. () S. –. – Roy A. Wisbey: Das Alexanderbild R.s v. E. Berlin . – Xenja von Ertzdorff: R. v. E. Unters. zum hö schen Roman im . Jh.
Rudolf von Ems München . – Walter Lenschen: Gliederungsmittel und ihre erzählerische Funktion im ‹Willehalm von Orleans› des R. v. E. Göttingen . – Helmut Brackert: R. v. E. Dichtung und Gesch. Heidelberg . – Christoph Cormeau: R. v. E., ‹Der guote Gêrhart›. Die Veränderung eines Bauelements in einer gewandelten literarischen Situation. In: Werk-Typ-Situation. Stud. zu poetologischen Bedingungen in der älteren dt. Lit. FS Hugo Kuhn. Hg. v. Ingeborg Glier u. a. Stuttgart , S. –. – Rüdiger Schnell: R. v. E. Stud. zur inneren Einheit seines Gesamtwerkes. Bern . – Franz Finster: Zur Theorie und Technik ma. Prologe. Eine Unters. zu den Alexander- und Willehalmprologen R.s v. E. Diss. Bochum . – J. A. Asher: Der übele Gêrhart. Einige Bemerkungen zu den von Gabriel Sattler geschriebenen Hss. In: FS Hans Eggers (PBB Sonderh. ). Hg. v. Herbert Backes/Birgitta Mogge. Tübingen , S. –. – Ulrich Wyss: R.s v. E. ‹Barlaam und Josaphat› zwischen Legende und Roman. In: Probleme mhd. Erzählformen. Marburger Colloquium . Hg. v. Peter Felix Ganz/Werner Schröder. Berlin , S. –. – Charlotte Naegler: Stud. zu ‹Barlaam und Josaphat› von R. v. E. Diss. Karlsruhe . – Ulrich Montag: Die Haupths. der ‹Weltchron.› R.s v. E. Eine Neuerwerbung der BSB. In: Bibliotheksforum Bayern () S. –, S. –, –. – Urs Herzog: Die Erlösung des Kaufmanns. ‹Der guote Gêrhart› des R. v. E. Versuch einer Lecture sociologique. In: Wirkendes Wort () S. –. – Walter Haug: Wolframs ‹Willehalm›-Prolog im Lichte seiner Bearb. durch R. v. E. In: Krit. Bewahrung. Beitr. zur dt. Philologie. FS W. Schröder. Hg. v. Ernst-Joachim Schmidt. Berlin , S. – (wieder in: W. Haug: Strukturen als Schlüssel zur Welt. Kleine Schr. zur Erzähllit. des MA. Tübingen , S. –). – Christine Kratzert: Die illustrierten Hss. der ‹Weltchron.› des R. v. E. Diss. Berlin . – J. A. Asher/Kathryn Smits: Reimwb. zum ‹Guoten Gêrhart› R.s v. E. Hildesheim u. a. . – Siegmund Prillwitz: Überlieferungsstud. zum ‹Barlaam und Josaphat› des R. v. E. Eine textkrit.-stemmatologische Unters. Kopenhagen . – Wilfried Schouwink: Fortuna im Alexanderroman R.s v. E. Stud. zum Verhältnis von Fortuna und Virtus bei einem Autor der späten Stauferzeit (GAG ). Göppingen . – Gerold Hayer: Ein neues Salzburger Fragm. zum ‹Willehalm von Orlens› des R. v. E. In: Litterae
Rudolf von Ems Ignotae. Beitr. zur Textgesch. des dt. MA. Neufunde und Neuinterpretationen (Litterae ). Hg. v. Uwe Müller. Göppingen , S. –. – Ingrid von Tippelskirch: Die ‹Weltchron.› des R. v. E. Stud. zur Geschichtsauffassung und politischen Intention (GAG ). Göppingen . – Werner Williams-Krapp: Neue Textzeugen des ‹Barlaam› R.s v. E. und des ‹Väterbuchs›. In: ZfdA () S. –. – H. Brackert: Elye an der Bahre des toten Geliebten. Szenentypus und Frauenbild in R.s v. E. ‹Willehalm von Orlens›. In: Philol. Unters. FS Elfriede Stutz. Hg. v. Alfred Ebenbauer. Wien , S. –. – Christoph Gerhardt: ‹Willehalm von Orlens›. Stud. zum Eingang und zum Schluß der strophischen Bearbeitung aus dem Jahre . In: Wirkendes Wort () S. –. – Dennis H. Green: On the Primary Reception of the Works of R. v. E. In: ZfdA () S. –. – Karin Cieslik: Die Legenden R.s v. E. und Konrads von Würzburg. Eine vergleichende Unters. In: Dt. Lit. des SpätMA. Ergebnisse, Probleme und Perspektiven der Forschung. Hg. v. Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –. – Adrian Stevens: Zum Literaturbegriff bei R. v. E. In: Geistliche und weltliche Epik des MA in Österr. Hg. v. dems. u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Angelika Odenthal: R. v. E. Eine Bibliogr. Köln . – E. Thurnher: R. v. E. Epische Überl. als Instrument der politischen Erziehung. In: Politik und Dichtung im MA. Hg. v. dems. Wien u. a. , S. –. – Edith Feistner: Konrads von Würzburg ‹Engelhard›, R.s v. E. ‹Willehalm von Orlens› und Philippes de Beaumanoir ‹Jehan et Blonde›. Motive und Strukturen der narrativen Großform im . Jh. In: JOWG (/) S. –. – Hartmut Kugler: Alexander der Große und die Idee der Weltherrschaft bei R. v. E. In: Der Herrscher. Leitbild und Abbild in MA und Renaissance. Hg. v. Hans Hecker. Düsseldorf , S. –. – Klaus Klein: Ein ‹Barlaam›-Fragm. in Herdringen. In: ZfdA () S. –. – Eberhard Nellmann: ‹Wilhelm von Orlens›-Hss. In: FS W. Haug und Burghart Wachinger . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – Sonja Zöller: Kaiser, Kaufmann und die Macht des Geldes. Gerhard Unmaze von Köln als Finanzier der Reichspolitik und der ‹Gute Gerhard› des R. v. E. München . – Norbert H. Ott: Anm. zur Barlaam-Ikonographie. R.s v. E. ‹Barlaam und Josaphat› in Malibu und die Bildtradition des Barlaam-Stoffs. In: Die Begegnung des Westens mit dem Osten. Kongreß
. Hälfte . Jh. akten des . Symposiums des Mediävistenverbandes in Köln aus Anlaß des . Todesjahres der Kaiserin Theophanu. Hg. v. Odilo Engels/ Peter Schreiner. Sigmaringen , S. –. – Danielle Jaurant: Die ‹Weltchron.› R.s v. E. Anforderungen an eine Neuedition. In: Editionsber. zur ma. dt. Lit. Beitr. der Bamberger Tagung ‹Methoden und Probleme der Edition ma. dt. Texte›, .–. Juli (Litterae ). Hg. v. Volker Mertens u. a. Göppingen , S. –. – D. Jaurant: R.s ‹Weltchron.› als offene Form. Überlieferungsstruktur und Wirkungsgesch. Tübingen/Basel . – E. Weigele-Ismael: R. v. E., ‹Wilhelm von Orlens›. Stud. zur Ausstattung und zur Ikonographie einer illustrierten dt. Epenhs. des . Jh. am Beispiel des Cgm der BSB München. Frankfurt/M. u. a. . – Franzjosef Pensel: Zur DTMEdition einer Prosaversion des ‹Guoten Gêrhart› von R. v. E. In: Quelle, Text, Edition. Ergebnisse der österr.-dt. Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition in Graz vom . Februar bis . März (Editio Beih. ). Hg. v. Anton Schwob/Erwin Streitfeld. Tübingen , S. –. – Manuela Niesner: Zum ‹Guoten Gêrhart› des R. v. E. In: Literaturwiss. Jb. NF () S. –. – Armin Schulz: Erzählungen in der Erzählung. Zur Poetologie im ‹Guoten Gêrhart› R.s v. E. In: Helle döne schöne. Versammelte Arbeiten zur älteren und neueren dt. Lit. FS Wolfgang Walliczek. Hg. v. Horst Brunner (GAG ). Göppingen , S. –. – Monika Schulz: ‹Swaz dû wilt daz wil ouch ich›. Loskauf, Schuldknechtschaft und ‹rehte ê› im ‹Guoten Gêrhart› R.s v. E. Zur Frage der Idealität des Protagonisten. In: ebd., S. –. – Franziska Wenzel: Situationen hö scher Kommunikation. Stud. zu R.s v. E. ‹Willehalm von Orlens›. Frankfurt/M. u. a. . – Nikola von Merveldt: ‹Sinn-Stiftung›. Erzbistum und Erzählung im ‹Guoten Gêrhart› des R. v. E. In: Euph. () S. –. – Albrecht Classen: Kulturelle und religiöse Kontakte zwischen dem christlichen Europa und dem buddhistischen Indien im MA. R.s v. E. ‹Baarlam und Josaphat› im europäischen Kontext. In: Fabula () S. –. – William H. Jackson: Chivalric Vocabulary in the Works of R. v. E. In: Blütezeit. FS Peter Johnson. Hg. v. Mark Chinca u. a. Tübingen , S. –. – Stefanie Schmitt: Alexander ‹monarchus›. Heilsgesch. als Herrschaftslegitimation in R.s v. E. ‹Alexander›. In: Herrschaft, Ideologie und Geschichtskonzeption in Alexanderdichtungen des
. Hälfte . Jh. MA. Hg. v. Ulrich Mölk (Veröff. aus dem Göttinger Sonderforschungsbereich A/). Göttingen , S. –. – Jan Cölln: ‹werdekeit›. Zur literarischen Konstruktion ethischen Verhaltens und seiner Bewertung in R.s v. E. ‹Alexander›. In: ebd., S. –. – Hartmut Bleumer: Klassische Korrelation im ‹Guten Gerhart›. Zur Dialektik von Gesch. und Narration im Frühwerk R.s v. E. In: Dialoge. Sprachliche Kommunikation in und zwischen Texten im dt. MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel u. a. Tübingen , S. –. – S. Schmitt: Ein Schluß für R.s ‹Alexander›? Überlegungen zum Cgm . In: ZfdA () S. –. – Peter Jörg Becker: R. v. E.: ‹Willehalm von Orlens›. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Bernd Michael: R. v. E., ‹Weltchron.› Der Stricker, ‹Karl der Große› (Fragm.). In: ebd., S. –. – Ders.: R. v. E., ‹Weltchron.›, mit Auszügen aus ‹ChristeherreChron.›, ‹Adam und Eva› sowie Jans Enikel, ‹Weltchron.› (Fragm.). In: ebd., S. –. – Ders.: R. d. E., ‹Weltchron.› (‹Toggenburg-Chron.›). In: ebd., S. –. – Corinna Biesterfeldt: Moniage – Der Rückzug aus der Welt als Erzählschluß. Unters. zu ‹Kaiserchron.›, ‹König Rother›, ‹Orendel›, ‹Barlaam und Josaphat›, ‹Prosa-Lancelot›. Stuttgart , S. –. – W. H. Jackson: Warfare in the Works of R. v. E. In: Writing war. Medieval Literary Responses to Warfare. Hg. v. Corinne Saunders u. a. Rochester , S. –. – A. Schulz: Avenis, Savine. Namenssemantik in R.s v. E. ‹Willehalm von Orlens›. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Monika Schulz: Eherechtsdiskurse. Stud. zu ‹König Rother›, ‹Partonopier und Meliur›, ‹Arabel›, ‹Der guote Gêrhart›, ‹Der Ring›. Heidelberg (vgl. dazu Markus Stock. In: PBB , , S. –). – Klaus Speckenbach: Die Ausbildung des Exempelromans bei R. v. E. und Konrad von Würzburg. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth A. Andersen. Berlin u. a. , S. –. – Manfred Kern: Welt aus Fugen. Textuelle Heterogenität in der ma. Weltchronistik am Beispiel R.s v. E. In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () S. –. – Julia C. Walworth: Parallel Narratives. Function and Form in the Munich Illustrated Manuscripts of ‹Tristan› and ‹Willehalm von Orlens›. London . – Christoph Huber: Subjektivität, Intimität
Diergodgaf im hö schen Roman. Zum ‹Willehalm von Orlens› des R. v. E. In: Impulse und Resonanzen. Hg. v. Gisela Vollmann-Profe u. a. Tübingen , S. –. – Wilfried Schouwink: ‹Bî wem sol ich senden dar / mîn guot, swenne ich hinnan var›. Barlaams Jahreskönig bei R. v. E. und in Jakob Bidermanns ‹Cosmarchia›. In: ebd., S. –. – Klaus Klein u. a.: Neue Fragm. von R.s ‹Barlaam›. In: ZfdA () S. –. – C. Huber: Minne als Brief. Zum Ausdruck von Intimität im nachklassischen hö schen Roman (R. v. E., ‹Willehalm von Orleans›, Johann von Würzburg, ‹Wilhelm von Österr.›). In: Schrift und Liebe in der Kultur des MA. Hg. v. Mireille Schnyder. Berlin u. a. , S. –. – Georg Jostkleigrewe: Zwischen symbolischer Weltdeutung und erfahrungsbasierter Raumdarst. Die Geographie des europäischen Raumes bei Gossuin von Metz, R. v. E., Brunetto Latini und anderen volkssprachlichen Autoren. In: AfK () S. –. – Henrike Manuwald: ‹gotes kunst›, ‹des tiuvels kunst›. Zum Kunstdiskurs in ‹Barlaam und Josaphat› R.s v. E. In: Interarti zialität. Die Diskussion der Künste in der ma. Lit. Hg. v. Susanne Bürkle. Berlin , S. –. – Christine Thumm: Aus Liebe sterben. Inszenierung und Perspektivierung von Elyes Liebestod in R.s v. E. ‹Willehalm von Orlens›. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin u. a. , S. –. – S. Schmitt: Alexanders Tod? Ein unbeachteter Text aus der Münchner ‹Alexander›-Hs. Cgm . In: Aus der Werkstatt Diebold Laubers. Hg. v. Christoph Fasbender mit Claudia Kanz und Christoph Winterer. Berlin/Boston , S. –. – Regine Weber: Die Inszenierung der ‹Divina Providentia› im Oeuvre R.s v. E. Hofkirchen . MM Diergodgaf, Segher (Seger Dieregodgaf, Dier got gaf, Seger den got gaf). – Wohl mndl. Dichter, erste Hälfte . Jh. Der durch die Nennung in der Historie van Troyen von → Jacob van Maerlant bekannte D. dürfte das dreiteilige Gedicht De Trojaensche oorlog geschrieben haben, das nicht vollendet wurde. Der erste Teil (Het Prieel van Troyen) enthält Minnegespräche, die im Garten des Priamus geführt werden. Im zweiten Teil (Het Paerlament van Troyen) liefern sich Hektor und Achilles ein Streitgespräch, während der dritte Teil (De sevenste Strijt) die siebente der großen trojanischen Schlachten behandelt.
Henric und Claredamie Das Gedicht geht auf die altfranzösische Bearbeitung des Trojastoffs (Roman de Troye, ca. ) durch Benoît de Sainte-Maure zurück. A: Philippe Blommaert (Hg.): Oudvlaemsche Gedichten. Bd. . Gent , S. –. – Napoléon de Pauw/Edward Gailliard (Hg.): Dit is die Istory van Troyen. Bd. . Gent . L: Ernst Martin, ADB () S. f. – Joseph Klapper, VL () Sp. –. – Franz Joseph Mone: Übersicht der ndl. Volks-Lit. älterer Zeit. Tübingen , S. . – Gerard Knuvelder: Handboek tot de Geschiedenis der Nederlandse Letterkunde. Bd. . ’s-Hertogenbosch . FA Henric und Claredamie. – Fragment eines ursprünglich mndl. Aventiure-Versromans, erste Hälfte . Jh. Die erhaltenen Verse dürften entweder dem Schlussteil eines längeren Epos oder einer Romanepisode entstammen. Als Entstehungsraum kommt in erster Linie die Ijsselregion in Betracht. H. u. C. ist – neben dem → Niederfränkischen Tristan, dem → Aiol und vermutlich auch der ripuarisch/ndl. Vorlage des altschwedischen → Herzog Friedrich von der Normandie – Zeugnis der hö sch-literarischen Kontinuität im maasländisch-rheinländischen Raum nach → Heinrich von Veldeke. Das Bruchstück vereint die Themen Kreuzzug und Minne. Erzählt wird von Claredamie, der Tochter des Königs von ‹Mec[ca]›, deren Liebe von Henric von Normandie errungen wurde und die zum Christentum übergetreten ist. Claredamie bewegt ihre Mutter, die befürchtet ihre Tochter zu verlieren, sich gleichfalls zum Christentum bekehren zu lassen. Die Mutter wird dafür vom König getötet, worauf ein siebenjähriger Krieg zwischen Christen und Heiden ausbricht. Nach dessen Ende reisen Claredamie, Henric, dessen Neffe Melantwier nebst einem «amye» über Jerusalem, wo sie sich von König Amerade verabschieden, in die Normandie. Dort werden sie freundlich empfangen und H. richtet zu Ehren der Damen ein Turnier aus. Die Namen der Figuren und die Einteilung der Verse in Laissen lassen darauf schließen, dass es sich bei H. u. C. um die Übersetzung/Bearbeitung einer französischen Vorlage handelt, die allerdings verloren ist. Eigenart der Dichtung ist, dass die letzten beiden Verse der beiden Vierreimer am Ende der jeweiligen vollständig erhaltenen Laisse mit
. Hälfte . Jh. «Got» einsetzen und ein Gebet oder persönliche Äußerung des Dichters enthalten. Eine motivliche Verwandtschaft des Epos besteht zum → Graf Rudolf, → Reinfried von Braunschweig, → Friedrich von Schwaben, → Heinrich von Löwen oder dem → Willehalm. Ü: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. Mgq Nr. (vormals Berlin, SBB, Mgq Nr. ) Rest eines Perg.-Doppelbl. (zweite Hälfte . Jh., niederrheinisch/niederfränkisch [Krefeld/Venlo ?] nach ndl. Vorlage); ausgelöst aus einem Buchdeckel, die zweite Doppelblatthälfte ist beschnitten und enthält nur die Zeilenanfänge. A: Bartsch (s. Lit.) S. –. – De Smet (s. Lit.) S. – (nach Bartsch). L: Gilbert A. R. de Smet, VL () Sp. –. – Karl Bartsch: Bruchstücke eines niederrheinischen epischen Gedichtes. In: Germania () S. –. – Stanisław Sawicki: Die Eufemiavisor. Stilstud. zur nordischen Reimlit. des MA (Skrifter Humanistiska Vetenskapssamfundet ). Lund . – Valter Jansson: Eufemiavisorna. En lologisk undersökning (Uppsala Universitets årsskrift ,). Upssala u. a. . – G. A. R. de Smet: Ein vergessenes Bruchstück eines mndl. Romans aus dem . Jh. In: Studia Germanica Gandensia () S. –. – Ders.: Ostmaasländische epische Poesie um . In: Stud. zur dt. Lit. des MA. Hg. v. Rudolf Schützeichel. Bonn , S. –. – Maurits Gysseling: Corpus van Middelnederlande teksten (tot en met het jaar ). Reeks : Literaire handschriften, deel : Fragmenten. Den Haag , Nr. . – Jan Goossens: Oudnederlandse en vroegmiddelnederlandse letterkunde. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – William Layher: Queen Eufemia’s legacy. Middle Low German literary culture, royal patronage, and rst Old Swedish epic (). Diss. Harvard , S. –, f. – J. Goossens: De schamele resten van de vroege Rijn-Maaslandse epiek. In: Verslagen en mededelingen van de Koninklijke Academie voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –, hier S. , f. – Frits P. van Oostrom: Stemmen op schrift. Geschiedenis van de Nederlandse literatuur vanaf het begin tot . Amsterdam , S. . – Helmut Tervooren u. a.: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum von Rhein und Maas. Berlin , S. . VZ
. Hälfte . Jh. Heinrich von dem Türlin. – Verfasser eines Artusromans, erste Hälfte . Jh. H. ist nur als Autor des mhd. Versromans Diu Crône (C.) sicher nachweisbar. Mehrere Eigennennungen im Text sowie ein Akrostichon («Turlin», V. –) erlauben seine Identi zierung. Über H.s historische Existenz sind nur Vermutungen möglich. Unbewiesen ist etwa seine Abstammung von einer Bürgerfamilie «von dem Turlin» oder «de Portula» aus St. Veit/Glan. Die Familie war nach einer Pforte in der dortigen Stadtmauer benannt. Auch die südostbairische Färbung der C. liefert keine endgültigen Hinweise auf H.s Herkunft. Andererseits erlaubt die C. Rückschlüsse auf lat., französische und vielleicht italienische Kenntnisse H.s. Auch kannte er die dt. und französischen Artusepen, muss also über Zugang zu entsprechenden Handschriften verfügt haben. bezeugte ein «H. v. d. Turlein» für Graf Albert I. von Görz und Tirol eine Urkunde. Um wird H. im Alexander → Rudolfs von Ems erwähnt und als «Meister» bezeichnet. Das Akrostichon «Niuwvelse» (V. .–.) ist verschiedentlich als Hinweis auf einen möglichen Gönner H.s gelesen worden (Neuenfels, Neufels o. ä.). Aber auch für diese These gibt es keine weiteren Belege. Die Entstehung von H.s C. wird meist auf die Zeit zwischen um und angesetzt. Anhaltspunkte für diese Datierung sind u. a. ein in der C. enthaltener Nachruf auf → Hartmann von Aue, der wahrscheinlich nach starb, sowie H.s Kenntnis des Parzival → Wolframs von Eschenbach und des Wigalois → Wirnts von Grafenberg. H.s Artusroman umfasst rund . Verse und ist überwiegend in Reimpaaren geschrieben. Dreireime stehen am Ende größerer Abschnitte des Texts. Die Überlieferung der C. ist mit sieben, überwiegend fragmentarischen Textzeugen relativ schmal. Eine vollständige Fassung des Texts ist in Handschrift P enthalten. Der Titel des Werks beruht auf Textstellen, an denen H. sein Werk mit einer mit Edelsteinen geschmückten Krone vergleicht (V. .–., .–.). Die nach einem Prolog einsetzende Handlung der C. entfaltet sich in verschachtelten Erzählsträngen und Unterhandlungen. In deren Mittelpunkt steht meist Gawein als hervorragendster Ritter des Artushofs. Artus selbst ist für die Entwicklung der Erzählung nur von sekundärer Bedeutung. Auch die übrigen Ritter seines Hofs treten hinter Gawein
Heinrich von dem Türlin zurück. Die C. beginnt mit einem weihnachtlichen Fest am Artushof. Dort müssen sich die Ritter und ihre Damen einer Becherprobe unterziehen. Diese enthüllt früheres Fehlverhalten mehrerer, auch zentraler Figuren der Artuswelt, was von H. mit erzählerischem Rückbezug auf ältere Artusromane dargestellt wird. Dann erscheint der singende Ritter Gasozein und erhebt Anspruch auf Artus’ Gemahlin Ginover. Als Beweis zeigt er einen Gürtel, den sie ihm geschenkt haben soll. Ein erster Kampf zwischen Artus und Gasozein bleibt unentschieden, worauf ein Gerichtskampf vereinbart wird. Gawein besteht unterdessen Aventiuren und kämpft gegen die Gefolgsleute des Riesen Assiles. Auch hilft er der Königin Amur na in einem Erbstreit mit deren Schwester Sgoidamur. Gegenstand ihrer Auseinandersetzung ist ein die Landesherrschaft symbolisierender Maultierzaum. Amurna verliebt sich in Gawein und macht ihn durch einen Zaubertrank gefügig. Gawein verliert so die Erinnerung an sein früheres Leben. Erst als er eine Abbildung seiner Abenteuer erblickt, ndet er seine Identität wieder. Er vollbringt weitere Hilfstaten und besiegt Assiles. Beim Gerichtstag soll es auf Karidol zu dem vereinbarten Kampf zwischen Artus und Gasozein kommen. Gasozein überlässt die Entscheidung jedoch überraschend Ginover. Nachdem diese sich nur zögernd für Artus ausgesprochen hat, sieht Ginovers Bruder Gotegrin ihre Ehre gefährdet. Er entführt seine Schwester und will sie töten. Gasozeins Eingreifen rettet Ginover zwar vor Gotegrins Zorn, setzt sie aber einem Vergewaltigungsversuch Gasozeins aus, der wiederum von Gawein vereitelt wird. Nach einem unentschiedenen Kampf zwischen Gawein und Gasozein zieht dieser seine Ansprüche auf Ginover zurück. Gemeinsam feiert nun der Artushof ein P ngstfest. Gawein kann auch Amur na und ihre Schwester versöhnen, indem er den Maultierzaum erringt. Daneben besteht er Kämpfe gegen Löwen, Drachen, Ritter und den Zauberer Gansguoter. Gawein heiratet schließlich Amur na, Gasozein aber deren Schwester Sgoidamur. Damit endet der erste Hauptteil des Romans, in dessen weiteren Verlauf nun der Gral in den Vordergrund tritt. Als Gawein sich auf dem Weg zu einem Turnier im Wald verirrt, begegnet er einem unsichtbaren Ritter und schaut Visionen der Gralsburg. Anschließend entsendet Giramphiel ihn auf eine
Heinrich von dem Türlin gefahrvolle Reise zum Palast ihrer Schwester Saelde (Fortuna). Giramphiel hofft, Gawein möge unterwegs den Tod nden, da er ihren Geliebten Fimbeus besiegt und dessen von Saelde stammenden Glücksgürtel genommen hat. Auf seiner Fahrt überwindet Gawein alle Gefahren, darunter einen Drachen, und gewinnt helfende Zauberobjekte. Er begegnet zuletzt Saelde, die als Allegorie der Fortuna mit dem Rad erscheint. Sie schenkt Gawein einen glücksbringenden Ring für Artus. Auf seiner Rückreise zum Hof erschaut Gawein erneut eine Reihe lebender Bilder. Zwischenzeitlich verfällt der Artushof in Trauer, weil man Gawein irrtümlich für tot hält. Dieser erlebt weitere Aventiuren und befreit u. a. Gefangene der magischen Burg Salie. Außerdem verp ichtet er sich zur Suche nach dem Gral. Nach Gaweins Rückkehr an den Hof erfolgt dort eine zweite Tugendprobe, nun aber nicht durch einen Becher, sondern durch einen magischen Handschuh. Die Probe erweist sich als feindliche Intrige, denn unterdessen stiehlt ein Gefolgsmann Giramphiels die am Hof aufbewahrten Kleinodien Saeldes. Gawein folgt dem Dieb, besteht weitere Abenteuer mit Drachen und Riesen, besiegt mit Hilfe magischer Waffen Fimbeus und gewinnt das gestohlene Gut zurück. An weiteren Erscheinungen vorbei reist Gawein zur Gralsburg, deren Insassen er schließlich erlöst. Nach Gaweins Rückkehr zu Artus beschließt ein weiteres Hoffest die Handlung. Die C. fand lobende Erwähnung bei Rudolf von Ems. Ulrich → Fuetrer griff im Buch der Abenteuer die Gasozein-Handlung auf. Eine breitere Rezeption der C. erfolgte jedoch nicht. Die Forschung hat den Text kontrovers diskutiert und zahlreiche Deutungen entwickelt. Besonders seit der zweiten Hälfte des . Jh. ist das Interesse an H.s Werk noch einmal angestiegen. Untersucht wurden neben Erzähltechniken und -strukturen auch allegorische und märchenhafte Elemente, Geschlechterrollen und Intertextualität der C. Die Urteile über den Roman haben sich mit der Zeit differenziert. W¨ahrend der C. früher u. a. eine uneinheitliche Erzählweise und ein Mangel an innerer Linearität vorgeworfen wurden, hat die neuere Forschung das Werk positiver bewertet. Gerade die komplexe Handlungsstruktur der C. hat dabei größere Wertschätzung erfahren: Sie gilt heute als überlegt konstruiertes Gefüge aus Symmetrien und Doppelungen mit komplexen erzählerischen Verknüpfungen
. Hälfte . Jh. von inneren Handlungssträngen und äußeren Bezügen auf frühere Artusepen. Ohne Zweifel ist die C. ein echter Schmelztiegel arthurischer Literaturtraditionen. Der Roman verarbeitet nicht nur die dt. Romane Wolframs, Hartmanns und anderer Autoren, sondern auch eine Viezahl französischer Ein üsse: La Mule sans frein von Paien de Maisières, Le Lai du Cor von Robert Biquet, Chevalier à lépée, Les Enfances Gauvain und die Fortsetzungen des Perceval Chrétiens de Troyes. Handlungsverläufe älterer Werke sind in die Fiktion der C. integriert: als vergangene Ereignisse im narrativen Gesamtraum des Werks. Dieser erzählerische Ansatz H.s ist zugleich traditionsbewusst und innovativ – zwei Eigenschaften, die auch insgesamt für die Verbindung von Artusroman und Gralssage in der C. gelten. Als besonders eigenständige Leistung H.s gelten die an drei Stellen im Roman erscheinenden Visionen. Diese traumähnlichen Serien lebendiger Bilder werden in der Forschung oft als «Wunderketten» bezeichnet. Sie erscheinen Gawein auf dem Weg zu Saelde (V. .–.), während der Rückreise zum Artushof (V. .–.) und auf der Fahrt zur Gralsburg (V. .–.). In den Wunderketten ist die konventionelle narrative Linearität des Romans aufgehoben; epische Zusammenhänge treten hinter oft unerklärliche Szenen von lyrischer Bildkraft zurück. Bis heute gehen die Deutungen der Wunderketten auseinander: Mal werden sie als Initiationen für Gaweins wichtigste Herausforderung – den Gral – interpretiert, mal als Veranschaulichung von Todeserfahrungen oder als Bildsequenzen ohne tieferen Sinn. H. wird manchmal auch die Versnovelle Der → Mantel (M.) zugeschrieben, die im → Ambraser Heldenbuch anonym und unvollständig erhalten ist. Die Entstehung des Texts wird gewöhnlich auf das . Jh. datiert. Vorlage des M. war das französische Fabliau Du mantel mautaillié. Die Handlung kreist um König Artus und seine Ritter: Am Artushof ndet ein großes Fest statt, dem es aber an der gewohnten Pracht fehlt. Artus ist übellaunig und verzögert den Beginn des Festmahls, da er Geschichten erzählt bekommen möchte. Schließlich bringt ein junger Edelmann ihm als Geschenk einen Mantel. Das Kleidungsstück ist von einer Fee hergestellt worden und von magischer Kraft: Es passt nur treuen Frauen vollständig, während es untreuen Damen zu kurz oder zu lang ist. Die Frauen des Artushofs müssen sich nun der Mantelprobe unterziehen. Als
. Hälfte . Jh. untreu erweisen sich dabei auch die Gemahlinnen von Artus, Gawein, Erec und Keie. Nach Enites Probe bricht der Text ab. In der C. werden ähnliche Proben durchgeführt wie im M., allerdings mit einem Becher und einem Handschuh. Vor der Handschuhprobe erwähnt H. eine vorausgehende Mantelprobe – in der C. steht vorher allerdings die Becherprobe. Auch im Zusammenhang mit der Probe Ginovers erwähnt H. einen Mantel. Die Forschung hat daher verschiedentlich die These vertreten, H. habe die Mantelprobe damals schon im M.-Text bearbeitet gehabt und sich in der C. darauf bezogen. Auffällig sind jedoch Divergenzen zwischen dem anonymen M. und H.s Roman, etwa in der Beschreibung des Artushofs, der im M. deutlich negativer dargestellt wird. So ist etwa Ginover im M. untreu, in der C. aber treu. Dies hat die Gegenthese hervorgerufen, der M. stamme eben nicht von H., sondern von einem Nachahmer. Dieser habe sich wie H. auf einen bekannten Stoff bezogen. Schließlich erscheint eine Mantelprobe nicht nur im erwähnten Fabliau, sondern auch in dem – H. bekannten – Lanzelet des → Ulrich von Zatzikhoven. Möglicherweise variierte H. also durch das Ersetzen des Mantels den vorhandenen Stoff, während der anonyme Novellenautor den Mantel beibehielt und sich auf die unkonventionelle Darstellung des Artushofs konzentrierte. Ü: G: Berlin, SBB, Mgf Nr. + g: Schwäbisch Hall, StB, [ohne Sign., verschollen], Bll. (Perg., um , nordbair., Fragm.). – Kö: Köln, Univ.- und StB, cod. P , vierteiliger Blattausschnitt (Perg., erste Hälfte . Jh., nordobd.-mitteldt., Fragm.). – V: Wien, ÖNB, cod. + D: Linz, Landesarch., Buchdeckelfunde Sch. , II/e, ra–vc (V) + Doppelbll. (D) (Perg., um erste Hälfte . Jh., bair.-österr.). – K: Kiel, UB, cod. ms. KB l, Doppelbl. (Perg., Mitte. . Jh., nd., Fragm.). – P: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Pap., Heidelberg?, , südrheinfränkisch). – Vgl. auch die Überl. zu Der Mantel. A: Gottlieb H. F. Scholl (Hg.): Diu Crône von Heinrîch von dem Türlîn. Stuttgart . Nachdr. Amsterdam . – Christian Kolb: Bruchstück aus der Aventiure ‹Krone›. In: Germania () S. f. – Constantin Nörrenberg: Kieler Bruchstücke aus H.s v. d. T. ‹Crone›. In: Beitr. zur Bücherkunde und Philologie. FS August Wilmanns. [Hg. unbek.]. Leipzig ,
Heinrich von dem Türlin S. –. – Friedrich Wilhelm/Richard Newald (Hg.): Poetische Fragmente des . und . Jh. Heidelberg , S. –. – Herman Thutewohl: Die hsl. Überl. der ‹Krone› H.s v. d.T. Diss. Wien , S. –, –. – Hartmut Beckers: Kölner Bruchstücke der ‹Crone› H.s v. d. T. und des ‹Väterbuchs›. In: ZfdA () S. –. – Alfred Ebenbauer u. a. (Hg.): Die Krone. Bde. Tübingen –. – Gudrun Felder (Hg.): Diu Crône. Krit. mhd. Leseausgabe mit Erläuterungen. Berlin u. a. . – Vgl. auch die Ausg. von Der Mantel (s. dort). Ü: John W. Thomas (Hg.): The Crown. A Tale of Sir Gawain and King Arthur’s Court. Lincoln u. a. . – Werner Schröder (Hg.): Herstellungsversuche an dem Text der Crône H.s v. d. T. Mit nhd. Übersetzung und Kommentar. Bde. Stuttgart . – Danielle Buschinger (Hg.) La Couronne. Paris . – Florian Kragl mit A. Ebenbauer (Hg.): Die Krone. Berlin u. a. . L: Ältere Lit. u. a. bei Cormeau (s. u.). – Samuel Singer, ADB () S. . – Ehrismann // () S. – u. ö. – Georg Steer, NDB () S. –. – Christoph Cormeau, VL () Sp. –; () Sp. f. – Volker Mertens, LexMA () Sp. –. – De Boor/Newald () S. –, f. u. ö. – Hartmut Bleumer, Killy () S. –. – Anton E. Schönbach: Stud. zur Krone H.s v. d. T. In: PBB () S. –. – Albert Leitzmann: Bemerkungen zur ‹Krone› H.s v. d. T. In: PBB () S. – (vgl. dazu die Korrektur von Erich Gülzow. In: ebd. , , S. ). – Lawrence L. Boll: The Relation of ‹Diu Krône› of H. v. d. T. to ‹La Mule sanz Frain›. A Study in Sources. Washington . Nachdr. New York . – Elfriede Pfoser: Reimwb. zur ‹Krene› von H. v. d. T. Diss. Wien . – Georg Graber: H. v. d. T. Beitr. zur Erg. seines Lebensbildes. In: Carinthia / () S. –; () S. –. – Franz Josef Worstbrock: Über den Titel der ‹Krone› H.s v. d. T. In: ZfdA () S. –. – Bernd Kratz: Rosengarten und Zwergkönig in der ‹Crone› H.s v. d. T. In: Mediaevalia Bohemica () S. –. – Ders.: Gawein und Wolfdietrich. Zur Verwandtschaft der ‹Crone› mit der jüngeren Heldendichtung. In: Euph. () S. –. – Ders.: Die ‹Crone› H.s v. d. T. und die ‹Enfances Gauvain›. In:
Heinrich von dem Türlin GRM NF () S. –. – Ders.: Zur Kompositionstechnik H.s v. d. T. In: ABäG () S. –. – Helmut de Boor: Fortuna in mhd. Dichtung, insbesondere in der ‹Crone› des H. v. d. T. In: Verbum et Signum . FS Friedrich Ohly. Hg. v. Hans Fromm u. a. München , S. –. – Lewis Jillings: The Abduction of Arthur’s Queen in ‹Diu Crône›. In: Nottingham Medieval Studies () S. –. – B. Kratz: Zur Biogr. H.s v. d. T. In: ABäG () S. –. – Fritz Peter Knapp: Virtus und Fortuna in der ‹Krone›. Zur Herkunft der ethischen Grundthese H.s v. d. T. In: ZfdA () S. –. – C. Cormeau: ‹Wigalois› und ‹Diu Crône›. Zwei Kapitel zur Gattungsgesch. des nachklassischen Aventiureromans (MTU ). München . – A. Ebenbauer: Fortuna und Artushof. Bemerkungen zum ‹Sinn› der ‹Krone› H.s v. d. T. In: Österr. Lit. zur Zeit der Babenberger. Vorträge der Lilienfelder Tagung . Hg. v. dems. u. a. Wien , S. –. – Heimo Reinitzer: Zur Erzählfunktion der ‹Crone› H.s v. d. T. Über literarische Exempel guren. In: ebd., S. –. – B. Kratz: Die Gesch. vom Maultier ohne Zaum. Paien de Maisières, H. v. d. T. und Wieland. In: Arcadia () S. –. – F. P. Knapp: H. v. d. T. Literarische Beziehungen und mögliche Auftraggeber, dichterische Selbsteinschätzung und Zielsetzung. In: Die ma. Lit. in Kärnten. Vorträge des Symposions in St. Georgen/ Längsee vom . bis ... Hg. v. Helmut Birkhan. Wien , S. –. – D. Buschinger: Burg Salîe und Gral. Zwei Erlösungstaten Gaweins in der ‹Crône› H.s v. d. T. In: ebd., S. –. – Rüdiger Schnell: Recht und Dichtung. Zum gerichtlichen Zweikampf in der ‹Crône› H.s v. d. T. In: ebd., S. –. – Klaus Zatloukal: Gedanken über den Gedanken. Der re ektierende Held in H.s v. d. T. ‹Crône›. In: ebd., S. –. – H. v. d. T. Diu Crone. Ausgewählte Abb. zur gesamten hsl. Überl. Hg. v. Klaus Zatloukal(Litterae ). Göppingen . – D. Buschinger: Un Roman Arthurien Allemand Post-Classique. La ‹Couronne› de H. v. d. T. In: Le Moyen Âge () S. –. – Ann G. Martin: Disgrace in ‹Diu Crône›. In: Reading Medieval Studies () S. –. – George E. Harding: Tradition and Creativity. Narrative Elements in Wirnt von Gravenberg’s ‹Wigalois› and H. v. d. T.’s ‹Diu Crone›. Tennessee . – F. P. Knapp: Chevalier Errant und Fin’amor. Das Ritterideal des . Jh. in Nordfrankreich und im deustchsprachigen Südosten. Stud. zum ‹Lancelot en
. Hälfte . Jh. prose›, zum ‹Moriz von Craûn›, zur ‹Krone› H.s v. d. T., zu Werken des Strickers und zum ‹Frauendienst› Ulrichs von Lichtenstein. Passau . – Elizabeth A. Andersen: H. v. d. T.’s ‹Diu Crône› and the Prose Lancelot. An Intertextual Study. In: Arthurian Literature . Hg. v. Richard W. Barber. Cambridge , S. –. – B. Kratz: Ein zweites Akrostichon in der ‹Crône› H.s v. d. T. In: ZfdPh () S. –. – Arno MentzelReuters: Vröude. Artusbild, Fortuna- und Gralkonzeption in der ‹Crône› des H. v. d. T. als Verteidigung des hö schen Lebensideals. Frankfurt/M. u. a. . – Christine Zach: Die Erzählmotive der ‹Crône› H.s v. d. T. und ihre altfranzösischen Quellen. Passau . – Christine Glassner: Der Aufbau der ‹Crone›’ H.s v. d. T. Handschriftengliederung und Werkstruktur. Diss. Wien . – W. Schröder: Zur Literaturverarbeitung durch H. v. d. T. in seinem Gawein-Roman ‹Diu Crône›. In: ZfdA () S. –. – Ulrich Wyss: H. v. d. T., ‹Diu Crône›. In: Mhd. Romane und Heldenepen. Interpretationen. Hg. v. Horst Brunner. Stuttgart , S. –. – Marianne Gouel: H. v. d. T., ‹Diu crône›. Unters. zu Prolog, Epilog und Edelsteinsymbolik. Frankfurt/M. u. a. . – Elisabeth Schmid: Text über Texte. Zur ‹Crône› des H. v. d. T. In: GRM NF () S. –. – Stephan Maksymiuk: Knowledge, Politics and Magic. The Magician Gansguoter in H. v. d. T.’s ‹Crône›. In: The German Quarterly () S. –. – Susann T. Samples: The Rape of Ginover in H. v. d. T.’s ‹Diu Crône›. In: Arthurian Romance and Gender. Selected Proceedings of the XVIIth International Arthurian Congress [...]. Hg. v. Friedrich Wolfzettel. Amsterdam , S. –. – Annegret Wagner-Harken: Märchenelemente und ihre Funktion in der ‹Crône› H.s v. d. T. Ein Beitr. zur Unterscheidung zwischen ‹klassischer› und ‹nachklassischer› Artusepik. Bern u. a. . – Claudia Brinker-von der Heyde: Phantastische Architektur bei H. v. d. T. Das Schloß der Frau Saelde als Schlüssel zum Verständnis des Romans ‹Diu Crône›? In: Die Germanistik in Portugal . Dialog und Debatte. Akten des I. internationalen Kongresses des Portugiesischen Germanistenverbandes, Coimbra, .–. Januar . Hg. v. Maria Gouveia Delille. Coimbra , S. –. – Johannes Keller: ‹Diu Crône› H.s v. d. T. Wunderketten, Gral und Tod. Bern u. a. . – H. Bleumer: Die ‹Crône› H.s v. d. T. Form-Erfahrung und Konzeption eines späten Artusromans (MTU ). Tübingen . – Albrecht Classen: The Literary Puzzle
. Hälfte . Jh. of H. v. d. T.’s ‹Diu Crône› Seen from a Postmodern Perspective. In: Michigan Germanic Studies () S. –. – M. Gouel: H.s v. d. T. Nachruf auf Hartmann. In: Hartmann von Aue. Mit einer Bibliogr. –. Hg. v. Petra Hörner. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Peter Kern: Bewußtmachen von Artusromankonventionen in der ‹Crône› H.s v. d. T. In: Erzählstrukturen der Artuslit. Forschungsgesch. und neue Ansätze. Hg. v. F. Wolfzettel/Peter Ihring. Tübingen , S. –. – Daniela Ganter: ‹Diu Crône› H.s v. d. T. Gâwein – Sklave seiner Wege. In: Schwierige Frauen – schwierige Männer in der Lit. des MA. Hg. v. Alois M. Haas/Ingrid Kasten. Bern u. a. , S. –. – Cornelia Schu: Intertextualität und Bedeutung. Zur Frage der Kohärenz der Gazosein-Handlung in der ‹Crône›. In: ZfdPh () S. –. – J. Keller: Jenseitsstrukturen in der Wunderketten der ‹Crône› H.s v. d. T. In: Homo Medietas. Aufsätze zu Religiosität, Lit. und Denkformen des Menschen vom MA bis in die Neuzeit. FS Alois Maria Haas. Hg. v. Claudia Brinker-von der Heyde/Niklaus Largier. Bern u. a. , S. –. – Andreas Daiber: Bekannte Helden in neuen Gewändern? Intertextuelles Erzählen im ‹Biterolf und Dietleib› sowie am Beispiel Keies und Gaweins im ‹Lanzelet›, ‹Wigalois› und der ‹Crone›. Frankfurt/M. u. a. . – Thomas Gutwald: Schwank und Artushof. Komik unter den Bedingungen hö scher Interaktion in der ‹Crône› des H. v. d. T. Frankfurt/M. u. a. . – Peter Stein: Integration, Variation, Destruktion. Die ‹Crône› H.s v. d. T. innerhalb der Gattungsgesch. des dt. Artusromans. Bern u. a. . – Neil E. Thomas: ‹Sîner tugende anegenge sagen›. The Re-Writing of Arthurian (Hi)story in ‹Diu Crône›. In: The Modern Language Review () S. –. – Gary C. Shockey: ‹Mit grôzen listen wart gestalt›. The Element of ‹List› in ThirteenthCentury Courtly Romances, with Emphasis on H. v. d. T.’s ‹Diu Crône›. In: Comitatus () S. –. – S. T. Samples: ‹Problem Women› in H. v. d. T.’s ‹Diu Crône›. In: Arthuriana () H. , S. –. – A. Classen: Humor in German Medieval Literature. Revisiting a Critical Issue with Special Emphasis on the Grotesque in ‹Tristan als Mönch› and H. v. d. T.’s ‹Diu Crône›. In: Tristania (/) S. –. – G. C. Shockey: Homo Viator, Katabasis, and Landscapes. A Comparison of Wolfram von Eschenbach’s ‹Parzival› and H. v. d. T.’s ‹Diu Crône› (GAG ). Göppingen . –
Heinrich von dem Türlin Martin Baisch: ‹Welt ir: er vervellet; / Wellent ir: er ist genesen!› Zur Figur Keies in H.s v. d. T. ‹Diu Crône›. In: Aventiuren des Geschlechts. Modelle von Männlichkeit in der Lit. des . Jh. Hg. v. dems. Göttingen , S. –. – N. Thomas: Text gegen Texte. Zum Thema Intertextualität in der ‹Crône› H.s v. d. T. In: Dialoge. Sprachliche Kommunikation in und zwischen Texten im dt. MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel u. a. Tübingen , S. –. – Otfrid Ehrismann: Gasoein, Artus und Gynever. Der dämonische Liebhaber und die Befriedung der Königin in der ‹Krone› H.s v. d. T. Oder: ‹werc und gedanc›. In: Paare und Paarungen. FS Werner Wunderlich. Hg. v. Ulrich Müller. Stuttgart , S. –. – Annette Vol ng: ‹offenlich beslafen het der Grahardois sin eigen swester›. Allegorie und Personi kation in der ‹Crone› und im ‹Jüngeren Titurel›. In: Erzähltechnik und Erzählstrategien in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Wolfgang Haubrichs u. a. (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –. – Uta Störmer-Caysa: Liebesfreude, Tod und andere Neben guren. Probleme mit dem allegorischen Verständnis der ‹Krone› H.s v. d. T. In: Vom vielfachen Schriftsinn im MA. FS Dietrich Schmidtke. Hg. v. Freimut Löser/Ralf G. Päsler. Hamburg , S. –. – Markus Wennerhold: Späte mhd. Artusromane: ‹Lanzelet›, ‹Wigalois›, ‹Daniel von dem Blühenden Tal›, ‹Diu Crône›. Bilanz der Forschung –. Würzburg . – F. P. Knapp: Märchenhaftes Erzählen im MA. Die Anverwandlung des Märchens im Artusroman, insbesondere in der ‹Krone› H.s v. d. T. In: Ders.: Historie und Fiktion in der ma. Gattungspoetik . Zehn neue Stud. und ein Vorwort. Heidelberg , S. –. – Hans Hartmann: Grundformen literarischer Heraldik im MA am Beispiel der ‹Krone› H.s v. d. T. In: Das MA () H. , S. –. – G. Felder: Komm. zur ‹Crône› H.s v. d. T. Berlin u. a. . – F. P. Knapp: Der Prolog zur ‹Krone› H.s v. d. T. Anm. zur Textkritik und zum Textverständnis. In: ZfdA () S. –. – Justin Vollmann: Performing Virtue. Zur Performativität der ‹Krone› H.s v. d. T. In: PBB () S. –. – Christiane Schonert: Figurenspiele. Identität und Rollen Keies in H.s v. d. T. ‹Crône›. Berlin . – P. Kern: Bemerkungen zum Prolog der ‹Krone› H.s v. d. T. In: Ma. Poetik in Theorie und Praxis. FS F. P. Knapp. Hg. v. Thordis Hennings u. a. Berlin , S. –. – P. Kern: Die Romanstruktur der ‹Krone› H.s v. d. T. In: Figuren der Ordnung. Beitr. zu Theorie und Gesch. literarischer
Lancelot Dispositionsmuster. FS Ulrich Ernst. Hg. v. Susanne Gramatzki/Rüdiger Zymner. Köln u. a. , S. –. – J. Vollmann: Die doppelte Präsenz des Mythos am Artushof. Zum trojanisch-arthurischen Subtext der ‹Krone› H.s v. d. T. In: Poetica () S. –. – Madelon Köhler-Busch: Women and the Perfect Hero. A Critical Re-reading of H. v. d. T.’s ‹Diu Crône›. In: Medium Aevum Quotidianum () S. –. – D. Buschinger: Erotik und Sexualität in der Artusepik. Ein Beispiel: Die ‹Krone› H.s v. d. T. In: Artushof und Artuslit. Hg. v. Matthias Däumer. Berlin u. a. , S. –. – M. Däumer: ‹Hje kam von sinen äugen / Das wunderlich taugen›. Überlegungen zur Sinnesregie in den Wunderketten- und Gralspassagen der ‹Krone› H.s v. d. T. In: ebd., S. –. – J. Vollmann: Krise des Individuums, Krise der Gesellschaft. Artusroman und Artushof in der ‹Krone› H.s v. d. T. In: ebd., S. –. – Claudia Lauer: Bunter Zufall? Farben und Farbsemantiken in der ‹Krone› H.s v. d. T. In: Farbe im MA . Hg. v. Ingrid Bennewitz. Berlin , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. Berlin u. a. , Reg. – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Einleitung und Artusromane bis . Bearb. v. M. Eikelmann u. a. Berlin/ Boston , S. –. – Christina Lechtermann: Momente des Vergessens. Immersion als Erwartung in der ‹Crône› H.s v. d. T. In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () S. –. MM Lancelot (auch Lanzelot, Prosalanzelot, Prosalancelot). . Entstehung und Überlieferung: Der L.-Prosaroman ist die mhd. Übersetzung des französischen Lancelot en Prose (um –). Der umfangreiche Zyklus stellt eine Summe der abendländischen Sagen um Artus und den Gral dar und entfaltete im französischen Original große Wirkung. So sind ab dem . Jh. rund Handschriften und mehrere Drucke überliefert. Der französische Text besteht aus drei Hauptteilen: Lancelot propre, Queste del Saint Graal und Mort le Roi Artu. Lancelot propre allein ist dreimal so lang wie die anderen Teile zusammen. Später wurde der Zyklus durch zwei Teilerzählungen ergänzt, die inhaltlich dem Lancelot propre vorausgehen (Estoire dou Saint Graal, Estoire de Merlin). Lancelot en Prose wird im
. Hälfte . Jh. Text dem um verstorbenen Walter Map zugeschrieben, der seit Archdiakon von Oxford war. Demnach schrieb er das Werk im Auftrag König Heinrichs II. von England auf der Grundlage von Artus selbst initiierter lat. Aufzeichnungen. Die Nennung Maps gilt heute jedoch allgemein als Autor ktion. Vielmehr existieren divergierende Hypothesen über die Entstehung des Lancelot en Prose. So könnte das Werk von mehreren Verfassern geschrieben worden sein, was u. a. durch stilistische und konzeptionelle Differenzen zwischen den drei Teilen nahegelegt wird. Da die Teile gleichwohl miteinander verknüpft sind, könnte auch ein Autor die Gesamtkonzeption erstellt und vielleicht den Lancelot propre geschrieben, die anderen Teile aber weiteren Verfassern überlassen haben. Drittens könnten die drei Teile des Romans zunächst als unverbundene Texte existiert haben, um dann eine zyklische Überarbeitung durch einen oder mehrere Autoren zu erfahren. Für die Entstehung des dt. L. wurde früher das . Jh. angenommen, was aber durch die Entdeckung der früheren Fragmente M und A hinfällig wurde. Heute wird zumindest der erste Teil des L. auf die Zeit um / datiert, also bald nach dem Original. Der in P Zeilen umfassende L. ist ab der Mitte des . Jh. in Handschriften und Fragmenten erhalten. Die Überlieferung konzentrierte sich zunächst im rheinfränkischen Bereich, drang im späten . Jh. aber auch in schwäbische Gebiete vor. Unter den Textzeugen ist Handschrift P (um ) von besonderer Bedeutung, da sie als früheste Gesamthandschrift des L. gilt. Von den ursprünglich drei Bänden (P I–III) gilt P I als ältester. P I enthält die erste Hälfte des dt. Lancelot propre und entstand vielleicht noch vor im niederrheinisch-ripuarischen Bereich. Möglicherweise beruhte P I auf einer mndl. Zwischenstufe, deren Vermittlung z. B. durch westmitteldt. Zisterzienser erfolgt sein könnte. P II und P III weichen sprachlich und stilistisch von P I ab und wurden vielleicht im späten . oder frühen . Jh. unmittelbar aus dem Original übersetzt, was aber umstritten ist. P II weist zu Beginn eine Lücke auf, die durch die bair. Neubearbeitung a vervollständigt werden kann. Bei a handelt es sich um eine späte, aber vollständige L.-Fassung aus dem . Jh. In keiner Fassung ist der dt. L. mit der Estoire dou Saint Graal oder der Estoire de Merlin überliefert. Namen und Anzahl der beteiligten Übersetzer sind unbekannt; vermutet werden aber meist mehrere Übersetzer. Die Übertragung selbst gilt als sehr
. Hälfte . Jh. originalgetreu. Sie ist also nicht mit den Werken eines → Heinrich von Veldeke oder → Hartmann von Aue zu vergleichen, die bis heute als eigenständige literarische Werke bestehen können. Trotzdem besitzt die Prosa des dt. L. ein individuelles Pro l: Sie ist zugleich kunstvoll und sparsam, berichtet konzise und vermeidet breite Beschreibungen. Andererseits zeigt der Text eine Vorliebe für komplexe syntaktische Konstruktionen mit bis zu sieben Nebensätzen. . Inhalt: Die Handlung des L. verknüpft vielfältige Erzählstränge, unter denen drei herausragen: das Leben L.s von seiner Erziehung über seine Abenteuer bis zu seinem Tod; die Entwicklung des Artushofs von einer Heimstatt für Helden zu einem von Fehden und Intrigen zerrütteten Schatten seiner selbst; schließlich die Geschichte des Grals bis zu dessen Entrückung. L. ist der Sohn des verratenen und vertriebenen Königs Ban von Bonewig. Als Kind wird L. von der Fee Ninienne – der «frau von dem Lack» (Frau vom See) – entführt und in deren Seenreich ritterlich erzogen. Mit Jahren wird er zum Artushof gebracht und dort zum Ritter geschlagen. Die Hö ichkeit von Artus’ Gemahlin Ginover missversteht der junge L. als Ausdruck von Liebe, die er erwidert. L.s Gefühle bergen einerseits den Keim für verhängnisvolle Verwicklungen, spornen ihn zugleich aber zu heroischen Taten an. So entwickelt er sich im Lauf seiner Aventiuren zum besten Ritter des Artushofs. Er befreit u. a. die Burg Dolorose Garde von einem bösen Zauber und erfährt dort seinen wahren Namen und damit seine Herkunft. Später unterstützt L. Artus beim Kampf gegen Galahot. Dabei unterliegt dieser zwar, freundet sich aber mit L. an. Bei einer von Galahot arrangierten, heimlichen Begegnung beginnt ein gegenseitiges Liebesverhältnis zwischen L. und Ginover. Für L. wird diese Liebe zu einer Besessenheit, die ihn mehrmals in den Wahnsinn treibt, vor allem wenn er durch Gefangenschaft von Ginover getrennt ist. Als Ginover von einer Hochstaplerin als Betrügerin angeklagt und von dem getäuschten Artus zum Scheiterhaufen verurteilt wird, rettet L. seine Geliebte und ieht mit ihr. Erst nach dem Geständnis der Hochstaplerin kehren sie an den Artushof zurück, wo L. sich auf Bitten seiner Geliebten in die Tafelrunde aufnehmen lässt. Als verhängnisvoll erweist sich die Entführung L.s durch Artus’ intrigante Schwester Morge: Aufgrund des sich
Lancelot verbreitenden Gerüchts vom Tod des verschwundenen L. stirbt Galahot vor Kummer über den vermeintlichen Verlust seines Freundes. Inhaltlich bedeutsam ist auch die Episode von L. als «Karrenritter». Um Ginover aus dem Land Gorre zu befreien, muss L. auf einem Schandkarren reiten, die Schwertbrücke überqueren und Prüfungen bestehen. Dabei wird ihm sein Versagen bei der Grals-Queste prophezeit, das in seiner sündhaften Liebe zur verheirateten Ginover begründet liegt. Ein weiteres zentrales Ereignis ist L.s Besuch auf der Gralsburg Corbenic, wo er mit Ginover zu schlafen glaubt. Tatsächlich aber wohnt der getäuschte L. der Gralsprinzessin Amide bei und zeugt mit ihr den wahren Gralshelden Galaad. W¨ahrend einer weiteren Gefangenschaft bei Morge malt der liebeskranke L. eine Darstellung seine Minne mit Ginover an die Kerkerwand, was später unheilvolle Konsequenzen haben wird. Als Galaad mit Amide zum Artushof kommt, wird L. von Amide verführt und daraufhin von Ginover verstoßen, was bei ihm einen weiteren Wahnsinnsausbruch auslöst. Im Jahr wird Galaad am Artushof zum Ritter geschlagen und der Gral erscheint am Hof. Die Artusritter begeben sich auf vergebliche GralsQuesten, die sie trotz erklärender Deutungen von Eremiten und Jungfrauen nicht begreifen. L. jedoch folgt dem Rat eines Einsiedlers zur Buße sowie zur Trennung von Ginover und erlangt so immerhin eine teilweise Vision des Grals. Gleichzeitig bleibt Galaad auf seiner Grals-Queste ohne Sünde und ist Parzivals Schwester – einer Nonne – in keuscher Minne verbunden. Auf dem Schiff Salomons weiht sie ihn mit dem Schwert Davids und opfert sich dann selbst. Obwohl sie Galaad damit entscheidend bei seiner Erlangung des Grals hilft, darf sie an diesem nicht teilhaben. Nur ihr Leichnam erreicht später das Gralsreich Sarras. Dorthin gelangt neben Parzival und Bohort auch Galaad, nachdem er die Grals-Aufgaben gelöst hat. Er begleitet den Gral in den Orient zurück, also weg von dem zerfallenden, von Sünde gezeichneten Artushof. In Jerusalem erfährt Galaad als neuer Gralskönig göttliche Visionen, stirbt und wird entrückt. Auch der Gral steigt zum Himmel auf. Im dritten Teil des Romans kehrt der Artushof zunächst zu seinem hö schen Leben zurück. L. und Ginover beleben ihre Liebesbeziehung wieder. Durch L.s alte Wandzeichnung entdeckt Artus jedoch den Ehebruch und verurteilt seine Gemahlin
Lancelot erneut zum Scheiterhaufen. Wieder rettet L. seine Geliebte, tötet dabei aber drei Brüder Gawans. Dieses Ereignis befeuert die Spaltung des Artushofs, da Gawan unversöhnlich Krieg fordert. W¨ahrend Artus in Frankreich gegen L. und den römischen Kaiser Maxencius kämpft, besetzt Artus’ illegitimer Sohn Mordret den Thron seines Vaters und will Ginover zur Ehe zwingen. In Salebiers kommt es zum Schlusskampf zwischen Artus und Mordret, die sich gegenseitig töten. Der sterbende Artus wird von Morge entrückt. Sein Schwert Excalibur verschwindet in einem See. L. kehrt nach England zurück und erfährt dort vom Tod Ginovers. Er beschließt sein Leben friedlich als frommer Einsiedler. . Einzelaspekte und Rezeption: Als frühester dt. Prosaroman nimmt der L. in der Literatur seiner Zeit eine Sonderstellung ein. Zwar konnte er inhaltlich auf eine reiche Sagentradition verweisen, doch war seine erzählende Prosa ohne direktes Vorbild, da die hö sche Epik in Versen verfasst war. Prosa war zumeist geistlichen, juristischen oder chronistischen Texten vorbehalten. Tatsächlich soll die Wahl der Prosaform im L. einen chronistischen Ansatz simulieren, wie u. a. durch die Autor ktion mit Walter Map deutlich wird. In Anlehnung an die lat. Chronistik signalisiert die Prosaform eine der historischen Wahrheit verp ichtete Aufzeichnung von Fakten. Entsprechend ist auch der Hinweis im Text zu verstehen, es handele sich um authentische Aufzeichnungen der Artusritter. Verstärkt wird dieser Ansatz durch zahlreiche Textstellen mit sehr konkreten geographischen oder chronologischen Angaben. So datiert die Dichtung den Beginn der Grals-Questen exakt auf das Jahr nach der Passion Christi ( n. Chr.). Der jährliche Festkalender besitzt ebenso eine strukturierende Funktion wie Altersangaben zu den Roman guren. Auch sind reale Schauplätze der Handlung feststellbar, etwa in der Bretagne, Schottland und Wales. Gleichzeitig geht die Geschichtskonzeption des L. über solche profanen Details weit hinaus, indem sie sich der Heilsgeschichte öffnet. Der Weg der Erlöser gur Galaad und die Offenbarung des Grals stehen jenseits der weltlichen Chronistik. Die Forschung hat verschiedentlich eine Beein ussung des L. durch die Geschichtstheologie Joachims von Fiore vermutet, was aber umstritten ist. Literarische Vorbilder des . Jh. waren vielleicht neben dem Chevalier de la
. Hälfte . Jh. Charrette von Chrétien des Troyes und dem Merlin des Robert von Boron die ebenfalls als Chroniken gestalteten Werke von Geoffrey von Monmouth (Historia Regum Britanniae) und Wace (Roman de Brut). Der L. speist sich aus der gesamten Fülle der Artus- und Gralssagen. Er kompiliert diese nicht einfach, sondern bindet sie in eine komplexe Handlung ein. Schauplätze und Handlungsstränge wechseln häu g, werden mal verknüpft und mal wieder gelöst. Struktur erhält das Werk durch die genannten chronologischen Details, durch die Haupt guren L. und Galaad, aber auch durch Wiederholungen. So muss Ginover zweimal vor dem Scheiterhaufen gerettet werden; L. wird mehrmals gefangengenommen und vom Wahnsinn erfasst; L. und Galaad beginnen die gleiche Grab-Aventiure, die aber nur von Galaad beendet wird. Auch genealogische Linien verleihen den Figuren und ihren Schicksalen einen tieferen Zusammenhang mit historischer Dimension. So stammen von Joseph von Arimathäa zunächst die Gralkönige ab und von diesen schließlich Amide, während L.s Mutter aus dem Geschlecht Davids stammt. L. und Amide wiederum zeugen Galaad, in dem sich diese Linien zu ihrer vollkommensten Gestalt kristallisieren. Ein weiteres Hauptmoment der Handlung ist natürlich L.s leidenschaftliche Liebe zu Ginover. Sie spornt ihn zu seinen hervorragenden Leistungen als Ritter an, verhindert aber zugleich sein Bestehen der GralsQuesten und leitet letztlich auch den Untergang des Artushofs mit ein. Dessen Darstellung im L. unterscheidet sich deutlich von anderen Dichtungen. Der Artushof ist hier kein stabiles Zentrum des Rittertums. Vielmehr spielen sich an ihm erfolgloses Abenteurertum, Ehebruch, Intrigen und Spaltungen ab. Damit entspricht der Artushof nicht dem Ideal des Grals, der seinen Bewohnern folgerichtig auch entzogen wird. Statt von Artus und seinen Rittern wird das im L. erstrebte Ideal von Galaad verkörpert. Er steht für ein geistlich durchdrungenes Rittertum asketischer Prägung, das vielleicht auf monastische Urheber des L. verweist. W¨ahrend das französische Original eine europaweite Rezeption erfuhr, wurde der dt. L. nur in geringerem Maße wahrgenommen. Der Stellenwert des Textes ist zwischen dem beliebteren Jüngeren Titurel und dem Lanzelet des → Ulrich von Zatzikhoven anzusetzen. Der dt. L. dürfte überwiegend Bibliotheken von Adligen geschmückt haben, etwa in Heidelberg, Rottenburg und Burgsteinfurt. Bezüge auf den L. nden sich im Parzival
. Hälfte . Jh. des → Wolfram von Eschenbach und in der Crône des → Heinrich von dem Türlin. Ulrich → Fuetrer schuf auf Grundlage von P eine gekürzte L.Bearbeitung für Albrecht IV. Eine Blüte des dt. Prosaromans begründete der L. allerdings nicht. Literarisch blieben die Legenden um Artus vor allem im angelsächsischen Raum lebendig, etwa in The Once and Future King () von Terence H. White oder The Mists of Avalon () von Marion Zimmer Bradley. Die Forschung hat den L. bis in die neuere Zeit ausgiebig untersucht – etwa seine Erzähltechniken und Handlungszusammenhänge, die im Roman präsenten Konzepte von Ritter- und Heldentum, die Rolle der Träume sowie Fiktionalität, Intertextualität und Geschlechterkonstruktionen. Ü: M: München, BSB, cgm / , Bl. aus Querstreifen (Perg., Mitte . Jh., mittelfränkisch; Fragm.). – A: Amorbach, Fürstl. Leiningensches Arch., [ohne Sign. ], Fragm. eines Bl. (Perg., drittes/viertes Viertel . Jh., obd.). – m: Marburg, Staatsarch., Hr ,, Bl. (Pap., Mitte . Jh., mittelfränkisch, Fragm.). – w: Berlin, SBB, mgf , Bll. (Pap., Ende . Jh., moselfränkisch-ripuarisch). – k: Köln, Hist. Stadtarch., Best. (W*) , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., rheinfränkisch). – P: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Perg., um , südrheinfränkisch). – d: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , – (Pap., ./. Jh., schwäbisch). – a: Paris, Nationalbibl., Dep. Bibl. de l’Arsenal Ms. –, Bll. (Pap., . Jh., bair.). – p: Heidelberg, UB, cpg mit cpg , + Bll. (Pap., zweites Viertel . Jh., südrheinfränkisch). – s: Schaffhausen, StB, cod. Gen. , Bll. (Pap., Ochsenhausen, , schwäbisch). A: . Dt. L.: Friedrich A. Reuss: Beitr. zur dt. Handschriftenkunde I. In: ZfdA () S. –, hier S. (Teilausg. von W). – Friedrich Keinz: Über einige altdt. Denkmäler. In: Sb. der Kgl. Bayerischen Akad. der Wiss. zu München, phil.-philol. Kl. () S. –, hier S. – (M). – Konrad Hofmann: Über ein nd. Lancelotfragm. und einige daran sich knüpfende literargeschichtliche Fragen. In: ebd. () S. – (M). – Edward Schröder: Fragm. eines mhd. Prosaromans aus dem Anfang des dreizehnten Jh. In: ZfdA () S. f., . – Lancelot (DTM , , ). Hg. v. Reinhold Kluge. Bde. Berlin –. – Der Karrenritter. Episode des mhd. Prosa-L. hg. v. R. Kluge. München
Lancelot . – Prosalancelot. Hg. v. Hans-Hugo Steinhoff/R. Kluge. Bde. Frankfurt/M. –; Bd. (Namen- und Figurenreg.) Berlin . – . Französischer L.: Verz. von Ausg. bei Ruberg (s. Lit.). Neuere Ausg.: L. Hg. v. Alexandre Micha. Bde., Genf –. – L. do Lac. The NonCyclic Old French Prose Romance. Hg. v. Elspeth Kennedy. Bde. Oxford . – La Mort le Roi Artu. From the Old French L. of Yale , with Essays, Glossaries and Notes to the Text. Hg. v. Elisabeth M. Willingham. Turnhout . – La Queste del Saint Graal. From the Old French L. of Yale , with Essays, Glossaries and Notes to the Text. Hg. v. ders. Ebd. . Ü: Lanzelot und Ginevra. Hg. v. Karl Langosch. In: König Artus und seine Tafelrunde. Europäische Dichtung des MA. Hg. v. dems. mit Wolf-Dieter Lange. Stuttgart , S. –, – (mit Komm.). L: Weitere, auch ältere Lit. bei Haug (s. u.) S. –, Ruberg (s. u.) und in der Ausg. von Steinhoff. – Uwe Ruberg, VL () Sp. –; () Sp. . – Volker Mertens u. a., LexMA () Sp. –. – Brigitte Schlieben-Lange/Wolfgang Rössig, KNLL () S. –. – De Boor/ Newald / () S. –. – Stephan FuchsJolie, KLL () S. –. – Christoph Huber, Killy () S. –. – E. Schröder: Der dt. L. in Prosa. Ein Werk aus dem Anfang des . Jh. In: ZfdA () S. –. – Pentti Tilvis: Mittel-Niederländisches im Prosa-L. I. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – Jean Frappier: Plaidoyer pour l’‹Architecte›, contre une Opinion d’Albert Pauphilet sur le L. en Prose. In: Romance Philology (/) S. –. – P. Tilvis: Prosa-L.-Stud. Bde. Helsinki . – Kurt Ruh: L. Wandlungen einer ritterlichen Idealgestalt. In: DVjs () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. . Hg. v. dems./V. Mertens. Berlin u. a. , S. –). – U. Ruberg: Die Suche im Prosa-L. In: ZfdA () S. –. – Wolfgang Harms: Der Kampf mit dem Freund oder Verwandten in der dt. Lit. bis um (Medium Aevum ). München , S. –. – Rolf Schäftlein: Die Sprache der Amorbacher Bruchstücke und des Heidelberger L. In: Wiss. Zs. der Friedrich-SchillerUniv. Jena (Gesellschafts- und sprachwiss. Reihe) () S. –. – U. Ruberg: Raum und Zeit im Prosa-L. (Medium Aevum ). München . – H.-H. Steinhoff: Zur Entstehungsgesch.
Lancelot des dt. Prosa-L. In: Probleme ma. Überl. und Textkritik. Oxford Colloquium . Hg. v. Peter Felix Ganz/Werner Schröder. Berlin , S. –. – Rudolf Voß: Der Prosa-L. Eine strukturanalytische und strukturvergleichende Stud. auf der Grundlage des dt. Textes. Mainz . – P. Tilvis: Ist der mhd. Prosa-L. II (= P II) direkt aus dem Altfranzösischen übersetzt? In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – Cola Minis: Zur Ausg. der dt. Übers. der mndl. ‹Karren-Suite› im Prosa-L. In: ABäG () S. –. – Justice N. Carman: A Study of the Pseudo-Map Cycle of Arthurian Romance. To Investigate Its Historico-Geographic Background and to Provide a Hypothesis as to Its Fabrication. Lawrence/Kansas u. a. . – H.-H. Steinhoff: Zum Münchener L.-Fragm. (Cgm. , Nr. ). In: Wolfram-Stud. . Hg. v. W. Schröder. Berlin , S. –. – Wolfgang Brand: Das Wirklichkeitsbild im L. und ‹Yvain›. In: Vox Romanica () S. –. – H.-H. Steinhoff: Artusritter und Gralsheld. Zur Bewertung des hö schen Rittertums im Prosa-L. In: The Epic in Medieval Society. Hg. v. Harald Scholler. Tübingen , S. –. – Dieter Welz: L. im Verlornen Walt. Zu Struktur und Sinn einer Episode aus dem dt. Prosa-L. In: ZfdA () S. –. – Claire Santoni-Rozier und Brigitte Herlem: La dèle traduction in dèle des adapteurs allemands du Moyen Age . Du Roman en Prose ‹L. du Lac› au Prosa-L. Traduction et Adaption dans l’Épisode de la ‹Charrette›, ‹Der Karrenritter›. In: La Traduction. Un Art, une Technique. Nancy, – Avril . Hg. Association des Germanistes de l’Enseignement Supérieur. Nancy , S. –. – Hans Fromm: Zur Karrenritter-Episode im Prosa-L. Struktur und Gesch. In: Medium Aevum Dt. FS Kurt Ruh. Hg. v. Dietrich Huschenbett u. a. Tübingen , S. – (wieder in: H. Fromm: Arbeiten zur dt. Lit. des MA. Tübingen , S. –). – U. Ruberg: Die Kontinuität der überblickten Zeitabläufe im Prosa-L. In: Zeitgestaltung in der Erzählkunst. Hg. v. Alexander Ritter. Darmstadt , S. –. – Walter Haug: ‹Das Land, von welchem niemand wiederkehrt›. Mythos, Fiktion und Wahrheit in Chrétiens ‹Chevalier de la Charrete›, im ‹Lanzelet› Ulrichs von Zatzikhoven und im L.-Prosaroman. Tübingen . – Anne Betten: Zu Satzbau und Satzkomplexität im mhd. Prosa-L. Überlegungen zur Beschreibung der Syntax mhd. Prosa. In: Sprachwiss. () S. –. –
. Hälfte . Jh. Klaus Speckenbach: Endzeiterwartung im L.-GralZyklus. Zum Problem des Joachitischen Ein usses auf den Prosaroman. In: Geistliche Denkformen in der Lit. des MA. Hg. v. Klaus Grubmüller u. a. München , S. –. – H. Fromm: L. und die Einsiedler. In: ebd., S. – (wieder in: Ders.: Arbeiten zur dt. Lit. des MA. Tübingen , S. –). – Joachim Heinzle: Zur Stellung des Prosa-L. in der dt. Lit. des . Jh. In: Artusrittertum im späten MA. Ethos und Ideologie [...]. Hg. v. Friedrich Wolfzettel. Gießen , S. –. – Beate Schmolke-Hasselmann: Der Ritter mit dem Herz aus Holz. Zur Gestaltung des Bösen in den L.romanen. In: ebd., S. –. – Xenja von Ertzdorff: Liebe, Ehe, Ehebruch und der Untergang des Artus-Reichs im Prosa-L. In: Liebe, Ehe, Ehebruch in der Lit. des MA. Vorträge des Symposiums vom . bis . Juni am Inst. für Dt. Sprache und Ma. Lit. der Justus-Liebig-Univ. Gießen. Hg. v. ders. Gießen , S. –. – E. Jane Burns: Arthurian Fictions. Rereading the Vulgate Cycle. Columbus/Ohio . – Georg Steer: Der Heidelberger Prosa-L. Codex Pal Germ. . Fragen seiner Entstehung, Wolfram-Stud. : Schweinfurter. L.-Kolloquium . Hg. v. W. Schröder. Berlin . – Fritz Peter Knapp: ‹Chevalier errant› und ‹ n’amor›. Das Ritterideal des . Jh. in Nordfrankreich und im deutschsprachigen Südosten. Stud. zum ‹L. en Prose›, zum ‹Moriz von Craûn›, zur ‹Krone› Heinrichs von dem Türlin, zu Werken des Strickers und zum ‹Frauendienst›. Passau . – E. Kennedy: L. and the Grail. A Study of the Prose L. Oxford . – Kari Keinästö: Die Nahtstellen der Handlungsabschnitte im mhd. Prosa-L. Ihre Lexik und Syntax. In: Neophilologica Fennica. Société Néophilologique Ans. Hg. v. Leena Kahlas-Tarkka/Tauno F. Mustanoja. Helsinki , S. –. – A. Micha: Essais sur le Cycle du L.-Graal. Genf . – Manfred Heim: Zisterziensische Kreuzzugsideologie in der ‹Gral-Queste› des Prosa-L. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktinerordens und seiner Zweige () S. –. – Ders.: ‹... umb die heiligen kirchen zu beschutten›. Aspekte zum Programm in der ‹Gral-Queste› des Prosa-L. In: Aspekte der Germanistik. FS Hans-Friedrich Rosenfeld (GAG ). Hg. v. Walter Tauber. Göppingen , S. –. – Monika Unzeitig-Herzog: Jungfrauen und Einsiedler. Stud. zur Organisation der Aventiurewelt im Prosal. Heidelberg . – Danielle Buschinger: Die dichterischen Bearb. des
. Hälfte . Jh. L.-Stoffes in der dt. Lit. Der Prosa-L. und Ulrich Füetrers ‹Lantzilet›. In: Sprache in der sozialen und kulturellen Entwicklung. Beitr. eines Kolloquiums zu Ehren von Theodor Frings (–). Hg. v. Rudolf Große. Berlin , S. – (wieder in: D. Buschinger: Stud. zur dt. Lit. des MA. Greifswald , S. –). – Beate Ackermann-Arlt: Das Pferd und seine epische Funktion im mhd. Prosa-L. Berlin . – Kari Keinästö: Über ingressive und egressive In nitivkonstruktionen im mhd. Prosa-L. In: Neuere Forschungen zur hist. Syntax des Dt. Referate der Internationalen Fachkonferenz Eichstätt . Hg. v. Anne Betten/Claudia Riehl. Tübingen , S. –. – C. Huber: Von der ‹Gral-Queste› zum ‹Tod des Königs Artus›. Zum Einheitsproblem des ‹Prosa-L.›. In: Positionen des Romans im späten MA. Hg. v. W. Haug/Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – K. Speckenbach: ProsaL. In: Interpretationen. Mhd. Romane und Heldenepen. Hg. v. Horst Brunner. Stuttgart , S. –. – The Lancelot-Grail Cycle. Text and Transformations. Hg. v. William W. Kibler. Austin . – König Artus und der heilige Graal. Stud. zum spätarturischen Roman und zum GraalsRoman im europäischen MA. Hg. v. D. Buschinger/Wolfgang Spiewok. Greifswald . – Judith Klinger: Der Hahnrei am Hofe. Artus im ProsaL. Zwischen hö scher und feudaler Logik. In: Der Hahnrei im MA/Le Cocu au Moyen Âge. Actes du Colloque du Centre d’Études Médiévales de l’Université de Picardie Jules Verne, et Mars à St-Valéry-sur-Somme. Hg. v. D. Buschinger/W. Spiewok. Greifswald , S. –. – Thomas Klein: Zur Sprache des Münchener ProsaL.-Fragm. In: ABäG / () S. –. – W. Spiewok: Der dt. Prosa-L. Ein Meilenstein auf dem Wege zu einer dt. Kunstprosa. In: König Artus und der heilige Graal. Stud. zum spätarturischen Roman und zum Graals-Roman im europäischen MA. Hg. v. dems./D. Buschinger. Greifswald , S. –. – W. Haug: Versuch über die zyklische Idee des Prosa-L. In: Cycli cation. The Development of Narrative Cycles in the Chansons de Geste and the Arthurian Romances [...]. Hg. v. Bart Besamusca u. a. Amsterdam u. a. , S. –. – Michèle Remakel: Rittertum zwischen Minne und Gral. Unters. zum mhd. Prosa-L. Frankfurt/M. u. a. . – L., Lanzelet, Hier et Aujourdhui. FS Alexandre
Lancelot Micha. Hg. v. D. Buschinger/Michel Zink. Greifswald . – W. Haug: Das Endspiel der arthurischen Tradition im Prosal. In: Ders.: Brechungen auf dem Weg zur Individualität. Kleine Schr. zur Lit. des MA. Tübingen , S. –. – Cornelia Reil: Liebe und Herrschaft. Stud. zum altfranzösischen und mhd. Prosa-L. (Hermaea NF ). Tübingen . – L. and Guinevere. A Casebook. Hg. v. Lori J. Walters. New York u. a. . – C. Huber: Ritterideologie und Gegnertötung. Überlegungen zu den Erec-Romanen Chrétiens und Hartmanns und zum Prosa-L. In: Spannungen und Kon ikte menschlichen Zusammenlebens in der dt. Lit. des MA. Bristoler Colloquium . Hg. v. Kurt Gärtner u. a. Tübingen , S. –. – M. Unzeitig-Herzog: Zu Fragen der Wirkungsäquivalenz zwischen der altfranzösischen ‹Queste del Saint Graal› und den dt. Fassungen der Gral-Queste des Prosa-L. In: WolframStud. . Übersetzen im MA. Cambridger Kolloquium . Hg. v. J. Heinzle u. a. Berlin , S. –. – Hans-Joachim Ziegeler: Schr. und Wahrheit im dt. L. In: Kultureller Austausch und Literaturgesch. im MA. Kolloquium im Dt. Hist. Inst. Paris, .–... Hg. v. Ingrid Kasten u. a. Sigmaringen , S. – (wieder in: H.-J. Ziegeler: Orte der Lit. Schr. zur Kulturgesch. des späten MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Gerald Kapfhammer. Köln u. a. , S. –). – Walter Blank: Der Melancholiker als Romanheld. Zum dt. Prosa-L., Hartmanns ‹Iwein› und Wolframs ‹Parzival›. In: ‹Ist mir getroumet min leben?› FS Karl-Ernst Geith. Hg. v. André Schneider u. a. Göppingen , S. –. – Michael Waltenberger: Das große Herz der Erzählung. Stud. zu Narration und Interdiskursivität im Prosa-L. Frankfurt/M. u. a. . – Anja Russ: Kindheit und Adoleszenz in den dt. Parzival- und L.-Romanen, hohes und spätes MA. Stuttgart u. a. . – Valentina Sommer: Der dt. Prosa-L. als ein ‹posthö scher› Roman des späten MA. Eine textlinguistisch-stilistische Unters. Stuttgart . – Thordis Hennings: Der erste Teil des mhd. Prosa-L. Eine Übersetzung für den Hof des Pfalzgrafen bei Rhein? In: PBB () S. –. – Ders.: Altfranzösischer und mhd. Prosa-L. Übersetzungs- und quellenkrit. Stud. Heidelberg . – Judith Klinger: Der mißratene Ritter. Konzeptionen von Identität im Prosa-L. München . – K. Speckenbach: Freundesliebe und Frauenliebe im ProsaL. In: Vox Sermo Res. Beitr. zur Sprachre exi
Ortnit on, Lit.- und Sprachgesch. vom MA bis zur Neuzeit. FS Uwe Ruberg. Hg. v. Wolfgang Haubrichs u. a. Stuttgart , S. –. – Reimar Müller: Modalverben, In nitheit und Negation im Prosa-L. In: Modalität und Modalverben im Deutschen. Hg. v. Reimar Müller/Marga Reis. Hamburg , S. –. – Katharina-Silke Philipowski: Minne und Kiusche im dt. Prosa-L. Frankfurt/M. u. a. . – A Companion to the L.-Grail Cycle. Hg. v. Carol Dover. Woodbridge/Suffolk u. a. . – Stephan Fuchs-Jolie: ‹Droom es al gheduas›. Traumwelt und Zeichenuniversum in dt., ndl. und französischen Prosa-L.-Überl. In: Schnittpunkte. Dt.-ndl. Literaturbeziehungen im späten MA. Hg. v. Angelika Lehmann-Benz u. a. Münster/Westf. u. a. , S. –. – S. Fuchs-Jolie: Bedeutungssuggestion und Phantastik der Träume im Prosa-L. In: Das Wunderbare in der arthurischen Lit. Probleme und Perspektiven. Hg. v. Friedrich Wolfzettel. Tübingen , S. –. – Corinna Biesterfeldt: Moniage – Der Rückzug aus der Welt als Erzählschluß. Unters. zu ‹Kaiserchronik›, ‹König Rother›, ‹Orendel›, ‹Barlaam und Josaphat›, ‹Prosa-L.›. Stuttgart , S. –. – Nikola von Merveldt: Translatio und Memoria. Zur Poetik der Memoria des Prosa-L. Frankfurt/M. u. a. . – Alexander Kolerus: Aula memoriae. Zu Gestalt und Funktion des Gedächtnisraums im ‹Tristan› Gottfrieds von Straßburg und im mhd. Prosa-L. Frankfurt/M. u. a. . – Thomas Klinkert: Zum Status von Intertextualität im MA. Tristan, L., Francesca da Rimini. In: Dt. Dante-Jb. () S. –. – Christiane Witthöft: Gottes Urteil oder Geist der Erzählung? Gerichtliche Zweikämpfe im Prosal. In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () S. –. – Dies.: König Artus auf dem Schandkarren oder Die Wandelbarkeit von Rechtsgewohnheiten im Prosal. In: Frühma. Stud. () S. –. – Jan-Dirk Müller: Hösche Kompromisse. Acht Kapitel zur hö schen Epik. Tübingen , Reg. – Katja Rothstein: Der mhd. Prosa-L. Eine entstehungs- und überlieferungsgeschichtliche Unters. unter bes. Berücksichtigung der Hs. Ms. allem. –. Frankfurt/ M. . – L. Der mhd. Roman im europäischen Kontext. Hg. v. Klaus Ridder/C. Huber. Tübingen . – Frank P. Brandsma: Degrees of Perceptibility. The Narrator in the French Prose L., and in Its German and Dutch Translations. In: Arthurian Literature () S. –. – C. Huber: Galaad als Erlöser. Zur heilsgeschichtlichen Struktur
. Hälfte . Jh. im Prosal. In: DVjs () S. –. – Elisabeth Schmid: Erzählung und ‹sene ance›. Über das Herstellen von Komplexität in Vers und Prosa am Beispiel des Prosal. In: Ma. Poetik in Theorie und Praxis. FS Fritz Peter Knapp. Hg. v. Thordis Hennings u. a. Berlin , S. –. – Matthias Meyer: Liebe, Ordnung und Begehren im ‹Prosalancelot›. In: Mythos – Sage – Erzählung. Gedenkschrift Alfred Ebenbauer. Hg. v. Johannes Keller/Florian Kragl. Göttingen , S. –. – K. Ridder: Stigma und Christma. L. als Leit gur im mhd. Prosaroman. In: Zs. für Germanistik NF () S. –. – Rachel Raumann: ‹Fictio› und ‹historia› in den Artusromanen Hartmanns von Aue und im Prosa-L. Tübingen u. a. . – M. Meyer: Liebe/Trauer zwischen Hof und Kloster im mhd. Prosal. Der Fall Dolorose Garde. In: Funktionsräume, Wahrnehmungsräume, Gefühlsräume. Ma. Lebensformen zwischen Kloster und Hof. Hg. v. Christina Lutter. Wien , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston . MM Ortnit. – Brautwerbungsepos, erste Hälfte . Jh. Zusammen mit dem → Wolfdietrich (W.) bildet der O. einen eigenen Stoffkreis in der dt. Heldendichtung. Die beiden epischen Texte erscheinen ganz überwiegend im Überlieferungsverbund, oftmals auch gemeinsam mit Texten der Dietrichepik. Die Erzähltraditionen von O./W. und von Dietrich von Bern speisen den Hauptstrom der mhd. Heldendichtung, wobei die Figur des W. genealogisch mit Dietrich verbunden wird. Die älteste der insgesamt sieben, nur im Detail abweichenden Fassungen des strophischen O. (A/W) dürfte um im bair.-österr. Sprachraum entstanden sein. Hinweise zur Datierung neben den nur bedingt belastbaren sprachlich-stilistischen Kriterien geben zwei Personennamen im O.: Machorel und Zacharîs, hinter denen sich die historischen Personen Abu-Bakr Malik al-’Adil I. († ), der Bruder Saladins, und Abu Zakariya Yahya I. († ), ein Vertragspartner Friedrichs II. (Abschluss um ), verbergen dürften. Der Verfasser von A/W könnte mit dem Dichter einer (Teil-)Fassung des W. (A ) identisch sein. Vielleicht ist der O. dezidiert als Vorgeschichte zum W. konzipiert worden. Als solche wird er in fast allen Textzeugen überliefert. Der O. fusioniert zwei Erzähltraditionen: Das grundlegende Brautwerbungsschema entstammt
. Hälfte . Jh. der ursprünglich mündlich tradierten Heldendichtung. Dieses Schema wird im O. mit strukturellen und motivlichen Elementen der hö schen Epik verbunden. Alle Fassungen des O. setzen mit der Berufung auf ein in Suders (Tyrus) vergrabenes Buch als Quelle ein. Auf den ersten narrativen Hauptteil, die Brautfahrt, folgt im zweiten, den nicht mehr alle Fassungen voll ausführen, die Drachenepisode. Erzählt wird zunächst, wie O., der in Garda, der Hauptstadt von Lamparten (Lombardei), als Kaiser residiert und über die Kraft von zwölf Männern verfügt, von seinen Dienstleuten den Rat erhält, eine Frau zu nehmen. In einer groß angelegten Ratsszene schlägt nach langwierigen Überlegungen O.s Onkel mütterlicherseit, Ilias von Riuzen (Russland), die Tochter Machorels von Syrien als einzige standesgemäße Braut vor. Trotz eindringlicher Warnungen – auf den Zinnen der Burg Machorels nden sich bereits die Häupter von erschlagenen Werbern – entschließt sich O., um die schöne Heidin zu werben, bestärkt noch durch die Absicht Machorels, die Tochter nach dem Tod der Gattin selbst zu heiraten. Die Werbung ist von vornherein als Heerfahrt mit . Mann geplant und Ilias wird als Werbungshelfer verp ichtet. Als solcher zeichnet er sich nicht, wie es der Gattungskonvention entspräche, durch List und Klugheit aus, sondern durch heldenhafte Kraft und Furchtlosigkeit. Konsequenterweise wird auch auf das sonst übliche Aussenden von Boten verzichtet. In die Brautwerbungshandlung wird jetzt eine Aventiure nach dem Muster der Artusepik eingeschoben, bei der sich der junge Held bewähren kann. Auf einem Ausritt trifft O., der von seiner Mutter mit einem Zauberring ausgestattet worden ist, auf den Zwerg Alberich und überwindet diesen im Kampf. Alberich listet O. den Ring ab, doch O. gewinnt ihn zurück, erfährt aber von Alberich, dass dieser sein Vater sei. Alberich habe O.s Mutter – vom Gemahl kinderlos geblieben – vergewaltigt, um die Thronfolge zu sichern. Vor dem Hintergrund traditioneller Brautwerbungsdichtung wäre dem Brautwerber O. durch die nun offenbarte illegitime Abkunft die genealogische Legitimation zur Werbung entzogen. Stattdessen gewinnt er Alberich als Helfer für die Orientfahrt sowie eine unzerstörbare Rüstung und das Wunderschwert Rose. Die Seeüberfahrt in das Land Machorels im nächsten Handlungsabschnittes erweckt streckenweise Assoziatonen an Kreuzzugssdarstellungen.
Ortnit Durch eine List Alberichs erhält O. Zufahrt zum Hafen von Suders. Alberich – der vom verhältnismäßig initiativlosen Ilias die Werbungshelferrolle übernommen hat und zum eigentlichen Anführer der Unternehmung avanciert ist – unternimmt gegenüber Machorel einen Bekehrungsversuch und trägt die Brautwerbung vor. Beides verläuft erfolglos und er erklärt den Krieg. In einem verlustreichen Kampf wird die Stadt Suders von O. eingenommen, aber Machorel verschanzt sich samt Tochter auf der Burg Muntabûr, wodurch sich ein konkreter Bezug zum Kreuzzug von ergibt mit dessen erfolgloser Bestürmung der Gipfelburg auf dem Berg Tabor. O.s Truppen ziehen nach Muntabur und das zahlenmäßig überlegene heidnische Heer wählt die offene Schlacht. Parallel dazu trägt in der groß angelegten Kemenatenszene Alberich der furchtvoll betenden Heidenprinzessin die Werbung O.s vor. Durch Herabwerfen heidnischer Götzenbilder in den Burggraben demonstriert der Zwerg die Überlegenheit des Christentums. Als die Prinzessin zudem die Niederlage der väterlichen Verbände erkennt, willigt sie in die Werbung ein. Durch eine List Alberichs gelingt die Entführung der schönen Heidin von der Burg und nach dem Ende des siegreichen Kampfes wird sie getauft, je nach Fassung auf den Namen «Liebgart» oder «Sidrat» (in A/W bleibt sie namenlos). Machorel rächt sich für die Entführung, indem er zwei Dracheneier (in einigen Fassungen Drachenjunge) in O.s Land einschmuggeln lässt, das von den heimlich großgezogenen Drachen bald verwüstet wird. Vier Fassungen (a, e, y, z) brechen mit dieser Nachricht ab und leiten zum W. über, zwei Fassungen (A/W, k) schließen jetzt den zweiten Hauptteil an (die in der Überlieferung nur fragmentarisch repräsentierte Fassung C deckt diese späte Handlung nicht ab). O. bricht allein zum Drachenkampf auf – ein weiteres Aventiuremodell der hö schen Epik. Er lässt die Gemahlin versprechen, im Falle seines Todes, nur den Bezwinger der Drachen zu ehelichen. Am Ort der ersten Begegnung trifft O. erneut auf Alberich, der Hilfe verweigert und O. nur eindringlich warnt, sich nicht im Schlaf überraschen zu lassen. Trotz dieser Warnung wird der vom langen Suchen erschöpfte O. im Schlaf Opfer eines der Drachen, der den Helden seinen Jungen zum Fraß vorwirft. Diese genreuntypische endgültige Niederlage in der zweiten Episode desavouiert den Triumph der erfolgreichen Brautgewinnung.
Ortnit Die Witwe weigert sich O.s Wunsch gemäß, einen anderen als seinen Rächer zu heiraten und das Reich fällt in Unordnung. Die Erzählung schließt mit einem Ausblick auf den Rächer, der sich als W. erweisen wird. Die Geschichte von O. lässt sich vielleicht als Beispiel dafür verstehen, dass ein nur auf Gewalt und Macht gründender Erfolg keinen Bestand haben kann. Das letztliche Scheitern des Helden könnte dabei bereits in seiner illegitimen Abkunft angelegt sein. Die Quellenlage des O. ist nicht eindeutig. Ähnlichkeiten der Alberich-Figur mit dem Feenkönig Auberon aus der Chanson de geste Huon de Bordeaux haben zur Annahme einer gemeinsamen Vorlage angeregt, die als fränkische Alberich/ Auberon-Sage vorzustellen wäre. Wahrscheinlicher aber dürfte es sein, in der Chanson selbst eine stoffliche Anregung für O. zu sehen. Ein weiterer Anknüpfungspunkt könnte die «Hertnit»-Figur der Thidrekssaga sein, die wiederum über nd. Quellen an die russische Bylinendichtung gekoppelt ist. Mögliche Rudimente im O. sind Ilias von Riuzen (= Ilja Muromec) und Garda, dem eine fehlerhafte Verortung von Holmgard zugrunde liegen könnte, des nordischen Namens von Nowgorod. Eine ostgotische Ableitung der gemeinsamen Erzähltradition von O. und W. und mit ihr eine Identi kation W.s mit Dietrich von Bern wird von der gegenwärtigen Forschung überwiegend zurückgewiesen. Als spekulativ ist auch die Annahme eines indogermanischen Zweibrüdermärchens zu bewerten. Es ist zudem zweifelhaft, ob die Verknüpfung der beiden Erzählungen von O. und W. als originär verstanden werden darf oder ob sie nicht viel eher als eine Konzeption des . Jh. zu bewerten ist. Die Strophen des O. sind wie die des W. im ‹Hildebrandston› des Jüngeren → Hildebrandsliedes gedichtet, mitunter gemischt mit Strophen, die sich als ‹Nibelungenstrophen› lesen lassen (→ Nibelungenlied). Die Dichtung ist daher primär für den mündlichen Vortrag vorgesehen gewesen. Stilistisch ragt die Fassung A/W heraus. Beim Einsatz erählerischer Mittel überwiegt der Dialog den Bericht, ohne dass beide narrativen Ebenen strikt getrennt würden. Das Handlungsgeschehen wird von den jeweiligen Urhebern der einzelnen Fassungen schwerer gewichtet als die charakterliche Ausgestaltung der Figuren. Das Personal folgt traditionellen Typen (schutzbedürftige Prinzessin, tapferer König, zauberkundige Sagengestalt usw.).
. Hälfte . Jh. Die Überlieferung ist Ausweis einer relativ breiten Rezeption des O., doch sind konkrete Spuren selten. In → Dietrichs Flucht wird auf O. deutlich Bezug genommen und auch in der Weltchronik → Heinrichs von München. Anklänge nden sich ferner im → Eckenlied, im → Laurin des Dresdner Heldenbuchs (→ Heldenbuch) und in der WalberanVersion, im → Hürnen Seyfried sowie in Der Zunge strît Lupold → Hornburgs, wo Alberich als «Otnydes twerg» bezeichnet wird. Ü: Bis auf W und d immer vor dem W.; W tradiert den W. überhaupt nicht, d rückt beide Stücke auseinander mit dem W. als Auftakt und dem O. als Beschluss der Hs. Eine Lücke nach dem O. in Hs. W macht allerdings mehr als wahrscheinlich, dass der W. eigentlich hätte folgen sollen. – A: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (→ Ambraser Heldenbuch) ra–vb (Perg., / –, südbair.). – W: Ebd., Cod. , va–rc (Perg., erste Hälfte . Jh. bair.-österr.). – C: Berlin, SBB, Mgf und Wolfenbüttel, HAB, Cod. A Novi (), Reste von Doppelbll. und Bll. (Perg., erste Hälfte . Jh., rheinfränkisch); es handelt sich um Bruchstücke der ältesten bekannten ‹Heldenbuch›-Hs. – k: Dresden, LB, Mscr. M (Dresdner Heldenbuch) r–r (Pap., , ostfränkisch). – a: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., , aus Straßburg). – b: Frankfurt/M., UB, Ms. Carm. , r–v (Pap., Anfang . Jh., elsässisch). – c: Straßburg, Seminarbibl., Heldenbuch (ohne Sign.) verbrannt (Straßburger Heldenbuch) –v (Pap., um , elsässisch). – d: Ebd., StB, Cod. B , verbrannt (Johanniter-Heldenbuch) r–v (Pap., , elsässisch). – e: Heidelberg, UB, Cpg , ra–va (Pap., um , niederalemannisch). – f: Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , r–v (Pap., um , fränkisch). – g: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , r–v (Pap., , schwäbisch). – y: Wien, ÖNB, Cod. (Lienhart Scheubels Heldenbuch, Wiener Piaristenhs.) r–v (Pap., um –, bair.-österr.). – z: Drucke – innerhalb des gedruckten ‹Heldenbuchs›: GW f.; VD H –. – Die Überlieferung lässt sich in folgende sieben Klassen gliedern: A/W, C, k, a (mit bcd), e (mit fg), y, z. A: Franz Joseph Mone: Otnit. Berlin (nach a). – Friedrich Heinrich von der Hagen/Alois Primisser: Der Helden Buch in der Ursprache (Dt. Gedichte des MA /). Berlin , S. – (nach k). – Ludwig Ettmüller: Künec Ortnîdes mervart unde tôt. Zürich (nach W). –
. Hälfte . Jh. F. H. v. der Hagen: Heldenbuch. Altdt. Heldenlieder aus dem Sagenkreise Dietrichs von Bern und der Nibelungen. Bd. . Leipzig (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. – (auf Grundlage A). – Adelbert von Keller: Das dt. Heldenbuch nach dem muthmasslich ältesten Drucke (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen (Neudr. Hildesheim ) (z). – Arthur Amelung/Oskar Jänicke: O. und die Wolfdietriche. Bde. (Dt. Heldenbuch und /). Berlin – (Nachdr. Dublin/Zürich ; Hildesheim ) Bd. , S. –; Bd. /, S. – (krit., A/W). – Justus Lunzer: Ortneit und W. nach der Wiener Piaristenhs. (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach y). – Dinkelacker (s. Lit.) S. – (Auszüge e). – Walter Ko er: Das Straßburger Heldenbuch. Rekonstruktion der Textfassung des Diebolt von Hanowe. Bde. (GAG ). Göppingen (c). – Ders.: O. und W. D. Krit. Text nach Ms. Carm. der StUB Frankfurt/M. Stuttgart (nach b). – Ders.: Das Dresdener Heldenbuch und die Bruchstücke des Berlin-Wolfenbüttler Heldenbuchs. Edition und Digitalfaks. Stuttgart (mit CDROM) (k). – Ders.: O. und W. A. Stuttgart . – Faks.: Heldenbuch. Nach dem ältesten Druck in Abb. hg. v. Joachim Heinzle. Bde. (Abbildungsbd. und Kommentarbd.) (Litterae ,/). Göppingen / (z). – W. Ko er: Die HeldenbuchInkunabel von . Alle Exemplare und Fragm. in Abb. (Litterae ). Lorch (CD-ROM) (z). – Faks.-Bd. mit ausgewählten Abb. der gesamten Überl.: Edward Haymes: O. und W. Abb. zur hsl. Überl. spätma. Heldenepik (Litterae ). Göppingen . Ü: Karl Simrock. Das kleine Heldenbuch. Stuttgart u. ö. – Karl Pannier: O. (RUB ). Leipzig u. ö. – O. and W. Two medieval Romances. Translated with an introduction by J. W. Thomas (Studies in German literature, linguistics and culture ). Columbia NC . L: Wolfgang Dinkelacker, VL () Sp. –. – Red.: O. und W. In: KNLL () S. f. – J. Heinzle, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f. – Ernst Hellgardt, Killy () S. –. – Karl Müllenhoff: Zeugnisse und Excurse zur dt. Heldensage. In: ZfdA () S. – (wieder in: Grimm [s. u.] S. –). – Ders.: Das Alter des O. In: ZfdA () S. –. – Amelung/Jänicke
Ortnit (s. Ausg.) Bd. , S. V–XXX; Bd. /, S. –. – Elard Hugo Meyer: Quellenstud. zur mhd. Spielmannsdichtung. In: ZfdA () S. –. – Carl Voretzsch: Epische Stud. Beitr. zur Gesch. der französischen Heldensage und Heldendichtung. Halle , Reg. – Konrad Zwierzina: Mhd. Stud. /. In: ZfdA () S. –, –. – Hermann Schneider: Die Gedichte und die Sage von W. Unters. über ihre Entstehungsgesch. München . – Arnold Mock: Unters. zu O. und W. A. Diss. Bonn . – Dimitri Scheludko: Versuch neuer Interpretation des Wolfdietrichstoffes. In: ZfdPh () S. –. – Theodor Frings/ Maximilian Braun: Brautwerbung I. (Ber. über die Verhandlungen der Sächsischen Akad. der Wiss. zu Leipzig, phil.-hist. Kl. ). Leipzig . – Wilhelm Grimm: Die dt. Heldensage. Nachdr. der v. Reinhold Steig besorgten . Au . unter Hinzufügung der Nachträge v. K. Müllenhoff und O. Jänicke aus der ZfdA. Nachw. v. Siegfried Gutenbrunner. Darmstadt , Reg. – Jan de Vries: Die Sage von W. In: GRM () S. –. – H. Schneider: Germ. Heldensage. Bd. , Buch : Dt. Heldensage (Grundriß der Germ. Philologie / ). Berlin , S. –. – Linde Baecker: Die Sage von W. und das Gedicht W. A. In: ZfdA () S. –. – Heino Gehrts: Das Märchen und das Opfer. Unters. zum europäischen Brüdermärchen. Bonn , . – W. Dinkelacker: Probleme einer O.-Edition. In: Probleme altgermanistischer Editionen. Hg. v. Hugo Kuhn u. a. (DFGForschungsber. ). o. O. . – Rolf Bräuer: Literatursoziologie und epische Struktur der dt. ‹Spielmanns-› und Heldendichtung. Zur Frage der Verfasser, des Publikums und der typologischen Struktur des Nibelungenliedes, der Kudrun, des O.-W., [...] (Veröff. des Inst. für Dt. Sprache und Lit. ). Berlin . – Paul Horst Gottschalk: Strukturelle Studien zum O. und den mhd. Spielmannsepen. Diss. University of Colorado . – W. Dinkelacker: O.-Stud. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin . – Werner Hoffmann: Mhd. Heldendichtung (Grundlagen der Germanistik ). Berlin . – Norbert Voorwinden: Zur Überl. des O. In: ABäG () S. –. – Claude Lecouteux: Des Königs O.s Schlaf. In: Euph. () S. –. – Horst Brunner: Strukturprobleme der Epenmelodien. In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinst. ). Bozen ,
Albrecht von Kemenaten S. –. – Heinz Rupp: Der O. – Heldendichtung oder? In: ebd., S. –. – Georg Steer: Das Fassungsproblem in der Heldenepik. In: ebd., S. –. – Ruth H. Firestone: A New Look at the Transmission of O. In: ABäG () S. –. – J. Heinzle: Die Triaden auf Runkelstein und die mhd. Heldendichtung. In: Runkelstein. Die Wandmalereien des Sommerhauses. Hg. v. Walter Haug u. a. Wiesbaden , S. –. – H. Gehrts: Der Schlaf des Drachenkämpfers O. In: Euph. () S. –. – Christian SchmidCadalbert: Der ‹O.› AW als Brautwerbungsdichtung. Ein Beitr. zum Verständnis mhd. Schemalit. (Bibliotheca Germanica ). Bern u. a. . – Carola L. Gottzmann: Heldendichtung des . Jh.: Siegfried, Dietrich, O. (Information und Interpretation ). Frankfurt/M. u. a. . – Jens Haustein: Der Helden Buch. Zur Erforschung dt. Dietrichepik im . und . Jh. (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – J. Heinzle: Wandlungen und Neuansätze im . Jh. (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , Reg. – Lydia Miklautsch: Väter und Söhne: ‹O. AW› und ‹Wolfdietrich A›. In: Heldendichtung in Österreich – Österreich in der Heldendichtung. Hg. v. Klaus Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Uta Störmer-Caysa: O.s Mutter, die Drachen und der Zwerg: In: ZfdA () S. –. – Claudia Bornholdt: O. und Walther auf der Flucht. Großes Durcheinander oder ein ordentlicher Schritt gen Norden? In: Ordnung und Unordnung in der Lit. des MA. Hg. v. Wolfgang Harms u. a. Stuttgart , S.–. – W. Ko er: Die Macht und ihr Preis. Überlegungen zu Ortnîts Scheitern. In: Mhd. Heldendichtung außerhalb des Nibelungen- und Dietrichkreises (Kudrun, O., Waltharius, Wolfdietriche). . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. K. Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – W. Ko er: O./W. und die Dietrichepik. In: JOWG () S. –. – L. Miklautsch: Montierte Texte – hybride Helden. Zur Poetik der W.-Dichtungen (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/New York , passim. – Dietmar Peschel: Dreifacher Salto ödipale: König O. und seine Väter. In: Das Abenteuer der Genealogie. Vater-Sohn-Beziehungen im MA. Hg. v. Johannes Keller u. a. (Aventiuren ). Göttingen , S. – (wieder in: D. Peschel: Beziehungsknoten. Sieben Essays über Kindschaft und Liebschaft
. Hälfte . Jh. und Herrschaft in ma. Lit. [Erlanger Stud. ]. Erlangen u. a. , S. –). – Gabriele Kluge: ‹Wol ûf, wir sullen slâfen gân!› Der Schlaf als Alltagserfahrung in der deutschsprachigen Dichtung des HochMA (Kultur, Wiss., Lit. ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Thordis Hennings: Französische Heldenepik im dt. Sprachraum. Die Rezeption der Chansons de Geste im . und . Jh. Überblick und Fallstud. (Beitr. zur älteren Literaturgesch.). Heidelberg , S. –. – Sonja Kerth: Gattungsinterferenzen in der späten Heldendichtung (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. – Victor Millet: Germ. Heldendichtung im MA. Eine Einf. (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. –. – Edward G. Fichtner: O., or the failure of patriarchy. In: Neophilologus () S. –. – W. Ko er: Aventiure und sorge. Anm. zur Textstruktur von ‹O.› A und ‹W.› A. In: ZfdA () S. –. – Florian Kragl: Die Geschichtlichkeit der Heldendichtung (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Stephan Jolie: Was bleibt: O., Auberon und die Auferstehung des Buches. In: Vom Verstehen dt. Texte des MA aus der europäischen Kultur. Hommage à Elisabeth Schmid. Hg. v. Dorothea Klein (Würzburger Beitr. zur dt. Philologie ). Würzburg , S. –. – Björn Reich: Name und maere. Eigennamen als narrative Zentren ma. Epik. Mit exemplarischen Einzelunters. zum Meleranz des Pleier, Göttweiger Trojanerkrieg und W. D (Stud. zur hist. Poetik ). Heidelberg , S. –, –, f. – W. Ko er: Kontinuität und Brüche. Die Produktion von Spielmanns- und Heldendichtung im Elsaß des . Jh. In: Aus der Werkstatt Diebold Laubers. Hg. v. Christoph Fasbender u. a. (Kulturtopographie des alemannischen Raums ). Berlin/Boston , S. – mit Tf. –. VZ Albrecht von Kemenaten (Kemnaten). – Verfasser (?) eines Dietrichepos, erste Hälfte . Jh. Im nur fragmentarisch überlieferten Epos Goldemar ndet sich gegen die Gattungskonvention der Dietrichepik eine Autorsignatur am Beginn der zweiten Strophe: «von kemmenaten albrecht / der tihte ditze mære». Dieser A. v. K. könnte mit dem bei → Rudolf von Ems im Alexander (V. ) und im Willehalm von Orlens (V. –) lobend erwähnten gleichnamigen Dichter identisch sein. Sollte dies zutreffen und Rudolf auf den Verfasser des Goldemar rekurriert haben, dann müsste
. Hälfte . Jh. A. vor sein Werk vollendet haben. Woher dieser A. v. K. aber gestammt haben könnte, ist nicht zu klären: Zu häu g ist «Kemenaten» (und ähnlich) als Orts- oder Familienname und der Textzeuge des Goldemar zu spät, als dass dessen Sprachstand sichere Hinweise zur Lokalisierung des Autors an die Hand geben könnte. Zudem fehlen außerliterarische Bezeugungen, so dass Vorschläge der frühen Forschung (Thurgau, Südtirol, Allgäu) der validen Grundlage entbehren. Auch die Zuweisungen weiterer Werke an A. (→ Eckenlied, → Sigenot, → Virginal) lassen sich nicht hinreichend begründen. Allerdings sind alle vier Epen in der gleichen Strophenform, dem ‹Bernerton›, verfasst, einem kunstvollen metrischen Gebilde aus dreizehn Verszeilen. Dass der ‹Bernerton› von A. erfunden wurde, ist aber unwahrscheinlich, da die Strophen des Goldemar eine mutmaßlich jüngere Erscheinungsform repräsentieren. Erhalten sind vom Goldemar lediglich die neun Anfangsstrophen und Teile der zehnten. Erzählt wird darin, wie Dietrich von Bern auf der Suche nach Riesen, die im Wald des Gebirges Trutmunt leben, einer Gruppe wilder Zwerge begegnet. In deren Begleitung be ndet sich ein äußerst liebreizendes Mädchen, das bei Dietrich umgehend ein Minneverlangen («senden muot») auslöst. Von den Zwergen wird die Schöne jedoch im Berg verborgen. Dietrich, dem aufgefallen ist, dass es keinerlei Anzeichen bereits erfolgter Befreiungsversuche von Rittern im Frauendienst gibt, erbittet Auskunft über das Mädchen. Der Zwergenkönig Goldemar antwortet Dietrich und weist dabei dessen indirekte Aufforderung zum Kampf zurück. In seiner Rede bricht der Text ab, noch bevor der König nennenswerte Auskünfte zum Mädchen erteilt hat. Der mögliche Fortgang der Erzählung lässt sich aus der ‹Heldenbuch-Prosa› des Straßburger Heldenbuchs (→ Heldenbuch) rekonstruieren, die in dessen Handschrift als Vorrede und in den meisten Drucken als Schlussstück erscheint: Das Mädchen, die portugiesische Königstochter Hertlin, ist von Goldemar entführt worden, konnte aber ihre Jungfräulichkeit bewahren. Nach mühevollen Kämpfen gelingt Dietrich die Befreiung der Prinzessin. In erster Ehe nahm er sie darauf zur Frau. Einer Anspielung auf den Kampf mit Goldemar im → Reinfried von Braunschweig (V. –) ist ferner zu entnehmen, dass Dietrich von den Wül ingen und der Zwergenkönig von den Riesen des Waldes unterstützt wurde. Ansonsten ist ein
Albrecht von Kemenaten Goldemar in der schriftlich xierten Literatur des dt. MA nicht weiter bekannt. Der Cosmidromius des Gobelinus → Person berichtet im Caput von einer Familiensage, in der ein Hausgeist «Goldemer» vorkommt. Ob aber zum Zwergenkönig ein Zusammenhang besteht, darf bezweifelt werden. Die literarhistorische Bedeutung des Epenfragments liegt in der Abkehr vom für die Heldenepik typischen Ideal des draufgängerischen «degen», die in der Einleitungsstrophe deutlich und polemisch artikuliert wird, wenn es von der alten Zeit heißt: «man sprach, er taete daz beste / der mängen ane schulde erschluoc». Stattdessen werden die geschilderten Erlebnisse Dietrichs auf die Komplexe ‹aventiure› und ‹hö sche minne› bezogen. Dietrich wird zum Minneritter stilisiert und ein hö sches Minnerittertum als Gegenentwurf zum «Haudegentum» entworfen. Zwar folgt der Goldemar in der Grundanlage noch dem Erzählschema von Herausforderung und Befreiung, die Verbindung von Heldenkampf und Minne im Fragment ist indes dezidiertes Merkmal des hö schen Romans. In der Anpassung des Dietrichstoffes an den hö schen Geschmack kann eine originäre Leistung A.s erkannt werden. Vielleicht lässt sich der Goldemar dabei als bewusste Abgrenzung vom → Laurin verstehen, der motivliche und Aufbauparallelen aufweist. Wegen der Kürze des GoldemarFragments lässt sich aber nicht mit letzter Sicherheit entscheiden, in welcher Richtung die Bein ussung anzusetzen ist, auch wenn der Laurin das traditioneller gestaltete Epos ist. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , v–v (Pap., Tl. mit Goldemar: /, schwäbisch); Reste ( Bll.) einer Sammelhs. mit ursprünglich Bll. – Passage in der ‹Heldenbuch-Prosa› des ‹Straßburger Heldenbuches›: Straßburg, Seminarbibl., Heldenbuch (ohne Sign., Hs. des Diebolt von Hanowe), r (Pap., um ); verbrannt, neuzeitliche Abschrift der ‹Heldenbuch-Prosa› in Berlin, SBB, Mgq . – Erstdruck: Straßburg: Johann Prüss, um (GW ). A: Moriz Haupt: Goldemar von A. v. K. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Friedrich Heinrich von der Hagen: Heldenbuch. Altdt. Heldenlieder aus dem Sagenkreise Dietrichs von Bern und der Nibelungen. Bd. . Leipzig , S. – (u. d. T. ‹Dietrichs Brautfahrt›). – Julius Zupitza: Dietrichs Abenteuer von A. v. K. Nebst den Bruchstücken von Dietrich und Wenzlan (Dt.
Freidank Heldenbuch ). Berlin (Neudr. Dublin/Zürich ) S. –. L: [Elias von] Steinmeyer, ADB () S. . – Wolfgang Stammler, NDB () S. . – Joachim Heinzle, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. – und Reg. – Michael Mecklenburg, Killy () S. f. – Haupt (s. Ausg.) S. –. – Karl Müllenhoff: Zur Gesch. der Nibelunge Not. Braunschweig , S. Anm. – Ignaz Vinzenz Zingerle: A. v. K. In: Germania () S. f. – J. Zupitza: Prolegomena ad Alberti de K. Eckium. Diss. Berlin . – Ders. (s. Ausg.) S. XXIX f., XLVII–LI. – Hermann Schneider: Germ. Heldensage. Bd. : Ursprung und Wesen der Heldensage. Dt. Heldensage (Grundriß der germ. Philologie ,). Berlin () S. , . – Edward Schröder: Rudolf von Ems und sein Litteraturkreis. In: ZfdA () S. –, hier S. f. – Samuel Singer: Goldemar. In: Hwb. des dt. Aberglaubens (/) Sp. f. – Helmut de Boor: A. v. Kemnaten. In: Unterscheidung und Bewahrung. FS Hermann Kunisch. Berlin , S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. . Hg. v. Roswitha Wisniewski/Herbert Kolb. Berlin , S. –). – J. Heinzle: Dietrichepik. Unters. zur Tradierungsweise, Überlieferungskritik und Gattungsgesch. später Heldendichtung (MTU ). München , bes. S. –, . – Horst Brunner: Strukturprobleme der Epenmelodien. In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinst. ). Bozen , S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Annäherungen. Stud. zur dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit [Phil.Stud.u.Qu. ]. Berlin , S. –, hier S. f.). – Klaus Düwel: Werkbezeichnungen der mhd. Erzähllit. – (Palaestra ). Göttingen , S. f. – R. Wisniewski: Ma. Dietrichdichtung (Slg. Metzler ). Stuttgart , S. –. – Tatsuo Terada: A. v. K. und seine literarische Identität. In: Doitsu-bungaku () S. –. – J. Heinzle: Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. –. – Sonja Kerth: Gattungsinterferenzen in der späten Heldendichtung (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. VZ Autoritäten(spruch) → Freidank.
. Hälfte . Jh. Freidank (Frîdanc, Frîgedanc, Fridancus), * vor , † (?). – Spruchdichter. In ma. Handschriften wird F. in den Vorreden der ihm zugeschriebenen Spruchsammlungen häu g explizit als Autor genannt. Auch wenn es sich dabei um einen ktiven Verfassernamen handeln könnte, deuten mehrere Indizien doch auf eine gleichnamige historische Gestalt hin. Eine Vita ist daraus aber nur in Umrissen zu rekonstruieren. Wie die sprachlichen Charakteristika seiner Sprüche vermuten lassen, stammte F. wohl aus dem alemannischen Süddeutschland, wahrscheinlich aus dem Herzogtum Schwaben. → Rudolf von Ems erwähnt F. kurz nach im Alexander und um im Willehalm von Orlens. Die Annalen des Stifts Kaisheim berichten zum Jahr vom Tod eines «Fridancus magister». F.s Bezeichnung als Magister oder Meister ndet sich auch bei Rudolf von Ems und in anderen Quellen. Ebenso wird er verschiedentlich als Fahrender bezeichnet. Die Sprüche F.s verraten lat.-theologische Grundkenntnisse, also könnte er zumindest eine Klosteroder Domschule besucht haben. Die Forschung hat auch über Verbindungen F.s zu den Zisterziensern spekuliert, was aber nicht sicher nachweisbar ist. Geistliche Weihen dürfte F. aber nicht erhalten haben. Der Beginn von F.s dichterischem Schaffen ist unbekannt, doch hat die Forschung die Zeit um / erwogen. Erwähnungen Roms und Akkons in den Sprüchen F.s legen seine Teilnahme am Kreuzzug Friedrichs II. von / und einen Zwischenaufenthalt in Rom nahe. Nicht durchgesetzt hat sich die These, F. sei ein Pseudonym → Walthers von der Vogelweide gewesen. Auch der F. im Seifried → Helbling zugewiesene Vorname Bernhart gilt heute als nicht authentisch. Das von Hartmann → Schedel nach eigenen Angaben am Dom von Treviso entdeckte Grabmal eines F. stammt wohl nicht aus dem . Jh. F.-Sprüche sind in über Handschriften und Drucken überliefert. Die handschriftliche Überlieferung setzt im letzten Viertel des . Jh. ein und erstreckt sich über den gesamten dt. Sprachraum. F.-Drucke entstanden ab etwa und reichen bis ins späte . Jh. Insgesamt sind unter F.s Namen mehr als Verse erhalten, die oft in umfangreichen Kompilationen, manchmal nur als Einzelverse tradiert sind. In den größeren Sammlungen wird F.s Werk meist unter dem Titel Bescheidenheit subsumiert: «Ich bin genant Bescheidenheit / diu aller tugende krône treit», wie es in der Vorrede
. Hälfte . Jh. heißt. «Bescheidenheit» ist hier im Sinne der lat. «discretio» als Unterscheidungsvermögen oder Urteilskraft zu verstehen. Sie steht neben «prudentia» und «sapientia» und ermöglicht es dem Menschen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Leider erlaubt die Überlieferung kein Urteil darüber, ob der Titel Bescheidenheit wirklich auf F. selbst zurückgeht oder von einem Kompilator eingeführt wurde. Auch die Echtheit einzelner Sprüche ist kaum individuell zu klären. Die F.-Sprüche sind als vierhebige Reimpaarverse mit meist zwei, seltener auch vier oder mehr Zeilen gestaltet. Grundsätzlich ist allen Sprüchen F.s eine in sich geschlossene Selbstständigkeit gemeinsam. In der Überlieferung existieren aber auch umfangreiche Spruchketten, die wahrscheinlich später entstanden und jeweils einzelnen Themen gewidmet sind, z. B. der Zunge («von der zungen»), dem Antichrist («von dem Endekriste») oder Lüge und Betrug («von liegenne unde triegenne»). Die Gruppierung der Sprüche nach Themen ist in den verschiedenen Handschriften unterschiedlich stark ausgeprägt. Dies betrifft sowohl den Umfang wie die Reihenfolge der Gruppen. So ist die wohl älteste F.-Handschrift A (Siglen s. Überlieferung) ebenso in Kapiteln angeordnet wie B. Weiterhin enthalten D, E und H Kapitel und Überschriften. W¨ahrend sich aber A und B in der inhaltlichen Abfolge der Sprüche nahestehen, weisen D, E und besonders H andere Anordnungen auf. Ein ursprüngliches F.-Korpus ist aus dieser verzweigten Überlieferung bis heute nicht rekonstruierbar. Auch F.s eigener Anteil an der Zusammenstellung seiner Sprüche bleibt ungeklärt. Obwohl die Forschung F. manchmal ein Interesse an der thematischen Gliederung seines Werks zuweist, könnten die Sprüche auch erst von späteren Redaktoren geordnet und mit Überschriften versehen worden sein. F.s Stil ist von pointierter, sentenzenhafter Knappheit geprägt, manchmal aber auch erzählerisch oder gleichnishaft ausgestaltet. So heißt es etwa beschreibend über Rom: «ùf ir palasen wahset gras». F.s Sprache ist einfach, doch keineswegs derb. Auch die zahlreichen Sprüche zu religiösen Themen sind stets allgemeinverständlich und ohne theologische Spezialbegriffe formuliert. Die große Zugänglichkeit von F.s Sprüchen geht dabei manchmal mit einer volkstümlichsprichwörtlichen Direktheit einher (z. B. «des jungen lop sich mêret, so er den alten êret»). Oft sind
Freidank seine Verse aber auch indirekter gestaltet, indem sie lebenspraktische Deutungen nicht offen aussprechen, sondern dem Leser als Rezeptionsleistung abverlangen (z. B. «maneger mir die strâze wert, die er doch gerne selbe vert»). Dieser Deutungsakt wird freilich durch F.s häu gen Bezug auf bekannte, anschauliche oder alltägliche Sachverhalte erleichtert – etwa die Langsamkeit der Schnecke, die Wirkung des Alkohols oder die Probleme des Alters. Hier tritt F.s gute Beobachtungsgabe hervor, die ihn zu einem ebenso realistischen wie kritischen Dichter macht. Übrigens beruht F.s Werk dabei nicht nur auf der direkten Anschauung ma. Lebenswirklichkeit, sondern ist durchaus auch literarisch vermittelt. So speisen sich die Sprüche besonders aus der Vulgata sowie älteren – auch lat. – Sammlungen von Sprichwörtern, Fabeln und Florilegien. Wahrscheinlich ist weiterhin die Einbeziehung mündlich tradierter Spruchweisheiten sowie der Rückgriff auf Auslandsaufenthalte F.s in Rom und Akkon. F. kannte vielleicht auch → Thomasins Welschen Gast, den Gregorius und Armen Heinrich → Hartmanns von Aue sowie die Werke von → Augustinus, → Gregorius und → Isidor von Sevilla. Inhaltlich deckt F.s Werk ein breites thematisches Spektrum ab. Grundlage ist eine pragmatische, auf das alltägliche Leben bezogene Sittlichkeit. Diese wird – ohne theologische Pedanterie – von den üblichen Grundpfeilern ma. Frömmigkeit ergänzt. Entsprechend beschäftigen sich viele Sprüche F.s mit religiösen Lehren und Gestalten: mit Gott und Teufel, Christ und Antichrist, Adam und Eva, Paradies und Apokalypse, Kirche und Kurie, mit göttlichen Geboten, Tugenden (z. B. Weisheit, Großzügigkeit, Frömmigkeit) und Lastern (u. a. Hass, Neid, Zorn, Geiz). Weltlicher orientiert sind Sprüche über Liebe, Minne, Spiel und Trunk sowie Vergänglichkeit, Alter und Tod. Das Personal der Sprüche ist vielfältig und umfasst u. a. Papst, Kaiser, Könige, Ritter, Bauern, Ärzte, Priester, Ketzer und Juden. Andere Sprüche handeln von Tieren, etwa von Wölfen, Schafen, Mäusen, Raben und Eseln. F.s Verse über Rom und Akkon unterscheiden sich von seinen anderen Sprüchen durch ihre Zustandsbeschreibungen mit religiöspolitischen Überlegungen zu Papst und Kaiser sowie zu Missständen im zeitgenössischen Christentum. In den Akkon-Sprüchen erweist sich F. als Unterstützer Friedrichs II., den er als ordnende Kraft wahrnimmt.
Freidank Die F.-Rezeption blieb nicht auf die umfangreiche deutschsprachige Überlieferung beschränkt. Bereits im späten . Jh. übertrug ein unbekannter Bearbeiter rund F.-Verse in lat. Hexameter. Deren Überlieferung in elf lat. und dt.-lat. Handschriften sowie einem dt.-lat. Druck (um –) zeugt von dem Gebrauch der Texte in Lateinschulen und Universitäten. Zudem gingen Sprüche F.s direkt oder indirekt in bedeutende Sammlungen und in literarische Werke anderer Autoren ein: in die → Carmina Burana, den → Schwabenspiegel, → Bollstatters Spruchsammlung, den Renner → Hugos von Trimberg sowie in Texte von Ulrich → Boner und → Oswald von Wolkenstein. Viele F.-Sprüche wurden auch in spätma. Autoritätensammlungen aufgenommen, darin aber älteren Autoritäten wie Propheten, Kirchenvätern, antiken Dichtern und Philosophen zugeschrieben. Einen neuen Schub erhielt die F.Rezeption durch eine von Sebastian → Brant herausgegebene und kommentierte Ausgabe, deren rund Verse in Straßburg gedruckt wurden. Brants Bearbeitung wirkte im gesamten . Jh. nach und beein usste u. a. die Literaturgeschichte des Cyriacus Spangenberg. Bis in die Barockzeit wurden F.s Sprüche auch als Perikopenergänzung oder -ersatz in Predigten benutzt. Erwähnt seien hier weiterhin die zahlreichen Inschriften, die F.s Sprüche etwa auf Gebäuden verewigten. Nicht zuletzt zeigte sich die anerkennende Rezeption F.s auch in der gelegentlichen Verwendung seines Namens als Bezeichnung für den literarischen Typus des zugespitzten Sinnspruchs, dem etwa Verse → Heinrich des Teichners und des → Strickers zugeordnet wurden. Ü: Umfangreiche Überl. mit über Hss.; Verz. der Hss. und Drucke im Marburger Repertorium der F.-Überl.: http:// www.mrfreidank.de. – Nennenswerte Hss.: A: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Perg., letztes Viertel . Jh., rheinfränkisch, frühes F.-Korpus von rund Versen mit Autornennung). – O: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , r–r (Pap., um –, rheinfränkisch, rund F.-Verse). – M: Wolfenbüttel, HAB, cod. Helmst., r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., nd., rund Verse). – H: München, BSB, Cgm , Bll. (Pap., Anfang . Jh., mittelbair., rund Verse). – D: Bremen, SUB, msb –, r–r (Pap., zweites Viertel . Jh., alemannisch-elsässisch, über Verse). – B: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart.
. Hälfte . Jh. B , r–r (Pap., um –, elsässisch, rund Verse). – E: Wolfenbüttel, HAB, cod. . . Aug °, Bll. (Perg. und Pap., Nürnberg, um mit Einschüben von um /, nordbair.ostfränkisch, rund Verse). D: Verz. der Drucke von bis im Marburger Repertorium der F.-Überl. (s. Überl.). – Nennenswerte Drucke: Proverbia eloquentis Freydangks innumeras in se utilitates complectentia. [Leipzig: Konrad Kachelofen, um –] (lat.-dt. F.-Ausg.; GW ; OnlineFaks. http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/ /bsb/image ). – Der Freidanck. Straßburg: Johannes Grüninger, (Hg. v. Sebastian Brant; VD F ; Online-Faks. http:// daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb/ image ). A: Bescheidenheit. Hg. v. Wilhelm Grimm. Göttingen , (Mikro che-Ausg. München u. a. ). – Fridangi discrecio. Hg. v. Hugo Lemcke. Stettin (lat.-dt.). – Bescheidenheit. Hg. v. Heinrich Ernst Bezzenberger. Halle/Saale . Nachdr. Aalen (Mikro cheAusg. Frankfurt/M. ). – Bescheidenheit. Hg. v. Robert Joachim. In: Neues Lausitzisches Magazin () S. –; Sonderdr. Görlitz (lat.-dt.; vgl. auch Anton Schönbach: Über die Grazer Hs. des lat.-dt. F. In: Mitt. des hist. Ver. für Steiermark , , S. –). – Bescheidenheit. Hg. v. Franz Sandvoss. Berlin . – Hermann Paul: Über die ursprüngliche Anordnung von F.s ‹Bescheidenheit›. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl. () S. –. – Hartmut Beckers: Bruchstücke einer westfälischen F.-Hs. In: NdJb () S. –. – Bescheidenheit. Hg. v. Wolfgang Spiewok. Leipzig . Neuausg. Greifswald (Teilausg. mit nhd. Übers.). – Sebastian Brant: Der Freidanck (ZfdA Beih. ). Hg. v. Barbara Leupold. Stuttgart (Faks. des Straßburger Drucks von , s. Drucke). L: Karl Bartsch, ADB () S. –. – Ehrismann // () S. –. – Friedrich Neumann, NDB () S. –. – Ders., VL () Sp. –; () Sp. . – Günter Ei er, LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald () S. –; / () S. , f. u. ö. – RSM () S. f.; () S. –. – Walter Buckl, MarLex () S. f. – Nikolaus Henkel, Killy () S. –. – Franz-Josef Holznagel, KLL () S. f. – Karl Loewer: Patristische
. Hälfte . Jh. Quellenstud. zu F.s Bescheidenheit. Diss. Leipzig . – Friedrich Vogt: Bruchstück einer nd. Hs. des F. In: ZfdA () S. –. – Friedrich Wilhelm: Ein Freidankbruchstück aus Medingen. In: ZfdA () S. –. – Albert Leitzmann: Die Freidankcitate im Renner. In: PBB () S. –. – Oswald von Zingerle: Die Heimat des Dichters F. In: ZfdPh () S. –. – Joseph Klapper: Die Sprichwörter der Freidankpredigten. Proverbia Fridanci. Breslau . – Edward Schröder: Rudolf von Ems und sein Literaturkreis. In: ZfdA () S. –. – Catherine T. Rapp: Burgher and Peasant in the Works of Thomasin von Zirclaria, F., and Hugo von Trimberg. New York . – Hermann Gumbel: Brants ‹Narrenschiff› und F.s ‹Bescheidenheit›. In: Beitr. zur Geistes- und Kulturgesch. der Oberrheinlande. FS Franz Schultz. Hg. v. H. Gumbel. Frankfurt/M. , S. –. – Samuel Singer: Sprichwörter des MA. Bd. . Bern , S. –; Bd , ebd. , S. –, –. – A. Leitzmann: Stud. zu F.s ‹Bescheidenheit›. Berlin . – F. Neumann: Meister F. In: Wirkendes Wort (/) S. – (wieder in: Mhd. Spruchdichtung. Hg. v. Hugo Moser. Darmstadt , S. –). – Günther Currle: Die Kreuzlyrik Neidharts, Tannhäusers und F.s und ihre Stellung in der mhd. Kreuzzugslyrik. Diss. Tübingen . – F. Neumann: F.s Herkunft und Schaffenszeit. In: ZfdA (/) S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur dt. Philologie des MA. Berlin , S. –). – W. Spiewok: F. In: Weimarer Beitr. () S. –. – George T. Gillespie: Notes/ nodiadau. F., Walther, and the Nibelungen. A F. Fragm. in the Codex of Manuscript C of the ‹Nibelungenlied›. In: Trivium () S. –. – Bruno F. Steinbruckner: Über F. In: Monatsh. für dt. Unterricht, dt. Sprache und Lit. () S. –. – Leslie Seiffert: Wortfeldtheorie und Strukturalismus. Stud. zum Sprachgebrauch F.s. München u. a. . – G. Ei er: Die ethischen Anschauungen in F.s ‹Bescheidenheit› (Hermaea NF ). Mainz . – Christoph Petzsch: Freidanküberl. im Cgm . In: ZfdA () S. –. – Ders.: Reimpaare F.s bei Oswald von Wolkenstein. In: Werk-Typ-Situation. Stud. zu poetologischen Bedingungen in der älteren dt. Lit. FS Hugo Kuhn. Hg. v. Ingeborg Glier u. a. Stuttgart , S. –. – C. Petzsch: Mehrstimmiger Liedsatz als Interpretationshilfe. Späte Belege von F.
Freidank , f. In: Euph. () S. –. – Christoph Huber: ‹Wort sint der dinge zeichen›. Unters. zum Sprachdenken der mhd. Spruchdichtung bis Frauenlob (MTU ). Zürich u. a. , passim. – Berndt Jäger: ‹Durch reimen gute lere geben›. Unters. zu Überl. und Rezeption F.s im SpätMA (GAG ). Göppingen . – Jutta Goheen: Societas humana in F.s ‹Bescheidenheit›. In: Euph. () S. –. – Wolfgang Harms: Die Tiere in den Sprüchen und Sentenzen F.s. In: L’Uomo di Fronte al Mondo Animale nell’Alto Medioevo . Hg. Centro Italiano di Studi sull’Alto Medioevo. Spoleto , S. –. – Nikolaus Henkel: Dt. Übers. lat. Schultexte, ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München u. a. , S. –, – u. ö. – Hans Ulrich Schmid: Verse F.s und des Marners in einer lat. Predigtslg. aus Oberaltaich (Clm ). In: ZfdA () S. –. – Werner Schubert: Der Weisheitsbegriff bei F. In: ‹triuwe›. Stud. zur Sprachgesch. und Literaturwiss. FS Elfriede Stutz. Hg. v. Ute Schwab u. a. Heidelberg , S. –. – Klaus Grubmüller: F. In: Jb. der Brüder-Grimm-Ges. () S. –. – Ders.: F. In: Kleinstformen der Lit. Hg. v. Walter Haug/ Burghart Wachinger. Tübingen , S. –. – Thesaurus proverbiorum medii aevi. Hg. v. Kuratorium Singer der Schweizer. Akad. der Geistesund Sozialwiss. Bde., Berlin u. a. –, Reg. – Hans-Joachim Behr: Lehre in Reimen. Zu F.s Bescheidenheit und Hermann Botes Köker. In: Vom MA zur Neuzeit. FS Horst Brunner. Hg. v. Johannes Rettelbach u. a. Wiesbaden , S. –. – Ines Heiser: F.-Inschr. In: ZfdA () S. –; () S. –. – FranzJosef Holznagel: Vorüberlegungen zu einer neuen F.-Ausg. In: Dt. Texte des MA zwischen Handschriftennähe und Rekonstruktion. Berliner Fachtagung .–. April (Editio Beih. ). Hg. v. Martin J. Schubert. Tübingen , S. –. – Stefanie Hein u. a.: Mittelalterphilologie im Internet. Noch einmal: Das Marburger Repertorium der F.-Überl. In: ZfdA () S. –. – I. Heiser: Autorität F. Stud. zur Rezeption eines Spruchdichters im späten MA und in der frühen Neuzeit (Hermaea NF ). Tübingen . – Hiram Kümper: Arzt oder Spruchdichter? F.s Sachsenlob, eine Herrschaftswidmung aus Sankt Pantaleon. In: Gesch. in Köln () S. –. – B. Leupold: Die Freidankausg. Sebastian Brants und
Parcheval ihre Folgedrucke. Unters. zum Medienwechsel einer spätma. Spruchslg. an der Schwelle zur frühen Neuzeit. Diss. Marburg . – Wernfried Hofmeister: ‹Hânt alte liute jungen mout, die jungen alten, deist niht guot›. Das ‹sprichwörtliche› Alter in F.s ‹Bescheidenheit›. In: Alterskulturen des MA und der frühen Neuzeit. Internationaler Kongress Krems an der Donau, . bis . Oktober . Hg. v. Elisabeth Vavra. Wien , S. –. – Christine Magin: Neue F.-Inschriften des . Jh. in einem mecklenburgischen Kloster. In: ZfdA () S. –. MM Meister Hesse. – Schreiber, Notar, erste Hälfte . Jh. → Rudolf von Ems nennt M. H. in seinem Minneroman Willehalm von Orlens (V. –). W¨ahrend eines Dialogs zwischen Frau Aventiure und dem Dichter bittet dieser um eine gute Bewertung seiner Erzählung durch M. H., den er als Straßburger Schreiber bezeichnet. Frau Aventiure lobt daraufhin H.s besondere Fähigkeiten zur Verbesserung von Texten. M. H. erscheint bei Rudolf also als Autorität für die Qualität literarischer Werke. Rudolfs Hinweis auf Straßburg erlaubt eine mögliche Identi zierung von M. H. als historische Gestalt: In bischö ichen Urkunden ist dort und ein gleichnamiger Notarius nachgewiesen. Möglicherweise handelte es sich bei M. H. also um einen Rats- oder Stadtschreiber. Die Forschung hat in ihm auch einen Kleriker vermutet, der im Auftrag des Stadtrats Rechts- und Verwaltungsakte notariell betreute. Als unwahrscheinlich gilt heute die vor allem von Friedrich Ranke vertretene Annahme, M. H. habe in einer Schreibstube an Handschriften von → Wolframs Parzival (G) und → Hartmanns Tristan (M) mitgewirkt. A: Zur Erwähnung von M. H. bei Rudolf v. Ems vgl.: Willehalm von Orlens. Aus dem Wasserburger Cod. der fürstlich Fürstenbergischen Hofbibl. in Donaueschingen. Hg. v. Victor Junk (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin u. a. ) V. –. L: Hans-Hugo Steinhoff, VL () Sp. f. – De Boor/Newald () S. , f. – Friedrich Ranke: Die Überl. von Gottfrieds ‹Tristan›. In: ZfdA () S. –, –, hier S. , f. – Ingrid B. Walde: Unters. zur Literaturkritik und poetischen Kunstanschauung im dt. MA. Diss. Innsbruck ,
. Hälfte . Jh. S. –. – Gudrun Wolf: Unters. zur Literatursoziologie des dt. Buches im MA. Mit besonderer Berücksichtigung der Schreibstuben des M. H. in Straßburg und des Diebold Lauber in Hagenau. Diss. Innsbruck . – Helmut Brackert: Rudolf von Ems. Dichtung und Gesch. Heidelberg , S. –. – Gesa Bonath: Unters. zur Überl. des ‹Parzival› Wolframs von Eschenbach . Lübeck u. a. , S. –. – Ursula Peters: Lit. in der Stadt. Stud. zu den sozialen Voraussetzungen und kulturellen Organisationsformen städtischer Lit. im . und . Jh. Tübingen , S. – u. ö. – Adrian Stevens: Zum Literaturbegriff bei Rudolf von Ems. In: Geistliche und weltliche Epik des MA in Österreich. Hg. v. dems. u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Das Tristan-Epos Gottfrieds von Straßburg mit der Fortsetzung des Ulrich von Türheim nach der Heidelberger Hs. Cod. Pal. Germ. . Hg. v. Wolfgang Spiewok (DTM ). Berlin , S. . – Thomas Klein: Die Parzivalhs. Cgm und ihr Umkreis. In: Probleme der Parzival-Philologie. Marburger Kolloquium . Hg. v. Joachim Heinzle u. a. (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –. – Thomas Bein: ‹Mit fremden Pegasusen p ügen›. Unters. zu Authentizitätsproblemen in mhd. Lyrik und Lyrikphilologie. Berlin , S. f. – Martin Baisch: ‹La varn din getichte / Wan hat es nu ze nihte!› Zur Konzeption der Autorschaft in Rudolfs von Ems ‹Wilhelm von Orlens›. In: Text und Autor. Beitr. aus dem Venedig-Symposium des GraduiertenKollegs ‹Textkritik› München. Hg. v. Christiane Henkes. Tübingen , S. –. – Franziska Wenzel: Schwierige Performanz: Ein Versuch über die pragmatischen Bedingungen literarischer Kommunikation im ‹Willehalm von Orlens› des Rudolf von Ems. In: Situationen des Erzählens. Aspekte narrativer Praxis im MA. Hg. v. Ludger Lieb/Stephan Müller. Berlin u. a. , S. –. – Gottfried von Straßburg: Tristan : Text. Hg. v. Karl Marold. Bearb. v. Werner Schröder. Berlin u. a. , S. , f. – M. Baisch: Textkritik als Problem der Kulturwiss. Tristan-Lektüren. Berlin u. a. , S. f. MM Parcheval. – Mndl. und mittelfränkische Übersetzung des Perceval, frühes . Jh. Die mndl.-mittelfränkische Bearbeitung von Chrétiens de Troyes Li Contes del Graal (Perceval) ist in drei Fassungen erhalten: . Zwei mndl. Bruchstücke, . der mndl. Perchevael in der LancelotKompilation als gekürzte Bearbeitung der mndl.
. Hälfte . Jh. Übersetzung, . zwei mittelfränkische (ripuarische) Fragmente aus Prag und Düsseldorf. Fassung stellt eine wortgetreue Übertragung aus dem Mndl. dar; im älteren Prager Fragment ( Verse) wird geschildert, wie P. auf die Büßer trifft und den Klausner besucht. Der Inhalt stimmt mit den V. – aus Chrétiens Perceval überein. Das Düsseldorfer Fragment ( Verse) enthält Waleweins (Gaweins) Zusammentreffen mit dem verwundeten Greoreas; in Chrétiens Perceval ndet sich diese Episode in V. –. Die mittelfränkischen Fragmente (Nr. ) zeigen, dass schon in der ersten Hälfte des . Jh. eine dt. Version des Parchevalstoffs existierte, die unabhängig von → Wolfram von Eschenbachs Werk ist. Ebenso belegen sie den kulturellen Austausch zwischen dem niederrheinischen und dem ndl. Sprachraum. Ü: Mndl. Fassung: Brüssel, Kgl. Bibl., Hs. II, , (erste Hälfte . Jh. [?]; Fragm., Verse). – Lüttich, UB, Hs. (letztes Viertel . Jh.; Fragm., Verse). – Teile des mndl. Perchevael in der Lancelot-Kompilation: Den Haag/ ’s-Gravenhage, Kgl. Bibl., Cod. A (Perg., –, mndl.; Verse); vgl. hierzu: Soetje Ida Oppenhuis de Jong (s. Ausg.) S. –. – Mittelfränkische Fassung: Düsseldorf, ULB, Ms. fragm. K : F , Bl. (Perg., um , ripuarisch; Fragm., Verse). – Prag, Bibl. des Klosters Strahov, Inv. Nr. /zl, zwei Querstreifen eines Doppelbl. (Perg., vor , ripuarisch; Fragm. Verse). A: Ferdinand Deycks (Hg.): Carminum epicorum germanicorum Nederlandicorune saeculi XIII. et XIIII. id est Waleweini, Parthenopari et Markaris sive potius Aioli fragmenta. Regensberg , S. – (Fragm. Düsseldorf). – Napoléon de Pauw: Mnl. gedichten en fragmenten. Tl. II. Gent , S. – (Fragm. Brüssel), S. – (kollationierte Neuausg. Fragm. Düsseldorf). – Zatoˇcil (s. Lit.) S. – (Fragm. Prag-Strahov). – Maurits Gysseling (Hg.): Corpus van mnl. teksten (tot en met het jaar ) II/. ’s-Gravenhage , S. – (Fragm. Lüttich). – Soetje Ida Oppenhuis de Jong (Hg.): De Mndl. ‹Perceval›-traditie. Inleiding en editie van de bewaarde fragm. van een Mndl. vertaling van de ‹Perceval› of ‹Conte du Graal› van Chrétien de Troyes, en de ‹Perchevael› in de ‹Lancelotcompilatie› (Middelnederlandse Lancelotromans ). Hilversum (vgl. Bernhard Schmitz/Johan H. Winkelman: Zum mndl. ‹Perceval›. Aus Anlaß der Ausg. von Sotje Ida Oppenhuis de Jong. In: ZfdA [] S. –.)
Flors und Blanze ors L: Bob W. Duijvestijn, VL () Sp. –. – Leopold Zatoˇcil: Prager Bruchstück einer bisher unbekannten mittelfränkischen Übertragung der mnl. Versbearb. von Chrétiens de Troyes Percevalroman (Li Conte del Graal). In: Ders.: Germanistische Stud. und Texte I. Beitr. zur dt. und ndl. Philologie des SpätMA (Opera Universitatis Purkynianae Brunensis. Facultas Philosophica/Spisy University J. E. Purkynˇe v Brnˇe. Filoso cká Fakulta ). Brünn , S. –. – Maartje Draak: Een onbekend Praags Perchevaelfragm. In: Nieuwe Taalgids () f. – Hanneke Paardekooper-van Buuren: Betrekkingen tussen de Mndl. ‹Moriaen› en de ‹Parzival› van Wolfram von Eschenbach. In: ebd., S. –. – Maurits Gysseling (Hg.): Corpus van middelnederlandse teksten (tot en met het jaar ). Reeks II. Literaire hs., deel : Fragm. ’s-Gravenhage , S. . – Marc Joye: De Mndl. Graalromans. Overzicht en enkele vaststellingen. In: Leuvense bijdragen () S. –. – Maaike HogenhoutMulder: Proeven van tekstkritiek. Een onderzoek betreffende de tekstgeschiedenis van de ‹Renout van Montalbaen› en de ‹Perceval›. Diss. Groningen . – Bart Besamusca: Repertorium van de Mndl. Arturepiek. Utrecht , S. –. – HansJochen Schiewer: ‹Ein ris ich dar vmbe abe brach / Von sinem wunder bovme›. Beobachtungen zur Überl. des nachklassischen Artusromans im . und . Jh. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. , , , . – Hartmut Beckers: Wolframs Parzival und der Nordwesten. Neue Ansätze zur Lösung einer alten Streitfrage. In: Stud. zu Wolfram von Eschenbach. FS Werner Schröder. Hg. v. Kurt Gärtner/Joachim Heinzle. Tübingen , S. –. – Helmut Tervooren: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum von Rhein und Maas. Berlin , S. . – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , Reg. FA Flors und Blanze ors. – Ripuarisches Bruchstück, . Jh. Von der anonymen Bearbeitung sind nur , teils unvollständige Zeilen erhalten; der Textzeuge stellt lediglich eine Abschrift der Originalhandschrift dar. Die Dichtung dürfte im frühen . Jh.
Ainune nach französischer Quelle verfasst worden sein. Die Sprache ist ripuarisch und weist in die Region um Köln-Aachen. Klare Beziehungen des zur Gruppe ‹version aristocratique› der Floir und Blanche oirBearbeitungen (vs. ‹version populaire›) gehörenden Textes zu weiteren Dichtungen im gleichen Stoffkreis sind schwer auszumachen. Ferner besteht eine enge Verbindung mit der mnd. Bearbeitung → Flos unde Blanke os, die vermutlich von einem Westfalen gedichtet wurde. Ü: Köln-Mülheim, Gymnasialbibl., ohne Sign (Perg., Ende . Jh., ripuarisch; Fragm. [verschollen]). A: Heinrich Schafstaedt: Die Mülheimer Bruchstücke von F. u. B. (Gymnasium und Realschule zu Mülheim am Rhein. Abh. zum Jahresber. über das Schuljahr –). Mülheim/ Rhein . L: Hartmut Beckers, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. f. – Joachim Reinhold: Floire et Blanche or. Étude de littérature comparée. Paris . – Lorenz Ernst: Floire und Blantsche ur. Stud. zur vergleichenden Literaturwiss. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker ). Straßburg , S. –. – Otto Decker: Flos unde Blanke os. Krit. Ausg. des mnd. Gedichtes. Rostock , S. –. – Hans Teske: Unters. zu den mnd. Epen. I. Die Einordngmung der Mülheimer Bruchstücke von F. u. B. In: Korrespondenzbl. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. –. – Ders.: Der nd. Literaturkreis in Brügge. In: Mitt. aus dem Quickborn (/) S. –. – Verena Schäfer: Flore und Blanche ur. Epos und Volksbuch. Textversionen und die verschiedenen Illustrationen bis ins . Jh. Ein Beitr. zur Gesch. der Illustration (tuduv-Stud. ). München , S. (K ). – Ronald Lane: A Critical Review of the Major Studies of the Relationship between the Old French Floire et Blanche or and its Germanic adaptions. In: Nottingham Medieval Studies () S. –. – Silke Schünemann: ‹F. u. B.› (). Stud. zu einer lit. Übersetzung (Frühe Neuzeit ). Tübingen . FA Ainune. – Fragment einer Reimpaardichtung, zweites Viertel . Jh. (?). Bei A. dürfte es sich um eine ursprünglich umfangreiche Verserzählung gehandelt haben. Darauf lassen die erhaltenen Verse der Dichtung schließen, die nach ihrer Protagonistin benannt ist.
. Hälfte . Jh. Der Name der Heldin, wohl in Anlehnung an die Nymphe Oinone, könnte über → Ovid vermittelt worden sein. Dessen Kenntnis legt ein pseudoovidianisches Zitat am Schluss des Fragments nahe («amor amor amor / dulcis dulcis labor»; ähnlich in des → Pleiers Meleranz, V. ). Ein hinreichender Nachweis einer direkten antiken Stoffverbindung sind diese Verse indes nicht und auch die Annahme einer französischen Quelle ist rein hypothetisch. Der überlieferte Text besteht fast ausschließlich aus Minne- und Werbungsgesprächen eines Liebespaares und eine Ratgebers: Ein König wirbt um die Liebe der Königin Ainune. Der Redestil → Gottfrieds von Straßburg scheint für die anspruchsvolle aber mitunter formelhafte hö sche Sprache der A. Vorbild gewesen zu sein. Auch ein Ein uss → Wolframs von Eschenbach ist zu vermuten. Versuche der frühen Forschung, das A.-Fragment → Bligger von Steinach zuzuweisen (entweder dem Minnesänger oder einem namensgleichen Vertreter der Familie), entbehren einer philologisch validen Grundlage. Sie sind vor allem dem Umstand geschuldet, dass einerseits «von Steinahe Bliker» von Gottfried im Tristan (V. –) als «wortwiser» gepriesen wird und andererseits keine Verserzählung von einem Bligger überliefert ist. Aus der Tristan-Passage, die zum Lob des Dichters Bligger Bilder aus der Textilverarbeitung verwendet, wurde anhand des dort erwähnten «umbehange» (V. ) sogar ein Werktitel konstruiert und die A. als Bruckstück dieses ‹Umhangs› gewertet. Ü: Heidelberg, UB, ohne Signatur, verschollen; Pergamentbll. in Quartformat (Anfang . Jh. [Mone, s. Ausg.] oder nach [Schröder, s. Lit.], alemannisch). Das Fragm. wurde von Franz Joseph Mone aus einer (nicht weiter spezi zierten) Inkunabel aus dem Zisterzienserkloster Salem (Bodensee) ausgelöst. Bereits seit spätestens ist das Bruchstück verschollen. A: F. J. Mone: Bruchstücke alter Rittergedichte. In: Anz. für Kunde der teutschen Vorzeit () Sp. –, hier Sp. –. – Pfeiffer (s. Lit.) S. – (im Neudr.: S. –). – Paul Piper: Hö sche Epik Bd. (Dt. National-Litt. ,,). Stuttgart o. J. [] S. – (unter Bligger). – Heinrich Meyer-Benfey: Mhd. Übungsstücke. Halle , S. –. L: Christoph Cormeau, VL () Sp. f. – De Boor/Newald () S. , . –
. Hälfte . Jh. Bernhard Joseph Docen: Versuch einer vollständigen Lit. der älteren Dt. Poesie, von den frühesten Zeiten bis zu Anfange des XVI. Jh. Abt. . In: Mus. für altdt. Lit. und Kunst () S. –, hier S. f. (erstmalige Erwähnung von Bliggers ‹Umhang›). – Franz Pfeiffer: Über Bliker von Steinach. In: Ders.: Zur dt. Literaturgesch. Drei Unters. Stuttgart , S. – (wieder in: Ders.: Freie Forschung. Kleine Schr. zur Gesch. der dt. Litteratur und Sprache. Wien , S. – [u. d. T.: Über Bliggers ‹Umhang›]). – Johannes Schmidt: Unters. zu den beiden literarhist. Stellen Rudolfs von Ems. In: PBB () S. –. – Richard M. Meyer: Bligger von Steinach. In: ZfdA () S. –. – Karl von Craus: Wort und Vers in Gottfrieds Tristan. Mit zwei Excursen. In: ZfdA () S. –. – Edward Schröder: Bunte Lese . In: ZfdA () S. –, hier S. . – Christine Putzo: Die Frauenfelder Fragm. von Konrad Flecks ‹Flore und Blansche ur›. Zugleich ein Beitr. zur alemannischen Handschriftenüberl. des . Jh. In: ZfdA () S. –, hier S. . VZ Moriz von Craûn (auch: Moritz, Mauritius, Maurice de Craôn). – Versnovelle, zweites Viertel . Jh. M. v. C. ist im Umfang von Versen im sog. → Ambraser Heldenbuch überliefert. In dem von Hans Ried für Kaiser → Maximilian I. zusammengestellten Codex steht M. v. C. als zweite Dichtung hinter der Frauenlehre des → Strickers und vor dem Iwein → Hartmanns von Aue. Der Verfasser der Versnovelle ist unbekannt. Anhaltspunkte für die Herkunft des Autors liefert nur der rheinfränkische Dialekt des Textes. Möglicherweise stammte der Verfasser vom Oberrhein, etwa aus der Region zwischen Straßburg und Worms. Vereinzelt wurde M. v. C. aufgrund stilistischer Charakteristika → Bligger von Steinach zugeschrieben, was sich in der Forschung jedoch nicht durchgesetzt hat. M. v. C. entwirft im ersten Prolog ( Verse) zunächst eine Geschichte des Rittertums. Dieses habe sich in Troja entwickelt, sei dann in Rom kultiviert worden und schließlich in Frankreich angekommen. Als prominente Rittergestalten werden u. a. Hektor, Alexander der Große, Cäsar, Karl der Große und Roland genannt. Ein zweiter Prolog ( Verse) entwickelt Überlegungen zur «staeten minne», dem vom Mann vollbrachten Minnedienst und dem von der Frau zu gewährenden Min
Moriz von Craûn nelohn. Die eigentliche Handlung knüpft an diese Minnegedanken an: Der Ritter M. v. C. minnt um die verheiratete Grä n von Beaumont, die Moriz’ Dienst akzeptiert und ihm als Liebespfand einen Ring schenkt. Schließlich verspricht sie Moriz den Minnelohn, falls er zu ihren Ehren ein Turnier gewinnt. Auf einem von Pferden bewegten, landgängigen Schiff zieht Moriz zur Burg der Grä n, verschenkt sein Gefährt an die Armen und gewinnt schließlich das Turnier. Der Ehemann der Grä n tötet hingegen während des gleichen Turniers einen anderen Ritter. In Erwartung seines Minnelohns wird Moriz in die Kemenate der Grä n geleitet, wo er jedoch erschöpft einschläft. Als die Grä n ihn schlafend vorndet, verweigert sie Moriz empört den Minnelohn und schwört sogar der Minne ab, weil sie in dieser nun eine Gefahr für ihre Ehre sieht. Vergeblich versucht der erwachte Moriz, die Grä n mit der Hilfe eines Fräuleins umzustimmen. Daraufhin dringt er wütend in das grä iche Schlafzimmer ein. Der Graf hält Moriz für den Geist des von ihm erstochenen Ritters, ergreift die Flucht und bricht nach einem Kopfstoß ohnmächtig zusammen. Moriz steigt zu der Grä n ins Ehebett, wo er sich den ihm vorenthaltenen Minnelohn nimmt. Danach entledigt er sich des geschenkten Rings, kündigt der Grä n den Minnedienst auf und reitet davon. Die Grä n bleibt voller Reue zurück und schaut von ihrer Burg sehnsüchtig über das Land. Dabei klagt sie sich selbst an, weil sie Moriz in ihrer Empörung den Minnelohn vorenthielt. Die Entstehungszeit des Textes kann aufgrund verschiedener Indizien grob umrissen werden. So enthält M. v. C. eine Anspielung auf ein Werk → Heinrichs von Veldeke, wahrscheinlich die Eneit, was die Zeit um / als Terminus post quem etablieren würde. Der als Vorbild der Titel gur Moriz von Caûn geltende Graf Maurice II. von Craon starb , seine Frau . Ein dem von Moriz benutzten Schiff ähnelndes Gefährt ist im Kontext der Hochzeit Kaiser Friedrichs II. mit Isabella von England bezeugt. Insgesamt vermutet die neuere Forschung die Entstehung von M. v. C. im zweiten Viertel des . Jh. Diese Datierung stützt sich u. a. auf die Schiffsbeschreibung, die Gestaltung von Moriz’ Turnier und den Gebrauch des reinen Reims im Text. Unbekannt ist bis heute, in welchem Umfang die Versnovelle von einer Vorlage abhängt. Die Forschung hat in diesem Zusammenhang wiederholt
Moriz von Craûn auf französisch geprägte Formen und Ausdrücke in M. v. C. verwiesen. Möglicherweise beruht der Text auf einem heute verlorenen, altfranzösischen Gedicht über Maurice II. und die Grä n von Beaumont. Es könnte sich dabei um ein abwertendes Spottgedicht gehandelt haben, ebenso aber um die galante Darstellung eines Liebesabenteuers des als Minnesänger bekannten Adligen. Erhalten ist hingegen eine erotische Schwanknovelle aus der ersten Hälfte des . Jh., Du chevalier qui recovra l’amour de sa dame, die mit M. v. C. motivisch verwandt ist. Allerdings nennt Du chevalier [...] keine Namen, erwähnt nicht das landgängige Schiff M.s und gestaltet die Schlussszene im Schlafzimmer deutlich anders als der mhd. Text. Jenseits französischer Einüsse enthält M. v. C. nachweislich eigene Zusätze des dt. Bearbeiters, etwa Anspielungen auf dt. Werke. Allerdings kann nicht abschließend beurteilt werden, wie groß sein Eigenanteil ist. Aufgrund seines oftmals veralteten Wortschatzes und seiner stilistischen Schwerfälligkeit gilt M. v. C. nicht als herausragendes Werk, ist aber wegen mancher Charakteristika durchaus von literarischer Bedeutung. Interessant ist zunächst der Prolog mit seiner welthistorischen Darstellung des Rittertums. Die im Prolog entwickelte Traditionslinie ist nicht mit der Artussage, sondern mit → Annolied, → Kaiserchronik und Rolandslied verknüpft. Typisch für M. v. C. ist aber vor allem die Auseinandersetzung mit Minnedienst und Minnelohn. Bereits der Prolog des Texts unterstreicht die Bedeutung stetigen Werbens zur Gewinnung der weiblichen Gunst. Die Dame wiederum ist gesellschaftlich verp ichtet, den Minnelohn zu gewähren. Entsprechend erscheint der Minnedienst M.s im Text als vorbildlich, da er Stetigkeit, Gehorsam, Großzügigkeit und Können verbindet. Moriz’ Schlaf in der Kemenate wird vor diesem Hintergrund zu einer minderen Minnesünde. Schlimmer wiegt im Text die Verweigerung des Minnelohns durch die zornige Grä n. Ihre Reaktion erscheint gegenüber dem von Moriz geleisteten Dienst als unangemessen, Moriz’ Eindringen in das grä iche Schlafzimmer hingegen als gerechtfertigt. In seinem Urteil über die Grä n ähnelt M. v. C. einer Quaestio in De amore von → Andreas Capellanus sowie einer Episode im Lanzelet → Ulrichs von Zatzikhoven. Die Forschung hat M. v. C. als «Thesenerzählung» (Kurt Ruh) über das Verhältnis von Dienst und Lohn bezeichnet. Man könnte den Text auch
. Hälfte . Jh. als kasuistische Erörterung eines Minneproblems auffassen: Durfte die Grä n ihrem schlafenden Geliebten den Minnelohn verweigern oder hätte sie diesen angesichts des geleisteten Dienstes gewähren müssen? Das Schlussbild der reuigen, einsamen Grä n auf der Zinne verdeutlicht dabei einprägsam die Schlussfolgerung des unbekannten Autors. Eine weitere Dimension erhält diese Minneproblematik angesichts von M.s Eindringen in das grä iche Schlafzimmer. Die neuere Forschung hat M. v. C. in diesem Kontext als Versuch gelesen, mit dem Hinweis auf den Minnelohn eine Vergewaltigung zu rechtfertigen. Insgesamt gilt M. v. C. als spannungsvolle Verbindung von Minnekasuistik und hö schschwankhafter Novellistik. Als Erörterung von Minnefragen verweist der Text auf die Klage Hartmanns von Aue, die Frauenehre des → Strickers und das Frauenbuch des → Ulrich von Liechtenstein. Die märenhafte Darbietung erinnert u. a. an Die → Heidin, → Frauenlist und Die → halbe Birne. Die sommerliche Naturkulisse des Schlussbilds zeigt Ein üsse der Minnelyrik. Auch die Eneit Heinrichs von Veldeke dürfte auf M. v. C. gewirkt haben. Einer literarischen Strömung ist der Verfasser allerdings nicht zuzuordnen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova , v–v (Perg., –/, südbair.). A: Ritter Mauritius von Ernn und Gränn Beamunt. Hg. v. Hans F. Maßmann. In: Germania () S. –. – M. v. Craon. Eine altdt. Erzählung. Hg. v. Moriz Haupt. Berlin . – Zwei altdt. Rittermären. Hg. v. Edward Schröder. Berlin . – M. v. C. Hg. v. Ulrich Pretzel. Tübingen . Rev. Neuausg. ebd. . – M. v. C. Hg. v. Stephanie Cain Van D’Elden. New York u. a. . – Mauricius v. C. Hg. v. Dorothea Klein. Stuttgart . Nachdr. ebd. (nach Schröder ). – Mauritius v. C. Hg. v. Heimo Reinitzer. Tübingen . – Faks. der Hs.: Ambraser Heldenbuch. Vollständige Faks.-Ausg. im Originalformat des Cod. Vindobonensis Series Nova der Österr. Nationalbibl. Hg. v. Franz Unterkircher. Graz . Ü: Deutschsprachige Erzähler des MA. Hg. v. Manfred Lemmer. Leipzig , S. –. – Dt. Erzählungen des MA. Hg. v. Ulrich Pretzel. München , S. –. – Van D’Elden (s. Ausg.). – M. v. C. Hg. v. Andrea Palermo. Rom . – Klein (s. Ausg.). L: Ehrismann // () S. –. – Hans-Joachim Ziegeler, VL
. Hälfte . Jh. () Sp. –. – De Boor/Newald () S. –, u. ö. – Anke Roeder/Red., KNLL () S. . – Ricarda Bauschke, LexMA () Sp. . – Wolfgang Achnitz/A. Roeder, KLL () S. f. – Tomas Tomasek, Killy () S. f. – Anton Wallner: Zum Text des M. v. Craon. In: ZfdA () S. –. – Gustav Rosenhagen: Deutsches und Französisches in der mhd. Märe M. v. Craon. In: DVjs () S. –. – John L. Campion: Randglossen zum M. v. C. In: FS Hermann Collitz. Hg. v. seinen Schülern. Baltimore (Nachdr. Freeport/New York ) S. –. – Arthur T. Hatto: M. v. Craon. In: London Mediaeval Studies (/ ) S. –. – Karl Stackmann: Die mhd. Versnovelle M. v. C. Diss. Hamburg . – Erich Henschel/U. Pretzel: Zur Textgestalt des M. v. C. In: PBB (Halle) () S. –. – Ruth E. Harvey: M. v. C. and the Chivalric World. Oxford . – Karl Heinz Borck: Zur Deutung und Vorgesch. des ‹M. v. C.›. In: DVjs () S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Franz Josef Worstbrock: Translatio Artium. In: AfK () S. – (wieder in: Ders.: Ausgewählte Schr. Bd. . Hg. v. Susanne Köbele/Andreas Krass. Stuttgart , S. –). – Kurt Ruh: ‹M. v. C.›. Eine hö sche Thesenerzählung aus Frankreich. In: Formen ma. Lit. FS Siegfried Beyschlag. Hg. v. Otmar Werner/Bernd Neumann (GAG ). Göppingen , S. – (u. a. wieder in: Das Märe. [s. o.] S. –). – Robert R. Anderson: Wortindex und Reimreg. zum M. v. C. Amsterdam . – H. Reinitzer: Alfurt. Zu M. v. C. V. . In: ZfdPh () S. –. – Ders.: Zeder und Aloe. Zur Herkunft des Bettes Salomos im M. v. C. In: AfK () S. –. – U. Pretzel: Zu M. v. C. In: ZfdPh () S. –. – H. Reinitzer: Zu den Tiervergleichen und zur Interpretation des Moris v. C. In: GRM NF () S. –. – Hans Bayer: Âne êre alse ein vihe. Der M. v. C. und der Ligurinus Gunthers von Pairis. In: Mlat. Jb. () S. –. – Heinz Thomas: Zur Datierung, zum Verfasser und zur Interpretation des M. v. C. In: ZfdPh () S. –. – T. Tomasek: Die mhd. Verserzählung M. v. C. Eine Werkdeutung mit Blick auf die Vor-Gesch. In: ZfdA () S. –. – Christa Ortmann: Die Bedeutung der Minne im M. v. C. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Fritz Peter Knapp: ‹Chevalier
Moriz von Craûn errant› und ‹ n’amor›. Das Ritterideal des . Jh. in Nordfrankreich und im deutschsprachigen Südosten. Stud. zum Lancelot en prose, zum M. v. C., zur Krone Heinrichs von dem Türlin, zu Werken des Strickers und zum Frauendienst Ulrichs von Lichtenstein. Passau , S. f. u. ö. – H. Thomas: Ordo equestris, ornamentum Imperii. Zur Gesch. der Ritterschaft im M. v. C. In: ZfdPh () S. –. – Hartmut Kokott: ‹Mit grossem schaden an eere› (V. ). Zur Minne-Lehre des M. v. C. In: ZfdPh () S. –. – Waltraud Fritsch-Rößler: M. v. C. Minnesang beim Wort genommen oder Es schläft immer der Falsche. In: Uf der mâze pfat. FS Werner Hoffmann (GAG ). Hg. v. ders./Liselotte Homering. Göppingen , S. –. – A. Palermo: M. v. C. e il Suo Modello Francese. In: Medioevo Romanzo () S. –. – Eva Willms: Der M. v. C. als politische Satire. Eine alte These, neu begründet. In: GRM NF () S. –. – Albrecht Classen: Intertextualität und Quellenbezug. Gottfrieds von Strassburg Tristan und der M. v. C.? In: Tristania () S. –. – D. Klein: Mauricius v. C. oder die Destruktion der hohen Minne. In: ZfdA () S. –. – H. Reinitzer: Mauritius v. C. Komm. (ZfdA Beih. ). Stuttgart . – Tobias Bulang: Aporien und Grenzen hö scher Interaktion im Mauritius v. C. In: Literarische Kommunikation und soziale Interaktion. Stud. zur Institutionalität ma. Lit. Hg. v. Beate Kellner u. a. Frankfurt/M. , S. –. – Marc Moser: Jeux et Divertissements dans Maurice de Craôn. In: Études Médiévales () S. –. – Susanne Plaumann: Theatrale Züge in der Hö schen Repräsentation. Die Inszenierung des Turniers im Mauricius v. C. In: Zs. für Germanistik NF () S. –. – A. Classen: M., Tristan, and Ulrich as Master Disguise Artists. Deconstruction and the Reenactment of Courtliness in M. v. C., Tristan als Mönch, and Ulrich von Liechtenstein’s Frauendienst. In: Journal of English and Germanic Philology () S. –. – Hubertus Fischer: Zweifel und Reue. Formen der Re exion in späthö scher Dichtung: M. v. C. In: Selbstbewußtsein und Person im MA. Hg. v. Günther Mensching. Würzburg , S. –. – A. Classen: Mauritius v. C. and Otto von Freising’s ‹The two cities›. th- and th-Century Scepticism About Historical Progress and the Metaphor of the Ship. In: The German Quarterly () S. –. – Hubertus Fischer: Ritter, Schiff und
Das Auge Dame. Mauritius v. C., Text und Kontext. Heidelberg . – Silvan Wagner: Das Prinzip der ‹süezen last› im Mauritius v. C. und die Grammatik christlicher Hoffnung. Ein Analyseansatz für hösche Rezeption religiöser Muster im HochMA jenseits des Ein ussparadigmas. In: Zs. für Germanistik NF () S. –. – Anna Mühlherr: Durchkreuzte Pläne, undurchschaubare Intentionen. Zum ‹Mauritius v. C.›. In: ‹Texte zum Sprechen bringen›. Philologie und Interpretation. FS Paul Sappler. Hg. v. Christiane Ackermann/ Ulrich Barton. Tübingen , S., –. – S. Wagner: Krieg als Ritterschaft, Turnierfest und listiger Kampf ums Ehebett. Fiktionale Topik und Parodie gewalthafter Auseinandersetzung im Mauricius v. C. In: Der umkämpfte Ort von der Antike zum MA. Hg. v. Olaf Wagener. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – A. Classen: Sexual Violence and Rape in the Middle Ages. A Critical Discourse in Premodern German and European Literature. Berlin/Boston , S. – u. ö. (mit Lit.). MM Das Auge. – Ritterliche Reimpaarerzählung, erste Hälfte . Jh. (?). Der Stoff des anonymen Märes vom A. liegt auch in einer elaborierteren Bearbeitung → Herrands von Wildonie vor (Die treue Gattin [«Die getriu kone»]). Herrands Fassung ist formal-stilistisch ausgereifter, weicht aber in der Länge und inhaltlich nicht grundsätzlich vom A. ab. Eine gemeinsame Quelle Herrands und des anonymen Dichters ist daher wahrscheinlich. Die spätüberlieferten Versionen vom A. selbst sind hingegen mit je rund Versen bedeutend länger als die frühe Fassung im Straßburger Codex ( Verse). Die moralisierende Akzentuierung im Text der → LiedersaalHandschrift rückt die hier tradierte A.-Variante zudem in die Nähe des exemplarischen Märes. Erzählt wird im A. von einem hässlichen Ritter, der im Krieg ein Auge verliert und glaubt, in diesem Zustand weiterer Entstellung sich seiner schönen Frau nicht mehr zeigen zu können. Durch einen Boten lässt er ihr ausrichten, nicht wieder nach Hause zu kommen. Daraufhin sticht sich die Frau mit einer Schere selbst ein Auge aus, lässt dieses über den Boten ihrem Mann mitteilen und ermöglicht so ihrem Gatten die Rückkehr. Die dezidiert unhö schen Elemente der Dichtung wie Entstellung und Selbstverstümmelung kontrastieren mit dem hö schen Milieu, in dem das
. Hälfte . Jh. Märe angesiedelt ist. Für den Hauptkon ikt in der Erzählung, dem zwischen Liebe und Hässlichkeit, könnte ein Minne-Kasus bei → Andreas Capellanus Quelle gewesen sein. Dieser diskutiert die Frage, ob ein Ritter, der durch einen Kampf körperlich enstellt wird, von seiner Dame deshalb zurückgewiesen werden darf (Kasus Nr. XV). Eine erzählerische Ausarbeitung hat dieser Minne-Kasus im . Jh. schon im Ille et Galleron des Gautier d’Arras erfahren. W¨ahrend hier das Lob der Gattentreue im hö schen Minnekontext das zentrale Thema ist, wird der Kon ikt im A. zum knappen Exempel reduziert. Ü: Straßburg, StB, Cod. A ( verbrannt) ra–rb (Perg., /, elsässisch); Überschrift: «Dis ist von eime getrúwen wip ritter» (nach Ausg. Myller [s. u.]). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.) rb–ra (Pap., um , alemannisch); Überschrift (neuzeitlicher Nachtrag): «Frauenliebe». – Dresden, LB, Mscr. M , v–v (Pap., –, nordbair./ ostfränkisch); Überschrift: «Von einem Ritter». A: Christoph Heinrich Myller: Samlung dt. Gedichte aus dem XII. XIII. und XIV. Jh. Bd. . Berlin , S. XXXII–XXXIV (nach Straßburg). – [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Karlsruhe). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –, – (Nr. , nach Laßberg mit Lesarten von Straßburg). – Karl Schädel/Friedrich Kohlrausch: Mhd. Elementarbuch. Lüneburg , S. , (Nr. a, nach von der Hagen). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. Ü: Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / ()
. Hälfte . Jh. S. f. (im Wildonie-Kontext). – Bruno Barth: Liebe und Ehe im altfranzösischen Fablel und in der mhd. Novelle (Palaestra ). Berlin , S. f. – H. Niewöhner: Der Inhalt von Laßbergs Liedersaal-Hs. In: PBB () S. –, hier S. . – Michael Curschmann: Zur literarhist. Stellung Herrands von Wildonie. In: DVjs () S. –, hier S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , , . – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , Reg. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , f. – Silvan Wagner: Gottesbilder in hö schen Mären des HochMA. Hö sche Paradoxie und religiöse Kontingenzbewältigung durch die Grammatik des christlichen Glaubens (Bayreuther Beitr. zur Literaturwiss. ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – W. M. Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Interpretation (GAG ). Göppingen , S. , . VZ Ulrich von Türheim (Turheim, Turkeim). – Verfasser hö scher Versromane, erste Hälfte . Jh. U. ist durch Eigennennungen als Autor der Versromane Kliges (K.), Tristan (T.) und Rennewart (R.) nachgewiesen. Seine historische Identität ist unsicher. Er dürfte → Rudolf von Ems gekannt haben, da dieser ihn einmal als Freund bezeichnet. Ein gleichnamiger U. ist und in Augsburg urkundlich bezeugt. Dieser U. stammte aus einem Geschlecht schwäbischer Ministerialer, dessen Name auf Türheim im Zusamtal verwies und das mit den Augsburger Bischöfen in Verbindung stand. Auch von bis ist in Urkunden ein U. gleichen Namens belegt, bei dem es sich um einen Verwandten des Autors gehandelt haben könnte. U.s selbst dürfte hauptsächlich in der ersten Hälfte des . Jh. gelebt haben, wie Hinweise auf seine Gönner im Werk nahelegen. So schrieb er den T. nach eigenen Angaben für Reichsschenk Konrad von Winterstetten. Da dieser starb und sein Tod im Text nicht beklagt wird, dürfte der Roman vorher entstanden sein. U.s K. wird
Ulrich von Türheim von Rudolf von Ems im Willehalm von Orlens erwähnt, der ebenfalls für Konrad geschrieben wurde. Also ist auch die Abfassung des K. vor anzusetzen. Der R. entstand sicher später. Das Werk beruhte auf Vorlagen, die durch den von bis in Augsburg bezeugten Otto den Bogner beschafft wurden. Auch beklagt U. im R. den Tod König Heinrichs VII. (), Konrads () sowie Alberts () und Heinrichs II. von Neifen (). Der R. wird daher oft auf die zweite Hälfte des . Jh. datiert. Zeitgleich oder etwas später entstand um die thematisch verwandte Arabel → Ulrichs von dem Türlin. K. ist eine mhd. Bearbeitung des Cligés von Chrétien de Troyes. Der Titelheld ist Sohn eines griechischen Kaisers. Er verliebt sich in Fenice, die seinem Onkel Ali als Frau versprochen ist. Durch einen Zaubertrank verhindert K. den Vollzug der Ehe und versetzt seine Geliebte in einen scheintoten Zustand. K. befreit Fenice aus ihrem Grab und ieht mit ihr an den Artushof. Zuletzt wird K. als Erbe seines Vaters selbst Kaiser. Nur Verse von U.s Text sind als Fragmente einer bairischen Handschrift von um erhalten. Sie entsprechen inhaltlich Abschnitten aus dem letzten Drittel von Chrétiens Roman. Ob dieser unmittelbar U.s Vorlage war, ist jedoch ungeklärt. Rudolf von Ems erwähnt im Alexander auch Konrad → Fleck als dt. K.-Bearbeiter. Möglicherweise vollendete U. eine von Fleck begonnene Übertragung. Auch eine separate und heute verlorene Bearbeitung Flecks ist nicht auszuschließen. Eigenständigkeit zeigt U.s K. u. a. durch moralisierende Zusätze, die erweiterte Schilderung eines Kampfes, vereinfachte Motivationen und Charakterisierungen von Figuren. Der in Handschrift h Verse umfassende T. ist eine Fortsetzung des unvollendeten Werks → Gottfrieds von Straßburg, basierte wahrscheinlich aber auch auf dem Tristrant → Eilharts von Oberg. Sieben ma. Handschriften des T. ab dem zweiten Viertel des . Jh. sind bekannt. Neben der Vulgatversion h sind in M, B und N auch gekürzte Fassungen überliefert. U.s T. steht in den Handschriften häu g hinter Gottfrieds Text. Das letzte Drittel des T. ist in zwei Fällen auch hinter → Tristan als Mönch eingefügt worden. Im Prolog des T. beklagt U. den Tod Gottfrieds und den fragmentarischen Charakter von dessen Werk. Die Handlung schließt dann unmittelbar an Gottfried an: Der von Markes Hof ge ohene T. heiratet
Ulrich von Türheim in Arundel Isolde Weißhand, verweigert aber wegen eines angeblichen Gelübdes den Vollzug der Ehe. Tatsächlich fürchtet er, seine Liebe zur blonden Isolde zu verlieren. T. erzählt Kaedin von der Schönheit der blonden Isolde, von der jener sich selbst überzeugen will. T. kehrt mit Kaedin an Markes Hof zurück. Dort besteht er allerlei Liebesabenteuer, streitet und versöhnt sich mit Isolde und legt seinen Kon ikt mit Kaedin bei. Nach der Entdeckung durch Marke ieht T. vom Hof. Als er Kaedin bei einem ehebrecherischen Liebesabenteuer unterstützt, wird T. durch eine vergiftete Waffe verwundet. Der Sterbende lässt die blonde Isolde rufen. Als diese ihn scheinbar im Stich lässt, stirbt T. Die eintreffende Isolde folgt ihm nach und das Paar wird von Marke bestattet. Aus dem Grab entspringen Rosenstock und Weinrebe. U.s Text ist insgesamt sehr von direkter Rede und nüchterner Sprache geprägt. Verse und Reime gelten als routiniert. Stilistisch orientiert sich das Werk stark bis offen imitativ an Gottfried. Inhaltlich wird der T. allerdings häu g als Gegenentwurf zu Gottfrieds Roman gelesen. So wird die Liebe zwischen T. und der blonden Isolde bei U. negativ als Ehebruch dargestellt. Die Vorgänge um Kaedins Liebesabenteuer können als Warnung vor einer Nachahmung von T.s Handeln verstanden werden. Man hat U.s Werk vereinzelt sogar als Exempelreihe gelesen. Das Epos R. ist mit . Versen in Handschrift H bei weitem U.s umfangreichster Text. teils illustrierte Handschriften und Fragmente des R. sind bekannt, darunter elf umfangreichere Handschriften. Schwerpunkt der Überlieferung war der schwäbisch-bairischen Raum der ersten Hälfte des . Jh. Der R. steht meist im Überlieferungszusammenhang mit dem Willehalm Wolframs von Eschenbach und der Arabel Ulrichs von dem Türlin. Möglicherweise war der R. ursprünglich als eigenständiges Werk konzipiert, wurde aber schließlich zu einer Fortsetzung des unvollendeten Willehalm umgearbeitet. Inhaltlich vollzieht U.s Epos gleich zu Beginn mit einem Willehalm-Zitat den unmittelbaren Anschluss an Wolfram. R. beendet lebend die zweite Schlacht von Alischanz, wird getauft und zum Ritter geschlagen. Er heiratet die französische Königstochter Alise und erhält ein königliches Lehen. Bei der Geburt seines riesenhaften Sohnes Malefer stirbt Alise. Das Kind wird in den Orient entführt und dort von dem Heidenkönig Terramer aufgezogen. Als Anführer eines heidnischen Heeres steht Malefer später den
. Hälfte . Jh. Christen gegenüber. Auf dem Schlachtfeld begegnet er R. und schließt sich daraufhin den Christen an. Malefer übernimmt die Herrschaft seines Vaters, der in ein Kloster eintritt. Nach einem weiteren Krieg schwört Terramer Frieden und R. stirbt im Kloster. Malefer erobert Terramers Reich und weitere Teile des Orients, erlebt Abenteuer in Asien und heiratet die Amazonenkönigin Penteselie. Das Paar hat einen Sohn Johannes, der sich früh als Kämpfer gegen die Heiden bewährt. Zuletzt wendet sich die Handlung Willehalm und Kyburg zu. W¨ahrend Kyburg als Einsiedlerin stirbt, lebt Willehalm als Mönch und nach ihrem Tod als Klausner. In einer weiteren Schlacht unterstützt er den französischen König Lois gegen die Heiden. Willehalm errichtet ein Kloster und stirbt schließlich im Ruf der Heiligkeit. Wie der T. zeigt auch der R. U.s Vorliebe für ausgedehnte Reden und Dialoge sowie eine bilderarme Erzählweise. Redundanz, Schematismus und Widersprüchlichkeit gelten als Schwächen des Epos. Andererseits beweist der Text eine gewisse Eigenständigkeit U.s gegenüber seinen Vorlagen, vor allem in der Malefer-Handlung. Quellen des R. waren chansons de geste aus dem Stoffkreis um Wilhelm, also Bataille d’Aliscans, Bataille Loquifer, Moniage Rainouart und Moniage Guillaume. Von Wolfram übernimmt U. das narrative Grundschema aus heidnischer Bedrohung, dem Gewinnen von Beistand und der Überwindung der Sarazenen. Erst Malefers Befriedung des Orients kann dieses Schema durchbrechen. Gegenüber Wolframs Epos fällt die ideologische Schlichtheit des R. auf: Der Kampf gegen die Heiden wird im R. nicht problematisiert, sondern als Beweis christlicher Überlegenheit legitimiert. Die Heiden werden ermordet oder getauft. Gegen Ende des R. treten auch legendenhafte Züge hervor, die etwa an Willehalms heiligmäßigen Tod sichtbar werden. U.s Epos erfuhr vor allem im . und . Jh. eine lebendige Rezeption. Davon zeugen nicht nur die zahlreichen Handschriften und Miniaturenzyklen, sondern auch literarische Spuren. Der R. fand Eingang in die Weltchronik des → Heinrich von München und als Prosaau ösung in → Willehalm. Der Autor des → Friedrich von Schwaben kannte den R. ebenso wie → Hermann von Sachsenheim, → Püterich von Reichertshausen und Cyriacus Spangenberg. Die Forschung hat U.s Werk bis ins . Jh. untersucht, ihm aber keine große Wertschätzung entgegengebracht.
. Hälfte . Jh. Ü: . Kliges: K: Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. /a + P: St. Paul im Lavanttal, Stiftsbibl., cod. / + Z: Zürich, ZB, cod. Z XIV , insgesamt Streifen und zerteiltes Bl. (Perg., um , bair.; Fragm.). . Tristan: M: München, BSB, cgm , Bll. (Perg., zweites Viertel . Jh., bair.-ostalemannisch). – h: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Perg., letztes Viertel . Jh., rheinfränkisch). – B: Köln, Hist. Stadtarch., Best. (W*) , a–b (Perg., , mittelfränkisch). – N: Berlin, SBB, mgq , va–ra (Perg., drittes Viertel . Jh., mittelfränkisch). – R: Brüssel, Kgl. Bibl., ms. , v–v (Pap., –, elsässisch). – P: Berlin, SBB, mgf , rb (Pap., , schwäbisch). – *S: Privatbesitz Johann Georg Scherz, Straßburg (Pap., , elsässisch; verschollen). – H: Hamburg, SUB, cod. germ. (Abschrift von Hs. *S von ). . Rennewart: Hss. und Fragm. Verz. in: Klaus Klein: Neues Gesamtverz. der Hss. des ‹Rennewart› U.s v. T. In: Wolfram-Stud. : Neue Wege der MA-Philologie. Landshuter Kolloquium . Hg. v. Joachim Heinzle. Berlin , S. –. – K. Klein: Beschreibendes Verz. der Hss. (Wolfram und Wolfram-Fortsetzer). In: Wolfram von Eschenbach. Ein Hb. . Hg. v. J. Heinzle. Berlin/New York , S. –. – Aktuelles Verz.: http://www.handschriftencensus.de/werke/. – Erwähnenswerte umfangreichere Hss.: V: Wien, ÖNB, cod. , v–v (Perg., , bair.österr.). – O: München, BSB, cgm , Bll. (Perg., zweites Viertel . Jh., bair.). – H: Heidelberg, UB, cpg , ra–ra (Perg., zweites Viertel . Jh., ostfränkisch-bair.). – Ka: Kassel, UB/LMB, ° Ms. poet. et roman. , va–vb (Perg., , mitteldt.). – Wo: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, rb–ra (Perg., zweite Hälfte . Jh., bair.). – W: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , rb–ra (Perg., Prag, , obersächsisch). – B: Berlin, SBB, mgf , vc–vc (Perg., um –, schwäbisch). – E: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, cod. Bodm. , r–r (Pap., zweites Drittel . Jh., bair.). – C: Köln, Hist. Stadtarch., Best. (W) , v–v (Pap., um –, ripuarisch). – M: München, BSB, cgm , Bll. (Pap., spätes . Jh., schwäbisch). A: . Kliges: Albert Bachmann: Bruchstücke eines mhd. Cliges. In: ZfdA () S. – (Fragm. Z). – András Vizkelety: Neue
Ulrich von Türheim Fragmente des mhd. Cligès-Epos aus Kalocsa (Ungarn). In: ZfdPh () S. – (Fragm. K und Z). – Hans Gröchenig u. a.: Kat. der Ausstellung. Handschriftenfragmente von –. St. Paul im Lavanttal , S. – (Teilausg. von Fragm. P). – Cliges. Ausg. der bisher bekannten Fragmente vermehrt um den Neufund aus St. Paul im Lavanttal. Einleitung und buchkundliche Beschreibung. Hg. v. Hans Gröchenig/Peter Hans Pascher. Klagenfurt . . Tristan: Tristan von Meister Gotfrit von Straszburg. Hg. v. Eberhard von Groote. Berlin . Mikro che-Ausg. München u. a. . – Gottfried von Straßburg: Tristan und Isolde. Mit U.s v. Turheim Fortsetzung (Werke ). Hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Breslau (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Tristan und Isolt von Gottfried von Straßburg. Hg. v. Hans F. Massmann. Leipzig/Stuttgart (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Tristan. Hg. v. Thomas Kerth. Tübingen . – Gottfried von Straßburg: Tristan und Isolde. Mit der Fortsetzung U.s v. T. Faks.-Ausg. des Cgm der Bayerischen Staatsbibl. München. Hg. v. Ulrich Montag/ Paul Gichtel. Bde. Stuttgart . – Das TristanEpos Gottfrieds von Strassburg mit der Fortsetzung des U. v. T., nach der Heidelberger Hs. cod. pal. Germ. (DTM ). Hg. v. Wolfgang Spiewok. Berlin . – Tristan und Isolde. Fortsetzung des Tristan-Romans Gottfrieds von Straßburg. Hg. v. W. Spiewok/Danielle Buschinger. Amiens . – Online-Faks. von Hs. R: http://belgica.kbr.be/nl/ coll/ms/ms nl.html. – Online-Faks. von Hs. h: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. . Rennewart: Karl Roth: Rennewart: Altdeütsches Rittergedicht des . Jh., verfasst von Uolrich v. T. Nabburger Bruchstücke. In: Verhandlungen des hist. Vereines von Oberpfalz und Regensburg () S. –. – Otto Meltzer: Bruchstücke aus dem ‹Rennewart› des U. v. T. In: Germania () S. –. – Otto Kohl: Kreuznacher Fragm. des ‹Willehalm› von U. v. T. in niederrheinischer Sprache. In: ZfdPh () S. –. – Joseph Pirig: Zwei Bll. einer Hs. des ‹Rennewart›. In: ZfdA () S. –. – Karl Kochendörffer: Bruchstück aus dem ‹Willehalm› U.s v. T. In: ZfdA () S. –. – Karl August Barack: Bruchstücke aus U.s v. T. ‹Rennewart›. In: ZfdA () S. –. – Anton E. Schönbach: Ein Bruchstück aus dem ‹Rennewart› U.s v. T.
Ulrich von Türheim In: ZfdA () S. –. – Hermann Maschek: Bruchstücke aus dem ‹Rennewart› des U. v. T. In: PBB () S. –. – Rennewart. Aus der Berliner und Heidelberger Hs. (DTM ). Hg. v. Alfred Hübner. Berlin . Nachdr. Hildesheim (vgl. dazu: Friedrich Ranke, in: AfdA , , S. –). – Alois Bernt: Altdt. Findlinge aus Böhmen. Brünn u. a. , S. –. – Gerhard Eis: Ein neues ‹Rennewart›Fragm. In: ZfdPh (/) S. –. – Ders.: Ein neues Fragm. der ‹Rennewart›-Hs. D. In: ZfdPh () S. –. – Wolfram von Eschenbach: Willehalm. Mit der Vorgesch. des Ulrich von dem Türlin und der Fortsetzung des U. v. T. Codex Vindobonensis der Österr. Nationalbibl. Hg. v. Hedwig Heger. Bde. Graz (Faks.-Ausg. von Hs. V). – Manfred von Stosch: Ein Düsseldorfer ‹Rennewart›-Fragm. In: ZfdA () S. –. – Hartmut Beckers: Unbeachtete ‹Rennewart›-Fragmente. In: ZfdA () S. –. – Louis L. Hammerich/Hans Blosen: Ein neu aufgefundenes Fragm. des ‹Rennewart› von U. v. T. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Edgar Büttner: Ein wiedergefundenes Bamberger ‹Rennewart›-Fragm. In: ZfdA () S. –. – K. Klein: Frauenfelder ‹Rennewart›-Bruchstücke. In: WolframStud. : Probleme der Parzival-Philologie. Marburger Kolloquium . Hg. v. J. Heinzle. Berlin , S. –. – Gerold Hayer: Das Salzburger Fragm. von U.s v. T. ‹Rennewart›. In: Heinzle (s. Überl., Nr. ) S. –. – Christoph Fasbender: Jenaer Bruchstück einer unbekannten ‹Rennewart›-Hs. In: ZfdA () S. –. – Annelen Ottermann/Klaus Klein: Ein unbekanntes ‹Rennewart›-Fragm. in Mainz. In: ZfdA () S. –. – Online-Faks. von Hs. Ka: http://orka.bibliothek.uni-kassel.de/ viewer/image///. Ü: Tristan und Isolde des Gottfried von Straßburg. Hg. v. Dieter Kühn. Frankfurt/M. . – Spiewok (s. Ausg., Nr. ). L: Reinhold Bechstein, ADB () S. f. – De Boor/Newald () S. –, u. ö. – Volker Mertens, LexMA () Sp. . – Peter Strohschneider, VL () Sp. –; () Sp. . – Ders./Karina Kellermann, KLL () S. f. – Bernd Bastert, Killy () S. f. – Eberhard Busse: U. v. T. Berlin . Nachdr. New York u. a. . – John L. Campion: Das Verwandtschaftsverhältnis
. Hälfte . Jh. der Hss. des ‹Tristan› U.s v. T., nebst einer Probe des krit. Textes. In: Studies in Philology () S. –. – Friedrich Wilhelm: Stud. zu U. v. T. In: Münchener Mus. für Philologie des MA und der Renaissance () S. –. – Edward Schröder: Rudolf von Ems und sein Literaturkreis. In: ZfdA () S. –. – Albert Leitzmann: Sprichwörter und Sprichwörtliches bei U. v. T. In: PBB () S. –. – Hans-Friedrich Rosenfeld: Zur Textkritik von U.s v. T. ‹Rennewart›. In: ZfdA () S. –. – G. Eis: Ein neues ‹Rennewart›-Fragm. In: ZfdPh (/) S. –. – H.-F. Rosenfeld: Zur Überl. von U. v. T.s ‹Rennewart›. In: PBB (Halle) () S. –. – Gerhard Meissburger: Tristan und Isold mit den weißen Händen. Die Auffassung der Minne, der Liebe und der Ehe bei Gottfried von Straßburg und U. v. T. Basel . – Wolfgang Müller: Das Weltbild U.s v. T. Diss. Berlin (wieder in: PBB [Halle] , , S. –). – Eduard Gebele: U. v. T. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. . Hg. v. Wolfgang Zorn. München , S. –. – Uta Rothansel: Vergleichende Stud. zur Rennewart-Gestalt bei Wolfram von Eschenbach und U. v. T. Diss. Wien . – Erich Kleinschmidt: Literarische Rezeption und Gesch. Zur Wirkungsgesch. von Wolframs ‹Willehalm› im SpätMA. In: DVjs () S. –. – Burghart Wachinger: Zur Rezeption Gottfrieds von Straßburg im . Jh. In: Dt. Lit. des späten MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Wolfgang Harms/Leslie P. Johnson. Berlin , S. –. – Peter Brommer: Das Koblenzer Fragm. des ‹Rennewart› U.s v. T. In: ZfdPh () S. –. – Alan R. Deighton: Studies in the Reception of the Works of Gottfried von Straßburg in Germany during the Middle Ages. Diss. Oxford , S. –. – Christa WestphalSchmidt: Stud. zum ‹Rennewart› U.s v. T. Frankfurt/M. . – T. Kerth: The Con ation of the Tristan-Mss. T.’s Constinnation, a Case in Point. In: Codices Manuscripti () S. –. – Ders.: The Dénouement of the Tristan-Minne. T.’s Dilemma. In: Neophilologus () S. –. – W. Spiewok: Zur ‹Tristan›-Rezeption in der ma. dt. Lit. In: Ders.: MA-Stud. (GAG ). Göppingen , S. –. – Klaus Grubmüller: Probleme einer Fortsetzung. Anm. zu U.s v. T. Tristan-Schluß. In: ZfdA () S. –. – William C. McDonald: The Fool-Stick. Concerning Tristan’s Club in the German Eilhart Tradition. In: Euph. ()
. Hälfte . Jh. S. –. – Walter Haug: Strukturen als Schlüssel zur Welt. Kleine Schr. zur Erzähllit. des MA. Tübingen , S. –. – W. Spiewok: Zur Edition des ‹Tristan›-Epos Gottfrieds von Straßburg mit der Fortsetzung U.s v. T. nach der Heidelberger Hs. Cod. Pal. Germ. . In: Mittelalterforschung und Edition. Actes du Colloque Oberhinrichshagen bei Greifswald, et Octobre . Hg. v. D. Buschinger. Amiens , S. –. – P. Strohschneider: Gotfrit-Fortsetzungen. Tristans Ende im . Jh. In: DVjS () S. –. – Ders.: Hö sche Romane in Kurzfassungen. Stichworte zu einem unbeachteten Aufgabenfeld. In: ZfdA () S. –. – Jan-Dirk Müller: Tristans Rückkehr. Zu den Fortsetzern Gottfrieds von Straßburg. In: FS W. Haug und Burghart Wachinger. Bd. . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – K. Klein: Ein Neufund zur ‹Rennewart›-Hs. F. In: Wolfram-Stud. : Lit. im Umkreis des Prager Hofs der Luxemburger. Schweinfurter Kolloquium . Hg. v. J. Heinzle u. a. Berlin , S. –. – A. R. Deighton: Die Quellen der Tristan-Fortsetzungen U.s v. T. und Heinrichs von Freiberg. In: ZfdA () S. –. – Monika Schausten: Erzählwelten der Tristangesch. im hohen MA. Unters. zu den deutschsprachigen Tristanfassungen des . und . Jh. München , S. –. – Peter K. Stein: U. v. T. In: Ders.: T.-Stud. Hg. v. Ingrid Bennewitz. Stuttgart u. a. , S. f. – D. Buschinger: Die Marke-Figur in den Tristan-Fortsetzungen U.s v. T. und Heinrichs von Freiberg. In: Literarisches Leben. Rollenentwürfe in der Lit. des Hoch- und SpätMA. FS Volker Mertens. Hg. v. Matthias Meyer/Hans-Jochen Schiewer. Tübingen , S. –. – Peter Jörg Becker: WillehalmTrilogie: Ulrich von dem Türlin: ‹Arabel›; Wolfram von Eschenbach: ‹Willehalm›; U. v. T: ‹Rennewart›. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Barbara Sabel: Toleranzdenken in mhd. Lit. Wiesbaden , S. –. – Armin Schulz: Die Spielverderber. Wie ‹schlecht› sind die Tristan-Fortsetzer? In: Mitt. des Dt. GermanistenVerbandes () S. –. – Martin Baisch: ‹Abbreviatio› im Spannungsfeld von Textkritik und Hermeneutik. Zur Kurzfassung der hö schen Erzähltexte Gottfrieds von Straßburg und U.s v. T. im cgm . In: Texttyp und Textproduktion in der
Der Mantel dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth A. Andersen. Berlin u. a. , S. –. – Christopher R. Glason: Gottfried’s Continuator U. v. T. Epistemology and Language. In: Tristania () S. –. – M. Baisch: Textkritik als Problem der Kulturwiss. Tristan-Lektüren. Berlin u. a. , S. –, –. – Cordula Politis: The Taming of the Amazon. Pentesilie in U. v. T.s ‹Rennewart›. In: Medium Aevum () S. –. – Thordis Hennings: Französische Heldenepik im dt. Sprachraum. Die Rezeption der Chansons de Geste im . und . Jh. Überblick und Fallstud. Heidelberg , S. –. – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Artusromane nach , Gralsromane, Tristanromane. Bearb. v. T. Tomasek u. a. Berlin/ New York , S. –. – B. Bastert: Helden als Heilige. Chanson de geste-Rezeption im deutschsprachigen Raum. Tübingen/Basel , S. –, –, – u. ö. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , Reg. – Cordula Kropik: ‹Ouwê, ich armer Marke!› Überlegungen zur heldenepischen Emotion im ‹Tristan› U.s v. T. In: Ma. Heldenepik. Lit. der Leidenschaften. . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. Johannes Keller. Wien , S. –. MM Der Mantel. – Fragmentarische Verserzählung, erste Hälfte . Jh. D. M. ist nur im → Ambraser Heldenbuch erhalten. Darin steht die anonyme Versnovelle unmittelbar vor → Hartmanns Erec, in den sie lückenlos übergeht. Auch sind beide Dichtungen mit einer gemeinsamen Überschrift versehen, die den Inhalt des M. kurz zusammenfasst. Die Überlieferung des Texts ist unvollständig, da der M. mitten in der Handlung abbricht. Die Entstehungszeit der Versnovelle ist unsicher, wird aber gewöhnlich auf das . Jh. datiert. Inhaltlich bewegt sich der Text im Sagenkreis um König Artus und seine Ritter: Am Artushof ndet ein großes Fest statt, dem es aber an der gewohnten Pracht fehlt. Artus ist übellaunig und verzögert den Beginn des Festmahls, da er Geschichten erzählt bekommen möchte. Schließlich bringt ein junger Edelmann ihm als Geschenk einen Mantel. Das Kleidungsstück ist von einer Fee hergestellt worden und von magischer Kraft: Es passt nur treuen Frauen vollständig, während es bei
Mitteldeutscher Erec untreuen Damen zu kurz oder zu lang ist. Die Damen des Artushofs müssen sich nun der Mantelprobe unterziehen. Als untreu erweisen sich dabei auch die Frauen von Artus, Gawein, Erec und Keie. Nach Enites Probe bricht der Text ab. Vorlage des M. war das französische Fabliau Du mantel mautaillié, das vor der Entstehung des M. möglicherweise auch von → Heinrich von dem Türlin benutzt wurde. In dessen Roman Diu Crône werden ähnliche Proben durchgeführt, allerdings mit einem Becher und einem Handschuh, der sündige Körperteile sichtbar lässt. Vor der Handschuhprobe erwähnt Heinrich eine vorausgehende Mantelprobe – im Roman steht vorher allerdings die Becherprobe. Auch im Zusammenhang mit der Probe Ginovers erwähnt Heinrich einen Mantel. Die Forschung hat daher verschiedentlich die These vertreten, Heinrich von dem Türlin habe die Mantelprobe damals schon im M.-Text bearbeitet gehabt und sich darauf bezogen. Auffällig sind jedoch Divergenzen zwischen dem anonymen M. und Heinrichs Roman, etwa in der Beschreibung des Artushofs, der im M. deutlich negativer dargestellt wird. So ist etwa Ginover im M. untreu, in der Crône aber treu. Dies hat die Gegenthese hervorgerufen, der M. stamme eben nicht von Heinrich, sondern von einem Nachahmer. Dieser habe sich wie Heinrich auf einen bekannten Stoff bezogen. Schließlich erscheint eine Mantelprobe ja nicht nur im erwähnten Fabliau, sondern auch in dem – Heinrich bekannten – Lanzelet des → Ulrich von Zatzikhoven. Möglicherweise variierte Heinrich also durch das Ersetzen des Mantels den vorhandenen Stoff, während der anonyme Novellenautor den Mantel beibehielt und sich auf die unkonventionelle Darstellung des Artushofs konzentrierte. Ü: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova , rc–rb (Perg., –/, südbair.). A: Der Mantel. Hg. v. Moriz Haupt. In: Altdt. Bll. . Hg. v. dems./Heinrich Hoffmann. Leipzig , S. –. – Karl Müllenhoff (Hg.): Altdt. Sprachproben. Berlin , S. –. – Otto Warnatsch (Hg.): Der Mantel. Bruchstück eines Lanzeletromans des Heinrich von dem Türlin. Breslau . Nachdr. Hildesheim u. a. . – Werner Schröder (Hg.): Das Ambraser MantelFragm. Stuttgart . L: Werner Schröder, VL () Sp. –. – Karl Konrad Polheim: D. M. In:
. Hälfte . Jh. Corona quernea. FS Karl Strecker. Hg. v. Edmund E. Stengel. Leipzig (Nachdr. Stuttgart ) S. –. – Bernd Kratz: Die Ambraser M.-Erzählung und ihr Autor. In: Euph. () S. –. – Christoph Cormeau: ‹Wigalois› und ‹Diu Crône›. Zwei Kapitel zur Gattungsgesch. des nachklassischen Aventiureromans. Zürich u. a. , S. . – W. Schröder: Zur Literaturverarbeitung durch Heinrich von dem Türlin in seinem Gawein-Roman ‹Diu Crône›. In: ZfdA () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. . Stuttgart , S. –). – Schröder (s. Ausg.). – Christine Kasper: Von miesen Rittern und sündhaften Frauen und solchen, die besser waren: Tugend- und Keuschheitsproben in der ma. Lit. vornehmlich des dt. Sprachraums (GAG ). Göppingen , passim. – Patricia D. Hardin: The Didactic Nature of D. M. Chivalric Balance. In: Colloquia Germanica () S. –. – Martin J. Schubert: Offene Fragen zum ‹Ambraser Heldenbuch›. In: Exemplar. FS Kurt Otto Seidel. Hg. v. Rüdiger Brandt/Dieter Lau. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Max Schiendorfer: Das ‹Ambraser Heldenbuch› und die dt. Schwanklit. In: Rahmenthema: Das ‹A. H.›. Hg. v. Waltraud Fritsch-Rößler (cristallîn wort ). Wien/Berlin , S. –. – Nicola Kaminski: Die Unika im ‹Ambraser Heldenbuch›. Ein überlieferungsgeschichtlicher ‹Vnfalo›? In: Kaiser Maximilian I. (–) und die Hofkultur seiner Zeit (JOWG ). Hg. v. Sieglinde Hartmann. Wiesbaden , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium) Berlin/Boston , S. –. MM Mitteldeutscher Erec (früher: Zwettler Erec). – Fragmente eines mhd. Erec-Romans, . Jh. Der Versroman Erec et Enide (um ) des Chrétien de Troyes wurde im dt. Sprachraum vor allem durch → Hartmanns dt. Bearbeitung Erec (um /) bekannt, die im → Ambraser Heldenbuch (A) erhalten ist. Lange Zeit galt Hartmanns Text als einzige mhd. Übertragung des altfranzösischen Originals. In den letzten Jahrzehnten neu aufgefundene Textzeugen legen allerdings die Existenz eines weiteren dt. E.-Texts nahe. Für den Nachweis dieses sog. M. E. sind zehn im österreichischen Stift Zwettl entdeckte Fragmente (Z) von besonderer Bedeutung. Es handelt sich um teilweise stark verstümmelte Reste einer mitteldt.-nd.
. Hälfte . Jh. Handschrift, die wahrscheinlich um die Mitte des . Jh. entstand. Die vereinzelt vertretene These, Z könne der Nibelungen-Sage angehören, gilt heute als widerlegt. Trotz fehlender Zeilen und Reime kann Z aufgrund im Text erwähnter Figuren (Enyde, Karsine de) und Handlungsstücke einem dt. E.-Roman zugeordnet werden. Dieser dürfte unabhängig von Hartmanns Bearbeitung entstanden sein und steht Chrétien Original näher als diese. So enthält Z teils wörtliche Anleihen bei Erec et Enide sowie eine auch von Chrétien geschilderte Massenschwertleite am Hof des Königs Artus, die von Hartmann nicht übernommen wurde. Daneben überliefert Z in großer Originaltreue weitere Bruchstücke der Hochzeit von Erec und Enyde, etwa die Ankunft der Hochzeitsgäste. Im Zusammenhang mit Z diskutiert die Forschung auch dt. E.-Fragmente aus Wolfenbüttel (W). Die rund Verse in sechs Fragmenten (I–VI) überliefern zwei Episoden der E.-Sage. Gemeinsam sind Z und W ihre ungefähre Entstehungszeit, ihre Schreibsprache, ihre Nähe zum Roman des Chrétien de Troyes sowie die Dreireime am Ende der Textabschnitte. In der Forschung wird daher oft ein gemeinsamer Verfasser für Z und W I bis W III angenommen, während die Fragmente W III bis W VI von A abstammen könnten. Daraus ergibt sich insgesamt die These eines zweiten dt. E.Romans (M. E.), der in Z fragmentarisch erhalten ist und in W von einem Redaktor mit Hartmanns Text aus A kompiliert wurde. Der gleiche Redaktor bearbeitete auch W III bis W VI. Aufgrund der Unvollständigkeit von Z und W sind diese Thesen freilich bis heute Gegenstand der Diskussion. Ü: Z: Zwettl, Stiftsbibl., Fragm. Z –, Fragm. (Perg., um zweites/drittes Viertel . Jh., mitteldt.-nd.). – W: Wolfenbüttel, HAB, zu Cod. .. Aug. °, Doppelbll. mit Querstreifen eines weiteren Doppelbl. (Perg., um drittes Viertel . Jh., mitteldt.-nd.; Fragm.). A: .Zwettler Fragment: Margarete Springeth/Charlotte Ziegler mit Kurt Gärtner/Ulrich Müller: Die Stift Zwettler Fragmente. Beschreibung und Transkription. In: PBB () S. –. – Erec von Hartmann von Aue. Mit einem Abdruck der neuen Wolfenbütteler und Zwettler Erec-Fragmente. Hg. v. K. Gärtner. Tübingen , S. – (vgl. dazu: Eberhard Nellmann, in: ZfdA , , S. –). – Faks. bei Ziegler (s. Lit.). – . Wolfenbütteler Fragment: Wolfgang Milde: ‹daz ih minne
Dietrich und Wenezlan an uch suche›. Neue Wolfenbütteler Bruchstücke des Erec. In: Wolfenbütteler Beitr. () S. – (Teildruck). – Kurt Gärtner: Der Text der Wolfenbütteler Erec-Fragmente und seine Bedeutung für die Erec-Forschung. In: PBB () S. –, –. – E. Nellmann: Ein zweiter Erec-Roman? Zu den neugefundenen Wolfenbütteler Fragmenten. In: ZfdPh () S. –, – (Teildruck). – Gärtner (s. o.) S. –. L: E. Nellmann, VL () Sp. . – Thomas Klein: Ermittlung, Darstellung und Deutung v. Verbreitungstypen in der Handschriftenüberl. mhd. Epik. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. –. – Brigitte Edrich-Porzberg: Stud. zur Überl. und Rezeption von Hartmanns Erec (GAG ). Göppingen , S. –, –. – Charlotte Ziegler: Neue Materialien aus der Stiftsbibl. Zwettl. Walter von der Vogelweide, Nibelungentext, Erec, das Gebetbuch von , ein unbekanntes Werk des Paul Troger. Zwettl , S. –, Abb. –. – E. Nellmann: Der Z. E. Versuch einer Annäherung an die Fragm. In: ZfdA () S. –. – Kurt Gärtner: Die Zwettler ‹Erec›-Fragm. Versuch einer ersten Auswertung. In: Lit. als Erinnerung. FS Winfried Woesler. Hg. v. Bodo Plachta. Tübingen , S. –. – Springeth u. a. (s. Ausg.). – Joachim Bumke: Der E. Hartmanns von Aue. Eine Einf. Berlin u. a. , S. f. – Gärtner (s. Ausg.; mit weiterer Lit.). – E. Nellmann: Mhd. +moysel, mndl. damoyseel. Zum Wortschatz des Z. E. In: ZfdPh () S. –. – T. Klein: Zur Sprache der Wolfenbütteler und Zwettler ‹Erec›-Fragm. und zur Herkunft des zweiten ‹Erec›-Romans. In: Edition und Sprachgesch. Baseler Fachtagung .–. März . Hg. v. Michael Stolz. Tübingen , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , S. f. MM Dietrich und Wenezlan. – Fragment eines Dietrichepos, erste Hälfte . Jh. Verfasser und Entstehungsumstände von D. u. W. sind unbekannt. Der im bairischen Dialekt aufgezeichnete Text ist nur fragmentarisch auf zwei beschädigten Doppelblättern erhalten, die wahrscheinlich bald nach geschrieben wurden. D. u. W. könnte also noch in der ersten Hälfte des
Dietrich und Wenezlan . Jh. entstanden sein. Das teilweise textlich verstümmelte Fragment umfasst je nach Rekonstruktion bis Reimpaarverse. Sein Inhalt entstammt dem Sagenkreis um Dietrich von Bern, der zu Beginn des Fragments bei König Etzel im Exil lebt. Dietrichs Gefährten Wolfhart und Hildebrand sind Gefangene des polnischen Königs Wenzel. Dieser fordert Dietrich über Wolfhart zum Zweikampf heraus. Bei einem Sieg Dietrichs sollen die Gefangenen freikommen. Dietrich lehnt den Kampf zunächst ab, wird dafür von Wolfhart gescholten und stimmt dem Angebot Wenezlans erst daraufhin zu. Mit Etzels Heer bricht Dietrich zum Heerlager Wenezlans auf. Dort kommt es zu dem wie ein hö sches Turnier inszenierten Kampf. Da das Fragment nach einem Stoßseufzer des von seinem Gegner bedrängten Dietrich abbricht, ist das Ergebnis der Auseinandersetzung unbekannt. D. u. W. ist nicht eindeutig auf eine Quelle oder Vorlage zurückzuführen. Das Fragment weist äußerliche Gemeinsamkeiten mit der Thidrekssaga auf, mit der es vielleicht gemeinsame Wurzeln teilt. Die Forschung hat D. u. W. verschiedentlich mit einer vom → Marner erwähnten Dichtung von «der Riuzen sturm» gleichgesetzt, was aber nicht sicher beweisbar ist. Eine Verbindung zu den Sagen um Dietrichs Slawenkämpfe liegt sicher nahe. Unklar ist auch der historische und literarische Bezug der Wenezlan-Figur. Sie könnte auf König Witzlân aus → Biterolf und Dietleib verweisen, ebenso aber auf den verstorbenen König Wenzel I. von Böhmen. Eine früher vermutete Identität Wenezlans mit Wenzels Enkel, dem böhmischen König Wenzel II., gilt durch die Neudatierung der Handschrift als widerlegt. Charakteristisch für D. u. W. als literarisches Werk ist die Vermischung zweier Traditionen der Dietrichepik. Aus deren historischer Tradition stammen etwa Dietrichs Exil sowie die Inhaftierung und Auslösung seiner Gefährten, was an → Dietrichs Flucht gemahnt. Auf die aventiurehafte Tradition verweisen hingegen die Herausforderung Dietrichs zum Zweikampf (→ Eckenlied, → Rosengarten zu Worms) sowie die turnierartige Gestaltung des Kampfs, die an Biterolf und Dietleib, Walberan (Laurin) und den Rosengarten zu Worms erinnert. Die Forschung hat die Darstellung des Zweikampfs zwischen Feldzug und Ritterfest eingeordnet und u. a. das traditionelle hö sche Publikum aus Königin, Rittern und Damen hervorgehoben, das während des Kampfs anwesend ist.
. Hälfte . Jh. Die hö sche Dichtung – vor allem → Wolfram von Eschenbach – gilt auch stilistisch als Vorbild von D. u. W. Eine endügltige Einordnung des Texts ist aufgrund der fragmentarischen Überlieferung freilich nicht möglich. Ü: Basel, UB, cod. N I Nr. , Doppelbll. (Perg., kurz nach , bair., Fragm.). A: Wilhelm Wackernagel: Bruchstück eines unbekannten Gedichtes aus der Dietrichssage. In: Altdt. Bll. () S. –. – Karl Goedeke (Hg.): Dt. Dichtung im MA. Hannover , S. –. – Julius Zupitza (Hg.): Dietrichs Abenteuer von Albrecht von Kemenaten. Nebst den Bruchstücken von D. u. W. (Dt. Heldenbuch ). Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. –. – Elisabeth Lienert/Viola Meyer (Hg.): A. T., Dietrich und Wenezlan (Texte und Stud. zur mhd. Heldenepik ). Tübingen . L: Ehrismann // () S. . – Joachim Heinzle, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f., . – Justus Lunzer: D. u. W. In: ZfdA () S. –. – Albert Leitzmann: Wolframianismen in D. u. W. In: PBB () S. f. – Edward Schröder: Das Fragm. D. u. W. In: ZfdA () S. –. – Gerhard Eis: Zu Dietrichs Slawenkämpfen. In: ZfdA (/) S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur altdt. weltlichen Dichtung. Amsterdam , S. –). – Ruth H. Firestone: Elements of Traditional Structure in the Couplet Epics of the Late Middle High German Dietrich Cycle (GAG ). Göppingen , S. –. – Joachim Heinzle: Mhd. Dietrichepik. Unters. zur Tradierungsweise, Überlieferungskritik und Gattungsgesch. später Heldendichtung (MTU ). München , S. Anm. , . – R. H. Firestone: The Literary Classi cation of D. u. W. A Reevaluation. In: German Studies Review () S. –. – Dies.: On the Similarity of ‹Biterolf und Dietleib› and ‹D. u. W.›. In: Comparative Research on Oral Traditions: A Memorial for Milman Parry. Hg. v. John Miles Foley. Columbus, OH , S. –. – J. Heinzle: Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. –. – Lienert/Meyer (s. Ausg.). – Elisabeth Lienert: Die ‹hist.› Dietrichepik. Unters. zu ‹Dietrichs Flucht›, ‹Rabenschlacht› und ‹Alpharts Tod›. Berlin/New York , S. –, f. u. ö. MM
. Hälfte . Jh. Vorauer Novelle. – Verserzählung, erste Hälfte . Jh. Der Text ist mit Reimpaarversen unvollständig in nur einer Handschrift überliefert. Der unbekannte Autor war Alemanne. Das Werk wird meist auf die erste Hälfte des . Jh. datiert, aufgrund sprachlicher Merkmale vereinzelt auch auf die Mitte des . Jh. Die V. N. ist eine Bearbeitung eines älteren Mirakels in lat. Prosa aus den Reuner Relationen (spätes . Jh.). Im Mittelpunkt der V. N. stehen zwei eng befreundete junge Adlige, die bereits früh in ein Kloster gegeben wurden. Sie iehen vor der strengen Erziehung durch die Mönche in weltliche Exzesse und schwarzmagische Praktiken. Als einer der Jünglinge schwer erkrankt, verspricht er seinem Gefährten, ihm nach einem Monat zu erscheinen. Er stirbt einen verzweifelten Tod, nach dem Teufel seine Seele rauben. Sein Freund bekehrt sich daraufhin zum Mönchstum. Der überlieferte Text bricht ohne ein Wiedersehen der Freunde ab. Stilistisch gilt die V. N. als von → Gottfried von Straßburg und → Hartmann von Aue beein usst. Die dt. Bearbeitung setzt gegenüber dem lat. Mirakel andere Akzente. Das letzte Gespräch der Freunde ist im lat. Text ein gelehrter Disput, in der V. N. ein intensives Ringen um die Seele eines Verzweifelten. W¨ahrend der Tod des Freundes in der Vorlage nur knapp erwähnt wird, schildert die V. N. ausführlich seine Qualen. Das Schicksal der Freunde ist im lat. Text von Gott vorherbestimmt, in der V. N. hingegen Resultat ihrer eigenen Willensentscheidungen. Bei aller konventionellen Religiösität ist der V. N. dadurch eine gewisse Eigenständigkeit nicht abzusprechen. Ü: Vorau, Stiftsbibl., cod. (früher CCCXXX), v–r (Perg., drittes Viertel . Jh., alemannisch). A: Anton E. Schönbach: Studien zur Erzählungslit. des MA . Die Reuner Relationen (Sb. der kaiserlichen Akad. der Wiss. Wien, phil.-hist. Classe ,). Wien (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. – (lat. Mirakel). – Anton E. Schönbach: Stud. zur Erzählungslit. des MA . Die V. N. (Sb. der kaiserlichen Akad. der Wiss. Wien, phil.-hist. Classe ,). Wien (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Die V. N. und Die Reuner Relationen. Hg. v. Hans Gröchenig. Göppingen , S. –. L: Ehrismann // () S. . – De Boor/Newald / () S. f. – Klaus Zatlou
Vorauer Novelle kal, VL () Sp. –. – Christian Kiening, Killy () S. . – Schönbach (s. Ausg.). – Leopold Kretzenbacher: Teufelsbündner und Faustgestalten im Abendlande. Klagenfurt , S. –. – Friedrich Ohly: Der Ver uchte und der Erwählte. Vom Leben mit der Schuld. Opladen , S. –. – Klaus Zatloukal: Die V. N. Beobachtungen zur dichterischen Umgestaltung der ersten ‹Reuner Relation›. In: Euph. () S. –. – Gröchenig (s. Ausg.). – Stefan Erlei: ‹Hö sch› im Mhd. Die Verwendung eines Programmworts der hö schen Kultur in den deutschsprachigen Texten vor . Frankfurt/M. u. a. , S. f. MM Walther und Hildegund. – Mhd. Heldenepos um Walther von Aquitanien, vor . Nur in Fragmenten mit insgesamt Str. haben sich Eckpunkte eines strophischen Epos um Walther von Aquitanien erhalten. Zur Rekonstruktion des ungefähren Inhalts muss man sich notgedrungen am lat. Hexameterepos → Waltharius (. Jh.) orientieren. Ein Verfasser ist nicht bekannt. Die Strophenform variiert die Nibelungenstrophe geringfügig, und auch sonst ist der Stoff bereits vom → Nibelungenlied her modi ziert. Da der Autor des → Biterolf und Dietleib auf W. u. H. zurückgreift, kann man eine Ansetzung in der ersten Hälfte des . Jh.s und im bairischen Sprachraum rechtfertigen. Der Waltharius erzählte von Walthers Flucht mit Hiltgunt aus hunnischer Geiselhaft, der Verfolgung durch Gunther und Hagen, die im nalen Dreikampf mündete, und gipfelte in einem Ausblick auf die glückliche Herrschaft Walthers und seiner Braut in Aquitanien. Aus W. u. H. sind vor allem eine frühe Unterredung zwischen Walther, Hildegund und Hagen noch am Hunnenhof (Fragm. ) sowie das Ende des Epos, das Walthers Heimkehr nach Burgund als Triumph zelebriert (Fragm. ), erhalten. Insbesondere der monumentale Schluss ( Str.), der die Hochzeit zu einem Ereignis von universalen Dimensionen ausspinnt, offenbart den Ein uss hö scher Dichtung (Zeremonialhandeln) und des Nibelungenliedes (Personal). Im übrigen enthält W. u. H. nichts, was eine selbstständige Stoffentwicklung abseits des Hexameterepos anzunehmen zwänge. Ü: Zwei fragmentarisierte Hss.: Graz, Landesarch., FG , Fragm. ( Streifen). – Wien, Österr. NB, cod. ( Doppelblatt).
Kudrun A: Karl Strecker (Hg.): Waltharius. , S. –. – Ute Schwab (Hg.): Waldere. Testo e commento. Messina , S. –. L: Walter Haug, VL () Sp. –. – Hermann Schneider: Das Epos von W. u. H. In: GRM () S. –, –. – Wilhelm Lenz: Der Ausgang der Dichtung von W. u. H. Halle . – Friedrich Panzer: Der Kampf am Wasichenstein. Waltharius-Stud. Speyer . – H. Schneider: Germ. Heldensage. I: Dt. Heldensage. Berlin , S. –. – Werner Hoffmann: Mhd. Heldendichtung. Berlin , S. –. – Fritz Peter Knapp: Die Lit. des Früh- und HochMA in den Bistümern Passau, Salzburg, Brixen und Trient. Wien , S. –. – Victor Millet: Épica germánica y tradiciones épicas hispánicas: Waltharius y Gaiferos. Madrid . – Michael Mecklenburg: Parodie und Pathos. Heldensagenrezeption in der hist. Dietrichepik (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , S. –. – Walter Haug []: Von der Schwierigkeit heimzukehren. Die Walthersage in ihrem motivgeschichtlichen und literaturanthropologischen Kontext. In: Ders.: Die Wahrheit der Fiktion. Tübingen , S. –. – Peter Göhler: Beobachtungen und Überlegungen zu den Fragmenten einer mhd. W. u. H.-Dichtung. In: Siebentes Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. Klaus Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Cordula Kropik: Re exionen des Geschichtlichen. Zur literarischen Konstituierung mhd. Heldenepik. Heidelberg , S. –. CF Kudrun (Gudrun, Chudrun). – Strophisches Helden- und Brautwerbungsepos, Mitte (?) . Jh. Die anonym, unikal und im → Ambraser Heldenbuch spät tradierte Heldendichtung steht deutlich in der Tradition des → Nibelungenliedes (NL). Die frühnhd. Textgestalt erschwert verlässliche Aussagen zur Entstehung des Werkes, doch legen Untersuchungen der reimgebundenen Wörter eine originäre Abfassung in bairisch-österreichischer Sprache nahe. Die frühe Forschung schlug mit wenig zwingenden Argumenten (Anklänge an → Biterolf und Dietleib) einen steirischen Ursprung vor. Die offensichtliche Vertrautheit des Verfassers mit der kaufmännischen und städtischen Lebenswelt könnte hingegen für eine Entstehung in einer größeren Stadt sprechen (Regensburg, Passau, Wien [?]), doch lässt sich auch diese These nicht zweifelsfrei
Mitte . Jh. erhärten. Was den Zeitraum betrifft, so liefert die Kenntnis der dt. Literatur des frühen . Jh. seitens des K.-Dichters den einzigen validen Anhaltspunkt. Die Mitte des . Jh. als ungefähre Entstehungszeit ist daher die opinio communis der Forschung. Die Strophenform der K. leitet sich von der ‹Nibelungenstrophe› ab (geringfügige Modi kationen bei den Abversen und ). der Strophen behalten die Bauweise des Vorbilds bei. Wie beim NL ist die K. in Aventiuren eingeteilt. Inhaltlich wird der Text durch die Abfolge mehrerer Generationen mit ihren entsprechenden Brautwerbungsgeschichten strukturiert. Bezieht man die am Anfang nur beiläu g erwähnten Großeltern Hagens hier mit ein, so kommt man auf insgesamt fünf Generationen. Gemeinhin werden drei Hauptteile der Handlung differenziert, die nach den jeweiligen Protagonisten der Entführungshandlungen als Hagen-, Hilde- und K.-Teil bezeichnet werden. Der letzte Teil stellt schon allein wegen des Umfangs (rund zwei Drittel des gesamten Werkes) den Hauptteil dar. In der K. werden die drei nicht originär zusammengehörigen Teile zu einer fortlaufenden Erzählung verbunden. Im Hagen-Teil (Aventiuren –, Str. –) wird vom irischen Königspaar Gêr und Ute und deren Sohn Sigeband berichtet. Nach dem Tode des Vaters lässt Sigeband erfolgreich um Ute, die Tochter des Königs von Norwegen, werben. W¨ahrend eines hö schen Festes wird der gemeinsame Sohn Hagen als Siebenjähriger von einem Greifen entführt und auf eine Meeresinsel zu dessen Jungen gebracht. Das Kind kann entkommen und trifft in einer Höhle auf drei Prinzessinnen, die gleichsam vom Greifen entführt worden sind. Von diesen wird Hagen aufgezogen. Mit Rüstung und Waffen eines angestrandeten toten Ritters erschlägt Hagen die Greifen. Die Entführten werden schließlich von der Besatzung eines vorbeifahrenden Pilgerschiffes entdeckt und an Bord genommen. Hagen zwingt den Schiffsherren, der sich als Feind seines Vaters herausgestellt hat, Irland anzusteuern. Dort kann Hagen die beiden Feinde versöhnen. Nach seiner Schwertleite wird er mit Hilde, einer der drei entführten Prinzessinen vermählt. Die gemeinsame Tochte wird ebenfalls Hilde genannt und wächst zu außerordentlicher Schönheit heran. Hagen lässt jeden Werber um seine Tochter umbringen. Der Hilde-Teil (Aventiuren –, Str. –) setzt ein mit dem Entschluss König Hetels von He
Mitte . Jh. gelingen, um Hilde zu werben. Seine Verwandten Horand, Frute und Wate treten die gefährliche Brautwerbungsreise an. Als Werber unerkannt erlangen sie Zugang zu Hagens Hof, wo Horand mit seinem Gesang die hö sche Gesellschaft und auch Hilde zu beieindrucken vermag. Diese empfängt den Sänger heimlich in ihrer Kemenate, so dass Horant für Hetel werben kann. Hilde willigt in eine Entführung ein, die mit List umgesetzt wird. Hagen verfolgt die Entführer und holt sie in «Waleis» ein, wo sie eben mit Hetel zusammengetroffen sind. Eine Schlacht entbrennt, die auf Bitten Hildes beigelegt werden kann. Die Kontrahenten versöhnen sich, Hagen nimmt am Hochzeitsfest teil und kehrt nach Irland zurück. Der K.-Teil (Aventiuren –, Str. –) stellt mit Ortwin und K., den Kindern Hetels und Hildes, die letzte Generation in der familiären Abfolge vor. K.s Schönheit übertrifft noch diejenige ihrer Mutter. Der erste Werber um K. ist König Siegfried von «Môrlant», der von Hetel aber abgewiesen wird. Als nächstes tritt Hartmut, Sohn König Ludwigs von «Ormanîe/Normanîe», auf den Plan. Er schickt Boten, die aber ebenfalls unverrichteter Dinge abziehen müssen. Der letzte erfolglose Werber ist Herwig, der König von «Sêlant». Einige Zeit später sucht Hartmut unerkannt Hetels Hof auf und offenbart sich K., die ihm anrät, um seines Lebens willen, den Hof schnellstmöglich zu verlassen. Hartmut kehrt – entschlossen K. mit Gewalt zu erobern – nach Hause zurück. Herwig hat das gleiche Ansinnen und überfällt mit seinem Heer Hetels Land. Es gelingt ihm, in die Burg einzudringen, wo K. in den direkten Zweikampf zwischen Herwig und ihrem Vater eingreift und die Streitparteien versöhnt. Der seeländische König bekommt K. «ze wibe» zugesichert (Str. , ), doch der Eheschluss wird um ein Jahr verschoben. Vor Ablauf der Frist greift Siegfried von «Môrlant» das Reich Herwigs an und Hetel eilt seinem künftigen Schwiegersohn zu Hilfe. In Abwesenheit Hetels wirbt Hartmut erneut um K. und wird auch dieses Mal abgewiesen. Gemeinsam mit seinem Vater überfällt er daraufhin die Hegelinger Burg und entführt K. zusammen mit ihrem «ingesinde». Hetel, von Boten über die Ereignisse in Kenntnis gesetzt, schließt einen Waffenstillstand mit Siegfried, der zudem Hetel und Herwig bei der Verfolgung der Entführer unterstützt. Sie holen die Normannen auf dem «Wülpensant» ein,
Kudrun wo es zu einer grausamen Schlacht kommt, während der Hetel durch Ludwigs Hand fällt. Die Entführer entkommen. Wate überbringt Hilde die Todesnachricht und zusammen mit Herwig wird beschlossen, den Rachefeldzug aufzuschieben, bis die Heranwachsenden «swertmæzic» (Str. ) geworden sind. Derweil versucht Ludwig schon während der Seeüberfahrt, die entführte K. zur Eheschließung mit Hartmut zu bewegen. Sein Ansinnen bleibt ebenso erfolglos wie alle Versuche in «Ormanie» seitens Hartmuts Mutter Gerlind. K. verweist stets auch auf ihren rechtlichen Status als Versprochene. Auch die Drohung Hartmuts, sich ihrer mit Gewalt zu bemächtigen, fruchtet nicht. Schließlich verp ichtet Gerlind die Unwillige zu niederen Diensten als W¨ascherin am Meeresstrand. Erst dreizehn Jahre nach der Entführung bricht eine Flotte zur Befreiung K.s auf. Die als Kundschafter vorgeschickten Herwig und Ortwin treffen am Strand auf K. und ihre Gefährtin Hildeburg, die im Schnee barfuß waschen. K. wirft die W¨asche ins Meer und willigt zum Schein ein, Hartmut zu heiraten. Am nächsten Tag erreicht das Heer der Hegelinge Ludwigs Burg und eine letzte Schlacht beginnt. Herwig tötet Ludwig und nur das Eingreifen Hartmuts verhindert, dass Gerlind K. umbringen lässt. Später bewahrt K., die keine Rachegelüste trägt, wiederum Hartmut vor dem nalen Streich durch Wate. Hartmut wird gefangen genommen und Wate stürmt die Burg mit beispielloser Grausamkeit. Hartmuts Schwester Ortrun begiebt sich mit ihrem Gefolge unter Kudruns Schutz. Im Gefolge be ndet sich auch Gerlind, die indes von Wate erkannt und getötet wird. Mit reicher Beutet kehren die Sieger heim. K. wird an Herwigs Seite gekrönt und stiftet Ehen zwischen Ortwin und Ortrun, Hartmut und Hildeburg sowie zwischen Siegfried von Môrlant und Herwigs Schwester. Die K. ist grundsätzlich vor dem Hintergrund zweier Gattungshintergründe zu bewerten, der Heldenepik und den Brautwerbungsepen. Die zentralen Motive der textlichen Tradition der Brautwerbungsgeschichten (schöne Braut in Übersee, böser Brautvater, Entführung durch List und/oder Gewalt, Verfolgung und Kampf) werden im Text in jedem der drei Abschnitte variiert, wobei der Dichter dem schlichten Strukturprinzip der variierenden und steigernden Wiederholung folgt: Auf die ungefährliche Werbung Sigebands am Eingang des Hagen-Teils folgt eine Brautentführung mit Einwilligung der Braut im Hilde-Teil und schließlich
Kudrun die Entführung ohne Einwilligung im K.-Teil (wobei der K.-Teil als weitere Steigerung mit den drei Werbern Siegfried, Hartmut und Herwig das Schema schon in sich multipliziert). Dass Hagen und Hetel dabei jeweils vom werbenden vorbildlichen Helden zum Typus des bösen Vaters mutieren ist jeweils nicht psychologisch determiniert sondern folgt schlichtweg den Anforderungen des Brautwerbungsschemas. Hinsichtlich der heldenepischen Traditionslinie gehen die Beziehungen zwischen dem NL und der K. weit über die formalen und strukturellen Anleihen hinaus und berühren auch den sprachlichen und motivischen Bereich. Durch die Heldenepik im Allgemeinen und das NL im besondern vorgeprägte Wendungen, Begrifflichkeiten und Ausdrücke durchsetzen den Text, der dadurch wenig originell erscheint. Was die Parallelen bei der inhaltlichen Ausgestaltung betrifft, so steht vor allem die jeweilige Rolle und das gegenseitige Verhältnis der weiblichen Protagonistinnen der beiden Dichtungen im Fokus des wissenschaftlichen Interesses. So könnte man die Figur der K. als antithetischen Gegenentwurf zu Kriemhilt begreifen, der eine grundsätzlich andere Möglichkeit aufzeigt, durch Verbrechen oder Unrecht erlittenes Leid zu kompensieren: W¨ahrend Kriemhilts unbändiger Wunsch nach Rache alle in den Untergang zieht, verdankt sich das glückliche Ende der K. dem Geist der Versöhnung seiner Heldin, der auch dem vergeltungslüsternen Wate Einhalt gebietet. Diese herausragende Rolle der weiblichen Haupt guren beider Dichtungen war schon der Redaktion des Ambraser Heldenbuches bewusst. Hier werden beide Werke unter den jeweiligen Namen ihrer Protagonistinnen geführt: «Ditz Puech heysset Chrimhilt»/«Ditz puech ist von Chautr˚un». Schließlich ist auch der Versuch einer erzählerischen Annäherung des K.-Dichters an die hö sche Dichtung spürbar. Womöglich hat er sich auch motivlich vom hö schen Roman anregen lassen, denn die friedenstiftende Rolle der Gyburg-Figur im Willehalm → Wolframs von Eschenbach könnte für die Ausgestaltung der K. vorbildlich gewesen sein. Nur für den Hilde-Teil der K. kann die stoffliche Quelle als gesichert gelten. Es ist von einer Hildesage des frühen MA auszugehen, deren Inhalt über die skandinavische Überlieferung bekannt ist (Bragis Ragnarsdrápa, Skáldskaparmál in der
Mitte . Jh. Prosa-Edda Snorri Sturlesons, Olafs saga Tryggvasonar, Gesta Danorum des Saxo Grammaticus): Hild wird durch Hedin, den Bruder ihres Vaters Högni einvernehmlich entführt. Auf der Flucht wird Hedin von Högni gestellt, im Schlusskampf fallen beide. Die Sage aus dem Wikingermilieu hat mythischen Einschlag: Die Schlacht endet nie, da die Kontrahenten jeden Morgen von Hild wieder erweckt werden. Der Kampf ist auf den OrkneyInseln situiert und Namen der Hild-Geschichte nden sich auch in den altenglischen Dichtungen Widsith und Deor (beide überliefert im späten . Jh., entstanden aber im .–. Jh.). Hier begegnen sowohl «Hagena», «Wada», der liedkundige «Heorenda» und die Hegelinge («Heodeningas»). Dafür, dass die Sage zuvor schon im Ostseeraum bekannt war, spricht der gotländische Bildstein Stenkyrka Smiss I, der die ewige Schlacht zu illustrieren scheint (Datierung umstritten, ., . oder . Jh.; vgl. Erik Nylén/Jan Peder Lamm: Bildsteine auf Gotland [übers. v. Margareta und Michael Müller-Wille]. . erw. und komplettierte Ausg. Neumünster ). Die Anspielungen in mhd. Texten des . Jh. lassen sich aber nicht mehr nur auf die Hildesage beziehen, wie sie aus nordischer Überlieferung bekannt ist. Das Rolandslied des Pfaffen → Konrad nennt zunächst nur Wate (V. : «thu bis thes Waten kunnes»), aber der Alexander des Pfaffen → Lambrecht nennt auch den Schlachtort «Wülpensant»: «man saget von dem sturm der ûf Wolfenwerde gescach, / dâ Hilten vater tôt gelach / zewisken Hagenen unde Waten» (V. –; im → Straßburger Alexander: V. –, Ortsangabe dort: «Wulpinwerde»). Direkt im Anschluss wird bei Lambrecht zudem ein «Herewich» genannt. Was als Kontamination aus Hildesage/Hilde-Teil der K. und deren K.-Teil erscheint, ist textgeschichtlich deutungsoffen: Lambrecht könnte eine Fassung der Hildesage gekannt haben, in der die Schlacht auf dem «Wülpensant» stattgefunden hat. Dieser Ortsname wäre in der K. vom Hilde-Teil in den K.-Teil übergegangen, wo dann auch der Tod des Vaters der Entführten realisiert ist. Aber die Namenszuordnungen bei Lambrecht sind nicht eindeutig und Hagen könnte hier auch der Entführer sein. Sicherheit lässt sich in diesen Fragen nicht erreichen: Die Textgenese des K.-Teils bleibt im Dunkeln und da der K.-Teil den Hilde-Teil letztlich nur variiert und überbietet, ist nicht einmal die Annahme einer K.-Dichtung vor der K.
Mitte . Jh. selbst zwingend. Oder diese K.-Dichtung war eine unselbstständige Ablegererzählung der Hildesage. Dieser Ableger könnte ndl.- ämische Vorstufen gehabt haben, wie einige geographische Namen der K. nahelegen. Für die Leidensgeschichte K.s am normannischen Hof als W¨ascherin sind wiederum motivliche Übereinstimmungen mit den auch in anderen Sprachen verbreiteten sog. Südeli- und Meererin-Balladen zu konstatieren. Das lässt sich mit einer gemeinsamen Stofftradition der jeweiligen Quellen plausibilisieren. Schließlich ist auch das Verhältnis zum jiddischen → Dukus Horant ungeklärt, der Motivparallelen und Namensübereinstimungen sowohl mit der K. als auch mit dem → König Rother aufweist. Vielleicht ist auch hier von einer gemeinsamen Quellentradition auszugehen. Eine Rezeption der K. ist vor dem Ambraser Heldenbuch nicht nachgewiesen. Das Auftreten des Namens «Horant» wird man schwerlich als gesichertes Rezeptionszeugnis werten dürfen, und das auch dann nicht wenn er zusammen mit dem Namen «Hilde» erscheint, wie im Rätselspiel des → Wartburgkriegs (hg. v. Tom Albert Rompelman: Der Wartburgkrieg. Diss. Amsterdam , Nr. ). Erst nach der Bekanntmachung des Inhalts der Heldenbuches (Alois Primisser in Büschings wöchentlichen Nachr. [] S. –) setzte im . Jh. die neuzeitliche Rezeption und Forschungsgeschichte ein (s. Siegfried Grosse/Ursula Rautenberg: Die Rezeption ma. dt. Dichtung. Eine Bibliogr. ihrer Übersetzungen und Bearb. seit der Mitte des . Jh. Tübingen ). Ü: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (Ambraser Heldenbuch) ra–ra (Perg., –, südbair.). – Die K. ndet sich im zweiten, heldenepischen Teil der Hs. zwischen NL/Klage und Biterolf und Dietleib. – Faks.: Ambraser Heldenbuch. Vollst. Faks.-Ausg. im Originalformat des Cod. Vindobonensis Series Nova der ÖNB. Bd. : Faks. Bd. : Komm. v. Franz Unterkircher (Codices Selecti ). Graz . – Digitalfaks. der ÖNB online abrufbar (www.onb.ac.at/bibliothek/ digitaler lesesaal.htm). – Diplomatischer Abdruck des hsl. Wortlautes: K. Die Hs. Hg. v. Franz H. Bäuml. Berlin . A (Auswahl): Friedrich Heinrich von der Hagen/Alois Primisser: Gudrun. In: Der Helden Buch in der Ursprache (Dt. Gedichte des MA /). Berlin . – Karl Müllenhoff: K. Die echten Theile des Gedichts mit einer krit. Einleitung. Kiel
Kudrun . – K. Hg. v. Karl Bartsch (Dt. Classiker des MA ). Leipzig ; . Au . überarb. und neu eingel. v. Karl Stackmann. Wiesbaden (Nachdr. ). – K. Hg. und erklärt v. Ernst Martin (Germanistische Handbibl. ). Halle ; . verb. Au . . – K. Hg. v. Barend Symons (ATB ). Halle ; . Au . bearb. v. Bruno Boesch. Tübingen . – K. Textabdr. mit den Lesarten der Hs. und Bezeichnung der echten Tle. Hg. v. E. Martin (Slg. germanistischer Hilfsmittel ). Halle ; . Au . [recte: ] besorgt v. Edward Schröder. – K. Bearb. v. Paul Piper (Dt. Nationallitt. ,). Stuttgart (Nachdr. Tokyo/Tübingen ). – Werner Hoffmann: Das NL. K. Text, Nacherzählung, Wort- und Begriffserklärungen. Darmstadt . – K. Stackmann: K. Nach der Ausg. v. K. Bartsch (ATB ). Tübingen . – K. Mhd./Nhd. Hg., übers. und komm. v. Uta Störmer-Caysa (RUB ). Stuttgart . – Die krit. Ausg. überführen den frühnhd. (und teils korrumpierten) Text des Ambraser Heldenbuches in ein «Normalmhd.» mit (mehr oder weniger) zahlreichen Konjekturen. Ü (Auswahl): Gudrun. Aus dem Mhd. übers. v. Adelbert Keller. Stuttgart . – Gudrun. Dt. Heldenlied. Übers. v. Karl Simrock (Das Heldenbuch ). Stuttgart/Tübingen ; überarb. v. Friedrich Neumann (RUB /). Stuttgart (Nachdr. ). – Hermann August Junghans: Gudrun. Ein mhd. Heldengedicht (RUB /). Leipzig . – Kûdrûn. Ein Heldenepos. Eingel., übers. und mit Anm. versehen v. Siegfried Colditz (RUB / a). Leipzig . – K. Aus dem Mhd. übers. und komm. v. Bernhard Sowinski (RUB ). Stuttgart . B: Fecamp (s. Lit.) S. –. – Wisniewski (s. Lit.) passim. – VL () Sp. –. – Stackmann (s. Ausg.) S. XXVI–XXVIII. – Störmer-Caysa (s. Ausg.) S. – (s. auch die älteren Ausg.). L: Ehrismann // () S. –. – K. Stackmann, VL () Sp. –. – De Boor/Newald () S. , –. – Ursula Schulze, LexMA () Sp. f. – Anke Roeder/Susanne Rick, KNLL () S. –. – Hilkert Weddige/Victor Millet, Killy () S. –. Gesamtdarstellungen/Hilfsmittel usw.: (vgl. auch die Ausgaben) – Albert Fecamp: Le poème de Gudrun, ses origines, sa formation, et son histoire (Bibl. de l’école des hautes études ). Paris . – Robert Bliem: Vollst. Glossar zum K.-Epos. Diss.
Kudrun Wien . – W. Hoffmann: Die Hauptprobleme der neueren K.-Forschung. In: Wirkendes Wort () S. –, –. – Ders.: K. Ein Beitr. zur Deutung der nachnibelungischen Heldendichtung (Germanistische Abh. ). Stuttgart . – Roswitha Wisniewski: K. (Slg. Metzler ). Stuttgart . – Heinz Rupp (Hg.): NL und K. (WdF ). Darmstadt . – U. Schulze: K. In: Epische Stoffe des MA. Hg. v. Volker Mertens (Kröners Taschenausg. ). Stuttgart , S. –. – Winder McConnell: The epic of K. A critical commentary (GAG ). Göppingen . – W. Hoffmann: K. In: Mhd. Romane und Heldenepen. Interpretationen. Hg. v. Horst Brunner (RUB ). Stuttgart , S. –. – Klaus M. Schmidt: Begriffsglossar und Index zur K. (Indices zur dt. Lit. ). Tübingen . Weitere Titel: Friedrich Panzer: Hilde – Gudrun. Eine sagen- und literaturgeschichtliche Unters. Halle (Nachdr. Hildesheim/New York ). – Ders.: Beitr. zur kritik und erklärung der ‹Gudrun›. In: ZfdPh () S. –; () S. –. – Siegmund Benedict: Die Gudrunsage in der neueren dt. Lit. Diss. Rostock . – Karl Droege: Zur Gesch. der ‹K.›. In: ZfdA () S. –. – Theodor Frings: Zur Geographie der ‹K.›. In: ZfdA () S. – (wieder in: PBB [Halle] S. –). – Martha Kübel: Das Fortleben des K.-Epos (Von dt. Poetery ). Leipzig . – Hertha Marquardt: Die Hilde-Gudrunsage in ihrer Beziehung zu den germ. Brautraubsagen und den mhd. Brautfahrtepen. In: ZfdA () S. –. – Ingeborg Schröbler: Wikingische und spielmännische Elemente im zweiten Teile des Gudrunliedes (Rheinische Beitr. und Hülfsbücher zur germ. Philologie und Volkskunde ). Halle . – Ramón Menéndez-Pidal: Das Fortleben des K.-Gedichtes (der Ursprung der Ballade). In: Jb. für Volksliedforschung () S. –. – Ludwig Wolff: Das K.Lied. In: Wirkendes Wort (/) S. – (wieder in: WdF [s. o.] S. –). – Adolf Beck: Die Rache als Motiv und Problem in der ‹K.›. Interpretation und sagengeschichtlicher Ausblick. In: GRM () S. – (wieder in: Ders.: Forschung und Deutung. Ausgewählte Aufs. zur Lit. Hg. v. Ulrich Fülleborn. Frankfurt/M. , S. – und in: WDF [s. o.] S. –). – Hugo Kuhn: K. In: Münchener Univ.-Woche an der Sorbonne zu Paris. Hg. v. Jean Sarrailh u. a. München , S. – (wieder
Mitte . Jh. in: Ders.: Kleine Schr. Bd. : Text und Theorie. Stuttgart , S. – und in: WdF [s. o.] S. –). – Helga Maria Umbreit: Die epischen Vorausdeutungen in der ‹K.›. Diss. Freiburg . – Renate Janzen: Zum Aufbau des K.-Epos. In: Wirkendes Wort () S. –. – Hellmut Rosenfeld: Die K. Nordseedichtung oder Donaudichtung? In: ZfdPh () S. –. – Harold Bernard Willson: Dialectic, ‹passio› and ‹compassio› in the ‹K.›. In: Modern Language Review () S. –. – Hannelore Zahn: Zur ‹K.›. Epische Schichten und literarische Stufen. Ein Beitr. zum Form- und Stilgesetz der ‹K.›. Diss. Freiburg i. Br. . – Donald J. Ward: The Rescue of K. A Dioscuric Myth? In: Classica et mediaevalia () S. –. – H. Rosenfeld: Die Namen der Heldendichtung, insbesondere Nibelung, Hagen, Wate, Hetel, Horand, Gudrun. In: Beitr. zur Namenforschung NF () S. –. – Ders.: Die Brautwerbungs-, Meererin- und SüdeliVolksballaden und das ‹K.›-Epos von . In: Jb. für Volksliedforschung () S. –. – Hinrich Siefken: Überindividuelle Formen und der Aufbau des Kudrunepos (Medium Aevum ). München . – Léopold Peeters: Hist. und literarische Stud. zum . Tl. des K.-Epos. Meppel . – D. J. Ward/F. H. Bäuml: Zur ‹K.›Problematik, Ballade und Epos. In: ZfdPh () S. –. – Gunter Grimm: Die Eheschließungen in der ‹K.›. Zur Frage der Verlobten- oder Gattentreue K.s. In: ZfdPh () S. –. – Eckart Loerzer: Eheschließung und Werbung in der ‹K.› (MTU ). München . – Wolfgang Regeniter: Sagenschichtung und Sagenmischung. Unters. zur Hagengestalt und zur Gesch. der Hilde- und Walthersage. Diss. München . – Inga Wild: Zum Problem des Vergleichs von Balladen und Epenmotiven. Ein methodenkrit. Beitr. zur ‹K.›Forsch. In: Jb. für Volksliedforschung () S. –. – B. Boesch: Zur Frage der literarischen Schichten in der K.-Dichtung. In: FS Siegfried Gutenbrunner. Hg. v. Oskar Brandle. Heidelberg , S. –. – L. Peeters: Wade, Hildebrand and Brendan. In: ABäG () S. –. – D. J. Ward: Nochmals ‹K.›, Ballade und Epos. In: Jb. für Volksliedforschung () S. –. – W. Hoffmann: Die ‹K.›: Eine Antwort auf das NL. In: WdF (s. o.) S. –. – Cola Minis: Über die Hildestelle in Lambrehts ‹Alexander›. In: ABäG () S. –. – Ian Roy Campbell: K. A Critical Appreciation (Anglica Germanica /). Cambridge u. a. , Tb.-Ausg.
Mitte . Jh. . – Helmut Maisack: ‹K.› zwischen Spanien und Byzanz. .–. Jh. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin . – W. McConnell: The Wate Figure in Medieval Tradition (Stanford German Studies ). Bern u. a. . – Marie-Elisabeth Tisdell: Stud. zur Erzählweise einiger mhd. Dichtungen (Europäische Hochschulschr. /). Bern u. a. , S. – u. ö. – I. Wild: Zur Überl. und Rezeption des ‹K.›Epos. Eine Unters. von drei europäischen Liedbereichen des ‹Typs Südeli›. Bde. (GAG ). Göppingen . – Eduard Huber: Die K. um . Eine Unters. In: ZfdPh () S. –. – Stephen L. Wailes: The Romance of K. In: Speculum () S. –. – Theodor Nolte: Das Kudrunepos – ein Frauenroman? (Unters. zur dt. Lit.gesch. ). Tübingen . – W. McConnell: The passing of the old heroes. The NL, K., and the epic spirit. In: Genres in Medieval German Literature. Hg. v. Hubert Heinen/Ingeborg Henderson (GAG ). Göppingen , S. –. – Ellen Bender: NL und K. Eine vergleichende Stud. zur Zeitdarstellung und Geschichtsdeutung (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. . – T. Nolte: Wiedergefundene Schwestern und befreite Braut. K.-Epos und Balladen (HelfantStud. ). Stuttgart . – Barbara Siebert: Rezeption und Produktion, Bezugssysteme in der ‹K.› (GAG ). Göppingen . – Dies.: Hildeburg im K.-Epos. Die bedrohte Existenz der ledigen Frau. In: ‹Der frauwen buoch›. Versuche einer feministischen Mediävistik. Hg. v. Ingrid Bennewitz (GAG ). Göppingen , S. –. – Gerard Kulsdom: Die Strophenschlüsse im Hagentl. der K. In: ABäG () S. –. – W. McConnel: Death in ‹K.›. In: Fifteenth Century Studies () S. –. – Mark T. Pearson: ‹K.›. The uses of narrative schematism. Diss. University of Kansas . – Thomas Grenzler: Erotisierte Politik – politisierte Erotik? Die politisch-ständische Begründung der Ehe-Minne in Wolframs ‹Willehalm›, im ‹NL› und in der ‹K.› (GAG ). Göppingen . – Ingmar ten Venne: Einige Überlegungen zu Handlungsstrukturen mhd. Heldenepen am Beispiel des K.-Epos. In: Heldensage – Heldenlied – Heldenepos. Hg. v. Danielle Buschinger (Wodan ). Amiens , S. –. – Marion E. Gibbs: From Alischanz to Wülpensant. In: German Narrative Literature of the Twelfth and Thirteenth Centuries. FS Roy Wisbey. Hg. v. Volker Honemann u. a. Tübingen , S. –. – Stephanie Beate Pafenberg: The spindle and the sword.
Kudrun Gender, sex, and heroism in the NL and K. In: The Germanic Review () S. –. – Elisabeth Cziep: ‹Ditz puech ist von Chautruen›. Das Lied von K., überliefert im Ambraser Heldenbuch, Cod. Vind. S.N. . In: Imagination , () S. –. – Monika Smith: Listening to the author. An exploration of K.’s motives in the German medieval epic ‹K.›. In: Journal of the Australasian Universities Language and Literature Association () S. –. – M. T. Pearson: Fremdes Heldentum. Der Fall K. In: Fremdes wahrnehmen – fremdes Wahrnehmen. Hg. v. Wolfgang Harms u. a. Stuttgart , S. –. – Tatjana Rollnik-Manke: Personenkonstellationen in mhd. Heldenepen. Unters. zum NL, zur K. und zu den hist. Dietrich-Epen (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. . – Gisela Vollmann-Profe: K. – eine kühle Heldin: Überlegungen zu einer problematischen Gestalt. In: Blütezeit. FS Peter Johnson. Hg. v. Mark Chinca u. a. Tübingen , S. –. – Kerstin Schmitt: Kriemhild und K. Zur intertextuellen Beziehung von ‹NL› und ‹K.›. In: Jahre NL. Rückblick – Einblick – Ausblick. . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. Klaus Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Stephan Müller: Minnesang im Himmelreich? Über Örtlichkeiten literarischer Kommunikation an den Grenzen des Hö schen beim Kürenberger, in der ‹K.›, im ‹Dukus Horant› und im ‹himelrîche›. In: Literarische Kommunikation und soziale Interaktion. Stud. zur Institutionalität ma. Lit. Hg. v. Beate Kellner (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – K. Schmitt: Poetik der Montage. Figurenkonzeption und Intertextualität in der ‹K.› (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin . – Dies.: Alte Kämpen – junge Ritter. Heroische Männlichkeitsentwürfe in der ‹K›. In: Mhd. Heldendichtung ausserhalb des Nibelungen- und Dietrichkreises (K., Ortnit, Waltharius, Wolfdietriche). . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. K. Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – F. H. Bäuml: ‹K.› lesen. Zum Körper in der Mündlichkeits-/ Schriftlichkeitsforschung. In: ebd., S. –. – Ingrid Bennewitz: Kriemhild und K. HeldinnenEpik statt Helden-Epik. In: ebd., S. –. – Norbert Voorwinden: ‹Er was ze Friesen herre›. Zum Verhältnis zwischen Friesen und Dänen in der ‹K.›. In: ebd., S. –. – Jan-Dirk Müller: Verabschiedung des Mythos. Zur Hagen-Episode der ‹K.›. In: Präsenz des Mythos. Kon gurationen einer
Acht Schätze Denkform in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Udo Friedrich/Bruno Quast (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. – (wieder in: Ders.: Mediävistische Kulturwiss. Ausgewählte Stud. Ebd. , S. –). – Ann-Katrin Nolte: Spiegelungen der Kriemhild gur in der Rezeption des NL. Figurenentwürfe und Gender-Diskurse in der Klage, der K. und den Rosengärten mit einem Ausblick auf ausgewählte Rezeptionsbeispiele des ., . und . Jh. (Bamberger Stud. zum MA ). Münster . – Peter Höhne: K. – eine Wikingerprinzessin von der Eidermündung? Zugleich ein Beitr. zur Gesch. Schleswig-Holsteins. Mit Auszügen aus hist. Quellen des . Jh. (Nach dem Tod des Verf. hg. v. R. Wisniewski). Berlin . – Franziska Wenzel: Die Gesch. des gefährlichen Brautvaters. Ein strukturalistisch-anthropologisches Experiment zur K. In: Euph. () S. –. – Tobias Bulang: Visualisierung als Strategie literarischer Problembehandlung. Beobachtungen zu NL, K. und Prosa-Lancelot. In: Visualisierungsstrategien in ma. Bildern und Texten. Hg. v. Horst Wenzel/Stephen Charles Jaeger (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Stefan Seeber: ‹vor dem holen steine erstuonden aber diu sunderbaren maere› (,). Zu den Raumstrukturen der ‹K›. In: Innenräume in der Lit. des dt. MA. Hg. v. Burkhard Hasebrink u. a. Tübingen , S. –. – V. Millet: Die ‹K.› als Kontrafaktur zum ‹NL›. In: Ders.: Germanische Heldendichtung im MA. Eine Einf. (De Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. –. – Gunda S. Lange: Nibelungische Intertextualität. Generationenbeziehungen und genealogische Strukturen in der Heldenepik des SpätMA (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. – und Reg. – Thorsten W. D. Martini: Facetten literarischer Zorndarstellungen. Analysen ausgewählter Texte der ma. Epik des . und . Jh. unter Berücksichtigung der Gattungsfrage (Beitr. zur älteren Lit.-Gesch.). Heidelberg , S. –. – Heike Sahm: Wer sieht wen? Zum Erzählverfahren in der ‹K.›. In: ‹Texte zum Sprechen bringen›. Philologie und Interpretation. FS Paul Sappler. Hg. v. Christiane Ackermann/Ulrich Barton. Tübingen , S. –. – Stephanie Schommers: Helden ohne Väter. Die Suche der Söhne nach Identität in ma. Lit. Marburg , S. –. – U. StörmerCaysa: Komm. zum heroischen Handeln. Sinnangebote für weibliche Rollenmuster in der Tradition der Hilde- und K.-Erzählungen. In: Heldinnen.
Mitte . Jh. . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. Johannes Keller (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Dies.: Wege und Irrwege, Wissen und heroische Geographie in der ‹K.› – Kleine Stud. über das Entstehen von Plausibilität in der Heldendichtung. In: Irrwege. Zu Ästhetik und Hermeneutik des Fehlgehens. Hg. v. Matthias Däumer (Stud. zur hist. Poetik ). Heidelberg , S. –. – S. Seeber: Poetik des Lachens. Unters. zum mhd. Roman um (MTU ). Berlin/New York , S. –. – Christine Dartmann: Das ‹lachen› der ‹vrouwe›. Unters. zur Funktion von ‹lachen› in mhd. Epik und im Minnesang (Wissenschaftliche Schr. der WWU Münster /). Münster , S. –. – Corinna Dörrich: Die Schönste dem Nachbarn. Die Verabschiedung des Brautwerbungsschemas in der ‹K›. In: PBB () S. –. – Susanne Knaeble: Im Zustand der Liminalität – Die Braut als Zentrum narrativer Verhandlungen von Gewalt, Sippenbindung und Herrschaft in der K. In: Genus und generatio. Rollenerwartungen und Rollenerfüllungen im Spannungsfeld der Geschlechter und Generationen in Antike und MA. Hg. v. Hartwin Brandt u. a. (Bamberger hist. Stud. ). Bamberg , S. –. – Beatrice Michaelis: Farbspiele in ‹K.› und ‹Parzival›. In: Farbe im MA. Teilbd. . Hg. v. I. Bennewitz/Andrea Schindler. Berlin , S. –. – Friedrich Michael Dimpel: Hartmut – Liebling des Dichters? Sympathiesteuerung in der ‹K.›. In: ZfdA () S. –. – Andrea Grafstätter: ‹dâ her wol hundert lange mîle›. Raum-zeitliche Topographie in der ‹K.›. In: Brathair () S. –. – Christian Schneider: Die Latenz des Epos. Narrative Kohärenz und Kryptotext in der ‹K.›. In: Ma. Heldenepik – Lit. der Leidenschaften. . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. J. Keller (Philologica Germanica ). Wien , S. –. VZ Acht Schätze. – Anonyme Reimpaarrede, . Jh. Die A. S. ( Verse) zählen zu den verhältnismäßig kurzen Reden, die sich dem → StrickerCorpus in der → Wiener Kleinepikhandschrift Cod. anlagern. Die Rede ist katalogartig gestaltet, ein bei spätma. Reden weit verbreitetes Bauprinzip («Registerrede», vgl. Holznagel ). Eröffnet wird der Text mit einer Re exion über die Worte der «wisen», die den «tumben» näher erläutert werden müssten. Als Beispiel einer solch erklärungsbedürftigen Aussage führt der Redendichter basierend auf Mt , an, «daz nieman ane schatz ist».
Mitte . Jh. Diese Aussage soll der nun folgende Katalog illustrieren, der sich allerding als höchst sonderbar erweist, da er Positives, Ambivalentes und dezidiert Negatives (darunter auch Todsünden aus dem populären Siebenerkatalog) in sich vereint: «got», «chunst», «wip», «lop», «gemach», «fraz», «git» und «nit». Eine moralische Bewertung bleibt aus und der Dichter fordert den Rezipienten im letzten Vers auf, über die Beschaffenheit seines eigenen Schatzes nachzudenken. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , rb–rb (Perg., /, bair.-österr.). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , r–r (Pap., , nordbair.; nur Verse). A: Arend Mihm: Aus der Frühzeit der weltlichen Rede. Inedita des Cod. Vindob. . In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. – (Nr. ). – Ute Schwab: Die Barlaamparabeln im Cod. Vindob. . Stud. zur Verfasserschaft kleinerer mhd. Gedichte (Quaderni della Sezione Germanica degli Annali ). Neapel , S. –. L: De Boor/Newald / () S. . – Franz-Josef Holznagel, VL () Sp. f. – Elke Brüggen: Laienunterweisung. Unters. zur deutschsprachigen weltlichen Lehrdichtung des . und . Jh. Habil.-Schr. Köln , S. . – Wolfgang Achnitz/F.-J. Holznagel: ‹Der werlt lauff vnd ir posait›. Die Slg. ‹Die Welt› und ihre Rezeption. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines Medii Aevi ). Wiesbaden , S. –. – F.-J. Holznagel: Handschrift – Texttypologie – Literaturgesch. Die kleineren mhd. Reimpaardichtungen des . Jh. und der Wiener Stricker-Cod. (Hermaea NF ). Berlin/Boston , Reg. VZ Unser Frauen Ritter → Band , Sp. f. Der Magezoge (Spiegel der Tugend). – Lebenslehren, in einer Spruchsammlung zusammengefasst, Mitte . Jh. Die relativ häu g, doch uneinheitlich überlieferte Spruchsammlung entstand vermutlich im österreichischen Raum. Ausgewählte Zeilen bzw. Sprüche sind auch verstreut in anderen Zeugen zu nden, u. a. in → Bollstatters Spruchsammlung oder in → Freidanks Bescheidenheit. Als Sprecher gibt sich der Text selbst zu erkennen: Er will als Erzieher fungieren und nennt sich «spiegel der tugende». Ferner beansprucht er für sich, den Weg der
Unser Frauen Ritter (Gottes-)Minne, des Rechtes und der Sinne zu weisen – der Dichter übermittelt die moraldidaktischen Sätze in Form einer Lehre vom Vater und Sohn. Die Streuüberlieferung belegt, dass die einzelnen Lehren leicht umgruppiert und in andere Sammlungen aufgenommen werden können – mal sind es abgeschlossene Zweizeiler, mal längere Versepisoden, die als direkte Imperativsätze abgefasst sind. Inhaltlichliche Parallelen (Warnung vor Lüge, Verrat, Völlerei, Trunksucht, etc.) bestehen zu → Konrad von Haslaus Jüngling. D. M. konzentriert sich stärker auf ritterliche Werte (Sinn der Rittersegnung, Verhalten als Vogt, etc.). Ü: Berlin, SBB, mgq , r–r (Pap., , bair.-österr.). – ColognyGenf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. , rb–va (Perg., erstes Viertel . Jh., südl. Mitteldt. mit bair. Färbung) (K). – Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.) (De). – Dresden, LB, Mscr. M , ra–rb (Pap., , ostschwäbisch) (D). – Heidelberg, UB, Cpg , rb–va (Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. mit bair. Formen) (P). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Perg., Mitte . Jh., mittelfränkisch mit vereinzelt obd. Formen [der Vorlage?]). – Leipzig, UB, Ms. , va–ra (Perg., . Jh., obermitteldt.) (L). – München, BSB, Cgm , va–ra (Pap., , mittelbair.) (M). – Wien, ÖNB, Cod. v–r (Pap., , bair.-österr.) (V). A: Moriz Haupt: Der Spiegel der Tugenden. In: Altdt. Bll. () S. – (nach L [= A], mit Varianten von D [= B]) (zit.). – Ferdinand Vetter (Hg.): Lehrhafte Lit. des . und . Jh. Tl. : Weltliches, S. – (nach M. Haupt). – Gustav Rosenhagen (Hg.): Kleinere mhd. Erzählungen. Fabeln und Lehrgedichte. Bd. : Die Heidelberger Hs. Cod. Pal. Germ. (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin ) S. – (nach P, mit Varianten von K und Orientierung an M. Haupt). – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (nach D, mit Varianten von M. Haupt). L: Ehrismann // () S. . – Kurt Gärtner, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f.; / () S. ; / () S. . – Edward Schröder: D. M. Eine altösterr. Spruchdichtung. In: ZfdA () S. –. – Heinrich Niewöhner: Zum M. In: ebd. () S. f. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA
Niederfränkischer Tristan (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg . – Berndt Jäger: ‹Durch Reimen gute lêre geben›. Unters. zu Überl. und Rezeption Freidanks im SpätMA (GAG ). Göppingen . – Hefti (s. Ausg.) S. , –, u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. – Albrecht Hagenlocher: Der guote vride. Idealer Friede in dt. Lit. bis ins frühe . Jh. (Hist. Wortfeldforschung ). Berlin , S. –, . – Gertrud Blaschnitz: Lehrhafte Lit. als Quelle für ma. Realienkunde. ‹Der Jüngling› des Konrad von Hauslau und der ‹M.›. In: Medium Aevum Quotidianum () S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f. – Gerhard Wolf: Paradoxe Normativität? Ambivalenzen des Normierungsprozesses in der didaktischen Lit. des . Jh. (Seifried Helbling, Der Jüngling, D. M.). In: Text und Normativität im dt. MA. XX. AngloGerman Colloquium. Hg. v. Elke Brüggen. Berlin , S. –. FA Niederfränkischer Tristan (Wiener TristantFragmente). – Fragment eines Versromans, um –. Der N. T. ist nur als Fragment von Reimpaarversen mit einer Lücke von Zeilen überliefert. Die sprachlichen Eigenschaften des Bruchstücks verorten es in der Region um Arnheim, Nimwegen und Geldern. Der Text entstand um –, vielleicht auf Grundlage einer ebenfalls niederfränkischen Vorstufe. Als mögliche Auftraggeber des N. T. sind die Grafen von RheinGeldern vermutet worden. Das erhaltene Fragment des N. T. erzählt die Episode vor T.s Tod: T. begegnet einem eilig dahinreitenden Ritter, der sich ebenfalls als T. vorstellt. Er sei unterwegs zum Artushof und wolle dort um Hilfe bitten, weil seine Gemahlin entführt worden sei. Der Ritter erkennt T. zunächst nicht, da dieser als tot gilt. T. bietet dem Ritter seine Unterstützung an, allerdings erst ab dem folgenden Tag. Der Ritter ist von T.s Angebot enttäuscht, da er sofortige Hilfe erhoffte. Er wirft T. vor, der echte T. würde nicht so handeln. Von den Klagen des Ritters umgestimmt, schließt T. sich ihm an und kämpft mit ihm gegen die Entführer seiner Gemahlin. W¨ahrend des Kampfs wird T. von einer vergifteten Waffe verwundet. Er bittet Kardine, die
Mitte . Jh. heilkundige Königin Ysolt aus Cornwall zu rufen. An dieser Stelle bricht der überlieferte Text ab. Die Einordnung des Fragments ist umstritten. Es könnte sich um den Schluss eines mndl. T.Romans handeln, aber auch um einen Abschnitt aus einer episodischen T.-Erzählung. Von einer Fortsetzung des T.-Torsos → Gottfrieds von Straßburg geht die neuere Forschung jedoch nicht mehr aus. Der N. T. zeigt große, teils wörtliche Parallelen zum T. des Thomas von Britanje aus dem . Jh. Der Verfasser des N. T. könnte also eine Handschrift von Thomas’ Werk als Vorlage benutzt haben. Es handelt sich beim N. T. jedoch nicht um eine Bearbeitung des älteren Texts, da der N. T. durchaus eigenständige Züge aufweist: Bei Thomas sind T. und Artus keine Zeitgenossen, während der N. T. den Artushof und T. in Bezug setzt. Auch gibt sich T. bei Thomas frühzeitig zu erkennen. Der vermeintliche Tod T.s erscheint aber neben dem N. T. auch in → Tristan als Mönch. Der Autor des N. T. könnte dieses Werk gekannt und neben Thomas’ Text als Vorlage benutzt haben. Ü: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , Bl. (Perg., letztes Viertel . Jh., ndl.westfälisch). A: Hans Lambel: Fragm. einer Tristandichtung. In: Germania () S. –. – K. Wilhem Titz: Fragm. eines nd. Tristant. In: ZfdA () S. –. – Gilbert A. R. de Smet/ Maurits Gysseling: Die niederfränkischen TristanBruchstücke Cod. Vind. Ser. Nova . In: Studia Germanica Gandensia NS () S. –. – Corpus van Middelnederlandse Teksten (Tot en Met het Jaar ), Reeks : Literaire Handschriften. Deel : Fragmenten. Hg. v. Maurits Gysseling. ’s-Gravenhage , S. –. L: Ehrismann // () S. . – Hans-Hugo Steinhoff, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. , . – Smet/Gysseling (s. Ausg.). – Beatrice M. Langmeier: Forschungsber. zu Gottfrieds von Strassburg ‹Tristan› mit besonderer Berücksichtigung der Stoffund Motivgesch. für die Zeit von –. Zürich , S. f. – G. A. R. de Smet: Ostmaasländische epische Poesie um . In: Stud. zur dt. Lit. des MA. Hg. v. Rudolf Schützeichel mit Ulrich Fellmann. Bonn , S. –. – David J. Shirt: The Old French Tristan Poems. A Bibliographical Guide. London , S. f. – Johan H. Winkelman: Tristant in Gelderland. Een
Mitte . Jh. Bijdrage tot de Oostmiddelnederlandse Ho iteratuur uit het Midden van de Dertiende Eeuw. In: Op Avontuur. Middeleeuwse Epiek in de Lage Landen. Hg. v. Jozef D. Janssens u. a. Amsterdam , S. –. – J. H. Winkelman: Zu den Wiener ‹Tristant›–Fragm. In: ‹Ir sult sprechen willekomen›. Grenzenlose Mediävistik. FS Helmut Birkhan. Hg. v. Christa Tuczay u. a. , S. –. – Tomas Tomasek: Das niederfränkische Tristanfragment. In: Der ‹Tristan› Gottfrieds von Straßburg. Symposion Santiago de Compostella, . bis . April . Hg. v. Christoph Huber und Victor Millet. Tübingen , S. –. – René Pérennec/ Elisabeth Schmid: Einleitung. In: Germania Litteraria Mediaevalis Francigena. Bd. : Hö scher Roman in Vers und Prosa. Hg. v. R. Pérennec/ E. Schmid. Bearb. v. Nils Borgmann. Berlin u. a. , S. –, hier S. – u. ö. – Stefan Seeber: Arthurische Sonderwege. Zur Rolle der Artuswelt bei Eilhart und in den Tristan-Fortsetzungen. In: Artusroman und Mythos. Hg. v. Friedrich Wolfzettel u. a. Berlin u. a. , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , S. f. MM Studentenabenteuer A. – Schwankhafte Verserzählung, Mitte . Jh. Bei der fünfmal überlieferten Märendichtung lässt sich der Sprachstand hochhö scher Epik erkennen. Die Erzählung geht (wie auch Studentenabenteuer B von → Rüdeger von Munre) auf eine dt. Fassung altfranzösischer Fabliaux zurück (De Gombert et des deux clers, Le meunier et les deux clercs). In Versen wird geschildert, wie zwei nach Paris reisende Studenten ein Liebesabenteuer erleben. Einer von beiden verliebt sich in eine wohlhabende Bürgerstochter, weshalb er um Herberge im Familienhaus bittet. In einer Laube gesteht er der Tochter seine Liebe; nach anfänglichem Zögern gibt sie sich ihm hin. W¨ahrenddessen möchte auch der zweite Student auf seine Kosten kommen und stellt heimlich die Wiege des Kleinkindes neben sein eigenes Bett, um es zum Weinen zu bringen. Die herbeieilende Mutter legt sich zu ihm ins Bett und ist positiv überrascht, als sie von ihrem ‹Ehemann› verführt wird. Als der erste Student ins Bett zurückkehren will, verwechselt er wegen der verstellten Wiege ebenfalls das Zimmer und legt sich zum Hausherrn, den er für seinen Reisegefährten hält. Er schwärmt ihm von seinem Abenteuer vor,
Studentenabenteuer A worauf es zu einer Prügelei kommt. Schließlich gelingt es der Mutter, ihren Gatten davon zu überzeugen, dass es sich nur um einen nächtlichen Teufelsspuk handelt. Die Dichtung gehört zu der Gruppe von Mären, die das Liebesabenteuer fahrender Schüler mit dem im MA beliebten literarischen Thema des betrogenen Ehemanns verknüpft. Auffällig ist die ausführlich artikulierte Motivation der Handelnden. So legitimiert etwa der zweite Student seinen Anspruch auf eine Liebesnacht damit, dass er die Hälfte des Essens gezahlt habe. Ü: Berlin, SBB, mgo , r–v (Perg., spätes . Jh., bair.). – Dresden, LB, Mscr. M , vb–vb (Pap., , ostschwäbisch; Schreiber: Peter Grieninger) (d). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , ra–vb (Pap., , bair.-österr.) (i). – Salzburg, Inst. für Germanistik, ohne Sign. (Perg., erste Hälfte . Jh., mitteldt. mit bair. Einschlag) (N). – Berlin, SBB, Ms. lat. fol. , Leimabklatsch im Vorderspiegel. A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (d). – Wilhelm Stehmann: Die mhd. Novelle vom S. (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York ) S. – (krit. Ausg. von w, i und d), – (N). – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz (Faks. von i). – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (d). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (w). Ü: Hanns Fischer: Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. München , S. – (Nr. ; u. d. T. ‹Die verstellte Wiege›). – Manfred Lemmer: Deutschsprachige Erzähler des MA (Slg. Dieterich / Deutschsprachige Erzähler ). Leipzig , S. –. L: Rolf Max Kully, VL () Sp. –. – Ulla Williams, Killy () S. f. – Bruno Barth: Liebe und Ehe im altfranzösischen Fablel und in der. mhd. Novelle (Palaestra ). New York (Nachdr. ). – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux.
Blanschandin Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theol. Voraussetzungen. Diss. FU Berlin . – Stephen L. Wailes: Students as Lovers in the German Fabliau. In: Medium Aevum () S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –, f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. – u. ö. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck . – H.-J. Ziegeler: Boccaccio, Chaucer, Mären, Novellen. ‹The Tale of the Cradle›. In: Kleine Erzählformen im MA. Hg. v. Klaus Grubmüller/Leslie Peter Johnson u. a. (Schriften der Univ.Gesamthochschule Paderborn. Reihe Sprach- und Literaturwiss. ) München , S. –. – J. Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f., (Anm. ). – Susanne Reichlin: Zeitperspektiven. Das Beobachten von Providenz und Kontingenz in der ‹Buhlschaft auf dem Baume›. In: Kein Zufall: Konzeptionen von Kontingenz in der ma. Lit. Hg. v. Cornelia Herberichs/Susanne Reichlin (Hist. Semantik ). Göttingen , S. –. hier S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , Reg. FA Blanschandin. – Dt. Übersetzung des französischen Aventiure-Romans Blancandin et l’Orgueilleuse d’amour, Mitte/zweite Hälfte . Jh. Die dt. Bearbeitung des Versromans vom Ritter Blancandin ist nur fragmentarisch in drei Bruchstücken überliefert. Der anonyme Urheber dürfte nach Ausweis reimgebundener Wörter aus dem md. Raum gestammt haben. Die Fragmente entsprechen jeweils Passagen aus den Anfangspartien der französischen Vorlage (V. –, –,
Mitte . Jh. – in der Ausgabe Michelants). Der Blancandin ist vermutlich vor abgeschlossen gewesen, wobei von den erhaltenen französischen Handschriften mit ihren leichten Abweichungen allerdings keine die konkrete Vorlagenfassung der B.-Fragmente repräsentiert. In der dt. Version nden sich sowohl Merkmale zweier unterschiedlicher französischer Fassungen als auch von diesen unabhängige Ausgestaltungen. Die Handlung von Blancandin et l’Orgueilleuse d’amour, die hauptsächlich im vorderen Orient angesiedelt ist, bewegt sich innerhalb bewährter Erzählmuster der Artuswelt der Matière de bretagne und des hellenistischen Romans. Auf eine knappe Elternvorgeschichte folgt der Bericht von der Ausbildung des Titelhelden am phrygischen Hof des Vaters, bei der ihm Wissen über Ritterschaft vorenthalten wird. Als der Jüngling dennoch anhand eines Vorhanges mit Turnierszenen von der Ritterschaft erfahren hat, verlässt er heimlich den Hof mit dem Pferd und Schwert des Vaters, um Aventiuren zu bestehen. In deren Verlauf lernt er Orgueilleuse von Tormadai kennen, deren Liebe er sich durch einen kühnen Befreiungskampf verdient. Doch sind vor der endgültigen Minneverbindung noch zahlreiche Irrungen und Wirrungen zu überstehen. Das dt. Fragment gehört in die Erziehungszeit B.s: Es setzt ein, als dieser seinen Lehrmeister nach dessen Rittervorstellung fragt und endet mit B.s Ausritt vom Königshof. Ein eigener bemerkenswerter Zug der dt. Bearbeitung ist das Aufbegehren B.s gegen die Lehrmeinung, wonach ein gekrönter König sich ritterlich nur mit Gleichrangigen messen dürfe, was laut B. einem Ausschluss aus der ritterlichen Lebensform gleichkomme. Das zweite Fragment bietet einen Teilabschnitt aus dem ersten Abenteuer B.s, bei dem er die Dame eines lebensbedrohlich verletzten Ritters, der B. zuvor selbst zum Ritter geschlagen hat, aus der Gewalt eines Entführers befreit. Der verwundete Ritter scheidet noch vor der Befreiung der Dame aus dem Leben und diese stirbt ihm nach. Der dt. Text enthält den Kampf B.s mit dem Entführer und dessen Enthauptung. Im Fragment rekapituliert B. das miterlebte Todes- und Liebesleid, legt seine Rüstung neben den toten Ritter und reitet dem nächsten Abenteuer entgegen. Dieses stellt ihm ein Ritter, dem B. jenseits eines Gebirgs usses gewahr wird, für den nächsten Tag in Aussicht. Das Fragment bricht hier ab, im französischen Roman wird die
Mitte . Jh. ser Ritter dem Titelhelden zur Liebe Orgueilleuses verhelfen. Der dt. Bearbeiter geht gegenüber seiner Vorlage ampli zierend vor. Durch selbstständige Überlegungen, Vergleiche und Kommentare verdoppelt er nahezu die ursprüngliche Verszahl. Die Zusätze sind stilistisch deutlich von → Hartmann von Aue und → Wolfram von Eschenbach geprägt. Rezeptionsspuren des dt. B. sind nicht nachgewiesen. Zusammen mit dem → Segremors ist der B. die letzte dt. Romanübertragung einer französischen Vorlage. Dass beide nur fragmentarisch erhalten sind, kann als Ausweis geringfügiger Rezeption gewertet werden. Blancandin et l’Orgueilleuse d’amour selbst liegt in zwei kürzenden Prosaau ösungen vor (Handschriften aus dem . Jh.), die wiederum William Caxton zu einer englischen Prosafassung anregten (Erstdruck ). Ü: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova , Perg.-Bll. (zusammengesetzt aus Längsstreifen, Mitte/Ende . Jh., ost- oder rheinfränkisch); ausgelöst aus dem Einband v. ÖNB, Cod. , Verse zum Tl. durch Beschneidung verstümmelt. A: Joseph Haupt: B. Bruchstücke eines mhd. Gedichtes. In: Germania () S. –. – Heinrich Meyer Benfey: Mhd. Übungsstücke. Halle , S. – (mit Synopse der franz. Verse nach Michelant). – Perkins (s. Lit.) S. – (dipl. und krit., mit Faks., nhd. Übersetzung und Glossar). – Französischer Roman: Henri Victor Michelant: Blancandin et l’orgueilleuse d’amour. Roman d’aventures. Paris . – Franklin P. Sweetser: Blancandin et l’orgueilleuse d’amour. Roman d’aventure du XIIIe siècle. Nouvelle édition critique d’après plusieurs manuscrits en vers (Textes littéraires français .). Genf/Paris . L: Uwe Ruberg, VL () Sp. –. – Georges Perkins: Le Roman Chevaleresque de Blanchandin. Traité comparatif des manuscrits français, anglais et allemands, et de leurs éditions avec une étude approfondie du fragment du manuscrit allemand. Diss. Paris . – Bernd Schirok: Parzivalrezeption im MA (Erträge der Forschung ). Darmstadt , S. f. – Joachim Bumke: Hö sche Kultur. Lit. und Ges. im hohen MA. München , , S. . – Martina Backes: Fremde Historien. Unters. zur Überlieferungs- und Rezeptionsgesch. französischer Erzählstoffe im dt. SpätMA (Hermaea NF
Cato ). Tübingen , Reg. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Bd. : Nachklassische Romane und hö sche ‹Novellen› (Studienbücher ). Wien , S. f. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/ Boston , S. –. VZ Cato (Disticha Catonis, Dicta Catonis). – Sentenzensammlung, ab Mitte . Jh. Die Disticha Catonis (sog. lat. C.) und ihre dt. Bearbeitungen zählen zu den populärsten Sentenzensammlungen des MA. Der lat. C. ist das Werk eines unbekannten Verfassers des dritten oder vierten Jh. nach Christus. Der Text wurde im MA oft einem römischen Cato aus vorchristlicher Zeit zugeschrieben, was heute jedoch als widerlegt gilt. Der lat. C. mischt Prosa und Verse. Er beginnt mit einer einführenden Prosa-Epistel («Epistola Catonis»), die das Werk als Sammlung von Ratschlägen eines Vaters an seinen Sohn präsentiert. Der darauffolgende Hauptteil des Werks besteht aus Distichen. Jedes Distichon enthält eine Handlungsanweisung und ein diese begründendes Argument. Der Distichen-Teil des lat. C. ist in vier Bücher eingeteilt, die im MA vier Tugenden zugeordnet wurden («iustitia», «prudentia», «temperantia», «fortitudo»), was inhaltlich jedoch nicht durchgängig gerechtfertigt ist. Ebenfalls im MA erfolgte eine stufenweise Erweiterung des lat. C. Zunächst wurden den letzten drei Büchern jeweils einführende Verse hinzugefügt. In der Karolingerzeit erhielt das Werk dann eine zusätzliche Sentenzengruppe zwischen Epistel und erstem Buch. Diese «Breves sententiae» sind kurze, oft nur zwei Wörter umfassende Handlungsanweisungen auf Grundlage der → Sieben weisen Meister. Insgesamt weist der lat. C. eine stoizistische Grundtendenz auf, die u. a. in den vom Autor propagierten Qualitäten deutlich wird. Zu diesen zählen Gelassenheit, Maß, Urteilskraft, Geduld und Zurückhaltung. Große Verbreitung erlangte der lat. C. bis in die Frühe Neuzeit hinein als populäres Unterrichtswerk in Schulen und Universitäten. So fand er etwa Eingang in die Auctores octo, ein im . und . Jh. populäres Schulbuch mit lat. Texten. Daneben erfuhr er mlat. Bearbeitungen (u. a. Novus Cato, . Jh.) sowie Ausgaben, Glossierungen und Kommentierungen, darunter die Expositio super Catonem des Remigius von Auxerre (./. Jh.) und die C.-Edition des Erasmus von Rotterdam
Cato (). Der lat. C. wirkte auf → Alkuins Praecepta vivendi (. Jh.), auf → Freidank, → Winsbecke, → Konrad von Haslau und den → Facetus (. Jh.). Daneben erfuhr der lat. C. u. a. englische, italienische, französische, spanische und tschechische Übertragungen. Ab dem . Jh. wurde der C. auch in die mndl. Sprache übersetzt. Acht Handschriften dieses mndl. C. sind heute bekannt, darunter CM. Zu den genannten volkssprachigen Übersetzungen treten ab etwa der Mitte des . Jh. außerdem dt. Fassungen. Die Überlieferung des sog. dt. C. ist mit über Handschriften und mehr als Drucken bis ins . Jh. besonders umfangreich. Die erhaltenen Textzeugen tradieren mal nur den dt. Text, mal auch das lat. Original. Die übertragenen Verse sind zumeist nicht als Distichen gestaltet, sondern als vierhebige Vierzeiler mit Paareimen. Der dt. Cato kann textgeschichtlich in mehrere Gruppen mit unterschiedlichen Entstehungszeiten und Herkunftsregionen eingeteilt werden (siehe etwa die Forschungen von Baldzuhn). Genaue Abgrenzungen einzelner Texte sind jedoch nicht immer möglich, da die Erforschung und Einordnung der dt. C.-Übersetzungen bis heute nicht abgeschlossen ist. Größte bekannte Übersetzungsgruppe ist die sog. mhd. Gesamtübersetzung, die drei Untergruppen enthält. Die erste Gruppe ist bair. Herkunft und gilt als wahrscheinlich früheste dt. Übertragung des lat. C. Ihre Entstehung wird oft auf die Mitte des . Jh. datiert. Der älteste erhaltene Textzeuge ist die auf einer bair. Vorlage beruhende Handschrift Z aus dem frühen . Jh. Die zweite Gruppe der mhd. Gesamtübersetzung wird auch als Ulmer C. bezeichnet, stammt aus Schwaben und ist ab der Mitte des . Jh. überliefert, u. a. in Handschrift A. Der Ulmer C. entstand möglicherweise in der Ulmer Lateinschule und entfaltete eine große Wirkung. So sind aus der Zeit von ca. bis mehr als Drucke erhalten. Der dt. Text wurde im Ulmer C. meist von lat. Versen und Kommentaren begleitet. Die dritte Gruppe besteht aus über Handschriften, darunter C, und gilt im Kontext der mhd. Gesamtübersetzung als am weitesten vom Urtext entfernt. Ihr Ursprung wird auf die zweite Hälfte des . Jh. datiert. Die sog. Rumpfbearbeitung des dt. C. (auch Rumpf-C.) konstituiert eine weitere Textgruppe. Sie ist bair.-österr. Herkunft, entstand im späten . Jh. und baut auf die mhd. Gesamtübersetzung auf. Die Überlieferung setzt bereits zu Ende des . Jh. ein und ist mit über Handschrif
Mitte . Jh. ten – darunter AR – sehr umfangreich. Der ursprüngliche dt. C.-Text ist in der Rumpfbearbeitung um rund ein Drittel gekürzt und mit eigenständigen Anfangs- und Schlussteilen versehen. Charakteristisch für den Rumpf-C. ist vor allem in den jüngeren Handschriften die Ergänzung der C.-Verse durch fremde Textabschnitte aus Freidank, dem Welschen Gast und Tannhäusers Tischzucht (→ Tischzuchten). Bereits der ersten Hälfte des . Jh. gehört der sog. Niederrheinische C. an. Er ist mittelfränkischer Herkunft und ab dem späten . Jh. u. a. in Handschrift K erhalten. Ein wichtiger Überlieferungsstrang des Niederrheinischen C. sind auch sieben Kölner Drucke, die zwischen / und entstanden. In der Mitte des . Jh. entstand dann der mnd. C. des Stephan von Dorpat. Dieser Text ist u. a. in Handschrift D erhalten und ab der zweiten Hälfte des . Jh. überliefert. Stephan benutzte möglicherweise den Niederrheinischen C. als Vorlage. Der umfangreiche Text ergänzt die C.Verse um Auslegungen, die sich auf Autoritäten wie die Bibel, die Kirchenväter, Aristoteles und Seneca berufen. Der ostmitteldt. C. oder Schlesische C. ist ab dem letzen Viertel des . Jh. überliefert und entstand wahrscheinlich kurz davor. Der Text ist in mehr als Bruchstücken fragmentarisch, in L auch vollständig erhalten. Die dt. Verse werden im Schlesischen C. von den lat. Distichen begeleitet. L enthält außerdem einen umfangreichen Kommentar in lat. Prosa. Möglicherweise bestanden Beziehungen zwischen dem Schlesischen C. und ostmitteldt. Texten aus der dritten Gruppe der mhd. Gesamtübersetzung. Auf die zweite Hälfte des . Jh. wird der Rheinfränkische C. (auch «C. in zwielichtem dialecte») datiert, der in Handschrift F und in Fragmenten überliefert ist. Nur in einer Handschrift (M, ) ist der Michelstädter C. erhalten, der einen abwechselnd lat. und dt. Text bietet. Auch der → Neusohler C. () ist unikal überliefert und enthält einen charakteristischen Mischtext aus mehreren anderen C.-Übertragungen. Nur als Druck von existiert der Ulmer LosbuchC. Ein von Sebastian → Brant übersetzter dt. C. wurde erstmals gedruckt und bis in weit über Drucken publiziert. Brants C. enthält abwechselnd lat. und dt. Verse, die auf dem Ulmer C. beruhen. Der sog. Amorbacher C. ist nur in einer Abschrift des Jesuiten und Historikers Johannes Gamans von etwa erhalten (W). Vorlage war
Mitte . Jh. eine Handschrift der Amorbacher Benediktiner. Der Text weist Parallelen zum Rheinfränkischen C. auf, deutet aber singulär eine möglicherweise hö sche C.-Rezeption an. Der Text beginnt mit Zitaten aus dem Wigalois des → Wirnt von Grafenberg. Die catonischen Lehren werden hier als Ratschläge Gaweins an seinen Sohn Wigalois dargestellt. Eine Sonderrolle unter den C.-Bearbeitungen spielt der St. Galler C. Er ist in der St. Galler Weltchronik (Johannes → Platterberger) aus der zweiten Hälfte des . Jh. überliefert (S). Es handelt sich bei diesem Text um eine eigenständige Prosaübersetzung eines Fünftels des lat. C. Weitere nennenswerte C.-Übersetzungen stammen von Abraham Moter (), Johannes Fries () und Martin Opitz (). Auch Notker III. von St. Gallen plante nach eigener brie icher Aussage eine Übertragung, deren weiteres Schicksal aber nicht bekannt ist. Weiterhin existieren Handschriften mit wörtlichen oder partiellen dt. C.-Übersetzungen, die aber keine eigenständige Wirkung entfalteten. Die im . Jh. begonnene, systematische Erschließung der reichen Handschriften- und Druckbestände ist bis heute nicht abgeschlossen. Bis ins . Jh. hinein konnten dem bekannten Überlieferungsbestand neue Textzeugen hinzugefügt werden, weshalb eine abschließende Einordnung des dt. C. noch aussteht. Unbestritten ist die Bedeutung des C. für den mittelalterlichen Unterricht, weshalb die neuere Forschung das Werk besonders als Schultext wiederholt gewürdigt hat. Ü: Verzeichnis der über Hss. u. a. bei Zatoˇcil (s. Ausg.), in Michael Baldzuhns Disticha Catonis-Datenbank der dt. Übers. (http://www.uni-hamburg.de/disticha-catonis/) und im Handschriftencensus (http://www. handschriftencensus.de/werke/). Nennenswerte Hss.: Z: Zwettl, Stiftsbibl., cod. , ra–vb (Perg., frühes . Jh., mitteldt. mit bair. Vorlage). – AR: Melk, Stiftsbibl., cod. , S. – (Perg., Mitte . Jh., bair.-österr.). – D: Danzig, Biblioteka Gda´nska/Polskiej Akademii Nauk, Ms. , r–r (Perg., zweite Hälfte . Jh., nd.). – F: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , vb–vb (Pap., um /, rheinfränkisch). – CM: Stuttgart, LB, Ms. poet. et phil. ° , r–r (Perg., –, mndl.). – K: Kassel, LMB, ° Ms. philos. , r–r (Perg., Ende . Jh., nd.-ripuarisch). – C: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – S: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. f. (Pap., zweite Hälfte . Jh.,
Cato nordbair.-mitteldt.). – L: London, British Museum, Ms. Arundel , r–r (Pap., drittes Viertel . Jh., obd.). – M: Michelstadt, Nicolaus-MatzBibl., cod. D /XV , r–r (). – A: Stuttgart, LB, Ms. poet. et phil. ° , r–v (Pap., –). – W: Würzburg, UB, cod. M. ch.q., ra–vb (Pap., ?). D: Verzeichnis der Drucke in Baldzuhns Disticha Catonis-Datenbank (s. Überl.); vgl. auch GW – und VD C–C. – Auswahl früher Drucke: . Rumpfbearbeitung: [Basel: Martin Flach, um ] (GW ; vgl. auch GW ). – . Michelstädter C.: [Augsburg: Johann Blaubirer, um ] (GW ; OnlineFaks. Kgl. Bibl. Kopenhagen [o. J.]). – . Niederrheinischer C.: [Köln: Johannes Guldenschaff, um /] (GW ). – . Ulmer C.: [Speyer: Johann und Konrad Hist, um ] (GW-Nr. ; Online-Faks. BSB München [o. J.]). – Augsburg: Johann Bämler [] (GW ). – Reutlingen: Michael Greyff, (GW ). – [Augsburg:] Johann Schobser, (GW ; Online-Faks. BSB München [o. J.]). – . Ulmer Losbuch-C.: [Ulm: Konrad Dinckmut] (GW ; Online-Faks. in der Disticha Catonis-Datenbank). – . Sebastian Brants C.: [Basel:] Johann Bergmann von Olpe, (GW ). – Straßburg: Matthias Brant, [um ] (GW N). – [Basel: Johann Amerbach oder Michael Furter, um ] (GW ). A: Andreas Hirn: Katho des Maysters Rat. In: Idunna und Hermode () H. , S. –; H. , S. – (Rumpfbearbeitung). – Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; Rumpfbearbeitung). – Wilhelm Müller: Cato. In: ZfdA () S. – (Fragm.-Ausg.). – Friedrich Zarncke: Der dt. Cato. Geschichte der dt. Übersetzungen der im MA unter dem Namen Cato bekannten Distichen bis zur Verdrängung derselben durch die Übersetzung Seb. Brants am Ende des . Jh. Leipzig . Nachdr. Osnabrück (Online-Ausg. BSB München [o. J.]; Teilausg. der Rumpfbearbeitung, des Niederrheinischen C. u. a.). – Sebastian Brants Narrenschiff. Hg. v. Friedrich Zarncke. Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. – (nach Brant-Druck von ). – De ‹Disticha Catonis› in het Middelnederlandsch. Hg. v. Adriaan Beets. Groningen (mndl. C.). – Richard M. Werner:
Cato Bruchstücke mhd. Dichtungen aus polnischen Bibliotheken . In: ZfdA () S. –, hier S. , – (Schlesischer C.). – Cato’s Distichen in niederrheinischer Übersetzung. Hg. v. Paul Graffunder. Berlin (vgl. dazu: Johannes Franck, in: ZfdA , , S. ). – P. Graffunder: Mittelnd. Cato. In: NdJb. () S. –. – Ders.: Meister Stephans mittelnd. Cato. In: NdJb. () S. –. – J. Franck: Aus dem hist. Arch. der Stadt Köln. In: ZfdA () S. –, hier S. – (Niederrheinischer C.). – Conrad Borchling: Schwiebuser Bruchstücke eines mhd. Cato und Facetus. In: ZfdA () S. –. – Disticha Catonis. Hg. v. Marcus Boas/Henricus Johannes Botschuyver. Amsterdam (lat. C.). – Leopold Zatoˇcil: Cato a Facetus. Pojednání a texty. Zu den dt. Cato- und Facetusbearbeitungen. Unters. und Texte. Brünn (umfassende Ausg. des lat. und mhd. C.). – Bruno Claussen: Die Rostocker Bruchstücke des mnd. Cato. In: Wiss. Zs. der Univ. Rostock (/) S. – (C. des Stephan von Dorpat). – Dieter Harmening: Neue Beiträge zum dt. Cato. In: ZfdPh () S. – (Rumpfbearbeitung und Amorbacher C.). – Peter Kesting: Ein dt. ‹Cato› in Prosa. Cato und Cicero in der St. Galler Weltchronik. In: Würzburger Prosastudien : Untersuchungen zur Literatur und Sprache des MA. FS Kurt Ruh (Medium Aevum ). Hg. v. P. Kesting. München , S. – (St. Galler C.). – Cato in Latein und Deutsch. Faksimileausgabe des Volksbuches von , gedruckt in Köln, Johann Landen, Unter sechzehn Häusern. Hg. v. Werner Grebe. Köln . – Den duytschen Cathoen. Naar de Antwerpse druk van Henrick Eckert van Homberch. Met als bijlage de andere redacties van de vroegst Middelnederlandse vertaling der Dicta Catonis. Hg. v. Alphonsus M. J. van Buuren u. a. Hilversum (mndl. C.). L: Peter Kesting, VL () Sp. –; () Sp. f. – Günter Bernt, LexMA () Sp. f. – Ders. u. a.: Disticha Catonis. In: LexMA () Sp. –. – Egidius Schmalzriedt: Dicta Catonis. In: KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () S. –. – Christoph Huber, Killy () S. f. – M. Boas: De Raetoromaansche Versie der ‹Disticha Catonis›. In: Neophilologus () S. –. – Walther Mitzka: Die dt. Catodichtungen des MA. In: ZfdPh () S. –. – L. Zatoˇcil: Neue Berliner Bruchstücke des ostmitteldt. C. In: ZfdA () S. –. – M. Bo
Mitte . Jh. as: De Middeleeuwsche Latijnsche Complementa en Supplementa Catonis. In: Neophilologus () S. –. – Richard Hazelton: The Christianization of C. The ‹Disticha Catonis› in the Light of Late Mediaeval Commentaries. In: Mediaeval Studies () S. –. – Ingrid A. Brunner: On Some of the Vernacular Translations of C.’s Distichs. In: FS Helen Adolf. Hg. v. Sheema Z. Buehne u. a. New York , S. –. – Harmening (s. Ausg.). – Kesting (s. Ausg.). – Franz Josef Worstbrock: Dt. Antikerezeption –. Bd. : Verz. der dt. Übers. antiker Autoren mit einer Bibliogr. der Übersetzer. Boppard , Nr. –. – Nikolaus Henkel: Beitr. zur Überl. der ‹Disticha Catonis› in dt. Übers. In: ZfdA () S. –; () S. –. – Lucien Reynhout: Les Manuscrits de Bruxelles des ‹Disticha Catonis›. In: Archives et Bibliothèques de Belgique () S. –. – Otto Brunken: C. In: Hdb. zur Kinder- und Jugendlit. Bd. . Hg. v. dems./Theodor Brüggemann. Stuttgart , Sp. –. – N. Henkel: Dt. Übers. lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München , S. – u. ö. – David A. Wells: Fatherly Advice. The Precepts of ‹Gregorius›, Marke, and Gurnemanz and the School Tradition of the ‹Disticha Catonis›. With a Note on Grimmelshausen’s ‹Simplicissimus›. In: Frühma. Stud. () S. –. – N. Henkel: ‹Disticha Catonis›. Gattungsfelder und Erscheinungsformen des gnomischen Diskurses zwischen Lat. und Volkssprache. In: Gattungen ma. Schriftlichkeit. Hg. v. Barbara Frank u. a. Tübingen , S. –. – Betsy Bowden: Dante’s C. and the ‹Disticha Catonis›. In: Dt. Dante-Jb. () S. –. – M. Baldzuhn: C. bei Hofe. Transformationen eines Schultextes in den Händen adeliger Laien. In: AfK () S. –. – N. Henkel: Was soll der Mensch tun? Literarische Vermittlung von Lebensnormen zwischen Lat. und Volkssprache und die ‹Disticha Catonis›. In: Lit. und Wandmalerei. Bd. . Konventionalität und Konversation. Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. Tübingen , S. –. – Guntram Haag: Kultur lter in ma. dt. Übers. der ‹Disticha Catonis›. In: Lit. und Linguistik () S. –. – M. Baldzuhn: C. und Facetus im Hausbuch Michaels de Leone. Zum hsl. Nach-, Neben- und Ineinander von Lat. und Dt. im . Jh. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen ()
Mitte . Jh. H. , S. –. – Ders.: Textreihen in der Mitüberl. von Schultexten als Verschriftlichungsphänomen. Formen ihrer Herausbildung im Lateinischen (‹Liber Catonianus, Auctores octo›) und in der Volkssprache (C./Facetus). In: Erziehung, Bildung, Bildungsinstitutionen. Hg. v. Rudolf Suntrup u. a. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Oliver Duntze: Ein Verleger sucht sein Publikum. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (/ –). München , S. f., , u. ö. – Klaus Gantert: Der dt. C. (vulgo ‹Disticha Catonis›) (lat. und dt.). In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Renate Schipke: Der dt. C. In: ebd., S. . – M. Baldzuhn: Von der praxisgeleiteten zur sprachenpolitischen Verwendung des Deutschen. Der Statuswandel der Volkssprache in den lat.-dt. C.-Hss. und -Drucken des . und . Jh. In: Humanismus in der dt. Lit. des MA und der frühen Neuzeit. XVIII. Anglo-German Colloquium, Hofgeismar . Hg. v. Nicola McLelland. Tübingen , S. –. – M. Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Bde. Berlin/New York . – Mehrsprachigkeit im MA. Kulturelle, literarische, sprachliche und didaktische Konstellationen in europäischer Perspektive. Mit Fallstud. zu den ‹Disticha Catonis›. Hg. v. M. Baldzuhn/Christine Putzo. Berlin . – Chiara Benati: Stephan von Dorpat and His Low German Translation of the Disticha Catonis. In: Medieval German Textrelations. Translations, Editions, and Studies (GAG ). Hg. v. Sibylle A. Bierhals Jefferis. Göppingen , S. –. MM Facetus (Facetus Cum nihil utilius, Facetus Moribus et vita [Moretus]). – Mlat. Lehrdichtungen, ./. Jh. (?). Als F. werden zwei mlat. Lehrdichtungen bezeichnet, die sich formal und inhaltlich unterscheiden und deshalb als separate Texte zu behandeln sind: Facetus Cum nihil utilius (F. C., auch Supplementum Catonis) und Facetus Moribus et vita (F. M., auch Moretus). Beide sind seit dem . Jh. überliefert, könnten aber bereits im . Jh. entstanden sein. F. C. ist je nach Fassung in bis Hexameter-Reimpaaren tradiert und wird manchmal einem Magister Johannes zugeschrieben. Der
Facetus Text vermittelt Verhaltensregeln für zahlreiche Lebenssituationen, insbesondere für das Benehmen bei Tisch und auf Wanderschaft. Als wichtigste Tugenden werden Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft gelehrt. Die Forschung unterscheidet zwei Redaktionen des F. C., die sich im Umfang sowie in der Reihenfolge der Lehrsprüche unterscheiden. In der Überlieferung folgt der F. C. meist auf die Disticha Catonis (→ Cato). Wie diese erlangte der F. C. im MA große Beliebtheit und wurde vielfach übersetzt. Rund dt. Fassungen des Werks sind in Handschriften und Fragmenten sowie über Drucken überliefert. Dazu zählen der böhmische Neusohler Facetus und vier nd. Übersetzungen. Alle dt. Fassungen wurzelten wahrscheinlich in der gleichen lat. Vorlage. Die ersten dt. Übertragungen des F. C. entstanden um / im schwäbisch-alemannischen Raum. Von dort gelangte das Werk nach Thüringen, Sachsen und zuletzt Schlesien. Die Form des F. C. wird in den Übertragungen in vierhebige Vierzeiler mit Paarreimen umgewandelt. Inhalt und Reihenfolge der Verse entsprechen in den dt. Fassungen meist der lat. Vorlage. Eine freiere Bearbeitung ndet sich z. B. in Handschrift K, deren F. C. sich in Wortlaut und Anordnung von anderen Fassungen abhebt. Die Übersetzer sind nur in wenigen Fällen bekannt. Heinrich → Laufenberg schuf um eine Übersetzung des F. C., die jedoch verbrannt ist. Sebastian → Brant veröffentliche eine dt. Druckfassung des Werks. Bei → Heinrich von Mügeln nden sich dt. Paraphrasen von einzelnen Versen. Der in zahlreichen Handschriften überlieferte F. M. umfasst lat. Distichen und ist inhaltlich uneinheitlicher als der F. C. Der erste und der letzte Teil des Werks enthalten Ermahnungen an einzelne Stände (V. –, –). Angesprochen werden u. a. Laien, Kleriker, Kau eute, Richter, Ärzte, Soldaten und Schreiber. Diesen werden angemessene Bildung und passendes Benehmen empfohlen. Der Mittelteil des F. M. bildet jedoch einen Kontrast zu dieser Ständedidaxe: Er bietet eine «Ars amatoria» (V. –) und eine «Remedia amoris» (V. –) in ovidischer Tradition (→ Ovid). Der Mittelteil ist oft auch separat von der Ständelehre des F. M. überliefert. Eine getrennte Entstehung kann jedoch nur vermutet werden. Sebastian Brannt publizierte eine dt. Übersetzung des F. M., ließ den erotischen Mittelteil jedoch weitgehend aus. Eine spätere Rezeption der Ständelehre des F. M. ist nicht bekannt. Der pseudo-ovidische
Facetus Mittelteil wirkte möglicherweise auf die Minnelehre des → Johann von Konstanz, den Ring des Heinrich → Wittenwiler, den → Heimlichen Boten und die → Sekte der Minner. Ü: . Facetus Cum nihil utilius: Zur lat. Überl. vgl. Zatocil (s. Ausg., Nr. ); Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum. Bearb. v. Hans Walther. Göttingen , Nr. (dazu Nachtrag v. Jürgen Stohlmann. In: Mlat. Jb. , , S. ). Überl. des dt. F. in Hss. und Fragm. – Aktuelles Verz. bei http://www.handschriftencensus.de/ werke/. – Frühe Hss.: G: München, BSB, cgm /I, Bl. (Perg., Mitte . Jh., ostfränkisch, dt. F.). – J: Jena, ULB, Ms. Prov. o. , Doppelbl. (Perg., zweite Hälfte . Jh., obersächsisch, dt.-lat. F.). – Got: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostfränkisch, dt. F.). – K: Frankfurt/M., UB, Fragm. germ. III , Doppelblattrest (Perg., zweite Hälfte . Jh., mittelrheinisch). – Kas: Kassel, UB/LMB, ° Ms. philos. , r–v (Perg., Ende . Jh., ripuarisch-westnd., dt. F.). Neusohler F.: B: Brünn, LB, RKP–., r–v (Pap., , böhmisch). Die Hs. mit der Übers. von Heinrich Laufenberg (Straßburg, StB, cod. B ) von ist verbrannt. . Facetus Moribus et vita: Zahlreiche Hss. – Verz. in: Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum. Bearb. v. Hans Walther. Göttingen , Nr. (dazu Nachtrag von Jürgen Stohlmann. In: Mlat. Jb. , , S. ). D: . Facetus Cum nihil utilius: Rund Inkunabeln; Verz. in GW; spätere Drucke im VD. – Wohl frühester Druck: [Leipzig: Drucker des Capotius, um /] (GW , lat.-dt.). – Erstdruck der Brant-Übers.: [Basel]: Johann Bergmann, [] (GW ). . Facetus Moribus et vita: Fünf lat.-dt. Inkunabeln mit Übers. Brants; Verz. in GW; spätere Drucke im VD. – Erstdruck: [Basel: Johann Bergmann], (GW M). A: . Facetus Cum nihil utilius: Sebastian Brants Narrenschiff. Hg. v. Friedrich Zarncke. Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. – (Brants dt. F.). – Gustav Ehrismann: Bruchstück eines F. In: Germania () S. –. – Conrad Borchling: Schwiebuser Bruchstücke eines mhd. Cato und F. In: ZfdA () S. –. – Paul Crain: Bruchstück eines lat.-dt. F. in der
Mitte . Jh. Jenaer UB. In: ZfdA () S. –. – Der dt. F. Hg. v. Carl Schröder. Berlin , S. – (vgl. dazu: Karl Helm, AfdA , , S. –; Karl Euling, ZfdPh () S. –). – Cato a Facetus. Pojednání a Texty. Hg. v. Leopold Zatocil. Brünn . – OnlineFaks. von GW–Nr. : http://nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:bvb:-bsb-. – Online-Faks. von GW-Nr. : http://nbn-resolving.de/urn: nbn:de:bvb:-bsb–. . Facetus Moribus et vita: Zarncke (s. Nr. ) S. – (Brants dt. F.). – Alfred Morel-Fatio: Mélanges de Littérature Catalane III. In: Romania () S. –. L: Rüdiger Schnell, VL () Sp. –; () Sp. . – Gustav Ehrismann: Bruchstück eines F. In: Germania () S. –. – R. Schnell: F., Pseudo-Ars Amatoria und die mhd. Minnedidaktik. In: ZfdA () S. –. – Karl Langosch: Der ‹Facetus, Moribus et vita› und seine Pseudo-Ovidiana. In: Mlat. Jb. () S. –. – Peter Dronke: Pseudo-Ovid, F., and the Arts of Love. In: Mlat. Jb. () S. – (wieder in: Ders.: Latin and Vernacular Poets of the Middle Ages. Hampshire , S. –). – Karl Langosch: Der ‹F., Moribus et vita› und seine Pseudo-Ovidiana. In: Mlat. Jb. () S. –. – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit. Mit einem Verz. der Texte (MTU ). München , S. f. – Václav Bok: Zum Fragm. des dt. F. in der Bibl. des Prager Nationalmuseums. In: Germanistica Pragensia () S. –. – Glending Olson: A Franciscan Reads the F. In: Chaucer and the Challenges of Medievalism. FS Henry A. Kelly. Hg. v. Donka Minkova. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Michael Baldzuhn: Cato und F. im Hausbuch Michaels de Leone. Zum hsl. Nach-, Neben- und Ineinander von Latein und Deutsch im . Jh. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Ders.: Textreihen in der Mitüberl. von Schultexten als Verschriftlichungsphänomen. Formen ihrer Herausbildung im Lat. (‹Liber Catonianus, Auctores octo›) und in der Volkssprache (Cato/F.). In: Erziehung, Bildung, Bildungsinstitutionen. Hg. v. Rudolf Suntrup u. a. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – M. Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in
Mitte . Jh. der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Bde., Berlin/New York , passim. MM Diederic van Assenede → Fleck, Konrad. Drei Blumen des Paradieses. – Allegorisches Gedicht, Mitte . Jh. Das Gedicht in Reimpaarversen ist anonym in einer Wiesbadener Handschrift erhalten und wird von der Forschung auf die Mitte des . Jh. datiert. Der Verfasser stammte möglicherweise von der alemannischen Grenze des südlichen Mitteldeutschland, vielleicht aus dem rheinfränkischen Raum. Vor den D. B. d. P. ist im Codex von der gleichen Hand das Gedicht Die → Lilie eingetragen, dahinter die drei kürzeren Stücke Der dreifache Schmuck der seligen Jungfrauen, Das himmlische Gastmahl und Warnung vor der Sünde. Aufgrund von Ähnlichkeiten in Sprache, Form und Inhalt hat die Forschung für die genannten Texte verschiedentlich einen gemeinsamen Verfasser angenommen, was aber nicht endgültig beweisbar ist. Inhaltlich ist D. B. d. P. von konventieller Blumenallegorese geprägt. Lilie, Rose und Veilchen werden als Reinheit, Liebe und Demut ausgedeutet und mit jungfräulicher Keuschheit in Zusammenhang gesetzt, für die im Paradies himmlischer Lohn winkt. Das Gedicht wird von der Forschung in den Kontext rheinischer Gefühlsmystik eingeordnet (→ Rheinisches Marienlob u. a.). Zielgruppe des Texts waren Frauen; möglicherweise war D. B. d. P. zur Erbauung von Nonnen intendiert. Die ersten zwölf Verse von D. B. d. P. gingen in Der → Seele Kranz ein. Eine Thorner Handschrift enthielt einen wohl verwandten Text, ist aber verschollen. Ü: Wiesbaden, LB. Hs. , r–r (Perg., letztes Viertel . Jh., mittelfränkisch). – Thorn, UB, Rps /II (früher Königsberg, SB, Hs. ), v–v (Perg., erste Hälfte . Jh., nd.-mitteldt.; verschollen). A: Die Lilie. Eine mittelfränkische Dichtung in Reimprosa, und andere geistliche Gedichte. Aus der Wiesbadener Hs. (DTM ). Hg. v. Paul Wüst. Berlin , S. f. (vgl. dazu Karl Konrad Polheim, in: AfdA , , S. –). L: Karl Langosch, VL () Sp. –. – Hans Neumann: Die Lilie. In: VL () Sp. –; () Sp. . – De
Diederic van Assenede Boor/Newald / () S. . – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. . Vom späten . Jh. bis um . Text- und Tafelbd. Wiesbaden , S. f. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuansätze im . Jh. (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , , . – Ralf G. Päsler: Kat. der ma. deutschsprachigen Hss. der ehemaligen Staats- und Universitätsbibl. Königsberg. Hg. v. Uwe Meves. München , S. –. MM St. Galler Handschrift (Codex Sangallensis ). – Bairisch-alemannischer Epik-Sammelcodex, Mitte . Jh. Die heute in St. Gallen verwahrte Handschrift ist die älteste groß angelegte Sammlung mhd. hö scher Epik. Sie enthält → Wolframs von Eschenbach Parzival D (S. –), das → Nibelungenlied und Klage B (S. –), des → Strickers Karl der Große C (S. –), Wolframs Willehalm G (S. –) und als Nachtrag Sangspruchstrophen → Friedrichs von Sonnenburg (S. ). Der Schlussteil des Codex ist defekt und ursprüngliche weitere Bestandteile, → Konrads von Fußesbrunnen Kindheit Jesu L und → Konrads von Heimesfurt Unser vrouwen hinvart E, sind nur noch in abgetrennten Fragmenten in Wien und Berlin erhalten. Die Fassungen der Romane Wolframs sowie des Nibelungenliedes im Cod. gelten in der Forschung als die autornächsten, sind Grundlage der jeweiligen Referenzausgaben und begründen den philologischen Stellenwert der Handschrift. Deren literarisches Programm, das der Auswahl der Texte zugrunde liegt, zielt offenbar ab auf hö sche Epik mit historischem Anspruch und heilsgeschichtlicher oder religiöser Dimension. Die historischheilsgeschichtlichen Aspekte der biblischen Texte, des Karl, Willehalm und des Parzival sind evident, aber auch das primär historische Nibelungenlied erhält vor allem über die Klage eine zusätzliche christlich-moralische Ebene. Beide Texte werden durch das Layout im Cod. als Werkeinheit präsentiert. W¨ahrend also die Auswahl der Stücke auf dezidierter programmatischer Überlegung beruht, ist für deren Reihenfolge (mit Ausnahme der aufeinander bezogenen Karl und Willehalm) kein inhaltliches Konzept erkennbar. Mit ihrem historisch-religiös ausgerichteten Epen-Programm spiegelt die St. Galler Handschrift ein zeittypisches literarische Interesse des . Jh.
St. Galler Handschrift wieder. Zudem könnte hier eine mögliche Erklärung dafür liegen, warum → Hartmann von Aue und → Gottfried von Straßburg – eigentlich erwartbar in einer Prachtsammlung mit hö scher Epik – nicht repräsentiert sind: Sie dürften dem religiös-erbaulichen Anspruch der Redaktion weniger genügt haben. B G H: St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , Bll., Perg., zweites Drittel . Jh. (SonnenburgNachtrag wenig später), bair.-alemannisch (Süden des ostalemannischen Raums [?], Südtirol [?]), zweispaltig, Blattgröße: –, x , cm, Schriftraum: ,– x , cm, oder Schreiber, (teilweise) historisierte Deckfarbeninitialen mit Blattgold. – Zugehörige Fragm. (beide v. Schreiberhand ) sind: Berlin, SBB, Mgf , Bll. (Kindheit Jesu); Karlsruhe, LB, Cod. K , herausgeschnittene Innenspalte eines Blatts (Unser vrouwen hinvart). – Eine exakte Datierung und Lokalisierung der Hs. sind nicht möglich: W¨ahrend paläographische Aspekte eher in die erste Hälfte des . Jh. weisen, lässt der Buchschmuck eine Entstehung in der zweiten Hälfte vermuten. Dessen italienischer Stil wiederum legt den bairisch-alemannischen Alpenraum als Entstehungsort nahe. Sicher ist in jedem Fall, dass die Hs. in einem bedeutenden Skriptorium entstanden sein muss, das Erfahrung mit dt. Texten hatte. Dafür spricht zum einen die Zahl der Schreiber und zum anderen der Umstand, dass aus der selben Schreibwerkstatt zwei weitere dt. Epenhss. hervorgegangen sein dürften: Berlin, SBB, Fragm. (Nibelungenlied-Fragm. E) und Wien, ÖNB, Cod. (Parzival-Fragm. a [Nr. ]); beide von Hand des Cod. . – Es ist davon auszugehgen, dass die Hs. von vornherein als Sammelband mit den entsprechenden Stücken in der jetzigen Reihung angelegt worden ist. Denkbar ist aber, dass einzelne Faszikel zunächst separat verwahrt worden sind. – Für die Stiftsbibl. St. Gallen erwarb Fürstabt Beda Angehrn den Codex aus dem Nachlass des Schweizer Historikers und Staatsmanns Aegidius Tschudi. Der Schlussteil dürfte bereits schon zu diesem Zeitpunkt lückenhaft gewesen sein, hat aber vielleicht noch die Urstende Konrads von Heimesfurt enthalten. Vermutlich hat Angehrn den noch erhaltenen Schlussabschnitt ausgelöst und Friedrich Heinrich von der Hagen dürfte diesen entwendet haben. F: Sankt Galler Nibelungenhs. (Cod. Sang. ). Parzival, Nibelungenlied, Klage, Karl
Mitte . Jh. der Große, Willehalm. Faks. des Codex der Stiftsbibl. St. Gallen und zugehöriger Fragm. (Codices electronici Sangallenses ). Hg. v. der Stiftsbibl. St. Gallen und dem Basler Parzival-Projekt. Konzept und Einführung: Michael Stolz. Programmierung v. Rafael Schwemmer. ., erw. Au . St. Gallen (vollst. Digitalfaks. auf CD-ROM). – Zu Teilfaks. vgl. Handschriftencensus (s. Lit.). L (s. auch unter den jeweiligen Dichtern/Werken): Joachim Heinzle, VL () Sp. –. – Gustav Scherrer: Verz. der Hss. der Stiftsbibl. St.Gallen. Halle (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. –. – Arthur Witte: Die Parzivalhs. D. In: PBB () S. –. – Helmut de Boor: Die Schreiber der Nibelungenhs. B. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Bernd Schirok: Der Raub der ‹Kindheit Jesu›. Codex St. Gallen und Konrad v. Fußesbrunnen. In: ZfdA () S. –. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. : Vom späten . Jh. bis um . Wiesbaden , Textbd. S. –, Tafelbd. Abb. –. – B. Schirok: Wolfram von Eschenbach, Parzival (Hs. D). Abb. des ‹Parzival›-Teils von Codex St. Gallen sowie des (heutigen) Berliner Fragm. L (mgf ) der ‹Kindheit Jesu› Konrads von Fußesbrunnen aus dem St. Galler Codex (Litterae ). Göppingen , S. VII–XXXV. – Michael Redeker: Konrad von Heimesfurt und Konrad von Fußesbrunnen im Sangallensis . In: ZfdA () S. –. – Nigel F. Palmer: Der Codex Sangallensis : Zu den Fragen des Buchschmucks und der Datierung. In: Probleme der ParzivalPhilologie (Wolfram-Stud. ). Hg. v. J. Heinzle u. a. Berlin , S. –. – Klaus Klein: Der Sangallensis , Konrad von Heimesfurt und Kommissar Zufall. In: ZfdA (). S. –. – Hans Fromm: Überlegungen zum Progr. des St. Galler Codex . In: Der Gingko-Baum. Germanistisches Jb. für Nordeuropa () S. –. – Joachim Bumke: Die vier Fassungen der ‹Nibelungenklage›. Unters. zur Überlieferungsgesch. und Textkritik der hö schen Epik im . Jh. (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgesch. []). Berlin/New York , S. –. – B. Schirok: Der Codex Sangallensis . Überlegungen und Beobachtungen zur Frage des Sammelprogramms und der Textabfolge. In: ‹Ist mir getroumet mîn leben?› Vom Träumen und vom Anderssein. FS Karl-Ernst Geith (GAG ). Hg. v. André Schnyder u. a. Göppingen , S. –. –
Mitte . Jh. Werner J. Hoffmann: Konrad von Heimesfurt. Unters. zu Quellen, Überl. und Wirkung seiner beiden Werke ‹Unser vrouwen hinvart› und ‹Urstende› (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Gisela Kornrumpf: Heldenbuch – oder Sammelhs.? Zum Codex discissus K des ‹Nibelungenlieds›. In: Scrinium Berolinense. FS Tilo Brandis. Bd. (Beitr. aus der SB zu Berlin Preußischer Kulturbesitz ). Hg. v. Peter Jörg Becker u. a. Berlin , S. –. – B. Schirok: Vergebliche Spurensuche. Das letzte Bl. des Codex Sangallensis . In: ZfdA () S. –. – Ders.: Wolfram von Eschenbach, Willehalm. Abb. des ‹Willehalm›-Teils von Codex St. Gallen mit einem Beitr. zu neueren Forschungen zum Sangallensis und zum Verkaufskat. von (Litterae ). Göppingen , S. IX–LII. – J. Heinzle: Rezension Schirok, Willehalm (). In: ZfdA () S. –. – B. Schirok: Die Hs. B. St. Gallen, Stiftsbibl., Codex . In: Die Nibelungen. Sage – Epos – Mythos. Hg. v. J. Heinzle u. a. Wiesbaden , S. – und Abb. –a/b. – Ute Obhof: Zum Einband der St. Galler Hs. . Ein Steckbrief. In: ZfdA () S. –. – M. Stolz (s. Faks.) S. –. – U. Obhof: Zum Einband der St. Galler Hs. , Tl. . In: ZfdA () S. –. – Eberhard Nellmann: Der Schreiber IV des Codex Sangallensis und die *C-Fassung des ‹Nibelungenlieds›. In: ZfdPh () S. –. – http:// www.handschriftencensus.de/werke/. VZ König Tirol (auch: Tirol und Fridebrant). – Fragmente eines Versromans sowie ein Rätsel- und ein Lehrgedicht, Mitte . Jh. Unter der Bezeichnung K. T. wird eine Gruppe von Texten subsumiert, in denen jeweils ein König Tirol und sein Sohn Fridebrant auftreten. Alle Texte haben eine identische Strophenform, die sog. ‹Tirolstrophe›: Zwei Reimpaare mit abschließender Waisenterzine (letztere nach Art der ‹Morolfstrophe›). Eine Melodie ist nicht überliefert. Die Strophe ist metrisch identisch mit der ‹Mühlweise›, die im . Jh. verwandt und → Wolfram von Eschenbach zugeschrieben wurde (RSM: Wolfr/ /). Da die Gedichte und die epischen Fragmente separat tradiert werden, ist eine originäre Zusammengehörigkeit der drei Texte durchaus unsicher. Bei den Gedichten wird der ‹K. T. und Fridebrant›-Kontext vor allem über die Bildüberschrift in der → Heidelberger Liederhandschrift C angezeigt. Innerhalb des Rätselgedichtes werden die
König Tirol beiden Namen zumeist nur in Strophenüberschriften genannt, die den jeweiligen Sprecher indizieren. Lediglich «vridebrant» erscheint zweimal im Strophentext (C , ). Das Lehrgedicht trägt die Überschrift «Ds k´vnig t˙yrol lset sinˉe sun». Ansonsten ist hier nur in die erste Strophe der Name «kúnig t˙yrol» integriert, Fridebrant erscheint namentlich gar nicht. Da dieser ersten Strophe ein Reimpaar fehlt, könnte es sich allerdings um eine Interpolation handeln. Der Abfassungszeitraum des K. T.-Konglomerats lässt sich anhand seiner Quellen und seiner Rezeption eingrenzen: Terminus post quem ist das Œuvre Wolframs von Eschenbach, den terminus ante quem liefern → Boppe und → Wartburgkrieg. Die Herrscherbezeichnung e e «vogt vˉo vurstˉe kvr» im Rätselgedicht (C ) passt zu Kaiser Friedrich II. (–). Die Sprache des Lehrgedichtes und des Romanfragments weisen auf eine Enstehung im östlichen Mitteldeutschland. Rätselgedicht ( Str.): Hier präsentiert ein König seinem Sohn Fridebrant zwei geistliche «bispel», welche dieser auslegt. Beide allegorischen Rätsel werden als Visionen (Ps.-)Daniels vorgestellt. Die erste Vision handelt von einem grünenden und einem verdorrenden Baum, die beide aus dem Wald herausragen. Fridebrant interpretiert die Bäume als ehrbare und sündige Priester. Die zweite Vision bietet das Mühlenmotiv (→ Geistliches Mühlenlied), dessen einzelnen Elemente (Müller, dessen Sohn, Mühlsteine, Kammräder usw.) vom Königssohn auf die Erlösung hin ausgedeutet werden. Hierbei werden die Priester («knappen») in besonderem Maße hervorgehoben, was mit der ersten Vision von den Bäumen korreliert. Lehrgedicht ( Str.): Das Stück schließt in C unmittelbar an die Rätselstrophen an. Ein Vater unterrichtet seinen königlichen Sohn sowohl in ethisch als auch taktisch richtigem Verhalten gegenüber Vasallen und Untergebenen. Die artikulierten Lehren sind konkreter und situationsbezogener als etwa diejenigen des → Winsbecke. Str. beschwört die Situation herauf, dass feindliche Könige die Landesgrenzen bedrohen, und bietet so den pragmatischen Kontext, indem sich die erteilten Lehren als nützlich erweisen können. Nur die Strophen , und f. passen nicht in diesen nutzorientierten Rahmen. Romanfragmente: Die erhaltenen Verse lassen auf einen groß angelegten Aventiure-Roman in der Traditition Wolframs schließen, wenn auch keine Rückschlüsse auf eine kontinuierliche Handlung
König Tirol möglich sind. Die Fragmente bieten die Gefangennahme zweier Riesen, das Hoffest mit Fahnenleihe einer Königin, der T. und Fridebrant offenbar beigestanden haben, die Klage eines Fremden über einen verlustreichen Kampf gegen «halpliute» (‹Elstermenschen›) und gegen ein «merwunder» sowie eine Teufelsvision, der ein «wirt» und sein Kaplan ausgesetzt sind. Das Vorkommen von Elefanten und Dromedaren lässt vermuten, dass das Geschehen zumindest teilweise im Orient zu lokalisieren ist. Die Namen der auftretenden Personen belegen – neben übernommenen Motiven und Formulierungen – den Wolfram-Ein uss: u. a. «Marroch», «[G]amuret», «Massidam» (= Mazadan [?]; auch in Str. des Lehrgedichts tritt mit «Amfortas» und «Flegetanis» Wolfram-Personal auf). Der Schottenkönig Fridebrant selbst wiederum begegnet im ersten Buch des Parzival in einer Nebenrolle (,; ,; ,; ,). Sein Vater Tirol kommt hingegen bei Wolfram nicht vor. Ob Wolfram den Namen Fridebrants einer Quelle entnahm oder selbst erfand, ist ungeklärt. Die K. T.-Romanfragmente jedenfalls bieten als eindeutig post-wolframsche Dichtung keinerlei validen Hinweis auf einen möglichen prae-wolframschen Fridebrant-Roman. Das Verhältnis der drei Texte zueinander ist nicht hinreichend zu klären. Das Lehrgedicht ist als originärer Bestandteil eines späthö schen K. T.Romanes gut vorstellbar (etwa der Lehre des Gurnemanz im Parzival vergleichbar). Unwahrscheinlicher – wenn auch nicht auszuschließen – ist die Integration religiöser Bispel in einen hö schen Roman der Wolfram-Nachfolge. Hier weist alles auf einen Sangspruch-Kontext hin. In besonderem Maße gilt dies für die direkte Anrede von Papst, Kaiser, Bischöfen und Ordensleuten (C ); diese wäre für einen Aventiureroman mehr als ungewöhnlich – in der Sangspruchdichtung ist sie typisch. Zudem weist das Rätselgedicht eine formale Abweichung auf (überwiegend volle Kadenzen des Waisenverses ) und auch der Sprachstand stimmt mit dem der anderen Stücke nicht völlig überein. Die These zum Zusammenhang der einzelnen Textgruppen, die in der Forschung den größten Zuspruch erhält, ist daher diejenige, wonach das Lehrgedicht aus dem Roman herausgelöst (und womöglich vermehrt) wurde und das Rätselgedicht nachträglich den Lehren vorangestellt worden sein könnte. Offen wäre dann, ob es sich bei den Bispeln um eine Neudichtung oder um die
Mitte . Jh. inhaltlich-formale Adaption einer bereits bestehende Dichtung gehandelt hat. Nur der unter Umständen sekundäre Rätselteil des K. T.-Komplexes hat eine nachgewiesene Rezeption, deren zugehörige Texte sämtlich und ausschließlich von C tradiert werden (die Fridebrant-Episoden in → Albrechts Jüngerem Titurel sind vom K. T. unabhängig). In den Anhängen zum Wartburgkrieg wird ein König «Dirol» angeführt (Wartb//, Str. ) und vier Strophen in Boppes Ton (Bop//–) sind offensichtlich abhängig vom Rätselgedicht: Dreimal erfolgt eine Berufung auf «des k´vniges t´yrols b˚vch» und auch Daniel wird genannt. Da die Boppe-Strophen Rätsel bieten, die im K. T. nicht erscheinen, könnte dem Dichter entweder ein umfangreicheres Rätselgedicht vorgelegen haben oder die Berufung auf K. T. ist ngiert. Ü: Rätsel- und Lehrgedicht: Heidelberg, UB, Cpg (C) r–vb (Perg., um , alemannisch); Str.: Str. –: Rätselgedicht, –, Lehrgedicht. Bildüberschrift: «Kúnig T˙yro vˉo Schotten vˉn Fridebrant sin sun»; die Miniatur zeigt König Tirol und Fridebrant im Dialog (Lehrgespräch) mit Phantasiewappen und -helmzier. – Romanfragment: Berlin, SBB, Nachlass Grimm ,, stark beschnittenes Perg.-Doppelbl. (um , md.) aus Buchdeckeln ausgelöst: vollst., fragmentarische Strophen. A: Rätsel- und Lehrgedicht: s. Ausg. und Faks. der Heidelberger Liederhs. C. – Romanfragment: Jacob Grimm: Tyrol und Fridebrant. In: ZfdA () S. –, hier S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Bd. : Recensionen und vermischte Aufsätze . Berlin , S. –). – Ernst Heinrich Wilken: Die Überreste altdt. Dichtungen von Tyrol und Fridebrant. Paderborn , S. –. – Maync (s. Lit.) S. –. – Gesamtausgabe: Karl Müllenhoff: Altdt. Sprachproben. . Au . besorgt v. Max Roediger. Berlin (Nachdr. Ebd. ) S. –. – Albert Leitzmann: Kleinere mhd. Lehrgedichte. Bd. : Tirol und Fridebrant, Winsbecke, Winsbeckin (ATB ). Halle ; . Au . u. d. T.: Winsbeckische Gedichte nebst Tirol und Fridebrant, neubearb. v. Ingo Reiffenstein. Tübingen . L: Ehrismann // () S. –. – Ingo Reiffenstein, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald () S. f.; () S. . – RSM
Mitte . Jh. () S. f. – Frieder Schanze: T. und Fridebrant, Killy () S. f. – Grimm (s. Ausg.) S. – (–). – Samuel Singer: Salomosagen in Deutschland. In: ZfdA () S. –. – Harry Mainc: Die altdt. Fragm. von K. T. und Fridebrant. Eine Unters. (Sprache und Dichtung ). Tübingen ; Rezensionen Ausg. Mainc: Friedrich Wilhelm, ZfdPh () S. –; Georg Baesecke, AfdA () S. –. – Walter Fischer: Daniel von Morley. In: AfK () S. –. – Walter Blank: Zu den Rätseln in dem Gedicht von T. und Fridebrant. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Bernd Schirok: Parzivalrezeption im MA (Erträge der Forschung ). Darmstadt , S. f. – Christoph Gerhardt: Zu den Rätselallegorien in T. und Fridebrant. In: Euph. () S. –. – Joachim Heinzle: Wandlungen und Neuansätze im . Jh. (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , . – Tomas Tomasek: Das dt. Rätsel im MA (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. VZ Alexander und Anteloye. – Sagenhafte Reimpaarerzählung, Mitte/zweite Hälfte . Jh. (?). Der Stoff der Sage von A. und A. dürfte seinen Ursprung im dt. Sprachraum des . Jh. gehabt haben. Dabei ist die historische Figur Alexanders des Großen für die Erzählung ohne inhaltliche Relevanz. An seiner Stelle könnte auch ein beliebiger anderer Herrscher stehen. Zentrum des Geschehens ist vielmehr der Zwergenkönig Anteloye (vgl. → Antelan [‹König Anteloy›]). Alle bekannten Ausprägungen der Sage (zwei dt. Fassungen und eine hebräische) haben einen gemeinsamen Erzählkern: die Begegnung Alexanders, der sich auf der Jagd be ndet, mit einem prächtig gekleideten Zwerg. Dessen zahlreiches bewaffnetes Gefolge, das einem anderen Zwergenkönig eine Braut zuführt, kann Alexander erst erkennen, nachdem die Gefolgsleute Anteloyes ihre Tarnkleidung abgelegt haben (das Motiv der Unsichtbarkeit fehlt in der dt. Fassung ). Der Zwergenkönig verspricht Alexander, dessen ungetreue Diener kenntlich zu machen. Mit Hilfe seiner Tarnkleidung setzt Anteloye dieses Versprechen am nächsten Tag um und verteilt Schläge an die untreuen Diener. In der hebräischen Fassung werden diese von Alexander nach Ägypten verbannt, in der
Alexander und Anteloye dt. Fassung wird eine Bestrafung nur am Rande und in Fassung gar nicht erwähnt. Die dt. Fassungen von A. und A. sind offensichtlich mit der hebräischen Version eng verwandt, welche als inserierte Episode in einem hebräischen Alexanderbuch überliefert wird. Dieses Buch ist vermutlich ursprünglich (und ohne die A. und A.Interpolation) ägyptischer Provinienz. Die hebräische Interpolation dürfte deutlich älter sein als die überlieferten dt. Fassungen und könnte noch aus dem . Jh. herrühren. Sie bietet die inhaltlich kohärenteste Bearbeitung des Sagenstoffs und könnte daher der Urform der Sage am nächsten stehen. Es ist davon auszugehen, dass die A. und A.-Episode in Mitteleuropa in das Alexanderbuch eingeschoben wurde. Die dt. Fassung ist aufgrund ihrer inhaltlichen Lückenhaftigkeit als sekundäre Bearbeitung einzustufen. Ü: Fassung : Als Bestandteil des Alexanders → Ulrichs von Etzenbach (V. – in der Referenzausgabe: Wendelin Toischer: Alexander von Ulrich von Eschenbach [Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ]. Tübingen ). – Fassung : (rund Verse, in den einzelnen Textzeugen leicht divergierend) In einigen Hss. der Weltchronik → Heinrichs von München, die Exzerpte aus dem Alexander enthalten: München, BSB, Cgm (Perg., Ende , Jh., bair.); ebd., Cgm (Perg, , bair.-österr., geschrieben von Heinz → Sentlinger); Wien ÖNB, Cod. (Pap., , bair.-österr.). – Als selbstständiger Text mit Einleitung und Schluss: Dresden, LB, Mscr. M , va–va (Pap., , ostmitteldt.). – Fragmentarisch: Berlin, SBB, Mgq , ra–vb (Fragm. mit Pergamentbll., um , ostmitteldt.). – Im . Teilbd. einer dreibändigen Chronikmischhs.: Berlin, SBB Mgf , S. a–b (. Jh., Abschrift einer verlorenen Linzer Hs.); der Text stimmt weitgehend mit Dresden, Mscr. M überein. – Hebräische Fassung: Oxford, Bodleian Library, Ms. Heb. d (Anfang . Jh.), Namensform des Zwergenkönigs: «Antalonia». A: Moriz Haupt: A. und Antiloie. In: Altdt. Bll. ( [Nachdr. Hildesheim/New York ]) S. – (nach Dresden). – Franz Pfeiffer: Bruchstücke mhd. Gedichte. In: ZfdA () S. –, hier S. f. (Mgq ). – Ignaz Vinzenz Zingerle: Anteloye und Alexander. In: Germania () S. – (nach ÖNB, Cod. ). – David J. A. Ross: A. und Antilôis the
Sibote dwarf King. A longer Version and a Hebrew Analogue. In: ZfdA () – (‹Weltchron.›Fassung nach München, BSB, Cgm ). – Hebräische Fassung: Rosalie Reich: Tales of Alexander the Macedonian. New York (Kap. , mit englischer Übersetzung). Ü: Deutschsprachige Erzähler des MA. Aus dem Mhd. übertragen und hg. v. Manfred Lemmer (Slg. Dieterich ). Leipzig , S. –. L: D. J. A. Ross, VL () Sp. –. – August Lüthjens: Der Zwerg in der dt. Heldendichtung des MA (Germanistische Abh. ). Breslau (Nachdr. Hildesheim ) S. f. – Friedrich P ster: A. und Anteloie. In: GRM () S. –. – Herwig Buntz: Die dt. Alexanderdichtung des MA (Slg. Metzler ). Stuttgart , S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. u. ö. – Alfred Ebenbauer: Antelan – Kurze Bemerkungen zu einem Zwergenkönig. In: Helden und Heldensage. FS Otto Gschwantler (Philologica Germanica ). Hg. v. Hermann Reichert/Günter Zimmermann. Wien , S. –, hier S. f. VZ Spital von Jerusalem. – Reimpaardichtung, Mitte . Jh. Die Reimpaardichtung besteht aus Versen und ist in der elsässischen Kommende Dorlisheim von einem Johanniter verfasst worden. Geschildert wird die Herkunft des Johanniterordens, der angeblich schon Jahre vor Christi Geburt gegründet worden sei; dies verbindet der Dichter mit dem Bau des Spitals durch Bischof Melchiar und König Antiochus. Lange und ausführlich breitet sich eine Geschichte des Ordens aus, an deren Spitze u. a. Johannes der Täufer und die Apostel gestanden sind. Erst am Schluss folgt, fast p ichtschuldig, die Nennung der Ordensaufgaben, wie P ege der «siechen» oder «almuosen» für die Armen. Ein anglo-normannischer Text verwebt gleichermaßen biblische Figuren mit der Gründung des Spitals in Jerusalem; dieser entstand gegen Ende des . Jh. Neben der Gandersheimer Reimchronik von → Eberhard von Gandersheim ist D. S. v. J. ein frühes Beispiel eines Reimpaargedichts, das eine Klostergründungsgeschichte erzählt. Ü: Straßburg, StB, Cod. A , Bl. – (Perg., wohl . Jh., westalemannisch mit mitteldt. Färbung).
Mitte . Jh. A: Arnold Küster: Von dem Spitâle von Jêrusalêm. Ein Gedicht verfasst von einem Angehörigen des Johanniter-Ordens. Diss. Straßburg , S. – (zit.). L: Günter Glauche, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f. – Küster (s. Ausg.). – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. f. – Jürgen Sarnowsky: Die Johanniter. Ein geistlicher Ritterorden in MA und Neuzeit. München . FA Sibote (Sybote). – . Jh., Dichter des Märes Frauenzucht. In zwei Handschriften der ältesten Überlieferungsschicht des Märes Frauenzucht erfolgt (ungewöhnlich für die Märendichtung) eine Selbstnennung des Dichters als Sibot bzw. Sybot. Reime der ältesten Überlieferung HKK verweisen auf den mitteldt. Sprachraum, wobei keine engere sprachliche Eingrenzung möglich ist, da der Dichter um eine allgemein anschlussfähige Sprache bemüht ist und in diesem Zuge auch südfränkische, rheinfränkische und obd. Formen aufnimmt. Auf dieser Basis erstaunt es, dass auch Sonntag (nach Schröder und Niewöhner) den Dichter der Frauenzucht mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem «von Ertfurt meister Sîbot» identi ziert, der in der Österreichischen Reimchronik von → Ottokar von Steiermark neben anderen Dichtern am Hof König Manfreds genannt wird. Folgt man dieser Identi zierung (die kaum Grundlage hat und zudem von der Einordnung des «meister Sîbots» als «videlære» in der Reimchronik irritiert wird), dann wäre die Schaffenszeit des Dichters im zweiten Drittel des . Jh. zu veranschlagen. Jan-Dirk Müller liest «Sibot» allerdings als sprechenden Namen (etwa: Pantoffelheld), was mit der Selbstdarstellung des Autorerzählers im Prolog korrespondieren würde. Damit könnte lediglich eine zeitliche Einordnung des Märes und der Schaffenszeit seines Dichters auf Basis des Inhalts und der Überlieferung für die zweite Hälfte des . Jh. vorgenommen werden. In den Handschriften H und K gibt sich das Märe selbst den Titel Frauenzucht («Ditz maere heizt der vrouwen zuht», V. ); die Forschung ist nach Erwägung von Titelvarianten (Der Zornbraten,
Mitte . Jh. Frauenerziehung, Die gezähmte Widerspenstige) wieder zu dieser Selbstbenennung zurückgekehrt. Erzählt wird die beliebte Geschichte von der Unterwerfung einer ungehorsamen Ehefrau (Watanake) in einer überbietenden Wiederholung: Nach der stark sexuell konnotierten Unterwerfung der Tochter durch den Schwiegersohn unterwerfen beide zusammen mit dem Vater noch die ungehorsame Mutter, indem diese in einer schmerzhaften Operation symbolisch kastriert wird (Brinker-von der Heyde, M. Müller, Ackermann), eine umfassende Restitution männlicher Vorherrschaft, in die auch Gott einbezogen wird (Wagner). Ü: Heidelberg, UB, Cpg , vb–vb (Perg., Böhmen, –, mitteldt.) (H). – Cologny-Genève, Bibl. Bodmeriana, cod. Bodmer , ra–ra (Perg., Böhmen, –, mitteldt.) (K, früher Kalocsa, Erzbischö iche Bibl., Ms. ; verschollen, Abschrift von Otto Lippstreu). – Toru´n, Bibliotheka Glówna, Rps /, ra–ra (Perg., Ostthüringen, ca. , thüringisch) (K, früher Königsberg, UB, Ms. b; Anfangsfragm.). – Wien, ÖNB, Cod. , rb–ra (Pap., Innsbruck, , bair.-tirolisch) (w). – Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , ra–va (Pap., Brixen oder Innsbruck, ca. , bair.-tirolisch) (i, früher Hs.Verm.Ged....). – Dresden, LB, Ms. M , vb–ra (Pap., Augsburg oder Ulm, , schwäbisch) (d). – Donaueschingen, Fürstlich Fürstenbergische Hofbibl., Cod. , va–vb (Pap., Bodenseegebiet, um , hochalemannisch) (l; die Verse – entsprechen den Versen – von Das böse Weib und die Teufel in Berlin, SBB, Ms. theol. lat. ° , rv). – Sonntag unterscheidet mit Kl, Kwid und K drei Überlieferungszweige eines Originals, kritisiert von Kurss, die lediglich in wid eine Handschriftengruppe identi ziert und von Parallelfassungen von Beginn an ausgeht. A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Hans Lambel: Erzählungen und Schwänke. Leipzig , S. –. – Heinrich Niewöhner: Neues Gesamtabenteuer. Berlin , S. –. – S.s ‹Frauenzucht›. Kritischer Text
Sibote und Unters. Hg. v. Cornelie Sonntag. Hamburg . – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (diplomatischer Abdruck der Hs. d). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (diplomatischer Abdruck der Hs. w). – Faksimile: Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz (Faks. von i). Ü: Paul Ernst/Paul Hansmann: Altdt. Mären und Schwänke. München/Leipzig , Bd. , S. –. – Leo Greiner: Altdt. Novellen. Berlin , Bd. , S. –. – Ernst Tegethoff: Märchen, Schwänke und Fabeln. München , S. –. – Ulrich Pretzel: Dt. Erzählungen des MA. München , S. –. – Sonntag (s. Ausg.) S. –. B: Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. L: De Boor/Newald () S. f. – Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. –. – Ulla Williams/Red., Killy () S. . – Karl von Bahder: Der König vom Odenwalde. In: Germania () S. –. – Ernst Strauch: Vergleichung von S.s ‹Vrouwenzuht› mit den andern mhd. Darstellungen derselben Geschichte sowie den französischen Fabliau ‹De la male dame› und dem Märchen bei Straparola. Programm des Kgl. König-Wilhelm-Gymnasiums zu Breslau /. Berlin . – Robert Sprenger: Miscellen. Der Hundename Rîn. In: ZfdPh () S. f. – Edward Schröder: Die Gedichte des Königs vom Odenwald. Arch. für hessische Gesch. NF () S. –, hier S. . – Ders.: Erfurter Dichter des . Jh. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. , f., f., , , . – Susanne Pritz: Stud. zu Tugend und Laster im SpätMA. Diss. Wien , S. –. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. Berlin , S. f., –. – Klaus Speckenbach: Der Eber in der dt.
Virgil im Korb Lit. des MA. In: Verbum et Signum I. FS Friedrich Ohly. München , S. –, hier S. . – Joachim Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland –. München , S. , . – Fischer (s. Bibliogr.) S. , , f., , , , , , . – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux. Diss. Wien , S. , –, , . – Michael Schröter: ‹Wo zwei zusammenkommen in echter Ehe ...›. Sozio- und psychogenetische Stud. über Eheschließungsvorgänge vom . bis . Jh. Frankfurt/M. , S. –, f., f., , , , f., , , , , , , , , f., , –, , , , f., . – Claudia Brinker-von der Heyde: Weiber – Herrschaft oder: Wer reitet wen? Zur Konstruktion und Symbolik der Geschlechterbeziehungen. In: Manlîchiu wîp, wîplîch man. Zur Konstruktion der Kategorien ‹Körper› und ‹Geschlecht› in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Ingrid Bennewitz/Helmut Tervooren. Berlin , S. –. – Jan-Dirk Müller: Der Widerspenstigen Zähmung. Anmerkungen zu einer mediävistischen Kulturwiss. In: Nach der Sozialgeschichte. Konzepte für eine Literaturwiss. zwischen Historischer Anthropologie, Kulturgesch. und Medientheorie. Hg. v. Martin Huber/Gerhard Lauer. Tübingen , S. –. – Noriaki Watanabe: Kriemhild als Widerspenstige. ‹Rosengarten zu Worms A› und ‹Frauenzucht›. In: Zwischenzeiten – Zwischenwelten. FS Kozo Hirao. Hg. v. Josef Furnkas/Masato Izumi/Ralf Schnell. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , , , , f. – Dorothea Ackermann: Gewaltakte – Disziplinarapparate. Geschlecht und Gewalt in mittel- und frühnhd. Mären. Diss. Würzburg , S. – (Volltext: http://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de). – Helen Kurss: Die Novelle von der ‹Zähmung der Widerspenstigen›. Beobachtungen zur variierenden Überl. der mhd. Verserzählungen. In: Europäische Lit. auf Deutsch? Beitr. auf der . internationalen Arbeitstagung Germanistische Forschungen zum Literarischen Text, Vaasa .–.. Hg. v. Christoph Parry/Lisa Voßschmidt (Perspektiven. Nordeuropäische Studien zur deutschsprachigen Lit. und Kultur ). München , S. –. – Maria E. Müller: Böses Blut. Sprachgewalt und
Mitte . Jh. Gewaltsprache in ma. Mären. In: Blutige Worte. Internationales und interdiziplinäres Kolloquium zum Verhältnis von Sprache und Gewalt in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Jutta Eming/Claudia Jarzebowski. Göttingen , S. –. – Silvan Wagner: Gottesbilder in hö schen Mären des HochMA. Hö sche Paradoxie und religiöse Kontingenzbewältigung durch die Grammatik des christlichen Glaubens (Bayreuther Beitr. zur Literaturwiss. ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. SW Virgil im Korb. – Schwankexemplum, . Jh. W¨ahrend → Vergil seit der Spätantike und der karolingischen Bildungserneuerung zum Propheten Christi erhoben, als Kenner der Wissenschaften gepriesen wurde und als Musterautor der Stiltheorie den ma. Kanon dominierte, erfolgte im . Jh. eine Umdeutung des «poeta laureatus» zum Nekromanten (Worstbrock ). Diese steht konträr zu der von → Augustinus vertretenen Auffassung, dass Vergils Aeneis in den Kontext christlicher Heilstypologie gehört. Die ältesten Zeugnisse der fabulösen Vergil-Figur sind auf die angelsächsische Überlieferung zurückzuführen (Johannes von Salisbury: Policraticus, I,; Apokalypsis Goliae; Alexander von Neckham: De naturis rerum, II ; Albrecht von Stade: Chronica, V. ). Danach p egte Vergil nicht nur Umgang mit dem Teufel, sondern erschuf eine weissagende Statue für die Stadt Rom, kreierte eine bronzene Fliege, erfand ein prophetisches Haupt und gründete die Stadt Neapel. Zu den Geschichten um den Zauberer Vergil gehört auch jene um V. i. K., die in den europäischen Literaturen ab dem . Jh. Verbreitung fand und zu einer der zahllosen Varianten der Frauen- oder Minnesklaven gehört. Hier wird eine trianguläre Situation skizziert und das Motiv der ‹unschuldig verfolgten Frau› mit dem des ‹sich rächenden Minnewerbers› verschränkt. Die älteste volkssprachliche Darstellung des vor allem im SpätMA tradierten Schwankexemplums V. i. K. liefert → Jans von Wien in seiner Weltchronik (V. .–.). Eine ähnliche Erzählung existiert auch um Hippokrates (Lai d’ Hippocrate, Le Grand I, ; Wolf ). Die christlich-prophetische Verwurzelung Vergils bleibt in der Weltchronik unberücksichtigt, vielmehr schließt er als «der helle kint» (V. .) einen Bund mit den Teufeln, so dass der antike Dichter aufgrund seines unbändigen Wissensdranges als negative Persönlichkeit diskreditiert wird. Jans von
Mitte . Jh. Wien erzählt die Geschichte von Vergil, der eine römische Bürgerin (teilweise auch die Tochter Neros) begehrt. Auch nachdem sich die Römerin mehrfach von ihm abwendet, gibt Vergil nicht auf. In ihrer Bedrängnis wendet sich die treue Frau an ihren Mann, der ihr zu einer List rät. Eines Nachts lockt sie den Werber zu sich, zieht ihn in einem Korb am Turm hoch und lässt ihn zum Gespött aller Bürger auf der Hälfte bis zum Morgen hängen. Dieser Episode wird eine zweite zugeordnet, die als Rache Vergils bekannt und volkssprachlich ebenfalls erstmalig bei Jan von Wien und in lat. Fassung in der anonymen Erzählung Quomodo Virgilius fecit ignem exire de vulva lie Neronis belegt ist. Danach bestraft und züchtigt der verschmähte Zauberer die Frau, indem er in Rom das Feuer erlöscht und bekannt gibt, dass es nur am After jener Römerin wieder entzündet werden kann, die ihn verschmäht hat. Dem folgt die öffentliche ‹Opferung› der Frau, die einer Vergewaltigung gleich kommt. Sie muss auf einem Stein stehend ihr Hinterteil entblößen. Das standardisierte Wissen um die Person Vergil wird in beiden Erzählungen vollständig verkehrt. Die christliche Abwertung des Dichters und seine Verurteilung als Heide haben in theologischen Auseinandersetzungen immer wieder stattgefunden. Seine Verehrung als Weiser und als Prophet der Geburt Jesu dagegen wurde mit der Verkündigung Jesu durch den Apostel Paulus parallelisiert. Entsprechend wird Paulus, der von seinen Jüngern in einem Korb die Stadtmauer hinab gelassen wird (Apg ,), zur « gura» für Vergil, die prophetisch den Erlöser verheißt. Diese Typologie ist die wohl ursprünglichste, die sich mit Vergil verbinden lässt. Daneben verbreitet sich der Topos des Minnesklaven, der den weiblichen Verführungskünsten in Analogie zu Samson, Salomo, David, Alexander oder Aristoteles zum Opfer fällt (vgl. Minnesklaven-Kataloge in den Meisterliedern, RSM Regb//a; Frau /). Beides dürfte dem ma. Publikum bekannt gewesen sein und steht als Folie hinter den Narrativen der Schwankerzählungen. Vergils Rache ist auch auf einer zwischen und entstandenen Ofenkachel des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg im Breisgau dargestellt (Stelzle-Hüglin ). In Erinnerung an den Sündenfall wird vor der ‹Weibermacht› gewarnt, gleichzeitig symbolisiert die brave Ehefrau in der Nachfolge Evas die Kirche, die vor Erschütterungen nicht geschützt ist. Sie ist die wahre Braut Christi, die standhaft zum Wohl
Virgil im Korb aller besteht und in der Vergil-Geschichte den Römern das Licht wiederbringt. Das Ehebündnis steht symbolisch für das Aushalten der Strafen und das Ausharren in der Welt. Es zeigt sich eine Abkehr von frauenfeindlichen Tendenzen, die sich in der Literatur des SpätMA und der Frühen Neuzeit eher verschärfen (Erfen ). Die Rezeption der Erzählung im Sinne der Ehedidaxe markiert das Spruchgedicht Der Filius im korb () von Hans Sachs, das in zwei Versionen vorliegt (Goetze/Drescher Nr. und ). Hier steht die List der Römerin im Mittelpunkt, die Rachehandlung ist reduziert. Eine Moral regelt am Ende das Verhalten der Frau. Der gelehrte Vergil als Prophet und Poet ist gänzlich verschwunden und durch Filius, «ain perüembter nigromant» (V. ), ersetzt. Weitere Nachweise: RSM Folz/, Frau//, Stol/ ; → Niklas von Wyle: Translatzen, S. f.; Sebastian → Brant: Narrenschiff , ; Thomas Murner: Geuchmatt, –. Ü: Dt.: Jans Enikel: Weltchronik, V. .–.. Hg. v. Philipp Strauch. In: MGH (Dt. Chron. ). Hannover/Leipzig . – Lat.: Quomodo Virgilius fecit ignem exire de vulva lie Neronis (Arras, Bibl. Mun., ms. , . Jh.; Paris, Bibl. Nat., ms. lat. , . Jh.; Ausg.: John Webster Spargo: Vergil the Nigromancer. Cambridge , S. f.). L: Franz Josef Worstbrock: Vergil. In: VL () Sp. –. – Ferdinand Wolf: Über die altfranzösischen Heldengedichte aus dem fränkisch-karolingischen Sagenkreise. Wien . – E. Fuchs (Hg.): Thomas Murner, Die Geuchmat (Th. Murners Dt. Schr. ). Berlin/Leipzig , S. . – John Webster Spargo: Vergil the Nigromancer. Cambridge . – S. Domenico Comparetti: Vergilio nel medio eva. Bde. Neuausg. von Giorgio Pasquali. Firenze u. . – Wolfgang Stammler: Der Philosoph als Liebhaber. In: Ders.: Wort und Bild. Studien zu den Wechselbeziehungen zwischen Schrifttum und Bildkunst im MA. Berlin , S. –. – Burghart Wachinger: Sängerkrieg. Unters. zur Spruchdichtung des . Jh. (MTU ). München , S. , f. – Hans Sachs: ‹Der Filius im korb›, Nr. und . In: Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs. Hg. v. Edmund Goetze. Bd. . Halle/Saale , S. f., f. – Sophie Stelzle-Hüglin: Von Kacheln und Öfen. Unters. zum Ursprung des Kachelofens und zu seiner Entwicklung vom
Edolanz . bis zum . Jh. anhand archäologischer Funde aus Freiburg/Breisgau. Freiburg . – Friedrich Maurer: Der Topos von den ‹Minnesklaven›. Zur Gesch. einer thematischen Gemeinschaft zwischen bildender Kunst und Dichtung im MA. In: Ders.: Dichtung und Sprache des MA. Gesammelte Aufsätze. Bern/München , S. –. – Sophie Stelzle-Hüglin: Vergil und die Kaisertochter oder die Rache des Zauberers. Gedanken zu einem spätma. Ofenkachelmotiv aus der Latrine des Augustinereremiten-Klosters in Freiburg/ Breisgau. In: Archäologie als Sozialgeschichte. Studien zu Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im frühgeschichtlichen Mitteleuropa. FS Heiko Steuer. Hg. v. Sebastian Brather/Christel Bücker/Michael Hoeper. Rahden , S. –. – Irene Erfen: Phyllis. Zu einigen antiken Exempla des ‹Weibersklaven›-Topos. In: MA Mythen. Bd. : Verführer, Schurken, Magier. Hg. v. Ulrich Müller/Werner Wunderlich. St. Gallen , S. –. – Christian Kiening: Unheilige Familien. Sinnmuster ma. Erzählens (Philologie der Kultur ). Würzburg , S. –. – Gesine Mierke: Riskante Ordnungen. Von der ‹Kaiserchronik› zu Jans von Wien (Habil.-Schr. masch.). GM Segremors. – Artusroman-Fragment, vor . S. ist als Ritter in Artusromanen seit Erec von Chrétien de Troyes (ca. –) weit bekannt (mhd. Bearbeitung von → Hartmann von Aue), auch wenn er üblicherweise nicht die Hauptrolle spielt (vgl. Parzival des → Wolfram von Eschenbach). Der vorliegende Roman ist nur in Fragmenten erhalten, denen immer wieder große Teile der Handlung fehlen. Die Blätter A ( Verse) und B ( Verse) sind von einem vielleicht nd. Schreiber in ostmitteldt.-thüringischer Schreibsprache abgefasst; C ( Verse) stammt wohl aus der gleichen Region, ist aber etwas älter zu datieren. In A bricht S. auf, um Gawein zu retten. Sein Zwergenfreund Malgrin rät ihm davon ab, weil er ihn für zu unerfahren hält. S.s Geliebte Niobe begleitet ihn auf seiner Reise. In B trifft S. auf den verletzten Ritter Maurin, der im Kampf sein Auge verloren hat und hierfür die Hand des Kontrahenten fordert; dafür schwört der Titelheld Rache. Im weiteren Verlauf kommt er auf eine Insel, wo eine Fee Männer um ihre Minne kämpfen lässt und den Sieger als Liebhaber gefangen hält. Dieser ist gerade Gawein, als S. dort ankommt, um (überraschend) gegen ihn zu kämpfen. C erzählt, wie Gawein und
Mitte . Jh. seine Untertanen sich in eine Burg schmuggeln lassen, um S. und Niobe zu befreien. Eine Teilquelle des Romans ist der altfranzösische Méraugis de Portlesguez von Raoul de Houdenc († um ). Hier erlebt S. zahlreiche Abenteuer im Dienst der Tafelrunde und seiner Geliebten. Der anonyme Autor hält sich aber nicht sehr treu an die Vorlage. So ersetzt er nahezu alle Namen und übersetzt keinen französischen Vers wörtlich. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Memb. I (Perg., . Jh.; Fragm.) (B). – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgq (Perg., um , md.; Fragm.) (C). – Weimar, Hauptstaatsarch., Ernest. Gesamtarch., Reg. V, (Perg., Anfang . Jh., ostmitteldt.; Fragm.) (A). A: Paul Gerhardt Beyer: Die mitteldt. S.-Fragm. Unters. und Ausg. Diss. Marburg , S. –. – Heinrich Meyer-Benfey (Hg.): Mhd. Übungsstücke. Halle , S. –. L: Christoph Cormeau VL () Sp. –; () Sp. . – Gerhard Thiele: Ein ostmitteldt. Artusroman des . Jh. In: ZfdA () S. –. – Hans-Jochen Schiewer: ‹Ein ris ich dar vmbe abe brach / Von sinem wunder bovme›. Beobachtungen zur Überl. des nachklassischen Artusromans im . und . Jh. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – Norris J. Lacy/Geoffrey Ashe: S. In: The new Arthurian encyclopedia (Garland reference library of the humanities ). Hg. v. dens. New York , S. . – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , Reg. FA Edolanz. – Fragmentarisch erhaltener Artusroman, . Jh. Zwei Bruchstücke derselben Handschrift überliefern insgesamt Verse eines Artusromans in Reimpaarversen, der im Anschluss an die Werke → Hartmanns von Aue, → Wolframs von Eschenbach und → Ulrichs von Zatzikhofen entstand. Der Verfasser ist unbekannt. In Fragm. A tötet Edolanz einen Riesen und befreit dadurch eine Königin und Gawan, der ihr vergeblich zu helfen versucht hatte. Beide danken ihrem Retter. Die Königin ersetzt Edolanz das getötete Pferd und kehrt zu
Mitte . Jh. ihrem Ehemann Leturs zurück. Gawan und Edolanz trennen sich, nachdem sie drei Tage lang keine Aventiure gefunden haben: Trotz der Warnung vor den sump gen Wegen, die nur passierbar seien, wenn der Frost sie im Winter aushärtet, reitet Edolanz in den Wald von Lürteuns. Dort begegnet ihm ein blau gekleideter Zwerg, der auf einem weißen Rehbock reitet und ihn ebenfalls warnt: In dem Wald sei zwar größerer Reichtum zu nden, als alle Könige der Welt (Artus eingeschlossen) je besessen hätten, doch sei jeder zum Tode bestimmt, der ihn betrete, da der Herr des Waldes Fremden die Teilnahme an einem Spiel abverlange, bei dem man sein Leben verliere – eine Kapitelüberschrift legt nahe, dass Edolanz in dessen Festung eindringt, indem er zwei Drachen und vier Löwen überwindet. Zu Beginn von Fragment B wird (Teil ) eine Stadt durch den Pontschur belagert. Edolanz kämpft vor den Toren gegen die Angreifer, bis Friedensverhandlungen statt nden, die den Pontschur zur Aufgabe bewegen. Trotz aller Bitten verlässt Edolanz die Stadt und gelangt zu einem Wald, wo er ein herrenloses Pferd wiehern hört und ein Netz ndet. Wenig später (Teil ) kämpfen Edolanz und der Pontschur unter den Augen des Artushofs und weiterer Krieger um einen Sperber, der einer Frau namens Grysalet gehört. Der Pontschur wird mit dem Schlachtruf «Tsavelir virgunt» besiegt; als Edolanz ihn töten will, tritt König Artus nach kurzer Beratung mit anderen Heerführern (wobei ihm Engländer und Franzosen zustimmen) als Richter dazwischen und schenkt dem Pontschur gegen Rückgabe des Sperbers das Leben. Die streitenden Parteien versöhnen sich und feiern ein Freudenfest. Grysalet erhält den Sperber und lädt Artus in ihre Burg ein. Der Ritter Edolanz erscheint außer in diesen Fragmenten nur noch in einzelnen Handschriften von → Albrechts Der Jüngere Titurel (Str. ,) und im Gauriel von Muntabel des → Konrad von Stoffeln (V. ). Da er dort jeweils als Mitglied der Tafelrunde erwähnt wird, dürfte das Werk, in dem er der Protagonist ist, beiden Autoren bereits bekannt gewesen sein. Insbesondere weist Gauriels Befreiung der Tochter des Grafen von Asterian Ähnlichkeit mit dem Ritt in den gefährlichen Wald auf (vgl. auch den Lanzelet Ulrichs von Zatzikhofen und den → Prosalancelot). Mit den Artusromanen → Wirnts von Grafenberg, → Heinrichs von dem Türlin, dem → Segremors und dem → Mitteldeutschen Erec verbindet den
Wigamur E. die Technik der Dreireimverwendung an Abschnittsenden. Ü: Seitenstetten, Stiftsbibl., Fragmentenschachtel, ohne Sign. () (A: vor , bair.). – Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (B: um , bair.). A: Heinrich Hoffmann: Gawein. Drei Bruchstücke. In: Altdt. Bll. () S. – (A). – Anton Schönbach: Neue Bruchstücke des E. In: ZfdA () S. – (B). – Heinrich Meyer-Benfey (Hg.): Mhd. Übungsstücke. Halle/ Saale , S. – (A und B). – Wernfried Hofmeister: Neu-Edition des Seitenstettner ‹E.›Fragments A: ein philol. Abenteuer. In: ‹Durch aubenteuer muess man wagen vil›. FS Anton Schwob. Hg. v. Wernfried Hofmeister/Bernd Steinbauer (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. ). Innsbruck , S. –. L: Christoph Cormeau, VL () Sp. f.; () Sp. . – Hans-Jochen Schiewer: ‹Ein ris ich dar vmbe abe brach / Von sinem wunder bovme›. Beobachtungen zur Überl. des nachklassischen Artusromans im . und . Jh. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – Hofmeister (s. Ausg.). – Matthias Meyer: Intertextuality in the Later Thirteenth Century: Wigamur, Gauriel, Lohengrin and the Fragments of the Arthurian Romances. In: The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German and Dutch Literature. Hg. v. William H. Jackson/Silvia Ranawake (Arthurian Literature in the Middle Ages). Cardiff , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , S. –. WA Wigamur. – Artusroman, um . Bei W. handelt es sich um einen der Nachwelt nur lückenhaft und daher wohl auch anonym überlieferten Artusroman, der in seiner Form an die noch hö sche Dichtung anknüpft und thematisch deutlische Parallelen zum Lanzelet → Ulrichs von Zatzikhofen und dem Wigalois → Wirnts von Grafenberg (sozialer Aufstieg) aufweist. Der Versroman erzählt in schlichter und unterhaltsamer Art und Weise die Geschichte des Adlerritters W.: Als Knabe von der Meeresfrau Lespia entführt, wächst der Königssohn fern der Menschheit zunächst bei ihr in einer Höhle, später am
Wigamur Meeresgrund bei einem Ungeheuer auf, von dem er nicht nur die hö schen Sitten gelehrt erhielt, sondern mit Erreichen der Volljährigkeit auch über sein Schicksal aufgeklärt und zurück an Land gebracht wird. Dort begibt sich der junge, törichte W. auf die Suche nach seiner Herkunft und entwickelt sich dabei allmählich durch zahlreiche Aventiuren und die Unterstützung von Artus’ Onkel Yttra zum Ritter, dem der Ruf vorauseilt, jenen beizustehen, die seine Hilfe bräuchten, und als dessen treuester Begleiter ein von ihm geretteter Adler gilt. Am Hof König Artus’ angekommen, gewinnt W. zunächst einen Gerichtskampf für die um ihr Erbe gebrachte Fürstin Eudis, später ein königliches Turnier und besiegt schließlich den im Krieg mit Artus stehenden Heidenkönig Marroch, wofür ihm als Dank oder Gewinn jeweils ein Stück Land angeboten wird, das er jedoch wegen seiner unklaren Abstammung und der daraus resultierenden fehlenden Ebenbürtigkeit stets ablehnt. W. scheint daher zwar nach Ruhm streben, vertritt aber wohl die Maxime, dass Leistung die Geburt nicht ersetzten könne, sondern allein die Genealogie eine Person zur Herrschaft legitimiere. Nach Verlassen des Artushofs schlägt sich der Ritter mit dem Adler in einem um das Land Deleferant ausgebrochenen Erbschaftsstreit zwischen den Königen Atroglas und Paltriot, unwissend dass Letzterer sein Vater ist, auf die Seite Atroglas und tritt in einem Zweikampf gegen Paltriot an. Dieser erkennt W. jedoch als seinen Sohn wieder, beendet den Kampf und vereinbart als Zeichen der Versöhnung mit seinem Kontrahenten Atroglas die Vermählung ihrer beiden Kinder W. und Dulci or. Die Familie und damit seine gesellschaftliche Stellung wiedergefunden, emp ndet sich der königliche Spross nach einer Unterweisung in den fürstlichen Sitten durch seinen Vater endlich für würdig, einerseits die Tochter Atroglas zu heiraten und andererseits die ihm angetragene Landesherrschaft über das einst umkämpfte Deleferant zu übernehmen. W.s neues Glück wird jedoch jäh gestört, als einer seiner einstigen Duellgegner aus Rache für seine Niederlage Dulci or entführt; doch gelingt es dem frisch Vermählten im Bündnis mit anderen Königen, seine Gattin zu befreien und sie zurück in das heimatliche Reich zu bringen. Aus ihrer Ehe geht ein Kind hervor, dessen Namen den der Eltern und des Adlers vereint: Dulciwigar. Obwohl der Roman Inhalte der vorangehenden Artusliteratur re ektiert, griff sein Verfasser offensichtlich nicht auf eine einheitliche Vorlage zurück
Mitte . Jh. (zumindest ist der Forschung bis heute keine französische Quelle bekannt), sondern er bediente sich im Hinblick auf Sprache, Figuren, Schauplätzen, Szenen und Motiven bei verschiedenen zeitgenössischen Werken und Autoren. So ist bereits die Namensähnlichkeit der Haupt gur mit dem «Wigalois» und dem Helden der französischen Literatur «Guigemar/Giungamor/Giugamuer» augenscheinlich. Eifert der Verfasser des W. darüber hinaus sprachlich Wirnt von Grafenberg, → Wolfram von Eschenbach und → Hartmann von Aue nach, so ndet er einen Teil seiner Motive ebenfalls in deren Schriften Wigalois (Tugendprobe), Parzival (Beschreibung des jungen Toren) und Iwein (Begleitung des Ritters durch ein Tier und Erbschaftsstreit), während weitere Anleihen dem → Herzog Ernst (Beschreibung eines Bades), dem Lanzelet sowie dem Tristan → Gottfrieds von Straßburg (Familienthematik, Kampf zwischen Vater und Sohn, Entführung als Kind) entstammen. Gerade dieses intertextuelle Ge echt bot dem literarisch versierten Publikum den besonderen Reiz, in Neuem Altes wiederzuentdecken, und zeigt überdies, dass der Autor des W. über gute Kenntnisse der hö schen Literaturproduktion verfügte und daher vermutlich in einer Umgebung, in der man «ein konservatives, dynastisch-feudales Ideal» (Busch, ) p egte, verkehrt haben muss. Entgegen der relativ schmalen Überlieferung des Textes, dürfte der Stoff im MA recht bekannt gewesen sein, wie die zahlreichen, oft im Kontext von Namenslisten bedeutender Artusritter vorzu ndenden Erwähnungen W. als Held bzw. (Roman-)Figur in spätma. Schriften zeigen: vgl. «Leich » des → Tannhäusers (Str. , –) und → Albrechts Jüngeren Titurel (Str. , , , u. ) aus dem . Jh.; ferner den im . Jh. verfassten → Friedrich von Schwaben (V. ); den Ehrenbrief des Jakob → Püterich von Reichertshausen (Str. ), → Bollstatters Spruchsammlung (Bl. v; Erg.Bd. II), das in → Gottfrieds von Viterbo Pantheon-Hs. eingefügte Namenverzeichnis (Zeile ), den Lannzilet des Ulrich → Füetrer (Str. ) und den → Spruch von den Tafelrundern (V. ) aus dem . Jh. sowie das in der im . Jh. entstandenen Darfelder Liederhandschrift enthaltende Lied (Str. ). Neben stilistischen Merkmalen, die eine temporäre und räumliche Nähe zum Meleranz des → Pleiers nahelegen, lassen vor allem die Nennung des W. bei Tannhäuser und im Jüngeren Titurel die Schlussfolgerung zu, dass der Roman im . Jh.
Mitte . Jh. entstanden ist. Mangels eindeutiger Hinweise aus dem Text selbst ist jedoch eine genaue Datierung der Schriften ebenso wie eine Lokalisierung des Entstehungsorts kaum möglich, wenngleich in Bezug auf Letzteres hervorzuheben ist, dass alle drei Textzeugnisse aus dem süddt. Sprachraum (Hs. W.: ostschwäbisch, Hs. M.: nordalemannnisch, Hs. S: bairisch) stammen (vgl. Linden, ). Ü: Eine, von Pro- und Epilog – und damit von den wichtigsten Quellen, die Aufschluss über den Verfasser geben könnten – abgesehen, weitestgehend vollständige, aber nachträglich teilweise bearbeitete Überlieferung des W. ndet sich im Cod. Guelf. . Aug. °, Verse, um , HAB Wolfenbüttel (W). In den älteren Pergamenthss. Cod. Cgm / ( Verse, letztes Viertel des . Jh., BSB München [M]) und Cod. Ser.n. ( Verse, Mitte . Jh., ÖNB Wien [S]) ist der Roman nur fragmentarisch überliefert. A: Friedrich Heinrich von der Hagen/ Johann Gustav Büsching (Hg.): Dt. Gedichte des MA . Berlin , Text III (Abdruck von W; vgl. dazu: Bernhard Joseph Docen, Allgemeine Zs. von Deutschen für Deutsche [] S. –, –). – Carl von Kraus (Hg.): Mhd. Übungsbuch. ., verm. und geänderte Au . (Germ. Bibl. //). Heidelberg , S. –, f. (Auszüge aller drei Textzeugen). – W. Édition avec introduction et index par Danielle Buschinger (GAG ). Göppingen (Paralleldruck aller drei Textzeugnisse; vgl. dazu: G. Wolf, Arbitrium [] –). – W. Krit. Edition – Übersetzung – Komm. Hg. v. Nathanael Busch Berlin/ New York (vgl. dazu: A. Classen, Mediaevistik [] S. –; Michael Rupp, ZfdA [] S. –; Gerhard Wolf, ZfdPh [] S. –). L: De Boor/Newald / () bes. S. –. – Horst Brunner, VL () Sp. –. – Alfred Ebenbauer/Nathanael Busch, Killy () S. –. – Gustave de Bonstetten: Romans et épopées chevaleresques de l’Allemagne au Moyen âge. Paris u. a. , S. –. – Gregor Sarrazin: W. Eine litterarhist. Unters. (Quellen und Forschungen zur Sprachund Culturgesch. der germ. Völker ). Straßburg/ London (vgl. dazu: Ferdinand Khull, AfdA [] S. –). – Richard Maria Werner: Fragmente einer Pergamenths. des W. In: ZfdA () S. –. – F. Khull: Zu W. In: ebd. () S. –. – Friedrich Keinz: W. Münchner
Wigamur Brüchstücke. In: Germania () S. –. – Sophie Henrici: Der Tafelrunder W. Eine Rittergesch. Leipzig . – Agnes Geering: Die Figur des Kindes in der mhd. Dichtung (Abh. der Ges. für dt. Sprache ). Zürich . – Otto Ernst Mausser: Reimstud. zu W. Diss. München . – Erich Jenisch: Vorarbeiten zu einer krit. Ausg. des W. Diss. Königsberg . – Walter Linden: Stud. zum W. Überl. und Sprache. Diss. Halle . – Anthony van der Lee: Zum literarischen Motiv der Vatersuche (Verhandelingen der Koninklijke Nederlandse Akad. van Wetenschappen te Amsterdam. Afdeling Letterkunde, Neue Reihe ,). Amsterdam , bes. S. –. – Wolfgang Harms: Der Kampf mit dem Freund oder Verwandten in der dt. Lit. bis um (Medium aevum ). München , bes. S. ff. – Otto von Heinemann: Die Augusteischen Hss., Bd. : Cod. Guelferbytanus . Augusteus ° bis Augusteus ° (zuerst u. d. T.: Die Hss. der Herzoglichen Bibl. zu Wolfenbüttel, . Abt.: Die Augusteischen Hss., ). Frankfurt/M. , bes. S. . – David M. Blamires: The Sources and Literary Structure of ‹W.›. In: Studies in Medieval Literature and Languages. In Memory of Frederick Whitehead. Hg. v. W. Rothwell u. a. Manchester/New York , S. –. – Otto Mazal: Kat. der abendländischen Hss. der ÖNB. Bd. : Cod. Ser.n. –. Wien , bes. S. f. – Karin R. Gürttler: ‹Künec Artûs der guote›. Das Artusbild der hö schen Epik des . u. . Jh. (Stud. zur Germanistik, Anglistik und Komparatistik ). Bonn , bes. S. –. – Peter Kern: Die Artusromane des Pleier. Unters. über den Zusammenhang von Dichtung und literarischer Situation (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , bes. S. –. – Bernd Schirok: Parzivalrezeption im MA. Darmstadt , bes. S. . – A. Ebenbauer: W. und die Familie. In: Artusrittertum im späten MA. Ethos und Ideologie. Hg. v. Friedrich Wolfzettel (Beitr. zur dt. Philologie ). Gießen , S. –. – Alfred Karnein: Minne, Aventiure und Artus-Idealität in den Roman des späten . Jh. In: ebd., S. –. – Ann G. Martin: The Concept of ‹reht› in W. In: Colloquia Germanica () S. –. – Hans-Jochen Schiewer: ‹Ein ris ich dar vmbe abe brach / Von sinem wunder bovme›. Beobachtungen zur Überl. des nachklassischen Artusromans im . und . Jh. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – Carola L. Gottzmann:
Virginal Artusdichtung (Slg. Metzler ). Stuttgart , bes. S. –. – Ingeborg Henderson: Illustrationsprogramm und Text der Wolfenbüttler W.-Hs. In: ‹In hôhem prîse›. FS Ernst S. Dick. Hg. v. Winder McConnell (GAG ). Göppingen , S. –. – Karin Cieslik: W. In: Dichtung des europäischen MA. Ein Führer durch die erzählende Lit. Hg. v. Rolf Bräuer (Edition Lit.- und Kulturgesch. im Verlag Volk und Wissen). , ff. – Albrecht Classen: Der komische Held W. – Ironie oder Parodie? Strukturelle und thematische Unters. zu einem spätma. Artus-Roman In: Euph. () S. –. – Neil E. Thomas: The Sources of W. and the German Reception of the Fair Unknown Tradition. In: Reading Medieval Studies (Oxford ) S. –. – Norris J. Lacy: W. In: The new Arthurian encyclopedia. Hg. v. dems./G. Ashe. New York , f. – Karin Schneider: Die Fragm. ma. dt. Versdichtung der Bayerischen Staatsbibl. München (Cgm / –) (ZfdA, Beih. ). Stuttgart , bes. S. f. – A. Classen: Krieg im MA und seine Kritik in literarischen Werken des deutschsprachrigen Raums. In: Kampf und Krieg (Zs. für Literaturwiss. und Linguistik ). Hg. v. W. Haubrichs. , S. –, bes. S. –. – Volker Mertens: Der dt. Artusroman (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , bes. S. –. – Matthias Meyer: Intertextuality in the later th century. ‹W.›, ‹Gauriel›, ‹Lohengrin› and the fragments of Arthurian romances. In: The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German and Dutch Literature. Hg. v. W. H. Jackson/S. A. Ranawake. Cardiff , S. –. – I. Henderson: W. In: Medieval Germany. An encyclopedia. Hg. v. John M. Jeep. New York/London , f. – H. Brunner: ‹Hie ist diu âventiure geholt -/wâ ist nû der minne solt?› Die Rolle der Frau des Helden in einigen nachklassischen Artusromanen. In: Literarisches Leben. Rollenentwürfe in der Lit. des Hoch- und SpätMA. FS Volker Mertens. Hg. v. Matthias Meyer/Hans-Jochen Schiewer. Tübingen , S. – (wieder in: Ders.: Annäherungen. Stud. zur dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit [Phil.Stud.u.Qu. ]. Berlin , S. –). – M. Meyer: Das de zitäre Wunder. Die Feenjugend des Helden. In: Das Wunderbare in der arthurischen Lit. Probleme und Perspektiven. Hg. v. F. Wolfzettel. Tübingen , S. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Tl. : Nachklassische Romane und
Mitte . Jh. hö sche ‹Novellen›. Wien , bes. S. f. – Sabine Obermaier: Löwe, Adler, Bock. Das Tierrittermotiv und seine Verwandlungen im späthöschen Artusroman. In: Tierepik und Tierallegorese. Stud. zur Poetologie und hist. Anthropologie vormoderner Lit. Hg. v. Otto Neudeck/Bernhard Jahn (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. , S. –. – A. Classen: Philippe Ariès and the Consequences. History of Childhood, Family Relations and Personal Emotions. Where do we stand today? In: Childhood in the Middle Ages and the Renaissance. The Results of a Paradigm Shift in the History of Mentality. Hg. v. dems. Berlin/New York , S. –, bes. S. –. – K. Schneider: Die dt. Hss. der Bayerischen Staatsbibl. München. Die ma. Fragm. Cgm –. Wiesbaden , bes. S. f. – H. Brunner: ‹Hie enist niht aventiure!›. Bilder des Krieges in einigen nachklassischen Artusromen. In: Wirtschaft – Ges. – Mentalität im MA. FS Rolf Sprandel. Hg. v. H.-P. Baum (Beitr. zur Wirtschafts- und Sozialgesch. ). Stuttgart , S. – (wieder in: Ders.: Annäherungen [s. o.], S. –). – Ulrich Ernst: Facetten ma. Schriftkultur. Fiktion und Illustration, Wissen und Wahrnehmung (Beih. zum Euph. ). Heidelberg , bes. S. , (Abb. ). – Jan-Dirk Müller: Hö sche Kompromisse. Acht Kapitel zur hö schen Epik. Tübingen , S. – und Reg. – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Artusromane nach , Gralsromane, Tristanromane. Bearb. v. T. Tomasek u. a. Berlin/New York , S. –. – C. L. Gottzmann: Gemeinschafts- und Individualstruktur in der Artusdichtung. Interpretation und Typologie. Berlin , bes. S. –. – Wolfgang Achnitz. Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/ Boston , bes. –. – F. Kragl: Höf. Rom. in späten Papierhss. Zur W.-Edition von Nathanael Busch. In: PPB (Tüb.) () S. –. CL Virginal (früher auch: Dietrichs [erste] Ausfahrt, Dietrich und seine Gesellen, Dietrichs Drachenkämpfe). – Heldendichtung aus dem Stoffkreis um Dietrich von Bern, . Jh. Autor und Entstehungsumstände des im Bernerton verfassten Werks sind unbekannt. Meist wird die V. auf die Mitte, spätestens die zweite Hälfte des . Jh. datiert. Ihre Entstehung wird im schwäbisch-alemannischen Raum vermutet, nicht mehr
Mitte . Jh. wie von der älteren Forschung in Südtirol. Die früher manchmal vorgenommene Zuschreibung an → Albrecht von Kemenaten gilt heute als obsolet. Die Überlieferung der V. setzt in der ersten Hälfte des . Jh. ein und umfasst meist fragmentarische Textzeugen. Am vollständigsten ist die V. in drei Handschriften des . Jh. erhalten: V entstand um bis in der Werkstatt von Diepolt Lauber und überliefert mit Strophen die umfangreichste Textfassung (sog. Heidelberger V.). Im Dresdner Heldenbuch von (V) ist eine deutlich kürzere Fassung mit nur Strophen aufgezeichnet (sog. Dresdner V.). Das Heldenbuch des Lienhart Scheubel (V) von um bis enthält mit Strophen wieder einen umfangreicheren Text (sog. Wiener V.). V ist eine eigenständige Textfassung, V ein Auszug aus einer mit V konkurrierenden Fassung, V schließlich eine Mischfassung aus V und V. Eine Urfassung der V. ist anzunehmen, konnte aber bis heute nicht rekonstruiert werden. Im Mittelpunkt der Handlung steht der junge Dietrich von Bern. Mit seinem Lehr- und Waffenmeister Hildebrand bricht er zu seiner ersten Aventiure auf. Er kämpft im Tiroler Gebirge gegen den Heiden Orkise, der in das Land von V., Königin von Jeraspunt, eingedrungen ist. Dietrich und Hildebrand verwickeln Orkises Ritter in Kämpfe, werden aber getrennt. Im Wald stößt Hildebrand auf ein als Tribut für Orkise zurückgelassenes Mädchen aus V.s Gefolge. Hildebrand tötet den nun erscheinenden Orkise, befreit das Mädchen und hilft Dietrich im Kampf gegen die Gefolgsleute des toten Heiden. Das Mädchen lädt Dietrich und Hildebrand an V.s Hof ein, wo es noch vor den beiden Helden eintrifft. V. sendet ihnen daraufhin den Zwerg Bibung entgegen. Dietrich und Hildebrand sind unterdessen noch in Drachenkämpfe verwickelt und befreien Hildebrands Verwandten Rentwin aus dem Maul eines Ungeheuers. Gemeinsam reiten sie zur Burg Arona, auf der Rentwins Vater Helferich von Lune residiert. Erst nach zwei Wochen brechen die Helden auf Anmahnen Bibungs nach Jeraspunt auf. Der vorausreitene Dietrich verirrt sich unterwegs und wird von dem Riesen Wicram überwältigt. Dessen Herr Nitger hält Dietrich nun auf Burg Muter gefangen. Mit der Hilfe von Nitgers Schwester Ibelin kann Dietrich seine Verbündeten in Jeraspunt über sein Schicksal informieren. Hildebrand reitet mit einem großen Gefolge nach Muter und befreit nach elf Kämpfen
Virginal gegen Riesen seinen Schützling. Auf ihrer Rückreise nach Jeraspunt bestehen sie elf weitere Auseinandersetzungen mit Drachen und Riesen. An V.s Hof feiern die Helden schließlich ein großes Fest, kehren aber wegen einer drohenden Belagerung Berns in ihre Heimat zurück. Die geschilderte Haupthandlung ist so in der umfangreichen Handschrift V enthalten. In V fehlt die auf Burg Muter spielende Episode. V und V weichen insgesamt in mehreren Punkten von V ab. So enthalten sie zusätzliche Kämpfe Dietrichs, u. a. mit Orkises Sohn Janapas und dem Fürsten Libertin von Palerne, und schließen die Handlung mit der Hochzeit von Dietrich und V. ab. Insgesamt vermischen sich in der V. zahlreiche typische Motive und Motivreihen der aventiurehaften Dietrichepik. Das Werk zeigt aber auch Parallelen zu älteren Sagen. Eine Reihung von Kämpfen wie mit den elf Riesen der V. ndet sich auch im → Rosengarten zu Worms. Als Gefangener von Riesen erscheint Dietrich in der V. und im → Sigenot. Die Befreiung Rentwins aus dem Drachenmaul gleicht der Ritter Sintram-Episode der Thidrekssaga. Auch dort wird ein Verwandter Hildebrands aus dem Maul eines Drachen befreit. Möglicherweise griffen V. und Thidrekssaga auf die gleiche schriftliche Vorlage oder mündliche Überlieferung zurück. Die Gesamtanlage der Handlung ist von der Forschung auf zwei traditionelle Schemata zurückgeführt worden, die sich in der V. vermischen: Das Befreiungsschema prägt vor allem Dietrichs Hilfe für die von Orkise bedrängte Königin V. und bildet damit einen Grundpfeiler der Handlung. Das Herausforderungsschema zeigt sich besonders in V und V, etwa als Dietrich von Libertin zum Kampf aufgefordert wird. Weiterhin wird die V. von Dietrichs Reifung bestimmt. Die Dichtung zeigt nicht von Beginn an den vollendeten Dietrich, sondern vielmehr dessen Entwicklung vom unerfahrenen Jungritter zum siegreichen Helden. Im Verlauf der Handlung stärkt Dietrich in einer Vielzahl von Kämpfen einerseits seine kriegerischen Fähigkeiten und erfüllt so eine wichtige Voraussetzung höschen Rittertums. Aber auch die Kunst der Minne als zweite Komponente des Ritterideals erlernt Dietrich erfolgreich. Dies wird besonders an seiner Hochzeit mit V. in V und V deutlich. Dieser Figuren-Entwicklung angemessen hat die Forschung in neuerer Zeit u. a. den Aspekt der Fürstenerziehung und Hildebrands Rolle als Lehrmeister Dietrichs untersucht. Aber auch die Probleme
Virginal der V.-Überlieferung und ihrer Textfassungen sind bis heute Gegenstand von Diskussionen. Die Gesamtbewertung der V. ist dabei durchaus zwiespältig. Man hat dem Werk verschiedentlich eine gekonnte Handhabung komplexer Handlungsstränge attestiert, es manchmal aber auch als weitschwei g und konfus abgetan. Ü: Mehr als ein Dutzend Handschriften und Fragmente; Verzeichnis bei: http:// www.handschriftencensus.de/werke/. – Umfangreichere Hss.: V: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., um –, niederalemannisch). – V (Dresdner Heldenbuch): Dresden, LB, Mscr. M , r–r (Pap., , ostfränkisch). – V (Heldenbuch des Linhart Scheubel): Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., um –, bair.-österr.). – Vgl. auch die → HeldenbuchÜberlieferung. A: Der Helden Buch in der Ursprache . Hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen u. a. Berlin . – Quellen und Forschungen zur Gesch. der teutschen Lit. und Sprache . Hg. v. Franz Joseph Mone. Aachen/Leipzig , S. f. (Teilausg.). – Moriz Haupt: Aus Dieterichs Drachenkämpfen. In: ZfdA () S. –. – Heldenbuch. Hg. v. F. H. v. der Hagen. Bde. Leipzig (Nachdr. Hildesheim/ New York ) hier Bd. , LIV–LVII; Bd. , S. – (Teilausg.). – Dietrichs erste Ausfahrt. Hg. v. Franz Stark. Stuttgart . – August Barack: Dietrich und seine Gesellen. Bruchstück. In: Germania () S. –. – Matthias Lexer: Dietrich und seine Gesellen. Bruchstücke. In: ZfdA () S. –. – Dt. Heldenbuch : Dietrichs Abenteuer von Albrecht von Kemenaten, nebst den Bruchstücken von Dietrich und Wenezlan. Hg. v. Julius Zupitza. Berlin . Nachdr. Hildesheim . – Michael Huber: Virginalbruchstücke aus der Benediktinerstiftsbibl. Metten. In: Münchener Museum für Philologie des MA und der Renaissance () S. –. – Robert Priebsch: Ein neues Bruchstück der V. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Edward Schröder: Bruchstücke einer neuen Pergamenths. der ‹V.›. In: ZfdA () S. –. – Wolfram Schmitt: Bruchstücke einer Virginalhs. in der Württembergischen Landesbibl. Stuttgart. In: Studia Neophilologica () S. –. – Heinzle (s. Lit.) S. – (Teilausg.). – Heidrun Alex: Ein unbekanntes ‹V.›-Fragm. in Augsburg.
Mitte . Jh. In: ZfdA () S. –. – Das Dresdener Heldenbuch und die Bruchstücke des BerlinWolfenbüttler Heldenbuchs. Hg. v. Walter Ko er. Stuttgart (mit Faks. auf CD-ROM). Ü: Verz. in: Siegfried Grosse/Ursula Rautenberg: Die Rezeption ma. dt. Dichtung. Eine Bibliogr. ihrer Übersetzungen und Bearb. seit der Mitte des . Jh. Tübingen , S. . L: Ehrismann // () S. f. – Alexander Hildebrand, Red., KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () S. – u. ö. – Joachim Heinzle, LexMA () Sp. f. – Ders., VL () Sp. –. – Ders., Killy () S. –. – Ernst Schmidt: Zur Entstehungsgesch. und Verfasserfrage der V. Prag . – Carl von Kraus: V. und Dietrichs Ausfahrt. Berlin . – Justus Lunzer: Die V. A und Wolframs ‹Willehalm›. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Arona. In: ebd. () S. –. – Ders.: Arabische Worte in ‹Dietrichs erster Ausfahrt›. In: ebd., S. f. – Hans Friese: Thidrekssaga und Dietrichsepos. Unters. zur inneren und äußeren Form. Berlin . Nachdr. New York u. a. . – J. Lunzer: Drei Namen der dt. Heldensage. . Kusperlant, . Bibung, . Kuperan. In: PBB () S. –, hier S. –. – Albert Leitzmann: Kleinigkeiten zum Dt. Heldenbuch. In: PBB () S. –. – J. Lunzer: Dietrich von Bern im Frauendienste. In: ZfdA () S. –. – E. Schröder: Zur spätern Verbreitung der V. In: ZfdA () S. . – Hugo Kuhn: V. In: PBB () S. –; () S. (wieder in: Ders: Dichtung und Welt im MA. Stuttgart , S. –, –). – Hedwig Glanz: Reimwb. zur V. Diss. Wien . – Irma Wenzel: Dietrich von Bern und seine Kämpfe mit dämonischen Wesen. Diss. Wien . – John L. Flood: Dietrich von Bern and the Human Hunt. In: Nottingham Medieval Studies () S. –. – J. Heinzle: Zur Überl. der ‹Virginal›. Die Stuttgarter und die Freiburger Bruchstücke. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Mhd. Dietrichepik. Unters. zur Tradierungsweise, Überlieferungskritik und Gattungsgesch. später Heldendichtung (MTU ). München , S. f. u. ö. – Horst Peter Pütz: Zu V. Str. H . In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher. Bozen , S. –. – Manfred Zips: Dietrichs Aventiure-Fahrten als Grenzbereich spätheroischer mhd. Heldendarst. In: ebd., S. –. –
. Hälfte . Jh. Peter K. Stein: V. Voraussetzungen und Umrisse eines Versuchs. In: JOWG (/) S. –. – G. Kornrumpf: Strophik im Zeitalter der Prosa. Dt. Heldendichtung im ausgehenden MA. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit. Symposion Wolfenbüttel . Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann. Stuttgart , S. –. – George T. Gillespie: Hildebrants Minnelehre. Zur V. h. In: Liebe in der dt. Lit. des MA. St. Andrews-Colloquium . Hg. v. Dietrich Huschenbett u. a. Tübingen , S. –. – Jens Haustein: Der Helden Buch. Zur Erforschung dt. Dietrichepik im . und frühen . Jh. (Hermaea NF ). Tübingen , S. – u. ö. – Dietmar Peschel-Rentsch: Schwarze Pädagogik oder Dietrichs Lernfahrt: ‹er weste umb âventiure niht›. Hildebrants Erziehungsprogramm und seine Wirkung in der V. In: Heldendichtung in Österreich, Österreich in der Heldendichtung. Pöchlarn . Hg. v. Klaus Zatloukal. Wien , S. –. – J. Heinzle: Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. –. – Ludger Lieb: Essen und Erzählen. Zum Verhältnis zweier hö scher Interaktionsformen. In: Situationen des Erzählens. Aspekte narrativer Praxis im MA. Hg. v. dems./Stephan Müller. Berlin u. a. , S. –. – Uta StörmerCaysa: Die Architektur eines Vorlesebuches. Über Boten, Briefe und Zusammenfassungen in der Heidelberger V. In: Zs. für Germanistik NF () S. –. – Timo Reuvekamp-Felber: Briefe als Kommunikations- und Strukturelemente in der V. Re exionen ma. Schriftkultur in der Dietrichepik. In: PBB () S. –. – Maria E. Dorninger: Die Sarazenen in den Alpen. Zum Bild der Heiden in der V. In: JOWG () S. –. – Cordula Cropik: Dietrich von Bern zwischen Minnelehre und Fürstenerziehung. Zur Interpretation der V. h. In: JOWG () S. –. – Sonja Kerth: Helden en mouvance. Zur Fassungsproblematik der V. In: ebd. S. –. – Katharina-Silke Philipowski: Apologie der Differenz. Formalismus als Literarizitätskriterium am Beispiel der Heidelberger V. In: Germanistik in und für Europa. Faszination, Wissen. Texte des Münchener Germanistentages . Hg. v. Konrad Ehlich. Bielefeld , S. –. – M. E. Dorninger: The Alps in Middle High German Epics. Aspects of their Description in ‹King Laurien› and V. In: Fauna and Flora in the Middle Ages. Studies of the Medieval Environment and Its Impact on the Human
Der Wunderer Mind. Papers Delivered at the International Medieval Congress, Leeds, in , and . Hg. v. Sieglinde Hartmann. Frankfurt/M. , S. –. – K.-S. Philipowski: Sprechen, Schreiben und Lieben in der V. Die Heidelberger Fassung als Beispiel literarischer Metakommunikation. In: Euph. () S. –. – S. Kerth: Gattungsinterferenzen in der späten Heldendichtung. Wiesbaden , passim. – Victor Millet: Germ. Heldendichtung im MA. Eine Einf. Berlin u. a. , S. f. u. ö. – Kay Malcher: Die Faszination von Gewalt. Rezeptionsästhetische Unters. zu aventiurehafter Dietrichepik. Berlin u. a. , S. –. – C. Kropik: Heldenepik im Bild. Zu Diebold Laubers Illustrierung der V. In: Aus der Werkstatt Diebold Laubers. Hg. v. Christoph Fasbender. Berlin , S. –. – Ariane Mhamood: Komik als Alternative. Parodistisches Erzählen zwischen Travestie und Kontrafaktur in den ‹Virginal›- und ‹Rosengarten›-Versionen sowie in ‹Biterolf und Dietleib› (Lit., Imagination, Realität ). Trier . MM Der Wunderer (Der Berner und der Wunderer, Etzels Hofhaltung). – Dichtung über Dieter von Bern, vielleicht bereits aus dem . Jh. Es sind drei sehr verschiedene Fassungen dieser Dichtung erhalten: eine strophische Version (W), eine Reimpaardichtung (W) und ein Fastnachtspiel (F); vollständig liegen nur W und F vor. Alle Handschriften sind im . Jh. entstanden; Voorwinden geht davon aus, dass der Text selbst – in strophischer Form – nicht deutlich früher verfasst worden sei. Die Erzählung gehört in den Stoffkreis der Dietrichssagen: Ein jugendlicher Dietrich rettet an Etzels Königshof eine schöne Jungfrau. Er enthauptet den wilden W., der das Mädchen fressen möchte, weil sie ihn trotz arrangierter Ehe zurückweist. Auch wenn sich Anklänge an die Heldendichtung (Jungfrau bittet Helden um Hilfe) nden, sind auch märchenhafte Komponenten auszumachen. So gibt es etwa die Konstellation dreier Männer, von denen die ersten beiden versagen (Etzel und Rüdiger lehnen den Kampf ab), bevor der dritte (Dietrich) erfolgreich ist. Ebenso ungewohnt ist die Tötung des Antagonisten, der sich schon bereitwillig unterworfen hat – eine Wendung, die im höschen Kontext nicht vorkommt. Es nden sich zudem Elemente verschiedener Erzählformen (u. a.
Biterolf und Dietleib das Frauenjagdmotiv), die wohl für ein spätma. Publikum angepasst wurden. Ü: Dresden, LB, Mscr. M , r–v (Pap., , ostfränkisch) (W, strophische Fassung). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., frühes . Jh.; Fragm.) (W, Reimpaardichtung). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, v–r (Pap., ; Sammelhs. von Claus → Spaun) (F, Fastnachtspiel). – Drucke: Augsburg: Johannes Schönsperger, um (Fragm., w, Reimpaardichtung). – Erfurt: Matthes Maler, (strophische Fassung). – Straßburg: Bartholomaeus Kistler, (w, str. Fassung) (VD V ). A: Friedrich Heinrich von der Hagen/ Alois Primisser (Hg.): Der Helden Buch in der Ursprache. . Tl. Berlin , S. – (nach W). – Adelbert von Keller (Hg.): Fastnachtspiele aus dem . Jh. Bd. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ), S. – (Nr. , nach F). – Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch A. v. Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach W). – Faksimile: Georges Zink: Le W. Paris (nach w). L: Ruth H. Firestone, DMA () S. f. – De Boor/Newald / () S. , f.; / () S. f. – Joachim Heinzle, VL () Sp. –. – Ders., Killy () S. f. – Hans H. J. de Leeuwe: Die dramatische Komposition des Fastnachtspiels vom W. In: Neophilologus () S. –. – George Turland Gillespie: Probleme um die Dichtungen vom ‹W.› oder ‹König Theodorichs Glück und Ende›. In: Die Lit. des späten MA. Hamburger Colloquium (Publ. of the Institute of Germanic Studies ). Hg. v. Wolfgang Harms/Leslie Peter Johnson. Berlin , S. –. – Horst Peter Pütz: Der W. und der Herr der Tiere. In: Österr. Zs. für Volkskunde () S. –. – Marina Cometta: La gura del gigante antropofago nella Dietrichepik. In: Letteratura e lologia. Studi in memoria di Giorgio Dol ni. Hg. v. Fausto Cercignani. Mailand , S. –. – Hans-Joachim Behr: D. W. Die Rolle des Dämonischen in der Heldenepik. In: Dämonen, Monster, Fabelwesen. Hg. v. Ulrich Müller (Mittelaltermythen ). St. Gallen , S. –. – Christa Agnes Tuczay: Die Aventiurehafte Dietrichepik. Laurin und Walberan, Der jüngere Sigenot, Das Eckenlied, Der
. Hälfte . Jh. W., mhd. Text und nhd. Übers. (GAG ). Göppingen . – Norbert Voorwinden: Der W. Heldenepos, Märchen oder Volkslied? In: . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Aventiure – märchenhafte Dietrichepik. Hg. v. Klaus Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . – Uta Störmer-Caysa: Der Name des Unholds. Überlegungen zum ‹W.› mit einem spekulativen Ausblick auf ‹Laurin› und ‹Rosengarten›. In: Retextualisierung in der ma. Lit. Hg. v. Ursula Peters/Joachum Bumke (ZfdPh Sonderh. ). Berlin , S. –. – Elisabeth Lienert: Die ‹hist.› Dietrichepik. Unters. zu ‹Dietrichs Flucht›, ‹Rabenschlacht›, ‹Alpharts Tod› (Texte und Stud. zur mhd. Heldenepik ). Berlin , S. f. FA Biterolf und Dietleib (Biterolf). – Heldenepos in Reimpaaren, zweite Hälfte . Jh. Die im → Ambraser Heldenbuch erst spät, unikal und anonym überlieferte Versdichtung (. Verse) dürfte in der Steiermark entstanden sein. Dafür spricht die prominente Rolle, die der Region im B. u. D. zukommt, denn am Epenschluss bekommen B. und D. die Steiermark von Etzel geschenkt. Die genealogische Verbindung des hervorragenden Helden D. mit der Steiermark wertet diese selbst auf, und ein Interesse daran wird man außerhalb des ostalpinen Herzogtums kaum vermuten. Bemerkungen im Erzählerkommentar, die sich auf regionalpolitisch-steirische Ereignissen aus der Mitte des . Jh. beziehen lassen, legen eine Abfassung des Werkes in den er Jahren des Jahrhunderts nahe. Die Handlung des B. u. D. bietet die Jugendgeschichte D.s, eines prominenten Protagonisten der Dietrichepik. Im Erzählkosmos der Heldenepik ist sie chronologisch vor den Ereignissen des → Nibelungenliedes und von → Dietrichs Flucht und → Rabenschlacht angesiedelt. Dem Vater-Sohn-Paar B. und D. wird dabei eine spanische Abkunft angedichtet. Die Handlung des Epos lässt sich in zwei Hauptteile untergliedern. Der erste, kürzere (bis V. ) berichtet in zwei parallelen Erzähllinien, wie nacheinander B. und D. vom königlichen Hof in Toledo an den Etzelhof gelangen. Zunächst zieht König B. von Toledo aus,
. Hälfte . Jh. um heimlich und unerkannt zu Etzel zu gelangen, von dem Herausragendes berichtet worden ist. Rund zehn Jahre später bricht sein Sohn D. auf, um den verschollenen Vater zu suchen. Auf dem Weg zur Hunnenburg passieren beide Stationen, die dem zeitgenössischen Publikum als heldenepische Kulissen vertraut waren (wie z. B. der Wasgenwald aus dem → Waltharius oder das Worms des Nibelungenlieds). Inszenatorisch reizvoll ist das verschränkende Erzählprinzip, bei dem Sohn und Vater genau an den Aventiure-Punkten gegen Widerstände angehen müssen, wo der jeweils andere kon iktfrei blieb. Dass D. bei Worms von Hagen und den burgundischen Königen angegriffen wird, liefert die Motivation für die Handlung des zweiten Teils. Am Etzelhof schließlich dienen D. und B. dem Hunnenfürsten inkognito und ohne sich gegenseitig zu erkennen. Sie geraten bei einer Schlacht in einen Zweikampf und werden von Rüdiger getrennt und identi ziert. Erzählgegenstand des zweiten Teils ist der Rachefeldzug Etzels und seiner Verbündeten gegen die Burgunder als Reaktion auf den Angriff gegen D. Nach Botenritten, Anreise und Kampfesvorbereitungen lässt der Erzähler in der Entscheidungsschlacht vor Worms revueartig unzählige Repräsentanten der fränkischrheinischen Heldenwelt gegen solche der gotischhunnischen antreten. Die konventionelle Schlacht («strît») wird dabei ankiert von einem Massenturnier mit Reglement («spil») und einem Fürstenturnier um Brünhilds Fahne. Die Kampfhandlungen enden letztlich unentschieden und klingen mit Scherzreden und hö scher Geselligkeit aus. Zurück am Hunnenhof werden B. und D. mit der Steiermark beschenkt und siedeln sich dort mit B.s Ehefrau Dietlind an. B. u. D. dürfte an eine nicht erhaltene obd. Fassung der Jugendgeschichte D.s anknüpfen, die ansonsten nur in der Thidrekssaga überliefert wird. Dem Epos haftet seit der frühesten germanistischen Kritik der Ruch des Sekundären an. Lange Zeit wurde es primär als kompilatorisches Werk eingeschätzt. Dieses Urteil scheint zunächst nicht unberechtigt: Der stilistische Anschluss an Nibelungenlied, Klage oder → Kudrun grenzt oft ans Zitat und die Kampfhandlungen des zweiten Teils stützen sich massiv auf den → Rosengarten zu Worms. Nicht außer Acht gelassen werden darf indes ein anderer eminent bedeutender Bezugspunkt von B. u. D., die hö sche Literatur: Der Aufbruch D.s im ersten Teil gemahnt an denjenigen des jungen Parzival bei → Wolfram von Eschenbach und die Suche
Biterolf und Dietleib nach dem Vater folgt strukturell dem Vorbild des Wigalois → Wirnts von Gravenberg. Die Turniergestaltung bedient sich neben dem Rosengarten auch hö scher Muster und die archaischen Helden sind in ihrem Handeln einem ritterlich-hö schen Ehrenkodex verp ichtet. Formal-metrisch (vierhebiger Endreimvers) orientiert sich der Dichter ohnehin am hö schen Roman und erweist sich so als gelehrter Kenner sowohl der Heldensage als auch der zeitgenössisch-hö schen Dichtung. Durch seine Verhö schung des Heldenpersonals schafft er Distanz zu den «alten» Heldenepen. Dass die Gestaltung der Akteure dabei mitunter parodistisch anmutet, unterstreicht diese kritisch re ektierte Distanz zusätzlich. B. u. D. erscheint so nicht als Heldendichtung im engeren Sinne, sondern als Dichtung, die von einem externen Standpunkt nur noch auf das Heldische Bezug nimmt und ohne innere Anteilnahme eine Heerschar prominenter Heldenguren vor bekannten Kulissen agieren lässt. Diese durchaus originelle Konzeption von B. u. D. war dem literarischen Erfolg offensichtlich nicht zuträglich. Eine direkte Nachwirkung ist für die späte Rosengarten-Fassung D wahrscheinlich, darüberhinaus aber nicht nachgewiesen. Dass im Freskenzyklus der Südtiroler Burg Runkelstein neben Dietrich und Siegfried auch D. erscheint, dürfte mit B. u. D. höchstens indirekt zusammenhängen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (Ambraser Heldenbuch), r–v (Perg., –/, südbair.). A: Friedrich Heinrich von der Hagen/ Alois Primisser: B. u. Dietlieb. In: Der Helden Buch in der Ursprache (Dt. Gedichte des MA /). Berlin . – Oskar Jänicke: B. u. D. Mit Benutzung der von Franz Roth gesammelten Abschriften und Vergleichungen (Dt. Heldenbuch ). Berlin (Nachdr. Berlin/Zürich ; Hildesheim ). – B. u. D. Neu hg. und eingel. v. André Schnyder (Sprache und Dichtung NF ). Bern u. a. . L: Michael Curschmann, VL () Sp. –. – Joachim Heinzle, LexMA () Sp. . – Susanne Rick, KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () Sp. –, –. – Michael Mecklenburg, Killy () S. –. – Anton Edzardi: Über das Verhältnis der ‹Klage› zum ‹B.›. In: Germania () S. –. – Richard von Muth: Alter und Heimat des B. In: ZfdA () S. –. – Ders.: B. und Nibelunge. In: ZfdA ()
Biterolf und Dietleib S. –. – Emil Kettner: Zur Kritik des Nibelungenliedes. : Nibelungenlied und B. In: ZfdPh () S. –. – Anton E. Schönbach: Über die Sage von B. und D. (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. /). Wien . – [Gustav] Plaehn: Unters. über die Entstehung der Klage und des B. Progr. Friedrichs-Gymnasium zu Altenburg. Altenburg . – Willy Rauff: Unters. zu B. und D. Diss. Bonn . – Waldemar Haupt: Zur nd. Dietrichsage (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York ) S. –. – Johanna Maria Keyman: Kudrun en B. Bijdrage tot de bepaling van hun onderlinge verhouding. Diss. Groningen . – Justus Lunzer: Die Entstehungszeit des B. In: FS Bernhard Seuffert (Euph. Erg.H. ). Leipzig/Wien , S. –. – Albert Leitzmann: Wolframianismen im B. In: Germanica. FS Eduard Sievers. Halle , S. –. – Alfred Hagenmeyer: Die Quellen des B. Diss. Tübingen . – J. Lunzer: Humor im B. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Steiermark in der dt. Heldensage (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. /). Wien . – Carl Brestowski: Der Rosengarten zu Worms. Versuch einer Wiederherstellung der Urgestalt (Tübinger germanistische Arbeiten ). Stuttgart , S. –. – Gottlieb Stotz: ‹Epitheta ornantia› im Kudrunlied, im B. und im Nibelungenlied. Diss. Tübingen . – Karl zur Nieden: Über die Verfasser der mhd. Heldenepen. Diss. Bonn , S. –. – Reinhold Trautmann: Die D.-Sage und die Bylinendichtung. In: PBB () S. –. – Hartwin Schmidtmayer: Die Technik der Redeeinführung im ‹B.› und der ‹Klage› Diss. Wien . – Anthonij van der Lee: Zum literarischen Motiv der Vatersuche (Koninklijke Nederlandse Akad. van Wetenschappen. Afdeling Letterkunde /). Amsterdam , S. –. – Wilhelm Grimm: Die dt. Heldensage. Nachdr. der von Reinhold Steig besorgten . Au . unter Hinzufügung der Nachträge von K. Müllenhoff und O. Jänicke aus der ZfdA. Nachw. v. Siegfried Gutenbrunner. Darmstadt , S. –. – Hermann Schneider: Germ. Heldensage. Bd. , Buch : Dt. Heldensage (Grundriß der Germ. Philologie /). Berlin , S. –. – Wolfgang Harms: Der Kampf mit dem Freund oder Verwandten in der dt. Lit. bis um (Medium Aevum ). München , S. –. – J. Heinzle: Mhd. Dietrichepik. Unters. zur Tradierungsweise, Überlieferungskritik und Gattungsgesch. später Heldendichtung (MTU ). München ,
. Hälfte . Jh. Reg. – M. Curschmann: ‹B. u. D.›. A Play upon Heroic Themes. In: Germanic Studies. FS Otto Springer. Hg. v. Stephen J. Kaplowitt. Pittsburgh , S. –. – Martin J. Kuelbs: The Middle High German heroic novel ‹B. u. D.›. A literary analysis and review of the research. Phil. Diss. Minneapolis, Minnesota . – Franz Viktor Spechtler: B. u. D. Dietrichdichtung und Roman im . Jh. In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinst. ). Bozen , S. – (wieder in: Ders.: Gesammelte Abh. zur dt. Lit. des MA. Hg. v. Michaela Auer-Müller u. a. [GAG ]. Göppingen , S. –). – Jennifer Williams: Etzel – auf den Spuren der dt. Ordensritter? ‹B. u. D.›, –. In: ZfdA () S. –. – Ruth H. Firestone: On the Similarity of ‹B. u. D.› and ‹Dietrich und Wenezlan›. In: Comparative Research on Oral Traditions: A Memorial for Milman Parry. Hg. v. John Miles Foley. Columbus, OH , S. –. – Günter Zimmermann: ‹B. u. D.›. Gedanken zu Gattung, Sinnstruktur und Thema. In: Die ma. Lit. in der Steiermark. Hg. v. Alfred Ebenbauer u. a. (Jb. für Internationale Germanistik A,). Bern u. a. , S. –. – Fritz Peter Knapp: Sagengeographie und europäischer Krieg in ‹B. u. D.›. In: . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Die Hist. Dietrichepik. Hg. v. Klaus Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Norbert Voorwinden: ‹B. u. D.›. Spiegel einer Spätzeit. In: . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Heldendichtung in Österreich – Österreich in der Heldendichtung. Hg. v. K. Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Andreas Daiber: Bekannte Helden in neuen Gewändern? Intertextuelles Erzählen im ‹B. u. D.› sowie am Beispiel Keies und Gaweins im ‹Lanzelet›, ‹Wigalois› und der ‹Crone› (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. –, –. – J. Heinzle: Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. –, f. – Christian Kainz-Kaufmann: Die ‹Spanien›Bezüge des ‹B. u. D.›. Diplomarbeit Graz . – M. Mecklenburg: Parodie und Pathos. Heldensagenrezeption in der hist. Dietrichepik (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , S. –. – Stephan Müller: Iring im Exil. Über einen Konstellationstyp der Heldensagentradition im Nibelungenlied, in der Nibelungenklage
. Hälfte . Jh. und im B. u. D. In: Lit. und Macht im ma. Thüringen Hg. v. Ernst Hellgardt u. a. Köln u. a. , S. –. – Uta Störmer-Caysa: Heldendialog in ‹B. u. D.›. In: Dialoge. Sprachliche Kommunikation in und zwischen Texten im dt. MA. Hg. v. Nikolaus Henkel u. a. Tübingen , S. –. – Ariane Mhamood: Inszenierte Komik in ‹B. u. D.›. In: Mhd. Heldendichtung außerhalb des Nibelungenund Dietrichkreises (Kudrun, Ortnit, Waltharius, Wolfdietriche). . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. K. Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – R. H. Firestone: ‹B. u. D.› as ‹Nibelungenlied› parody. Missing the point ‹is› the point. In: ‹Nu lôn’ ich iu der gâbe›. FS Francis G. Gentry. Hg. v. Ernst Ralf Hintz (GAG ). Göppingen , S. –. – Alexander Sager: Eastern Europe and the cultural poetics of the chivalric tournament in medieval Germany: ‹B. u. D.›, Ottokar von Steiermark’s ‹Österr. Reimchron.› and Ludwig von Eyb’s ‹Turnierbuch›. In: Germano-Slavica (), S. –. – R. H. Firestone: B. u. D. as Nibelungenlied Parody: Dietrich von Bern Topsy-Turvy. In: The ‹Nibelungenlied›: Genesis, interpretation, reception. Hg. v. Sibylle Jefferis (GAG ). Göppingen , S. –. – Hartmut Bleumer: Schemaspiele – ‹B. u. D.› zwischen Roman und Epos. In: Text und Kontext. Fallstud. und theoretische Begründungen einer kulturwissenschaftlich angeleiteten Mediävistik. Hg. v. Jan-Dirk Müller unter Mitarbeit v. Elisabeth Müller-Luckner (Schr. des Hist. Kollegs. Kolloquien ). München , S. –. – Sonja Kerth: Gattungsinterferenzen in der späten Heldendichtung (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. – Armin Schulz: Schwieriges Erkennen. Personenidenti zierung in der mhd. Epik (MTU ). München , S. –. – Gunda Lange: Nibelungische Intertextualität. Generationenbeziehungen und genealogische Strukturen in der Heldenepik des SpätMA (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –. – Victor Millet: B. u. D., ein literarisches divertimento über Peripherie und Zentralität im . Jh. In: Centros y periferias en España y Austria. Aspectos literarios y culturales. Hg. v. Carlos Buján López. Bern u. a. , S. –. – A. Mhamood: Komik als Alternative. Parodistisches Erzählen zwischen Travestie und Kontrafaktur in den ‹Virginal›- und ‹Rosengarten›-Versionen sowie in ‹B. u. D.› (Lit., Imagination, Realität ). Trier . VZ
Rosengarten zu Worms Rosengarten zu Worms (Großer Rosengarten). – Strophische Heldendichtung aus dem Stoffkreis Dietrichs von Bern, . Jh. Das ‹aventiurehafte› Dietrichepos wird in struktureller Offenheit sehr variabel tradiert und ist im ‹Hildebrandston› (Jüngeres → Hildebrandslied) verfasst. Es lässt sich vorsichtig datieren, ein geographischer Entstehungsraum ist aber nicht mit Sicherheit zu ermitteln. Im R. werden Figuren und Motive aus dem Dietrich- und Nibelungenstoff (→ Nibelungenlied) und dem → Laurin kontaminiert zu einer unterhaltsamen Revue von Heldengestalten, deren Bekanntheit man beim Publikum des . und . Jh., dem primären Rezeptionszeitraum des R., als bekannt voraussetzen darf. Das grundlegende Handlungsschema verbindet aventiurehafte Erzählung mit dem archaisch anmutenden Reihenkampf. Dieser Männervergleich ist ein in der Dietrich-Überlieferung traditionelles und möglicherweise sehr altes Motiv. Denkbar ist, dass der R. auf einer älteren Reihenkampfdichtung aufbaut, aus der auch die Thidrekssaga (s. u.) schöpft. Die inhaltlichen Abläufe der drei Hauptversionen (s. Überlieferung) sind wie folgt: A (auch: I, um Str.): Kriemhild, Tochter des Burgunderkönigs Gibich, besitzt einen prächtigen Rosengarten in Worms, der von zwölf Helden bewacht wird, unter denen sich auch ihr Verlobter Siegfried be ndet. Kriemhild wünscht, dass Siegfried sich mit Dietrich von Bern im Kampf misst. Dietrich nimmt die Herausforderung an und zieht mit einem Heer von . Mann nach Worms. Nacheinander treten die zwölf burgundischen W¨achter des Gartens und zwölf Berner Kämpfer, die Dietrichs alter Waffenmeister Hildebrand ausgesucht hat, gegeneinander an. Als Siegprämie warten ein Rosenkranz und ein Kuss Kriemhilds. Bis auf ein Unentschieden enden alle Kämpfe mit einem Sieg der Berner, so auch die letzte Auseinandersetzung zwischen Siegfried und Dietrich. Anschließend zertritt Hildebrands Bruder, der Mönch Ilan, den Rosengarten (vgl. Laurin) und fordert noch einmal Gegner zum Kampf heraus. Er besiegt sie alle und erwirbt dadurch Rosenkränze für seine Mitbrüder. Bei den Siegerküssen zerkratzt er Kriemhilds Gesicht mit seinem Bart so sehr, dass das Blut herunterläuft. Die Berner ziehen ab. Zuhause drückt Ilsan den Klosterbrüdern die Kränze derart heftig auf den Kopf, dass auch ihnen das Blut herunterrinnt.
Rosengarten zu Worms D/P (auch: II, um Str.): Die dominante Rolle Kriemhilds als Motivatorin, die aus Überheblichkeit die Helden zu einem eigentlich grundlosen Kampf verleitet, ist hier deutlich reduziert. Gibich selbst ist Herr über den Garten und lässt in alle Welt verkünden, dass er demjenigen untertan sein wolle, der die W¨achter des Gartens besiege. Davon erfahren sowohl der Hunnekönig Etzel als auch Dietrich. Lezterer erhält zusätzlich einen Herausforderungsbrief Kriemhilds. Etzel und Dietrich reisen gemeinsam nach Worms, wo der letzte der Reihenkämpfe (nach Siegfried und Dietrich) von Hildebrand und Gibich ausgetragen wird. Der Verlierer Gibich muss darauf sein eigenes Land von Dietrich zum Lehen nehmen. F (auch: III): Die nur fragmentarisch erhaltene Version bietet einige Passagen vom Anfang: Die Dame Seeburg überbringt Dietrich die Herausforderung Kriemhilds. Ferner sind Teile der Kampfszenen repräsentiert. Der R. stellt in seinen verschiedenen Ausprägungen ein produktives Rezeptionszeugnis des Nibelungenliedes dar. Die Handlung des R. wird wie in → Biterolf und Dietleib zeitlich vor der NibelungenHandlung angesiedelt (ohne eine Vorgeschichte zu sein). Die beiden Heldendichtungen teilen auch das Reihenkampf-Motiv, das der Biterolf aus dem R. übernommen haben dürfte. Der R. bietet mit Kriemhilds blutrünstiger Geltungssucht, die je nach Fassung mehr oder weniger stark ausgeprägt ist, ein zusätzliches Erlärungsmuster für den Burgundenuntergang des Nibelungenliedes an. Die Version A stellt Kriemhilds Fehverhalten nicht nur am stärksten heraus, sondern wartet zusätzlich mit der Bestrafung von ihrem Hochmut durch den grobianischen Mönch Ilsan auf. Dessen Benehmen wie auch das der restlichen Berner erschafft einen Kontrast zur hö schen Welt des Rosengartens. Der spielerische Umgang mit der Tradition des Heldenliedes kann mitunter auch parodistische Züge annehmen, was vor allem für Fassung D/P gilt. Im . Jh. sind Dramatisierungen des Stoffes belegt: das Tiroler Reckenspiel aus Vigil → Rabers Sterzinger Spielesammlung () und die → Berliner Fragmente eines Rosengartenspiels (). Auch Hans Sachs hat in der «Tragedij?» Der e hurnen Sewfrid () den Stoff verarbeitet (vgl. auch → Hürnen Seyfrid). Eine Rezeption außerhalb des dt. Sprachraums belegen der Zug Thidreks nach Bertangaland in der Thidrekssaga und einige dänische Balladen, die im stofflichen Umkreis angesiedelt sind. Im . Jh. wurd der R. ins Tschechische
. Hälfte . Jh. übersetzt (erhalten sind zwei Fragmente, die der Fassung P nahestehen). Ü: Insgesamt sind vollständige Hss. und Fragmente bekannt. Hinzu kommt die Drucküberlieferung ( Drucke –) im Kontext des gedruckten ‹Heldenbuches› (→ Heldenbuch). Die Überlieferung ist äußerst divergent und es lassen sich mindestens Fassungen differenzieren. Als Hauptversionen gelten A (mit B) und D/P. Abzweigende Misch- und Nebenversionen sind F und C (Siglen nach W. Grimm [s. Ausg.]). P stimmt im Grundaufbau mit D überein, weicht im Detail aber erheblich ab. C kombiniert Elemente des A und des D/P-Typus und B ist primär eine formale Umarbeitung von A (Einführung von Zäsurreimen = ‹Heunenweise›). Die fragmentarische nd. Fassung (nur der Anfang) scheint eigenständig zu sein. A: Hss. (./. Jh.); davon abhängig sind die Fassungen in der ‹Heunenweise› in den Drucken ( Red.) und B: Dresden, LB, Mscr. M (Dresdner Heldenbuch) r–v (Pap., , ostfränkisch). – D: Hss. (./. Jh.). – P: Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., Cod. () v–v (Pap., Mitte/zweite Hälfte . Jh., thüringisch). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. I E a (vormals Tisch [bei Krumau] Kirchenbibl.) Perg.-Bl. (zweite Hälfte . Jh., aus Böhmen [?]); Fragm. – C: Frankfurt/ M., UB, Ms. germ. qu. , r–v (Pap., um / , rheinfränkisch). – F: Fragm. . Jh. – Nd. Version: (Fragm.) Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., Cod. () rv (Pap., , nd.) – Zwei Bruchstücke lassen sich nicht sicher zuordnen: Perg.-Doppelbll. im Einband im vorderen und hinteren Spiegel von Berlin, SBB., Ms. theol. lat. fol. (erstes Drittel . Jh., md.); tendenziell der Gruppe D/P/F zugehörig. – Kempen, Pfarrarch., H , Pergamentblattausschnitt (erste Hälfte . Jh., nd.). – Überlieferungsschwerpunkt ist der mitteldt. Sprachraum (Drucke: Frankfurt/Augsburg/Straßburg). – Vgl. zur Gesamtüberlieferung: G. Grimm (s. Lit.) S. – (Hss.) – (Drucke); Kurzbeschreibungen und Stemmata: S. –; vgl. auch www.handschriftencensus.de/werke/; GW; VD. A: A/B/D: Friedrich Heinrich von der Hagen/Alois Primisser: Der Helden Buch in der Ursprache. Bde. (Dt. Gedichte des MA / f.).
. Hälfte . Jh. Berlin . – A/D/F (krit.) und nd. Fassung: Georg Holz: Die Gedichte vom R. z. W. Halle (Nachdr. Hildesheim/New York ). – Eine neue krit. Ausg. (Elisabeth Lienert u. a.) ist angekündigt für /. – Ausg./Abdruck unikal überlieferter Fassungen, einzelner Hss., Fragm. oder Drucke: A: Das dt. Heldenbuch. Nach dem muthmasslich ältesten Drucke neu hg. v. Adelbert von Keller (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart (Erstdr. [GW ]). – Bruno Philipp: Zum R. Vier kleine Aufsätze mit einem Textabdr. nach dem Berliner Ms. Germ. Quart und dem Münchener Cod. Germ. . Halle . – Torsten Dahlberg: Das moselfränkische R.-Fragm. der LB Dessau. In: Vetenskaps-Societeten i Lund. Årsbok (Lund ) S. –. – Heldenbuch. Nach dem ältesten Druck in Abb. hg. v. Joachim Heinzle. Bd. (Litterae /). Göppingen (Faks. GW ). – Klaus Klein: Eine wiedergefundene Hs. mit ‹Laurin› und ‹R.› Tl. . In: ZfdA () S. – (Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. Mgq ). – B: Walter Kofler: Das Dresdener Heldenbuch und die Bruchstücke des Berlin-Wolfenbüttler Heldenbuchs. Edition und Digitalfaks. Stuttgart . – D: Wilhelm Grimm: Der R. In: ZfdA () S. – (Berlin, SBB, Mgq ). – W. Ko er: Das Straßburger Heldenbuch. Rekonstruktion der Textfassung des Diebolt v. Hanowe. Bde. (GAG ). Göppingen (Straßburg, Seminarbibl., ohne Sign.). – P: Karl Bartsch: Der Rosengarte. In: Germania () S. – (Pommersfelden, Cod. ). – Joseph Neuwirth: Tischer Bruchstück des R.s. In: ZfdA () S. – (Prag, Nationalmus.). – C: W. Grimm: Der Rosengarte. Göttingen . – F: W. Grimm: Bruchstücke aus einem unbekannten Gedicht vom R. In: Phil.-hist. Abh. der Kgl. Akad. der Wiss. zu Berlin aus dem Jahre (Berlin ) S. – (Berlin, SBB, Nachlass Grimm ,); danach: Karl Bartsch: Bruchstücke aus dem R. In: Germania () S. –. – Karl Müllenhoff: Neue Bruchstücke des R.s F. In: ZfdA () S. – (Danzig, Bibl. der Polnischen Akad. der Wiss., Ms. ). – Vaclav E. Mourek: Prager Bruchstück einer Perg.-Hs. des R.s. In: Sb. der Kgl. Böhmischen Ges. der Wiss. phil.hist.-philol. Cl. Jg. (Prag ) S. – (Prag, Nationalbibl., Cod. XXIV.C.). – Nd. Fassung: Ludwig Bethmann: Altdt. Hss. der Grä ich Schönbornschen Bibl. zu Pommersfelde. In: ZfdA () S. –. – Fragm. aus SBB, Ms. theol.
Rosengarten zu Worms lat. fol. : Bernhard Schnell: Eine neue Fassung des ‹R.›? In: ZfdA () S. –. – Fragm. Kempen: Helmut Tervooren: Ein neues Fragm. des ‹R.›. In: ZfdPh () S. –. Ü (Auswahl): Karl Simrock: Das kleine Heldenbuch. Stuttgart/Tübingen u. ö. S. –. – Der R. Aus dem Mhd. erneut übers. v. Hermann August Junghans (RUB ). Leipzig . L (s. auch die Ausg.): Ehrismann // () S. –. – J. Heinzle, VL () Sp. –. – Uta Smail/Red., KNLL () S. f. – J. Heinzle, LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. –, – und Reg. – Norbert H. Ott/Michael Mecklenburg, Killy () S. –. – G. Holz: Zum R. Leipzig ; . Ausg. Halle . – Richard Constant Boer: Die Dichtungen von dem Kampfe im R. In: Arkiv för nordisk lologi () S. –, –. – Justus Lunzer: R.-Motive. In: PBB () S. –. – Carl Brestowsky: Der R. z. W. Versuch einer Wiederherstellung der Urgestalt (Tübinger germanistische Arbeiten ). Stuttgart . – Erich Benedikt: Unters. zu den Epen vom Wormser R. Diss. Wien . – Kurt Ranke: R., Recht und Totenkult. Hamburg o. J. []. – Helmut de Boor: Die literarische Stellung des Gedichtes vom R. z. W. In: PBB (Tüb.) () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. Bd. : Germ. und dt. Heldensage. Hg. v. Roswitha Wisniewski/Herbert Kolb. Berlin , S. –). – Hermann Schneider: Germ. Heldensage. Bd. , Buch : Dt. Heldensage (Grundriß der Germ. Philologie /). Berlin , S. –. – Hans Weihnacht: Das Motiv vom Hürnen Seyfrid im Nürnberg des . Jh. In: Hans Sachs und Nürnberg. Bedingungen und Probleme reichsstädtischer Lit. Hg. v. Horst Brunner u. a. (Nürnberger Forsch. ). Nürnberg , S. –. – J. Heinzle: Mhd. Dietrichepik. Unters. zur Tradierungsweise, Überlieferungskritik und Gattungsgesch. später Heldendichtung (MTU ). München , Reg. – Werner M. Bauer: Das Tiroler Reckenspiel. Heldenepische Stoffe im Fastnachtsspiel des . Jh. In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinst. ). Bozen , S. –. – Vladimír Karbusick´y: Anfänge der hist. Überl. in Böhmen. Ein Beitr. zum vergleichenden Studium der ma. Sängerepen (Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart ). Köln
Rosengarten zu Worms , Reg. – J. Heinzle: Die Triaden auf Runkelstein und die mhd. Heldendichtung. In: Runkelstein. Die Wandmalereien des Sommerhauses. Hg. v. Walter Haug u. a. Wiesbaden , S. –. – Gisela Kornrumpf: Strophik im Zeitalter der Prosa. Dt. Heldendichtung im ausgehenden MA. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit. Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –. – J. Heinzle: Heldenbuch. Bd. (Litterae /). Göppingen . – Karl Heinz Ihlenburg: Zum ‹Antihö schen› im R. A. In: Stud. zur Lit. des SpätMA. Hg. v. Wolfgang Spiewok (Wissenschaftl. Beitr. der ErnstMoritz-Arndt-Univ. Greifswald. Dt. Lit. des MA ). Greifswald , S. –. – Jens Haustein: Der Helden Buch. Zur Erforschung dt. Dietrichepik im . und . Jh. (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Eckehard Simon: Rosengartenspiele. Zu Schauspiel und Turnier im SpätMA. In: Entzauberung der Welt. Dt. Lit. –. Hg. v. James F. Poag/Thomas C. Fox. Tübingen , S. –. – Jan-Dirk Müller: Woran erkennt man einander im Heldenepos? Beobachtungen an Wolframs ‹Willehalm›, dem ‹Nibelungenlied›, dem ‹Wormser R. A› und dem ‹Eckenlied›. In: Symbole des Alltags, Alltag der Symbole. FS Harry Kühnel. Hg. v. Gertrud Blaschitz u. a. Graz , S. –. – H. Tervooren: Das Kempener ‹R.›Fragm. aus dem Blickwinkel der germanistischen Forsch. In: Quellen und Beitr. aus dem Propsteiarch. Kempen () S. –. – Christoph Gerhardt: Eine unbemerkt gebliebene Bilderhs des R. z. W. und der Funktionswandel von Überschriften im Überlieferungsprozeß. In: Wirkendes Wort () S. –. – J. Heinzle: Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. –. – Ingrid Bennewitz: Kriemhild im R. Erzählstrukturen und Rollenkonstellationen im ‹Großen R.›. In: Aventiure – Märchenhafte Dietrichepik. . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. Klaus Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Johannes Rettelbach: Zur Semantik des Kämpfens im ‹R. z. W.›. In: Zwischenzeiten – Zwischenwelten. FS Kozo Hirao. Hg. v. Josef Fürnkäs u. a. Frankfurt/M. , S. –. – Noriaki Watanabe: Kriemhild als Widerspenstige: ‹R. z. W. A› und ‹Frauenzucht›. In: ebd. S. –. – Peter Jörg Becker: Der Große R. z. W. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel
. Hälfte . Jh. Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. f. – Ghislaine Grimm: Entproblematisierung und literarisches Spiel. Zu den Fassungen des ‹R. z. W.›. In: JOWG () S. –. – Ann-Katrin Nolte: Spiegelungen der Kriemhild gur in der Rezeption des Nibelungeliedes. Figurenentwürfe und Gender-Diskurse in der Klage, der Kudrun und den Rosengärten mit einem Ausblick auf ausgewählte Rezeptionsbeispiele des ., . und . Jh. (Bamberger Stud. zum MA ). Münster . – Meinolf Schuhmacher: Der Mönch als Held oder: von Ilsâns Kämpfen und Küssen in den ‹R.-Dichtungen›. In: JOWG () S. –. – Max Siller: Wo lag Worms im ‹R. z. W.›? Zu den sagengeschichtl. Grundlagen eines ‹aventiurehaften› Dietrichepos. In: PBB () S. – (wieder in: JOWG [] S. –). – Uta Störmer Caysa: Der Name des Unholds: Überlegungen zum ‹Wunderer› mit einem spekulativen Ausblick auf ‹Laurin› und ‹R.›. In: Retextualisierung in der ma. Lit. Hg. v. Joachim Bumke/ Ursula Peters (ZfdPh Sonderh.). Berlin , S. –. – Christiane Krusenbaum/Christian Seebald: Maximilian im Rosengarten. Materialität und Funktionalität der ‹Berliner Fragmente eines Rosengartenspiels› (Ms. germ. fol. ). In: PBB () S. –. – Andreas Hammer: Held in Mönchskleidern oder Mönch im Heldenkostüm? Zur Wahrnehmung Ilsans im ‹R. z. W.›. In: ZfdPh () S. –. – Victor Millet: Germ. Heldendichtung im MA. Eine Einf. (DeGruyter-Studienbuch). Berlin/New York , S. –. – G. Grimm: Heldendichtung im SpätMA. Überlieferungsgeschichtliche Stud. zu den skriptographischen, typographischen und ikonographischen Erscheinungsformen des ‹R. z. W.› (Imagines Medii Aevi ). Wiesbaden . – Gunda S. Lange: Nibelungische Intertextualität. Generationenbeziehungen und genealogische Strukturen in der Heldenepik des SpätMA (Trends in medieval philology ). Berlin/New York , S. – und Reg. – Kay Malcher: Die Faszination von Gewalt. Rezeptionsästhetische Unters. zu aventiurehafter Dietrichepik (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/ New York , S. – und Reg. – Judith Klinger: Kriemhilds Rosen. Aushandlung von Gewalt und Geschlecht im ‹R. z. W.›. In: Heldinnen. . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. Johannes Keller/Florian Kragl (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Jörg Füllgrabe:
. Hälfte . Jh. Zwischen ‹Spottlied› und ‹Heldensang› – Betrachtungen zum ‹R. z. W.›. In: Wanderer zwischen den Zeilen. Von Wörtern und Texten. FS Horst Dieter Schlosser. Hg. v. J. Füllgrabe. Frankfurt/ M. u. a. , S. –. – Ariane Mhamood: Komik als Alternative. Parodistisches Erzählen zwischen Travestie und Kontrafaktur in den ‹Virginal›und ‹R.›-Versionen sowie in ‹Biterolf und Dietleib› (Lit., Imagination, Realität ). Trier , bes. S. –. VZ Wolfdietrich. – Heldendichtungen, . Jh. Gemeinsam mit dem → Ortnit (O.) bildet der W. einen eigenen Stoffkreis in der dt. Heldendichtung. O. und W. werden ganz überwiegend zusammen überliefert, oftmals auch im Verbund mit Texten der Dietrichepik. Die beiden Erzähltraditionen von O./W. und von Dietrich von Bern stellen den Hauptstrom der mhd. Heldendichtung dar. Mit gesamteuropäisch literarischen Strömungen ist der W. dabei eng ver ochten. Besonders zum altfranzösischen Chanson de geste bestehen signi kante Motivparallelen. Seinen Ursprung hat der W.-Erzählstoff vermutlich in der merowingischen Geschichte. Eine ostgotische Ableitung der Tradition und mit ihr eine Identi kation W.s mit Dietrich von Bern wird von der gegenwärtigen Forschung überwiegend zurückgewiesen. Als historisch fassbare Gestalten, die der W.-Figur zugrunde liegen könnten, sind die Merowinger Theudebert, Theuderich und Gundovald vorgeschlagen worden. Die heroische Erzählgrundschicht des W. hat vor dessen erster Verschriftlichung seit der Völkerwanderungszeit eine lange orale Tradition durchlaufen. In den handschriftlich überlieferten Fassungen der W.-Geschichte ndet sich dieser Basis-W. ergänzt um Ein üsse aus dem Bereich der Legendendichtung (vor allem in den Fassungen B und D) und angereichert mit phantastischen Aventiuren, die außer den Chansons des geste der sog. Spielmannsepik und dem hö schen Roman entlehnt sind. Insgesamt ist von mindestens sieben differenzierbaren Fassungen des W. auszugehen, wobei unter diesen vier Hauptfassungen auszumachen sind (A–D). Die gemeinsame ursprüngliche W.-Fabel («Urwolfdietrich») und Grundlage aller Fassungen dürfte aus folgendem narrativen Gerüst bestanden haben (wobei die Abfolge und Detailausgestaltungen der einzelnen Elemente variieren können): Kindheit W.s als Königssohn
Wolfdietrich in Griechenland; Wolfsabenteuer und Namensvergabe («Wolf her dietrich»); Verleumdung als Bastard (Teufelsspross); Zwist mit den Brüdern; Unterstützung durch elf Dienstleute, deren Gefangenschaft und Suche nach Hilfe; Begegnung mit einer «wilden Frau»/weiblichem Ungeheuer; siegreiche Kämpfe mit einem Messerwerfer und einem Drachen, der zuvor O. getötet hat; Hochzeit mit O.s Witwe; Sieg über die Brüder und Befreiung der Dienstleute; Ende im Kloster (nicht überliefert in A, B, C). Diese Basiserzählung bietet zahlreiche Ansatzpunkte für Vorgeschichten und Ergänzungen, die in den jeweiligen Fassungen auch entsprechend genutzt werden, woraus eine beträchtliche inhaltliche Divergenz der einzelnen Ausgestaltungen resultiert. Die jeweilige Selbstständigkeit und der Werkstatus der Bearbeitungen ist umstritten, so dass in der Forschung verschiedene Termini begegnen: «Fassung», «Version», «eigene Dichtung». Auch das Abhängigkeitsverhältnis der Fassungen zueinander ist nicht hinreichend geklärt. Die meisten der jeweiligen Bearbeiter des W.Stoffes verwenden für die Strophen den ‹Hildebrandston›, mitunter gemischt mit ‹Nibelungenstrophen›: D bietet dabei auch zunehmend Zäsurreime. Nur das Dresdner Heldenbuch und die gedruckten Heldenbücher weichen formal ab: Hier nden sich Halbzeilen mit Kreuzreimen (‹Heunenweise›). Auch sprachlich-stilistisch zeigen die unterschiedlichen Fassungen eine gemeinsame Tendenz zum formelhaften Ausdruck und zur dialogischen Darstellung des Geschehens. Die wahrscheinlich älteste Hauptfassung A wird erst vom → Ambraser Heldenbuch und indirekt vom Dresdner Heldenbuch (Ka) bezeugt (→ Heldenbuch), ist aber vermutlich um im bair.-österr. Raum entstanden. Sie wird mitunter auch als Ambraser W., W. von Konstantinopel oder W. und Sabene bezeichnet. Der Verfasser der Strophen – (W. A ) könnte mit dem Dichter des O. (Fassung A/ W) identisch sein. Vielleicht ist der O. von diesem Dichter dezidiert als Vorgeschichte zum W. konzipiert worden. Der Text ist in unterschiedlich lange Aventiuren eingeteilt, die jeweils mit Schlussformeln versehen sind. Die letzten hundert der insgesamt überlieferten Strophen (W. A ) dürften auf einen Fortsetzer (vor [?]) zurückgehen, dem eine Fassung B. des W. vorgelegen hat. Die Fassung Ka basiert auf A und A , kürzt aber beträchtlich und führt die Geschichte nach W. B zu ihrem Ende. In Fassung A ist W. Sohn
Wolfdietrich des König Hugdietrich von Konstantinopel und wird in dessen Abwesenheit geboren. Vom untreuen königlichen Ratgeber Sabene verleumdet, wird W. vom getreuen Gefolgsmann Berchtung wider den Befehl nicht getötet, sondern im Wald ausgesetzt und von einem Wolfsrudel aufgenommen. Nach W.s Rehabilitierung folgt eine neuerliche Verleumdung und er verschanzt sich mit Berchtung und dessen Söhnen in dessen Burg. Nach vierjähriger Belagerung eilt W. nach «Lamparten» (Lombardei) um König O. um Hilfe zu bitten, trifft diesen aber nicht mehr lebend an. Der weitere Erzählverlauf folgt in etwa der Basiserzählung, freilich mit zahlreichen Ergänzungen und Ausschmückungen. Hauptfassung B (auch W. von Salnecke [Salonicki], Der kleine W.) dürfte ebenfalls im . Jh. entstanden sein. Vollständig erhalten sind nur die Strophen –, das ist die vorgeschaltete Geschichte von Hugdietrich, dem Vater W.s (Hugdietrichs Brautfahrt). Bei den Strophen – scheint es sich um einen Auszug des ursprünglichen Textes zu handeln, wobei die Auszugsdatierung umstritten ist (. Jh. oder . Jh. [!]). Die Vorgeschichte um Hugdietrich schildert, wie dieser Hildeburg von Salnecke, die von ihrem Vater in einem Turm eingeschlossen ist, mit List erobert: Als Frau verkleidet ndet er Aufnahme am väterlichen Hof und wird Hildeburgs Lehrmeisterin, um sich später als Mann zu erkennen zu geben. Im Turm wird W. geboren und von einem Wolf geraubt, der von Hildeburgs Vater erlegt wird. W. wird am Hofe erzogen, von Hildeburg als Sohn erkannt und es kommt zur Hochzeit von Hildeburg und Hugdietrich. In der folgenden eigentlichen W.-Geschichte unterscheidet sich die B-Gestaltung von A vor allem bei der Fahrt nach Lamparten. In B trifft der Held O. noch lebend an, misst sich mit ihm im Zweikampf und wird dessen Schwurbruder. Zuvor ist W. der wilden Frau Else begegnet, die sich in Siegminne verwandelt und von W. zur ersten Ehefrau genommen wird. Sowohl O.s Tod im Drachenkampf als auch die Verwitwung W.s sind jetzt notwendige Bestandteile des weiteren Erzählverlaufs der Fassung B, um dem narrativen Grundgerüst folgen zu können. Zusatzepisoden mit teils phantastischen Wesen bereichern die Fassung. Die Hauptfassung C (W. von Athen) ist nur in wenigen Bruchstücken aus dem frühen . Jh. überliefert und dürfte ebenfalls noch ins . Jh. datieren. Was sich noch rekonstruieren lässt, ist, dass
. Hälfte . Jh. W. hier der Sohn König Trippels von Athen ist, auf ungeklärte Weise verloren geht, von Wölfen im Wald ernährt und von einem Ritter entdeckt wird. In einem weiteren Fragment kämpft W. gegen den heidnischen Herrscher Olfan. Im letzten Bruchstück begräbt W. den Leichnam O.s und tötet einen Gerhart, der sich als Drachentöter ausgegeben und mit O.s Witwe verlobt hat. W.s Hochzeit mit O.s Witwe wird geplant. Der Verfasser der Hauptfassung D aus dem . Jh. (Der große W.) gibt sich als → Wolfram von Eschenbach aus. Mit über Strophen ist diese kompilierende Bearbeitung die bei Weitem umfangreichste W.-Version. Am Anfang ndet sich eine ktive Quellenberufung, im weiteren folgt D prinzipiell der B-Fassung, baut aber deren LampartenEpisoden mit einer derartigen Anzahl unterschiedlicher Aventiuren aus, dass die eigentliche Kernfabel kaum mehr auszumachen ist. Das führt zwar gelegentlich zu einer teils beträchtlichen Konfusion, wenn die eigentliche Geschichte weiter verfolgt werden soll, war aber für den zeitgenössischen Rezipienten vermutlich effektvoll, spannend und auch anregend: Denn neben fantastischen Wesen und Geschehnissen bleibt auch die Erotik nicht ausgespart. Hinzu kommt die Frömmigkeit der Legendendichtung. Ferner ergreift der Erzähler angelegentlich zahlreicher Kämpfe des Helden gegen Heiden und dessen Kreuznahme (schon in B) die Gelegenheit, kreuzzugsideologische Gedanken ein ießen zu lassen, mit denen die Rolle W.s als «miles dei» gestützt wird. Vermutlich ist die Figur des W. vom zeitgenössischen Adel als eine Art Ritterheiliger wahrgenommen worden. Dieses wird über zahlreiche Bezüge zum hl. Georg noch gestützt (in allen Fassungen und vor allem in D): Georg ist Taufpate W.s, in W.s Besitz be ndet sich dessen Wunderhemd und das Kloster, in dem W. in der Fassung D den Lebensabend beschließt, gehört zum St. Georgs-Orden. Von den unterschiedlichen W.-Bearbeitungen war D die wirkmächtigste, was sich schon in der handschriftlichen Überlieferung des . Jh. widerspiegelt. Auch ist D diejenige Fassung, die – wenn auch in weiter überarbeiteter Form – von den gedruckten Heldenbüchern repräsentiert wird und die ein großer literarischer Erfolg im SpätMa gewesen zu sein scheint. In den gedruckten HeldenbuchAusgaben kommt dem W. eine zentrale Bedeutung innerhalb der Epensammlung zu, was sich im Titel
. Hälfte . Jh. der Druckwerke wiederspiegelt: «Hie fahet an der helden b˚uch / das man nennet den wolfdieterich». Einzelne Motive aus dem Motivreichtum der unterschiedlichen W.-Fassungen haben offensichtlich ihren Weg in die europäische Volksballade gefunden – wenngleich aufgrund der gesamteuropäischen Erzähltradition verwandter Stoffe ein direkter Ein uss nicht immer nachgewiesen werden kann: W.s Drachenkämpfe spiegeln sich im dänischen Kong Diderik og Løven wieder und die Balladen Der Jäger aus Griechenland, Der verkleidete Markgrafensohn sowie Die Geburt im Walde (Dt. Volkslieder mit ihren Melodien. Balladen [hg. v. Dt. Volksliederarch.]. Bd. . Berlin , S. – [Nr. –]) greifen auf unterschiedliche Motive aus den W.Dichtungen zurück. Ü: Die verschiedenen Fassungen werden von insgesamt Hss. und Fragm. überliefert, hinzu kommt ein Auszug (Fassung D [e]). Außer in den Hss. der Fassung B geht stets der O. voraus. – Die Zeugen der Hauptfassungen sind: A: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (→ Ambraser Heldenbuch) vb–vc (Perg., /–, südbair.). – B: Ebd., Cod. , r–v (Pap., um , südbair.). – Berlin, SBB, Mgq (H) Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – Heidelberg, UB, Cpg (K) r–v (Pap., geschrieben von Simprecht Kröll in Augsburg). – C: Berlin, SBB, Mgf und Wolfenbüttel, HAB, Cod. A Novi (), Reste von Doppelbll. und Bll. (Perg., erste Hälfte . Jh., rheinfränkisch); es handelt sich um Bruchstücke der ältesten bekannten Heldenbuch-Hs. – Fassung D: Hss. des . Jh. (Sigle a–g), Auszug (e), davon abhängige hsl. Versionen. – Vgl. zur Überl. VL () Sp. f., die Ausg. von Ko er: , S. –; , S. –; , S. –; , S. – und www.handschriftencensus.de/werke/; zur Sammelüberlieferung s. auch → Heldenbuch. – Drucke – innerhalb des ‹Heldenbuchs›: GW f.; VD H –. A: Fassung A: Friedrich Heinrich von der Hagen: Heldenbuch. Altdt. Heldenlieder aus dem Sagenkreise Dietrichs von Bern und der Nibelungen. Bd. . Leipzig (Nachdr. Hildesheim/ New York ) S. –. – Arthur Amelung/Oskar Jänicke: O. und die Wolfdietriche. Bde. (Dt. Heldenbuch und ,). Berlin / (Nachdr. Dublin/Zürich ; Hildesheim ) Bd. , S. –. – Hermann Schneider: W. Der echte Teil des W. der Ambraser Hs. (W. A) (ATB ).
Wolfdietrich Halle (Neudr. Tübingen ). – Walter Kofler: O. und W. A. Stuttgart . – Fassung B: von der Hagen (s. o.) S. –. – Amelung/Jänicke Bd. (s. o.) S. –. – W. Ko er: W. B. Paralleledition der Red. B/K und H. Stuttgart . – Fassung C: von der Hagen (s. o.) S. –. – Amelung/Jänicke Bd. / (s. o.) S. –, –, –. – Ko er (s. Ausg. Dresdner Heldenbuch). – Fassung D: Adolf Holtzmann: Der große Wolfdieterich. Heidelberg . – Amelung/ Jänicke (s. o.) S. –, –, –. – W. Ko er: O. und W. D. Krit. Text nach Ms. Carm. der StUB Frankfurt/M. Stuttgart , S. –. – Dresdner Heldenbuch (Ka [k]): F. H. v. der Hagen/Alois Primisser: Der Helden Buch in der Ursprache (Dt. Gedichte des MA /). Berlin , S. –. – Edward A. H. Fuchs.: The W. epic in the Dresdner Heldenbuch (W. k). Louisville KY . – W. Ko er: Das Dresdener Heldenbuch und die Bruchstücke des BerlinWolfenbüttler Heldenbuchs. Edition und Digitalfaks. Stuttgart (mit CD-ROM). – Straßburger Heldenbuch (c): W. Ko er: Das Straßburger Heldenbuch. Rekonstruktion der Textfassung des Diebolt von Hanowe. Bde. (GAG ). Göppingen . – Linhart Scheubels Heldenbuch (y): Justus Lunzer: Ortneit und W. nach der Wiener Piaristenhs. (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Erstdruck (z; GW ): Adelbert von Keller: Das dt. Heldenbuch nach dem muthmasslich ältesten Drucke (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen (Neudr. Hildesheim ). – Faks.: Heldenbuch. Nach dem ältesten Druck in Abb. hg. v. Joachim Heinzle. Bde. (Abb.-bd. und Komm.-bd.) (Litterae ,/). Göppingen /. – W. Ko er: Die Heldenbuch-Inkunabel von . Alle Exemplare und Fragm. in Abb. (Litterae ). Lorch (CD-ROM). – Faks.-Bd. mit ausgew. Abb. der gesamten Überl.: Edward Haymes: O. und W. Abb. zur hsl. Überl. spätma. Heldenepik (Litterae ). Göppingen . Ü: Karl Simrock: Hugdietrich und W. In: Das kleine Heldenbuch. Stuttgart/ Augsburg , S. – (Fassung B). – O. and W. Two medieval Romances. Translated with an introduction by J. W. Thomas (Studies in German literature, linguistics and culture ). Columbia NC (Fassung B). L: Red.: O. und W. In: KNLL () S. f. – J. Heinzle, LexMA ()
Wolfdietrich Sp. f. – De Boor/Newald / () S. (Reg.). – Wolfgang Dinkelacker, VL () Sp. –. – J. Heinzle, Killy () S. –. – Karl Müllenhof: Die austrasische Dietrichsage. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Zeugnisse und Excurse zur dt. Heldensage. In: ZfdA () S. – (wieder in: Grimm [s. u.] S. –). – Amelung/Jänicke (s. Ausg.) Bd. , S. V–VII, XXXI–LXXI; Bd. /, S. V–L, –. – Carl Voretzsch: Epische Stud. Beitr. zur Gesch. der französischen Heldensage und Heldendichtung. Halle , Reg. – H. Schneider: Die Gedichte und die Sage von W. Unters. über ihre Entstehungsgesch. München (Rezensionen: Wilhelm Golther, in: Zs. für französische Sprache und Lit. [] S. –; Wolf von Unwerth, in: ZfdPh [] S. –; Walter Benary, in: Zs. für romanische Philologie [] S. –; Georg Baesecke, in: AfdA [] S. –). – Arnold Mock: Unters. zu O. und W. A. Diss. Bonn . – Carl von Kraus: Vorschläge zum W. A. In: FS Georg Leidinger. München , S. –. – Dimitri Scheludko: Versuch neuer Interpretation des Wolfdietrichstoffes. In: ZfdPh () S. –. – Edward Schröder: Der Ambraser W. Grundlagen und Grundsätze der Textkritik. In: Nachrichten der Ges. der Wiss. zu Göttingen. Phil.-hist. Kl. , S. –. – Nils Lukmann: Der hist. W. (Theoderich der Große). In: Classica et Mediaevalia () S. –; () S. –. – Erich Seemann: W.epos und Volksballade. Ein Beitr. zur Gesch. der ma. Balladendichtung. In: Arch. für Lit. und Volksdichtung () S. –. – Wilhelm Grimm: Die dt. Heldensage. Nachdr. der von Reinhold Steig besorgten . Au . unter Hinzufügung der Nachträge von K. Müllenhoff und O. Jänicke aus der ZfdA. Nachw. v. Siegfried Gutenbrunner. Darmstadt , S. (Reg.). – Jan de Vries: Die Sage von W. In: GRM () S. –. – Linde Baecker: Die Grundlagen des W.stoffes. Diss. Mainz . – Gerhard Eis: Der angebliche Gotenkönig Aidoing im W. A. In: ZfdPh () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur altdt. weltlichen Dichtung [Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ]. Amsterdam , S. –). – B. W. E. Veurman: De ballade van ‹de Griekse Jager›. In: Neerlands Volksleven (/) S. –. – L. Baecker: Die Sage von W. und das Gedicht W. A. In: ZfdA () S. –. – Kurt Abels: Germ. Überl. und Zeitgesch. im Ambraser Wolf
. Hälfte . Jh. Dietrich. Diss. Freiburg . – Heino Gehrts: Das Märchen und das Opfer. Unters. zum europäischen Brüdermärchen. Bonn , . – W. Dinkelacker: O.-Stud. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin . – Bernd Kratz: Gawein und W. Zur Verwandtschaft der Crone mit der jüngeren Heldendichtung. In: Euph. () S. –. – Werner Hoffmann: Mhd. Heldendichtung (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. – B. Kratz: Von Werwölfen, Glückshauben und W.s Taufhemd. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Virgil A. Dedas: The Hugdietrich Story. A Critical Analysis and Interpretive Commentary of ‹W. B I›. Diss. Lexington KY . – E. Haymes: Die ‹W.›-B-Überl. zwischen Franken und Tirol. In: JOWG (/) S. –. – H. Gehrts: Der Schlaf des Drachenkämpfers O. In: Euph. () S. –. – Gisela Kornrumpf: Strophik im Zeitalter der Prosa. Dt. Heldendichtung im ausgehenden MA. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Hg. v. Ludger Grenzmann/ Karl Stackmann. Stuttgart , S. –. – Roswitha Wisniewski: Ma. Dietrich-Dichtung (Slg. Metzler ). Darmstadt , Reg. – Alfred Ebenbauer: Heldenlied und ‹Hist. Lied› im FrühMA – und davor. In: Heldensage und Heldendichtung im Germanischen (Erg.-Bde. zum RGA ). Hg. v. Heinrich Beck. Berlin , S. –. – Otto Gschwantler: Zeugnisse zur Dietrichsage in der Historiographie von bis gegen . In: ebd. S. –. – Jens Haustein: Der Helden Buch. Zur Erforschung dt. Dietrichepik im . und . Jh. (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – J. Heinzle: Wandlungen und Neuansätze im . Jh. (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , Reg. – Eva Tobler: Der Leib als Spielfeld germanisch-volkstümlicher und christlicher Wertvorstellungen im ‹W. D›. In: Symbolik des menschlichen Leibes (Schr. zur Symbolforsch. ). Hg. v. Paul Michel. Bern , S. –. – Sabine Lenschow: Die Funktion und Verwendung der Propria in der mhd. Dietrich-Epik (Documenta onomastica litteralia medii aevi B/). Hildesheim u. a. . – Daniela Hempen: Grenzüberschreitungen. Begegnungen mit der wilden Frau in dem mhd. Epos W. B. In: Monatsh. für dt. Unterricht, dt. Sprache und Lit. () S. –. – Lydia Miklautsch: Väter und Söhne: ‹O. AW› und ‹W. A›.
. Hälfte . Jh. In: Heldendichtung in Österreich – Österreich in der Heldendichtung. Hg. v. Klaus Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Sebastian Coxon: Zur Form und Funktion einiger Modelle der Autorenselbstdarstellung in der mhd. Heldenepik: W. und Dietrichs Flucht. In: Autor und Autorschaft im MA. Hg. v. Elizabeth A. Andersen u. a. Tübingen , S. –. – Ders.: ‹verbint mir mînim ougen und lâz mich sîn bî dir›. Der Held als Hebamme im W. In: Natur und Kultur in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Alan Robertshaw/Gerhard Wolf. Tübingen , S. –. – Norbert Voorwinden: ‹Der Jäger aus Griechenland›. W. in den Niederlanden? In: ZfdA () S. –. – L. Miklautsch: Fingierte Mündlichkeit? Zum Prolog des ‹W.› D. In: Neophilologus () S. –. – Hartmut Bleumer: Motivation im ‹W.› B. In: Mhd. Heldendichtung außerhalb des Nibelungen- und Dietrichkreises (Philologica Germanica ). Hg. v. K. Zatloukal. Wien , S. –. – S. Coxon: Komik und Gelächter in der ‹W.›-Epik. In: ebd., S. –. – Guntram Haag: Traum und Traumdeutung in mhd. Lit. Theoretische Grundlagen und Fallstud. Stuttgart , S. –. – Andreas Kraß: Der bastardierte Ritter. Zur Dekonstruktion hö scher Identität im ‹Großen W.› In: Ordnung und Unordnung in der Lit. des MA. Hg. v. Wolfgang Harms u. a. Stuttgart , S. –. – E. Haymes: W. Gedanken zu den ‹Fassungen› B und D. In: JOWG () S. –. – W. Ko er: O./ W. und die Dietrichepik. In: ebd., S. –. – L. Miklautsch: Dietrich – Thidrek – W. Internymische Beziehungen in der Heldendichtung. In: ebd., S. –. – Justin Vollmann: W. und die wilden Frauen. In: ebd., S. –. – L. Miklautsch: Montierte Texte – hybride Helden. Zur Poetik der W.-Dichtungen (Quellen und Forsch. zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/New York . – Stephan Müller: Alte Medien. Einmaligkeit und Mehrmaligkeit von Stimme und Schr. im Prolog des ‹W. D› in Hs. und Druck. In: Scientia Poetica () S. –. – Horst Wenzel: Gefangenschaft und Befreiung: zur Verlebendigung ma. Bildnisse im ‹Straßburger Alexander› und im ‹W.›. In: Ästhetische Transgressionen (Schriftenreihe Literaturwiss. ). Hg. v. Michael Scheffel. Trier , S. –. – Sonja Kerth: Gattungsinterferenzen in der späten Heldendichtung (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. – Victor Millet: Germ. Heldendichtung im MA. Eine Einf.
Die Heidin (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , Reg. – W. Ko er: Feindliche Fürsten – hilfreiche Grafen: Anm. zur Personenkonstellation ‹W.› D. In: ZfdPh () S. –. – Ders.: Aventiure und sorge. Anm. zur Textstruktur von ‹O.› A und ‹W.› A. In: ZfdA () S. –. – Björn Reich: Name und maere. Eigennamen als narrative Zentren ma. Epik. Mit exemplarischen Einzelunters. zum Meleranz des Pleier, Göttweiger Trojanerkrieg und W. D (Stud. zur hist. Poetik ). Heidelberg , S. –. – W. Ko er: Kontinuität und Brüche. Die Produktion von Spielmannsund Heldendichtung im Elsaß des . Jh. In: Aus der Werkstatt Diebold Laubers (Kulturtopographie des alemannischen Raums ). Hg. v. Christoph Fasbender u. a. Berlin/Boston , S. – mit Tf. –. VZ Die Heidin. – Mhd. Versnovelle, die (vom Minnekasus der Wahl zwischen oberer und unterer Körperhälfte ausgehend) vier Fassungen ausbildet. Handlung (nach B): Ein vorbildlicher heidnischer König hat eine ebenso mustergültige heidnische Ehefrau. Ein christlicher Graf verfällt in Fernminne zu ihr. Seine leidenschaftliche Werbung weist sie zurück, dennoch tut er sich unermüdlich in ihrem Dienst auf Turnieren etc. hervor. Die Heidin entbrennt in «minne» zu ihm und ruft ihn, hin und her gerissen zwischen unterschiedlichen Gründen dafür, ihm zu lohnen und solchen, ihm den Lohn weiterhin vorzuenthalten, zu sich, um ihn vor die Wahl zwischen ihrer oberen und unteren Körperhälfte zu stellen. Hin und her gerissen wählt er schließlich die obere, die er anweist, jede Kommunikation mit dem Ehemann zu verweigern, was dazu führt, dass dieser seine Frau prügelt. Daraufhin gibt sich die Heidin dem Grafen ganz hin, ieht mit ihm, lässt sich taufen und heiratet ihn. (II) akzentuiert die Handlung durch Entführung der Heidin, den Versuch ihres Mannes, sie durch einen Feldzug zurück zu gewinnen, Versöhnung und Taufe des Heiden im Sinne des Brautwerbungsschemas neu. (III) Geht von der Handlung von (II) aus, erweitert aber erheblich um weitere Episoden, u. a. einen Drachenkampf. (IV) geht direkt auf (I) zurück, fokussiert aber, vor allem durch Figurenrede, konsequenter die dilemmatischen Konstruktionen (Entscheidung zwischen Lohngewährung/-verweigerung, zwischen oberer und unterer Hälfte). Zur Problematik der
Die Heidin Fassungen untereinander sei verwiesen auf das Kapitel «Die vier Versionen der ‹Heidin›» in Ziegeler , S. –. Die Versnovelle, die sich (womöglich von einem altfranzösischen Fabliau ausgehend) als «Episierung einer speziellen minnekasuistischen Frage» verstehen lässt (Schirmer ), stellt sich damit zu Texten wie dem → Mauritius von Craûn oder → Dietrichs von der Glesse Gürtel (mit dem es drei Mal gemeinsam überliefert ist, nämlich in Cologny-Genf, im Cpg und in Klagenfurt). Sie erweitert die minnekasuistische Entscheidung (hier die zwischen oberer und unterer Hälfte) um andere dilemmatische Konstruktionen: Lohnen oder nicht lohnen, eheliche Treue oder Hingabe an den leidenschaftlichen Werber, der Ziel auch des eigenen Begehrens ist. Die Diskussion der ergriffenen und abgewiesenen Alternativen wird nicht nur jeweils textintern, sondern auf der Ebene der vier Fassungen auch im Durchspielen verschiedener gattungstypologischer Erzählmuster (wie der Orientfahrt, der spielmännischen Brautwerbung, ritterlichem Minnedienst, märentypischer Frivolität, bzw. Gewalttätigkeit und heldenepischem Drachenkampf) geführt. Die Entstehung von vier Fassungen im Umfang von märenhaften bis zu romanhaften Versen und die Ausformung verschiedener gattungstypologischer Erzählmuster scheint so auf die deutungsoffenen minnekasuistischen Fragen zurück zu gehen, die den Kern der H. bilden. Ü: Die vier Fassungen (I–IV) lassen sich zwei Bearbeitungstypen zuordnen (A und B): I–III dem Typus A, die Fassung IV dem Typus B. – Heidin A (I), nach , Verse (W), bzw. Verse (p), nordbair.: (W): Wien, ÖNB, cod. (erstes Viertel . Jh.). – (p): Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., Cod. () (zweite Hälfte . Jh.). – Heidin A (II), um /, Verse, bair.: (w): Wien, ÖNB, cod. , . – (i): Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Hs. FB (). – (h): Heidelberg, UB, Cpg (um ). – (b): Berlin, SBB, Mgq (drittes Viertel . Jh.). – Erlangen, UB Cod. B (. Jh., Fragm.). – (H): Nürnberg, Germ. Nationalmuseum Hs. (. Jh., Fragm.). – (L): London, British Library, Ms. Add. , Bl. (. Jh., Fragm.). – (M): Karlsruhe, LB, Nachlass Joseph Freiherr zu Laßberg, Cod. K , II A , b (. Jh., ‹Meersburger Fragment›). – Ziegeler zufolge (S. ) nehmen innerhalb der Fassung II die
. Hälfte . Jh. meisten Handschriften den Status von eigenständigen Redaktionen ein. – Heidin A (III), Ende . Jh., Verse, bair./ostschwäbisch: (g): Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B (. Jh.). – Heidin B (IV), um , Verse, ostfränkisch: (H): Heidelberg, UB, Cpg (erstes Viertel . Jh.). – (K): Genf-Cologny, Bibl. Bodmeriana, cod. Bodmer (früher: Kalocsa, Kathedralbibl.) Ms. . – (Kl): Klagenfurt, UB, Perg. (aus der Stiftskirche Ossiach [–], Ende . Jh.; Fragm.). – Angaben nach Schirmer , Ziegeler , Grubmüller und www.handschriftencensus.de. A: Heidin A (I): Karl Bartsch: Mitteldt. Gedichte (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart . Neudr. Amsterdam (nach p). – Ludwig Pfannmüller: Die vier Redaktionen der ‹Heidin› (Palaestra ). Berlin . – Heidin A (II): L. Pfannmüller (s.o.). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Dt. Sammelhss. des späten MA). Bern/München , S. –. – Hinweise auf Abdrucke der Fragmente in ‹Handschriftencensus›. – Heidin A (III): L. Pfannmüller (s. o.). – Heidin B (IV): Erich Henschel/Ulrich Pretzel: Die Heidin (Altdt. Quellen ). Leipzig . – L. Pfannmüller: Mhd. Novellen. I. Die Heidin. Bonn , S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. L: Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. –. – Anke Roeder/Red., KNLL () S. . – Christian Kiening, Killy () S. f. – K.-H. Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea ). Tübingen , S. –. – Hans Gröchenig: Ein Fragm. einer ma. Maerenhs. aus der UB Klagenfurt. Ein neu aufgefundenes Fragm. zur Heidin B und zu Dietrich von Glesse: Der Gürtel. In: Buchkunde. Zs. für Buchkunde, Philologie und hist. Hilfswiss. () S. –. – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –. – Klaus Hufeland: Der auf sich selbst zornige Graf. ‹Heidin IV› als Manifestation der hö schen Liebe. In: Gotes und der werlde hulde. Lit. in MA und Neuzeit. FS Heinz Rupp. Hg. v. Rüdiger Schnell. Stuttgart , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.) S. – (Komm. zur Heidin B). – Max Schiendorfer: ‹Frouwen hulde – gotes hulde›. Zu Erzählstruktur und -strategie in ‹Die halbe Birne (A)› und ‹Die Heidin (A)›. In: Homo
. Hälfte . Jh. Medietas. Aufsätze zu Religiosität, Lit. und Denkformen des Menschen vom MA bis in die Neuzeit. FS Alois Maria Haas. Hg. v. Claudia Brinkervon der Heyde/Niklaus Largier. Bern u. a. , S. –. – Albrecht Classen: ‹Die Heidin›: a late-medieval experiment in cultural rapprochement between Christians and Saracens. In: Medieval encounters () S. –. – Katharina Philipowski: Aporien von ‹dienst› und ‹lôn› im ‹Mauritius von Craûn› und in der ‹Heidin›. In: GRM / () S. –. – Cordula Kropik: Ich will dir zwei geteiltiu geben. Der Disput um die Liebe in der ‹Heidin› B. In: Disputatio –. Form, Funktion und Wirkung eines Leitmediums universitärer Wissenskultur. Hg. v. Marion Gindhart (Trends in medieval philology ). Berlin/ New York , S. –. – Friedrich Michael Dimpel: ‹iuwer rede habe nie so grôze kraft›. Dienst, Lohn und die Kraft der Worte in der ‹Heidin› B (erscheint in: Poetica). KP Blonde und graue Haare. – Schwankhaftes Bîspel, . Jh. Das Reimpaarverse umfassende Bîspel ist in zwei Handschriften des . und . Jh. überliefert. Im Mittelpunkt steht ein mit einer alten Frau verheirateter Mann, der zugleich eine jüngere Geliebte hat. W¨ahrend die Ehefrau ihm seine blonden Haare auszieht, entfernt ihm die Freundin seine grauen Haare. So wird er zuletzt kahlköp g. Daraus leitet der Text die Lehre ab, nur ein törichter Mann lasse sich Hab und Gut so nehmen wie jener Mann seine Haare. Typisch für den Text ist ein epischer erster Teil mit schwankhaften Elementen. Stofflich verweist er auf die antike Fabeltradition von Äsop und Phädrus. Der Stoff erfuhr im MA weitere Bearbeitungen durch Jacques de Vitry und Étienne de Bourbon. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , vb–ra (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.österr.). – London, British Library, Ms. Add. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., bîspelFassung). A: Altdt. Beispiele. Hg. v. Franz Pfeiffer. In: ZfdA () S. –, hier S. – (nach der Wiener Hs.). – Online-Ausg. bearbeitet von Christian Seebald, Köln : http:// www.versnovellistik.uni-koeln.de/uploads/media/ Blonde und graue Haare Nr..pdf. L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. . – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA
Blonde und graue Haare (MTU ). Zürich u. a. , S. , . – Bernhard Kosak: Die Reimpaarfabel im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. Anm. . – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , f., f. – Franz-Josef Holznagel: Der Weg vom Bekannten zum weniger Bekannten. Zur diskursiven Verortung der Minnebîspel aus dem Cod. Vindob. . In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin u. a. , S. –. MM Lügenrede. – Typus ma. Kleindichtung, ab . Jh. Die L. besteht gewöhnlich aus Reihungen von unmöglichen und oft grotesk anmutenden Dingen und Bildern. In einer Reinmar von Zweter zugeschriebenen L. baut z. B. ein Laubfrosch ein Ritterhaus auf einem P rsischkern. Oft ist die L. humoristisch angelegt, kann aber auch satirische und politische Untertöne enthalten, etwa als Fürsten- und Ständekritik. Die literaturhistorischen Wurzeln der L. liegen in antiken Schilderungen einer «verkehrten Welt». Auch das Lügenmärchen – z. B. mit einem geschickten Lügner als Haupt gur – gilt als wahrscheinlicher Ein uss der L., etwa die Brautwerbungserzählung im → Modus Florum. Prägende rhetorische Figur des Typus ist seit der Antike das Adynaton, das bereits bei Homer, → Vergil und in der Bibel benutzt wird. Das Adynaton formuliert eine unmögliche Situation oder verbindet eigentlich unvereinbare Dinge. Deutschsprachige L. sind ab dem . Jh. nachweisbar, meist in Spruch- und Lieddichtung. Besonders bei Spruch- und Kleindichtern des Spätmittelalters war der Typus beliebt. Als früheste überlieferte L. in dt. Sprache gilt ein in Handschrift W erhaltener Text mit dem Incipit «Ez ist der lvgenaere / so rehte lvgebaere» ( Verse). Unter dem Vorwand, einen Lügner tadeln zu wollen, entfaltet diese L. selbst eine Reihe von Lügen. Zu den frühen L. zählt auch die Einzelstrophe eines Pseudo-Reinmar von Zweter in der → Heidelberger Liederhandschrift C mit dem Incipit «Blate und krône wellent muotwillic sîn» ( Verse). Die Strophe entwickelt eine verkehrte Welt unter willkürlicher Herrschaft von König und Klerus. Eine typische Reihung unmöglicher Dinge ndet sich in einer
Lügenrede L. in Handschrift k, «Ein snecke und ein beseme heten einen sin» ( Strophen zu Versen). Zwei als echt geltende Sprüche → Reinmars von Zweter sind ebenfalls L.: «Ich quam geriten in ein lant» ( Verse) und «Ein höuschrick wânde ein lewe sîn» ( Verse) beschreiben die Fahrt des Dichters in eine verkehrte Welt bzw. eine ebenso verkehrte Alltagswelt. Ebenfalls namentlich zuzuordnen ist ein Lügenspruch des → Marners, «Manger saget maere von Rôme, die er nie gesach» ( Verse). Der Text wird von Adynata aus der Tierwelt bestimmt. Ebenfalls seit dem . Jh. sind L. in Reimpaarversen bekannt. Neben anonymen Texten wie dem Wachtelmaere stehen Werke namentlich bekannter Autoren wie Peter → Suchenwirt, Hans → Kugler und Hans → Rosner. Zu den anonymen Reimpaar-L. zählt der erwähnte Text in W. Eine weitere L. mit dem Incipit «Ich bin komen an ain stat / dâ man zwên schneggen war» ( Verse) ist in M und L überliefert. Diese L. ist als Erlebnisbericht des Dichters angelegt, der auch seine eigenen literarischen Fähigkeiten und seine Armut unter den Lügen eingebaut hat. Nach dem traditionellen Prinzip einer Reihung unmöglicher Dinge ist eine Reimpaar-L. von Peter Suchenwirt mit dem Incipit «In einem winter daz geschach / Daz man di rosen prechen sach» ( Verse) gestaltet. Das von den Abenteuern eines Essigkrugs handelnde → Wachtelmaere regte zwei anonyme L. an, die in K (Von den russin leüten, Verse) und M (Vom packofen, Verse) überliefert sind. Vom packofen ist wegen seines geistlich akzentuierten Schlussteils erwähnenswert, der den Text in die Nähe einer Predigtparodie rückt. Eine kurze L. ist auch in Handschrift Wo überliefert, Nun wil ich aber heben an / und wil liegen als vast ich kan ( Verse). In einer L. in Handschrift N (Ich söllt von hübscher abenteür / Sagen, darzu dorft ich wol steur, Verse) kontrastiert der Dichter unmögliche Dinge mit einer idealen Welt, um so Kritik an der eigenen Zeit zu äußern. Der Windbeutel ( Verse) des Hans Kugler schildert eine verkehrte Welt, deren Wahrheit er zugleich ironisch beteuert. Von Hans Rosner stammt die L. Die Handwerke ( Verse). Ü: W: Wien, ÖNB, cod. , ra–va (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.österr.). – C: Heidelberg, UB, cpg (Perg., erste Hälfte . Jh., alemannisch). – M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., ?, ostschwäbisch). – L: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , va–rb (Pap., um zweites Viertel . Jh.). – K: Karlsruhe, LB, Cod. K ,
. Hälfte . Jh. vb–rb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). – N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, cod. a, v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – k: München, BSB, cgm , rb (Pap., um ). – M: München, BSB, cgm , r–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.). – Wo: Wolfenbüttel, HAB, cod. . . Aug. °, rb–va (Perg. und Pap., um , nordbair.-ostfränkisch). – Vgl. auch die Überlieferung zu den im Artikel genannten Dichtern und Werken. A: . Zweter-L.: Die Gedichte Reinmars von Zweter. Hg. v. Gustav Roethe. Leipzig (Nachdr. Amsterdam ) Nr. f. . Marner-L.: Der Marner. Hg. v. Philipp Strauch. Straßburg (Nachdr. Berlin ) Nr. XIV,. . Suchenwirt-L.: Peter Suchenwirts Werke aus dem . Jh. Ein Beytrag zur Zeit- und Sittengesch. Hg. v. Alois Primisser. Wien (Nachdr. ebd. ) S. f. (Nr. ). . L. aus Hs. C: MF () S. (Nr. LXIII). – Friedrich Maurer: Die ‹Pseudoreimare›. Fragen der Echtheit, der Chronologie und des ‹Zyklus› im Liedercorpus Reinmars des Alten. Heidelberg , S. . – Online-Faks. von Hs. C: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. . L. aus Hs. k: Meisterlieder der Kolmarer Hs. Hg. v. Karl Bartsch. Stuttgart , S. f. (Nr. LXXVII). . L. aus Hs. W: Wilhelm Wackernagel: Drei Lügenmärchen. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Online-Faks. von Hs. W: http:// archiv.onb.ac.at:. . L. aus Hss. M und L: Franz Pfeiffer: Altdt. Uebungsbuch zum Gebrauch an Hochschulen. Wien , S. f. (Nr. ). – [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Online-Faks. von Hs. L: http://nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:bsz:–. – Online-Faks. von Hs. M: http://daten.digitale-sammlungen.de. . L. aus Hs. K: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Cod. Karlsruhe . Bearb. v. Ursula Schmid. Bern , S. –. –
. Hälfte . Jh. Online-Faks. von Hs. K: http://nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:bsz:–. . L. aus Hs. M: Johannes Bolte: Lügenpredigt. In: ZfdA () S. –. . L. aus Hs. Wo: Kleinere mhd. Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte . Hg. v. Albert Leitzmann. Berlin , S. f. . L. aus Hs. N: Karl Euling: Eine Lügendichtung. In: ZfdPh () S. –. Vgl. auch die Ausg. zu Peter Suchenwirt, Hans Rosenplüt, Hans Kugler, Hans Rosner, Wachtelmäre und Weiggers Lügen. L: Ehrismann // () S. f. – Arne Holtorf, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f. – Friedrich Lehr: Stud. über den komischen Einzelvortrag in der älteren dt. Lit. Marburg , S. f. – Anm. zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Bd. . Bearb. v. Johannes Bolte/Georg Polívka. Leipzig , S. –. – Alfred Liede: Dichtung als Spiel . Stud. zur Unsinnspoesie an den Grenzen der Sprache. Berlin , S. –. – Wilhelm Kellermann: Über die altfranzösischen Gedichte des uneingeschränkten Unsinns. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Christoph Petzsch: Ein Liedtyp beim Tannhäuser und seine Gesch. bis zur Neuzeit. In: Musikethnologische Sammelbände . Vorträge Graz und Seggau –. Hg. v. Wolfgang Suppan. Graz , S. –. – Sonja Kerth: ‹Twerher sanc›. Adynata in Sangspruchdichtung und Minnesang. In: Neue Forschungen zur mhd. Sangspruchdichtung. Hg. v. Horst Brunner/Helmut Tervooren. Berlin , S. –. – S. Kerth: Lügen haben Wachtelbeine. Überlegungen zur dt. Unsinnsdichtung des MA. In: Vom MA zur Neuzeit. FS Horst Brunner. Hg. v. Dorothea Klein u. a. Wiesbaden , S. –. MM Der Weinschwelg. – Reimpaardichtung, zweite Hälfte . Jh. Es sind zwei Bearbeitungen (A und c) erhalten. Der Text ist der → Bösen Frau ähnlich (Anspielungen auf hö sche Dichtung) und besitzt inhaltliche Parallelen zum Unbelehrbaren Zecher (Lob des Trinkens) des → Stricker. Nach einer kurzen erzählenden Einleitung, in der ein urbildhafter Trinker eine Kanne Wein nach der anderen leert, beginnt ein ausführlicher, hymnischer Lobpreis des Trinkers auf den Wein. Durch
Der Weinschwelg den Refrain ist die Dichtung in unterschiedlich lange Teile (zwischen bis Verse; c besitzt nur Teile) gegliedert, die hyperbolisch gesteigert werden. Kunstvoll trennt und verbindet der Refrain (der Säufer hebt seinen Becher und trinkt) die strophenähnlichen Abschnitte: Er reimt sich («tranc») – scheinbar textschließend – auf jeweils den letzten Vers (alphabetisch strukturiert: «cranc», «danc» etc.) und leitet zudem die neue Strophe ein. Somit verschränkt sich ein dichterischer Taumel zwischen Trinken und Reden. Nachdem der Trinker im Monolog zuerst die Vorzüge des Weintrinkens gelobt hat, stellt er die wildesten Behauptungen auf, referiert, was man dank Trinkleidenschaft alles erlangen könne (Weisheit, Reichtum, Schönheit, etc.). Er spielt auch direkt auf literarische Figuren an: So wäre etwa Paris kein Leid widerfahren, wenn er den Wein anstelle der Helena geliebt hätte. Gegen Ende, nachdem sich der Trinker selbst über alle Maßen als Heros gepriesen hat, zerplatzt sein Hemd (vom Weingenuss bzw. vom Prahlen), weshalb er sich einen Eisenpanzer anlegen lässt, um weiterzutrinken. Die Dichtung endet mit dem Refrain und deutet damit die potenziell unendliche Fortsetzung an. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–va (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch); Verse (c). – Leipzig, UB, Ms. , Bl. , rb–vb (Perg., erste Hälfte . Jh., bair.; Fragm.). – Wien, ÖNB, Cod. , va–vb (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.-österr.); Verse (A). A: Jacob Grimm (Hg.): Altdt. W¨alder. Bd. . Frankfurt/M. , S. –. – Kar August Hahn: Mhd. Lesebuch oder Uebungen zur mhd. Grammatik. Frankfurt/M. , S. –. – Wilhelm Wackernagel: Altdt. Lesebuch. Basel , Sp. –. – Theodor Vernaleken: D. W. In: Germania () S. –. – Karl Bartsch: Beitr. zur Quellenkunde der altdt. Lit. Straßburg , S. – (nach c). – Karl Lucae: D. W. Ein altdt. Gedicht aus der zweiten Hälfte des . Jh. Mit einer Übers. Halle . – Edward Schröder (Hg.): Zwei altdt. Schwänke. Leipzig , S. –. – Johannes Janota (Hg.): Der Stricker. Abb. zur hsl. Überl. II. Die Martinsnacht. Anhang: D. W. (Litterae /II). Göppingen , S. (Abb. und Transkription des Leipziger Fragm.). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (Abdruck von c). – Hanns Fischer (Hg.): Der Stricker.
Hahn und Henne Verserzählungen II. Mit einem Anhang: D. W. ., durchges. Au ., besorgt v. J. Janota. Tübingen , S. – (zit.). Ü: Karl Julius Schröer: D. W. Mhd. und nhd. Jena . – Lucae (s. Ausg.). L: Stephen L. Wailes, DMA () S. . – Rolf Eckart, Red., KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () S. , , –, . – Burghart Wachinger, VL () Sp. f. – Ulla Williams, Killy () S. . – Schröder (s. Ausg.) S. –. – Ludwig Wolff: Reimwahl und Reimfolge im W. In: ZfdA () S. f. – Hermann Menhardt: Der Stricker und der Teichner. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. –. – S. L. Wailes: Wit in D. W. In: German Life and Letters (/ ) S. –. – Eckhard Grunewald: Die Zecher- und Schlemmerlit. des dt. SpätMA. Mit einem Anhang: ‹Der Minner und der Luderer› – Edition. Diss. Köln , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , – u. ö. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. (Anm. ), . – Joachim Heinzle: Vom hohen zum späten MA. Wandlungen und Neuansätze im . Jh. (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . FA Walther von Griven (Walther von Grieven, Walther von Grifen). – Verfasser der Minnerede Weiberzauber, früheste Überlieferung drittes Viertel . Jh. Ein Autor W. v. G. ist urkundlich nicht nachweisbar. Eine Fassung der insgesamt in sechs Handschriften überlieferten Minnerede Weiberzauber nennt den Namen aber als Verfassernamen. Der Sprecher berichtet einleitend, er habe ein Rezept für einen Liebeszauber aus Paris mitgebracht. Er nennt dann zehn allegorische Kräuter: Zunächst . Demut, . weibliche Güte, . Sanftmut, welche die Frau in einem sauberen Gefäß, d. h. einem Herzen frei von Feindseligkeit, vermischen soll. Dazu treten . angenehme Worte, . gutes Benehmen, . Keuschheit gegenüber anderen Männern, . Heimlichkeiten, . alles gutzuheißen, was der Mann tut, . Verzicht, den Mann der Untreue zu beschuldigen, . Ausgelassenheit.
. Hälfte . Jh. Der Sprecher verspricht der Frau, die dieses Rezept anwendet, Macht über den Mann. In Textumfang, Anzahl und Auswahl der genannten Tugendkräuter sowie in der funktionalen Bestimmung des Textes differieren die Handschriften teilweise stark. Deutliche Parallelen in Struktur, Wort- und Reimmaterial der einzelnen Fassungen bestehen zum Kräuterzauber aus Karlingen in der Klage → Hartmanns von Aue. Ü: Fassung I: London, British Library, Add. , r–r ( Verse) (Lo). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , v–r ( Verse) (Pr). – Wien, ÖNB, , va–ra ( Verse) (Wi). – Fassung II: Cologny, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer , ra–rb ( Verse) (Co). – Heidelberg, UB, Cpg , ra–rb ( Verse) (He). – Fassung III: Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse) (He). A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. XXXIV–XXXVII (Synopse nach He, Co, He und Pr) und S. (Nr. II ; nach Pr). – Moriz Haupt: Weiberzauber von Walter v. G. In: ZfdA () S. – (nach He). L: Franz Josef Holznagel, VL (), Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Fedor Bech: Von etslîchen Meisterstückelîn diu wæn iht bancwirdic sîn. In: Germania () S. –, hier S. –. – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. f. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Thomas Bein: Hartmann von Aue und W. v. Grieven im Kontext: Produktion, Rezeption, Edition. In: Editio () S. –. JK Hahn und Henne. – Reimpaardichtung, . Jh. Die bispelhafte Dichtung, wohl aus dem . Jh., erinnert in ihrer Lehre daran, dass der Mann (Hahn) zuerst seine eigenen Bedürfnisse stillen solle («helfe sinem libe»), bevor er sich um seine Frau (Henne) kümmere. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.österr.).
. Hälfte . Jh. A: Jacob u. Wilhelm Grimm (Hg.): Altdt. W¨alder . Frankfurt/M. (Nachdr. Darmstadt ) S. f. (zit.). L: De Boor/Newald / () S. . – Franz-Josef Holznagel: Gezähmte Fiktionalität. Zur Poetik des Reimpaarbispels. In: Die Kleinepik des Strickers. Texte, Gattungstraditionen und Interpretationsprobleme. Symposion Santiago de Compostela .–. März . Hg. v. Emilio González Miranda/Victor Millet (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. FA Konrad von Würzburg. – Autor des . Jh. Zur Biographie, Gesamtwürdigung und zum lyrischen Œuvre K.s s. Bd. , Sp. –. Ergänzend zu K.s breiter Produktion in den sangbaren Gattungen Leich, Minnelied und Sangspruchdichtung hat K. ein erzählerisches Werk beträchtlichen Umfangs erschaffen. . Neben Verslegenden, Reimpaarerzählungen und Romanen wird ihm die unikal überlieferte strophische Dichtung Die Klage der Kunst zugeschrieben. Sie umfasst Strophen mit je acht Versen. Es könnte sich um ein Frühwerk handeln. Der auch in K.s Sangspruchdichtung auftretende Grundgedanke ist, dass nur die «künstelosen» Dichter von freigebigen Gönnern pro tierten. Im Text inszeniert K. einen personi kationsallegorischen Gerichtsprozess: Die «kunst» tritt vor einem Gericht aus zwölf Schöffen («erbarmherzekeit», «triuwe», «staete», «bescheidenheit», «güete» usw.) auf und verklagt die «falsche milte». Den Vorsitz des Gerichts hat die an Pracht alle übertreffende «gerehtekeit». Am Ende steht der Beschluss, dass der Freigebige, der die «rehte kunst» nicht schätzt, künftig Schaden erleiden solle. K. selbst – als beiwohnender Dichter «Cuonze» – wird beauftragt, das Urteil weithin zu verkünden. Die Klage der Kunst ist vermutlich die erste Umsetzung einer Allegorie als selbstständiges Gedicht und für spätere allegorische Dichtungen beispielhaft. Einen direkten Ein uss hat das Werk auf Von den zwein Sanct Johansen des → Heinzelin von Konstanz und Peter → Suchenwirts Der Minne Schlaf ausgeübt. . Die politische Propagandadichtung Das Turnier von Nantes ( Verse) ist nur anonym überliefert, wird K. aber mit großer Übereinstimmung zugeschrieben. Das Stück dürfte auf die politische Situation von / zu beziehen sein und ergreift offensichtlich Partei für den nur teilweise anerkannten dt. König Richard von Cornwall. Mög
Konrad von Würzburg liche Auftraggeber sind die am Niederrhein ansässigen Grafen von Kleve. K. schildert eine Turniersituation bei der sich eine welsche Partei und eine dt. Partei unter der Führung Richards gegenüberstehen und letztere den glorreichen Sieg erringt. Wenn sich in der Dichtung eine große Gruppe dt. Territorialfürsten hinter dem als freigebig und tapfer geschilderten Richard vorbildlich vereint, so konterkariert K. die tatsächliche Situation im Reich. Wappenschilderungen spielen im Text eine wichtige Gestaltungsrolle, eine Wappendichtung im eigentlichen Sinne stellt Das Turnier von Nantes aber nicht dar. . Das berühmte Marienpreisgedicht Die goldene Schmiede (rund Reimpaarverse, Überlieferungsvarianz) ist ein Hauptwerk des geblümten Stils und K.s am breitesten überlieferte Dichtung, die auf zahlreiche Dichter unmittelbar gewirkt hat (→ Frauenlob, → Eberhard von Sax, Konrad → Harder, → Hugo von Langenstein, → Suchenwirt, → Heinrich von Mügeln, → Hermann von Sachsenheim, Bruder → Hans, → Jüngeres [ostmitteldt.] Marienlob). Im Prolog verkündet das Dichter-Ich (zweimalige Namensnennung K.s), zum Lobpreis der Mutter Gottes in der Schmiede seines Herzens ein Gedicht aus Gold schmelzen zu wollen. Dieser Wunsch wird mit dem in der Mariendichtung typischen Unsagbarkeitstopos verbunden: Das Lob Marias ist unerreichund unausprechbar. Es folgt ein Bescheidenheitstopos, wonach → Gottfried von Straßburg Maria hätte besser loben können, doch diese möge K. den guten Willen anrechnen. Die weitere Dichtung lässt sich grob in zwei Hauptteile (der zweite mit dezidierter Judenpolemik), einen «Mittelprolog» und ein Schlussgebet gliedern. In den Hauptteilen wird Marias Wesen und heilsgeschichtlicher Stellenwert mit einer formvollendeten Bildsprache gerühmt, die sich ferner durch virtuose Reimtechnik und rhetorisch-stilistisch kunstvolle Formulierungen auszeichnet. Die einzelnen Bilder entsprechen dabei der allegorisch-exegetischen Tradition. Als möglicher Auftraggeber der Dichtung ist der Straßburger Bischof Konrad III. von Lichtenberg (–) vorgeschlagen worden. . Die drei Verslegenden K.s unterscheiden sich von der eher romanhaften Legendenepik des . Jh. (→ Rudolf von Ems, → Reinbot von Durne) sowohl durch ihre relative Knappheit als auch durch ihren schlichten Stil (schmucklose Pro- und Epiloge, einfache rhetorische Figuren). Für die Legendichtung nach K. hat sich diese formale Gestaltung
Konrad von Würzburg als prägend erwiesen. Seinen lat. Vorlagen folgt K. recht eng, akzentuiert aber die Erzählerrolle stärker und ist vor allem darum bemüht, die Rezipienten emotional zu berühren. a) Der Silvester ( Verse) ist vermutlich vor im Auftrag des Basler Domherren Liutold von Roeteln († ) entstanden und hat die Actus Silvestri (Fassung B ) zur Vorlage. Gegenstand ist der Triumph Papst Silvesters I. über Heiden- und Judentum. b) K.s Alexius ( Verse) stellt sich zu den zahlreichen volkssprachlichen Fassungen der Legende (→ Alexius). Vermutlich beruht er auf einer lat. Vorlage, die der «päpstlichen Version» der Legende (B) zuzurechnen ist. Direkt gewirkt hat K.s Legende auf den Alexius A. Im . Jh. ist eine Prosaau ösung entstanden. Veranlasst wurde der Alexius von den beiden Basler «cives» Johannes von Bermeswil († vor [?]) und Heinrich Isenlin († vor ). c) Pantaleon ( Verse, Überlieferungsverlust am Ende) ist die einzige selbstständige mhd. Verschriftlichung der Legende des Märtyrers und Hauptpatrons der Ärzte. Die genaue Vorlage ist nicht ermittelt, Verwandschaft zeigt K.s Bearbeitung zu zwei lat. Fassungen des . Jh. (in München, BSB, Clm und ), aber auch zu den Versionen im Sanctuarium des Boninus Mombritius () und in den Acta Sanctorum (Juli [] S. –). Auftraggeber war der ein ussreiche Basler Bürger Johannes von Arguel (bezeugt –). . Reimpaarerzählungen: a) Im Schwanritter (ursprünglich wohl Verse, Überlieferungsverlust) greift K. einen europäisch verbreiteten Stoff auf, der erstmals um in der Chanson de geste Chevalier au Cygne verschriftlicht wurde und schon im Parzival → Wolframs von Eschenbach (,–,) angeschnitten wird (vgl. → Lohengrin). Der geheimnisvolle Ritter, über dessen Herkunft nichts gesagt werden darf, bleibt bei K. namenlos. War er in der Chanson ein Vorfahr des berühmten Gottfried von Boullion, so gestaltet K. die genealogischen Zusammenhänge neu. Er verwendet für den Kreuzfahrer den Namen Gottfried von Brabant und präsentiert diesen als Vater der jungen Herzogin und Gemahlin des Schwanritters. Zweck der Dichtung ist das Ansehen der Häuser Brabant, Geldern, Kleve, RieneckLoon zu mehren, die ihre Abstammung tatsächlich auf Gottfried und den Schwanritter zurückführten.
. Hälfte . Jh. Als Auftraggeber kommen die im Spessart ansässigen Grafen von Rieneck in Betracht. b) Dem Protagonisten der Memento moriDichtung Der Welt Lohn (rund Verse, Überlieferungsvarianz) hat K. den Namen des Dichters → Wirnt von Grafenberg verliehen. Bevor diesen in seiner Kemenate die Frau Welt aufsucht, hat er ein prunkvolles weltliches Leben geführt. Wirnt liest gerade eine Minneaventiure, als die allegorische Figur erscheint. Den «hôhen lôhn» für ihren treuen Diener offenbart die wunderschöne Frau mit einer plötzlichen Wendung des Körpers: Wirnt wird des faulenden, stinkenden, von Würmern, Ungeziefer und Geschwüren zersetzten Rückens angesichtig. Um seines Seelenheiles willen ändert er sein Leben und geht auf Kreuzfahrt. Die Lehre der fromm-didaktischen Erzählung formuliert K. an derem Ende deutlich: «daz ir die werlt lâzet varn / welt ir die sêle bewarn». In die dt. Dichtung eingeführt wurde die Frau Welt-Personi kation von → Walther von der Vogelweide (L ,), doch dürfte sich K. eher auf ein lat. Predigtexempel stützen. Gewirkt hat K.s Dichtung auf → Weltlohn und den Prosatraktat Von der → welt valscheit und vielleicht auf den → Guter. c) In Das Herzmaere (rund Verse, Überlieferungsvarianz) greift K. auf einen geläu gen Erzählstoff zurück, und präsentiert diesen in abgemilderter Form mit Pro- und Epilog (vgl. auch → Frauentreue). Erzählt wird, wie ein Ritter seine Dame verlässt, um sie vor dem Untreueverdacht ihres Ehemannes zu schützen. Der Ritter stirbt vor Sehnsucht, trägt aber vorher seinem Knappen auf, der Geliebten sein einbalsamiertes Herz zu senden. Dieses gelangt in den Besitz des Ehemanns, der es seiner Frau als köstliches Gericht vorsetzt. Nachdem ihr die Herkunft der Speise offenbart wurde, verstirbt die Frau an gebrochenem Herzen. In der weiter verbreiteten Fassung bringt der Ehemann den Konkurrenten selbst um (vgl. → Bremberger). Im Prolog bezieht sich K. explizit auf Gottfried von Straßburg und das Herzmaere darf – trotz aller Gattungsdifferenz – als herausragendes Zeugnis der Gottfried-Rezeption im . Jh. gelten. Die Dichtung selbst hat auf → Hero und Leander und Der → Schüler zu Paris (C) gewirkt. d) Die anekdotische Geschichte von Heinrich von Kempten (Otte mit dem Barte, rund Verse, Überlieferungsvarianz) beruht auf einer lat. Erzählung aus dem Pantheon → Gottfrieds von Viterbo, die
. Hälfte . Jh. sich auch in der historiographischen Literatur niedergeschlagen hat (vgl. die Kemptener Chronik des Johannes → Birk). Heinrich von Kempten muss sich in dem Märe zwei Mal bewähren: Zunächst gelingt es ihm – von einem Kaiser Otto wegen Totschlags zum Tode verurteilt – auf einem Bamberger Hoftag durch einen gezielten kühnen Griff nach dem Bart des Kaisers, seine Begnadigung zu erlangen. In der zweiten Episode der Erzählung rettet er in Italien dem Kaiser das Leben. Von seinem Badezuber aus sieht Heinrich, wie der Kaiser in einen Hinterhalt gerät und wirft sich nackt und erfolgreich vor die Feinde. Versöhnung und reiche Belohnung bilden das Ende der Geschichte, deren Epilog die Ritter auffordert, es in Tapferkeit und Furchtlosigkeit dem Helden gleichzutun. Das Werk ist vom Straßburger Domprobst Berthold von Tiersberg (–) in Auftrag gegeben worden. . Die Romane: a) K.s frühester Roman Engelhard ( Verse) orientiert sich stilistisch und teils auch inhaltlich deutlich an Gottfrieds Tristan, von dem er auch das formale Konzept des strophischen Prologs übernimmt. Im Zentrum steht der Wert der «triuwe» und K. möchte mit seiner Neufassung der Freundschaftslegende → Amicus und Amelius ein Exemplum geben, dass Gott die Treue belohnt (vgl. auch Kunz → Kistener und Andreas → Kurzmann). Die Namen der Freunde – Engelhard und Dietrich von Brabant – hat K. für seine Bearbeitung entweder frei oder mit Rücksicht auf seinen Aufraggeber gewählt, der im Umfeld der Grafen von Kleve zu vermuten sein könnte. Die Handlung spielt hauptsächlich am dänischen Hof des sagenhaften Königs Fruote, wo Engelhard zunächst die Liebe der Königstochter Engeltrud gewinnt und später auch ihre Hand. Das Paar bekommt zwei Kinder. Dieterich, der in der Heimat geheiratet hat, wird von einem Aussatz befallen. Gott offenbart ihm im Traum die einzige Heilungsmöglichkeit: das Blut der Kinder Engelhards. Engelhard selbst opfert seine Kinder, Dietrich wird geheilt und die Kinder von Gott wieder zum Leben erweckt. Die Liebesgeschichte zwischen Engeltrud und Engelhard gestaltet K. dabei wie einen kurzen autarken Minneroman, für den K. zusätzliche Anregung von Konrad → Fleck und → Ulrich von Türheim bezogen haben könnte. Rezeptionsspuren des Engelhard nden sich im → Reinfried von Braunschweig.
Konrad von Würzburg b) Der märchenhafte Aventiureroman Partonopier und Meliur (. Verse) wurde wahrscheinlich abgeschlossen und hat den französischen Roman Partonopeus de Blois zur Vorlage, der von einem Anonymus zur Verherrlichung des Hauses Blois-Champagne verfasst und auch in andere europäische Volkssprachen übersetzt worden ist. K. benutzte für seine Bearbeitung eine Vorlage, die einer handschriftlich erhaltenene Fassung (Paris, Nationalbibl., fonds français ) sehr nahe gestanden haben muss. Bei der Übertragung des französischen Textes haben K., der nach Selbstaussage im Roman «franzeis [...] niht vernemen kan» (V. ), die Basler Herren Heinrich Merschant und Arnold der Fuchs ausgeholfen. Im Erzählstoff, der auch in → Peter Diemringer von Staufenberg, von → Thüring von Ringoltingen und in der → Königin vom Brennenden See bearbeitet wurde, sind Elemente des Antikenromans, der Matière de Bretagne sowie der Chansons de geste und des Feenmärchens vermengt. Die Erzählung folgt dem bewährten Grundschema von Erringung der Dame, Verlust und Wiedergewinnung: Partonopier, Sohn des Grafen von Blois, wird der Geliebte der zauberkundigen byzantinischen Reichserbin Meliur, die samt ihrem Hofstaat unsichtbar ist. Erst nach zweieinhalb Jahren, wenn er Ritter geworden sei, dürfe er sie heiraten und auch sehen. Partonopier bewährt sich in ritterlichen Aventiuren, verstößt aber gegen Meliurs Gebot, indem er sie mittels einer Zauberlaterne nachts betrachtet, wodurch der Unsichtbarkeitszauber gebrochen wird. Er wird von Meliur zunächst verstoßen, bis er zum Ende des Romans in einem Turnier durch ritterliche Bewährung ihre Hand endgültig erringt und Kaiser von Konstantinopel wird. Im Prolog wendet sich K. dezidiert an ein adeliges Publikum, dem er positive Identi kations guren anbieten will. Die schurkischen Neben guren Mareis und Phares hat er gegenüber der Vorlage stark ausgebaut, um die negativen Auswirkungen des gesellschaftlichen Aufstiegs Nichtadeliger zu exempli zieren. Das dürfte sehr im Interesse des Auftraggebers der Dichtung gewesen sein, des ein ussreichen Führers der Rittergesellschaft der Psitticher, «miles» Peter Schaler († ). Der Roman hat auf den → Bussard, → Dietrich von der Glesse und den Reinfried von Braunschweig gewirkt. c) Das letzte große Erzählwerk K.s, der Trojanerkrieg blieb unvollendet und ist als gewaltiger Torso
Konrad von Würzburg von . Versen überliefert, der kurz vor Hektors Tod abbricht. Das entspricht etwa rund einem Drittel des Umfangs von K.s Hauptquelle, der Estoire de Troie des Benoît de Sainte-Maure, die zuvor schon von → Herbort von Fritzlar auf Dt. bearbeitet wurde. Neben Benoît stützt sich K. auf → Ovid (Heroides, Metamorphosen, Amores), die Achilleis des Statius, die Ilias latina und das Excidium Troiae. Unsicher ist, ob Dares Phrygius und Dictys Cretensis direkt benutzt wurden oder nur über die Vermittelung von Benoît. Dem Werk geht ein programmatischer Prolog voraus, der die Gottbegnadetheit des Dichters hervorhebt. Ein besonderes Kennzeichen der Darstellung K.s ist, dass er auf eine Parteinahme für Griechen oder Trojaner – sonst üblich in ma. Trojakrieg-Bearbeitungen – zugunsten größtmöglicher Objektivität verzichtet. Der Erzählverlauf ist im Groben wie folgt gestaltet: Geburt des Paris, dessen Aussetzung und Hirtenleben; Hochzeitsfest der Thetis mit dem verhängnisvollen Paris-Urteil; Paris in Troja und Wiedererkennung durch Kassandra; Erziehung des Achilles durch Schyron; Jason und Medea; erste Zerstörung Trojas durch Hercules; Achilles und Deidameia; Wiederaufbau Trojas; Antenor als Friedensgesandter und Beratung der Trojaner; Paris und Helena; Versammlung des griechischen Heeres auf Aulis, Behinderung durch Iphigenie; Versammlung des trojanischen Heeres; erste Schlacht und Waffenstillstand; Herbeiholung Achills; zweite Schlacht und Waffenstillstand; Philotets Erzählung von Hercules’ Tod und Achills Trauer um Patroclus; dritte Schlacht. K. lässt in sein Alterswerk eine Fülle unterschiedlicher Erzählungen, die mit den Ereignissen des Trojanischen Krieges in Verbindung stehen, ein ießen und verknüpft diese Stränge zu einem homogenen Ganzen. Seinen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten gewährt er dabei freien Lauf und lässt sich selten zu einer darstellerischen Kürze verleiten. Der Trojanerkrieg ist überwältigend hinsichtlich der Masse an Erzählstoffen und der Wortfülle K.s und dabei vielleicht sein formal-stilistisch herausragendes Werk: Es zeigt den Dichter als vollkommen virtuosen Beherrscher aller erdenklichen sprachlichen Ausdrucksmittel. K.s Trojawerk ist in spätma. Prosaberabeitungen aufgegangen (→ Elsässisches Trojabuch, → Bairisch-österreichisches Buch von Troja; vgl. auch Ulrich → Fuetrer). Von den Zuschreibungen weiterer Werke durch die Überlieferung an K. aus dem Bereich der Novellistik (Der → Mönch als Liebesbote [A], Frau Metze
. Hälfte . Jh. [s. → Armer Konrad]) ist nur das Märe Die → halbe Birne (A) als Dichtung K.s erwägenswert. Als Romanautor war K. für seine Zeit durchaus modern. Den Artusroman berücksichtigt er – ansonsten fest in der literarischen Tradition verankert – vielleicht deshalb nicht, weil er ihn als veraltet angesehen haben könnte. Epigonal – ein geläuger Vorwurf vor allem der frühen Forschung – ist sein erzählerisches Schaffen dabei keinesfalls: Historisierende Tendenzen, didaktische Ausrichtung und enzyklopädische Ausweitung lassen ihn ganz im Einklang mit der gattungsgeschichtlichen Entwicklung des . Jh. erscheinen. Zudem sind seine erzählerischen Werke durch eine außerordentlich individuelle Prägung ausgezeichnet. K.s besondere Meisterschaft bei der Darstellung einzelner Episoden und Szenen kommt ihm bei den erzählerischen Kleinformen zugute, die gleichsam künstlerisch zu überzeugen vermögen. Ü: Die Klage der Kunst: München, UB, ° Cod. ms. (‹Würzburger Liederhs.› [E], Hausbuch des → Michael de Leone) v–v (Perg., /, ostfränkisch, gelegentlich bair. oder mitteldt. Einschlag), Überschrift: «Diz ist meister Conrades von Wirczburg getiche e te von vnmiltickeit gein kunstrıchen leuten». – Das Turnier von Nantes: Ebd., r–r. – Die goldene Schmiede: Hss. (davon Fragm.) bis ins . Jh. Die Überl. setzt im späten . Jh. ein und umfasst nahezu das gesamte dt. Sprachgebiet. Hss. bieten eine um entstandene Fortsetzung mit je unterschiedlichem Umfang. Hss. des . Jh. (Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. /Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. H ) überliefern eine brabantisch-limburgische Tl.-Prosaisierung. Vgl. www.handschriftencensus.de/werke/. – Silvester: Trier, StB, Hs. / °, *r–r (Perg., letztes Viertel . Jh., moselfränkisch). – Alexius: Straßburg, StB, Cod. A (verschollen) Bl. – (Perg., . Jh. [?], westalemannisch); Auszug des . Jh. in: ebd., Cod. , r–v. – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , ra–ra (Pap., , geschrieben von Johann Ritter OFM in Schaffhausen oder Winterthur). – Engelberg, Stiftsbibl., Cod. , r–v (Pap., , geschrieben von Heinrich → Kramer in Zürich). – Prosafassung: Berlin, SBB, Mgq (Pap., . Jh., unterelsässisch). – Pantaleon: Wien, ÖNB, Cod. , ra–vb (Pap., /, niederalemannisch). – Der Schwanritter: Frankfurt/M., UB,
. Hälfte . Jh. Ms. germ. qu. , ra–va (Pap., um /, rheinfränkisch). – Der Welt Lohn: vollst. Hss., Fragm. des .–. Jh. Vgl. www.handschriftencensus.de/ werke/. – Das Herzmaere: Hss., Fragm., .–. Jh. In Straßburg, StB, Cod. A (verbrannt) wird das Märe Gottfried von Straßburg zugewiesen. Vgl. www.handschriftencensus.de/werke/. – Heinrich von Kempten: Hss., Fragm. . und . Jh. (Wien, ÖNB, Cod. a aus dem . Jh. ist eine Abschrift nach einer Vorlage von .) Vgl. www.handschriftencensus.de/ werke/. – Engelhard: Nur im Druck: Frankfurt/M. (Kilian Han) (VD C ), Titel: e «Ein schone Historia von Engelhart auß Burgunt/ Hertzog Dietherichen von Brabant/ seinem Gee sellen/ vnnd Engeldrut/ deß Konigs Tochter auß Dennmarck [...] Vormals nie im Druck außgangen». – Partonopier und Meliur: Berlin, SBB, Mgf , ra–ra (Pap., , bair.). – Fragm.: Zürich, ZB, Cod. C , Nr. XXVI und XXVII, jeweils der Rest eines Perg.-Doppelbl. (um , alemannisch). – Trojanerkrieg: vollst. Hss. ( aus dem . Jh., aus dem . Jh. [davon illustriert]). Hss. (. und . Jh.) bieten Auszüge. Der älteste, alemannische Zeuge (Straßburg, StB, Cod. A ) ist verbrannt. In den vollständigen Hss. wird K.s Fragm. ergänzt durch die anonyme → Trojanerkrieg-Fortsetzung (rund . Verse, nach Dictys). Vgl. www.handschriftencensus.de/ werke/. Hinzu kommt Teilüberl. innerhalb historiographischer Schriften (→ Christherre-Chronik, → Heinrich von München, Konrad → Bollstatter). A: Die Klage der Kunst: Edward Schröder: Kleinere Dichtungen K.s v. W. Bd. : Die Klage der Kunst. Leichs, Lieder und Sprüche. Berlin , mit einem Nachw. v. Ludwig Wolff (Nachdr. Dublin/Zürich , ) S. –. Das Turnier von Nantes: Bernhard Joseph Docen: Das Turnier zu Nantes von K. v. W. In: Denkmäler dt. Sprache und Lit. aus Hss. des ten bis ten Jh. Heft . Hg. v. Hans Ferdinand Maßmann. München u. a. , S. –. – Bartsch, Ausg. ‹Partonopier und Meliur› (s. u.) S. –. – E. Schröder: Kleinere Dichtungen K.s v. W. Bd. : Der Schwanritter. Das Turnier von Nantes. Berlin , mit einem Nachw. v. Ludwig Wolff (Nachdr. Dublin/Zürich , ) S. –. Die goldene Schmiede: Wilhelm Grimm. K.s v. W. goldene schmiede. Berlin . – E. Schröder: Die Goldene Schmiede des K. v. W. Göttingen , . – K. v. W. ‹Die goldene Schmie
Konrad von Würzburg de›. Hg., übers. und komm. v. Karl Bertau. München . – Übersetzung: Die goldene Schmiede des K. v. W. Übers. v. Kirstin Sutara-Kleinemeier. Erlangen . – Brabantisch-limburgische Prosaisierung: Joachim Moschall: Marien voerspan of sapeel. Eine mndl. Bearbeitung der ‹Goldenen Schmiede› des K. v. W. (Erlanger Studien ). Erlangen . Silvester: W. Grimm: K.s v. W. Silvester. Göttingen . – Paul Gereke: K. v. W. Die Legenden I (ATB ). Halle . Alexius: Moriz Haupt: Der heilige Alexius v. K. v. W. In: ZfdA () S. –. – H. F. Maßmann: Sanct Alexius Leben in acht gereimten mhd. Behandlungen (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig , S. –. – Richard Henczynski: Das Leben des heiligen Alexius von K. v. W. (Acta Germanica ,). Berlin . – P. Gereke: K. v. W. Die Legenden II (ATB ). Halle . – Prosafassung: Nigel F. Palmer: Eine Prosabearbeitung der Alexiuslegende K.s v. W. In: ZfdA () S. –, hier S. –. Pantaleon: M. Haupt: Pantaleon von K. v. W. In: ZfdA () S. –. – P. Gereke: K. v. W. Die Legenden III (ATB ). Halle ; . Au . hg. v. Winfried Woesler. Tübingen . – K. v. W. Pantaleon. Bereinigter diplomatischer Abdruck und Übersetzung. Hg., übers. und mit Anm. versehen v. Thomas Neukirchen (TspMA ). Berlin . Der Schwanritter: Der Schwan-Ritter von Conrad v. W. In: Altdt. W¨alder (hg. v. Jacob und W. Grimm) () S. –. – Schröder, Kleinere Dichtungen (s. o.) S. –. – Der Schwanritter. Dt. Verserzählungen des . und . Jh. Hg. und aus dem Mhd. übertragen v. Hans Joachim Gernentz. Berlin , S. –. Der Welt Lohn: B. J. Docen: Miscelaneen zur Gesch. der teutschen Lit., neuaufgefundene Denkmäler der Sprache, Poesie und Philos. unsrer Vorfahren enthaltend. Bd. . München , S. –. – Franz Roth: Der Werlte lôn von K. v. Wirzeburc. Frankfurt/M. . – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – E. Schröder: Kleinere Dichtungen K.s v. W. Bd. .: Der Welt Lohn. Das Herzmaere. Heinrich von Kempten. Berlin , mit einem Nachw. v. Ludwig Wolff (Nachdr. Dublin/Zürich , )
Konrad von Würzburg S. –. – Heinz Rölleke: K. v. W. Heinrich von Kempten, Der Welt Lohn, Das Herzmaere. Mhd. Text nach der Ausg. v. E. Schröder, übers., mit Anm. und einem Nachw. versehen (RUB []). Stuttgart u. ö, S. –. – Gernentz (s. Ausg. ‹Schwanritter›) S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Reinhold Bleck: K. v. W. Der Welt Lohn. In Abb. der gesamten Überl., synoptische Edition, Unters. (Litterae ). Göppingen . – Übersetzung: Deutschsprachige Erzähler des MA. Aus dem Mhd. übertragen und hg. v. Manfred Lemmer (Slg. Dieterich ). Leipzig , S. –. Das Herzmaere: Christoph Heinrich Myller: Von der Minnen. In: Slg. Dt. Gedichte aus dem XII. XIII. und XIV. Jh. Bd. . Berlin , S. – (unter dem Namen Gottfrieds von Straßburg). – F. Roth: Die Mähre von der Minne oder Die Herzmähre von K. v. W., nach acht Hss. hg. Frankfurt/M. . – Schröder, Kleinere Dichtungen (s. o.) S. –. – Rölleke (s. Ausg. ‹Der Welt Lohn›) S. –. – Gernentz (s. Ausg. ‹Schwanritter›) S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –, – (Komm.). – Übersetzung: Ulrich Pretzel: Dt. Erzählungen des MA. Ins Nhd. übertragen (Beck’sche Schwarze Reihe ). München , S. –. Heinrich von Kempten: Karl August Hahn: Otte mit dem Barte von Cuonrat v. W. Quedlinburg/ Leipzig . – Schröder, Kleinere Dichtungen (s. o.) S. –. – Rölleke (s. Ausg. ‹Der Welt Lohn›) S. –. – Gernentz (s. Ausg. ‹Schwanritter›) S. –. – André Schnyder: K. v. W. Kaiser Otto und Heinrich von Kempten. Abb. der gesamten Überl. und Materialien zur Stoffgesch. (Litterae ). Göppingen . Engelhard: M. Haupt: Engelhard. Eine Erzählung von K. v. W. Leipzig , besorgt v. Eugen Joseph. – P. Gereke: K. v. W. Engelhard (ATB ). Halle , Tübingen neubearb. v. Ingo Reiffenstein; I. Reiffenstein: . neubearb. Au . der Ausg. v. P. Gereke. Tübingen . – HansHugo Steinhoff: Ein schöne Historia von Engelhart auß Burgunt. Der ‹Engelhard› K.s v. W. in Abb. des Frankfurter Drucks von . Mit einer bibliogr. Notiz zu Kilian Han (Litterae ). Göppingen . – Übersetzung: K. v. W. Nach dem Text von
. Hälfte . Jh. I. Reiffenstein ins Nhd. übertr., mit einem Stellenkomm. und einem Nachw. v. Klaus Jörg Schmitz (GAG ). Göppingen . Partonopier und Meliur: Karl Bartsch: K.s v. W. Partonopier und Meliur. Aus dem Nachlasse v. Franz Pfeiffer. Wien ; Nachdr. mit einem Nachw. v. Rainer Gruenter. Berlin . Trojanerkrieg: (beide Ausg. nach Straßburg) C. H. Myller: Conrad v. W. vom Trojanischen Kriege. In: Slg. Dt. Gedichte aus dem XII. XIII. und XIV. Jh. Bd. . Berlin , S. –. – Der Trojanische Krieg v. K. v. W., nach den Vorarbeiten Karl Frommanns und Franz Roths zum ersten Mal hg. v. Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart ; Lesarten zu Keller: K. Bartsch: Anm. zu K.s T. (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen . B: Rüdiger Brandt: Lit. zu K. v. W. –. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Lit. () S. –. – Ders.: Lit. zu K. v. W. –. In: ebd. () S. –. L (allg. Lit. sowie zur Biogr. und Lyrik s. Bd. ): Goldene Schmiede: W. Grimm: Zur Goldenen Schmiede. In: ZfdA () S. . – E. Schröder: Aus der Buchgesch. der sog. ‹Goldenen Schmiede›. In: Nachrichten von der Ges. der Wiss. zu Göttingen, philol.-hist. Kl. NF II, () S. –. – Gerhard M. Schäfer: Unters. zur deutschsprachigen Marienlyrik des . und . Jh. (GAG ). Göppingen . – Regina Renate Grenzmann: Stud. zur bildhaften Sprache in der ‹Goldenen Schmiede› K.s v. W. (Palaestra ). Göttingen . – Christa Schulze: Parallelen des ornamentalen Stils in der goldenen Schmiede K.s v. W. und in der gotischen Baukunst. Diss. Göttingen . – Peter F. Ganz: ‹Nur eine schöne Kunst gur›. Zur Goldenen Schmiede K.s v.W. In: GRM () S. –. – K. Bertau: Vorläu ges kurzes Verz. der Hss. der ‹Goldenen Schmiede› des K. v. W. In: Germanistik in Erlangen (Erlanger Forsch. A/). Hg. v. Dietmar Peschel. Erlangen , S. –. – Peter Knecht: Unters. zur Überl der ‹Goldenen Schmiede› K.s v. W. (Erlanger Stud. ). Erlangen . – K. Bertau: Beobachtungen und Bemerkungen zum Ich in der ‹Goldenen Schmiede›. In: Philologie als Kulturwiss. Stud. zur Lit. und Gesch. des MA. FS Karl Stackmann. Hg. v. Ludger Grenzmann. Göttingen , S. –. – Barbara Obrist: Die ‹Goldene Schmiede› und die bildende
. Hälfte . Jh. Kunst. In: Das ritterliche Basel. Zum . Todestag von K. v. W. Austellungskat. Hg. v. Christian Schmidt-Cadalbert. Basel , S. –. – Rudolf Suter: ‹Botanisches› in K.s v. W. Marienlob (‹Die Goldene Schmiede›). In: ebd., S. –. – Ursula Will: Der verschriftlichte Vortragsvers. Unters. zur Metrik dreier Überl. der ‹Goldenen Schmiede› K.s v. W. (Erlanger Stud. ). Erlangen . – Ulrich Seelbach: Ein Münsterer Fragm. von K.s v. W. Goldener Schmiede. In: ZfdA () S. –. – Mireille Schnyder: Eine Poetik des Marienlobs. Der Prolog zur Goldenen Schmiede K.s v. W. In: Euph. () S. –. – K. Bertau: Die Goldene Schmiede zwischen Rittern und Reuerinnen. In: Ma. Lit. und Kunst im Spannungsfeld von Hof und Kloster. Hg. v. Nigel F. Palmer/Hans-Jochen Schiewer. Tübingen , S. –. – Susanne Köbele: Zwischen Klang und Sinn. Das Gottfried-Idiom K.s v. W. Goldener Schmiede (mit einer Anm. zur paradoxen Dynamik von Alteritätsschüben). In: Alterität als Leitkonzept für hist. Interpretieren (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Hg. v. Anja Becker/Jan Mohr. Berlin , S. –. – Aleksandra Prica: ‹Wildez wunder› der Transformation. Formveränderung und Erkenntnisprozess in K.s v. W. ‹Goldener Schmiede›. In: DVjs () S. –. Legenden: Georg Prochnow: Mhd. Silvesterlegenden und ihre Quellen. Diss. Marburg (auch in: ZfdPh [] S. –). – Gustav A. Janson: Stud. über die Legendendichtung K.s v. W. Diss. Marburg . – Klaus Brinker: Formen der Heiligkeit. Stud. zur Gestalt der Heiligen in mhd. Legendenepen des . und . Jh. Diss. Bonn . – Timothy R. Jackson: K. v. W.’s Legends. In: Probleme mhd. Erzählformen. Hg. v. P. F. Ganz/Werner Schröder. Berlin , S. –. – W. Woesler: Textkritisches zu K.s ‹Pantaleon›. In: ZfdA () S. –. – Ulrich Wyss: Theorie der mhd. Legendenepik (Erlanger Stud. ). Erlangen . – T. R. Jackson: The Legends of K. v. W. Form, content, function (Erlanger Stud. ). Erlangen . – Edith Feistner: Hist. Typologie der dt. Heiligenlegende des MA von der Mitte des . Jh. bis zur Reformation (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, –. – Herma Kliege-Biller: ‹... und ez in tiusch getihte bringe von latîne›. Stud. zum Silvester K.s v. W. auf der Basis der Actus Silvestri. Münster . – Peter Strohschneider: Unlesbarkeit von Schrift. Literaturhist. Anm. zu Schriftpraxen in der religiösen Lit.
Konrad von Würzburg des . und . Jh. In: Regeln der Bedeutung. Zur Theorie der Bedeutung literarischer Texte (Revisionen ). Hg. v. Fotis Jannidis u. a. Berlin u. a. , S. –, hier S. –. – Petra Paschinger: An der Schwelle zur Heiligkeit. Die Liminalität der Askese in der Alexiuslegende K.s v. W. In: Offen und Verborgen. Vorstellungen und Praktiken des Öffentlichen und Privaten in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Caroline Emmelius u. a. Göttingen , S. –. Reimpaarerzählungen: F[ranz] Sachse: Über K.s v. W. Gedicht: ‹Der Welt Lohn› (Jahres-Ber. Dorotheenstädtische Realschule). Berlin . – Kurt Kempf: Die Vorgesch. von Conrads v. W. poetischer Erzählung: ‹Otte mit dem Barte›. Diss. Köln . – August Closs: Weltlohn, Teufelsbeichte, Waldbruder. Beitr. zur Bearb. lat. Exempla in mhd. Gewande nebst einem Anhang: De eo qui duas volebat uxores (Germ. Bibl. ). Heidelberg . – Albert Leitzmann: Zu den kleineren Dichtungen K.s v. W. In: PBB () S. –. – Lutz Röhrich: ‹Kaiser Otto› oder ‹Heinrich von Kempten›? Eine Stud. zu K. v. W. In: GRM NF () S. –. – Wolfgang Stammler: Frau Welt. Eine ma. Allegorie (Freiburger Universitätsreden NF ). Freiburg/Schweiz . – Ders.: Wolframs Willehalm und K.s Herzmaere in mittelrheinischer Überl. In: ZfdPh () S. –. – H. Rölleke: Zum Aufbau des Herzmaere K.s v. W. In: ZfdA () S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stilund Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Stefan F. L. Grunwald: K. v. W.’s realistic sovereign and reluctant servitor. In: Medieval Studies () S. –. – Ursula Schulze: K.s v. W. novellistische Gestaltungskunst im ‹Herzemaere›. In: Mediaevalia litteraria. FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig/ Herbert Kolb. München , S. –. – Christoph Gerhardt: Überlegungen zur Überl. v. K.s v. W. ‹Der Welt Lohn›. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Hubertus Fischer/Paul-Gerhard Völker: K. v. W. ‹Heinrich von Kempten›. Individuum und feudale Anarchie. In: Lit. im Feudalismus (Literaturwiss. und Sozialwiss. ). Hg. v. Dieter Richter. Stuttgart , S. –. – Anne Gouws: Aufbauprinzipien der Versnovellen K.s v. W. In: Acta Germanica () S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. –. – Maria Dobozy: Der alte und
Konrad von Würzburg der neue Bund in K.s v. W. ‹Heinrich von Kempten›. In: ZfdPh (), S. –. – Hedda Ragotzky: Zur Funktion exemplarischer MinneBeweise in Minne-Mären. ‹Die treue Gattin› Herrands von Wildonie, ‹Das Herzmäre› K.s v. W. und die ‹Frauentreue›. In: Kleinere Erzählformen im MA (Schr. der Univ.-Gesamthochschule Paderborn, Reihe Sprach- und Literaturwiss. ). Hg. v. K. Grubmüller. Paderborn u. a. , S. –. – S. Cain Van D’Elden: Does might make right? The Schwanritter by K. v. W. In: Courtly literature. Culture and context (Utrechtse publikaties voor algemene literatuurwetenschap ). Hg. v. Keith Busby. Amsterdam u. a. , S. –. – P. Strohschneider: Ur-Sprünge. Körper, Gewalt und Schrift im Schwanritter K.s v. W. In: Gespräche – Boten – Briefe. Körpergedächtnis und Schriftgedächtnis im MA (Phil.Stud.u.Qu. ). Hg. v. Horst Wenzel. Berlin , S. –. – Johannes Spicker: Genealogische Zuschreibung, niederrheinische Lokalisierung und erzählerische Strategie. K.s v. W. ‹Schwanritter›. In: Sprache und Lit. am Niederrhein (Schriftenreihe der NiederrheinAkad. ). Hg. v. Dieter Heimböckel. Bottrop u. a. , S. –. – Thomas Bein: Frau Welt, K. v. W. und der Guter. Zum literarhistoriographischen Umgang mit weniger bekannten Autoren. In: ‹swer sînen vriunt behaltet, daz ist lobelîch›. FS András Vizkelety. Hg. v. Márta Nagy/Jónácsik, László. Budapest , S. –. – Barbara Feix: ‹... mit minneclichen ougen›. Die Visualisierung von Liebe und Erkenntnis im Herzmære K.s v. W. In: Frauenblicke, Männerblicke, Frauenzimmer. Stud. zu Blick, Geschlecht und Raum (Mannheimer Stud. zur Lit.- und Kulturwiss. ). Hg. v. Waltraud Schmidt-Rößler. St. Ingbert , S. –. – Daniela Heitzmann: Blick, Affekt, Handlung. Die männlichen Blicke im Heinrich von Kempten K.s v. W. In: ebd., S. –. – Beate Kellner: Der Ritter und die nackte Gewalt. Rollenentwürfe in K.s v. W. ‹Heinrich von Kempten›. In: Literarische Leben. Rollenentwürfe in der Lit. des Hochund SpätMA. FS Volker Mertens. Hg. v. Matthias Meyer/Hans-Jochen Schiewer. Tübingen , S. –. – Otto Neudeck: Erzählen von Kaiser Otto. Zur Fiktionalisierung von Gesch. in mhd. Lit. Köln u. a. , S. –. – B. Kellner: Zur Kodierung von Gewalt in der ma. Lit. am Beispiel von K.s v. W. ‹Heinrich von K.›. In: Wahrnehmen und Handeln. Perspektiven einer Literaturanthropologie (Bielefelder Schr. zu Linguistik und
. Hälfte . Jh. Lit.wiss. ). Hg. v. Wolfgang Braungart u. a. Bielefeld , S. –. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , Reg. – Christian Kiening: Ästhetik des Liebestods. Am Beispiel von Tristan und Herzmaere. In: Das fremde Schöne. Dimensionen des Ästhetischen in der Lit. des MA (Trends in Medieval Philology ). Hg. v. Christopher Young/Manuel Braun. Berlin/New York , S. –. – Birgit Zacke: Die Gelegenheit beim Schopfe packen. Über Ursachen und Lösungen von Kon ikten in K.s v. W. ‹Heinrich von Kempten›. In: Weltbilder des ma. Menschen (Studium Litterarum ). Hg. v. Heinz-Dieter Heimann u. a. Berlin , S. –. – Jens Bonnemann: Die wirkungsästhetische Interaktion zwischen Text und Leser. Wolfgang Isers impliziter Leser im Herzmaere K.s v. W. (Lateres ). Frankfurt/ M. u. a. . – Florian Kragl: Wie man in Furten ertrinkt und warum Herzen süß schmecken. Überlegungen zur Historizität der Metaphernpraxis am Beispiel von Herzmaere und Parzival. In: Euph. () S. –. – Sarah Westphal-Wihl: ‹Minne unde reht tuon›. Kon iktlösung am Königshof in K.s ‹Schwanritter› und Hartmanns ‹Iwein›. In: Blutige Worte (Berliner MA- und Frühneuzeitforsch. ). Hg. v. Jutta Eming/Claudia Jarzebowski. Göttingen , S. –. – Rüdiger Brandt: K. v. W. Kleinere epische Werke (Klassiker-Lektüren ). ., neubearb. und erw. Au . Berlin . – Silvan Wagner: Sterben als Eintritt in hö sches Heil: Gott und der Tod in Mären des . Jh. (‹Herzmaere›, ‹Der nackte Kaiser›, ‹Die eingemauerte Frau›). In: Gott und Tod. Tod und Sterben in der hö schen Kultur des MA. Hg. v. Susanne Knaeble u. a. (Bayreuther Forum Transit ). Berlin/Münster , –, hier S. –. Romane: Gustav Klitscher: Die Fortsetzung zu K.s v. W. Trojanerkrieg und ihr Verhältnis zum Original. Diss. Breslau . – Moses Sigall: K. v. W. und der Fortsetzer seines Trojanerkriegs. Bde. Programm Obergymnasium in Suczawa // . – Karl Basler: K.s v. W. ‹Trojanischer Krieg› und Benoîts de Ste Maure ‹Roman de Troie›. Diss. Berlin . – Rainer Gruenter: Zum Problem der Landschaftsdarstellung im hö schen Versroman. In: Euph. () S. –. – Wolfgang Monecke: Stud. zur epischen Technik K.s v. W. Das Erzählprinzip der wildekeit (Germanistische Abh.
. Hälfte . Jh. ). Stuttgart . – Heribert A. Hilgers: Das Kölner Fragm. von K.s ‹Trojanerkrieg›. In: ABäG () S. –. – Ilka Büschen: Sentimentalität. Überlegungen zur Theorie und Unters. an mhd. Epen (Stud. zur Politik und Gesch. der Lit. ). Stuttgart u. a. , S. –. – Rüdiger Schnell: Ovids Ars amatoria und die hö sche Minnetheorie. In: Euph. () S. –. – Wolfgang Obst: Der Partonopier-Roman K.s v. W. und seine französische Vorlage. Diss. Würzburg . – Gisela Werner: Stud. zu K.s v. W. Partonopier und Meliur (Sprache und Dichtung NF ). Bern/Stuttgart . – Kurt Ruh: Epische Lit. des SpätMA. In: Europäisches SpätMA (Neues Hb. der Literaturwiss. ). Hg. v. Willi Erzgräber. Frankfurt/ M./Wiesbaden , S. –. – Hans Wolfgang Steffek: Die Feenwelt in K.s v. W. Partonopier und Meliur (Europäische Hochschulschr. / ). Frankfurt/M. u. a. . – Christoph Cormeau: Quellenkompendium oder Erzählkonzept? Eine Skizze zu K.s v. W. ‹Trojanerkrieg›. In: Befund und Deutung. Zum Verhältnis von Empirie und Interpretation in Sprach- und Literaturwiss. FS Hans Fromm. Hg. v. K. Grubmüller u. a. Tübingen , S. –. – Ruth Garstka: Unters. zu K.s v. W. Versroman ‹Partonopier und Meliur›. Funktionsänderung epischer Komposition im nachhöschen Epigonenroman im Vergleich zu Beispielen aus den ‹klassischen› Artusromanen Hartmanns. Diss. Tübingen . – Trude Ehlert: In hominem novum oratio? Der Aufsteiger aus bürgerlicher und aus feudaler Sicht. Zu K.s v. W. ‹Partonopier und Meliur› und zum altfranzösischen ‹Partonopeus›. In: ZfdPh () S. –. – Rüdiger Schnell: Die ‹Wahrheit› eines manipulierten Gottesurteils. Eine rechtsgeschichtliche Interpretation von K.’s v. W. ‹Engelhard›. In: Poetica () S. –. – Peter H. Oettli: Tradition and creativity. The Engelhard of K. v. W., its structure and its sources (Australisch-neuseeländische Stud. zur dt. Sprache und Lit. ). Frankfurt/M. u. a. . – Lieselotte E. Stamm-Saurma: Die Illustrationen zu K.s ‹Trojanerkrieg›. In: Das ritterliche Basel (s. o.) S. –. – Elisabeth Lienert: Die Überl. von K.s v. W. Trojanerkrieg. In: Die dt. Trojalit. des MA und der Frühen Neuzeit. Materialien und Unters. (Wissenslit. im MA ). Hg. v. H. Brunner. Wiesbaden , S. – (s. auch Reg. des Gesamtbandes). – W. Schröder: Die Namen im ‹Trojanerkrieg› K.s v. W. (Akad. der Wiss. und der Lit. Mainz. Abh. der Geistes- und Sozialwissenschaftliche Kl. ,).
Konrad von Würzburg Stuttgart . – E. Lienert: Gesch. und Erzählen. Stud. zu K.s v. W. ‹Trojanerkrieg› (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden . – Franz Josef Worstbrock: Der Tod des Hercules. Eine Problemskizze zur Poetik des Zerfalls in K.s v. W. ‹Trojanerkrieg›. In: Erzählungen in Erzählungen. Phänomene der Narration in MA und Früher Neuzeit (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). Hg. v. Harald Haferland. München , S. – (wieder in: Ders.: Ausgewählte Schr. Bd. . Stuttgart , S. –). – Susanne Rikl: Erzählen im Kontext von Affekt und Ratio. Stud. zu K.s v. W. ‹Partonopier und Meliûr› (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. . – Arne Koch: Die zwei Formen der triuwe in K.s v. W. Engelhard. In: Colloquia Germanica () S. –. – W. Günther Rohr: K.s v. W. kleiner Roman ‹Engelhard›. In: Euph. () S. –. – Armin Schulz: Poetik des Hybriden. Schema, Variation und intertextuelle Kombinatorik in der Minneund Aventiureepik: Willehalm von Orlens – Partonopier und Meliur – Wilhelm von Österreich – Die schöne Magelone (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Anne Wawer: Tabuisierte Liebe. Mythische Erzählschemata in K.s v. W. ‹Partonopier und Meliur› und im ‹Friedrich von Schwaben›. Köln u. a. . – Dietmar Peschel: Diet-rîch, Rîch-hart, Engel-hart, Engel-trût. Vom Erwachsenwerden eines jungen Adligen in der Erzählung Engelhart K.s v. W. In: Jb. für internationale Germanistik () S. –. – Cora Dietl: Die Verurteilung von literarisch. Eine gewagte Lesart von K.s v. W. Partonopier und Meliur. In: Ars und scientia im MA und in der frühen Neuzeit. FS Georg Wieland. Hg. v. C. Dietl. Tübingen u. a. , S. –. – Burkhard Hasebrink: Rache als Geste. Medea im ‹Trojanerkrieg› K.s v. W. In: FS V. Mertens (s. o.) S. –. – Christoph Huber: Brüchige Figur. Zur literarischen Konstruktion der Partonopier-Gestalt bei K. v. W. In: ebd. S. –. – Andrea Sieber: Konfusion der Geschlechter? Zur Sozialisation Achills im ‹Trojanerkrieg› K.s v. W. In: DU () S. –. – T. R. Jackson: Typus und Poetik. Stud. zur Bedeutungsvermittlung in der Lit. des dt. MA (Beih. zum Euph. ). Heidelberg , S. –. – Anja Kühne: Vom Affekt zum Gefühl. Konvergenzen von Theorie und Lit. im MA am Beispiel von K.s v. W. ‹Partonopier und Meliur› (GAG ). Göppingen . – Ute von Bloh: Doppelgänger in der Lit. des MA? Doppelphantasien im
Konrad von Würzburg ‹Engelhart› K.s v. W. und im ‹Olwier und Artus›. In: ZfdPh () S. –. – Monika Schulz: Eherechtsdiskurse. Stud. zu König Rother, Partonopier und Meliur, Arabel, Der guote Gêrhart, Der Ring (Beitr. zu älteren Literaturgesch.). Heidelberg , S. –. – Christiane Witthöft: Selbst-loses Vertrauen? Probleme der Stellvertretung im ‹Engelhard› K.s v. W. und im ‹Nibelungenlied›. In: Frühma. Stud. () S. –. – Albrecht Classen: Friendship in the Middle Ages. A Ciceronian concept in K. v. W.’s ‹Engelhard› (ca. ). In: Mlat. Jb. () S. –. – C. Huber: Wort- und Bildnetze. Zum Textbegriff im nachklassischen mhd. Romanprolog (Rudolf von Ems, K. v. W.). In: Im Wortfeld des Textes. Worthist. Beitr. zu den Bezeichnungen von Rede und Schr. im MA (Trends in medieval philology ). Hg. v. Gerd Dicke u. a. Berlin , S. –. – B. Kellner: ‹daz alte buoch von Troye ... daz ich ez welle erniuwen›. Poetologie im Spannungsfeld von ‹wiederholen› und ‹erneuern› in den Trojaromanen Herborts von Fritzlar und K.s v. W. In: ebd., S. –. – Jan-Dirk Müller: ‹schîn› und Verwandtes. Zum Problem der ‹Ästhetisierung› in K.s v. W. Trojanerkrieg (Mit einem Nachw. zu Terminologie-Problemen der Mediävistik). In: ebd., S. –. – Simone Finkele: Die Zerstörung und der Wiederaufbau Trojas in K.s v. W. ‹Trojanerkrieg›. In: Die zerstörte Stadt. Mediale Repräsentationen urbaner Räume von Troja bis SimCity. Hg. v. Andreas Böhn. Bielefeld , S. –. – Udo Friedrich: Diskurs und Narration. Zur Kontextualisierung des Erzählens in K.s v. W. ‹Trojanerkrieg›. In: Text und Kontext. Fallstud. und theoretische Begründungen einer kulturwissenschaftlich angeleiteten Mediävistik (Schr. des Hist. Kollegs ). Hg. v. J.-D. Müller. München , S. –. – A. Sieber: Medeas Rache. Liebesverrat und Geschlechterkon ikte in Romanen des MA. Begehren, Identität und gender (Lit. – Kultur – Geschlecht ). Köln u. a. , S. –. – Ulrich Barton: Manheit und minne. Achills zweifache Erziehung bei K. v. W. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Henrike Lähnemann. Berlin/New York , S. –. – Carmen Stange: ‹Galle, lîbes smerzen› und ‹leit›. Aussatz und Melancholie bei Hartmann von Aue und K. v. W. In: Melancholie – zwischen Attitüde und Diskurs. Konzepte in MA und früher Neuzeit. Hg. v.
. Hälfte . Jh. A. Sieber/Antje Wittstock (Aventiuren ). Göttingen , S. –. – F. J. Worstbrock: Die Erndung der wahren Gesch. Über Ziel und Regie der Wiedererzählung im Trojanerkrieg K.s v. W. In: Fiktion und Fiktionalität in den Lit. des MA. FS J.-D. Müller. Hg. v. Ursula Peters/Rainer Warning. München , S. –. – Hartmut Bleumer: Entzauberung des Wissens. Ästhetik und Kritik in K.s v. W. Partonopier und Meliur. In: Neugier und Tabu. Regeln und Mythen des Wissens (Scenae ). Hg. v. Martin Baisch. Freiburg i. Br. u. a. , S. –. – H. Bleumer: Zwischen Wort und Bild. Narrativität und Visualität im ‹Trojanischen Krieg› K.s v. W. (mit einer krit. Revision der Sichtbarkeitsdebatte). In: Zwischen Wort und Bild. Wahrnehmungen und Deutungen im MA. Hg. v. dems. Köln u. a. , S. –. – Daniela Karner: Täuschung in Gottes Namen. Fallstud. zur poetischen Unterlaufung von Gottesurteilen in Hartmanns von Aue ‹Iwein›, Gottfrieds von Straßburg ‹Tristan›, Des Strickers ‹Das heiße Eisen› und K.s v. W. ‹Engelhard› (Mediävistik zwischen Forsch., Lehre und Öffentlichkeit ). Frankfurt/M. u. a. . – B. Kellner: K.s v. W. Trojanerkrieg. Kontinuitäten und Diskontinuitäten zwischen Antike und MA. In: Poetica () S. –. – Monika Unzeitig: Autorname und Autorschaft. Bezeichnung und Konstruktion in der dt. und französischen Erzähllit. des . und . Jh. (MTU ). Berlin/New York , S. –. – Friedrich Michael Dimpel: Die Zofe im Fokus. Perspektivierung und Sympathiesteuerung durch Neben guren vom Typus der Con dente in der hö schen Epik des hohen MA (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Gert Hübner: ‹wol gespræchiu zunge›. Meisterredner in K.s v. W. ‹Partonopier und Meliur›. In: Redeszenen in der ma. Großepik. Komparatistische Perspektiven (Hist. Dialogforsch. ). Hg. v. M. Unzeitig. Berlin , S. –. – Olga Seus: Heilsgeschichten vor dem Heil? Stud. zu mhd. Trojaverserzählungen. Stuttgart , S. –. – Corinna Virchow: Der Freund, ‹der rehte erkennet wer ich bin›. Zu K.s v. W. Engelhard und einer Freundschaft in gespiegelter Vorbildlichkeit. In: Oxford German Studies () S. –. Restliche größere Dichtungen, zum Erzählwerk allgemein: Joseph Seemüller: Zu K.s Klage der Kunst. In: ZfdA () S. –. – E. Schröder: Heinzelin von Konstanz. In: ZfdA () S. –. – Peter Keyser: Michael de Leone
. Hälfte . Jh. († ) und seine literarische Slg. (Veröff. der Ges. für fränkische Gesch. ,). Würzburg , Reg. – H. Brunner: Genealogische Phantasien. Zu K.s v. W. ‹Schwanenritter› und ‹Engelhard›. In: ZfdA () S. –. – H. Brunner: Das Turnier von Nantes. K. v. W., Richard von Cornwall und die dt. Fürsten. In: De poeticis medii aevi quaestiones. FS Käte Hamburger. Hg. v. Joachim Kühnel u. a. (GAG ). Göppingen . S. – (wieder in: Ders.: Annäherungen. Stud. zur dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit [Phil.Stud.u.Qu. ]. Berlin , S. –). – R. Bleck: Überlegungen zur Entstehungssituation der Werke K.s v. W., in denen kein Auftraggeber genannt wird (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ). Wien . – R. Brandt: K. v. W. (Erträge der Forschung ). Darmstadt . – H. Brunner: K. v. W. Seine Zeit, sein Werk, seine Wirkung (JOWG /). Marbach/Neckar (zahlreiche Beitr. zu allen Erzählwerken K.s). – Hartmut Kokott: K. v. W. Ein Autor zwischen Auftrag und Autonomie. Stuttgart . – A. Classen: ‹DetailRealismus› im dt. SpätMA. Der Fall von des Strickers Daniel von dem Blühenden Tal und K.s v. W. Turnier von Nantes. In: Studia neophilologica () S. –. VZ Ulrich von dem Türlin. – Autor einer Vorgeschichte zu → Wolframs Willehalm, . Jh. U. ist nur als Verfasser des Versromans Arabel (A., früher auch Willehalm) nachweisbar. Darin erzählt U. die Geschichte Willehalms bis zum Beginn des gleichnamigen Epos Wolframs von Eschenbach. Die A. enthält U.s Namen in direkten Eigennennungen (V. ,; ,) und in einem Akrostichon (V. ,–,), das ihn auch als Meister bezeichnet. Ein weiteres Akrostichon widmet die A. dem «edeln cunich von beheim» (V. ,–,), der als «Ottaker» (V. ,) und «künig in vier landen» (ebd.) identi ziert wird. Gemeint ist Ottokar II., der König von Böhmen sowie Herzog von Österreich, Steiermark und Kärnten war. Die Herrschaft in Kärnten übernahm er , weshalb die Entstehung der A. häu g auf um oder bald danach datiert wird. U. spielt im Text auch auf ein mögliches Dienstverhältnis zum Prager Hof an, das aber nicht historisch beweisbar ist. Ebensowenig nachzuweisen ist eine Verwandtschaft U.s mit → Heinrich von dem Türlin und die Zugehörigkeit zur Familie «von dem Turlin» oder «de Portula» aus St. Veit/Glan. Die sprachlichen Merkmale der A. erlauben auch keine Aussagen über die
Ulrich von dem Türlin Herkunft des Autors. U. wird um im Alexander → Ulrichs von Etzenbach lobend erwähnt. Die Forschung hat diese Erwähnung manchmal als Nachruf gelesen und U.s Tod vor vermutet. Diese Annahme ist jedoch nicht zwingend. Die A. umfasst in der vollständigsten Fassung von Handschrift A Laissen zu jeweils Versen. Jede Laisse enthält Reimpaarverse und einen abschließenden Dreireim. U. wählte also eine Form, die auf Wolframs dreißigzeiligen Laissen aufbaute und sie zugleich erweiterte. Nur in A ist auch eine Fortsetzung der A. in rund Reimpaarversen enthalten, die nahtlos zum Willehalm überleitet. Die Fortsetzung stammt aber wahrscheinlich nicht von U. Die Überlieferung der A. ist umfangreich: Handschriften und Fragmente sind bekannt. Eine Reihe von Textzeugen ist mit Miniaturen illustriert, die am vollständigsten in Handschrift V ausgeführt wurden. Meist ist die A. mit Wolframs Willehalm und dem Rennewart → Ulrichs von Türheim überliefert. Der Roman wurde also in einen Zyklus gefasst, der das Schicksal Willehalms über Vorgeschichte (A.), Hauptwerk (Willehalm) und Fortsetzung (Rennewart) entfaltete. Die A.-Überlieferung wird in mehrere Rezensionen eingeteilt. Die einzige komplette Fassung des Romans ist in Rezension *A erhalten, die auf Handschrift A basiert. Die große Mehrheit der Textzeugen gehört Rezension *R an (u. a. Handschriften Hn, Ka, V, B, E, W, Wo), die von einem unbekannten Bearbeiter stammt. Die in Handschrift C und einem Fragment erhaltene Rezension *C ist eine Mischredaktion aus *A und *R. Die textlichen Beziehungen zwischen den Rezenionen sind von der Forschung kontrovers diskutiert worden. So hat man u. a. eine verlorene Vorlage mit parallelen Redaktionen angenommen, aus denen die erhaltenen Rezensionen hervorgegangen sein könnten. Eine weitere Hypothese geht von einer nicht erhaltenen Urfassung *O aus, in der u. a. die Widmung an Ottokar II. noch nicht erhalten war. *O sei dann von U. selbst bearbeitet worden (*A), während *R und *C Abschriften von *O seien. Neuere Forschungen erwägen *A als Basis der A.-Textgeschichte. Auf Grundlage von *A könnten dann die Bearbeitung *R und später *C entstanden sein. Der Bearbeiter von *R brach nach dieser These die Strophenform auf, indem er die Widmung an Ottokar strich. Er redigierte außerdem widersprüchliche Stellen in *A und verlieh
Ulrich von dem Türlin dem Text durch den Einschub von MarienpreisVersen einen geistlichen Akzent. Eine Sonderrolle in der A.-Überlieferung spielt Redaktion Λ, die sog. → Leipziger Arabel-Bearbeitung. Diese ist nur in Handschrift Λ erhalten und gilt aufgrund großer inhaltlicher und formaler Unterschiede zu U.s A. als eigenständiges Werk. U.s Roman beginnt mit der Geschichte von Willehalms Eltern Heimrich und Irmschart. Nachdem Heimrich sich auf einem Romzug mit Kaiser Karl bewährt hat, wird er zur Belohnung in Pavia mit Gär n Irmschart vermählt. Heimrich setzt seinen Patensohn als Erben ein und enterbt im Gegenzug seine sieben leiblichen Söhne, deren ältester Willehalm ist. Dieser verbringt seine Jugend am kaiserlichen Hof und gelangt dort zu Ein uss. Nach dem Tod des Kaisers unterstützt er dessen Sohn Loys gegen die Fürsten und verhilft ihm so zum Thron. Außerdem nimmt Loys Willehalms Schwester zur Frau. Willehalm selbst erhält ein Lehen, das er bald gegen die Sarazenen verteidigen muss. Aufgrund einer Unachtsamkeit gerät Willehalm in die Hände der Feinde. Der Heidenkönig Tybalt hält ihn daraufhin in Todjerne gefangen. Im achten Jahr seiner Gefangenschaft begegnet Willehalm Tybalts Gemahlin A., die während der Abwesenheit ihres Mannes die Verantwortung für den Häftling trägt. A. führt beim Schachspiel lange Gespräche mit Willehalm, verliebt sich schließlich in ihren Gefangenen und lässt sich durch ihn vom Christentum überzeugen. Willehalm erwidert A.s Gefühle und plant mit ihr die Flucht aus Todjerne. Nach gegenseitigen Treueschwüren und einer gemeinsamen Liebesnacht im königlichen Schlafgemach bricht das Paar zu seiner als Seereise getarnten Flucht auf. Unterwegs bemächtigt sich Willehalm des Schiffs und lenkt es nach Westen. A. und Willehalm erreichen die Insel Montanar, werden aber von Tybalt und seinen Männern verfolgt. Die Flotte der Sarazenen wird schließlich von einem Sturm vernichtet, den nur Tybalt überlebt. Die Liebenden gelangen nach Rivetinet, wo sie vom Kaiser und Willehalms Verwandten empfangen werden. Papst Leo tauft A. in Avignon auf den Namen Gyburg und verheiratet sie mit Willehalm. Das Paar reist zuletzt nach Oransche. Hier endet in Laisse der Hauptteil des Romans. Die Fortsetzung in *A führt die Handlung dann bis zum Beginn des Willehalm weiter: A. und Willehalm übernehmen in Oransche die Erziehung von Kaisertochter Alyse und von Willehalms Neffen Fivianz.
. Hälfte . Jh. Nach dessen Schwertleite und Alyses Rückkehr an den kaiserlichen Hof endet der Text mit der Nachricht von der Landung der Sarazenen, die Rache für A.s Flucht suchen. Der Schlussvers leitet mit einem Willehalm-Zitat zu Wolframs Werk über. Charakteristisch für U. als Autor sind eine Vorliebe für episch breite Schilderungen, aber auch handwerkliche Schwächen. Dazu zählen vor allem Wiederholungen und Widersprüche. So werden die Ereignisse um Willehalms Haft und Flucht im Werk mehrmals berichtet. Auch soll Willehalm an jenem Romzug teilgenommen haben, den Heimrich eigentlich vor der Geburt seines Sohnes unternahm. Die Gesamtkonzeption der A. ist stark dem Willehalm verp ichtet. U.s Roman soll ausdrücklich (V. ,–,) und ausführlich jene Ereignisse schildern, die von Wolfram nur angedeutet werden: Willehalms Jugendjahre am kaiserlichen Hof, seine Gefangenschaft, die Liebe zu A., ihre Flucht und Heirat sowie A.s Taufe. Als erzählerische Ergänzung des Willehalm ist die A. dabei keineswegs einzigartig, sondern steht neben dem Rennewart Ulrichs von Türheim. Diese Fortsetzung des Willehalm entstand früher als oder etwa zeitgleich zu U.s Roman, wird in der A. aber im Gegensatz zu Wolframs Werk nicht erwähnt. U. kannte die Fortsetzung also möglicherweise nicht, könnte aber von ihrer Existenz gewusst haben. Auf den Willehalm und seinen Verfasser bezieht sich U. hingegen häug. Mal nennt er Wolfram namentlich, mal imitiert er dessen Erzählweise oder zitiert ihn wörtlich. Die auch im Willehalm wichtige Liebe zwischen dem Helden und A. treibt bei U. die Handlung an. Man hat die A. daher manchmal als Minneroman bezeichnet. Allerdings thematisiert der Roman ebenso die Entwicklung Willehalms zum vorbildlichen Ritter, der sich eben nicht nur in der Liebe, sondern auch im Kampf gegen die Heiden bewähren muss. Religiöse Aspekte durchziehen ebenfalls die A. Sie zeigen sich in den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen christlichen und heidnischen Truppen, aber auch in den auführlichen Gesprächen zwischen Willehalm und A. Deren für den Roman charakteristischen Konversationen während des Schachspiels vermischen Religion und Minne und legen zugleich das Fundament für Willehalms und A.s weiteres Schicksal. Aus ihnen resultieren nämlich A.s Trennung von Tybalt sowie ihre Bekehrung zum Christentum und damit die Ereignisse in Wolframs Roman. Wie die Textzeugen belegen, erlangte die A. im MA eine ansehnliche Verbreitung. Die häu ge
. Hälfte . Jh. Überlieferung mit dem Willehalm zeigt die Anerkennung von U.s Werk als Teil eines Zyklus. Rezipiert wurde die A. u. a. durch → Heinrich von München. Die ersten Redaktionen seiner Weltchronik aus der ersten Hälfte des . Jh. enthalten zahlreiche Abschnitte aus Rezension *R der A. Im . Jh. entstand das geistlich-legendarisch geprägte Buch vom heiligen Wilhelm (→ Willehalm), das neben Willehalm und Rennewart auch eine Prosafassung der A. enthält. Später trat U.s Roman völlig hinter Wolframs Werk zurück, erfuhr aber u. a. durch zahlreiche Editionen weiterhin die Aufmerksamkeit der Forschung. Ü: Hss. und Fragmente. Vgl. Betty C. Bushey: Neues Gesamtverz. der Hss. der ‹Arabel› U.s v. d. T. In: Wolfram-Stud. . Hg. v. Werner Schröder. Berlin , S. –. – Klaus Klein: Beschreibendes Verz. der Hss. (Wolfram und Wolfram-Fortsetzer). In: Wolfram von Eschenbach. Ein Hb. . Hg. v. Joachim Heinzle. Berlin/Boston , S. –. – http:// www.handschriftencensus.de/werke/. Zu den umfassenderen Hss. zählen: Hn: Hannover, LB, Ms. IV , ra–va (Perg., . Jh., mhd.-alemannisch). – Λ: Leipzig, UB, Rep. II. , ra–vb (Perg., erste Hälfte . Jh., alemannisch). – A: Heidelberg, UB, cpg , ra–rb (Perg., erstes Viertel . Jh., niederalemannischmittelfränkisch). – V: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Perg., , bair.-österr.). – Ka: Kassel, UB/LMB, ° Ms. poet. et roman. , va–vb (Perg., Fritzlar, , mitteldt.). – Wo: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, ra–ra (Perg., zweite Hälfte . Jh., bair.). – W: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , ra–va (Perg., , obersächsisch). – B: Berlin, SBB, mgf , ra–vb (Perg., um –, schwäbisch). – H: Heidelberg, UB, cpg , ra–rb (Perg., zweites Viertel . Jh., ostfränkisch-bair.). – E: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. , r–v (Pap., zweites Drittel . Jh., mittel-/südbair.). – F: Wien, ÖNB, cod. , ra–vb (Pap., um –?, schwäbisch). – C: Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W) , r–v (Pap., um –, ripuarisch). A: Haag: Bruchstücke aus dem ‹Willehalm von Oranse› des U. v. d. T. In: ZfdPh () S. –. – Karl August Barack: Bruchstücke mhd. Gedichte in der Universitäts- und Landesbibl. zu Straßburg. In: Germania () S. –, hier S. –. – Georg Wolpert:
Ulrich von dem Türlin Bruchstück aus U.s v. d. T. ‹Wilhelm›. In: Germania () S. – (Fragm.). – Hermann Suchier: Bruchstücke aus dem ‹Willehalm› U.s v. d. T. In: ZfdPh () S. – (Fragm.). – Willehalm. Ein Rittergedicht aus der zweiten Hälfte des dreizehnten Jh von Meister U. v. d. T. Hg. v. Samuel Singer. Prag . Nachdr. Hildesheim (vgl. dazu: Carl Kraus, in: AfdA , , S. –). – Hellmut Rosenfeld: Neu entdecktes Fragm. (F) aus U.s v. d. T. ‹Willehalm› (um ). In: ZfdA () S. –. – Wolfram von Eschenbach: Willehalm. Mit der Vorgesch. des U. v. d. T. und der Fortsetzung des Ulrich von Türheim. Cod. Vindobonensis der Österr. Nationalbibl. Hg. v. Hedwig Heger. Bde. Graz (Faks.-Ausg. von Hs. V). – B. C. Bushey: Das Schussenrieder Fragm. der ‹Willehalm›-Vorgesch. U.s v. d. T. In: Wolfram-Stud. . Hg. v. W. Schröder. Berlin , S. –. – Eine alemannische Bearb. der ‹Arabel› U.s v. d. T. Hg. v. W. Schröder. Berlin/New York . – Hartmut Beckers: Kemptener ‹Arabel›-Bruchstücke aus dem Ortenburger Cod. discissus des Willehalm-Zyklus. In: Wolfram-Stud. . Hg. v. W. Schröder. Berlin , S. – (Fragm.). – Arabel-Stud. Hg. v. W. Schröder. Bde. Mainz – (synoptische Ausg. mit Einleitungsbd.; vgl. dazu: Peter Strohschneider, in: Arbitrium , , S. –). – Arabel. Die ursprüngliche Fassung und ihre Bearb. Hg. v. W. Schröder. Stuttgart u. a. . L: Samuel Singer, ADB () S. f. – Volker Mertens, LexMA () Sp. . – W. Schröder, VL () Sp. –; () Sp. . – Wolfgang Achnitz, KLL () S. f. – Norbert Ott/Bernd Bastert, Killy () S. f. – Hans Georg Klinkott: U. v. d. T. als Nachahmer Wolframs von Eschenbach. Eine stilistische Unters. Diss. Greifswald . – Emil Popp: Die Sprache U.s v. d. T. Reichenberg/Leipzig . – Ursula Hennig: Frauenschilderung im ‹Willehalm› U.s v. d. T. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Erich Kleinschmidt: Literarische Rezeption und Gesch. Zur Wirkungsgesch. von Wolframs ‹Willehalm› im SpätMA. In: DVjs () S. –, hier S. –. – Joachim Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland –. München , S. f. – W. Schröder: Die Exzerpte aus Wolframs ‹Willehalm› in sekundärer Überl. Mainz . – Ders.: ‹Deswar ich liez ouch minne dort›. Arabel-Gyburgs Ehebruch. In: An Arthurian Tapestry. FS Lewis Thorpe. Hg. v. Kenneth
Der Liebhaber im Bade Varty. Glasgow , S. – (wieder in: W. Schröder: Kleinere Schr. –. Spuren und Werke . Stuttgart , S. –). – Rüdiger Schnell/Vedder Sjoukje: ‹Kunic und keiser› in der Textüberl. von U.s v. d. T. ‹Willehalm›. In: Die Reichsidee in der dt. Dichtung des MA. Hg. v. R. Schnell. Darmstadt , S. –. – W. Schröder: Der Wolfram-Epigone U. v. d. T. und seine ‹Arabel›. Stuttgart . – Timothy McFarland: Minne-Translatio und Chanson de geste-Tradition. Drei Thesen zum ‹Willehalm›-Roman U.s v. d. T. In: Geistliche und weltliche Epik des MA in Österreich (GAG ). Hg. v. David R. McLintock u. a. Göppingen , S. –. – Hans Joachim Behr: Lit. als Machtlegitimation. München , S. –. – W. Schröder: Aspekte und Lehren der ‹Arabel›-Überl. Ein Vortrag. In: Methoden und Probleme der Edition ma. dt. Texte. Bamberger Fachtagung .–. Juni . Hg. v. Rolf Bergmann/Kurt Gärtner. Tübingen , S. – (wieder in: W. Schröder: Critica Selecta. Zu neuen Ausg. mhd. und frühnhd. Texte. Hg. v. Wolfgang Maaz/Fritz Wagner. Hildesheim u. a. , S. –). – Holger Höcke: ‹Willehalm›-Rezeption in der ‹Arabel› U.s v. d. T. Frankfurt/M. . – Susanne Aderhold: ‹Mins hertzen wunne›. Aspekte der Liebe im ‹Willehalm› Wolframs von Eschenbach, in der ‹Arabel› U.s v. d. T. und im ‹Rennewart› Ulrichs von Türheim. Diss. Osnabrück , S. – u. ö. – P. Strohschneider: Kemenate. Geheimnisse hö scher Frauenräume bei U. v. d. T. und Konrad von Würzburg. In: Das Frauenzimmer. Die Frau bei Hofe in SpätMA und Früher Neuzeit. . Symposium der Residenzen-Kommission der Akad. der Wiss. in Göttingen [...]. Hg. v. Jan Hirschbiegel/Werner Paravicini. Sigmaringen , S. –. – Bernd Schirok: Autortext, Fassung, Bearb. Zu W. Schröders Ausg. der ‹Arabel› U.s v. d. T. In: ZfdA () S. –. – Peter Jörg Becker: Willehalm-Trilogie: U. v. d. T.: Arabel; Wolfram von Eschenbach: Willehalm; Ulrich von Türheim: Rennewart. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Barbara Sabel: Toleranzdenken in mhd. Lit. Wiesbaden , S. –. – K. Gärtner: Zur Schreibsprache des Akrostichons in der ‹Arabel› U.s v. d. T. In: Dt. Lit. des MA in Böhmen und über Böhmen . Tagung in Budweis . Hg. v. Dominique Fliegler/ Václav Bok. Hamburg , S. –. – B. Bastert:
. Hälfte . Jh. Rewriting ‹Willehalm›? Zum Problem der Kontextualisierungen des ‹Willehalm›. In: Retextualisierung in der ma. Lit. Hg. v. Joachim Bumke/ Ursula Peters. Berlin , S. –. – Monika Schulz: Eherechtsdiskurse. Stud. zu ‹König Rother›, ‹Partonopier und Meliur›, ‹Arabel›, ‹Der guote Gêrhart›, ‹Der Ring›. Heidelberg (vgl. dazu: Markus Stock, in: PBB , , S. –). – Melanie Urban: Kulturkontakt im Zeichen der Minne. Die ‹Arabel› U.s v. d. T. Frankfurt/M. u. a. . – Jan-Dirk Müller: Hö sche Kompromisse. Acht Kapitel zur hö schen Epik. Tübingen , S. –. – B. Bastert: Helden als Heilige. Chanson-de-geste-Rezeption im deutschsprachigen Raum. Tübingen u. a. , S. f., –, –. MM Der Liebhaber im Bade. – Schwankhafte Reimpaarerzählung, . Jh. Protagonistin des mit Versen sehr kurzen Märes ist die beliebte Figur der listigen Ehefrau. Diese wird von ihrem Ehemann mit ihrem Geliebten im Badezuber überrascht. Sie bittet den Gatten näher zu treten, um ihm dann Wasser in die Augen zu spritzen, so dass der Liebhaber unbemerkt entkommen kann. Das Promythion des Textes preist listige Frauen. Von vergleichbaren Einfällen überraschter Ehefrauen berichten auch das Schwankmäre Der → Ritter mit den Nüssen und Jakob → Appets Der Ritter unter dem Zuber. Ü: Wien, ÖNB, Cod. (→ Wiener Kleinepikhs. Cod. ) rb-vb (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.-österr.). A: Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. f. (Nr. ). – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen Schulz-Grobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (Nr. , nach Niewöhner). L: Werner Williams-Krapp in VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. Anm. , Anm. , Anm. . – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. . – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau
. Hälfte . Jh. in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. Berlin , S. –. – Joachim Heinzle: Märenbegriff und Novellentheorie. Überlegungen zur Gattungsbestimmung der mhd. Kleinepik. In: ZfdA () –, hier S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , . – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. f. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , S. . – Rüdiger Schnell: Literarische Spielregeln für die Inszenierung und Wertung von Fehltritten. Das Beispiel der ‹Mären›. In: Der Fehltritt. Vergehen und Versehen in der Vormoderne. Hg. v. Peter von Moos (Norm und Struktur ). Köln u. a. , S. –, hier S. . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , . VZ Torenschelte. – Polemische Rede, um . Die Dichtung bemüht sich von Anfang an um eine klare Trennung der Rezipienten in zwei Gruppen (Toren und Verständige). Selbst wenn der Dichter auch das ihm würdige Publikum adressiert, beschäftigt er sich die meiste Zeit mit Tiraden über die Unbelehrbaren. Kern der Kritik ist das gesellschaftliche Desinteresse an der wahren Kunst, weil sich die Mehrheit auf materielle und banale Dinge im Leben beschränkt. Exemplarisch hierfür dient das (intrigante) Treiben an einem Hof, das in den letzten Zeilen erwähnt wird. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , vb–ra (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.österr.). – London, British Library, MS Add. , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). A: Arend Mihm: Aus der Frühzeit der weltlichen Rede. Inedita des Cod. Vindob. . In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. f. (Nr. ). L: De Boor/Newald / () S. . – Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Arend Mihm (s. Ausg.) S. –. – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zu Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , S. . FA
Torenschelte Vier Lügen. – Didaktische Rede, . Jh. In Reimpaaren erörtert die Dichtung eines unbekannten Verfassers, in welchen vier Situationen eine Lüge «mit rede vnt niht mit hertzen» zulässig sei – im Unterschied zu bloßer Gebotshörigkeit (vgl. Rede Nr. von → Heinrich dem Teichner). Sie sei nur wegen böser und hinterhältiger Menschen notwendig, solle aber niemandem schaden. Es gibt zwei leicht unterschiedliche Fassungen: D ( Verse) besitzt noch einen geistlichen Hintergrund («wie er [...] auch die sel behalte»), W ( Verse) legitimiert das Lügen im weltlichen Rahmen («vnt doch dar vnder sin ere behalten»). Ü: Berlin, SBB, mgf , v (Pap., , ripuarisch; nur die ersten Verse). – Dresden, LB, Mscr. M , vb–rb (Pap., , ostschwäbisch) (D). – Wien, ÖNB, Cod. , ra–rb (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.österr.) (W). A: Heinrich E. Bezzenberger (Hg.): Fridankes Bescheidenheit. Halle , S. (nach mgf , fehlerhaft). – Arend Mihm: Aus der Frühzeit der weltlichen Rede. Inedita des Cod. Vindob. . In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. – (Nr. a [W]), S. – (Nr. b [D]) (zit.). – Ute Schwab: Die Barlaamparabeln im Cod. Vindob. . Stud. zur Verfasserschaft kleinerer mhd. Gedichte (Quaderni della Sezione Germanica degli Annali ). Neapel , S. – (Nr. [W]). – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (Nr. a [D]). L: Frank Fürbeth, VL () Sp. f. – Gregor Müller: Die Wahrhaftigkeitsp icht und die Problematik der Lüge. Ein Längsschnitt durch die Moraltheologie und Ethik unter besonderer Berücksichtigung der Tugendlehre des Thomas von Aquin und der modernen Lösungsversuche (Freiburger theol. Stud. ). Freiburg . – Arend Mihm (s. Ausg.) S. – Ute Schwab (s. Ausg.) S. . – Paula Hefti (s. Ausg.) S. f., . – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. f. – Hans-Joachim Ziegeler: Beobachtungen zum Wiener Cod. und zu seiner Stellung in der Überl. früher kleiner Reimpaardichtungen. In: Orte der Lit. Schr. zur Kulturgesch. des späten MA und der Frühen Neuzeit (Kölner germ. Stud. NF ). Hg. v. dems./Gerald Kapfhammer. Köln , S. –. FA
Wernher der Gärtner Andreas de Rode (A. von Rode). – Verfasser einer mlat. Spruchdichtung, zweite Hälfte . Jh. In dem entstandenen Filius nennt sich ein A. als Verfasser. Sein Vorname ergibt sich auch aus dem Mesostichon im ersten Gedichtvers. In einer erhaltenen Handschrift wird der Filius auch Gottfried von Tirlemont zugeschrieben, was aber als Irrtum gilt. Aus dem Text lässt sich auf Tätigkeiten A.s als «clericus» und Lehrer schließen. Zu den Schülern A.s zählten die Söhne von Graf Wilhelm IV. von Jülich. Auch die Widmung des Texts an den Grafen verweist auf eine Beziehung A.s zu dem jülischen Adelshaus. Wahrscheinlich handelte es sich bei dem Autor des Filius um den gleichen A. d. R., der bis als Notar Rudolfs I. von Habsburg nachgewiesen ist. Dieser A. war Kanoniker am Domstift St. Lambert in Lüttich und stand möglicherweise in Beziehungen zum Kollegiatstift St. Suitberg in Kaiserswerth. Er hielt sich um mehrmals in diplomatischer Mission in Jülich auf. / wirkte er an den Verhandlungen zwischen Rudolf und Edward I. von England mit, die um die Ehe von Rudolfs Sohn Hartmann und Edwards Tochter Johanna geführt wurden. Von etwa bis stellte der gleiche A. in Wien eine Sammlung von Urkunden und Musterbriefen zusammen, die wahrscheinlich in drei Redaktionen existierte und über Dokumente enthielt. ist ein A. im Zusammenhang mit dem königlichen Fronhof Rode beurkundet, was vielleicht einen Hinweis auf A.s Heimat liefert. Der Filius ist in sechs Haupthandschriften sowie in Auszügen und Bruchstücken erhalten. Die mlat. Verse des Texts bestehen aus zweisilbig gereimten Hexametern mit einem kleinen Anteil von Leoninern. Inhaltlich steht Vater-Sohn-Didaxe im Mittelpunkt des Filius. Sie bestimmt den Hauptteil des Texts, der neben einer Vorrede (V. –) und der eigentlichen Lehre (V. –) auch einen Epilog (V. –) umfasst. Die gnomischen Weisheiten und Regeln des Texts werden als Ratschläge eines ktiven Vaters an seinen Sohn präsentiert. Der Vater propagiert Qualitäten wie Tugendhaftigkeit, Maß, Gerechtigkeit und Ehre. Auf den Epilog folgt ein weiterer Textabschnitt, in dem A. die Entstehung des Filius darstellt, das Werk datiert und eine dt. Übersetzung für adlige Laien erwähnt, die jedoch nicht erhalten ist. Abschließend widmet er seine Dichtung der heiligen Maria. Insgesamt ist der Filius sowohl von christlicher Moral wie von hö schen Werten geprägt. A. be
. Hälfte . Jh. ruft sich dabei u. a. auf die Bibel und das Missale Romanum, aber auch auf die Disticha Catonis (→ Cato), → Ovid, Horaz und → Vergil. Das Spektrum der Bezüge reicht im Filius von wörtlichen Zitaten bis zu motivischen oder stilistischen Anleihen. Biblisch-liturgische Ein üsse zeigen sich im Wortschatz des Texts. Eine moderate ma. Rezeption von A.s Werk ist über die erhaltenen Handschriften nachweisbar. Da die im Text erwähnte dt. Übersetzung nicht erhalten ist, ist über deren Wirkung keine Aussage möglich. Ü: Überl. in Sammelhss., Florilegien, Glossen, Scholien und Fragm. Verz. bei Grossmann (s. Ausg.). – Haupthss.: Erfurt, UB, Dep. Erf. CA ° , v–r (Perg., zweite Hälfte . Jh.). – Brügge, StB, cod. , r–r (Perg., . Jh.). – Darmstadt, ULB, cod. , r–r (Perg., . Jh.). – Basel, UB, A.XI., v–v (Pap., . Jh.). – Erfurt, UB, Dep. Erf. CA. ° , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh.). – Würzburg, Franziskanerkloster, cod. I , r–r (Pap., , obd.). – Zu A.s Urkundenslg. vgl. Bresslau (s. Lit.). A: Herbert Grossmann (Hg.): Das ‹Filius›Gedicht des Magisters A. de R. (Mlat. Jb. Beih. ). Ratingen u. a. . L: H. Grossmann, VL () Sp. –. – Markus Wesche, LexMA () Sp. . – Harry Bresslau: Hb. der Urkundenlehre für Deutschland und Italien /. Hg. v. HansWalter Klewitz. Leipzig , S. f. – Ruth Köhler: Die Heiratsverhandlungen zwischen Eduard I. von England und Rudolf von Habsburg. Ein Beitr. zur engl.-dt. Bündnispolitik am Ausgang des . Jh. Meisenheim am Glan , S. f. u. ö. – H. Grossmann: Unters. zum ‹Filius›-Ged. des Magisters A. d. R. In: Mlat. Jb. () S. –. – Alfred Ritscher: Lit. und Politik im Umkreis der ersten Habsburger. Dichtung, Historiographie und Briefe am Oberrhein. Frankfurt/ M. , S. – u. ö. – Timo ReuvekampFelber: Volkssprache zwischen Stift und Hof. Hofgeistliche in Lit. und Gesellsch. des . und . Jh. Köln u. a. , S. f. MM Wernher der Gärtner. – Verfasser der Verserzählung Helmbrecht, zweite Hälfte . Jh. W. ist urkundlich nicht bezeugt. Sein Name erscheint als Autorsignatur im Epilog des Helmbrecht (H.): «Swer iu ditze mære lese, / bitet daz im got genædec wese / und dem tihtære, Wernher dem
. Hälfte . Jh. Gartenære». Es ist unklar, ob der Beiname den Beruf des Dichters, seine Herkunft (Garda/Garten) oder einen Familiennamen bezeichnet. Vielleicht ist er auch als Künstlername im übertragenen Sinne zu interpretieren, etwa als Heger der rhetorischen Blütenpracht. Der H. belegt einen nicht unbeträchtlichen Bildungsstand seines Verfassers, der fahrender Berufsdichter gewesen sein dürfte. Hierauf deutet eine Passage, die im Gestus des Fahrenden vorgetragen wird: W. beklagt, dass er nirgends so gut wie H. aufgenommen werde, «swie vil ich var enwadele» (V. ). Einen ungefähren Terminus post quem für die Abfassungszeit des H. liefert → Neidhart, dessen Tod erwähnt wird. Daher kann der H. nicht vor ca. entstanden sein. Der Rekurs auf die Erzählung in einem Gedicht des sog. Seifried → Helbling (/) liefert den Terminus ante quem. Eine vorsichtige Datierung des H. auf die Zeit – ist die opinio communis in der Forschung. Die Dichtung ist bairisch-österreichisch, aber der genauere Entstehungsraum und ihr Anlass sind unklar. Ursprünglich könnte sie für den Hof des Herzogs von Niederbayern geschrieben worden sein (s. Überlieferung). Ein adliger Auftraggeber korreliert in jedem Fall mit der gesellschaftspolitischen Tendenz des H., der die bestehende Ständeordnung dezidiert rechtfertigt: Hauptthema des Werkes ist die Kritik an der Verletzung des ma. Ordo und die Mahnung zu dessen Aufrechterhaltung. Die von Pro- und Epilog eingerahmte Erzählung ( Verse im vermutlich autornäheren Textzeugen) stellt über eine breite Exposition den Helden vor und erklärt die Ausgangskonstellation: H., der Sohn eines gleichnamigen begüterten Bauern («meier»), der für seinen adligen Grundherren als Verwalter tätig ist, will nicht mehr landwirtschaftliche Arbeit leisten, einfache Speisen essen und schlichte Kleidung tragen. Stattdessen möchte er Ritter werden und auf einer Burg sich dem Luxus hingeben. Nur mit großem Widerwillen und unter zahlreichen Warnungen wird er vom Vater für seine Reise ausgestattet. Jetzt schließt sich der erzählerische Hauptteil an, der in drei Blöcke von stark fallender Länge gegliedert ist, die jeweils von einem kurzen Zwischenstück eingeleitet werden. Das erste dieser Zwischenstücke (V. –) berichtet knapp von H.s einjährigem Ritterleben, das sich als Raubrittertum erweist. Denn der Burgherr, der H. in seine Dienste nimmt, lässt seine berittene Schar raubend und brandschatzend durch das Land
Wernher der Gärtner ziehen. Der erste Erzählblock (V. –) schildert nun H.s erste, rund einwöchige Einkehr am väterlichen Hof, um seinen neugewonnenen Status zu präsentieren. Der Aufenthalt ist geprägt von Prahlerei und Hohn gegenüber den Eltern – trotz der reichlichen Bewirtung, die H. zuteil wird. Die erneuten Ermahnungen des Vaters laufen ins Leere, und H. überredet sogar die Schwester Gotelind, seinen Spießgesellen Lemberslint zu heiraten. Ein weiteres Zwischenstück leitet zum nächsten Erzählblock (V. –) über, der den drastischen Umschlag der Erzählung bringt: Der ausgelassenen Hochzeitsfeier wird durch die Schergen des Richters ein jähes Ende gesetzt. Die Raubritter werden überwunden, abgeurteilt und alle bis auf H. gehenkt. Dieser wird geblendet und verstümmelt als Vogelfreier seinem Schicksal überlassen. Er kehrt ein zweites Mal nach Hause zurück, doch der Vater verweist ihn des Hofes. Ein letztes Zwischenstück berichtet in Analogie zum ersten in äußerst knapper Form von H.s einjährigem Umherirren, bis der letzte Erzählblock (V. –) das Märe zu einem Ende führt: Bauern, die zuvor von H. beraubt und gequält worden waren, erhängen diesen an einem Baum. Der H. ist durchdacht konzipiert, der sprachlichstilistische Ausdruck gewandt und an den Vorbildern → Hartmann von Aue, → Wolfram von Eschenbach und → Gottfried von Straßburg geschult. Die sprachliche Glätte und Kunstfertigkeit wird aber bewusst durch mundartlichen Wortgebrauch durchbrochen. Das erzählerische Schwergewicht setzt W. nicht auf die Gestaltung der mitunter dramatischen Handlung, sondern auf die Dialoge und Descriptiones. Die wichtigste Beschreibung widmet sich dem Protagonisten und dessen prächtigen Kleidern, mit denen er von Schwester und Mutter versehen worden ist, und die an sich dem Adel vorbehalten wären. In exponierter Stellung noch vor dem Beginn der eigentlichen Erzählung wird die Beschreibung der Haube H.s präsentiert (V. –, –), auf der sich neben hö schen Tanzszenen positive wie negative Exempla aus Literatur und Natur nden. Diese Ausgestaltung des bäuerlichen Möchtegernritters mit Haube, langem Haar und Schwert hat ihr Vorbild zweifelos im geckenhaften «dörper» aus Neidharts Winterliedern. Um den aufrührerischen H. der Lächerlichkeit preiszugeben, setzt W. bei dessen Beschreibung auf komische Effekte. Komik ist
Wernher der Gärtner generell – trotz der teilweisen Drastik des Erzählten – ein beliebtes Stilmittel W.s. Motivliche Anregung für die inhaltliche Grundstruktur dürfte W. aus der biblischen Parabel vom verlorenen Sohn bezogen haben, wobei der reuige Sünder der Bibel im H. in einen unbußfertigen verkehrt wird. Zudem handelt der alte Meier bei der zweiten Rückkehr des Sohnes nicht wie der liebende Vater der Parabel, sondern höhnt am Ende über H.s Schicksal (wenn es ihm dabei auch «im sîn herze krachte» [V. ]). Der zweimalige Aufbruch des Protagonisten vom elterlichen Hof und seine Zwischeneinkehr stellen eine deutliche Parallele zur doppelten Cursus-Struktur in Hartmanns Erec und Iwein dar, weisen aber auch Reminiszenzen an den Auszug Parzivals als Narr und dessen Einkehr in die Einsiedlerklause seines Onkels Trevrizent auf. Die «klassische» Epik scheint auch für die breit ausgeführten Dialogpartien zwischen Vater und Sohn vor dessem ersten Aufbruch und bei der Zwischeneinkehr vorbildlich gewesen zu sein (vgl. Lehrgespräche im Gregorius oder Parzifal), ein ussreich waren hier aber zudem didaktische Dichtungen vor allem des → Strickers (neben → Windsbecke oder → Magezoge). Ein literarisch geschultes zeitgenössisches Publikum dürfte imstande gewesen sein, die intertextuellen Versatzstücke und Anspielungen im H. als solche zu erkennen. Der H. ist als Exempel bestrafter «superbia» eine deutliche Mahnung zur Einordnung in die familiäre, gesellschaftliche und herrschaftlich-politische Ordnung, die jeweils als gottgegeben verstanden werden. Der ritterliche Meier verstößt gegen alle drei Ordnungsprinzipen, wenn er dem Vater den Gehorsam verweigert, seinen Geburtsstand zu überwinden sucht und als Raubritter den vom Landesherren garantierten und zu wahrenden Landesfrieden verletzt. Für diese emp ndliche Störung der göttlichen Ordnung ereilt H. konsequenterweise bereits diesseits das Strafgericht Gottes. Er ist auch der einzige, der vom Erzähler offen für sein moralisches Vergehen vorgeführt wird. Ausgespart von direkter Kritik bleibt der anonyme Burgherr und Anstifter zum Raub, der genau das Zerrbild des idealen Rittertums verbildlicht, das H. seinem Vater vor seinem Auszug dargelegt hat. Mit diesem «modernen» Ritterbild kontrastiert die vom Vater in der Exposition eindrucksvoll artikulierte Lehre vom Tugendadel (V. –). Der Tugendadel
. Hälfte . Jh. begegnet als Konzept schon in Soziallehren des frühen . Jh. und wird mit neuer Akzentsetzung im ./. Jh. in der Literatur neu belebt (→ Thomasin von Zerklaere, → Walther von der Volgelweide). Es ist paradox, dass ausgerechnet der junge H. im Streitgespräch mit dem Vater für den reinen Geburtsadel plädiert, den er sich zwar anmaßen, aber nie erreichen kann. Das verkehrte Rittertum, das Land in Unfrieden, das schreckliche Ende H.s – W.s düstere Sicht auf die Gesellschaft, in der das hö sche Ideal nur noch in der Erinnerung des Vaters existiert, bildet einen geschickt inszenierten Kontrast zur stilistischmotivlichen Orientierung an eben der hö schen Literatur, welche dieses Ideal vermittelt hat. Sein souveräner Umgang mit der literarischen Tradition, deren Einbindung in ein neues narratives Konzept und vor allem W.s eigene sprachlicherzählerische Finesse begründen den Status des H. als eines der Meisterwerke der dt. ma. Literatur. Anklänge an den H. begegnen neben dem Seifried Helbling im Spiel Vom → Streit zwischen Herbst und Mai, bei → Ottokar von Steiermark, → Rüdeger dem Hinkhofer und vielleicht dem → Pleier. Im . und . Jh. ist in Wien und Prag die Verwendung von «helmbrecht» als Bezeichnung für «Lebemann» oder Ähnliches belegt, was bedeutet, dass eine Loslösung einzelner verabsolutierter Eigenschaften H.s aus dem primär literarischen Kontext erfolgt ist. Die neuzeitliche Rezeption und Forschungsgeschichte des H. ist exzeptionell: Das . Jh. sah in der Erzählung eine historisch-sagenhafte Dorfgeschichte entweder aus der bayerischen oder der oberösterreichischen Heimat: ein Missverständnis der Realitäts ktion im Prolog («hie wil ich sagen waz mir geschach / daz ich mit mînen ougen sach» [V. ]). Seitdem avancierte der H. nicht nur zu einem Lieblingswerk der Interpreten oder Übersetzer, sondern auch der produktiven Weiterverarbeiter (z. B. Fritz Hochwälders Drama Meier Helmbrecht von , eine politische Parabel auf die Herrschaft der Nationalsozialisten). Im Bereich der universitären Forschung fanden alle Modelle und Moden, Paradigmen und Ideologien Anwendung auf den H. Durch diese intensive Auseinandersetzung ist der H. zu einem der besterschlossenen Werke des dt. MA geworden. Ü: Berlin, SBB, Mgf , va–vb (Pap., um /, südbair.) Verse. – Wien, ÖNB, Cod. ser. nova
. Hälfte . Jh. (→ Ambraser Heldenbuch) rb–rb (Perg, –/, südbair.) Verse. – Faks.: Franz Hundsnurscher: W. d. Gartenaere, Helmbrecht. Abb. zur gesamten hsl. Überl. (Litterae ). Göppingen . – Die beiden Textzeugen weichen im Umfang und zum Teil auch im Wortlaut beträchtlich voneinander ab. Welche Hs. die autornähere Fassung tradiert, ist unsicher. Einiges spricht für das Ambraser Heldenbuch, da die dortigen Ortsnamen nicht in Verbindung zum Auftraggeber, Kaiser → Maximilian, zu setzen sind, während beim Mgf einige geographische Angaben im Hinblick auf dessen Auftraggeber, den Traungauer Ritter Leonhard Meurl zu Leonbach, gewählt worden sein dürften. Das legt nahe, dass die Ortsangaben des Heldenbuchs älter sind. Sicher identi ziert werden konnte nur Wanghausen, ein Dorf im Innviertel in der Nähe der Burg Burghausen, einer Residenz der Herzöge von Niederbayern. A: Josef Bergmann: Von dem Mayr Helmprechte. In: Anzeige-Bl. für Wiss. und Kunst der Jbb. für Lit. () –; () – (auch als selbstständige Publ. Wien ). – Moriz Haupt: H. In: ZfdA () S. –. – Friedrich Keinz: H. und seine Heimat. Leipzig , . – Charles E. Gough: Meier H., a poem by W. d. Gartenaere (Blackwell’s German Texts). Oxford , . – Friedrich Panzer: W. d. Gartenære. H. (ATB ). Leipzig ; ab . Au . Tübingen besorgt v. Kurt Ruh; . Au . Ebd. besorgt v. Hans-Joachim Ziegeler. – Helmut Brackert u. a.: W. d. Gartenaere. H. Mhd. Text und Übertragung (Fischer TB ). Frankfurt/M. u. ö. – Fritz Tschirch: W. d. G. H. mhd./nhd. (RUB ). Stuttgart u. ö. – H. W. d. Gartenaere. Introduction and translation by Linda B. Parshall. German edition by Ulrich Seelbach. (Garland Library of Medieval Lit. A. ). New York/London . Ü (Auswahl): Deutschsprachige Erzähler des MA. Aus dem Mhd. übertragen und hg. v. Manfred Lemmer (Slg. Dieterich ). Leipzig , S. –. – Ulrich Pretzel: Dt. Erzählungen des MA. Ins Nhd. übertragen (Beck’sche Schwarze Reihe ). München , S. –. – W. d. G. H. Aus dem Mhd. übers. und mit einem Nachw. versehen v. Karl-Heinz Göttert (RUB ). Stuttgart . B: U. Seelbach: Bibliogr. zu W. d. G. (Bibliogr. zur dt. Lit des MA ). Berlin . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Jo
Wernher der Gärtner hannes Janota. Tübingen , S. –. – Siegfried Grosse/Ursula Rautenberg: Die Rezeption ma. dt. Dichtung. Eine Bibliogr. ihrer Übersetzungen und Bearb. seit der Mitte des . Jh. Tübingen , S. –. – Ziegeler (s. Ausg.) S. XXIII–XXXI. – U. Seelbach: Bibliogr. zu W. d. G. Nachträge bis und Ergänzungen. In: Nolte/Schneider (s. Lit.) S. –. L: Ludwig Fränkel, ADB () S. –. – De Boor/Newald / () S. – und Reg. – R[icarda] Bauschke, LexMA () Sp. . – Fritz Peter Knapp, VL () Sp. –. – Ders.: Killy () S. –. – Forschungsberichte, Kommentare, Wörterbuch, Sammelbände: Johannes Janota: Neuere Forschung zur dt. Dichtung des SpätMA (–) –. In: DVjs () Sonderh. S. –, hier S. –. – F. P. Knapp: H. in gegenwärtiger Sicht. In: Vierteljahresschrift des Adalbert-StifterInstitutes des Landes Oberösterreich () S. –. – U. Seelbach: Komm. zum ‹H.› von W. d. G. (GAG ). Göppingen . – Hirohiko Soejima: Lemmatisierter Wortindex zum H. In: Norden. Zs. für Germanistik und deren Bezugswiss. (Sapporo ) S. –. – Theodor Nolte/Thomas Schneider (Hg.): W. d. G. ‹H.›. Die Beitr. des H.-Symposions in Burghausen . Stuttgart . – Weitere Titel: Franz Pfeiffer: Forschung und Kritik auf dem Gebiete des dt. Alterthums I: Über Meier H. In: Sb. der Kaiserlichen Akad. der Wiss., phil.-hist. Cl. () S. – (auch als Sonderdr. Wien ). – Carl von Kraus: Zur Kritik des H.s. In: ZfdA () S. –. – Wilhem Braune: H.s Haube. In: PBB () S. –. – C. E. Gough: The Authorship of the Middlehigh German Poem ‹Meier H.›. In: Proceedings of the Leeds Philosophical and Literary Society. Literary and Historical Section () S. –. – Hanns Fischer: Gestaltungsschichten im ‹Meier H.›. In: PBB (Tüb.) () S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Kurt Ruh: Der ursprüngliche Versbestand von W.s H. In: ZfdPh () Sonderh. S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. . Hg. v. Volker Mertens. Berlin/New York , S. –). – Bernhard Sowinski: H. der Narr: In: PBB (Tüb.) () S. –. – Ders.: W. d. Gartenaere. H. (Interpretationen zum Deutschunterricht ). München . – Ernst von Reusner: H. In: Wirkendes
Wernher der Gärtner Wort () S. –. – Dieter Seitz: H. Konservative Gesellschaftskritik in der Lit. des . Jh. In: Ma. Texte im Unterricht. Bd. . Hg. v. H. Brackert u. a. (Beck’sche Elementarbücher). München , S. –. – Hermann Bausinger: H. Eine Interpretationsskizze. In: Stud. zur dt. Lit. und Sprache des MA., FS Hugo Moser. Hg. v. Werner Besch u. a. Berlin , S. –. – H. Brackert: H.s Haube. In: ZfdA () S. –. – Peter Göhler: Kon ikt und Figurengestaltung im ‹H.› von W. d. G. In: Weimarer Beitr. () H. , S. – (wieder in: Das Märe. [s. o.] S. –). – Gerhart Schindele: H. Bäuerlicher Aufstieg und landesherrliche Gewalt. In: Lit. im Feudalismus (Literaturwiss. und Sozialwiss. ). Hg. v. Dieter Richter. Stuttgart , S. –. – F. Tschirch: Die Struktur der Handlungsführung im H. In: FS Karl Bischoff. Hg. v. Günther Bellmann u. a. Köln u. a. , S. –. – Hannes Kästner: Ma. Lehrgespräche. Textlinguist. Analysen, Stud. zur poetischen Funktion und pädagogischen Intention (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Karl Heinz Borck: Adel, Tugend und Geblüt. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. f. – Ulrike Lehmann-Langholz: Kleiderkritik in ma. Dichtung. Der arme Hartmann, Heinrich ‹von Melk›, Neidhart, W. d. Gartenaere und ein Ausblick auf die Stellungnahmen spätma. Dichter (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Ernest W. B. Hess-Lüttich: Das Ende der ordenunge. H.s lêre in textsemiotischer Sicht. In: Ders.: Kommunikation als ästhetisches Problem (Kodikas/Code. Suppl. ). Tübingen , S. –. – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. – und Reg. – Cornelia Wilhelm-Graf: Richter und Gerichte im ‹H.› In: Neue Juristische Wochenschr. () S. – (wieder in: Recht und Juristen im Bild der Lit. Hg. v. Hermann Weber [Recht, Lit. und Kunst in der Neuen Juristischen Wochenschr. ]. Berlin , S. –). – Anton Schwob: Das mhd. Märe vom ‹H›. vor dem Hintergrund der ma. ordo-Lehre. In: Geistliche und weltliche Epik des MA in Österreich. Hg. v. David McLintock u. a. (GAG ; Publ. of the Institute of Germanic Studies ). Göppingen , S. –. – U. Seelbach: Späthö sche Lit. und ihre Rezeption im späten MA. Stud. zum Publikum des ‹H.› von W. d. G. (Phil.St.u.Qu. ). Berlin . – Ders.:
. Hälfte . Jh. ‹... die werdent ouch Helmbrehtel!› Zu den Prager und Wiener ‹Helmbrechten› im SpätMA. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Elke Brüggen: Kleidung und Mode in der hö schen Epik des . und . Jh. (Beih. zum Euph. ). Heidelberg , passim. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , S. , und Reg. – F. P. Knapp: Ma. Erzählgattungen im Lichte scholastischer Poetik. In: Exempel und Exempelslg. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –, hier S. –. – Joachim Kuolt: Theater um ‹H.›. Anmerkungen zu sechs Beispielen literarisch-dramatischer MARezeption in der ersten Hälfte des . Jh. In: Ist zwîvel herzen nachgebûr. FS Günther Schweikle. Hg. v. Rüdiger Krüger u. a. (Helfant-Stud. ). Stuttgart , S. –. – William H. Jackson: Das Maere vom H. als Familiengesch. In: Euph. () S. –. – Dagmar Hüpper: Familie Helmbrecht in der Krise. Rechtsnormen und ihre Kontrafaktur in den Sprachhandlungen des Maere. In: Symbole des Alltags – Alltag der Symbole. FS Harry Kühnel. Hg. v. Gertrud Blaschitz u. a. Graz , S. –. – Erika Langbroek: Warnung und Tarnung im ‹H.›. Das Gespräch zwischen Vater und Sohn H. und die Haube des H. In: ABäG () S. –. – Petra Menke: Recht und Ordo-Gedanke im H. (Germanistische Arbeiten zur Sprache und Kulturgesch. ). Frankfurt/ M. u. a. . – B. Sowinski: Parzival und H. Hösche Kalokagathie und bäurische Usurpation. In: ‹Von wyßheit würt der mensch geert ...›. FS Manfred Lemmer. Hg. v. Ingrid Kühn/Gotthard Lerchner. Frankfurt/M u. a. , S. –. – Gertrude Durusoy: Das Märe vom H. Nur Erzählung oder schon Drama? In: ‹Sô wold ich in fröuden singen›. FS Anthonius H. Touber. Hg. v. Carla Dauvenvan Knippenberg/Helmut Birkhan (ABäG /). Amsterdam , S. –. – Peter von Matt: Verkommene Söhne, mißratene Töchter. Familiendesaster in der Lit. München/Wien , S. –, f. und Reg. – P. Göhler: Die Erzählung von der ‹alten hovewîse› im ‹H.›. Ihre Bedeutung für den Gehalt und die Struktur der Erzählung. In: Erzählungen in Erzählungen. Phänomene der Narration in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Harald Haferland/Michael Mecklenburg (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München
. Hälfte . Jh. , S. –. – Ralf-Henning Steinmetz: Komik in ma. Lit.: Überlegungen zu einem methodischen Problem am Beispiel des ‹H.›. In: GRM () S. –. – Friedhelm Debus: Namen im H. und ihre textuelle Einbettung. In: Sprachgesch. – Dialektologie – Onomastik – Volkskunde. FS Wolfgang Kleiber (Zs. für Dialektologie und Linguistik. Beih. ). Stuttgart , S. –. – Werner Schröder: Zur Tragik des Vaters im ‹H.› W.s d. G. In: Jb. für Internationale Germanistik () S. –. – Peter Jörg Becker: Albrecht: Der Jüngere Titurel; W. d. G.: H. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Dems./Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Norbert Voorwinden: ‹Ist er ze sahsen oder ze brâbant gewahsen?› Beobachtungen zum ‹Flämeln› des jungen H. In: ABäG () S. –. – Ingrid Bennewitz: Von Vätern und Söhnen, Böcken und Gärtnern. W.s ‹H.› im Kontext jüngerer Rezeptionsversuche. In: wort unde wîse, singen unde sagen. FS Ulrich Müller (GAG ). Göppingen , S. –. – Silvan Wagner: Nichts Neues unter der Sonne? Der bäuerliche Generationskon ikt im ‹H.› als Basis eines neuen Ritterbildes. In: Familie, Generation, Institution. Generationenkonzepte in der Vormoderne. Hg. v. Hartwin Brandt (Bamberger hist. Stud. ). Bamberg , S. –. – G. Blaschitz: Unterwegs in der mhd. Epik des . und . Jh. Das sprachliche und literarische Erscheinungsbild von Weg und Straße in der Heldenepik, im Frauendienst des Ulrich von Liechtenstein und im H. von W. d. G. In: Die Welt der europäischen Straßen. Von der Antike bis in die frühe Neuzeit. Hg. v. Thomas Szabó. Köln u. a. , S. – . – Trude Ehlert: Zur Semantisierung von Essen und Trinken in Werners H. In: ZfdA () S. –. – Günter Lange: Zeitkritik im ‹H.› von W. d. G. und ihre sozialgeschichtlichen Hintergründe. Baltmannsweiler . – Nadine Hufnagel: ‹fride, sît Helmbreht ist an der wide›. Die Inszenierung des Todes H.s als Akt der Restitution von ‹ordo›. In: Gott und Tod. Tod und Sterben in der hö schen Kultur des MA. Hg. v. Susanne Knaeble u. a. (Bayreuther Forum Transit ). Berlin/Münster , S. –. – Sebastian Coxon: ‹Hâhâ, diep Helmbreht!› Laughter, crime and punishment in W. d. Gartenaere’s ‹H.›. In: Oxford German Studies () S.–. – T. Nolte: W. d. G. H. In: Hist. Lex. Bayerns (online): www.historisches-lexikonbayerns.de/artikel/artikel (vom ..). VZ
Frauenminne und Gottesminne Frauenminne und Gottesminne. – Belehrendes Gedicht. Der Text umfasst Reimpaarverse (Hagen druckt Langverse nach alter Manier) und ist in vier Sinnabschnitte geteilt. Zunächst beklagt das Ich allgemein die Verstrickungen und den negativen Einuss der Frauenminne auf den, «der sich gern welle nern» (V. ). Dieser müsse nach dem «gebot» der Frauen leben, die gar «der manne got» würden. So geht im zweiten Teil der profane Ton in einen geistlichen über. Das Ich rät im folgenden zur Hinwendung an die Gottesminne, andernfalls sei «ein zwivaltiger tot» (V. ) gewiss. Im dritten Teil bekennt das Ich einschlägige Erfahrungen mit der Frauenminne und seine Conversio zur «frien gotes schar» (V. ). Der Text wird abgeschlossen durch ein Dankgebet an den Erlöser von weltlichen Verführungen. Als geistliche Rede im Kontext von Erbauung und Didaxe ist der Text schwer vorzustellen, er unterscheidet sich sowohl inhaltlich als auch stilstisch stark von jenen. Vielmehr steht er, wie auch weitere Texte der Stricker-Handschrift, den Minnereden nahe und kann als ein früher Vertreter bezeichnet werden (Glier, S. ). Ü: Wien, ÖNB, Cod. , va-vb (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.-österr.). A: Friedrich von der Hagen: Frauenminne und Gottesminne. In: Germania () (Nachdr. ) f. L: Tilo Brandis, VL () Sp. f. – Franz-Josef Holznagel: Wiener Kleinepikhs. cod. . In: VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Arend Mihm: Aus der Frühzeit der weltlichen Rede. Inedita des Cod. Vindob. . In: PBB (Tüb.) () S. –. – T. Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München . – Hans-Joachim Ziegeler: Beobachtungen zum Wiener Codex und zu seiner Stellung in der Überl. früher kleiner Reimpaardichtung. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – F.-J. Holznagel: Der Wiener Codex . Unters. zu Überl. und Form kleinerer mhd. Reimpaardichtungen des . Jh. Habil.-Schr. (masch.). Köln . – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachliche Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von
Der kahle Ritter den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit III,). Tübingen , S. . CS Liebe und Reichtum. – Minnerede, vor . Ausgehend von der Naturbeobachtung, dass Wasser aus der kleinsten Quelle besser schmeckt als (salziges) Wasser aus den großen Meeren, erörtert der anonym im Kontext der → StrickerDichtungen überlieferte Text in paargereimten Versen, dass Frauen auf der Suche nach der rechten Minne lieber auf die Einstellung eines Mannes («muot») als auf dessen Besitz («guot») Wert legen sollten. Das sprechende Ich reiht sich natürlich am Ende (mit einem Heischegestus) unter diejenigen ein, die deshalb zu bevorzugen sind. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–r (um /). A: Arend Mihm: Aus der Frühzeit der weltlichen Rede. Inedita des Cod. Vindob. . In: PBB (Tüb.) () S. f. (Nr. ). L: Bernhard Schnell, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. f. (Nr. ). – Ingeborg Glier: Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Wolfgang Achnitz: ‹Kurz rede von guoten minnen / diu guotet guoten sinnen›. Zur Binnendifferenzierung der sogenannten ‹Minnereden›. In: JOWG () S. f. – Ders.: Minnereden. In: Forschungsberichte zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik. Tl. . Hg. v. Hans-Jochen Schiewer unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe C: Forschungsberichte ). Bern u. a. , S. f. – Franz-Josef Holznagel: Hs. – Texttypologie – Literaturgeschichte. Die kleineren mhd. Reimpaardichtungen des . Jh. und der Wiener Stricker-Cod. (Hermaea NF ). Berlin/ Boston . WA Frauenschönheit. – Topische Schönheitsbeschreibung, Überlieferung drittes Viertel . Jh. Die unikal überlieferte Minnerede präsentiert in kurzer Rahmung eine ausführliche Schönheitsbeschreibung einer Dame nach dem A capite ad calcem-Schema (genannt werden Haare, Stirn, Kopf, Augenbrauen, Wangen, Nase, Mund, Zähne, Zunge, Hals, Arme, Hände, Finger, Brust, Taille, Beine, Füße; die Partie zwischen Bauch
. Hälfte . Jh. und Knien bleibt ohne genaue Bezeichnung). Der Sprecher betont mehrfach die Konventionalität und Gemachtheit des Beschriebenen. Aufgenommen und bearbeitet werden einzelne Bestandteile des Textes in Der → Minnen Klaffer. Ü: Wien, ÖNB, , ra–va ( Verse). A: Arend Mihm: Aus der Frühzeit der weltlichen Rede. Inedita des Cod. Vindob. . In: PBB () S. –, hier S. f. L: Tilo Brandis, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Mihm (s. Ausg.) S. . – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. . – Wolfgang Achnitz: Minnereden. In: Forschungsber. zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik. Tl. . Hg. v. Hans-Jochen Schiewer unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe C: Forschungsber. ). Bern u. a. , S. –, hier S. . – Ludger Lieb: Umschreiben und Weiterschreiben. Verfahren der Textproduktion von Minnereden. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth Andersen/Manfred Eikelmann/Anne Simon (Trends in Medieval Philology ). Berlin/ New York , S. –, hier S. , . JK Der kahle Ritter. – Bîspel, drittes Viertel . Jh. Ein kahler Ritter verliert seine Perücke («mit hâr ein hiutelîn») in einem peinlichen Moment, fällt aber in das Lachen der spottenden Schaulustigen ein und hebelt damit die Blamage aus. Das Epimythion unterstreicht, dass der Mensch klug sei, der «schimpf wol vertragen» könne. Thematisch erinnert der Text ( Reimpaarverse) an Der → Ritter im Hemde, in dem der Protagonist ebenfalls durch ein Missgeschick zum Gespött der Leute wird. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , v–v (Pap., , nordbair.). – Wien, ÖNB, Cod. , r (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.-österr., evtl. aus Niederösterreich; vgl. Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. I. Vom späten . Jh. bis um . Text- und Tafelbd. Wiesbaden , Textbd. S. ). A: Franz Pfeiffer: Altdt. Beispiele. In: ZfdA () S. –, hier S. –. L: Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zu Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , S. , , . –
. Hälfte . Jh. Hans-Joachim Ziegeler: Beobachtungen zum Wiener Codex und zu seiner Stellung in der Überl. früher kleiner Reimpaardichtung. In: Orte der Lit. Schriften zur Kulturgesch. des späten MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. dems./Gerald Kapfhammer (Kölner germanistische Stud. NF ). Köln , S. –, hier S. f. – Sebastian Coxon: ‹Lieber Meister, erzürnent Euch nit›: The comic power of emotions in ‹Dil Ulenspiegel›. In: Machtvolle Gefühle. Hg. v. Ingrid Kasten (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. . FA Die beiden ungleichen Liebhaber. – Minnekasuistische Erörterung, Überlieferung drittes Viertel . Jh. Der Sprecher legt nach einem Prolog von Versen der Dame, die er direkt anspricht, einen Minnekasus vor. Sie soll sich zwischen zwei potentiellen Liebhabern entscheiden: Einem vornehmen Reichen, der verschiedene Liebschaften unterhält und für den alles käu ich ist, oder einem tugendhaften Armen, der sie aufrichtig und exklusiv liebt. Den je Versen umfassenden Vorstellungen der beiden Liebhaber folgt ein wiederum Verse umfassender Epilog, in dem der Sprecher resignativ die geringen Chancen hö scher und aufrichtiger Liebender beklagt. Offensichtlich liegt eine Rezeption der französischen Gattung der ‹Jeux partis› (vgl. dazu die V. : «teilen ein spil» und V. : «Daz spil han ich geteilet», in denen der französische Terminus in dt. Übersetzung aufgenommen scheint) vor, allerdings fehlen die dialogische Struktur und die dilemmatische Entscheidungssituation der Vorbilder. Ü: Wien, ÖNB, , va–vb ( Verse). A: Arend Mihm: Aus der Frühzeit der weltlichen Rede. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. – (Nr. ). L: A. Mihm, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Mihm (s. Ausg.) S. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Ursula Peters: Cour d’amour – Minnehof. In: ZfdA () S. –, hier S. f. – Ingrid Kasten: Stud. zur Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Diss. Hamburg , S. –. JK
Die beiden ungleichen Liebhaber Minnebestiarium. – Übersetzung einer Minneallegorie, zweite Hälfte . Jh. Um verfasste Richard de Fournival (–) die ein ussreiche Prosa-Minneallegorie Bestiaire d’amour. Im Rahmen einer ktivautobiographischen Erzählung behandelt der Text in strenger Minnekasuistik die Minne des Sprechers zu einer spröden Dame. Den allegorischen Anteil des Werks bilden Tiere und weitere Sinnbilder, die eine auf die Minne des Sprechers bezogene Auslegung erfahren. In der zweiten Hälfte des . Jh. entstand dann eine mittelniederfränkische Übersetzung des Werks. Dieses M. ist nur in einer mit prunkvollen Miniaturen ausgestatteten Handschrift erhalten. Als möglichen Auftraggeber des Codex hat die Forschung Graf Rainald I. von Geldern (um –) erwogen. Die Übersetzung folgt weitgehend Richards Original, bietet den Prolog jedoch in einer eigenständigen Fassung. Die ursprüngliche Fassung des Prologs leitet in der gleichen Handschrift eine dt. Prosa-Übersetzung des Moralium dogma philosophorum ein. Eine Rezeption des M.s ist nicht bekannt. Ü: Hannover, LB, ms. IV , S. – (Perg., Ende . Jh., mittelniederfränkisch). A: John Holmberg: Eine mittelniederfränkische Übertragung des Bestiaire d’amour. Sprachlich untersucht und mit altfranzösischem Paralleltext. Uppsala , S. – (vgl. dazu: J. W. Muller, in: Museum , , Sp. –). L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. f.; () Sp. . – Holmberg (s. Ausg.) S. –. – Cornelis G. N. de Vooys: Bestond eer een Dietse Prozavertaling van de ‹Bestiaire d’Amour›? In: Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde () S. –. – J. Holmberg: Is de Nederrijnse ‹Bestiaire d’Amour› uit het Diets Vertaald? In: ebd. () S. –. – C. G. N. de Vooys: De Vertaling van het ‹Moralium dogma philosophorum›. Middelnederfrankies of Middelnederlands? In: ebd. () S. –. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – M. Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. f., f., , f., f. u. ö. – Nikolaus Henkel: Stud. zum Physiologus im MA (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. – Willem P. Gerritsen: Das ‹Bestiaire d’Amours› des Richard de Fournival und das sog. ‹Niederrheinische
Ulrich von Etzenbach Moralbuch› (Hannover, Niedersächsische LB IV ). In: Schnittpunkte. Dt.-ndl. Lit.beziehungen im späten MA. Hg. v. Angelika Lehmann-Benz u. a. Münster/Westf. u. a. , S. –. – W. P. Gerritsen: Memory’s Two Doors. Mnemotechnical Aspects of Richard de Fournival’s ‹Bestiaire d’Amours› and the Low-Rhenish ‹Morality Book› (Hannover, SLB, IV ). In: Medieval Memory. Image and Text. Hg. v. Frank Willaert. Turnhout , S. –. – Johannes Spicker: Minnereden, Minneallegorien, Liebesgrüße und weitere didaktische Kleinformen. In: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum von Rhein und Maas. Hg. v. Helmut Tervooren u. a. Berlin , S. –, hier S. –. MM Ulrich von Etzenbach (fälschlich auch: Eschenbach). – Verfasser von Versromanen, spätes . Jh. U. ist nur durch Eigennennungen in seinen deutschsprachigen Versromanen Alexander (A.) und Wilhelm von Wenden (W.) nachweisbar. Darin gibt er an, böhmischer Herkunft zu sein und unter den Königen Ottokar II. und Wenzel II. am Prager Hof gelebt zu haben. Später war wohl Borso II. von Riesenburg sein Förderer. Um begann U. in Prag mit der Arbeit am A. Er schrieb das Werk zunächst für Ottokar II., nach dessen Tod für Wenzel II., dem der A. auch gewidmet ist. Das rund . Verse umfassende Werk ist in zwölf Handschriften und Fragmenten ab dem ersten Viertel des . Jh. erhalten. Drei Fassungen sind überliefert: *A ist u. a. in Handschrift a aufgezeichnet, die schwäbische Fassung *B u. a. in H. Die böhmische Fassung *C konstituiert die größte Überlieferungsgruppe (u. a. in S) und weist eine zusätzliche Widmung an Ulrich II. von Neuhaus auf. Der Inhalt des Romans ist in zehn Bücher gegliedert und umspannt das Leben A.s sowie die Zeit kurz nach seinem Tod: Nectanebus und Olympias zeugen A., der unter Wunderzeichen geboren wird. Er wächst als Philipps Sohn auf und wird von Aristoteles ausgebildet. Nach ersten jugendlichen Heldentaten übernimmt A. mit Philipps Ermordung die Königsherrschaft. Die weitere Handlung schildert ausführlich A.s politische und kriegerische Kon ikte mit Darius und den Persern. Breiten Raum erhalten auch A.s Eroberungen, Liebschaften und zahlreiche wundersame Abenteuer: etwa A.s Ozeanfahrt, die Reise zum irdischen Paradies,
. Hälfte . Jh. seine Begegnungen mit fremdartigen Wesen, Völkern und Zauberern. Nach A.s Tod durch Gift endet der Roman mit seinem Begräbnis, Totenklagen und Diadochenkämpfen. Die Handlung des A. orientiert sich primär an der um entstandenen Alexandreis des Walther von Châtillon. Das erste und zehnte Buch des A. stützen sich auf die Historia de preliis (. Jh.). Die Darstellung A.s und seiner Zeit ist in U.s Roman stark hö sch gefärbt. So zeigen etwa Beschreibungen turnierartiger Kämpfe und repräsentativer Feste die mittelalterliche Perspektive des Verfassers. Haupt gur A. ist als ritterlicher Held, Liebhaber und Heereslenker gezeichnet, der aristotelische Ideale von Herrschaft verkörpert. Sein Handeln erscheint als göttlich begünstigt. So wird im neunten Buch A.s Gebet erhört, die Berge um die Völker Gog und Magog zusammenrücken zu lassen. Zwar besitzt U.s A. durchaus Schwächen, doch werden diese als typisch menschlich entschuldigt. Insgesamt überwiegt seine hö sch-heroische Idealität, die ihn als Identi kations gur für Ottokar II. empfehlen soll. So kann der A. auch als Rechtfertigung von Ottokars expansiver Politik gelesen werden. Der Tod des böhmischen Königs macht sich ab dem sechsten Buch des A. bemerkbar, wenn die Bezüge zu Ottokar abnehmen. In drei Handschriften des A. ist auch ein Anhang zu dem Roman überliefert. Der Verse umfassende Text entstand nach dem A. und stammt wahrscheinlich von U. selbst. Eine frühere Zuschreibung an den Autor der → Kreuzfahrt Landgraf Ludwigs des Frommen gilt heute als obsolet. Der Text ist dem böhm. Adligen Borso II. von Riesenburg gewidmet. Die Handlung des Anhangs ereignet sich noch zu Lebzeiten A.s. Im Mittelpunkt stehen dessen Versuche, die Stadt Tritonia zu erobern. Deren Bewohner beharren auf ihrer Freiheit und wehren A. und seine Belagerer ab. Auf einen Ratschlag des Aristoteles hin überzeugt A. die Stadtbewohner jedoch argumentativ von seinem göttlich gewollten Herrschaftsanspruch. Tritonia akzeptiert A. daraufhin freiwillig als Herrscher. Der Text setzt den Allmachtsbestrebungen des einzelnen Monarchen das Konzept einer naturrechtlich abgeleiteten Herrschaft unter adliger Mitregentschaft entgegen. Diese Positionierung des Verfassers steht im Kontext politischer Entwicklungen des . Jh., als der böhmische Adel um stärkeren Ein uss rang. Eine Rezeption erfuhr U.s A. u. a. in den Weltchroniken
. Hälfte . Jh. der → Heinrich von München-Tradition. Allerdings galt der Roman im MA als Werk → Wolframs von Eschenbach. U.s zweiter Versroman W. ( Verse) wurde um nach der Fertigstellung des A. begonnen und vor dem Tod der böhmischen Königin Guta beendet. Auftraggeber war ein «Heinrich der Walch», bei dem es sich um den königlichen Protonotar Henricus Italicus gehandelt haben könnte. Der Roman ist in drei Textzeugen ab etwa / erhalten. Im Mittelpunkt der Handlung steht der junge Wendenfürst W. Auf der Suche nach Christus reist er mit seiner schwangeren Frau Bene nach Palästina. Unterwegs gebiert Bene Zwillingssöhne, die W. an christliche Händler verkauft. Bene bleibt in der Obhut einer Witwe zurück, während W. nach Palästina weiterreist. Dort lässt er sich taufen und kämpft gegen die Heiden. Zur gleichen Zeit stirbt der Herrscher von Benes Gastland. Die Suche nach einem Nachfolger bleibt erfolglos, weshalb man Bene zur neuen Herzogin wählt. Die getrennt aufgewachsenen Söhne W.s treffen sich wieder und werden zu Räubern. Schließlich kehrt W. aus Palästina zurück und gelangt in Benes neue Heimat. W. und Bene erkennen sich dort jedoch nicht. Bene will gegen die beiden Räuber vorgehen, aber W. erlangt deren Begnadigung. Nachdem er seine Söhne wiedererkannt hat, erkennt auch Bene ihn und es kommt zur Versöhnung. W. wird Herzog von Benes Land und behält zugleich seine ursprüngliche Herrschaft. Seine heidnischen Gefolgsleute konvertieren zum Christentum. U.s Roman weist in der Vorrede wörtliche Parallelen zum Willehalm Wolframs von Eschenbach auf, dem er auch stilistisch verp ichtet ist. Inhaltlich ist der W. ebenso politisch geprägt wie der A. Der Roman erörtert im Rahmen einer ktiven Erzählung Aspekte von Herrschaft wie Machtkompetenz, Thronfolge und die Rolle des Adels. Die explizite Gleichsetzung von W. und Wenzel II. durch U. verankert das Werk dabei im zeitgenössischen Kontext. Die Wenden des Romans verweisen auf die Böhmen, Bene auf Königin Guta, die Mutter von Zwillingen wurde. U. rechtfertigt im W. die expansiven Bestrebungen Wenzels im slawischen Gebiet, so wie er im A. Ottokars Politik zu legitimieren sucht. Zugleich unterstreicht er die Position des erblichen Monarchen gegenüber dem um Ein uss ringenden Adel. Früher wurde U. auch die Fassung D des → Herzog Ernst zugeschrieben. Dies wird heute u. a. deshalb abgelehnt, weil die antikaiserliche
Ulrich von Etzenbach Tendenz des Werks dem damaligem politischen Kurs Wenzels II. widerspricht. Ü: . Alexander und Anhang: Hss. und Fragm. – Umfangreichere Hss.: H: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Perg., erste Hälfte . Jh., niederalemannisch mit bair. und schwäbischen Elementen, mit Anhang). – b: Basel, UB, cod. E II , Bll. (Perg., , bair.). – S: Stuttgart, LB, cod. poet. et phil. ° , Bll. (Perg., zweites Viertel . Jh., bair. mit ostmitteldt. Elementen, mit Anhang). – W: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, ra–va (Perg., zweites Viertel . Jh., mitteldt., mit Anhang). – l: London, British Library, MS Add. , Bll. (Perg., frühes . Jh.). – a: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , Bll. (Pap., um , westalemannisch). . Wilhelm von Wenden: F: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , ra, ra (Pap., um /, rheinfränkisch). – D: Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, r–v (Pap., , rheinfränkisch). – H: Hannover, LB, Ms. IV , Bll. (Pap., Hagenau/Elsass, um ). A: Wilhelm von Wenden. Hg. v. Wendelin Toischer. Prag . Nachdr. Hildesheim . – Alexander. Hg. v. W. Toischer. Tübingen . Nachdr. Hildesheim . – Wilhelm von Wenden (DTM ). Hg. v. Hans-Friedrich Rosenfeld. Berlin . – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg L: Elias von Steinmeyer, ADB () S. . – Rolf Eckart: Alexandreis. In: KNLL () S. f. – Hans-Joachim Behr, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. – u. ö. – Norbert H. Ott/Ruth Finckh, Killy () S. f. – Joseph Hefner: Die Ochsenfurter Fragm. der ‹Alexandreis› des U. v. E. In: ZfdPh () S. –; () S. –. – Friedrich Wilhelm: U. v. Eschenbach und der Winsbecke. In: PBB () S. f. – Hans Paul: U. v. E. und seine ‹Alexandreis›. Berlin . – Ders.: Die Dessauer Hs. des ‹Wilhelm von Wenden› U.s v. E. In: ZfdA () S. –. – H.-F. Rosenfeld: Zum ‹Wilhelm von Wenden› U.s v. E. In: Neophilologus () S. –. – Ders.: ‹Herzog Ernst› D und U. v. E. Leipzig . Nachdr. New York . – Hermann Meier: Zum Reimgebrauch im ‹Herzog Ernst› D und bei U. v. E. Diss. Marburg . – H.-F. Rosenfeld: Der Kreuzfahrtdichter und U.s v. E. Anhang zum ‹Alexander›. In: ZfdPh ()
Ulrich von Etzenbach S. –. – Ders.: Zum ‹Alexander›-Anhang U.s v. E. In: ZfdA () S. –. – Friedrich Repp: Der Anhang zum ‹Alexander› des U. v. E. In: ebd., S. –. – Käthe Leonhardt: Quellengeschichtliche Unters. zum ‹Wilhelm von Wenden› des U. v. E. Jena . – Margot Hühne: Die Alexanderepen Rudolfs von Ems und U.s v. E. Würzburg-Aumühle . – F. Repp: Reimwörterbuch zu U. v. E. Reichenberg . – Josef Quint: Die Bedeutung des Paradiessteines im ‹Alexanderlied›. In: Formenwandel. FS Paul Böckmann. Hg. v. Walter Müller-Seidel/Wolfgang Preisendanz. Hamburg , S. –. – Dieter Richter: Ein neues Fragm. des ‹Alexander› v. U. v. E. In: ZfdA () S. –. – Jürgen Brummack: Die Darst. des Orients in den dt. Alexandergeschichten des MA. Berlin , S. – u. ö. – David J. Ross: Two New Manuscripts of the ‹Alexander› of U. v. E. In: ZfdA () S. –. – Horst Preiss: Bemerkungen zur Alexandreisforschung. In: Jb. für fränkische Landeskunde () S. –. – Achim Masser: Zum ‹Wilhelm von Wenden› U.s v. E. In: ZfdPh Sonderh. () S. –. – Rainer Kohlmayer: U.s v. E. ‹Wilhelm von Wenden›. Stud. zur Tektonik und Thematik einer politischen Legende aus der nachklassischen Zeit des MA. Meisenheim am Glan . – Thomas Cramer: Normenkonikt im ‹Pfaffen Amis› und im ‹Wilhelm von Wenden›. Überlegungen zur Entwicklung des Bürgertums im SpätMA. In: ZfdPh Sonderh. () S. –. – R. Kohlmayer: Textgliederung als Rezeptionssteuerung in Hs. und Rezeption. Eine formkrit. Fallstud. am Beispiel des ‹Wilhelm von Wenden› U.s v. E. In: Literaturwiss. und Linguistik () H. /, S. –. – H.-J. Behr: Lit. und Politik am Böhmerhof. U. v. E., ‹Herzog Ernst› D und der sog. Anhang zum ‹Alexander›. In: ZfdPh () S. –. – R. Kohlmayer: Formkunst und Politik in den Werken U.s v. E. Zahlkomposition und politische Thematik in der ‹Alexanderreis›, im ‹Herzog Ernst D›, im ‹Wilhelm von Wenden› und im Anhang der ‹Alexanderreis›. In: ZfdPh () S. –. – Gerold Hayer: Neue Fragm. zum ‹Alexander› U.s v. E. und zum ‹Schwabenspiegel› aus der Stiftsbibl. St. Peter. In: Stud. und Mitt. zur Gesch. des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige () S. –. – N. H. Ott: U.s v. E. ‹Alexander› illustriert. Zum Alexanderstoff in den Weltchron. und zur Entwicklung einer dt. Alexander-Ikonographie im . Jh. In: Zur
. Hälfte . Jh. dt. Sprache und Lit. des . Jh. Dubliner Colloquium . Hg. v. Walter Haug u. a. Heidelberg , S. –. – H.-J. Behr: Alexander am Prager Königshof oder Das Prinzip der Machtlegitimation durch Leistung. In: Hö sche Lit., Hofgesellschaft, hö sche Lebensformen um . Hg. v. Gert Kaiser/Jan-Dirk Müller. Düsseldorf , S. –. – J.-D. Müller: Landesherrin per comprimissum. Zum Wahlmodus in U.s v. E. ‹Wilhelm von Wenden› V. –. In: Sprache und Recht . Beitr. zur Kulturgesch. des MA. FS Ruth Schmidt-Wiegand. Hg. v. Karl Hauck u. a. Berlin , S. –. – Petra Kellermann-Haaf: Der ‹Wilhelm von Wenden› U.s v. E. In: Frau und Politik im MA. Unters. zur politischen Rolle der Frau in den hö schen Romanen des ., . und . Jh. Hg. v. ders. (GAG ). Göppingen , S. –. – Dies: Der ‹Alexander› U.s v. E. In: ebd., S. –. – H.-J. Behr: Lit. als Machtlegitimation. Stud. zur Funktion der deutschsprachigen Dichtung am böhmischen Königshof im . Jh. München , S. – u. ö. – Trude Ehlert: Deutschsprachige Alexanderdichtung des MA. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Albrecht Classen: U.s v. E. ‹Wilhelm von Wenden›, ein Frauenroman? In: Literaturwissenschaftliches Jb. () S. –. – Claudia Medert: Der ‹Alexander› U.s v. E. Stud. zur Erzählstruktur und Gattungsproblematik. Göttingen . – Werner Schröder: Die Rolle der Mäzene und der wahre Patron des U. v. E. In: ZfdA () S. –. – Karin Cieslik: Die gute Frau und U.s v. E. ‹Wilhelm von Wenden›. Stoffkonstanten und veränderte Wirkungsstrategien. In: Zum Traditionsverständnis in der ma. Lit. Funktion und Wertung. Actes du Colloque Greifswald et Mai . Hg. v. Danielle Buschinger. Amiens , S. –. – A. Classen: Emergence of Tolerance. An Unsuspected Medieval Phenomenon. Studies on Wolfram von Eschenbach’s ‹Willehalm›, U. v. E.’s ‹Wilhelm von Wenden› und Johann von Würzburg. In: Neophilologus () S. –. – T. Ehlert: Alexanders Kuriositäten-Kabinett oder Reisen als Aneignung von Welt in U.s v. E. ‹Alexander›. In: Reisen und Reiselit. im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Xenja von Ertzdorff/Dieter Neukirch. Amsterdam/Atlanta , S. –. – Sibylle Jefferis: Die Szene des ‹gerittenen Aristoteles› in der ‹Alexandreis› U.s v. E. In: Canon and Canon Transgression in Medieval German Literature. Hg. v. Albrecht Classen (GAG ). Göppingen
. Hälfte . Jh. , S. –. – Volker Honemann: ‹Guillaume d’Angleterre›, ‹Die Gute Frau› und ‹Wilhelm von Wenden›. Zur Beschäftigung mit dem EustachiusThema in Frankreich und Deutschland. In: Chrétien de Troyes and the German Middle Ages. Papers from an International Symposium. Hg. v. Roy Wisbey/Martin H. Jones. Cambridge , S. –. – Christa Bertelsmeier-Kierst/Dorothea Heinig: Neue Überlieferungszusammenhänge zum ‹Alexander› U.s v. E. In: ZfdA () S. –. – Hartmut Kugler: Alexander und die Macht des Entdeckens. Das . Buch im Alexanderroman U.s v. E. In: Eastern and Western Representations of Alexander the Great. Hg. v. Margart Bridges/J. Christoph Bürgel. Bern , S. –. – Birgit Meineke: Krakauer Neufund zum Alexanderroman des U. v. E. In: Nachr. der Akad. der Wiss. in Göttingen, philol.-hist. Kl. Göttingen () S. –. – Kerstin Schmitt: Minne, Monster, Mutationen. Geschlechterkonstruktionen im ‹Alexanderroman› U.s v. E. In: Natur und Kultur in der dt. Lit. des MA. Colloquium Exeter . Hg. v. Alan Robertshaw/Gerhard Wolf. Tübingen , S. –. – Markus Stock: Vielfache Erinnerung. Universaler Stoff und partikulare Bindung in U.s v. E. ‹Alexander›. In: Alexanderdichtungen im MA. Kulturelle Selbstbestimmung im Kontext literarischer Beziehungen. Hg. v. Jan Cölln u. a. Göttingen , S. –. – R. Finckh: U. v. E., ‹Alexander›. Ein böhmisches Lehr-Stück. In: Alexanderdichtungen im MA. Hg. v. J. Cölln u. a. Göttingen , S. –. – R. Finckh: Die Bändigung der wilden Mädchen. Der Amazonenstoff in U.s v. E. ‹Alexander› und die böhmische Hofkultur. In: Dt. Lit. des MA in Böhmen und über Böhmen [...]. Hg. v. Dominique Fliegler/Václav Bok. Wien , S. –. – Diether Krywalski: Ästhetische Repräsentation und hö sche Rezeption. Überlegungen zu U. v. E.s Legendendichtung ‹Wilhelm von Wenden›. In: Weit von hier wohnen wir, weit von hier. Hg. v. dems. Prag , S. –. – D. Krywalski: Die Legendendichtung ‹Wilhelm von Wenden› des U. v. E. als Staatsmythe. Zur politischen Dichtung am Hof der Pˇremysliden. In: Deutschböhmische Lit. Beitr. der internationalen Konferenzen Olmütz, .–.. und .–... Hg. v. Ingeborg Fialová-Fürstová. Furth im Wald u. a. , S. –. – R. Finckh: Vom Sinn der Freiheit. U.s v. E. ‹Alexander›
Ulrich von Etzenbach Anhang und der zeitgenössische Macht-Diskurs. In: Herrschaft, Ideologie und Geschichtskonzeption in Alexanderdichtungen des MA. Hg. v. Ulrich Mölk. Göttingen , S. –. – Karl Stackmann: Natura, Leviathan, Alexander. Die Klage über den Helden in der ‹Alexandreis› Walters von Châtillon und im Alexanderroman U.s v. E. In: Ars et Scientia. Stud. zur Lit. des MA und der Neuzeit. FS Hans Szklenar. Hg. v. Carola L. Gottzmann/Roswitha Wisniewski. Berlin , S. –. – Ralf Schlechtweg-Jahn: Hybride Machtgrenzen in deutschsprachigen Alexanderromanen. In: Herrschaft, Ideologie und Geschichtskonzeption in Alexanderdichtungen des MA. Hg. v. U. Mölk (Veröff. aus dem Göttinger Sonderforschungsbereich A/). Göttingen , S. –. – R. Finckh: ‹Natur› als politische Parole in U.s v. E. ‹Alexander-Anhang›. In: Natur im MA. Hg. v. Peter Dilg. Berlin , S. –. – Lex. der antiken Gestalten in den dt. Texten des MA. Hg. v. Manfred Kern u. a. Berlin u. a. , passim. – Markus Stock: Alexander in der Echokammer. Intertextualität in U.s v. E. Montagewerk. In: Dialoge. Sprachliche Kommunikation in und zwischen Texten im dt. MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Nikolaus Henkel u. a. Bearb. v. Christine Putzo. Tübingen , S. –. – Ernst E. Metzner: Frühma. Faktizitäten im slawisch-dt. ‹Wilhelm von Wenden›. In: Dt. Lit. des MA in und über Böhmen . Hg. v. Václav Bok/H.-J. Behr. Hamburg , S. –. – Petra Hörner: Identitäts ndung in U.s v. E. ‹Wilhelm von Wenden›. In: Böhmen als ein kulturelles Zentrum dt. Lit. Hg. v. ders. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Dieter Kartschoke: Epiphanie und Gewissen. Zur Nectanebus-Erzählung in den dt. Alexander-Romanen des . Jh. In: Inszenierungen von Subjektivität in der Lit. des MA. Hg. v. Martin Baisch. Königstein , S. –. – Meinolf Schumacher: Catalogues of Demons as Catalogues of Vices in Medieval German Literature. ‹Des teufels netz› and the Alexander Romance by U. v. E. In: In the Garden of Evil. The Vices and Culture in the Middle Ages. Hg. v. Richard G. Newhauser. Toronto , S. –. – Angelika Zacher: Grenzwissen, Wissensgrenzen. Raumstruktur und Wissensorganisation im Alexanderroman U.s v. E. Stuttgart . – D. Krywalski: U. v. E. Der erste deutschsprachige Dichter aus Böhmen. In: Stifter-Jb. () S. –. MM
Alischanz Alischanz (‹Die Schlacht von Alischanz›). – Fragmentarisch überlieferte dt. Bearbeitung der Chanson de geste Bataille d’Aliscans, . Jh. Das französische Versepos aus dem späten . Jh. über die Taten des Wilhelm von Toulouse († / [Guillaume d’Orange]), der unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen gegen die Sarazenen gekämpft hat und in Südfrankreich als Heiliger verehrt wurde (→ Wilhelm von Aquitanien), wird von Handschriften in verschiedenen Rezensionen überliefert. Zumeist ist es Teil eines Zyklus von Wilhelms-Epen. Die rund Verse umfassende Bataille diente → Wolfram von Eschenbach als Vorlage für dessen Willehalm. Die anonyme Adaption des Wilhelm-Stoffes, von der rund Verse erhalten sind, ist unabhängig von Wolfram entstanden. Die niederrheinischmndl. Mischsprache weist obd. Elemente auf. Der Text in seiner überlieferten Gestalt könnte daher am Niederhein entstanden und von einem obd. Schreiber kopiert worden sein. Für eine Abschrift in Norddeutschland spricht hingegen der nd. Typus der Schrift (Schneider ). Die erhaltenen Verse bieten einen Ausschnitt der zweiten Schlacht mit dem Eingreifen des riesenhaften Reonards (Rennewart bei Wolfram). Ein einheitliches Übersetzungsverfahren ist nicht auszumachen. Freie Übersetzung steht neben wörtlicher, allerdings ist eine Tendenz zur Kürzung erkennbar. Dass das A.-Fragment seinen literarhistorischen Stellenwert primär der Wolfram-QuellenForschung verdankt, liegt auch an seiner anspruchlosen Sprache und dürftigen formalen Gestalt: Die Verse sind unregelmäßig bis unrythmisch, es kommen sowohl Assonanzen, Halbreime als auch reimlose Verse vor, und wenn reine Reime vorliegen, stellt sie der Dichter oft mit Hilfe von Füllwörtern her («do», «so», «dar[e]», «gar[e]»). Ü: München, BSB, Cgm / (früher Kitzingen, Stadtarch., ohne Sign.) Perg.Bll. zu Falzstreifen zerschnitten (letztes Viertel . Jh., niederrheinisch/mndl. mit obd. Einschlägen) mit Randzeichnungen. – Die Fragm. wurden von Reuss (s. Ausg.) als Fälze eines Hospitalrechnungsbuches von im Stadtarch. Kitzingen entdeckt und ausgelöst. – Digitalfaks. der Hs.: http://daten.digitale-sammlungen.de// bsb/images. – Lit. zur. Hs.: Karin Schneider: Die Fragm. ma. dt. Versdichtung der BSB München (Cgm /–) (ZfdA. Beiheft ).
. Hälfte . Jh. Stuttgart , S. f. – Elisabeth Klemm: Die illuminierten Hss. des . Jh. dt. Herkunft in der BSB. Text- und Tafelbd. (Kat. der illuminierten Hss. der BSB in München ). Wiesbaden , S. f. (Nr. ). – K. Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Fragm. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis /). Wiesbaden , S. f. A: Fragm. eines altdt. Gedichtes von den Heldenthaten der Kreuzfahrer im heiligen Lande. Im Archive der Stadt Kitzingen aufgefunden von Friedrich A. Reuss. Kitzingen . – Karl Roth: Denkmäler der dt. Sprache vom achten bis zum vierzehnten Jh. München , S. –. – Ders.: Die Schlacht von A. (la batailles d’Aliscans). Kitzinger Bruchstücke. Nd. Heldengedicht vom Anfang des . Jh. Paderborn . – Erich Petzet/Otto Glauning: Dt. Schriftafeln des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl. in München. . Abt.: Proben der hö schen Epik aus dem XIII. und XIV. Jh. München , Tf. XLIII (mit Teilabdr.). – Albert Leitzmann: Die Kitzinger Bruchstücke der Schlacht von A. In: ZfdPh (/) S. –. Literatur: Ehrismann // () S. f. – Heinz Schanze, VL () Sp. . – De Boor/ Newald / () S. f. und Reg. – Hermann Suchier: Über das niederrheinische Bruchstück der Schlacht von Aleschans. In: Germanistische Stud. . Suppl. zur Germania. Wien , S. –. – A. Leitzmann: Zu den Kitzinger Fragm. der Schlacht v. A. In: Unters. und Quellen zur germ. und romanischen Philologie. FS Johann von Kelle. Bd. (Prager Dt. Stud. ). Prag (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – K. Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache . Vom späten . Jh. bis um . Text- und Tafelbd. Wiesbaden , Textbd. S. . – Danielle Buschinger: Deux témoins de la réception des Aliscans en Allemagne au Moyen Âge tardif: l’‹Arabel› d’Ulrich von dem Türlin et ‹Die Schlacht v. A.›. Aspects de l’épopée romane. Mentalités – idéologies – intertextualités. Hg. v. Hans van Dijk/Willem Noomen. Groningen , S. –. – Thordis Hennings: Französische Heldenepik im dt. Sprachraum. Die Rezeption der Chansons de Geste im . und . Jh. Überblick und Fallstud. (Beitr. zur älteren Literaturgesch.). Heidelberg , S. –. – Bernd Bastert: Helden als Heilige. ‹Chanson de geste›-Rezeption im deutschsprachigen Raum (Bibliotheca Germanica ). Tübingen/Basel , S. –, . VZ
. Hälfte . Jh. Dietrichs Flucht (Buch von Bern). – Historisches Dietrichepos, um letztes Viertel . Jh. Das Epos aus dem Sagenkreis um Dietrich von Bern wird häu g auf das letzte Viertel des . Jh. datiert und dürfte im bairisch-österreichischen Sprachraum entstanden sein, vielleicht in Niederösterreich. Die Bezeichnung als D. F. erhielt das Werk erst nachträglich. Im Text selbst wird das Epos als «ditze buoch von Berne» bezeichnet (V. .). Das Epos umfasst in der umfangreichsten Fassung . Reimpaarverse und ist in vier Handschriften sowie einem Fragment erhalten. Die Überlieferung setzt bereits um ein und erfasst u. a. das → Ambraser Heldenbuch. In allen vier Handschriften ist D. F. im Verbund mit der unmittelbar darauffolgenden → Rabenschlacht überliefert. Die Textzeugen werden für beide Texte in zwei Überlieferungszweige *RW und *PA mit jeweils unterschiedlichen Textfassungen eingeteilt. Die Zweige differieren u. a. in Textfolge, Formulierungen und Zwischenüberschriften (diese fehlen in *PA), besonders aber in der Länge des genealogischen Prologs von D. F., der in *RW rund und in *PA rund Verse zählt. Der Verfasser von D. F. ist unbekannt. Die Nennung eines «Hainrich der Voglaere» in D. F. wird meist auf einen möglichen Bearbeiter bezogen, der den vorliegenden Text um zeitkritische Exkurse erweiterte. Auch ein erfundener Name als Rollen ktion des Erzählers ist nicht auszuschließen. Die Einleitung von D. F. entfaltet zunächst die sagenhafte Genealogie Dietrichs. Sein Großvater Amelung teilt das von ihm beherrschte italienische Reich unter seinen drei Söhnen Ermrich, Diether und Dietmar auf. Ermrichs unbedingtes Streben nach der alleinigen Herrschaft löst dann die Haupthandlung des Epos aus: Nachdem er seine Neffen getötet hat, will er auch den in Oberitalien regierenden Dietrich ermorden. Dieser wird gewarnt und bezwingt Ermrich in einer Schlacht vor Mailand. Ermrich kann allerdings mit Witeges Hilfe Hildebrand und andere Getreue Dietrichs gefangennehmen. Um sie auszulösen, verzichtet Dietrich auf seine Herrschaft und geht zu König Etzel ins Exil. Auf Empfehlung von Rüdiger und Königin Helche unterstützt Etzel seinen Gast. Mit einem hunnischen Heer zieht Dietrich daraufhin gegen Ermrich. In einer weiteren Schlacht vor Mailand siegt Dietrich erneut, doch kann Ermrich entkommen. Der einst zu Ermrich übergelaufene Witege versöhnt sich mit Dietrich und wird
Dietrichs Flucht Statthalter von Raben, während Dietrich zu Etzel zurückkehrt. Der untreue Witege verrät Dietrich jedoch ein zweites Mal und übergibt Raben an Ermrich. Vor Bologna kommt es zu einer zweiten Heimkehrschlacht zwischen Dietrich und seinem Kontrahenten. Ermrich kann zuletzt wieder iehen. Dietrich beklagt seine zahlreichen gefallenen Gefolgsmänner und kehrt zu Etzel zurück. Danach setzt die Rabenschlacht die Handlung um Dietrich fort. Die Figuren von D. F. wurzeln in historischen Gestalten, die jedoch – anders als im Epos – nicht immer Zeitgenossen waren. Dietrichs Vorbild war der ostgotische König Theoderich (um –), der den Usurpator Odoaker in Ravenna besiegte und tötete. In der Sage ist Odoaker durch Ermrich ersetzt, der auf den getöteten Gotenkönig Ermanarich zurückgeht. Hinter Etzel verbirgt sich der gestorbene Hunnenkönig Attila. Die Verbindung von Theoderich, Ermenrich und Attila ist in der lat. Historiographie ab dem . Jh. nachweisbar, u. a. in den → Quedlinburger Annalen, ndet sich aber auch in volkssprachigen Werken wie Vidsid und Deors Klage. Daraus erwuchs die Dietrichsage mit der speziellen Ausprägung der historischen Dietrichepik, der auch D. F. zugerechnet wird. Das Epos wurzelte ursprünglich wohl in einer eigenständigen Fluchtfabel, die unabhängig von der Rabenschlacht entstand. Dies wird durch formale und stilistische Unterschiede zwischen beiden Werken nahegelegt. Allerdings wurde vereinzelt auch die These vertreten, D. F. und Rabenschlacht könnten in einem einzelnen Lied ihren Ursprung haben. Das Erzählschema von D. F. entspricht einem typischen Muster der historischen Dietrichepik: Auf einen nur bedingten Sieg Dietrichs – sein Gegner ent ieht – in einer Schlacht folgt das Exil des Helden, darauf eine ebenfalls nur bedingt gewonnene Heimkehrschlacht und erneutes Exil. Die Figur des immer wieder scheiternden Helden in diesem Schema entspricht dem «armen Dietrich». Dieser verkörpert in D. F. nicht nur Tapferkeit und Rechtschaffenheit, sondern auch Treue. Anders als seine Gegner und Verräter wie Witege ist er dieser durchgängig verp ichtet. Dietrich zeigt z. B. seine Treue, indem er die gefangenen Gefolgsleute um Hildebrand auslöst. Dietrichs Gegenbild ist der tyrannische Ermrich, der in seiner maßlosen Machtgier selbst Angehörige mordet, also gegenüber der eigenen Sippe treulos handelt. Dietrichs Schicksal
Dietrichs Flucht entfaltet sich in D. F. vor dem Panorama militärischer Schlachten, deren ausführliche Schilderung ein weiteres Merkmal des Texts ist. So nimmt die Darstellung von Heeres-Formationen und Kampftaktiken breiten Raum ein. Auszüge aus D. F. fanden im späten . Jh. Eingang in die Weltchronik des → Heinrich von München. Später versiegte die Rezeption des Epos. In der Forschung stieß D. F. hingegen bis ins . Jh. auf Interesse und wurde vor allem im Kontext der historischen Dietrichepik erörtert. Ü: R: Berlin, SBB, Mgf , r–v (Perg., um , bair.-österr.). – K: Innsbruck, ULB, Fragm. B , Doppelbl. (Perg., frühes . Jh., bair.-österr.; Fragm.). – W: Wien, ÖNB, cod. , ra–vc (Perg., erstes Viertel . Jh., bair.-österr.). – P: Heidelberg, UB, cpg , ra–vb (Pap., –, schwäbisch). – A: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova , r–r (Perg., –/, südbair.). A: Dt. Heldenbuch : Alpharts Tod, D. F., Rabenschlacht. Hg. v. Ernst Martin. Berlin . Nachdr. Hildesheim , S. –. – Emil von Ottenthal: Ein Fragm. aus ‹D. F.›. In: ZfdA () S. –. – D.s F. Textgeschichtliche Ausg. Hg. v. Elisabeth Lienert/Gertrud Beck. Tübingen (vgl. dazu: Lambertus Okken, ABäG , , S. –; Kay Malcher, ZfdPh , , S. –; Stephan Müller, PBB , , S. –). – OnlineFaks. von Hs. R: http://resolver.staatsbibliothekberlin.de. – Online-Faks. von Hs. P: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. – Online-Faks. von Hs. A: http://archiv.onb.ac.at:. L: Vgl. auch die Lit. zur Rabenschlacht. – Hugo Kuhn, VL () Sp. –; () Sp. . – Joachim Heinzle, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. –, u. ö. – E. Lienert, Killy () S. –. – Kirsten Menke/Kurt O. Seidel: Dietrichepik. In: KLL () S. –. – Albert Leitzmann: D. F. und ‹Rabenschlacht›. In: ZfdPh () S. –. – Roland Krug: Der Reimgebrauch in D. F. und ‹Rabenschlacht› mit dem vollständigen Reimwörterbüchern der beiden Gedichte. Diss. Wien . – Theodor Steche: Das Rabenschlachtgedicht, das ‹Buch von Bern› und die Entwicklung der Dietrichsage. Greifswald . – Richard von Premerstein: D. F. und die ‹Rabenschlacht›. Gießen . – Dietlind Bindheim: Die Dialogtechnik in D. F. und der ‹Ra
. Hälfte . Jh. benschlacht›. Eine vergleichende Unters. der beiden Epen. München . – Walter Haug: Die hist. Dietrichsage. In: ZfdA () S. –. – Michael Curschmann: Zu Struktur und Thematik des ‹Buchs von Bern›. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Volker Schupp: Heldenepik als Problem der Literaturgeschichtsschreibung. Überlegungen am Beispiel des ‹Buches von Bern›. In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher. Bozen , S. –. – W. Haug: Hyperbolik und Zeremonialität. Zu Struktur und Welt von D. F. und ‹Rabenschlacht›. In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher. Bozen , S. – (wieder in: Ders.: Strukturen als Schlüssel zur Welt. Kleine Schr. zur Erzähllit. des MA. Tübingen , S. –). – Jan-Dirk Müller: Heroische Vorwelt, feudaladeliges Krisenbewußtsein und das Ende der Heldenepik. Zur Funktion des ‹Buchs von Bern›. In: Adelsherrschaft und Lit. Hg. v. Horst Wenzel. Bern u. a. , S. –. – Norbert Wagner: Ich armer Dietrich. Die Wandlung von Theoderichs Eroberung zu D. F: In: ZfdA () S. –. – Ruth H. Firestone: Generic Fluidity in ‹Alpharts Tod›, D. F. and the ‹Rabenschlacht›. In: Genres in Medieval German Literature (GAG ). Hg. v. Hubert Heinen/Ingeborg Henderson. Göppingen , S. –. – J. Heinzle: ‹Rabenschlacht› und Burgunderuntergang im ‹Hildebrandslied›? Zu einer neuen Theorie über die Entstehung der Sage von D. F. In: Ahd. . Grammatik, Glossen und Texte. Hg. v. Rolf Bergmann u. a. Bearb. v. Herbert Kolb. Heidelberg , S. –. – R. H. Firestone: An Investigation of the Ethical Meaning of Dietrich von Bern in the ‹Nibelungenlied›, ‹Rabenschlacht›, and ‹Buch von Bern›. In: ‹In hôhem prîse›. FS Ernst S. Dick. Hg. v. Winder McConnell (GAG ). Göppingen , S. –. – Fritz Peter Knapp: Herrschaftsideale beim Stricker, bei Bruder Wernher und im ‹Buch von Bern›. In: ‹Uf der mâze pfat›. FS Werner Hoffmann. Hg. v. Waltraud Fritsch-Rößler/Lieselotte Homering (GAG ). Göppingen , S. –. – Norbert Voorwinden: Das intendierte Publikum von D. F. und ‹Rabenschlacht›. In: . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Die hist. Dietrichepik. Hg. v. Klaus Zatloukal. Wien , S. –. – Sebastian Coxon: Zur Form und Funktion einiger Modelle der Autorenselbstdarst. in der mhd. Heldenepik.
. Hälfte . Jh. ‹Wolfdietrich› und D. F. In: Autor und Autorschaft im MA. Kolloquium Meißen . Hg. v. Jens Haustein u. a. Tübingen , S. –. – Joachim Heinzle: Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. –. – Beate Kellner: Kontinuität der Herrschaft. Zum ma. Diskurs der Genealogie am Beispiel des ‹Buches von Bern›. In: MA. Neue Wege durch einen alten Kontinent. Hg. v. J.-D. Müller/H. Wenzel. Stuttgart , S. –. – Sonja Kerth: Die hist. Dietrichepik als ‹späte Heldendichtung›. In: ZfdA () S. –. – G. Beck: Zur Bremer Neuausg. von D. F. In: ZfdA () S. –. – Armin Schulz: Fragile Harmonie. D. F. und die Poetik der ‹abgewiesenen Alternative›. In: ZfdPh () S. –. – Michael Mecklenburg: Parodie und Pathos. Heldensagenrezeption in der hist. Dietrichepik (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , passim. – E. Lienert: Rede und Schrift. Zur Inszenierung von Erzählen in mhd. Heldenepik. In: Eine Epoche im Umbruch. Volkssprachliche Literalität –. Cambridger Symposium . Hg. v. Christa Bertelsmeier-Kierst/Christopher J. Young. Bearb. v. Bettina Bildhauer. Tübingen , S. –. – Renate Achenbach: Hss. und ihre Texte. D. F. und ‹Rabenschlacht› im Spannungsfeld von Überl. und Textkritik. Frankfurt/M. . – N. Voorwinden: Dietrich von Bern. Germanic Hero or Medieval King? On the Sources of D. F. and ‹Rabenschlacht›. In: Neophilologus () S. –. – Albrecht Classen: D. F. als erratischer Block. Neue Beobachtungen zu einem vernachlässigten Heldenlied des . Jh. aus mentalitäts- und emotionalgeschichtlicher sowie sozialpolitischer Sicht. In: Neuphilol. Mitt. () H. , S. –. – E. Lienert: Die ‹hist.› Dietrichepik. Unters. zu D. F., ‹Rabenschlacht› und ‹Alpharts Tod›. Berlin/New York . MM Rabenschlacht. – Anonyme, strophische Heldendichtung, die (zusammen mit → Dietrichs Flucht und → Alpharts Tod) zum Kreis der historischen Dietrichepik gehört und in der zweiten Hälfte des . Jh. entstanden sein dürfte. Dietrich be ndet sich bei Etzel im Exil und wird von ihm und Helche mit Herrat verheiratet und mit einem Heer zum Kampf gegen den Okkupator Ermrich ausgestattet. Die jungen Etzelsöhne (im Text stets als «chint» bezeichnet) Ort und
Rabenschlacht Scharf er ehen, mit Dietrich ziehen zu dürfen und werden Dietrichs Schutz unterstellt, ebenso dessen Bruder Diether. In Bern werden alle drei in die Obhut des Recken Elsan übergeben, der ihnen jedoch erlaubt, auszureiten. Beim Ausritt verirren sie sich im herbstlichen Nebel und treffen auf Witege, der von Diether erkannt und gegen seinen Willen zu einem Kampf herausgefordert wird, in dem alle drei «chint» fallen. W¨ahrenddessen erstreitet Dietrich den Sieg, der jedoch durch die Nachricht vom Tod der «chint» ganz in den Hintergrund tritt. Dietrich bricht an ihren Leichen in maßlose Klage aus und verfolgt Witege bis zum Meer, wo diesen eine Meerfrau rettet. Rüdiger wird entsandt, um für Dietrich Etzels und Helches «hulde» zurück zu gewinnen, was gelingt und es Dietrich erlaubt, erneut zu Etzel zurück zu kehren. Das Ende zeigt Dietrich in seiner angestammten Rolle als siegloser, trauriger Sieger: Die anfangs ersehnte Befreiung Ravennas ist erfolgt, doch die Königskinder sind tot. Über Widersprüche und Brüche der Handlung (warum lassen Etzel und Helche ihre Söhne trotz Vorahnungen ziehen, warum nimmt Dietrich sie überhaupt mit und warum lässt Elsan, der später mit seinem Leben dafür bezahlen wird, sie ausreiten? Warum erschlägt Witege die jungen Recken und beklagt danach ihren Tod?) wird unterschwellig nicht nur die Schuld-, sondern auch die Sinnfrage aufgeworfen. Der Stoff liegt auch einer Episode der altnordischen Thidrekssaga zugrunde. Dort sendet Erka, die Frau Attilas, ihre beiden Söhne Thidrek als militärische Unterstützung mit. Sie fallen durch Vidga, der sich auch hier der Rache durch Flucht entzieht. Dietrich kehrt zu Attila zurück, der Thidrek auf die Fürsprache Erkas hin von der Schuld am Tod seiner Söhne freispricht. Ü: (R): Berlin, SBB, Mgf («Riedegger Handschrift») (Perg., um ). – (P): Heidelberg, UB, Cpg (Pap., –). – (W): Wien, ÖNB, Cod. (Perg., erstes Viertel . Jh.). – (A): Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (Perg., –. – (S): Graz, UB, Ms. , Dopppelbl. (Perg., Mitte . Jh.; Fragm.) – In allen vollständigen Hss. folgt die Rabenschlacht auf Dietrichs Flucht. Zur Überlieferung vgl. die Edition von Lienert (), S. IX–XX. A: Die Ravenna-Schlacht. Aus der Heidelberger und Wiener Hs. In: Der Helden Buch in der Ursprache II. Hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen/Alois Primisser (Dt. Gedichte des MA
Dietrich und Fasold ). Berlin , S. –. – Die Ravennaschlacht. Aus der Windhag- und Ambras-Wiener Hs. In: Heldenbuch. Altdt. Heldenlieder aus dem Sagenkreise Dietrichs von Bern und der Nibelungen. Hg. v. F. H. von der Hagen. Leipzig (Nachdr. Hildesheim/New York ) Bd. , S. –. – Rabenschlacht. Hg. v. Ernst Martin. In: Dt. Heldenbuch II. Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. –. – Rabenschlacht. Textgeschichtliche Ausg. Hg. v. Elisabeth Lienert/Dorit Wolter (Texte und Stud. zur mhd. Heldenepik ). Tübingen . L: Hugo Kuhn: ‹Dietrichs Flucht› und ‹R.›. In: VL () Sp. –. – Anke Roeder/ Red., KNLL () S. f. – Jens Haustein, LexMA () Sp. f. – Elisabeth Lienert: Dietrichs Flucht (Buch von Bern) und R. In: Killy () S. –. – Joachim Heinzle: Mhd. Dietrichepik. Unters. zur Tradierungsweise, Überlieferungskritik und Gattungsgesch. später Heldendichtung (MTU ). München . – Walter Haug: Hyperbolik und Zeremonialität. Zu Struktur und Welt von ‹Dietrichs Flucht› und ‹R.›. In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ). Bozen , S. –. – Ruth H. Firestone: Generic Fluidity in Alpharts Tod, Dietrichs Flucht and Die R. In: Genres in Medieval German Literature. Hg. v. Hubert Heinen/Ingeborg Henderson (GAG ). Göppingen , S. –. – R. H. Firestone: An Investigation of the Ethical Meaning of Dietrich von Bern in the Nibelungenlied, R., and Buch von Bern. In: in hôhem prise. FS Ernst S. Dick. Hg. v. Winder McConnell (GAG ). Göppingen , S. –. – Norbert Voorwinden: Das intendierte Publikum von ‹Dietrichs Flucht› und ‹R.›. In: . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Die hist. Dietrichepik. Hg. v. Klaus Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – J. Heinzle: Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York . – Sonja Kerth: Versehrte Körper – vernarbte Seelen. Konstruktionen kriegerischer Männlichkeit in der späten Heldendichtung. In: Zs. für Germanistik NF () S. –. – Michael Mecklenburg: Parodie und Pathos. Heldensagenrezeption in der hist. Dietrichepik (Forschungen zur Gesch. der älteren Literatur ). München . – Renate Achenbach: Hss. und ihre Texte. Dietrichs Flucht und R. im Spannungsfeld von Überl. und
. Hälfte . Jh. Textkritik (Bayreuther Beitr. zur Literaturwiss. ). Frankfurt/M. . – Werner Hoffmann: Treubrüchige und Verräter in der mhd. Heldendichtung. In: Literaturwissenschaftliches Jb. () S. –. – Norbert Voorwinden: Dietrich von Bern: Germanic Hero or Medieval King? On the Sources of Dietrichs Flucht and Rabenschlacht. In: Neophilologus () S. –. – Cordula Kropik: Re exionen des Geschichtlichen. Zur literarischen Konstituierung mhd. Heldenepik (Jenaer germanistische Forschungen ). Heidelberg . – M. Mecklenburg: Traurig töten. Depressionsabwehr in der hist. Dietrichepik. In: Melancholie – zwischen Attitüde und Diskurs. Konzepte in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Andrea Sieber/ Antje Wittstock. Göttingen , S. –. – E. Lienert: Die hist. Dietrichepik. Unters. zu ‹Dietrichs Flucht›, ‹R.› und ‹Alpharts Tod› (Texte und Stud. zur mhd. Heldenepik Band ). Berlin/New York . – Kay Malcher/Katharina Philipowski: Literarische Tragik im Spannungsfeld von Erzählung, Normativität und Medialität am Beispiel der R. In: Tragik vor der Moderne. Hg. v. Regina Töpfer/Gyburc Uhlmann (im Druck). – Florian Kragl: Heldenzeit. Interpretationen zur Dietrichepik des . bis . Jh. (teilw. zgl. Wien, Habil.Schrift ) (in Vorb.). KP Dietrich und Fasold. – Fragm. einer Dichtung aus dem Bereich der Dietrichepik, . Jh. Den drei erhaltenen kurzen Bruchstücken eines Heldenepos lässt sich wenig mehr entnehmen, als dass das ansonsten unbekannte Werk der Dietrichepik zuzuschlagen ist. Ein Handlungszusammenhang lässt sich nicht rekonstruieren. Im ersten e Fragment tritt der als «vntruowe» gekennzeichnete Fasolt auf und es werden von Dietrich und seinem Gefolge Riesen erschlagen. Im zweiten dringt Dietrich offenbar in eine Burg ein, deren Wirt «liegevant» (unsichere Lesung) heißt. Der dritte verstümmelte Textabschnitt erschließt sich nicht ohne den verlorenen Erzählkontext. Die Episodenausschnitte lassen sich keinem bekannten Dietrichepos zuordnen. Die Charakterisierung Fasolds lässt an eine unbekannte Fassung des → Eckenliedes denken, doch spricht die vermutbare Form der fragmentarischen Dichtung (Nibelungenstrophe oder Hildebrandston [?]) gegen diese Annahme. Ü: Hannover, LB, ausgelöstes Fragment aus Ms. VII (Perg.-Falze aus dem Einband der Pap.-Hs., verwandt als Schutzstreifen
. Hälfte . Jh. unter den Heftschnüren der einzelnen Lagen); Querstreifen aus vermutlich einem Doppelbl. (mitteldt. [?], um ). – Vgl. zur Hs.: Helmar Härtel/Felix Ekowski: Hss. der Niedersächsischen LB Hannover, Zweiter Tl.: Ms I a – Ms Noviss. (Ma. Hss. in Niedersachsen ). Wiesbaden , S. f. A: Richard Brill: Fragm. einer unbekannten Dichtung aus dem Kreis der Heldensage. In: ZfdA () S. f. L: Joachim Heinzle, VL () Sp. f. – Ders.: Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. . VZ Fuchs und Füchsin. – Bispel, spätes . Jh. Sehr schlichtes und knappes Reimpaarbîspel, das in Versen den Mann vor dem falschen «wîbe» warnt. Hierfür wird das weltliche Thema ins Tierreich gelegt, wo eine Füchsin einen Fuchs «mit listen [...] betrouc». Ü: Wien, ÖNB, Cod. (→ Wiener Kleinepikhandschrift), v (Perg., zweite Hälfte . Jh., bair.-österr.). A: Jacob Grimm (Hg.): Reinhart Fuchs. Berlin , S. (zit.). L: De Boor/Newald / () S. . – Franz-Josef Holznagel, VL () Sp. –. – Helmut de Boor: Über Fabel und Bispel (Bayerische Akad. der Wiss., philos.-hist. Kl. Sb. ). München . – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zu Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , S. , , . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. . – F.-J. Holznagel: Gezähmte Fiktionalität. Zur Poetik des Reimpaarbispels. In: Die Kleinepik des Strickers. Texte, Gattungstraditionen und Interpretationsprobleme. Symposion Santiago de Compostela .–. März . Hg. v. Emilio González Miranda/Victor Millet (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Ders.: Hs. – Texttypologie – Literaturgesch. Die kleineren mhd. Reimpaardichtungen des . Jh. und der Wiener Stricker-Cod. (Hermaea NF ). Berlin . FA Fuchs und (saure) Trauben. – Reimpaarbîspel, . Jh. Die kurze Dichtung ( Verse) geht auf die äsopische Fabel zurück, in der ein hungriger Fuchs ein
Fuchs und Füchsin paar Trauben verschmäht, weil sie außerhalb seiner Reichweite hängen. Der Dichter thematisiert die menschliche Selbsttäuschung, um eine Niederlage nicht zu akzeptieren. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r (→ Wiener Kleinepikhandschrift, Perg., zweite Hälfte . Jh., bair.-österr.). A: Franz Pfeiffer: Altdt. Beispiele. In: ZfdA () S. –, hier S. f. L: De Boor/Newald / () S. f.; / () S.. – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zu Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München . – Franz-Josef Holznagel: Gezähmte Fiktionalität. Zur Poetik des Reimpaarbispels. In: Die Kleinepik des Strickers. Texte, Gattungstraditionen und Interpretationsprobleme. Symposion Santiago de Compostela .–. März . Hg. v. Emilio González Miranda/Victor Millet (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Ders.: Hs. – Texttypologie – Literaturgesch. Die kleineren mhd. Reimpaardichtungen des . Jh. und der Wiener Stricker-Cod. (Hermaea NF ). Berlin . FA Der Wolf in der Schule. – Dichtung in der Tradition der Tierfabel, wohl zweite Hälfte . Jh., überliefert erst . Ein Wolf wird von seinen Eltern in die Schule geschickt, um Priester zu werden. Er scheitert jedoch, weil er immer nur an den Geruch der Lämmer und Schafe denken kann. Die Lehre des Textes ist den Vorlagen treu: Von Natur aus ändert sich niemand. Das Thema des Wolfes im geistlichen Kontext war im MA populär, insbesondere wenn der Wolf bekehrt wird oder Buße tut (vgl. González). Hier ist jedoch weder der Schwankcharakter noch die Lehrfunktion sonderlich präsent. Ü: Dresden, LB, Mscr. M , ra–va (Pap., , ostschwäbisch; Schreiber: Peter Grieninger). – St. Petersburg, Bibl. der Russischen Akad. der Wiss., (Catull-)Fragm. (die ersten acht Verse, evtl. Palimpsest-Fälschung des . Jh.). A: Jacob Grimm (Hg.): Reinhart Fuchs. Berlin , S. –. – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: Gerd Dicke, VL () Sp. –. – Wilhelm Wackernagel: D. W. i. d. S. In: ZfdA () S. –. – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zu Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München ,
Die zwei Blinden Reg. – Bernhard Kosak: Die Reimpaarfabel im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. –. – G. Dicke/Klaus Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MSS ). München , S. – (Nr. ). – Emilio González: Die Figur des lupus poenitens im Tierbispel ‹Der Wolf und sein Sohn›. In: Die Kleinepik des Strickers. Texte, Gattungstraditionen und Interpretationsprobleme. Symposion Santiago de Compostela .–. März . Hg. v. dems./Victor Millet (Phil.Stud.u.Qu). Berlin , S. –. FA Die zwei Blinden. – Reimpaarparabel, zweite Hälfte . Jh. (?). Die anonym überlieferte lehrhafte Versdichtung ( Verse, Incipit: «Vernemt ein warez maere») lässt sich einer Gruppe von Vanitas-Parabeln zuordnen, die Barlaam und Josaphat des → Rudolf von Ems entweder direkt enstammen oder Motive aus Barlaam-Exempla neu gestalten. Überliefert sind diese Texte im Kontext der frühen → StrickerÜberlieferung, mitunter werden sie dem Stricker auch zugeschrieben. Der Autor von D. z. B. könnte auch der Urheber des Bispels Von drei Freunden sein. Beide Stücke zeigen enge Verwandtschaft: Sie teilen den selben Eingangsvers, kombinieren jeweils Exempelmotive aus dem Barlaam und folgen in der → Wiener Kleinepikhandschrift Cod. (Stricker-Hs. A) – dem für D. z. B. unikalen Textzeugen – direkt aufeinander. Zwar wird Von drei Freunden im Heidelberger Cpg (vb–rb) dem Stricker zugeschrieben, doch sind Zuweisungen anonymer Reimpaardichtungen an den Stricker häu g. Beide Dichtungen dürften im (nieder-)österr. Raum entstanden sein – nach dem Barlaam (vor ) und vor dem Cod. (/). D. z. B. exempli ziert anhand des weisen griechischen Königs Emanuel und zweier blinder Bettler, dass Gott diejenigen belohnt, die nicht auf weltliche Verheißungen hoffen, sondern allein auf ihn vertrauen. Erzählt wird, wie der König beim Kirchgang die Nöte zweier blinder «almusenere» vernimmt. Der eine bekundet, auf den König zur Linderung seines «chvmbers» zu setzen, der andere anemp ehlt sich der Güte Gottes. Der König lässt die beiden zu Tisch laden und dem ersten Bettler ein mit Gold gefülltes Brot, dem anderen einen Kapaun servieren. Der Blinde, der das Brot erhalten hat, deutet dessen Schwere falsch («vngebachen»), erkennt folglich dessen Wert nicht und tauscht es
. Hälfte . Jh. gegen den Kapaun ein. Der König und sein Gefolge erkennen an diesem Ausgang die Offenbarung göttlicher Allmacht und Gottes Willen, aufrichtige «triwe», «riwe» und «buozze» zu belohnen. Die entsprechende Parabel aus dem BarlaamRoman lässt die Protagonisten zwischen zwei Kästchen wählen: eines äußerlich prächtig aber innen verwesend, das andere schlicht aber reich gefüllt. Enge Parallelen zu D. z. B. weist zudem ein Exempel aus einer Redaktion des ursprünglich in England entstandenen Convertimini-Traktats auf, wo der König mit Kaiser Friedrich II. identi ziert wird. Ähnliche Texte nden sich bei → Heinrich dem Teichner (Nr. ) und beim → Schweizer Anonymus (Die zwei Brote). Vergleichbare Prosabearbeitungen sind das . Stück in der Schimpf und ErnstSammlung Johannes → Paulis und ein im . Jh. anonym tradierter Text, in dem der «keiser von rome» auftritt (s. Überl.; vgl. zu weiteren Motivparallelen: Antti Amatus Aarne/Stith Thompson: The types of the folktale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows Communications ]. Helsinki , Nr.; Frederic C. Tubach: Index exemplorum. A Handbook of Medieval Religious Tales [Folklore Fellows Communications ]. Helsinki , Nr. ). Ü: Wien, ÖNB, Cod. (A) vb–vb (Nr. ) (Perg., /, bair.österr.); ‹Von drei Freunden›: rb–vb (Nr. ). – Anonymes Prosa-Exempel: Berlin, SBB, Mgf , vb–vb (Pap., /, elsässisch [aus dem Straßburger Reuerinnenkloster]). A: Franz Pfeiffer: Altdt. Uebungsbuch zum Gebrauch an Hochschulen. Wien , S. – (Nr. , mit Prosa-Exempel). – Heinrich Meyer Benfey: Mhd. Übungsstücke. Halle , S. –. – Ute Schwab: Die Barlaamparabeln im Cod. Vindob. . Stud. zur Verfasserschaft kleinerer mhd. Gedichte (Quaderni della Sezione Germanica degli Annali ). Neapel , S. –. L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. –. – Eugen Braunholtz: Die erste nichtchristliche Parabel des Barlaam und Josaphat, ihre Herkunft und Verbreitung. Halle , S. –. – Konrad Zwierzina: Beispielreden und Spruchgedichte des Strickers. In: Mhd. Übungsbuch. Hg. v. Carl von Kraus. Heidelberg , S. – (zu A ). – Ders.: Die Kalocsaer Hs. In: FS Max H. Jellinek. Wien/Leipzig , S. –, hier S. f. (zu A ). – Schwab (s. Ausg.) S. f. – H.-J. Ziegeler: Beobachtungen
. Hälfte . Jh. zum Wiener Codex und zu seiner Stellung in der Überl. früher kleiner Reimpaardichtung. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. f., (wieder in: Ders.: Orte der Lit. Schr. zur Kulturgesch. des späten MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Gerald Kapfhammer [Kölner Germanistische Stud. NF ]. Köln u. a. , S. –, hier S. f., ). – Brigitte Weiske: Gesta Romanorum. Bd. : Unters. zu Konzeption und Überl. (Fortuna Vitrea ). Tübingen , S. –. – Jacques Berlioz/Marie-Anne Polo de Beaulieu (Hg.): Exempla médiévaux. Introduction à la recherche, suivie des tables critiques de l’Index exemplorum de Frederic C. Tubach (Classiques de la littérature orale). Carcassonne (zahlreiche Beitr., vgl. vor allem die Einleitungen S. –). – F.-J. Holznagel: Gezähmte Fiktionalität. Zur Poetik des Reimpaarbispels. In: Die Kleinepik des Strickers. Texte, Gattungstraditionen und Interpretationsprobleme. Hg. v. Emilio González/Victor Millet (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –, hier S. , , . (Zu A ). – F.-J. Holznagel: Handschrift – Texttypologie – Literaturgesch. Die kleineren mhd. Reimpaardichtungen des . Jh. und der Wiener Stricker-Cod. (Hermaea NF ). Berlin/Boston . VZ Wiener Kleinepikhandschrift cod. . – Älteste erhaltene Sammlung kleinerer Reimpaardichtungen, zweite Hälfte . Jh. Der Codex umfasst rund . Verse in redaktionellen Einheiten (die nach Ansicht der modernen Textkritik Werken entsprechen). Die W. K. ist die Haupthandschrift der Kleindichtungen des → Strickers (Stricker-Handschrift A). Autorangaben fehlen sowohl im Register (va–va) als auch bei den Texten selbst. Wieviele der enthaltenen Dichtungen dem Stricker zuzuweisen sind, ist umstritten. Es dürften maximal rund Reimpaardichtungen in Betracht kommen. Die frühere Forschung ging von einem geschlossenen Strickerblock von ra–rb mit Stücken aus ( in der Einrichtung der Handschrift), die nur von Exempeln aus Barlaam und Josaphat des → Rudolf von Ems (Nr. f., –; Bl. ra–vb, ra–rb) und vom Weiberzauber → Walthers von Griven (Nr ; Bl. va–ra) unterbrochen werden. Diese geschlossene Corpus-Zuweisung gilt heute als nicht mehr haltbar. Der vierte ermittelte namentlich bekannte Autor der W. K. ist → Freidank, aus dessen
Wiener Kleinepikhandschrift cod. ‹Bescheidenheit› Exzerpte aufgenommen worden sind (Nr. , –; Bl. rb, vb–rb). Der Umfang der einzelnen Stücke der Sammlung variiert von bis zu über Versen, die durchschnittliche Länge liegt bei – Versen. Gattungstypologische Hauptgruppen sind Bispel, Reden und Reimpaarerzählungen. Ein wichtiger Bestandteil der Sammlung sind außerdem insgesamt Reimpaarfabeln (sowohl Tiermäre als auch -bispel), die zumeist auf der lat. Fabeltradition beruhen und deren Mehrzahl – relativ geschlossen – auf den letzten Blättern der Handschrift steht. Außerhalb des Kontextes dieser Gattungshauptgruppen der W. K. stehen die Freidank-Exzerpte, einige Gebete (Nr. –, ; Bl. vb–vb, ra–va) und die sog. → Lügenrede (Nr. , ra-va). Das inhaltliche Spektrum der Texte ist breit gefächert und schließt sowohl weltliche als auch geistliche Themen ein. Schwerpunkte bei den geistlichen Dichtungen sind Reue, Beichte und Buße, bei den weltlichen sind es Fragen der Herrschaft, des Lebens in der Gesellschaft, der allgemeinen Lebensklugheit oder zum Verhältnis der Geschlechter. Hauptgattung für die geistlichen Themen sind Reimpaarreden, während die Verserzählungen und Fabeln in erster Linie weltliche Themen transportieren. Bedeutende Ausnahme sind die drei großen weltlichen Reden des Strickers in der Sammlung (Die Frauenehre [Nr. , Bl. vb–rb], Von bösen Frauen [Nr. , Bl. ra–ra], Die Klage [Nr. , Bl. rb–ra]). Aus den Fabeln des Cod. wurde durch Auswahl von Fabeln, die für gewöhnlich nicht dem Stricker zugesprochen werden und für die eine gemeinsame Quelle erschlossen wurde, das sog. Wiener Fabel- und Bispelcorpus gewonnen (ergänzt um die Fabel Wolf und Hüter aus London, British Library, Ms. Add. , v; vgl. Kosak). Diese Fabelgruppe hat in ihrer philologisch konstruierten Geschlossenheit allerdings keine nachgewiesene handschriftliche Repräsentation und die Annahme eines «Alemannischen Anonymus» als Autor für alle Texte ist äußerst spekulativ (Mihm , S. –; vgl. Grubmüller, S. f., ). Unabhängig hiervon ist die W. K. wichtiges Zeugnis einer intensiven Rezeption lat. Fabelsammlungen (vor allem Romulus [Aesopus-Latinus] und → Avian) in der dt. Dichtung auch unabhängig vom Stricker. Anhand des Fabelkorpus des Cod. wird deutlich, wie traditionelle Stoffe übernommen und variiert werden und wie auch neue Fabeln, die nach dem her
Wiener Kleinepikhandschrift cod. kömmlichen Muster gestaltet sind, sich zu den antiken Stoffen stellen. Bei den meisten Fabeln in der W. K. handelt es sich um Bispel mit in der Länge variablen Auslegungsteilen, die zum Teil sentenzhaft verknappt sind. Vermutlich hat die Redaktion des Cod. mit drei Hauptquellen gearbeitet: einer StrickerKompilation, einer Fabel-Sammlung, die bereits anonyme Texte und Stricker-Fabeln kombinierte (vielleicht dem Korpus Die Welt im Hausbuch des → Michael de Leone vergleichbar) und einem Freidank-Komplex. Aus diesen Vorlagen hat die Redaktion exzerpiert, ohne Rücksicht auf ursprüngliche Überlieferungseinheiten neu kompiliert und adaptiert. Die W. K. ist daher zwar eine frühe Handschrift, aber kein Textzeuge, der deswegen zwangsläu g autornahe Fassungen der enthaltenen Texte präsentierte. Eine direkte Rezeption des Cod. ist nur bei einigen wenigen Handschriften der Stricker-Tradition nachweisbar (F [London, British Library, Ms. Add. ], bb [Leipzig, UB, Ms. , Bl. ], r [Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. ]). Die übrige Überlieferung von Texten, die auch in der W. K. enthalten sind, verlief unabhängig von diesem frühen Zeugen. Es dürfte daher bereits im . Jh. mehrere in Bestand und Reihenfolge variierende Korpora kleinerer Reimpaardichtungen gegeben haben, die traditionsbegründend gewirkt haben. B G H: Wien, ÖNB, Cod. , Bll., Perg., /, bair.-österr. (östliches oder nördliches Niederösterreich), Blattgröße: , x , cm, Schriftraum: – x , cm, fünf Hände. – Dass die Schreiber sehr ähnliche Schriftzüge aufweisen, deutet auf klösterliche Entstehung. Eine durch Loslösung von Bl. entdeckte Urkunde belegt, dass die Hs. sich zeitweilig in der Kartause Mauerbach (bei Wien) befunden hat. Seit nachweislich in der Wiener Hofbibliothek, vielleicht von Wolfgang Lazius in Mauerbach erworben. – Parallelüberlieferung: Hss. überliefern Textmaterial, das auch in der W. K. enthalten ist; hinzu kommen Zitate bei → Heinrich dem Teichner, der Weltchronik des → Jans von Wien, die zum Teil auch in die Weltchronik des Rudolf von Ems eingegangen sind. Aufstellung bei Holznagel . A: Arend Mihm: Aus der Frühzeit der weltlichen Rede. Inedita des Cod. Vindob. . In: PBB (Tüb.) () S. –. – Schwab (s. Lit.). – Kosak (s. Lit.) S. –. – Holznagel
. Hälfte . Jh. (s. Lit.). – Vgl. zu älteren Ausg. auch Menhardt (s. Lit.). – Ausg. der namentlich bekannten Autoren s. jeweils dort. – Digitalfaks. des Cod online: www.onb.ac.at/digitaler lesesaal.htm. L: Franz-Josef Holznagel, VL () Sp. –. – Franz Brietzmann: Die böse Frau in der dt. Lit. des MA (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York u. a. ) S. –. – Konrad Zwierzina: Beispielreden und Spruchgedichte des Strickers. In: Mhd. Übungsbuch. Hg. v. Carl von Kraus. Heidelberg , S. –. – Heinrich Niewöhner: Stricker-Hss. In: PBB (Halle) () S. f. – Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. –. – Ute Schwab: Die Barlaamparabeln im Cod. Vindob. . Stud. zur Verfasserschaft kleinerer mhd. Gedichte (Quaderni della Sezione Germanica degli Annali ). Neapel . – A. Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. – und Reg. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. , . – Eberhard Lämmert: Reimsprecherkunst im SpätMA. Eine Unters. der Teichnerreden. Stuttgart . – Siegmund Prillwitz: Überlieferungsstud. zum ‹Barlaam und Josaphat› des Rudolf von Ems. Kopenhagen , S. –. – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , Reg. – Ernst Trenkler: Wolfgang Lazius, Humanist und Büchersammler. In: Biblos () S. –, hier S. . – Bernhard Kosak: Die Reimpaarfabel im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. –. – Berndt Jäger: ‹Durch reimen gute lere geben›. Unters. zu Überl. und Rezeption Freidanks im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. – passim. – Gerd Dicke/K. Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , Reg. – Karin Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. : Vom späten . Jh. bis um . Text- und Tafelbd. Wiesbaden , S. f. – Hans-Joachim Ziegeler: Beobachtungen zum Wiener Codex und zu seiner Stellung in der Überl. früher kleiner Reimpaardichtung. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –
. Hälfte . Jh. (wieder in: Ders.: Orte der Lit. Schr. zur Kulturgesch. des späten MA und der Frühen Neuzeit [Kölner Germanistische Stud. NF ]. Hg. v. Gerald Kapfhammer. Köln u. a. , S. –). – Wolfgang Achnitz/F.-J. Holznagel: ‹Der werlt lauff vnd ir posait›. Die Slg. ‹Die Welt› und ihre Rezeption. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. – F.-J. Holznagel: Gezähmte Fiktionalität. Zur Poetik des Reimpaarbispels. In: Die Kleinepik des Strickers. Texte, Gattungstraditionen und Interpretationsprobleme (Phil.Stud.u.Qu. ). Hg. v. Emilio González/Victor Millet. Berlin , S. – passim (vgl. auch das Gesamtreg. des Sammelbandes). – F.-J. Holznagel: Der Weg vom Bekannten zum weniger Bekannten. Zur diskursiven Verortung der Minnebîspel aus dem Cod. Vindob. . In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin/New York , S. –. – K. Schneider: Gotische Schr. in dt. Sprache. Bd. : Die obd. Schr. von bis . Text- u. Tafelbd. Wiesbaden , S. Anm. . – F.-J. Holznagel: Handschrift – Texttypologie – Literaturgesch. Die kleineren mhd. Reimpaardichtungen des . Jh. und der Wiener Stricker-Cod. (Hermaea NF ). Berlin/Boston . VZ Mai und Bea or. – Späthö scher Minneroman, zweite Hälfte . Jh. Der mitunter legendenhaft anmutende Roman mit über Versen dürfte im bair.-österr. Raum entstanden sein (Steiermark [?]). Er ist Repräsentant des Übergangs von den hochhö schen Großromanen um zu den Minne-/AbenteuerRomanen der Zeit um . Die Handlung greift auf ein gängiges Erzählschema zurück (Trennung und Wieder ndung zweier Liebender) und bietet die seit dem Ende des . Jh. in europäischen Literaturen mit variablen Personen- und Ortsnamen vielfältig verbreitete Inzestgeschichte der unschuldig verfolgten und stets demütigen Frau (vgl. den französischen Erzählstoff vom Mädchen ohne Hände oder z. B. → Hans von Bühels Königstochter von Frankreich). In der Ausgestaltung von M. u. B. widersetzt sich die römische Kaisertochter B. listig dem inzestuösen Ansinnen ihres verwitweten Vaters, bis es ihr mit Hilfe ihrer P egeeltern gelingt
Mai und Bea or zu iehen. In Griechenland heiratet sie den Grafen M. Sie gebiert einen Sohn, während ihr geliebter Mann seinem Onkel, dem König von Kastilien, im Kampf gegen die Heiden beisteht. B. muss aufgrund einer mörderischen Intrige ihrer Schwiegermutter, welche die Korrepondenz des Paares durch verleumderische Briefe ersetzt und M. auch einen Mordbefehl gegen Mutter und Kind unterschiebt, erneut üchten. Sie gelangt zurück nach Rom zu ihren Adoptiveltern, die B.s Kind als ihr eigenes ausgeben. Der heimgekehrte M. wähnt seine Frau und sein Kind tot. Er bringt seine Mutter um und widmet sein restliches Leben der Buße. Nach achtjährigem Büßertum reist M. nach Rom, um beim Papst Vergebung zu erlangen. In Rom wird die Familie wiedervereinigt und M. tritt die Herrschaftsnachfolge von B.s reuevoll abdankenden Vater an. Anders als etwa in der Artus-Epik ist bei M. u. B. die weibliche Protagonisten die zentrale Figur des Romans. Durch Demut, Selbstlosigkeit, Gottvertrauen und die Bereitschaft, auch unverdiente Schuld zu erdulden, wird B. heiligengemäß dargestellt und die Erzählung legendarisch strukturiert. Auch M.s Handeln ist christlich motiviert. Zwar wird er schuldig, doch nimmt er bereitwillig die Buße auf sich. So gerät der Roman zu narrativen Exempli kation, dass Gott den Seinen beisteht. M. und B. führt er über die weltliche Würde des römischen Kaisertums zum ewigen Heil. Historische Voraussetzungen der pseudohistoriographischen Erzählung, die ausschließlich im Mittelmeerraum situiert ist, sind neben politischen Entwicklungen in Rom die Kämpfe Ferdinands III. von Kastilien gegen die Mauren in der ersten Hälfte des . Jh. und die Errichtung kleiner fränkischer Staaten in Griechenland nach dem Zerfall des Byzantischen Reiches. Das Fürstentum M.s hat Züge des Prinzipats von Archaia auf dem Peleponnes, dessen Hauptstadt Andravida (Andréville) als Zentrum vorbildlichen Rittertums galt. Der Autor stellt das hö sche Leben an den verschiedenen Schauplätzen ausführlich, schablonenhaft und durchaus kritisch dar. Der Hof M.s wird indes als hö sches Ideal präsentiert, das mit der zeitgenössischen Gesellschaft kontrastiert. Gesellschaftskritik übt der Verfasser auch im Prolog und in Exkursen, die im Gestus der Zeitklage den zeitgenössischen Adligen und Herrschern Vernachlässigung hö scher Werte vorwerfen («ere», «zuht», «vröude», «minne»). Als mögliche Vorlage von M. u. B. kommt ein nicht erhaltener französischer Text in Fra
Mai und Bea or ge, wofür vor allem die vorkommenden Eigennamen sprechen. Der Verfasser selbst beruft sich im Prolog auf einen «werde[n] ritter», der die Geschichte aus Prosachroniken gekannt und um eine Versi kation gebeten habe. Der Bescheidenheitstopos des Autors im Prolog scheint (unintendiert) nicht ganz unangemessen: M. u. B. ist gefällig erzählt, aber kein sprachlich-stilistisches Meisterwerk. Vorbild ist die «klassische» Literatur, mit welcher der Dichter vertraut ist und deren Bekanntheit er auch bei seinem Publikum voraussetzt, wie Anspielungen auf → Gottfried von Straßburg und → Wolfram von Eschenbach erweisen. Auch → Hartmann von Aue, der Minnesang im Allgemeinen und → Walther von der Vogelweide im Besonderen haben Ein uss auf das Werk ausgeübt. Einzelne Passagen legen zudem eine Kenntnis des Frauendienstes → Ulrichs von Liechtenstein nahe. Selbst gewirkt hat M. u. B. auf den Christi Hort → Gundackers von Judenburg und das → Grazer Marienleben. Die Rezeption scheint auf den bairisch-österreichischen Raum beschränkt und wohl auch nur kurzzeitig gewesen zu sein. Erwähnung ndet M. u. B. im Ehrenbrief Jakob → Püterichs von Reichertshausen (Str. ). Ü: München, BSB, Cgm , r–v (Perg., zweites Viertel . Jh., südböhmisch und südbair.; Tl. mit M. u. B.: südböhmisch). Im . Jh. zusammengebundene Sammelhs. (enthält als . Tl. auch den Eneas → Heinrichs von Veldeke und → Ottes Eraclius. Die Lagen von M. u. B. sind in falscher Reihung eingebunden, dabei Textverlust an vier Stellen von insgesamt über % des Gesamtumfangs. – Fulda, LB, Cod. C , Bll. (Pap., Ende . Jh., bair.-österr.). A: [Alois Joseph Vollmer/Franz Pfeiffer:] M. und B. Eine Erzählung aus dem dreizehnten Jh. (Dichtungen des dt. MA ). Leipzig (Nachdr. Hildesheim ). – Mai und Bea or. Hg., übers., komm. und mit einer Einl. v. Albrecht Classen (Beih. zur Mediaevistik ). Frankfurt/M. u. a. (fehlerhaft). – Christian Kiening/Katharina Mertens Fleury: M. und B. Minneroman des . Jh. Zürich (online-Ausg.). L: Ehrismann // () S. –. – Werner Fechter, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. –, , . – Sabine Schmolinsky/Red., Killy () S. –. – Otto W¨achter: Unters. über das Gedicht ‹M. u. B.›. (Diss. Jena) Erfurt . – Ferdinand Schultz: Die Überl. der mhd. Dichtung
. Hälfte . Jh. ‹M. u. Bêa ôr›. Diss. Leipzig . – R[obert] Sprenger/F. Schultz: Zu ‹M. u. B.›. In: ZfdPh () S. –. – Alle van der Wal: Reimstud. zu ‹M. u. B.›. (Diss. Groningen) Amsterdam . – Albert Leitzmann: Zu ‹M. u. B.›. In: ZfdA () S. f. – Erwin Wendt: Sentimentales in der dt. Epik des . Jh. (Diss. Freiburg ) Borna-Leipzig . – Ernst Heinrich Massmann: Schwertleite und Ritterschlag. Dargestellt auf Grund der mhd. Quellen. Diss. Hamburg . – Ernst Scheunemann: ‹M. u. B.› und Hans von Bühels ‹Königstochter von Frankreich›. Eine vergleichende Unters. zur Darstellung im hohen und späten MA (Deutschkundliche Arbeiten. Allg. Arbeiten ). Breslau . – Hiltrud Rau: Die Sprache von ‹M. u. B.› auf Grund einer Reimunters. Diss. München . – W. Fechter: Gundacker von Judenburg und ‹M. u. B.›. In: ABäG () S. –. – Fritz Peter Knapp: Das Bild Griechenlands in der Verserzählung ‹M. u. B.›. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Ders.: Der Selbstmord in der abendländischen Epik des HochMA (Germ. Bibl. Dritte Reihe. Unters. und Einzeldarstellungen). Heidelberg , S. –. – Danielle Buschinger: Das Inzest-Motiv in der ma. Lit. In: Psychologie in der Mediävistik (GAG ). Hg. v. Jürgen Kühnel u. a. Göppingen , S. –. – Dies.: Skizzen zu ‹M. u. B.›. In: Die ma. Lit. in der Steiermark (Jb. für Internationale Germanistik A,). Hg. v. Alfred Ebenbauer u. a. Bern u. a. , S. – (wieder in: Dies.: Stud. zur dt. Lit. des MA [Greifswalder Beitr. zum MA / Wodan ]. Greifswald , S. –). – A. Ebenbauer: Bea or – Blanche ur. Zu zwei literarischen Frauen-Gestalten des . Jh. In: Slg. – Deutung – Wertung. Ergebnisse, Probleme, Tendenzen und Perspektiven philologischer Arbeit. FS Wolfgang Spiewok. Hg. v. D. Buschinger. Amiens , S. –. – Karin Cieslik: Auftraggeber und Dichterpersönlichkeit in der spätma. dt. Epik. Unters. zu ‹M. u. B.› und Hans von Bühels ‹Die Königstochter von Frankreich›. In: Figures de l’écrivain au Moyen Âge (GAG ). Hg. v. D. Buschinger. Göppingen , S. –. – Lydia Miklautsch: Stud. zur Mutterrolle in den mhd. Großepen des zwölften und dreizehnten Jh. (Erlanger Stud. ). Erlangen , S. –. – Ingrid Kasten: Ehekonsens und Liebesheirat in ‹M. u. B.›. In: Oxford German Studies () S. –. – Volker Mertens: Herrschaft, Buße, Liebe: Modelle adliger
. Hälfte . Jh. Identitätsstiftung in ‹M. u. B.›. In: German Narrative Literature of the Twelfth and Thirteenth Centuries. FS Roy Wisbey. Hg. v. Volker Honemann u. a. Tübingen , S. –. – Werner Röcke: Isolation und Vertrauen. Formen der Kommunikation und des Weltbildwandels im ‹Creszentia›- und ‹M. u. B.›-Roman. In: Weltbildwandel. Selbstdeutung und Fremderfahrung im Epochenübergang vom SpätMA zur Frühen Neuzeit (Lit. – Imagination – Realität ). Hg. Hans-Jürgen Bachorski/ W. Röcke. Trier , S. –. – Ingrid Bennewitz: Mädchen ohne Hände. Der Vater-TochterInzest in der mhd. und frühnhd. Erzähllit. In: Spannungen und Kon ikte menschlichen Zusammenlebens in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Kurt Gärtner u. a. Tübingen , S. –. – Ulrich Ernst: Formen der Schriftlichkeit im hö schen Roman des hohen und späten MA. In: Frühma. Stud. () S. –, hier S. –. – Horst Wenzel: Boten und Briefe. Zum Verhältnis körperlicher und nichtkörperlicher Nachrichtenträger. In: Gespräche – Boten – Briefe. Körpergedächtnis und Schriftgedächtnis im MA (Phil.Stud.u.Qu. ). Hg. v. dems. Berlin , S. –. – A. Classen: Kontinuität und Aufbruch. Innovative narrative Tendenzen in der spätma. deutschsprachigen Lit. Der Fall ‹M. u. B.›. In: Wirkendes Wort () S. –. – Heiko Fiedler: ‹Der Herausgabe wäre es werth›. Eine frühe Abschrift des Romans von ‹M. u. B.› durch Wilhelm Grimm. In: Brüder Grimm Gedenken () S. –. – F. P. Knapp: Die Lit. des SpätMA in den Ländern Österr., Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von –. Halbbd. : Die Lit. in der Zeit der frühen Habsburger bis zum Tod Albrechts II. (Gesch. der Lit. in Österr. von den Anfängen bis zur Gegenwart /). Graz , S. –. – C. Kiening: Genealogie-Mirakel. Erzählungen vom ‹Mädchen ohne Hände›. Mit Edition zweier dt. Prosafassungen. In: Geistliches in weltlicher und Weltliches in geistlicher Lit. des MA. Hg. v. Christoph Huber u. a. Tübingen , S. –. – Jutta Eming: Inzestneigung und Inzestvollzug im ma. Liebes- und Abenteuerroman (‹M. u. B.› und ‹Apollonius von Tyrus›). In: Hist. Inzestdiskurse. Interdisziplinäre Zugänge. Hg. v. ders. u. a. Königstein/Ts. , S. –. – Dies.: Questions on the Theme of Incest in Courtly Literature. In: The Court Reconvenes. Courtly Literature across the Disciplines. Hg. v. Barbara K. Altmann/Carleton W. Carroll. Rochester N. Y. u. a. ,
Mai und Bea or S. –. – V. Honemann: ‹M. und Bêa ôr› – On meaning and importance. In: ‹Vir ingenio mirandus›. FS John L. Flood. Bd. (GAG /). Hg. v. William J. Jones u. a. Göppingen , S. –. – Wolfgang Walliczek/Armin Schulz: Heulende Helden. ‹Sentimentalität› im späthö schen Roman am Beispiel von M. u. B. In: Abweichende Lebensläufe, poetische Ordnungen. FS Volker Hoffmann. Bd. . Hg. v. Thomas Betz/ Franziska Mayer. München , S. –. – A. Classen: Editing Medieval Texts in the TwentyFirst Century. Re exions on Recent Practices and Pragmatic Solutions in Light of ‹M. u. B.›. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Ders.: Roman Sentimental in the Middle Ages? ‹M. u. B.› as a Literary Re ection of the Medieval History of Emotions. In: Oxford German Studies () S. –. – Ders.: Rituale des Trauerns als Sinnstiftung und ethische Transformation des eigenen Daseins im agonalen Raum der hö schen und postheroischen Welt. Zwei Fallstud.: ‹M. u. B.› und ‹Diu Klage›. In: Zs. für Lit.-Wiss. und Linguistik () H. , S. –. – Jan-Dirk Müller: Hö sche Kompromisse. Acht Kapitel zur hö schen Epik. Tübingen , S. –. – A. Schulz: Eine verschenkte Möglichkeit: A. Classens Neuausg. von M. u. B. In: Internationales Arch. für Sozialgesch. der dt. Lit. online (www.iaslonline.de [..]). – A. Classen: The people rise up against the tyrants in the courtly world. John of Salisbury’s Policraticus, the Fables by Marie de France, and the anonymous M. u. B. In: Neohelicon () S. –. – C. Kiening: Rezension Ausg. Classen. In: ZfdPh () S. –. – Ders.: Unheilige Familien. Sinnmuster ma. Erzählens (Philologie der Kultur ). Würzburg , S. – und Reg. – Matthias Meyer: Von Briefen und Zauberbüchern. Schreiben und Lesen in ‹M. u. B.› und im ‹Reinfried von Braunschweig›. In: Sprache und Lit. durch das Prisma der Interkulturalität und Diachronizität. FS Anton Janko. Hg. v. Marija Javor Briˇski u. a. Laibach , S. –. – A. Schulz: Hybride Epistemik. Episches Einander-Erkennen im Spannungsfeld hö scher und religiöser Identitätskonstruktionen: ‹Die gute Frau›, ‹M. u. B.›, ‹Wilhelm von Wenden›. In: Literarische und religiöse Kommunikation in MA und Früher Neuzeit. DFG-Symposion . Hg. v. Peter Strohschneider. Berlin/New York , S. –. – A. Classen: Apollonius of Tyre, M. u. B., and Other Late Medieval Narratives. The
Berthold von Holle Suffering of Young Women Within Their Families. In: Ders.: Sexual Violence and Rape in the Middle Ages. A Critical Discourse in Premodern German and European Literature (Fundamentals of Medieval and Early Modern Culture ). Berlin/ New York , S. –. VZ Berthold von Holle. – Autor von Ritterromanen, der wohl im . Jh. lebte. Herkunft und Identität von B. v. H. sind nicht abschließend zu bestimmen. Wahrscheinlich stammte er aus einer altadligen Familie bei Hildesheim; urkundliche Zeugnisse (–) des dritten Sohnes von Dietrich v. H. könnten sich auf ihn beziehen. B. v. H. ist der Verfasser dreier späthöscher Ritterromane, die nach ihren Helden benannt sind: Crâne, Darifant und Demantin. Alle drei Werke sind in mhd.-nd. Mischung verfasst und dürften vor entstanden sein; im Prolog von Crâne wird Herzog Johann von Braunschweig genannt, der den Stoff mündlich weitergegeben und somit in Beziehung zum Autor gestanden haben könnte. Fast vollständig überliefert sind Crâne und Demantin, während von Darifant lediglich Verse erhalten sind, die nicht ausreichen, um den Inhalt angemessen wiederzugeben. Crâne erzählt vom ungarischen Königssohn Gayol, der unter dem Vogelnamen Crâne zum kaiserlichen Hof reist – gemeinsam mit seinen beiden Freunden, den Herzogssöhnen von Bayern (Stare) und Österreich (Valke). «Nu hete der keiser rîche / eine tohter minniclîche» – sie heißt Acheloyde und Crâne verfällt ihr. Obwohl er sich als Knappe ausgibt, kann er, nachdem er sich ritterlich erprobt hat, Acheloyde heiraten. Gayol und seine Gefährten offenbaren ihre wahren Namen, und nach weiteren Abenteuern kommt es während eines Ritterturniers zu einem Test der «triuwe» von Acheloyde, die ungeachtet aller sozialen Ränge zu ihrem Geliebten weiterhin besteht. Demantin handelt von dem jungen Prinzen Demantin, der um die griechische Königstochter wirbt, sich aber erst in zahlreichen (Zwei-)Kämpfen als ehrenhafter Mann und Ritter beweisen muss («êre und prîs»), um seine Angebetete zur Frau nehmen zu können. Der Text frönt einem Männlichkeitsideal, das aus dem Muster des Artusroman abgeleitet werden kann, weitere Inspirationen scheinen aus → Wolframs von Eschenbach Willehalm zu stammen. Allgemein ist der Blick auf die ritterlichen
. Hälfte . Jh. Werte und das hö sche Leben von Nostalgie geprägt: Diese evozierte Idealwelt kann nur durch das kämpferische Aufeinandertreffen der Männer erhalten bleiben (vgl. Mindnich). Regionale sowie politische Bezüge, wie Ungarn oder Bayern bei Crâne oder der englische Hof bei Demantin, verankern Protagonisten und Handlung zwar lose in der Wirklichkeit, funktionieren aber eher als verklärender Gegenentwurf zur Zeit des Interregnums. Ü: Crane: Göttingen, SUB, ° Cod. Ms. philol. ( Doppelbll., Fragm.). – Mainz, Gutenberg-Museum, StB-Ink. (Perg., erste Hälfte . Jh., nd.; Leimabklatsche der Doppelbll.). – Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., Cod. (), r–v (Pap., , nd.; fast vollst.). – Privatbesitz Ernst Friedrich Mooyer, Minden (Perg., . Jh., nd; . Bl., verschollen). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . () Novi (Perg., . Jh., mitteldt.-nd.; Bll., Fragm.). – Darifant: Kopenhagen, Kgl. Bibl., NKS Cod. ,° (Perg., . Jh., nd.; Fragm.). – Demantin: Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .° (Pap., . Jh., md.; fast vollst.). – Heidelberg, UB, Heid. Hs. (Doppelbl., Fragm.). – Rostock, UB, Fragm. philol. (Perg., zweite Hälfte . Jh., westmitteldt.; Fragm.). – Kiel, UB, Cod. ms. KB m (Perg., . Jh., mitteldt.; Fragm.). A: Karl Bartsch (Hg.): B. v. H. Nürnberg (Neudr. Osnabrück ). – Ders. (Hg.): Demantin von B. v. H. (Bibl. des Stuttgarter Literarischen Ver. ). Stuttgart . L: Elias von Steinmeyer, ADB () S. . – Karl Stackmann, NDB () S. . – Hans Fromm, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. , . – Norbert H. Ott/Christoph Fasbender, Killy () S. –. – Karl Bartsch: Die Sprache B.s v. H. In: Germania () S. f. – Albert Leitzmann: Unters. über B. v. H. In: PBB (Halle) () S. –. – Ders.: B. v. H. Ein Nachahmer Wolframs von Eschenbach. In: ebd., S. –. – Friedrich Vogt: Zu B. v. H. In: ebd., S. –. – Justus Fischer: Die Darstellung der Personen bei B. v. H. Diss. Hamburg . – Ernst Laurenze: B. v. H. Diss. Göttingen . – Eduard Damköhler: Niederdt. bei B. v. H. In: Korrespondenzbl. des Ver. für nd. Sprachforsch. () S.. – Ferdinand Urbanek: Der sprachliche und literarische Standort B.s v. H. und sein Verhältnis zur ritterlichen Standessprache am Braunschweiger Welfenhof. Diss. Bonn . – Gabriele von
. Hälfte . Jh. Malsen-Tilborch: Repräsentation und Reduktion. Strukturen späthö schen Erzählens bei B. v. H. (MTU ). München . – Matthias Wermke: Elemente mündlicher Komposition in der ritterlichen Epik des späten . Jh. Die Versromane B.s v. H. Frankfurt/M. . – Manfred Zimmermann: Nachklassische Artusepik ohne Artus. Die Dichtungen B. v. H.s. In: Artusroman und Intertextualität (Beitr. zur dt. Philologie ). Hg. v. Friedrich Wolfzettel. Gießen , S. –. – Gert Hübner: B. v. H. In: Medieval Germany. An encyclopedia. Hg. v. John M. Jeep. New York , S. f. – Matthias Meyer: Zwischen Herrschaft und Entführung. Frauenrollen im ‹Demantin› B.s v. H. In: Literarisches Leben. Rollenentwürfe in der Lit. des Hoch- und SpätMA. FS Volker Mertens. Hg. v. dems./Hans-Jochen Schiewer. Tübingen , S. –. – Ann Mindnich: male bonding. Männerfreundschaft und ritterlicher Zweikampf in B. v. H.s ‹Demantin›. In: Aventiuren des Geschlechts. Modelle von Männlichkeit in der Lit. des . Jh. (Aventiuren ). Hg. v. Martin Baisch. Göttingen , S. –. FA Volrat. – Verfasser einer Verserzählung, vor . Das Märe (drei Redaktionen: A, B, C) überliefert in der jüngsten und deutlich kürzeren Fassung C den Eigennamen «Volrât» am Textanfang. Geht man davon aus, dass der ältere Textzeuge (A) auch der ursprüngliche ist, müsste der Verfasser in der zweiten Hälfte des . Jh. gelebt haben. Handlungsort und sprachliche Indizien weisen nach Nürnberg bzw. Ostfranken. Über die Herkunft V.s ist nichts bekannt; Fischer hält einen adligen Hintergrund zumindest für möglich. Eine alte und erblindete Freifrau möchte ihren Sohn wegen seines verschwenderischen Lebensstils vor Kaiser Friedrichs Hoftag in Nürnberg verklagen. Im Gerichtssaal bedient sich der Sohn einer List und hängt seiner Mutter vor der Anklage einen fremden Ritter an. Obwohl der Unschuldige beteuert, seine Mutter sei schon seit dreißig Jahren tot, wird er nur getadelt und dazu gemahnt, seine Mutter zu ehren. Der Ritter fügt sich p ichtbewusst und kommentiert auf dem Rückweg, wie wunderlich es bei Hofe zugehe und dass der mächtige Kaiser sogar seine tote Mutter wieder auferstehen lassen könne. Später klärt sich das Missverständnis unter Gelächter auf; der Kaiser schenkt dem fälschlich beschuldigten Ritter ein teures Pferd.
Volrat In dem Märe kommt letztlich niemand zu schaden, die Sympathien des Erzählers liegen eher beim listenreichen Ritter als bei seiner geizigen Mutter. Redaktion A schildert den Verlauf breiter, während C gezielter und kompakter vorgeht. Es gibt zwar gelegentliche Motivparallelen zum Fabliau Le Prestre qui ot Mere a Force (Priester hat Geliebte und kümmert sich deshalb nicht um seine Mutter), eine direkte Verwandschaft lässt sich jedoch nicht belegen. Ü: Erfurt, Bistumsarch., Dt. Fragm. , ra (Perg., zweites Viertel . Jh., thüringisch-hessisch; Fragm.) (Red. B). – Heidelberg, UB, Cpg , ra–rb, vab (Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. mit bair. Formen) (Red. A). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , ra–rb (Pap., , bair.-österr.) (Red. C). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., , bair.-österr.) (Red. C). A: Gesamtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen. Bd. . Hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Darmstadt , Nr. , S. – ( Verse nach Red. A, mit Lesarten der Red. C). – Moriz Haupt: Von der alten Mutter. In: ZfdA () S. – ( Verse nach Red. C) (zit.). – Heinrich Niewöhner: Erfurter Bruchstücke einer mitteldt. Bîspel- und Märensammlung. In: PBB (Halle) () –, hier S. f. ( Verse, Red. B). – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz (Abdruck von Red. C). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibl. Germanica .). Bern/München , S. – (Red. C). Ü: Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgew. und übers. von Hanns Fischer. München , S. – (Nr. ). L: Gustav Roethe, ADB () . – Hedda Ragotzky, VL () Sp. –. – Sabine Schmolinsky, Killy () S. . – De Boor/Newald / () S. . – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. . – J. Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/
Der Freudenleere –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. f., . – Klaus Grubmüller: Wer lacht im Märe – und wozu? In: Lachgemeinschaften. Kulturelle Inszenierungen und soziale Wirkungen von Gelächter im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Werner Röcke/Hans Rudolf Velten (Trends in Medieval Philology ). Berlin , S. –, hier S. . FA Der Freudenleere. – Verfasser des Reimpaarschwanks Der Wiener Meerfahrt, letztes Drittel . Jh. Im Prolog seiner Verserzählung nennt sich der Verfasser mit dem sprechenden Namen «der vreudenlere», der als Fahrenden-Pseudonym gut vorstellbar ist. Die Dichtung kritisiert die materielle Ausrichtung der zeitgenössischen Wiener Stadtgesellschaft und ist als Satire auf das neureiche Patriziat zu verstehen. Der Adressatenkreis ist daher im traditionellen böhmisch-österreichischen Landadel zu vermuten, aus dem auch ein möglicher Auftraggeber stammen könnte. Der F. selbst beruft sich für die Vermittlung seiner Geschichte auf «Von dewin burgrave herman» (Hermann von Dewin/Döben [bei Grimma] aus dem Geschlecht der Starkenberger), von dem allerdings bereits im Präteritum gesprochen wird. Da Hermann das Burggrafenamt nicht vor innehatte, wäre dies der Terminus post quem, und da die Wiener Gesellschaft in der Erzählung gen «akers» (Akkon) fahren möchte, ist der endgültige Fall des Kreuzfahrerstützpunktes der Terminus ante quem. Der Schwank von Versen ist in unterschiedlich lange Abschnitte gegliedert, die jeweils von einem Dreierreim beschlossen werden. Der Prolog steht in der Tradition der topischen Zeitklage («Nu hat die werlt verkeret sich», V. ) und kritisiert, dass heute das «gut» über «ere» gehe und der Geiz vor angemessene Lebensführung. Der Klage lässt F. ein ironisches Lob auf Wien folgen, dem als Grundfärbung stets unterlegt ist, dass die Vorzüge der Stadt nur dem zuteil werden, der «phenninch» hat. An diese satirisch-hintergründige Würdigung schließt F. die anekdotenhafte Erzählung von der imaginierten Seereise der «tumben wiennere» an, deren grundlegendes Motiv schon im Anekdotenschatz der Antike (Athenaios) belegt ist: Reiche Wiener Bürger nden sich auf dem Söller eines Wirtshauses zu einem Fress- und Saufgelage ein. Der im mhd. Text verwandte Terminus «loube» für nhd.
. Hälfte . Jh. Söller/Altan erscheint häu g in der Erzählung, was darauf rekurrieren könnte, dass die Wiener Patrizier sich selbst «Laubenherren» nannten. Man erzählt sich Reiseabenteuer und mit zunehmender Trunkenheit, schlägt einer der Bürger eine Pilgerreise ins Hl. Land vor. Dem Vorschlag wird allgemein zugestimmt und der Söller mutiert in der Wahrnehmung zum Schiff, das mit Speise und Trank reichlich versehen wird. W¨ahrend der vermeintlichen Überfahrt wird weiter getrunken, die «Seefahrer» bestreiten religiöse Erörterungen und stimmen das Pilgerlied → In gotes namen varen wir an. Als keiner mehr stehen oder sitzen kann, wird dies als Seesturm gedeutet, so dass die Söllergesellschaft einen Schiffbruch befürchtet. Um das Meer zu besänftigen, wird ein volltrunken am Boden liegender Mitzecher, der für einen Toten gehalten wird, ungeachtet aller lautstarken Gegenwehr «vz dem kiel in daz mer» geworfen. Der Mann stürzt vom Söller auf die Straße und bricht sich Arme und Beine. Erst nach drei Tagen wird den nun Ausgenüchterten bewusst, was sie angerichtet haben. Sie müssen dem Verletzten eine Buße zahlen, welche die Kosten einer tatsächlichen Pilgerreise übersteigt. Der Epilog bietet zunächst die geläu ge Ansicht, wonach Weintrinken nur in Maßen gottgefällig sei. Aber durch eine ironische Wendung stellt der F. den Bezug zum Prolog wieder her. Denn ausdrücklich nimmt er von der Warnung vor übermäßigen Weingenuss den Geizigen aus, der nur durch «groze trunkenheit» zu einer «kleine[n] miltikeit» zu bewegen sei. Der F. beweist mit seiner lebendigen Bearbeitung des traditionellen Erzählstoffes vor allem bei der Überblendung von Söllergezeche und Meeresfahrt sein Talent zur komischen Darstellung. Signikant für Der Wiener Meerfahrt ist auch die Verkehrung religiöser Vorstellungen in den Gesprächen der betrunkenen Patrizier. Zwar ist das Seefahrtmotiv auch nach dem F. in der dt. Literatur mehrfach behandelt worden, aber nur bei → Hugo von Trimberg in direkter Anlehnung an die Dichtung F.s. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , vb–ra. – Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (vormals Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ) vb–rb (beide Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. [südböhmisch?] mit bair. Einschlag). A: Johann N. Mailáth/Johann P. Köfnger: Koloczaer Cod. altdt. Gedichte. Pest ,
. Hälfte . Jh. S. – (nach Cologny-Genf). – Karl Schädel: Der Wiener mervart. Eine mhd. Erzählung mit Anm. (Programm des Gymnasiusms Clausthal zu Ostern ). Clausthal (mit Athenaios-Text). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Hans Lambel: Erzählungen und Schwänke. Leipzig , , S. –. – Richard Newald: Der Wiener Meerfahrt (Germ. Bibl. /). Heidelberg . – Helmut de Boor: MA. Texte und Zeugnisse. Teilbd. (Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse ,). Berlin (Nachdr. München ) S. –. – Ulrich Pretzel: Der Wiener Meerfahrt. In: Pegasus pichelt. Geschichten vom Trinken aus der Probierstube deutschsprachiger Dichtung. Hg. v. Hans Adolf Neunzig. Hamburg (Sonderausg. Wiesbaden ) S. – (mhd./ nhd.). Ü: Der Wiener Meerfahrt von dem F. Ein altdt. Schwank des . Jh. In nhd. Verse übertragen v. Alfred Walheim. Durchsicht v. Eduard Castle. Buchschmuck v. Wilhelm Dachauer (Liebhaberausg. der Österr. Staatsdruckerei ). Wien . – U. Pretzel: Dt. Erzählungen des MA. Ins Nhd. übertragen (Beck’sche Schwarze Reihe ). München , S. –. L: Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/ Newald / () S. f. – Ernst Hellgardt/ Corinna Laude, Killy () S. f. – Lütcke: Der Wiener Meerfahrt. In: Germania () S. –. – Theodor von Karajan: Allerhand zu altdt. Gedichten .: Zur Wiener Meerfahrt. In: ZfdA () S. –. – Edward Schröder: Zu der Wiener Meerfahrt. In: ZfdA () S. –. – W[endelin] Toischer: Zu der Wiener Meerfahrt. In: ZfdA () S. –. – Wilhelm Uhl/E. Schröder: Der F. In: ZfdA () S. –. – Anton Wallner: Drei Spielmannsnamen (Wizlav. Regenbogen. Der F.). In: PBB () S. –, hier S. –. – Ders.: Reinhartfragen. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Edith Wolf: Die Komposition der Versnovelle des ausgehenden MA. Diss. Wien , S. –. – Hans Lang: Zur Entwicklung der mhd. Versnovelle. Diss. München , S. . – Klaus Hufeland: Die dt. Schwankdichtung des SpätMA. Beitr. zur Erschließung und Wertung der Bauformen mhd. Verserzählungen (Basler Stud.
Der Zwei er zur dt. Sprache und Lit. ). Bern , S. . – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. , . – Leif Ludwig Albertsen: Die Moralphilosophie in der Wiener Meerfahrt. In: ZfdA () S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. , , , f. – Erich Strassner: Schwank (Slg. Metzler M ). Stuttgart , S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , f., f., . – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , Reg. – FritzPeter Knapp: Der Wiener Meerfahrt von dem F. Eine böhmische Satire auf das Wiener Ritterbürgertum? In: ‹Ze hove und an der strâzen›. Die dt. Lit. des MA und ihr ‹Sitz im Leben›. FS Volker Schupp. Hg. v. Anna Keck/Theodor Nolte. Stuttgart/Leipzig , S. –. – Stefan Erlei: ‹Hösch› im Mhd. Die Verwendung eines Programmworts der hö schen Kultur in den deutschsprachigen Texten vor (Kultur, Wiss., Lit. ). Frankfurt/M. u. a. , S. f. VZ Der Zwei er. – Reimpaardichtung, zweite Hälfte . Jh. (vor ). Der Text beginnt mit einer ausführlichen, moralisierenden Einleitung. Darin wird die Vergänglichkeit weltlicher Güter mit ewiger göttlicher Seligkeit kontrastiert, angesichts derer tausend Jahre wie ein Tag sind (Ps ,). Zur Veranschaulichung schildert der Erzähler die Geschichte eines zweifelnden Mönchs. Dieser begibt sich zum täglichen Nachtgebet seines Klosters. Dort erfolgt ein Gesang über die genannte Ps-Stelle, an deren Wahrheit dem Mönch nun Zweifel kommen. Nach dem Gebet hört er einen Vogel singen und geht in den Wald, um dem lieblichen Gesang zu lauschen. Als der Mönch in das Kloster zurückkehrt, erkennt er niemanden mehr und wird selbst nicht wiedererkannt. Der Abt erzählt ihm daraufhin, vor langer Zeit sei ein Mönch des Klosters verschwunden. Der Protagonist wird daraufhin als dieser Mönch identi ziert und die Mönche loben angesichts des Wunders Gott. D. Z. umfasst mhd. Reimpaarverse mit dem Incipit «Swen got sines riches sol gew’n». Die Entstehung des Texts wird in der zweiten Hälfte des
Der Heller der armen Frau . Jh. vermutet. Ein Terminus ante quem ergibt sich aus dem einzigen Textzeugen: Das Gedicht war nur in einer illuminierten Psalterhandschrift von überliefert, die jedoch verschollen ist. Eine Illustration zum Text zeigte den dem Vogel lauschenden Mönch. D. Z. befand sich in der Handschrift zwischen einem Kalender und einem Miniaturenzyklus. Die Forschung hat – nicht zuletzt aufgrund der Einbettung von D. Z. – zisterziensisch geprägte Laienkreise mit dem Psalter in Verbindung gebracht. Der Verfasser dürfte in einem gewissen Ausmaß die mhd. Literatur gekannt haben: So hat man einzelne Bezüge zum → Nibelungenlied, zum Rolandslied des Pfaffen → Konrad und dem Karl des → Strickers herausgearbeitet. Der Stoff der Geschichte entspricht einem Typus, der in mehreren Fassungen und Sprachen verbreitet war. Als Quelle von D. Z. gibt der Erzähler die → Vitaspatrum an («In vitas patrum ich ez las», V. ). Als wahrscheinliche Vorlage gilt jedoch eher ein Predigtexempel von Maurice de Sully. Verwandtschaft besteht außerdem zu dem ebenfalls auf die zweite Hälfte des . Jh. datierten → Mönch Felix. Ü: Metz, StB, Ms. , v–v (Perg., Magdeburg?, , mitteldt.-nd.; verschollen). – Zum Schicksal der Hs. vgl. Palmer (s. Lit.) und http://www.handschriftencensus.de/ . A: Carl von Hardenberg: Geistliches Gedicht des XIII. Jh. In: Germania () S. –. L: De Boor/Newald / () S. . – Nigel F. Palmer, VL () Sp. f. – Fritz Müller: Die Legende vom verzückten Mönch, den ein Vöglein in das Paradies leitet. Diss. Erlangen, Leipzig , S. f. – Leonhard Peter: Die Legende vom verzückten Mönch, den ein Vöglein in das Paradies leitet. In: Cistercienser Chron. () S. –. – Lutz Röhrich: Komm. In: Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart . Hg. v. dems. Bern/München , S. –, hier S. . – Antti A. Aarne: The Types of the Folk-Tale. A Classi cation and Bibliography. Bearb. v. Stith Thompson. Helsinki , Nr. A. – Jürgen Wolf: Psalter und Gebetbuch am Hof. Bindeglieder zwischen klerikal-literater und laikal-mündlicher Welt. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. Essays in a Conjunction and Its Consequences in Honour of D. H. Green. Hg.
. Hälfte . Jh. v. Mark Chinca/Christopher J. Young. Turnhout , S. –, hier S. , f. – Michael Embach: Trierer Literaturgesch. Das MA. Trier , S. u. ö. MM Abbickh von Hohenstein. – Autor ohne erhaltenes Werk, wohl zweite Hälfte . Jh. A. v. H. soll ein Werk über einen Herzog «Von der Teiferbruck Heinreiche» geschrieben haben («des abenteuer gleiche»). Erwähnt wird sein Name im Ehrenbrief von Jakob → Püterich von Reichertshausen in Folge aufgezählter dt. Bücher in dessen Besitz (Strophe ). Das Werk ist verloren, doch Ulrich → Füetrer, der mit Püterich befreundet war und ihm einen Nachruf widmete, scheint es ebenfalls – vielleicht durch Püterich – gekannt zu haben. L: Burghart Wachinger, VL () Sp. . – Artur Goette: Der Ehrenbrief des Jakob Püterich von Reichertshausen an die Erzherzogin Mechthild. Diss. Straßburg , S. f. – Fritz Behrend/Rudolf Wolkan (Hg.): Der Ehrenbrief des Püterich von Reichertshausen. Leipzig/ Weimar , S. , f. (zit.). – Horst Brunner: Dichter ohne Werk. Zu einer überlieferungsbedingten Grenze ma. Literaturgesch. In: Annäherungen: Stud. zur dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit (Phil.Stud.u.Qu. ). Hg. v. dems. Berlin , S. –. FA Der Heller der armen Frau (Eine arme Spinnerin baut dem Herrn das Haus). – Mirakeldichtung, zweite Hälfte . Jh. Die Reimpaarverse umfassende Dichtung wird von der Forschung auf die zweite Hälfte des . Jh. datiert. Die Erzählung ist in drei Handschriften überliefert, u. a. im sog. Kalocsa-Codex (K). Der unbekannte Verfasser des Gedichts tritt selbst zu Beginn des Texts auf: Unter Gebrauch des Bescheidenheitstopos spricht er sich selbst die Fähigkeit ab, wie → Gottfried von Neifen den Frauen süße Lieder zu singen. Im Hauptteil der Dichtung entfaltet sich die Handlung um einen König, der als weise und wohlhabend beschrieben wird. Er veranlasst den Bau eines Münsters und beansprucht allen göttlichen Lohn für dieses Werk. Der König verbietet daher bei Todesstrafe Spenden anderer Personen für den Bau. In goldenen Lettern wird er am Münster als alleiniger Stifter verewigt. Am nächsten Tag steht dort jedoch der Name einer «armen vrowen». Der König lässt die ursprüngliche Aufschrift
. Hälfte . Jh. mehrmals wiederherstellen, doch erscheint an der gleichen Stelle immer wieder der Name der Frau. Als diese zum König gebracht wird, gesteht sie ihm einen Bruch des königlichen Spendenverbots: Sie habe als Spinnerin einen Heller verdient, damit Heu gekauft und mit diesem die Bauochsen gefüttert. Der König erkennt in dem Vorgang Gottes Willen und beschenkt die Frau. Die Schlussverse sprechen die Lehre der Erzählung aus: Wer Gott einen Dienst leisten will, soll auch andere Menschen einen Anteil daran zugestehen. Die Forschung hat den Text in thematische Nähe zum Guten Gerhard des → Rudolf von Ems gerückt. Ü: H: Heidelberg, UB, cpg , vb–va (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.). – K: Cologny-Genf, Biblioteca Bodmeriana, cod. Bodm. , rb–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.). – M: Melk, Stiftsbibl., cod. (früher R ), – (Perg., Mitte . Jh., bair.-österr.). A: Eine arme Spinnerin baut dem Herrn das Haus. Hg. v. Wilhelm Grimm. In: Wünschelruthe () S. f. – Ein Maere. Hg. v. Heinrich Hoffmann. In: Altdt. Bll. . Hg. v. dems./ Moriz Haupt. Leipzig , S. –. – Kleinere mhd. Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte : Die Heidelberger Hs. cod. Pal. germ. mit zwei Tafeln in Lichtdruck. Hg. v. Gustav Rosenhagen (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin u. a. ) S. f. – Günther Schweikle: Dichter über Dichter in mhd. Lit. Tübingen , S. –. – OnlineFaks. von Hs. K: http://www.e-codices.unifr.ch/ de/list/one/cb/. – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. Ü: Von geistlichem Hochmuth. In: Der Gesellschafter oder Bll. für Geist und Herz () S. (Prosaübersetzung). L: De Boor/Newald / () S. . – Ulla Williams, VL () Sp. f.; () Sp. . – Hans-Joachim Ziegeler: Der literarhist. Ort der Mariendichtung im Heidelberger Cpg und in verwandten Sammelhss. In: Die Vermittlung geistlicher Inhalte im dt. MA. Internationales Symposium Roscrea . Hg. v. Timothy R. Jackson u. a. Tübingen , S. – (wieder in: H.–J. Ziegeler: Orte der Lit. Schr. zur Kulturgesch. des späten MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Gerald Kapfhammer. Köln u. a. , S. –). – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/
Liebesgruß –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit /). Tübingen , S. . MM Liebesgruß. – Minnerede, vielleicht zweite Hälfte . Jh. Ein Minnekästchen aus Lindenholz besitzt mehrere Inschriften (äußere Vorderwand, Innendeckel, Innenboden, Innenwände) von insgesamt Versen, die einen Liebesgruß sowie eine Minneklage behandeln. Der Sprecher preist die Geliebte auf unterschiedliche Weise, versichert ihr seine Treue und ver ucht alle, die ihrer Beziehung im Wege stehen. Begleitet wird der Text durch Bildmedaillons, die in ausgewählten Motiven eine Liebesgeschichte visualisieren. Über die Echtheit des Kästchens herrscht noch keine Klarheit. Es wurde auch angenommen, dass es sich um eine neuzeitliche Fälschung handele (Himmelheber, Diemer/Diemer). Der jüngste Beitrag in dieser Debatte von Wegera, der sich dem Text aus sprachlicher Perspektive annimmt, sieht die Schwierigkeit in der genauen Bestimmung darin, dass es «weder kunstgeschichtlich noch sprachgeschichtlich noch literaturgeschichtlich [...] direkte Parallelen» gibt. Ü: München, Bayerisches Nationalmuseum, Inv. Nr. R ( Verse). A: Friedrich Heinrich von der Hagen: Bildersaal altdt. Dichter. Bildnisse, Wappen und Darstellungen aus dem Leben und den Liedern der dt. Dichter des . bis . Jh. Berlin , S. f. – Heinrich Kohlhaussen: Minnekästchen im MA. Berlin , S. f. – Werner Höver/Eva Kiepe (Hg.): Gedichte von den Anfängen bis . Nach den Hss. in zeitlicher Folge. (Epochen der dt. Lyrik ). München , S. –. – Kettler (s. Lit.) S. . – Rudolf Göbel: Das Münchner Minnekästchen. Unters. zur Echtheitsfrage. In: Zs. für Kunsttechnologie und Konservierung () S. –, hier S. . – Wand-Wittkowski (s. Lit.) S. f. – Wegera (s. Lit.) S. –. Ü: Kohlhaussen (s. Ausg.) S. f. – Höver/Kiepe (s. Ausg.) –. – Kettler (s. Lit.) S. . – Wand-Wittkowski (s. Lit.) S. . L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. Ba. – Otto Lauffer: Frau Minne in Schrifttum und bildender Kunst des dt. MA. Hamburg , S. f. –
Diu mâze Georg Himmelheber: Das Münchner Minnekästchen – eine Chronik. In: Zs. für Kunstgesch. () S. –. – Wilfried Kettler: Bemerkungen zum Verhältnis von germ. Philologie und Epigraphik. In: Epigraphik . Hg. v. Walter Koch (Veröff. der Kommission für die Herausgabe der Inschriften des Dt. MA / Österr. Akad. der Wiss. ). Wien , S. –, hier S. –. – Dorothea und Peter Diemer: Minnesangs Schnitzer. Zur Verbreitung der sogenannten Minnekästchen. In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger. Hg. v. Johannes Janota u. a. Bd. . Tübingen , S. –. – Christine Wand-Wittkowski: Die Inschriften des Münchner Minnekästchens: Eine Fälschung? In: ZfdPh () S. –. – Dies.: Briefe im MA. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Lit. Herne , S. . – Jürgen Wurst: Pictures and Poems of Courtley Love and Bourgeois Marriage: Some Notes on the Socalled ‹Minnekästchen›. In: International Medieval Research Volume : Love, Marriage, and Family Ties in the Later Middle Ages. Hg. v. Isabel Davis u. a. Brepols , S. –. – Klaus-Peter Wegera: Zur Sprache des ‹Münchner Minnekästchens›. In: ZfdPh () S. –. – Stefan Matter: Minneszenen in der bildenden Kunst des späteren MA und ihr Verhältnis zu Minnereden. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/New York , S. –, hier S. –. – Ders.: Reden von der Minne. Unters. zu Spielformen literarischer Bildung zwischen verbaler und visueller Vergegenwärtigung anhand von Minnereden und Minnebildern des deutschsprachigen SpätMA (Bibliotheca Germanica). Tübingen/Basel . FA Diu mâze. – Lehrhafte Reimpaardichtung, zweite Hälfte . Jh. (?). Eingangs preist das Gedicht ( Verse, Versverlust im Anfangsteil) die «maze» als «mvter aller tvgende». Mit allgemeinen Lebensregeln werden dann zunächst die Männer (V. –) und anschließend die Frauen (V. –) unterwiesen, bevor die Dichtung mit einem formelhaften Schluss endet. Diese Aufteilung in einen Männerund einen Frauenteil teilt D. m. mit dem Verstraktat Der → heimliche Bote, allerdings stehen dort die Abschnitte in umgekehrter Reihung.
. Hälfte . Jh. Die ausgebreiteten Ratschläge zur Lebensführung fokussieren auf die Einhaltung der rechten Mitte und das Vermeiden von Extremen: bei den Männern z. B. die angemessene Gewichtung von Reden und Schweigen, die richtige Nähe und Distanz zu Frauen, Vermeidung von Selbstlob, Zorn oder unangebrachter Freigebigkeit; bei den Frauen ehrenhaftes Benehmen, Gehorsam dem Mann gegenüber oder Treue. Bemerkenswert ist die Befürwortung der «tougen minne» im Kontext der Lebensmaximen für beiderlei Geschlechter. Das Gedicht kann hohen künstlerischen Ansprüchen weder inhaltlich noch formal-stilistisch genügen. Die Lehren sind trivial, das Versmaß ist gestört und die Reime sind unrein. W¨ahrend formale Kriterien dabei eher (und keinesfalls eindeutig) für eine Datierung der Dichtung ins späte . Jh. sprechen, scheinen inhaltliche Aspekte ins späte . oder frühe . Jh. zu weisen: etwa die spätma. anmutenden Eheregeln, die Reduzierung der «tougen minne» auf Sexualität oder die Einengung des «maze»-Begriffes auf Mäßigung und Maßhalten. In V. f. («wir mugen wol gewinnen / mit eren gotes hulde») könnte eine Anspielung auf den ‹Reichston› → Walthers von der Vogelweide vorliegen (L ,–). Wenn dort wirklich ein intertextueller Verweis vorliegt, so hätte sich die Möglichkeit einer Datierung vor erübrigt. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , rb–va; Überschrift: «Ditz bvchel heizet die maze / Got helf vns an die himel straze». – Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (vormals Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ) rb–va; Überschrift: «Ditz ist von der maze / got helfe vns zv der himel straze» (beide Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. [südböhmisch?] mit bair. Einschlag). A (alle nach Cpg ): Karl Bartsch: Diu Mâze. Gedicht des . Jh. In: Germania () S. –. – Gustav Rosenhagen: Kleinere mhd. Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte. Bd. : Die Heidelberger Hs. Cod. Pal. germ. (DTM ) Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. ). – Heinrich Meyer Benfey: Mhd. Übungsstücke. Halle , S. –. L: Ehrismann // () S. . – Walter Blank, VL () Sp. f. – De Boor/ Newald () S. . – Bartsch (s. Ausg.) S. –. – Wilhelm Scherer: Gesch. der dt. Dichtung im . und . Jh. Straßburg , S. f. – Rosenhagen (s. Ausg.) S. Anm. –
. Hälfte . Jh. Edward Schröder: Diu Mâze. In: ZfdA () S. –. – Wolfgang Stammler: Zur Datierung der ‹Mâze›. In: ZfdPh () S. –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – W. Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. . – Dietrich Huschenbett: ‹D. M.› – ein Büchleintyp. In: GRM NF () S. –. VZ Herrand von Wildonie (Herrand II. von Wildon), * um , † / (?). – Verfasser von Reimpaarerzählungen und Minneliedern. H. ist der erste adlige Dilettant, der sich neben der Lieddichtung auch im neuen novellistischen Genre hervortat. Er enstammte einem ein ussreichen steirischen Ministerialengeschlecht, das südlich von Graz ansässig war. H. war – wie bereist sein Großvater Herrand I. – Truchsess von Steier und ist im Zeitraum – urkundlich gut bezeugt. Zudem wird er mehrfach in der ‹Steirischen Reimchronik› → Ottokars von Steiermark erwähnt. H. war mit Berchta verheiratet, der Tochter → Ulrichs von Liechtenstein. Mit seinem Schwiegervater verbanden ihn gemeinsame politische Interessen. Auch dürfte er aus dem Umfeld Ulrichs literarische Anregungen empfangen haben. H. spielte im Verbund mit weiteren Familienmitgliedern eine prominente Rolle in der österreichischen Landespolitik zur Zeit des Interregnums. Seine bewegte wie streitbare politische Biographie zeigt ihn zunächst als Parteigänger Belas von Ungarn, dann Ottokars von Böhmen und schließlich Rudolfs von Habsburg. Von H. sind vier Reimpaarerzählungen und drei Minnelieder überliefert. Da H. in die jeweiligen Mären-Schlüsse selbstbewusst seinen vollen Namen als Autorsignatur implementierte (z. B.: «der euch der abentheur nant / der ist von Wildonie herrant» [Der betrogene Gatte]) und andere Namensträger in der Familie aus zeitlichen Gründen ausscheiden, ist hier H.s Verfasserschaft als gesichert anzusehen. Dagegen nennt der Textzeuge der Lieder, die → Heidelberger Liederhandschrift C, nur den Familiennamen. H.s Autorschaft für diese Lieder ist zwar wahrscheinlich, kann aber nicht gänzlich frei von Zweifeln sein. Dass H. im Renner → Hugos von Trimberg als Lieddichter neben herausragenden Autoren des . und . Jh. erscheint, ist allerdings deutliches Indiz, dass sein
Herrand von Wildonie tatsächliches lyrisches Corpus deutlich umfangreicher war, als die Überlieferung suggeriert. Die drei tradierten Lieder stehen mit ihrer formal wie motivlich konventionellen Gestaltung (Natureingang, Frauenpreis, Minneanrufung, Sängerrolle) in der Tradition des hochhö schen Minnesangs. Die Reimpaarerzählungen H.s sind literarhistorisch bedeutsamer. Sie fußen zwar auf geläu gem und europäisch verbreitetem Erzählgut, doch H. vermag sie jeweils individuell auszugestalten. Zwei Texte thematisieren eheliche Treue: Das hösche Märe Die treue Gattin erzählt von einer Ehefrau, die sich ein Auge aussticht, um sich ihrem alten und hässlichen Mann, der zudem im Kampf ein Auge verloren hat, anzugleichen (der gleiche Stoff begegnet in weniger elaborierter Form im Märe Das → Auge). Die Dichtung ist primär ein Preis der Frauentreue, zielt aber auch auf das Ideal der seelischen Verbundenheit in der Ehe ab. Mit dieser Erzählung kontrastiert der Ehebruchschwank Der betrogene Gatte, der einem beliebten Erzähltyp folgt. Hier wird ein Mann von seiner jungen Frau hintergangen (inhaltliche Parallelen weist z. B. Der → Pfaffe mit der Schnur auf). Die beiden anderen Erzählungen dürften vor dem Hintergrund des Interregnums zu verstehen sein. Sie behandeln Herrscherp ichten und Vasallentreue. Die Parabel Der nackte Kaiser ist H.s Fassung der Mirakelgeschichte vom Kaiser Gorneus (Der → König im Bad), der seine Herrscherp ichten vernachlässigt und durch einen Engel zur Einsicht geführt wird. Dieser Fürstenlehre steht mit dem Tierbispel Die Katze (vgl. Der Kater als Freier des → Stricker) eine Verhaltenslehre für Lehnsleute gegenüber: Ein Kater verlässt seine Frau, um eine besserere Herrscherin zu nden, und kehrt letztlich nach erfolgloser Suche wieder zu ihr zurück. Zum einen erweist sich H. sowohl bei der Wahl der Gattung als auch in seiner Erzähltechnik als modern, zum anderen vermitteln seine Texte die ständisch-restaurative Grundhaltung ihres adeligen Autors. Damit positioniert H. sich inhaltlich ganz klar anders als der Stricker, der – neben Ulrich von Liechtenstein – als Hauptein uss auf H.s Dichtung zu nennen ist. Womöglich war H.s Œuvre nur für den familiären Gebrauch bestimmt. Dass es aber neben dieser Familientradition auch eine breitere Rezeption gegeben haben muss, macht eigentlich schon die Erwähnung H.s im Renner wahrscheinlich und wird durch eine schwäbische Prosaau ösung des Nackten Kaisers aus dem . Jh. belegt.
Herrand von Wildonie Ü: Lieder: Heidelberg, UB, Cpg (C) r-vb (Perg., um , alemannisch); Bildüberschrift: «Der von Wildonie», Marginalüberschrift des Textkorpus: «von Wildonie». – Mären: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (→ Ambraser Heldenbuch, Perg., –/, südbair.); Die treue Gattin («die getrew kone»): r–v, Der betrogene Gatte («der verkerte wirt»): v–r, Der nackte Kaiser («von dem plossen kayser»): r–v, Die Katze («von der katzen»): v–v. Die kleine Märensammlung präsentiert sich in thematischredaktioneller Geschlossenheit, ein möglicher Hinweis darauf, dass die Vorlage eine Art Ausgabe letzter Hand gewesen sein könnte. – Prosaau ösung von ‹Der nackte Kaiser›: Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. ° , v–r (Pap., . Jh., ostschwäbisch). A: Lieder: HMS () S. f. – Kraus LD () S. f. – Wernfried Hofmeister: Die steirischen Minnesänger. Edition, Übersetzung, Komm. (GAG ). Göppingen , S. –. – Mären: Karl Ferdinand Kummer: Die poetischen Erzählungen des H. v. W. und die kleinen innerösterr. Minnesinger. Wien . – Hanns Fischer: H. v. W. Vier Erzählungen. . Au . besorgt v. Paul Sappler (ATB ). Tübingen . – Helmut de Boor: MA. Texte und Zeugnisse. Tl.Bd. (Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse ,). Berlin (Nachdr. München ) S. – (‹Die Katze›). – Thomas Cramer (Hg.): MaerenDichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. – (‹Der betrogene Gatte›). – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. – (‹Die treue Gattin›). – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen Schulz-Grobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (Nr. , ‹Der betrogene Gatte›). – Prosaau ösung von ‹Der nackte Kaiser›: Curschmann (s. Lit.) S. –. Ü: H. Fischer: Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. München , S. – (‹Der betrogene Gatte›; wieder in: M. Curschmann/Ingeborg Glier: Dt. Dichtung des MA. Bd. : HochMA. München , S. – [mit mhd. Text]). – John W. Thomas: The Tales and Songs of H. v. W. Translated into English verse with an introduction (Studies in the Germanic languages and literatures ). Lexington, KY . – Deutschsprachige Erzähler des MA. Aus dem Mhd.
. Hälfte . Jh. übertragen und hg. v. Manfred Lemmer (Slg. Dieterich ). Leipzig , S. – (‹Der nackte Kaiser›). – Grubmüller (s. Ausg.). – SchulzGrobert (s. Ausg.). L: Wu., ADB () S. –; F[ranz] von Krones, ebd., S. – (Familienartikel). – Ehrismann // () S. f. – Michael Curschmann, NDB () S. f. – Ders., VL () Sp. –; () Sp. . – Ursula Schulze, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. (Reg.). – Claudia Händl, Killy () S. f. – K. F. Kummer: Das Ministerialengeschlecht von Wildonie. In: Arch. für Österr. Gesch. () S. –. – Edward Schröder: H. v. W. und Ulrich von Liechtenstein. In: Göttingische Gelehrte Nachr. Phil.hist. Kl. , S. –. – Alfred Kracher: H. v. W., Politiker, Novellist und Minnesänger. In: Bll. für Heimatkunde (hg. v. Hist. Ver. für Steiermark) () S. –. – M. Curschmann: Zur literarhist. Stellung H.s v. W. In: DVjs () S. –. – Ders.: Ein neuer Fund zur Überl. des ‹Nackten Kaiser› v. H. v. W. In: ZfdPh () S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – John Margetts: Scenic Signi cance in the Work of H. v. W. A Note on . f. of ‹der verkehrte wirt›. In: Neophilologus () S. –. – Joachim Bumke: Ministerialität und Ritterdichtung. Umrisse der Forschung (Edition Beck ). München , Reg. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f., . – Kraus LD () S. –. – J. Margetts: H. v. W. The political intentions of ‹Der blôze keiser› and ‹Diu katze›. In: Court and Poet (Arca ). Hg. v. Glyn Sheridan Burgess u. a. Liverpool , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , Reg. – Alan R. Deighton: Die ‹nichtpolitischen› Erzählungen H.s v. W. In: Kleinere Erzählformen im MA (Schr. der Univ.-Gesamthochschule Paderborn. Reihe Sprach- und Lit.-Wiss. ). Hg. v. K. Grubmüller u. a. München , S. –. – Ingrid Strasser: Ein mündiger Poet. Tradition und Neuerung in zwei Erzählungen H.s v. W. In: Die ma. Lit. in der Steiermark (Jb. für Internationale Germanistik A,). Hg. v. Alfred Ebenbauer u. a. Bern u. a. , S. –. – Codex Manesse. Die Miniaturen der Großen Heidelberger
. Hälfte . Jh. Liederhs. Hg. und erl. v. Ingo F. Walther unter Mitarbeit v. Gisela Siebert. Frankfurt/M. () S. f. (Tf. ). – I. Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , Reg. – J. Bumke: Gesch. der dt. Lit. im hohen MA. München () S. – und Reg. – Rüdiger Brandt: Enklaven – Exklaven. Zur literarischen Darstellung von Öffentlichkeit und Nichtöffentlichkeit im MA. Interpretationen, Motiv- und Terminologiestud. (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , S. –. – Barbara Weber: Œuvre-Zusammensetzungen bei den Minnesängern des . Jh. (GAG ). Göppingen , Reg. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Angela Mura: Ambraser Heldenbuch. Racconti poetici di H. v. W. (Tesi della Facoltà di Lingue e Letterature Straniere ). Fasano . – Hansjürgen Linke: Schein und Sein in den Erzählungen H.s von W. In: Forschungen zur dt. Lit. des SpätMA. FS Johannes Janota. Hg. v. Horst Brunner/Werner Williams-Krapp. Tübingen , S. –. – Horst Wenzel: Der unfeste Held. Wechselnde oder mehrfache Identitäten. In: Unverwechselbarkeit. Persönliche Identität und Identi kation in der vormodernen Gesellschaft (Norm und Struktur ). Hg. v. Peter von Moos. Köln u. a. , S. –, hier S. f., (wieder in: Ders.: Hö sche Repräsentationen. Darmstadt , S. –). – Christiane Witthöft: Ritual und Text. Formen symbolischer Kommunikation in der Historiographie und Lit. des SpätMA (Symbolische Kommunikation in der Vormoderne). Darmstadt , S. – und Reg. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , Reg. – Schulz-Grobert (s. Ausg.) S. –. – C. Witthöft: ‹... und swaz sich nidert, daz wirt wider gehoehet›. Ein Bibelwort als narratives Schema in der Lit. des MA. In: Text und Kontext. Fallstudien und theoretische Begründungen einer kulturwissenschaftlich angeleiteten Mediävistik (Schr. des hist. Kollegs. Kolloquien ). Hg. v. Jan-Dirk Müller. München , S. – passim. – Silvan Wagner: Sterben als Eintritt in hösches Heil: Gott und der Tod in Mären des . Jh. (‹Herzmaere›, ‹Der nackte Kaiser›, ‹Die eingemauerte Frau›). In: Gott und Tod. Tod und Sterben in der hö schen Kultur des MA. Hg. v. Susanne
Konrad von Haslau Knaeble u. a. (Bayreuther Forum Transit ). Berlin/Münster , –, hier S. –. VZ Konrad von Haslau. – Autor eines Lehrgedichts, spätes . Jh. In drei Handschriften ab dem ersten Viertel des . Jh. ist das dt. Lehrgedicht Der Jüngling anonym überliefert. Der Text umfasst Reimpaarverse und ist in den Handschriften K und H komplett erhalten. Über eine Erwähnung des Werks beim sog. Seifried → Helbling kann K. als Autor von Der Jüngling identi ziert werden. Er wird bei Seifried Helbling auch als Landsmann bezeichnet, stammte also vielleicht aus Niederösterreich. Die Forschung hat etwa Haslau/Leitha als mögliche Heimat erwogen. Angaben in Der Jüngling lassen auf ein Leben K.s als fahrender Lehrer und Erzieher schließen. Zeitlich ist die Entstehung von Der Jüngling nur grob festzulegen. Die Seifried Helbling-Gedichte werden auf die Zeit zwischen und datiert. Daraus sowie aus textlichen Merkmalen (Reime, Metrik) wird heute eine Datierung von Der Jüngling auf um bis abgeleitet. K.s Dichtung enthält erzieherische Lehren für junge Adlige. Thematisiert werden u. a. Benimmregeln, Kleidungsvorschriften und Tischsitten. Auch moraldidaktische Elemente nden sich in dem Text. So wendet sich K. gegen Lügen- und Lasterhaftigkeit sowie Spiel- und Trunksucht, fordert hingegen Mäßigung und Aufrichtigkeit. Der Jüngling behandelt auch das richtige Verhalten von Knappen gegenüber ihren Herren. Außerdem formuliert K. Ratschläge für Erzieher, die mit ihren Schützlingen weder zu hart noch zu weich umgehen sollen. Die Abschnitte des Werks werden jeweils von einer wiederkehrenden Wendung beschlossen. Danach soll der angesprochene Jüngling einen Pfennig zahlen, wenn er eine Lehre nicht befolgt (sog. Pfennigbuße). Für schwere Verfehlungen wird diese Regel auch durch größere Beträge variiert. Obwohl sich Der Jüngling an ein adliges Publikum richtet, ist der Text kaum hö sch gefärbt. Vielmehr gilt die Sprache als volkstümlich bis derb und weist satirische Züge auf. Die Forschung hat daher den niederen Adel als Zielgruppe vermutet. Als mögliche, wohl indirekt vermittelte Quelle des Texts gilt die Disciplina clericalis von Petrus Alphonsi, aus der K. das Konzept der Pfennigbuße übernommen haben könnte. K.s Kenntnis von Werken
Die böse Frau → Wolframs von Eschenbach, → Hartmanns von Aue und → Walthers von der Vogelweide ist vermutet worden, aber nicht belegbar. Die Rezeption von Der Jüngling war gering und erfasste primär Seifried Helbling. Von Interesse ist K.s Text als frühes Beispiel einer dt. Tischzucht. Ü: K: Cologny-Genf, Bibliotheca Bodmeriana, cod. Bodm. (früher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ), rb–ra (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.-bair.). – H: Heidelberg, UB, cpg , ra–ra (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.). – L: Leipzig, UB, Ms. , v–v (Perg., Leipzig, . Jh., ostmitteldt.). – Bei K korrigierte Seitenangabe gegenüber Rosenfeld (s. Lit.) nach http:// www.handschriftencensus.de/werke/. A: Der Spiler. Hg. v. Heinrich Hoffmann von Fallersleben. In: Altdt. Bll. . Hg. v. dems./Moriz Haupt. Leipzig , S. – (Teilausg.). – M. Haupt: ‹Der Jüngling› von Meister K. v. H. In: ZfdA () S. –. – Hö sche Tischzuchten. Hg. v. Thomas P. Thornton. Berlin , S. – (Teilausg.). – Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse /. Hg. v. Helmut de Boor. München , S. –; Bd. /, ebd. , S. (Teilausg.). – Der Jüngling. Nach der Heidelberger Hs. Cpg. mit den Lesarten der Leipziger Hs. und der Kalocsaer Hs. (Cod. Bodmer ) (ATB ). Hg. v. Walter Tauber. Tübingen . – Erwin Heidt: Der Jüngling. Übersetzung, Komm., Interpretation. Diss. Karlsruhe . – OnlineFaks. von Hs. K: http://www.e-codices.unifr.ch/ de/list/one/cb/. – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: Weitere und ältere Lit. u. a. bei Rosenfeld (s. u.) und Heidt (s. Ausg.). – Karl Bartsch, ADB () S. . – Ehrismann // () S. , . – Hans-Friedrich Rosenfeld, NDB () S. f. – Ders., VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f., . – Elisabeth Wunderle/Red., Killy () S. f. – Paul Merker: Die Tischzuchtenlit. des . bis .Jh. [Leipzig ], S. f. – Edward Schröder: Zum Text des ‹Jünglings› von K. v. H. In: ZfdA () S. f. – Anton Wallner: Garben und Halme. In: ebd. () S. –, hier S. –. – E. Schröder: Zum ‹Jüngling› des K. v. H. In: ebd. () S. f. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im Spät MA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. –. – Helga
. Hälfte . Jh. Schüppert: Spätma. Didaktik als Quelle für adeliges Alltagsleben? In: Adelige Sachkultur des SpätMA. Internationaler Kongreß Krems an der Donau . bis . Sept. . Hg. v. Heinrich Appelt. Wien , S. –. – Tauber (s. Ausg.). – Wernfried Hofmeister: Der ‹Jüngling› K.s v. H. Versuch einer Neubewertung. In: Sprachkunst () S. –. – Gertrud Blaschitz: Lehrhafte Lit. als Quelle für ma. Realienkunde. ‹Der Jüngling› des K. v. H. und der ‹Magezoge›. In: Medium Aevum Quotidianum () S. –. – Heidt (s. Ausg.). – Rüdiger Schnell: Ma. Tischzuchten als Zeugnisse für Elias’ Zivilisationstheorie? In: Zivilisationsprozesse. Zu Erziehungsschr. der Vormoderne. Hg. v. dems. Köln u. a. , S. –. – Gerrit Deutschländer: Dienen lernen, um zu herrschen. Hö sche Erziehung im ausgehenden MA (–). Berlin , S. f., u. ö. MM Die böse Frau. – Schwankhafte Versnovelle, zweite Hälfte . Jh. Die als Das Puech von dem übeln weibe im → Ambraser Heldenbuch unikal überlieferte Verserzählung ( Verse) ist wahrscheinlich in Tirol entstanden; sie rmiert seit als Die böse Frau. Der Verfasser, der profunde Kenntnis der hö schen Dichtung zeigt, ist unbekannt. Das sich durch sprachliche Gestaltung, Stil und erzählerischen Witz auszeichnende Werk gliedert sich in zwei ungleich große Hauptteile. In der Exposition (V. –) wird mit ironischem Unterton die Ehe als von Gott gewollte Ordnung gepriesen. Im ersten Teil (V. –) beschreibt ein IchErzähler seine miserable Ehe. Bereits der Morgentrank nach der Hochzeitsnacht habe sich als Giftgabe erwiesen. Schon früh heißt es: «wir haben ungeglîchen muot» (V. ). Das durch den Widerspruchsgeist seiner Frau hervorgerufene Leid sei schlimmer als das der heiligen Märtyrer. Häu g sei die Widersetzlichkeit seiner Frau mit körperlicher Gewalt verbunden. Abschließend werden das harmonische Zusammenleben von Ehepartnern gelobt und das eigene Schicksal beklagt. Im zweiten Teil (V. –/) werden sechs, in ihrer Härte sich steigernde Prügelkämpfe (auch «âventiure» genannt) der Eheleute geschildert, jeweils begonnen von der Frau. Der Erzähler zieht Vergleiche mit den Kämpfen der Heldensage und denkt als geprügelter Ehemann an aus der hö scher Dichtung bekannte Liebespaare wie Enite/Erec und Isolde/Tristant. Im letzten, in der Stube statt ndenden Kampf
. Hälfte . Jh. kann der Mann, dem ein Bauernstuhl gleichsam als Schild dient, nur durch das Eingreifen einiger Freunde gerettet werden. Im Schlussteil gebietet ihm die Frau: «swîc!», und er will fortan wie eine Maus schweigen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (Ambraser Heldenbuch), r–v (Perg., –, südbair.). A: Joseph Bergmann: ‹Das puech von dem übelen weibe›. In: Jbb. für Lit. (Wien ) S. –. – Von dem übelen weibe. Eine altdt. Erzählung mit Anm. von Moriz Haupt. Leipzig . – Zwei altdt. Schwänke. D. b. F. Der Weinschwelg. Neu hg. v. Edward Schröder. Leipzig (. ) S. –. – Karl Helm: Von dem übeln wîbe (ATB ). Tübingen . ., neubearb. Au . Hg. v. Ernst A. Ebbinghaus u. d. T.: Daz buoch von dem übeln wîbe. Tübingen (vgl. dazu: Christoph Gerhardt, AfdA [] –). – Franz Unterkircher (Hg.): Ambraser Heldenbuch. Vollst. Faks.-Ausg. im Originalformat des Cod. Vindobonensis Series Nova der Österr. Nationalbibl. Bde. Graz . – Digitalisat des Ambraser Heldenbuchs: http:// archiv.onb.ac.at (Wien, ÖNB). L: Ehrismann // () S. f. – Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () –. – Corinna Laude, Killy () S. f. – Karl Müllenhoff: Zeugnisse und Excurse zur dt. Heldensage. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Fedor Bech: Zu dem von M. Haupt herausgegebenem Gedicht: von dem übelen weibe. In: Germania () S. –. – Valentin Hintner: Swübel und dessen familie. In: ZfdPh () S. f. – Ludwig Bock: Wolframs von Eschenbach Bilder und Wörter für Freude und Leid (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. Völker ). Straßburg , S. –. – Karl Helm: Von dem übelen wîbe. In: PBB () S. –. – Franz Brietzmann: Die böse Frau in der dt. Litteratur des MA (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York/ London ) bes. S. f., f., –. – Edward Schröder: Zur Kritik des mhd. Gedichts ‹Von dem übeln Weibe›. In: Göttingische Gelehrte Nachrichten , S. –. – Franz Brietzmann: Die böse Frau in der dt. Litteratur des MA (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York/London ) bes. S. f., f., –. – Anton Wallner: Zu dem Schwank von der ‹b. F.›.
Die böse Frau In: PBB () S. –. – Klaus Hufeland: Die dt. Schwankdichtung des SpätMA. Beitr. zur Erschließung und Wertung der Bauformen mhd. Verserzählungen (Basler Stud. zur dt. Sprache und Lit. ). Bern , S. –. – E. A. Ebbinghaus: ‹Daz buoch von dem ubeln wîbe›. Critical Remarks Toward a New Edition. In: Modern Languages Notes () S. –. – Jean Carles: La sagesse dans la farce: le récit ‹De la Méchante Femme› (Von dem übeln wîbe). In: Mélanges pour Jean Fourquet. Hg. v. Paul Valentin/Georges Zink. Paris , S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stilund Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. – und Reg. – Susanne Pritz: Stud. zu Tugend und Laster im spätma. Schwank. Diss. Wien . – Alfred Kracher: Ist ‹nacsnarz› wirklich ‹eine Art Kopfputz›? Bemerkungen zum mhd. Schwank ‹Von dem üblen wîbe›. In: Dona Ethnologica. Beitr. zur vergleichenden Volkskunde. FS Leopold Kretzenbacher. Hg. v. Helge Gerndt/Georg R. Schroubek (Südosteuropäische Arbeiten ). München , S. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlichsozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin , S. – passim. – Stephen L. Wailes: Konrad von Würzburg and Pseudo-Konrad: Varieties of Humour in the ‹Märe›. In: Modern Language Review () S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – und Anm. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. –, . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , –, . – Ulrich Seelbach: Späthö sche Lit. und ihre Rezeption im späten MA. Stud. zum Publikum des ‹Helmbrecht› von Wernher dem Gartenaere (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , Reg. – Sonja Kerth: Jenseits der ‹matière›. Intertextuelles Erzählen als Erzählstrategie. In: Erzähltechnik und Erzählstrategien in der dt. Lit. des MA. Saarbrücker Kolloquium . Hg.
Der Pleier v. Wolfgang Haubrichs (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –. – Michael Dallapiazza: ‹Daz buoch von dem übeln wîbe›. In: Rahmenthema: Das ‹A. H.›. Hg. v. Waltraud Fritsch-Rößler (cristallîn wort ). Wien/Berlin , S. –. BJ Der Pleier (hsl. Namenvarianten sind «playäre», e «plaiar», «pläiär», «pleier», «plaiar», «Player», «Bläer»). – Im bairisch-österreichischen Gebiet zu verortender Verfasser dreier Artusromane (literarisch tätig ca. –). Biographisch ist der Autor, der sich selbst «Pleiære» nennt (wohl sprechender Künstlername zu mhd. «blæjen», der Tätigkeit des Schmelzmeisters), kaum zu fassen. Seine Situierung im bairischösterreichischen Dialektgebiet basiert auf Reimuntersuchungen (zuletzt resümierend Petsche ) sowie auf sagengeschichtlichen Erwägungen (zusammenfassend Kern , S. ). Die zeitliche Einordnung des Œuvres orientiert sich am Bezug auf → Strickers Daniel für den terminus post quem (–) sowie an der frühesten Überlieferung des Garel (um ) für den terminus ante quem; sie ist von Kern (, Sp. ) auf den Zeitraum – hin eingegrenzt worden. Urkundliche Erwähnungen liegen ebenso wenig vor wie Rezeptionszeugnisse zu Lebzeiten, Identi kationsversuche eines im Epilog des Meleranz genannten «frum edel Wîmar» (V. ) mit urkundlich bezeugten Gönnerpersönlichkeiten (in diesem Sinne zuletzt Achnitz , S. f.) bleiben vorbehaltlich weiterer Untersuchungen umstritten; einstweilen ist daher von einer Anspielung auf den Kaufmann Wîmar aus → Wolframs Willehalm auszugehen (Kern , S. ), dem wohl auch die Figur des Kaufmanns Todila im Tandareis nachgebildet ist (dazu Brennig ). Der P. ist Verfasser von drei Artusromanen, deren werkchronologische Ordnung auf der Basis intertextueller und erzähltechnisch-stilistischer Kriterien wenigstens annähernd möglich ist: Der Tandareis ist nach dem Garel entstanden (im Zuge der Wiederzählung der Ginover-Entführung wird in V. f. explizit auf deren Erwähnung im Garel Bezug genommen), der Meleranz erscheint formal ausgereifter und damit später als die beiden anderen Romane. Charakteristisch für den pleierschen Umgang mit der «matière de Bretagne» ist deren je
. Hälfte . Jh. nach Roman variable Verkoppelung mit anderen epischen Stoffkreisen. In Garel von dem blühenden Tal unternimmt der P. eine Kombination von Artusroman und Chanson de geste: Garel, Sohn von Gahmurets Schwester Lammire und damit Cousin Parzivals, trifft an einem krisengeschüttelten Artushof ein. Gerade ist die Königin entführt worden, da erscheint ein Riese, der die Kriegserklärung König Ekunavers überbringt, welcher Utherpendragon für den Tod seines Vaters verantwortlich macht. Garel reitet als Kundschafter aus und absolviert zahlreiche Aventiuren: Er befriedet das Land Merkanie, besteht in Belamunt das Blumenabenteuer, befreit Gefangene aus Riesenhand, erlöst das Land Anferre von dem Meerungeheuer Vulganus, das dessen Bewohner mit Hilfe eines Medusenhaupts terrorisiert hatte, und heiratet die Landesherrin Laudamie. Jede Station seines Aventiurewegs nutzt Garel zur Rekrutierung von Kombattanten für die Kampagne gegen Ekunaver, deren Entscheidungsschlacht in fast . Versen (–) geschildert wird, wobei Garel den Gegner noch vor Artus’ Eintreffen besiegt und abschließend Versöhnung zwischen den Feinden, diverse Ehen sowie eine beträchtliche Geldsumme für das von Ekunaver auf dem Schlachtfeld gegründete Kloster stiftet. Ein Vorbild seiner thematischen Komposition konnte der P. bereits in → Wirnts Wigalois (namentlich der sog. Namur-Episode) vor nden, noch deutlicher sind aber die Bezüge auf Strickers Daniel, als dessen traditionalistische Kontrafaktur der Garel seit H. de Boor () vielfach gelesen wird (differenzierend Huschenbett , S. f., Karnein , S. und zuletzt Reich ). Artusroman und griechischen Liebesroman à la Heliodor kombiniert der P. in Tandareis und Flordibel, wobei die Vermittlung der spätantiken Gattung am ehesten über → Rudolfs von Ems Willehalm von Orlens erfolgte: Die indische Königstochter Flordibel kommt an den Artushof und erhält vom König den «don contraignant», woraufhin sie von Artus das Versprechen einfordern kann, jeden Prätendenten nach ihrer Liebe zu töten. Gleichwohl gehen Flordibel und der junge Knappe Tandareis eine heimliche Liebesbeziehung ein, so dass die Flucht des Paares nach Tandernas unausweichlich ist. Auf den freundlichen Empfang durch Tandareis’ Vater, König Dulcemar, und seine Mutter, die dem Artusgeschlecht entstammende Antikonie, folgt erst der Ritterschlag und anschließend die Belagerung
. Hälfte . Jh. durch den in seiner Ehre gekränkten Artus. Zwar geht der Titelheld aus sämtlichen Kämpfen gegen dessen Ritter als Sieger hervor und wird auch in einem Gerichtsprozess weitgehend vom Vorwurf der Illoyalität freigesprochen, muss aber dennoch ins Aventiure-Exil, während Flordibel in Tandernas zurückbleibt. Ausführlich schildert der Erzähler nun Tandareis als Triumphator über Räuber und Riesen, als Retter von Rittern und Damen sowie als Eroberer der Länder Mermin und Malmontan, die er aus der Hand von Usurpatoren befreit. Als er die junge Claudin vor den Zudringlichkeiten Herzog Kandalions beschützen will, wird er von dessen Leuten besiegt und in den Hungerturm Malmort geworfen. Kandalions Schwester Antonie befreit ihn nicht nur, sondern stattet ihn nacheinander für drei Turniere aus, die Artus in Lover veranstaltet und wo Tandareis jeweils inkognito den Siegespreis erringt. Anderweitige Heiratsangebote schlägt er zugunsten Flordibels aus, nach der Versöhnung mit Artus veranstaltet dieser ein glanzvolles Hochzeitsfest. Am Ende des Romans steht die Krönung des Protagonistenpaars als Herrscher über Mermin und Malmontan. Das Strukturschema des Liebesromans (Verbindung, Trennung, Wiedervereinigung) wird mit arthurischen Erzählschemata verknüpft: handlungsauslösendes Element ist der «don contraignant», vor den zweiten ‹Aventiurezyklus› hat der Autor eine insofern weitgehend ihres krisenhaften Charakters entkleidete Zäsur geschaltet, als Artus Tandareis’ Verbannung aufgehoben hat und der handlungskonstitutive Kon ikt eigentlich gelöst erscheint (vgl. Cormeau , S. ). Eine Verknüpfung von Artusroman und Feenmärchen ndet sich schließlich im Meleranz: Der Titelheld, jugendlicher Sohn König Lenseyges’ von Frankreich, begibt sich heimlich zu seinem Onkel Artus, als er auf einer Waldlichtung Tydomie von Kamerie begegnet, die nach einem Bad auf ihrem Bett ruht. Die beiden verlieben sich, Meleranz setzt jedoch seinen Weg fort, nicht ohne von Tydomie Kuss und Kleinod erhalten zu haben. Am Artushof lebt er in Sehnsucht nach der Geliebten, bis er nach erfolgtem Ritterschlag ermutigende Nachrichten von ihr erhält, die ihn veranlassen, sich auf die Suche nach dem locus amoenus ihrer ersten Begegnung zu machen und auszureiten. Zunächst hat er aber drei untereinander verknüpfte Aventiuren zu bestehen: Er beendet die Gewaltherrschaft des Godonas von Terrandes und erfährt durch eine von
Der Pleier diesem gefangene Jungfrau von der Notlage Dulceors, einer Verwandten von Tydomie, die sich auf ihrer Burg Belamunt der Belagerung durch den Heidenkönig Verangoz erwehren muss. Diesen tötet Meleranz im Zweikampf und eilt dann gemeinsam mit Cursun, den er nach dem Sieg über Godonas als Statthalter von Tandernas eingesetzt hatte, zur Waldlichtung Tydomies, die König Libers von Lorgan besetzt hält, der mit Tydomie verheiratet werden soll. Nach dem Sieg über Libers und dessen Vermählung mit Dulce or steht der feierlichen Hochzeit Meleranz’ mit Tydomie nichts mehr im Wege. Für die Verbindung von Feen- und Artusstoff konnte sich der P. innerhalb der dt. Artusepik etwa an → Hartmanns Iwein oder am Wigalois orientieren; denkbar sind daneben aber mittel- oder unmittelbare Ein üsse der keltischen Sagenüberlieferung bzw. von deren Literarisierung bei Marie de France oder im anonymen Lai de Graelent, der deutliche Parallelen zur Tydomie-Handlung aufweist. Nachdem der P. der Literaturgeschichtsschreibung lange als Inbegriff eines minderwertigen, epigonalen ‹Nachklassikers› galt (Meyer , S. , nennt den Tandareis einen «höchst langweiligen roman»), hat diese Einschätzung mit der noch heute einschlägigen Gesamtdarstellung von Kern () eine tiefgreifende Revision erfahren. Verzichtet man auf das anachronistische Anlegen originalitätsästhetischer Wertmaßstäbe, erweist sich der P. als ein Autor, dessen erzählerisches Œuvre einerseits um «Integration» (P. Kern , S. ) von Erzählen und Erzähltem in die prätextuelle arthurische Erzählwelt bemüht ist. Die Figuren suchen gattungstypische Schauplätze auf, Lücken im arthurischen Personeninventar werden gezielt gefüllt (etwa durch die Er ndung von Garels Vater Meleranz – nicht zu verwechseln mit dem Protagonisten des gleichnamigen Romans – oder durch die gattungsuntypische Integration der Kaufmanns gur Todila im Tandareis), intertextuelle Bezüge, von der Ebene der Handlungsschemata über die Wahl der Figurennamen (dazu Reich ) bis hin zum Wortlaut, sind Legion. Dabei bleibt der P. andererseits aber nicht bei einer bloßen Imitation seiner Prätexte, insbesondere Hartmanns und Wolframs, stehen, charakteristisch ist vielmehr eine Dialektik von «Nachahmung und Umgestaltung» (P. Kern , S. ), die die zweite Säule seiner Erzählarchitektur bildet; besonders augenfällig setzt er das Verfahren in der Daniel-Umerzählung Garel
Der Pleier ein. Ihren literaturgeschichtlichen Ort ndet dieser innovative Umgang mit der Tradition in einer Literatursituation, die den Artusroman im Deutschen konsolidiert vor ndet und auf das Adaptieren französischer Vorlagen nicht mehr angewiesen ist, wobei sich deren fortdauerndes Prestige in ngierten Berufungen auf romanische Quellen niederschlägt (Tandareis V. f. und ff.; Meleranz V. –), ein Verfahren, das der P. seinerseits aus Strickers Daniel-Prolog und dessen ngierter Bezugnahme auf Albéric von Besançon übernommen hat. Das integrativ-imitativ-innovative Erzählen des P.s war zumindest bis ins . Jh. recht erfolgreich, so dass ein breites Spektrum von Rezeptionszeugnissen vorliegt. So sind mittlerweile sieben geographisch weit verteilte Textzeugen des Tandareis bekannt (s. Überlieferung), Ein üsse der pleierschen Romane konnten für den Gauriel von Muntabel → Konrads von Stoffeln, → Ulrichs von Türheim Willehalm, den → Wigamur sowie für Ulrich → Fuetrers Buch der Abenteuer, dessen «annder puoch» u. a. eine strophische Meleranz-Bearbeitung enthält, wahrscheinlich gemacht bzw. nachgewiesen werden. Im Umkreis von Fuetrers Auftraggeber, Herzog Albrecht IV. von Bayern, ist auch Jakob → Püterich von Reichartshausen zu verorten, dessen verfasster Ehrenbrief den Garel erwähnt. Bereits im . Jh. entstand eine anonyme, stark straffende tschechische Tandariuˇs-Bearbeitung ( Hss. des . Jh., dazu Bamborschke ). Unter den Fresken schließlich, mit denen Nikolaus Vintler um das Sommerhaus der Burg Runkelstein (bei Bozen) schmücken ließ, be ndet sich ein Garel-Zimmer, von dessen ursprünglich Bildern nach dem Absturz der Nordwand im Jahr noch – in unterschiedlichem Zustand und zum Teil ins Tristan-Zimmer transferiert – erhalten sind (Haug , Huschenbett , Domanski/Krenn ). Ü: Vgl. zu allen Texten auch www.handschriftencensus.de. Garel von dem blühenden Tal: Linz, Landesarch., Schlüsselberger Arch., Slg. Hoheneck, Hs. (früher Cod. ) (Ende ./Anfang . Jh., bair.österr. mit mitteldt. Elementen der Vorlage). – Drei Fragm. eines Discissus (er Jahre . Jh., bair.): Berlin, SBB, mgf Nr. (früher Meran, Gerichtsarch., ohne Sign. []). – Innsbruck, ULB, Fragm. A (früher Meran, Gerichtsarch., ohne Sign. []). – Stams, Stiftsarch., ohne Signatur [].
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. Hälfte . Jh. Name und ‹maere›. Eigennamen als narrative Zentren ma. Epik. Mit exemplarischen Einzelunters. zum Meleranz des P., Göttweiger Trojanerkrieg und Wolfdietrich D (Stud. zur hist. Poetik ). Heidelberg , S. –. – Moritz Wedell: Gaben aus der Wildnis. Ihre semiotische Ambiguität und die Umdeutung des arthurischen Erzählens zum Minne- und Aventiureroman im ‹Meleranz› von dem P. In: Liebesgaben. Kommunikative, performative und poetologische Dimensionen in der Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Margreth Egidi u. a. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. NR Albrecht. – Verfasser des Jüngeren Titurel, zweite Hälfte . Jh. Der Jüngere Titurel (J. T.), ein lehrhafter Gralsroman mit über Strophen, ist bestimmt durch sein Verhältnis zu → Wolfram von Eschenbach. Schon der neuzeitliche Werktitel indiziert die Abhängigkeit vom Titurel (T.)-Fragment Wolframs, das der J. T. inkorporiert hat. In einigen Handschriften des Überlieferungszweiges II (s. Überlieferung) werden die von Wolfram übernommenen Strophen mit «Hinweisstrophen» explizit gekennzeichnet. Zudem verwendet der Erzähler das Pseudonym «Wolfram von Eschenbach» und die Strophenform ist eine Weiterentwicklung von Wolframs T.-Strophe. Nur in vier Handschriften des Zweiges I (ABCE) und im Druck J erscheint – zum Teil an unterschiedlichen Stellen – der zweite Erzählername A. («ich, Albreht»). Von Wolfram wird dann nach Auftreten dieses A. in der dritten Person gesprochen. Die noch zur Mitte des . Jh. übliche Identi kation von A. mit → Albrecht von Scharfenberg kann nach der opinio communis der späteren Forschung als überholt gelten. Eine weitere Autornennung A.s ndet sich im sog. Verfasserfragment (V. F.), einem wohl unabhängig vom J. T. tradierten Bruchstück mit teils verstümmelten T.-Strophen. Im V. F. klagt der Verfasser A. über den unvollendet gebliebenen T. Wolframs, rechtfertigt die Notwendigkeit der Fortsetzung, äußert sich zur Verwendung des Pseudonyms «Wolfram» und unterstreicht die eigene dichterische Leistung ohne den Status Wolframs in Frage zu stellen. Im V. F. wendet sich A. ferner an einen «phalntzgrave», «paier prinz» und «duc loys et palatinus», womit Herzog Ludwig II. von Bayern (genannt der Strenge, † ) gemeint sein könnte. Diesem mächtigen Reichsfürsten scheint der Dichter höhere Eh
. Hälfte . Jh. ren zu wünschen – vielleicht den / vakanten dt. Königsthron? Das wäre ein Anhaltspunkt zur zeitlichen Einordnung des J. T. selbst, der zum Zeitpunkt des V. F. schon abgeschlossen gewesen sein muss. Gemeinhin wird der J. T. daher vorsichtig für den Zeitraum –/ veranschlagt. Was den Dichter A. selbst betrifft, so gibt es – abgesehen vom V. F. – keine weiteren Hinweise außer den textimmanenten und damit nur vorbehaltlich verwertbaren des J. T. Zwar nennt A. Gönnernamen, doch konnten diese nicht zufriedenstellend identi ziert werden. Womöglich handelt es sich hierbei auch nur um ein literarisches Spiel mit ktiven Mäzenen. Zur Herkunft A.s gibt es verschiedene Vorschläge, die sich auf Überlieferung, Orts- und Eigennamen im Text und den Sprachstand reimgebundener Wörter stützen: So wurden eine bayerische, mitteldt. und ostmitteldt. Herkunft erwogen. Unstrittig ist lediglich, dass A. über Lateinund höchstwahrscheinlich auch Französischkenntnisse verfügte, poetologisch und rhetorisch äußerst versiert und von hoher Bildung war. Für seine Vervollständigung von Wolframs T. bezieht sich A. insbesondere auf den Parzival. Schon im Prolog, der einen heilsgeschichtlichen Schwerpunkt in Rekurs auf den Willehalm und → Berthold von Regensburg hat, kommt A. auf den Parzival zu sprechen – hier noch als ktiver Wolfram: Unter Benutzung der T.-Fragmente sollen Aspekte der Gralsgeschichte dargestellt werden, die der Parzival gar nicht oder nur marginal behandelt. Dabei verweist der Prolog auf den eigentlich lehrhaften Charakter des Parzival, der aber seine immanente Lehre nicht angemessen vermittele, was im J. T. korrigiert werden solle. Der J. T. ist damit nicht nur die Fortsetzung der T.Fragmente sondern auch als eine Ergänzung des Parzival konzipiert. An den Prolog schließen sich acht Hauptabschnitte an, die mit zahlreichen lehrhaften Passagen durchsetzt sind: ) Geschichte und Genealogie des Gralsgeschlechtes. ) Geburt Sigunes und Kinderminne zwischen Sigune und Tschinotulander (Tsch.); Gahmurets Kämpfe und Tod; Geburt Parzivals; Schwertleite Tsch.s. ) Im Lager Sigunes und Tsch.s taucht eine Bracke mit einer Leine auf, die mit einer Inschrift versehen ist. W¨ahrend Sigunes Lektüre der Inschrift entläuft der Hund. Tsch. macht sich um der Minne Sigunes willen auf die Suche nach dem Brackenseil und wird am Artushof aufgenommen. Dort streitet sich der eigentliche Besitzer des Seiles Eku
Albrecht nat mit Orilus um das Kleinod (in Orilus’ Besitz war das Seil zufällig gelangt). Derweil erreichen Boten des Baruc Ackerin den Artushof, wo im Zuge eines Hoffestes die Seilinschrift, eine Tugendlehre, verlesen wird. Aus dem festlichen Turnier geht Tsch. als Sieger hervor und verp ichtet alle Besiegten, Ackerin im Kampf gegen seine babylonischen Feinde beizustehen. ) Zwischenpartie, u. a. mit einem Vergleich der christlichen und heidnischen Ritterwelt. ) Schilderung der für Ackerin siegreichen Kampfeshandlungen und Rache Tsch.s für Gahmurets Tod. ) Wiederaufnahme des Brackenseil-Kon iktes: Tsch. steht Ekunat bei, nachdem Orilus gemeinsam mit Lehelin in den von Tsch. verwalteten Ländern Parzivals den Frieden gebrochen hat. Vorübergehend gelingt mit Artus’ Hilfe die Vertreibung von Orilus und Lehelin, doch ist Tsch. dann für Artus in anderweitige Kon ikte eingebunden. Später setzt er seine ritterlichen Aventiuren zur Erlangung des Seiles alleine fort. Er kämpft schließlich erneut gegen Orilus und lehnt das Angebot von Orilus Frau Jeschute ab, das Brackenseil kamp os zu erhalten. Jeschute sendet das Seil dennoch an Sigune, die es Ekunat übergibt. Tsch. fällt im Kampf. ) Hier schließt sich die Geschichte Parzivals in Analogie zu Wolframs Roman (ab Buch III) an, die von A. mit Ergänzungen versehen wird. Nach Sigunes Tod besiegt Ekunat mit dem Gralsschwert Orilus, wobei das Brackenseil zerstört wird. Parzival wird Gralskönig und das Schicksal Lohengrins wird erzählt. ) Der letzte Abschnitt bietet die weitere Geschichte des Grals: Dieser gelangt wegen der Sündhaftigkeit der Christen in das vom hl. Thomas bekehrte Indien, wo er von Parzivals Halbbruder Feire z empfangen wird. Dessen Reiche treten in eine Verbindung zum Reich des → Priesterkönigs Johannes und bilden das Gralsreich. Am Ende übernimmt Feire z’ Sohn das Gralskönigtum und T. deutet den Gral als Abendmahlsschüssel Jesu. Die eingearbeiteten T.-Fragmente Wolframs nden sich am Übergang von Abschnitt und (Str. –) und in Abschnitt (Str. –). Im Überlieferungszweig II steht zwischen Str. und ein -strophiges Marienlob. Es nimmt Bezug auf den Gralstempel, Thomas und Indien. Ob das Marienlob von A. selbst als originärer J. T.-Bestandteil verfasst wurde oder von einem späteren Redaktor inseriert wurde, ist umstritten. Einen möglichen Ein uss hat das Stück
Albrecht auf die → Mariengrüße und den Goldenen Tempel → Hermanns von Sachsenheim ausgeübt. Zu den identi zierten Quellen des J. T. – neben dem gesamten Œuvre Wolframs – zählen zunächst → Heinrich von Veldeke, → Hartmann von Aue, → Walther von der Vogelweide und → Neidhart. Diese vier Autoren nennt A. namentlich. Ferner kannte A. offensichtlich den → Herzog Ernst, ma. Alexanderdichtungen, den Wigalois → Wirnts von Gravenberc, die Crone → Heinrichs von dem Türlin, den Heiligen Georg → Reinbots von Durne und auch die Hiostoria regum Britanniae des Geoffrey of Monmouth sowie die französische Grals- und Artustradition (u. a. Waces Roman de Brut, der französische Lancelot-Gral-Prosaroman [→ Lancelot], Merlin, La mort le Roi Artu). Natürlich bleibt A. dem großen Vorbild Wolfram in formal-stilistischer Hinsicht verbunden, setzt aber in entscheidenen Punkten eigene Akzente: durch den geblümten Stil des J. T., die geistlich-didaktische Perspektive und die formale Weiterentwicklung der T.-Strophe (Zäsurreime, klingende Kadenzen, alternierender Rhythmus), die sie mit der → Kudrun-Strophe vergleichbar macht. Der J. T. hat eine reiche Wirkungsgeschichte, die zunächst durch die breite Überlieferung indiziert ist. Ferner wird in über späteren Werken die J. T.-Strophe verwandt (darunter Texte von → Otto zum Turm, → Heinrich von Mügeln, → Hadamar von Laber, → Hugo von Montfort, Ulrich → Fuetrer, Felix → Fabri). Diese breite Rezeption ist freilich in erster Linie dem Umstand geschuldet, dass A.s Nachwelt bis ins frühe . Jh. den J. T. als Werk Wolframs angesehen hat. → Püterich von Reichertshausen nannte den J. T. «das Haupt ab teutschen puechen». Die Erkenntnis der NichtAutorschaft Wolframs führte in der frühen dt. Philologie ganz überwiegend zu einer negativen Bewertung des Epos. Auch heute ist das Spannungsfeld der dominanten Rolle Wolframs und der didaktischen Erzählintention des J. T. mitunter Ursache fachlicher Divergenzen. Allerdings wird A. nicht mehr als Imitator oder Plagiator eingeschätzt, den es nur um Didaxe und Kommentare gehe und der dabei narrative Aspekte vernachlässige. Stattdessen wird die adaptive und kompositorische Leistung A.s und der exponierte Stellenwert des J. T. innerhalb der dt. arthurischen Epiktradition hervorgehoben. Ü: Elf (mehr oder weniger) vollst. Hss.: Wien, ÖNB, Cod. (A) ra–ra (Perg.,
. Hälfte . Jh. erstes Viertel . Jh., mitteldt. nach bair. Vorlage). – Heidelberg, UB, Cpg (B) Bll. (Perg., zweites Viertel/Mitte . Jh., ostfränkisch). – Hannover, LB, Ms. IV (C) ra–vb (Perg., . Jh., mitteldt. mit mittelfränkischen Formen). – Berlin, SBB, Mgf (X) Bll. (Perg., zweite Hälfte . Jh., südbair.). – Heidelberg, UB, Cpg (H) Bll., starke Blattverluste (Pap., drittes Viertel . Jh., schwäbisch). – Berlin, SBB, Mgf (D) ra–rb (Pap., /, südbair. mit schwäbischen Einsprengseln). – London, British Library, MS Add. (E) Bll. (Pap., . Jh., mitteldt.). – München, BSB, Cgm (W) Bll. (Perg., zweites Viertel . Jh., südbair.). – Karlsruhe, LB, Cod. St. Peter perg. (Y) Bll. (Perg., , südbair.). – Wien, ÖNB, Cod. (Z) Bll. (Pap., , südbair.). – Bad Berleburg, Sayn-Wittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (vormals T ) (K) Bll. (Pap., , mitteldt.). – Hinzu kommen ein Auszug, Fragmente (s. www.handschriftencensus.de/werke/) und eine Inkunabel: Straßburg (Johann Mentelin) (J; GW M). – Aufgrund der beträchtlichen fragmentarischen Tradierung ist die Überl. in ihrer Gesamtheit unübersichtlich. Auch das Verhältnis der elf vollst. Hss. ist nicht zur Gänze geklärt. Die offensichtlichen Überlieferungszweige sind I: ABCDE und II: WXYZ. Die Stellung von H zu den beiden Zweigen ist umstritten, K und J hatten vermutlich eine gemeinsame Vorlage aus dem IIZweig. – Verfasserfragmente: Heidelberg, UB, Heid. Hs. (vormals Cod. Heid. ,) obere Hälfte eines Perg.-Bl. (Ende ., spätestens Anfang . Jh., bair.). A: Karl August Hahn: Der j. T. (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Abdruck von B mit Erg. aus A.; Ergänzungen aus J bei: Ludwig Tostmann: Zum j. T. In: Germania [] S. –). – Werner Wolf: Albrechts von Scharfenberg J. T. Nach den ältesten und besten Hss. Bd. : Str. –, Bd. /: Str. –, Bd. /: Str. – (DTM //). Berlin //. – Kurt Nyholm: A.s J. T. nach den Grundsätzen von W. Wolf krit. hg. Bd. /: Str. –, Bd. /: Str. –, Bd.: Textfassungen von Hss. der Mittelgruppe (DTM / /). Berlin // (Wolf/Nyholm bieten eine textkrit. Ausg. des Zweiges I auf der Grundlage von A; im Apparat wird X stellvertretend für den Zweig II abgedruckt). – Werner Schröder: Die
. Hälfte . Jh. Heidelberger Hs. H (cpg ) des J. T. Bd. : Bereinigter Text des Ersten Teilstücks (Str. H –,) mit den Varianten der Red. R., Bd. : Bereinigter Text des Zweiten und Dritten Teilstücks (Str. H ,–, und ,–,) mit den Varianten der Red. R., Bd. : Bereinigter Text des Vierten, Fünften und Sechsten Teilstücks (Str. H ,–,. –. ,–) mit den Varianten der Red. R. (Akad. der Wiss. Mainz. Abh. der Geistes- und Sozialwissenschaftl. Kl. ,/,/,). Stuttgart /. – Teilausgaben (Auswahl): Friedrich Zarncke: Der Gralstempel. Vorstud. zu einer Ausg. des ‹J. T.›. In: Abh. der philol.-hist. Cl. der Kgl. Sächsischen Ges. der Wiss. / () S. –. – Albrecht von Scharfenberg. Der J. T. Hg. v. W. Wolf (Altdt. Übungsstexte ). Bern , S. –. – Joachim Bumke/ Joachim Heinzle: Wolfram von Eschenbach, T. Mit der gesamten Parallelüberl. des ‹J. T.›. Kritisch hg., übers. und komm. Tübingen . – Zu weiteren Teilausg. s. Neukirchen (Bibliogr. ) S. f. – ‹V. F.›: Petzet (s. Lit.) S. – mit Tf. I und II. – Wolf (s. Teilausg.) S. –. – Wolf (s. Lit.) S. –. – Schröder (s. Lit.) S. –. B: D. Huschenbett: Bibliogr. zum ‹J. T.›. In: Wolfram-Stud. () S. –. – T. Neukirchen: Bibliogr. zum ‹J. T.› –. In: Wolfram-Stud. () S. –. – Ders.: Bibliogr. zum ‹J. T.› –. In: Wolfram von Eschenbach. Ein Hb. Bd. . Hg. v. J. Heinzle. Berlin/Boston , S. –. L: Dietrich Huschenbett, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. (Reg.). – Thomas Neukirchen, Killy () S. –. – Sulpiz Boisserée: Über die Beschreibung des Tempels des heiligen Grals in dem Heldengedicht ‹T.›, Kap. III. In: Abh. der phil.-philol. Cl. der Kgl. Bayerischen Akad. der Wiss. () S. –. – Ernst Droysen: Der Tempel des heiligen Gral nach A. v. Scharffenberg. J. T. Str. –. Bromberg . – Reinhold Spiller: Stud. über A. v. Scharfenberg und Ulrich Füetrer. Diss Leipzig (auch in: ZfdA [] S. –, –). – Paul Hamburger: Der Dichter des ‹J. T.›. In: ZfdPh () S. –. – Conrad Borchling: Der J. T. und sein Verhältnis zu Wolfram von Eschenbach. Diss. Göttingen . – Friedrich Panzer: Rezension Borchling. In: Literaturbl. für germ. und romanische Philologie () S. –. – Erich Petzet: Über das Heidelberger Bruchstück des J. T. In: Sb. der
Albrecht Kgl. Bayerischen Akad. der Wiss. zu München, phil.-philol. und hist. Kl., Jg. . München , S. –. – Blanca Röthlisberger: Die Architektur des Graltempels im j. T. (Sprache und Dichtung ). Bern . – Wilhelm Stölten: Das Verhältnis des J. T. zu Berthold von Regensburg. Diss. Jena . – Julius Schwietering: Ma. Dichtung und bildende Kunst. Tl. : Der Graltempel im J. T. In: ZfdA () S. –. – Ernst Herrmann: Die Inschrift des Brackenseils. Wandlungen der hö schen Weltanschauung im J. T. Diss. Marburg . – W. Wolf: Grundsätzliches zu einer Ausg. des ‹J. T.›. In: ZfdA () S. –; () S. –, –. – Ders.: Zu den Hinweisstr. auf die Wolframfragm. in der kleinen Heidelberger Hs. des ‹J. T.›. In: ZfdA (/) S. –. – Ders.: Der Vogel Phönix und der Gral. In: Stud. zur dt. Philologie des MA. FS F. Panzer. Hg. v. Richard Kienast. Heidelberg , S. –. – W. Wolf: Wer war der Dichter des ‹J. T.›? In: ZfdA (/) S. –. – Ders.: Zwei neue Bruchstücke des ‹J. T.›. In: FS Wolfgang Stammler. Berlin , S. –. – W. Wolf: Nochmals zum Ehrenhof im ‹J. T.›. In: ZfdA (/ ) S. –. – Ders.: Der ‹J. T.›, ‹das Haupt der teutschen Puechen›. In: Wirkendes Wort (/ ) S. –. – Christa Müller: Stud. zum ‹J. T.›. Stud. zur Wandlung der Epik am Ende des . Jh. in Deutschland. Diss. Stuttgart . – W. Wolf: Zur Verskunst der J. T.-Str. In: FS Franz Rolf Schröder. Hg. v. Wolfdietrich Rasch. Heidelberg , S. –. – Walter Röll: Stud. zu Text und Überl. des sog. J. T (Germanistische Bibl. . Reihe). Heidelberg . – Michel Huby: Vers une nouvelle édition scienti que de ‹der J. T.›. In: Etudes germaniques () S. –. – W. Schröder: Rezension Röll . In: AfdA () S. –. – K. Nyholm: Rezension Röll . In: PBB (Tüb.) () S. –. – Hans-Peter Brode: Unters. zum Sprach- und Werkstil des J. T. von A. v. Scharfenberg. Diss. Freiburg i. Br. . – W. Röll: Über die krit. Herausgabe des sog. ‹J. T.›. In: Etudes germaniques () S. f. – W. Wolf: Sigune auf der Linde. In: Societas Scientiarum Fennica. Arsbok (/) B/. Helsinki , S. –. – J. Bumke: Eine neue Str. von Wolframs T.? In: Euph. () S. –. – R. William Leckie Jr.: Bestia de funde. Natural Science and the ‹J. T.›. In: ZfdA () –. – HansGeorg Maak: Zu Füetrers ‹fraw Eren hof› und der Frage nach dem Verfasser des j. T. In: ZfdPh
Albrecht () S. –. – W. R. Leckie Jr.: ‹Gamaniol der Vogel›. Natural Science and the ‹J. T.› . In: ZfdA () S. –. – Volker Mertens: Zu Text und Melodie der T.-Str. ‹Iamer ist mit entsprungen›. In: Wolfram-Stud. . Hg. v. W. Schröder. Berlin , S. –. – J. Bumke: Zur Überl. von Wolframs T., Wolframs Dichtung und dem ‹J. T.›. In: ZfdA () S. –. – Hedda Ragotzky: Stud. zur Wolfram-Rezeption. Die Entstehung und Verwandlung der Wolfram-Rolle in der dt. Lit. des . Jh. (Stud. zur Poetik und Gesch. der Lit. ). Stuttgart u. a. , S. –. – Karen Maria Petersen: Zum Grundriß des Graltempels. In: FS Kurt Herbert Halbach. Hg. v. Rose Beate Schäfer-Maulbetsch. Tübingen , S. –. – Gudula Trendelenburg: Stud. zum Gralraum im ‹J. T.› (GAG ). Göppingen . – Hans-Friedrich Rosenfeld: Ein neues Fragm. von A.s J. T. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – J. Bumke: T.-Überl. und T.-Forsch. In: ZfdA () S. –. – Helmut de Boor: Drei Fürsten im mittleren Deutschland. In: FS Ingeborg Schröbler. Hg. v. Dietrich Schmidtke/Helga Schüppert (PPB Sonderh. []), S. –. – András Vizkelety: Fragm. mhd. Dichtungen aus Ungarn : A. v. Scharfenberg, Der ‹J. T.›. In: ZfdA () S. –. – Peter Kern: Der Komm. zu ‹Parzival› , f. im Prolog des ‹J. T.›. In: Stud. zur dt. Lit. und Sprache des MA. FS Hugo Moser. Hg. v. Werner Besch u. a. Berlin , S. –. – Klaus Zatloukal: India – ein idealer Staat im ‹J. T.›. In: Strukturen und Interpretationen. Stud. zur dt. Philologie. FS Blanka Horacek. Hg. v. Alfred Ebenbauer u. a. Wien/Stuttgart , S. –. – D. Huschenbett: Ein verloren geglaubtes Fragm. des ‹J. T.› oder die zwanzig Damenkleider. In: Würzburger Prosastud. : Unters. zur Lit. und Sprache des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Peter Kesting (Medium Aevum ). Würzburg , S. –. – HansHenning Rausch: Methoden und Bedeutung naturkundlicher Rezeption und Kompilation im ‹J. T.› (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. . – Alison G. Thornton: Weltgesch. und Heilsgesch. in A.s v. Scharfenberg j. T. (GAG ). Göppingen . – K. Zatloukal: Salvaterre. Stud. zu Sinn und Funktion des Gralsbereiches im ‹J. T.› (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philol. ). Wien . – D. Huschenbett: A.s ‹J. T.›. Zu Stil und Komposition (Medium Aevum ). München . – J. Heinzle: Kasseler Bruchstücke des ‹J. T.›. In: ZfdA () S. –;
. Hälfte . Jh. () S. . – W. Schröder: Wolfram-Nachfolge im J. T. Devotion oder Arroganz (Frankfurter wissenschaftliche Beitr. Kulturwissenschaftliche Reihe ). Frankfurt/M. . – Ders.: Der Schluß des J. T. In: ZfdA () S. –. – K. Zatloukal: Seitenstettener Bruchstücke des J. T. In: ZfdA () S. –. – Emilie Pistor: Der ‹J. T.› der BSB München. Zur Illumination der hö schen Rittererzählung. Diss. München . – W. Schröder: Demontage und Montage von Wolframs Prologen im Prolog zum ‹J. T.› (Abh. der Marburger Gelehrten Ges. ). München . – Ders.: Zur constructio ‹*a*p*o *k*o*i*n*o*u› im ‹J. T.›. In: Studia Linguistica et Philologica. FS Klaus Matzel. Hg. v. Hans Werner Eroms u. a. Heidelberg , S. –. – Wolfram-Stud. (Würzburger Kolloquium über den ‹J. T.›). Hg. v. W. Schröder. Berlin (der Bd. widmet sich in seiner Gänze dem ‹J. T.›; zahlreiche Beitr.). – Rüdiger Krüger: Stud. zur Rezeption des sog. ‹J. T.› (Helfant-Stud. ). Stuttgart . – W. Schröder: Textkritisches zum J. T. In: ZfdA () S. –. – Elisabeth Schmid: ‹Dâ stuont âventiur geschriben an der strangen›. Zum Verhältnis von Erzählung und Allegorie in der Brackenseilepisode von Wolframs und A.s ‹T.›. In: ZfdA () S. –. – K. Nyholm: Ein neues Fragm. des ‹J. T.›. In: PBB (Tüb.) () S. –. – K. Zatloukal: Erzählwelt in der Nußschale. Die Bildungsweise der Eigennamen A.s und die Großform J. T. In: Namen in dt. literarischen Texten des MA (Kieler Beitr. zur dt. Sprachgesch. ). Hg. v. Friedhelm Debus/ Horst Pütz. Neumünster , S. –. – Herbert Guggenberger: A.s ‹J. T.›. Stud. zur Minnethematik und zur Werkkonzeption (GAG ). Göppingen . – K. Nyholm: Zur Ausg. eines Epigonen. A.s J. T. – Wolf versus Nyholm. In: Editio () S. –. – A. Ebenbauer: A.: J. T. In: Mhd. Romane und Heldenepen. Interpretationen (Reclams Universal-Bibl. ). Hg. v. Horst Brunner. Stuttgart , S. –. – W. Schröder: Die sog. Hinweis-Str. nebst ‹Kunst›-Str. und AventiureGespräch in der Überl. des J. T. In: Akad. der Wiss. Mainz. Abh. der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Kl. () S. –. – K. Nyholm/Thomas Wilhelmi: Neue Tübinger Bruchstücke des J. T. In: PBB () S. –. – D. Huschenbett: Über Wort, Sakrament und Gral in Spruchdichtung, ‹J. T.› – und bei Wolfram? In: ‹bickelwort› und ‹wildiu mære›. FS Eberhard Nellmann. Hg. v.
. Hälfte . Jh. Dorothee Lindemann u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Wolfgang Wegner: A., ein poeta doctus rerum naturae? Zu Umfang und Funktionalisierung naturkundlicher Realien im ‹J. T.› (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/ M. u. a. . – Hans-Wilhelm Schäfer: Kalb, Löwe, Adler. Templer und Kirche im ‹J. T.›. In: Orient und Okzident in der Kultur des MA (Greifswalder Beitr. zum MA /Wodan ). Hg. v. Danielle Buschinger/Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –. – D. Huschenbett: Nicht erzählte Geschichten. Zur Tugendbrücke im ‹J. T.›. Ein Versuch. In: Chevaliers errants, demoiselles et l’autre. Hö sche und nachhö sche Lit. im europäischen MA. FS Xenja v. Ertzdorff (GAG ). Hg. v. Trude Ehlert. Göppingen , S. –. – Klaus Klein: Zur Überl. v. A.s ‹J. T.›. In: Neue Wege der MA-Philologie (Wolfram-Stud. ). Hg. v. J. Heinzle u. a. Berlin , S. –. – V. Mertens: Der dt. Artusroman (RUB ). Stuttgart , S. –. – Steffen Brookmann: Die Beschreibung des Graltempels in A.s ‹J. T.›. Diss. Bochum (online-Veröff.). – Marion E. Gibbs: Fragm. and expansion: Wolfram von Eschenbach, T. and A., J. T. In: The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German and Dutch Literature (Arthurian literature in the Middle Ages ). Hg. v. William Henry Jackson/Silvia A. Ranawake. Cardiff , S. –. – W. Wegner: Lesen und poetische Visualisierung als Medien moralischer lêre im J. T. In: Euph. () S. –. – Andrea Lorenz: Der ‹J. T.› als Wolfram-Fortsetzung. Eine Reise zum Mittelpunkt des Werks (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Berlin u. a. . – Peter Jörg Becker: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Angebunden: A.: Der J. T. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. P. J. Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – P. J. Becker: A.: Der J. T. In: ebd., S. –. – Ders.: A.: Der J. T. Werner der Gartenaere: Helmbrecht. In: ebd., S. –. – T. Neukirchen: ‹Krumb und sliht›. Über die sog. Hinweisund Kunststrophen im Überlieferungszweig I des J. T. In: ZfdA () S. –. – Katrin Woesner: Begriffsglossar und Index zu A.s ‹J. T.›. Bde. (Indices zur dt. Lit. –). Tübingen . – T. Neukirchen: ‹Dirre aventiure kere›. Die Erzählperspektive Wolframs im Prolog des ‹J. T.› und die Erzählstrategie A.s. In: Erzähltechnik und Erzählstrategien in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Wolfgang
Albrecht Haubrichs u. a. (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –. – Annette Vol ng: ‹offenlich beslafen het der Grahardois sin eigen swester›. Allegorie und Personi kation in der ‹Crone› und im ‹J. T.›. In: ebd., S. –. – Helmut Birkhan/Karin Lichtblau (Hg.): Motif-index of German secular narratives from the beginning to . Bd. . Berlin , S. –. – Britta Bußmann: ‹Mit tugent und kunst›. Wiedererzählen, Weitererzählen und Beschreiben in A.s J. T. In: Übertragungen. Formen und Konzepte von Reproduktion in MA und Früher Neuzeit (Trends in medieval philology ). Hg. v. ders. Berlin u. a. , S. –. – V. Mertens: Wolfram als Rolle und Vorstellung. Zur Poetologie der Authentizität im ‹J. T.›. In: Geltung der Lit. Formen ihrer Autorisierung und Legitimierung im MA. Hg. v. Beate Kellner u. a. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – A. Vol ng: A.s J. T. Translating the grail. In: Arthurian literature () S. –. – T. Neukirchen: Die ganze aventiure und ihre lere. Der ‹J. T.› A.s als Kritik und Vervollkommnung des ‹Parzival› Wolframs von Eschenbach (Euph. Beih. ). Heidelberg . – A. Vol ng: Medieval literacy and textuality in middle high German. Reading and writing in A.’s ‹J. T.› (Arthurian and courtly cultures). New York u. a. . – Julia Zimmermann: Hässlichkeit als Konstitutionsbedingung des Fremden und Heidnischen? Zur Figur der Cundrîe in Wolframs von Eschenbach Parzival und in A.s J. T. In: Mitt. des Dt. Germanisten-Verbandes () S. –. – Cora Dietl: ‹Adventus regis›. Hofzeremoniell als Bedeutungsträger im ‹J. T.›. In: Interdisziplinäre Germanistik im Schnittpunkt der Kulturen. FS Dagmar Neuendorff. Hg. v. Michael Max Szurawitzki/Christopher M. Schmidt. Würzburg , S. –. – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Artusromane nach , Gralsromane, Tristanromane. Bearb. v. T. Tomasek u. a. Berlin/New York , S. –. – Sandra Illibauer-Aichinger: Totgesagte leben länger. Auf der Suche nach dem Mythos im ‹J. T.›. In: Mythos – Sage – Erzählung. Gedenkschr. A. Ebenbauer. Hg. v. Johannes Keller/Florian Kragl. Göttingen , S. –. – J. Zimmermann: Im Zwielicht von Fiktion und Wirklichkeit. Zur Rezeption des Presbyterbriefs in A.s ‹J. T.›. In: ebd. S. –. – Dies.: Widersprüche und Vereindeutigungen. Die ‹Epistola presbiteri Johannis› und ihre Rezeption im ‹J. T.›. In:
Albrecht von Scharfenberg Zs. für Literaturwiss. und Linguistik , () S. –. – Katharina-Silke Philipowski: ‹We, daz ie man strangen sach geschribene!›. Gehörte und gelesene Schr. in A.s ‹J. T.›. In: Internationales Arch. für Sozialgesch. der dt. Lit. () S. –. – Bianca Desiree Heidker: Die Rekonstruktion der Erzähler-Rolle des ‹J. T.› in der Hs. A im Spannungsfeld zwischen Autor ktion und Gegenentwurf in den Aventiure-Gesprächen, den sogenannten Hinweisstrophen und der Schlusspartie. Diss. München (online-Veröff.). – Martin Baisch u.a. (Hg.): Der ‹J. T.› zwischen Didaxe und Verwilderung. Neue Beitr. zu einem schwierigen Werk (Aventiuren ). Hg. v. Göttingen (zahlr. Beitr.). – D. Huschenbett: Zum ‹J. T.›. A. und die ‹Historia Regum Britanniae›. In: ZfdA () S. –. – Claudia Mesa: A.’s J. T. A ThirteenthCentury Precursor of the impresa? In: Emblematica () S. –. – Petrus W. Tax: Erhöhter Mut des Ritters durch Vergegenwärtigung seiner ‹vrouwe›? Striptease und Segen, Textkritik und Deutung in zwei Szenen des ‹J. T.›. In: ZfdA () S. –. – B. Bußmann: Wiedererzählen, Weitererzählen und Beschreiben. Der ‹J. T.› als ekphrastischer Roman (Stud. zur hist. Poetik ). Heidelberg . – D. Huschenbett: Unbehauene Steine bei Moses, Salomo und A. Zum Autor des ‹J. T.›. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Die Makkabäer des König Artus. A.s Kenntnisse der Makkabäer-Bücher im ‹J. T.›. In: ebd. S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , S. –. – Gabriel Viehhauser: Den ‹J. T.› lesen – den ‹J. T.› schreiben. Marginalien im Dresdner MentelinDruck als Dokumente rekonzeptionierender und transmedialer Schreibprozesse. In: Finden, Gestalten, Vermitteln. Schreibprozesse und ihre Brechungen in der ma. Überl. (Wolfram-Stud. ). Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. Berlin , S. –. VZ Albrecht von Scharfenberg. – Möglicherweise Verfasser hö scher Romane, zweite Hälfte . Jh. Ausschließlich Ulrich → Fuetrers Buch der Abenteuer (B. d. A., /) überliefert den Namen A.s und die beiden Romane Merlin und Seifrid von Ardemont. Fuetrer erwähnt mit Fraw Eren hof ein weiteres Werk A.s, das aber nicht im B. d. A. enthalten ist. Die wissenschaftliche Diskussion um A. – zu dem es keine urkundlichen Quellen gibt
. Hälfte . Jh. und der auch sicher nicht mit dem Lyriker von → Scharfenberg identisch ist – hat sich in der Regel auf die Frage konzentriert, ob A. der Dichter des Gralsromans Jüngerer Titurel (J. T.) sein könnte (→ Albrecht [Verfasser des J. T.]). Anlass zu dieser These geben vor allem die Umstände, dass der J. T. den inhaltlichen roten Faden für das B. d. A. darstellt, Fuetrers Kompilationswerk zudem in J. T.Strophen abgefasst ist und der Erzähler des J. T. in einem Überlieferungszweig sich selbst «Albrecht» nennt. Für eine Gleichsetzung von Fraw Eren hof mit dem J. T. (oder eines Teils des J. T.) liefert aber auch das B. d. A. nur vage Indizien und keine Belege, so dass die gegenwärtige Forschung von zwei zu differenzierenden Werken und ebenso von zwei Dichterpersönlichkeiten ausgeht, wenngleich die Identität der beiden Albrechte nie gänzlich wird ausgeschlossen werden können. Fakt ist, dass sie gleiche Stoffe behandelten, teilweise auf die gleichen Quellen zurückgriffen und ungefähr gleichzeitig tätig waren. A. wird von Fuetrer insgesamt vier Mal namentlich erwähnt und in höchsten Tönen gelobt. In Str. des B. d. A. wird die Kunst des «Albrecht von Scharffennberge» noch vor die → Gottfrieds von Straßburg und → Wolframs von Eschenbach gestellt und A.s geblümter Stil gepriesen. Am Beginn des Merlin (Str. ) verweist Fuetrer auf A.s französische Quellen und in Str. lässt er die Frau Minne auftreten, die den Dichter des B. d. A. ermahnt: e «du hast gelesen fraw Eren hof den schonen / den her Albrecht von Scharffenberg th˚uet mit chunst e und wortten so hohe kronenn». Zuletzt wird A. am Ende des Seifrid in Str. als dessen Verfasser bezeichnet. Der Charakter und genaue Inhalt der ursprünglichen Dichtungen A.s ist aufgrund der umfassenden Umarbeitung der Texte durch Fuetrer nicht mehr zu bestimmen. Herausragendes Kennzeichen der beiden Romane ist die Vermischung unterschiedlicher Gattungselemente, mit der Einschränkung, dass Fuetrers Anteil an diesem Genremix freilich ungewiss ist. Fuetrers Bearbeitungstechnik lässt sich letztlich nur dann hinreichend analysieren, wenn seine jeweilige Quelle bekannt ist (wie etwa bei den Wolfram-Texten oder beim J. T.) – im Falle von A. liegen aber lediglich die französischen Vorlagen des Merlin vor: höchstwahrscheinlich primär der Merlin-Roman des Robert de Boron, zusätzlich dessen Joseph d’Arimathe und der sog. GrandSaint-Graal. Im Haupteil wird nach Robert de Boron die gesamte Vita Merlins dargeboten (Geburt
. Hälfte . Jh. durch den Satan, Wirken und Phrophezeihungen, Ankündigung des Königtums Artus’ und plötzliches Verschwinden). Den Erzählrahmen für die eigentliche Merlin-Geschichte bei Fuetrer bilden Tafelrunden-Episoden und die Gralsgeschichte, die aus dem dem Grand-Saint-Graal interpoliert sind. Es ist zu vermuten, dass schon bei A. diese Interpolation vorlag. Generell folgte A. aber Robert vermutlich recht eng und bei jeder Abweichung im B. d. A. ist die Frage tendenziell offen, ob diese auf A. selbst oder auf Fuetrer zurückgeht. Wahrscheinlich ist zudem, dass A.s Fassung wie seine Vorlagen in Prosa abgefasst war. Es dürfte sich bei A.s Merlin – und hierfür spricht neben den Aussagen Fuetrers die fehlende Überlieferung – bis ins . Jh. um die einzige dt. Merlin-Berarbeitung gehandelt haben. Deren wahrscheinliche Wirkungslosigkeit (bis auf Fuetrer) macht A.s Merlin mit der Isoliertheit des Prosa-Lancelot (→ Lancelot) vergleichbar. Der Seifrid von Ardemont beruht (wie auch der Gauriel von Muntabel → Konrads von Stoffeln) auf dem interkulturell verbreiteten Erzähltypus von der gestörten Mahrtenehe, hier die Beziehung des Menschen Seifried mit der überirdischen («elbischen») Mundirosa. Das narrative Hauptgerüst (Begegnung, Verlust, Wiedererlangung, dauerhafte Partnerschaft) ist mit zahlreichen Aventiuren des Helden angereichert, darunter ein Drachenkampf und die Einkehr bei einem Eremiten. Die Handlungselemente zeigen dezidierte Ein üsse der «klassischen» und «nachklassischen» hö schen Epik und der sog. Spielmannsepik. Es begegnen Motive aus dem Erec und Iwein → Hartmanns von Aue, Wolframs Parzival, dem Wigalois → Wirnts von Grafenberg, der Crone → Heinrichs von dem Türlin oder dem → Herzog Ernst. Auch für den Seifrid ist eine französische Vorlage anzusetzen, die schon poetisch geformt gewesen sein dürfte. Eine Beziehung zwischen «Scharfenberg» und dem Namen des Protagonisten «Ardemont» («Ardea mons» [?]) ist nicht auszuschließen. Möglich ist ferner, dass der Seifrid auf Meleranz und Garel des → Pleier gewirkt hat. Sollte diese These zutreffen, dann wäre eine Entstehung von A.s Seifrid in der zweiten Hälfte des . Jh. wahrscheinlich. Ü: München, BSB, Cgm , ra–vb (Merlin) rb–ra (Seifrid) (Perg., Ende . Jh., mittelbair.). – Wien, ÖNB, Cod. , vb–vb (Merlin) ra–rb (Seifrid) (Pap., um /, bair.-österr.). – Nur Merlin: München,
Albrecht von Scharfenberg BSB, Cgm , r–r (Pap., um , mittelbair.). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., um , schwäbisch). A: Friedrich Panzer: Merlin und Seifrid de Ardemont von A. v. S. (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen . – Kurt Nyholm: Die Gralepen in Ulrich Füetrers Bearbeitung (B. d. A.). Nach der Münchner Hs. Cgm. unter Heranziehung der Wiener Hss. Cod. vindob. und und der Münchner Hs. Cgm. (DTM ). Berlin . – Heinz Thoelen in Zusammenarbeit mit Bernd Bastert: Ulrich Füetrer, Das B. d. A. Nach der Hs. A (Cgm. der BSB). Bd. : Die Gesch. der Ritterschaft und des Grals, Bd. : Das annder púech (GAG ,/). Göppingen . L (s. auch → Albrecht [Verfasser des J. T.]): Dietrich Huschenbett, VL () Sp. –. – K. Nyholm, LexMA () Sp. . – A[lexander] H[illebrand]d, KNLL () S. –. – De Boor/Newald / () S. f. – Christian Kiening/Red., Killy () S. f. – Reinhold Spiller: Stud. über A. v. S. und Ulrich Füetrer. Diss Leipzig (auch in: ZfdA [] S. –, –). – Paul Hamburger: Der Dichter des ‹J. T.›. In: ZfdPh () S. –. – Karl-Friedrich Probst: Die Quellen des Poitislier und Flordimar in Ulrich Füetrers B. d. A. Untersucht auf grund der Donaueschinger Hs. Nr. . Diss Heidelberg (Auszug in: Jb. der Phil. Fak. Heidelberg /, , S. –). – Werner Wolf: Wer war der Dichter des ‹J. T.›. In: ZfdA (/) S. –. – Ders.: Nochmals zum Ehrenhof im ‹J. T.›. In: ZfdA (/) S. –. – K. Nyholm: A.s v. S. Merlin (Acta Academiae Abonensis A, Humaniora /). Åbo . – Hans-Georg Maak: Zu Füetrers ‹fraw Eren hof› und der Frage nach dem Verfasser des j. T. In: ZfdPh () S. –. – Ulrich Füetrer. Der Trojanerkrieg. Aus dem ‹B. d. A.› mit einer Einleitung krit. hg. v. Edward G. Fichtner. München . – Emil Ploss: Zu den Quellen des ‹Seifrid von Ardemont›. In: ZfdA () S. –. – Ulrike Killer: Unters. zu Ulrich Fuetrers ‹B. d. A›. Diss. Würzburg , passim. – Silvia BruggerHackett: Merlin in der europäischen Lit. des MA (Helfant-Stud. ). Stuttgart , S. –. – Marcel Moning: Der Traum gelebter Ritterlichkeit. Zeitbezüge eines vergessenen Preisliedes auf Ludwig den Bayern. In: Ma. Fürstenhöfe und ihre Erinnerungskulturen (Formen der Erinerung ). Hg. v. Carola Fey. Göttingen , S. –, bes.
Der Vriolsheimer S. –. – Cora Dietl: Ein Hof ohne Magier – Makel oder Auszeichnung? Zur (beinahe) fehlenden Merlingestalt in der dt. Artuslit. In: Artushof und Artuslit. (Schr. der internationalen Artus-Ges. ). Hg. v. Matthias Däumer u. a. Berlin/New York. , S. –, hier S. –, . – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , Reg. VZ Der Vriolsheimer. – Verfasser einer schwankhaften Reimpaarerzählung, zweite Hälfte . Jh. (?). Der Dichter des Märes Der Hasenbraten ( Verse) nennt sich in dessen letztem Vers. Sein Name könnte auf Friolzheim (bei Pforzheim) zurückgehen. Außer dieser wahrscheinlichen schwäbischen Abkunft lassen sich zum Autor keine Aussagen treffen. Erzählt wird in der Schwankdichtung von einem Ritter, der zwei Hasen erlegt hat und den Pfarrer zum Essen einlädt. Bei Erscheinen des Geistlichen hat indes seine Ehefreu mit ihrer weiblichen Verwandtschaft beide Hasen verspeist. Die Frau lässt die beiden Männer warten und der Ritter wetzt ungeduldig sein Messer. Auf des Pfarrers Frage, warum jener dies täte, entgegnet die Frau, ihr Mann verdächtige sie und den Pfarrer der heimlichen Minne. Seine Entmannung befürchtend, zieht sich der Pfarrer zurück. Ihrem Gatten berichtet die Frau nun, der Kleriker habe mit den beiden Braten das Weite gesucht. Es folgt eine Verfolgungsjagd, an deren Ende der Pfarrer in seine Kirche iehen kann und der Ritter nach Hause zurückkehrt, wo er von seiner Frau über die tatsächlichen Geschehnisse aufgeklärt wird. Der Mann verzeiht ihr den Scherz, womit die Erzählung ein hösch elegantes Ende ndet. Das narrative Herzstück des Schwankes, die Verfolgungsszene, bezieht ihre Komik aus den sprachlichen Missverständnissen der beiden Akteure, bei denen der Pfarrer immer, wenn der Ritter die Herausgabe der Hasen verlangt, dies auf seine Hoden bezieht. Das Märe varriiert das in der europäischen Schwankliteratur verbreiteten Erzählmodell von der naschhaften Frau oder Köchin (verwandt ist etwa das Fabliau Les Perdriz [‹Die Rebhühner›]). Der Stoff hat vom . Jh. bis zu den Brüdern Grimm (Das kluge Gretel) zahlreiche Bearbeitungen gefunden. Ü: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (vormals Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ) vb–va; Überschrift: «Ditz ist
. Hälfte . Jh. ein mere von zwen hasen / daz mvgt ir horen ane rasen». – Heidelberg, UB, Cpg , ra–vb, Schluss auf ra; Überschrift: «Ditz ist von den hasen / die man iaget vf den rasen». – Es handelt sich um eng verwandte Sammelhs. von mhd. Reimpaarerzählungen (beide Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. mit bair. Einschlag); Autorsignatur jeweils: «Ditz vngelogen mere /macht vns der v[f]riolsheimere». A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Lutz Röhrich (Hg.): Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . Bern/München , S. f. (nach Niewöhner). – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen Schulz-Grobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (Nr. , nach Niewöhner). L: L[udwig] Fränkel, ADB () S. . – Hedda Ragotzky, VL () Sp. f. – Röhrich (s. Ausg.) S. –. – KarlHeinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. Berlin , S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , . – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , S. , , , . – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des
. Hälfte . Jh. dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld . – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. – und Reg. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f. VZ Gänslein. – Schwankerzählung, zweite Hälfte . Jh. Der Autor des in sechs der großen Märenhandschriften überlieferten Textes ist nicht bekannt. Der Sprache nach ist dieser wohl im alemannischen Raum entstanden. Das Geschehen ist in «Swâben» (V. ) angesiedelt; die Verlegung des Geschehens nach «Drahov» in H (V. ) ist nach Grubmüller (, S. ) «sicher sekundär». Das Märe vom G. gehört nach Fischer (Studien, S. ) zum Themenkreis «Verführung und erotische Naivität». Die u. a. aus dem Märe Der → Sperber, einem möglichen Vobild, bekannte Rollenkonstellation wird jedoch umgekehrt. Die Rolle des Naiven fällt einem jungen Mönch zu, der von Kindheit an im Kloster lebt und es bislang noch niemals verlassen hat, nun aber vom Abt auf eine Reise mitgenommen wird. Dieser lehrt ihn unterwegs, Tiere zu benennen. Als sie am Abend in einem Meierhof einkehren, begegnet der junge Mönch zum ersten Mal dem anderen Geschlecht. Auf die Frage, wie denn solche Geschöpfe hießen, antwortet der Abt, dass man sie Gänse nenne. Des Nachts unterweist die etwa zwanzig Jahre alte Tochter des Hauses den unerfahrenen Mönch im «bettespil». Als sie ihn am Morgen verlässt, trägt sie ihm auf, niemandem von den Geschehnissen der Nacht zu erzählen. Nach der Rückkehr ins Kloster berichtet der Mönch den neugierigen Mitbrüdern von den Dingen, die er auf der Reise gesehen und erlebt hat, jedoch nicht – wie versprochen –, dass ihm «diu junge gans ze teil wart» (V. ). Vor Weihnachten hört er, wie sich der Abt mit Kellermeister und Koch über die Verp egung der Mönche während der bevorstehenden Tage berät und schlägt vor, das jeder Mönch eine Gans erhalte. Vom Abt zur Rede gestellt, verrät der junge Mönch sein Geheimnis und tut Buße. Im anschließenden Erzählerkommentar wird der Abt als der eigentlich
Gänslein Schuldige bezeichnet, der dem Mönch durch falsche Belehrung Unrecht getan habe. Die «sehr dispers[e]» Überlieferung «tritt in mindestens vier verschiedene Fassungen auseinander» (Grubmüller , S. ). Ü: Heidelberg, UB, Cpg , rb–ra (Perg., erstes Viertel . Jh., südl. Mitteldt. mit zahlreichen bair. Formen); Überschrift: «Diz mere heizet daz genselîn und sagt von einem münche und von einem magedîn» (H). – ColognyGenf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (früher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ), ra-vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. mit unterschiedlich starkem bair. Einschlag [vgl. Schneider S. , ]; unvollst., V. –); Überschrift: «Ditz ist von dem genselin, daz was ein schonez juncfrowelin» (K). – München, UB, ° Cod. ms. (Würzburger Liederhs.), va–vb (Perg., Würzburg, Mitte . Jh. [ca. –], «ostfränkisch, gelegentlich mit bairischem oder mitteldeutschem Einschlag» [Kornrumpf/Völker S. ]); Überschrift: «Von einem closter»; Faks.: Hausbuch des → Michael de Leone, Bl. – (E). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., mit Ausnahme von Bl. geschrieben von Johannes Götschl in Innsbruck [Bl. vb]; [Bl. vb], bair.österr.); Überschrift: «Daz mer von der gens» (w). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (früher Cod. ..), va–ra (Pap., [vgl. Bl. vb], bair.-österr.); Überschrift: «Daz när von der gense» (i). – Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–rb (Pap., schwäbisch-bair.-ostfränkisch); Überschrift: «Der münch mit dem genslin» (k). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , Verse, nach H). – Franz Pfeiffer (Hg.): Zwei alte Schwänke. In: ZfdA () S. –, hier S. – ( Verse, ˇ nach E mit Lesarten von H). – Ivan Sarovol’skij: ˇ ˇsvankov. Kiew , S. –, f. (Nr. , Sest Verse). – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Der münch mit dem genßlein. spätma. Verserzählungen. Aus dem Cod. Karlsruhe . Hg. und erl. v. Rolf Max Kully/Heinz Rupp (UniversalBibl. –). Stuttgart , S. – ( Verse,
Basler Alexander nach k). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , – ( Verse, nach k). – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. – (zit.). Ü: Leo Greiner: Altdt. Novellen. Nach dem Mittelhochdeutschen. Bd. . Berlin , S. –. – Hanns Fischer: Schwankerzählungen des dt. MA. München (), S. –, f. (Nr. ). – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.). L: Rolf Max Kully, VL () Sp. f. – Hans-Jörg Uther: Junge weiß nichts von Frauen. In: EM () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Elisabeth Wunderle/Red., Killy () S. . – Heinrich Niewöhner: Der Sperber und verwandte mhd. Novellen (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New ˇ York ) S. f. – Sarovol’skij (s. Ausg.) S. LXXXV–CVIII. – Anton Wallner: Reinhartfragen. In: ZfdA () S. –, hier S. f. – Susanne Pritz: Stud. zu Tugend und Laster im spätma. Schwank. Diss. Wien , S. f. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin , S. – passim. – Walter Haug: Poetologische Universalien und Literaturgesch. In: Erzählfoschung II. Hg. v. Wolfgang Haubrichs (Zs. für Literaturwiss. und Linguistik, Beih. ). Göttingen , S. –, hier S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. – und passim. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. und Reg. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , Anm. , , f., – und Reg. (S. ). – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Mären (Philologica Germanica ). Wien , S. , , Anm. . – Joachim Theisen: ‹Sie heißen Gänse›? Zum Programm des Decameron. In: DVjs () S. –. – Karin Schneider: Cod. Bodmer . Slg. kleinerer mhd. Reimpaardichtungen (‹Kalosca-Cod.›; ‹Gesamtabenteuer›). In: Dt.
. Hälfte . Jh. Hss. des MA in der Bodmeriana. Kat. bearb. v. René Wetzel (Bibliotheca Bodmeriana Kataloge VII). Cologny-Genève , S. –, hier S. . – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , Reg. – Johannes Klaus Kipf: Ma. Lachen über semantische Inkongruenz. Zur Identi zierung komischer Strukturen in ma. Texten am Beispiel mhd. Schwankmären. Komik und Sakralität. Aspekte einer ästhetischen Paradoxie in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Anja Grebe/ Nikolaus Staubach (Tradition – Reform – Innovation ). Frankfurt/M. u. a. , S. –, hier S. –. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , Reg. – Andrea Schallenberg: Gabe, Geld und ‹Gender›. Ein Beitr. der Geschlechterdifferenz in der mhd. Verserzählung. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –, hier S. Anm. . – James A. Schultz: Love without desire in ‹Mären› of the thirteenth and fourteenth centuries. In: ebd., S. –, hier S. . – Sebastian Coxon: ‹Das geschach zu ainer fasnacht›. Shrovetide in late medieval German comic tales. In: ebd., S. –, hier S. . – Nikola von Merveldt: Transgression und Transzendenz. Der Skandal der ‹fabliaux dévots› aus der ‹Vie des Pères›. In: Literarische und religiöse Kommunikation in MA und Früher Neuzeit. DFG-Symposion . Hg. v. Peter Strohschneider. Berlin/New York , S. –, hier S. –. BJ Basler Alexander. – Alemannische Bearbeitung des Alexanderromans des Pfaffen → Lambrecht, . Jh. Die späte Überarbeitung der ersten dt. Alexanderdichtung des Pfaffen Lambrecht ist hinsichtlich ihres Textzustandes gegenüber der Vorlage zwar verderbt jedoch textkritisch und rezeptionsgeschichtlich von Bedeutung. Eingebettet in den Kontext einer Prosa-Weltchronik hat sich der Text selbst der Prosaform angenähert, d. h. die Versform ist – bei Aufrechterhaltung der Reime – teilweise gestört. Dennoch repräsentiert der B. A. grundsätzlich einen alten Textbestand (im Gegensatz zur früheren Bearbeitung des → Straßburger Alexander mit hö scher Tendenz). Dem für die überlieferte
. Hälfte . Jh. Textform des B. A. verantwortlichen Chronisten des . Jh. dürfte eine Erweiterung und Überarbeitung von Lambrechts Roman aus dem . Jh. vorgelegen haben, in der bereits sprachlich-stilistische Adaptionen vorgenommen worden waren. Der philologische Stellenwert der Bearbeitung gründet vor allem darin, dass die von der Forschung vermutete älteste Fortsetzung des Alexanderromans («Fortsetzung X», um [?]) aufgrund der stärkeren Bearbeitungsmerkmale im Straßburger Alexander nur über den B. A. erschlossen werden kann. Die Dichtung Lambrechts selbst bietet in ihrer überlieferten Gestalt (Vorauer Alexander) lediglich einen Torso der Alexander-Vita. Wie der Straßburger Alexander erzählt auch der B. A. die Geschichte Alexanders bis zu seinem Tod. Aber nur hier nden sich die im MA beliebten Alexander-Episoden, die den Weltenherrscher auch zum Beherrscher der Lüfte und der Meerestiefen stilisieren, indem Alexander diese Sphären mittels Greifenwagen und Taucherglocke erobert. Neben den Hauptquellen der Erweiterungen (die Historia de preliis Alexandri magni in der pseudo-kallisthenischen Tradition [vgl. auch Meister → Wichwolt], der Iter ad paradisum aus dem . Jh.) werden für die Darstellungen der Wunderwelt des Ostens, die im Zentrum des letzten Teils des B. A. stehen, auch die Epistola Alexandri ad Aristotelem herangezogen. Angelehnt an diese ist dieser Abschnitt zum größten Teil in Briefform und in der ersten Person gestaltet. Der Anfang des Textes ist gegenüber Lambrechts Vorlage umgeformt: Im Nectanebusprolog erscheint nach der pseudo-kallisthenischen Tradition der ägyptische Zauberer Nectanebus als Vater Alexanders. Prolog sowie Luft- und Meereseroberung dürften spätere Zusätze sein und damit nicht der ursprünglichen «Fortsetzung X» zuzurechnen sein. Die These, wonach das verlorene Alexandergedicht des → Berthold von Herbolzheim, von dem → Rudolf von Ems in seinem Alexander (V. –) berichtet, Vorstufe oder Vorlage des B. A. gewesen sein könnte, ist weder auszuschließen noch veri zierbar. Ü: Basel, UB, Cod. E VI , vb–va (Pap., /, alemannisch [aus Basel]); hist. Sammelhs. Der B. A. wird überliefert als Inserat in die → Sächsische Weltchronik (Rezension A); vgl. Jürgen Wolf: Die Sächsische Weltchron. im Spiegel ihrer Hss. Überl., Textentwicklung, Rezeption (MMS ). München , S. –.
Basler Alexander A: Richard Maria Werner: Die Basler Bearb. von Lamprechts Alexander (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Leipzig ). – Karl Kinzel: Lamprechts Alexander. Nach den drei Texten. Mit dem Fragm. des Alberic von Besançon und den lat. Quellen (Germanistische Handbibl. ). Halle , S. – (Auszug: V. –). L: (s. auch Pfaffe → Lambrecht, → Straßburger Alexander) Ehrismann / (, Nachdr. ) S. –, bes. S. –. – De Boor/Newald () S. f. – Werner Schröder: Der Pfaffe Lambrecht. In: VL () Sp. –, bes. Sp. f., f. – Christian Kiening: Pfaffe Lambrecht. In: Killy () S. –, bes. S. f. – R. M. Werner: Die Basler Bearb. von Lamprechts Alexander (Sb. der Ksl. Akad. der Wiss. in Wien. Phil.-hist. Cl. ,.). Wien , S. – (auch als Sonderdr.). – Julius Zacher: Zur Basler Alexanderhs. In: ZfdPh () S. –. – Carl Reblin: Zur Basler und Straßburger Rezension von Lamprechts Alexander (Wissenschaftliche Beilage zum Programm des Gymnasium zu Neubrandenburg ). Leipzig . – Helmut de Boor: Die Stellung des B. A. In: ZfdPh () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. Bd. . Hg. v. Roswitha Wisniewski/Herbert Kolb. Berlin , S. –). – Ludwig Denecke: Ritterdichter und Heidengötter (–) (Form und Geist ). Leipzig , S. –, . – Evamaria Czerwonka: Der B. A. Eine textkrit. Unters. und Rekonstruktionsversuch seiner Vorstufe im . Jh. Diss. Berlin . – Herwig Buntz: Die dt. Alexanderdichtung des MA (Slg. Metzler ). Stuttgart , Reg. – Elisabeth Kusiek: Die Episoden von Alexanders Paradieszug, seiner Tauchfahrt, dem Greifen ug und von Sonnnen- und Mondbaum in Jans Enikel Weltchron. und im B. A. Ein Vergleich. Zulassungsarbeit Bonn . – Trude Ehlert: Deutschsprachige Alexanderdichtung des MA. Zum Verhältnis von Lit. und Gesch. (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Michael Bärmann: Biterolf. Ein Versuch zur Rezeption des Alexanderstoffes im ehemals zähringischen Herrschaftsgebiet. In: Ma. Lit. im Lebenszusammenhang. Ergebnisse des Troisième Cycle Romand . Hg. v. Eckart Conrad Lutz (Scrinium Friburgense ). Freiburg (Schweiz) , S. –, passim. – Max Wehrli: Gesch. der dt. Lit. im MA. Von den Anfängen bis zum . Jh. Stuttgart , S. –. –
Göttweiger Trojanerkrieg Jan Cölln: Arbeit an Alexander. Lamprecht, seine Fortsetzungen und die hsl. Überl. In: Alexanderdichtungen im MA. Kulturelle Selbstbestimmung im Kontext literarischer Beziehungen (Veröff. aus dem Göttinger Sonderforschungsbereich A/). Hg. v. dems. u. a. Göttingen , S. – passim. – Elisabeth Lienert: Dt. Antikenromane des MA (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. – Florian Kragl: Die Weisheit des Fremden. Stud. zur ma. Alexandertradition. Mit einem allg. Tl. zur Fremdheitswahrnehmung (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie ). Bern u. a. , S. –. VZ Waldecker Alexander. – Fragment einer Alexander-Dichtung, spätes . Jh. (?). Der sog. W. A. ist nur als Fragment im Blattrest einer Handschrift erhalten, die auch Verse aus der Eneit → Heinrichs von Veldeke erhielt. Das Fragment des W. A. besteht aus einem ersten Abschnitt von Versen, einer Lücke von rund Versen und einem weiteren Abschnitt von Versen. Das wohl noch dem . Jh. angehörende Fragment verweist sprachlich auf den rheinfränkisch-hessischthüringischen Raum. Die Reime erinnern an die Straßburger Bearbeitung von → Lambrechts Alexanderepos. Die Handlung des W. A. ist aus dem Fragment kaum zu erschließen. Im ersten Abschnitt erteilt Nektanabus der Olympias den Rat, Alexanders Geburt wegen einer ungünstigen Sternenkonstellation zu verzögern. Im zweiten Abschnitt sprechen Alexander und Nektanabus über dessen wahrsagerische Fähigkeiten. Eine Zugehörigkeit des W. A. zu einer bekannten Alexanderdichtung des . oder . Jh. ist nicht erkennbar. → Rudolf von Ems nennt in seinem Alexanderroman → Biterolf als Verfasser einer nicht überlieferten Alexanderdichtung. Damit könnte der W. A. gemeint gewesen sein, was aber nicht belegbar ist. Der W. A. war aber mit großer Wahrscheinlichkeit die früheste Version des Nektanabus-Stoffs in dt. Sprache. Inhaltlich steht der W. A. der Basler Bearbeitung von Lambrechts Alexander nahe. Der Zusammenhang von Geburt und Sternenkonstellation im ersten Abschnitt erinnert an die Pseudo-Kallisthenes-Übersetzung des Julius Valerius. Der Verfasser des W. A. kannte aber wohl auch die Historia de preliis, eine PseudoKallisthenes-Übersetzung des Archipresbyters Leo.
. Hälfte . Jh. Ü: Marburg, Staatsarch„ Best. Hr Nr. , Blattrest (Perg., erstes Viertel . Jh., nd.-mitteldt.). A: Gabriele Schieb: Ein neues Alexanderfragment. In: PBB (Halle) () S. –. – Online-Faks. der Hs.: http://www. manuscripta-mediaevalia.de. L: Trude Ehlert, VL () Sp. –. – Edward Schröder: Erfurter Dichter des dreizehnten Jh. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Biterolf. In: AfdA () S. f. – Schieb (s. Ausg.). – Herwig Buntz: Die dt. Alexanderdichtung des MA. Stuttgart , S. . – Thomas Klein: Heinrich von Veldeke und die mitteldt. Literatursprachen. Unters. zum VeldekeProblem. In: Ders./Cola Minis: Zwei Stud. zu Veldeke und zum Straßburger Alexander. Amsterdam u. a. , S. –. – Klaus Klein: Waldecker Findlinge im Marburger Staatsarch. In: ZfdA () S. –, hier S. . – T. Ehlert: Zu den Quellen des W. A.-Fragm. In: ZfdA () S. –. – Elisabeth Lienert: Dt. Antikenromane des MA. Berlin , S. , . – Claudia Brinkervon der Heyde: A. der Große. Antiker Weltherrscher in ma. und frühneuzeitlichem Gewand in Arolsen. In: Antikes Leben. Ideal und Wirklichkeit in Hofbibl. und Kunstsammlungen der Fürsten Waldeck und Pyrmont. Hg. v. Hartmut Broszinski u. a. Petersberg , S. –, hier S. –. MM Göttweiger Trojanerkrieg. – Anonyme Reimpaarerzählung, /. Das unikal überlieferte Versepos (. Verse) ist nach dem heutigen Aufbewahrungsort des Textzeugen benannt. Es dürfte im Gebiet der westlichen oder mittleren Nordschweiz entstanden sein. Die Quellenlage und formal-stilistische Merkmale der Dichtung erlauben ihre zeitliche Verortung in den letzten zwei Jahrzehnten des . Jh. Der Verfasser lässt sich in ngierten Autordialogen von der personi zierten Minne mit «fründ Wolffram» anreden und nennt sich auch im Epilog und an weiteren Stellen Wolfram. Außerdem beruft er sich mehrmals auf → Wolfram von Eschenbach als Gewährsmann für seine Geschichte und versichert sich so der Autorität des «wisen» und «künste richen» «meisters». Diese Form der Wolfram-Berufung und Überhöhung entspricht einer zeitgemäßen Mode.
. Hälfte . Jh. Ob der Autor nun tatsächlich selbst Wolfram geheißen oder nur mit der Autormaske Wolframs gespielt hat, ist offen. Im G. T. dienen die pseudohistorischen Ereignisse um Troja als Rahmen für einen ritterlichen Aventiureroman im Stile der späthö schen Artusepik. In dessen Zentrum steht der zum Minneritter stilisierte Paris. Dabei spannt der Erzähler einen Bogen von Hekubas Traum, der Jugend des Paris und der Entführung Helenas über den Kampf um Troja bis zu einem Ausblick auf die Gründung Roms. Diese Stoffauswahl entspricht der Konvention anderer ma. Troja-Dichtungen, doch werden die Massenkämpfe um Troja fast ganz gestrichen und einige essentielle Bestandteile der Stofftradition (darunter das Paris-Urteil) entstellt. Die zweite endgültige Entführung Helenas am Schluss des G. T. unterstreicht die Sinnlosigkeit des Krieges. Außerdem interpoliert der Autor die eigentliche Geschichte mit aventiurehaften Episoden. Hier kann Paris sein Rittertum gegen Raubritter, Riesen oder Drachen beweisen. Die ritterlichen Bewährungen in seiner Jugend legitimieren wie im hö schen Roman den Anspruch Paris’ auf Helena und erweisen seine Ebenbürtigkeit gegenüber Hector, dem eine Art vorbildliche Gawain-Rolle zukommt. Die Heerfahrt zur Einholung Achills wird zu exotischen Ausschmückungen genutzt, die sich an die Orientfahrten im → Herzog Ernst und im → Reinfried von Braunschweig anlehnen. Die weitere Quellenlage ist nicht bis ins Detail gesichert. Der Autor hat aus mehreren Vorlagen kompiliert, wobei er die unterschiedlichen Motive in neue Kontexte stellt. Disparate Stoffe werden verschränkt und überlagert, wodurch die originären Deutungspotentiale der einzelnen Elemente bis zur Unkenntlichtkeit verfremdet und verzerrt werden. Trotzdem lassen sich einige Vorlagen identi zieren: Darunter waren mit Sicherheit ein Text aus der Tradition des frühma. Excidium Troiae, ferner Dares Phrygius (Acta diurna belli Troiani), → Ovid und der Trojanerkrieg → Konrads von Würzburg. Für die Ausgestaltung der Aventiure-Abschnitte dürfte neben Konrads Schwanritter, dem Wigalois des → Wirnt von Gravenberg auch der → Wolfdietrich in der Fassung B vorbildlich gewesen sein. Zahlreiche Namen sind → Albrechts Jüngerem Titurel entnommen, der zum Zeitpunkt der vermutlichen Abfassung des G. T. bereits als Werk Wolframs galt. Die Sprache des G. T. ist formelhaft und der Stil eifert Konrad nach, ohne sich diesem annähern zu
Göttweiger Trojanerkrieg können. Ab V. . häufen sich Wiederholungen und Widersprüche. Denkbar ist, dass der Autor diesen letzten Abschnitt aus ungeklärten Gründen nicht mehr redigieren konnte. Der Handlungsablauf wird im G. T. kommentiert, wobei der Versuch der Wolfram-Imitation hier offensichtlich ist. Die Moralisationen der Kommentare sind eindimensional geraten. Dennoch ist es bemerkenswert, dass die Legitimität der kriegerischen Ereignisse bis zur Romgründung grundsätzlich in Frage gestellt wird: Gewalt wird als sinnlos dargestellt und Romulus und Remus erscheinen als betrügerische Komplizen des Aeneas. Es ist aber nicht die Deutungsebene, welche die Einzigartigkeit und Innovationskraft des G. T. begründet, sondern die Souveränität beim Überschreiten von Gattungsgrenzen und die mitunter virtuose Kombination der unterschiedlichen Textsorten. Gleichwohl ist das eigenwillige Konglomerat aus Trojastoff und Artusepik ohne signi kanten Widerhall geblieben. Lediglich der → Basler Trojanerkrieg baut auf dem G. T. auf. Außerdem fnden sich in der Troja-Passage im Buch der Richter der → Erweiterten ChristherreChronik (und ausgehend hiervon auch in der Weltchronik → Heinrichs von München) Anklänge an die Darstellung von Hekubas Traum aus dem G. T. Ü: Göttweig, Stiftsbibl., Cod. (olim , davor M ), Bll. (Pap., . Jh., alemannisch). A: Alfred Koppitz: Der G. T. (DTM ). Berlin . L: Ehrismann // () S. . – Hans-Hugo Steinhoff, VL () Sp. –; () Sp. . – Johanna Zeitler/Red., KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () S. f. – Elisabeth Lienert, LexMA () Sp. f. – Norbert H. Ott/Ricarda Bauschke, Killy () S. f. – Hermann Dunger: Die Sage vom trojanischen Kriege in den Bearbeitungen des MA und ihre antiken Quellen (Progr. Vitzthumsches Gymnasium ). Dresden , S. –. – Karl Langosch: Die Sprache des ‹G. T.› (Palaestra ). Leipzig . – Valeria Gramatzky: Quellenstud. zum ‹G. T.›. Diss. Berlin . – Günther Schade: Christentum und Antike in den dt. Trojaepen des MA. Diss. Berlin , S. –. – Wolfgang Harms: Der Kampf mit dem Freund oder Verwandten in der dt. Lit. um (Medium Aevum ). München , S. –. – Hedda Ragotzky: Stud. zur WolframRezeption. Die Entstehung und Verwandlung der
Lohengrin Wolfram-Rolle in der dt. Lit. des . Jh. (Stud. zur Poetik und Gesch. der Lit. ). Stuttgart u. a. , S. , , u. ö. – Gerhard P. Knapp: Hektor und Achill. Die Rezeption des Trojastoffes im dt. MA. Personenbild und struktureller Wandel (Utahstudies in literature and linguistics ). Bern/Frankfurt/M. , S. –, –. – Alexandra Janji´c: Der G. T. Struktur und Gestalten. Bearb. eines antiken Stoffes aus der Sicht eines spätma. Dichters. Diss. Wien . – Helmut Birkhan: Quelques remarques sur La Guerre de Troie conservée à Göttweig. In: La représentation de l’antiquité au Moyen Âge. Hg. v. Danielle Buschinger/André Crépin (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ). Wien , S. –. – Alfred Ebenbauer: Spekulieren über Gesch. im hö schen Roman um . In: Philol. Unters. FS Elfriede Stutz. Hg. v. A. Ebenbauer (Philologica Germanica ). Wien , S. –, hier S. f. – Klemens Alfen/Petra Fochler/E. Lienert: Dt. Trojatexte des . bis . Jh. Repertorium. In: Die dt. Trojalit. des MA und der Frühen Neuzeit. Materialien und Unters. Hg. v. Horst Brunner (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. –. – E. Lienert: Antikenromane als Geschichtswissen. Zu den kompilierten Trojanerkriegen in der ‹Erweiterten Christherre-Chron.› und in der ‹Weltchron.› Heinrichs von München. In: ebd., S. –. – Werner Schröder: Beobachtungen und Überlegungen zum ‹G. T.› (Akad. der Wiss. und der Lit. Mainz. Abh. der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Kl. Jg. , ). Stuttgart . – Ders.: Namen-Brücken zwischen dem G. T. und dem Trojanerkrieg Konrads von Würzburg. In: Beitr. zur Namenforschung NF () S. –. – K. Alfen/P. Fochler/ E. Lienert: Entstehungssituation und Publikum der dt. Trojalit. des . bis . Jh. In: Wissenslit. im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. H. Brunner/Norbert Richard Wolf (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Manfred Kern: Agamemnon weint oder arthurische Metamorphose und trojanische Destruktion im ‹G. T.› (Erlanger Stud. ). Erlangen . – Maria E. Müller: Traditions- und Zivilisationsbrüche im ‹G. T.›. In: DVjs () S. –. – E. Lienert: Gesch. und Erzählen. Stud. zu Konrads von Würzburg ‹Trojanerkrieg› (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – M. Kern: Edle Tropfen vom Helikon. Zur Anspielungsrezeption der antiken Mythologie in der dt. hö schen Lyrik und Epik (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ). Amster
. Hälfte . Jh. dam/Atlanta , S. (Reg.). – Ders.: Das Erzählen ndet immer einen Weg. ‹Degeneration› als Überlebensstrategie der x-haften Dietrichepik. In: Aventiure – märchenhafte Dietrichepik. . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. Klaus Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –, hier S. – u. ö. – E. Lienert: Dt. Antikenromane des MA (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –, . – Björn Reich: Helena und der Gral: Trojamythos und Adelskritik im ‹G. T.›. In: Mythes a la cour, mythes pour la cour. Hg. v. Alain Carbellari (Publ. romanes et françaises ). Genf , S. –. – B. Reich: Name und maere. Eigennamen als narrative Zentren ma. Epik. Mit exemplarischen Einzelunters. zum Meleranz des Pleier, G. T. und Wolfdietrich D (Stud. zur hist. Poetik ). Heidelberg , S. –. – Olga Seus: Heilsgeschichten vor dem Heil? Stud. zu mhd. Trojaverserzählungen. Stuttgart , S. –. VZ Lohengrin. – Versroman, um –. Der Versroman über den Schwanritter Lohengrin ist in vier Handschriften und Fragmenten ab etwa überliefert. Der Text umfasst in der Ausgabe von Cramer zehnzeilige Strophen und entstand wahrscheinlich um bis . Der Terminus post quem ergibt sich aus der mehrfachen Erwähnung der Vereinigung der Herzogtümer Limburg und Brabant im Text. Den Terminus ante quem etabliert die Erwähnung von Kurwürde und Schenkenamt für Bayern. Eine von der Forschung vereinzelt vorgenommene Datierung des L. auf nach gilt u. a. aufgrund der früher beginnenden Überlieferung und der genannten Geschichtsdaten als unwahrscheinlich. Als Verfasser des L. hat die Forschung einen «Nouhuwius» oder «Nouhusius» vorgeschlagen (nhd. vielleicht Neuhäuser, Neuhuber oder Neuhaus). Dieser Name lässt sich als Akrostichon aus den Stollen und Abgesängen des Epilogs erschließen. Der Verfasser beherrschte den bairischen Dialekt, besaß juristische Kenntnisse und hatte Zugang zu historischen und juristischen Schriften. Auch Verbindungen zu König Rudolf von Habsburg (–) lassen sich aus dem Roman ableiten. Die Forschung hat außerdem vorgeschlagen, den L.-Autor im Umfeld der Augsburger Redaktion des → Schwabenspiegels zu lokalisieren. Nicht durchgesetzt hat sich die
. Hälfte . Jh. These, die ersten Strophen des L. könnten von einem anderen Verfasser stammen. Das Epos beginnt mit rund Strophen aus dem zum → Wartburgkrieg gehörenden «Rätselspiel» (RSM Wartb// f.). Dieses berichtet von einem Wettstreit zwischen dem Zauberer Klingsor und → Wolfram von Eschenbach, der eine Reihe allegorischer Rätsel lösen muss. Im L. fragt Klingsor nach einem Artushelden; Wolframs Antwort darauf etabliert ihn als Erzähler der anschließenden Haupthandlung: Elsam von Brabant wird nach dem Tod ihres Vaters von dessen Landesverwalter Friedrich von Telramunt gefreit. Als sie ihn abweist, verklagt er Elsam wegen eines angeblichen Eheversprechens bei König Heinrich I. Ein Zweikampf vor Gericht wird angesetzt, doch ndet Elsam zunächst keinen Kämpfer und bricht in Tränen aus. Ihr Weinen dringt bis zum Gral, bei dem Artus und seine Ritter versammelt sind. Eine Aufschrift des Grals bestimmt Parzivals Sohn Lohengrin zum Kämpfer Elsams. Auf seinem von einem Schwan gezogenen Schiff fährt Lohengrin nach Antwerpen und wird dort feierlich empfangen. Elsam und Lohengrin reisen zum Gerichtstag in Mainz, wo Lohengrin Friedrich besiegt, der danach auf königlichen Befehl hingerichtet wird. Nachdem Elsam Lohengrin versprochen hat, ihn niemals nach seinem Namen und seiner Herkunft zu fragen, heiratet sie den Schwanritter. Lohengrin kämpft danach mit Heinrich gegen die Ungarn. Der König kehrt als gefeierter Sieger nach Köln zurück. Sein Sohn Bruno wird dort zum Erzbischof gewählt und in Bonn ndet ein Fürstentag statt. Auf Bitten des Papstes zieht Heinrich mit seinem Heer zum Kampf gegen die Sarazenen nach Italien; Lohengrin schließt sich ihm an. In der Schlacht gegen die Heiden wird Lohengrin von den Aposteln Petrus und Paulus unterstützt und trägt entscheidend zu Heinrichs Sieg bei. Nachdem Lohengrin der Kaiserkrönung Heinrichs in Rom beigewohnt hat, kehrt er mit dem Kaiser nach Köln zurück. Nachdem Zweifel an Lohengrins adliger Abstammung laut werden, fragt Elsam ihn nach seinem Namen. In Antwerpen offenbart Lohengrin Elsam und Heinrich die Wahrheit über seine Herkunft, nimmt dann Abschied und reist mit dem Schwan zum Gral zurück. Auf diese Haupthandlung folgt ein mehr als Strophen umfassender Abschnitt, der chronikartig die Geschichte der dt. Kaiser von Heinrich I. bis Heinrich II. darstellt.
Lohengrin Die Dichtung wird von einem religiös gefärbten Epilog abgeschlossen. L. ist im sog. Schwarzen Ton verfasst. Dieser entstand wahrscheinlich im zweiten Viertel des . Jh. und ist durch zehnzeilige Kanzonenstrophen mit drei Stollen charakterisiert. Er wurde im MA oft Wolfram von Eschenbach oder → Klingsor zugeschrieben, weshalb er seit dem . Jh. auch als Klingsors Schwarzer Ton bekannt ist. Außerhalb des L. wurde der Ton im Wartburgkrieg und im → Lorengel benutzt. Die Melodie ist vom . bis zum . Jh. in vier Versionen erhalten. Die Verwendung einer strophischen Form im L. gilt für einen ma. Versroman als ungewöhnlich und zeigt möglicherweise den Ein uss des Jüngeren Titurel → Albrechts. Die Forschung hat aus der Adaption des Schwarzen Tons im Text auch den Versuch der Autors abgeleitet, die ritterlich-imperiale Welt des L. in die Nähe der sagenhaften Welt des Wartburgkriegs zu rücken und so zu mythologisieren. Neben dem Jüngeren Titurel und dem Wartburgkrieg ossen insbesondere in die historisierenden Teile des L. drei weitere Werke ein: die → Sächsische Weltchronik, das → Buch der Könige alter ê und niuwer ê und der Schwabenspiegel. Mit Albrecht verbindet den L. die bewusste Aneignung des geblümten Stils. Auch Wolfram von Eschenbach gilt in Stil und Darstellungsweise als Vorbild des Romans. Für die spezielle Gestaltung der Lohengrin-Sage im Text sind bis heute allerdings keine direkten Quellen bekannt. L. kann durchaus neben andere Historienepen wie Wilhelm von Wenden oder → Reinfried von Braunschweig gestellt werden. Der Text verweist gleichzeitig auf die Tradition des hö schen Romans wie auf die deutschsprachige Chronistik. Besondere Bedeutung erhält L. durch seine eigentümliche Vermischung der Reichsgeschichte mit der Sage vom Schwanritter. L. ist eines der frühesten ma. Werke, die eine solche Kombination aus historischen Fakten und literarischer Fiktion aufweisen. Freilich ist dieses Vorgehen im L. nicht Selbstzweck, sondern Ausdruck einer politischen Programmatik. Die historische Gestalt Heinrichs I. (um –) verkörpert als idealisch überhöhte Figur im L. ein nicht nur durch Weihe, sondern auch durch Verdienst legitimiertes Kaisertum, das sich im Heidenkampf bewährt und innenpolitische Einigkeit stiftet. Der L.-Autor entwarf diese Konzeption von Herrschaft sicher mit Blick auf das eigene Zeitalter. So sollte die Heinrich-Figur des L. wahrscheinlich Rudolf von Habsburg als Ansporn
Lohengrin und Vorbild für einen Kreuzzug und eine Kaiserkrönung in Rom dienen. Die sagenhafte, mythisch verbrämte Vergangenheit des L. ist also, politisch interpretiert, durchaus normativ aufzufassen. In der Figur L.s wird dabei ein weiterer Aspekt dieser Überhöhung deutlich, nämlich die Verknüpfung von göttlicher und weltlicher Macht. L. erscheint als Gesandter höherer Mächte, bleibt aber nicht dem Weltgeschehen entrückt, sondern greift als charismatischer Held in dieses ein, indem er für Kaiser und Reich kämpft. Besonders deutlich wird L.s Rolle im Kontext der Sarazenenschlacht, in der L. sich als regelrechte Christus-Figuration mit den Aposteln gegen die Heiden stellt. Nicht ohne Grund hat die Forschung L. verschiedentlich als Herrscherroman im Gewand der Heilsgeschichte interpretiert. Der Lohengrin-Stoff erfuhr im Lorengel (vor ) eine weitere ma. Bearbeitung, wurde dann in das Buch der Abenteuer (/–/) von Ulrich → Füetrer aufgenommen und später von Richard Wagner in dessen gleichnamiger, uraufgeführter Oper wiederbelebt. Ü: Berlin, SBB, Mgf , Bll. (Perg., um , mitteldt.; Fragm.). – Heidelberg, UB, cpg , ra–rb (Perg., erstes Viertel . Jh., ostfränkisch-bair.). – München, BSB, Cgm , S. – (Pap., , bair.-österr.). – Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., um , bair. mit mitteldt., alemannischen und schwäbischen Elementen). – Die Eingangsstrophen des L. sind auch in den einschlägigen Hss. des Wartburgkrieges enthalten. A: Lohengrin. Ein altteutsches Gedicht, nach der Abschrift des Vaticanischen Manuscriptes von Ferdinand Gloekle. Hg. v. Joseph Görres. Heidelberg (Mikro che-Ausg. München ). – Lohengrin. Hg. v. Heinrich Rückert. Quedlinburg/Leipzig . Nachdr. Darmstadt . – Petzet (Teilausg.). – Lohengrin. Edition und Unters. Hg. v. Thomas Cramer. München . L: Ehrismann // () S. – u. ö. – Thomas Cramer, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. f. – Ingo F. Walther/Red. KNLL () S. –. – RSM () S. , , , . – De Boor/ Newald / () S. –, u. ö. – Mathias Herweg, KLL () Sp. f. – T. Cramer, Killy () S. –. – Richard Heinrichs: Die Lohengrindichtung und ihre Deutung. Frankfurt/M. . – Erich Petzet: Die Coblenzer
. Hälfte . Jh. Fragm. des L. In: ZfdPh () S. –. – Robert Jaffray: The Two Knights of the Swan, L. and Helias. London/New York . – Leopold Textor: Unters. über den Sprachgebrauch im L. Diss. Greifswald . – Friedrich Lampp: Die Schwanrittersage (L.) in der Lit. Ratibor . – Philip Barto: Der Sitz von König Artus’ Hof im ‹Wartburgkrieg› und im L. In: Journal of English and Germanic Philology () S. –. – Dora Busch: Reimunters. zum L. Diss. Heidelberg . – Fritz Schnelbögl: Die Heidelberger Hss. (Parzival Gx und L. A), und . In: PBB () S. –. – Dora Busch: Stud. zum II. Teil des L. In: ZfdA () S. –. – August-Georg Krüger: Die Quellen der Schwanritterdichtungen. Gifhorn . – Anthony R. Wagner: The Swan Badge and the Swan Knight. In: Archaeologia () S. –. – Volker Mertens: Zu Text und Melodie der Titurelstrophe ‹Iamer ist mir entsprungen›. In: Wolfram-Stud. Hg. v. Werner Schröder. Berlin , S. –. – Heinz Thomas: Der L., eine politische Dichtung der Zeit Ludwigs des Bayern. In: RheinVjbl. () S. –. – Horst Wenzel: Die Datierung des L. Beitr. zu einer Forschungskontroverse. In: ebd. () S. –. – H. Thomas: Weitere Überlegungen zur Datierung des L. In: ebd. () S. –. – Claude Lecouteux: Zur Entstehung der Schwanenrittersage. In: ZfdA () S. –. – Ulrich Wyss: Parzivals Sohn. Zur strukturalen Lektüre des L.-Mythos. In: Wolfram-Stud. . Hg. v. W. Schröder. Berlin , S. –. – Denyse Goulet: Le Rôle d’Arthur et du Graal dans L. In: Le Moyen Âge () S. –. – H. Thomas: Brabant-Hennegau und Thüringen. Zur Entschlüsselung und zur Datierung des L. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Herbert Kolb: L. und die römischen Apostel. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Alain Kerdelhué: L. Analyse Interne et Étude Critique des Sources du Poème Moyen-Haut-Allemand de la Fin du ème Siècle (GAG ). Göppingen . – Ders.: Brevitas et Prolixitas dans L. et la Sächsische Weltchron. In: Chroniques Nationales et Chroniques Universelles. Actes du colloque d’Amiens – janvier (GAG ). Hg. v. Danielle Buschinger. Göppingen , S. –. – Regina Unger: Wolfram-Rezeption und Utopie. Stud. zum spätma. bayerischen L.-Epos (GAG ). Göppingen . – Christa Bertelsmeier-Kierst/Joa
. Hälfte . Jh. chim Heinzle: Zur Datierung des L. Das Zeugnis der Koblenzer (Berliner) Fragm. Cf. In: ZfdA () S. –. – H. Thomas: Paläographische Tücken. Zur Datierung des L. In: ZfdPh () S. –. – Ders.: Ettal, Neuhausen und anderes: Neues zum L. In: ‹bickelwort› und ‹wildiu mære›. FS Eberhard Nellmann. Hg. v. Dorothee Lindemann u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – C. Bertelsmeier-Kierst: ‹Willehalm› und L. Ein mittelrheinisches Skriptorium um . In: Wolfram-Stud. . Hg. v. J. Heinzle u. a. Berlin , S. –. – C. BertelsmeierKierst/J. Heinzle: Paläographische Tücken! Noch einmal zur Datierung des L. In: ZfdPh () S. –. – Matthias Meyer: Intertextuality in the Later Thirteenth Century. ‹Wigamur›, ‹Gauriel›, L. and the Fragments of Arthurian Fomances. In: The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German Literature. Hg. v. William Henry Jackson/Silvia Ranawake. Cardiff , S. –. – D. Buschinger: Wagner et le Moyen Âge. Deux Examples, Tannhäuser et L. In: Études Médiévales () S. –. – M. Herweg: Herkommen und Herrschaft. Zur Signatur der Spätausläufer des dt. Versromans um . In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Beate Kellner: Schwanenkinder, Schwanritter, L. Wege mythischer Erzählungen. In: Präsenz des Mythos. Kon gurationen einer Denkform in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Udo Friedrich/Bruno Quast. Berlin/New York , S. –. – Marcel Moning: Der Traum gelebter Ritterlichkeit. Zeitbezüge eines vergessenen Preisliedes auf Ludwig den Bayern. In: Ma. Fürstenhöfe und ihre Erinnerungskulturen. Hg. v. Carola Fey u. a. Göttingen , S. –. – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Artusromane nach , Gralsromane, Tristanromane. Bearb. v. T. Tomasek u. a. Berlin/New York , S. –. – M. Herweg: Wege zur Verbindlichkeit. Stud. zum dt. Roman um . Wiesbaden , passim. – D. Buschinger: Variationen des Mythos von L. vom . bis zum . Jh. In: Artusroman und Mythos. Hg. v. Friedrich Wolfzettel u. a. Berlin/New York , S. –. – Len Scales: The Shaping of German Identity. Authority and Crisis, –. Cambridge u. a. , S. f. u. ö. MM
Die zwei Beichten A Die zwei Beichten A. – Schwankhaftes Märe, überliefert aus dem späten . Jh. Diese Märendichtung hat diverse Kürzungsbzw. Erweiterungsprozesse erlebt. Erhalten sind vier Versionen, von denen die älteste aus dem späten . Jh. stammt; mit Versen besitzt diese den geringsten Umfang. Es gilt aber noch zu untersuchen, in welchem Verhältnis dieser Text zu den späteren Fassungen steht. Im Wesentlichen handelt D. z. B. A von einem Ehepaar, das sich gegenseitig die Beichte abnimmt, da äußere Faktoren den Kirchgang verhindern. Zuerst gesteht die Frau, mit mehreren Männern geschlafen zu haben, worauf der Gatte mit einer milden Strafe reagiert und ihr Absolution erteilt. Seine Beichte beschränkt sich darauf – je nach Fassung – mit der Magd geschlafen (Do und W) bzw. diese nur kurz mit der Hand berührt (K) und dabei Lust empfunden zu haben. Die von der Frau erteilte Buße ist unverhältnismäßig harscher: Sie prügelt ihren Mann gnadenlos. Das Motiv der Beichte wird auf humorvolle oder klamaukhafte Weise aufgegriffen. Hier entsteht die Komik u. a. aus der deplatzierten Beichtsituation mit all ihren rituellen Implikationen sowie aus den vertauschten Macht- und Geschlechterverhältnissen. Erzählerische Details in den jeweiligen Fassungen machen die geschilderte Frauenrolle besonders variabel. Denn die Gründe für den mehrmaligen Ehebruch unterscheiden sich: Mal will die Frau bloß ihren Trieben nachgehen, mal wird sie Opfer herrschaftlicher Ausbeutung. Hieraus ergeben sich weitere Deutungsmöglichkeiten für die aufgegriffenen Themen Sexualität, Macht und Religion, da die Figuren mit den jeweiligen Beichten (im Rahmen des narrativen Grundkonzepts) unterschiedlich umgehen (vgl. Rasmussen). Ü: Berlin, SBB, Mgo , r–r (Perg., Ende . Jh., bair.). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , rb–vb (Pap., um , alemannisch) (Do). – Ebd., Cod. K , rb–rb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch) (K). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., , bair.-österr.) (W). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart
Aristoteles und Phyllis , S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. –. – Werner Schröder: Niewöhners Text (s. Lit.) S. –. – Ders.: Additives Erzählen (s. Lit.) S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: Werner Schröder, VL () Sp. f. – Ders.: Niewöhners Text des bîhtmære und seine überl. Fassungen. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Ders.: Additives Erzählen in der Mären-Überl. In: Zeiten und Formen in Sprache und Dichtung. FS Fritz Tschirch. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer. Köln/Wien , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., . – Ann Marie Rasmussen: Subjektivität und Gender in der Märe D. z. B. (A und B). In: Inszenierung von Subjektivität in der Lit. des MA. Hg. v. Martin Baisch/Jutta Eming u. a. Königstein/ Taunus , S. –. – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. f. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. . FA Aristoteles und Phyllis. – Märe eines unbekannten Autors aus dem . Jh., das mehrfacher Bearbeitung unterzogen wurde. Die früheste Fassung des Märes mit romanhaften Elementen stammt aus dem rheinfränkischen Gebiet und ist nur als Fragment erhalten (Fassung B). Die alemannische Bearbeitung dieser Fassung dürfte Ende des . Jh. entstanden sein; der Autor ist zwar ebenfalls unbekannt, er stammte aber wohl aus einem Gelehrtenumfeld. Darauf verweisen neben dem sprachlichen Feinsinn die geschickte Einbettung von Zitaten aus → Gottfrieds von Straßburg Tristan. Das Märe schildert, wie A. als Lehrer des mazedonischen Königssohnes Alexander auftritt und
. Hälfte . Jh. eine Liebesbeziehung zwischen dem Jüngling und der Hofdame P. zu unterbinden sucht, um Alexanders Lerndisziplin zu erhalten. P. sucht bei A. Vergeltung, indem sie den greisen Philosophen dank ihrer körperlichen Reize dazu bringt, ihr als gesatteltes Reittier zu dienen. Als sie so durch den Garten reiten, verliert A. sein Ansehen und erntet Spott. Das Motiv des Weisen, der wegen seiner (plötzlichen) amourösen Regungen von einer Frau vorgeführt wird, ist seit dem . Jh. in China nachgewiesen, ndet sich später auch in persischen und arabischen Dichtungen. Nach Europa gelangte es vermutlich durch mündliche Tradierung während der Kreuzzüge. Als Gründe für die Einführung der Figur des A. in das abendländische Märe könnten, abhängig von der analysierten Fassung, folgende gelten: . A. sollte von klerikaler Seite als Philosoph ridikülisiert werden. . A.s Lehre sollte bestätigt werden, sein Verstand müsse deshalb frei von lüsternen Gedanken sein. . Im Vordergrund stehe weniger A., sondern eher die Macht der Liebe bzw. Minne, die von A. zu unrecht ‹unterdrückt› worden sei (vgl. Briˇski und Cieslik). Letztere These hebt besonders die Einarbeitung der Tristan-Passagen als zentralen Bestandteil der Erzählung hervor, wodurch sich die Deutungsmöglichkeiten des A. u. P. noch differenzierter gestalten. Die zunehmende Rezeption des A. und seiner Lehre seit dem MA trug zur Popularität und zur steten Neubearbeitung des Stoffes bei, genauso wie das Grundmotiv verschiedene bildliche Darstellungen anregte. Ü: Fassung B: München, BSB, Cgm /b, r–v (Perg., um , westalemannisch; ursprünglich aus Kloster Benediktbeuern). – Bearbeitung von B: Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–vb (Pap., –, zwischen schwäbisch, bair. und ostfränkisch) (k). – Regensburg, Jesuitenbibl., ohne Sign. (Pap., . Jh.; verbrannt) (r). – Straßburg, StB, Cod. A , ra–rb (Perg., Mitte . Jh.) (S). A: Slg. dt. Gedichte aus dem ., . und . Jh. Bd. . Hg. v. Christoph H. Myller. Berlin , S. –. – Gesamtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen. Hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Darmstadt , S. –. – John L. Campion: A. und P. In: Modern Philology (/ ) S. –. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich ,
. Hälfte . Jh. S. – (Nr. ). – Der münch mit dem genßlein. spätma. Verserzählungen. Aus dem Cod. Karlsruhe . Hg. und erl. v. Rolf Max Kully/Heinz Rupp (Universal-Bibl. –). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , –. – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/ M. , S. –. – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen Schulz-Grobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (Nr. ). – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. Ü: Hanns Fischer (Hg.): Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. von dems. München , S. –. – Manfred Lemmer (Hg.): Deutschsprachige Erzähler des MA. Aus dem Mhd. übertragen (Slg. Dieterich ). Leipzig , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.). – Schulz-Grobert (s. Ausg.). L: Wolfgang Stammler, RDK () Sp. –. – Hellmut Rosenfeld, VL () Sp. –. – Rolf Eckart/KLL, KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () S. f. – Claudia Brinker-von der Heyde, Killy () S. f. – Albert Leitzmann: Zu von der Hagens Gesamtabenteuer. In: PBB (Halle) () –. – Gisela Josephson: Die mhd. Versnovelle von A. und P. Diss. Heidelberg . – Joachim Storost: Zur Aristoteles-Sage im MA. In: Monumentum Bambergense. Festgabe für Benedikt Kraft. Hg. v. Hermann Nottarp (Bamberger Abh. und Forschungen ). München , S. –. – Otto Springer: A Philosopher in Distress: A Propos of a Newly Discovered Medieval German Version of A. and P. In: Germanic Studies in Honor of Edward Henry Sehrt. Hg. v. Andersen F. Raven/Wolfram K. Legner u. a. Coral Gables , S. –. – Hella Frühmorgen-Voss: Mhd. weltliche Lit. und ihre Illustration. Ein Beitr. zur Überlieferungsgesch. Mit Abb. In: DVjs () S. –. – H. Rosenfeld: A. und P. Eine neu aufgefundene Benediktbeurer Fassung um . In: ZfdPh () S. –. – Frauke FroschFreiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff
Dietrich von der Glesse und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Burghart Wachinger: Zur Rezeption Gottfrieds von Straßburg im . Jh. In: Dt. Lit. des späten MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Wolfgang Harms/Leslie P. John (Publ. of the Inst. of Germanic Studies ). Berlin , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –, –, . – Cornelia Herrmann: Der ‹Gerittene A.›. Das Bildmotiv des ‹Gerittenen A.› und seine Bedeutung für die Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Ordnung vom Beginn des . Jh. bis um (Kunstgesch. ). Pfaffenweiler . – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Hedda Ragotzky: Der weise A. als Opfer weiblicher Verführungskunst. Zur literarischen Rezeption eines verbreiteten Exempels ‹verkehrter Welt›. In: Eros – Macht – Askese. Geschlechterspannungen als Dialogstruktur in Kunst und Lit. Hg. v. Helga Sciurie/ Hans-Jürgen Bachorski (Lit., Imagination, Realität ). Trier , S. –. – Sybille Jefferis: A u. P. In: Medieval Germany. An encyclopedia. Hg. v. John M. Jeep. New York , S. f. – Marija Javor Briˇski: Eine Warnung vor dominanten Frauen oder Bejahung der Sinnenlust? Zur Ambivalenz des ‹A.-u.-P.-Motivs› als Tragezeichen im Spiegel dt. Dichtungen des späten MA. In: Erotik, aus dem Dreck gezogen. Hg. v. Johan H. Winkelman/Gerhard Wolf (ABäG ). Amsterdam/New York , S. –. – Karin Cieslik: Sinnkonstitution und Wissenstradierung im spätma. Märe: A. u. P. In: ‹Von Mythen und Mären›. Ma. Kulturgesch. im Spiegel einer Wissenschaftler-Biogr. FS Otfrid Ehrismann. Hg. v. Gudrun Marci-Boehncke/Jörg Riecke. Hildesheim u. a. , S. –. – S. Jefferis: The Doctor Scene in Wittenwiler’s Ring. The Reception of the Novella A. u. P. In: Intertextuality, reception, and performance. Interpretations and texts of medieval German literature. Hg. v. ders./Anna Sybilla (GAG ). Göppingen , S. –. FA Dietrich von der Glesse (Glezze, Klesse, Glatz). – Dichter des Märes Der Gürtel (Der Borte), zweite Hälfte . Jh. Die Handschriften H und K des Märes Der Gürtel nennen (für die Märendichtung ungewöhnlich) im Epilog Dichter und Auftraggeber: «Von der Glezze Dietrich hat mit sinen sinnen mich [...] getihtet» (V. ff.); «Wilhelm, der vrowen kneht, [...] der schuf, daz ich getihtet wart. [...]
Dietrich von der Glesse sin vater saz zu Widena, gewaldic voget was er da» (V. ff.). Die Dichtung ist sprachlich in Schlesien zu verorten, von der Hagen nimmt das österreichisch-schlesische Glatz wegen des Gleichklangs mit «Glezze» als Heimat des Dichters an; Steinmeyer erwägt alemannische Herkunft, Klemenz die schlesische Klesse (am Klessegrund) als Herkunftsort des Dichters und Weiden (Landkreis Aachen) als Sitz des Auftragsgebers. Meyer bestätigt die Lesart des ‹zz› als Spirans und nicht als Affrikata auf Basis der Handschriften (Handschrift K schreibt hier auch «Glesse»), bleibt aber bei der Verortung des Auftraggebers im österreichisch-schlesischen Weidenau, wo ein Vogt Wilhelm von Widena urkundlich für die zweite Hälfte des . Jh. nachweisbar ist (gestorben vor ); wahrscheinlich ist der Dichter demnach im ca. km entfernten Klessegrund zu verorten (ein Tal des Glatzer Schneebergs, weshalb die Konzentration der älteren Forschung auf die Herkunftsdiskussion und auch die Aussprachefrage letztlich unerheblich ist). Auch wenn dies als gesichert gelten darf, bleibt die Herkunftsdiskussion der älteren Forschung allerdings aufgrund ihrer Durchsetzung mit dem nationalistischen Paradigma einer zunehmenden Germanisierung des «Tschechenlandes» (vor allem Klemenz) grundsätzlich fragwürdig. Ob man von V. («gelücke, daz da heizet sors») gleich auf genauere Lateinkenntnisse des Dichters oder gar eine direkte lateinische Vorlage schließen muss (Rosenfeld), sei dahin gestellt. Offen bleibt auch die Identität des Punzingers, dem die Abschlussverse gewidmet sind: «Punzingeren sende, liebe vrowe, dinen trost, so wirt er von sorgen erlost» (V. ff.). Erwogen wurden Dietrich selbst, Wilhelm von Weidenau, ein Schreiber oder gar ein Zusatzdichter, der Prolog und Epilog hinzufügte (Meyer). Unterschätzt wurde in der Diskussion der älteren Forschung jedoch die literarische und poetologische Bedeutung von Prolog und Epilog, die erst in der jüngeren Forschung gewürdigt wird und eine rein biographische Lesart als unzulänglich erscheinen lässt. Das mhd. Märe Der Gürtel ist im letzten Drittel des . Jh. entstanden, wahrscheinlich zwischen und , wenn man V. f. als Hinweis auf den Tod von Wilhelms Vater und den Epilog als Teil bereits der frühesten Fassungen des Gedichts begreift. In Prolog und Epilog, die beide in der ältesten Überlieferungsschicht vorhanden sind und lediglich in der jüngsten Handschrift h fehlen, entfaltet die Erzählung ein für die Märendichtung einzigartiges poetologisches Spiel: Mit den
. Hälfte . Jh. Worten «Ich bin der Borte genant, hubschen luten sol ich sin bekant, den argen sol ich vremde sin» (V. ff.) benennt sich die Erzählung eingangs selbst und entwirft ihr eigenes Publikum. Auch der umfangreiche Epilog ist gänzlich von dieser Sprecherrolle bestimmt und liefert inhaltlich einen Frauenpreis in der Form einer «laudatio temporis acti», die – wohl intendiert – in starker Spannung zur Geschichte steht. Diese erzählt (indirekt aufbauend auf lat. und griechische Quellen, u. a. die Erzählung von Kephalos und Prokris, vgl. Meyer) von einem vortrefflichen Ritter Konrad und dessen schöner Ehefrau, die für die Gegengabe eines Habichts, eines Pferdes, zweier Windhunde und eines magischen Gürtels einem fremden Ritter Minnelohn gewährt, als ihr Mann auf Turnierfahrt ist. Konrad erfährt davon und trennt sich von seiner Frau, um an den Hof von Brabant zu gehen. Nach zwei Jahren reist ihm die Ehefrau nach, die – verkleidet und mit Hilfe des magischen Gürtels – als Ritter Heinrich unerkannterweise in Brabant Freundschaft mit Konrad schließt und eine ritterliche Lebensweise idealtypisch verkörpert: Der Herzog von Brabant will Heinrich erfolglos seine hö schen Tiere abkaufen, die sich auf der Jagd hervortun, und Heinrich kann in einem Turnier einen starken Ritter besiegen, dem Konrad zuvor unterlegen war. Schließlich möchte auch Konrad die Windhunde und den Falken Heinrichs erwerben, und Heinrich bietet ihm die Tiere um Minnelohn – nur um sich wieder in die Ehefrau Konrads zu verwandeln und ihrem Ehemann Vorhaltungen zu machen, dass er bereit gewesen wäre, einen Todsünde für die hö schen Tiere zu begehen, während sie lediglich «menschlich» (V. ) gehandelt habe. Beide versöhnen sich und reisen heim, wo sie noch Jahre glücklich leben. Das Märe erweist sich als überaus feinsinnig strukturiert (Hufeland), was sich auch auf Ebene der Farb- und Zahlensymbolik niederschlägt (Wagner). Der Kleider- und Geschlechtertausch der Ehefrau sowie die ungewöhnlich deutliche Thematisierung von Homosexualität hat das Märe zu einem prominenten Gegenstand der Gender- und Queerforschung gemacht (Hotchkiss, Feistner, Blum, Ragotzky, Kraß). Die vielfältige und inkohärente Verhandlung von Minne (in einem denkbar breiten Begriffsverständnis) im Märe schlägt sich in dem titelgebenden Realsymbol des Gürtels nieder, dessen Identität zwischen herrschaftlichem Kleidungsstück, Handels
. Hälfte . Jh. gegenstand, magischem Requisit, Erzähler und Erzählung selbst oszilliert. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , va–rb (Perg., Böhmen, –, mitteldt.) (H; P bei Meyer). – Cologny-Genève, Bibl. Bodmeriana, cod. Bodmer (früher Kalocsa, Erzbischö iche Bibl., Ms. ), va–rb (Perg., Böhmen, –, mitteldt.) (K). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Pap. und Perg., Schwaben, – [D. G. abgeschlossen am ..], schwäbisch) (h, A bei Meyer). – Klagenfurt, UB, Perg.-Hs. , v (Perg., Ende des . Jh., ostmitteldt.-obd.) (Kl, Fragm. der Verse –). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Otto Richard Meyer: Der Borte des D. v. d. G. Untersuchungen und Text. Heidelberg . Ü: Fritz Bergemann: Altdt. Minnemären. Leipzig , S. –. – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. – Richard Zoozmann: Der Gürtel von D. v. d. G. München . B: Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. Tübingen , S. f. – Silvan Wagner (Hg.): Der Borte. D. v. d. G. Ein mhd. Hörspiel. Zürich , Booklet, S. –. L: Hans Friedrich Rosenfeld, NDB () S. f. – De Boor/Newald () S. f. – H. F. Rosenfeld, VL () Sp. –. – Rudolf Brendel: Über das mhd. Gedicht Der Borte von D. v. d. G. Halle . – Meyer (s. Ausg.) S. –. – Paul Klemenz: Ist D. v. d. ‹G.› der älteste Dichter des Glatzer Landes? In: Glatzer Heimatbll. , () S. –. – Ders.: Die Lit. der Grafschaft Glatz. In: Die Grafschaft Glatz kein Tschechenland! Ein dt. Weckruf (Glatzer Heimatschr. ). Glatz , S. f. – Ders.: Zur Herkunft des ältesten Grafschafter Dichters. In: FS Franz Volkmer (Glatzer Heimatschr. ). Habelschwerdt , S. –. – Julius Schwietering: Die Demutsformel mhd. Dichter. In: Abh. der Ges. der Wiss. zu Göttingen. Philol.-Hist. Kl. NF , () S. f. – Otto Richard Meyer: Das Quellenverhältnis des Borten. In: ZfdA () S. –. – Dietrich von Kralik: Der Borte D. v. d. G. in ursprünglicher Gestalt. In: ZfdA () S. –. – Albert Leitzmann: Zu von der Hagens Gesamtabenteuer. In: PBB
Dietrich von der Glesse () S. –. – Edith Wolf: Die Komposition der Versnovelle des ausgehenden MA. Wien , S. –. – Maria Hebenstreit: Der Borte des D. v. d. G. Reimwb. und Glossarium. Wien . – Klaus Hufeland: Die dt. Schwankdichtung des SpätMA. Beitr. zur Erschließung und Wertung der Bauformen mhd. Verserzählungen. Bern , S. , . – Ders.: Quantitative Gliederung und Quellenkritik, aufgezeigt an Hartmanns Verserzählung ‹Der arme Heinrich›. In: Wirkendes Wort () S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. f., f., , , , , , , . – Susanne Pritz: Stud. zu Tugend und Laster im spätma. Schwank. Wien , S. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Berlin , S. , f., , . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –, f. – Joachim Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland –. München , S. , , , f. – Manfred Günter Scholz: Hören und Lesen. Stud. zur primären Rezeption der Lit. im . u. . Jh. Wiesbaden , S. , , . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , , , , , , , , , . – Hans Gröchenig: Ein Fragm. einer ma. Maerenschrift aus der UB Klagenfurt. Ein neu aufgefundenes Fragm. zur Heidin B und zu D. v. d. G.: Der Gürtel. In: Buchkunde. Zs. für Buchkunde, Philologie und hist. Hilfswiss. () S. –. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –. – Valerie R. Hotchkiss: Clothes Make the Man. Female Cross Dressing in Medieval Europe. New York/London , S. –, . – Edith Feistner: Manlîchiu wîp, wîpliche man. Zum Kleidertausch in der Lit. des MA. In: PBB () S. –. – Martin Blum: Queer Desires and the Middle High German Comic Tale: D. v. d. G. ‹Der Borte›. In: Queering the Canon. Defying Sights in German Literature and Culture. Hg. v. Christoph Lorey/John L. Plews. Columbia SC , S. –. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den
Frauenturnier Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , S. , f. – Christa Ortmann/Hedda Ragotzky: Minneherrin und Ehefrau. Zum Status der Geschlechterbeziehung im ‹Gürtel› D. v. d. G. und ihrem Verhältnis zur Kategorie gender. In: Manlîchiu wîp, wîplîch man. Zur Konstruktion der Kategorien ‹Körper› und ‹Geschlecht› in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Ingrid Bennewitz/Helmut Tervooren (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –. – Andreas Kraß: Das erotische Dreieck. Homosoziales Begehren in einer ma. Novelle. In: Queer Denken. Hg. v. dems. Frankfurt/M. , S. –. – Petrus W. Tax: Zur Interpretation des ‹Gürtels› D. v. d. G. In: ZfdPh () S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. –. – A. Kraß: Geschriebene Kleider. Tübingen , S. –. – James Schultz: Love without desire in Mären of the thirteenth and fourteenth centuries. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –, hier S. f. – Susanne Reichlin: D. v. d. G., Der Borte (um /). In: Literarische Performativität. Lektüren vormoderner Texte. Hg. v. Cornelia Herberichs/Christian Kiening. Zürich , S. –. – Silvan Wagner: ‹Guck Dich doch mal an!› – Ein Streitargument zwischen dem ma. Märe ‹Der Gürtel› und der postmodernen Talkshow. In: Streitkulturen. Polemische und antagonistische Konstellationen in Gesch. und Gegenwart. Hg. v. Gunther Gebhard. Bielefeld , S. –. – Claudia Schopphof: Der Gürtel. Funktion und Symbolik eines Kleidungsstücks in Antike und MA. Köln u. a. , S. XI, , f., f. – S. Wagner: Die Farben der Minne. Farbsymbolik und Autopoiesie im Gürtel D. v. d. G. In: Farbe im MA. Materialität – Medialität – Semantik. Hg. v. Ingrid Bennewitz/Andrea Schindler. Bd. . Berlin , S. –. SW Frauenturnier («Der vrouwen turnei»). – Ostfränkische Verserzählung, Ende . Jh. Das in vier Handschriften überlieferte Märe ( Verse) schildert, wie Damen ein eigenes Ritterturnier planen und abhalten, während ihre Ehemänner abwesend sind. Die Idee ruft Proteste unter den Burgbewohnern, auch den Frauen, hervor, letztlich ndet das Turnier jedoch statt. Eine arme und
. Hälfte . Jh. schöne Jungfrau setzt sich durch ihr großes Kampfgeschick als Siegerin durch. Da sie sich ihrer Herkunft schämt, verwendet sie den Namen eines berühmten Ritters: Walrabe von Limburg. Als dieser von ihrem Erfolg erfährt, belohnt er die junge Frau mit einer Mitgift und einem reichen Ehemann. Der Handlungsort (Burg, westlich des Rheins) sowie sprachliche Indizien machen nd.-rheinische Verbindungen plausibel. Neben dem → Nonnenturnier gehört das F. zu den wenigen ma. Verserzählungen, in denen die Frauen ritterliche Verhaltensweisen übernehmen und durchexerzieren: Rüstungen werden angelegt (vgl. Der Gürtel von → Dietrich von der Glesse), bewaffnete Kämpfe werden bestritten. Die Schlusszeilen weisen in ihrer mehrdeutigen, sexuellen Bildsprache auf die weibliche Ein ussnahme in allen Lebensbereichen. Es bestehen motivische Parallelen zu altfranzösischen Erzählungen (u. a. Le tournoi des dames von Hui d’Oisy und Tournoiement as dames de Paris von Pierre Gentien), eine direkte Abhängigkeit lässt sich jedoch nicht feststellen. Ü: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. , rb–ra (Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt., teilweise bair. gefärbt). – Freiberg (Sachsen), Andreas-Möller-Bibl. des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, ohne Sign. (Perg., um , mitteldt.; Fragm.). – Heidelberg, UB, Cpg , ra–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt., teilweise bair. gefärbt). – Leipzig, UB, Ms. , rv (Mitte . Jh., ostmitteldt.; Fragm.). A: Johann Mailáth/Johann Paul Köffinger (Hg.): Koloczaer Cod. altdt. Gedichte. Pesth , S. –. – Hermann Leyser: Bruchstücke. In: Altdt. Bll. () S. f. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Eduard Heydenreich: Über ein neugefundenes mhd. Handschriftenbruchstück der Freiberger Gymnasialbibl. und über das Gedicht von der vrouwen turnei. In: Arch. für Literaturgesch. () S. –, hier S. –. L: Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. f. – Rolf Eckart/Red., KNLL () S. . – De Boor/Newald / () S. – Gustav Ehrismann: Unters. über das mhd. Gedicht von der Minneburg. In: PBB (Halle) () S. –. – Edward Schröder: Der F.
. Hälfte . Jh. T. In: ZfdA () S. , . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , f. – William Henry Jackson: Das Märe von dem ‹F.›. In: Kleinere Erzählformen im MA. Paderborner Colloquium (Schr. der Univ.-Gesamthochschule Paderborn. Reihe Sprach- und Literaturwiss. ). Hg. v. Klaus Grubmüller/Peter Johnson. München , S. –. – Ute Schwab: Krit. Bemerkungen zum F. In. Aspekte der Germanistik. FS Hans-Friedrich Rosenfeld (GAG ). Göppingen , S. –. – Sarah Westphal-Wihl: ‹The Ladies’ Tournament›. Marriage, Sex, and Honor in Thirteenth-Century Germany. In: Signs () S. –. – Ute von Bloh: Heimliche Kämpfe. Frauenturniere in ma. Mären. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Hansjürgen Linke: Wertewandel im Widerschein kleinepischer Versdichtung des späten MA. In: ZfdA () S. –. – Albrecht Classen: The Gender Debate in Medieval Courtly Literature, with an Emphasis on the Middle High German Verse Narrative ‹F.›. In: Mlat. Jb. () S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. –. FA Heinrich von Freiberg. – Verfasser einer TristanFortsetzung, spätes . Jh. H. ist nur über seine Werke nachweisbar, aus denen jedoch kaum biographische Details zu erschließen sind. H.s Dichtungen enthalten Hinweise auf Beziehungen zu böhmischen Adligen. Vielleicht bewegte sich H. im Umfeld des Prager Hofs von König Wenzel II. Nicht beweisbar ist die vereinzelt vertretene These, H. habe als Beamter unter den Herren von Lichtenburg gedient und sei Ritter des Olmützer Bischofs gewesen. Breitere Akzeptanz hat die Annahme gefunden, H.s Beiname beziehe sich auf Freiberg in Sachsen. H.s Hauptwerk ist Tristan (T.), eine Fortsetzung des gleichnamigen Werks → Gottfrieds von Straßburg. Dessen Dichtung blieb unvollendet und fand bereits um in → Ulrich von Türheim einen Fortsetzer. H. schrieb seinen T. nach eigenen Angaben im Auftrag des Reimund (Raimund) von Lichtenburg, einem von bis nachweisbaren böhmischen Adligen. Die Entstehung des T. wird gewöhnlich auf um / datiert, seltener
Heinrich von Freiberg auch auf um . Für den Verse umfassenden T. sind fünf, teils fragmentarische Textzeugen bekannt. Sie stehen im Überlieferungszusammenhang mit dem T.-Torso Gottfrieds. H.s T. beginnt mit einem Prolog, in dem der Dichter Gottfried und Reimund lobt und sich selbst als Autor nennt. Die Handlung des T. schließt dann unmittelbar an Gottfrieds Werk an: T. muss sich zwischen der blonden Isolde aus Cornwall und der weißhändigen Isolde aus Arundel entscheiden. Er heiratet schließlich die Weißhändige, wird aber in der Hochzeitsnacht durch den Anblick des Rings der blonden Isolde vom Vollzug der Ehe abgehalten. Auch in der folgenden Zeit vermeidet T. die Erfüllung seiner ehelichen P ichten. Als er nach einem halben Jahr von der neuen Tafelrunde am Artushof hört, bricht er abenteuerhungrig auf. Nach Zweikämpfen mit Gawan, Keie und Dalcors wird er am Artushof aufgenommen. Gawan führt T. bei Marke ein und hilft ihm, sich heimlich mit dessen Frau – der blonden Isolde – zu treffen. Zunächst entgeht T. mit Hilfe der Artusritter knapp der Entdeckung. Schließlich wird das Paar aber von Marke ertappt und zum Tod verurteilt. T. befreit sich und Isolde und ieht mit der Geliebten in einen Wald. Dort lebt das Paar in einer Hütte von Jagd und Minne. Marke ndet Isolde zuletzt und versöhnt sich mit ihr. T. kehrt nach Arundel zurück, wo Kaedin, der Bruder seiner Frau, zufällig von T.s Verweigerung der ehelichen P ichten erfährt. T. muss Kaedin nun beweisen, wie sehr die blonde Isolde seine Schwester an Schönheit übertrifft. T. erfüllt diese Aufgabe durch eine List und kann eine weitere Nacht mit der blonden Isolde verbringen. Danach weilt er in der Verkleidung eines Narren inkognito an Markes Hof. Zuletzt erkannt, kehrt er nach Arundel zurück und führt ein normales Eheleben mit der Weißhändigen. Später hilft T. Kaedin in einer Liebesangelegenheit, wird dabei aber durch einen vergifteten Speer verwundet. T. sendet nach der blonden Isolde, von der er sich Heilung erhofft. Ihre Ankunft soll durch ein weißes Segel signalisiert werden, doch aus unbekannten Gründen kündigt die Weißhändige T. ein schwarzes Segel an. T. stirbt daraufhin ebenso wie die bald eintreffende blonde Isolde. Marke erfährt zuletzt von dem verhängnisvollen Liebestrank, lässt das tote Paar bestatten und zieht sich selbst in ein Kloster zurück. Am Schluss wachsen aus den Gräbern von T. und Isolde ein Rosenstock und eine
Heinrich von Freiberg Weinrebe, die im Epilog eine geistlich-allegorische Deutung erfahren. Die Quellen des T. sind unsicher und umfassten neben der Artussage möglicherweise Werke von Gottfried, → Eilhart von Oberg, Ulrich von Türheim und → Wirnt von Gravenberg. Nach eigener Angabe benutzte H. auch eine lombardische Version des Thomas von England, was heute aber meist als Quellen ktion gilt. Literarisch erreicht H.s T. nicht die Qualität von Gottfrieds Original, kann aber stilistisch und strukturell überzeugen. H.s Sprache ist deutlich am hö schen Roman orientiert und von sprichwörtlichen Weisheiten durchzogen. Eigenständig ist H.s entschieden christliche Deutung des Stoffs, wie sie in der Schlussallegorese deutlich wird. Darin wird geistliche Minne als einzig echte Minne propagiert. Insgesamt erlangte H.s T. nur eine begrenzte Wirkung, obwohl er gegenüber Ulrichs Fortsetzung als das gelungenere Werk gilt. Anklänge an T. nden sich in eine Lobrede → Suchenwirts auf Albrecht von Österreich. H. werden oft auch zwei kleinere Werke zugeschrieben: Die Legende vom heiligen Kreuz umfasst Reimpaarverse und ist nur in einer Handschrift überliefert. Der Text gilt als Frühwerk H.s. Nach einem Prolog mit Anrufungen erzählt er darin in schlichtem Stil die Geschichte des Kreuzesholzes. Es wächst zunächst aus Samenkörnern, die vom Baum der Erkenntnis stammen und dem toten Adam in den Mund gelegt werden. Über Noah, Abraham und Moses gelangt das Kreuzesholz zu David. Er will es für den Bau des Tempels verwenden. Da es aber nicht an die vorgesehene Stelle passt, wird es in einer Brücke verbaut. Erst die Sybilla erkennt das wahre Schicksal des Holzes, an dem Jesus zuletzt stirbt. H.s Dichtung beruhte wahrscheinlich auf einer um populären lat. Prosalegende. Kürzestes Werk H.s ist mit Versen der ebenfalls unikal überlieferte Johann von Michelsberg (auch Ritterfahrt). Titel gur ist ein Zeitgenosse H.s, der starb. Seine Ritterfahrt wird in der → Dalimil-Chronik auf um bis datiert. H.s Dichtung entstand also wahrscheinlich zwischen und . Berichtet wird von Johanns Fahrt an den Hof des französischen Königs, wo er zwei von dessen Rittern ehrenvoll im Zweikampf besiegt. Breiten Raum nehmen im Text das Lob der böhmischen Ritter sowie die Schilderung von Johanns prächtiger Rüstung ein. Die
. Hälfte . Jh. Reimpaarerzählung → Schrätel und Wasserbär wird H. heute nicht mehr zugeschrieben. Ü: Tristan: F: Florenz, Nationalbibl., cod. B.R. , ra–vb (Perg., erste Hälfte . Jh., böhmisch). – w: Hamburg, SUB, cod. germ. , Fragm. + Ebd., cod. germ. , Fragm. a, Bll. und Blatthälfte (Perg., frühes . Jh., nordbair.-ostmitteldt., Fragm.). – p: St. Pölten, Stadtarch., ohne Sign., Bl. (Perg., zweite Hälfte . Jh., mitteldt., Fragm., verschollen). – O: Köln, Hist. Stadtarch., Best. (W*) , vb–ra (Pap., um –, mittelfränkisch). – E: Modena, Bibl. Estense, Ms. Est. , r–r (Pap., –, elsässisch). Johann von Michelsberg: H: Heidelberg, UB, cpg , va–vb, ra–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.-bair.). Die Legende vom heiligen Kreuz: Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., Innsbruck, , bair.österr.). A: Gesamtausgabe: Alois Bernt (Hg.): H. v. F. Mit Einleitungen über Stil, Sprache, Metrik, Quellen und die Persönlichkeit des Dichters. Bde. Halle/Saale . Nachdr. Hildesheim u. a. . – Einzelausgaben: Tristan: Reinhold Bechstein (Hg.): Tristan. Leipzig . Nachdr. Amsterdam (vgl. dazu den krit. Apparat in: Germania , , S. –). – Bernt (s. o.) Bd. , S. –. – Danielle Buschinger (Hg.): Tristan (GAG ). Göppingen . – Dies. (Hg.): Tristan und Isolde. Greifswald . – Johann von Michelsberg: Bernt (s. o.) Bd. , S. –. – Helmut de Boor (Hg.): Die dt. Lit. /: MA. Texte und Zeugnisse . München , S. –. – Die Legende vom heiligen Kreuz: Franz Pfeiffer: Altdt. Uebungsbuch zum Gebrauch an Hochschulen. Wien , S. – (Nr. ). – Albert Fietz (Hg.): Gedicht vom heil(igen) Kreuz. Cilli . – Bernt (s. o.) Bd. , S. –. – H. de Boor (Hg.): Die dt. Lit. /: MA. Texte und Zeugnisse . München , S. – (Teilausg.). Ü: Buschinger (s. Ausg.). L: Reinhold Bechstein, ADB () S. f. – Ehrismann // () S. . – Hadumod Bußmann, NDB () S. f. – HansHugo Steinhoff, VL () Sp. –. – Karlheinz Blaschke, LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. –, . – Christoph Huber, Killy () S. –. – Peter Strohschneider/Karina Kellermann, KLL () S. f. – Karl Stiebeling: Stilistische Unters. über
. Hälfte . Jh. Gottfried von Straßburg und seine beiden Fortsetzer Ulrich von Türheim und H. v. F. Halle/Saale . – Bernt (s. Ausg.). – Anton Wallner: Zu H. v. F. In: PBB () S. –. – Ders.: Thomas von Britannien. In: PBB () S. –. – Albert Leitzmann: Zu den TristanFortsetzern. In: PBB () S. –. – Hugo Lieske: Das hö sche Leben und die ritterliche Ges. bei H. v. F. Diss. Greifswald . – A. Wallner: Reinhartfragen. In: ZfdA () S. –, hier S. f., –. – Gilbert Trathnigg: Fragm. von H.s v. F. ‹Tristan› aus St. Pölten. In: ZfdA () S. f. – Carl von Kraus: Stud. zu H. v. F. München . – Maria Müller: Der Stilwandel von der hö schen zur späthö schen Dichtung, gezeigt am ‹Tristan› H.s v. F. Diss. München . – Anneliese Hilbrink: Der weltanschauliche Gehalt in H.s v. F. ‹Tristan› im Vergleich zu seinen Quellen. Diss. Marburg . – Wolfgang Spiewok: Zur Tristan-Rezeption in der ma. dt. Lit. In: Wiss. Zs. der Ernst-Moritz-Arndt-Univ. Greifswald, gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe () S. –. – Margarete Sedlmeyer: H.s v. F. Tristanfortsetzung im Vergleich zu anderen Tristandichtungen. Bern u. a. . – D. Buschinger: A Propos du ‹Tristan› de H. v. F. In: Etudes Germaniques () S. –. – Silke Grothues: Der arthurische Tristanroman. Werkabschluss zu Gottfrieds ‹Tristan› und Gattungswechsel in H.s v. F. Tristanfortsetzung. Frankfurt/M. u. a. . – D. Buschinger: La Composition et le Sens du ‹Tristan› de H. v. F. In: Tristania () S. –. – Václav Bok: Voraussetzungen der Literaturp ege bei den Lichtenburgern und die Datierung der ‹Tristan›-Fortsetzung H.s v. F. In: Acta Universitatis Carolinae. Germanistica Pragensia () S. –. – W. Spiewok: Zur Überl. der ‹Tristan›-Fortsetzung H.s v. F. In: Tristan-Stud. Die Tristan-Rezeption in den europäischen Literaturen des MA. Hg. v. Alain Kerdelhué. Greifswald , S. –. – Alan R. Deighton: Die Quellen der ‹Tristan›-Fortsetzungen Ulrichs von Türheim und H.s v. F. In: ZfdA () S. –. – William C. McDonald: ‹Tristan, der je manheit wielt›. H. v. F.’s ‹Tristan› as Emblem of Medieval Masculinity. In: Tristania () S. –. – Martin Bazil: Zu der H. v. F. zugeschriebenen Kreuzholzlegende. In: Dt. Lit. des MA in Böhmen und über Böhmen. Vorträge der internationalen Tagung [...] . bis . September . Hg. v. V. Bok/Dominique Fliegler. Wien , S. –. –
Johannes von Freiberg D. Buschinger: Die Marke-Figur in den ‹Tristan›Fortsetzungen Ulrichs von Türheim und H.s v. F. In: Literarisches Leben. Rollenentwürfe in der Lit. des Hoch- und SpätMA. FS Volker Mertens. Hg. v. Matthias Meyer/Hans-Jochen Schiewer. Tübingen , S. –. – Hans-Joachim Behr: ‹Mîn kranker sin, mîn unvornunst / gestaten mir ze reden nicht›. Repräsentation und hö sche Verhaltensmuster im ‹Tristan› H.s v. F. In: Dt. Lit. des MA in Böhmen und über Böhmen . Hg. v. V. Bok. Hamburg , S. –. – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Artusromane nach , Gralsromane, Tristanromane. Bearb. v. T. Tomasek u. a. Berlin/New York , S. –. MM Johannes von Freiberg. – Verfasser des Märes Das Rädlein, zweite Hälfte . Jh. Der sich in V. nennende Verfasser des im Ostmitteldeutschen entstandenen Werks ( Verse) ist nicht identi ziert. Ein stadtbürgerlicher «schrîbær» (V. , Sekretär) verliebt sich im Haus seines Herrn in eine Dienstmagd, die ihn aber stets schnippisch abweist. Eines Nachts ndet er die nach langer Arbeit auf einer Küchenbank Eingeschlafene und malt ihr mit seinem rußbedeckten Finger «obwendic dem rôsenbüschelîn» (V. ) ein Rädlein auf den Leib. Am nächsten Morgen muss es ihr als Beweis gelten für seine Behauptung, sie habe sich ihm hingegeben. Auf die Frage, wie das habe geschehen können, ohne dass sie etwas bemerkt habe, antwortet er, er könne es ihr nicht erklären, sondern müsse es ihr zeigen. Um ein Knarren der Dielen zu vermeiden, trägt ihn die Magd des Nachts auf dem Rücken ins Bett. Vom Liebesspiel entzückt, schildert sie begeistert das soeben Erlebte und ermuntert ihren Liebhaber zur mehrmaligen Wiederholung des Liebesaktes. Im Epimythion fordert der Erzähler die «stolzen schrîbære» (V. ) auf, das Verhalten umworbener Frauen richtig einzuschätzen: Die sich am Anfang widerstrebend zeigenden Frauen lassen sich später am schnellsten verführen. Eine Vorlage zum Rädlein ist bislang nicht gefunden worden. Stoffliche Verwandtschaft besteht zum Märe Das → Kreuz. In beiden Erzählungen ist die Verkehrung des bekannten Motivs des auf den Bauch der Frau gemalten Zeichens als Beweis ihrer Keuschheit (vgl. Die → zwei Maler) ein grundlegendes Element. Ü (Siglen nach Fischer): Heidelberg, UB, Cpg , ra–rb (Perg., erstes Viertel
Der Herrgottschnitzer . Jh., südl. Mitteldt. mit zahlreichen bair. Formen) (H). – Berlin, SBB, mgf Nr. , ra–vb (Perg., um , ostmitteldt.; Fragm., V. –, –) (Bβ). – Karlsruhe, LB, Cod. K , vb–va (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch) (k). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , Verse, nach H). – Julius Zacher: Bruchstück aus einer Hs. kleiner dt. Erzählungen. In: ZfdA () S. – (Abdruck von Bβ). – Buske (s. Lit.) S. – ( Verse). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – ( Verse, nach k). – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. – (nach Buske). – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. – (zit.). Ü: ‹Das gut alt teutsch Schwankbuch [...]. Aus dem Mittelhochdeutschen [...] übertragen v. Ernst von Wolzogen. Wolfenbüttel , S. –. – Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. v. Hanns Fischer. München (), S. – (Nr. ). – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. – Annalisa Viviani (Hg.): Die Nonne im Bade und andere deftige Schwänke des MA. Königstein/Taunus , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.). L: Ehrismann // () S. . – Rolf Max Kully, VL () Sp. –. – Corinna Laude, Killy () S. f. – Fedor Bech: Urkundliche Nachweise über das Geschlecht und die Heimat der Dichter Heinrich und J. v. F. In: Germania () S. –. – Eduard Heydenreich: J. v. F., ein vergessener mhd. Dichter unserer alten Bergstadt. In: Mitt. des Freiberger Altertumsvereins () S. –. – Walter Buske: Die mhd. Novelle ‹Das Rädlein› des Johann v. F. Berlin . – Heinrich Niewöhner: ‹Der Sperber› und verwandte mhd. Novellen (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York ) S. . – Anton Wallner: Eine hampfel grübelnüsse. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der
. Hälfte . Jh. Frau in der spätma. Märendichtung. Diss. FU Berlin , S. – passim. – Stephen L. Wailes: The Title of ‹Das Rädlein› by J. v. F. In: The German Quarterly () S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , f. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. Anm. , , , Anm. . – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Mären (Philologica Germanica ). Wien , S. und Reg. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , Reg. – Judith Klinger: Aus der Haut gekritzelt. Zur sexuellen Poetik im ‹Rädlein› des J. v. F. In: ‹Worüber man (noch) nicht reden kann, davon kann die Kunst ein Lied singen›. FS Helmut John. Hg. v. Christian Stillmark/Brigitte Krüger. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Mireille Schnyder: Schriftkunst und Verführung. Zu J. v. F.: ‹Das Rädlein›. In: DVjs () S. – (ähnlich u. d. T.: Schreibmacht vs. Wortgewalt. Medien im Kampf der Geschlechter. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. [Beihefte zur ZfdPh ]. Berlin , S. –). BJ Der Herrgottschnitzer (auch: Der Maler mit der schönen Frau). – Schwankmäre, . Jh. Das wahrscheinlich im . Jh. entstandene Schwankmäre ist anonym in drei Handschriften überliefert. Die darin enthaltenen Fassungen sind mit bis Reimpaarversen unterschiedlich lang, da die Heidelberger und Karlsruher Codizes jeweils nur unvollständige Texte überliefern. Möglicherweise wurde der Text von Benutzern dieser Handschriften als anstößig empfunden und bewusst zensiert. D. H. erzählt von einem lüsternen Pfarrer, der sich die Gunst der schönen Ehefrau eines rheinischen Bildschnitzers erkaufen will. Die Frau geht nicht auf die Angebote des Pfarrers ein, sondern stellt diesem mit ihrem Ehemann zusammen eine Falle: Sie verabredet sich in der Werkstatt des Schnitzers mit dem Priester, während ihr Mann scheinbar abwesend ist. Nachdem der Pfarrer sich
. Hälfte . Jh. ausgezogen hat, nähert sich plötzlich der Ehemann. Um den nackten Priester zu verstecken, stellt die Ehefrau ihn in Kruzi xus-Pose an ein Kreuz und malt ihm passende Wundmale auf den Körper. Der mittlerweile anwesende Schnitzer lobt das Kreuz als gelungenes Werk, will aber noch den Unterleib der vermeintlichen Figur verbessern. Als er zu diesem Zweck ein Messer wetzt, rennt der verängstigte Priester davon. Der Schnitzer folgt ihm mit lauten Ausrufen, ihm sei der Kruzi xus entlaufen. D. H. variiert das beliebte Schwankmotiv vom Liebhaber, der bei der Heimkehr des Ehemanns eine Statue mimt. Vorbild war wahrscheinlich das altfranzösische Fabliau Prestre cruce é, in dem der Priester allerdings als erfolgreicher Nebenbuhler auftritt und tatsächlich entmannt wird. Freilich wird der Ehebruch im vorliegenden Text moralisierend ins Gegenteil verkehrt, D. H. entspricht also einem Schwanktypus mit treuer Ehefrau und bestraftem Freier. Der Stoff erfuhr später weitere dt., französische und italienische Bearbeitungen, u. a. bei → Rosenplüt. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , vb–rb (Perg., erstes Viertel . Jh., südl. mitteldt. mit bair. Elementen). – Karlsruhe, LB, Cod. K , rb–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Oct. , v–v (Pap., –, ostschwäbisch). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. Ü: Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. L: Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. , . – Helmuth T. Bossert: Eine gereimte Erzählung auf den Maler Konrad Witz. In: Repertorium für Kunstwiss. () S. –. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. f. – K.-H. Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ).
Des Teufels Ächtung Tübingen , S. , , f., f., . – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. , . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., . – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , Reg. – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. – und Reg. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f. u. ö. MM Des Teufels Ächtung. – Märe, . Jh. D. T. Ä. umfasst Verse, entstand wahrscheinlich bereits im . Jh. und ist in zwei Handschriften des . Jh. anonym überliefert. Im Mittelpunkt des Texts steht eine zwanzigjährige Jungfrau, die sich auf Wunsch ihrer Verwandten mit einem Mann vermählt. Vor der Hochzeitsnacht erteilt die Mutter der unerfahrenen Protagonistin den Ratschlag, während der Nacht den Wünschen ihres Mannes zu folgen. Nach dem ersten Beischlaf fragt die Ehefrau ihren Mann nach der Bedeutung des ihr unbekannten Geschlechtsverkehrs. Der Mann erklärt den Beischlaf als Handlung zur Vertreibung des Teufels. Das Küssen hingegen bezeichnet er als Minne und fragt sie, ob sie Teufelsächtung oder Minne bevorzuge. Die Ehefrau wählt die Teufelsächtung, da diese zu dem von Mutter und Pfarrer gepredigten Seelenheil beitrage. Nach dem zweiten Beischlaf beichtet die Ehefrau ihrem Mann alle Sünden und bittet aus Furcht vor der Hölle um eine weitere Teufelsächtung. Am nächsten Morgen wird das Brautpaar von der Mutter der Ehefrau geweckt und gesegnet. W¨ahrend des darauffolgenden Festessens berichtet die Ehefrau von der dreimaligen Teufelsächtung in der Hochzeitsnacht. Die Gäste reagieren mit Heiterkeit, ihr Ehemann mit Scham. Gegenüber anderen weiblichen Hochzeitsgästen lobt sie die Teufelsächtung, da diese als Buße alle Wallfahrten übertreffe. Deshalb will sie die Teufelsächtung auch zu
Der König im Bad künftig als Buße beibehalten. Die Frauen werden dann von einem Boten zum Kirchgang gerufen, doch möchte die Ehefrau lieber zurückbleiben, um wieder den Teufel zu ächten. Die Schlussverse des Texts erwähnen schließlich die weitere regelmäßige Teufelsächtung durch das Paar. D. T. Ä. teilt mit → Ehren und Höhnen und → Rache für die Helchensöhne das Grundmotiv von der wortspielerischen Heranführung einer Ehefrau an den dann von ihr genossenen Geschlechtsverkehr. Konkret entspricht D. T. Ä. dem Typus des «putting the devil into hell», dessen einzige andere ma. Variante im Decamerone von Giovanni Boccaccio nachweisbar ist. In D. T. Ä. dienen Teufel und Hölle als Metaphern für männliche bzw. weibliche Genitalien. Wie die neuere Forschung herausgearbeitet hat, weist D. T. Ä. jenseits der ebenso komischen wie offensichtlichen Metaphorik aber auch minnekritische Aspekte auf. Die Ehefrau schätzt den Beischlaf mehr als die Minne, was als Gegenentwurf zu den Konventionen der hö schen Literatur interpretiert werden kann. Der Geschlechtsverkehr wird in D. T. Ä. nicht als sündhaft verurteilt, sondern durch die eheliche Beziehung und die Frömmigkeit der Ehefrau legitimiert. Ü: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, cod. Bodm. , vb–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt. mit bair. Elementen). – Heidelberg, UB, Cpg , vb–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt. mit bair. Elementen). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ; nach der Heidelberger Hs.). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. –. – Norbert H. Ott: Teufel IV. Dt. Lit. In: LexMA () Sp. f. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. Berlin , S. u. ö. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. – u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Michael Schröter: ‹Wo zwei zusammenkommen in rechter Ehe ...›.
. Hälfte . Jh. Sozio- und psychogenetische Stud. über Eheschließungsvorgänge vom . bis . Jh. Frankfurt/M. , S. f. u. ö. – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , u. ö. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. Innsbruck , S. –. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux. Wien , S. f. – Silvan Wagner: Gottesbilder in hö schen Mären des HochMA. Hö sche Paradoxie und religiöse Kontingenzbewältigung durch die Grammatik des christlichen Glaubens. Frankfurt/M. u. a. , S. – u. ö. MM Der König im Bad. – Mirakelerzählung in Reimpaaren, spätes . Jh. Der K. i. B. (je nach Textzeuge – Verse) behandelt den weltweit verbreiteten Erzählstoff vom stolzen und gedemütigten Herrscher, der durch göttliche (oder dämonische) Intervention ins Elend stürzt und eine Leidenszeit bis zur Rehabilitation durchleben muss (zu Stoff und Stoffgeschichte s. Frederic C. Tubach: Index exemplorum. A Handbook of Medieval Religious Tales [Folklore Fellows Communications ]. Helsinki , Nr. ). Die Dichtung wurde von der frühen Forschung dem → Stricker zugeschrieben – nach heutigem Kenntnisstand zu Unrecht. Sprachstand und Verbreitung der frühen Überlieferung deuten auf eine Entstehung im bairischösterreichischen Raum hin. Der Erzählstoff, den der K. i. B. variiert, ist in den frühesten vorchristlichen Ausprägungen an Namen wie Nebukadnezar oder Salomo gebunden und wird im christlichen Abendland in breiter Form aufgegriffen. Wie das Gros der Bearbeitungen in der christlichen Tradition, die sich bis ins . Jh. fortsetzt, dient auch der K. i. B. der Exempli kation des Magni cat-Verses «Deposuit potentes de sede et exaltavit humiles» (Lk , : «Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.»). In der Erzählung wird von einem mächtigen und unduldsamen König berichtet, der eine Lesung der besagten Lukas-Verse hört und aus Empörung die entsprechende Passage in der Bibel tilgen und deren Nennung in seinem Reich verbieten lässt. Kurz darauf weilt der Herrscher im Badehaus, als eine Engel seine Gestalt annimmt. Der König
. Hälfte . Jh. wird nackt auf die Straße geworfen und verspottet. Er versucht, seine Identität nachzuweisen, doch auch die engsten Vertrauten erkennen ihn nicht. Schließlich klärt der Engel ihn auf und der König bereut seine «hochvart». Er wird wieder eingesetzt und macht seine Erlebnisse publik. Der Dichter dürfte die Anregung und Vorlagen zum K. i. B. aus der lat. Exempelliteratur bezogen haben. Im . Jh. ging die Erzählung in die → Gesta Romanorum ein. Von den dt. Bearbeitungen der Erzähltradition war dem K. i. B. die größte Wirkung beschieden. Von Hans → Rosenplüt stammt eine kürzende Bearbeitung und Sebastian → Brant hat in seinem Drama Tugent spyl die Reimpaarerzählung direkt verarbeitet. Verwandt mit dem K. i. B. ist der etwas frühere Nackte Kaiser → Herrands von Wildonie, der das Thema allerdings weniger allgemein-exemplarisch behandelt, sondern individualisiert. Ein Meisterlied des ./. Jh. in → Klingsors ‹Schwarzem Ton› (RSM: Wartb// ) bietet die Geschichte wie Rosenplüt in starker Verkürzung und zeigt Anklänge sowohl an den K. i. B. als auch an Herrand. Ü: Textzeugen insgesamt, davon Fragm. und verschollene Hss. (frühes .–frühes . Jh.). Eine weitere Hs. ist nur indirekt bezeugt. Die ursprünglich bair.-österr. Verbreitung weitet sich bis in den mittel- und niederdt. Raum aus. Die Abweichungen in Umfang und Wortlaut sind innerhalb der Überlieferung beträchtlich. Der K. i. B. wird oftmals tradiert als Teil moralisch-erbaulicher Sammlungen oder im Überlieferungsverbund mit Werksammlungen didaktischer Autoren (Stricker, → Heinrich der Teichner). Ein Codex bietet den Text zusammen mit der Magni cat-Auslegung → Heinrichs von St. Gallen (München, BSB, Cgm , r–r (Auslegung) r–v (K. i. B.) (Pap., Mitte . Jh., nordbair.). – Von Müller (s. Ausg.) als Repräsentanten des «Hyparchetypen» angesehene Hss. sind: Heidelberg, UB, Cpg , va–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. nach bair. Vorlage). – Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. ° , v–r (Pap., , fränkisch/mitteldt.). – Drei Drucke, davon zwei illustriert: Erfurt (Hans Sporer) und (GW M f.). – Vgl. zur Gesamtüberlieferung Müller (s. Ausg.) S. – und www.handschriftencensus.de/werke/. A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen.
Der König im Bad Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Hermann-Josef Müller: Überlieferungs- und Wirkungsgesch. der Pseudo-Strickerschen Erzählung ‹Der K. i. Bade›. Unters. und Texte (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. – (Paralleldr. Cpg. und Stuttgart, Cod. theol. et phil. ° und krit. Apparat der Gesamtüberl.). – Nach einzelnen Hss.: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen [→ Liedersaal-Hs.]). – Ursula Schmid (Bearb.): Codex Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München . – Dies. (Bearb.): Codex Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München . L: Michael Curschmann, VL () Sp. –. – Ulla Williams/Red., Killy () S. f. – Wilhelm Johann Albert von Tettau: Über einige bis jetzt unbekannte Erfurter Drucke aus dem . Jh. Ein Beitr. zur Bibliogr. der älteren dt. Lit. und zur vergleichenden Sagenkunde. In: Jbb. der kgl. Akad. der gemeinnützigen Wiss. zu Erfurt NF () S. –, hier S. – (auch als Sonderdruck: Erfurt , S. –). – Karl Ferdinand Kummer: Die poetischen Erzählungen des H. v. W. und die kleinen innerösterr. Minnesinger. Wien , S. –. – Edward Schröder: Herrand von Wildonie und Ulrich von Liechtenstein. In: Göttingische Gelehrte Nachrichten Phil.-hist. Kl. , S. –, hier S. –. – M. Curschmann: Zur literarhist. Stellung H.s v. W. In: DVjs () S. –, hier S. –. – Müller (s. Ausg.). – Joachim Heinzle: ‹Der K. i. B.›, ‹Der Ritter in der Kapelle›. unbeachtete Bruchstücke. In: ZfdA () S. f. – Jutta Fliege: Ein mnd. Fragm. vom K. i. Bade. In: Stud. zur Buch- und Bibliotheksgesch. FS Hans Lül ng. Hg. v. Ursula Altmann/Hans-Erich Teitge. Berlin , S. –. – H.-J. Müller: Neues zur Überl. der Pseudo-Strickerschen Erzählung ‹Der K. i. B.›. In: ZfdA () S. f. – Christiane Witthöft: ‹... und swaz sich nidert, daz wirt wider gehoehet›. Ein Bibelwort als narratives Schema in der Lit. des MA. In: Text und Kontext. Fallstud. und theoretische Begründungen. Hg. v. Jan-Dirk Müller (Schr. des Hist. Kollegs. Kolloquien ). München , S. –, bes. S. f. VZ
Ritter Beringer Ritter Beringer. – Schwankhafte Verserzählung, entstanden zwischen der zweiten Hälfte des . und Anfang des . Jh. Das vielleicht im Alemannischen entstandene, ursprünglich etwa Verse umfassende Märe eines unbekannten Autors, das nur in einem Straßburger Druck von erhalten ist, geht auf das französische, in zwei Fassungen (die zweite Fassung kann als kürzende Bearbeitung der ersten gelten) überlieferte Fabliau Bérengier au lonc Cul (. Jh.) des Garin (Guerin) zurück (vgl. Grubmüller S. –; Hotchkiss S. ff.). Durch mündliche Vermittlung wurden neben der Tendenz auch Einzelheiten geändert. So bezeichnet sich in den Fabliaux die als Ritter verkleidete Frau als «Bérengier», in der dt. Version ist dies der Name des Ritters. Der geizige und faule Ritter Beringer brüstet sich wiederholt mit Erfolgen bei Turnieren, die er jedoch erfunden hat. Er wird von seiner misstrauisch gewordenen Frau – Beringer kehrt von den Kämpfen stets unversehrt und mit tadelloser Rüstung zurück – in einer ehelichen Kraftprobe gedemütigt. Sie reitet ihm als Ritter verkleidet zu einem Turnier nach, kann ihn dort jedoch nicht entdecken, ndet ihn schließlich in einem kleinen Wald, wohin er sich aus Angst vor einem Kampf zurückgezogen hat, besiegt den iehen Wollenden und zwingt ihn, ihr dreimal das «arszloch» (V. ) zu küssen. Auf seine Bitte, ihm den Namen zu sagen, gibt sie sich als «ritter Wienant mit der langen ars krynen» (V. f.) aus. Als Beringer seiner Frau später Grobheiten sagt, droht sie ihm mit ihrem ‹Freund› «ritter Wienant», worauf er sich ihr völlig unterwirft. Ü: Druck: Die historien von dem ritter beringer. Straßburg: [Matthias Brant], [] (GW ). Exemplar: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Inc. ° . A: Thomas Cramer (Hg.): MaerenDichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , – (nicht fehlerfrei). – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/ M. , S. – (zit.). – Faks.: Karl Schorbach (Hg.): Die historien von dem Ritter Beringer. Straßburg (Seltene Drucke in Nachbildungen). Leipzig (Faks.-Ausg.; vgl. Ma. Novellistik im europäischen Kontext [s. Lit.] S. Abb. und ). – Online-Faks.: http://dlib.gnm.de/item/ Inc.
. Hälfte . Jh. De Bérengier au loc Cul I/II: Per Nykrog: Les fabliaux. Étude d’histoire littéraire et de stylistique médievale. Copenhague . Nouvelle édition (Publ. romanes et françaises ). Genf , Nr. und ; dt.: Von Lieben und Hieben. Altfranzösische Geschichten. Fabliaux, ausgewählt, übers. und mit einem Nachwort versehen von Ingrid Strasser (Fabulæ mediævales ). Wien u. a. , S. – (Fassung I); Ein französisches Hexameron. alte französische Novellen und Schwänke. Ausgewählt, übertragen und mit einem Nachwort versehen von Walter Widmer. Zürich , S. – (Fassung II). Ü: Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. v. Hanns Fischer. München (), S. – (Nr. ). – Manfred Lemmer (Hg.): Deutschsprachige Erzähler des MA. Aus dem Mhd. übertragen. Leipzig , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.). B: Bodo Gotzkowsky: ‹Volksbücher›. Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der dt. Drucke. Tl. : Drucke des . und . Jh. (Bibliotheca bibliographica Aureliana ). BadenBaden , S. f. L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f. – Ders./Red., Killy () S. . – Arthur Ludwig Stiefel: ‹Ritter B.› und seine Quelle. In: ZfdA () S. –. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –, . – Fritz Langensiepen: Tradition und Vermittlung. Literaturgeschichtliche und didaktische Unters. zu Hans Folz (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Mären (Philologica Germanica ). Wien , , f., , . – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Valerie R. Hotchkiss: Clothes Make the Man. Female Cross Dressing in Medieval Europe. New York . – Edith Feistner: Manlîchiu wîp, wîplîche man. Zum Kleidertausch in der Lit. des MA. In: PBB () S. –, bes. S. , Anm. . – Ursula Peters: Gender Trouble in der ma. Lit.? Mediävistische Genderforschung und Crossdressing-Geschichten. In: ‹Manlîchiu wîp, wîplîch man›. Zur Konstruktion der Kategorien ‹Körper› und ‹Geschlecht› in der dt. Lit. des MA. Internationales Kolloquium der
. Hälfte . Jh. Oswald von Wolkenstein-Ges. und der GerhardMercator-Univ. Duisburg, Xanten . Hg. v. Ingrid Bennewitz/Helmut Tervooren (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. – (wieder in: Dies.: Von der Sozialgesch. zur Kulturwiss. Aufsätze –. Hg. v. Susanne Bürkle u. a. Tübingen/Basel , S. –). – Horst Wenzel: Rittertum und Gender-Trouble im hö schen Roman (‹Erec›) und in der Märendichtung (‹Beringer›). In: Männlichkeit als Maskerade. Kulturelle Inszenierungen vom MA bis zur Gegenwart. Hg. v. Claudia Benthien/Inge Stephan (Lit. – Kultur – Gesch. ). Köln , S. – (wieder in: H. Wenzel: Hö sche Repräsentation. Symbolische Kommunikation und Lit. im MA. Darmstadt , S. –). – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f., f., . – Jürgen Schulz-Grobert: Alte ‹Mären› im neuen Medium. Typographische Kultur und Versnovellistik um . In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f., f. und Reg. – Kerstin Losert: Überschreitung der Geschlechtergrenzen? Zum Motiv der Frau in Männerkleidern im ‹Dolopathos› des Johannes de Alta Silva und anderen literarischen Texten des MA (Lat. Sprache und Lit. des MA ). Bern u. a. , S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. – und Reg. BJ Bruder Hermann II → Flores temporum (Band , Sp. –). Tybalt (von Portimunt; früher auch «Portimunt» genannt). – Bruchstücke eines Versromans, spätes . Jh. In zwei Fragmenten sind insgesamt Verse dieses Minneromans erhalten, der wohl aus dem westalemannischen Raum stammt. Zwei Abschnitte werden geschildert. In A überbringt ein Papagei als Bote einen Ring seines Herrn T. von Portimunt einer Dame, mit der sich T. schon einmal heimlich
Bruder Hermann II treffen durfte. Der Papagei erweist sich in Minnedingen als eloquent, er kann aber noch keine Zusage erlangen. In B versucht T., seiner Angebeteten einen Brief mithilfe seines Vogels zuzustellen, kann jedoch den Vogel nicht nden. W¨ahrenddessen unterhält sich der Vogel mit einem Grafen und einer Grä n über Abenteuer und ferne Länder. Geschickt können T. und sein Vogel ihre Zusammengehörigkeit verschleiern; der Brief wird erfolgreich an die Dame überbracht. Nach Beginn des zitierten Briefes bricht der Text ab. Die Figur des sprechenden Vogels lässt an den weit verbreiteten Stoff des Romans Le Chevalier du Papegau denken, den der unbekannte Autor des → Eckenlieds sowie → Wirnt von Grafenberg für den Wigalois als Teilquelle verwendeten. Im → Münchner Oswald tritt ebenfalls ein sprechender Vogel als Werber bzw. Vermittler auf. Wie die Handlung tatsächlich angelegt ist, lässt sich nicht endgültig sagen, es ist auch nicht klar, ob die umworbene Dame die Ehefrau oder Tochter des Grafen ist. Ü: Basel, UB, Cod. N I Nr. (Perg., Ende ./Anfang . Jh., alemannisch; Fragm.) (B). – Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. a (Perg., erste Hälfte . Jh., alemannisch; Fragm.) (A). A: Ludwig Sieber: Bruchstücke eines unbekannten epischen Gedichtes. In: Germania () S. – (B). – Karl Bartsch/Friedrich Apfelstedt: Bruchstücke eines unbekannten epischen Gedichtes. In: Germania () S. – (A). – Carl von Kraus (Hg.): Mhd. Übungsbuch. ., verm. und geänderte Au . (Germ. Bibl. //). Heidelberg , S. – (A und B; vgl. Blauärmel). L: Christoph Cormeau, VL () Sp. –. – Wolfgang Stammler: Zu ‹P.›. In: ZfdPh () S. . – Edward Schröder: T. v. P. In: ZfdA () S. . – Charlotte Blauärmel: Die Fragen der P.-Fragm. (Germ. Stud. ). Berlin . – Dora Kurz: Verluste auf dem Gebiet der mhd. Erzähldichtung. Diss. Tübingen , S. –. – Fritz Tschirsch. Zu P. I, . In: PBB (Halle) S. –. – Stefan Erlei: ‹Hö sch› im Mhd. Die Verwendung eines Programmworts der hö schen Kultur in den deutschsprachigen Texten vor (Kultur, Wiss., Lit. ). Frankfurt/M., S. , . – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , S. f. FA
Rittertreue Die demütige Frau. – Obd. Verserzählung, vielleicht aus dem . Jh. Es sind lediglich Verse der Erzählung erhalten. Der Kaiser fordert einen seiner Grafen zu einem Wettbewerb heraus, in dem er beweisen muss, dass seine Ehefrau so tugendhaft ist, wie der Graf sie gepriesen hat. Diese muss sich mehrerer Proben unterziehen, u. a. den Kaiser im Nachthemd empfangen und sich ein Weinglas an den Kopf werfen lassen. Vermutlich wird die Kaiserin eine ähnliche Probe bestehen müssen, was ihr wohl nicht gelingt; das Fragment bricht jedoch ab und lässt nur Spekulationen zu. Die Verserzählung gleicht der Lucretia-Geschichte der → Kaiserchronik. Ü: Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. I E a , S. XIa–XIIb (Perg., um , bair.). A: Mourek (s. Lit.) S. –. – Friedrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. , , . – Vaclav E. Mourek: Neuhauser Bruchstücke einer Pergamenths. altdt. Gedichte ernsten Inhalts: In: Sb. der Kgl. Böhmischen Ges. der Wiss., phil.-hist.-philol. Cl., Jg. . Prag , S. –. – Dora Kurz: Verluste auf dem Gebiet der mhd. hö schen Erzähldichtung. Diss. Tübingen . – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. (B ). – Elfriede Stutz: Frühe dt. Novellenkunst (GAG ). Heidelberg , S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. f., Anm. . FA Rittertreue (Der dankbare Wiedergänger). – Ostmitteldt. Verserzählung, zweite Hälfte . Jh. Die Dichtung von Versen ist sehr symmetrisch gegliedert; der Versaufbau in Pro- und Epilog ist nahezu spiegelbildlich (vgl. Röll). Ein angesehener, aber verarmter Ritter löst mit seiner ganzen Barschaft einen verstorbenen, fremden Ritter aus,
. Hä te . Jh. der – da er verschuldet war – nicht christlich begraben werden soll. Die ritterliche Tugend der «triuwe» wird in zwei ihrer Spielarten – Standesloyalität und Treue einem gegebenen Versprechen gegenüber – dargestellt. Eng verbunden mit der «triuwe» zeigt sich die «milte», die Freigiebigkeit und Großzügigkeit. Der ritterliche und der bürgerliche Stand (verkörpert durch den Münzmeister) stehen nebeneinander, sie sind friedlich gesinnt und ergänzen einander. Die ritterlichen Tugenden treffen sich mit den materiellen Ansprüchen des Bürgers, der es seinerseits nicht an Großzügigkeit fehlen und dem Ritter alle Ehren angedeihen lässt. Die Erzählung bietet ein Idealverhältnis zwischen den beiden Ständen an: Die Ritter sollen sich darauf verstehen, die Notwendigkeit des Kreditgeschäfts in einer sich wandelnden Zeit mit ihrem Ehrenkodex zu vereinbaren. Ü: Erfurt, Bistumsarch., Dt. Fragm. , Doppelbl. (Perg., zweite Hälfte . Jh., thüringisch-hessisch) (E). – Heidelberg, UB, Cpg , ra–va (Perg., erstes Viertel . Jh., südl. mitteldt. mit bair. Formen; Verse) (H). – Straßburg, Bibl. Nationale et Univ., ms. (früher L. germ. °), v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., obd.) (s). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –, f. (nach H) (zit.). – Ludwig Pfannmüller (Hg.): Mhd. Novellen (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ). Berlin (Neudr. ebd. ) S. –. – Herbert Thoma: R. (Germ. Bibl. Abt. . Krit. Ausg. altdt. Texte ). Heidelberg , S. –. – Albert Leitzmann: Erfurter Fragm. der R. In: PBB (Halle) () S. –, hier S. – (nach E). – Lutz Röhrich (Hg.): Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Sagen, Märchen, Exempel und Schwänke. Bd. . Bern , S. –. – Marlis Meier-Branecke: Die R. Krit. Ausg. und Unters. (Hamburger philol. Stud. ). Hamburg , S. –. Ü: Ulrich Pretzel: Dt. Erzählungen des MA. Ins Nhd. übertragen (Beck’sche Schwarze Reihe ). München , S. –. L: Ehrismann // () S. . – Anke Roeder/Red., KNLL () S. f. – Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. –. –
. Hälfte . Jh. De Boor/Newald / () S. f. – Ulla Williams/Red., Killy () S. . – Carl von Kraus: Zur Kritik der R. In: ZfdA () S. –. – Ludwig Pfannmüller: Die Straßburger Hs. der R. In: PBB (Halle) () S. –. – Rudolf Knapp: Sind die R. und der Meier Helmbrecht alternierend abgefasst oder nicht? Diss. Freiburg i. Br. . – Edward Schröder: Zur Datierung der R. In: ZfdA () S. f. – Helmut Aumayr: Die R. Eine mhd. Novelle. Reimwb. und Behandlung der bisher erschienenen wissenschaftlichen Lit. Diss. Wien . – Hannelore Lenz: Idealismus und Realismus in der Novelle R. In: Beitr. zur dt. und nordischen Lit. FS Leopold Magon. Hg. v. Hans Werner Seiffert (Veröff. des Inst. für Dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. –. – Werner Fechter: Gliederung thematischer Einheiten, beobachtet an drei mhd. Verserzählungen. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. –. – Meier-Branecke (s. Ausg.) S. –. – Ursula Peters: Lit. in der Stadt. Stud. zu den sozialen Voraussetzungen und kulturellen Organisationsformen städtischer Lit. im . und . Jh. (Stud. und Texte zur Sozialgesch. der Lit. ). Tübingen , S. Anm. . – Walter Röll: Zur R. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Anthony van der Lee: Einige Beobachtungen zur Erzählstruktur des mhd. Märes ‹Der dankbare Wiedergänger›. In: ABäG () S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , Reg. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S.–. – Sonja Zöller: ‹Triuwe› gegen Kredit. Überlegungen zur mhd. Verserzählung ‹R.›. In: Der fremdgewordene Text. FS Helmut Brackert. Hg. v. Silvia Bovenschen. New York , S. –. – Silvan Wagner: Gottesbilder in hö schen Mären des HochMA. Hö sche Paradoxie und religiöse Kontingenzbewältigung durch die Grammatik des christlichen Glaubens (Bayreuther Beitr. zur Literaturwiss. ). Frankfurt/M. , S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , Reg. FA Frauentreue. – Hö sche Reimpaarerzählung, Ende . Jh./um . Im Mittelpunkt der anonymen Dichtung von rund Versen aus dem westmitteldt. Raum
Frauentreue (Rheinfranken [?]) steht ein extremer Fall von Minne. Dieser ist im Spannungsfeld von «bürgerlicher Ehe» und hö schem Minnedienst angesiedelt. Der Werktitel Frauentreue, der sich schon in der Überlieferung ndet, meint dabei nicht die eheliche Treue, sondern die «triuwe» der Frau als Respons auf erwiesenen Minnedienst. Nach einem kurzen Prolog, der den Treuetod der Protagonistin bereits angekündigt, wird erzählt, wie ein im Frauendienst bewährter Ritter in einer fremden Stadt am Kirchweihtag bei einer «Frauenschau» die Ehefrau eines Bürgers erblickt, die ihm «gar der sinne beroubet». Der Ritter verliebt sich leidenschaftlich in die Frau und sein Minnewerben bleibt ihr nicht lange verborgen, denn er beginnt einen radikalen Minnedienst. So demonstriert er seine Liebe, indem er im bloßen Hemd zu einem Turnierkampf antritt, bei dem er verwundet wird. Erst auf Drängen ihres Ehemanns sucht die Frau den Ritter am Krankenlager auf. Der Werber stilisiert seine Verletzung zur Minnewunde, die nur die Minnedame heilen könne. Die Frau zieht zögernd eine noch in der Wunde steckende Lanzenspitze heraus und der Ritter genest. Bald hiernach dringt der verzweifelte Minner ins eheliche Schlafgemach ein, wo er von der Angebeteten zurückgewiesen wird und die Wunde wieder aufbricht. Der Ritter verblutet und der Frau wird seine große Liebe erst jetzt offenbar. Dem in der Kirche aufgebahrten Ritter bringt sie ein dreifaches Kleideropfer dar und entblößt sich bis aufs Hemd. Nach dieser Schamüberwindung folgt sie dem jetzt Geliebten in den Tod. Der Ehemann lässt beide in einem gemeinsamen Grab bestatten und ein Lob der «triuwe» im Epilog beschließt das Märe. Strukturell ist die Erzählung durch eine Abfolge analoger Motive geprägt: Die «Frauenschau» steht am Anfang, die Totenschau am Ende; Ritter und Frau entblößen sich als Liebesbeweis jeweils öffentlich bis zum Hemd; die Treue des Ritters wird mit dem Treuetod der Frau entlohnt. Nicht weiter thematisiert wird dabei die Rolle des Ehemanns und dessen Loyalität. Im Rahmen dieser parallelen Motivgestaltung ist auch der zunächst überraschende Liebesbeweis der Frau eine zwangsläu ge Folge der Erzählstruktur, die einen geradlinigen Handlungsablauf bedingt, der die Aktionen der Protagonisten nicht psychologisch motivieren muss. Eine direkte Vorlage der F. ist nicht bekannt. Im Schlussteil belegen einige Übernahmen die Kenntnis des → Schülers von Paris (C). Motivliche Nähe zeigen das Fabliau Trois chevalier et del chainse
Frauentreue des Jacques de Baisieux und die Erzählung Friedrich von Auchenfurt aus der Weltchronik des → Jans von Wien. Spätere Bearbeitungen des Stoffes nden sich in Boccaccios Decamerone (IV, ) und im Heptamerone () der Marguerite von Navarra. Die Extremität und die irrationalen Züge der Minne in der F. stellen das Märe in eine Erzähltradition von der bedingungslosen todbringenden Minne, der man neben dem Schüler von Paris, → Hero und Leander, → Pyramus und Thisbe auch das Herzmaere → Konrads von Würzburg und den Tristan → Gottfrieds von Straßburg zurechnen kann. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , va–rb. – Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (vormals Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ) vb–rb (beide Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. [südböhmisch ?] mit bair. Einschlag). – Berlin, SBB, Mgq , ra–vb (Fragm.) (Perg., um , ostmitteldt.). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ LiedersaalHs.) rb–ra (Pap., um , alemannisch). – Berlin, SBB, Mgo (Livländische Slg.) r–v (Pap., , nd.) unvollst. (nur V. –). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair. [aus Nürnberg]). – Die Überlieferung ist sehr variabel. Die Liedersaal-Hs. und die Livländische Slg. bieten Textversionen, denen Bearbeitungsstatus zu attestieren ist. A: Johann Joachim Eschenburg: Denkmäler altdt. Dichtkunst. Bremen , S. – (nach Mgo ). – Johann N. Mailáth/Johann P. Köffinger: Koloczaer Cod. altdt. Gedichte. Pesth , S. – (nach Cologny-Genf). – [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (nach Karlsruhe). – Heinrich Hoffmann: Bruchstücke mhd. Gedichte. In: Altdt. Bll. ( [Nachdr. Hildesheim/New York ]) S. –, hier S. – (nach Mgq ). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Kurt Burchardt: Das mhd. Gedicht von der ‹F.›. Diss. Berlin , S. – (krit.). – Helmut de Boor: MA. Texte und Zeugnisse. Teilbd. (Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse ,). Berlin (Nachdr. München ) S. –. – Novellistik des MA. Märendich
. Hälfte . Jh. tung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA ). Frankfurt/M. , S. –. Ü: Ulrich Pretzel: Dt. Erzählungen des MA. Ins Nhd. übertragen (Beck’sche Schwarze Reihe ). München , S. –. L: Kurt Ruh, VL () Sp. –. – Rolf Eckart/Red., KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () S. f., . – Claudia Händl/Sandra Linden, Killy () S. f. – Joseph Bédier: Les Fabliaux. Etudes de littérature populaire et d’histoire littéraire du moyen âge (Bibliothèque de l’école des hautes études / ). Paris (, Nachdr. Genf/Paris ) S. –. – K[arl] Schmidt: Zu nd. Gedichten der Livländischen Slg. (Programm Gymnasium Elberfeld). Elberfeld , S. –. – Wilhelm Stehmann: Die mhd. Novelle vom Studentenabenteuer (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York/London ) S. –. – Burchardt (s. Ausg.). – Hans-Friedrich Rosenfeld: Mhd. Novellenstud. (Palaestra ). Leipzig (Nachdr. New York/London ) S. –, –. – Wolfgang Stammler: Die ‹bürgerliche› Dichtung des SpätMA. In: ZfdPh () S. –, hier S. (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur Literaturgesch. des MA. Berlin u. a. , S. –, hier S. f.). – Hans Lang: Zur Entwicklung der mhd. Versnovelle. Diss. München , S. –. – KarlHeinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. – und Reg. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. – Kurt Ruh: Zur Motivik und Interpretation der ‹F.›. In: PBB (Tüb.) () Sonderh. FS Ingeborg Schröbler, S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. K.-H. Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. – und in: K. Ruh: Kleine Schr. Bd. : Dichtung des Hoch- und SpätMA. Hg. v. Volker Mertens. Berlin/New York , S. –). – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –. – Christa Ortmann/Hedda Ragotzky: Zur Funktion exemplarischer Minne-Beweise in Minne-Mären. ‹Die treue Gattin› Herrands von Wildonie, ‹Das Herzmäre› Konrads von Würzburg und die ‹F.›. In:
. Hälfte . Jh. Kleinere Erzählformen im MA. Hg. v. K. Grubmüller (Schr. der Univ.-Gesamthochschule Paderborn, Reihe Sprach- und Lit.wiss. ). Paderborn u. a. , S. –. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , Reg. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Manuel Braun: Hist. Semantik als textanalytisches Mehrebenenmodell. Ein Konzept und seine Erprobung an der ma. Erzählung ‹F.›. In: Scientia poetica () S.–. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. – passim und Reg. – Christian Kiening: Ästhetik des Liebestodes am Beispiel von ‹Tristan› und ›Herzmaere›. In: Das fremde Schöne. Dimensionen des Ästhetischen in der Lit. des MA. Hg. v. Christopher Young/Manuel Braun (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. mit Anm. . – Udo Friedrich: Zur Poetik des Liebestodes im ‹Schüler von Paris› (B) und in der ‹F.› In: Liebesgaben. Kommunikative, performative und poetologische Dimensionen in der Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Margreth Egidi (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. (Reg.). VZ Appet, Jakob (auch: Apt, Abt). – Verfasser einer Verserzählung, spätes . Jh. A. gilt als Verfasser des Reimpaarschwanks Der Ritter unter dem Zuber (RZ). Von den vier Handschriften, die das Stück tradieren, bietet allerdings nur eine den vollständigen Namen J. A. (s. Überlieferung), zudem in einem sentenzhaften Kontext. Die Autorschaft A.s ist daher nicht frei von Zweifeln. Gestützt wird sie indes durch einen intertextuellen Bezug im → Reinfried von Braunschweig (V. .). Dort wird ein «Jacob Apt» erwähnt, der mit weiblicher List vertraut sei. Das wiederum korreliert mit dem Inhalt des RZ und könnte daher auf den Verfasser dieses Schwanks zu beziehen sein (vgl. Achnitz). Aufgrund dieser Nennung im Reinfried dürfte die Schaffenszeit A.s ins späte . Jh. fallen. Der Familienname Appet/Abt und sprachliche Merkmale der Dichtung machen eine Herkunft A.s
Appet aus dem Großraum Zürich oder dem weiter gefassten nordöstlichen Schweizer Raum wahrscheinlich. Der RZ erzählt in rund – Versen (je nach Textzeuge) in genretypischer Manier von einer untreuen Wirtsfrau, der von ihrem Mann eine Falle gestellt wird. Zusammen mit ihrem ritterlichen Liebhaber wird sie vom Wirt belauscht. Aber es gelingt ihr, noch bevor der Gatte mit Zeugen den Raum betritt, den Gespielen unter einem Zuber zu verstecken. Den belauschten Dialog stellt sie als Traumgespräch dar. Indem die Frau nun listig zu Nachforschungen dezidiert unter dem Zuber auffordert, gelingt es ihr, die Entdeckung des Ritters zu verhindern. Aus ihrer misslichen Lage wird die Wirtin von einer verständigen Nachbarin befreit. Dieser gehört der Zuber, den sie zudem zum Brotbacken benötigt. Sie entzündet eine kleine Scheune und da alle wegen des Feuerlärms dorthin eilen, bietet sich dem Ritter die Gelegenheit zur Flucht. Als Quelle des RZ dürfte das Fabliau Le cuvier gedient haben. Formal ist ein Ein uss → Konrads von Würzburg bemerkbar. Der RZ selbst wiederum ist vermutlich vorbildlich für den Schwank Die → treue Magd gewesen. Ü: Straßburg, StB, Cod. A ( verbrannt) vb–vb (Perg., /, elsässisch); Autorangabe: «Wip kúnnent groze kundikeit / Alse Iacob Appet do hat geseit» (V. f., nach Ausg. Myller [s. u.]). – Bremen, SUB, Msb –, r–r (Pap., zweites Viertel . Jh., elsässisch); ohne Autorangabe: «wip kunnent grosse kundekeit / das ist uns dicke vorgeseit» (V. f., nach Ausg. Meyer/Mooyer [s. u.]). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., /, nordbair.); der Name «Jacob» («Appet» als neuzeitlicher Nachtrag über der Zeile) wird im letzen Vers genannt, allerdings hier eher als Quellen- denn als Autorangabe: «Wenn weiber künnen vil listigkeit / Also hat mir Jacob ye vnd ye gesait». – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–r (Pap., /, bair.); Autorangabe: Gregorius Awer. – Zu einer verschollenen Hs.: Moriz Haupt: Alte Buchhändleranzeige. In: ZfdA () S. f., hier S. , und Konrad Burger (Hg.): Buchhändleranzeigen des . Jh. in getreuer Nachbildung. Leipzig , Nr. . A: Christoph Heinrich Myller: Samlung dt. Gedichte aus dem XII. XIII. und XIV. Jh. Bd. . Berlin , S. – (nach Straßburg). – Nicolaus Meyer/Ernst Friedrich Moo
Die halbe Decke yer: Altdt. Dichtungen aus der Hs. hg. Quedlinburg/Leipzig , S. – (nach Bremen). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Straßburg mit Lesarten von Bremen). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Gilbert (s. Lit.) S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. Ü: Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. v. Hanns Fischer. München u. ö. (Nachdr. München/Wien ) S. –, (Prosaauflösung). – Grubmüller (s. Ausg.). L: Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Samuel Singer: Die ma. Lit. der dt. Schweiz (Die Schweiz im dt. Geistesleben / ). Frauenfeld/Leipzig , S. f. – H. Niewöhner: De uxore cerdonis. In: ZfdA () S. –, hier S. . – Russel Wieder Gilbert: Jacob A. Der ritter unterm zuber. Diss. Philadelphia . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. f., , , . – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. – H. Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., , . – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , Reg. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Wolfgang Achnitz: Babylon und Jerusalem. Sinnkonstituierung im ‹Reinfried
. Hälfte . Jh. von Braunschweig› und im ‹Apollonius von Tyrland› Heinrichs von Neustadt (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , , . – W. M. Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Interpretation (GAG ). Göppingen , S. , . VZ Die halbe Decke (Das Kotzenmäre, Der undankbare Sohn). – Exempelgeschichte in acht Fassungen, Ende . Jh.–. Jh. Beim international verbreiteten Stoff, welcher der H. D. zugrunde liegt, handelt es sich um eine Exempli kation des vierten Gebots, die sich ursprünglich an die Nachkommen richtet und diese zur Dankbarkeit gegenüber den Eltern auffordert. In den meisten Fassungen von der H. D. hingegen werden die Eltern vor übertriebener Großzügigkeit gegenüber ihren Kindern gewarnt. Überliefert sind sechs differenzierbare Versfassungen, ein Meisterlied und eine Prosafassung. Die Kernerzählung handelt vom undankbaren Sohn, der seinen Vater schlecht behandelt und vom seinem eigenen Sohn auf das Vergehen aufmerksam gemacht wird: Der Sohn verfrachtet seinen ihm unnütz erscheinenden Vater in eine kümmerliche Unterkunft. Der frierende alte Mann, bittet seinen Enkel, beim Sohn um eine Decke («kotze») zu ersuchen. Der Enkel erhält die Decke, will aber nur eine Hälfte verwenden und die zweite Hälfte aufsparen, um später mit dieser seinen eigenen Vater zu versorgen. Am Ende der Erzählung stehen Reue und Versöhnung. Die einzelnen Versionen dürften bis auf Fassung II sämtlich aus dem ./. Jh. stammen. Ihre jeweilige Herkunft ist (bis auf die Version Heinrich → Kaufringers [VI]) ungeklärt. Die Handlung ist jeweils in unterschiedlichen Milieus angesiedelt und in Abhängigkeit von der jeweiligen didaktischen Intention unterschiedlich motiviert und akzentuiert. Aufgrund der grundsätzlichen Gattungsverwandschaft von Bispel und Märe ist die Gattungszuordnung bei den Versfassungen nicht immer eindeutig. Fassung I ( Verse): Hier ist der Alte ein Pariser Kaufmann, der dem Sohn seinen Besitz übertragen hat. Er bittet frierend um ein «claid», bekommt jedoch nur eine Pferdedecke zugesprochen. Die Auslegung, die im Promythion bereits angedeutet worden ist, nimmt Verse ein: Väter sollen nicht zu
. Hälfte . Jh. Lebzeiten ihre Habe den Kindern überlassen. Dem Sohn wird ein Ende in der Hölle gewünscht. Fassung II ( Verse): Diese Bearbeitung ist vermutlich die älteste (spätes . Jh.) und neben derjenigen Kaufringers auch die einzige, die ausschließlich die ursprüngliche, auf den Dekalog bezogene Didaxe bietet. Der Vater ist ein ehrenhafter Bürger, der nach der Besitzübergabe an den Sohn unter der Stiege hausen muss und vom Enkel versorgt wird. Der Sohn schneidet in dieser Version die Decke selbst entzwei, weil er die ganze dem alten missgönnt. Der Enkel bittet um die zweite Hälfte, um sie für seinen Vater aufzuheben. Nach der Reue folgt eine Auslegung des vierten Gebots in Versen. Die spätere Fassung des Karlsruher Cod. K ( Verse) erweitert den Text im Pro- und Epimythion mit einer Lehre, die der Fassung I entspricht und von der Überschrift im Codex schon angedeutet wird: «von dem koczen ein gute lere, gib nicht hin destu bedarffst». Fassung III (/ Verse): Das Geschehen wird in dieser Version ins ritterliche Milieu verlagert und die Vetreibung des Vaters geht auf dessen schwangere Schwiegertochter zurück: Seine «kemenate» braucht sie für sich und ihr Kind, das Kämmerlein, in das er umzieht, für die Amme und schließlich stört er laut Schwiegertochter unter der Stiege, wohin er sich zurückgezogen hat, das Küchenpersonal. Der Vater muss in die Scheune ziehen. Charakteristisch für Fassung III ist, dass der Wunsch, die Decke zu teilen, vom Alten stammt und über den Enkel vermittelt wird – der Sohn hätte seinem Vater die ganze Decke zugesprochen. Nachdem der Sohn die schändliche Behandlung des Vaters als Fehler erkannt hat, tadelt er seine Frau sehr. Die Deutung rät wie in Fassung I, das Gut bis zum Tode selbst zu behalten. Fassung IV (/ Verse): In der umfangreichsten Bearbeitung gibt es mit «der hufferer» eine Namensnennung des Dichters, zu dem es indes keine weiteren Anhaltspunkte gibt. Seine Fassung steht III sehr nahe, breitet die Erzählung aber deutlich aus, vor allem bei der Versöhnungsszene zwischen dem Alten und dem Sohn. Das Epimythion mahnt hier, beim Beschenken der Kinder maßzuhalten. Fassung V ( Verse): Zwar geht diese Fassung kompilatorisch direkt auf III und IV zurück, hat aber anhand von Erweiterungen und stilistischer Eingriffe einen spezi sch eigenen Charakter ( Verse stammen aus III, aus IV, sind selbstgedichtet). Die eigenen Beigaben dienen der besseren
Die halbe Decke Motivation und Nachvollziehbarkeit der Handlungen. Abweichend von den Vorlagen bittet der Alte hier um die ganze Decke. Das Epimythion ist eine Kompilation aus beiden Vorlagen. Fassung VI ( Verse): Heinrich Kaufringer reduziert in seiner (der kürzesten) Fassung die Erzählung auf ein minimales Gerüst und setzt dabei individuelle Akzente: So wird hier die Decke für den draußen in der Kälte frierenden Alten gekauft und anschließend nicht geteilt. Stattdessen verlangt der Enkel für seinen Vater eine zweite Decke. Wie bei Fassung II folgt auf die Reue eine Auslegung des vierten Gebots. Fassung VII: Das anonyme meisterliche Bar ist in → Regenbogens ‹Grauem Ton› verfasst und in der → Kolmarer Liederhandschrift überliefert (RSM: Regb//). Die Handlung ist im ritterlichen Milieu verortet und die Schwiegertochter trägt wie bei Fassung III–V die Hauptschuld für die Vernachlässigung des Alten. Die Schlussstrophe wird von der Auslegung gänzlich ausgefüllt und mahnt, sein Gut nicht aus den Händen zu geben und auf das Seelenheil zu achten. Neben den primären inhaltlichen Überschneidungen mit Fassung III–V erinnert der Umstand, dass die P ege des Alten vom Enkel übernommen wird, an II. Fassung VIII: Die Prosafassung aus dem . Jh. verzichtet auf eine Auslegung. Die negative Rolle der Schwiegertochter erscheint hier ebenso wie die Versorgung des Alten durch den Enkel. Die Quellen für D. h. D. in ihren unterschiedlichen Ausprägungen dürften aus der lat. Exempelliteratur stammen. Verwandte Exempel nden sich bei → Caesarius von Heisterbach und Jacques de Vitry. Im Speculum morale des → Vinzenz von Beauvais steht ein Exempel (Ausgabe: Speculum quadruplex sive speculum maius. Douai [Nachdr. Graz /] S. ), dass die charakteristischen Merkmale der dt. Fassungen und sogar die Rolle der Schwiegertochter bereits enthält. In der frühen Neuzeit war dem Erzählstoff von der H. D. ein Nachleben beschieden bei Johannes → Pauli (Schimpf und Ernst, ), Hans Sachs (zwei Meisterlieder und ein Spruchgedicht, //) und in einem Meisterlied Georg Brentels von . Abgewandelt lebt er fort in Des Knaben Wunderhorn und in Johann Peter Hebels Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Am bekanntesten dürfte die Fassung in den Grimmschen Kinder- und Hausmärchen geworden sein (Der alte Großvater und der Enkel; vgl.
Die halbe Decke zur Stoffverbreitung: Johannes Bolte/Georg Polívka: Anm. zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Bd. . Leipzig [Nachdr. Hildesheim ] S. –; Antti Amatus Aarne/ Stith Thompson: The types of the folktale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows Communications ]. Helsinki , Nr. ; Röhrich [s. Ausg.] S. –; Heinz Rölleke: Großvater und Enkel. In: EM [] Sp. –.). Ü: Fassung I: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), va–va (Pap., um , alemannisch). – Fassung II: Heidelberg, UB, Cpg , vb–vb. – ColognyGenf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (vormals Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ) rb–vb (beide Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. [südböhmisch ?] mit bair. Einschlag). – Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–va (Pap., /, schwäbisch/bair./ostfränkisch); der hier gestörte Handlungsablauf dürfte auf einer vertauschten Blattfolge der Vorlage beruhen. – Fassung III: Wien, ÖNB, Cod. , rb–va (Pap., , bair.-österr. [aus Innsbruck]). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (vormals Cod. ..) ra–ra (Pap., , bair.-österr.); Abschrift von Wien, Cod. . – München, BSB, Cgm , r–v (Pap., erstes Viertel . Jh., mittelbair.). – Fassung IV: Dresden, LB, Mscr. M , va–ra (Pap., , ostschwäbisch). – Fassung V: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r–v (Pap., um , aus Nürnberg). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–r (Pap., /, bair.); der Text ist lückenhaft ( Verse). – Fassung VI: Berlin, SBB, Mgf , r–r (Pap., , geschrieben von Konrad → Bollstatter in Augsburg). – Fassung VII: München, BSB, Cgm , rb–rb (Pap., um , rheinfränkisch). – Fassung VIII: Berlin, SBB, Mgf , r–r (Pap., zweites Drittel . Jh., elsässisch [aus dem Straßburger Reuerinnenkloster]); innerhalb einer ProsaExempelsammlung. A: Fassung I: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Michael Curschmann/Ingeborg Glier: Dt. Dichtung des MA. Bd. : SpätMA. München , S. –. – Fassung II: Johann N. Mailáth/Johann P. Köffinger: Koloczaer Cod. altdt. Gedichte. Pesth ,
. Hälfte . Jh. S. –. – Heinrich Niewöhner: Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . hg. v. Werner Simon, Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Lutz Röhrich (Hg.): Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . München , S. – (nach Niewöhner). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , –. – Fassung III: Ludwig Pfannmüller: Kleinere Beitr. zur Kenntnis der mhd. Novellendichtung II. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Fassung IV: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Fassung V: Hans-Friedrich Rosenfeld: Zum ‹Kotzenmære›. In: PBB () S. –, hier S. –. – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen SchulzGrobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (Nr. , nach Rosenfeld). – Fassung VI: Inedita des Heinrich Kaufringer. Hg. v. H. Schmidt-Wartenberg (Germanic Studies ). Chicago , S. –. – Paul Sappler: Heinrich Kaufringer. Werke. Bd. : Text. Tübingen , S. –. – Fassung VII: Karl Bartsch: Meisterlieder der Kolmarer Hs. (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Hildesheim ) S. – (Nr. ). L: Ulla Williams, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. (Reg.). – U. Williams/Corinna Laude: Halbe Decke. In: Killy () S. f. – Wilhelm Stehmann: Die mhd. Novelle vom Studentenabenteuer (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York/London ). – Pfannmüller (s. Ausg.) S. –. – Margaret D. Howie: Studies in the use of exempla. With special reference to middle high German literature. Diss. London . – Rosenfeld (s. Ausg.). – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – U. Williams: Das Märe von der ‹h. D.› in der mhd. Lit. Diss. University of
. Hälfte . Jh. Kentucky. Lexington KY . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. – und Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , Reg. – Sarah Westphal-Wihl: Pronoun semantics and the representation of power in the Middle High German ‹Märe› ‹D. h. D.›. In: Women in German Yearbook () S. –. – Marga Stede: Schreiben in der Krise. Die Texte des Heinrich Kaufringer (Lit., Imagination, Realität ). Trier , S. –. – S. Westphal: The tale of ‹D. h. D.›. Codicology and Generic Variance from to . In: Dies.: Textual poetics of German manuscripts – (Studies in German literature, linguistics, and culture). Columbia SC , S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f. VZ Gottfried von Tienen (G. von Tirlemont, Godefridus de Thenis). – Lat. Lehrdichter, . Jh. G. ist als Verfasser des moralischen Lehrgedichts Omne punctum durch Selbstzeugnis im Text und die Überlieferung gesichert. Er dürfte im . Jh. gelebt und könnte der als brabantische Ministerialen bezeugten Familie «de Thenis» angehört haben. Aus diesem vermögenden Geschlecht, das in Tienen sowie im nahe gelegenen Budingen über Grundbesitz verfügte, ist ein «Godefridus» als Bürgermeister beurkundet. Zwei weitere Träger dieses Namens sind und als Vater und Sohn nachgewiesen. Identi kationsversuche G.s mit gleichnamigen Klerikern oder Gottfried von Maastricht (Godefridus de Traiecto) haben sich als irreführend erwiesen, ebenso wie die Zuweisungen weiterer Dichtungen an G. (→ Asinarius, → Militarius, Rapularius). Zwar wird G. in Glossen als «clericus» oder «rector scolarium» bezeichnet, doch dürfte dies am paränetischen Inhalt von Omne punctum liegen. Handschriftliche Beischriften nennen ihn «magister», was aber auch auf einen Amtsträger (Gildeführer, Bürgermeister) hinweisen könnte. Weitere Informationen lassen sich nur aus dem Gedicht selbst erschließen: So habe
Gottfried von Tienen G., Angehöriger des Ritterstandes, dieses in hohem Alter und fern der Heimat verfasst, da er wegen Verleumdungen durch einen namentlich nicht genannten bürgerlichen Neureichen gezwungen gewesen sei, die Heimat zu verlassen. Dieser anonyme Feind erscheint im Text als satirisches Zerrbild des raffgierigen betrügerischen und nichtadligen Emporkömmlings aus den durch Tuchhandel aufblühenden ämischen Städten des SpätMA. Omne punctum ist eine eindringliche Mahnrede an die drei Brüder und vor allem den Sohn G.s, bei der persönliche Erfahrungen mit allgemeinen Lebensregeln verbunden werden. G. möchte das Gedicht als Vermächtnis für seine Familie verstanden wissen. Dass der Vater-Sohn-Lehre G.s eine reale familäre Beziehung zu Grunde liegt, ist ein Differenzierungsmerkmal vom generell vergleichbaren aber ktiven «Filius» des Zeitgenossen → Andreas de Rode. Hauptthema G.s ist das richtige Leben und die dafür entscheidenden Kriterien. Der Titel ist eine bewusste Anlehnung an die Ars poetica des Horaz (V. f: «omne tulit punctum, qui misculit utile dulci [...]»). In Hexametern gibt der Dichter seine Lebenserfahrungen als sozial-pragmatische «dogmata» an den Sohn weiter. Die Tugendhaftigkeit erweist sich hier als Ausweis des richtigen Lebens, wofür Christus selbst ein Beispiel gegeben habe. Im Prolog werden zunächst der trinitarische Gott, Maria und die Heiligen angerufen, bevor das eigentliche Proömium als Beginn des ersten Hauptteils des Gedichtes folgt. Die zwei Hauptteile sind von nahezu gleicher Länge (I: Proömium, Lehren, Zusammenfassung; II: Lehren, Schmähung des Feindes, Epilog). Formal fallen die inhaltlich und syntaktisch geschlossenen und dadurch sentenzhaften Verspaare neben den kunstvollen Reimen ins Auge, die allerdings das Textverständnis behindern. Dennoch legt die Überlieferung eine breite Rezeption des Omne punctum nahe, was an der Lebensnähe der enthaltenen Regeln und Mahnungen liegen dürfte. Gert → Groote hat direkt aus G.s Gedicht zitiert und auch in den allgemeinen Sprichwortschatz ist Omne punctum eingegangen (vgl. Hans Walther: Proverbia sententiaeque latinitatis medii aevi [Carmina medii aevi posterioris Latina ]. Bde. Göttingen –; Einzelnachweise bei Großmann, S. f.). Ü: vollst., fragmentarische Hss. des ./. Jh. (zehn vor ). Insgesamt sind
Rüdeger der Hinkhofer Hss. erhalten oder erschließbar, zum Teil glossiert und kommentiert; dazu Auszüge in fünf Florilegien. Vgl. O. Großmann (s. Lit.) S. –, f. A (Auswahl): Friedrich Jacob: M. Reineri Alemanici Phagifacetus et Godefridi Omne punctum. Lübeck , S. – (mit Übers., nach Lübeck, StB, Ms. philol. ). – N. Loumyer: Analyse d’un manuscrit du XVe siècle. In: Bulletin de Bibliophile Belge () S. – (nach Brüssel, Kgl. Bibl., ms. II ). – O. Großmann (s. Lit.) S. – (dipl. Abdruck von ms. II ) S. – (krit.). L: Jürgen Stohlmann VL () Sp. –; () Sp. . – Franz Joseph Mone: Gotfrit von Thiemen. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () S. –. – Wilhelm Grimm: Zur Gesch. des Reims. Berlin , S. f., f. – Charles Potvin: Avant Boccace, Perrault et La Fontaine. In: Revue de Belgique, Ve anné () S. –. – Alphonse Wauters: Géographie et Histoires de Communes Belges. Bd. . Arondissement de Louvain. Teilbd. . Brüssel (Nachdr. ebd. und Tienen ) S. ; Teilbd. . Ebd. (Nachdr. ) S. f. – Emile van Arenbergh: Gotfrid de Tirlemont. In: Biographie Nationale de Belge () S. –. – Aloys Bömer: Eine Vagantenliederslg. des Jh. in der Schloßbibl. zu Herdringen (Kr. Arnsberg). In: ZfdA () S. –, hier S. . – Robert Petsch: Der mlat. Militarius. In: Ders.: Gehalt und Form. Gesammelte Abh. zur Literaturwiss. und zur allg. Geistesgesch. (Hamburgische Texte und Unters. zur dt. Philologie ,). Dortmund , S. –, hier S. –. – W. S. J. Kloosterman: Over enkele citaten in den Brieven van Geert Groote. In: Ons Geestelijk Erf () S. –. – Karl Langosch: Der Archipoeta war ein Deutscher. In: Hist. Vjs. () S. –, hier S. . – Herbert Grossmann: Das ‹Filius›-Gedicht des Magisters Andreas de Rode: Krit. Ausg. (Beih. zum Mlat. Jb. ). Ratingen u. a. , S. , , . – Ders.: Unters. zum ‹Filius›Gedicht des Magisters Andreas de Rode. In: Mlat. Jb. () S. –, hier S. –. – Christian Klinger: Godefridi de Traiecto Gramaticale. Unters. und krit. Ausg. (Beih. zum Mlat. Jb. ). Ratingen u. a. , S. –. – Oliver Großmann: Das ‹Omne punctum› des G. v. T. (Studium litterarum ). Berlin . VZ
. Hälfte . Jh. Andreas. – Verfasser eines mhd. Lehrgedichts. Der ansonsten unbekannte A. verfasste um ein dt. Lehrgedicht, das heute unter dem Titel Die väterlichen Lehren bekannt ist. Darin erteilt ein Vater seinem Sohn Ratschläge für ein rechtes Leben. So mahnt er den Sohn zum Verschenken wohltätiger Gaben und zur sorgfältigen Wahl seiner Worte. Zugleich warnt er seinen Sohn u. a. davor, nachtragend zu sein und exzessiv zu trinken. Das Lehrgedicht enthält auch ein «Memento mori», ist aber insgesamt weniger frömmelnd als anschaulich bis derb gestaltet. Ein Lob der Jagd im Gedicht verweist auf einen adligen Kontext, der allerdings nicht ritterlich geprägt ist. Die nordripuarischen Verse des Textes dürften in einer rheinischen Region entstanden sein. Ihr Wortschatz überschneidet sich oft mit jenem des → Karlmeinet. W¨ahrend früher die Filius-Sprüche des → Andreas de Rode als mögliche Quelle des Gedichts galten, hat die neuere Forschung seine → Winsbecke-Anklänge betont. Wie im Winsbecke beginnen die Strophen des A. mit der Anrede «Sun». Allerdings sind die Strophen des Lehrgedichts auf jeweils sechs Zeilen reduziert, während sie im Winsbecke zehn Zeilen umfassen. Weitere mögliche Bezüge bestehen zu einer frühen dt. Übersetzung der Disticha Catonis (→ Cato). Ü: Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, r–r (Pap., Trier, , rheinfränkisch). – Düsseldorf, ULB, Ms. fragm. K : Z /, Bl. (Perg., zweites Viertel . Jh., nordripuarisch; Fragm.). A: Bruchstück eines niederrheinischen Lehrgedichtes des . Jh. Hg. v. Friedrich Gerss. In: ZfdPh () S. –. – Die Väterlichen Lehren des Andreas. Hg. v. Hans-Friedrich Rosenfeld. In: ZfdA () S. –, hier S. –. L: Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. f.; () Sp. . – Rosenfeld (s. Ausg.). – Herbert Grossmann: Unters. zum ‹Filius›Ged. des Magisters A. de Rode. In: Mlat. Jb. () S. –. MM Rüdeger der Hinkhofer (Rüedeger von Hünch[h]oven, Hunchoven u. ä.). – Verfasser einer Reimpaarerzählung, zweite Hälfte . Jh. R. ist nur als Verfasser der Erzählung Der Schlegel sicher nachzuweisen. Der Text umfasst Reimpaarverse und wird auf die zweite Hälfte des . Jh. datiert. In einer Eigennennung am Anfang der Dichtung bezeichnet R. sich als «Ruedeger der
. Hälfte . Jh. hvnchover». R.s Beiname ist aber auch als «hönig hawser» und «hunghüser» überliefert. Um ist in einer Regensburger Urkunde ein Berufsschreiber «Rvdger hvnchhovaer» aus Oberhinkhofen bei Regensburg bezeugt. Diese Herkunft passt zur bairischen Sprache der Erzählung. Eine Identität des Berufsschreibers mit R. ist also möglich. Im Ehrenbrief des → Püterich von Reichertshausen ist ein Meister R. «von Hindihofen» als Autor der als Wittig von Jordan bekannten → Heidin-Redaktion genannt. Diese Angabe gilt mittlerweile als falsch, da Wittig von Jordan und Der Schlegel keine sprachlichen oder stilistischen Parallelen aufweisen. Als Thema von Der Schlegel wird im Promythion das vierte Gebot genannt und zugleich erweitert: Nicht nur sollen Kinder ihre Eltern ehren, sondern diese sich auch vor dem Undank ihrer Kinder schützen. Im Mittelpunkt der Erzählung steht ein wohlhabender Witwer mit fünf Kindern. Nach dem Tod seiner Frau hat er den Kindern seinen Besitz überlassen. Im Gegenzug erwartet er, von seinen Kindern angemessen versorgt zu werden. Der Nachwuchs erweist sich ihm gegenüber jedoch als sehr geizig und lässt den Vater verwahrlosen. Auf den Rat eines Freundes hin lässt der Witwer eine Truhe mit fünf Schlössern anfertigen und hängt sich einen der Schlüssel an seinen Rock. Nachdem die Kinder den Schlüssel bemerkt haben, erzählt ihnen der Witwer auf Nachfrage, er besitze noch einen Schatz. Daraufhin übertreffen sich die Kinder gegenseitig in der P ege des Vaters. Nach seinem Tod erhalten sie die Schlüssel zur Truhe, in der sie jedoch nur einen schweren Hammer und eine Notiz nden. Diese besagt, man solle mit dem Schlegel jeden Törichten erschlagen, der seinen Besitz seinem Nachwuchs überlasse und dann selbst Not leide. Das Epimythion enthält ein Lob der Freundschaft gegenüber der Blutsverwandtschaft sowie eine Mahnung an die Leser. Der Stoff der Erzählung stammt aus der lat. Exempelliteratur, in der er häu ger aufgegriffen wurde. Thematische Verwandtschaft besteht zum Märe Die → halbe Decke. Dort erfolgt am Schluss allerdings eine sittliche Wandlung der Kinder, die im Schlegel fehlt. Der Stoff blieb bis in die Frühe Neuzeit populär. Er erscheint in den → Schachzabelbüchern, im Großen → Seelentrost, bei Johann → Geiler von Kaysersberg, Johannes → Pauli, Hans Sachs und Martin Luther. Ü: K: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, cod. Bodm. , vb–rb (Perg., erstes
Rüdeger der Hinkhofer Viertel . Jh., südl.-bair. Mitteldt.). – H: Heidelberg, UB, cpg , vb–rb (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.-bair.). – W: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., Innsbruck, , bair.österr.). – D: Dresden, LB, Mscr. M , rb–va (Pap., , ostschwäbisch). – i: Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, cod. FB , rb–va (Pap., , bair.-österr.). A: Koloczaer Cod. altdt. Gedichte. Hg. v. Johann Nep. Grafen Mailáth/Johann Paul Köfnger. Pest , S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...]. Meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Mhd. Novellen. Bd. . Hg. v. Ludwig Pfannmüller. Bonn (Neudr. ) S. –. – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis . Bern/München , S. –. – Der Schlegel. Zur Novelle von Rüdiger von Hünchoven. Krit. Ausg., Unters. und Übersetzung. Hg. v. Margarete Koch. Münster/Westf. . – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. – OnlineFaks. von Hs. K: http://www.e-codices.unifr.ch/ de/list/one/cb/. – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. – Online-Faks. von Hs. W: http://archiv.onb.ac.at: . Ü: Dt. Erzählungen des MA. Hg. v. Ulrich Pretzel. München , S. –. L: Elias von Steinmeyer, ADB () S. –. – Ehrismann // () S. f. – Ulla Williams, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. , . – U. Williams, Killy () S. f. – L. Pfannmüller: Die vier Redaktionen der Heidin. Berlin (Nachdr. New York ) S. –. – Ders.: Kleinere Beitr. zur Kenntnis der mhd. Novellendichtung . In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Johannes Pauli: Schimpf und Ernst . Hg. v. Johannes Bolte. Berlin (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. f. – Karl-Heinz Schirmer:
Sigenot Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle. Tübingen , passim. – Hanns Fischer: Dt. Lit. und lat. MA. In: Werk-Typ-Situation. Stud. zu poetologischen Bedingungen in der älteren dt. Lit. FS Hugo Kuhn. Hg. v. Ingeborg Glier u. a. Stuttgart , S. –, hier S. –. – H. Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. –, f., f. – Ulrich Seelbach: Späthö sche Lit. und ihre Rezeption im späten MA. Stud. zum Publikum des ‹Helmbrecht› von Wernher dem Gartenaere (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. – u. ö. – Koch (s. Ausg.). – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. MM Sigenot. – Heldendichtung des . Jh. aus dem Stoffkreis um Dietrich von Bern. Das im Bernerton geschriebene Gedicht aus dem Stoffkreis der aventiurehaften Dietrichepik ist in einer älteren Fassung ( Strophen, nur in S) und in einer jüngeren, erweiterten Bearbeitung (Strophenzahl schwankend, rund ) überliefert. Der Verfasser ist unbekannt. Die geographische Verteilung der Handschriften legt den schwäbischalemannischen Raum als Entstehungsraum nahe. Der in S dem → Eckenlied (S. –) unmittelbar vorausgehende Ältere S. erzählt, wie Dietrich im Wald den schlafenden Riesen Sigenot ndet und ihn weckt. Sigenot, der Dietrich am Helm erkennt, den jener Sigenots Verwandten Grine nach der Tötung genommen hat, will Grine rächen. Besänftigungsversuche Dietrichs sind erfolglos; er wird von Sigenot niedergeschlagen und in ein Verlies geworfen. Auf dem Weg nach Bern, um sich auch an Hildebrand zu rächen, begegnet der Riese diesem, besiegt auch ihn und schleppt ihn an seinem Bart zu Dietrichs Gefängnis. Hildebrand kann sich jedoch befreien, erschlägt Sigenot mit dem Schwert Dietrichs, das am Eingang der Höhle hängt, und befreit Dietrich mit Hilfe des Zwergenfürsten Eggerich, ehe er mit Dietrich nach Bern zurückkehrt. Der Jüngere S. erzählt detailreicher und enthält – vor allem im ersten Teil – zusätzliche Handlungsmomente. Der Begegnung Dietrich/Sigenot geht ein Gespräch zwischen Hildebrand und Dietrich voraus, in dem Dietrich erst von Sigenot erfährt. Trotz der Bedenken Hildebrands will er mit
. Hälfte . Jh. dem Riesen kämpfen. Unterwegs schenkt ihm der Zwerg Baldung, den er aus der Gewalt eines Waldmenschen befreit, einen Stein, der später den in eine Schlangenhöhle geworfenen Dietrich vor den Tieren schützt. Der Ältere S. ist vermutlich eine Kurzfassung eines unbekannten älteren Textes, auf den wahrscheinlich auch der Jüngere S. zurückgeht. Das Motiv der Gefangennahme des Helden durch einen Riesen und der Befreiung von einem seiner Gesellen ist bereits im altenglischen Waldere (um überliefert; vgl. auch → Virginal) zu nden. Wie die Drucktradition zeigt, wurde mit dem S. ein großes Publikumsinteresse bedient. In den er (?) Jahren des . Jh. ließ Graf Gottfried Werner von Zimmern (–) einen Freskenzyklus auf seiner Burg Wildenstein (bei Sigmaringen) anbringen. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , S. – (Perg., zweites Viertel . Jh., ostalemannisch) (S). – Straßburg, Seminarbibl., Heldenbuch (ohne Sign.), r–r (Pap., um , aus Straßburg; verbrannt; erhalten sind Abschriften des . Jh., darunter des S.: Tübingen, UB, Md ) (S). – Heidelberg, UB, Cpg (Pap., um , westschwäbisch; kolorierte Federzeichnungen aus der Henfflin-Werkstatt) (S). – Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. ° , r–v (Pap., . Jh.; Federprobe [?]) (S). – Berlin, SBB, mgq , r–r (Pap., , aus Ulm [?], schwäbisch) (S). – Dresden, LB, Mscr. M (Dresdner Heldenbuch), r–r (Pap., Schreiber: «kasper von der roen purdich von munerstat in francken» [Bl. v], [Bl. v], ostfränkisch) (S). – Prag, Nationalbibl., Cod. LXIX.D. Nr. (früher Arch. des ritterlichen Kreuzherrenordens, LXIX D ) Bll. und schmale Schnitzel (Pap., zweite Hälfte [?] . Jh., ostfränkisch; verschollen) (S). – Dinkelsbühl, Stadtarch., Cod. B (IV), r (Gültbüchlein; Pap.; eine Str. zwischen Gülteinträgen des Jahres ) (S). – Vgl. Heinzle , S. f. D: Der jüngere S. ist von ca. ([Augsburg: Johann Bämler, um /]) bis (Nürnberg: Michael und Johann Friedrich Endter, ) in mindestens Drucken überliefert. Vgl. Heinzle , S. –; Bodo Gotzkowsky: ‹Volksbücher›. Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der dt. Drucke. Tle.: Drucke des . und . Jh./Drucke des . Jh. (Bibliotheca bibliogra
. Hälfte . Jh. phica Aureliana /). Baden-Baden /, Tl. , S. –; Tl. , S. f. A: . Der ältere S.: Julius Zupitza: Dt. Heldenbuch. Tl. . Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (krit. Ausg.). – Abdruck der Hs.: Sepp von Eppishusen (i. e. Joseph von Laßberg): Ein schoen und kurzweilig Gedicht von einem Riesen genannt S. [...]. [Konstanz] . – Die Klage. Sammt S. und Eggenliet. Nach dem Abdruck der ältesten Hss. des Joseph von Lassberg. Mit Einleitung und Wb. hg. v. O[ttmar] F[riedrich] H[einrich] Schönhuth. Tübingen , . – Friedrich Heinrich von der Hagen: Heldenbuch. Altdt. Heldenlieder aus dem Sagenkreise Dietrichs von Bern und der Nibelungen [...]. Leipzig (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Faks.: Der ältere und der jüngere ‹S.›. Aus der Donaueschinger Hs. und dem Straßburger Druck von in Abb. hg. v. Joachim Heinzle (Litterae ). Göppingen . . Der jüngere S.: A. Clemens Schoener (Hg.): Der Jüngere S. Heidelberg (krit. Ausg.). – Die aventiurehafte Dietrichepik: Laurin und Walberan, der jüngere S., das Eckenlied, der Wunderer. Mhd. Text und nhd. Übersetzung von Christa Tuczay (GAG ). Göppingen , S. –. – Abdruck der Fassung des Dresdner Heldenbuchs (S): Friedrich Heinrich von der Hagen/Alois Primisser (Hg.): Der Helden Buch in der Ursprache. Bd. ,. Berlin . – Abdrucke und Faksimiles von Drucken: S: Karl Schorbach (Hg.): Dietrich von Bern (S.) (Seltene Drucke in Nachbildungen ). Leipzig ; S: Oskar Schade (Hg.): S. Hannover ; S: J. Heinzle (s. o); S: John A. Howard (Hg.): Dietrich von Bern (). Würzburg . – Fragmente: s. J. Heinzle: Mhd. Dietrichepik, S. –. N. Ü B: s. Siegfried Grosse/Ursula Rautenberg: Die Rezeption ma. dt. Dichtung. Eine Bibliogr. ihrer Übersetzungen und Bearb. seit der Mitte des . Jh. Tübingen , S. f. L: Christa Balzer/Red., KNLL () S. f. – Joachim Heinzle, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. u. ö; / () S. . – Kirsten Menke/Kurt Otto Seidel: Dietrichepik. In: KLL () S. –, hier S. . – J. Heinzle, Killy () S. . – Elias Steinmeyer: Das jüngere Gedicht vom Riesen S. In: Oskar Jänicke/E. Steinmeyer/Wilhelm
Sigenot Wilmanns: Altdt. Stud. Berlin , S. –. – Ernst Panzer: Zur Entstehungsgesch. und Verfasserfrage des S. und des Eckenliedes. Diss. Wien . – Hermann Schneider: Germ. Heldensage. Bd. (Grundriß der germ. Philologie /). Berlin (., durch einen Anh. erw., sonst unveränd. Au . ), S. f. – Wolfgang Mohr: Dietrich von Bern. In: ZfdA () S. –. – Irma Wenzel: Dietrich von Bern und seine Kämpfe mit dämonischen Wesen. Diss. Wien . – John L. Flood: The Early Printed Versions of ‹Der j. S.›. M. A. thesis Nottingham . – Josef Benzing: Eine unbekannte Ausg. des ‹S.› vom Ende des . Jh. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – J. L. Flood: Stud. zur Überl. des ‹J. S.› In: ZfdA () S. –. – J. Heinzle: Mhd. Dietrichepik. Unters. zur Tradierungsweise, Überlieferungskritik und Gattungsgesch. später Heldendichtung (MTU ). Zürich/München , Reg. – Manfred Zips: Dietrichs AventiureFahrten als Grenzbereich spätheroischer mhd. Heldendarstellung. In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinst. ). Bozen , S. –. – Gisela Kornrumpf: Strophik im Zeitalter der Prosa: Dt. Heldendichtung im ausgehenden MA. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit. Symposion Wolfenbüttel . Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –, Diskussionsbericht S. –. – Frieder Schanze: ‹Volksbuch›-Illustrationen in sekundärer Verwendung. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –. – Roswitha Wisniewski: Ma. Dietrichdichtung (Slg. Metzler ). Stuttgart . – J. L. Flood: Die Heldendichtung und ihre Leser in Tirol im späten . Jh. In: Geistliche und weltliche Epik des MA in Österreich. Hg. v. David McLintock u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Jens Haustein: Der Helden Buch. Zur Erforschung dt. Dietrichepik im . und frühen . Jh. (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Michael Curschmann/Burghart Wachinger: Der Berner und der Riese S. auf Wildenstein. In: PBB () S. – – Claudia Händl: Überlegungen zur Text-Bild-Relation in der ‹S.›-Überl. In: ‹Helle döne schöne›. Versammelte Arbeiten zur älteren und neueren dt. Lit. FS Wolfgang Walliczek. Hg. v. Horst Brunner (GAG ). Göppingen , S. –. – J. Heinzle:
Alpharts Tod Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. – u. ö. – C. Händl: Il rapporto fra testo e immagine nella tradizione eroica tedesca. I manoscritti e le edizioni a stampa dello J. S. In: Studi medievali Ser. , () S. –. – Peter Jörg Becker: Der Jüngere S. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – Anneliese Schmitt: S. (Herr Dietrich von Bern). In: ebd., S. f. – Timo Kröner/Henrike Lähnemann: Die Überl. des S. Bildkonzeptionen im Vergleich von Hs., Wandmalerei und Frühdrucken. In: JOWG () S. –. – Victor Millet: Germ. Heldendichtung im MA. Eine Einf. (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York . – Florian Kragl: Als Schrift verbucht. Von Möglichkeit und Unmöglichkeit des dt. heldischen Buchepos am Beispiel des Jüngeren S. In: Finden Gestalten Vermitteln. Schreibprozesse und ihre Brechungen in der ma. Überl. Freiburger Colloquium . Hg. v. Eckart Conrad Lutz (WolframStud. ). Berlin , S. –. – Björn Reich: Helden und ihre Bilder. Zum narrativen Bildgebungsverfahren in der Heldenepik am Beispiel von ‹S.› und ‹Eckenlied›. In: ZfdA () S. –. BJ Alpharts Tod. – Mhd. Kleinepos der historischen Dietrichepik, vermutlich Ende . Jh. oder später. Die anonyme, ohne Vorlage entstandene Heldendichtung ist nicht in Strophen, sondern in paargereimten, durch Reimpunkte abgesetzten Langzeilen unikal überliefert. Die zugrunde liegenden Strophenformen sind Nibelungenstrophen und zum Teil der Hildebrandston (zur metrischen Form vgl. Lienert/Meyer [s. Ausg.] S. f.). Eine Lokalisierung ist bisher nicht gelungen. Die Handlung von A. T., der wie → Dietrichs Flucht und → Rabenschlacht – in beiden Dichtungen wird Alphart erwähnt – zum Kreis der historischen Dietrichepik gehört, bezieht sich auf die Auseinandersetzungen zwischen Dietrich und dem römischen Kaiser Ermenrich. «Chronologisch ist ‹A. T.› am Anfang der Auseinandersetzungen mit Ermrich situiert, doch dem Geschehen in ‹Dietrichs Flucht› nicht vorgelagert, sondern alternativ» (Lienert , S. ). Trotz des fehlenden Anfangs und mehrerer Lücken (s. Überl.) ist die Handlung in ihrem Ablauf gut erkennbar.
. Hälfte . Jh. Ermenrich lässt Dietrich, den er aus Bern (Verona) vertreiben will, den Krieg erklären. Sein Bote Heime verp ichtet sich als dessen früherer Gefolgsmann Dietrich gegenüber, dass er und Witege nicht gegen ihn kämpfen würden. Gegen den Einspruch Dietrichs, Wolfharts, Hildebrands und seiner Braut Amelgard reitet Alphart aus, um die Warte gegen Ermenrichs Heer zu übernehmen. Hildebrand reitet ihm nach und versucht, ihn im Zweikampf (mit verdecktem Wappen) zu besiegen, um ihn so vom Wartritt abzuhalten. Doch den Kampf gewinnt Alphart, und Hildebrand kann sein Leben nur retten, indem er sich zu erkennen gibt. Der von Herzog Wol ng und seinem Gefolge von achtzig Rittern angegriffene Alphart (mit verdecktem Wappen) besiegt in Einzelkämpfen fast alle; nur acht Rittern gelingt die Flucht. Sie berichten Ermenrich von der Niederlage, der, als kein anderer es wagt, gegen Alphart zu ziehen, Witege dazu auffordert. Heime folgt ihm heimlich. Alphart schlägt nach hartem Kampf Witege vom Pferd, tötet ihn jedoch nicht. Dann tritt Heime vor, um Witege zu helfen. Nach einer Lücke in der Handschrift setzt der Text mit einem Gespräch der drei Ritter wieder ein. Als Alphart Heimes Vorschlag, den Kampf abzubrechen, ablehnt und Witege als Gefangenen beansprucht, wird er von Witege und Heime gemeinsam angegriffen. Alpharts Aufforderung zum Einzelkampf kommen die beiden zunächst nach, greifen ihn dann aber in Todesangst doch gemeinsam von verschiedenen Seiten an; Witege tötet Alphart. Nach einer großen Textlücke wird von Hildebrand und Nitger erzählt, die in Breisach Hilfe holen. Ein großes Heer zur Unterstützung Dietrichs wird versammelt (darunter Eckehart, Walther von Kerlingen, Hug von Dänemark und der Mönch Islan, Hildebrands Bruder), das Richtung Verona aufbricht. Unterwegs treffen sie auf ein feindliches Heer von Mann unter der Führung von Studenfuchs. Auf der Warte von einer Übermacht angegriffen, wird Hildebrand zunächst von seinen Begleitern unterstützt. Mit Hilfe der mit einem Hornsignal herbeigerufenen Verbündeten werden die Feinde vernichtend geschlagen. Bei der Ankunft vor Bern lässt Hildebrand Wappen und Abzeichen verdecken, so dass Dietrich glauben muss, Ermenrich lagere vor der Stadt. Wolfhart erkundet die Lage und stößt auf Hildebrand, der sich nach einer Scheinattacke jedoch rechtzeitig zu erkennen gibt. Wenige Tage später trifft Ermenrich mit seinem Herr vor Bern
. Hälfte . Jh. ein. Es kommt zur offenen Feldschlacht, in der Ermenrich besiegt wird. Er kann mit wenigen Gefolgsleuten iehen. W¨ahrend die ältere Forschung A. T. zum einen nur für ein «verdorbenes Heldenlied» (Zimmer, S. ) hielt, zum andern das Epos primär als Warnung vor jugendlichem Übermut sah, beschäftigt sich die neuere Forschung vor allem mit dem Thema des Aufrechterhaltens ritterlicher Normen sowie mit dem aus dem hö schen Roman stammenden Motiv der «Verhüllung der Identität», die «nicht auf den Erweis der Kampfkraft» eines Gegenübers zielt, sondern «im Gegenteil zur Darstellung der heroischen Vorbildlichkeit» dient (Mecklenburg , S. ). Der kompromisslose Alphart ist dem besonnen agierenden Hildebrand gegenübergestellt. Ü: Berlin, SBB, Mgf , (von ursprünglich ) Bll. (es fehlen , , –) (Pap., Hessen [?], wohl zweite Hälfte . Jh., vermutlich um –, rheinfränkisch); Bestandteil einer Sammelhs., zu der auch die Handschriften Hs. (Nibelungenlied n) und Hs. (→ Johann von Würzburg, Wilhelm von Österreich) der ULB Darmstadt gehören; alle drei Texte sind von einer Hand. Vgl. Lienert/Meyer und www.handschriftencensus.de. A: A. T. Nach der einzigen Hs. In: Heldenbuch. Altdt. Heldenlieder aus dem Sagenkreise Dietrichs von Bern und der Nibelungen. Hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Leipzig (Nachdr. Hildesheim/New York ) Bd. , S. XXVII–XXXI, –. – Ernst Martin (Hg.): A. T. Dietrichs Flucht. Rabenschlacht (Dt. Heldenbuch ). Berlin (Nachdr. [Dt. Neudrucke. Reihe Texte des MA] Dublin/Zürich , Berlin ; Mikro che-Ausg. Göttingen ) S. –. – Zimmer (s. Lit.) S. –. – Elisabeth Lienert/ Viola Meyer (Hg.): A. T., Dietrich und Wenezlan (Texte und Stud. zur mhd. Heldenepik ). Tübingen , S. –. Ü: Friedrich Heinrich von der Hagen: Der Helden Buch. Bd. . Berlin , Tl. , S. – (Mikro che-Ausg.: München u. a. – [Bibl. der dt. Lit.]). – Karl Simrock: Das Heldenbuch . Stuttgart , S. –. – A. T. Ein dt. Heldenlied. Neu bearb. v. Gotthold Klee. Gütersloh . L: Hellmut Rosenfeld, VL () Sp. –. – Rolf Eckart/Red., KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () –. –
Alpharts Tod Michael Mecklenburg, Killy () S. –. – Kirsten Menke/Kurt Otto Seidel: Dietrichepik. In: KLL () S. –, hier S. f. – Richard von Muth: Zur Kritik des Alphart. In: ZfdPh () S. –. – Friedrich Neumann: Unters. über A. T. (Str. –). In: Germania () S. –. – Rudolf Löhner: Beitr. zu A. T. (Programm des k. k. dt. Staats-Gymnasiums in Kremsier). Kremsier . – Emil Kettner: Unters. über A. T. (Beilage zum Programm des Gymnasiums und Realprogymnasiums zu Mühlhausen i. Thür.) Mühlhausen/Thür. . – Otto Luitpolt Karl Jiriczek: Die innere Gesch. des Alphartliedes. In: PBB () S. –. – Ernst Martin: Zur Kritik des Alphartliedes. In: ebd., S. –. – E. Kettner: Die Einheit des Alphartliedes. In: ZfdPh () S. –. – Ders.: Das Verhältnis des Alphartliedes zu den Gedichten von Wolfdietrich. In: ebd., S. –. – Richard Mansky: Unters. über A. T. Barmen . – Felix Piquet: Notes sur la légende de Dietrich et la mort d’Alphart. Le Havre . – Rudolf Knapp: Das Problem der Einheit von ‹A. T.›. Diss. Tübingen . – Heinz Vogelsang: Stud. zur Entwicklungsgesch. von A. T. Diss. Bern . – Elisabeth Maurer: Vollständiges Glossar zu ‹A. T.› mit einer Einleitung über die bisherige Behandlung des Gedichtes in der wissenschaftlichen Lit. Diss. Wien . – Uwe Zimmer: Stud. zu ‹A. T.› nebst einem verbesserten Abdruck der Hs. (GAG ). Göppingen (vgl. dazu: Joachim Heinzle, in: AfdA [] S. –). – Ruth H. Firestone: Generic Fluidity in ‹A. T.›, ‹Dietrichs Flucht›, and the ‹Rabenschlacht›. In: Genres in Medieval German Literature. Hg. v. Hubert Heinen/ Ingeborg Henderson (GAG ). Göppingen , S. –. – Tatsuo Terada: Alphart fällt zweimal. Zu einem Widerspruch im Buch von Bern [Japanisch mit dt. Zusammenfassung]. In: The Review of Liberal Arts () S. –. – HansJoachim Behr: Der Held und seine Krieger oder über die Schwierigkeiten, ein Gefolgsherr zu sein. Überlegungen zu ‹A. T.›. In: . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Die hist. Dietrichepik. Hg. v. Klaus Zatloukal (Philologica Germanica ). Wien , S. –. – Günter Zimmermann: Wo beginnt der Übermut? Zu ‹A. T.›. In: ebd., S. –. – R. H. Firestone: Aside from That, What’s Wrong with Alphart? In: Canon and Canon Transgression in Medieval German Literature. Hg. v. Albrecht Classen (GAG ). Göppingen , S. –. – R. H. Firestone: ‹A. T.› und ‹Nibelungenlied› n.
Laurin In: New Texts, Methodologies, and Interpretations in Medieval German Literature (Kalamazoo Papers –). Hg. v. Sibylle Jefferis (GAG ). Göppingen , S. –. – Joachim Heinzle: Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. –. – Sonja Kerth: Die hist. Dietrichepik als ‹späte Heldendichtung› In: ZfdA () S. –, hier bes. S. f., –. – T. Terada: Das ‹Kölner Dienstrecht› und ‹A. T.› [Japanisch mit dt. Zusammenfassung]. In: Nenpo. Jahresber. des Germanistischen Seminars der Hokkaido Univ. . Hokkaido , S. –. – Michael Mecklenburg: Parodie und Pathos. Heldensagenrezeption in der hist. Dietrichepik (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , bes. S. –. – Jan-Dirk Müller: Hö sche Kompromisse. Acht Kapitel zur hö schen Epik. Tübingen , S. – und Reg. – Elisabeth Lienert: Die ‹hist.› Dietrichepik. Unters. zu ‹Dietrichs Flucht›, ‹Rabenschlacht› und ‹A. T.› (Texte und Stud. zur mhd. Heldenepik ). Berlin/ New York . – Claudia Lauer: Die Fragwürdigkeit des Todes. Neue Überlegungen zu ‹A. T.›. In: Gott und Tod. Tod und Sterben in der hö schen Kultur des MA. Hg. v. Susanne Knaeble u. a. (Bayreuther Forum Transit ). Berlin/Münster , S. –. BJ Laurin (auch: Kleiner Rosengarten). – Heldendichtung, Ende . Jh. (?). Die Entstehung dieser Dichtung über Dietrich von Bern und den Zwergenkönig Laurin wird meist im späten . Jh. vermutet. Eine frühere Datierung ist mit Bezug auf → Albrecht von Kemenaten erwogen worden. In dessen Goldemar (um /) wird die Verbringung von Gefangenen Dietrichs nach Bern erwähnt. Dieser Vorgang ndet sich unter den sonstigen Dietrichepen allein im L. Sollte Albrecht den L. gekannt haben, müsste der Text bereits in den ersten Jahrzehnten des . Jh. entstanden sein. Der Verfasser des L. ist unbekannt. Die Forschung hat vereinzelt über einen in Venedig lebenden Deutschen als möglichen Autor spekuliert. Die Nennung → Heinrichs von Ofterdingen als Autor des L. im Straßburger Heldenbuch gilt heute als ktiv. Als Herkunftsregion des L. lässt sich der Südosten des dt. Sprachraums identizieren. Vielleicht entstand das Epos in Tirol, wo auch seine Handlung angesiedelt ist. Die umfangreiche Überlieferung des L. umfasst Handschriften vom späten . bis zum frühen
. Hälfte . Jh. . Jh. Als älteste Handschrift gilt L (Siglen s. Überlieferung). Hinzu kommen elf Drucke von bis . Die Forschung unterscheidet fünf Versionen des Textes, von denen vier in Reimpaarversen geschrieben sind. Die sog. ältere VulgatVersion (RPF ) mit Versen ndet sich in den Handschriften L bis L, L sowie L bis L. Die sog. jüngere Vulgat-Version (RPF ) des Straßburger Heldenbuchs (L) umfasst Verse. Die um die sog. Walberan-Fortsetzung erweiterte Version (RPF ) mit Versen ist in L und L überliefert. Nur fragmentarisch erhalten ist eine Version (RPF ) mit Versen in L. Die fünfte Version des L. ist zugleich die einzige bekannte strophische Version (SV) des Texts. Sie wurde im Dresdner Heldenbuch (L) aufgezeichnet und besteht aus Strophen in der Heunenweise. W¨ahrend RPF , und der gleichen Textfamilie zugeordnet werden, gehen RPF und SV jeweils auf eine andere Familie zurück. RPF und dürften noch aus dem . Jh. stammen. Dass RPF die Erstfassung des L. darstellen könnte, ist oft vermutet, aber nie bewiesen worden. SV wurde vielleicht speziell für das in Nürnberg entstandene Dresdner Heldenbuch geschrieben, in dem diese Version enthalten ist. Der unbekannte Autor schildert im ersten Teil des Werks die Auseinandersetzung zwischen dem Zwergenkönig Laurin und der Gruppe um Dietrich von Bern, im zweiten Teil die Befreiung von Dietleibs Schwester Künhild aus den Händen der Zwerge. Zu Beginn der Handlung erwähnt Hildebrand gegenüber Dietrich den im Wald von Tirol gelegenen Rosengarten Laurins als eine dem Helden noch unbekannte Herausforderung. Dietrich und Witege ziehen daraufhin zum Rosengarten, den sie mit ihren Füßen zertreten. Laurin erscheint, fordert Genugtuung und kämpft mit Witege, den er zuletzt besiegt. Nachdem Hildebrand, Dietleib und Wolfhart sich zu Dietrich gesellt haben, nimmt auch er den Kampf gegen Laurin auf. Hilfreiche Ratschläge Hildebrands ermöglichen es Dietrich, Laurins verzauberte Ausrüstung und schließlich den Zwergenkönig selbst zu überwinden. Als er Laurin töten will, gesteht der Zwergenkönig den Recken die Entführung Künhilds in seinen Berg. Er bittet Dietleib um Hilfe, der Dietrich nun von der Ermordung Laurins abzuhalten versucht. Ein daraus resultierender Streit der beiden Helden wird von den übrigen Anwesenden geschlichtet. Man versöhnt sich untereinander sowie mit Laurin. Im zweiten Teil der Dichtung werden
. Hälfte . Jh. die Helden von Laurin in seinen Berg eingeladen. Nach anfänglichem Zögern folgen sie der Einladung und erhalten einen prächtigen Empfang. Die entführte Künhild beteuert, von Laurin gut behandelt worden zu sein, will den König aber trotzdem verlassen, da er Heide sei. Der rachsüchtige Laurin betäubt die Helden mit einem Zaubertrank und inhaftiert sie im Berg. Dank Künhild gelingt ihnen jedoch der Ausbruch. Sie besiegen die Zwerge, nehmen Laurin gefangen und bringen ihn nach Bern. Die geschilderte Grundhandlung stimmt in RPF und SV weitgehend überein. RPF erweitert die Kernhandlung um die Vorgeschichte von Künhilds Entführung durch Laurin sowie die spätere Rückkehr Dietleibs und Künhilds in die Steiermark. In RPF wird Laurin am Ende getauft und bleibt als Freund Dietrichs in Bern. Die ebenfalls zu RPF gehörende Walberan-Fortsetzung erweitert die Handlung noch einmal deutlich: Walberan ist Oheim Laurins und Zwergenherrscher im Orient. In der Absicht, Laurin zu rächen, zieht er mit seinem Heer nach Bern. Als es zwischen Dietrich und Walberan zum Zweikampf kommt, greift Laurin schlichtend ein und versöhnt Zwerge und Menschen. Zuletzt veranstaltet Dietrich zu Ehren Walberans ein Turnier und ein Fest. Eine parodistische Wendung erhielt Laurin möglicherweise in RPF , was aber aufgrund der fragmentarischen Überlieferung nicht abschließend zu beurteilen ist. Dietrich beschließt die Fahrt zum Rosengarten in RPF während einer Fastnachtsfeier. Auch die Zusammensetzung der Heldengruppe unterscheidet sich in RPF von den übrigen Versionen: Auf ihrer Reise werden Dietrich und Witege darin von Dietleib, Wolfhart und Siegfried begleitet. Sie wollen Laurin wegen dessen «hachfart» töten. Die Wurzeln des L. wurden früher in einer ätiologischen Tiroler Sage vermutet, die das Alpenglühen der Dolomiten mit dem Leuchten von Laurins Rosengarten erklärt. Die Sage dürfte jedoch erst aus neuerer Zeit stammen, weshalb die Forschung von dieser These mittlerweile Abstand genommen hat. Deutlich sind hingegen die Bezüge des L. zur aventiurehaften Dietrichepik, deren Figuren und Stoffe den Text durchziehen. Beispiele sind etwa die Figur des Waffenmeisters Hildebrand oder Dietrichs Konfrontation mit sagenhaften Gestalten, hier den Zwergen. L. verwendet zwei klassische Erzählschemata der aventiurehaften Dietrichepik: Herausforderung und Befreiung. Im
Laurin ersten Schema wird Dietrich von einem Gegner herausgefordert oder fordert diesen selbst heraus; im zweiten Schema befreit er ein Mädchen aus den Fängen eines Schurken oder Ungetüms. Diese Schemata nden sich auch in den Dichtungen → Virginal, → Rosengarten zu Worms, → Eckenlied, Goldemar, → Sigenot und → Wunderer. L. gilt insgesamt als Beispiel für ein hybrides Heldenepos, das Elemente heroischer wie hö sch-romanhafter Traditionen aufweist. L. erfuhr im SpätMA Bearbeitungen in tschechischer und dänischer Sprache. Auch eine färöische Ballade ist bekannt. Südtiroler Wandgemälde des frühen . Jh. belegen eine künstlerische Rezeption des Epos. Nach einem ersten Fortleben des L. bis in die Frühe Neuzeit erfolgte dann im . Jh. die Popularisierung des Rosengartens als lokaler Mythos in Südtirol. Dieses Wiederau eben der ma. Sage spiegelt sich in literarischen Werken (z. B. Karl Felix Wolff) ebenso wider wie in örtlichen Namensbezeichnungen und Skulpturen (L.Brunnen in Bozen, ). Auch Musiker nahmen sich bis ins . Jh. hinein der Dichtung an (Luigi Canori, Eberhard Kummer). Ü: L: Kopenhagen, Arnamagnæanske Institut, Cod. AM .°, Bll. (Perg., erstes Viertel . Jh., bair.). – L: München, Arch. des Hist. Ver. im Stadtarch., Cahier I von ° Nr. , Doppelbl. (Perg., . Jh., bair.; Fragm., verschollen). – L: Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., Cod. (), v–r (Pap., Erfurt [?], zweite Hälfte . Jh., thüringisch). – L: Berlin, SBB, Mgo ,I, Doppelbll. (Perg., . Jh., mitteldt.; Fragm.). – L: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , ra–vb (Pap., um /, rheinfränkisch). – L: Basel, UB, cod. G II , Bll. (Pap., erste Hälfte . Jh., alemannisch). – L: Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, r–r (Pap., , rheinfränkisch). – L: Berlin, SBB, Mgo ,II und München, BSB, Cgm , r–v (Pap., zweites Viertel . Jh., ostschwäbisch; Liederbuch des Jakob → Kebicz, Fragm.). – L: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., Mitte . Jh., bair.). – L: Ebd., Cod. , r–r (Pap., , schlesisch-ostmitteldt.). – L: Dresden, LB, Mscr. M , r–v (Pap., , ostfränkisch). – L: Straßburg, Seminarbibl., Heldenbuch (ohne Sign.), r–r (Pap., um ; verbrannt). – L: Zeitz, Stiftsbibl., ° DHB Ms. chart. (früher Cod. LXXXIV), r–r (Pap., . Jh., ostthüringisch). – L: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol.
Laurin Ms. lat. oct. (früher Berlin, SBB, mlo ), v–v (Pap., Ende . Jh., bair.; sog. Preßburger Fragm.). – L: München, BSB, Cgm , r–v (Pap., Anfang . Jh.). – L: Wien, ÖNB, Cod. , r (Perg., Ende ./frühes . Jh., bair.). – L: Ebd., Hofbibl., Cod. Q (verschollen). – L: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgq , ra–vb (Pap., , obd./mitteldt., Fragm.). D: Elf Drucke des L. sind bekannt. Beispiele für frühe Drucke: Heldenbuch. [Straßburg: Johann Prüss, um ] (GW ; Online-Faks. ULB Darmstadt [o. J.]). – König Laurins Rosengarten. Straßburg: Mathis Hupfuff, (GW ). A: Der Helden Buch in der Ursprache. Bd. . Hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen/ Alois Primisser. Berlin , S. – (SV). – Karl Julius Schröer: Ein Bruchstück des Gedichtes ‹Luarin› oder ‹Der kleine Rosengarten›. In: . Jahresprogramm der Presburger Oberrealschule. Preßburg , S. – (RPF ). – Laurin. Aus der Hs. des Domcapitelarchivs zu Zeitz. Hg. v. Julius Zacher. In: ZfdA () S. – (RPF ). – Dt. Heldenbuch : Biterolf und Dietleib. Laurin und Walberan mit Benutzung der von Franz Roth gesammelten Abschriften und Vergleichungen. Hg. v. Karl Müllenhoff. Berlin (Neudr. Berlin/Zürich ) S. – (Separatdruck Halle/Saale ; Mikro che-Ausg. SUB Göttingen ; RPF ). – Laurin und der kleine Rosengarten. Hg. v. Georg Holz. Halle/Saale (RPF –; vgl. dazu: Johann Lambel, in: AfdA , , S. –). – Laurin. Hg. v. Karl Schorbach. Halle/Saale (Faks. des Straßburger Drucks von ; RPF ). – Wolfgang Jungandreas: Eine schlesische Hs. des L. In: FS Theodor Siebs. Hg. v. Walther Steller. Breslau , S. – (RPF ). – Zum dänischen und nd. Laurin. Hg. v. Torsten Dahlberg. Lund (nd. Ausg.; vgl. dazu: William Foerste, in: Nd. Mitt. , , S. –; Dahlbergs Antwort in: ebd. , , S. –). – Horst Brunner: Strukturprobleme der Epenmelodien. In: Dt. Heldenepik in Tirol. König Laurin und Dietrich von Bern in der Dichtung des MA. Hg. v. Egon Kühebacher. Bozen , S. – (Melodien; wieder in: Ders.: Annäherungen. Stud. zur dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit. Berlin , S. –). – Klaus Klein: Eine wiedergefundene Hs. mit ‹Laurin› und ‹Rosengarten› I. In: ZfdA () S. – (RPF ). – Das Dresdener Heldenbuch. Hg. v. Walter Ko er. Stuttgart , S. – (SV). – Laurin. Hg. v. Elisabeth
. Hälfte . Jh. Lienert u. a. Bde. Berlin u. a. (alle Fassungen). – Vgl. auch die Ausg. des Heldenbuchs. Ü: Deutschsprachige Erzähler des MA. Hg. v. Manfred Lemmer. Leipzig , S. –. – Christa Habiger-Tuczay: Die aventiurehafte Dietrichepik. Laurin und Walberan, Sigenot, Eckenlied, Wunderer (GAG ). Göppingen . – Laurin e Walberan. Introduzione, Traduzione dall’Alto Tedesco Medio e Commento. Hg. v. Chiara Benati. Pisa . L: Joachim Heinzle, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. . – Uta Smail, KNLL () S. f. – De Boor/ Newald / () S. –, f., – u. ö. – Norbert H. Ott/Ulrich Müller, Killy () S. –. – Oswald v. Zingerle: Die Verbreitung der Namen L. und Rosengarten in Tirol. In: Forschungen und Mitt. zur Gesch. Tirols und Vorarlbergs () S. –. – Albrecht Leitzmann: Kleinigkeiten zum dt. Heldenbuch. In: PBB () S. –. – Justus Lunzer: Rosengartenmotive. In: ebd., S. –. – Jan de Vries: Bemerkungen zur L.dichtung. In: PBB () S. –. – Alexander H. Krappe: L.s Rosengarten. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Stanislaw Sawicki: Zum dänischen L. In: Arkiv för Nordisk Filologi () S. –. – T. Dahlberg: Zwei unberücksichtigte mhd. L.-Versionen. Lund , S. –, –. – Anton Stuzka: Glossar zu L. Diss. Wien . – Hermann Menhardt: Die Nibelungenhs. c, der L. und die Historia Gothorum des Lazius. In: PBB (Tüb.) (/) S. –. – Paulus B. Wessels: König L., Quelle und Struktur. In: PBB (Halle) () S. –. – Ders.: Dietrichepik und Südtiroler Erzählsubstrat. In: ZfdPh () S. –. – John L. Flood: Das gedruckte Heldenbuch und die jüngere Überl. des L. D. In: ZfdPh () S. –. – Manfred Zips: König L. und sein Rosengarten. In: Tiroler Heimat () S. –. – Joachim Heinzle: Mhd. Dietrichepik. Unters. zur Tradierungsweise, Überlieferungskritik und Gattungsgesch. später Heldendichtung (MTU ). München . – Ders.: Überlieferungsgesch. als Literaturgesch. Zur Textentwicklung des L. In: Kühebacher (s. Ausg.) S. –. – Oskar Pausch: L. in Venedig. In: ebd., S. –. – Gert Rydl: König L. In: ebd., S. –. – Marina Cometta: Il L. e Il mondo dei racconti popolari. Mailand . – Gisela
. Hälfte . Jh. Kornrumpf: Strophik im Zeitalter der Prosa. Dt. Heldendichtung im ausgehenden MA. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit. Symposion Wolfenbüttel . Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann. Stuttgart , S. –. – Klaus Klein: Eine wiedergefundene Hs. mit L. und Rosengarten. In: ZfdA () S. –; () S. –. – M. Cometta: Il L. nella tradizione tedesca del XV e XVI secolo. In: Acme () H. , S. –. – George T. Gillespie: L. In: Geistliche und weltliche Epik des MA in Österr. (GAG ). Hg. v. David McLintock u. a. Göppingen , S. –. – Guntram A. Plangg: König L. und der Rosengarten. In: Stud. zur Stoff- und Motivgesch. der Volkserzählung. Hg. v. Leander Petzoldt u. a. Frankfurt/M. , S. –. – Ulrike Kindl: Die umstrittenen Rosen. L.s Rosengarten zwischen ma. Spielmannsepik und dt.-ladinischer Volkserzählung. In: ‹Ir sult sprechen willekommen›. Grenzenlose Mediävistik. FS Helmut Birkhan. Hg. v. C. Habiger-Tuczay u. a. Bern , S. –. – John L. Flood: L. In: Dämonen, Monster, Fabelwesen. Hg. v. U. Müller. St. Gallen , S. –. – J. Heinzle: Einf. in die mhd. Dietrichepik (de Gruyter Studienbuch). Berlin/New York , S. –. – Uta Störmer-Caysa: Kleine Riesen und große Zwerge? Ecke, L. und der literarische Diskurs über kurz oder lang. In: Aventiure. Märchenhafte Dietrichepik. . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. Klaus Zatloukal. Wien , S. –. – Bruno Mahlknecht: König L. und sein Rosengarten. Der Laurinsbrunnen in Bozen. In: Südtirol in Wort und Bild () H. , S. –. – Chiara Benati: La materia teodoriciana al di fuori dell’area tedesca. Il L. in Scandinavia. In: Quaderni di lingue e letterature straniere () S. –. – René Wetzel: Dietrich v. Bern im L. (A) als Pendler zwischen heroischer und arthurischer Welt. In: JOWG () S. –. – Hartmut Bleumer: Wert, Variation, Interferenz. Zum Erzählphänomen der strukturellen Offenheit am Beispiel des L. In: ebd., S. –. – André Bechtold: König L. auf Schloss Runkelstein? In: In frumento et vino opima. FS Thomas Zotz. Hg. v. Heinz Krieg/ Alfons Zettler. Ost ldern , S. –. – K. Klein: Zur Herkunft der Berliner L.-Fragm. In: ZfdA () S. f. – Uta Störmer-Caysa: Der Name des Unholds. Überlegungen zum ‹Wunderer› mit einem spekulativen Ausblick auf L. und ‹Rosengarten›. In: Retextualisierung in der ma.
Antelan (König Anteloy) Lit. Hg. v. Joachim Bumke/Ursula Peters. Berlin , S. –. – Ulrich Müller: Das ‹Blutige MA›. Wie entstehen Heldenbilder und wie werden sie vermittelt? Überlegungen am Beispiel des ‹Lieds von Rosemunda› und der Heldenepik in Südtirol. In: Bilder vom MA. Eine Berliner Ringvorlesung. Hg. v. Volker Mertens/Carmen Stange. Göttingen , S. –. – Björn-Michael Harms: Kleine Helden. Hö sche Zwerge und unhö sche Ritter in der Walberan-Version des L. In: Ruhm und Unsterblichkeit. Heldenepik im Kulturvergleich. Hg. v. Konrad Meisig. Wiesbaden , S. –. – Tanja-Isabel Habicht: Alberich und L. Zwerge in der mhd. Heldenepik, oder, die Gefahren der Kunst. In: Intertextuality, Reception, and Performance. Interpretations and Texts of Medieval German Literature (GAG ). Hg. v. Sybilla Bierhals Jefferis. Göppingen , S. –. – Lienert (s. Ausg.; Lit.). MM Antelan (König Anteloy). – Kleinepische Dichtung, Ende ./Anfang . Jh. (?). Der A. umfasst Strophen mit je zwei Langzeilen-Reimpaaren im ‹Hildebrandston›. Das Kleinepos, das im md. Raum entstanden sein könnte, schildert, wie der Zwergenkönig A. «auß schotten lant» am Artushof sowohl Parzival als auch dessen Gesellen Gawan und Galleman im ritterlichen Kampf besiegt. Die Einladung Parzivals, am Artushof zu bleiben, schlägt A. aus, um drei Herzoginnen, die ihn zum Artushof gesandt hätten, von seinem Sieg zu berichten. Descriptiones von Personen oder Gegenständen und der Dialog zwischen A. und Parzival bestimmen die Dichtung. Die eigentliche Kampfeshandlung wird in nur zwei Versen (Str. ) in knappster Form geschildert. Da der Name der Titel gur im unikalen Textzeugen im Reim als «Anthelan» und sonst als «Ant(h)eloy» erscheint, ist es naheliegend, den Helden des Kleinepos mit dem Zwergenkönig Anteloye aus dem Umfeld der Alexandersage gleichzusetzen (→ Alexander und Anteloye). Da das restliche Personal der Erzählung aus dem Artuskreis herrührt, ist der A. hinssichtlich seiner gattungspezischen Zuordenbarkeit indifferent und steht zwischen Helden- und Artusepik. In einem anonymen Meisterlied der → Kolmarer Liederhandschrift in → Regenbogens ‹Briefweise› wird ein «Antelon» genannt (RSM: Regb//;
Münchner Oswald Str. , V. ). Ob auch hier der Zwergenkönig gemeint sein könnte, ist nicht mit Sicherheit zu klären. Ü: Wien, ÖNB, Cod. (Lienhart Scheubels Heldenbuch [→ Heldenbuch], ‹Wiener Piaristenhs.›) r–v (Pap., um –, bair.-österr.); mit Illustration auf v: Lanzenkampf zwischen Parzival und A. im Vordergrund, die Zelte König Artus’ im Mittelgrund und die Begegnung Parzivals mit A. vor einem Berg im Hintergrund. Der A. umfasst – wie die anderen Stücke der Hs. – eine eigene, ursprünglich selbstständige Lage. Überschrift: «Das ist die ritterschafft kunig anteloy auß schotten lant und was ein czerck [...]». A: Wilhelm Scherer: A. In: ZfdA () S. –, hier S. – (Scherer scheidet fünf Strophen als spätere Interpolation aus). – Springeth/Müller (s. Lit.). – Harms (s. Lit.) S. – (mit Übersetzung). L: Manfred Günter Scholz, VL () Sp. f. – Scherer (s. Ausg.) S. –. – August Lüthjens: Der Zwerg in der dt. Heldendichtung des MA (Germanistische Abh. ). Breslau (Nachdr. Hildesheim ) S. . – Friedrich P ster: Alexander und Anteloie. In: GRM () S. –, hier S. f., . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. mit Anm. . – Xenia von Ertzdorff: Linhart Scheubels Heldenbuch. In: FS Siegfried Gutenbrunner. Hg. v. Oskar Bandle u. a. Heidelberg , S. –, hier S. (wieder in: Dies.: Spiel der Interpretation. Gesammelte Aufsätze zur Lit. des MA und der Frühen Neuzeit [GAG ]. Göppingen , S. –). – Alfred Ebenbauer: Antelan – Kurze Bemerkungen zu einem Zwergenkönig. In: Helden und Heldensage. FS Otto Gschwantler (Philologica Germanica ). Hg. v. Hermann Reichert/Günter Zimmermann. Wien , S. –. – J. Norris Lacey/Geoffrey Ashe: The New Arthurian Encyclopedia (Garland Reference Library of the Humanities ). New York , S. . – Margarethe Springeth/Ulrich Müller: Das Erzähl-Lied von König Anteloy/A. aus der Wiener PiaristenHs. (‹Lienhart Scheubels Heldenbuch›). Transkription und Erläuterungen. In: ‹Ik lerde kunst dor lust›. Ältere Sprache und Lit. in Forschung und Lehre. FS Christa Baufeld (Rostocker Beitr. zur Sprachwiss. ). Hg. v. Irmtraud Rösler. Rostock
. Hälfte . Jh. , S. – (wieder in: U. Müller: Gesammelte Schr. zur Literaturwiss. Bd. : Lyrik II, Epik, Autobiogr. des MA. Hg. v. M. Springeth [GAG ,]. Göppingen , S. –). – Harald Haferland: Mündlichkeit, Gedächtnis und Medialität. Heldendichtung im dt. MA. Göttingen , bes. S. –. – Björn-Michael Harms: Der Artushof dankt ab. Heldenepisches Erzählen im ‹A.›. Mit einer Edition und Übersetzung. In: Freiburger Universitätsbll. () S. –. VZ Münchner Oswald. – Legendenepos, Datierung umstritten: zweite Hälfte . Jh., . Jh. oder um . Der M. O. ist der herausragende und wirkungsmächtigste Vertreter einer dt. Erzähltradition, welche die Vita des northumbrischen Missions- und Märtyrerkönigs → Oswald in Analogie zum Brautwerbungsschema umformt. Ausgangspunkt dieser Tradition dürfte ein nicht erhaltenes und daher nur philologisch erschlossenes Kurzepos gewesen sein, dessen Entstehung um in Regensburg angesetzt wird. Neben dem M. O. stellt der → Wiener O. eine weitere verwandte Versbearbeitung dar, während der → Linzer O. sich sowohl durch eine abweichende Schwerpunktsetzung als auch durch seine inhaltliche Nähe zu → Beda Venerabilis von diesen beiden absetzt. Beda hat in seiner Historia ecclesiastica gentis Anglorum erstmals von O. berichtet. Für die Entstehung des M. O. ist der Regensburger Raum wahrscheinlich, der Zeitpunkt ist indes umstritten. Sicher ist, dass dieser weit vor der Überlieferung liegt, die erst im . Jh. einsetzt. In diese Diskussion spielt auch die Frage herein, ob dem M. O. oder dem Wiener O. die zeitliche Priorität zukommt. Der anonyme Verfasser des M. O. nivelliert die Charakteristika der kirchlichen Legende und bietet eine aventiurehafte Brautwerbungserzählung. Allerdings bleibt Gott als Initiator der einzelnen Handlungsabschnitte die entscheidende Instanz. Es wird erzählt, wie O. «von Engellant» durch Heirat die Erbfolge sichern will. Ihm wird von Paug (Pamige) berichtet, der Tochter des heidnischen Königs Aron, die heimlich zum Christentum konvertiert ist. Eine offene Werbung um Paug ist nicht möglich, da Aron seine Tochter selbst zu heiraten gedenkt und alle Freier töten lässt. Es folgen die typischen Handlungselemente Botenwerbung und einverständliche Entführung der Braut. Der Bote hier ist ein von Gott mit Sprache und goldenem Ge eder gesegneter Rabe, der auf dem Hin
. Hälfte . Jh. und Rück ug gefährliche Abenteuer durchlebt. Der Vogel überbringt Paugs Zusage und O. bricht mit einem gewaltigen Christenheer zur Brautholung auf. Erst nach über einem Jahr gelingt die Entführung, während die Heiden durch die Jagd auf einen vergoldeten Hirschen abgelenkt sind. Im Zuge der Verfolgung der Entführer durch Arons Heer kommt es zu einer Schlacht, bei der alle Heiden getötet werden. Durch ein Wunder werden die Toten wieder erweckt, von O. getauft, um auf eigenen Wunsch wieder zu sterben. Auch Aron lässt sich taufen. Die bis zu diesem Punkt konventionelle – wenn auch deutlich christlich eingefärbte – Brautwerbungssgeschichte erfährt nun eine überraschende Wendung: Zurück in England stellt Christus selbst in der Gestalt eines Bettlers O.s «milte» und seine «triuwe» zu Gott auf die Probe und verlangt ihm sogar Paug ab. Nur um den Preis der ehelichen Enthaltsamkeit erhält O. seine Braut und die Herrschaft über sein Land zurück. Nach zwei Jahren keuscher Eheführung verstirbt das Paar und geht ins Paradies ein. Dieser Schluss des Epos – der sich weder bei Beda noch in anderen O-Legenden vor dem M. O. ndet – bricht bewusst mit dem vorher gewählten narrativen Schema der Brautwerbung und lässt die Erzählung wie eine beispielhaft gottgefällige Heiligenvita enden. Relativiert wird dieser hagiographischen Verweis wiederum durch komische Elemente, vor allem bei den Auftritten des Raben oder auch im späteren Erzählverlauf, wenn die Eheleute zur Eindämmung sexueller Gelüste in einen Bottich kalten Wassers springen. Zudem lässt der Autor dezidierte Stilmerkmale, Motive und Handlungselemente ein ießen, die auf die sog. «Spielmannsepik» verweisen; Verwandschaft besteht vor allem zum → Herzog Ernst, → König Rother, → Orendel und zu → Salman und Morolf. Auch die → Kudrun und der → Ortnit zeigen thematische Parallelen. Der M. O. stellt sich somit als gattungsspezi sch ambivalentes Epos dar. Formal lässt sich der M. O. nicht hinreichend sicher bewerten, da der Text in seinen jeweils überlieferten Zuständen signi kante Anzeichen spätma. Umgestaltung aufweist. Der sprachliche Ausdruck wirkt formelhaft, die paargereimten Vierheber haben nur eine beschränkte Anzahl wenig origineller Reime und der Rhythmus sowie das Versmaß sind mitunter gestört. Ein Nachleben hat der M. O. zunächst in spätma. Prosabearbeitungen der Legende gehabt, die
Münchner Oswald im Wesentlichen auf dessen Darstellung der O.Vita beruhen (→ Oswald [Prosafassungen]). Über die im SpätMA bevorzugte Prosa wurde der M. O. auch vom literaten Bürgertum rezipiert. Abzugrenzen ist die Reutiner Prosau ösung (s. Überlieferung), die eine rein mechanische Prosaumsetzung ohne inhaltlichen Gestaltungswillen des Bearbeiters ist und vermutlich für den klösterlichen Gebrauch bestimmt war. Auf die Exempelliteratur hat die Schlusspartie des M. O. gewirkt. So verweisen → Heinrich der Teichner und Rulman → Merswin auf das beispielhafte Eheleben O.s. In den bildlichen O.-Darstellungen gibt es neben denjenigen, die sich auf Beda und die offizielle Legende beziehen, auch solche, die direkt Inhalte des M. O. umzusetzen scheinen (erstmals [um ?] am Freiburger Dom und der Burgkapelle Hocheppan, Südtirol). Ü: Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Pap., erste Hälfte . Jh., mittel-/südbair.). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , v–v (Pap., zweites Viertel . Jh., schwäbisch-alemannisch/mitteldt./bair. [aus Stams?]); Überschr.: «Hie hebt sich die hystorij an von sand Oswalt wie er erwarbe Chünigs Aronis tochter üwer mer Alleluia». – München, BSB, Cgm , Bll. (Pap., zweites Viertel . Jh., mittelbair.); Titel: «Liber sancti Oswaldi». – New York, The Pierpont Morgan Library, MS B. (vormals Privatbesitz Curt F. Bühler, New York; davor Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, ohne Sign.) Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh., obd.); vgl. zur Hss., die noch bis vor kurzem als verschollen galt: John H. Plummer u. a.: The Curt F. Bühler Bequest. In: Medieval and Renaissance Manuscripts. In: Twenty-First Report to the Fellows of the Pierpont Morgan Library –. Hg. v. Charles Ryskamp. New York , S. – mit Tf. –, hier S. und www.handschriftencensus.de/ (Mitt. Gisela Kornrumpf, August ). – Schaffhausen, Stadtbibl., Cod. Gen. , r–v (Pap., , alemannisch-schwäbisch); Titel: «Sant Oschwald in Enegellant». – Fragm. (Textprobe): München, BSB, Cgm , v (Pap., bair., um ). – Prosau ösung: Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. ° , v–r (Pap., /, schwäbisch [aus Reutin bei Wildberg]). A: Ludwig Ettmüller: Sant Oswaldes Leben. Ein gedicht aus dem . Jh. Zürich (nach Schaffhausen). – Georg Baesecke: Der M.
Münchner Oswald O. Text und Abh. (Germanistische Abh. ). Breslau . – Michael Curschmann. Der M. O. Mit einem Anh.: Die ostschwäbische Prosabearb. des . Jh. (ATB ). Tübingen . – Walter Johannes Schröder: Spielmannsepen. Bd. : Sankt O., Orendel, Salman und Morolf. Texte, Nacherzählungen, Anmerkungen und Worterklärungen. Darmstadt , S. – (nach Baesecke). – Prosaau ösung: Ignaz V. Zingerle: Eine prosaische Bearbeitung der Oswaldlegende. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. – (Auszüge). – Anton P. Edzardi: Die Stuttgarter Oswaltprosa. In: Germania () S. – (Tl. ); () S. – (Tl. ). Ü (Prosaparaphrase): Dt. Spielmannsdichtung des MA. Nacherzählt und hg. v. Gretel und Wolfgang Hecht. Frankfurt/M. , S. –. L: András Vizkelety, LCI () Sp. f. – De Boor/Newald () S. –; / () S. f. – M. Curschmann, VL () Sp. –. – Claudia Händl, Killy () S. –, bes. S. . – I. V. Zingerle: Die Innsbrucker Hs. der O.-Legende. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –, –. – Ders.: Über zwei tirolische Hss. Tl. : Sant O. In: ZFdPh () S. –. – A. Berger: Die O.-Legende in der dt. Lit., ihre Entwicklung und ihre Verbreitung. In: PBB () S. –, bes. S. –. – Baesecke (s. Ausg.) S. –. – Heinrich Wilhelm Keim: Das Spielmannsepos vom hl. O. (Diss. Bonn) Düsseldorf . – Klaus Fuss: Der frühgotische Roman. Stud. zur Geistesgesch. des ausgehenden . Jh. Diss. Königsberg , passim. – Josef Dünninger: St. O. und Regensburg. Zur Datierung des ‹M. O.› In: Gedächtnisschr. Adalbert Hämel. Hg. vom Romanischen Seminar der Univ. Erlangen. Würzburg , S. –. – M. Curschmann: Der M. O. und die dt. spielmännische Epik. Mit einem Exkurs zur Kultgesch. und Dichtungstradition (MTU ). München . – W. J. Schröder: Spielmannsepik. Stuttgart , S. – u. ö. – M. Curschmann: ‹Spielmannsepik› Wege und Ergebnisse der Forschung von –. Mit Erg. und Nachträgen bis . Stuttgart . – Rolf Bräuer: Das Problem des Spielmännischen aus der Sicht der St.O.-Überl. (Veröff. des Inst. für Dt. Sprache und Lit. ). Berlin . – Ders.: Literatursoziologie und epische Struktur der dt. ‹Spielmanns›- und Heldendichtung. Zur Frage der Verfasser, des Publi
. Hälfte . Jh. kums und der typologischen Struktur des Nibelungenliedes, der Kudrun, des Ortnit-Wolfdietrich, des Buches von Bern, des Herzog Ernst, des König Rother, des Orendel, des Salman und Morolf, des St.-O.-Epos, des Dukus Horant und der Tristan-Dichtungen (Veröff. des Inst. für Dt. Sprache und Lit. ). Berlin . – Johannes Egberts: Das Schema der Botensendung, Botenfahrt, Fahrt, Reckenfahrt und Heerfahrt in der Kaiserchron. und in den Epen König Rother, Rolandslied, M. O., Salman und Morolf, Orendel, Kudrun, Wolfdietrich A, B, D. Diss. München . – Gudrun Wahlbrink: Unters. zur ‹Spielmannsepik› und zum dt. Rolandslied unter dem Aspekt mündlicher Kompositions- und Vortragstechnik. Diss. Bochum . – Walter Haug: Struktur und Gesch. Ein literarturgeschichtiches Experiment an ma. Texten. In: GRM NF () S. – (wieder in: Ders.: Strukturen als Schlüssel zur Welt. Kleine Schr. zur Erzähllit. des MA. Tübingen , S. –). – Nikolaus Miller: Brautwerbung und Heiligkeit. Die Kohärenz des M. O. In: DVjs () S. –. – A. Vizkelety: Eine wiedergefundene Hs. des sog. Spielmannsepos ‹St. O.›. In: FS Karl Mollay (Budapester Beitr. zur Germanistik ). Budapest , S. –. – Karl-Heinz Göller/Jean Ritzke-Rutherford: St. O. in Regensburg. A Reconsideration. In: A cross-cultural miscellany presented to Tom Fletcher (Bavarica-Anglica /Forum Anglicum ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – W. Haug Das Kosmische und das Heilige. Zur Komik in der religiösen Lit. des MA. In: Wolfram-Stud. () S. –. – Maria Dobozy: The structure of the crusade epic and the function of the king. In: Neophilologus () S. –. – Achim Masser/Max Siller: Der Kult des hl. O. in Tirol und die ‹Hirschjagd› der Burgkapelle von Hocheppan. In: Der Schlern () S. –. – M. Dobozy: Full circle. Kingship in the German epic: Alexanderlied, Rolandslied, ‹Spielmannsepen› (GAG ). Göppingen . – Siegfried Hofmann: Das Oswaldlied und Ingolstadt. Ingolstädter Thesen zum ‹M. O.›. In: Sammelbl. des Hist. Ver. Ingolstadt () S. –; () S. –. – M. Dobozy: Sumptuary laws and the reception of the M. O. in the city. In: Medieval German Literature. Proceedings from the rd International Congress on Medieval Studies. Hg. v. Albrecht Classen (GAG ). Göppingen , S. –. – Claudia Bornholdt: Engaging moments. The origins of medieval bridal-quest narrative (Erg.-Bde. zum RGA ). Berlin/New York
. Hälfte . Jh. , passim. – Rabea Bockwyt: Der Rabe im M. O. In: Florilegium. Bochumer Arbeiten zur ma. und frühneuzeitlichen Gesch. Hg. v. Hiram Kümper/Michaela Pastors (Schr. des Studentischen Arbeitskreises MA der Ruhr-Univ. Bochum ). Eitorf , S. –. – C. Händl: S. Osvaldo protagonista della poesia giullaresca. Le rielaborazioni della leggenda del santo in testi tedeschi tardomedievali. In: Testi agiogra ci e omiletici del medioevo germanico. Hg. v. Adele Cipolla/Mose Nicoli (Medioevo Studi ). Verona , S. –. – Eva Parra Membrives: Orientalische Prinzessinnen in der ma. Spielmannsepik. Zum funktionalen Wandel des traditionellen Frauenbildes im ‹M. O.›. In: Wege über Grenzen – Perspektiven der Germanistik. Hg. v. Aleya Ezzat Ayad (Kairoer Germanistische Stud. ,). Kairo , S.–. – Florian Kragl: Wer hat den Hirsch zum Köder gemacht? Der ‹M. O.› spiritualiter gelesen. In: ABäG () S. –. – Stefan Seeber: Sanctity and Comedy in the ‹Munich Saint O.›. In: Intertextuality, reception, and performance. Interpretations and texts of medieval German literature. Hg. v. Sibylla Anna Bierhals-Jefferis (GAG ). Göppingen , S. –. VZ Linzer Oswald («Sant Oswald von Norwegen»). – Fragment eines Legendenepos, um (?). Nur knapp Reimpaarverse sind von der legendarischen Dichtung überkommen, deren Protagonist ganz offensichtlich mit dem northumbrischen Märtyrerkönig → Oswald zu identi zieren ist – auch wenn der Held im Text als O. von Norwegen bezeichnet wird (der gleiche Herkunftsname ndet sich auch im → Buch der Märtyrer). Die Vita O.s wurde in der Historia ecclesiastica gentis Anglorum des → Beda Venerabilis erstmals literarisch xiert und Beda bleibt eine wichtige Quelle aller weiteren Bearbeitungen. Das Linzer Fragment bietet Schlachtszenen, die mit der O.-Legende harmonieren (Schlacht auf dem Maserfelth). Zudem treten im Fragment weitere Personen auf, die schon Beda nennt, wie z. B. Caedwalla und Penda von Mercia (hier: «Benda von Britanien»), die Kontrahenten O.s. Der Umfang der Schlachtdarstellung in den L. O.-Fragmenten legt die Vermutung nahe, dass das ursprüngliche Epos einen Schwerpunkt auf den kriegerischen Aspekt der Vita O.s gelegt hat. Hierin liegt der Hauptunterschied zu den anderen dt. Bearbeitungen (→ Münchner O., → Wiener
Linzer Oswald O., → O. [Prosafassungen]), die Stilmerkmale der «Spielmannsepik» in die Legendendarstellung einießen lassen. Auch steht der L. O. Beda viel näher als die anderen dt. O.-Fassungen. Die direkte Quelle könnte ein Legendar gewesen sein, womöglich in lat. Prosa oder aber bereits ein dt. Verslegendar nach Art des Buches der Märtyrer. Ferner lässt sich eine stilistischer Ein uss der Chanson de geste ausmachen, doch bietet der L. O. hinsichtlich seiner Personalaufbietung etwas gleichermaßen Neues wie Originelles: Der Kernbestand der Figuren, die in der ursprünglichen Legende auftreten, wird erweitert um Charaktere aus der ktiven Karls- und Artusepik, die als Gegner O.s auftreten. Demgegenüber erscheinen im von O. angeführten Christenheer historisch belegte Persönlichkeiten wie Landgraf Hermann von Thüringen und Graf Wilhelm von Holland. Für das Gros der Namen lässt sich indes keine valide historische Entsprechung nden. Der Entstehungskontext des L. O. bleibt damit genauso unklar wie dessen Gebrauchsfunktion. Ü: Linz, Landesarch., Buchdeckelfunde Sch. , II/d, Perg.-Doppelbl. (erste Hälfte . Jh., mittelbair.). A: Michael Curschmann: ‹Sant O. v. Norwegen›. Ein Fragm. eines Legendenepos. In: ZfdA () S. –. L: M. Curschmann, VL () Sp. f. – Claudia Händl, Killy () S. –, bes. S. . – Dies.: S. Osvaldo protagonista della poesia giullaresca. Le rielaborazioni della leggenda del santo in testi tedeschi tardomedievali. In: Testi agiogra ci e omiletici del medioevo germanico. Hg. v. Adele Cipolla/Mose Nicoli (Medioevo Studi ). Verona , S. –. VZ Dukus Horant. – Brautwerbungsepos, um . Das Werk ist nur als Fragment in einer Handschrift von erhalten. Der Codex wurde in der Genisa der Esra-Synagoge in Fostat/Kairo entdeckt. Die ursprüngliche Herkunft der Handschrift ist jedoch unbekannt. Der Schreiber bezeichnet sich selbst als Awroham. Der Text des D. H. umfasst je nach Ausgabe rund Verse (etwa Strophen) und ist in hebräischer Kursive abgefasst. Sprachlich könnte es sich um frühes Jiddisch handeln. Sprachlich Merkmale verweisen auch auf den mitteldt. Raum. Der D. H. wird gewöhnlich auf die Zeit um datiert. H. ist ein dänischer Herzog und für seinen bezaubernden Gesang bekannt. Er soll den jungen dt.
Dukus Horant König Etene bei dessen Suche nach einer Braut unterstützen. Nach intensiver Beratung wird die griechische Prinzessin Hilde als Braut ausgewählt. Allerdings ist Hildes Vater Hagen dafür bekannt, alle Freier seiner Tochter abzuweisen. H. reist mit den Riesen Asprian, Witold und Wate nach Griechenland. Dort behaupten sie, von Etene vertrieben worden zu sein, und wohnen im prächtigen Palast eines reichen Kaufmanns. Zu P ngsten nimmt H. während des Kirchgangs zu Hilde Kontakt auf. Mit Hilfe seines Gesangs überredet er sie zu einem Treffen im Haus des Kaufmanns. Dort trägt H. ihr Etenes Werbung vor und erlangt Hildes Zustimmung zur Heirat. Vorher soll sie aus der Obhut ihres Vaters entführt werden. Der erhaltene Text bricht hier ab, doch kann der weitere Verlauf der Handlung aus dem korrespondierenden Erzählschema der → Kudrun abgeleitet werden. Dort wird Hilde von den Brautwerbern entführt und daraufhin von ihrem Vater verfolgt. D. H. verwendet eine individuelle Strophenform aus jeweils vier Zeilen mit zwei Lang- und Kurzversen in Reimpaaren. Insgesamt ist der Strophenbau einem auch in der Heldenepik gebrauchten Typus verwandt. Die Forschung hat insbesondere auf Ähnlichkeiten zur in der → Rabenschlacht gebrauchten Strophenform hingewiesen. Zahlreiche Formeln und Wiederholungen im D. H. könnten auf orale Ursprünge des Werks verweisen: Möglicherweise war der Text ursprünglich zur mündlichen Rezitation vorgesehen und wurde erst für die Aufzeichnung in der Handschrift einer Literarisierung unterworfen. Inhaltlich weist D. H. viele Bezüge zur Kudrun-Sage auf, sowohl in den Grundzügen der Handlung (gefährliche Brautwerbung, Botenfahrt, listenreiches Gewinnen der Braut) wie in den Figuren (Etene, Hilde u. a.). Figuren und Motive des D. H. verweisen außerdem auf → König Rother, → Oswald, → Orendel sowie → Salman und Morolf. Der unbekannte Verfasser zitiert auch aus hö schen Epen wie dem Lanzelet → Ulrichs von Zatzikhoven und dem Iwein → Hartmanns von Aue. Stilistisch wird D. H. oft in die Nähe der Spielmanns- und späten Heldenepik gerückt. Ü: Cambridge, UB, T.-S..K., r–v (Pap., , jiddisch). A: The Oldest Known Literary Documents of Yiddish Literature (c. ) . Hg. v. Lajb Fuks. Leiden , S. – (vgl. dazu: Leonard Forster, German Life and Letters [] S. –). – D. H. Hg. v. Peter F. Ganz u. a.
. Hälfte . Jh. Tübingen (vgl. dazu: Ursula Rauh, Euph. [] S. –). – Early Yiddish Texts –. Hg. v. Jerold C. Frakes. Oxford . L: Manfred Caliebe, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. f. – Rolf Eckart/Walther Röll, KNLL () S. . – De Boor/Newald / () S. f., . – Norbert H. Ott/Red., Killy () S. f. – Siegfried Colditz: Stud. zum hebräischmhd. Fragm. vom ‹Ducus H.›. (C. ). Diss. Leipzig . – Josef Weissberg: Das Konsonantensystem des D. H. und der übrigen Texte des Cambridger Manuskripts T.-S. K. verglichen mit dem Mhd. In: Zs. für Mundartforschung () S. –. – Werner Schwarz: Die weltliche Volkslit. der Juden. In: Judentum im MA. Beitr. zum christlich-jüdischen Gespräch. Hg. v. Willehad P. Eckert/Paul Wilpert. Berlin , S. – (wieder in: W. Schwarz: Beitr. zur ma. Lit. Hg. v. P. F. Ganz/Timothy McFarland. Amsterdam , S. –). – Walter Röll/Christoph Gerhardt: Zur literarhist. Einordnung des sog. D. H. In: DVjs () S. –. – Michael Curschmann: Spielmannsepik. Wege und Ergebnisse der Forschung von – mit Erg. und Nachträgen bis (Überl. und mündliche Kompositionsform). Stuttgart , S. S. –, f. u. ö. – Rolf Bräuer: Literatursoziologie und epische Struktur der dt. Spielmanns- und Heldendichtung. Zur Frage der Verf., des Publikums und der typologischen Struktur des Nibelungenliedes, der ‹Kudrun›, des ‹Ortnit-Wolfdietrich›, des ‹Buches von Bern›, des ‹Herzog Ernst›, des ‹König Rother›, des ‹Orendel›, des ‹Salman und Morolf›, des St.-Oswald-Epos, des D. H. und der Tristan-Dichtungen. Berlin . – M. Caliebe: D. H. Stud. zu seiner literarischen Tradition. Berlin . – Kristina Brazaitis: Die ‹Hildeerzählung› in der Thidrekssaga sowie im D. H. und in der Erzählung von Arrighetto und Lena des Giovanni Fiorentino. Ein Beitr. zur näheren Bestimmung der literarischen und sagengeschichtlichen Tradition. Frankfurt/M. u. a. . – Friedrich Mader: Die D. H.-Forschung. Ber. und Kritik. Osnabrück . – Winder McConnell: Ritual and Literary Tradition. The Brobdingnagian Element in D. H. In: Mediaevalia () S. –. – Karl Stackmann: D. H. Der Erstling jüdisch-dt. Literatursymbiose. In: Juden in der dt. Lit. Ein dt.-israelisches Symposion. Hg. v. Stéphane Moses/Albrecht Schöne. Frankfurt/M. , S. – (wieder in: K. Stackmann: Kleine Schr. . Hg. v.
. Hälfte . Jh. Jens Haustein. Göttingen , S. –). – Gabriele L. Strauch: Wer gab den Ring? Ein textkrit. Beitr. zum D. H. In: Semper idem et novus. FS Frank Banta. Hg. v. Francis G. Gentry (GAG ). Göppingen , S. –. – J. C. Frakes: The Politics of Interpretation. Alterity and Ideology in Old Yiddish Studies. New York , passim. – G. L. Strauch: D. H. Wanderer zwischen zwei Welten. Amsterdam u. a. . – Dies.: Text and Context in the Reading of Medieval Literature. A Case in Point: D. H. In: Exemplaria () S. –. – Stephan Müller: Minnesang im Himmelreich? Über Örtlichkeiten literarischer Kommunikation an den Grenzen des Hö schen beim Kürenberger, in der ‹Kudrun›, im D. H. und im ‹himelrîche›. In: Literarische Kommunikation und soziale Interaktion. Stud. zur Institutionalität ma. Lit. Hg. v. Beate Kellner u. a. Frankfurt/M. , S. –. – Manfred Kern: Verwilderte Heldenepik in hebräischen Lettern. Literarischer Horizont und kultureller Austausch im D. H. In: Mhd. Heldendichtung außerhalb des Nibelungen- und Dietrichkreises (‹Kudrun›, ‹Ortnit›, ‹Waltharius›, ‹Wolfdietriche›). . Pöchlarner Heldenliedgespräch. Hg. v. Klaus Zatloukal. Wien , S. –. – Fritz P. Knapp: D. H. und die dt. subliterarische Epik des . und . Jh. In: Aschkenas () S. –. – Joseph M. Sullivan: The Merchant’s Residence and Garden as ‹locus amoenus› in the Yiddish D. H. In: Courtly Arts and the Art of Courtliness. Hg. v. Keith Busby. Cambridge , S. –. – Wulf-Otto Dreessen: ‹Das was durch eine list getan›. Zur Variante der ‹gefährlichen Brautwerbung› im D. H. In: ZfdPh () S. –. – Tina Boyer: ‹König Rother› and D. H. Germanic Giants in Exotic Realms. In: ‹Er ist ein wol gevriunder man›. FS Ernst S. Dick. Hg. v. Karen McConnell und W. McConnell. Hildesheim u. a. , S. –. MM Schrätel und Wasserbär (Kobold und Eisbär). – Anonyme mhd. Reimpaarerzählung ( Verse), Ende . Jh. Der singulär in der Heidelberger Kleinepikhandschrift Cpg (um ) überlieferten Erzählung liegt ein nordischer Erzählstoff zugrunde. Der Vorspann von S. u. W. mag den Islandsagas (z. B. Auðunar þáttr vest rzka) folgen, in denen der Isländer Audun auf seiner Grönlandreise sein Hab und Gut gegen einen Eisbären tauschte und dem dänischen König Sveinn Ulsson schenkte, nachdem er
Schrätel und Wasserbär sich in Norwegen bewährt hatte. Eine Zuweisung von S. u. W. an → Heinrich von Freiberg hat sich als nicht stichhaltig erwiesen. Das «houeliche mere» (V. ) beginnt mit der Schenkung eines weißen «wazzer bern» (V. ) an den dänischen durch den norwegischen König. Als Bär und Bärenführer Dänemark erreichen, kommen sie auf einen «hof so schonen» (V. ), der sich jedoch als Problemhof erweist. Eigentlicher Hofherr ist eine Kreatur, die dort ihr Unwesen treibt. Die Gäste aber bleiben auf eigenes Risiko und schlafen, gut bewirtet, im Backhaus ein. In der Nacht kommt ein «schretel» (V. ), sich am Feuer ein Stück Fleisch zu braten, fängt dann aber einen heftigen Kampf mit dem Bären an. Der Bär erringt, während sein Begleiter im Ofenversteck ausharrt, schließlich den Sieg. Wieder allein, geht der Hofbesitzer aufs Feld, wo er den Kobold trifft. Von jenem gefragt, ob die «groze katze» (V. ) noch lebe, antwortet er geistesgegenwärtig, dass sie fünf weiße Junge bekommen habe und schlägt ihn damit endgültig in die Flucht. Weitere dt. Varianten der Geschichte sind erst wieder im . Jh. im östlichen Mitteldeutschland, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und dem Alpenraum belegt. Überlieferungslage und stoffl. Nähe der Spuk- und Dämonengeschichte zur mündlichen Volkssage (Röhrich) einerseits, das ironischdistanzierte Erzählen (komische Entlarvung hö scher Floskeln usw.) anderseits, lassen sie als Außenseiter (Grubmüller) unter den ma. Kurzerzählungen erscheinen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v, ra–va (Perg., erstes Viertel . Jh., Nordwestböhmen und Oberfranken). A: Franz Joseph Mone: Unters. zur Gesch. der teutschen Heldensage. Anhang II. Der Kampf mit dem Schretel (DNL ). Quedlinburg/ Leipzig , S. –. – Wilhelm Wackernagel (Hg.): Schretel und Wasserbär. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – W. Wackernagel (Hg.): Altdt. Lesebuch. Basel , S. –. – Karl Weinhold: Mhd. Lesebuch. Mit einem metrischen Anhang und einem Glossar. Wien , S. –. – Albert Bachmann: Mhd. Lesebuch mit Grammatik und Wb. Zürich , S. –
Schrätel und Wasserbär (nach Wackernagel). – Alois Bernt (Hg.): Heinrich von Freiberg. Halle , S. –. – Friedrich von der Leyen (Hg.): Dt. Dichtung des MA. Frankfurt/M. , S. –. – Lutz Röhrich (Hg.): Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . Bern/München , S. –, Varianten S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. Ü: Drei altdt. Schwänke. Übers. v. Oskar Henke. Barmen , S. –. – Altdt. Novellen. Nach dem Mittelhochdeutschen von Leo Greiner. Bd. . Berlin (Berlin ) S. –. – Abenteuer und Schwänke. Alten Meistern nacherzählt. Von Rudolf Baumbach. Hamburg (Leipzig ) S. –. – Grubmüller (s. Ausg.). L: Erich Gierach, VL () Sp. f. – Hans-Hugo Steinhoff, Dizionario Critico della Letteratura Tedesca. Bd. . Hg. v. Sergio Lupi. Turin , S. . – Ulla Williams: Kobold und Eisbär. In: VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. f. – Lutz Röhrich, EM () Sp. –. – U. Williams/ Red., Killy () S. f. – Felix Liebrecht: Beitr. zur Novellenkunde mit besonderem Bezug auf die ältere dt. Litteratur. In: Germania () S. –, hier S. . – Ernst Kraus: Über Heinrich von Freiberg. In: Germania () S. –. – Julius M. Wiggers: Heinrich von Freiberg als Verfasser des Schwankes vom S. und vom Wasserbären. Diss. Rostock . – Ernst Martin: Neue Fragmente des Gedichts ‹Van den vos Reinaerde› und das Bruchstück ‹Van bere Wisselauwe› (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. Völker ). Straßburg , S. . – Reinhold Bechstein: Zu Heinrich’s von Freiberg Schwank vom S. und vom Wasserbären. Roman. In: Forschungen () S. – (FS Konrad Hofmann). – Robert Sprenger: Zum Schretel u. W. In: ZfdPh () S. . – Reinhold Köhler: Kleinere Schr. zur erzählenden Dichtung des MA (Kleinere Schr. II). Berlin , S. . – Carl von Kraus: Schretel u. W. In: ZfdA () S. –. – Anton Wallner: Zu Heinrich von Freiberg. In: PBB () S. –. – Alois Bernt: Zur Heidelberger hs. cod. pal. germ. . In: ZfdA () S. –. – Johannes Bolte/
. Hälfte . Jh. Georg Polívka: Anm. zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Bd. . Leipzig , S. –. – Archer Taylor: S. u. W. In: Modern Philology () S. –. – Gustav Neckel: Schretel u. W. In: Mitt. der Islandfreunde () /, S. –. – Johannes Bolte: Das S. u. der W. In: Zs. für Volkskunde / (/) S. –. – Anton Wallner: Reinhartfragen. In: ZfdA () S. . – Bruno Schier: Die Sage vom S. u. Wasserbären. In: Mitteldt. Bll. für Volkskunde () S. –. – Carl von Kraus: Stud. zu Heinrich von Freiberg. II–IV (Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss, Phil.-hist. Abt. Bd. , H. ). München , bes. S. –. – Lutz Röhrich: Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . Bern/ München , S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Stephen L. Wailes: Social Humor in Middle High German Mären. In: ABäG () S. –, hier S. –. – Max Wehrli: Gesch. der dt. Lit. vom frühen MA bis zum Ende des . Jh. (RUB ). Stuttgart , S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. – Jónas Kristjánsson: Eddas und Sagas. Die ma. Lit. Islands. Übertr. v. Magnús Pétursson und Astrid van Naht. Hamburg , S. f. – Dagmar Lienhart: Hausgeister in Franken. Zur Phänomenologie, Überlieferungsgesch. und gelehrten Deutung bestimmter hilfreicher oder schädlicher Sagengestalten (Quellen und Forschungen zur europ. Ethnologie ). Dettelbach , S. ff. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Martin Todtenhaupt: Kobold und Eisbär. Ein hö sches Märe ohne den hö schen Adel. In: Kleine Beitr. zur Germanistik. FS für John Evert Härd. Hg. v. Bo Andersson/Gernot Müller. Uppsala , S. –. – Ingeborg Mayer: Die Gattungsproblematik im Bereich der ma. Kleinepik am Beispiel der mhd. Verserzählung ‹Das Schrätel und der Wasserbär›. Eine Unters. unter gattungstheoretischen, stoff- und motivgeschichtlichen Aspekte (Magisterarbeit). Wien . – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Bd. . Minnesang, Sangspruchdichtung und Verserzählung der letzten Staufer- und ersten Habsburgerzeit. Wien , S. f. SJ
. Hälfte . Jh.
Rudolf von Hürnheim und die bayerisch-augsburgische Fehde von
Rudolf von Hürnheim und die bayerischaugsburgische Fehde von . – Fragment eines historischen Gedichts, bald nach . Das Gedicht ist nur anonym und fragmentarisch als Einzelblatt mit Reimpaarversen erhalten. Der Text ist in schwäbischer Mundart geschrieben und stammte vielleicht von einem Augsburger Bürger, etwa einem Ratsschreiber. Das überlieferte Bruchstück dürfte aus einem historisch-politischen Zeitgedicht stammen, nicht aus einer Reimchronik. Historischer Hintergrund der Dichtung war eine Auseinandersetzung zwischen Rudolf I., bayerischer Herzog von bis , und Wolfhard von Roth, der von bis Bischof von Augsburg war. Rudolf und Wolfhard stritten um Ansprüche auf die Vogtei über die Augsburger Kirche. Im Sommer eskalierte die Fehde nach der Einnahme der zum Hochstift Augsburg gehörenden Burg Mergenthau durch bayerische Truppen. Diese wüteten auf der Burg und im Umland, weshalb sich die Augsburger auf Wolfhard besannen. Die Stadt hatte sich zuvor allerdings von ihrem Bischof gelöst, der sie dafür mit einem Interdikt belegt hatte. Um eine Wiederannäherung an Wolfhard zu erreichen, wählten die Augsburger den Domdekan Rudolf von Hürnheim als Unterhändler. Das erhaltene Fragment berichtet zwei Szenen der Handlung: Zunächst verhandelt ein Sprecher der Augsburger Bürger mit Hürnheim; danach bespricht dieser sich in der bischö ichen Residenz in Dillingen mit Wolfhard. Möglicherweise war Hürnheim die zentrale Figur der Dichtung. Das Bruchstück enthält vor allem Rats- und Botenszenen, die der hö schen Epik nachempfunden sind. Insgesamt erinnert der Text an zwei ähnliche Gedichte über die Schlacht zwischen König Adolf von Nassau und Gegenkönig Albrecht I. im Jahr , die → Schlacht bei Göllheim und ein Schlachtengedicht von Hirzelin. Ü: München, BSB, cgm /, Bl. (Perg., um , schwäbisch; Fragm.). A: Georg Leidinger: Bruchstück eines dt. Gedichtes über die Fehde des Herzogs Rudolf I. von Bayern mit Bischof Wolfhard von Augsburg . In: Forschungen zur Gesch. Bayerns () S. –. – Janota (s. Lit.) S. f. L: De Boor/Newald / () S. . – Birgit Studt, VL () Sp. –. – Leidinger (s. Ausg.). – Hb. der bayerischen Gesch. / : Franken, Schwaben, Oberpfalz bis zum Ausgang
des . Jh. Hg. v. Max Spindler u. a. München , S. . – Johannes Janota: Lit. und Gesch. Zu R. v. H. u. d. b.-a. F. v. . In: Esprit civique und Engagement. FS Henning Krauß. Hg. v. Hanspeter Plochner u. a. Tübingen , S. –. MM Die Königstochter von Reußen (König von Reußen). – Reimpaarerzählung und Prosabearbeitung, spätes . und erste Hälfte . Jh. Die beiden Erzählungen stimmen inhaltlich weitgehend überein. Es handelt sich um Variationen der seit dem Ende des . Jh. in europäischen Literaturen mit variablen Personen- und Ortsnamen vielfältig verbreiteten Inzest-Erzählstoffes vom Mädchen ohne Hände (andere dt. Umsetzungen sind → Hans von Bühels Königstochter von Frankreich und → Mai und Bea or; s. ferner zum Stoff: Antti Aarne/ Stith Thompson: The types of the folk-tale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows communications ]. Helsinki , Nr. ). Die Verserzählung ndet sich gegen Ende der Weltchronik des → Jans von Wien (V. – in der Edition von Strauch [s. Ausg.]). Die Tochter des Königs von Reußen verweigert die Ehe mit ihrem verwitweten Vater. Sie wird zur Strafe in einem Fass ins Meer geworfen und darin nach Griechenland getrieben. Dort heiratet sie den griechischen König und gebiert einen Sohn, während ihr Mann sich auf einer Heerfahrt gegen einen heidnischen Regenten be ndet. Die hinterhältige und missgünstige Schwiegermutter vertauscht die Geburtsnachricht an den König gegen die Mitteilung, die Königin habe ein Teufelskind geboren. Die Königstochter wird deshalb auf Geheiß des getäuschten Königs mitsamt dem Kind erneut in einem Fass im Meer ausgesetzt. Diesmal gelangt sie nach Rom und in die Obhut einer adeligen Familie. Ihr heimgekehrter Gatte durchschaut derweil die arglistige Täuschung und beschließt, zur Buße für das Unrecht, das er seiner Frau angetan hat, nach Rom zu reisen. Dort wird mit Hilfe des Papstes die Familie wieder zusammengeführt. Jans’ von Wien Chronikfassung des Stoffes, deren Vorlage nicht ermittelt ist, entspricht in den Grundzügen den meisten anderen Versionen. Allerdings kommt sie mit einem überschaubaren und oft namenlosen Personaleinsatz aus. Dass die Königstochter im Gegensatz zum Grundschema sich nicht die Hände abschlägt, stimmt mit Mai und
Nikolaus von Haugwitz Bea or und Hans von Bühel überein. Die Darstellung des habgierigen Papstes und seine Verurteilung des Eheansinnes des Königs von Reußen hat zudem eine Parallele im Manekine-Roman Philipps de Beaumanoir. In der Prosafassung nimmt abweichend vom üblichen Erzählverlauf der König von Reußen nach der Zurückweisung durch seine Tochter eine Fürstentochter zur Frau. Der Sohn der Protagonistin trägt hier den Namen Constantin. Auch der Abschnitt, der in Jans’ von Wien Chronik auf die K. v. R. folgt (V. –), wird in die Prosa übernommen: eine Aufstellung der zwölf christlichen Sprachen und Kulturen unter den insgesamt zweiundsiebzig. Allerdings hat der Prosaist zahlreiche Umstellungen sowie Kürzungen vorgenommen und Aktualisierungen eingearbeitet, wie etwa einen Verweis auf Jan Hus. Signi kant ist zudem ein Lob der dt. Länder, die als einzige als nicht moralisch verkommen dargestellt werden. Ü: Reimpaarversion: s. → Jans von Wien, Weltchronik. – Prosafassung: München, BSB, Cgm , v–v (Pap., , mittelbair. [aus München?], geschrieben von Caspar Wabrer); e e Überschrift: «Von dem chung zu Raussen». A: Reimpaarversion: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –, –. – Philipp Strauch: Jansen Enikels Werke (MGH Dt. Chron. ). Hannover/Leipzig , S. –. – Prosafassung: [Alois Joseph Vollmer/Franz Pfeiffer:] M. und B. Eine Erzählung aus dem dreizehnten Jh. (Dichtungen des dt. MA ). Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. IX–XV. – Kulturgeschichtlicher Anhang der Erzählung: Kunst- und Lit.-Bl. aus Baiern. Eine Beylage zur Eos () S. f. L: De Boor/Newald / () S. . – Christian Kiening, VL () Sp. –. – Johann Friedrich Ludwig Theodor Merzdorf: Des Büheler’s Königstochter von Frankreich. Oldenburg , S. f. – Hermann Suchier: Œuvres poétiques de Philippe de Remi, sire de Beaumanoir. Bd. . Paris (Nachdr. New York ) S. XXXV–XXXVII. – Heinrich Däumling: Stud. über den Typus des ‹Mädchens ohne Hände› innerhalb des Konstanzezyklus. Diss. München , S. f. – Ingrid Bennewitz: Mädchen ohne Hände. Der Vater-Tochter-Inzest in der mhd. und frühnhd. Erzähllit. In: Spannungen und
. Hälfte . Jh. Kon ikte menschlichen Zusammenlebens in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Kurt Gärtner u. a. Tübingen , S. –, bes. S. . – C. Kiening: Genealogie-Mirakel. Erzählungen vom ‹Mädchen ohne Hände›. Mit Edition zweier dt. Prosafassungen. In: Geistliches in weltlicher und Weltliches in geistlicher Lit. des MA. Hg. v. Christoph Huber u. a. Tübingen , S. –. – Jutta Eming: Inzestneigung und Inzestvollzug im ma. Liebes- und Abenteuerroman (‹M. u. B.› und ‹Apollonius von Tyrus›). In: Hist. Inzestdiskurse. Interdisziplinäre Zugänge. Hg. v. ders. u. a. Königstein/Ts. , S. –, hier S. f. – Almut Schneider: Chiffren des Selbst. Narrative Spiegelungen der Identitätsproblematik in Johanns von Würzburg ‹Wilhelm von Österreich› und in Heinrichs von Neustadt ‹Apollonius von Tyrland› (Palaestra ). Göttingen , S. f. – C. Kiening: Unheilige Familien. Sinnmuster ma. Erzählens (Philologie der Kultur ). Würzburg , S. Anm. . VZ Meister Hugewitze. – Dichter, ./. Jh. (?). → Hugo von Trimberg erwähnt M. H. im Renner (V. , ). Dort gibt er auch eine Äußerung von zehn Versen zur Kunst wieder, die er M. H. zuschreibt. Die Textstelle unterscheidet richtige und falsche Beweggründe für künstlerische Betätigung. Eine von der Forschung erwogene Identität von M. H. und → Nikolaus von Haugwitz ist nicht belegbar. L: Burghart Wachinger, VL () Sp. f. MM Nikolaus von Haugwitz. – Verfasser eines Gelegenheitsgedichts, um zweite Hälfte . Jh. (?). Das einzige N. zugeschriebene Werk ist nur in der Genealogischen Adels-Historie (...) des Valentin König überliefert. Der Text umfasst Verse mit Vierfachreimen und lobt die Segnungen einer harmonischen und christlich geführten Ehe. Der Verfasser war nach Königs Angaben der Sohn eines gleichnamigen Adeligen und Offiziers. N. habe in Paris studiert und bei dt. Gelehrten in hohem Ansehen gestanden. Auch habe ihn während seiner Pariser Zeit der König beschenkt. Das Gedicht N.s sei anlässlich der Hochzeit Friedrichs des Freidigen, Markgraf von Meißen, und Elisabeths von Lobdeburg-Arnshaugk entstanden. Das Ereignis fand statt, ist aber bei König fälschlich auf
um datiert. Das Brautpaar habe zu dieser Gelegenheit einen Preis für ein Gedicht ausgesetzt. Dieses sollte innerhalb eines Tages geschrieben werden und viele identische Reimklänge enthalten. Thema sei der Bibelspruch «Wem ein tugendsam Weib bescheret» gewesen. N. habe mit dem bei König abgedruckten Gedicht den Wettbewerb gewonnen. Auch in der Reimchronik des Tobias Eisenmenger wird N. als Sieger erwähnt. Die Forschung hat jedoch aufgrund inhaltlicher Kriterien eine ma. Herkunft des Gedichts angezweifelt. Eine Identität N.s mit Meister Hugewitze ist ebenfalls erwogen worden. A: Genealogische Adels-Historie oder Geschlechts-Beschreibung derer im chur-sächsischen und angräntzenden Landen zum Theil ehemahls, allermeist aber noch ietzo in guten Flor stehenden ältesten und ansehnlichsten adelichen Geschlechter und aus selbigen entsprungenen verschiedenen freyherrlichen und hoch-grä ichen Häuser [...] . Hg. v. Valentin König. Leipzig (Nachdr. Neustadt an der Aisch ) S. –, –. L: Burghart Wachinger, VL () Sp. f. MM Schampi or. – Schwankhafte Reimpaarerzählung, um (?). Das anonym und unikal überlieferte Märe ( Verse) dürfte wie der Textzeuge thüringischer Provinienz sein. Es variiert das Erzählmotiv von der Kupplerin, die einer Dame statt des Liebhabers deren eigenen Ehemann zuführt (Stith Thompson: Motif-index of folk-literature [Folklore Fellows communications ]. Bd. . Kopenhagen , Nr. K .; vgl. auch Frau Metze des → Armen Konrad und Die → Kupplerin). Aufgrund des Pariser Schauplatzes und der Namen der Protagonistin und ihres Gatten ist eine französische Vorlage für die Erzählung wahrscheinlich. Erzählt wird, wie Rupart, der Bruder des englischen Königs, als Student in Paris eines Abends einer außerordentlich schönen (und ausgiebig im Text beschriebenen) Frau angesichtig wird, die ihm einer «gotinne geliche» erscheint. Er folgt ihr und erfährt vor ihrem prächtigen Haus ihren Namen und den ihres Mannes Bilamor, der als schönster Mann von Paris apostrophiert wird. Für Ruparts Vorhaben, ein «verholnes» Minneverhältnis mit der Schönen ins Werk zu setzen, gewinnt er rasch eine
Schampi or Kupplerin. Doch diese wird trotz aller Kostbarkeiten und des von Rupart so ausführlich wie eindringlich geschilderten vermeintlichen Minneleids von S. mehrfach zurückgewiesen. Doch dann verlangt S. von der Kupplerin die versprochenen Kleider und das Geschmeide begutachten zu dürfen und willigt danach in ein Treffen im Haus der Kupplerin ein. Als diese Rupart zum Stelldichein holen will, ist dieser jedoch am Hofe des Domprobstes in ein Wettrennen zwischen einem Esel und einem Schwein eingebunden. Stattdessen führt die Kupplerin Bilamor zu S., der von seiner Frau geistesgegenwärtig für seine vermeintliche Untreue verprügelt wird und sich nur mit teuren Versprechungen aus der Not befreien kann. Hier erfüllt sich die Ankündigung der Vorrede der Erzählung, die ein «mere» von «listige[n] vrowen» angekündigt hat. Die Verserzählung gewinnt ihren Reiz durch den Kontrast zwischen dem hö schen Sprechen der Protagonisten (etwa bei den Werbungsszenen) und ihrem tatsächlichen Verhalten. So geriert sich S. zwar hö sch-vornehm, ist aber letztlich doch um ihren materiellen Vorteil bedacht. Dass der englische Königsbruder Rupart im Verlauf der Geschichte nur noch als «engelendere» bezeichnet wird, könnte Rudiment einer auf das englische Herrscherhaus zielenden satirischen Tendenz in der Vorlage sein. Ü: Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., Cod. (olim ) v–v (Pap., Mitte/zweite Hälfte . Jh., thüringisch [aus Erfurt ?]); Überschrift: «Dit ist eyn mer von der koniges brvder vˉo engenlang». A: Karl Bartsch: Md. Gedichte (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (u. d. T.: ‹Alten Weibes List›). – Heinrich Niewöhner: Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . hg. v. Werner Simon, Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. , und Reg. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –, f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – H.-J. Ziegeler: Er
Rüdeger von Munre zählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , S. , f., Anm. und . – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , Reg. VZ Rüdeger von Munre (Rudier von Munir). – Verfasser einer umfangreichen Verserzählung, vor . Bei R. v. M. handelt es sich wahrscheinlich um einen Fahrenden Dichter, der aus Hessen oder Mittelfranken stammte. Von ihm ist das Studentenabenteuer B (auch bekannt unter Irregang und Girregar) erhalten, eine Umarbeitung des → Studentenabenteuers A. R. v. M. hat die Erzählung um zwei Episoden erweitertet ( Verse) und – hauptsächlich den ersten Teil – mit parodistischen Anleihen aus der hö schen Dichtung versehen (→ Heinrich von Morungen). Zwei junge Männer unterbrechen ihre Reise, weil sich einer von ihnen in ein schönes Mädchen verliebt hat. Sie bitten in seinem Haus um Herberge, wo es zu mehreren Liebesabenteuern kommt. Der andere Reisende verführt derweil die Mutter, indem er die Kinderwiege in sein Zimmer stellt; sie verwechselt anschließend das Schlafzimmer. Der Hausherr schöpft zwar Verdacht, wird jedoch durch verschiedene Täuschungsmanöver davon abgehalten, die Liebschaften aufzudecken, die sich in der zweiten Nacht wiederholen. In der dritten Nacht gaukeln die Gäste ihm sogar vor, dass die zwei Kobolde Irregang und Girregar im Haus ihr Unwesen treiben. Letztlich werden die imaginierten Unholde gebannt; der Hausherr freut sich über seinen Frieden, während die Burschen weiter ihren Liebesabenteuern nachgehen können. Das Wiegenmotiv, das sich in den Texten A und B ndet, ist international weit verbreitet. Als Vorlage hat wohl eine verlorene dt. Fassung verschiedener altfranzösischer Fabliaux gedient (z. B. De Gombert et des deux clers, Le meunier et les deux clercs). Die doppelte Betrugshandlung, die in Komplizenschaft der Frauen vollzogen wird, bedeutet keine Wiederholung der Ereignisse, vielmehr konzentriert sich die Handlung
um auf die endgültige Überlistung der «huote»-Figur. Diese erzählerische Entfaltung ermöglicht dem Leser eine Beurteilung der Akteure; damit wird die Erzählung in die Nähe des Romans gerückt (Ziegeler). Ü: Thorn/Toru´n, UB, Rps /I, rb–rb (Perg., um , mitteldt. [vogtländisch?]). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). L: Elias von Steinmeyer, ADB () S. f. – Theodore Murdock Andersson: Irregang und Girregar. In: DMA () S. f. – Rolf Max Kully, VL () Sp. –; () Sp. . – Ulla Williams, Killy () S. f. – Hermann Varnhagen: Die Erzählung von der Wiege. (Chaucer’s Reeve’s Tale). In: Englische Stud. () S. –. – Wilhelm Stehmann: Die mhd. Novelle vom Studentenabenteuer (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York ) S. –. – Bruno Barth: Liebe und Ehe im altfranzösischen Fablel und in der. mhd. Novelle (Palaestra ). New York (Nachdr. ). – Helga Frenzel: Die Gestaltung der Reime, der Reden und der Redeeinleitungen in der mhd. Novelle ‹Irregank und Girregar›. Diss. Wien . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen . – T. M. Andersson: R. v. M. Irregang und Girregar. A Courtly Parody? In: PBB (Tüb.) () S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –, f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –, . – Susanne Reichlin: Zeitperspektiven. Das Beobachten von Providenz und Kontingenz in der Buhlschaft auf dem Baume. In: Kein Zufall. Konzeptionen von Kontingenz in der ma. Lit. Hg. v. ders./ Cornelia Herberichs (Hist. Semantik ). Göttingen , S. –, hier S. (Anm. ). – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , Reg. FA
um Drei buhlerische Frauen. – Schwankhafte Versnovelle, um (?). Die Verse umfassende Reimpaardichtung ist anonym in der Karlsruher → Liedersaal-Handschrift überliefert. Im Mittelpunkt des Texts stehen drei verheiratete Frauen, die im Frühling an einem Brunnen sitzen und sich über ihre Liebesabenteuer austauschen. Als eine der Frauen einen goldenen Ring im Gras ndet, erheben auch ihre Freundinnen Anspruch auf das Fundstück. Sie veranstalten schließlich einen Erzählwettstreit, als dessen Siegerin jene Frau den Ring erhalten soll, die ihren Ehemann am geschicktesten betrogen hat. Die erste Frau berichtet, sie habe ihren Mann eine Woche lang betrogen und ihn danach überzeugt, er habe ihre Abwesenheit nur geträumt. Die zweite Erzählerin macht ihren Mann glauben, sie sei nachts mit der sagenhaften «Nachtfrau» unterwegs, trifft sich aber in Wirklichkeit mit ihrem Liebhaber. Die dritte Frau schlüpft durch einen unterirdischen Gang zu dem nebenan wohnenden Ritter. Als ihr Mann sie in dessen Haus ertappt, läuft sie durch den Gang zu ihrem Haus zurück und redet ihrem später eintreffenden Mann ein, er habe sich getäuscht. Welche der drei Frauen den Ring erhält, bleibt in D. b. F. letztlich unentschieden, da der Dichter keinen Schiedsspruch wagt. D. b. F. weist Spuren hö scher Traditionen auf, etwa in der Gestalt des Ritters, Minnebezügen und einzelnen Wendungen, deren Formelhaftigkeit parodistisch anmutet. Der Aufbau des Texts erinnert an → Drei listige Frauen A. Variationen von D. b. F. nden sich in zwei Fabliaux sowie der knapperen, zugleich derberen Dichtung Der → gefundene Ring. Der Stoff wurde später auch von Hans → Folz aufgegriffen. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs, va–rb (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. –. – Online-Faks. der Karlsru
Drei buhlerische Frauen her Liedersaal-Hs. : LB Karlsruhe , http:// digital.blb-karlsruhe.de/id/. L: Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. f. – Per Nykrog: Les Fabliaux. Étude d’Histoire Littéraire et Stylistique Médiévale. Kopenhagen , S. u. ö. – Joseph Bédier: Les Fabliaux. Études de Littérature Populaire et d’Histoire Litteraire du Moyen Âge. Paris , S. –. – K.-H. Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. f., –, – u. ö. – Frauke FroschFreiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoffund Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. – Francis Raas: Die Wette der drei Frauen. Beitr. zur Motivgesch. und zur literarischen Interpretation der Schwankdichtung. Bern , S. f. u. ö. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. . MM Frauenlist. – Schwankafte Versnovelle, um . Der im Rheinfränkischen entstandene, fast nur aus Dialogen bestehende Text (rund Verse) erzählt vom Werben eines redegewandten, sich seines niederen Standes bewussten Studenten um eine Dame, zu dem er sich nach anfänglichem Zögern entschließt. Zunächst nur mit spöttischen Bemerkungen bedacht, gelingt es dem Studenten, die Neugierde der umworbenen Dame durch einen parabelhaften Vergleich zu wecken. Dem Muster hö schen Verhaltens gemäß prüft die Dame, die behauptet, «ze schuole gewesen» zu sein und «der minnen buoch gelesen» zu haben, die Ehrlichkeit des werbenden Studenten. Sie ist davon überzeugt, als er den Liebestod ins Treffen führt (V. –), und nach einem Zwiegespräch mit ihrem Herzen zur Erwiderung seiner Liebe bereit. Im Gegensatz zum Studenten kann der misstrauische, polternde Ehemann, der jenen dreimal von seiner Frau hat kommen sehen, weder deren ‹rede› «auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen, noch kann er seine ‹rede› mit Wahrheit füllen» (Ziegeler, S. ). Im Schlussbild der Erzählung (V. ff.) wird er von seiner Frau, die sich mit ihm über einen Zuber beugt, belehrt, dass dem Spiegelbild genausowenig zu trauen sei wie dem Augenschein («und geloube nimmer me / swaz du sihst, de engrifestz e!», V. f.) Ü: Heidelberg, UB, Cpg , rb–ra (Perg., erstes Viertel . Jh., südl. Mitteldt.
Das Häslein mit zahlreichen bair. Formen) (H). – ColognyGenf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (früher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ), vb–ra (Perg., erstes. Viertel . Jh., südliches Mitteldt. mit unterschiedlich starkem bair. Einschlag [vgl. Schneider S. , ]) (K). A: János Nepomuk Mailáth/Johann Paul Köffinger: Koloczaer Cod. altdt. Gedichte. Pesth , S. – (nach K, Verse). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...]. Meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach H mit Lesarten von K, Verse). – Erich Henschel: F. (Altdt. Quellen ). Leipzig (), S. – ( Verse). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. , Verse; zit.). Ü: Ulrich Pretzel: Dt. Erzählungen des MA. Ins Neuhochdeutsche übertragen (Beck’sche Schwarze Reihe ). München , S. –. L: Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. f. – Ulla Williams/Corinna Laude, Killy () S. f. – Bruno Barth: Liebe und Ehe im altfranzösischen Fablel und in der mhd. Novelle (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York/London ) S. f., . – Erich Henschel: Die mhd. Novelle von der F. Diss. Berlin . – Andries Borgeld: Vrouwenlist. Verbreiding en oorsprong van een novelle uit de Decamerone. Groningen . – Erich Henschel, Zur ‹F.›. In: PBB () S. –. – Joseph Bedier: Lex Fabliaux. Paris (), S. –. – K.-H. Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Susanne Pritz: Stud. zu Tugend und Laster im spätma. Schwank. Diss. Wien , S. –. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. f., Anm. . – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin , S. – passim. – Stephen L. Wailes: Students as Lovers in the German Fabliau. In: Medium aevum () S. –, hier S. –. – Heribert Hoven:
um Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. – und passim. – Dieter Beyerle: Der doppelte Betrug. Ein Thema der ma. Novellistik. In: Romanistisches Jb. (), S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , , , –, Anm. , . – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Mären (Philologica Germanica ). Wien , S. , f., , Anm. . – Karin Schneider: Cod. Bodmer . Slg. kleinerer mhd. Reimpaardichtungen (‹Kalosca-Cod.›; ‹Gesamtabenteuer›). In: Dt. Hss. des MA in der Bodmeriana. Kat. bearb. v. René Wetzel (Bibliotheca Bodmeriana Kataloge VII). Cologny-Genève , S. –, hier S. . – Daniel Rocher: F., ou De la fourberie féminine justifée. In: Études médiévales. Rev. () S. –. – Udo Friedrich: Spielräume rhetorischer Gestaltung in ma. Kurzerzählungen. In: Geltung der Lit. Formen ihrer Autorisierung im MA. Hg. v. Beate Kellner u. a. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –, hier S. –. – James A. Schultz: Love without desire in ‹Mären› of the thirteenth and fourteenth centuries. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –, hier S. Anm. , f. BJ Das Häslein. – Schwankhafte Verserzählung, um . Ein Ritter hat auf der Jagd ein H. gefangen. Auf dem Rückweg begegnet er einem unerfahrenen Bauernmädchen, dem er das H. um den Preis seiner Minne überlassen möchte. Das Mädchen kennt die Minne nicht und erlaubt dem Ritter, sie an ihm zu suchen. Danach reitet der Ritter weiter und das Mädchen berichtet seiner Mutter von der Begegnung. Die wütende Mutter tadelt das Mädchen, woraufhin dieses von dem Ritter seine Minne zurückfordert. Es kommt erneut zum Stelldichein. Später will der Ritter eine Adlige heiraten und lädt auch das Mädchen zur Hochzeit ein. Bei dieser Gelegenheit erzählt er seiner Braut von der Episode mit dem Mädchen. Die amüsierte Dame bemerkt
um spöttisch, sie habe mit dem Kaplan häu g solche Begegnungen gehabt, ohne aber ihrer Mutter davon zu erzählen. Daraufhin verstößt der Ritter seine Braut und heiratet das Mädchen. Der Verse umfassende Text entstand um wahrscheinlich im oberrheinischen Bereich. Der Verfasser ist aufgrund von Anspielungen im Text manchmal als Berufsdichter identi ziert worden. D. H. war nur in einer Straßburger Handschrift überliefert, die jedoch verbrannt ist. Inhaltlich wird D. H. nach Hanns Fischer dem Themenkreis «Verführung und erotische Naivität» zugeordnet. D. H. zeigt stoffliche Verwandtschaft mit den altfranzösischen Fabliaux La Grue und Le Héron, aber auch mit den dt. Mären Der → Sperber und → Dulci orie. Auffällig sind insbesondere wörtliche Übereinstimmungen mit dem Sperber. Möglicherweise teilten zumindest die dt. Texte eine gemeinsame Quelle. Im Promythion des H.s wird eine Vorlage angedeutet. Von den genannten Texten unterscheidet sich D. H. durch das Motiv der verstoßenen Braut. Über ein Zitat im ersten Vers besteht weiterhin ein expliziter Bezug zum Tristan → Gottfrieds von Straßburg, an dem sich D. H. stilistisch orientiert. Nach Aussagen des Dichters im Text soll D. H. nur unterhalten. Die neuere Forschung hat jedoch aus der Schlussepisode um die Braut des Ritters ein subversives Spiel mit Entwürfen mittelalterlicher Weiblichkeit herausgelesen. Ü: Straßburg, StB, cod. A , ra–ra (Perg., um , niederalemannisch; verbrannt). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –, f. – Karl Goedeke: Dt. Dichtung im MA. Dresden , S. – (nach Gesammtabenteuer). – Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse /. Hg. v. Helmut de Boor. München , S. –. – Schwankerzählungen des dt. MA. Hg. v. Hanns Fischer. München , S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –.
Das Häslein Ü: Fischer (s. Ausg.). – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , –. – Grubmüller (s. Ausg.). L: Johannes Janota, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. , . – Elisabeth Wunderle/Red., Killy () S. . – Heinrich Niewöhner: ‹Der Sperber› und verwandte mhd. Novellen. Berlin , S. –, –. – Albert Leitzmann: Zu von der Hagens Gesamtabenteuer. In: PBB () S. –, –, hier S. –. – H. de Boor: Zum H. Vers –. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle. Tübingen , S. – u. ö. – Stephen L. Wailes: The Hunt of the Hare in D. H. In: Seminar () S. –. – Frauke FroschFreiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoffund Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Rüdiger Schnell: ‹Der Spiegel›. Überlegungen zur literarischen Herkunft eines spätma. Schwankmäres. In: Euph. () S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. , f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –, f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. u. ö. – Hedda Ragotzky: ‹Der Sperber› und D. H. Zum Gattungsbewußtsein im Märe Ende des ., Anfang des . Jh. In: PBB () S. –. – Karina Kellermann/Renate Stauf: Exzeptionelle Weiblichkeit und gestörte Ordnung. Zur Kontinuität literarischer Entwürfe der sinnlichen Frau. In: AfK () S. –. – W. M. Sprague: Down the Rabbit-Hole. D. H. Gottfried von Straßburg und Hartmann von Aue. In: JOWG () S. –. – Albrecht Classen: The Fourteenth-Century Verse Novella ‹Dis ist von dem Heselin›. Eroticism, Social Discourse, and Ethical Criticism. In: Orbis Litterarum () S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , passim. – A. Classen: Erotic Symbolism, Laughter, and Hermeneutics at Work in LateMedieval ‹maeren›. The Case of D. H. In: Medievalia et Humanistica () S. –. – W.
Die halbe Birne A Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›) : Interpretation (GAG ). Göppingen , passim. – A. Classen: Utopian Space in the Countryside. Love and Marriage Between a Knight and a Peasant Girl in Medieval German Literature. Hartmann von Aue’s ‹Der arme Heinrich›, Anonymous, ‹Dis ist von dem Heselin›, Walther von der Vogelweide, Oswald von Wolkenstein, and LateMedieval Popular Poetry. In: Rural Space in the Middle Ages and Early Modern Age. The Spatial Turn in Premodern Studies. Hg. v. dems. Bearb. v. Christopher R. Clason. Berlin u. a. , S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. – u. ö. MM Die halbe Birne A. – Schwankhafte Verserzählung, um . In vier (S, w, i, l) von fünf Handschriften, die den Schluss der Geschichte enthalten, wird diese → Konrad von Würzburg zugeschrieben; in k wird der Schluss anders gestaltet. W¨ahrend seit Karl Lachmann die Autorzuschreibung – aus sprachlichen Gründen, vor allem aber wegen des obszönen Tones des Werkes – bestritten bzw. bezweifelt wird, gibt es seit einiger Zeit auch wieder Stimmen, die Konrad als Verfasser der H. B. für möglich halten (u. a. Grubmüller, Feistner). Dass der Autor mit Konrads Ausdrucksweise sehr vertraut war, hat bereits Georg Arnold Wolff (s. Ausg.) nachgewiesen. Das weit verbreitete Motivkomplexe (u. a. tölpelhafter Freier, verstellter Narr) verwendende Werk beginnt mit einem Turnier, dessen Sieger die Königstochter zur Frau haben soll. Unter den Teilnehmern des Turniers zeichnet sich besonders Ritter Arnolt aus, der dann an die königliche Tafel geladen wird. Zum Nachtisch gibt es Birnen, für je zwei Personen eine, und etwas Käse. Arnolt teilt die Birne mit dem Messer («nach gebiureschlîcher art», V. ), ‹wirft› die eine Hälfte ungeschält in den Mund und legt die andere Hälfte seiner Tischdame, der Königstochter, vor. Als Arnolt das nächste Mal auf den Turnierplatz kommt, wird er von der Königstochter ob seiner mangelnden «hovezühte» (V. ) so verspottet, dass er sich aus Scham vom Hof entfernt. Nach Rache sinnend, bittet er seinen Knappen Heinrich um Rat, der ihm vorschlägt, als
um Narr verkleidet – und mit einem schweren Kolben als Wanderstab – an den Hof zurückzukehren, an der königlichen Tafel alles zusammenzuschlagen und die Nähe der Königstochter zu suchen. Eines Abends lässt diese den Narren zur allgemeinen Belustigung in ihre Kemenate holen, wo er halbnackt seine Scherze treibt, bis die Königstochter beim Anblick seiner männlichen Reize ent ammt wie «zunder» (V. ). Sie schickt ihr Gefolge schlafen und verbringt, tatkräftig unterstützt von ihrer alten Kammerjungfer Irmengart, eine Liebesnacht mit dem vermeintlichen Narren. Als die Königstochter den Ritter beim nächsten Turnier wieder verspottet, wiederholt er ihre Worte, mit der sie in der Nacht die Kammerjunger aufgefordert hat, den Narren mit einer Nadel zu lebhafter Bewegung anzustacheln. Um ihrer Ehre willen nimmt die Königstochter auf Rat der Dienerin den Ritter zum Mann, der wegen des «ungelücke», das ihm in jener Nacht widerfahren ist, sein Leben lang argwöhnisch geblieben sei. Das Epimythion (V. –) ermahnt Frauen und Männer zu Anstand und Sitte. Eine im Handlungsverlauf sehr ähnliche Version der Geschichte ( Verse) verfasste Hans → Folz. Bei ihm ist der Ritter, der nur aufgrund einer Pilgerfahrt ins Hl. Land in den Ritterstand erhoben wurde, in Bezug auf die hö sche Etikette entschuldigt. Dementsprechend richtet sich das Epimythion nur an die Frauen. Ü: Straßburg, StB, Cod. A , rb–ra (Perg., – [Paul/Gärtner, S. XI]/um die Mitte des . Jh. [Grunewald, S. ], elsässisch [Paul/Gärtner, S. XI]/niederalemannisch [Grunewald, S. ]; verbrannt; Abschrift von Franz Roth) (S). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (früher Cod. ..), rb–vb (Pap., [vgl. Bl. vb], bair.-österr.) (i). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (LiedersaalHs.), ra–vb [alte Zählung: –] (Pap., um , alemannisch) (L Nr. ) (l). – Ebd., Cod. K , va–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.ostfränkisch) (k). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (früher Privatbesitz Ludwig Müller, Straßburg), ra (Perg., zweites Viertel . Jh., Straßburg [?], niederalemannisch) (s). – Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., Cod. (), r–v (Pap., Mitte/zweite Hälfte . Jh., Erfurt [?], thüringisch; nur V. –) (p). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap.; mit Ausnahme von Bl. geschrieben von Johannes Götschl
um in Innsbruck [Bl. vb], [Bl. vb], Innsbruck, bair.-österr.) (w). A: Christoph Heinrich Myller (Hg.): Samlung dt. Gedichte aus dem XII., XIII. und XIV. Jh. Bd. . [Berlin nach ], S. XXXIX–XLII (nach S). – [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder-Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . [Eppishausen] (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (nach l). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach w mit Varianten von S und i). – Ludwig Müller: Bruchstücke einer mhd. Erzählungshs. In: ZfdA () S. –, hier S. (nach s). – Georg Arnold Wolff: ‹Diu halbe bir›. Diss. Erlangen . – Der münch mit dem genßlein. spätma. Verserzählungen. Aus dem Cod. Karlsruhe . Hg. und erl. v. Rolf Max Kully/ Heinz Rupp (Universal-Bibl. –). Stuttgart , – (nach k). – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz (nach i). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , – (nach k). – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. – (A), – (Faks. des Drucks [Hans Folz, Nürnberg ]). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (nach w). – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. – (zit.). – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. Ü: Leander Petzoldt: Dt. Schwänke (Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. –. – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , –. – Grubmüller (s. Ausg.). L: Norbert Richard Wolf, VL () Sp. f. – Red., KNLL () S. f. – Kurt Ranke: Birne: D. h. B. In: EM () Sp. –. – De Boor/Newald / ()
Die halbe Birne A S. . – Ulla Williams/Corinna Laude, Killy () S. . – Hans Laudan: Die H. B. nicht von Konrad von Würzburg. In: ZfdA () S. –. – Klaus Hufeland: Die dt. Schwankdichtung des SpätMA. Beitr. zur Erschließung und Wertung der Bauformen mhd. Verserzählungen (Basler Stud. zur dt. Sprache und Lit. ). Bern , S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. und Reg. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin , S. –. – Stephen L. Wailes: Konrad von Würzburg and Pseudo-Konrad: Varieties of Humour in the ‹Märe›. In: Modern Language Review () S. –, bes. S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –, f. – Fritz Langensiepen: Tradition und Vermittlung. Literaturgeschichtliche und didaktische Unters. zu Hans Folz (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. – und Reg. – Anne Gouws: Aufbauprinzipien der Versnovellen Konrads von Würzburg. In: Acta Germanica () S. –, hier S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , Anm. , –, f., . – Jan-Dirk Müller: Die ‹hovezuht› und ihr Preis. Zum Problem hö scher Verhaltensregulierung in Ps.-Konrads ‹H. B.›. In: JOWG (/) S. – (wieder in: Ders.: Mediävistische Kulturwiss. Ausgewählte Stud. Berlin/New York , S. –). – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. f., , . – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. –. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Mären (Philologica Germanica ). Wien , S. , , , , Anm. . – Rüdiger Krohn: Zeugen des Niedergangs. Zum Wandel des Ritterbildes in der dt. Märendichtung. In: ‹Uf der mâze pfat›. FS Werner Hoffmann. Hg. v. Waltraud Fritsch-Rößler, unter Mitarb. v. Liselotte Homering (GAG ). Göppingen , S. –, hier S. –. – Klaus Grubmüller:
Des hundes nôt Wider die Resignation: Mären krit. ediert. Einige Überlegungen am Beispiel der ‹H. B.›. In: Methoden und Probleme der Edition ma. Texte. Hg. v. Rolf Bergmann/Kurt Gärtner (Beihefte zu Editio ). Tübingen , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Max Schiendorfer: ‹Frouwen hulde – gotes hulde›. Zu Erzählstruktur und -strategie in ‹D. h. B. (A)› und ‹Die Heidin (A)›. In: Homo Medietas. Aufsätze zu Religiosität, Lit. und Denkformen des Menschen vom MA bis in die Neuzeit. FS Alois Maria Haas. Hg. v. Claudia Brinker-von der Heyde/Niklaus Largier. Bern u. a. , S. –. – Edith Feistner: Kulinarische Begegnungen: Konrad von Würzburg und ‹D. h. B.› In: Vom MA zur Neuzeit. FS Horst Brunner. Hg. v. Dorothea Klein u. a. Wiesbaden , S. –. – Mireille Schnyder: Die Entdeckung des Begehrens. Das Märe von der h. B. In: PBB () S. –. – Rüdiger Schnell: Literarische Spielregeln für die Inszenierung und Wertung von Fehltritten. Das Beispiel der ‹Mären›. In: Der Fehltritt. Vergehen und Versehen in der Vormoderne. Hg. v. Peter von Moos (Norm und Struktur ). Köln u. a. , S. –, hier S. , –. – Irmgard Gephart: Halbe Birnen und sonstige Lustbarkeiten. Zur ma. Schwankerzählung von der ‹H. B.› des Konrad von Würzburg. In: Witz und Psychoanalyse. Internationale Sichtweisen – Sigmund Freud revisited. Hg. v. Karl Fallend (Psychoanalyse und Qualitative Sozialforschung ). Innsbruck u. a. , S. –. – Christopher Young: At the end of the tale. Didacticism, ideology and the medieval German ‹Märe›. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –. Zur Hs. S: Eckhard Grunewald: Zur Hs. A der ehem. Straßburger Johanniterbibl. In: ZfdA () S. –. – Hermann Paul (Hg.): Hartmann von Aue. Der arme Heinrich. Neu bearb. v. Kurt Gärtner. ., durchges. Au . (ATB ). Tübingen , S. XI–XIII. BJ Des hundes nôt. – Tierschwank in Reimpaaren, um . Das Märe ( Verse) erzählt von einem hungrigen Hund, dem eine Lerche zu Nahrung verhilft, indem sie einem Kind dessen Tuch mit Brot und Käse ablistet. Auf die weitere Bitte des nun gesättigten Hundes, ihn zum Lachen zu bringen, verleitet sie zwei glatzköp ge Knechte, die in einer
um Scheune dreschen, zu einer Schlägerei. Der belustigte Hund beobachtet die Szenerie vom Dach der Scheune aus, bricht aber ein und wird nun selbst aufs Übelste von den Kahlköpfen verprügelt. Die vermeintlich mitfühlende Lerche bittet er um einen Arzt, doch stattdessen macht diese einen hungrigen Wolf auf die leichte Beute aufmerksam und der Hund kann nur mit knapper Not entkommen. Die Erzählung stimmt inhaltlich teilweise mit der Episode vom Sperling Droin und dem Hund Morhout im altfranzösischen Roman de Renart (Branche ) überein. Eine Anregung des dt. Märes aus dem Französischen ist deshalb wahrscheinlich. Eine direkte Übernahme ist zwar denkbar aber textkritisch nicht nachweisbar. Mit verbreiteten Motiven aus Fabel- und Schwankliteratur weitet der anonyme Autor die Erzählung aus (so z. B. mit Elementen aus der äsopischen Fabel vom Fuchs und dem Raben). Das einfache Überlistungsschema des Märes erinnert zudem an den dt. Reinhart Fuchs (→ Heinrich [Verfasser des Reinhart Fuchs]). Der Titel des Werks (schon in den Handschriften) dürfte eine Analogiebildung zu «Isengrîmes nôt» sein, eines Paralleltitels des Reinhart Fuchs. Ü: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (vormals Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ) ra–vb, Überschrift: «Ditz bvchel heizet des hundes not der nach was von hvnger tot». – Heidelberg, UB, Cpg , ra–ra, Überschrift: «Ditz bvchel heizet des huntes not wan er was nach hvngers tot». – Es handelt sich um eng verwandte Sammelhs. von mhd. Reimpaarerzählungen (beide Perg., erstes Viertel . Jh., südliches mitteldt. mit bair. Einschlag). Auf Bl. vb–va bzw. va–vb enthalten beide Hss. jeweils auch den Reinhart Fuchs. A: Johann Mailáth/Johann P. Köfnger: Koloczaer Cod. altdt. Gedichte. Pesth (Mikro che-Ausg. München [u.a.] / ) S. – (Abdr. Cod. Bodm. ). – Jacob Grimm: Reinhart Fuchs. Berlin (Nachdruck Hildesheim/New York , ) S. –. – Karl Reissenberger: D. h. n. Programm der k. k. Staats-Oberrealschule Bielitz (/) S. – (auch als Sonderdruck Wien ). L: Klaus Grubmüller, VL () Sp. f. – Grimm (s. Ausg.) S. I–CCXCVI. – Karl von Bahder: D. H. N. In: Germania () S. –. – Reissenberger (s. Ausg.) S. –. – K. Grubmüller: Dt. Tierschwänke im . Jh. Ansätze zur Typenbildung in der Tradition des Reinhart
um Fuchs? In: Werk – Typ – Situation. Stud. zu poetologischen Bedingungen in der älteren dt. Lit. FS Hugo Kuhn. Hg. v. Ingeborg Glier u. a. Stuttgart , S. –, hier S. , . VZ Das Kreuz (auch: Der listige Pfaffe). – Schwankmäre, spätes . oder frühes . Jh. D. K. ist anonym in einer wahrscheinlich aus Straßburg stammenden Handschrift überliefert. Reimpaarverse des Textes sind erhalten, doch der Anfang des Märes fehlt. Die Entstehung von D. K. wird meist im späten . oder frühen . Jh. vermutet. Protagonist der stark dialogisch angelegten Dichtung ist ein lüsterner Priester, der eine gerade aus dem Schlaf erwachte Frau zum Beischlaf überreden will. Sie weist ihn jedoch trotz seiner Liebesschwüre ab. Er behauptet nun, sie während ihres Schlafs vergewaltigt zu haben. Als Beweis habe er ihr Kohlekreuze auf Leib und auf Stirn gezeichnet. Da die Kreuze tatsächlich vorhanden sind, glaubt die Frau, der Priester habe bei ihr Zauberei angewandt. Da sie sich nun bereits entehrt glaubt, schläft sie doch noch mit dem Priester und genießt es. Angesichts der leidenschaftlichen Zuwendungen des Mannes wundert sie sich allerdings, warum sie während des Schlafs nichts von seinen Aktivitäten bemerkt hat. Er gesteht ihr nun, während ihres Schlafs zwar die Kreuze aufgemalt, aber nicht mit ihr geschlafen zu haben. Die Frau akzeptiert diese Erklärung und tauscht mit dem Priester Treueschwüre aus. Das Epimythion warnt die Frauen vor listigen Priestern. Der Stoff von D. K. weist Ähnlichkeiten zu Das Rädlein von → Johannes von Freiberg auf. Dessen Text ist jedoch wahrscheinlich unabhängig von D. K. entstanden und insgesamt knapper gestaltet. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (früher Privatbesitz von Ludwig Müller, Straßburg), ra–va (Perg., Straßburg [?], zweites Viertel . Jh., niederalemannisch). A: Ludwig Müller; Bruchstücke einer mhd. Erzählungshs. In: ZfdA () S. –, hier S. –. L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f.; () Sp. . – Walter Buske: Die mhd. Novelle ‹Das Rädlein› des Johann von Freiberg. Berlin , S. –. – Dora Kurz: Verluste auf dem Gebiet der mhd. hö schen Erzähldichtung. Diss. Tübingen , S. . – Erich Strassner: Schwank. Stuttgart , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges.
Das Kreuz und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. – u. ö. MM Vom Pfennig. – Reimpaarrede, um . V. P. schildert ausführlich die Macht des Geldes über alle Menschen: Seine Wirkung erfasst Männer und Frauen, Christen, Juden und Heiden. Laien wie Priester horden den Pfennig, Ritter wie Knechte sind ihm treu und er ist Herr über alle Fürsten. Die Menschen machen ihre ganze Zufriedenheit von ihm abhängig: «Hab ich nun pfening vil, So hab ich was ich wil». Der Pfennig wirkt dabei mal als Segen, mal als Fluch, er «schat vnd ist nutz». manche Menschen macht er zu Dieben, andere zu Freunden. Er ist ebenso schnell gewonnen wie verloren. V. P. entstand wahrscheinlich um und ist anonym in Handschriften ab etwa sowie Drucken ab überliefert. Der Text liegt in drei Grundfassungen unterschiedlicher Länge vor: mit bis Versen (Fassung I), Versen (II) und rund Versen (III). Inhaltlich behandelt die Reimpaarrede die Wirkung des Geldes auf die Menschen («Was der pfenning wunders kann»). Der Pfennig wird dabei in unterschiedlichem Maße personi ziert. Ähnliche Pfennig-Darstellungen nden sich bei Reinmar von Zweter und im Renner des → Hugo von Trimberg, doch ist V. P. die vielleicht früheste Rede, die nur dem Pfennig gewidmet ist. Vergleichbare Reden wurden auch von → Heinrich dem Teichner und Peter → Suchenwirt verfasst. V. P. wird in manchen Handschriften auch dem Teichner zugeschrieben, was die Forschung aber angezweifelt hat. Die Abhängigkeitsverhältnisse der drei Fassungen des Texts sind unklar. Möglicherweise handelt es sich bei II um eine Erweiterung von I, während III auf I und II aufbaut. Die Forschung hat Fassung I in die Traditionen des → Strickers und Heinrichs des Teichners eingeordnet, III hingegen mit der Nürnberger Tradition des Hans → Rosenplüt in Verbindung gebracht. Ob Rosenplüt selbst der Verfasser war, ist allerdings nicht nachweisbar. Die drei Fassungen unterscheiden sich u. a. in der Rolle des Pfennigs. Dieser wird in I nur angesprochen, übernimmt in den anderen Fassungen aber stellenweise selbst die Sprecherrolle (z. B. «Ich pfening gib freuden uil»). Stilistische Charakteristika von V. P.
Der Pfennigwertwitz sind Reihungen von Antithesen, Doppelformeln und Parallelen. Stellenweise werden Minneformeln auf den Pfennig angewandt, der sich in Fassung III als der Liebe überlegen bezeichnet. In Fassung II behauptet er von sich, mehr Freude zu spenden als die Musik. Die Rede V. P. ist literarisch schlicht, besaß aber eine gewisse Popularität. Davon zeugen nicht nur die zahlreichen Handschriften, sondern auch die bis ins Jahr reichenden Drucke. Ü: Fassung I: Straßburg, StB, cod. A , ra–ra (Perg., –, elsässisch; verbrannt). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , rb–ra (Pap., um – mit Nachträgen des ./. Jh., ostfränkisch). – Berlin, SBB, Mgq (früher Cheltenham, Bibl. Phillippica, Cod. ), r–v (Pap., und , bair.österr.). – Ebd., Mgq , v–v (Pap., , alemannisch). – Ebd., mgf , r–r (Pap., Augsburg, , Schreiber: Konrad Bollstatter). – Fassung II: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., um , ostschwäbisch). – . Fassung III: Dresden, LB, cod. M. , r–r (Pap., Nürnberg, –). – Leipzig, UB, cod. , r–r (Pap., Nürnberg, –). – München, BSB, Cgm , r–v (Pap., Nürnberg [?], –, nordbair.). – Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, v–v (Pap., Nürnberg, um ). – Wien, ÖNB, cod. , r–v (Pap., Mondsee, um , bair.österr.). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., Regensburg, bis nach ). – Berlin, SBB, Mgo , r–r (um ). D: Der pfenigmüntzer. Bamberg: Hans Sporer, (GW M). – Von dem phennig. Oppenheim: Jakob Köbel, [um ]. A: Samlung Dt. Gedichte aus dem XII. XIII. und XIV. Iahrhundert. Bd. . Hg. v. Christoph Heinrich Myller. Berlin , S. (Fassung I). – Fastnachtspiele aus dem . Jh. Bd. . Hg. v. Adelbert von Keller. Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Fassung III). – Hie wirt gemelt der liepst uff erd, Wer den braucht gantz an all geverd, Der mag selig werden hie und dort, Got geb uns gluck und lesent fort. Hg. v. Johannes Bolte. Berlin (Faks. des KöbelDrucks). – J. Bolte: Zehn Gedichte auf den Pfennig. In: ZfdA () S. –, hier Nr. f., S. – (Fassungen I und II sowie Druckfassungen). – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger
um Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. L: Ingeborg Glier, VL () Sp. –. – Bolte (s. Ausg.). – Hansjürgen Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung. Unters. zu Hans Rosenplüt und zum Schreib- und Druckwesen im . Jh. (MTU ). München u. a. , S. , , u. ö. – Jörn Reichel: Der Spruchdichter Hans Rosenplüt. Lit. und Leben im spätma. Nürnberg. Stuttgart , S. . – William M. Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›) : Interpretation (GAG ). Göppingen , S. . MM Der Pfennigwertwitz. – Dichtung, vor . Der dem Märe und dem Bîspel benachbarte didaktische Text erzählt von einem untreuen Gatten, der seiner Frau von einer Geschäftsreise «ain pfenning wert» Verstand als Geschenk mitbringen soll. W¨ahrend er seinen zwei Geliebten teure Kleider kauft, ist er wegen des Mitbringsels für seine Frau ratlos – er schildert einem Wirt sein Problem. Der rät ihm, die Liebe von Gattin und Geliebten zu erproben, indem er vorspielt, während der Reise verarmt zu sein. Als er diesen Rat befolgt, ist seine Frau die einzige, die weiterhin zu ihm hält. Inhaltlich behandelt der P. das gleiche Thema wie der Hellerwertwitz von Hermann → Fressant. Es lassen sich auch gewisse Ähnlichkeiten zur mittelenglischen Variante A penniworth of witte sowie zu La Bours pleine de Sens ausmachen. Pfeniggedichte waren insbesondere im . und . Jh. weit verbeitet. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), rb–ra (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , u. d. T. ‹Von den Freundinnen›) (zit.). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (u. d. T. ‹Ehefrau und Buhlerin›). – Rosenfeld: Novellenstud. (s. Lit.) S. –. L: Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. f. – Wilhelm Stehmann: Die mhd.
um Novelle vom Studentenabenteuer (Palaestra ). New York , S. f. – H.-F. Rosenfeld: Mhd. Novellenstud. I. Der Hellerwertwitz. II. Der Schüler von Paris (Palaestra ). Leipzig , S. –, –, . – Ders.: Ein dt. Predigtexempel von Hellerwertwitz. In: ZfdA () S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen. Bd. . Hg. v. Friedrich H. von der Hagen. Darmstadt , S. XX f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. . – J. Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , . FA Helbling, Seifried (auch: Seifried Helling, Der kleine Lucidarius). – Wahrscheinlich ktiver Verfasser einer Gedichtsammlung, spätes . Jh. Die aus dem Jh. stammende Handschrift B tradiert eine Gruppe von Gedichten, die dem gleichen Verfasser zugeordnet werden. In Gedicht I bezeichnet der Sprecher sein «buoch» als «kleinen Lucidarius». Der Autor der Sammlung ist unbekannt. In Gedicht XIII gibt der Sprecher den Brief eines Spielmanns namens «Seifrit Helblinch» wieder, aus dem die ältere Forschung fälschlich einen S. H. als Verfasser der Sammlung ableitete. Heute gilt der genannte Spielmann als ktiv. Aufgrund bestimmter Anspielungen im Text hat man als Verfasser verschiedentlich einen Angehörigen des niederen Adels aus der Region Zwettl vermutet, etwa einen Dienstmann der Kuenringer. Historische Bezüge erlauben die Datierung der Gedichte auf die Zeit von (XIV) bis (VIII). Die Texte sind in schlichten, österreichisch gefärbten Reimpaarversen verfasst und von unterschiedlicher Länge. W¨ahrend Gedicht XII nur Verse umfasst, ist etwa Gedicht II mit über Versen deutlich umfangreicher. Vereinzelt sind lat. Wendungen in die Texte einge ochten (u. a. in XI). Als literarische Ein üsse des sog. S. H. sind vor allem → Freidank, → Konrad von Haslau und der → Lucidarius zu nennen, außerdem → Neidhart, → Wolfram von Eschenbach, → Walther von der Vogelweide, → Wernher der Gartenaere, → Steinmar und der → Stricker. Die meisten Gedichte der Sammlung sind als Lehrgespräche zwischen einem Ritter und seinem
Helbling Knappen angelegt (I–IV, VIII–IX, XV). Der Ritter tritt darin als Sprecher auf. Wechselnde Schauplätze verleihen den Gedichten erzählerische Anschaulichkeit. So spielt II im Garten des Ritters, III im Badehaus und VIII in einer Gerichtsverhandlung. Auch jenseits der Lehrgespräche ist die Sammlung vielfältig: In V klagt das Land Österreich über die schlechten Verhältnisse, die in ihm herrschen. In VI werden die österr. Adeligen zur Kriegshilfe für Herzog Albrecht I. aufgerufen. VII schildert eine vom Sprecher beobachtete Auseinandersetzung von Tugenden und Lastern. Die Gedichte X, XI und XII sind Gebete: W¨ahrend X und XI dem Lob und der Fürsprache Marias und Christi gewidmet sind, enthält XII eine religiöse Deutung der fünf Vokale. In Gedicht XIII ndet sich der Brief des Spielmanns, der eine Reihe verstorbener Adeliger als vorbildlich preist und zugleich andere, noch lebende Ritter verurteilt. In Gedicht XIV beklagt der Sprecher den Zustand Österreichs. Insgesamt sind die Gedichte des sog. S. H. von deutlich formulierter Kritik an der eigenen Zeit und gleichzeitiger Glori zierung der Vergangenheit geprägt. Der Verfasser ist ein Verfechter des traditionellen Ständesystems und emp ndet dessen Veränderung als Bedrohung. Entsprechend verurteilt er die Verletzung von Schutz- und Dienstp ichten durch Adlige und ihre Vasallen. Dabei schreckt er sogar vor Kritik an den Habsburgern nicht zurück. Die Forschung hat vermutet, der Dichter habe hier die Positionen antihabsburgerisch gesinnter Landesherren formuliert. Auch die zunehmenden Ansprüche der Bauern lehnt der Dichter als nicht standesgemäß ab. Neben Adeligen und Bauern werden in den Gedichten auch Kleriker, Dichter und Frauen kritisiert. Die Sammlung warnt außerdem vor Dekadenz und Identitätsverlust. Treue, Wahrheitsliebe und andere Tugenden werden gelobt; vor Hass, Neid, Untreue u. a. wird gewarnt. Neben zeitkritischen und satirischen Zügen weisen die Gedichte zugleich religiöse Elemente auf, die vor allem in den Gebeten hervortreten und von starker Marienverehrung erfüllt sind. Bis heute gelten die Texte des sog. S. H. als kompetente, anschauliche und realistische Beispiele für die österreichische Lehrdichtung ihrer Zeit. Eine literarische Rezeption der Gedichte ist jedoch nicht bekannt. Ü: A: Wien, ÖNB, cod. Ser. nova (früher cod. ), r–v (Perg., frühes . Jh.,
Der Hauskummer österr.; Fragm.). – B: Ebd., cod. , r–r (Pap., . Jh., österr.). A: Theodor von Karajan: S. H. In: ZfdA () S. –. – Ders: Zu S. H. und Ottacker von Steiermark. In: Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, phil.-hist. Classe () S. –, –, hier S. – (vgl. dazu: Johann Lambel, in: Germania [] S. –). – S. H. Hg. v. Joseph Seemüller. Halle/Saale . Nachdr. Hildesheim u. a. . – Politische Lyrik des dt. MA : Von Heinrich von Mügeln bis Michel Beheim, von Karl IV. bis Friedrich III. Hg. v. Ulrich Müller (GAG ). Göppingen , Nr. (Teilausg.). – Dt. Dichtung des MA . Hg. v. Michael Curschmann/Ingeborg Glier. München , Nr. (Teilausg.). L: Karl Bartsch, ADB () S. f. – Ehrismann // () S. – u. ö. – Eva Rummer, NDB () S. f. – Ingeborg Glier, VL () Sp. –. – RSM () S. . – De Boor/Newald / () S. – u. ö. – Christian Kiening, Killy () S. f. – J. Seemüller: Stud. zum ‹kleinen Lucidarius› (S. H.). Wien . – Karl Kröner: Die kulturgeschichtliche Bedeutung der Gesch. des sog. S. H. Brilon . – Anton Wallner: Garben und Halme. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Wolfgang Schütz: Neue Stud. zum ‹kleinen Lucidarius›. Diss. Jena . – Wolfgang Heinemann: Zur Ständedidaxe in der dt. Lit. des .–. Jh. In: PBB (Tüb.) () S. –; () S. –; () S. –. – Roderich Schmidt: aeiou. Die ma. ‹Vokalspiele› und das Salomon-Zitat des Reinbot von Durne. In: Zeiten und Formen in Sprache und Dichtung. FS Fritz Tschirch. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer. Köln u. a. , S. –. – Stephanie Cain van D’Elden: S. H.’s ‹Ein Maer ist guot ze schriben an›. A Reevaluation. In: ABäG () S. –. – Ursula Liebertz-Grün: S. H. Satiren kontra Habsburg. München . – Helmut Birkhan: Ministerialenlit. in Österr. In: Die Kuenringer. Das Werden des Landes Niederösterreich. Red. Wolfram Herwig. Wien , S. –, mit Kat. Nr. f., S. f. – S. Cain van D’Elden: Rhetorical Devices in S. H.’s Political Poetry. In: Monatsh. für dt. Unterricht, dt. Sprache und Lit. () S. –. – U. Liebertz-Grün: Das andere MA. Erzählte Gesch. und Geschichtserkenntnis um . Stud. zu Ottokar von Steiermark, Jans Enikel, S. H. München , S. –. – Max Weltin: Die Gedichte des
um sog. S. H. als Quelle für die Ständebildung in Österreich. In: Jb. für Landeskunde von Niederösterr. / (/) S. – (wieder in: Ders.: Das Land und sein Recht. Ausgewählte Beitr. zur Verfassungsgesch. Österreichs im MA. Hg. v. Folker Reichert. Wien u. a. , S. –). – Dieter Vogt: Ritterbild und Ritterlehre in der lehrhaften Kleindichtung des Stricker und im sog. S. H. Frankfurt/M. u. a. . – Gerhard Wolf: Die Kunst zu lehren. Stud. zu den Dialoggedichten (‹Kleiner Lucidarius›) der S. H.-Slg. Frankfurt/M. u. a. . – H. Birkhan: Ständedidaxe und Laienmoral in der österr. Lit. des SpätMA. In: –. Die österr. Lit. . Ihr Pro l von den Anfängen im MA bis ins . Jh. Hg. v. Herbert Zeman. Bearb. v. Fritz Peter Knapp. Graz , S. –. – F. P. Knapp: Die Lit. des Früh- und HochMA in den Bistümern Passau, Salzburg, Brixen und Trient von den Anfängen bis zum Jahre (Gesch. der Lit. in Österr. ). Hg. v. H. Zeman. Graz , S. –. – Reinhold Hangler: S. H. Ein mhd. Dichter aus der Umgebung des Stiftes Zwettl (GAG ). Göppingen . – Inés de la Cuadra: Diskurse über soziale Mobilität im Spiegel von Fiktion und Historie. Die ‹Bauernszene› im Renner Hugos von Trimberg (von –) und das achte Gedicht der S. H.-Slg. (S. H. VIII, –). In: ZfdPh () S. –. – Angelika Kölbl: Frauen im Allgemeinen und Ehefrauen im Besonderen. Zur frauendidaktischen Relevanz der Lehrdichtung des S. H. In: Medium Aevum Quotidianum () S. –. – G. Wolf: Paradoxe Normativität? Ambivalenzen des Normierungsprozesses in der didaktischen Lit. des . Jh. (S. H., ‹Der Jüngling›, ‹Der Magezoge›). In: Text und Normativität im dt. MA. XX. AngloGerman Colloquium. Hg. v. Elke Brüggen. Berlin/Boston , S. –. MM Der Hauskummer. – Reimpaargedicht, um . In der eindringlichen Klage in Reimpaarversen schildert das Erzähler-Ich, ein mittelloser und sorgenvoller Ehemann, seine Nöte: So könne er z. B. seine Familie nur mit Hilfe des Pfandleihers ernähren. Abschließend warnt er junge Leute davor, ohne Vermögen in den «orden» der Ehe zu treten. Tendenziell ist die Dichtung mit Ehestandsklagen wie dem → Hausgeschirr vergleichbar und einer Untergruppe der sog. → Hausratsgedichte zugehörig. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , vb–va, Überschrift: «Ditz bvch ist der kvmber
um genant». – Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (vormals Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ) ra–vb, Überschrift: «Ditz ist der kvmber genant». – Beide Hss. (Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldeutsch mit bair. Einschlag) haben vermutlich die gleiche Vorlage. – Karlsruhe, LB, Cod. K , rb–va (Pap., /, schwäbisch/bair./ostfränkisch) Kurzfassung mit Versen, Überschrift: «von dem hauskumer». A: Johann Nepomuk Mailáth/Johann Paul Köffinger: Kaloczaer Codex altdt. Gedichte. Pest , S. –. – Adalbert von Keller: Gedichte über das Hauskreuz. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () S. f. – Gustav Rosenhagen: Kleinere mhd. Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte. Bd. : Die Heidelberger Hs. Cod. Pal. germ. (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: Peter Assion, VL () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f. – Michael Dallapiazza: Sorge um die Sicherung des Daseins und Haushalten in literarischen und ökonomischen Schr. des MA und der frühen Neuzeit. In: Haushalten in Gesch. und Gegenwart. Hg. v. Irmintraud Richarz. Göttingen , S. –, hier S. . VZ Heinric en Margriete van Limborch (Roman van Limborch). – Mndl. ritterlicher Versroman, um . Nur die Leidener Handschrift des Romans überliefert dessen Epilog und mit ihm den Verfassernamen «Heinriic». Die Validität dieser Angabe ist ebenso unsicher wie die Identi zierung dieses Heinrich (von der Forschung wurde Hein von Aken diskutiert). Die Angaben zur Abfassung der Dichtung (u. a. «.XVIII. hondert jaer») sind eindeutig verderbt und eine Entstehung des Romans im späten . oder frühen . Jh. ist wahrscheinlich. Die Limburger sind ausgestorben und die Verherrlichung dieses Adelsgeschlechts ist eine wichtige Funktion des Textes. Angaben zu etwaigen Auftraggebern macht der Epilog nicht. Im Zentrum des Romans stehen die (als Namen in der Familie belegten) Kinder H. und M. eines Herzog Otto von Limburg. Die Handlung selbst ist frei erfunden und vereint Elemente aus Legendendichtung, Artusepik, Antikenroman, Chanson de geste, Roman de la Rose und (antiker) lehrhafter
Heinric en Margriete van Limborch Literatur. Die Prologe der in zwölf Bücher eingeteilten Dichtung verwenden Topoi geistlicher Prologe und des Minnesangs. Das Werk stellt sich so als Querschnitt zeitgenössischer literarischer Gattungen dar. Der Roman ist äußerst stoffreich und zweigeteilt. Der erste Teil schildert die zahlreichen Abenteuer der Titel guren zwischen Westeuropa und vorderem Orient. Der zweite Teil berichtet vor allem von der Verteidigung Konstantinopels gegen die Heiden durch ein breites Bündnis der Fürsten des christlichen Abendlandes, was einer zeitgenössischen Idealvorstellung und nicht der historischen Wirklichkeit entspricht. Das Werk wird beschlossen von der Darstellung zahlreicher Hochzeiten, darunter auch diejenigen des Heldenpaares: H. heiratet die Thronfolgerin aus Konstantinopel und M. den Herrscher über Armenien. Die als Frau Venus personi zierte Minne nimmt im gesamten Handlungsverlauf direkten Ein uss auf die Geschicke der Herzogskinder. Neben der Minne ist ritterlich vorbildliches Verhalten das zweite Leitmotiv der Dichtung, das auch in den geistlich-didaktischen Passagen propagiert wird. Eine Rezeption des Werks in Deutschland ist durch die Überlieferung in der zweiten Hälfte des . Jh. nachgewiesen. Primäres Rezeptionszeugnis ist aber die dt. Bearbeitung des Romans durch → Johann von Soest (Die Kinder von Limburg), die er im Auftrag Philipps des Aufrichtigen von der Pfalz im Jahre abschloss. Ü: Leiden, UB, LTK , r–r (Perg., Mitte . Jh., mndl.; gekürzt, fehlerhaft). – Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. (Pap., /, nordwestripuarisch; vollständiger und weniger fehlerhaft als LTK ). Der Codex gelangte in die Bibl. der Grafen Manderscheid-Blankenheim (vgl.: Hartmut Beckers: Hss. ma. dt. Lit. aus der ehemaligen Schloßbibl. Blankenheim. In: Die Manderscheider. Eine Eifeler Adelsfamilie. Herrschaft, Wirtschaft, Kultur. Austellungskat. Köln , S. –, hier S. [Nr. ]). – Nach Ausweis Jakob → Püterichs von Reichertshausen habe sich eine weitere Abschrift in einer Handschrift der Bibliothek der Erzherzogin Mechthild von der Pfalz (–) befunden (Ehrenbrief, Str. ). Diese Handschrift könnte die Vorlage der dt. Bearbeitung des Johann von Soest gewesen sein. – Hinzu kommen neun mndl. Fragm. Vgl.: http://www.handschriftencensus.de/werke/
Heinric en Margriete van Limborch und Lieve de Wachter u. a. (Hg.): Fragmenten van de Roman van H. e. M. v. L. (Antwerpse Studies over Nederlandse Literatuurgeschiedenis ). Leuven . A: L[aurent] Ph[ilippe] C[harles] van den Bergh: De roman van H. e. M. v. L. gedicht door Heinric. Bde. (Nieuwe Reeks van Werken van de Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde te Leiden /). Leiden / (nach Leiden). – Thomas Hubertus Antonius Meesters: Roman van H. e. M. v. L., uitgegeven volgens het Brusselse handschrift. Amsterdam/Antwerpen (nach Brüssel mit Lesarten Leiden). B: Elly Vijfvinkel: Bibliogr. zu dem Lymburgroman (Beschreibende Bibliogr. ). Amsterdam . – Machteld van Royen/Fred Wolthuis: H. e. M. v. L. Chronologische bibliogra e. Groningen . – Rita Schlusemann: Bibliogr. der ndl. Lit. in dt. Übersetzung. Bd. : Ndl. Lit. bis . Berlin/New York , Reg. L: Gesa Bonath, VL () Sp. –. – G. Bonath/Horst Brunner: Zu Johanns von Soest Bearbeitung des Romans ‹Die Kinder von Limburg› (). In: Dt. Lit. des späten MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Wolfgang Harms/Leslie Peter Johnson (Publ. of the Institute of Germanic Studies ). Berlin , S. –. – Jozef D. Janssens: Analyse van de structuur en de verhaaltechniek in de hoofse, oorspronkelijk Middelnederlandse ridderroman. Een vergelijkende interpretatie van de Trojeroman van Segher Diengotgaf, de roman van Walewein, de roman van H. e. M. v. L. en de Seghelijn van Jherusalem. Diss. Leiden . – Ders.: Het ‹realisme› in de Roman van H. e. M. v. L. In: Handelingen van de Koninklijke Zuidnederlandse Maatschappij voor Taal- en Letterkunde () S. –. – Ders.: ‹Brabantse knipoogjes› in de roman van H. e. M. v. L. In: Eigen schoon en de Brabander () S. –. – Leonard M. Swennen: Der mndl. Roman ‹Heinriic ende M. v. L.› und seine dt. Bearbeitung von Johannes von Soest. Diss. Wien . – Raymond van Uytven: Historische knipoogjes naar ‹Heinrich ende M. v. L.›. In: Bijdragen tot de geschiedenis () S. –. – Klaas Iwema: Margrietes incognito. Een bijdrage tot de interpretatie van de roman van H. e. M. v. L. In: ‹Ic ga daer ic hebbe te doene›. FS Frank Lulofs. Hg. v. Jacques J. T. M. Tersteeg/P. E. L. Verkuyl. Groningen , S. –. – Leo Wintgens: Die ripuarische Fassung des ‹Roman van Limborch›
um (Hs. der Kgl. Bibl. Brüssel) vor dem Hintergrund der Sprachgesch. des Herzogtums Limburg. In: Lit. und Sprache im rheinisch-maasländischen Raum zwischen und . Besorgt v. Helmut Tervooren/Hartmut Beckers (ZfdPh Sonderh. ). Berlin u. a. , S. –. – Kurt Hans Staub/Joachim Heinzle: Michelstädter Fragm. des mnld. Romans ‹H. e. M. v. L.›. In: ZfdA () S. –. – Corrie de Haan: De Roman van H. e. M. v. L. Middelhoogduitse receptie van Middelnederlandse literatuur. In: Queeste () S. –. – L. de Wachter: Twee fasen in de avonturen van Heinric en Echites in de Roman van H. e. M. v. L. In: De Kunst van het zoeken. Studies over ‹avontuur› en ‹queeste› in de middeleeuwse literatuur. Hg. v. Bart Besamusca/ Frank P. C. Brandsma (Uitgaven Stichting Neerlandistiek VU ). Amsterdam , S. –. – L. de Wachter: Een literair-historisch onderzoek naar de effecten van ontleningen op de compositie en de zingeving van de ‹Roman van H. e. M. v. L.›. Bde. Diss. Brüssel . – Ders.: Wat doet Aeneas in de Roman van Limborch? Een onderzoek naar de invloed van Vergilius’ Aeneis op de Roman van H. en M. v. L. In: Op avontuur. Middeleeuwse epiek in de Lage Landen (Nederlandse literatuur en cultuur in de middeleeuwen ). Hg. v. J. D. Janssens u. a. Amsterdam , S. –, –. – Roel M. T. Zemel: Evax en Sibilie. Een verhaal over liefde en ridderschap in de ‹Roman van Limborch›. In: Spiegel der letteren () S. –. – L. de Wachter: Dichten met andermans woorden. Het effect van een ontlening in de Middelnederlandse Roman van H. e. M. v. L. In: Medioneerlandistiek. Een inleiding tot de Middelnederlandse letterkunde. Hg. v. Ria Jansen-Sieben u. a. Hilversum , S. –. – L. de Wachter: De verliefde verteller als retorische techniek in de roman van H. e. M. v. L. In: Queeste () S. –. – Rita Schlusemann: Zur Bedeutung der ripuarischen Hs. des ‹Roman van H. ende M. v. L.›. In: Schnittpunkte. Dt.-ndl. Literaturbeziehungen im späten MA. Hg. v. Angelika Lehmann-Benz u. a. (Stud. zur Gesch. und Kultur Nordwesteuropas ). Münster u.a. , S. –. – L. de Wachter: Interculturele communicatieve competentie in de ‹Roman van Limborch›. In: Maar er is meer. Avontuurlijk lezen in de epiek van de Lage Landen. FS J. D. Janssens. Hg. v. Remco Sleiderink u. a. Amsterdam , S. –. – Frits P. van Oostrom:
um Stemmen op schrift. Geschiedenis van de Nederlandse literatuur vanaf het begin tot . Amsterdam , S. –. – H. Tervooren u. a.: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum v. Rhein und Maas. Berlin , S. f. – R. Schlusemann: Der Liebes- und Abenteuerroman M. v. L. In: Dialog mit den Nachbarn. Mndl. Lit. zwischen dem . und . Jh. Hg. v. Bernd Bastert u. a. (ZfdPh Sonderh. ). Berlin , S. –. VZ Johann von Konstanz. – Verfasser der Minnelehre (um ). J.s Name ist zwischen und in mehreren Zürcher Urkunden aus dem Umfeld des Augustinerchorherrenstifts bezeugt, dem J.s Bruder Heinrich von bis als Propst vorstand. Den Zeugenlisten nach stand J. v. K. in Beziehungen zu den literarisch interessierten Kreisen um die Familie Manesse, Äbtissin Elisabeth von Wetzikon, Bischof Heinrich von Klingenberg und dessen Bruder Konrad. J. gilt als Verfasser der wohl um entstandenen Minnelehre, sein Name wird allerdings erst in Handschriften des . Jh. genannt (s. Überlieferung). Das Werk verrät umfassende Bildung und Kenntnisse lat., frz. und dt. Literatur. Die Minnelehre ist in den verschiedenen Handschriften mit wechselnden Versbeständen ( bis Reimpaarverse) überliefert. Sie besteht nach einem Prolog aus einer allegorischen Traum- und einer Werbungserzählung. Zur Belehrung seines Publikums schildert der Ich-Erzähler, wie ihn sein Liebesleid zur Abkehr von der Minne bewegte. Daraufhin begegnet er im Traum an den brennenden Ufern eines Blutsees Cupido und erörtert mit dem ge ügelten Kind die Bedeutung seiner Attribute. Frau Minne erscheint in einem prunkvollen Wagen und schießt dem Erzähler einen Pfeil ins Herz. Er verspricht ihr Dienst und erbittet ihre Hilfe, um von seiner Wunde zu genesen. Die Minne rät ihm, der Geliebten in Briefen seine Liebe kundzutun. Der Erzähler erwacht aus seinem Traum und beginnt, unterstützt durch Rücksprache mit Frau Minne, einen Briefwechsel mit der Geliebten. Nach anfänglichem Zögern empfängt sie ihn heimlich in ihrem Garten, die Bitte um einen Kuss weist sie jedoch zurück. Bei einem nächtlichen Besuch in ihrer Kammer bezwingt der Erzähler auf Anraten der Minne die widerstrebende Frau dann gewaltsam. Sie verzeiht ihm unter der Bedingung,
Johann von Konstanz dass er ihr weiterhin treu dienen und über das Vorgefallene Schweigen bewahren werde. In Handschrift A folgt an dieser Stelle, durch Absatz und Initiale abgesetzt, die Minneklage I; ob der Text ursprünglich zur Minnelehre gehört und J. v. K. zuzuschreiben ist, ist umstritten. Andere Handschriften überliefern stattdessen einen Schluss: Der Erzähler nimmt der Frau beim Abschied am Morgen das Versprechen ab, sie wiedersehen zu dürfen. Sie trennen sich versöhnt, und der beglückte Erzähler widmet sein Werk seiner Dame und der Minne. Die Minnelehre steht mit → Hartmanns Klage, → Strickers Frauenehre oder → Ulrichs von Liechtenstein Frauenbuch in einer Reihe von experimentellen Dichtungen, die sich jenseits der etablierten Gattungen mit dem hö schen Minneideal auseinandersetzen. Die außergewöhnliche Überlieferungsgemeinschaft mit Minneliedern in der → Weingartner Liederhandschrift B deutet darauf hin, dass die Minnelehre als Kommentar zum Inhalt der Lieder verstanden wurde. Die Minneallegorie versammelt literarisches Wissen über Minne, die Werbungserzählung führt diese Theorien in der praktischen Anwendung vor. Herkunft und Stand des Ich-Erzählers sind unerheblich, entscheidend sind minnetheoretisches Wissen und rhetorisches Können, das etwa in den Briefen nach den Vorgaben der lat. ars dictandi demonstriert wird. J. v. K. greift auf verschiedene Quellen zurück, darunter Werke in der Tradition des frz. Rosenromans, die → Carmina Burana sowie die Werke → Ovids. Ein üsse mhd. hö scher Dichtungen, etwa des Eneasroman, Tristan oder der Werke Hartmanns von Aue, → Wolframs von Eschenbach und Konrad → Flecks beschränken sich auf Motivparallelen, wörtlich zitiert J. nur einige Verse aus dem Wigalois → Wirnts von Grafenberg. Auch die Rezeption der Minnelehre ist selten eindeutig nachzuweisen; ein direktes Rezeptionszeugnis stellt möglicherweise Der → Schüler von Paris B dar. Andere Werke berufen sich nicht explizit auf Text oder Autor, die Minnelehre enthält aber typische Elemente der späteren Minnereden und mag für die Darstellung von Minneallegorie oder den Umgang mit der Ich-Perspektive allgemein vorbildhaft gewirkt haben. Als offenbar maßgeblicher Vertreter der Gattung eröffnet die Minnelehre die repräsentative Minneredensammlung der Heidelberger Prachthandschrift cpg . Anzunehmen ist weiterhin ihr Ein uss auf einige Briefsteller. In
Minneklage Heinrich → Wittenwilers Ring ndet sich eine Parodie des allegorischen Traums. Ü: Unter wechselnden Überschriften überliefern den Text fünf Handschriften und ein Fragment, das auf eine frühe Rezeption der Minnelehre im mitteldt. Raum schließen lässt. Ältester und vollständigster Überlieferungsträger ist die Weingartner Liederhandschrift B (S. –, Verse); die übrigen Codices stammen aus dem . Jh. Den Namen des Verfassers nennen Karlsruhe, LB, Donaueschingen , S. – (Pap., . Jh.), und – allerdings völlig verderbt – Nelahozeves, Lobkowitzsche Bibl., Cod. VI Fc (früher Prag, NB), S. – (Pap., –, schwäbisch). – Weitere Hss.: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., –, nordalemannischsüdfränkisch; mit prachtvoller Illustration auf der ersten Seite). – Dresden, LB, M , r–r (Pap., , ostschwäbisch). A: Heinzelein von Konstanz. Hg. v. Franz Pfeiffer. Leipzig , S. –. – J. v. K.: Die Minnelehre. Hg. v. Frederic Elmore Sweet. Paris . – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Dt. Sammelhss. des späten MA; Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Die Minnelehre des J. v. K. Nach der Weingartner Liederhs. unter Berücksichtigung der übrigen Überl. hg. v. Dietrich Huschenbett. Wiesbaden (zit.). L: Ingeborg Glier, NDB () S. f. – Dies., VL () Sp. –. – Claudia Händl, Killy () S. –. – Käthe Mertens: Die Konstanzer Minnelehre (Germ. Stud. ). Berlin . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , bes. S. –. – Ronald Michael Schmidt: Stud. zur dt. Minnerede. Unters. zu Zilies von Sayn, J. v. K. und Eberhard von Cersne (GAG ). Göppingen . – Jörn Bockmann/Judith Klinger: Hö sche Liebeskunst als Minnerhetorik: Die Konstanzer ‹Minnelehre›. In: Das MA () S. –. – Wolfgang Achnitz: ‹Als mir Johannes verjach, der die warheit weste wol›. Beobachtungen zum Minnediskurs in ‹Der Schüler von Paris B› und in der ‹Minnelehre› des J. v. K. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Dietrich Huschenbett: Eine ‹Mörin›-Quelle: Die ‹Minnelehre› des J.
um v. K. als Vorlage zur ‹Mörin› Hermanns von Sachsenheim. In: ‹Vir ingenio mirandus›. Studies presented to John L. Flood. Bd. (GAG /). Göppingen , S. –. – W. Achnitz: Rezension zu ‹Die Minnelehre des J. v. K.›, hg. v. Dietrich Huschenbett. In: ZfdA () S. –. – Susanne Brügel: Minnereden als Re exionsmedium. Zur narrativen Struktur der ‹Minnelehre› J.s v. K. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/New York , S. –. – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur Minnelehre J.s v. K. und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. . – Sonja Glauch: Ich-Erzähler ohne Stimme. Zur Andersartigkeit ma. Erzählens zwischen Narratologie und Mediengesch. In: Hist. Narratologie. Mediävistische Perspektiven. Hg. v. Harald Haferland/Matthias Meyer (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, bes. S. –. VL Minneklage. – Liebesklage mit Baumgleichnis, Überlieferung erstes Viertel . Jh. Die Minnerede ist unikal als letzter Text der → Weingartner Liederhandschrift überliefert, direkt im Anschluss an die Minnelehre des → Johann von Konstanz. Der Sprecher bittet in zweifacher Publikumsapostrophe um Aufmerksamkeit und beklagt dann, Liebeskummer und Fesselung von Verstand und Herz durch die Geliebte heimlich für sich behalten zu müssen. Als lehrhaftes Exempel führt der Sprecher einen Baum an: Versehre man diesen an den Ästen, so verdorre er, beschneide man ihn dagegen kräftiger und professionell, treibe er wieder aus. Er legt dieses Bild auf sich aus: Seine Dame habe ihm Herz und Verstand versehrt, nun solle sie ihm auch seinen Kummer kappen, damit er austreiben könne. Er schließt mit der Bitte ans Publikum, für ihn bei der Geliebten Fürbitte zu leisten. Ü: Stuttgart, LB, HB XIII , S. f. ( Verse). A: Christoph Heinrich Myller (Hg.): Samlung dt. Gedichte aus dem ., . und . Jh. Bd. . Berlin , S. . – Franz Peiffer/Friedrich Fellner (Hg.): Die Weingartner Liederhs. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Dietrich Huschenbett (Hg.): Die Minnelehre des Johann von Konstanz.
um Nach der Weingartner Liederhs. unter Berücksichtigung der übrigen Überlieferung. Wiesbaden , S. f. L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. . – Huschenbett (s. Ausg.) S. XIII–XV. – Wolfgang Achnitz: Rezension zu D. Huschenbett: Die Minnelehre des Johann von Konstanz. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. , S. –, , , . – Jacob Klingner: ‹Gegenspiele›. Zur Überl. von Minnesang und Minnerede in der ‹Weingartner Liederhs.›. In: Wolfram-Stud. (). JK Der Württemberger. – Kleinepische Reimpaardichtung, . Jh., vielleicht noch . Jh. Der Umfang des kurzen Epos aus dem Umkreis der ma. Visionsliteratur variiert je nach dem Textzeugen zwischen und Versen. Die Handlung in den unterschiedlichen Versionen – ausgehend von einem narrativen Grundstock von rund Versen – kann also entweder gerafft oder ausgeweitet sein. Da der ritterliche Protagonist des Epos im Dienste des Grafen Hartmann von Württemberg steht, ist eine Abfassung der ursprünglichen Erzählung im schwäbischen Raum denkbar, aber nicht erwiesen. Dagegen spricht zumindest, dass die tradierenden Codices ganz überwiegend bair.österr. sind. Neben der ältesten Handschrift () als sicherem Terminus ante quem geben Anspielungen auf den Dt. Orden den einzig validen Hinweis zur zeitlichen Einordnung des Werkes an die Hand (in den Fassungen des Cod. und von K ). Das Gründungsjahr des Ordens () ist daher ein möglicher Terminus post quem. Die Reimpaarerzählung kombiniert Motive der ritterlichen Aventiurefahrt mit solchen der Jenseitsreise. Ein Ritter (Ulrich oder Erenpold) begegnet bei der Jagd einer hö schen Schar von Damen und Rittern, die jeweils paarweise reiten. Er schließt sich der als letzte und einzig allein reitenden Dame an. Sie eröffnet ihm, es handele sich um einen Totenzug und die Paare hätten in unrechten Minneverhältnissen gestanden. Sie selbst sei allein, da
Der Württemberger ihr Gespiele («zuoman») noch lebe. Da der Liebhaber sich als guter Freund des Ritters herausstellt, wird er von der Dame gebeten, seinen Freund zu warnen, damit dieser durch Beichte und Buße seine Seele retten könne. Die Dame mahnt den Ritter außerdem, nichts zu berühren, solange er sich im Bereich der Toten be ndet. Der Ritter begleitet die Gesellschaft zu einer Burg, wo sich hinter dem hö schen Schein Höllenqualen offenbaren. Beim prächtigen Festmahl vor der Burg missachtet der Ritter die Warnung der Dame und verbrennt sich beim Griff nach einem gerösteten Fisch vier Finger und nur ein Kreuzschnitt, den die Dame in seiner Hand ausführt, kann durch das hervorquellende Blut das höllische Brennen lindern. Es beginnen Ritterspiel und Tanz, an dem der Ritter gegen alle Warnungen teilnimmt und in Ohnmacht fällt. Er sieht durch seine Helmschlitze das Höllenfeuer blitzen. Die Dame rettet ihn vor höllischen Dämonen und weist ihm den Weg ins Diesseits, wo der Ritter seinen Freund warnt. Beide nehmen zur Buße an einem Kreuzug teil und retten sich und der Dame so das Seelenheil. Der anonyme Dichter stellt im W. die hö sche Gesellschaft als verdammt vor. Die Paare büßen für die Ausübung der hö schen Minne, wobei ihre Buße in der Weiterführung des hö schen Lebens unter höllischen Peinigungen besteht. Das Motiv könnte vom Wigalois des → Wirnt von Grafenberg inspiriert sein. In der Roaz-Episode dieses Romans begegnet der Held ebenfalls einer ritterlichen Schar in einer von Flammen umlohten Burg, in der das hö sche Leben in einer Art Fegefeuer fortgeführt wird. Darüber hinaus gibt es vielfältige Parallelen in der Literatur der Jenseitsvisionen. Der zufällige Kontakt eines Protagonisten mit der «autre monde» begegnet auch in französischen Lais aus dem . Jh. (vgl. Lai du Trot) und bereits im Liber visionum → Otlohs von St. Emmeram. Zeitlich stehen dem W. die Jenseitsschilderungen in der → Vorauer Novelle (bzw. dem zugrundeliegenden lat. Prosamirakel aus den Reuner Relationen) und im Gedicht → Weltlohn am nächsten. Im . Jh. ndet sich Vergleichbares in den Visionen Georgs von Ungarn und in der Reimpaarerzählung Der Pfarrer im Ätna des Hans → Folz. Alleinstellungsmerkmal des W. ist aber das durchweg aufrecht erhaltene hösche Element der Aventiurefahrt und die geringe didaktische Prägung des Textes. Womöglich hat die Bildhaftigkeit des W. auf die zeitgenössische Graphik gewirkt (vgl. Messner
Merlin und Lüthild [s. Lit.]), eine nachweisbare literarische Rezeption des W. liegt indes nicht vor. Michel → Beheims Lied Von dem von wirtenperg (RSM: Beh/a) scheint nicht auf den W. zurückzugehen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , ra–rb (Pap., , bair.-österr. [aus Innsbruck]); Überschrift: «Des von wirtenberk puch»; auf rb wird das Werk → Wolfram von Eschenbach zugeschrieben: «Daz puech ticht vnd sprach / Her wolfram vˉo ezzenbach». – Ebd., Cod. Ser. nova , v–v (Pap., , bair.-österr.). – Karlsruhe, LB, Cod. K , va–va (Pap., –, schwäbisch/bair./ostfränkisch); Überschrift: «Der wirtenberger». – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair. [aus Nürnberg]); Überschrift: «Der Ritter mit den Selen». – Ebd., Cgm , v–v (Pap., Anfang . Jh., aus Regensburg [Slg. des Bürgers Ulrich Mostl]). A: Karl Philipp Conz: Der Wirtemberger. In: Morgenbl. für gebildete Stände () S. –, f., f., f., f., (Nr. –) (nach einer Abschr. v. Cod. K ). – Heinrich Adelbert Keller: Anzeige der akad. Feier des Geburtsfestes seiner Majestät des Königs Wilhelm v. Württemberg im Namen des Rectors und Senats der Kgl. Eberhard-Karls-Univ. zu Tübingen nebst Des von Wirtemberk pueh. Tübingen (synoptischer Abdruck von Cod. , Cod. K , Cgm ). – Franziska Heinzle: Der Württemberger. Unters., Texte, Komm. (GAG ). Göppingen (synoptisch, ohne Cod. Ser. nova ). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Oskar Pausch: Eine bair.-österr. Überlieferungskette des W.s. Mit einer Ausg. der neuen Wiener Redaktion Wa [Ma] (Österr. Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl., Sb. , Abh. ). Wien (mit Faks. v. Cod. Ser. nova ). – U. Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: De Boor/Newald / () S. . – Oskar Pausch, VL () Sp. –. – Christian Kiening, Killy () S. f. – Heinzle (s. Ausg.). – Pausch (s. Ausg.). – Reinhild Messner: Altdt. Lit. in der bildenden Kunst. Diss. Wien , S. –. – Claude Lecouteux: Gesch. der Gespenster und Wiedergänger im MA. Wien , S. f. – Jean-Claude Schmitt: Die Wiederkehr der Toten. Geistergeschichten im MA. Stuttgart . VZ
um Merlin und Lüthild. – Zwei nur in Bruchstücken (insgesamt Reimpaarverse) erhaltene, gemeinsam in einer Handschrift aus der ersten Hälfte des . Jh. überlieferte Viten in nordmittelfränkischer (ripuarischer) Schreibsprache. Der in den Resten einer im Archiv von Schloss Lüftelberg bei Bonn aufgefundenen Pergamenthandschrift enthaltene, vielleicht bereits um die Mitte des . Jh. entstandene Text schildert das Leben des sagenhaften Zauberers M. und das der niederrheinischen Lokalheiligen L. Der M.-Teil umfasst die ersten erhaltenen Verse und behandelt ausgewählte Episoden aus dem Leben M.s. Kurz abgehandelt werden M.s Taufe, sein Leben als Eremit und sein Ruhm als Prophet; einzelne Episoden wie die Vorhersage des Zauberers über den Tod des Richard Löwenherz sind ausführlicher dargestellt. Absicht des Autors, eines Geistlichen, war es, die Gestalt M.s zu entdämonisieren und zu «christianisieren»; eine Verbindung zum Artus- und Gralsstoff fehlt bemerkenswerterweise völlig. Die L.-Legende (V. –) gilt als älteste erhaltene Quelle über das Leben der in Lüftelberg bei Bonn verehrten Heiligen; geschildert werden vor allem ihre Christusnachfolge und ihre Werke der Nächstenliebe. Die stoffliche Provenienz der beiden Viten ist gänzlich divergent – kein anderes Werk der ma. Literatur überliefert eine Verbindung der beiden Gestalten. Ü: Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgq (früher Berlin, SBB, Mgq ; davor Lüftelberg, Schlossarch., o. S.), drei Doppelbll. (Perg., um –, ripuarisch). A: Johannes Franck: Sente Lüthilt. In: Westdt. Zs. für Gesch. und Kunst () S. –, hier S. f., , –. – Der Rheinische Merlin. Text, Übersetzung, Unters. der ‹M.› und ‹L.›-Fragm. Nach der Hs. Ms. germ. qu. der Staatsbibl. Preußischer Kulturbesitz Berlin neu hg. und erl. v. Hartmut Beckers. Übersetzung und Unters. von Gerd Bauer u. a. (Schöninghs Mediävistische Editionen ) Paderborn u. a. , bes. S. –, –. L: H. Beckers, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. . – Juliette Wood: Merlin. In: EM () Sp. –. – Trude Ehlert, Killy () S. f. – Franck (s. Ausg.). – Ders.: Nachträgliches zu Sente L. In: ebd. () S. –. – Hermann Degering: Kurzes Verz.
um der germ. Hss. der Preußischen Staatsbibl. Bd. . Die Hss. in Quartformat (Mitt. aus der Preußischen Staatsbibl. VIII. Leipzig (Nachdr. Graz ) S. . – Beckers (s. Ausg.). – Silvia BruggerHackett: Merlin in der europäischen Lit. des MA (Helfant-Stud. ). Stuttgart , S. –. – Klaus A. Schmidt: Der verschmähte Merlin. Mögliche Gründe für die mangelnde Merlin-Rezeption in Deutschland. In: Die dt. Lit. des MA im europäischen Kontext. Tagung Greifswald, .–. September . Hg. v. Rolf Bräuer. Göppingen , S. –. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . SF Loccumer Artusepos. – Fragment eines Artusepos, um . Das wahrscheinlich einzige Artusepos in frühmnd. Sprache ist nur anonym und fragmentarisch erhalten. In ein Loccumer Gebetbuch von etwa sind als Vor- und Nachsatz zwei Doppelblätter eingeklebt, die Verse des L. A. wiedergeben und gegen Ende des . Jh. entstanden. Der von einer Hand geschriebene Text ist durch Beschnitt beschädigt, weshalb u. a. zahlreiche Reimwörter fehlen. Dies erschwert die sprachliche Einordnung. Der Verfasser stammte wahrscheinlich aus dem ripuarischen Rheinland oder aus Westfalen, vielleicht auch vom Nordniederrhein oder aus dem Maasland. Theoretisch könnte es sich bei dem L. A. auch um die mnd. Abschrift eines ursprünglich mhd. Werks handeln, was aber nicht sicher zu bestimmen ist. Inhaltlich bietet das Fragment nur eine Reihe von Kämpfen und Reden. Protagonisten sind Ritter aus dem Umfeld des Artushofs sowie orientalische Recken. Eine Einordnung des Fragments im Kontext bekannter Artussagen ist bis heute nicht erfolgt. Die Verwendung altfranzösischer Redensarten im Text könnte auf romanische Quellen hindeuten. Ausdrücke und Namen im L. A. verweisen auch auf den Gahmuret-Teil im Parzival → Wolframs von Eschenbach (Gamuret, Anyowe, Isenhart, Punturtois). Das Fragment zitiert auch mehrere Verse aus dem Armen Heinrich des → Hartmann von Aue. Eine Rezeption des L. A. ist nicht bekannt. Ü: Loccum, Klosterbibl., Ms. , Doppelbll. (Perg., um , westfälisch mit westmitteldt. und obd. Spuren, Fragm.).
Loccumer Artusepos A: Conrad Borchling: Mnd. Hss. in Norddeutschland und den Niederlanden. Erster Reisebericht (Nachrichten von der Kgl. Ges. der Wiss. zu Göttingen, philol.-hist. Klasse ). Göttingen , S. –, hier S. –. – Hartmut Beckers: Ein vergessenes mnd. Artuseposfragment (Loccum, Klosterbibl., Ms. ). In: Nd. Wort () S. –. L: H. Beckers, VL () Sp. –. – Beckers (s. Ausg.). – H. Beckers: Mnd. Lit. Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Nd. Wort () S. –, hier S. –. – Hans-Jochen Schiewer: ‹Ein ris ich dar vmbe abe brach / Von sinem wunder bovme›. Beobachtungen zur Überl. des nachklassischen Artusromans im . und . Jh. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. f. (Nr. ), . – Matthias Meyer: Intertextuality in the Later Thirteenth Century. Wigamur, Gauriel, Lohengrin and the Fragments of Arthurian Romances. In: The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German Literature. Hg. v. William Henry Jackson/Silvia Ranawake. Cardiff , S. –. – Jürgen Wolf: Buch und Text. Lit.- und kulturhist. Unters. zur volkssprachigen Schriftlichkeit im . und . Jh. (Hermaea NF ). Tübingen , S. , , u. ö. – Ders.: Arthuriana im dt. Norden. Das Mysterium des (dt.) Nordens. Breites Artusinteresse ohne literarische Zeugnisse? In: Artushof und Artuslit. Hg. v. Matthias Däumer. Berlin/New York , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , Reg. MM Konrad von Stoffeln. – Verfasser eines Versromans, um . K. ist nur durch eine Eigennennung in seinem Versroman Gauriel von Muntabel (G.) nachweisbar. Darin nennt er sich selbst Meister und «vrier man», war also möglicherweise Freiherr. Er könnte dem schwäbischen Adelsgeschlecht der von Stöffeln aus Gönningen angehört haben. Hingegen war K. wohl nicht mit einem aus dem Hegau stammenten K. v. Hohenstoffeln identisch, der zwischen und bezeugt ist. Gleichwohl dürfte K. wie dieser in der zweiten Hälfte des . Jh. gelebt haben. G. entstand wahrscheinlich um in Schwaben und ist in vier Handschriften und Fragmenten überliefert. Der Textumfang schwankt darin stark; vollständig ist der Roman nur in einer
Konrad von Stoffeln Karlsruher Handschrift aus dem späten . Jh. erhalten. Am Anfang des Werks lebt Titelheld G. mit seiner Geliebten, einer Fee, in Muntabel. Er darf niemandem von seiner Feendame erzählen, bricht dieses Gebot aber. Die Fee zieht sich daraufhin in ihr Heimatreich Fluratrone zurück, das von den Minnegöttern beherrscht wird. Mit deren Erlaubnis stellt die Fee G. eine Aufgabe, durch deren Bestehen er seine Geliebte wiedererlangen kann: Er soll die drei besten Artusritter gefangennehmen und sie nach Fluratrone bringen. Der durch magische Kräfte verunstaltete G. zieht daraufhin zum Artushof, dabei stets begleitet von einem treu an seiner Seite kämpfenden Bock. Am Artushof besiegt G. alle Ritter, darunter Erec und Iwein. Nur dem König selbst ergibt sich G. aus Demut gegenüber dessen Rang. Nach der Versöhnung mit dem Artushof muss G. auf Wunsch Ginovers jedoch versprechen, ein Jahr lang Abenteuer zu bestehen. G. kehrt mit den besiegten Rittern zur Fee zurück und wird von dem verunstaltenden Zauber befreit. Er darf die Fee heiraten und danach mit den Artusrittern zu Abenteuern ausreiten, allerdings nur maximal ein Jahr lang. In dieser Zeit befreit G. u. a. den König von Schoiadis sowie eine Grafentochter und besiegt den König Geltipand. Als G. an den Artushof zurückkehrt, wird ein Fest anberaumt. G. will jedoch vorher aufbrechen, um die von der Fee gewährte Jahresfrist nicht zu versäumen. Die Fee selbst erscheint allerdings mit ihrem Gefolge am Artushof. Nach einer großen Feier kehrt das Paar nach Fluratrone zurück und lebt in harmonischer Ehe. K.s bezugsreiche Dichtung verrät eine umfassende Kenntnis der hö schen Dichtung und des Artusromans. Ein üsse waren u. a. die Epen von → Hartmann von Aue, → Gottfried von Straßburg, → Wolfram von Eschenbach und → Ulrich von Zatzikhoven. Außerdem kannte K. wohl auch Werke des → Wirnt von Grafenberg und des → Strickers sowie altfranzösische Lais (Lanval, Graelent). Intertextuelle Elemente des Romans sind etwa das Auftreten von Iweins Löwen oder Erecs Warnung an G. vor dem Versäumen der Jahresfrist. K.s Werk ähnelt anderen Artusromanen auch in seiner von Doppelungen und Symmetrien bestimmten Struktur. Diese zeigt sich in übergreifenden Aspekten (zweiteiliger Aufbau des Werks) ebenso wie in einzelnen Handlungsteilen (G.s Kämpfe gegen zwei Drachen und zwei Riesen). Der G. schließt
um insgesamt die Entwicklung der Artus-Versromane ab, ohne allerdings an die großen Werke von K.s Vorgängern heranzureichen. Trotz der Ansätze zu einer hö schen Tugendlehre im G. ist das Werk aufgrund seiner intertextuellen Bezüge eher eine literarische Spielerei. Seine Wirkung war begrenzt. Jakob → Püterich von Reichertshausen kannte den Roman, lehnte ihn aber ab. Ü: München, BSB, cgm /b, r–v (Pap., um –, bair.; Fragm.). – Ebd., cgm /a, Bl. (Perg., drittes Viertel . Jh., südbair.; Fragm.). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, cod. FB , ra–va (Pap., , bair.-österr.). – Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , S. – (Pap., um –, schwäbisch-niederalemannisch). A: Ferdinand Khull (Hg.): Gauriel von Muntabel. Eine hö sche Erzählung aus dem . Jahrhunderte. Graz . Neudr. Osnabrück . – Friedrich Keinz: Aus dem ‹Gauriel›. In: Germania () S. –. – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Wolfgang Achnitz (Hg.): Der Ritter mit dem Bock. K.s v. S. ‹Gauriel von Muntabel›. Tübingen . – Siegfried Christoph (Hg.): Gauriel von Muntabel. Cambridge . L: Ehrismann // () S. . – Christoph Cormeau, VL () Sp. f.; () Sp. . – Matthias Meyer, LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. f. – W. Achnitz, Killy () S. f. – Ders., KLL () S. . – Karl Deck: Unters. über ‹Gauriel von Muntabel›. Straßburg . – Neil E. Thomas: K. v. S.’s ‹Gauriel von Muntabel›. A Comment on Hartmann’s ‹Iwein›? In: Oxford German Studies () S. –. – W. Achnitz/Hans-Jochen Schiewer: Ein bisher unbekanntes ‹Gauriel›-Fragm. in München. In: ZfdA () S. –. – Isolde Neugart: Beobachtungen zum ‹Gauriel von Muntabel›. In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – Günter Zimmermann: Some Aspects of K. v. S.’s ‹Gauriel von Muntabel›. A Reply to Neil Thomas. In: Oxford German Studies / () S. –. – W. Achnitz: König Artus in Schwaben. Überlegungen zur Entstehung des ‹Gauriel von Muntabel›. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen ()
um S. –. – M. Meyer: Intertextuality in the Later Thirteenth Century. ‹Wigamur›, ‹Gauriel›, ‹Lohengrin› and the Fragments of Arthurian Romances. In: The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German and Dutch Literature. Hg. v. William Henry Jackson/Silvia Ranawake. Cardiff , S. –. – Peter Kern: Traditionsbildung und Spiel mit der Tradition. Zur Gattungsgesch. des dt. Artusromans. In: König Artus lebt! Eine Ringvorlesung des Mittelalterzentrums der Univ. Bonn. Hg. v. Stefan Zimmer. Heidelberg , S. –. – Almudena O. Villena: Zeitauffassung und Figurenidentität im ‹Daniel von dem Blühenden Tal› und ‹Gauriel von Muntabel›. Göttingen . – Hb. der Sentenzen und Sprichwörter im hö schen Roman des . und . Jh. Hg. v. Manfred Eikelmann/Tomas Tomasek. Bd. : Artusromane nach , Gralsromane, Tristanromane. Bearb. v. T. Tomasek u. a. Berlin/New York , S. –. – W. Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. Berlin u. a. , Reg. MM Reinfried von Braunschweig (Reinfrit von Bruneswic). – Umfangreiches Fragment eines Versromans, um . Der nach seiner Haupt gur benannte mhd. Versroman ist nur fragmentarisch überliefert. In der einzigen erhaltenen Handschrift bricht der Text nach . Versen mitten im Satz ab. Der Gothaer Codex wird manchmal mit der Kanzlei von Ludwig dem Bayern in Verbindung gebracht. Ob es sich bei der Handschrift um einen Autographen handelt ist freilich ebenso unbekannt wie die Identität des Verfassers. Aufgrund sprachlicher Kriterien gilt er als Schweizer, der vielleicht aus der Bodensee-Region stammte und eher bürgerlicher als ritterlicher Herkunft war. Im Roman nden sich auch Hinweise auf ärmliche Lebensumstände des Autors. Eine Widmung im Text drückt seine Zuneigung zu einer Frau namens Else aus. Ungeklärt ist bis heute eine mögliche Verbindung des Verfassers zu den Welfen. In R. v. B. spielen Motive aus den Sagen um Heinrich den Löwen eine wichtige Rolle, weshalb die Forschung über wel sche Auftraggeber des Romans spekuliert hat. Die Entstehungszeit von R. v. B. wird gewöhnlich auf um angesetzt. Ein «terminus post quem» wird durch die Erwähnung des Falls von Akkon etabliert, der sich ereignete. R. v. B. umfasst einen Eingangsprolog (V. –) und zwei Hauptteile (V. –., .–
Reinfried von Braunschweig .), die durch einen Zwischenprolog (V. .–.) getrennt sind. Im Mittelpunkt des Romans steht der anfangs unverheiratete Reinfried, Herzog von Braunschweig, Sachsen und Westfalen. Er nimmt in Linion an einem Turnier teil, als dessen Sieger er von Yrkane, der Tochter des dänischen Königs, einen Kuss erhält. Reinfried und Yrkane verlieben sich daraufhin ineinander und das Mädchen akzeptiert Reinfrieds Minnedienst. Ein heimliches Treffen der Liebenden wird von einem anderen Ritter beobachtet, der das Mädchen ebenfalls begehrt. Reinfried zieht in den nächsten Monaten durch die Lande und erlebt ritterliche Abenteuer. W¨ahrenddessen denunziert der zweite Ritter Yrkane mit der Behauptung, Reinfried habe ihr vor seinen Augen die Unschuld genommen. Ein Gerichtskampf um Yrkanes Ehre wird angesetzt, für den das Mädchen zunächst keinen Kämpfer ndet. Als Reinfried von dem bevorstehenden Zweikampf erfährt, kehrt er nach Dänemark zurück, nimmt inkognito an dem Duell teil und besiegt den Ritter. Nachdem Reinfried Yrkane entführt hat, hält er beim König um ihre Hand an und darf sie schließlich heiraten. Das Ehepaar lebt danach glücklich in Sachsen. Auf einen moralisierenden Zwischenteil folgt der zweite, mehrere Jahre später einsetzende Abschnitt des Romans. Reinfried und Yrkane sind immer noch kinderlos, doch verheißen Träume ihnen Nachwuchs, sollte Reinfried sich auf Kreuzfahrt begeben. Reinfried entschließt sich also zur Reise nach Palästina. Vor der Abfahrt zeugt er mit Yrkane ein Kind und überreicht ihr zum Abschied einen halben Ring. In Palästina angekommen, schließt Reinfried sich dort den Christen an und wird mit diesen von den Heiden belagert. Reinfried besiegt im Zweikampf den persischen König, verschont aber dessen Leben und erwirkt im Gegenzug die Freigabe der heiligen Stätten durch die Heiden. Reinfried und der Perserkönig werden sogar Freunde. Nachdem Reinfried die heiligen Stätten besucht hat, folgt er der Einladung des Königs zu einer Reise durch den Orient. Unterwegs erlebt Reinfried Abenteuer mit sagenhaften Gestalten und Völkern. So begegnet er Pygmäen, Riesen, Greifen und Sirenen, kämpft an der Seite der Könige von Persien und Aschalon gegen die Assirier und reist schließlich zum Magnetberg, wo ihm ein Zauberbuch großes Wissen offenbart. Unterdessen hat Yrkane einen Sohn geboren und sendet einen Boten mit dieser freudigen Nachricht zu
Reinfried von Braunschweig Reinfried, der über seinen Abenteuern die eigene Heimat zu vergessen droht. Nach dem Erhalt der Nachricht bricht Reinfried nach Sachsen auf, wird aber während der Rückreise versehentlich auf einer Insel zurückgelassen. An dieser Stelle bricht der Roman ab. Die vierhebigen Reimpaarverse des Texts zeigen Glätte, Eloquenz und eine Vorliebe für geblümte Rede. Charakteristisch für R. v. B. sind auch zahlreiche Passagen mit ausführlichen Beschreibungen, moralisierenden Belehrungen oder psychologisch gefärbten Minnere exionen. R. v. B. wird stilistisch meist in die Tradition → Gottfrieds von Straßburg, → Rudolfs von Ems und vor allem → Konrads von Würzburg eingeordnet, zu dessen alemannischen Nachahmern der Verfasser zu zählen ist. Die literarischen Quellen und Bezüge des Romans sind insgesamt breit gefächert. W¨ahrend der erste Teil klare Bezüge zum Engelhard Konrads von Würzburg aufweist, greift der zweite Teil besonders auf die Sage von Heinrich dem Löwen zurück (→ Herzog Ernst), aus der R. v. B. die zentralen Motive der Freundschaft mit dem Löwen und der zeitigen Heimkehr des Helden übernimmt. Als weitere Ein üsse gelten der Alexanderroman, vielleicht auch der → Göttweiger Trojanerkrieg, außerdem die Bibel sowie Sagen, Legenden und die lat. Dichtung. Der Verfasser ließ auch natur- und völkerkundliches Wissen in sein Werk ein ießen. Trotz dieses Bezugsreichtums ist R. v. B. nicht ohne charakteristische Züge. Dazu zählt etwa die Kontrastierung hö scher Ideale mit der vom Autor als de zitär empfundenen zeitgenössischen Realität. Idealisierend ist dabei vor allem die Darstellung Reinfrieds als souveräner Sieger von Turnieren und Zweikämpfen, als vorbildlich minnender Ritter sowie als überzeugter Christ und Kreuzfahrer. Im Kontrast dazu stehen die zeitkritischen Äußerungen des Erzählers über die De zite von Papst und Adel, den angeblichen Verfall von Werten und Moral sowie das Vordringen einer materialistischen Gesinnung. Möglicherweise spiegeln diese negativ gefärbten Ansichten die historischen Erfahrungen des Interregnums und der zu Gewaltexzessen degenerierten Kreuzzüge wider. Eine weitere, modern anmutende Eigentümlichkeit des Romans ndet sich im Orientteil: Kämpft Reinfried zunächst noch mit religiöser Härte gegen die Heiden, so ist sein Verhältnis zum persischen König später deutlich von Toleranz geprägt. Reinfried verzichtet sogar auf die Zwangstaufe des besiegten Monarchen, was einen Bruch
um im inneren Wertesystem des Romans konstituiert, dem Werk aber zugleich eine interessante moralische Komplexität verleiht. Leider blieb R. v. B. jedoch ohne Wirkung und wurde erst ab dem . Jh. nachhaltig gewürdigt. Die neuere Forschung hat den Roman u. a. unter den Aspekten der Intertextualität, Inszenierung und Subjektivierung untersucht. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Memb. II , Bll. (Perg., erste Hälfte . Jh., hochalemannisch). A: Reinfrid v. B. Hg. v. Karl Bartsch. Tübingen . – R. v. B. Faksimileausg. der Hs. Memb. II der Forschungsbibl. Gotha (Litterae ). Hg. v. Wolfgang Achnitz. Göppingen . L: Ehrismann // () S. . – Alfred Ebenbauer, VL () Sp. –; () Sp. . – Norbert H. Ott, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f., –, u. ö. – Anette Syndikus, Killy () S. f. – Albert Leitzmann: Zum R. v. B. In: PBB () S. –. – Edward Schröder: Die Gothaer Pergamenths. des Reinfrid v. B. In: ZfdA () S. . – Elsa M. Skrabal: Reimwb. zum R. v. B. mit ausgewählten Stud. zur Reimtechnik. Diss. München . – Marie-Luise Gräff: Stud. zum Kunst- und Stilwandel des XIII. Jh. Gotfrid von Strassburg: ‹Tristan und Isolde›, Rudolf von Ems: ‹Willehalm›, Konrad von Würzburg: ‹Engelhard›, Reinfrid v. B. Diss. Tübingen . – Karl Hoppe: Die Sage von Heinrich dem Löwen. Ihr Ursprung, ihre Entwicklung und ihre Überl. Bremen-Horn , S. – u. ö. – Johannes Siebert: Virgils Fahrt zum Agetstein. In: PBB () S. –. – Walter Schoenebeck: Der hö sche Roman des SpätMA in der Hand bürgerlicher Dichter (Stud. zur ‹Crône›, zum ‹Apollonius von Tyrland›, zum R. v. B. und ‹Wilhelm von Österreich›). Diss. Berlin . – Wolfgang Harms: ‹Epigonisches› im R. v. B. In: ZfdA () S. – (wieder in: Ders.: Kolloquialität der Lit. Kleine Schr. Hg. v. Michael Schilling. Stuttgart , S. –). – Gunda Dittrich-Orlovius: Zum Verhältnis von Erzählung und Re exion im R. v. B. (GAG ). Göppingen . – Beat Kölliker: R. v. B. Basel . – Peter Dreher: Letters as a Structural Element in R. v. B. In: Selecta () S. –. – A. Ebenbauer: Spekulieren über Gesch. im hö schen Roman um . In: Philol. Unters. FS Elfriede Stutz. Hg. v. A. Ebenbauer. Wien , S. –. – Otto Neudeck:
um Continuum historiale. Zur Synthese von tradierter Geschichtsauffassung und Gegenwartserfahrung im R. v. B. Frankfurt/M. u. a. . – Werner Schröder: Zur Wolfram-Kenntnis im ‹Reinfrit v. Bruneswic›. In: Aspekte der Germanistik. FS HansFriedrich Rosenfeld (GAG ). Hg. v. Walter Tauber. Göppingen , S. –. – Herfried Vögel: Naturkundliches im R. v. B. Zur Funktion naturkundlicher Kenntnisse in dt. Erzähldichtung des MA. Frankfurt/M. u. a. . – Walter Haug: Von ‹aventiure› und ‹minne› zu Intrige und Treue. Die Subjektivierung des hochhö schen Aventürenromans im R. v. B. In: Liebe und Aventiure im Artusroman des MA. Beitr. der Triester Tagung (GAG ). Hg. v. Paola Schulze-Belli/Michael Dallapiazza. Göppingen , S. – (wieder in: W. Haug: Brechungen auf dem Weg zur Individualität. Kleine Schr. zur Lit. des MA. Tübingen , S. –). – Derk Ohlenroth: ‹R. v. B.›. Vorüberlegungen zu einer Interpretation. In: Positionen des Romans im späten MA. Hg. v. W. Haug/Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – Christian Kiening: ‹Wer aigen mein die welt ...›. Weltentwürfe und Sinnprobleme dt. Minne- und Abenteuerromane des . Jh. Literarische Interessenbildung im MA. DFG-Symposion . Hg. v. Joachim Heinzle. Stuttgart , S. –. – Werner Röcke: Lektüren des Wunderbaren. Die Verschriftlichung fremder Welten und ‹abenthewer› im R. v. B. In: Erzählungen in Erzählungen. Phänomene der Narration in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Harald Haferland/Michael Mecklenburg. München , S. –. – Klaus Ridder: Mhd. Minneund Aventiureromane. Fiktion, Gesch. und literarische Tradition im späthö schen Roman: R. v. B., ‹Wilhelm von Österr.›, ‹Friedrich von Schwaben›. Berlin/New York . – Ders.: Die Inszenierung des Autors im R. v. B. Intertextualität im späthö schen Roman. In: Autor und Autorschaft im MA. Kolloquium Meißen . Hg. v. Jens Haustein u. a. Tübingen , S. –. – K. Ridder: Erzählstruktur und Schemazitate im R. v. B. In: Erzählstrukturen der Artuslit. Forschungsgesch. und neue Ansätze. Hg. v. Friedrich Wolfzettel/Peter Ihring. Tübingen , S. –. – Christine Wand-Wittkowski: Der vergnügte Reisende als Romanheld. R. v. B. und der Bruch mit der Tradition. In: Poetica () S. –. – Albrecht Classen: Ehelob und Preis der Ehefrau im R. v. B. In: Seminar () S. –. – W.
Rafold Achnitz: Babylon und Jerusalem. Sinnkonstituierung im R. v. B. und im ‹Apollonius von Tyrland› Heinrichs von Neustadt (Hermaea NF ). Tübingen . – Rüdiger Schnell: Sexualität und Emotionalität in der vormodernen Ehe. Köln u. a. , S. f. u. ö. – Martin Baisch: Durchgründen. Subjektivierung und Objektivierung von Wissen im R. v. B. In: Inszenierungen von Subjektivität in der Lit. des MA. Hg. v. Jutta Eming u. a. Königstein , S. –. – A. Classen: Toleration and Tolerance in the Middle Ages? The Good Heathens as Fellow Beings in the World of R. v. B., Konrad von Würzburg’s ‹Partonopier und Meliur›, and ‹Die Heideninne›. In: ABäG () S. –. – Jan-Dirk Müller: Hö sche Kompromisse. Acht Kapitel zur hö schen Epik. Tübingen , S. f., –. – A. Classen: The Crusader as Lover and Tourist. Utopian Elements in Late Medieval German Literature. From ‹Herzog Ernst› to R. v. B. and ‹Fortunatus›. In: Current Topics in Medieval German Literature. Texts and Analyses (GAG ). Hg. v. Sibylla Anna Jefferis. Göppingen , S. –. – Nine Miedema: Gedankenrede und Rationalität in der mhd. Epik. In: Reexion und Inszenierung von Rationalität in der ma. Lit. Blaubeurer Kolloquium . Hg. v. K. Ridder u. a. Berlin , S. –. MM Rafold, Heinrich. – Verfasser einer Reimpaarerzählung, um . Der Dichter des fragmentarisch überlieferten Märes Der Nussberg ( Verse) dürfte gemäß des Sprachstandes reimgebundener Wörter bair. Abkunft gewesen sein. Seine Namensform lässt bürgerlichen Stand vermuten. Zu Beginn der Erzählung wird R. in einem – möglicherweise sekundären – Prolog als des Schreibens und Lesens unkundig vorgestellt. Seinen Lebensunterhalt gewönne er «ûz stâle und ûz îsen». Die dem Autor attestierte Unkenntnis von «buochstap» ist vielleicht Nachahmung einer Formulierung aus dem Parzival → Wolframs von Eschenbach (,: «ine kan decheinen buochstap»). Der Vers des Nussberg («in hât sîn herze betwungen») wiederum erinnert stark an den Eingangsvers des Gregorius → Hartmanns von Aue. Diese literarischen Bezüge legen einen topischen Charakter der Aussagen über R. nahe. Nähme man diese hingegen wörtlich, so wäre R. ein illerater Schmied gewesen und
Der Ritter mit den Nüssen als erster handwerklicher Dilettant der dt. ma. Novellistik zu bewerten. R. könnte in einer Beziehung zu den Herren von Nussberg gestanden haben, die seiner Erzählung nach ihren Namen einer Burg im Grenzgebiet zu den Heiden verdankten. Sollte hier auf ein real existierendes Geschlecht abgezielt werden, so wäre am ehesten an die Herren der Burg Nussberg bei St. Veit an der Glan in Kärnten zu denken. Das Ehebruchs-Märe variiert das verbreitete Erzählmotiv von der Befreiung eines Gefangenen durch die Frau des Bezwingers (erzählperspektivisch → Salman und Morolf vergleichbar; s. Stith Thompson: Moti ndex of folk-literature. Bd. [Folklore Fellows communications ]. Kopenhagen , R ). Berichtet wird mit Quellenberufung («an eime buoche», V. ) von einem Ritter, dem sein König die neu errichtete Feste Nussberg überlässt. In einem der zahlreichen Kämpfe mit den nah siedelnden Heiden gelingt es dem neuen Burgherren, den gegnerischen heidnischen König nebst hervorragenden Gefolgsleuten gefangen zu nehmen. Er lässt die Gefangenen ihrem Stand gemäß sich frei auf der Burg bewegen. W¨ahrend er die Inhaftierung seinem König meldet, vertraut er die Gruppe der Obhut seiner Frau an. Diese verliebt sich in den Heidenkönig, bricht die Treue zu ihrem Mann und lässt die Gefangenen frei. An dieser Stelle bricht die Erzählung ab. Mögliche Enden des Märes – analog zu stofflichen Ausgestaltungen in motivlich verwandten Dichtungen – wären eine Rückentführung der Frau (wie in Salman und Morolf) oder eine tödliche Rache des Burgherren an seiner Gattin und der Heidenschar (wie in der Rasosage). Ü: Thorn, UB, Rps /I (vormals Königsberg, SUB, Hs. b) rb-vb (Perg., um , mitteldt. [vogtländisch?]). Überschrift: «Hij hebit sic an ein buch / Da heiset der nusberc». R. wird als «Henrich rafolt» im ersten Vers in der dritter Person der Dichtung als Autor genannt (ebenso wird in der Handschrift bei → Rüdeger von Munre und → Sibote verfahren). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –, (Nr. ). L: Ehrismann // () S. . – Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / ()
um S. , . – Michael Curschmann: Der Münchener Oswald und die dt. spielmännische Epik. Mit einem Exkurs zur Kulturgesch. und Dichtungstradition (MTU ). München , S. – (zum Stoffkreis). – Hans Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Reinhold Schröder: Die Regenbogen zugeschriebenen Schmiedegedichte. Zum Problem des Handwerkerdichters im SpätMA. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann. Stuttgart , S. –, hier S. . – Herbert Kolb: Die Wiedergabe von ‹non scire litteras› (RB , ) im Mhd. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Lit. () S. – (zur Schmiede-Metapher). – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. f. VZ Der Ritter mit den Nüssen. – Schwankhafte Reimpaarerzählung, um . Das anonyme Märe (knapp Verse) dürfte im thüringischen Raum entstanden sein. Es variiert einen verbreiteten Erzählstoff und gibt ein «bispil» für weiblichen Einfallsreichtum. Die Ehefrau eines Ritters nutzt dessen Abwesenheit zum Liebesspiel mit ihrem «minneclichen trut». Ein Regen veranlasst den Ritter jedoch zur verfrühten Heimkehr. Die List der Frau besteht darin, dass sie ihren misstrauischen Gatten explizit auf den versteckten Liebhaber hinweist, was dieser ungläubig abtut (ähnlich gehen die überraschten Ehefrauen im Schwank Der → Liebhaber im Bade und in Jakob → Appets Der Ritter unter dem Zuber vor). Das Ehepaar isst die Nüsse, die der Ritter mitgebracht hat «uß der frawen schoß» und die Frau wirft dem unter einem Umhang versteckten Nebenbuhler eine Handvoll Nüsse zu, damit dieser sich am Essen beteilige. Doch der Liebhaber traut sich nicht, die Nüsse zu «beyssen». Indem die Frau, ihrem Mann demonstriert, wie sie einem versteckten Liebhaber zur Flucht verhelfen würde – nämlich indem sie den Kopf des Gatten unter ihrem Gewand verbirgt – ermöglicht sie so ihrem Gespielen das Verlassen des Hauses. Das Epimythion warnt abschließend vor «vbelen wiben».
um Das narrative Grundschema taucht schon in der orientalischen Dichtung auf und erscheint in Europa erstmals im frühen . Jh. in der Disciplina Clericalis (Exempla IX und X) des Petrus Alphonsus. Der R. m. d. N. stellt innerhalb der französischen Fabliau und dt. Märendichtung die älteste Schwankbearbeitung des Stoffes dar; spätere Fassungen sind der Plicon des Jean de Condé und der Schlafpelz Heinrich → Kaufringers. In der Fabliaudichtung ist das Motiv des Nüsseknackens zumeist erotisch konnotiert, die Funktion im R. m. d. N. ist nicht eindeutig. Unsicher ist auch, ob dem Text eine belehrende Intention unterstellt werden kann. Ü: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., um , ostschwäbisch). – Wien, ÖNB, Cod. , vb–va (Pap., , bair.österr. [aus Innsbruck]). – Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, va–ra (Pap., , rheinfränkisch). – Karlsruhe, LB, Cod. K , rb–vb (Pap., /, schwäbisch/bair./ostfränkisch). – Dresden, LB, Mscr. M , rb–va (Pap., , ostschwäbisch). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (vormals Cod. ..) vb–va (Pap., , bair.-österr.). – Überschrift jeweils: «Von dem ritter mit den nussen» o. ä. – Fragm.: Berlin, SBB, Ms. theol. lat. qu. , rv (Pap., ); Verse als Eintrag in einer theologisch-asketischen Sammelhs. – Gießen, UB, Hs. , v–v (Pap., um ); zwischen Bl. und fehlen Bll. mit den Versen –. A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Werner Wunderlich (Hg.): Dt. Schwanklit. Bd. : Vom frühen MA bis ins . Jh. Frankfurt/M. , S. – (nach Niewöhner, mit Übers.). – Faks. und diplomatische Ausg. nach den einzelnen Hss.: Elias Steinmeyer: Notiz. In: ZfdA () S. f. (Abdruck Fragm. Berlin). – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Paula Hefti
Der Ritter mit den Nüssen (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – U. Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Die Hss. München, Wien, Karlsruhe, Dresden sind als Digitalfaks. online abrufbar (s. www.handschriftencensus.de/werke/). Ü: Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. v. Hanns Fischer. München u. ö. (Nachdr. München/ Wien ) S. –. L: Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Wolfdietrich Rasch: Realismus in der Erzählweise der dt. Versnovelle des . und . Jh. In: Altdt. Wort und Wortkunstwerk. FS Georg Baesecke. Halle , S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. K.-H. Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. –). – K.-H. Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. . – Winfried Frey u. a.: Einf. in die Lit. des . bis . Jh. Bd. : Patriziat und Landesherrschaft. .–. Jh. Opladen , S. f., . – H. Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , Reg. – J. Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , Reg. – Louise O. Vasvári: Sexual Pantomime in ‹Von dem R. m. d. N.›. In: Érotisme et sexualité (Médiévales ). Hg. v. Danielle Buschinger. Amiens , S. –. VZ
Der Reiher Der Reiher. – Schwankmäre, um . Der in Thüringen entstandene Text erzählt nach dem Promythion (ein Dichter kann es nicht allen recht machen; Verhältnis von «vrowe» und «wip») von einem Bauern, der mit einem gezähmten Hahn einen Reiher fängt. Er lässt den Vogel köstlich zubereiten und macht sich dann auf den Weg, um seinen Herrn zum Mahl einzuladen. W¨ahrenddessen verspeist seine Frau zusammen mit ihrer Gevatterin das edle Wild und gaukelt dem zurückgekehrten Ehemann vor, von einem Reiher nichts zu wissen. Der Herr des Bauern lädt nun seinerseits diesen zu sich ein. Die sich krank stellende Frau bittet die Gevatterin, in der Nacht ihre Stelle im Bett einzunehmen, wozu diese nach anfänglichen Bedenken bereit ist. Sie wird vom Bauern mit drei Stöcken verprügelt; als Beweis für die Züchtigung werden ihr die Zöpfe abgeschnitten. Der am Morgen seine Frau unversehrt vor ndende Bauer fühlt sich genötigt, an ihre Unschuld zu glauben. Zum Schluss lässt sich der an der Zuverlässigkeit seiner Sinne zweifelnde Mann von seiner Frau durch Ratschläge «heilen». Der sich im Prolog «ein Behendigære» nennende Verfasser verknüpft in seinem «hovelichez mære» (V. ), in dem die Beizjagd im bäuerlichen Milieu vorkommt, zwei selbstständige Schwankhandlungen, die Geschichte vom heimlich verzehrten Braten (vgl. Der Hasenbraten des → Vriolsheimers) und die Ehebruchsgeschichte mit einer Stellvertreterin, welche die Bestrafung über sich ergehen lassen muss (vgl. Der betrogene Gatte des → Herrand von Wildonie und Der → Pfaffe mit der Schnur). Beziehungen bestehen auch zu verschiedenen französischen Fabliaux (u. a. Le Dit des Perdriz, Des Tresces und Garins La Dame qui st entendant son Mari qu’il sonjoit). Das Vergehen des Ehebruchs ist im R. nicht vorhanden. Ü: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (früher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ), vb–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. mit unterschiedlich starkem bair. Einschlag [vgl. Schneider S. ]) (K). – Heidelberg, UB, Cpg , ra–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südl. Mitteldt. mit zahlreichen bair. Formen) (H). A: Johann N. Mailáth/Johann P. Köfnger: Koloczaer Codex altdt. Gedichte. Pesth , S. – (nach K; Verse). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...].
um Meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach H mit Lesarten von K; Verse). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. , nach H. mit Lesarten von K; Verse). Ü: Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. v. Hanns Fischer. München (), S. – (Nr. ). – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , –. L: Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. f. – Christian Hünemörder: Reiher. In: LexMA () Sp. . – Marcus Landau: Die Quellen des Dekameron. Wien (Nachdr. Niederwalluf bei Wiesbaden ). – Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Sagen, Märchen, Exempel und Schwänke. Mit einem Komm. hg. v. Lutz Röhrich. Bd. . Bern/München , S. –. – K.-H. Schirmer: Der mhd. Schwank vom Reiher – eine Parodie. In: Festgabe für Ulrich Pretzel. Hg. v. Werner Simon u. a. Berlin , S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. K.-H. Schirmer [WdF ]. Darmstadt , –). – Ders.: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin . – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. . – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Mären (Philologica Germanica ). Wien , S. , –, . – Karin Schneider: Cod. Bodmer . Slg. kleinerer
um mhd. Reimpaardichtungen (‹Kalosca-Cod.›; ‹Gesamtabenteuer›). In: Dt. Hss. des MA in der Bodmeriana. Kat. bearb. v. René Wetzel (Bibliotheca Bodmeriana Kataloge VII). Cologny-Genève , S. –, hier S. f. – Clara Wille: Der Reiher, das Neunauge und der Igel. Tiernamen im romanischen MA. In: Tiere und Fabelwesen im MA. Zu ihrer Bedeutung in Wiss., Religion, Gesch., Bildender Kunst und Lit. Hg. v. Sabine Obermaier. Berlin/New York , S. –. BJ Der Ritter im Hemde (Der Ritter mit der Niderwat, Der Ritter mit dem Hemede). – Schwankhafte Verserzählung, zweite Hälfte . Jh./ erste Hälfte . Jh. Der mit rund Versen sehr kurze Text ist in vier Handschriften erhalten. Die Entstehung von D. R. i. H. wird von der Forschung in der zweiten Hälfte des . Jh. oder der ersten Hälfte des . Jh. im mitteldt. Raum vermutet. Titel gur ist ein modisch gekleideter Ritter. Dieser besucht in einem vorne und hinten geschlitzten Hemd eine Tanzveranstaltung und vergnügt sich dort mit seiner Dame. Dabei rutscht ihm sein schweißnasses Hemd zum Kragen hinaus. Der Ritter wird von seinem Knappen üsternd auf dieses unansehnliche Malheur hingewiesen. Auf Befehl des Ritters versucht der Knappe daraufhin, das Hemd nach unten zu ziehen, um es zu verbergen. Versehentlich ergreift der Knappe jedoch die Hose seines Herren und zieht sie ihm bis zu den Knien herunter. Die anwesenden Damen amüsieren sich über den Vorgang und bitten den Ritter, seinem Knappen das Missgeschick zu verzeihen. Da er seine Entblößung als schandhaft emp ndet, verlässt der Ritter in manchen Fassungen des Texts zuletzt das Land. Am Schluss rät der Sprecher allen zum Tanz gehenden Männern, auf ihre Kleidung zu achten. Die Moral der Erzählung verweist auf die Mitschuld des Ritters an seiner Entblößung: Hätte er sich angemessen gekleidet, wäre seinem Knappen nicht das unbeabsichtigte Missgeschick passiert. Im gleichen Kontext stehen die Bitten der Damen um Nachsicht mit dem Knappen. Die Rolle der Kleidung in D. R. i. H. ist von der Forschung in die Nähe von → Stricker-Mären wie Der nackte Bote und Der nackte Ritter gerückt worden. Ü: W: Wien, ÖNB, cod. , rb–vb (Pap., Innsbruck, , bair.-österr.). – K: Karlsruhe, LB, cod. K , va–vb (Pap.,
Der Ritter im Hemde –, bair.-schwäbisch-ostfränkischer Grenzbereich). – D: Dresden, LB, Mscr. M , ra–rb (Pap., Augsburg, , ostschwäbisch, Schreiber: Peter Grieninger). – I: Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, cod. FB , va–vb (Pap., , bair.-österr.). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. f. – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. f. – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. f. – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen Schulz-Grobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (Nr. ). – OnlineFaks. von Hs. W: http://archiv.onb.ac.at:. – Online-Faks. von Hs. K: http://nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:bsz:-. – Online-Faks. von Hs. I: http://digital.slub-dresden.de. Ü: Grobert (s. Ausg.). L: Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. f. – Ders.: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Joachim Heinzle: Märenbegriff und Novellentheorie. Überlegungen zur Gattungsbestimmung der mhd. Kleinepik. In: ZfdA () S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Einf. in die dt. Lit. des . bis . Jh. : Patriziat und Landesherrschaft. .–. Jh. Hg. v. Walter Raitz u. a. Opladen , S. f., . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Rüdiger Schnell: Literarische Spielregeln für die Inszenierung und Wertung von Fehltritten. Das Beispiel der ‹Mären›. In: Der Fehltritt. Vergehen und Versehen in der Vormoderne. Hg. v. Peter von Moos (Norm und Struktur ). Köln u. a. , S. –, hier S. –. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. f., – u. ö. MM
Der Schüler von (zu) Paris (A, B, C) Der Schüler von (zu) Paris (A, B, C). – Reimpaarerzählungen, zweite Hälfte . Jh./um . Die drei Erzählungen vom Studenten, dem die Geliebte in den Tod nachfolgt, haben eine gemeinsame stoffliche Grundlage aus dem Themenkreis «treue Liebe» und «Macht der Liebe». Sie dürften sämtlich auf ein altfranzösisches Fabliau zurückgehen (vgl. → Frauentreue), sind aber unabhängig voneinander enstanden und weichen in der inhaltlichen Ausgestaltung und in ihren Nebenein üssen entschieden voneinander ab. Gemeinsam ist allen drei Bearbeitungen, dass der Student nach dem Liebesvollzug in den Armen seiner Geliebten stirbt, diese an seiner Beerdigung teilnimmt und an seiner Bahre aus dem Leben scheidet, worauf beide in einem gemeisamen Grab bestattet werden. Auch spielen ständische Differenzen – der Student ist adlig und die Geliebte eine Bürgerstochter – jeweils keine kon iktträchtige Rolle (im Gegensatz zur Frauentreue). Von der europaweiten Popularität des elementaren Erzählstoffes zeugen Bearbeitungen durch Boccaccio (Decamerone IV/ und IV/ ), Marguerite von Navarra (Heptamerone und ) und Matteo Bandello (Novelle I/). Fassung A (auch: G) (rund Verse bis über Verse [Überlieferungs-/Redaktionsvarianz]) ist in zwei Redaktionen überliefert: Die ursprüngliche ist vermutlich im dritten Viertel des . Jh. (vor /) im ostthüringischen Raum entstanden, die zweite ist eine ostschwäbische Überarbeitung des frühen . Jh. Hauptmerkmal schwäbischen Redaktion ist die sprachliche Revision des mitteldt. Textes, die versucht, einen rein obd. Sprachstand herzustellen. Der anonyme Autor der Fassung A ist bemüht, die Geschehnisse stets rational zu motivieren: So stirbt der Jüngling hier nicht am Übermaß des Liebesglücks wie in B und C, sondern durch das Aufbrechen einer frischen Wunde (infolge eines Aderlasses wegen des frühzeitigen Geschlechtsverkehrs [vgl. → Asanger Aderlassbüchlein]). Zusätzliche Erzählmotive der Fassung sind die eingeschlossene Jungfrau (der Vater sperrt das Mädchen zur Unterbindung des Liebesgetändels ein), die Verkleidung des Liebhabers als Frau, das Wegschaffen der Leiche des Schülers, das Bekenntnis des Mädchens, heimliche Ehefrau des Verstorbenen zu sein, und das Motiv vom unwissentlichen klerikalen «postillon d’amour» (vgl. Der → Mönch als Liebesbote A, Heinrich → Kaufringer, Hans → Schneeberger). Durch die Verkleidung des
um Studenten und den Mönch als Liebesboten inseriert der Verfasser dezidiert schwankhafte Motive in die ernste Geschichte. Dem Mönch, welchem das Mädchen die Zusammenkünfte (wenn auch primär aus List) beichtet, kommt zudem eine moralisierende Rolle zu, indem er das Verhalten des Paares als Sünde bewertet. Am Ende wird auch dem reuigen Vater eine Schuld zugewisen (vgl. → Pyramus und Thisbe). Sprachlich orientiert sich der Dichter an → Wolfram von Eschenbach und dem Jüngeren Titurel (→ Albrecht), an → Unserer vrouwen klage sowie am Herzmäre → Konrads von Würzburg. Fassung B (auch: W): (rund Verse) wurde um vermutlich im hessischen oder nordböhmischen Raum verfasst. Sie teilt mit A die nicht schwankhaften Zusatzmotive und baut das Motiv der eingeschlossenen Jungfrau märchenhaft aus: Das Mädchen ist hier seiner Schönheit wegen in einem Turm eingesperrt und der Student muss an einem seidenen Seil heraufgezogen werden. Außerdem wirbt der Jüngling mit Gesang um die Gunst des Mädchens. Beschlossen wird die Fassung mit einem Gebet von über Versen, das um Gnade für das Paar bittet, da ihre «sünd nicht wider natur sei / Da sei so gross schuld nicht pei». Stilistisch nähert sich der Dichter dem geblümten Stil an und wahrscheinliche Ein üsse hierfür sind Meister (der Wilde) → Alexander und → Ulrich von Türheim. Bemerkenswert bei der Fassung B ist eine negative Bewertung der Minne seitens des Verfassers und die Berufung auf einen «Johannes». Hiermit könnte → Johann von Konstanz gemeint sein, zu dessen Minnelehre einige Parallelen bestehen, die sich allerdings auf minnedidaktische Schriften beschränken. Das schwächt die Sigi kanz der Parallelen, trotzdem ist vorstellbar, dass der Dichter von B Johanns Minnerede gekannt haben könnte oder dass beide eine gemeinsame Vorlage gehabt haben (womöglich den Minneleich Meister Alexanders). Fassung C (auch: M) (rund Verse) geht auf einen rhetorisch geschulten westthüringischen Autor zurück (um ). C hat die einfachste Erzählstruktur und konzentriert sich ganz auf das zentrale Thema, verschleppt die Handlung dabei aber mit deskriptiven oder biographischen Einschüben. So wird die Jugendgeschichte des hier sechzehnjährigen Schülers breit ausgeführt und der Beschreibung des zwölfjährigen Mädchens geht eine ausführliche Descriptio der Schönheit ihrer Mutter voraus. Zur Liebesvereinigung bedarf es keiner weiteren Anstalten, diese ndet bei Abwesenheit der El
um tern des Mädchens in deren Garten statt. Der Prolog warnt vor schädlichem Übermaß in der Minne (vgl. → Hero und Leander), was in einem signi kanten Widerspruch zum Epilog steht: Dieser preist die Allgewalt der Minne und wird im Karlsruher Codex K (vb–rb [/]) auch selbstständig tradiert unter dem Titel «von der mynne krafft» (Der → Minne Kraft). Zu den stilistischen Ein üssen des Verfassers zählt neben Konrad von Würzburg vor allem der → Reinfried von Braunschweig. Dass der Autor außerdem den Alexander → Ulrichs von Etzenbach, das Rädlein → Johanns von Freiberg und die Verserzählung die → Heidin (Red. II) gekannt hat, ist wahrscheinlich. Was die deutlichen Parallelen zur Frauentreue betrifft, so ist hier eine Vorzeitigkeit des S. v. P. in der Fassung C wahrscheinlich aber nicht gesichert. Ü: Fassung A: Red. : Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , ra–vb (Pap., um /, rheinfränkisch). – Pommersfelden, Grä . Schönbornsche Schlossbibl., Cod. (olim ) r–r (Pap., Mitte/zweite Hälfte . Jh., [ost]thüringisch [Erfurt?]); Anfang ( Verse) fehlt. – Bremen, SUB, msb –, r–v (Pap., zweites Viertel . Jh., elsässisch). – Red. : Heidelberg, UB, Cpg , r–v (Perg. und Pap., –, schwäbisch/bair. [geschrieben von Konrad → Bollstatter]). – Fassung B: Wien, ÖNB, Cod. , vb–vb (Pap., , bair.österr. [aus Innsbruck]). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (vormals Cod. ..) ra–va (Pap., , bair.-österr.); Abschrift von Wien, Cod. . – Fassung C: München, BSB, Cgm , r–v (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair. [aus Nürnberg]). – Frankfurt/Heidelberg/Wien sind als Digitalfaks. abrufbar (s. www.handschriftencensus.de/werke/); Faks. Innsbruck: Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Einf.: Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . A (Auswahl): Fassung A: N[icolaus] Meyer/E[rnst] F[riedrich] Mooyer: Altdt. Dichtungen aus der Hs. hg. Quedlinburg/Leipzig , S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Rosenfeld (s. Lit.) S. –. – Fassung B: Rosenfeld (s. Lit.) S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Codex Vindobonensis
Der Schüler von (zu) Paris (A, B, C) (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA ). Frankfurt/M. , S. –. – Fassung C: Rosenfeld (s. Lit.) S. –. L: Rolf Eckart/Red., KNLL () S. f. – Rolf Max Kully, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f., , . – Anette Syndikus/Red., Killy () S. f. – Franz Pfeiffer: Rezension von der Hagen, Gesammtabenteuer. In: Münchner Gelehrte Anzeigen () Sp. –, –, hier Sp. f. – Wilhelm Stehmann: Die mhd. Novelle vom Studentenabenteuer (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York/London ) S. –. – Albert Leitzmann: Zu von der Hagens Gesamtabenteuer. In: PBB () S. –, –, hier S. –. – Hans-Friedrich Rosenfeld: Mhd. Novellenstud. I. Der Hellerwertwitz. II. D. S. v. P. (Palaestra ). Leipzig (Nachdr. New York/London ) S. –. – Hugo Suolahti: Einige Bemerkungen zu mhd. Texten. In: Neuphilol. Mitt. () S. –, hier S. f. – Hans Heinz Tögl: Das mhd. Gedicht ‹D. S. v. P.›. Diss. Wien. – KarlHeinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f., f., , . – Fritz Peter Knapp: Der Selbstmord in der abendländischen Epik des HochMA (Germ. Bibl. NF ). Heidelberg , S. f., . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt von Johannes Janota. Tübingen , S. –, –, f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. – und Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , Reg. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Wolfgang Achnitz: ‹Als mir Johannes verjach, der die warheit weste wol›. Beobachtungen zum Minnediskurs in ‹D. S. v. P.› B und in der ‹Minnelehre› des Johann von Konstanz. In: Arch. für das Stud. der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , Reg. –
Sekte der Minner Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur Minnelehre Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern , S. , f. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , Reg. VZ Sekte der Minner. – Minnerede. Die weltliche Minneparodie, in der Thematik vergleichbar mit dem → Kloster der Minne und dem → Weltlichen Klösterlein, umfasst Reimpaarverse und ist um entstanden (Niewöhner). Die elsässische Herkunft ist nicht bewiesen, der Verfasser sei am ehesten unter den «literarisch (lateinisch) Gebildeten» zu suchen (Blank). Ein Ich geriert sich zu Beginn als Prediger, welcher der Zuhörergemeinschaft von einem neuen Orden kündet, der vides recta heißt und nach strengem «schriben gebot» (V. f.) lebt. Es werden Frauen und Männer zunächst unterwiesen und im Anschluss allgemein verbindliche Regeln für die Liebesbeziehung gesetzt. Den Frauen ist zu raten, dass sie sich jederzeit zum Liebesspiel bereithalten sollten, um vor allem die jungen Männer dazu ermuntern und sie «enzúnden den muot» (V. ), damit sie den «touf» (V. ) emp ngen und in die neue Gemeinschaft aufgenommen werden könnten. Den Männern ist es verboten sich ihrer Eroberungen zu rühmen, Hass und Missgunst untereinander zu schüren. Dafür sind strenge Sanktionen vorgesehen: «Men sollte sú alle henken unde die zunge zu sniden» (V. f.). Statt dessen mögen die Männer den Frauen machen «hoch gemuete» (V. ), und wer sich dessen verweigert, «stirbet an dem roube» (V. ). Einen «núwen rat» erteilt der Prediger, indem es für die Frau durchaus legitim sei einen schlechten Liebhaber gegen «eime geilere» (V. ) einzutauschen, «der nuezet ir die swere» (V. ). Ein junger Mann «one valsch unde unverlogen» (V. ) könne deshalb auch darauf hoffen, dass die Frau den Liebesdienst gern erfüllt. Damit ist der Kreis geschlossen zu der zunächst brüsk anmutenden Forderung an die Frauen jederzeit dem Manne verfügbar zu sein. Auch der Prediger stellt sich in die Reihe der Minnenden, die auf Lohn hoffen können, jedoch indem er dafür sorgt, dass die richtigen Männer zu den Frauen
um nden: «Wol ich in ir bieten so muos sú mich mieten» (V. f.). Dafür wolle er ein Kloster erschaffen, wo niemand allein zu sein, sich keiner kräftigen Speise zu entsagen brauche und unvermischten Wein trinken dürfe. Fasten und Enthaltsamkeit im Liebesspiel wie den kulinarischen Genüssen sind nicht verlangt, auch der Liebesraub sei durchaus erlaubt; zumindest sei es ein in der Beichte «vil lihte» (V. ) zu vergebenes Vergehen. Verboten sei einzig, «daz die frowe ihnt weine und der man lache» (V. f.). Der Prediger bietet sich gleichsam eines Abtes der Leitung des Klosters und als geistlicher Führer «durch der minnen ere» (V. ) an. Für alle, die in den Orden und das Kloster eintreten wollen, verspricht er gute Speise und Trank und alle Annehmlichkeiten, die der Minne zuträglich sind. Er wolle den Segen spenden und die Minner dem «wunderliche[n] jungeling don dem alle ding da vor her dar kamen» (V. –), anempfehlen. Ein Nachtrag (V. –) bezieht sich nun nicht mehr als Ich, sondern als Er auf das zuvor Gesagte. Es folgen parodistische Lehren zu Minne, Treue und Keuschheit der Frauen. Ü: Straßburg, StB, Cod. A , rb–ra (Perg., –, elsässisch; verbrannt). A: Christoph Heinrich Myller (Hg.): Samlung dt. Gedichte aus dem XII., XIII. und XIV. Jh. Dritter Bd.: Conrad von Wuerzburg vom Trojanischen Kriege. Fragmente und kleinere Gedichte. Berlin , S. XXX–XXXII. – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. L: Walter Blank, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Tilo Brandis: Mhd., mndt. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Eckhard Grunewald: Zur Hs. A der ehem. Straßburger Johanniterbibl. In: ZfdA () S. –. – Susanne Brügel: Die S. d. M. (um ). In: Literarische Performativität. Lektüren vormoderner Texte. Hg. v. Cornelia Herberichs/Christian Kiening (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. –. – Jacob Klingner: Minnereden im Druck. Stud. zur Gattungsgesch. im Zeitalter des Medienwechsels (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin
um , S. , . – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur Minnelehre Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. , S. Anm. , , , –, , f. CS Wachtelmäre. – Strophische Lügendichtung, um . Das in fünf repräsentativen Handschriften seit ca. überlieferte W. ist der prominenteste Vertreter ma. Lügendichtung. Der ursprüngliche Bestand an Reimpaarstrophen dürfte sich, wie in der ältesten Fassung (K), auf zwölf Strophen zu zwölf Versen belaufen haben. Jede Strophe wird mit einem Refrainvers («Ein [zwei / …] wachteln in den sack») beschlossen. Die Zahl der Strophen variiert zwischen und ; eine bezeugte Fassung mit Strophen ist nicht erhalten. Die Zuschreibung auch nur irgendeiner Fassung der Dichtung an den Herold ‹Peter den Wachtelsack› (Ratz), der in der Steierischen Reimchronik genannt wird, ist abwegig. Das W. liefert die für Lügendichtung konstitutiven Adynata in einem lockeren Erzählzusammenhang. Als narrative Folie dienen Schemata und Gattungen, die sich der Gedanken gur der ‹Verkehrten Welt› und dem Wunderbaren zuordnen oder anverwandeln lassen: vor allem Reise-/Pilgerbericht und Heldenepik. Die Adynata sind teilweise vorgängiger Lügendichtung und typologisch verwandten Stoffkreisen (Schlaraffenland) entlehnt. Hintersinnig verfremdete Phrasen aus der kulturellen Praxis nden ebenfalls Eingang: «Daz lant ist an vier starke wide / zv himel gebvnden dvrch den vride» (Str. ) (vs. ‹vride bi der wide›). Das Gedicht (K) setzt formelhaft «Hie vor bi alten geziten» mit der wundersamen Genealogie eines «richen» Essigkrugs an (). Dessen Mutter Otte zieht aus, mit dem König von «nindert da» zu turnieren (). Danach reisen «sie» (spätestens hier wird die Erzählung intransparent) nach «nvmmerdvmme namen» (), in das schlaraffenlandähnliche «kvrrel mvrre» (–). Dort gebiert «ihm» (?) ein altes «satel geschirre» u. a. den «wunderlichen» Alexander, den Zwerg Alberich usw., die schnell heranwachsen ( f.). Die offene Erzählung endet mit der Hinwendung des Erzählers zu den Spielleuten (). Kernstück und Schluss der Fortsetzung (w, k) bildet der Kampf eines «regen wurmes» mit einem nackten Igel. Dazu stoßen Dietrich von Bern,
Wachtelmäre Ecke, Kriemhild, Hildebrand, Vasolt und (in k) ein Mühlstein mit Gefolge. Auf ‹Wachteln› als Chiffre für ‹Lügen› deutet vielleicht der Reimspruch des Teichners Von Valchneren: «so vieng ainer ainen tach / wachteln einen vollen sach […] sint das nicht gelogeneu maer?» Der Refrain scheint damit eine Spielart der «ironisch-parodistischen Beglaubigungsverfahren» (Kerth) der Lügendichtung bzw. -reden zu sein. Das Einstecken einer ktiven Wachtel durch den Vortragenden (Brunner) mag die . Strophe nahelegen. Intertextuelle Bezüge zum W. nden sich in größerem Umfang in den jüngeren, strophenlosen Lügendichtungen Vom packofen und Von den russin leüten (k); Anspielungen scheint es auch bei → Suchenwirt sowie in Form eines mutmaßlichen Schreibernachtrags im König von Odenwald (in ° Cod. ms ) (Weber) zu geben. Ü: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (früher Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ), vb–va (Perg., erstes Viertel . Jh., Nordwestböhmen und Oberfranken, südl. mit bair. Einschlag, Str.) (K). – Berlin, SBB, mgf Nr. [Codex discissus] (Perg., um , ostmitteldt., – Str.) (B?). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., ..–.., Innsbruck, bair.-österr., Str., Reihenfolge gegenüber [K]: –, , , , , –) (w). – Karlsruhe, LB, Cod. K , va–ra (Pap., –, Nordbayern, schwäbisch, bair. und ostfränkisch auf alemannischschwäbischer Vorlage, Str., Reihenfolge gegenüber [K]: –, , , , , , , –, Str. singulär, weiter gegenüber [w]: , –) (k). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (früher Cod. ..), rb–va (Pap., , Raum Brixen/Innsbruck, bair.-österr., illustriert, Str., Reihenfolge gegenüber [K] –, ) (i). – Eine mutmaßlich weitere Variante ist im Bibliothekskatalog des Grafen Philipps von Katzenelnbogen von (Darmstadt, LB u. Hochschulbibl.) nur noch durch den Regesteneintrag (= Titel?), «ein Buch von drie vnd czwanczig wachteln», bezeugt. A: Hans Ferdinand Maßmann (Hg.): Denkmäler dt. Sprache und Lit. aus Hss. des ten bis ten Jh. Erstes Heft. München u. a. , S. – ( Str., Str. – nach [K] + Lesarten von [w], – nach [w]). – Friedrich Heinrich von der Hagen (Hg.). In: Germania () S. – (w). – Julius Zacher (Hg.): Bruchstück aus einer Hs. kleiner dt. Erzählungen. In: ZfdA
Wer kann allen recht tun? () S. –, hier S. – (B?). – Wilhelm Wackernagel (Hg.): Altdt. Lesebuch. Basel , II. Tl., Sp. – (w). – Eva und Hansjürgen Kiepe (Hg.): Gedichte –. Nach Hss. und Frühdrucken in zeitlicher Folge (Epochen der dt. Lyrik ). München , S. – (K). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (k). – Dies. (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (w). – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz , Bl. r–v (i). – Eine Ausgabe ist in Vorbereitung. Ü: Eva und Hansjürgen Kiepe (s. Ausg.) S. – (K). L: Ehrismann // () S. . – De Boor/Newald / () S. f. – Horst Brunner, VL () Sp. –. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Bd. . Minnesang, Sangspruchdichtung und Verserzählung der letzten Staufer- und ersten Habsburgerzeit (Edition Praesens Studienbücher ). Wien , S. , f. – Jacob und Wilhelm Grimm: Nachträge zu den Zeugnissen über die dt. Heldensage. In: Altdt. W¨alder () S. (w). – Carl Müller-Fraureuth: Die Dt. Lügendichtungen bis auf Münchhausen. Halle , S. , –. – Otfried Weber: Peter Suchenwirt. Stud. über sein Wesen und Werk. Greifswald , S. f. – Alfred Ratz: Peter der Wachtelsack. Die Ritterdichtung im Burgenland (Burgenländische Forschungen ). Eisenstadt , S. ff. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. Anm. , , . – Joachim Knape: Der Finckenritter. In: Philobiblon () S. –. – Sonja Kerth: Lügen haben Wachtelbeine. Überlegungen zur mhd. Unsinnsdichtung. In: Vom MA zur Frühen Neuzeit. FS Horst Brunner. Hg. v. Dorothea Klein u. a. Wiesbaden , S. –. – Dies.: ‹ich quam geriten in ein lant ûf einer blawen gense›. Weltbetrachtung und Welterfahrung im Zerrspiegel ma. Unsinnsdichtung. In: Re exion und Inszenierung von Rationalität in der ma. Lit. Hg. v. Wolfgang Haubrichs (Wolfram-Stud. ). Berlin
um , S. –, hier S. f. – Dies.: Gattungsinterferenzen in der späten Heldendichtung (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. ff. SJ Wer kann allen recht tun? – Minnerede, um . Der rund Verse umfassende Reimpaartext gehört zu den meistüberlieferten Vertretern der Gattung Minnerede. Das sprechende Ich beklagt einleitend, dass seine Dame ihm Wandelhaftigkeit vorwerfe, obwohl auch der Lauf der Welt stetigem Wandel unterworfen sei und man es sowieso niemandem recht machen könne (V. –). Anschließend werden in einer langen Reihung zum Teil gegensätzliche Eigenschaften und Verhaltensweise benannt, die sowohl positiv als auch negativ wahrgenommen werden können («Ein lang man ist ein geschirre,/ ein kurcz man ist ein getwerg», V. f. usw.). Am Ende bittet das Ich bei Frau Minne trotz seiner Schwäche um Beistand bei der umworbenen Dame, deren einziger Fehler wiederum es sei, dass sie das Ich nicht erhöre. Ähnliche Klagen über die Hartherzigkeit und die hohen Ansprüche der Dame nden sich bereits im Minnesang des . Jh. Ü: Klinger/Lieb unterscheiden drei Überlieferungsstränge und zwei eigenständige Fassungen: Gruppe I: Kassel, UB/LMB, Cod. ° Ms. iurid. , r–v (/). – Straßburg, StB, Cod. A , v–v (/; verbrannt). – Gruppe II: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , r–r (). – Ebd., Cod. Karlsruhe , v–v (/). – London, British Library, Ms. Add. , r–v (zweite Hälfte . Jh.). – Ebd., Ms. Add. , r–r (/). – Gruppe III: Berlin, SBB, mgf , v–v (um ). – Leipzig, UB, Ms. Apel , v–v (um ). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A (Liederbuch der Clara → Hätzlerin [Bd. , Sp. –]), v–r (/ ). – Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, v–r (um ). – Eigenständige Fassungen: Berlin, SBB, mgf , v–v (). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (um ). A: Christoph Heinrich Myller: Samlung dt. Gedichte aus dem XII., XIII. und XIV. Jh. . Berlin , S. XXVII f. – [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Franz Joseph
um Mone: Zeit- und Sittenspiegel des MA. In: Anz. für die Kunde des dt. MA () Sp. – (Nr. ). – Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ). – Edmund E. Stengel/Friedrich Vogt: Zwölf mhd. Minnelieder und Reimreden. Aus den Sammlungen des Rudolf Losse von Eisenach. In: AfK () S. –, hier S. – (Nr. K ) (auch als Separatdruck: Köln/Graz , S. –). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – E. E. Stengel (Hg.): Nova Alamanniae. Urkunden, Briefe und andere Quellen besonders zur dt. Gesch. des . Jh., vornehmlich aus den Sammlungen des Trierer Notars und Offizials, Domdekans von Mainz, Rudolf Losse aus Eisenach, in der Ständischen Landesbibl. zu Kassel und im Staatsarch. zu Darmstadt. Bde. Berlin/Hannover –, Bd. , S. – (Nr. ). – Matter (s. Lit.) S. –. L: Arne Holtorf, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Clara Hätzlerin. Halle/Saale , S. –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. f. (Nr. ). – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Wolfgang Achnitz: Minnereden. In: Forschungsber. zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik. Tl. . Hg. v. Hans-Jochen Schiewer unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe C: Forschungsber. ). Bern u. a. , S. –, S. –. – Ludger Lieb: Umschreiben und Weiterschreiben. Verfahren der Textproduktion von Minnereden. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth Andersen/Manfred Eikelmann/Anne Simon (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –. – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger JohanniterHandschrift A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen . – Inta Knor: Das Liederbuch der Clara Hätzlerin als Dokument urbaner Kultur im ausgehenden
Zwettler Liebesgruß . Jh. (Schr. zum Bibliotheks- und Büchereiwesen in Sachsen-Anhalt ). Halle/Saale . – Jacob Klingner: Minnereden im Druck. Studien zur Gattungsgesch. im Zeitalter des Medienwechsels (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. Anm. . – Stefan Matter: Reden von der Minne. Untersuchungen zu Spielformen literarischer Bildung zwischen verbaler und visueller Vergegenwärtigung anhand von Minnereden und Minnebildern des deutschsprachigen SpätM. Habil.-Schr. Freiburg/ Schweiz , S. –, f. WA Zwettler Liebesgruß. – Liebesgruß mit Erhörungsbitte, Überlieferung Ende ./Anfang . Jh. Der Liebesgruß ist unikal (und gegebenenfalls am Ende unvollständig) überliefert als Nachtrag in nicht abgesetzten Versen auf dem letzten Blatt einer vermutlich aus Italien stammenden lat. RhetorikSammelhandschrift. Ein halbwegs verständlicher Text lässt sich nur mit Hilfe zahlreicher Konjekturen herstellen. Der Sprecher bezeichnet sich als minnebetroffen und apostrophiert die Dame und einzelne Körperteile (Mund, Augen, Wangen, Kinn) in einer anaphorischen Reihe von Grüßen und Seligpreisungen. Es folgt der Bericht, dass die Dame ihn auf seine Bitte in ihren Dienst aufgenommen habe. In einer Erhörungsbitte wendet er sich erneut an die Dame (Verweis auf ihre Ehre und seinen drohenden Tod aus unerfüllter Liebe). Der Sprecher hofft auf Heilung seiner Minnekrankheit durch ihren Kuss, bekräftigt seine beständige Liebe und Sehnsucht. Ü: Zwettl, Stiftsbibl., Cod. Zwetl. , vb ( Verse). A: Oskar Pausch: Am Beispiel Zwettl: Beitr. zur dt. geistlichen Lit. des MA im Stift Zwettl. In: Kuenringer-Forschungen. Jb. zur Landeskunde von Niederösterreich / (/) S. –, hier S. – und Abb. . – Burghart Wachinger: Zwettler Liebesgruß. In: PBB () S. –, hier S. – und Abb. S. . L: B. Wachinger, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. Z. – Pausch (s. Ausg.) S. –. – Wachinger (s. Ausg.). JK Basler Trojanerkrieg. – Anonyme Reimpaarerzählung, um (?). Der kurze Text mit Episoden zum trojanischen Krieg ( Verse) ist in vier Abschnitte untergliedert (: Entführung Helenas, Beginn des Krieges
Trojanerkrieg-Fortsetzung mit Heldentaten Hektors; : Einholung Achills, Kämpfe Hektors mit Achill; : weitere Kämpfe Hektor/Achill, Hektors Tod, Sieg des Paris über Schiron; : Paris tötet Achill, Fall Trojas durch den Verrat des Eneas, dessen Fahrt nach Rom, Helenas Rückkehr und endgültige Entführung durch einen König von «Ungren»). Entgegen der Annahme des Erstherausgebers Bernoulli handelt es sich nicht um Fragmente, sondern um eine zwar kurze aber vollständige Verserzählung. Der Anonymus hat diese aus mehreren Vorlagen kompiliert. Die primären Quellen sind der Trojanerkrieg → Konrads von Würzburg und der → Göttweiger Trojanerkrieg (G. T.). Nicht ganz auszuschließen ist eine dem B. T. und dem G. T. gemeinsame Vorlage. Außerdem ist eine verlorene Quelle des B. T. wahrscheinlich, die auch dem Troja-Abschnitt in der Weltchronik des → Jans von Wien zugrunde lag. Die Verräterschaft des Eneas setzt die Kenntnis der Stofftradition nach Dares Phrygius (Acta diurna belli Troiani) voraus, hier könnte der G. T. vermittelt haben. Das Hauptcharakteristikum des B. T. liegt in seiner Kürze begründet: die Reduktion des gewaltigen Troja-Stoffes auf wenige Episoden, die allerdings üssig und ansprechend erzählt werden. Der Verzicht auf die Massenkämpfe ist schon im G. T. angelegt und ebenso die zweite endgültige Entführung Helenas. Diese verdeutlicht die Sinnlosigkeit des Trojanischen Krieges, so dass der T. die kritische Haltung des G. T. zu den kriegerischen Auseinandersetzungen zumindest tendenziell übernimmt. Ü: Basel, UB, Cod. E VI , ra–va (Pap., /, alemannisch [aus Basel]); hist. Sammelhs. A: August Bernoulli: Bruchstücke eines Trojanergedichtes. In: Germania () S. –, hier S. –. – Danielle Buschinger: Le poème de La Guerre de Troie consigné dans le manuscrit E VI, de la bibliothèque universitaire de Bâle. In: La représentation de l’antiquité au Moyen Âge. Hg. v. ders./André Crépin (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ). Wien , S. –, hier S. –. L: Elisabeth Lienert, VL () Sp. f. – Bernoulli (s. Ausg.) S. –. – Wilhelm Greif: Die ma. Bearb. der Trojanersage: Ein neuer Beitr. zur Dares- und Dictysfrage (Ausg. und Abh. aus dem Gebiete der romanischen Philologie ). Marburg , S. –. – Buschinger
um (s. Ausg.) S. –. – Helmut Birkhan: Quelques remarques sur La Guerre de Troie conservée à Göttweig. In: La représentation de l’antiquité au Moyen Âge. Hg. v. D. Buschinger/André Crépin (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ). Wien , S. –. – Alfred Ebenbauer: Antike Stoffe. In: Epische Stoffe des MA. Hg. v. Volker Mertens/Ulrich Müller (Kröners Taschenausg. ). Stuttgart , S. –, hier S. . – Klemens Alfen/Petra Fochler/E. Lienert: Dt. Trojatexte des . bis . Jh. Repertorium. In: Die dt. Trojalit. des MA und der Frühen Neuzeit. Materialien und Unters. Hg. v. Horst Brunner (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. –. – K. Alfen/P. Fochler/E. Lienert: Entstehungssituation und Publikum der dt. Trojalit. des . bis . Jh. In: Wissenslit. im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. H. Brunner/Norbert Richard Wolf (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – E. Lienert: Gesch. und Erzählen. Stud. zu K.s v. W. ‹Trojanerkrieg› (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Dies.: Dt. Antikenromane des MA (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. und Reg. VZ Trojanerkrieg-Fortsetzung. – Anonyme Fortsetzung des Trojanerkriegs → Konrads von Würzburg, um oder nach . Das letzte große Erzählwerk Konrads von Würzburg bricht als umfangreiches Fragment mit über . Versen kurz vor Hektors Tod ab. Die Fortsetzung, die in weiteren Versen Konrads Torso zu einem erzählerischen Ende führt, überspringt einige Kriegsjahre und setzt erst im neunten Kriegsjahr wieder ein, zu einem Zeitpunkt, ab dem das Pendel zugunsten der griechischen Angreifer auszuschlagen beginnt. Die Datierung des höchstwahrscheinlich im alemannischen Sprachgebiet verfassten Textes ist unsicher. Einerseits ist eine relative zeitliche Nähe zu Konrads Dichtung plausibel, andererseits sprechen einige Indizien für eine Entstehung der T.-F. erst nach : die Konzentration auf den faktischen Erzählgehalt durch Verzicht auf rhetorisch-stilistische Ausschmückung gepaart mit einer Tendenz zur Moralisation. Dies macht die T.-F. mit den Prosabearbeitungen des Troja-Stoffes vergleichbar, die ab der zweiten Hälfte des . Jh. ins Werk gesetzt wurden (vgl. u. a. → Elsässisches Trojabuch, → Bairisch
um österreichisches Buch von Troja, → Buch von Troja nach Guido de Columnis). Die T.-F. spannt einen Bogen von Achills Sieg über Hektor und dessen Tod bis zu den Einzelschicksalen der siegreichen Kämpfer Odysseus, Pyrrhus und Agamemnon. Bevor der Text mit einem Gebet schließt, wird noch Orestes Rache an den Mördern seines Vaters Agamemnon geschildert. Auf Konrads Werk selbst bezieht sich die Fortsetzung dabei nur vereinzelt. Der Anonymus verzichtet auch auf jegliche Auseinandersetzung mit Konrad oder eine Re exion seiner Rolle als Fortsetzer. Seine Hauptquellen sind die ktiven Augenzeugenberichte Ephemeris belli Troiani des Ps.Dictys Cretensis und Acta diurna belli Troiani des Dares Phrygius. Für die Ausgestaltung einzelner Abschnitte sind auch → Vergils Aeneis und der Roman de Troie des Benoît de Sainte-Maure herangezogen worden. Der Fortsetzer hat seine Quellen dabei nicht mit Konrads Trojanerkrieg abgeglichen. Ob er die so entstandenen inhaltlichen Widersprüche billigend in Kauf nahm oder nicht bemerkt hat, ist offen. Auch wahrt der Anonymus nicht die Unparteilichkeit Konrads sondern folgt zunächst der progriechischen Haltung der Ephemeris, verurteilt aber am Ende des Krieges die Untaten der siegreichen Griechen scharf. Die Kritik an Antenor und Eneas ist in seinen ermittelten Quellen nicht vorgegeben. Die kriegerischen Ereignisse werden ohne stilistische Überhöhung sachlich dargeboten. In Kombination mit zeitkritisch-pessimistischen Erzählerkommentaren, die bis in die Gegenwart des Fortsetzers reichen, wird so ein unbeschönigtes und negatives Bild des Krieges gezeichnet. Die Fortsetzung des Trojanerkrieges stellt sich als ein gegenüber Konrad nahezu gegensätzliches Werk dar. Zwar wird der fallen gelassene Erzählfaden wieder aufgenommen, doch mit anderen Mitteln. Die geradlinige Handlungsführung markiert eine deutliche Abkehr vom arti ziellen Versroman der späthö schen Epik des . Jh. Vielmehr tendiert die Darstellungsweise zur Historiographie. Der Überlieferungsverbund mit Konrads Epos (alle vollständigen Handschriften des Trojanerkriegs enthalten auch die T.-F.) kann über den nur sekundären Zusammenhang der beiden Texte nicht hinweg täuschen. Diesen belegen nicht zuletzt die bair. und elsässischen Prosabearbeitungen des Trojanerkriegs (s. o.), die sich für die bei Konrad nicht mehr abgedeckten Handlung nicht auf die T.-F., sondern
Trojanerkrieg-Fortsetzung auf die Historia destructionis Troiae des Guido de Columnis stützen. Ü (jeweils im Anschluss an Konrads Trojanerkrieg): Straßburg, StB, Cod. A , v–v (Perg., . Jh., alemannisch; verbrannt). – Berlin, SBB, Mgf , r– (Pap., Mitte . Jh., elsässisch [Hagenau]). – Leutkirch/ Allgäu, (Schloss Zeil) Fürstliches Waldburg zu Zeil und Trauchburgsches Gesamtarch., ZAMs , ra–vb (Pap., Mitte . Jh., elsässisch [Hagenau]). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–v (Pap., , mitteldt.). – Würzburg, UB, M. ch. f. , v–r (Pap., Mitte . Jh., elsässisch [Hagenau]). – St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. , S. – (Pap., , ostalemannisch). A: Der Trojanische Krieg von Konrad von Würzburg, nach den Vorarbeiten Karl Frommanns und Franz Roths zum ersten Mal hg. v. Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Amsterdam ) S. – (V. .–.). L: Elisabeth Lienert, VL () Sp. –; () Sp. . – Hermann Dunger: Die Sage vom trojanischen Kriege in den Bearb. des MA und ihre antiken Quellen (Progr. Vitzthumsches Gymnasium ). Dresden , S. f. – Clemens Fischer: Der altfranzösische Roman de Troie des Benoît de Sainte-More als Vorbild für die mhd. Prosadichtungen des Herbort von Fritslâr und des Konrad von Würzburg (Neuphilol. Stud. ). Paderborn , S. –. – Wilhelm Greif: Die ma. Bearb. der Trojanersage: Ein neuer Beitr. zur Dares- und Dictysfrage (Ausg. und Abh. aus dem Gebiete der romanischen Philologie ). Marburg , S. –. – Gustav Klitscher: Die Fortsetzung zu Konrads von Würzburg Trojanerkrieg und ihr Verhältnis zum Original. Diss. Breslau . – Moses Sigall: Konrad von Würzburg und der Fortsetzer seines Trojanerkriegs. Progr. Obergymnasium in Suczawa , S. –; , S. –. – Stefan Schnell: Mhd. Trojanerkriege. Stud. zur Rezeption der Antike bei Herbort von Fritzlar und Konrad von Würzburg. Diss. Freiburg i. Br. , passim. – Gerhard P. Knapp: Hektor und Achill. Die Rezeption des Trojastoffes im dt. MA. Personenbild und struktureller Wandel (Utah-studies in literature and linguistics ). Bern/ Frankfurt/M. , S. –. – Klemens Alfen/Petra Fochler/E. Lienert: Dt. Trojatexte des . bis . Jh. Repertorium. In: Die dt. Trojalit. des MA und der Frühen Neuzeit. Materialien und Unters.
Die Kreuzfahrt Landgraf Ludwigs des Frommen Hg. v. Horst Brunner (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. –. – E. Lienert: Die Überl. von Konrads von Würzburg ‹Trojanerkrieg›. In: ebd., S. –, hier S. –. – Hans Fromm: Eneas der Verräter. In: FS Walter Haug/ Burghart Wachinger. Bd. . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –, hier S. f. – K. Alfen/P. Fochler/E. Lienert: Entstehungssituation und Publikum der dt. Trojalit. des . bis . Jh. In: Wissenslit. im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. H. Brunner/Norbert Richard Wolf (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – E. Lienert: Gesch. und Erzählen. Stud. zu K.s v. W. ‹Trojanerkrieg› (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Dies.: Dt. Antikenromane des MA (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. – Dies.: Antike Töchter in dt. Erzähllit. des MA. In: Generationen und gender in ma. und frühneuzeitlicher Lit. Hg. v. Dina de Rentiis/Ulrike Siewert (Bamberger interdisziplinäre MA-Stud. ). Bamberg , S. –, hier S. f., . – Olga Seus: Heilsgeschichten vor dem Heil? Stud. zu mhd. Trojaverserzählungen. Stuttgart , S. –. VZ Die Kreuzfahrt Landgraf Ludwigs des Frommen. – Panegyrische Kreuzzugsdichtung aus dem Jahr . Die anonyme Reimpaardichtung ( Verse) von der Kreuzfahrt Landgraf Ludwigs des Frommen (K. L. L. F.) galt bis in das frühe . Jh. als Dichtung → Wolframs von Eschenbach. Ihr tatsächlicher Verfasser dürfte aus Schlesien gestammt haben. Darauf weisen die Schriftsprache und seine Kenntnisse über die Adelsgesellschaft des Troppauer Landes. Neben seinem Protagonisten aus dem thüringischen Herrscherhaus hebt der Verfasser die pˇremyslidischen Könige von Böhmen in besonderm Maße hervor (V. –). Er erwähnt Ottokar II. († ) als verstorben und seinen Sohn Wenzel II. († ) als lebend. Auch wird auf Wenzels Krönung zum polnischen König in Gnesen () und dessen Annahme der ungarischen Krone für seinen Sohn Wenzel III. () abgehoben. Das engt den möglichen Zeitraum der Entstehung des Gedichtes bereits entscheidend ein. Identi ziert man ferner den «erliche[n] herzoge Polke» (V. ), der als Auftraggeber der Dichtung genannt wird, mit dem Piasten-Herzog Bolko I. von Schweidnitz-Jauer, dann ergibt sich als Jahr
um
der Abfassung der K. L. L. F. das Todesjahr Bolkos, der am .. verstarb. Da Bolko sowohl mit dem thüringisch-ludowingischen Geschlecht als auch mit den Pˇremysliden verwandt war, diente ihm die Kreuzzugsdichtung primär der Verherrlichung des eigenen Geschlechts und als literarisches Manifest seiner Herrschaftslegitimation. Im Zentrum des Werkes steht Landgraf Ludwig III. von Thüringen (/–), der ältere Bruder des für sein literarisches Mäzenatentum weithin bekannten Landgrafen Hermann. Der historische Ludwig verstarb auf der Rückfahrt vom Kreuzzug bei Zypern an einer Krankheit. Die K. L. L. F. verbindet Fürstenpreis und Kreuzzugsbericht. Der Text beginnt mit einer kurzen Geschichte des Hl. Landes und der Könige von Jerusalem seit Gottfried von Boullion. Die Darstellung reicht bis zur Belagerung Akkons unter Guido von Lusignan während des Dritten Kreuzzugs. Dieser Teil des Textes beruht auf lat. Kreuzzugsberichten. Ab V. wird mit Ludwigs Erscheinen vor Akkon die lat. Chronistik als Textgrundlage aufgegeben. Ludwig wird als vollkommener Ritter mit heiligmäßigen Zügen dargestellt, der sich vor allen anderen auszeichnet: als Ratgeber, Vermittler und unbesiegbarer Streiter. Er rettet Kaiser Friedrich I., überwindet Saladin im ritterlichen Turnierkampf und wird schließlich durch einen Steinwurf so schwer verletzt, dass er auf der Schiffsrückfahrt verstirbt, nachdem ihn zuvor Saladin persönlich am Krankenlager aufgesucht hat. Ludwigs Gebeine und sein Herz werden nach Thüringen zu seiner Frau, der hl. Elisabeth gebracht. Der Verfasser der K. L. L. F. ist einerseits an realistischer und detaillierter Darstellung der Ereignisse bei der Belagerung Akkons bemüht. Andererseits ordnet er seinem zweiten Ziel, der Würdigung und Überhöhung Ludwigs, die historischen Tatsachen unter und erschafft eine eigene Wirklichkeit, die historische Begebenheiten zum Lobe Ludwigs neu arrangiert. Der Erzähler führt historisch Ungleichzeitiges zusammen, wenn es denn diesem Ziel dient. So war Barbarossa, der sich in der Erzählung der Führung Ludwigs unterordnet, zum Zeitpunkt der Belagerung Akkons bereits verstorben und die hl. Elisabeth war nicht die Frau Ludwigs III. sondern von dessen Neffen, Ludwig IV. Außerdem haben viele der Augenzeugen, die der Dichter namentlich benennt, nicht am Dritten, sondern am Vierten Kreuzzug teilgenommen. Die K. L. L. F. steht in der Tradition der von Wolfram geprägten Kreuzzugsepik, zu welcher der
um
Die Kreuzfahrt Landgraf Ludwigs des Frommen
Willehalm → Ulrichs von dem Türlin, der Wilhelm von Wenden → Ulrichs von Etzenbach oder der → Herzog Ernst (Fassung D) zu zählen sind. Es bestehen signi kante thematische Parallelen zu diesen Erzählungen, wie die Stilisierung des Protagonisten zum Helden im Heidenkampf oder die Darstellung der Sarazenen als «edle Heiden», die ermöglicht, dass sich Christen und Heiden als hö sche Ritter begegnen können. Sprachlich-stilistisch kann die K. L. L. F. an ihre Vorläufer indes nicht anschließen. Sie ist selbst auch ohne nachweisbare Resonanz geblieben. Dass sie, womöglich über Vermittlung Ulrich → Fuetrers, dem zeitweiligen Besitzer des unikalen Textzeugen (s. Überl.), für den → Spruch von den Tafelrundern herangezogen worden sei (Menhardt ), ist eine nur unsichere These. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Perg., frühes . Jh., schlesisch); Titel: «Ditz Buch heizet Lantgraf Ludwick» (r; ebd. ein Vermerk des . Jh.: «Wolfram von Eschenbach dichte ditz buch»). Die Hs. befand sich im . Jh. im Besitz → Püterichs von Reichertshausen und anschließend Ulrich Fuetrers. Danach gelangte sie in die Bibliothek der Grafen von Zimmern. Vgl.: Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. f. A: Friedrich Heinrich von der Hagen: Des Landgrafen Ludwig’s des Frommen Kreuzfahrt. Heldengedicht der Belagerung von Akkon am Ende des zwölften Jh. Leipzig . – Hans Naumann: Die Kreuzfahrt des Landgrafen Ludwigs des Frommen von Thüringen (MGH Dt. Chron. /). Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich , München und ). – Ältere Teilausg.: Franz Joseph Mone: Reimchron. vom Königreich Jerusalem. In: Anz. für Kunde der teutschen Vorzeit () Sp. – (Abdruck der Bll. r–v). – Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Verz. der altdt. Hss. der k. k. Hofbibl. zu Wien. Leipzig , S. f. (Abdruck der Eingangs- und Schlussverse). L: Ehrismann // () S. – und Reg. – Dietrich Huschenbett, VL () Sp. –. – Hans-Joachim Behr, LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. – und Reg. – Sabine Schmolinsky/Red., Killy () S. f. – Adolf Holtzmann: Rezension der Ausg. von der Hagen. In: Germania () S. –. – R[einhold] Röhricht: Die Deutschen auf den Kreuzzügen. In: ZfdPh ()
S. –, –, hier S. –. – K[arl] Kinzel: Das Gedicht von des Landgrafen Ludwig Kreuzfahrt nach Sprache und Composition. In: ZfdPh () S. –. – R. Röhricht: Das Gedicht von des Landgrafen Ludwig Kreuzfahrt. Erl. nach seiner hist. Seite. In: ebd. S. –. – O[tto] Apelt: Zu des Landgrafen Ludwig Kreuzfahrt. In: ZfdPh () S. –. – H[ermann] Jantzen: Unters. über die Kreuzfahrt Ludwigs des Frommen. In: ZfdPh () S. –. – Samuel Singer: Literaturhist. Miszellen. In: Unters. und Quellen zur germ. und romanischen Philologie. FS Johann von Kelle (Prager dt. Stud. ). Prag , Bd. , S. f. – Georg Baesecke: Der Wiener Oswald (Germ. Bibl. /). Heidelberg , S. LXXIX–XCVIII. – H. Naumann: Zu Ludwigs ‹Kreuzfahrt›. In: ZfdPh () S. –. – Alfred Hübner/Enno Littmann/Edward Schröder: Beitr. zur Erklärung und Kritik von Landgraf Ludwigs Kreuzfahrt. In: ZfdA () S. –. – Hermann Menhardt: Ein Spruch von den Tafelrundern. In: PBB (Tüb.) () S. –, –. – Friedrich-Wilhelm Wentzlaff-Eggebert: Kreuzzugsdichtung des MA. Stud. zu ihrer geschichtlichen und dichterischen Wirklichkeit. Berlin , S. –, f. – Maria Elisabeth Groll: Landgraf Ludwigs Kreuzfahrt. Ein späthö scher ‹hist. Roman›. Diss. Köln . – H.-J. Behr: Lit. und Politik am Böhmerhof: Ulrich von Etzenbach, ‹Herzog Ernst D› und der sog. ‹Anh.› zum ‹Alexander›. In: ZfdPh (), S. –, hier S. f. – Stephen J. Kaplowitt: Landgraf Ludwig’s ‹Kreuzfahrt›. Two Studies. In: Germanic Studies. FS Otto Springer. Hg. v. dems. Pittsburgh , S. –. – Joachim Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland –. München , S. , f., Anm. . – H.-J. Behr: Lit. als Machtlegitimation. Stud. zur Funktion der deutschsprachigen Dichtung am böhmischen Königshof im . Jh. (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , bes. S. –. – Karin Cieslik: ‹Landgraf Ludwigs Kreuzfahrt›. Hö scher Roman oder Historie? In: JOWG (/ ) S. –. – Ursula Liebertz-Grün: ‹Landgraf Ludwigs Kreuzfahrt›. Intertextualität, Kommunikationsgemeinschaft und erzählte Gesch. In: Die Anfänge des Schrifttums in Oberschlesien bis zum Frühhumanismus. Hg. v. Gerhard Kosellek. Frankfurt/M. , S. –. – Maria Elisabeth Dorninger: Muslime und Christen im ‹Grafen Rudolf› und
Der Minne Freigedank in der ‹K. L. L. F. von Thüringen›. Zu Toleranz und religiösem Disput zur Zeit der Kreuzzüge. In: Medieval forms of argument. Disputation and debate. Hg. v. Georgiana Donavin (Disputatio ). Eugene, OR , S. –. – Helmut Beifuss: Die Kreuzfahrt des Landgrafen Ludwig des Frommen von Thüringen. Ein Zeugnis politischen Selbstbehauptungswillens? Eine funktionsgeschichtliche Interpretation In: ABäG () S.–. – Jens Hirt: Literarisch-politische Funktionalisierungen. Eine Unters. mhd. Kreuzzugsdarstellungen: ‹Wilhelm von Wenden›, ‹Die Kreuzfahrt des Landgrafen Ludwigs des Frommen von Thüringen›, ‹Wilhelm von Österreich› und ‹Das Buch von Akkon› (GAG ). Göppingen , S. –. VZ Frau Minne warnt vor Lügen. – Begegnung mit der personi zierten Minne, Überlieferung Mitte . Jh. Die unikal überlieferte Minnerede wird zu den frühesten Beispielen der Gattung gezählt (Entstehung um ?). Der Sprecher beginnt mit einer Schönheitsbeschreibung der personi zierten Minne (A capite ad calcem-Schema; Verweise auf Exempel guren aus der mhd. Literatur). Im folgenden Gespräch macht die Minne dem Sprecher zunächst Vorwürfe: Er habe in seinem Lob bestimmter Minnediener übertrieben und diese in unangemessener Weise mit Helden (der mhd. Dichtung: genannt werden Parzival und Wigalois) verglichen. Er solle in Zukunft vorsichtiger sein, wen er preise. Der Sprecher verspricht Besserung und nimmt frohgemut Abschied. Ü:, Straßburg, StB, Cod. A [ verbrannt], ra–rb ( Verse). A: Christoph Heinrich Myller (Hg.): Samlung dt. Gedichte aus dem ., . und . Jh. Bd. . Berlin , S. XXVI f. – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Johanniter-Hs. A ›) (GAG ). Göppingen , S. –. JK
. Hälfte . Jh. Der Minne Freigedank. – Obd. Minnerede über die zehn Gebote der Minne, Anfang . Jh. (?). Der Reimpaarverse umfassende Text bezeichnet sich als «ein minne büchelin» (V. ) und nennt seinen Titel: «Ich haisse der minne fürgedank» (V. ). Gustav Ehrismann deutet ihn als «Vorgedenken für die Minne, Grundsätze für den Minnenden». Durchgesetzt hat sich allerdings die Konjektur zu «freigedank», die Edward Schröder mit Parallelen zwischen den Eingangsversen von D. M. F. und → Freidanks Bescheidenheit begründet. Ursprung – genannt wird gelegentlich ohne Nachweis auch Lachmann – und Geschichte der Konjektur sind nicht näher erforscht. Datierungsvorschläge für den Text bewegen sich zwischen Mitte des . und Anfang des . Jh.; terminus ante quem ist die Entstehung des einzigen Überlieferungsträgers um . Der Text besteht aus einem Prolog, einem Tugendkatalog und einem Frauenpreis. Das Büchlein gibt eine Verhaltenslehre für liebende Männer in Form von zehn Geboten der Minne. Die notwendigen Tugenden für die Werbung um eine Dame sind «triwe» (V. ), «zuht» (V. ), «stätichait» (V. ), «gedulde» (V. ), «hübeschait» (V. ), «rehte milt» (V. ), «verswigenhait» (V. ), «balthait» (V. ), «div mass vnd auch div beschaidenhait» (V. ). Im Anschluss an diesen Dekalog preist das Ich die Tugend und Schönheit seiner Dame, die allen Frauen zum Vorbild gereicht. Das Motiv des sprechenden Büchleins unterstützt die Wirkung schriftlicher Didaxe. Das Buch ersetzt die Autorität eines Sprechers, während es sich von seinem Dichter distanziert und für dessen Schwächen um Nachsicht bittet. Der Sprecherwechsel zwischen dem Büchlein, das sich belehrend an das Publikum wendet, und einem Ich, das über seine Dame spricht und ihr abschließend mit der Bitte um Gnade das Büchlein widmet, vollzieht sich unmerklich. Die Minnelehre in D. M. F. steht ganz in der hö schen Tradition, die den Dienst an der Dame mit Tugendlehre und ethisch-moralischer Vervollkommnung verbindet. Der Text handelt die gängigen Motive formelhaft ab: Der Besitz der Minnetugenden ist unabdingbar, um erfolgreich um den dann fälligen Minnelohn zu werben, er dient zudem aber der Steigerung des gesellschaftlichen Ansehens und dem Gewinn des Seelenheils. Die Verbindung weltlicher und geistlicher Motive ndet
. Hälfte . Jh.
Das Gnaistli
sich in der Handschrift wieder, die als Sammelhandschrift wohl laikaler Herkunft weltliche und geistliche Stücke vereint. Ü: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., Augsburg , ostschwäbisch). A: Bernhard Joseph Docen: Miscellaneen zur Gesch. der teutschen Lit., neu-aufgefundene Denkmäler der Sprache, Poesie und Philosophie unsrer Vorfahren enthaltend. München , Bd. , S. –. Mit Zusätzen verm. Ausg. München . L: Ehrismann (Nachdr. ) S. . – Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Edward Schröder: Aus den Anfängen des dt. Buchtitels. In: Nachrichten von der Gesellsch. der Wiss. zu Göttingen. Phil.-hist. Klasse IV, NF () S. . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Manfred Günter Scholz: Hören und Lesen. Stud. zur primären Rezeption der Lit. im . und . Jh. Wiesbaden , S. f. – Sandra Linden: Das sprechende Buch. Fingierte Mündlichkeit in der Schrift. In: Text – Bild – Schrift. Vermittlung von Information im MA. Hg. v. Andres Laubinger u. a. (MAStudien ). München , S. –, bes. S. f. VL
vor allem in den ersten beiden Abschnitten des G. oft allegorisch personi ziert dargestellt. Im übrigen Text mahnt der Dichter seine Leser in direkter Ansprache. Zielpublikum des Gedichts waren wahrscheinlich Laien, da das G. tugendhaftes Verhalten in der Welt thematisiert, nicht abseits von ihr. Ü: K: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), va–va (Pap., um , alemannisch). – H: Heidelberg, UB, cpg , v–v (Pap., –, schwäbisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Online-Faks. von Hs. K: http://digital.blb-karlsruhe.de/urn/ urn:nbn:de:bsz:–. – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. L: Christine Stöllinger-Löser, VL () Sp. f. – Bernhard Sowinski: Lehrhafte Dichtung des MA. Stuttgart , S. . – Melitta W. Adamson: ‹Gula, temperantia›, and the ‹ars culinaria› in Medieval Germany. In: ‹Nu lôn’ ich iu der gâbe›. FS Francis G. Gentry (GAG ). Hg. v. Ernst Ralf Hintz. Göppingen , S. –. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , f., . MM
Das Gnaistli. – Allegorisches Lehrgedicht, spätes ./erste Hälfte . Jh. Das Reimpaarverse umfassende Gedicht entstand wahrscheinlich im späten . Jh. oder der ersten Hälfte des . Jh. im alemannischen Raum. Der Text ist anonym in zwei Handschriften erhalten, darunter vollständig in Handschrift K. H überliefert zwei Abschnitte des Gesamttexts (V. –, –) als Die siben todsünd. Der Titel G. bezieht sich auf einen Funken, dessen Licht den Menschen zur Tugend leiten soll. Die Einleitung (V. –) des Textes lobt die Tugend gegenüber der als falsch verurteilten Welt. Der Dichter versteht Tugend dabei als rechtes Maß. Der nächste Abschnitt behandelt die sieben Hauptsünden (V. –). Im zweiten Abschnitt (V. –) werden sieben zum Seelenheil beitragende Werke benannt, darunter Freude, Zuversicht und Minne. Sie werden jeweils mit ihrer negativen Ausprägung kontrastiert. Der nächste Abschnitt (V. –) ist den vier Kardinaltugenden Weisheit, Stärke, Maß und Gerechtigkeit gewidmet. Die Tugenden und Laster werden
Der Herbst und der Mai. – Streitgedicht, um . Das im alemannischen Raum entstandene, anonym überlieferte Gedicht in vierhebigen Reimpaaren steht in der Tradition des Jahreszeitenstreits und hat in seiner Grundkonstellation Parallelen in anderen Streitgedichten (→ Minner und Trinker) sowie im Spiel Vom → Streit zwischen Herbst und Mai (vgl. auch das motivisch verwandte Spiel May und herbst, Vigil → Raber). Im Unterschied zu anderen Streitgedichten wird die Auseinandersetzung nicht durch einen Schiedsspruch, sondern durch einen Zweikampf entschieden. Die Kenntnis von → Steinmars Herbstlied darf angenommen werden. Bei einem Spaziergang trifft der Dichter (IchErzähler) auf einen schönen Mann («was der Meige genant», V. ), der ein hö sches Turnier ausgerufen hat. W¨ahrend er mit Blumen und «itel vögeline sang» (V. ) bewaffnet ist – sein Pferd ist die «heide breit» (V. ) –, ist der die Herausforderung annehmende Herbst mit zahlreichen kulinarischen Kostbarkeiten gewappnet: Sein Panzer
Zwiegespräch zwischen einem Ritter und einer Dame besteht aus gerösteten Ochsennieren, sein Schild ist ein heißer Fladen, «mit grieben wol gestecket» (V. ), sein Speer eine riesige Wurst, mit welcher der Mai getroffen und zu Boden geworfen wird, wo er im «möstelin» ertrinkt, der aus dem verletzten Pferd des Herbstes, einem Weinfass mit einer Haut aus Fleisch und Kraut, strömt. Der übergelaufene Knappe des Maies, das «minnerlin», unterstützt den gegnerischen Knappen («luoderer», Schlemmer) beim Verzehr der Rüstung von dessen Herrn, kippt jedoch bei der Siegesfeier (in einer Taverne) volltrunken um. Ü: Straßburg, ehem. Bibl. de la Ville (früher Johanniterbibl.), cod. A , – (–; verbrannt); Verse, Überschrift: «Dis ist von dem herbste und von dem meigen» (St). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. (früher Privatbesitz Ludwig Müller, Straßburg) va–vb (Perg., Straßburg [?], zweites Viertel . Jh., niederalemannisch; Fragm.); V. – und Zusatzverse nach V. , Überschrift: «Der meyg vnd der herbest» (St). – Karlsruhe, LB, Cod. K , va–va (Pap., schwäbisch-bair.-ostfränkisch); Verse, Überschrift: «Der herbst vnd der mey» (K). A: Christoph Heinrich Myller (Hg.): Samlung dt. Gedichte aus dem XII., XIII. und XIV. Jh. Bd. . [Berlin nach ], S. XXIX f. (nach St). – Ludwig Müller, in: ZfdA () S. f. (nach St). – Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach K). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , –, f. (Nr. A , nach K). – Der münch mit dem genßlein. spätma. Verserzählungen. Aus dem Cod. Karlsruhe . Hg. und erl. v. Rolf Max Kully/Heinz Rupp (UniversalBibl. –). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , –. – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger JohanniterHs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. L: Rolf Max Kully, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Claudia Händl, Killy () S. . – Hermann Jantzen: Gesch. des dt. Streitgedichtes im MA. Breslau , S. –. – Eckhard Grunewald: Die Zecher- und Schlemmerlit. des dt. SpätMA. Mit
. Hälfte . Jh.
einem Anhang: ‹Der Minner und der Luderer› – Edition. Diss. Köln , bes. S. –. – Wolfgang Adam: Die ‹wandelunge› (Beih. zum Euph. ). Heidelberg , bes. S. –. – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. Anm. , . – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. f., , , . BJ Zwiegespräch zwischen einem Ritter und einer Dame. – Lehr- und Minnegespräch, früheste Überlieferung Anfang . Jh. Die Minnerede ist vollständig nur in einer Handschrift (Ha) in ndl.-dt. Mischsprache überliefert, zwei weitere ripuarische Handschriften bringen Bruchstücke (Handschrift Bs mit Ausfall von Beginn und Schluss; Handschrift Ha mit Ausfall der Mittelpassage). Nach einer ausführlichen Exposition (eigene Minnebetroffenheit, Apostrophen an die Minne) berichtet der Sprecher von der Begegnung mit einer Dame an einem amoenen Ort. Auf ihre Nachfrage erzählt er ihr von seinem Minneleid, will aber den Namen der Geliebten nicht preisgeben (Verschwiegenheitsgebot). Die Dame gibt ihm eine ritterlich-hö sche Tugendlehre (mit FalkenSymbolik). Danach ndet ein Rollentausch statt, jetzt erbittet die Dame Rat: Sie habe einen tugendreichen Mann und guten Dichter erwählt, beide seien sie aber schüchtern und mit minnebedingtem Schweigen geschlagen, worunter ihre Kommunikation leide. Unumwunden rät der Sprecher zu Umarmung und Kuss, worauf die Dame überwältigt in Ohnmacht fällt. Um den aus ihrem Mund rinnenden Blut uss zu stillen, küsst sie der Sprecher, kühlt mit einer taufeuchten Rose das Gesicht. Erfolgreich ist aber erst eine ebenfalls von Frau Minne mitgeteilte Praktik: Er schreibt auf ein Rosenblatt «amor vincit omnia» (V. ) und steckt es der Dame in den Mund. Sie wird sofort wieder lebendig und berichtet, einen angenehmen Traum geträumt zu haben. Dem Sprecher verheißt sie vollständigen Minnelohn bevor sich die beiden trennen. Ü: Brüssel, Algemeen Rijksarchief, Fonds Aremberg Nr. , r–v ( Verse) (Bs). – Den Haag, Koninklijke Bibliotheek
. Hälfte . Jh. ’s-Gravenhage, Cod. B IIc, r–v ( Verse) (Ha). – Ebd., Cod. E , ra–vb ( Verse) (Ha). A: Ernst F. Kossmann: Die Haager Liederhs. Den Haag , S. – (Nr. , nach Ha). – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. – (nach Ha). L: Jürgen Schulz-Grobert, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – J. Aelida Nijland: Gedichten uit het Haagsche Liederhandschrift. Uitg. en toegelicht uit de middelhoogduitsche Lyriek. Diss. Leiden , S. f. – Anton Kalla: Über die Haager Liederhs. Nr. (Prager Dt. Stud. ). Prag , S. (Nr. ). – Rheinheimer (s. Ausg.) S. –, –, . – Hermann-Josef Müller: Überlieferungs- und Wirkungsgesch. der PseudoStrickerschen Erzählung ‹Der König im Bade›. Unters. und Texte (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. f. JK Das Almosen. – Schwankhaft-didaktische Reimpaardichtung, frühes . Jh. (?). Das anonym überlieferte, vermutlich ursprünglich md. Märe umfasst je nach Textzeugen – Verse ( Verse in der ältesten Überlieferung). Thema ist die Liebe als Almosen: Der Frau eines geizigen Bauern wird von ihrem Mann alles Gut vorenthalten. Nur über ihre Minne kann sie frei verfügen und gewährt diese einem «vil arm man» als «sele geræte». Der Ehemann trifft bei seiner Heimkehr auf den Bettler und erzwingt durch Prügel ein Geständnis der Frau. Da er aber seine eigene Schuld an ihrem Fehltritt erkennt, ermöglicht er seiner Frau von jetzt an Zugang zu seinen Besitztümern. Der Erzählstoff des Märes vom A. lebt in liedhaft-balladesken Bearbeitungen und vielfachen Kontaminationen in Volksliedern fort bis ins . Jh. Einen Niederschlag in Prosa hat er nicht gefunden. Ü: Die zwei ältesten (südböhmischen [?]) Textzeugen sind: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (vormals Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ), ra–ra. – Heidelberg, UB, Cpg , rb–vb, ra (beide Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. mit bair. Einschlag). – Weitere Hss.: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., , bair.-österr. [aus Innsbruck]). – Berlin, SBB, Mgf (vormals Seitenstetten, Stiftsbibl., Cod. ), ra (Pap., bair.
Das Almosen österr., Tl. der Hs. mit dem ‹A.›: ; unvollständig, nur der Anfang). – Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–rb (Pap., /, schwäbisch/bair./ ostfränkisch). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (vormals Cod. ..) vb–rb (Pap., , bair.-österr.). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., , bair./schwäbisch [aus Melk]; mit Autornennung: → Heinrich der Teichner). – Eine Hs. aus Privatbesitz ist verschollen (vgl. Fischer [s. Lit.] S. ). – Erstdruck der Liedfassung: Nürnberg (Hans Guldenmund) (VD ZV ) Titel: Zwey schone Lieder Das Erst Von eim Kauffman [...] Das Ander Ein Betler genant. A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Ivan ˇ ˇ Sarovol’skij: Sest’ ˇsvankov (Sechs Schwänke). Kiew , S. – (Nr. ). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Lutz Röhrich (Hg.): Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . München , S. – (nach Niewöhner). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen Schulz-Grobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (Nr. , nach Niewöhner). Ü: Altdt. Mären und Schwänke. Hg. v. Paul Ernst, nachgedichtet v. Paul Hansmann. Bd. . München/Leipzig , S. –. – Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. v. Hanns Fischer. München u. ö. (Nachdr. München/Wien ) S. –, (Prosaau ösung). – Schulz-Grobert (s. Ausg.). L: Hedwig Heger, VL () Sp. f. – Röhrich (s. Ausg.) S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v.
Der Bussard Johannes Janota. Tübingen , S. f. – KarlHeinz Schirmer (Hg.): Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA (WdF ). Darmstadt , S. f., . – Rüdiger Schnell: Literarische Spielregeln für die Inszenierung und Wertung von Fehltritten. Das Beispiel der ‹Mären›. In: Der Fehltritt. Vergehen und Versehen in der Vormoderne. Hg. v. Peter von Moos (Norm und Struktur ). Köln u. a. , S. –, hier S. –. – R. Schnell: Erzählstrategie, Intertextualität und ‹Erfahrungswissen›. Zu Sinn und Sinnlosigkeit spätma. Mären. In: Erzähltechnik und Erzählstrategien in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Wolfgang Haubrichs u. a. (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –, hier S. f., . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , und Reg. VZ Der Bussard (Busant). – Märe mit Handlungszügen eines hö schen Romans, Anfang . Jh. Das wohl im Elsass entstandene Märe ( Verse), dessen Verfasser nicht bekannt ist, erzählt von der Liebe der französischen Königstochter zum englischen Königssohn, der sich zum Studium in Paris aufhält. An dem Tag, an dem sie mit dem König von Marokko verheiratet werden soll, entführt sie der als Spielmann verkleidete Prinz. W¨ahrend einer Rast im Wald raubt ein Bussard einen der beiden Ringe, die der Prinz seiner in seinem Schoß schlafenden Geliebten von der Hand gezogen hat, um sie zu betrachten. Auf der Suche nach dem Bussard verirrt sich der Prinz; er wird wahnsinnig und lebt fortan wie ein wildes Tier im Wald. Die Königstochter dagegen ndet Zu ucht bei einem Müller, wo sie sich durch Handarbeiten hervortut. Sie wird später von einer Herzogin auf ihre Burg mitgenommen, während die Jäger ihres Mannes den verwilderten Prinzen im Wald entdecken und ihn auf derselben Burg gesund p egen. Der genesende Königssohn verfällt während einer Beizjagd beim Anblick eines Bussards vorübergehend wieder in den Wahnsinn, beißt dem toten Tier den Kopf ab und zer eischt ihn. Als er seine Geschichte erzählt, wird er von seiner Geliebten erkannt. Der Herzog, bei dem es sich um einen Onkel des englischen Königssohnes handelt, lässt nach den Eltern der Liebenden schicken, die nach der Hochzeit wechselweise in Frankreich und in England leben.
. Hälfte . Jh. Das im SpätMA weit verbreitete zentrale Motiv des Märes, bei dem «die Opposition zwischen der affektkontrollierten höf. Kultur u. dem Naturhaften, Triebhaften, Animalischen, Sexuellen» im Vordergrund steht (Schulz , S. ), ndet sich auch in dem altfranzösischen Gedicht L’escou e (Jean Renart, Anfang . Jh.); vgl. auch Die → gute Frau (Mitte . Jh.) und Die schöne Magelone (französisch Mitte . Jh.; ins Deutsche übersetzt von Veit → Warbeck, ). Eine enge Verwandtschaft besteht auch zur Geschichte des Prinzen Kamr essaman mit Bedur aus Tausendundeine Nacht (vgl. Tekinay, S. f.). Auf zwei elsässischen Wandteppichen des späten . Jh. sind mehrere Szenen des B. dargestellt. Die erläuternden gereimten Texte sind nicht dem Märe entnommen. Ü: Bremen, StUB, msb –, v–v (Pap., zweites Viertel . Jh.) (B). – Moskau, Central’nyi gosudarstvennyi arhiv drevnih aktov (CGADA) Fond , ed.hr. , v–v (Pap., erste Hälfte . Jh., rheinfränkisch) (M). – London, Institute of Germanic Studies, Ms. Germ. (früher Privatbesitz August Closs, Bristol, Ms. P. Germ. ; davor Privatbesitz Robert Priebsch, London), ra–vb [alte Zählung: ra–vb] (Pap., um , elsässisch; Fragm.) (B). – Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., schwäbisch-niederalemannisch; Fragm.) (K). A: N[icolaus] Meyer/E[rnst] F[riedrich] Mooyer (Hg.): Altdt. Dichtungen. Quedlinburg/ Leipzig , S. – (Nr. , nach B). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Meyer/Mooyer). – Glaser (s. Lit.) S. – (Abdruck von K). – Heinrich MeyerBenfey: Mhd. Übungsstücke. Halle/Saale , S. – (nach Meyer/Mooyer). – Priebsch (s. Lit.) S. – (Abdruck von B). – In Vorbereitung ist die Edition eines krit. Textes (gesamte hsl. Überlieferung wird in synoptischer Form abgedruckt; mit Übersetzung) durch Daniel Könitz. Ü: Leo Greiner: Altdt. Novellen. Aus dem Mittelhochdeutschen. Berlin , S. –. – Manfred Lemmer: Deutschsprachige Erzähler des MA. Aus dem Mhd. übertragen (Slg. Dietrich ; Deutschsprachige Erzähler ). Leipzig , S. –. – Altdt. Decamerone.
. Hälfte . Jh. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. L: Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. –; () S. XIII. – Irene Hänsch: Der Busant. In: LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f. – Armin Schulz, Killy () S. f. – Reinhold Köhler: Das altdt. Gedicht ‹Der Busant› und das altfranzösische ‹L’Escou e›. In: Germania () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. Bd. . Hg. v. Johannes Bolte. Berlin , S. –). – E. Glaser (s. Ausg.) . – Betty Kurth: Mhd. Dichtungen auf Wirkteppichen des XV. Jh. In: Jb. der kunsthist. Slg. Wien () S. –, hier S. –. – Robert Priebsch: Bruchstücke dt. Dichtungen des . und . Jh. In: PBB () S. –. – B. Kurth: Die dt. Bildteppiche des MA. Wien , Bd. , S. f., f.; Bd. , Tf. –. – Herbert Sauer: Das mhd. Gedicht ‹Der Busant›. Diss. Wien . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. , , . – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin . – Klaus Hufeland: Das Motiv der Wildheit in mhd. Dichtung. In: ZfdPh () S. –, hier S. f. – Alev Tekinay: Materialien zum vergleichenden Studium von Erzählmotiven in der dt. Dichtung des MA und den Literaturen des Orients (Europäische Hochschulschr. ,). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. und Reg. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. – passim, – und Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Mären (Philologica Germanica ). Wien , S. , Anm. . – Dirk Matejovski: Das Motiv des Wahnsinns in der ma. Dichtung. Frankfurt/M. , S. –. – Gianfelice Peron: Diffrazione del racconto: l’‹Escou e› e ‹Der Busant›. In: Filologia romanza, lologia germanica: intersezioni e diffrazioni, (Convegno internazionale, Verona, – aprile ), Atti. Hg . v. Anna Maria Babbi/Adele Cipolla. Verona , S. –. – A. Schulz: ‹Dem bûsant er daz houbt abe beiz›.
Hero und Leander Eine anthropologisch-poetologische Lektüre des ‹Busant›. In: PBB () S. –. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , Reg. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. –, f. – James A. Schultz: Love without desire in ‹Mären› of the thirteenth and fourteenth centuries. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –, hier S. Anm. . – Sandra Linden: Erzählen als Therapeutikum? Der wahnsinnige Königssohn im ‹B.›. In: ‹Texte zum Sprechen bringen.› Philologie und Interpretation. FS Paul Sappler. Hg. v. Christiane Ackermann/Ulrich Barton. Tübingen , S. –. BJ Hero und Leander. – Versnovelle, vermutlich Anfang des . Jh. entstanden. Der alemannische Verfasser greift direkt auf zwei Briefe → Ovids (Nr. und ) in den Heroides zurück, in denen es um das tragische Schicksal von Hero und Leander geht. Er behält die beiden Namen bei und siedelt das Liebespaar in der ma.hö schen Welt an. Auf einfache Weise wird erzählt, dass der Fürstensohn Leander nur dadurch zu seiner Geliebten, der verwaisten sechzehnjährigen Burgherrin Hero, gelangen kann, dass er den zwischen ihren Burgen liegenden Meeresarm durchschwimmt. In einer Sturmnacht ertrinkt Leander, weil er die von Hero aufgesteckte Leuchte nicht sehen kann; Hero sinkt tot nieder, als sie erfährt, dass ihr Geliebter tot auf dem Meer treibe. Die beiden Liebesbriefe – im ersten teilt Hero Leander ihren drängenden Wunsch mit, dass er zu ihr komme – beanspruchen relativ viel Raum. Ein Erzählerkommentar fordert auf, sich von der Art Treue fernzuhalten, die zum Tod verführe (V. f.). In einem Anhang (V. –) bekennt der Dichter, selbst in unglückliche Minne verstrickt zu sein. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), ra–ra [alte Zählung: –] (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt )
Traugemundslied S. – (Nr. ). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –, f. (Nr. ). – Ottmann (s. Lit.) S. –. – Mhd. Lesebuch. Texte des . Jh. Hg. v. S[amuel] Singer unter Mitarbeit von Marga Bauer und Gertrud Sattler. Bern , S. –. – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen SchulzGrobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (Nr. ; nach Ottmann). Ü: Ottmann (s. Lit.) S. –. – Schulz-Grobert (s. Ausg.). L: Werner Fechter, VL () Sp. f.; () Sp. . – Jaromír Jech, EM () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f. – Anette Syndikus/Red., Killy () S. . – Max Hermann Jellinek: Die Sage von H. u. L. in der Dichtung. Berlin . – Hêrô und Leander. Das mhd. Gedicht von H. u. L. Übers. v. Rich[ard] Eduard Ottmann. Mit revidiertem Grundtext. Leipzig . – Ludolf Malten: H. u. L. In: Rheinisches Museum für Philologie () S. –. – Werner Fechter: Lat. Dichtkunst und dt. MA. Forschungen über Ausdrucksmittel, poetische Technik und Stil mhd. Dichtungen (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle. Tübingen , Reg. – Brian O. Murdoch: Die Bearb. des H.-u.-L.-Stoffes. Zur literarischen Ovid-Rezeption im späten MA. In: Studi Medievali, Ser. , () S. –, hier S. –. – Fritz Peter Knapp: Der Selbstmord in der abendländischen Epik des HochMA. Heidelberg , S. –, . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , , , f., , . – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Mären (Philologica Germanica ). Wien , S. Anm. , , , , . – Jürgen Schulz-Grobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Andrea Schallenberg: Gabe, Geld und ‹Gender›. Ein Beitr. der Geschlechterdifferenz in der mhd. Verserzählung. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur
. Hälfte . Jh. ZfdPh ). Berlin , S. –, hier S. Anm. . – Schulz-Grobert (s. Ausg.) S. –. – Thomas Gärtner: Wer löscht das Feuer? Zur Rezeption der H.-u.-L.-Sage in MA, Renaissance und Neuzeit. In: Orbis Litterarum () S. –. BJ Traugemundslied. – Rätselgedicht, ./frühes . Jh. Das T. war anonym in einer Straßburger Handschrift überliefert, die jedoch verbrannt ist. Der Text umfasst Strophen mit insgesamt rund Reimpaarversen. Das T. wird heute auf das . oder frühe . Jh. datiert. Das Gedicht ist als Dialog zwischen einem fragenden Gastgeber und seinem jeweils antwortenden Gast Traugemund gestaltet. Dieser ist ein fahrender Spielmann und wird als Meister angesprochen. In einer wiederkehrenden Wendung betont der Gastgeber außerdem Traugemunds Erfahrung, kenne er doch Länder. Der Gastgeber erfragt zunächst Traugemunds Lebensumstände als Fahrender. In weiteren fünf Strophen stellt er dem Spielmann jeweils vier Fragen, die Traugemund knapp beantwortet. So möchte der Gastgeber u. a. erfahren, was weißer als Schnee sei (die Sonne), was schneller als ein Reh sei (der Wind), was Frauen lieb (Minne) und Ritter kühn mache (Wunden). Neben Naturphänomenen fand also auch die hö sche Welt Eingang in die Fragen und Antworten des Texts. Für seine Antworten verspricht der Gastgeber Traugemund wiederholt, ihn als «stolzen knappen» anzuerkennen. Traugemund wiederum ermuntert den Gastgeber am Ende der Antwortstrophen jeweils zu weiteren Fragen. Traugemunds Name ist ursprünglich arabisch («targoman») und gelangte über die mlat. Zwischenstufe «dragomanus» in die dt. Sprache. Als Tragemund oder Wârmunt erscheint er im → Wiener Oswald, → Münchner Oswald und → Orendel. Dort bezeichnet der Name die Figur eines armen, doch erfahrenen Pilgers – ein Typus, der im T. um die Züge eines fahrenden Spielmanns ergänzt wird. Von Interesse ist das T. heute als frühes Rätselgedicht in dt. Sprache. Eine breite Wirkung entfaltete es allerdings nicht. Die Forschung hat eine Kenntnis des Werks bei dem unbekannten Verfasser des Spils von dem Freiheit aus dem Umkreis von Hans → Folz erwogen. Ü: Straßburg, StB, cod. A , vb–va (Perg., um –, elsässisch; verbrannt).
. Hälfte . Jh. A: Alte hoch- und niederdt. Volkslieder . Hg. v. Ludwig Uhland. Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Hildesheim ) Nr. . – Karl Müllenhoff/Wilhelm Scherer (Hg.): Denkmäler dt. Poesie und Prosa. aus dem VIII-XII Jh. . Ausg. v. Elias Steinmeyer. Berlin . Nachdr. Berlin/Zürich. Bd. , S. – (Nr. XLVIII); Bd. , S. –. – Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse /. Hg. v. Helmut de Boor. München , S. –. – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , –. L: Tomas Tomasek, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. f. – T. Tomasek/Heike Bismark: Rätsel. In: RLW () S. –. – Ernst Hellgardt/Red., Killy () S. . – André Jolles: Einfache Formen. Legende, Sage, Mythe, Rätsel, Spruch, Kasus, Memorabile, Märchen, Witz. Tübingen , S. –. – Mathilde Hain: Rätsel. Stuttgart , S. –. – Burghart Wachinger: Rätsel, Frage und Allegorie im MA. In: Werk, Typ, Situation. Stud. zu poetologischen Bedingungen in der älteren dt. Lit. FS Hugo Kuhn. Hg. v. Ingeborg Glier u. a. Stuttgart , S. –. – Gerhard Eis: Zur Altersbestimmung der Weidsprüche. Überprüfung und Einordnung. In: Ders.: Kleine Schr. zur altdt. weltlichen Dichtung. Amsterdam , S. –. – Eckhard Grunewald: Zur Hs. A der ehem. Straßburger Johanniterbibl. In: ZfdA () S. –. – T. Tomasek: Das dt. Rätsel im MA (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – Heike Bismark: Rätselbücher. Entstehung und Entwicklung eines frühneuzeitlichen Buchtyps im deutschsprachigen Raum mit einer Bibliogr. der Rätselbücher bis . Tübingen , S. , u. ö. – Sprague (s. Ausg.). MM Der Feldbauer (Der Bergmann). – Schwankhafte Verserzählung, frühes . Jh. Die Erzählung lässt sich wegen inhaltlicher Bezüge auf den Bergbaubeginn im böhmischen Pˇr ibram einigermaßen genau datieren. In mehr als Reimpaarversen berichtet der Erzähler, wie er auf einen betrügerischen Spekulanten hereinfällt, der ihm vorgaukelt, eine pro table Stelle zum Silberabbau zu kennen. Ü: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. , va–vb (Perg., erstes
Der Feldbauer Viertel . Jh., süd-mitteldt. mit gelegentlich bair. Färbung). – Heidelberg, UB, Cpg , va–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., süd-mitteldt. mit bair. Einschlag). A: Franz Pfeiffer: Das Märe vom F. In: Germania () S. –. – Gustav Rosenhagen (Hg.): Der B. In: Die Heidelberger Hs. cod. Pal. germ. . Berlin , S. –. Ü: Franz Kirnbauer/Karl Leopold Schubert (Hg.): Die Märe vom F. (Leobener Grüne Hefte ). Wien (mhd. und dt.). L: Herbert Wolf, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Alois Bernt: Zur Heidelberger Hs. Cod. Pal. Germ. . In: ZfdA () –. – Anton Wallner: Reinhartfragen. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – A. Bernt: Die Entstehung unserer Schriftsprache (Vom MA zur Reformation ). Berlin , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. . – H. Wolf: Das Märe vom F. Zur Überl., literatur- und sprachgeschichtlichen Einordnung des mhd. Gedichtes. In: ZfdPh () S. –. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , . FA Ruprecht von Würzburg. – Verfasser der Reimpaarerzählung Die Treueprobe (auch Von zwei Kaufleuten), frühes . Jh. R. nennt sich in der Autorsignatur am Ende des unikal überlieferten Textes: «getihtet hat ditz maere / r˚upreht ein Wirzburgaere». Anderweitig ist er nicht bezeugt. Es dürfte sich bei ihm um einen fränkischen, vermutlich in Würzburg ansässigen Dilettanten gehandelt haben, der in jedem Fall über eine hohe literarische Bildung verfügt hat. Das lässt Zugehörigkeit zum Patriziat oder zum geistigen Stand vermuten. Die Überlieferung legt zudem nahe, dass er dem Umfeld → Michael de Leones zuzurechnen war. Für seine Erzählung ( Verse) variiert R. – wahrscheinlich auf Grundlage einer französischen Vorlage – das weit verbreitete Erzählmotiv von der Wette auf die Treue der Ehefrau (s. Stith Thompson: Motif-index of folk-literature. Bd. . Kopenhagen , Nr. N .; Antti Amatus Aarne/S.
Ruprecht von Würzburg Thompson: The types of the folktale. A classi cation and bibliography. Helsinki , Nr. ; Frederic C. Tubach: Index exemplorum. A Handbook of Medieval Religious Tales. Ebd. , Nr. [Folklore Fellows communications , und ]; vgl. auch Decamerone II, und Shakespeares Cymbeline). Erzählt wird von Bertram und Irmengart, zwei Patrizierkindern aus Verdun, die von ihren Vätern verheiratet werden – vornehmlich, um deren Position in der Stadt zu festigen. Das Paar ist dennoch einander liebevoll zugetan, und als Betram nach zehn glücklichen Ehejahren in einer Herberge in Provins an einem Gepräch teilnimmt, bei dem Kau eute über ihre Ehefrauen herziehen, preist er stattdessen Irmengarts Vorzüge und Treue. Der Wirt Hogier wettet darauf mit Bertram um den jeweils gesamten Besitz der Wettpartner, dass er Irmengart binnen eines halben Jahres verführen könne. Bertram bleibt in Provins und Hogier wirbt in Verdun mit kostbaren Geschenken, Bestechungen der Angestellten und schließlich direkten Geldangeboten vergeblich um Irmengarts Gunst, obwohl deren Verwandten ihr raten, auch im Interesse des Gatten, das Geld nicht auszuschlagen. Die verzweifelte Ehefrau ndet einen Ausweg und lässt an ihrer Statt die Zofe Amelin mit Hogier für Mark eine Liebesnacht verbringen. Zum Beweis seines Sieges schneidet Hogier Amelin einen Finger ab. Als er aber auf einer «hochzit» öffentlich seinen Sieg verkündet, präsentiert Irmengart ihre unversehrten Hände. Hogier verliert seinen gesamten Besitz und erhält zum Trost die Mark und Amelin zur Frau. Ein Epimythion rät «wip und maget», sich Irmengart zum Vorbild zu nehmen. R. rückt in seiner Fassung des Erzählstoffes von der Wette auf die Frauentreue die Ehefrau konsequent in den Mittelpunkt der Geschichte, stellt sie dabei durchweg positiv dar, plädiert für die eheliche Treue, und zeigt auf, dass diese sich unter gewissen Umständen auch als materiell vorteilhaft erweisen kann. Damit vermittelt R. eine Wertvorstellung, die von der Forschung gemeinhin als «bürgerlich» gekennzeichnet worden ist. Formelhafte Wendungen lassen Anklänge an die literarische Tradition in der Nachfolge → Wolframs von Eschenbach erkennen. Die Dreierreime, die R. zur Abschnittsgliederung einsetzt, sind eine formale Übernahme von → Wirnt von Grafenberg. Motivliche Übereinstimmungen zur Treueprobe lie
. Hälfte . Jh. gen in der Erzählung Von den → vier Kau euten ( ?) vor. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , vb–va (zweite Hälfte . Jh., ostfränkisch [aus Würzburg]); Überschrift: «Von zwein ka˚ufmann». Das Märe steht im . Faszikel der Hs., der / geschrieben wurde. Die Faszikel , und der insgesamt Teilstücke sind die Abschriften eines von Michael de Leone angelegten Codex. A: Jacob und Wilhelm Grimm: Von zwein Kaufmaˉn. In: Altdt. W¨alder () S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Moriz Haupt: Zwei kau eute. Eine erzählung von R. v. Wirzburg. Krit. bearbeitet. In: ZfdPh () S. –. – Heinrich Meyer Benfey: Mhd. Übungsstücke. Halle , S. –. – Helmut de Boor: MA. Texte und Zeugnisse. Teilbd. (Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse ,). Berlin (Nachdr. München ) S. – (nach von der Hagen). – Gutknecht (s. Lit.) S. –. – Heinrich Niewöhner: Neues Gesamtabenteuer. Das ist F. H. v. der Hagens Gesamtabenteuer in neuer Ausw. Die Slg. der mhd. Mären und Schwänke des . und . Jh. Bd. . . Au . hg. v. Werner Simon, Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/ Zürich , S. – (Nr. ). – Thomas Cramer: Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , – (nach Haupt). Ü: Gutknecht (s. Lit.) S. –. – Ulrich Pretzel: Dt. Erzählungen des MA. Ins Nhd. übertragen (Beck’sche Schwarze Reihe ). München , S. –. – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen v. Wolfgang Spiewok. Illustriert v. Peter Muzeniek. Berlin , S. –. L: [Elias von] Steinmeyer, ADB () S. . – Ehrismann // () S. f. – Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f., f.; / () S. . – Günther Hahn: R. v. W. (Form und Geist ). Leipzig . – Christoph Gutknecht: Die mhd. Versnovelle ‹Von zwein koufmannen› des R. v. W. (Hamburger philol. Stud. ). Hamburg , . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Winfried Frey: Tradition und bürgerliches Selbstverständnis.
. Hälfte . Jh. Zu R.s v. W.s Märe ‹Von zwei Kau euten›. In: Ma. Texte im Unterricht. Bd. . Hg. v. Helmut Brackert u. a. München , S. –. – Udo Pillokat: Johann und R. v. W. In: Fränkische Klassiker. Eine Literaturgesch. in Einzeldarstellungen mit Abb. Hg. v. Wolfgang Buhl. Nürnberg , S. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlichsozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. Berlin , Reg. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. –, . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Elfriede Moser-Rath: Cymbeline. In: EM () Sp. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., –, f. und Reg. – Ursula Peters: Lit. in der Stadt. Studien zu den sozialen Voraussetzungen und kulturellen Organisationsformen städtischer Lit. im . und . Jh. (Stud. und Texte zur Sozialgesch. der Lit. ). Tübingen , S. , . – Michael Schröter: ‹Wo zwei zusammenkommen in rechter Ehe ...›. Sozio- und psychogenetische Stud. über Eheschliessungsvorgänge vom . bis . Jh. Mit einem Vorw. v. Norbert Elias (Suhrkamp-Tb. Wiss. ). Frankfurt/M. , , S. – und Reg. – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – Rüdiger Brandt: Enklaven – Exklaven. Zur literarischen Darstellung von Öffentlichkeit und Nichtöffentlichkeit im MA. Interpretationen, Motiv- und Terminologiestud. (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , S. –. – René Wetzel: Così fan tutte in Würzburg und Florenz. R.s v. W. ‹Treueprobe› und Boccaccios ‹Novella di Zinefra› (Decameron II, ) im Schnittpunkt literarischer Geschlechterentwürfe und städtischer Interessen. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. – Albrecht Classen: A womans ghts for her honour. R. v. W.s ‹Von zwein kouf mannen›. Female self-determination versus male mercantilism. In: Seminar () S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der
Heinrich von Neustadt Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. – passim. – Susanne Reichlin: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens. Zur poetologischen Dimension des Tauschens in Mären (Hist. Semantik ). Göttingen , S. – und Reg. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. – und Reg. VZ Heinrich von Neustadt → Band , Sp. –. Johann von Würzburg II, * wahrscheinlich Würzburg. – Verfasser eines Versromans, lebte im ./. Jh. J. ist nur über Eigennennungen in seinem Versroman Wilhelm von Österreich (WvÖ) nachweisbar. Das Werk enthält auch einen Hinweis auf die Lebens- und Schaffenszeit seines Verfassers: Laut J.s eigenen Angaben wurde der Text während der Belagerung von Burg Asperg im Mai abgeschlossen. J. dürfte also noch im . Jh. geboren worden sein, wahrscheinlich in Würzburg, das im Roman mehrmals als sein Herkunftsort erwähnt wird. So bezeichnet J. sich im WvÖ als «der tugend schribaer» und «geborn uz franken» (V. f.) sowie «von Wirtzburch» (V. ). Er stand nach eigener Auskunft zumindest zeitweise im Dienst der Grafen von Haigerloch und lobt besonders den verstorbenen → Albrecht II. von Haigerloch. Zugleich sind die Habsburger Gegenstand von J.s Wertschätzung. So ist WvÖ Friedrich dem Schönen und dessen Bruder Leopold gewidmet. Gleichwohl emp ng J. von den Habsburgern wohl keinen Lohn, wie er im Roman behauptet. Daher sind J.s genaue Beziehungen zu möglichen adligen Gönnern bis heute unklar und umstritten. Möglicherweise stand er nacheinander im Dienst der Habsburger und der Haigerlocher Grafen oder erhoffte sich Förderung durch die Habsburger. Die Nennung unterschiedlicher Adliger in den überlieferten Fassungen des Texts könnte auch auf Redaktoren zurückgehen, die ihre eigenen politischen Präferenzen in den Roman einarbeiteten. Ungeklärt ist weiterhin die Frage nach J.s alleiniger Autorschaft des WvÖ. Im Text wird neben J. ein Esslinger Bürger namens Dieprecht als Verfasser vieler Bücher gelobt (V. –). Dieprechts Rolle bei der Entstehung des WvÖ ist jedoch ungeklärt. Es könnte sich um einen J. unterstützenden
Johann von Würzburg II Mitverfasser, Schreiber oder Beschaffer historischer Quellen gehandelt haben. Auch eine Autor ktion wird von der Forschung nicht ausgeschlossen. WvÖ schildert in Reimpaarversen das Leben und die Abenteuer des ktiven Adligen Wilhelm, Sohn des österr. Herzogs Leopold. Dieser ist zu Beginn des Romans kinderlos und reist deshalb mit dem Heidenkönig Agrant nach Ephesus, um dort am Grab des Johannes um Nachwuchs zu beten. Unter dem Zeichen der Venus wird dem Herzog daraufhin Wilhelm geboren, dem Agrant am gleichen Tag eine Tochter namens Aglye. Bereits im Kindesalter p anzt Venus als Frau Minne Wilhelm das Traumbild Aglyes ein. Leopold engagiert daraufhin Künstler, um Wilhelms Liebe zu Aglyes Bild eine Gestalt zu verleihen. Doch decken sich die Kunstwerke nicht mit dem von Wilhelm ersehnten Bild. Auf einem Wal reist Wilhelm daraufhin über das Meer zu Agrants Hof, wo er unter falschem Namen auftritt. Er wird vom König freundlich aufgenommen und kann sich als Spielgefährte Aglyes der von dem Mädchen erwiderten Kinderminne widmen. Aus heiratspolitischen Gründen trennt Agrant die Kinder, die danach jedoch über leidenschaftliche Minnebriefe in Verbindung bleiben. Wilhelm erlebt nun eine Reihe stark allegorisch gefärbter Abenteuer. So begegnet er der personi zierten Aventiure, die ihm einen Abenteuer-Spürhund schenkt. Außerdem kämpft er gegen Joraffin, den Herrscher eines brennenden Berges, und besteht in Marokko eine Tugendprobe des Vergil, wodurch Wilhelm die Gunst von König Melchinor gewinnt. Wilhelm tötet auch zwei heidnische Königssöhne, denen Aglye zur Ehe versprochen war. Als Wilhelm deswegen hingerichtet zu werden droht, rettet ihn eine Greifenreiterin im Dienst von Königin Crispin aus Belgalgan. Wilhelm soll Crispin von dem hier als Sohn des Teufels dargestellten Merlin befreien. Nachdem Wilhelm Merlin und dessen Kreaturen besiegt hat, bietet Crispin ihm ihre Liebe und ihr Reich an. Wilhelm möchte aber vielmehr Aglye zur Frau gewinnen, wobei ihn Crispin mit einer List unterstützt. Sie fädelt Aglyes Heirat mit einem angeblichen Sultanssohn ein, bei dem es sich in Wirklichkeit um den verkleideten Wilhelm handelt. Der so getäuschte Agrant durchschaut den Betrug erst nach Wilhelms und Aglyes Hochzeitsnacht. In seiner Ehre gekränkt, versammelt Agrant ein großes Heer heidnischer Truppen. Leopold reagiert darauf mit der Aufstellung eines ebenso
. Hälfte . Jh. mächtigen, christlichen Heeres. Die gewaltige Entscheidungsschlacht zwischen den beiden Heeren wird mit Gottes Hilfe von den Christen gewonnen. Die unterlegenen Heiden lassen sich taufen und Agrant stimmt zuletzt Wilhelms und Aglyes Ehe zu, die noch einmal geschlossen wird. Dem Ehepaar wird ein Sohn Friedrich geboren und ihr weiteres Zusammenleben verläuft zunächst glücklich. Eines Tages begibt sich Wilhelm jedoch gegen den Rat seiner Frau auf die Jagd nach einem Einhorn. Dabei wird er heimtückisch von Verwandten Aglyes ermordet, die weiterhin dem Heidentum anhängen. Aglye bricht über dem Leichnam ihres Mannes tot zusammen und Wilhelms Eltern sterben aus Kummer, als der junge Friedrich nach Österreich gebracht wird. Der Text des WvÖ ist in Handschriften und Fragmenten überliefert. Die Forschung unterscheidet zwei Redaktionen mit jeweils mehreren erhaltenen Textzeugen. Die sog. Gothaer Redaktion (G) ist nach einer in Gotha aufbewahrten Handschrift benannt und weist im Text Auslassungen sowie fehlerhafte Versumstellungen auf. Die sog. Heidelberger Redaktion (H) beruht auf der in Heidelberg lagernden Handschrift cpg aus dem späteren . Jh. H ist aber älter als dieser Codex und zugleich jünger als G. Der H-Text ist von Zusätzen geprägt (u. a. Tugendlehre, Zeitklage), die wahrscheinlich zumindest teilweise nicht von J. selbst stammen. G und H unterscheiden sich auch in ihrer politischen Ausrichtung, was an den gelobten Adligen deutlich wird. G ist schwäbisch-reichsstädtisch ausgerichtet und zugleich gegen Württemberg gerichtet. H zeigt Sympathien für die Habsburger und Württemberger. Die Grafen von Haigerloch und Dieprecht sind hier durch Nennungen von Habsburgern ersetzt worden. Trotz erkennbarer politischer Tendenzen ist die Identität der Redaktoren bis heute freilich unbekannt. WvÖ ist kunstvoll im geblümten Stil geschrieben und mit zahlreichen allegorischen Elementen durchsetzt. So erscheint Wilhelm die personizierte Aventiure in Gestalt einer Chimäre, deren Bestandteile allegorisch ausgedeutet werden. Jorafns brennender Berg enthält u. a. Säle echter und falscher Minne. Den vier Köpfen eines Fabelvogels werden menschliche Verhaltensweisen zugeordnet. Wie diese Beispiele zeigen, sind die Allegorien des Romans eng mit seiner Handlungskulisse verknüpft – einem sagenhaften Orient, in
. Hälfte . Jh. dem Wilhelm Fabelgestalten, Zauberern und Naturwundern begegnet. Sogar die eigentlich abendländischen Gestalten der Zauberer Merlin und Vergil sind hier in einen orientalischen Kontext eingebettet. Gegenüber diesen dominierenden phantastischen Elementen treten historische Bezüge erst in den späteren Abschnitten des WvÖ stärker in den Vordergrund. So geht J. u. a. auf die Belagerung von Damiette () ein. Zu den historischen Bezügen treten auch heilsgeschichtliche Aspekte, die u. a. in der Entscheidungsschlacht zwischen Christen und Heiden deutlich werden. In den Text eingeschaltete Gebete kommunizieren christliche Glaubenssätze wie Trinität und Passion. Auf welche direkten Quellen oder Vorlagen J. seine phantastischen und historischen Schilderungen stützte, ist bis heute nicht geklärt. Zu den von J. selbst genannten oder implizit erschließbaren Vorbildern zählen → Wolfram von Eschenbach, → Gottfried von Straßburg, → Rudolf von Ems und → Albrechts Jüngerer Titurel. J. nennt seinen Roman eine Erzählung von Tugend, Abenteuer und Minne. Letztere äußert sich besonders in den von Wilhelm und Aglye ausgetauschten Briefen. Diese erörtern die Minne in rhetorisch überhöhter Form, sind aber mit der Romanhandlung nur schwach verbunden. Die intensive Sentimentalität der Briefe steht im Kontrast zu traditionell ritterlichen Minne-Vorstellungen. So reagieren die Liebenden auf Wilhelms bevorstehenden Kriegszug alles andere als erfreut, obwohl dieser ihm eine Bewährung als Ritter ermöglicht. Die hö sch und damit gesellschaftlich de nierten Maßstäbe persönlichen Handelns sind für Wilhelm eben nicht primär bestimmend. Vielmehr wird Wilhelm von inneren Antrieben bestimmt, vor allem von dem ihm eingep anzten Bild Aglyes. Entsprechend hat man der Figur Wilhelms eine starke Selbstbezogenheit attestiert. Dabei wird die Gesamtanlage des Romans keineswegs von sentimentaler Innerlichkeit dominiert. Vielmehr wird die Handlung ja gerade von den überindividuellen Notwendigkeiten dynastischer Herrschaftsfolge in Gang gesetzt, als der kinderlose Leopold um Nachwuchs bittet. Die dynastischen und heilsgeschichtlichen Züge des WvÖ weisen also über Wilhelms Be ndlichkeiten hinaus, negieren aber im Gefüge des Romans nie die große Bedeutung der Gemütsbewegungen des Helden. WvÖ wirkte auf Minnereden des → Hermann von Sachsenheim (Des Spiegels Abenteuer, Die Mörin), auf → Friedrich von Schwaben, den Ehrenbrief des
Johann von Würzburg II → Püterich von Reichertshausen und das Buch der Abenteuer des Ulrich → Fuetrer. J.s Roman wurde außerdem zu Prosafassungen umgestaltet, die in Handschriften und Fragmenten erhalten sind. Zwischen und wurde mehrfach eine Prosafassung des Romans gedruckt, die möglicherweise von einer Züricher Prosahandschrift abhängt. Die stark bearbeitete und geraffte Druckfassung ist deutlich historischer ausgerichtet als der ursprüngliche Versroman, während sagenhafte und minnedidaktische Elemente darin in den Hintergrund treten. Wohl auf der Prosafassung beruhte eine beendete Tragödie von Hans Sachs, die den Text auf Verse verkürzt. Erwähnt seien hier auch die im frühen . Jh. entstandenen Fresken von Schloss Runkelstein, die neben Tristan und Isolde sowie Wilhelm von Orleans und Amelie auch J.s Wilhelm und Aglye als großes Liebespaar der Literatur verewigen. Heute gilt WvÖ als innovatives Werk, das durch seinen bewussten Umgang mit Fiktionalität und literarischen Gattungen besticht – eine dichte Verbindung von Fiktion, Historie, Herrscherlob, Gebet, Allegorie, Minnerede und -didaxe. Zusammengehalten wird diese Vielfalt von einer komplexen Erzähler gur, die im Text stets gegenwärtig ist, das Romangeschehen erklärt und kommentiert oder den Leser direkt anspricht. Die re ektierte Erzählweise, Gattungsmischung und phantasievolle Welt des Romans machen WvÖ zu einem faszinierenden und eigenständigen Werk. Ü: . Versfassung: Insgesamt Hss. und Fragm. Vollst. oder umfangreichere Textfassungen in: Breslau, UB, Akc / (mit Kassel, UB/LMB, ° Ms. poet. et roman. / ), + Bll. (Perg., /, ostfränkisch). – Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. E , Bll. (Pap., . Jh., mitteldt.-alemannisch). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, Bll. ( beschriebene) (Pap., . Jh., bair.). – Wien, ÖNB, Cod. *, ra–rb (Pap., , niederalemannisch). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Memb. II , r–v (Perg., um –, schwäbisch). – Gießen, UB, Hs. a, Bll. (Pap., zweites Viertel . Jh., rheinfränkisch). – Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , Bll. (Pap., um , elsässisch). – Halle/Saale, ULB, Cod. Stolb.-Wernig. Zb , S. (Pap., , alemannisch). – Stuttgart, LB, Cod. HB XIII , Bll. (Pap., um –, bair.). – Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Pap., letztes Viertel
Johann von Würzburg II . Jh., ostschwäbisch mit bair.-alemannischen Elementen). – Zur weiteren Überl. vgl. Göhrke , Ridder und Dietl (alle s. Lit.). – . Prosafassung: München, BSB, cgm /, Querstreifen (Pap., zweite Hälfte . Jh., elsässisch). – Zürich, ZB, Cod. C , Bll. (Pap., –, hochalemannisch). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , Bll. (Pap., . Jh.). D (Prosafassung): Hystori zelesen von herczog Leuppold vnd seinem sun Wilhalm von Österreich. Augsburg: Anton Sorg, (GW ; Online-Faks. BSB München [o. J.]). – Hystori zelesen von herczog Wilhalm von Österreich. Augsburg: Anton Sorg, (GW ). A: . Vollständiger Text: Ernst Regel (Hg.): Wilhelm von Österreich. Berlin . Hildesheim (vgl. dazu: Friedrich Panzer, in: ZfdPh , , S. –). – . Fragmente: Karl Kochendörffer: Kasseler Bruchstücke. In: ZfdA () S. –, hier S. , –. – Friedrich Lauchert: Straßburger Bruchstück des Wilhelm von Österreich. In: Germania () S. –. – Edward Schröder: Mhd. Bruchstücke aus Duisburg. In: ZfdA () S. –. – Werner Fechter: Ein Karlsruher Bruchstück des Wilhelm von Österreich. In: ZfdA () S. –. – Leopold Zatoˇcil: Drei Prager Bruchstücke (‹Goldene Schmiede›, ‹Rennewart›, ‹Wilhelm von Österreich›). In: Sborník Prací Filoso cké Fakulty Brnˇenské Uniˇ versity Roˇcník , Rada Jazykovˇedná (A) () S. –, hier S. f. – Hartmut Beckers: Zur hsl. Überl. des ‹Wilhelm von Österreich› J.s v. W. In: ZfdPh () Sonderh., S. –. – Anette Löffler u. a.: Die Fragmentsammlung im Stadtarch. Duisburg. In: Duisburger Forschungen () S. –, hier S. –. – . Prosafassung: Volksbücher von Weltweite und Abenteuerlust. Bearb. v. Franz Podleiszek. Leipzig (Nachdr. Darmstadt ) S. –, –. L: Ehrismann // () S. f. – Wolfgang Walliczek, NDB () S. –. – Ingeborg Glier, VL () Sp. –; () Sp. . – Ursula Schulze, LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. –, u. ö. – Cora Dietl: Wilhelm von Österr. In: VL () Sp. –. – Gisela VollmannProfe, Killy () S. f. – Friedrich Göhrke: Die Überl. von J.s v. W. ‹Wilhelm von Österr.› nebst einer Reimgrammatik. Diss. Berlin . – Eckart Frenzel: Stud. zur Persönlichkeit J.s v. W. Berlin . – Eugen Mayser: Stud. zur
. Hälfte . Jh. Dichtung J.s v. W. Berlin . Nachdr. Nendeln . – Bernhard Beckmann: Sprachliche und textkrit. Unters. zu J. v. W. Emsdetten . – Hermann-Josef Bierbaum: Der Stil J.s v. W. in geschichtlicher Beleuchtung. Diss. Marburg . – Rudolf Schnuchel: Ein Beitr. zum Erzähl- und Aufbaustil im ‹Wilhelm von Österr.›. Diss. Göttingen []. – Walter Schoenebeck: Der hö sche Roman des SpätMA in der Hand bürgerlicher Dichter. Stud. zur ‹Crône›, zum ‹Apollonius von Tyrland›, zum ‹Reinfrid von Braunschweig› und ‹Wilhelm von Österr.›). Diss. Berlin . – Hans-Joachim Koppitz: Zur Überl. der Drucke des Prosaromans ‹Wilhelm von Österr.›. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Helmut Rehbock: Epischer Vorgang und Aufbaustil im ‹Wilhelm von Österr.›. Diss. Göttingen . – Krishna M. Sharma: Vom Versepos zum Prosaroman. Stud. zum Prosaroman ‹Wilhelm von Österr.›. München . – Udo Pillokat: J. und Ruprecht von W. In: Fränkische Klassiker. Hg. v. Wolfgang Buhl. Nürnberg , S. –. – Helmut Brackert: ‹Da stuont daz minne wol gezam›. Minnebriefe im späthö schen Roman. In: ZfdPh Sonderh. () S. –. – Veronika Straub: Entstehung und Entwicklung des frühnhd. Prosaromans. Stud. zur Prosaau ösung ‹Wilhelm von Österr.›. Amsterdam . – Dietrich Huschenbett: Tradition und Theorie im Minne-Roman. Zum ‹Willehalm von Österr.› des J. v. W. In: Zur dt. Lit. und Sprache des . Jh. Hg. v. Walter Haug u. a. Heidelberg , S. –. – Michael Schilling: Zur Dramatisierung des ‹Wilhelm von Österr.› durch Hans Sachs. In: ebd., S. –. – Rüdiger Schnell: Prosaau ösung und Geschichtsschreibung im dt. SpätMA. Zum Entstehen des frühnhd. Prosaromans. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit. Symposion Wolfenbüttel . Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –. – Kurt H. Staub/Birgitt Weimann-Hilberg: J. v. W. (II), ‹Wilhelm von Österr.›. Ein neu aufgefundener Textzeuge in der Hessischen Landes- und Hochschulbibl. Darmstadt. In: Miscellanea Neerlandica. FS Jan Deschamps . Hg. v. Elly Cockx-Indestege/ Frans Hendrickx. Leuven , S. –. – Manfred G. Scholz: Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum im . und . Jh. ‹Wilhelm von Österr.›, ‹Rappoltsteiner Parzifal›, Michel Beheim. Darmstadt . – Albrecht Jürgens: ‹Wilhelm von
. Hälfte . Jh. Österr.›. J.s v. W. ‹Historia poetica› von und Aufgabenstellungen einer narrativen Fürstenlehre. Frankfurt/M. u. a. . – Karin Cieslik: J. v. W.s ‹Wilhelm von Österr.› zum hö schen Roman im SpätMA. In: Ergebnisse der . und . Jahrestagung des Arbeitskreises ‹Dt. Lit. des MA›. Hg. v. Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –. – Gisela Vollmann-Profe: J. v. W., ‹Wilhelm von Österreich›. In: Positionen des Romans im späten MA. Hg. v. W. Haug/Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – Albrecht Classen: Emergence of Tolerance. An Unsuspected Medieval Phenomenon. Studies on Wolfram von Eschenbach’s ‹Willehalm›, Ulrich von Etzenbach’s ‹Wilhelm von Wenden› and J. v. W.’s ‹Wilhelm von Österr.›. In: Neophilologus () S. –. – Ders.: The Heathen World in the ‹Volksbuch Wilhelm von Österr.›. An Anthropological Revision of the Crusade Epics. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – C. Dietl: ‹Du bist der aventure fruht›. Fiktionalität im ‹Wilhelm von Österr.› J.s v. W. In: Fiktionalität im Artusroman. Dritte Tagung der dt. Sektion der Internationalen Artusgesellsch. in Berlin vom .–. Februar . Hg. v. Volker Mertens/Friedrich Wolfzettel. Tübingen , S. –. – D. Huschenbett: J. v. W., ‹Wilhelm von Österr.›. In: Mhd. Romane und Heldenepen. Interpretationen. Hg. v. Horst Brunner. Stuttgart , S. –. – Werner Röcke: Liebe und Schrift. Deutungsmuster sozialer und literarischer Kommunikation im dt. Liebesund Reiseroman des . Jh. (Konrad Fleck: ‹Florio und Blansche ur›; J. v. W.: ‹Wilhelm von Österr.›). In: Mündlichkeit, Schriftlichkeit, Weltbildwandel. Literarische Kommunikation und Deutungsschemata von Wirklichkeit in der Lit. des MA und der frühen Neuzeit. Hg. v. W. Röcke/Ursula Schäfer. Tübingen , S. –. – V. Mertens: ‹Was ist ein Mäzen?› Poetologische Überlegungen an Hand des ‹Wilhelm von Österr.›. In: Le Heros dans la Réalité, dans la Légende et dans la Littérature Médiévale. Der Held in hist. Realität, in der Sage und in der ma. Lit. Hg. v. Danielle Buschinger/Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –. – Klaus Ridder: Mhd. Minne- und Aventiureromane. Fiktion, Gesch. und literarische Tradition im späthö schen Roman. ‹Reinfried von Braunschweig›, ‹Wilhelm von Österr.›, ‹Friedrich von Schwaben›. Berlin/New York . – C. Dietl: Minnerede, Roman und ‹historia›. Der ‹Wilhelm
Johann von Würzburg II von Österr.› J.s v. W. (Hermaea NF ). Tübingen . – Armin Schulz: Poetik des Hybriden. Schema, Variation und intertextuelle Kombinatorik in der Minne- und Aventiureepik. ‹Willehalm von Orlens›, ‹Partonopier und Meliur›, ‹Wilhelm von Österr.›, ‹Die schöne Magelone›. Berlin . – W. Günther Rohr: Die Kurzfassung des Versromans ‹Wildehelm von Österr.› J.s v. W. in der Hs. HB XIII der Stuttgarter LB. In: Akten des X. Internationalen Germanistenkongresses Wien . Hg. v. Peter Wiesinger u. a. Bern u. a. , S. –. – Klaus Speckenbach: Kosmologische Aspekte im ‹Wilhelm von Österr.›. In: Lit., Gesch., Literaturgesch. FS Volker Honemann. Hg. v. Nine R. Miedema/Rudolf Suntrup. Frankfurt/M. , S. –. – Elisabeth Schmid: J. v. W., ‹Wilhelm von Österr.›. Die Chimäre als ästhetische und anthropologische Metapher. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. H. Brunner. Wiesbaden , S. –. – Margreth Egidi: Grenzüberschreitungen. Strukturen des Übergangs im ‹Wilhelm von Österr.›. In: ebd., S. –. – Monika Schausten: ‹Herrschaft braucht Herkunft›. Biographie, Ätiologie und Allegorie in J.s v. W. ‹Wilhelm von Österr.›. In: Präsenz des Mythos. Kon gurationen einer Denkform in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Udo Friedrich/Bruno Quast. Berlin u. a. , S. –. – Almut Schneider: Chiffren des Selbst. Narrative Spiegelungen der Identitätsproblematik in J.s v. W. ‹Wilhelm von Österr.› und in Heinrichs von Neustadt ‹Apollonius von Tyrland›. Göttingen . – Monika Schausten: Orality, Literacy, and/or Ekphrasis? Narrative Techniques of Visualization and the Poetics of Late Medieval Romance. J. v. W.’s ‹Wilhelm von Österr.›. In: Orality and Literacy in the Middle Ages. FS D. H. Green. Hg. v. Mark Chinca/Christopher J. Young. Turnhout , S. –. – Eberhard Nellmann: ‹Wilhelm von Österr.›-Verse in der kleinen Heidelberger Liederhs. In: ZfdPh () S. –. – Christoph Huber: Minne als Brief. Zum Ausdruck von Intimität im nachklassischen hö schen Roman (Rudolf von Ems, Willehalm von Orleans, J. v. W., ‹Wilhelm von Österr.›). In: Schrift und Liebe in der Kultur des MA. Hg. v. Mireille Schnyder. Berlin u. a. , S. –. – Constanze Geisthardt: Die Potenzialität des Monströsen. Zum medialen Verhältnis von impliziter Poetik und Text im ‹Wilhelm von Österr.› von J. v. W. In: Von
Friedrich von Schwaben Monstern und Menschen. Begegnungen der anderen Art in kulturwiss. Perspektive. Hg. v. Gunther Gebhard. Bielefeld , S. –. – Andrea Schindler: ‹von kristen und von haiden›. Die Ordnung der Welt in J.s v. W. ‹Wilhelm von Österr.›. In: Europäisches Erbe des MA. Kulturelle Integration und Sinnvermittlung einst und jetzt. Ausgewählte Beitr. der Sektion II ‹Europäisches Erbe› des Dt. Germanistentages in Freiburg/Br. Hg. v. Ina Karg. Göttingen , S. –. – Jens Hirt: Literarisch-politische Funktionalisierungen. Eine Unters. mhd. Kreuzzugsdarst. ‹Wilhelm von Wenden›, ‹Die Kreuzfahrt des Landgrafen Ludwigs des Frommen von Thüringen›, ‹Wilhelm von Österr.› und ‹Das Buch von Akkon› (GAG ). Göppingen . MM Friedrich von Schwaben. – Ritterlicher Minneroman, . Jh./. Jh. (?). Der anonym und äußerst variabel tradierte Versroman ist mit Sicherheit nach entstanden, da der Wilhelm von Österreich des → Johann von Würzburg zitiert und aus diesem entlehnt wird (V. –; [Ausg. Linden ]). Weitere valide Datierungshinweise fehlen und eine Abfassung der Dichtung von rund Versen erst im . Jh. ist nicht auszuschließen. Überlieferung und Sprache legen nahe, dass der Verfasser im südalemannisch-schwäbischen Raum gewirkt hat, wo ein regionales Interesse an einer mythisch überhöhten schwäbischen Herzoggestalt bestanden haben dürfte. In V. wird ein Herzog von Teck als Schwabens Bannerträger angeführt. Es ist daher eine plausible aber unsichere Hypothese, in einem Mitglied des Hauses von Teck den Auftraggeber des F. v. S. zu sehen. Das narrative Grundgerüst des Romans ist die Geschichte von der bösen Stiefmutter und der Verwünschung sowie Erlösung der unschuldigen Stieftochter. Der Romanprotagonist F., der jüngste der drei Söhne des schwäbischen Herzogs Heinrich, begegnet auf der Jagd einem Hirschen, der sich als verzauberte Königstochter Angelburg entpuppt. Diese wurde gemeinsam mit zwei Freundinnen vom Zauberer Jeropag, dem Liebhaber ihrer Stiefmutter Flanea, verwandelt, weil sie deren ehebrecherisches Treiben missbilligte. Nur nachts nimmt sie menschliche Gestalt an und kann nur von «ains rechten fúrsten kint» erlöst werden. Die Erlösung ist an komplexe Bedingungen gekoppelt: F. muss
. Hälfte . Jh. an bestimmten Nächten eines Jahres ein keusches Beilager mit Angelburg halten und darf sie dabei nicht ansehen. Der junge Herzog nimmt die Erlösungsaufgabe an, wagt jedoch – liebeskrank geworden und vom als Arzt verkleideten Jeropag vorsätzlich falsch beraten – einen üchtigen Blick auf die Geliebte. Angelburg und ihre Begleiterinnen verwandeln sich darauf in Tauben, überreichen F. beim Abschied noch jeweils einen Zauberring und werden an den «aller liechtesten brunnen klär» entrückt. Diesen heimlichen Ort muss F. auf genau vorgeschriebenem Weg nden. Die entbehrungsreiche und aventiurehafte Suche, bei der F. auf dem «schuldigen» Auge zeitweilig erblindet, macht den Hauptteil des Romans aus. Zunächst steht er der Landesherrin Osann gegen ihre Feinde bei und schlägt Osanns Heiratsofferte aus. Er gelangt dann in das Reich der Zwergenkönigin Jerome, das er erst nach der Einwilligung in eine (Schein-)Ehe und der Zeugung einer Tochter wieder verlassen kann. Anschließend dient er zehn Jahre lang dem König Turneas als Heerführer und erreicht letztlich nach insgesamt Jahren Suche mit Hilfe Pragnets, eines weiteren verzauberten Hirsches, Angelburgs Land, die «Liecht öw». F. erlöst Angelburg, indem er der Taubenjungfrau das Gewand entwendet, muss aber vor der Hochzeit mit Angelburg und der Übernahme der Landesherrschaft noch drei Einzelkämpfe gegen Jeropag ausführen, die er mit Hilfe der Zauberringe siegreich beendet. Flanea und Jeropag werden verbrannt und die Hochzeit des Heldenpaares wird von weiteren Ehestiftungen ankiert: zwischen F.s Brüdern/Neffen und den Freundinnen Angelburgs sowie Osann und Pragnet. Der erreichte Idealzustand wird durch die Geburt eines Thronfolgers bestätigt, doch verstirbt Angelburg im neunten Ehejahr. Auf deren letzten Wunsch hin heiratet F. die einst verlassene Jerome, die aus langjährigem Liebesleid erlöst wird und mit der er einen weiteren Sohn zeugt. Ein Ausblick auf die Eheschließungen der Kinder beendet das Werk. Zwei Märchentypen liefern die zentralen Motive des F. v. S.: Aus dem Typus von ‹Amor und Psyche› ist das Sichtverbot entlehnt (vgl. auch Partonopier und Meliur → Konrads von Würzburg). Die Taubenverwünschung, das Brunnenmotiv und die Kleidentwendung beruhen auf dem Grundriss der Schwanenjungfrau-Sage. Auch das interkulturell verbreitete Schema von der gestörten Mahrtenehe ist relevant. Es wurde u. a. von den zeitge
. Hälfte . Jh. nössischen populären ‹Melusinen›-Romanen aufgegriffen (→ Thüring von Ringoltingen; vgl. auch → Peter Diemringer von Staufenberg, Gauriel von Muntabel → Konrads von Stoffeln, Seifrid von Ardemont → Albrechts von Scharfenberg). Die Hauptabweichung vom Mahrtenehen-Grundschema (bei genereller Reduktion der mythischen Elemente) besteht darin, dass Angelburg keine ambivalente Fee ist – sie ist kein per se mythisches Wesen sondern verwunschen und bleibt stets eine fromme Christin. Von der frühen Forschung wurde ein weiterer stoffgeschichtlicher Aspekt vor allen anderen aufgegriffen. Da der Held in zwei Handschriften zeitweilig Wieland genannt wird, wollte man darin einen Bezug zur Sagengestalt Wielands des Schmiedes erkennen, der in dt. Dichtung nur als Name auftaucht (Witege aus der DietrichEpik rmiert als Wielands Sohn). Im Wielandlied der Lieder-Edda wird seine Geschichte mit einer jüngeren Rahmenhandlung geboten. Hier nehmen Wieland und seine zwei Brüder drei Schwanenjungfrauen die Federhemden und heiraten diese anschließend. Grundmotiv, Dreiheit und Brüderehe zumindest stimmen mit dem F. v. S. überein. Ob der Wieland-Stoff tatsächlich einen Ein uss gehabt hat, und wenn ja, über welche Vermittlung, bleibt unsicher. Die intertextuellen Bezüge im F. v. S. zur höschen Dichtung sind hingegen offenkundig. Angelburg gemahnt F. nach dem gescheiterten ersten Erlösungsversuch (V. –) an die Treue der exemplarische Minnepaare Willehalm und Gyburg (→ Wolfram von Eschenbach), Flore und Blansche ur (Konrad → Fleck) sowie Wilhelm von Orlens und Ameley (→ Rudolf von Ems). F. selbst zählt nach der Wiedervereinigung mit Angelburg an die literarische Minnehelden vor allem aus dem Artus-Umfeld auf (V. –). Nicht nur in Namenszitaten, sondern auch in Entlehnungen von Wörtern und Versen ist die Artusepik präsent: Knapp % des Textes entstammen mehr oder weniger direkten Übernahmen (aus dem Erec → Hartmanns von Aue, → Strickers Daniel aus dem blühenden Tal, dem Wigalois → Wirnts von Grafenberg und → Albrechts Jüngerem Titurel). Freilich bleibt der F. v. S. mit seinem sich selbst genügenden Erzählstil und der einfachen und geradlinigen Wiedergabe der Geschichte hinter seinen stilistischen Vorbildern zurück. Der F. v. S. bietet, wie es auch der → Reinfried von Braunschweig und der Wilhelm von Österreich auf
Friedrich von Schwaben jeweils komplexere Art tun, einen moralisch vorbildlichen Herrschertyp an. Vor allem über den Namen des Protagonisten werden Anklänge an die Stauferzeit erweckt. Dennoch evoziert das Werk kein neues habsburgisches oder württembergisches Landesbewusstsein (wenngleich der Heidelberger Cpg im Auftrag von Margarete von Savoyen, Ehefrau Graf Ulrichs V. von Württemberg, entstanden ist), sondern dürfte primär als «trivialer» Aventiureroman rezipiert worden sein. Konrad → Bollstatter plante für seine Losbüchersammlung (München, BSB, Cgm ) die Aufnahme F.s für eine Darstellung von fünf ritterlich-heldenhaften Herzögen. Ein weiteres Rezeptionszeugnis ist F.s Auftreten in zwei Liedern einer Liedsammlung aus der Mitte des . Jh. Mit der Taubenerlösungsepisode ist er hier Teil einer Reihe exemplarischliterarischer Figuren für Glück und Leid der Liebe (Heidelberg, Cpg , v und r; hg. v. Arthur Kopp: Volks- und Gesellschaftslieder des XV. und XVI. Jh. Bd. : Die Lieder der Heidelberger Hs. Pal. [DTM ]. Berlin [Nachdr. Dublin/ Zürich ] S. f. [Nr. , Str. ] S. – [Nr. , Str. ]). Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (, schwäbisch). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v (um , bair. mit mitteldt., alemannischen und schwäbischen Einschlägen); mit kolorierten Federzeichnungen. – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, Bll. (letztes Drittel . Jh., alemannisch). – München, BSB, Cgm , Bll. (letztes Viertel . Jh., schwäbisch). – Stuttgart, LB, Cod. HB XIII , *r–*v (, schwäbisch). – Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , Bll. (, ostschwäbisch); vgl.: Birgitt Weimann: Eine wieder aufgefundene Hs. des F. v. S. In: ZfdA () S. –. – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , Bll. (, ostschwäbisch). – In Wien fehlt die Jerome-Episode; hier und in Wolfenbüttel heißt der Held zeitweise Wieland. A: Max Hermann Jellinek: F. v. S. Aus der Stuttgarter Hs. (DTM ). Berlin . – Sandra Linden: F. v. S. (Bibliotheca Suevica ). Konstanz/ Eggingen (mhd./nhd.). L: Dieter Welz, VL () Sp. –. – Nikolaus Henkel, EM () Sp. –. – Alfred Ebenbauer, LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. f. und Reg. – Christian Kiening, Killy () S. –. – K. H. Hermes: Die Wielandsage im F.
Wiener Oswald v. S. In: Germania () S. – (mit Teilabdr. Wolfenbüttel). – Ludwig Voss: Überl. und Verfasserschaft des mhd. Ritterromans F. v. S. Diss. Münster . – William Henry Scho eld: The Lays of Graelent and Lanval and the Story of Wayland. In: Publ. of the Modern Language Association of America () S. –. – Hans Woite: Märchenmotive im F. v. S. Diss. Kiel . – Carl Pschmadt: Die Quellen des F. v. S. In: ZfdA () S. –. – M. H. Jellinek: Zum F. v. S. In: ZfdA () S. –. – Günther Müller: Dt. Dichtung von der Renaissance bis zum Ausgang des Barock (Hb. der Lit.-Wiss.). Darmstadt , , S. f. – Herbert Wegener: Stud. zum F. v. S. Diss. Kiel . – D. Welz: Zeit als Formkategorie und Erzählproblem im ‹F. v. S.›. In: ZfdA () S. –. – Edwin Bonsack: Dvalinn. The relationship of the F. v. S., Volundarkviða ˛ and Sorla ˛ Þáttr. Wiesbaden . – Kurt Gärtner: Zur Rezeption des Artusromans im SpätMA und den Erec-Entlehnungen im ‹F. v. S.›. In: Artusrittertum im späten MA. Ethos und Ideologie. Hg. v. Friedrich Wolfzettel (Beitr. zur dt. Philologie ). Gießen , S. –. – Petra Kellermann-Haaf: Frau und Politik im MA. Unters. zur politischen Rolle der Frau in den hö schen Romanen des ., . und . Jh. (GAG ) Göppingen , S. –. – Klaus Graf: Genealogisches Herkommen bei Konrad von Würzburg und im ‹F. v. S.›. In: JOWG (/) S. –. – Paul Sappler: ‹F. v. S.›. In: Positionen des Romans im späten MA. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – Brigitte Schöning: ‹F. v. S.›. Aspekte des Erzählens im spätma. Versroman (Erlanger Stud. ). Erlangen . – P. Sappler: Zufügen und Weglassen. Das Verhältnis der Redaktionen des ‹F. v. S.›. In: FS W. Haug/B. Wachinger. Bd. . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – C. Kiening: ‹Wer aigen mein die welt ...›. Weltentwürfe und Sinnprobleme dt. Minne- und Abenteuerromane des . Jh. In: Literarische Interessenbildung im MA. DFG-Symposion . Hg. v. Joachim Heinzle. Stuttgart/Weimar , S. –. – Beate Kellner: ‹Wort› – ‹Wortzeichen› – ‹Schrift›. Formen von Herrschaftssicherung, Sicherheitsleistung und Rechtsbindung im F. v. S. In: Gespräche, Boten, Briefe. Körpergedächtnis und Schriftgedächtnis im MA. Hg. v. Horst Wenzel (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Klaus Ridder: Mhd. Minne- und Aventiureromane. Fiktion, Gesch.
. Hälfte . Jh. und literarische Tradition im späthö schen Roman: ‹Reinfried von Braunschweig›, ‹Wilhelm von Österreich›, ‹F. v. S.› (Quellen und Forsch. zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/New York . – Karin Cieslik: Angelburg, Flanea und Jerome. Zur Normenvermittlung im ‹F. v. S.›. In: Ethische und ästhetische Komponenten des sprachlichen Kunstwerks. FS Rolf Bräuer . Hg. v. K. Cieslik u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Anne Wawer: Tabuisierte Liebe. Mythische Erzählschemata in Konrads von Würzburg ‹Partonopier und Meliur› und im ‹F. v. S.›. Köln u. a. . – Monika Schulz: ‹Wann ich wil tun als ain biderman›. Die êre als Fundament einer bündnisorientierten Herrschaftssicherung im F. v. S. In: ABäG () S. –. – B. Kellner: Literarische Kontexte und pragmatische Bezugsfelder im spätma. Roman ‹F. v. S.›. In: Dialoge. Sprachliche Kommunikation in und zwischen Texten im dt. MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. N. Henkel u. a. Tübingen , S. –. – Marcus Schröter: Der Wiener ‹Eneasroman› (ÖNB, Cod. Vind. ) Heinrichs von Veldeke in Text und Bild. Unters. zu Ikonographie und Textüberl. des ältesten hö schen Antikenromans in dt. Sprache. Diss. Freiburg i. Br. , S. –. – Armin Schulz: Spaltungsphantasmen. Erzählen von der ‹gestörten Mahrtenehe›. In: Erzähltechnik und Erzählstrategien in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Wolfgang Haubrichs (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –. – Monika Schausten: Suche nach Identität. Das ‹Eigene› und das ‹Andere› in Romanen des SpätMA und der Frühen Neuzeit (Kölner germanistische Stud. NF ). Köln u. a. , S. –. – Jan-Dirk Müller: Hö sche Kompromisse. Acht Kapitel zur hö schen Epik. Tübingen , S. – und Reg. – Almut Schneider: ‹F. v. S.› (./. Jh.). In: Literarische Performativität. Lektüren vormoderner Texte. Hg. v. Cornelia Herberichs/C. Kiening (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. –. VZ Wiener Oswald. – Legendarisches Kurzepos, . Jh. Der W. O. dürfte in Schlesien entstanden sein und umfasst Reimpaarverse. Die Umdichtung der Vita des northumbrischen Missions- und Märtyrerkönigs → Oswald steht in einer spezi sch dt. Erzähltradition, die im . Jh. einsetzt und die Lebensgeschichte des Heiligen O. an das Schema des
. Hälfte . Jh. Brautwerbungsepos anpasst (vgl. → Münchener O., → Linzer O., → O. [Prosafassungen]). Die Tradition könnte ihren Ausgang mit einem nur philologisch erschlossenem Kurzepos (um ) genommen haben. Unter den überlieferten Ausprägungen ist der W. O. diejenige Version, die den geistlichlegendarischen Ursprung der Erzähltradition am stärksten herausstellt und dadurch zwangsläu g die signi kante Eigenheit der dt. Tradition – die Öffnung der Legende in den weltlich-literarischen Bereich – so weit zurücknimmt, wie es der vorgegebene Rahmen der Legenden-BrautwerbungsKombination eben erlaubt. Auch aufgrund dieses markanten geistlichen Akzents wurde der W. O. von der Forschung mitunter als älteste Fassung angesehen (u. a. Bräuer [s. Lit.]). Opinio communis ist aber die Priorität des Münchener O. Die Verortung des anonymen Autors im Umfeld des Zisterzienserklosters Heinrichau (bei Strehlen [Strzelin] Niederschlesien) und dessen Identi kation mit Heinrich von Schildberg aus dem schlesischen Geschlecht der Tschammer († ) kommen über den Status des Vorschlags nicht hinaus. (Curschmann ). Der Protagonist des W. O. wird vom Botenraben, der die Brautwerbung vorträgt, als König «in dem dutschen lande» bezeichnet (V. ). Dieser soll auf Wunsch seines Gefolges heiraten, wobei er eine Ehe in Keuschheit anstrebt. Ein Pilger berichtet O. von der Tochter eines Heidenkönigs (in ÖNB, Cod. «Spange» genannt). Hier schließt sich die Brautwerbung mit den typischen Handlungselementen Botenwerbung und einverständliche Entführung an. Der Bote ist ein sprechender Rabe, der unverzüglich an den Hof gelangt, dort den König mit seinen Fertigkeiten im Schachspiel beeindruckt und dessen Tochter zum Geschenk gemacht wird. Diese willigt in die Hochzeit ein und erklärt sich sowohl zur Konversion zum Christentum als auch zur Keuschheit bereit. Nach abenteuerlichem Rück ug überbringt der Rabe die Einwilligung der Prinzessin. O. bricht mit einer großen Flotte sofort auf, aber alle Schiffe versinken im Meer bis auf sein eigenes und erst nach jahrelanger und ereignisreicher Fahrt erreicht O. sein Ziel. Dort lenkt ein gottgesandter silberner Hirsch mit goldenem Geweih die Heiden ab, so dass die Entführung gelingt. Auch bei der Flucht erhält O. göttliche Unterstützung, indem ein Wind seine Verfolger so lange aufhält, bis er zuhause angelangt ein Heer aufgeboten hat. In der folgenden Schlacht
Wiener Oswald nden bis auf den Brautvater alle Heiden den Tod. Nach einer Jenseitsvision lässt sich der Heidenkönig zusammen mit seiner Tochter und von O. eigens wiedererweckten Gefolgsleuten taufen. Spange bekräftigt erneut ihre Keuschheitsbereitschaft. Der auf den Namen Johannes getaufte König kehrt zur Missionierung in sein Reich zurück und lässt alle Konversionsunwilligen ertränken. Mission und Keuschheit sind die für Handlungsführung im W. O. zentralen Motive. Zudem ist der Text durchsetzt mit Gelübden und Frömmigkeitsbezeugungen des Helden. Dessen Heiligkeit ist evident, denn nahezu alle Wundereingriffe Gottes geschehen auf O.s Interventionen. Diese sind wiederum zumeist eine Reaktion auf Bitten Spanges, die so in den Kontext der Heiligkeit im Erzählverlauf zunehmend einbezogen wird. Aufgrund dieser einseitigen geistlichen Schwerpunktsetzung lässt der W. O. die Buntheit und Vielfalt der aventiurehaften Brautwerbungserzählung, wie sie der Münchener O. repräsentiert, notwendigerweise vermissen. Trotzdem hat sich der Verfasser von einer Vielzahl literarischer Erzählwerke anregen lassen, die seine literarisch-volkssprachige Bildung eindrucksvoll belegen. Motivlich präsent sind bei der Meerüberfahrt der Apollonius von Tyrland des → Heinrich von Neustadt, → Brandans Meerfahrt und → Orendel, bei der Ausgestaltung der Jenseitsvision schimmert der → Tundalus durch und beim Schachspiel sind Bezüge zu → Salman und Morolf zu erkennen. Der W. O. dürfte für den mündlichen Vortrag bestimmt gewesen sein, wie der Prolog suggeriert. Er könnte für den klösterlichen Gebrauch konzipiert worden sein. Sollte die These der Abfassung in einem Zisterzienserkloster in Schlesien zutreffen, wäre der W. O. Beleg des Interesses an volksprachiger Dichtung in diesem klerikalen Rezipientenkreis. Wie die Überlieferung nahelegt, die überwiegend dem östlichen dt. Sprachraum enstammt, konzentrierte sich die Wirkung des Werkes auf eben diese Region und war wohl kaum von langer Dauer. Für ein breiteres Nachwirken des Stoffes zeichnet stattdessen der Münchener O. verantwortlich. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., , [ost-]schlesisch). – Olmütz, Staatsarch., C. O. , v–v (Pap., um , böhmisch). – Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, r–v (Pap., . Hälfte . Jh., obersächsisch [nach schlesischer Vorlage?]). – Budapest,
Meister Irregang Bibl. et Archivum P.P. Franciscanorum, Cod. Esztergom (vormals Esztergom [Gran], Bibl. des Franziskanerklosters, Cod. ) r–v (Pap., um , bair.-österr. nach mitteldt. Vorlage). – Es handelt sich durchweg um Sammelhandschriften mit überwiegend legendarisch-erbaulichem Inhalt. A: Franz Pfeiffer: Sanct O.s Leben. In: ZfdA () S. – (nach Wien). – Georg Baesecke: Der W. O. (Germ. Bibl. /). Heidelberg (nach Wien und Olmütz). – Gertrud Fuchs: Der W. O. (Sankt O.s Leben) (Germanistische Abh. ). Breslau (Nachdr. Hildesheim/ New York ). L: De Boor/Newald () S. –; / () S. . – Michael Curschmann, VL () Sp. –; () Sp. . – Claudia Händl, Killy () S. –, bes. S. f. – G. Baesecke: Der Münchener O. Text und Abh. (Germanistische Abh. ). Breslau , S. –. – Rezensionen der Ausg. Baesecke (‹Münchener O.›): Gustav Ehrismann, AfdA () S. –; Wilmanns, Göttingische Gelehrte Anzeigen () S. –. – Heinrich Wilhelm Keim: Das Spielmannsepos vom hl. O. (Diss. Bonn). Düsseldorf . – Baesecke (s. Ausg.) S. XIII–CX. – Rezensionen der Ausg. Baesecke : H. W. Keim, AfdA () S. –; Karl Helm, Lit.-Bl. für germ. und romanische Philologie () S. –. – Ders.: Beitr. zur Überl. und Kritik des W. O. In: PBB () S. –. – H. W. Keim: Rezension der Ausg. Fuchs . In: AfdA () S. f. – E. Günther: Der Rabe des hl. Oswald und die Kirche zu Krummendorf, Kreis Strehlen. In: Schlesische Heimat () S. –. – Willy Krogmann: Beitr. zur as. Sprache und Dichtung. In: NdJb () S. –, hier S. –, S. –. – FriedrichWilhelm Wentzlaff-Eggebert: Kreuzzugsdichtung des MA. Stud. zu ihrer geschichtlichen und dichterischen Wirklichkeit. Berlin , S. –. – M. Curschmann: Der Münchener O. und die dt. spielmännische Epik. Mit einem Exkurs zur Kultgesch. und Dichtungstradition (MTU ). München , S. –. – Ders.: ‹Spielmannsepik› Wege und Ergebnisse der Forschung von –. Mit Erg. und Nachträgen bis . Stuttgart , S. –, f., , u. ö. (Forschungsbericht) – Rolf Bräuer: Das Problem des Spielmännischen aus der Sicht der St-O.-Überl. (Veröff. des Inst. für Dt. Sprache und Lit. ). Berlin . – Ders.: Literatursoziologie und epische Struktur der dt.
. Hälfte . Jh. ‹Spielmanns›- und Heldendichtung. Zur Frage der Verfasser, des Publikums und der typologischen Struktur des Nibelungenliedes, der Kudrun, des Ortnit-Wolfdietrich, des Buches von Bern, des Herzog Ernst, des König Rother, des Orendel, des Salman und Morolf, des St.-O.-Epos, des Dukus Horant und der Tristan-Dichtungen (Veröff. des Inst. für Dt. Sprache und Lit. ). Berlin , passim. – András Vizkelety: Eine wiedergefundene Hs. des sog. Spielmannsepos ‹St. O.›. In: FS Karl Mollay (Budapester Beitr. zur Germanistik ). Hg. v. Antal Mádl. Budapest , S. –. – Klaus Ganter: Erzählschema und literarische Hermeneutik. Zum Verhältnis von Brautwerbungsschema und geistlicher Traditon im W. O. und in der Hochzeit. In: Poetica () S. –. – Barbara Sabel: Toleranzdenken in mhd. Lit. (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. f. – Claudia Bornholdt: Engaging moments. The origins of medieval bridal-quest narrative (Erg.-Bde. zum RGA ). Berlin/New York , S. –. – C. Händl: S. Osvaldo protagonista della poesia giullaresca. Le rielaborazioni della leggenda del santo in testi tedeschi tardomedievali. In: Testi agiogra ci e omiletici del medioevo germanico. Hg. v. Adele Cipolla/Mose Nicoli (Medioevo Studi ). Verona , S. –. – Christian Kiening: Heilige Brautwerbung. Überlegungen zum ‹W. O.›. In: Dt. Lit. und Sprache im Donauraum. Hg. v. Christine Pfau/Krist´yna Slámová (Olmützer Schr. zur dt. Sprach- und Literaturgesch. ). Olmütz , S. – (wieder in: Impulse und Resonanzen. FS Walter Haug. Hg. v. Gisela Vollmann-Profe u. a. Tübingen , S. –). – Jan-Dirk Müller: Hösche Kompromisse. Acht Kapitel zur hö schen Epik. Tübingen , S. –. VZ Meister Irregang. So nennt sich der Verfasser einer ironischen Reimdichtung ( Verse), die wahrscheinlich alemannischer Herkunft ist und wohl Anfang des . Jh. entstanden sein dürfte. Falls M. I. sich in seinem Text mit der Bezeichnung «Kaiser Friedrich» in humorvoller Steigerung auf Friedrich den Schönen von Österreich bezieht, wäre die zeitliche Eingrenzung zwischen und möglich. Der Name «Chunz Irrgankch» ist in den Jahren und durch Honorarzahlungen am Hof des Herzogs von Straubing/Bayern belegt (Mundschau, S. und ). Der Vater hatte auch den Na
. Hälfte . Jh. men «Irgank»; bei einem von beiden könnte die Autorenschaft der Reimdichtung liegen. In der Dichtung geht es um die überschwängliche Prahlerei mit den mannigfaltigen Fähigkeiten und Tätigkeiten eines Spielmanns, die sich von Gesang und Erzählen über handwerkliche und hö sche Dienste erstrecken. Es bleibt die Möglichkeit bestehen, dass es sich beim Verfasser nicht um einen Spielmann gehandelt haben muss, gleichwohl könnte er auf literarische Weise mit dem Motiv des Fahrenden gespielt haben. Die stark ironische Färbung hat den → Rosner dazu veranlasst, Auszüge aus dem Text in eines seiner Gedichte zu übernehmen. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), va–va (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). L: Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. f.; () Sp. . – Karl Bartsch: Kleine Mitt. . M. I. In: Germania () S. –. – Albert Leitzmann: Zu von der Hagens Gesamtabenteuer II. In: PBB (Halle) () S. f. – Hans Naumann: Der gereiste Mann (Staufen-Bücherei ). Köln o. J. [?] S. –. – Heinz Mundschau: Sprecher als Träger der ‹tradition vivante› in der Gattung ‹Märe› (GAG ). Göppingen . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , , , . FA Wandelart. – Schwankhafte Verserzählung, . Jh. Die fragmentarisch erhaltene Verserzählung (Anfang und Schluss fehlen, zwischen und Verse) ist vermutlich ripuarischer Herkunft. Motivische Parallelen (u. a. armer Ritter, listenreicher Knappe) bestehen u. a. zu Der → Striegel und Der → vertauschte Müller. Ein Ritter und sein Knappe bitten bei einem Hof um Herberge. Die Frau zeigt sich zunächst widerwillig, weil sie Angst vor der Reaktion ihres momentan abwesenden Ehemanns namens W. hat. Als dieser zurückkehrt, lässt ihn
Wandelart der Knappe nicht ein, sondern macht ihn betrunken und schneidet ihm eine Tonsur. W. wird verrückt und schlägt seinen Verwandten Lato blutig, der später ebenfalls dem Wahnsinn verfällt und sich für einen Laienbruder hält. Der Ritter schläft mit W.s Frau und behält dessen Besitz. Ü: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. (frühes . Jh., ripuarisch; Fragm.). A: Robert Priebsch: Bruchstücke einer mittelfränkischen Ritternovelle. In: FS Friedrich Kluge. Hg. v. Otto Behaghel u. a. Tübingen , S. –, hier S. –. L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Dora Kurz: Verluste auf dem Gebiet der mhd. Erzähldichtung. Diss. Tübingen . – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , f., f. – J. Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . – Rüdiger Schnell: Erzählstrategie, Intertextualität und ‹Erfahrungswissen›. Zu Sinn und Sinnlosigkeit spätma. Mären. In: Erzähltechnik und Erzählstrategien in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Wolfgang Haubrichs u. a. (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –, hier S. f., f. FA Adolf von Wien. – Verfasser der lat. misogynen Lehrdichtung Doligamus aus dem Jahr . Das Akrostichon des Prologs («Adolfus me fecit») und die Schlussrede des Doligamus benennen dessen Verfasser. Im Schlussabschnitt wird zudem das Abfassungsdatum genannt. Auch die spärliche weitere Kenntnis zu A. ist textimmanent: In einer Widmung an → Ulrich von Wien mit panegyrischen Zügen weist A. sich als dessen Schüler aus. Da der Werktitel Doligamus schon in Hugo → Spechtsharts von Reutlingen Forma discendi zitiert wird, dürfte er auf A. selbst zurückgehen. Thema der Dichtung ( Verse; Distichen, leoninische Hexameter zum Ende) ist die böswillige Hinterlist der Frauen und die Warnung davor. Der Text ist für das schulische Milieu bestimmt, denn als Hauptadressaten werden die «studentes» benannt. Gegliedert ist der Doligamus in Prolog (V. –), einen Zyklus von neun «fabulae»
Der Sperber (V. –), eine satirische Paränese (V. –), eine Widmung (V. –) und eine Schlussrede (V. –). Die einzelnen «fabulae» werden als moralisierte Exempel präsentiert. Die «fabulae» – behandeln listige Formen des weiblichen Ehebruchs, wobei A. trotz einiger pikanter Details das Abrutschen ins Schwankhafte konsequent vermeidet. So gibt er die Betrogenen nicht der Lächerlichkeit preis, um das didaktische Kernanliegen, die Darstellung der weiblichen List als Ausdruck originärer weiblicher Falschheit, nicht durch Komik zu gefährden. Nr. berichtet von einem Mann, der ursprünglich zwei Frauen begehrte und erfahren muss, dass eine schon Strafe genug ist. Im letzten Stück erscheint eine vom Teufel bezahlte Alte Frau und sät Zwietracht zwischen einem Paar. Die Paränese des Doligamus ist als Schmährede gegen weibliche Verführungskunst und Geldgier gestaltet. Sie emp ehlt die Flucht vor der Frau sowie die Arbeit als erfolgversprechende Medizin gegen die Liebe. Die «fabulae» sind dem Ideal der «brevitas» verp ichtet und dies wohl nach der Lehre der Poetria nova des Galfrid von Vinsauf. Die Kunst der rhetorisch geschulten Ausschweifung beweist A. bei der Frauenschelte und der Widmung an Ulrich. Stoffliche Quelle der «fabulae» – könnte die Disciplina clericalis des Petrus Alfonsis (dort die Nr. , , f.) gewesen sein. Die Überlieferung lässt eine relativ breite Rezeption des Doligamus vermuten. Heinrich → Steinhöwel führt das Werk in der Vorrede zu seinem Äsop als Quelle an. A.s «fabula» stellt die älteste bekannte Überlieferung des Stoffes dar, der Steinhöwels Prosabearbeitung De ceco et eius uxore ac rivali zugrunde liegt (hg. v. Hermann Österley: Steinhöwels Äsop. [Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ]. Tübingen , S. – [Nr. ]). Auch das mhd. Märe Die → Buhlschaft auf dem Baume beruht auf diesem Stoff. Für die Motive, auf denen Jörg → Zobels Untergeschobenes Kalb basiert, ist A.s lat. Versfassung ebenso die älteste bekannte Version (Nr. bei A.). Ü: Über vollständige Hss. und ein Fragment des . und . Jh. ausschließlich dt. Provenienz. Der älteste Zeuge ist: Darmstadt, ULB, Hs. (Pap., ). Rund die Hälfte der Hss. führt den Titel Doligamus, teils mit der Erweiterung «seu Fabulae contra mulieres». Wien, ÖNB, Cod. (Pap., ) glossiert den Titel: «doligamus a dolus id est fraus et gama mulier quasi fraus mulierum». – Vgl. zur Gesamtüberlieferung
. Hälfte . Jh. Habel (s. Ausg.) S. ; Hans Walther: Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris latinorum. Göttingen , Nr. (München, BSB, Clm irrtümlich angeführt); Karl Langosch u. a.: Gesch. der Textüberl. der antiken und ma. Lit. Bd. : Überl.-Gesch. der ma. Lit. Zürich , S. , Anm. ; Casali (s. Ausg.); VL () Sp. . A: Polycarp Leyser: Historia poetarum et poematum medii aevi. Halle , S. – (nach Wolfenbüttel, HAB, Cod. Quodl. °). – Thomas Wright: Selection of Latin stories from manuscripts of the thirteenth and fourteenth centuries. A contribution to the history of ction during the middle ages. London , S. – (nach Leyser). – Proben der lat. Novellistik des MA. Ausgewählt und mit Anm. versehen von Jakob Ulrich. Leipzig , S. – (Auszüge nach Leyser). – Hans Zwölfer: Die Fabeln des Adolfus. Diss. Wien (nach HAB Cod. Quodl. ° und ÖNB Cod. ). – Edwin Habel: Der ‹Doligamus› des Adolfus v. W. In: Studi medievali. Nuova Serie () S. – (nach Hss.). – Paola Casali: Adolfo di Vienna. Doligamus. Gli inganni delle donne (Per verba ). Florenz (krit., mit italienischer Übers., Einleitung, Komm.). L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –; () Sp. . – Zwölfer (s. Ausg.). – Habel (s. Ausg.). – Casali (s. Ausg.). – Hans Rupprich: Das Wiener Schrifttum des ausgehenden MA (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, Phil.Hist. Kl. ). Wien , S. –. – Fritz-Peter Knapp: Schrifttum im Umkreis der Stephansschule in Wien. In: Ders.: Die Lit. des SpätMA in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von bis . Bd. : Die Lit. in der Zeit der frühen Habsburger bis zum Tod Albrechts II. (Gesch. der Lit. in Österreich von den Anfängen bis zur Gegenwart ,). Graz , S. –, hier S. –. VZ Der Sperber. – Schwankhafte Verserzählung, erstes Viertel . Jh. Die relativ breit überlieferte Kleindichtung, die zwischen bis Reimpaarverse umfasst, ist wohl im nordalemannischen Raum entstanden. Das Motiv der Jungfrau, die wegen ihrer Naivität ihre Unschuld verliert, ndet sich u. a. bei → Dulci orie (frühes . Jh.) oder beim → Häslein
. Hälfte . Jh. (um ), das bis ins Vokabular zahlreiche Übereinstimmungen mit dem S. besitzt. Eine schöne und unbedarfte Klosterschülerin aus einem wohlhabenden Kloster trifft eines Tages einen Ritter, der einen Sperber trägt. Sie ist von dem Tier so fasziniert, dass sie es ihm abkaufen möchte. In der Rolle des erfahrenen Verführers verlangt der Ritter die Minne als Bezahlung, von der das Mädchen aber nichts weiß und den Ritter deshalb dreimal danach suchen lässt. Unschuldig berichtet das Mädchen der Äbtissin ihren günstigen Kauf, die es daraufhin beschimpft und schlägt. Die Pointe der Geschichte entfaltet sich, als das Mädchen anschließend – vom schlechten Gewissen geplagt – dem Ritter die Minne zurückgeben will. Ironische Schärfe erhält das Märe durch den klösterlichen Schauplatz und die pragmatische Reaktion der Äbtissin auf das zweite Vergehen der angehenden Nonne: Sie verzichtet auf eine Strafe und sieht den Fehler bei sich, die Schülerin ungenügend aufgeklärt zu haben. Ü: Berlin, SBB, mgq , va–va (Perg., Mitte . Jh. oder etwas später, mittelfränkisch). – Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. , va–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., mitteldt. mit bair. Färbung). – Dresden, LB, Mscr. M , ra–ra (Pap., , ostschwäbisch; Schreiber: Peter Grieninger). – Heidelberg, UB, Cpg , vb–ra (Perg., erstes Viertel . Jh., mitteldt. mit bair. Färbung). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , va–va (Pap., , bair.-österr.). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ LiedersaalHs.), ra–ra (Pap., um , alemannisch). – Ebd., Cod. K , ra–va (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., vielleicht , ostschwäbisch). – Straßburg, StB, Cod. A , rb–rb (Perg., –, elsässisch oder niederalemannisch; verbrannt). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., , bair.-österr.). – Ebd., Cod. , r–v (Pap., Mitte . Jh., bair.-österr.). A: David Friedrich Gräter: Der Sperberkauf oder die Nonne und der Ritter. In: Bragur () S. –. – [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...],
Der Sperber meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Franz Joseph Mone: Der vrouwen sperwere. In Quellen und Forschungen () S. –. – Hans Lambel (Hg.): Erzählungen und Schwänke (Dt. Classiker des MA ). Leipzig , S. –. – Niewöhner (s. Lit.) S. –. – Der münch mit dem genßlein. spätma. Verserzählungen. Aus dem Cod. Karlsruhe . Hg. und erl. v. Rolf Max Kully/Heinz Rupp (UniversalBibl. –). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – U. Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis . Bern/München , S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. – William Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. – Faksimile: Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . Ü: Fritz Geratewohl: Dt. Liebesmären. Nach alten Quellen von dems. München , S. –. – Manfred Lemmer (Hg.): Deutschsprachige Erzähler des MA. Aus dem Mhd. übertragen v. dems. (Slg. Dieterich ). Leipzig , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.). L: Stephen L. Wailes, DMA () S. f. – Rolf Max Kully, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. , , . – Elisabeth Wunderle, Killy () S. . – Heinrich Niewöhner: D. S. und verwandte mhd. Novellen (Palaestra ). New York (Nachdr. ), S. –, –. – Wolfgang Stammler: Die ‹bürgerliche› Dichtung des SpätMA. In: ZfdPh () S. –. – Heinz Rupp: Schwank und Schwankdichtung in der dt. Lit. des MA. In: DU () S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – David M. Blamires: Recent work on Medieval German ‹Märendichtung›. In: The Modern Language Review () S. –. – Frauke FroschFreiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff
Der Herr mit den vier Frauen und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –, f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. (Anm. ), f., , . – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Hedda Ragotzky: D. S. und das ‹Häslein›. Zum Gattungsbewußtsein im Märe Ende des ., Anfang des . Jh. In: PBB (Tüb.) () S. –. – J. Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. –. – Monika Schausten: Wissen, Naivität und Begehren. Zur poetologischen Signi kanz der Tier gur im Märe vom ‹S.›. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , Reg. FA Der Herr mit den vier Frauen. – Märe, Anfang . Jh. Ein als vorbildlich und vornehm dargestellter namenloser Herr («truoc an lobe in alle wis / der werlte lobelichen pris», V. f.) ertappt seine Frau beim Ehebruch. Er tötet sie und ihren Liebhaber. Genauso schonungslos und gewalttätig verfährt er mit seiner zweiten und dritten Ehefrau und deren Liebhabern. Die im SpätMA rechtlich nicht mehr zulässige Tötung der Ehebrecher wird in den ersten von insgesamt Versern des anonym überlieferten Märes geschildert. In einer Situation, in der ihm niemand mehr seine Tochter zur Frau geben will, lernt der Protagonist die älteste Tochter eines
. Hälfte . Jh. armen Nachbarn kennen, die er heiratet. Auch der ihn innig Liebenden traut er nicht und will sie durch einen treuen Gefolgsmann auf die Probe stellen. Die Treueprobe endet nach zwei Jahren mit der Verprügelung des Ehemanns, der verkleidet anstelle des Werbers erscheint, durch die von der Frau bestellten Knappen. Das Epimythion rügt das Misstrauen, das vom Ehemann als ungerechtfertigt eingestanden wird, und warnt vor überzogenen Freundschaftsbeweisen. Eine etwas weniger ernste Variante des Stoffs – ohne Vorgeschichte und explizite Lehre – liegt in dem Märe → Bestraftes Misstrauen vor. Ü: Dresden, LB, Mscr. M , v–r (Pap., –). – London, British Library, MS Add. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh.). A: Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , – (Nr. , zit.). Ü: Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f. – Ulla Williams/Red., Killy () S. . – Wolfdietrich Rasch: Realismus in der Erzählweise dt. Versnovellen des . und . Jh. In: Altdt. Wort und Wortkunstwerk. Georg Baesecke zum . Geburtstage . Januar . Halle/Saale , S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. –). – K.-H. Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. –, – u. ö. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin . – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. und Anm. . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. . – Joachim Heinzle: Boccaccio und die Tradition der Novelle. In: Wolfram-Stud. () S. –, bes.
. Hälfte . Jh. S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , , f. – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , , . – Ute von Bloh: Die Sexualität, das Recht und der Köprer. Kontrollierte Anarchie in vier ma. Mären In: Böse Frauen – Gute Frauen. Darstellungskonventionen in Texten und Bildern des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Ulrike Gaebel/Erika Kartschoke (Lit. – Imagination – Realität ). Trier , S. –, hier S. f. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäsichen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , , f. – James A. Schultz: Love without desire in ‹Mären› of the thirteenth and fourteenth centuries. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –, hier S. Anm. und , S. Anm. . BJ Der hohle Baum A («Der holboum», Der wahrsagende Baum). – Märe, erstes Drittel . Jh. Das Märe wird von der Forschung auf das erste Drittel des . Jh. datiert. Sprachliche Charakteristika verweisen auf eine Entstehung im rheinfränkischen Raum. Der Text ist in den Handschriften H, K, g und dem Fragment k anonym überliefert. In H umfasst D. h. B. A Reimpaarverse; H und K weisen gegenüber g zusätzliche Verse auf und basieren auf einer gemeinsamen Vorlage x. Diese benutzte teils ähnliche Formulierungen wie Der hohle Eichbaum (Der hohle Baum B) von Hans → Ehrenbloß. x und Der hohle Baum B gingen also wahrscheinlich auf eine gemeinsame Urfassung zurück, die eher Bîspel als Märe gewesen sein dürfte. Erst x stärkte den Märencharakter des Stoffs, während Ehrenbloß näher an der Urfassung blieb. D. h. B. A schildert eine Episode aus dem Leben eines jungen Ehepaars. Der gutmütige, doch einfältige Ehemann verweigert seiner Frau den Geschlechtsverkehr, weil er ihr keine Schmerzen zufügen will. Die unbefriedigte Ehefrau simuliert daraufhin eine Krankheit und bittet ihren Mann, einen bestimmten Baum aufzusuchen. Dieser beherberge Heilige, die ihm Ratschläge zur Heilung ihrer Krankheit erteilen würden. W¨ahrend
Der hohle Baum A der Mann zu dem Baum geht, läuft seine Frau voraus und versteckt sich im Hohlraum des Baumstamms. Der Mann ruft nun wie geplant die Heiligen an. Daraufhin erhält er von einer Stimme aus dem Baum die Anweisung, regelmäßig mit seiner Frau zu schlafen, nämlich mehrmals vor und nach dem Hahnenschrei. W¨ahrend der Mann zu seinem Haus zurückkehrt, überholt ihn außer Sichtweite die Ehefrau. Ahnungslos befolgt er künftig den Ratschlag des Baums, woraufhin seine Frau ihre vermeintliche Krankheit überwindet und glücklich mit ihm zusammenlebt. Ü: H: Heidelberg, UB, cpg , rb–ra (Perg., erstes Viertel . Jh., südl.mitteldt. mit bair. Tendenz). – K: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana (früher Kalocsa, Kathedralbibl.), Cod. Bodm. , ra–vb (Perg., erstes Viertel . Jh., südl.-mitteldt. mit bair. Tendenz). – g: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh. mit Nachträgen bis zum . Jh., ostfränkisch). – k: Karlsruhe, LB, Cod. K , vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisches Grenzgebiet). A: Jacob und Wilhelm Grimm: Von der minne eins albern. In: Altdt. W¨alder . Frankfurt/ M. (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. XXIX). – Lutz Röhrich (Hg.): Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . Bern/München , S. –. – Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Hg. v. Hanns Fischer. München , S. – (nhd.). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. . – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. – (nach H). L: Ehrismann // () S. . – Hellmut Rosenfeld, VL () Sp. . – Edith Wolf: Die Komposition der Versnovelle des ausgehenden MA. Diss. Wien , S. f. – Heinz Rupp: Schwank und Schwankdichtung in der dt. Lit. des MA. In: DU () H. , S. –, hier S. . – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. , . – Röhrich (s. Ausg.) S. f. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und
Der Zwickauer Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. f. und Anm. . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f., u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , . MM Der Zwickauer (Der Zwingäuer). – Verfasser der Reimpaarerzählung Des Mönches Not, erstes Drittel . Jh. In zwei Textzeugen von Des Mönches Not (rund Verse, Überlieferungsvarianz) ndet sich eine Autorsignatur: Im fragmentarischen Berliner Codex Mgq lautet die Verfasserangabe «Zwickoware», was als Herkunftsname mit der Provenienz der älteren mitteldt. Handschriften und den sprachlichen Merkmalen reimgebundener Wörter korreliert. In der → Liedersaal-Handschrift ndet sich die Form «Zwingewer», ein im obd. Raum geläu ger Familienname, was wiederum zur jüngeren Überlieferung passt. Für keine der beiden Varianten lässt sich ein Autor identi zieren. Die Erzählung, deren direkte Quelle nicht bekannt ist, variiert das international verbreitete Erzählmotiv von der eingebildeten männlichen Schwangerschaft (vgl.: Antti Aarne/Stith Thompson: The types of the folk-tale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows communications ]. Helsinki , Nr. ; S. Thompson: Motif-index of folk-literature. Bd. . Kopenhagen , Nr. J , , . und T. ., ; vgl. auch: Der → schwangere Müller). Das Schwankmotiv ist nicht an einen bestimmten sozialen Kontext gebunden und wird vom Z. in die Klosterwelt verlegt. Erzählt wird von einem in Liebesdingen gänzlich unerfahrenen jungen Mönch, der nach der Lektüre eines Minnebuches neugierig auf die sinnlichen Freuden der Liebe ist. Ein Knecht arrangiert eine Liebesnacht mit einer Wirtsfrau. Statt sexuell zu agieren, verharrt der Mönch allerdings ohne Regung und wird von der enttäuschten Frau dreimal verprügelt. Als der Knecht ihm am nächsten Tag offenbart, dass derjenige, der beim Beischlaf
. Hälfte . Jh. unten liege, schwanger werde, wähnt der Mönch sich in anderen Umständen und fürchtet, aus der klösterlichen Gemeinschaft verstoßen zu werden. Als er zufällig von einem Mann hört, durch dessen heftige Schläge eine Kuh ihr Kalb verloren hat, bittet er diesen Mann, mit ihm ebenso zu verfahren. Nach der schmerzlichen Prozedur sieht der Mönch ein Häslein in den Wald ent iehen und setzt dem Nager in der irrigen Annahme, es handele sich um sein Kind, erfolglos nach. Zurück im Kloster betrauert er inbrünstig sein vermeintliches, ungetauft verstorbenes Kind und wird von seinen Mitbrüdern für besessen gehalten. Exorzismusversuche und Einkerkerung bringen keine Linderung. Erlöst wird der Mönch erst, nachdem er seinem Abt die ganze Geschichte von Beginn an gebeichtet hat. Die Erzählung wartet mit zahlreichen Details aus der klösterlichen Lebenswelt auf und führt monastische Weltfremdheit und Lebensuntauglichkeit exemplarisch vor Augen. Die Darstellung des Klosterlebens ist pointenreich und weist mitunter scharfe satirische Züge auf. Eine grundsätzliche Kritik an der monastischen Lebensform stellt das Märe aber nicht dar. Eine Nachwirkung der Geschichte vom schwangeren Mönch ist nicht nachgewiesen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , rb–va. – Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (vormals Kalocsa, Kathedralbibl., Ms. ) rb–va (beide Perg., erstes Viertel . Jh., südliches Mitteldt. [südböhmisch ?] mit bair. Einschlag). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.) rb–va (Pap., um , alemannisch). – Karlsruhe, LB, Cod. K , vb–vb (Pap., /, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., Anfang . Jh., aus Regensburg [Slg. des Bürgers Ulrich Mostl]); Schluss fehlt. – Fragmente: Berlin, Mgq , r–vb und ebd., Fragm. ( Längsstreifen); Überreste einer Perg.-Hs. (um , ostmitteldt.). – Bis auf die Fragm. sind alle Hss. als Digitalfaks. abrufbar (s. www.handschriftencensus.de/werke/). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr.
. Hälfte . Jh. Darmstadt ) S. – (nach Cpg ). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. – Abdruck der Fragmente: Franz Pfeiffer: Bruchstücke mhd. Gedichte. In: ZfdA () S. –, hier S. –. Ü: Ulrich Pretzel: Dt. Erzählungen des MA. Ins Nhd. übertragen (Beck’sche Schwarze Reihe ). München → , S. –. L: De Boor/Newald / () S. , . – André Schnyder, VL () Sp. –. – Corinna Laude, Killy () S. f. – Irmgard Meiners: Schelm und Dümmling in Erzählungen des dt. MA (MTU ). München , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , B. . – Roberto Zapperi: Der schwangere Mann. Männer, Frauen und die Macht. Aus dem Italienischen übers. v. Ingeborg Walter. München , S. –. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , f., Anm. , . – A. Schnyder: Des ‹Mönches Not› mit Michel Foucault neu gelesen. In: Wirkendes Wort () S. –. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Dirk Matejovski: Das Motiv des Wahnsinns in der ma. Dichtung (STW ). Frankfurt/M. , S. –. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , Reg. – Kurt Otto Seidel: Bücherwissen und Erfahrung im Märe. Die Auseinandersetzung mit Lebensformen hinter Mauern. In: Literarische Leben. Rollenentwürfe in der Lit. des Hoch- und SpätMA. FS Volker Mertens. Hg. v. Matthias Meyer/Hans-Jochen Schiewer. Tübingen , S. – passim. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. – und Reg. VZ
Peter Diemringer von Staufenberg Peter Diemringer von Staufenberg (Der Ritter von Staufenberg). – Reimpaarerzählung, frühes . Jh. (vor ). Der Epilog der Versdichtung (rund Verse) endet in den gedruckten Fassungen mit einer Marienanrufung. Hier wird gebeten, die Gottesmutter e e «sey vns armen sundern holt / das wunschet vns herr eckenolt». Dieser «eckenolt» wird gemeinhin mit dem elsässischen Adeligen Egenolf von Staufenberg aus der Ortenau identi ziert. Dessen Geschlecht der Diemringer gehörte wahrscheinlich der Ganerbschaft von Staufenberg an, die Anteile an der Burg Staufenberg besaß. Egenolf ist vom letzten Viertel des . Jh. bis bezeugt, wird er als verstorben erwähnt. Die Namensnennung im Epilog ist ambivalent: Lange galt Egenolf als Verfasser des Werkes. Heute vermutet man in ihm eher den Auftraggeber. Sowohl mit seiner Verfasserschaft als auch mit seiner Rolle als Initiator lässt sich die signi kante genealogische Einfärbung des Märes erklären, dessen Protagonist im Straßburger Codex als «peterman von temringer» und in den Drucken als «peter diemringer» erscheint, jeweils mit dem Herkunftsnamen «von Stoufenberg». In jedem Fall war der Autor der Erzählung von P. D. v. S. elsässisch, literarisch sowie rhetorisch geschult und stark von → Konrad von Würzburg beein usst. P. D. v. S. beruht (wie z. B. auch der Gauriel von Muntabel → Konrads von Stoffeln oder der Seifrid von Ardemont des → Albrecht von Scharfenberg) auf dem interkulturell verbreiteten Erzähltypus von der gestörten Mahrtenehe, allerdings in einer seltenen Ausprägung. Der Erzählverlauf ist folgender: Peter(man) begegnet auf dem Weg zum P ngstgottesdienst einer überirdischen Dame, die ihm Reichtum sowie Glück in der Liebe und im Kampf verspricht, sollte er eine Beziehung mit ihr eingehen. Die einzige Bedingung ist der Ausschluss einer Ehe mit einer anderen Frau, sonst müsse der Ritter binnen drei Tagen sterben (das Tabu ist dezidiert als Heiratstabu und nicht als Verbot einer anderen Beziehung formuliert: «nim wel du wilt, nur nit zer ê» [V. ]). Seine Zusage revidiert Peter nach einer Weile des Zusammenseins aufgrund des verwandschaftlichen Druckes, der dadurch bestärkt wird, dass seine Geliebte vom Bischof zur Dämonin erklärt worden ist. Er heiratet stattdessen eine vom Kaiser vorgeschlagene und von den Verwandten befürwortete Braut, doch erscheint beim Hochzeitsschmaus der Fuß der elbischen Geliebten
Peter Diemringer von Staufenberg an der Decke und kündigt wegen des gebrochenen Versprechens den Tod des Bräutigams gemäß der Prophezeiung an. Nachdem Peter tatsächlich verstorben ist, tritt die Witwe in ein Kloster ein. Die Abweichungen vom idealtypischen Erzählmuster von der Mahrtenehe sind: das Aussparen der Jugend des Helden (die erst in der Bearbeitung von Schmidt/Fischart [s. u.] beigegeben wird) und des Eheschlusses mit der Elbin, die Begegnung nicht im oder auf der Fahrt zum Elbenland, das Fehlen des Erlösungsmotivs und des Redeverbots. Traditionelle Elemente sind das Tabu, dessen Bruch und die Trennung des Paares. Dabei weist die überirdische Dame nur ansatzweise dämonenhafte oder feenhafte Züge auf, die zudem literarisch stilisiert oder ästhetisch überhöht werden. An einer Verteufelung der Dame war dem Erzähler offensichtlich nicht gelegen. Die Verletzung des Eheverbots muss als Treuebruch gegenüber der Geliebten verstanden werden, so dass P.s Tod im narrativen Kontext folgerichtig ist. Die Höherbewertung der Liebe gegenüber der Ehe, die hier zum Ausdruck kommt, begegnet auch in zwei französischen Gestaltungen des Themas, den Lais Lanval der Marie de France und Graelant. Stofflicher Hauptein uss ist aber Partonopier und Meliur Konrads von Würzburg. Allerdings haben alle diese Vergleichstexte mit dem Erlösungsmotiv ein versöhnliches Ende, was die Sonderstellung des P. D. v. S. unterstreicht (vergleichbar ist hier nur eine Erzählung Walther Maps [† /] aus De nugis curialium). Die Vermischung von sagenhaften Stoffen mit Elementen der hö schen Dichtung und der christlich-religiösen Sphäre in P. D. v. S. ist wiederum zeittypisch. Neben der stofflichen Orientierung an Konrad von Würzburg ist vor allem die sprachlich-stilistische Anlehnung deutlich, lässt aber noch Raum für erkennbare mundartliche Ein üsse. Die Rezeptionsgeschichte des P. D. v. S. ist relativ breit. Die Zimmerische Chronik (/) referiert ausführlich den Inhalt der Erzählung basierend auf einem Druck. Paracelsus diskutiert im Liber e nymphis, sylphis () den Succubus-Vorwurf an die Dame, lehnt ihn ab und deutet P.s Tod als gerechte Strafe für den Treuebruch. Bernhard Schmidt hat eine Prosabearbeitung der Erzählung erstellt, die von Johann Fischart mit einer Prosavorrede und einem Reimpaarprolog versehen wurde und in Straßburg erschien. Angeregt wurde dieses Wiederaufgreifen des Stoffes vom damaligen Besitzer der Burg Staufenberg, Junker
. Hälfte . Jh. Melchior Widergrün. Heinrich Kornmann übernimmt in Mons veneris () Passagen aus Paracelsus. Vielleicht über Vermittlung Kornmanns verwertet Grimmelshausen in Der seltsame Springinsfeld () den Stoff. Stark gekürzt erscheint die Geschichte in Arnims und Brentanos Des Knaben Wunderhorn und fand Eingang in Sagensammlungen wie die Deutschen Sagen der Brüder Grimm (/) und die Schwarzwaldsagen () von Carola Freiin von Eynatten. Unter den Sagenbearbeitungen ist die Schwarzwaldsage Melusine im Stollenwald (zuerst im . Jh. aufgezeichnet und noch in Lothringen) die erste, in der eine Verbindung mit dem Melusinen-Stoff nachweisbar ist. Ü: Straßburg, StB, Cod. B , Bl. – (Pap., um /, elsässisch; verbrannt). – Fragment: London, Institute of Germanic Studies, MS Germ. (vormals im Besitz von August Closs, Bristol, Ms. P. Germ. ; davor im Besitz von Robert Priebsch, London) auseinandergeschnittene Papierbll., P. D. v. S.: va–vb (= va–vb des ursprünglichen Codex; letztes Viertel . Jh., elsässisch). – Drucke: vier Straßburger Inkunabeln (die späteren drei hängen vom Erstdruck ab): Johann Prüss, o. J. [um /] und o. J. [um ]; Titel jeweils: «DJe gantz warlich legend von dem túren vˉn strengˉe auˉetúrlichˉe Ritter genˉat Herr Peter Diemringer geborn von Stoufenberg uß der ortenowe». – Martin Schott, o. J. [um / ]. – Matthias Hupfuff, (GW –). – Ein weiterer Straßburger Druck (Jakob Fröhlich oder Christoph Müller) ist anhand zweier abgenutzter Holzstöcke nachgewiesen. – Bearbeitung Schmidt/Fischart: Straßburg (Bernhard Jobin) (VD ZV ); Titel: «Ernewerte Beschreibung e der Wolgedenck wurdigen Alten vnd warhafften verwunderlichen Geschicht. Vom Herren Petern von Stauffenberg genant Diemringer auß der Ortenau bei Rein» (Neuau . ebd. [B. Jobin Erben] [VD ZV ]). – Vgl. zur Überlieferung: Eckhard Grunewald: P. v. S. Abb. zur Text- und Illustrationsgesch. (Litterae ). Göppingen . A: Christian Moritz Engelhardt: Der Ritter von Staufenberg. Ein altdt. Gedicht. Straßburg (Abdruck der Straßburger Hs.). – Friedrich Culemann: Die Legende vom Ritter Herrn P. D. v. S. in der Ortenau. Hannover . – Oskar Jänicke: Der Ritter v. S. In: Altdt. Stud. Hg. v. dems. u. a. Berlin , S. –. – Edward Schröder: Zwei altdt. Rittermæren. Moriz von Craon. P. v. S. Berlin , , . – Lutz Röhrich
. Hälfte . Jh. (Hg.): Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . Bern/München , S. –. – Thomas Cramer: Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. –. – E. Grunewald: Der Ritter v. S. (ATB ). Tübingen . – Abdruck des Londoner Fragments: R. Priebsch: Bruchstücke dt. Dichtungen des .–. Jh. In: PBB () S. –, hier S. –. – Fischarts Fassung: Adolf Hauffen: Fischarts Werke. Bd. (Dt. National-Litt. ,). Stuttgart o. J. [] S. –. B: Bodo Gotzkowsky: ‹Volksbücher›. Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der dt. Drucke. Tl. : Drucke des . und . Jh. (Bibliotheca bibliographica Aureliana ). BadenBaden , S. –. L: Karl-Heinz Schirmer: Egenolf v. S., VL () Sp. –. – Ursula Schulze: Egenolf v. S., LexMA () Sp. f. – De Boor/ Newald / () S. , . – Norbert H. Ott: Der Ritter v. S., LexMA () Sp. . – André Schnyder, EM () Sp. –. – Claude Lecouteux, Killy () S. –. – E. Schröder: Kritisches und Exegetisches zu altdt. Dichtern. . P. v. S. In: ZfdA () S. –. – Hauffen (s. Ausg.) S. XLVII–LV. – Karl Schorbach: Jüngere Drucke des Ritters v. S. In: ZfdA () S. –. – Paul Jaeckel: E. v. S., ein Nachahmer Konrads von Würzburg. Diss. Marburg . – Friedrich Panzer: Merlin und Seifrid de Ardemont von Albrecht von Scharfenberg in der Bearb. Ulrich Füetrers (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen , S. LXII–LXXXIV. – William Prettyman: Peter v. S. and Marie de France. In: Modern Language Notes () S. –. – Schröder (s. Ausg. ) S. –. – Ernst Tegethoff: Stud. zum Märchentypus von Amor und Psyche (Rheinische Beitr. und Hülfsbücher zur germ. Philologie und Volkskunde ). Bonn/Leipzig . – Fritz Karg: Die Wandlungen des hö schen Epos in Deutschland vom . zum . Jh. In: GRM () S. –. – Alois Knauer: Fischarts und Bernhard Schmidts Anteil an der Dichtung ‹P. v. S.› (Prager dt. Stud. ). Reichenberg (Nachdr. Hildesheim ). – Gertrud Kürmayr: Reimwb. zu Konrads von Würzburg ‹Alexius›, ‹Der Welt Lohn›, ‹Herzmaere› und zum ‹P. v. S.›. Diss. Wien. . – Ottilie Dinges: P. v. S. Diss. Münster . – Röhrich
Peter Diemringer von Staufenberg (s. Ausg.) S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stilund Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. –, –, – und Reg. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlichsozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. Berlin , S. . – Richard Ernest Walker: P. v. S. Its Origin, Developement and Later Adaption (GAG ). Göppingen . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., –. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –. – Niels Kranemann: Der gottesfürchtige Haudegen. Ritterliche Tugenden und Erzählabsicht in P. v. S. In: Die Ortenau () S. –. – Ders.: Ritter, Fee und Teufelsheer. Die Verserzählung vom Ritter v. S. im Umbruch der spätma. Geistesgesch. In: ebd. () S. –. – A. Schnyder: Johann Fischart als Bearbeiter eines ma. Märes. Veränderungen ästhetischer Darstellungsverfahren und kultureller Deutungsmuster in ‹P. v. S.›. In: Wirkendes Wort () S. –. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , S. f. – E. Grunewald: ‹Der túfel in der helle ist úwer schlaf geselle›. Heidnischer Elbenglaube und christliches Weltverständnis im Ritter v. S. In: Volksreligion im hohen und späten MA. Hg. v. Peter Dinzelbacher/Dieter R. Bauer (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Gesch. NF ). Paderborn u. a. , S. –. – Bea Lundt: Melusine und Merlin im MA. Modelle und Entwürfe weiblicher Existenz im Beziehungsdiskurs der Geschlechter. Ein Beitr. zur hist. Erzählforsch. München , S. –. – Volker Mertens: Melusinen, Undinen. Variationen des Mythos vom . bis zum . Jh. In: FS Walter Haug/Burghart Wachinger. Bd. . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –, hier S. f. – Götz Bubenhofer: Melusina travestita. Die Gesch. des Ritters P. D. v. S. in Sage und Dichtung unter besonderer Berücksichtung des Kapitels XXVI von Grimmelshausens Roman ‹Der seltsame Springinsfeld›. In: Die Ortenau () S. –. – A. Schnyder: P. v. S. auf dem Artusweg. In: Wirkendes Wort () S. –. – Brigitte Spreit
Der schwangere Müller zer: ‹Wie bist du vom Himmel gefallen ...›. Einschlagstellen des Diabolischen in der Lit. des späteren MA (Fazit ). Wien u. a. , S. –. – Gotthilf Isler: Die Erzählung von P. v. S. und seiner Geliebten. In: Jungiana A () S. –. – C. Lecouteux: Mélusine et le Chevalier au Cygne. Paris , S. – u. ö. – David Blamires: ‹P. v. S.› early editions. In: ‹Vir ingenio mirandus›. FS John L. Flood. Hg. v. William J. Jones u. a. (GAG ). Göppingen , S. –. – Christoph Huber: Mythisches erzählen. Narration und Rationalisierung im Schema der ‹gestörten Mahrtenehe› (besonders im Ritter v. S. und bei Walter Map). In: Präsenz des Mythos: Kon gurationen einer Denkform in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Udo Friedrich/Bruno Quast (Trends in medieval philology ). Berlin/New York , S. –. – Armin Schulz: Spaltungsphantasmen. Erzählen von der ‹gestörten Mahrtenehe›. In: Erzähltechnik und Erzählstrategien in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Wolfgang Haubrichs u. a. (WolframStud. ). Berlin , S. –, hier S. f. – Almut Suerbaum: St. Melusine? Minne, Martenehe und Mirakel im ‹Ritter v. S.›. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth A. Andersen (Trends in medieval philology ). Berlin/New York , S. –. – Stephan Fuchs-Jolie: Von der Fee nur der Fuß. Körper als Allegorien des Erzählens im ‹P. v. S.›. In: DVjs () S. –. – Ders.: Finalitätsbewältigung? P. v. S., Undine und die prekären Erzählregeln des Feenmärchens. In: Hist. Narratologie – mediävistische Perspektiven. Hg. v. Harald Haferland u. a. (Trends in medieval philology ). Berlin/ New York , S. –. – Ingrid Kasten: Tabu und Lust. Zur Verserzählung ‹Der Ritter v. S.›. In: Neugier und Tabu. Regeln und Mythen des Wissens. Hg. v. Martin Baisch/Elke Koch (Rombach Wiss. Reihe Scenae ). Freiburg , S. –. VZ Der schwangere Müller (Der Müller mit dem Kinde). – Märendichtung, wohl aus dem . Jh., mit Elementen des Steigerungsschwanks. Die Schwankerzählung handelt davon, wie der junge und wohlhabende Müller Gumprecht nach dem Tod seiner Eltern eine Frau heiraten möchte, damit sie ihm auf dem Hof helfen könne. Da er in Liebesdingen völlig unbedarft ist, emp ehlt ihm sein Freund Albrecht ein Mädchen, mit dem er gegen Bezahlung schlafen kann. Nach dem Stelldichein wirft das Mädchen Gumprecht verärgert raus,
. Hälfte . Jh. da er die ganze Nacht regungslos neben ihm liegengeblieben ist: Er hat die Bedeutung von Beischlaf missverstanden. Beim zweiten Anlauf gibt das Mädchen dem Müller ein Glas Honig zu essen und gaukelt ihm vor, ihm die Süße der Minne zu verabreichen. Seine Bauchschmerzen lassen ihn denken, er sei schwanger, also lässt er sich von ein paar alten Frauen entbinden. Als «Kind» wird eine Taube verwendet, die Gumprecht davon iegt, worüber er untröstlich ist. D. s. M. lässt sich in drei Episoden unterteilen, in denen der Müller jeweils betrogen wird. Komik wird durch den spielerischen Umgang mit Sprache erzielt, indem Begriffe, die sexuelle Themen züchtig umschreiben sollen, wortwörtlich umgesetzt werden. Das Motiv des schwangeren Mannes kommt auch in Des Mönches Not des → Zwickauers vor. Bei beiden Erzählungen bleibt die männliche Schwangerschaft ein illusorisches Szenario, verankert damit die Texte stärker in der Wirklichkeit, um die normative Geschlechterordnung zu bestätigen. Entschärft wird die geschlechtliche Grenzüberschreitung zusätzlich damit, dass Gumbert durchgehend als dumm charakterisiert wird. So bewirkt sein ‹unmännliches› Verhalten gegenüber Frauen gleichzeitig nie Verunsicherung beim Leser. Ü: Dresden, LB, Mscr. M , va–ra (Pap., , ostschwäbisch). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , ra–ra (Pap., , bair.-österr.; Schreibort: bei Brixen oder Innsbruck). – Karlsruhe, LB, Cod. K , vb–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.ostfränkisch). – Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., , bair.-österr.; Schreibort: Innsbruck). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Ute Schwab (Bearb.): Der Endkrist des Friedrich von Saarburg und die andern Inedita des Cod. Vind. . Neapel , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – U. Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Faksimile: Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinande
. Hälfte . Jh. um. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . Ü: Hanns Fischer (Hg.): Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. von dems. München , S. –. L: Ulla Williams, VL () Sp. f. – Klaus Hufeland: Die dt. Schwankdichtung des SpätMA. Beitr. zur Erschließung und Wertung der Bauformen mhd. Verserzählungen (Basler Stud. zur dt. Sprache und Lit. ) Bern . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , f. – Roberto Zapperi: Der schwangere Mann. Männer, Frauen und die Macht. München . – Andrea Moshövel: wîplîch man. Formen und Funktionen von ‹Effemination› in deutschsprachigen Erzähltexten des . Jh. (Aventiuren ). Göttingen , S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. –. FA Bestraftes Misstrauen (auch: Frauenbeständigkeit, «Frouwen staetekeit»). – Schwankhafte Verserzählung, . Jh. (?). Der Schwank ist mit Reimpaarversen in einer Heidelberger Handschrift anonym überliefert. Die Entstehungsumstände des Texts sind unbekannt; einen Anhaltspunkt liefert nur die Abfassungszeit der Handschrift im ersten Viertel des . Jh. Der Verfasser von B. M. kannte offenbar → Freidanks Werk, aus dem er zitiert. Im Mittelpunkt des Schwanks stehen ein österreichischer Ritter und seine ebenso schöne wie tugendhafte Ehefrau. Um deren Treue auf die Probe zu stellen, setzt der Ritter seinen Knappen Henselin auf sie an. Doch Henselins Annäherungsversuche werden von der Frau mehrmals zurückgewiesen. Schließlich verabredet sie sich zum Schein mit dem Knappen, um ihn als Strafe für seine Hartnäckigkeit den Schlägen ihrer Kammerfrauen auszuliefern. Der ahnungslose Ritter schleicht als Knappe verkleidet zu dem vermeintlichen Stelldichein und wird prompt von den Frauen verprügelt. Er bittet zuletzt um Gnade, wird von seiner Frau wegen seines Misstrauens gescholten und ist aufgrund der
Bestraftes Misstrauen Prügel anschließend ein halbes Jahr lang bettlägerig. B. M. zählt zu einem beliebten Themenkreis der Schwankdichtung, in dem ein Ehemann einen Verführer beauftragt, die Treue seiner Frau zu erproben. Das Täuschen des Verführers und die abschließende Bestrafung des Ehemanns sind typisch für diesen Themenkreis. Der Stoff des «cocu battu et content» ist auch in der französischen FabliauTradition bekannt, etwa in den drei Fassungen von De la bourgeoisie d’Orleans. In Deutschland wurde das Thema vom B. M. in dem Märe vom → Herrn mit den vier Frauen aufgegriffen und erweitert, der die treue Ehefrau mit drei untreuen Frauen und deren Bestrafung kontrastiert. Im moralisierend gestalteten B. M. erfolgt freilich kein Ehebruch; im Vordergrund steht vielmehr die vorbildlich treue Frau. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , ra–ra (Perg., erstes Viertel . Jh., südl. mitteldt. mit bair. Elementen). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. –. L: Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Jean Rychner: Contribution à l’Étude des Fabliaux. Variantes, Remaniements, Dégradations . Genf , S. –. – Joseph Bédier: Les Fabliaux. Études de Littérature Populaire et d’Histoire Littéraire du Moyen Âge. Paris u. a. , S. –. – Hans-Jörg Neuschäfer: Boccaccio und der Beginn der Novelle. Strukturen der Kurzerzählung auf der Schwelle zwischen MA und Neuzeit. München , S. f. – K.-H. Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. , – u. ö. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. , Anm. . – Heribert
Heinzelin von Konstanz Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , u. ö. MM Egen von Bamberg. – Verfasser zweier Minnereden im ‹geblümten Stil›, um –. Mit dem Autornamen «meister Egen» sind zwei Minnereden in einer Kleinepikhandschrift des . Jh. signiert. In der → Minneburg wird viermal ein «Meister Egen aus Bamberg» als Autor mit überragenden rhetorischen und wissenschaftlichen Kenntnissen genannt. Auch aus stilistischen Gründen setzt die Forschung daher einen E. v. B als Autor um – an. In der Klage der Minne folgt auf eine geistliche Exposition (Trinität, ‹unbewegter Beweger›) die durch ausgefallene und elaborierte Bildlichkeit gekennzeichnete Klage des Sprechers vor Frau Minne: Er habe sich völlig der Liebe einer Dame hingegeben, sie aber lasse ihn leiden. Er schließt einen Schönheitspreis der Geliebten und eine Veruchung untreuer Frauen an. Schließlich wendet sich der Sprecher direkt an die Geliebte, ermahnt sie zu Beständigkeit und Treue, preist sie hyperbolisch und schließt mit Segenswunsch und Treueversicherung. Das Herz beginnt mit einer bildreichen Klage des Sprechers über sein Liebesleid, darauf folgt ein Dialog des Sprechers mit seinem Herzen: Auf seine Frage nach der Ursache seines Leids antwortet das Herz zunächst mit einer Kampfallegorie (Verwundung im Minnekampf) und berichtet dann selbst ausführlich von seinen Qualen. Auf Rückfrage des Sprechers will es aus Furcht vor den Aufpassern den Namen der Geliebten nicht preisgeben und stattdessen in seinem Leid verharren. Kennzeichen von E.s Dichtung ist der ‹geblümte Stil›, d. h. die teilweise manieriert erscheinende Häufung von ausgesuchten und vielfach auf gelehrte und geistliche Traditionen bezugnehmenden Vergleichen und Bildern, die sich an Vorbildern wie → Wolfram von Eschenbach und → Konrad von Würzburg orientiert. Ü: Klage der Minne: München, BSB, Cgm , v–v ( Verse) (Mü). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen ,
. Hälfte . Jh. r–v ( Verse) (Ka). – Das Herz: München, BSB, Cgm , r–r ( Verse). A: Klage der Minne: [Joseph Freiherr von Lassberg]: Ein schoen alt Lied von Grave Friz von Zolre, dem Oettinger, und der Belagerung von Hohen Zolren, nebst noch etlichen andern Liedern. Also zum ersten mal, guten Freunden zu Lust und Lieb, in druk ausgegeben durch den alten Meister Sepp, auf der alten Meersburg. o. O. , S. f. (Ka). – Otto Mordhorst: E. v. B. und die ‹geblümte Rede› (Berliner Beitr. zur germ. und romanischen Philologie , Germanistische Abt. ). Berlin , S. – (nach Mü). – Eva Kiepe-Willms: Zu E. v. B., Engelhart von Hirschhorn und Konrad Öttinger. In: ZfdA () S. –, hier S. (V. – synoptisch Ka und Mü). – Das Herz: O. Mordhorst, a.a.O., S. –. L: Ingeborg Glier, VL () Sp. –. – Eva Willms, Killy () S. f. – Klingner/Lieb () Nr. B und B. – Mordhorst (s. Ausg.). – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Kiepe-Willms (s. Ausg.) S. f. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte. Bd. : Lehrhafte Dichtung zwischen und . Wien , S. –. – Jens Haustein: Geblümte Rede als Konvention? In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/New York , S. –, hier S. –. JK Heinzelin von Konstanz. – Verfasser zweier Streitgedichte, wahrscheinlich um – entstanden. Der urkundlich nicht bezeugte Dichter nennt sich auch in seinen Werken nicht selbst. Der Name ist jedoch ziemlich gleichlautend in den Überschriften seiner Gedichte in den Handschriften überliefert. Nach der Berner Handschrift war H. «kúchin meister» eines Grafen Albrecht von Hohenberg; gemeint ist wahrscheinlich der spätere Bischof Albert II. von Freising (um –). Sprache und Stil H.s erinnern an → Konrad von Würzburg. In der Minnerede Von dem Ritter und dem Pfaffen geht es nach einem gattungsuntypischen Wintereingang in einem nächtlichen, vom Sprecher belauschten Streitgespräch zweier Frauen um die Frage, ob ein «miles» oder ein «clericus» als der bessere
. Hälfte . Jh. Liebhaber gelten könne. Zuletzt setzen die beiden einen Termin fest, an dem die Frau Minne entscheiden soll; deren Urteil wird jedoch nicht mehr berichtet. Das auf einer lat. Vorlage (vermutlich → Caesarius von Heisterbach) beruhende Gedicht Von den zwein Sanct Johansen in sechszeiligen Strophen mit Kreuzreim behandelt das beliebte Thema des Vorrangs von Johannes dem Täufer bzw. Johannes dem Evangelisten. Den beiden streitenden Nonnen erscheint jeweils der von ihnen bevorzugte Heilige im Traum; jeder betont nachdrücklich die Vorzüge des anderen. Den Abschluss bildet eine öffentliche Versöhnung der Nonnen. Ü: Von den zwein Sanct Johansen: München, UB, ° Cod. ms. , r–v (Perg., Würzburg, Mitte . Jh. [ca. –], «ostfränkisch, gelegentlich mit bairischem oder mitteldeutschem Einschlag» [Kornrumpf/Völker, S. ]). – Würzburg, UB, M. p. misc. f. , rb–vb (Perg., aus zwei ursprünglich selbstständigen Teilen zusammengebunden, hier: Stift Neumünster [Würzburg], Schreibernennung auf Bl. rb: «per Gyselherum scriptorem domini et magistrati Mychaelis», –/ [Bl. rb: ]). – Bern, Burgerbibl., Cod , r–r (Mitte . Jh., Straßburg [?]). – Von dem Ritter und von dem Pfaffen: München, UB, ° Cod. ms. (s. o.), v–v. A: Franz Pfeiffer (Hg.): Heinzelein v. K. Leipzig , S. –. – Cramer () S. –, f. L: K[arl] Bartsch, ADB () f. (unter Constanz). – Ingeborg Glier, NDB () . – Dies., VL () Sp. –. – De Boor/ Newald / () S. . – Werner WilliamsKrapp/Red., Killy () S. . – Klingner/ Lieb () Nr. B. – Friedrich Höhne: Die Gedichte des Heinzelein v. K. und die Minnelehre. Diss. Leipzig . – Edward Schröder: H. v. K. In: ZfdA () S. –. – Käthe Mertens: Die Konstanzer Minnelehre (Germ. Stud. ). Berlin (Nachdr. Nendeln/Liechtenstein ). – Anton Wallner: Klein H. v. K. In: ZfdA () S. f. – Frederic E. Sweet: Von den zwein Sanct Johannsen. In: Philological Quarterly () S. –. – Gisela Kornrumpf/PaulGerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der Universitätsbibl. München (Die Hss. der Universitätsbibl. München ). Wiesbaden , S. –, . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU
Gerstenberg ). München , S. – u. ö. – Ingrid Kasten: Stud. zur Thematik und Form des mhd. Streitgedichtes. Diss. Hamburg , S. –. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. , S. . – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. f. BJ Gerstenberg. – Verfasser eines verschollenen Gedichts, um zweites Viertel . Jh. (?). G. wird in der preußischen Chronik Kronike von Pruzinlant des → Nikolaus von Jeroschin erwähnt (V. –). Darin erscheint er als Autor eines heute verschollenen Werks, das Nikolaus als «buch» bezeichnet und dessen Inhalt er grob umreißt: Ein Franziskanerbruder namens Otter aus Ragnit (russ. Neman) entkommt aus litauischer Gefangenschaft, irrt dann zehn Tage lang ohne Nahrung umher und kehrt schließlich heim. Da G.s Werk wohl in der Zeit der Ordenszüge um spielte, könnte sein Text um das zweite Viertel des . Jh. entstanden sein. Wahrscheinlich handelte es sich um ein Gedicht, da Otters Schicksal laut Nikolaus von G. «betichtet» wurde. Auch eine Prosalegende ist nicht ganz auszuschließen. Mit weniger detaillierten Angaben erscheint G. auch bei → Peter von Dusburg, der G.s Text aber nicht selbst gekannt haben muss. A: Jeroschin-Erwähnung: Nikolaus von Jeroschin: Di Kronike von Pruzinlant. Hg. v. Ernst Strehlke. In: Scriptores Rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit . Hg. v. Max Toeppen u. a. Leipzig (Nachdr. Frankfurt/M. ) S. –, hier S. . L: Hans-Georg Richter, VL () Sp. . – Walter Ziesemer: Die Lit. des Dt. Ordens in Preußen. Breslau , S. f. – Ders./Karl Helm: Die Lit. des Dt. Ritterordens. Gießen , S. . – Gerhard Eis: Die Lit. im Dt. Ritterorden und in seinen Ein ußgebieten. In: Ostdt. Wiss. () S. –. – Ralf G. Päsler: Deutschsprachige Sachlit. im Preußenland bis . Unters. zu ihrer Überl. Köln u. a. , S. . MM Das Kerbelkraut (auch: Weiberlist). – Schwankmäre, . Jh. (?). Die einzige bekannte Handschrift des anonymen Werks ist verbrannt, weshalb Aussagen über D. K.
Flos unde Blanke os nur bedingt möglich sind. Das Schwankmäre umfasste rund Verse und entstand spätestens in der ersten Hälfte des . Jh., als die Handschrift abgefasst wurde. Wie die Reime des Texts nahelegen, könnte D. K. im alemannischen Sprachgebiet seinen Ursprung haben. Haupt guren des Texts sind eine listige Ehefrau und ihr Mann. Wie dieser heraus ndet, betrügt ihn seine Frau mit einem Liebhaber, worauf er seiner Frau schwere Vorwürfe macht und zuletzt auch handgrei ich wird. Mit Unterstützung einer alten Frau gelingt es der Gattin jedoch, ihren Mann von ihrer Treue zu überzeugen: Sie macht ihn glauben, von ihm gegessenes Kerbelkraut habe bei ihm Sinnestäuschungen ausgelöst und der von ihm beobachtete Liebhaber sei ein Werk der Einbildung gewesen. Ü: Straßburg, StB, cod. A , [va–vb] (Perg., –, elsässisch-niederalemannisch; verbrannt). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. Ü: Altdt. Maeren und Schwaenke. Hg. v. Paul Ernst mit Paul Hansmann. München , S. . – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. L: Paul Sappler, VL () Sp. . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. Anm. . – Frauke FroschFreiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoffund Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. Innsbruck , S. , . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz
. Hälfte . Jh. und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. . – William Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›) (GAG ). Göppingen , S. f., u. ö. MM Flos unde Blanke os. – Mnd. Bearbeitung einer hö schen Erzählung, aus dem . Jh. erhalten. Die Dichtung hat ihren Ursprung vermutlich im französischen Sprachraum, wo in der zweiten Hälfte des . Jh. wohl Floire und Blanche oir entstand. Lässt sich üblicherweise, vom französischen Text ausgehend, die Überlieferung der hö schen Erzählung in zwei Grupen aufteilen (‹version aristocratique› und ‹version populaire›), könnte F. u. B. «eine Art Zwischenstellung» einnehmen, da sie inhaltliche Parallelen zu beiden Gruppen aufweist (vgl. Geeraedts). Von der mnd. Bearbeitung ist ein aus dem frühen . Jh. erhaltenes Bruchstück (A) der älteste Textzeuge, der sprachlich gesehen (nd.ostmitteldt.) zur Ostseeküste (Elbing) deutet. Im Gegensatz dazu sind die weiteren Handschriften in reinem Niederdeutsch abgefasst; sie waren aber auch im Küstengebiet der Ostsee verbreitet. F. u. B. scheint auf die ripuarische Dichtung → Flors und Blanzefors zurückzugehen, auch wenn sie deren poetisches Niveau – zugunsten einer gestraffteren Darstellung – nicht erreicht. (Es wurde die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Handschrift S nicht auf der ripuarischen Bearbeitung basiert). Die Entstehungzeit fäll in die erste Hälfte des . Jh.; ein westfälischer Autor ist anzunehmen. Die Erzählung schildert die Liebe zwischen dem spanisch-heidnischen Königssohn F. und der christlichen Grafentochter B., die am Königshof mit ihrer Familie gefangen gehalten wird. Da die Eltern F.s mit der Beziehung der Kinder nicht einverstanden sind, wird B. in die babylonische Sklaverei verkauft. Schlussendlich nden die Liebenden wieder zusammen und F. – zum Christentum konvertiert – besteigt den Thron seines Vaters. Im Gegensatz zu den frühesten dt. Bearbeitungen des Stoffs (z. B. Konrad → Flecks Versroman Flore und Blansche ur, frühes . Jh., Verse) umfasst der mnd. Text lediglich ca. Verse. Damit gehört er zu den Kurzredaktionen hö scher Romane, die möglicherweise zur «Erleichterung des Textzugriffs» konzipiert worden sind (vgl. Strohschneider). Ü: Berlin, SBB, Fragm. (frühes . Jh., nd.-hochdt.) (A). – Ebd., mgo , v–v
. Hälfte . Jh. (Pap., ) (B). – Danzig, Bibl. der Polnischen Akad. der Wiss. (BGPAN), Ms. , Bl. (Pap., ; Fragm.) (D). – Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. Vu , r–r (Pap., um , nordnd.) (S). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Helmst., r–v (Pap., Mitte . Jh., ostfälisch) (W). A: Paul Jakob Bruns: Romantische und andere Gedichte in altplattdt. Sprache. Berlin , S. – (vgl. Paul Zimmermann: Zu Bruns altplattdt. Gedichten. In: Germania [] S. –). – Stephan Waetzoldt: F. u. B. (Nd. Denkmäler ). Bremen (basierend auf B, leicht ergänzt durch W und S). – Otto Decker: F. u. B. Krit. Ausg. des mnd. Gedichtes. Rostock (basiert neben B, W und S auch auf dem Fragm. D. sowie auf den Mülheimer Bruchstücken Flors und Blanze ors). – Loek Geeraedts: Die Stockholmer Hs. Cod. Holm. Vu (Valentin vnde Namelos, De verlorne sone, F. vnde B., Theophelus, ‹Die Buhlschaft auf dem Baume›, De deif van brugghe, De segheler). Edition und Unters. einer mnd. Sammelhs. (Nd. Stud. ). Köln/Wien , S. –. L: Hartmut Beckers, VL () Sp. –. – Otto Decker (s. Ausg.) S. –. – Lorenz Ernst: Floire und Blantsche ur. Stud. zur vergleichenden Literaturwiss. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker ). Diss. Straßburg , S. –. – Joachim Reinhold: Floire und Blanche or-Probleme. In: Zs. für romanische Philologie () S. –. – Hans Teske: Unters. zu den mnd. Epen. I. Die Einordnung der Mülheimer Bruchstücke von Flors und Blanze ors. In: Korrespondenzbl. des Ver. für nd. Sprachforschung () S. –. – Ders.: Der nd. Literaturkreis in Brügge. In: Mitt. aus dem Quickborn (/) S. –. – Elfriede Schad: Konrad Flecks ‹Floire und Blansche ur›. Ein Vergleich mit den Zeitgenossen und mit dem mnd. Gedicht ‹F. u. B›. Diss. Marburg . – Mario Cacciaglia: Appunti sul problema delle fonti del romanzo di ‹Floire et Blanche or›. In: Zs. für romanische Philologie () S. –. – H. Beckers: ‹F. u. B› und ‹Von den sechs Farben› in nd.-ostmitteldt. Mischsprache aus dem Weichselmündungsgebiet. In: ZfdA () S. –. – Geeraedts (s. Ausg.) S. –. – Peter Strohschneider: Hö sche Romane in Kurzfassungen. Stichworte zu einem unbeachteten Aufgabenfeld. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Johannes Janota:
Valentin und Namelos Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , . FA Valentin und Namelos. – Mnd. Bearbeitung eines mndl. Versromans, . Jh.; Prosau ösung . Jh. Die Vorlage der mnd. Versfassung von V. u. N. ( Verse) war ein mndl. ( ämisches) Versepos aus dem . Jh. oder frühen . Jh., das nur in drei sehr kurzen Fragmenten erhalten ist und ursprünglich umfangreich gewesen sein dürfte. Dieser mndl. Roman selbst dürfte auf altfranzösischen Quellen beruhen. Opinio communis ist, dass es sich bei der dt. Versfassung um eine abbreviierende Adaption handelt, deren Urheber im ämischen Brügge tätig gewesen sein könnte. Ob diesem Anonymus eine textliche Zwischenstufe in Form einer mndl. Kurzfassung vorlag oder ob er sowohl für Übersetzung als auch die Kürzung des hö schen Epos verantwortlich zeichnet, ist unsicher. Vom mnd. V. u. N. ist wiederum eine ostmitteldt. Prosaau ösung des . Jh. abhängig. Der Stoff des Abenteuerromans gehört dem weiteren Umfeld der Karlsepik an: Die Genealogie der beiden Protagonisten – es sind Zwillingssöhne Königs Crisostomus von Ungarn und seiner Frau Phila, einer Schwester des Königs Pippingh von Frankreich – bindet V. u. N. in den karolingischen Sagenkreis ein. Die Handlung verquickt aventiure- und sagenhafte Elemente aus der höschen Epik mit motivlichen Ein üssen aus der Chanson de geste. Erzählt wird, wie durch eine verleumderische Intrige die Zwillinge ihren Eltern genommen und voneinander getrennt werden. Valentin wird unerkannt als Findling am französischen Hof seines Großvaters erzogen und zeichnet sich u. a. im Kampf gegen die Heiden aus. Der zum vorbildlichen Ritter herangewachsene Jüngling begegnet bei einer Jagd zufällig seinem Bruder, der im Wald wie ein wildes Tier aufgewachsen ist. Valentin überwältigt den Bruder, bringt ihn zum Hof und nennt ihn in der Folge Namelos. Nachdem Valentin den Wilden an die menschliche Lebensart gewöhnt und so einen treuen Freund in Namelos gefunden hat, bestehen beide, die unwissentlich durch die Bande der Natur verbunden sind, viele Abenteur auf der Suche nach Valentins Eltern. Schließlich nden die Brüder das Elternpaar und retten den Vater aus Kriegsbedrängnis und die
Valentin und Namelos Mutter aus der Gefangenschaft eines Riesen. Nach der glücklichen familiären Wiedervereinigung heiraten die Zwillinge Königstöchter und treten die Herrschaft in Frankreich resp. Ungarn an. Wie die ndl. Fragmente nahe legen, scheint die Geschichte von V. u. N. in der ämischen Fassung in epischer Breite und mit ausführlichen Dialogen präsentiert worden zu sein. Demgegenüber reduziert die nd. Version die Erzählung auf die primäre Handlungsebene. Die Aussparung der Gesprächspartien im dt. Roman bewirkt, dass die Handlungen der Protagonisten oft nicht nachvollziehbar motiviert erscheinen. Auch auf die Rekurse auf das hö sche Wertesystem verzichtet der nd. Bearbeiter fast gänzlich und die in der Vorlage differenzierte Zeichnung der Personen wird durch ein GutBöse-Schema vereinfacht. Es ist außerdem wahrscheinlich, dass das ndl. Epos sprachlich, stilistisch und metrisch elaborierter war. Die dt. Versfassung bietet durchgängige Viertakter mit einer schlichten Sprache die von formelhaften Wendungen geprägt ist. Mitunter ießen Entlehnungen aus der «klassischen» mhd. Dichtersprache in den Text ein. Die ostmitteldt. Prosau ösung des nd. Versromans, die vor entstanden ist, stellt ein äußerst frühes Beispiel für die Prosaisierung hö scher Versepen dar. Ebenso wie diese unikal überlieferte Bearbeitung dürfte auch eine altschwedische Prosafassung (Namnlös och Valentin, mit Versanteil) direkt auf den nd. Roman zurückgehen. In erweiterter und erheblich modi zierter Form geht die Geschichte der Zwillinge – unabhängig vom nd. V. u. N. – im Volksbuch Valentin und Orso auf (L’histoire des deux nobles et vaillants chevaliers Valentin et Orson). Dieses fand in Europa weite Verbreitung (französische, englische und ndl. Drucke vom späten . bis ins . Jh.) und erschien in der zweiten Hälfte des . Jh. auch in dt. Bearbeitung (s. VD H f.). Ü: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. Vu , r–r (Pap., um , nordnd. [pommersch]), sog. Stockholmer Slg. – Hamburg, SUB, Cod. c in scrin., r–v (Pap., /, nordnd.), sog. Hartebok der Flandernfahrergesellschaft. – Fragm.: Kopenhagen, Kgl. Bibl., Gramsche Slg, ohne Sign. (seit dem . Jh. verschollen) Perg.-Bl. (ostmitteldt., vor [?]). Unwahrscheinlich ist, dass diese fragmentarische mitteldt. Versversion direkt vom ndl. Text oder einer Zwischenstufe abhängt; vielmehr scheint eine sekundäre Verhochdeutschung in Abhängigkeit der nd. Versfassung vorzuliegen
. Hälfte . Jh. (vgl. auch → Brandans Meerfahrt, → Flos vnde Blanke os, → Zeno). – Prosafassung: Breslau, StB, Cod. R (Kriegsverlust) r–v (Perg. und Pap., , ostmitteldt. [niederschlesisch]). – Mndl. Vorlage: (Fragm., beide . Jh.) Berlin, SBB, Mgf , Bl. –, Perg.-Bll. – Gent, UB, Hs. ,, Perg.-Doppelbl. (vgl.: Hans Kienhorst: De hss. van de Middelnederlandse ridderepiek. Een codicologische beschrijving Bd. [Deventer Stud. ]. Deventer , S. –). A: [Rasmus] Nyerup: Brief (Kopenhagen den sten Mai, ). In: Dt. Mus. , Bd. , S. – (. Abdr. und einziger Zeuge des Kopenhagener Fragm.). – Wilhelm Seelmann: V. u. N. Die nd. Dichtung. Die hochdt. Prosa. Die Bruchstücke der mndl. Dichtung. Nebst Einleitung, Bibliogr. und Analyse des Romans Valentin & Orson (Nd. Denkmäler ). Norden/Leipzig . – V. u. N. Mnd. und Nhd. Hg., übers. und komm. v. Erika Langbroek/Annelies Roeleveld unter Mitarbeit v. Arend Quak (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ). Amsterdam/ Altlanta, GA . – Hss.-Ausg.: Loek Geeraedts: Die Stockholmer Hs. Cod. Holm. Vu (V. vnde N., De verlorne sone, Flos vnde Blanke os, Theophelus, ‹Die Buhlschaft auf dem Baume›, De deif van brugghe, De segheler). Edition und Unters. einer mnd. Sammelhs. (Nd. Stud. ). Köln/ Wien , S. –. – Het Hartebok. Hs. Hamburg, SUB, c in scrinio. Diplomatische editie bezorgd door E. Langbroek en A. Roeleveld met medewerking van Ingrid Biesheuvel en met een codicologische beschrijving door H. Kienhorst (Middeleeuwse Verzamelhss. uit de Nederlanden ). Hilversum . – Altschwedische Fassung: Gustaf Edvard Klemming: Namnlös och Valentin. En medeltids-roman (Svenska Fornskriftsällskapet Samlingar , []). Stockholm . – Werner Wolf: Namnlös och Valentin. Krit. Ausg. mit nebenstehender mnd. Vorlage. Uppsala . L: Hartmut Beckers, VL () Sp. –. – Sabine Schmolinsky, Killy () S. f. – W. Seelmann: Valentin und der Verlorene Sohn. In: NdJb () S. –. – E[duard] Damköhler: Zu mnd. Ged. In: NdJb () S. –, hier S. f. – Eduard Beta: Unters. zur Metrik des mnd. V. u. N. (Diss. Leipzig) Borna . – Fritz Karg: Die altschwedische Erzählung von V. u. N. In: FS Eugen Mogk. Halle , S. –. – Arthur Dickson: Valentine and Orson. A Study in Late Medieval Romance. New York . – Gerrit Jan Dieperink:
. Hälfte . Jh. Stud. zu V. u. N. Ein Beitr. zur Gesch. der literarischen Beziehungen zwischen Flandern, Mittelund Niederdeutschland und Schweden zur Zeit der Hanse. Diss. Amsterdam . – H. Beckers: Mnd. Lit. – Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Nd. Wort () S. –, hier S. –. – Geeraedts (s. Ausg.) S. –. – Fulvio Ferrari: Da Valentin a Falantin. La traduzione svedese del romanzo in basso tedesco medio ‹V. u. N.›. In: Teoria e pratica della traduzione nel medioevo germanico. Hg. v. Maria Vittoria Molinari u. a. (Studi e testi di linguistica e lologia germanica). Padua , S. –. – Langbroek/Roeleveld (s. Ausg.) S. –. – E. Langbroek/A. Roeleveld: Wie reimen sich die Nachbarn? Eine Unters. nach den ursprünglichen Reimen in V. u. N. in der Stockholmer Hs. Cod. Holm.Vu . In: NdJb () S. –. – Dies.: Valentin bekommt einen Gefährten. Ein Vergleich der Reimpaare in den Hss. S, H und K. In: ABäG () S. –. – Massimiliano Bampi: Il ‹Namnlös och Valentin› e il polisistema letterario svedese medievale. In: Linguistica e Filologia () S. –. – Markus Kohlmeier: Analyse und Vergleich der Normendarstellung in ausgewählten frühnhd. Prosaromanen. Unter besonderer Berücksichtigung der Zivilisationstheorie von Norbert Elias (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. , Reg. – Ulrike Zellmann: Doppelte Gewalt. Die nd. Lesart des Zwillingsromans ‹V. u. N.›. In: Schnittpunkte. Dt.-ndl. Literaturbeziehungen im späten MA. Hg. A. Lehmann-Benz (Stud. zur Gesch. und Kultur Nordwesteuropas ). Münster u. a. , S. –. – Gaby Herchert: Vom Topos der Wildheit. In: Topik und Argumentation. Hg. v. Andreas Dörpinghaus/Karl Helmer. Würzburg , S. –, hier S. f. – E. Langbroek: Die Jungfrau und das wilde Tier in der Erzählung ‹V. u. N.›. In: Erotik, aus dem Dreck gezogen. Hg. v. Johan H. Winkelman/Gerhard Wolf (ABäG ). Amsterdam/New York , S. –. – A. Roeleveld/E. Langbroek/Evert Wattel: V. and N. discover their parentage. Narrative elements in the family tree of an international medieval tale. In: Studies in Stemmatology . Hg. v. Pieter van Reenen u. a. Amsterdam/Philadelphia , S. –. – Ralf G. Päsler: Text und Textgemeinschaft. Zu mnd. Sammelhss. und zur nd. und niederschlesischen Überl. von ‹V. u. N.›. In: Ber. und Forsch. Jb. des Bundesinst. für
Girart de Roussillon Kultur und Gesch. der Deutschen im östlichen Europa () S. –. – Rita Boemke: Valentin und Orson. In: EM () Sp. –. – Jens Pfeiffer: ‹The Good, the Bad and the Ugly›. Zur Figurenzeichnung im mnd. Versroman ‹V. u. N.›. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Silke Winst: Freundespaar und Bruderpaar. Ver echtungen von Freundschaft und Verwandtschaft in spätma. Bearb. von ‹V. u. N.› und ‹Amicus und Amelius›. In: Verwandtschaft, Freundschaft, Bruderschaft. Soziale Lebens- und Kommunikationsformen im MA. Hg. v. Gerhard Krieger (Symposiumsakten des Mediävistenverbandes ). Berlin , S. –. – Emanuelle Poulain-Gautret: Adapter le combat épique à la prose, translation et création. Le motif de la place assiégée dans Ogier le Danois, Valentin et Orson, Les Trois ls de rois. In: Mettre en prose aux XIVe–XVIe siècles. Hg. v. Maria Colombo Timelli u. a. (Texte, codex & contexte ). Turnhout , S. –. VZ Girart de Roussillon (Gerart van Rossiliun). – Mnd. Prosabearbeitung einer französischen Chanson de geste, spätestens Mitte . Jh. G. d. R. beruht auf der gleichnamigen altfranzösischen Chanson de geste, die zwischen und in Poitou entstand. Dem bedeutenden Rebellenepos liegt ein historischer Kon ikt zwischen König Karl dem Kahlen und dem burgundischen Grafen Girart von Vienne zugrunde. G. empört sich in der Erzählung über eine Ungerechtigkeit, die Karl ihm gegenüber begangen hat. Es folgen jahrzehntelang andauernde Kämpfe G.s gegen den König. Erst nach dem vermittelnden Eingreifen der Königin und des Papstes unterwirft G. sich zuletzt dem König. Mit seiner Gemahlin Berta verbringt er seinen Lebensabend in einem von ihm gestifteten Kloster. Die Ereignisse in G. d. R. stehen im Kontext politischer Tendenzen des . Jh. wie der erstarkenden Zentralmacht und der königlichen Aneignung freier Allodien als Lehen. Die mnd. Prosabearbeitung ist nur als Fragment von um erhalten. Aufgrund der uneinheitlichen Sprache und den Sinn entstellender Schreibfehler wird der Textzeuge als Abschrift eingestuft. Das Original dürfte spätestens bis zur Mitte des . Jh. verfasst worden sein. Seine Entstehung wird im rheinisch-westmitteldt. Gebiet vermutet. Der Inhalt des mnd. G. d. R. ist nur noch teilweise zu erschließen. Ein Stück des Fragments schildert den
Karlmeinet zweiten Krieg zwischen G. und Karl, der für den Grafen mit einer schweren Niederlage und dem Verlust vieler Mitstreiter endet. Dieser Abschnitt dürfte etwa aus der Mitte der Geschichte stammen. Ein weiteres Bruchstück enthält die Versöhnung G.s mit Karl sowie eine Szene, in der sich Berta als fromme und treue Gemahlin erweist. Die mnd. Adaption ist vor allem in ihren Dialogen und Kampfszenen eigenständig gestaltet. Neben Straffungen sind eine Reihe von Erweiterungen festzustellen. Der unbekannte Bearbeiter fügte innere Monologe hinzu und baute die religiös geprägten Passagen aus. Er erweiterte die versöhnende Rede des Papstes ebenso wie die königliche Bitte um Fürsorge für arme Ritter. Der mnd. G. d. R. weist insgesamt eine starke Tendenz zur Moraldidaxe auf, wegen der man als Bearbeiter verschiedentlich einen Geistlichen vermutet hat. In der Forschung ist der mnd. Text deutlich weniger intensiv erörtert worden als das altfranzösische Original. Sicher ist das Werk nicht vom Rang etwa eines → Lancelot, ist aber als frühe weltliche Erzählung in mnd. Prosa von Interesse. Auch ist der Text ein sehr frühes Beispiel dt. Chanson de geste-Bearbeitungen, wie sie eigentlich erst durch → Elisabeth von Nassau-Saarbrücken eingeführt wurden. Ü: Hamburg, SUB, cod. germ. , Doppelbll. (Perg., um , ostfälisch, Fragm.). A: Eduard Jacobs: Bruchstücke eines nd. Prosaromans. In: ZfdA () S. –. – Ernst Bernhardt: Neue Bruchstücke des nd. ‹Girart de Roussillon›. In: ZfdA () S. –. – Altdt. Prosalesebuch. Texte vom .–. Jh. Hg. v. Hans Naumann. Straßburg , S. –. L: Hartmut Beckers, VL () Sp. –; () Sp. . – Luciano Rossi, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. , . – H. Naumann: Zum mnd. G. v. R. In: NdJb () S. f. – Joachim Bumke: Die romanisch-dt. Lit.beziehungen im MA. Ein Überblick. Heidelberg , S. f. – Hartmut Beckers: Der mnd. Prosaroman ‹Gerhard von Roussillon›. Versuch einer sprach- und literaturgeschichtlichen Einordnung. In: NdJb () S. –. – Danielle Buschinger: Rezeption der Chanson de geste im SpätMA. In: Wolfram-Stud. . Chansons de geste in Deutschland. Schweinfurter Kolloquium . Hg. v. Joachim Heinzle u. a. Berlin , S. – (wieder in: Dies.: Stud. zur dt. Lit. des MA. Greifswald , S. –). – Bernd Bastert:
. Hälfte . Jh. Helden als Heilige. Chanson-de-geste-Rezeption im deustchsprachigen Raum. Tübingen u. a. , S. f. u. ö. MM Karlmeinet (Karlmeinet-Kompilation). – Historiographisch-poetisches Kompilationswerk zur Vita Karls des Großen, um /. Die insgesamt rund . Verse umfassende Kompilation bietet eine poetische Lebensgeschichte Karls und besteht aus sechs Hauptteilen, die zumeist ursprünglich selbstständige Texte darstellen. Der gebräuchliche Werktitel rekurriert nur auf den ersten Teil. Der ripuarische K. ist im Berührungsraum zwischen dem Niederrheinischen und dem Niederländischen entstanden, vermutlich in Aachen im Zuge der dortigen Kaiserverehrung. Den Terminus post quem für die Gesamtkompilation liefert der Spieghel Historiael → Jacobs van Maerlant, der im dritten Teil benutzt wird. Jacob hat das Werk begonnen und ist darüber gestorben. Vollendet wurde es von Philip Utenbroeke und Lodewijk van Velthem. Da es unwahrscheinlich ist, dass dem Kompilator eine frühe Teilpublikation nur der Jacob-Partien vorgelegen hat, dürfte der K. nach entstanden sein. Zudem spricht einiges dafür, dass der Spieghel nur indirekt über das Brabantsche Yeesten des Jan van Boendale rezipiert wurde, das nicht vor begonnen wurde. Der Terminus ante quem wird aus dem signi kanten Umstand bezogen, dass das verbreitete Sagenmotiv, wonach Karl das Siegschwert des wahren Glaubens in Ingelheim von einem Engel erhalten habe, im K. fehlt. Dieses ist erst durch die Gründungsurkunde des Ingelheimer Karlsstiftes vom Jahre allgemein bekannt geworden. Über den Verfasser des K. gibt es keine gesicherten Kenntnisse. Die Einbeziehung lat. Geschichtsquellen und die Vorliebe für religiös-kirchliche Motive sprechen für einen Geistlichen, vielleicht ein Mitglied des Aachener Münsterstifts. Zwar gibt er im Prolog seinen Namen in einem eingeschobenen Kryptogramm an, doch ist die Verschlüsselung bis heute nicht aufgelöst worden («Syn eirste boestaff is eyn H / FF L P geet dar na / G is syn leste boestaff»). Anlass für das Werk könnte das nachvollziehbare Interesse im Münsterstift gewesen sein, über eine repräsentative Lebensgeschichte Karls zu verfügen, oder der Wunsch nach Wiederbelebung des ab der zweiten Hälfte des . Jh. nachlassenden Karlskults. Zudem lässt sich im . Jh. eine generelle Vorliebe zu groß angelegten Kompilationswerken feststellen, vor allem (aber nicht ausschließlich) in der
. Hälfte . Jh. Historiographie mit den monumentalen Weltchroniken vom Typus des → Heinrich von München. In den Niederlanden schuf Lodewijk van Velthem eine Lancelot-Kompilation von ursprünglich über . Versen. Und bereits um hat Girart d’Amiens für den französischen Hof eine umfassende poetische Lebensbeschreibung Karls erarbeitet (Charlemagne). Der K. wirkt zu dieser wie ein dt. Gegenstück, ohne dass es konkrete textimmanente Hinweise im K. auf eine Kenntnis von Girarts Werk seitens des ripuarischen Kompilators gäbe. Im Kon ikt zwischen dt. und französischer Vereinnahmung des Frankenkaisers bezieht der K. keine politische Position – abgesehen vom angeblichen Testament Karls im Schlussteil (s. u.) –, was angesichts der politisch-kulturellen Sonderstellung des Rhein-Maas-Raumes nicht verwundert, in dem französische, ndl. und dt. Ein üsse zusammenlaufen. Der K. ist ein bedeutendes Zeugnis der ripuarischen Literatur und deren spezi scher Anbindung an die ndl. und französischen Literaturen. Der erste Teil des K., Karl und Galie (K. u. G.) ist mit rund . Versen auch der umfangreichste. Es wird berichtet, wie der noch minderjährige Karl nach dem Tod Pippins vor Mordanschlägen der verräterischen Reichsverweser Hoderich und Hanfrat mit kleinem Gefolge nach Spanien ieht, wo er unter dem Tarnnamen (Karl-)Meinet Aufnahme am sarazenischen Hof König Galafers inToledo ndet. W¨ahrend des fast zweijährigen Exils reift Karl zum vorbildlichen Jungritter heran und gewinnt die heimliche Liebe von Galafers Tochter Galie. Nachdem er sich im Dienste Galafers ritterlich bewährt und diesem zum Sieg gegen seine Feinde verholfen hat, erobert K. mit Galafers Hilfe sein Reich zurück, um Pippins Nachfolge anzutreten. Bereits gekrönt kehrt Karl heimlich nach Toledo zurück, entführt Galie, erwehrt sich der Verfolger und geleitet die Braut mit fürstlichem Gefolge nach St. Denis, wo Galie getauft wird. Mit der glanzvollen Hochzeit schließt der erste Abschnitt. Die Vorlage für diesen Teil ist eine nur fragmentarisch überlieferte (west-)ripuarische Dichtung vermutlich des frühen . Jh. (s. Überlieferung). Ein Textvergleich derer Fragmente mit dem K.-Codex legt nahe, dass der K.-Kompilator die K. u. G.-Geschichte nahezu unverändert übernommen haben dürfte. Die fragmentarische Dichtung selbst beruht auf einer verlorenen Chanson de Geste aus dem Umfeld der Enfances de Charlemagne.
Karlmeinet Vermutlich lagen schon in dieser französischen Fassung Tendenzen zur hö schen Umgestaltung des ursprünglich christlich-heldenepischen Stoffes vor. Die Version im K. jedenfalls unterscheidet sich erheblich von den erhaltenen französischen und sonstigen romanischen Fassungen der Meinetsage (etwa durch die hö sch anmutende Doppelwegstruktur oder die Leitbegriffe «ridderschaft» und «hoge minne»). Stilistisch reicht K. u. G. nicht an vergleichbare zeitgenössische obd. Dichtungen heran und zeigt Anklänge an die sog. Spielmannsepik. Bedeutend kürzer (rund Verse) ist der zweite Teil Morant und Galie (M. u. G.), der ebenfalls eine ursprünglich selbstständige Dichtung ist. Inhaltlich und textgeschichtlich steht der zweite in enger Verbindung zum ersten Teil, wenngleich der inhaltliche Anschluss nicht ganz widerspruchsfrei ist. Der Kompilator des K. ist zwar zunächst darum bemüht, die gröbsten Widersprüche durch einen eigenen Einschub am Beginn von M. u. G. zu überbrücken, verzichtet jedoch im weiteren Verlauf auf eine inhaltliche Harmonisierung der beiden Teile. Neben den inhaltlichen Divergenzen sprechen auch sprachliche und formal-stilistische Aspekte dafür, dass es sich bei den Urhebern der beiden selbständigen Vorlagen-Dichtungen um zwei unterschiedliche Verfasser gehandelt hat, die aber vermutlich zeitnah tätig waren. Erzählt wird von der Verleumdung des königlichen Bannerführers Morant, der von drei umstürzlerischen Hö ingen eines Verhältnisses mit Galie bezichtigt wird. Karl beruft ein Fürstengericht ein. Im Gerichtskampf besiegt Morant den Anführer der Verleumder, erweist so die Haltlosigkeit der Anklage und restituiert seine und die Ehre der Königin. Ein großes Fest der allgemeinen Versöhnung, auf dem Morant Galies Freundin Florette zur Frau erhält, und die Hinrichtung der Verräter markieren das Ende der Episode. Die auch hier zu vermutende französische Quelle der ripuarischen Vorlage des Kompilators, wird mehrmals im Text angesprochen, ist aber nicht erhalten. Stoffgeschichtlich ist die MorantGeschichte zwar älter als K. u. G., die konkrete französische Fassung dürfte aber jünger gewesen sein, da motivliche Entlehnungen aus K. u. G. nachweisbar sind. Eigenständigkeit beweist der ripuarische M. u. G.-Dichter bei der auch hinsichtlich des Vokabulars elaborierten Darstellung des Rechtsganges. Dass die Morant-Geschichte wie die
Karlmeinet von K. u. G. offensichtlich keinen weiteren dt. Bearbeiter gefunden hat, ist ein Hinweis auf den spezi schen und in dieser Form regional begrenzten Karlskult im dt.-romanischen rheinischen Grenzraum. Die nun folgende Mittelpartie (rund Verse) ist eine historiographische Kompilation zu Karls Eroberungszügen gegen Sachsen, Bayern, Langobarden und Hunnen, zur Kaiserkrönung sowie den Heidenkämpfen im hl. Land und gegen die Sarazenen in Spanien. Sie fußt nicht auf einem selbständigen und schon vor der Zusammenfügung im K. bestehenden Einzelwerk, sondern ist vom Kompilator selbst aus vorwiegend lat. Quellen als Episodenfolge mit einem eigenständigen Gliederungsprinzip zusammengestellt worden. Zwischen den parallel gestalteten Reihungen mit den Schlachtdarstellungen steht neben der Krönung die Gründungssage Aachens in zentraler Position, die mit der Ägidiuslegende verknüpft ist. Thematische Schwerpunkte sind die machtpolitische Klugheit und Durchsetzungsfähigkeit Karls im ersten Abschnitt und die Stilisierung Karls zum heiligmäßigen BekennerFürsten im zweiten. Hauptquelle für den Mittelpart ist das ‹Speculum historiale› des → Vinzenz von Beauvais, das seine Karls-Darstellungen wiederum aus dem ‹Pseudo-Turpin› bezieht. Zudem werden zahlreiche lat. und volkssprachliche Nebenquellen herangezogen, die nicht zur Gänze identi ziert sind (darunter → Einhards Vita Karoli Magni, → Sächsische Weltchronik und Jacob von Maerlant [s. o.]). Die mehrmalige disponierte Behandlung von Ereignissen der Aachener Stadtgeschichte unterstüzt die These einer Aachener Provinienz des K. Der vierte Teil Karl und Elegast (K. u. E., rund Verse) ist eine ripuarische Adaption der mndl. Verserzählung Karel ende Elegast (um ). Es handelt sich um eine Wort-für-Wort-Übertragung, die nur dann in den Textbestand eingreift, wenn der Bearbeiter zu Umformulierungen (etwa bei nicht übertragbaren ndl. Reimbindungen) gezwungen war. Diese außerodentliche Vorlagentreue legt nahe, dass der Kompilator bei den muttersprachlichen Quelltexten für K. u. G. sowie M. u. G. genauso eng oder vermutlich sogar noch enger beim Text der Quelle blieb. Der Erzählinhalt der ndl. und damit auch der K.-Fassung entspricht in etwa der Ausprägung, die auch in der selbständigen mitteldt. Fassung Karl und Elegast begegnet: Die zunächst unbegrei ich erscheinende Aufforderung Gottes an Karl, Nachts zum Stehlen auszureiten,
. Hälfte . Jh. führt letztlich dazu, dass Karl eine tödliche Verschwörung seine Schwagers Ekkerich mit der Hilfe des Herzogs Elegast vereitelt, den der Kaiser zuvor wegen eines geringfügigen Vergehens verbannt hat. Mit der Bearbeitung des Rolandsliedes (RL, rund Verse) im fünften Teils knüpft der Kompilator wieder an die Heidenkämpfe in Spanien aus der Mittelpartie an. Bei der Vorlage dürfte es sich um eine eigenständige niederheinische Bearbeitung des RL des Pfaffen → Konrad aus dem frühen . Jh. gehandelt haben, die schon Erweiterungen, Kürzungen und Modi kationen gegenüber Konrad aufgewiesen haben dürfte und sich dabei auf die jüngere französische RL-Tradition stützen konnte. Dass sich diese niederheinische Fassung aus zusätzlichen Quellen speiste, lassen vor allem massive Abweichungen von Konrad im Schlussabschnitt der K.-Version und die Einfügung der OspinelEpisode ( Verse) vermuten. Deren Bericht von Roland und Olivier, die dem edlen Heiden Ospinel begegnen, hat in keiner anderweitig bekannten Version der Rolandsage eine Entsprechung und ihre Stoffgeschichte ist ungeklärt (in → Albrechts Jüngerem Titurel gibt es auch eine Figur dieses Namens). Für einen Abschnitt der RL-Bearbeitung (,–,), der die Ereignisse aus dem RL, V. – in stark raffender Form präsentiert, kommt unter Umständen auch der Kompilator selbst als Urheber der Modi kation in Betracht. Die Beschreibung der ersten Erfolge Karls beim erneuten Spanienfeldzug, die im K. in einer inhaltlich ausführlichen Gestaltung präsentiert werden, hat gleichsam keine Parallele in anderen erhaltenen Versionen des Stoffes. Auch hier ist der Kompilator als Urheber zumindest nicht auszuschließen – es wären seine einzigen relevanten Eingriffe in eine seiner erzählerischen Vorlagen. Ein weiteres Merkmal der RL-Adaption, das sich aber der französischen Tradition verdankt und das sich für das gewählte Ende der Lebenserzählung Karls im K. als besonders zweckdienlich erweist, ist die starke Pro lierung von Karls Leid, das durch den Tod der liebsten Vasallen hervorgerufen worden ist. Im Schlussabschnitt des K. dient dieses Leid der Motivation von Karls Tod, da es unverändert nachwirkt und als Ursache der Krankheit Karls gedeutet wird. Dieser Schlussteil, den der Kompilator auf die umfangreiche Wiedergabe der Rolandsage folgen lässt, ist mit Versen verhältnismäßig kurz ausgefallen. Geschildert werden die letzten Lebensjahre und der Tod Karls. Wie bei der Mittelpartie geht
. Hälfte . Jh. die Zusammenstellung der einzelnen Textbeiträge auf den Kompilator selbst zurück, der sich in erster Linie wieder auf den ‹Pseudo-Turpin› in der Vermittlung des ‹Speculum historiale› stützt. Einige Passagen lassen sich keiner Quelle zuordnen, wie z. B. die Einfügung eines angeblichen reichspolitischen Testaments Karls, demzufolge die Kaiserwürde den Deutschen vorbehalten sei. Es ist unsicher, ob sich dieses sonst nirgends nachgewiesene Motiv als allgemeine Zurückweisung französischer Ansprüche auf die Karlsnachfolge verstehen lässt oder ob eine Anspielung auf das Jahr vorliegt, als die Wittelsbacher Eduard III. von England überraschend die Reichskrone antrugen und dieser als Gegenkandidat von Karl IV. installiert wurde. Auf den Schlusssatz der Lebensbeschreibung Karls («Dat boech van eme hait hie ein ende») folgte im Codex ursprünglich ein Ausblick auf das Weltende in Versen: das sog. → Darmstädter Gedicht über das Weltende. In der Regel wird dieser Text als sekundäre Beigabe bewertet. Aufgrund eines kurz zuvor erfolgten Verweises auf den «iungesten dage» im sechsten Teil des K. ist aber die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass der eschatologische Text als originärer Epilog des K. auf dessen Kompilator selbst zurückgeht. Die Verbreitung der wenigen Textzeugen des K. sowie der Einzelüberlieferung von K. u. G. und M. u. G. ist ganz auf den ripuarischen Raum beschränkt. Eine literarische Nachwirkung ist für den K. nicht nachgewiesen. Ü: Darmstadt, ULB, Hs. , Bll. + Ebd., Hs. , Bll. (Pap., um , ripuarisch [aus Köln]). – Die Hs. enthält das Darmstädter Gedicht über das Weltende. Die Bll. sind die ehemaligen Schlussbll. der Hs. , die im frühen . Jh. abgetrennt und gesondert gebunden wurden. – Tradierung der einzelnen Bestandteile außerhalb der Gesamtkompilation: Karl und Galie: Fragm. von insgesamt oder ripuarischen Perg.-Hss., die rund % des ersten K.-Teils abdecken, aber alle älter sind als der K. selbst. Daher handelt es sich höchstwahrscheinlich um Repräsentanten der ursprünglichen selbstständigen Dichtung: Stralsund, Stadtarch., Hs. , Bl. (/ ). – Darmstadt, ULB, Hs. Nr. (olim Nr. ); Ebd., Hs. ; Wolfenbüttel, HAB, Cod. . () Novi: Doppelbl. und Reste von insgesamt Bll. einer Hs. (Ende . Jh.). – Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. F ; Köln, U und StB, Cod. P ; Freiburg i. Br., UB, Hs. , (olim Ms.
Karlmeinet Leuchte XXIV): Reste eines Doppelbl. und von Bll. einer Hs. (Ende . Jh.). Womöglich ebenfalls aus diesem Cod. könnte ein weiteres, verbranntes Fragm. gestammt haben: Münster, ULB, ohne Sign. () Querstreifen von Bll. – Morant und Galie: Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W*) , r–v (Pap., /, ripuarisch/niederfränkisch); vermutlich Abschrift aus einer Hs. der K.Kompilation. – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. Mgq (vormals Berlin, SBB, Mgq ) Doppelbl., Einzelbl. und Reste eines Doppelbl. sowie eines Einzelbl. (erstes Viertel . Jh., ripuarisch); vermutlich Fragm. eines Repräsentanten der ursprünglichen selbstständigen Fassung. – Karel ende Elegast (mndl.): Der Text wird in Hss. und Fragm. überliefert (s. Ausg. Bastert/Besamusca/ Dauven-van Knippenberg, S. f.). Dazu kommen Frühdrucke (GW –). A: Karl Meinet. Zum ersten Mal hg. durch Adelbert von Keller (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart . – Karl und Galie: Dagmar Helm: K. u. G. K. Tl. I: Abdr. der Hs. A () der Hessischen Landes- und Hochschulbibl. Darmstadt und der Fragm. (DTM ). Berlin . – Morant und Galie: Erich Kalisch: M. u. G. nach der Cölner Hs. (Rheinische Beitr. und Hülfsbücher zur germ. Philologie und Volkskunde ). Bonn/Leipzig . – Theodor Frings/Elisabeth Linke: M. u. G. (DTM ). Berlin . – Karl und Elegast: Antonius Maria Duinhoven: Karel ende Elegast. Diplomat. uitgave van de Middelnederlandse teksten en de tekst uit de K.-compilatie (Zwolse drukken en herdrukken voor de Maatschappij der Nederlandse Letterkunde te Leiden ). Zwolle (synoptische Edition des mndl. Textes und der Übetragung aus dem K.). – Bernd Bastert/ Bart Besamusca/Carla Dauven-van Knippenberg: ‹Karel ende Elegast› und ‹Karl und Ellegast›. Hg. und übers. (Bibl. mndl. Lit. ). Münster (Gemeinschaftsausg. der mndl. und der mitteldt. Fassung). Ü: K. Eine rheinische Dichtung über Karl den Großen. Aus dem Mhd. übers. v. D. Helm. Bd. : K. u. G. Bd. : M. u. G. (GAG /). Göppingen /. B: Cola Minis: Bibliogr. zum K. (Beschreibende Bibliogr. ). Amsterdam . L: Ehrismann // () S. –. – Hartmut Beckers, VL () Sp. –; () Sp. f. – Anke Roeder: Morant und Galie. In: KNLL () S. . – De
Karlmeinet Boor/Newald / () S. –, . – Edith Feistner, Killy () S. –. – Zur Gesamtkompilation (mit Mittelpartie), Übergreifendes: Jan Akkermann: Stud. zum K. Der dritte Abschnitt der Kompilation und sein Verhältnis zum ersten. Amsterdam . – Märta Åsdahl Holmberg: K.-Stud. (Lunder Germanistische Forschungen ). Lund . – D. Helm: Unters. zur Sprache des K. Diss. Leipzig. . – Gertrud J. Zandt: Das ektierte Adverb ‹harde› in der ‹K.›-Kompilation. In: NdJb / (/) S. –. – Erik Rooth: Zur Sprache des K. Ein unbeachteter Schlußabschnitt (Monographien zur Sprachwiss. ). Heidelberg . – H. Beckers: Die ‹K.›-Kompilation. Eine dt. ‹vita poetica Karoli Magni› aus dem frühen . Jh. In: Cycli cation. The Development of Narrative Cycles in the Chansons de Geste and the Arthurian Romances. Hg. v. B. Besamusca u. a. (Verhandelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam, Afdeeling Letterkunde ). Amsterdam u. a. , S. –. – G. Zandt: Zur K.-Kompilation. In: ebd., S. –. – Wim van Anrooij: Maerlant, Boendale oder Velthem? Mögliche Quellen der ‹K.›-Kompilation. In: Sprache und Lit. des MA in den ‹nideren landen›. Gedenkschr. H. Beckers. Hg. v. Volker Honemann u. a. (Nd. Stud. ). Köln u. a. , S. –. – B. Bastert: Heiliger, Hochzeiter, Heidenschlächter. Die ‹K.›-Kompilation zwischen Oberdeutschland und den ‹Nideren Landen›. In: Schnittpunkte. Dt.-Ndl. Literaturbeziehungen im späten MA. Hg. v. Angelika Lehmann-Benz u. a. (Stud. zur Gesch. und Kultur Nordwesteuropas ). Münster u. a. , S. –. – B. Bastert: ‹Der Cristenheyt als nücz kein czelffbott›. Karl der Große in der dt. erzählenden Lit. des MA. In: Karl der Große in den europäischen Literaturen des MA. Konstruktion eines Mythos. Hg. v. dems. Tübigen , S. –, hier S. –. – Frank Fürbeth: Der ‹K.›. Vita poetica oder Vita historica Caroli Magni? Zur Differenz von textimmanenter und textexterner Kohärenz. Poetisch-rhetorische Inszenierungsverfahren. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth A. Andersen (Trends in medieval philology ). Berlin/New York , S. –. – B. Bastert: K.-Kompilation. In: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum von Rhein und Maas. Hg. v. Helmut Teervooren. Berlin , S. –. – Thordis Hennings: Französische Heldenepik im
. Hälfte . Jh. dt. Sprachraum. Die Rezeption der Chansons de Geste im . und . Jh. Überblick und Fallstud. (Beitr. zur älteren Literaturgesch.). Heidelberg , S. –. – B. Bastert: Helden als Heilige. Chanson de geste-Rezeption im deutschsprachigen Raum (Bibliotheca Germanica ). Tübingen/Basel , S. –, –, –. – Zu ‹Karl und Galie›: Elisabeth Müller: Stilunters. des ‹K.›. (I.–.). Diss. Bonn. Dillingen . – T. Frings/E. Linke: Ein niederrheinisches Minneduett aus des Minnesangs Frühling. In: FS Jost Trier. Hg. v. Benno v. Wiese/Karl Heinz Borck. Meisenheim/Glan , S. –. – T. Frings/E. Linke: Rätselraten um den ‹K.›. In: Mediaeval German Studies. FS Frederick Norman. Hg. v. Frederick P. Pickering (Publications of the Institute of Germanic Studies ). London , S. –. – C. Minis: Über K. u. G. (Tilliburgis ). ’sHertogenbosch . – D. Helm: Schreiberwillkür oder Gesetzmäßigkeiten? Fehler und Entstellungen in den Reimen von K. I. In: PBB (Halle) () S. –. – G. J. Zandt: Die Sprache von ‹K. u. G.›. Eine Vorstud. (Literarische Reihe ). Assen . – Dies.: Zu ‹K. u. G.› , und ,. In: ABäG () S. –. – H. Beckers: Die Liebesduett-Szene aus ‹K. u. G.› im Lichte eines neuen Handschriftenfundes. In: PBB (Halle) () S. –. – Ders.: Das Liebesduett aus ‹K. u. G.›. Überlegungen zur Text und Formkritik. In: NdJb () S. –. – Ders.: Veldeke-Ein uß auf die Minnehandlung von ‹K. u. G.?›. In: Akten des VI. Internationalen Germanisten-Kongresses Basel . Bd. . Hg. v. Heinz Rupp/Hans-Gert Roloff. Bern u. a. , S. –. – G. Zandt: ‹K. u. G.›. Bemerkungen zu einigen Stellen. In: ABäG () S. –. – H. Beckers: Paläographischkodikologische und sprachgeschichtliche Beobachtungen zu den alten Pergamentbruchstücken von ‹K. u. G.› und ‹M. u. G.›. Ein Beitr. zur Klärung ihrer überlieferungsgeschichtlichen Stellung. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. V. Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – H. Beckers: Ein neues ‹K. u. G.›Bruchstück und seine Bedeutung für die Überlieferungsgesch. und Textkritik. In: ZfdPh () Sonderh. S. –. – Ders.: Der Aachener K. und G.-Roman. Ein Beispiel für die Sonderstellung der rheinischen Karlsepik des . und . Jh. In: Chansons de geste in Deutschland. Hg. v. Joachim Heinzle u. a. (Wolfram-Stud. ). Berlin
. Hälfte . Jh. , S. –. – H. Beckers: Karls erster Zweikampf – Literaturgeschichtliche Bemerkungen zu einer zentralen Episode des K. u. G.-Romans samt Textabdr. und textkritischem Komm. In: Aspekte der Germanistik. FS Hans-Friedrich Rosenfeld. Hg. v. Walter Tauber (GAG ). Göppingen , S. –. – H. Beckers: ‹Zwene Grove Gebure›. Zum Handlungsbeginn des ‹K. u. G.›-Romans, insbesondere zu Charakterisierung der Thronusurpatoren Hudrich und Hanfrait. In: Architectura poetica. FS Johannes Rathofer. Hg. v. Ulrich Ernst (Kölner germanistische Stud. ). Köln u. a. , S. –. – D. Helm: ‹K. u. G.› – eine rheinische Karlsdichtung? Zur dt. und ndl. Forsch. In: Niederlandistik und Germanistik. Tangenten und Schnittpunkte. FS Gerhard Worgt. Hg. v. Helga Hipp. Frankfurt/M. , S. –. – H. Beckers: Möglichkeiten und Grenzen einer krit. Neuausg. v. ‹K. u. G.›. In: Editionsber. zur ma. dt. Lit. Hg. v. Anton Schwob (Litterae ). Göppingen , S. –. – Karl-Ernst Geith: Karl als Minneritter. Beobachtungen zu ‹K. u. G.›. In: Chevaliers errants, demoiselles et l’autre. Hö sche und nachhö sche Lit. im europäischen MA. FS Xenja von Ertzdorff. Hg. v. Trude Ehlert (GAG ). Göppingen , S. –. – Ulrike Hirhager: Einem mit Gras das Maul stopfen: zu K. en G. ,/ ff. In: ‹Ir sult sprechen willekommen›. Grenzenlose Mediävistik. FS Helmut Birkhan. Hg. v. Christa Agnes Tuczay. Bern , S. –. – Heike Sievert: K. u. G. im Wechsel. In: Frauenlieder – Cantigas de amigo. Hg. v. Thomas Cramer u. a. Stuttgart , S. –. – H. Sievert: Der fröhliche Text. Zur Erzählkonzeption von ‹K. u. G.›. In: Lehman-Benz (s. o.) S. –. – Zu ‹Morant und Galie›: T. Frings: Der Eingang von ‹M. u. G.›. In: Teuthonista (/) S. –. – Liselotte Augstein: ‹M. u. G.› und die vorhö sche Geistlichendichtung. Diss. Freiburg . – E. Linke: Unters. zu Stil und Sprache des rheinischen Denkmals ‹M. u. G.›. Diss. Leipzig . – Dies.: Die Gebete in ‹M. u. G.›. In: PBB (Halle) () S. –. – T. Frings/E. Linke: Das Lehnwort in ‹M. u. G.›. In: Neuphilolog. Mitt. () S. –. – E. Linke: Der Rechtsgang in ‹M. u. G.›. In: PBB (Halle) () S. –. – Dietrich Hartmann: Stud. zum bestimmten Artikel in ‹M. u. G.› und anderen rheinischen Denkmälern des MA (Beitr. zur dt. Philologie ). Gießen . – Beckers (s. o., ‹K. u. G.›). – C. Minis: Zur Sprache des Prozesses in ‹M. u. G.›. In: Gedenkschr.
Karlmeinet für Ingerid Dal. Hg. v. John Ole Aksedal u. a. Tübingen , S. –. – Ben Peperkamp: ‹Nv hort van Roharde, dem fellen Reynarde›. Over M. u. G. en Reinaert I. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – Nadine Krolla: Erzählen in der Bewährungsprobe. Stud. zur Interpretation und Kontextualisierung der Karlsdichtung ‹M. u. G.› (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin . – Zu Karl und Elegast: A. M. Duinhoven: Bijdragen tot reconstructie van de Karel Ende Elegast. Bde. (Neerlandica Traiectina ). Assen /. – G. Zandt: Das Lehnwort in ‹K. u. E.›, dem vierten Abschnitt der K.-Kompilation. In: ABäG () S. –. – Dies.: Zur Rekonstruktion des Originals von ‹K. u. E.› mit Hilfe der mainfränkischen Version K. In: Leuvense Bijdragen () S. –. – Dies.: Enkele opmerkingen over de Middelfrankische vertaling van Karel ende Elegast. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –. – Bob W. T. Duijvestijn: ‹Uss dem emischen›. Zum Arbeitsverfahren spätmhd. Übersetzer am Beispiel des Malagis und des Karlle und Eligast. In: Geben und Nehmen. Theoretische und hist. Beitr. zur dt. Rezeption ndl. Sprache und Lit. Hg. v. Stefan Sonderegger/Jelle Stegeman. Dordrecht , S. –. – Zum ‹Rolandslied›: Udo von der Burg: Konrads RL und das RL des K. In: RheinVjbl () S. –. – Rüdiger Zagolla: Der K. und seine Fassung vom RL des Pfaffen Konrad (GAG ). Göppingen . – E. Feistner: Karl und Karls Tod. Das ‹RL› im Kontext des sog. ‹K.›. Biogr. Zyklik und ihre Implikationen. In: Heinzle (s. o., ‹K. u. G.›) S. –. – G. J. Zandt: Bemerkungen zu einer Neuausg. einiger Abschnitte des ‹RL›-Teils aus der K.-Kompilation. In: ABäG () S. –. – Danielle Buschinger: Le personnage de Roland dans le K. In: In: Charlemagne in the North. Hg. v. Philipp E. Bennet u. a. Edinburgh , S. – (wieder in: Das ‹RL› des Konrad [Reineke Taschenbuch-Reihe ]. Hg. v. D. Buschinger/Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –). – B. W. T. Duijvestijn: ‹Do stoent hey under en›. Karl der Große, der ideale König im RL der K.-Kompilation. In: ‹Chanson de Roland› und ‹RL› (Wodan ). Hg. v. D. Buschinger/W. Spiewok. Greifswald , S. –. – Vickie L. Ziegler: Trial by re and battle in medieval German literature (Studies in German literature, linguistics and culture). Rochester NY u. a. , S. –. VZ
Heinrich von Pforzen Leipziger Arabel-Bearbeitung (auch: ArabelBearbeitung Λ). – Bearbeitung eines Versepos, erste Hälfte . Jh. → Wolfram von Eschenbach berichtet im ersten Buch des Willehalm kurz die Vorgeschichte seines Helden: Willehalms Herkunft, seine Einkerkerung durch den Sarazenenkönig Tybalt, Willehalms Liebe zu Tybalts Frau Arabel, Willehalms Flucht und Eheschließung mit Arabel sowie den gemeinsamen Einzug in Orense. → Ulrich von dem Türlin formte aus diesem Material sein eigenes Epos Arabel (rund . Verse), das Wolframs Angaben substantiell erweitert. Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des . Jh. verfasste ein alemannischer Autor dann eine stark geraffte Bearbeitung von Ulrichs Epos. In dieser sog. L. A.-B. (Λ) ist die Arabel auf Reimpaarverse reduziert. Die L. A.-B. ist nur in einer Handschrift erhalten und darin mit Wolframs Willehalm L zusammengebunden. Die L. A.-B. erzählt nach einem Prolog zunächst die Geschichte von Willehalms Eltern und seiner Jugend. Es folgen Willehalms Kämpfe gegen die Normannen und die Sarazenen, seine Einkerkerung und die Begegnung mit Arabel. Im Laufe von Willehalms Gefangenschaft verlieben sich Willehalm und Arabel ineinander und üchten schließlich gemeinsam per Schiff. Nach ihrer erfolgreichen Flucht tauft der Papst Arabel in Avignon und verheiratet sie mit Willehalm. Das Paar reist nach Orense und übernimmt die Erziehung von Kaisertochter Alyse und Willehalms Neffen Fivianz. Nach dessen Schwertleite und Alyses Rückkehr an den kaiserlichen Hof endet die L. A.-B. mit der Nachricht vom Angriff der Sarazenen, der als Rache für Arabels Flucht erfolgt. Am Schluss des Texts stehen Verse Wolframs, die zum Willehalm überleiten. Die Willehalm-Auszüge in der L. A.-B. sind textlich verwandt mit Willehalm L, also diente L vielleicht als unmittelbare Vorlage. Zwei Drittel von Λ gehen teils wörtlich auf Ulrichs Arabel zurück, ein Drittel dürfte von dem Anonymus selbst stammen. Die Kürzungen des anonymen Autors gegenüber Ulrichs Epos erfassen u. a. Reden, Heereskataloge, Minnere exionen und beschreibende Partien. Eine weitere Straffung betrifft Willehalms Gefangenschaft und Flucht. Bei Ulrich erscheinen diese Handlungsabschnitte einmal als Erzählung, später auch als Bericht Willehalms in direkter Rede. Nur der Bericht Willehalms ist in Λ übernommen; die
. Hälfte . Jh. dadurch entstehende erzählerische Lücke im ersten Teil der L. A.-B. wird durch einen Hinweis auf den späteren Bericht überbrückt. Die Forschung hat die in der L. A.-B. gegenüber Ulrichs Werk vorgenommenen Kürzungen im Kontext der intendierten Funktion des Leipziger Texts als Einleitung zum Willehalm interpretiert: Möglicherweise sollten nur die für dessen Lektüre bedeutsamen Elemente beibehalten werden. Eine Rezeption der L. A.-B. ist nicht bekannt. Ü: Leipzig, UB, Rep. II. , ra–vb (Perg., erste Hälfte . Jh., alemannisch). A: Eine alemannische Bearb. der ‹Arabel› Ulrichs von dem Türlin (Texte und Unters. zur ‹Willehalm›-Rezeption ). Hg. v. Werner Schröder. Berlin/New York . – Ulrich von dem Türlin: Arabel. Die ursprüngliche Fassung und ihre Bearb. Hg. v. W. Schröder. Stuttgart u. a. . L: W. Schröder, VL () Sp. –. – Ders.: Die Exzerpte auch Wolframs ‹Willehalm› in sekundärer Überl. Mainz , S. –. – Schröder (s. Ausg.). – Betty C. Bushey: Neues Gesamtverz. der Hss. der ‹Arabel› Ulrichs von dem Türlin. In: WolframStud. () S. –, hier S. f. – W. Schröder: ‹Arabel›-Stud. : Prolegomena zu einer neuen Ausg. Ulrichs von dem Türlin. Mainz , S. f. u. ö. – Rüdiger Schnell: Prosaau ösung und Geschichtsschreibung im dt. SpätMA. Zum Entstehen des frühnhd. Prosaromans. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit. Symposion Wolfenbüttel . Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann. Stuttgart , S. –. – Bernd Schirok: Autortext, Fassung, Bearb. Zu Werner Schröders Ausg. der Arabel Ulrichs von dem Türlin. In: ZfdA () S. –. – Bernd Bastert: Helden als Heilige. Chanson-de-Geste-Rezeption im deutschsprachigen Raum. Tübingen u. a. , S. , , u. ö. MM Heinrich von Pforzen. – Verfasser (?) einer schwankhaften Reimpaarerzählung, . Jh. (?). Nur in einem der acht Textzeugen des Schwankmäres vom Pfaffen in der Reuse wird der Name H.s genannt. Da es sich um eine der beiden ältesten Handschriften handelt, kommt der Annahme, dass es sich bei H. um den Autor (und nicht etwa einen Redaktor oder Vorträger) handelt, eine gewisse Validität zu.
. Hälfte . Jh. Niederalemannisch-ostschwäbische sprachliche Merkmale der Dichtung lassen eher an eine Herkunft des Dichters aus Pforzheim denn aus dem westschwäbischen Pforzen (bei Kaufbeuren) denken. Als Autor vorgeschlagen wurde Heinrich von Pforzheim, Spitalmeister zu Wimpfen und Markgröningen, dem das Pforzheimer Spital übergeben wurde (Künzig/Ehmann, s. Literatur). Die verschiedenen unterschiedlichen handschriftlichen Fassungen des Schwanks weichen auch im Umfang voneinander ab und variieren das beliebte Sujet vom ehebrecherischen und bestraften Pfaffen. Die längste Fassung (in der → Liedersaal-Handschrift) hat Verse. Erzählt wird vom Kaplan eines Burgherren, der sich sowohl an den feinen und für den Herren bestimmten Fischen als auch an der Frau des Fischers vergreift und so die beiden Sünden Völlerei und Wollust auf sich vereint. Der Burgherr kommt dem Kaplan auf die Schliche und weist zu dessen Aufdeckung seinen Fischer an, die Reusen am Ufergebüsch, auf der Strasse und über dem Herd aufzuhängen. Freilich ist der Fischer hierüber verwundert, doch kommt er der Aufforderung p ichtschuldig nach. In der Reuse über dem Herd verfängt sich der Pfaffe nach einem Stelldichein mit der Fischersfrau beim Versuch, dem heimkommenden Fischer zu entkommen. Ein vom Fischer entfachtes Feuer bereitet dem noch unentdeckten Pfaffen erhebliche Qualen, bis er am nächsten Morgen vom Fischer in der Reuse gefunden wird. Der Fischer züchtigt daraufhin seine Frau und fährt den Pfaffen nackt auf einem Karren zum Burghof, wo er dem Spott des Gesindes ausgesetzt ist. Der Gehorsam des Fischers gegenüber dem Herren beim Aufstellen der Reusen wird auch dadurch belohnt, dass er in den beiden anderen Reusen Hasen und Rebhühner fängt. Die hierarchische Figurenkonstellation des Schwanks verkehrt das konventionelle HerrKnecht-Verhältnis bei der Aufdeckung eines Ehebruchs (wie es etwa in des → Strickers Klugem Knecht vorliegt). Zieht man zusätzlich die signi kante Betonung des vorbildlichen Gehorsams des Fischers in Betracht, wird man der Dichtung auch einen moral-didaktischen Charakter und die Propagierung eines standesgemäßen Gehorsam unterstellen dürfen. Hans Sachs diente die Erzählung – wohl in der Fassung der Nürnberger Handschrift – als Vorlage für dessen Schwank Die drei (wunderbaren) Fischreusen.
Heinrich von Pforzen Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.) va–ra (Pap., um , alemannisch); Autorangabe im Epimythion: «So wil von pfortzen hainrich / Der rede hier ain ende bietten». – Ebd., Cod. K , va–ra (Pap., /, schwäbisch/bair./ostfränkisch). – München, BSB, Cgm (→ Augsburger Liederbuch) r–r (Pap., um , ostschwäbisch). – Berlin, SBB, Mgq , r–v (Pap., , schwäbisch). – München, BSB, Cgm , r–v (Pap., um , ostschwäbisch). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, v–r (Pap., / , bair.); Autorangabe: «So hat geticht meister hanns schnepperer» (= Hans → Rosenplüt); falsche Autornennungen sind für diese Hs. typisch. – Chur, Staatsarch., Cod. B (vormals Kantonsbibl., Ms. a) r–v (Pap., Ende . Jh., hochalemannisch). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b IV , v–v (Pap., Ende . Jh. [nach ], schwäbisch). A: Megalissus [Georg Litzel]: Der verliebte Pfaff welchen ein Fischer auf dem Herde in einem Fischreise gefangen [...]. Jena (nach Chur). – [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Cod. Donaueschingen ). – Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach einer verlorenen Abschrift von Mgq ). – ˇ ˇ svankov (Sechs Schwänke). Ivan Sarovol’skij: Sest’ˇ Kiew (krit.). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , – (Nr. , krit.). – Hans-Joachim Gernentz: Der Schwanritter. Dt. Verserzählungen des . und . Jh. Berlin , S. – (nach Niewöhner), S. – (Übers.). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (nach Cod. K ). – Klaus Wilhelm Wollenweber: Zwei Mären des SpätMA in Parallelausg. mit Komm. . Die treue Magd., . Der Pfaffe in der Reuse. Diss. University of Indiana . Mikro lmausg. Ann Arbor . . L: Ehrismann // () S. . – Johannes Janota, VL () Sp. –. – A[rthur] L[udwig] Stiefel (Hg.): Hans Sachs-Forschungen.
Zürcher Liebesbriefe FS zur . Geburtsfeier des Dichters. Nürnberg , S. . – H. Niewöhner: ‹Der zühte lêre›. In: ZfdA () S. –, hier S. f. – Robert Künzig/Karl Ehmann: Pforzheim. Ein Heimatbuch. Erlauschtes und Verklungenes aus AltPforzheim. Neuenbürg , S. . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. u. ö. – Gernentz (s. Ausg.) S. f. u. ö. – Klaus Jürgen Seidel: Der Cgm der BSB und das ‹Augsburger Liederbuch› von . Diss. München, Augsburg , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. J. Janota. Tübingen , S. , f., f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , f. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , S. . – Winfried Neumann: Zeitenwechsel. Weltliche Stoffe des . bis . Jh. in Meisterliedern und motivverwandten Dichtungen des Hans Sachs (Jenaer germanistische Forschungen NF ). Heidelberg , S. –. – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. – und (Reg.). – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , Reg. VZ Zürcher Liebesbriefe. – Gereimte Liebesbriefe und Minneklagen. Die sieben Briefe gehören zu den ersten selbstständig überlieferten Texten ihrer Art in mhd. Sprache, sind wenn nicht sogar die ältesten überhaupt. Die Datierung Ettmüllers auf das . Jh. wurde aus gattungshistorischen Gründen ins erste Viertel des . Jh. korrigiert (Schiendorfer,
. Hälfte . Jh. S. ). Ähnlich strittig ist bis heute die Bestimmung des Herkunftsgebiets, was am heterogenen Sprachduktus liegt, der eher auf keinen Zürcher und professionellen Schreiber, jedoch mit einer «ausgesprochen individuelle[r] Orthographie» (Meyer, S. ) schließen lässt. Ettmüller hatte manche Wortformen als fast schon niederrheinisch bestimmt (S. f.), Meyer plädierte für Hochalemannien (S. ) und Schiendorfer schließlich für Nordschwaben-NordelsassSüdrheinfranken (S. ). Charakteristische Verderbnisse lassen keinen Zweifel daran, dass es sich um Abschriften handelt und nicht etwa, wie Ritter vermutete, um nachträglich zusammengebundene Einzeltexte. Auch die ursprüngliche Überlieferung im Kontext einer Sammelhandschrift wäre möglich (Schulz-Grobert, S. f.). Schiendorfer unterscheidet «vier verschieden Vorlagen bzw. vier Etappen des Eintrags» (Texte I–III, VI, V–VI, VII), die schon an der unterschiedlichen Tönung der Tinte zu erkennen seien. Ob sich die Annahme Ettmüllers, es handele sich um zwei Scheiberhände (S. ), halten lässt, bleibt weiterhin Spekulation (dazu Schiendorfer, S. –). Die Funktionsbestimmung ist unklar. Schiendorfer vermutet eine «Musterkollektion aus dem Besitz eines Berufsschreibers» (S. ), auch dass die Briefe als Liebesgruß gedient haben, wurde erwogen (Klingner/ Lieb). Außer Text VII, bei dem es sich um einen Minneleich handelt, wenden sich alle Lieder unmittelbar an die Dame; im ersten lässt der Dichter den Text selbst als personi zierten Brief zu der Geliebten sprechen, «Ich bin ein brief unde ein bode» (I,). Die Liebesbriefe stehen im Traditionszusammenhang mit den hö schen Ependichtern. Das klassisch ideale Briefschema, so hat Schiendorfer gezeigt, ist zwar frei variiert, aber doch deutlich zu erkennen: «gruoz», «triuwe»-Versicherung, Preis der «tugent», erneute «triuwe»-Versicherung, Bitte und «dienest»-Versicherung (mit den Referenztexten S. –, das Muster nach → Wolframs von Eschenbach Parzival, S. ). Der Dichter hatte eine Vorliebe für sprichwort- und sentenzenhafte Wendungen, an einer Stelle beruft er sich auf einen nicht-identi zierten Satz bei → Freidank. Das zentrale Schlüsselwort «gnâde» mit seinen grammatischen Ableitungen dient ihm häu g als den Text zudem strukturierende Anapher. Eingeschobene Kurzverse wie in Lied II rhythmisieren den
. Hälfte . Jh. Text zusätzlich. Es ist demnach wohl davon auszugehen, dass der Dichter → Ulrichs von Liechtenstein Frauendienst bekannt war, bei dem die gleichen rhetorischen wie motivischen Elemente zu nden sind (Meyer, S. –, Schiendorfer, S. ). Ein Konstanzer Liebesbriefsteller hat ca. seinerseits die Zürcher Sammlung verwendet (Fürstl. Fürstenbergische Hofbibl., Cod. ). Zu den Besonderheiten der Überlieferung und dem Inhalt der einzelnen Texte vgl. ausführlich Klingner/Lieb. Ü: Zürich, ZB, Cod. RP (Perg., Ende . Jh./erstes Viertel . Jh., NordschwabenNordelsass-Südrheinfranken). Das einlagige Heft in dünnem Ledereinband ist beim Umbau eines Hauses im Zürcher Rennweg Nr. unter Verputz entdeckt und der Antiquarischen Gesellschaft übergeben worden. A: Wilhelm Wackernagel: Altdt. Lesebuch (Dt. Lesebuch ). Basel , Sp. – (Text II). – ‹mine sinne di sind mine›. Zürcher Liebesbriefe aus der Zeit des Minnesangs. Wissenschaftliche Bearb. v. Max Schiendorfer. Mit einem Nachw. v. Alice Gertrud und Hans Rudolf BoschGwalter. Zollikon , S. – (Transkription und Edition; zit.). L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B–. – Ludwig Ettmüller: Sechs Briefe und ein Leich nebst einigen Bemerkungen über die Frauenliebe im MA. In: Mittheilungen der Antiquarischen Ges. in Zürich () S. –. – Albert Ritter (Hg.): Altschwäbische Liebesbriefe. Eine Studie zur Gesch. der Liebespoesie (Grazer Stud. zur dt. Philologie ). Graz , S. , . – Ernst Meyer: Die gereimten Liebesbriefe des dt. MA. Mit einem Anhang ungedruckter Liebesbriefe aus der Dresdener Hs. M. . Marburg , S. , –. – Max Wehrli: Vom literarischen Zürich im MA. In: Librarium () S. . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. –. – Max Schiendorfer (Hg.): Johannes Hadlaub. Die Gedichte des Zürcher Minnesängers. Zürich/München , S. –. – Schiendorfer (s. Ausg.) S. –. – Jürgen Schulz-Grobert: Rezension zu Schiendorfer, Hadlaub. In: AfdA () S. –. – Ders.: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. –, f. – Christine WandWittkowski: Rezension zu Schulz-Groberts, Liebesbriefe. In: ZfdPh () S. f. CS
Der Minne Erklärung Der Minne Erklärung. – Minnelehre, Überlieferung erste Hälfte . Jh. Die kurze ripuarische Minnerede ist unikal und fragmentarisch überliefert, es fehlt der Beginn. Frau Minne tritt als Lehrmeisterin auf und konfrontiert gutes mit schlechtem Minneverhalten. Dabei bezieht sie auch Farbsymbolik (schwarz und weiß) ein. Sie hofft, dass die Treuen Gewinn aus ihrer Lehre ziehen. Ü: Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. I Ea , ra ( Verse). A: Václav Emanuel Mourek: Ein mittelfränkisches Pergamentbruchstück. In: ZfdA () S. –, hier S. . – Carl von Kraus (Hg.): Mhd. Übungsbuch. ., verm. und geänderte Au . (Germ. Bibl. //). Heidelberg , S. . L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Mourek (s. Ausg.). – M. Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. f. JK Minne und Gesellschaft. – Minnerede über die Diskussion einer Streitfrage, um . Datierung und Verortung der Reimpaarverse orientieren sich an den darin genannten historischen Persönlichkeiten. Sechs der entlang des Rheins beheimateten Ritter treten auch in der → Schule der Ehre auf, die aber nicht vom selben Verfasser stammt. Bei dem Dichter handelt es sich möglicherweise um einen Fahrenden, der verschiedenen Gönnern huldigt, zwischen denen sich tatsächlich nur in einzelnen Fällen Beziehungen nachweisen lassen. W¨ahrend eines Ausritts mit einem Sperber «durch kurczwile» (V. ) stößt der Ich-Erzähler auf ein prachtvolles Zelt. Darin beobachtet er zwei ihm bekannte Damen, «die eine waz frawe, die ander waz magt» (V. ). Sie lesen von «Tristrant / und von Ysoten der reinen» (V. f.) und geraten dann in Streit darüber, ob die Minne oder das hö sche Gesellschaftsleben mehr Freude und Ansehen versprechen. Die Damen rufen den Erzähler als Schiedsrichter an. Dieser trägt die Frage König Johann von Böhmen und einer Runde von zwölf Rittern vor, die als edle, tapfere Herren vorgestellt werden. Es handelt sich um den Grafen von Sponheim, Konrad von Weinsberg, Heinrich von Fleckenstein, Simon von Gundheim, Eberhard von Stromberg, Gerhard von Biegen, Gerhard von Wachenheim, Konrad von Lösenich, Gerhard (cpg
Die Schule der Ehre : Konrad) von Landskron, Gerhard von Schaesberg, Otto von Breisig (cpg : Dietsch) und Götz (cpg : Lutz) von Hohenlohe. Sie kommen ebenfalls zu keiner einhelligen Entscheidung. So trägt die Frage König Johann von Böhmen und einer Runde von zwölf namentlich genannten Rittern vor, die ebenfalls zu keiner einhelligen Entscheidung kommen. So zieht der Erzähler weiter umher auf der Suche nach einer Antwort und wendet sich nun auch an das Publikum der Minnerede mit der Aufforderung, sich an der Diskussion zu beteiligen, damit er den beiden Damen doch noch ein Urteil mitteilen könne. Der Text stellt einen engen Bezug zur außerliterarischen Realität seines Publikums her, indem er die ießenden Grenzen zwischen Heimlichkeit der Minne und Öffentlichkeit der Dichtung bzw. ihrer gemeinschaftlichen Rezeption und Re exion thematisiert. Die vorbildlichen Damen, Ritter und der Erzähler bilden eine elitäre Gruppe von Literatur- und Minneexperten, in die auch die Rezipienten von M. u. G. einbezogen werden. Anlass der textintern beschriebenen und textextern angeregten Diskussionen ist jeweils Dichtung, nämlich der «Tristrant», das in den Argumenten der Minnebefürworter präsente Minneideal der hö schen Dichtung und die literarische Darstellung der Gespräche und Kommunikationssituationen im Text selbst. Mit dieser Darstellung gibt M. u. G. auch die Regeln der außerliterarischen Kommunikation vor. Die Minnerede wird zu einem elementaren Bestandteil einer möglichen gesellschaftlichen Praxis nach frz. Vorbildern, die weniger die Minne als vielmehr das Sprechen über Minne als Charakteristikum hö scher Kultur ausweist. Ü: Berlin, SBB, Mgf (Berliner Liederhs.), r–r. – Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Pap., vor , südl. niederalemannisch). A: Mhd. Minnereden. Die Heidelberger Hss. , , und (DTM ). Hg. v. Kurt Matthaei. Dublin/Zürich , Bd. , Nr. , S. –. L: Ingrid Kasten, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Adolf Bach/Dieter Berger: Vom Publikum rheinischer Gelegenheitsdichtungen des ritterlichen Lebenskreises. In: RheinVjbl. () S. – (wieder in: A. Bach: Germanistisch-hist. Stud. Gesammelte Abh. Hg. v. Heinrich Matthias Heinrichs/ Rudolf Schützeichel. Bonn , S. –). –
. Hälfte . Jh. Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Ursula Peters: Cour d’amour – Minnehof. Ein Beitr. zum Verhältnis der frz. und dt. Minnedichtung zu den Unterhaltungsformen ihres Publikums. In: ZfdA () S. –, bes. S. –. – Ingrid Kasten: Stud. zur Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Hamburg , S. –. – Ludger Lieb/Peter Strohschneider: Die Grenzen der Minnekommunikation. Interpretationsskizzen über Zugangsregulierungen und Verschwiegenheitsgebote im Diskurs spätma. Minnereden. In: Das Öffentliche und Private in der Vormoderne. Hg. v. Gert Melville/Peter von Moos (Norm und Struktur ). Köln/Weimar/Wien , S. –, bes. S. –. VL Die Schule der Ehre. – Panegyrische Minnerede, um –. Der mittelrheinische Text ( Verse) dürfte zwischen und entstanden sein, da die Lebensdaten der genannten Adligen mit dem Zeitraum koinzidieren. Regional anzusiedeln sind sie primär im mittelrheinischen Gebiet (zwischen Speyer und Ahr): Graf Wilhelm III. von Holland (V. ), (Graf Johann I. [?]) von Saarbrücken (V. ), Graf Wilhelm (I.) von Montfort (V. f.), Graf (Johann I.) von (Ziegenhain und) Nidda (V. ), Graf Johann (II.) von Sponheim (Kreuznach) (V. f.), Heinrich (V.) von Fleckenstein (V. ), Konrad von Lösenich (V. ), Gerhard (IV.) von Landskron (V. f.), Konrad von Esch (V. ), Gerhard von Aldenhoven (V. , ), Gerhard von Biegen (V. ), Otto von Breisig (). Sie alle werden als vorbildliche Ritter bezeichnet, die auf die Schule der Ehre einer schönen alten Frau gingen. Diese Schule, die sie Jahre geführt habe, sei allen gleichartigen Schulen überlegen. Sie erwähnt acht Städte, u. a. «Parys» und «Erffoirt» (V. –). Darauf bittet der Erzähler, dass sie die Schule fortsetze, und nennt ihr sieben mögliche Schüler; sie ergänzt die Liste um fünf weitere Namen. Die Tugenden der Kandidaten werden gepriesen. Der Erzähler soll ein Tugendalphabet als Lehrplan für die zwölf Kandidaten
. Hälfte . Jh. niederschreiben. Minneredentypisch geht ein Spaziergang der Begegnung voran, die nach einem Gespräch lehrreich abschließt. An die Preisrede erinnern die lobenden Momente, die mit namentlicher Nennung wirklicher Personen einhergeht. Das Alphabet suggeriert, dass Ritterlichkeit und Minne systematisch erlernbar seien – eine Idee, die sich auch im Weiberzauber oder in Der → Minne Freigedank ndet. Ü: Berlin, SBB, Mgf , a–vb (Pap., erstes Viertel . Jh., mittelrheinisch-ndl.). A: Wilhelm Brauns/Gerhard Thiele (Hg.): Mhd. Minnereden II. Die Heidelberger Hss. und . Die Berliner Hs. Ms. germ. fol. (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. ; zit.). L: De Boor/Newald () S. , . – Theodor Nolte, VL () Sp. –. – Jacob Klingner, Killy () S. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ernst Martin: Mittelrheinische und ndl. Gedichte in einer Berliner Hs. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Adolf Bach/Dieter Berger: Vom Publikum rheinischer Gelegenheitsdichtungen des ritterlichen Lebenskreises. In: RheinVjbl. () S. –. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –, –. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –. – T. Nolte: Lauda post mortem. Die dt. und ndl. Ehrenreden des MA. Frankfurt/M. , S. –. – Cora Dietl: Minnerede, Roman und ‹historia›. Der ‹Wilhelm von Österreich› Johanns von Würzburg (Hermaea NF ). Tübingen , S. f., . – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. f., , . – J. Klingner: Minnereden im Druck. Stud. zur Gattungsgesch. im Zeitalter des Medienwechsels (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. . FA Liebe und Schönheit. – Minnerede (belauschtes Streitgespräch), vor /. Im Zentrum des paargereimten Textes steht ein kurzer Dialog zwischen den Personi kationen Schönheit und Liebe, in dem es darum geht, welcher von beiden der Vorzug gebührt: W¨ahrend sich die Schönheit hochmütig als Voraussetzung
Liebe und Schönheit der Liebe erklärt, beharrt die Liebe darauf, dass Schönheit ober ächlich und vergänglich sei, während die Liebe zu Tugendhaftigkeit anhalte. Am Ende unterwirft sich die Schönheit den Argumenten der Liebe und stellt sich in deren Dienst. In der einleitenden Rahmenhandlung (V. –) behauptet ein sprechendes Ich, dieses Gespräch belauscht zu haben; ihm ist wohl auch die Mahnung am Ende zuzuschreiben, sich dem Guten zuzuwenden (ab V. ). Der Wortstreit zwischen Liebe und Schönheit ndet sich schon in der Minnelyrik → Walthers von der Vogelweide und → Reinmars von Brennenberg sowie in einer Personi kationsdichtung Peter → Suchenwirts (B) und in der Minnerede (Pseudo-Teichner) → Streit über Liebe und Schönheit (B) (vgl. Kasten, Glier). Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , r–r (/). – Straßburg, StB, Cod. A , v (S) und v–v (S; in zwei Teilen) (/; verbrannt). A: Christoph Heinrich Myller (Hg.): Samlung dt. Gedichte aus dem XII. XIII. und XIV. Jh. Bd. . Berlin , S. XXXIV–XXXV (S). – Eberhard Gottlieb Graff: Gedichte des ten und ten Jh. in Pergament-Hss. der öffentlichen Bibl. zu Straßburg. In: Diutiska I (; Nachdr. ) S. f. (S). – Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (K). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. – (K). – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. L: Klingner/Lieb () Nr. B. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verzeichnis der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. f. (Nr. ). – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Ingrid Kasten: Stud. zu Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Diss. Hamburg , S. –. – Eckhard Grunewald: Zur Hs. A der ehem. Straßburger Johanniterbibl. In: ZfdA () S. –. – Wolfgang Achnitz: Minnereden. In: Forschungsber. zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik. Tl. . Hg. v. Hans-Jochen Schiewer unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe C: Forschungsber. ). Bern u. a. ,
Engel und Waldbruder S. –, hier S. f., . – Stefan Matter: Reden von der Minne. Unters. zu Spielformen literarischer Bildung zwischen verbaler und visueller Vergegenwärtigung anhand von Minnereden und Minnebildern des deutschsprachigen SpätMA (Bibliotheca Germanica). Tübingen/Basel /. WA Neun Männer, neun Frauen. – Dichtung, die Merkmale der Minnerede aufweist, Mitte . Jh. Der in Strophen von jeweils zehn Zeilen gegliederte Text wird bei Brandis nicht berücksichtigt, da zwar einzelne Charakteristika einer Minnerede vorhanden seien, aber wichtige Merkmale fehlten. Erst loben neun Ritter, anschließend ihre neun Ehefrauen die Vorzüge der jeweiligen Partner. Ähnliche Texte kommen in ndl. Literatur vor (Fünf Herren wünschen sich, Fünf Frauen wünschen). Ü: Engelberg, Stiftsbibl., Cod. a/, r (. Jh.; Fragm.). – Leipzig, UB, Rep. II. a, rb–va (Perg., Ende . Jh., nd. mit ndl. Einsprengseln). – Straßburg, StB, Cod. A , rb–vb (Perg., Mitte . Jh., niederalemannisch/elsässisch; verbrannt). A: HMS () S. a–a (nach den Hss. Leipzig und Straßburg). – Eberhard Gottlieb Graff: Gedichte des ten und ten Jh. in Perg.-Hss. der öffentlichen Bibl. zu Straßburg. In: Diutiska I (; Nachdr. Hildesheim/New York ) S. –, hier S. – (nach der Hs. Straßburg). – Karl Bartsch: Bruchstücke mhd. Gedichte. In: Germania () S. f. (Engelberger Fragm.). – William Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. L: Heinrich Niewöhner: Minnereden und -allegorien. In: VL () Sp. , (Anm. ). – Melitta Rheinheimer, VL () Sp. f. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. . – M. Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. f. – Eckhard Grunewald: Zur Hs. A der ehem. Straßburger Johanniterbibl. In: ZfdA () S. –. FA
. Hälfte . Jh. Engel und Waldbruder. – Exempel, erste Hälfte . Jh. Haupt gur des Exempels ist ein im Wald lebender Eremit. Nach fünfzigjährigem Dasein als Einsiedler bittet er Gott um den Anblick Christi. Von dieser Bitte erzürnt, sendet Gott dem Einsiedler zur Strafe einen als Räuber verkleideten Engel. Dieser verbrennt die Behausung des Einsiedlers und reist anschließend mit ihm umher. Unterwegs ermordet der vermeintliche Räuber das Kind eines Gastgebers, stiehlt einem hilfsbereiten Wirt einen Becher und gibt diesen an einen schlechten Gastgeber weiter. Schließlich ertränkt er einen freundlichen Mann. Zuletzt offenbart sich der Engel dem Einsiedler und erklärt ihm die begangenen Verbrechen als gerechte Strafen: Die Eltern hatten wegen ihres Kindes die Messe vernachlässigt, der Becher war gestohlen, der Empfänger des Bechers bereits verdammt und der Ertränkte wollte Ehebruch begehen. Schließlich erwacht der Einsiedler in seiner Klause und erkennt die Ereignisse als Traumvision. Drei Jahre später stirbt er unter dem Anblick Gottes. Der Stoff vom E. u. W. ist als Exempel oder Legende in mehreren Religionen und Sprachen aufgegriffen worden. Die Erzählung ndet sich zuerst im Talmud, später auch in islamischen und christlichen Werken. Lat. Fassungen enthalten u. a. die → Vitaspatrum, die → Gesta Romanorum und die Sermones des Jacobus von Vitry. Insgesamt unterscheidet die Forschung sechs Redaktionen der Geschichte. Eine anonyme dt. Exempel-Fassung mit Reimpaarversen ist in Handschrift Wi überliefert. Die Entstehung des Texts wird auf die erste Hälfte des . Jh. datiert und im bair.-österr. Sprachraum verortet. Die Wi-Fassung steht im Redaktionsstrang nach Jacobus von Vitry, mit dem sie den zweifachen Mord gemeinsam hat. Sprachlich steht der Text → Heinrich dem Teichner nahe, gilt insgesamt aber als durchaus eigenständig. In Handschrift We ist das Exempel auch als Prosaau ösung in dt. Sprache überliefert. Weitere dt. Fassungen nden sich im → Väterbuch, den Gesta Romanorum und Der → Seelen Wurzgarten. Aufgegriffen wurde der Stoff außerdem von Heinrich → Kaufringer, Hans → Vintler, → Arigo, → Geiler von Kaysersberg, Johannes → Pauli und Hans Sachs. Die Geschichte blieb bis in den Barock in der dt. Literatur präsent.
. Hälfte . Jh. Ü: Wi: Wien, ÖNB, cod. , v–v (Pap., . Jh., bair.-österr.). – Prosaauflösung: We: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., cod. Quart , v–v (bald nach ). A: Anton E. Schönbach: Mittheilungen aus altdt. Hss. VII: Die Legende vom E. u. W. (Sb. der kaiserlichen Akad. der Wiss. Wien, phil.-hist. Kl. /). Wien . Nachdr. Hildesheim/New York . L: Erich Wimmer, VL () Sp. –; () Sp. f. – Haim Schwarzbaum: Engel und Eremit. In: EM () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f. – Ulla Williams/Red., Killy () S. . – Otto Rohde: Die Erzählung vom Einsiedler und dem Engel in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Beitr. zur Exempel-Litteratur. Leipzig . – Antti A. Aarne: The Types of the FolkTale. A Classi cation and Bibliography. Bearb. v. Stith Thompson. Helsinki , Nr. . – HeinzWilhelm Haase: Die Theodizeelegende vom Engel und dem Eremiten (Aa Th ). Diss. Göttingen . – Max Lüthi: Das Paradox in der Volksdichtung. In: Typologia Litterarum. FS Max Wehrli. Hg. v. Stefan Sonderegger u. a. Zürich , S. –. – Klaus Graf: Die Weimarer Hs. Q als Überl. historiographischer, prophetischer und erbaulicher Texte. In: ZfdA () S. –. – Alwine Slenczka: Mhd. Verserzählungen mit Gästen aus Himmel und Hölle. Münster/Westf. u. a. , S. f., f. u. ö. – Luisa Rubini Messerli: E. u. W. Eine Theodizee-Legende. In: Daphnis () S. –. MM Von der unnutzen zungen. – Geistliche Reimpaarrede, zweite Hälfte . Jh./erste Hälfte . Jh. Die anonym überlieferte didaktische Dichtung variiert den im MA international verbreiteten Erzählstoff vom ‹Teufel in der Kirche und dem Sündenregister auf der Kuhhaut›, der in der sprichwörtlichen Redensart ‹Das geht auf keine Kuhhaut› bis in die Gegenwart fortlebt (Antti Amatus Aarne/ Stith Thompson: The types of the folktale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows Communications ]. Helsinki , Nr. *). Präzise Angaben zur zeitlichen und geographischen Verortung der unikal tradierten Rede ( Verse) sind nicht möglich. Sie ist vor der Mitte des . Jh. im bairischen Sprachraum entstanden. Der einleitende Abschnitt (V. –) gibt allgemeinen Erörterungen zu den überwiegend negati
Von der unnutzen zungen ven Eigenschaften der menschlichen Zunge Raum. In einer Zuspitzung wird sie mit einem Schwert verglichen (vgl. Prv ,). Diese Passage steht in der Tradition der ma. «Schweige-Texte». Der Mittelteil (V. –) ist eine Bearbeitung des TeufelTierhaut-Motivs in Form eines Predigtexempels, mit dem der Verfasser vor Geschwätz und Unaufmerksamkeit während der Predigt warnt. Als Haupt gur tritt der hl. Martin auf, der beobachtet, wie während des Gottesdienstes der Teufel unbemerkt von den Kirchgängern deren Gerede auf einem Stück Pergament protokolliert. Dieses erweist sich ob der Geschwätzigkeit in der Kirche als viel zu klein und über die vergeblichen Bemühungen des Teufels, den Beschreibstoff zu dehnen, muss Martin laut lachen. Daraufhin offenbart er der Gemeinde seine Beobachtung. Der Schlussteil (V. –) richtet sich dezidiert an Frauen und ermahnt diese zu intensiver Andacht beim Gottesdienst und Aufrichtigkeit im Gebet. Der älteste schriftliche Beleg für das Exempelmotiv ndet sich in den Sermones vulgares des Jacques de Vitry aus der ersten Hälfte des . Jh. Allerdings fehlt bei V. d. u. Z. die eigentliche Pointe des Exempels, die darin besteht, dass dem Teufel selbst die Haut der Kuh, also des größten Haustieres, für seine Niederschrift nicht ausreicht (Pergament wurde in aller Regel aus Schafs- oder Kalbshäuten hergestellt). Hier ist nur von «haut» die Rede. Das Kuhhaut-Motiv begegnet europaweit bemerkenswert oft auch in der bildenden Kunst (darunter Wandmalerei, Einblattholzschnitt, Skulptur). Wegen der zeitlich-räumlichen Nähe hervorzuheben ist ein Wandfresko aus dem . Jh. in der Basilika St. Georg auf der Reichenau (Oberzell). Es bendet sich auf der Frauenseite des nördlichen Mittelschiffs neben den Altarstufen und zeigt, wie vier Teufel eine Kuhhaut dehnen, während ein fünfter diese beschreibt. Im Hintergrund ndet sich ein plapperndes Frauenpaar. Die Textnotation (direkt auf der Kuhhaut) besagt, dass das «plapla» der «tumben wiben» sämtlich «fur den rihter» gebracht werden wird. Ü: Straßburg, National- und UB, Ms. (früher L germ. .°) v–v (Perg., erste Hälfte . Jh., bair.; Fragm. [ Doppelbll.] einer geistlichen Sammelhs.). Möglicherweise Textverlust am Schluss.
Der Streit König Friedrichs A: Karl August Barack: Bruchstücke mhd. Gedichte in der Univ.- und Landesbibl. zu Straßburg. In: Germania () S. –, hier S. –. – Röhrich (s. Lit.) S. f. (Teilausg. nach Barrack). L: Jürgen Schulz-Grobert, VL () Sp. –. – Johannes Bolte: Der Teufel in der Kirche. In: Zs. für vergleichende Litteraturgesch. NF () S. –. – Alfred Götze: Das geht auf keine Kuhhaut. In: Zs. für Mundartforschung () S. –. – Robert Wildhaber: Das Sündenreg. auf der Kuhhaut (Folklore Fellows Communications ). Helsinki , S. f. – Lutz Röhrich: Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . Bern , S. –. – Elfriede Moser-Rath: Predigtmärlein der Barockzeit. Exempel, Sage, Schwank und Fabel in geistlichen Quellen des obd. Raumes (Fabula Suppl.-Ser. A/). Berlin , Reg. – Oskar Moser: Der Teufel mit dem Sündenreg. am Kircheneingang. Zu den romanischen Sockelskulpturen des Millstätter Westportales. In: Carinthia I () S. –. – Uwe Ruberg: Beredtes Schweigen in lehrhafter und erzählender dt. Lit. des MA mit kommentierter Erstedition spätma. Lehrtexte über das Schweigen (MMS ). München , S. – (Vergleichstexte zum . Abschnitt). – L. Röhrich: Lex. der sprichwörtlichen Redensarten. Bd. . Freiburg i. Br. , S. –. – O. Moser: Das Sündereg. auf der Kuhhaut. In: Stud. zur Gesch. von Millstatt und Kärnten (Geschichtsver. Kärnten. Arch. für vaterländische Gesch. und Topographie ). Klagenfurt , S. –. – Thesaurus proverbiorum medii aevi. Lex. der Sprichwörter des romanisch-germ. MA () S. (Nr. . ). – Sabine Griese: Vervielfältigung und Verfestigung. Einblattdruckgraphik des . und frühen . Jh. In: Lit. und Wandmalerei . Konventionalität und Konversation. Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. Tübingen , S. –, hier S. –. – Bettina Lindorfer: Bestraftes Sprechen. Zur hist. Pragmatik des MA. Paderborn/München , S. –. VZ Der Streit König Friedrichs (Der Streit zu Mühldorf). – Historische Erzählung, erste Hälfte . Jh. In zwei Fassungen (L und K) ist der Text, dessen Verfasser unbekannt ist, relativ häu g überlie
. Hälfte . Jh. fert. Beide Versionen gehen wohl auf eine gemeinsame Vorlage zurück. Inhalt der Dichtung ist der Kon ikt zwischen Ludwig IV. dem Bayern und Friedrich dem Schönen um die Herrschaft . Erzählt werden die Geschehnisse aus habsburgischer Perspektive. Als dichterischer Höhepunkt gilt die Schlacht bei Mühldorf von , die Ludwig für sich entscheiden konnte. Die kompaktere, üblicherweise auf – datierte Fassung K endet mit der Freilassung Friedrichs . L dramatisiert die Ereignisse deutlicher und ausschweifender; hier nden auch Friedrichs Rückkehr und seine Beteiligung an Ludwigs Romzugsplänen Platz. Ü: Fassung K: Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Perg.). – Ebd., Cod. , rb–ra. – München, BSB, Cgm , ra–ra (Perg./Pap., erste Hälfte . Jh., bair.österr.). – Wien, ÖNB, Cod. , Bl. –. – Ebd., Cod. , r–r. – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. , Bl. (Abschrift von ÖNB, Cod. [mit Fehlern]). – Wien, ÖNB, Cod. , v–v (Auszug aus ÖNB, Cod. ). – ÖNB, Cod. , r–v, r–v (./. Jh.; wohl Abschrift von ÖNB, Cod. ). – Fassung L: Zwettl, Stiftsbibl., Cod. , a–a (Perg./Pap., um ). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (letztes Viertel . Jh.). – Salzburg, UB, Cod. M I , r–r (Pap., , bair.-österr.). – Wien, ÖNB, Cod. , ch. XVIII f. (Abschrift von ÖNB, Cod. ). – Ebd., Cod. , ch. fol. s. XVII. f. (Abschrift von ÖNB, Cod. ). – Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. (stammt wohl von Zwettl, Stiftsbibl. Cod. ab). – Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , v–r. A: Fassung K: Hieronymus Pez (Hg.): Scriptores rerum Austriacarum . Leipzig , Sp. f. – Adrian Rauch: Rerum Austriacarum scriptores . Vindobonae , S. –. – Johann Friedrich Böhmer (Hg.): Fontes rerum Germanicarum. Geschichtsquellen Deutschlands. Bd. . Stuttgart (Nachdr. Aalen ) S. –. – Fassung L: Hartmann Joseph Zeibig: Beitr. zur österr. Gesch. aus dem Klosterneuburger Arch. In: Arch. für Kunde Österr. Geschichtsquellen () S. –. – Dobenecker (s. Lit.) S. –. – Fassung K und L: Erben (s. Lit.) S. –. L: Winfried Stelzer, VL () Sp. –. – Otto Dobenecker: Die Schlacht bei
. Hälfte . Jh. Mühldorf und über das Fragm. einer österr. Chron. In: MIÖG Ergänzungsbd. () S. –, hier S. –. – Wilhelm Erben: Die Ber. der erzählenden Quellen über die Schlacht bei Mühldorf. In: Arch. für österr. Gesch. / () S. –, hier S. –. – Bruno Wilhelm: Die Verhandlungen Ludwigs des Bayern mit Friedrich von Österreich in den Jahren – und die dt. Erzählung über den ‹Streit zu Mühldorf›. In: MIÖG () S. –. – Alphons Lhotsky: Österr. Historiographie. München , S. . – Ders.: Gesch. Österreichs seit der Mitte des . Jh. (–). Wien , S. , , . – W. Stelzer: Stud. zur österr. Historiographie im . Jh. I: Die Chron. des ‹Anonymus Leobiensis› und die Leobener MartinsChron. In: ebd. () S. –. FA Ludwig der Bayer. – Preisgedicht auf den gleichnamigen Kaiser, um –. Der Text ist nur in Resten einer Handschrift aus dem . Jh. überliefert. Der Codex wurde im . Jh. zerschnitten und ist heute nur noch in Doppelblättern erhalten. Diese sind teils verstümmelt, lückenhaft oder unleserlich, weshalb auch die Reihenfolge der Fragmente unsicher ist. Insgesamt sind rund Verse zu rekonstruieren. Der Verfasser ist unbekannt, doch könnte es sich aufgrund sprachlicher Merkmale um einen Schwaben oder Alemannen gehandelt haben. Der Sprecher des Gedichts bezeichnet sich mehrmals als «schriber», war also vielleicht Schreiber oder Kanzleibeamter. Vereinzelt wurde Kaiser L.s Protonotar Ulrich von Ausgburg als Verfasser vorgeschlagen. Diese These hat sich aber nicht allgemein durchsetzen können. Die Entstehung von L. d. B. wird gewöhnlich auf die Zeit zwischen und datiert. Das Gedicht begann wahrscheinlich mit einem Besuch des Dichters bei Frau Venus auf Burg Solialt. Zur gleichen Zeit veranstaltet Frau Ehre ein mehrtägiges P ngstfest mit hö schen Vergnügungen wie Turnieren und Festessen. Anwesend sind auch die Gefährtinnen der Ehre, darunter Scham, Treue, Bescheidenheit und Mildtätigkeit. Venus bringt den Dichter zu dem Fest, wo er L. als idealen Fürsten preist. Die versammelten Personi kationen stimmen in sein Lob ein. Frau Ehre preist auch L.s Gemahlin Margarethe. Die Personi kationen schmieden für L. ein wertvolles Schwert, das sie dem Dichter übergeben. Die Waffe soll das Reich vor den Heiden schützen sowie geistliche
Ludwig der Bayer und weltliche Herrschaft versöhnen. Zugleich geben die Personi kationen dem Dichter Mahnungen an L. mit auf den Weg: Der Kaiser soll schlechte Berater meiden, gerecht richten und bei der Erhebung von Abgaben Maß halten. Das stilistisch und formal gekonnte Gedicht verrät eine mögliche Schulung des Dichters an der höschen Dichtung, der auch sein Herrscherideal geschuldet ist. Obwohl es sich bei dem Text primär um ein Preisgedicht mit Elementen der Fürstenlehre handelt, erinnert die Gesamtanlage des Werks stark an Minnereden. Ähnliches ndet sich bei Ulrich → Höpp und in der → Schlacht bei Göllheim. Ü: München, BSB, cgm g, Bll. (Perg., zweites Viertel . Jh., alemannisch). A: Franz Pfeiffer: Forschung und Kritik auf dem Gebiete des dt. Alterthums. In: Sb. der phil.-hist. Classe der kais. Akad. der Wiss. . Wien , S. –, hier S. –. Auch als Sonderdr. unter gleichem Titel, Bd. , Wien , S. – (Teilausg.). – Sebastian Englert: Zwei neue Bruchstücke des Gedichtes auf Kaiser Ludwig den Baier. In: ZfdA () S. – (Teilausg.). – Herbert Thoma: Ein neues Bruchstück des Gedichtes auf Kaiser Ludwig den Baiern. In: ZfdA () S. – (Teilausg.). – Online-Faks. der Hs.: http://daten.digitale-sammlungen.de. L: Ehrismann // () S. . – Ingeborg Glier, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f. – Alfred Schröder: Bruchstücke von lat. und dt. Hss. im Besitz der K. Kreis- und Studienbibl. Dillingen. In: Arch. für die Gesch. des Hochstifts Augsburg (–) S. –, hier S. . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. , f., f. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Stuttgart , S. , . – Theodor Nolte: Lauda post mortem. Die dt. und ndl. Ehrenreden des MA. Frankfurt/M. u. a. , S. f. – Heinz Thomas: L. d. B. (–). Kaiser und Ketzer. Regensburg , S. . – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . – Marcel Moning: Der Traum gelebter Ritterlichkeit. Zeitbezüge eines vergessenen Preisliedes auf L. d. B. In: Ma. Fürstenhöfe und ihre Erinnerungskulturen. Hg. v. Carola Fey u. a. Göttingen , S. –. MM
Kloster der Minne Totenklage um die Herzogin Beatrix von Tirol (Rede auf Beatrix; Klage um eine edle Herzogin). – Personi kationsdichtung mit belauschter hyperbolischer Totenklage, nach , früheste Überlieferung um . Der Text ist in zwei obd. Sammelhandschriften des . Jh. jeweils im Kontext von Minnereden überliefert (ohne signi kante Varianz). Der Sprecher berichtet von einem Ausritt ins Gebirge, bei dem er auf zwei schöne Damen in Witwenkleidern trifft – es sind die Personi kationen ‹Frau Freude› und ‹Frau Ritterschaft›. Der Sprecher belauscht nun heimlich ihre Klagen über den Niedergang hö scher Freude und ritterlicher Tugenden. Dabei gibt ‹Frau Ritterschaft› eine ausführliche Schilderung der früher üblichen Ausrüstung bei Turnieren und deren Ablauf. Beide Damen führen die Krise auf den Tod ihrer Herrin zurück, der die Achtung für Turnier und hö sche Freude vernichtet habe (Schilderung der Verzwei ung und des Tumults beim Begräbnis). Als die Damen vor Schmerz in Ohnmacht fällt, tritt der Sprecher aus dem Versteck und kümmert sich um sie. Wieder bei Bewusstsein benennen sie dem Sprecher die hyperbolisch gepriesene Verstorbene als ‹Herzogin von Kärnten›. W¨ahrend sie in der Einöde bleiben wollen, soll der Sprecher als ihr Bote der Welt von ihrem beklagenswerten Zustand berichten. Widmungsträgerin ist nach Lassberg entweder Isabella (recte: Elisabeth) von Savoyen (um / –), Ehefrau Leopolds von Österreich, oder (wahrscheinlicher) Grä n Beatrice von Savoyen (um –), Ehefrau Herzog Heinrichs von Kärnten und Tirol. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), vb–va ( Verse). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ) (nach Ka). – Maria Schierling: Das Kloster der Minne. Edition und Untersuchung (GAG ). Göppingen , S. – (krit. nach Ka). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – I. Glier: Artes amandi. Untersuchung zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Schierling (s.
. Hälfte . Jh. Ausg.) S. f. – Theodor Nolte: Lauda post mortem. Die dt. und ndl. Ehrenreden des MA (Europäische Hochschulschr. ,). Frankfurt/M. , S. –. JK Kloster der Minne. – Allegorische Minnedichtung. Die allegorische Minnerede entstand etwa zwischen und von einem unbekannten Verfasser im Süden Deutschlands, wohin bairische und alemannische Merkmale in den Reimen hinweisen. Der Text ist in unterschiedlicher Länge überliefert, umfasst maximal paargereimte Verse in der → Liedersaal-Handschrift. Das Ich erzählt von einem Waldspaziergang im Mai, als ihm eine Dame auf einem Pferd begegnet. Die Reiterin ist die Sendbotin der «werdi Minne», deren Auftrag es ist nach Damen, Rittern und Knechten Ausschau zu halten und sie zur Minne einzuladen. Sie berichtet dem Ich von einem einzigartigen Kloster, das so riesig sei, das niemand es in einem Tag umrunden könne und unendlich viele Menschen in ihm leben könnten. Es verfüge, wie das himmlische Jerusalem, über zwölf Pforten, eine für jeden Monat. In ihm würden die Menschen über alle Standesgrenzen hinweg gemeinsam der Minne huldigen, für alle erdenklichen Vergnügungen sei gesorgt, Glücksspiele erlaubt, Tanz, Jagd und Turniere würden veranstaltet. Wer gegen die Regeln des Klosters verstieße, würde des Ortes verwiesen oder hart bestraft. Von der Neugier gepackt, verlangt der Ich-Erzähler das Kloster zu sehen und wird von der Botin auf den Weg zur Maienpforte gewiesen. Dort angekommen, versammeln sich gerade eine Gruppe Liebespaare im Freien zum Tanz, die teilweise Eheringe tragen, was den Erzähler betrübt. Als nächstes wird ein Ritterturnier im Speerkampf um ein Wappen eines Löwen mit goldener Kette ausgerufen, die Knechte sollen ein Leoparden-Wappen mit silberner Kette verdienen. Bevor das Turnier beginnt, trifft der Erzähler auf eine alte Bekannte, die ihn bei einem Rundgang durch das Kloster begleitet, ihm die architektonischen Details erläutert und die Beschaffenheit des Ordens erklärt: Abt und Prior sowie Äbtissin und Priorin stehen den Mitgliedern vor, harte Strafen erwarten denjenigen, der gegen die Regel verstößt. Im Gefängnis wird dies offensichtlich: etwa ist ein «claffer» an ein Halseisen, der mit seinen Eroberungen geprahlt hatte, an einen Fußblock gekettet. Im Verlauf des Turniers, bei dem sowohl die
. Hälfte . Jh. Mönche des Klosters als auch seine Gäste gegeneinander antreten, wobei dem Erzähler sich oft nicht erschließt, wer wer ist, wird der Prior zum besten Ritter und der Pförtner zum besten Knecht gekürt. Doch noch nach dem eigentlichen Ende des Turniers werden beide von den Gästen erneut angegriffen und der Pförtner schwer verletzt. Die Freundin des Erzählers setzt diesem auseinander, dass es falsch sei, Turniere nur um der Frauenminne zu bestreiten, statt dessen ginge es um die kämpferischen Fähigkeiten und die Reputation des Mannes. Der Ich-Erzähler wünscht nun Frau Minne kennenzulernen, die aber nach Aussage seiner Begleiterin unsichtbar sei und nur in ihren Wirkungen auf die Klosterbewohner erkennbar, welche die Minne ausagieren und repräsentieren. Die Bekannte trägt dem Ich am Ende ihre Liebe an; er könne sich binnen zwölf Tagen entscheiden, ob er für immer mit ihr im Kloster leben wolle. Noch unentschieden kann sich der Erzähler auch nicht zu einem Stelldichein in der Kemenate der Dame durchringen. Am Ende verlässt er das Kloster in den Wald, wo er seine Entscheidung trifft, nach der Frist zurückzukehren: «so wil ich sicherlich dar komen. lat mich got so lang leben, ich wil mich in daz closter geben» (V. –). Eine direkte Quelle für den Text ist nicht auszumachen, obwohl das Motiv der Klosterallegorie in der lat. Dichtung sehr wohl verbreitet gewesen ist (Hugo de Folieto, De claustro animae, ; → Andreas Capellanus, De amore libri tres, um ). Motivische Gemeinsamkeiten lassen sich zudem sowohl mit biblischen Quellen (Apk ) und volkssprachlichen Texten (Das → Himmlische Jerusalem) feststellen als auch mit dem Venusberg-Stoff, der die Überschrift der Dresdener Handschrift veranlasste: De monte feneris agitur hic (vgl. Achnitz). Der Text selbst könnte etwa Das → weltliche Klösterlein oder auch Meister → Altswerts Minneallegorie Der Tugenden Schatz beein usst haben. Auf Grundlage der Gemeinsameiten in der Turnierdarstellung vermuten Richter (S. f.) und Schaus (S. –) einen gemeinsamen Autor mit → Totenklage um die Herzogin Beatrix von Tirol, welche Glier (Artes amandi, S. –) eher als Vorlage für das K. d. M. beurteilt. Umgekehrt könnte der Text von Das weltliche Klösterlein rezipiert worden sein (vgl. Matthaei, S. –, f.). Schaus hatte Parallelen der Darstellung des Minneklosters und dem Kloster Ettal ins Gespräch gebracht. Dieses war von Ludwig dem Bayer gegründet und
Kloster der Minne mit signi kanten «constitudines» versehen worden. Diese erlaubten es etwa, dass dreizehn Ritter mit ihren Ehefrauen im Kloster leben sollten, Spiele, wenn auch nicht um Geld, waren erlaubt, wie die Jagd und der sexuelle Umgang unter den Eheleuten. Möglicherweise könnte diese Klosterregel eine Inspiration für die Regel des Minneklosters gewesen sein; Schierling wies jedoch auf die Problematik eines solchen Vergleichs hin, plädierte aber doch für eine Verwandtschaft vor dem Hintergrund eines allgemeineren Zeithorizonts. Die späte Datierung in die zweite Hälfte des . Jh. durch Richter wurde durch einen unterstellten Zusammenhang der im Text erwähnten Turnierpreise und dem gegründeten Löwenbund forciert. Die Mitglieder sollten Löwen und Panther in Gold und Silber getragen haben. Da aber diese Wappentiere allzu häug als solche vorkamen und auch ansonsten weitere Parallelen zwischen den zwei Organisationen fehlen, wird der Zusammenhang zum Löwenbund allgemein als wenig plausibel angesehen. Ü: Dresden, LB, Mscr. M , rb–va (Pap., , Augsburg, ostschwäbisch, enthält Verse). – Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Pap., , nordalemannisch-südfränkisch, enthält Verse). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.), vb–vb (Pap., um , alemannisch; enthält Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. –. – Maria Schierling: Das K. d. M. Edition und Unters. (GAG ). Göppingen , S. – (zit.). L: Ehrismann // () S. –. – Ingeborg Glier, VL () Sp. –. – Anke Roeder, Killy () S. f. – Dies., KNLL () S. f. – I. Glier/Ludger Lieb, Killy () S. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Emil Schaus: Das K. d. M. In: ZfdA () S. –. – Georg Richter: Beitr. zur Interpretation und Textrekonstruktion des mhd. Gedichtes ‹K. d. M.›. Berlin . – Kurt Matthaei: Das ‹Weltliche Klösterlein› und die dt. Minne-Allegorie. Marburg . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke. München , Nr. . – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Stuttgart
Pyramus und Thisbe , S. –. – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Gerhard Bauer: Claustrum animae. Unters. zur Gesch. der Metapher vom Herzen als Kloster. München , S. f., f. – Sabine Heimann: Das K. d. M. In: Dichtung des europäischen MA. Hg. v. Rolf Bräuer. München , S. f. – Katrin Lerchner: Lectulus oridus. Zur Bedeutung des Bettes in Lit. und Handschriftenillustration des MA (pictura et poiesis ). Köln/Weimar/Wien , S. –. – L. Lieb: Eine Poetik der Wiederholung. Regeln und Funktionen der Minnerede. In: Text und Kultur. Ma. Lit. –. DFGSymposion . Hg. v. Ursula Peters (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –, hier S. f. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. ff. – Astrid Wenninger: War Don Quijotes Urahn ein Bayer? Über einen literaturarchäologischen Fund im K. d. M. In: JOWG () S. –. – Susanne Brügel: Minnereden als Re exionsmedium. Zur narrativen Struktur der ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. L. Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/New York , S. –, hier S. f. – Jacob Klingner/L. Lieb: Flucht aus der Burg. Überlegungen zur Spannung zwischen institutionellem Raum und kommunikativer Offenheit in den Minnereden. In: Die Burg im Minnesang und als Allegorie im dt. MA. Hg. v. Ricarda Bauschke. Frankfurt/M. , S. ff. – Wolfgang Achnitz: ‹De monte feneris agitur hic›. Liebe als symbolischer Code und als Affekt im K. d. M. In: ebd., S. –. – J. Klingner: Minnereden im Druck. Stud. zur Gattungsgesch. im Zeitalter des Medienwechsels (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –, . – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur Minnelehre Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. , S. f., –, , f., –, f., f., –, , f. CS Pyramus und Thisbe. – Märe, erste Hälfte . Jh. oder später. Von der auf → Ovids Metamorphosen (IV, –) zurückgehenden Geschichte des Liebes
. Hälfte . Jh. paares Pyramus und Thisbe gab es im MA zahlreiche Bearbeitungen (vgl. Uebach und Grubmüller , S. f.), darunter die weit verbreitete Dichtung des sog. Dietrich (Tidericus), die im Registrum multorum auctorum (V. – c) des → Hugo von Trimberg erwähnt ist. Von den volkssprachigen Bearbeitungen sei vor allem der altfranzösische Lai Piramus et Tisbé (um ) angeführt. Prosaversionen schufen u. a. Giovanni Boccaccio und Geoffrey Chaucer. Von dem im MA viel gelesenen Ovid und nicht von dem erwähnten altfranzösischen Text oder mlat. Fassungen geht vermutlich das dt. Märe eines unbekannten, wohl aus dem alemannischen Sprachraum stammenden Autors aus. Die Kinder zweier babylonischer Könige, deren Paläste nebeneinander stehen, verlieben sich, noch bevor sie sechs Jahre alt sind. Als ihre Liebe zueinander nach zehn Jahren entdeckt wird und die verfeindeten Eltern eine Verbindung zu verhindern suchen («huote»-Motiv), können sie nur mehr – große Liebesqualen leidend – durch eine Mauerritze miteinander reden. Die am selben Tag geborenen Liebenden «wurden in einer nacht verlorn» (V. ): Heimlich mit Thisbe an einem Baum vor der Stadt Babylon verabredet, ndet Pyramus ihre blutverschmierten Kleider und glaubt sie von einem Löwen zerrissen. Er ruft das Tier, tötet es und stürzt sich dann in sein Schwert. Die zurückkehrende Thisbe ndet den sterbenden Geliebten und folgt ihm in den Tod. Daraufhin geschieht das von Thisbe erbetene göttliche Gnadenzeichen: Der Baum («der hiez môruz», V. ) trägt seitdem – anders als bei Ovid – nicht mehr schwarze, sondern rote Früchte. Aus dem Grab der gemeinsam Bestatteten wächst eine Weinrebe heraus, neigt sich zur anderen Seite und schlägt dort neue Wurzeln. Nach Öffnung des Grabes können alle sehen, «daz die selbe rebe hie / von einem in daz ander gie». Der weder bei Ovid noch bei anderen vorkommende Rebstock geht auf dt. Fassungen des TristanRomans → Gottfrieds von Straßburg zurück. Die Macht der Liebe («der minne meisterschaft», V. ) ist auch Thema anderer in der Tristan-Tradition stehenden Mären wie das Herzmære → Konrads von Würzburg, → Frauentreue, → Hero und Leander oder Der → Schüler von Paris. Motive der Geschichte von Pyramus und Thisbe, die sich in mehreren Meisterliedern des . und . Jh. (u. a. von Hans Sachs und Georg Wickram)
. Hälfte . Jh. nden, wurden von Shakespeare in The Most Excellent and Lamentable Tragedy of Romeo and Juliet (/ ) verarbeitet und in A Midsummer Night’s Dream () ins Komische übertragen. Zentrales Thema ist sie auch in Andreas Gryphius’ Barockkomödie Absurda Comica oder Herr Peter Squenz (). Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., mit Ausnahme von Bl. geschrieben von Johannes Götschl in Innsbruck [Bl. vb], [Bl. vb], bair.-österr.) (w). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (früher Cod. ..), va–ra (Pap., [vgl. Bl. vb], bair.-österr.) (i, von w abhängig). A: Moriz Haupt: P. u. T. In: ZfdA () S. – (nach w). – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. – (nach w). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. – (nach w). – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. – Hüls (s. Lit.) S. f. (Auszug). L: Karl-Heinz Schirmer/Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. –. – Ursula Nilgen, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. . – Anette Syndikus, Killy () S. f. – Karl Bartsch: Albrecht von Halberstadt und Ovid im MA. Quedlinburg/Leipzig . – Georg Hart: Ursprung und Verbreitung der P.- u. T.-Sage. Tle. Passau –, bes. Tl. , S. –. – Alfred Schaer: Die dramatische Bearb. der P.-T.-Sage in Deutschland im . und . Jh. Schkenditz . – Paul Lehmann: Pseudoantike Lit. des MA. Leipzig/Berlin . Nachdr. Darmstadt . – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im Spät MA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. –. – K.-H. Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. – und Reg. – Franz Schmitt von Mühlenfels: P. u. T. Rezeptionstypen eines Ovidischen Stoffes in Lit., Kunst und Musik (Stud. zum Fortwirken der Antike ). Heidelberg , S. f. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Vorausset
Pyramus und Thisbe zungen. Diss. FU Berlin , S. –. – Joachim Heinzle: Märenbegriff und Novellentheorie. Überlegungen zur Gattungsbestimmung der mhd. Kleinepik. In: ZfdA () S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. K.-H. Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Kurt Ruh: Epische Lit. des dt. SpätMA. In: Europäisches MA. Hg. v. Willi Erzgräber. Frankfurt/M. . – Fritz Peter Knapp: Der Selbstmord in der abendländischen Epik des HochMA. Heidelberg , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., . – Brian Murdoch: ‹P. u. T.›: Spätma. Metamorphosen einer antiken Fabel. In: Zur dt. Lit. und Sprache des . Jh. Dubliner Colloquium . Hg. v. Walter Haug u. a. (Reihe Siegen. Beitr. zur Lit.- und Sprachwiss. /Publ. of the Institute of Germanic Studies, University of London ). Heidelberg , S. –. – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. – passim, – u. ö. – Ricarda Liver: Ma. Gestaltung von antiken Erzählstoffen am Beispiel von P. u. T. im lat. und romanischen MA. In: Kontinuität und Transformation der Antike im MA. Veröff. der Kongreßakten zum Freiburger Symposion des Mediävistenverbandes. Hg. v. Willi Erzgräber. Sigmaringen , S. –. – Lutz Röhrich: Antike Motive in spätma. Erzählungen und Volksballaden. In: ebd., S. –, bes. S. . – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Mären (Philologica Germanica ). Wien , S. , , . – Kurt Smolak: Consule Nasonem! P. u. T. in mlat. Dichtungen. In: Wiener Stud. () S. –. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Rudolf Hüls: P. u. T. Inszenierungen einer ‹verschleierten› Gefahr (Kalliope ). Heidelberg (Daten zu P. u. T. in MA und Neuzeit [bis ], S. –). – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , bes. S. –. – Andrea Schallenberg: Gabe, Geld und ‹Gender›. Ein Beitr. der Geschlechterdifferenz in der mhd. Verserzählung. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –, hier S. f. – James A. Schultz:
Vom Schlaraffenland Love without desire in ‹Mären› of the thirteenth and fourteenth centuries. In: ebd., S. –, hier S. –. BJ Vom Schlaraffenland (Vom Schlauraffenlande). – Lügenrede, überliefert aus der ersten Hälfte des . Jh. Unter der Überschrift «Sô ist diz von lügenen» überlieferte die verbrannte Straßburger Hs. Johann. A (ca. –) auf Bl. eine Lügenrede ( Verse), der Heinrich Hoffmann von Fallersleben den Titel Vom Schlauraffenlande verlieh. Die wunderlichen Dinge, die ein Ich «eins mâles in der affen zît» (V. ) sah, korrespondieren nur bedingt mit Elementen der Schlaraffenland-Utopie (auf einer Linde wachsende Fladen; ins Wasser ießender Honig). Sie gehen zudem in keiner übergeordneten Narration auf. Die Reihung meist sehr heterogener Adynata scheint die Vorstellung von einer auf den Nutzen des Menschen hingeordneten Anders-Welt geradezu zu konterkarieren. Auch scheinbar zusammenhängende Adynata (vier Korn dreschende Rösser; zwei Geißlein, die einen Ofen heizen; eine rote Kuh, die das Brot in den Ofen tut) laufen narrativ ins Leere. Die bisher vor allem unter Fäkalkomik gebuchten Schlussworte eines Huhns («êst ûz geseit, / ein ungefuoc scheiz ûf die bruoch, / êst ûz geseit.») könnten allenfalls noch als ironischer Kommentar zur S.-Utopie selbst oder zum S.-Erzählstoff aufgefasst werden: Das. S. hat sich auserzählt! (und nicht nur: Die Geschichte ist zu Ende!). Adynata-Reihung und explizites Thematisieren des Lügens (V. ), markierte Fiktionalität allgemein, weisen V. S. als Lügendichtung aus. Die erzählte Reise in ein fernes Land oder eine ferne Zeit knüpft als Erzähleingang an die wunderbaren Reise- und Pilgerberichte sowie die S.-Utopie an. Die Übergänge sind ießend. Ü: Straßburg, StB, A , rb–va (Perg., –, elsässisch oder niederalemannisch; verbrannt). A: Christian Heinrich Myller (Hg.): Samlung dt. Gedichte aus dem ., . und . Jh. Bd. . Berlin , Anhang S. XIV. – Vom Schlauraffenlande. In: Altdt. Blätter. Hg. v. Moriz Haupt/Heinrich Hoffmann. Bd. I. Leipzig , S. – (Nachdr. Hildesheim/New York ). – Myllers Ausgabe war die Vorlage Wilhelm
. Hälfte . Jh. Grimms für Nr. der Kinder- und Hausmärchen (Bolte/Polivka, Bd. , S. ). V. S. ist eng verwoben mit einer relativ breiten, dabei durchaus heterogenen Textgruppe, mit der es einige der oben genannten Merkmale teilt. Exemplarisch seien hier die wichtigsten Texte genannt: . Das sog. → Wachtelmäre (um ) sowie dessen Adaptationen Vom packofen und Von den russin leüten mit typischen S.-Motiven, darin vermutlich auch wortspielerische Aufnahmen der romanischen S.-Bezeichnung (ital. Cuccagna usw., vgl. Wachtelmäre: Hs. K: «kvrell myrre», Hs. k: «guckel gemur», Hss. w/i: «gurrelmurre»; Vom packofen: «kuckormürre»). . Sebastian → Brants Narrenschiff (), darin allein namentliche Nennung des S. . Ein hubscher spruch vom schlauraffen lanndt, um . Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–r ( Verse). A: Friedrich Zarncke: Sebastian Brants Narrenschiff. Leipzig , S. CXXII f. – Konrad Zwierzina: Drei Lieder aus Wiener Hss. In: ZfdA () S. –. . Priamel Jch bin geweßen in dem land …, . Jh. Überlieferung: München, BSB, Cgm , r ( Verse). – Wien, ÖNB, Cod. , va ( Verse). A: Hansjürgen Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung (MTU ). München , S. (M). – Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der Österr. Nationalbibl. Berlin , S. (W). . Jn disem land kann jch nymmer bleyben … (Druck a: Nürnberg, Kunigunde Hergotin, , Druck b: Augsburg, Hans Zimmerman, um ); vgl. RSM () S. f. A: Otto Clemen: Das Lied von dem Schlaraffenland im roten Zwingerton (Zwickauer Facsimiledrucke ). Zwickau . (a) – Ain abenteürisch Lied, von dem Schlauraffen landt, seltzsam schwenck, lustig zu hören. Inn dem Roten zwinger thon. – Ain anders lied, In rew vnd klag (Für die Freunde des Wertheim-Antiquariats als Faksimiledruck gedruckt ). Berlin . (b). – u.v.m. . Fünf Texte von Hans Sachs, S. in kritischmoralisierender Darstellung. a. Das Schlaweraffen-land () b. Sturm des vollen bergs () c. Das wappen der vollen brüder () d. Schwank. Der alten weiber roßmarck () e. Der leckus lieder; vgl. RSM () S. f.
. Hälfte . Jh. A: Hans Sachs. Werke. Hg. v. Adelbert. von Keller. Bde. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart). Laupp/Tübingen –: a. in: Bd. (BLVS ). Tübingen , S. –; b. in: ebd. S. –; d. in: ebd. S. –; c. in: Bd. (BLVS ). Tübingen , S. –. – d. in: Hans Sachs. Die Fabeln und Schwänke in den Meistergesängen. Bd. . Hg. v. Edmund Goetze/ Karl Drescher. Halle , S. f. . Nun höret zu und schweiget still …, um (a. um , Str.; b. , vermutlich Basel, Johann Schröter, mit intertextuellen Parallelen zu Sachs’ Schlaweraffen-land, Str.; ein dritter Druck mit Str. nach a., allerdings mit punktuellen Korrekturen, z. B. «red ich» zu «redlich» usw.). A: a: Heinrich Hoffmann: Vom Schlauraffenlande. In: Altdt. Bll. () S. –, hier –. – b: Wilhelm Wackernagel: Drei Lügenmärchen. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – c: nicht ediert (VD : :W). . Merkt auf! was ich jetzt will singen … ( Str.), Flugblatt, erstes Viertel . Jh. A: Ludwig Uhland: Alte hoch- und niederdt. Volkslieder mit Abh. und Anm. Bd. : Liedersammlung. Zweite Abtheilung. Stuttgart/Tübingen , S. – (Nr. ). L: Arne Holtorf: Lügenreden. In: VL () Sp. –, bes. Sp. f. (). – Peter Köhler: Lügendichtung. In: RLW () S. , Sp. –, Sp. . – Emil Weller (Hg.): Annalen der poetischen national-literatur der Deutschen im . und . Jh. Bd. . Freiburg i. Br. (Nachdr. Hildesheim ) S. (Nr. ). – Johannes Poeschel: Das Märchen vom Schlaraffenlande. In: PBB () S. –, bes. S. . – Carl Müller-Fraureuth: Die Dt. Lügendichtungen bis auf Münchhausen. Halle , S. . – Elfriede Marie Ackermann: Das Schlaraffenland in German literature and folksong. (Diss.). Chicago (mit Textabdruck S. f.), bes. S. , , , . – Sonja Kerth: Lügen haben Wachtelbeine. Überlegungen zur mhd. Unsinnsdichtung. In: Vom MA zur Frühen Neuzeit. FS Horst Brunner. Hg. v. Dorothea Klein zusammen mit Elisabeth Lienert und Johannes Rettelbach. Wiesbaden , S. –, bes. S. , . – Dies.: ich quam geriten in ein lant ûf einer blawen gense. Weltbetrachtung und Welterfahrung im Zerrspiegel ma. Unsinnsdichtung. In: Re exion und Inszenierung von Rationalität in der ma. Lit. Hg. v. Wolfgang Haubrichs (WolframStud. ). Berlin , S. –, bes. S. , .
Abor und das Meerweib Zum Schlaraffenland, Schwerpunkt MA: Grahem D. Caie/N. H. Ott, LexMA () Sp. – (allgemein und englische Lit.), bes. Bibliogr. Sp. . – Dietrich Richter, EM () Sp. –, bes. Bibliogr. Sp. ff. – Wolfgang Biesterfeld: The Land of Cokaygne. Eine englische Version des Märchens vom Schlaraffenland. In: Fabula () –, S. –. – Martin Müller: Das Schlaraffenland. Der Traum von Faulheit und Müßiggang. Wien . – Dieter Richter: Schlaraffenland. Gesch. einer populären Phantasie. Bremen (Neuausg. Frankfurt/M. ). – Werner Wunderlich: Das Schlaraffenland in der dt. Sprache und Lit. Bibliographischer Überblick und Forschungsstand. In: Fabula () –, S. –. – Hubert Heinen: Das Schlaraffenland und die verkehrte Welt als Gegenutopien. In: Sô wold ich in fröiden singen. Festgabe für Anthonius H. Touber zum . Geburtstag. Hg. v. Carla Dauven-van Knippenberg (ABäG /). Amsterdam , S. –. – Herman Plej: Deer Traum vom Schlaraffenland. Ma. Phantasien vom vollkommenen Leben. Frankfurt/M. . – Hilário Franco Júnior: Nel paese di cuccagna. La società medieval tra il sogno e la vita quotidiana (I volti della storia ). Rom . – JOWG (/ ), bes. Beitr. II., S. –. – Hans-Jörg Gilomen: Das Schlaraffenland und andere Utopien im MA. In: Basler Zs. für Gesch. und Altertumskunde () S. –. – Christine Weder: Wie gelangt man ins Schlaraffenland? Topologische und poetologische Konsequenzen besonders phantastischer Grenzen. In: ZfdPh, Sonderheft : Grenzen im Raum – Grenzen in der Lit., S. –. SJ Abor und das Meerweib. – Fragment einer Verserzählung, frühes . Jh. Von diesem hö schen Abenteuerroman ist nur ein Blatt mit Versen aus der ersten Hälfte des . Jh. überliefert; die restliche Geschichte ist verloren. Die Mundart des Schreibers lässt einen (nord-)bairischen Hintergrund erkennen; der Autor mag aus dem ostfränkischen oder thüringischen Raum kommen. Unter sprachlichen Gesichtspunkten kann man sich einen Gönner aus dem Kreis um Markgraf → Heinrich III. von Meißen (um –) oder einen seiner Nachfolger bzw. Söhne (Albrecht, Landgraf von Thüringen seit ; Dietrich, Markgraf von Landsberg seit ) vorstellen (vgl. Schiewer).
Rappoltsteiner Parzival A. u. d. M. erzählt von dem Ritter namens Abor, der – von einem Kampf schwer erschöpft – an einem Jungbrunnen im Wald schläft und dort von einer Meerfrau gefunden wird. Sie bringt ihn in eine Burg, wo sie ihn p egt, liebt und mit magischen Gegenständen beschenkt (Zauberwurzel, Hemd, Pfeil und Bogen). A. muss sie verlassen, als ihr Mann aus der Stadt Omlatin heimkehrt; kurz darauf bricht der Text ab. Neben zahlreichen Motiven aus (mündlich tradierten) Volkserzählungen könnte der anonyme Verfasser auch über Kenntnisse zur Heldendichtung und zum Minnesang verfügt haben. Es lassen sich intertextuelle Bezüge zur Sage → Wolfdietrich erkennen (vgl. Miklautsch); ein direkter Zusammenhang ist jedoch nicht nachweisbar. Ü: Kopenhagen, Kgl. Bibl., NKS Cod. ,° (Perg., erste Hälfte . Jh., nordbair. mit ostfränkischen Resten; Fragment). A: Jacob Grimm: A. u. d. M. In: ZfdA () S. –. – Heinrich Meyer-Benfey (Hg.): Mhd. Übungsstücke. Halle/Saale , S. –. – Dieter Hennig/Bernhard Lauer (Hg.): Jahre Brüder Grimm. Bd. : Die Brüder Grimm. Dokumente ihres Lebens und Wirkens. Kassel , S. f. (Nr. , Teilabdruck). – Schiewer (s. Lit.) S. f. L: Ludwig Denecke, VL () Sp. –. – Ders., EM () Sp. f. – Karl Bartsch: A. u. d. M. In: Germania () S. –. – Hermann Schneider: Die Gedichte und die Sage von Wolfdietrich. Unters. über ihre Entstehungsgesch. München , S. f., , . – Rudolf Zenker: Forschungen zur Artusepik. . Ivainstud. (Zs. für romanische Philologie. Beiheft ). Tübingen , S. –, . – Edward Schröder: A. u. d. M. (Nachrichten von der Ges. der Wiss. zu Göttingen. Philol.-Hist. Kl.). Berlin , S. –. – Hans-Jochen Schiewer: ‹Ein ris ich dar vmbe abe brach / Von sinem wunder bovme›. Beobachtungen zur Überl. des nachklassischen Artusromans im . und . Jh. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –, hier S. –, f., , f. – Lydia Miklautsch: Montierte Texte – Hybride Helden. Zur Poetik der WolfdietrichDichtungen (Quellen und Forschungen zur Lit.und Kulturgesch. ). Berlin , S. Anm. . – Nathaniel Busch (Hg.): Wigamur. Krit. Edition. Übersetzung. Komm. Berlin, , S. . –
. Hälfte . Jh. Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , S. f. FA Rappoltsteiner Parzival («Der alte und der nuwe parzefal»). – Epische Kompilation, /. Der R. P. speist sich aus dem Parzifal (P.) → Wolframs von Eschenbach sowie aus dessen Vorlage Le conte du Graal (Perceval) des Chrétien de Troyes samt der beiden anonymen französischen Chrétien-Fortsetzungen und derjenigen Manessiers. Bei vereinzelten Passagen ist die Herkunft unklar und einige Verse dürften auf die Kompilatoren selbst zurückgehen. Die Erweiterungen gegenüber Wolframs P. in Rückgriff auf die französischen Quellen um rund . Verse betreffen vor allem die zweite Gawan-Partie des P. Deren Ausbau ist als nuwer parzefal in den P. zwischen Buch XIV und XV eingeschoben worden. Der moderne Werktitel R. P. geht auf den Auftraggeber des Werkes zurück. Über die Entstehungsgeschichte der Kompilation lassen sich für ma. Verhältnisse bemerkenswert präzise Aussagen treffen. Im Epilog nennt sich als Hauptverantwortlicher der Straßburger Goldschmied Philipp Colin («ein cl˚uger goltsmit [...] von strasburg philippes colin»). Genannt als «andere tihtere» werden ferner Claus Wisse («Clawez Wiße»), für Übersetzungshilfen der Jude Samson Pine («ein jude ist sampson pine genˉat») und als Schreiber «Henselin» und «Der von onhein» (Ohneheim bei Schlettstadt). Wisse stammt wie Colin aus einer Straßburger Goldschmiedfamilie, doch hat er den Beruf vermutlich nicht ausgeübt. Weitere Kenntnisse zu den Mitarbeitern Colins gibt es nicht. Die gemeinsame Arbeit wird auf – datiert und als Auftraggeber des Werkes ein «von Rapolzstein edelre v˚ lrich» benannt. Wahrscheinlich handelt es sich um Ulrich V. von Rappoltstein, für den Geschäftsbeziehungen mit einem Schreiber Johannes bezeugt sind und der zwischen und nicht nur als Burgherr zu Hohen-Rappoltstein sondern auch als Straßburger Domherr nachgewiesen ist. Aber auch Ulrich VII. ist als Auftraggeber nicht auszuschließen. Den Anlass für die Abfassung des R. P. gestaltet Colin im Epilog als literarische Fiktion. So hätten Frau Minne und Frau Milte Ulrich den Auftrag erteilt, ein französisches P.-Buch aus dessen Besitz, das auf Artus selbst zurückginge, ins Deutsche übertragen zu lassen. Den Bogen zurück in die Lebensrealität schlägt Colin, wenn er
. Hälfte . Jh. als Entlohnung den glaubwürdigen Betrag von Pfund nennt. Mit dieser Summe könne er wieder eine Goldschmiedewerkstatt eröffnen («so wurde ich wider ein goltsmit»). Bei dem von Colin genannten Buch könnte es sich um eine nicht erhaltene französische Handschrift mit dem Perceval samt der Fortsetzungen gehandelt haben. Tatsächlich übersetzen die Bearbeiter aber nicht Chrétiens Werk, sondern ersetzen den Perceval durch eine Abschrift von Wolframs P. (nach vermutlich mehreren Handschriften der Fassung *G) und kennzeichnen diese als «der alte parzefal». Selbst übertragen sie nur die französischen Erweiterungen, die inhaltlich von Wolfram nicht abgedeckt sind, und nur zu sehr geringen Teilen auch Chrétien selbst. Diese Übersetzung ist keine freie Bearbeitung sondern sehr inhaltsgetreu. Sie wird (abgesehen vom Einschub zwischen die Bücher XIV und XV als «der nuwe parzefal») insbesondere bei den letzten zwei Büchern des P. in Wolframs Text inseriert. Die Montage erfolgt nach dem Prinzip der chronologischen Abfolge an jeweils den Stellen, wo die französischen Quellen über den P. hinausgehen. Der Aufbau des R. P. gestaltet sich folgendermaßen: Prolog (rund Verse); P. Bücher I–XIV; Rappoltsteiner Florilegium (Liedstrophen); Nuwer (welscher) P. und P. Buch XV–XVI mit Manessier-Interpolationen (. Verse); Epilog ( Verse), auf den eine abschließende anonyme Minnestrophe noch nach den Schreibernennungen folgt. Zu den wenigen Ergänzungen aus französischen Quellen des ersten P.-Abschnitts zählt im Anschluss an die Gahmuret-Biographie eine Übertragung der Eludication, einer Vorgeschichte des Artuskreises. Vor dem Anfang des Nuwen P. wird vom Autorenteam eine Art Zwischenbilanz gezogen. Zudem werden an dieser Stelle Strophen von → Walther von der Vogelweide, → Walther von Metze, → Gottfried von Neifen, → Reinmar (dem Alten) und → Reinmar von Brennenberg zitiert (Rappoltsteiner Florilegium), die einer nicht näher bestimmbaren Minneliedsammlung entnommen sein dürften. Der Nuwe P. bietet zunächst die erste anonyme Chrétien-Fortsetzung, setzt dabei mit Gawans erstem Gralsbesuch ein und schildert ferner dessen Abenteuer und Liebschaften. Es folgt – unverändert und vollständig – die zweite Fortsetzung mit P.s Taten im Dienst der Schachbrettdame, dem Turnier um den schwarzen Schild und dem Weg zum Leidigen Berg. Auf diesen Abschnitt lassen
Rappoltsteiner Parzival die Bearbeiter mit P.s zweitem Gralsbesuch die Übertragung von Manessier folgen und dies zunächst gleichsam ohne Modi kationen: Mehrere Tafelritter erweisen sich als vorbildliche Kämpfer, P. setzt sich gegen den Teufel durch, tötet Partinias und vollbringt die Heilung des Gralskönigs. Ab diesem Zeitpunkt der Handlung greifen die beiden Vorlagen Wolfram und Manessier ineinander und das Autorenteam bietet die restliche Geschichte bis zum Ende der Erzählung in einem Vorlagenwechsel, wobei die Manessier-Passagen jeweils inhaltliche Ergänzungen zu Wolfram sind und ein Primat Wolframs jederzeit aufrecht erhalten wird. Durch diese grundsätzliche Bevorzugung Wolframs vermeiden die Bearbeiter zudem Redundanzen. Geschildert werden: P.s Kampf gegen sechs Ritter (Manessier); Begegnung mit Feire z und Versammlung am Artushof zu einer Erzählrunde (Wolfram); Erwähnung der Taten Sagremors und Hectors (Manessier); Berufung auf die Gralsburg zusammen mit Kondwiramurs, Erlösung Anfortas’, Taufe und Hochzeit des Feire z (Wolfram); P.s Krönung zum Gralskönig (Manessier); Prophezeiung Kundries über das Christentum in Indien (Wolfram); P.s segensreiche Herrschaft (Manessier); Schicksal Loherangrins (Wolfram). Durch die beträchtliche Anreicherung des wolframschen P., welche dessen Verszahl mehr als verdoppelt, geht die Kohärenz und Zielgerichtetheit des Epos verloren. Die additive Einfügung von zahlreichen Aventiuren P.s und anderer Artusritter läuft der stringenten Erzählstruktur bei Wolfram, welche die Handlung gezielt hin auf die Gralsherrschaft P.s bewegt, zuwider. Da durch das Additionsverfahren zudem die einzelnen Episoden nur locker verknüpft sind, besteht die Möglichkeit zur selektiven Lektüre des Textes. Dem kommt ein von den Bearbeitern installiertes System von Überschriften entgegen, das den Text in «Bücher» und «Kapitel» gliedert und einzelne Aventiuren nummeriert. Obwohl sich die Kompilatoren bei der Gestaltung des Personals um größtmögliche Einheitlichkeit bemühen, nehmen sie Ungereimtheiten, die durch die Texkombination entstanden sind, zugunsten dieser möglichen Teillektüre bewusst in Kauf. Erst zum Schluss sind Bemühungen spürbar, Widersprüche zu eliminieren. Die Bearbeiter unterdrücken das Ende der Gralshandlung nach Manesssier, das sich nicht widerspruchsfrei zu dem bei Wolfram verhält, und greifen schon vorher
Rappoltsteiner Parzival im Hinblick auf einen stimmigen Handlungsabschluss mehrfach korrigierend und interpretierend in die Vorlagen ein. Das Ende ihrer P.-Version unterscheidet sich schließlich deutlich sowohl von Manessier als auch von Wolfram. P. herrscht als beglückender Märchenkönig und der Gral wird primär als nützliches und zweckmäßiges Zaubergerät präsentiert. Gegenüber der dezidiert religiösen Dimension bei Wolfram ist dieses Ende eine Profanisierung, die dem Geschmack des zeitgenössischen Rittertums entsprochen haben mag. Die Verweltlichung des Grals kündigt sich aber im R. P. schon vorher an, indem der Gral zum schlichten Anlass für Aventiuren instrumentalisiert wird. So ist es nicht nur mehr P. vorbehalten, zum Gral zu gelangen, sondern auch Gawan erscheint dort. Eine gänzliche Verkehrung gegenüber Wolfram zeigt sich bei P.s letztlicher Erlangung des Gralkönigtums. Im P. ist es die demonstrative Compassio, die Anfortas erlöst, im R. P. enthauptet P. dessen Widersacher Partinias und stellt sich so letztlich auf eine Stufe mit seinen Gegnern. Und schließlich lösen Colin und Wisse das bei Wolfram eminent wichtige Spannungsfeld zwischen weltlichhö schen Werten und christlichem Glauben auf. Diese beiden Dimensionen werden im P. repräsentiert von der Artusgesellschaft einerseits und der Gralsgesellschaft andererseits. Wenn im R. P. Artus mit Gefolge selbst auf die Gralsburg reitet, ist dieser Gegensatz aufgehoben. Die Abschrift von Wolframs P. ist sehr sorgfältig erfolgt und die Übersetzung der französischen Vorlagen nahezu fehlerfrei. Darüber, wie groß der jeweilige Anteil der einzelnen Mitarbeiter war, lässt sich nur spekulieren. Bis auf die Eindeutschung der Eigennamen, Eliminierung lokalgeographischer Hinweise oder die syntaktische Vereinfachung ist die Übertragung äußerst vorlagengetreu, was die inhaltlichen Abläufe betrifft. Diese inhaltlich Treue geht allerdings zu Lasten des Versmaßes (mitunter nah am Knittelvers) und der Reime, die mit einem frei ergänzten und beschränkten Repertoire bedeutungschwacher Nebenwörter gebildet werden. Der Epilog ist formal literarischen Kleinformen wie Minne- oder Ehrenrede nachgebildet und steht sprachlich-stilistisch deutlich unter dem Ein uss → Gottfrieds von Straßburg. Auch ist er ein deutliches Zeugnis einer abgewandelten P.-Rezeption, indem eine Stilisierung des Auftraggebers Ulrichs zum Minner vorgenommen wird. Dieser könne
. Hälfte . Jh. seine Minnehaftigkeit durch die Übertragung des P.-Buches erweisen. Mit dieser Überformung Ulrichs korrespondiert Colins verengende Interpretation des P. als Minneanthologie («minnenbuoch»), bei der die einzelnen Episoden als Minneexempel gelesen werden könnten. Durch die im Epilog entwickelte Minnekonzeption von der Erlernbarkeit und gesellschaftlichen Verwurzelung der Minne, die von den eingeschalteten Minnestrophen ankiert wird, erhält die gesamte R. P.-Kompilation zudem einen zeittypisch didaktischen Charakter. Die genau an der Nahtstelle zwischem «alten» und «nuwen P.» inserierten Liedstrophen sind dabei mitnichten zufällige Beigabe zum Text sondern Teil einer planvollen Konzeption und Umdeutung. Das Minneverständnis des Epilogs steht allerdings in einem bemerkenswerten Widerspruch zum Handeln der Protagonisten im R. P.: P. hat außereheliche Liebschaften und Gawan macht sich gar der Vergewaltigung schuldig. Die Beschwörung der Minne durch Colin wirkt so wie eine archaische Pose und die Rolle Ulrichs als strahlender Minne-Herr in der Nachfolge König Artus’ ist im Kontext adeliger Legitimationsstrategien zu bewerten. Die schmale Überlieferung des R. P. dürfte durch die Spezi ka der Entstehung als Auftragsarbeit für die familiäre Nutzung bedingt sein und nicht – wie von der frühen Forschung auch im Zuge der Wolfram-Verehrung postuliert – am epigonalen Charakter der Kompilation liegen. Außerhalb hochadeliger Kreise (s. Überlieferung) ist weder eine Benutzung noch eine Wirkung des Werkes nachweisbar – bis zur Entdeckung durch Friedrich Heinrich von der Hagen im Jahr , die den Beginn der (überschaubaren) neuzeitlichen Forschung markiert. Das kaum inszenierte Drama Der Gral von Rudolf König () basiert auf der Entstehungsgeschichte des R. P. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (P.-Hs. Gδ; mutmaßliches Original) Bll. (Perg., /, elsässisch [aus Straßburg]). ra–rb: P. Buch I–XIV; rb: resümierende Überleitung; va–vb: Liedstr. (Rappoltsteiner Florilegium); ra–ra: Der nuwe P.; ra–va: P. Buch XV–XVI mit Manessier-Interpolationen; va–va: Epilog mit Liedstr. (va). Randglossen neben Minneaventiuren legen eine Rezeption als Minnebuch nahe, ebenso wie eine im . Jh. eingetragene altfranzösische Minnestrophe (va). Besitzervermerke belegen, dass die Hs. in
. Hälfte . Jh. der Mitte des . Jh. wohl durch Heiratsverbindungen aus Rappoltsteiner in Helfensteiner Familienbesitz übergegangen ist. Danach wechselte der Cod. in fürstlich-Fürstenbergischen Besitz. Digitalfaks. der LB Karlsruhe online unter: digital.blbkarlsruhe.de/urn/urn:nbn:de:bsz:–. – Direkte Abschrift (nur der . Bd. erhalten): Rom, Bibl. Casanatense, Mss. (olim A I ; vormals Heidelberg, UB, Cpg ) (P.-Hss. Gδδ) Bll. (Perg., zweites Viertel . Jh., niederalemannisch [Oberrhein/Elsass]). ra--rb: Liedstr.; rb–rb: Der nuwe P.; rb–vb: P. Buch XV–XVI mit Manessier-Interpolationen; vb–vb: Epilog. Über Entstehung, Auftraggeber oder Besitzer dieser Abschrift, die keine Benutzerspuren zeigt, ist nichts bekannt. A: Karl Schorbach: P. von Claus Wisse und Philipp Colin (–). Eine Ergänzung der Dichtung Wolframs von Eschenbach (Elsässische Literaturdenkmäler aus dem XIV.–XVII. Jh. V). Straßburg/London (Neudr. Berlin/New York ); ohne die Wolfram-Teile. L: Dorothee Wittmann-Klemm, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. – und Reg. – Frank Fürbeth/Gabriel Viehhauser, Killy () S. –. – F. H. von der Hagen: Briefe in die Heimat aus Deutschland, der Schweiz und Italien. Bd. . Breslau , S. f. (Brief vom . November ). – Schorbach (s. Ausg.) S. VII–LVI. – Kurt Marquardt: Die Verskunst des ‹Neuen P.›. Diss. Königsberg . – Wolfgang Golther: P. und der Gral in der Dichtung des MA und der Neuzeit. Stuttgart , S. –. – Edmund Kurt Heller: Studies on the Alsatian Parzival. In: The Germanic review () S. –. – William Roach (Hg.): The Continuations of the Old French Perceval of Chrétiens de Troyes. Bd. . Philadelphia , S. XXXIII–XLI. – Robert H. Ivy: The manuscript relations of Manessier’s continuation of the old French ‹Perceval› (University of Pennsylvania. Romance, Languages and Literatures. Extra Series ). Philadelphia . – Werner Besch: Vom ‹alten› zum ‹nuwen› P. In: DU () S. –. – Karl Otto Brogsitter: Artusepik (Slg. Metzler ). Stuttgart , S. . – Arne Holtorf: Eine Str. Reinmars von Brennenberg im R. ‹P.›. In: ZfdA () S. –. – Peter Jörg Becker: Hss. und Frühdrucke mhd. Epen. Eneide, Tristrant, Tristan, Erec, Iwein, P., Willehalm, Jüngerer Titurel,
Rappoltsteiner Parzival Nibelungenlied und ihre Reproduktion und Rezeption im späteren MA und in der frühen Neuzeit. Wiesbaden , S. –. – D. WittmannKlemm: Stud. zum ‹R. P.› (GAG ). Göppingen . – Kurt Ruh: Epische Lit. des dt. SpätMA. In: Neues Hb. der Literaturwiss. Bd. : Europäisches SpätMA. Hg. v. Willi Erzgräber/Franz Brunhölzl. Frankfurt/M. u. a. , S. f. – Joachim Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland –. München , S. Anm. f. – Thomas Cramer: Aspekte des hö schen Romans im . Jh. In: Zur dt. Sprache und Lit. des . Jh. Hg. v. Walter Haug u. a. (Reihe Siegen. Germanistische Abt. ). Heidelberg , S. –. – Manfred Günther Scholz: Zum Verhältnis von Mäzen, Autor und Publikum im . und . Jh. ‹Wilhelm von Österreich› – ‹R. P.› – Michel Beheim. Darmstadt . S. –. – Armin Schlechter: R. P. In: ‹Unberechenbare Zinsen›. Bewahrtes Kulturerbe. Ausstellungskat. Hg. v. Felix Heinzer. Stuttgart , S. f. (Nr. ). – Danielle Buschinger: Zum R. P. In: Perceval – Parzival. Hier et aujourd’hui et autres essais sur la littérature allemande du Moyen Age et de la Renaissance. Hg. v. ders./Wolfgang Spiewok (Wodan ). Greifswald . S. – (wieder in: D. Buschinger: Stud. zur dt. Lit. des MA [Wodan ]. Greifswald , S. – [u. d. T.: Einiges zum ‹R. P.›]). – Franz-Josef Holznagel: Minnesang-Florilegien. Zur Lyriküberl. im ‹R. P.›, im ‹Berner Hausbuch› und in der Berliner ‹Tristan›-Hs. N. In: ‹Dâ hœret ouch geloube zuo›. Überl.- und Echtheitsfragen zum Minnesang. FS Günther Schweikle. Hg. v. Rüdiger Krohn/WulfOtto Dreeßen. Stuttgart/Leipzig , S. –. – J. Bumke: Autor und Werk. Beobachtungen und Überlegungen zur hö schen Epik (ausgehend von der Donaueschinger Parzivalhs. Gδ). In: ZfdPh () Sonderh. S. –. – Volker Mertens: Der ‹R. P.›. Die Arthurisierung des Grals. In: Ders.: Der dt. Artusroman (RUB ). Stuttgart , S. –. – Thomas Bein: Walther und andere Lyriker im Rappoltsteiner Florilegium. Zum Spannungsverhältnis von Poetik, Textkritik und Edition. In: Ma. Lyrik. Probleme der Poetik. Hg. v. T. Cramer/Ingrid Kasten (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Bernd Bastert: Late medieval summations. R. P. and Ulrich Füetrer’s Buch der Abenteuer. In: The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German and Dutch Literature. Hg. v. William Henry Jackson/
Quodlibet Von der stampeney Silvia Ranawake (Arthurian literature in the Middle Ages ). Cardiff , S. –. – Doris Oltrogge/Martin J. Schubert: Von der Re ektographie zur Literaturwiss. Varianzen im ‹R. P.›. In: Wolfram von Eschenbach. Bilanzen und Perspektiven. Hg. v. Wolfgang Haubrichs u. a. (WolframStud. ). Berlin , S. –. – Sonja Emmerling: Geld und Liebe. Zum Epilog des ‹R. P.›. In: Forschungen zur dt. Lit. des SpätMA. FS Johannes Janota. Hg. v. Horst Brunner/Werner WilliamsKrapp. Tübingen , S. –. – Peter Strohschneider: Literarische Ligaturen. Philipp Colin über Paradoxien hö scher Kunstaufträge im MA. In: Kunst, Macht und Institution. Stud. zur Philos. Anthropologie, soziologischen Theorie und Kultursoziologie der Moderne. FS Karl-Siegbert Rehberg. Hg. v. Joachim Fischer/Hans Joas. Frankfurt/ M., New York , S. –. – J. Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. –. – Matthias Miller: ‹Der welsch parcefall, perment, reimen, bretter, braun leder›. Zum ‹R. P.› aus der Bibliotheca Palatina. In: ZfdA () S. –. – Martina Backes: Literarische Kommunikationswege am Oberrhein. In: Kulturtopographie des deutschsprachigen Südwestens im späteren MA. Stud. und Texte. Hg. v. Barbara Fleith/René Wetzel (Kulturtopographie des alemannischen Raums ). Tübingen , S. –, hier S. –. – Ute Obhof: Zur Entstehung der Karlsruher Hs. des ‹R. P.›: Die Initialen. In: ZfdA () S. –. – Robert Schöller: Die Fassung *T des ‹P.› W.s v. E. Unters. zur Überl. und zum Textpro l (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. NF ). Berlin/New York , S. –. – Uta Störmer-Caysa: Was soll die ‹Elucidation› im ‹R. P.›? Mutmaßungen über Handlungslogik und Verknüpfungstechnik. In: Vom Verstehen dt. Texte des MA aus der europäischen Kultur. Hommage à Elisabeth Schmid. Hg. v. Dorothea Klein (Würzburger Beitr. zur dt. Philologie ). Würzburg , S. –. – Martin Zimmermann: Technische Meisterkonstruktionen – dämonisches Zauberwerk. Der Automat in der mhd. Lit. Eine Unters. zur Darstellung und Funktion von Automatenschilderungen in Erzähltexten des . bis . Jh. unter Berücksichtigung des kulturgeschichtlichen Hintergrundes (Studium litterarum ). Berlin , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA.
. Hälfte . Jh. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , Reg. VZ Quodlibet Von der stampeney. – Quodlibetdichtung, zwischen und . Der Reimpaarverse umfassende Text ist in vier Handschriften erhalten, u. a. in der → Liedersaal-Handschrift (L). Das Werk gilt als älteste bekannte Quodlibetdichtung und wird auf die Zeit zwischen und datiert. Terminus post quem ist die im Gedicht erwähnte Einnahme von Burg Schwanau (). Die Datierung der frühesten Handschrift M auf um etabliert einen Terminus ante quem. Lokale Bezüge im Text legen eine Entstehung im württembergischen Gebiet nahe. Der Dichter ist unbekannt. Die Forschung hat eine Identität mit dem Verfasser von «Ich bin komen an ain stat» (→ Lügenrede) erwogen, das ebenfalls in den Handschriften M und L überliefert ist. Auch weitere Texte in L wurden verschiedentlich dem gleichen Autor zugeschrieben (Nr. , –). Inhaltlich mischt das Quodlibet heitere Nonsensverse mit sprichwörtlichen Lehren und zeitgenössischen Anspielungen. Lügenrede und Lehrdichtung vermischen sich so zu einer kunstvoll geschriebenen Verbindung. Ü: M: München, BSB, cgm , r–v (Pap., um ). – L: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen , vb–vb (Pap., um , alemannisch). – K: Ebd., cod. K , vb–vb (Pap., –). – M: München, BSB, cgm , v–v, v–v (Pap., drittes Viertel . Jh.). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Adelbert von Keller (Hg.): Altdt. Gedichte . Tübingen , S. –. – Wilhelm Wackernagel (hg.): Altdt. Lesebuch. Basel , Sp. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , –. L: De Boor/Newald / () S. . – Arne Holtorf, VL () Sp. –. – Gerhard Brose: Alemannische Reimsprüche aus der Zeit Ludwig des Bayern. Diss. Jena . – Edward Schröder: Die ‹Lügenpredigt› und das ‹Quodlibet›. In: AfdA () S. . – Tilo Brandis: Der Harder. Berlin , S. (Nr. ), (Nr. ). – Sarah Westphal-Wihl:
. Hälfte . Jh. Quodlibets. Introduction to a Middle High German Genre. In: Genres in Medieval German Literature. Hg. v. Hubert Heinen/Ingeborg Henderson (GAG ). Göppingen , S. –. MM Johann von Nürnberg. – Verfasser einer kurzen Reimpaardichtung, vor /. Als «Ich, Johann von Nurnberg» bezeichnet sich der Erzähler eines Verse umfassenden Werks, das unter der Überschrift De Vita vagorum vom «Orden» der Fahrenden berichtet, dem er angehört: Die Armut der Vaganten wird dem Wohlleben der Mönche in den Bettelorden gegenübergestellt, aber es werden auch Gaunereien und Betrugshandlungen (unter Ausnutzung abergläubischer Vorstellungen, vgl. Grimm) erzählt, mit denen der fahrende Schüler seine Existenz sichert. Der Sprüche (→ Freidank) und (lat.) Sentenzen zitierende Text gehört keiner Gattungstradition an; Grimm vergleicht ihn den geistlichen Reden des Teichners, einem Stück aus dem . Kapitel von Fischarts Geschichtsklitterung () oder der Autobiographie Thomas Platters (–), Fischer rechnet die mit Ironie durchzogene Armutsklage zum Typus der «persönlichen Reden» und bezeichnet sie als «Berufsliteratenpoesie» (S. ), Glier behandelt sie neben anderen parodistischen und komischen Reden (S. : → Meister Irregang, Der → Feigenmuntorden). Ob der Text wirklich lebensnahe Szenen aus dem Alltag der Vaganten schildert (Janota), ist zweifelhaft: Vielmehr werden literarische Stereotypen aufgegriffen und manifestiert. Der Verfasser, der sich selbst einen «wilden schuolere» (V. ) nennt, ist bislang nicht urkundlich nachzuweisen – falls man ihn nicht mit Johann II. von Hohenzollern identi zieren will, der seit Burggraf von Nürnberg war († ). Bei dem einzigen Überlieferungsträger handelt es sich um eine der ältesten Papierhandschriften in dt. Sprache: Sie entstand bereits um / im Umfeld des Würzburger Protonotars → Michael de Leone († ) und enthält in demselben Faszikel (Würzburger Kleinepiksammlung) weitere kleinepische Werke in dt. Sprache, etwa → Ruprechts von Würzburg Die Treueprobe (= Von zwei Kaufleuten), → Konrads von Würzburg Der Welt Lohn, → Mönch Felix, Vom → Pfennig, → Predigt im Namen des Papstes an die Jungfrauen und Frauen, Der → hohle Baum A, Hund im Heu, Der → Minne Lehre oder die
Johann von Nürnberg Reimrede Von den langen Bärten des → Königs vom Odenwald. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Chart A , r–r (um /). A: Wilhelm Grimm: Von einem fahrenden Schüler. In: Altdt. W¨alder (; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Friedrich Wilhelm Genthe: Dt. Dichtungen des MA in vollständigen Auszügen und Bearbeitungen. Bd. . Eisleben , S. –. – Lyrik des späten MA. Hg. v. Hermann Maschek (Dt. Lit. in Entwicklungsreihen. Reihe Realistik des späten MA ). Leipzig (Nachdr. ) S. –, f. L: Bernhard Schnell, VL () Sp. . – Johannes Janota, NDB () S. f. – Edward Schröder: Die Gedichte des Königs vom Odenwalde. In: Arch. für hessische Gesch. und Altertumskunde NF () S. –. – Christoph Gutknecht: Die mhd. Versnovelle ‹Von zwein koufmannen› des Ruprecht von Würzburg (Hamburger Philol. Stud. ). Hamburg , S. –, –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen . – Ingeborg Glier: Kleine Reimpaargedichte und verwandte Großformen. In: Die dt. Lit. im späten MA –. Zweiter Teil: Reimpaargedichte, Drama, Prosa. Hg. v. I. Glier (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zur Gegenwart ,). München , S. –. – Falk Eisermann: Zur Datierung der ‹Würzburger Kleinepiksammlung› (Forschungsbibl. Gotha, Chart A ). In: ZfdA () S. –. WA Die böse Adelheid. – Schwankhafte Versnovelle, . Jh. Der wahrscheinlich im Raum Augsburg entstandene Text Von der übeln Adelheit und irem mann ( Verse) erzählt von Adelheid, die durch ihren Widerspruchsgeist ihrem Ehemann Markhart das Leben schwer macht. Als sie ihm eines Tages das Mittagessen verweigert und ihn auch nicht ins Dorf laufen lässt, damit er sich ein Brot kaufen könne, entschließt sich Markhart, die «vâlentinne» (V. , Teufelin) zu bezwingen, indem er das Gegenteil von dem fordere, was er wirklich wolle. Durch diese List kommen die Eheleute nach Augsburg, wo sie gut essen und trinken; zudem lässt Adelheid ihrem Mann einen modischen Rock schneidern. Als sie auf dem Rückweg wegen ihres Starrsinns in den Lech stürzt, sucht Markhart sie nicht ussabwärts.
Der Minne Lehre Ein Vorbeireitender, dem er erklärt, dass seine Frau wegen ihrer Widerspenstigkeit wohl ussaufwärts getrieben sei, rät ihm, er solle die Suche abbrechen und Adelheid dem «tievel» (V. ) überlassen. W¨ahrend die Vorgeschichte des Märes ohne Parallele ist, war das Motiv der aus Trotz ertrinkenden und vom Ehemann ussaufwärts gesuchten Frau weit verbreitet (vgl. Grubmüller, S. f.). Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , rb–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texte und Zeugnisse. Teilbd. (Die dt. Lit. vom MA bis zum . Jh. Texte und Zeugnisse ,). München (Nachdr. München ) S. –. – Lutz Röhrich (Hg.): Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . Bern/München , S. –. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , –. – Werner Wunderlich (Hg.): Dt. Schwanklit. Bd. : Vom frühen MA bis ins . Jh. Frankfurt/M. , S. – (nach Niewöhner). – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. – (zit.). Ü: Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. v. Hanns Fischer. München (), S. – (Nr. ). – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. – Wunderlich (s. Ausg.; nach Fischer). – Grubmüller (s. Ausg.). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Elfriede Moser-Rath: Ehefrau: Die widerspenstige E. In: EM () Sp. –. – Corinna Laude, Killy () S. . – Franz Brietzmann: Die böse Frau in der dt. Litteratur des MA (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York/London ) S. . – Röhrich (s. Ausg.) S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stilund Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. , . – Frauke
. Hälfte . Jh. Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –, . – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin , S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. f. – Stephen L. Wailes: Social Humor in Middle High German Mären. In: ABäG () S. –, hier S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , . – Monika Jonas: Idealisierung und Dämonisierung als Mittel der Repression. Eine Unters. zum spätma. Schwank. In: Der Widerspenstigen Zähmung. Stud. zur bezwungenen Weiblichkeit in der Lit. vom MA bis zur Gegenwart. Hg. v. Sylvia Wallinger/M. Jonas (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. –. – Dies.: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. –, . – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Mären (Philologica Germanica ). Wien , S. , . – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f., . – Andrea Schallenberg: Gabe, Geld und ‹Gender›. Ein Beitr. der Geschlechterdifferenz in der mhd. Verserzählung. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –, hier S. Anm. . BJ Der Minne Lehre. – Lehre einer Dame über das von Frauen gewünschte richtige sexuelle Verhalten, früheste Überlieferung –. Die kurze Minnerede ist in der Würzburger Kleinepiksammlung und (mit einigen Akzentverschiebungen und gekürzt um das letzte Drittel) in einem ‹Hausbuch› des . Jh. überliefert.
. Hälfte . Jh.
Predigt im Namen des Papstes an die Jungfrauen und Frauen
Der Text kommt vollständig ohne Ich-Sprecher aus und beginnt als Er-Erzählung: Ein Knappe fragt eine Dame, wie ein Mann sich in der Liebe verhalten solle, damit beide Partner gleichermaßen Freude daran hätten. Die Antwort der Dame bezieht sich rein und unverhüllt auf das körperliche Minneerlebnis: Hier solle der Mann sich Zeit lassen und Zärtlichkeiten (Umarmungen, Küsse, Streicheln) Raum geben, dadurch das Minnefeuer entfachen und erst danach die körperliche Vereinigung anstreben. Die Frau beklagt, dass dies bäurischen Männern unbekannt sei, was durch (ebenfalls anwesende?) Damen bestätigt wird. Der Text schließt mit der Aufforderung, solchermaßen ‹hösche› und tugendhafte Minne zu betreiben. Ü: Gotha, Universitäts- und Forschungsbibl. Erfurt/Gotha, Chart. A , va–vb ( Verse). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , r ( Verse). L: Alfred Karnein, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Wolfgang Achnitz: Minnereden. In: Forschungsber. zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik. Tl. . Hg. v. Hans-Jochen Schiewer unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe C: Forschungsber. ). Bern u. a. , S. –, hier S. . JK Predigt im Namen des Papstes an die Jungfrauen und Frauen. – Parodistische Verkündung von Minnegebot und Ablass des Papstes, früheste Überlieferung um –. Die Minnerede ist in einer obd. Kleinepikhandschrift (Go) sowie – mit leicht veränderter Anfangs- und Schlusspartie – in einem nd. ‹Hausbuch› überliefert. Der Sprecher gibt sich als päpstlicher Bote aus und übermittelt jungen Mädchen und Frauen dessen Gebot, sich möglichst schnell und ohne Bedenken der Minne hinzugeben. Nach intensivem Studium der Bücher habe er keine Grundlage für eine Verdammung der Minne als Sünde gefunden, er nennt im Gegenteil die Exempel guren David und Salomon als große Minnende, ver ucht minnefeindliche Priester und verweist darauf, dass ohne Minne die Menschheit aussterben würde. Abschließend verkündet er einen enormen Ablass von . Jahren bei Befolgung seiner Lehre (in der Fassung der Handschrift Be werden hier zusätzlich
detaillierte Ablasstarife für einzelnen Minnehandlungen angegeben) und schließt mit einer Fürbittformel. Ü: Brüssel, KBR, Ms. II , v–v ( Verse) (Br) – Gotha, Universitätsund Forschungsbibl. Erfurt/Gotha, Chart. A , ra–va ( Verse) (Go). A: Altdt. W¨alder. Hg. durch die Brüder [Jakob und Wilhelm] Grimm. Bd. . Frankfurt , S. – (nach Go). – Lehrhafte Litteratur des . und . Jh. Hg. v. Ferdinand Vetter. Bd. : Geistliches (Dt. National-Litteratur ). Berlin/Stuttgart , S. – (nach Go). – Robert Priebsch: Aus dt. Hss. der kgl. Bibl. zu Brüssel VI. In: ZfdPh () S. –, hier S. – (nach Br). – Gegengesänge. Lyrische Parodien vom MA bis zur Gegenwart. Ausgewählt und eingel. v. Erwin Rotermund. München , S. – (nach Go). L: Elisabeth Lienert, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Veröffentlichte Predigten (MTU ). München , S. f. (Nr. T b). – Sander L. Gilman: The Parodic Sermon in European Perspective. Aspects of Liturgical Parody from the Middle Ages to the Twentieth Century (Beitr. zur Lit. des XV. bis XVIII. Jh. ). Wiesbaden , S. . – Herlmut Tervooren: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum von Rhein und Maas. Berlin , S. . JK Ehrenbloß, Hans. – Verfasser der Reimpaarerzählung Der hohle Eichbaum, . Jh. Der hohle Eichbaum ( Verse) ist eine selbstständige Fassung von Der → hohle Baum A. Der (ost)schwäbische Verfasser nennt sich in der Autorsignatur der letzten Verse («Das si des ganges nit verdroß / Also redte Hanns Erenbloß») und könnte aus dem Iller-Gebiet stammen. Ob E.s Name eine Analogiebildung zu den Namen fahrender Dichter (→ Ehrenbote, → Ehrenfreund) ist und somit Aussagekraft in Bezug auf E.s eigenen Stand hat, ist fraglich. Das erotisch eingefärbte Märe schildert, wie ein Bauer, der aus übertriebener Rücksichtnahme die Ehe nicht vollzieht, von seiner vermeintlich erkrankten Frau zu einer heiligen Eiche geschickt wird. Die Frau versteckt sich in diesem hohlen Baum und emp ehlt ihrem Gatten als Heilmittel
Spottgedicht auf Kaiser Ludwig den Bayern häu gen Beischlaf. Durch Befolgung dieses Rats wird die angebliche Kranke gesund. E.s Bearbeitung des Stoffes dürfte etwas älter als Der hohle Baum A sein und schmückt die Geschichte stärker aus. Die Anfangsverse «Mir seit min sin und och min m˚ut / Das lieb in groß wunder t˚ut» zitieren den Eingang der Reimpaarerzählung Der → Bussard (frühes . Jh.). Ü: Freiburg i. Br., UB, Hs. , va–rb (Pap., um /, schwäbisch). Die Hs. ist aus ursprünglich unabhängigen Lagen zusammengesetzt worden. Der hohle Eichbaum (das vorletzte Stück der letzten Lage) ist von Conradus Gaster [?] aus Kirchberg an der Iller [?] geschrieben worden. – Neuzeitliche Abschrift durch Joseph von Laßberg in: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , S. f. A: Thomas Cramer: Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. –. L: Hellmut Rosenfeld, VL () Sp. f. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. Anm. (zum Schreiber der Hs.). – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. – und Reg. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. , , Anm. , . – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. , . VZ Spottgedicht auf Kaiser Ludwig den Bayern. – Historisch-politische Reimpaardichtung, /. Der geschichtliche Hauptbezugspunkt des Gedichts ( Verse) dürfte der gescheiterte Versuch Kaiser Ludwigs sein, im Winter / die Stadt Feldkirch (bei Bregenz) einzunehmen, auf die im Text kontinuierlich angespielt wird. Der Ort war Ludwig von Graf Ulrich II. von MontfortFeldkirch († ) nach innerfamiliären Erbstreitigkeiten im Haus Montfort übertragen worden.
. Hälfte . Jh. Zwei Passagen des Spottgedichts sind als Hinweise auf den Familienzwist interpretierbar (V. rekurriert wahrscheinlich auf die Enterbung von Ulrichs Neffen Rudolf von Montfort-Tosters, die Schlussverse – ver uchen Rudolf, der zwischenzeitig seinen Onkel hatte inhaftieren lassen). Zahlreiche historische Anspielungen lassen sich allerdings überhaupt nicht mehr aufhellen. Dafür hat die Dichtung mit der Erwähnung von Meersburg (V. ), Schauplatz einer gleichsam erfolglosen Belagerung durch den Kaiser (), einen validen Terminus post quem. Terminus ante quem ist Ludwigs Todesjahr (). Die historischen Anspielungen des Textes bilden aber letztlich nur den Rahmen für das eigentliche Anliegen des anonymen Verfassers: die Verhöhnung Kaiser Ludwigs, der mit beißendem Spott überzogen wird. Dem Kaiser wird zunächst eine lange direkte Rede untergeschoben (V. –), im Zuge derer er sich selbst und seine Politik desavouiert. Der zweite Teil des Gedichts bezieht sich nun auf die Belagerung, zumindest legen das die punktuell im Text platzierten Hinweise nahe. Dieser Abschnitt ist dialogisch gestaltet, wobei sich die Gesprächsbeiträger nicht immer zweifelsfrei identi zieren lassen. Satirisch wird der Zug auf Feldkirch als Auszug Dietrichs von Bern und Siegfrieds dargestellt (V. f.), später charakterisiert der Dichter die ganze Unternehmung als Kaufhandel («wechslin», V. ). Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.) rb–ra (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Liliencron () S. – (Nr. ). – Ulrich Müller: Politische Lyrik des dt. MA. Texte (GAG ). Göppingen , S. –. L: De Boor/Newald / () S. , . – Frieder Schanze, VL () Sp. f. – Liliencron (s. Ausg.) S. –. – Joseph Zösmair: Politische Gesch. Vorarlbergs im . und . Jh. unter den Grafen von Montfort und Werdenberg. Tl. (Jb. Vereinigte K.K. Staatsmittelschulen in Feldkirch ). Innsbruck , S. –. – Sigmund von Riezler: Gesch. Baierns. Bd. . Stuttgart/Gotha (Nachdr. Aalen ) S. , . – Ottokar Lorenz: Deutschlands Geschichtsquellen im
. Hälfte . Jh.
Die Rittertugenden des Herrn von Kronberg
MA seit der Mitte des dreizehnten Jh. Bd. . Berlin , S. . – Adolf Helbok: Ein Spottgedicht auf die Belagerung Feldkirchs durch Truppen Kaiser Ludwigs des Bayern im Jahre . In: Vierteljahrsschr. für Gesch. und Landeskunde Vorarlbergs NF () S. – (mit Textabdruck). – Alois Reich: Nochmals das Spottgedicht auf die Belagerung Feldkirchs. In: ebd., S. – (mit Übersetzung). – U. Müller: Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA. (GAG /). Göppingen , S. f., . – Karl Heinz Burmeister: Gesch. Vorarlbergs. Ein Überblick. München , S. . – Karina Kellermann: Abschied vom ‹hist. Volkslied›. Stud. zu Funktion, Ästhetik und Publizität der Gattung hist.-politische Ereignisdichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. VZ
Slg. des Rudolf Losse von Eisenach. Köln , S. – (auch in: AfK [] S. –, hier S. –) (zit.). L: Theodor Nolte, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Edmund E. Stengel/Friedrich Vogt: Zwölf mhd. Minnelieder und Reimreden. Aus den Slg. des Rudolf Losse von Eisenach. In: AfK () S. –, hier S. –. – Adolf Bach/Dieter Berger: Vom Publikum rheinischer Gelegenheitsdichtungen des ritterlichen Lebenskreises. In: RheinVjbl. () S. –. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Ulrich Müller: Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , S. f., f. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. f. – Ronald Michael Schmidt: Stud. zur dt. Minnerede. Unters. zu Zilies von Sayn, Johann von Konstanz und Eberhard von Cersne (GAG ). Göppingen , S. –. – T. Nolte: Lauda post mortem. Die dt. und ndl. Ehrenreden des MA. Frankfurt/M , S. . – Cora Dietl: Minnerede, Roman und historia. Der ‹Wilhelm von Österreich› Johanns von Würzburg (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , . – Susanne Köbele: Die Kunst der Übertreibung. Hyperbolik und Ironie in spätma. Minnereden. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/New York , S. –, hier S. (und Anm. ). FA
Die Rittertugenden des Herrn von Kronberg. – Doppelt gerahmtes Preisgedicht mit gedoppelter Sprecherrolle, Mitte . Jh. Fragmentarische Minnerede eines unbekannten Autors aus der Sammelhandschrift von Rudolf → Losse. Eingeleitet wird der Text mit einer Begegnung beim Spaziergang: Der Dichter trifft auf einen Knappen, der ihm berichtet, dass er einst in einem paradiesischen Wald der Königin «Aldugint» samt Hofstaat begegnet sei. Dieser personi ziert Minne- («kuscheit») und Rittertugenden («gerechheit»); sie vereinen sich zu «adeliger Vollkommenheit» (vgl. Dietl). Im Gespräch zwischen Knappe und Königin bricht die Dichtung ab. Allein der Titel weist darauf hin, dass es sich um eine Preisrede auf einen Herrn von Kronberg («Carmen de Cronenberc») handelt. Vermutlich ist Wilhelm von Cronenberg gemeint, der in der → Schlacht bei Göllheim el. Ob die Preisrede nach dem Tod oder bereits zu Lebzeiten Wilhems verfasst worden ist, lässt sich schwer bestimmen. Einerseits sprechen der freudige Ton der Frauen sowie die hohe Relevanz des Kleinods, das dem Ritter übergeben werden sollte, gegen eine Dichtung nach dem Sterbedatum, andererseits werden Preis eines verstorbenen Fürsten und Minnerede kombiniert wie etwa bei den Grafen Wilhelm III. († ) und IV. († ) von Holland. Ü: Kassel, UB/LMB, ° Ms. iurid. , r–r (Perg./Pap., Mitte . Jh., rheinfränkisch-hessisch; Fragm.). A: Edmund Ernst Stengel/Friedrich Vogt: Zwölf mhd. Minnelieder und Reimreden aus den
Minneklage (aus Thüringen). – Liebesklage, Überlieferung zweites Viertel . Jh. Die Minnerede ist unikal überliefert im Rahmen der ‹Losse-Sammlung›, d. h. einer in einen Kollektaneenband des aus Thüringen stammenden Mainzer Ministerialen Rudolf → Losse (um –). Der Sprecher beklagt, dass ihn die Geliebte nicht beachtet. Sein Preis ihrer Vollkommenheit (teilw. direkte Anrede mit mariologischen Attribuierungen) mischt sich mit Sehnsuchtsklage, Bitte um Erhörung, Liebes- und Treueversicherung.
Losse Die Minnerede endet mit mehreren Gruß- und Schlussformeln und einem Segenswunsch. Ü: Kassel, LMB, ° Ms. iurid. , v–r ( Verse). A: Edmund E. Stengel/Friedrich Vogt: Zwölf mhd. Minnelieder und Reimreden. Aus den Sammlungen des Rudolf Losse von Eisenach. In: AfK () S. –, hier S. – (Nr. III). L: Arne Holtorf: Losse, Rudolf. In: VL () Sp. . – Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Stengel/Vogt (s. Ausg.). – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Ronald Michael Schmidt: Stud. zur dt. Minnerede. Unters. zu Zilies von Sayn, Johann von Konstanz und Eberhard von Cersne (GAG ). Göppingen , S. f. JK Losse, Rudolf, * um bei Eisenach, † .. . – Kurtrierischer Notar und Offizial, Domdekan von Mainz. Der hohe Verwaltungsbeamte L. ist von literarhistorischem Interesse, da eines der sieben von ihm veranlassten und erhaltenen Kopialbücher auch zwei Sammlungen lat. und dt. Lieder sowie Versdichtungen enthält. Diese sind hier teils unikal überliefert. Herausragend ist zudem L.s sprachhistorischer Stellenwert. Mit thüringischer Herkunft im mosel-/rheinfränkischen Raum wirkend hat er entscheidend zur Entwicklung einer überregionalen Urkundensprache auf mitteldt. Basis beigetragen und damit die Ausbreitung der späteren nhd. Schriftsprache befördert. Der früh verwaiste Sohn eines thüringischen Ministerialen hat – gemeinsam mit seinem Bruder Hermann in Montpellier Kanonisches Recht studiert. trat L. als Notar in die kurtrierische Kanzlei ein. ist er am päpstlichen Hof in Avignon bezeugt, wo er die Vorsehung auf eine Pfründe in der Mainzer Diözese erhielt. emp ng er die niederen Weihen und wurde L. Offizial (oberster geistlicher Richter) der Diözese Trier. Seit versah L. das Amt des Mainzer Domdekans. L. wurde vom Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg mit zahlreichen Gesandschaften betraut. An der Königswahl von Balduins Großneffen, dem späteren Kaiser Karl IV., war L. maßgeblich beteiligt. Er verfasste wichtige Verträge (u. a. beim Zustandekommen des Kurvereins von
. Hälfte . Jh. Rhens []) und prägte die spezi sche Ausformung der kurtrierischen Urkundensprache, die in der Prager Kanzlei Karls IV. fortwirkte. So könnte L. indirekt einen Ein uss auf → Johannes von Tepl ausgeübt haben. L.s politische Bedeutung ist an zahlreichen Ämtern ablesbar: Er war u. a. Hausgeistlicher der Erzbischöfe von Trier und Mainz, des Pfalzgrafen Rudolf, König Philipps VI. von Frankreich und Karls IV. Zudem erlangte L. durch reichhaltige Bepfründung einen nicht unbeträchtlichen Wohlstand. Eine eigene schriftstellerische Tätigkeit L.s ist nicht nachgewiesen. Bei den Büchern, die sicher aus seinem Besitz stammen, überwiegt das kirchenrechtliche Schrifttum. Zeugnis seines literarischen Interesses unabhängig von der Fachliteratur ist das Kopialbuch mit den lat. und dt. Versdichtungen. Die lat. Sammlung umfasst Gedichte, zuzüglich enthält der Codex einen außerhalb dieser Hauptsammlung notierten Reimtraktat über die Ehe (Nova Alamanniae Bd. / [s. Ausg.] Nr. ). Neben diesem mehrfach überlieferten Stück ndet sich in der Zusammenstellung ein weiterer Verstraktat über die Nichtigkeit der Welt (Nr. ). Drei Texte haben lokalen Bezug: ein Spottlied auf die Hochzeit eines Trierers namens «Bleffardus» im Ton des Liedes Das → Hausgeschirr (Nr. ), eine Grabschrift für die Schwester Balduins, die Äbtissin Margarete, und eine Huldigung der Nonnen von Marienthal an einen Elekten, womit Balduin gemeint sein dürfte, der / zum Erzbischof gewählt worden war. Die letzten beiden von diesen Gedichten sind in leoninischen Hexametern verfasst (Nr. f.). Ein Marienlied (Nr. ; Variation von AH [] Nr. ) ist von besonderem Interesse. Es scheint sich um eine Kontrafaktur des Liedes Man siht lovber tovber zu handeln, das von der → Sterzinger Miszellaneenhandschrift, der verlorenen Liederhandschrift Heinrich → Laufenbergs und der → Kolmarer Liederhandschrift überliefert wird. Damit stellte das Kopialbuch L.s den ältesten Textzeugen für einen Ton dar, der u. a. auch von → Peter von Sachsen und dem → Mönch von Salzburg verwandt wurde. Sechs weitere geistliche Lieder sowie drei Winter- und zwei Herbstlieder sind in der Kompilation enthalten. Die meisten verbindet ihre gemeinsame Form, denn neun von diesen sind kunstvolle Rondeaux. Es dürfte sich bei allen lat. Texten um Dichtungen des . Jh. handeln; die drei lokalhistorischen Texte datieren sicher ins . Jh.
. Hälfte . Jh. Die Sammlung deutschsprachiger Verstexte ist eine Mischung aus Reimpaarreden, Minneliedern und Sangsprüchen. Insgesamt sind fünf Reimpaarreden enthalten, von denen nur die Minnerede → Wer kann allen recht tun (Stengel/Vogt [s. Ausg.] Nr. /Nova Alamanniae Bd. / [s. Ausg.] Nr. ) auch anderweitig und in diesem Fall breit überliefert ist. Unika sind die Minnerede → Minneklage (aus Thüringen) (Nr. /) und der Verse umfassende Liebesbrief Nimm mich frowe in dine hant (Nr. /; s. Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke [MTU ]. München , Nr. ). Auch die fragmentarische Tugendallegorie Die → Rittertugenden des Herrn von Kronberg (Nr. /) sowie die politische Reimpaarrede Carmen Smunzil cum rex Angl[ie] invaserit regem Franc[ie] anno domini (Nova Alamanniae Bd. / [s. Ausg.] Nr. ) sind ausschließlich in L.s Kopialbuch enthalten. Das Carmen Smunzil (SchmunzelLied [?]) präsentiert in Versen eine Heerschau der Truppen Kaiser Ludwigs im Stile der hö schen Epik und spottet über die zögerliche Haltung des Kaisers zu Beginn des Hundertjährigen Krieges. – Die Minnelieder sind durchweg Unika: ) Ein dreistrophiges Winterlied des sonst unbekannten Schenken von → Lißberg (Nr. /). ) Ein gleichsam dreistrophiges Lied → Ulrichs von Baumburg («Vlricus de bovinburg armiger»; Nr. /) ist eine Ergänzung des BaumburgCorpus der → Heidelberger Liederhandschrift C. ) Drei Rondeau-Strophen mit Minneklagecharakter (Nr. /). ) Ein Vexiergedicht mit Versen (Nr. /), dessen Frauenpreis sich ins Gegenteil verkehrt, wenn man die Bezüge der Negationen syntaktisch anders auffasst. ) Ein dreistrophiges Lied in der Nachfolge → Heinrichs von Morungen (Nr. /). – Der Spruchdichtung lassen sich zuordnen: ) Drei Strophen → Reinmars von Zweter (Nr. /). Die erste («Ich hore die biderven alle sprechen sonst») ist nur in L.s Kollektanee enthalten, die zweite und dritte werden auch anderweitig überliefert (vgl. die Ausg. Gustav Roethes: Die Gedichte Reinmars von Zweter. Leipzig [Nachdr. Amsterdam ] Nr. und ). ) Den einzigen geistlichen Text der dt. Sammlung stellt ein Sangspruch → Friedrichs von Sonneburg dar (Nr./), der auch im Sonnenburg-Corpus von C erscheint (hg. v. Achim Masser: Die Sprüche Friedrichs von Sonnenburg [ATB ]. Tübingen
Losse , Nr. ). ) Schließlich ein anonymer Rätselspruch (Wer retet diz umbilde), der vermutlich auf Fisch, Wasser und Netz hinausläuft. Der literaturgeschichtliche Stellenwert der Sammlung dt. Dichtungen liegt auf der Hand. Der Liedtyp des Rondeau ist im Deutschen äußerst selten und hier gleich mit drei Beispielen vertreten. Die Beziehungen des Hauses Luxemburg zum französischen Königshof und L.s eigenes Studium in Frankreich mögen hier – wie auch bei den lat. Rondeaux – nicht ohne Einuss geblieben sein. Bemerkenswert ist, dass Liedgut vertreten ist, dass in den großen alemannischen Liedersammlungen (→ Heidelberger Liederhandschrift A, → Weingartner Liederhandschrift B und C) nicht enthalten ist. Mit Reinmar von Zweter und Friedrich von Sonnenburg sind davon auch zwei prominente Autoren betroffen. Hauptunterschied der äußerlich geschlossenen aber gattungsspezi sch heterogenen Zusammenstellung L.s gegenüber den großen Sammlungen mit ihrem antiquarisch-repräsentativen Anspruch ist, dass bei L. offensichtlich privates Interesse und persönliche Gebrauchsituation für die Auswahl der einzelnen Textstücke verantwortlich zeichnen. Die Biographie L.s macht auch das Nebeneinander von thüringischen (Minneklage) und ripuarischen Texten (Rondeaux) nachvollziehbar. Mit L.s politischer Positionierung korrespondieren das Carmen Smunzil und die lat. zeithistorischen Stücke. Die Thematisierung von standesbezogener Tugend und von hö scher Minne könnte das Einverständnis L.s, des ein ussreichen Diplomaten und einstigen kleinen Ministerialen, mit der bestehenden Ordnung reektieren. Vielleicht fehlt deswegen auch kritisches oder parodierendes Textmaterial. Da die Kollektaneen L.s unsystematisch und quantitativ beschränkt sind, verbietet sich ein Vergleich mit den späteren Sammelhandschriften (wie der → Berliner Liederhandschrift Mgf oder dem Liederbuch der Clara → Hätzlerin [Bd. , Sp. –]), die einen ganz anderen literarischen Anspruch verfolgen. Was L. bietet, ist ein Einblick in die zeitgenössische literarische Rezeption des adligen Milieus an und um einem großen dt. Fürstenhof. Ü: Kassel, ULB/Murhardsche Bibl., ° Ms. iurid. , lat.: v–r, rv (Ehetraktat); dt.: r–v (Pap. und Perg., um , Trier/Mainz). Die dt. Slg. ist von einem der Hauptschreiber L.s in die . Lage der Hs. eingetragen und von L. persönlich redigiert worden.
Losse A: Lat.: Edmund Ernst Stengel: Nova Alamanniae. Urkunden, Briefe und andere Quellen besonders zur dt. Gesch. des . Jh., vornehmlich aus den Slg. des Trierer Notars und Offizials, Domdekans von Mainz R. L. aus Eisenach in der Ständischen LB zu Kassel und im Staatsarch. zu Darmstadt. Bd. / unter Mittwirkung v. Klaus Schäfer. Hannover , S. – (Nr. –; Ausg. der Unika und Editionsverz. für die weiteren Texte). – Dt.: E. E. Stengel/Friedrich Vogt: Zwölf mhd. Minnelieder und Reimreden aus den Slg. des R. L. von Eisenach. In: In: AfK () S. –; auch als Sonderdr. Köln/Graz (mit Komm.); Nachtrag: AfK () S. ; Ergänzungen in der Rezension von Hugo Kuhn in: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. f. – Nova Alemanniae / (s. o.) S. – (Nr. –); beide Ausg. ohne ‹Carmen Smunzil›. Dieses nur in: Nova Alemanniae /. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. – (Nr. ). – Rondeaux-Strophen auch in: Theodor Frings/Elisabeth Linke: Drei rheinische Rondeaux, die ältesten in dt. Sprache. In: Aus Gesch. und Landeskunde. Forschungen und Darstellungen. FS Franz Steinbach. Bonn , S.–; erweitert wieder in: PBB (Halle) () S. – (mit Komm.). L: Arne Holtorf, VL () Sp. –. – Peter Johannes Schuler, NDB () S. f. – Gisela Kornrumpf, LexMA () Sp. . – Martin Persch, BBKL () Sp. f. – RSM () S. . – De Boor/ Newald / () S. , , . – E. E. Stengel: Nova Alamanniae. Bd. . Berlin (Nachdr. Hildesheim ). – F. Vogt: Reimarus caecus und der Kasseler Fund. In: PBB () S. –. – E. E. Stengel: Avignon und Rhens. Forschung zur Gesch. des Kampfes um das Recht am Reich in der ersten Hälfte des . Jh. (Quellen und Stud. zur Verfassungsgesch. des Dt. Reiches in MA und Neuzeit ,). Weimar , S. –, – u. ö. – Adolf Bach/Dieter Berger: Vom Publikum rheinischer Gelegenheitsdichtungen des ritterlichen Lebenskreises. In: Rheinische Vierteljahrsbll. () S. – (wieder in: A. Bach: Germanistisch-hist. Stud. Gesammelte Abh. Bd. . Hg. v. Heinrich Matthias Heinrichs/Rudolf Schützeichel. Bonn , S. –). – Ludwig Erich Schmitt: Unters. zur Entstehung und Struktur der ‹nhd. Schriftsprache›. Bd. : Sprachgesch. des Thüringisch-Obersächsischen im SpätMA. Die
. Hälfte . Jh. Geschäftssprache von – (Mitteldt. Forschung /). Köln/Graz , S. –. – HansGünther Langer: Urkundensprache und Urkundenformeln in Kurtrier um die Mitte des . Jh. Ein Beitr. zur Gesch. der deutschsprachigen Urkunde in der kurtrierischen Kanzlei während der Tätigkeit R. L.s und seines Kreises. Tl. In: Arch. für Diplomatik () S. –; . Tl. In: ebd. () S. –. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Ulrich Müller: Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , S. f. – Klaus Schäfer: Der Dank des Königs. Karl IV. und die Pfründen R, L.s. In: Kaiser Karl IV. –. Forsch. über Kaiser und Reich (Sonderdr. Bll. für dt. Landesgesch. []). Hg. v. Hans Patze. Neustadt/Aisch , S. –. – Ludwig Denecke: Die Bibl. des Fritzlarer Stiftsherrn Martin von Geismar († ). In: Hessisches Jb. für Landesgesch. () S. –, hier S. mit Anm. . – G. Kornrumpf: Dt. Lieddichtung im . Jh. Ein Aspekt der Überl. In: Zur dt. Lit. und Sprache des . Jh. (Reihe Siegen. Germanistische Abt. ). Hg. v. Walter Haug u. a. Heidelberg , S. –. – Friedhelm Burgard: R. L. (um –). In: Rheinische Lebensbilder. Bd. . Hg. v. Edmund Strutz/FranzJosef Heyen. Düsseldorf/Pulheim , S. –. – F.-J. Heyen u. a. (Hg.): Die Bistümer der Kirchenprovinz Trier. Erzbistum Trier. Bd. : Das Stift St. Simeon in Trier (Germania Sacra NF ). Bearb. v. Dems. Berlin u. a. , S. , –. – Miriam Elisabeth Spiller: Spurensuche. Zeitgenössische Diskurse und Diskutanten über Probleme in der Reichspolitik des dt. SpätMA. Diss. Gießen , S. – u.ö. – Robert Gramsch: Kommunikation als Lebensform: Kuriale in Thüringen vom . bis zum . Jh. In: Kurie und Region. FS Brigide Schwarz (Geschichtliche Landeskunde ). Hg. v. Brigitte Flug u. a. Stuttgart , S. – passim. – Thomas Haye: Das Latein der akademischen Rede. Boncompagno und R. L. In: Lat. Oralität. Gelehrte Sprache in der mündlichen Kommunikation des hohen und späten MA. Hg. v. dems. Berlin u. a. , S. –. – Michael Embach: Trierer Lit.gesch. Das MA (Gesch. und Kultur des Trierer Landes ). Trier , S. . – R. Gramsch: Seilschaften von universitätsgebildeten Klerikern im deutschen SpätMA. Beziehungsformen, Netzwerkstrukturen, Wirkungsweisen. In:
. Hälfte . Jh. Verwandtschaft, Freundschaft, Bruderschaft. Soziale Lebens- und Kommunikationsformen im MA (Symposiumsakten des Mediävistenverbandes ). Hg. v. Gerhard Krieger. Berlin , S. –, hier S. f. VZ Frauendienst und Minnedienst. – Kurze Reexion über die Macht der Frauen, Überlieferung . Die unikal überlieferte Minnerede bringt in spruchartiger Kürze eine Bekräftigung der Macht der Frauen in der Minne. Allerdings sei der Mann im Minnedienst nicht den Frauen, sondern der Liebe untertan. Ü: München, BSB, Cgm , r ( Verse). L: Tilo Brandis, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. JK Klage vor Frau Minne. – Belauschte Liebesklage, Überlieferung . Die unikal überlieferte Minnerede setzt mit einem hyperbolischen Frauenpreis ein. Danach berichtet der Sprecher von einem Maispaziergang, bei dem er auf eine Schar tanzender junger Frauen und Männer trifft. Als er sich selbst einen Blumenkranz binden will, entfernt er sich von der Gruppe. Dort belauscht er eine Dame, die sich ebenfalls von der Gruppe abgesetzt hat. Die Dame klagt den Kummer der Trennung von ihrem Geliebten vor ‹Frau Minne› und bittet diese um Unterstützung. Der Sprecher lobt die reine und beständige Treue der Dame und vergleicht sie mit Sigune (→ Wolfram von Eschenbach). Sein Publikum fordert er auf, dem Lob vorbildlicher Frauen bereitwillig zuzuhören. Ü: München, BSB, Cgm , v–r ( Verse). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. . – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. JK Scheidsamen. – Allegorisch verrätselte Erzählung von Liebe und Trennung, früheste Überlieferung um . Die Überlieferung der Minnerede ist zeitlich ungewöhnlich breit gestreut: (Mü), (Ka)
Frauendienst und Minnedienst und (Mü). Keine der drei Handschriften überliefert einen befriedigenden Text; die erhebliche Varianz zwischen ihnen (die Handschrift Ka liefert eine eigenständige Fassung mit vielen Zusatzversen) ist wohl auf die Komplexität und Unkonventionalität der Minnerede zurückzuführen. Im Mittelpunkt steht das Problem des Treuebruchs. Der Dichter selbst ist hier der Betrogene, er schildert den Vorfall aus der Rückschau, zuerst indem er metaphorisch verrätselt (Die Einheit von ‹Ich und Ich› wird durch den von Frau Wankelmut gesandten ‹Scheidsamen› aufgebrochen) dann auslegt und berichtet. Ausführlich werden Zorn und Verachtung der Dame geschildert, ohne dass diese jedoch völlig verurteilt würde. Breiten Raum nimmt danach die Klage des Sprechers über seinen Zustand ein. Die Frage, ob er weiter die Treue halten oder aufgeben solle, leitet zum Schlussteil über, der die ganze Geschichte noch einmal bildlich unter dem Motiv des Herzenstausches mit anschließendem Rücktausch fasst. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs., va–va ( Verse) (Ka). – München, BSB, Cgm , r–v ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , v–r ( Verse) (Mü). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. , S. –. JK Lob der ritterlichen Minne (Klagegedicht auf Herzog Johannes von Brabant). – Preis- und Ehrenrede mit ausführlicher Tugendklage, Überlieferung /. Der Text ist unikal im Hausbuch des → Michael de Leone überliefert. In ihm sind Elemente der Minnerede und der Ehrenrede unkonventionell verbunden. Der Sprecher berichtet von einer Jagd, auf der er einen frommen Einsiedler trifft. Dieser tadelt ihn für seine Jagd und ermahnt ihn zur
Oswald der Schreiber Konzentration auf ritterliche Bewährung und zur Orientierung an den Tugenden der Beständigkeit und Aufrichtigkeit. Den drei folgenden detaillierten Beschreibungen des Verfalls ritterlicher Tugend (Modetorheiten, Ungehobeltheit, Tanzwut, Turnierfaulheit), die der Sprecher gibt, stehen jeweils drei Passagen hyperbolischen Lobpreises exemplarischer, aber – bis auf einen – bereits verstorbener Ritter durch den Einsiedler gegenüber (zur Identi zierung der genannten Ritter mit historisch belegten Adligen vgl. die Nachweise bei Kornrumpf VL [] Sp. f.). Nach einer abschließenden Zeitklage nimmt der Einsiedler seinen anfänglich geäußerten Tadel zurück und gibt dem Sprecher einen Botenauftrag: Er solle das Lob der Ritterlichkeit allen Damen bekannt machen. Ü: München, UB, ° ms , vb–rb ( Verse). A: Friedrich Heinrich von der Hagen: Klagegedicht auf Herzog Johannes von Brabant aus der Würzburger Hs. In: Germania () S. –. – Ulrich Müller (Hg.): Politische Lyrik des dt. MA. Bd. (GAG ). Göppingen , S. –. L: Gisela Kornrumpf, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Theodor Nolte: Lauda post mortem. Die dt. und ndl. Ehrenreden des MA (Europäische Hochschulschr. ,). Frankfurt/M. , S. –. JK Oswald der Schreiber. – Verfasser einer dt. Versübersetzung des Briefs vom Priesterkönig Johannes, zweite Hälfte . Jh. Im MA erlangte der ktive Brief des → Priesterkönigs Johannes (Presbyterbrief) in lat. Sprache große Verbreitung. Darin beschreibt die Figur des sagenhaften christlichen Königs ihr Reich der «drei Indien». Unter den dt. Bearbeitungen des Briefs ist auch die Versübersetzung O.s. Dieser ist durch Eigenennung am Ende seiner Bearbeitung als Verfasser nachweisbar, ansonten aber nicht belegt. O. stammte nach eigenen Angaben aus Königsberg (Nová Baˇna, Slowakei). Entsprechend wird ein von ihm gelobter Herrscher in der Forschung als König Ludwig I. von Ungarn identi ziert. O.s Text wird aufgrund dialektaler Besonderheiten und möglicher Bezüge zu Bilderschmuck im Prager Veitsdom auf nach datiert, häu g auch auf um
Mitte . Jh. . Auch wird bei O. Kenntnis der bairischösterreichischen Literatursprache vermutet. O.s Übersetzung ist mit Reimpaarversen nur unvollständig überliefert. Die aus dem ersten Viertel des . Jh. stammende Handschrift enthält nur die zweite Hälfte des Texts. Der Brief des Johannes ist in O.s Fassung in eine Rahmenhandlung eingebettet. Deren Beginn ist verloren, kann aber teilweise erschlossen werden. Johannes empfängt zu Beginn eine europäische Gesandtschaft, die von einem Kardinal angeführt wird. Er schreibt den Brief, der zuletzt versiegelt und den Gesandten übergeben wird. Mit einem Schreiber des Johannes reist die Delegation nach Rom zum Papst, wo dem Schreiber christliche Reliquien gezeigt werden. Anschließend begibt der Schreiber sich nach Hohenstaufen zu Kaiser Friedrich. Dieser erhält von Johannes’ Vertreter drei Geschenke: einen feuerfesten Rock, einen Zaubertrank und einen magischen Ring, der seinem Träger übermenschliche Fähigkeiten verleiht. Auf einem Reichstag in Aachen lässt der Kaiser den Brief des Johannes verkünden. Der Schreiber kehrt mit kaiserlichen Geschenken nach Indien zurück. Friedrich gerät danach in Kon ikt mit dem Papst und wird gebannt. Auf der Jagd benutzt Friedrich schließlich den magischen Ring, um spurlos zu verschwinden. O. verweist zuletzt auf eine mündliche Sage vom Weiterleben des Kaisers und seiner möglichen Wiederkehr. O.s Übersetzung folgt der erweiterten Redaktion D (. Jh.) des Presbyterbriefs, die in Böhmen verbreitet war. O. übernahm die in D enthaltenen Hinzufügungen und kürzte den Text nur an einzelnen Stellen zur Verbesserung des Verständnisses. Außerdem stellte er Textabschnitte um. Als eigenständiger Beitrag O.s gilt der Schlussteil der Bearbeitung. Individuell sind etwa die drei Geschenke für den Kaiser, ein Wandgemälde des Johannes und ein Lob Indiens als christliches Land. Interessant ist die inhaltliche Verbindung der Sage von Kaiser Friedrich mit dem Priesterkönig-Stoff. Der Kaiser wird als europäisches Gegenstück zu Johannes positiv dargestellt. Die Forschung vermutet darin eine implizite Huldigung Kaiser Karls IV. O.s Text blieb insgesamt ohne literarische Nachwirkung, gilt heute aber als bedeutendes Werk früher slowakischer Dichtung in dt. Sprache. Ü: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., erstes Viertel . Jh., rheinfränkisch). – Zu den Besonderheiten der aus Faszikeln zusammengebundenen Hs. vgl. Wagner
Mitte . Jh.
Der Meister, Propheten, Poeten und Könige Sprüche
(s. Lit.) und http://www.handschriftencensus.de/ werke/. A: Friedrich Heinrich von der Hagen: Edelstein-Mosaik. In: Germania () S. f. (Teilausg.). – Der Priester Johannes. Erste Abh. Hg. v. Friedrich Zarncke (Abh. der philol.-hist. Kl. der Kgl. Sächsischen Ges. der Wiss. ). Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Lambertus Okken: Das goldene Haus und die goldene Laube. Wie die Poesie ihren Herren das Paradies einrichtete. Amsterdam , S. – (Teilausg.). – Online-Faks. der Hs.: http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg. L: Vgl. auch die umfangreiche Lit. zum Priesterkönig Johannes. – Dietrich Huschenbett, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Zarncke (s. Ausg.). – Jenö Czinkotszky: Oswald Ujbányai Jegyzö Német Verses Elbeszélése a XIV. Századból. Budapest . – Neda von Relkovic: Aus dem Leben der sieben ‹niederungarischen Bergstädte› im .–. Jh. In: Ungarische Jbb. () S. –. – Norbert R. Wolf: Beobachtungen zur Erzählweise O.s d. S.s. In: Südostdt. Semesterbll. () S. –. – Elisabeth Schmid: Priester Johann oder die Aneignung des Fremden. In: Germanistik in Erlangen. Hg. v. Dietmar Peschel. Erlangen , S. –. – Bettina Wagner: Die ‹Epistola presbiteri Johannis› lat. und dt. Überl., Textgesch., Rezeption und Übertragungen im MA (MTU ). Tübingen , S. – u. ö. MM Der Meister, Propheten, Poeten und Könige Sprüche. – Mhd. Spruchsammlung, um Mitte . Jh. Die anonym überlieferten Sprüche entstanden wahrscheinlich um die Mitte des . Jh. im schwäbischen Raum. Die Sammlung umfasst zweizeilige Sprüche in Reimpaarversen. Sie ist eingeteilt in Sprüche der «maister» (Nr. –), der «weiszagen» (Nr. –), der «poeten» (Nr. –) und der «kuenig» (Nr. –). Zu den in der Sammlung genannten Autoritäten zählen heidnische und christliche Philosophen und Kirchenlehrer (u. a. Sokrates, → Gregor, Aristoteles, Plato, → Augustinus, Ambrosius), biblische Väter und Gestalten (z. B. Moses, Hiob), Dichter (u. a. Lukan, → Avian, Horaz, Seneca, → Alanis ab Insulis, → Freidank) und Könige (u. a. David, Salomon, → Karl der Große), aber auch Jesus selbst (Nr. ). Die Sammlung ist in der wohl frühesten Handschrift W komplett überliefert, unvollständig auch in G (Nr. ,
, –) und M (Nr. –). Alle Textzeugen enthalten zusätzlich einen Spruch von Troy mit Reimpaarversen. Inhaltlich sind die Sprüche meist der Vermittlung göttlicher oder weltlicher Lehren gewidmet. Zu den Themen der Sammlung zählen die Ordnung der Welt, Gott als Schöpfer, Trinität, göttliches Gericht, Gerechtigkeit, Weisheit und gute Taten. Die Sprüche zeigen eine formale Verwandtschaft zu den dt. Disticha Catonis (→ Cato). Möglicherweise waren die Sprüche ursprünglich als Bildbeischriften intendiert, um Abbildungen der genannten Autoritäten zu schmücken. Die Forschung hat Parallelen zwischen der Sammlung und Inschriften im gotischen Kölner Rathaus herausgearbeitet. Ü: W: Wien, ÖNB, cod. , vb–ra (Pap., um –, schwäbisch). – G: Gießen, UB, Hs. , r (Pap., letztes Viertel . Jh., ostschwäbisch). – M: München, BSB, cgm , r–v (Pap., um , ostschwäbisch). A: Ulrich Seelbach, ZfdPh () S. –. – Online-Faks. von Hs. M: http:// daten.digitale-sammlungen.de. L: Ulrich Seelbach, VL () Sp. f. – Berndt Jäger: ‹Durch reimen gute lere geben›. Unters. zu Überl. und Rezeption Freidanks im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. , f., , . – Christoph Bellot: Zur Gesch. und Baugesch. des Kölner Rathauses bis ins ausgehende . Jh. In: Köln. Das gotische Rathaus und seine hist. Umgebung. Hg. v. Walter Geis/Ulrich Krings. Köln , S. –, hier S. . – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. v. den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. f. – Ines Heiser: Autorität Freidank. Stud. zur Rezeption eines Spruchdichters im späten MA und in der frühen Neuzeit (Hermaea NF ). Tübingen , S. f., u. ö. MM Schönrainer Handschrift (Büdinger Fragmente). – Fragmente einer mitteldt. Sammelhandschrift, zweites Viertel . Jh. Die inhaltliche Zusammensetzung der S. Hs., eine Kombination von Roman und Sangspruch, ist äußerst unkonventionell: Die Bruchstücke der Handschrift enthalten neben dem Anfang des Trojanerkriegs → Konrads von Würzburg zahlreiche Strophen → Reinmars von Zweter, vier des → Litschauers und Teile aus dem → Wartburgkrieg.
Schönrainer Handschrift Es ist allerdings zu bezweifeln, dass die ursprüngliche Handschrift Konrads Geschichtsdichtung in ihrer Gesamtheit aufgeboten hat – die aus den Fragmenten rekonstruierbare Anlage spricht dagegen. Der Prolog des Trojanerkriegs war sicher nicht enthalten, da der erste Quaternio der Handschrift bis auf Bl. vollständig aus den Fragmenten rekonstruiert werden kann und in ihm die Erzählung des Trojanerkriegs erst mit V. einsetzt. Zum Trojanerkrieg sind noch ein Blattrest des zweiten Quaternio und ein Blatt des fünften erthalten. Auf Konrads Versroman folgten ursprünglich mindestens neun Lagen mit einer umfangreichen Zweter-Sammlung, die ganz wesentlich derjenigen in der → Heidelberger Liederhandschrift Cpg entspricht, dabei aber auch zwei sonst unbezeugte Strophen im ‹Frau-EhrenTon› enthält (s. u.). Die Litschauer-Texte sind ohne besondere Kennzeichnung aufgenommen, wurden also offensichtlich als Dichtungen Reinmars angesehen. Den Schluss der Handschrift dürften drei Quaternios zum Wartburgkrieg dargestellt haben, wobei nicht gänzlich auszuschließen ist, dass weitere Stücke der Handschrift ohne Hinweis verloren sind. Eine kurze Prosaeinleitung zum Fürstenlob des Wartburgkriegs ist nur hier bezeugt. Neben den Schlussstrophen des Fürstenlobs nden sich noch Auszüge aus dem Königstochterrätsel des Rätselspiels. Der Aufbau wird vermutlich in etwa dem des Wartburgkrieg-Konglomerats der → Heidelberger Liederhandschrift C geglichen haben. Dessen Wortlaut stimmt bei den parallel überlieferten Stücken weitgehend mit den Büdinger Fragmenten überein. B G H: Die einzelnen Fragmente der Hs. be nden sich heute an den folgenden Verwahrorten: a. Basel, UB, Cod. N I Nr. c.d, Bll. – b. Kassel, ULB und Murhardsche Bibl., ° Ms. poet. et roman. [+ (vormals Marburg, Staatsarch., Fragm. +) Bll. – c. Wolfenbüttel, HAB, Cod. Novissimi ° (vormals Büdingen, Fürstl. Ysenburg- und Büdingensches Arch., Ms. –A/B) Bll., Querstreifen. – Perg., zweites Viertel . Jh., Blattgröße: ca. , x cm, Schriftraum ca. , x cm (einspaltig), geschrieben von einer Hand. – Die Hs. dürfte im rheinfränkischen Raum entstanden sein, wofür punktuelle schreibsprachliche Indizien («og» für «ouch» oder «oc» für «eht») zu sprechen scheinen, wenn auch die Sprache generell nur Merkmale eines Durchschnittsmitteldeutsch aufweist mit konkurrierenden Schreibungen. – Die Abfolge der erhaltenen Texte dürfte im ursprünglichen Codex
Mitte . Jh. wie folgt gewesen sein: Trojanerkrieg (V. –, –, – [mit Textverlust], –, –). Bll., Querstreifen: ehemalige Büdinger Fragm. und A, heute c. – Reinmar von Zweter, Roethe (s. Lit.) Nr. –, –, –, –, –. Bll.: ehemalige Büdinger Fragm. a–d und Ba, heute c. – Nr. –. Bl.: a. – Nr. –. Bl.: ehemaliges Büdinger Fragm. B., heute c. – Nr. –. Bl.: b. – Nr. –. Bl.: ehemaliges Büdinger Fragm. Aa, heute c. – Nr. –. Bl.: a. – Nr. –. Bl.: b. – Nr. und , dazwischen zwei anderweitig unbezeugte Reinmar-Str. (RSM: ReiZw// f.; Nr. [ReiZw//] wurde von Roethe nur teilediert), Str. vom Litschauer (Collmann-Weiß [s. Lit.] S. –) und Reinmar, Nr. , , , (nur Initium). Bll.: ehemalige Büdinger Fragm. , e, und Ab, heute c. – Anfang des Fürstenlobs aus dem Wartburkrieg (Rompelmann [s. Lit.] Nr. –). Bl.: ehemaliges Büdinger Fragm. a, heute c. – Schluss des Fürstenlobs (Rompelmann Nr. –). Bl.: ehemaliges Büdinger Fragm. c, heute c. – Strophe aus dem Rätselspiel des Wartburgkriegs (Rompelmann Nr. –). Bl.: ehemaliges Büdinger Fragm. b., heute c. – Alle heute bekannten Fragm. stammen ursprünglich aus dem Fürstlich Ysenburg und Büdingschen Archiv, wo sie als Umschläge für unterschiedliche Dokumente verwandt wurden. Die Bezeichnung Schönrainer Hs. verdankt sich dem Umstand, dass die ersten entdeckten Bruchstücke mit Archivalien aus dem Amt Schönrain zusammengingen und Crecelius (s. Abdruck) deshalb annahm, sie müssten aus dem zerstörten Kloster Schönrain stammen. Weitere Blätter wurden aber später als Umschläge von Büdinger Akten gefunden, so dass die Bezeichnung irreführend ist. Doch auch eine Büdinger Provenienz ist unwahrscheinlich. So ließ z. B. Graf Wolfgang Ernst I. im . Jh. wiederholt auf der Frankfurter Messe Pergament zum Bücherbinden einkaufen. Auf diesem Weg könnten die Fragment in das Fürstliche Archiv gelangt sein. A, F: Wilhelm Crecelius: Bruchstücke mhd. Hss. in Büdingen. In: ZfdA () S. –, hier S. – (Teilabdr. c). – Karl Meyer: Bruchstücke mhd. Dichtungen aus der ma. Slg. zu Basel. In: Germania () S. –, hier S. – (Abdruck a). – Sankt Elisabeth, Fürstin, Dienerin, Heilige. Aufsätze, Dokumentation, Kat. Sigmaringen , S. f. (Abb.
Mitte . Jh. b. mit Komm. von Burghart Wachinger). – Inedita Reinmars von Zweter (c): Frieder Schanze: Scharfe Schelte. Drei unedierte Strophen im Ehrenton Reinmars von Zweter. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin/New York , S. –, hier S. f., –. – Digitalfaks. von b und c online verfügbar (s. www.handschriftencensus.de/). L: RSM () S. , , f. – F. Schanze, VL () Sp. –. – Crecelius (s. Abdrucke). – Meyer (s. Abdrucke). – Karl Bartsch: Anm. zu Konrads Trojanerkrieg (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Tübingen , S. II f. – Gustav Roethe (Hg.): Die Gedichte Reinmars von Zweter. Leipzig (Nachdr. Amsterdam ) S. f., . – Tom Albert Rompelman (Hg.): Der Wartburgkrieg. Krit. hg. Diss. Amsterdam , S. f. – B. Wachinger: Sängerkrieg. Unters. zur Spruchdichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, . – F. Schanze: Meisterliche Liedkunst zwischen Heinrich von Mügeln und Hans Sachs. Bd. : Verz. (MTU ). München , S. , , . – Hartmut Broszinski: Kasseler Handschriftenschätze (Pretiosa Cassellana). Kassel , S. f. (mit Abb. b). – Klemens Alfen/Petra Fochler/Elisabeth Lienert: Dt. Trojatexte des . bis . Jh. Repertorium. In: Die dt. Trojalit. des MA und der Frühen Neuzeit. Materialien und Unters. Hg. v. Horst Brunner (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. . – E. Lienert: Die Überl. von Konrads von Würzburg ‹Trojanerkrieg›. In: ebd., S. –, hier S. f. – Klaus Peter Decker: Fürstlich Ysenburgische und Büdingsche Bibl., Hss.Fragm. In: Hb. der hist. Buchbestände in Deutschland. Bd. : Hessen A–L. Hg. v. Berndt Dugall. Hildesheim u. a. , S. . – Martin J. Schubert: Sangspruch am Hofe Wenzels I. Eine Revision. In: Dt. Lit. des MA in Böhmen und über Böhmen. Hg. v. Dominique Fliegler/Vacláv Bok. Wien , S. –. – Kleinere Spruchdichter des dreizehnten Jh. Der Hardegger – Höllefeuer – Der Litschauer – Singauf – Der Unverzagte. Hg., übers. und komm. v. Esther Collmann-Weiß (ZfdA Beih. ). Stuttgart , S. . – Schanze (s. Abdrucke). VZ Die Bärenjagd. – Moralisch-exemplarische Reimpaardichtungen, . Jh. Die Geschichte von der B. ist aus zwei ursprünglich selbstständigen Motiven kombiniert worden
Die Bärenjagd (zum zweiten Motiv s. Antti Amatus Aarne/Stith Thompson: The types of the folktale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows Communications ]. Helsinki , Nr. [«What the bear whispered in his ear»]). Erzählt wird von einem Mann, der das Fell eines Bären verkaufen will, den er noch nicht einmal erlegt hat. Auf der anschließenden Jagd wird ihm die verdiente Lehre dadurch erteilt, dass er vom Bären grausam zugerichtet wird. Es sind insgesamt drei differenzierbare Fassungen überliefert. In Fassung im Hausbuch des → Michael de Leone ist der Verkauf durch ein Freundschaftsversprechen ersetzt. Fassung führt die Erzählzusammenhänge bedeutend breiter aus als die beiden anderen (Fassung : Verse; Fassung : Verse; Fassung : Verse). Die von Fischer vorgenommene Differenzierung in Märe (Fassung ) und Bispel (Fassung /) aus primär quantitativen Gründen ist problematisch (vgl. Ziegeler). Ü: Fassung : Dresden, LB, Mscr. M , r–r (Pap., –, nordbair./ostfränkisch); Überschrift: «Von der pern hewt». – Fassung : München, UB, ° Cod. ms. (Würzburger Liederhs. [E], Hausbuch des Michael de Leone) rv (Perg., /, ostfränkisch, gelegentlich bair. oder mitteldt. Einschlag); Überschrift: «Von zwein gesellen» (Schluss fehlt). – Fassung : Wien, ÖNB, Cod. , ra/vb (Pap., , bair.österr. [aus Innsbruck]); Überschrift: «Daz mer von dem pern». – Dresden, LB, Mscr. M , va–ra (Pap., , ostschwäbisch); Überschrift: «Von dem beren». – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (vormals Cod. ..) ra/va (Pap., , bair.-österr.); Abschrift von Wien, Cod. , Überschrift wie dort. – Alle Hss. bis auf Innsbruck sind online abrufbar (s. www.handschriftencensus.de/). – Faks. Innsbruck: Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.Ausg. des Codex FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . A (alle Fassung ): Ute Schwab: Der Endkrist des Friedrich von Saarburg und die anderen Inedita des Cod. Vind. (Quaderni della Sezione Germanica degli Annali ). Neapel , S. –. – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –.
König vom Odenwald L: Ulla Williams, VL () Sp. . – Schwab (s. Ausg.) S. . – Elfriede Moser-Rath: Was der Bär dem sich Totstellenden ins Ohr üstert. In: EM () Sp. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. Anm. , Anm. . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. – u. ö. VZ König vom Odenwald. – Verfasser von Reimpaargedichten, Mitte . Jh. Das Hausbuch des → Michael de Leone überliefert zwölf Reimpaarreden unter dem Verfassernae men «Der kunig vom Otenwalde» (oftmals auch e nur «kunig»). Hinter dem Pseudonym könnte sich Johann II. († /) aus der Familie der Schenken von Erbach verbergen, die ihren ursprünglichen Stammsitz auf der Burg Erbach im Odenwald hatten (so Olt [s. Einleitung der Ausg. ]). Zahlreiche hochrangige Kleriker, darunter Pröpste und auch Bischöfe, in Worms, Speyer, Mainz und Würzburg kamen aus den Reihen des rheinfränkischen Geschlechts. Johann II. aus der MichelstadtFürstenauer Linie der Erbacher ist als Domherr zu Mainz und Würzburg belegt und erscheint darüber hinaus in zahlreichen vornehmlich mittelfränkischen Archivalien. Johann ist früh im Umfeld Michael de Leones nachgewiesen. Beide sind in Bologneser Universitätsmatrikeln (Johann und Michael ) bezeugt. Ferner deutet die Überlieferungsweise im Hausbuch auf eine enge Beziehung des K. v. O. zu Michael hin. Die zwölf Gedichte im Hausbuch sind durch Verfassersignaturen, Selbstnennungen oder Überschriften für den K. v. O. gesichert. Dieses relativ schmale Œuvre ist im Bereich der meist anonymen Reimredenüberlieferung dennoch das drittgrößte Autorencorpus nach → Heinrich dem Teichner und → Suchenwirt. Vorliebe des K. v. O. ist die unkonventionelle Lobrede. Unter anderem werden Haustiere wie Kuh, Huhn und Schwein sowie deren Erzeugnisse wie Milch und Eier zum Objekt des Lobpreises befördert. Der konkrete Nutzaspekt der gepriesenen Objekte steht dabei im Vordergrund und der K. v. O. füllt so das literarische Lob mit ganz ungewohnten Inhalten (in Rede
Mitte . Jh. wird z. B. ein Katalog mit Eiergerichten präsentiert). Die thematische Ausrichtung seiner Lobreden überrascht in diesem Genus und zusätzlich erschafft der K. v. O. vor dem Hintergrund des öfter zitierten Minnesangs einen wirkungsvollen Kontrast zur Themenwahl in der hö schen Dichtung (wenn er etwa in der dritten Rede das Lob der Haustiere dezidiert über das der Dame oder des Vogelgesanges stellt). Auch eine parodistische Intention wird man dem K. v. O. unterstellen dürfen. Stoffliche Anregungen hat er von → Freidank, → Neidhart und → Wernher dem Gärtner bezogen. Neben den Lobreden, die in der älteren Textgruppe des Hausbuches (–) dominieren und unter denen sich mit jeweils rund Versen (, , ) auch die längsten Dichtungen des K. v. O. nden, wendet sich der K. v. O. auch der Zeit- und Gesellschaftskritik, der Fabel und der Strafrede zu. Rede etwa nennt zehn Gründe, einen Bart zu tragen, und kritisiert damit die neue Mode der langen Bärte. Duch die generelle Verwurzelung im Pragmatisch-Lebensnahen erweisen sich die Reden des K. v. O. als Fundgrube zeitgenössischer Sitten und Gebräuche. Die Überlieferung, Rezeption und Wirkung des K. v. O. ist regional begrenzt und beschränkt sich auf die Lobreden und . Das Lied Die Lerche und die Nachtigall (von Hans → Rosenplüt [?]) verrät Kenntnis des Lobredentypus in der Prägung des K. v. O. Da sich der K. v. O. in einem von Anonymität geprägten Textgenre bewegte, sind zahlreiche anonym tradierte Stücke von der frühen Forschung für den K. v. O. in Anspruch genommen worden. Unter diesen Zuschreibungen zeigt vor allem das Kataloggedicht Von dem Hausrat (so der Titel in den Handschriften, in der Forschung auch: Vom mangelnden Hausrat) Übereinstimmungen zum gesicherten Opus des K. v. O. Als Negativkatalog zeigt es zwar Verwandschaft zu anderen frühen → Hausratgedichten, ist aber weniger konkrete Klage über die Armut im Ehestand, sondern einem allgemeinen Gestus des Pessimismus verp ichtet. Von der späteren Forschung abgelehnt wurden folgende Zuweisungen von Texten, die im Überlieferungsumfeld von gesicherten Reden erscheinen: Von dem → üblen Weib II, Das → Buch von guter Speise und das Kataloggedicht Von der Trunkenheit (hg. v. Wilhelm Grimm in: Altdt. W¨alder [ S. –]). Vorgeschlagen als potenzielle Dichtung des K. v. O. (Kornrumpf, VL) wurde ferner ein dreistrophiges Bar im ‹Hofton› → Reinmars
Mitte . Jh. von Brennenberg (RSM: ReiBr/) mit einer sarkastischen Armutsklage, das Reimrede und strophische Dichtung kombiniert. Ü: München, UB, ° Cod. ms. (Würzburger Liederhs. [E], Hausbuch des Michael de Leone; Perg., /, ostfränkisch, gelegentlich bair. oder mitteldt. Einschlag). Rede –: ra–vb; Rede –: ra–va: Rede und : ra--vb. Die Reden – sind / in einem Zug eingetragen worden, die restlichen wurden einzeln oder paarweise bis nachgetragen. – Nr. auch in: Berlin, SBB, Mgf (TeichnerHs. O) v–r (Pap., geschrieben von Konrad → Bollstatter in Augsburg); Signatur: «der Teychner». – München, BSB, Cgm , v–v (Pap., Anfang . Jh., aus Regensburg [Slg. des Bürgers Ulrich Mostl]); Signatur: «der Schüber» (entstellt aus [Peter] → Schmieher [?]). – Nr. auch in: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r–v (Pap., um , aus Nürnberg). – Nr. auch in: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , rb–ra (zweite Hälfte . Jh., aus Würzburg). – Von dem Hausrat: Straßburg, StB, Cod. A ( verbrannt) vb–ra (Perg., /, elsässisch) Verse. – Karlsruhe, LB, Cod. K , va–ra (Pap., /, schwäbisch/bair./ostfränkisch); Verse, direkt vor dem → Hauskummer. – Vielleicht auch in: Wernigerode, Fürstl. Stolbergische Bibl., Cod. Zb m (seit verschollen) v–r (Pap., Ende . Jh., rheinfränkisch). A: Karl von Bahder: Der K. v. O. In: Germania () S. –, –, hier S. –. – Edward Schröder: Die Gedichte des K.s v. O. Darmstadt ; wieder in: In: Arch. für hessische Gesch. und Altertumskunde NF () S. –. – K. v. O. Gedichte. Mhd. – nhd. Mit einer Einleitung zur Klärung der Verfasserfrage. Hg. und übertragen v. Reinhard Olt (Germ. Bibl. Reihe /Texte). Heidelberg (einschließlich ‹Von dem Hausrat›). – Ausg. einzelner Reden: Nr. : John E. Tailby: Der Reimpaardichter Peter Schmieher. Texte und Unters. (GAG ). Göppingen , S. –, –. – Nr. : Eva Kiepe: Gedichte – (Epochen der dt. Lyrik ). München (Nachdr. [hg. v. Eva Willms] u. d. T.: Dt. Lyrik von den Anfängen bis zur Gegenwart ) S. – (mit Übersetzung). – Nr. : Karl Bartsch: Beitr. zur Quellenkunde der altdt. Lit. Straßburg , S. –. – Nr. und : Michael Curschmann/Ingeborg Glier: Dt. Dichtung des MA. Bd. : HochMA. München ,
König vom Odenwald S. –. – Nr. : Arno Schirokauer: Texte zur Gesch. der altdt. Tierfabel in Auswahl (Altdt. Übungstexte ). Bern , S. –. – Von dem Hausrat: Franz Pfeiffer: Altdt. Uebungsbuch zum Gebrauch an Hochschulen. Wien , S. – (Nr. ). – E. Schröder: ‹Vom mangelnden Hausrat›. Ein Gedicht des K.s v. O. In: ZfdA () S. –, f. (beide nach Straßburg). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. Ü: Friedwerd Messow: Der K. v. O. Reden nach der Übertragung v. R. Olt. Nachgereimt und mit Zwischenreden vom Hg. Cottbus . L: K. Bartsch, ADB () S. f. – Ehrismann // () S. f. – Gisela Kornrumpf, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. (Reg.). – R. Olt, Killy () S. f. – Bahder (s. Ausg.) S. –. – E. Schröder (s. Ausg.) S. –, –. – Erich Seemann: Hugo von Trimberg und die Fabeln seines Renners. Eine Unters. zur Gesch. der Tierfabel im MA (Münchner Arch. für Philosophie des MA und der Renaissance ). München , S. –. – E. Schröder (s. Ausg.). – Ders.: Ein Nachtrag zu den Gedichten K.s v. O. In: Arch. für Gesch. und Altertumskunde NF () S. –. – Peter Keyser: Michael de Leone († ) und seine literarische Slg. (Veröff. der Ges. für Fränkische Gesch. /). Würzburg , S. f. – Eberhard Lämmert: Reimsprecherkunst im SpätMA. Eine Unters. der Teichnerreden. Stuttgart , Reg. – Gerlinde Lamping: Michael de Leone. In: Fränkische Lebensbilder. Bd. . Hg. v. Gerhard Pfeiffer. Würzburg , S. –. – Gundolf Schütze: Gesellschaftskrit. Tendenzen in dt. Tierfabeln des . bis . Jh. (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. , S. f. – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , Reg. – Ursula Peters: Lit. in der Stadt. Studien zu den sozialen Voraussetzungen und kulturellen Organisationsformen städtischer Lit. im . und . Jh. (Stud. und Texte zur Sozialgesch. der Lit. ). Tübingen , Reg. – R. Olt: Die Gedichte des K. v. O. In: Beitr. zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften () S. –. – Ders. (s. Ausg.) S. –. – Albrecht Classen: The voice from the kitchen. The poems by the K. v. O. In: Michigan Germanic Studies () S. –. – Ingeborg Glier: Rezension Ausg. Olt. In: ZfdPh
Von dem üblen Weib II () S. –. – Ernst Erich Metzner: Der frühere und spätere ‹K. v. O.› und sein ‹Pruzssen› und ‹Bolan› und ‹Salutern, Lamparten› und ‹Tusckan›. Über Verfasserschaft und Titelgebung, Geschichtsrahmen und Namenbestand eines komplexen ‹bair.› und ‹fränkischen› Reimreden-Œuvres in der ‹Helmbrecht›-Nachfolge. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –. – Susanne Köbele: Die Kunst der Übertreibung. Hyperbolie und Ironie in spätma. Minnereden. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck. Berlin/New York , S. –, hier S. –. – Uli Steiger: Die Schenken und Herren von Erbach. Eine Familie zwischen Reichsministerialität und Reichsstandschaft (/ bis ) (Heidelberger Veröff. zur Landesgesch. und Landeskunde ). Heidelberg . VZ Von dem üblen Weib II. – Misogyne Reimpaargedichte, ./. Jh. . Von dem üblen Weib. Innerhalb eines Blockes von Reimpaarreden des → Königs vom Odenwald überliefert das Hausbuch des → Michael de Leone auch diese Rede von einer bösen Frau ( Verse). Der Text ist im . Jh. wohl zu Unrecht und bedingt durch den Überlieferungskontext dem König von Odenwald zugeschrieben worden. Aus der Perspektive des leidenden Mannes wird das Verhalten einer abgrundtief bösartigen Ehefrau beschrieben. Auf das erste Textdrittel folgt eine Antithesenreihe, die einem geläu gen Muster folgt («wil er ditz, sol wil sie daz»). Die letzten zwölf Verse geben den Ratschlag, die Frau zwischen ein paar Wölfen an einem Ast aufzuhängen. Dieser Schluss ist ein Versatzstück, das offenbar auch als selbstständiger Spruch existiert hat (‹Weib am Galgen›), da es sich in anderen literarischen Kontexten wiederndet: als Anhang zu → Sibotes Frauenerziehung in der → Liedersaal-Handschrift (v), zu einem Gedicht → Heinrich des Teichners (hg. v. Heinrich Niewöhner: Die Gedichte H.s des Teichners. Bd. [DTM ]. Berlin , S. ), zum Berliner Fragment des → Ritters mit den Nüssen (SBB, Ms. theol. lat. qu. , rv) und als Schluss eines Fastnachtspiels (hg. v. Adelbert von Keller: Fastnachtspiele aus dem . Jh. Bd. . [Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ]. Stuttgart , S. ). . Das böse Weib und die Teufel. In Form eines Augenzeugenberichtes wird in diesem Bispel (
Mitte . Jh. Verse) vom grotesken Kampf zwischen einer jähzornigen bösen Frau und einem ganzen Heer von Teufeln erzählt. Die Frau bringt tausende von Teufeln um und schlägt den Rest in die Flucht. Das Epimythion besagt, dass, wer die Hölle berauben wolle, drei böse Frauen zur Hilfe nehmen möge. . Das böse Weib und die Teufel/Von dem üblen Weib-Kompilation. Eine jüngere Bearbeitung des Bispels kontaminiert dieses mit Versen der Rede. Auf den Kampf der Frau in der Hölle schließt der Verfasser die Antithesenreihe an (allerdings mit erheblichen Abweichungen im Wortlaut) und lässt darauf das ‹Weib am Galgen› folgen. Das abschließende Epimythion bieten nicht alle Textzeugen und eine Handschrift (Karlsruhe, K ) fügt stattdessen eine Reimpaarreihe über Frauen und Teufel an. Anklänge des Gedichtes in dieser Ausprägung nden sich in zwei Fastnachtspielen (Die → drei bösen Weiber, → Gescheiterte Teufelskuppelei), einem Gedicht Hans → Schneiders und noch in einem Bildgedicht des . Jh. (Druck: VD :T und :R; vgl. Niewöhner [s. Ausg.] S. –). Ü: . München, UB, ° Cod. ms. (Würzburger Liederhs. [E], Hausbuch des Michael de Leone) v (Perg., /, ostfränkisch, gelegentlich bair. oder mitteldt. Einschlag); Überschrift: «Dicz ist von dem vbeln wibe». – . Berlin, SBB, Hdschr. (vormals Prag, Arch. der Prager Burg/Bibl. des Metropolitankapitels, Cod. M ) r und v; Nachschrift: «daz obil wip». – . Karlsruhe, LB, Cod. K , rb–rb (Pap., /, schwäbisch/bair./ostfränkisch) V. – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A (Liederbuch der Clara → Hätzlerin [Bd. , Sp. –]) v–r (Pap., Augsburg /); Verse. – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., /, nordbair.); Verse. – Ebd., Cgm , v–v (Pap., Anfang . Jh., aus Regensburg [Slg. des Bürgers Ulrich Mostl]); Verse. – Berlin, SBB, Mgf , v–r (Pap., um , Hs. des Martin Ebenreuter aus Würzburg); Verse, mit TeichnerSignatur. – Einblattdruck: Augsburg (Günther Zainer) o. J. [um ]: «Ich kam auff ein gewilde weyt» (GW M). – Die Überlieferungsvarianz ist in Umfang und Wortlaut beträchtlich. A: . Karl von Bahder: Der König vom Odenwald. In: Germania () S. –, –, hier S. f. – . Heinrich Niewöhner: Das böse Weib und die Teufel. In: ZfdA (/
Mitte . Jh. ) S. –, hier S. –. – Nach einzelnen Hss.: Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. (Nr. II ). – Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (Cgm ). L: Frieder Schanze, VL () Sp. . – Bahder (s. Ausg.) S. –. – Edward Schröder: Die Gedichte des Königs vom Odenwald. Darmstadt (wieder in: In: Arch. für hessische Gesch. und Altertumskunde NF [] S. –, jeweils S. f.). – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. –. – Niewöhner (s. Ausg.) S. –. – Franz Brietzmann: Die böse Frau in der dt. Litteratur des MA (Palaestra ). Berlin (Nachdr. New York/London ) S. f. VZ Hornburg, Lupold, * erste Hälfte . Jh., Rothenburg ob der Tauber. – Verfasser von Reimreden und Strophen. Über H.s Leben fehlen gesicherte Nachrichten. Überschriften und Subskriptionen zu seinen in ostfränkischem Dialekt verfassten Gedichten lassen auf eine Herkunft aus Rothenburg schließen. Wegen seiner Bezeichnung als «knappe» war er wohl Laie. H.s Werk ist in dem in der Mitte des . Jh. angelegten Hausbuch des Würzburger Juristen → Michael de Leone (Bd. , Sp. –) überliefert. In seinen vier / entstandenen Reimreden übt H. vor allem Zeitkritik. W¨ahrend er in Lantpredige ( Verse) betrügerisches Verhalten und Verlogenheit unter den geistlichen und weltlichen Herrschern anprangert und Plagen wie die Pest als Strafen für politische Missstände deutet, polemisiert er in Der zunge striet ( Verse) gegen die Fürsten um den falschen Woldemar (von Brandenburg), in erster Linie gegen Rudolf von Sachsen, ehe er das Gedicht mit einem Gebet um einen besseren Kaiser (besser als Karl IV.) abschließt. Etwa sieben Jahre nach → Otto Baldemann (Bd. , Sp. –) widmete sich H. dem Ritmaticum querulosum et lamentosum dictamen de modernis cursibus et defectibus regni ac imperii Romanorum () des → Lupold von Bebenburg (Bd. , Sp. –),
Hornburg indem er auf der Grundlage von Otto Baldemanns Übersetzung mit Von des Ryches klage ( Verse) eine überarbeitete und zum Teil aktualisierte Fassung vorlegte, die er auf dem Fürstentag zu Passau im Juli vortrug. H.s Totenklage (Ein derbermeliche clage, Verse; die Wappenbescheibung wird explizit ausgespart) um den fränkischen Adligen Konrad III. von Schlüsselberg, der am .. im Würzburger Städtekrieg el, ist zugleich eine Kritik an Kaiser Ludwig dem Bayern (vgl. die späteren Ehrenreden Peter → Suchenwirts [Bd. , Sp. –]). Das dreistrophige Lobgedicht Von allen singern im Langen Tod des → Marner (Bd. , Sp. Sp. –) steht in der Tradition der Dichterkataloge. W¨ahrend in Str. und beidemale zwölf alte Meister genannt (die Reihenfolge ist nicht identisch) und gelobt werden, gilt Str. ausschließlich dem Lob → Reinmars von Zweter (Bd. , Sp. –). Ü: München, UB, Cim. (früher ° Cod. ms. ; Würzburger Liederhs.), v, r–v (Perg., Würzburg, Mitte . Jh. [ca. –], «ostfränkisch, gelegentlich mit bairischem oder mitteldeutschem Einschlag» [Kornrumpf/Völker, S. ]). A: Clair Hayden Bell/Erwin G. Gudde: The Poems of L. H. (Univ. of California Publ. in Modern Philology /). Berkeley/Los Angeles (mit Faks. der Anfänge von Von des Raches klage [vor S. III] und Von allen singern [nach S. ]). – Von des Ryches klage: Ulrich Müller (Hg.): Politische Lyrik des dt. MA. Bd. (GAG ). Göppingen , S. –. – Der zunge striet: Friedrich Heinrich von der Hagen: Die Brandenburger Markgrafen des askanischen Stammes als Dichter und von gleichzeitigen Dichtern besungen. In: Märkische Forschungen () S. –, hier S. – (Auszüge). – Totenklage: Weber, S. f. – Müller (s. o.) S. –. – Von allen singern: Bernhard Joseph Docen: L. H.s Gedicht von allen Singern. In: Museum für altdt. Lit. und Kunst () S. –. – HMS () S. f. – Eva und Hansjürgen Kiepe (Hg.): Gedichte –. Nach Hss. und Frühdrucken in zeitlicher Folge (Epochen der dt. Lyrik ). München (Nachdr. München ) S. –. – Cramer () S. f. – Faks.: Horst Brunner (Hg.): Das Hausbuch des Michael de Leone. Würzburger Liederhs. der Universitätsbibl. München (° Cod. ms. ) in Abb. (Litterae ). Göppingen .
Tor Hunor L: K[arl] Bartsch, ADB () f. – Gisela Kornrumpf, NDB () S. . – Frieder Schanze, VL () Sp. –. – De Boor/ Newald / () S. f., u. ö. – RSM () S. . – Sabine Schmolinsky, Killy () S. f. – Konrad Zwierzina: L. H.s Gedichte. In: FS des K. K. Erzherzog-Rainer-Real-Gymnasiums in Wien. –. Wien , S. –. – Kurt Plenio: Bausteine zur altdt. Strophik. In: PBB () S. –, hier S. –. – Otfried Weber: Peter Suchenwirt. Stud. über sein Wesen und Werk (Dt. Werden ). Greifswald , S. f. – Bell/Gudde (s. Ausg.). – Erkki Valli: Unters. über L. H.s Gedichte. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – Peter Keyser: Michael de Leone († ) und seine literarische Slg. (Veröff. der Ges. für Fränkische Gesch. , ). Würzburg , Reg. – G. Kornrumpf/Paul-Gerhard Völker: Die dt. ma. Hss. der Universitätsbibl. München (Die Hss. der Universitätsbibl. München ). Wiesbaden , S. –, . – Wolfgang Bührer: Der kleine Renner. Unters. zur spätma. Ständesatire. Mit krit. Ausg. des Textes nach der einzigen Hs. (Ber. des Hist. Vereins Bamberg ). Bamberg , S. –. – Horst Brunner: Die alten Meister. Stud. zu Überl. und Rezeption der mhd. Sangspruchdichter im SpätMA und in der frühen Neuzeit (MTU ). München , S. (Anm. ), . – Stephanie Cain Van D’Elden: Peter Suchenwirt and Heraldic Poetry (Wiener Arbeiten zur germ. Altertumskunde und Philologie ). Wien , S. –, . – Hubert Herkommer. Kritik und Panegyrik. Zum literarischen Bild Karls IV. (–). In: RheinVjbl. () S. –, hier –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. – Nikolaus Henkel: Die zwölf alten Meister. In: PBB () S. –. – Franz Machilek: Frömmigkeitsformen des spätma. Adels am Beispiel Frankens. In: Laienfrömmigkeit im späten MA. Formen, Funktionen, politisch-soziale Zusammenhänge. Hg. v. Klaus Schreiner unter Mitarbeit v. Elisabeth Müller-Luckner. München , S. –, hier S. f. – Karina Kellermann: Abschied vom ‹hist. Volkslied›. Stud. zu Funktion, Ästhetik und Publizität der Gattung hist.politischer Ereignisdichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. , . – Norbert Richard Wolf: Zur Schreibsprache des ‹Hausbuchs› M.s de L. In: Vom MA zur Neuzeit. FS Horst Brunner. Hg. v.
Mitte . Jh. Dorothea Klein. Wiesbaden , S. –. – Christa Bertelsmeier-Kierst: Das ‹Hausbuch› des Michael de Leone. Zu Programm und Struktur der Slg. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. H. Brunner (Imagines medii aevi ). Wiesbaden , S. –, hier S. f. – Walter Röll: L. H. von Rothenburg, ‹Herr Reinmar ...›: Frauenlob und Frauenlob-Nachfolge im . Jh. In: ebd., S. – (mit diplomatischem Textabdruck). – Jürgen Miethke: Eine spätma. patriotische Ermunterung des dt. Adels in der Landessprache und ihr Publikum. Das ‹Ritmaticum› Lupolds von Bebenburg und seine beiden Übersetzungen ins Deutsche durch Otto Baldemann und L. v. H. In: Thinking Politics in the Vernacular. From the Middle Ages to the Renaissance. Hg. v. Gianluca Briguglia/ Thomas Ricklin (Dokimion ). Freiburg/Schweiz , S. –. BJ Tor Hunor. – Erotisch-schwankhafte Reimpaarerzählung, Mitte (?) . Jh. Das Märe vom Dorftrottel Hunor (rund Verse) erzählt, wie ein Bauernmädchen, das einen Ritter liebt, aus materiellen Gründen mit Hunor verheiratet wird. In der Hochzeitsnacht überlistet sie ihren schwachsinnigen Gatten, der vergeblich ihr Genital («vühselin») gesucht hat, mit dem Bekenntnis, sie hätte gar keins, kenne aber jemanden, der eine «guote vut» zu machen imstande wäre. Sogleich bringt Hunor sie zu dem Ritter, gewährt diesem sechs Wochen, um den Mangel zu beheben, und bezahlt das Honorar im voraus. Nach Ablauf der Frist und nach arger Verspottung durch die Dorfbewohner lässt er sich das Ergebnis präsentieren und ist von Platzierung und Beschaffenheit derartig enttäuscht, dass er «vut unde wip» dem Ritter abtritt. Das Personal des Schwanks ist überzeugend charakterisiert, wobei dem Liebespaar in der Redaktion des Karlsruher Codex K mehr Eigeninitiative zukommt als in der ursprünglichen Fassung, in der allein die Torheiten Hunors die Geschehnisse motivieren. Die Handlung wird lebendig wiedergegeben und die Erzählführung baut eine gewisse Spannung bis zu Hunors letztlichem Verzicht auf die Braut auf. Damit hebt sich der erotische Schwank von Vergleichstexen, die ihre Komik ebenso aus ungeschminkter Erotik oder Obszönität beziehen, positiv ab. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , ra–rb (Pap., , bair.-österr. [aus Innsbruck]);
Mitte . Jh. Überschrift: «Daz mer von dem toren». – Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–va (Pap., /, schwäbisch/bair./ostfränkisch); Anfang (V. –) fehlt durch Blattverlust., Überschrift (Reg.): «Der kneht hofer». – Dresden, LB, Mscr. M , ra–va (Pap., , ostschwäbisch); Überschrift: «Von ains pauren sun hieß h˚unore». – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (vormals Cod. ..) rb–va (Pap., , bair.-österr.); Abschrift von Wien, Cod. , Überschrift wie dort. – Wien Cod. und Dresden, Mscr. M haben eine gemeinsame Vorlage. – Die Hss. Wien, Karlsruhe, Dresden sind als Digitalfaks. online abrufbar (s. www.handschriftencensus.de/werke/ ). A: Werner Schröder: ‹Daz maere von dem toren›. In: Probleme mhd. Erzählformen. Marburger Coll. . Hg. v. Peter Felix Ganz/ W. Schröder. Berlin , S. – (krit. und Fassung Karlsruhe, Cod. K ). – Faks. und Ausg. nach den einzelnen Hss.: Heinrich Adelbert von Keller: Altdt. Gedichte. Bd. . Tübingen , S. – (Karlsruhe, Cod. K ). – Ute Schwab: Der Endkrist des Friedrich von Saarburg und die anderen Inedita des Cod. Vind. (Quaderni della sezione Germanica degli annali ). Neapel , S. –. – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – U. Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: W. Schröder, VL () Sp. –. – Schröder (s. Ausg.) , S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ).
Bergfried der Minne Innsbruck , Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , Reg. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , Reg. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. –, – passim, . – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. , , . VZ Bergfried der Minne. – Minneklage und Minnelehre mit allegorischer Auslegung, früheste Überlieferung Mitte bis drittes Viertel . Jh. Der ripuarische Text (zwei Handschriften; keine signi kante Varianz, jedoch bessere Lesarten in Handschrift Be) ist in Kreuzreimen verfasst; eine strophische Absetzung von Kreuzreimgruppen, wie sie die Editionen vornehmen, ndet sich in den Handschriften nicht. Der Sprecher erinnert sich inmitten amoener Maiennatur an seine Geliebte, deren Vorzüge er preist und zu deren Dienst er sich bekennt. Er entwickelt dann eine ausführliche Architekturallegorie (V. –): Als Gegengabe für ihre Gunst will er der Geliebten ein Haus zum Schutz vor Untreue, Neid und den Winden des Zweifels bauen. Die vier tragenden Säulen des Hauses benennt er als ‹Heimlichkeit›, ‹Ehrlichkeit›, ‹Treue› und ‹Beständigkeit› und gibt jeweils Erläuterungen zum Wert dieser Minnetugenden. Der Schluss der Minnerede besteht aus einer dreigliedrigen Apostrophe: Die vier Tugenden der Minne werden Frauen und Männern ans Herz gelegt; speziell an die Männer wendet sich eine Warnung vor Wankelmut; schließlich nennt der Sprecher den Titel der Minnerede (V. : «bergfrit der minen»). Ähnliche Architekturmodelle nden sich in den ripuarischen Minnereden Die → neun Zeichen der Minne sowie → Fehde zwischen Amor und Reden; ein ähnlich dreigliedriger Schluss begegnet auch in Der → Minne Born. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , vb–va ( Verse) (Be). – Wien, ÖNB, *, r–r ( Verse) (Wi). A: F. H. von der Hagen: Minnelieder. In: Germania () S. –, hier S. –
Konstanzer Liebesbriefe (nach Be). – Franz Pfeiffer: Altdt. Uebungsbuch zum Gebrauch an Hochschulen. Wien , S. – (Nr. , nach Wi). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. , und Anm. . – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –, –. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. , –, –, , –. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. . – Hartmut Beckers: Die mittelfränkischen Rheinlande als literarische Landschaft von bis . In: ZfdPh (), Sonderheft, S. –, hier S. . – Jacob Klingner/Ludger Lieb: Flucht aus der Burg. Überlegungen zur Spannung zwischen institutionellem Raum und kommunikativer Offenheit in den Minnereden. In: Die Burg im Minnesang und als Allegorie im dt. MA. Hg. v. Ricarda Bauschke (Kultur, Wiss., Lit. Beiträge zur Mittelalterforschung ) Frankfurt/M. , S. –, hier S. f. – Helmut Tervooren: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum von Rhein und Maas. Berlin , S. , . JK Michael de Leone → Band , Sp. –. Konstanzer Liebesbriefe (Karlsruher Liebesbriefe, Donaueschinger Liebesbriefe). – Sammlung von Liebesbriefen, um . Die am Beginn der → Liedersaal-Handschrift tradierten K. L. stellen eine geschlossene und planvolle Sammlung von (noch) Briefen dar, die auf einen einzigen Urheber zurückgeht. Prinzipiell können die K. L. zwei Funktionen erfüllen: Einerseits sind sie als Musterbriefsammlung in der Tradition der ars dictaminis rezipierbar, was der Einschätzung der älteren Forschung entspricht. In dieser Funktion zählen sie zu den ältesten dt. gereimten Briefstellern. Andererseits können sie auch als Minnerede in Briefform gelesen werden, wie in jüngerer Zeit herausgestellt worden ist. Ein Gegensatz zwischen den beiden Rezeptionsmustern ist nicht zwingend. Beim Autor dürfte es
Mitte . Jh. sich um einen Kleriker gehandelt haben. Weitergehende Vorschläge zur Identi zierung des Verfassers haben sich als spekulativ erwiesen (Johannes → Mütinger), während die Datierung in die Mitte des . Jh. aus sprachlich-stilistischen Gründen opinio communis der Forschung ist. Die Sprache macht zudem Konstanz oder Umgebung als Entstehungsraum wahrscheinlich. Die von Meyer ( [s. Lit.]) aufgestellte These einer originären Zusammengehörigkeit der K. L. mit den → Dresdner Liebesbriefen hat sich als unhaltbar erwiesen. Die einzelnen Briefe der K. L. sind jeweils in vierhebigen Reimpaarversen verfasst, ihre Länge variiert zwischen und Versen (rund Verse insgesamt). Die Sammlung ist zweigeteilt. W¨ahrend in den Briefen I–VI die Angesprochene geihrzt wird, verwenden die folgenden Briefe konsequent die DuForm. Grund hierfür ist der gewandelte Kommunikationskontext. Die ersten Briefe können als Musterbriefe für die Kontaktaufnahme und Werbung herangezogen werden, derweil die Briefe VII–XXIII schon die Vertrautheit eines Liebespaares voraussetzen. Der Verfasser war sichtlich bemüht, möglichst viele repräsentative Situationen eines Liebesverhältnisses mit den Briefen abzudecken: Liebeserklärung, Bitte um Erhörung, Klage über Hartherzigkeit, Beendigung der Minnebeziehung, Fernminne, Abschied usw. (detaillierte Inhaltsangaben bei Klingner/Lieb [s. Lit.]). Aus dem Rahmen fällt Brief XIX, der einen Dialog des Minners mit der personi zierten Minne bietet. Offensichtlich hatte die Sammlung ein Proömiium. In Brief XXIII bezieht sich der Verfasser auf ein «prohemio», das ausführlich referiert wird und die Intention des Briefdichters verrät: Er habe im Dienst der Minne einen «rosen crantz» echten wollen, aus dem sich jeder Minner das passende Stück brechen möge. Metrik und Reimtechnik der K. L. entsprechen dem zeitgenössischen Standard. Stilistisch ist die Sammlung allerdings uneinheitlich gestaltet. Der Autor lässt als Bildungsnachweis lat. Zitate ein ießen, scheut andererseits aber auch umgangssprachliche Derbheit nicht. Als sicherer Ein uss auf die Briefe ist in erster Linie die Minnelehre → Johanns von Konstanz, die teils wörtlich zitiert wird, nachgewiesen worden. Daneben waren dem Verfasser u. a. der Frauendienst → Ulrichs von Liechtenstein und die Goldene Schmiede → Konrads von Würz
Mitte . Jh. burg bekannt. Eine literarische Nachwirkung der K. L. selbst ist nicht nachgewiesen. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.), ra–rb [alte Zählung: –] (Pap., um , alemannisch); wegen Blattverlusts am Beginn der Hs. (Bl. –) und innerhalb der Briefslg. (Bl. –) sind die Briefe I, X und XI nur fragmentarisch erhalten; das Proömium ist verloren. Wie groß der Überlieferungsverlust insgesamt ist, lässt sich nicht zuverlässig rekonstruieren. A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. –). – Julius Zeitler: Dt. Liebesbriefe aus neun Jh. Leipzig , S. – (Nr. – = K. L. VIII, XVIII, XXII). – Nur K. L. XXII: Purkart (s. Lit.) S. . – Eva Kiepe: Gedichte – (Epochen der dt. Lyrik ). München (Nachdr. [hg. v. Eva Willms] u. d. T.: Dt. Lyrik v. den Anfängen bis zur Gegenwart ) S. – (mit Übersetzung). L: Walter Blank, VL () Sp. –. – Claudia Händl, Killy () S. f. – Klingner/Lieb () Nr. B–. – Karl Bartsch: Der Müttinger. In: Germania () S. –. – Albert Ritter: Altschwäbische Liebesbriefe. Eine Studie zur Gesch. der Liebespoesie (Grazer Stud. zur dt. Philologie ). Graz (vgl. dazu: Ernst Meyer, AfdA [] S. –; Konrad Zwierzina, Dt. Literaturzeitung für Kritik der internationalen Wiss. [] S. –). – E. Meyer: Die gereimten Liebesbriefe des dt. MA. Diss. Marburg , S. –. – Anton Henrich: Zu den gereimten Dresdener Liebesbriefen. In: PBB () S. –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. –. – Josef Purkart: Botenrolle und Botenlied. Ein Beitr. zur Gesch. der mhd. Liebesbriefe. Diss. University of Massachusetts , S. –, f. – Ders.: ‹Der heimliche Bote›. Liebesbrief oder Werbungsszene? In: ABäG () S. –, hier S. f. – Arne Holtorf: Neujahrswünsche im Liebesliede des ausgehenden MA. Zugleich ein Beitr. zur Gesch. des ma. Neujahrsbrauchtums in Deutschland (GAG ). Göppingen , S. (Nr. ). – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. . – Ernstpeter
Boner Ruhe: De amasio ad amasiam. Zur Gattungsgesch. des ma. Liebesbriefes (Beitr. zur romanischen Philologie des MA ). München . – Peter Dreher: Enclosed Letters in Middle High German Narratives. Diss. University of California, Riverside , S. . – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Jürgen SchulzGrobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , –. – Christine Wand-Wittkowski: Briefe im MA. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Lit. Herne , S. –, f. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur Minnelehre Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis , Bd. ). Bern u. a. , S. f. VZ Boner, Ulrich (?). – Verfasser des ersten dt. Fabelbuchs Edelstein, um . B.s Fabelkompilation ist nach der ersten dort erscheinenden Fabel benannt. Der Autor nennt sich sowohl im Pro- als auch im Epilog als «Bonerius». Gewidmet ist das Werk → Johann von Ringgenberg, der vermutlich mit dem Sangspruchdichter Johann I. zu identi zieren sein dürfte, von dem die → Heidelberger Liederhandschrift C ein Corpus überliefert. Das Geschlecht derer von Ringgenberg hatte seinen Stammsitz im Berner Oberland. Mit dieser Region korrelieren schreibsprachliche Merkmale im Edelstein (E.), so dass einiges dafür spricht, ein Mitglied des Berner Bürgergeschlechts B. als dessen Verfasser zu vermuten. Da für die Erstellung der dt. Fabelsammlung aus lat. Quellen eine beträchtliche Sprach- und Literaturkenntnis Voraussetzung ist, bietet sich der zwischen – mehrfach bezeugte Dominikaner Ulrich B. als Fabeldichter an. Die Dedikation des Prologs ist eindeutig an den lebenden Johann gerichtet, aber es ist umstritten, ob es sich beim Epilog genauso verhält, oder ob die Widmung hier eher als Nachruf aufzufassen ist. Johanns Tod (nach ) wäre je nach Interpretation des Epilogs entweder Terminus ante oder post quem für den Abschluss des E.s.
Boner Der E. ist die erste als geschlossene Sammlung konzipierte und auf einen einzigen Urheber zurückgehende hochdt. Äsop-Ausgabe. Das Werk ist zweigeteilt und nach Akteuren und Inhaltstichworten gegliedert. B. stützt sich dabei auf die beiden maßgeblichen ma. lat. Äsop-Fabelcorpora: den sog. Anonymus Neveleti (für die Fabeln im ersten Teil) und → Avian (für im zweiten). Zusätzlich bezog B. moralisierende Kurzerzählungen mit rein menschlichem Personal aus lat. Exempelsammlungen, wobei sich die jeweilige direkte Quelle hier zumeist nicht ermitteln lässt. Parallelen scheinen u. a. auf bei Étienne de Bourbon, Jakob von Vitry, Petrus Alfonsus und im Alphabetum Narrationum. Zugunsten seines eigenen Gliederungsprinzips verändert B. mitunter die Abfolge der Fabeln in seinen Quellen. Ein eigenes Anordnungsprinzip verfolgt er auch bei den vier programmatischen Eingangsfabeln und der Schlussfabel. Diese Stücke bilden zusammen mit Pro- und Epilog einen inhaltlich kohärenten Rahmen für die Sammlung. Hier weist B. die Vermittlung von «kluogheit» anhand der Beispielhaftigkeit aller «kreatur» und die Hinführung zur Liebe Gottes als Ziel der Sammlung aus. Dieses geistliche Rahmenprogramm wird im E. im Einzelnen nicht immer konsequent umgesetzt, da B. in der Regel nicht in die vorgegebenen und moralisch zuweilen indifferenten Lehrgehalte der jeweiligen Fabeln eingreift. Wohl aber instrumentalisiert er die traditionelle Fabelintention, die auf die Nützlichkeit der exempli zierten Verhaltensweise abzielt, indem er bemüht ist, möglichst oft die Identität von Nützlichem und Guten herauszustellen. Gesellschaftsbezogene Ratschläge der Vorlagen modi ziert B. behutsam ohne signi kante eigene Positionen zu beziehen, betont aber deutlich das Thema der Freiheit. Dies geschieht womöglich als Re ex auf die heimatlich zeitgenössische Politik, insbesondere das Hegemonialstreben Berns und die prekäre Situation Johanns von Ringgenberg. Formal steht B. in der Nachfolge des Reimpaarbispels, wie es vom → Stricker geprägt wurde. Der Erzählteil der Fabeln im B. ist sachlich-schlicht gestaltet und hebt sich nicht von der Tradition ab. Eigenständigkeit beweist B. daher vor allem im Auslegungsteil, wo der Lehrgehalt in sentenzhaften Verhaltens- und Erfahrungsregeln formuliert wird. Diese reiht B. ohne Verknüpfung aneinander, so dass sich oftmals das Epimythion als variantenrei
Mitte . Jh. ches Deutungsangebot im Sinne der lat. Kommentartradition präsentiert. Die nachdrückliche Wirkung des E. ist anhand der Überlieferung evident, ein direkter Ein uss auf andere Texte oder Autoren ist aber nur beim → Schweizer Anonymus und einigen jiddischen Fabeln des ./. Jh. nachgewiesen. Mit dem Erscheinen von Heinrich → Steinhöwels ProsaEsopus (/) ebbt die Tradierung zunächst ab und versiegt schließlich. Der E. war nach den Fabelstudien Christian Fürchtegott Gellerts (De Poesi Apologorum, Eorumque Scriptoribus. Leipzig ), Johann Christoph Gottscheds (De quibusdam philosophiae moralis apud Germanos antiquiores speciminibus. Leipzig ) und Gotthold Ephraim Lessings (Über die sog. Fabeln aus den Zeiten der Minnesinger. Erste Entdeckung. Braunschweig ; Zweite Entdeckung. Ebd. ) ein bevorzugter Gegenstand der frühen germanistischen Editorik (s. Ausgaben). Ü: Der E. ist mit Textzeugen (darunter Fragm. und Auszüge) breit überliefert. Hss. und eine Hs. mit Auszügen sind verbrannt oder verschollen. Bis auf den bereits seit verschollenen mutmaßlich ältesten Codex aus dem Privatbesitz des Zürcher Philologen Johann Jakob Breitingers ( Perg.-Bll., Ende . Jh. [?], alemannisch) gehören alle Hss. dem . Jh. an (in Colmar, StB, Ms. [vom Jahr ] ist der ‹E.›Auszug ein Nachtrag des . Jh.). – Bamberger Inkunabeln (Albrecht P ster) und um / (GW f.) sind die ersten mit Typen und Holzschnitten gedruckten dt. Bücher überhaupt. Faks.: Doris Fouquet. Ulrich B. Der E. Faks. der ersten Druckausg. Bamberg . Stuttgart . – Paul Kristeller: Der E. v. Ulrich B. Lichtdrucknachbildung der undatierten Ausg. [...] (Graphische Ges. Ausserordentliche Veröff. ). Berlin . – Die von den einzelnen Zeugen repräsentierten E.-Fassungen variieren stark hinsichtlich Umfang und jeweiligem Fabelbestand. Es sind Überlieferungskl. auszumachen, die jeweils ein Corpus von (Kl. III; ohne Pro- und Epilog), (Kl. II; ohne Prolog) oder Fabeln (Kl. I) aufbieten. Kl. I. ist am geringsten repräsentiert, Kl. III. hat die meisten Textzeugen. – Es gibt zwei Überlieferungshaupttypen: die repräsentative illustrierte Einzelhss. (z. B. Basel, UB, Cod. AN III [ Perg.-Bll., um , alemannisch]; Farbmikro che-Edition: Klaus Grubmüller/Ulrike
Mitte . Jh. Bodemann: Der E. [Öffentl. Bibl. der Univ. Basel, Hs. A N III ] Ulrich B. [Codices illuminati medii aevi ]. München ) und die didaktische Sammelhss. für den Schul- oder Predigtgebrauch (z. B. München, BSB, Cgm , r–r [Pap., / , bair.-österr.]). A: Johann Georg Scherz: Philosophiae moralis Germanorum medii aevi specimina Bde. –. Straßburg – (Teilausg. mit insgesamt Fabeln); ergänzt durch: Jeremias Jacob Oberlin: Bonerii Gemma Sive B.s E. [...] Supplementum Ad Joh. Georgii Scherzii Philosophiae Moralis [...]. Straßburg . – [Johann Jakob Bodmer/ J. J. Breitinger:] Fabeln aus den Zeiten der Minnesänger. Zürich (Nachdruck Leipzig ). – Johann Joachim Eschenburg: B.’s E. Mit Varianten und Worterklärungen. Berlin . – Der E. Getichtet von Bonerius. Aus Hss. berichtiget und mit einem Wörterbuche versehen v. Georg Friedrich Benecke. Berlin . – Franz Pfeiffer: Der E. v. Ulrich B. (Dichtungen des dt. MA ). Leipzig . B: Fouquet (s. Überl.) S. –. L: K[arl] Bartsch, ADB () S. f. – Walther Mitzka, NDB () S. . – K. Grubmüller, VL () Sp. –. – Ders., LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () Reg. – Gerd Dicke, Killy () S. f. – Ludwig Stürler: Das Bernische Geschlecht der B. In: Germania () S. –. – Reinhold Gottschick: Über die Zeitfolge in der Abfassung von B.s Fabeln und über die Anordnung derselben. Diss. Halle . – Christian Waas: Die Quellen der Beispiele B.s. Diss. Gießen . – Edward Schröder: Quellen und alte Parallelen zu B.s Beispielen. In: ZfdA () S. –. – B. Gottschick: B. und seine lat. Vorlagen (Jahresber. Kgl. Kaiserin Augusta-Gymnasium ). Charlottenburg . – C. Waas: Quellen des Bonerius. In: ZfdA () S. –. – Felix Balsiger: B.s Sprache und Bernische Mundart. Diss. Bern (auch in: Zs. für hochdt. Mundarten [] S. –). – Albert Leitzmann: Zur Abfassungszeit von B.s E. In: PBB () S. –. – R. Gottschick: Der Anfang und der Schluß v. B.s. E. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Über einige Beispiele B.s und ihre lat. Vorlagen. In: ebd. S. –. – Ders.: Vorlagen zu Fabeln B.s. In: ZfdA () S. –. – Robert Henri Blaser: Ulrich B., un fabuliste suisse du XIVe siècle. Mulhouse . –
Boner Margot Vollrath: Die Moral der Fabeln im . und . Jh. in ihrer Beziehung zu den gesellschaftlichen Verhältnissen. Unter bes. Berücksichtigung von B.s ‹E.›. Diss Jena . – Gundolf Schütze: Gesellschaftskrit. Tendenzen in dt. Tierfabeln des . bis . Jh. (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a , Reg. – K. Grubmüller: Elemente einer literarischen Gebrauchssituation. Zur Rezeption der aesopischen Fabel im . Jh. In: Würzburger Prosastud. Unters. zur Lit. und Sprache des MA. FS Kurt Ruh. Bd. . Hg. v. Peter Kesting (Medium Aevum. Philol. Stud. ). Würzburg , S. –. – K. Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , S. –. – G. Dicke/K. Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , Reg. – U. Bodemann/G. Dicke: Grundzüge einer Überl.- und Textgesch. von B.s ‹E.›. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – Wulf-Otto Dreeßen: ‹E.›-Splitter. In: ‹Ist zwîvel herzen nâchgebûr›. FS Günther Schweikle. Hg. v. Rüdiger Krüger u. a. (Helfant-Stud. ). Stuttgart , S. –. – Andreas Schaffry: Im Spannungsfeld zwischen Literaturkritik und philol. Methode. Aspekte der Rezeption von Ulrich B.s ‹E.›. In: JOWG (/) S. –. – Martin Blum: Ulrich B. ( . mid-th c.). In: The late medieval age of crisis and renewal. –. A biographical dictionary. Hg. v. Clayton J. Drees. Westport CT u. a. , S. f. – Aaron E. Wright: ‹Hie lert uns der meister›. Latin Commentary and the German Fable – (Medieval and Renaissance Texts and Studies ). Tempe AZ , S. –. – Klaus Gantert: U. B.: Der E. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. . – André Schnyder: Ulrich B. In: Berns mutige Zeit. Das . und Jh. neu entdeckt. Hg. v. Rainer Christoph Schwinges/Charlotte Gutscher-Schmid. Bern , S. –. – Marion Wagner: Der sagenhafte Gattungsstifter im Bild. Formen gurierter Autorschaft in illustrierten äsopischen Fabelslg. des . Jh. In: Frühma. Stud. () S. –. – Sabine Obermaier: Erzählen im Erzählen als Lehren im Lehren? Zum Verhältnis von Gesamtlehre und Einzellehre in Fabelslg. und Tierepos. In: Erzähltechnik und Erzählstrategien in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Wolfgang
Karlsruher Fabelcorpus Haubrichs u. a. (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –, passim. – Sabine Gehrlein: Die Bamberger P sterdrucke. Frühe Inkunabelillustration und Medienwandel (Neue Forsch. zur dt. Kunst ). Berlin , Reg. – Marius Gehrig: Ulrich B. E. In: Schachzabel, E. und der Gral. Spätma. Hss.-Schätze der Burgerbibl. Bern. Hg. v. Claudia Engler. Bern , S. –. – René Wetzel: Diebold Laubers ysopus gemolt? Zur B.-Hs. Cod. Bodmer (G) in der Bibliotheca Bodmeriana, Cologny-Genf. In: Aus der Werkstatt Diebold Laubers. Hg. v. Christoph Gerhardt (Kulturtopographie des alemannischen Raums ). Berlin/Boston , S. –. VZ Karlsruher Fabelcorpus. – Sammlung von Reimpaarfabeln, überwiegend . Jh. Die bis auf sieben gattungsfremde Einsprengsel (s. Überlieferung) geschlossene Zusammenstellung von Fabeltexten besteht im Kern – wie die überliefernde Karlsruher Handschrift K überhaupt – aus Dichtungen des . Jh. Die wenigen Ausnahmen sind Der Wolf und sein Sohn des → Strickers (Nr. , va–ra [. Jh.]) und fünf Texte, die vermutlich Zugaben des . Jh. sind: Tierbeichte (Nr. , vb–rb), Des Vögleins Lehren (Nr. , rb–ra), Löwenanteil (Nr. , rb–va), Der Reiher (Nr. , va–ra) und Die geschwärzte Katze (Nr. , vb–vb). Der Kernbestand der Kompilation dürfte auf einer älteren Sammlung des . Jh. beruhen, die der Handschriftenredaktion geschlossen vorgelegen hat. Zusammen mit → Boners Edelstein, der Minnefabel der → Liedersaal-Handschrift und dem nd. Wolfenbüttler Äsop des → Gerhard von Minden ist das K. F. ein herausragender Repräsentant der dt. Reimpaarfabelsammlung des . Jh. Wie die genannten anderen Kompilationen schöpft auch das K. F. aus lat. Vorlagen. Insbesondere die Romulus (Aesopus-Latinus)-Tradition wird herangezogen (Nr. , f., –, f., ), aber auch → Avian-Fabeln dienen als Quelle (Nr. , ). Dabei sind die Stücke der Sammlung einheitlich gestaltet und werden sprachlich schlicht und ohne Interesse an erzählerischen Details dargeboten. Hinsichtlich der jeweiligen Lehre folgen die meisten Erzählungen einem Argumentationstyp, bei dem die Fabel einen allgemeinen Erfahrungssatz oder eine von diesem abhängige Verhaltensregel exempli ziert (ähnlich zuerst bei den Stricker-Fabeln des Wiener Fabel- und Bispelcorpus, ÖNB Cod. [drittes Viertel . Jh.], → Wiener
Mitte . Jh. Kleinepikhandschrift Cod. ). Einige Texte führen zumeist geistliche Autoritäten ein, um die Aussagen zu stützen (z. B. Nr. , ). Generell ist eine Tendenz erkennbar, die traditionelle Fabelmoral vom unabänderlichen Weltlauf mit der christlichen Moral zu synchronisieren. Die einzelnen Fabeln, die in das K. F. Aufnahme gefunden haben, werden außerhalb dieser Sammlung kaum tradiert. Ihre Paralleüberlieferung ist signi kant gering (s. Überlieferung), was allerdings für den Gesamttextbestand des Cod. K gilt. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–ra (Pap., /, schwäbisch/bair./ostfränkisch). Die Fabelsammlung umfasst die Nr. – der Hss. Einsprengsel sind: Der → Spiegel (Nr. , rb–rb), → Wer kann allen recht tun? (Nr. , vb–vb), Das → Gänslein (Nr. , ra–rb), Der → Herbst und der Mai (Nr. , va–va), → Sociabilis (Nr. , ra–va), Die → Beichte einer Frau (Nr. , va–vb), Von dem → üblen Weib II/Das böse Weib und die Teufel (Nr. , rb–rb). – Parallelüberlieferung von Fabeln aus Cod. K : München, BSB, Cgm (Pap., Mitte . Jh., ostfränkisch): Des Vögleins Lehren (K Nr. ) r–r, Die geschwärzte Katze (K Nr. ) r–r, Henne und Fisch (K Nr. ) r–v. – Berlin, SBB, Mgf (Pap., , aus Würzburg): Weib und Hahn (K Nr. ) r–v, Henne und Fisch (K Nr. ) r–v, Des Vögleins Lehren (K Nr. ) r–v. A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –, f., –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Zu Ausgaben einzelner Stücke s. Dicke/Grubmüller (s. Lit.) S. f. (Reg.). – Siehe auch das OnlineDigitalfaks. der Hs. der LB Karlsruhe (digital.blbkarlsruhe.de/urn/urn:nbn:de:bsz:-). L: Klaus Grubmüller, VL () Sp. –. – Tilo Brandis: Der Harder. Texte und Studien I (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker NF []). Berlin , S. –. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. –. – K. Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA
Mitte . Jh. (MTU ). München , S. –. – Bernhard Kosak: Die Reimpaarfabel im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. –. – Gerd Dicke/K. Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , Reg. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ – /) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , . VZ Das brechen leit (Minneklage, Minneklage aus Thüringen). – Liebesbekenntnis und hyperbolischer Preis, Überlieferung Mitte . Jh. Die monologische Minnerede ist unikal im Kontext thematisch ähnlicher Mären und Minnereden überliefert. Der Anfang scheint zu fehlen, unvermittelt einsetzend entwirft der Sprecher das Bild eines Reigentanzes, als deren Teilnehmer er offenbar P anzen, Vögel und Gegenstände benennt (u. a. in V. die titelgebende P anze [?] «brechen let»); denkbar wäre auch, dass der Sprecher hier die sprechenden Namen seiner Jagdhundemeute nennt. Der Sprecher setzt dann zum hyperbolischen Preis seiner Geliebten an (teilweise in Apostrophe der Dame; Tugendlob unter Verwendung mariologischer Attribuierungen). Nach einer Beschreibung der Entstehung seiner Liebe (Überwältigung durch die personi zierten ‹mut›, ‹sin› und ‹herze›; von der ‹Minne› gelegter Hinterhalt; Verwundung durch Minnepfeil) beklagt der Sprecher die Erfolglosigkeit seines Dienstes und bittet in einer Apostrophe ‹Venus›, ihn zu unterstützen. Er versichert seine Dienstbereitschaft und hofft angesichts der Tugend der Geliebten auf Liebeserfüllung. Einer Schönheitsbeschreibung folgt eine an die Geliebte gerichtete – von litaneiartigen Preispassagen durchsetzte – Erhörungsbitte und ein Segenswunsch an die Geliebte. Ü: Pommersfelden, Grä ich Schönbornsche Schlossbibl., Cod. , r–v ( Verse). A: Karl Bartsch (Hg.): Mitteldt. Gedichte (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (Nr. III). L: Volker Mertens, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Bartsch (s. Ausg.) S. XX f. – Ernst Meyer: Die gereimten Liebesbriefe des dt. MA. Diss. Marburg , S. f. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der
Das brechen leit dt. Minnereden (MTU ). München , S. Anm. . – Christine Wand-Wittkowski: Briefe im MA. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Lit. Herne , S. Anm. JK Die Bauernhochzeit (auch: Bauernhochzeitsschwank). – Anonyme frühnhd. Schwänke, . Jh. Unter der Bezeichnung B. werden die inhaltlich eng verwandten Versschwänke Metzen hochzit und Meier Betz zusammengefasst. Sie entstanden wahrscheinlich im . Jh. und wurden zuerst im schwäbisch-alemannischen Raum aufgezeichnet. Der ältere Schwank Metzen hochzit ( Verse) ist in der Karlsruher → Liedersaal-Handschrift überliefert. Der jüngere Text Meier Betz ( Verse) ist neben zwei Handschriften auch als Druck von / erhalten. Im Mittelpunkt beider Schwänke steht die Hochzeit des Bauernburschen Betz (auch Bärschi) und seiner Braut Metz. Metzen hochzit weist dabei die ausführlichere Version der Grundhandlung auf: Betz wirbt um Metz, doch will diese ihm erst nach der Eheschließung den Beischlaf erlauben. Daraufhin heiraten die beiden Protagonisten, ungewöhnlicherweise in Abwesenheit eines Geistlichen. Auf die Übergabe der Aussteuer folgt die von Exzessen geprägte Hochzeitsfeier. Nach dem Brautraub verbringt das Paar miteinander eine wilde Hochzeitsnacht, nach der Metz eine Sau als Morgengabe erhält. Der morgendliche Kirchgang mündet in ein weiteres Festessen, in dessen Verlauf es zu einer brutalen Prügelei kommt. Mit der Beilegung der Auseinandersetzung endet der Schwank. Meier Betz verkürzt und variiert diese Handlung. So ndet z. B. während der Hochzeitsnacht der betrunkene Bräutigam seine Braut zunächst nicht. Weiterhin treten im jüngeren Schwank Bauernspottelemente hervor, die sich in die gegenüber Metzen hochzit insgesamt derbere Aufbereitung des Stoffes einfügen. Der Stoff der B. wurde auch von Heinrich → Wittenwiler in dessen Ring aufgegriffen und bis ins . Jh. von Fastnachtsspielen benutzt. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.), rb–ra (Pap., um , alemannisch). – Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., obd.). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , v–r (Pap., Augsburg, /, Schreiberin: Clara → Hätzlerin [Bd. ,
Drei listige Frauen A Sp. –]). – Druck: Meier Betz: [Augsburg: Heinrich Steiner, /]. A: Der Bauernhochzeitsschwank. ‹Meier Betz› und ‹Metzen hochzit›. Hg. v. Edmund Wiessner. Tübingen . – Heinrich Wittenwiler: Der Ring. Hg. v. Horst Brunner. Stuttgart , S. – (erw. Neuau . ). – OnlineFaks. der Karlsruher Liedersaal-Hs. : LB Karlsruhe , http://digital.blb-karlsruhe.de/id/. L: Bruno Boesch, VL () Sp. f.; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. . – Ulla Williams/Corinna Laude, Killy () S. f. – E. Wiessner: Das Gedicht von der B. und Heinrich Wittenwylers ‹Ring›. In: ZfdA () S. –. – Wilhelm Brauns: Heinrich Wittenweiler, das Gedicht von der B. und Hermann von Sachsenheim. In: ZfdA () S. –. – E. Wiessner: ‹Metzen Hochzit› und Heinrich Wittenwilers ‹Ring›. In: ZfdA () S. –. – B. Boesch: Die Namenwelt in Wittenwilers ‹Ring› und seiner Quelle. In: Namenforschung. Hg. v. Rudolf Schützeichel/ Matthias Zender. FS Adolf Bach. Heidelberg , S. – (wieder in: B. Boesch: Kleine Schr. zur Namenkunde. Heidelberg , S. –). – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f., f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –. – Ortrun Riha: Die Forschung zu Heinrich Wittenwilers ‹Ring› –. Würzburg , S. –. – Theodor Nolte: Heinrich Wittenwilers ‹Ring› und der ‹Bauernhochzeitsschwank›. Ein Vergleich am Beispiel des Hochzeitsmahls. In: Dt.-böhmische Literaturbeziehungen – Germano-Bohemica. FS Václav Bok. Hg. v. Hans-Joachim Behr. Hamburg , S. –. MM Drei listige Frauen A. – Verserzählung, Mitte . Jh. (?). Die im bäuerlichen Milieu spielende Erzählung behandelt den freundschaftlichen Wettstreit dreier Frauen. Diese wollen unter sich jene Frau zur Siegerin küren, die ihren Ehemann am geschicktesten überlistet. Die erste Frau erzählt ihrem leichtgläubigen Mann, man habe ihn zum Abt gewählt. Die zweite Frau überzeugt ihren Ehemann von dessen
Mitte . Jh. Tod und schläft neben seiner Bahre ungestraft mit dem Knecht. Die dritte Frau behauptet, extrem feine und daher unsichtbare Kleidung geschneidert zu haben. Ihr eitler Mann lässt sich von ihr die ktiven Kleider anziehen und geht nackt in die Kirche, wo er bei den anderen Bürgern Irritation hervorruft. Die Schlussverse der Dichtung warnen Männer davor, sich von ihren Ehefrauen in die Irre führen zu lassen. Der Reimpaarverse umfassende Text entstand vielleicht in der Mitte des . Jh. und ist anonym in einer einzigen Handschrift überliefert. Der Stoff der Erzählung war jedoch weit verbreitet. Ähnliche Frauenwetten und Motive nden sich u. a. in lat., italienischen und französischen Texten, etwa in den Fabliaux Les trois Dames qui troverent l’Anel und in Haiseaus Les trois Dames qui troverent l’Anel au conte II. In Deutschland wurde der Stoff zuerst in der noch hö sch geprägten Erzählung → Drei buhlerische Frauen verarbeitet. Unter den späteren dt. Fassungen ist besonders der erzählerisch erweiterte Text von Heinrich → Kaufringer von Bedeutung (D. l. F. B). Hinzu kommen kürzere Fassungen von Hans → Folz (D. l. F. C) und Hans Sachs (D. l. F. D). Ü: Karlsruhe, LB, cod. K , ra–ra (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisches Grenzgebiet). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Der münch mit dem genßlein. spätma. Verserzählungen. Aus dem Cod. Karlsruhe . Hg. und erl. v. Rolf Max Kully/Heinz Rupp (Universal-Bibl. –). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. –. L: Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. . – Irmgard Meiners: Schelm und Dümmling in Erzählungen des dt. MA (MTU ). München , S. –. – K.-H. Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. , f., . – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein
Mitte . Jh. Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Stephen L. Wailes: Social Humor in Middle High German Mären. In: ABäG () S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f., f. u. ö. – Francis Raas: Die Wette der drei Frauen. Beitr. zur Motivgesch. und zur literarischen Interpretation der Schwankdichtung. Bern , S. – u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. u. ö. – Jan-Dirk Müller: Noch einmal Maere und Novelle. Zu den Versionen des Maere von den D. l. F. In: Philol. Unters. FS Elfriede Stutz. Hg. v. Alfred Ebenbauer. Wien , S. –. – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. – und Reg. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. f., f. u. ö. MM Hadamar von Laber, * gegen , † nach . – Verfasser der Minneallegorie Die Jagd. Vermutlich ist der oberpfälzische Adlige H. III. von Laber mit dem Autor der in insgesamt Handschriften (davon vollständigen) aus dem ., . und frühen . Jh. überlieferten Minneallegorie Die Jagd zu identi zieren. Gegebenenfalls ist ihm auch die in zwei Handschriften (Siglen B und b) gemeinsam mit der Jagd überlieferte Minnerede Des → Minners Klage zuzuschreiben. Die in Titurelstrophen abgefasste Jagd gehört zu den am breitesten überlieferten und umfangreichsten (rund Strophen/ca. Verse) Texten der Gattung der Minnereden. Die Überlieferung weist besonders bei Anzahl und Reihenfolge der Strophen eine hohe Varianz auf, wobei man die Handschriften grob in vier Überlieferungszweige aufteilen kann. Der hohen Komplexität der Überlieferungssituation wird keine der vorliegenden Editionen gerecht. Zentrales Modell ist die Darstellung der Werbung des Mannes um eine Frau als Jagdvorgang,
Hadamar von Laber bei dem der Jäger mit seiner Meute (kani zierte Körperteile und Minnetugenden bzw. -haltungen, d. h. Herze, Freude, Wille etc.) dem Wild (= der Frau) nachstellt, dabei aber von Wölfen (= Minnefeinden) bedroht wird. Der Jäger ist zugleich Ich-Sprecher. Seine allegorische Erzählung von der Jagd ist durchzogen von lehrhaften Passagen, Dialogen, Minnere exionen, Minneklagen, die besonders in der zweiten Hälfte des Textes die Handlung völlig zurückdrängen. Eine explizite Auslegung der Allegorie fehlt. Nach der Handschrift A ergibt sich folgender Aufbau: Einleitung mit Einführung der JagdTerminologie und der Kani zierungen (Str. –); Aufbruch zur Jagd und Einteilung der Hunde (Str. –); Gespräch mit einem Förster über Wölfe (d. h. Minnefeinde) und über hö sche Jagd (Str. –); Fortsetzung der Jagd und erstes Stellen des Wildes, dabei Verwundung des Hundes ‹Herze› (Str. –); Gespräch mit einem alten Jäger über Beharrlichkeit und über Minnefarben (Str. –); Fortsetzung der Jagd und zweites Stellen des Wildes, dabei erneute Flucht des Wilds und Verletzung der Hunde durch angreifende Wölfe (Str. –); Klage über den Ausgang der Jagd und Streitgespräch mit einem Jäger über die Konzeption zurückhaltender Jagd bzw. Liebe (Str. –); Minneklage und Minnegericht, d.h. an das Publikum gerichtete Entscheidungsfragen (Str. –); Re exion über die Minnejagd und Minneklage (Str. –); Schluss mit Bekenntnis zu Treue und Beständigkeit (Str. –). Inhaltlich ist die Orientierung an der aus Minnesang und Epik geerbten hö schen Minnekonzeption (Dienstgedanke, ehrenhafte Minne) deutlich. Die Gesellschaft erscheint fast durchgehend als minnefeindlich und als Bedrohung des Minneverhältnisses. Formal (Titurelstrophe) und mit seinem dunklen, assoziativen Stil lehnt sich H. an → Wolfram von Eschenbach und → Albrecht (Dichter des Jüngeren Titurel) an. H. v. L. hat selbst mit der Jagd eine umfangreiche Minneredentradition geprägt, die sich in Form, Jagdthematik, allegorischer Machart und Minneauffassung an seinem Vorbild orientiert (z. B. Des Minners Klage, Der → Minnenden Zwist und Versöhnung, Die → Jagd auf einen edlen Fasan). Er wird zudem in den Minnereden mehrfach als Autorität in Minnefragen erwähnt (z. B. Die → Beständige und die Wankelmütige, Des → Labers Lehren, Des → Labers Rat, Der → Minne Falkner).
Der Minnenden Zwist und Versöhnung Ü: Alba Iulia (Karlsburg/Gyulafehérvár), Biblioteca Na¸tional˘a a României, Filiala Batthyaneum Cod. R III , r–v ( Str.) (C). – Berlin, SBB, Ms. germ. fol. / und c, r–v (Fragmente von Str.) (G). – Erlangen, UB, B, r–v ( Str.) (e). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r, v ( Str.) (b). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Str.) (c). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Str.) (E). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Str.) (d). – Innsbruck, Landessarch., Hs. ,III, ra–vb ( Str.) (I). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , S. – ( Str.) (g). – München, BSB, Cgm , r–v ( Str.) (B). – Neuenstein, Hohenlohe-Zentralarch. Hd V /, r–v und r–v ( Str.) (f). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–v ( Str.) (D). – Straßburg, StB, ohne Signatur [ verbrannt], r–v ( Str.) (F). – Tulln, Stadtmuseum, Inv.-Nr. , r–v ( Str.) (H). – Wien, ÖNB, , r–r ( Str.) (A). – Wien, ÖNB, *, r–v ( Str.) (h). – Wien, ÖNB, , r–v ( Str.) (a). Für eine detaillierte Au istung des Strophenbestands in den Handschriften vgl. Steckelberg (s. Ausg.) S. –. A: Franz Joseph Mone: Über die Jagd des H. v. L. In: Quellen und Forschungen zur Gesch. der teutschen Lit. und Sprache. Hg. v. dems. Bd. . Aachen/Leipzig , S. –, hier – (nach Hs. D). – Ludwig Ettmüller: [o. T.; Beschreibung einer Abschrift von Hadamars Jagd]. In: Anz. für Kunde des dt. MA () Sp. – (nach Hs. g). – H.’s v. L. Jagd und drei andere Minnegedichte seiner Zeit und Weise: ‹Des Minners Klage›, ‹Der Minnenden Zwist und Versöhnung›, ‹Der Minne Falkner›. Hg. v. Johann Andreas Schmeller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach Hs. E). – Karl Stejskal (Hg.): H.s v. L. Jagd. Mit Einleitung und erklärendem Komm. Wien (nach Hs. A, mit Lesarten anderer Hss. und Abdruck von Einzelstrophen). – Ulrich Steckelberg: H.s v. L. ‹Jagd›. Unters. zu Überl., Textstruktur und allegorischen Sinnbildungsverfahren (Hermaea ). Tübingen , S. – (Teilausg., krit.). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. . – Christoph Huber, Killy () S. . – Mone (s. Ausg.). – Karl Stejskal: Zu H. v. L. In: ZfdA () S. –. – Ernst Bethke: Über den Stil H.s v. L. in seiner ‹Jagd›. Berlin . –
Mitte . Jh. Eva Elisabeth Hese: Die Jagd H.s v. L. Beitr. zu ihrer Erklärung (Deutschkundliche Arbeiten. Allgemeine Reihe ). Breslau . – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. –, –. – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –, –. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Dietrich Schmidtke: Die ‹Jagd› des H. v. L. als melancholisches Kunstwerk. In: Geist und Zeit. Wirkungen des MA in Lit. und Sprache. FS Roswitha Wisniewski. Hg. v. Carola L. Gottzmann/Herbert Kolb. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Volker Mertens: Minnewild und Minnejagd. Zu H. v. L. In: Tierepik im MA/La Littérature animalière au Moyen Âge. Hg. v. Danielle Buschinger/ Wolfgang Spiewok (Wodan ). Greifswald , S. –. – Franz Xaver Scheuerer: Zum philol. Werk J. A. Schmellers und seiner wissenschaftlichen Rezeption. Eine Studie zur Wissenschaftsgesch. der Germanistik (Studia linguistica Germanica ). Berlin , S. –. – Steckelberg (s. Ausg.). – Sonja Emmerling: H. v. L. und seine Liebesdichtung ‹Die Jagd› (Forum MA ). Regensburg . – Ralf Schlechtweg-Jahn: H.s v. L. ‹Jagd› als serielle Lit. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/ New York , S. –. JK Der Minnenden Zwist und Versöhnung. – Liebesgespräch in Titurelstrophen, früheste Überlieferung . Jh. Die in zwei Handschriften (ohne signi kante Varianz) überlieferte Minnerede folgt jeweils ohne Überschrift direkt auf die Jagd → Hadamars von Laber. In Handschrift Mü bricht der Text nach drei Vierteln der Strophen mit dem Blattende ab, der Rest der Handschrift ist verloren. Der Sprecher richtet Treueversicherung und Erhörungsbitte an die Dame. Diese will seinen beständigen Dienst durchaus anerkennen und bekennt einerseits ihr Liebesverlangen, andererseits ihre Zweifel an der Minne bei langer Abwesenheit des Sprechers. Dieser rechtfertigt sich, dass er genauso unter der Trennung leide, sich nur kein
Mitte . Jh. heimliches Treffen arrangieren lasse. Die Dame ist dennoch der Meinung, dass er den Kontakt zu sehr vermeide, obwohl keine offensichtlichen Hindernisse zwischen ihnen ständen und fordert ihn auf, diese Zweifel an seiner Treue zu zerstreuen. Von den angebotenen Treueproben (heißes Eisen, Gottesurteil, Eid) wählt sie den Eid und spricht eine Eidesformel vor, die er quittiert. Die Dame bestätigt, dass der Sprecher damit von allen Vorwürfen befreit sei. Sie wolle künftig an ihn gebunden sein, bis er ihr seine Huld gewähre. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Str./ Verse) (He). – München, BSB, Cgm , v–v ( Str./ Verse) (Mü). A: Johann Andreas Schmeller (Hg.): Hadamar’s von Laber Jagd und drei andere Minnegedichte seiner Zeit und Weise: ‹Des Minners Klage›, ‹Der Minnenden Zwist und Versöhnung›, ‹Der Minne Falkner› (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (Str. –, nach He, normalisiert und mit Umstellungen, Str. doppelt gezählt). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. f. – Ulrich Steckelberg: Hadamars von Laber ‹Jagd›. Unters. zu Überl., Textstruktur und allegorischen Sinnbildungsverfahren (Hermaea ). Tübingen , S. . JK Jagdallegorie (Königsberger Jagdallegorie). – Allegorisches Gedicht, spätestens Mitte . Jh. Der Reimpaarverse umfassende Text alemannischer Herkunft ist anonym in einer Handschrift überliefert. Die Entstehungszeit der J. ist unsicher und wurde früher in der Mitte des . Jh. vermutet. Wahrscheinlich ist der Text jedoch jünger als Die Jagd des → Hadamar von Laber. Da die erhaltene Abschrift mittlerweile auf die erste Hälfte des . Jh. datiert wird, dürfte die J. spätestens bis zur Mitte des . Jh. entstanden sein. Ein Jäger hat mit den Hunden «Trost», «Harre», «Staete» und «Triuwe» jahrelang ohne Erfolg eine Hinde gejagt. Ein weiser Greis emp ehlt ihm die Jagd mit den Hunden «Zwifel», «Wenken» und «Falsch», was der Jäger jedoch ablehnt. Der Erzähler
Jagdallegorie hat dieses Gespräch belauscht, befolgt den Rat des Greises und fängt sofort das Wild. Er übergibt das Tier zum Gericht der Frau Minne, die es zum Verlust seiner Zähne verurteilt. Zuletzt wünscht der Erzähler allen falschen Frauen als Strafe das Fegefeuer oder die Hölle. Im Gegensatz zu Hadamars Allegorie enthält die J. keine individuelle Darstellung der Jagdhunde. Von der eigentlichen Jagd werden nur Anfang und Ende gezeigt. Sie dient vielmehr nur als allegorisches Gewand für die eigentlich im Mittelpunkt stehende Zeitklage über falsche Frauen. Auch das religiös gefärbte Ende der J. ist der Klage untergeordnet. Ü: Warschau, Nationalbibl., cod. III, ra–vb (Perg., erste Hälfte . Jh., alemannisch). A: Karl Stejskal: Königsberger J. In: ZfdA () S. –. – Fritz Schulz: J. In: FS zum siebzigsten Geburtstage Oskar Schade dargebracht von seinen Schülern und Verehrern. Königsberg , S. –. L: Ehrismann // () S. . – Walter Blank, VL () Sp. f.; () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Sabine Schmolinsky: Jagdallegorien. In: Killy () S. –. – Kurt Matthaei: Das ‹weltliche Klösterlein› und die dt. Minne-Allegorie. Diss. Marburg , S. . – Rainer Gruenter: Der ‹vremede hirz›. In: ZfdA (/) S. –. – David Dalby: Lexicon of the Mediaeval German Hunt. A Lexicon of Middle High German Terms (–) Associated with the Chase, Hunting with Bows, Falconry, Trapping and Fowling. Berlin u. a. , S. XXII f. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Stuttgart , S. –. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. u. ö. MM Harm der Hund. – Verserzählung, . Jh. Die anonym überlieferte Verserzählung entstand wahrscheinlich im . Jh. und ist neben zahlreichen ähnlichen Texten in der sog. → LiedersaalHandschrift erhalten. Darin umfasst H. d. H. Reimpaarverse. Im Mittelpunkt der Erzählung stehen Ritter Heinrich von Nüweäch (gemeint ist vielleicht Neuenegg) und sein Jagdhund Harm.
Der Minne Falkner Heinrich ist arm, wird aber respektiert und lebt glücklich mit seiner Familie zusammen. Dank der ausgezeichneten Jagdinstinkte Harms muss Heinrich keinen Hunger leiden und kann mit seinen Freunden Essen teilen. Als der Kaiser von Harms Fähigkeiten hört, entsendet er einen Boten zu Heinrich. Er überbringt dem Ritter den Befehl, den kaiserlichen Hof aufzusuchen und Harm dort gegen andere Hunde antreten zu lassen. Heinrich zögert zunächst, begibt sich aber mit Aussicht auf eine hohe Belohnung endlich zum Kaiser. An dessen Hof kämpft Harm gegen mehrere Hunde, darunter zwölf Windhunde, die er alle besiegt. Der Kaiser ist über die umfassende Niederlage seiner Hunde zunächst wütend, zahlt Heinrich aber zuletzt die versprochene Belohnung. Der Ritter kehrt zu seiner Familie zurück und genießt für den Rest seines Lebens zufrieden das neue Vermögen. Die Forschung hat u. a. durch die Nennung von Heinrichs Namen eine Nähe von H. d. H. zur historischen Epik festgestellt. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.), va–vb (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Online-Faks. der Karlsruher Liedersaal-Hs. : LB Karlsruhe , http:// digital.blb-karlsruhe.de/id/. L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , . MM Die Brackenjagd. – Re exionen auf die Minnejagd / Dialog zwischen Dame und Jäger, Überlieferung Mitte . Jh. Der ripuarische Text ist unikal (und gegebenenfalls nur fragmentarisch) überliefert im Kontext anderer Minnereden. Vor dem Hintergrund einer allegorischen Jagd werden ohne narrative Verknüpfung zwei Szenen präsentiert, ein Monolog und ein Dialog. In Ersterem (V. –) apostrophiert ein Bracke eine Dame, bittet um Lohn, beklagt die Erfolglosigkeit seiner Werbung, die er dennoch bis in
Mitte . Jh. den Tod fortsetzten will. Der nun unvermittelt folgende kurze Dialog (V. –) scheint den allegorischen Jagdvorgang des Monologes auf der ‹literalen› Ebene zu begleiten: Eine Dame fordert den Jäger auf, seinen Bracken einzufangen, am Ende des stichomythischen Dialogs stellt sie aber seine Erhörung zumindest als möglich dar. Die Minnerede knüpft an das allegorische Modell → Hadamars von Laber an, wendet es aber inkonsequent an. Gegebenenfalls ist von einer parodistisch-obszönen Intention (Bracke = Phallus) auszugehen. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , ra–va ( Verse). A: David Dalby: Two middle franconian hunting allegories. In: Mediaeval German Studies. Presented to F. Norman. London , S. –, hier S. f. L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Dalby (s. Ausg.) S. , Anm. f. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –, . – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –, f. – Hartmut Beckers: Die mittelfränkischen Rheinlande als literarische Landschaft von bis . In: ZfdPh (), Sonderheft, S. –, hier S. . – Wolfgang Achnitz: Minnereden. In: Forschungsber. zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik. Tl. . Hg. v. Hans-Jochen Schiewer unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe C: Forschungsber. ). Bern u. a. , S. –, hier S. . JK Der Minne Falkner. – Jagdallegorie, früheste Überlieferung zweite Hälfte . Jh. Die in Titurelstrophen abgefasste Minnerede ist in einem frühen Pergamentfragment (Handschrift Be) und vollständig im Anschluss an einen Überlieferungszeugen der Jagd → Hadamars von Laber überliefert (Handschrift Ne). In Minneauffassung, Motivik, Bildlichkeit, Struktur und Form orientiert sie sich weitgehend an dem auch explizit benannten Vorbild Hadamars. Nach einer Klage über die Macht der Minne berichtet der Sprecher davon, dass ein edler, vollkommener Falke ent ogen sei. Dabei ist die Identi zierung des Tiers mit der Geliebten deutlich. Als er
Mitte . Jh. den Falken wieder ndet, ist er zunächst sprachlos (minnebedingtes Schweigen). Er muss dann erkennen, dass der Vogel wieder wild geworden ist, was er den Klaffern anlastet. In einem Lehrgespräch rät ein alter Falkner dem Sprecher davor ab, dem Falken hinterher zu reiten und verweist ihn darauf, zunächst an den eigenen Tugenden zu arbeiten und sich mit unedleren Vögeln zu versuchen. Der Sprecher will jedoch an der Hoffnung festhalten, den edlen Falken noch einmal zu nden. Nach längerer Suche trifft er einen weiteren Falkner, der ihm zu unhö scher Jagd mit Netzen rät, was der Sprecher ablehnt. Ein letzter Versuch, den Falken zu locken scheitert an den Krähen (= Klaffern). Schließlich kommt der Sprecher wieder zum alten Falkner, der ihm eine weitere Lehre (Selbstbeherrschung, Vorsicht, Ausharren) gibt. Der Sprecher schließt mit der Vision, dass ihm seine Geliebte Erhörung und Lohn ankündigt, und einer Dichterhypostase, in der er Hadamar von Laber als unerreichbares Vorbild preist. Auch nach Vollendung seines Gedichtes will der Sprecher weiter nach dem Falken suchen. Ü: Berlin, SBB, Nachlass Grimm ,, r–v ( Str./ Verse) (Be). – Neuenstein, Hohenlohe-Zentralarch., Hd V , r–r ( Str./ Verse) (Ne). A: Johann Andreas Schmeller (Hg.): Hadamar’s von Laber Jagd und drei andere Minnegedichte seiner Zeit und Weise: ‹Des Minners Klage›, ‹Der Minnenden Zwist und Versöhnung›, ‹Der Minne Falkner› (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach Ne). L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Renate Schipke: D. M. F. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter J. Becker/Eew Overgaauw. Mainz , S. –. JK Des Minners Klage. – Liebesklage und Minnelehre im Stil Hadamars von Laber, früheste Überlieferung zweite Hälfte . Jh. Die Titurelstrophen sind in zwei Handschriften (Mü überliefert nach Blattausfall nur den zweiten Teil) zusammen mit der Jagd → Hadamars von Laber überliefert. Auch die stilistische Nähe könnte für eine Zuschreibung an diesen Autor sprechen.
Des Minners Klage In einer späteren Handschrift (We) sind rund die Hälfte der Strophen übernommen, jedoch in anderer Reihenfolge zusammengestellt und mit neuen Strophen vermischt. Der Sprecher klagt in eher assoziativer Reihung sein Liebesleid und dessen Ursachen in der Schönheit und im Verhalten der Geliebten, beschreibt die Macht und die Wirkungen der Liebe, gibt Unterweisungen zu Minnetugenden (Aufrichtigkeit, Treue, ehrenhafte Minne). In einer direkten Apostrophe der Geliebten bittet er um Erhörung (drohender Tod aus Liebesleid) und versteigt sich dabei bis zur Androhung, sich den Lohn mit Gewalt zu verschaffen, was er aber sofort zurücknimmt. Einer längeren Klage über das Phänomen des minnebedingten Schweigens folgen Strophen des Lobs der Tugenden und der körperlichen Schönheit der Geliebten sowie über das Wesen und Wert der Frauen und der Minne (Frau als summum bonum; Veredelungsminne; Liebe-Leid-Paradox). Auf seine eigene Minnebeziehung zurückkommend gibt der Sprecher ein Dienst- und Treueversprechen und schließt mit hyperbolischen Segenswünschen. Die letzte Strophe besteht nur aus Epitheta der Dame (wobei in der Hs. He den Versen vorgeschriebene Burchstaben das unechte Akrostichon «KATHERINA» ergeben). Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Str./ Verse) (He). – München, BSB, Cgm , r–r ( Str./ Verse + Verse) (Mü). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart , v–v ( Str./ Verse) (We). A: Minnesinger. Dt. Liederdichter des zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jh. Aus allen bekannten Hss. und frühen Drucken gesammelt und berichtigt von Friedrich von der Hagen. Th. , Bd. . Leipzig , S. b–a (nach We). – Elisabeth Morgenstern-Werner (Hg.): Die Weimarer Liederhs. Q (Lyrik-Hs. F) (GAG ). Göppingen , S. – (nach We). – Johann Andreas Schmeller (Hg.): Hadamar’s von Laber Jagd und drei andere Minnegedichte seiner Zeit und Weise: ‹Des Minners Klage›, ‹Der Minnenden Zwist und Versöhnung›, ‹Der Minne Falkner› (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (Str. –, nach He). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. Ba und Bb. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des
Gold und Zers . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. f. – Gisela Kornrumpf: Konturen der Frauenlob-Überlieferung. In: Wolfram-Stud. () S. –, hier S. –. JK Gold und Zers. – Derb-obszönes Märe, . Jh. Die kurze Verserzählung ist vermutlich im bairischen Raum entstanden; zwei Fassungen (I [ Verse] und II [ Verse]) sind überliefert. Als ältere kommt I in Frage; sie ist etwas ausführlicher und enthält einen Prolog des Dichter-Ichs, der in II fehlt (II durchgängig auktorial erzählt). Die Handlung beginnt in I mit einem Streitgespräch, das vom Erzähler belauscht wird: Gold und Zers (Penis) debattieren über die Frage, wer bei den Frauen beliebter sei. Da sie sich nicht einigen können, sollen die Frauen abstimmen; diese entscheiden sich für das Gold. Der Penis geht empört ins Exil, wird jedoch schon nach kurzer Zeit schwer vermisst. Als er zurückkehrt, empfangen ihn die Frauen entzückt. Um aber zu verhindern, dass er erneut fortläuft, sticht eine Nonne dem Penis die ‹Augen› aus und hängt sich diese um den Hals. Dort werden sie zu Brüsten. Wenn ein Mann diese berührt, richtet sich sein Penis auf, um seine verlorenen Augen zurück zu bekommen. Bei → Rosendorn verselbstständigt sich das weibliche Genital. Die Texte sind exemplarisch für den Ausbau des formalen Spektrums der Märendichtung im SpätMA. Der Dialog bzw. das – der Minnerede entlehnte – Streitgespräch erhält mehr Raum, der Erzähler bezeugt das Erzählte (siehe auch → Frau und Magd oder Des → Hausknechts Rache). Ü: Fassung I: Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , vb–ra (Pap., , bair.-österr.). – Karlsruhe, LB, Cod. K , va–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.ostfränkisch; Ende fehlt). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., , bair.-österr.; Schreibort: Innsbruck). – Fassung II: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., Anfang . Jh.). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. f. (Fassung I [Karlsruher Hs.]), – (Fassung II). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. – (Nr. A a, Fassung I), –, f. (Nr. A b, Fassung II). – Ursula Schmid (Bearb.):
Mitte . Jh. Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , f. (Fassung I). – Dies. (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (Fassung I). – Faksimile: Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz (Fassung I). L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f.; () Sp. . – De Boor/ Newald () S. . – Corinna Laude, Killy () S. f. – Wilhelm Stehmann: Die mhd. Novelle vom Studentenabenteuer (Palaestra ). New York (Nachdr. ) S. . – Fischer (s. Ausg.) S. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. – u. ö. – Ralf Schlechtweg-Jahn: Geschlechtsidentität und hö sche Kultur. Zur Diskussion von Geschlechtermodellen in den sog. priapeiischen Mären. In: Manlîchiu wîp, wîplîch man. Zur Konstruktion der Kategorien ‹Körper› und ‹Geschlecht› in der dt. Lit. des MA. Internationales Kolloquium der Oswald von Wolkenstein-Ges. und der Gerhard-Mercator-Univ. Duisburg, Xanten . Hg. v. Ingrid Bennewitz/Helmut Tervooren (ZfdPH, Beih. ). Berlin , S. –. – Gerd Dicke: Mären-Priapeia. Deutungsgehalte des Obszönen im ‹Nonnenturnier› und seinen europäischen Motivverwandten. In PBB (Tüb.) () S. –, hier S. . – Walter Haug: Die ndl. erotischen Tragzeichen und das Problem des Obszönen im MA. In: Erotik, aus dem Dreck gezogen. Hg. v. Johan H. Winkelman/Gerhard Wolf (ABäG ). Amsterdam/New York , S. –, hier S. –. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , , f. – Susanne Reichlin: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens. Zur poetologischen Dimension des Tauschens in Mären (Hist. Semantik ). Göttingen , S. – und Reg. FA
Mitte . Jh. Heinrich der Teichner (Teichnaer), * um , † spätestens . – Verfasser mhd. Reimpaarreden. H. ist biographisch kaum greifbar, da er nicht urkundlich belegt und sein Werk arm an historischen Bezügen ist. Sein Beiname T. erscheint in den Schlusszeilen seiner Dichtungen, während der Vorname nur in einer Handschrift und einem von Peter → Suchenwirt verfassten Nachruf auf H. erwähnt wird. Der Beiname wurde verschiedentlich als Berufsbezeichnung interpretiert. H. könnte danach ein Teichgräber oder Hersteller von Rohren gewesen sein. Die neuere Forschung liest den Beinamen jedoch vielmehr als Herkunftsbezeichnung. Als Heimat H.s werden v. a. die Steiermark oder Kärnten erwogen, etwa Teichelbach, das Teichental bei Villach oder das Teichental bei Kallwang. Daneben kannte H. wohl die steiermärkische Gaal gut (Rede Nr. ). Auch die Reime H.s legen eine Lokalisierung in dieser Region nahe. Laut Suchenwirt war H. ein Laie ohne gelehrte Kenntnisse. Arm war H. wahrscheinlich nicht, da er als älterer Mann für soziale Zwecke spendete. In einer Rede (Nr. ) behauptet H., er sei einmal von einer Frau verklagt worden, weil er ein ihr gegebenes Eheversprechen nicht eingehalten habe. Der Prozess habe ihn vier Wochen lang von seiner dichterischen Tätigkeit abgehalten. Der Wahrheitsgehalt dieses Vorgangs ist freilich nicht überprüfbar. Als rein spekulativ können auch biographische Thesen gelten, die H. einen Schulbesuch in Villach, eine Tätigkeit in der Kartause Mauerbach und Reisen mit Herzog Albrecht II. zuordnen. Häu ger wird auch vermutet, H. könnte zeitweise als fahrender Dichter umhergezogen sein und habe zuletzt in Wien gelebt. H.s Schaffenszeit wird oft um bis angesetzt. So nden sich in H.s Werk Bezüge auf ab verbreitete Kleidermoden. Text Nr. wurde Jahre nach der Pestepidemie von geschrieben, also muss H. noch aktiv gewesen sein. H.s Todesdatum ist nur annäherungsweise zu vermuten. Er wurde mindestens Jahre alt (Nr. ) und starb wahrscheinlich zwischen / und , da Suchenwirt in diesem Zeitraum den Nachruf schrieb. Laut Ladislaus Sundheim wurde H. in St. Coloman in Wien begraben. Auch wenn nicht alle Zuschreibungen restlos zu klären sind, zählt H.s überliefertes Werk doch zu den umfangreichsten seiner Zeit. Es umfasst etwa Reimpaarreden mit insgesamt rund . Versen. Die meisten Dichtungen H.s sind etwa
Heinrich der Teichner bis Verse lang. Nennenswerte Ausnahmen sind ein Mariengedicht (Nr. ) mit Versen und das sog. Gespräch mit der Weisheit (Nr. ) mit Versen. H.s Texte sind in mehr als Handschriften seit dem . Jh. erhalten, die oft ganze Sammlungen seiner Reimpaarreden enthalten. Die ältesten Handschriften A, E und W entstanden wahrscheinlich noch zu Lebzeiten H.s. Die Fülle der Überlieferung zeigt H.s Popularität besonders beim städtischen Bürgertum. Diese Beliebtheit war sicher in der lebensnahen Zugänglichkeit von H.s Reden begründet. Sie sind in einem schlichten, an Predigten erinnernden Stil verfasst und durchgängig zur Laiendidaxe gedacht. Oft beginnen H.s Dichtungen mit einem Exempel oder einer Frage (Quaeritur-Formel), um danach verschiedene Aspekte des jeweiligen Themas zu erörtern. Narrative oder allegorische Elemente spielen nur eine geringe Rolle; auch ist H. kein Anhänger des geblümten Stils. Die didaktische Vermittlung ist stets wichtiger als erzählerische Kunstfertigkeit, wie es etwa die Crescentia-Legende H.s veranschaulicht (Nr. ). Typisch für H. ist auch die Schlussformel der Reden – «also sprach der Teichner». Thematisch decken H.s Texte ein breites Spektrum ab. Dazu zählen neben Erörterungen über Tugenden und Laster auch religiöse Gegenstände, etwa die Trinität (Nr. ), Sünde (Nr. –), Marias unbe eckte Empfängnis (Nr. ), Heilige (Nr. , ) und Priester (Nr. , ). H. verfällt dabei keineswegs in theologische Spekulation, sondern bleibt an den praktischen Fragen des Lebens orientiert. Von den Lehren der Kirche weicht er nicht ab. Auch bei den weltlichen Themen in H.s Reden ist die christliche Frömmigkeit stets als Fundament vorhanden. H. gibt u. a. Ratschläge für den Tagesablauf (Nr. , , u. ö.) oder beschäftigt sich mit fragwürdigen Moden (Nr. , u. ö.). Auch übt er Kritik an Vertretern einzelner Stände, ohne jedoch ganze Stände pauschal zu verurteilen. Ebenso steht H. der als trügerisch empfundenen Welt zwar vorsichtig gegenüber, wendet sich aber nicht von ihr ab. Stattdessen bemüht sich H. um lebensnahe Anweisungen für ein frommes Leben mit Maß. H. tritt dabei als bescheidener Dichter auf, der seinen Lesern einen Spiegel vorhalten will (Nr. ). Die genannten Tendenzen von H.s Werk zeigen sich etwa in dem umfangreichen Gespräch mit der Weisheit (Nr. ). Darin begegnet der Erzähler einer personi zierten Tugend und führt mit ihr ein
Heinrich der Teichner Lehrgespräch. Sie reden u. a. über die Gnade Gottes, den freien Willen des Menschen, das Nachlassen der Weisheit, irdischen Besitz sowie über Heiden, Juden und Ketzer. Der Text mahnt zu frommer und maßvoller Lebensführung. H.s didaktische Absicht prägt auch das einzige bekannte Märe seines Werks, die Verse umfassende Rosshaut (Nr. ). Diese Dichtung behandelt die eitle Frau eines armen Dienstmanns, die sich wie eine Herzogin kleiden will. Für eine Felljacke lässt sie ihren Mann sogar sein einziges Pferd schlachten. Zuletzt schenkt der Herzog dem Mann ein neues Pferd und der Frau ein edles Gewand, was sie von ihrer Eitelkeit befreit. Obwohl sich H. nicht als gelehrter Dichter inszeniert, nden sich in seinen Texten doch zahlreiche Bezüge auf andere Autoren. So verweist er neben der Bibel auch auf kirchliche Autoritäten wie → Augustinus, → Hieronymus, → Gregor, → Bernhard von Clairvaux, → Anselm von Canterbury und → Berthold von Regensburg, ebenso auf weltliche Verfasser wie Aristoteles, → Stricker und → Freidank. An → Neidhart erinnert die Beschreibung zweier seltsam gekleideter Müller in Nr. (Die beiden Müller). H. selbst wirkte auf Suchenwirt, Lienhard → Peuger, Konrad → Bollstatter, Heinrich → Kaufringer und → Augustin von Hammerstetten. Auch Thomas → Ebendorfer kannte H.s Werk, schätzte es aber nicht. Ähnlich wie bei Neidhart verselbständigte sich der Name T. zu einer Bezeichnung für Dichtungen in H.s Stil. Erst mit dem Beginn des Buchdrucks verlor H.s Werk an Popularität. Ü: Mehr als Hss. mit T.–Slg. oder Einzeltexten ab dem . Jh. Verz. in der Ausg. Niewöhners und bei Glier (s. Lit.) sowie unter http://www.handschriftencensus.de/werke/ . – Zu den ältesten Hss. mit umfangr. T.Slg. zählen: A: Wien, ÖNB, cod. , ra–va (Pap., Wien, um /, österr.). – E: München, BSB, cgm , ra–vb (Pap., Augsburg, in der zweiten Hälfte . Jh. nach , ostschwäbisch). – W: Wien, ÖNB, cod. , Bll. (Pap., wahrsch. Wien, um /, österr.). – H: Heidelberg, UB, cpg , r–v, r–v (Pap., um , ostfränkisch-bair.). A: Die Gedichte H.s d. T.s (DTM –). Hg. v. Heinrich Niewöhner. Bde. Berlin –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , –. – Teichner-Reden. Ausge
Mitte . Jh. wählte Abb. zur hsl. Überl. Hg. v. Kurt Otto Seidel. Göppingen . Ü: Deutschsprachige Erzähler des MA. Hg. v. Manfred Lemmer. Leipzig , S. – (Die Rosshaut nhd.). L: Joseph Seemüller, ADB () S. –. – Ehrismann // () S. f. u. ö. – Klaus Berg, NDB () S. f. – Ingeborg Glier, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. – u. ö.; / () S. – u. ö. – Ursula Schulze, LexMA () Sp. f. – Kurt Otto Seidel, MarLex () S. –. – Elisabeth Wunderle, Killy () S. –. – H. Niewöhner: Des T.s Gedichte. In: ZfdA () S. –; () S. –. – Karl Brethauer: T. und Muskatbluet (?) in Fulda. In: ZfdA () S. –. – Hans Rupprich: Das Wiener Schrifttum des ausgehenden MA (Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, phil.hist. Kl. ). Wien , S. –. – Hans Kristof: H. d. T.s Reimkalender in einer Zwettler Hs. und Wurmprechts Wiener Kalendarium . In: Jb. für Landeskunde von Niederösterr. NF (/) S. –. – Wilhelm Neumann: Zwei berühmte Kärntner aus den Teichen. In: Carinthia () S. – (wieder in: Bausteine zur Gesch. Kärntens. FS W. Neumann. Bearb. v. Alfred Ogris. Klagenfurt , S. –). – Hermann Menhardt: Der Stricker und der T. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Ders.: H. d. T., ein Dichter aus Kärnten. In: FS Gotbert Moro. Hg. v. Hermann Braumüller. Klagenfurt , S. –. – Peter Nics: Bauerntum und Tierwelt bei H. d. T. Literarischer Versuch einer sozialen Herkunftsbestimmung des Dichters. Diss. Wien . – Wolfgang Heinemann: Zur Ständedidaxe in der dt. Lit. des .–. Jh. In: PBB (Halle) () S. –; () S. –; () S. –, bes. S. –. – Christa-Maria König: Die dogmatischen Aussagen H.s d. T.s. Darst. seiner Lehre und Vergleich mit den Spruchdichtern des . Jh. Diss. Freiburg i. Br. . – Karen Baasch: Die Crescentialegende in der dt. Dichtung des MA. Stuttgart u. a. , S. –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , s. Reg. – Eberhard Lämmert: Reimsprecherkunst im SpätMA. Eine Unters. der Teichnerreden. Stuttgart . – Christoph Petzsch: Nachr. zur Volksmusik in den Gedichten und Chron. Michel Beheims, im ‹Ring› des Wittenwiler und in den Reimreden des T.s.
Mitte . Jh. In: Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae () S. –. – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – K. O. Seidel: ‹Wandel› als Welterfahrung des SpätMA im didaktischen Werk H.s d. T.s (GAG ). Göppingen . – Heribert Bögl: Soziale Anschauungen bei H. d. T. (GAG ). Göppingen . – Hans-Joachim Behr: Der ‹ware meister› und der ‹schlechte lay›. Textlinguistische Beobachtungen zur Spruchdichtung Heinrichs von Mügeln und H.s d. T.s. In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () H. , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f., f. u. ö. – Joanny Clerc: Un Contempteur de l’Héroisme au XIVème Siècle. H. d. T. In: Heldensage, Heldenlied, Heldenepos. Ergebnisse der . Jahrestagung der Reineke-Ges. Gotha, .–. Mai . Hg. v. Danielle Buschinger. Amiens , S. –. – Dies.: La Mode dans les Poèmes de H. d. T. In: Les ‹Realia› dans la Littérature de Fiction au Moyen Âge. Actes du Colloque du Centre d’Études Médiévales de l’Université de Picardie Jules Verne, Chantilly, – Avril . Hg. v. D. Buschinger/Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –. – J. Clerc: La Pauvreté dans les Poèmes de H. d. T. In: Europäische Literaturen im MA. FS W. Spiewok. Hg. v. D. Buschinger. Greifswald , S. –. – J. Clerc: Les Valeurs Chevaleresques et Courtoises dans l’Œuvre du T. In: König Artus und der heilige Graal. Stud. zum spätarturischen Roman und zum Graals-Roman im europäischen MA. Hg. v. D. Buschinger/W. Spiewok. Greifswald , S. –. – D. Buschinger: Einiges zu H. d. T. In: Dies.: Stud. zur dt. Lit. des MA. Greifswald , S. –. – Meinolf Schumacher: Über die Notwendigkeit der Kunst für das Menschsein bei Thomasin von Zerklaere und H. d. T. In: Artes im MA. Hg. v. Ursula Schäfer. Berlin , S. –. – Manuela Niesner: Die Juden in den Teichnerreden. In: ZfdA () S. –. – Renate Schipke: H. d. T.: Didaktische Reimreden. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. . – Johannes Janota: Gesch. der dt. Lit. v. den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit /: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/). Hg. v. Joachim Heinzle. Königstein/Ts. u. a. ,
Feigenmuntorden S. –. – Fritz P. Knapp: Die Lit. des SpätMA in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von bis . Graz , S. –. – Angelika Kölbl: Der Blick auf die Frau. Frauendidaxe in den Reden H.s d. T.s. Wien . – Albrecht Classen: H. d. T. The Didactic Poet as a Troublemaker, Whistle-Blower, and Social Rebel. In: Medievalia et Humanistica () S. –. – Ders.: H. d. T. Commentator and Critic of the Worlds of the Court and the Aristocracy. In: Orbis Litterarum () S. –. – Ders.: Money, Power, Poverty, and Social Criticism in the Work of H. d. T. A Late-Medieval Poet Challenges His World. In: Studi Medievali () S. –. MM Feigenmuntorden. – Spottgedicht auf dt. Kaufleute in Venedig, . Jh. Der anonyme Verfasser des kulturhistorisch aufschlussreichen F. scheint die Zustände in Venedig, die er maßvoll satirisch darstellt, aus eigener Anschauung gekannt zu haben. Er könnte also selbst dt. Kaufmann gewesen sein, womöglich aus dem ostschwäbischen Raum (Augsburg, Ulm), was einige Reime der Dichtung nahelegen (z. B. «haws» – «gros», V. ). Der erste Teil des F. schildert das Schlemmerleben der Kau eute (Feigen, Wein, Würfelspiel), während der zweite Teil das gleiche Personal kontrastierend auf einer entbehrungsreichen Schiffsreise auf der Adria präsentiert. Die vier Anfangsverse des Gedichtes stimmen mit denen des → Laurin (Fassung A) überein. Ü: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., , bair.); Überschrift: «Hye hebt sich der feygenm˚untorden». A: Friedrich Wilhelm, in: Münchener Museum für Philologie des MA und der Renaissance / () S. –, . – Neudr. in: Thomas Cramer: Satire (Spätma. Texte ). München , S. –. L: Karin Schneider, VL () Sp. f. – Heribert R. Brennig: Der Kaufmann im MA. Lit., Wirtschaft, Gesellschaft (Bibl. der hist. Forschung ). Pfaffenweiler , S. –. VZ Fressant, Hermann. – Märendichter, Mitte . Jh. F. ist durch Eigennennung als Autor des Märes Der Hellerwertwitz (auch Hellerwert Witz, Ehefrau und Buhlerin, rund Verse) belegt, das er als sein
Fressant Erstlingswerk bezeichnet. Er nennt sich im Text einen Augsburger. Tatsächlich ist in der ersten Hälfte des . Jh. eine gleichnamige Familie in Augsburg nachweisbar, darunter jedoch kein Träger von F.s Vornamen. Ein gleichnamiger Mann war hingegen zwischen und Ulmer Stadtschreiber. Die Forschung hat daher vermutet, F. könne als junger Mann in Augsburg gelebt und dort das Märe geschrieben haben, bevor er spätestens nach Ulm zog und das Amt des Stadtschreibers übernahm. Dazu passen auch sprachliche Merkmale des Märes, die dem zweiten Viertel des . Jh. zugeordnet werden. Die schmale Überlieferung des Texts setzt erst ein. Haupt gur des Märes ist ein reicher Kaufmann. Er ist mit einer treuen Ehefrau verheiratet, unterhält aber zugleich zwei Geliebte. Vor einer Geschäftsreise fragt er die drei Frauen, was er ihnen mitbringen soll. Die Geliebten wünschen sich teure Kleidung, die Ehefrau für einen Heller Verstand. Dieses Geschenk ndet der Kaufmann auf seiner Reise freilich nicht. Erst ein weiser Greis emp ehlt ihm, er solle ärmlich gekleidet zu seinen Frauen zurückkehren und behaupten, er sei bankrott. Der Kaufmann folgt dem Rat des alten Mannes und wird von seinen Geliebten prompt verstoßen. Seine Ehefrau bietet ihm hingegen an, eine Arbeit anzunehmen und so die Familie zu ernähren. Erst jetzt erkennt der Kaufmann die Liebe und Treue seiner Frau. Der Hellerwertwitz geht direkt oder indirekt auf La bourse pleine de sens von Jean Galois zurück. F.s Gestaltung des Stoffs gilt als zugleich lehrhaft und lebensnah. Als literarische Ein üsse F.s werden → Wolfram von Eschenbach, → Konrad von Würzburg und → Wirnt von Gravenberg vermutet. Entsprechend treten in F.s Märe mehrere Figuren der hö schen Epik auf, u. a. Tristan und Parzival. Ein an → Ovid angelehnter Frauenpreis verweist auf eine mögliche lat. Bildung F.s. Der Hellerwertwitz wirkte auf Der → Pfennigwertwitz, während das stofflich eng verwandte Säcklein Witz wohl unabhängig von F. entstand. Über Gottschalk Hollen fand F.s Text in lat. Sprache auch Eingang in das Speculum exemplorum. Ü: W: Wien, ÖNB, cod. , v–r (Pap., Innsbruck, , bair.-österr.). – D: Dresden, LB, cod. Mscr. , rb–ra (Pap., Augsburg, , ostschwäbisch, Schreiber: Peter Grieninger). – I: Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, cod. FB , vb–vb (Pap., ,
Mitte . Jh. bair.-österr.). – Eine weitere Hs. gilt als verschollen, vgl. http://www.handschriftencensus.de/. A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...]. Meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Mhd. Novellenstud. . Der Hellerwertwitz. . Der Schüler von Paris. Hg. v. Hans-Friedrich Rosenfeld. Leipzig (Nachdr. New York ) S. –. – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Online-Faks. von Hs. D: http:// digital.slub-dresden.de. – Online-Faks. von Hs. W: http://archiv.onb.ac.at:. L: Ehrismann // () S. . – H.F. Rosenfeld, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. u. ö. – Bruno Barth: Liebe und Ehe im altfranzösischen Fablel und in der mhd. Novelle. Berlin (Nachdr. New York/London ) S. –, f. – Rosenfeld (s. Ausg.). – Edith Wolf: Die Komposition der Versnovelle des ausgehenden MA. Diss. Wien , S. –. – Per Nykrog: Les Fabliaux. Étude d’Histoire Littéraire et Stylistique Médiévale. Kopenhagen , S. , u. ö. – Gerhart Burger: Die südwestdt. Stadtschreiber im MA. Böblingen , S. f. – Joseph Bédier: Les Fabliaux. Études de Littérature Populaire et d’Histoire Litteraire du Moyen Âge. Paris , S. –. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA. Heidelberg , S. , , . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. , u. ö. – H.-F. Rosenfeld: Ein dt. Predigtexempel von Hellerwertwitz. In: ZfdA () S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. , f. – Joachim Heinzle: Märenbegriff und Novellentheorie. Überlegungen zur Gattungsbestimmung der mhd. Kleinepik. In: ZfdA () S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. K.H. Schirmer. Darmstadt , S. –). – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , Nr. B , S. f. u. ö. – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im
Mitte . Jh. Kontext von Minnerede, Bispeln und Romanen (MTU ). München , passim. – H.-J. Ziegeler: Geld, Liebe und Verstand. H. F.s Verserzählung ‹Der Hellerwert Witz›. In: Hb. der Lit. in Bayern. Vom FrühMA bis zur Gegenwart. Gesch. und Interpretationen. Hg. v. Albrecht Weber. Regensburg , S. –. – Walter Haug: Entwurf zu einer Theorie der ma. Kurzerzählung. In: Kleinere Erzählformen des . und . Jh. Hg. v. W. Haug/ Burghart Wachinger. Tübingen , S. – (wieder in: W. Haug: Brechungen auf dem Weg zur Individualität. Kleine Schr. zur Lit. des MA. Tübingen , S. –). – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f. u. ö. – Susanne Reichlin: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens. Zur poetologischen Dimension des Tauschens in Mären (Hist. Semantik ). Göttingen , S. – und Reg. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. f., f. u. ö. MM Minne und Pfennig. – Traumerzählung und Tugendklage, Überlieferung Mitte bis drittes Viertel . Jh. Die unikal überlieferte moselfränkische Minnerede ist in Schweifreimstrophen (aabccb) abgefasst. Der Sprecher berichtet von einem Traum, in welchem er seine Geliebte zu sehen glaubt. Diese versucht, ihn von der Haltlosigkeit des Vorwurfs zu überzeugen, sie liebe einen anderen Mann. Die zweite Hälfte des Textes nimmt eine Tugend- und Zeitklage ein, in der der Sprecher den Vorrang anprangert, den das Geld vor allen Tugenden, allen Autoritäten und sogar vor Gott und der Minne genießt. In einer wiederholten direkten Apostrophe wirft der Sprecher dem Pfennig seinen Siegeszug vor. Er schließt mit einer Treueversicherung: Er selbst will seiner Geliebten und der Minne den Vorzug vor dem Geld geben. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , va–ra ( Str./ Verse). A: Friedrich Heinrich von der Hagen: Minnelieder. In: Germania () S. –, hier S. f. L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK
Minne und Pfennig Minner und Trinker (Minner und Luderer). – Belauschtes Streitgespräch, früheste Überlieferung Mitte . Jh. Die Minnerede ist in acht Kleinepik-Sammelhandschriften des späten . und . Jh. überliefert. Unterscheiden lassen sich eine Langfassung (Handschriften Wi und In, letztere mit marginalen Federzeichnungen), eine Kurzfassung mit einem knapper formulierten Schlussdrittel (Handschriften He, Ka und Ka, Po, St; innerhalb der Gruppe teilweise erhebliche Varianz durch Umstellungen und alternative Formulierungen) sowie eine Fassung, die die Eigenheiten beider Fassungen kombiniert und den umfangreichsten Versbestand überliefert (Handschrift Nü). Der Sprecher berichtet von einem zufällig belauschten Streitgespräch zwischen einem hö schen ‹Minner› und einem ‹Trinker›. Die beiden Kontrahenten verspotten die Haltung des jeweils anderen. W¨ahrend der Trinker den Verzicht des Minners auf Erfüllung für unsinnig hält und die direkten Freuden des Essens und Trinkens preist, bekräftigt der Minner den höheren Wert eines Lebens im Minnedienst und verweist auf die immateriellen Belohnungen der Liebe (Hochstimmung, heimliche Blicke und Grüße) gegenüber den gesundheitsschädlichen Konsequenzen des Alkohols. Die Grundkonstellation hat Parallelen in anderen Streitgedichten (→ Herbst und Mai) und im Fastnachtsspiel. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse) (He). – Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, , ra–rb ( Verse) (In). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), va–va ( Verse) (Ka). – Ebd., Hs. K , v–r ( Verse) (Ka). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–r ( Verse) (Nü). – Pommersfelden, Grä ich Schönbornsche Schlossbibl., Cod. , r–r ( Verse) (Po). – Straßburg, StB, Cod. A [ verbrannt], Bl. – ( Verse) (St). – Wien, ÖNB, , ra–rb ( Verse) (Wi). A: Christoph Heinrich Myller (Hg.): Samlung dt. Gedichte aus dem ., . und . Jh. Bd. . Berlin , XV–XVI (nach St). – [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). – Karl Bartsch (Hg.): Mitteldt. Gedichte (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. V–VII (Lesarten von
Rache für die Helchensöhne Po zu Ka). – Slg. kleiner dt. Gedichte. Vollständige Faksimile-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz (Faks. von In). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (nach Ka). – Eckhard Grunewald: Die Zecher- und Schlemmerlit. des dt. SpätMA. Mit einem Anhang: ‹Der Minner und der Luderer›. Edition. Diss. Köln , S. – (krit. nach St). – U. Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern u. a. , S. – (nach Wi). – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. – (nach St). L: Ingrid Kasten, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – I. Kasten: Stud. zu Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Diss. Hamburg , S. –. – Grunewald (s. Ausg.) S. –, –. – Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Johanniter-Hs. A ›) (GAG ). Göppingen , S. –. JK Die Nachtigall A. – Schwankmäre, wohl aus dem alemannischen Raum des . Jh. Der Text ist in einer Handschrift überliefert, in der sich auch thematisch verwandte Werke wie Der → Bussard und → Liebeswerbung be nden. Gegenstand der Handlung sind zwei Kinder zweier vermögender Familien, die ineinander verliebt sind; sie können sich aber nicht sehen, da die Tochter streng bewacht wird. Die Liebenden umgehen die strenge Obhut, indem das Mädchen vorspielt, es sei krank und müsse erholsamen Schlaf im Garten nden; dort könne es vielleicht einen Vogel fangen, der ihr Leid beenden möge. Als die Nacht anbricht, kommt der Jüngling in den Garten. Beide verschlafen den nächsten Morgen. Der Vater des Mädchens ndet sie und kommentiert: «si hat den vogel gevangen». Niemand verliert seine Ehre oder sein Leben, da der Knabe das Mädchen heiraten möchte: eine Treueerklärung an die Minne. Die Liebesdichtung weist inhaltlich – gemeinsam mit Die → Nachtigall B – deutliche Gemeinsamkeiten mit italienischen Erzählungen wie Boccaccios
Mitte . Jh. Decamerone (V, ) auf, jedoch lässt sich keine klare Abhängigkeit feststellen. Auf humoristische Weise setzt D. N. die Metapher der Nachtigall ein, die sowohl Liebesglück als auch den konkreten Liebesakt bedeuten kann. Ü: Bremen, SUB, msb –, v–v (Pap., zweites Viertel . Jh.). A: Nicolaus Meyer/Ernst F. Mooyer (Hg.): Altdt. Dichtungen. Quedlinburg , S. – (zit.). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). Ü: Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. von Hanns Fischer. München , S. –. – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , –. L: Ehrismann // () S. . – Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Hans-Friedrich Rosenfeld: Mhd. Novellenstud. I. Der Hellerwertwitz. II. Der Schüler von Paris (Palaestra ). Leipzig (Nachdr. New York ) S. . – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , f. – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . FA Rache für die Helchensöhne. – Schwankmäre, Mitte . Jh. Das Schwankmäre ist nur in dem Fragment einer Sammelhandschrift des . Jh. erhalten. Das gleiche Bruchstück überliefert auch Ehemären des → Strickers. Die Reimpaarverse der R. f. d. H. entstanden wahrscheinlich im bair.-österr. Sprachgebiet. Wie die Stricker-Mären des Fragments
Mitte . Jh. schildert der anonyme Text eine Eheszene: Nachdem ein Mann zunächst keusch mit seiner Ehefrau zusammengelebt hat, will er ihr eines Nachts das Liebesspiel beibringen. Auf ihre Frage, was er denn an ihr rächen wolle, erklärt er ihr den Geschlechtsverkehr als R. f. d. H. Er wolle die Söhne Helches durch Schlagen und Stechen sühnen. Weil sie das Liebesspiel genießt, bezichtigt sich die Frau selbst des Mordes an den Helchensöhnen und fordert ihren Mann zu weiterer Rache auf. Er setzt daraufhin das Liebesspiel fort. Die Helchensöhne Erp und Ortwin sind zwei Gestalten der dt. Sagenliteratur. Als Söhne von Helche und ihrem Gemahl König Etzel sterben sie in der sog. Rabenschlacht. Entsprechend enthält der Text Anspielungen auf das gleichnamige Werk → Rabenschlacht, während die Namensformen in R. f. d. H. jenen in → Biterolf und Dietleib gleichen. Interessant sind wörtliche Übereinstimmungen von R. f. d. H. mit → Ehren und Höhnen und der Fabel Wolf und Geiß im Wiener Fabelkorpus (Nr. ). Mit Ehren und Höhnen und Des → Teufels Ächtung teilt der Text auch das Grundmotiv von der wortspielerischen Heranführung einer Ehefrau an den dann von ihr genossenen Geschlechtsverkehr. Die genauen Beziehungen zwischen R. f. d. H. und Ehren und Höhnen sind jedoch unbekannt. Ü: Römhild (Thür.), Pfarrarch. der Stadt- und Stiftskirche, Nr. /, va–vb (Perg., zweite Hälfte . Jh., bair.; Fragm.). A: Herbert Thoma: Bruchstücke einer Novellenhs. In: ZfdA () S. –, hier S. – (Online-Faks.: http://gallica.bnf.fr). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Hermann Menhardt: Der Stricker und der Teichner. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. –. – Klaus Grubmüller: Dt. Tierschwänke im . Jh. Ansätze zur Typenbildung in der Tradition des Reinhart Fuchs? In: Werk-TypSituation. Stud. zu poetologischen Bedingungen in der älteren dt. Lit. FS Hugo Kuhn. Hg. v. Ingeborg Glier u. a. Stuttgart , S. –, hier S. f., –. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. . – George Turland Gillespie: A Catalogue of Persons Named in German Heroic Literature (–), Including Named Animals and Objects and Ethnic Names. Oxford , S. . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. – u. ö. – Hanns Fischer:
Seifrit Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. Innsbruck , S. , u. ö. – Elisabeth Lienert: Die ‹hist.› Dietrichepik. Unters. zu ‹Dietrichs Flucht›, ‹Rabenschlacht› und ‹Alpharts Tod›. Berlin/New York , S. , u. ö. MM Seifrit (Seigfried). – Verfasser eines Alexanderromans in Reimpaarversen, Mitte . Jh. Über den Verfasser der laut Epilog am .. fertiggestellten historischen Versdichtung ( Verse) gibt es keine textexternen Kenntnisse. Er bezeichnet sich – ebenfalls im Epilog – als «armer Seifrit», beklagt seine materielle Not und die Ungunst seines namentlich nicht genannten Gönners oder Auftraggebers. Der Sprache nach dürfte S. bayerischer oder österreichischer Abkunft gewesen sein. Die Hauptquelle für S.s Roman war eine quantitativ erweiterte Fassung der Historia de preliis Alexandri magni in der Orosius Rezension (J; offenbar verwandt mit der Fassung in Stuttgart, LB, Cod. hist. ° ). Vermutlich fehlten in der direkten Vorlage einige Passagen (Blattverlust ?), zumindest sind mehrere Kapitel bei S. nicht repräsentiert, darunter Alexanders Kampf mit Amonta oder der Briefwechsel zwischen Alexander und Oxidraces. Die Candacis-Episode weicht bei S. von J ab und auch am Schluss nden sich Erweiterungen gegenüber J (Zug zum Paradies, Basilisken-Episode, beschenkter Bettler, Zeitraum nach Alexanders Tod). Da S. in der Regel der Historia, wie Textvergleiche erweisen, sehr eng folgt, dürfte er die Abweichungen und Erweiterungen gegenüber J bereits in seiner direkten Vorlage vorgefunden haben. Mit der Berufung auf eine «Kronica» des Eusebius im Prolog benennt S. seine Quelle, wurde die Historia de preliis im MA doch dem Eusebius zugeschrieben. Weitere Quellenangaben im Epilog (→ Augustinus De civitate dei, die Historia scholastica des → Petrus Comestor, → Vergil und → Boethius) lassen sich im tatsächlichen Text nicht veri zieren, für einzelne Passagen könnte S. aber Nebenquellen herangezogen haben. Im ersten Abschnitt des Romans (bis V. ) wird der Zeitraum von Alexanders sagenhafter Zeugung bis zu den Darius-Kämpfen und dem Beginn der griechischen Weltherrschaft wiedergegeben. Der zweite Teil widmet sich Alexanders Eroberungszügen, den Wunder- und Entdeckungs
Seifrit geschichten und dem Einzug in Babylon. Ermordung, Testament und die Bestattung in Alexandria bilden den Schluss der Erzählung. Bei der Ausgestaltung von Kämpfen, Begräbnissen oder Festen erlaubt S. sich mitunter gegenüber der Vorlage ausführlichere Beschreibungen, die zumeist den gleichen, sich wiederholenden Erzählmustern folgen, die an die volkssprachige hö sche Tradition anschließen. Besonderes Augenmerk legt S. auf die heilsgeschichtliche Rolle Alexanders, auf die er bereits im Prolog verweist. Nach den DariusKämpfen wird Alexander als «Kaiser» bezeichnet. Die konsequente Hervorhebung von Alexanders Kaisertum und das ebenso konsequente Vermeiden negativer Attribuierungen des kaiserlichen Herrschers (der vor allem vom «superbia»-Vorwurf freigesprochen wird) verleihen dem Roman eine politische Dimension. Er könnte als kaiserideologischer Beitrag auf die konkrete historische Situation im Reich rekurrieren, die frühen Regierungsjahren Karls IV. (oder die späten Ludwigs des Bayern). Die Sprache von S.s Alexander ist bewusst schlicht und unprätentiös gehalten. Als «getrewer ausleger» (V. ) der Historia will S. sich dem Ideal der Brevitas verp ichten und sich der Ausschweifungen enthalten, die er → Wolfram von Eschenbach in offensichtlicher Verwechselung mit → Ulrich von Etzenbach bei der Gestaltung des Alexander-Sujets vorwirft. S.s Versroman ist die vorletzte Versbearbeitung des Alexanderstoffes im MA, auf die nur noch der → Große Alexander folgen sollte. Die früheste erhaltene Bezeugung des Werks ist ein Inserat in Handschriften der Weltchronik → Heinrichs von München noch aus dem . Jh. (s. Überlieferung). Dort ist in das . Buch der Makkabäer ein kurzer Abriss der Vita Alexanders in der Fasung von S. integriert. S.s Alexanderroman selbst ist im . Jh. in zumeist bairischösterreichischen Abschriften bemerkenswert breit tradiert (hinsichtlich Überlieferungsdichte allenfalls mit Meister → Wichwolts Prosa-Alexander vergleichbar). In den Buchdruck gelangte das Werk indes nicht. Ü: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. (vormals Nikolsburg, Fürstl. Dietrichsteinsche Bibl., Cod. I ) r–r (, bair.). – Berlin, SBB, Mgq (vormals Cheltenham, Bibl. Phillippica, Cod. ) Bll. (frühes. Jh. [?], bair.-österr.). – Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (um , bair.-österr.). – Ebd., Cod. Ser. nova , r–r (erste Hälfte . Jh.,
Mitte . Jh. bair.-österr.). – Ebd., Cod. , Bll. (Mitte . Jh., bair.-österr.). – Privatbesitz Grä . Familie zu Knyphausen, Lütetsburg, ohne Sign. (vormals Aurich, Staatsarch., Dep. IV Msc. IX,) r–r (, bair.). – Chicago, University Library, Ms. /a, r–r (, bair.-österr.) – Heidelberg, Cpg , Bll. (um , bair.). – Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (, mitteldt.). – Rom, Bibl. dell’Academia Nazionale dei Lincei e Corsiniana, Cod. , r–v (, bair.). – Straßburg, National- und UB, Ms. (olim L germ. .°) Bll. (, bair.); einzige Hs. ohne Namensnennung. – Michaelbeuern (bei Salzburg), Stiftsbibl., Man. cart. , r–v (drittes Viertel . Jh., bair.); fragmentarisch (V. –). – München, BSB, Cgm , r–v (dreiteilige Hs., Tl. mit dem Alexander: , mittelbair.). – Karlsruhe, LB Cod. Donaueschingen A III , Bll. (. Jh., bair.). – Philadelphia, University Library, Ms. Cod. (olim Ms. Ger. ) r–v (spätes . Jh., bair.). – Wien, ÖNB, Cod. , r–r (dreiteilige Hs., Tl. mit dem Alexander: um , österr.). – Auszüge (aus dem Abschnitt V. –) als Inserat in bair.-österr. Hss. der Weltchronik Heinrichs von München: Berlin, SBB, Mgf , ra-rb (). – Wien, ÖNB Cod. , va-vb (um [?]). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , rb-va (). – München, BSB, Cgm, , vb–ra (). – Prosaauszüge (V. –) in Ergänzung von → Hartliebs Alexander in zwei Codices der Münchner BSB: Cgm () und Cgm (); zu den exakten Fundstellen s.: Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – und Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/ und ). Wiesbaden und , S. resp. –). – Zu Digitalfaks. einzelner Textzeugen s. www.handschriftencensus.de/werke/. A: Paul Gereke: S.s Alexander. Aus der Straßburger Hs. (DTM ). Berlin , . – Richard Dyson Blair: An Edition of the University of Pennsylvania Manuscript of S.s ‹Alexanderlied›. Diss. University of Pennsylvania. Philadelphia . L: Reinhard Pawis, VL () Sp. –; () Sp. . – Gisela Kornrumpf, Killy () S. f. – Bernhard Joseph Docen: Versuch einer vollst. Lit. der älteren Dt. Poesie. . Abth. In: Mus. für altdt. Lit. und Kunst () S. –, hier S. . – Ferdinand Wolff: Über einige noch unedierte Gedichte des MA von Alexander dem Großen. In: Jbb.
Mitte . Jh. der Lit. (Wien) () S. –. – Der Alexanderroman des Archipresbyters Leo. Untersucht und hg. v. Friedrich P ster (Slg. mlat. Texte ). Heidelberg , S. –. – Ingeborg Kühnhold: S.s Alexander. Diss. Berlin . – Carl von Kraus: Zum ‹Saelden Hort› und zu S.s ‹Alexander›. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss. Phil.-hist. Kl. Jg. /, S. –. – F. P ster: Stud. zu spätma. dt. Alexandergesch. In: ZfdA () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zum Alexanderroman [Beitr. zur klass. Philologie ]. Meisenheim am Glan , S. –). – George Cary: The medieval Alexander. Cambridge , S. f. – David J. A. Ross: Illustrated medieval Alexanderbooks in Germany and the Netherlands. A study in comparative iconography (Publ. of the Modern Humanities Research Association ). Cambridge u. a. , S. f. – Herwig Buntz: Die dt. Alexanderdichtung des MA (Slg. Metzler ). Stuttgart , S. . – Rüdiger Schnell: S.s Alexander und die Reichspublizistik des späteren MA. In: DVjs () S. – (erw. wieder in: Die Reichsidee in der dt. Dichtung. Hg. v. dems. [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Kurt Ruh: Epische Lit. des dt. SpätMA. In: Europäisches SpätMA. Hg. v. Willi Erzgräber (Neues Hb. der Literaturwiss ). Wiesbaden , S. –, hier S. –. – Alfred Ebenbauer: Antike Stoffe. In: Epische Stoffe des MA. Hg. v. Volker Mertens/Ulrich Müller. Stuttgart , S. –, hier S. –. – G. Kornrumpf: Die Weltchron. Heinrichs von München. Zu Überl. und Wirkung. In: FS Ingo Reiffenstein. Hg. v. Peter K. Stein u. a. (GAG ). Göppingen , S. –, bes. S. . – Trude Ehlert: Deutschsprachige Alexanderdichtung des MA. Zum Verhältnis von Lit. und Gesch. (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/M. u. a. , S. f. – Dies.: Der Alexanderroman. In: Mhd. Romane und Heldenepen. Interpretationen. Hg. v. Horst Brunner (RUB ). Stuttgart , S. –, hier S. f. – Alexander Colin Gow: The red Jews. Antisemitism in an apocalyptic age. – (Studies in medieval and Reformation thoughts ). Leiden u. a. , S. f., –. – Renate Schänzer: Die Erziehung und Bildung Alexanders des Großen in den Alexanderdichtungen des MA. Diss. Braunschweig , S. –. – Robert Schöller: S.s ‹Alexander›. Form und Gehalt einer historischen Utopie des SpätMA. Wien . – Dorothea Klein: Stud. zur ‹Weltchron.› Heinrichs von München.
Rat der Vögel Bd. /: Text- und überlieferungsgeschichtliche Unters. zur Redaktion β (Wissenslit. im MA /). Wiesbaden , Reg. – Elisabeth Lienert: Antikenromane (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. f. – Ralf Schlechtweg-Jahn: Monologisches und dialogisches Erzählen in deutschsprachigen Alexandertexten des MA. In: The Medieval Chronicle II. Hg. v. Erik S. Kooper (Costerus NS ). Amsterdam/New York , S. –, hier S. –. – Beate Baier: Die Bildung des Helden. Erziehung und Ausbildung in mhd. Antikenromanen und ihren Vorlagen (Bochumer altertumswissenschaftliches Colloquium ). Trier , S. –, f. – R. Schlechtweg-Jahn: Macht und Gewalt im deutschsprachigen Alexanderroman (Lit., Imagination, Realität ). Trier , S. –. – Florian Kragl: Sind narrative Schemata ‹sinnlose› Strukturen? Oder: Warum bei hö schen Romanen Langeweile das letzte Wort hat und wieso S. das bei seinem Alexander nicht wusste. In: Hist. Narratologie – mediävistische Perspektiven. Hg. v. Harald Haferland u. a. (Trends in medieval philology ). Berlin/New York , S. –. VZ Rat der Vögel (auch: Vogelparlament, Vogelsprache). – Texttyp der didaktischen Dichtung, ab Mitte . Jh. Der R. d. V. ist in der dt. Literatur ab der Mitte des . Jh. nachweisbar und dient der Vermittlung von Tugend- und Lasterlehren, die in Texten dieses Typs Vögeln in den Mund gelegt werden. Der Typus des R. d. V. umfasst meist strophisch gegliederte Reimpaardichtungen, die in zahlreichen Handschriften und Drucken überwiegend anonym überliefert sind. R. d. V.-Dichtungen lassen sich in die Untertypen Vogelparlament und Vogelsprache unterscheiden. Charakteristisch für das Vogelparlament ist die Anlage der jeweiligen Dichtung als Versammlung von Vögeln und manchmal auch anderen Tieren. Nachdem der regierende Vogel – etwa ein Zaunkönig – die Versammlung um Rat gefragt hat, antworten die anderen Vögel mit kurzen Lehrversen, die den Herrscher oft direkt ansprechen. Neben positiven Tugendlehren können im Vogelparlament auch negative Lasterlehren präsentiert werden. Zielgruppe sind adlige Laien. Bei der Vogelsprache fehlt der dialogische Rahmen einer beratenden Versammlung. Auch sind die
Rat der Vögel Lehren oft nicht systematisch angeordnet und wenden sich nicht an einen Herrscher. Stattdessen dienen die Vogelsprüche hier der allgemeinen Moraldidaxe und sprechen auch ein bürgerliches Publikum an. So werden in der Vogelsprache z. B. städtische Milieus oder Personen (Bürger, Priester, Mägde u. a.) und ihre Laster (z. B. Trunk- und Spielsucht) satirisch dargestellt. Vogelparlamente und -sprachen verwenden einen festen Grundbestand von Vogelarten. Gemeinsam ist ihnen auch die Verknüpfung ihrer Lehren mit charakteristischen Eigenschaften der jeweils vortragenden Vögel (z. B. diebische Elster). Die von den Vögeln geäußerten Lehren stimmen in manchen Texten untereinander überein und entsprechen manchmal im MA gebräuchlichen Tugend- und Lasterverzeichnissen. Ratschläge von Vögeln und die Verbindung der Tiere mit ihnen zugesprochenen Charaktereigenschaften sind bereits in der Antike nachweisbar. In der dt. Literatur beginnt die Geschichte des R. d. V. mit einem Werk → Ulrichs von Lilienfeld. Ältester bekannter Textzeuge ist die um / entstandene Handschrift L der Concordantiae caritatis. Auf einer Doppelseite im Anhang ndet sich ein illustrierter R. d. V. Dargestellt sind zwei Bäume, auf deren Ästen Vögel sitzen. Über ihnen thront der Zaunkönig, unter ihnen sitzt ein mit Ulrichs Autorsignatur versehener Eisvogel. Die einzelnen Vögel sind namentlich identi ziert und mit Spruchbändern versehen, in die jeweils zweizeilige Reimpaarsprüche eingetragen sind. W¨ahrend die links abgebildeten Vögel positive Ratschläge äußern, widersprechen ihnen die Vögel auf der rechten Seite als Widerräte mit Lasterlehren parodistischer Tendenz. Die in Ulrichs R. d. V. propagierten Qualitäten entsprechen den ma. Konventionen. Neben Gottesfurcht, Tugendhaftigkeit, Barmherzigkeit und Bescheidenheit zählen dazu auch ehrlicher Besitzerwerb und Ritterlichkeit, was auf die adlige Zielgruppe verweist. Die Forschung hat die Lehren dieses R. d. V. insgesamt als zeittypische, nichtnormierte Tugend- und Lasterreihen bezeichnet. Ulrichs Text wurde vielleicht von der Predigt De arca Noe → Hugos von St. Viktor angeregt, mit der seine Lastervögelreihen teilweise übereinstimmen. Ein Vorbild für Ulrichs Tugendvögel ist hingegen nicht bekannt. Auch wird eine direkte lat. Vorlage des Texts heute allgemein ausgeschlossen. Die Forschung hat aber auf Parallelen des Lilienfeld
Mitte . Jh. schen Vogelparlaments zu → Cato, → Winsbecke und Tischzuchten hingewiesen. Ulrichs R. d. V. etablierte eine Grundform, die im weiteren Verlauf der Entwicklung zu einem frei gestaltbaren Texttyp mutierte. So variiert in späteren Texten etwa die Anordnung der Räte und Widerräte, die mal alternierend, mal in Gruppen gereiht werden. In manchen Texten fehlen die Widerräte völlig. Auch Zahl und Reihenfolge der Vögel wechseln, ebenso die Vogelarten. Gegenüber den Vogelparlamenten weisen besonders die Vogelsprachen Erweiterungstendenzen auf, die zur Vergrößerung der Vogelzahl und damit des Textumfangs führen. Auch die für L charakteristische Verbindung von Bild und Text wurde nicht beibehalten. Vielmehr fehlt in späteren Handschriften meist die bildliche Darstellung der Vögel. Insgesamt wird die weitere, von Ulrich ausgehende Genese des R. d. V. von der Forschung in zwei Hauptgruppen eingeteilt. Hierzu zählt zunächst eine umfangreiche obd. Gruppe mit echten, beratenden Vogelparlamenten, aber ohne Vogelsprachen. Zu dieser Gruppe gehören die Texte in den Handschriften L, N, SF, A, SM, WK, M und M (Losbücher des Konrad → Bollstatter) sowie die untereinander verwandten Texte MO, K, S und F (Nr. LXIV in → Fichards Liederbuch). Hinzu kommt eine nd. Hauptgruppe, die wiederum zwei Untergruppen umfasst: Echte Vogelparlamente nden sich in H, WB, BR und H/Q; Vogelsprachen in U, STO und dem Druck M. Belehrende Sprüche von Vögeln sind auch in Dichtungen anderer Überlieferungskontexte und Traditionen tradiert. Dazu zählt etwa der Typus «Des Vögleins Lehren», in dem ein gefangener Vogel – meist Lerche oder Nachtigall – seinem Fänger drei Ratschläge erteilt, die der Mann aber ignoriert. Dieser Typus erscheint zuerst in der Historia de Barlaam et Josaphat, in dt. Sprache dann u. a. in der → Liedersaal-Handschrift, im Karlsruher Fabelcorpus, im Wiener Stricker-Corpus und bei Ulrich → Boner. Erwähnt sei hier auch der geistlich geprägte Text in HV, der jeweils einer lat. Tugend ein Tier und einen Reimpaarspruch zuordnet. Ein weiteres Beispiel sind die von mystischer Frömmigkeit erfüllten Verse der fünf Vögel, die in zwei Fassungen überliefert sind (I in M, M; II in BE) und zu einem aszetischen Leben aufrufen. In den → Gesta Romanorum ndet sich ein Rat der Nachtigall und im → Reynke de Vos () erteilen Vögel Ratschläge für den Umgang mit dem
Mitte . Jh. Fuchs (V. –). Auch drei Gedichte von Hans Sachs lassen sich dem Typ des R. d. V. zuordnen (Der zwölff reynen vögel eygenschafft [...], Dreyerlei eygenschafft des pfaben [...], Das Regiment der anderhalb hundert vögel). Der R. d. V. war über den dt. Sprachraum und das MA hinaus beliebt. Der bekannteste englische Text ist das Parlement of Foules (. Jh.) des Geoffrey Chaucer, während in Frankreich etwa die Dictz des bestes et aussi des oyseaux (. Jh.) entstanden. Im Zuge der Reformation wurden im Gewand des R. d. V. satirische Kommentare zum Zeitgeschehen publiziert, etwa im Synodus avium depingens miseram faciem Ecclesiae () des Johann Major. Auf einer Vorlage des . Jh. beruht das in Des Knaben Wunderhorn enthaltene Kinderlied Das Federspiel. A.B.C. mit Flügeln. Die überwiegend im Hildebrandston des Jüngeren → Hildebrandsliedes abgefassten Strophen entwickeln zur Belehrung von Kindern eine Reihe von Vogel-Charakteristika. Jenseits der literarischen Überlieferung wurde der R. d. V. schließlich auch künstlerisch aufgegriffen, so in den Wandmalereien des Innsbrucker Schlafgemachs von Kaiser → Maximilian I. (erste Hälfte . Jh.) oder in der Herrenstube des Lübecker Ratskellers (). Die germanistische Forschung hat den R. d. V. nach systematischen Untersuchungen des . Jh. erst in jüngerer Zeit wieder stärker gewürdigt. Ü: Mehr als zwanzig dt.- und fremdsprachige Hss.; Verz. bei Henkel (s. Lit.), Busch (s. Lit.) und im Handschriftencensus. Wichtige Hss.: L: Lilienfeld, Stiftsbibl., Cod. , v–r (Perg., Lilienfeld, um –, mittelbair.). – H: Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. E , vb–ra (Pap., drittes Viertel . Jh.). – H/ Q: Halle, ULB, v (Pap., um –/). – U: Utrecht, UB, Ms. ( H ; früher Ms. var. arg. ), r–v (Perg., . Jh., nordniedersächsisch; Fragm.). – HV: Hannover, StB, Hs. Nr. , r–r (Hannover, . Jh.). – SF: St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh.). – BR: Brüssel. Kgl. Bibl., cod. .–, v (Pap., Brabant, um ). – WB: Wolfenbüttel, HAB, Cod. Helmst., v–v (Pap., Mitte . Jh., ostfälisch). – SM: Stuttgart, LB, Codices med. et phys., fol. , r–v (drittes Viertel . Jh.). – M: München, BSB, Cgm , r–v, r–v (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.). – MO: Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., Mondsee, zweite Hälfte . Jh.,
Rat der Vögel bair.-österr.). – N: Nürnberg, StB, cent. VI,e, r–v (Pap., , nürnbergisch). – M: München, BSB, Cgm , v–v, r–r (Pap., , ostschwäbisch). – A: Moskau, Russisches Arch. der alten Akten, Fonds , Nr. , Opis’ , v–r (Pap., ). – K: Köln, WallrafRichartz-Mus., Nr. , Bl. (Pap., –, südrheinfränkisch; Fragm.). – S: Stuttgart, LB, Codices poet. et phil., fol. , r–v (Pap., /). – M: München, BSB, Cgm , r–v (Pap., letztes Viertel . Jh., nordbair. mit mittelbair. Elementen). – STO: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. Vu , S. – (Pap., und , nordnd.dänisch). – BE: Beuron, Bibl. der Erzabtei, ° Ms. , v (Pap., frühes . Jh.). – M: München, UB, Cod. Ms. , v–r (Pap., , mittelbair.). – WK: Wien, Privatbesitz Dr. Kaltenbaeck, S. – (verschollen). Weitere Hss. zum R. d. V.: Freiburg i. Br., Privatbesitz Heinrich Schreiber, v (Perg., . Jh., alemannisch; verschollen). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., Innsbruck, , bair.österr.). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.), ra–va (Pap., um , alemannisch). – Leipzig, Privatbesitz T. O. Weigel, Nr. /, r/v (Pap., , hochdt.; verschollen). Hss. von Des Vögleins Lehren: Wien, ÖNB, cod. , ra–rb (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.-österr.). – München, UB, ° Cod. ms. , ra–va (Perg., Würzburg, Mitte . Jh., ostfränkisch mit bair.-mitteldt. Elementen). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , v–v (Pap., , bair.). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , rb/va (Pap., , bair.-österr.). – Wien, ÖNB, Cod. , v–v (Pap., , bair.-österr.). – Berlin, SBB, Mgf , r–v (Pap., um ). D: Mehrere Drucke vom frühen . bis Jh.; Verz. bei Busch . – Frühester bekannter Druck M: Der Vogel sprake. [Köln: Retro Minores, um ] (GW M; Online-Faks. BSB München [o. J.]). A: Joseph Chmel: Das Chunigel. In: Jahrbücher der Lit. () S. – (nach SF). – Franz Pfeiffer: Altdt. Beispiele. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – J. Chmel: Monumenta Habsburgica. Kaiser Maximilians I. Ansichten. In: Notizenbl. der Akad. der Wiss. in Wien l () S. – (nach WK). – Des Fürsten von Rügen Wizlâw’s d. IV. Sprüche und Lieder
Der Schiedspruch der Venus [...]. Hg. v. Ludwig Ettmüller. Quedlinburg/Leipzig (Nachdr. Amsterdam ) S. – (nach WB). – Die Erlösung. Hg. v. Karl Bartsch. Quedlinburg/Leipzig (Nachdr. Amsterdam ) S. XLII–XLV (nach N). – Franz Pfeiffer: Das Märchen vom Zaunkönig. In: Germania () S. – (nach S, SM, M). – Foeke Buitenrust Hettema: Reimsprüche der Vögel. In: NdJb () S. – (nach U). – Seelmann (s. Lit.) S. – (nach STO und dem Druck von ). – Karl Bihlmeyer: Kleine Beitr. zur Gesch. der dt. Mystik. In: Beitr. zur Gesch. der Renaissance und Reformation. FS Joseph Schlecht. Hg. v. Ludwig Fischer u. a. München , S. –, hier S. (nach M). – Wolfgang Stammler: Mnd. Tiersprüche. In: NdJb () S. f. (nach HV). – Hansjörg Koch: Ein Gedichtkonzept aus dem . Jh. In: PBB () S. – (nach K). – Ilse Fiedler: Der Mondseer Benediktiner Johannes Hauser († ) als Sammler und Dichter. Diss. Wien , S. – (nach MO). – Paul Lehmann: Die Bibl. des Klosters Amorbach. In: Ders.: Erforschung des MA. Ausgewählte Abhandlungen und Aufsätze. Bd. . Stuttgart , S. –, hier S. f. (Teildruck nach A). – Meiners (s. Lit.; nach SM). – Henkel (s. Lit.; nach L). – Regina und Hans-Jochen Schiewer: Amorbacher Hss. in Moskau. In: Fata Libellorum. FS Franzjosef Pensel (GAG ). Göppingen , S. –, hier S. f. (Teildruck nach A). – Busch , Anhang III, IV (s. Lit.; nach K, S, MO, M). – Vgl. auch die Ausg. zu Ulrich von Lilienfeld und der Haager Liederhandschrift. L: Cola Minis: Tugendlehre d. V. In: VL () Sp. . – Nikolaus Henkel, VL () Sp. –; () Sp. f. – Wilhelm Seelmann: Die Vogelsprachen (Vogelparlamente) in der ma. Lit. In: NdJb () S. –. – Irmgard Meiners: Vogelsprachen. Mit einem Anh.: Von dem wîsen man. In: PBB (Tüb.) () S. –; Nachtrag ebd. () S. f. – Dietrich Schmidtke: Lastervögelserien. Ein Beitr. zur spätma. Tiersymbolik. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –; Nachtrag ebd. () S. f. – Gerd Dicke/Klaus Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , S. –. – Reiner Weick: Der Habicht in der dt. Dichtung des .–. Jh. (GAG ). Göppingen , S. . – N. Henkel:
Mitte . Jh. Lehre in Bild und Text. Der R. d. V. des Ulrich von Lilienfeld. In: Zwischen den Wissenschaften. Beitr. zur dt. Literaturgesch. Hg. v. Gerhard Hahn u. a. Regensburg , S. –. – Petra Busch: Die Vogelparlamente und Vogelsprachen in der dt. Lit. des späten MA und der frühen Neuzeit. Zusammenstellung und Beschreibung des Textmaterials, Rekonstruktion der Überlieferungsgesch., Unters. zur Genese, Ästhetik und Gebrauchsfunktion der Gattung. München . – Stefan Matter: Was liest man, wenn man in Minneredenhss. liest? Exemplarische Lektüren des ‹Ironischen Frauenpreises› (Brandis ) in der Prager Hs. des sog. ‹Liederbuches der Klara Hätzlerin›. In: Lesevorgänge. Prozesse des Erkennens in ma. Texten, Bildern und Hss. Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. –, hier S. –. MM Der Schiedspruch der Venus. – Werbedialog mit Minnegerichtsszene, Mitte . Jh. Überliefert ist die Minnerede auf den Spruchbändern eines achteckigen Minnekästchens (vgl. → Liebesgruß), dessen Echtheit umstritten ist (vgl. Diemer). Dargestellt werden vier Frauen und vier Männer auf einer Bank, die von den Schriftbändern umschlängelt werden. Im Zentrum ist Venus zu sehen, die von Gestik und Körperhaltung her eine urteilende Position einnimmt. Die Dichtung beginnt als Minnegespräch zwischen Mann und Frau, wobei die Frau auf die werbenden Worte des Mannes («Ich se dienende ich beger») vorerst herablassend reagiert: «Du torohter tunber man». Nachdem der Werber sich bei Venus beklagt, akzeptiert die Frau deren Urteil, dass sie ihm gegenüber gnädig sein solle. Ü: Berlin, Kunstgewerbemuseum, Inv. K ( Verse). A: HMS () S. – (zit.). – Kohlhaussen (s. Lit.) S. . L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. Bb. – Friedrich von der Leyen/Adolf Spamer: Die altdt. Wandteppiche im Regensburger Rathause. Regensburg , S. . – Otto Lauffer: Frau Minne in Schrifttum und bildender Kunst des dt. MA. Hamburg , S. . – Heinrich Kohlhaussen: Minnekästchen im MA. Berlin , S. – (Nr. ) u. ö. – Horst Appuhn: Die schönsten Minnekästchen aus Basel. Fälschungen aus der Zeit
Mitte . Jh. der Romantik. In: Zs. für schweizerische Archäologie und Kunstgesch. () S. –. – Dorothea und Peter Diemer: Minnesangs Schnitzer. Zur Verbreitung der sogenannten Minnekästchen. In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger. Hg. v. Johannes Janota u. a. Bd. . Tübingen , S. –. – Stefan Matter: Minneszenen in der bildenden Kunst des späteren MA und ihr Verhältnis zu Minnereden. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturges. ). Berlin/New York , S. –. – Ders.: Reden von der Minne. Unters. zu Spielformen literarischer Bildung zwischen verbaler und visueller Vergegenwärtigung anhand von Minnereden und Minnebildern des deutschsprachigen SpätMA (Bibliotheca Germanica). Tübingen/Basel . FA Die sechs Farben I. – Gespräch über die Bedeutung der Minnefarben, früheste Überlieferung Mitte . Jh. Die Minnerede ist in Handschriften vom frühen . bis zum frühen . Jh. überliefert. Trotz der breiten Überlieferung ist die Varianz gering: Die Anzahl und Auswahl der erläuterten Farben und die von der Dame vorgebrachten Einwände bleiben stets unverändert. Der Sprecher gibt ein Gespräch mit einer Dame wieder, die ihn einst gefragt habe, was er von der neuen Mode halte, mit Hilfe von Kleiderfarben die Gesinnung gegenüber einer Minnedame anzuzeigen. Als Quelle seines Wissens gibt er den Grafen → Wernher von Hohenberg an. Der Reihe nach werden nun in einem Lehrgespräch sechs Farben behandelt. Der Sprecher liefert meist in knappen Worten die Bedeutung der Farbe, nach der ihn die Dame fragt: Grün gibt die Bereitschaft zur Minne zu erkennen, Rot bedeutet das Entammtsein durch die Liebe, Blau beständige Treue, Weiß Hoffnung auf Erhörung, Schwarz Trauer über Treulosigkeit der Geliebten, Gelb die Hingabe der Geliebten. Ausführlicher fallen die Bemerkungen der Dame aus, in denen sie die Zuschreibungen des Sprechers ergänzt und teilweise relativiert. Am Schluss dankt die Dame für die Lehre und entschuldigt sich, dass ihre Kritik am Farbentragen in der Minne nicht dem Sprecher galt. Ü: Berlin, SBB, Fragm. , r–v ( Verse) (Be). – Ebd., Ms. germ. fol. : v–v
Die sechs Farben I ( Verse) (Be). – Ebd., Ms. germ. quart. , r–v ( Verse) (Be). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , S. – ( Verse) (Ka). – Ebd., Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), rb–rb ( Verse) (Ka). – Ebd., Hs. K , r–v ( Verse) (Ka). – Leipzig, UB, Ms. Apel , v–r ( Verse) (Le). – London, British Library, Add. , v–r ( Verse) (Lo). – München, BSB, Cgm , r–v ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , r–r ( Verse) (Mü). – München, UB, ° ms , rb–vb ( Verse) (Mü). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , v–r ( Verse) (Pr). – Straßburg, StB, Cod. A , vb–va ( Verse) (St). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . . Aug. °, r–r ( Verse) (Wo). A: Christoph Heinrich Myller (Hg.): Samlung dt. Gedichte aus dem ., . und . Jh. Bd. . Berlin , S. XXIV–XXVI (nach St). – Friedrich Heinrich von der Hagen/Johann Gustav Büsching: Literarischer Grundriß zur Gesch. der dt. Poesie von der ältesten Zeit bis in das . Jh. Berlin , S. f. (Anfang und Schluss nach Be). – [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). – Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; nach Pr). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (nach Ka). – Die Lyrik-Hss. m (Berlin, Ms. germ. qu. ) und n (Leipzig, Rep.II fol. a). Zur mittelund niederdt. Sangverslyrik-Überlieferung. Abb., Transkription, Beschreibung von Günter Schmeisky (GAG ). Göppingen , S. – (nach Be). – Hartmut Beckers: ‹Flos unde Blanken os› und ‹Von den sechs Farben› in nd.-ostmitteldt. Mischsprache aus dem Weichselmündungsgebiet. In: ZfdA () S. –, hier S. – (nach Be). – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. – (nach St). L: Hartmut Beckers, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. –
Von unwürdigen Priestern und von der Würde des Sakraments Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. –. – Walther Gloth, Das Spiel von den sieben Farben (Teutonia ). Königsberg i. Pr. . – Werner Lenk: Das Nürnberger Fastnachtspiel des . Jh. Ein Beitr. zur Theorie und Interpretation des Fastnachtspiels als Dichtung (Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. –. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Schmeisky (s. Ausg.) S. –. – Joachim Bumke: Mäzene im MA. Die Gönner und Auftraggeber der hö schen Lit. in Deutschland –. München , S. f. – Beckers (s. Ausg.) S. f. – Burghart Wachinger: Liebe und Lit. im spätma. Schwaben und Franken. Zur Augsburger Sammelhs. der Clara Hätzlerin. In: DVjs () S. –, hier S. . – Max Schiendorfer: Wernher von Hohenberg. In: Edele frouwen – schoene man. Die Manessische Liederhs. in Zürich. Hg. v. Claudia Brinker/Dione Flühler-Kreis. Zürich , S. –, hier S. f. – Susanne Brügel: Farben in ma. Minnereden. Vortrag auf der Arbeitstagung ‹Farbsymbolik› der Schweizerischen Ges. für Symbolforschung am ... (http:// www.symbolforschung.ch/Minnereden). JK Der Traum von der Liebe. – Traumerzählung mit anschließendem Streitgespräch, Überlieferung Mitte . Jh. Die unikal überlieferte Minnerede beginnt mit der Klage des Sprechers über sein Minneleid, seine Machtlosigkeit gegenüber der Liebe und den Zwang und Ein uss, den die Gedanken an die Geliebte ausüben (Aufzählung von paradoxen Wirkungen der Minne). Er berichtet dann, wie ihn die Minne im Traum zu seiner schlafend und halbnackt auf einem Bett liegenden Geliebten geführt habe (Schönheitsbeschreibung). Er umarmt und küsst die Schlafende, dabei wird er durch die Waffen der Minne schwer verwundet. Er wendet sich daher tadelnd an Frau Minne. Es folgt ein Streitgespräch, bei dem der Sprecher seine Ansprüche an die Minne und gleichzeitig Befürchtungen über die schwer zu ertragenden Konsequenzen formuliert. Frau Minne ermahnt ihn zu Aufrichtigkeit und Beständigkeit, zu Entschlossenheit und Tatkraft, droht ihm bei Passivität Prügel an und stellt ihm gleichzeitig höchste Freuden in Aussicht. Der Sprecher erkennt nun die guten Absichten der Frau Minne und verspricht, ihrer Lehre zu folgen. Als
Mitte . Jh.
konkretes Ziel hat er den Erfolg bei seiner Geliebten vor Augen, die er in einem ausführlichen Lob (Vergleich mit einem Edelsteinkatalog) preist. Frau Minne gibt ihm zum Abschied einen Reimpaarvers mit, den er an seiner Kleidung tragen soll, um damit seine Beständigkeit und ihr Ansehen zu demonstrieren: «Min liep mir liebet iemer | Dem brich ich trúwe niemer» (V. f.). Als der Sprecher den Mund seiner Geliebten küssen will, erwacht er vor Erregung. Er beklagt abschließend sein Leid und betont zugleich, an der durch den Traum genährten Hoffnung festhalten zu wollen. Ü: Straßburg, StB, Cod. A [ verbrannt], ra–va ( Verse). A: Christoph Heinrich Myller (Hg.): Samlung dt. Gedichte aus dem ., . und . Jh. Bd. . Berlin , S. XLII–XLVI. – Carl Renatus Hausen: Staats-Materialien und hist. politische Aufklärungen für das Publikum vorzüglich zur Kenntnis des dt. Vaterlandes. Bd. . Dessau , S. –. – W. Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Strassburger Johanniter-Hs. A ›). Reconstruction and Historical Introduction (GAG ). Göppingen , S. –. L: Christian Bauer, VL (), Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Maurice Sprague: The Lost Strasbourg St. John’s Manuscript A (‹Johanniter-Hs. A ›) (GAG ). Göppingen , S. –. JK Von unwürdigen Priestern und von der Würde des Sakraments. – Geistliche Exempla, . Jh. In einer inzwischen verschollenen Sammelhandschrift (vermutlich aus Böhmen) sind drei geistliche Exempla in Reimpaaren erhalten, die ungeachtet leichter Unterschiede im Erzählverlauf thematisch zu einer Gruppe gehören (Zweifel an der Würdigkeit des Priesters). . Eine Dichtung von Versen berichtet von einem Mann, der nicht mehr zum Gottesdienst eines Priesters geht, da letzterer ein «unpriesterlîchez» Leben führe. Eines Tages kommt der Mann an einen Fluss, an der er ungewohnt süßes Wasser trinkt. Auf der Suche nach dem Ursprung des Wassers trifft er auf einen alten Mann, der ihm einen verwesenden Hund zeigt, durch dessen Maul
Mitte . Jh. das Wasser ießt. Doch der Hund mag es genauso wenig verunreinigen, wie der unkeusche Priester die Messe, solange der Messe mit «andàht» und «rehter minne» beigewohnt wird. Verbreitet wurde der Stoff hauptsächlich durch die → Gesta Romanorum und die Sammlung Solsequium (→ Hugo von Trimberg). Weitere Verwendung ndet er – leicht verändert – im Hässlichen Pfaffen des → Schweizer Anonymus. . An zweiter Position steht ein Gedicht von Versen, das von einem Mönch erzählt, der daran zweifelt, dass während der Eucharistie Gott mit dem Priester verbunden ist. Nachdem seine Mitbrüder für ihn gebetet haben, erscheint ihm ein Kind auf dem Altar, das ein Priester gemeinsam mit einem Engel in Stücke schneidet. Anschließend wird das im Kelch aufgefangene Blut den Anwesenden gegeben. Der Bruder erkennt seinen Irrtum und ndet zu einem starken Glauben. Der Text ist eine Variation aus den → Vitaspatrum. Dort geschieht einem guten Mönch mit Zweifeln das Erzählte, während hier harscher vom «bôsen wanch» des Mönchs die Rede ist. . Als letzte Dichtung nden sich Verse über einen Einsiedler im Wald, der an den heiligen Tagen stets einen Priester aufnimmt – bis ein anderer Bruder über das Leben des Priesters klagt. Als sich der Einsiedler vom Geistlichen abwenden möchte, hört er eine Stimme aus dem Himmel. Sie fordert ihn auf, das Wasser eines goldenen Brunnens, das ihm von einem Aussätzigen gereicht wird, zu trinken. Der Mann zeigt Reue und lässt den Priester wieder kommen. Die Dichtung stammt ebenfalls aus den Vitaspatrum und wurde nicht nur dort rezipiert, sondern auch in anderen Sammlungen verfügbar gemacht. Ü: Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. , v–v (Perg., . Jh., obd. und mitteldt.; seit dem . Jh. verschollen, vielleicht verkauft bzw. versteigert, vgl. Richert, S. ). A: Joseph Strobl: Drei Gedichte von der Würdigkeit der Priester. In: ZfdA () S. – (zit.). L: Burghart Wachinger, VL () Sp. –. – Hans-Georg Richert: Wege und Formen der Passionalüberl. (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. – Frederic C. Tubach: Index exemplorum a handbook of medieval religious tales (Folklore Fellows Communications ). Helsinki , S. Nr. (I und III), S. Nr.
Teufelsbeichte (II). – Brigitte Weiske: Gesta Romanorum (Fortuna vitrea –). Tübingen , S. (weiteres zu I, im Reg. unter ‹Hundsquelle›). FA Teufelsbeichte. – Rheinfränkische Verserzählung, wohl zweite Hälfte . Jh., überliefert ab dem . Jh. Die Dichtung ( Verse) ist im Zusammenhang «katechetisch-erbaulicher Verstexte» (Slenczka) überliefert; in vier Zeugen steht der Text direkt hinter → Weltlohn, in drei Handschriften ist er illustriert. Der anonyme Dichter erzählt vom Teufel, der unter seinen Sünden leidet. Dafür geht er an Ostern zu einem Priester, um durch die Beichte Absolution zu erlangen. Nachdem er all seine Sünden – die bei der Verführung Adams und Evas beginnen – aufgezählt hat, muss er erläutern, an welche Gnade er glaubt. Als sich herausstellt, dass der Teufel keine Reue emp ndet, da man hierfür Gottes Hilfe benötigt, ieht er sündig. Quelle war wahrscheinlich ein lat. Predigtexempel, das sich zuerst im Dialogus Miraculorum des → Caesarius von Heisterbach (Bd. , Sp. f.) ndet. Dort wird aber betont, dass der Hochmut eine richtige Beichthaltung verhindere, während hier erzählerisch effektiv Hoffnung für den beichtenden Teufel geweckt wird. Mitverarbeitet sind außerdem Motive aus der Judas-, Pilatus- und Longinus-Legende. Im Gegensatz zu anderen ma. Teufelserzählungen, die einen schwankhaften Ton besitzen, ist D. T. eher ernst gehalten. Der Teufel erweckt sogar Mitleid. Der Leser wird vor leichtfertigem Vertrauen auf Gottesgnade gewarnt. Zudem erinnert ihn der Text daran, nicht zu verzagen, denn Gnade kann dem Menschen – im Gegensatz zum Teufel – immer gewährt werden. Ü: Berlin, SBB, mgf , v–v (Mitte . Jh., alemannisch) (B). – Dresden, LB, Mscr. M , v–r (frühes . Jh., alemannisch) (D). – Düsseldorf, ULB, Ms. F , v–r (Pap., Mitte . Jh., alemannisch) (Dy). – Krakau, Bibl. Jagiello´nska, Berol. mgq , ra–ra (Pap., . Jh., obd./mitteldt.). – Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , v–r (Pap., . Jh., alemannisch) (P). A: August Closs (Hg.): Weltlohn, T., Waldbruder. Beitr. zur Bearb. lat. Exempla im mhd. Gewande nebst einem Anhang. De eo qui duas volebat uxores (Germ. Bibl. ,). Heidelberg , S. –.
Minnekatechese I und II L: André Schnyder, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. ; / () S. . – August Closs: Die T., ein mhd. Exemplum. In: The Modern Language Review () S.–. – Ders.: Weltlohn (s. Ausg.) S. –. – Wolfgang Brückner (Hg.): Volkserz. und Reformation. Ein Hb. zur Tradierung und Funktion von Erzählstoffen und Erzähllit. im Protestantismus. Berlin . – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. f., . – Alwine Slenczka: Mhd. Verserzählungen mit Gästen aus Himmel und Hölle (Stud. und Texte zum MA und zur frühen Neuzeit ). Münster , S. –. FA Wahre Freundschaft und Liebe. – Tugendpreis in Spruchweisheiten, Überlieferung Mitte bis drittes Viertel . Jh. Die ripuarische Minnerede ist unikal im Kontext von Minnereden überliefert. Sie präsentiert eine Zusammenstellung gnomischer Minne- und Tugendsprüche, wobei das Sprecher-Ich eine eher objektive Haltung einnimmt und sich nicht affektiv involviert zeigt. Er beruft sich auf einen ‹weisen Meister› und weitere mündliche und schriftliche Quellen. Themen sind die schmerzliche Gewalt der unerfüllten Minne, der Preis innerer Festigkeit und Ausdauer, bindende Kraft der Minne, das Verhältnis von Reichtum, Schönheit und Adel (als Ursachen der Minne) zur wahren Tugend. Am Ende wendet sich der Sprecher in direkter Apostrophe an die Personi kationen ‹Untreue› und ‹Treue›. Ersterer wirft er vor, alle Gewalt an sich gerissen zu haben; letzterer bestätigt er, dass sie unabdingbar für Liebende sei. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , ra–vb ( Verse). A: Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –. L: Elke Brüggen, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Rheinheimer (s. Ausg.) S. , –, f., . JK Was ist Minne. – Bruchstück einer Minnerede, Überlieferung vor /. Die Minnerede ist fragmentarisch auf einem schadhaften Pergamentdoppelblatt (gegebenenfalls
Mitte . Jh. das Mittelblatt einer Lage) aus dem . Jh. überliefert. Signi kant sind zwei rot geschriebene Überschriften im Text, die auch als Bildbeischriften (einer illustrierten Vorlage?) gelesen werden können. In unklarer Sprecherhaltung wird über die topischen paradoxen Eigenschaften und Wirkungen der Minne gesprochen. In einer zweiten Passage grüßt eine Dame einen Mann und fragt ihn dann: «waz ist minn» (V. ), wobei sie offenbar auf die Geschlechtszugehörigkeit der Minne zielt. Der Mann antwortet auf ihre Frage, dass ursprünglich und bis heute die Göttin Venus ‹Minne› genannt werde und eine Frau sei. Ihr Sohn Amor sei nachrangig. In den letzten Versen klagt er der Dame, dass sein Herz von ihr verwundet sei. Ü: München, BSB, Cgm / a, r–v ( Verse). A: Herbert Thoma: Bruchstück aus einer unbekannten Minneallegorie. In: ZfdA () S. –, hier S. –. L: Walter Blank, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Thoma (s. Ausg.). JK Minnekatechese I und II. – Minnedichtungen, ./. Jh. Als M. I und II bezeichnet die Forschung zwei Texte ndl.-niederrheinischer Provenienz, die gemeinsam in einer Brüsseler Handschrift (sog. Venlo-Geldernsches Hausbuch) sowie einzeln in weiteren Textzeugen überliefert sind. Beide Dichtungen fragen im Kontext hö scher Konventionen nach Eigenschaften und angemessenen Praktiken der Minne. M. I wird auch als Niederrheinische M. bezeichnet und enthält Fragen in Reimpaarversen mit kurzen Antworten in Prosa. Der Gesamttext umfasst in der Überlieferung maximal Verse. Keine der beiden erhaltenen Handschriften bietet jedoch alle Fragen und Antworten. So fehlen in der Brüsseler Handschrift drei Fragen, während im Wiener Codex eine Frage fehlt. Die Forschung hat für zehn Fragen französische Quellen benannt, u. a. die Allegorie Chastel d’amours von Guillaume de Machaut. M. II ist in drei Handschriften mit maximal Versen überliefert. Die Fragen sind teilweise umfangreicher als jene in M. I. und überschneiden sich in mehreren Fällen mit dieser. Im → VenloGeldrischen Hausbuch sind die beiden Minnekatechesen gar verbunden. Die Fragen der M. II beru
Mitte . Jh. hen sämtlich auf französischen Vorlagen. Dies verdeutlicht die von der Forschung betonte Bedeutung der beiden M.-Texte für die rheinische Rezeption französischer Minnekasuistik. Ü: I: Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. II , r–v, v–v (Pap., erste Hälfte . Jh., mittelrheinisch-ndl.). – Wien, ÖNB, cod. *, r–v (Pap., , niederrheinisch). II: Leiden, UB, LTK –, ra–vb (Perg., . Jh., ämisch). – Den Haag, Kgl. Bibl., cod. H , – (Pap., –). – Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. II , r, r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., mittelrheinisch-ndl.). – Zur Überl. vgl. auch Rheinheimer (s. Lit.) und die Erg. unter http://www.handschriftencensus.de/werke/. A: I: Gustav Roethe: Niederrheinische M. In: FS, dem Hansischen Geschichtsver. und dem Ver. für nd. Sprachforschung dargebracht zu ihrer Jahresversammlung in Göttingen P ngsten . Hg. v. Paul F. Kehr. Göttingen , S. –, hier S. –. – Robert Priebsch: Aus dt. Hss. der Kgl. Bibl. zu Brüssel IV. In: ZfdPh () S. –, –, hier S. f. – Walther Suchier: Eine mndl. Bearb. altfranzösischer Minnefragen. In: Arch. für das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen NS () S. –, hier S. –. – Online-Faks. der Wiener Hs. *: http://archiv.onb.ac.at:. II: Eelco Verwijs: Van Vrouwen ende van Minne. Middelnederlandsche Gedichten uit de XIVde en XVde Eeuw. Groningen , S. –. – Priebsch (s. o.) S. f. (Teilausg.). – Suchier (s. o.) S. –. L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Roethe (s. Ausg.). – Suchier (s. Ausg.). – Willy E. Hegman: Het Conincspel in de Middelnederlandse Letterkunde. In: Handelingen van de Koninklijke Zuidnederlandse Maatschappij voor Taal- en Letterkunde en Geschiedenis () S. –, hier S. –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. f. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. , f. – Ursula Peters: Cour d’amour – Minnehof. Ein Beitr. zum Verhältnis der französischen und dt. Minnedichtung zu den Unterhaltungsformen ihres Publikums.
Der Wirt In: ZfdA () S. –. – M. Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. , –. – Helmut Tervooren: Liebesgrüße und Minnereden aus dem Venloer-Geldrichen Hausbuch. In: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum von Rhein und Maas. Hg. v. dems. u. a. Berlin , S. f. MM Der Wirt. – Schwankmäre, um die Mitte des . Jh. Der Text aus dem Themenkreis «listiges Arrangement des Ehebetrugs» wurde von einem anonymen Autor im schwäbischen Ries verfasst (Niewöhner). Der aus Motiven der Schwanktradition gebildete Stoff weist laut Frosch-Freiburg Parallelen zu zwei altfranzösischen Fabliaux auf. Zwar erinnert der distanzierte Erzählstil an → Wolfram von Eschenbach, die hö schen Darstellungsformen kontrastieren jedoch auf parodistische Art mit der kruden Handlung um die Verführung einer Wirtsgattin durch zwei Ritter und deren zauberkundigen Knappen. Ob der W. als Vorlage für Hans → Rosenplüts stoffgleiche Märenversion (Der Wettstreit der drei Liebhaber) gedient hat, ist in der Forschung umstritten (Frosch-Freiburg, S. ; Hoven, S. ; Wailes, , S. ). Ü: Erlangen, UB, Ms. B (ehem. ) r–r (Mitte . Jh., nordbair.-schwäbisch). A: Heinrich Niewöhner: Des Wirtes Maere. In: ZfdA () S. –. – Ders. (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , – (Nr. ). – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. – (nach Niewöhner). L: Stephen L. Wailes, DMA () S. f. – Gerd Dicke, VL () Sp. –. – Niewöhner (s. Ausg.) S. – (zur Sprache). – Stephen L. Wailes: An Analysis of ‹Des wirtes maere›. In: Monatshefte für dt. Unterricht, dt. Sprache und Lit. () S. – (dt. in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. –). – K.-H. Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux.
Werbungsgespräch I und II Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – S. L. Wailes: Social Humor in Middle High German Mären. In: ABäG () S. –, hier S. , f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –, f. – Jean-Marc Pastré: Humour et parodie, ou le jeu de l’innocence dans des wirtes maere (XIVe siècle). In: Comique, satire et parodie dans la tradition renardienne et les fabliaux. Actes du colloque des et janvier . Hg. v. Danielle Buschinger/André Crépin (GAG ). Göppingen , S. –. KR Die Wette. – Schwankhaftes Märe, . Jh. Wie in der Treueprobe des → Ruprecht von Würzburg werden in diesem Märe (wohl bairisch; w: Verse, i: Verse, l: Verse) Wette und Treueprobe verknüpft – mit dem Unterschied, dass der Ehemann die Wette (mit dem Knecht) verliert. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–v (Pap., , bair.-österr., Innsbruck) (w). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (früher Cod. ..), ra–va (Pap., , bair.-österr.) (i). – London, British Library, Ms. Add. , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.) (l). – Privatbesitz I. A. S., Nr. a (Pap.; verschollen) (l). A: F[riedrich] D[avid] Gräter: Der Bauern Kirchweyh. In: Bragur . . Abt. () S. –, hier S. – (nach w). – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz (Faks. von i). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis . Bern/München , S. – (nach w). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. J. Janota. Tübingen , S. f., und Reg. – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , S. und Reg. – Rüdiger Schnell: Literarische Spielregeln für die Inszenierung und Wertung von Fehltritten. Das Beispiel der ‹Mären›. In: Der Fehltritt. Vergehen und Versehen in der Vormoderne.
. Hälfte . Jh. Hg. v. Peter von Moos (Norm und Struktur ). Köln u. a. , S. –, hier S. . – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f. und Reg. – Susanne Reichlin: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens. Zur poetologischen Dimension des Tauschens in Mären (Hist. Semantik ). Göttingen , S. Anm. , Anm. . BJ Werbungsgespräch I und II. – Strophische Gedichte, . Jh. Die anonym überlieferten strophenreichen Dichtungen stehen an der Grenze zwischen Liebeslied und Minnerede. Ein originärer Zusammenhang der beiden im selben Textzeugen überlieferten Gedichte ist wahrscheinlich, wobei I die Vorlage von II gewesen sein könnte. W. I ist in zwei Fassungen überliefert (a: Str./ b: Str.), die am Anfang jeweils unterschiedlich lange eigenständige Partien aufweisen (a: Str. –/ b: Str. –), dann aber in Str. übereinstimmen (b bricht fragmentarisch ab). Die Strophen haben acht vierhebige Verse (Kreuzreim und umklammernder Reim). In dem Dialog wirbt ein Ritter um die Liebe einer Dame, die nach anfänglicher Zurückhaltung dessen Dienst akzeptiert. Ihre Gegenliebe macht sie von «stete» und «truwe» des Werbers abhängig, wie es der Minneredenkonvention entspricht. Am Schluss (nicht in Fassung b) gewährt sie einen Kuss. Die Rede wechselt zwischen den beiden Gesprächspartnern regelmäßig von Strophe zu Strophe, am Anfang steht jeweils die stereotype Anrede «Herre»/«Frouwe». Auf Erzählrahmen und Inquit-Formeln verzichtet der Dichter. Die formal-stilistische Gestaltung lässt eine Entstehung im rheinischen Raum vermuten (vgl. → Liebesgespräch III). W. II hat Strophen mit sieben vierhebigen Versen (Kreuzreim und Waisenterzine) und ist in einer dt.-ndl. Mischsprache verfasst. Thematisch und gestalterisch bestehen signi kante Parallelen zu W. I, nur dass hier der Dialog in einen knappen erzählerischen Rahmen gestellt ist. Ü: Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. E. (→ Haager Liederhs.) ra–ra (I a) ra–rb (II) rb–vb (I b) (Perg., um , nd./ndl./dt.-ndl.). A: Johanna Aleida Nijland: Gedichten uit het Haagsche liederhs. Diss. Leiden , S. (II, Eingangsstr.) – (I a) – (I b, nur
. Hälfte . Jh. Str. –). – Anton Kalla: Über die Haager Liederhs. Nr. (Prager Dt. Stud. ) Prag (Nachdr. Hildesheim ) S. – (krit. gemeinsame Ausg. aller Fassungen). – Faks.: Ernst F. Kossmann: Die Haager Liederhs. Faks. des Originals mit Einleitung und Transkription. Bde. Haag , S. – (I a) – (II) – (I b). – Digitalfaks.: Brigitte Schludermann/John Dawson/ Heinz Bück: The Hague Miscellany. Koninklijke Bibliotheek MS E . Facsimile and Transcription, Concordance and Finding Lists. CD-RomAusg. Turnhout . L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. Za/b und Z. – Julius Zacher: Hss. im Haag. In: ZfdA () S. –, hier S. , , . – Nijland (s. Ausg.) S. –. – Kalla (s. Ausg.) S. , f., , . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – M. Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. f., –, f. – Cora Dietl: Sein Name lebt noch heute. Artus und sein Hof in dt. und ndl. Minnereden. In: Neuphilolog. Mitt. () S. –, hier S. , Anm. . – Stefan Matter: Minne – Spiel – Gespräch. Überlegungen zu einer Minne-Gesprächskultur des späteren MA ausgehend vom Nürnberger Spieleteppich. In: Der Spieleteppich im Kontext profaner Wanddekoration um (Wissenschaftliche Beibände zum Anz. des Germ. Nationalmuseums ). Hg. v. Jutta Zeidel-Sander. Nürnberg , S. –, hier S. . VZ Liebeswerben und Liebesspiele. – Paargereimte Bildbeischriften, um . Auf einem gestickten Teppich ( x cm, ca. ) nden sich insgesamt (sechs Reihen) Medaillons und Darstellungen (Einfassungsstreifen, oben und unten je sieben, seitlich je sechs), auf denen junge Liebespaare zu sehen sind. Wegen der Versehrung des Teppichs nur noch teilweise erhaltene Paarreime fungieren als Beischriften für die Medaillons, um die Szenen zu kommentieren (meist anhand einer Figur und deren Rolle). Auf Spruchbändern an den seitlichen Darstellungen sind komplementäre Zeilen angefügt, hier nden sich u. a. Ergebenheits- und Treueversicherungen. Die Textfragmente (bairisch) vermö
Liebeswerben und Liebesspiele gen es nicht, einen «eigenständigen und konsistenten Text» zu bilden (Klingner/Lieb). Ü: Stadtmuseum Regensburg. L: Gerhard Hahn, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. Ba. – Friedrich von der Leyen/Adolf Spamer: Die altdt. Wandteppiche im Regensburger Rathause. In: Das Rathaus zu Regensburg. Regensburg , S. – (Abb. S. f., f.). – Leonie von Wilckens: Mus. der Stadt Regensburg. Bildteppiche. Regensburg , S. –. FA Wappen und Minne. – Fragmentarisches Gespräch mit vier Jungfrauen, Überlieferung Mitte bis drittes Viertel . Jh. Die niederrheinische Minnerede ist fragmentarisch überliefert, erhalten ist nur der Anfang. Der Sprecher trifft vier Frauen am Brunnen und disputiert mit ihnen über den Zusammenhang von Wappen und Minne. Im Zentrum steht ritterliche Ertüchtigung um der Minne Willen, beklagt wird der unritterliche Erwerb der Minne. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , va ( Verse). A: Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. f. L: Theodor Nolte, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Gelre (eigentl. Heynen), * um /, † nach . – Autor eines Wappenbuchs. G. war Herold unter den Herzögen von Geldern, aus deren ämischer Namensform er seinen Namen ableitete. Er hieß nach eigenen Angaben aber eigentlich Heynen. Er wurde früher verschiedentlich mit einem ab nachweisbaren Herold identi ziert, in der neueren Forschung aber mit dem später lebenden Claes Heynenzoon. Dieser war von bis um Herold des Herzogs Wilhelm I. von Geldern-Jülich, danach bis Herold des Wilhelm van Oostervant (–). Er starb wohl um und hinterließ ein prächtig illustriertes Wappenbuch. Das Werk wurde früher auf um datiert, heute auf um bis etwa . Es enthält zunächst gereimte Verschroniken der Herzöge von Brabant und Grafen von Holland sowie historische Lieder. Darauf folgen Wappengedichte auf Fürsten und Teilnehmer großer Schlachten, u. a. auf Wilhelm II. von Holland, Wilhelm II. von
Der Minne Leben Jülich und Johann II. von Sponheim. Die Gedichtlängen schwanken zwischen und Versen. Nicht alle Texte dürften jedoch von G. selbst stammen. So wird ihm u. a. Van den Ever von der Forschung abgesprochen. Er griff für seine Chroniken auch auf Quellen wie Brabantse Yeesten von Jan van Boendale oder den Spiegel Historiael des → Jacob van Maerlant zurück. Den Hauptteil des Wappenbuchs bilden rund Wappen. Diese erfassen neben weltlichen auch geistliche Fürsten Europas. Form und Struktur der Wappengedichte ähneln den Ehrenreden → Suchenwirts sowie hochdt. Wappengedichten. Suchenwirts Totenklage auf die verstorbene Margarete von Holland wurde von G.s Versen auf die Adlige angeregt. Neben seiner Bedeutung für die Heraldik ist G. Wappenbuch auch als Beleg einer länderübergreifenden Wappendichtung von Interesse. Ü: B: Brüssel, Kgl. Bibl., ms. – (Kat.-Nr. ), Bll. (Perg., um ). – B: Ebd., cod. II (. Jh., Abschrift von B). – G: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Memb. II , Bl. (Perg., frühes . Jh., mndl., Fragm.). A: Wapenboek ou Armorial de a , contenant les noms et armes des Princes Chrétiens ecclésiastiques [...] . Hg. v. Victor Bouton. Paris ; Suppl. ebd. , S. –. – Karl Regel: Ein Fragm. einer unbekannten Hs. von G.s ‹Wapenboeck›. In: Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde () S. –. – L’Armorial Universel du Héraut Gelre (–). Hg. v. Paul Adam-Even. Neuchatel . – B. R. Ms. –. Hg. v. Christiane van den Bergen-Pantens u. a. Leuven . L: Hellmut Rosenfeld, VL () Sp. f.; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. , . – Willem A. B. van Blokland: ‹Beyeren quondam Gelre armorum rex de Ruyris›. Eene Historisch-Heraldische Studie. ’s-Gravenhage . – H. Rosenfeld: Nordische Schilddichtung und ma. Wappendichtung. In: ZfdPh () S, –, hier S. –. – Karl Helm: Zu Suchenwirts Ehrenreden. In: PBB () S. –. – Egon von Berchem: Beitr. zur Gesch. der Heraldik. Berlin (Nachdr. Neustadt/Aisch ) S. –, –. – Ulrich Müller: Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , S. u. ö. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen ,
. Hälfte . Jh. S. . – Stephanie Cain Van D’Elden: The Ehrenreden of Peter Suchenwirt and G. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Ursula Peters: Herolde und Sprecher in ma. Rechnungsbüchern. In: ZfdA () S. –. – Gerrard Schmidt: Das Kaiser- und Kurfürsten-Bild im Wapenboek des Herolds G. In: Wiener Jb. für Kunstgesch. () S. –. – Wim van Anrooji: Spiegel van Ridderschap. Heraut G. en Zijn Ereredes. Amsterdam . – Ders.: Heralds, Knights and Travelling. In: Medieval Dutch Literature in Its European Context. Hg. v. Erik Kooper. Cambridge u. a. , S. –. – Gerard Nijsten: In the Shadow of Burgundy, The Court of Guelders in the Late Middle Ages. Cambridge u. a. , passim. – Herman T. Colenbrander: Guelders-France. Another Connection around . In: Quaerendo () S. – (wieder in: The Limbourg Brothers. Re ections on the Origins and the Legacy of Three Illuminators from Nimegen. Hg. v. Rob Dückers/ Pieter Roelofs. Leiden , S. –. MM Suchenwirt, Peter → Band , Sp. –. Der Minne Leben. – Lehrgespräch über das Wesen der Minne, früheste Überlieferung drittes Viertel . Jh. Die Minnerede ist nur fragmentarisch in einer mndl. Fassung, sowie vollständig in einer mnd. Übertragung (zwei Handschriften; ohne signi kante Varianz) überliefert. Der Sprecher, offenbar ein Geistlicher, berichtet von dem Wunsch einer schönen jungen Dame, von ihm etwas über das Wesen der Minne zu erfahren, da sie ihn für einen ‹Ordensbruder› des Minneordens hält. Nachdem er zunächst abgelehnt hat, gibt er dennoch eine Belehrung über den Orden und das von Frau Venus geleitete Kloster der Minne. Statt einer Ordensregel nennt er die verp ichtenden ‹Sieben Fesseln der Minne›, die das Ordensleben zur Qual machen (Sehnsucht, Verstummen, Scheiden, Anblick, Verleumdung, Verheimlichung, Verlustangst) sowie die Mittel, diese Fesseln zu ertragen (Treue, Hoffnung). Zudem gibt er drei Kennzeichen des wahren Liebenden an (Beständigkeit und Treue; Meiden der Klaffer; Ablehnung materieller Interessen). Im Anschluss an diese Lehre gesteht die Dame dem Sprecher ihre Liebe. Dieser verweist auf eine bestehende Treuebindung mit einer anderen Frau, verspricht aber, dass sie bei deren Untreue ihren Platz einnehmen könnte. In
. Hälfte . Jh. einem Epilog bezeichnet der Sprecher das Gedicht als warnende Lehre für die, die sich der Minne zuwenden wollen. Ü: Mndl. Fassung: Gent, Rijksuniversiteit, Centrale Bibliotheek, , v–v ( Verse) (Ge). – ’s-Hertogenbosch, Bistumsarch., ohne Sign., r–v ( Verse) (Hg). – Mnd. Fassung: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , vb–vb ( Verse) (Be). – Danzig, Poln. Akad. der Wiss. (BGPAN), Ms. , v–v (ca. Verse) (Da). A: Willem de Vreese: Nieuwe middelnederlandsche fragmenten . Eene nog onbekende ‹Twistsprake›. In: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde () S. –, hier S. – (nach Ge). – Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ), S. – (Nr. , nach Be mit Lesarten von Da und Ge). L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Dini Hogenelst: Sproken en sprekers. Inleiding op en repertorium van de Middelnederlandse sproke. Deel : Repertorium (Nederlandse literatuur en cultuur in de Middeleeuwen ). Amsterdam , S. f. (Nr. ). – Georg Richter: Beitr. zur Interpretation und Textrekonstruktion des mhd. Gedichtes ‹Kloster der Minne›. Diss. Berlin , S. –. – Kurt Matthaei: Das weltliche Klösterlein und die dt. Minne-Allegorie. Marburg , S. f. – B. Overmaat: Der Minnen Loep een vertaling uit het Duits? In: De nieuwe Taalgids () S. –, hier S. –. – Hans Kienhorst: Lering en stichting op klein formaat. Middelnederlandse rijmteksten in eenkolomsboekjes van perkament (Miscellanea Neerlandica ). Deel . Leuven , S. –. JK Fünf Punkte von der Frauenehre. – Mndl. Minnelehre, . Jh. Der Text mit dem Incipit «Herna, herna das ich der konst» umfasst Reimpaarverse und ist in der sog. Haager Liederhandschrift überliefert. Diese entstand im späten . Jh., also dürfte F. P. v. d. F. im Verlauf des . Jh. verfasst worden sein. Die Dichtung nennt und erklärt fünf Aspekte der Frauenehre: «Hoete», «Ghestedicheit«, «Goet-Gelays», «Scemde» und «Oetmoet». W¨ahrend die ersten vier Punkte jeweils in rund bis Zeilen abgehandelt werden, widmet der unbekannte Verfasser «Oetmoet» Zeilen. Die Dichtung schließt mit einer
Fünf Punkte von der Frauenehre Zusammenfassung der fünf Punkte sowie dem Rat an alle Frauen, sie zu befolgen. Ü: Den Haag/’s-Gravenhage, Kgl. Bibl., cod. E , vb–va (Perg., Ende . Jh.). A: Julius Zacher: Hss. im Haag. In: ZfdA () S. –, hier S. (Nr. ; Teilausg.). – Ernst F. Kossmann (Hg.): Die Haager Liederhs. . Faksimile des Originals mit Einleitung und Transkription. Den Haag , Nr. . – Online-Faks. der Kgl. Bibl. Den Haag unter: http://www.hull.ac.uk/denhaagKB/. L: Ingeborg Glier: Haager Liederhs. In: VL () Sp. –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. , Nr. . – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. . – Jan Deschamps: Middelnederlandse Handschriften uit Europese en Amerikaanse Bibliotheken [...]. Leiden , S. –. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –, . – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. Frankfurt/M. u. a. , S. . – Albrecht Classen: Dt. Liederbücher des . und . Jh. Münster/ Westf. u. a. , S. . MM Van den Winter ende van den Somer → Band , Sp. –. Gernpass, Michel (?) → Band . Der arme Konrad. – Verfasser eines Schwankmäres, zweite Hälfte . Jh. (?). K. ist nur durch eine Eigennennung im schwankhaften Märe Frau Metze (auch Alten wîbes list) nachweisbar. Der Text umfasst Reimpaarverse und wird manchmal auf die zweite Hälfte des . Jh. datiert. Das Märe ist in fünf Textzeugen überliefert, u. a. in der sog. → LiedersaalHandschrift. Darin bezeichnet sich der Verfasser als «der arme Kuonrat». In der späteren Überlieferung wird er fälschlich als → Konrad von Würzburg identi ziert. Diese Zuschreibung erfolgte möglicherweise, weil das Märe in Würzburg spielt. Die Auswertung sprachlicher Merkmale des Texts hat unterschiedliche Thesen zur Herkunft K.s ergeben. So hat man ihn mal im nördlichen Elsass, mal in
Die zwei Maler der Rheinpfalz oder in Würzburg verortet. Die Bezeichnung als «armer» K. könnte auf einen fahrenden Berufsdichter verweisen, der mit diesem Namen um Entlohnung bat. Titel gur von Frau Metze ist eine alte Kupplerin, die zu Beginn des Märes ohne Kunden dasteht. Da P ngsten näherrückt, benötigt sie Geld für die Feiertage. Also spricht sie eines Morgens einen Dompropst namens Heinrich sowie eine schöne Stadtbewohnerin an, um diese gegen Bezahlung miteinander zu verkuppeln. Da dieser Plan misslingt, wendet die Kupplerin sich an einen weiteren Mann und führt ihn zu der Stadtbewohnerin. Er entpuppt sich jedoch als deren Ehemann. Als die Stadtbewohnerin ihn mit der Kupplerin zusammen erblickt, bekommt sie ein schlechtes Gewissen. Um sich nicht den Vorwürfen ihres Ehemanns auszusetzen, überrumpelt sie ihn listig mit Vorhaltungen wegen seiner eigenen Absichten. Die Kupplerin macht sich davon. Zuletzt bittet der Erzähler Gott um Bestrafung jener Menschen, die die Ehre schöner Frauen angreifen. Frau Metze weist motivische Ähnlichkeiten mit dem Schwankmäre → Schampi or auf. K.s Text wurde als Vorlage des Fastnachtsspiels → Domherr und Kupplerin rezipiert. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.), ra–ra (Pap., um , alemannisch). – München, BSB, cgm , v–v (Pap., Augsburg, um , ostschwäbisch). – Ebd., cgm , v–r (Pap., um , ostschwäbisch). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b IV , v–v (Pap., Ende . Jh., sicher nach ). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs Merkel ° , v–r (Pap., –, Schreiber: Valentin Holl). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –, f. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/ Zürich , S. – (Nr. ). – Online-Faks. der Karlsruher Liedersaal-Hs. : LB Karlsruhe , http://digital.blb-karlsruhe.de/id/.
. Hälfte . Jh. Ü: Hanns Fischer (Hg.): Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. München , S. –. L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. , . – Wilhelm Stehmann: Die mhd. Novelle vom Studentenabenteuer. Berlin , S. f. – Bruno Barth: Liebe und Ehe im altfranzösischen Fablel und in der mhd. Novelle. Berlin (Nachdr. New York/London ) S. f. – Klaus Hufeland: Die dt. Schwankdichtung des SpätMA. Beitr. zur Erschließung und Wertung der Bauformen mhd. Verserzählungen. Bern , S. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –, f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. u. ö. – Martin Przybilski: Kuppelmessen. Öffentliche Heimlichkeit und die Tücke der Frauen im Märe ‹Frau Metze› des A. K. In: Würzburg, der Große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner. Wiesbaden , S. –. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f. u. ö. MM Die zwei Maler. – Fragmentarische Verserzählung, vor /. Die vermutlich aus moselfränkischem Raum stammende Dichtung handelt von zwei befreundeten Malern, die zusammen wohnen und sich alles teilen. Einer der beiden heiratet eine schöne Frau, woraufhin «yrez mannez geselle» sie ebenfalls zu begehren beginnt. Als der Gatte einen gutbezahlten Auftrag außerhalb der Stadt annimmt, malt er ein Lamm auf die Haut seiner Frau, «Für der schamen düre», um ihre Treue während seiner Abwesenheit zu garantieren. Der in der Überlieferung fehlende Schluss kann über Motivparallelen ergänzt werden. Demnach dürfte der Nebenbuhler nach dem Liebesakt das verschmierte Lamm mit dem Bild eines gehörnten Hammels ersetzt haben. Somit wird der erzählerischen Idee, ein eventuelles Vergehen mit List zu verhindern, eine zusätzliche Schleife angehängt: Der (vermeintlich) Verspottete übertrumpft seinen Kontrahenten mit einer weiteren List. Zum Motiv der Zeichnung auf dem Körper im Zusammenhang mit dem Liebesakt vgl. Das Rädlein des → Johannes von Freiberg und Das → Kreuz.
. Hälfte . Jh. Ü: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , ra–vb (Pap., um /, rheinfränkisch; Schluss fehlt). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (zit.). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Edward Schröder: ‹Der Maler von Würzburg›. In ZfdA () S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – J. Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . FA Gerhard von Minden, † . oder ... – Verfasser einer Fabelsammlung (?). Der Wolfenbüttler Äsop (W. Ä.) ist eine Sammlung von Reimpaarfabeln, die aus dem Lateinischen ins Mittelniederdeutsche übertragen worden sind. Er steht am Anfang der nd. didaktischen Tierdichtung, die im → Reynke de Vos ihren prominentesten Ausläufer nden sollte. Der W. Ä. ist nur anonym überliefert. Hinweise zu seinem Urheber verdanken sich dem Autor des gleichsam anonym überkommenen → Magdeburger Äsop, einer Fabelsammlung aus dem frühen . Jh., die zu weiten Teilen auf dem W. Ä. aufbaut. Hier wird im Prolog ein Ausblick auf die Geschichte der äsopischen Fabel gegeben und dabei ein dt. Übersetzer angeführt, der die besten Äsop-Fabeln ins Deutsche übertragen habe: «Gerardus heit he unde was deken to Minden». Als Zeitpunkt der Abfassung wird das Jahr («dusent unde dre hundert jar unde seventich») genannt. Wegen der signi kanten Übereinstimmungen der beiden Sammlungen ist davon auszugehen, dass der spätere Fabelbearbeiter hier auf den W. Ä. rekurriert, als dessen Verfasser er also einen Mindener Dekan mit Namen G. bezeichnet. Allerdings spricht einiges dafür, dass die Datierung ins . Jh. auf einem Irrtum/Fehler beruht. Zum einen weist die überlieferte stilistisch-metrische Gestalt des W. Ä. eher auf eine Entstehung in der zweiten Hälfte des . Jh. hin und zum anderen kann für diesen Zeitraum
Gerhard von Minden in Minden ein Dekan G. auch nachgewiesen werden, im . Jh. hingegen nicht. – erscheint G. mehrfach als Mindener Domkantor, – als Domdekan. Die Verfasserschaft dieses ostwestfälischen Klerikers kann als höchstwahrscheinlich gelten ohne erweisbar zu sein. Dem eigentlichen Fabelcorpus geht ein Prolog von Versen voran, in dem G. unter Berufung auf Äsop Form und Funktion der Fabel erläutert. Die Sammlung selbst enthält neben Tierfabeln auch solche mit menschlichem, p anzlichem oder unbelebtem Personal. Einige wenige Fabeln bieten schwankhafte Züge, ohne indes auf ein Epimythion zu verzichten. Dieses ist jeder Fabel als Vierzeiler hintangestellt. Die hier präsentierte Moral bezieht sich aber nicht immer auf den konkreten Erzählinhalt der jeweiligen Fabel. Oft werden allgemeine Lebensweisheiten in Anlehnung an die christliche Sittenlehre geboten. Häu g unterstreicht G. dabei die Gottgewolltheit der ständischen Ordnung. Die Quelle des W. Ä., von G. selbst als «Esopus» bezeichnet, war eine Fassung des Romulus Anglicus aus der mlat. Romulus- (Aesopus-Latinus-)Tradition. Die konkrete Vorlagenfassung ist nicht überliefert, aber Textvergleiche mit erhaltenen RomulusAnglicus-Versionen belegen, dass G. seiner Quelle prinzipiell eng gefolgt ist mit einer Tendenz zur Kürzung und Beschränkung auf den essentiellen Fabelkern. Erst zum Ende des W. Ä. scheint er sich größere Freiheiten zu erlauben und führt einzelne Fabeln selbstständig breiter aus. Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. Novi, Bll. (Pap., . Jh., mittelfränkisch nach nd. Vorlage). – Fragm.: München, BSB, Cgm /, Perg.-Bl. (erstes Viertel . Jh., nd.). Das Fragm. (das die Fabel Nr. vollst. sowie und teilweise enthält) repräsentiert einen ganz offensichtlich verfassernäheren Textzustand als der Wolfenbütteler Codex. A: Albert Leitzmann: Die Fabeln Gerhards von Minden in mnd. Sprache. Halle (Nachdr. Hildesheim/New York ). – Arno Schirokauer: Texte zur Gesch. der altdt. Tierfabel (Altdt. Übungstexte ). Bern , Nr. . – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen Schulz-Grobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (Nr. ) (jeweils Auswahl). – Abdruck des Fragm.: Friedrich Keinz: Mitth. aus der Münchener Kön. Bibl. In: Germania () S. –, , hier S. –.
Löwenfabel Ü: Mindener Lesebuch. Jahre Lit. in Minden. Hg. v. Karsten Ernst Strack. Paderborn , S. – (Prolog und Fabeln). – Die Fabeln G.s v. M. Ins Nhd. übertr. v. Gerhard Wahle nach der mnd. Ausg. Halle/Saale . Stuttgart . L: Ehrismann // () S. . – Gerhard Cordes, NDB () S. f. – Ludwig Wolf[f], VL () Sp. –. – Ingrid Tomkowiak, EM () Sp. –. – De Boor/ Newald / () S. . – Claudia Händl, Killy () S. f. – Wilhelm Seelmann: G. v. M. (Nd. Denkmäler ). Bremen (i. e. Ausg. des ‹Magdeburger Äsop›). – Wolfgang Stammler: Die Bedeutung der mnd. Lit. in der dt. Geistesgesch. In: GRM () S. –, hier S. . – Rudolf Bülck: Zum W. Ä. In: Nd. Korrespondenzbl. () S. f. – Eduard Damköhler: Zum W. Ä. In: ebd. () S. –. – G. Cordes: Altund mnd. Lit. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. W. Stammler. . überarb. Au . Berlin , Sp. –, hier Sp. f. – Hartmut Beckers: Die Erforschung der nd. Lit. des MA. In: NdJb () S. –, hier S. f. – L. Wolff: Zum zeitlichen Ansatz der Aesopdichtung G.s v. M. In: NdJb () S. –. – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , Reg. – Jean Marc-Pastré: G. v. M., adaptateur des fables d’Esope. In: Epopée animale, fable, fabliau. Hg. v. Gabriel Biancotto (Cahiers d’études médiévales / ). Paris , S. –. – Gerd Dicke/K. Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , Reg. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , f., . VZ Löwenfabel (Cambridger Löwenfabel). – Altjiddische Reimpaarfabel, . Jh. Der Verfasser der altjiddischen Bearbeitung der Fabel vom alten sterbenden Löwen ( Verse) aus der → Cambridger Handschrift von / stützt sich inhaltlich auf eine hebräische Fassung des Stofˇ fes aus den Sefer Miˇsl˙e Su’olim (‹Fuchs-Fabeln›) des Berechja ha-Nakdan (Ende ./erste Hälfte . Jh.). Motive, Form- und Stilelemente aus der dt.
. Hälfte . Jh. Fabelliteratur begegnen in der L. dagegen nur peripher. Das Fabelcorpus des Berechja selbst geht – über die Vermittlung des Esope der Marie de France und des Romulus Nilantinus – auf Phädrus zurück. Der Fabelkern ist in der Cambridger Fassung und bei Berechja gleich: Die Tiere misshandeln den Löwen, um altes Unrecht zu vergelten. Für den Fall seiner Genesung kündigt der Löwe Rache an und hofft dabei auf Gottes Beistand. Doch im Schlussteil weichen die beiden Versionen voneinander ab. W¨ahrend bei Berechja dem Löwen Mitgefühl ob seiner misslichen Lage entgegengebracht wird, ist er in der Cambridger L. als rachsüchtig und hochmütig gekennzeichnet und Gott bestraft den Löwen mit dem Tod. Das Epimythion verwendet ein Talmudzitat (Avot . ): «wer der liute vintschaft hot / der hot grosen has von got». Der letzte Reimpaarvers in der Handschrift ist vermutlich ein Schreiberzusatz und der sich hier nennende Abraham nicht der Verfasser sondern lediglich Schreiber der Fabel. Signi kante Parallelen bestehen zu einer weiteren jiddischen Fabelversion, die zwar erst von einer Fabelsammlung des späten . Jh. überliefert wird, aber bedeutend älter sein dürfte. Diese Fassung geht ebenfalls auf Berechja zurück und folgt diesem auch bei der Parteinahme für den Herrscher. Es könnte sich daher bei der Cambridger Version um eine Gegenfassung zu einer Vorstufe der spätüberlieferten Bearbeitung handeln: Die Verachtung, die den aufbegehrenden Tieren hier entgegegebracht wird, und die Genesung des Löwen durch Gottes Hilfe mag zum Widerspruch gereizt haben. ˇ Die L. nimmt in den Miˇsl˙e Su’olim die exponierte erste Stelle ein, vermutlich um die in der Vorrede der Sammlung geäußerte Klage über den Niedergang der zeitgenössischen jüdischen Gesellschaft in der Figur des Löwen zu exempli zieren. Dieser besondere Stellenwert der L. könnte – trotz der Umdeutung – erklären, warum sie als einzige Fabel in den Cambridger Codex aufgenommen wurde. Ü: Cambridge, UB, T-S. .K., rv (Pap., jiddisch in hebräischer Schrift), aus der Geniza der Synagoge von El-Fostat (AltKairo). – Spätüberlieferte Bearbeitung: Innerhalb der Fabelsammlung Sefer mescholim des Moses Wallich (Frankfurt/M. [Johann Wust] ). Neben zehn Berechja-Fabeln enthält die Sammlung Wallichs auch einige Fabeln nach → Boner.
. Hälfte . Jh. A: Pavel Trost: Zwei Stücke des Cambridger Kodex T-S. .K.. In: Philologica Pragensia () S. –, hier –. – Siegmund A. Wolf: Jiddisches Wb. Mannheim , S. f. – Hans Peter Althaus: Die Cambridger L. von . Unters. und Edition eines defektiven Textes (Quellen und Forschungen zur Sprachund Culturgesch. der germ. Völker, NF ). Berlin (u. a.) , S. –. – Gesamtausg. der Hs.: Leo Fuks: The oldest known literary documents of Yiddish literature (c. ). Bde. Leiden (Faks., Transliteration, nhd. Übers.). – Heikki J. Hakkarainen: Stud. zum Cambridger Codex T-S. .K.. Bde (Text/Graphemik und Phonemik/Wortindex). Turku –. – Auswahlausgabe: Eli Katz: Six Germano-Judaic Poems from the Cairo Genizah. Diss Los Angeles ; Mikro lm Ann Arbor MI (in hebräischer Schr.). – Spätüberlieferte Bearbeitung: Timm (s.Lit.) S. f. L: Erika Timm, VL () Sp. –. – Dies.: Die ‹Fabel vom alten Löwen› in jiddistischer und komparatistischer Sicht. In: ZfdPh () Sonderh. S. –. – Dies.: Graphische und phonische Struktur des Westjiddischen. Unter besonderer Berücksichtigung der Zeit um (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Marion Aptroot/Roland Gruschka: Jiddisch. Gesch. und Kultur einer Weltsprache (beck’sche Reihe ). München , S. –. VZ Joßef ha-zadik (Der gute Joßef). – Altjiddisches Josef-Exemplum, . Jh. Die Josef-Geschichte ist die letzte der vier Legendenerzählungen, welche die Sammlung jiddischer Texte in der → Cambridger Handschrift von / eröffnen. Die Motive der Erzählung sind auch außerhalb der jüdischen Kultur verbreitet, aber vermutlich stützte sich der anonyme Verfasser auf die hebräisch-aramäische Midraschtradition (wie etwa die biblischen Nacherzählungen im Sefer ha-jaschar oder Gebetbücher wie das Machsor Vitry). J. h.-z. zeigt zwar formal-stilistisch Entlehnungen aus der mhd. Erzähltradition, ist aber eine genuin jüdisch-erbauliche Dichtung. Nicht zuletzt die Anfangsbuchstaben der ersten Zeilen, die nach dem hebräischen Alphabet ein Akrostichon bilden, legen nahe, dass es sich bei der Dichtung keinesfalls um die Umschrift einer mhd. Vorlage handelt. Das
Joßef ha-zadik Akrostichon ist korrumpiert, hat aber ganz offensichtlich in seiner ursprünglichen Form den Autor benannt. Insgesamt umfasst das Gedicht Strophen. Den narrativen Kernstrophen gehen zwei Prologstrophen mit Exposition voraus. Die letzten zwei bieten das Epimythion. Der Joßef des Exempels gibt in Anlehnung an Gen ,– ein Beispiel für vorbildliche Keuschheit. Joßef veweigert sich der Frau seines Herren, um keinen Frevel zu begehen. Die Herrin sucht ihren Misserfolg vor den Hofdamen damit zu erklären, dass Joßef einem König gleiche. Die zunächst skeptischen Hofdamen sind von Joßefs Schönheit derart betört, dass sie sich, als er ihnen Äpfel zum Schälen reicht, mit den Messern selbst verletzten. Auch vergessen sie den Wein zu trinken, den Joßef serviert hat. Joßef selbst ist voller Scham und mit seinem Herzen ganz bei Gott. Die Damen gestehen ein, dass Joßef einem Königreich sehr wohl geziemen würde und deuten so dessen spätere Erhöhung voraus (Gen , –). Das Epimythion verspricht demjenigen das Himmelreich, der sich dem Joßef «kusche al geliche» hält. Formal entsprechen die Strophen der in der jiddischen Epik am meisten verwandten Strophenform, die nach ihrer Verwendung im → Schmuelbuch als ‹Schmuelstrophe› oder ‹Niggun Schmuelbuch› bezeichnet wird. Der ‹Niggun› entspricht dem ‹Hildebrandston› (Jüngeres → Hildebrandslied). Vorzeitigkeit des J. h.-z. gegenüber dem Schmuelbuch ist nicht auszuschließen. Einige heldenepische Reminiszenzen im J. h.-z. korrespondieren mit der Strophenform (z. B. «helt gut» [Str. ,] oder «degen also zir» [Str. ,]). Ü: Cambridge, UB, T-S. .K., S. – (Pap., jiddisch in hebräischer Schrift), aus der Geniza der Synagoge von El-Fostat (Alt-Kairo). A: Leo Fuks: The oldest known literary documents of Yiddish literature (c. ). Bd. . Leiden , S. – (Faks., Transliteration, nhd. Übers.). – Trost (s. Lit.) S. f. – Marchand/Tubach (s. Lit.) S. –. – Eli Katz: Six Germano-Judaic Poems from the Cairo Genizah. Diss. Los Angeles ; Mikro lm Ann Arbor, MI (in hebräischer Schrift). – Heikki J. Hakkarainen: Stud. zum Cambridger Cod. T-S. .K.. Bd. : Text. Helsinki . L: Wulf-Otto Dreeßen, VL () Sp. –. – Hans Neumann: Sprache und Reim in den judendt. Gedichten des Cambridger Cod. T.-S. . K. . In: Indogermanica. FS Wolfgang
Udo von Magdeburg Krause. Heidelberg , S. –. – Pavel Trost: Zwei Stücke des Cambridger Kodex T-S . K. . In: Philologica Pragensia () S. –. – Ders.: Noch einmal zur Josefslegende des Cambridger Kodex. In: ebd. () S. –. – James W. Marchand/Frederic C. Tubach: Der keusche Joseph. Ein mitteldt. Gedicht aus dem .–. Jh. In: ZfdPh () S. –. – Peter Felix Ganz/Frederick Norman/Werner Schwarz: Zu dem Cambridger Joseph. In: ZfdPh () S. –. – Chone Shmeruk: The Hebrew Acrostic in the ‹Yosef Hatsadik Poem› of the Cambridge Yiddish Cod. In: Michigan Germanic Studies / () S. –. – W.-O. Dreeßen: Midraschepik und Bibelepik. Biblische Stoffe in der volkssprachlichen Lit. der Juden und Christen des MA im dt. Sprachgebiet. In: ZfdPh () S. –. – Jerold C. Frakes: The politics of interpretation: alterity and ideology in Old Yiddish studies. New York , S. – und Reg. – Marion Aptroot: The emergence of Yiddish Literature. In: A New History of German Literature. Hg. v. David E. Wellbery u. a. Cambridge, MA , S. –, hier S. f. (dt. Übersetzung v. Christian Döring: Eine neue Gesch. der dt. Lit. Köln/Berlin , S. –, hier S. f. [u. d. T.: Erstes Auftreten jiddischer Lit.]). VZ Udo von Magdeburg. – Legendarische Exempelerzählung in lat., dt. und ndl. Fassungen; lat. zweite Hälfte . Jh., volkssprachig ab dem . Jh. Die als abschreckendes Beispiel konzipierte Erzählung über den ktiven lasterhaften Bischof Udo ist Bestandteil zahlreicher lat. Exempelsammlungen, die den volksprachigen Bearbeitungen als Grundlage dienten. Neben englischen und tschechischen Übersetzungen sind eine dt. Versfassung sowie mehrere dt. und ndl. Prosaversionen überliefert. In der lat. Tradition lassen sich zwei UdoExempel differenzieren. Beide stellen im Kern Visionserzählungen dar, die sich auf das Zeugnis eines Augenzeugen stützen. . Lat. Exempel: a) Bischof Udos Höllenfahrt: Ein reisender Archidiakon beobachtet eines Nachts in einer einsamen Gegend, wie eine Gruppe von Teufeln Udos Seele Luzifer zuführt. Der Bischof hat zuvor eine dreimalige Mahnung zur Umkehr ignoriert («Fac nem ludo, quia lusisti satis Udo»). Luzifer begrüßt den Bischof mit ironischer Freundlichkeit wie einen Gast und bietet ihm Bad, Bett und Trank an.
. Hälfte . Jh. Doch alles ist aus Feuer und wird zur marternden Qual, bei der Udo von den Teufeln gezwungen wird, blasphemische Flüche zu artikulieren: auf den Tag seiner Geburt, die ganze Schöpfung und schließlich auf Gott selbst, womit seine Höllengeweitheit endgültig evident ist. Anschließend wird er in den Eingang der Hölle gestürzt. Der entsetzte Archidiakon entgeht selbst den Teufeln nur mit Mühe und erreicht das Haus des Bischofs, wo er von den Erlebnissen berichtet und erfährt, dass Udo in der Stunde seiner Beobachtung tatsächlich gestorben sei. Die einzelnen überlieferten Versionen dieses Exempels weichen im Wortlaut und in der inhaltlichen Gewichtung erheblich voneinander ab. Einen Bezug zu Magdeburg gibt es bei dieser Ausprägung nicht (in der Fassung London, British Library, MS Royal E. I wird der Protagonist hingegen mit dem Hildesheimer Bischof Udo von Gleichen-Reinhausen [–] identi ziert: «Eudo hyldensemensis epsicopus»). b) Legende von Erzbischof Udo von Magdeburg: Die erzählerisch elaborierte und stilistisch wie kompositorisch überzeugende Legendenerzählung dürfte gegenüber der kürzeren Exempelversion als sekundär einzustufen sein. Sie wird auch erst später und dafür wesentlich breiter überliefert. Das Kernexempel mit hier zwei Visionsberichten wird um ein Marienmirakel am Anfang und Geschichten von Udos Leichnam am Ende erweitert. Im Ergebnis liegt eine Art ‹Vita Udonis› vor, die nun auf Magdeburg bezogen ist. Dieser geopolitischen Anknüpfung dürfte ursprünglich eine bestimmte, nicht mehr rekonstruierbare propagandistische Intention zugrunde gelegen haben. Udo, einem einfältigen Schüler in Magdeburg, erscheint Maria in einer Vision und verleiht ihm Weisheit und Verstand, um die er die Gottesmutter ange eht hat. Außerdem stellt sie ihm das Erzbischofsamt und himmlischen Lohn in Aussicht, wenn er seinen P ichten getreulich nachkäme. Zwei Jahre später wird Udo zum Erzbischof gewählt, vernachlässigt aber seine episkopalen Aufgaben zu Gunsten eines lüsternen Lebens. Auch in der Legende missachtet Udo dreimal die mahnende Stimme, die ihn namentlich anruft, während er sich gerade mit einer Äbtissin verlustiert. Drei Monate später wird der Kleriker Fridericus nachts im Magdeburger Dom Zeuge des himmlischen Strafgerichtes über Udo. Der Bischof wird auf Anklage des hl. Mauritius von Christus verurteilt und durch einen Scharfrichter enthauptet. Zur gleichen Zeit erlebt Bruno,
. Hälfte . Jh. der Kaplan des Bischofs, in einem Wald, wie Udos Seele Luzifer vorgeführt, durch Folterqualen zu blasphemischen Flüchen gezwungen und schließlich in den feurigen Abgrund gestoßen wird. Erst bei seiner Ankunft in Magdeburg erfährt Bruno von Udos Tod, dessen Leichnam am Morgen im Dom aufgefunden worden ist. Dieser wird in einen Sumpf geworfen, wegen Teufelserscheinungen dort aber wieder hervorgeholt, verbrannt und in die Elbe gestreut. An der Einstreustelle wird der Fluss verseucht und erst nach zehn Jahren kehren Fische dorthin zurück. Ein blutiger Marmorstein bleibt im Dom als Mahnung für Udos Nachfolger im Amt zurück. Die Bekanntheit des Kernexempels in der zweiten Hälfte des . Jh. bezeugen Anspielungen in lat. Predigten → Bertholds von Regensburg (vgl. Schönbach [s. Lit.] S. ) und in der Tabula exemplorum (um ). Innerhalb der lat. Exempelliteratur lässt sich eine Gruppe von vergleichbaren Erzählungen ausmachen. Alle berichten von Höllenstürzen und Folterungen hochgestellter, der Hurerei bezichtigter Kleriker oder Laien, deren Schicksal durch Dritte bezeugt wird. Der erste Vertreter mit dieser spezi schen Motivkonstellation sind die Collationes des → Johannes Cassianus. Verwandtschaft zeigen ferner u. a. zwei Exempel aus dem Speculum laicorum (Oliverus und Odo; → Marienmirakelsammlungen). Auch die Höllenfahrtsgeschichten eines Mainzer Bischofs Albrecht in der → Sächsischen Weltchronik und der → Magdeburger Schöppenchronik repräsentieren den gleichen Erzähltypus. Für einzelne Motive beider Udo-Erzählungen lassen sich noch zahlreiche weitere Parallelen sowohl in der lat. Exempelliteratur als auch in der Chronistik belegen. Noch in nachreformatorischer Zeit diente der Erzählstoff als Warnung vor Amtsmissbrauch (vgl. Herzog [s. Lit.] S. –; VL [] Sp. f.), so auch im Jesuitendrama (Jakob Gretser: Dialogus Udonis archiepiscopi Magdeburgensis [], hg. v. Herzog [s. Lit.]). Dt. Verserzählung: Die Reimpaardichtung aus dem . Jh. ( Verse) ist eine recht getreue Wiedergabe der lat. Udo-Legende, deren anonymer Bearbeiter nur bei der Passage mit dem Marmorstein etwas weiter ausholt. Da im Klosterneuburger Evangelienwerk (→ Österreichischer Bibelübersetzer) der V. der Udo-Erzählung («Morgen morgen lazz ich da von») zitiert wird, müsste diese
Udo von Magdeburg vor entstanden sein. Eine zufällige Übereinstimmung ist allerdings nicht gänzlich auszuschließen. Dt./Ndl. Prosafassungen: Erstmals erscheint eine volksprachige Prosaversion um in der ndl. Kronijk van den clerc uten laghen landen bi der see. Eine zweite ripuarisch-ndl. Fassung ist mit fünf Hss. und zwei Drucken relativ breit überliefert. Der Erfolg und die volkssprachige Wirkung der lat. Exempelsammlungen selbst färbte hier auf den U. v. M. als einem Stück der Sammlungen ab. Der Textstatus der einzelnen, insgesamt vier mhd. Prosafassungen und ihr Verhältnis zueinander ist nicht hinreichend geklärt. Es dürfte sich jeweils um selbständige Bearbeitungen handeln. Die in Nürnberg, StB, Cod. Cent. VIo überlieferte Version könnte direkt auf die Inkunabel-Ausgabe der lat. Legende von ca. (GW M) zurückgehen. Ü: : Lat. Exempel: a) Bischof Udos Höllenfahrt: London, British Library, MS Royal E. I, v, r (frühes . Jh.). – Ebd., MS Harley , rv (um ). – Ferner in Exempelslg. des Johannes Gobius Jr. (‹Scala caeli›), des Johannes de Bromyard (‹Summa praedicantium›) und des Johannes → Herolt (‹Sermones discipuli de tempore›). – b) Legende von Erzbischof U. v. M. Über Hss. ab Mitte . Jh.; vgl. Öhgren (s. Lit.) S. –; VL () Sp. f. – Einzeldruck: ‹Historia horrenda Udonis archiepiscopi Magdeburgensis›. Basel (Martin Flach) o. J. [um ] (GW M). – Als Anhang zu: Innozenz III.: ‹De contemptu mundi sive De vilitate conditionis humanae›. Köln (Drucker von Pseudo-Augustinus, De de) o. J. [um ] (GW M). – Als Anhang zu: Rodericus Zamorensis: ‹Speculum vitae humanae›. Besançon (Pierre Metlinger) . – Ferner in Exempelslg. des Jacobus de Gruitrode (‹Lavacrum conscientiae omnium sacerdotum›, des J. Herolt (‹Promptuarium exemplorum secundum ordinem alphabeti›), des Gottschalk Hollen (‹Praeceptorium divinae legis›), des Olivier Maillard (‹Sermones quadragesimales›), des Baptista Fulgosus (‹De dictis factisque memorabilibus›), des Tilmann Bredenbach (‹Collationum sacrarum libri VIII›), im ‹Speculum exemplorum› und im ‹Magnum speculum exemplorum› (hg. v. Johannes Maior). – . Dt. Verserzählung: München, BSB, Cgm , ra–ra (Perg., /, bair.-österr.); als Anhang einer Weltchronik-Kompilation aus der → Christherre-Chronik und der Weltchronik des → Jans von Wien. – Salzburg, Stiftsbibl. Nonnberg,
Udo von Magdeburg Cod. D (olim C ) ra–rb (Pap., , obd.). – . Dt./Ndl. Prosafassungen: a) Innerhalb der Kronijk van den clerc uten laghen landen bi der see (um , s. Ausg.). – b) Mndl.-ripuarische Fassung: Hss. und zwei Frühdrucke; s. Palmer (s. Lit.) S. f. – c) Bair. Fassung: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., , aus Tegernsee). – Prag, Nationalbibl., Cod. XVI.E. (Pap., . Jh.). Jeweils innerhalb der Marienmirakelslg. ‹Der Magnet unserer lieben Frau›. – d) Südbair. Übers. v. Heinrich → Haller: Innsbruck, U und LB, Cod. , va–va (Pap., letztes Drittel . Jh. [nach ]). – e) Mittelbair. Fassung (Fragm.): München, BSB, Cgm , v (Pap., Mitte . Jh.). – f) Mhd. (nürnbergische ?) Fassung: Nürnberg, StB, Cod. Cent. VIo, r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., nürnbergisch). Die Legende ist ein Nachtrag auf leergebliebenen Blättern einer Lage, der im Nürnberger Katharinenkloster geschrieben wurde. – g) Mndl. Fassung: Gent, UB, Hs. (olim ) r–r (Pap. und Perg., ); innerhalb der Marienmirakelslg. Den bogaert der glorioser maghet marien. – h) Mndl. Fassung: Maastricht, Canisianum, Hs. (vormals Den Haag, Aloysiuscollege, Hs. ; davor Katwijk, Gymnasium Sancti Willibrordi, Hs. ) rv (Perg. und Pap., ; sog. «Katwijk’sche Hs.», verbrannt). A: . Lat. Exempel: a) Bischof Udos Höllenfahrt: Öhgren (s. Lit.) S. f., (Londoner Hss.). – b) Legende von Erzbischof U. v. M.: Schönbach (s. Lit.) S. – (nach dem ‹Speculum exemplorum›). – Joseph Klapper: Erzählungen des MA in dt. Übers. und lat. Urtext (Wort und Brauch ). Breslau , S. –. – Öhgren (s. Lit.) S. – (nach dem ‹Magnum speculum exemplorum›). – . Dt. Verserzählung: Karl Helm: Die Legende vom Erzbischof U. v. M. In: Neue Heidelberger Jbb. () S. –. – Helmut de Boor: MA. Texte und Zeugnisse. Tl.-Bd. (Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse ,). Berlin (Nachdr. München ) S. –. – . Dt./Ndl. Prosafassungen: a) Kronijk van Holland van een ongenoemden gesteelijke (Gemeenlijk geheeten kronijk van den clerc uten laghen landen bi der see) (Nieuwe reeks ). Hg. v. der Historisch Genootschap gevestigd te Utrecht. Utrecht , S. –. – d) Schönbach (s. Lit.) S. –. – g) C[ornelis] G[errit] N[icolaas] de Vooys: Middelnederlandse Marialegenden. Bd. . Leiden , S. –. – h) De Vooys (s. o.) Bd. . Leiden , S. –. L: Nigel F. Palmer, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / ()
. Hälfte . Jh. S. –, . – F[idel] Rädle, LexMA () Sp. . – Werner Williams-Krapp/Red., Killy () S. f. – Heinrich Rathmann: Gesch. der Stadt Magdeburg von ihrer ersten Entstehung an bis auf gegenwärtige Zeiten. Bd. . Magdeburg , S. . – Georg Sello: Dom-Altertümer. In: Geschichtsbll. für Stadt und Land Magdeburg () S. –, hier S. f. – BHL (); Suppl.-Bd. (), jeweils Nr. . – Anton E. Schönbach: Stud. zur Erzählungslit. des MA. Tl. : Die Legende vom Erzbischof U. v. M. (Sb. der Akad. der Wiss. in Wien. Phil.-Hist. Cl. /). Wien (Nachdr. Hildesheim/New York ); Nachtr. in: ebd. /. Wien , S. – und in: ebd. /. Wien , S. –. – Victor Scholderer: The Legend of Archibishop U. In: The Library NS () S. –. – C. G. N. de Vooys: Middelnederlandse legenden en exempelen. Bijdrage tot de kennis van de prozalitteratuur en het volksgeloof der Middeleeuwen. Groningen/Den Haag (Nachdr. Groningen ) S. –. – Edvin Öhgren: Die U.-Legende. Ihre Quellen und Verbreitung mit besonderer Berücksichtigung ihrer Übersetzung ins RussischKirchenslavische (Publications de l’Institut slave d’Upsal ). Uppsala . – Urs Herzog: Jakob Gretsers U. v. M. . Edition und Monographie (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker NF ). Berlin . – Jörg Hennig: Chronologie der Werke Heinrichs von Mügeln (Hamburger philol. Stud. ). Hamburg , S. –. – N. F. Palmer: ‹Visio Tnugdali›. The German and Dutch Translations and their Circulation in the Later Middle Ages (MTU ). München , S. –. – F. Rädle: ‹De Udone quoddam horribile›. Zur Herkunft eines ma. Erzählstoffes. In: Tradition und Wertung. FS Franz Brunhölzl. Hg. v. Günter Bernt u. a. Sigmaringen , S. –. – Susanne Lang: Die ma. Bibl. des Bendiktiner-Frauenstifts Nonnberg. Unters. zur hist. Entwicklung, Zusammensetzung und thematischen Gewichtung des Bestandes bis . Diss. Salzburg , Reg. – Christoph Gerhardt: Individualgericht und das Ende der Gesch. Die Exempelerzählung ‹U. v. M.› als Abschluss des cgm . In: ‹Wer ist weise? Der gute Lehr von jedem annimmt›. FS Michael Albrecht. Hg. v. Heinrich P. Delfosse/Hamid R. Youse . Nordhausen , S. –. – Jonathan P. Green: Marginalien und Leserforschung. Zur Rezeption der ‹Schedelschen Weltchron.›. In: Arch. für Gesch. des Buchwesens () S. –, hier S. f. VZ
. Hälfte . Jh. Das zwölfjährige Mönchlein. – Legendarische Reimpaarerzählung, zweite Hälfte . Jh. Die Weihnachtslegende ( Verse), die vermutlich im alemannischen Sprachraum verfasst wurde, wird zwar erst von Handschriften des . und . Jh. anonym überliefert, dürfte aber noch im . Jh. entstanden sein. Thema ist das Wunder der Gottesbegegnung. Dieses wiederfährt einem Mönchskind, das sechsjährig dem Kloster übergeben worden ist. Nachdem es, mittlerweile zwölf Jahre alt, in der Adventszeit die Weihnachtsgeschichte gehört hat, wünscht es sich nichts sehnlicher, als das Christuskind persönlich anzuschauen. Durch Gebete, Fasten und festliches Herrichten seiner Zelle bereitet der Knabe sich auf das Kommen des Christuskindes vor, das in der «geburtlichen nacht» auch tatsächlich erscheint. In der Zelle spielen Christus und Mönchskind mit einem roten Apfel, den der Gottessohn mitgebracht hat. Anschließend wohnen beide gemeinsam der Messe bei, während der das Jesuskind sich im Ärmel des Mönchleins versteckt. Der dadurch beim Chorgesang abgelenkte und unaufmerksame Knabe wird vom Abt geohrfeigt und das Christkind entweicht aus dem Ärmel. Der Abt ist, nachdem er die Hintergründe erfahren hat, zutiefst beschämt und entlässt das Mönchlein in seine Zelle, wo das Jesuskind es bereits erwartet. Es verkündet dem Knaben, dass beide gemeinsam noch am selben Tage in Freuden auffahren werden «in mines vatters rich». Die Geschichte vom Mönchskind wird üssig und ansprechend erzählt, wobei der Autor auf rhetorische Auschmückung weitgehend verzichtet. Eine Schulung des Anonymus an → Konrad von Würzburg (De Boor/Newald / [] S. ) wird von Ruh angezweifelt (VL [] Sp. ). Die Quelle der naiven Legendenerzählung, in der ein Knabe durch den frühen seligen Tod vor den Anfechtungen der Welt gerettet wird, ist nicht bekannt. Das Motiv des mit dem Apfel spielenden Christuskindes begegnet aber auch in der Legende des → Hermann Josef von Steinfeld. Der Apfel ist in diesem Kontext zunächst Sinnbild der Erde und in der Hand Christi natürlich auch der Erlösung von der Erbsünde. Stoffliche Verwandschaft zur Mönchlein-Legende zeigen außerdem ein lat. und ein dt. Prosaexempel (ohne Apfelmotiv): De Christi natiuitate (hg. v. Joseph Klapper: Erzählungen des MA in dt. Übers. und lat. Urtext [Volkskundliche Arbeiten ] Breslau , S.
Das zwölfjährige Mönchlein und [Nr. ]) und Das Jesuskind (hg. v. Wolfgang Stammler: Spätlese des MA. Bd. : Religiöses Schrifttum [TspMA ]. Berlin , S. f. [Nr. ]). Ü: Frankfurt/M., UB, Ms. Barth. , v–r (Pap., erstes Drittel . Jh., rheinfränkisch) (F). – Schaffhausen, StB, Cod. Gen. , r–r (Pap., zweites Viertel . Jh., alemannisch) (S). Vgl. zu den Hss.: Gerhardt Powitz/ Herbert Buck: Die Hss. des Bartholomaeusstifts und des Karmeliterklosters in Frankfurt/M. (Kat. der St- und UB Frankfurt/M. /). Frankfurt/M. , S. –. – Rudolf Gamper, unter Mitwirkung v. Susan Marti: Kat. der ma. Hss. der StB Schaffhausen [...]. Dietikon-Zürich , S. f. A: [Johann H. Maurer-von Constant]: D. z. M., ein Gedicht des vierzehnten Jh. zum ersten Male hg. und mit einer Übertragung in’s Neudt. begleitet. Schaffhausen . – Theodor Kirchhofer: Die Legende vom zwölfjährigen Mönchlein. Schaffhausen (beide nach S). – Helmut de Boor: MA. Texte und Zeugnisse. Teilbd. (Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse /). Berlin (Nachdr. München ) S. –. L: Ehrismann // () S. . – De Boor/Newald / () S. f. – Kurt Ruh, VL () Sp. –; () Sp. . – Samuel Singer: Die ma. Lit. der dt. Schweiz (Die Schweiz im dt. Geistesleben /). Frauenfeld , S. , . – Emil Ermatinger: Dichtung und Geistesleben der dt. Schweiz. München , S. f. – K. Ruh: Von Büchern im MA. In: Schaffhäuser Beitr. zur Gesch. () S. –, hier S. . – André Schnyder: Des ‹Mönches Not› mit Michel Foucault neu gelesen. In: Wirkendes Wort () S. –, hier S. f., (Anm.). VZ Probra mulierum (Die Dienstmagd). – Schwankhafte Dichtung, lat. und nd., . Jh. Acht Sammelhandschriften des . und . Jh. überliefern ein lat. Gedicht, das in seiner vollständigen Fassung aus Versen in elegischen Distichen besteht. Die lat. Version scheint Ausgangspunkt für zwei nd. Texte gewesen zu sein, die nur fragmentarisch erhalten sind, doch inhaltlich mit der lat. Dichtung nahezu vollständig übereinstimmen. Berücksichtigt man, dass im späten . Jh. schon drei lat. Fassungen in unterschiedlichen Lesarten existierten (vgl. Endermann), könnte die nd. Bearbeitung auch in dieser Zeit oder wenig später ent
Der Junker und der treue Heinrich standen sein (Rooth datiert das Fragment U in die zweite Hälfte des . Jh., s. Ausg.). Im Mittelpunkt der Erzählung steht der eskalierende Streit zwischen einer Magd und ihrer Herrin, die ihre Bedienstete ohne Lohn entlassen möchte. Beide Parteien überbieten sich mit Vorwürfen (Unzucht, Ehebruch, Diebstahl etc.), bis der Zwist in eine Prügelei mündet, die nur durch den heimkehrenden Herrn beendet werden kann. Figurenkonstellation, Komik und Motive erinnern an Märendichtungen wie Das → schlaue Gretlein oder → Frau und Magd – direkte Abhängigkeiten gibt es vermutlich keine. Immer wieder werden in der Dichtung frauenfeindliche Kommentare geäußert. Um moralisches Verfehlen zu entlarven, arbeitet der Verfasser gelegentlich mit Zitaten, u. a. aus dem Speculum stultorum von Nigellus de Longchamp und den → Carmina Burana. Ü: Lat. Fassung: Berlin, SBB, Cod. lat. oct. , r–r (Perg.) (B). – Heidelberg, UB, Cod. Sal. VIII b, r–r (zwischen und [Datierung auf Bl. v und r]) (H). – Halle/Saale, ULB, Cod. Stolb.-Wernig. Za , r–v (Pap., ; Entstehungsort: Thorun (Toru´n); Fragm., V. –, –) (G). – Kopenhagen, Kgl. Bibl., Hs. Gl. kgl. Slg. , r–r ( bzw. ; u. d. T. Rixe mulierum) (K). – München, BSB, Clm , v–v (Pap., / ) (M). – Ebd., Clm , r–r (Pap., spätes . Jh.; Fragm., V. –) (M). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Q , . Tl. (zweite Hälfte . Jh.; Fragm., V. –) (A). – Wien, ÖNB, Cod. Lat. °, r–r (Pap., drittes Jahrzehnt des . Jh. bis ) (W). – Nd. Fassung: Danzig/Gdan’sk, Bibl. der Polnischen Akad. der Wiss., Ms. , Fasz. , Bl. – (Perg., . Jh., mnd.; Fragm., [lat. V. –]) (D). – Uppsala, UB, Fragm. germ. (Perg., zweite Hälfte . Jh., südniedersächsisch; [lat. V. –]) (U). A: Lat. Fassung: Franz Josef Mone: P. m. (Weiberzank). In: Anz. für Kunde des dt. MA () S. –. – Anton Blaschka: D. D. Ein realistisches Fragm. in einer Hs. des . Jh. In: Wiss. Zs. der Martin-Luther-Univ. HalleWittenberg. Gesellschafts- und sprachwiss. Reihe () – (nach G). – Ders.: D. D. II. Teil: Kopenhagener Hs. und nd. Bruchstücke. In: ebd. () S. –, hier S. – (nach K). – Heike Endermann: Die Märendichtung ‹P. m.›. Unters. und krit. Edition. In: Mlat. Jb. () S. –, hier S. – (aus B, W und A). – Nd.
. Hälfte . Jh. Fassung: Arno Schmidt: Danziger Bruchstück eines mnd. Schwankes. In: Korrespondenzbl. des Ver. für Nd. Sprachforschung () S. – (nach D; Handlungsverlauf nicht nach lat. Quelle). – Erik Rooth: Wortwechsel zwischen einer Frau und ihrer Magd. In: ebd. () S. – (nach U). – Conrad Borchling: Zu den Danziger Bruchstücken eines mnd. Streitgedichts zwischen Frau und Magd. In: NdJb / (/) S. – (nach D; Handlungsverlauf nicht nach lat. Quelle). L: Volker Mertens VL () Sp. –. – Jan Prelog, LexMA () Sp. f. – Anton Blaschka: ‹D. D.› als Frauenschelte. In: Mlat. Jb. () S. –. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen (vgl. dazu Rez. v. Hartmut Beckers. In: Annalen des Hist. Ver. für den Niederrhein, insbesondere das Alte Erzbistum Köln [] S. –). – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Endermann (s. Ausg.) S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. (Anm. ), (Anm. ). FA Der Junker und der treue Heinrich («Eyn history von einem edelman und sinem knechte Heinrich», «Heinrichs buoche»). – Reimpaarerzählung, . Jh. (?). D. J. u. d. t. H. wird der späthö schen Dichtung zugeordnet und entstand wahrscheinlich im . Jh. im mittelfränkischen Raum. Der Text ist in zwei Handschriften H und D in Fassungen mit (H) und (D) Versen überliefert. Jede Fassung beruhte auf einer eigenen Vorlage, beide Vorlagen wiederum auf einer älteren mittelfränkischen Fassung, die möglicherweise auf eine Prosaversion der Erzählung zurückging. Inhaltlich wird D. J. u. d. t. H. von den im Titel genannten zwei Protagonisten bestimmt. Heinrich ist Diener des Junkers, der nach dem Tod seiner Geliebten zunächst eine Zeit der Trauer absolviert. Bald nimmt er jedoch wieder an Turnieren teil, deren Aufwand ihn zunehmend in die Verarmung treibt. Um standesgemäß an einem Turnier auf Zypern teilnehmen zu können, bei dem eine Königstochter zu gewinnen ist, verkauft der Junker seine Güter und reist mit Heinrich zu der Insel. W¨ahrend
. Hälfte . Jh. der Reise leistet er einem anderen Adligen großzügige Hilfe, weshalb er bei seiner Ankunft auf Zypern nur noch zwei Pferde besitzt. Der sparsame Heinrich erweist sich allerdings als geschickter Beschaffer neuer Mittel. Vor dem Turnier erlangt der Junker einen Zauberstein, durch den er sich in einen Vogel verwandelt und die Tochter des zypriotischen Königs betört. Inkognito nimmt der Junker dann unter Phantasiewappen am Turnier teil, gewinnt drei Kämpfe und erhält als Sieger die Königstochter zur Frau. Außerdem zahlt der König die Schulden des Junkers an dessen Gläubiger. Fassungen H und D weisen die gleiche Grundhandlung auf, doch gewinnt D durch detailiertere Schilderungen an Länge. Insgesamt wird der Text aufgrund seines Umfangs zwischen Märe und Roman angesiedelt. Ausführlich werden etwa die Ereignisse der Reise nach Zypern geschildert. Märchenartig gestaltet ist die Nebenhandlung um den Zauberstein. Hinzu kommen burleske Elemente, etwa wenn der Junker unter einem HühnernestWappen kämpft oder Heinrich seinem Herrn einfallsreich neue Mittel besorgt. Die Tradition der hö schen Literatur zeigt sich im Text u. a. in Anspielungen auf Alexander und Artus sowie in den an Minnereden erinnernden Dialogen zwischen dem Junker und der Königstochter. Allerdings wird das hö sche Rittertum hier stark unter materiellen, die Minne unter körperlichen Aspekten erfasst. Die ritterliche Freigiebigkeit des Junker führt zu wirtschaftlichen Notlagen, die der bürgerlich-sparsame Heinrich weitaus besser zu meistern versteht als sein Herr. Die Minne wird vom Junker bereits vor dem Turniersieg erlangt, der traditionell ja die eigentliche ritterliche Bewährung darstellt. In Sprache und Stil weist D. J. u. d. t. H. hö sche Spuren auf, zugleich aber eine große Schlichtheit der Formulierungen und Reime. Die Forschung hat den Text deswegen in die Nähe des → Karlmeinet gerückt. Ü: H: Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., /, südrheinfränkisch). – D: Dillingen, Studienbibl., Cod. XV , ra–va (Pap., , niederalemannisch). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. LXIV). – D. J. u. d. t. H. Ein Rittermärchen. Hg. v. Karl Kinzel. Berlin . – Heinrichs Buch oder D. J. u. d. t.
Kistener H. Ein Rittermärchen. Nach einer Dillinger Hs. Hg. v. Sebastian Englert. Dillingen . – Variable Verschriftlichung eines Märe. Ein history von eim edelman vnd sinem knechte Heinrich. Hg. v. Werner Schröder. Stuttgart . L: Ehrismann // () S. . – Walter J. Schröder, VL () Sp. f.; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f., . – Elisabeth Wunderle/Red., Killy () S. . – Albert Leitzmann: Zu von der Hagens Gesammtabenteuer. In: PBB () S. –, hier S. –. – Stephen L. Wailes: An Analysis of ‹Des wirtes Maere›. In: Monatshefte für dt. Unterricht, dt. Sprache und Lit. () S. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stilund Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. Anm. , S. Anm. . – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –. – Schröder (s. Ausg.). MM Kistener, Kunz. – Verfasser einer Verserzählung, . Jh. Der und in Straßburg urkundlich belegte «C˚untze Kistener», der zu den Geschworenen seiner Zunft («winrüffer», «winmesser») gehörte, ist vermutlich der Verfasser der Verslegende Die Jakobsbrüder, in der er sich dreimal selbst nennt (V. , und ). Die von der «trüwe» (V. , –) handelnde Verserzählung verbindet die in vielen europäischen Sprachen erzählte Freundschaftsgeschichte von → Amicus und Amelius (Bd. , Sp. –; vgl. u. a. Engelhardt von → Konrad von Würzburg) und eine Wundergeschichte um den hl. Jakob. Der Sohn eines bayerischen Grafen stirbt auf einer Wallfahrt nach Santiago de Compostela, wird aber von einem jungen schwäbischen Adligen (aus Haigerloch), mit dem er sich unterwegs befreundet hat, zum Grab des hl. Jakob mitgenommen, wo er durch ein Wunder des Heiligen wieder zum Leben erweckt wird. Im zweiten Teil der Erzählung, der in der Heimat angesiedelt ist, opfert der junge Bayer seinen neugeborenen Sohn, um mit dessen Blut seinen vom Aussatz befallenen Freund zu heilen. Ein zweites Wunder lässt das Kind wieder leben.
Elsässischer Anonymus Den Rückzug aller aus der Welt (Moniage) bildet den Schluss der Erzählung. Die von K. erwähnte (lat.?) Quelle (V. ) ist unbekannt. Das Werk wurde noch ein Jahrhundert nach seiner Entstehung rezipiert. Aus dem . Jh. stammen zwei Prosaau ösungen; um entstand eine Versbearbeitung durch Pamphilus Gengenbach. Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, v–r (Pap., aus Straßburg, erste Hälfte . Jh.; einzige vollst. Hs.) (A). – Frankfurt/M., UB, Ms. germ. oct. , Doppelbl. (Pap., um , rheinfränkisch; Fragm., Verse) (B). – Versbearbeitung, gedruckt bei Pamphilus Gengenbach, Basel ca. (Berlin, Wolfenbüttel) (C). – Prosaau ösungen: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., niederalemannisch [Straßburg?]) (P). – Berlin, SBB, mgq (Hs. der Elsässischen Legenda aurea), r–r (Pap., aus Straßburg, Mitte . Jh., oberrheinisch). A: Karl Euling (Hg.): Die Jakobsbrüder von K. K. (Germanistische Abh. ). Breslau . – Karl Goedeke (Hg.): Pamphilus Gengenbach. Hannover (Nachdr. Amsterdam ) S. –. – Wülcker (s. Lit.) S. – (Fragm. B). – Franz Pfeiffer: Altdt. Uebungsbuch zum Gebrauch an Hochschulen. Wien , S. – (Prosafassung der Straßburger Hs.). L: Ehrismann // () S. f. – K[arl] Bartsch, ADB () S. . – Ulrich Müller, NDB () S. . – Ingo Reiffenstein, VL () Sp. –; () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Sabine Schmolinsky, Killy () S. . – Richard Wülcker: Zu K. K. In: Germania () S. –. – Albert Leitzmann: Bemerkungen zu K.s ‹Jakobsbrüdern›. In: ZfdPh () S. –, –. – Karl Helm: Zu Überl. und Text von K. K.s ‹Jakobsbrüdern›. In: PBB () S. –. – I. Reiffenstein: Zur Prosaau ösung von K. K.s Jakobsbrüdern. In: Strukturen und Interpretationen. Stud. zur dt. Philologie. FS Blanka Horacek. Hg. v. Alfred Ebenbauer u. a. (Philologica Germanica ). Wien/Stuttgart , –. – Edith Feistner: Die Freundschaftserzählungen vom Typ ‹Amicus und Amelius›. In: FS Herbert Kolb. Hg. v. Klaus Matzel und Hans-Gert Roloff unter Mitarbeit v. Barbara Haupt und Hilkert Weddige. Bern u. a. , –. – Bernhard Graf: Obd. Jakobsliteratur. Eine Studie über den Jakobskult in Bayern,
. Hälfte . Jh. Österreich und Südtirol (Kulturgeschichtliche Forschungen ). München , S. –. – Werner Williams-Krapp: ‹Di grôsten zeichen di kein heilige getun mac di tut dirre heilige›. Zu den dt. Jakobslegenden. In: Der Jakobuskult in Süddeutschland. Kultgesch. in regionaler und europäischer Perspektive. Hg. v. Klaus Herbers/Dieter R. Bauer (Jakobus-Stud. ). Tübingen , –. – Vincente Almazán: Die elsässische Jakobslit. des MA. In: ebd., –. BJ Elsässischer Anonymus. – Dichter aus dem Elsass, . Jh. Drei bîspelartige Dichtungen in einer Kleinepiksammlung werden üblicherweise von der Forschung einem unbekannten elsässischen Verfasser zugewiesen: I. Der Streit um Eppes Axt, II. Der gestohlene Schinken, III. Hatto der Mäher. Da aber zudem die Frage offen ist, wer der Autor der restlichen Dichtungen in der Sammlung ist, bleibt die bisherige Zuweisung und Datierung ebenso unsicher; sprachlich, stilistisch und formal bilden sie eine eng verbundene Gruppe. Die drei im bäuerlichen Umfeld angesiedelten Texte weisen Ähnlichkeiten in Figurenkonstellation und Handlungsrahmen auf. Bei I. rangeln sich zwei Bauern um die Axt des Eppe, der wenig später wiederkommt und unter dem Gelächter der Leute die Axt mitnimmt. In II. rät dem Bauern sein Gevatter, dass er seinen Schinken verstecken möge, weil sonst das Dorfoberhaupt denken könne, der Bauer sei reich geworden. Nachts stiehlt der Gevatter den versteckten Schinken. III. erzählt vom unschuldigen Hatto, der als einziger seinen Lohn für das Mähen erhält, weil er der Ehrliche unter seinen Kollegen ist. In allen drei Texten wird Unehrlichkeit angeprangert. Ü: I: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), ra–vb (Pap., um , alemannisch). – Dresden, LB, Mscr. M , r–v (Pap., –). – II: Heidelberg, UB, Cpg , va–ra (Pap., –, schwäbisch, bisweilen bair. und mitteldt. Formen). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , vb–vb. – Dresden, LB, Mscr. M , r–r. – III: Dresden, LB, Mscr. M , v–v. A: I: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt
. Hälfte . Jh. ), S. – (Nr. ). – II: Ebd., S. – (Nr. ). – III: Unediert. L: Arend Mihm, VL () Sp. f. – Heinrich Niewöhner: Der Inhalt von Laßbergs Liedersaal-Hs. In: PBB (Halle) () S. –, hier S. –. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. , . – Klaus Arnold: ‹Oberrheinischer Revolutionär› oder ‹E. A.›? Zur Frage nach dem Verfasser einer Reformschrift vom Vorabend des dt. Bauernkriegs. In: AfK () S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., , , , . – Klaus Grubmüller: Meister Esopus: Unters. zu Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. , Anm. . FA Elsässisches Trojabuch (Buch von Troja I). – Anonyme Prosaerzählung, zweite Hälfte . Jh. Wie das später entstandene und umfangreichere → Bairisch-österreichische Buch von Troja ist das E. T. in seinem ersten Teil eine Prosaisierung des Trojanerkriegs → Konrads von Würzburg (Kap. –). Der zweite Teil (Kap. –) bietet Geschehnisse, die bei Konrad nicht mehr repräsentiert sind, und ist primär Nacherzählung des lat. Prosawerks Historia destructionis Troiae des Guido de Columnis (vollendet ). Guido selbst hat den Roman de Troie des Benoît de Sainte-Maure (um ) herangezogen, und Benoîts Werk wiederum beruht auf zwei ktiven Augenzeugenberichten: den Ephemeris belli Troiani des Ps.-Dictys Cretensis und den Acta diurna belli Troiani des Dares Phrygius. Die Überlieferung des E. T. legt dessen Entstehung im südwestdt. Raum nahe. Da das E. T. vom Straßburger Historiographen Jakob → Twinger von Königshofen für dessen Chronik benutzt wurde, ist der Terminus ante quem . Das Hauptkennzeichnen des E. T. ist die gegenüber den Quellen stark abbrevierende Erzählweise. Diese beschränkt sich auf die Vorgänge, die für den eigentlichen Handlungsablauf zwingend notwendig sind, und rückt so die historische Faktizität der Erzählung in den Mittelpunkt. Dem Desinteresse an narrativer Ausgestaltung fallen sowohl Konrads Virtosität, seine Re exionen und Exkurse
Elsässisches Trojabuch als auch Guidos Weitschwei gkeit zum Opfer. Wo der Bearbeiter aber Konrad eng folgt, tut er dies teilweise im identischen Wortlaut, stellenweise sind sogar die Reimpaare übernommen. Ähnlich verfährt er auch mit denjenigen Guido-Abschnitten, die er für wesentlich erachtet: Die dt. Übersetzung solcher Passagen fällt ausführlicher als der Rest aus. Der Konrad-Text des ersten Teils ist gelegentlich mit Passagen aus Guidos Historia interpoliert. Dafür lässt der Anonymus im zweiten Teil einige Guido-Episoden aus, vermutlich weil diese sich mit Darstellungen Konrads nicht zufriedenstellend synchronisieren ließen. Mitunter wird im zweiten Teil auch direkt auf Dares Phrygius zurückgegriffen. Die üssige Übersetzung aus dem Lat. im zweiten Teil lässt keine stilistischen Brüche zur Prosau ösung des ersten entstehen, so dass sich das E. T. als homogenes Werk präsentiert. Im SpätMA hat sich die Erzählung mit ihrem historiographischen Anspruch einiger Beliebtheit erfreut, wie neben der handschriftlichen Überlieferung auch die Drucke indizieren. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (/, oberrheinisch). – Nürnberg, Germ. Nationalmus., Hs. , Bll. (/, oberrheinsich [elsässisch?]). – Gießen, UB, Hs. , Bll. (, oberrheinisch [elsässisch?]). – Berlin, SBB, Mgf , Bll. (Anfang . Jh., elsässisch). – Ebd., Mgf , Bll. (Mitte . Jh., bair. mit schwäbischem Einschlag). – Ebd., Mgf , r–r (Tl. mit E. T.: Mitte . Jh., obd.). – Privatbesitz Grä . Familie zu Knyphausen (Lütetsburg) ohne Signatur (vormals Aurich, Staatsarch., Dep. IV Msc. IX,) r–r (, nordbair.). – München, BSB, Cgm , r–v (, ostschwäbisch). – Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , r–r (letztes Drittel . Jh., schwäbisch). – Ebd., Cod. HB V , ra–va (/, westschwäbisch). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. A , ra–rb (/, nordbair.). – München, BSB, Cgm , r–v (Tl. mit E. T.: , mittelbair.). – Stuttgart, LB, Cod. HB XIII , v–v (, bair.). – Berlin, SBB, Mgq (, mitteldt.). – Fragm.: Ebd., Mgq , Bll. (Mitte . Jh., oberrheinisch). D: Drei unterschiedliche, teils unstimmige Kompilationen mit der Guido-Übersetzung des Hans → Mair von Nördlingen (vgl. auch → Buch von Troja nach Guido de Columnis): Augsburger Drucke: Johann Bämler . – Anton Sorg und . – Ambrosius Keller um . – Johann
Johan ûz dem Virgiere Schönsperger . – Strassburger Drucke: Martin Schott . – Bartholomäus Kistler . – Johann Knoblouch (?) nach (GW – und GW Sp.a). A: Christoph Witzel: Das E. T. (‹Buch von Troja I›). Krit. Ausg. (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden . L: Karin Schneider, VL () Sp. ; () Sp. . – Heribert A. Hilgers/Heinz Thoelen, Killy () S. –, bes. S. f. – Emil Thiede: Stud. über ‹daz buoch von Troja›. Diss. Greifswald . – K. Schneider: Der ‹Trojanische Krieg› im späten MA. Dt. Trojaromane des . Jh. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Klemens Alfen/Petra Fochler/ Elisabeth Lienert: Dt. Trojatexte des . bis . Jh. Repertorium. In: Die dt. Trojalit. des MA und der Frühen Neuzeit. Materialien und Unters. Hg. v. Horst Brunner (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. –. – K. Alfen/P. Fochler/E. Lienert: Entstehungssituation und Publikum der dt. Trojalit. des . bis . Jh. In: Wissenslit. im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. H. Brunner/Norbert Richard Wolf (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – Witzel (s. Ausg.). – E. Lienert: Dt. Antikenromane des MA (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. – Barbara Nitsche: Konzeptionen mehrfacher Autorschaft in altfranzösischen und mhd. illuminierten Trojaroman-Hss. In: Autorbilder. Zur Medialität literarischer Kommunikation in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Gerald Kapfhammer u. a. (Tholos. Kunsthist. Stud. ). Münster , S. –, hier S. – mit Abb. –. – Olaf Schneider: Das Gießener Troja-Buch – der zerlesene Bestseller. In: Uniforum. Zeitung der Justus-LiebigUniv. Gießen () S. . – Martin Zimmermann: Technische Meisterkonstruktionen – dämonisches Zauberwerk. Der Automat in der mhd. Lit. Eine Unters. zur Darstellung und Funktion von Automatenschilderungen in Erzähltexten des . bis . Jh. unter Berücksichtigung des kulturgeschichtlichen Hintergrundes (Studium litterarum ). Berlin , S. –. VZ Johan ûz dem Virgiere (Johann aus dem Baumgarten). – Versroman, zweite Hälfte . Jh/erste Hälfte . Jh. Der rund Verse umfassende Roman erzählt die Jugendjahre des Titelhelden Johann. Dieser wird als unehelicher Sohn des Grafen Ruprecht
. Hälfte . Jh. von Artois und der Schwester des französischen Königs geboren. Als Säugling ausgesetzt, wird Johann vom römischen Kaiser Sigemunt in dessen Baumgarten gefunden. Johann wächst mit Sigemunts leiblicher Tochter Clarisse zusammen auf, die im gleichen Alter ist wie er selbst. Als Jugendlicher erfährt Johann von seiner Geburt als Findelkind. Er schmiedet Pläne, so bald wie möglich seine Eltern zu suchen und sich als Ritter zu bewähren. Tatsächlich erhält Johann bald Gelegenheit zur Bewährung, als Sigemunt von einem heidnischen Herrscher bedroht wird. Der Kaiser verspricht jenem Ritter Clarisses Hand, der den Kampf mit dem Heiden aufnimmt. Johann lässt sich zum Ritter schlagen und besiegt den feindlichen Herrscher. Allerdings wird Johann die ihm zustehende Belohnung von Sigemunt vorenthalten. Johann ieht vom Hof, nachdem er mit Clarisse ein Kind gezeugt hat. Nach jahrelangen Fahrten begegnet Johann seinem Vater Ruprecht, den er zunächst nicht erkennt. Vater und Sohn stehen sich als Gegner im Kampf gegenüber, versöhnen sich dann aber. Johann erfährt die Identität seiner Eltern und tritt in französische Dienste. Er bewährt sich als Kämpfer, initiiert die Heirat seiner Eltern und wird französischer König. Als nun standesgemäßer Adeliger darf Johann auch Clarisse heiraten und die Kaiserkrone annehmen. Wie zu Beginn des Romans angegeben wird, beruhte das Werk auf einer ämischen Vorlage. Diese ist verloren, doch wird ihre Existenz von der Forschung allgemein anerkannt. Die Entstehung der Vorlage wird auf frühestens um datiert. Die Forschung hat auch vermutet, die Vorlage könnte ursprünglich von einem französischen Roman wie Richars li biaus angeregt worden sein. Die dt. Bearbeitung von J. û. d. V. wird heute auf die zweite Hälfte des . Jh. oder die erste Hälfte des . Jh. datiert, die einzige Handschrift auf die Mitte des . Jh. Der dt. Bearbeiter ist manchmal als fahrender Berufsdichter südrheinfränkischer Herkunft identi ziert worden, was jedoch nicht sicher zu belegen ist. Aufgrund des Fehlens der Vorlage ist auch sein Eigenanteil an der Bearbeitung kaum zu bestimmen. Insgesamt besteht das zu den sog. «enfance»-Romanen gezählte Werk vor allem aus populären Motiven und Schemata der ma. Literatur. Die Forschung hat auch stilistische Verknüpfungen zur sog. Spielmannsepik herausgearbeitet. Die Rezeption des Romans war gering. Wahrscheinlich vor entstand eine ndl. Prosafassung,
. Hälfte . Jh. die als Joncker Jan wt den vergiere um gedruckt wurde. Die ämische Vorlage wirkte in der zweiten Hälfte des . Jh. auf das Drama Esmoreit. Ü: Berlin, SBB, mgq (früher Cheltenham, Bibl. Phillippica, cod. ), Bll. (Pap., Mitte . Jh., mitteldt.). A: Robert Priebsch: Dt. Hss. in England . Erlangen , S. – (Teilausg.). – J. u. d. v. Eine spätmhd. Ritterdichtung nach ämischer Quelle, nebst dem Faksimileabdruck des ämischen Volksbuches ‹Joncker Jan wt den vergiere›. Hg. v. dems. Heidelberg . – Manfred Günter Scholz: ‹Johann aus dem Baumgarten› und ‹Joncker Jan wt den vergiere›. In: Positionen des Romans im späten MA. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger. Tübingen , S. – (mit Transkription von ‹Joncker Jan wt den vergiere›. Vgl. dazu: Ludwig Wolff, AfdA [] S. –). L: Hartmut Beckers, VL () Sp. –; VL () Sp. . – De Boor/ Newald / () S. ; / () S. . – Uta Goerlitz, Killy () S. f. – Priebsch (s. Ausg.). – Edward Schröder: Der Text des ‹J. u. d. v.›. In: ZfdA () S. –. – Anthony van der Lee: Zum literarischen Motiv der Vatersuche. Amsterdam , S. –. – Scholz (s. Ausg.). – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , . MM Der Minne Born. – Personi kationsdichtung mit systematischer Minnelehre, früheste Überlieferung zweite Hälfte . Jh. Die Minnerede ist vollständig in der ripuarischen Berliner Liederhandschrift (Handschrift Be) überliefert, Exzerptüberlieferungen von Teilen des Beginns gibt es in der selben Hs. sowie in einer früheren Pergamenths. (Handschrift Be; mit besseren Lesarten). Der Sprecher berichtet von einer Begegnung mit vier Damen an einer Quelle, die sich als Frau Venus, Frau Hoffen, Frau Zweifel und Frau Beständigkeit vorstellen und die Quelle als der «mynnen born» (V. ) bezeichnen. Nacheinander belehren sie den Sprecher über ihren ‹Orden›, wobei dialektische Konzepte (Liebe-Leid; Hoffen und Zweifel) und Tugendlehre im Vordergrund stehen. Nach einer Vereidigungsszene lassen sie den Sprecher aus der Quelle trinken, warnen ihn aber davor, seinen
Der Minne Born ganzen Durst zu stillen. Voller Glück verlässt er die Quelle auf Rat der Frau «Huote». Als er nach einiger Zeit zurückkehrt, erfährt er von der Vergiftung der Quelle durch ein böses Tier. Er trinkt dennoch und muss daraufhin das Leid der Minne erleben, bis sich die Quelle wieder läutert. Der Sprecher schließt mit der Auslegung des bösen Tieres als ‹Klafferei›, einer kurzen Inhaltsangabe und einem moralischen Schlussappell. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , rb–vb ( Verse) (I) und ra–va ( Verse) (II) (Be). – Ebd., Ms. germ. quart. , ra–vb ( Verse) (Be). A: Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. , nach Be [II] mit Lesarten von Be [I] und Be). L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. f. – Martin Muschick, Killy () S. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Helmut Tervooren: Van der Masen tot op den Rijn. Berlin , S. f. JK Pfaffe und Ehebrecherin. – Schwankhaftes Märe, . Jh. (?). Die anonym überlieferte Dichtung, deren Verfasser sich in V. als «truhsæze» bezeichnet, umfasst in den drei Textzeugen – Verse. Ein Pfarrer klagt während des Gottesdienstes in der Kirche eine Frau des Ehebruchs an, fordert sie auf, Buße zu leisten, und droht ihr mit Exkommunikation. Da die Suche nach einem Fürsprecher erfolglos bleibt (V. –), wird es der Frau – entgegen üblicher Praxis – gestattet, sich selbst zu verteidigen. So antwortet sie auf die Anschuldigung, «ir lat iuch minnen vremde man» (V. ), dass sie keine ‹fremden› Männer geliebt habe, sondern nur solche, die ihr vertraut waren. Mit Witz und Schlagfertigkeit bringt sie die Gemeinde zum Lachen, gewinnt diese für sich und entgeht so dem drohenden Schuldspruch. Der für die Einhaltung der Kirchengesetze Sorge tragende Pfarrer erweist sich als nicht klug genug und unterliegt dem rhetorischen Geschick der Frau. In seiner Fassung des Schwankgedichts, das er zum Bispel ausgestaltet (fast Verse; vgl. Schirmer , Sp. f.), erweitert Hans → Folz die drei Anklageversuche des Märes um vier weitere Vorwürfe. In der nicht mehr als Gerichtsverfahren gestalteten Szene erkennt die mit einem alten
Des Weingärtners Frau und der Pfaffe Mann verheiratete Frau, der sexuelle Befriedigung in der Ehe vorenthalten und damit ein sittlich einwandfreier Lebenswandel vorunmöglicht werden, die kirchlichen Gebote zwar an, bringt aber gegen die Vorwürfe (mit «pöss furwiczigkeyt») verschiedene Argumente vor, welche die Umstehenden zum Lachen bringen. Laut Epimythion (V. ff.) vermögen «vernunfft» und «gedechtnuss» (verkörpert durch Pfarrer und Ehemann) die dritte Seelenkraft, den Willen (hier: «pösen wiln»), als dessen Verkörperung die junge Frau gilt, «nit gancz regirn». Ü: Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (früher Cod. ..), va–vb (Pap., [vgl. Bl. vb], bair.-österr.). – Karlsruhe, LB, Cod. K , rb–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., mit Ausnahme von Bl. geschrieben von Johannes Götschl in Innsbruck [Bl. vb], [Bl. vb], bair.österr.). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. f. (zit.). – Ute Schwab (Hg.): Der Endkrist des Friedrich von Saarburg und die andern Inedita des Cod. Vind. (Quaderni della sezione Germanica degli annali ). Neapel . – Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. f. L: Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. –. – Ders.: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f., f. – Fritz Langensiepen: Tradition und Vermittlung. Literaturgeschichtliche und didaktische Unters. zu Hans Folz (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext
. Hälfte . Jh. von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , f., f., . – Udo Friedrich: Spielräume rhetorischer Gestaltung in Kurzerzählungen. In: Geltung der Lit. Formen ihrer Autorisierung und Legitimierung im MA. Hg. v. Beate Kellner u. a. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –, hier S. f. – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. – und Reg. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f. und Reg. BJ Des Weingärtners Frau und der Pfaffe. – Reimpaarerzählung, zweite Hälfte . Jh. Die Reimpaarerzählung in Versen entstand wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des . Jh. und ist in zwei obd. Handschriften des . Jh. überliefert. Im Mittelpunkt des Texts stehen ein Winzer, dessen Ehefrau und ein Priester. W¨ahrend der Winzer im Weinberg mühsam seiner Arbeit nachgeht, empfängt seine Frau den Priester zu einem Schäferstündchen. Über ihrem leidenschaftlichen Geschlechtsverkehr vergisst sie jedoch, ihrem Mann das Essen zu bringen. Der Winzer wartet zunächst auf seine Frau und kehrt dann wütend zu seinem Haus zurück, um die Ehefrau zurechtzuweisen. Pfarrer und Frau entgehen knapp der Entdeckung durch den Winzer, indem sie ihm eine Beichte vorspielen: Die schwitzende Ehefrau täuscht eine schwere Erkrankung vor und lässt sich vom Priester die Absolution erteilen. Anschließend tröstet der Priester den Winzer unter Verweis auf christliche Tugenden. Der Winzer dankt ihm für die Hilfe und bereitet sich selbst das Essen zu, während seine Ehefrau im Bett bleibt. Das Epimythion tadelt den Winzer als Maulaffen und Toren. Die Erzählung bedient sich des bekannten Grundmotivs vom überraschend heimkehrenden Ehemann, der seine Frau und deren Liebhaber fast entdeckt. Das gleiche Motiv ndet sich auch in Der → Ritter mit den Nüssen und Der kluge Knecht (→ Stricker). D. W. F. u. d. P. kommt – auch in der Schilderung des unehelichen Beischlafs – weitgehend ohne Derbheiten aus. Deutlich ist hingegen die Kritik am ahnungslosen Winzer im Epimythion. Erwähnenswert ist weiterhin die lebensnahe Beschreibung der anstrengenden Arbeit im
. Hälfte . Jh. Weinberg. Die Forschung hat diese Stelle mal als Ausdruck einer literarischen Tendenz zum Realismus gelesen, mal als Hervorhebung des Gegensatzes zwischen dem eißigen Winzer und der sich vergnügenden Frau. Ü: N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, v–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – W: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, ra–va (Pap./Perg., Nürnberg [?], um / mit Bll. von um / und Nachträgen des . Jh., nordbair.-ostfränkisch). A: Die Wolfenbüttler Hs. . . Aug. °. Hg. v. Karl Euling (Kleinere mhd. Erzählungen, Fabeln und Lehrgedichte ; DTM ). Berlin , S. – (nach W). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ; zit.). – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. – (nach N und W). L: Victor Millet, VL () Sp. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. u. ö. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , Reg. – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. – und Reg. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. , u. ö. MM Zucht und Zuchtlosigkeit / Treue und Untreue. – Dichtung in Reimpaarversen, zweite Hälfte . Jh. Zu Beginn des Textkonglomerats stehen zwei den Tugend-Laster-Kämpfen verp ichete Streitgespräche zwischen den Personi kationen von «zucht» und «unzucht» ( Verse) und zwischen den Personi kationen von «trew» und «untrew» ( Verse). Darauf folgt eine zweistrophige Zeitklage, die vor dem Erscheinen des Antichrist warnt. Die Grundlage der Dichtung waren fünf Strophen in
Zucht und Zuchtlosigkeit / Treue und Untreue → Frauenlobs ‹Langem Ton›, die thematische Parallelen aufweisen. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–rb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). – Strophischer Abschnitt: Heidelberg, UB, Cpg , v (Perg., zweites Viertel . Jh.). – München, BSB, Cgm , ra und va (Pap., um ). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart , v (Pap., drittes Viertel . Jh.). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (zit.). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. –. – Kiepe (s. Lit.) S. –. L: Ingrid Kasten, VL () Sp. f. – Hermann Jantzen: Gesch. des dt. Streitgedichtes im MA. In: Germanistische Abh. () S. –. – I. Kasten: Stud. zu Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Diss. Hamburg , S. –. – Hansjürgen Kiepe: Sangspruch und Reimpaarform. Zu Str. im Cod. Karlsruhe . In: ZfdA () S. –. FA Der züchte lere (Ulmer Hofzucht). – Benimmtraktat, zweite Hälfte . Jh. In Versen gedichtet, ist dieses Benimmwerk viermal überliefert. Nur in der Berliner Handschrift (b) steht der titelgebende Vers «Der zucht ler ist uß gegan»; Überschriften und Texte enthalten indes mehrmals das Wort Hofzucht. Die einzelnen Zeugen variieren formal und inhaltlich leicht, sie stammen aber wohl von einem Kompilator ab, der seinen Text u. a. auf Grundlage der Rumpfbearbeitung von → Cato und einer Tierfabel (Der Esel in der Löwenhaut) abfasste. In der Dichtung liegt der Schwerpunkt auf der Tischzucht, die von Anstandslehren für Männer und Frauen umschlossen ist. Allgemein richtet sich der Text in seinen moralischen Ansprüchen mehr an Männer als an Frauen. Ü: Berlin, SBB, mgq , r–r (Pap., , schwäbisch; Verse, rund Verse fehlen) (b). – Dresden, LB, Mscr. M , r–r (Pap., –, oberrheinisch; Verse) (d). – London, Institute of Germanic Studies, MS Germ. , ra–va (Pap., –, elsässisch; Fragm., Verse) (p). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Oct. , v–r (Pap., –, ostschwäbisch). – Wernigerode, Fürstl. Stolbergische Bibl., Cod. Zb m, r–v (Pap.; verschollen; ca.
Von den Reichsfürsten V. –, etwa Verse der Frauenlehre fehlen) (w). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach b, zit.). – Jacobs (s. Lit.) S. f. (Auszüge aus w). – Priebsch (s. Lit.) S. – (nach p). – Winkler (s. Lit.) S. – (nach p). L: Ulrich Seelbach, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/ Newald / () S. f. – Eduard Jacobs: Die ehemalige Bücherslg. Ludwigs, Grafen zu Stolberg (geb. , † ) in Königstein, und Mittheilungen zur Dt. Volksdichtung aus einer dorther nach Wernigerade gelangten Hs. Wernigerode , S. f. – Moritz Geyer: Altdt. Tischzuchten. Altenburg , S. f. – Paul Merker: Die Tischzuchtenlit. des . bis . Jh. In: Mitt. der Dt. Ges. zur Erforschung vaterländischer Sprache und Altertümer in Leipzig () S. –, hier S. , . – Robert Priebsch: Bruchstücke dt. Dichtungen des .–. Jh. A. Schlußverse von Konrad von Würzburg Otte mit dem Barte. B. Peter von Staufenberg. C. Hofzucht. D. Busant. In: PBB (Halle) () S. –, hier S. –, –. – Albert Leitzmann: Zu den altdt. Tischzuchten. In: ebd., S. –. – Heinrich Niewöhner: ‹D. z. l.›. In: ZfdA () S. –. – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zu Gesch. und Funktion der Fabel im MA. (MTU ). München , S. (Anm. ). – Andreas Winkler: Selbständige dt. Tischzuchten des MA. Texte und Stud. Diss. Marburg , S. –. – Gerd Dicke/K. Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , S. . – John L. Flood: Die ma. Hss. der Bibl. des Institute of Germanic Studies, London. In: ZfdA () S. –, hier S. f. FA Von den Reichsfürsten. – Historisch-politischer Reimpaarspruch, spätes . Jh. Die anonyme Versdichtung um König Wenzel (–) ist nur fragmentarisch überkommen ( Verse von ursprünglich wohl rund Versen). Sie ist ein unverhohlener Angriff auf den Regenten, der an der Spitze von namentlich genannten Reichsfürsten erscheint, die sämtlich groben Spott ernten. Die genannten Amtsträger erlauben eine Datierung des Gedichtes auf –.
. Hälfte . Jh. Eingangs wird die Eignung Wenzels für das Amt bezweifelt und der Verdacht einer erkauften Königswahl geäußert. Im Hauptteil folgt der Bericht von einem ktiven Treffen des Königs und der Reichsfürsten mit «des koniges bote von Marroch» in Nürnberg. Der Bote bittet um Ratgeber und Ho eute für seinen Herren, konkret um die «bosten wichte gemein». Der Rat der Fürsten entspricht der Bitte und jeder sendet eine Abordnung. Der Anonymus verlässt den ktiven Rahmen, wenn er bei der Nennung der einzelnen Fürsten einer spöttischen Darstellung von deren Politik Raum gibt. Er versucht zu erweisen, dass die Fürsten selbst die «bosten wichte» sind. König und Fürsten werden auffällig oft direkt apostrophiert (z. B. «Pfalzgrefe herzog Ruprecht / du alder grawer hofekneht»). Die sprachlich-stilistische Umsetzung der Kritik an den Zuständen im Reich ist durchaus anspruchsvoll. Ü: Das Gedicht hat sich laut Erstherausgeber Ledebur in einem heute verschollenen Textzeugen der → Magdeburger Schöppenchronik von befunden, der sog. Hundisburger Handschrift (Ledebur [s. Ausg.] Sp. ; Liliencron () S. hingegen: Hund’sburger Handschrift). In dieser Handschrift sei der Spruch Teil des Anhangs zur Chronik nebst anderen Nachrichten zu Niedersachsen und Thüringen gewesen. Die Handschrift soll in der Grä ich Stolbergischen Bibliothek zu Werningerode verwahrt worden sein. Möglicherweise ist sie identisch mit der Schöppenchronik-Handschrift α (s. Karl Janicke: Die Chron. der niedersächsischen Städte. Magdeburg. Bd. [Chron.dt.St. ]. Leipzig , S. XLVI.). A: L[eopold] von L[edebur]: Denkmäler der Vorzeit. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Sp. –. – Liliencron () S. – (Nr. ; auf Grundlage von Ledebur ohne Ansicht der schon für Liliencron nicht mehr zugänglichen Hs.). L: De Boor/Newald / () S. . – Isolde Neugart, VL () Sp. . – Ledebur (s. Ausg.) Sp. f. – Liliencron () S. . – Heinz Rieder: Wenzel. Ein unwürdiger König. Hamburg , S. (mit Abdruck von V. –). – Ulrich Müller: Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , Reg. – Martina Backes: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im . Jh. Ein Beitr. zur Gönnerforschung des SpätMA (Hermaea NF ). Tübingen , S. . VZ
. Hälfte . Jh. Herzog Leopold III. von Österreich, * Wien (?), † .. in der Schlacht bei Sempach (bei Luzern). – Verfasser von Reden und Liedern (?). Nach dem Tod Herzog Rudolfs IV. setzte ein Kon ikt zwischen dessen jüngeren Brüdern Leopold III. und Albrecht III. um territoriale Ansprüche ein, der in die Realteilung der habsburgischen Territorien und eine Aufspaltung des Hauses in eine albertinische und eine leopoldinische Linie mündete. Neben der Steiermark, Kärnten, Krain und Tirol elen L. vor allem oberitalienische Besitzungen zu, daneben aber auch südwestdt. Gebiete bis zum Elsass mit Einschluss des Schweizer Mittellandes. L.s politische Aktivitäten konzentrierten sich in der Folge auf Oberitalien und den südwestlichen Raum des habsburgischen Ein ussgebiets. In Tirol und den Vorlanden war er um Festigung und Expansion der Machtbasis des Hauses Habsburg bemüht und traf so auf den Widerstand sowohl der Eidgenossenschaft als auch des Schwäbischen Städtebundes. Als Reaktion auf Feindseligkeiten der Luzerner und Zürcher sammelte L. ein mehrere tausend Mann starkes Heer, das von den Luzernern, Urnern, Schwyzern und Unterwaldnern vernichtend geschlagen wurde. L. selbst el in der → Schlacht bei Sempach. Sein Tod wurde von seinem Zeitgenossen Peter → Suchenwirt geschildert und beklagt (hg. v. Alois Primisser: Peter Suchenwirt’s Werke aus dem vierzehnten Jh. Ein Beytrag zur Zeit- und Sittengesch. Wien [Nachdr. ] S. f. [Nr. XX, V. –]). Noch im . Jh. wird L. in der (verlorenen aber teilweise rekonstruierbaren) Konstanzer Stadtchronik des Johannes → Stetter als erfolgreicher Redenund Liederdichter erwähnt, der auch selbst die Melodien beigesteuert habe: «Er macht newe gedicht, reden und lieder, wort und wis und sang und p ffet man sine lieder in allen landen, mer dan andere lieder anderer dichter» (zitiert nach: Pilipp Ruppert: Das alte Konstanz in Schr. und Stift. Die Chronik. der Stadt Konstanz. Konstanz , S. ). Ein weiteres Zeugnis des dichterischen Ansehens des Herzogs geben die Nennungen L.s in den Dichterkatalogen des Hans → Folz (RSM: Folz/), Konrad → Nachtigalls (NachtK//) und im auf Nachtigall beruhenden Katalog des Valentin Voigt aus der Mitte des . Jh. Noch im Schulbuch der Iglauer Meistersinger von ndet L. Erwähnung. Einen
Herzog Leopold III. von Österreich ausführlichen Hinweis auf das dichterische Schaffen L.s mit Textauszug gibt → Niklas von Wyle. In seiner . Translatze (), gerichtet an die vorderösterr. Erzherzogin Mechthild von der Pfalz, zitiert Niklas aus einem Lied des «hertzog Lüppolt von österrych», das dieser gedichtet habe «von ainer fürstin die Im vermechelt z˚u gebrˇacht werden solt»: «Kum glück vnd t˚u din hilff darz˚u. Sid Ich nit r˚uw hab spˇat noch fr˚u etc.» (zitiert nach: Adelbert von Keller: Translationen von Niclas von Wyle [Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ]. Stuttgart [Nachdr. Hildeheim ] S. ). Mit der «fürstin» dürfte Viridis Visconti gemeint sein. Das Lied bezieht sich in diesem Fall auf die Hochzeit L.s mit Viridis im Jahr . Doch ist auch ein Bezug auf die Hochzeit von L.s Sohn Leopold IV. mit Katharina von Burgund angenommen worden. Dann wäre Leopold IV. als Dichter zu erwägen (zuletzt Lutz). In diesem (weniger wahrscheinlichen) Fall hätte man es mit zwei herzöglichen Dichtern zu tun, denn Stetters Dichterlob (mit Erwähnung von L.s Tod bei Sempach) geht zweifelsfrei auf L. III. Die von Niklas zitierten Liedverse sind identisch mit den Refrainzeilen und eines von der → Sterzinger Miszellaneen-Handschrift und im → Augsburger Liederbuch anonym tradierten dreistrophigen Liebesliedes. In der Sterzinger Fassung lautet der Refrain in toto: «Gluck nw tw dein hilff dar zu / das ich von ir werd erfrewt / wann ich [rw] weder spat vnd frw / mein frewd werd dann an dir gemert» (zitiert nach Zimmermann [s. Ausg.]). Die achtversigen Strophen des Liedes bestehen aus je zwei Kreuzreimen. Inhaltlich ist der Text in einem Hochzeitskontext gut vorstellbar: Das positiv gestimmte Sänger-Ich versichert der «liebsten» seinen treuen lebenslangen Dienst und hofft unter Anberufung des Glückes seinerseits auf deren «trew». Ü: Sterzing, Stadtarch., ohne Sign., r (Pap., / oder um , südbair.). – München, BSB, Cgm , rv (Pap., um , ostschwäbisch). A: Nach Sterzing: Ignaz Vinzenz Zingerle: Ber. über die Sterzinger Miszellaneen-Hs. In: Sb. der phil.-hist. Kl. der Kaiserl. Akad. der Wiss. Wien () S. –, hier S. . – Manfred Zimmermann: Die Sterzinger MiszellaneenHs. Kommentierte Edition der dt. Dichtungen (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. (Nr. ). – Nach dem Augsburger Liederbuch: Johannes Bolte:
Der Almosenempfänger Ein Augsburger Liederbuch vom Jahre . Alemannia () S. –, –, hier S. f. (Nr. ). – Friedrich Keinz: Ein Meistersänger des XV. Jh. und sein Liederbuch. In: Sb. der Bayerischen Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl. () S. –, hier S. . – Klaus Jürgen Seidel: Der Cgm der BSB und das ‹Augsburger Liederbuch› von (Diss. München) Augsburg , Nr. . L: Frieder Schanze, VL () Sp. f.; () Sp. . – Paul Uiblein, NDB () S. –. – Winfried Stelzer, LexMA () Sp. . – De Boor/Newald / () S. . – Hans Rupprich: Das Wiener Schrifttum des ausgehenden MA (Sb. der Akad. der Wiss. in Wien, Phil.-Hist. Kl. ). Wien , S. –, hier S. . – Franz Streinz: Die Singschule in Iglau und ihre Beziehungen zum allgemeinen dt. Meistersang (Veröff. der Collegium Carolinum ). München , S. . – Zimmermann (s. Ausg.) S. –. – Eckart Conrad Lutz (Hg.): Das Diessenhofener Liederbl. Ein Zeugnis späthöscher Kultur. Freiburg i. Br. , S. –. – Christoph März (Hg.): Die weltlichen Lieder des Mönchs von Salzburg. Texte und Melodien (MTU ). Tübingen , S. , , . VZ Die gezähmte Widerspenstige. – Märe, vor . Ein Mann ist mit der ungehorsamen Liugart verheiratet, die er mit einer List zu unterwerfen sucht. Hierfür provoziert er seine Gattin, indem er demonstrativ seinem Hund mit «sail und spien» den Passgang eines Pferdes beibringt. Als sie darüber spottet, streitet und prügelt sich das Paar, bis der Ehemann seine Frau von den Knechten in Zaumzeug legen lässt. Mit Sporen und Peitsche setzt er sich auf ihren Rücken und drangsaliert sie solange, bis sie «im iemer untertänig» sein will. Thematisch gehört das Märe zu den Dichtungen über die Frauenerziehung bzw. -zucht. Motiv und Argumentation (in → Aristoteles und Phyllis dient der Mann als Reittier) erinnern stark an → Sibotes Frauenzucht, bei der die Schilderung vom Ritt auf der Frau nur einen kleinen Teil einer deutlich rafnierteren Erzählung ausmacht. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), rb–vb (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St.
. Hälfte . Jh. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (zit.). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. –. Ü: Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. von Hanns Fischer. München (), S. –. L: Ulla Williams, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. , . – Ernst Strauch: Vergleichung von Sîbotes ‹Vrouwenzuht› mit den andern mhd. Darstellungen derselben Gesch. sowie dem Fabliau ‹de la male dame› und dem Märchen des Italieners Straparola. Breslau . – Klaus Hufeland: Die dt. Schwankdichtung des SpätMA. Beitr. zur Erschließung und Wertung der Bauformen mhd. Verserzählungen (Basler Stud. zur dt. Sprache und Lit. ). Bern . – Franz Brietzmann: Die böse Frau in der dt. Lit. des MA (Palaestra ). New York . – Cornelie Sonntag: Sibotes ‹Frauenzucht›. Krit. Text und Unters. (Hamburger philol. Stud. ). Hamburg , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Bianca Frohne: Narren, Tiere und ‹grewliche Figuren›. Zur Inszenierung komischer Körperlichkeit im Kontext von Bloßstellung, Spott und Schande vom . bis zum . Jh. In: Glaubensstreit und Gelächter. Reformation und Lachkultur im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Sonja Kehrt/Christoph Auffahrt. Berlin , S. –, hier S. f. – Elisabeth Lienert: Heldensage als Exemplum. Zur Anspielungsrezeption der Dietrichsage. In: Ma. Poetik in Theorie und Praxis. FS Fritz Peter Knapp. Hg. v. Manuela Niesner u. a. Berlin , S. –, hier S. . – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. –. FA Der Almosenempfänger. – Reimpaargedicht, vielleicht . Jh. In Versen beschreibt der arme Ich-Erzähler, wie er die Frau eines wohlhabenden Mannes begehrt. Die sexuellen Sehnsüchte formuliert er in kryptischen Metaphern, in denen insbesondere der Vorgang des Essens bzw. Verzehrens symbolisch aufgeladen wird. Die Datierung der Dichtung ist
. Hälfte . Jh. unsicher; angenommen wird die zweite Hälfte des . Jh. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , rb–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A: Adelbert von Keller (Hg.): Altdt. Gedichte. Bd. . Tübingen , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: De Boor/Newald / () S. f. – Nicola Zotz, VL () Sp. . FA Der Gärtner Hod. – Alemannische Verserzählung, wohl . Jh. Der Knecht Hod bekommt bei einem Ritter Arbeit im Garten, soll aber auf Bitte von dessen Tochter nicht nach seinem Namen gerufen werden, da es ihr peinlich ist. Doch als einmal die Schweine in den gep egten Garten zu stürmen drohen, hat der Ritter den Namen des Knechts schon vergessen und erinnert sich erst dank seiner Tochter, die den Namen beschämt umschreibt. Die Verse umfassende Erzählung ironisiert Sprachtabus, indem die Tochter in einer Notsituation sich obszöner ausdrückt («an dem zers hangt»), als hätte sie von Beginn an den Gärtnernamen verwendet. Bei Fischer gehört der Text nicht zur Sondergruppe der Priapeia, kann aber laut Schallenberg thematisch als benachbart betrachtet werden. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , vb–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (zit.). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. –. – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. –. L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f.; () Sp. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , , . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. . – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic
Der Gärtner Hod Tales –. London , S. . – Rüdiger Schnell: Männer unter sich. Männer und Frauen im Gespräch. Geschlechterspezi sche Aspekte der Konversation. In: Konversationskultur in der Vormoderne. Geschlechter im geselligen Gespräch. Hg. v. dems. Köln , S. –, hier S. , Anm. . – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. Anm. . FA Der Rosendorn (Der weiße Rosendorn). – Schwankhaftes Märe, zweite Hälfte . Jh. (?). Eine junge Frau besitzt einen Kräutergarten mit Rosenhecke. Dort wäscht sie sich jeden Morgen nackt mit Rosenwasser, was der Erzähler eines Tages durch ein Loch in der Hecke beobachtet. Er erblickt die Frau im Disput mit ihrer personi zierten Vulva, die durch Berührung mit einer Wurzel sprechen kann. Die Vulva fühlt sich vernachlässigt und stellt Ansprüche, die von der Frau zurückgewiesen werden. Auch behauptet das Geschlechtsorgan, die Frau werde von den Männern nur wegen ihrer Vulva gemocht. Die Frau glaubt sich hingegen aufgrund ihrer Schönheit geliebt und verstößt schließlich ihre aufmüp ge Vulva. Beide verlassen den Garten, um draußen herauszu nden, wer von ihnen im Recht ist. Die Frau beginnt ein Stelldichein mit einem Ritter, der jedoch bald das Fehlen des Geschlechtsorgans entdeckt und weitererzählt. So wird die Frau zum Gespött der Männer. Die Vulva wird für eine Kröte gehalten, getreten und beschimpft. Voller Reue versöhnt sich die Frau zuletzt mit dem Organ und vereinigt sich wieder mit ihm. Sie bittet den Dichter um Wiederherstellung ihrer Reputation und lässt ihn die Vulva mit einem «Nagel» an ihr befestigen. Im Epimythion empehlt der Dichter allen Männern, es ihm bei den Frauen gleichzutun. Der nur anonym überlieferte Text ist in den Handschriften D ( Verse) und K ( Verse) in zwei Fassungen erhalten. Eine dritte Handschrift von / ist nur indirekt und unsicher nachweisbar. Die überlieferten Fassungen weisen inhaltliche Unterschiede auf, die auf verschiedene Bearbeiter zurückgehen könnten. So begegnet die Jungfrau in K einem Ritter, in D einem Schüler. Die Handlung wird in K als Traum des Erzählers dargestellt. Auch beteuert der Dichter am Ende der K-Fassung, die Geschichte nie mehr erzählen zu
Cambridger Handschrift von / wollen. Insgesamt ist der R. mit seinem personizierten Geschlechtsorgan ein weibliches Gegenstück zum → Nonnenturnier, das von einem männlichen «zagel» erzählt. Die Gattungszuordnung des R.s ist von der Forschung kontrovers diskutiert worden, weil die Erzählung nicht nur menschliche Figuren enthält und Elemente eines Streitgesprächs aufweist. Auch das Verhältnis von Rede und Handlung wurde debattiert. Man hat den R. u. a. als schwankhaftes Märe, Minneredenparodie, Exempel sowie als Grenzfall zwischen Minnerede und Streitgedicht bezeichnet. Die Forschung hat sich zuletzt stärker der Erörterung von sexueller Identität und Geschlechter-Konstruktionen im R. zugewandt. Ü: K: Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–vb, va (Pap., –, schwäbisch-bair.ostfränkisch). – D: Dresden, LB, Mscr. M , ra–vb (Pap., , ostschwäbisch). A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. A a/ b). – Der münch mit dem genßlein. spätma. Verserzählungen. Aus dem Cod. Karlsruhe . Hg. und erl. v. Rolf Max Kully/Heinz Rupp (Universal-Bibl. –). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , –, . – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: De Boor/Newald / () S. . – Werner Schröder, VL () Sp. –; () Sp. . – RSM () S. , . – Corinna Laude, Killy () S. f. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle. Tübingen , S. –. – W. Schröder: ‹Von dem Rosen Dorn ein gut red›. In: Mediaevalia Litteraria. FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig/Herbert Kolb. München , S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. – u. ö. –
. Hälfte . Jh. Christoph Gerhardt: Kröte und Igel in schwankhafter Lit. des späten MA. In: Medizinhist. Journal () S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. . – Monika Gsell: Die Bedeutung der Baubo. Kulturgesch. Stud. zur Repräsentation des weiblichen Genitales. Frankfurt/M. u. a. , passim. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f., – u. ö. MM Cambridger Handschrift von / (Dukus-Horant-Handschrift). – Ältester erhaltener jiddisch-literarischer Codex, um /. Der besondere Stellenwert der C. Hs. liegt darin begründet, dass die Überlieferung jiddischer Erzähliteratur ansonsten erst im . Jh. einsetzt. Die Handschrift enthält Abschriften von insgesamt acht Texten in hebräischer Schrift: . Schluss einer → Petirass Aheron (S. –); . → Gan Eden (S. –); . → Awroham owinu (S. –); . → Joßef ha-zadik (S. –); . → Löwenfabel (S. f.); /. Listen mit Wochenabschnitten der Tora und mit den hebräischen Namen der Edelsteine im Brustschild des Hohepriesters mit jiddischer Übersetzung (S. ); . → Dukus Horant (S. –, Schluss fehlt). Die inhaltliche Zusammenstellung ist äußerst heterogen und deutlich zweigeteilt. Die ersten vier Stücke sind Legendenerzählungen (über Moses und Aaron, das Paradies, Abraham, Josef; zu den Vorlagen der Legenden s. Louis Ginzberg: The legends of the Jews. Bde. Philadelphia –; Moses Gaster: The Exempla of the rabbis. Leipzig/London ). Von diesen Legenden sind die ersten drei aus hebräischen Midraschim übertragen worden und dürften aus der Handschrift eines Isak stammen, denn ein solcher nennt sich in den vermutlich später ergänzten Schlussversen der jeweiligen Dichtung. Die Dreiergruppe dürfte von Awroham, dem Schreiber der C. Hs., um die JosefsGeschichte und die Löwenfabel ergänzt worden sein. Diese genuin jüdisch-erbaulichen Dichtungen lehnen sich zwar formal-stilistisch an die mhd. Erzähltradition an, dennoch bildet das Heldenepos Dukus Horant, das stoffgeschichtlich dt. Herkunft ist, einen starken Kontrast zum restlichen Material. Die
. Hälfte . Jh. Motivation für diese Kompilation wird sich nicht mehr hinreichend klären lassen, es könnte sich um ein Vortragsrepertoire handeln, wobei die eingefügten Listen sich in diesem Fall nicht optimal in den Kontext integrieren. Die Sprache der Handschrift ist schwer zu bewerten. Sie stimmt mit zeitgenössischen mhd. Schreibvarietäten überein, zumal eine klare lautliche Opposition zwischen Jiddisch und Mhd. im späten . Jh. nicht gegeben ist. Einige sprachliche Merkmale könnten auf ein Idiom verweisen, dass dem zentralen Mitteldt. entspricht. Die Klassi zierung der C. Hs. als jiddisch wird (abgesehen vom soziologischen Kontext) daher primär von den hebräischen Schriftzeichen getragen. Hinzu kommen kleinere sprachliche Merkmale, wie z. B. die Überschriften und die biblischen Namen innerhalb der Texte in hebräischer Sprache, Datumsangaben nach dem jüdischen Kalender oder hebräische Zahlbuchstaben. Dadurch ist die Sprache der C. Hs. trotz ihrer signi kanten Übereinstimmung mit dem zeitgenössischen Mitteldt. als aschkenasische Varietät zu bewerten. B G H: Cambridge, UB, T-S. .K., (noch) Bll. (unvollst., beschädigt), Pap., vermutlich um / geschrieben von Awroham dem Schreiber (s. S. ), jiddisch in hebräischer Schr., Blattgröße: x , cm, Schriftraum , x , cm. – Ob die Hs. im Vorderen Orient oder in Deutschland geschrieben wurde, ist unsicher. Gefunden wurde sie im späten . Jh. in der Genisa (Aufbewahrungsort für unbrauchbares jüdisches Schriftgut) der Synagoge von El-Fostat (Alt-Kairo). Seit wird der Cod. in der UB Cambridge verwahrt. In den er Jahren des . Jh. wurde die Bedeutung der Hs. erkannt, und die eigentliche Forschungsgeschichte setzte ein. A: Leo Fuks: The oldest known literary documents of Yiddish literature (c. ). Bde. Leiden (Faks., Transliteration, engl. Übersetzung). – Heikki J. Hakkarainen: Stud. zum Cambridger Codex T-S. .K.. Bd. : Text. Helsinki . – Auswahlausgabe: Eli Katz: Six GermanoJudaic Poems from the Cairo Genizah. Diss Los Angeles ; Mikro lm Ann Arbor MI (in hebräischer Schr.). – Zu Ausgaben der einzelnen Texte s. jeweils dort. B: Published material from the Cambridge Genizah Collection. A bibliography, –. Compiled by Rebecca J. W. Jefferson/
Schondoch Erica C. D. Hunter (Genizah series ). Cambridge u. a. , Reg. L: Walter Röll, VL () . – Hans Neumann: Sprache und Reim in den judendt. Gedichten des Cambridger Cod. T.-S. . K. . In: Indogermanica. FS Wolfgang Krause. Heidelberg , S. –. – Josef Weissberg: Das Konsonantensystem des ‹Dukus Horant› und der übrigen Texte des Cambridger Ms. T.-S. K. verglichen mit dem Mhd. In: Zs. für Mundartforschung () S. –. – W. Röll: Zum Konsonantensystem der C. Hs. In: ebd. () S. –. – Werner Schwarz: Prinzipielle Erwägungen zur Unters. der Cambridger Hs. T-S . K. . In: ebd. S. –, – Hakkarainen (s. Ausg.) Bde. / (Graphemik und Phonemik/ Wortindex). Helsinki /. – John Anderson Howard: Hebrew-German and early Yiddish literature. A survey of problems. Diss. Univ. of Illinois , S. –. – W. Röll: Zu den ersten drei Texten der Cambridger Hs. von /. In: ZfdA () S. –. – H. J. Hakkarainen: Ist die Schrift der Cambridger Hs. T-S..K.. phonemisch oder morphemisch? In: Akten des V. Internationalen Germanisten-Kongresses, Cambridge . Hg. v. Leonard Wilson Forster/HansGert Roloff (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe A/). Bern u. a. , H. , S. –. – Erika Timm: Graphische und phonische Struktur des Westjiddischen. Unter besonderer Berücksichtigung der Zeit um (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Dies.: Exponat .. In: Die Sprache Deutsch. Ausstellungskat. Dt. Hist. Museum Berlin. Hg. v. Heidemarie Anderlik/Katja Kaiser. Dresden , S. f. – Marion Aptroot/ Roland Gruschka: Jiddisch. Gesch. und Kultur einer Weltsprache (beck’sche Reihe ). München , S. –. VZ Schondoch. – Autor der beiden Werke Der Litauer und Die Königin von Frankreich. Der Name «Schondoch» wird dem Autor in einigen Handschriften zugewiesen. Jenseits dieser Namenszuweisung lässt sich ein «Schondoch» historisch nicht fassen. Seine Texte werden auf das letzte Drittel des . Jh. datiert. Gegenstand der Verse umfassenden Erzählung Der Litauer ist die durch ein Konsekrationswunder herbeigeführte Bekehrung und Taufe eines
Schondoch litauischen Königs, der in Preußen gegen die Deutschordensritter kämpft. Das Konsekrationsgeschehen wird in Form von mehreren Berichten (Erzählerbericht davon, was der Kundschafter, der der Messe heimlich beiwohnt, wahrnimmt; Bericht des Kundschafters gegenüber dem König; Erzählerbericht davon, wie der König die Messe erlebt) beschrieben, die das sakramentale Geschehen aus verschiedenen Perspektiven schildern. In den Berichten wird vor allem die sinnliche und mystische Komponente von Liturgie und Konsekration (etwa der Zauber der Musik oder der Verzehr des Leibes Christi) bildreich hervorgehoben. Eine ausführliche Zusammenfassung der Handlung ndet sich bei Strauß , S. f. Paravicini führt die Handlung auf die Taufe Butautas (Butows, Butauts) im Jahre zurück (Paravicini , f.). In Die Königin von Frankreich hat der König von Frankreich eine junge, schöne und tugendhafte Frau, die zum Opfer der Intrige des Marschalls wird, den sie abgewiesen hatte. Aus Rache legt er ihr im Schlaf einen Zwerg in die Arme und denunziert sie bei ihrem Mann, der sie hinrichten lassen will. Der Herzog von Österreich rettet sie und gibt sie in die Obhut eines treuen Begleiters, der jedoch auf der Flucht vom Marschall erschlagen wird. Die Königin sucht Zu ucht bei einem Köhler, bei dem sie mit einem Knaben niederkommt. Sie ernährt sich und ihn viereinhalb Jahre lang mit feinen Handarbeiten, die der Köhler in der Stadt verkauft. W¨ahrenddessen sucht der Hund des Erschlagenen immer wieder den Hof auf, um dort den Marschall anzufallen. Als er getötet werden soll, sucht er Zu ucht beim Herzog von Österreich, der zu seinem Fürsprecher wird und das Verbrechen des Marschalls aufdeckt. Er handelt einen Gerichtskampf zwischen Hund und Marschall aus, der den Mörder zum Geständnis zwingt. Der König lässt seine Frau überall suchen und sie kann aufgrund ihrer einzigartigen Handarbeiten aufgespürt werden. Obwohl keine unmittelbare Vorlage der Königin von Frankreich nachweisbar ist, sind Entsprechungen mit dem Sibille-Roman der → Elisabeth von Nassau-Saarbrücken und der → GenovefaLegende unverkennbar. Ü: Der Litauer wird als Nachtrag einer späteren Hand unikal in der Handschrift Basel, UB, Cod. B VIII (um , der Nachtrag wird auf das . Jh. datiert) zusammen mit
. Hälfte . Jh. → Hugos von Langenstein Martina und der Mainauer Naturlehre (B) überliefert. Der Hauptschreiber der Handschrift (Bl. r–r; Schreibernennung auf Bl. vb Cvnrat von sant Gallen; vgl. Bl. vb) ist identisch mit dem ersten Schreiber der Handschrift St. Gallen, Kantonsbibl., Ms. Vad. . Die Schreibsprache der Hs. ist alemannisch (Raum Zürich, alle Angaben aus dem Handschriftencensus). Folgt man Arnolds Einschätzung, dass S.s Heimat die Nordostschweiz sein könnte, rückte die Handschrift in den mutmaßlichen Wirkungskreis des Autors. Die Königin von Frankreich wird von Handschriften überliefert, von denen erhalten sind. Diese sind überwiegend im . Jh. entstanden. Darüber hinaus existiert eine Abschrift von und ein Strophen umfassendes Meisterlied Die Königin von Frankreich und der ungetreue Marschall, das Hans Sachs als Quelle für sein Schauspiel von gedient hat. Der Stoff der Königin von Frankreich wurde von einem anonymen Autor einer Prosabearbeitung unterworfen, die als Die → Königin von Frankreich, Cronica unikal überliefert ist. Die Überlieferungskontexte der Verserzählung sind überaus vielseitig: Der Text ndet sich in Märenhandschriften wie Bremen, SUB, msb – (zweites Viertel . Jh.) oder Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a (zweite Hälfte . Jh.), aber auch zusammen mit Texten der Artusepik wie in der Handschrift Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. (), wo die Königin von Frankreich zusammen mit → Strickers Daniel von dem Blühenden Tal überliefert ist. Die Verserzählung kann auch mit dt. Heldenepik gemeinsam überliefert werden, so etwa in der Handschrift Heidelberg, UB, Cpg (um ). Hier folgt die Königin von Frankreich dem → Ortnit und dem → Wolfdietrich. Darüber hinaus ndet sich der Text auch in geistlichen Gebrauchshandschriften wie im Falle von Wien, ÖNB, Cod. , wo die Königin von Frankreich zwischen → Hieronymus-Briefen und der Kunst des heilsamen Sterbens von Thomas → Peuntner steht. Acht Illustrationen umfasst die Pergamenthandschrift Wien, ÖNB, Cod. * aus dem . Jh. Sibylle Jefferis weist in ihrem Artikel im VLNachtragsband auf fünf Bildzyklen des Stoffes in Form von Handschriftenilluminationen, Holzschnitten, Fresken und zwei Teppichen hin. (Angaben nach VL und Handschriftencensus).
. Hälfte . Jh. A: Litauer: Scriptores Rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit. Bd. . Hrsg. im Auftrage der Hist. Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung von Walther Hubatsch. Bearb. v. Udo Arnold. Mit einer Einleitung von Erich Maschke. Frankfurt/M. , Edition S. –. – Königin von Frankreich: Abdruck des Innsbrucker Fragments durch Franz Hotzky: Eine unbekannte Hs. mit zwei mhd. Gedichten. In: Zs. für österr. Gymnasien () S. –. – S.s Gedichte. Untersucht und hg. v. Heinrich Heintz (Germanistische Abh. ). Breslau . Neudr. Hildesheim/New York . – S.s ‹Königin von Frankreich›. Unters. zur hsl. Überl. und krit. Text. Hg. v. Jutta Strippel (GAG ). Göppingen . L: Udo Arnold, VL () Sp. –. – Sibylle Jefferis: Die Königin von Frankreich, Cronica. In: VL () Sp. f. – Curt Rassek: ‹Der Littauer› und ‹Die Königin von Frankreich›, zwei Gedichte von S. Diss. Breslau . – U. Arnold: Der Litauer von S. In: Scriptores rerum Prussicarum VI. Frankfurt , S. –. – Manfred Caliebe: S.s ‹rede› von der Bekehrung des Litauers. In: FS Gerhard Cordes. Hg. v. Friedhelm Debus/Joachim Hartig. Bd . Literaturwiss. und Textedition. Neumünster , S. –. – Der Roman von der Königin Sibille in drei Prosafassungen des . und . Jh. Mit Benutzung der nachgelassenen Materialien von Fritz Burg hg. v. Hermann Tiemann (Veröff. aus der Staats- und Universitätsbibl. Hamburg Bd. ). Hamburg . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchgesehene und erweiterte Au . besorgt von Johannes Janota. Tübingen . – U. Arnold: Deutschordenshistoriographie im Dt. Reich. In: Die Rolle der Ritterorden in der ma. Kultur. Hg. v. Zenon Hubert Nowak (Ordines militares. Colloquia Torunensia Historica ). Toru´n , S. –, hier S. –. – Aglaya Strauß: Ein Werk aus der Deutschordenslit.: ‹Der Litauer› von S. In: Annaberger Annalen () S. –. – S. Jefferis: Die neuaufgefundene Heidelberger Hs. von S.s Königin von Frankreich und der ungetreue Marschall: Ihre Einordnung in die übrige Handschriftenüberl. In: New Texts, Methodologies, and Interpretations in Medieval German Literature (Kalamazoo Papers –). Hg. v. ders. (GAG ). Göppingen , S. –. – Dies.: The ‹Cronica von der Königin von Frankreich›: the prose adaption of Schondoch’s novella.
Frau Seltenrein In: ‹Nu lôn’ ich iu der gâbe›. FS Francis G. Gentry. Hg. v. Ernst Ralf Hintz (GAG ). Göppingen , S. –. – Dies.: Das Bildprogramm für S.s Novelle ‹Die Königin von Frankreich und der ungetreue Marschall› (c. ). In: Fifteenth Century Studies () S. –. – Dies.: Königin-junger Prinz-Beziehungen in der Königin von Frankreich, in Parzival und dem Nibelungenlied. In: Current topics in medieval German literature: Texts and analyses (Kalamazoo Papers –). Hg. v. ders. (GAG ). Göppingen , S. –. – Dies.: Das Meisterlied von der Königin von Frankreich: Ihre Gesch. in Text und Bildern. In: ebd., S. –. – Edith Feistner: Selbstbild, Feindbild, Metabild. Spiegelungen von Identität in präskriptiven und narrativen Deutschordenstexten des MA. In: Forschungen zur dt. Lit. des SpätMA. FS Johannes Janota. Hg. v. Horst Brunner/Werner Williams-Krapp. Tübingen , S. –. – Michael Stolz: Kommunion und Kommunikation. Eucharistische Verhandlungen in der Lit. des MA. In: Literarische und religiöse Kommunikation in MA und Früher Neuzeit. DFG-Symposion . Hg. v. Peter Strohschneider. Berlin/New York , S. –, bes. S. –. – Werner Paravicini: Litauer: vom heidnischen Gegner zum adligen Standesgenosˇ sen. In: Tannenberg – Grunwald – Zalgiris : Krieg und Frieden im späten MA. Hg. v. Werner Paravicini/Rimvydas Petrauskas/Grischa Vercamer (Dt. Hist. Inst. Warschau. Quellen und Stud. ). Wiesbaden , S. –. KP Frau Seltenrein (fraw selten rain; daz mär von dem smid knecht). – Parodistischer Werbedialog, aus dem späten . Jh. erhalten. Die Dichtung ( Verse) parodiert in Dialogform ein Minnegespräch. Fischer zählt den Text zu einer literarischen «Subspecies», die sich von der Minnerede zum Märe hin bewegt. Ein hübscher Schmiedeknecht wirbt in hö scher Manier um eine alte Frau, die darauf in obszöner Sprache reagiert («nu küss mich in die krinne»). Anschließend werden die Sprechrollen vertauscht. Die Komik entsteht daraus, dass der jeweilige Sprachgebrauch mit den Figuren kontrastriert. Eine Königin «Seltenrayn» tritt im Fastnachtspiel → Meister Aristoteles (. Jh.) auf. Ü: Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , va–rb
Regensburger Liebesbrief (Pap., , bair.-österr.). – Wien, ÖNB, Cod. , vb–va (Pap., , bair.-österr.). A: Ute Schwab (Hg.): Der Endkrist des Friedrich von Saarburg und die anderen Inedita des Cod. Vind. . Neapel , S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. A , zit.). – Faksimile: Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . L: Johannes Janota, VL () Sp. ; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. f. – Erich Straßner: Schwank. Stuttgart . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. J. Janota. Tübingen , S. . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , . – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. , f., . FA Regensburger Liebesbrief. – Briefdichtung, zweite Hälfte . Jh. Der anonyme Brief an eine «herczen[s] e chuniginne» ist in Reimpaaren verfasst ( Verse). Der älteren Forschung galt er als ältester dt. authentischer Liebesbrief. Diese Einschätzung des R. L. als ein Schriftstück, das direkt dem pragmatischen Kontext der Liebeskommunikation entstammt, lässt sich allerdigs nicht belegen und ist von der jüngeren Forschung angezweifelt worden (vgl. Schulz-Grobert, S. f. und Überl.). Auch handelt es sich nicht um ein literargeschichtlich frühes Beispiel für rhetorisch geformte volkssprachige Briefdichtung. Der R. L. zeigt ausgeprägte Merkmale geschulter späthö scher Brieftopik. Er ist durchsetzt mit Metaphern und Versatzstücken, die der Minnelieddichtung entlehnt sein dürften. Modellcharakter könnten auch Brie nserate aus Epen und Minnereden gehabt haben. Die These einer direkten Abhängigkeit späterer Briefe vom R. L. ist unwahrscheinlich, da sie vom R. L. als brie iterarischem Frühwerk ausgeht (Meyer, S. f.; vgl. → Liebesbrief IV). In den ersten Versen des R. L. erhält der «vil liebe prief» einen Botenauftrag und die Anweisung,
. Hälfte . Jh. die Dame zu grüßen. Die V. – wenden sich dann an die Geliebte selbst. Der Schreiber lässt auf seine Liebesversicherungen einen metaphorischen Frauenpreis sowie die Bitte um Erhörung und um ein geheimes Treffen folgen. Er wünscht die Angebetete zu sprechen «an allen valschen wan». Im kurzen Schlussabschnitt verbindet der Autor eine kurze erneute Wendung an den Brief in der Botenrolle mit der Bitte an Gott um Erhörung durch die Frau. In den letzten zwei Versen wartet der R. L. mit einem in diesem Kontext unkonventionellen Schluss auf: Unter Verwendung einer Formulierung, die deutlich den Sprachgebrauch des Gottesdienstes imitiert, erhebt der Briefschreiber die Forderung an «alle», mit «amen» ihre Zustimmung zu seinem Anliegen zu bekunden. Das rhetorisch auffälligste Merkmal der metrisch nicht durchweg regelmäßigen Briefdichtung ist eine anaphorische Reihung bei der Grußanweisung: aufeinander folgende Verse setzen jeweils e mit «Gruezz [mir]» ein (V. –). Auf die Anapher greift der Autor auch beim Frauenpreis wieder zurück (viermaliges «ir seicz» o. ä.). Ü: München, BSB, Cgm , vormals gerollter Pergamentstreifen (zweite Hälfte . Jh., bair. [aus Regensburg ?]). Der Text ndet sich fast gänzlich auf der Vorderseite, verso sind nur die letzten vier Verse notiert. wurde die Hs. von Karl Theodor Gemeiner in Regensburg entdeckt. – Einen Hinweis auf einen weiteren Textzeugen liefert die Ausgabe von Roth (), die auf einer Abschrift des Wiesbadener Bibliothekars Helferich Bernhard Hundeshagen ( in Wiesbaden entlassen, † ) beruht. Diese wurde ohne Quellenhinweis in dessen Nachlass aufgefunden. Roths Abdruck weist signi kante Abweichungen von der Fassung des Cgm auf. Die wahrscheinliche Parallelüberlieferung des Brieftextes schwächt die These vom Cgm als «Originalbrief». A: [Bernhard Joseph Docen]: Originaler altdt. Liebesbrief. In: Morgenbl. für gebildete Stände Jg. () Nr. , S. f. – H[ans] F[erdinand] Maßmann: Liebesbrief. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Sp. f. – F[erdinand] W[ilhelm] E[mil] Roth: Mitt. aus Mhd. Hss. In: ZfdPh (), S. –, hier S. –. – Julius Zeitler: Dt. Liebesbriefe aus neun Jahrhunderten. Leipzig , S. f. (Nr. ). – Erich Petzet/Otto Glauning: Dt. Schriftf. des IX. bis XVI. Jh. aus Hss. der K. Hof- und Staatsbibl.
. Hälfte . Jh. in München. . Abt.: Dt. Schrifttafeln aus Pergamenthss. des XIII. und XIV. Jh. Leipzig , Tf. LIV (diplomatischer Abdruck und Faks.). – Hermann Maschek: Lyrik des späten MA (Dt. Lit. Realistik des SpätMA ). Leipzig , S. –. – Purkart (s. Lit.) S. –. L: Walter Blank, VL () Sp. f.; () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – H[offmann] v. F[allersleben]: Mannigfaltiges. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () Sp. f., hier Sp. . – Georg Steinhausen: Gesch. des dt. Briefes. Bd. . Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. . – Albert Ritter: Altschwäbische Liebesbriefe. Eine Stud. zur Gesch. des Liebespoesie (Grazer Stud. zur dt. Philologie ). Graz (Nachdr. Hildesheim ) S. f., f. – Ernst Meyer: Die gereimten Liebesbriefe des dt. MA. Mit einem Anh.: ungedruckte Liebesbriefe aus der Dresdener Hs. M. . Marburg , S. f., –, f. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. f. (Nr. ). – Josef Purkart: Botenrolle und Botenlied. Ein Beitr. zur Gesch. der mhd. Liebesbriefe. Diss. University of Massachusetts , S. –. – Jürgen SchulzGrobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. –, f. – Christine Wand-Wittkowski: Briefe im MA. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Lit. Herne , S. f. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. mit Abb. (Faks.). VZ Gozold. – Verfasser einer Minnerede, . Jh. Nur in der ältesten der vier tradierenden Handschriften wird das Gedicht, auf das in der Regel mit Der Liebesbrief rekurriert wird, über die Überschrift dem Verfasser G. zugewiesen. Über diesen G. gibt es keine weiteren Kenntnisse und auch die Datierung des Gedichtes ist unsicher. Der einzig verlässliche zeitliche Hinweis ist der Terminus ante quem, der durch die Überlieferung gegeben ist: vor . Das Gedicht dürfte aus der zweiten Hälfte des . Jh. stammen, womöglich bereits aus dem sehr frühen . Jh. Die Dichtung ist mit traditionellen MinneredeVersatzstücken konventionell gestaltet: Der Dichter
Gozold begegnet einer Frau und beschreibt deren Schönheit, worauf ein Dialog folgt, bei dem die Frau eine Minneklage artikuliert. Diese ist sehr detailliert gestaltet unter Verwendung hauptsächlich topischer Symptome der Liebeskrankheit («pein», «onmacht», «hertz prynnet», «puls vast» usw.). Die Frau bittet das Erzähler-Ich, einen Brief an den geliebten «knaben» zu verfassen. Der Dichter kommt der Bitte nach, doch kann die Frau das Schreiben nicht mehr zu Ende diktieren, da sie zum dramatischen Abschluss der Rede vor Liebesleid ohnmächtig wird. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Pap., vor , Oberrheingebiet [südliches Niederalemannisch]), Überschrift: «Dis ist gozoldis sproch». – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A (Liederbuch der Clara → Hätzlerin [Bd. , Sp. –]) r–r (Pap., Augsburg /). – Leipzig, UB, Ms. Apel (vormals Ms. ; davor Halle, ULB, Cod. A ; davor Privatbesitz Ludwig Bechstein) r–v (Pap., um , nordfränkisch). – Berlin, SBB, Mgf , r–v (Pap., geschrieben von Martin Ebenreutter in Würzburg). – Die Überschriften der drei späteren Hss. nennen keinen Namen und lauten «wie lieb ain fraw ain knaben hett» oder ähnlich. A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ); Lesarten nach dem Cpg bei: Kurt Matthaei: Mhd. Minnereden. Bd. : Die Heidelberger Hss. , , und (DTM ). Berlin (Neudr. Dublin/Zürich mit einem Nachw. v. Ingeborg Glier ) S. . L: Ingeborg Glier, VL () Sp. ; () Sp. . – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. , , –. – Helmut de Boor: Zum Häslein V. –. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. (Nr. ). – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. – Ludger Lieb: Minne schreiben. Schriftmetaphorik und Schriftpraxis in den ‹Minnereden› des späten MA. In: Schrift und Liebe in der Kultur des MA (Trends in Medieval Philology ). Hg. v. Mireille Schneyder. Berlin/New York , S. –, hier S. –. VZ
Gesta Romanorum Der Minne Porten. – Allegorische Minnerede über den Zugang zu einem Minneparadies, . Jh. Die Reimpaarverse enthalten keinen Hinweis auf Verfasser oder Herkunft. Für die Datierung bietet der beendete Wiener Codex den terminus ante quem; dort ist der Text unter der Überschrift «Daz ist der minne porten» überliefert. Der stellenweise unverständliche, vielleicht auch lückenhafte Text stellt möglicherweise eine unzulängliche Übertragung einer mittel- oder niederdt. Vorlage dar. Schwabs Annahme, es handle sich um «zwei ursprünglich selbstständige Gedichte» (S. ), hat keine Zustimmung gefunden. D. M. P. beginnt mit einem Anaphernkatalog über die Auswirkungen und Anforderungen der machtvollen Minne, darauf folgen eine Aufrichtigkeitsbeteuerung und eine Schmähung missgünstiger Zuhörer durch ein sprechendes Ich. Der Erzähler schildert nun einen paradiesischen Ort, den er mit seiner Dame besuchen möchte: Dort vergnügen sich auf einer grünen Wiese Herren und Damen mit Tanz, Gesang und Minne. Beschränkt wird der Zutritt zu diesem Ort durch die Pforte der Minne, die an allen vier Ecken mit Edelsteinen geschmückt ist und in ihrer Mitte einen kleineren Stein trägt. Dieser öffnet die Pforte ausschließlich demjenigen, der sich der Minne aufrichtig verschrieben und sich als würdig erwiesen hat, zu dem Fest geladen zu werden. Der Erzähler und seine Dame können die Pforte ungehindert durchschreiten. Dies nimmt der Erzähler zum Anlass, Schönheit und Tugend seiner Dame ausführlich zu preisen und dabei auch auf «ain frawdenreichs tal» (C V. ) in der Körpermitte einzugehen; er hofft überdies auf die Gunst seiner Dame und Erlösung von seiner Minnepein. Unterbrochen wird die Schilderung der Minnepforte und der Festlichkeit wiederholt durch Re exionen über das Wesen der Minne und ihre Anforderungen an die Minnenden. D. M. P. verbindet die individuelle Erfahrung des Erzählers mit allgemeinen Lehrsätzen über Minne. Dazu greift der Verfasser auf geläu ge Motive der hö schen Dichtung und der Minneredentradition zurück: Spaziergang, Fest, Minnelehre etwa mit der Re exion über die Verbindung von «liebe» und «leit», Frauenpreis. Die Publikumsanrede in der Einleitung zum Erzählteil erinnert an die Prologe zum Iwein → Hartmanns von Aue und zum Tristan → Gottfrieds von Straßburg; letzterem ist der Text auch stilistisch verp ichtet. Wei
. Hälfte . Jh. terhin zeigt sich Gottfrieds für die Gattung ungewöhnlicher Ein uss in der – nur ansatzweise geleisteten – allegorischen Auslegung der Minnepforte und der Erwähnung «edeler herzen». W¨ahrend die Minnepforte zunächst als Ort der Bewährung hö scher Minnetugenden erscheint, legt der erotische Frauenpreis am Ende des Gedichts die Deutung der Minnepforte als Umschreibung körperlicher Minnefreuden nahe. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , rb–va (Pap., Innsbruck , bair.-österr.). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , v–v (Pap., , bair.-österr.). A: Ute Schwab: Der Minne Porten. In: PBB (Tüb.) () S. – (zit.). – Codex Vindobonensis . Bearb. v. Usula Schmid (Dt. Sammelhss. des späten MA; Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Schwab (s. Ausg.), S. –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , bes. S. –. VL Gesta Romanorum (Romanorum historiae, Gesta imperatorum; mögliche Zusätze: G. R. moralizata, G. R. [mistice] designata). – Europaweit verbreitete lat. Exempelsammlung aus der zweiten Hälfte des . Jh., dt. Übertragungen spätes ./ frühes ./. Jh. Die G. R. sind die am weitesten verbreitete Exempelsammlung des MA, die grundsätzlich variabel in Umfang und Zusammensetzung ist und seit dem späten . Jh. in zahlreiche europäische Volkssprachen übersetzt wurde. Unter den volkssprachigen Bearbeitungen bilden die dt. die größte Gruppe (neben englischen, ndl., französischen, tschechischen, polnischen, ungarischen und russischen Fassungen). Enthalten sind in den G. R. bis zu moralisierende Exempla, die neben AT und NT, den Kirchenschriftstellern und der Hagiographie auch der Profanliteratur entnommen worden sind, und hier sowohl aus den Bereichen Historiographie und Philosophie als auch aus poetischen Texten. Das stoffliche Spektrum in den G. R. reicht von Legende, Mythologie und Sage, antiker Fabel neben späterer Tierdichtung oder Fabliau bis hin zum naturwissenschaftlichen Schrifttum. Auch
. Hälfte . Jh. orientalische Stücke nden sich im Corpus. Daher ist der Titel der Sammlung eine unzureichende Kennzeichnung, wenngleich ein beträchtlicher Anteil des Materials aus antiker Sage und Geschichte stammt – allerdings wird der Bezug zur römischen Geschichte oftmals nur über Eingangsformeln hergestellt (wobei zuweilen auch ktive römische Herrscher genannt werden). Unabhängig von der Herkunft der einzelnen Exempel wird auf alle das Verfahren der geistlichen Schriftauslegung angewandt, um den «sensus allegoricus/mysticus» aufzuzeigen. Hierfür folgt dem Erzählteil («gesta») fast immer ein geistlicher Auslegungsteil («moralizatio», «reductio», «applicatio moralizata et mystica»), der meist mit der Publikumsanrede «Carissimi» eingeleitet wird und in einigen Fassungen zusätzlich in Allegorese und Moralisation differenziert sein kann. Oftmals ist die Auslegung länger als die Exempelerzählung selbst und lässt spezi sche Formen franziskanischer Religiösität erkennen. Die Gebrauchsfunktion der G. R. zu Predigtzwecken ist naheliegend. Da aber in den ursprünglicheren G. R.-Fassungen ein systematisch-thematisch oder alphabetischer Aufbau fehlt – wie er in vergleichbaren franziskanischen oder dominikanischen Exempelsammlungen zu nden ist – könnten die G. R. auch für den erbaulich-meditativen Gebrauch konzipiert worden sein. Da die G. R. offensichtlich bereits von → Hugo von Trimberg für seine eigene Sammlung Solsequium herangezogen worden sind, dürften sie bereits vor entstanden sein, vermutlich in England oder Deutschland. Möglicherweise geht die Originalkonzeption auf einen englischen Franziskaner zurück, der im süddt. Raum tätig war. Aussagen zur Entstehung der ursprünglichen G. R. sind aber prinzipiell unsicher, da sprachliche Spezi ka der Überlieferung, die als Argumente zur Herkunft ins Feld geführt werden, selten über die jeweilige Handschrift oder Rezension hinaus generalisierbar sind. Daher ist deren Rückschlusskraft auf den Ursprung der Sammlung jeweils begrenzt. Das Gros des versammelten Materials dürfte aus älteren Kompendien und Sammlungen bezogen worden sein: etwa die Disiplina Clericalis des Petrus Alfonsi, die Controversiae des älteren Seneca nach Nicolaus Trivet (Declamationes Senecae senioris Moralizate), die Tabula Exemplorum oder das Speculum Laicorum. Es sind auch ganze Corpora in die G. R. eingegangen, entweder geschlossen, wie die Historia septem sapientum (→ Sieben weise Meister [S. w.
Gesta Romanorum M.]), oder in einer Vermischung mit dem restlichen Textgut, wie die Parabolae des Odo von Cheriton. Die G. R. markieren den gattungsgeschichtlichen Höhepunkt des moralisierenden Exempels. Literarhistorisch stehen sie in der Tradition der moralisierenden Kompilationen zur Naturgeschichte (z. B. Liber de naturis rerum des → Thomas von Cantimpré), vergleichbar in Form und geistlichdidaktischer Funktion sind sie mit den spätma. Exempelsammlungen Nicole Bozons (Contes moralisé) und Robertus Holcots (Moralitates). Bereits im . Jh. haben jüngere Exempel- und Predigtsammlungen (vgl. → Meffreth von Meißen) oder didaktische Schriften Material aus den G. R. bezogen. Auf die poetische Literatur und die bildende Kunst haben die G. R. – schon allein dank ihrer enormen Stofffülle – bis ins . Jh. große Wirkung ausgeübt (vgl. z. B. → Gregorius, → Kaiser Lucius’ Tochter, → Gydo und Thyrus oder die Apollonius von Tyrus-Bearbeitungen → Heinrichs von Neustadt und Heinrich → Steinhöwels). Neben die breite lat. Tradition treten dt. Bearbeitungen der G. R., die im Textumfang zwischen und Exempeln variieren. Sie sind nahezu ausschließlich in Prosa verfasst worden und lassen sich teils unmittelbar auf bestimmte lat. Corpora zurückführen. Der Schwerpunkt der dt. G. R.-Überlieferung ist das . Jh. und sie ist ganz überwiegend oberdeutsch. Differenzierbar in der dt. Tradition sind Fassungen (a–n [nach Gerdes VL] s. Überl.). Der älteste Textzeuge ist der Cgm der BSB München (wohl frühes . Jh), der die sog. dt. «Vulgat-Fassung» (a) mit für gewöhnlich Exempeln tradiert. Diese dürfte noch im . Jh. entstanden sein und bietet fast alle Exempla der ältesten datierbaren lat. Hs. J (s. Überl.). Unter den dt. Bearbeitungen hat a die breiteste handschriftliche Überlieferung. Die umfangreichste Version (b, frühes . Jh.) mit zumeist Stücken verzichtet in exzeptioneller Weise gänzlich auf die Moralisationen und macht so aus dem Erbauungsbuch ein unterhaltsames Geschichtenbuch. Die dt. S. w. M. sind in b als geschlossener Block eingefügt. Die reich überlieferte Fassung g (Mitte . Jh.) bietet gleichsam die S. w. M. auf (mit Moralisationen zu elf Exempelerzählungen) und ergänzt diese in der umfangreichsten Überlieferungsgestalt mit weiteren moralisierten Exempeln und mit einer geistlichen Vorrede. Die in Straßburg gedruckte protestantische Fassung m erneuert die Moralisationen nach «eyner jglichen parabeln vergleich
Gesta Romanorum nuß mit heyliger geschrifft», um reformationskonforme Deutungen zu präsentieren. Die wichtigste inhaltliche Verschiebung im Laufe der Überlieferung liegt darin, dass die S. w. M. innerhalb der Sammlung oder im Überlieferungsverbund mit den G. R. eine zunehmend prominentere Rolle einnehmen. Im . Jh. leiten die Separatdrucke der S. w. M. das Ende der dt. G. R.-Überlieferung ein. Als Folge der Streuüberlieferung einzelner Exempla – deren gesamtes Aufkommen nicht systematisch erfasst ist – bleibt der Ein uss auch der dt. G. R. aber signi kant hoch. Ü: Lateinisch: Es sind über Hss. und mindestens Drucke bis bekannt. Ein großer Teil der Hss. ist im Süden des dt. Sprachgebiets geschrieben. Prinzipielles Charakteristikum der Überlieferung ist die Unfestigkeit der Textgestalt. Eine grobe Differenzierung in zwei Hauptgruppen, eine anglo-lat. und eine kontinental-lat. (mit fünf Untergruppen) ist möglich. Die älteste datierbare und umfangreichste Hs. ( Kap.), der in der Forschung mit großer Übereinstimmung eine sehr gute Textgestalt attestiert wird, ist: Innsbruck, UB, Cod. (Sigle J) Bll. (Perg., ); enthält auch die Historia septem sapientum. Laut Schenkungsvermerk (Spiegel des Vorderdeckels) wurde der Codex dem Kloster Stams oder von Pfarrer Ludovicus de Ramung aus Ulten übergeben. Die Hs. repräsentiert eine Überlieferungsgruppe, deren Prototyp aus England gestammt oder unmittelbar aus englischen Quellen geschöpft haben dürfte. – Die älteste Druckfassung ist: Köln (Drucker der Flores S. Augustini [Jan Veldener]) um (GW ). Das hier enthaltene Corpus von / Kapiteln wurde im Verlauf der Druckgeschichte bald auf Kapitel erweitert (= sog. «Vulgärtext»). – Vgl. zur Gesamtüberlieferung Röll / und Weiske Bd. (s. Lit.). Deutsch: Alle Redaktionen zusammengezählt sind zur Zeit Hss. und ein Fragment bekannt sowie über zehn Drucke. Zu den hier nicht gelisteten Hss. und Drucken vgl. Weiske Bd. , S. – und www.handschriftencensus.de/ werke/. – a: Zumeist Exempel (moralisiert, sog. dt. «Vulgat-Fassung»). Hss., die älteste ist: München, BSB, Cgm (Perg., zweite Hälfte . Jh./frühes . Jh. [?], westmittelbair.). – b: Zumeist Exempel (ohne Moralisation), Einschub der S. w. M. vollständige Hss., mit Auszügen, die ältesten sind: Berlin, SBB, Mgq
. Hälfte . Jh. , ra–rb (Pap., /, bair.-österr.). – London, British Library, MS Add. , rb–ra (Pap., /, südbair.). – c: Zumeist Exempel (moralisiert). Aschaffenburg, Stiftsbibl., Ms. Pap. , ra–ra (Pap., , rheinfränkisch). – Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – Dresden, LB, Mscr. M , ra–rb (Pap., /, ostmitteldt.). – Ebd., Mscr. M , r–r (Pap., zweites Drittel . Jh., nordthüringisch). – Ebd., Mscr. M , Bll. (Pap., /, westthüringisch). – München, BSB, r–v (Pap., , böhmisch). – d: Rund Exempel, überwiegend moralisiert, mit vollständiger Version der S. w. M. (nicht moralisiert). St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI B, ra–va (Pap., , bair.). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.österr.). – Ebd., Cod. Ser. nova , Bll. (Pap., um , bair.-österr.; Fragm.). – e: Exempel (moralisiert). München, BSB, Cgm , r–v (Pap., , mittelbair.). – f: / Exempel (moralisiert). München, BSB, Cgm , v–r (Pap., letztes Viertel . Jh., mittebair.). – Wien, ÖNB, Cod. , v–v (Pap., nach , bair.österr.). – g: Vorrede, S. w. M. (teilweise moralisiert), Exempel (moralisiert). Hss. ab der Mitte des . Jh. bis ins . Jh. Drucke (Erstdruck: Straßburg [Johann Prüss] um ). – h: Exempel ( moralisiert). Brünn, LB, RKP-. (olim Rkp ) v–v (voran gehen die S. w. M. [v–v]). – i: Exempel (moralisiert). Stuttgart, LB, Cod. HB XIII , r–r (Pap., , bair.). → Jörg Stuler, der Kompilator der Sammelhs., hat für seine Auswahl die dt. Red. c herangezogen (voran gehen S. w. M. [r–r]). – k: Exempel (ohne Moralisation). Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Pap., um , bair.-österr.). Ursprünglich folgten im Codex noch die S. w. M. – l: Exempel (zusammengestellt aus a und b aber vollständig moralisiert). Druck: Augsburg (Johann Schobser) (GW ). – m: Kap. (die S. w. M. werden in ihrer Gesamtheit als Kap. gezählt) mit protestantisch umgeformten Deutungen. Der einzige Druck beruht prinzipiell auf vorangegangenen dt. Drucken, bietet aber auch Exempel, die anderweitig für die dt. G. R. nicht bezeugt sind: Straßburg (Jakob Cammerlander) (VD G ). – n: Fragm einer G. R.Bearbeitung in Versen (?). München, BSB, Cgm /, Pap.-Bll. (Ende . Jh., ostschwäbisch).
. Hälfte . Jh. Erhalten sind Verse eines Exempels (Der Harnisch des toten Ritters, mit Moralisation). – Noch nicht in der Systematisierung erfasst sind: Salzburg, Stiftsbibl. Nonnberg, Cod. B , r–r (Pap., . Jh., bair.-österr.). – Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Ross. (vormals Wien-Lainz, Jesuitenkolleg, Cod. X ) va–rb (Pap., [frühes ?] . Jh., österr.). A: Adelbert Keller: G. R. Bd. (mehr nicht erschienen). Stuttgart/Tübingen («Vulgärtext»). – Hermann Oesterley: G. R. Berlin (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. – (nach einem Utrechter Druck von [GW ] und dem «Vulgärtext» mit hsl. Extravaganzen). – Die G. R. Nach der Innsbrucker Hs. vom Jahre und vier Münchner Hss. hg. v. Wilhelm Dick (Erlanger Beitr. zur englischen Philologie ). Erlangen/Leipzig (Nachdr. Amsterdam ); ohne Moralisationen und ‹Historia Septem Sapientum›. Dt.: a: A. Keller: G. R. Das ist der Rœmer Tat (Bibl.dt.Nat.-Litt. ). Quedlinburg/Leipzig . – Auswahl: Die dt. Lit. Bd. /: SpätMA und Frühhumanismus. Hg. v. Hedwig Heger. München , S. , –, . – n: Friedrich Keinz: Altdt. Kleinigkeiten. In: ZfdA () S. –. Dt./lat.: Weiske, Bd. , (s. Lit.) bietet lat. und dt. repräsentative Auswahltexte zu unterschiedlichen Fassungen in synoptischer Darstellung. Ü (der lat. G. R., Auswahl): G. R. Das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen MA zum ersten Male vollst. aus dem Lat. ins Dt. übertragen aus gedruckten und ungedruckten Quellen [...] von Johann Georg Theodor Graesse. Bde. Dresden , (Nachdr. Hildesheim/New York ; Köln ). – G. R. Die Taten der Römer. Ein Geschichtenbuch des MA. Nach der Übersetzung v. J. G. T. Graesse hg. und neu bearb. v. Hans Eckart Rübesamen. München . – G. R. Gesch. von den Römern. Ein Erzählbuch des MA. Erstmals in vollst. Übersetzung hg. v. Winfried Trillitzsch. Frankfurt/M. . – G. R. Lat./dt. Ausgewählt, übers. und hg. v. Rainer Nickel (RUB ). Stuttgart . – G. R. Das älteste Märchen- und Legendenbuch des christlichen MA. Übers. v. J. G. T. Graesse, ausgewählt v. Hermann Hesse (Insel TB ). Berlin . L: Udo Gerdes VL () Sp. –; () Sp. . – Udo Wawrzyniak, EM
Gesta Romanorum () Sp. –. – F[ritz] Wagner/ V[olker] Mertens/H[ans] Sauer, LexMA () Sp. –. – Gerbert Hübner, KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () S. f. und Reg. – Uta Goerlitz, Killy () S. –. – Johann Andreas Schmeller: Ruodlieb. In: ZfdA () S. –. – Graesse (s. Übers.). – John Dunlops Gesch. der Prosadichtungen oder Gesch. der Romane, Novellen, Märchen u.s.w. Aus dem Englischen übertr. und vielfach verm. [...] v. Felix Liebrecht. Berlin . – Oesterley (s. Ausg.). – The early English Versions of the G. R. Re-edited from the mss. in British Museum. Harl. and Addit. and University Library, Cambridge. Kk. .. With introduction, notes, glossary by Sidney J. H. Heritage (Early English Text Society ). London (Nachdr. ). – Rudolf Cruel: Gesch. der dt. Predigt im MA. Detmold (Nachdr. Hildesheim ). – Karl Goedeke: Grundriss zur Gesch. der dt. Dichtung aus den Quellen. Bd. : Das MA. Dresden , S. f. – Ludwig Katona: Die Ofenpester Hs. der ‹G. R.›. In: Zs. für vergleichende Literaturgesch. NF () S. –. – Elimar Klebs: Die Erzählung von Apollonius aus Tyrus. Eine geschichtliche Unters. über ihre lat. Urform und ihre späteren Bearbeitungen. Berlin , S. –. – Jakob Schmitz: Die ältesten Fassungen des dt. Romans von den Sieben weisen Meistern. Diss. Greifswald . – John Alexander Herbert: Catalogue of romances in the department of manuscripts in the British Museum. Vol. . London (Nachdr. ) S. –. – M. Krepinsky: Quelques remarques relatives a l’histoires de ‹G. R.›. In: Le Moyen Age e série () S. –, –. – Ella Bourne: Classical Elements in the G. R. In: Vassar Medieval Studies. Hg. v. Christabel Forsyth Fiske. New Haven CT , S. –. – JeanThiébaut Welter: L’exemplum dans la littérature religieuse et didactique du moyen âge. Paris/Toulouse (Neuausg. New York ) S. –, –. – Paul Gichtel: Die Weltchron. Heinrichs von München in der Runkelsteiner Hs. des Heinz Sentlinger (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgesch. ). München . – Beryl Smalley: English friars and antiquity in the early th century. Oxford , S. f., . – Karl August Wirth: Überl. und Illustration eines ma. Anekdotenstoffes. In: Münchener Jb. der bildenden Kunst. . Folge () S. –. – Peter Hommers: G. R. dt. Unters. zur Überl. und Redaktionengliederung. Diss. München. Markdorf . –
Sprichwörtersammlungen A Middle English version of th G. R. edited from Gloucester Cathedral Ms by Karl Inge Sandred (Acta Universitatis Upsaliensis. Studia Anglistica ). Uppsala . – U. Gerdes: Miszelle zur hsl. Überl. der ‹G. R.› und der ‹Historia Septem Sapientum› in dt. Sprache. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Aneˇzka Vidmanová: Stˇredolatinská ˇ beletrie a Cechy. In: Classica atque mediaevalia Jarislao Ludvíkovsk´y octogenario oblata (Opera Universitatis Purkynianae Brunensis, Facultas Philosophica ). Brünn , S. – (mit lat. Zusammenfassung). – V. Mertens: Gregorius Eremita. Eine Lebensform des Adels bei Hartmann von Aue in ihrer Problematik und ihrer Wandlung in der Rezeption (MTU ). Zürich/München , S. –. – Rolf Spraendel: Die G. R. als Quelle der spätma. Mentalitätengesch. In: Saeculum () S. –. – Walter Röll: Zur Überlieferungsgesch. der G. R. In: Mlat. Jb. () S. –. – Nigel F. Palmer: Das Exempelwerk der englischen Bettelmönche. Ein Gegenstück zu den G. R. In: Exempel und Exempelslg. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – Brigitte Weiske: Die ‹G. R.› und das ‹Solsequium› Hugos von Trimberg. In: ebd. S. –. – Dies.: Die ApolloniusVersion der ‹G. R.›. In: Positionen des Romans im späten MA. Hg. v. W. Haug/B. Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – W. Röll: Der ‹Convertimini›-Traktat als Quelle der G. R. In: FS W. Haug/B. Wachinger. Bd. . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – B. Weiske: G. R. Bd. : Unters. zu Konzeption und Überl. Bd. : Texte, Verzeichnisse (Fortuna vitrea /). Tübingen . – Gabriela Kompatscher: Die G.-R.-Hss. der UB Innsbruck Cod. , Cod. und Cod. . Ihre Beziehungen zueinander und zu den anderen G.-R.-Hss. der UB Innsbruck (Commentationes Aenipontanae. Tirolensia Latina ). Innsbruck . – Olaf Pluta: ‹Deus est mortuus›. Nietzsches Parole ‹Gott ist tot!› in einer Gesch. der ‹G. R.› vom Ende des . Jh. In: Atheismus im MA und in der Renaissance. Hg. v. Friedrich Niewöhner/O. Pluta (Wolfenbüttler MA-Stud. ). Wiesbaden , S. –. – W. Röll: Nachlese zur Überl. der G. R. In: PBB () S. –. – Ludwig Schwarz: Romanorum hystoria mistice interpretata: dal Ven. Beda ai ‹Die G.-R.-Hss.› di Innsbruck. Frammenti di ‹storia› come esortazione per vivere cristianamente. In: Salesianum () S. –. – Detlef
. Hälfte . Jh. Roth (Hg.): ‹Historia septem sapientum›. Überl. und textgeschichtliche Edition. Bd. : Unters. und Edition der Red. I und II. Bd. : Edition der Red. III und IV und Anhang (MTU f.). Tübingen . – Nicola Hörnke: ‹Seneca-Moralizatus› – Die Rezeption der ‹controversiae› Senecas d. Ä. in den ‹G. R.›. In: Pontes : Die antike Rhetorik in der europäischen Geistesgesch. Hg. v. Wolfgang Ko er/Karlheinz Töchterle (Comparanda ). Innsbruck u. a. , S. –. – Philippa M. Bright: Anglo-Latin Collections of the ‹G. R.› and their role in the cure of souls. In: What nature does not teach. Didactic literature in the medieval and early modern periods (Disputatio ). Hg. v. Juanita Feros Ruys. Turnhout , S. –. VZ Sprichwörtersammlungen. – Spätma. zumeist zweisprachig lat./dt. Kompilationen in unterschiedlichen Gebrauchskontexten, ab dem späten . Jh. (?) und . Jh. Das Sprichwort ist von anderen literarischen Kleinstformen (Sentenz, Aphorismus) nicht immer eindeutig zu differenzieren. Funktion ist die Übermittlung von allgemeingültigen Lebensregeln, Handlungsanleitungen oder Feststellungen. Die stilistischen Charakteristika sind Kürze, Prägnanz und Formelhaftigkeit. Die dt. Sprichworttradition speist sich primär aus der biblischen und antiken Literatur und nur sekundär aus der volkstümlich mündlich tradierten Spruchweisheit. Sprichwörter begegnen als Inserate in unterschiedlichen literarischen Klein- und Großformen, so auch im hö schen Roman, vorwiegend aber in Gattungen mit didaktischer Funktion wie der Sangspruchdichtung. Daneben tritt Streuüberlieferung in Sammelhandschriften auf. Es nden sich aber auch größere Corpora mit geschlossenen Sprichwörtersammlungen oder Spruchsammlungen mit signi kantem Sprichwörterbestand. Für diese Sammlungen ist der schulische Gebrauch von der ahd. Zeit bis ins SpätMA prägend. Nach den spätahd. → St. Galler Sprichwörtern → Notkers III. von St. Gallen versiegt die Tradition der dt. Sprichwörtersammlungen zumindest in der erhaltenen Überlieferung. Sie setzt erst wieder im . Jh. ein, wobei Vorstufen noch ins . Jh. datieren könnten. Für die mutmaßlich älteste Kompilation, die Straßburger Sprüche, kann eine Entstehung im . Jh. nicht ausgeschlossen werden. Die dt. Sammlungen sind nicht genuin volksprachig,
. Hälfte . Jh. sondern orientieren sich an lat. Vorläufern. Traditionskonstituierend waren die lat. Spruchbücher und -sammlungen des . und . Jh. (vgl. Fecunda ratis des → Egbert von Lüttich, → Proverbia Heinrici). Die Tradierung dt. Sprichwörter ist bis zum Ende des . Jh. eng mit der lat. Tradition verbunden und bis zu diesem Zeitraum bleibt die grundsätzlich lat. Prägung des Genres bestehen. Ab der ersten Hälfte des . Jh. aber wird die lat. Tradition von einer zunehmenden Zahl zweisprachiger oder rein dt. Sammlungen begleitet, wobei die zweisprachigen Kompilationen in der Überlieferung überwiegen. Die Gebrauchsformen sind divergent: Die Sammlungen dienen nicht nur dem Schulunterricht oder steuern Predigtmaterial bei, sondern sind zum Teil auch für einen literarisch-kulturell interessierten Rezipientenkreis konzipiert. Gleichwohl liegt der primäre Impuls für die Entstehung und Verbreitung dt. Zusammenstellungen im Schul- und Predigtbereich, wo jeweils der Einsatz dt. Sprichwörter im . Jh. signi kant zunimmt. Zu den reinen Sprichwortcorpora stellen sich in der Überlieferung Einträge größerer Gruppen von Sprichwörtern in Haus-, Hand- oder Exzerptbüchern. In den didaktischen Sammelhandschriften des . Jh., die andere literarische Kleinformen wie Rätsel, Priamel, Lehr- oder Sinnspruch kompilieren, treten Sprichwörter zumeist nur vereinzelt oder in literarischer Überarbeitung auf (so in → Bollstatters Spruchsammlung). Am Ende der Gattungsgenese des . Jh. stehen «Sprichwortsummen» wie die umfangreichen mndl./nd. → Proverbia communia. Diese spätma. größeren Sprichwortbestände gehen in humanistische und reformatorische Sammlungen ein, über die das gesammelte Textgut unter grundsätzlich neuen Vorzeichen rezipiert worden ist. In der spätma. Tradition sind mehrere Sammlungstypen auszumachen, die mit ihren bekannten Vertretern im Folgenden gelistet werden. . Lat.-dt. Sprichwörtersammlungen: Hier sind die Sprichwörter überwiegend zweisprachig aufgezeichnet worden, wobei die dt. Sprichwörter zumeist keine direkte wörtliche Übersetzung der lat. darstellen, sondern analoge Sprichwortprägungen bieten. Der Überlieferungskontext einiger Kompilationen aus dieser Gruppe legt auch einen außerschulischen Gebrauch des Sammlungstypus nahe. Die lat. Texte sind in der Regel formal einheitlich gestaltete hexametrische Einzeiler. a) Die Straßburger Sprüche umfassen lat.dt. Sprichwörter, darunter → Freidank-Sprüche
Sprichwörtersammlungen und anonyme Reimverse unbekannter Provinienz. Schwerpunkt ist die Moraldidaxe. b) Eine originär bairisch-österreichische Sammlung, die erstmals überliefert wird («Armer e man schol niht trag sein»/«Ad sua quisque piger bona non debet fore pauper») ist in quantitativ variablen Ausprägungen überliefert. Der Kernbestand von rund lat.-dt. Sprichwörten wird von anderen Zeugen auf bis zu erweitert. Auch im Hinblick auf Spruchkürzungen oder Umstellungen erweist sich die Sammlung als unfest. c) Inseriert in den Schlussteil eines lat./dt. Freidanks und funktional in ein schulisches Rahmenkonzept einbezogen ist eine Sammlung von Sprichwörtern («Que mordet labium mulier uult vendere culum»/«Woelch weib den mund kiuwet Der schad sich niuwet»). Einem lat. Vers folgt ein dt. Reimpaar oder ein reimloser Einzeiler zu Verständnissicherung der lat. Verse. Die Sammlung teilt Sprichwörter mit der «Armer man»Kompilation (s. o.; in der Grazer Fassung, in der Fassung Basel, Cod. A IX ). d) Überschaubar im Umfang und anspruchslos in der Gestaltung ist eine Kleinsammlung von meist lat.-dt. Sprichwörten aus der ersten Hälfte des . Jh. («Multa per optata transibunt tempora grata»/«Es get vil czyt mit wunschen hin»). Die Verwandschaft zur Spätüberlieferung der St. Galler Sprichwörter (St. Gallen, Stiftsbibl., Cod. ) legt den gleichen Entstehungsraum für beide Sammlungen nahe (St. Gallen/Konstanz/München). Es scheint sich um eine Gelegenheitssammlung ohne konkrete Zweckbindung zu handeln. e) Aufnahme in ein Hausbuch einer westfälischen Familie haben lat.-nd. Sprichwörter gefunden («Dum quis ditatur famosior inde probatur»/«Wan enen wasset syn guet So wesset eme och syn moet»). Die lat. Sprichwörter sind bis auf das erste in leoninischen Hexametern verfasst, die dt. in Reimpaaren. Die kurze Zusammenstellung könnte zu denjenigen Kleinsammlungen gehören, auf denen die Proverbia communia aufbauen. f) Der Bestand an derbkomischen Sprichwortgut verleiht einer Sammlung aus dem bairischen oder schwäbisch-alemannischen Raum aus der zweiten Hälfte des . Jh. eine eigene Charakteristik («De numero capitum sentencia multiplicatum»/ «Als menig haubt als menig synn»). Sie umfasst Stücke (einschließlich dreier Nachträge des . Jh.). Mit lat. Hexametern und dt. Einzeilern enstpricht
Sprichwörtersammlungen sie dem Standardtypus der Sprichwortüberlieferung. Möglicherweise bestehen intertextuelle Beziehungen zu den Prager Sprichwörtern. g) Die Prager Sprichwörter (zweite Hälfte . Jh.) haben mit «De numero capitum» das gleiche Anfangssprichwort wie die vorhergehende Kompilation. Die lat./dt. Sprichwörter sind vermutlich in Bayern entstanden und stellen zwei Abschnitte im ansonsten rein lat. Schlussteil einer umfangreichen Spruchsammlung dar. Ob das SprichwörterCorpus der Sammlung zu Predigtzwecken diente, ist umstritten, die These wird aber zumindest von der lat. Mitüberlieferung gestützt (→ Speculum humanae salvationis, → Gesta Romanorum, Historia septem sapientum [→ Sieben weise Meister]). h) Aus dem späten . Jh. stammen die dt./ lat. Sprichwörter der Münchener Sprüche, die sich als zwei relativ selbstständige Blöcke innerhalb einer lat. Spruchsammlung nden. Den hier leoninischen lat. Versen entsprechen dt. reimlose Einzeiler. Zur Spätüberlieferung der St. Galler Sprichwörter im St. Galler Cod. (s. o.) bestehen enge Beziehungen. Ein schulischer Gebrauch zu Versübungen ist möglich aber nicht zwingend. Klapper (s. Ausg.) hat die Münchener Sprüche dem Überlieferungskontext der Proverbia Fridanci (s. u.) zugeordnet. i) Die nd. Ebstorfer Sprüche (Ebstorf, Klosterbibl., Ms. VI ) wurden früher den ma. Kompilationen zugerechnet. Tatsächlich stammt der tradierende Codex aus dem dritten Viertel des . Jh. (vgl. Renate Giermann/Helmar Härtel: Hss. des Klosters Ebstorf [Ma. Hss. in Niedersachsen ]. Wiesbaden , S. ) und die Sammlung, die kaum Parallelen zu den anderen aufweist, dürfte auch nachma. Sprichwortgut enthalten. . Lat.-dt. Proverbiensammlungen: Dieser Typus begegnet innerhalb der weit verzweigten Proverbienliteratur. Die Sammlungen de nieren sich über die Funktion als Schulliteratur und die dt. Sprichwörter sind direkte Übersetzungen ihrer lat. Entsprechungen. Vorbildlich für Übersetzungstil und Darstellungsform waren die Übersetzungen der Disticha Catonis (→ Cato), was bedeutet, dass die lat. Verse in der Regel als dt. Reimpaar wiedergegeben werden. a) Die St. Pauler Sprüche sind laut Schreibervermerken in beiden Textzeugen in St. Paul im Lavanttal zusammengestellt worden. Es handelt sich um zwei differenzierbare Sammlungen mit deutlichen Parallelen. Einer der Textzeugen
. Hälfte . Jh. aus Klagenfurt ist allerdings verschollen und dessen Sammlung nur über den Abdruck erschließbar (auch: Klagenfurter Sprüche). Gemeinsamer Urheber der Kompilationen könnte der spätere Abt des Benediktinerstifts, Johannes Hechtlein von Landau, gewesen sein. Die handschriftlich erhaltene Zusammenstellung bietet dt./lat. Sprüche (Hexameter/Reimpaar), die andere laut Herausgeber rein dt. Sprichwörter (womit sie, abgesehen vom Entstehungskontext, der Gruppe der lat./dt. Proverbiensammlungen nicht zugehörig sind). Gemein ist beiden Kollektionen ein Grundstock von Texten. Enthalten sind jeweils Freidank- und Cato-Sprüche neben Sprichwörtern zum praktischen Gebrauch (Gesundheitsregeln u. ä.). Der schulische Gebrauch des erhaltenen Codex ist evident. b) Die Innsbrucker Sprüche aus Südtirol () mit dt./lat. Texten (Hexameter/Reimpaar) kombinieren Sprichwörter mit einer lexikographisch geprägten Mitüberlieferung (Vokabular, Glossar). Damit repräsentieren sie eine in ma. Schulliteratur gebräuchliche Verbindung von Sprichwort und Wörterbuch. c) Aus dem letzten Jahrzehnt des . Jh. stammen die Kemptener Sprüche aus dem Kemptener Benediktinerkloster. Beim Gros der insgesamt lat./ dt. Sprüche (Hexameter/Reimpaar) handelt es sich um Sprichwörter. Hauptquelle der lat. Texte sind die → Proverbia communia aus dem nd./ndl. Raum, die von der Überschrift im Textzeugen auch benannt werden: «Tractatulus proverbiorum communium diversis a poetis in umum reductis». Weitere Quellen sind nicht ermittelt. Die einzelnen Sprichwörter werden von Wort- und Sinnerklärungen begleitet, was Einblicke in ma. Schuldidaktik eröffnet. Mit den nd. und ripuarischen Fassungen der Proverbia communia zählen die Kemptener Sprüche zu den ersten Sprichwort-Großsammlungen in dt. Sprache. d) Ebenfalls sehr umfangreich ist eine mnd. Spruchsammlung des . Jh. («Juncfrauwen claffen vnde pfaffen k˚une H˚uner og vnde merczes gr˚une Diesß vie yn mynem m˚ut Selden han eyn ende g˚ut»). Ihr Anfang ist verloren und erhalten sind noch lat./dt. Sprichwörter (Zweizeiler mit unterschiedlichen Reimen/paargereimte Zwei- und Vierzeiler). Der Bestand an eigentlichen Sprichwörtern innerhalb des Gesamtspruchguts ist allerdings verhältnismäßig gering.
. Hälfte . Jh. e) Zur Gruppe der Proverbiensammlungen sind ferner noch die Proverbia metrica et vulgariter rhythmisata des Johannes → Fabri zu zählen (Titel nach dem Erstdruck von / [GW ]). . Sprichwort-Prothemata-Sammlungen: Die Sprichwörter in diesen Sammlungen dienen jeweils als Prothema für volkssprachige Musterpredigten. Die Überlieferung ist überwiegend einsprachig dt. Eine formale Vereinheitlichung wie bei den Schultexten ist zumeist nicht durchgeführt, dafür nden sich regelmäßig Hinweise zum Verständnis oder zu allegorischen Auslegungsmöglichkeiten der einzelnen Sprichwörter. Neben gattungsspezi sch eindeutigen Sprichwörtern begegnen auch Freidank- oder Cato-Sprüche. Das Hauptvorbild ist in lat. Sprichwörterpredigten zu sehen, ein Ein uss lat.-altfranzösischer Sammlungen, die auch im dt. Sprachraum belegt sind, ist nicht auszuschließen. In den Kontext der predigtbezogenen Sprichwortsammlungen sind auch die homiletischen Werke Johannes Fabris, → Geilers von Kaysersberg, Johannes → Heynlins oder Bartholomäus → Mulichs einzubeziehen. Anonym sind die sog. Proverbia Fridanci (auch: Freidankpredigten, Ostmd. Sprichwörterpredigten) überliefert, deren gängige Bezeichnung angesichts nur vereinzelter Freidank-Inserate irreführend ist. In offener Tradierungsform bietet die Sammlung von Sprichwörterpredigten einen mehr oder weniger vollständigen Jahreszyklus von Sonntags- und Heiligen-Predigten. Die Sprichwörter geben jeweils das Thema für die geistliche Auslegung vor. Der Umfang der enthaltenen Sprichwörter schwankt in den Textzeugen zwischen und , eine geschlossene Sammlung ist nicht allen Handschriften zu attestieren. Die Überlieferung konzentriert sich auf die Mitte des . Jh. und den ostmd. Raum mit ostfränkischern und bair. Zweigen. Eine Meißener Sammlung könnte Ausgangspunkt der Gesamttradition gewesen sein. Gewirkt haben dürften die Sammlungen auf die Proverbia communia und möglicherweise die Sprichwörtersammlung Luthers. Im weiteren Predigtumfeld sind Konkordanzen von Bibelstellen und Sprichwörtern angesiedelt. Im dt. Sprachraum waren solche Konkordanzen offensichtlich selten (anders in Frankreich). Erhalten ist eine Handschrift der Mitte des . Jh. aus der Leipziger Artistenfakultät. Deren Konkordanz weist den jeweiligen lat. Bibelstellen oft zwei bis drei dt. Sprichwörter zu. Insgesamt sind Sprichwörter enthalten.
Sprichwörtersammlungen Nennenswerte Gruppen von Sprichwörtern treten schließlich noch in handbuchartigen Sammelbänden (Hand-, Haus- oder Exzerptbücher). Hier sind nicht geschlossene Sammlungen in einheitlicher Form gemeint (wie im westfälischen Hausbuch [«Dum quis ditatur famosior inde probatur», s. o.], sondern versprengte Einzel- oder Gruppeneinträge dt., lat. oder zweisprachiger Texte. Es sind drei Sammelbände mit umfangreichen Sprichwörtereinträgen bekannt: a) In seinem Handbuch hat Stephan Irmi (–), Prior des Basler Predigerkonvents (/), systematisch lat. Proverbien gesammelt und dabei auch dt. Texte einbezogen. Ein Teil der dt. Einträge Irmis (Bl. v) geht auf die Basler Handschrift der Sammlung «Armer man schol e niht trag sein» (s. o. und Überl.) zurück. b) Eine monastische lat. Gebrauchshandschrift aus dem Benediktinerkloster Tegernsee enthält auch eingestreute dt. «Nota proverbium». Dt. Sprichwörter und Redensarten werden zu kleinen Gruppe zusammengefasst und sind unsystematisch im Codex verteilt, der zur Amtszeit des Abts Ambrosius Schwarzenbeck entstanden ist. c) Etwas später angelegt aber auch für die Verwendung im Kloster bestimmt ist ein Tegernseer lat./dt. Sammelband, der u. a. auch dt. Lieder enthält. Auch hier sind die Sprichwörter in kleineren Gruppen über die Handschrift verteilt. Ü: . Lat.-dt. Sprichwörtersammlungen: a) Straßburg, Seminarbibl., Cod. C. VI. (alemannisch, um [?]; verbrannt). – b) Graz, UB, Ms. (Grazer Sprüche) v–r (, bair.-österr.) Texte (lat./lat.-dt.). – Basel, UB, Cod. A IX , rv (Mitte . Jh.) Texte (lat./lat.-dt.). – Ebd., Inc. , v (Ende . Jh.) dt. Texte. – München, BSB, Clm , v–r (. Jh.) Texte (lat./ dt.-lat.). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (um , bair.-österr.) lat.-dt. Texte. – c) Princeton, University Library, Ms. . Miscellany (vormals Stettin, Gymnasialbibl., Cod. ) r–v (, bair.). – d) Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , r (erste Hälfte . Jh.). – e) Maastricht, Gemeindearch., v (zweite Hälfte . Jh., nd.); Hausbuch der westfälischen Familie Houcken. – f) Cambridge (Mass.), Harvard College Library/Houghton Library, MS Ger , r–r (/ [Hand A], ostschwäbisch). – Augsburg, Staats- und StB, ° Cod. , v (. Jh., bair.). Die Slg. bricht nach dem elften Spruch ab und
Sprichwörtersammlungen stimmt bis dahin weitgehend mit Cambridge überein. – g) Pürglitz (Krivoklát, Tschechien) Schlossbibl., Cod. I a (vormals Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. I a ; davor: Ebd., Fürstl. Fürstenbergische Bibl., Cod. I a ) ra–ra (um [Hand ], bair.). – h) München, BSB, Clm , v, v–r, v (/, bair.). . Lat.-dt. Proverbiensammlungen: a) Wien, ÖNB, Cod. , v–r (//, bair.österr.). – Klagenfurt, UB, Sign. unbekannt (, bair.-österr.; verschollen). Laut dem Klagenfurter Bibliothekar Budik (s. Ausg.) befand sich die Slg. auf den letzten Bll. des Cod. – b) Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. W , v, r–v (, aus Südtirol). – c) Stuttgart, LB, Cod. HB XII , r–v (/, schwäbisch). – d) Wolfenbüttel, HAB, Cod. Helmst., r–r (. Jh., ostmnd.); die ältesten Faszikel der zusammengesetzten Hs. stammen noch aus dem . Jh., der Tl. mit der Sprichwörterslg. dürfte später zu datieren sein. Sprichwort-Prothemata-Sammlung: (Proverbia Fridanci) Breslau, UB, Cod I F , Bll. (passim in einer lat. Sermones-Slg.) (, ostmitteldt.). – Ebd., Cod I Q , v–r, r–r, r–v (/, ostmitteldt.). – Ebd., Cod. I F , r–r, r, r (jeweils als Nachträge am unteren Rand) ( [Nachträge zweite Hälfte . Jh.] ostmitteldt.). – Ebd., Cod. I F , r–r (, ostmitteldt.). – Ebd., Cod. I. F. , r–v (, ostmitteldt.). – Ebd., Cod I Q , r (Mitte . Jh., ostmitteldt.). – Ebd., Cod I Q , r–v (/, ostmitteldt.). – Bamberg, SB, Msc. Theol. (olim Q.V.) r–r (Mitte . Jh., ostfränkisch [?]). – München, BSB, Clm , r–r (, bair.). – Berlin, SBB, Ms. theol. lat. fol. , ra–rb (, ostmitteldt.). – Schwabach, Kirchenbibl., Cod. (Schwabacher Sprüche) ra–v (Mitte . Jh., bair.). Konkordanz: Leipzig, UB, Ms. , r (letztes Bl. der Hs.) (, ostmitteldt./ostfränkisch); Verz. der Sprichwörter/Bibelstellen bei: Franzjosef Pensel: Verz. der dt. ma. Hss. in der UB Leipzig. Zum Druck gebracht v. Irene Stahl (DTM /). Berlin , S. f. Handbücher etc.: a) Basel, UB, Inc. , r, v, v –v, rab (/, alemannisch). – b) München, BSB, Clm , v, v–v, r, r, v–v, r u. ö. (/, bair.). – c) Ebd., Cgm , r, r–r, v, v, r, r (/, bair. mit schwäbischem Einschlag).
. Hälfte . Jh. A: Lat.-dt. Sprichwörtersammlungen: a) Diutiska. Denkmäler dt. Sprache und Lit., aus alten Hss. zum ersten Male theils hg., theils nachgewiesen und beschrieben von E[berhard] G[ottlieb] Graff. Bd. . Stuttgart/Tübingen , S. – (dt. Texte). – Wilhelm Wackernagel: Altdt. Lesebuch (Dt. Lesebuch ). Basel , Sp. f. (dt. Texte, Ausw.). – Friedrich Seiler: Die kleineren dt. Sprichwörterslg. der vorreformatorischen Zeit und ihre Quellen. In: ZfdPh () S. –, –; () S. –, hier , S. – (nach Graff). – b) Wackernagel (s. o.) Sp. (Graz in Ausw.). – Anton Schönbach: Über die Grazer Hs. des lat.-dt. Freidank. In: Mitth. des hist. Ver. für Steiermark () S. –, hier S. – (Graz). – Seiler (s. o.) S. f. (nach Wackernagel). – c) Hugo Lemcke: Fridangi discrecio. Freidanks Bescheidenheit lat. und dt. aus der Stettiner Hs. (Beilage zum Programm Gymnasium Stettin). Stettin o. J. [], S. f. – Heinrich Ernst Bezzenberger: Frîdankes Bescheidenheit. Halle (Nachdr. Aalen ) S. f. – e) Franz Joseph Mone: Quellen und Forschungen zur Gesch. der teutschen Lit. und Sprache. Bd. . Aachen/Leipzig , S. –, f. – Hermann Jellinghaus: Zu den ‹Proverbia Communia›. In: Nd. Korrespondenzbl. () S. f. (nur dt. Texte nach Mone). – Richard Jente: Proverbia communia. A fteenth century collection of Dutch proverbs together with the Low German version (Indiana University publications. Folklore series ). Bloomington , S. f. (nach Mone). – f) Eckehard Simon: Priamel, Short verse poems, and proverbs from the Houghton Codex Ms Ger (ca. /). Variants and unpublished texts. In: Michigan Germanic Studies () S. –, hier: S. –. – g) Johann Kelle: Altdt. Hss. aus Prager Bibl. II.: Fürstenbergische Bibl. In: Serapeum () S. –, –, hier S. – (nur dt. Texte, unvollst.). – Seiler (s. o.) S. – (nach Kelle). – Seiler (s. o.) S. (Ausw.). – h) Franz Weinkauff: Lat.-dt. Sprichwörter des MA. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –. – Seiler (s. o.) S. – (nach Weinkauff). Lat.-dt. Proverbiensammlungen: a) Peter Budik: Sprichwörter. In: Österr. Bll. für Lit. und Kunst, Geogra e, Gesch., Statistik und Naturkunde () S. –. – Seiler (s. o.) S. –. – Hermann Menhardt: Eine lat.-dt. Spruchslg. aus St. Paul vom Jahre . In: Carinthia I. Mitt. des
. Hälfte . Jh. Gesch.-Ver. für Kärnten () S. –. – Erich Nussbaumer: Geistiges Kärnten. Lit.- und. Geistesgesch. des Landes. Klagenfurt , S. f. (Ausw.). – b) Ignaz Vinzenz Zingerle: Zur Spruchdichtung des . Jh. In: ZfdPh () S. –. – c/d) Walther: Proverbia (s. u.). Sprichwort-Prothemata-Sammlung (Proverbia Fridanci): Konrad Hofmann: Johannesminne und dt. Sprichwörter aus Hss. der Schwabacher Kirchenbibl. In: Sb. der Kgl. Bayerischen Akad. der Wiss. Jg. , Bd. . München , S. –, hier S. –. – Ludwig Stern: Mitt. aus der Lübener Kirchenbibl. In: Beitr. zur Bücherkunde und Philol. FS August Wilmanns. Leipzig , S. –, hier S. – (Berlin). – Joseph Klapper: Schlesische Sprichwörter des MA. In: Mitt. der schlesischen Ges. für Volkskunde () S. –, hier S. –. – Seiler (s. o.) S. –, (nach Hofmann). – J. Klapper: Die Sprichwörter der Freidankpredigten. Proverbia Fridanci. Ein Beitr. zur Gesch. des ostmitteldt. Sprichworts und seiner lat. Quellen (Wort und Brauch ). Breslau . – Zahlreiche lat. Texte bei Hans Walther: Proverbia sententiaeque latinitatis medii aevi. Lat. Sprichwörter und Sentenzen des MA in alphabetischer Anordnung. Bde. (Carmina medii aevi posterioris latina /–). Göttingen –; Bde. – aus dem Nachlaß von H. Walther, hg. v. Paul Gerhard Schmidt (Carmina medii aevi posterioris latina /–). Göttingen –. L: Manfred Eikelmann, VL () Sp. –; () Sp. . – G[ünter] Bernt: Sprichwort, Sprichwortslg., LexMA () Sp. f. (mlat. Lit.). – N[orbert] H. Ott.: Dass., Ebd., Sp. f. (dt. Lit.). – Thesaurus proverbiorum medii aevi. Lex. der Sprichwörter des romanisch-germ. MA. Bde. Begr. v. Samuel Singer. Wissenschaftliche Leitung: Ricarda Liver. Berlin/New York – (Quellenverz. ). – Johann Joachim Eschenburg: Denkmäler altdt. Dichtkunst. Bremen , S. f. – Friedrich Heinrich von der Hagen/Johann G. Büsching: Literarischer Grundriß zur Gesch. der dt. Poesie e von der altesten Zeit bis in das sechzehnte Jh. Berlin , S. –. – Anton Schönbach: Über die Grazer Hs. des lat.-dt. Freidank. In: Mitth. des hist. Ver. für Steiermark (), S. –. – Ernst Voigt: Über die ältesten Sprichwörterslg. des dt. MA. In: ZfdA () S. –, . – Adolph Franz: Sprichwörterpredigten aus dem . Jh. In: Der Katholik /II () S. –. – Klapper
Sprichwörtersammlungen (s. Ausg.). – Seiler / (s. Ausg.). – Albert Leitzmann: Zu den mnd. Sprichwörterslg. In: PBB () S. –. – F. Seiler: Dt. Sprichwörterkunde (Hb. des dt. Unterrichts an höheren Schulen /). München (Nachdr. ) S. –. – Ders.: Die Entwicklung der dt. Kultur im Spiegel des dt. Lehnworts. Bd. : Das dt. Lehnsprichwort. Tl. . Halle (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. – (mit Reg. der Slg.). – Klapper (s. Ausg.) Einf. – Mathilde Hain: Sprichwort und Rätsel. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin , Sp. –, hier Sp. f. – Josef Georg Bregenzer: Lat. und dt.-lat. proverbia aus der St. Galler Hs. . Text und Komm. Zürich . – Hartmut Beckers: Mnd. Lit. – Versuch einer Bestandsaufnahme. Tl. . In: Nd. Wort () S. –, hier S. –. – Lutz Röhrich/Wolfgang Mieder: Sprichwort (Slg. Metzler M ). Stuttgart , S. –. – Berndt Jäger: ‹Durch reimen gute lere geben›. Unters. zu Überl. und Rezeption Freidanks im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. (Reg.) – Nikolaus Henkel: Ma. Übers. lat. Schultexte ins Dt. Beobachtungen zum Verhältnis von Formtyp und Leistung. In: Poesie und Gebrauchslit. im dt. MA. Hg. v. Volker Honemann u. a. Tübingen , S. –. – Ders.: Beitr. zur Überl. der ‹Disticha Catonis› in dt. Übers. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Gustav Bebermayer: Sprichwort. In: RL () S. –, hier S. –. – Claude Buridant: Les proverbes et la prédication au Moyen Âge. In: Richesse du Proverbe. Bd. : Le proverbe au Moyen Âge. Hg. v. François Suard/C. Buridant (Bien dire et bien aprandre ). Lille , S. –. – Ulrike Bodemann: Die Cyrillusfabeln und ihre dt. Übers. durch Ulrich von Pottenstein. Unters. und Editionsprobe (MTU ). München , S. f. – N. Henkel: Dt. Übers. lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit. Mit einem Verz. der Texte (MTU ). München , S. –, –, f. – M. Eikelmann: Das Sprichwort im Sammlungskontext. Beobachtungen zur Überlieferungsweise und kontextuellen Einbindung des dt. Sprichworts im MA. In: Kleinstformen der Lit. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – Klaus Grubmüller: Freidank. In: ebd., S. –. – M. Eikelmann: Katz und Maus: Kon iktdarstellung und -bewältigung im dt. Sprichwort des MA. In: Spannungen und
Der Striegel Kon ikte menschlichen Zusammenlebens in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Kurt Ruh u. a. Tübingen , S. –. – Gabriele von Olberg: Der Umgang mit Wissen. Ausgewählte Beispiele zum Übersetzungsproblem lat. und dt. Sprichwörter. In: Sprichwort und Lit. im MA. Hg. v. Brigitte Janz (Das MA ,). Berlin , S. –. – M. Eikelmann: ‹altsprochen wort›. Sentenz und Sprichwort im Kontext der ma. Gnomik. In: JOWG () S. –. – Irmgard Simon: Über einige Sprichwortslg. des . und . Jh. In: Nd. Wort () S. –. – M. Eikelmann: Zur hist. Pragmatik des Sprichworts im MA. In: Wer a sägt, muss auch B sägen. Beitr. zur Phraseologie. Hg. v. Dietrich Hartmann/Jan Wirrer (Phraseologie und Parömiologie ). Baltmannsweiler , S. –. – Ines Heiser: Autorität Freidank. Stud. zur Rezeption eines Spruchdichters im späten MA und in der frühen Neuzeit (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. VZ Heinrich (von Basel). – Verfasser oder Schreiber dt. Reimpaarverse, . Jh. H. ist nur als Namensangabe in einer Basler Handschrift nachweisbar. Auf deren letzter Seite hat eine Hand des . Jh. am oberen Rand vier Reimpaare eingetragen (Incipit: «Nieman getrwe der welte»). Die Eintragung ist durch Abrieb verblasst und durch Bindearbeiten beschädigt. Der deshalb nicht vollständig lesbare Text ist von der Forschung mal in zwei Strophen, mal in vier Zweizeiler eingeteilt worden. Offenbar handelte es sich um poetisch gestaltete Ratschläge. So erörtert der nicht namentlich genannte Sprecher u. a., ob man der Welt trauen soll. In einem anderen Reimpaar beklagt er, selten Treue durch Treue belohnt gesehen zu haben. Die Verse sind im Stil → Freidanks und der gereimten Autoritäten gestaltet. Der dritte Spruch zitiert Freidank , f. Die ersten zwei Reimpaare werden von dem Zusatz «Ego Henricus feci» abgeschlossen. Ob damit der Autor oder der Schreiber der Verse gemeint ist, kann nicht mehr festgestellt werden. Der gleiche Schreiber trug wohl zumindest auch lat. Ergänzungen in die Handschrift ein. Als obsolet gilt die Identi zierung H.s als Basler, wie sie sich in seinem Namenszusatz äußert. Seine Benennung beruhte auf dem Aufbewahrungsort der Handschrift, die aber wahrscheinlich erst
. Hälfte . Jh. im . ins Basler Leonhardstift gelangte. Eine Urkundenabschrift im Codex verweist vielmehr auf Nördlingen und Nürnberg. Ü: Basel, UB, cod. A XI , v (Pap., . bis frühes . Jh.). A: Gustav Binz: Die dt. Hss. der Öffentlichen Bibl. der Univ. Basel. Bd. : Die Hss. der Abt. A. Basel , S. –, hier S. (Nr. ). L: Paul Sappler, VL () Sp. f. MM Der Striegel. – Märe, spätes . Jh. Das Märe, welches vermutlich im schwäbischen Raum des späten . Jh. entstanden ist, gehört zu den Verserzählungen, die nicht nur mit explizit sexuellem Humor operieren, sondern auch das Genital ins Handlungszentrum stellen (s. Das → Nonnenturnier). Eine Königstochter möchte nur einen Mann heiraten, der kein Glied besitzt. Sie wird von einem armen Ritter überlistet, der sich mit einem schwei osen Pferd präsentiert, um sein angeblich fehlendes Genital anzudeuten. Nach der Hochzeit schläft das Paar trotzdem miteinander, da der Ritter den Liebesakt als Striegeln bezeichnet. Ihr gefällt das so gut («Strigelt mich noch me!»), dass sie ihn nach einem Jahr nicht gehen lassen will, als er nach Hause möchte. Auf Anraten seines Knechts lässt er aus seinem Gewand einen Stein ins Wasser fallen und behauptet, ihm sei sein «strigel enpfallen». Er reitet davon, während seine Frau den See absucht, bis ein vorbeireitender Mönch ihr zur Hilfe kommt. Als dieser seine Kutte rafft, um ins Wasser zu gehen, bezichtigt ihn die Frau des Diebstahls, als sie sein Glied bemerkt. Gemeinsam reiten sie zu ihrem Vater, der nach dem Bericht des Mönchs seine Tochter schlägt und ins Kloster sperrt. In der Überlieferung lassen sich aufgrund sprachlicher Unterschiede zwei Gruppen bilden: a) die Handschriften w und i, b) die Handschrift k. Die erste Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass im Text Elemente enthalten sind, die für den mündlichen Vortrag gedacht sind, während k auf einer schriftlichen Vorlage basiert, die wiederum auch abgeleitet gewesen sein dürfte (vielleicht vom Strang w und i, vgl. Grubmüller S. ). Somit mag eine (unbekannte) Vortragsfassung die ursprüngliche sein. Inhaltlich wird das Motiv der «Phallus-Aversion» mit der «sexuellen Einfalt» der Frau verwoben (vgl. Dicke) sowie die unkontrollierbare Triebhaftigkeit der Weiblichkeit angelastet,
. Hälfte . Jh. die notfalls durch das Kloster (sozial) gezähmt werden könne. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., , bair.-österr.) (w). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB , rb–va (Pap., , bair.-österr.) (i). – Karlsruhe, LB, Cod. K , va–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch) (k). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (zit.). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. –. – Dies. (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Faksimile: Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica Germanica). Wien , S. f., , . – Gerd Dicke: Mären-Priapeia. Deutungsgehalte des Obszönen im ‹Nonnenturnier› und seinen europäischen Motivverwandten. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Klaus Grubmüller: Erzählen und Überl. ‹Mouvance› als poetologische Kategorie in der Märendichtung? In: ebd. () S. –. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , Reg. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. , , , . FA Berchta. – Schwankhafte Reimpaarerzählung, . Jh. Die Komik der anonym überlieferten kurzen Dichtung, die je nach Textzeugen nur – Verse
Berchta umfasst, macht sich den volkstümlichen Aberglauben und ein kindliches Missverständnis zunutze. Ein Hausherr fordert die Hausgemeinschaft am Neujahrsabend auf, tüchtig und zügig zu essen und droht seinem Kind mit der volksmythologischen Unholdin Berchta (geläu gste Namensform: «Perchta»), welche es ansonsten treten würde. Diese vor allem im obd. Raum verbreitete sagenhafte Gestalt bestraft nach geläu gem Aberglauben Faulheit und Verstöße gegen Festspeisengebote. Das verunsicherte Kind fragt nach dem Erscheinungsbild der Berchta und ob sie nicht vielleicht einem Pfaffen gleichen würde. Dem erstaunten Vater offenbart das Kind, dass es einen solchen nämlich schon «mit stozen unde mit treten» auf seiner Mutter gesehen habe, wodurch die Erzählung eine unerwartete Wendung ins Sexuelle erfährt. Die Mutter tut die Aussage des Kindes als Gerede ab und der Mann schweigt. Bemerkenswert ist der Rahmen des Märes: Ein kurzes Promythion nimmt spöttischen Bezug auf den sonst üblichen Topos der Quellenberufung («er geloub ez oder niht») und das Epimythion offeriert mit offensichtlich komischer Intention den Lehrsatz, dass Frauen, so sie denn mit Pfaffen verkehren, dieses vor ihren Kindern verbergen sollen. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., , bair.-österr. [aus Innsbruck]). – Dresden, LB, Mscr. M , ra–va (Pap., , ostschwäbisch). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (vormals Cod. ..) rb-va (Pap., , bair.-österr.); in Wien und Innsbruck ist B. durch die äquivalente «stemp» (Stampfe) ersetzt. A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Friedrich David Gräter: Das Mer von der Stempen. In: Bragur () S. – (nach Wien). – Moriz Haupt: Von Berhten mit der langen nase. In: Altdt. Bll. () S. – (nach Dresden). – Faks. und diplomatische Ausg. nach den einzelnen Hss.: Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , –. – Ursula Schmid: Codex Vindo
Der betrogene Blinde bonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München . Ü: Altdt. Mären und Schwänke. Hg. v. Paul Ernst, nachgedichtet v. Paul Hansmann. Bd. . München/Leipzig , S. f. (ohne Promythion). L: Hedwig Heger, VL () Sp. f. – Schwarz: Perchta. In: Handwb. des dt. Aberglaubens (, Nachdr. u. ö.; CDROM Ausg. Berlin ) Sp. –. – KarlHeinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. u. ö. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- u. Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. . – Marianne Rumpf: Spinnstubenfrauen, Kinderschreckgestalten und Frau Perchta. In: Fabula () S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. (Nr. ). – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , Reg. – Felix Müller/ Ulrich Müller: Percht und Krampus, Kramperl und Schiach-Perchten. In: Dämonen, Monster, Fabelwesen (MA-Mythen ). Hg. v. U. Müller/Werner Wunderlich. St. Gallen , S. –. – Rüdiger Schnell: Literarische Spielregeln für die Inszenierung und Wertung von Fehltritten. Das Beispiel der ‹Mären›. In: Der Fehltritt. Vergehen und Versehen in der Vormoderne. Hg. v. Peter von Moos (Norm und Struktur ). Köln u. a. , S. –, hier S. f. – Erika Timm: Frau Holle, Frau Percht und verwandte Gestalten. Jahre nach Jacob Grimm aus germanistischer Sicht betrachtet. Stuttgart , S. –. – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. – und Register. VZ Der betrogene Blinde (auch: Der Blinde und sein Weib). – Schwankhaftes Märe, . Jh. Das Märe entstand im . Jh. und ist in fünf Handschriften ab überliefert. In einer Londoner Handschrift aus dem . Jh. ist auch eine bîspel-Fassung des Texts erhalten. D. b. B. ist in
. Hälfte . Jh. seiner längsten Fassung , in der kürzesten Fassung Verse lang. Die bîspel-Fassung umfasst nur Verse, von denen gerade einmal die eigentliche Handlung erzählen, Verse aber die Handlung kommentieren. Im Mittelpunkt der Dichtung stehen ein wohlhabender Blinder und seine Frau. W¨ahrend der Hochzeitsnacht bemerkt der Blinde die fehlende Jungfräulichkeit seiner Frau, was zu einem Disput zwischen den Eheleuten führt. Der Blinde kritisiert den vermeintlichen Makel seiner Frau, während diese ihm seine Blindheit als viel schlimmeres De zit vorwirft: Die Jungfräulichkeit sei ihr von Freunden genommen worden, während er sich von Feinden das Augenlicht habe rauben lassen. Als Schlussfolgerung wird dem Leser nahegelegt, andere Menschen nicht wegen ihrer Verfehlungen zu tadeln, wenn man selbst mit Makeln behaftet sei. D. b. B. wurde später als betrogener Einäugiger fester Bestandteil der Schwankliteratur. Ü: Wien, ÖNB, cod. , v–r (Pap., Innsbruck, , bair.-österr.). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), vb–ra (Pap., um , alemannisch). – Dresden, LB, Mscr. M , rb–ra (Pap., , ostschwäbisch). – Ebd., Mscr. M , v–v (Pap., –, nordbair.-ostfränkisch). – London, British Library, Ms. Add. , r (Pap., zweite Hälfte . Jh., bîspel-Fassung). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, cod. FB , rb–vb (Pap., , bair.-österr.). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. f. (Nr. ). – Altdt. Beispiele. Hg. v. Franz Pfeiffer. In: ZfdA () S. –, hier Nr. XXXIV (S. f.). – Der Endkrist des Friedrich von Saarburg und die anderen Inedita des Cod. Vind. . Hg. v. Ute Schwab. Neapel , S. –. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. –. – Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Hg. v. Hanns Fischer. München , S. f. (nhd.). – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , –. – Online-Faks. der Karlsruher Liedersaal-Hs. : LB Karlsruhe , http:// digital.blb-karlsruhe.de/id/.
. Hälfte . Jh. L: Hedwig Heger, VL () Sp. . – De Boor/Newald / () S. , . – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. , Anm. f. – Joachim Heinzle: Märenbegriff und Novellentheorie. Überlegungen zur Gattungsbestimmung der mhd. Kleinepik. In: ZfdA () S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. . – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. . MM Der blinde Hausfreund. – Schwank- und lehrhafte Reimpaardichtung, . Jh. (?). Die Erzählung berichtet in Versen von einem blinden Unterhaltungskünstler, der die Frau seines Gastgebers verführen will. Die Frau weiht ihren Gatten ein und gemeinsam erteilen beide dem hinterlistigen Blinden eine schmerzhafte und beschämende Lehre. Zwar dient die Schwankdichtung primär und genretypisch der Belustigung des Rezipienten, doch ist dem anonymen Verfasser auch eine moraldidaktische Intention nicht abzusprechen. Enge motivliche Verwandschaft zeigt der Text zu den → Drei Mönchen von Kolmar und zum → Bildschnitzer von Würzburg. Ü: Dresden, LB, Mscr. M , r–r (Pap., –, nordbair./ostfränkisch); Überschrift: «Von einem plinden». A: Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). Ü: Annalisa Viviani: Die Nonne im Bade und andere deftige Schwänke des MA. Königstein/Taunus . S. –. L: Ulla Williams in VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. – u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur
Der blinde Hausfreund Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. . – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , S. f., . – Bianca Frohne: Narren, Tiere und ‹grewliche Figuren›. Zur Inszenierung komischer Körperlichkeit im Kontext von Bloßstellung, Spott und Schande vom . bis zum . Jh. In: Glaubensstreit und Gelächter. Reformation und Lachkultur im MA und in der Frühen Neuzeit (Religionen in der pluralen Welt ). Hg. v. Christoph Auffarth/Sonja Kerth. Berlin , S. –, hier S. f. VZ Ehren und Höhnen. – Schwankmäre, spätes . Jh. (?). Die in drei Handschriften anonym überlieferte Märendichtung entstand wahrscheinlich im späten . oder frühen . Jh. Die Reimpaarverse des Texts sind überwiegend als Dialog zwischen einem Mann und seiner erst fünfzehnjährigen Ehefrau gestaltet. Der brave Ehemann neigt eher züchtigen Küssen als dem Geschlechtsverkehr zu. Entsprechend stellt er gegenüber seiner Frau das Küssen als ehrenvolles «Ehren», den Geschlechtsverkehr aber als erniedrigendes «Höhnen» dar. Seine Gattin bevorzugt jedoch das «Höhnen» und erwidert daher, für sie als Frau aus armer Familie sei dieses angemessener. Das «Ehren» stehe hingegen den vornehmen Menschen zu. E. u. H. greift Elemente der Ständesatire auf und steht insgesamt in der gleichen Motivtradition wie die verwandten Texte Des → Teufels Ächtung und → Rache für die Helchensöhne. Ü: Karlsruhe, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), ra–va (Pap., um , alemannisch). – Ebd., LB, Cod. K , vb–va (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). – Berlin, SBB, Mgf , r–v (Pap., Würzburg, um ). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Online-Faks. von Hs. mgf (s. Überl.) durch die SB Berlin: http:// resolver.staatsbibliothek-berlin.de. – Online-Faks. der Karlsruher Liedersaal-Hs. : LB Karlsruhe , http://digital.blb-karlsruhe.de/id/.
Die Meierin mit der Geiß L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f.; () Sp. . – Klaus Hufeland: Die dt. Schwankdichtung des SpätMA. Beitr. zur Erschließung und Wertung der Bauformen mhd. Verserzählungen. Bern , S. . – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. . MM Die Meierin mit der Geiß (Der Ritter mit der Geiß). – Schwankhafte Reimpaarerzählung, . Jh. Das anonyme Märe, das je nach Textzeuge bis Verse umfasst, erzählt von einem Ritter, der eine überaus schöne Meierin begehrt. Diese ist ihm durchaus zugetan, steht aber unter der strengen «huote» ihres Mannes und ihrer Schwägerin. Eine vom Ritter gesandte Kupplerin nimmt Kontakt mit der Frau auf und unterbreitet dessen Vorschlag, sie auf dem Weg zur Kirche in einem Wald abzupassen. Doch da hierfür die Aufsicht über die Frau zu streng ist, ersinnt die Meierin eine List, um den Bauern nachts aus dem Haus zu locken. Nach ihrem Plan beauftragt der Ritter einen Studenten und einen Knecht, die Geiß des Bauern, die erst jüngst von Wölfen bedroht wurde, aus dem Stall zu holen und zum Schreien zu bringen. W¨ahrend der Bauer die Geiß sucht, haben Ritter und Meierin Zeit zum Stelldichein. Die bäuerliche Erzählung rekurriert mehrmals auf die hö sche Literatur: Im Pro- und Epimythion wird scherzhaft die Umgehung der «huote» thematisiert und die hö sch anmutende descriptio der Meierin wird in Bezug auf «hohe frawen» gesetzt. Ferner erinnert der erste Vorschlag des Ritters zu einem Treffen an den Tristan → Gottfrieds von Straßburg und die Frau benutzt, wenn sie von ihrem durch die Geiß aufzuschreckenden Mann spricht, den Terminus des «verligens». Diese Vermischung von Vokabular der hö schen Literatur und bäuerlichem Milieu bewirkt komische Effekte. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–v (Pap., , bair.-österr. [aus Innsbruck]). – Berlin, SBB, Mgq , S. – (Pap., Anfang . Jh., bair.). – Karlsruhe, LB, Cod. K , va–ra (Pap., /, schwäbisch/bair./ost
. Hälfte . Jh. fränkisch). – Dresden, LB, Mscr. M , va–vb (Pap., , ostschwäbisch). – Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, Cod. FB (vormals Cod. ..) vb–va (Pap., , bair.-österr.). – Überschriften: «Von der schön mairin», «Der ritter mit der geiß», «Von der maÿrin mit der gaiß» u. ä. A: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Dresden, Lesarten Innsbruck). – Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach Karlsruhe). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. , nach Dresden). – Werner Wunderlich (Hg.): Dt. Schwanklit. Bd. : Vom frühen MA bis ins . Jh. Frankfurt/M. , S. – (nach Niewöhner, mit Übers.). – Faks. und diplomatische Ausg. nach den einzelnen Hss.: Slg. kleinerer dt. Gedichte. Vollst. Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz . – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – U. Schmid (Bearb.): Codex Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Die Hss. Wien, Karlsruhe, Dresden sind als Digitalfaks. online abrufbar (s. www.handschriftencensus.de/ werke/). Ü: Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. v. Hanns Fischer. München u. ö. (Nachdr. München/ Wien ) S. –. L: Ehrismann // () S. . – Ulla Williams, VL () Sp. f. – De Boor/ Newald / () S. . – Albert Leitzmann: Zu von der Hagens Gesamtabenteuer. In: PBB () S. –, –, hier S. . – Konrad Zwierzina: Die Innsbrucker Ferdinandeumshs. kleiner mhd. Gedichte. In: FS Samuel Singer. Hg. v. Harry Maync. Tübingen , S. –, hier
. Hälfte . Jh. S. . – H. Niewöhner: Zu Stammlers VL Buchstabe A–N. In: ZfdPh () S. –, hier S. . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , passim. – Susanne Pritz: Stud. zu Tugend und Laster im spätma. Versschwank. Diss. Wien , S. –. – Stephen L. Wailes: Social Humor in Middle High German Mären. In: ABäG () S. –, hier S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. u. ö. – H. Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., . – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Ingrid Strasser: Vornovellistisches Erzählen. Mhd. Mären bis zur Mitte des . Jh. und altfranzösische Fabliaux (Philologica germanica ). Wien , f., . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. . – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , Reg. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. , . VZ Harder, Konrad → Band , Sp. –. Suchensinn → Band , Sp. –. Die zehn Schwestern (Der Mannheit Klage). – Minnerede, Ende . Jh. Das früheste Textzeugnis dieser Minnerede bendet sich in der → Haager Liederhandschrift von ca. , in der noch über andere gattungsgleiche Werke überliefert sind. Wohl aus westmitteldt. Raum, besteht sie aus mindestens und höchstens aus Versen; die Z. S. gehören zu den wenigen rheinischen Minnereden, die mehrfach überliefert sind. Der Dichter führt aus der Ich-Perspektive ein Gespräch mit einem «wip in clagender not», bei dem sich herausstellt, dass sie «Manheit» heiße und acht ihrer neun Schwestern gestorben seien, wobei die neunte erkrankt sei und «vil quale» erleide. Alle Namen der toten Schwestern symbolisieren ritterliche Tugenden, von «Truwe» bis «Gerechtikeit»; die kranke Schwester ist
Harder die «Mynne». Anschließend schildert Manheit im Rückblick, wie den Rittern alle Lehren früher beigebracht wurden. In der belehrenden Minnerede wird an einen vergangenen, gottgewollten Standard erinnert, auf den sich die Zeitgenossen nicht mehr berufen. Die erzählerische Methode lässt das Ich als Boten fungieren, der durch seinen p ichtbewussten Bericht die Rettung der Minnetradition ermöglichen soll (vgl. Uhl). Ü: Gruppe I: Berlin, SBB, Mgf , ra–ra (Pap., erstes Viertel . Jh., mittelrheinisch-ndl.; Verse). – Den Haag, Kgl. Bibl., Cod. E , ra–rb (Perg., um ; Verse). – Gruppe II: Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Pap., vor , niederalemannisch; Verse). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , S. – (Pap., . Jh.; Verse). – Gruppe III: Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Pap., –, nordalemannisch-südfränkisch; Verse, kürzere Fassung oder fragmentarisch abbrechend [?]). A: Kurt Matthaei (Hg.): Mhd. Minnereden. . Die Heidelberger Hss. , , und (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich) S. – (zit.). – Faksimile: Ernst Ferdinand Kossmann: Die Haager Liederhs. Den Haag , S. – (Nr. ). L: Sabine Griese, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Kurt Matthaei: Das ‹weltliche Klösterlein› und die dt. Minne-Allegorie. Diss. Marburg , S. f., f., . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. , S.. – Helmut Tervooren: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Hb. zur Gesch. der ma. volkssprachlichen Lit. im Raum von Rhein und Maas. Berlin , S. –. – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur Minnelehre Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis , ). Bern , S. , . FA Venite lieben gesellen. – Komplex von lat.-dt. Parodien auf den Invitatoriumspsalm (Psalm ). Der Psalm war äußerst bekannt, da er einen festen Platz zu Beginn des täglichen Stundengebets hatte. Er gehörte zu jenen Elementen des klösterlichen Offiziums, die im SpätMA gerne parodiert wurden. Als Einleitungsgesang in der Matutin beginnt der in fünf Strophen gegliederte Psalm
Paternoster-Parodie und Ave Maria-Parodie
. Hälfte . Jh.
mit den Worten «Venite exsultemus» und schließt mit der Doxologie «Gloria Patri»; dabei ist er mit wechselnden Antiphonen («Invitatorium») verbunden. Daraus entstand ein Textblock lose verbundener textlich-musikalischer Parodien in lat.-dt. Sprache, die alle wörtliche Überschneidungen aufweisen. Sie zielten nicht nur auf Ps allein, sondern auf die gesamte liturgische Situation und Bedeutung des Invitatoriumspsalms im klösterlichen Tagesablauf, der meist zur Zecheinladung umgeformt wurde. Die Komik entsteht aus dem Nebeneinander der lat. und dt. Wendungen; Liturgie soll mit Satire kollidieren. Es lassen sich drei Hauptversionen unterscheiden, die seit dem Ende des . Jh. belegt sind: I und II enden in einer Schlägerei mit Bauern, II stellt ein Rendezvous mit der Wirtstochter in Aussicht, III fordert zum Tanzen und zu Freuden mit schönen Frauen auf. Als älteres Lied ist I in unterschiedlicher Fassung überliefert – es besitzt eine gleichmäßige Form ( Strophen à Zeilen) und fügt konsequent die lat. Zitate an den vorgesehenen Positionen ein. Am häu gsten überliefert ist die etwas jüngere Version II ( Strophen à Zeilen). Ein Teil der ersten Strophe ndet sich auch in Quodlibets, u. a. bei dem Komponisten Mattheus le Maistre (. Jh.). Formal ist es der liturgischen Vorlage am nächsten. Von II gibt es zudem eine geistliche Kontrafaktur, welche die unbußfertige und verbrecherische Welt beklagt. Im Hinblick auf formale und inhaltliche Gesichtspunkte unterscheidet sich III deutlich von I und II. Die Strophengliederung wird durch Reimpaarverse ersetzt und mit romanischen Wendungen versehen (ähnlich der Zechdichtung). Am Schluss lassen sich Parallelen zu I erkennen; die direkte strophische Vorlage ist indes unbekannt. Die Beliebtheit des Trinkliedes (II) bot im . Jh. Anlass für eine Parodie der ursprünglichen Parodie: Es werden die lat. Wörter leicht abgeändert, um dem Text neue Bedeutung zu verleihen, ohne das formale Erscheinungsbild zu beeinträchtigen. Ü: Version I: Leipzig, UB, Rep. II. ° , rv (. Jh.). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., Ende . Jh., mitteldt.). – Version II: Berlin SBB, Mgq. , r–v (Pap., vor ). – Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., Mondesee, zweite Hälfte . Jh., bair.-österr.; Schreiber: Johannes Hauser). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . Aug. °, v–v (. Jh.). – (Ferner zwei Einblatt- und sieben Oktavdrucke, vgl. Gärtner [s. Lit.] S. f.). – Version III: Karlsruhe,
LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), rb–vb (Pap., um , alemannisch). – Kontrafaktur zu II: Wien, ÖNB, Cod. , r–v. – Parodie-Variation von II: Nürnberg: Hieronymus Höltzel, (Helius Eobanus Hessus: De generibus Ebriosorum et ebrietate vitanda; VD E ). A: Gärtner (s. Lit.) S. – (Version I), – (Version II), f. (Version III), f. (Kontrafaktur zu II), f. (Parodie-Variation von II) (zit.). L: Konrad Kunze, VL () Sp. –. – Kurt Gärtner: Zechparodien auf den Invitatoriumspsalm (Psalm ). In: Dt. Lit. des späten MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Wolfgang Harms/Leslie Peter Johnson (Publ. of the Institute of Germanic Studies ). Berlin , S. – (vgl. Günter Hess: Dt.-lat. Narrenzunft. Stud. zum Verhältnis von Volkssprache und Latinität in der satirischen Lit. des . Jh. [MTU ]. München , S. –). FA
Paternoster-Parodie und Ave Maria-Parodie. – Minnedialog von Nonne und Mönch, früheste Überlieferung . Die in zwei aus Tirol stammenden Kleinepikhandschriften (ohne signi kante Varianz) überlieferten Texte sind jeweils nacheinander überliefert. Zunächst wird in einem Dialog von ‹Schwester Else› und ‹Bruder Herzenger› die Worte des lat. Paternoster eingemischt und auf einzelne Verse oder Versteile verteilt. Aus der Sprachmischung, aber auch aus der teilweise obszönen Kontextualisierung im Satz (Treueversicherung, imaginierte Liebesvereinigung, Verabredung zum Beilager) gewinnt der Text seinen komischen Akzent. W¨ahrend die Nonne um Vergebung der Schuld bittet, weil ihr die Nächstenliebe am Herzen läge, ver ucht der Mönch seine die Minne behindernden Mitbrüder. Ein knapper Erzählerkommentar bezeichnet das Gebet als beliebt bei den Orden der ‹Dritten Regel› (Franziskaner). Im Anschluss folgt ein ähnlich gestalteter Dialog von ‹Schwester Anne› und ‹Bruder Otte›, in den die Worte des lateinischen Ave-Maria eingemischt sind: Der Mönch grüßt die Nonne, versichert sie seiner Liebe und bittet, in ihre Kammer gelassen zu werden. Die Nonne verspricht Lohn und bekräftigt ihr körperliches Begehren, während sie ihre Oberin ver ucht.
. Hälfte . Jh. Die Handschrift In hat auf v eine marginale Federzeichnung (Mönch und Nonne). Ü: Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, , vb–ra ( Verse) und ra–rb ( Verse) (In). – Wien, ÖNB, , rb–ra ( Verse) und ra–rb ( Verse) (Wi). A: I. V. Zingerle: Zwei Travestieen. In: Germania () S. – (nach Wi mit Lesarten von In). – Gegengesänge. Lyrische Parodien vom MA bis zur Gegenwart. Ausgewählt und eingel. v. Erwin Rotermund. München , S. – (nach Wi). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ), Bern/München , S. – (nach Wi). L: Elisabeth Lienert, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. Z und Z. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. JK Von eime trunken buoben (Des Buben Paternoster). – Paternoster- und Ave-Maria-Parodie, zweite Hälfte . Jh. Das in der Wirtshaussphäre angesiedelte Gedicht ist in zwei Fassungen ( bzw. Verse) überliefert. Zunächst wird geschildert, wie ein Betrunkener wegen «unbescheidener» Reden verprügelt wird und dann die Nacht in einer Scheune verbringt. Die am Morgen gesprochenen Gebete sind durchsetzt von Erinnerungen an das Geschehene, enthalten aber auch Bitten um Rache an seinen Peinigern (z. B. «Herre vater, ich bijt dich / Laß es nicht vn geróchen», V. f.). Ü: Kurzfassung: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), va–va [alte Zählung: –] (Pap., um , alemannisch). – Bremen, SUB, msb –, v–v (Pap., zweites Viertel . Jh.). – Langfassung: Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch); als weitere Paternoster-Parodie folgt Der → Spunziererin Gebet. A: Kurzfassung: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Nicolaus Meyer/Ernst Friedrich Mooyer: Altdt. Dichtungen. Quedlinburg/Leipzig , S. f. – Wilhelm Wackerna
Von eime trunken buoben gel: Altdt. Lesebuch. Basel , Sp. –. – Langfassung: Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (zit.). L: De Boor/Newald / () S. . – Konrad Kunze, VL () Sp. f. – Friedrich Lehr: Stud. über den komischen Einzelvortrag in der älteren dt. Lit. Bd. : Die parodistische Predigt. Diss. Marburg , Nr. . – Sander L. Gilman: The Parodic Sermon in European Perspective. Aspects of Liturgical Parody from the Middle Ages to the Twentieth Century (Beitr. zur Lit. des XV. bis XVIII. Jh. ). Wiesbaden , S. . – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . BJ Adam und Eva (Predigt über die Minne). – Predigt- und Beichtparodie, zweite Hälfte . Jh. Der in Kleinepik-Sammelhandschriften im Kontext von Mären, Fabeln und Sprüchen überlieferte Text nutzt Stilelemente der Predigt (Kennzeichnung als «ain gut(e) predig» in In/Wi; lat. Textwort, carissimi-Apostrophe; Aufforderungen zu Gebeten; Argumentation mit Bibelzitaten und Autoritäten) zu einer Apologie der körperlichen Minne: Die Schöpfung mit dem Vermehrungsgebot, das liebevolle Verhalten Adams gegenüber Eva, aber auch ein Pauluswort ( Kor ,) werden als Belege dafür angeführt, dass die Liebe gottgewollt sei. Der Sprecher fordert speziell junge Frauen auf, nicht Mönchen oder Predigern und deren Abwertung der Liebe zu folgen, sondern sich in Sorge um ihr Seelenheil ‹gelehrten Leuten› anzuvertrauen. An die ‹Predigt› schließt eine Beichtvorlage für die Frau an, in der sie ihre Schuld gegenüber dem liebenden Mann (Gleichgültigkeit gegenüber seinem Minneleid, Ablehnung und Verweigerung seiner Erhörungsbitten und körperlicher Annäherungen) bekennen, bereuen und Besserung geloben soll. Der Text endet mit einer Absolutionsformel, in der bußfertigen Zuhörern Ablass in Aussicht gestellt wird. Ü: Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, , va–rb ( Verse) (In). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), rb–va ( Verse) (Ka). – Ebd., Hs. K , vb–ra ( Verse) (Ka). – Wien, ÖNB , rb–vb ( Verse).
Dialogus Salomonis et Marcol A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –, Nr. (nach Ka). – Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach Ka). – Der münch mit dem genßlein. spätma. Verserzählungen. Aus dem Cod. Karlsruhe . Hg. und erl. v. Rolf Max Kully/Heinz Rupp (Universal-Bibl. –). Stuttgart , S. – (nach Ka). – Slg. kleiner dt. Gedichte. Vollständige Faks.-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. v. Norbert Richard Wolf. (Codices selecti ) Graz (Faks. von In). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (nach Ka). – Dies. (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern , S. – (nach Wi). L: Brian Murdoch, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Veröffentlichte Predigten (MTU ). München , S. (Ta). – Sander L. Gilman: The Parodic Sermon in European Perspective. Aspects of Liturgical Parody from the Middle Ages to the Twentieth Century (Beitr. zur Lit. des XV. bis XVIII. Jh. ). Wiesbaden , S. f. – B. Murdoch: Genesis and Pseudo-Genesis in Late Medieval German Poetry. In: Medium Aevum () S. –. – Rüdiger Schnell: Causa amoris. Liebeskonzeption und Liebesdarstellung in der ma. Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern , S. f. JK Fastnachtpredigt (auch: Erotische Fastnachtpredigt). – Predigtparodie, .(?)/. Jh. Die anonym überlieferte F. (Incipit: «Dis wort ze teusch leg ich auß / und mach ain vasnacht predig druß») umfasst Verse und entstand spätestens bis zur Mitte des . Jh., möglicherweise aber bereits im . Jh. Der Text ist als parodistische Auslegung der männlichen Geschlechtsorgane gestaltet, die er mit Einsiedlern und Heiligen gleichsetzt. Zuletzt beichten die Organe den Beischlaf und erhalten die Absolution. Ü: München, BSB, Cgm , v–v (Pap., Augsburg, um , ostschwäbisch).
. Hälfte . Jh. A: Rosmarie Leiderer (Hg.): Zwölf Minnereden des Cgm . Berlin , S. (Teilausgabe). L: De Boor/Newald / () S. . MM Dialogus Salomonis et Marcol . – Lat. Schwankroman, spätes . Jh.; ab überliefert. Die Entstehungsumstände der populären Geschichten um König Salomon (S.) und den listigen Schelm Marcolfus (M.) sind unbekannt. Hinweise auf ein Streitgespräch zwischen S. und M. nden sich bereits im ./. Jh. bei Notker dem Deutschen, im . Jh. u. a. bei Raimbaut d’Arenga, Wilhelm von Tyrus und in der Historia comitum Ghisnensium des Lambert von Ardres. Der verstorbenen Guido von Bazoches bezieht sich in seiner Apologia contra maledicos unter Erwähnung S.s auf einen Schwank, der auch im D. S. e. M. erscheint. Die Forschung hat daher eine Entstehung des Romans im Frankreich des späten . Jh. vermutet. Die genannten Autoren könnten sich jedoch auch auf eine damals noch mündliche Tradition bezogen haben. In schriftlicher Form ist der D. S. e. M. erst ab dem . Jh. greifbar: Handschriftlich sind zahlreiche Textzeugen ab erhalten, die vor allem in schulischen, humanistischen und geistlichen Zusammenhängen entstanden und mehrere Fassungen des Texts überliefern. Hinzu kommen Drucke ab etwa , die vor allem in Nordund Niederdeutschland veröffentlicht wurden. Die Forschung unterscheidet zwei gedruckte Hauptredaktionen des Romans, die kleinere textliche Differenzen aufweisen. Eine weitere Fassung erschien ab in Drucken im Anhang der Proverbialia Dicteria von Andreas Gartner. Insgesamt unterscheiden sich die erhaltenen Fassungen vor allem in der Zahl der Spruchpaare im Dialogteil. In manchen Fassungen ist der Text auch um lat. Verse erweitert worden, die auf das . Jh. datiert werden und knappe (Selbst-)Charakterisierungen von S. und M. enthalten. Inhaltlich wird D. S. e. M. gewöhnlich in einen Dialogteil und einen Schwankteil aufgeteilt. Zu Beginn kommen der als tierhaft-hässlich beschriebene M. und seine Ehefrau Politana an den Hof von König S. Nachdem dieser M. zu einem Disput herausgefordert hat, entfaltet sich ein Streitgespräch, in dessen Verlauf sich M. als ebenbürtiger Gegner S.s entpuppt. Die lehrhaften, oft biblischen Sentenzen
. Hälfte . Jh. des Königs beantwortet M. mit ebenso schlagfertigen wie derben Sprüchen. So konterkariert er parodistisch die Lehren S.s, bis dieser entnervt aufgibt und M. mit einer Belohnung entlässt. Der anschließende Schwankteil variiert je nach Textfassung im Umfang, enthält aber gewöhnlich nicht mehr als Kapitel. Wie im Dialogteil gelingt es M. auch in den Schwankepisoden immer wieder, den König zu überlisten. Unter anderem benutzt der misogyne M. einmal seine Schwester Fusada, um Frauen als nicht vertrauenswürdig zu denunzieren. Später hetzt er die Frauen von Jerusalem gegen S. auf, um auch den König zum Frauenfeind zu machen. Dies gelingt M. zunächst, doch durchschaut S. zuletzt M.s Inszenierung. Der König lässt M. zur Strafe für dessen Streiche zweimal vom Hof vertreiben, doch bleibt M. hartnäckig in der Nähe S.s. Sogar einem königlichen Todesurteil kann M. entgehen: S. will ihn erhängen lassen, erlaubt M. aber die Auswahl des Baums für seine Hinrichtung. Da M. trotz intensiver Suche keinen passenden Baum ndet, wird er von den Männern des Königs schließlich freigelassen. Die Forschung hat eine Reihe von Ein üssen und Quellen des D. S. e. M. identi ziert. Die Handlung des Romans erinnert an die Sagen um Aesop. Die Sprüche S.s gehen u. a. auf die biblischen bzw. apokryphen Texte Hld, Prediger und Buch der Weisheit zurück. In die Schwänke ossen europäische Erzählstoffe ein. Das Streitgespräch zwischen S. und M. parodiert traditionelle Gelehrtendispute. M.s Äußerungen gewinnen ihre Komik etwa durch Wortspiele und drastische Zuspitzungen, denen selbst der König nichts entgegenzusetzen hat. Obwohl S. als weiser Herrscher dargestellt wird, kann er sich gegen den listigen M. kaum behaupten. Dieser kennt die menschliche Natur und ihre Schwächen letztlich besser als der König und nutzt sie skrupellos für seine Zwecke. Eine Entwicklung durchlaufen beide Figuren bis zum Ende des Romans nicht – auch nach dem Todesurteil S.s bleibt der König naiv genug, M.s Baumwunsch zu erfüllen, was M. natürlich zum eigenen Vorteil ausnutzt. Der Schwankroman erfuhr eine breite Rezeption in lat. und dt. Sprache sowie anderen europäischen Volkssprachen. Zu nennen sind hier vor allem die dt. Vers- und Prosabearbeitungen von Salomon und Markolf, etwa von Gregor → Hayden. Möglicherweise beruhte bereits die Fecunda ratis des
Dialogus Salomonis et Marcol → Egbert von Lüttich auf dem D. S. e. M. Die Forschung hat jedoch auch einen Ein uss von Egberts Werk auf den Schwankroman nicht ausgeschlossen. Im Frankreich des . Jh. entstanden die Proverbes de Marcoul et de Salemon sowie De Marco et de Salemons. Eine wichtige Bearbeitung des Romans ist im Bertoldo von Giulio Cesare Croce enthalten, der wiederum weitere Übersetzungen hervorbrachte. Der D. S. e. M. begründete so eine nachhaltige Tradition der europäischen Schwankliteratur. Ü: Rund , teils verlorene Hss. ab sind bekannt. Verz. bei Benary (s. Ausg.) und Griese (s. Lit.). D: Drucke ab um . Verz. bei Duff , Griese (beide s. Lit.) und http:// gesamtkatalogderwiegendrucke.de. – Frühe Drucke: [Köln: Ludwig von Renchen, um ] (GW ; Datierung folgt Griese , während GW den Druck um ansetzt). – [Straßburg: Drucker des Breviarium Ratisponense, um ] (GW ). – [Erfurt: Drucker des Aristeas, um ] (GW ). – [Strassburg: Heinrich Knoblochtzer, um ] (GW ). – [Magdeburg: Albert Ravenstein und Joachim Westval, um ] (GW ). – [Deventer:] Jakob von Breda, [um ] (GW ). A: The Dialogue of Salomon and Saturnus with an Historical Introduction. Hg. v. John M. Kemble. London (Nachdr. New York u. a. ) S. – (Teilausg.). – Salomon et Marcolfus. Krit. Text mit Einleitung, Anm., Übersicht über die Sprüche, Namen- und Wörterverz. Hg. v. Walter Benary. Heidelberg . – Giulio Cesare della Croce: Le Sottilissime Astuzie di Bertoldo. Hg. v. Piero Camporesi. Turin , S. –. – Solomon and Marcolf. Hg. v. Jan M. Ziolkowski. Cambridge/Mass. u. a. . – Online-Faks. von GW : http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/inc-ii-. – Online-Faks. von GW : http://daten.digitalesammlungen.de. Ü: The Dialogue of Solomon and Marcolphus. Hg. v. Donald Beecher. Ottawa . – Ziolkowski (s. Ausg., engl.). L: Weitere und ältere Lit. u. a. bei Curschmann und Griese . Vgl. auch die Lit. zu Salomon und Markolf (Prosa- und Versbearb.). – Michael Curschmann, VL () Sp. –. – Ulrich Mattejiet u. a.: Salomon. In: LexMA () Sp. –. – Werner Röcke: Salomon und Markolf. In: EM ()
Salomon und Markolf Sp. –. – Ders.: Salomon und Markolf. In: Killy () S. f. – The Dialogue or Communing Between the Wise King Salomon and Marcolphus. Hg. v. Edward G. Duff. London . – Giovanni Luigi Biagioni: Marcolf und Bertoldo und ihre Beziehungen. Ein Beitr. zur germ. und romanischen Marcolf-Lit. Köln . – Robert J. Menner: The Poetical Dialogues of Solomon and Saturn. New York . Millwood . – Samuel Singer: Sprichwörter des MA. Bern , S. –. – Wilhelm Kaspers: Germ. Götternamen. In: ZfdA (/) S. –, hier S. –. – Erika Schönbrunn-Kölb: Markolf in den ma. Salomondichtungen und in dt. Wortgeographie. In: Zs. für Mundartforschung () S. –, –. – Walter Haug: Theodorichs Ende und ein tibetisches Märchen. In: Märchen, Mythos, Dichtung. FS Friedrich von der Leyen. Hg. v. Hugo Kuhn/Kurt Schier. München , S. –. – Werner Lenk: Zur SprichwortAntithetik im Salomon-Markolf-Dialog. In: Forschungen und Fortschritte () S. –. – Eckhard Rattunde: Li Proverbes au Vilain. Unters. zur romanischen Spruchdichtung des MA. Heidelberg , S. –. – Irmgard Meiners: Schelm und Dümmling in Erzählungen des dt. MA (MTU ). München , S. –, –. – Hans-Jörg Neuschäfer: Boccaccio und der Beginn der Novelle. Strukturen der Kurzerzählung auf der Schwelle zwischen MA und Neuzeit. München , S. –. – M. Curschmann: Marcolfus dt. Mit einem Faks. des Prosa-Drucks von M. Ayrer (). In: Kleinere Erzählformen des . und . Jh. Hg. v. W. Haug/Burghart Wachinger. Tübingen , S. –. – Wolfgang Spiewok: Vom Salman zum Salomon, vom Morolf zum Markolf. In: Schelme und Narren in den Literaturen des MA. Hg. v. dems./Danielle Buschinger. Greifswald , S. –. – Sabine Griese: Salomon und Markolf. Ein literarischer Komplex im MA und in der frühen Neuzeit. Stud. zu Überl. und Interpretation (Hermaea NF ). Tübingen . – M. Curschmann: Marcolf or Aesop? The Question of Identity in Visio-Verbal Contexts. In: Studies in Iconography () S. –. – Rüdiger Brandt/ Henning Wuth: Markolf. In: MA-Mythen : Verführer, Schurken, Magier. Hg. v. Ulrich Müller/ Werner Wunderlich. St. Gallen , S. –. – S. Griese: ‹Valde turpissimus et deformis sed eloquentissimus›. Markolfs Auftreten und seine Gegner. In: Komik und Sakralität. Aspekte einer ästhetischen Paradoxie in MA und früher Neuzeit.
. Hälfte . Jh. Hg. v. Anja Grebe/Nikolaus Staubach. Frankfurt/ M. , S. –. MM Salomon und Markolf. – Schwankroman in Versen, spätes . Jh. Wahrscheinlich im späten . Jh. entstand in Frankreich der mlat. Schwankroman → Dialogus Salomonis et Marcol . S. u. M. wird meist auf das späte . Jh. datiert und gilt als die erste dt. Bearbeitung des Dialogus. Das Werk stammt von einem unbekannten, wohl moselfränkischen Verfasser. Dieser identi ziert sich im Text als Mönch und gibt an, S. u. M. für vornehme Laien ohne Lateinkenntnisse geschrieben zu haben. Der rund Reimpaarverse umfassende Schwankroman ist in vier Handschriften überliefert; ein weiterer Codex ist verbrannt. Die Forschung unterscheidet zwei Fassungen des Texts, die in den Handschriften B und E bzw. D und H erhalten sind. Beide Fassungen gingen wahrscheinlich auf eine gemeinsame Vorlage zurück. In B wird S. u. M. von einem Reimpaarspruch mit acht Versen eingeleitet. E enthält farbige Federzeichnungen von Hans Dirmstein. Zu Beginn des Romans kommen M. und seine Frau Sludergart an den Hof des weisen und wohlhabenden Königs S. Der als tierhaft-hässlich skizzierte M. ist ein listiger Bauer mit einer Vorliebe für Fäkalsprache, Obszönitäten und handfeste Streiche. Zwischen S. und M. entspinnt sich zunächst ein längeres Streitgespräch, in dessen Verlauf S. spruchhaft-belehrende Weisheiten äußert, die oft der Bibel entlehnt sind. M. nimmt die meist nur zwei Verse umfassenden Sätze des Königs nicht etwa demütig zur Kenntnis, sondern stellt ihnen respektlose Antworten entgegen. Darin übernimmt M. die formale Struktur von S.s Lehrsätzen, konterkariert aber parodistisch deren Aussagen. Dem Streitgespräch folgen mehrere Erzählabschnitte, die in Schwankform M.s Schläue und Überlegenheit gegenüber dem König illustrieren. So will er S. einmal von der Schlechtigkeit der Frauen überzeugen. Zu diesem Zweck hetzt M. eine Gruppe von Frauen gegen den König auf. Daraufhin schließt sich S. zunächst M.s misogyner Sichtweise an, bereut dies jedoch, als er die Täuschung durch M. erkennt. Der Roman enthält neben den eigentlichen Schwankerzählungen auch das populäre Exempel von der bösen Alten, die sogar den Teufel überlistet. Zur Strafe für seine Streiche wird der Bauer mehrmals des Hofs verwiesen, kehrt aber immer wieder zurück. Selbst als S. ihn zum Tod
. Hälfte . Jh. durch Erhängen verurteilt, ersinnt M. erfolgreich einen Ausweg: Nachdem S. ihm gestattet hat, sich den Baum für seine Hinrichtung selbst aussuchen zu dürfen, ndet M. natürlich keinen passenden Baum, weshalb S.s Männer ihn schließlich freilassen. Der Schluss des Romans greift schließlich auf das Versepos → Salman und Morolf aus der zweiten Hälfte des . Jh. zurück (ab V. ). Darin ist Morolf der Bruder des Königs und hilft diesem bei der Rückgewinnung seiner entführten Gemahlin Salme. In S. u. M. bleibt M. der listige, schalkhafte und oft boshafte Bauer der vorhergehenden Schwänke, wandelt sich zuletzt aber vom Antagonisten zum Helfer S.s: Nach seiner letzten Vertreibung wird er an den Hof zurückgerufen, als S.s Gemahlin einem Zauber verfällt. M. durchschaut diesen, kann aber die Entführung der Frau durch zwei Spielleute nicht verhindern. Als Kaufmann verkleidet sucht er daraufhin S.s Gemahlin und ndet sie bei einem heidnischen Herrscher. M. orchestriert ihre Rückkehr zu S. und mit dessen Erlaubnis ihre Ermordung im Bad. S. u. M. wurde früher oft als Spruchgedicht bezeichnet, wird heute aber als Schwankroman kategorisiert. Die Gesamtanlage des Werks ist episodisch, doch hat die Forschung Verknüpfungen zwischen den einzelnen Schwankerzählungen herausgearbeitet: Elemente einzelner Episoden werden in den jeweils vorhergehenden Schwänken bereits angedeutet oder eingeführt, was inhaltliche Kontinuität schafft. Gegenüber dem lat. Dialogus weist S. u. M. Erweiterungen auf (vor allem Bienenkorbschwank und Schlussteil), zugleich jedoch Kürzungen oder Abschwächungen. So dämpfte der Verfasser den biblischen Kontext der Erzählung und strich rhetorische sowie programmatische Passagen. Weiterhin hat die Forschung auf hö sche Elemente in der Sprache des Texts hingewiesen, die sich mit derben Stellen abwechseln und möglicherweise ein anspruchvolles Publikum adliger Laien ansprechen sollten. Zugleich zeugen diese Elemente von einem ironischen Umgang mit der hö schen Literatur, die der Verfasser sicher kannte. Auch enthält S. u. M. Freidank-Zitate und -Bezüge. Große Popularität erlangte S. u. M. nach heutiger Kenntnis nicht. Dies war erst der im späten . Jh. entstandenen dt. Prosabearbeitung vorbehalten. Das Exempel vom bösen alten Weib fand Eingang in das Straßburger Heldenbuch, der Bienenkorbschwank in den → Ulenspiegel. Nach schuf Gregor → Hayden auch eine Versbearbeitung von
Salomon und Markolf S. u. M., die aber vermutlich auf dem lat. Dialogus beruhte. Ü: B: Berlin, SB, mgf , Bll. (Pap., frühes . Jh., rheinfränkisch). – E: Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , v–v (Pap., zweites Drittel . Jh. bis , rheinfränkisch). – D: Darmstadt, ULB, Hs. , ra–va (Pap., zweite Hälfte . Jh., nordrheinfränkisch). – H: Heidelberg, UB, cpg , ra–vb (Pap., , westmitteldt.-mittelfränkisch). – S: Straßburg, Seminarbibl., Heldenbuch (ohne Sign.), r–v (Pap., um ; verbrannt; Seitenangabe folgt dem Handschriftencensus, abweichende Seitenangabe – bei Griese [s. Lit.] S. ). – Hinzu kommen neuzeitliche Abschriften von S.; Verz. unter http://www.handschriftencensus.de/. – Zur Überl. vgl. auch Griese (s. Lit.). A: Dt. Gedichte des MA. . Hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen/Johann Gustav Büsching. Berlin , S. –, f. (im . Abschnitt der Ausg.). – The Dialogue of Salomon and Saturnus with an Historical Introduction. Hg. v. John M. Kemble. London (Nachdr. New York u. a. ) S. – (Teilausg.). – Die dt. Dichtungen von Salomon und Markolf : S. u. M. Das Spruchgedicht. Hg. v. Walter Hartmann. Halle/Saale . – Online-Faks. von Hs. E: http://nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:hebis::–. – Online-Faks. von Hs. H: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: Weitere und ältere Lit. bei Curschmann , Curschmann , Griese . – Ehrismann / () S. –. – Michael Curschmann, VL () Sp. –. – Rolf Eckart, KNLL () S. –. – Ulrich Mattejiet u. a.: Salomon. In: LexMA () Sp. –. – Werner Röcke, EM () Sp. –. – Ders., Killy () S. f. – Hugo Suolahti: Das Spruchgedicht von S. u. M. Helsinki . – Erich Schimmerl: Zu dem dt. Spruchgedicht von S. u. M. Eine Quellenvermutung. In: Monatsh. für dt. Unterricht, dt. Sprache und Lit. () S. –. – M. Curschmann: Der ‹Münchener Oswald› und die dt. spielmännische Epik mit einem Exkurs zur Kultgesch. und Dichtungstradition (MTU ). München , S. –. – Ewald Erb: Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zur Gegenwart ,: Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis . Hg. v. Klaus Gysi. Berlin , S. – u. ö. – Irmgard Meiners: Schelm und Dümmling in Erzählungen des dt. MA
Der Große Alexander (MTU ). München , S. –, –. – M. Curschmann: ‹Spielmannsepik›. Wege und Ergebnisse der Forschung v. – mit Erg. und Nachträgen bis . Stuttgart . – W. Röcke: Die Freude am Bösen. Stud. zu einer Poetik des dt. Schwankromans im SpätMA. München , S. –. – M. Curschmann: Marcolfus dt. Mit einem Faks. des Prosa-Drucks von M. Ayrer (). In: Kleinere Erzählformen des . und . Jh. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger. Tübingen , S. –. – Wolfgang Spiewok: Vom Salman zum Salomon, vom Morolf zum Markolf. In: Schelme und Narren in den Literaturen des MA. Hg. v. dems. und Danielle Buschinger. Greifswald , S. –. – Sabine Griese: Salomon und Markolf. Ein literarischer Komplex im MA und in der frühen Neuzeit. Stud. zu Überl. und Interpretation (Hermaea NF ). Tübingen . – Dies.: Natur ist stärker als Erziehung. Markolf beweist ein Prinzip. In: Natur und Kultur in der dt. Lit. des MA. Colloquium Exeter . Hg. v. Alan Robertshaw/ Gerhard Wolf. Tübingen , S. –. – M. Curschmann: Marcolf or Aesop? The Question of Identity in Visio-Verbal Contexts. In: Studies in Iconography () S. –. – Rüdiger Brandt/ Henning Wuth: Markolf. In: Verführer, Schurken, Magier. Hg. v. Ulrich Müller. St. Gallen , S. –. – Renate Schipke: S. u. M. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. f. – Johannes Melters: ‹ein frölich gemüt zu machen in schweren zeiten ...›. Der Schwankroman in MA und Früher Neuzeit. Berlin , S. – u. ö. – S. Griese: ‹Valde turpissimus et deformis sed eloquentissimus›. Markolfs Auftreten und seine Gegner. In: Komik und Sakralität. Aspekte einer ästhetischen Paradoxie in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Anja Grebe/Nikolaus Staubach. Frankfurt/ M. , S. –. – Solomon and Marcolf. Hg. v. Jan M. Ziolkowski. Cambridge/Mass. u. a. , passim. – Sarah Bowden: Bridal-Quest Epics in Medieval Germany. A Revisionary Approach. Cambridge , S. f. u. ö. MM Der Große Alexander (Wenigeroder A.). – Versepos, . Jh. Der G. A. schildert in Reimpaarversen das Leben Alexanders des Großen. Nach seiner Geburt als Sohn von Neptanabus und Olimpadis wird
. Hälfte . Jh. A. bereits in seiner Jugend militärisch tätig. Nach ersten Kon ikten mit Darius und nach dem Tod Philipps entfaltet das Epos ein breites Panorama von Feldzügen, Eroberungen und Entdeckungen. A. unterwirft Perser, Inder u. a. Völker und erlebt auf seinen Fahrten Abenteuer mit sagenhaften Gestalten. So begegnet er etwa Riesen, Feuervögeln und Einhörnern. Er iegt auf einem Greifen und taucht auf den Meeresboden. Der G. A. endet nach A.s Tod durch Gift mit Klagen um den toten Herrscher. Der Text ist anonym in einer bairischen Handschrift von überliefert. Als Vorlage des Schreibers vermutet die Forschung jedoch eine alemannische Handschrift, die bereits dem . Jh. angehörte. Das Werk gilt daher als spätestes Beispiel eines gereimten Alexanderepos. Der G. A. beruht auf der lat. Historia Alexandri () des Quilichinus von Spoleto, dessen Werk der unbekannte Verfasser auch lobt. Der dt. Text stellt jedoch keine wortgetreue Übersetzung des älteren Epos dar. Vielmehr raffte und kürzte der Autor allzu ausführliche Stellen der lat. Vorlage, etwa Aufzählungen. Auch entfernte er die bei Quilichinus vorhandene Einteilung in Bücher. Zugleich nahm er Erweiterungen vor, u. a. indem er neue Erzählabschnitte einfügte. So besucht A. im G. A. anders als in der Historia Alexandri die von ihm inhaftierte Familie des persischen Königs. Hinzu kommen wertende Kommentare des dt. Bearbeiters, in denen er sich z. B. über die göttliche Hilfe für den Heiden A. wundert. Der Herrscher erscheint im G. A. nämlich nicht als Vollzieher des göttlichen Willens, sondern wie Darius als Bespiel für monarchische Überheblichkeit. Ü: Krakau, Biblioteka Jagiello´nska, Berol. mgq (vorher Berlin, SB, mgq ; Wernigerode, Fürstlich Stolbergische Bibl., cod. Zb ), Bll. (Pap., , bair.). – Vgl. Oppitz (s. Lit.). A: Gustav Guth (Hg.), D. G. A. Aus der Wernigeroder Hs. (DTM ), Berlin . L: Ehrismann // () S. . – Klaus Wessel u. a.: Alexander der Große. In: LexMA () Sp. –. – Dieter Welz, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/ Newald / () S. . – Claudia Händl/Red., Killy () S. . – Ernst Neuling, Die dt. Bearb. der Alexandreis des Quilichinus de Spoleto. In: PBB () S. –. – George Cary:
. Hälfte . Jh. The Medieval Alexander. Cambridge (Nachdr. New York u. a. ) S. f., –, f., f. u. ö. – Herwig Buntz: Die dt. Alexanderdichtung des MA. Stuttgart , S. f. – Kurt Ruh: Epische Lit. des dt. SpätMA. In: Neues Hb. der Literaturwiss. . Europäisches SpätMA. Hg. v. Willi Erzgräber. Wiesbaden , S. –, hier S. f. – Trude Ehlert: Pelickein (V. ) im G. A. aus der Wernigeroder Hs. In: ZfdPh () S. –. – Alfred Ebenbauer: Antike Stoffe. In: Epische Stoffe des MA. Hg. v. Volker Mertens. Stuttgart , S. –. – T. Ehlert: Deutschsprachige Alexanderdichtung des MA. Zum Verhältnis von Lit. und Gesch. Frankfurt/M. u. a. , S. , f. u. ö. – Ulrich-Dieter Oppitz: Die ‹Dt. Manuskripte des MA› (Zb-Signatur) der ehemaligen Stolberg-Wernigerodischen Handschriftenslg. In: Geographia Spiritualis. FS Hanno Beck. Hg. v. Detlef Haberland. Frankfurt/M. u. a. , S. –, hier S. . – Fidel Rädle: Literarische Selbstkonstituierung oder Kulturautomatik. Das Alexanderepos des Quilichinus von Spoleto. In: Alexanderdichtungen im MA. Kulturelle Selbstbestimmung im Kontext literarischer Beziehungen. Hg. v. Jan Cölln. Göttingen , S. –. – Elisabeth Lienert: Dt. Antikenromane des MA. Berlin , S. u. ö. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . – Ralf Schlechtweg-Jahn: Macht und Gewalt im deutschsprachigen Alexanderroman. Trier , S. –. – Beate Baier: Die Bildung der Helden. Erziehung und Ausbildung in mhd. Antikenromanen und ihren Vorlagen. Trier , S. – u. ö. MM Ruschart. – Verfasser des Werbungsgesprächs Der Minne Klaffer, früheste Überlieferung . Die Überlieferung der umfangreichen Minnerede trennt sich klar in zwei Fassungen. Augenfällig wird das an der Selbstnennung des Autors, jeweils mit Veränderung des Reimes: In den Handschriften Ka und He nennt er sich «Ruschart», in den Handschriften Wi und In «Perchtolt». Die Fassungen weisen größere Unterschiede im Versbestand auf: Nur in den Handschriften Wi und In ist der Schluss als Epilog des Sprechers gestaltet, in den Handschriften He und Ka endet der Text mit der
Ruschart Rede der Dame. Innerhalb der Fassungen gibt es kaum signi kante Varianz. Der Sprecher gibt ein Gespräch mit seiner Geliebten wider, in der er ihr seine Liebesnot klagt und um Erhörung bittet. Dabei folgen Rede und Gegenrede ohne Überleitungen oder InquitFormeln direkt aufeinander. Die Dame zeigt sich zunächst unbeeindruckt von seinem Werben, ist misstrauisch gegenüber seiner Minnerhetorik und ermahnt ihn zur Einhaltung der Ehre. Der Sprecher betont seine Aufrichtigkeit und benennt die ‹Remedia› für seine Minnekrankheit (Kuss; Umarmung), worauf die Dame ihn darüber belehrt, dass man nicht nach Unerreichbarem streben soll. Erst als er mit dem von ihr verschuldeten Tod aus Liebesleid droht, lenkt die Dame ein. Das Gespräch berührt danach Fragen von Tugend, Beständigkeit, Dienstbereitschaft und wahrer Liebe. Schließlich hält die Dame seine Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit für erwiesen und bekennt ihre Liebe zu ihm. Sie ermahnt ihn jedoch, stets auf die Wahrung der Heimlichkeit bedacht zu sein. In einem knappen Epilog berichtet ein auktorialer Erzähler vom folgenden Liebesglück der beiden Dialogpartner. Ü: Fassung I: Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, , rb–ra ( Verse) (In). – Wien, ÖNB, , ra–rb ( Verse) (Wi). – Fassung II: Heidelberg, UB, Cpg , v–v ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), ra–vb ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). – Slg. kleiner dt. Gedichte. Vollständige Faksimile-Ausg. des Cod. FB des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Einf. Norbert Richard Wolf (Codices selecti ). Graz (Faks. von In). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Vindobonensis (Bibliotheca Germanica ). Bern u. a. , S. – (nach Wi). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. . JK
Der alte und der junge Ritter Heinz der Kellner. – Verfasser des schwankhaften Märe Konni, vermutlich Ende . Jh. Seiner Sprache wegen dürfte der sonst unbekannte Verfasser der unikal überlieferten Geschichte, der sich in V. nennt, aus dem südwestdt. Raum gestammt haben. Die sowohl als «bîspel» (V. ) als auch als «mære» (V. ) bezeichnete Erzählung weist sowohl im Pro- als auch im Epimythion darauf hin, dass Spötter selbst zum Gespött werden. Nicht den Sieger im ritterlichen Kampf will eine Königstochter zum Mann nehmen, sondern denjenigen, der sie «überreden» könne (V. und ). Wie viele Kandidaten vor ihm versagt auch ein Junker, mit dem der Bauer Konni zum Hofe kommt, um die «hove zuht» (V. ) zu lernen. Nach der Enthauptung des Junkers gewinnt Konni den Redestreit. «Statt intellektueller Brillanz entscheidet ein stumpfer Fäkalwitz den Wettkampf» (Müller, S. ). Mit ihrer Vorliebe für Derbheiten steht die Geschichte dem spätma. Fastnachtsspiel nahe. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), ra–rb [alte Zählung: –] (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , Die bestrafte Eitelkeit). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , Turandot). – Lutz Röhrich (Hg.): Erzählungen des späten MA und ihr Weiterleben in Lit. und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Bd. . Bern/München , S. – (Nr. , nach von der Hagen; Der kluge Konni; zit.). L: Ehrismann // () S. . – Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Corinna Laude, Killy () S. f. – Reinhold Köhler: Zu von der Hagens Gesammtabenteuer Nr. LXIII. In: Germania () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schr. zur erzählenden Dichtung des MA (Kleinere Schr. ). Berlin , S. –. – Arthur Ludwig Stiefel: Über die Quelle der Turandotdichtung H. des Kellners. In: Zs. für vergleichende Literaturgesch. NF () S. –. – Marcus Landau: Zur Quelle der Turandot-Dichtung des Kellners. In:
. Hälfte . Jh. ebd. NF () S. –. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. , f. – Alev Tekinay: Materialien zum vergleichenden Studium von Erzählmotiven in der dt. Dichtung des MA und den Literaturen des Orients (Europäische Hochschulschr. I, ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Jan-Dirk Müller: Die ‹hovezuht› und ihr Preis. Zum Problem hö scher Verhaltensregulierung in Ps.-Konrads ‹Halber Birne›. In: JOWG (/) S. – (wieder in: Ders.: Mediävistische Kulturwiss. Ausgewählte Stud. Berlin/ New York , S. –). – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. Reg. – Röhrich (s. Ausg.) S. –. – Mireille Schnyder: Märenforschung und Geschlechterbeziehungen. In: JOWG () S. –. – Andrea Schallenberg: Gabe, Geld und ‹Gender›. Ein Beitr. der Geschlechterdifferenz in der mhd. Verserzählung. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –, hier S. Anm. . – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f., f. und Reg. BJ Der alte und der junge Ritter. – Am Beispiel exempli zierte Minne- und Tugendlehre, früheste Überlieferung Ende . Jh. Der Sprecher berichtet von einer Szene, die er beobachtet hat: Eine schöne Dame wendet sich darin einem alten, gebrechlichen Ritter zu und zieht damit den Unmut eines ebenfalls anwesenden jungen und kostbar gekleideten Ritters auf sich. In einem Dialog erklärt die Dame dem jungen Mann, dass sie ehrenhaftes und ritterliches Verhalten modischer Geckenhaftigkeit vorziehe: Sie ehre die Bewährungstaten des alten Ritters, nicht die aktuellen Tanzfertigkeiten des jungen. In einem kurzen Schlusskommentar preist der Sprecher die Dame für ihre Haltung und beklagt die ehrvergessene Minnepraxis vieler anderer Damen. Der Text ist mndl. (Br) bzw. in einer mndl.-dt. Mischsprache (Ha) überliefert. Ü: Brüssel, KBR, –, ra–rb ( Verse). – Den Haag, Koninklijke Bi
. Hälfte . Jh. bliotheek ’s-Gravenhage, Cod. E , rb–va ( Verse). A: Jan Frans Willems: Belgisch Museum voor de nederduitsche Tael- en Letterkunde en de Geschiedenis des Vaderlands. Gent , S. – (nach Br). – Jan van Vloten: Onuitgegeven verzen (Haagsche Hs. No ). In: De Dietsche Warande. Tijdschrift voor nederlandsche oudheden, stastsgeschiedenis, kunst en letteren () S. –, hier S. – (nach Ha). – Ernst Ferdinand Kossmann: Die Haager Liederhs. Den Haag , Nr. (nach Ha mit Lesarten von Br). – Herman Brinkman/ Jannie Schenkel (Hrsg.): Het handschrift-Van Hulthem. Hs. Brussel, Koninklijke Bibliotheek van België, .– (Middeleeuwse verzamelhandschriften uit de Nederlanden ). Hilversum , Bd. , S. –, Nr. (nach Br). L: Klingner/Lieb () Nr. B. – Dini Hogenelst: Sproken en sprekers (Nederlandse literatuur en cultuur in de Middeleeuwen ). Amsterdam , Bd. , S. (Nr. ). – Frits Pieter van Oostrom: Het word van eer. Literatuur aan het Hollandse hof omstreeks . Amsterdam , S. f. – Corrie de Haan: Dichten in stijl. Duitse kleuring in Middelnederlandse teksten (Nederlandse literatuur en cultuur in de Middeleeuwen ). Amsterdam , S. f. JK Klage über abnehmende Zucht. – Tugendklage mit angehängter Liedstrophe, Überlieferung Ende . Jh. Die unikal und in niederländisch-deutscher Mischsprache überlieferte Minnerede bringt den Bericht des Sprechers von der Begegnung mit einer vornehmen Dame in einem Garten. Diese klagt, dass alle gesellschaftliche Freude nun zerstört sei, weil Männer schlecht über Frauen redeten. Angehängt ist eine Liedstrophe (gesungen vom Sprecher oder der Dame?), in der dem Lästern der Klaffer die geprüfte Treue entgegengestellt wird. Reim- und Refrainstruktur der Strophe weisen die Strophe als Tanzlied aus. Ü: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage Cod. E , rb–va ( Verse). A: J. Aleida Nijland: Gedichten uit het Haagsche Liederhandschrift. Uitg. en toegelicht uit de middelhoogduitsche Lyriek. Diss. Leiden , S. – (Nr. ). – Ernst Ferdinand Kossmann:
Klage über abnehmende Zucht Die Haager Liederhs. Den Haag , S. f. (Nr. ). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Dini Hogenelst: Sproken en sprekers (Nederlandse literatuur en cultuur in de Middeleeuwen ). Amsterdam , Bd. , S. f. (Nr. ). – Frank Willaert: Het minnelied als danslied. Over verspreiding en functie van een ballade-achtige dichtvorm in de late middeleeuwen. In: De studie van de Middelnederlandse letterkunde. Stand en toekomst. Hg. v. F. P. van Oostrom/F. Willaert (Middeleeuwse Studies en Bronnen ). Hilversum , S. –, hier S. . – F. Willaert: ‹Hovedans›: fourteenthcentury dancing songs in the Rhine and Meuse area. In: Medieval Dutch Literature in its European Context (Cambridge Studies in Medieval Literature ). Cambridge , S. –, hier S. . JK Liebesgespräch I. – Minnegespräch, um . Die Minnerede ( Verse in drei- und vierhebigen Paarreimen) hat kaum einen Erzählrahmen: Ein Ritter weist sich als welterfahren aus und kündet eine ungewöhnliche Geschichte an – sie handelt von der ersten Begegnung mit seiner Geliebten. Er liest der Frau einen Brief vor, der von Venus verfasst worden sei, dann folgt ein von Missverständnissen geprägtes Wechselgespräch, das den Hauptteil der Dichtung darstellt. Die Liebeserklärungen des Mannes weist die Frau mehrmals zurück, fasst seine minnespezi sche Redeform mit Absicht wörtlich auf; so bietet sie ihm Brot an, um seine (Liebes-)Not zu lindern. Letztlich gibt die Frau wegen der beharrlichen Beteuerungen des Mannes nach. Der Einsatz von Missverständnissen lässt an → Rudolfs von Ems Wilhelm von Orlens denken, die Methode ist aber auch in vielen anderen Minnegesprächen zu nden. Deutlichere Parallelen bestehen zum Werbungsgedicht Der → Minne Klaffer und zur → Liebeswerbung. Ü: Berlin, SBB, mgf , ra–ra und vb–vb (Pap., erstes Viertel . Jh., mittelrheinisch-ndl.). – Den Haag/’s-Gravenhage, Kgl. Bibl., Cod. E , vb–ra (Perg., um , nd.-ndl.). A: Wilhelm Brauns/Gerhard Thiele (Hg.): Mhd. Minnereden II. Die Heidelberger Hss. und . Die Berliner Hs. Ms. germ. fol. (DTM ). Berlin (Nachdr. mit einem Nachw. v. Ingeborg Glier. Dublin/Zürich
Minneburg ) S. – (Nr. ). – Ernst Ferdinand Kossmann: Die Haager Liederhs. Faks. des Originals mit Einleitung und Transkription. Den Haag , S. – (Nr. ). L: Ingrid Hofmann, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestalt und Funktion einer spätma. Dichtungsform. Stuttgart , S. –. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –. – Dorothee WittmannKlemm: Stud. zum ‹Rappoltsteiner Parzifal› (GAG ). Göppingen , S. . – Wolfgang Achnitz: Minnereden. In: Forschungsber. zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik. Tl. . Hg. v. Hans-Jochen Schiewer unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe C: Forschungsber. ). Bern u. a. , S. –, hier S. . – Ludger Lieb: Umschreiben und Weiterschreiben. Verfahren der Textproduktion von Minnereden. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth Andersen u. a. (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. , . – L. Lieb: Minne schreiben. Schriftmetaphorik und Schriftpraxis in den ‹Minnereden› des späten MA. In: Schrift und Liebe in der Kultur des MA. Hg. v. Mireille Schnyder (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. f. – Stefan Matter: Minne – Spiel – Gespräch. Überlegungen zu einer MinneGesprächskultur des späteren MA ausgehend vom ‹Nürnberger Spieleteppich›. In: Der ‹Nürnberger Spieleteppich› im Kontext profaner Wanddekoration um . Hg. v. Jutta Zander-Seidel (Wissenschaftliche Beibände zum Anz. des Germ. Nationalmus. ) Nürnberg , S. –, hier S. . – Ders.: Reden von der Minne. Unters. zu Spielformen literarischer Bildung zwischen verbaler und visueller Vergegenwärtigung anhand von Minnereden und Minnebildern des deutschsprachigen SpätMA (Bibliotheca Germanica). Tübingen/Basel . FA Frauenklage. – Kompilation verschiedener Minneredentypen, Überlieferung Ende . Jh. Die unikal in einer niederrheinischen Chronikund Sangspruchhs. überlieferte Minnerede ist eine
. Hälfte . Jh. Kompilation dreier etwa gleichlanger Textteile. Sie sind durch eine einheitliche Sprecherrolle (weibliches Ich) verbunden, folgen ansonsten aber relativ unverbunden aufeinander. Am Beginn steht eine auf Tugendverfall (Klaffen, Unbeständigkeit, Geldgier) gerichtete monologische Zeitklage. Es folgt die Wiedergabe eines belauschten Streitgesprächs zwischen Frau Treue und Frau Untreue (mit Nennung von sieben Wegen zur Untreue). In einem dritten Teil führt die Sprecherin das Thema der Treue in einer Jagdallegorie aus: Ein erfolgloser Jäger wird mit seinen kani zierten Tugenden von vier ‹falschen Hunden› (Neid, Verleumdung, Zweifel, Klaffen) vertrieben. Ü: Leipzig, UB, Rep. II a, va–ra ( Verse). A: Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –. – Die Lyrik-Hss. m (Berlin, Ms. germ. qu. ) und n (Leipzig, Rep. II fol. a). Überl., Abb., Transkription, Beschreibung von Günter Schmeisky (GAG ). Göppingen , S. –. L: Ingrid Kasten, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Rheinheimer (s. Ausg.) S. f., . – Schmeisky (s. Ausg.) S. f. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. . JK Minneburg. – Allegorische Großform der Minnerede mit Minnelehre und Minnegericht, früheste Überlieferung Ende . Jh. Die umfangreiche Minnerede ist relativ breit und in drei Fassungen überliefert. Die ‹längere Reimfassung› bietet den vollständigsten Text mit Inhaltsangabe, Prologstrophen und Minnegericht (komplett nur in Handschrift P; fragmentarisch in Handschrift δ; ein Exzerpt der Binnen-Minnerede des . «underbint» überliefern die drei Handschriften der ‹Hätzlerin-Gruppe›). Die ‹kürzere Reimfassung› mit eigenständigem Prolog, Auslassung der Geburts- und Gerichtsallegorie sowie theologisch perspektivierendem Epilog ist in vier Handschriften aus der zweiten Hälfte des . Jh. überliefert, eine weitere Handschrift dieser Fassung ist nur noch in einer Abschrift erhalten. Die unikal überlieferte Prosafassung orientiert sich am Text der kürzeren Reimfassung. Sie hat allerdings wiederum einen eigenständigen Prolog, in dem die Minne in
. Hälfte . Jh. der Trinitätstheologie verankert wird, und zentriert die Handlung durch Straffung der Argumentationen und Einschübe auf die Minnekatechese. Die Fassung der Handschrift P gliedert den Text in fünf Kapitel. Nach drei kunstvollen Prologstrophen folgt als . Kapitel die Allegorie von der Minneburg (V. –): Der Sprecher gerät im Gebirge in eine Burg, in der eine kunstvolle Säule mit einer Figur eines Mannes steht. Er wird Zeuge der Geburt des Minnekindes aus dieser Säule und stellt sich in dessen Dienst. Im . Kapitel (V. –) reist der Sprecher zu verschiedenen Gelehrten, um Antworten auf die vielen Fragen des Minnekindes zu nden. Schließlich willigt der ägyptische Meister Neptanaus ein, ihn zu begleiten. Zurück in der Minnneburg gibt der Meister eine Auslegung des Geburtsvorgangs. Das umfangreiche . Kapitel (V. –) ist von Didaxe geprägt: Zunächst exempli ziert der Sprecher den Entstehungsprozess der Liebe an einer Erzählung seines eigenen Minnedienstes. Es folgt eine Minnekatechese in Form eines Frage-AntwortDialogs, in der Meister Neptanaus das Minnekind über sein eigenes Wesen belehrt. Er ist zweifach unterbrochen durch annoncierte Einschübe («underbint»): . Ein Ensemble von Werbungsgespräch, Apostrophe der Minne und einer nach dem litteram-punctare-Verfahren gestalteten Minnepredigt; . Eine Kombination zweier Minnereden, in denen einmal die rhetorisch-sprachartistischen, dann die metaphorisch-allegorischen Möglichkeiten der Gattung vorgeführt werden. Das . Kapitel (V. –) bringt wiederum eine allegorische Erzählung: Die Begierde versucht mit einem Heer von Untugenden, die Burg Freudenberg zu stürmen, hat aber keinen Erfolg gegen die dort residierenden Tugenden. Meister Neptanaus, das Minnekind und ein Heer der Tugenden machen einen zweiten, ebenfalls erfolglosen Anlauf. Erst Verhandlungen des Minnekinds mit der Burgherrin führen zum Erfolg – der Geburt ihres Kindes ‹Widerminne›. Als dritter «underbint» sind nach dem Kapitel eine Schönheitsbeschreibung, eine Minnerede von der Begegnung des Sprechers mit Amor und Venus sowie ein bildreicher Preis der Geliebten. Das . Kapitel (V. –) entfaltet – nach einer Erzählung der Belagerung der Minneburg durch ein Heer von Klaffern, die der Meister und das Minnekind mit einer List beenden können – die Erzählung von einem Minnegericht.
Minneburg Vorgebracht werden drei Minnekasus (Betrügerische Dame; ungerechtfertigterweise abweisende Dame; zornige Dame). Jeweils von eigenen Prologen eingeleitet werden fünf Binnen-Minnereden, die am Ende der dritten Minnekasus-Verhandlung eingefügt sind: . Ein Gespräch mit einem Einsiedler; . Eine Minneklage; . Ein Gespräch zwischen Körper und Herz; . Eine Re exion über Minnekrankheit und ihre Heilung; . Die Beschreibung eines ungewöhnlich klaren Bildes (nur die ersten Verse überliefert). Der Text der Handschrift P bricht hier ab. Ob nur noch wenig Text (so der Forschungskonsens) oder noch weitere Kapitel folgen sollten, bzw. ob der Schluss bewusst offen konzipiert ist, lässt sich nicht entscheiden. Die M. ragt unter den Texten der Gattung durch ihre besondere Struktur hervor. W¨ahrend die allegorische Erzählung («materge») die Konventionen und Motive der lehrhaften Minnedichtung präsentieren, bieten die inserierten Einschübe («underbint») und Binnen-Minnereden eine Exemplizierung am Einzelfall. Die M. vereint mit dieser Konzeption zugleich ein umfangreiches Spektrum typologisch unterschiedlicher Rede- und Ausdrucksformen. Sie ist damit zu verstehen als Kompilation von Minnereden-Typen und -Themen, die in der Gattungstradition des . und . Jh. typischerweise als eigenständige Texte begegnen. Vielfach bringt der Text die gelehrte und literarische Bildung des Verfassers zum Ausdruck. Der sprachliche Stil ist elaboriert, dunkel und ‹blümend›. Die vierfache Nennung eines Meisters → Egen von Bamberg kann gegebenenfalls als Hinweis auf den Verfasser des anonymen Textes verstanden werden. Ü: Längere Reimfassung: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse) (Prolog Verse + Verse + Verse) (P). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen, , r–v ( Verse (δ). – Exzerpt der längeren Reimfassung: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , r–r ( Verse) (Be). – Leipzig, UB, Ms. Apel , v–v ( Verse) (Le). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , v–r ( Verse) (l). – Kürzere Reimfassung: Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse) (h). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , r–v ( Verse) (d). – Köln, Hist. Arch. der Stadt, Cod. Best. (W) , r–v ( Verse) (c). – Wien, ÖNB, , r–r ( Verse) (w). – Prosafassung (Prosaau ösung der kürzeren Reimfassung): Wien, ÖNB, , r–v (wa).
Minnedurst A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; nach Hs. l). – Hans Pyritz (Hg.): D. M. Nach der Heidelberger Pergamenths. (CPG ) unter Heranziehung der Kölner Hs. und der Donaueschinger und Prager Fragmente. Berlin , S. – (nach Hs. P). – Anja Sommer: D. M. Beitr. zu einer Funktionsgesch. der Allegorie im späten MA. Mit der Erstedition der Prosafassung (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. – (Teiledition von Prolog und Epilog nach Hs. w), S. – (Teiledition von Prolog und Epilog nach Hs. d), S. – (Teiledition von Prolog und Epilog nach Hs. c), S. – (Teiledition von Prolog und Epilog nach Hs. h), S. – (nach Hs. wa). L: Walter Blank, VL () Sp. –. – Red., KNLL () S. f. – Ludger Lieb/Marc Andre Ziegler, Killy () S. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Gustav Ehrismann: Unters. über das mhd. Gedicht von der M. In: PBB () S. –. – Ders.: Beitr. zum mhd. Wortschatz. In: PBB () S. –. – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. f. – Pyritz (s. Ausg.). – Hermann Kreisselmeier: Der Sturm der Minne auf die Burg. Beitr. zur Interpretation der mhd. Allegorie ‹D. M.›. Meisenheim . – Rainer Gruenter: Rezension zu H. Kreisselmeier: Der Sturm der Minne auf die Burg. In: Euph. () S. –. – W. Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. –, –. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Brigitte Hebert: L’Adaptation des Motifs religieux à la Littérature profane du Moyen-Âge tardif. Un Exemple: la Minneburg. In: Actes du Colloque des et Avril sur ‹L’Adaptation Courtoise› en Littérature Mediévale Allemande. Hg. v. Danielle Buschinger. Paris , S. –. – David Fletcher Tinsley: When the hero tells the tale. Narrative studies in the late-medieval ‹Minnerede›. Diss. Princeton NJ , S. –, –. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – I. Glier:
. Hälfte . Jh. Allegorien des . Jh.: Normen, Vernunft, Phantasie. In: Entzauberung der Welt. Dt. Lit. –. Hg. v. James F. Poag/Thomas C. Fox. Tübingen , S. –. – D. F. Tinsley: Also ist mir vil tummen welffe in mines synnes throne. A Reassessment of ‹D. M.›. In: Euph. () S. –. – Ralf Schlechtweg-Jahn: Minne und Metapher. Die ‹M.› als hö scher Mikrokosmos (Lit., Imagination, Realität ). Trier . – Lotte Kurras: Laßbergs Abschrift der ‹M.›. Zeuge einer verlorenen Hs. In: ZfdA () S. –. – Sommer (s. Ausg.). – Wolfgang Achnitz: Minnereden. In: Forschungsber. zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik. Tl. . Hg. v. Hans-Jochen Schiewer unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe C: Forschungsber. ). Bern u. a. , S. –, hier S. –. – Dorothea Klein: Zur Metaphorik der Gewalt in der Minneburg. In: Würzburg, der große Löwenhof und die dt. Lit. des SpätMA. Hg. v. Horst Brunner (Imagines medii aevi ). Würzburg , S. –. – Annette Vol ng: Die ‹M.›: Texterzeugung als Geschlechtsverkehr. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth Andersen u. a. (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –. – Jens Haustein: Geblümte Rede als Konvention? In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/New York , S. –, hier S. –, f. – D. Klein: Allegorische Burgen. Variationen eines Bildthemas. In: Die Burg im Minnesang und als Allegorie im dt. MA. Hg. v. Ricarda Bauschke (Kultur, Wiss., Literatur. Beitr. zur Mittelalterforschung ). Frankfurt/M. , S. –, hier S. –. – Winder McConnell/Kevin Wolf: Otherworldly Castles and Magic Pillars: Some Observations on Wolfram von Eschenbach’s ‹Schastel Marveile› and the Anonymus Fourteenth-Century ‹M.›. In: Germanic Notes and Reviews () S. –. JK Minnedurst (auch: Von großem Durste). – Schwank, spätes . Jh. Der Reimpaarverse umfassende Schwank ist in der → Liedersaal-Handschrift überliefert. Die Entstehung des Texts wird meist im späten . Jh. angesetzt. Der Schwank beginnt mit einer moralisierenden Einleitung. Darin unterstellt der Sprecher den Frauen, sie würden ihre Männer regelmäßig und
. Hälfte . Jh. meisterhaft betrügen. Im Mittelpunkt der eigentlichen Schwankhandlung steht eine Bauerntochter. Sie verliebt sich in einen Dorfburschen, der ihre Zuneigung erwidert. Weil er aber jung und arm ist, verbietet der Bauer seiner Tochter den Umgang mit dem Burschen und verheiratet sie mit einem anderen Mann. Bei der Hochzeitsfeier verabredet sich das Mädchen für die darauffolgende Nacht mit ihrem Liebhaber, während der Ehemann der Völlerei frönt. Vom Essen und Wein ist er in der Hochzeitsnacht dann schläfrig. Unter dem Vorwand, sie habe großen Durst, schleicht sich das Mädchen aus dem Ehebett und trifft sich mit dem Jungen. Neben dem Wasserzuber schlafen sie dreimal miteinander. Gleichzeitig schildert das Mädchen seinem Ehemann lauthals, wie es seinen Durst löscht, und er ermutigt es, tüchtig zu trinken. Zuletzt mahnt das Mädchen seinen Geliebten zum Aufbruch, da sie sonst Verdacht erregen könnten. Mäßigkeit sei in diesem Fall angebrachter als eine Verlängerung ihrer gemeinsamen Freuden. Das Mädchen kehrt zu seinem Ehemann zurück, der in seiner Schlaftrunkenheit den Betrug nicht bemerkt. Der Schwank schließt mit einem Fluch auf falsche, betrügerische Frauen. Die Komik des Schwanks beruht u. a. auf der doppeldeutigen Sprache während des Ehebruchs. Das Durstlöschen dient hier als sexuell aufgeladene Metapher; eine ebenso unanständige Bedeutung erhält der Stiel des Schöpfeimers. Charakteristisch für den M. ist weiterhin der frühe Zeitpunkt des Ehebruchs, der bereits in der Hochzeitsnacht erfolgt. Hierin ähnelt der Schwank den Thesmophoriazusen des Aristophanes, die aber wohl keine unmittelbare Quelle des Texts darstellen. In der Inszenierung des Ehebruchs als Sinnestäuschung zeigt der M. Parallelen zum → Kerbelkraut-Schwank und zu → Drei buhlerische Frauen. Die Forschung hat im M. außerdem Spuren der hö schen Literaturtradition festgestellt, so im Minnegespräch des Liebhabers mit seiner Geliebten und in der negativen Darstellung des Bauerntums (Völlerei des Ehemanns). Die Aufforderung des Mädchens an ihren Geliebten, in der Liebe Maß zu halten, kann als parodistischer Verweis auf die hö sche «maze»-Tugend interpretiert werden. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.), rb–ra (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte,
Preis der Geliebten II aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Hanns Fischer (Hg.): Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. München , S. – (nhd.). – Online-Faks. der Karlsruher Liedersaal-Hs. : LB Karlsruhe , http://digital.blb-karlsruhe.de. L: Karl-Heinz Schirmer, VL () Sp. f. – Heinz Rupp: Schwank und Schwankdichtung in der dt. Lit. des MA. In: DU () H. , S. –, hier S. f. – Klaus Hufeland: Die dt. Schwankdichtung des SpätMA. Beitr. zur Erschließung und Wertung der Bauformen mhd. Verserzählungen. Bern , Nr. (S. ). – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. Tübingen , Nr. B , S. , , ; ebd. , S. (Lit.). – K.-H. Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. , , u. ö. – Monika Londner: Eheauffassung und Darst. der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. Berlin , S. – u. ö. – Stephen L. Wailes: Social Humor in Middle High German Mären. In: ABäG () S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. – u. ö. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. . MM Preis der Geliebten II. – Tugend- und Schönheitslob, Überlieferung Ende . Jh. Die unikal überlieferte Minnerede in ndl.-dt. Mischsprache trägt den handschriftlichen Titel «Vrient Tsernoyt» (gegebenenfalls auch Verfassername?). Der Sprecher preist die Tugenden und die Schönheit seiner Geliebten, verweist in einem Unsagbarkeitstopos aber auf das nicht zu übertreffende Lob des Minnesängers ‹Frauenlob› (d. h. Heinrich
Schule der Minne von Meißen). Er schließt mit einer Dienst- und Treueversicherung. Ü: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage, Cod. E , ra–rb ( Verse). A: J. Aleida Nijland: Gedichten uit het Haagsche Liederhandschrift. Uitg. en toegelicht uit de middelhoogduitsche Lyriek. Diss. Leiden , S. f. (Nr. ). – Ernst F. Kossmann: Die Haager Liederhs. Faksimile des Originals mit Einleitung und Transkription. Den Haag , S. (Nr. ). L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Anton Kalla: Über die Haager Liederhs. Nr. (Prager Dt. Stud. ). Prag , S. , . JK Preis einer Frau. – Schönheits- und Tugendpreis, Überlieferung Ende . Jh. In der unikal überlieferten Minnerede in ndl.dt. Mischsprache reiht der Sprecher konventionelle Formeln aneinander, um die (körperliche) Schönheit der Geliebten und ihre Tugendhaftigkeit zu preisen. Ü: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage, Cod. E , vb–ra ( Verse). A: Anton Kalla: Über die Haager Liederhs. Nr. (Prager Dt. Stud. ). Prag , S. f. – Ernst F. Kossmann: Die Haager Liederhs. Faksimile des Originals mit Einleitung und Transkription. Den Haag , S. (Nr. ). L: Klingner/Lieb () Nr. B. – Kalla (s. Ausg.) S. . – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. . JK Preis einer vollkommenen Frau. – Rhetorisch aufwendiger Frauenpreis, Überlieferung Ende . Jh. Die unikal überlieferte ndl. Minnerede bringt anaphorisch gereihte rhetorische Fragen, hyperbolische Aussagen und Vergleiche, die alle den Zweck haben, die Frau zu verherrlichen. Der Text schließt mit einer Apostrophe an die Minne (V. : «O du Minne, edel phazant …»). Die Verfasserangabe «Eerentrijk» am Ende des in der Handschrift unmittelbar anschließenden Textes wurde in der Forschung auch auf diesen Text bezogen. Ü: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage, Cod. E , va ( Verse).
. Hälfte . Jh. A: Ernst F. Kossmann: Die Haager Liederhs. Faksimile des Originals mit Einleitung und Transkription. Den Haag , S. f. (Nr. a). L: Klingner/Lieb () Nr. B. – Dini Hogenelst: Sproken en sprekers. Inleiding op en repertorium van de Middelnederlandse sproke. Deel : Studie. Deel : Repertorium (Nederlandse literatuur en cultuur in de Middeleeuwen ). Amsterdam , Bd. , S. (Nr. ). JK Rat an die Frauen. – Lehrrede, Überlieferung Ende . Jh. In der unikal überlieferten Minnerede in ndl.dt. Mischsprache fordert der Sprecher die Damen auf, durch beständige Treue das Leid der zur ritterlichen Bewährungsfahrten gezwungenen Männer möglichst gering zu halten und selbst keine Zweifel an deren Treue zu hegen. Ü: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage, Cod. E , vb–ra ( Verse). A: Anton Kalla: Über die Haager Liederhs. Nr. (Prager Dt. Stud. ). Prag , S. –. – Ernst F. Kossmann: Die Haager Liederhs. Faksimile des Originals mit Einleitung und Transkription. Den Haag , S. f. (Nr. ). L: Klingner/Lieb () Nr. B. – Kalla (s. Ausg.) S. . – Dini Hogenelst: Sproken en sprekers. Inleiding op en repertorium van de Middelnederlandse sproke. Deel : Studie. Deel : Repertorium (Nederlandse literatuur en cultuur in de Middeleeuwen ). Amsterdam , Bd. , S. (Nr. ). JK Schule der Minne. – Bericht von Minnebelehrung durch personi zierte Tugenden, früheste Überlieferung Ende . Jh. Die rheinfränkische Minnerede ist in neun Handschriften überliefert. Regional und sprachlich ist die Überlieferung breit gestreut, nd. Textzeugen (Handschriften Be, Be) stehen neben Handschriften aus dem mitteldt. (Handschriften Be, Go), ostfränkischen (Handschriften Be, Mü), nord- (Handschriften Fr, He) und südalemannischen (Handschrift Ka) Bereich. Textbestände und Wortvarianten in den Handschriften ergeben ein disparates Bild, es lassen sich aber zwei Hauptstränge ausmachen (Handschriften Be und Ka mit Be und He; Be und Mü mit Be, Fr, Go). Der Sprecher berichtet von einer Vision, in der sich ihm das Wesen der Minne offenbart habe. Die
. Hälfte . Jh. Vision hat die Form einer teilweise genrehaft ausgemalten Wegallegorie: Der Sprecher trifft nacheinander auf sechs Damen, Personi zierungen der einzelnen Stadien der Liebe. Jeder Dame ist zudem eine Farbe zugeordnet (u. a. in Kleidung und Ausstattung der Räume), sodass in ihrer Lehre gleichzeitig die minneallegorische Bedeutung der Farben systematisch erläutert wird: Schweigen und Zurückhaltung (braun), mutiger und überlegter Beginn der Liebe (grün), Hoffnung und Vorstellungskraft (weiß), entzündetes Liebesfeuer (rot), Beständigkeit (blau). Vor der Erfüllung – inszeniert als Krönung des Sprechers – steht eine Prüfung, in der eine schwarz gekleidete Dame den Sprecher in Ketten legt und versucht, ihn zur Abkehr von der Geliebten zu bewegen. Der Sprecher bleibt, auch aufgrund der verinnerlichten Lehre, standhaft und wird mit der Verheißung neuen Glücks belohnt. Nur in der die Fassung der Handschrift Be ist der Schluss um eine Begegnung mit einer Personikation der Erfüllung (gelb) erweitert. Dies rückt den Text noch näher an ähnliche Allegorien mit einem System von sieben Minnefarben heran – wie etwa an die nd. → Farbentracht, die gegebenenfalls auf eine gemeinsame Vorlage zurückgeht. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , v–v ( Verse) (Be). – Ebd., Ms. germ. fol. /, r–v ( Verse) (Be). – Ebd., Ms. germ. fol. , ra–rb ( Verse) (Be). – Ebd., Ms. germ. oct. , r–v, r ( Verse) (Be). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. chart. A , vb–ra und va–vb ( Verse) (Go). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse) (He). – Frankfurt, Stadtarch., Familienarch., Fichard Nr. Ms. , [Gedicht Nr. ] ( Verse) (Fr). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), ra–vb ( Verse) (Ka). – München, BSB, Cgm , v–v ( Verse) (Mü). A: Johann Carl von Fichard: Frankfurter Arch. für ältere dt. Lit. und Gesch. () S. – (nach Fr). – [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). – Wilhelm Seelmann: Farbendeutung. In: NdJb ( []) – (nach Be). L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Wilhelm Seelmann: Farbentracht. In: NdJb () –, hier S. –. – Kurt Matthaei: Das
Traum von erhörter Liebe weltliche Klösterlein und die dt. Minne-Allegorie. Diss. Marburg , S. –. – Ann Marie Rasmussen: Masculinity and the ‹Minnerede›: Berlin, Staatsbibl. Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. oct. (Livonia, ). In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/New York , S. –, hier S. –, . JK Traum von erhörter Liebe. – Traumerzählung in Kreuzreimen, Überlieferung Ende . Jh. Die Minnerede ist unikal in der → Haager Liederhandschrift überliefert. Auf eine Überlieferungsstörung weisen die Durchbrechung des Kreuzreimes und die uneinheitliche Sprechhaltung (weibliches Ich – unpersönlicher Erzähler – männliches Ich) hin. Eine weibliche Sprecherin berichtet von einem Traum, in dem ihr Geliebter in die Kammer tritt und seine Liebe bekennt. Es folgt ein Traumdialog, in dem sie sich beide (jetzt in der dritten Person, vgl. V. : «Si sprach») ihre Liebe versichern. Als der Mann (nun Ich-Sprecher) die Geliebte an sich drückt wacht er auf. In einer gebetsartigen Schlusspartie bittet er Christus, den Traum wahr werden zu lassen. Ü: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage Cod. E , va–ra ( Verse). A: Anton Kalla: Über die Haager Liederhs. Nr. (Prager Dt. Stud. ). Prag , S. – (Nr. ). – Ernst F. Kossmann: Die Haager Liederhs. Den Haag , S. (Nr. ). L: Ingrid Kasten, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. f., . JK Guter Rat an eine Frau. – Dialog über das Verhältnis von Begehren und Selbstbeherrschung, Ende . Jh. Die kreuzgereimte ndl. Minnerede ist unikal im Kontext von Minnereden, Liedern und Sprüchen überliefert. Der Sprecher berichtet von einem Spaziergang in amoener Natur, auf dem er eine fröhliche Frau trifft. Diese preist ihren Geliebten und ihr treues und erfüllendes Liebesverhältnis, klagt aber über den ungelösten inneren Kon ikt zwischen ‹Natur› (Begehren nach Liebeseinheit) und Willen
Fröschel von Leidnitz (Selbstbeherrschung aus Angst vor Klaffern). Der Sprecher rät zur Vorsicht und dazu, in heimlicher Minne der Natur zu folgen. Ü: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage, Cod. E , vb–va ( Verse). A: Ernst Ferdinand Kossmann (Hg.): Die Haager Liederhs. Faksimile des Originals mit Einleitung und Transkription. Den Haag , S. f. (Nr. ). L: Klingner/Lieb () Nr. B. – Dini Hogenelst: Sproken en sprekers (Nederlandse literatuur en cultuur in de Middeleeuwen ). Amsterdam , Bd. , f. (Nr. ). JK Von dem Hurübel. – Didaktische Minnerede, ausgehendes . Jh. Die Reimpaarrede ist ungewohnt lange und breit überliefert; die ältesten Textzeugen gehen ins . Jh. zurück, wobei es drei sehr unterschiedliche Fassungen gibt, von denen III nur in Drucken existiert. Am ausführlichsten ist I, während II mehere Ergänzungen sowie Änderungen erlebt hat; III ist mit der Signatur von Nikolaus → Wolgemut (Anfang . Jh.) versehen. Identische Formulierungen in II und bei Reimpaarsprüchen von Hans → Folz ließen die Vermutung seiner Verfasserschaft zu, liegen aber eher an der Rezeption des Meistersingers. V. d. H. bedient sich stilistisch in parodistisch-satirischer Manier an pragmatischer (medizinischer) Literatur und geht Symptome und Ursachen einer «ploge» (Hurensucht) an, die jüngst im ganzen Land grassiere. Der gelehrte Autor rät bei Symptomen wie Briefeschreiben oder Melancholie zu allegorischen Heilmitteln wie Meiden oder Seltenes Sehen und greift damit auf Muster der ovidschen Liebesdichtung zurück. Mit dieser Ver echtung literarischer Traditionen entsteht ein humorvoller Gegenentwurf zur Minnerede. Ü: Fassung I: Dresden, LB, Mscr. M , r–r (Pap., um –, oberrheinisch). – Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–va (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). – London, British Library, MS Harley , ra–rb (letztes Viertel . Jh.). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.). – Solothurn, ZB, Cod. S , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Fassung II: Konrad Kachelofen, Leipzig, um (Druck). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, v–v –
um Wien, ÖNB, Cod. , r–v (ca. ). – Fassung III (nur Drucke): Jobst Gutknecht, Nürnberg, um (VD ZV ). – Krakau, UB, BJ Cim. o. (Druck Anfang . Jh.). – Berlin, SBB, Yc (Druck Köln, um ). – Ndl. Bearbeitung: Berlin, SBB, Zg (Druck P. Warnersen, Kampen, um ; verschollen). A: Fassung I: Jakob Baechtold: V. d. H. In: Germania () S. –, hier ab S. (zit.). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Fassung II: Adelbert von Keller (Hg.): Fastnachtspiele aus dem . Jh. (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Bd. . (Nachdr. Darmstadt ), S. –. – Fassung III: Henryk Anders: Das H. Ein frühnhd. Druck aus dem XVI. Jh. In: Archivum Neophilologicum I/ () S. – (Faks.). L: Johannes Janota, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. ; / () S. . – Georg Ellinger: Gesch. der nlat. Lit. Deutschlands im sechzehnten Jh. Bd. . Berlin , S. . – Heinrich Niewöhner: Zwei ‹Ermahnung wider die Türken› und das Gedicht ‹Vom Eigennutz›. In: ZfdA () S. –, hier S. f. – Hans Folz: Die Reimpaarsprüche. Hg. v. Hanns Fischer (MTU ). München, S. LX. – Clemens Brentano: Sämtliche Werke und Briefe. Hist.-krit. Ausg. Bd. : Des Knaben Wunderhorn . Alte dt. Lieder. Hg. v. Heinz Rölleke. Stuttgart , S. –. – Ebd. Bd. ,: Des Knaben Wunderhorn. Ebd., S. –. – J. Janota: ‹Das ist das new Teutsch H.› – ‹Dies ist das alte dt. Uebel›. Die ‹Wunderhorn›-Fassung und ihre Vorlage. In: MA-Rezeption. Gesammelte Vorträge des Salzburger Symposions ‹Die Rezeption ma. Dichter und ihrer Werke in Lit., Bildender Kunst und Musik des . und . Jh.› (GAG ). Göppingen , S. –. – Thomas Cramer: Gesch. der dt. Lit. im späten MA. München , S. . FA Konrad von Weinsberg → Band . Fröschel von Leidnitz. – Reimpaardichter, Wende ./. Jh. Der Verfasser von drei Reimpaargedichten ist urkundlich nicht fassbar. Den überlieferten Handschriften nach zu urteilen, lebte er um die Wende vom . zum . Jh. im bair.-österr. Sprachraum. Zu einem Ort Leidnitz ist nichts bekannt; Fischer äußert die Vermutung, es könne sich um
um das südmährische Lednice handeln, das nördlich der nordost-österr. Grenze nahe Bˇreclav liegt (vgl. Fischer S. , Anm. ). Das Belauschte Liebesgespräch ist eine belehrende Minnerede. Der Dichter lauscht einem Werber, wie dieser eine zurückhaltende Frau umgarnt. Am Ende wird gemahnt, dass die Frau die männliche Treue prüfen solle. Bei der Liebesprobe schließt der Text mit der ähnlichen Moral zur Treue, nur ist er von seiner Form näher am hö schen Märe. Eine umworbene Frau wählt einen der drei ritterlichen Werber für sich, der sie trotz ihres (vorgetäuschten) Aussatzes umarmt. In der humorvollen Mirakelerzählung Der Prozess im Himmel wird der Dichter im Traum Zeuge einer himmlischen Gerichtsverhandlung, mit Gott auf dem Richterstuhl. St. Nikolaus klagt St. Johannes wegen des Brauches an, Johannesminne zu trinken. Nach einem Vergleich verspricht St. Bernhard, jeden «auf ertrich» mit einer «trunkne gstalt» zu beschenken, der schon morgens auf ihn trinke. Ü: Belauschtes Liebesgespräch: Berlin, SBB, Hdschr. , v–r (Pap., um , bair.-österr.). – Ebd., mgf , v–v (Pap., ). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Pap., –, nordalemannisch-südfränkisch). – London, British Library, MS Add. , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , v–r (Pap., um –, obd.). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Oct. , v–v (Pap., –, ostschwäbisch). – Die Liebesprobe: Berlin, SBB, mgf , va–ra (Pap., erstes Viertel . Jh., mittelrheinisch-ndl.). – Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., um , ostschwäbisch). – München, BSB, Cgm , r–v (Pap., um , ostschwäbisch). – Ebd., Cgm , v–v (Pap., um –, nordbair.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – Der Prozess im Himmel: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., Anfang . Jh.). A: Belauschtes Liebesgespräch: Gerhard Thiele (Hg.): Mhd. Minnereden. Bd. : Die Heidelberger Hss. und , die Berliner Hss. Ms. germ. fol. . Auf Grund der Vorarbeit von Wilhelm Brauns (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. f.). – Die Liebesprobe: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. –
Kaufringer Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, f. (Nr. ), Tf. . – Der Prozeß im Himmel: Erzählungen aus altdt. Hss. (s. o.) S. –. – Karl Goedeke: Spruchgedichte. In: Weimarisches Jb. für dt. Sprache, Lit. und Kunst () S. – (zit.). – Fischer (s. o.) S. –, f. (Nr. A ). Ü: Manfred Lemmer (Hg.): Deutschsprachige Erzähler des MA, aus dem Mhd. übertragen. (Slg. Dieterich ). Leipzig , S. – (Die Liebesprobe). L: Karl Bartsch, ADB () S. . – Walter Blank, VL () Sp. –. – Marie Schierling, NDB () S. f. – De Boor/Newald / () S. , , . – Klingner/Lieb () Nr. Z. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. Anm. , , u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., . – Sarah Westphal: Textual Poetics of German Manuscripts –. Columbia , S. –. – Ann Marie Rasmussen: Gendered Knowledge and Eavesdropping in the Late-Medieval Minnerede. In: Speculum () S. –. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. , f., . FA Kaufringer, Heinrich. – Verfasser von Reimpaarerzählungen aus Landsberg/Lech (?), um . K., bedeutendster Verfasser von Reimpaarerzählungen im ausgehenden . Jh., wird traditionell auf der Grundlage von Indizien mit einem Kirchp eger aus Landsberg am Lech (–) bzw. mit dessen gleichnamigem Sohn (bezeugt nur ) identi ziert. Er könnte aus Kaufering bei Landsberg stammen. In dem in Augsburg situierten Gedicht Nr. nennt er mehrere Orte zwischen Mindelheim und Landsberg. Seine Reimsprache weist in den ostschwäbischen Raum. Text Nr. setzt die Gründung der Erfurter Universität () voraus. Die maßgebliche Ausgabe schreibt K. insgesamt Texte zu. davon gelten als echt, fünf (Nr. –) werden ihm heute abgesprochen, stehen aber im engen Überlieferungszusammenhang. Sämtliche Handschriften sind in den er und
Kaufringer er Jahren im obd. Raum entstanden Die Münchener Handschrift cgm (Augsburg?) gilt als autornah. Sie versammelt insgesamt Nummern. Aus der Berliner Handschrift mgf (Augsburg) treten weitere hinzu, von denen indes Nr. – in das benachbarte Teichner-Corpus zu fallen scheinen. Seit den er Jahren hat sich K. für die Forschung zu einer Art «Trendautor» entwickelt. Das mag auch damit zusammenhängen, dass sich seine Texte einem unmittelbaren Zugriff zunächst zu sperren scheinen, daher auch für die Diskussion um das Märe als Gattung fruchtbar gemacht wurden. Forschungskonsens besteht allenfalls darin, dass sich K.s Texte, die zwischen schwankhaften und didaktischen Elementen oszillieren, einer «einsinnigen Didaktisierung» (Friedrich) verschließen (vs. Stedes These von K.s «Alltagsethik»). Entsprechend wurden verschiedentlich Didaxen ‹höherer Ordnung› angenommen (Steinmetz, Willers). Richtig handelt dabei nicht derjenige, der vorgefundene Regeln befolgt, sondern derjenige, der richtiges Handeln situativ vom jeweiligen Kontext abhängig macht und in diesem erst bestimmt. Die eine verbindliche Ordnung gibt es dabei nicht (mehr). Die schwankhaften und komischen Elemente werden als im Dienst der Didaxe stehend oder als diese zumindest nicht behindernd betrachtet (Zotz). Demgegenüber wertet Grubmüller K.s Texte ausschließlich als Absage an ein simpli zierendes exemplarisches Erzählens im Märe, wodurch dieses (seiner ursprünglichen Funktion nach) außer Kraft gesetzt werde (vgl. S. ). Die radikalisierte Schwanklogik wirke geradezu einer Didaktisierung entgegen und führe nur noch in die Groteske (vgl. demgegenüber Haugs These über die Darstellung von Sinnlosigkeit im Märe). . Der Einsiedler und der Engel ( Verse): Ein frommer Einsiedler geht mit einem Engel inkognito auf Wanderschaft und wird gleich viermal Zeuge scheinbar größter Ungerechtigkeit. Erst am Schluss deckt der Engel die höhere Gerechtigkeit im Geschehenen auf, womit sich die Erzählung insgesamt als Theodizee-Exempel erweist (vgl. → Engel und Waldbruder). . Der bekehrte Jude ( Verse): Ein überzeugter Jude greift im Angesicht des Teufels und seiner Gesellen zum christlichen Kreuz und wird verschont. Er konvertiert zum Christentum und bewahrt sogleich, obwohl einst von den Christen verachtet, den Papst vor großem Unheil.
um . Der verklagte Bauer ( Verse): Ein Bauer weiß die unberechtigten Anschuldigungen seines geldgierigen Pfarrers und der richterlichen Anklage wortgewandt gegenüber seinem Bischof zu entkräften. Amtsmissbrauch ist ähnlich wie in Nr. Gegenstand der Erzählerkritik. Stofflich eng verwandt ist das Fablel Du fotéor (. Jh.). . Bürgermeister und Königssohn ( Verse): Als der Bürgermeister Erfurts seine Frau mit dem vermeintlichen Studenten, dem Sohn des frz. Königs, der zum Minnediener aus einer Notlüge heraus wird, beim Liebesspiel ertappt, verzichtet er auf Rache und bewirtet das Paar stattdessen. Dafür entlohnt ihn der Königssohn reich mit Handelsfreibriefen. Das Motiv des Racheverzichts auch in Nr. . . Der zurückgegebene Minnelohn ( Verse): Als ein alter Ritter, der seinen jungen Freund aushält, bemerkt, dass dieser ein Verhältnis mit seiner Frau hatte, löst er die Situation friedlich und sehr charmant anhand einer Schachspielallegorie auf. Vgl. Claus → Spauns Fünfzig Gulden Minnelohn. . Der feige Ehemann ( Verse): Der Plan eines Kleinbürgers, einen aufdringlichen Ritter seiner Frau vom Halse zu halten, indem dieser in ihre Gemächer gelockt und hinterhältig erstochen werden soll, scheitert an der Angst des Ehemanns, der in seinem Versteck bleibt. Die Frau muss den Ritter über sich ergehen lassen. . Der Mönch als Liebesbote B ( Verse): Die Klage einer Frau über die vermeintliche Aufdringlichkeit eines jungen Mannes lässt einen Mönch seine Rolle als Kon iktvermittler wahrnehmen. Dass ihre Beschwerde eigentlich ihr Begehren ist, versteht der durch die haltlosen Vorwürfe irritierte junge Mann erst anhand der Inschrift eines Rings: Gib acht, wie du das zu verstehen hast! . Die Suche nach dem glücklichen Ehepaar ( Verse): Ein wegen der Sparsamkeit seiner Frau höchst unzufriedener Ehemann macht sich auf den Weg, ein glückliches Ehepaar zu nden, um nach Jahren festzustellen, dass das Glück der Anderen doch mehr Schein als Sein ist. . Chorherr und Schusterin ( Verse): Der Reiz, den ein Chorherr und eine Schusterin aus ihrer Affäre beziehen, besteht vor allem im dreisten Spiel mit ihrem einfältigen Ehemann. Das Paar forciert immer wieder Situationen mit dem Schuster, in denen sich einer der beiden listig herauswinden muss. Vgl. Der → Liebhaber im Bade. . Die zurückgelassene Hose ( Verse): Eine vom Liebhaber zurückgelassene Hose wird durch
um die List der Frau vom corpus delicti zum Allheilmittel stilisiert. Die geborgte Hose solle ja nur die dem Mann spontan eingeredete Krankheit nehmen. Unter dessen beschwörenden «bruochbruoch!»-Rufen attert sie aus dem Fenster in die Hände des Liebhabers. Vgl. Die Hose des Buhlers von Hans → Folz. . Drei listige Frauen B ( Verse): Die Wette dreier Bäuerinnen um einen Heller, wer seinen Mann am besten zum Narren halten kann, kommt die Ehegatten teuer zu stehen: Sie verlieren nicht nur gesunde Zähne, Haare oder Genitalien, sondern auch ob der öffentlichen Bloßstellung ihr gesellschaftliches Ansehen. Das krude Vorgehen der Frauen wird allenfalls indirekt vom Erzähler über die unbeantwortbare Frage, wem den nun der Heller gebühre, hinterfragt. Vgl. → Drei buhlerische Frauen. . Der Zehnte der Minne ( Verse): Ein Pfarrer treibt erfolgreich den Zehnten der Minne bei einer rechtschaffenen Bäuerin ein. Erbost beschließt ihr Mann Rache und serviert dem Pfarrer statt Wein den Urin ihrer «Rebe», von der dieser ja bereits gekostet habe. Im Gegensatz zu Nr. erfolgt hier die Bewirtung als Rache. . Die Rache des Ehemanns ( Verse): Die Rache eines gehörnten und um zwei gesunde Zähne ärmeren Ritters (vgl. Nr. ) fällt grausam aus: Der schuldige Pfarrer wird kastriert (vgl. ebd.) und unter Androhung des Todes gezwungen, seiner Geliebten die Zunge abzubeißen, die von ihrem Mann schließlich verstoßen wird. Vgl. Der → Zahn. . Die unschuldige Mörderin ( Verse): Als eine Grä n bemerkt, dass ihr nächtlicher Liebhaber nicht ihr künftiger Mann, der König, sondern ein gemeiner Ritter ist, tötet sie ihn aus Sorge um ihre Ehre. Auch die vermeintlichen Helfer, Pförtner und Magd, müssen, da korrupt, sterben, um das Geheimnis zu bewahren. Jahre später gesteht sie alles ihrem Mann, der sich aber ganz gerührt ob ihrer Stärke im Ertragen von Leid zeigt. : Der Schlafpelz ( Verse): Das kokette Spiel mit der Wahrheit erweist sich ähnlich wie in Nr. und Nr. als die für eine Frau beste Strategie, um ihren Mann ihre Affäre zu verschleiern. Das sinnbildliche Einwickeln des Ehemanns in einen Schlafpelz ermöglicht das Verschwinden des Liebhabers. Vgl. Der → Ritter mit den Nüssen. . Die drei Nachstellungen des Teufels ( Verse): Die Einwohner der Stadt Gibea (Ri ) wehren sich zweimal erfolgreich gegen Angriffe, beim
Kaufringer entscheidenden dritten Schlag unterliegen sie freilich wegen ihrer Ehrsucht. Dies wird zum Gleichnis für die drei Nachstellungen des Teufels, derer sich der Mensch in Jugend, Alter und im Moment des Todes erwehren muss. K. bearbeitete hier zwei Predigten → Bertholds von Regensburg (Von den drîen huoten, Von den drien lâgen). . Die fromme Müllerin ( Verse): Zwei Dominikaner suchen der göttlichen Lehre wegen eine (zu) gottesfürchtige Müllerin auf. Nachdem sie ihre weisen Worte vernommen haben, lehren Sie, dass auch Schweigen statt (ihres) stundenlangen Betens gottgefällig sei. Der Erzähler schließt hintersinnig mit: «es mochten wol zwen engel sein!» (V. ). Die Theodizee wird im Gegensatz zu Nr. positiv entwickelt. . Der Teufel und der fahrende Schüler ( Verse): Als der Teufel seinen Pakt mit einem fahrenden Schüler nicht einhalten will (aus der Königstochter zu fahren, damit der Schüler dafür vom König reich entlohnt wird), gibt dieser vor, des Teufels altes Weib stünde vor der Tür, woraufhin der Leibhaftige Reißaus nimmt. . Abkehr von der Welt ( Verse): Die Warnung vor «manig falschem spil» (V. ) wird sinnfällig an einer Schachspielallegorie entwickelt: Die Macht der Figuren endet mit ihrem Verschwinden vom Brett im Sack, die obersten können zuunterst zu liegen kommen. . Der bezahlte Anwalt ( Verse): Ein Advokat, der zu Gunsten des Meistbietenden die Wahrheit verdreht, steht in einem Traufrechtsstreit unter der Anklage des Erzählers. Die Bocklederstiefel des Schusters unterliegen dem Fuchspelz des Kürschners. . Die halbe Decke ( Verse): Als der Sohn für den frierenden Großvater beim Vater um eine Decke ersucht, erkennt jener reumütig die eigene Hartherzigkeit gegenüber dem Vater. Vgl. das Exempel Die → halbe Decke. . Die guten Werke ( Verse): Gott entlohnt auch dem Sünder seine guten Werke mit einer Minderung der Höllenqualen, weltlichem Ansehen und, bei völliger Hinwendung zu Gott, sogar mit dem ewigen Leben. . Die uneinigen Kau eute ( Verse): Wenige Straßenräuber vermögen es, ein großes Aufgebot an Händlern auszurauben, indem sie deren Zusammenhalt untergraben. . Die weltgewandten Bösewichter ( Verse): Schmarotzer und Schmeichler, die ihren Herren
Kaufringer zum Munde reden und anderen damit schaden, genießen zu Unrecht hohes Ansehen. . Die sieben Hauptsünden ( Verse): An sieben Krankheiten wird der Septenar der Todsünden allegorisch entwickelt. Allein der Heilige Geist vermag als «der sele arzat» (V. ) Rettung zu bringen. . Das zeitliche Leiden ( Verse): Begrenztes zeitliches Leiden führt im Jenseits zu grenzenlosem Seelenheil. . Die vier Töchter Gottes ( Verse): Die rechte Wahl der den Mann vervollkommnenden Ehefrau führt den Mann in den Himmel. Der Reiche wähle die Barmherzigkeit, der Arme die Geduld, der Sünder Reue und Buße, der Tugendhafte die Gottesfurcht. K. bearbeitet den verbreiteten Motivkomplex vom → Streit der vier Töchter Gottes um die Seele des Menschen. . Disputation mit einem Juden über die Eucharistie ( Verse): Ein Jude will im Rahmen eines Abendmahlsdisputs einen Christen bekehren. Die scheinbare Widersprüchlichkeit der Lehre kann der Christ an Gebrauchsgegenständen (Spiegel), Beispielen aus der Natur (Baum) und Heiliger Schrift widerlegen. . Streit über Liebe und Schönheit ( Verse): Der danach Fragenden, ob der Liebe oder der Schönheit die Krone gebühre, zur Antwort gegeben: Da der «guote stamm» (V. ) der Liebe die beständige Tugend ist, muss ihr die Schönheit in ihrer Vergänglichkeit unterliegen. . Neue Modetorheiten ( Verse): Modevernarrtheit als eitler Dienst an der Welt wird vom Erzähler nicht nur mit Spott quittiert – «[das hüetlein] gnappet hindan auf dem haupt genot / und clebet als ain rinderkot» (V. f.) –, sondern auch als folgenschwere Sünde für das Jenseits ausgewiesen (spiegelnde Strafen). . Die Ratsherren in den Städten ( Verse): Die städtischen Ratsherren stehen wegen Amtsmissbrauch unter Anklage des Erzählers, von dem auch die die nur scheinbar ausgewogene Zusammensetzung des Rates kritisiert wird. Der Text steht in der Tradition der Stadtregimentslehren. . Zwölf Kräfte des Weins ( Verse): Ein Redner versucht, indem er nacheinander zwölf Trünke zu sich nimmt, die überragende Macht des Weins zu belegen. Die Wirkung reicht von Rötungen über phantastische Redseligkeit und Ratsherrenweisheit bis hin zu Lähmungserscheinungen und körperlichem Totalausfall. Fischer rechnet den Text
um wie auch → Strickers Weinschwelg zum Typus der Zechrede. Ü: München, BSB, Cgm , r–v (Nr. –) (um , vermutlich Augsburg oder Landsberg am Lech, ostschwäbisch). – Ebd., Cgm , vb–ra (Nr. ) (, mittelbair.). – Berlin, SBB, Mgf , v–r (Nr. ), v–r (Nr. –) (, von Konrad → Bollstatter in Augsburg geschrieben). A: Karl Euling: H. K.s Gedichte (Bibl. des Literarischen Vereins in Stuttgart ). Tübingen . – Hans Schmidt-Wartenberg: Inedita des H. K. (Germanic Studies ). Chicago . – Heinrich Niewöhner: Pseudoteichnerisches in der Hs. Berlin Ms. Germ. Fol. . In: PBB (Tüb.) () S. – (Nr. –). – Friedrich Wilhelm und Erika Wentzlaff-Eggebert: Dt. Lit. im späten MA. –. Reinbek bei Hamburg , S. – (Nr. nach Euling). – Paul Sappler: H. K. Werke. Bde. Bd. : Text. Tübingen . Bd. : Indices. Tübingen . – Hedwig Heger: SpätMA. Humanismus. Reformation. Texte und Zeugnisse. Erster Teilbd.: SpätMA und Frühhumanismus (Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse ,). München , S. – (Nr. nach Euling). – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. – (Nr. nach Euling), S. – (Nr. , Faks.), S. – (Nr. , Faks.). – Hans Joachim Gernentz: Der Schwanritter. Dt. Verserzählungen des . und . Jh. Berlin [mit Übersetzung], S. – (Nr. nach Euling). – Michael Curschmann/Ingeborg Glier: Dt. Dichtung des MA. Bd. : SpätMA. München , S. – (Nr. nach Sappler). – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA / BdK ). Frankfurt/M. , S. – (Nr. ), S. – (Nr. ), S. – (Nr. ), S. – (Nr. ), S. – (Nr. ). Ü: Hanns Fischer: Schwankerzählungen des dt. MA. München , S. – (Nr. ), S. – (Nr. ), S. – (Nr. ). – Peter Rickard u. a.: Medieval Comic Tales. Translated. Totowa , S. – (Nr. ), S. – (Nr. ). – Hans Joachim Gernentz: Der Schwanritter. Dt. Verserzählungen des . und . Jh. Berlin , S. – (Nr. nach Euling). – Grubmüller (s. Ausg.). L: Karl Stackmann, VL () Sp. –. – Burghart Wachinger, DCLT () S. . – DLL () Sp. . – Paul
um Sappler, NDB () S. f. – Kurt Ruh: Epische Lit. des SpätMA. In: Europäisches MA. Hg. v. Willy Erzgräber (Neues Hb. der Literaturwiss. ). Wiesbaden , S. –, hier S. f., . – Paul Sappler, VL () Sp. –. – Max Wehrli: Gesch. der dt. Lit. vom frühen MA bis zum Ende des . Jh. Stuttgart , S. f. – Hans Rupprich, De Boor/Newald / () S. . – De Boor/Newald , () S. . – P. Sappler/ Corinna Laude, Killy () S. f. – Felix Liebrecht: Von den drei Frauen. In: Germania () S. –. – Karl Euling: Über Sprache und Verskunst H. K. Programm Lingen . – Otto Rode: Die Erzählung vom Einsiedler und dem Engel in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Beitr. zur Exempel-Litteratur (Diss.). Rostock . – Karl Euling: Stud. über H. K. (Germanistische Abh. ). Breslau (Nachdr. Hildesheim/ New York ). – Ders.: Zu H. K.s . Gedicht. In: PBB () S. f. – Ders.: Zu H. K. In: Zs. für Volkskunde () S. f. – Arthur Ludwig Stiefel: Zu den Quellen H. K.s. In: ZfdPh () S. –. – Alfred Schröder: H. K. In: ZfdA () S. –. – Erika Baumgart: Stud. zu den schwankhaften Versnovellen H. K.s. Diss. München . – Ingrid Schwiewek: Methoden der Darstellung und Aussage in den erzählenden Gedichten H. K.s. Diss. Berlin . – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. f. – Michael Zeller: Das Zahlwort in ausgewählten Hss. des . Jh. Eine Wortstatistik mithilfe von EDV. In: Unters. zur grammatischen Klassi zierung und maschinellen Bearb. spätmhd. Texte. Hg. v. Helmut Droop u. a. (Forschungsberichte des Inst. für Kommunikationsforschung und Phonetik der Univ. Bonn ). Hamburg , S. –. – P. Sappler: Ein grammatisch überarbeiteter Wortformindex zu den Gedichten H. K.s. In: Maschinelle Verarbeitung altdt. Texte I. Hg. v. Winfried Lenders/Hugo Moser. Berlin , S. –. – Kurt Ruh: K.s Erzählung von der ‹Unschuldigen Mörderin›. In: FS John Asher. Hg. v. Werner Besch. Berlin , S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. Hg. v. Volker Mertens. Bd. . Berlin/New York , S. –). – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , bes. S. –, Bibliogr. S. –. – Aglaja Hildenbrock: H. K.s ‹Die Rache des Ehemannes› in psychoanalytischer Betrachtung. In: Das Märe. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer
Kaufringer (WdF ). Darmstadt , S. –. – Francis Raas: Die Wette der drei Frauen. Beitr. zur Motivgesch. und zur literarischen Interpretation der Schwankdichtung. Bern . – Jan-Dirk Müller: Noch einmal: Maere und Novelle. Zu den drei Versionen von den Drei listigen Frauen. In: FS Elfriede Stutz. Hg. v. Alfred Ebenbauer. Wien , S. –. – Hedda Ragotzky: Das Märe in der Stadt. Neue Aspekte der Handlungsethik in Mären des K.s. In: Germanistik-Forschungsstand und Perspektiven. II: Ältere dt. Lit. Hg. v. Georg Stötzel. Berlin , S. –. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. – (Nr. ), – (Nr. ). – Rüdiger Krohn: Die Entdeckung der Moral oder: Ehebruch und Weisheit. Das Märe von der ‹Suche nach dem glücklichen Ehepaar› und die K.-Slg. im cgm . In: JOWG (/) S. –. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. Innsbruck . – Klaus Grubmüller: Das Groteske im Märe als Element seiner Geschichte. Skizzen zu einer hist. Gattungspoetik. In: Kleinere Erzählformen des . und . Jh. Hg. v. Walter Haug/ Burghart Wachinger. Tübingen , S. –, bes. S. ff. (Nr. ). – Walter Haug: Entwurf zu einer Theorie der ma. Kurzerzählung. In: ebd., S. –, bes. S. ff. (Nr. , , ). – Udo Friedrich: Metaphorik des Spiels und Re exion des Erzählens bei H. K. In: Internationales Arch. für Sozialgesch. der dt. Lit. () , S. – (Nr. –, ). – Marga Stede: Schreiben in der Krise. Die Texte des H. K. (LIR ). Trier (Nr. –). – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Meinolf Schumacher: H. K.s Gedicht ‹Von den Sieben Todsünden und den sieben Gaben des Heiligen Geistes›. In: JOWG (–) S. –. – André Schnyder: Abenteuer, Liebe, Geld: Zu H. K.s Märe ‹Der zu zurückgegebene Minnelohn›. In: Euph. () –, S. –. – Hartmut Kugler: Grenzen des Komischen in der dt. und französischen Novellistik des SpätMA. In: Kultureller Austausch und Literaturgesch. im MA. Hg. v. Ingrid Kasten u. a. (Beihefte der Francia ). Sigmaringen , S. –, bes. S. ff. (Nr. ). – Ralf-Henning Steinmetz: H. K.s selbstbewusste Laienmoral. In: PBB (Tüb.) () , S. – (Nr. , ). – André Schnyder: Zum Komischen in den Mären H. K.s. In: Bausteine zur Sprachgesch. Der dt. Komik. Hg. v. Alexander Schwarz (Germanistische
Königsberg Linguistik ). Hildesheim u. a. , S. –. – Michaela Willers: H. K. als Märenautor. Das Œuvre des cgm . Berlin (Nr. –). – Albrecht Classen: Love, Marriage, and Sexual Transgression in H. K.s Verse Narrative (ca. ). In: Ders.: Discourses on Love, Marriage, and Transgression in Medieval and Early Modern Literature. Tempe , S. – (Nr. –, , –). – Alwine Slenczka: Mhd. Verserzählungen mit Gästen aus Himmel und Hölle (Stud. und Texte zum MA und zur Frühen Neuzeit ). Münster , S. – (Nr. ), S. – (Nr. ). – Heike Bierschwale/ Jaqueline van Leeuwen: Wie man eine Stadt regieren soll. Dt. und ndl. Stadtregimentslehren des MA (Medieval to Early Modern Culture ). Frankfurt/ M. , S. (Nr. ). – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. –. – Jens Haustein: Zum Verhältnis von exemplarischer Erzählung und Exempel an drei Beispielen aus der dt. Lit. des MA (Sb. der Sächsischen Akad. der Wiss. zu Leipzig. Phil.-hist. Kl. , ). Leipzig , bes. S. ff. (Nr. .). – Christoph Fasbender: Erzählen in Erfurt. In: Mitt. des Vereins für die Gesch. und Altertumskunde Erfurt () S. – (Nr. ). – Christian Kiening: Verletzende Worte – verstümmelte Körper: Zur doppelten Logik spätma. Kurzerzählungen. In: ZfdPh () , S. – (Nr. ). – Nicola Zotz: Grauzonen. Moral und Lachen bei H. K. In: ‹Texte zum Sprechen bringen›. Philologie und Interpretation. FS Paul Sappler. Hg. v. Christiane Ackermann/Ulrich Barton. Tübingen , S. – (Nr. ). – K. Grubmüller (Hg.): Novellistik des MA. Märendichtung. Berlin (Frankfurt/M. ) Komm. S. – (Nr. ), S. – (Nr. ), S. – (Nr. ), S. – (Nr. ), S. – (). SJ Peter von Retz. – Autor eines Spruchs in Reimpaaren, um . «Also redt uns Peter von Rez» – so bezeichnet sich der Verfasser einer Dichtung über die historisch bezeugte Schlacht bei Schiltarn (Nikopolis) von . Über die Herkunft des P. v. R. kann nur spekuliert werden; der Name kann sowohl auf adlige Herkunft (Schlesien) als auch auf den Heimatort (Niederösterreich oder Oberpfalz) hinweisen. Der Text dürfte sehr bald nach seiner Entstehung im einzigen Überlieferungsträger aufgezeichnet worden sein. P. v. R. berichtet als Augenzeuge
um äußerst detailliert von der vernichtenden Niederlage der Kreuzfahrer gegen das osmanische Heer. Die Dichtung endet mit einem Bittgebet an Maria. Ü: München, BSB, Cgm , ra–rb (Pap., um , bair.-österr.). A: Liliencron () S. – (zit.). – Müller (s. Lit.) S. –. L: Isolde Neugart, VL () Sp. f. – János M. Bak, LexMA () Sp. . – Steven Runciman: A History of the Crusades. Bd. . Cambridge , S. , . – Ulrich Müller: Unters. zur polit. Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , S. . – Barbara Wertheim Tuchmann: Der ferne Spiegel. Das dramatische . Jh. München , S. –, f. FA Königsberg (Konigsberg). – Verfasser einer politischen Reimpaarrede, oder bald danach. K.s Name ist nur durch vier Anreden in seinem einzigen bekannten Gedicht überliefert. Auch bezeichnet er sich im gleichen Text als Herold und äußert sich im Sinne sächsischer Interessen. Ein gleichnamiger Herold ist im Juli bei der Krönung des römisch-dt. Königs Wenzel in Aachen bezeugt. Eine zweifellose Übereinstimmung mit K. besteht jedoch nicht. Sicher war K. auch kein Mitglied der Königsberger Linie der Grafen von Solms, wie es früher manchmal vermutet wurde. K.s Reimpaarede mit dem Incipit «Durch lust sold ich eins morgens gan» umfasst dt. Verse und entstand oder bald danach. Der einzige bekannte Textzeuge war ein im Zweiten Weltkrieg verbranntes Kopialbuch, das der Frankfurter Stadtschreiber Heinrich von Gelnhausen um angelegt hatte. Im Mittelpunkt des Kopialbuchs standen die Vorgänge um die Absetzung König Wenzels und die Wahl seines Nachfolgers Ruprecht. Historischer Bezugspunkt des Gedichts ist der Mord an Herzog Friedrich von Braunschweig-Lüneburg. Dieser befand sich am .. auf dem Heimweg vom Fürstentag in Frankfurt/M., als er von mehreren hessischen Adligen überfallen und erschlagen wurde. Die Tat wurde früher häu g mit der anstehenden Königswahl in Verbindung gebracht. Heute gilt jedoch ein Raubmord mit versuchter Entführung als Hintergrund der Tat. In K.s Text entspinnt sich ein Dialog zwischen dem Dichter und der personi zierten Gerechtigkeit, der er bei einem Spaziergang begegnet. Die Gerechtigkeit beklagt den Mord sowie das Opfer
um und nennt die Beteiligten des Verbrechens. Auch bezichtigt sie den Mainzer Erbischof Johann, die Tat veranlasst zu haben. Sie drängt den zögernden Dichter dazu, den Vorgang öffentlich anzuprangern. Im Rahmen dieses schlichten Handlungsrahmens verbindet K. Elemente mehrerer Dichtungsarten: Die Äußerungen der Gerechtigkeit über den toten Friedrich erinnern an Fürstenpreis und Totenklage. Die Hintergründe der Tat werden in der Tradition politischer Dichtung dargelegt. Die Gerechtigkeit selbst ist eine allegorische Figur, während die Gesamtanlage des Texts mit einer Minnerede verglichen worden ist. Die Ermordung Friedrichs ist auch Gegenstand des lat. Gedichts Regula non cta, das anonym in mehreren Textzeugen erhalten ist. Ü: Frankfurt/M., Stadtarch., Wahltagsakten I ff. (Frankfurt/M., um , mitteldt.; verbrannt). A: Liliencron () S. – (Nr. ). – Friedrich Böhmer: König Wenzels Landfrieden. Herzog Friedrichs von Braunschweig Ermordung. Irrefogele. In: ZfdA (), S. –. – Benedikt Jacob Römer-Büchner: Die Ermordung des Herzogs Friedrich von Braunschweig im Jahre . In: Arch. für Frankfurts Gesch. und Kunst NF () S. –. – Ulrich Müller (Hg.): Politische Lyrik des dt. MA (GAG ). Göppingen , S. –. L: Karl Bartsch, ADB () S. . – Ulrich Müller, VL () Sp. f. (mit älterer Lit.). – De Boor/Newald / () S. . – U. Müller: Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , S. f., f., f., –, – u. ö. – Gudrun Pischke: Brunonen und Welfen als Königskandidaten und Königswähler vom . bis . Jh. In: Königliche Tochterstämme. Königswähler und Kurfürsten. Hg. v. Armin Wolf. Frankfurt/M. , S. –, hier S. –. MM Suchendank, Konrad. – Verfasser von Reimpaarreden, um . Der sprechende Name des Dichters wird als Autorsignatur in zwei zeitkritischen Reimpaarsprüchen überliefert und legt nahe, dass es sich bei S. um einen Fahrenden gehandelt hat. Aussagen zu seiner Herkunft lässt die Textgrundlage der schmalen Überlieferung nicht zu. Das erste der beiden überkommenen Werke S.s ist eine religiös motivierte Zeitklage ( Verse). Sie verurteilt gotteslästerliches Fluchen und
Suchendank Schwören und fordert Fürsten und Herren auf, mittels ihrer von Gott verliehenen Macht, dieser laut S. größten aller Sünden Einhalt zu gebieten. Dem Adel, sofern er selbst die ersten drei Gebote missachten sollte, hält S. das abschreckende Beispiel der Vertierung Nebukadnezars entgegen (Dn ,). Der zweite, kurze Spruch ( Verse mit abschließendem Dreireim) polemisiert gegen ein scheinbar beliebtes (erotisches [?]) Lied, in dem ein «steltzer» (Krüppel) genannt wird: «Wer lobt dz steltzers roten munt / der het frˇowen er verwnt / [...] / dz e steltzers lied durch wit´u land / ist frowen vnd rittern ein schand». Der Textbefund ist nicht eindeutig: Die Kritik S.s könnte sich gegen einen Verfasser → Stelzer richten oder gegen ein Lied, das von einem «steltzer» handelt. Ü: Zeitklage: Basel, UB, Cod. O IV , v–v (Pap., um , schwäbisch-alemannisch; s. → Meisterliedhss.). – München, Cgm , r–r (Pap., /, nordbair./ostfränkisch; s. → Meisterliedhss.); Textverlust am Schluss (nur Verse). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Oct. , v–v (Pap., / , ostschwäbisch). – «Stelzer»-Polemik: Darmstadt, ULB, Hs. , r (lat. Sammelhs., , aus dem Dominikanerkloster Wimpfen); innerhalb einer kleinen Slg. dt. Lieder; mit vorangestelltem Notensystem ohne Melodieeintrag. A: «Steltzer»-Polemik: Wilhelm Crecelius: Lieder aus dem XIV.–XV. Jh. In: Germania () S. –, hier S. f. L: Frieder Schanze, VL () Sp. f.; () Sp. . VZ Brinkind, Rudolf. – Autor ohne überliefertes Werk, . Jh./frühes . Jh. B.s Name erscheint als Nr. im Librorum ordo, dem Verzeichnis der Bücher in der Schlosskapelle Wittenberg vom Jahre , wo Bestände aus der Wittenberger Schlossbibliothek gelagert waren: «Item alius liber qui incipit, Ein man san sunder lagch etc. Et nitur, Min dangken hat er auch verschult etc. Et est dictamen Rudol Brinkind». Hiermit dürfte gemäß der Gestaltung anderer Einträge der Verfasser und nicht bloß der Schreiber gemeint sein. Zu B. gibt es keine weiteren Kenntnisse und auch die Zitate aus In- und Explizit eröffnen keine Rückschlüsse auf ihn oder das entsprechende Werk. Neben B. Im Verzeichnis angeführt werden
Magdeburger Äsop u. a. Hermann → Damen, → Otto von Diemeringen, Tristan und Wigalois. A V: E[rnst] G[ustav] Vogel: Verzeichniss von Büchern, ehemals in der Schlosscapelle zu Wittenberg be ndlich. In: Serapeum () S. –. – Karl Bartsch: Ein altes Bücherverz. In: Germania () S. –. – Woldemar Lippert: Der älteste Kursächsische Bibliothekskat. aus dem Jahre . In: Neues Arch. für Sächsische Gesch. und Altertumskunde () S. –. L: Heinrich Niewöhner, VL () Sp. . – Fritz Bünger/Gottfried Wentz: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Bd. : Das Bistum Brandenburg. Tl. (Germania sacra / ). Berlin (Nachdr. ) S. f. – Sigrid Krämer/Michael Bernhard: Ma. Bibliothekskat. Deutschlands und der Schweiz. Erg-Bd. : Handschriftenerbe des dt. MA. Tl. : Köln-Zyfflich. München , S. . VZ Magdeburger Äsop. – Sammlung von Versfabeln, frühes . Jh. Der sog. M. Ä. ist nach dem ehemaligen Aufbewahrungsort der einzigen Handschrift benannt, die mitterweile jedoch verschollen ist. Der Verfasser der mnd. Fabelsammlung ist unbekannt. Die Sprache der Fabeln verweist auf eine mögliche Herkunft aus dem westlichen Westfalen. Einzelne biographische Details sind aus dem Text zu erschließen. Danach war der Autor geistlich und literarisch gebildet. Als junger Mann diente er dem Grafen Gerhard von Hoya und traf in Dänemark König Waldemar IV. Wie aus einer Anspielung auf den verbrannten Betrüger Olaf hervorgeht, schrieb der Dichter den M. Ä. im frühen . Jh. Der M. Ä. umfasst Fabeln in vierhebigen Reimpaarversen. Die Längen der Fabeln schwanken zwischen und Versen. Inhaltlich speist sich der M. Ä. vor allem aus dem Wolfenbütteler Äsop (um ) → Gerhards von Minden. Dieses Werk wird im Prolog explizit als Quelle genannt. Gerhards Fabeln beruhten auf einem Äsop-Korpus aus dem späten . Jh., dem sog. Romulus LBG, den auch der Verfasser des M. Ä. benutzte. Auch auf die äsopischen Fabelkorpora → Avians und des Anonymus Neveleti dürfte der unbekannte Autor zurückgegriffen haben. Nur zwei Fabeln stammen aus unbekannten Vorlagen. Weitere Quellen waren → Freidank, der → Physiologus und der Poenitentiarius des → Johannes de Garlandia. Der M.
um Ä. folgt den Quellen manchmal eng, bis hin zum wörtlichen Zitat. An anderen Stellen sind die Fabeln gegenüber ihren Vorlagen erweitert worden, u. a. durch Einfügen eigener Erlebnisse des Verfassers. Gattungstypisch sind die zahlreichen Tierallegorien, die im M. Ä. jedoch ohne bibelexegetische Züge gestaltet sind. Die Epimythien erteilen meist praktische, allgemeinmenschliche Lehren, die an eindeutige Adressaten gerichtet sind: Landesherren, Ritter, Hö inge, Kleriker, Würdenträger und Frauen. Der M. Ä. tritt für Benachteiligte ein, hält aber stets an der Standesgesellschaft fest. Insgesamt gilt der M. Ä. als durchaus eigenständiges Werk, da es ältere Fabeln nicht nur vermittelt, sondern ihnen u. a. durch erzählerische Erweiterungen neue Akzente verleiht. Eine Rezeption des M. Ä. ist nicht bekannt. Ü: Magdeburg, StB, cod. III ° ° , – (Pap., zweites/drittes Drittel . Jh., nd.; verschollen). A: Wilhelm Seelmann: Gerhard von Minden. Bremen . L: Vgl. auch die Lit. zu → Äsop. – Klaus Speckenbach, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Anette Syndikus, Killy () S. . – W. Seelmann: König Waldemar Atterdags Erlebnis bei Pseudogerhard. In: NdJb () S. –. – Albert Leitzmann: Stud. zum M. Ä. In: NdJb / (/) S. –. – Erik Rooth: Kleine Bemerkungen zur Mundart des M. Ä. In: NdJb () S. –. – Gundolf Schütze: Gesellschaftskrit. Tendenzen in dt. Tierfabeln des . bis . Jh. Bern u. a. , S. f. u. ö. – Ludwig Wolff: Zum zeitlichen Ansatz der Äsopdichtung Gerhards von Minden. In: NdJb () S. –. – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zu Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München u. a. , S. , –, –. – Bernhard Kosak: Die Reimpaarfabel im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. – u. ö. – Klaus Speckenbach: Die Fabel von der Fabel. Zur Überlieferungsgesch. der Fabel von Hahn und Perle. In: Frühma. Stud. () S. –. – Adalbert Elschenbroich: ‹Von unrechtem gewalte›. Weltlicher und geistlicher Sinn der Fabel vom ‹Wolf und Lamm› von der Spätantike bis zum Beginn der Neuzeit. In: Sub tua platano. FS Alexander Beinlich. Hg. v. Dorothea Ader u. a. Emsdetten , S. –. – Aaron E. Wright: Komm. und Übersetzung. Zur Entlatinisierung der Fabel im ausgehenden MA. In: Wolfenbütteler Beitr. () S. –. MM
um Veltsperger, Stefan (Der Velschberger, Stephel Veltsperger). – Verfasser von zwei kurzen Dichtungen, vor . In der Frauenschelte Von alten Weibern nennt sich V. mehrmals. Ebenso wird der Name im Zusammenhang mit der Reimpaarfabel Wolf und Pfaffe genannt (dort «Der Velschberger»; in Cgm heißt der Verfasser indes «Steffan Vohpurk von Österr.» [Verschreibung?]). Der Name «Veltsperger» ist für das . und . Jh. im Wiener Raum sehr oft nachgewiesen, weshalb der Dichter schwer fassbar bleibt. Seine Heimat könnte in der ehemaligen Kärntner Herrschaft Feldsberg oder im einstig niederösterreichischen Feldsberg (heute Valtice, Tschechien) gewesen sein. Von alten Weibern behauptet, die fünfte neben den vier Passionen der Evangelisten zu sein. Der Dichter kreiert mehrere Szenarien, in denen er Gründe hat, alte Frauen zu verteufeln und aufs Übelste zu beschimpfen. Die verbale Gewalt führt so weit, dass V. dem Teufel vorschlägt, die Frauen zu Alltagsutensil zu verarbeiten (z. B. Köcher, Reisesack, Satteltasche). Als ähnlich frauenfeindlich gilt die Dichtung Von dem → üblen Weib II. In Wolf und Pfaffe streiten sich die Titelhelden darüber, wer von ihnen weniger räuberisch sei. Schließlich bitten sie Bär und Fuchs darum, als Richter die Entscheidung zu fällen – zu Ungunsten des Priesters, da er zu seinen Missetaten nicht von der Natur gezwungen werde. Die auf Tierfabeln zurückgehende Dichtung besitzt in ihrem satirischen Element Ähnlichhkeit mit dem Tierepos Ysengrimus (vgl. → Nivardus von Gent). Ü: Von alten Weibern: Sterzing, Stadtarch., ohne Sign. v–v (Pap., erstes Viertel . Jh., südbair./ostfränkisch-mitteldt. Einschläge [?]; Verse; Sterzinger Miszellaneen-Hs). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., um ; Verse). – Wolf und Pfaffe: Heidelberg, UB, Cpg , rb–vb (Perg., um ; Verse). – München, BSB, Cgm , v–v (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.; Verse). – Ebd., Cgm , rv (Pap., zweites Viertel . Jh., ostschwäbisch; Fragm., eingebunden in das Liederbuch von Jakob → Kebicz, und Verse). A: Von alten Weibern: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach Cgm ). – Zimmermann (s. Lit.) S. – (Nr. ; nach Hs.
Veltsperger Sterzing). – Wolf und Pfaffe: Hans Ferdinand Maßmann: Bemerkungen zum Reinhard Fuchs. . Zu dem Grimmischen Werke. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit () S. – (nach Cpg ). – Kosak (s. Lit.) S. (Auszüge aus Cgm ). L: Gustav Roethe, ADB () S. f.; () S. . – Gerd Dicke, VL () Sp. –. – Bernhard Kosak: Die Reimpaarfabel im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. –. – Manfred Zimmermann: Die Sterzinger Miszellaneen-Hs. Komm. Edition der dt. Dichtungen (Innsbrucker Beitr., Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. –. – G. Dicke/Klaus Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , S. (Nr. [vgl. Nr. , , ]). FA Der ent ogene Falke. – Allegorisches Gespräch über einen ent ohenen Falken, Überlieferung um . Der unikal in einer nordalemannischen Minneredenhandschrift überlieferte Text beginnt mit der Erzählung des Sprechers von einem Spaziergang, auf dem er eine schöne Dame trifft. Diese klagt ihm ihr Unglück: Ihr ist ein schöner Falke ent ogen, den sie zuvor liebevoll aufgezogen hatte. Die Dame berichtet, dass der Falke sich in jahrelanger Erziehung immer gelehrig und gehorsam gezeigt habe, auch von ihr verwöhnt worden sei, nun aber plötzlich auf ihr Rufen nicht mehr reagiere. Auf Versuche des Sprechers, die Dame zu trösten oder abzulenken (sie solle einen neuen Falken aufziehen; er könne den Falken im Wald suchen) reagiert sie resigniert und abweisend. Der Sprecher schließt mit einem Preis der Treue der Dame. Das Motiv des gezähmten und ent ogenen Jagdtieres, in welchem Minnebeziehung und Jagdvorgang analogisiert werden, ndet sich auch in Der → Minne Falkner. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse). A: Kurt Matthaei (Hg.): Mhd. Minnereden I (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. ). L: Ingrid Kasten, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. . – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. , S. Anm. , . JK
Der Mönch als Liebesbote A Meister Reuauß. – Allegorisch-satirische Reimpaardichtung, um . Das anonym überlieferte lehrhafte Gedicht ( Verse) ist nach seinem Protagonisten benannt (handschriftlich: «meinster Rewauß»). ¨ Dieser zieht in der nachösterlichen Zeit als Marktschreier durch die Lande und bietet sieben Salben zum Verkauf an, von denen eine jede eine der sieben Todsünden vertritt. Am Schluss der Dichtung tritt auch sein Knecht Lasterpalk auf. Die Versuche Meister Reuauß’, sein antizipiertes Publikum zum gotteslästerlichen Leben zu verführen, sind vom Dichter als dezidierte Zeitsatire intendiert. Von dem Moment an, in dem sich Meister Reuauß als Teufel offenbart und vor der Gefahr seiner Salben für das Seelenheil warnt, zeigt die Satire zudem deutliche Züge der Predigtparodie. Beim Namen der Titel gur handelt es sich um eine sprachliche Ableitung vom Rubinus aus der Osterspieltradition, die auch den Knecht Lasterpalk kennt. Spieltypische oder rollengestalterische Merkmale sind im M. R. allerdings eher marginal (vgl. vor allem die letzten Verse). Primär ist der Ein uss des Renners → Hugos von Trimberg, aus dem teilweise wörtlich entlehnt wird. Auch sind Ein üsse → Konrads von Haslau, → Heinrichs des Teichner und aus den Seifried → HelblingGedichten zu erkennen. Nicht zuletzt die gestalterische Nähe zu den Helbling-Texten legt eine Entstehung des M. R. in Österreich nahe. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., rhein-/ostfränkisch). A: Anton Schönbach: Meister Rennaus. In: Arch. für die Gesch. der dt. Sprache und Dichtung () S. –. – Neudr. in: Thomas Cramer: Satire (Spätma. Texte ). München , S. – (u. d. T. Meister Reuaus). L: Ehrismann // () S. . – Oskar Pausch, VL () Sp. f. – De Boor/ Newald / () S. . – Schönbach (s. Ausg.) S. –, f. – Edward Schröder: M. R. In: ZfdA () S. f. – Hans Rupprich: Das ma. Schauspiel in Wien. In: Jb. der Grillparzer-Ges. NF () S. –, hier S. . – Ders.: Das Wiener Schrifttum des ausgehenden MA. (Sb. Akad. der Wiss. in Wien, phil.-hist. Kl. ,). Wien , S. . – Heribert Stapff: Der M. Reuaus und die Teufelsgestalt in der dt. Dichtung des späten MA. Diss. München . – Helmut Birkhan: Ständedidaxe und Laienmoral in der österr. Lit. des Spät
um MA. In: Die Österr. Lit. Ihr Pro l von den Anfängen im MA bis ins . Jh. (–). Tl. . Hg. v. Herbert Zeman unter Mitwirkung v. Fritz Peter Knapp (Jb. für österr. Kulturgesch. /,). Graz , S. –, hier S. –. – F. P. Knapp: Die Lit. des SpätMA in den Ländern Österreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von bis . Bd. : Die Lit. in der Zeit der frühen Habsburger bis zum Tod Albrechts II. (Gesch. der Lit. in Österreich von den Anfängen bis zur Gegenwart ,). Graz , Reg. VZ Minnelehre. – Fragmentarisch erhaltene Minneund Tugendlehre, Überlieferung ./. Jh. Der unikal auf einem beschnittenen Einzelblatt überlieferten ripuarischen Minnerede fehlen Anfang und Schluss. Von der im Traktatstil abgehandelten Minne- und Tugendlehre ist nur der zweite Teil, Punkt –, erhalten. In ihm werden falsche Minnehaltungen (Hochmut, unhö sche Rede, Streiterei) mit den entsprechenden Tugenden konfrontiert. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , ra–vb ( Verse). A: Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –. L: M. Rheinheimer, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Rheinheimer (s. Ausg) S. –, , . JK Der Mönch als Liebesbote A. – Schwankhafte Reimpaarerzählung, um . In knapp Versen erzählt das Schwankmäre von einem Franziskanermönch, der ohne sein Wissen von einer sowohl schönen und reichen als auch verheirateten römischen Dame zum Kuppler instrumentalisiert wird. Die Dame ist in Liebe zu einem «junckherren» entbrannt. In einer ngierten Beichte behauptet die Dame gegenüber dem Mönch, der Jüngling habe ihr als Zeichen seiner Liebe einen Ring gesandt. Um ihre Ehre zu erhalten, bittet sie den Mönch, dem jungen Mann den Ring zurückzubringen. Der Jüngling erkennt nach einiger Überlegung die wahre Bedeutung des Rings und täuscht vor, selbst einen Ring von der Dame erhalten zu haben, den er wiederum dem klerikalen Kurier mitgibt. Dieser zweite Ring wird von der Frau als Zeichen dafür richtig gedeutet, dass der Jüngling die Dame aufsuchen wird. Ihre Bereitschaft zur Hingabe teilt sie dem Jüngling mit
um einem angeblich von diesem stammenden Beutel und einem Gürtel in den vier Minnefarben («rot», «grün», «weyß», «val») mit. Beides überbringt der einfältige Mönch dem Jüngling und das nächtliche Treffen kann nach den gutwilligen Botendiensten erfolgreich statt nden. Im Promythion des Textes beruft sich der anonyme Erzähler auf einen «herren» und «römer» (der Ehemann [?]) als Augenzeugen der Geschehnisse. Neben dieses Wahrheitstopos stellt der Dichter ein Bescheidenheitstopos und gibt den Hinweis, die Dichtung in nur vier Tagen vollendet zu haben. Der Schlussvers nennt als deren Verfasser «Cunrat von wirczpurk». Hier liegt allerdinges keine verlässliche Autorangabe vor. Die Angabe ist vielmehr der inhaltlichen Konzeption des unikalen Textzeugen geschuldet, der vornehmlich Werke fränkischer Provinienz versammelt (neben dem Herzmäre → Konrads von Würzburg auch Texte → Egens von Bamberg, Konrad → Harders, Johannes → Duros). Die fränkische anonyme Reimpaarerzählung zeigt gegenüber den anderen bekannten dt. Behandlungen des Motivs vom unwissenden «postillon d’amour» charakteristische eigene Züge. Der Stoff begegnet ferner im → Schüler zu Paris A und in Dichtungen Heinrich → Kaufringers und Hans → Schneebergers (Der Mönch als Liebesbote B bzw. C). Schneebergers Version dürfte das Decameron (III,) als Quelle gedient haben, womöglich in der Übersetzung → Arigos. Ü: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair. [aus Nürnberg]) Überschrift: «Dy falsch peicht». A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. Ü: Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. – Annalisa Viviani: Die Nonne im Bade und andere deftige Schwänke des MA. Königstein/Taunus , S. –. – Grübmüller (s. Ausg.). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , f. und Reg. – Mo
Oswald (Prosafassungen) nika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. Anm. , . VZ Oswald (Prosafassungen). – Prosa-Legenden, um und . Jh. Die spätma. Prosabearbeitungen der Vita des northumbrischen Missions- und Märtyrerkönig → Oswald, von dem erstmals → Beda Venerabilis in der Historia ecclesiastica gentis Anglorum berichtet, beruhen im Wesentlichen auf dem «spielmännischen» Legendentypus, wie ihn der → Münchner O. repräsentiert. Hier wird die offizielle Legende aus dem sakralen Kontext gelöst und als Brautwerbungsepos erzählt. Neben dem Münchner O. ist mit dem sog. → Wiener O. eine weitere Versdichtung vollständig erhalten. Hinzu kommt der fragmentarisch überlieferte → Linzer O., der sich enger an Beda als die beiden anderen Versbearbeitungen orientiert. Die erste der Prosafassungen ist eine Nacherzählung des O.-Stoffes aus dem Nürnberger Legendar Der → Heiligen Leben (um ), deren erster Teil in etwa den Handlungsablauf des Münchner O. wiedergibt. Der zweite Teil reduziert die Stilelemente der «Spielmannsepik» und orientiert sich enger an Beda. Der neue Legendenschluss des Münchner O., der die Versuchung des Heiligen und dessen keusche Eheführung beschreibt, wird in Der Heiligen Leben nicht übernommen. Über die nd. Bearbeitung des Legendars war diese Version der O.Legende Grundlage der isländische Fassung Osvalds saga konungs hins helga. Der Budapester O. ist Ausweis des Interesses, das auch Stadtpatriziat und Bürgertum am O.-Kult hatten. Im Überlieferungsverbund mit → Alexius aus Der Heiligen Leben ist diese O.-Fassung im SpätMA in obd. Bürgerhaushalten nachgewiesen. Die üssig erzählte Prosa-Legende folgt dem Münchner O. enger als die Version aus Der Heiligen Leben und ergänzt die Vorlage um eine genealogische Einleitung und einen kirchengeschichtlichen Ausblick. Konsequent modernisiert im Stile des «Volksbuches» des . Jh. wird die Legende im Berliner O. Die anschauliche und lebendige Neufassung konzipiert die Handlung auf Grundlage des Münchner
Die zwölf Trünke O. neu und befreit sie von Motivdoppelungen und (scheinbaren) Inkonsequenzen. Der anonyme Verfasser konzentriert sich fast gänzlich auf die Brautfahrtsthematik und lässt in Abweichung von seiner Hauptquelle das Leben O.s in einer glücklichen Ehe mit Kindern enden. Ü: Fassung aus der ‹Der Heiligen Leben›: s. dort (rund Hss. und Fragm.). – Budapester O.: Budapest, Nationalbibl., Cod. Germ. , r–r (Pap., , bair.-österr.); um im Besitz des Münchner Bürgers Caspar Preumeister. – Berlin, SBB, Mgo , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., mittelbair.). – Berliner O.: Ebd., Mgq. , r–v (Pap., drittes Viertel . Jh., ostschwäbisch, geschrieben von → Matthias von Günzburg). – Nur sehr kurz (Fragm. [?]) ist der Engelberger O.: Engelberg, Stiftsbibl., Cod. , rb-va (Pap., , niederalemannisch). A: Fassung aus der ‹Der Heiligen Leben›: s. dort und: Ignaz V. Zingerle: Die O.-Legende und ihre Beziehung zur dt. Mythologie. Stuttgart/ München , S. –. – Budapester O.: Moriz Haupt: Oswalt. In: ZfdA () S. –. – András Vizkelety: Der B. O. In: PBB (Halle) () S. –, hier S. –. – Berliner O.: Michael Curschmann. Der Münchener O. Mit einem Anh.: Die ostschwäbische Prosabearb. des . Jh. (ATB ). Tübingen , S. –. L (s. auch → Münchner O.): De Boor/ Newald () S. –; / () S. f. – M. Curschmann, VL () Sp. –. – Claudia Händl, Killy () S. –, bes. S. . – A. Berger: Die O.-Legende in der dt. Lit., ihre Entwicklung und ihre Verbreitung. In: PBB () S. –. – A. Vizkelety: Zur Orthographie und Lautlehre des ‹Budapester O.›. In: Acta linguistica Academiae Scientiarum Hungaricae () S. –. – Ole Widding u. a.: The lives of the Saints in Old Norse prose. A Handlist. In: Medieval Studies () S. –, hier S. . – Vizkelety (s. Ausg.) S. –. – M. Curschmann: Der M. O. und die dt. spielmännische Epik. Mit einem Exkurs zur Kultgesch. und Dichtungstradition (MTU ). München , S. –. – Rolf Bräuer: Das Problem des Spielmännischen aus der Sicht der StO.-Überl. (Veröff. des Inst. für Dt. Sprache und Lit. ). Berlin , passim. – Werner WilliamsKrapp: Die dt. und ndl. Legendare des MA. Stud. zu ihrer Überl.-, Text- und Wirkungsgesch. (TTG ). Tübingen , Reg. – Marianne E. Kalinke:
um Osvald saga konungs. In: The Audience of the Sagas. Bd. (International Saga Conference ). Göteborg , S. –. – Dies.: St. O. of Northumbria. Continental Metamorphoses. With an editi´ on and translation of Osvalds saga and Van sunte Oswaldo deme konninghe. Tempe AZ . – C. Händl: S. Osvaldo protagonista della poesia giullaresca. Le rielaborazioni della leggenda del santo in testi tedeschi tardomedievali. In: Testi agiogra ci e omiletici del medioevo germanico. Hg. v. Adele Cipolla/Mose Nicoli (Medioevo Studi ). Verona , S. –. VZ Die zwölf Trünke (Zwölf Kräfte des Weins, Die Weinprobe). – Reimpaarrede, ./. Jh. Der rund dt. Verse umfassende Text ist bis heute nicht genau datiert. Die drei bekannten Textzeugen (u. a. die sog. → LiedersaalHandschrift) stammen überwiegend aus dem . Jh. Der Verfasser ist unbekannt. Die Zuschreibung an → Heinrich den Teichner in einer von Konrad → Bollstatter geschriebenen Handschrift gilt als fraglich. Inhaltlich bietet der Text eine selbstironische Darstellung der Folgen intensiven Weinkonsums. Die Einleitung beschwört zunächst die große Macht des Weins. Danach erzählt der Sprecher, wie er zur Prüfung der Eigenschaften des Weins zwölf Trünke zu sich nimmt. Mit jedem konsumierten Becher erreicht er eine neue Stufe der Trunkenheit: Er wird redselig, körperlich unruhig, sentimental und schließlich schwach. Nach dem zwölften Trunk muss der Wirt ihn ins Bett tragen. Der Schluss der Dichtung bestätigt die anfangs beschworene Macht des Weins. Die Forschung hat D. z. T. in die Nähe des → Weinschwelgs gerückt, dem das Gedicht in Aufbau und Motivik ähnelt. Ü: Innsbruck, Landesarch., Aktenfaszikel A VII , Rückseite eines Urkundenbl. (./. Jh. [?]; verschollen). – Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.), va–va (Pap., um , alemannisch). – BerlinB, SBB, mgf , v–r (Pap., , Hs. von Konrad Bollstatter). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Simon M. Prem: Tirolische Findlinge. In: PBB () S. f. – Heinrich Niewöhner: Pseudoteichnerisches in der Hs. Berlin Ms.
um Germ. Fol. . In: PBB () S. –, hier S. –. – Heinrich Kaufringer. Werke . Hg. v. Paul Sappler. Tübingen , S. –. – OnlineFaks. der Karlsruher Hs.: http://nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:bsz:-. L: Burghart Wachinger, VL () Sp. –; () Sp. . – Eckhard Grunewald: Die Zecher- und Schlemmerlit. des dt. SpätMA. Mit einem Anhang: ‹Der Minner und der Luderer›. Diss. Köln , S. –. MM Die verfolgte Hindin. – Minnerede, ./. Jh. Die Verse umfassende Rede ist möglicherweise im moselfränkischen Sprachraum entstanden. Brandis spricht sich für das . Jh. aus, Blank plädiert plausibel aus inhaltlichen und gattungssystematischen Gründen für das . Jh. Ungenaue Reime, die Mischung von drei- und vierhebigen Versen sowie «sprachgrammatische Unverträglichkeiten» (Blank, Sp. ) korrumpieren die Überlieferung. Der Text beginnt mit einem Wintereingang. Das Erzähler-Ich begegnet auf einem Ausritt in den Wald einer Hinde, die von Schönheit nicht zu übertreffen ist, «mynnigklich vnd zart», das Äußere wird genau beschrieben. Das Ich verfällt dem Anblick gnadenlos und wünscht sich nicht sehnlicher als das Tier zu fangen. Da ihm aber die Jagdmittel fehlen, muss er sich mit einem Reisig begnügen, welches die Hindin bei einem Sprung abbricht. Dieses steckt sich der Erzähler an den Hut, der ihm allerdings von einem herunterhängenden Ast heruntergerissen wird. Das Reisig geht verloren und kann nicht wiedergefunden werden, obwohl der «halbrasende[] man verzweifelt» sucht. Unglücklich macht sich das Erzähler-Ich auf den Heimweg und begegnet drei Jungfrauen, die ihm zu Beständigkeit und Treue raten, welche ihm den Schmerz lindern würden. Ein wenig erleichtert setzt er seinen Weg fort und trifft einen alten Weisen mit dem vielsagenden Namen «Treuer Rat», der ihm rät, der Hindin mit Jagdvögeln und Windhunden nachzustellen. Da dies aber nicht gelingt, solle das Ich sich ein gemaltes Bild von dem geliebten Tier anfertigen lassen, damit er damit seinen Kummer trösten möge, aber auch «nit zu lange das dir dein synne zu gar entgange». Das Bild trägt er fortan bei sich. Zum Schluss anemp ehlt er die Hindin dem Schutz der Himmelskönigin Maria. Die Verbindung zum Minnesang und zur höschen Minneethik sind evident: Natureingang,
Die verfolgte Hindin Schönheitspreis, Passivität des geliebten Objekts, Minneklage. Die Forderung nach Beständigkeit im Dienst, zu Treue und Ehre, gehen im zweiten Teil des Textes auf in einer Tugendlehre und werden dann in die Idee der Imagination der Geliebten durch das Gemälde transformiert, welches nicht nur die tatsächliche Anschauung, sondern auch das verlorene Reisig ersetzt. Damit wird eine stufenweise Internalisierung des Bildes etabliert. Die Verbindung zu verbreiteten Jagdallegorien ist äußerst schwach, seien nur «äußerlich durch die Begriffe ‹Jagd› und ‹Hindin› gerechtfertigt› (Blank, Sp. ). Laut Glier handele es sich bei der Einleitung demnach lediglich um eine ‹Variante des Spaziergangmotivs› (S. ). Ü: München, BSB, Cgm , v–v (Pap., nach , Nürnberg). A: Adelbert von Keller (Hg.): Fastnachtspiele aus dem fünfzehnten Jh. Bd. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. –. L: Heinrich Niewöhner, VL () Sp. f. – Ehrismann / () S. f. – Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Kurt Matthaei: Das ‹weltliche Klösterlein› und die dt. Minne-Allegorie. Marburg , S. . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – W. Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. Anm. , S. Anm. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. , Anm. , . – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen . – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern , S. –. CS Der Preller. – Märe, um . D. P. ( Verse) wird auf um datiert und ist anonym in einer Karlsruher Handschrift überliefert. Das den Priapeia zugeordnete Märe erzählt von einem Elternpaar, das jeden Freier seiner Tochter nackt mit dem Mädchen baden lässt. Man will auf diese Weise die Abwesenheit von körperlichen Defekten sicherstellen. Nach zahlreichen
Thet Freske Riim abgelehnten Bewerbern emp ehlt sich ein junger Mann durch Klugheit, Wohlstand und Edelmut als geeigneter Kandidat. Die Tochter erschrickt allerdings über die maßlose Größe seines Genitals. Die Mutter emp ehlt ihr zur Abhilfe eine Methode der Großmutter, nämlich die Verkleinerung des Genitals mit einer Schere. Zur Sicherheit will das Mädchen mit deren Anwendung aber bis nach der Hochzeitsnacht warten. Diese verläuft für die frischgebackene Ehefrau sehr zufriedenstellend und die Schere kommt nicht zum Einsatz. Historischer Hintergrund des Märes war vielleicht die etwa im Ring von Heinrich → Wittenwiler erhobene Forderung nach bestimmten körperlichen Voraussetzungen bei Ehemännern. Die im P. verwendeten Motive der naiven Braut, Brautwerbung und Kastration erscheinen auch in anderen Texten, u. a. in der gleichen Karlsruher Handschrift (Das → Nonnenturnier, Der → Striegel, Der → verklagte Zwetzler). Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , va–rb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe . Bern/München , S. –. L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – Ralf Schlechtweg-Jahn: Geschlechtsidentität und hö sche Kultur. Zur Diskussion von Geschlechtermodellen in den sog. priapeiischen Mären. In: Manlîchiu wîp, wîplîch man. Zur Konstruktion der Kategorien ‹Körper› und ‹Geschlecht› in der dt. Lit. des MA [...]. Hg. v. Ingrid Bennewitz/Helmut Tervooren. Berlin , S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f. u. ö. –
. Hälfte . Jh. Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. , , , . MM Der Fürsten Warnung. – Wappengedicht von . Der Dichter erwähnt einen Kometen, den er als Zeichen für das vorherrschende Elend seiner Zeit deutet. Verschiedene Chroniken erwähnen einen Kometen im Frühling , der die Menschen beunruhigte; im selben Jahr ist wohl Fassung I entstanden. Im Text werden Wappen der Triaden beschrieben, welche häu g zu Beginn der Wappenbücher des ausgehenden . Jh. standen. Vor der Rückkehr der drei Wüteriche (Nebukadnezar, Evilmardoch, Nero) wird zeitkritisch gewarnt, während die Tugenden der zwölf Fürsten (u. a. Magnus von Schweden, Leopold von Österreich) exempelhaft und rühmend aufgezählt werden. Als Verfasser wird Peter → Suchenwirt erwogen, u. a. weil die kritische und dennoch loyale Haltung gegebenüber den Fürsten seinen Werken gleicht. Ü: Innsbruck, ULB, Cod. , r–r (Pap., –); Verse (I). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. HR , r–v (Pap., , schwäbisch); Verse (N). A: Anz. altdt. Gedichte. In: Anz. für Kunde der teutschen Vorzeit () Sp. – (Teilabdruck). L: Lotte Kurras, VL () Sp. f. – Bruno Müller: Die Titelbilder der illustrierten Renner-Hss. In: Ber. des hist. Vereins für die P ege der Gesch. des ehemaligen Fürstbistums Bamberg () S. –, hier S. f. – L. Kurras: D. F. W. In: ZfdA () S. –. FA Thet Freske Riim. – Altfriesische Historiendichtung, zweite Hälfte . Jh. T. F. R. behandelt in schlichten Reimpaarversen die – weitgehend sagenhafte – Geschichte der Friesen. Erzählt wird u. a. die Erlangung friesischer Freiheit unter Karl dem Großen. Das Gedicht besteht zunächst aus einem ersten Teil in Versen, «Thet Riim van Noe and van sijn kinde», der als spätere Hinzufügung gilt. Im zweiten Teil folgt der eigentliche Text von T. F. R. Dieser bricht nach Versen ab. Allerdings ist eine mndl. Übersetzung des Werks erhalten, die mehr als doppelt so
. Hälfte . Jh. umfangreich ist und den Schluss enthält. Die Übersetzung ist auch als Tractatus Alvini oder Dat Vrieske Rijm bekannt. Eine Inhaltsangabe von T. F. R. ndet sich um in den Gesta Frisiorum von Hartmann → Schedel. Die Entstehung des Werks wird auf die Zeit kurz davor datiert. Die spärliche Überlieferung setzt ein. Der Verfasser von T. F. R. ist unbekannt. Der in der mndl. Übersetzung genannte «Magister Alwyn» wurde früher u. a. mit → Alkuin gleichgesetzt, was heute jedoch als Irrtum gilt. Insgesamt hat die Forschung die literarische Qualität des Werks zurückhaltend beurteilt, u. a. weil die Reime als primitiv gelten. Ü: Leeuwarden, Provinzialbibl., Ms. Gabbema Hs D (–, mndl. Fassung). – Ebd., Ms. H (erste Hälfte . Jh., nur Schluss). – Leeuwarden, Friesch Genootschap, Ms. II. b. (. Jh.). A: T. F. R. Hg. v. Ecco Epkema/Jacob van Leeuwen. Workum . – T. F. R. Hg. v. Alistair Campbell. Den Haag (vgl. dazu: Willy Krogmann, in: ZfdPh [] S. –). L: Jelle Hoekstra: T. F. R. en it ‹M. Alvini Tractatus›. In: It Beaken () S. –. – Campbell (s. Ausg.). – Ferdinand Holthausen: Zur Textkritik des F. R. In: FS Emil Öhmann. Hg. v. Freunden und Fachgenossen. Helsinki , S. –. – W. Krogmann: Altfriesische Lit. In: Kurzer Grundriss der germ. Philologie bis . Hg. v. Ludwig E. Schmitt. Berlin , S. –, hier S. –. – Marijke Carasso-Kok: Repertorium van Verhalende Historische Bronnen uit de Middeleeuwen. Heiligenlevens, Annalen, Kronieken en andere in Nederland Geschreven Verhalende Bronnen. ’s-Gravenhage , S. f. – Thomas S. B. Johnston: Die altfriesischen Rechtshss. und Texte. In: Hdb. des Friesischen. Hg. v. Horst H. Munske. Tübingen , S. –, hier S. . – Alderik H. Blom: Language Admixture in the Old West Frisian ‹Basle Wedding Speeches›? In: Advances in Old Frisian Philology. Hg. v. Rolf H. Bremmer. Amsterdam u. a. , S. –. MM Kerchoff. – Verfasser eines Streitdialogs, erste Hälfte . Jh. Der Verfasser eines Zwiegesprächs ( Verse) zwischen «Wîsheit» und «Manheit» nennt sich im Epilog. Überliefert ist die unedierte Dichtung in einer westfälischen Handschrift von Ebbeke
Kerchoff Vincke. Der Text gliedert sich in Abschnitte von gewöhnlich zehn Zeilen. Die «Wîsheit» tritt für Vorsicht und Vernunft ein, während die «Manheit» für Ehrenhaftigkeit plädiert. Der Schluss bietet kein eindeutiges Ergebnis des Streits. Ü: Berlin, SBB, mgq , r–v (Pap., , nd.). L: Gisela Kornrumpf, VL () Sp. f. – Karl Ernst Hermann Krause: Nd. Hss. In: NdJb () S. –. – Hermann Degering: Kurzes Verz. der germ. Hss. der Preußischen Staatsbibl. II. Die Hss. in Quartformat (Mitt. aus der Preußischen Staatsbibl. VIII). Leipzig (Nachdr. Graz ) S. f. – Ingrid Kasten. Stud. zu Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Diss. Hamburg . FA Hugo von Montfort → Band , Sp. –. Eberhard von Cersne, urkundlich erwähnt und . – Kanonikus, Minnedichter, – nachweisbar. E. gehörte wohl einer Adelsfamilie aus der Nähe von Minden an. ist er als Student in Erfurt nachgewiesen, als Kanonikus in Minden. E.s Werke sind nur in einer einzigen Handschrift überliefert, deren Entstehung bald nach im Umfeld E.s vermutet wird. Der Codex enthält Der Minne Regel sowie Minnelieder, die allgemein E. zugeschrieben werden. Das Register der Handschrift verzeichnet auch dt. und lat. Gedichte, die jedoch verloren sind. E.s Hauptwerk ist Der Minne Regel, eine erzählende Minnerede in Kreuzreimversen. Der Text wurde beendet und kann E. durch eine Eigennennung am Schluss zugeschrieben werden. Der von Liebeskummer geplagte Erzähler entdeckt bei einem Spaziergang den Garten der Minnekönigin. Der Garten wird von personi zierten Tugenden wie der Treue bewacht. Die Minnekönigin gewährt dem Erzähler Einlass und belehrt ihn über die Gebote der Minne. Im umfangreichen zweiten Teil der Dichtung stellt der Sprecher Fragen über die Minne, die ihm von der Königin beantwortet werden. Im dritten Teil von Der Minne Regel muss sich der Erzähler als Ritter bewähren: Nachdem er einen Handschuh, einen Habicht und die Minneregeln von König Sydrus erlangt hat, gewinnt er auch die Liebe der Minnekönigin. Der Minne Regel ist durch Zwischenüberschriften strukturiert und wird durch ein Inhaltsverzeichnis erschlossen. Dieses ist ebenso in Prosa gestaltet
Von der werlde ythelkeyt wie die Minneregeln des Sydrus. Die Forschung hat in diesem Zusammenhang traktatähnliche Züge des Werks betont. Als charakteristisch für den Text gilt auch eine Tendenz zu katalogartigen Aufzählungen. Wichtigste Quelle von Der Minne Regel ist De Amore von → Andreas Capellanus. Besonders im zweiten Teil seines Werks greift E. auf das ältere Werk zurück. Er folgt dort Kapitel und von De Amore, im dritten Teil auch Kapitel . E.s Umgang mit seiner Quelle gilt insgesamt als sehr vorlagentreu. Der Minne Regel ist das erste dt. Werk mit umfassender Verwendung von De Amore. Eine Rezeption von E.s Text ist nicht bekannt. E.s Minnelieder sind meist dreistrophig angelegt, weisen aber auch Längen bis zu sieben Strophen auf. Sie verwenden unterschiedliche Reim- und Strophentypen und sind in vier Fällen mit Melodien überliefert. Allein sechs Stücke sind Gesprächslieder. Inhaltlich gelten die Texte als durchaus originelle Lieder in der Tradition des Minnesangs. Sie entfalten das übliche Spektrum von Liebeswerbung und -klagen, Lob der Minnedame und Bitten um Erhörung. Zu den Vorbildern E.s dürfte → Berthold von Holle gehört haben, auf dessen Crane er sich in einem Lied bezieht. Ü: Wien, ÖNB, cod. , r–v, r–v (Pap., bald nach , nd.). – Zur Datierung vgl. Glier (s. Lit.). A: Der Minne Regel. Hg. v. Franz Xaver Wöber/August Wilhelm Ambros. Wien . Nachdr. Hildesheim u. a. (vgl. dazu: Fedor Bech, in: Germania [] S. –). – Walter Salmen: Zur Melodik des späthö sch-bürgerlichen Minnesangs. In: Rheinisch-westfälische Zs. für Volkskunde () S. – (Melodien). – Dt. Lieder des MA von Walther von der Vogelweide bis zum Lochamer Liederbuch. Texte und Melodien. Hg. v. Hugo Moser/Joseph Müller-Blattau. Stuttgart , Nr. VII f., XII (Melodien). – Cramer () S. –, –. – Der Minne Regel. Lieder. Hg. v. Danielle Buschinger/Helmut Lomnitzer (GAG ). Göppingen . – Die Lieder E.s v. C. Edition und Komm. Hg. v. Elisabeth Hages-Weiss og. Tübingen . – Dt. Lyrik des späten MA. Hg. v. Burghart Wachinger (BdK / BMA ). Frankfurt/M. , S. –. L: Karl Bartsch, ADB () S. f. – Ehrismann // () S. f. – Walther Mitzka, NDB () S. . – Ingeborg Glier, VL () Sp. –. – Elisabeth Wunderle/Red., Killy () S. f. – Klingner/Lieb ()
. Hälfte . Jh. Nr. Wi. – Albert Leitzmann: Stud. zu E. v. C. In: PBB (Halle) () S. –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Stuttgart , passim. – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Heinz-Peter Niewerth: Allegorische Schilderung und allegorische Handlung. Zum Rahmen von E.s v. C. ‹Der minne regel›. Text und Deutung. Diss. Bonn . – Horst Brunner: Das dt. Liebeslied um . In: Vorträge der -Jahrfeier Oswalds von Wolkenstein (GAG ). Hg. v. Hans-Dieter Mück/U. Müller. Göppingen , S. –, hier S. –. – Ronald Michael Schmidt: Stud. zur dt. Minnerede. Unters. zu Zilies von Syan, Johann von Konstanz und E. v. C. (GAG ). Göppingen . – Alfred Karnein: ‹De amore› in volkssprachlicher Lit. Unters. zur Andreas-Capellanus-Rezeption in MA und Renaissance (GRM Beih. ). Heidelberg , S. f. u. ö. – Hages-Weiss og (s. Ausg.). – Heidrun Alex: Zum Liedercorpus E.s v. C. In: ZfdA () S. –. – Roland Köhne: Chorgebet und Minnesang. Der Kanoniker und Dichter E. v. C. aus Minden. In: Mitt. des Mindener Geschichtsver. () S. –. – Wolfgang Achnitz: Minnereden. In: Forschungsber. zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik . Hg. v. Hans-Jochen Schiewer. Bern u. a. , S. –. – Michael Shields: Wein aus Frankreich in norddt. Flaschen? Zu E.s v. C. ‹Der Minne Regel›. In: Vom Verstehen dt. Texte des MA aus der europäischen Kultur. FS Elisabeth Schmid. Hg. v. Dorothea Klein. Würzburg , S. –. MM Von der werlde ythelkeyt. – Frühnhd. Reimpaardichtung, erste Hälfte . Jh. Die Leipziger Kleinepikhandschrift (Leipzig, UB, Ms. ) enthält – in einen Vers- und einen Prosateil gegliedert – lat. und frühnhd. (ostmitteldt.) Texte, die sich mit den menschlichen Tugenden befassen und diese an unterschiedlichen Beispielen durchdeklinieren. Zum Inhaltsverzeichnis gehört ein Katalog von Eigenschaften (Bl. r), der auf das Kommende einstimmt und einen Überblick über die Eigenschaften der «wertlichen» und «selygen lute» gibt (Mackert a). Diese Einteilung gibt einen Hinweis auf das ‹Programm› des
. Hälfte . Jh. Codex und wird am Ende (Bl. v–r) wiederholt. Die auch als «Predigtmärlein» (Baasch , S. ) bezeichneten Texte illustrieren an unterschiedlichen Beispielen wie den Äsopschen Fabeln (Bl. r–v), dem Gedicht V. d. w. y. (Bl. v–v) oder anhand epischer Figuren (Griseldis (Bl. v–r), Apollonius (Bl. v–r), Crescentia (Bl. v–r) die menschlichen Eigenschaften, formulieren daran gebunden ethische Vorschriften und haben moraldidaktischen Charakter. Die Textsammlung, die auf die Zeit zwischen und zu datieren ist, wurde vermutlich vom Probst des Stifts, Johannes Grundemann, aufgeschrieben und redigiert (Mackert a,b,c). Abschrift, Konzeption und Korrektur der Texte elen zeitlich zusammen. Der Codex kann als Sammlung von Mustertexten für ein geistliches Publikum bestimmt gewesen sein und zur geistlichen Erbauung eines weltlichen Rezipientenkreises gedient haben. Das Gedicht (Bl. v–v) basiert auf der strophigen lat. Dichtung Ecce mundus moritur vitio sepultus, die dem Autor vorlag. Das lat. Gedicht steht in der Überlieferung oft in unmittelbarer Nähe der → Visio Philiberti. In Ms. ist die Visio direkt angeschlossen als Eyn gesichte wy dy sele czu deme lichenam sprach (Bl. v–v). Inhaltlich leitet V. d. w. y. ( Verse) bereits zu Beginn («sich mensche», V. ) mit der Klage über den Werteverfall, den Einbruch der Sünde, dem Verlust von Gerechtigkeit und der Anprangerung der Reichen in das Streitgespräch zwischen Seele und Leib ein (Palmer und ). Die Welt gilt als ein Jammertal («yamer thael», V. ), das durchschritten werden muss. Als einzige Gewissheit gilt der Tod, der keinen Unterschied zwischen reich und arm macht. Ü: Leipzig, UB, Ms. (erste Hälfte . Jh.). A: Hans Lothar Markschies: Ein unbekanntes Gedicht ‹V. d. w. y.› und sein Verfasser. In: PBB () S. –. – Franzjosef Pensel: Verz. der dt. ma. Hss. in der UB Leipzig. Zum Druck gebracht von Irene Stahl (DTM /). Berlin , S. –. – Christoph Mackert/Almut Märker: Johannes Grundemann (?), ‹V. d. w. y.› / ‹Eyn gesichte wy dy sele czu dem lichenam sprach› – ‹Ecce mundus moritur› / ‹Visio Philiberti›. Dt.-lat. Parallelabdruck. In: Finden – Gestalten – Vermitteln. Schreibprozesse und ihre Brechungen in der ma. Überl. In Verbindung mit Susanne Köbele und Klaus Ridder hg.
Ritter, Bürger, Bauer v. Eckart Conrad Lutz (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. – (= Mackert b). L: Nigel F. Palmer, VL () Sp. f. – Edward Schröder: Der Leipziger Äsop. In: Nachrichten von der Ges. der Wiss. zu Leipzig, Phil.-hist. Kl. () S. –. – Karen Baasch: Die Crescentialegende in der dt. Dichtung des MA. Stuttgart , S. –. – N. F. Palmer: Visio Tnugdali. The German and Dutch translation and their circulation in the later Middle Ages (MTU ). München . – Christoph Mackert: Wasserzeichenkunde und Handschriftenforschung. Vom wiss. Nutzen publizierter Wasserzeichensammlungen: Bsp. aus der UB Leipzig. In: Piccard-Online. Digitale Präsentationen von Wasserzeichen und ihre Nutzung. Hg. v. Peter Rückert/Jeannette Godau/Gerald Maier (Werkhefte der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg Serie A H. ). Stuttgart , S. –. – C. Mackert/ Falk Eisermann: Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen Handschriftenkatalogisierung und hist. Sprachgeographie. In: Ostmitteldt. Schreibsprachen im SpätMA. Hg. v. Luise Czaikowski u. a. (Studia Linguistica Germanica ). Berlin/ New York , S. –. – Anita Schorcht: Unters. zum Leipziger Frühnhd. In: Kanzleisprachen auf dem Weg zum Nhd. Hg. v. Christian Braun (Beitr. zur Kanzleisprachenforschung ). Wien , S. –. – C. Mackert: Die Leipziger Textsammlung MS und die Schriftproduktion eines Leipziger Augustinerchorherren im mittleren . Jh. In: Finden – Gestalten – Vermitteln (s. Ausg.) S. – (= Mackert a). – T. Fuchs/C. Mackert: mal Thomas. Die Bibliotheken des Thomasklosters, der Thomaskirche und der Thomasschule im Laufe der Jahrhunderte. Kat. zur gleichnamigen Ausstellung in der Bibliotheca Albertina, ..–... Leipzig , S. –, f. (= Mackert c). GM Ritter, Bürger, Bauer (Der Bauer im Zweikampf). – Mitteldt. Prosaerzählung, erste Hälfte . Jh. In der kurzen Prosaerzählung, die zusammen mit anderen belehrenden Stücken überliefert ist, wird zur Wahrheits ndung ein Zweikampf ausgetragen (vgl. Gottesurteil des Zweikampfes). Der Kampf wird in einem «kreys» zwischen dem Kläger, einem jungen Ritter, und dem Stellvertreter (ein «gebuer [...], en agkerman») des Beschuldigten, eines
Von den Barfüßermönchen reichen Bürgers, vor Zeugen (König, Grießwarte, Volk) ausgetragen. Der unterlegene Ritter anerkennt den Sieg des Gegners, worauf der Bürger den Bauern zu seinem Erben einsetzt. Ü: Leipzig, UB, Ms. , v–r (Pap., erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.). A: Johannes Erben (Hg.): Ostmitteldt. Chrestomathie. Proben der frühen Schreib- und Druckersprache des mitteldt. Ostens (Dt. Akad. der Wiss. zu Berlin, Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. –. L: Franzjosef Pensel, VL () Sp. –. – Moriz Haupt: Märchen und Sagen. In: Altdt. Bl. () S. –. – Johannes Erben: ‹Ritter, Bürger und Bauer›, oder: ‹Der Bauer im Zweikampf›. Bemerkungen zur literarischen Einordnung einer ostmitteldt. Erzählung. In: Stud. zur dt. Lit. und Sprache des MA. FS Hugo Moser. Hg. v. Werner Besch. Berlin , S. –. – F. Pensel: Verz. der dt. ma. Hss. in der Universitätsbibl. Leipzig. Zum Druck gebracht von Irene Stahl (DTM /). Berlin , S. –. – Wolfgang Schild: Gottesurteil. In: Handwb. zur dt. Rechtsgesch. ., völlig überarb. und erw. Au age. Hg. v. Albrecht Cordes u. a. Bd. . Berlin , Sp. –. BJ Suter, Heinrich, † nach . – Autor von zwei Prosaerzählungen. Eine Züricher Handschrift überliefert zwei kurze Prosaerzählungen, die nach Angaben des Schreibers ein H. S. im Februar vorgetragen haben soll. Möglicherweise wurden sie von einem Zuhörer des Vortrags notiert. Die gleiche Handschrift vermerkt einen Tuchkauf S.s im Jahr . Diese Angabe liefert einen Anhaltspunkt für S.s mögliche Identität: Um die gleiche Zeit ist in Zürich ein wohlhabender Tuchkaufmann diesen Namens nachweisbar. Er war ab Ratsherr und zweitgrößter Steuerzahler der Stadt. In S.s erster Erzählung soll ein Knecht die Kinder seines Herren mit Getränken versorgen, da die Kinder vom Spielen durstig sind. Der Knecht ist jedoch von seiner Arbeit erschöpft und verweigert den Dienst. Am folgenden Morgen be ehlt ihm sein Herr, den Tag mit kindlichen Aktivitäten wie Springen und Tanzen zu verbringen. Am Abend ist der Knecht müder als die anderen Knechte, die wie üblich gearbeitet haben. Wie er nun zugeben muss, können also auch Kinder von ihren Spielen erschöpft sein. Auch die zweite Erzählung handelt von einem Herren und seinem Gesinde: Einer
. Hälfte . Jh. der Knechte entspannt sich nach der Arbeit immer mit über dem Kopf verschränkten Beinen. Eine davon beeindruckte Magd versucht eines Morgens, es ihm nachzumachen. Sie kann ihre Schenkel danach allerdings nicht mehr entknoten. Ihr Herr ndet sie in dieser misslichen Lage vor. Als die Feldknechte ihn ansprechen, weil ihnen noch kein Essen gebracht wurde, zeigt er ihnen die unbewegliche Magd. Ü: Zürich, ZB, cod. C , r–r (Pap., um –). L: Frieder Schanze, VL () Sp. f. – Aegidius Tschudi: Chronicon Helveticum . Bearb. v. Peter Stadler. Bern , S. (Komm.), . – Carsten Kottmann: Das buch der ewangelii und epistel. Unters. zur Überl. und Gebrauchsfunktion südwestdt. Perikopenhss. Münster/Westf. u. a. , S. , . MM Von den Barfüßermönchen. – Satirische Reimpaarrede, ./frühes . Jh. Die Reimpaarverse des Texts entstanden wahrscheinlich im . oder frühen . Jh. und sind anonym in der sog. Liedersaal-Handschrift überliefert. Die Rede kritisiert die B. in satirischer Zuspitzung als geldgierige Heuchler. Der Text unterstellt ihnen, gegen ihre eigenen Gelübde der Keuschheit und Armut zu verstoßen. So wirft der Sprecher der Rede ihnen vor, gerne Spenden von Dieben und Wucherern anzunehmen. Außerdem übten die B. auf die bei ihnen beichtenden Frauen einen schlechten Ein uss aus. So drängten die B. die Frauen zu einer Buß-Abgabe, wenn sie mit ihren Ehemännern geschlafen hätten. Diese Behauptung wird im Text auch szenisch ausgestaltet: Ein Bruder Beringer lässt sich von einer beichtenden Frau Geld in den Zipfel seiner Kutte schütten. Als ihm das Gewicht des Geldes schwer genug erscheint, drängt er die Frau zur Sammlung weiterer Münzen. Anschließend geben Beringer und weitere B. das Geld für Wein und Prostituierte aus, bevor sie scheinheilig in ihr Kloster zurückkehren. Das Epimythion vergleicht Geldspenden an B. mit dem Versuch, eine Ziege vor dem Wolf zu beschützen, indem man sie ausgerechnet in einen Wald führt. Ü: Karlsruhe, LB, cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), r–r (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O.
. Hälfte . Jh. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Online-Faks. der Karlsruher Liedersaal-Hs. : LB Karlsruhe , http:// digital.blb-karlsruhe.de/id/. L: De Boor/Newald / () S. . – Burghart Wachinger, VL () Sp. f. MM Buch von Troja nach Guido de Columnis. – Dt. Bearbeitungen der Historia destructionis Troiae des Guido de Columnis, . Jh. Die vollendete Historia des sizilianischen Richters Guido de Columnis war sowohl im lat. Original als auch in zahlreichen Übersetzungen im europäischen MA weit verbreitet. Das Prosawerk ist eine Bearbeitung von Benoîts de Sainte-Maure Roman de Troie (um ), der wiederum auf den beiden ktiven Augenzeugenberichten Ephemeris belli Troiani des Ps.-Dictys Cretensis und Acta diurna belli Troiani des Dares Phrygius aufbaut. Neben den jeweiligen Bearbeitungen der namentlich bekannten Übersetzer Hans → Mair von Nördlingen und Heinrich → Gutevrunt und einer weiteren selbstständigen Umsetzung innerhalb der Weltchronik von Johannes → Platterberger und Ulrich → Truchsess sind sieben weitere anonyme Nacherzählungen überwiegend unikal überliefert. . Eine mitteldt. Version, vermutlich aus dem frühen . Jh., bietet den Anfang der Erzählung nur ober ächlich, da der Urheber ein primäres Interesse an den eigentlichen Kriegshandlungen zeigt. Diese bietet er im Gegensatz zum Anfang detailliert und in gewandter Prosa dar. Das auftretende Personal unterzieht er in selbstständigen Einschüben einer moralischen Bewertung und artikuliert mitunter auch persönliche Anteilnahme an deren Schicksal. . Eine ostmitteldt. Fassung des . Jh. kürzt gegenüber der Vorlage am stärksten und ist auch frei in der Episodenauswahl, so dass einige gänzlich fehlen. Charakteristisch ist der stilistische Kontrast zwischen den narrativen und den re ektierenden Passagen. Letztere sind in latinisierender und oftmals nur schwer verständlicher Sprache verfasst. Eigene Positionen artikuliert der Autor in moralischen Merksprüchen. . Zu weiten Teilen auf der vorgehenden ostmitteldt. Übertragung beruht eine nd. Bearbeitung, die in Drucken des späten . Jh. überkommen ist. Der Anfang dieser Fassung (Argonautenfahrt
Buch von Troja nach Guido de Columnis und erste Zerstörung Trojas) ist von der ostmitteldt. Version unabhängig und stellt eine selbstständige Übersetzung Guidos dar. . Eine nahezu wortwörtliche Übertragung ist die offensichtlich originär für eine reich illustrierte Prachthandschrift erstellte bair. Version (Mitte . Jh.). Zur Erlangung einer größtmöglichen Vorlagentreue wird hier auch die lat. Syntax aufrecht erhalten. Eigenständige Zugaben des Bearbeiters fehlen. . Nur fragmentarisch ist eine ostmitteldt. Fassung des frühen . Jh. überkommen. Die Bruchstücke (Ausschnitte der Kriegschilderungen und Schluss) lassen einen üssigen parataktischen dt. Stil ohne Latinismen erkennen, wodurch diese anonyme Bearbeitung der des Hans Mair vergleichbar ist. Im Gegensatz zu Mair scheint diese Version sich allerdings näher an Guido zu orientieren. . Ein sehr kurzes illustriertes süddt. Fragment von zwei Blättern aus der Mitte des . Jh. dürfte eine selbstständige Verdeutschung der ‹Historia› repräsentieren, ist aber noch nicht hinlänglich erfasst. . Auch die mitteldt. Fassung einer verlorenen ehemaligen Breslauer Handschrift scheint eine selbstständige Übertragung geboten zu haben. Dieses Urteil kann sich indes nur auf Incipit und Explicit stützen, die als einzige Abschnitte des Textes ediert vorliegen. Ü: ) Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Pap., Anfang . Jh., mitteldt.); ein besonderes Merkmal der Hs. ist, dass ihr Schreiber nach fast jedem Kapitel den Wunsch nach einer Erfrischung notiert und hier seine Vorliebe für Bier kundtut. – ) Prag, Arch. der Prager Burg / Bibl. des Metropolitankapitels, Cod. G , r–r (Pap., ostmitteldt. [thüringisch?], –). – Berlin, SBB, Mgf , r–v (Pap., Mitte . Jh., thüringisch; unvollst.). – ) Drucke: Lübeck (Lukas Brandis) um / (GW ). – Magdeburg (Moritz Brandis) um (GW ). – ) Wien, ÖNB, Cod. , Bll. (Perg., um , bair.österr.); ausgestatttet mit insgesamt farbigen Illustrationen des Regensburger Buchmalers Martinus Opifex. – ) Berlin, SBB, Mgo , r–v (insgesamt Pap.-Blatthälften [ausgelöst aus Bucheinbänden], Anfang . Jh., ostmitteldt. [obersächsisch]). – ) Oxford, Bodleian Library, Ms. Germ. d , f. – ( Perg.-Bll., um , süddt.), auf Bl. r ndet sich eine farbige Illustration, die Achill beim Gebet im Tempel von Delphi zeigt. – ) Breslau, StB, Cod. R , r–r (Perg. und Pap.,
Glaubensbekenntnis eines Liebenden zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt. [niederschlesisch]; Kriegsverlust). A: ) Wolfgang Stammler: Spätlese des MA . Weltliches Schrifttum (TspMA ). Berlin , S. –, – (Auszüge). – ) Stammler (s. o.) S. –, f. (Auszüge). – Hildegard Boková/Václav Bok: Eine anonyme dt. Übersetzung des ‹B. v. T. n. G. d. C.›. In: Zwei ostmd. Bearbeitungen lat. Prosadenkmäler (DTM ). Berlin , S. –. – ) Gunvor Krogerus: Historie van der vorstorynge der stat Troye. Ein mnd. Volksbuch. Textausg. mit einer sprachlichen Einleitung (Commentationes humanarum litterarum ,). Helsingfors , S. –. – ) Friedrich Heinrich von der Hagen/Johann Gustav Büsching: Literarischer Grundriß zur Gesch. der dt. Poesie von der ältesten Zeit bis in das sechzehnte Jh. Berlin , S. f. (Incipit und Explicit). L: Karin Schneider, VL () Sp. –; () Sp. . – Heribert A. Hilgers/Heinz Thoelen: Buch von Troja. In: Killy () S. –, bes. S. f. – Krogerus (s. Ausg.) S. –. – K. Schneider: Der ‹Trojanische Krieg› im späten MA. Dt. Trojaromane des . Jh. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Klemens Alfen/Petra Fochler/Elisabeth Lienert: Dt. Trojatexte des . bis . Jh. Repertorium. In: Die dt. Trojalit. des MA und der Frühen Neuzeit. Materialien und Unters. Hg. v. Horst Brunner (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –, hier S. f. – H. Boková/V. Bok (s. Ausg.) S. –. – K. Alfen/P. Fochler/E. Lienert: Entstehungssituation und Publikum der dt. Trojalit. des . bis . Jh. In: Wissenslit. im MA und in der Frühen Neuzeit. hg. v. H. Brunner/Norbert Richard Wolf (Wissenslit. im MA ). Wiesbaden , S. –. – E. Lienert: Dt. Antikenromane des MA (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. – Barbara Nitsche: Konzeptionen mehrfacher Autorschaft in altfranzösischen und mhd. illuminierten Trojaroman-Hss. In: Autorbilder. Zur Medialität literarischer Kommunikation in Mittelalter und Früher Neuzeit (Tholos. Kunsthist. Stud. ). Hg. v. Gerald Kapfhammer u. a. Münster , S. –, hier S. f. und Abb. . VZ Der gläserne Saal. – Allegorische Erzählung von einem Hoffest, früheste Überlieferung –. In der unikal überlieferten ndl. Minnerede berichtet der Sprecher zunächst von einem Spaziergang, der ihn zu einer Hofgesellschaft führt, die
. Hälfte . Jh. sich vor einem Palast mit einem gläsernen Saal u. a. bei der Jagd vergnügt. Unter ihnen sind sechs Personi kationen (Treue, Ehre, Reinheit, Beständigkeit, Venus, «Huote»), die über Minnefeinde (Klaffer und Neider) klagen und anschließend das Festmahl im gläsernen Saal überwachen. Dieses endet abrupt, als einer der Neider von außen durch die Glaswand bricht und verkündet, dass es innerhalb wie außerhalb Minnefeinde gäbe. Nach einer von einer Nachtigall gesprochenen Warnung vor den Klaffern zerstören Männer und Frauen den Palast. Der Text endet mit einer kurzen Auslegung der Erzählung und der Bitte des Sprechers um göttlichen Beistand. Ü: Brüssel, Koninklijke Bibliotheek van België/Bibliothèque royale de Belgique, –, ra–ra ( Verse). A: Vaderlandsch Museum voor nederduitsche letterkunde, oudheid en geschiedenis. Uitg. door C. P. Serrure. Tweede Deel. Gent , S. – (Nr. ). – Fred de Bree: De ghelasen sale. In: Klein kapitaal uit het handschriftVan Hulthem: Zeventien teksten uit Hs. Brussel K.B. .–. Uitg. door H. van Dijk et al. (Middeleeuwse Studies en Bronnen ). Hilversum , S. –, hier S. –. – Het handschriftVan Hulthem. Hs. Brussel, Koninklijke Bibliotheek van België, .–. Diplomatische ed. bezorgd door H. Brinkman en J. Schenkel (Middeleeuwse verzamelhandschriften uit de Nederlanden ). Hilversum , Bd. , S. – (Nr. ). L: Klingner/Lieb () Nr. B. – F. de Bree (s. Ausg.). – Dini Hogenelst: Sproken en sprekers (Nederlandse literatuur en cultuur in de Middeleeuwen ). Amsterdam , Bd. , f. (Nr. ). JK Glaubensbekenntnis eines Liebenden. – Bekenntnis zur Geliebten in Form einer Parodie des Credo, Überlieferung um . Die unikal überlieferte Minnerede beginnt mit der Angabe des Sprechers, das folgende Glaubensbekenntnis zum Schutz vor Zweifel angefertigt zu haben. Mit anaphorischen Verseinleitungen («ich glob» leitet in der Regel jeden zweiten Vers ein) und deutlich obszönen Anspielungen parodiert und erweitert er das apostolische Glaubensbekenntnis. Die geliebte Frau besetzt dabei die Position Christi bzw. des Glaubensinhaltes (ihr ist seine Dienstabsicht verkündet worden; er hat sie in seinem Inneren empfangen; sie ist ihm zur Freude
. Hälfte . Jh. und Güte geboren; sie wurde hingegeben an eine Mann, den sie nicht liebt; sie wurde von Sorgen gemartert und gepeinigt etc.). Seine Hoffnung auf Erlösung (‹Auferstehung› seines Leibes bei ihrer Wiederkunft etc.) beschließt er mit einer Anrufung der Trinität von «Amor, Venus cum Cupido». Es folgen eine Adressierung des Credo an schöne junge Damen, eine ktive Beglaubigungsgeschichte und ein Preis der Geliebten (mit Anspielung auf den Titurel → Wolframs von Eschenbach). Der Sprecher schließt mit einer Anleitung zum magischen Gebrauch des Textes. Ü: Heidelberg, UB Cpg , r–r ( Verse). A: Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. ). – Gedichte –. Nach Hss. und Frühdrucken in zeitlicher Folge. Hg. v. Eva Willms/Hansjürgen Kiepe (Epochen der dt. Lyrik ). München , S. – (mit nhd. Übersetzung). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Wilhelm Brauns: Hermann von Sachsenheim und seine Schule. Diss. Berlin , S. –. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. . – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. , S. –. JK Liebesbekenntnis. – Erhörungsbitte mit Treueversicherung, Überlieferung Anfang . Jh. Die kurze Minnerede ist unikal überliefert auf der freiliegenden Seite einer makulierten Pergamenturkunde, die in den Deckel einer Tegernseer Handschrift eingeklebt war. Der Sprecher bekennt, dass er nach Liebe strebe, aber nie Liebe erhalten habe. Er wünscht sich Erhörung bei einer Frau, der er seinen ewigen Dienst versichert. Ü: München, BSB, Cgm /, v ( Verse). A: Friedrich Keinz: Altdt. Kleinigkeiten. In: ZfdA () S. –, hier S. . L: Bernhard Schnell, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK
Liebesbekenntnis Männertreue und Frauentreue. – Minnerede, . Jh. Der Text im Stil eines belauschten Streitgesprächs umfasst Verse und stammt aus dem mittelfränkischen Raum. Der Ich-Erzähler wird bei stürmischem Wetter auf einen Weg zu einem Fluss geleitet. Er üchtet sich auf ein reich geschmücktes Schiff, wo er heimlich ein Streitgespräch zwischen einem Ritter und einer Dame darüber belauscht, ob es um die Treue der Männer oder der Frauen besser bestellt sei. Der Streit endet mit dem Sieg der Dame: «Frauw, Ir hant mich besuert | Sprach er, das Ir hant war. | Ir hant mich vberkommen gar. | Ich gib mich gefangen üch». Der Ritter bittet um die gerechte Strafe für seine Vergehen. Die Frau überwältigt den Ritter und fährt mit dem gefesselten Gefangenen davon. Abschließend warnt der selbst nun bekehrte Erzähler davor, sich gegen die Frauen zu widersetzen, und mahnt zur Treue. Dass der topische Minneredeneingang eines Spaziergangs ins Gegenteil verkehrt wird, weist bereits auf eine parodistische Absicht des Verfassers hin. Dafür sprechen zudem die teilweise drastischen Äußerungen der Dame und ihr regelrecht gewalttätiges Verhalten am Ende des Streits. Das hö sche Ritterideal wird dabei vollkommen korrumpiert, der Ritter schonungs- und hoffnungslos bekehrt. Kasten sieht außerdem ein Frauenideal, das die Unterordnung der Frau, Gehorsam und Duldsamkeit enthalte. Ü: Berlin, SBB, Mgq , v–v (Pap., , schwäbisch). – Heidelberg, UB, Cpg , v–v (Pap., vor , südl.niederalemannisch). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , – (Pap., . Jh.). – Trier, StB, Hs. /a °, v–r (Pap., um , moselfränkisch). – Ausführlich zur Überlieferung Klingner/Lieb. A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Kurt Matthaei (Hg.): Die Heidelberger Hss. , , und (DTM ). Berlin , S. –. L: Ingrid Kasten, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Hermann Jantzen: Gesch. des dt. Streitgedichtes im MA. Mit Berücksichtigung ähnlicher Erscheinungen in andern Litteraturen. Wiener litterarhist. Unters. (Germ. Abh. ). Breslau . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden.
Die Schönheit der Geliebten Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. , . – I. Kasten: Stud. zu Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Hamburg , S. –, f. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. , dazu Anm. , f., dazu f. Anm. –, , dazu f. Anm. –, –, dazu f. Anm. –. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , Anm. . – Cora Dietl: Minnerede, Roman und ‹historia›. Der ‹Wilhelm von Österreich› Johanns von Würzburg (Hermaea NF ). Tübingen , S. , Anm. . – Jacob Klingner/Ludger Lieb: Flucht aus der Burg. Überlegungen zur Spannung zwischen institutionellem Raum und kommunikativer Offenheit in den Minnereden. In: Die Burg im Minnesang und als Allegorie im dt. MA. Hg. v. Ricarda Bauschke (Kultur, Wiss., Lit. Beiträge zur Mittelalterforschung ). Frankfurt/M. , S. –, hier S. , Anm. . – Susanne Brügel: Farben in ma. Minnereden. Vortrag auf der Arbeitstagung ‹Farbsymbolik› der Schweizerischen Ges. für Symbolforschung am .. [online unter: http:// www.symbolforschung.ch/Minnereden]. – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur Minnelehre Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. , S. Anm. , Anm. , , –, Anm. . CS Der Minner im Garten. – Belauschte Minnelehre, Überlieferung Anfang . Jh. In der unikal überlieferten Minnerede berichtet der Sprecher nach einem kurzen Prolog (Fürbitte für die Liebenden bei der Königin Venus) von einem Spaziergang, auf dem er einen jungen Mann belauscht, der unter einem Baum sitzt. Dieser beklagt die Trennung von der Geliebten und fällt dann in Ohnmacht. Als er aufwacht ist Frau Venus mit Schiffen und einem riesigen Heer eingetroffen. Der harten Anklage durch den Jüngling begegnet Frau Venus mit einer Minnelehre, in der sie zur Besonnenheit, Treue und Beständigkeit als Wegen zum Minneerfolg rät. Zudem sei sie nicht verant
. Hälfte . Jh. wortlich für das Schicksal der Menschen, sondern folge nur den Entscheidungen, die diese mit ihrem freien Willen träfen. Der Jüngling verp ichtet sich auf diese Lehre. Abschließend fasst der Sprecher die Lehre noch einmal kurz zusammen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse). A: Kurt Matthaei: Das weltliche Klösterlein und die dt. Minne-Allegorie. Marburg , S. –. – Kurt Matthaei (Hg.): Mhd. Minnereden I (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. ). L: Alfred Karnein, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Matthaei (s. Ausg.) S. , . – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. . – Ludger Lieb: Minne schreiben. Schriftmetaphorik und Schriftpraxis in den ‹Minnereden› des späten MA. In: Schrift und Liebe in der Kultur des MA. Hg. v. Mireille Schnyder (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. . JK Die Schönheit der Geliebten. – Schönheitsbeschreibung, früheste Überlieferung Anfang . Jh. Die kurze Minnerede ist in zwei Sammelhandschriften der ersten Hälfte des . Jh. überliefert. Vor allem in der ersten Texthälfte unterscheiden sich die beiden Überlieferungszeugen stark (Wortvarianz, Umstellungen). Obwohl er seine Sinnesberaubung durch die Liebe zu einer Dame bekennt, unternimmt der Sprecher ein umfangreiches Schönheitslob der Geliebten nach dem A capite ad calcem-Schema. Die Abfolge der Körperteile innerhalb der Schönheitsbeschreibung folgt einem Schema aus der Schulpoetik des Galfred von Vinsauf. Unkonventionell ist die Nennung der kurzen Fingernägel als Vorteil bei Handarbeiten und das Lob der Kniescheiben. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , r–v ( Verse) (Go). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. . . Aug. °, v–r ( Verse) (Wo). L: Alfred Karnein, VL () S. . – Falk Eisermann: Reimpaargedichte der Gothaer Hs. Chart. B. . In: VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK
. Hälfte . Jh. Zehn Punkte von der Minne. – Minnerede, Überlieferung –. Die unikal überlieferte mndl. Minnerede ordnet Minne- und Tugendlehre in zehn nummerierten Minnegeboten: . freundliches Ansehen; . Verschwiegenheit; .–. Boten und Briefe senden und aufnehmen; . Freigebigkeit; . Beharrlichkeit; .–. sanfte Berührungen ausführen und zulassen; . Schmerz des anderen mittragen; . dem Willen des anderen entsprechen. Ü: Brüssel, KBR, –, rb ( Verse). A: Vaderlandsch Museum voor nederduitsche letterkunde, oudheid en geschiedenis. Uitg. door C. P. Serrure. Eerste Deel. Gent , S. . L: Klingner/Lieb () Nr. B. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. . JK Lehre von der Scham. – Ndl. Dichtung, vor . Der Text, dem notwendige Merkmale einer Minnerede fehlen (vgl. Klingner/Lieb), lobt die Schamhaftigkeit in Reimpaarversen. Am Schluss steht der Rat: «soe radic alle den vrienden mijn / dat si met herten scamel sijn.» Ü: Brüssel, Kgl. Bibl., ms. –, va–ra (Pap., um , südndl.). A: Constant Philippe Serrure (Hg.): Vaderlandsch Museum voor nederduitsche letterkunde, oudheid en geschiedenis () Nr. XI, S. – (zit.). L: Klingner/Lieb () Nr. B. FA Rat der Frau Venus. – Lehrgespräch, Überlieferung um . In der unikal überlieferten südndl. Minnerede fragt der Sprecher Frau Venus, wie er sich bei ausbleibendem Lohn im Minnedienst verhalten solle. Frau Venus rät zur Beständigkeit und führt das allegorische Modell von der umworbenen Dame als Burg auf: Eine Burg, die man am ersten Tag erobern könne, sei nicht lobenswert – und dennoch könne man mit Beharrlichkeit jeden Widerstand brechen. Der Sprecher schließt mit der Klage, die Härte der Damen lasse sich mit der Härte einer Mauer vergleichen. Ü: Brüssel, KBR, –, rb–vb ( Verse). A: Vaderlandsch Museum voor nederduitsche letterkunde, oudheid en geschiedenis.
Zehn Punkte von der Minne Uitg. door C. P. Serrure. Eerste Deel. Gent , S. –. L: Klingner/Lieb () Nr. B. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. . – Sarah Westphal: Textual Poetics of German Manuscripts – (Studies in German Literature, Linguistics, and Culture). Columbia SC , S. . JK Der Frau Venus neue Ordnung. – Brie ich mitgeteilte Minneregeln der Frau Venus, früheste Überlieferung erste Hälfte . Jh. Die Minnerede ist in insgesamt sieben Handschriften überliefert, wobei sich verschiedene Fassungen mit teilweise größeren Unterschieden in Umfang und Akzentuierung abgrenzen lassen (umfangreichste Fassung in Mü; Fr, Lo und Lo; Be; Nü; nur eine Teilüberlieferung bietet He). Nach einer knappen Re exion über Gott und die Natur berichtet der Sprecher von einer Begegnung mit zwei Damen an einer Quelle. Sie geben ihm einen Brief der Frau Venus mit der Verkündung der ‹neuen Minne› zu lesen. Darin wird im Stil eines amtlichen Dokuments vor allem das Exklusivitätsgebot der hö schen Liebe aufgehoben. Der Sprecher reagiert zurückhaltend. Nur in der Hs. Mü folgt eine Fortsetzung: Eine hinzutretende Botin der Frau Staete berichtet, dass Venus den Inhalt des Briefes widerrufen habe. Ein Brief der Frau Staete bekräftigt das Gebot ehrenhafter und beständiger Minne. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , v–r ( Verse) (Be). – Freiburg, UB, : ra–ra, Verse) (Fr). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse) (He). – London, British Library, Add. , v–v ( Verse) (Lo). – Ebd., Add. , r–r ( Verse) (Lo). – München, BSB, Cgm , v–r ( Verse) (Mü). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , r–v ( Verse) (Nü). A: Adelbert von Keller (Hg.): Fastnachtspiele aus dem fünfzehnten Jh. Bd. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (Mü). L: Tilo Brandis, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. a und Bb. – Ludger Lieb: Umschreiben und Weiterschreiben. Verfahren der Textproduktion von Minnereden. In: Texttyp und Textproduktion in
Meister Altswert der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth Andersen u. a. (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. f. – Ders.: Minne schreiben. Schriftmetaphorik und Schriftpraxis in den ‹Minnereden› des späten MA. In: Schrift und Liebe in der Kultur des MA. Hg. v. Mireille Schnyder (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. . JK Meister Altswert. – Verfasser von vier umfangreichen Minnereden, früheste Überlieferung vor . In drei aus dem oberrheinisch-nordalemannischen Raum stammenden Minnereden-Sammelhandschriften ndet sich das geschlossene Corpus von vier Minnereden: Das alte Schwert, Der Kittel, Der tugenden Schatz und Der Spiegel. Nur im ersten Text nennt sich der Autor mit dem sprechenden Namen «Meister Altswert». Aufgrund von Stil und Überlieferungsgemeinschaft werden auch die anderen drei Minnereden diesem Autor zugeschrieben. Im Zentrum der Texte stehen Frauenpreis, Klage und Tugendlehre, in zwei Gedichten nennt A. auch die Initiale des Namens seiner Geliebten («G»). Das alte Schwert besteht größtenteils aus einem Gespräch des Sprechers mit Venus. Auf ihren Katalog von Minnetugenden antwortet er zunächst mit einem Preis der Geliebten, dann aber mit der Klage, er werde durch die Dame aufgrund seines Alters abgelehnt. Frau Venus gibt daraufhin drei Exempel dafür, dass ‹alt› nicht ‹schlecht› sei (trainierter Jagdhund; abgerichteter Falke; altes Schwert) und sichert ihn Unterstützung zu. Der Sprecher dankt und wendet sich mit Erhörungsbitte, Klage, Lobpreis, Dienst- und Treueversicherung und mit dem Bekenntnis seiner Hoffnung auf körperliche Minneerfüllung an die Dame. Der Kittel ist eine umfangreiche Traumerzählung von einer Aventiurefahrt, die den Sprecher nach Schottland in einen wunderbaren Garten der Frau Venus führt. Dort begegnet ihm eine nur mit einem Kittel bekleidete Venusbotin, es kommt (nach einer Schönheitsbeschreibung) zu einer Liebesszene, weil der Sprecher die Botin fälschlicherweise für seine Geliebte hält. Die Beschreibung von Palast und Aufzug der Venus geben Raum für umfangreiche Edelstein- und Farballegoresen. Beim Rapport des Sprechers vor Frau Venus über die Zustände der ‹neuen Minne› im Elsass kommen vor allem Modetorheiten und Sittenverfall zur Sprache. Den
. Hälfte . Jh. Schlusspunkt setzt die umfangreiche Tugendlehre der Frau Venus und die Belohnung des Sprechers in der Schatzkammer. Aus dem Traum erwacht, richtet der Sprecher ein bildreiches Liebesbekenntnis mit Erhörungsbitte an die Geliebte. Der Tugenden Schatz bringt die umfangreiche Erzählung von einer längeren Reise durchs Gebirge bis zum Venusberg. In dessen Innern (ausführliche Beschreibung hö scher Spiele) herrschen zwölf Personi kationen. Der Sprecher belauscht sie bei einer langen Klage über den Tugendverfall der Welt und präsentiert im Anschluss sich und seine Geliebte als Gegenbeispiele. Er erhält von den Personi kationen eine Krone als Geschenk für die Geliebte (Edelsteinbeschreibung) und überreicht sie dieser nach seiner Rückkehr. Der Sprecher schließt mit einem Preis der Geliebten und einem Liebesbekenntnis, die in einen lyrischen Schluss mündet. Der Spiegel bringt nach der Anrufung der Minne und Preis der Dame den Bericht des Sprechers von einem Traum: Auf einem Markt schenkt ein Kaufmann dem Sprecher einen Zauberspiegel, der stets die Wahrheit offenbart. Dies bemerkt eine Dame, die den Sprecher bittet, in den Spiegel sehen zu dürfen, um den Sprecher begutachten zu können. Als er nach der Dame in den Spiegel schaut, erkennt er, dass die Dame vollkommen tugendhaft ist. Er bietet an, ihr den Spiegel zu schenken, wenn sie ihm ihre Gunst erweist. Nach dem aprupten Ende des Traums kann der Sprecher die Dame nicht vergessen und schließt mit Anrufung (differenzierte Licht- und Feuermetaphorik sowie Kani zierungen) und Preis der Dame. Ü: Heidelberg, UB, Cpg : Das alte Schwert: v–r ( Verse), Der Kittel: r–v ( Verse), Der Tugenden Schatz: r–r ( Verse), Der Spiegel: v–v ( Verse). – Ebd., Cpg : Das alte Schwert: r–v ( Verse), Der Kittel: v–v ( Verse), Der Tugenden Schatz: r–r ( Verse), Der Spiegel: v–r ( Verse). – Ebd., Cpg : Das alte Schwert: r–v ( Verse), Der Kittel: v–v ( Verse), Der Tugenden Schatz: r–r ( Verse), Der Spiegel: r–r ( Verse). A: Wilhelm Ludwig Holland/Adelbert von Keller (Hg.): M. A. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (Das alte Schwert), – (Der Kittel), – (Der Tugenden Schatz), – (Der Spiegel) (krit.). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Christian Kiening/Red., Killy ()
. Hälfte . Jh. S. . – Klingner/Lieb () Nr. B, B, B, B. – Karl Meyer: M. A. Eine literarische Unters. Einbeck . – Kurt Ranke: M. A.s Spielregister. In: Schweizerisches Arch. für Volkskunde () H. , S. –. – Edward A. McCormick: M. A.’s Kittel. In: The Germanic Review () S. –. – Walter Blank, Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. –. – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/ M. u. a. , S. –. – Klaus Speckenbach: Jenseitsreisen in Traumvisionen der dt. Lit. bis ins ausgehende . Jh. In: AfK () S. –, hier S. –. – Karin Lichtblau: Virtueller Raum als Spiegel von Emotionen. Minnegerichtshöfe zwischen Imagination und Performanz. In: Imaginäre Räume. Hg. v. Elisabeth Vavra. (Veröff. des Inst. für Realienkunde des MA und der Frühen Neuzeit ). Wien , S. –, hier S. –. – Brigitte Bulitta: Spiele als Minnemetapher. Unters. zum Nürnberger Spieleteppich in seinen Bezügen zur Minnedichtung. In: Der Spieleteppich im Kontext profaner Wanddekoration um . Hg. v. Jutta Zander-Seidel. Nürnberg , S. –, hier S. –, –. JK Hans von Bühel ([Der] Büheler). – Verfasser zweier Versromane aus den Jahren und . Informationen zu H.s Leben lassen sich ausschließlich aus seinen beiden Werken Die Königstochter von Frankreich (K. v. F.) und Dyocletianus (D.) beziehen. Sein Name wird in vollständiger Form nur im Epilog vom D. überliefert: «Hans von Búlhel man mir giht». Ansonsten wird die Namensform «(der) Büheler» verwendet. Auch die Werkdatierungen sind in den jeweiligen Epilogen angegeben (K. v. F.: «tusent vnd vierhundert jar»; D.: «dvsent vierhundert jar / Vnd zwölff»). Ferner benennt H. im D.-Epilog als seinen Herren den Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden († ). Als dessen «diener» habe er den Roman in Poppelsdorf (bei Bonn) verfasst. Die Sprache verrät eine alemannische Abkunft H.s. Eine sichere Identi zierung des Dichters mit einem Vertreter diverser elsässischer und badischer Familien ist nicht gelungen. Zuspruch hat der Vorschlag gefunden, in
Hans von Bühel H. einen Edelknecht aus dem oberbadischen Geschlecht von Bühel zu sehen, der als Ministeriale der Markgrafen von Hachberg im südlichen Baden begütert war und dessen Ehefrau Gredennelin Schilling einer angesehenen Basler Patrizierfamilie entstammte. Aber auch eine Gehaltszahlung in Köln an einen Johannes Bohel im Jahr könnte auf den ambitionierten Laienliteraten zu beziehen sein. In der K. v. F. ( Reimpaarverse) variiert H. den Inzest-Erzählstoff vom ‹Mädchen ohne Hände›, in dessen Mittelpunkt die unschuldig verfolgte und stets demütige Frau steht. Seit dem Ende des . Jh. war die Geschichte in europäischen Literaturen mit variablen Personen- und Ortsnamen vielfältig verbreitet (andere dt. Umsetzungen sind → Mai und Bea or und Die → Königstochter von Reußen; s. Antti Aarne/Stith Thompson: The types of the folk-tale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows communications ]. Helsinki , Nr. ). H., dessen konkrete Quelle nicht ermittelt ist, fügt seiner Version am Ende Nachrichten aus dem jährigen Krieg bei. Zunächst wird erzählt, wie die Königstochter von ihrem verwitweten Vater zur Frau begehrt wird und nach England ieht. Dort wird sie inkognito vom englischen König geehelicht. W¨ahrend der Abwesenheit ihres Gatten zwingt eine böswillige Intrige der Schwiegermutter die Königstochter zusammen mit ihrem neugeborenen Sohn zur erneuten Flucht, die sie nach Rom führt. Dort werden fünf Jahre später beide Familien wieder zusammengeführt: Sowohl ihr Vater als auch ihr Mann reisen zur Absolution ihrer Sünden zum Papst und alle drei begegnen sich bei einer großen öffentlichen Beichte. Nachdem der König von Frankreich gestorben ist, erbt seine Tochter die Krone. Jetzt blendet H. zu Ereignissen des Hundertjährigen Krieges über. Denn nach dem Tod der Königstochter wird ihrem Sohn das Erbe streitig gemacht. Der König von England greift in die Auseinandersetzung um Frankreich ein und weitere Generationen setzen den Krieg fort. Das deutliche Eintreten H.s für die als legitim dargestellten Ansprüche des englischen Königshaus im englisch-französischen Kon ikt deckt sich mit den politischen Interessen des Erzbistums Köln. Dieser propagandistischen Intention opfert H. die Kohärenz seines Werkes, denn der historiographisch anmutende Schluss und die eigentlich abgeschlossene Erzählhandlung der Inzestgeschichte ergeben kein harmonisches Ganzes.
Hans von Bühel Stilistisch und metrisch orientiert sich H. bei der K. v. F. unzeitgemäß an der hö schen Epik. Über die Hälfte des Textes wird dabei von direkter Rede eingenommen. Bei seiner Darstellung kommt H. allerdings nicht ohne Stereotypien aus, und mit der stereotypen Erzählweise korreliert auch das Fehlen von Personennamen. Der Roman, der immerhin in zwei Druckau agen des frühen . Jh. erschien, hat eine äußerst schmale Wirkungsgeschichte. Cyriacus Schnauß publizierte in Coburg eine Reimnacherzählung des Romans unter dem Titel e e Trost spigel fur die Elenden. Das ist ein schone liebliche e wiewol erbarmtliche Historia von eines Konigs Dochter [...] (VD H ). H.s zweite Reimpaardichtung D. ( Verse) ist die Versi kation einer dt. Prosaübersetzung der lat. Historia septem sapientum. Die Historia (vor ) ist die wirkmächtigste Fassung der → Sieben weisen Meister und wird oft im Verbund mit den → Gesta romanorum überliefert. H.s direkte Vorlage ist zwar nicht erhalten, dürfte aber der dt. Prosafassung des Heidelberger Cpg (Mitte . Jh.) sehr nahe gestanden haben. H. selbst gibt im Epilog an, ihm habe die Übersetzung von einem «g˚ut geselle» zur Verfügung gestanden, der ihn gebeten habe, die Prosa in Reime zu fassen. Die Bearbeitung H.s bietet neben der Rahmenerzählung, in welcher der Prinz D. sich in gegen Verleumdungen seiner Stiefmutter zur Wehr setzen muss, alle Binnenerzählungen der Historia septem sapientum. Die misogyne Tendenz der Sieben weisen Meister-Tradition, die auch in H.s Bearbeitung evident ist, veranlasst ihn zu einem ausführlichen relativierenden Kommentar im Epilog. H. erklärt, dass es sich bei den Frauen genau wie bei den Männern verhalte und nicht alle Frauen schlecht seien. Die «lieben frowen g˚ut» müssten sich daher von seinen Exempeln nicht betroffen, sondern unterstützt fühlen. Die nur ober ächliche Figurenzeichnung im D. hat vermutlich schon H.s Vorlage gekennzeichnet. H.s wenig lebendiger, bei der Rahmenhandlung sehr repetitiver Erzählstil und auch die Umformung der modernen Prosa seiner Vorlage in eine aus der Zeit fallende Reimpaarversion dürften den Erfolg des Werkes zusätzlich behindert haben. Die nur unikal und handschriftlich erhaltene Versdichtung steht ohne nachgewiesene Wirkung abseits der eminent breiten dt. Rezeption der Sieben weisen Meister. Ü: Die Königstochter von Frankreich: Hs.-Fragm.: Breslau, UB, Cod. R (vormals
. Hälfte . Jh. StB, Cod. R ) Pap.-Bll. (rheinfränkisch, . Jh.). – Drucke: Straßburg: Johann Grüninger, und (GW /VD ZV ); Titel: «Von eines küniges tochter vˉo Frˉackrich ein hübsches lesen wie ds künig sie selb z˚u ds Ee wolt hon [...]». – Dyocletianus: Basel, UB, Cod. O III , Bll. (Pap., . Jh. alemannisch). A: Die Königstochter von Frankreich: Des Büheler’s K. v. F. mit Erzählungen ähnlichen Inhalts verglichen und hg. v. J. F. L. Theod[or] Merzdorf. Oldenburg (ohne Kenntnis des Hs.Fragm.). – Hs.-Fragm.: A. [recte: Karl] Bartsch: Bruchstücke einer Hs. der ‹Königstochter› Hans des Bühelers. In: Germania () S. –, hier S. –. – Dyocletianus: Adelbert Keller: Dyocletianus Leben v. H. v. B. (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig . (Die seit Keller gebräuchliche Betitelung des Romans Diocletianus Leben beruht auf einem Missverständnis Kellers, der V. : «Also endet sich Dyocletianus leben» als Werktitel aufgefasst hat.) L K. Bartsch, ADB () S. . – Ehrismann // () S. f. und Reg. – Paul-Gerhard Völker, NDB () S. f. – Udo Gerdes, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f., . – Frieder Schanze/Red., Killy () S. f. – Merzdorf (s. Ausg.) S. –. – Joseph Strobl: Rezension Ausg. Merzdorf. In: Germania () S. –. – Hermann Suchier: Œuvres poétiques de Philippe de Remi, sire de Beaumanoir. Bd. . Paris (Nachdr. New York ) S. XXIII–XCVI. – Fritz Seelig: Der Elsässische Dichter H. v. B. Eine litterarhist. Unters. Diss. Straßburg (wieder in: Straßburger Stud. [] S. –). – Otto Behaghel: Zu H. v. B. In: Germania () S. –. – Jakob Schmitz: Die ältesten Fassungen des dt. Romans von den sieben weisen Meistern. Diss. Greifswald . – Johann Hinrich Fitschen: Anrede und Grußformen in den Romanen H. v. B.s. Diss. Greifswald . – Katharina Büschgens: H. v. B. Neue Unters. über Überl., Reimgebrauch, Persönlichkeit. Diss. Bonn (Auszugspubl. Bonn ). – Josef Wellen: Über den Stil und die stilistischen Vorbilder der ‹K. v. F.›. Diss. Bonn (Auszugspubl. Bonn ). – Ernst Scheunemann: ‹Mai und Bea or› und H. v. B.s ‹K. v. F.›. Eine vergleichende Unters. zur Darstellung im hohen und späten MA (Deutschkundliche Arbeiten. Allg. Arbeiten ). Breslau . – Andreas Unterforsthuber:
. Hälfte . Jh. Literarische Tradition und Zeitgesch. ‹Die K. v. F.› des H. v. B. als Propagandadichtung. In: JOWG (/) S. –. – F. Schanze: H. v. B., ‹Die K. v. F.›. Struktur, Überl., Rezeption. Mit einem buchgeschichtlichen Anh. zu den ‹Königstochter›und ‹Hug Schapler›-Drucken und einem Faks. der ‹Königstochter›-Bearb. des Cyriacus Schnauß. In: Positionen des Romans im späten MA. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – Karin Cieslik: Auftraggeber und Dichterpersönlichkeit in der spätma. dt. Epik. Unters. zu ‹Mai und Bea or› und H. v. B.s ‹Die K. v. F.›. In: Figures de l’écrivain au Moyen Âge. Hg. v. Danielle Buschinger (GAG ). Göppingen , S. –. – Ingrid Bennewitz: Mädchen ohne Hände. Der Vater-Tochter-Inzest in der mhd. und frühnhd. Erzähllit. In: Spannungen und Kon ikte menschlichen Zusammenlebens in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Kurt Gärtner u. a. Tübingen , S. –. – Bea Lundt: ‹Der phaff der gefellet mir›. Außereheliche Lust und List von Frauen im . Jh. am Beispiel von drei Erzählungen des H. v. B. In: Lustgarten und Dämonenpein. Konzepte von Weiblichkeit in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Annette Kuhn/B. Lundt. Dortmund , S. –. – Christian Kiening: GenealogieMirakel. Erzählungen vom ‹Mädchen ohne Hände›. Mit Edition zweier dt. Prosafassungen. In: Geistliches in weltlicher und Weltliches in geistlicher Lit. des MA. Hg. v. Christoph Huber u. a. Tübingen , S. –. – B. Lundt: Weiser und Weib. Weisheit und Geschlecht am Beispiel der Erzähltradition von den ‹Sieben weisen Meistern›. .–. Jh. München , S. –. – Maryvonne Hagby: Die ‹K. v. F.› des H. v. B.: Ein Beispiel nicht-gelehrter Vermittlung hist. Wissens im SpätMA. In: Building the past. Konstruktion der eigenen Vergangenheit. Hg. v. Rudolf Suntrup/ Jan R. Veenstra (Medieval to Early Modern Culture ). Frankfurt/M. u. a. , S. –. – C. Kiening: Unheilige Familien. Sinnmuster ma. Erzählens (Philologie der Kultur ). Würzburg , S. – und Reg. – M. Hagby/Dagmar Hüpper: Die Gebete als dialogische Reden. Die ‹K. v. F.› () und die ‹Belle Hélène de Constantinople› (. Jh.). In: Sprechen mit Gott. Redeszenen in ma. Bibeldichtung und Legende. Hg. v. Nine Miedema u. a. (Hist. Dialogforschung ). Berlin , S. –. VZ
Sieben weise Meister Sieben weise Meister (Die sieben Weisen, Das Buch von Sindbad). – Erzählzyklus mit Rahmenhandlung spätantiken orientalischen Ursprungs (persische Überlieferung ab ca. ), okzidentalische Tradition ab Mitte/Ende . Jh., dt. Bearbeitungen . Jh. Die unterschiedlichen Versionen der S. w. M. – vom Beginn der orientalischen Tradition bis zu den westlich-volksprachigen Bearbeitungen der frühen Neuzeit – sind so zahlreich wie variabel im Bestand der jeweils gebotenen einzelnen Binnenerzählungen. Allen gemein ist eine Rahmengeschichte, bei der allerdings die Personen- und Ortsnamen sowie Details voneinander abweichen: Ein Prinz wehrt Verführungsversuche seiner Stiefmutter ab und wird daraufhin von dieser als Vergewaltiger verleumdet. Da der Prinz einem Schweigegebot unterliegt, verzögern sieben weise Männer durch das Erzählen von Geschichten das Urteil, bis sich der Prinz nach Ablauf der Schweigep icht wieder selbst verteidigen kann. Die Verleumderin wird entlarvt und bestraft, der Prinz in seine Rechte zurückgesetzt. Prominente Variationen des Erzählrahmens sind die Ausbildung des Herrschersohnes bei den sieben weisen Meistern und die Prophezeiung seines Todes, wenn er nicht sieben Tage schweige. In einem Traditionstyp tritt auch die Stiefmutter als Erzählerin auf und drängt mit ihren Exempeln auf ein schnelles Urteil. Der narrative Rahmen bietet bei den S. w. M. so nicht nur den Anlass für die einzelnen Erzählungen, sondern ist mit den Binnenerzählungen verzahnt, indem die Binnengeschichten die äußere Handlung determinieren und umgekehrt. Auf die allgemeine Entwicklung der Rahmenerzählung in Europa – und damit vor allem auf Boccaccio – haben die S. w. M. einen erheblichen Ein uss gehabt. Ihre internationale Beliebtheit mag sich dem Abwechlungsreichtum und der Anpassungfähigkeit der Binnenerzählungen verdanken bei gleichzeitiger narrativer Geschlossenheit des jeweiligen Gesamtkonglomerats. Die Auswahl der Geschichten folgte den Interessen der jeweiligen Rezipientengruppe und beliebte Erzählstoffe konnten integriert werden. Zwar lassen sich Hauptthemen für die gesamte Tradition auszumachen (Treue und Untreue, Weisheit und Erziehung, Bosheit der Frauen, Herrscherhandlung und -urteil) die jeweiligen Schwerpunktsetzungen beim Material oder Bewertungen des Erzählten sind hingegen frei für moraldidaktische, erbauliche oder etwa politisch-gesellschaftliche Ausgestaltungen des Zyklus. Oft haben die einzelnen
Sieben weise Meister Binnenstücke den Charakter von Exempeln, weisen teilweise aber auch Anlagen zur elaborierteren Novelle auf. Die größte Vielfalt wurde hierbei in Frankreich und Italien erreicht, sowohl lat. als auch volkssprachig, wobei eine altfranzösische Versbearbeitung womöglich schon um die Mitte des . Jh. enstanden und somit die älteste bekannte westlicheuropäische Fassung noch vor der lat. Tradition sein könnte. Letztere zeichnet freilich primär für die europaweite Verbreitung verantwortlich. Die lat. und spätma. dt. Fassungen bieten zusammen insgesamt verschiedene Binnenerzählungen auf, wobei die einzelnen S. w. M.-Versionen in der Regel zu jeweils fünfzehn Geschichten tendieren. Von diesen Erzählungen treten viele auch in selbstständigen Fassungen oder anderen Kontexten auf (vgl. z. B. → Ruprecht von Würzburg, → Schondoch oder Die → drei Mönche von Kolmar). Lat. Fassungen: Insgesamt sind sieben Versionen bekannt, die bis auf die älteste (Dolopathos, Ende . Jh.) aus dem . Jh. stammen und mitunter als Teile anderer Werke tradiert werden. Die Historia septem sapientum (H. s. s.) ist die bei weitem wirkmächtigste. . Der Dolopathos (auch: De rege et septem sapientibus) wurde vom lothringischen Zisterziensermönch Johannes de Alta Silva verfasst. Das Werk ist dem Metzer Bischof Bertrand († ) gewidmet und auf das späte . Jh. datiert. Schauplatz der Rahmenhandlung ist das heidnische Sizilien, Dolopathos ist der König und der Prinz heißt hier Lucinius. Insgesamt werden acht Binnenerzählungen dargeboten (sieben von den Weisen und eine achte von Lucinius’ Lehrer Virgil), von denen fünf in keiner anderen Fassung enthalten sind. Die stilistisch anspruchsvolle Bearbeitung des Johannes ist Ausweis der breiten literarischen Bildung ihres Verfassers. Seine Vorlagen müssen als verloren gelten. Die Cygni-Geschichte ist stoffliche Beiträgerin der Schwanrittersage (→ Lohengrin). . Der französische Dominikaner Johannes Gobi junior hat in seine Scala coeli (eine Exempelsammlung für Prediger, vor ) eine Version der S. w. M. aufgenommen. Die äußere Handlung spielt in Rom (wie auch bei den lat. Fassungen –) und insgesamt sind fünfzehn Beispielgeschichten enthalten, von denen sieben von der Stiefmutter vorgetragen werden und eine vom Prinzen. Kennzeichnend ist die der brevitas verp ichtete Darstellung und die dezidiert misogyne Tendenz der Sammlung, deren Quelle (laut Johannes ein Liber
. Hälfte . Jh. de septem sapientibus) nicht ermittelt ist. Eine Kurzfassung ist in das Kapitel De laetis der → Summa recreatorum inseriert. . (Libellus muliebri nequitia plenus) und . Zwei schmal überlieferte Bearbeitungen enthalten ebenfalls fünfzehn Binnenerzählungen und gehen vermutlich auf französische Vorlagen zurück (Roman des sept sages de Rome, Version A, vor ). . Die H. s. s. ist spätestens in der ersten Hälfte des . Jh. entstanden (ältester Zeuge ist Innsbruck, UB, Cod. []). Auch sie geht auf eine französische Fassung der A-Gruppe zurück und ist selbst wiederum Grundlage der meisten volkssprachigen Bearbeitungen der S. w. M. vom .–. Jh.: neben dt. gehen ndl., schwedische, französische, tschechische, englische, polnische, spanische, ungarische, schottische, jiddische, russische, dänische, armenische und isländische Übersetzungen direkt oder über Zwischenstufen auf die lat. H. s. s. zurück. Überliefert wird die H. s. s. von über Hss. und zahlreichen Drucken. Oft erscheint sie im Überlieferungsverbund mit den → Gesta Romanorum (G. R.; so schon im ersten Innsbrucker Textzeugen sowie in ca. % der Handschriften). Im Verlauf der Überlieferung werden die beiden Werke immer weniger differenzierbar (vgl. Roth [s. Ausg.] S. ), was im übrigen auch für die dt. Überlieferung gilt. In der H. s. s. – wie auch in fast allen dt. Texten – heißt der Herrscher Pontianus und der Prinz Diocletianus. Von den fünfzehn Binnengeschichten ist eine (Amici) in keiner anderen S. w. M.-Version bezeugt. Die Erzählungen fungieren als Exempel für unangemessene (Stiefmutter) und angemessene (die Weisen, Diocletianus) Argumentation. Den Erzählungen sind Nutzanwendungen beigegeben und in einem Teil der Überlieferung werden die Exempel zudem von geistlichmoralischen Ausdeutungen begleitet. Diese Moralisationen stören das Gefüge der Rahmenerzählungen oft emp ndlich und das Konglomerat stellt sich in diesen Fällen eher als Exempelreihe dar – vergleichbar den G. R. Generell ist die Überlieferung äußerst divergent. Eine eigenständige Fassung (Ludus septem sapientum), die Franz Modius zugeschrieben wird, könnte eine Rückübersetzung einer dt. Prosafassung der H. s. s. sein (Druck: Frankfurt/ M. [Sigmund Feyerabend] um [«Apud Paulum Reffeler»]). Eine Kölner Handschrift (Hist. Arch. der Stadt, Best. [GB °] , v–r [von ]) wartet mit einer ungewöhnlich kurzen Bearbeitung auf, enthält aber zwei sonst nicht für die
. Hälfte . Jh. S. w. M. bezeugten Exempel. Es könnte sich um die Bearbeitung einer fragmentarischen H. s. s.Fassung handeln. . Die Versio Italica aus dem . Jh. bietet nur vierzehn Binnenerzählungen, da hier die Stiefmutter nur sechs Geschichten erzählt. Sie ist in italienisch eingefärbtem Latein verfasst und zwei italienische Fassungen stimmen inhaltlich mit der lat. überein. Die Reihenfolge der Beein ussung ist ungeklärt. Eine Abhängigkeit von der französischen A-Gruppe ist wahrscheinlich. . Unikal überkommen ist die lat. Übersetzung der hebräischen S. w. M.-Version Mischle Sendebar. Die Rahmenhandlung ist in Indien situiert, der Erzieher des Prinzen heißt Sindebar. Von insgesamt Exempelgeschichten werden fünf von der Frau des Königs, eine vom Prinzen und der Rest von den Weisen (je zwei) vorgebracht. Die hebräische Vorlage bietet noch ein sechstes Exempel der Königsgattin. Die lat. und die hebräische Fassung weichen zudem am Schluss und am Anfang beträchtlich voneinander ab. Den Schluss und auch Teile des Prinzen-Exempels (Inclusa) hat der lat. Bearbeiter aus dem Libellus muliebri nequitia plenus (Nr. , s. o.) übernommen. Dt. Fassungen: Die dt. Textradition ist eng mit den G. R. verbunden. Nur eine Teilübersetzung des Dolopathos und eine dt. H. s. s.-Fassung werden separat überliefert. Zwar gibt es Versdichtungen, doch sind diese verglichen mit den Prosabearbeitungen äußerst wirkungsarm. W¨ahrend die G. R. ihre Popularität im . Jh. einbüßen, werden die S. w. M. im dt. Sprachraum immer beliebter und im . Jh. zum weit verbreiteten «Volksbuch», was ihrer im Gegensatz zu den G. R. geschlossenen Form zu verdanken sein dürfte. Die Separatdrucke der S. w. M. des . Jh. leiten das Ende der dt. G. R.Überlieferung ein. . Eine Übersetzung von sechs Erzählungen aus dem Dolopathos (Latronis lii, Cygni, Gaza, Creditor, Senex, Puteus) mit einleitenden, moralisch zusammenfassenenden Reimpaarstrophen ist aufgrund der fehlenden Rahmenerzählung keine S. w. M.Version im eigentlichen Sinn. Sie fügt sich in eine Sammelhandschrift mit dt. Erzähltexten ein (ohne auch nur rudimentäre Hinweise auf die Rahmenhandlung). . Die H. s. s. liegt in acht differenzierbaren dt. Prosafassungen (a–h) vor, die sämtlich auf lat. Vorlagen beruhen. Wie viele voneinander unabhängige Übertragungen diese Fassungen repräsentieren,
Sieben weise Meister lässt sich nicht sicher ermitteln. Im Überlieferungsverbund oder kontaminiert mit den dt. G. R. (vor allem Fassung b) enthalten die Exempel der S. w. M. auch Moralisationen. Die Fassung g ist die ausführlichste und erfolgreichste. Als einzige ist sie signi kant auch nach dem . Jh. bezeugt, und das mit über Drucken. Eine weitere dt. Prosaübersetzung (vor ) bezeugt → Hans von Bühel. Dt. H. s. s.-Fassungen waren die direkte Vorlage einer schwedischen und einer jiddischen Übersetzung. . Dyocletianus (Leben) ist die Versbearbeitung des Hans von Bühel und beruht auf einer dt. Prosaversion der H. s. s. . Eine anonyme Reimpaarfassung (über Verse) aus der ersten Hälfte des . Jh. dürfte im südhessischen Raum als direkte Übersetzung einer lat. H. s. s. entstanden sein. Die Versversion reiht sich in die misogyne S. w. M.-Tradition ein: Im Prolog werden die Erzählungen als Exempel für weibliche List und Falschheit angekündigt. Die Übersetzung genügt weder hohen sprachlichen (Wiederholungen und Füllwörter) noch formalen Ansprüchen. . Der Augsburger Meistersänger Sebastian Wild hat den Stoff dramatisiert. Das Schauspiel erschien e unter dem Titel Ein schone Tragedj auß dem b˚uch der siben weysen Maister gezogen in seinen bei Mate thäus Franck publizierten Schuldramen (Schoner e Comedien vnd Tragedien zwolff). Wild hat einen Vertreter der dt. Fassung g der H. s. s. als Vorlage benutzt. Er hält sich bei der Tragedj enger an seine Quelle, als es dem dramatischen Sujet zuträglich ist. Auch die Moralisatio wird übernommen und erscheint am Schluss des gedruckten Textes als geistliche Deutung innerhalb der dramatis personae. . Die Abenteuer von Diocleciano erscheinen ausschließlich innerhalb der dt. G. R. (Fassung b). Sie enthalten nur dreizehn Binnenexempel, von denen fünf ausschließlich hier bezeugt sind (der Rest auch in den H. s. s.). Die Quelle dieses Zusatzmaterials ist nicht bekannt. Die Erzählungen werden gestrafft dargeboten, so dass die Abenteuer bedeutend kürzer ausfallen als die dt. H. s. s. Eine geistliche Auslegung fehlt in Übereinstimmung mit der G. R. (b). . Eine unbeholfene Übersetzung des Libellus muliebri nequitia plenus (Nr. , s. o.) wird ohne Moralisation und mit kurzer Nutzanwendung innerhalb einer allegorisierten dt. G. R.-Sammlung (Fassung d) überliefert. . Die Hystorij von Diocleciano enthält fünfzehn Erzählungen, von denen zehn auch in den H. s. s.
Sieben weise Meister begegnen und fünf nur hier. Ab dem siebten Exempel folgt der Text in etwa den dt. H. s. s. (Fassung g). Vom Redaktor des unikalen Textzeugen ist die Hystorij als Abschluss eines G. R.-Corpus (Fassung k) konzipiert worden. Ü: Lat. Fassungen: .: Chantilly, Museé Condé, Ms. (olim ) r–v (Pap., erste Hälfte . Jh.). – München, BSB, Clm , f. – (Pap., ). – .: Uppsala, UB, Cod. C , v–v (Pap., erste Hälfte . Jh.). – .: Berlin, SBB, Ms. lat. qu. , r–v (Pap., ). – Zur weiteren lat. Überl. vgl. Hilka () (s. Ausg.) S. VII–X; Hilka () (s. Ausg.) S. ; Polo de Beaulieu (s. Ausg.) S. –; VL () Sp. f., ; für die H. s. s. s. Roth (s. Ausg.) S. – (Hss.) – (Drucke). Dt. Fassungen: .: Leipzig, UB, Ms. , r–v (Pap., erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.). – .: Die dt. Prosafassungen a–g der ‹H. s. s.› werden von insgesamt Hss. überliefert. Vgl. VL () Sp. f. und www.handschriftencensus.de/werke/. Fassung h ist nur im Druck überliefert: Antwerpen (Niclas de Leeu) (GW ). Fassung b erscheint in Drucken der g-Fassung der G. R. (s. dort). Die Fassung g wird von über Drucken tradiert, zu geringem Teil innerhalb der G. R. Erstdruck: Augsburg (Johann Bämler) (GW ; Faksimiledruck: Die s. w. M. Nachdr. der Ausg. Augsburg . Mit einem Nachw. v. Günter Schmitz [Dt. Volksbücher in Faksimiledrucken A/]. Hildesheim/New York ). Der Hauptüberlieferungsraum ist der dt. Südwesten, was nd. und ndl. Überlieferungszweige freilich nicht ausschließt. – .: Basel, UB, Cod. O III , Bll. (Pap., . Jh., alemannisch). – .: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , v–r (Pap., , schwäbisch). – Hamburg, SUB, Cod. germ. , r–r (Pap., , obd.). – Frankfurt/ M., UB, Ms. germ. qu. , Bll. (Pap., , rheinfränkisch); geschrieben, illustriert ( kolorierte Federzeichnungen) und gebunden von Hans Dirmstein, Goldschmied aus Frankfurt. – Erlangen, UB, Ms. B , Bll. (Pap., , bair.). – .: Innerhalb der G. R. in neun vollständigen Hss. der Fassung b (s. dort). – .: St. Florian, Stiftsbibl., Cod. XI B, rb–va (Pap., , bair.). – Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.). – .: Ebd., Schottenkloster, Cod. (Hübl ) r–v (Pap., um , bair.-österr.); den S. w. M. ging in einem vormals gemeinsamen
. Hälfte . Jh. Cod. als Faszikel direkt voraus: Ebd., ÖNB, Cod. mit den dt. G. R. (Fassung k). A: Lat. Fassungen: .: Hermann Oesterley: Iohannis de Alta Silva Dolopathos sive de rege et septem sapientibus. Straßburg/London . – Alfons Hilka: H. s. s. Bd. : Johannis de Alta Silva Dolopathos sive De rege et septem sapientibus (Slg. mlat. Texte ). Heidelberg . – .: A. Hilka: H. s. s. Die Fassung des Scala celi des Johannes Gobii iunior nach den Hss. krit. hg. In: Beitr. zur Sprach- und Völkerkunde. FS Alfred Hillerbrandt. Halle , S. –. – Marie-Anne Polo de Beaulieu: La scala coeli de Jean Gobi. Paris , Nr. . – .: Ralf-Henning Steinmetz: Der ‹Libellus muliebri nequitia plenus›. Eine ungedruckte lat. Version der ‹S. w. M.› und ihre dt. Übers. aus dem . Jh. In: ZfdA () S. –. – .: Gunnar Blomqvist: ‹Schacktavelslek› och ‹Sju vise mästar›. De ludo scaccorum, De septem sapientibus. Studier i medeltidens litteraturhistoria. Diss. Stockholm , S. –. – .: Georg Buchner: Die H. s. s. nach der Innsbrucker Hs. vom Jahre und vier Münchner Hss. (Erlanger Beitr. zur englischen Philol. ). Erlangen/ Leipzig (Nachdruck ). – Detlef Roth: ‹H. s. s.›. Überl. und textgeschichtliche Edition. Bd. : Unters. und Edition der Red. I und II; Bd. : Edition der Red. III und IV und Anh. (MTU f.). Tübingen . – .: Adolfo Mussa a: Beiträge zur Lit. der ‹S. w. M.›. In: Sb. der Kaiserl. Akad. der Wiss. Wien, phil.-hist. Cl. , Jg. , () S. –, hier S. – (Abdruck Wien, ÖNB, Cod. ). – A. Hilka: H. s. s. Bd. : Eine bisher unbekannte lat. Übersetzung einer orientalischen Fassung der S. w. M. (Mischle Sendabar) (Slg. mlat. Texte ). Heidelberg . Dt. Fassungen: .: Moriz Haupt: Märchen und Sagen. In: Altdt. Bll. () S. –, hier S. –. – .: R.-H. Steinmetz: Die Historia von den s. w. M. und dem Kaiser Diocletianus. Nach der Gießener Hs. mit einer Einleitung und Erl. (ATB ). Tübingen (f). – D. Roth: S. w. M. Eine bair. und eine elsässische Fassung der ‹H. s. s.› (TspMA ). Berlin (d/e). – .: Adelbert Keller: Dyocletianus Leben von Hans von Bühel (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig . – .: Ders.: Altdt. Gedichte. Tübingen , S. – (nach Erlangen, teilweiser Abgleich mit Frankfurt). – .: R.-H. Steinmetz (s. lat. Ausg. Nr. ). – .: Ders.: Die Hystorij von
. Hälfte . Jh. Diocleciano. In Abb. aus dem Cod. des Wiener Schottenstifts (Litterae ). Göppingen . B: GW. – VD . – VD . – Hans R. Runte/J. Keith Wikeley/Anthony J. Farrell: The Seven sages of Rome and the book of Sindbad. An analytical bibliography (Garland Reference Library of the Humanities ). New York/London ; fortlaufende Erg. in: Newsletter – Society of the Seven Sages. Halifax ff. – Bodo Gotzkowsky: ‹Volksbücher›: Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliogr. der dt. Drucke. Tle.: Drucke des . und . Jh./Drucke des . Jh. (Bibliotheca bibliographica Aureliana /). Baden-Baden /, Tl. , S. –; Tl. , S. –. L (s. auch die Ausgaben): Udo Gerdes, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. , –, . – Norbert H. Ott, LexMA () Sp. –. – Bea Lundt, EM () Sp. –. – Hans Jürgen Bachorski/R.-H. Steinmetz, Killy () S. f. – Gaston Paris: Deux rédactions du Roman des Sept Sages de Rome. Bde. Paris . – Paul Paschke: Über das anonyme mhd. Gedicht von den s. w. M. Diss. Breslau . – Matthäus Murko: Beitr. zur Textgesch. der ‹H. s. s.›. In: Zs. für vergleichende Literaturgesch. NF () S. –. – Antonie Johannes Botermans: Die hystorie van die seven wijse mannen van Romen. Diss. Utrecht. Haarlem . – Hermann Fischer: Beitr. zur Lit. der ‹S. w. M.›. Diss. Greifswald . – Jakob Schmitz: Die ältesten Fassungen des dt. Romans von den s. w. M. Diss. Greifswald . – G. Buchner: Beitr. zur Gesch. der ‹S. w. M.›. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Killis Campbell: The Seven Sages of Rome. Edited from the manuscripts, with introduction, notes and glossary. Boston u. a. (Nachdr. Genf ). – Isabella Massey: Text und Quellenstud. zu dem anonymen mitteldt. Gedicht von den s. w. M. Diss. Marburg . – Friedrich Moldenhauer: Zur hsl. Überl. der ‹H. s. s. Romae›. In: Münchner Museum für Philologie des MA und der Renaissance () S. –. – Ders.: Verz. der Drucke der ‹H.s. s. Romae›. In: ebd., S. –; Erg.: Josef Rest: Zum Verz. der Drucke der H. s. s. Romae. In: ebd. () S. f. – Gédéon Huet: Les rédactions de la ‹Scala celi›. In: Bibliothèque des Chartres () S. –. – Paul Heitz/Friedrich Ritter:
Sieben weise Meister Versuch einer Zusammenstellung der dt. Volksbücher des . und . Jh. nebst deren späteren Ausg. und Lit. Straßburg , S. –. – Jessie Crosland: Dolopathos and the Seven Sages of Rome. In: Medium Aevum () S. –. – Hermanus Johannes Leloux: Die Antwerpener mnd. Version der ‹S. w. M.›. In: Nd. Wort () S. –. – U. Gerdes: Miszelle zur hsl. Überl. der ‹G. R.› und der ‹H. S. S.› in dt. Sprache. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Johannes de Alta Silva. Dolopathos or the King and the Seven Wise Men. Translated by Brady B. Gilleland (Medieval and Renaissance texts and studies ). Binghamton, NY . – Ulrich Seelbach: Giessener Hs. . Ein Beitr. zur Publikumssoziologie der ‹S. w. M.›, Wyles . Translatze, Steinhöwels ‹Griseldis›, des Hohenberger ‹Regimen sanitatis› und Ringoltingens ‹Melusine›. In: Daphnis () S. –. – Detlev Fehling: Die Eingesperrte (‹Inclusa›) und der verkleidete Jüngling (‹Iuvenis femina›). Neues zur Traditionsgesch. zweier antiker Komödienmotive nebst einem Beitr. zur Gesch. des ‹Sindbad›-Zyklus. In: Mlat. Jb. () S. –. – U. Gerdes: Eine unbeachtete Version der ‹S. w. M.›. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Hans R. Runte: From the vernacular to Latin and back. The case of The Seven Sages of Rome. In: Medieval Translators and their Craft. Hg. v. Jeanette M. A. Beer (Studies in medieval culture ). Kalamazoo, MI , S. –. – Walter Haug: Exempelslg. im narrativen Rahmen: Vom ‹Pañcatantra› zum ‹Dekameron›. In: Fortuna vitrea () S. –, hier S. –. – Katherine Kent Skow: The whole is the sum of its parts. A structural and thematic analysis of ‹Die s. w. M.›. Diss. University of Illinois. Urbana . – B. Lundt: Sieben weise Meister gegen eine Frau. Ein populäres Volksbuch aus frauen- und geschlechtergeschichtlicher Perspektive. In: Begehren und Entbehren. Bochumer Beitr. zur Geschlechterforschung. Hg. Annette Treibel/ Gabriele Klein. Pfaffenweiler , S. –. – Katya Skow-Obenaus: Seeing is believing. Deception as a narrative tactic in ‹Die s. w. M.›. In: Fifteenth Century Studies () S. –. – B. Lundt: Der Herrscher als mönchisches Idealbild männlicher Sozialisation im Wandel (am Beispiel des ‹Dolopathen› und des ‹Volksbuches› von den s. w. M.). In: Variationen der Liebe. Hist. Psychologie der Geschlechterbeziehung. Hg. v. Thomas Kornbichler u. a. (Forum Psychohistorie ). Tübingen , S. –. – D. Roth/R.-H. Stein
Wittenwiler metz: Eine zweite Hs. der ‹Allegatio septem sapientum› (‹Libellus muliebri nequitia plenus›). In: ZfdA () S. –. – R.-H. Steinmetz: Die ‹Hystorij von Diocleciano›. Eine eigenständige dt. Version der ‹Sieben weisen Meister›. In: ZfdPh () S. –. – D. Roth: A Consideration of the Original Structure and the Transformation of the H. s. s. throughout its Manuscript Tradition. In: Medieval sermon studies () S. –. – R.-H. Steinmetz: Exempel und Auslegung. Stud. zu den ‹S. w. M.› (Scrinium Friburgense ). Freiburg/Schweiz . – K. SkowObenaus: The Whole Is the Sum of Its Parts. Misogyny as a Unifying Factor in ‹Die S. W. M.› In: Fifteenth Century Studies () S. –. – B. Lundt: Konzepte und Modelle männlicher Sozialisation im Spiegel klerikaler Erzähltradition vom .–. Jh. (am Beispiel des Erzählstoffes ‹Die S. W. M.›. In: Hö sche Lit. und Klerikerkultur. Wissen – Bildung – Ges. Hg. v. Andrea Sieber (Encomia-Dt. Sonderh.). Berlin , S. –. – B. Lundt: Weiser und Weib. Weisheit und Geschlecht am Beispiel der Erzähltradition von den ‹S. w. M.› .–. Jh. München . – D. Roth: Die ‹H. s. s.› als geistlicher Erbauungstext. In: Mlat. Jb. () S. –. – Ders.: Narrative Exempelkritik? Zu R.-H. Steinmetz, Exempel und Auslegung. In: PBB () S. –. – Ders.: Überlieferungskontexte als Zugang zu ma. Texten am Beispiel der ‹S. w. M.›. In: ZfdPh () S. –. – U. Gerdes: Rezension Steinmetz . In: ZfdA () S. –. – Massimiliano Bampi: The reception of the Septem Sapientes in medieval Sweden between translation and rewriting (GAG ). Göppingen . – Bernhard Jussen: Zwischen ‹lignage› und Stand. Arbeit am Schema der ‹Treulosen Matrone› in den ‹S. w. M.›. In: Text und Kontext. Fallstud. und theoretische Begründungen. Hg. v. Elisabeth MüllerLuckner/Jan-Dirk Müller (Schr. des Hist. Kollegs. ). München , S. –. – Carola Redzich: Der ‹Dolopathos› des Johannes de Alta Silva. Zur Legitimation des Erzählens von Geschichte(n). In: Didaktisches Erzählen. Formen literarischer Belehrung in Orient und Okzident. Hg. v. Regula Forster/Romy Günthart. Frankfurt/M. u. a , S. –. – Balázs J. Nemes: Textvergesellschaftung in der ma. Hs. als Wegweiser zu einem gebrauchsadäquaten Textverständnis. Dargestellt am Beispiel der Überl. der ‹S. w. M.›. In: Verortungen und Verknüpfungen in der Germanistik, in der
. Hälfte . Jh. Lit.-, Sprach- und Kulturwiss. (Publicationes Universitatis Miskolcinensis. Sectio philosophica /). Miskolc , S. –. VZ Wittenwiler, Heinrich. – Verfasser des komischdidaktischen Versepos Der Ring (um / [?]). Im Prolog zum Ring (R.) nennt sich dessen Vere fasser: «So mugt ïrs haben für aÿn mär /Sprach Haÿnreich Wittenweylär». Dieser Name ist in unterschiedlichen Variationen (Witwile, Wittenwille u. ä.) zwischen und in Archivalien der nordöstlichen Schweiz und aus Konstanz mehrfach belegt, wobei es sich um mindestens zwei Namensträger handeln dürfte. Wahrscheinlich ist der Dichter des R. mit einem – in fünf Urkunden bezeugten Notar und Kurienadvokaten am Konstanzer Bischofshof zu identi zieren, der mit den Attributen «maister»/«magister» und «her» erscheint. Demnach war W. ein studierter Adliger. Später könnte W. Hofmeister in Konstanz gewesen sein, doch ist ein entsprechender Eintrag unter dem Datum . . (ohne Jahresangabe) im Nekrolog der Zisterzienserinnen in Wurmbach bei Rapperswil nicht zweifelsfrei auf den Magister W. zu beziehen. Die Zeit um die Wende ins . Jh. war im Bodenseeraum und in Konstanz gesellschaftlich und politisch sehr bewegt. Re exe hiervon nden sich im R.: Offensichtlich werden im Text einige prominente Angehörige der Zünfte verspottet, was auf das angespannte Verhältnis von Patriziat und Zünften in Konstanz rekurrieren könnte. Außerdem scheinen die Kon ikte der Stadt mit den Bauernbünden, die mit den Eidgenossen verbündet waren, das negative Bauernbild im R. beeinusst zu haben. Der R. verbindet enzyklopädischen Anspruch und Didaxe mit einer neidhartischen Bauerngeschichte. Er ist damit ein unbedingtes Unikum. Ganz offensichtlich war das Werk im SpätMA und der frühen Neuzeit nicht weiter bekannt – es ist gänzlich ohne nachgewiesene Rezeption oder Wirkung geblieben. Es ist sogar denkbar, dass der überliefernde Codex unicus des R. die einzige jemals angefertigte Abschrift darstellt. Bekannt ist der R. erst seit der Editio princeps durch den Meininger Bibliothekar Ludwig Bechstein. W.s Epos dürfte um entstanden sein, wobei die einzigen gesicherten zeitlichen Anhaltspunkte weit auseinanderliegen. ist der Terminus post quem. In diesem Jahr ist der Traktat De bello, de Represaliis et de
. Hälfte . Jh. Duello des Bologneser Juristen Giovanni da Legnano erschienen, den W. nachweislich benutzt hat. Und da der Textzeuge des R. nach übereinstimmender Ansicht auf keinen Fall nach geschrieben wurde, ergibt sich so der Terminus ante quem. Die präziseren Datierungsansätze in der Forschung reichen von / bis zu /. Die späte Datierung stützt sich auf die umstrittene These, wonach im R. Anklänge an das Konstanzer Konzil erkennbar seien. Zuspruch hat der Vorschlag gefunden, der R. könnte im Umfeld des Konstanzer Bischofs Albrecht Blarer während dessen Episkopat (–) geschrieben worden sein. Blarer schloss mit Herzog Friedrich IV. von Österreich, der schwäbischen Ritterschaft und der Stadt Konstanz ein Bündnis gegen die Appenzeller. Der R. umfasst Reimpaarverse, in die einige Prosaabschnitte und Lieder inseriert sind. Ein Prolog von Versen gibt Lektürehinweise und e nennt den Titel des Werkes («Eÿn puch daz ist ds Ring genˉat»). Damit möchte W. einerseits die besondere Kostbarkeit seines Werkes zum Ausdruck bringen. Andererseits stelle sein Buch den Weltlauf (lat: «orbis») dar. Im Prolog führt der Autor weiter aus, dass er – da reine Didaxe zumeist als langweilig empfunden werde – diese mit Schwankhaftem («gpawren geschraÿ») verbunden habe. In diesem Zusammenhang verweist er auf das Layout im Codex: Rote Marginallinien sollen Passagen mit lehrhaftem und grüne solche mit schwankhaftem Inhalt kennzeichnen (die tatsächliche Umsetzung im Textzeugen ist allerdings mitunter verwirrend). Als inhaltliche Strukturierung des R. nennt W. drei Teile: ) Werbung des Mannes um die Frau. ) Allgemeine Verhaltenslehre. ) Verhalten in Kriegszeiten. Die didaktischen Partien durchziehen den gesamten Text und ihre Anordnung folgt dabei keiner sachbezogenen Systematik. Sie ergibt sich aus der Handlung. Wenn sich das Liebespaar etwa Briefe zukommen lässt, so nutzt W. diese Gelegenheit für eine Brie ehre und die beiden Briefe dienen als Muster rhetorisch gestalteter Minnebriefe. Bei den angebotenen Lehrinhalten handelt es sich in der Regel um pragmatisches Wissen, wobei der Ehedebatte im zweiten Teil zentrale didaktische Bedeutung zukommt. Die einzelnen Lehren werden zumeist im monologischen Vortrag einer einzelnen Figur dargeboten und seltener im Disput entwickelt. Der Handlungsablauf der drei einzelnen Teile stellt sich wie folgt dar: ) Der Bauernjunge Bert
Wittenwiler schi Triefnas aus Lappenhausen wirbt um die unsäglich hässliche Mätzli Rüerenzumph. Ein groteskes Turnier der Bauern unter Teilnahme des Bauernfeinds Neidhart wird ausgerichtet, doch stößt Bertschis Werben auch nach diesem beträchtlichen Aufwand auf Hindernisse. So wird Mätzli von ihrem Vater auf dem Dachboden eingesperrt, womit W. die Unnahbarkeit der Dame in der «hohen minne» parodiert. Bertschi wickelt einen Liebesbrief (den er dem Dorfschreiber Nabelreiber diktiert hat und den Mätzli ohnehin nicht lesen kann) um einen Stein, Nabelreiber verletzt beim Wurf die Umworbene jedoch am Kopf. Der Arzt Chrippenchra, der die Verletzte versorgt, liest ihr den Brief vor und verfasst nach ihren Vorgaben einen allegorischen Antwortbrief. Er nutzt aber auch die Gelegenheit, um Mätzli zu verführen. Diese wird schwanger, doch Chrippenchra kennt bewährte Mittel zur Vortäuschung der Jungfernschaft. Abschließend erklärt Nabelreiber Bertschi den kunstvollen Antwortbrief. – ) Eine Debatte unter Bertschis Verwandten über das Für und Wider der Ehe leitet den zweiten Teil ein. Ein Brautwerber wird zu Mätzli geschickt und Bertschi von deren Familie examiniert. Dabei erhält er zahlreiche Belehrungen nicht nur über die Ehe, sondern auch über Studium (‹Schülerspiegel›), Religion, Gesundheit, Tugend und Haushaltsführung. Auf die Hochzeit von Bertschi und Mätzli folgt ein orgiastisches Hochzeitsmahl. Die Völlerei geht anschließend in ein wildes Tanzvergnügen über. – ) Im dritten Teil artet der Tanz zunächst in eine Prügelei aus, die dann in einen Krieg zwischen den Dörfern Lappenhausen und Nissingen gesteigert wird. Zwischen den Kriegsräten der Lappenhausener und Nissinger (die W. Gelegenheit zu umfangreichen Kriegslehren geben) erhält das Paar aber noch die Gelegenheit zur Hochzeitsnacht, die mit einem W¨achter-Tagelied endet. Unterstützung erhalten die Parteien in der anschließenden Schlacht apokalyptischen Ausmaßes auch von Gestalten aus Mythologie und Heldendichtung: Zwerge, Riesen, Hexen, Recken, Schweizer und Heiden sind im Einsatz. Die durch Verrat begünstigten Nissinger tragen den Sieg davon, nachdem ein Kongress der europäischen Hauptstädte, die Lappenhausen als Verbündete hat gewinnen wollen, die Hilfe verweigert hat. Der Kampf endet mit dem Tod aller Beteiligten und dem Untergang der dör ichen Welt. Einzig Bertschi überlebt und zieht als Einsiedler in den Schwarzwald.
Wittenwiler Primäre Quelle des R. ist der Schwank Die → Bauernhochzeit (in der Fassung Metzen hochzit), der allerdings lediglich ein grobes Handlungsgerüst vermittelt. Erweitert hat W. die Schwankerzählung im ersten Teil um die «hö schen» Werbungsbemühungen Bertschis, die Arztszene und die Liebesbriefe. Die Examinierung Bertschis im zweiten Teil breitet W. durch die langen lehrhaften Passagen aus, während er die Hochzeitsszenen um zahlreiche Details bereichert. Das Umschlagen der Rauferei in einen alles vernichtenden Krieg ist W.s Er ndung und die Lokalisierung des Geschehens in der Gegend um Konstanz (zahlreiche Ortsnamen verraten genaue geographische Kenntnisse) geht ebenso auf ihn zurück wie die zahlreichen lächerlichen Bauernnamen. W¨ahrend in Metzen hochzit harmlose Unterhaltung des Rezipienten im Vordergrund steht, so ist es bei W. die Verachtung, die er gegenüber seinem Personal aufbringt und die seine Leser teilen sollen. Die Verhaltensweisen der Bauern stehen permanent im krassen Widerspruch zu den aufgestellten Lehren der didaktischen Passagen oder sie dienen als abschreckende Negativlehre: So ist das unter Missachtung sämtlicher Tischregeln ablaufende Hochzeitsmahl als lehrhaft rot markiert, es handelt sich also um eine Tischzucht ex negativo. Außer dem Hochzeitsschwank sind zahlreiche weitere literarische Ein üsse evident. Es ist überall im R. spürbar, dass W. mit der dt. literarischen Tradition in hohem Maße vertraut war. Die Gestaltung des Epos und vor allem des ersten Teils ist nicht ohne W.s dezidierte Kenntnis der neidhartischen Tradition (→ Neidhart, → Neidhartspiele) vorstellbar. Die in den Text an verschiedenen Stellen eingeschalteten Lieder belegen die Vertrautheit sowohl mit der hö schen Lieddichtung als auch mit dem zeitgenössisch-populären Lied. Ob die Lieder von W. selbst stammen oder Zitate darstellen, ist allerdings unbekannt. Der Ein uss der Heldendichtung ist durch eine Parodie des → EckenliedAnfangs (V. f.) und das Auftreten von heldenepischem Personal im dritten Teil offensichtlich (Dietrich von Bern, Ecke, Hildebrand, Dietleib, Wolfdietrich, Sige[not], Laurin). Zudem nehmen Figuren aus hö schen Romanen an den Auseinandersetzungen teil (Gawan, Tristan, Lanzelot). Aus der Chanson de geste begegnet Reinolt von Montaban. Neben diesen literarischen Bezugspunkten ist schließlich auch der Ein uss der alemannischen Fastnacht-Tradition von eminenter Bedeutung für den R. (→ Reinolt von Montelban).
. Hälfte . Jh. Für die didaktischen Passagen sind u. a. folgende Quellen W.s aus der gelehrten meist lat. Literatur ermittelt oder vorgeschlagen worden, die er nicht immer direkt benutzt sondern oftmals über die Tradition gekannt haben dürfte: die dt. Minnelehre des → Johann von Konstanz (für Chrippenchras Brief); Bibel und Legenda aurea des → Jacobus a Voragine; der ovidianische Facetus moribus et vita (→ Facetus, für Nabelreibers Minnelehre); Didaskalion des → Hugo von St. Victor, → Moralium dogma philosophorum und → Thomas von Aquin (für Lastersaks ‹Schülerspiegel› und Übelgsmachs Tugendlehre); lat. Gesundheitstraktate (‹Regimina sanitatis›) und das ps.-aristotelische → Secretum secretorum (für Straubs Gesundheitslehre); die verbreitete Epistola de cura et modo rei familiaris utilius gubernandae (→ Lehre vom Haushaben, für Saichinkruogs Haushaltslehre); Giovanni da Legnano (s. o., für die Kriegslehren). Im R. gibt es weder positive Figuren noch positive Taten. In diesem Kontext eines gesellschaftlichen Zustandes, der durch Unvollkommenheit, Laster, Aggression usw. geprägt ist, wird die Notwendigkeit der Lehren begreifbar – andererseits werden die Lehren oftmals durch die vortragenden Personen desavouiert, so dass aus ihnen keine Hoffnung auf Besserung erwachsen kann. Eine derartig konsequent negative Darstellung der Welt, wie sie im R. begegnet, steht in der dt. Unterhaltungsliteratur des MA relativ isoliert da und ist ansatzweise noch mit → Heinrichs Reinhart Fuchs oder dem → Nibelungenlied vergleichbar. In Bezug auf seine Diversität wiederum hat der R. Gemeinsamkeiten mit zwei hochkomplexen Werken des . Jh., die perspektivische Vielfalt und Multiplizität der Ein üsse mit ihm teilen: der Wilhelm von Österreich des → Johann von Würzburg und die → Minneburg. Doch lässt die Verbindung von komischer Handlung und Didaxe den R. als opus sui generis erscheinen. Gattungsspezi sche Annährungsversuche seitens der Forschung (Satire, Groteske, Parodie, Laiendoktrinal, Lehrdichtung usw.) greifen angesichts der Vielzahl unterschiedlicher literarischer Kleinformen, aus denen sich der R. speist, durchweg zu kurz. Neben der Gattungsfrage sind auch die Gebrauchsfunktion und die Adressaten der Dichtung umstritten. W. stellt die modernen Interpreten vor Rätsel, was dazu führt, dass die Deutung des R. andauernder Gegenstand der wissenschaftlichen Kontroverse ist und sich die Deutungsvorschläge zum Teil widersprechen. Vielleicht
. Hälfte . Jh. zielt ein gesamtinterpretatorischer Ansatz aber ohnehin an der signi kanten und werkde nierenden Vielschichtigkeit des R. vorbei und es ist fraglich, ob man W. überhaupt eine konkrete Aussage- oder Wirkungsabsicht unterstellen darf. Ü: München, BSB, Cgm (vormals Meiningen, Staatsarch., Hs. ; davor Hofbibl., Hs. [früher Hs. ]) Bll. (Perg., um /, bair.-alemannische [schwäbisch/schweizerische] Mischsprache). Der Haupttext ist von einer Hand geschrieben. Werktitel auf r von jüngerer Hand: «Dis B˚uch Ist genandt der Ringk Est Iacobi Marqvardi à Glauburg» (= Jacob Marquard von Glauburg [–] Patrizier und Bürgermeister in Frankfurt/M.). Auf v setzt der Text mit dem Prolog ein. In die Initiale D ist das Brustbild eines Mannes in grüner Gelehrtentracht eingezeichnet. In der linken Hand hält er einen Ring mit Edelstein. Darunter ist ein Wappen gemalt mit einem aufsteigenden Bock, das identisch ist mit dem der Toggenburger Familie W. Daher wird der abgebildete Mann gemeinhin mit dem Dichter identi ziert. Der Cod. gilt als autornah. Am Ende des Prologs in der rechten Spalte ndet sich eine Federzeichnung, die Bertschi und Mätzli darstellt. – Vermutlich gelangte die Hs. durch Kauf in die Bibl. der Herzöge von Sachsen-Meiningen, später ins Meininger Archiv. wurde die Hs. von der BSB erworben. – Faks.: Rolf Bräuer/George F. Jones/Ulrich Müller: H. W. Der R. In Abb. der Meininger Hs. (Litterae ). Göppingen . – Vgl. auch: Ulrich Montag/Karin Schneider: Dt. Lit. des MA. Hss. aus dem Bestand der BSB München mit H. W.s ‹R.› als kostbarer Neuerwerbung. Ausstellungskat. (BSB Schatzkammer /Patrimonia ). München , S. – (Nr. ). A: Ludwig Bechstein: Der R. v. H. W. Eingel. durch Adelbert Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart . – Edmund Wießner: H. W.s Ring. Nach der Meininger Hs. (Dt. Lit. in Entwicklungsreihen. Realistik des SpätMA ). Leipzig (Nachdr. Darmstadt ). – Zweisprachige Ausgaben: H. W. Der R. oder Wie Bertschi Triefnas um seine Mätzli freite. Hg. und übertragen v. R. Bräuer. Berlin . – H. W. Der ‹R.›. Hg., übers. und komm. v. Bernhard Sowinski (Helfant-Texte ). Stuttgart . – H. W. Der R. Frühnhd./Nhd. Nach dem Text v. E. Wießner ins Nhd. übers. und hg. v. Horst Brunner (RUB ). Stuttgart , . – H. W. Der R.
Wittenwiler Text – Übersetzung – Komm. Nach der Münchener Hs. hg., übers. und erl. v. Werner Röcke unter Mitarbeit v. Annika Goldenbaum. Mit einem Abdr. des Textes nach E. Wießner. Berlin/Boston . Ü: H. W. Der R. Nach der Ausg. E. Wießners übertragen und mit einer Einleitung versehen v. Helmut Birkhan (Fabulae mediaevales ). Wien . B: Plate (s. Lit.) S. –. – Riha (s. Lit.) S. –. – Riha (s. Lit.) S. –. – Fürbeth (s. Lit.) S. –. – Röcke (s. Ausg.) S. –. L: L[udwig] Fränkel: H. der Wittenweiler, ADB () S. –. – Winfried Schlaffke, KNLL () S. f. – De Boor/Newald / () S. – und Reg. – H. Brunner, LexMA () Sp. . – Ders., VL () Sp. –; () Sp. . – Claudia Händl, Killy () S. –. – Forschungsberichte: Bernward Plate: H. W. (Erträge der Forschung ). Darmstadt . – Ortrun Riha: Die Forschung zu H. W.s ‹Ring› – (Würzburger Beitr. zur dt. Philologie ). Würzburg . – Dies.: Die Forschung zu H. W.s R. –. In: Vom MA zur Neuzeit. FS H. Brunner. Hg. v. Dorothea Klein u. a. Wiesbaden , S. –. – Frank Fürbeth: Die Forschung zu H. W.s ‹R.› seit . In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Weitere Titel: E. Wießner: Komm. zu H. W.s R. (Dt. Lit. in Entwicklungsreihen. Realistik des SpätMA. Komm. zu Bd. ). Leipzig . – Bruno Boesch: Die Namenwelt in W.s ‹R.› und seiner Quelle. In: Namenforschung. FS Adolf Bach. Hg. v. Rudolf Schützeichel/Matthias Zender. Heidelberg , S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur Namenforschung – [Beitr. zur Namenforsch. NF Beih. ]. Heidelberg , S. –). – Ulrich Gaier: Satire. Stud. zu Neidhart, W., Brant und zur satirischen Schreibart. Tübingen . – Elmar Mittler: Das Recht in H. W.s R. (Forschungen zur Oberrheinischen Landesgesch. ). Freiburg i. Br. . – E. Wießner: Der Wortschatz v. H. W.s R. Hg. v. B. Boesch. Bern . – H. Birkhan: Das Historische im ‹R.› des H. Wittenweiler (Österr. Akad. der Wiss. Phil.-Hist. Kl. Sb. /). Wien . – Helmut Funke: Die graphischen Hinweise H. W.s für das Verständnis seiner Dichtung ‹Der R.›. Diss. Münster . – B. Boesch: Bertschis Welt ucht. Zum Schluß von W.s ‹R.›. In: Stud. zur
Wittenwiler dt. Lit. und Sprache des MA. FS Hugo Moser. Hg. v. Werner Besch u. a. Berlin , S. –. – Jörg Bismark: Adelige Lebensformen in W.s ‹R.›. Unters. über die Person des Dichters und die ständische Orientierung seiner Lehren und seiner Satire. Augsburg . – Kurt Ruh: H. W.s ‹R.›. In: FS Herbert Siebenhüner. Hg. v. Erich Hubala/Gunter Schweikhart. Würzburg , S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. Bd. Berlin/New York , S. –). – Ders.: Ein Laiendoktrinal in Unterhaltung verpackt. W.s ‹R.›. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit. Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –. – Christa Maria Puchta-Mähl: ‹Wan es ze ring um buns beschait›. Stud. zur Narrenterminologie, zum Gattungsproblem und zur Adressatenschicht in H. W.s ‹R.›. Heidelberg . – Elisabeth Schmid: Leben und Lehre in H. W.s ‹R.›. In: JOWG (/) S. –. – Christoph Gruchot: H. W.s ‹R.›. Konzept und Konstruktion eines Lehrbuches (GAG ). Göppingen . – Eckart Conrad Lutz: Spiritualis Fornicatio. H. W., seine Welt und sein ‹R.› (Konstanzer Gesch.- und Rechtsquellen ). Sigmaringen . – Trude Ehlert: ‹Doch so fülle dich nicht satt!› Gesundheitslehre und Hochzeitsmahl in W.s ‹R.›. In: ZfdPh () S. –. – C. Händl: Ho eren mit Stechen und Turnieren. Zur Funktion Neidharts beim Bauernturnier in H. W.s ‹R.›. In: ebd. S. –. – H. Brunner: ‹Gunterfai sein bek derschal›. Komm. zum Musikinstrument des Spielmanns in H. W.s ‹R.›. In: FS Walter Haug/Burghart Wachinger. Bd. . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen S. – (wieder in: H. Brunner: Annäherungen. Stud. zur dt. Lit. des MA und der Frühen Neuzeit [Phil.Stud.u.Qu. ]. Berlin , S. –). – Ders. (Hg.): H. W. in Konstanz und ‹Der R.› = JOWG (/ ), zahlreiche Beitr. – W. Haug: Von der Idealität des arthurischen Festes zur apokalyptischen Orgie in Wittenwylers ‹R.›. In: Ders.: Brechungen auf dem Weg zur Individualität. Kl. Schr. zur Lit des MA. Tübingen , S. –. – Thomas Cramer: Nabelreibers Brief. In: Gespräche – Boten – Briefe. Körpergedächtnis und Schriftgedächtnis im MA. Hg. v. Horst Wenzel (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Kerstin Schmitt: Sexualität als Textualität: Die Inszenierung von Geschlechterdifferenz und Sexualität in H. W.s ‹R.›. In: Schwierige Frauen – schwierige Männer in der
. Hälfte . Jh. Lit. des MA. Hg. v. Alois M. Haas/Ingrid Kasten. Bern u. a. , S. –. – W. Röcke: Der groteske Krieg. Die Mechanik der Gewalt in H. W.s ‹R.›. In: Studia Germanica Posnaniensia () S. –. – Johannes Keller: Vorschule der Sexualität: Die Werbung Bertschis um Mätzli in H. W.s ‹R.›. In: ebd., S. –. – B. Sowinski: Kompositions- und Gattungsfragen zu H. W.s ‹Der R.›. In: Sprachgesch. als Textsortengesch. FS Gotthard Lerchner. Hg. v. Irmhild Barz. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Michael Bärmann: Helden unter Bauern. Versuch zu H. W.s Ring. In: Schr. des Ver. für Gesch. des Bodensees () S. –. – H. Brunner: Reden, Blut, Trauer. Das Bild des Krieges in H. W.s ‹Der R.›. In: Zwischenzeiten – Zwischenwelten. FS Kozo Hirao. Hg. v. Josef Fürnkäs. Frankfurt/M. , S. – (wieder in: ‹Dulce bellum inexpertis›. Bilder des Krieges in der dt. Lit. des . und . Jh. Hg. v. H. Brunner u. a. [Imagines medii aevi ]. Wiesbaden , S. –). – F. Fürbeth: ‹nutz, tagalt oder mär›. Das wissensorganisierende Paradigma der ‹philosophia practica› als literarisches Mittel der Sinnstiftung in H. W.s Ring. In: DVjs () S. –. – Corinna Laude: ‹Daz in swindelt in den Sinnen ...›. Die Poetik der Perspektive bei H. W. und Giovanni Boccaccio (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin . – Wernfried Hofmeister: ‹Inhaltsangaben› als literarhist. Herausforderung dargestellt am Beispiel von H. W.s Versepos ‹Der R.›. In: Jb. für Internationale Germanistik () S. –. – Theodor Nolte: H. W.s ‹R.› und der ‹Bauernhochzeitsschwank›. Ein Vergleich am Beispiel des Hochzeitsmahls. In: Dt.-Böhmische Literaturbeziehungen. FS Václav Bok. Hg. v. Hans-Joachim Behr. Hamburg , S. –. – Dietrich Huschenbett: Hermann von Sachsenheim und H. W. In: ZfdA () S. –. – Monika Schulz: Eherechtsdiskurse. Stud. zu ‹König Rother›, ‹Partonopier und Meliur›, ‹Arabel›, ‹Der guote Gêrhart›, ‹Der R.› (Beitr. zur älteren Literaturgesch.). Heidelberg . – Hans-Jürgen Bachorski: Irrsinn und Kolportage. Stud. zum ‹R.›, zum ‹Lalebuch› und zur Geschichtsklitterung (Lit., Imagination, Realität ). Trier . – R. Bräuer: Zur Poetizität von H. W.s ‹R.› und den Möglichkeiten, Notwendigkeiten und Aporien ihrer Bewahrung in den nhd. Adaptionen. In: wort unde wise – singen unde sagen. FS Ulrich Müller. Hg. v. Ingrid Bennewitz (GAG ). Göppingen ,
. Hälfte . Jh. S. –. – W. Röcke: Drohung und Eskalation. Das Wechselspiel von sprachlicher Gewalt und körperlicher ‹violentia› in H. W.s ‹R.›. In: Blutige Worte. Hg. v. Claudia Jarzebowski/Jutta Eming (Berliner MA- und Frühneuzeitforsch. ). Göttingen , S. –. – Stephanie Hagen: H. W.s ‹R.›. Ein ästhetisches Vexierbild. Stud. zur Struktur des Komischen (Lit., Imagination, Realität ). Trier . – Christine Stridde: H. W. Der R. (um ). In: Literarische Performativität. Lektüren vormoderner Texte. Hg. v. Cornelia Herberichs/ Christian Kiening (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. –. – Colette Gauthier: Mätzli Ruerenzumph, héroïne de ‹Der R.›, de W. Nouvelle Eve, nouvelle Hélène de Troie, sur le mode de la farce. In: Érotisme et sexualité. Hg. v. Danielle Buschinger (Médiévales ). Amiens , S. –. – Christine Putzo: Komik, Ernst und ‹Mise en page›. Zum Problem der Farblinien in W.s ‹Der R.›. In: Arch. für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen () S. –. – Klaus Ridder: Grenzüberschreitungen. Tabu-Wahrnehmung und LachInszenierung in ma. Lit. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Sprechen in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin/New York , S. –. – Sibylle Jefferis: The Doctor Scene in W.’s R. The Reception of the Novella Aristoteles und Phyllis. In: Intertextuality, reception, and performance. Hg. v. ders. (GAG ). Göppingen , S. –. – Armin Brülhart: Der ‹gpaur› als Leser. Lesevorgänge in H. W.s ‹R.› am Beispiel von Saichinkruogs Haushaltslehre. In: Lesevorgänge. Prozesse des Erkennens in ma. Texten, Bildern und Hss. Hg. v. E. C. Lutz u. a. (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. –. – Thomas Neukirchen: Am Nullpunkt der Lit. H. W.s ‹R.› und die Tradition der Literaturverachtung. In: Euph. () S. –. – W. Röcke: Erzähltes Wissen vom Kriege. Narrativierung und komische Destruktion antiker Kriegslehren in der Lit. des SpätMA (H. W.: ‹Der R.›). In: War in Words. Transformations of War from Antiquity to Clausewitz. Hg. v. Marco Formisano/Hartmut Böhme (Transformationen der Antike ). Berlin/ New York , S. –. – Hans Rudolf Velten: Spott und Lachen im ‹R.› H. W.s. In: Mitt. des dt. Germanistenverbandes () S. –. – Tobias Bulang: Enzyklopädische Dichtungen. Fallstud. zu Wissen und Lit. in SpätMA und früher
Meister Heinrich I Neuzeit (Dt. Lit. – Stud. und Quellen ). Berlin , S. –. – Albrecht Classen: Rape in the world of the peasant class in the late Middle Ages. H. W.s R. In: Ders.: Sexual violence and rape in the Middle Ages. A critical discourse in premodern German and European literature (Fundamentals of medieval and early modern culture ). Berlin/Boston , S. –. – Götz Frömming: Urkundliche Zeugnisse zu H. W. In: ZfdA () S. –. VZ Meister Heinrich I. – Verfasser einer Reimpaarrede, frühes . Jh. (?). Einziges namentliches Zeugnis des Dichters ist die Autorsignatur am Schluss seiner unikal übere lieferten Dichtung: «meynsts heÿnrich euws guter freünt». Der Sprachstand der reimgebundenen Wörter legt eine alemannische Herkunft H.s nahe. Sein Verse umfassender Text thematisiert die Liebschaften von Klerikern. Rund zwei Drittel des Textes füllt dabei ein Dialog zwischen «pfaffe» und «pfeffin» aus. Diese beklagen ihre sündhafte Verbindung sowie den Verlust des Seelenheils und weisen sich die Schuld hierfür jeweils gegenseitig zu. Der Schlussteil der Rede warnt vor den Folgen priesterlicher Unzucht und fordert die Landesherren auf, sowohl unzüchtige Kleriker als auch deren Konkubinen des Landes zu verweisen. Die Reimpaarrede ist wenig kunstvoll: Verslängen sowie die Zahl der Hebungen wechseln unregelmäßig und zahlreiche Wort- und Reimwiederholungen sind Beleg von H.s begrenzten dichterischem Potential. Vor allem die Reime «phaffe»/ «affe» und «pheffin»/«effin» werden arg strapaziert. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , vb–ra (Pap., /, schwäbisch/bair./ostfränkisch); Überschrift: «Von dem pfaffen vˉn pfeffin»; Marginalkorrektur: «vˉo dem phaffˉe vnd pheffinn»; Reg. Bl. r: «Ds phaff vnd die pheffyn». A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: Christine Stöllinger, VL () Sp. f. – Schmid (s. Ausg.) S. . VZ Durst. – Verfasser einer satirisch-didaktischen Reimpaarrede, frühes . Jh. (?). Die Autorsignatur am Schluss der Verse umfassenden Dichtung von Der Bawrn hofart ist ver
Sterzinger Miszellaneen-Handschrift mutlich das Pseudonym eines fahrenden Berufsdichters aus dem bair. Raum. Der Text verurteilt äußerst scharf und spöttisch die Hoffart wohle habender Bauern: «Dÿ wolln alle herren sein». In Kleider- und Haartracht suchten sie den Herren zu gleichen (besonders nach den «pehemischen siten»). Weit über Verse wendet D. auf, um Kleiderluxus und Frisurenunwesen zu geißeln. Auch verurteilt er den Aufwand, den die Bauern bei Hochzeiten und anderen Festen betrieben, stets um den vornehmen Herren zu gleichen. Darüber seien sie faul und genusssüchtig geworden. Ferner bekennt der Dichter, er sei mitnichten «den Bawrn gehaß» und lediglich ob der Ordo-Verletzung «in meim hertzen laÿd» und bemüht um das Wohl des Bauernstandes. Dieses könne letztlich nur durch Aufrechterhaltung der ständischen Ordnung gesichert werden. Ob das hier artikulierte Mitgefühl ironisch zu verstehen ist, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit klären, liegt aber angesichts der Boshaftigkeit der desavouierenden Bauerndarstellung nahe. Ü: München, BSB, Cgm , v–v (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair. [aus Nürnberg]); Schlussverse: «Also es der durst pesÿnnen kann / Der hat es also geticht / Vnd der Bawrn hofart awsgericht». A: Johannes Bolte: Der Bauer im dt. Liede. Lieder des .–. Jh. (Acta Germanica ,). Berlin , S. – (Anh. ). – Hermann Maschek: Lyrik des späten MA (Dt. Lit. Reihe Realistik des SpätMA ). Leipzig (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Günther Franz: Quellen zur Gesch. des dt. Bauernstandes im MA (Ausgewählte Quellen zur dt. Gesch. des MA ). Darmstadt , S. f. (Nr. ); Teilabdruck (V. –, fälschlich mit Verfasserangabe Hans → Rosenplüt). L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f. – Maschek (s. Ausg.) S. . VZ Sterzinger Miszellaneen-Handschrift. – Lat.dt. Mischhandschrift mit Liedern und Reimpaarsprüchen, erstes Viertel . Jh. Die schmucklose Gebrauchshandschrift ist durch ihre außerordentliche Textvielfalt gekennzeichnet. Eine bewusst-konzeptuelle Gliederung ist nicht zu erkennen, doch lassen sich vor allem anhand der Lagenordnung vier Kernteile ausmachen: Teil
. Hälfte . Jh. (r–r) enthält einen lat. Musiktraktat und weitere musiktheoretische Notizen. – Teil (r–r) ist eine Sammlung überwiegend anonymer lat. Kleintexte (meist geistlich oder moralisch-satirisch, aber auch Erotisches, Trinksprüche usw.). Die Mehrzahl der Stücke sind Cantiones – neben Versus leoninus, Vagantenstrophen und Strophen in dt. Sangspruchtönen: → Regenbogens ‹Briefweise› (r, RSM: Regb//b), → Stolles Alment (v,Stol), ‹Hofton› → Konrads von Würzburg (r, KonrW//) und Humilitate stringitur des namentlich genannten Nikolaus → Schweidnitz in → Boppes ‹Hofton› (v, Bop/ / NikS/). Neben Schweidnitz werden der → Marner (r, Fundamentum artium, Marn//c) und ein Heinricus Moralis (Heinrich → Honover [?], v) als Autornamen angegeben. Mit → Freidanks Eselssprüchen (v) ndet sich auch ein dt. Text in diesem Abschnitt, der ansonsten in der Anlage anderen lat. ma. Liedsammlungen vergleichbar ist (vgl. z. B. → Carmina Burana; umfangreichstes Zeugnis für die Benutzung dt. Töne in lat. Dichtung ist die → Augsburger Cantionessammlung). – Teil (v–v, r, r–v) ist redaktionell weniger geschlossen. Neben einem Lied in einer dt. und lat. Fassung (Jam em trena/Man sicht läwber, v–r), von dem sich eine Kontrafaktur in einem Kopialbuch Rudolf → Losses ndet, stehen dt. Lieder in diesem Abschnitt. Die meisten sind Liebeslieder, oft mit Refrain, sowie auch einige Dialoge und Tagelieder. Das Gros der Stücke ist anonym notiert, darunter nden sich viele (Ps.)-→ Neidharte. Die wenigen benannten Autoren sind: → Johann von Bop ngen (v), → Suchensinn (r, Suchs/ ) und der → Mönch von Salzburg (Namensangabe auf v, v, weitere Mönch-Texte: v, v–v, v–r, r). Beim fünften Lied diese Teils dürfte es sich um das von → Niklas von Wyle erwähnte Lied → Leopolds III. von Österreich handeln (r). Die meisterliche Tradition bleibt bei dieser Liedsammlung ausgespart. Sie wird nur von den lat. Kontrafakturen des zweiten Teils der S. M.Hs. repräsentiert. Zwei Reimpaarsprüche sind zwischen den Liedern eingetragen: → Stiefmutter und Tochter (v–v) und Von alten Weibern des Stefan → Veltsperger (v–v). – Teil (r–v) wurde nachträglich angebunden, stammt aber von einem der Hauptschreiber. Der Abschnitt ist eine geschlossene Sammlung von Neidhartiana mit Melodienotation, darunter mehrere Schwanklieder. – Vermutlich als Nachträge auf freien Seiten sind
. Hälfte . Jh. zwischen diese Hauptsegmente und teilweise auch innerhalb derselben dt. und lat. Kleintexte inseriert. Teilweise handelt es sich um ähnliche Texttypen wie im Grundstock: Reimpaarsprüche von Freidank (v, v) und → Heinrich dem Teichner (v) sowie zwei Liebeslieder von Hermann → Smid (v); über Smid ergibt sich ein Beziehung der S. M.-Hs. zur Innsbrucker Spielhandschrift von (ULB, Cod. ; → Innsbrucker [thüringisches] Fronleichnamsspiel), denn Smids Name und einige Liedverse werden in diesem mitteldt. Codex parallel tradiert. Neben den Sprüchen und Liedern gibt es auch kategoriell andersartige Nachträge: Hymnenübertragungen, das obszöne Gedicht → Lob der guten Fut (v–r) sowie Rätsel und Rezepte. Der hohe Anteil lat. Texte unterscheidet die St. M.-Hs. prinzipiell von anderen spätma. Liedsammlungen aus dem dt. Sprachraum wie etwa dem Liederbuch des Jakob → Kebicz, dem → Augsburger Liederbuch oder dem Liederbuch der Clara → Hätzlerin (Bd. , Sp. –). Mit diesen Kollektaneen teilt die Sterzinger Handschrift aber die Gattungsvielfalt der enthaltenen Texte. Einen umfangreichen Neidhart-Teil enthält auch das Liederbuch des Liebhard → Eghenvelder. B G H: Sterzing, Stadtarch., ohne Signatur, Bll., Pap., / oder um (vgl. Siller [s. Lit.] S. ), lat., südbair. und mitteldt. (vgl. Siller [s. Lit.] S. ), aus Südtirol (?), Blattgröße: x , cm, Schriftraum: – x – cm, mehrere Hände (acht Hauptschreiber); zahlreichen Liedern sind Melodien beigegeben, wobei die unterschiedlichen Schreiber verschiedene Notationssysteme verwenden (teilweise mensuriert). – Der Codex könnte im Umfeld des Domkapitels Brixen und des Augustiner-Chorherrenstift Neustift entstanden sein (zuletzt Spechtler [s. Lit.], anders: Siller [s. Lit.]) und ist vielleicht in Neustift von → Oswald von Wolkenstein benutzt worden. Zu Beginn des . Jh. (spätestens ) gelangte sie in die Sammlung des Sterzinger Wappenmalers und Spielleiters Vigil → Raber, die heute im Sterzinger Archiv verwahrt wird. Nach Rabers Tod wurde von seiner Witwe dessen Spielsammlung und vermutlich mit ihr die S. M.-Hs. der Stadt Sterzing überlassen. Sie ruhte wohl über Jahre im Archiv bis sie im Zuge der Passionsspielforschung entdeckt und erstmals beschrieben und teilpubliziert wurde. Nach galt der Codex lange Zeit als verschollen, befand sich aber tatsächlich
Sterzinger Miszellaneen-Handschrift im Museum Ferdinandeum in Innsbruck, von wo aus er nach Sterzing zurückgelangte. – Parallelüberlieferung: Die dt. Texte werden insgesamt von über weiteren Hss. tradiert. Aufstellung bei Zimmermann (s. Ausg.) S. –. A: Ignaz Vinzenz Zingerle: Ber. über die Sterzinger Miszellaneen-Hs. In: Sb. der phil.hist. Kl. der Kaiserl. Akad. der Wiss. Wien () S. – (Teilausg.). – Oswald Zingerle: Aus der S. M.-Hs. In: MIÖG () S. f. (Teilausg.). – Konrad Gusinde: Aus der Sterzinger Sammel-Hs. In: FS des Germanistischen Ver. in Breslau. Hg. zur Feier seines jährigen Bestehens. Breslau , S. – (Teilausg.). – Manfred Zimmermann: Die Sterzinger Miszellaneen-Hs. Kommentierte Edition der dt. Dichtungen (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. – (mit Editionsnachweis für die lat. Texte). – Faksimile: Eugen Thurnher/M. Zimmermann: Die S. M.-Hs. In Abb. (Litterae ). Göppingen . – Farbdigitalisat: (ULB Innsbruck) online: www.literature.at/viewer.alo?viewmode= overview&objid=&page=. L: RSM () S. . – M. Zimmermann, VL () Sp. –. – Zingerle (s. Ausg.). – Anton Dörrer: Vigil Rabers Hss.-Slg. in Sterzing. In: ZfdA (/) S. –. – Gisela Kornrumpf: Eine Melodie zu Marners Ton XIV in Clm . In: ZfdA () S. –, bes. S. . – Hartmut Becker: Die Neidharte. Stud. zur Überl., Binnentypisierung und Gesch. der Neidharte der Berliner Hs. germ. fol. (c) (GAG ). Göppingen , S. – u. ö. – G. Kornrumpf: Rezension Walter Röll: Vom Hof zur Singschule. In: AfdA () S. –. – Zimmermann (s. Ausg.) S. –, –. – Max Siller: Die Innsbrucker Spielhs. und das geistliche Volksschauspiel in Tirol. In: ZfdPh () S. – – Franz Viktor Spechtler: Johann von Bop ngen, die S. Miszellaneenhs. und die Lyrik des . Jh. In: Lit. und bildende Kunst im Tiroler MA. Die Iwein-Fresken von Rodenegg und andere Zeugnisse der Wechselwirkung von Lit. und bildender Kunst (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Hg. v. Egon Kühebacher. Innsbruck , S. –. – Hans-Herbert S. Räkel: Sterzinger Lieder. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Ekkehard Simon: Neidharte und Neidhartianer. Zur Gesch. eines Liedcorpus. In: Neidhart (WdF ). Hg. v. Horst Brunner.
Speculum sapientiae Darmstadt , S. –, hier S. –. – Doris Sittig: ‹Vil wonders machet minne›. Das dt. Liebeslied in der . Hälfte des . Jh. Versuch einer Typologie (GAG ). Göppingen , Reg. – Burghart Wachinger: Der Mönch von Salzburg. Zur Überl. geistlicher Lieder im späten MA (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Lorenz Welker: Ein anonymer Mensuraltraktat in der S. M.Hs. In: Arch. für Musikwiss. () S. –. – Franz-Josef Holznagel: Wege in die Schriftlichkeit. Unters. und Materialien zur Überl. der mhd. Lyrik (Bibliotheca Germanica ). Tübingen/Basel , S. –, –. – Christoph März: Die weltlichen Lieder des Mönchs von Salzburg. Texte und Melodien (MTU ). Tübingen , S. – u. ö. – E. Turnher: Einige Notizen zur S. M.Hs. In: Sprache und Dichtung in Vorderösterr. Elsass – Schweiz – Schwaben – Vorarlberg – Tirol. FS Achim Masser (Schlern-Schr. ). Hg. v. Guntram A. Plangg/E. Turnher. Innsbruck , S. – (wieder in: Ders.: Zwischen siebzig und achtzig. Stud. zur dt. Geistesgesch. [Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ]. Innsbruck , S. –). – M. Siller: Wo und wann ist die S. M.-Hs. entstanden? In: Entstehung und Typen ma. Lyrikhss. (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe A, ). Hg. v. Anton Schwob. Bern u. a. , S. –. – M. Siller/Andreas Traub: S. M.-Hs. In: Musikgesch. Tirols. Bd. : Von den Anfängen bis zur frühen Neuzeit (Schlern-Schr. ). Hg. v. Kurt Drexel/Monika Fink. Innsbruck , S. –. – Fritz-Peter Knapp: Die Lit. des SpätMA in den Ländern Österr., Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol von bis . Bd. : Die Lit. zur Zeit der habsburgischen Herzöge von Rudolf IV bis Albrecht V. (–) (Gesch. der Lit. in Österr. von den Anfängen bis zur Gegenwart ,). Graz , S. –. – Ulrich Müller: Frauen in Lit. und Musik: Lieder aus der ‹S. M.Hs.› und von Oswald von Wolkenstein. In: Margarete ‹Maultasch›. Zur Lebenswelt einer Landesfürstin und anderen Tiroler Frauen des MA (SchlernSchr. ). Hg. v. Julia Hörmann-Thurn und Taxis. Innsbruck , S. –. – Ders. u. a. (Hg.): Neidhart-Lieder. Texte und Melodien sämtlicher Hss. und Drucke. Bd. : Komm. zur Überl. und Edition der Texte und Melodien in Bd. und , Erläuterungen zur Überl. und Edition, Bibliogr., Diskographie, Verz. und Konkordanzen (Salzburger Neidhart-Edition ). Berlin/New York ,
. Hälfte . Jh. S. –. – F. V. Spechtler: Oswald von Wolkenstein und die Musik. In: Oswald von Wolkenstein. Leben – Werk – Rezeption. Hg. v. U. Müller/Margarethe Springeth. Berlin/New York , S. –, hier S. –. VZ Speculum sapientiae (Cyrillusfabeln; Quadripartitus apologeticus [moralium]). – Lat. Prosafabelsammlung, erste Hälfte . Jh., dt. Übertragungen ./frühes . Jh. Die Fabelkompilation umfasst in ihrer umfangreichsten Überlieferungsgestalt Stücke und eine Vorrede. Die ma. Zuschreibung an den hl. Bischof Cyrillus entbehrt einer validen Grundlage. Nach heutiger opinio communis wird die Autorschaft des italienischen Dominikaners Bonjohannes von Messina angenommen, woraus sich eine ungefähre Entstehungszeit des Speculum um / ergibt. Das Alleinstellungsmerkmal des Speculum gegenüber anderen ma. Fabelkompilationen ist die Entfaltung einer systematischen Sittenlehre in Anlehnung an das platonische Schema der Kardinaltugenden. Diesem folgt die Einteilung der Sammlung in vier thematisch differenzierte Bücher: «prudentia» ( Fabeln), «fortitudo» ( Fabeln), «iustitia» ( Fabeln), «temperantia» ( Fabeln). Die einzelnen Fabeln werden bestimmt von Lehrreden zumeist tierischer Vortragender im Stil geistlicher Paränese. Den Fabeln ist ein nur rudimentäres Handlungsgerüst als Motiviation für die moralische Unterweisung beigegeben. Motive und Personal gehen dabei nur selten auf das traditionelle aesopische Material zurück. Es sind drei selbstständige dt. Gesamtübertragungen des Speculum überliefert: . Die früheste ist die Version → Ulrichs von Pottenstein (um / ), die zwar wortgetreu aber stilistisch ampli zierend vorgeht. Ulrichs mit über Textzeugen breit überlieferte Fassung wiederum war Quelle für weitere Bearbeitungen in Meisterliedern und Spruchgedichten durch Hans Sachs. – . Eine anonym und unikal tradierte Übersetzung kürzt die Lehrreden durch Auslassungen. Der Fabeltext, der übernommen wird, wird aber recht wortgetreu aus dem Lateinischen übersetzt. Lediglich in den Wortlaut der ebenfalls gekürzten Vorrede wird stark modi zierend eingegriffen. – . wurde das Speculum ein weiteres mal eingedeutscht. Der Urheber verbirgt sich hinter den Initialen «B. S. M.» und ist mit dem Theologen und Hebräisten Sebastian Münster identi ziert worden (Günthart). Münster bewahrt
. Hälfte . Jh. von allen Übersetzern die größte Nähe zum lat. Original, dem er eine zweite Vorrede voranstellt, welche die Autorschaft des «Cyrillus» diskutiert. Charakteristisch sind außerdem Randglossen mit kurzen Inhaltsangaben oder sentenzhaften Lehren, Begriffserläuterungen und naturkundlichen Informationen. Neben dem lat. Original ist es vor allem Münsters Fassung, welche die spätere Rezeption des Speculum im . Jh. (Daniel Holtzmann, Sebastian Franck und die Jüngere Glosse zum → Reynke de Vos) nachhaltig geprägt hat. – Noch im . Jh. ist das Speculum zudem ins Ndl. (hg. v. Clara Maria Lelij: De Parabelen van Cyrillus. Diss. Amsterdam ) und Tschechische übertragen worden (vgl. Josef Tˇr íˇska: Literární cˇ innost pˇredhusitské university [Sbírka pramen˚u a pˇr íruˇcek k dˇejinám University Karlova ]. Prag , S. –). Für die Narrenschiffpredigten zog → Geiler von Kaysersberg einige Fabeln aus dem Speculum als Exempel heran, dürfte sich hier aber auf den lat. Text gestützt haben. Ü: Lat.: Über Hss. und Drucke bis zum frühen . Jh.; Erstdruck: Straßburg (Heinrich Eggestein) o. J. [vor ] (GW ; weitere Inkunabeln: GW –). Vgl. zur hsl. Überl. Kapelli (s. Lit.) S. – und ergänzend Bodemann (s. Lit.) S. –. – Dt.: . s. → Ulrich von Pottenstein. – . Leipzig, UB, Rep. IV. , r–v (Pap., geschrieben von Heinrich Gere, thüringisch). – . Druck: Basel (Adam Petri) ; Titel: «Spiegel der wyszheit e durch kurtzwylige fabeln vil schoner sitlicher vnd Christlicher lere»; Neuausg.: Frankfurt/M. (Johann Lechler d. Ä. u. a.) (VD S f.). – Die Übersetzung des Augsburger Bürgers und Meistersängers Daniel Holtzmann gelangte erstmals in den Druck (VD S –, ZV ). A: Lat.: Johann Georg Theodor Graesse: Die beiden ältesten Fabelbücher des MA. Des Bischofs Cyrillus ‹Speculum sapientiae› und des Nicolaus Pergamenus ‹Dialogus creaturarum› (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Auszüge: Ernst Voigt: Kleinere lat. Denkmäler der Thiersage aus dem zwölften bis vierzehnten Jh. (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. Völker ). Straßburg u. a. , S. –. – Texte zur Gesch. der altdt. Tierfabel. In Auswahl hg. v. Arno Schirokauer (Altdt. Übungstexte ). Bern , S. –. –
Äsop Müller (s. Lit.) S. f. – Lat. Fabeln des MA. Lat.dt. Hg. und übers. v. Harry C. Schnur (Tusculum Bücherei). München , S. –. – Bodemann (s. Lit.) S. –. – Dt.: . s. → Ulrich von Pottenstein. – . Romy Günthart: Sebastian Münster: ‹Spiegel der wyßheit›. Bd. : Einf. und Edition. Bd. : Komm. München . – Teilausg.: Hermann Brandes: Die jüngere Glosse zum Reinke de Vos. Halle , S. f. – Schirokauer (s. o.) S. –. – Müller (s. Lit.) S. f. L: Ulrike Bodemann, VL () Sp. –. – Remigio Sabbadini: Il ‹Quadripartitus› di Bongiovanni da Messina. In: Giornale Storico della Letteratura Italiana () S. –. – Rolf Müller: Die Cyrillischen Fabeln und ihre Verbreitung in der dt. Lit. Diss. Mainz . – Thomas Kaeppeli: Scriptores ordinis praedicatorum medii aevi. Bd. . Rom , S. – (Nr. ). – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , S. –. – Gerd Dicke/ K. Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , Reg. – U. Bodemann: Die Cyrillusfabeln und ihre dt. Übersetzung durch Ulrich von Pottenstein. Unters. und Editionsprobe (MTU ). München . – Adalbert Elschenbroich: Die dt. und lat. Fabeln in der Frühen Neuzeit. Bd. : Grundzüge einer Gesch. der Fabel in der frühen Neuzeit. Tübingen , S. –. – U. Bodemann: Cyrillus in Thüringen. Zu einer weiteren Übersetzung des ‹Speculum sapientiae› ins Deutsche. In: ZfdA () S. –. – Romy Günthart: Sebastian Münster, der Übersetzer des ‹Spiegel der wyßheit›. In: Euph. () S. –. – Dies. (s. Ausg.). – Dies.: ‹Virtus est ratio›. Natur und Naturkunde an der spätma. Fabelslg. ‹Speculum sapientiae› und ihren dt. Übertragungen. In: Natur im MA. Konzepte – Erfahrungen – Wirkungen. Hg. v. Peter Dilg. Berlin , S. –. – Jana Nechutová: Die lat. Lit. des MA in Böhmen (Bausteine zur slavischen Philologie und Kulturgesch. A, NF ). Köln u. a. , S. –. VZ Äsop (auch Aesop[us], Aisopos, Esopus, Hesopus, Isopus, Ysopus). – Antiker Fabeldichter, . Jh. v. Chr. (?). Die Person Ä.s ist nur über Äußerungen anderer Autoren greifbar. Seine Existenz als historische Gestalt ist daher nicht unmittelbar nachweisbar, wird
Äsop aber allgemein angenommen. Vermutlich lebte er im . Jh. v. Chr. als thrakischer Sklave auf Samos. Er diente möglicherweise zunächst dem Iadmon von Samos und später dem Xanthos, der ihn angeblich freiließ. Laut Eusebios wurde Ä. v. Chr. in Delphi ermordet, allerdings ist diese Angabe nicht nachweisbar. Biographische Nachrichten über Ä. nden sich bereits bei Herodot und Eugeon. Im . Jh. n. Chr. entstand dann die Vita Aesopi eines unbekannten griechischen Autors. Das in drei Redaktionen überlieferte Werk stellt Ä. als intelligenten, doch stummen und hässlichen Greis dar, der zunächst Zielscheibe allgemeinen Spotts ist. Nachdem die Göttin Isis ihm die Gabe der Rede verliehen hat, entwickelt Ä. eine scharfe Zunge. Er führt für die Samier erfolgreiche Friedensverhandlungen mit König Krösos und wird als Belohnung freigelassen. Wie in manchen späteren Texten erscheint Ä. in der Vita geradezu als literarische Figur in einem anekdotischen bis schwankhaften Kontext von zweifelhafter historischer Authentizität. Die Vita Aesopi war lange Zeit ein ussreich, wirkte allerdings nur wenig auf das Ä.-Bild des MA, das vielmehr eine Vorstellung von Ä. als einem attischen, gelehrten Autor kultivierte. Die Ä. zugeschriebenen Fabeln wurden wahrscheinlich schon ab dem . Jh. v. Chr. Bestandteil des literarischen Kanons. So erwähnt Aristophanes sie in den Vögeln bereits als obligatorische Lektüre. Zu voller Entfaltung gelangte das äsopische Werk in einer Reihe von Corpora. Die Entwicklung der äsopischen Fabeln zur Schullektüre lässt sich im . bis . Jh. n. Chr. gut nachvollziehen, als sie Grundlage von Sammlungen rhetorischer Lektionen wurden. Eine entsprechende Verwendung fanden sie etwa bei Theon von Alexandria, Aphthonius und Ps.-Dositheus. Wohl im . bis . Jh. n. Chr. entstand die bedeutendste griechische Ä.-Sammlung, die sog. Recensio Augustana (Ä.-Rezension I). Sie enthält Fabeln in schlichter Prosa und ist bis ins . Jh. vor allem in byzantinischen Handschriften überliefert. Ebenfalls im Zeitraum des .–. Jh. wurde eine der frühesten Versfassungen äsopischer Fabeln geschrieben: Die Mythiamboi des Römers Babrios umfassen Fabeln in griechischen Choliamben. Quelle war wohl eine griechische Prosasammlung. Eine weitere Ä.Sammlung wurde im ./. Jh. v. Chr. von Demetrius von Phaleron zusammengestellt, einem Schüler des Aristoteles. Um n. Chr. schrieb der freigelassene Sklave Phädrus seine lat. Fabulae Aesopiae
. Hälfte . Jh. in jambischen Senaren. Das Corpus ist nur unvollständig erhalten und wirkte in Prosafassungen stark auf die mittelalterliche Ä.-Rezeption. Eine lat. Prosafassung der Fabeln war um Vorlage für den Ä. des → Avian. Dieser stellte Fabeln zusammen, die teilweise als elegische Distichen gestaltet waren und regen Gebrauch in Schulen fanden. Rund Handschriften des .–. Jh. zeigen Avians Popularität. Diese Überlieferung erfolgte jedoch überwiegend unter Avians eigenem Namen, wurde also nicht Ä. selbst zugesprochen. Zu einem wichtigen Grundstein ma. Ä.-Rezeption wurde das sog. Romulus-Corpus (Rom.). Die wohl im Gallien des . Jh. entstandene Sammlung umfasst Fabeln in schlichter lat. Prosa. Sie wird von einem Widmungsbrief eingeleitet, in dem der titelgebende Romulus als Urheber genannt ist. Vorlage des Rom. war möglicherweise ein Phädrus in lat. Prosa aus dem . Jh., der sog. «Ur-Romulus» (auch «Aesopus latinus»). Außerdem ossen u. a. die Hermeneumata des Ps.-Dositheus in den Rom. ein. Das Corpus existiert in zwei Primärredaktionen, der «Recensio gallicana» und der «Recensio vetus». Die Überlieferung konzentriert sich in zwölf Handschriften des .–. Jh. Auf die lat. Literatur des MA wirkte der Rom. besonders über den sog. Anonymus Neveleti (AN). Dieses Corpus war im MA zunächst als Esopus verbreitet. wurde es von Isaac Neveletus in dessen Mythologia Aesopica herausgegeben. Auf dieser Grundlage erhielt es durch Gotthold Ephrahim Lessing die Bezeichnung AN. Die Entstehung des Corpus wird häu g im England des . Jh. vermutet. Aimeric erwähnt in seiner Ars lectoria bereits einen Esopus, doch muss damit nicht der AN gemeint sein. Der terminus ante quem wird um angesetzt. Lange wurde der AN fälschlich Walther von England zugeschrieben, einem Hofkaplan unter Heinrich II. von England. Lessings Bezeichnung stellte dann aber die letztlich ungeklärte Urheberschaft des Corpus heraus. Der AN besteht aus einem Prolog und Fabeln in elegischen Distichen, die als rhetorisch und stilistisch verkünstelt gelten. Vorlage war eine Rom.-Mischredaktion mit zusätzlichen Quellen. Die Wirkung des AN war breit, wie die europaweite Überlieferung mit über Handschriften und Inkunabeln zeigt. Häu g wurde der AN im Kontext der «auctores minores» und der «auctores octo» tradiert. Die Textgestalt des AN war alles andere als statisch. Das Corpus erfuhr etwa
. Hälfte . Jh. Prosa-Umsetzungen oder Transformationen von Distichen zu Sentenzen, außerdem Kontaminationen durch Rom.- oder Avian-Fabeln. Auch versah man den AN mit Kommentaren, Glossen, Marginalien und didaktischen Prosaparaphrasen. Die AN-Kommentare erfuhren sogar eine eigenständige Überlieferung. Die Wirkung des AN erfasste im MA einmal die Predigt, der das Corpus Stoffe zur Au ockerung des Vortrags vermittelte – so bei Johannes Bromyard, Odo von Cheriton, Jakob von Vitry, → Jakob von Soest und → Konrad von Halberstadt d. J. Eine AN-Rezeption erfolgte weiterhin durch Eberhard den Deutschen (Laborintus), → Hugo von Trimberg (Registrum) und Bono Stoppani (Liber de fabulis). Wichtig war auch die Verwendung des AN durch → Vinzenz von Beauvais im Speculum maius (. Jh.). Das in rund Handschriften verbreitete Werk enthält leicht gekürzte Fabeln der «Recensio gallicana» im Speculum historiale und im Speculum doctrinale. Letzteres präsentiert die Fabeln mit Prolog und Epilog als mustergültige Beispiele ihrer Gattung. In der Zeit des Buchdrucks lebte der AN als Esopus moralisatus fort. Noch Sebastian → Brant griff auf das Corpus zurück. In die lat. Literatur des MA ossen neben dem AN auch mehrere Ableitungen des Rom. ein. Der sog. Romulus Nilantinus (RN) entstand im . Jh. und ist in mehr als Handschriften überliefert. Das Corpus umfasst Fabeln aus dem Rom. in eloquenter Prosa mit starker Tendenz zur christlichen Moraldidaxe. Bedeutung gewann der RN im späten . Jh. als Ein uss auf den altfranzösischen Esope der Marie de France. Der sog. Romulus LBG (LBG) stammt aus dem späten . Jh. Seine Fabeln sind in schlichter lat. Prosa geschrieben. Ähnlichkeiten zwischen dem LBG und Maries Esope legen eine Verwendung des französischen Werks als Vorlage nahe. Der LBG selbst war Quelle für nd. und mitteldt. Ä.-Sammlungen. Die sog. Romulus-Extravaganten (RE) sind in mehreren Handschriften und bei Heinrich → Steinhöwel nachweisbar. Die Prosafabeln wurden möglicherweise aus Stücken verschiedener Verfasser oder Fragmenten eines Archetypus zusammengefügt, da die textliche Gestalt der Sammlung sehr instabil ist. Manche Stoffe der RE werden nicht Ä. selbst zugeschrieben, sondern stammen aus der Tierepik. Der Rom. wurde auch von einer Reihe weiterer lat. Werke aufgegriffen: Um schuf Ademar von Chabannes in St. Martial bei Limoges eine
Äsop Sammlung von Fabeln aus der «Recensio gallicana» sowie aus Vers- und Prosa-Phädrus. Unbekannt ist allerdings, ob Ademar das Corpus nur kompilierte oder selbst bearbeitete. Im ./. Jh. erfuhren die Fabeln Ä.s als Novus Aesopus durch Baldo eine lat. Umsetzung in leoninische Hexameter. Ebenfalls einen Novus Aesopus schuf im letzten Viertel des . Jh. der Abt Alexander Neckam. Das in sieben Handschriften erhaltene Werk versammelt Fabeln in elegischen Distichen. Fabeln stammen aus der «Recensio gallicana», die übrigen aus dem Phädrus-Corpus. Nur in zwei Handschriften überliefert sind die sog. Oxforder RomulusAbbreviaturen aus dem . Jh. Diese Fabeln beruhen auf der «Recensio gallicana» und waren wohl als Übung für Schüler intendiert. Sechs Fabeln sind mit Epimythien nach Neckam ausgestattet. Aus der zweiten Hälfte des . Jh. stammt der sog. Würzburger Vers-Romulus, der nur in einer Handschrift unvollständig erhalten ist. Die äsopischen Fabeln liegen hier in schlichten leoninischen Hexametern vor und sind mit Promythien versehen. Nach einer Berner Handschrift des . Jh. ist der sog. Romulus Bernensis benannt, der Prosafabeln mit Epimythien enthält. Ein weiterer Strang der ma. Ä.-Rezeption beruhte auf griechischen Vorlagen. Das wohl vor in Italien entstandene Opusculum fabularum (OF) ist eine Teilübersetzung des griech. Prosacorpus Collectio Augustana. Das in über zehn Handschriften erhaltene OF enthält einen Prolog und Fabeln in drei Büchern. Die Übersetzung gilt als originalgetreu und ist mit eigenständigen Ausdeutungen versehen. Die Fabeln werden im OF als Exempla bezeichnet und wurden vielleicht für den Predigt-Gebrauch zusammengestellt. Der griech. Ä. wirkte außerdem auf Konrad von Halberstadt d. J. (Tripartitus moralium), Maynus de Mayneriis (Dialogus creaturarum), die anonymen Werke → Summa recreatorum und → Mensa philosophica, Lorenzo Valla (Facetiae morales) und Rinuccio da Castiglione (Fabulae aesopicae). Valla und Castiglione wurden dann von Steinhöwel rezipiert. In der dt. Literatur ist die Wirkung Ä.s stark, wenn auch nicht immer namentlich fassbar. So fehlt der Name Ä.s beim → Stricker oder im Wiener Fabel- und Bispelcorpus (→ Wiener Kleinepikhandschrift), während etwa das → Karlsruher Fabelcorpus ihn erwähnt. Von den Spruchdichtern des . und . Jh. wurden die äsopischen Fabeln begrenzt und mit rhetorischer Zielsetzung eingesetzt, etwa bei
Äsop → Freidank, → Reinmar von Zweter, → Konrad von Würzburg, dem → Marner, dem → Kanzler, → Stolle, → Frauenlob und → Kelin. Umfassender griff Michel → Beheim auf Ä. zurück. → Heinrich von Mügeln benutzte den AN, wählte dessen Fabeln aber unter dem Gesichtspunkt der Sozialkritik aus. Ebenfalls den AN verwendete → Hugo von Trimberg im Renner. Hugo räumte Ä. auch einen hohen Stellenwert als Autorität ein und nannte ihn einen Meister. Eine AN-Rezeption erfolgte weiterhin durch Ulrich → Boner in dessen Edelstein, der lange auch Esopus genannt wurde. Darin bildete sich die sog. Sentenzenfabel als eigener Formtyp heraus und markiert so das Einsetzen der Fabeldichtung als eigenständiger Literaturgattung in Deutschland Auf AN beruhen auch der sog. → Breslauer Ä. und der → Nürnberger ProsaÄ., die sich an Laien ohne Lateinkenntnisse richteten. Dem LBG-Corpus folgten der Wolfenbütteler Ä. des → Gerhard von Minden und die mnd. Kopenhagener Epimythien. Die dt. Fabeln von Johannes → Platterberger und Dietrich → Truchseß beruhten auf der AN-Adaption des Vinzenz von Beauvais und erweiterten diese um drei zusätzliche Fabeln. Um / erschien der dt.-lat. Druck des Heinrich Steinhöwel, der die Fabeln in ihren bedeutendsten ma. Corpora zusammenfasste und sie um eine dt. Übersetzung, eine Vita und ein Moralitäten-Register ergänzte. Die moralisierende Tendenz Steinhöwels prägte auch die mitteldt. Ä.-Sammlungen Moralitatum carmina elegantis Ezopi und Traditio morum. In dem um entstandenen → Magdeburger Prosa-Ä. erfuhr Steinhöwels dt. Ä. eine nd. geistliche Glossierung. Das Werk gilt als Schlusspunkt der ma. Ä.-Rezeption. Ü: . Anonymus Neveleti: Überl. in nahezu Hss. Verz. bei Hervieux () S. – (s. Ausg.). – Gerd Dicke/Klaus Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , S. LXVI–LXVIII. – Baldzuhn () S. – (s. Lit.). . Vinzenz von Beauvais: Überl. in rund lat. Hss. Weitere Angaben zur Überl. u. a. bei Dicke/Grubmüller , S. LXXI. – Rudolf Weigand: Vinzenz von Beauvais. In: VL () Sp. –, hier Sp. . . Romulus und Ableitungen: Verz. bei Hervieux () S. –, – (s. Ausg.). –
. Hälfte . Jh. Thiele (s. Ausg.) S. CL–CLVI. – Dicke/Grubmüller , S. LXV, LXXI f. – Dicke (s. Lit.) Sp. , f. . Alexander Neckam: Verz. bei Garbugino (s. Ausg.) S. f. – Dicke (s. Lit.) Sp. . . Rezeption des griech. Ä.: Verz. bei Roberta Galli: The First Humanistic Translations of Aesop. Diss. University of Illinois, Urbana , S. –. – Rimicius Aretinus: Fabulae Aesopicae. Hg. v. Maria P. Pillolla. Genua , S. –. – Christina Meckelnborg/ Bernd Schneider: Opusculum fabularum. Die Fabelsammlung der Berliner Hs. Theol. Lat. Fol. . Leiden u. a. , S. –. . Dt. Ä.: Zu Heinrich Steinhöwels Ä. existieren hsl. nur Abschriften des Drucks von / ; primär ist hier die Drucküberl. Vgl. http:// www.handschriftencensus.de/werke/. – Vgl. zudem die Überl. der im Text genannten Einzeltexte und -autoren wie Heinrich von Mügeln, Ulrich Boner und Gerhard von Minden. D: Entstehung von Drucken ab etwa /. Verz. der frühen Drucke (lat. und dt.): http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/ AESOPUS.htm; Drucke des . Jh. im VD . . Anonymus Neveleti: GW –, –a, f., –; VD A , , , . – Weitere Drucke bei Hervieux (s. Ausg.) S. –. . Rezeption des griech. Ä.: GW –, –. . Dt. Ä.: Frühester dt. Druck ist eine zweisprachige Inkunabel mit der lat. metrischen Bearb. des Anonymus Neveleti und der dt. Übertragung von Heinrich Steinhöwel: Vita et Fabulae. Ulm: Johann Zainer d. Ä., [um /] (GW ; Online-Faks. BSB München [o. J.]). – Weitere Drucke des ProsaÄ. von Steinhöwel: GW –; kölnische und nd. Drucke nach Steinhöwel: GW –. A: . Umfassende Ä.-Ausg.: Fabulae Aesopicae collectae. Hg. v. Karl Halm. Leipzig (zahlr. Neuau ., zuletzt ). – Les Fabulistes Latins. Depuis le Siècle d’Auguste Jusqu’à la Fin du Moyen Âge. Hg. v. Léopold Hervieux. Bde. Paris –. Nachdr. Hildesheim u. a. , hier vor allem Bd. , . – Fabulae. Hg. v. Aemilius Chambry. Bde. Paris /. Nachdr. ebd. . – Aesopische Fabeln. Urtext und Übertragung. Hg. v. August Hausrath. München . – Corpus fabularum Aesopicarum. Hg. v. August Hausrath u. a. Bde., Leipzig –. – Aesopica.
. Hälfte . Jh. A Series of Texts Relating to Aesop or Ascribed to Him or Closely Connected with the Literary Tradition that Bears His Name. Hg. v. Ben E. Perry. Urbana/Illinois . Nachdr. ebd. (mit Viten). – Aesopi et Aviani Fabulae. Farbmikro cheEdition der Hs. Hamburg, Staats- und UniversitätsBibl., Cod. in scrinio. Hg. v. Helga Lengenfelder. München . – Anonymous Life of Aesop. Hg. v. William Hansen. Bryn Mawr . . Romulus mit Extravaganten, Abbreviaturen u. a. Unterarten: Ernst Voigt: Ein unbekanntes Lehrbuch der Metrik. In: Mitt. der Ges. für dt. Erziehungs- und Schulgesch. () S. – (Würzburger Vers-Romulus). – Steinhöwels Äsop. Hg. v. Hermann Österley. Stuttgart , S. –. – Hervieux () S. –, –, –, –, –. – Der lat. Äsop des Romulus und die Prosa-Fassungen des Phädrus. Krit. Text mit Komm. und einleitenden Unters. Hg. v. Georg Thiele. Heidelberg . Nachdr. Hildesheim u. a. . – Beitr. zur lat. Erzählungslit. des MA : Der Novus Aesopus des Baldo. Hg. v. Alfons Hilka. Göttingen , S. –. . Anonymus Neveleti: Lyoner Yzopet. Altfranzösische Übersetzung des XIII. Jh. in der Mundart der Franche-Comté mit dem krit. Text des lat. Originals (sog. Anonymus Neveleti). Hg. v. Wendelin Förster. Heilbronn (Nachdr. Wiesbaden ) S. –. – Ysopet-Avionnet. The Latin and French Texts. Hg. v. William A. Oldfather/Kenneth MacKenzie. Urbana/Illinois , S. –. – The Fables of ‹Walter of England›. Hg. v. Aaron E. Wright. Toronto . . Vinzenz von Beauvais: Vinzenz von Beauvais: Speculum quadruplex sive speculum maius. Bde. Douai . Nachdr. Graz /, hier Bd. , , Sp. –; Bd. , , S. –. – Hervieux () S. – (nach dem Druck von ). . Alexander Neckam: Alexander Neckam: Novus Aesopus. Hg. v. Giovanni Garbugino. Genua . . Rezeption des griechischen Ä.: Pierre Ruelle: Les ‹Apologues› de Guillaume Tardif et les ‹Facetiae morales› de Laurent Valla. Genf u. a. , S. –. – Pillolla (s. Überl.) S. –. – Meckelnborg/Schneider (s. Überl.) S. –. . Dt. Rezeption: Vgl. die Ausg. der im Text genannten Einzelwerke und -autoren, vor allem
Äsop Heinrich Steinhöwel, Heinrich von Mügeln, Ulrich Boner und Gerhard von Minden. – Neuere Ausg. des Steinhöwel-Ä.: Der Ulmer Aesop von /. Faksimile-Ausg. der Inkunabel ‹Aesopus: Vita et fabulae› im Originalformat nach dem Exemplar der Bibl. Otto Schäfer, Schweinfurt. Hg. v. Peter Amelung. Bde. Ludwigsburg – (mit Kommentarbd.). – Nürnberger Prosa-Äsop: Nürnberger Prosa-Äsop. Hg. v. K. Grubmüller. Tübingen . – Magdeburger Prosa-Ä.: Derendorf (s. Lit.). Weitere, auch ältere Ausg. bei Dicke (s. Lit.). Ü: Hausrath (s. Ausg.). – Antike Fabeln. Hg. v. Johannes Irmscher. Berlin/ Weimar . – Fabeln. Hg. v. Dimiter Inkiow. München . – Aesop’s Fables. Hg. v. Laura Gibbs. Oxford . – Fabeln. Hg. v. Thomas Voskulhl. Stuttgart u. a. . – Fabeln. Hg. v. Rainer Nickel. Düsseldorf . – Sämtliche Fabeln der Antike. Hg. v. J. Irmscher. Köln . – Die Fabeln. Hg. v. Gisbert Haefs. Köln . L: Weitere, auch ältere Lit. bei Holbek , Wagner , Dicke (alle s. u.). – Manitius () S. –. – Bengt Holbek, EM () Sp. –. – Fritz Wagner: Äsopika. In: ebd., Sp. –. – G. Dicke/Brigitte Derendorf: Magdeburger Prosa-Ä. In: VL () Sp. –. – Klaus Grubmüller: Nürnberger Prosa-Ä. In: VL () Sp. –. – G. Dicke, VL () Sp. –. – Nikolaus Henkel: Breslauer Ä. In: ebd., Sp. –. – Anette Syndikus: Anonymus Neveleti. In: Killy () S. . – Bruno Herlet: Beitr. zur Gesch. der äsopischen Fabel im MA. Bamberg . – Anton Mayer: Stud. zum Äsoproman und zu den äsopischen Fabeln im lat. MA. Lohr . – Paul Sparmberg: Zur Gesch. der Fabel in der mhd. Spruchdichtung. Marburg . – Thomas O. Achelis: Die Fabeln Avians in Steinhöwels Ä. In: Münchener Museum für Philologie des MA und der Renaissance () S. –. – T. O. Achelis: Die hundert aesopischen Fabeln des Rinucci da Castiglione. In: Philologus () S. –. – Jakob Werner: Zum ‹Novus Aesopus› des Baldo. In: Stud. zur lat. Dichtung des MA. FS Karl Strecker. Hg. v. Walter Stach. Dresden , S. –. – B. Perry: Studies in the Text History of the Life and Fables of Aesop. Haverford . – Arno Schirokauer: Die Stellung Ä.s in der Lit. des MA. In: FS Wolfgang Stammler. Hg. v. Freunden und Schülern. Berlin
Äsop , S. –. – Christian Küster: Illustrierte Ä.Ausg. des . und . Jh. Bde. Diss. Hamburg . – Pack Carnes: Heinrich Steinhöwel’s Esopus and the Corpus of Aesopica in Sixteenth-Century Germany. Diss. University of California, Los Angeles . – K. Grubmüller: Elemente einer literarischen Gebrauchssituation. Zur Rezeption der aesopischen Fabel im . Jh. In: Würzburger Prosastud. . Unters. zur Lit. und Sprache des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Peter Kesting. Würzburg , S. –. – K. Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zu Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München u. a. . – Bernhard Kosak: Die Reimpaarfabel im SpätMA (GAG ). Göppingen . – Hans-Joachim Eberhardt: Liberale da Verona und die Ä.-Ilustrationen von . In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Giovanni Mardersteig: Italienische illustrierte Ausg. der Fabeln des Ä., insbesondere der Veroneser Druck von . In: ebd., S. –. – Dieter Beyerle: Der spanische Ä. des . Jh. In: Romanistisches Jb. () S. –. – Irene Hänsch: Heinrich Steinhöwels Übersetzungskomm. in ‹De claris mulieribus› und Ä. Ein Beitr. zur Gesch. der Übersetzung (GAG ). Göppingen . – Bernice M. Kaczynski/Haijo Jan Westra: A. in the Middle Ages. The Transmission of the Sick Lion Fable and the Authorship of the St. Gall Version. In: Mlat. Jb. () S. –. – Joseph R. Berrigan: The Latin A. of the Early Quattrocento. The Metrical Apologues of Leonardo Dati. In: Manuscripta () S. –. – John T. Papademetriou: Some Aesopic Fables in Byzantium and the Latin West. In: Illinois Classical Studies () S. –. – Fritz P. Knapp: Von der antiken Fabel zum lat. Tierepos des MA. In: La Fable. Exposés suivis de Discussions, Vandoeuvres-Genève, – Août . Hg. v. Francisco Rodríguez Adrados. Genf , S. –. – P. Carnes: Heinrich Steinhöwel and the Sixteenth-Century Fable Tradition. In: Humanistica Lovaniensia. Journal of Neo-Latin Studies () S. –. – Bonnie F. Fisher: A History of the Use of Aesop’s Fables as a School Text from the Classical Era through the Nineteenth Century. Diss. Bloomington/Indiana . – N. Henkel: Dt. Übers. lat. Schultexte. Ihre Verbreitung und Funktion im MA und in der frühen Neuzeit. Mit einem Verz. der Texte (MTU ). München . – G. Dicke/Ulrike Bodemann: Grundzüge einer Überl.- und Textgesch. von Boners ‹Edelstein›. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloqui
. Hälfte . Jh. um . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – Karin Wende: Aesopus, ‹Vita et Fabulae›. Die Entstehungsgesch. der ersten dt. Prosaübersetzung äsopischer Fabeln und deren Druck in der Inkunabelzeit. In: Bibl. und Wiss. () S. –. – Armando Bisanti: La Favola Esopica ne Medioevo. Un Itinerario Didattico Frau Teoria ed Esempli cazione. In: La Favolistica Latina in Distici Elegiaci. Atti del Convegno Internazionale Assisi, – Ottobre . Hg. v. Giuseppe Catanzaro/Francesco Santucci. Assisi , S. –. – G. Garbugino: Il ‹Novus Aesopus› di Alessandro Neckam. In: ebd., S. –. – Stefano Pittaluga: Il ‹Novus Aesopus› di Baldone. In: ebd., S. –. – Thomas E. Wheatley: The ‹Fabulae› of Walter of England, the Medieval Scholastic Tradition, and the British Vernacular Fable. Diss. University of Virginia . – Thomas Cramer: Aesopi Wolf. Überlegungen zum Verhältnis von Lit. und bildender Kunst im SpätMA und in der frühen Neuzeit. In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger. Bd. . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – Wilhelm Ringle: Aesopus, ‹Vita et Fabulae›. Heinrich Steinhöwels Ulmer Ä. aus . In: Imagination () H. , S. –. – G. Dicke: Heinrich Steinhöwels ‹Esopus› und seine Fortsetzer. Unters. zu einem Bucherfolg der Frühdruckzeit (MTU ). Tübingen . – T. E. Wheatley: Scholastic Commentary and Robert Henryson’s ‹Morall fabillis›. The Aesopic Fables. In: Studies in Philology () S. –. – Thomas Klein: Überlieferungsprobleme in den Kleindichtungen Alexander Neckams am Beispiel des ‹Nouus Aesopus›. In: Filologia Mediolatina () S. –. – Amelung (s. Ausg.). – A. Wright: ‹Fabule vtilitatem in se continentes›. Der kommentierte Ä. der Hs. St. God. . In: Bücherschicksale. Die Dombibl. Hildesheim. Hg. v. Jochen Bepler/Thomas ScharfWrede. Hildesheim , S. –. – B. Derendorf: Der Magdeburger Prosa-Ä. Eine mnd. Bearb. von Heinrich Steinhöwels ‹Esopus› und Niklas von Wyles ‹Guiscard und Sigismunda›. Text und Unters. Köln u. a. . – Sahar Amer: L’Esope de Marie de France, Translatio du Romulus Nilantii. In: The Medieval Translator . Proceedings of the International Conference of Conques (– July ). Hg. v. Roger H. Ellis/René Tixier. Turnhout , S. –. – Roberta Galli: The First Humanistic Translations of A. Diss. University of Illinois, Urbana-Champaign . – Frieder Schanze: Wer druckte den dt. Ä. (GW )
. Hälfte . Jh. und den Basler Brandan von (GW )? In: Gutenberg-Jb. () S. –. – A. Wright: Komm. und Übers. Zur Entlatinisierung der Fabel im ausgehenden MA. In: Wolfenbütteler Beitr. () S. –. – T. E. Wheatly: The Aesopic Corpus Divided Against Itself. A Literary Body and Its Members. In: Journal of the Early Book Society for the Study of Manuscripts and Printing History () S. –. – F. R. Adrados: History of the Graeco-Latin Fable. Bde., Leiden u. a. – (zum MA vgl. bes. Bd. ). – David Marsch: Alberti, Scala, and Ficino. A. in Quattrocento Florence. In: Albertiana () S. –. – T. Klein: Der ‹Novus Esopus› des Alexander Neckam in der Tradition der spätantiken Phaedrus-Parapbrase Romulus. In: Maia () S. –. – Romy Günthart: Antike Poesie, humanistische Pädagogik und eidgenössische Politik. Die Vorrede zur Basler Ä.-Ausg. von . Eine Stellungnahme von Erasmus für Matthäus Schiner? In: Daphnis () S. –. – T. E. Wheatley: Mastering A. Medieval Education, Chaucer, and His Followers. Gainesville/Florida . – Michael Lapidge: Reconstructing the Anglo-Latin A. The Literary Tradition of the ‹Hexametrical Romulus›. In: Latin Culture in the Eleventh Century . Proceedings of the Third International Conference on Medieval Latin Studies, Cambridge, September –, . Hg. v. Michael W. Herren u. a. Turnhout , S. –. – Werner Wunderlich: Ein fabelhaftes Dichterleben. Autorkonstrukt und Biographie ktion der Ä.-Vita und ihre Rezeption durch Hans Joachim Schädlich. In: Scripturus Vitam. Lat. Biographie von der Antike bis in die Gegenwart. FS Walter Berschin. Hg. v. Dorothea Walz. Heidelberg , S. –. – D. Marsh: A. and the Humanist Apologue. In: Renaissance Studies () S. –. – Marion Wagner: Der sagenhafte Gattungsstifter im Bild. Formen gurierter Autorschaft in illustrierten äsopischen Fabelslg. des . Jh. In: Frühma. Stud. () S. –. – W. Wunderlich: Ä. Antiker Logos als ma. Mythos. In: Künstler, Dichter, Gelehrte. Hg. v. dems. u. a. Konstanz , S. –. – G. Dicke: ‹... ist ein hochberühmt Buch gewesen bey den allergelertesten auff Erden›. Die Fabeln Ä.s in MA und Früher Neuzeit. In: Von listigen Schakalen und törichten Kamelen. Die Fabel in Orient und Okzident [...]. Hg. v. Mamoun Fansa/Eckhard Grunewald. Wiesbaden , S. –. – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der
Nürnberger Prosa-Äsop Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis›. Bde., Berlin u. a. . – F. Wagner: Äsopika und Hss. In: Ders.: ‹Mente caelum inhabitans›. Kleine Schr. zur Philologie und Geistesgesch. des MA (GAG ). Hg. v. T. Klein. Göppingen , S. –. – Michael Embach: Der Trierer Ä. (StB Trier, Hs / ). Eine illustrierte Fabelhs. im Kontext ihrer Überl. Trier . – Jacqueline de Weever: A. and the Imprint of Medieval Thought. A Study of Six Fables as Translated at the End of the Middle Ages. Jefferson/ North Carolina u. a. . – Niklas Holzberg: Die antike Fabel. Eine Einführung. Darmstadt . MM Nürnberger Prosa-Äsop. – Sammlung dt. Fabelübersetzungen, vor . Bei dem N. P.-Ä. handelt es sich um die älteste dt. Prosaübersetzung äsopischer Fabeln. Die Sammlung ist anonym in einer Handschrift mit Gebeten, Beicht- und Bußspiegeln erhalten. Entgegen der üblichen Bezeichnung als N. P.-Ä. dürfte das Werk nicht in Nürnberg entstanden sein. Möglicherweise stammt der N. P.-Ä. aus dem österr.steirischen Gebiet, da die Handschrift Kenntnisse des Schreibers über die Verbreitung einer dt. Paternoster-Auslegung des → Nikolaus von Dinkelsbühl in Wien verrät. Der Schreiber des N. P.Ä. verfasste auch eine Todesnotiz für Wilburg von Pettau in der gleichen Handschrift. Der N. P.-Ä. dürfte also vor Wilburgs Tod am .. entstanden sein. Erst seit befand sich die Handschrift im Besitz des Nürnberger Klarissenklosters. Der N. P.-Ä. umfasst ein vorangestelltes Register (ra–ra), eine dt. Vorrede (r) und insgesamt Fabeln. Die Vorrede entwirft als erster Text in dt. Sprache eine kurze Geschichte der Fabel. Sie reicht von den Athener Ursprüngen über Äsop und Avian bis zur Translation nach Rom durch Romulus. Weiterhin stellt die Vorrede Moraldidaxe als zentrale Intention des N. P.-Ä. dar. Vorbild der Einleitung war wohl die Epistel zu Beginn des Romulus-Korpus. Jede Fabel der Sammlung ist in eine dreiteilige Darstellungsform eingebettet, die Parallelen in der lat. Fabeltradition besitzt (etwa Aesopus moralisatus cum bono commento): auf das Incipit der lat. Versfabel folgen darin jeweils eine dt. Prosafassung und eine Auslegung dieser Fabel. Die Auslegung formuliert zunächst das Lehrziel, dann eine geistlich-allegorische Deutung.
Fehde zwischen Amor und Reden Die Forschung hat verschiedene Quellen des N. P.-Ä. herausgearbeitet. Der erste Teil der Sammlung (va–va) besteht aus der AvianFabeln (es fehlen Nr. , , ). Der zweite Teil (vb–rb) enthält Romulus-Fabeln. Auch der Anonymus Neveleti diente als Quelle. Die Auslegungen des N. P.-Ä. weisen teils wörtliche Parallelen zum → Magdeburger Prosa-Äsop auf. Möglicherweise griffen beide Sammlungen unabhängig voneinander auf lat. Kommentare zum Anonymus Neveleti und → Avian zurück. Der N. P.-Ä. wurde nur von Gotthold Ephraim Lessing rezipiert, der die Handschrift kannte. Aus heutiger Sicht ist der N. P.-Ä. primär als früheste dt. Prosabearbeitung äsopischer Fabeln von Interesse. Charakteristisch ist auch die in den Auslegungen sichtbare Anwendung christlicher Moraldidaxe auf die ursprünglich von einem nichtchristlichen Wertesystem geprägten Fabeln. Ü: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, r–v (Pap., . Jh./vor ). A: N. P.-Ä. Hg. v. Klaus Grubmüller. Tübingen (vgl. dazu: Albrecht Classen, in: ABäG , , S. f.; Sarah Westphal, in: Monatsh. für deutschsprachige Lit. und Kultur , , H. , S. –). L: Klaus Grubmüller, VL () Sp. –. – Ders.: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). Zürich u. a. , S. f. – Adalbert Elschenbroich: ‹Von unrechtem gewalte›. Weltlicher und geistlicher Sinn der Fabel vom ‹Wolf und Lamm› von der Spätantike bis zum Beginn der Neuzeit. In: Sub tua platano. FS Alexander Beinlich. Hg. v. Dorothea Ader. Emsdetten , S. –, hier S. –. – Nigel F. Palmer: Zum Nebeneinander von Volkssprache und Lat. in spätma. Texten. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit. Symposion Wolfenbüttel . Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann. Stuttgart , S. –. – Rüdiger Schnell: Prosaau ösung und Geschichtsschreibung im dt. SpätMA. Zum Entstehen des frühnhd. Prosaromans. In: ebd., S. –. – Grubmüller (s. Ausg.). – Wolfgang Achnitz: Kurze Gesch. der Fabel im deutschsprachigen MA. In: Tierisch moralisch. Die Welt der Fabel in Orient und Okzident [...]. Red. Birgit Middendorp mit Frank Both. Wiesbaden , S. –. – Horst Brunner: Die Reichsstadt als Raum der Lit. Skizze einer Lit.gesch. Nürnbergs im MA. In: Projektion,
. Hälfte . Jh. Re exion, Ferne. Räumliche Vorstellungen und Denk guren im MA. Hg. v. Uta Störmer-Caysa u. a. Berlin , S. –, hier S. . MM Fehde zwischen Amor und Reden. – Re exionen und allegorische Erzählung über Herkunft und Formen der Minne, Überlieferung erstes Viertel . Jh. In der unikal überlieferten mittelrheinischen Minnerede ist der Sprecher nicht affektiv involviert und tritt kaum hervor. In einem ersten Teil handelt er predigt- bzw. traktathaft die Minne als fundamentales Prinzip der Schöpfungs- und Heilsgeschichte ab und differenziert drei Arten der Minne: . Caritas / Minne der Engel; . natürliche Minne / Minne der Tiere; . Vernunftliebe / Minne der Menschen. Die Wirkungen der dritten genannten Minne führt er in einem Katalog ritterlichhö scher Tugenden aus. In einem zweiten Teil setzt der Sprecher die zentralen Aussagen seiner theoretischen Unterscheidung in einen allegorischen Vorgang um. In diesem kämpfen die männlichen Personi kationen ‹Amor› und ‹Reden› (d. h. «ratio», Vernunft) gegeneinander. Amor sammelt dazu ein Heer der Minnetugenden, mit denen er die fünf Burgen der Sinne sowie das ‹Kastell des Denkens› erobert. In dieser aussichtslosen Situation bekennt Reden, dass man schon zu Beginn der Fehde Amor hätte Widerstand leisten müssen. Der Streit wird schließlich durch einen minneerfahrenen Ritter geschlichtet: Seine dialektische Lösung läuft darauf hinaus, dass Amor in der Jugend seinen Staat mit dem Rat von Reden regieren solle, dass er aber im Alter Reden Untertan sein und diesem huldigen müsse. Die Minnerede ist innerhalb der Gattung exzeptionell, weil sie deutlich in der Nachfolge des französischen Roman de la Rose steht (Personi zierungen von seelischen Stimmungen; Kon ikt zwischen «Amour» und «Raison»). Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , va–vb ( Verse). A: Mittelhochdeutsche Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. ). L: Tilo Brandis, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. , f., ,
. Hälfte . Jh. f. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. , –, f., . – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. , –, , , –, , –. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. , . JK Minnegespräch (Frau Minne und die Liebenden). – Kompilation verschiedener Minnegespräche, früheste Überlieferung erstes Viertel . Jh. Die Minnereden-Großform ist in zwei Handschriften (insgesamt sorgfältigerer Text in Handschrift Wi) überliefert. Mit ihrer Form (Titurelstrophen) schließt sie an die Tradition der Jagd → Hadamars von Laber an. Die Strophen reihen assoziativ verschiedene Themen und Sprechsituationen (Werbungsgespräch, Streitgespräch, monologische Re exion und Frauenpreis, Gespräch mehrerer Beteiligter) aneinander bzw. vermischen sie, sodass eine narrative Struktur kaum erkennbar ist. Als Gesprächspartner des Sprechers erscheinen die Geliebte, die sich ihm nur bei Zusicherung von beständiger und ehrenhafter Minne zuwenden will (Str. –), das personi zierte Herz bzw. die eigenen Blicke (Str. –), die Personi kationen ‹Minne›, ‹Beständigkeit› und ‹Treue›, die wechselseitig mit dem Sprecher über die wahre Liebe diskutieren (Str. –). Dazwischen ndet sich monologische Re exion des Sprechers über die eigene Minnebetroffenheit (Str. –) sowie ein umfangreicher Schönheitspreis der Geliebten (Str. –). Das letzte Werbungsgespräch stellt facettenreiche Verbindungen zwischen der sich durch Keuschheit und Reinheit auszeichnenden Minnedame und Maria her (Str. –). Schließlich überträgt der Sprecher seinen Minnekasus zur Entscheidung an den Kaiser und spricht aus der Dichterrolle heraus die Dame als Leserin an, sie solle über das Gelesene nachdenken. Der Text endet mit didaktischen Reexionen über die wahre, sich zuletzt offenbarende Minne. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Str./ Verse) (He). – Wien, ÖNB, , v–r ( Str./ Verse) (Wi). A: Michael Mareiner: Frau Minne und die Liebenden. Eine mhd. Minneallegorie. Edition und Übersetzung (Europäische Hochschulschr.
Minnegespräch ,). Bd. . Bern , S. – (Synopse der Hss., mit Übersetzung). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Wolfgang Achnitz: Minnereden. In: Forschungsber. zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik. Tl. . Hg. v. Hans-Jochen Schiewer unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe C: Forschungsber. ). Bern u. a. , S. –, hier S. f. JK Deutung der neun Farben. – Einfache Farbauslegung, Überlieferung . Jh. Auf dem sonst leeren Vorsatzblatt einer Grazer Handschrift sind Reimpaarverse niedergeschrieben, in denen die Bedeutung von neun Farben in je einem Reimpaar erörtert wird. Die Dichtung eröffnet mit einem grünen «anfank der ist guet» und endet mit dem undurchschaubaren Grau. Neben Weiß (Treue) oder Gelb (Glück) wird die Farbmischung «gemengt» erwähnt, in die Beständigkeit (Blau) eingeschmolzen ist. Ü: Graz, UB, Ms. , r (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.). A: Franz Stark: Zur Farbensymbolik. In: Germania () S. f. – Carl Mengis: Farben. In: Handwb. des dt. Aberglaubens. Bd. . Hg. v. Hanns Bächtold-Stäubli. Berlin , Sp. –, hier Sp. f. – Andrea Schindler: ‹ein ritter allenthalben rôt.› Die Bedeutung von Farben im Parzival Wolframs von Eschenbach. In: Farbe im MA. Materialität – Medialität – Semantik. Bd. . Hg. v. ders./Ingrid Bennewitz (Akten des . Symposiums des Mediävistenverbandes vom . bis . März in Bamberg ). Berlin , S. –, hier S. (zit.). L: Tilo Brandis, VL () Sp. ; () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Walther Gloth: Das Spiel von den sieben Farben (Teutonia. Arbeiten zur germ. Philologie ). Leipzig . – Wilhelm Seelmann: Farbentracht. In: NdJb () S. –. FA Der Minnekampf. – Erzählung von einem Streitgespräch, Überlieferung erstes Viertel . Jh. Der ripuarische, in Kreuzreimen verfasste Text ist unikal überliefert. Der Sprecher berichtet – weil ihn seine Geliebte darum gebeten hat – von einem
Gespräch über die Minne Traum, in dem er an einem Bach auf eine weißblau gekleidete, bekrönte Dame trifft. Er wird zum Zeuge eines Streitgesprächs dieser Dame mit einer schwarz-rot gekleideten Kontrahentin über die Frage, wer von beiden den größeren Ein uss und die größere Anhängerschar besitze. Als ein Entscheidungskampf anberaumt wird, soll der Sprecher als Bote der weiß-blauen Dame deren Unterstützer herbeirufen. Nachdem er erwacht ist, legt die Geliebte dem Sprecher das Traumgeschehen aus: Die Kontrahentinnen seien (identi zierbar durch Kleidung und Attribute) ‹Verständigkeit› und ‹Unverständigkeit›, die ‹Unverständigkeit› betrüge letztlich nur sich selbst; der Aufruf an die Gefolgschaft sei eine Ermahnung zu geschlossenem Kampf gegen die Minnefeinde; die Symbolik der Kleiderfarben lasse sich auch auf den Alltag übertragen. Abschließend bekräftigt der Sprecher seine Botenfunktion. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , ra–rb ( Verse). A: Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. ). L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Die rechte Art der Minne. – Erzählung von einem Gespräch über eine Minnebeziehung, früheste Überlieferung erstes Viertel . Jh. Die Minnerede ist in zehn Handschriften mit teilweise beträchtlicher Varianz (Versbestand, Umstellungen, Wortvarianz) überliefert. Nur in zwei Handschriften (Lo und Mü) ist ein weitgehend kohärenter und den komplizierten Wechsel der Sprechebenen korrekt wiedergebender Text erhalten. Andere Handschriftengruppen bringen einen gekürzten (Handschriften Be, He) bzw. fragmentarischen Text (in den Handschriften Be, Le und Pr fehlt die Abschiedsszene; in Fr ist nur die Minnelehre der Geliebten überliefert). Der Sprecher berichtet von einem Spaziergang, bei dem er an einer Quelle auf eine Dame trifft. Das nun folgende Gespräch besteht aus kurzen Bemerkungen oder Fragen der jungen Dame und deutlich längeren Redepassagen des Sprechers. Dieser klagt über seine Freudlosigkeit und Minnesehnsucht, da er von der Geliebten getrennt ist. Ausführlich gibt der Sprecher ein Gespräch mit seiner Geliebten
. Hälfte . Jh. wieder, bei dem sie ihm einen Katalog von Geboten aufzählt habe, die er einhalten müsse, wenn er ihre Huld nicht verlieren wolle (Wohlreden; Geselligkeit nur mit Anständigen; Meiden des Wirtshauses; Gottesdienstbesuch; Mildtätigkeit; ritterliche Bewährung). Die junge Dame urteilt abschließend, dass zwischen dem Sprecher und seiner Geliebten die Liebe ihre Kraft entfaltet habe. Sie wünscht dem Sprecher eine Verringerung des Leids und den Fortbestand der ehrenvollen Minnebeziehung. Ü: Berlin, SBB, Hdschr. , r–v ( Verse) (Be). – Ebd., Ms. germ. fol. , r–v ( Verse) (Be). – Ebd., Ms. germ. fol. , ra–ra ( Verse) (Be). – Freiburg, UB, , v–r ( Verse) (Fr). – Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse) (He). – Leipzig, UB, Ms. Apel , r–v ( Verse) (Le). – London, British Library, Add. , r–v ( Verse) (Lo). – München, BSB, Cgm , r–v ( Verse) (Mü). – Nelahozeves, Fürstl. Lobkowitzische Bibl., R VI Fc , S. f. ( Verse) (Ne). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , v–v ( Verse) (Pr). A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; nach Pr). – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. f. (Teiledition von Versen aus Lo). L: Alfred Karnein, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Geuther (s. Ausg.) S. , –. JK Gespräch über die Minne. – Schluss eines Gesprächs über die Bedrohungen der Minne, Überlieferung erstes Viertel . Jh. Aufgrund von Blattverlust ist der unikal überlieferte, ripuarische Text nur fragmentarisch erhalten: Offenbar am Ende eines Gesprächs mit Klafferschelte will ein Ritter vom Sprecher verabschieden. Dieser antwortet mit einem Segenswunsch für den Ritter und einer Verwünschung der ‹Minnefeinde›, welche ihm der Ritter (ironisch?) untersagt. Er schließt mit der Ankündigung, mit dem Tagesanbruch nun schlafen zu gehen. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , ra ( Verse). A: Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. f.
. Hälfte . Jh. L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Hartmut Beckers: Die mittelfränkischen Rheinlande als literarische Landschaft von bis . In: ZfdPh (), Sonderheft, S. –, hier S. . – Johan B. Oosterman: In daz Niderlant gezoget. De periferie in het centrum: het Maas-Rijngebied als speelveld voor lologen. Nijmegen . S. , . JK Klage einer Liebenden. – Anklage der Minne, Überlieferung erstes Viertel . Jh. Die ripuarische Minnerede ist zweimal (ohne signi kante Varianz) in derselben Handschrift überliefert. In ihr klagt eine Sprecherin in direkter Anrede die Minne an, für ihre unerfüllte Liebe verantwortlich zu sein. Sie verlangt die gleichmäßige Verteilung des Leids und Gewährung durch den Mann, da sie treu und beständig gewesen sei. Sie kündigt an, eine förmliche Gerichtsklage gegen die Minne anzustreben und ruft als Beistände die Personi kationen ‹Beständigkeit›, ‹Trost› und ‹Treue› herbei. Als Vermittlerin bietet sich die ‹Hoffnung› an, deren Rede das letzte Drittel des Textes ausfüllt. Sie rät der Klägerin zu Geduld und bittet gleichzeitig Frau Minne um Gnade. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , ra–vb ( Verse) (a) und ra–vb ( Verse) (b). A: Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. ; nach a mit Lesarten von b). L: Horst Brunner, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Lob der Frauen III. – Hyperbolische Preisrede mit Verweis auf Artus und Alexander, Überlieferung erstes Viertel . Jh. Die unikal überlieferte ripuarische Minnerede beginnt mit einer kurzen Belehrung über den Wert der Frauen – u. a. hätten die Höfe von Artus und Alexander ihren Wert durch die Frauen erhalten. Der Sprecher bringt dann eine ausführliche Klafferschelte (Warnung vor dem Übelreden; Ver uchung der Klaffer) sowie einen hyperbolischen Frauenpreis. Hier geht er besonders auf die gesellschaftlichen und veredelnden Wirkungen der Frauen ein
Klage einer Liebenden und betont, dass es kaum Ausnahmen von diesem Lob gäbe. Er schließt mit geistlich gefärbten Schlussformeln (Segenswunsch, Fürbitten). Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , ra–ra ( Verse). A: Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. ). L: Bernhard Schnell, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –, f. – Cora Dietl: Sein Name lebt noch heute. König Artus und sein Hof in dt. und ndl. Minnereden. In: Neuphilol. Mitt. () S. –, hier S. , . – Stefan Matter: Minne – Spiel – Gespräch. Überlegungen zu einer Minne-Gesprächskultur des späteren MA ausgehend vom ‹Nürnberger Spieleteppich›. In: Der ‹Nürnberger Spieleteppich› im Kontext profaner Wanddekoration um . Hg. v. Jutta Zander-Seidel. (Wissenschaftliche Beibände zum Anz. des Germ. Nationalmuseums ). Nürnberg , S. –, hier S. f. JK Lob der Frauen II. – Preisrede zum Neujahr, Überlieferung erstes Viertel . Jh. Die unikal und fragmentarisch (Blattverlust am Ende) überlieferte ripuarische Minnerede beginnt mit Anlass- und Themenangabe: Der Sprecher will als Neujahrsgruß das Heil beschreiben, das durch Frauen in die Welt kommt. Es folgen zwei hyperbolische Frauenpreispassagen (‹blümende› Genitivattribute, anaphorische Reihungen), in denen vor allem auch die veredelnden Wirkungen der Frauen auf nach hö schen Tugenden strebende Männer beschrieben werden. Dazwischen steht ein Liebesbekenntnis des Sprechers an eine bestimmte, ihm gewogene Frau. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , rb–vb ( Verse). A: Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. ). L: Bernhard Schnell, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU
Der verlorene Sohn ). München , S. –, f. – Arne Holtorf: Neujahrswünsche im Liebesliede des ausgehenden MA. Zugleich ein Beitr. zur Gesch. des ma. Neujahrsbrauchtums in Deutschland (GAG ). Göppingen , S. . – Stefan Matter: Minne – Spiel – Gespräch. Überlegungen zu einer MinneGesprächskultur des späteren MA ausgehend vom ‹Nürnberger Spieleteppich›. In: Der ‹Nürnberger Spieleteppich› im Kontext profaner Wanddekoration um . Hg. v. Jutta Zander-Seidel (Wissenschaftliche Beibände zum Anz. des Germ. Nationalmuseums ). Nürnberg , S. –, hier S. –. JK Lob der Frauen IV. – Preisrede auf weibliche Ehre, Überlieferung erstes Viertel . Jh. Die unikal überlieferte ripuarische Minnerede beginnt mit dem Wunsch des Sprechers, weise wie Aristoteles und gestützt auf Bücherwissen die Wunder der Schöpfung auf die Frau als summum bonum zurückzuführen. Für seine These führt der Sprecher dann zwei ausführliche Beweise an: . Alle Herrscher fänden sich zum Minnedienst bereit; . Eine reine und tugendhafte Frau würde nie etwas Schlechtes tun. Ohne größere Systematik preist der Sprecher danach hyperbolisch die Frauen als Mittelpunkt der ritterlich-hö schen Welt und als Ursache für die Erschaffung der Welt durch Gott. Er schließt mit einer Apostrophe und der Bitte an die Frauen, ihre Ehre zu bewahren. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , ra–va ( Verse). A: Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. ). L: Bernhard Schnell, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –, f. – Stefan Matter: Minne – Spiel – Gespräch. Überlegungen zu einer Minne-Gesprächskultur des späteren MA ausgehend vom ‹Nürnberger Spieleteppich›. In: Der ‹Nürnberger Spieleteppich› im Kontext profaner Wanddekoration um . Hg. v. Jutta Zander-Seidel (Wissenschaftliche Beibände zum Anz. des Germ. Nationalmuseums ). Nürnberg , S. –, hier S. f. JK
. Hälfte . Jh. Der verlorene Sohn. – Nd. Reimpaarerzählung, . Jh./frühes . Jh. Die Versdichtung (noch Verse) aus dem Grenzbereich zwischen weltlicher und geistlicher Epik ist anonym, unikal und lückenhaft überkommen (s. Überl.). Der Werktitel wird im Epilog genannt: «De vor lorne sone / schal dyt bok ghe nomet syn» (V. f.). Valide Aussagen zu Ort und Zeitraum der Abfassung sowie zum Verfasser sind nicht möglich. Auch die konkrete Vorlage des D. v. S. ist nicht bekannt, der Text beruht aber grundsätzlich auf dem französischen Robert le diable, der seit dem . Jh. bezeugt ist. D. v. S. hat sich aber so weit von der Ursprungsgeschichte entfernt, dass von mehreren verlorenen Zwischenstufen auszugehen ist. Denkbar ist, dass ein nd. Verfasser auf Grundlage von mündlicher Stoffvermittlung einer mndl. Version die nd. Fassung ins Werk gesetzt hat. Diese These wird von den obd. und ndl. Elementen bei den reimgebundenen Wörtern des grundsätzlich nd. Textes unterstützt. Die exempelhafte Erzählung vereint in sich Elemente der legendarischen, hö schen und märchenhaften Dichtung. Erzählt wird von einem unglückseligen Jüngling, der von einem ritterlichen Elternpaar gegen die Warnung einer unbekannten Himmelstimme in der Weihnachtsnacht sündhaft gezeugt worden ist. Der höllengeweihte Knabe wächst zunächst sittsam und fromm heran. Nach dem Tod des Vaters erfährt er von den Umständen seiner Geburt und gibt sein ganzes Gut der Kirche und den Armen. Die Mutter geht in ein Kloster. Auf Anraten eines Eremiten führt er als stummer Bettler ein einjähriges Büßerleben auf einer nahegelegenen Königsburg, um sich selbst und seine Eltern vor Verdammnis und Hölle zu bewahren. Das Buße- und Schweigegebot verletzt er jedoch zweimal, um dem König als geheimnisvoller Einzelkämpfer bei der Abwehr der heidnischen Sarazenen beizustehen. Nach Ablauf des Jahres ordnet der Einsiedler deshalb ein weiteres Bußejahr an. Der Jüngling erfüllt dieses Mal die Au agen, worauf ihm und seinen Eltern vergeben wird. Er erhält die Königstochter, deren Zuneigung er zuvor im Heidenkampf gewonnen hat, zur Frau und damit auch die Aussicht auf die Thronfolge. Vom diabolischen Wesen Roberts, des Protagonisten der französischen Ausgangserzählung, nden sich im D. v. S. keine Anklänge mehr. Hier ist die Titel gur vielmehr gottesfürchtig und tugendhaft. Ob eine bewusste Umdeutung vorliegt oder
. Hälfte . Jh.
Die Buhlschaft auf dem Baume A (mhd.) und B (mnd.)
der Stoff sich in seinen Vermittlungstufen verändert hat, ist offen. Die religiöse Dimension erscheint in der nd. Version zudem banalisiert und das Verhältnis zwischen den abenteuerlichen und den geistlichen Komponenten der Erzählung unausgewogen. Die hohen stilistischen Fertigkeiten des nd. Anonymus könnten ein Indiz dafür sein, dass diese Unausgewogenheit weniger an ihm selbst liegen dürfte als vielmehr an der mehrstu gen Tradierung des Erzählstoffes. In deren Verlauf könnte eine Umgewichtung weg vom Exempelhaften der originären Gestalt hin zum Märchenhaften und Hö schen stattgefunden haben. Ü: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. Vu , r–r (Pap., um , nordnd. [aus Pommern]); Verlust von Bll., was in etwa Versen entsprechen dürfte. Zu den weiteren Texten der vorwiegend epischen Sammelhs. zählen u. a. → Valentin und Namelos, → Flors inde Blanze ors und Der → Dieb von Brügge. – Vgl. zur Hs. zuletzt: Roswitha Wisniewski: Zwei Sammelhss. aus Pommern. Besonders zu ‹Marienklage›, ‹Theophilus›, ‹De segheler›. In: Vom vielfachen Schriftsinn im MA. FS Dietrich Schmidtke. Hg. v. Freimut Löser/Ralf G. Päsler (Schr. zur Mediävistik ). Hamburg , S. –. – Elisabeth de Bruijn: Copy-paste? Die hsl. Präsentation mnd. epischer Texte in Hs. Stockholm, KB, Cod. Holm. Vu . In: NdJb () S. –. A: Stephan Waetzoldt: Flos unde Blankos. Als Anhang: De vorlorne sone [Robert der teufel] und De segheler (Nd. Denkmäler ). Bremen , S. –. – Loek Geeraedts: Die Stockholmer Hs. Cod. Holm. Vu (Valentin vnde Namelos, De verlorne sone, Flos vnde Blanke os, Theophelus, ‹Die Buhlschaft auf dem Baume›, De deif van brugghe, De segheler). Edition und Unters. einer mnd. Sammelhs. (Nd. Stud. ). Köln/ Wien , –. L: Hartmut Beckers, VL () Sp. f. – Wilhelm Seelmann: Valentin und d. V. S. In: NdJb () S. –. – G[errit] J[an] Dieperink: Literarische Wanderwege im Gebiet der Hanse. In: NdJb / (/) S. –. – Jürgen Meier: Die mnd. Verserzählung ‹De deif van Brugge›. Stoffgeschichtliche und sprachliche Unters. (Sprache und Schrifttum ). Neumünster . – H. Beckers: Mnd. Lit. – Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Nd. Wort () S. –, hier S. –. – Geeraedts (s. Ausg.) S. –. – Friedel Helga Roolfs: Variationen über ‹Robert
den Teufel›: ‹De vorlorne sone› in der Stockholmer Hs. Cod. Holm. Vu . In: ‹westfeles vnde sassesch›. FS Robert Peters. Hg. v. Robert Damme/Norbert Nagel. Bielefeld , S. –. VZ Die Buhlschaft auf dem Baume A (mhd.) und B (mnd.). – Schwankhafte Versnovelle, vermutlich Mitte . Jh. Der anonym überlieferte mhd. Text (rund Verse) erzählt, dass ein blinder Mann von seiner Ehefrau betrogen wird. Seine Eifersucht ist so groß, dass er des Nachts ihre Beine mit Fesseln aus Eisen umschließt. Ein Student, «dem die frau von herzen holt was» (V. ), bestellt diese in Begleitung ihres Mannes zu einem Baum, einer Linde, den sie als Apfelbaum ausgeben. Dort äußert die Frau den Wunsch, von den Früchten des Baumes essen zu wollen, woraufhin der Blinde mit seinem Stock gegen die Äste schlägt. Der in der Zwischenzeit auf den Baum gekletterte Student wirft mitgebrachte Äpfel hinunter. Um den Baum effizienter schütteln zu können, steigt die Frau auf den Baum. Misstrauisch umklammert der Ehemann den Baumstamm, um so etwaige Annäherungsversuche abwehren zu können. W¨ahrend des Liebesspiels der beiden auf dem Baum kommen der Herr und Petrus vorbei. Letzterer bittet den Herrn, den Blinden den Ehebruch sehen zu lassen. Die beschuldigte Frau, die der nun sehende Ehemann zusammen mit dem Studenten umbringen will, stellt die Liebschaft jedoch als «puß» für seine Heilung dar. Angesichts des auf Knien dem Studenten dankenden Ehemanns, der diesem auch noch Geld geben möchte, will der empörte Petrus erneut eingreifen und erhält vom Herrn die Erlaubnis, dem Geheilten zu sagen, er solle seine Frau lieber schlagen. Wiederum um keine Ausrede verlegen, bezeichnet diese Petrus als denjenigen, der ihr die ganze Zeit als Liebhaber nachgestellt habe und die Heilung habe verhindern wollen. Vom erzürnten Ehemann mit einem Messer bedroht, ieht Petrus und beklagt beim Herrn die List der Frau, an der er sich gerne rächen würde. Der Herr jedoch mahnt zur Sündenvergebung. Der dafür notwendigen Reue mangelt es jedoch der Ehebrecherin offensichtlich. Andere ma. europäischen Fassungen (z. B. bei Boccaccio, Decameron VII, und in Chaucers Merchant’s Tale, V. –; s. Grubmüller S. f.) beenden die Geschichte mit der Ausrede der Frau. Die mnd., mit Versen knapp gestaltete Fassung (B) geht nicht auf die mhd. Fassung (A) der
Dieb von Brügge Versnovelle, sondern auf eine gemeinsame Quelle zurück. W¨ahrend beide Fassungen den annähernd gleichen Motivbestand aufweisen, fehlt in B die in A vorhandene abschließende Belehrung des Herrn. Weitere Varianten der Geschichte bieten der Doligamus des → Adolf von Wien und der → Steinhöwel zugeschriebene Ulmer Äsop (vgl. Slenczka). Ü: A: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., ca. –, nordbair.-ostfränkisch [aus Nürnberg ?]). – B: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. Vu (früher Vitterhet Tysk Nr. ), v (Pap., um , nordnd.; zweispaltig bis V. , der restliche Text in vier Zeilen quer über die ganze Seite; fragm.). A: A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Holthausen (s. Lit.) S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. A ). – Werner Wunderlich (Hg.): Dt. Schwanklit. Bd. : Vom frühen MA bis ins . Jh. Frankfurt/M. , S. – (nach Fischer). – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. – (zit.). – B: George Webbe Dasent: Theophilus in Icelandic, Low German and other Tongues. London , S. XXVI–XXVIII. – Karl Goedeke: Dt. Dichtung im MA. . Buch: Nd. Dichtung im MA. Bearb. v. Hermann Oesterley. Dresden , S. f. (V. –). – W. F. Bryan/Germaine Dempster: Sources and Analogues of Chaucer’s Canterbury Tales. New York , S. –. – Fischer (s. o.) S. –, f. (Nr. A ; mit erstmaligem Rekonstruktionsversuch der ersten Verse). – Loek Geeraedts: Die Stockholmer Hs. Cod. Holm. Vu (Valentin vnde Namelos, De verlorne sone, Flos vnde Blanke os, Theophelus, ‹Die Buhlschaft auf dem Baume›, De deif van brugghe, De segheler). Edition und Unters. einer mnd. Sammelhs. (Nd. Stud. ). Köln/Wien , S. f. (mit Rekonstruktionsversuch aller fragm. überlieferten Verse). Ü: A: Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. von Hanns Fischer. München (), S. – (Nr. ). – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. – Wunderlich (s. Ausg.; nach Fischer). – Grubmüller (s. Ausg.).
. Hälfte . Jh. L: Jürgen Meier, VL () Sp. –. – James T. Bratcher: Birnbaum: Der verzauberte B. In: EM () Sp. –. – Corinna Laude, Killy () S. . – Ferdinand Holthausen: Die Quelle von Chaucers ‹Merchant’s Tale›. In: Englische Stud. (/ ) S. –. – W[illiam] F[rank] Bryan/Germaine Dempster (Hg.): Sources and Analogues of Chaucer’s Canterbury Tales. New York , S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. f. – Dieter Beyerle: Der doppelte Betrug. Ein Thema der ma. Novellistik. In: Romanistisches Jb. () S. –. – Geeraedts (s. Ausg.) S. –. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. f. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , Reg. – Lotte Kurras: Dt. und ndl. Hss. der Kgl. Bibl. Stockholm. Handschriftenkat. (Acta Bibliothecae Regiae Stockholmiensis LXVII). Stockholm , S. – und Abb. . – Alwine Slenczka: Mhd. Verserzählungen mit Gästen aus Himmel und Hölle (Stud. und Texte zum MA und zur frühen Neuzeit ). Münster u. a. , S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. . – Susanne Reichlin: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens. Zur poetologischen Dimension des Tauschens in Mären (Hist. Semantik ). Göttingen , S. Anm. . – Dies.: Zeitperspektiven. Das Beobachten von Providenz und Kontingenz in der ‹B. a. d. B.›. In: Kein Zufall. Konzeptionen von Kontingenz in der ma. Lit. Hg. v. Cornelia Herberichs/S. Reichlin (Hist. Semantik ). Göttingen , S. –. – Elisabeth de Bruijn: Copy-paste? Die hsl. Präsentation mnd. epischer Texte in Hs. Stockholm, KB, Cod. Holm. Vu . In: NdJb () S. –. BJ Dieb von Brügge. – Mnd. Verserzählung, erste Hälfte . Jh. Bekannt ist der Stoff schon seit dem . Jh. v. Chr. dank Herodots Historien (II, ); verbreitet wurde er bis nach Asien (chinesische, japanische und indische Bearbeitungen). Für D. D. v. B. ( Verse) lässt sich indes keine direkte schriftliche
. Hälfte . Jh. Vorlage ausmachen. Nicht Herodots Fassung, sondern eine unbekannte Version muss für die mündliche Weitergabe sowie die dichterische Bearbeitung des Stoffes im MA als Vorlage gedient haben. Dass ein hansischer Kaufmann, der sich in Brügge aufgehalten haben könnte, als Autor infrage kommt, gilt nach Geeraedts als unbewiesen; die in der gleichen Handschrift überlieferten Erzählungen Der → verlorene Sohn und → Valentin und Namelos könnte er zudem entweder verfasst oder (ins Niederdeutsche) übersetzt haben – sie weisen häuge Reimüberstimmungen auf. In D. D. v. B. geht es um den überaus listigen Meisterdieb von Brügge, der bei einem Einbruch in die Pariser Schatzkammer des französischen Königs seinen Konkurrenten und und für den Moment Verbündeten, den Meisterdieb von Paris, durch dessen Tod verliert. Da der König mit seinem Berater, einem ehemaligen Schurken, dem Meisterdieb auf den Fersen ist, muss dieser in einer Reihe von ausgeklügelten Streichen der Obrigkeit entkommen. In einem nalen Coup, in dem der verzweifelte König die Jungfräulichkeit seiner Tochter aufs Spiel setzt, gelingt es dem Meisterdieb, ehrbarer Gatte der Königstochter und somit Schwiegersohn des Königs zu werden. Der Erzähler macht keinen klaren moralischen Handlungsrahmen verfügbar; die Verbrechen werden so nicht verurteilt, sondern dienen als legitimes Mittel zum Beweis von äußerster Klugheit, die letztlich zur Tugend erklärt wird. Daraus entsteht eine narrativ erzwungene Symbiose der formalen Schwankmuster (Aktion und Reaktion) mit der angesprochenen Tugendprobe, um den Erfolg eines Verbrechers zu legitimieren und in die gegebene soziale Ordnung zu überführen (vgl. Schulz). Dass die Tochter nach dem Liebesakt den Dieb mit Farbe markiert, um sein Vergehen zu beweisen, mag wie eine motivische Umkehrung der → Zwei Maler erscheinen. Doch letztlich überwindet der männliche Held die (weibliche) List mit einer Gegenlist und bestätigt seine Überlegenheit. Ü: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. Vu , r–v (Pap., um , nordnd.). A: D. D. v. B. Hg. v. George Webbe Dasent. In: ZfdA () S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. ), Tf. . – Loek Geeraedts: Die Stockholmer Hs. Cod. Holm. Vu (Valentin vnde Namelos,
Die Frau des Seekaufmanns De verlorne sone, Flos vnde Blanke os, Theophelus, ‹Die Buhlschaft auf dem Baume›, De deif van brugghe, De segheler). Edition und Unters. einer mnd. Sammelhs. (Nd. Stud. ). Köln/Wien , S. –. Ü: Manfred Lemmer (Hg.): Deutschsprachige Erzähler des MA, aus dem Mhd. übertragen (Slg. Dieterich ). Leipzig , S. –. – Ulrich Pretzel: Dt. Erzählungen des MA. Ins Nhd. übertragen (Beck’sche Schwarze Reihe ). München , S. –. L: Jürgen Meier, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Jurjen van der Kooi: Rhampsinit. In: EM () Sp. –. – Wilhelm Seelmann: Valentin und Namelos. Die nd. Dichtung, die hd., die Bruchstücke der ndl. Dichtung (Nd. Denkmäler ). Norden . S. XX–XXIII. – Hans Teske: Der nd. Literaturkreis in Brügge. In: Mitt. aus dem Quickborn (/) S. –. – Lars-Erik Ahlsson: D. d. v. B. Eine hanseatische Versnovelle. In: NdJb () S. –. – J. Meier: Die mnd. Verserzählung ‹De Deif van Brugge›. Stoffgesch. und sprachliche Unters. (Sprache und Schrifttum ). Hamburg . – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. (Nr. B ). – Geeraedts (s. Ausg.) S. –. – Armin Schulz: Ein Kriminalstück vor der Krimminallit. Erzählform und Anthropologie im mnd. Märe ‹D. D. v. B.›. In: Euph. () S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. , –, . FA Die Frau des Seekaufmanns (Der Segler). – Nd. Märenfragment, aus dem frühen . Jh. überliefert. Diese Märendichtung ist nur unvollständig überliefert, da mindestens eine Lage der Handschrift von ca. verloren gegangen ist. Der Stoff ndet sich schon früh in der indischen Literatur. Die Handlung ist in einer Stadt angesiedelt, in der sich sowohl ein Franziskaner-, als auch ein Dominikanerkloster be nden; so könnte der Verfasser (oder in den Text eingreifende Herausgeber) Inspiration hierfür z. B. in Greifswald gefunden haben – dort hielt er sich wohl auch eine Weile auf
Die Ermordung eines Juden und die Rebhühner (vgl. Wisniewski). Eine schöne Kaufmannsfrau, deren Mann sich auf einer langen Seereise be ndet, wird nacheinander von drei Geistlichen bedrängt wird. Zuerst bietet ihr ein Prior, dann ein Guardian und zuletzt ein Pfarrer Geld für Liedesdienste, jedes Mal zehn Silbermark mehr. Die Frau bleibt ihrem Gatten treu und weicht dem anzüglichen Angebot stets geschickt aus, indem sie Bedenkzeit fordert. Der Text bricht nach dem letzten Angebot ab, als sie – von der Geistlichkeit desillusioniert – zuhause betet und (vermutlich) dabei ist, ihrem treuen Knecht Hinrik alles zu berichten. Es kann nur spekuliert werden, ob die Frau tatsächlich standhaft bleibt. Gleichfalls unklar bleibt das Schicksal der Kleriker. Die erzählerische Konstellation erinnert an Die → drei Mönche von Kolmar. Ob es ausreicht, eine Verwandtschaft auszuschließen, weil dort die Figur des Knechtes fehlt und der Ehemann anwesend ist, muss vorerst (in beide Richtungen) offen bleiben. Da der Text die Ehrhaftigkeit der Frau mehrmals deutlich betont, kann ein ähnlicher Ausgang der Geschichte angezweifelt werden (vgl. Beine und Tanner). Außer Frage steht die explizite Kritik am klerikalen Amtsmissbrauch, der sich dadurch verstärkt, dass Mönche und Priester ihre unerlaubten Annäherungsversuche innerhalb klösterlicher bzw. kirchlicher Mauern unternehmen. Ü: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. Vu , v–v (Pap., um , nordnd.; Fragm.). A: Stephan Waetzoldt (Hg.): Flos unde Blanke os. Bremen , S. –. – Wolfgang Stammler: Mnd. Lesebuch. Hamburg , S. f. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, f. (Nr. ). – Loek Geeraedts: Die Stockholmer Hs. Cod. Holm. Vu (Valentin vnde Namelos, De verlorne sone, Flos vnde Blanke os, Theophelus, ‹Die Buhlschaft auf dem Baume›, De deif van brugghe, De segheler). Edition und Unters. einer mnd. Sammelhs. (Nd. Stud. ). Köln/ Wien , S. –. L: Hans-Friedrich Rosenfeld, VL () Sp. f.; () Sp. . – Wolfgang Stammler: Die dt. Hanse und die dt. Lit. In: Hansische Geschichtsbll. () S. –, hier S. . – Walther Suchier: Fablelstud. In: Zs. für romanische Philologie () S. –. – Volker Schupp: Die Mönche von Kolmar. Ein Beitr. zur Phänomenologie und zum Begriff des schwarzen
. Hälfte . Jh.
Humors. In: FS Friedrich Maurer. Hg. v. Werner Besch. Düsseldorf , S. –. – Erich Straßner: Schwank. Stuttgart . – Geeraedts (s. Ausg.) S. –. – Birgit Beine: Die Darstellung der Geistlichkeit im Märenfragm. ‹D. F. d. S.›. In: JOWG () S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – B. Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld . – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. – und Reg. – Roswitha Wisniewski: Zwei Sammelhss. aus Pommern. Besonders zu Marienklage, Theophilus, De segheler. In: Vom vielfachen Schriftsinn im MA. FS Dietrich Schmidtke. Hg. v. Freimut Löser/Ralf G. Päsler (Schr. Mediävistik ). Hamburg , S. –, hier S. –. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. , Anm. , S. f. FA Die Ermordung eines Juden und die Rebhühner. – Schwankhafte Erzählung, erste Hälfte . Jh. Die exempelhafte Erzählung handelt «Von eyme juden, der thrug vyl geldes durch eyn könygrich». Sie ist in einer Leipziger Sammelhandschrift überliefert, deren Schreiber auch für den Verfasser des Textes gehalten wird. Basierend auf der antiken Wandersage Kraniche des Ibyikus, aber stofflich zu einer eigenen Unterkategorie des MA gehörend, schildert der Dichter, wie der königliche Mundschenk einen Juden auf Reisen begleitet. Er raubt den Juden unterwegs aus und ermordet ihn. Im Sterben nennt der Jude die Vögel als Zeugen, die den Mörder letztendlich entlarven (bzw. verrät er sich selbst durch ein serviertes Rebhuhn). Dass der König ihn hinrichten lässt, gehört zu den ma. Merkmalen des Stoffes – der mythische oder religiöse Schutz wird durch den weltlichen ersetzt. Ü: Leipzig, UB, Ms. , v–v (Pap., erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.) A: Moriz Haupt: Märchen und Sagen. In: Altdt. Bll. () S. –, hier S. – (zit.). L: Christoph Schmitt: Die Kraniche des Ibykus. In: EM () Sp. –. – HansJoachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Johannes Bolte/Georg Polívka: Anm. zu den Kinder
. Hälfte . Jh. und Hausmärchen der Brüder Grimm. Bd. . Leipzig (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Hans-Lothar Markschies: Ein unbekanntes Gedicht ‹Von der werlde ytelkeyt› und sein Verfasser. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Frederic C. Tubach: Index exemplorum. A Handbook of Medieval Religious Tales. Helsinki , S. (Nr. ). – Klaus Grubmüller: Meister Esopus: Unters. zu Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , S. f., –. – Franzjosef Penzel (Bearb.): Verz. der dt. ma. Hss. in der UB Leipzig. Zum Druck gebracht v. Irene Stahl (DTM ,). Leipzig , S. –. FA Die Gevatterinnen. – Schwankmäre, . Jh. Die Reimpaarverse umfassende Dichtung ist in der sog. → Liedersaal-Handschrift anonym überliefert. Die Entstehung des Texts wird im frühen . Jh. im alemannischen Sprachraum vermutet. Die titelgebenden Gevatterinnen sind zwei beste Freundinnen, die beide verheiratet sind. Eines Tages wird eine Gevatterin von ihrem Mann geschlagen, was sie ihrer Freundin berichtet. Als diese beteuert, von ihrem Mann niemals geschlagen worden zu sein, löst sie damit den Neid der anderen Gevatterin aus. Die Geschlagene redet daraufhin ihrer Freundin ein, der Ehemann beweise durch die Prügel seine Liebe. Ein Mann, der seine Frau nicht schlage, sei im Umkehrschluss auch nicht treu. Also tadelt die andere Gevatterin ihren braven Mann wegen seiner vermeintlichen Untreue. Weil sie ihn auf diese Weise extrem reizt, verprügelt er sie schließlich doch. Die Gevatterin ist daraufhin ein halbes Jahr lang bettlägerig und wütend auf ihre hinterlistige Freundin. Der Text schließt mit der Bemerkung, alle falschen Menschen müssten das gleiche Schicksal wie die hintergangene Gevatterin erleiden. Insgesamt ist die Dichtung stark dialogisch angelegt. Die Redepartien folgen meist ohne Überleitungen oder Personenangaben unvermittelt aufeinander, was möglicherweise auf eine mimische Aufführung der G. verweist. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.), ra–rb (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Heinrich Niewöhner (Hg.):
Die Gevatterinnen Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. –. – Online-Faks. der Karlsruher LiedersaalHs. : LB Karlsruhe , http://digital.blbkarlsruhe.de/id/. L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f. – Heinrich Niewöhner: Der Inhalt von Laßbergs Liedersaal-Hs. In: PBB () S. –, hier S. . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f. – Anne Schulz: Essen und Trinken im MA (–). Literarische, kunsthist. und archäologische Quellen. Berlin , S. f. MM Heinemann von Bonn (Hermannus Bononiensis). – Verfasser einer Exempelsammlung, ./frühes . Jh. (?). H. ist nur als Autor der lat. Exempelsammlung Viaticum narrationum nachweisbar. Seine Eigennennung als «Henmannus Bononiensis» ndet sich am Anfang und Ende des Werks. H.s Beiname wird von der Forschung auf Bonn bezogen, was durch die westmitteldt.-ripuarische Schreibung von Personen- und Ortsbezeichnungen begründet werden kann. Das Viaticum narrationum ist in Handschrift K vollständig mit Exempla erhalten. Vier Exempla und der Anfang eines fünften sind auch in K überliefert. Die Anordnung der Exempla folgt der alphabetischen Reihenfolge mit ihnen verknüpfter Lemmata wie «Femina mala», «Gracia Dei», «Paciencia» und «Virtus Dei». Inhaltlich greifen die Exempla neben kleineren Stoffen auch verbreitete Erzählungen und Legenden auf, etwa jene über Griselda, Johannes Chrysostomus, das sog. «Mädchen ohne Hände» oder die bekannte Geschichte von einer jüdischen Frau, die im Kindbett zum Christentum konvertiert. Die Exempla folgen eng, teils auch wörtlich H.s Vorlagen, vor allem Werken von → Caesarius von Heisterbach (Libri miraculorum, Dialogus miraculorum), → Vinzenz von Beauvais (Speculum historiale ) und Johannes Gobi Junior (Scala celi). Hermann → Korner bearbeitete Exempla H.s in seiner Chronica novella,
Urkunde der Minne darunter die Legende von Johannes Chrysostomus. Die zwischen und erfolgte Entstehung von Korners Werk bildet auch einen Terminus ante quem für das Viaticum narrationum. Ü: K: Kopenhagen, Kgl. Bibl., GKS °, Bll. (Pap., Mitte . Jh.). – K: Kopenhagen, Kgl. Bibl., NKS c °, Bll. (Pap., . Jh.). – Zu den Hss. vgl. auch die Ausg., vor allem die Angaben zu den Online-Faks. der Kgl. Bibliothek. A: Beitr. zur lat. Erzählungslit. des MA. : Das Viaticum narrationum des Henmannus Bononiensis. Hg. v. Alfons Hilka (Abh. der Ges. der Wiss. zu Göttingen, Philol.-Hist. Kl. ,). Berlin (Teilausg.). L: Karl Langosch, VL () Sp. . – Edward Schröder: Das ‹Viaticum Narrationum› des Henmannus Bononiensis. In: Corona quernea. FS Karl Strecker. Hg. v. Edmund E. Stengel. Leipzig (Nachdr. Stuttgart ) S. f. – Marianne E. Kalinke: The Book of Reykjahólar. The Last of the Great Medieval Legendaries. Toronto u. a. , S. . – Christian Kiening: Versuchte Frauen. Narrative Muster und kulturelle Kon gurationen. In: Text und Kontext. Fallstud. und theoretische Begründungen einer kulturwissenschaftlich angeleiteten Mediävistik. Hg. v. Jan-Dirk Müller. Bearb. v. Elisabeth Müller-Luckner. München , S. –, hier S. . – Anthony P. Bale: The Female ‹Jewish› Libido in Medieval Culture. In: The Erotic in the Literature of Medieval Britain. Hg. v. Amanda Hopkins/Cory J. Rushton. Woodbridge , S. –, hier S. . MM Die beiden Freier. – Lehrhafte Reimpaardichtung, erstes Drittel . Jh. Das Gedicht schildert die Werbung zweier ungleicher Freier um eine edle vorzügliche Dame. Diese honoriert letztlich nicht den zuchtvollen Dienst des tugendhaften und vornehmen Werbers sondern entscheidet sich stattdessen für den vorwitzig-«vngeslachten» Schmeichler und Taugenichts. Der eigentliche Erzählteil der Verse umfassenden Dichtung ist sowohl quantitativ schmal als auch handlungsarm und wird von einem kurzen Promythion ( Verse) sowie einem extensiven Epimythion ( Verse) eingerahmt. Letzteres beklagt moralisierend und mit theologischer Einfärbung den Abfall der zeitgenössischen Frauen von
. Hälfte . Jh. der «alten wibe ere». Gattungstechnisch steht das Werk daher zwischen Märe und Bispel. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.) rb–ra (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , Titel: «Von der Weiber Leichtsinn»). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. A ). L: Johannes Janota, VL () Sp. f. – Fischer (s. Ausg.) S. . – H. Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. . VZ Der Minnegerende (auch: Klage über die Geliebte). – Fragment einer Minnerede, frühes . Jh. (?). D. M. ist in der → Liedersaal-Handschrift anonym überliefert. Die Minnerede bildet den Schluss des Codex und ist aufgrund fehlender Blätter nur fragmentarisch mit Reimpaarversen erhalten. In dem Text beklagt der Sprecher sein Liebesleid, das aus der verlorenen Treue seiner Geliebten herrührt. Die Rede ist weitgehend konventionell gestaltet und zeigt eine Vorliebe für Jagdmetaphorik. Bemerkenswert für einen dt. Minnetext ist allerdings der Selbstvergleich des Sprechers mit einem gejagten Hirsch: «Ich bin ain hirs wild / Mich iagent froemde bild». Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.), vb (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. (Nr. ). – Online-Faks. der Karlsruher Liedersaal-Hs. : LB Karlsruhe , http:// digital.blb-karlsruhe.de/id/. L: Ingeborg Glier, VL () Sp. . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. . MM Urkunde der Minne. – Liebes- und Treueversicherung in Urkundenform, Überlieferung um . Die unikal überlieferte Minnerede gibt sich in Aufbau und Rechtsterminologie als Urkun
. Hälfte . Jh. de (Selbstbezeichnungen «brieff», «hantvest», «vrchunt», «charta»). Der Sprecher bekennt seine umfassende Hingabe an die Geliebte, die sich auf Körper, Willen und sogar den Eigennamen bezieht (er will fortan nur «jr knecht» heißen). Eine Rückgabe der Schenkung durch die Frau soll ausgeschlossen sein, ebenso, dass sie ihn weitergibt oder verleiht. Als Zeuginnen und Erfüllungsgehil nnen sollen Frau Minne, Frau Treue und Frau Stetigkeit an der Schenkung mitwirken. Sie kommen, vertreten durch Frau Minne, selbst zu Wort und bestätigen den Wortlaut der Urkunde. Am Schluss steht eine Datierung auf . Ü: Karlsruhe, LB Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), vb–ra ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). L: Walter Blank, VL () S. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ludger Lieb: Minne schreiben. Schriftmetaphorik und Schriftpraxis in den ‹Minnereden› des späten MA. In: Schrift und Liebe in der Kultur des MA. Hg. v. Mireille Schnyder (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. . JK Die neun Zeichen der Minne. – Minnerede. Die didaktische Minnerede ist im mittelrheinischen Dialekt verfasst, stammt aus dem ersten Viertel des . Jh. und umfasst Verse. Die Eingangssituation schildert den Ich-Erzähler in melancholische Gedanken versunken «up rechter mynnen underscheit» (V. ). Nach der Bedeutung dessen verlangend, was er von Männern und Frauen bereits gehört hatte, führt ihn ein Traum in einen Wald, die Blätter eines Baumes sind mit Buchstaben beschrieben, die von der Venus künden. Auf einem beblümten Anger ndet der Erzähler ein Zelt, in dem Frau Venus wohnt. Sie unterrichtet ihn im folgenden in «nuein puont» über «rechte minne und all ir wercken» (V. f.). Die Dreierstruktur wiederholt sich in drei Gruppen von Zeichen. Die ersten betreffen die Minne, die aus dem Herzen kommt: die Vereinigung zweier Willen, Offenheit gegeneinander, soziale Unterschiedslosigkeit; die zweiten die Minne aus dem Mund:
Die neun Zeichen der Minne Akzeptanz von Kritik, Öffentlichkeit der Minnekommunikation, Achtung gegenüber der «huede» («huote», V. ), Tugend und Ehre; die dritten die Werke: Leidensbereitschaft, Gütergemeinschaft, dem Anderen ohne Verlangen eine Freude machen. Der Text endet mit Venus’ Missionsauftrag an den Erzähler, ihre «lere und ouch levin des allin reinen lueden» zu verkünden (V. f.). Die Minnerede steht in einer Reihe mit der ihrerseits von der lat. «amicitia»-Tradition abhängigen französischen und ndl. Minnedichtung, die im ripuarischen Sprachraum verbreitet war (Glier, S. ; Rheinheimer, S. –). Klingner/Lieb weisen zahlreiche Paralellen mit anderen Minnereden nach in Bezug auf die «amor»- und «amicitia»-Lehre, Minnekasuistik und das Zahlenordnungssystem. Ü: Berlin, SBB, Mgf , ra–vb (Pap., erstes Viertel . Jh., mittelrheinisch-ndl.). A: Mhd. Minnereden. Bde. Bd. : Die Heidelberger Hss. und , die Berliner Hs. MS. Germ. Fol. . Auf Grund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Dublin , S. –. L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ernst Martin: Mittelrheinische und ndl. Gedichte in einer Berliner Hs. Berlin , S. . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – W. Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , passim. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , passim. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , passim. – Alfred Karnein: De Amore in volkssprachlicher Lit. Unters. zur Andreas-Capellanus-Rezeption in MA und Renaissance (GRM Beiheft ). Heidelberg , S. f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. Anm. . – Hartmut Beckers: Die mittelfränkischen Rheinlande als literarische Landschaft von bis . In: ZfdPh () Sonderheft, S. –, hier S. . – Stefan Matter: Minne – Spiel – Gespräch. Überlegungen zu einer Minne-Gesprächskultur des späteren MA ausgehend vom ‹Nürnberger Spieleteppich›. In: Der
Holland ‹Nürnberger Spieleteppich› im Kontext profaner Wanddekoration um . Hg. v. Jutta ZanderSeidel (Wiss. Beibände zum Anz. des Germ. Nationalmuseums ). Nürnberg , S. –, hier S. Anm. . – Ders.: Reden von der Minne. Unters. Zu Spielformen literarischer Bildung zwischen verbaler und visueller Vergegenwärtigung anhand von Minnereden und Minnebildern des deutschsprachigen SpätMA (Bibliotheca Germanica). Tübingen/Basel . CS Spottgedicht auf abenteuerliche Minne. – Skatologische Parodie auf Formen und Motive der Minnerede, früheste Überlieferung erste Hälfte . Jh. Die Minneredenparodie ist in zwei Handschriften des . Jh. überliefert (Varianz durch Umformulierungen, Kürzungen und Erweiterungen vor allem in Schlussteil). Auf der Grundlage tradierter Motive der Gattung wird eine Parodie entfaltet, die mit der Verkehrung von konventionellen Elementen (Spaziergangseinleitung, amoene Landschaft, Frauenpreis) arbeitet. Der Prolog ruft zur unveränderten Orientierung an den tradierten ethischen Normen auf. Die Landschaft, von deren Durchwanderung der Sprecher dann berichtet, besteht aus einem Assortiment von Fäkalien, deren Form und Aussehen detailliert beschrieben werden. In diesem Dreck begegnet der Sprecher einer jungen Frau, die mit Eiter, Rotz und Läusen bedeckt ist. Die Beschreibung ihrer abstoßenden Erscheinung benutzt ironisch die Epitheta hö scher Vorbildlichkeit und Schönheit. Der Epilog nennt als Funktion des Textes die Rache an einer Dame für unerwiderte Liebe. Ü: Dresden, SLUB, Mscr. Dresd. M , *r ( Verse) (Dr). – München, BSB, Cgm , r–r ( Verse) (Mü). A: Zwölf Minnereden des Cgm . Krit. hg. v. Rosmarie Leiderer (TspMA ). Berlin , S. – (Nr. , nach Dr; Faks. beider Hss.). L: Gerhard Wolf, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. Z. – Carl Adolf Herrschel: Der Kampf gegen die Romantik. In: Serapeum () S. –. JK Die Graserin. – In Sommer- und Winterteil gegliederte obszöne Schilderung körperlicher Minnefreuden, Überlieferung nach . Der Sprecher beschreibt zunächst die Willkür der Minne bei der Verteilung von Glück und Un
. Hälfte . Jh. glück und formuliert dann eine klare Absage an die ‹Hohe Minne›, da er nach einer Frau strebe, die ihm etwas nütze. Im Folgenden preist er die Freuden der ‹Niederen Minne›, die er im Sommer durch eine Graserin, im Winter durch eine Stubenheizerin erfahre. Dabei schildert er zunächst die Sommerfreuden in freier Natur, jeweils in Abgrenzung zur hö schen Entsagungsminne und unter Einbeziehung erotischer Details, teilweise unter Verwendung ritterlicher Kampfmetaphorik zur Beschreibung des Geschlechtsaktes; danach kommen die Winterfreuden in der Stube, bei der Beschreibung des Geschlechtsaktes benutzt er Handarbeitsmetaphorik. Nach einer erneuten Absage an die ‹Hohe Minne› schließt der Sprecher mit einem Treuebekenntnis zur Graserin und einem Neujahrsgruß. Der Text ist überliefert in einer ‹Langfassung› (Handschrift He) und einer ‹Kurzfassung›, in der der Text mit der Beschreibung der Sommerfreuden endet (Handschrift Dr). Ü: Dresden, SLUB, Mscr. Dresd. M , ra–vb ( Verse) (Dr). – Heidelberg, UB, Cpg , v–v ( Verse) (He). A: Adelbert von Keller (Hg.): Altdt. Gedichte. Tübingen , S. – (Nr. II) (nach He). L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Carl Adolf Herschel: Der Kampf gegen die Romantik. In: Serapeum () S. –, hier S. f. – Arne Holtorf: Neujahrswünsche im Liebesliede des ausgehenden MA (GAG ). Göppingen , S. . – Sarah Westphal: Textual Poetics of German Manuscripts – (Studies in German Literature, Linguistics, and Culture). Columbia SC , S. f. JK Holland, Johann (auch: Hollant von Eggenfelden), * um Eggenfelden. – Herold, Turnierdichter. H. war nach eigener Auskunft bayerischer Herkunft. Er stand im Dienst des verstorbenen bayerischen Herzogs Ludwig VII. des Bärtigen. Er war für seinen Herren als Herold und Wappendichter tätig. H.s von ihm selbst behauptete Kenntnis von fünf Fremdsprachen ging möglicherweise auf dienstliche Reisen durch europäische Länder zurück. Einziges überliefertes Werk H.s sind die sog. Turnierreime. Der Text wurde von Kaiser Sigismund oder dessen Kanzler Kaspar Schlick angeregt und
. Hälfte . Jh. zwischen und verfasst. Sigismund hatte im Juli bei einem Aufenthalt in Schaffhausen von einem großen Turnier erfahren, das dort stattgefunden hatte. H. erstellte daraufhin in Reimpaarversen eine Aufzählung von fast Adelsfamilien, die an dem Turnier teilgenommen hatten. Die Turnierreime verbinden die Namen der Geschlechter häu g mit positiven Kommentaren, etwa über die Frömmigkeit oder den Wohlstand der jeweiligen Familie. Das Werk endet mit der traditionellen Bitte um Gottes Segen. Die Turnierreime sind in drei Handschriften aus der zweiten Hälfte des . Jh. überliefert. Hinzu kommen Drucke, die ebenfalls erst im späten . Jh. einsetzen. Die Forschung unterscheidet sechs Fassungen mit zahlreichen textlichen Differenzen. Eine Rezeption der Turnierreime erfolgte im Ehrenbrief des → Püterich von Reichertshausen und im Turnierbuch Georg Rixners. Ü: M: München, BSB, cgm , – (). – M: München, BSB, cgm , – (). – M: München, BSB, cgm , S. – (spätes . Jh.). – Zu den Vorbesitzern der Hs. M vgl. http://www.handschriftencensus.de/ . – Zur Überl. vgl. auch Rosenfeld und Rosenfeld (beide s. Lit.). D: Drucke erst ab dem späten . Jh. – Verz. bei Rosenfeld (s. Lit.). A: Anton Wiesend: Die Reime des Ehrenholds J. H. aus Eggenfelden über den rittermäßigen ‹auf den Turniren erschienenen bayerischen Adel›. In: Verhandlungen des Hist. Vereins für Niederbayern () S. –. – Mueller (s. Lit.). L: Karl Bartsch, ADB () S. . – Hellmut Rosenfeld, VL () Sp. –; () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. f. – Der Ehrenbrief des Püterich von Reichertshausen. Hg. v. Fritz Behrend/Rudolf Wolkan. Leipzig , S. f. – H. Rosenfeld: Nordische Schilddichtung und ma. Wappendichtung. In: ZfdPh () S. –, hier S. . – Egon von Berchem u. a.: Beitr. zur Gesch. der Heraldik. Berlin (Nachdr. Neustadt an der Aisch ) S. –. – Martha Mueller: Der ‹Ehrenbrief› Jakob Putrichs von Reichertshausen, die ‹Turnierreime› J. H.s, der ‹Namenkatalog› Ulrich Fuetrers. Texte mit Einleitung und Komm. Diss. New York University . Mikro che-Ausg. Ann Arbor . – Joachim Schneider: Spätma. dt. Niederadel. Ein landschaftlicher Vergleich. Stutt
Stiefmutter und Tochter gart , passim. – Wim van Anrooij: Bayern, Herolde und Lit. im spätma. Reich. In: Jahre Herzogtum Niederbayern-Straubing-Holland. Hg. v. Alfons Huber/Johannes Prammer. Straubing , S. –. MM Stiefmutter und Tochter. – Belauschtes Lehrgespräch, früheste Überlieferung erstes Drittel . Jh. Die wohl aus Nürnberg oder Augsburg stammende Minnerede ist recht breit in elf Handschriften überliefert (verschiedene Fassungen mit teilweise größerer Varianz bzw. mechanischen Textausfällen). Der Straßburger Dichter Johannes Düsch hat den Text zudem zu einem Kalender-Einblattdruck (Das Clärlein) umgearbeitet. Der Sprecher gibt ein belauschtes Gespräch wieder, das Mutter (in einem Teil der Überlieferung: Stiefmutter) und Tochter in ihrem Zimmer führen. Dem Heiratswunsch der Tochter begegnet die Mutter mit Lehren, wie sie Besitz und Ansehen gewinnen und bewahren könne. Diese Lehren bestehen zum einen aus einem Bericht von ihrem eigenen Leben als Verführerin und Betrügerin: Sie habe möglichst viele Männer parallel durch Prostitution und Beutelschneiderei ökonomisch ausgenutzt, sieben uneheliche Kinder zur Erpressung von Schweigegeld eingesetzt und mit einem nassen Schwamm bei passenden Gelegenheiten reichen Tränen uss simuliert. Zum anderen erklärt die Mutter der Tochter Schritt für Schritt, wie sie potentielle Liebhaber anlocken und an sich binden kann. Sie rät ihr aber auch, sich dem Markt anzupassen und auch einmal für geringes Geld zu prostituieren. Vor dem Alter solle sie den letzten Freier zum Mann nehmen. Die Tochter will sich an diese Lehre halten. Der Sprecher schließt mit einer moralischen Verdammung der beiden Frauen und gibt damit eine Interpretation des Gespräches als misogyne ‹negative Minnelehre› vor. Ü: Bamberg, Bibl. des Hist. Vereins in der Staatsbibl., H. V. Msc. (Nr. ), r– ( Verse) (Ba). – Dresden, SLUB, Mscr. Dresd. M , v–r ( Verse) (Dr). – Leipzig, UB, Ms. , r–v ( Verse) (Le). – London, British Library, Add. , v–v ( Verse) (Lo). – München, BSB, Cgm , v–r ( + Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , r–v ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , r–r ( Verse) (Mü). – Prag, Knihovna Národního mu
Jüngstes Gericht (westmitteldt.) zea, Cod. X A , r–v ( Verse) (Pr). – Sterzing, Stadtarch., ohne Sign. (Miszellaneen-Hs.), v–v ( Verse) (Sg). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Oct. , v–r ( Verse) (We). – Ebd., Cod. Quart , r–v ( Verse) (We). A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; nach Pr). – Manfred Zimmermann (Hg.): Die Sterzinger Miszellaneen-Hs. Kommentierte Edition der dt. Dichtungen (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ) Innsbruck , S. – (Nr. , nach Sg). – Elisabeth Morgenstern-Werner (Hg.): Die Weimarer Liederhs. Q (Lyrik-Hs. F) (GAG ). Göppingen , S. – (nach We). – Ladies, Whores, and Holy Women. A sourcebook in courtly, religious, and urban cultures of late medieval Germany. Introductions, translations, and notes by Ann Marie Rasmussen and Sarah Westphal (Medieval German Texts in Bilingual Editions ). Kalamazoo , S. – (nach Pr, mit englischer Übersetzung), S. – (nach Dr, mit englischer Übersetzung). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Victor Michels: Stud. und Forschungen über die ältesten dt. Fastnachtsspiele. Straßburg , , –. – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. f., f. – Rolf Max Kully: Das Clärlein. Ein erotisches Kalendergedicht auf das Jahr von Johannes Erhard Düsch. In: ZfdA () S. –. – Ann Marie Rasmussen: ‹Ich truog auch ledig siben chind›. Zur sozialen Konstruktion von Weiblichkeit in der Minnerede Stiefmutter und Tochter. In: fremdes Wahrnehmen – Fremdes wahrnehmen. Hg. v. Wolfgang Harms und Stephen Jaeger in Verbindung mit Alexandra Stein. Stuttgart/Leipzig , S. –. – A. M. Rasmussen: Mothers and Daughters in Medieval German Literature. Syracuse , S. –. – Wolfgang Achnitz: Minnereden. In: Forschungsber. zur Internationalen Germanistik. Germanistische Mediävistik. Tl. . Hg. v. Hans-Jochen Schiewer unter Mitarbeit von Jochen Conzelmann (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe C: Forschungsber. ). Bern u. a. , S. –, hier S. –. JK
. Hälfte . Jh. Jüngstes Gericht (westmitteldt.) (auch: St. Galler Weltgericht). – Gedicht mit Dialogeinlagen, vor . Die in der älteren Forschung mitunter fälschlich als St. Galler Weltgerichtsspiel oder St. Galler Jüngstes Gericht-Spiel bezeichnete Dichtung ist in zwei Fassungen überliefert, die sich in Sprachstand und Versbestand unterscheiden (P: Verse im Dialekt der Stadt Speyer, G: Verse in östlichem Hochalemannisch). Gegen Rosenfelds Bezeichnung (St. Galler Weltgericht) des Textes, bei es sich nicht um kein Spiel handelt, schlägt Trauden «Jüngstes Gericht (westmitteldt.)» vor. Bei zum Teil ähnlich wie in den Weltgerichtsspielen ablaufender Handlung (hier nach P, vgl. Trauden; zu G vgl. Rosenfeld , S. f.) gibt es «in wichtigen Punkten gravierende Abweichungen» (Trauden, S. ). Auf die Einleitung (V. –) folgen unter Berufung auf → Hieronymus (Bd. , Sp. –) der Bericht über die Fünfzehn Vorzeichen (V. –), dann der Ruf der Engel, die Versammlung im Tal Josaphat (V. –) und die Aufzählung der beim Jüngsten Gericht Erscheinenden (V. –). Jeder Mensch hat einen Engel, der die guten Werke nennt; auf einer vom Teufel herbeigebrachten Tafel sind die Sünder verzeichnet (V. –). Die weiteren Abschnitte sind: Auftreten des Erzengels Michael mit der Seelenwaage, Scheidung der Guten von den Bösen durch Gott (V. –), Rede Christi zu den reuigen Sündern (V. –), erfolgreiche Fürbitte Marias (V. –), erfolgreiche Fürbitten Johannes des Täufers, der Apostel, Märtyrer, Bekenner, Propheten, Einsiedler, Mönche und aller anderen Heiligen, Verdammung der unbußfertigen Sünder (V. –), Urteilsspruch über die Guten und über die Bösen (V. –), Einzug der Geretteten in den Himmel und Krönung durch Christus (V. –), Abführung der Verdammten in die Hölle und Beschreibung der Qualen (V. –), Abschlussbitte (V. –). Ü: Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , v–r (Pap., Speyer, /); Titel: «Wie got das jungst gericht besitzen sol» (P). – St. Gallen, Kantonsbibl., VadSlg Ms. , v–v (Pap., St. Gallen [?], zweites Drittel . Jh.); Titel: «[Di]s ist das iungst gericht» (G); bei beiden Textzeugen handelt es sich um Abschriften. A: Willoughby (s. Lit.) S. – (nach P). – Rosenfeld (s. Lit.) S. – (nach G). L: Hellmut Rosenfeld: St. Galler Weltgericht. In: VL () Sp. –; ()
. Hälfte . Jh. Sp. f. – L. A. Willoughby: Two unpublished Middle High German poems. ‹Die vunfzehen zeichen› and ‹Wie Got das jungst Gericht besitzen sol›. In: The Modern Language Review () S. –. – H. Rosenfeld: Das St. Galler Weltgericht. In: ZfdA () S. –. – Dieter Trauden: Gnade vor Recht? Unters. zu den deutschsprachigen Weltgerichtsspielen des MA (Amsterdamer Publ. zur Sprache und Lit. ). Amsterdam/Atlanta, GA , S. –. BJ Basler Betrügnisse der Giler (Straßburger B. d. G.). – Verzeichnis betrügerischer Vorgehensweisen von Bettlern («giler») mit Rotwelsch-Glossar, erstes Drittel . Jh. Trotz der heute noch gebräuchlichen Bezeichnung dürfte die Bettlerschrift nicht in Basel, sondern in Straßburg entstanden sein, von wo aus sie wahrscheinlich dem Basler Rat im nachbarstädtischen Austausch und als Warnung vor dem Bettlerunwesen geschickt wurde. In Basel wurde dann vom Stadtschreiber Johann Zwinger eine Abschrift angefertigt (vgl. Voltmer). Das Incipit des Textes gibt einen stichhaltigen Ausblick auf den folgenden Inhalt: «Dis ist die betrugnisse damitte die giler und die blinden umbegand». In Abschnitten wird dann geschildert, wie die hinterlistigen Bettler Nahrung erschleichen: durch simulierte Blindheit, Krankheit, Verletzung und Schwangerschaft oder durch Verkleidung als Pilger oder Mönch. An diesen Hauptteil schließt sich ein kurzes Glossar an mit «rottwelschen» Begriffen und ihren Entsprechungen («lem» = «brott», «joham» = «win», «boßhart» = « eisch» usw.). Dem Nichteingeweihten soll es Verständnishilfen für die Sprechweisen der Bettler- und Gauner an die Hand geben. Die Schrift war im frühen . Jh. die Hauptquelle für den nd. Liber vagatorum des Matthias → Hütlin (Erstdruck um /). Ü: Basel, Staatsarch., Aktensammelbd. ‹Ordnungen und Verträge›, r–r (um /, geschrieben von Johann Zwinger). – Ebd., UB, Cod. A λ II a (‹Diarium› Johann → Knebels) r–r (/). – Ebd., Cod. A λ III , S. – (spätes . Jh.). – Fragm.: Darmstadt, ULB, Hs. , Bll. (Ende . Jh.). – Eine Straßburger Hs. ist über den Abdruck Johann Heumanns von Teutschbrunn nachgewiesen (Exercitationes juris universi, praecipue Germanici
Basler Betrügnisse der Giler ex genuinis fontibus restituti. Bd. . Altdorf , S. –). A: Adolf Socin: Ber. über das Rotwelsch. In: Basler Chron. Bd. . Hg. v. Wilhelm Vischer. Leipzig , S. –. – Friede rich Kluge: Die Basler Betrugnisse der Gyler In: Ders.: Rotwelsch. Quellen und Wortschatz der Gaunersprache und der verwandten Geheimsprachen. Bd. : Rotwelsches Quellenbuch. Straßburg (Nachdr. Berlin/New York ) S. –. L: Francis B. Brévart, VL () Sp. f. – Peter Assion: Altdt. Fachlit. (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. – Erich Maschke: Dt. Städte am Ausgang des MA. In: Die Stadt am Ausgang des MA. Hg. v. Wilhelm Rausch (Beitr. zur Gesch. der Städte Mitteleuropas ). Linz , S. –, hier S. f. (wieder in: E. Maschke: Städte und Menschen. Beitr. zur Gesch. der Stadt, der Wirtschaft und Ges. – [Vierteljahrschr. für Sozial- und Wirtschaftsgesch. Beih. ]. Wiesbaden , S. –, hier S. f.). – Robert Jütte: Die Anfänge des organisierten Verbrechens. Falschspieler und ihre Tricks im späten MA und der frühen Neuzeit. In: AfK () S. –. – Bernd-Ulrich Hergemöller: Randgruppen der spätma. Ges. – Einheit und Vielfalt. In: Randgruppen der spätma. Ges. Ein Hand- und Studienbuch. Hg. v. dems. Warendorf , (neu bearb. Ausg. ) S. –, hier S. f. u.ö. – Rita Voltmer: Die Straßburger Betrügnisse und das ‹Verzeichnus der mutwillig[en] betler›. Beobachtungen zum städtischen Armenund Bettlerwesen im . Jh. In: ‹Das Wichtigste ist der Mensch›. FS Klaus Gerteis (Trierer hist. Forschungen ). Hg. v. Angela Giebmeyer/Helga Schnabel-Schüle. Mainz , S. –. VZ Engelmar, Johannes. – Verfasser eines Reimpaargedichts, lebte um /. E. ist nur durch seine Eigennennung in der Red vom concili zu Costniz nachweisbar, einem Gedicht über das Konzil von Konstanz (–). Der Reimpaarverse umfassende Text ist primär in einer Handschrift des . Jh. erhalten, außerdem in zwei Abschriften aus dem . Jh. Am Anfang des Gedichts spricht E. von sich im BescheidenheitsTopos als Dichter, der die meisterliche Dichtkunst schätze, sie aber nicht beherrsche. Mehrere lat. Ausdrücke im dt. Text legen zugleich Lateinkenntnisse des Verfassers nahe. Möglicherweise handelte es sich bei E. daher um einen Geistlichen, der
Prischuch sich anlässlich des Konzils als Gelegenheitsdichter versuchte. Die Entstehung des Texts ist auf die Zeit nach der am .. erfolgten Wahl Martins V. zum Papst zu datieren. Die Reichsacht des österreichischen Herzogs Friedrich IV. durch den römisch-dt. König Sigismund war E. bekannt. Die Rehabilitierung Friedrichs vom .. wird von E. jedoch nicht erwähnt. Der Text wurde also möglicherweise kurz vor diesem Datum geschrieben. Inhaltlich schildert das Gedicht in knapper Form die wichtigsten Umstände und Hintergründe des Konzils, vor allem die Ereignisse um Sigismund, Friedrich und die zeitgenössischen Päpste. Außerdem behandelt E. die durch das Konzil verurteilten Lehren von Jan Hus, John Wyclif und Hieronymus von Prag. E. möchte nach eigenen Angaben eine Chronik über die Geschehnisse aus «unseren Tagen» dichten, beschränkt sich aber keineswegs auf eine neutrale Schilderung historischer Ereignisse. Vielmehr enthält der Text auch Klagen über Simonie bei Päpsten und Geistlichen, während die Beschlüsse des Konzils von E. positiv bewertet werden. Die Forschung hat aus dem Gedicht auch E.s Erwartung einer Einigung zwischen Sigismund und Friedrich herausgelesen, wie sie sich dann tatsächlich ereignete. Ü: Bamberg, Bibl. des Hist. Ver. in der SB, H. V. Msc. (Nr. , früher im Privatbesitz von Matthäus Kuppitsch in Wien), r–r (Pap., Mitte . Jh. bair.). – Spätere Abschriften des Texts in: München, BSB, cgm , Bll. (Pap., ). – Berlin, SBB, mgq , S. – (Pap., Wien, , Schreiber Franz Goldhann). A: Liliencron () S. –. L: Burghart Wachinger, VL () Sp. f.; () Sp. . – Otto Basler: Das Konzil von Konstanz im Spiegel dt. Ereignislieder. In: Das Konzil von Konstanz. Beitr. zu seiner Gesch. und Theologie. Hg. v. August Franzen/Wolfgang Müller. Freiburg i. Br. , S. –. – Ulrich Müller: Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , S. f. u. ö. – Jürgen Schulz-Grobert: Kuppitschs Hs. C. Zu ihrem Verbleib. In: ZfdA () S. –. – Alan Robertshaw: Reimpublizistik und Lieddichtung am Konstanzer Konzil. Zum hist.-politischen Gedicht des SpätMA. In: Lied im dt. MA. Überl., Typen, Gebrauch. Chiemsee-Colloquium . Hg. v. Cyril W. Edwards u. a. Tübingen , S. –. MM
. Hälfte . Jh. Prischuch, Thomas, † / Augsburg. – Verfasser von Reimpaarreden. P. entstammte vermutlich einer Familie Augsburger Patrizier und ist ab urkundlich nachgewiesen. Er war Vater eines gleichnamigen Sohns. Angaben in seinem Werk legen für einen Aufenthalt P.s am Konzil von Konstanz nahe. P. werden insgesamt drei Texte zugeschrieben, die in Handschriften überwiegend Augsburger Provenienz erhalten sind. Nicht überliefert ist P.s wohl frühestes Werk Unser Frauen Guldin Predigt (), dessen Handschrift verschollen ist. Es dürfte sich um ein Marienpreis-Gedicht gehandelt haben. Erhalten sind hingegen zwei Reimpaargedichte auf das Konstanzer Konzil. Des Consili Gruntvest (/) umfasst Reimpaarverse und ist in vier Handschriften überliefert. Der Text kann P. durch eine Eigennennung am Anfang zugeschrieben werden. Die Dichtung ist König Sigismund gewidmet. Anlass war vielleicht dessen Besuch in Augsburg . Zu Beginn von Des Consili Gruntvest begegnet der Sprecher einem wohl ktiven Teilnehmer des Konzils, der ihm von diesem berichtet. Im panegyrischen Schlussteil des Gedichts preist der Sprecher Sigmund und den neuen Papst. Der Text besteht vor allem aus ausführlichen Aufzählungen von Teilnehmern des Konzils (Adlige, Orden usw.). Der Katalog ist jedoch nicht immer historisch korrekt. Des Consili Schlußred () umfasst Reimpaarverse und ist in einer Handschrift überliefert. Der mit einer Signatur des Autors versehene Text ist ebenfalls Sigmund gewidmet. Auch diese Dichtung beschäftigt sich mit dem Konzil von Konstanz, dessen Erfolg sie vor allem Sigismund zuweist. Der Sprecher begrüßt das Ende des Schismas und spricht zugleich Mahnungen an den König und alle Christen aus. P. weist in Des Consili Schlußred auch auf eine eigene Teilnahme am Konzil hin, was historisch jedoch nicht überprüfbar ist. Insgesamt gelten P.s Dichtungen durchaus als kunstvoll, doch von begrenzter historischer Zuverlässigkeit. P. rezipierte in seinem Werk die Vaticinia de summis ponti cibus, löste selbst jedoch keine Rezeption aus. Ü: . Unser Frauen Guldin Predigt: München, Privatbesitz Carl Förster’sche Kunstauction, Nr. (verschollen). – Vgl. Schanze (s. Lit.) und http://www.handschriftencensus.de/. . Des Consili Gruntvest: Berlin, SBB, mgq , r–r (Pap., . Jh., obd.). – Heidelberg, UB, cpg , ra–ra (Pap., Augsburg, erste Hälfte
. Hälfte . Jh. . Jh., südwestdt.). – München, BSB, cgm , r–r (Pap., Wessobrunn, , mittelbair.). – München, BSB, cgm , r–r (Pap., Augsburg, –, ostschwäbisch). . Des Consili Schlußred: München, BSB, cgm , v–r (Pap., –, ostschwäbisch). A: Karl Hö er: Geschichtsschreiber der hussitischen Bewegung in Böhmen . Wien (Nachdr. Graz ) S. –. – Liliencron () S. – (Nr. ). – Johannes Lochner: T. P.s Gedichte auf das Konzil von Konstanz. Berlin . – Online-Faks. v. Hs. cpg : http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg. L: Frieder Schanze, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Michael Baldzuhn, Killy () S. f. – Lochner (s. Ausg.). – Otto Basler: Das Konzil von Konstanz im Spiegel dt. Ereignislieder. In: Das Konzil von Konstanz. Beitr. zu seiner Gesch. und Theologie. Hg. v. August Franzen/Wolfgang Müller. Freiburg i. Br. , S. –. – Karina Kellermann: Abschied vom ‹hist. Volkslied›. Stud. zu Funktion, Ästhetik und Publizität der Gattung hist.-politische Ereignisdichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. – u. ö. – Ingrid Flor: Glaube und Macht. Die ma. Bildsymbolik der trinitarischen Marienkrönung. Graz , S. – u. ö. MM
Feldkircher, Christian. – Verfasser einer Fürstenlehren-Bearbeitung, um erstes Viertel . Jh. F. ist nur durch eine Eigennennung als «Vellchircher» in Handschrift W nachgewiesen. Der Codex enthält F.s dt. Bearbeitung ursprünglich lat. Leitsätze zur Fürstenlehre. Der teilweise gereimte Text F.s ist allerdings nur unvollständig erhalten. Das Werk beginnt mit einer Vorrede, in der F. allgemein Fürsten, Herren und Ritter als Adressaten seiner Schrift nennt. Konkrete Widmungsempfänger fehlen. Im Hauptteil des Werks paraphrasiert oder erläutert F. in dt. Sprache lat. Lehrsätze. Diese haben ihren Ursprung im → Secretum secretorum, einer Fürstenlehre in Form eines pseudoaristotelischen Briefes an Alexander den Großen. Die neuere Forschung hat F.s dt. Paraphrasen mit der Secretum secretorum-Bearbeitung in Handschrift A in einen Zusammenhang gestellt. Der A-Text könnte die ursprüngliche Bearbeitung darstellen,
Feldkircher der W-Text eine Reinschrift der Redaktion F.s. Ob F. auch die Bearbeitung in A schuf, ist bis heute ungeklärt. Ü: A: Wien, Haus-, Hof und Staatsarch., Familienarch. Auersperg, Gruppe. XXVII MS (früher Privatbesitz von Karl Adolf von Auersperg, Paysandu/Uruguay, Ms. Z ), r–v (Pap., , bair.). – W: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., um –, bair.-österr.). A: Forster (s. Lit.) S. (Teilausg.). L: Wolfgang Hirth, VL () Sp. f. – Norbert H. Ott u. a.: Kat. der deutschsprachigen illustrierten Hss. des MA. Bd. . Hg. v. der Kommission für dt. Lit. des MA der Bayerischen Akad. der Wiss. München , S. f. – Regula Forster: Das Geheimnis der Geheimnisse. Die arabischen und dt. Fassungen der pseudoaristotelischen ‹Sirr al-asrˉar› / ‹Secretum secretorum›. Wiesbaden , S. – u. ö. – Christian Gastgeber: Astronomie und Astrologie im MA zwischen den Kulturen. In: Juden, Christen und Muslime. Interkultureller Dialog in alten Schriften. Hg. v. Andreas Fingernagel. Wien , S. –, hier S. –. MM Sociabilis («Von dem ritter sociabilis»). – Märe, Anfang . Jh. Der von einem schwäbischen Autor verfasste Text ( Verse) erzählt unter Verwendung der Motivkomplexe «Werbung» und «Trennung und Wiedervereinigung von Liebenden» von dem schwäbischen Ritter Sociabilis, der wiederholt an Turnieren teilnimmt. In einem nächtlichen Traum ermahnt ihn die von ihm verehrte Tochter eines reichen Grafen «an dem Bódem see» (V. ), sich doch vor allem der «stete[n] liebe» zu widmen. Beim abendlichen Tanz anlässlich eines durch den Grafen veranstalteten Turniers bittet die Frau Sociabilis, er solle bei ihrem Vater um sie werben. Beim Abschied am nächsten Tag tauschen sie Ring und Spange. Zudem verspricht die Grafentochter dem Ritter, bei seiner Rückkehr nachts in «meins vater paúmgarten» (V. ) auf ihn zu warten; dorthin bestellt sie Sociabilis nach dessen erfolgloser Werbung beim Grafen erneut (V. ). Nach der gemeinsam verbrachten Nacht schenkt der Ritter der Grafentochter zum Abschied einen Ring. Die Frau merkt bald, dass sie schwanger ist, und offenbart sich ihrer Mutter, die das Geheimnis später dem Grafen mitteilt. Von diesem «úber den Bó
Heinz von Rechberg dem see» verbannt und enterbt, geraten die Grafentochter und das inzwischen geborene Kind bei der Überfahrt in einen siebentägigen Sturm und kommen schließlich in «eyn frembdes lant», wo die Frau bei einem Turnier ihren Geliebten entdeckt und sich ihm durch den Ring zu erkennen gibt. Sociabilis führt sie als seine Frau in seine Heimat «Swaben» (V. ). Im gebetsformelhaften Epimythion weist der Erzähler darauf hin, dass Gott der Frau das Verhalten ihren Eltern gegenüber vergeben habe. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–va (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. – (Nr. ), Tf. . – Der münch mit dem genßlein. spätma. Verserzählungen. Aus dem Cod. Karlsruhe . Hg. und erl. v. Rolf Max Kully/ Heinz Rupp (Universal-Bibl. –). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , – (zit.). Ü: Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlichsozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin , S. – passim. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. – Fritz Langensiepen: Tradition und Vermittlung. Literaturgeschichtliche und didaktische Unters. zu Hans Folz (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. , und Reg. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , , . – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , –, f. und Reg. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. – und Reg. BJ
. Hälfte . Jh. Heinz von Rechberg. – Verfasser literarischer Briefe, um erste Hälfte . Jh. Jakob → Püterich von Reichertshausen erwähnt H. in seinem Ehrenbrief (Str. f.). Nach Jakobs Angaben soll H. sich im Umfeld der Pfalzgrän und österr. Erzherzogin Mechthild (–) aufgehalten und dilettantische Briefe geschrieben haben, über die sich der Ehrenbrief spöttisch äußert. Da die Briefe nicht überliefert sind, können über ihren Inhalt nur Vermutungen angestellt werden. Im Ehrenbrief werden sie mit Liebesbriefen an die Figur Amelie im Willehalm von Orlens des → Rudolf von Ems verglichen. Unbekannt ist auch die Identität H.s, der seinem Familiennamen nach einem schwäbischen Adelsgeschlecht entstammte. Er wurde u. a. von B. Wachinger mit einem württembergischen Rat Heinrich v. R. gleichgesetzt. Dieser bezeugte mit → Hermann von Sachsenheim den Heiratsvertrag der Erzherzogin. Da der Ehrenbrief erst beendet wurde, müsste dieser H. damals jedoch bereits im fortgeschrittenen Alter gewesen sein. Der in Villingen verstorbene Ritter Hans v. R. ist trotz passender Lebensdaten wohl als Briefautor auszuschließen, da er nicht literarisch tätig war. L: Burghart Wachinger, VL () Sp. . – Ernst Martin: Erzherzogin Mechthild, Gemahlin Albrechts VI. von Österreich. Versuch einer Lebensgesch. In: Zs. für Geschichtskunde von Freiburg () S. –, hier S. . – Philipp Strauch: Pfalzgrae n Mechthild in ihren litterarischen Beziehungen. Ein Bild aus der schwäbischen Litteraturgesch. des . Jh. Tübingen , S. , Anm. . – Arthur Goette: Der ‹Ehrenbrief› des Jakob Püterich von Reichertshausen an die Erzherzogin Mechthild. Straßburg , S. f. – Klaus Grubmüller: Der Hof als städtisches Literaturzentrum. Hinweise zur Rolle des Bürgertums am Beispiel der Literaturges. Münchens im . Jh. In: Befund und Deutung. Zum Verhältnis von Empirie und Interpretation in Sprach- und Literaturwiss. FS Hans Fromm. Hg. v. K. Grubmüller u. a. Tübingen , S. –, hier S. . – Jakob Püterich von Reichertshausen: Der Ehrenbrief. Cgm . Hg. v. K. Grubmüller und Ulrich Montag. Berlin , S. . – Christine WandWittkowski: Pfalzgrä n Mechthild und ihr literarischer Zirkel. Ein Irrtum der Mediävistik. In: Internationales Arch. für Sozialgesch. der dt. Lit. () S. –. MM
. Hälfte . Jh. Stynchyn van der Krone (Stinchin, Styngyn u. ä.). – Schwankerzählung, /. Der Text umfasst siebenzeilige Strophen und ist anonym in zwei Drucken des späten . Jh. überliefert. Die Entstehung der Erzählung wird jedoch aufgrund historischer Anspielungen im Text bereits um / vermutet. S. v. d. K. ist aus der Perspektive eines unerfahrenen und schüchternen jungen Mannes erzählt. Dieser hat sich heimlich in ein Mädchen verliebt, dem er gerne seine Zuneigung gestehen möchte. Wegen seiner Unerfahrenheit weiß er dies jedoch nicht richtig anzufangen. Seine junge Nachbarin S. hat mehr Erfahrung in Liebesdingen und will ihm helfen. Er soll sich in ihrer Stube hinter einem Vorhang verstecken und zuhören, wie Freier um S.s Gunst werben. In seinem Versteck belauscht er nun die Auftritte eines Nürnberger Patriziers, eines wohlhabenden Kölners, eines westfälischen Söldners und eines holländischen Schiffers. Wortgewandt weist S. alle Freier ab, was den jungen Mann schließlich entmutigt. Der Rahmen der Erzählung erinnert an die didaktischen Minnedialoge der hö schen Literatur, allerdings in ein städtisches Milieu übertragen und schwankhaft ausgestaltet. Im Zentrum der Erzählung stehen die zwischen S. und ihren Freiern geführten Dialoge, die sich mit großem Wortwitz entfalten. Die Freier sind in Sprache und Dialekt entsprechend ihrer Herkunft und sozialen Stellung individuell dargestellt. S. v. d. K. erlangte wahrscheinlich eine gewisse Popularität und wurde noch im Vraigeboich des Johann Kruyshaer erwähnt. D: [Köln: Johannes Koelhoff d. Ä., um /] (GW ). – [Köln: Johannes Koelhoff d. Ä., um ] (GW ). A: Drei Kölner Schwankbücher aus dem XVten Jh. S. v. d. K. Der boiffen Orden. Marcolphus. Hg. v. Johann Joseph Frantzen/Abraham Hulshof. Utrecht , S. – (vgl. dazu: Edward Schröder, in: AfdA , , S. f.). – S. v. d. K. Faks. des Bruchstücks der zweiten Ausg. (Koelhoff um ). Hg. v. Rudolf Juchhoff. Köln . – Online-Faks. von GW in der SBB Berlin: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de. L: Hartmut Beckers, VL () Sp. –. – Juchhoff (s. Ausg.). – Klaus J. Mattheier: Das kölsche Styngyn und die Dialekte im SpätMA. In: ‹wortes anst, verbi gratia›. FS Gilbert A. R. de Smet. Hg. v. Heinrich L. Cox u. a. Leuven , S. –. MM
Stynchyn van der Krone Leipziger Äsop. – Fabelsammlung, zwischen und etwa . Der sog. L. Ä. enthält deutschsprachige Reimpaarfabeln, die anonym in einer Sammelhandschrift mit Exempeln, Reimpaargedichten und Prosaerzählungen überliefert sind. Zu den anderen Texten im Codex zählen u. a. der → Leipziger Apollonius, die → Leipziger Griseldis, Von der → werlde ythelkeit und die dt. → Visio Philiberti. Die Handschrift wird allgemein auf die erste Hälfte des . Jh. datiert. Die Erwähnung des beendeten Konzils von Konstanz etabliert einen «terminus post quem». Der Schreiber war nach eigenen Angaben ein alter und kranker Klosterbruder, der die Handschrift in einem Siechenhaus abfasste. Die Forschung geht aufgrund kodikologischer, sprachlicher u. a. Kriterien heute von einer Entstehung der Handschrift im Siechenhaus des Leipziger Thomasklosters aus. Obwohl der Schreiber als Übersetzer oder Verfasser mancher Texte in der Handschrift gilt, ist seine Rolle im Bezug auf den L. Ä. bis heute ungeklärt. Die Forschung hat ihn mal als Übersetzer der Sammlung dargestellt, mal als Abschreiber einer Vorlage. Besser zu identi zieren sind hingegen die lat. Quellen der Fabeln (Ausnahme Fuchs und Krebs, Nr. ). Fabeln Nr. bis , bis sowie bis basieren auf den Prosafabeln des sog. Romulus LBG (auch Erweiterter Romulus), wahrscheinlich mit zusätzlicher Kenntnis des Anonymus Neveleti. Fabeln Nr. bis gehen auf Avian sowie Prosaversionen von dessen Werken zurück. Unsicher ist der Gebrauch dt. Überlieferung durch den Übersetzer (Ulrich → Boner, Tierepik). Insgesamt zeichnen sich die im L. Ä. enthaltenen Übersetzungen durch Vorlagentreue bei Handlungen, Figuren und Motiven aus. Freier ist die Ausgestaltung von Szenen und Dialogen, die zugunsten größerer Lebendigkeit oft gegenüber den Vorlagen erweitert sind. Auch zeigen die Fabeln eine Neigung zu an Boner gemahnenden, sprichwortartig gestalteten Zusammenfassungen und pointierter Kritik an den Herrschenden. Vom Übersetzer benutzte Formen geistlicher Auslegung erinnern an den → Nürnberger Prosa-Äsop. Insgesamt ist der L. Ä. fest in der lat. Fabeltradition verankert, zeigt aber in der Übertragung zugleich Ansätze eines eigenen Gestaltungswillens. Eine literarische Rezeption der Sammlung blieb aus. Ü: Leipzig, UB, Ms. , r–v (Pap., Leipzig, erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.).
Leipziger Griseldis A: Märchen und Sagen. Hg. v. Moriz Haupt. In: Altdt. Bll. () S. –, hier S. f. (Teildruck). – Mitteldt. Fabeln : Text. Hg. v. Karl Eichhorn. Meiningen . – Online-Faks. von Ms. bei Manuscripta Mediaevalia [o. J.]: http://www.manuscripta-mediaevalia.de. L: Klaus Grubmüller, VL () Sp. –. – Haupt (s. Ausg.). – K. Eichhorn: Mitteldt. Fabeln : Einleitung. Meiningen ; Bd. : Unters. über die Quellen. Ebd. . – Eduard Schröder: Der L. Ä. In: Nachrichten von der Ges. der Wiss. zu Göttingen, philol.-hist. Kl. () S. –. – Hans-Lothar Markschies: Ein unbekanntes Gedicht ‹Von der werlde ytelkeyt› und sein Verfasser. In: PBB (Tüb.) () S. –. – Gundolf Schütze: Gesellschaftskrit. Tendenzen in dt. Tierfabeln des . bis . Jh. Bern u. a. , S. f. u. ö. – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). Zürich u. a. , S. f., –, . – Bernhard Kosak: Die Reimpaarfabel im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. – (Fabelverz.). MM Leipziger Apollonius. – Dt. Übersetzung des Apolloniusromans, um erste Hälfte . Jh. Die «herlich geschichte von Appollonio Tyro» ist eine ostmitteldt. Übertragung der lat. Historia Apollonii regis Tyrii, die im MA in zahlreichen Handschriften verbreitet war und auch von Heinrich → Steinhöwel übersetzt wurde. Vorlage des L. A. war eine lat. Handschrift aus der Stuttgarter Rezension der Historia. Verwandtschaft besteht insbesondere zu einer Wiener Handschrift des lat. Texts. Der L. A. ist anonym in einer Sammelhandschrift mit Exempeln, Reimpaargedichten und Prosaerzählungen erhalten. Zu den anderen Texten im Codex zählen u. a. der → Leipziger Äsop, die → Leipziger Griseldis, Von der → werlde ythelkeit und die dt. → Visio Philiberti. Die Handschrift wird meist auf die erste Hälfte des . Jh. datiert. Die Erwähnung des beendeten Konzils von Konstanz etabliert einen Terminus post quem. Der Schreiber war nach eigenen Angaben ein alter und kranker Klosterbruder, der die Handschrift in einem Siechenhaus abfasste. Die Forschung nimmt aufgrund kodikologischer, sprachlicher u. a. Kriterien heute eine Entstehung der Handschrift im Siechenhaus des Leipziger Thomasklosters an. Der Schreiber des L. A. war mit großer Wahrscheinlichkeit auch
. Hälfte . Jh. Übersetzer des Texts. Dies wird durch freie Stellen im Text der Handschrift nahegelegt. Dort fand der Übersetzer für eine Rätselübertragung zunächst wohl keine passenden dt. Reime, trug diese aber dann an anderer Stelle nach. Hätte der unbekannte Mönch nur eine Vorlage abgeschrieben, wäre dieses Vorgehen nicht notwendig gewesen. Insgesamt gilt der L. A. als rhetorisch schlichte, doch vorlagentreue Übersetzung. Die Hand des Bearbeiters wird vor allem bei seinen Erläuterungen und Anmerkungen zu zweifelhaften Stellen oder exotischen Passagen des Originals sichtbar. Eine Rezeption des L. A. ist nicht bekannt. Ü: Leipzig, UB, v–r (Pap., erste Hälfte . Jh., obermitteldt.). A: Griseldis. Apollonius von Tyrus. Hg. v. Carl Schroeder. Leipzig , S. –. – Online-Faks. der Hs.: http://www.manuscriptamediaevalia.de. L: Walter Haug u. a.: Apollonius von Tyrus. In: LexMA () Sp. –. – Fritz Peter Knapp, VL () Sp. –. – Schröder (s. Ausg.). – Elimar Klebs: Die Erzählung von A. aus Tyrus. Eine geschichtliche Unters. über ihre lat. Urform und ihre späteren Bearbeitungen. Berlin . – Eduard Schröder: Der Leipziger Äsop. In: Nachrichten von der Ges. der Wiss. zu Göttingen, philol.-hist. Kl. () S. –. – Elisabeth Lienert: Dt. Antikenromane des MA. Berlin , S. f. u. ö. MM Leipziger Griseldis. – Mitteldt. Sagenbearbeitung, . Jh. (nach ). Die Geschichte von Griseldis war ursprünglich eine italienische Sage und als Schlussnovelle im Decamerone (um ) des Giovanni Boccaccio enthalten. verfasste Francesco Petrarca eine lat. Fassung des Texts, die eine breite Rezeption erfuhr. Ab dem . Jh. folgten dt. Bearbeitungen der Sage, u. a. die Grisardis () von Erhart → Groß und die Grisel () von Heinrich → Steinhöwel, die sich zur bekanntesten dt. Bearbeitung entwickelte. Bei der L. G. handelt es sich um eine mitteldt. Prosabearbeitung der Petrarca-Fassung. Die L. G. ist anonym in einer Sammelhandschrift mit Exempeln, Reimpaargedichten und Prosaerzählungen überliefert (u. a. → Leipziger Apollonius, → Leipziger Äsop, Von der → werlde ythelkeit, dt. → Visio Philiberti). Die meist auf die erste Hälfte des . Jh. datierte Handschrift erhält durch die Erwähnung des
. Hälfte . Jh. beendeten Konzils von Konstanz einen «terminus post quem». Der Schreiber war nach eigenen Angaben ein alter und kranker Klosterbruder, der die Handschrift in einem Siechenhaus abfasste. Die Forschung geht aufgrund kodikologischer, sprachlicher u. a. Kriterien heute von einer Entstehung der Handschrift im Siechenhaus des Leipziger Thomasklosters aus. Bis heute ist ungeklärt, ob der Schreiber die L. G. nur aufzeichnete oder auch übersetzte. Die L. G. ist mit einer Überschrift versehen, die Petrarcas Widmungsbrief nachempfunden ist («Von der truwe unde ganczen gehorsam di eine eliche frowe phlichtig iß czu haldene irem elichen manne ...»). Vier einleitende Reimpaarverse etablieren als Ort der Handlung ein fernes, fruchtbares Land. Dort lebt der adlige Junggeselle Waltherius, der sich auf Drängen seiner Untertanen verheiratet. Seine Ehefrau Griseldis ist die Tochter eines armen Bauern und verspricht Waltherius, ihm eine gehorsame Ehefrau zu sein. In den folgenden Jahren erlegt Waltherius ihr verschiedene Prüfungen auf. So tötet er scheinbar ihre beiden Kinder, verstößt Griseldis und erwirkt die Scheidung von ihr. Als er seine Hochzeit mit einer anderen Frau feiert, lässt er Griseldis diese bedienen. Nach dieser letzten Demonstration ihres Gehorsams eröffnet Waltherius Griseldis schließlich die Wahrheit: Die vermeintliche neue Braut sei Griseldis’ Tochter, auch das zweite Kind lebe noch und er selbst habe nur den Gehorsam seiner Frau prüfen wollen. Griseldis kann ihre Kinder in die Arme schließen, wird wieder als Gattin anerkannt und von allen Anwesenden für ihr treues Verhalten gelobt. Die L. G. weist detailreiche Darstellungen mit hö schen Elementen und eine große Zahl von Redepartien auf. Erwähnenswert ist die vom Erzähler propagierte moraldidaktische Deutung der Geschichte. Petrarca hatte den großen Gehorsam der Griseldis noch als unrealistisch beurteilt und dem Leser nur geraten, von Gott auferlegte Prüfungen so geduldig zu ertragen wie Griseldis. Der Bearbeiter der L. G. preist Griseldis hingegen als echtes Vorbild für Ehefrauen. Insgesamt blieb die L. G. ohne Rezeption. Ü: Leipzig, UB, Ms. , v–r (Pap., Leipzig, erste Hälfte . Jh., ostmitteldt.). A: G. Apollonius von Tyrus. Hg. v. Carl Schroeder. Leipzig , S. –. L: Fritz Peter Knapp, VL () Sp. –. – Irene Erfen: G. III. Dt. Lit. In:
Die Beichte einer Frau LexMA () Sp. . – Gert Woerner/Thomas Haye: G. In: KLL () S. –. – Eduard Schröder: Der L. Äsop. In: Nachrichten von der Ges. der Wiss. zu Göttingen, philol.-hist. Kl. () S. –. – Ursula Hess: Heinrich Steinhöwels G. Stud. zur Text- und Überlieferungsgesch. einer frühhumanistischen Prosanovelle (MTU ). München , S. f. u. ö. – Christa Bertelsmeier-Kierst: G. in Deutschland. Stud. zu Steinhöwel und Arigo. Heidelberg , S. f. u. ö. – Leander Petzoldt: Die unschuldig verstoßene Ehefrau. Zur Stoff- und Überlieferungsgesch. des Volksbuchs von G. in der mündlichen Tradition. In: FS Heinz Engels (GAG ). Hg. v. Otfrid Ehrismann u. a. Göppingen , S. –. – Barbara Sasse: Vom humanistischen Frauendiskurs zum frühbürgerlichen Ehediskurs. Zur Rezeption der Griselda-Novelle des Boccaccio in der dt. Lit. des ./. Jh. In: Daphnis () S. –. – C. Bertelsmeier-Kierst: Steinhöwels G. im Kontext europäischer Hofkultur des . Jh. In: Die dt. Griselda. Transformationen einer literarischen Figuration von Boccaccio bis zur Moderne. Hg. v. Achim Aurnhammer/Hans-Jochen Schiewer. Berlin/New York , S. –. – Griselda. Metamorfosi di un Mito nella Società Europea. Atti del Convegno Internazionale a Anni dalla Nascita della Società per gli Studi Storici della Provincia di Cuneo, Saluzzo, – Aprile . Hg. v. Rinaldo Comba/Marco Piccat. Cuneo . MM Die Beichte einer Frau. – Minnerede. Der Text beginnt in typischer Weise mit einer kontextualisierenden Einleitung eines umherwandernden Erzählers: Zufällig beobachtet und belauscht er die Beichte einer Frau; ungewöhnlich ist dabei, dass diese «in des pfarrers gemach» (V. ) und vor einem Fenster statt ndet. Mit der Wahl dieses Ortes wird die Spannung gegenüber dem Sakrament der Beichte bereits zu Beginn entschärft. Die Frau wird vom Pfarrer der Sünde der außerehelichen «bulschafft» beschuldigt, woraufhin die Beichte sich zu einem Streitgespräch entwickelt. Die Frau kontert geschickt die Bezichtigungen des Pfarrers, indem sie ihm zunächst vordergündig das Wort redet: «herr ir redt wol. gottes nyeman vergessenn sol, dar uber unns all hatt gewalt. das selb gebot ich auch gern halt» (V. –). Daraufhin macht sie sich die «gebott» zu eigen, indem sie die religiösen Tugenden «caritas» und «amor» auf ihre
Die Beichte einer Frau Weise auslegt: «gott selb der hatt gesprochenn: halt din neben mensch lieb als dich. das selb gebott halt auch ich» (V. –.). Die Frau spielt Religiosität gegen Ritterschaft aus, «wan got selbst gestifft konig unnd herrn, das sie witwenn unnd weisen nern» (V. f.). Schließlich hat der Pfarrer dieser Argumentation nichts mehr entgegenzusetzen, erteilt ihr das «benedicere» (V. ), entlässt sie mit Absolution und mit der Au age, sie möge ihrer Buhlschaft treu bleiben. Dem Triumph der Frau redet die sich anschließende «nachred» des Erzählers das Wort, der die Tugend der Frauen und die rechte Minne lobt. Der Text steht im Zusammenhang mit spätma. Streitgedichten, welche das Verhältnis zwischen religiösen Normen und weltlicher Minne immer wieder neu ausagieren (Kasten). Eine inhaltliche Parallele ist in der Versnovelle → Pfaffe und Ehebrecherin zu sehen. Ü: Langfassung: Berlin, SBB, Mgf , v–r (Pap., um ). – Leipzig, UB Ms. , r–r (Pap., um , nordfränkisch). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , r–v (Pap., /, geschrieben von Clara → Hätzlerin [Bd. , Sp. –]). – Karlsruhe, LB, Cod. K , va–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). – London, British Library, Ms. Add. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Wien, ÖNB, Cod. , r–r (Pap., Mitte . Jh., bair.). – Kurzfassung I: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., –, nordalemannisch-südfränkisch). – Trier, StB, Hs. /a °, r–r (Pap., um , moselfränkisch). – Berlin, SBB, Mgq , r–v (Pap., , schwäbisch). – Kurzfassung II: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., ca. –, nordbair.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart , r–v (Pap., . Jh.). – Berlin, SBB, Cod. , r–r, v–r (Pap., um , bair.österr.). – Kurzfassung III: München, BSB, Cgm , v–v (Pap., um , ostschwäbisch). – Ebd., Cgm , v–v (Pap., um , ostschwäbisch). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b IV , r–v (Pap., nach ). – Kurzfassung IV: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Oct. , r–v (Pap., –, ostschwäbisch). – Fassung mit Umstellung: Berlin, SBB, Mgq , v–v (Pap., um , westschwäbisch). – Stutt
. Hälfte . Jh. gart, LB, Cod. poet. et phil. ° , v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., obd.). – Fassung mit neuem Schluss: Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.). Die Gliederungssystematik ist übernommen von Lieb/Klingner, Handbuch. Vgl. dort auch die Besonderheiten und Überlieferungsgegebenheiten der einzelnen Fassungen. A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ). – Mhd. Minnereden. Bde. Bd. : Die Heidelberger Hss. und , die Berliner Hs. MS. Germ. Fol. . Auf Grund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Dublin , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , –. L: Ingrid Kasten, VL () Sp. f. – Ulla Williams/Red., Killy () S. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München . – I. Kasten: Stud. zur Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Hamburg , S. –, . – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen . – Ludger Lieb/Peter Strohschneider: Die Grenzen der Minnekommunikation. Interpretationsskizzen über Zugangsregulierungen und Verschwiegenheitsgebote im Diskurs spätma. Minnereden. In: Das Öffentliche und Private in der Vormoderne. Hg. v. Gert Melville/ Peter von Moos. Köln u. a. , S. –, hier S. –. – L. Lieb: Eine Poetik der Wiederholung. Regeln und Funktionen der Minnerede. In: Text und Kultur. Ma. Lit. –. DFGSymposion . Hg. v. Ursula Peters (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –, hier S. . – Jacob Klingner: Minnereden im Druck. Stud. zur Gattungsgesch. im Zeitalter des Medienwechsels (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. . – Stefan Matter: Reden von der Minne. Unters. Zu Spielformen literarischer Bildung zwischen verbaler und visueller Vergegenwärtigung anhand von Minnereden und Minnebildern des deutschsprachigen SpätMA (Bibliotheca Germanica). Tübingen/Basel . CS
. Hälfte . Jh. Der Bürger im Harnisch. – Märendichtung, erste Hälfte . Jh. (?). Die wohl aus dem bairisch-schwäbischen Raum stammende Verserzählung behandelt wie Die Rosshaut die Bestrafung des weiblichen Hochmuts durch den Ehemann. Gleich zu Beginn wird ein Leitsatz ausgesprochen, nach dem sich Frauen allgemein zu richten hätten. Doch die Gattin eines reichen Bürgers ist uneinsichtig und möchte sich adelsgleich gerieren, weshalb sie mit zwei Mägden in der Öffentlichkeit auftritt. Als die Frau nicht einmal mehr von der Kirche ohne ihr ‹Gefolge› heimkehren möchte, überlegt sich der Mann eine Erziehungsmethode. Er lässt sich von seinem Knecht die Rüstung anlegen und gibt in der Kirche vor aller Augen vor, seine Frau aus der Gefahr retten zu müssen. Diese öffentliche Demütigung verschlimmert er für die Frau, indem er sie schlägt und vor der Menge durch den Dreck nach Hause zerrt. Schande und Spott belehren die Frau eines Besseren – dennoch bleibt sie als ‹Bürgerin im Harnisch› bekannt – und verweisen sie in ihre sozialen Schranken sowie auf ihren Platz in der ehelichen Hierarchie. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , v–r (Pap., –; Schreiber: Valentin Holl). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. ). – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. –. L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , . – Klaus Grubmüller: Wer lacht im Märe – und wozu? In: Lachgemeinschaften. Kulturelle Inszenierungen und soziale Wirkungen von Gelächter im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Werner Röcke/ Hans Rudolf Velten. Berlin , S. –, hier S. f. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. –, f. u. ö. FA
Der Bürger im Harnisch Meißner, Hans. – Verfasser einer schwankhaften Reimpaarerzählung, erstes Viertel . Jh. Der Autor des Schwankmäres Die bestrafte Kaufmannsfrau gibt sich im letzten Vers der Dichtung den Beinamen «in der Krinnen». Der Überlieferungskontext des Textes und seine sprachlichen Merkmale legen eine Herkunft M.s aus Nürnberg nahe, wo zwar der Personenname im fraglichen Zeitraum mehrfach nachgewiesen ist, sich aber keine örtliche Entsprechung für die «Krinnen»Angabe nden lässt. Es könnte sich um eine parodistische Herkunftsangabe handeln («krinne» [nhd.: «Kerbe»] begegnet z. B. auch im Kompositum «arskrinne»; im Ring Heinrich → Wittenwilers wird zweimal ein Dorf mit Namen «In der Crinn» genannt [V. , ]). Ob es sich bei M. um einen Gelegenheitsdichter und womöglich um ein Mitglied der ein ussreichen Nürnberger Familie Meißner handelt, lässt sich angesichts dieser ebenso spärlichen wie mehrdeutigen Angaben nicht entscheiden. Die Ehebruchserzählung bedient sich der konventionellen Dreierkonstellation Ehemann, Ehefrau und Liebhaber, bietet aber eine in der Schwankliteratur seltenene Variante: Der umworbene Liebhaber verbündet sich mit dem Ehemann (zu den wenigen prinzipiell vergleichbaren Texten zählen Der Köhler als gedungener Liebhaber des Hans → Folz und → Marina). Erzählt wird von einem Ritter, der den Avancen einer Kaufmannsfrau nicht nachkommt und die Abwesenheit des Ehemanns, der sich in Venedig aufhält, nicht ausnutzt. Stattdessen verprügelt er die Frau aufs Heftigste, bis ihre «lust wol gepußt» ist und berichtet dem Kaufmann davon. Schlussendlich sind beide Eheleute dankbar, dass der Ritter die «ere» der Frau gewahrt hat. Das Epimythion legt «ritter und knecht» nahe, sich die Protagonisten der Handlung zum jeweiligen standesgemäßen Vorbild zu nehmen. Damit ähnelt M.s Märe in der Tendenz mit den standeskritischen Ehebrucherzählungen Hans → Rosenplüts, von denen der für H.s Dichtung unikale Textzeuge drei Beispiele enthält (s. Überlieferung). Ü: Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, r–r (Pap., um /, ostmitteldt. [obersächsisch]); Überschrift: «Von eynem Kauffmann»; Autorsignatur im Schlussreimpaar: «Vor sulchen lust vnd dingen / Spricht der Hans Meichßner yn der Krynnen». Standeskritische Texte Rosenplüts: Die Wolfsgrube (v–r), Der Wett
Der Schreiber streit der drei Liebhaber (r–r), Der fahrende Schüler (r–v, im direkten Anschluss an M.s Text). A: Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. ). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Wilhelm Inhoff: Genealogisches Hb. der zur Zeit lebenden raths- und gerichtsfähigen Familien der vormaligen Reichsstadt Nürnberg. Nürnberg , S. . – Fischer (s. Ausg.) S. XV–XVIII. – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , S. Anm. . – Fritz Langensiepen: Tradition und Vermittlung. Literaturgeschichtliche und didaktische Unters. zu Hans Folz (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. , , . – H. Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., , . – Franzjosef Pensel: Verz. der altdt. Hss. in der StB Dessau (DTM /). Berlin , S. –. – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Heribert R. Brennig: Der Kaufmann im MA. Lit., Wirtschaft, Gesellschaft (Bibl. der hist. Forsch. ). Pfaffenweiler , S. . – H.-J. Ziegeler: Aronus, oder: Marina und Dagianus. Zur Tradition von Goethes ‹Prokuratornovelle› (Mit einem Anh.: Die ‹Marina› aus dem ‹Speculum exemplorum›). In: Kleinere Erzählformen des . und . Jh. (Fortuna Vitrea ). Hg. v. Walter Haug/ Burghart Wachinger. Tübingen , S. –, hier S. . – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f., , , . – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , Reg. VZ Der Schreiber. – Schwankhafte Reimpaarerzählung, . Jh. (?). Das unikal überlieferte anonyme Märe mit rund Versen variiert einen im MA beliebten und verbreiteten Erzählstoff vom listig arrangierten Ehebruch und doppelt betrogenen Ehemann. Ein
. Hälfte . Jh. kurzes Promythion kündigt die folgende Erzählung als Beispiel von «behender list» an. Geschildert wird im Folgenden, wie ein Schreiber, der schon zehn Jahre in Diensten seines Herren gestanden hat, in Liebe zu seiner Herrin entbrennt, der er sich nach einem Jahr offenbart. Die Darstellung des Schreibers mit Merkmalen der hö schen Minnepathologie («seücht», «bernd mynne», «senliche not») kann als auktoriale Rechtfertigung des späteren Ehebruchs gedeutet werden. Die Frau sagt zu, den Schreiber bereits in der kommenden Nacht zu heilen. Seinen Herren solle er wie stets ins Schlafzimmer leuchten, nach dem Erlöschen des Lichtes aber dort verweilen. Ihren Gatten eröffnet sie in der Nacht, sie habe sich mit dem Schreiber im Garten zum Stelldichein verabredet. Sie fordert den Mann auf, sich ihre Kleider anzulegen und in dieser Charade den Schreiber zu ertappen. W¨ahrend der Gatte im Garten wartet, vergnügen sich die beiden im Schlafzimmer verbliebenen im Bett. Den Schreiber schickt die Frau im Anschluss in den Garten, um seinen Herren zu verprügeln und zwar unter dem Vorwand, er habe die Treue seiner Herrin erproben und ihre scheinbare Untreue bestrafen wollen. Diese vermeintliche Loyalität des Schreibers lobt der Ehemann vor seiner Frau am Schluss des Erzählteils überschwenglich. Im Epimythion enthält sich der Autor einer moralischen Bewertung des Geschehens und verurteilt abschließend lediglich diejenigen Liebhaber, die sich ihrer Liebschaft «rvmen». Da die Ausgestaltung des Liebesspiels mit sprachlich-stilistischen Anklängen an → Wolfram von Eschenbach aufwartet, dürfte der Text deutlich älter sein als der Überlieferungsträger und ist zumindest ins . Jh. zu setzen. Weitere Bearbeitungen des Stoffs einschließlich der Pointe, dass die Prügel des Liebhabers den Ehemann von der Treue seiner Frau überzeugen, nden sich in Der Koch des → Schweizer Anonymus, in Hans → Rosenplüts Der Knecht im Garten und in Der → Schreiber im Garten. Auch in zwei französischen Fabliaux und im Decameron (VII.) begegnet das Motiv. Eine Umgestaltung in eine Treueprobe der Frau erfährt es in → Bestraftes Misstrauen und in Der → Herr mit den vier Frauen. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , vb–ra (Pap., /, schwäbisch/bair./ostfränkisch) Überschrift: «Von dem schreyber». A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart ,
. Hälfte . Jh. S. –. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: Johannes Janota, VL () Sp. –; () Sp. . – William Henry Scho eld: The Source and History of the Seventh Novel of the Seventh Day in the Decameron. In: Harvard studies and notes in philology and literature () S. – (auch als Sonderdr. Boston ). – Karl-Heinz Schirmer: Stilund Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Frauke FroschFreiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoffund Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. , –. – Joachim Heinzle: Boccaccio und die Tradition der Novelle. Zur Strukturanalyse und Gattungsbestimmung kleinepischer Formen zwischen MA und Neuzeit. In: WolframStud. . Hg. v. Werner Schröder. Berlin , S. –, hier S. , . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. J. Janota. Tübingen , S. , . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Matthias Meyer: ‹Speculum narrationis›. Erzählte Sexualität im Spiegel von ‹Der Spiegel› und ‹Spiegel und Igel›. In: Kulturen des Manuskriptzeitalters (Transatlantische Stud. zu MA und Früher Neuzeit ). Hg. v. Jochen Conzelmann u. a. Göttingen , S. –, hier S. Anm. . – Udo Friedrich: Spielräume rhetorischer Gestaltung in ma. Kurzerzählungen. In: Geltung der Lit. Formen ihrer Autorisierung im MA. Hg. v. Beate Kellner u. a. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –, hier S. f. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , Reg. VZ
Schmieher Schmieher (Schmiecher, Schmiher, Schmier, Smi[e]her; appellativisch [?]: Schmecher [«Schmäher»]). – Verfasser von erzählenden und didaktischen Reimpaardichtungen, erste Hälfte . Jh. Im Zeitraum – wird im Augsburger Steuerregister ein «praeceptor» P. S. geführt, der mit dem Dichter zu identi zieren sein dürfte. Der Familienname ist vermutlich vom Ort Schmiechen bei Augsburg abgeleitet. Offensichtlich hat S. am Judenberg eine Schule («domus puerorum kayshaymerin») übernommen. Diese könnte zur Abtei Kaisheim gehört oder S. die Lehranstalt von einer Witwe Kayshaymer übernommen haben. Die Schule und auch ihr «praeceptor» sind nach nicht mehr bezeugt. Fünf von den insgesamt sechs Werken, die S. zugeschrieben werden, weisen seine Autorsignatur auf. Beim sechsten Stück (Von der Kuh) spricht vor allem der Überlieferungskontext für eine Autorschaft S.s. Das Œuvre vereint schwankhafte Erzählungen, didaktische Reden, Fabel und eine komische Lobrede und wurde bis ins . Jh. rezipiert. Zwar Fehlen geistliche Texte, doch die Parallelität von erzählender und lehrhafter Kleindichtung und der Bildungsstand des kleinbürgerlichen Autors S. machen diesen mit dem Autortyp eines Heinrich → Kaufringer vergleichbar. Die Werke im Einzelnen: Die Nonne im Bade (um / Verse): Das obszön-schwankhafte Märe spielt mit der Ambivalenz des Verbums «reiben» («massieren»/«kopulieren»). Eine Quelle für den Erzählstoff ist nicht bekannt. Das Stück ist im narrativen Themenkreis der Verführung und erotischen Naivität angesiedelt (s. Stith Thompson: Motif-index of folkliterature. Bd. . Kopenhagen , Nr. K und K ) und hat ausschließlich klerikales Personal. Eine Nonne hört im Bad vom «reiben», das den Klosterfrauen unbekannt sei. Ein Mönch (mit einem ansehlichen «reibnagel») erklärt sich gerne bereit, die Nonne in das «reiben» einzuweihen. Die Nonne versäumt die Matutin, wird von der Äbtissin gescholten und entschuldigt sich mit Kopfweh, das der Mönche mit Psaltern gelindert habe. Nun möchte sich auch die Nonne ihre Beschwerden «wegreiben» lassen. Auch die restlichen Nonnen äußern vergleichbare Wünsche, befürchten jedoch das «kindtragen». Der Student von Prag (um – Verse): Der kurze Versschwank ist sowohl breit als auch variabel überliefert. Er verarbeitet das geläu ge Motiv von
Schmieher der listigen Ehefrau, die den ertappten Liebhaber durch ein Tier ersetzt (s. Antti Amatus Aarne/S. Thompson: The types of the folktale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows Communications ]. Helsinki , Nr. B). Auch von → Herrand von Wildonie (Der betrogene Gatte), Jörg → Zobel (Das untergeschobene Kalb) und in den verschiedenen Fassungen des → Pfaffen mit der Schnur (u. a. → Schweizer Anonymus) ist der Stoff aufgegriffen worden. Wohl wegen der Bekanntheit des Motivs konnte sich S. auf eine knappe Skizzierung der Erzählhandlung beschränken: Ein Prager Student hat einer verheirateten Frau angeboten, sie in einer Nacht achtmal zu «minnen». Statt der eingeschlafenen Frau lässt jedoch ihr Mann den Studenten des Nachts ein. Der Gatte gibt sich in der Dunkelheit als seine Frau aus und versteckt den Studenten zum Schutze vor dem vermeintlich nahenden Hausherren in einer Kiste, um so am nächsten Morgen vor Zeugen seine Frau der Untreue zu überführen. Diese entdeckt den Studenten jedoch vorher und tauscht ihn gegen einen jungen Esel aus. Der Mann erntet bei der Präsentation des Kisteninhalts Spott und Schande. Das Epimythion der Erzählung stellt die Überlegenheit der Frauenlist heraus. Die Wolfsklage (um – Verse): Das Motiv vom Wolf, dessen Schicksal es ist, wegen seiner natürlichen Anlagen von allen gehasst zu werden, ndet sich schon bei Fredegar und wurde auch von → Egbert von Lüttich sowie von → Süßkind von Trimberg aufgegriffen. S.s Bearbeitung entspricht eher einer didaktischen Reimpaarrede mit einem Fabelkern als einer Fabelerzählung. Sie ist in zwei Fassungen, einer tendenziell weltlichen und einer geistlichen Ausformung, noch breiter als die Studentengeschichte überliefert. Im Text wird die Futtersuche des Wolfes, bei der er stets auf Feindschaft stößt, mit verschiedenen Menschengruppen verglichen: mit Kau euten auf der Messe, Adeligen, die Bauern ausnutzen, und Klerikern. In der zweiten Fassung wird die Reihe der Beispiele von Menschen, die auf einer Stufe mit dem Wolf stehen, erweitert um Ehrabschneider, Ehebrecher und Verführer von Jungfrauen. Das Epimythion dieser Fassung deutet die Fabel geistlich und kontrastiert den «hellischen wolf» mit dem «allerbest selfutter» Gottes. Demgegenüber artikuliert ein Autorkommentar in Fassung Verständnis mit dem Wolf. Johannes Agricola nahm die Rede in seine Sammlung Sybenhundert und fünfftzig teutscher Sprichwörter auf
. Hälfte . Jh. (Erstdruck [VD A ] mit Entstellung des Verfassernamens zu Heinrich Schnur). Von Hans Sachs stammt eine Überarbeitung (Die Wolfsklage über die bösen Menschen []). Vom Würfelspiel ( Verse): Die didaktische Rede mit leichter geistlicher Tendenz und einem → Heinrich der Teichner-gemäßen Eingang («Ainer fraget mich der mare / ob spiel vast sund ware») warnt vor den negativen Folgen des Würfelspiels und fordert auf, davon abzulassen. S. argumentiert ähnlich wie Peter → Suchenwirt in dessen Würfelspiel. Vom Neidhart ( Verse): Auch diese Rede hat einen Teichner-Eingang: «Eyner fragt mich der mar / ob der Neythart gestorben war». → Neidhart wird als Personi kation des Neides präsentiert. Der Neid habe beim Sündenfall seinen Anfang genommen und sei in allen gesellschaftlichen Schichten zu nden. S. exempli ziert dies mit einer Reihe von Beispielen und schließt den didaktischen Text mit einem Gebet. Eine anonyme erweiternde Liedbee arbeitung des . Jh. mit Strophen im Ton ‹War ich der Mey› ist in drei Einblattdrucken überliefert, deren ältester auf datiert wird (Wien, ÖNB, . X. ; abgedr. bei Bolte [s. Ausg.] S. –; Tailby [s. Ausg.] S. –). Von der Kuh ( Verse): Die scherzhafte Lobrede auf den Nutzen der Kuh ist eine Bearbeitung einer Rede des → Königs vom Odenwald. In diesem Fall kann S.s Urheberschaft zwar plausibel gemacht, aber nicht veri ziert werden (s. Überl.). Gegenüber der Vorlage weist die Neufassung zwar zahlreiche Modi kationen auf, die Grundgestaltung und Aussage der Dichtung des Königs bleibt aber erhalten: Von der Milch bis zu den Knochen ist die Kuh ausschließlich nützlich, daher sollten die Todesglocken eher beim Tod einer Kuh als bei dem einer alten Frau geläutet werden. Ü: Die Nonne im Bade: München, BSB, Cgm (→ Augsburger Liederbuch) r–r (um , ostschwäbisch); Signatur: «peter schmieher». – Ebd., Cgm , r–r (bald nach Mitte . Jh., ostfränkisch); Fragm. (V. –). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b IV , r–r (um , bair.); Signatur: «snicher». Der Student von Prag: München, BSB, Cgm , r–r (/, nordbair.); Kurzfassung ( Verse), Signatur: «Meister Teichner». – Leipzig, UB, Ms. , r–v (/, nordbair./ostfränkisch); gestörte Versfolge, ohne Signa
. Hälfte . Jh. tur. – Nürnberg, Germ. Nationalmus., Hs. a, v–v (/, nordbair.-schwäbisch); Signatur: «Schnepperer» (= Hans → Rosenplüt). – München, BSB, Cgm , r–v (/, bair.); Signatur: «der Schmiher»; trotz Spätüberlieferung guter Textzustand ( V.). – Philadelphia, University Library, Ms. Cod. (olim Ms. Ger. ) r–r (erste Hälfte . Jh., mittelfränkisch); ohne Signatur (neuer Schluss), Handlungsverlegung nach Paris. – Fragm.: Gießen, UB, Hs. , v (um , nordbair.-ostfränkisch); Blattverlust, nur Überschrift: «Ain schoner spruch von aym studenten zu Brag etc.». Die Wolfsklage›: Fassung : Freiburg i. Br., UB, Hs. , r–r (/, schwäbisch). – München, BSB, Cgm , v–r (s. o.). – Ebd., Cgm , v–r (um , ostschwäbisch). – Ebd., Cgm , r–r (s. o.); Signatur: «Meister Schnepperer». – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, v–v (s. o.); Signatur: «Schnepperer». – Philadelphia, University Library, Ms. Cod. (olim Ms. Ger. ) r–r (. Jh., westschwäbisch); Fragm. – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b IV , v–v (s. o.) – München, BSB, Cgm , r–r (s. o.). – Bis auf Cgm und Nürnberg (Zuweisungen an Rosenplüt) führen alle Zeugen die Signatur S.s. – Fassung : Heidelberg, UB, Cpg , rb–rb (um , südbair.); Signatur: «cunrat Juncreuter». – Dresden, LB, Mscr. M , v–v (/, nordbair.-ostfränkisch); Signatur: «Heinrich Smiher». – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r–v (. Jh.); Signatur: «Cristannus Awer». – Druck: Nürnberg: Endres Schwammarüssel, o. J. Titel: ‹Eins frommen wolfs klag›, Signatur: «Heinrich Schmier» (verschollen; Abschrift [. Jh.]: Berlin, SBB, Mgq , S. –). – Der Vorname «Heinrich» ist als Reminiszenz an Heinrich den Teichner interpretierbar. «Juncreuter» und «Awer» sind höchstwahrscheinlich Schreibersignaturen. Vom Würfelspiel: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Oct. , r–v (/, ostschwäbisch); Signatur: «Schmiecher»; auf r–r ndet sich das anonyme Gedicht Das → Würfelspiel, das die Er ndung des Spiels durch den Teufel beschreibt. Vom Neidhart: Wien, ÖNB, Cod. , v–v (um und um , bair.-österr., größtenteils geschrieben von Johann → Hauser in Mondsee); Signatur: «der Schmecher»).
Schmieher Von der Kuh: Berlin, SBB, Mgf , v–r ( geschrieben von Konrad → Bollstatter in Augsburg); Kurzfassung ( Verse), Signatur: «Teichner». – München, BSB, Cgm , v–v (s. o.); Signatur: «der Schuber». – Die Teichner-Signatur des Mgf ist angesichts der vorangehenden Teichner-Reden ohne Signikanz. Der Name «Schuber» könnte eine Verschreibung aus «Schmieher» sein. Die These wird durch die direkt in der Hs. vorangehenden S.Stücke Die Wolfsklage und Der Student von Prag gestützt. – Zu Digitalfaks. einzelner Textzeugen s.: www.handschriftencensus.de. A: John E. Tailby: Der Reimpaardichter P. S. Texte und Unters. (GAG ). Göppingen , S. –, – (Gesamtausg. mit Berücksichtigung der unterschiedlichen Fassungen bei Mehrfachüberl.). – Die Nonne im Bade: Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. ). – Der Student von Prag: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (Cgm ). – Fischer (s. o.) S. –, (Nr. ; Cgm ), Tf. . – Richard C. Clark: The poem ‹Van dem scholer van paryß›. In: Modern Language Notes () S. –, hier – (Philadelphia). – Die Wolfsklage: Fassung : A. v. Keller: Fastnachtspiele aus dem . Jh. Bd. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ) Stuttgart , S. –. – Camillus Wendeler: Stud. über Hans Rosenplüt. In: Arch. für die Gesch. der dt. Sprache und Dichtung () S. –, –, hier S. –. – R. C. Clark: ‹Die clag von wolff eim hage›. A th Century Manuscript. In: Modern Language Notes () S. –, hier – (PhiladelphiaFragm.). – Fassung : Georg Ernst Waldau: Ein alter nürnbergischer Meistergesang [!]. In: Vermischte Beitr. zur Gesch. der Stadt Nürnberg () S. – (Druck). – Hermann Leyser: Die Wolfsklag. In: Ber. vom Jahre an die Mitglieder der dt. Ges. zur Erforschung vaterländischer Sprache und Alterthümer in Leipzig. Hg. v. Ämilius Ludwig Richter/Karl August Espe. Leipzig , S. – (HAB). – Vom Würfelspiel: Walter Tauber: Das Würfelspiel im MA und in der frühen Neuzeit. Eine kultur- und sprachgeschichtliche Darstellung (Europäische Hochschulschr. /). Frankfurt/ M. u. a. , S. –, –. – Vom Neidhart: Johannes Bolte: Neidhart. Eine volkstümliche Per
Raminger soni kation des Neides. In: Zs. des Ver. für Volkskunde () S. –, hier S. –. – Ilse Fiedler: Der Mondseer Benediktiner Johannes Hauser († ) als Sammler und Dichter. Diss. Wien , S. –. L: [Gustav] Roethe, ADB () S. f. – Johannes Janota, VL () Sp. –. – Norbert H. Ott, NDB () S. . – Karina Kellermann, Killy () S. f. – Bolte (s. Ausg.). – Clark und (s. Ausg.). – R. C. Clark: Two Medieval Scholars. In: German Quarterly () S. –. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- u. Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Tailby (s. Ausg.) Einl. und S. –. – H. Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. –, f., . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – Sarah Westphal-Wihl: ‹Vergesellschaftung› in ‹Mären› Transmission. P. S.’s ‹Der Student von Prag›. In: Modern Language Notes () S. –. – Tauber (s. Ausg.) S. . – Gerd Dicke/Klaus Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , S. –. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , Reg. – Udo Friedrich: Spielräume rhetorischer Gestaltung in ma. Kurzerzählungen. In: Geltung der Lit. Formen ihrer Autorisierung im MA. Hg. v. Beate Kellner u. a. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –, hier S. . – Stefan Matter: Neidhart und die Bienen. Überlegungen zu Text- und Bildtradition des Faßschwankes. In: Lit. und Wandmalerei II: Konventionalität und Konversation. Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. Tübingen , S. –, hier S. –. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , . – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. – und Reg. VZ
. Hälfte . Jh. Raminger, Hans (Ramiger, Rominger). – Verfasser kleiner Reimpaardichtungen, erste Hälfte . Jh. R. werden fünf Reimpaarsprüche zugewiesen; Anhaltspunkt hierfür ist die Signatur, die jedoch nicht unter jedem Textzeugen zu nden ist (bisweilen ersetzt oder ausgelassen). Der Name R. stammt aus dem schwäbischen Raum. Da die Handschriften nach Augsburg weisen, könnte R. dort gewirkt und gelebt haben. In den Augsburger Steuerbüchern ndet sich – ein gleichnamiger Scherer. Die Kleindichtungen sind kurze Reden weltlichen bzw. geistlichen Inhalts. . Von der Armut ist eine Armutsklage in der Tradition der → Hausratsgedichte, enthält aber mehr als die bloße Aufzählung der Missstände im eigenen Leben. Ausführlich und anschaulich ist die Auseinandersetzung mit Gläubigern geschildert, denen der Erzähler wegen seiner Armut nichts zu verpfänden hat. . In dem fachliterarischen, medizinisch-theologischen Spruchgedicht Von der natur des Kindes wird allen Schwangeren eine problemlos verlaufende Geburt gewünscht. Dem Text liegt ein Meisterlied (vielleicht von → Hugo von Meiningen) in → Regenbogens Langem Ton zugrunde. R. bleibt eng am strophischen Text, ohne zu treu und mechanisch zu wirken; einige Erweiterungen könnten von ihm vorgenommen worden sein. . Ain spruch von den meden ermahnt, zwischen Ostern und P ngsten nicht die Frömmigkeit für weltliche Freuden aufzugeben, nur weil die Fastenzeit vorüber sei. Einge ochten sind warnende Beschreibungen vor allem von Hausmägden bei Spiel und Tanz, die sich leichtsinnigen Freuden hingeben. . Die Unersättliche charakterisiert Fischer als Gedicht mit «märenartigen» Zügen, jedoch sind von dem Text wegen eines Puri kators – der wohl die gesamte Handschrift auf Obszönes prüfte – nur von rund Versen überliefert. Eine klare Einordnung ist deswegen erschwert wird. Erhalten ist ein Gespräch zwischen zwei Mädchen über Lust und Liebesdinge. . Warnung vor Trunkenheit ist ein belehrender Spruch von Versen über einen Trinker und Zechpreller, den der Autor eingehend mit seinen Verfehlungen beschreibt. Segen wird für all die ausgesprochen, die nur gemäßigt Wein trinken.
. Hälfte . Jh. Ü: . Von der Armut: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., um , ostschwäbisch; mit Signatur) (M). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Oct. (Pap., –, ostschwäbisch; Signaturvers fehlt) (W). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, v–v (Pap., ; Vers mit der Signatur «Hans Junger» ist metrisch unterfüllt). . Von der natur des Kindes: M, v–r (mit Signatur). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , r–r (Pap., –; Schreiber: Valentin Holl; mit Signatur). – Prag, Knihovna Národního Muzea, Cod. X A , r–v (Pap., geschrieben von Clara → Hätzerlin / in Augsburg; Signaturzeile ersetzt) (H). – Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Pal. IV , v–v (Pap., –; Schreibort: Augsburg [?]; mit Signatur). – W, r–v (mit Signatur). – Wernigerode, Fürstl. Stolbergische Bibl., Cod. Zb m, v–r (Pap., Signatur: «Helmstetter»; verschollen). . Ain spruch von den meden: M, r–v (mit Signatur). . Die Unersättliche: M, v–r (mit Signatur). . Warnung vor Trunkenheit: W, v–v (Signatur: «Hans Rominger»). – An falscher Stelle eingesetzte Signatur ndet sich in der Nürnberger Hs. Merkel ° auf Bl. r unter einem Gedicht von → Heinrich dem Teichner: «Also spricht der Hanns Ramminger» (Ausg.: Adelbert von Keller: Erzählungen aus altdt. Hss. [Bibl. des Literarischen Vereins in Stuttgart ]. Stuttgart , S. –). A: Von der Armut: Adelbert von Keller (Hg.): Fastnachtspiele aus dem fünfzehnten Jh. Tl. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. – (nach der Hs. Wolfenbüttel). – Von der natur des Kindes: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; nach H). – Die Unersättliche: Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. , f. (Nr. ,). L: Burghart Wachinger, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Eberhard Lämmert: Reimsprecherkunst im SpätMA. Eine Unters. der Teichnerreden. Stuttgart , S. f. – Hanjürgen Kiepe: Sangspruch und Reimpaarform. Zu Str. im Cod. Karlsruhe .
Stump I In: ZfdA () S. –, hier S. f. – Fischer (s. Ausg.) S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , –, . – Christian Thelen: Das Dichtergebet in der dt. Lit. des MA (Arbeiten zur Frühmittelalterforschung ). Berlin , Reg. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. , (Anm. ). FA Stump I. – Reimpaarspruch, . «Stumpp» nennt sich der Verfasser eines unikal überlieferten Spruches in Reimpaaren ( Verse), der auf das Jahr datiert ist («Do man zalt erzehen hundert javr / Und zway und zwanzig me gar klavr»). Der Dichter ruft Gott an und beklagt sich über das Ständeverhalten, wobei er sich klar auf kirchlicher Seite positioniert. Über S. ist sonst nichts bekannt. Es wird als Möglichkeit angesehen, dass er der Schreiber der Handschrift Wien, ÖNB, Cod. war. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , r–v (Pap., Mitte . Jh., westschwäbisch-niederalemannisch). A: Joseph von Laßberg (Hg.): Ein schoen alt Lied von Grave Friz von Zolre, dem Oettinger, und der Belagerung von Hohen Zolren. Nebst noch etlichen andern Liedern. Konstanz , S. – (Privatdruck; hg. unter dem Pseudonym «Meister Sepp auf der alten Mersburg») (zit.). L: Eva Willms, VL () Sp. f. – Klaus Grubmüller: Nôes Fluch. Zur Begründung von Herrschaft und Unfreiheit in ma. Lit. In: Medium Aevum Deutsch. Beitr. zur dt. Lit. des hohen und späten MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Dietrich Huschenbett. Tübingen , S. –. FA Gabriel von Rüxingen. – Verfasser eines Spruchs, erste Hälfte . Jh. (?). In → Bollstatters Spruchsammlung (Konrad → Bollstatter) wird unter dem Namen G. v. «Rückxingˉn» ein zweiversiger moralisch-didaktischer Spruch überliefert: «Lise vnde höre die gepott / Vnd vernym das recht durch got». Eine Urkunde von berichtet, von einem G. v. R., der in diesem Jahr von Markgraf Albrecht von Ansbach und Kulmbach begnadigt wurde (s. Reichs-Ständische Archival-Urkunden und Documenta ad causam equestrem. Bd. . Regensburg , S. ). Ü: London, British Library, MS Add. , r (Pap., /, ostschwäbisch [aus
Silberdrat Augsburg?], ganz überwiegend geschrieben von K. Bollstatter). L: Robert Priebsch, VL () Sp. . – Ders.: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. –, bes. S. . VZ Schnop tzer. – Verfasser eines Spruchs, erste Hälfte . Jh. (?). → Bollstatters Spruchsammlung (Konrad → Bollstatter) enthält unter dem Namen «Schnoppffytzer» einen vierzeiligen Spruch über das Schweigen. Es dürfte sich um einen sprechenden oder einen Scherznamen handeln. «S.» in der Bedeutung «Schnupfer»/«Rotzer» begegnet z. B. in der . Strophe von Hans → Heselohers Lied Von üppiglichen Dingen (um /; vgl. auch Grimm, Dt. Wörterbuch). Ü: London, British Library, MS Add. , v (Pap., /, ostschwäbisch [aus Augsburg ?], ganz überwiegend geschrieben von K. Bollstatter); Incipit: «Vil wisz vnd wenig sag». L: Robert Priebsch, VL () Sp. . – Ders.: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. –, bes. S. f. VZ Silberdrat, Konrad. – Verfasser einer historischpolitischen Ereignisdichtung in Reimpaaren, erste Hälfte . Jh. Die Autorsignatur zum Ende der Dichtung ( Verse) benennt als deren Verfasser einen «maister c˚unrat silberdrˇat». Der Text gibt Bericht über die Fehde des Grafen Friedrich XII. von Zollern (genannt der Öttinger) mit der Reichsstadt Rottweil (–), die mit der Einnahme und Schleifung der Zollernburg durch die Rottweiler und die verbündeten Truppen des schwäbischen Städtebundes und einzelner Fürsten endete. Über den Verfasser gibt es außer dem bloßen Namen keinerlei Kenntnisse. Er könnte Rottweiler Bürger gewesen sein, doch ist diese Annahme keinesfalls zwingend, zumal der Familienname für den entsprechenden Zeitraum in Rottweil nicht bezeugt ist. Auch ist der Standpunkt, den S. einnimmt, nicht zwingend derjenige Rottweils, da der siegreiche Ausgang für die Reichsstadt schlicht der historischen Faktizität entspricht. Das Werk genügt nur geringen formalen Ansprüchen, wodurch das Bescheidenheitstopos am
. Hälfte . Jh. Textende einer realistischen Selbsteinschätzung des Dichters gleichkommt: Demnach habe S. weder auf Länge oder Kürze der «rimmen» geachtet noch «vff maister gesanng» im Stil eines → Suchensinn, → Regenbogen, → Neidhart oder → Frauenlob abgezielt. Stattdessen stünde der Text ganz im Dienste der Wahrheit. Und in der Tat kann man S.s Darstellung der Ereignisse als chronologisch exakt bewerten. Auch bietet er interessante Details (über Äußerungen Friedrichs und Unstimmigkeiten seitens der Belagerer), die sonst nicht bezeugt sind und der Dichtung eigenen Quellenwert verleihen. Literarhistorisch bemerkenswert ist die Kenntnis und vergleichsweise Heranziehung der strengen formalen Regelmäßigkeit der meisterlichen Liedkunst zu einem so frühen Zeitpunkt. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , r–v (Pap., Mitte . Jh., westschwäbisch/niederalemannisch). A: Ein schoen alt Lied von Grave Fritz von Zolre, dem Oettinger [...]. Also zum ersten mal [...] in druk ausgegeben durch den alten Meister Sepp [i. e. Joseph von Laßberg], auf der alten Meersburg. O. O. [Konstanz] o. J. [], S. –. – Liliencron () S. – (Nr. , nach Laßberg). – Karl Steiff/Gebhard Mehring: Geschichtliche Lieder und Sprüche Württembergs. Stuttgart , S. – (Nr. ). L: [Gustav] Roethe, ADB () S. . – Eva Willms, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – August Zeune: Die Zerstörung der Burg Hohenzollern. In: Germania () S. –. – Rudolf Roth: Gesch. der ehemaligen Reichsstadt Leutkirch und der Leutkircher Haide oder der jetzigen politischen Gemeinden Gebrazhofen, Herazhofen und Wuchzenhofen. Bd. . Leutkirch , S. –. – Paul Beck: Ein schoen alt Lied [...]. In: Diözesanarch. von Schwaben () Nr. , S. –; Nr. , S. –, – (mit Abdruck einer sprachlich stark modernisierten Fassung). – Ulrich Müller: Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , Reg. – Karina Kellermann: Zwischen Gelehrsamkeit und Information: Wissen und Wahrheit im Umbruch vom MA zur Neuzeit. In: Aretes im MA. Hg. v. Ursula Schäfer. Berlin , S. –, hier S. . – Ulrich Gaier u. a. (Hg.): Schwabenspiegel. Lit. vom Neckar bis zum Bodensee –. Ulm , Bd. : Kat., Autorenlex., S. f., ; Bd. : Aufsätze, S. f. VZ
. Hälfte . Jh. Die Wünsche. – Reimpaargedicht, Überlieferung um . Der Verfasser des Textes ist unbekannt, ein möglicher Verweis auf das Kloster Einsiedeln im Schweizer Pfäffikon im Text macht diese Region als Entstehungsort wahrscheinlich. Aufgezählt werden zahlreiche Wünsche, die meist ernsthaft, doch bisweilen auch skurril ausfallen. So äußert der Autor das Verlangen nach Brunnen, die im März guten Wein spenden, und Vögeln, die auch «durch den winter kalt» singen. Die Komik entsteht zwar auch aus den unsinnigen Wünschen, doch besondere Wirkung wird durch die beziehungslose Reihung von Banalitäten erreicht. Da der Papst und der Kaiser in einem Streit geschildert werden, könnte das Gedicht aus der Wirkungszeit Ludwig IV. stammen. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), vb–va (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , zit.). L: De Boor/Newald / () S. . – Gerd Dicke, VL () Sp. f. – Arne Holtorf: Neujahrslied. In: Hb. des Volksliedes. Bd. : Die Gattung des Volksliedes. Hg. v. Rolf W. Brednich u. a. München , S –, bes. S. f. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . FA Der Allenfrauenhold. – Liebesklage eines Mannes, Überlieferung um . In dem unikal überlieferten Text bekennt der Sprecher eingangs seine Beständigkeit, expliziert dann aber seine Bereitschaft zur Promiskuität. Mit teils deutlicher Sexualmetaphorik führt er im Folgenden aus, was er mit eher unsystematisch und zum Teil doppelt angeführten ‹Frauentypen› (Lange, Kurze, Schüchterne, Tänzerin, Gebildete, Junge etc.) anfangen würde – er begehre jede Frau, gleich wie sie aussehe. Das letzte Drittel des Textes besteht aus einer konventionellen Liebesklage des Sprechers (Liebesbekenntnis; Dienstversicherung; Schilderung des Minnemärtyriums) und einer Erklärung seiner Untreue: Weil ihn seine Geliebte nicht erhöre, wende er sich anderen Frauen
Die Wünsche zu. Der Geliebten verspricht er Minnedienst bis in den Tod unter der Voraussetzung, dass er von ihr Minnelohn erhält. Ü: Karlsruhe, LB Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), va–rb ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). L: Tilo Brandis, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Die alte und die neue Minne. – Bericht von der Begegnung mit der ‹Alten Minne› und der ‹Neuen Minne›, Überlieferung um . Die Sprecherin berichtet von einer Wallfahrt, während der sie von ihrem Gefolge getrennt wird und nach längerem Irrweg durch die Wildnis auf die Hütte der ‹Alten Minne› trifft. Die ganz in Blau gekleidete Personi kation belehrt sie über die Minnetugenden und beklagt deren Verfall durch die Herrschaft der ‹Neuen Minne›. Zu Anschauungszwecken schickt sie die Sprecherin zum buntgewürfelten Zelt der ‹Neuen Minne›. Dort widersteht die Sprecherin den Überzeugungsversuchen der ‹Neuen Minne› und ihrer Begleiterin ‹Wankelmut›, welche Promiskuität sowie die Erhörung des schönsten, häuslichsten und materiell potentesten Liebhabers propagieren. Die Sprecherin bekennt sich dagegen zur exklusiven und treuen Liebe und zu ritterlicher Tugendhaftigkeit als Wertmaßstab. Zurückgekehrt zur ‹Alten Minne› wird sie von dieser als Botin in die Welt geschickt, um Gefolgsleute zu einem Gerichtstag gegen die ‹Neue Minne› zu laden. In einer Schlusswendung gibt sich die Sprecherin aber skeptisch, ob noch viele Menschen der ‹Alten Minne› folgen werden. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), ra–vb ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). L: Tilo Brandis, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Kurt Matthaei: Das weltliche Klösterlein und die
Von den neuen Sitten dt. Minne-Allegorie. Marburg , S. . – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ) Bern u. a. , S. , , f. JK Augustijn. – Verfasser der ndl. Reimpaarerzählung vom Herzog von Braunschweig, dt. Fassung erste Hälfte . Jh. Das Märe über den «gotforchtig[en] vnde wyse[n]» «hertzoch zu brunenczwich» (rund Verse) ist im mittel-/rheinfränkischen Raum entstanden, beruht aber ganz offensichtlich auf einer ndl. Vorlage, die mitunter nur unbeholfen ins Mitteldeutsche umgesetzt wurde. Deren Urheber wird in den Schlussversen genannt: «Dyß hait gedicht Augustijn». Die Verfasserangabe dürfte eher auf den ndl. Ursprungsautor als auf den mitteldt. Bearbeiter zu beziehen sein. Über A. ist weiter nichts bekannt, und der Vorschlag der Identi kation mit dem fahrenden Berufsdichter Augustijnken van Dordt (bezeugt in den er/er Jahren des . Jh.) ist unsicher (vgl. Fischer [s. Lit.] S. ). Die Dichtung in ihrer unikal überlieferten Gestalt ist wenig kunstvoll, wobei nicht immer klar zu entscheiden ist, welcher Anteil daran dem Verfasser, dem Übersetzer oder dem Kopisten zuzuweisen ist. Erzählt wird von den Abenteuern eines Herzogs von Braunschweig, der im Heidenkampf gegen den maurischen Herrscher von Aragon dem König von Spanien zum Sieg verhilft. Er gewinnt zudem die Liebe der spanischen Königin, welche die getaufte Tochter des Maurenkönigs ist. Beiden gelingt durch eine List die Flucht nach Venedig. In Spanien und Braunschweig werden sie für tot gehalten. In Venedig verbringen sie ein Jahr des ungestörten Glückes, bevor die Königin enttäuscht von der ritterlichen Untätigkeit des Mannes heimlich von einem Kaufmannsschiff nach Übersee gebracht wird. An ihre Flucht schließt sich die abenteuerliche und erlebnisreiche Suche des Herzogs an, auf der er zunächst das väterliche Erbe sichert und die spanische Krone erobert, bevor er auch seine Geliebte dauerhaft zurückgewinnt. In ihrer thematischen Ausrichtung ist die Erzählung A.s vom Brautwerbungsschema bestimmt (ritterliche Bewährung, Minnetreue). Von den Ausgestaltungen der Sage von Heinrich dem Löwen (→ Reinfried von Braunschweig, → Wyssenhere oder Der → Herr von Braunschweig) weicht das Märe im
. Hälfte . Jh. Motivbestand grundlegend ab und teilt letztlich nur noch die Herkunft des Protagonisten und das Motiv der Meerfahrt mit den anderen Texten. Auch zum mndl. Gloriant (zweite Hälfte . Jh.), wo ebenfalls ein Braunschweiger Herzog auftritt, sind die über Namens- und Motivparallelen hinausgehenden Beziehungen eher vage. Ü: Heidelberg, UB, Heid. Hs. (vormals Ashburnham-Place, Bibl. Ashburnhamiana, Coll. Barrois, Nr. ) v–ra (Pap., um /, mittelfränkisch [rheinfränkischer und niederalemannischer Einschlag], geschrieben von Johann von Worms OP in Trier [?]) mit ganzseitigen farbigen Illustrationen. Die Hs. liegt als Digitalfaksimile der UB Heidelberg vor: http:// digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heidhs. T: Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen , S. – (umfangreiche Auszüge mit inhaltlich verbindenden Zusammenfassungen). L: Robert Leclercq, VL () Sp. f.; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. . – Jozef van Mierlo: Geschiedenis van de Letterkunde der Nederlanden. Bd. . Brüssel , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , Reg. – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –. VZ Von den neuen Sitten. – Rede in Reimpaaren, vor . Die belehrende Rede beginnt damit, dass der Dichter – auf eine Frage («Wie gevellet dir der syet») reagierend – seine Ansprache beginnt. Es wird hauptsächlich der Wandel in der zeitgenössischen Mode (Kleidung, Frisuren) beklagt. Der Text schließt aber versöhnlich und verständnisvoll: «Nu ist ez nu der iungen ger, / Ez sei frauwe oder man, / Sye wöllent neuwen syeten han.» Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , vb–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A:. Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (zit.). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod.
. Hälfte . Jh. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. –. L: Ulla Williams, VL () Sp. . FA Von den Buchstaben. – Au ösung der Buchstaben des Alphabets als Abkürzungen für negative Eigenschaften der Männer, Überlieferung um . Die Minnerede ist überliefert in zwei obd. Sammelhandschriften, deren Text teilweise erheblich abweicht (Versbestand, Versreihenfolge, Wortvarianz). Der Sprecher berichtet von einem belauschten Gespräch: Eine Gruppe tugendhaft und fröhlich erscheinender Damen unterhält sich über eine Reihe von Themen (Dichtung über Liebe und Jahreszeit; Hochstimmung durch Wein und Liebe; materieller Zugewinn; Freudlosigkeit; Dienst und Lohn; Tugendverfall; Mode). Als sich der Sprecher ihnen entdeckt und sie nach der Bedeutung der Buchstaben befragt, die viele auf ihren Kleidern tragen, geben die Damen eine Auslegung, in der sie das Tragen von Buchstaben mit bestimmten negativen Eigenschaften des Trägers verbinden (A = Affe, B = Bube, E = Esel usw.). Der Sprecher schließt mit dem Bekenntnis nachhaltiger Belehrung und einem Trinkspruch. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , S. – ( Verse) (Ka). – Ebd., Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), vb–va ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Tilo Brandis, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. . JK Die drei Mönche von Kolmar. – Anonyme Reimpaarerzählung ( Verse), überliefert um . Die singulär überlieferte Erzählung entstand vor . Es wurden aber auf der Basis von Reimtechnik und Sprachstil auch Datierungen ins . oder . Jh. vorgeschlagen. Die Mixtur aus historisch
Von den Buchstaben veri zierbaren Aussagen (drei in Colmar bezeugte Klöster) und klar widerlegbaren (Colmars Lage am Rhein) macht die Verwertung textinterner Anhaltspunkte (z. B. Augustinerkloster, gegründet) für die Datierung schwierig. Reimsprache und Wortschatz weisen den Verfasser als Ostalemannen aus. Die Forschung deutet den Schlussvers (b) «sô nieman spricht» überwiegend im Sinne einer verklausulierten Selbstnennung des Verfassers, der sich als «Nieman» in die Nemo-Tradition stellte. Nähme man eine schlichte «revocatio» der voraufgehenden Moral an, erübrigte sich diese Hypostasierung. Vollends abwegig ist die Annahme, ‹Niemand’ sei der wirkliche Name des Verfassers. Die groteske Erzählung lebt strukturell vom Dreierschema und dem Prinzip der Steigerung: Eine verheiratete Frau möchte im Kloster die Osterbeichte ablegen. Um die Absolution zu erhalten, soll sie dem Dominikaner für Mark zu Willen sein. Nicht anders ergeht es ihr bei den Franziskanern und Augustinern, die das Angebot noch erhöhen. Empört sinnen sie und ihr verarmter Mann auf Rache. Unter dem Vorwand, auf das Angebot einzugehen, lockt sie die Mönche einzeln zu sich nach Hause. Erst verlieren diese ihr Geld, dann – im Glauben, ihr Mann käme zurück – im vermeintlich sicheren Versteck, einem Zuber mit heißem Wasser, ihr Leben. Ein trunkener Student wird vom Paar für vier Schillinge mit der Beseitigung einer Leiche beauftragt. Die Mönche, die er für ein und denselben hält, entsorgt er nacheinander im Rhein. Seiner Trunkenheit zum Opfer fällt auch ein (noch) lebender vierter Mönch. Die einseitige Verurteilung des monastischen Amtsmissbrauchs steht als ambivalente Moral am Schluss. Die Erzählung stellt entweder eine direkte Bearbeitung des frz. Estormi-Fabliaus des Huon de Piaucele (. Jh.) dar (analog: verarmter reicher Bürger, Bestellung des Liebhabers zu festen Zeiten, Ehemann hat angeblich die Stadt verlassen, Auszahlung der Geldsumme gleich nach der Ankunft, aber: Leichenbeseitigung durch Studenten). Möglich ist auch eine Kontamination von Elementen zweier größerer Motivkomplexe: . der Trois bossus ménestrels (‹Die drei Buckligen›) und . Texte, in denen Mönche, Priester usw. als penetrante Liebhaber fungieren (vgl. Grubmüller, S. f.). Offenheit und krasse Ambivalenz der D. M. v. K. haben den Forschungsfokus einerseits auf Fragen der Komik und des Schwarzen Humors (Schupp) gelenkt, anderseits auf ein mögliches
Die drei Mönche von Kolmar kritisch-didaktisches Potential (Schnell). Zuletzt geriet die Darstellung von Zufälligkeit als Gegenstand der Erzählung im Besonderen, von Kurzerzählungen im Allgemeinen oder auch als Verfahren von (gattungsspezi schem) Erzählen in den Blick (Haug, Grubmüller, Wolf, Waltenberger). Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , vb–rb (Pap., um , alemannisch, vielleicht in Konstanz). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Helmut de Boor: Die dt. Lit. Texte und Zeugnisse. Bd. . München , S. –. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. Ü: Leo Greiner: Altdt. Novellen. Nach dem Mittelhochdeutschen. Bd. . Berlin , S. –. – Hanns Fischer: Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. München , S. –. – Peter Rickard u. a.: Medieval Comic Tales. Translated. Totowa , S. –. – Altdt. Decamerone. Hrsg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. – Klaus Oettinger/Helmut Weidhase: Minnekunst und Liebeslust am Bodensee. Lieder, Schwänke, Moralitäten und Amoralitäten aus alten Hss. (Alemannisches Libell ). Konstanz , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.). L: Hans-Friedrich Rosenfeld: Niemand. In: VL () Sp. –. – Rolf Eckart/KLL, KNLL () S. f. – Ulla Williams/Corinna Laude: Niemand. In: Killy () S. f. – Alfred Pillet: Das Fabliau von den Trois Bossus ménestrels und verwandte Erzählungen früher und später Zeit. Halle , bes. S. ff. – Johannes Prinz: A Tale of a Prioress and her three Wooers (Literarhist. Forschungen ). Berlin (Nachdr. Nendeln/Liechtenstein ) S. –. – Walther Suchier: Fablelstud. In: Zs für
. Hälfte . Jh. romanische Philologie () S. –, bes. S. f. – Ders.: Der Schwank von der viermal getöteten Leiche in der Lit. des Abend- und Morgenlandes. Halle , bes. S. f., f., . – Joseph Bédier: Les fabliaux. Études de littérature populaire et d’histoire littéraire du moyen âge Champion. Paris , S. –, bes. S. –, f., . – H.-F. Rosenfeld: Mhd. Novellenstud. (Palaestra ). Leipzig (Nachdr. New York ) S. . – Aurelio M. Espinosa: Hispanic Versions of the Tale of the Corpse Many Times ‹Killes›. In: Journal of American Folklore () S. –. – Veikko Väänänen: Du Segretain Moine. Fabliau anonyme du XIIIe siècle (AASF ,). Helsinki , bes. S. –. – Klaus Hufeland: Die dt. Schwankdichtung des SpätMA (Basler Stud. zur dt. Sprache und Lit. ). Bern , S. f. u. Tab. . – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , Reg. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –, bes. S. f., , f. – Joachim Suchomski: ‹Delectatio› und ‹utilitas›. Ein Beitr. zum Verständnis ma. komischer Lit. (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. . – Alev Tekinay: Materialien zum vergleichenden Studium von Erzählmotiven in der dt. Dichtung des MA und den Literaturen des Orients (EHS ). Frankfurt/M. , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., f. – Volker Schupp: ‹Die Mönche von Kolmar›. Ein Beitr. zur Phänomenologie und zum Begriff des schwarzen Humors. In: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer (WdF ). Darmstadt , S. –. – Peter Godglück: Textspiele. Vorschläge zur generativen Beschreibung der Handlungs- und Valenzstrukturen des Schwanks. Frankfurt/M. , bes. S. ff. – Klaus Grubmüller: Das Groteske im Märe als Element seiner Geschichte. Skizzen zu einer hist. Gattungspoetik. In: Kleinere Erzählformen des . und . Jh. Hg. v. Walter Haug/ Burghart Wachinger. Tübingen , S. –, bes. S. , ff. – W. Haug: Entwurf zu einer Theorie der ma. Kurzerzählung. In: ebd., S. –, bes. S. f. – Ders.: Überlegungen zum Lachen an der Grenze zwischen dem Komischen und dem
. Hälfte . Jh. Makabren. In: Semiotik, Rhetorik und Soziologie des Lachens. Hg. v. Lothar Fietz u. a. Tübingen , S. –, bes. ff. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Hannes Fricke: Niemand wird lesen was ich hier schreibe. Über den Niemand in der Lit. Göttingen , bes. S. ff. – Rüdiger Schnell: Erzählstrategie, Intertextualität und ‹Erfahrungswissen›. Zu Sinn und Sinnlosigkeit spätma. Mären. In: Wolfram-Stud. () S. –, bes. S. –. – K. Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , . – Gerhard Wolf: Zufall und Notwendigkeit im Märe von den ‹Drei Mönchen zu Kolmar›. In: Sprache und Lit. durch das Prisma der Interkulturalität und Diachronizität. FS Anton Janko. Hg. v. Maria Javor-Briski u. a. Ljubljana , S. –. – Michael Waltenberger: Der vierte Mönch zu Kolmar. Annäherung an die paradoxe Geltung von Kontingenz. In: Kein Zufall. Konzeptionen von Kontingenz in der ma. Lit. Hg. v. Cornelia Herberichs/Susanne Reichlin. Göttingen , S. –, bes. ff. SJ Fluch über die ungetreuen Frauen. – Klage über weibliche Treulosigkeit, früheste Überlieferung um . Die in zwei Handschriften des . Jh. (mit Wortvarianzen besonders innerhalb der Anfangsverse) überlieferte Minnerede bringt zunächst allgemein gehaltene Re exionen über den Ursprung und die Ausformung erfüllter und beständiger Liebe. In einem umfangreicheren zweiten Abschnitt folgt die monologische Klage eines verärgerten Sprechers: Er richtet einen Katalog der Verwünschungen an alle untreuen Frauen. Eingelegt ist die gebetsartige Bitte an die ‹gerechte Minne›, diese Frauen zu bestrafen. Der Sprecher bricht mit dem Argument, selbst hö sch Maß halten zu wollen, ab und schließt mit einer an «Beni(n)gna» (V. ) gerichtete Apostrophe (Dienstversicherung, Erhörungsbitte). Parallelen in Wortwahl und Stil weist die in der Handschrift Mü gemeinsam überlieferte, inhaltlich komplementäre Minnerede → Lob der beständigen Frauen auf. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , vb–vb ( Verse) (Ka). – München, BSB, Cgm , v–r ( Verse) (Mü). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte,
Fluch über die ungetreuen Frauen aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ) (nach Ka). L: Tilo Brandis, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Frau Ehrenkranz. – Allegorische Erzählung von der Ausbildung der ‹Frau Ehrenkranz›, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist in zwei Handschriften des . Jh. in eher geringer Varianz (He zeigt eine redaktionelle Tendenz zur sprachlichen Vereindeutigung) überliefert. Der Sprecher berichtet von einem Spaziergang, der ihn zu einem amoenen Ort führt, auf dem er eine in einem Rosenhag verborgene Burg entdeckt. Dort gibt ihm ein Zwerg Auskunft über die Bewohnerinnen, ‹Frau Ehrenkranz› und ihre fünf von ‹Frau Saelde› beauftragten Erzieherinnen. Er nennt Namen und Aufgaben der Personi kationen (‹Adeltrut›, ‹Schamigunt›, ‹Zuchtlieb›, ‹Tugendhild›, ‹Maßeburg›). Dem Sprecher, der Frau Ehrenkranz seinen Dienst anbietet und der sich als Burgherr von ‹Bleibtreu› und ‹Harrenberg› ausgibt, stellt der Zwerg eine positive Antwort der Herrin in Aussicht und will als sein Bote agieren. Der Sprecher schließt mit dem resignierten Bekenntnis, noch immer auf Nachricht des Zwerges zu warten. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse) (He). – Ebd., r–r ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , ra–va ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ) (nach Ka). L: Tilo Brandis, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Jacob Grimm: Dt. Mythologie. Dritte Ausg. Göttingen , S. f. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. f. JK Die Minne vor Gericht. – Minnegerichtsdichtung, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist in vier Sammelhandschriften des . Jh. überliefert (durch größere Varianz auf
Die Jagd der Minne Wortebene setzt sich Handschrift Wi leicht vom Rest der Überlieferung ab). Der Sprecher berichtet von einem Spazierritt, bei dem er sich verirrt und an den Eingang zu einem Hag kommt. Die Türhüterin lässt ihn passieren, so dass er im Inneren zu einer Gerichtsstätte der Frau Ehre gelangt, wo er einen von Frau Gerechtigkeit angestrengten Gerichtsprozess gegen Frau Minne miterlebt. Die Anklagevertreterin Frau Glück beschuldigt die Minne, unwürdige den tugendhaft Liebenden vorzuziehen. Der Sprecher hält die Vorwürfe zwar für berechtigt, meldet sich dennoch als Verteidiger der Minne. Er weist auf ihre göttliche Abkunft hin und macht das Glück und die ‹Unminne› für die Belohnung der treulosen Männer verantwortlich. Die Abstimmung der Schöffen (personi zierte Tugenden) mündet im Freispruch der Minne und in der Selbstanklage von Frau Gerechtigkeit und Frau Ehre. Als sich der Sprecher verabschiedet, bietet ihm Frau Minne Silber und Gold als Lohn an. Er bittet stattdessen um Erhörung bei seiner Dame, was ihm die Minne aber nicht zusichern kann. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse) (He). – Ebd., Cpg , ra–va ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), vb–ra ( Verse) (Ka). – Wien, ÖNB, , r–v ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Alfred Karnein, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. f. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. , . – Ekkehard Schmidberger: Unters. zu ‹Der Minne Gericht› des elenden Knaben. Zum Problem der Tradierung, Rezeption und Tradition in den dt. Minnereden des . Jh. Mit einem Textanhang. Diss. Kassel , S. f. JK Frau Venus und die Minnenden. – Erzählung von Minnegericht und Belehrung, Überlieferung um .
. Hälfte . Jh. Die unikal überlieferte Minnerede beginnt mit einer Apostrophe der Venus sowie dem Bericht von einem Spaziergang des Sprechers, der ihn in ein großes Heerlager führt. Im zentralen Zelt klagen Menschen verschiedener Herkunft und Sprache vor Frau Venus ihr Liebesleid. Ermutigt durch eine vorhergehende Klage auf Deutsch bringt auch der Sprecher sein Anliegen – eine Bestrafung seiner abweisenden Geliebten – vor. Frau Venus bestätigt die Berechtigung seiner Klage, belehrt den Sprecher jedoch darüber, dass Liebesleid für Frauen noch schlimmer zu ertragen sei als für Männer und warnt ganz allgemein vor Unbeständigkeit. Der Sprecher, abgedrängt durch weitere Bittsteller, verlässt das Heerlager und schließt mit der Aufforderung an das Publikum, ihn einmal dorthin zu begleiten. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), rb–rb ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). L: Tilo Brandis, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ekkehard Schmidberger: Unters. zu ‹Der Minne Gericht› des elenden Knaben. Diss. Kassel , S.. JK Die Jagd der Minne. – Jagdallegorie, Überlieferung um . Die unikal überlieferte Minnerede berichtet von der Jagd eines Sprechers auf eine Hirschkuh. Mit seinem Jagdknecht bespricht er die Reihenfolge, in der er seine Hunde, die die Namen von Minnetugenden bzw. -haltungen tragen (Wille, Liebe, Trost, Beharrlichkeit, Beständigkeit, Treue, Trauern, Zweifel, Vermögen), auf die Fährte schicken will. Es kommt zu einer kurzen Begenung mit einem mit Netz, Seil und kani zierten Untugenden jagenden Heckenjäger, bei der der Sprecher seine hö sche Minnehaltung bekräftigt. Seine weitere Jagd ist jedoch durch die Furcht vor störender Ein ussnahme der Meute des Heckenjägers beeinträchtigt. W¨ahrend sich der Heckenjäger ablenken lässt, bleibt der Sprecher der ursprünglichen Spur treu und setzt seine Jagd auf freiem Feld fort. Er endet mit dem Bekenntnis, trotz des offenen Endes der Jagd an der Hoffnung auf ein gutes Ende festzuhalten.
. Hälfte . Jh. Der Text nutzt das in der Tradition → Hadamars von Laber ausgebildete Schema (vgl. auch Die Jagd), entfernt sich aber von Hadamar durch Form (Reimpaarverse statt Titurelstrophen), starke Zurücknahme von Minneklage und Re exion sowie durch die Verlagerung der Minnefeindlichkeit in die Figur des Rivalen. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), va–va ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. . – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. . JK Die sieben größten Freuden. – Obszönrede, erste Hälfte . Jh. Der derbe Text behandelt parodistisch die heilige Zahl sieben (weitere Beispiele vgl. Fischer). Vermutlich in schwäbischer Region verfasst, ist er in zwei Handschriften erhalten; eine von ihnen ist das Liederbuch der Clara → Hätzlerin (Bd. , Sp. –). Der Dichter trifft auf sieben Burschen, die ihn zu einem Gelage einladen, bei dem der Wein «weder rast, noch r˚u» hat. Alle sieben loben ausführlich, was ihre «gröste fräd» ist: Essen, Trinken, Minnen, Scheißen, Urinieren, Schlafen und Baden. Dem Dichter gefallen alle sieben. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , rb–va (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch); Verse. – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , r–v (Pap., /; Schreibort: Augsburg); Verse. A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; zit.). –
Die sieben größten Freuden Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. . – De Boor/Newald / () S.; / () S. . – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. –. – Eckhard Grunewald: Die Zecher- und Schlemmerlit. des dt. SpätMA. Mit einem Anhang: ‹Der Minner und der Luderer› – Edition. Diss. Köln , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. . – Christoph Gerhard: Grobianische Diätetik. Zu den sieben größten Freuden in Rede, Lied und Priamel sowie zu dem Fastnachtspiel ‹Das Ungetüm› (Kleine Reihe. Lit. – Kultur – Sprache ). Trier . FA Gespräche dreier Frauen. – Sammlung obszöner Dichtungen des . Jh., wohl aus dem Raum Nürnberg. Es handelt sich um sechs dialogische Reimpaardichtungen, die aufgrund der Überlieferung und wegen formaler Merkmale zyklisch zusammengehören. Die früher vorgenommene Zuweisung zu Hans → Rosenplüts Werk kann nicht belegt werden. Fischer behilft sich mit der Kategorie «Obszönrede» für diese sowie ähnliche Texte und verortet sie an der Grenze zum Märe. Jeweils drei Frauen diskutieren allerlei Frivoles, mal naiv, mal keck. In doppelbödiger Methode werden die Gespräche über alltägliche Arbeit (Spinnen, Backen, Schlachten) gesteigert mit sexuellen Implikationen versehen («schnabell», «strigel», «votz»). Ü: Dresden, LB, Mscr. M , v. – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). A: Adelbert von Keller (Hg.): Fastnachtspiele aus dem . Jh. Tl. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Auszüge). – Johannes Demme: Stud. über Hans Rosenblüt. Diss. Münster , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. – Elisabeth Kully (Bearb.): Cod. Weimar Q
Der verklagte Zwetzler (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (zit.). L: Nicola Zotz, VL () Sp. f. – Fischer (s. Ausg.) S. –. – Kully (s. Ausg.) S. f. – Jörn Reichel: Der Spruchdichter Hans Rosenplüt. Lit. und Leben im spätma. Nürnberg. Stuttgart , S.. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. Anm. . FA
Die Kohlen. – Schwankmäre, Überlieferung um . Der zweimal überlieferte Text handelt von einem Kind, das Kohlen isst und davon einen schwarzvere schmierten Mund bekommt. Die Mutter «zurnet ser mit dem kint» und züchtigt es streng. Als das Kind später die Schamhaare der Mutter sieht, die «swarz von dem har» sind, verlangt es von ihr, diesen Kohlenesser ebenso zu schlagen. Beschämt zieht die Mutter ihr Kleid wieder bis zu den Knien herunter. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), va–ra (Pap., um , alemannisch). – Ebd., Cod. K , vb–ra (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. f. (zit.). – Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. . – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. . L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , . – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. , , . – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , Reg. FA
. Hälfte . Jh. Der verklagte Zwetzler. – Schwankhafte Verserzählung, vor . Die Märendichtung ist dreimal erhalten; der ausführlichste Text ndet sich in k. Die unvollständige und fehlerhafte Fassung in We geht wohl auf N zurück. Wie → Nonnenturnier oder Der → Striegel gehört D. v. Z zu dem Themenkreis von Mären, in dem ein Genital eine zentrale bzw. personenhafte Rolle spielt. In k kann die Handlung in drei Teile (I, II, III) gegliedert werden, die an unterschiedliche Textsorten angelehnt sind. In I werden die erfolglosen Werbeversuche eines jungen Mannes um ein Mädchen geschildert. Das Gespräch zwischen den beiden entspricht einer klassischen Minneszene; sie ist aber dadurch ironisiert, dass die Teilnehmer Bauern sind. II handelt von der listenreichen Verführung des Mädchens durch den Burschen. Der behauptet nämlich, sein Glied (sein «zwetzler») heile jegliches Leid. Der erzählerische Ablauf ist mit Fischers fünftem Themenkreis «Verführung und erotische Naivität» verwandt, zu dem Texte wie Der → Sperber gehören. Nachdem sie mehrmals miteinander geschlafen haben, kann das naive Mädchen nicht mehr genug von dem «zwetzler» bekommen, über den sie achtungsvoll spricht. Eines Tages werden die Liebenden aber von der Mutter des Mädchens überrascht. Die Entdeckung und der anschließende Gerichtsprozess führen zu III. Hier nehmen die Absurditäten ein neues Ausmaß an, u. a. weil das Rechtsverständnis aller Beteiligten karikiert wird. Das Mädchen weigert sich, den Jungen anzuklagen. Sie beginnt, sein Glied wie eine Person zu beschreiben. So entpuppt sich schließlich der «zwetzler» als Angeklagter, der laut Gericht abgeschlagen werden solle. Das Glied richtet sich aber kurz vor der Exekution auf. Das Mädchen denkt, der «zwetzler» freue sich über das Wiedersehen, und zieht ihre Anklage zurück. Wie beim → Bildschnitzer von Würzburg und dem → Preller spielt das Märe mit dem Kastrationsmotiv, ohne die Entmannung durchzuführen. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , va–ra (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch) (k). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.) (N). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., fränkisch-bair.) (We). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Ges. durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen
. Hälfte . Jh. Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach k, Verse, nach We). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. a, nach k; zit.), S. – (Nr. b, nach N, We im Apparat). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Elisabeth Kully (Bearb.): Cod. Weimar Q (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. f. (nach We). Ü: Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. L: Gerhard Wolf, VL () Sp. –. – Stephen L. Wailes: Social Humor in Middle High German Mären. In: ABäG () S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , f., f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , Reg. – Klaus Grubmüller: Das Groteske im Märe als Element seiner Gesch. Skizzen einer hist. Gattungspoetik. In: Kleinere Erzählformen des . und . Jh. Hg. v. Walter Haug/ Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –, hier S. f. – Gerd Dicke: MärenPriapeia. Deutungsgehalte des Obszönen im ‹Nonnenturnier› und seinen europäischen Motivverwandten. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. , . – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f., f., . – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , Reg. FA Das Nonnenturnier (Das Turnier von dem Zers, Der Turney von dem Czers). – Schwankmäre, um erstes Viertel . Jh. Das anonym in nur einer Handschrift überlieferte N. ( Reimpaarverse) wird den sog. Priapeia zugerechnet und zählt zu den gröbsten Schwänken im dt. Raum. Im Prolog bittet der Sprecher die Anwesenden, Musik und Tanz einzustellen. Vielmehr soll jeder Anwesende eine Geschichte erzählen. Der Sprecher selbst beginnt: Ein Ritter, der
Das Nonnenturnier zugleich ein großer Frauenheld ist, kündigt seiner Dame an, sie am nächsten Tag verlassen zu müssen. Die Dame redet dem Einfältigen daraufhin ein, die Frauen würden ihn ohne sein Glied noch viel mehr schätzen. Der Ritter kastriert sich selbst und versteckt seinen «zagel» unter der Treppe eines Nonnenklosters. Die Dame und hundert weitere Frauen jagen ihn daraufhin in die Wildnis. Der «zagel» bleibt zunächst in selbst auferlegter Buße unter der Treppe, entschließt sich dann zum Selbstmord und kommt unter der Treppe hervor. Die Nonnen entdecken ihn und zeigen sich zunächst entsetzt. Dann verfallen sie in heftigen Streit, weil jede von ihnen den «zagel» mit in ihre Zelle nehmen will. Die Äbtissin lässt zur Schlichtung der Auseinandersetzung ein Turnier veranstalten, das in eine wüste Prügelei ausartet. Zuletzt bemerken die Nonnen das Verschwinden des «zagels» und beschließen, über die Angelegenheit Stillschweigen zu bewahren. Das N. ist vom Motiv des personi zierten Genitals geprägt: Der «zagel» führt z. B. vor der Entmannung einen Disput mit dem Ritter und führt nach der Kastration ein Eigenleben. Das Motiv erscheint auch in → Gold und Zers und Der → Rosendorn. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , vb–ra (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. ). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. –. – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –. – OnlineFaks. der Hs.: http://digital.blb-karlsruhe.de/urn/ urn:nbn:de:bsz:–. L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. –. – Karl-Heinz Schirmer: Stilund Motivunters. zur mhd. Versnovelle. Tübingen , S. Anm. . – Werner Schröder: ‹Von dem Rosen Dorn ein gut red›. In: Mediaevalia litteraria. FS Helmut de Boor. Hg. v. Ursula Hennig/ Herbert Kolb. München , S. –. – Joachim Heinzle: Märenbegriff und Novellentheorie. Überlegungen zur Gattungsbestimmung der mhd.
Klage eines Liebenden I Kleinepik. In: ZfdA () S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. – u. ö. – Fritz Langensiepen: Tradition und Vermittlung. Literaturgeschichtliche und didaktische Unters. zu Hans Folz (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. , u. ö. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , , , , . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , . – Peter Strohschneider: Der ‹turney von dem czers›. Versuch über ein priapeiisches Märe. In: Liebe in der dt. Lit. des MA. St. Andrews-Colloquium . Hg. v. Dietrich Huschenbett u. a. Tübingen , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , Reg. – Ralf Schlechtweg-Jahn: Geschlechtsidentität und hö sche Kultur. Zur Diskussion von Geschlechtermodellen in den sog. priapeiischen Mären. In: Manlîchiu wîp, wîplîch man. Zur Konstruktion der Kategorien ‹Körper› und ‹Geschlecht› in der dt. Lit. des MA [...]. Hg. v. Ingrid Bennewitz/Helmut Tervooren. Berlin , S. –. – Monika Gsell: Die Bedeutung der Baubo. Kulturgesch. Stud. zur Repräsentation des weiblichen Genitales. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Christoph Fasbender und Cordula Kropik: Der ‹turney von dem czers› zwischen Kohärenz und Ambiguität. In: Euph. () S. –. – Gerd Dicke: Mären-Priapeia. Deutungsgehalte des Obszönen im N. und seinen europäischen Motivverwandten. In: PBB () S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA. Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , passim. – Albrecht Classen: Sexual Desire and Pornography. Literary Imagination in a Satirical Context. Gender Con ict, Sexual Identity, and Misogyny in D. N. In: Sexuality in the Middle Ages and the Early Modern Times. New Approaches to a Fundamental Cultural-Historical and LiteraryAnthropological Theme. Hg. v. dems. Berlin , S. –. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. , u. ö. MM
. Hälfte . Jh. Klage eines Impotenten. – Priapeisches Gedicht, . Jh. Der nur Verse umfassende Text gehört zu den besonders im . Jh. verbreiteten priapeischen Gedichten (Priapeia, benannt nach dem mit einem besonders großen Phallus ausgestatteten Gartengott Priapus). Die Tendenz zu obszönen Ausführungen nden sich neben den ausgewiesenen Priapeia auch in den Mären und Fastnachtspielen der Zeit. W¨ahrend jedoch das Gros der Gedichte und der mehr oder weniger verklausulierten metaphorischen Beschreibungen sexueller Praktiken sowie der Geschlechtsteile auf das Lob einer übermäßigen Libido und sexueller Aktivität abzielt, besingt das Ich hier gerade das Gegenteil. Seinem «gsell» verlangt es nicht mehr nach der Dame, er «hanckt» statt dessen müde herunter, was in verschiedenen Vergleichen anschaulich und überaus komisch beschrieben wird. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), rb–va (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. (Nr. ). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Heinrich Niewöhner: Der Inhalt von Laßbergs Liedersaal-Hs. In: PBB () S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. –. CS Klage eines Liebenden I. – Minneklage, Werbungsgespräch und Treueversicherung, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist zweifach ohne große signi kante Varianz (teilweise verständlichere Lesarten in He) überliefert und fügt in der Rede des minnebetroffenen Sprechers eher heterogene Teile teils additiv aneinander: Auf einen monologischen Frauenpreis folgt ein wiedergegebener Rat personi zierter Tugenden, dann eine an die Frau adressierte Liebesklage und Liebesgrüße des Sprechers. Den zweiten Teil des Textes nimmt ein dialogisches Werbungsgespräch ein (im Präteritum, mit InquitFormeln), in dem sich die Dame abwartend gibt, der Sprecher aber sein Ausharren im Dienst in der Hoffnung auf Entlohnung bekräftigt. Dass es sich
. Hälfte . Jh.
Klage über die Trennung von der Geliebten G
bei dem Gesamtgebilde um eine Kompilation ursprünglich eigenständiger Texte handelt, lässt sich aus einer wohl nicht getilgten Schlussformel mitten im Text schließen (V. : «Hie mit die red ende sich»). Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , ra–ra ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ) (nach Ka). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK
(materialistisch, unaufrichtig) Liebenden ab. Er schließt mit der Klage, dass seine Geliebte ihm Leid bereitet. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , rb ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. (Nr. ). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –. JK
Klage über die Trennung von der Geliebten G. – Trennungsklage, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist zweifach überliefert, wobei sich die Hss. durch einige Wortvarianzen, Umformulierungen und Versumstellungen unterscheiden. In ihr richtet sich der Sprecher in raschem Wechsel an verschiedene, jeweils apostrophierte Personi kationen, Körperteile und Tugenden und beklagt den Schmerz der Trennung von seiner Geliebten. Der Sprecher schildert kurz die Abschiedsszene und offenbart den ersten Buchstaben des Namens der Geliebten («G»). Nach einer weiteren Schilderung seines Liebesleids wirft der Sprecher ‹Frau Welt› vor, seinen treuen Dienst nicht entlohnt zu haben, und ‹Frau Minne›, ihn als Gefangenen ewig leiden zu lassen. Er schließt mit einer Treueversicherung an die Geliebte und einer Segensbitte. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , ra–vb ( Verse). – Trier, StB, /a °, r–v ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). L: Jürgen Schulz-Grobert, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK
Lob der beständigen Frauen. – Lobrede, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist in drei Sammelhandschriften des . Jh. überliefert. Dabei wird der Text in der Handschrift Mü umgestellt und mit der Minnerede → Fluch über die ungetreuen Frauen zu einem zusammenhängenden Text verbunden. Der Sprecher gibt an, im Auftrag eines ‹lieblichen Mundes› ein exemplarisches Frauenlob vorbringen zu wollen. Er lobt im Folgenden die Beständigkeit als würdiges Kleid der Frau (Kleiderallegorie) und preist ihre Umwelt selig. Zweifach spricht er eine bestimmte (ungenannt bleibende) Frau direkt an (Seligpreisung, hyperbolisches Lob, Mahnung zur Festigkeit in der Tugend). Am Schluss wird kurz die Alternative – Untreue und Promiskuität – benannt und kritisiert. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , vb–va ( Verse) (Ka). – München, BSB, Cgm , r–v ( Verse) (Mü). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ; nach Ka). L: Bernhard Schnell, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Sarah Westphal: Textual Poetics of German Manuscripts – (Studies in German Literature, Linguistics, and Culture). Columbia/SC , S. –. – Susanne Brügel: Die Sekte der Minner (um ). In: Literarische Performativität. Lektüren vormoderner Texte. Hg. v. Cornelia
Liebesklage IV. – Klage über falsche Liebe, Überlieferung um . In der unikal überlieferten, kurzen Minnerede preist der Sprecher seine Geliebte und versichert ihr seine Treue. Er setzt sich dabei explizit von ‹falsch›
Segen der fernen Geliebten Herberichs/Christian Kiening (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. –, hier S. –. JK Die Minne und die Ehre. – Belauschtes Streitgespräch, früheste Überlieferung um . Die in zwei Sammelhandschriften des . Jh. (ohne signi kante Varianz) überlieferte Minnerede setzt mit der Klage des Sprechers ein, dass ihn sein Minnebegehren zum Narren mache. Er berichtet von einem Spaziergang, auf dem ihm eine kostbare goldene Kutsche der Frau Ehre auf der Fahrt zum Minnegericht begegnet. Der Sprecher folgt ihr und belauscht, wie Frau Ehre im Zelt der Richterin Venus Anklage gegen Frau Minne erhebt: Diese bringe die Menschen vom Pfad der Tugend ab und sei gewalttätig. Die Minne reagiert auf die Anschuldigungen der Frau Ehre beschwichtigend und verteidigt sich. Als Beispiel für keusche und beständige Minne hebt sie eine bestimmte Frau hervor – es ist die Geliebte des Sprechers. Als sich das Minnegericht au öst, bleibt der Sprecher nachdenklich, aber zu weiterem Minnedienst entschlossen zurück. Eine Besonderheit der Minnerede ist die verwendete Reimform der Äquivokation (jeweils graphisch identisches Reimwort). Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–v ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , vb–rb ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Alfred Karnein, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Kurt Matthaei: Das weltliche Klösterlein und die dt. Minne-Allegorie. Marburg , S. . – Karin Lichtblau: Virtueller Raum als Spiegel von Emotionen. Minnegerichtshöfe zwischen Imagination und Performanz. In: Imaginäre Räume. Hg. v. Elisabeth Vavra (Veröff. des Inst. für Realienkunde des MA und der Frühen Neuzeit ). Wien , S. –, hier S. –. JK Der Minner und der Kriegsmann. – Streitgespräch, früheste Überlieferung . Die Minnerede ist in zwei Sammelhandschriften des . Jh. (ohne signi kante Varianz) überliefert. Der Text gibt das Streitgespräch eines Dienst
. Hälfte . Jh. suchenden Söldners mit einem prächtig ausgestatteten Hö ing wider. W¨ahrend der Söldner den Wert und die Entlohnungschancen des Kriegsdienstes preist, setzt der Hö ing (der im folgenden als ‹Minner› bezeichnet wird) auf den wenig materiellen Lohn hö scher Liebe (Gruß der Geliebten, Hochgestimmtheit, ethische Vervollkommnung). Der Söldner verspottet den Minner und hält ein Dienen ohne eine verlässliche materielle Entlohnung für sinnlos, gerade weil sich Damen auch von mittellosen Liebhabern abwenden. Der Text endet mit der Angabe eines (vorher nicht aufgetretenen) Sprechers, er wisse, wem von beiden Männern es besser ergangen sei. Da er dieses Wissen nicht mitteilt, bleibt der Schluss der Rede offen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , ra–ra ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Ingrid Kasten, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – I. Kasten: Stud. zu Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Diss. Hamburg , S. –. JK Segen der fernen Geliebten (Das Kreuz in der Luft). – Liebesbekenntnis mit Vorschlag zur Gedankenminne, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist in zwei Sammelhandschriften des . Jh. überliefert (ohne signi kante Varianz). Der Sprecher preist hyperbolisch die Tugend seiner Dame und versichert seine Liebe. Die durch einen Nebenbuhler herbeigeführte Trennung will er mit Gedankenminne (Bild der Gedanken als ausiegender Falke) überwinden. Er bittet die ferne Geliebte, als Zeichen ihrer Zuneigung jeden Morgen ein Kreuz in die Luft zu zeichnen und in seine Richtung zu sehen. Er schließt mit einer Bitte an Gott, Leben, Gut und Ehre der Geliebten zu bewahren und ihn vom Leid zu erlösen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , ra–va ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St.
. Hälfte . Jh. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Gerhard Wolf, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Der Sohn des Bürgers (auch: «Von der Freundschaft»). – Didaktische Verserzählung, Überlieferung um . Fischer ordnet das Märe dem Themenkreis «Demonstration allgemein-menschlicher Laster» zu. Vermutlich im alemannischen Sprachraum entstanden, sind die Verse in der → LiedersaalHandschrift bezeugt. Thema der Dichtung ist die Verschwendungssucht eines reichen, von seinem Vater allzu wohlwollend erzogenen Patriziers. Der Vater überlässt ihm einen Vermögensteil und gibt ihm eine Frau, damit er selbstständig werde. Wenig später hat der Sohn aber wieder alles – gemeinsam mit seinen adligen Freunden – ausgegeben. Der Vater reagiert darauf immer noch duldsam, lässt den Sohn aber bei dessen eigenen Freunden um Hilfe bitten. Da diese sich alle von ihm abwenden, soll er die Freunde des Vaters aufsuchen, die sich sofort hilfsbereit zeigen. Die Dichtung schilt unverhältnismäßiges Streben über den eigenen Stand hinaus (vgl. auch Der → Bürger im Harnisch). Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , rb–rb (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. ). L: Hans-Joachim Ziegeler VL () Sp. f. – Fritz Langensiepen: Tradition und Vermittlung. Literaturgeschichtliche und didaktische Unters. zu Hans Folz (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , Reg. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , , , , f. – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. . – Hansjürgen Linke: Wertewandel im Widerschein kleinepischer Versdichtung des späten MA. In: ZfdA () S. –. FA
Der Sohn des Bürgers Der Spalt in der Wand. – Belauschte Lehrrede einer alten Kupplerin, früheste Überlieferung um . Die Überlieferung der Minnerede in fünf großen Minnereden-Sammlungen des . Jh. gliedert sich in eine ‹Langfassung› (He und Ka, keine Varianz) und eine in einer Überlieferungsallianz mit der → Klage einer jungen Frau stehenden ‹Kurzfassung› (Mü, Mü; Sa bricht – gegebenenfalls in zensierender Absicht – früher ab). Der Sprecher klagt über seine Misserfolge in der Liebe und hofft, bei der neu gefundenen, schönen u. tugendhaften Geliebten mehr Erfolg zu haben. Er will sie besuchen und hört und sieht durch einen Spalt in der Wand, wie eine alte Kupplerin seiner Geliebten Ratschläge gibt: Sie solle ihre weiblichen Vorzüge angesichts ihrer Jugendlichkeit anderswo und gewinnbringender einsetzen als bei ihm. Der Sprecher muss sich am Schluss verstecken. Die Kupplerin möchte er verprügeln, seiner Geliebten wünscht er, dass sie ihre Tugendhaftigkeit auch dieses Mal beweist. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , va–va ( Verse) (Ka). – München, BSB, Cgm , r–v ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , r–v ( Verse) (Mü). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, b IV , v–r ( Verse) (Sa). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Walter Blank, VL (), Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Matthias Johannes Bauer: ‹Mein kind, ich wil dir ains sagen …› Sittenwidrige Ratschläge alter ‹Weiber› an junge Frauen in den Minnereden ‹Der Spalt in der Wand› und ‹Klage einer jungen Frau› im Augsburger Liederbuch (Cgm ). In: genus & generatio. Rollenerwartungen und Rollenerfüllungen im Spannungsfeld der Geschlechter und Generationen in Antike und MA. Hg. v. Hartwin Brandt u. a. (Bamberger Hist. Stud. ). Bamberg , S. –. JK Von treulosen Männern. – Belauschtes Gespräch, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist in sieben Handschriften überliefert, wobei sich zwei Fassungen unterscheiden
Der unentschlossene Minner lassen (Handschriften He und He mit eigenständigen Schluss). Der Sprecher berichtet, wie er heimlich eine Gruppe von sittsamen und hö schen Damen bei einem Gespräch über die Minne belauscht. Als das Gespräch auf die Untreue der Männer kommt, die gesellschaftlich akzeptiert sei, während man den Wankelmut der Frauen verdamme, führt eine Dame litaneiartig eine Reihe von Verwünschungen und wünschenswerte Strafen für untreue Männer auf (darunter Körperstrafen wie Erhängen, in einem Sack Ertränken etc., aber auch gesellschaftliche Ächtung, Schicksalsschläge, Pech bei Turnier und Jagd). Schließlich bittet sie die übrigen Frauen um Ergänzungen, diese äußern jedoch nur ihre Zustimmung. Der Sprecher schließt mit einem Preis der Schönheit einer der Damen, die ihm besonders aufgefallen ist, und dem Wunsch, sie wiederzusehen. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , vb–rb ( Verse) (Ka). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse) (He). – Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse) (He). – London, British Library, Ms. Add. , v–v ( Verse) (Lo). – München, BSB, Cgm , r–v ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , r–r ( Verse) (Mü). – Ebd., , r–v ( Verse) (Mü). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, cod. b IV , v–r ( Verse) (Sa). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Christoph Bauer, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Minnesprüche an die Geliebte. – Sammlung von Spruchweisheiten mit Anrufung der Geliebten, Überlieferung um . Der unikal überlieferte, in der Hss. in zwei Abschnitte geteilte Text reiht Verspaare mit Spruchweisheiten mit Minnethema, eine Anrufung der Geliebten durch den Sprecher (Abschnitt ) sowie Liebesbekenntnis und Mahnung zur Treue durch eine Frau, dann durch einen Mann (Abschnitt ). Die inhomogene Struktur des Textes könnte darauf deuten, dass er fragmentarisch bzw. Exzerpt aus einem größeren Zusammenhang ist.
. Hälfte . Jh. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , vb–ra ( Verse) und ra ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. (Nr. ) und S. (Nr. ). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B, B. – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. f. JK Spruchgedicht von der Minne. – Kompilation von Freidank-Sprüchen mit Minne-Thematik, Überlieferung um . Der unikal zwischen zwei anderen FreidankExzerpten in der → Liedersaaal-Handschrift überlieferte Text präsentiert eine leicht modi zierte Sequenz von Freidank-Sprüchen mit Minnethematik (= V. – nach Freidank-Handschrift N) als eigenständige Minnerede. Als Themen lassen sich ausmachen: Eigenschaften und Wirkungen der Minne; Falsches vs. richtiges Minneverhalten des Mannes; Wesen und Verhalten der Frauen; Gefahren für die Minnebeziehung und Störungen der rechten Minneordnung. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , vb–vb ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). L: Gerhard Wolf, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Heinrich Ernst Bezzenberger (Hg.): Frîdankes Bescheidenheit. Halle , S. . JK Der unentschlossene Minner. – Liebesklage mit Streitgespräch zwischen Herz und Körper, Überlieferung um . Die unikal überlieferte Minnerede setzt mit der Klage des Sprechers über sein exzeptionelles Leid ein. Unvermittelt wird dann ein Streitgespräch zwischen Herz und Körper wiedergegeben (ohne inquit-Formeln, daher zum Teil unklare Sprecherabgrenzungen). Der Körper klagt über das Liebesstreben des Herzens, das zum Tode führen werde und fordert
. Hälfte . Jh. das Herz auf, seine Begierde aufzugeben. Andernfalls werde er sich von ihm trennen. Das Herz wirft dem Körper vor, nur die Freuden zu genießen, während es selbst durch die Liebe leiden müsse; es verweist ferner auf die Gewalt der Minne, die Widerstand obsolet mache und bezichtigt den Körper der Feigheit, da er die Konfrontation mit der Geliebten vermieden habe. Der Körper rechtfertigt seine Verzagtheit mit dem Zittern des Herzens. Da er das Herz nicht zur Aufgabe der Liebe zwingen könne, gebe er sich nun dem Schicksal anheim und stelle sich auf kummervollen treuen Dienst ein. Ohne Markierung folgen Abschließend Liebesklage, Preis der Dame, Treueversicherung und Apostrophe von ‹Frau Venus›, die am ehesten dem Sprecher-Ich des Rahmens zuzuordnen wären. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , rb–ra ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Der unentwegte Liebhaber (Der geprüfte Minner, Die Spröde). – Minnerede. Ein Ich beklagt seine eigene Beständigkeit in Liebesdingen, jedoch es «geschicht anders nit, dann es sol sein!» (V. f.), und auch könne es noch schlimmer sein, weshalb er nicht aufgeben wolle. Ein Rückblick «z˚u ainer stund mich mein m˚ut tr˚ug» (V. f.) erzählt, wie das Ich einst einer Dame begegnet sei, die mit allen Vorzügen und Tugenden ausgestattet seine Liebe weckte. Mit Ausdauer beginnt er ihr den Hof zu machen und das nach allen Regeln der hö schen Kunst. Die Dame jedoch hat nur Hohn und Spott für den Werber übrig, droht ihm mit dem Galgen und der Strafe durch ihre männlichen Verwandten. Der Werber lässt sich jedoch nicht beirren und trägt ihr weiterhin mehr oder minder unbeeindruckt gegenüber der überaus groben Zurückweisung seinen Dienst an. Erst in Vers gibt die Dame preis, dass sie einzig seine Treue habe testen wollen: «Vnd wär dein hertz nit genaigt zu stätten triuen wider mich, so hett ich lengst veriaget dich!» (V. f.) Sie bittet ihn am St. Johannistag zurückzukehren, um ihm dann seinen Willen zu erfüllen. Das Ich fühlt sich
Der unentwegte Liebhaber in seiner Beständigkeit bestätigt, und die Dame bekräftigt dies mit einer allegorischen Auslegung der Minnehoffnung. Der Werber verspricht der Dame die Treue bis in den Tod und das Vertrauen auf die Hoffnung gegen seinen Zweifel einzutauschen, «So lang bis ich vind trost» (V. ). Eine vergleichbare Treueprobe ndet sich in Die → versuchte Treue, wo jedoch Männer- und Frauenrolle vertauscht sind. Der Text ist in vier Fassungen unterschiedlicher Länge anonym überliefert. Die älteste Fassung mit Versen, vertreten durch die Donaueschinger und Heidelberger Überlieferungen, datiert Geuther (S. ) im ersten Viertel des . Jh., während sich Niewöhner für die erste Hälfte des . Jh. ausspricht. Die zweite Fassung in den Münchener Handschriften stammt aus der Mitte des . Jh., kürzt u. a. um den einleitenden Teil (V. –) und umfasst Verse. Der dritten, nicht nur gekürzten, sondern insgesamt stark bearbeiteten Fassung (Prag und Berlin), fehlt wie Fassung II der Anfang, zudem liegt der Akzent am Ende des Textes stärker auf dem moralisierenden und allegorisierenden Zusammenhang zwischen Hoffen, Tröstung und Zweifel. Eine letzte Fassung bewahrt nunmehr Verse und wird durch die Salzburger Überlieferung vertreten (zu den verschiedenen Fassungen und zum jeweiligen Überlieferungskonvoi vgl. Klingner/Lieb). Ü: Berlin, SBB, Mgf , r–v (Pap., um ). – Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, v–r (Pap., um , obersächsisch). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v und r–v (Pap., –, nordalemannischsüdfränkisch). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , vb–vb [–] (Pap., um , alemannisch). – Leipzig, UB, Ms. Apel , v–v (Pap., um , nordfränkisch). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., um , ostschwäbisch). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , v–v (Pap., /, geschrieben von Clara → Hätzlerin [Bd. , Sp. –]). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b IV , v–v (Pap., Ende . Jh., schwäbisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ; nach Donauseschingen ). – Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v.
Viel anders Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; nach Prag X A ). – Maria Schierling: Das Kloster der Minne. Edition und Unters. (GAG ). Göppingen , Anhang, S. – (Fassungen I–III). – Stefan Matter: Reden von der Minne. Unters. zu Spielformen lit. Bildung zwischen verbaler und visueller Vergegenwärtigung anhand von Minnereden und Minnebildern des deutschsprachigen SpätMA (Bibliotheca Germanica). Tübingen/Basel . L: Heinrich Niewöhner, VL () Sp. . – Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. , –. – Mhd. Minnereden. Bd. : Die Heidelberger Hss. und , die Berliner Hs. MS. Germ. Fol. . Auf Grund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Dublin , S. XII f., . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Rosmarie Leiderer (Hg.): Wilhalm von Orlens. Eine Reimpaarerzählung aus dem . Jh. (TspMA ). Berlin , S. (Nr. ). – Dies. (Hg.): Zwölf Minnereden des cgm (TspMA ). Berlin , S. (Nr. ). – Schierling (s. Ausg.) S. . – Gerold Hayer: Die dt. Hss. des MA der Erzabtei St. Peter zu Salzburg. Unter Mitarbeit von Dagmar Kratochwill/Annemarie Mühlböck/ Peter Wind (Österr. Akad. der Wiss., Phil.-Hist. Kl. ). Wien , S. . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. . – Stefan Matter: Was liest man, wenn man in Minneredenhss. liest? Exemplarische Lektüren des ‹Ironischen Frauenpreises› (Brandis ) in der Prager Hs. des sog. ‹Liederbuches der Klara Hätzlerin›. In: Lesevorgänge. Prozesse des Erkennens in ma. Texten, Bildern und Hss. Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. – und Abb. –. – Jacob Klingner: Minnereden im Druck. Stud. zur Gattungsgesch. im Zeitalter des Medienwechsels (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. Anm. , Anm. . – Matter (s. Ausg). CS Verlorene Mühe. – Klage über die Nutzlosigkeit des Minnewerbens, Überlieferung um . Zu Beginn der unikal überlieferten Minnerede thematisiert der Sprecher die Einsicht in die Vergeblichkeit jeder Anstrengung angesichts der die
. Hälfte . Jh. Welt regierenden, unausrottbaren Dummheit. Er illustriert dies dann mit einer umfangreichen Beispielreihe sinn- und fruchtloser, unheilvolle Konsequenzen zeitigende Bemühungen (vor allem auf dem Gebiet der Didaxe). Dabei werden meist Tiere als Exempla für Unbelehrbarkeit und für die Macht angeborener Triebe herangezogen. Am Schluss der Reihe thematisiert er resigniert seine eigene ‹verlorene Mühe›: Sein treuer, beständiger Dienst der Geliebten gegenüber bringe ihm keinen Minnelohn, sondern nur Verachtung ein. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , va–vb ( Verse). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). L: Gerhard Wolf, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Viel anders. – Lehre über die Kontingenz und Unbeständigkeit, früheste Überlieferung um . Der Text ist in zwei Sammelhandschriften des . Jh. überliefert (beide Handschriften wohl verderbt, Handschrift Mü hat teilweise den verständlicheren Text). Der Sprecher gibt an, im Auftrag einer Dame zu dichten und gibt im Folgenden eine De nitionsreihe zum Thema ‹Unbeständigkeit/Kontingenz›. Dass es in der Welt «vil anders» zugeht, d.h. dass sich alles so oder auch anders verhalten kann, wird ausgeführt in einer Folge von einzelnen Versen und Verspaaren, die die verschiedenen Wirkungen des «vil anders» in der Welt konstatieren. Dabei geht es, ohne erkennbare Systematik, einerseits um paradoxe Zustände, Zustände der Verkehrung, Verwirrung, des Wankelmuts und der Unentschiedenheit, aber auch etwa um Farbwechsel oder die Differenz zwischen Plan und Ausführung. Nur bei der Trinität gebe es kein «vil anders». Der Sprecher schließt mit einer Warnung an die Dame vor vor Unbeständigkeit, Untreue und ‹Unminne›, die durch die Ausrichtung auf «vil anders» zustandekämen. Dadurch, dass in Handschrift Mü die Rede als Antwort auf eine Frage des Kaisers eingeführt wird und die Schlussapostrophe fehlt, ist der Text hier als allgemeiner Reimpaarspruch statt als Minnerede anzusprechen. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , va–rb ( Verse) (Ka). – München, BSB, Cgm , v–r ( Verse) (Mü).
. Hälfte . Jh. A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Burghart Wachinger, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Das Zauberkraut. – Imaginiertes Streitgespräch über rechten Minnedienst, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist in fünf obd. Sammelhandschriften fast ausschließlich im Kontext von Minnereden überliefert. In fast allen Handschriften (Ausnahme Handschrift Ka) erscheint der Text zudem in enger Nachbarschaft zu Werken → Hermanns von Sachsenheim. Die Handschriften weisen kaum signi kante Wortvarianten auf (Handschrift Ka trennt sich durch ‹Ihrzen› und durch das Fehlen der Schlusspasage vom Rest der Überlieferung). Nur die Handschriften Be und He überliefern nach dem abschließenden «Amen» einen Anhang von zehn Versen, in dem die Verfasserschaft einer Frau zugeschrieben wird. Die Ich-Sprecherin berichtet von einem Spaziergang, auf dem sie Blumen für ein Kränzlein p ückt. Eine ihr unbekannte Blume bewirkt, dass die Sprecherin in einer Vision Zugang zu allen je liebenden Männern und ihren Gedanken bekommt. Nach einem Moment der Verwunderung stellt sie einem Mann die Frage, ob treue Exklusivität oder täglicher Wechsel der Geliebten größere Freude schenke. Im nun folgenden Streitgespräch betont der Mann die Vorteile wechselnder Liebschaften vor ungelohntem treuen Dienst. Der Gegenposition der Sprecherin, dass nur Treue, Beständigkeit und Exklusivität wahre Hochstimmung verschaffen könnten, stimmt der Mann nur mit der Einschränkung zu, dass auch die Frau dauerhaft treu bleibe und den Minnediener nicht irgendwann gegen einen Jüngeren austausche. Die Sprecherin will sich daher für ihre Argumentation noch andere Unterstützer suchen. Die Vision endet damit, dass eine Freundin der Sprecherin die Trance erkennt und ihr das Zauberkraut aus der Hand schlägt. Die Sprecherin gibt daraufhin die noch offene Streitfrage an das Publikum weiter. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , r–v ( Verse + Verse) (Be). – Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse) (He). – Ebd., Cpg , v–v ( Verse)
Das Zauberkraut (He). – Ebd., Cpg , r–r ( Verse + Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , ra–vb ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). – Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. , nach He mit ausgewählten Lesarten von He, He und Ka). L: Walter Blank, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingrid Kasten: Stud. zu Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Diss. Hamburg , S. –. – Sarah Westphal: Textual Poetics of German Manuscripts – (Studies in German Literature, Linguistics, and Culture). Columbia SC , S. –. JK Das Zelt der Minne. – Traumerzählung von Begegnung und Gespräch mit der Geliebten, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist in drei Sammelhandschriften des . Jh. überliefert. Dem ursprünglich umfangreichsten Textzeugen Handschrift Ka weist durch Blattausfall eine Lücke auf (ca. Verse; Text durch die Parallelüberlieferung zu rekonstruieren). Die Handschriften Lo und Lo bieten zahlreiche Wortvarianten und einige Versumstellungen zu Handschrift Ka (durchgängig deutlichere Bezeichnung des Sprechenden). In Handschrift Lo liegt eine Kurzfassung vor, die schon nach der ersten Reaktion der Dame auf den Auftritt des Sprechers endet. Der Sprecher berichtet von einem Traum, in dem er auf einem Spaziergang im Wald ein würfelartig gemustertes Zelt ndet. Er ndet heraus, dass es das Zelt seiner Dame ist und tritt begleitet von einer Dienerin ein. Im Innern sieht er seine schlafende Dame auf einem Bett und versteckt sich dann, um ein Gespräch der Dienerin mit der aufgewachten Dame zu belauschen, in welchem die Dame scherzhaft den Namen des Sprechers als möglichem treuen Liebhaber nennt. Der Sprecher tritt aus dem Versteck, worauf die Dame verschämt zurückrudert. Um die Situation aufzulösen schlägt die Dienerin vor, dass Sprecher und Dame um das Recht einer Frage würfeln sollen. Die Dame siegt
Das neue Deutsch und fragt den Sprecher nach seiner Geliebten, reagiert aber ablehnend, als er ihren Namen nennt. Ein zweites Spiel (Halmziehen) gewinnt der Sprecher durch eine List und fragt nach der Bedeutung des Zeltstoffes. Die Dame legt Innen- und Außenseite des Zeltes aus: Die äußere Musterung täusche die Minnefeinde, das durchgängig blaue Zeltinnere sei Ausdruck ihrer Beständigkeit. Auf seine dringlichen Bitten bekennt sie dem Sprecher endlich ihre Liebe – in diesem Moment wird der Sprecher durch seinen Knappen aus dem Traum gerissen, den er nun als Trugbild erkennt. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , ra–ra ( Verse) (Ka). – London, British Library, Add. , r–r ( Verse) (Lo). – Ebd., Add. , r–r ( Verse) (Lo). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Walter Blank, VL (), Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Die Weintrauben (auch: Von den Weinbeeren). – Verserzählung, erstes Drittel . Jh. Die Verserzählung entstand wahrscheinlich im ersten Drittel des . Jh. und ist in zwei Fassungen anonym überliefert. Die Karlsruher → LiedersaalHandschrift enthält eine Fassung mit Reimpaarversen, während eine Dresdner Handschrift die W. mit Versen tradiert. Protagonisten der Erzählung sind ein Junge und ein Klosterbruder. Bei heißem Sonnenschein geht der Junge an einem Weinberg mit reifen Trauben vorbei. Die Früchte sind durch einen Zaun geschützt, der von dem Klosterbruder bewacht wird. Von der Hitze durstig, bittet der Junge den Bruder um einige Trauben, wird aber abgewiesen. Der Klosterbruder begründet dies mit seiner Klosterregel, die ihm das Geben bei Buße verbiete und ihm nur das Nehmen erlaube. Der Junge lobt die Regeltreue des Klosterbruders und bietet ihm als Ausdruck vermeintlicher Bewunderung ein Messer als Geschenk an. Als der Bruder es annehmen will und dazu eine Hand durch den Zaun streckt, ergreift der Junge ihn und versetzt ihm eine Tracht Prügel. Gleichzeitig hält er dem Klosterbruder eine Moralpredigt,
. Hälfte . Jh. deren Inhalt im abschließenden Epimythion wiederholt wird: Man solle sich vor Geiz hüten, weil dieser Gott missfalle; auch solle man von anderen Menschen nicht Dinge erwarten, die man ihnen selbst nicht gönnen wolle. Charakteristisch für die W. ist ihre von der Forschung herausgearbeitete Position zwischen Märe und Bîspel. Daneben vermischt die Erzählung die schwankhaften Aspekte des Märes mit den didaktischen Elementen des Bîspels. Der abschließende Auslegungsteil tritt dabei jedoch deutlich hinter die umfangreiche Erzählung zurück. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (Liedersaal-Hs.), ra–vb (Pap., um , alemannisch). – Dresden, LB, Mscr. M , v–r (Pap., –, nordbair.-ostfränkisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, f. (Nr. A ), Tf. . L: Victor Millet, VL () Sp. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. u. ö. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. , . MM Das neue Deutsch. – Anonymes Reimpaargedicht, um . Der sprachkritische, anonym überlieferte Text, dessen Titel auf Laßberg zurückgeht, ist vermutlich im alemannischen Sprachraum entstanden (vgl. Reimpraxis). Er beklagt zu Beginn die geringe Übereinstimmung von «reden» und «meinen» («Man redet ditz und mainet daz», V. ) und behandelt dann in knapp Versen übertragenen Wortgebrauch und Redensarten – auch aus der Alltagssprache –, darunter zahlreiche Beispiele aus dem Fäkal- und Sexualbereich. Von den rund dreißig Erstbelegen (u. a. «frölich lüt hant ‹vögelin funden›», V. ; «buochbiß» als Bezeichnung für den «gelérte[n]», V. ; «hochsaicher» als Ausdruck für einen Angeber, V. ) lassen sich «mehr als die
. Hälfte . Jh. Hälfte [...] bisher ausschließlich an dieser Stelle nachweisen» (Nellmann , S. ). Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), ra–va [alte Zählung: rv] (Pap., um , alemannisch; der Raum für Initialen ist an vier Stellen ausgespart, der geplante Buchstabe links neben der Leerstelle notiert). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ; nicht fehlerfrei). – Nellmann b (s. Lit.) S. – (zit.). L: De Boor/Newald / () S. . – Eberhard Nellmann, VL () Sp. f. (a). – Ders.: ‹D. n. D.›. Eine vergessene Reimrede aus dem Liedersaal-Cod. In: ZfdPh () S. – (b). – Ders.: Die Reimrede ‹D. n. D.›. Ein Leckerbissen für Lexikonmacher. In: Lexikographie und Grammatik des Mittelhochdeutschen. Beitr. des internationalen Kolloquiums an der Univ. Trier, . und . Juli . Hg. v. Ralf Plate (Akad. der Wiss. und der Lit. in Mainz, Abh. der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Kl., , ). Stuttgart , S. –. BJ Abendvesper. – Dt.-lat. parodistische Reimpaardichtung, erste Hälfte . Jh. Die ‹A.› schildert in rund Versen das Liebesleben einer Nonne, die in ihrem Bett den «pruder eberhart» und in der Fastenzeit «pruder ott» empfängt. Nachdem die Nonne ihren sündhaften Lebenswandel ihrem Beichtvater anvertraut hat, folgt dieser als Liebhaber den anderen Brüdern nach. Der zeitliche Ablauf des Geschehens ist an den klösterlichen Tageszeiten ausgerichtet («none», «laudes», «mete» usw.). In deutlich parodistischer Absicht sind lat. liturgische Termini in die dt. Liebesdialoge integriert. Der anonyme Verfasser exempli ziert sein literarisches Talent anhand zahlreicher rhetorischer Figuren. Eine abweichende Kurzfassung, die von → Fichards Liederbuch überliefert wird ( Verse), lässt statt zweier Mönche als einzigen Liebhaber zunächst einen «bruder Conradt» auftreten. Nicht auszuschließen ist, dass es sich hierbei um eine Anlehnung an das Lied vom → Bruder Konrad handelt. Ü: Bamberg, SB, H. V. Msc. (Nr. , «Kuppitschs Hs. C», vormals Privatbe
Abendvesper sitz Matthäus Kuppitsch, Wien) r-v (Pap., Mitte . Jh., bair.). – München, BSB, Cgm , v–v (Pap., Anfang . Jh., aus Regensburg [Slg. des Bürgers Ulrich Mostl]). – Frankfurt/M., Stadtarch., Familienarch. Fichard Nr. Ms. (Fichards Liederbuch) keine Blattangabe (Pap., Mitte . Jh., südrheinfränkisch; verbrannt, nachdem die Hs. lange als verschollen galt). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach Cgm ). – Johann Carl von Fichard: Altdt. Lieder und Gedichte aus der ersten Hälfte des XVten Jh. In: Frankfurtisches Arch. für ältere dt. Litt. und Gesch. () S. –, hier S. f. (nach Fichards Liederbuch). L : Kurt Illing, VL () Sp. ; () Sp. . – Jürgen Schultz-Grobert: Kuppitschs Hs. C. Zu ihrem Verbleib. In: ZfdA () S. – (zur Überl.). VZ Bedeutung der Blätter und Blumen. – Prosaallegorese, erste Hälfte . Jh. In der anonym überlieferten Allegorese werden insgesamt Bäume und Blumen abschnittsweise und systematisch auf ihre Bedeutung für die Minnepraxis ausgelegt. Ansatzpunkte der allegorischen Deutungen sind die Eigenschaften, Farben, Namen oder einzelnen Buchstaben der jeweiligen P anzen. Das Hauptaugenmerk des Textes liegt auf den Blumen. Der moralisierende Schluss der Dichtung polemisiert gegen das Täuschungspotenzial, das den Farben innewohnt: Ein scheinbares «blae» könne «warlich inwendig swartze und groe» sein. Durch diese Wendung ins Moralische unterscheidet sich die B. d. B. u. B. von artverwandten Texten wie der → Auslegung der Blätter und Blumen und → Was allerlei Blätter bedeuten. Eine gleichsam anonym überlieferte kurze Reimpaar-Auslegung von Blumen und Bäumen mit Versen (s. Überlieferung) hat mit dem Prosatext keine signi kanten Gemeinsamkeiten, die über das bloße Grundthema hinausgingen. Ü: Trier, StB, Hs. /a °, r–v (Pap., um , moselfränkisch); Titel: «von der baume bletter». – Reimpaargedicht: Brüssel, Kgl. Bibl., Ms. II , v–v (Pap., ./. Jh., mittelrheinisch-ndl.); Incipit: «Min wart gevraecht altehant / wye het om dyer lover weer gegaen [lies: gewant ?]». A: (Jacob) Grimm: B. d. B. u. B. In: Altdt. W¨alder (Kassel [Neudr. Hildesheim/New
Der warnende Ehemann York ]) S. –. – Reimpaargedicht: Robert Priebsch: Aus dt. Hss. der Kgl. Bibl. zu Brüssel IV. In: ZfdPh () S. –, hier S. f. L: Melitta Rheinheimer VL () Sp. f. – Grimm (s. Ausg.) S. –. – Carl Haltaus: Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin mit einem Nachwort v. Hanns Fischer) S. LV. – Wilhelm Wackernagel: Kleinere Schr. Bd. : Abh. zur dt. Alterthumsgesch. und Kunstgesch. Leipzig , S. – u. ö. – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. , –. – Gustav Roethe: Niederrheinische Minnekatechese. In: FS Hansischer Geschichtsver. und Ver. für nd. Sprachforschung. Göttingen , S. –, hier S. f. – Priebsch (s. Ausg.) S. . – M. Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. –, . VZ Die Beichte der zwölf Frauen. – Erotische Reimpaardichtung, erste Hälfte . Jh. Der Text schildert, wie zwölf sexuell unausgelastete Ehefrauen von Handwerkern jeweils ihre Situation ihrem gemeinsamen Beichtvater schildern. Dieser bietet als Abhilfe seine eigenen körperlichen Dienste an, was von den Frauen freudig akzeptiert wird. Die Abfolge der Beichten unterliegt keiner Dramaturgie. Auch sind die einzelnen Beichten inhaltlich nicht aufeinander bezogen, so dass als erzählerische Bindeglieder lediglich die Figur des Beichtvaters und die jeweils gleiche Problemstellung fungieren. Die dadurch inhaltlich repetitive Dichtung erhält ihren Reiz durch die ambivalente Verwendung von Begriffen aus der handwerklichen Sphäre, die auf den Bereich des Sexuellen bezogen werden. Einer eindeutigen Gattungszuordnung entzieht sich das Werk. Es ist anzusiedeln zwischen Märe und revueartiger Minnereden-Parodie, bei der die einzelnen Wortführer nacheinander in inszenierter Reihumäußerung in direkter Rede zu Wort kommen. Durch dieses inszenatorische Element der Wechselrede, hinter die der Erzähler zurücktritt, steht die B. d. z. F. dem weltlichen Spiel sehr nahe. Tatsächlich waren handwerkliche Sexualmetaphern vor allem im zeitgenössischen Fastnachtsspiel verbreitet (vgl. Walter ). Ü: London, British Library, Ms. Add. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., nordbair.).
. Hälfte . Jh. A: Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, f. (Nr. A ), Tf. . L: Kurt Illing, VL () Sp. . – Fischer (s. Ausg.) S. f. – De Boor/Newald / () S. . – H. Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. . – Tilmann Walter: Unkeuschheit und Werk der Liebe. Diskurse über Sexualität am Beginn der Neuzeit in Deutschland (Studia linguistica Germanica ). Berlin u. a. , S. mit Anm. . – Ders.: Der Sexualwortschatz im Frühnhd. In: Gesch. der Sprache – Sprache der Gesch. Probleme und Perspektiven der hist. Sprachwiss. des Deutschen. Hg. v. Jochen A. Bär/Marcus Müller (Lingua Historica Germanica ). Berlin , S. –, hier S. f. VZ Der geile Mönch. – Fragment eines Märes, . Jh. Eine ganze Seite des vermutlich im mittelfränkischen Gebiet entstandenen Textes ist in der Handschrift wegen des unanständigen Inhalts durchgestrichen; der Rest der Seiten vom G. M. fehlt. Das schwankhafte Märe handelt von einem Mönch, der eines Tages aus Lüsternheit seinen Orden verlassen möchte. Die Textsammlung in der Handschrift könnte einer gewissen Systematik unterworfen gewesen sein, in der positive Beispiele von Frauen negativen gegenüberstellt werden. So geht dem Fragment die → Königin von Frankreich als mögliches Positivbeispiel voran (vgl. WestphalWihl). Ü: Philadelphia (Pennsylvania), University Library, Ms. Cod. (früher Ms. Ger. ), v (Pap., erste Hälfte . Jh.; Fragm.). L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. ; () Sp. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , Anm. . – Sarah Westphal-Wihl: Vergesellschaftung in Mären Transmission. Peter Schmieher’s ‹Der Student von Prag›. In: MLN () S. –, hier S. f. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. . FA Der warnende Ehemann (Von der Frauen Unstetigkeit). – Verserzählung, vor . Einleitende wie abschließende Zeilen überschatten in ihrer aufdringlichen und misogynen Ermah
. Hälfte . Jh. nung die Erzählstruktur des Textes, da es nur insgesamt darum geht, rasch zu einer «dem thematischen Typus an sich fremden Schlußsituation» zu gelangen (vgl. Fischer). Ein tumber Mann ist mit einer schönen Frau verheiratet, die ihn mit vorgeheuchelter Liebe in die Irre führt, um von ihrem Liebhaber abzulenken. Eines Tages durchschaut der Gatte seine Frau und gibt vor zu verreisen, versteckt sich indes im Haus. Seine Frau lädt umgehend den Nebenbuhler zu sich ein. Vom Gatten gewarnt, ihren Liebeserklärungen zu glauben, verlässt jener die Frau. Damit kommt die Erzählung ohne (wirkliche) List und Rache aus, konzentriert sich nur auf die Verurteilung der «frowen unstettikait». Die Badewanne fungiert in D. w. E. als archetypischer Ort intimer Begegnung, wenn sich Ehefrau und Liebhaber vor dem Ehebruch in ihr aufhalten. Daraus entsteht ein direkter symbolischer Gegensatz zwischen dem Vorgang des Waschens und dem moralisch anrüchigen Handeln, das im Text impliziert wird. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), rb–ra (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , zit.). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. ). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., , f. – H.-J. Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , . – Anna Mühlherr: Fazete Gewitztheit – Witz der Fazetie. In: Kleinstformen der Lit. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – Sebastian Coxon: Keller, Schlafkammer, Badewanne, Innenräume und komische Räumlichkeit bei Heinrich Kaufringer. In: Innenräume in der Lit. des dt. MA. . Anglo-dt. Colloquium. Hg. v. Burkhard Hasebrink u. a. Tübingen , S. –, hier S. f. – Ders.: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. , , . FA
Der Zahn Der Zahn. – Schwankhafte Verserzählung, Überlieferung um . Das Märe schildert, wie eine untreue Frau ihrem Liebhaber als Beweis ihrer Liebe einen Zahn ihres Gatten bringt, den sie unter dem Vorwand ausgerissen hat, er sei verfault. Das Thema Ehebruch tritt in den Hintergrund der Handlung: Nachdem der Liebhaber wegen ihrer Skrupellosigkeit nichts mehr von der Frau wissen möchte, widmet sich der Verfasser in nahezu einem Drittel der Verse seiner moralischen Tirade über falsche und böse Ehee frauen («Daz si der tufel drate / Binden in der helle grunt»), ohne die Geschichte zu entfalten. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), ra–vb (Pap., um , alemannisch). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , zit.). – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. f. (Nr. ). L: Klaus Wilhelm Wollenweber, DMA () S. . – Johannes Janota, VL () Sp. f. – Karl-Heinz Schirmer: Stil- und Motivunters. zur mhd. Versnovelle (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. J. Janota. Tübingen , S. , , , , . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. f., . – Wolfgang Beutin: Sexualität und Obszönität. Eine literaturpsychologische Stud. über epische Dichtungen des MA und der Renaissance. Würzburg , S. . – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. f., Anm. . FA Gydo und Thyrus (Guido, Gwido; Tyrius, Tirius). – Ritterliche Prosaerzählungen, erste Hälfte . Jh. Die Erzählungen von G. und T. bieten Ausschnitte aus der im MA weit verbreiteten Geschichte vom Guy of Warwick in dt. Bearbeitungen. Zuerst begegnet der Erzählstoff im altfranzösischen
Gydo und Thyrus Ritterepos Gui de Warewic aus der ersten Hälfte des . Jh. und dann in unterschiedlichen mittelenglischen Versfassungen ab der ersten Hälfte des . Jh. Die dt. Ausschnittsfassungen beschränken sich auf die Fahrt der Helden ins hl. Land aus dem zweiten Teil des Erzählgeschehens. Den gleichen inhaltlichen Abschnitt als lat. Version bieten vorher schon die → Gesta Romanorum, wobei die entsprechende älteste Handschrift bereits auf datiert ist (Innsbruck, ULB, Cod. ). Auch die dt. G. u. T-Versionen werden zum Teil als Kapitel der dt. Gesta Romanorum überliefert, es existieren aber auch zwei selbständig überlieferte Fassungen. Deren erste entspricht inhaltlich fast exakt dem Text innerhalb der lat. Gesta: Der englische Ritter Gwido begibt sich kurz nach seiner Hochzeit zusammen mit Tirius auf eine Heiliglandfahrt. Tirius unterstützt den König von Dacien erfolgreich im Kampf und erfährt daraufhin hohe Ehrungen, fällt aber einer Intrige zum Opfer. Gwido bestreitet im hl. Land siegreiche Kämpfe und stellt danach Tirius’ Ansehen wieder her, indem er den Verleumder zur Strecke bringt. Allein nach England zurückgekehrt wird Gwido von seiner Frau und seinem mittlerweile siebenjährigen Sohn nicht erkannt, worauf Gwido sein restliches Leben als Eremit bestreitet. Erst nach seinem Tod wird er von seiner Ehefrau als Gatte identi ziert. Der Narratio schließt sich im Gegensatz zur lat. Fassung der ‹Gesta› hier keine Moralisatio an. – Fassung entspricht in der Haupthandlung im wesentlichen der ersten Fassung, weicht aber am Schluss grundlegend ab: Es kommt zu einer glücklichen Wiedervereinigung mit der Gemahlin. Auch Thyrus, der in dieser Version mit heimgekehrt ist, wird von Gydo in eine glückliche Ehe vermittelt. Besonderes Charakteristikum von Fassung ist die hö sche Ausstaffierung des Erzählstoffes (Guido gewinnt seine Frau auf einem Turnier, descriptio der Hochzeit als hö sches Zeremoniell, Zweikampf mit dem Verleumder nach hö schen Regeln). Die Sprache orientiert sich am Ideal der «kurteoisie» (vor allem bei den Beinamen des Personals). – Auch die G. u. T.Fassungen innerhalb der dt. Gesta haben das Happy End. Insgesamt sind sieben Handschriften und ein Druck überliefert, allesamt ohne nennenswerte Abweichungen. In der Druckfassung folgt der Erzählung (wie hier auch allen andern Kapiteln der Gesta) eine geistliche Auslegung. Ü: Fassung : Stuttgart, LB, Cod. theol. et phil. ° , r–v (Pap., um ,
. Hälfte . Jh. schwäbisch). – Fassung : Berlin, SBB, Mgq , r–v (Pap., drittes Viertel . Jh., ostschwäbisch). – Innerhalb der ‹Gesta› dt.: London, British Library, Ms. Add. , rb–ra (Pap., /, südbair.). – Berlin, SBB, Mgq (vormals Cheltenham, Bibl. Phillippica, Cod. ) va–va (Pap., /, bair.-österr.). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., /, bair.-österr.). – Hornberg (bei Neckarzimmern), Arch. der Freiherren von Gemmingen, ohne Sign., S. a–a (Pap., , ostschwäbisch mit bair. Einschlag). – Berlin, SBB, Mgq , v–v (Pap., ), zwischen Bl. und fehlt ein Bl. – Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Pap., , ostschwäbisch mit bair. Einschlag). – Zürich, ZB, Cod. Car. C , rb–ra (Pap., . Jh., schwäbisch/alemannisch). – Druck: Augsburg (Johann Schobser) , Ciirb–Cvijra (GW ). A: Fassung : Mau (s. Lit.) S. –. – Wolfgang Stammler: Prosa der dt. Gotik. Eine Stilgesch. in Texten (Literarhist. Bibl. ). Berlin , S. – (Auszug). – Lat. ‹Gesta›-Fassung: Hermann Oesterley: Gesta Romanorum. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. – (nach dem Druck). – Wilhelm Dick: Die Gesta Romanorum nach der Innsbrucker Hs. vom Jahre und zwei Münchener Hss. (Erlanger Beitr. zur englischen Philologie ). Erlangen (Nachdr. Amsterdam ) S. –. – Brigitte Weiske: Gesta Romanorum. Bd. : Texte, Verz. (Fortuna Vitrea ). Tübingen , S. –. – Übersetzungen: Johann Georg Theodor Graesse: Gesta Romanorum. Das älteste Mährchen und Legendenbuch des christlichen MA. Dresden Leipzig , (Nachdr. Niederwalluf , Köln , Mikro che-Ausg. München u. a. –) . Hälfte S. –. – Gesta Romanorum (dt.). Geschichten von den Römern. Ein Erzählbuch des MA. Erstmals in vollst. Übers. hg. v. Winfried Trillitzsch (nach der lat. Ausg. H. Oesterleys unter Zugrundelegung der Übertr. J. G. Th. Grässers). Frankfurt/M. , S. –. L: Udo Gerdes, VL () Sp. –. – Paulus Mau: Gydo und Thyrus. Ein dt. Ausläufer des altfranzösisch-mittelenglischen Freundschaftsromans ‹Guy von Warwick›. (Diss. Jena) Weida . – Michael Curschmann: Ein neuer Fund zur Überl. des ‹Nackten Kaiser› von Herrand von Wildonie. In: ZfdPh () S. –. – Denis J. Conlon (Hg.): Le rommant de Guy de Warwik et de Herolt d’Ardenne (University of North
. Hälfte . Jh. Carolina studies in the romance languages and literatures ). Chapel Hill . – Brigitte Weiske: Gesta Romanorum. Bd. : Unters. zu Konzeption und Überl. (Fortuna vitrea ). Tübingen , Reg. – Velma Bourgeois Richmond: The legend of Guy of Warwick (Garland studies in medieval literature ). New York u. a. , S. – u. ö. – Outi Merisalo: La fortune de ‹Gui de Warewic› à la ˆ (XVe siècle). In: Le Moyen Age ˆ n du Moyen Age ˆ par le Moyen Age, même. Réception, relectures et réécritures des textes médiévaux dans la littérature française des XIVe et XVe siècles (Colloques, ˆ ). Hg. congrès et conférences sur le Moyen Age v. Laurent Brun u. a. Paris , S. –, hier S. , Anm. . VZ Die Vögte von Weida («Von zwei Rittern»). – Sagenhafte Prosaerzählung, erste Hälfte . Jh. (?). Die mitteldt. anonyme Wiedergängergeschichte ist vermutlich im Leipziger Augustinerchorherrenstift St. Thomas entstanden. Erzählt wird von einem Ritter, der zusammen mit seinem Bruder die Vogtei Weida regiert. Dieser begibt sich mit dem König von «Aquitania» auf eine Kreuzfahrt, wird jedoch nach siegreicher Rückkehr verleumdet und vom König in einen Turm gesperrt. Die Tochter des thüringischen Vogtes reist nach Aquitanien, da kolportiert wird, der König würde jede Bitte erfüllen, wenn ihm jemand Aufklärung über die mysteriösen Hintergründe des «grusam erschreglich und yermelich geschreye» verschaffe, das sich allnächtlich aus einer auf einem Berg gelegenen verlassenen Klosterkirche vernehmen lässt. Zwar sind schon mehrere «küne gesellen» nachts dort umgekommen, doch lässt sich die Tochter nach sechswöchigen Bußübungen in der nahegelegenen Stadt aufopferungsvoll in der Kirche einsperren. Dort begegnet sie einem Wiedergänger und seinen vier Leichenträgern, vor deren Anfechtungen die Tochter durch ihre Frömmigkeit geschützt ist. Sie erfährt, dass der Untote als aquitanischer König einst dem Vorschlag seiner vier «rather» folgte und alle Bewohner des Klosters vergiftete, um über die reichen Besitzungen und Zinseinkünfte der Abtei verfügen zu können. Solange das Kloster nicht wieder errichtet sei, müsse der Wiedergänger nachts umgehen und «gepyneget» werden. Am nächsten Tag berichtet die Tochter dem Volk und dem König von den Ereignissen. Der König restituiert das Kloster, verdreifacht dessen frühere Besitzungen und lässt den Vogt frei. Der Verfasser beschließt die Erzählung mit einem Paarreimvers, der
Die Vögte von Weida ausdrücklich vor der Aneignung «geystlicher gütere» warnt. Diese aus der Geschichte gezogene Lehre verleiht der Sage eine klare Erzählfunktion und legt den Schluss nahe, dass sie von einem Mönch verfasst wurde – womöglich von dem in der Handschrift im Kontext einer Prosa-Crescentia als Schreiber genannten «alden kranken brudere». Die motivlichen Versatzstücke der Erzählung sind aus zahlreichen Wiedergänger-Sagen bekannt, wobei für die vorliegende inhaltliche Gestaltung und geographische Verortung keine konkrete literarische Stofftradition fassbar ist. Der Erzählkern dürfte auf lokaler mündlicher Tradition beruhen, ohne dass entsprechende historische Ereignisse fassbar sind. Allerdings wurde das thüringische Vogtland oft von Brüdern regiert und Heinrich II., der erste Weidaer Vogt, hat am dritten Kreuzzug teilgenommen und die Prämonstratenser-Abtei Mildenfurth gestiftet. Die Episode, wonach Heinrich XIII. (oder XIV.) dem Dominikanerinnen-Kloster Cronschwitz gegen die Bedrohung durch einen Raubritter Schutzleistung bot, ist selbst sagenhaft und könnte einen Ein uss auf die Erzählung ausgeübt haben. Der Autor der V. v. W. legt bei seiner Ausformung des Wiedergänger-Themas, die in klarer schnörkelloser Prosa verfasst ist, den Schwerpunkt auf die Personengestaltung und die schauerlichen Effekte der Erzählung, hat aber stets auch den erbaulichpragmatischen Aspekt im Fokus. Ü: Leipzig, UB, Ms. , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh. ostmitteldt.). Sammelhs. laiendidaktischer Vers- und Prosatexte aus St. Thomas (darunter u. a. → Leipziger Äsop, → Leipziger Apollonius, → Leipziger Griseldis, → Ritter, Bürger, Bauer). Vgl. zur Hs.: Franzjosef Pensel: Verz. der dt. ma. Hss. in der UB Leipzig. Zum Druck gebracht v. Irene Stahl (DTM /). Berlin , S. –. A: Moriz Haupt: Märchen und Sagen. In: Altdt. Bll. () S. –, hier S. –. L: Gerd Dicke, VL () Sp. f. – Robert Hänsel: Weida zur Zeit der Vögte (Gesch. der Stadt Weida ,). Weida . – Sagen und sagenhafte Erzählungen des mittleren Elstertals aus den Kreisen Greiz und Zeulenroda. Bd. . Hg. vom Rat der Stadt Greiz. Red.: Wolfgang Grünler/Brigitte Ulrich. Greiz . – Zum Motiv allg.: Ingeborg Müller/Lutz Röhrich: Dt. Sagenkat. : Der Tod und die Toten. In: Dt. Jb.
Der Speisenkampf für Volkskunde () S. –. – Claude Lecouteux: Gesch. der Gespenster und Wiedergänger im MA. Köln u. a. . VZ Dietrich von Hopfgarten. – Verfasser des Wigelis, bezeugt in der ersten Hälfte des . Jh. In der ersten Hälfte des . Jh. bearbeitete D., der wohl dem thüringischen Ministerialengeschlecht derer von Hopfgarten (bei Weimar) entstammt, den Wigalois → Wirnts von Grafenberg (um ). Eine Verwandtschaft D.s mit dem mitteldt. Spruchdichter → Hopfgart (DLL MA , Sp. f.) ist hypothetisch. D. transponierte Wirnts paarreimenden Artusroman in ein strophisches Gebilde im Bernerton. Die auf einem Doppelblatt im Quartformat erhaltenen x Strophen (à Verse) geben Abschnitte aus dem zweiten Teil der Vorlage wieder (V. –; –). Die Bearbeitungstendenz ist uneinheitlich: Der Kampf mit dem Zentauren lehnt sich enger an Wirnt an, während der Schluss die Ereignisse (Hochzeit, Fest) recht großzügig zusammenfasst und die Bestätigungsaventiure fortlässt. Anleihen aus der heroisierenden Dichtung gehen über das Formale hinaus. D. näherte den problemlosen Artusritter Gwigalois den ebenso problemlosen Helden der Dietrichepik an. Die Abschrift, in deren Schlussstrophe sich der Verfasser als Formkünstler nennt, datiert auf den Martinstag . D.s Wigelis, für den man wohl zwischen und Strophen veranschlagen darf, ist neben Ulrich → Füetrers Wigoleis (/), der Augsburger Prosafassung → Wigoleis vom Rade () und dem jiddischen → Widuwilt ein weiteres Zeugnis für die außerordentlich breite und vielgestaltige Rezeption von Wirnts Roman. Ü: Erfurt, Bibl. des Evang. Ministeriums im Augustinerkloster, Fragm. IX. – Abb.: Gräber, S. . Fasbender, Anhang (s/w). A: Fasbender (s. Lit.) S. –. L: Christoph Fasbender, Killy (), S. f. – Antonia Gräber: D. v. H., Wigelis. In: ‹bescheidenheit›. Dt. Lit. des MA in Eisenach und Erfurt. Hg. v. Ch. Fasbender. Gotha , S. –. – Tilman Spreckelsen: Neues von König Artus. Ein Manuskriptfund in Erfurt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. (..), S. . – Ch. Fasbender: Der ‹Wigelis› D.s v. H. und die erzählende Lit. des SpätMA im mitteldt. Raum. Stuttgart . – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , S. f., f. CF
. Hälfte . Jh. Des Labers Rat (Des Labrers Rat). – Liebesklage und Treueversicherung, früheste Überlieferung erste Hälfte . Jh. Die Minnerede ist in sechs Handschriften des . und . Jh. überliefert (ohne signi kante Varianz in den Handschriften Mü, Mü und Sa; etwas größere Wortvarianzen in den Handschriften Be und Fr sowie im leicht verderbten Überlieferungszeugen der Handschrift Nü). Nach einer Exordialsentenz und einem Zitat (mit Quellenangabe) aus der Jagd → Hadamars von Laber thematisiert der Sprecher sein eigenes Liebesleid und das Problem seines authentischen Ausdrucks. Im Folgenden mischt er die Klage über sein Liebesleid mit Versicherungen seiner Treue und Beständigkeit. Abschließend legt er bei Gott Fürbitte für die Geliebte ein. Weitere Texte mit Hadamar als zitierter Autoritäts gur sind Des → Labers Lehren und → Minnewerbung. Ü: Berlin, SBB, Hdschr. , r–v ( Verse) (Be). – Freiburg, UB, , va–rb ( Verse) (Fr). – München, BSB, Cgm , r–r ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , v–v ( Verse) (Mü). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , v–r ( Verse) (Nü). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter b IV , r–v ( Verse) (Sa). A: Zwölf Minnereden des Cgm . Krit. hg. v. Rosmarie Leiderer (TspMA ). Berlin , S. – (Nr. , nach Mü mit Lesarten von Fr, Mü, Nü). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Der Speisenkampf. – Fragmentarische Dichtung, wohl . Jh. Der Text beschreibt einen bizarren Kampf zwischen den Personi kationen ‹Schlemmerei› und ‹Fastenmahl›, wobei letzteres unterliegt. So legt sich etwa der Braten mit dem Hecht oder das Huhn mit dem Karpfen an. Die Milch fordert zudem, anstelle des Öls verwendet zu werden. Es handelt sich um eine zeitgenössische Polemik gegen die scharfen, spätma. Fastenvorschriften der Kirche. Auf die Entstehung des Werks in Österreich oder im östlichen Donauraum weisen eingedeutschte Speisenamen slawischen Ursprungs hin. Ü: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova (Pap., . Jh., bair.-österr.; Fragm.).
. Hälfte . Jh. A: Otto Pausch: Ein Wiener Gedicht vom S. aus dem . Jh. Der CVP S.N. . In: Litterae () S. –. L: Oskar Pausch VL () Sp. . – Reinhild Messner: Altdt. Lit. in der bildenden Kunst seit . Diss. Wien , S. –. FA Predigtparodie aus clm . – Parodie auf eine Osterpredigt, . Jh. Der Sprecher beginnt den ersten Teil («Ein predig zw ostern») mit einem ironischen lat. Pseudozitat und kündet zudem sein Vorhaben an, eine Predigt in drei Teilen zu halten, die für seine Zuhörer «kain nutz» haben dürften. Die Freude in der Osterzeit reduziert er darauf, heiße Fladen verzehren zu können. Als «Ein red von der vasten speis» ist der zweite Teil betitelt, der eben davon handelt. Der Prediger zählt die Leckereien auf, die von den Reichen während der Fastenzeit verzehrt wurden (u. a. Hecht, Feigen, Mandeln), und stellt ihnen das karge Mahl der Armen gegenüber (Kraut und Brot); die Osterzeit bedeutet das Ende der trostlosen Ernährung, doch wird vor Völlerei gewarnt. Noch einmal preist der Sprecher in freudvollem Ton das überstandene Leid, das er in mehreren Zeilen ausführt («Dy vastenspeyß hat unß dünne gemacht vnßer wangen»). Am Schluss ruft er die Gemeinde auf, mit «grossem Schalle» Christi Auferstehung zu besingen. Im letzten Teil («dy verkundung der vasnachtzeit») geht es um die heiligen Tage der Woche: alle außer Sonntag. Diese Tage gehören dem heiligen Bäcker, Fleischhauer, Weinschenk, Schuster, Fischer und Bader. Die Parodie schließt mit dem erneuten Aufruf, ein Osterlied anzustimmen. Angelehnt an die Textstruktur der Predigt (Dreiteiligkeit, Kirchenliedzitate, Fürbitten etc.), werden die im kirchlichen Kontext angesprochenen Themen mit alltäglichen und grundlegenden Gesellschaftsproblemen konfrontiert, ohne dabei die Komik aus den Augen zu verlieren. Ü: München, BSB, Clm , r–r (. Jh., bair.). A: Erich Seemann: Mitt. aus dem Clm . In: Münchener Museum für Philologie des MA und der Renaissance () S. –, hier S. – (zit.). L: Elisabeth Lienert, VL () Sp. –. – Sander L. Gilman: The Parodic Sermon in European Perspective. Aspects of Liturgical Parody from the Middle Ages to the Twentieth
Predigtparodie aus clm Century (Beitr. zur Lit. des XV. bis XVIII. Jh. ). Wiesbaden . – Karin Morvay/Dagmar Grube: Bibliogr. der dt. Predigt des MA. Veröffentlichte Predigten (MTU ). München , S. f. (T a). FA Lob der Frauen I. – Predigtartige Ermahnung zum Wohlreden über Frauen, früheste Überlieferung erste Hälfte . Jh. Die Minnerede gehört mit (teilweise fragmentarischen) Textzeugen zu den am häu gsten überlieferten Gattungsvertretern. Vom Rest Überlieferung (relativ große Varianz in Versbestand und einzelnen Formulierungen) lassen sich zwei besondere Fassungen abtrennen: Einmal die Handschriften der ‹Hätzlerin-Gruppe› (Be, De, Le, Pr) die einen um ca. ein Viertel gekürzten Text bieten; zum anderen die beiden Textzeugen Nü und We, bei denen es zu größeren Umstellungen der gegebenen Beispiele kommt und in denen ein mariologischer Schluss, eine Autornennung (Nü: «Johannes Frawenschertz»; We: «Ramiger») und eine Aufforderung zum Trinken hinzutreten. Im Zentrum des Textes steht der Aufruf, nicht übel über die Frauen zu reden, sondern sie zu preisen und damit Christus und Maria zu ehren. Dazu werden fünf Gründe näher ausgeführt: . Gott hat Eva aus der Rippe Adams ihm zur Freude erschaffen; . Jesus hat der Ehebrecherin vergeben (ausführliche Paraphrase von Joh ,–); . Wer übel über Frauen redet wird von Gott bestraft und darf nicht auf Marias Fürbitte für eine Rettung vor dem Teufel hoffen; . Jeder Mann wird von einer Frau geboren und genährt, setzt sich also mit einer Schmähung selbst herab. Es folgen Mahnungen zum demütigen Schweigen, dem Verzicht auf üble Nachrede wegen etwa erfolgter Gewährung durch die Frau, zur Beständigkeit und Affektkontrolle. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , v–v ( Verse) (Be). – Dessau, Anhaltische Landesbücherei, Wiss. Bibl. und Sondersammlungen Georg °, r–r ( Verse) (De). – Freiburg, UB, rb–va, Verse) (Fr). – Heidelberg, UB Cpg : r–v, Verse) (He). – Leipzig, UB Ms. Apel : r–r, Verse) (Le). – London, British Library, Add. , r–v ( Verse) (Lo). – München, BSB, Cgm , r–v ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , ra–va ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , v–r ( Verse) (Mü). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , v–v ( Verse) (Nü);
Die sechs Kronen v–v ( Verse) (Nü); r–v ( Verse) (Nü). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , r–r ( Verse) (Pr). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Oct. , v–v ( Verse) (We). – Wien, ÖNB, , r–r ( Verse) (Wi). A: Friedrich Heinrich von der Hagen: ‹Leo’s von Seckendorf Nachrichten›. In: Museum für altdt. Lit. und Kunst () S. –, hier – (nach Wi). – Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; nach Pr). – Stefan Matter: Was liest man, wenn man in Minneredenhss. liest? Exemplarische Lektüren des ‹Ironischen Frauenpreises› (Brandis ) in der Prager Hs. des sog. ‹Liederbuches der Klara Hätzlerin›. In: Lesevorgänge. Prozesse des Erkennens in ma. Texten, Bildern und Hss. Hg. v. Martina Backes u. a. (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. –, hier S. – (synoptisch nach Nü und We). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. Ba und Bb. – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. –. – Matter (s. Ausg.). JK Das nackte Weib. – Vers-Bild-Allegorie des Mercurius philosophorum, erste Hälfte . Jh. Ein Gedicht von Versen dient als Begleittext eines Bildes, das den arkanen Mercurius der Alchemisten als nackte Frau zeigt. Der unbekannte Autor erörtert die Bedingungen (u. a. Besinnung auf Gott und Christus), um als Alchemist «alle kranckheyt» «vertryben» zu können. Zudem werden alchemistische Lehren über die jungfräuliche Mutter des Mercurius mit theologischen Lehrsätzen zur Gottesmutter Maria in Zusammenhang gebracht. Die Textzeugen lassen sich in zwei Gruppen einteilen: . Verstext und Bild sind gemeinsam erhalten; . die Dichtung ist ohne Bild überliefert (stellt die größere Gruppe dar). Die starke Rezeption zeigt sich noch anhand der frühneuzeitlichen Fachliteratur (z. B. zitierte Verse im Aureum Saeculum Redivivum [] von Adrian von Mynsicht [Ps. Henricus Madathanus]). Ü: Über Textzeugen in Hss. und Drucken des .–. Jh. (vgl. Telle ); nach Telle kommen folgende hinzu: Leiden, UB,
. Hälfte . Jh. Cod. Voss. chem. Q. , v–r (erste Hälfte . Jh). – Manchester, University Library, German. MS , r–v (erste Hälfte . Jh.). – München, BSB, Clm , r–v (Pap., um –, mittelbair.). – Schlierbach, Stiftsbibl., Cod. (), v–r (Pap., Mitte . Jh.). – Vollfassungen (Bild und Text): Bamberg, SB, Msc. Nat. , v–v. – Basel, UB, Cod. L IV , Bl. f., f. (erste Hälfte . Jh.). – Kassel, UB/LMB, ° Ms. chem. , r–r (). – Ebd., ° Ms. chem. , r und v–v. – Leiden, UB, Cod. Voss. chem. F. , r (. Jh.). – Ebd., Cod. Voss. chem. F. , r–v. – Manchester, University Library, German. MS , r–v (. Jh.). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., um , nordbair.). D: Hieronymus Reusner (Hg.): Pandora, Das ist / Die Edleste Gab Gottes / oder der Werde vnnd Heilsamme Stein der Weisen. Basel: Samuel Apiarius , S. – (VD R ). A: Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Erlangen , S. f. (Nr. ). – Bernhard Dietrich Haage (Hg.): Das ‹Kunstbüchlein› des Alchemisten Caspar Hartung vom Hoff (Litterae ). Göppingen , S. f. – Ders. (s. Lit.) S. –. – Telle (s. Lit.) S. f., S. , Abb. (zit.). Ü: Bernard Gorceix: Caspar Hartung vom Hoff, Petit livre sur l’art. In: Alchimie. Traités allemands du XVIe siècle. Paris , S. –, hier S. f. L: Joachim Telle, VL () Sp. –. – Ders.: Sol und Luna. Literar- und alchemiegeschichtliche Stud. zu einem altdt. Bildgedicht (Schr. zur Wissenschaftsgesch. ). Hürtgenwald , S. – (vgl. dazu: Walter Pagel, in: Sudhoffs Arch. [] S. –). – Bernhard Dietrich Haage: Das alchemistische Bildgedicht vom ‹N. W.› in seiner bisher ältesten Überl. In: Centaurus (/) S. –. – Michael Horchler: Die Alchemie in der dt. Lit. des MA (DWV-Schr. zur Medizingesch. ). Baden-Baden , S. –. FA Die sechs Kronen. – Allegorische Tugendlehre, früheste Überlieferung erste Hälfte . Jh. Die Minnerede ist in drei Sammelhandschriften des . Jh. (in Handschrift Be Varianz auf Wortebene gegenüber dem Rest der Überlieferung) überliefert, jeweils zusammen mit der Fabel Der → schlafende Hund. Im Prolog weist der Sprecher auf die Tradition der Kleiderallegorie hin (Tugenden als Kleidung
. Hälfte . Jh. der Frauen) und kündigt an, im Folgenden auch ein ‹Gleichnis› zu erzählen. Er berichtet von einem Spaziergang, bei dem er auf einen gekrönten Zwerg trifft und diesem in eine marmorne, prächtig ausgestattete Burg folgt. Er wird dort in einen Saal vor die Königin geführt, rechts und links vom Thron sieht der Sprecher je sechs goldene, edelsteinverzierte Kronen an der Wand hängen. In schematischer Weise und in Blöcken von je ca. Versen zählt die Königin die Bedeutung der Kronen auf (rechts die Tugenden der Frau; links die Tugenden des Mannes) und erläutert mit vielen stereotypen Wendungen und Wortwiederholungen das moralische und vorbildliche (Minne-) Verhalten, für das sie die Kronen als Lohn vergibt. Die Königin, die sich die ‹Alte Ehre› nennt, klagt über die Geringschätzung der Tugenden und berichtet vom Hof der Königin ›Neue Ehre‹ an dem Untugend vorherrscht. Der Sprecher schließt mit einer nochmaligen Aufzählung der Tugenden und einer Ermahnung an Jungfrauen und Frauen. Strukturelle Ähnlichkeit (Prolog, Spaziergang, Zwerg, Gebirge, Burg, zeichenhafte Schilde bzw. Kronen, Frau Minne/Venus, Minnelehre etc.) weist die Minnerede Das → Minneturnier auf. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , r–r ( Verse) (Be). – Wiesbaden, Hauptstaatsarch., Abt , B , vb–vb ( Verse) (Wi). – Würzburg, UB; M. ch. f. , v–r ( Verse) (Wü). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach Wü). L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. f. – Jacob Klingner/Ludger Lieb: Flucht aus der Burg. Überlegungen zur Spannung zwischen institutionellem Raum und kommunikativer Offenheit in den Minnereden. In: Die Burg im Minnesang und als Allegorie im dt. MA. Hg. v. Ricarda Bauschke (Kultur, Wiss., Lit. Beiträge zur Mittelalterforschung ). Frankfurt/M. , S. –, hier S. f. JK Was allerlei Blätter bedeuten B (P anzenallegorese B). – Langfassung einer P anzenallegorese in Prosa, Überlieferung um .
Was allerlei Blätter bedeuten B Der Text eines unbekannten Verfassers bietet im ersten Teil (r–r) dieselben realen P anzen in annähernd gleicher Reihenfolge wie die Kurzfassung der P anzenallegorese (→ Was allerlei Blätter bedeuten A), im zweiten, wohl einer anderen Quelle entstammenden Teil (r–v) zehn reale und zwei ktive (‹Clauterblume› und ‹Weißes Blümlein›/‹Gesellschaftsblümlein›) P anzen. Ü: Berlin, SBB, mgq , r–v (Pap., um , westschwäbisch). L: Lieb/Klingner () Nr. Zb. – Jacob Klingner: Gattungsinteresse und Familientradition. Zu einer wieder aufgefundenen Sammelhs. der Grafen von Zimmern (Lana XXIII D ). In: ZfdA () S. –, hier S. f., –. BJ Der schlafende Hund. – Reimpaarfabel, erste Hälfte . Jh. Durch die Jagd völlig erschöpft, legt sich ein Hund schlafen, während sich seine faulen Artgenossen beim Herrn einschmeicheln, um etwas zu fressen zu bekommen. Der eißige Hund hingegen wird vom Herrn für seine Trägheit gerügt und bestraft; anschließend erwägt das Tier, das betrügerische Verhalten der anderen zu übernehmen. Es folgt eine ausführliche Klage des Dichters über das Schlechte in der Welt sowie eine Ermahnung zu tugendhaftem Handeln. Der Text ist im Minneredenkontext überliefert; dies könnte an der langen Tugend- und Zeitklage liegen, die mehr als die Hälfte des Gedichtes einnimmt. Zudem liegt es wohl an der Figurenkonstellation (treue und untreue Hunde), die an «minneredenspezi sche Cani zierung» denken lässt (vgl. Klingner). Ü: Berlin, SBB, mgq , v–v (Pap., um , westschwäbisch). – Wiesbaden, Hauptstaatsarch., Abt. Nr. B , ra–va (erste Hälfte . Jh., rheinfränkisch). – Würzburg, UB, M. ch. f. , r–r (Pap., erste Hälfte . Jh., rheinfränkisch). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. L: Ulla Williams, VL () Sp. f. – Bernhard Kosak: Die Reimpaarfabel im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. f., . – Gerd Dicke/Klaus Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen
Der Traum (MMS ). München , S. (Nr. ). – Jacob Klingner: Gattungsinteresse und Familientradition. Zu einer wieder aufgefundenen Sammelhs. der Grafen von Zimmern (Lana XXIII D ). In: ZfdA () S. –, hier S. , . FA Der Traum. – Liebesbegegnung und Liebeswerbung im Traum, früheste Überlieferung erste Hälfte . Jh. Mit insgesamt Textzeugen aus dem Zeitraum von –, die teilweise beträchtlich in Umfang, Wortstellung und Metrik variieren, ist der T. die am breitesten überlieferte Minnerede. Die Erzählung ndet sich meist im Rahmen größerer Sammlungen; daneben gibt es einen Einzeldruck (Simmern, um ). Hans → Folz hat den T. zu einer neuen Minnerede (Brandis B) sowie zu einem Meisterlied (Mayer Nr. ) umgearbeitet. Weiterhin scheint der Text vorbildhaft für eine Reihe weiterer Traumerzählungen zu sein. Der von seiner Geliebten getrennte Sprecher wälzt sich im Liebesschmerz in seinem Bett und schläft darüber ein. Im Traum erscheint ihm die Geliebte, die ihm Entschädigung für sein Leiden verspricht. Daraufhin wünscht er sich, nach Umarmung und Küssen, dass sie ihren Mantel ablege, dann dass sie zu ihm auf das Bett rücke, schließlich dass sie sich nackt unter seine Bettdecke lege. Jeder Bitte kommt die Dame erst nach einer kleinen Diskussion nach, in der sie jeweils warnt und mahnt, er möge ihre Ehre nicht verletzen. Der Geselle beteuert seine reine Gesinnung, greift aber schließlich zur erfolgreichen Erpressung, er stürbe sofort den Liebestod, sollte sie seine Bitte um nacktes Beieinanderliegen ausschlagen. Als sie ihn bittet, sich kurz umzudrehen, während sie das Hemd ausziehe, wacht er auf: Ein Freund kommt lärmend in die Kammer, um den Langschläfer zum Messbesuch und zur Erfüllung seiner hö schen P ichten zu ermahnen. Ü: Berlin, SBB, Hdschr. , v–v ( Verse) (Be). – Ebd., Ms. germ. fol. , r–r ( Verse) (Be). – Dessau, Anhaltische Landesbücherei, Wiss. Bibl. u. Sondersammlungen Georg, °, r–v ( Verse) (De). – Freiburg, UB, , rb–va ( Verse) (Fr). – Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse) (He). – Leipzig, UB, Ms. Apel , r–r ( Verse) (Le). – London, British Library, Add. , r–v ( Verse) (Lo). – München, BSB, Cgm
. Hälfte . Jh. , r–v ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , r–r ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , v–r ( Verse) (Müa), v–v ( Verse) (Müb). – Ebd., Cgm , v–v ( Verse) (Müa), r–v ( Verse) (Müb). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–r ( Verse) (Nü). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , v–v ( Verse) (Pr). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, b IV , r–v ( Verse) (Sa). – Trier, StB, /a °, r–r ( Verse) (Tr). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl. Cod. Oct. : r–v ( Verse) (Wea), v ( Verse) (Web). – Ebd., Cod. Quart , r–r ( Verse) (We). – Druck [Simmern: Hieronymus Rodler um –] r–r ( + Verse) (Sim). A: Altdt. W¨alder. Hg. durch die Brüder [Jakob und Wilhelm] Grimm. Bd. . Frankfurt (Nachdr. Darmstadt ) S. – (nach Wea mit Lesarten von Tr). – Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; nach Pr). – Hans Folz. Die Reimpaarsprüche. Hg. v. Hanns Fischer (MTU ). München , S. LIV (neun Verse aus Web, v). – Jacob Klingner: Minnereden im Druck. Stud. zur Gattungsgesch. im Zeitalter des Medienwechsels (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. – (synoptisch nach Lo und Wea), S. – (synoptisch nach Nü und Sim). L: Walter Blank, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Klaus Jürgen Seidel: Der Cgm der Bayerischen Staatsbibl. und das ‹Augsburger Liederbuch› von . Diss. München , S. –. – Jacob Klingner: ‹Der Traum› – ein Überlieferungsschlager? Überlieferungsgeschichtliche Beobachtungen zu einer ‹populären› Minnerede des . Jh. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/ New York , S. –. – Klingner (s. Ausg.) S. , –, , , –. – Stefan Matter: Was liest man, wenn man in Minneredenhss. liest? Exemplarische Lektüren des ‹Ironischen Frauenpreises› (Brandis ) in der Prager Hs. des sog. ‹Liederbuches der Klara Hätzlerin›. In: Lesevorgänge.
. Hälfte . Jh. Prozesse des Erkennens in ma. Texten, Bildern und Hss. Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. –, hier S. f. – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. , S. –. JK Ein Traum von Liebesglück. – Erzählung eines Traumes von körperlicher Liebeserfüllung, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist in zwei Sammelhs. des . Jh. (ohne signi kante Varianz) überliefert. Der Sprecher berichtet, wie er in einer Winternacht im Bett liegt, an seine Geliebte denkt und einschläft. Er träumt, wie die Geliebte an das Bett tritt und ihm die Erfüllung seiner Liebeswünsche ankündigt (kurze Schönheitsbeschreibung), sich zu ihm setzt, ihn umarmt und küsst. Als die Decke vom Bett fällt, wacht der Sprecher frierend auf und klagt den Traum an, ihm die Geliebte gestohlen zu haben. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , vb–rb ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Christoph Bauer, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Der schla ose Minner. – Traum von einer Begegnung mit der Geliebten, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist in zwei Sammelhandschriften des . Jh. (ohne signi kante Varianz) überliefert. Der Sprecher berichtet, durch Klagen unterbrochen, von einem eben beendeten Traum, in dem er die Geliebte an einem locus amoenus trifft. Er preist die Geliebte in einer ausführlichen Schönheitsbeschreibung nach dem A capite ad calcemSchema und re ektiert auf die Nachteile (Unverfügbarkeit) und Vorteile (Traumgeschehen schadet der Ehre nicht) einer Begegnung mit ihr im Traum. Da er nicht mehr einschlafen kann, wünscht sich der Sprecher schließlich den Tag herbei. Er hofft, die Geliebte nun auch in Wirklichkeit zu treffen
Ein Traum von Liebesglück und dann das Ende des Trauerns und der Anfeindungen der Minnefeinde genießen zu können. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , vb–vb ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , nach Ka). L: Alfred Karnein, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Virgils Zauberbild («Bocca della verità»). – Vergil-Sage in vier Fassungen, wohl erste Hälfte . Jh. Als ältester Zeuge des vielleicht bereits im . Jh. entstandenen Textes gilt die Fassung (I) im ‹Langen Ton› des → Marner (→ Meisterliederhandschriften) von /. Sie scheint unabhängig von den drei weiteren Bearbeitungen zu sein, die bei deutlichen inhaltlichen Parallelen allesamt umfangreicher sind. In → Regenbogens ‹Briefweise› wird die Geschichte als negatives Minneexempel umgeformt (II). Das Meisterlied in → Klingsors ‹Schwarzem Ton› (III) diente als Vorlage für die siebte Episode von → Virgilio dem Zauberer. Die vierte Fassung (IV) ist ein Märe, das wohl Anfang des . Jh. verfasst wurde. Im Kern handeln die Texte stets von einer disziplinierenden Zauberstatue, die V. angefertigt hat, um Meineid und Ehebruch zu bestrafen. Der Befragte muss zur Eidesleistung seine Finger in den Mund der Statue legen, die bei einer Lüge abgebissen werden. Eine ehebrecherische Frau (in II–IV ist es die römische Kaiserin) überlistet dieses Instrument aber dadurch, dass sie sich von ihrem Liebhaber (als Narr verkleidet) vor der Statue unzüchtig anfassen lässt. Anschließend behauptet sie vor der Zauberstatue, nur Gatte und Narr seien mit ihr intim gewesen. Der Betrug bleibt bis zum Ende unentdeckt. Bei II–IV könnte dieser «Strafapparat» mit weiblicher «Morphologie» eine «Kastrationsfunktion» haben, wenn das Fingerabbeißen bei Meineid als stellvertretend phallische Mutilation betrachtet wird (vgl. Ackermann). IV schließt mit dem christlich-belehrenden Satz, dass Gottes Gericht solch ein («heidnisches») Instrument ersetze; damit signalisiert das Märe die größte (normative) Distanz zur antiken Stoffbearbeitung. Ü: . Im Langen Ton: München, BSB, Cgm , r–v (Pap., um , bair.). –
Die undankbare Wiedererweckte . In der Briefweise: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., um ). – . Im Schwarzen Ton: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., um , bair.-österr.). – IV. Märe: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , r (Pap., –; Schreiber: Valentin Holl). A: . Im Langen Ton: Karl Bartsch (Hg.): Meisterlieder der Kolmarer Hs. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – . In der Briefweise: Bartsch (s. oben) S. –. – Karl Goedeke/Julius Tittmann (Hg.): Liederbuch aus dem sechzehnten Jh. (Dt. Dichter des sechzehnten Jh. ). Leipzig (Nachdr. Nendeln ) S. –. – Roth (s. Lit.) S. – (auszugsweise). – . Im Schwarzen Ton: K. Bartsch: Gedicht auf den Zauberer V. In: Germania () S. –. – Comparetti (s. Lit.) S. –. – . Märe: Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. ). – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen Schulz-Grobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (Nr. ). L: Claus Riessner/Kurt Ranke: Bocca della verità. In: EM () S. –. – Frieder Schanze, VL () Sp. –. – Karl Ludwig Roth: Über den Zauberer Virgilius. In: Germania () S. –, hier S. f. – Karl Bartsch: Der Zauberer Virgilius. In: ebd. () S. f. – Domenico Comparetti: Virgilio nel medio evo. Bd. . Florenz , S. –. – Betty Kurth: Des Zauberers Virgil. Ehebrecherfalle auf Werken der nordischen Renaissance. In: Städel-Jb. () S. –. – Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Bd. . Hg. v. J. Bolte. Berlin (Nachdr. Hildesheim ) S. . – John Webster Spargo: Virgil the Necromancer. Stud. in Virgilian Legends (Harvard Studies in Comparative Literature ). Cambridge/Mass. , S. –. – Klaus Roth: Ehebruch-Schwänke in Liedform. Eine Unters. zur dt.- und englischsprachigen Schwankballade (Motive ). München , S. . – Fritz Langensiepen: Tradition und Vermittlung. Literaturgeschichtliche und didaktische Unters. zu Hans Folz (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , Reg. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , , , , . – F. Schanze: Von Virgilio dem Zauberer. Ein unbekannter Druck Peter Wagners und seine Quel
. Hälfte . Jh. len. – Enikels Weltchronik und ein Lied in Klingsors Schwarzem Ton. In: Gutenberg-Jb. () S. –, hier S. . – Christine Kasper: Von miesen Rittern und sündhaften Frauen und solchen, die besser waren. Tugend- und Keuschheitsproben in der ma. Lit. vornehmlich des dt. Sprachraums (GAG ). Göppingen . – Michael Curschmann: Vom Wandel im bildlichen Umgang mit literarischen Gegenständen. Rodenegg, Wildenstein und das Flaarsche Haus in Stein am Rhein (Wolfgang Stammler Gastprofessur für Germ. Philologie; Vorträge ). Freiburg/Üechtland , S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. , Anm. . – Dorothea Ackermann: Gewaltakte – Disziplinarapparate. Geschlecht und Gewalt in mittel- und frühnhd. Mären. Diss. Würzburg , S. – (Volltext: http://opus.bibliothek.uniwuerzburg.de/volltexte/. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. f., Anm. , . FA Die undankbare Wiedererweckte. – Märe, erste Hälfte . Jh. Fünf Handschriften mit dieser anonymen Reimpaardichtung, deren Stoff vielleicht aus Indien kommt (vgl. Paris), sind bekannt, zwei davon sind verloren gegangen. Die beiden ältesten Handschriften aus dem . Jh. (Wb, Wü) stammen aus der rheinfränkischen Region. Die Erzählung beginnt mit einem Promythion, in dem der Verfasser in Versen die «untruwe» anprangert. Diese widerfährt einem Mann, der den Tod seiner schönen, aber selbstsüchtigen Frau nicht akzeptieren kann. So lebt er mit dem Leichnam weiter, als sei nichts geschehen: Er setzt sie «zu disch» und legt sie «zu bet». Nachdem er eindringlich Gott um Hilfe gebeten hat, sendet dieser einen Engel, der die Tote wiedererweckt. Dafür muss der Mann aber Lebensjahre bezahlen, weshalb sich seine wieder lebendige Frau bei einem Tanz einen jüngeren Partner sucht. Der alte Gatte lässt ein Ehegericht einberufen und appelliert an die Treue und Dankbarkeit seiner schönen Wiedergängerin. Sie kehrt ihm aber den Rücken zu und verfault in den Armen ihres neuen Liebhabers; der Mann selbst wird wieder Jahre jünger. W¨ahrend seine Lehre daraus ist, dass er keinem «wibe [...] me truwen» will, geht das Epimythion noch weiter und warnt
. Hälfte . Jh. vor den bösen Frauen generell. Es stellt in der ma. Dichtung eine Ausnahme dar, dass eine wiederbelebte Person gegen ‹Bezahlung› auf ihren früheren Platz zurückkehrt. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , v–r (Pap., erste Hälfte . Jh., schwäbisch-niederalemannisch) (K). – Straßburg, Seminarbibl., Heldenbuch, r–v (Pap., um ; Fragm., verbrannt) (S). – Wiesbaden, Hauptstaatsarch., Abt. Nr. B , va–vb (Pap., erste Hälfte . Jh., rheinfränkisch) (Wb). – Würzburg, UB, M. ch. f. , v–r (Pap., vor , rheinfränkisch) (Wü). – Privatbesitz F. W. E. Roth, Wiesbaden (?) (verschollen, vgl. Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke [MTU ]. München , S. ) (R). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach Wü). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, f. (Nr. A ; nach Wb, mit Lesarten von K und Wü; zit.). L: Gerd Dicke, VL () Sp. f.; () Sp. . – Gaston Paris: Die undankbare Gattin. In: Zs. des Ver. für Volkskunde () S. –, –. – Johannes Bolte/Georg Polívka: Anm. zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Bd. . Leipzig , S. f. – Albert Wesselski: Märchen des MA. Berlin , S. –. – Stith Thompson: MotifIndex of Folk Lit. Bd. . Kopenhagen , S. (E und E ); Bd. . Kopenhagen , S. (K .); Bd. . Kopenhagen , S. (T ..). – Antti Amatus Aarne: The Types of Folktale. A classi cation and bibliography. Übers. und erw. v. S. Thompson, Helsinki , S. (Nr. II/III). – Frederic C. Tubach: Index exemplorum. A Handbook of Medieval Religious Tales (FF Communications ). Helsinki , S. (Nr. ). – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. – Franz-Josef Holznagel: Ignorierte Warnungen armer Seelen, lehrreiche Begegnungen mit den Ahnen und eine u. W. Die ‹Gespenster› des Wilhelm Werner von Zimmern und ihre Funktionalisierungen. In: Gespenster. Erscheinungen, Medien, Theorien. Hg. v. Moritz Baßler u. a. Würzburg
Simon , S. –. – Dorothea Ackermann: Gewaltakte – Disziplinarapparate. Geschlecht und Gewalt in mittel- und frühnhd. Mären. Diss. Würzburg , S. – (Volltext: http://opus.bibliothek.uniwuerzburg.de/volltexte///pdf/ AckermannDiss.pdf). FA Simon, Johannes. – Verfasser eines historischpolitischen Reimpaardichtung, . Jh. In der Chronik der Bischöfe von Würzburg des Lorenz Fries († ) werden neben Liedern und Sprüchen (→ Frauenzucht) auch vier Abschnitte aus einer Versdichtung von S. zitiert, die anderweitig nicht überliefert ist. Auch zur Person des Dichters gibt es keine weiteren Kenntnisse. Die Exzerpte – der Fries’schen Redaktion behandeln kritisch die Amtszeit Bischof Johanns II. von Brunn (–), der vor allem wegen seiner landläu g bekannten Verschwendungssucht von S. angegriffen wird. In Anspielung auf das Wappen Johanns, das eine Wolfsangel ziert, wird der Bischof als Angler stilisiert, dessen Korb niemals voll wird. Der vierte Abschnitt bezieht sich auf die Amtsübernahme Bischof Siegmunds von Sachsen als Nachfolger Johanns II. und dessen Einzug in Würzburg. Siegmund wird durchweg positiv bewertet, wie auch das Verhalten der Würzbürger Bürger, die (gegen die Anordnung des Domkapitels) die Stadttore für Siegmund öffneten. S. bewertet dieses Verhalten als Friedensliebe. Ob S. Augenzeuge der Geschehnisse war, muss offen bleiben; Fries scheint ihn zumindest nicht als seinen Zeitgenossen zu betrachten. Der Name von S. erscheint noch in einem weiteren historiographischen Kontext: Der Kollektaneenband des Kitzinger Stadtschreibers Paul Rücklein († ) enthält drei Reimpaarbruchstücke, von denen zwei wieder Johann II. und das dritte die Absetzung Siegmunds thematisieren. Eine Hand des . Jh. weist S. als Verfasser auch für diese Texte aus. Die gegenüber den Stücken in der Fries-Chronik signi kant schlechteren historischen Kenntnisse und die geringere sprachliche Kunstfertigkeit der fragmentarischen Verse sprechen allerdings gegen eine Verfasserschaft S.s. Ü: Würzburg, Stadtarch., Ratsbuch , r ( Verse), v ( Verse), r ( Verse), v ( Verse) (Perg. und Pap., , Prachtexemplar des Domkapitels, eine von ursprünglich zwei Reinschriften). – Würzburg, UB, M. ch. f. , r/v, v, v–r,
Der vertauschte Müller v (eigenhändige Konzepths. von Fries [«Urtext»], Textverlust bei Abschnitt ). – Abschrift auf Grundlage von Ratsbuch : Ebd., M. ch. f. , r, r, r, r (Perg. und Pap., –, Exemplar für Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn); Faks.: L. Fries: Die Chron. der Bischöfe von Würzburg. Die Prachths. des Fürstbischofs Julius Echter als Multimedia-DVD. Würzburg ; online: http://franconica.uniwuerzburg.de/ub/fries/index.html. – Zur weiteren Fries-Überl. vgl. Wagner/Ziegler (s. Ausg.) Bd. : Von den Anfängen bis Rugger . Bearb. v. Thomas Heiler u. a. (Fontes Herbipolenses ). Würzburg , S. XI f.; zur Überl. im Verbund mit der Würzburger Chron. Johann Reinharts vgl. Bünz (s. Lit.) S. –, Mälzer (s. Lit.) S. Anm. und Mälzer (s. Lit.). – Kollektaneenbd. Rückleins: Würzburg, Staatsarch., Standbuch , v–r (um ). A: Johann Peter von Ludewig: Geschicht-Schreiber von dem Bischoffthum Wirtzburg [...]. Bd. : Durch Lorenzen Frieß von Mergentheim, dazumahl Fürstl. Wirtzburgischen Rath und Secretarien, mit sonderm großem eiß, mühe und arbeit zusammen gebracht und gezogen [...]. Frankfurt/M. , S. , , , (unvollst.). – L. Fries: Gesch., Namen, Geschlecht, Leben, Thaten und Absterben der Bischöfe von Würzburg und Herzoge zu Franken [...]. Bd. . Würzburg (Neudr. und ) S. , , , (sprachlich modernisiert). – Ulrich Wagner/Walter Ziegler: L. Fries. Chron. der Bischöfe von Würzburg. –. Bd. .: Von Gerhard von Schwarzburg bis Johann II. von Brunn. Bearb. v. Christoph Bauer u. a. (Fontes Herbipolenses ). Würzburg , S. , , ; Bd. : Von Sigmund von Sachsen bis Rudolf II. von Scherenberg. Bearb. v. Ulrike Grosch u. a. (Fontes Herbipolenses ). Würzburg , S. . L: Isolde Neugart, VL () Sp. –. – Rochus von Liliencron: Nachträge zu Nr. der hist. Volkslieder und zu den Bruchstücken der S.schen Reimchron. bei Lorenz Fries. In. Sb. der Kgl. Bayerischen Akad. der Wiss., Phil.-hist. Kl. . Bd. ., S. –, hier S. f., –. – Joseph Kartels: Die fränkischwürzburgische Hochstifts-Chron. des Magisters Lorenz Fries. Quellennachweis bis zur Mitte des XIII. Jh. Diss. Würzburg (auch u. d. T.: Lorenz Fries, der fränkische Geschichtsschreiber und seine Chron. vom Hochstift Würzburg. Würzburg
. Hälfte . Jh. ). – Alfred Wendehorst: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Bistum Würzburg. Bd. : Die Bischofsreihe von bis (Germania sacra NF ). Berlin/New York , S. , , –, –, . – Ders.: Lorenz Fries. In: Fränkische Lebensbilder (Veröff. der Gesellsch. für fränkische Gesch. A) () S. –. – Gottfried Mälzer: Die Würzburger Bischofschron. des Lorenz Fries: Textzeugen und frühe Überl. (Mainfränkische Hefte ). Würzburg . – Enno Bünz: Der Würzburger Dompräsenzmeister Johann Reinhart und seine Bearb. und Fortsetzung der Fries-Chron. In: Lorenz Fries (–). Fürstbischö icher Rat und Sekretär. Stud. zu einem fränkischen Geschichtsschreiber (Schr. des Stadtarch. Würzburg ). Hg. v. U. Wagner. Würzburg , S. –. – G. Mälzer: Die Fries-Chron. des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn. Eine fränkische Prachths. des . Jh. aus dem Bestand der UB Würzburg, Codex M.ch.f.. Ausstellungskat. Würzburg , S. –. – T. Heiler: Die Würzburger Bischofschron. des Lorenz Fries (gest. ). Stud. zum historiographischen Werk eines fürstbischö ichen Sekretärs und Archivars (Schr. des Stadtarch. Würzburg ). Würzburg , Reg. VZ Vom Verarmen («Von vberig Armut»). – Weltlich-didaktische Reimpaarrede, vor /. Die Verse umfassende Rede handelt zunächst allgemein von den sozialen Folgen des Besitzverlustes sowie im Besonderen von dessen Auswirkungen für den Edelmann und die Edelfrau (V. –). Nach einem Lob des Bauernstandes (V. –) schildert der anonyme Verfasser den Prozess der Verarmung (V. –) als eigene Erfahrung. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , vb–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A: Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: De Boor/Newald / () S. . – Frank Fürbeth, VL () Sp. f. BJ Der vertauschte Müller (auch: Von dem Müller, «Von dem mulner»). – Schwankmäre, vor . Die Verse umfassende Märendichtung ist motivverwandt mit → Wandelart, da auf leicht absurde Weise Identitäten vertauscht werden. Die doppelte List erinnert u. a. an die → Zwei Maler.
. Hälfte . Jh. Ein Knecht will seinen dauernd betrunkenen Müller nach Hause fahren. Dieser fällt ihm aber unterwegs vom Karren, worauf der (als «affe» charakterisierte) Knecht einen schlafenden Pfaffen vom Wegesrand au ädt und zur Müllersfrau bringt. Der Pfaffe wittert seine Chance zum Abenteuer, landet auch im Ehebett und vergnügt sich mit der Frau, die über die neu erwachte Libido «ihres» Mannes verzückt ist (und in keiner Sekunde an einen fremden Mann denkt). Als der inzwischen nüchterne Müller von seinem Knecht nicht eingelassen wird, weil er seinen Herrn nicht zu erkennen vermag, wendet sich der Müller an die Nachbarn. Gemeinsam planen sie ein listenreiches Spiel mit dem Pfaffen, der aber schon gewappnet ist und einen weiteren Coup landet – er schläft mit einer weiteren Frau (hier ist unsicher, ob es die Nachbars- oder die Müllersfrau ist, vgl. Schallenberg). Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , va–rb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, f. (Nr. ). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. Ü: Hanns Fischer (Hg.): Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. von dems. München , S. – (Nr. , nhd.). – Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. L: Hedda Ragotzky, VL () Sp. f. – Fischer (s. Übers.) S. . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , , , , . – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld . – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. – u. ö. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f.,
Schenkdenwin – u. ö. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. –, f. FA Schenkdenwin, Eberhard (Schenk Eberhard, Graf von Erbach [?]), † .. ([?] Todesdatum Erbachs). – Verfasser einer historisch-politischen Ereignisdichtung in Reimpaaren aus dem Jahr . In der Autorsignatur gegen Ende der Reimrede ( Verse) über die innerstädtischen Mainzer Unruhen – bezeichnet sich deren Verfasser als «Ebirhart Schenk den Win». Die Tendenz der Dichtung und die Detailkenntnisse ihres Autors legen eine Identi kation dieses Schenken mit Eberhard von Erbach nahe, der von – das Amt des Mainzer Kämmerers ausübte. Die Urheberschaft Eberhard → Windecks, die mitunter vorgeschlagen wurde, ist unwahrscheilich. Zwar wird dieser in Jacob → Stoßelins polemischer Replik auf das Gedicht als «Ebirhart mit dem bart», apostrophiert aber von Stoßelin vom Verfasser der Rede deutlich differenziert. Auf diesen wird sich in der Replik mit «Schenk in den win» (u. ä.) bezogen. Die Reimrede dürfte um März entstanden sein als Antwort auf ein (nicht erhaltenes) Gedicht, in dem E. S. offenbar persönlich angegriffen worden war. Auch gibt er an, von «manch gut geselle» zur Dichtung aufgefordert worden zu sein. Im Kon ikt zwischen dem patrizischen Rat und der Gemeinde, in den auch die Zünfte massiv intervenierten und an dessen Ende die Einsetzung eines neu gewählten Zehnerrats steht, ergreift E. S. die Partei der Stadt und des neuen Rats. Kenntnisreich und ebenso detailliert wie politisch tendenziös werden die Verhandlungen zwischen dem Patrizierrat und dem von den Zünften eingesetzten Zehnergremium (dem auch Eberhard Windeck angehörte) geschildert. Der Bericht schließt mit der Wahl des neuen Rats und der Ämtervergabe. E. S. erwähnt dabei, an den Sitzungen dieses neuen Rats teilgenommen zu haben. Da er selbst aber nicht zu den Gewählten gehörte, wird so die Erbach-These gestützt, denn für den Stadtkämmerer war eine Teilnahme an Ratssitzungen qua Amt selbstverständlich. Die verlorene Angriffsschrift, die Antwort des E. S. und die Polemik Stoßelins, zu der sich noch eine weitere, anonyme Gegenrede stellt, geben in ihrer
Der Teufel und der Maler Gesamtheit ein prägnantes Beispiel für einen spätma. publizistischen Schlagabtausch. Ü: Darmstadt, Hessisches Staatsarch., Best. E Nr. / (Tl. ) r–r (/); Pap.-Heft aus dem Familienarch. der Mainzer Patrizierfamilie zum Jungen, die als Anhänger des alten Rats in der Folge der Unruhen nach Frankfurt übersiedelte. Archivaufnahme u. d. T.: «Pasquill auf die altadeligen Geschlechter zu Mainz von Eberhard Windeck». Im Heft nden sich auch Stoßelins Replik und die anonyme Gegenrede. A: Johann Carl von Fichard: Eberhard Windeck, der Biograph König Siegmunds. In: Frankfurtisches Arch. für ältere dt. Litt. und Gesch. () S. –, hier S. –. – Liliencron () S. – (Nr. ); dort auch Stoßelins Gedicht und der anonyme Text als Nr. f. L: Frieder Schanze, VL () Sp. f. – Karina Kellermann, Killy () S. f. – Johann Gustav Droysen: Eberhard Windeck. In: Abh. der Kgl. Sächsischen Ges. der Wiss. () Phil.-hist. Kl., S. –, hier S. – (auch als Sonderdr. Leipzig ). – Liliencron () S. –. – Chron.dt.St. () . Abth. S. . – Arthur Wyss: Über die drei Gedichte von den bürgerlichen Unruhen zu Mainz –. In: Forsch. zur dt. Gesch. () S. –, hier S. –, f. – Ottokar Lorenz: Deutschlands Geschichtsquellen im MA seit der Mitte des dreizehnten Jh. Bd. . Berlin (Nachdr. Graz , Augsburg ) S. Anm. . – Ulrich Müller: Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , S. . – K. Kellermann: Abschied vom ‹hist. Volkslied›. Stud. zu Funktion, Ästhetik und Publizität der Gattung hist.-politische Ereignisdichtung. Tübingen , Reg. – Heidrun Kreutzer: Auf dem Weg vom Patriziat zum Niederadel. Die Familie zum Jungen und ihre Beziehungen zu den Königen im . und . Jh. In: Bausteine zur Mainzer Stadtgesch. Hg. v. Michael Matheus/Walter Gerd Rödel (Geschichtliche Landeskunde ). Stuttgart , S. –. – Christoph Brix: ‹Dan were ein einmudig rat gewesen, die stat were vor schult wol genesen›. Zur politischen Kultur des Mainzer Bürgertums in den Stadtkon ikten der ersten Hälfte des . Jh. In: Mainzer Zs. () S. –. – Ders.: Die politischen Kon ikte in der Heimatstadt Johannes Gutenbergs –. Überlegungen zu den Parteien und ihren Zielen. In: Gutenberg-Jb. () S. –. VZ
. Hälfte . Jh. Der Teufel und der Maler. – Reimpaarerzählung, vor /. Der Verse umfassende Text erzählt von einem Mönch, der sich, obgleich am Vortag in den Kerker geworfen, zur Verwunderung seiner Mitbrüder frei im Kloster bewegt. Beschwörungen machen klar, dass es sich bei dem in der Zelle bendlichen Doppelgänger des Mönchs um den Teufel handelt, der dem Abt Missstände im Kloster vorwirft (vgl. → Bruder Rausch) und dann lachend verschwindet. Der rehabilitierte Mönch nimmt sich vor, den Teufel künftig nur noch in wohlgefälliger Art zu malen. Der fehlende Anfang lässt sich mit Hilfe eines in verschiedenen Fassungen vorliegenden Predigtexempels (vgl. Guiette und Bolte) rekonstruieren: Der abstoßend gemalte Teufel stiftet aus Rache den Mönch zu einer Handlung an, wegen der dieser eingekerkert wird. In Bezug auf die offene Frage der Befreiung des Mönchs plädiert Schulz-Robert für einen Pakt mit dem Teufel (vs. Eingreifen Marias). Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–vb (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (mit der Überschrift «Von dem teuffel vnd dem m´vnch» nach dem Inhaltsverzeichnis der Hs., vb). L: Jürgen Schulz-Grobert, VL () Sp. f. – Norbert H. Ott: Teufel [Abschnitt: Dt. Lit.]. In: LexMA () S. f., hier Sp. . – Manfred Lemmer, MarLex () S. . – Heinrich Anz: Broder Rusche. In: NdJb () S. –, bes. S. f. – Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Tl. . Hg. v. Johannes Bolte. Berlin (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. . – Robert Guiette: La légende de la sacristine. Étude de littérature comparée (Bibl. de la revue de littérature comparée ). Paris , S. f., f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. Anm. . – Rudolf Schenda: Hieronymus Rauscher und die protestantischkatholische Legendenpolemik. In: Volkserzählung und Reformation. Ein Hb. zur Tradierung und
. Hälfte . Jh. Funktion von Erzählstoffen und Erzähllit. im Protestantismus. Hg. v. Wolfgang Brückner. Berlin , S. –, hier S. und Anm. . BJ Der Spiegel / Spiegel und Igel (Von dem Knecht Herolt / Der Spiegel mit dem Pech). – Schwankhafte Verserzählungen, vor /. In der unikal überlieferten Kurzerzählung Der Spiegel ( Verse) geht es um den werbenden Knecht Herolt und die ihn hinhaltende Magd Demud, obwohl sie ihm die Erfüllung seiner Liebeswünsche versprochen hat. Als Herolt sie eines Morgens halbnackt schlafend vor dem Herdfeuer vorndet, wagt er zwar aus Angst, die Magd könnte ihn ins Feuer stoßen, keine sexuelle Annäherung, verklebt aber Demuds Scham mit einem Spiegel, den er vorher mit angewärmtem Pech bestrichen hat. Die Magd blickt beim Erwachen in diesen Spiegel, erschrickt, da sie zwischen ihren Beinen Flammen züngeln sieht, und ruft den hl. Michael an. Die herbeigeeilte Bäuerin ist ebenfalls entsetzt und will Wasser holen. Erst der Bauer erkennt lobend die listige Rache des Knechts und ermahnt die Magd, künftig weniger abweisend zu sein. In seiner Schlussbemerkung weist der Bauer auf die Möglichkeit hin, dass die Sache nun weit herum erzählt werde, bis schließlich ein Schreiber komme und daraus eine (unterhaltsame) Geschichte mache (vgl. die anfängliche Bemerkung des Knechts). Im Epimythion heißt es: «Also geschichet in allen, / die sich nemen an, / das sie effen den man» (V. –). Eine weitere Episode enthält die gemeinsam mit Werken Hans → Rosenplüts überlieferte Kurzerzählung Spiegel und Igel, die in zwei sich kaum unterscheidenden Fassungen ( bzw. Verse) erhalten ist. Der erste Teil der Erzählung unterscheidet sich von der älteren Version u. a. in folgenden Punkten: die Magd verspricht nichts; der Knecht hat nicht die Absicht, eine Geschichte zu schreiben; die Anrufung des hl. Michael fehlt; der Bauer klärt die Sache mit dem Spiegel nicht dadurch, dass er diesen ergreift; auch nimmt er nicht auf den nachbarlichen Tratsch und die drohende Geschichte Bezug. Die Erweiterung betrifft vor allem die Rache Demuds am Knecht. Sie lädt Herolt zum Stelldichein, bindet sich zur gegebenen Zeit jedoch einen Igelbalg zwischen die Beine. Der Knecht verletzt sich und die Magd betont am Schluss, dass sie nun quitt seien. Im Epimythion wird das Verhalten der
Der Spiegel / Spiegel und Igel Magd als nachahmenswert hingestellt («Nun wolt ich, / das alle hausdiern hetten ain solichen sin und auch alsoteten», V. f.). Ü: Der Spiegel: Karlsruhe, LB, Cod. K , rb–rb (Pap., –, schwäbischbair.-ostfränkisch; Titel: «Von dem knecht herolt»). – Spiegel und Igel: Dresden, LB, Mscr. M , r–v (Pap. –, nordbair.-ostfränkisch) (D). – Gießen, UB, Hs. , v–v (Pap., um ) (G). – Leipzig, UB, Ms. , v–v (Pap.) (L). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., ca. –, nordbair.) (M). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh. [–, vgl. Kurras], bair.) (N). A: Der Spiegel: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – ( Verse). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. – (Nr. , Verse). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , – ( Verse). – Spiegel und Igel: A. von Keller (Hg.): Fastnachtspiele aus dem fünfzehnten Jh. Tl. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. – (nach M, Verse). – Fischer (s. o.) S. – (Nr. a, nach G, Verse), – (Nr. b, nach M, Verse). Ü: Der Spiegel: Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. L: Ingeborg Glier, VL () Sp. –. – Gunhild Roth: Spiegellit. III. Dt. und mndl. Lit. In: LexMA () Sp. f. – Viktor Michels: Stud. über die ältesten dt. Fastnachtspiele (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. Völker ). Straßburg , S. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlichsozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin , S. – passim. – Lotte Kurras: Die dt. ma. Hss. Erster Tl.: Die literarischen und religiösen Hss. Anhang: Die Hardenbergschen Fragmente (Kataloge des Germ. Nationalmuseums Nürnberg ,). Wiesbaden , S. . – Rüdiger Schnell: ‹D. S.›. Überlegungen zur literarischen Herkunft eines spätma. Schwankmäres. In: Euph. () S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v.
Liebesbrief I Karl-Heinz Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. –). – David Malcolm Blamires: Sexual comedy in the ‹Mären› of Hans Rosenplüt. In: Trivium () S. –, bes. S. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f., f. – Fritz Langensiepen: Tradition und Vermittlung. Literaturgeschichtliche und didaktische Unters. zu Hans Folz (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , Reg. – Christoph Gerhardt: Kröte und Igel in schwankhafter Lit. des späten MA. In: Medizinhist. Journal () S. –, bes. S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , f., , und Reg. – Jörn Reichel: Der Spruchdichter Hans Rosenplüt. Lit. und Leben im spätma. Nürnberg. Stuttgart , S. f., f. und Reg. – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , Anm. , , , f. – Hans-Jürgen Bachorski: Das aggressive Geschlecht. Verlachte Männlichkeit in Mären aus dem . Jh. In: Zs. für Germanistik NF () S. –. – Matthias Meyer: ‹Speculum narrationis›. Erzählte Sexualität im Spiegel von ‹D. S.› und ‹S. u. I.›. In: Kulturen des Manuskriptzeitalters. Ergebnisse der Amerikanisch-Dt. Arbeitstagung an der Georg-August-Univ. Göttingen vom . bis . Oktober . Hg. v. Arthur Groos/ Hans-Jochen Schiewer, unter Mitarbeit v. Jochen Conzelmann (Transatlantische Stud. zu MA und Früher Neuzeit ). Göttingen , S. –. – Klaus Grubmüller: Wer lacht im Märe – und wozu? In: Lachgemeinschaften. Kulturelle Inszenierungen und soziale Wirkungen von Gelächter im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Werner Röcke/ Hans Rudolf Velten (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. S. –, hier S. . BJ Beständigkeit und Wankelmut (auch: Stete und Unstete). – Preis der Beständigkeit und Warnung vor Unbeständigkeit, früheste Überlieferung um . Als Sprecherin tritt die Minne selbst auf und präsentiert sich als gottähnliche Instanz. Sie geht dann auf den Gegensatz zwischen Beständigkeit und Unbeständigkeit ein. Dabei stellt sie sich auf die Seite der Beständigkeit und tritt dem Vorwurf entgegen, Urheberin männlichen Wankelmuts zu sein.
. Hälfte . Jh. Eingeleitet von einer Apostrophe an die Zuhörer folgt eine längere, oft anaphorische Aufzählung der Eigenschaften der Unbeständigkeit, vor der die Minne als Ursprung alles Bösen warnt. In hyperbolischer Weise werden danach die gottgefälligen Eigenschaften und positiven Wirkungen der Beständigkeit als Ursprung aller Tugenden gepriesen. Schließlich fordert die Minne die Zuhörer (einzelne soziale Gruppen werden nacheinander benannt und angesprochen: Fürsten und Grafen; Dienstmänner, Ritter und Jünglinge; Mädchen Frauen und Damen) zu einer Entscheidung für oder gegen sie auf. Sie endet mit der misogynen Warnung vor der Unbeständigkeit der Frauen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse) (He). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , rb–va ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ) (nach Ka). L: Tilo Brandis, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. f. JK Das Glücksrad → Band , Sp. f. Liebesbrief I. – Anonymes Liebesbrieffragment, . Jh. In Reimpaarversen erklärt der Schreiber seine Liebe über den Weg der Minne, der nur zum Kuss auf den roten Mund führen kann. Sieht man von dem formelhaften Beginn des Briefes ab, lassen sich keine direkten Verbindungen zu anderen einzeln überlieferten Liebesbriefen herstellen. Die lehrhaften Passagen machen diesen Liebesbrief zu einer Mischform. Ü: Innsbruck, Landesarch., Hs. , r–v (Pap., . Jh., bair.-österr.). A: Hans-Friedrich Rosenfeld: Hsl. Funde. In: ZfdA () S. –, hier S. –. L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Rosenfeld (s. Ausg.) S. . – Jürgen Schulz-Grobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. . –
. Hälfte . Jh. Christine Wand-Wittkowski: Die Inschriften des Münchner Minnekästchens: eine Fälschung? In: ZfdPh () S. –, hier S. , Anm. . FA Liebesbrief II. – Fragmentarische Briefeinleitung, . Jh. Von dem Liebesbrief des Schreibers, der auch den → Liebesbrief I, verfasste, existieren nur Verse der Einleitung. Diese orientiert sich an der Tierfabel: «Ein stiglitz schraib ein zeiselein / Ein also kluges briefelein». In gleicher Manier setzt der Autor fort, um einen Treffpunkt für ein mögliches Stelldichein zu vereinbaren. Rosenfeld vermutet, dieser Erzählteil solle dem eigentlichen Brief voranstehen. Der Text endet abrupt; der Verfasser könnte den Entwurf verworfen haben. Ü: Innsbruck, Landesarch., Hs. , r (Pap., . Jh., bair.-österr.). A: Hans-Friedrich Rosenfeld: Hsl. Funde. In: ZfdA () S. –, hier S. f. (zit.). L: Walter Blank, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Rosenfeld (s. Ausg.) S. . – Jürgen Schulz-Grobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. . FA Liebesbrief III. – Liebesbrief aus dem Kölner Raum, . Jh. Da der inzwischen verschollene Brief in Königsberg aufbewahrt wurde, geht man davon aus, dass sich der Verfasser eine Preußenfahrt unternommen hat. Wahrscheinlich besaß der Brief noch einige Liedstrophen, die teilweise prosaisch aufgelöst wurden. Der Brief ist äußert formelhaft – von der Anrede, über Liebeserklärung bis zur Tugendermahnung der Dame. Ungewohnt sind etwa die humorvollen Abschiedsworte: «Got gebe dir czwey hundirt unde czwey phunt gudir nacht». Ü: Königsberg, Arch., ohne Sign. (Perg., mit Siegelverschluss, verschollen). A: Johannes Voigt: Ein ritterliches Liebesbriefchen aus dem ten Jh. In: Beitr. zur Kunde Preußens () S. – (zit.). L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B . – Voigt (s. Ausg.) S. . – Albert Ritter: Altschwäbische Liebesbriefe. Graz , S. . – Ernst Meyer: Die gereimten Liebesbriefe des dt. MA. Marburg
Liebesbrief II , S, –. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden: Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. , , , Anm. –. – Jürgen Schulz-Grobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. . FA Liebesbrief IV. – Liebesbrief, . Der obersächsische Brief besteht aus zwei Teilen. Die ersten der Verse bedienen sich hö scher Sprache, die restlichen sind schlichter Natur. Ob sich der Verfasser am → Regensburger Liebesbrief orientiert hat, ist umstritten. Ü: Zeitz, Stiftsbibl., ° DHB Ms. chart. (früher Cod. LVII), letztes Bl. (Pap., , obersächsisch). A: Fedor Bech: Ein md. Liebesbrief. In: ZfdPh (), S. –. L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Albert Ritter: Altschwäbische Liebesbriefe. Graz , S. . – Bech (s. Ausg.) S. . – Karl Bartsch: Liebeslied des . Jh. In: Germania () S. . – Ernst Meyer: Die gereimten Liebesbriefe des dt. MA. Marburg , S, –. – Christine Wand-Wittkowski: Briefe im MA. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Lit. Herne , S. f. (Anm. ). FA Stuttgarter Liebesbriefe (Liebesbriefe aus Konstanz [?]). – Kompilation konventioneller Liebesbriefbausteine, . Jh. (vor ). In einer lat. Sammelhandschrift steht als Nachtrag ein Textkonglomerat aus Liebesbriefelementen, dessen Struktur in der Forschung umstritten ist. Zahlreiche Unregelmäßigkeiten in Sprache und Struktur (Streichungen, Mischung aus Vers und Prosa, Liedelemente etc.) erschweren das Verständnis und die klare Trennung der Textteile. Es wurden bisher zwei (Wand-Wittowski), drei (plus ein Minnelied [Blank und Brandis]) oder sechs (Löffler) Textgruppen vorgeschlagen; eine Einheit (KiepeWillms und Schulz-Grobert) aus unterschiedlichstem Material wurde ebenfalls erwogen. Geht man von drei Briefen aus, beginnt I ( Verse) mit dem Botenauftrag, der die überaus große Liebe zur Geliebten ausdrücken soll. Anschließend bittet der Verfasser in direkter Rede um eine Zusammenkunft, damit sein Liebesleid gelindert werde. II ( Verse) eröffnet mit einer etwas konfusen
Liebesgespräch III Dienst- und Treueversicherung (ungleiche Verse); es folgen der Gruß an die Angebetete und abschließend die Verkündung völliger Ergebenheit. Am Anfang von III ( Verse) steht erneut die Dienstund Treueversicherung; der Dame wird die innigste Liebe zugesichert. Daraufhin beklagt der Dichter seine Liebeskrankheit, an der er zugrundegehen könne. Er bittet seine Geliebte um rasche Antwort und fügt einen Segenswunsch an. Der letzte Teil ist mit prosaischen Elementen durchsetzt. Zwischen II und III be ndet sich ein Frauenlob ( Verse), das auch eine Liedstrophe (→ Muskatblut) darstellen könnte. Ü: Stuttgart, LB, Cod. HB X , v–r (Pap., /, schwäbisch; Verse). A: Karl Löffler: Mhd. Stücke aus Weingartner Hss. In: PBB (Halle) () S. –, hier S. –. – Christine Wand-Wittkowski: Briefe im MA. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Lit. Herne , S. –. L: Walter Blank VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B–. – Eva Kiepe-Willms: Die Spruchdichtungen Muskatbluts. Vorstud. zu einer krit. Ausg. (MTU ). München , f. – Jürgen Schulz-Grobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. –, . – Wand-Wittkowski (s. Ausg.) S. –. FA Liebesbriefsteller aus Schwaben (Acht Liebesbriefe, Römische Liebesbriefe). – Sammlung von acht Vers- und Prosaliebesbriefen, . Jh. Die Liebesbriefe in schwäbischer Mundart wurde früher irrtümlich Nikolaus Salzmesser (Verfasser des vorangehenden Granum rhetoricae) zugeschrieben. Sie sind durch Leerzeilen und Absätze voneinander abgegrenzt und hauptsächlich in Reimpaaren gedichtet; gelegentlich kommen Prosaelemente vor. Inhaltlich und gestalterisch hält sich der Dichter an die zeitgemäßen Konventionen. Die Texte enthalten Elemente wie Dienst- und Treueversicherung, Schönheitspreis, Liebesbeteuerung oder Trennungsklage. Im dritten Brief adressiert der unbekannte Autor eine gewisse Barbel, die vermutlich als Empfängerin aller Dichtungen bestimmt war. Ü: Rom (Vatikanstadt), Bibl. Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. , v–r (Pap., . Jh., schwäbisch; Verse und Prosa).
. Hälfte . Jh. L: Ingrid Kasten, VL () f. – Klingner/Lieb () Nr. B– – Jürgen Schulz-Grobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. f. FA Liebesgespräch II. – Erfolgloses Werbungsgespräch in Pausenreimen, erste Hälfte . Jh. (vor ). Das zweimal überlieferte Minnegespräch ist in zwei Teile mit je vier Abschnitten gegliedert. Der Dialog beginnt mit einem ratsuchenden Mann, der eine Frau bittet, ihm bei der Symptomlinderung seiner Liebeskrankheit beiseite zu stehen. Nachdem sie mit einer Tugendlehre geantwortet hat, stellt sich heraus, dass sie die eigentliche Dame seines Herzens ist – sie weist seine anschließenden Werbeversuche mehrmals zurück. Nach der dritten Absage, in der sie dem Werber alles Gute wünscht und verkündet, sich auf keinen Mann einlassen zu wollen, endet der Text. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., , nordalemannisch-südfränkisch); Verse. – Ebd., Cpg , v–v (Pap., um , nordalemannisch-schwäbisch); Verse. A: Wilhelm Brauns/Gerhard Thiele (Hg.): Mhd. Minnereden II. Die Heidelberger Hss. und . Die Berliner Hs. Ms. germ. fol. (DTM ). Berlin (Nachdr. mit einem Nachw. v. Ingeborg Glier. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. ). L: Dietrich Huschenbett, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Wilhelm Brauns: Hermann von Sachsenheim und seine Schule. Diss. Berlin . – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestalt und Funktion einer spätma. Dichtungsform. Stuttgart , S. . FA Liebesgespräch III. – Strophisches Werbungsgespräch, wohl . Jh. In der Minnerede von Strophen muss ein werbender Ritter drei Treueprüfungen bestehen, für die er von seiner angebeteten Dame in die Welt hinausgeschickt wird: zuerst an den Kaiserhof, dann auf eine Preußenfahrt und zuletzt zum Heilige Grab. Die Reisen beschreibt der Text nicht, der Dialog wird beim jeweils nächsten Treffen wieder aufgenommen. Vermutlich handelte es sich bei der Reise nach Preußen um eine Litauenfahrt, die im
. Hälfte . Jh. . Jh. vom Deutschen Orden regelmäßig initiiert wurde. Ü: Stockholm, Kgl. Bibl., Cod. Vu , S. – (Pap., , nordnd. und dänisch). A: Ann Thorrson Johansson: Die Børglumer Hs. Vu . Eine krit. Ausg. Diss. Tarragona . L: Melitta Rheinheimer, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. Z. – M. Rheinheimer: Rheinische Minnereden: Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. , f. – Cora Dietl: Minnerede, Roman und ‹historia›. Der ‹Wilhelm von Österreich› Johanns von Würzburg. (Hermaea NF ) Tübingen , S. , Anm. . – Lotte Kurras: Dt. und ndl. Hss. der Kgl. Bibl. Stockholm. Handschriftenkat. (Acta Bibliothecae Regiae Stockholmiensis ). Stockholm , S. –. – Ralf G. Päsler: Zwischen Dt. Orden und Hanse. Zu den Anfängen literarischen Lebens im spätma. Preußenland. In: Ostpreußen, Westpreußen, Danzig: Eine hist. Literaturlandschaft. Hg. v. Jens Stüben (Schr. des Bundesinst. für Kultur und Gesch. der Deutschen im östlichen Europa ). München , S. –, hier S. –, f. u. ö. FA Der Minnen Klaffer. – Bericht von einem Werbungsgespräch, Überlieferung –. Die unikal überlieferte Minnerede, deren sprunghafte Struktur vielleicht auf einen verderbten Text oder mangelhaftes Können des Autors hinweist, zeigt strukturelle Parallelen zum gleichnamigen Werk → Ruscharts sowie eine Reihe von wörtlichen Übereinstimmungen mit den Minnereden → Frauenschönheit, → Liebesgespräch und → Liebeswerbung. Der Sprecher beginnt mit einer Schönheitsbeschreibung er Geliebten nach dem A capite ad calcem-Schema. Danach berichtet er von einem Ausritt mit der Geliebten, deren Schönheit ihn zu Re exionen, Analogien und Lehrsätzen über Minne und Tugend anregt. Der Sprecher möchte die Dame küssen und setzt mit einer längeren Liebes- und Treueversicherung ein Gespräch in Gang. Trotz seiner Verweise auf Bewährungsreisen, die er in ihrem Dienst unternommen hat, weist sie ihn ab. Es folgen die Schilderungen von einer gemeinamen Brie ektüre sowie von einem umfangreichen Streitgespräch über die Gewährung von Minnelohn, bei dem die Frau die Liebesbeteuerungen des Sprechers absichtlich missversteht,
Der Minnen Klaffer seine Erhörungsbitte abschmettert und ihn mit derbem Spott überzieht. Dann wechselt die Erzählinstanz (nun ein extradiegetischer Erzähler): Es wird berichtet, dass der Jüngling die Frau durch seine Redekünste und gegen ihren Willen bezwungen und mit ihr geschlafen habe. Die Minnerede schließt mit der Nennung des Autorpseudonyms («der mynnen klaffer»). Ü: Karlsruhe, LB, Hs. K , r–r ( Verse). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: Ingeborg Glier, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Sarah Westphal: Textual Poetics of German Manuscripts – (Studies in German Literature, Linguistics, and Culture). Columbia SC , S. f. – Ludger Lieb: Umschreiben und Weiterschreiben. Verfahren der Textproduktion von Minnereden. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth Andersen u. a. (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. –, f. – Stefan Matter: Rezension zu S. Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. In: Arbitrium () S. –, hier S. –. JK Der Minne Kraft. – Kurze Lehrrede über die Macht der Minne, früheste Überlieferung –. Die Minnerede ist in zwei Kleinepik-Sammelhandschriften des . Jh. überliefert (ohne signi kante Varianz). Nach einer Publikumsapostrophe entfaltet der Text eine in Gegensatzpaaren formulierte Aufzählung verschiedener Dinge, die durch die Kraft der Minne bewirkt werden (Entbranntes Herze; Freundschaft und Zorn; Transformation des Klugen zum Toren etc.). Er schließt mit einer an Gott gerichteten Bitte um wahre Minne und ewige Freude im Himmel. Eine Häufung von Minneparadoxa ndet sich auch in Der → Traum von der Liebe. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. K , v–r ( Verse) (Ka). – München, BSB, Cgm , v–v ( Verse) (Mü). A: Adelbert von Keller (Hg.): Altdt. Gedichte. Tübingen –, Bd. , S. – (nach
Der rote Mund Ka). – Hans-Friedrich Rosenfeld: Mhd. Novellenstud. . Der Hellerwitz. . Der Schüler von Paris (Palaestra ). Leipzig , S. – (nach Mü mit Lesarten von Ka). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. f. (nach Ka). L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Rolf Max Kully: Der Schüler zu Paris A, B, C. In: VL () Sp. –, hier Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Rosenfeld (s. Ausg.) S. . – Sarah Westphal: Textual Poetics of German Manuscripts – (Studies in German Literature, Linguistics, and Culture). Columbia, SC , S. f., f. JK Reimpaargedichte der Gothaer Handschrift Chart. B . – . Jh. Eine didaktische Sammelhandschrift, die dem Wasserzeichenbefund nach zwischen und enstanden ist, enthält eine Gruppe von sechs thematisch und formal ähnlichen Reimpaardichtungen, deren Verfasser nicht zu benennen ist; ebenso schwierig gestaltet sich die Datierung. Hinweise auf eine mögliche Herkunft der Handschrift aus Straßburg nden sich auf Bl. v (Notiz zu einer vorübergehenden Besetzung der Straßburger Rheinbrücke ); auf dem gleichen Blatt wird der Beginn des Krieges gegen die Armagnaken von erwähnt. Im ersten Gedicht mit dem Titel Funff frogen beantwortet der Dichter fünf Fragen. Er beklagt das Falsche und Schlechte der Welt, der Minne, der Herrschaft, des Klerus und der Richter (vgl. → Buch der Rügen). Der Text schließt mit einer Anrufung Marias: «daz vns durch die genode din / allen werde dine helffe schin.» Das zweite Gedicht (Der milte und der karge) ist ein Streitdialog zwischen den im Titel genannten Parteien über Großmut und Geiz. Trotz gleichen Titels stimmt der Text nicht dem mit → Freidank-Kapitel «Von den milten unde kargen» überein (Eisermann ). Der dritte Text (Von dem alten mann) hat inhaltliche Ähnlichkeiten mit der → Greisenklage. Die Minnerede Von einer schonen frowen überschneidet sich teilweise mit dem ersten Teil von Der → Minne Klaffer. In Von eim truncken man wird wider die Trunksucht gemahnt und belehrt: «so uch den win also den tot / vnd trinck sin niht vil one not». Die letzte Dichtung (Von armut) warnt vor Unmaß allgemein und mahnt, dass man «noch sinem gelte leben» solle. Ü: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B (Pap., um –, elsässisch), r–v
. Hälfte . Jh. (Fünf Fragen), r–v (Der Freigiebige und der Geizige), r–v (Von dem alten Mann), r–v (Von einer schönen Frau), r–v (Warnung vor Trunksucht), r–v (Vom maßvollen Leben). L: RSM () S. f. – Falk Eisermann, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Friedrich Jacobs/ Friedrich August Ukert (Hg.): Beitr. zur ältern Litt. oder Merkwürdigkeiten der Herzogl. öffentlichen Bibl. zu Gotha. Bd. . Leipzig , S. –. – F. Eisermann: Kat. der deutschsprachigen ma. Hss. der Forschungsbibl. Gotha. Vorläu ge Beschreibungen (..) http:// www.manuscriptamediaevalia.de/hs/projekt-Gotha-pdfs (zit.). FA Der rote Mund. – Hyperbolisches Lob der Geliebten, früheste Überlieferung –. Die Minnerede ist in zwei ReimpaarkleinepikSammelhandschriften des . Jh überliefert, wobei eine Handschrift (Mü) eine deutlich kürzere Fassung (fehlendes Wunder vom brennenden Psalter; Wegfall der Liebesklage; der Text endet mit der Aufforderung zur Anschlusskommunikation; darüber hinaus häu ge Wortvarianz). Der Sprecher preist eine Frau, an deren Schönheit keine andere heranreichen könne: Selbst → Wolfram von Eschenbach müsse sie seinen exemplarischen Frauen guren (Nennung von Elsa, Bea urs, Orgeluse, Kondwiramurs, Repanse de Schoye, Sigune, Jeschute, Kunneware) vorziehen. Neben literarischen bringt er auch biblische Referenzmaßstäbe, setzt die Schönheit der Dame an stelle des Heiligen und kritisiert konventionelle Lobtopik, die für die Beschreibung seiner Geliebten nicht ausreiche. Das hyperbolische Lob ergänzt er durch eine Wundererzählung, in der sich das Rot des Mundes der Geliebten auf den gesamten Kirchenraum und seine Ausstattung (Bücher) überträgt. Er beklagt die Missachtung durch die Dame und bittet das Publikum, ihm Glück zu wünschen, damit seine Minnewunden durch die Frau geheilt werden. Er schließt mit einem Bescheidenheitstopos und der Aufforderung zur Anschlusskommunikation. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. K , r–v ( Verse) (Ka). – München, BSB, Cgm , r–r ( Verse) (Mü). A: Adelbert von Keller: Die altdt. Erzählung vom rothen Munde. In: Verz. der Doctoren, welche die phil. Facultät der k. [...] Univ. in
. Hälfte . Jh. Tübingen im Decanatsjahre / ernannt hat. Tübingen , S. – (krit.). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (nach Ka). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Edward Schröder: Die Minnerede vom Roten Munde. In: ZfdA () S. . – I. Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Susanne Köbele: Die Kunst der Übertreibung. Hyperbolik und Ironie in spätma. Minnereden. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/New York , S. –, hier S. –. – Michael Waltenberger: ‹Diß ist ein red als hundert›. Diskursive Konventionalität und imaginative Intensität in der Minnerede ‹D. r. M.›. In: Visualisierungsstrategien in ma. Bildern und Texten. Hg. v. Horst Wenzel/C. Stephen Jaeger (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –. – Wolfgang Achnitz: Wolfram als Minnesänger. Intertextualität und Autoreferentialität der Liebeslyrik um . In: ZfdA () S. –, hier S. –. JK Der Spunziererin Gebet. – Paternoster-Parodie, vor /. In dem Verse umfassenden Gedicht geht es um die Ängste der «spúnzcirerin» (auch «spunczenirerin» [lat. sponsa]: Braut, Geliebte), ihren abwesenden «gespuncze» (Bräutigam, Geliebter) an eine andere Frau zu verlieren. Ihre Gedanken wechseln nach einer kurzen Einleitung (vgl. die Schlussverse) in direkter Rede zeilenweise mit kurzen Abschnitten des lat. Paternoster. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , vb–ra (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch); davor als weitere Paternoster-Parodie: Von eime → trunken buoben. A: Adelbert von Keller (Hg.): Altdt. Gedichte. Tl. . Tübingen , S. f. – Der münch mit dem genßlein. spätma. Verserzählungen. Aus dem Cod. Karlsruhe . Hg. und erl. v. Rolf Max Kully/Heinz Rupp (Universal-Bibl. –). Stuttgart , f. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. (zit.). L: Elisabeth Lienert, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . –
Der Spunziererin Gebet Tilo Brandis: Der Harder (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker NF ). Berlin , S. . – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , passim. – Schmid (s. Ausg.) passim. – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . BJ Tannhäuser und Frau Welt. – Dialogische Versdichtung, Ende . Jh./Anfang . Jh. Das anonyme Gedicht von Versen ist im alemannisch-schwäbischem Raum entstanden und bietet einen Wechselgespräch zwischen Frau Welt und einem männlichen Dialogpartner. Dieser wird erst zur Mitte des Textes als der Minnesänger und Spruchdichter → Tannhäuser apostrophiert, während die «Werlt» schon im ersten Vers benannt wird. Im Streitgespräch kommt dem T. die Rolle des bußfertigen Sünders zu, der Anklage gegen die Welt erhebt, sich von ihr lossagt und sich im Gebet Maria anemp ehlt. Frau Welt verteidigt sich, indem sie auf die Freuden des Frühlings und der Liebe verweist. Sie emp ehlt dem T., sich von «Asterot» (im Mhd. oftmals Teufelsname, hier eher heidnische Dämonin [vgl. Kön , und ]) und «fraw venus» trösten zu lassen. Der letzte Dialogbeitrag gehört dem T., der Venus als «teuffelinne» verurteilt und seine Weltabkehr bekräftigt. Da bei T. u. F. W. auf jeglichen narrativen Rahmen zur Einbettung des Gesprächs verzichtet wird, ist die Nähe der Dichtung zur dramatischen Form offensichtlich. Zwei Paarreime stehen am Anfang der Dichtung, die ansonsten aus Kreuzreimperioden besteht. Die Wechselreden alternieren relativ regelmäßig und oft haben die einzelnen Blöcke vergleichbare Längen. Der überlieferten Aufzeichnungsform könnte eine ursprünglich strophische Fassung zugrunde gelegen haben. Formal ist die mlat. Streitgesprächs-Tradition prägend, wobei die hier vorliegende Variante des Absagedialogs ihr großes Vorbild in Frô Welt ir sult dem wirte sagen → Walthers von der Vogelweide hat (L ,). Über die Anspielung auf die Minneallegorie vom Venusberg bestehen intertextuelle Bezüge zur T.Sage (vgl. auch → Tannhäuser-Ballade). Das genealogische Verhältnis von Ballade, T. u. F. W. und dem Dialog → Tannhäuser und Venus ist unklar.
Tannhäuser und Venus T. u. F. W. ist aber das früheste gesicherte Zeugnis der T.-Sage. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. K , vb–ra (Pap., /, schwäbisch-bair.-ostfränkisch); durch die Überschrift «Der thanhauser der gibt eyn gut ler» suggeriert die Hs.-Redaktion, dass der Tannhäuser der Verfasser des Dialogs ist. – Digitalfaks. der LB Karlsruhe unter: digital.blbkarlsruhe.de. A: Adelbert von Keller (Hg.): Fastnachtsspiele aus dem fünfzehnten Jh. Nachlese (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ). – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: Ingrid Kasten, VL () Sp. f. – Johannes Siebert: Der Dichter Tannhäuser. Leben, Gedichte, Sage. Halle , S. f. – Margarete Lang: Tannhäuser (Von dt. Poeterey ). Leipzig , S. . – John Wesley Thomas: Tannhäuser. Poet and Legend. With texts and translations of his works (University of North Carolina studies in the Germanic languages and literatures ). Chapel Hill , S. . – Burghart Wachinger: Vom Tannhäuser zur TannhäuserBallade. In: ZfdA () S. –, hier S. , , f. (wieder in: Ders.: Lieder und Liederbücher. Gesammelte Aufsätze zur mhd. Lyrik. Berlin/ New York , S. –, hier S. , , f. [mit neuer Schlussbemerkung]). – Heinz Kischkel: Tannhäusers heimliche Trauer. Über die Bedingungen von Rationalität und Subjektivität im MA (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Christa Tuczay: Tannhäuser. In: Künstler, Dichter, Gelehrte. Hg. v. Ulrich Müller/Werner Wunderlich (MA-Mythen ). Konstanz , S. –, hier S. , f. – Hanno Rüther: Der Mythos von den Minnesängern. Die Entstehung der Moringer-, Tannhäuser- und Bremberger-Ballade (Pictura et poesis ). Köln u. a. , S. – passim u. ö. – Karin Tebben: Tannhäuser. Biogr. einer Legende. Göttingen , S. , . VZ Tannhäuser und Venus. – Strophischer Dialog, erste Hälfte . Jh. Das Gespräch zwischen Tannhäuser und Venus umfasst neun Strophen mit je zwei kreuzgereimten vierversigen Blöcken. Der hier präsentierte Abschied T.s vom Venusberg ist ein Ausschnitt aus der T.-Sage, deren frühestes Zeugnis → Tannhäuser und
. Hälfte . Jh. Frau Welt ist (vgl. auch → Tannhäuser-Ballade). Allerdings wird die Szene ohne jeden narrativen Rahmen als reiner Dialog geboten und erscheint damit losgelöst vom Sagenkontext. Der Anlass von T.s Aufenthalt oder sein weiteres Schicksal bleiben ausgespart. T. tritt als bußfertiger Sünder auf, wendet sich von Venus ab und Maria sowie Christus zu. Venus versucht erfolglos, ihn mit Verweisen auf die Freuden der Liebe, das hö sche Leben im Berg oder den Dienst ihrer Zwerge erneut von sich einzunehmen. T., so die letzte Strophe, die sich beide Dialogpartner teilen, will lieber den himmlischen Schatz suchen. Unklar ist das Verständnis der sechsten Strophe, die nicht recht zu herkömmlichen Vorstellungen von der Liebesgöttin passen will: Venus verteidigt sich gegen den Vorwurf der Boshaftigkeit und leugnet, wegen des Teufels im Berg zu sein. Sie gibt an, ihr Vater sei der König von «Babolen und Dusgandie [Dusgindie ?]» gewesen (Lesung des handschriftlichen Wortlauts nach Wachinger , S. [, S. ]). Die Bedeutung dieser königlichen Abkunft wird sich nicht klären lassen (Mone [s. Ausg.] hat «Babylon und Taschkent» vorgeschlagen). Die genealogische Einordnung von T. u. V. in die Genese der T.-Sage und ihr Verhältnis zur Ballade und auch zu Tannhäuser und Frau Welt ist unsicher. Ü: Karlsruhe, LB, Cod. St. Georgen , r–r (Pap., , westschwäbisch); Überschrift: «tanhuser», darüber Datierung des Eintrags: « jar». – Digitalfaks. der LB Karlsruhe unter: digital.blb-karlsruhe.de. A: [Franz Joseph] M[one]: Lieder vom Tannhäuser. In: Anz. für Kunde der teutschen Vorzeit () Sp. –, hier Sp. f. – Philip Stephan Barto: Tannhäuser and the Mountain of Venus. A study in the legend of the Germanic Paradise. New York , S. – (nach Mone). L: RSM () S. (ZX//). – Burghart Wachinger, VL () Sp. . – Johannes Siebert: Der Dichter Tannhäuser. Leben, Gedichte, Sage. Halle , S. f. – Margarete Lang: Tannhäuser (Von dt. Poeterey ). Leipzig , S. f. – B. Wachinger: Vom Tannhäuser zur Tannhäuser-Ballade. In: ZfdA () S. –, hier S. f. (wieder in: Ders.: Lieder und Liederbücher. Gesammelte Aufsätze zur mhd. Lyrik. Berlin/New York , S. –, hier S. [mit neuer Schlussbemerkung]). – Heinz Kischkel: Tannhäusers heimliche Trauer. Über die Bedingungen von Rationalität und Subjektivität
. Hälfte . Jh.
Eine tugendhafte Frau übertrifft die vier Elemente
im MA (Hermaea NF ). Tübingen , S. . – Christa Tuczay: Tannhäuser. In: Künstler, Dichter, Gelehrte. Hg. v. Ulrich Müller/Werner Wunderlich (MA-Mythen ). Konstanz , S. –, hier S. f., . – Hanno Rüther: Der Mythos von den Minnesängern. Die Entstehung der Moringer-, Tannhäuser- und Bremberger-Ballade (Pictura et poesis ). Köln u. a. , S. – passim u. ö. – Karin Tebben: Tannhäuser. Biogr. einer Legende. Göttingen , S. , . VZ Eine tugendhafte Frau übertrifft die vier Elemente. – Tugendpreis, Überlieferung –. Die ndl. Minnerede ist unikal überliefert. Der Sprecher tritt in vier Abschnitten den Beweis an, dass tugendhafte Frauen den vier Elementen Wasser, Luft, Erde und Feuer überlegen sind. Er belegt dies durch die Darstellung der läuternden und beglückenden Funktion in Hinsicht auf die Männer. Er schließt mit einer Apostrophe der idealen Frau, die er hyperbolisch preist und der er Gottes ewige Seligkeit verspricht. Ü: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage Cod. H , S. – ( Verse). A: Eelco Verwijs (Hg.): Van vrouwen ende van minne. Middelnederlandsche gedichten uit de XIVe en XVe eeuw (Bibliotheek van Middelnederlandsche letterkunde. A . , ). Groningen , S. –. L: Ingrid Kasten, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Dini Hogenelst: Sproken en sprekers (Nederlandse literatuur en cultuur in de Middeleeuwen ). Amsterdam , Bd. , S. (Nr. ). JK Wohltun und Fröhlichsein. – An die Geliebte gerichtete Liebeslehre in Kreuzreimen, Überlieferung –. Die Minnerede ist unikal in ndl.-dt. Mischsprache (teilweise verderbter bzw. schwer verständlicher Text) überliefert. Den vier Gruppen von Kreuzreimversen scheint eine inhaltliche Gliederung zu Grunde zu liegen: . Gruß und Treueversicherung mit direkter Apostrophe der Geliebten; . Tugendlehre, in der ‹Wohltun› und . ‹Fröhlichsein› gepriesen und als Quelle von Demut und Ehre empfohlen werden; . Erhörungsbitte mit direkter Apostrophe der Geliebten.
Ü: Den Haag, Koninklijke Bibliotheek ’s-Gravenhage Cod. H , S. – ( Verse). A: Van vrouwen ende van minne. Middelnederlandsche gedichten uit de XIVe en XVe eeuw. Hg. v. Eelco Verwijs (Bibliotheek van Middelnederlandsche letterkunde. A . , ). Groningen , S. –. L: Sabine Griese, VL (), Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Beteuerung ewiger Treue. – Monologischer Preis der Treue, früheste Überlieferung um . Die Minnerede (zwei Handschriften; keine signi kante Varianz) zeichnet sich weniger durch argumentative Fülle als durch rhetorische Brillanz (gelehrte Vergleiche und Metaphern) aus. Der Sprecher preist darin seine eigene Treue, sodann das Lachen und die Schönheit der geliebten Dame. Es folgt eine Zeitklage: Der Treulose werde dem Treuen vorgezogen. Der Sprecher endet mit mehrfachen Beteuerungen seiner ewigen Beständigkeit, Treue und Dienstbereitschaft. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–v ( Verse). – Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , ra–vb ( Verse) (Ka). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. ) (nach Ka). L: Tilo Brandis, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. . JK Des Minners Anklagen. – Streit- und Werbungsgespräch, Überlieferung . Die unikale Überlieferung in der sog. Livländischen Sammlung ist fragmentarisch (Textausfall mindestens am Anfang und Schluss). Der umfangreiche nd. Text ist durch zahlreiche Überschriften (gegebenenfals ursprünglich Bildbeischriften?) in überschaubare Abschnitte gegliedert. Am Anfang steht ein Streitgespräch zwischen dem minnebetroffenen Sprecher und ‹Frau Schönheit› und ‹Frau Liebe›. W¨ahrend der Sprecher das Leid der Liebe beklagt und Vorwürfe erhebt, betonen die Personi kationen die positiven Aspekte (Freude, Veredelung). Das Gespräch verschiebt sich dann in Richtung eines Vorrangstreits der beiden Personi kationen, den der Sprecher zu schlichten versucht, da er vielmehr die gemeinsame Hilfe der beiden gegenüber seiner Geliebten benötigt.
Streitgespräch zweier Frauen über die Minne
. Hälfte . Jh.
Es folgt ein Werbungsgespräch, in dem der Sprecher die zunächst abweisende Geliebte (Tugendprobe) von seiner Aufrichtigkeit und Dienstbereitschaft zu überzeugen sucht. Ihr Einlenken lässt den Sprecher in einen hymmnischen Freudenpreis ausbrechen. Auf den Tadel der ‹Frau Beständigkeit›, die Geliebte habe zu früh nachgegeben, verteidigt sie der Sprecher. Das Paar verp ichtet sich gegenüber der Beständigkeit, mit deren Preis der Sprecher schließt. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. oct. , r–v ( Verse). A: Wilhelm Seelmann: D. M. A. In: NdJb () S. –. L: Alfred Karnein, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Hermann Jantzen: Gesch. des dt. Streitgedichtes im MA mit Berücksichtigung ähnlicher Erscheinungen in anderen Litteraturen (Germanistische Abh. ). Breslau , S. f. – Ann Marie Rasmussen: Masculinity and the ‹Minnerede›: Berlin, Staatsbibl. Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. oct. (Livonia, ). In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/ New York , S. –, hier S. f. JK
die Vorzüge der anderen Position anerkennt, aber dennoch bei ihrer Haltung bleiben will, das Gespräch abbricht, kommt der Sprecher auf Anraten seines Herzens aus dem Versteck. Als er angibt, auf der Suche nach der Liebe seiner Dame zu sein, bekommt er den Rat, einer Straße in der Nähe zu folgen. Der Sprecher schließt mit einer Klage über die Trennung von der Geliebten. Ü: Rahmenfassung: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , v–r ( Verse) (Be). – Ebd., Ms. germ. quart. , v–r ( Verse) (Be). – Ebd., Ms. germ. oct. , r–v ( Verse) (Be). – Dessau, Anhaltische Landesbücherei, Wiss. Bibl. u. Sondersammlungen Georg, °, r–v ( Verse) (De). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. chart. A , ra–vb ( Verse) (Go). – Leipzig, UB, Ms. Apel , r–r ( Verse) (Le). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , r–v ( Verse) (Pr). – Stuttgart, LB, poet. et phil. ° , v–v ( Verse) (St). – Gesprächsfassung: Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse) (He). – Trier, StB, /a °, r–r ( Verse) (Tr). A: Denkmäler altdt. Dichtkunst. Beschrieben und erläutert von Johann Joachim Eschenburg. Bremen , S. – (nach Be). – Franz Kratochwil: Über den gegenwärtigen Stand der Suchenwirt-Hss. In: Germania () S. –, –, –, hier S. f. (nach einer Abschrift von Go). – Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; nach Pr). – Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. , nach He mit ausgewählten Lesarten der übrigen Hss.). L: Alfred Karnein, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. , –. – Ann Marie Rasmussen: Masculinity and the ‹Minnerede›: Berlin, Staatsbibl. Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. oct. (Livonia, ). In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.und Kulturgesch. ). Berlin/New York , S. –, hier S. –, . JK
Streitgespräch zweier Frauen über die Minne. – Belauschtes Streitgespräch, früheste Überlieferung . Die Minnerede ist ausschließlich im Rahmen von reinen Minnereden-Handschriften bzw. Minnereden-Blöcken in Sammelhandschriften des . und . Jh. überliefert. Die Überlieferung teilt sich in eine ‹Rahmenfassung› (acht Handschriften; nur hier wird die Rahmenerzählung am Ende wieder aufgenommen und geschlossen) und eine ‹Gesprächsfassung› (zwei Handschriften; mit zusätzlichen Passagen im Streitgespräch), innerhalb der Gruppen gibt es Varianz auf der Ebene von Syntax und Wortwahl, aus denen sich aber kaum bedeutungstragende Unterschiede ergeben. Der Sprecher belauscht an einem amoenen Ort zufällig das Streitgespräch zweier Damen. Die eine preist ihren Geliebten und die Vorzüge der hö schen Minne, die sie als Quell aller (auch körperlichen) Freude ansieht. Die andere Dame ist skeptisch und versucht, sich von der Liebe fernzuhalten, um möglichst frei und vor Enttäuschungen und Leid geschützt zu sein. Als die liebende Dame, die
. Hälfte . Jh. Die treue Magd. – Schwankhaftes Märe, aus dem . Jh. überliefert. Erhalten ist das Schwankmäre in drei Handschriften aus dem . Jh.: einmal in nd. ( Verse) und zweimal in hochdt. Bearbeitung ( bzw. Verse). Ihre gegenseitige Abhängigkeit ist unklar (vgl. Beckers und Sappler). Das Märe handelt von einem jungen und begabten Gelehrten, der zwei Gebete täglich aufsagt, weshalb seine Reise nach Paris zur Universität eine lohnende und lehrreiche wird. Auf dem Weg dorthin verweilt er bei einer wohlhabenden Rittersfrau, deren Gatte unterwegs ist. Seine liebenswürdige Gewandtheit trägt dazu bei, dass sich die Dame auf ein Liebesabenteuer mit dem Jüngling einlässt. Als ihr Ehemann und ihre Brüder am nächsten Tag zurückkehren, halten sie die ineinander verschlungenen Schlafenden für eine Person. Der Arm der Frau, der aus der Decke hervorlugt, lässt die Männer über die Schönheit des gelehrten Gastes sprechen: «segestu ju eynen arm so n». Das geschlechtliche Verwechslungsspiel signalisiert im Gespräch der Männer, wie «scriver» wegen ihrer Tätigkeit eher mit weiblichen als männlichen Eigenschaften identi ziert werden (vgl. Schallenberg). Im weiteren Handlungsverlauf begreift die Magd die Situation als Erste und zündet rasch die Scheune an, um die Männer abzulenken und ihre Herrin zu warnen. So bleibt der Ehebruch unentdeckt, der Jüngling bricht wenige Tage später wieder auf. Obwohl er die Geliebte trotz ihrer Bitten auf dem Rückweg nicht mehr besucht, erinnert er sich später häu g an sie. Es handelt sich um eine ungewöhnliche Exempelerzählung: Die bewiesene «truwe» der Magd wird erst im Schlusswort erwähnt, während die von drei Knechten genannten Tugenden Ritterlichkeit, Gelehrsamkeit und Frauendienst von Beginn an präsent sind. Dass dem Studenten das Liebesabenteuer dank seines Gebets an die Hl. Gertrud (von Nivelles), der Schutzheiligen der fahrenden Schüler und Wandergesellen, widerfährt, wirkt leicht ironisch, denn es ist auch die Heilige, die der Magd den rettenden Einfall gibt. Die Treue der Magd der Herrin gegenüber steht über der ehelichen Treue und unterläuft den didaktischen Charakter des Märes zugunsten eines subtilen Lustspiels (vgl. Sappler). Ü: Nd. Fassung: Berlin, SBB, mgo , r–v (Pap., , westnd.). – Hochdt. Fassungen: Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–vb (Pap.,
Die treue Magd –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.). A: Johann J. Eschenburg: Denkmäler altdt. Dichtkunst. Bremen , S. –. – Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Hermann Oesterley (Bearb.): Nd. Dichtung im MA. Dresden , S. (Auszug). – Karl Schmidt: Zu nd. Gedichten der livländischen Slg. Elberfeld , S. –. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...], meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –; Wollenweber (s. Lit.) Bd. , S: –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Sappler (s. Lit.) S. – (zit.). L: Anke Roeder, KNLL () S. f. – Hartmut Beckers, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. f. – Ulla Williams, Killy () S. . – Wilhelm Stehmann: Die mhd. Novelle vom Studentenabenteuer (Palaestra ). New York (Nachdr. ), S. –. – Klaus Hufeland: Die dt. Schwankdichtung des SpätMA. Beitr. zur Erschließung und Wertung der Bauformen mhd. Verserzählungen (Basler Stud. zur dt. Sprache und Lit. ). Bern . – Frauke FroschFreiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoffund Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Klaus W. Wollenweber: Zwei Mären des SpätMA in Parallelausg. mit Komm. I. D. t. M. II. Der Pfaffe in der Reuse. Bde. Ann Arbor, MI . – Stephen L. Wailes: Students as Lovers in the German Fabliau. In: Medium Aevum () S. –, hier S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., . – J. Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/ –/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. . – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. . – Paul Sappler: Zur Lehrhaftigkeit der ‹T. M.›. In: Dichtung und Didaxe: Lehrhaftes Sprechen in der dt. Literatur des MA. Hg. v.
Liedersaal-Handschrift Henrike Lähnemann/Sandra Linden. Berlin , S. –. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. f. und Reg. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. f. FA Der Knappe und die Frau (Die Liebesnacht des Knappen). – Minnerede, vor . Es geht um einen Knappen, der eine «magt minneclich» fragt, ob nur die Ritter eine Frau nach Minnesold fragen dürfen. Die Magd berichtet ihm von einer von ihr arrangierten Liebesnacht zwischen einer Frau und einem Knappen. Ausführlich wird die Liebesbegegnung beschrieben; zur sinnlichen Veranschaulichung werden bekannte Paare wie «Sygun und tschinatulander» aufgeführt. Der Text endet mit dem Ausblick, dass kein Knecht verzagen solle, auch er könne sich die Liebe verdienen. Ü: Berlin, SBB, Hdschr. , r–r (Pap., um , bair.-österr.). – Ebd., mgq , v–r (Pap., um , westschwäbisch). – Heidelberg, UB, Cpg , v–r (Pap., v–r, –, nordalemannisch-südfränkisch). – Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen (→ Liedersaal-Hs.), ra–ra (Pap., um , alemannisch). – London, British Library, MS Add. , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., um , ostschwäbisch). – Ebd., Cgm , v–v (Pap., –, nordbair.). – Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , v–v (Pap., um –, obd.). A: [Joseph von Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bd. . o. O. (St. Gallen/Konstanz ; Nachdr. Darmstadt ) S. – (Nr. , zit.). L: Volker Mertens, VL () Sp. ; () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , Anm. . – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/ M. , S. . – Jacob Klingner: Minnereden im Druck. Stud. zur Gattungsgesch. im Zeitalter des Medienwechsels (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. . FA
. Hälfte . Jh. Liedersaal-Handschrift. – Sammlung kleinerer Reimpaardichtungen, um (Texte aus dem . und . Jh.). Die Bezeichnung L.-Hs. geht auf den ehemaligen Besitzer und Herausgeber des Codex, Joseph Freiherr von Laßberg (–), zurück. Mit insgesamt Dichtungen ist die L.-Hs. die an Texten umfangreichste unter allen Reimpaar-Sammelhandschriften. Als Autoren am häu gsten vertreten sind: → Heinrich der Teichner ( Reden), → Freidank ( Sprüche), ein unbekannter Autor mit gereimten Liebesbriefen (→ Konstanzer Liebesbriefe) und der → Stricker ( Bispel und Mären). Zu weiteren namentlich bekannten Autoren zählen u. a. → Konrad von Würzburg (Herzmäre, Der Welt Lohn), → Heinrich von Pforzen, der → Zwickauer und Peter → Suchenwirt. Den Großteil der Sammlung machen aber anonyme Kleindichtungen aus: Bispel, Mären, Fabeln, Scherzreden, Minnereden, geistliche Erzählungen und Mirakelgeschichten (Der → König im Bad). Unter den Mären nden sich z. B. Das → Auge, → Frauentreue, Das → Schneekind, Der → Sperber, Die → halbe Decke oder Die → halbe Birne. Außerhalb dieses Gattungsspektrums stehen zwei dt. → Cato-Fassungen und ein vereinzeltes Minnelied (detaillierte Inhaltsangabe der Handschrift bei Eichenberger [s. Beschreibung der Hs.]). Neben den Konstanzer Liebesbriefen nden sich in der L.-Hs. weitere Unika aus allen Textsorten, so dass insgesamt ein Drittel der enthaltenen Stücke der L.-Hs. hier unikal tradiert werden. Die L.-Hs. zeichnet sich in erster Linie durch ihre Vielfalt im Rahmen der Reimpaarkleindichtung aus. Ein besonderes Pro l gewinnt die Handschrift bei der Minnereden- und Fabelauswahl. Die Minnereden dürften aus mindestens zwei Vorlagen gezielt ausgewählt worden sein und repräsentieren eine breites Spektrum qualitativ hochwertiger Texte. Unter den aufgenommenen Fabeln nden sich viele Fabel-Sonderfälle, die stofflich nicht an die lat.-äsopische Tradition anschließen, sondern aus dem Tierepos oder älteren dt. Reimpaarfabeln schöpfen. Thematisch ist bei den Fabeln die Ausweitung auf die Minnebelehrung bemerkenswert und stilistisch ist oft ein tendenziell polemischer Tonfall zu bemerken, welcher für dt. Reimpaarfabeln zumindest ungewöhnlich ist. Bei der Anordnung der Texte folgt die Redaktion bis auf wenige Ausnahmen einem alphabeti
. Hälfte . Jh. schen Prinzip: Stücke mit gleichen Anfangsbuchstaben werden in Gruppen zusammengefasst. Ob bei der Anordnung dieser Gruppen ein bestimmtes Konzept verfolgt wurde, lässt sich nicht hinreichend interpretieren, zumal Störungen bei den Ordnungsprinzipien die Deutung erschweren: So fügen sich z. B. die ersten Stücke und weitere über die Kollektion verteilte überhaupt nicht in das Prinzip hinein. Die ersten sieben Textgruppen bilden das Akrostichon «AEGDIUS», aber ob hier auf eine bestimmte Person verwiesen werden sollte, die in einem wie auch immer gearteten Zusammenhang zur Sammlung steht, ist völlig unklar (geschweige denn, wer gemeint sein könnte). Innerhalb dieses formalistischen Ordnungsprinzips lässt sich ein weiteres Phänomen erkennen, das einiges über die Entstehungsgeschichte der L.-Hs. verrät. Die einzelnen über den Anfangsbuchstaben konstituierten Gruppen gliedern sich in fünf untergeordnete differenzierbare Abschnitte, die in jeder Gruppe in der gleichen Reihenfolge erscheinen. Diese haben jeweils eine thematische, inhaltliche oder gattungsspezi schen Entsprechung zu den gleich positionierten Abschnitten in den anderen Gruppen. Vermutlich hat der Schreiber fünf Hauptvorlagen benutzt und Texte daraus in der immer gleichen Reihenfolge in die jeweilige alphabetisch passende Textgruppe übertragen. Hinsichtlich dieser Vorlagen sind relativ gesicherte Rückschlüsse möglich auf eine Teichner-Sammlung (an vierter Stelle) und eine Freidank-Sammlung (an fünfter Stelle). Bei der Vorlage, die für die jeweils zweite Stelle grundlegend war, dürfte es sich um eine Bispelsammlung (einschließlich exempelartiger Mären) gehandelt haben. B G H: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen ; Bll., Blattreste, Pap., um (Ob die Angabe «» auf Bl. ra auf den Entstehungsprozess bezogen werden kann, ist fraglich. Es könnte sich auch um die Notiz eines späteren Benutzers handeln. Neuere Auswertungen der WasserzeichenVergleichsbelege machen eine Entstehung um wahrscheinlich.), südalemannisch (Oberschwaben/ Bodensee – aus Konstanz [?]), Blattgröße: x cm, Schriftraum (zweispaltig): – x – cm. – Im . Jh. war der Cod. vermutlich in der Bibliothek der Grafen zu Helfenstein. Laßberg könnte die Hs. als Geschenk von Fürstin Elisabeth zu Fürstenberg erhalten haben. Zu den zahlreichen Benutzungsspuren Laßbergs zählen neben Notizen auch
Liedersaal-Handschrift nachgetragene Titel und Initialen. – Digitalfaks. der LB Karslruhe online: digital.blb-karlsruhe.de/ id/. – Aktuellste und umfangreiche Beschreibung der Hs. mit Inhaltsangabe, Ausgabenachweisen usw.: Nicole Eichenberger: Überarbeitung und Online-Publ. der Erschließungsergebnisse aus dem DFG-Projekt zur Neukatalogisierung der ehemals Donaueschinger Hss. in der Badischen LB Karlsruhe (unter www.manuscripta-mediaevalia.de). A: [J. v. Laßberg (Hg.)]: Lieder Saal, das ist: Sammelung altteutscher Gedichte, aus ungedrukten Quellen. Bde. o. O. [Eppishausen] –; Verlagsausg. Konstanz/St. Gallen (Nachdr. Darmstadt ). Neben dieser weitgehend diplomatischen Gesamtausg. gibt es zahlreiche weitere Ausg. in Anthologien und Autorenausg.; s. jeweils bei den Autoren/Werken und die Angaben bei Eichenberger (s. Beschreibung der Hs.). L: Klaus Grubmüller, VL () Sp. –. – Friedrich Heinrich von der Hagen: Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen. Ritter- und Pfaffen-Mären, Stadt- und Dorfgeschichten, Schwänke, Wundersagen und Legenden. Bd. . Stuttgart/Tübingen (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Heinrich Niewöhner: Der Inhalt von Lassbergs L.-Hs. In: PBB () S. –. – Ders. (Hg.): Die Gedichte Heinrichs des Teichners. Bd. (DTM ). Berlin , S. LXXIX–LXXXI. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. –, . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. f. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – K. Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zur Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München , S. –. – Berndt Jäger: ‹Durch reimen gute lere geben›. Unters. zu Überl. und Rezeption Freidanks im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. . – Reinhold Bleck: Konrad von Würzburg: Der Welt Lohn. In Abb. der gesamten Überl., synoptische Ausg., Unters. (Litterae ). Göppingen , S. f. – Jürgen Schulz-Grobert: ‹Autoren gesucht›. Die Verfasserfrage als methodisches Problem im Bereich der spätma. Reim
Die Sag von Nürnberg paarkleindichtung. In: Literarische Interessenbildung im MA. DFG-Symposion . Hg. v. Joachim Heinzle. Stuttgart/Weimar , S. –, hier S. –. – Felix Heinzer (Hg.): ‹Unberechenbare Zinsen›. Bewahrtes Kulturerbe. Kat. zur Ausstellung der vom Land Baden-Württemberg erworbenen Hss. der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibl. Stuttgart , S. f. – Eberhard Nellmann: ‹Das neue Dt.›. Eine vergessene Reimrede aus dem Laßberg-Cod. In: ZfdPh () S. –. – Helen Kurss: Zur Gesch. der ‹L.›-Hs. In: Autobiogra sches Schreiben von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart. Hg. v. Mari Tarvas. Frankfurt/ M. u. a. , S. –. – Franz-Josef Holznagel: Handschrift – Texttypologie – Literaturgesch. Die kleineren mhd. Reimpaardichtungen des . Jh. und der Wiener Stricker-Cod. (Hermaea NF ). Berlin/Boston . VZ Die Sag von Nürnberg. – Reimpaarrede, nach . Der moderne Titel der Reimpaarrede Sag von Nürnberg ( Verse) leitet sich aus der rubrizierten Einleitung des älteren Textzeugen aus dem Augsburger Kloster St. Ulrich und Afra (heute Münchner Hs. Cgm ) ab: «Hernach vollget Ein sag von der Edlen und wirdigen Stat Nurenberg allso». Da ihr unbekannter Verfasser zweimal im Text seine Weitgereistheit herausstreicht (V. –), wurde in der jüngeren Forschung ein Fahrender als Autor angenommen. Der Editor von Keller vermutete dagegen noch den Nürnberger Handwerkerdichter Hans → Rosenplüt als Urheber angesichts auffälliger inhaltlicher und sprachlicher Parallelen zu dessen publizierten Lobspruch auf Nürnberg. In einem zweiten, erst entdeckten Textzeugen, einer Hs. aus dem Umkreis der Nürnberger Kaufmanns- und Ratsfamilie Tucher von (heute Weimarer Hs. F ), sind beide Texte auch ohne größere Absetzung oder eigenen Titel hintereinander überliefert; auf dem Vorsatzblatt wurde von einer Hand des . Jh. «Hans Rosenpluet: Die Sag von Nürnberg» notiert. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Rosenplüt den älteren Text der «Sag» in Händen hielt und für sein eigenes Werk benutzte. Als sicherer Terminus post quem der «Sag» gilt das Jahr , in dem König Sigismund die Reichskleinodien von Ofen nach Nürnberg überführen lies, denn ihre Ankunft in der Stadt war offensichtlich Anlass für die Dichtung (V. f., –).
. Hälfte . Jh. Als Terminus ante quem wurde das Jahr von Sigismunds Kaiserkrönung vorgeschlagen, da der Herrscher im . Vers nur als «Edel kunng von Vnngerlanndt» bezeichnet wird. In der Forschung umstritten ist, ob die «Sag» oder aber Rosenplüts Lobspruch als erstes Städtelob Nürnbergs gewürdigt werden müsse. Das Lob Nürnbergs in der «Sag» ist konzentriert auf den Preis der Reichsreliquien, die der Autor im zeittypischen Katalogstil aufzählt und deren universale Bedeutung er mehrfach hervorhebt (z. B. V. ). Nürnbergs Ruhm wird damit konkret im Wert begründet, der der Stadt durch die Präsenz des Reliqiuienschatzes verliehen wird, bzw. erwächst aus der Aufgabe, die ihr mit seiner Verwahrung anvertraut wurde (V. ). Als Vorbild für die «Sag» verweist Kirchhoff auf die «Schreizettel», von denen der «Vocalissimus» bei den jährlichen Heiltumsweisungen die Erläuterungen zu den jeweils der Pilgerschar präsentierten Reliquien ausrief (vgl. Schnelbögl). In ihnen freilich fehlen Passagen, die wie in der «Sag» von Nürnberg die Stadt thematisieren und rühmen. Eine ähnliche Kombination von geistlichem Thema und Lob auf die Stadt ist andererseits, ohne eine direkte Abhängigkeit der Texte zu unterstellen, in der Liturgie um den Nürnberger Stadtpatron Sebaldus zu nden (vgl. Meyer). So etwa verquickt das Reimofficium Nuremberg attolleris, an Sebalds Festtag (..) zur Vesper gesungen, das Lob des Heiligen mit dem der Stadt, die als «aula regia» und «caput regni» gewürdigt wird. Von hier wurden diese Passagen wortwörtlich in die seit dem späten . Jh. breit überlieferten volkssprachlichen Legenden übernommen (Borst). W¨ahrend die Vorlagen der «Sag» vage bleiben, ist ihre Rezeption zumindest in einem konkreten Fall deutlicher zu fassen: Ein Indiz dafür ist der Katalog, mit dem die «Sag» in den Versen – die Stadt Nürnberg ausführlich mit sechs anderen ‹heiligen› Städten vergleicht, mit Köln, Bamberg, Rom, Aachen, Bethlehem und Jerusalem, denen sie – wie der Autor betont – mindestens ebenbürtig oder sogar überlegen sei. Diesen Katalog hat Hans Rosenplüt in seinem Lobspruch auf Nürnberg in Teilen mit Köln, Rom und Jerusalem aufgegriffen und um Trier ergänzt. Ü: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., ca. –, bair.; vgl. Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB. cgm –.
. Hälfte . Jh. Wiesbaden , S. –). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Hs. F , v–v, v–v (Pap., Nürnberg, ). A: S. v. N. In: Fastnachtsspiele aus dem fünfzehnten Jh. Theil III. Hg. v. Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. L: Ingeborg Glier, VL (), Sp. f. – Johannes Demme: Stud. über Hans Rosenplüt. Münster . – Julia Schnelbögl: Die Reichskleinodien in Nürnberg –. In: Mitt. des Ver. für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Arno Borst: Die Sebaldslegenden in der ma. Gesch. In: Jb. für fränkische Landesforschung () S. –, bes. S. –. – Jean Lebeau: L’éloge de Nuremberg dans la tradition populaire et la littérature humaniste de à . In: Hommage à Dürer. Strasbourg et Nuremberg dans la première moitié du XVIe siècle. Actes du Colloque de Strasbourg (–..) (Publ. de la société savante d’Alsace et des régions de l’est, Collection ‹Recherches et Documents› ). Straßburg , S. –, hier S. . – Jörn Reichel: Der Spruchdichter Hans Rosenplüt. Lit. und Leben im spätma. Nürnberg. Stuttgart , S. , –. – Karl-Engelhardt Klaar: Sicherung und P ege der Reichskleinodien in Nürnberg. In: Nürnberg – Kaiser und Reich. Ausstellung des Staatsarch. Nürnberg vom ..–.. (Ausstellungskat. der Staatlichen Arch. Bayerns ). Neustadt a. d. Aisch , S. . – Carla Meyer: Die Stadt als Thema. Nürnbergs Entdeckung in Texten um (MA-Forschungen ). Ost ldern , S. –. – Matthias Kirchhoff: Gedächtnis in Nürnberger Texten des . Jh. Gedenkbücher, Brüderbücher, Städtelob, Chroniken (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgesch. ). Neustadt a. d. Aisch , S. –. CM Stoßelin, Jacob. – Autor eines Reimpaarspruchs, erste Hälfte . Jh. In Vers nennt sich J. S. als Autor, der in seinem Text die innerstädtischen Kon ikte von Mainz – behandelt. S. weist sich als Mainzer Patrizier aus und beklagt die Absetzung des alten Mainzer Rats. Der Text ist in einem Papierheft überliefert, das sich ebendiesem Thema widmet. Dort ndet sich auch eine Dichtung von Eberhard → Schenkdenwin, den S. in seinem Spruch namentlich erwähnt («Schenken en den win», V. ) und attackiert. Abgefasst wurde S.s Spruch nach
Stoßelin dem Beginn des Preßburger Reichtags (..), der in den Versen – vorkommt. Urkundlich bezeugt ist der Bader Jacob Stoßel (); ebenso gibt es Indizien, dass eine Person gleichen Namens existierte (der Vater?). Die Identität des Dichters ist jedoch nicht zu veri zieren. Ü: Darmstadt, Hessisches Staatsarch., E Nr. / (), Bll., r–v (Pap., –; Prosa-Material ist geteilt, die anderen beiden Sprüche be nden sich am Heftanfang bzw. ende); Verse. A: Liliencron () S. – (Nr. ) (zit.). – Johann Carl von Fichard: Eberhard Windeck, der Biograph König Siegmunds. In: Frankfurtisches Arch. für ältere dt. Litt. und Gesch. () S. –, hier S. –. – Wegen Korrekturen und Ergänzungen vgl. Wyss (s. Lit.) S. f. und Ulrich Müller: Politische Lyrik des dt. MA. Texte, Bd. : Von Heinrich von Mügeln bis Michel Beheim, von Karl IV. bis Friedrich III. (GAG ). Göppingen , S. –. L: Liliencron () S. –. – Isolde Neugart, VL () Sp. –. – Theodor Scheel: Die Zunftunruhen in Mainz. Diss. Rostock , S. –. – Carl Hegel: Die Chroniken der mittelrheinischen Städte. Bd : Mainz (Chron.dt.St. ). Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. f., –. – Artur Wyss: Über die drei Gedichte von den bürgerlichen Unruhen zu Mainz –. In: Forschungen zur dt. Gesch. () S. –. – Johann Baptist Seidenberger: Die Kämpfe der Mainzer Zünfte gegen Geistlichkeit und Geschlechter im . Jh. In: Hist. Jb. () S. –, hier S. –. – Johannes Bernhard Menke: Geschichtsschreibung und Politik in dt. Städten des SpätMA. In: Jb. des Kölnischen Geschichtsvereins / () S. –, hier S. –. – Ulrich Müller: Unters. zur polit. Lyrik des dt. MA (GAG /). Göppingen , S. f. – Walter Hinderer: Gesch. der politischen Lyrik in Deutschland. Stuttgart , S. f. FA Die beiden Schwestern. – Lehrhafte Reimpaardichtung, erste Hälfte/Mitte . Jh. Das Gedicht wendet sich gegen unstandesgemäße Liebe und steht im Kontext der Minneschuldichtung. Die Verse des Textes bieten vorrangig den Dialog zweier Töchter eines Ritters, die über die Frage streiten, ob sie als Angehörige ihres
Elisabeth Standes einen Stadtbewohner lieben dürfen. W¨ahrend die ältere dies bejaht und einen Gesellen aus der Stadt («ains burgers sun»), der um sie wirbt, verteidigt, weist die jüngere die Vorstellung scharf zurück. Diese liebt einen weitgereisten Ritter, der auf dem Feld der Ehre für die Geliebte das Schwert führe. Die Schramme im Gesicht des Gesellen, von der die ältere berichtet, stamme hingegen wohl eher aus dem Hühnerstall. Schließlich lässt sich die ältere überzeugen. Am Schluss der Dichtung tritt Frau Minne auf, die sich als «der lieb schulmaistrin» einführt und die ältere Schwester, die der Liebe unrecht getan habe, mit Schlägen auf die Hand straft. Ü: Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A (Liederbuch der Clara → Hätzlerin [Bd. , Sp. –]) v–r (Pap., Augsburg /). – München, BSB, Cgm , r–v (Pap., Anfang . Jh., aus Regensburg [Slg. des Bürgers Ulrich Mostl]). – Leipzig, UB, Ms. Apel (vormals Ms. ; davor Halle, ULB, Cod. A ; davor Privatbesitz Ludwig Bechstein) v–r (Pap., um , nordfränkisch). – Berlin, SBB, Mgf , v–v (Pap., um , geschrieben von Martin Ebenreutter in Würzburg). – Dessau, Landesbücherei, Hs. Georg. .°, r–v (Pap., um , obersächsisch). A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ). L: Tilo Brandis, VL () Sp. ; () Sp. . – Hermann Jantzen: Gesch. des dt. Streitgedichtes im MA mit Berücksichtigung ähnlicher Erscheinungen in anderen Litteraturen (Germanist. Abh. ). Breslau , S. . – T. Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanist. Abh. ). Stuttgart , S. Anm. . – Ingrid Kasten: Stud. zu Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Diss. Hamburg , S. –. – Cora Dietl: Minnerede, Roman und ‹historia›. Der ‹Wilhelm von Österreich› Johanns von Würzburg (Hermaea NF ). Tübingen , S. . VZ Werbung um das Kränzlein. – Werbungsdialog, Überlieferung –. Der unikal und fragmentarisch überlieferte Text weist nur unregelmäßig Reime auf – gegebenen
. Hälfte . Jh. falls basiert er auf einer unvollkommenen Umformung eines strophischen Textes in Reimpaare. Wiedergegeben ist ein Werbungsdialog. Der Mann bittet die Frau um einen Kranz als Zeichen der Zuneigung oder eine klare Absage, während die Frau die Werbung zweimal abweist. Mit dem Wechsel zur offenen Obszönität bricht der Text ab. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. K , r–r ( Verse). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. L: Isolde Neugart, VL (), Sp. . – Hansjürgen Kiepe: Sangspruch und Reimpaarform. Zu Strophen. des Cod. Karlsruhe . In: ZfdA () S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , . JK Der slecht weg / Oberrheinisches Erbauungsbuch → Band , Sp. f. Elisabeth, Grä n von Lothringen und NassauSaarbrücken, * zwischen und /, † .., Grabstätte: Saarbrücken, Stiftskirche St. Arnual. – Übersetzerin bzw. Initiatorin von Übersetzungen französischer Versepen in frühnhd. Prosa. E. war die Tochter von Friedrich (Ferry) von Lothringen, Graf von Vaudémont (–), des jüngeren Bruders des regierenden Herzogs Karl II. von Lothringen, und seiner Gemahlin Margarethe von Vaudémont und Joinville (ca. –) und wuchs im französischen Sprachraum auf. Am .. heiratete sie Philipp, Graf von Nassau und Saarbrücken und Urenkel Königs Adolfs von Nassau. Nach dem Tod ihres Gemahls übernahm E. für ihre Söhne Philipp (II.) (–) und Johann (III.) (–) die vormundschaftliche Regentschaft im Herrschaftsgebiet NassauSaarbrücken. Ob E. in der ersten Hälfte des . Jh. vier Chansons de geste in frühnhd. Prosa übertragen hat, ist umstritten. Nach Spieß () und Ute von Bloh
. Hälfte . Jh. (, ) «gilt die Beteiligung der beiden Frauen [E.s und ihrer Mutter] an den Übertragungen heute als unwahrscheinlich [...] – u. a. aufgrund der mangelnden Sprachkenntnisse E.s» (Bloh , S. ); wohl aber seien die Übertragungen im Umkreis E.s vorgenommen worden. In der Subscriptio der Handschriften und Drucke des Loher und Maller (der Abschluss ist auf datiert) und in der zweiten Vorrede im Erstdruck des Huge Scheppel () ist E.s Autorschaft bezeugt. Die französischen Vorlagen, die nicht erhalten sind (mit Ausnahme weniger Verse des Lohier et Malart [Fragment in Wiesbaden; s. Ausg.]), stammen wahrscheinlich aus dem Besitz der Mutter E.s. Diese vier Werke sind frühe Zeugnisse einer Übertragung französischer Versepen in dt. Prosa. Sie behandeln Stoffe aus dem Sagenkreis um Karl den Großen und seine Nachkommen. Aus stilkritischen Gründen wurde folgende Reihenfolge festgestellt (Liepe, vgl. auch Steinhoff, Müller, Haubrichs, von Bloh u. a.): Herzog Herpin, Loher und Maller, Sibille, Huge Scheppel. Anders U. von Bloh : «Anspielungen und Querverweise [legen] eine Lektüre in der Reihenfolge Herzog Herpin, Loher und Maller, Huge Scheppel, Königin Sibille nahe» (S. ). Bei Herpin (der Titel stammt von Goedeke, in den Handschriften: «Lewen buch von Burges in Berrye», die Drucke haben den Titel «Der weis Ritter»; vgl. Chanson de geste Lion de Bourges) geht es um Herpins Sohn Lewe, der seinen Namen nach einer Löwin trägt, die ihn gesäugt hat. Das Epos beginnt am Hof Karls des Großen zu P ngsten. Erzählt wird von einem sich über drei Generationen hinziehenden Kampf um das väterliche Erbe, den nach zahlreichen Kriegen und Rechtsstreitigkeiten Lewes Söhne Wilhelm und Oleybaum gewinnen. Sibille (nach der Chanson de la reine Sibille) handelt von der von einem Zwerg verleumdeten und dann vertriebenen Gemahlin Karls, die nach Irrfahrten und zahlreichen Gefährdungen zusammen mit ihrem in der Verbannung geborenen Sohn von einem treuen «vilain» zum reumütigen Karl zurückgeführt wird. Vgl. → Schondochs Königin von Frankreich. Auch in Loher und Maller nimmt die Geschichte ihren Ausgang vom Hofe des gealterten Karl, der seinen Sohn Loher wegen ausschweifenden Lebenswandels in die Verbannung schickt. Mehrmals rettet ihn sein treuer Diener Maller aus größter Bedrängnis. Loher heiratet die Tochter des Kaisers von Byzanz und tritt dessen Nachfolge an. Im
Elisabeth zweiten Teil wird das Motiv des Erbstreits variiert. Loher wird vom Papst zum Kaiser von Rom gekrönt. Später bezwingt er seinen Bruder Ludwig, der einst die Nachfolge Karls an sich riss. Die mit den einstmals betrogenen Vätern identischen Räte Ludwigs entmannen Loher. Sie wissen nicht, dass Loher bereits einen Sohn hat, Marphone, der König von Griechenland ist. Nach der vom Papst verkündeten neuen Weltordnung sind Lohers Nachkommen vom Kaisertum (nunmehr Wahlmonarchie) ausgeschlossen. Im dritten, früher oft nur als Anhängsel gesehenen Teil des Epos (vgl. Gormond et Isembard) muss der legitime König Ludwig gegen seinen Neffen Isembard kämpfen. Ludwig gewinnt die Schlacht, stirbt aber in Metz an seinen Verwundungen. Störfaktoren in diesem Epos sind wie im Herpin u. a. sexuelles Begehren und Gewalt. Im Huge Scheppel (vgl. Chanson de geste Hugues Capet), dem erfolgreichsten der vier Epen, geht es letztlich um den gefährdeten französischen Thron, erzählt als Geschichte des Stammvaters des neuen Geschlechts der Könige von Frankreich. Huge, der Sohn eines Edelmanns und einer Metzgerstochter, verschwendet das väterliche Erbe, zieht von Turnier zu Turnier und geht zahlreiche Liebschaften ein. Nach der Rettung einer jungen Frau vor einer Vergewaltigung von ihrem Vater reich ausgestattet, begibt sich Huge nach Paris, wo er im Haus seines bürgerlichen Onkels, eines Metzgers, unterkommt. Von diesem neu ausgerüstet, geht Huge auf Abenteuerfahrt und zeugt zehn uneheliche Söhne. Er wird in die Auseinandersetzungen um das Erbe Ludwigs hineingezogen. Nach dem Mord am französischen König führt Huge ritterlich die Abwehr der Pariser Bürger gegen die aufständischen Kronvasallen, wird dann zum Ritter geschlagen und zum Herzog von Orléans gemacht, mit einem königlichen Pfauenmahl geehrt, wegen seiner Tapferkeit und Treue mit der Königstochter vermählt und schließlich zum König erhoben. Den Aufstand seiner Neider schlägt er nieder; die Verräter werden hingerichtet. Huges ungeheure Körperlichkeit zeichnet neben seinen Söhnen auch andere Helden des Zyklus aus. Die handschriftliche Überlieferung der Übertragungen setzte erst nach E.s Tod ein. E.s Sohn Johann III. ließ drei Prachtcodices herstellen, die alle vier Prosaepen enthalten. Die Heidelberger Handschrift des Loher und Maller gehörte E.s Tochter Margarethe von Rodemachern (–). Huge
Elisabeth Scheppel wurde in einer kürzend bearbeiteten Fassung von Konrad Heyndörffer als erstes der Epen gedruckt (). Nur wenige Jahre nach Schlegels Bearbeitung (s. Ausg.) integrierte Achim von Arnim die Geschichte von Hug Schapler (Druck von ) in seinen Roman Armut, Schuld und Buße der Grä n Dolores. Zur Rezeption vgl. Sauder (). Ü: Herpin: Berlin, SBB, mgf (Pap., , nordbair./fränkisch) (A). – Heidelberg, UB, Cpg (Pap., um , niederalemannisch) (C). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Novissimi ° (Pap., . Jh.) (B). – Sibille: Hamburg, SUB, Cod. in scrin., r–v (Pap, –, rheinfränkisch). – Loher und Maller: Hamburg, SUB, Cod. in scrin. (Pap., –, rheinfränkisch). – Heidelberg, UB, Heid. Hs. (früher Ashburnham-Place, Bibl. Ashburnhamiana, Coll. Barrois, Nr. ) [drei wohl früh vereinigte Teile], ra–vb (Pap., Loher und Maller geschrieben von Johann von Worms OP in Trier [vgl. Bl. vb], der erste und dritte Text von einer zweiten Hand, [oder ?] [vgl. Bl. vb], der erste und dritte Text etwa gleichzeitig, mittelfränkisch, mit rheinfränkischen und niederalemannischen Elementen [Werner S. , ]). – Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W) , r–r (Pap., Mitte . Jh., mittelfränkisch) (K). – Pürglitz/Krivoklát (Tschechien), Schlossbibl., Cod. I a (früher Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. I a ; davor Fürstl. Fürstenbergische Bibl., Cod. I a ) (Pap., [Bl. va]) (P). – Wien, ÖNB, Cod. (Pap.) (W). – Huge Scheppel: Hamburg, SUB, Cod. in scrin., r–v. (s. o.). D: Herpin: Straßburg: Johannes Grüninger, . September (VD H). – Frankfurt: Thomas Rebart und Weigand Hans Erben, [um ] (VD H). – Frankfurt: Paul Reffeler für Hartmann Han, (VD H). – [Augsburg: Michael Manger], (VD H). – Frankfurt: Sigmund Feyerabend, (Buch der Liebe, v–v). – Leipzig: Vinzenz Strach für Nikolaus Nerlich, . – Sibille: Keine Drucke. – Loher und Maller: Straßburg: Johannes Grüninger, . Februar . – Frankfurt: Weigand Han, [um ]. – Frankfurt: Weigand Hans Erben, . – Leipzig: Nikolaus Nerlich II., –. – Huge Scheppel: Straßburg: Johannes Grüninger, . September . – Straßburg: Johannes Grüninger, . September (VD H). – Straßburg: Bartholomäus Grüninger, . März (VD H). –
. Hälfte . Jh. Frankfurt: Weigand Han, (VD S). – Frankfurt: Katharina Rebart für Kilian Han, (VD H). – Leipzig: Nikolaus Nerlich II., . – Leipzig: [Nikolaus Nerlich (?)], (VD :Y). – Nürnberg: Michael Endter, [erschienen] (VD :B). – Nürnberg: Michael und Johann Friedrich Endter, . – Nürnberg: Johann Gottfried Stiebner, (u. d. T.: Von dem streitbaren Helden Hugo Capet) (VD ). A: Herpin: Pontus und Sidonia. Herzog Herpin. Ritter Galmy (Die dt. Volksbücher. Gesammelt und in ihrer ursprünglichen Echtheit wiederhergestellt von Karl Simrock; Bd. ). Frankfurt/M. , S. – (Nacherzählung). – Historie von Herzog Herpin. Übertragen aus dem Französischen von E. v. N.-S. Hs. Heidelberg, Universitätsbibl., Cod. Pal. Germ. . Farbmikro che-Edition. Literarhist. Einf. und Beschreibung der Hs. von Ute von Bloh (Codices illuminati medii aevi ). München . – Historie von Herzog Herpin. Übertragen aus dem Französischen von E. v. N.-S. Hs. Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibl., Cod. Guelf. Novissimi °. Farbmikro che-Edition. Kunsthist. Einf. und Beschreibung der Hs. von Eva Wolf (Codices illuminati medii aevi ). München . – Sibille: Der Roman von der Königin Sibille. In drei Prosafassungen des . und . Jh. Mit Benutzung der nachgelassenen Materialien von Fritz Burg hg. von Hermann Tiemann (Veröff. aus der Staats- und Universitätsbibl. Hamburg ). Hamburg , S. – (Abdruck der Hs.). – Müller (s. u.). – Sibille. Das Buch von Konig Karl von Franckrich und siner Husfrouwen Sibillen, die umb eins Getwerch willen verjaget wart. Eine freie Übertragung von Yvonne Rech. St. Ingbert . – Loher und Maller: Kürzende Bearbeitung durch Dorothea Schlegel, ; unter dem Namen Friedrich Schlegels veröffentlicht; auch in seinen Sämmtlichen Werken, Bd. , , S. –. – Loher und Maller. Ritterroman. Erneuert von Karl Simrock (Bibl. der Romane [...]). Stuttgart (Nacherzählung). – Loher und Maller. Übertragen aus dem Französischen von E. v. N.-S. Hamburg, Staats- und Universitätsbibl., Cod. und a in scrinio. Farbmikro che-Edition. Literar- und kunsthist. Einf. und kodikologische Beschreibung von U. von Bloh (Codices illuminati medii aevi ). München . – U. von Bloh/Kurt Gärtner/Michael Heintze: ‹Lohier et Malart› – ‹Loher und Maller›: Vorschläge zu einer Edition des
. Hälfte . Jh. Epos. In: Zwischen Deutschland und Frankreich [...]. (s. Lit.) S. –. – Huge Scheppel: Der märkische Eulenspiegel. [...]. Hugschapler (Die dt. Volksbücher. Gesammelt und in ihrer ursprünglichen Echtheit wiederhergestellt von Karl Simrock; Bd. ). Frankfurt/M. , S. –. – Der ‹Huge Scheppel› der Grä n E. v. N.-S nach der Hs. der Hamburger Stadtbibl. Mit einer Einl. von Hermann Urtel (Veröff. aus der Hamburger Stadtbibl. ). Hamburg . Nachdr. mit einer Einf. v. Wolfgang Haubrichs (Saarbrücker Wiederdrucke ). Saarbrücken . – Hug schapler. (Straßburg: Johannes Grüninger, ). In: Volksbücher vom sterbenden Rittertum (Dt. Lit. Slg. literarischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Entwicklungsreihen. Reihe Volks- und Schwankbücher . Hg. v. Heinz Kindermann). Wien , S. –; . – Hug Schapler. Ein lieplichs lesen und ein warhafftige Hystorij. Mit einem Nachw. v. MarieLuise Linn (Dt. Volksbücher in Faksimiledrucken A ). Hildesheim/New York (Nachdr. der Ausg. Straßburg ). – Huge Scheppel. Königin Sibille. Übertragen aus dem Französischen von E. v. N.-S. Hamburg, Staats- und Universitätsbibl., Cod. in scrinio. Farbmikro che-Edition. Einf. zum Text und Beschreibung der Hs. von Jan-Dirk Müller (Codices illuminati medii aevi ). München (vgl. dazu: Hans-Hugo Steinhoff, in: ZfdA [] S. ff.). – Romane des . und . Jh. Nach den Erstdrucken mit sämtlichen Holzschnitten. Hg. v. J.-D. Müller (Bibl. der Frühen Neuzeit /BdK ). Frankfurt/M. , S. – (nach der Ausg. Straßburg ); S. – (Auszug der Ausg. ). – Briefe: Jürgen Herold/Michaela Küper/Christine Mallet u. a.: Edition der Briefe. In: Zwischen Deutschland und Frankreich [...]. (s. Lit.) S. – (Übersicht zu den Teilkorrespondenzen, S. –). B: Bodo Gotzkowsky: ‹Volksbücher›. Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der dt. Drucke. Tle.: Drucke des . und . Jh./ Drucke des . Jh. (Bibliotheca bibliographica Aureliana /). Baden-Baden /, Tl. , S. –; Tl. , S. –. L: K[arl] Bartsch, ADB () S. f. – Ehrismann // () S. –. – W. Theodor Elwert, NDB () S. f. – De Boor/Newald / () S. –. – Hans Hugo Steinhoff, VL () Sp. –; () Sp. . – Volker Mertens, LexMA ()
Elisabeth Sp. f. – Ute von Bloh, Killy () S. –. – Dies., KLL () S. f. – A. Elwert: Beschreibung der Gesch. des Hug Schaplers. In: Dt. Museum () S. –. – Wilhelm Scherer: Die Anfänge des dt. Prosaromans und Jörg Wickram von Colmar. Eine Kritik (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgesch. der germ. Völker ). Straßburg . – Paul Kristeller: Die Straßburger Bücher-Illustration im . und im Anfange des . Jh. Leipzig . – Rudolf Zenker: Das Epos von Isembard und Gormund. Sein Inhalt und seine hist. Grundlagen. Nebst einer metrischen Übersetzung des Brüsseler Fragmentes. Halle/Saale . – Emil Müller: Überl. des Herpin von Bourges. Halle/Saale . – Urtel (s. Ausg.) S. –. – R. Schmidt (ebd.) S. –. – Wolfgang Liepe: E. v. N.-S. Entstehung und Anfänge des Prosaromans in Deutschland. Halle/Saale . – Ders.: Die Entstehung des Prosaromans in Deutschland. In: Zs. für Deutschkunde () S. – (wieder in: Ders.: Beitr. zur Lit.- und Geistesgesch. Hg. v. Eberhard Schulz [Kieler Stud. zur dt. Literaturgesch. ]. Neumünster ). – Lutz Mackensen: Die dt. Volksbücher (Forschungen zur dt. Geistesgesch. des MA und der Neuzeit ). Leipzig . – Günther Müller: Dt. Dichtung von der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. Wildpark-Potsdam (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Angelika Merkelbach-Pinck: E. v. N. In: Straßburger Monatsh. () S. –. – Eberhard Schenk zu Schweinsberg: Margarete von Rodemachern, eine dt. Bücherfreundin in Lothringen. In: Zs. des Vereins für thüringische Gesch. und Altertumskunde, Beih. () S. –. – Manfred Sauer: Die dt. Inkunabeln. Ihre hist. Merkmale und ihr Publikum. Düsseldorf . – Helmut Enninghorst: Die Zeitgestaltung in den Prosaromanen der E. v. N.-S. Diss. Bonn . – Ernst-Peter Wieckenberg: Zur Gesch. der Kapitelüberschrift im dt. Roman vom . Jh. bis zum Ausgang des Barock (Palaestra ). Göttingen . – Alois Brandstetter: Stud. zur Rezeption der hö schen Epik im frühnhd. Prosaroman. Frankfurt/ M. . – Norbert Thomas: Handlungsstruktur und dominante Motivik im dt. Prosaroman des . und frühen . Jh. (Erlanger Beitr. zur Sprachund Kunstwiss. ). Nürnberg . – Anneliese Schmitt: Die dt. Volksbücher. Ein Beitr. zur Begriffsgesch. und zur Tradierung im Zeitraum von der Er ndung der Druckkunst bis . Tle. Diss. Humboldt-Univ. Berlin . – Inge Leipold:
Elisabeth Unters. zum Funktionstyp ‹Frühe deutschsprachige Druckprosa›. Das Verlagsprogramm des Druckers Anton Sorg. In: DVjs () S. –. – Linn (s. Ausg.) S. *–*. – Hans Joachim Kreutzer: Der Mythos vom Volksbuch. Stud. zur Wirkungsgesch. des frühen dt. Romans seit der Romantik. Stuttgart . – Hans-Joachim Koppitz: Zum Erfolg verurteilt. Auswirkungen der Er ndung des Buchdrucks auf die Überl. dt. Texte bis zum Beginn des . Jh. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Jan-Dirk Müller: Held und Gemeinschaftserfahrung. Aspekte der Gattungstransformation im frühen dt. Prosaroman am Beispiel des ‹Hug Schapler›. In: Daphnis () S. –. – Robert R. Anderson u. a. (Bearb.): Der Roman von der Königin Sibille. Lemmatisierter Wortindex (Indices verborum zum altdt. Schrifttum ). Amsterdam . – Irmela von der Lühe: Die Anfänge des Prosaromans: ‹Hug Schapler› und ‹Fortunatus›. In: Einf. in die dt. Lit. des . bis . Jh. Hg. v. Winfried Frey u. a. (Grundkurs Literaturgesch.). Bd. : Bürgertum und Fürstenstaat – ./. Jh. Opladen , S. –. – Gerhard Sauder: E. v. N.-S. und ihre Prosaromane. In: Saarländische Lebensbilder. Hg. v. Peter Neumann. Bd. . Saarbrücken , S. –. – J.-D. Müller: Gattungstransformation und Anfänge des literarischen Marktes. Versuch einer Theorie des frühen dt. Prosaromans. In: Textsorten und literarische Gattungen. Dokumentation des Germanistentages in Hamburg vom .–. April . Hg. vom Vorstand der Vereinigung der Dt. Hochschulgermanisten. Berlin , S. –. – Dieter Seitz: Der Held als feudales Wunschbild. Zur hist. Bewertung des Typus Hug Schapler. In: Typus und Individualität im MA. Hg. v. Horst Wenzel (Forschungen zur Gesch. der älteren dt. Lit. ). München , S. –. – H.-J. Kreutzer: Buchmarkt und Roman in der Frühdruckzeit. In: Lit. und Laienbildung im SpätMA und in der Reformationszeit. Symposion Wolfenbüttel . Hg. v. Ludger Grenzmann/Karl Stackmann (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –. – J.-D. Müller: Volksbuch/Prosaroman im ./. Jh. – Perspektiven der Forschung. In: Internationales Arch. für Sozialgesch. der dt. Lit., . Sonderh. Forschungsreferate. Tübingen , S. –. – Bernhard Burchert: Die Anfänge des Prosaromans in Deutschland. Die Prosaerzählungen E.s v. N.-S. (Europäische Hochschulschr. ,). Frankfurt/M. u. a. . – Walter
. Hälfte . Jh. Röll: Zur Verbreitung dt. Erzähltexte in den hundert Jahren nach der Er ndung des Buchdrucks. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Ingrid Bennewitz: Melusines Schwestern. Beobachtungen zu den Frauen guren im Prosaroman des . und . Jh. In: Germanistik und Deutschunterricht im Zeitalter der Technologie. Selbstbestimmung und Anpassung. Vorträge des Germanistentages Berlin . Hg. v. Norbert Oellers. Tübingen , Tl. , S. –. – B. Burchert: Auf dem Weg zum Roman. Anm. zu der Gattungskontroverse um den ‹Hug Schapler›. In: ZfdPh () S. –. – Ursula Liebertz-Grün: Hö sche Autorinnen. Von der karolingischen Kulturreform bis zum Humanismus. In: Dt. Lit. von Frauen. Bd. : Vom MA bis zum Ende des . Jh. Hg. v. Gisela Brinker-Gabler. München , S. –. – Ulrich Mölk: ‹Lohier et Malart›. Fragm. eines verschollenen französischen Heldenepos. In: Nachrichten der Akad. der Wiss. in Göttingen, Philol.hist. Kl., Nr. . Göttingen , S. –. – Gerhild Scholz-Williams: Text als Zeichen. In: Alte Texte lesen. Textlinguistische Zugänge zur älteren dt. Lit. Hg. v. Alexander Schwarz (UTB ). Bern , S. –. – Danielle Buschinger: Rezeption der Chanson de geste im SpätMA. In: Chansons de geste in Deutschland. Schweinfurter Kolloquium . Hg. v. Joachim Heinzle u. a. (Wolfram-Stud. ). Berlin , S. –. – Xenja von Ertzdorff: Romane und Novellen des . und . Jh. in Deutschland. Darmstadt . – Walter Haug: Huge Scheppel – der sexbesessene Metzger auf dem Lilienthron. Mit einem Organon einer alternativen Ästhetik für das spätere MA. In: Chansons de geste in Deutschland (s. o.), S. –. – J.-D. Müller: Späte Chanson de gesteRezeption und Landesgesch. Zu den Übersetzungen der E. v. N.-S. In: ebd., S. –. – Gerhild Scholz Williams: How to male friends: Burgundian politics in two early modern prose texts (‹Hug Schapler› and ‹Girard de Roussillon›). In: The Sixteenth Century Journal () S. –. – Müller (s. Ausg.) S. –. – Wolfgang Haubrichs: Die Kraft von franckrichs wappen. Königsgesch. und genealogische Motivik in den Prosahistorien der E. v. Lothringen und N.-S. In: Der Deutschunterricht () H. , S. –. – W. Haug: Über die Schwierigkeiten des Erzählens in ‹nachklassischer› Zeit. In: Positionen des Romans im späten MA (s. o.), S. –. – Ralf Konczak:
. Hälfte . Jh. Stud. zur Druckgesch. zweier Romane E.s v. N.S. ‹Loher und Maller‹ und ‹Herpin› (Europäische Hochschulschr. ,). Frankfurt/M. u. a. . – Frieder Schanze: Hans von Bühel, ‹Die Königtochter von Frankreich›. Struktur, Überl., Rezeption. Mit einem buchgeschichtlichen Anh. zu den ‹Königstochter›- und ‹Hug Schapler›-Drucken und einem Faks. der ‹Königstochter›-Bearb. des Cyriacus Schnauß. In: Positionen des Romans im späten MA. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger (Fortuna vitrea ). Tübingen , S. –. – Albrecht Classen: Women in Fifteenth-Century Literature. Protagonists (Melusine), Poets (E. v. N.S.), and Patrons (Mechthild von Österreich). In: ‹Der Buchstab tödt – der geist macht lebendig›. FS Hans-Gert Roloff. Hg. v. James Hardin/Jörg Jungmayr. Bern u. a. , Bd. , S. –. – U. von Bloh: Information, Appell, Dokument. Die Briefe der Heldenepen der E. v. N.-S. In: Anfänge des Romans. Hg. v. W. Haubrichs. Göttingen , S. –. – D. Buschinger: Pouvoir politique et pouvoir culturel: E. v. N.-S. In: Cours princières et châteaux. Pouvoir et culture du IXe au XIIIe siècle en France du Nord, en Angleterre et en Allemagne. Actes du Colloque de Soissons (– septembre ). Hg. v. ders. (Greifswalder Beitr. zum MA /Wodan. Recherches en littérature médiévale ). Greifswald , S. –. – U. von Bloh: Über Wunder, das Staunen und Erschrecken und über die Grenzen des Wirklichkeitsentwurfs im ‹Herzog Herpin›. In: Fremdes wahrnehmen – fremdes Wahrnehmen. Stud. zur Gesch. der Wahrnehmung und zur Begegnung von Kulturen in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Wolfgang Harms und Charles Stephen Jaeger in Verbindung mit Alexandra Stein. Stuttgart/Leipzig , S. –. – A. Classen: E. v. N.-S. In: German Writers of the Renaissance and Reformation, –. Hg. v. James Hardin/Max Reinhart. Detroit , S. –. – Karl-Heinz Spieß: Zum Gebrauch von Lit. im spätma. Adel. In: Kultureller Austausch und Literaturgesch. im MA. Hg. v. Ingrid Kasten u. a. Sigmaringen , S. –. – Peter Bichsel: Hug Schapler – Überl. und Stilwandel. Ein Beitr. zum frühnhd. Prosaroman und zur lexikalischen Paarform (Zürcher germanistische Stud. ). Bern u. a. . – A. Classen: Dt.-französische Literaturbeziehungen im . Jh. ‹Volksbücher› als Übersetzungen oder authentische Werke? In: New Texts, Methodologies, and Interpretations in Medieval German Literature (Kalamazoo Papers –). Hg.
Elisabeth v. Sibylle Jefferis (GAG ). Göppingen , S. –. – Ulrike Gaebel: Chansons de geste in Deutschland. Tradition und Destruktion in E.s v. N.-S. Prosaadaptationen. Diss. Freie Univ. Berlin (als elektronische Ressource ). – Ralf Schlechtweg-Jahn: Kultur und Natur im Huge Scheppel der E. v. N.-S. In: Natur und Kultur in der dt. Lit. des MA. Colloquium Exeter . Hg. v. Alan Robertshaw/Gerhard Wolf. Tübingen , S. –. – A. Classen: E. v. N.-S. (nach –..). In: Frauen in der dt. Literaturgesch. Die ersten Jahre. Ein Lesebuch (Women in German Literature ). New York u. a. , S. –. – Markus Kohlmeier: Analyse und Vergleich der Normendarstellung in ausgewählten frühnhd. Prosaromanen unter besonderer Berücksichtigung der Zivilisationstheorie von Norbert Elias (Europäische Hochschulschr. ,). Frankfurt/M. u. a. . – Frauke Stiller: Die unschuldig verfolgte und später rehabilitierte Ehefrau. Unters. zur Frau im . Jh. am Beispiel der Crescentiaund Sibillen-Erzählungen. Diss. Humboldt-Univ. Berlin . – U. von Bloh: Ausgerenkte Ordnung. Vier Prosaepen aus dem Umkreis der Grän E. v. N.-S.: ‹Herzog Herpin›, ‹Loher und Maller›, ‹Huge Scheppel›, ‹Königin Sibille›. Tübingen . – Zwischen Deutschland und Frankreich. E. von Lothringen, Grä n von N.-S. Hg. v. W. Haubrichs und Hans-Walter Herrmann unter Mitarbeit von Gerhard Sauder (Veröff. der Kommission für Saarländische Landesgesch. und Volksforschung ). St. Ingbert (darin enthalten: W. Haubrichs: Die vier Prosahistorien – Skizzierung ihres Inhalts, S. –; Ders.: Kurze Forschungsgesch. zum literarischen Werk E.s, S. –; HansWalter Hermann: Lebensraum und Wirkungsfeld der E. v. N.-S., S. –; Albrecht Greule/Nina Janich: Sprachwissenschaftlicher Komm. zu den Briefen E.s v. N.-S., S. –; Jürgen Herold: Quellenkundlicher und hist. Komm. zur VarsbergKorrespondenz, S. –; N. Janich: Indivudelle Züge in spätma. Briefen am Beispiel der E. v. N.-S., S. –; Wolf-Dieter Lange: Entgrenzte Gesänge: Späte französische Heldenepik als Inspirationsquelle für E. v. N.-S., S. –; Bernd Bastert: ‹Ir herren machent friden›. Gewaltdarstellung und Kon iktbewältigungsstrategien in den Saarbrücker Chanson de Geste-Bearb., S. –; U. von Bloh: Gefährliche Maskeraden. Das Spiel mit der Status- und Geschlechtsidentität (‹Herzog Herpin›, ‹Königin Sibille›, ‹Loher und Maller›,
Kaiser Lucius’ Tochter ‹Huge Scheppel›), S. –; W. Haubrichs: Die ‹Pilgerfahrt des träumenden Mönchs›. Eine poetische Übersetzung E.s aus dem Französischen?, S. –; G. Sauder: Die Rezeption der Prosaromane E.s v. N.-S. – vom ‹Volksbuch› bis zur Romantik, S. –; Hans-Walter Stork: Die hsl. Überl. der Werke E.s v. M.-S. und die malerische Ausstattung der Hss., S. –; Eva Wolf: Die Sprache der Bilder: Bild-Erzählung in den Hss. der Romane der E. v. N.-S., S. –). – Peter Jörg Becker: E. v. N.-S.: Herzog Herpin. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. f. – Karl August Zaenker: E. of N.-S. In: Women in the Middle Ages. An Encyclopedia. Hg. v. Katharina Margit Wilson/Nadia Margolis. Westport, Conn. u. a. , S. –. – Michael Giesecke: Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine hist. Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechniken. ., durchges. und erg. Augl. Frankfurt/M. . – W. Haubrichs: Text, Kontext, Bild in illustrierten Hss. des späten MA. Das Beispiel der E. v. N.-S. (gest. ). In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () H. , S. –. – B. Bastert: Helden als Heilige. Chanson de geste-Rezeption im deutschsprachigen Raum (Bibliotheca Germanica ). Tübingen/Basel . – W. Haubrichs: Mahl und Krieg. Die Erzählung der Adelskultur in den Texten und Bildern des Hamburger ‹Huge Scheppel› der E. v. L., Grä n von Nassau-Saarbrücken. In: Eulenspiegel trifft Melusine. Der frühnhd. Prosaroman im Licht neuer Forschungen und Methoden. Akten der Lausanner Tagung vom . bis . Oktober . Hg. v. Catherine Drittenbass/André Schnyder (Chloe ). Amsterdam/New York , S. –. – Carmen Stange: Aufsteiger und Bankrotteure: Herkunft, Leistung und Glück im ‹Hug Schapler› und im ‹Fortunatus›. In: ebd., S. –. – W. Haubrichs: Von Otfrid von Weißenburg bis E. v. N.-S. Die Literaturlandschaft Elsass-Saar-Moselraum im MA. In: Die Literaturen der Großregion Saar-Lor-Lux-Elsass in Gesch. und Gegenwart. Hg. v. Ralf Bogner/Manfred Leber (Saarbrücker literaturwissenschaftliche Ringvorlesungen ). Saarbrücken , S. –. BJ Kaiser Lucius’ Tochter. – Obd. (ostschwäbisches?) Märe, erste Hälfte oder Mitte . Jh. Das in der Überlieferung noch umfassende Märe erzählt von einem Ritter am Hof des römi
. Hälfte . Jh. schen Kaisers Lucius. Der als Minnetor dargestellte Ritter verliebt sich in dessen Tochter, die ihm gegen Zahlung von je Gulden erlaubt, zweimal die Nacht mit ihr zu verbringen. Der Mann schläft jedoch jeweils sofort ein. Da er bereits sein ganzes Geld hingegeben hat, wendet er sich für einen dritten Versuch an einen reichen Bürger, der von ihm für den Fall, dass der Rückzahlungstermin überschritten wird, ein Fleischpfand verlangt – ein Stück Fleisch vom Gewicht des geliehenen Geldes, das aus seinem Körper geschnitten werde. Von einem gelehrten Mann («ain maister lobesan, der natürlichen kunst gelert», V. f.) aufgeklärt, dass die Kaisertochter ihn beide Male mit einem in ihrem Bett versteckten magischen «brie in» (Kissen?) eingeschläfert habe, entfernt er dieses beim nächsten Stelldichein und bemächtigt sich gewaltsam des Körpers der Frau. Sie gewinnt jedoch Freude an der «minne spil», über dem der Ritter den Zahlungstermin vergisst. Der Geldverleiher besteht – auch gegen die angebotene Zahlung des doppelten Betrags – auf der Einlösung des Fleischpfandes und fordert in einer Gerichtsverhandlung das Herz des Ritters. Die Kaisertochter verkleidet sich, verteidigt vor Gericht unerkannt den Ritter und rettet ihn, indem sie den Rechtsgrundsatz geltend macht, dass Blutvergießen mit Blutvergießen gesühnt werden müsse (vgl. → Gesta Romanorum). Die Tochter des Kaisers gibt sich dem freigesprochenen Ritter schließlich zu erkennen. Der Kaiser stimmt ihrer Ehe mit dem Ritter zu. Ü: Die Handschrift (geschrieben von Matthias von Günzburg), die Friedrich Heinrich von der Hagen benutzte, muss als verschollen gelten. Seine Angabe, der Text be nde sich in der sog. Veesenmeyerschen Papierhandschrift (; heute Berlin, SBB, mgq ), beruht wohl auf einer Verwechslung. A: Friedrich Heinrich von der Hagen: Disz ist von Kaiser Lucius tochter wie mit listen yr er enthielt vnd si doch ain ritter erwarb mit listen. In: Von der Hagens Germania () S. – ( Verse). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. – (Nr. , Verse). – Grubmüller (s. Lit.) S. – (nach Fischer). Ü: Altdt. Decamerone. Hg. und übertragen von Wolfgang Spiewok. Berlin , S. –. – Grubmüller (s. Lit.) S. –. L: Michael Curschmann, VL () Sp. –. – Corinna Laude, Killy ()
. Hälfte . Jh. S. . – Fischer (s. Ausg.) S. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin , S. – passim. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. und passim. – Fritz Langensiepen: Tradition und Vermittlung. Literaturgeschichtliche und didaktische Unters. zu Hans Folz (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. – und Reg. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , f. – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , , f. – Klaus Grubmüller: ‹K. L.’ T.›. Zur Vorgesch. von Shakespeares ‹Kaufmann von Venedig›. In: Lit. und Recht. Literarische Rechtsfälle von der Antike bis in die Gegenwart. Hg. v. Ulrich Mölk. Göttingen , S. –. – Ute von Bloh: Die Sexualität, das Recht und der Körper. Kontrollierte Anarchie in vier ma. Mären. Böse Frauen – Gute Frauen. Darstellungskonventionen in Texten und Bildern des MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Ulrike Gaebel/Erika Kartschoke (Lit. – Imagination – Realität ). Trier , S. –. – Bettina Bildhauer: If you prick us do we not bleed? Making the body in Mären. In: Ma. Novellistik im europäischen Kontext. Kulturwissenschaftliche Perspektiven. Hg. v. Mark Chinca u. a. (Beihefte zur ZfdPh ). Berlin , S. –. – Andrea Schallenberg: Gabe, Geld und ‹Gender›. Ein Beitr. der Geschlechterdifferenz in der mhd. Verserzählung. In: ebd., S. –, hier S. , –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , f. – Kerstin Losert: Überschreitung der Geschlechtergrenzen? Zum Motiv der Frau in Männerkleidern im ‹Dolopathos› des Johannes de Alta Silva und anderen literarischen Texten des MA (Lat. Sprache und Lit. des MA ). Bern u. a. , S. –. – A. Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. – und Reg. BJ Des Kranichhalses neun Grade. – Traumerzählung von Liebesbelehrung, früheste Überlieferung .
Des Kranichhalses neun Grade Die mnd. Minnerede ist in sechs mittel- und niederdt. Sammelhandschriften des . Jh. überliefert, die abgesehen von Textlücken der Fragmente (Handschriften Da und Wi) weitgehend denselben Textbestand haben, jedoch häu gere Varianz auf Wortebene und auch in Umstellungen, Zusatzversen und Ausfällen aufweisen. In den Handschriften Ha und Wo besteht eine enge Überlieferungsgemeinschaft mit dem → Frauenlob (Brandis ). Der Sprecher berichtet von einem Traum, in dem er zur Jagd ausreitet. Vor einer Burg trifft er auf eine Jungfrau, die über die Untreue der Männer klagt. Er gibt ihr daraufhin eine Lehre, wie sie einen tugendhaften Mann erkennen kann. Dabei benutzt er als Gliederungsschema einen Kranichhals mit neun Wirbeln, an denen er neun nötige Tugenden/Verhaltensweisen des idealen Mannes exempli ziert (Zurückhaltung, Diskretion, Beständigkeit, Hoffnung, ritterlicher Tatendrang, Treue, Heimlichkeit). Als Dank für die Unterweisung schenkt ihm die Dame einen Ring. Als beim Heimritt sein Pferd strauchelt, wacht der Sprecher auf. Nur in der Handschrift Ha ist eine kurze ‹Nachgeschichte› überliefert, in der der Sprecher den Ring auch im Wachzustand noch trägt, das Traumgeschehen daher für real hält und im Wald erfolglos nach der Dame sucht. Ü: Danzig, Polnische Akad. der Wiss. (BGPAN), Ms. , r–v ( Verse) (Da). – Gotha, Forschungsbibl., Cod. chart. A , ra–va ( Verse) (Go). – Hamburg, SUB, scrin. c, v–v ( Verse) (Ha). – Stockholm, Kungliga Biblioteket, Vu , S. – ( Verse) (St). – Wien, ÖNB, *, r–v ( Verse) (Wi). – Wolfenbüttel, HAB, Cod. Helmst. , v–v ( Verse) (Wo). A: Nicolaus Staphorst: Historia ecclesia Hamburgensis diplomatica. D. i. Hamburgische Kirchengeschichte. Th. . Bd. . Hamburg , S. – (nach Ha). – Paul Jacob Bruns (Hg.): Romantische und andere Gedichte in altplattdt. Sprache aus einer Hs. der Akademischen Bibl. zu Helmstädt. Berlin/Stettin , S. – (nach Wo). – Des Fürsten von Rügen Witzlaw’s des Vierten Sprüche und Lieder in nd. Sprache. Nebst einigen kleinern nd. Gedichten: Herrn Eiken von Repgôwe Klage, der Kranichs Hals und der Thiere Rath. Erl. und hg. v. Ludwig Ettmüller. Quedlinburg/Leipzig , S. – (krit. nach Ha, Wo und Go). – Hermann Oesterley: Nd. Dichtung im MA. Dresden , S. f. (nur
Das Nördlinger Scharlachrennen V. – nach Wo). – Volker Krobisch: Die Wolfenbütteler Slg. (Cod. Guelf. Helmst.). Unters. und Edition einer mnd. Sammelhs. (Nd. Stud. ). Köln/Weimar/Wien , S. – (nach Wo). – Ann Thorsson Johansson: Die Børglumer Hs. Vu . Eine krit. Ausg. Diss. Tarragona , S. – (nach St). – Het Hartebok. Hs. Hamburg, Staats- und Universitätsbibl., c in scrinio. Diplomatische editie bezorgd door E. Langebroek en Annelies Roeleveld, met medewerking van Ingrid Biesheuvel en mit een codicologische beschrijving door Hans Kienhorst (Middeleeuwse verzamelhandschriften uit de Nederlanden ). Hilversum , S. – (nach Ha). L: Ingrid Kasten, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Bruns (s. Ausg.) S. –, –. – Ettmüller (s. Ausg.) S. f., –. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. – Krobisch (s. Ausg.) S. –. – Erika Langbroek: ‹Dith is de kranshals› und ‹[Frowenloff]› im Hamburger Hartebok. Alte Fragen, neue Antworten. In: NdJb () S. –. – Dies./Annelies Roeleveld: Ein stemmatologischer Versuch. ‹Dith is de kranshals› im Hartebok. Textvergleiche mit den überlieferten sonstigen Kranshalsgedichten. In: ABäG () S. –. – E. Langbroek: Das Hartebok: Ein Haus- und Gebrauchsbuch? In: ABäG () S. –. JK Craen (Crane-Prosa). – Nd. Prosaerzählung nach Vorlage → Bertholds von Holle, Mitte . Jh. Die stark kürzende Bearbeitung des mhd. Versromans Crane ist rund Jahre nach der Dichtung des Berthold von Holle entstanden. Aufgrund von Blattverlust am Beginn des unikalen Textzeugen ist die Erzählung nur fragmentarisch überkommen. Vom «doppelten cursus», der dem Vorlagenroman als typisches Strukturprinzip der hö schen Epik zugrunde liegt, gibt der anonyme Bearbeiter im C. nur den ersten Teil wieder und lässt die Aventiurenkette des zweiten «cursus» entfallen. Er geht gegenüber seiner Vorlage aber nicht nur kürzend, sondern auch vereinfachend vor und formt den Crane zu einer sentimentalen Liebesgeschichte um. Der Prosaist schrieb offenbar für einen stadtbürgerlichen Rezipientenkreis, der zwar der neuen Form der Prosa aufgeschlossenen, aber ansonsten literarisch ungeschult war. Erzählt wird von den zahlreichen Widerständen bei der Werbung des Protagonisten um die Hand
. Hälfte . Jh. der Tochter des Kaisers von Rom. Der junge Held verschleiert seine Herkunft und die seiner Begleiter mit Vogelnamen («crane» [nd. «craen»] = «Kranich»). Der vermeintlich unstandesgemäße Werber, der am kaiserlichen Hofe als Knappe und Page Aufnahme gefunden hat, ein heimliches Minneverhältnis mit der Prinzessin unterhält und sich mit ritterlichen Taten bewährt, gewinnt schließlich die Angebetete, nachdem er sich als Angerland, Sohn des Königs von Böhmen, offenbart hat (bei Berthold als Gayol, ungarischer Königssohn). Außer dem abgeänderten Namen des Helden sind im C. alle weiteren Eigennamen getilgt, wodurch das Personal entindividualisiert wird. Nur die sprechenden Tarnnamen (der Kranich ist Sinnbild besonnener Redensweise) sind übernommen worden. Ü: Darmstadt, ULB, Hs. , r–r (Pap., letztes Drittel . Jh., ripuarisch [aus Köln]). A: Bolte (s. Lit., Teilausg.). – Beckers (s. Lit.) S. –. L: Hans-Hugo Steinhoff, VL () Sp. f. – Johannes Bolte: Zum Crane Bertholds von Holle. In: NdJb () S. –. – Hartmut Beckers: Die Kölner Prosabearb. des ‹Crane›Romans Bertholds von Holle. In: Nd. Wort () S. –. – Ders.: Die mittelfränkischen Rheinlande als literarische Landschaft von bis . In: ZfdPh () Sonderh. S. –, hier S. . VZ Das Nördlinger Scharlachrennen. – Reimpaarspruch, . Der Zeitspruch ( Verse) handelt von einem (misslungenen) Angriff auf Nördlinger Bürger während eines Scharlachrennens im Jahre (am Montag nach Fronleichnam, d. i. der . Juni). In Nördlingen ist das Scharlachrennen erstmals archivalisch belegt. Nach den Wettläufen der «gemeinen Weiber» (der Preis ist ein Stück Barchenttuch, V. und ) und der «puben» ndet das Pferderennen statt, dessen Hauptpreis, ein scharlachrotes Tuch, «gewan von Wien ein gast» (V. ). Der zweite Preis war eine Armbrust. Ab V. wird der Überfall geschildert, dessen Urheber, Ritter Anselm von Eyberg (Yberg, im Mai vor Neuburg gefallen), namentlich erst in V. genannt wird. Die «heimlich in das lant» gekommenen Feinde werden durch einen Zufall entdeckt und durch eine unter
. Hälfte . Jh. der Leitung des «Pop nger» (Bürgermeister Jeronimus von Bop ngen) rasch aufgestellte Truppe aus Armbrustschützen und mit Hellebarden Bewaffneten in die Flucht geschlagen. Lediglich «bei funffen» (V. ) Besucher des Scharlachrennens wurden als Geiseln genommen. Die zunächst in Panik den Schutz der Stadtmauern suchenden Bürger (V. ff.) – die Zugbrücke wird aufgezogen und das Gatter geschlossen, bevor noch alle in Sicherheit sind – besinnen sich jedoch bald und ziehen bewaffnet dem Feind entgegen. Neben der «poßheit» (V. ) der Angreifer, deren Misserfolg zweimal als Folge ihrer Verspätung hingestellt wird (V. und ), betont der Dichter das diszplinierte Verhalten der Nördlinger und ihrer Bundesgenossen (V. ff.), das in den letzten Versen des Spruchs (V. ff.) als vorbildhaft hingestellt wird. Ü: Wolfenbüttel, HAB, Cod. . Aug. °, r–v (Sammelcod. des Claus → Spaun, Pap., ); Überschrift: «Zu Nordling dye keyer Wiesen». A: Adelbert von Keller (Hg.): Fastnachtspiele aus dem . Jh. . Tl. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. –, Text S. – (nicht fehlerfrei). – Fr[iedrich] Roth: Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg. Bd. (Chron.dt.St. ). Leipzig (Nachdr. Göttingen ) S. f. (Darstellung desselben Ereignisses in der Chronik des Augsburger Kaufmanns und Politikers Hektor → Mülich [Bd. , Sp. f.]). – Fischer (s. Lit.) S. –. L: Isolde Neugart, VL () Sp. f. – Harro Blezinger: Der schwäbische Städtebund in den Jahren –. Mit einem Überblick über seine Entwicklung seit (Darstellungen aus der württembergischen Gesch. ). Stuttgart . – Hanns Fischer: Der Überfall beim Nördlinger Scharlachrennen. Bemerkungen zu einem vergessenen Zeitspruch aus dem Jahre . In: FS Klaus Ziegler. Hg. v. Eckehard Catholy/ Winfried Hellmann. Tübingen , S. –. BJ Weiggers Lügen. – Jagdlügen in Prosa, Mitte . Jh. Die beiden kurzen Prosatexte ( und Zeilen) sind singulär in einer Handschrift mit didaktischer Versdichtung überliefert. Im ersten, lat. Text, der dt. mit «Lugin» überschrieben ist, wird vom wundersamen Verlust und Gewinn eines Weigger von
Weiggers Lügen Landsberg am Lech berichtet: Durch einen Stoß vom Schnee befreit, schleudert ein Ast das an ihm befestigte Pferd W.s in die Höhe. Erst im nächsten Herbst ndet W. seine Überreste, in denen sich Bienen eingenistet haben. W. gewinnt nicht nur den Honig, sondern zudem einen Bären, der, durch den Honig angelockt, W. freiwillig in dessen Haus folgt: «et sic de melle et urso plus lucratis fuit quam equus amissus valuit.» Auch der zweite, mhd. Text, der lat. überschrieben ist («Aliud mendacium»), realisiert das Prinzip der glücklichen Kettenreaktion: Als an W.s Angel ein Fisch anbeißt, schleudert er ihn und eine Axt, in die sich der Haken am Grunde des Bachs verfangen hatte, an Land, wodurch ein Hase erschlagen wird: «vnd also fyng er die axt, den rotten vnd den hasen.» Die Schlusssätze, die auf den Gewinn W.s abheben, ordnen die Texte in die Tradition der Jagdlügen ein. Die Überschriften knüpfen an die Lügendichtung im weiteren Sinne an (Müller-Fraureuth, S. ), in der unmögliche, unwahrscheinliche oder unbotmäßige Dinge gemäß dem breiten semantischen Spektrum von ‹lüge› zur Darstellung kommen und entsprechend rezipiert werden wollen (Kerth, S. ). W. wurde auch verschiedentlich als Vorläufer Münchhausens, W. L. als frühe Münchhausiade bezeichnet. Ein Indiz dafür mag die exponierte Stellung W.s sein. Die Verbindung zu Münchhausen jedoch ist allenfalls mittelbar, worauf nur wenige und dann bereits variierte Motive hindeuten. Ü: Heidelberg, UB, cpg , r (Pap., –, schwäbisch, teilweise bair. oder mitteldt. Formen). A: Ernst Martin: W. L. In: ZfdA () S. f. Ü: Gustav Freytag: Bilder aus der dt. Vergangenheit. Bd. . Abt. : Vom MA zur Neuzeit (–). ., erw. Au . Leipzig , S. (poetische, aber textnahe dt. Nacherzählung von Lugin nach E. Martins Ausgabe). L: Ehrismann // () S. . – Arne Holtorf, VL () f. – Gesammtabenteuer. Hundert altdt. Erzählungen [...]. Meist zum erstenmal gedruckt und hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Bd. . Tübingen/Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. . – CarlMüller Fraureuth: Die dt. Lügendichtungen bis auf Münchhausen. Halle , S. , –. – Werner
Neujahrsgrüße auf – R. Schweizer: Münchhausen und Münchhausiaden. Werden und Schicksale einer dt.-englischen Burleske. Bern , S. . – Hans-Joachim Ziegeler: Kleinepik im spätma. Augsburg – Autoren und Sammlertätigkeit. In: Literarisches Leben in Augsburg während des . Jh. (Studia Augustana ). Hg. v. Johannes Janota/Werner Williams-Krapp. Tübingen , S. –, bes. S. –. – Sonja Kerth: Lügen haben Wachtelbeine. Überlegungen zur mhd. Unsinnsdichtung. In: Vom MA zur Frühen Neuzeit. FS Horst Brunner. Hg. v. Dorothea Klein u. a. Wiesbaden , S. –, bes. S. . – Matthias Miller: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibl. Heidelberg. Heidelberg , S. (Nr. ). SJ Seidenswantz, Johannes. – Fiktiver Scherzname oder Übersetzer des Albertanus von Brescia, . Jh. Konrad → Bollstatter setzt in einem Sammelband unter die dt. Übersetzung des Liber consolationis et consilii (Melibeus und Prudentia) des → Albertanus von Brescia den Namen J. S. Da die breit bezeugte Übersetzung ansonsten ohne diesen Namen tradiert wird und Bollstatter zudem öfter scherzhafte Schreiberpseudonyme verwendet oder mit ktiven Autornennungen operiert (vgl. → Bollstatters Spruchsammlung), ist auch S. höchstwahrscheinlich frei erfunden und nicht der Urheber von Melibeus und Prudentia. Ganz auszuschließen ist die Übersetzerschaft freilich nicht. Ü: München, BSB, Cgm , ra (auf beigebundenem Fragm., erste Hälfte . Jh., alemannisch. [Rest der Hs. überwiegend –]). Unter das nicht von Bollstatter geschriebene Fragm. hat dieser nachgetragen: «Johannes Seydenswantz. Explicit liber Melibey in Castro Alerheim». L: Karin Schneider, VL () Sp. . – Dies.: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V/). Wiesbaden , S. –, bes. S. . – Walter Röll: Rezension Schneider . In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. . – Ein Losbuch Konrad Bollstatters aus Cgm der BSB München. Kommentiert von K. Schneider. Wiesbaden , S. , , . – Elisabeth Grünenwald: Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Oettingen, . Jh. bis . Einleitungsbd. (Veröff. der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft /). Augsburg , S. Anm. . VZ
. Hälfte . Jh. Feldigel, Walther, von Wallerstein. – Verfasser eines Spruchs über Frauen, erste Hälfte . Jh. (?). Innerhalb → Bollstatters Spruchsammlung (Konrad → Bollstatter) wird ein -zeiliger Spruch überliefert, der in der Überschrift einem W. F. v. W. zugeschrieben wird. Der Spruch warnt vor «bosen weyben» und lobt die frommen. Ü: London, British Library, Ms. Add. , r (Pap., /, ostschwäbisch [aus Augsburg ?], ganz überwiegend geschrieben von Konrad Bollstatter); Überschrift: «Ain arttickel von frawen [frommen ?] vnd bosen weyben den merck gar ebˉn spricht Walther veldtygel von Wallerstein». L: Robert Priebsch, VL () Sp. f. – Ders.: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen (Nachdr. Hildesheim/New York ) S. –, bes. S. . VZ Neujahrsgrüße auf –. – Gruppe von Minnereden. Die acht N. sind im Liederbuch der Clara → Hätzlerin (Bd. , Sp. –) und zwei weiteren Handschriften überliefert. Dem unbekannten Verfasser wird oft auch der → Abschiedsgruß zugeschrieben. Eine Datierung der N. über die von bis reichenden Jahresangaben in den Überschriften der einzelnen Stücke liegt nahe. Allerdings müssen diese Angaben nicht zuverlässig sein. Eine Abfassung der N. in einem kürzeren Zeitraum ist ebenso möglich, wenn man die Jahreszahlen als ktiv liest. Insgesamt umfassen die N. Reimpaarverse; die einzelnen Stücke schwanken zwischen und Zeilen Länge. Ihre Versform erinnert an Minnereden, ihr Inhalt jedoch an Liebeslieder. Sie sind an ein «lieplichs fräwelein» gerichtet, das u. a. als «hertzen kaiserin», «hertzens Schlos», «höchstes hail» und «höchste Cron» angesprochen wird. Der Sprecher beschwört außerdem den «stoltzen leib» und die freundlichen Gebärden der Geliebten. Wiederholt erwähnt er auch ihren roten Mund. Er wünscht der Dame alles Gute für das jeweils neue Jahr und verspricht ihr im Gegenzug Dienst und Treue. Die N. sind mit zahlreichen lyrischen Bildern und Vergleichen durchsetzt, zugleich aber sehr verständlich geschrieben. Die Forschung hat sie in die Tradition der hö schen Dichtung eingeordnet und in die Nähe der Pseudo-Neidharte (→ Neidhart) gerückt. Sie stehen aber vor allem auch Brauchtumsdichtung wie dem → Klopfan nahe. Ü: Prag, Knihovna Národního muzea, cod. X A , v–v (Pap., Augsburg,
. Hälfte . Jh. /; Autograph von Clara Hätzlerin). – Leipzig, UB, Ms. Apel , v–v (Pap., um , nordfränkisch). – Berlin, SBB, mgf , v–r (Pap., um ). A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II –). – Oskar Schade: Klopfan. Ein Beitr. zur Gesch. der Neujahrsfeier. Hannover , S. –. – Online-Faks. der Berliner Hs.: http://resolver.staatsbibliothekberlin.de. L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Haltaus (s. Ausg.) S. f. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. –. – Arne Holtorf: Neujahrswünsche im Liebesliede des ausgehenden MA. Zugleich ein Beitr. zur Gesch. des ma. Neujahrsbrauchtums in Deutschland (GAG ). Göppingen , passim. – Hans-Dieter Mück: Unters. zur Überl. und Rezeption spätma. Lieder und Spruchgedichte im . und . Jh. Bd. . Die ‹Streuüberl.› von Liedern und Reimpaarrede Oswalds von Wolkenstein (GAG ). Göppingen , S. –. – Burghart Wachinger: Liebe und Lit. im spätma. Schwaben und Franken. Zur Augsburger Sammelhs. der Clara Hätzlerin. In: DVjS () S. –. – Jürgen Schulz-Grobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. –, f., f., f., f. u. ö. – Christine Wand-Wittkowski: Briefe im MA. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Lit. Herne , S. f. u. ö. MM Abschiedsgruß. – Liebesgedicht in Grußform, Mitte . Jh. Die anonyme Dichtung in Reimpaaren (Incipit nach Prag, Cod. X A : «Wol hin meins hertzen kaiserin») weist zahlreiche wörtliche Entsprechungen zu den acht → Neujahrsgrüßen auf – auf. Ein gemeinsamer Verfasser ist denkbar, wobei einschränkend die Formelhaftigkeit der Textsorte nicht außer Acht zu lassen ist. Ü: Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A (Liederbuch der Clara → Hätzlerin [Bd. , Sp. –]) v–r (Pap., Augsburg /); enthält auf Bl. v–v auch die Neujahrsgrüße auf –. – Stuttgart, LB, Cod.
Abschiedsgruß poet. et phil. ° , r-v (Pap., zweite Hälfte . Jh., obd.). – Berlin, SBB, Mgq (vormals Lana [Südtirol] Hausarch. der Grä . Familie von Brandis, Cod. XXIII D ) v–r (Pap., zusammengebunden aus vier Teilen; . Tl. mit A.: um , westschwäbisch). – Leipzig, UB, Ms. Apel (vormals Ms. ; davor Halle, ULB, Cod. A ; davor Privatbesitz Ludwig Bechstein) v–r (Pap., um , nordfränkisch); enthält auf Bl. v–v auch die Neujahrsgrüße, hier nur auf –. – Berlin, SBB, Mgf , v–r (Pap., um , geschrieben von Martin Ebenreutter in Würzburg); enthält auf Bl. v–r auch die Neujahrsgrüße auf –. A: Heinrich Cristoph Büttner: Ein Urlaub. In: Ders.: Franconia. Beitr. zur Gesch., Topographie und Lit. von Franken. Bd. . Ansbach , S. f. – Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. f. (Nr. II ). L: Tilo Brandis, VL () Sp. . – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. –. – T. Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. Anm. . – Inta Knor: Das Liederbuch der Clara Hätzlerin als Dokument urbaner Kultur im ausgehenden . Jh. (Schr. zum Bibl.- und Büchereiwesen in Sachsen-Anhalt ). Halle/Saale , S. , u. ö. VZ Hermann von Sachsenheim, * zwischen und , † .. begraben in Stuttgart. – Dichter, Jurist. H. stammte aus einem württembergischen Geschlecht edelfreier Ritter. Er übte unter den württembergischen Grafen Eberhard IV. (–) und Ludwig I. (–) juristische Funktionen aus. So war er – Rat, und zudem Vogt von Neuenburg und Eichelberg sowie / Lehensrichter. lieh er dem Grafen Ludwig eine größere Geldsumme und kaufte Grundstücke in Stuttgart, besaß also ein gewisses Vermögen. Er war zunächst mit Agnes Mönch und nach deren Tod mit Anna von Strubenhardt verheiratet und hatte zwei Söhne. Auch stand er in
Hermann von Sachsenheim Verbindung zu Ludwigs Frau, der späteren österr. Erzherzogin Mechthild von der Pfalz (–). Die Adlige förderte Autoren wie → Antonius von Pforr, → Niklas von Wyle und → Püterich von Reichertshausen. Auch H. dürfte von Mechthild zumindest zu dichterischer Arbeit ermutigt worden sein, da er ihr mehrere Werke widmete oder sie darin erwähnte. H.s literarische Tätigkeit entfaltete sich nach heutiger Kenntnis erst in den letzten Jahrzehnten seines Leben. Unbekannt ist bis heute, ob die im Werk sichtbare, umfassende Bildung H.s eine Frucht vieler Lebensjahre oder das Resultat einer früheren akademischen Ausbildung war. In seinen Texten zitiert H. umfassend aus der Bibel sowie aus mhd. Autoren und Werken – u. a. aus dem Jüngeren Titurel, → Hartmann von Aue, → Wolfram von Eschenbach und den Chansons des gestes-Übersetzungen der → Elisabeth von Nassau-Saarbrücken. H. werden meist acht Werke zugeschrieben, die in Handschriften sowie in fünf zwischen und entstandenen Drucken überliefert sind. Als beste Handschrift gilt der Wiener Codex . Er ist möglicherweise die Kopie einer Handschrift Mechthilds aus der Kanzlei von deren zweitem Ehemann Albrecht VI. Da H. sich in seinen Texten nie namentlich als Verfasser nennt, muss die Zuschreibung der Werke indirekt erfolgen. Anhaltspunkte sind etwa Erwähnungen Mechthilds und ihres Kreises, die Selbstidenti kation des Sprechers als schwäbischer Ritter im hohen Alter, aber auch Zuschreibungen an H. in den Handschriften und der Zimmerischen Chronik. Die Datierung von H.s Werken ist in vielen Fällen entweder genau oder annähernd möglich. So datierte H. selbst die Mörin und den Goldenen Tempel. Die Existenz von H. verfasster Redaktionen dieser beiden Dichtungen wird vermutet, ist aber nur über textliche Indizien zu begründen. Nach entstand die Mechthild gewidmete Minnerede Unminne. Darin diskutiert H. die Minne «ex negativo», indem er ihre vermeintlich schlimmen Auswirkungen aufzeigt. Die von H. verurteilte Schlechtigkeit der Welt dient dabei als Folie, vor der er die Restauration einer alten Ordnung beschwört. Der Text besteht aus Titurelstrophen, die in Form und Jagdmetaphorik an die Jagd (um ) des → Hadamar von Laber anschließen, den H. in der Unminne auch erwähnt. Außerdem verweist H. im Text auf das Vorbild Wolfram. Wahrscheinlich nach dem September , aber vor dem Frühjahr schrieb H. den Spiegel. In
. Hälfte . Jh. rund Versen schildert H. darin einen Minneprozess: Die Kaiserin Frau Abenteuer schickt ihre Königinnen – darunter Frau Treue – aus, um tugendhafte Menschen zu nden. Ein verheirateter Ritter begegnet Frau Treue und präsentiert sich ihr als vorbildlich treuer Mann. Frau Treue reist mit ihm daraufhin zum Hof der Kaiserin. Unterwegs in einen Zauberspiegel blickend, verfällt der Ritter einer darin lauernden Dame. Frau Treue klagt ihn deshalb bei Frau Abenteuer wegen seiner Untreue an. Ein Zauberbuch zeigt ihm dann die Bösartigkeit der Spiegeldame und die Treue seiner eigenen Ehefrau. Die Kaiserin spricht den Ritter schuldig, zeigt sich auf Bitten ihrer Königinnen aber gnädig. Nach guten Ratschlägen von Frau Treue darf der Ritter heimkehren. Der im Spiegel geschilderte Minneprozess kann als Parodie auf ernste Minnereden interpretiert werden. Der Text ist reich an allegorischen und sagenhaften Figuren, darunter personi zierte Tugenden (u. a. Wahrheit, Scham, Ehre, Gerechtigkeit, Mildtätigkeit), ein Zwerg und ein Greif. Auch in diesem Text wird Mechthild erwähnt. Vor und damit vor H.s Hauptwerk, der Mörin, entstand die sog. Grasmetze. Das in immerhin acht Handschriften erhaltene Werk umfasst je nach Textträger bis zu Verse. In der Grasmetze nähert sich ein alter Ritter einer mähenden Bauernmagd. In geblümter Sprache versucht er sie zu minnen, erhält aber von ihr nur derbe Antworten. Als er sich der Magd bemächtigen will, versagt er aus Altersschwäche und erntet den Spott der Frau. Diese dörperliche Minnereden-Parodie erzielt ihre komische Wirkung u. a. durch das hohe Alter der Haupt gur, das diese von den jüngeren Helden anderer Pastourellen abhebt. Die Grasmetze wirkte u. a. auf Hans → Folz. Als H.s wichtigster Text gilt die Mechthild gewidmete Mörin. H. selbst datierte die Reimpaarverse umfassende Dichtung auf . Sie wurde zwischen dem . Mai und dem . Oktober jenen Jahres abgeschlossen. Die Mörin ist in sieben Handschriften und fünf Drucken überliefert. Wie im Spiegel steht ein Minnegericht im Mittelpunkt der Handlung: Ein alter Ritter wird vom treuen Eckhart und einem Zwerg in das orientalische Reich der Venus entführt. Dort wird er angeklagt, als junger Mann gegenüber Königin Venus-Minne einen Diensteid abgelegt, diesen aber gebrochen zu haben. Der Ritter bestreitet diesen Vorwurf und wird nun einem fünftägigen Prozess unterworfen. Darin
. Hälfte . Jh. verteidigt Eckhart den Ritter, während die «Mörin» (Mohrin) als Anklägerin die Königin vertritt. Oberster Richter ist Venus’ Gatte Tannhäuser, der von zwölf Rittern als Schöffen unterstützt wird. Zwischen den Sitzungen des Gerichts nden ein Turnier sowie ausgiebige Gespräche statt, in denen u. a. Christen, Juden und Muslime über religiöse Dogmen diskutieren. Nachdem die Schöffen sich nicht einigen können, verurteilen Tannhäuser und seine bestochenen Helfer den Ritter zum Tod. Der Verurteilte will nun bei Kaiserin Abenteuer Berufung einlegen. Da Tannhäuser jedoch die Reise zur Kaiserin scheut, darf der Ritter beim Hund Ziprion schwören, sich vor einem städtischen Gericht erneut einem Prozess zu stellen. Anschließend kehrt er unbehelligt in seine Heimat zurück. Wie der Spiegel wird die Mörin oft als Minnereden-Parodie aufgefasst, manchmal aber auch auf das Leben an Mechthilds Hof bezogen. Unstrittig sind als Qualitäten des Texts die juristisch fundierte Darstellung des Prozesses und der Anspielungsreichtum der Dichtung. Die Titel gur stammt z. B. aus dem Parzival, der Hund Ziprion verweist auf den Neidhart Fuchs und die anfängliche Eidfrage wohl auf die Minnelehre des → Johann von Konstanz. Auch Der Tugenden Schatz von Meister → Altswert ist als mögliche Quelle H.s zu nennen. Die reichen Bezüge und kunstvollen Dialoge der Mörin begründeten eine bis heute andauernde Wertschätzung der Dichtung. Ihre Wirkung ist bei Hans Sachs, Johann Fischart und in der Zimmerischen Chronik sichtbar. Nach dem Mai vollendete H. das rund Verse umfassende Schleiertüchlein. In dieser Dichtung begegnet der alte Ritter einem jungen Standesgenossen, der ihm seine leidvollen Erlebnisse schildert. Er war einer Frau in Minne verbunden und wollte sich auf Anraten seiner Geliebten in Jerusalem zum Ritter schlagen lassen. Vor seiner Abreise erhielt er von ihr das titelgebende Tuch als Geschenk. Der junge Ritter berichtet ausführlich über seine Reise nach Palästina, die ihm tatsächlich den ersehnten Ritterschlag beschert. Doch erfährt er auf der Heimreise vom Tod seiner Geliebten. Der alte Ritter tröstet den Verzweifelten. Das Schleiertüchlein besticht durch seine charakteristische Verbindung von Minnerede und Reisebericht. Letzterer ist auch durch seine realistischen Züge von Interesse. Parallelen besitzt H.s Text in der Fabel von Pyramus und Thisbe. Möglicherweise kannte H. auch den Reisebericht des Georg von Ehingen.
Hermann von Sachsenheim Die Verse von Der Goldene Tempel wurden nach H.s eigenen Angaben fertiggestellt. Der Text entfaltet die allegorische Beschreibung eines Tempels von kosmischen Dimensionen. Darin entsprechen u. a. die Türme des Tempels den Monaten und Sternzeichen, die Glocken den Kirchenvätern und Universitäten werden mit schallenden Orgeln gleichgesetzt. Die im geblümten Stil geschriebene Dichtung endet mit einem Lobpreis Marias, die als Fürsprecherin angerufen wird. Der Goldene Tempel zeigt den Ein uss der Beschreibung des Graltempels im Jüngeren Titurel und der Goldenen Schmiede des → Konrad von Würzburg. Undatiert ist H.s Jesus der Arzt, eine heilsgeschichtliche Auslegung medizinischer Begriffe in Strophen. Jesus wird darin als überragender Mediziner dargestellt, der sogar die Erbsünde heilen kann. Außerdem ist der Grabstein H.s mit einer von ihm selbst verfassten Grabschrift erhalten. Nicht sicher zugeschrieben werden können H. eine Blaue Rede, ein Minneturnier, Der → Traum und Lieder aus dem Liederbuch der Clara → Hätzlerin (Bd. , Sp. –). Das sog. Sachsenheim-Gebetbuch (um ) wurde vielleicht durch einen von H.s Söhnen in Auftrag gegeben. Den Werken H.s sind ihre dialogische Anlage, die Ich-Perspektive des jeweiligen Erzählers sowie ein Gespür für komische Effekte gemeinsam. H.s besonderes Verdienst war es, der traditionellen Minnerede parodistisch, eloquent und anspielungsreich eine letzte Blüte verschafft zu haben. Ü: Straßburg, National- und UB, ms. (früher L germ. .°), Bll. (Pap., . Jh.). – Heidelberg, UB, cpg , v–v (Pap., um , schwäbisch). – Stuttgart, LB, cod. poet. et phil. ° , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., obd.). – London, British Library, MS Add. , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., nordschwäbisch-mitteldt.). – Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., nach in der zweiten Hälfte des . Jh., schwäbisch). – Prag, Knihovna Národního muzea, cod. X A , r–v, r–v (Pap., Augsburg, /, Liederbuch der Clara Hätzlerin [Bd. , Sp. –]). – Heidelberg, UB, cpg , r–r, r–r, r–r (Pap., –, nordalemannisch-südfränkisch). – Berlin, SBB, mgq , r–r (Pap., um –, rheinfränkisch). – Heidelberg, UB, cpg , r–v (Pap., um , schwäbisch). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Oct. , v–v (Pap., –, ostschwäbisch). – Wien, ÖNB,
Hermann von Sachsenheim cod. , r–v (Pap., , schwäbisch). – Berlin, SBB, mgq , v–r (Pap., um , westschwäbisch). – Ebd., mgq , r–r, r–r (Pap., , mitteldt.). – Kopenhagen, Kgl. Bibl., cod. Thott. ,°, r–v (Pap., Ende . Jh., alemannisch). – Leipzig, UB, Ms. Apel , r–v (Pap., um , nordfränkisch). – Thorn, UB, Rps /IV, S. – (Pap., , Abschrift eines Drucks von ). D: Mehrere Drucke der Mörin bis um , beginnend mit: Straßburg: Johann Grüninger, . A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. (Nr. II , V. –), – (Nr. II : Grabschrift, Grasmetze). – Wilhelm Ludwig Holland/Adelbert von Keller (Hg.): Meister Altswert. Stuttgart , S. – (Spiegel, Schleier). – Ernst Martin (Hg.): H. v. S. Stuttgart/Tübingen (Mörin, Goldener Tempel, Jesus der Arzt). – Kurt Matthaei (Hg.): Mhd. Minnereden . Die Heidelberger Hss. , , und . Berlin (Nachdr. Dublin ) S. – (Minneturnier). – Wilhelm Brauns/Gerhard Thiele (Hg.): Mhd. Minnereden . Die Heidelberger Hss. und . Die Berliner Hs. Ms. Germ. Fol. . Berlin (Nachdr. Dublin ) S. –, –, – (Blaue Rede, Unminne, Grasmetze). – Huschenbett (s. Lit.) S. , Anm. (Grabschrift). – Horst Dieter Schlosser (Hg.): Die Mörin. Nach der Wiener Hs. ÖNB . Wiesbaden (vgl. dazu: Dieter Welz, in: Acta Germanica , , S. –). – Manfred Lemmer (Hg.): Deutschsprachige Erzähler des MA. Leipzig , S. – (Schleiertüchlein nhd.). – Donald K. Rosenberg (Hg.): The Schleiertüchlein of Hermann von Sachsenheim. A Critical Edition (GAG ). Göppingen . – Thomas A. Kerth (Hg.): Des Spiegels Abenteuer (GAG ). Göppingen . L: Gustav Roethe, ADB () S. –. – Ehrismann // () S. –. – Dietrich Huschenbett, NDB () S. f. – Ders., VL () Sp. –; () Sp. . – Ders., MarLex () S. f. – De Boor/Newald / () S. – u. ö. – Annegret Fiebig, LexMA () Sp. f. – Dietrich Huschenbett, Killy () S. –. – Tilo Brandis/W. Günther Rohr, KLL () S. . – Philip S. Barto: Tannhäuser and the
. Hälfte . Jh. Mountain of Venus. A Study in the Legend of the Germanic Paradise. New York u. a. , S. – u. ö. – Fritz Walter: Die Flexion bei H. v. S. Diss. Tübingen . – Friedrich W. Strothmann: Die Gerichtsverhandlung als literarisches Motiv in der dt. Lit. des ausgehenden MA. Jena , S. f. – Edward Schröder: H. v. S. Zur Chronologie und Überl. Berlin . – Wilhelm Brauns: Heinrich Wittenweiler, das Gedicht von der Bauernhochzeit und H. v. S. In: ZfdA () S. –. – Ders.: H. v. S. und seine Schule. Halle/Saale . – Lieselotte Dietrich: H. v. S. Ein Beitr. zum geistesgeschichtlichen Wandel im SpätMA. Diss. München . – Walter Papst: Venus und die missverstandene Dido. Literarische Ursprünge des Sibyllen- und des Venusberges. Hamburg , S. –. – D. Huschenbett: H. v. S. Ein Beitr. zur Literaturgesch. des . Jh. Berlin . – Kurt Bachteler: Gesch. der Stadt Großsachsenheim. Großsachsenheim , S. –. – Heinz Nicolai: Romantisierende und parodistische Tendenz in der ritterlichen Dichtung des ausgehenden MA. Ein geschmackgeschichtliches Problem. Zur Morin des H. v. S. In: FS Ulrich Pretzel. Hg. v. Werner Simon u. a. Berlin , S. –. – Marjatta Wis: Zum ‹Schleiertüchlein› H.s v. S. Ein gereimter Pilgerber. des ausgehenden MA. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – T. Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. (Nr. ), S. f. (Nr. ), S. (Nr. ), S. – (Nr. ). – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform. Stuttgart , passim. – Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Bernhard Saran: Matthias Grünewald. Mensch und Weltbild. Das NachlaßInventar, der Kemenaten-Prozeß, der Heller-Altar. München , S. –, –. – W. Blank: Kultische Ästhetisierung. Zu H.s v. S. ArchitekturAllegorese im ‹Goldenen Tempel›. In: Verbum et signum. FS Friedrich Ohly . Hg. v. Hans Fromm u. a. München , S. –. – Stephen L. Wailes: The Character of Love in H. v. S.’s ‹Die Mörin›. In: Colloquia Germanica () S. –. – K. Bachteler: S., Tor zum Stromberg. Hg. Stadt Sachsenheim. Sachsenheim , S. –. – Dietz-Rüdiger Moser: Die Tannhäuser-Legende. Eine Stud. über Intentionalität und Rezeption katechetischer Volkserz. zum Buß-Sakrament. Berlin u. a. , S. –. –
. Hälfte . Jh. Walter Haug: Gebet und Hieroglyphe. Zur Bildund Architekturbeschreibung in der ma. Dichtung. In: ZfdA () S. – (wieder in: Ders.: Strukturen als Schlüssel zur Welt. Kl. Schr. zur Erzähllit. des MA. Tübingen , S. –). – Donald K. Rosenberg: H. v. S.’s ‹Schleiertüchlein›. The Pilgerber. and Ehingen’s ‹Reisen nach der Ritterschaft›. In: Wege der Worte. FS Wolfgang Fleischhauer. Hg. v. Donald C. Riechel. Köln u. a. , S. –. – Dieter Welz: Witz, Komik und Humor in der ‹Mörin› des H. v. S. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Die Grasmetze als Altmännerphantasie: Zu einer obszönen Minnerede des H. v. S. In: Acta Germanica () S. –. – Christelrose Rischer: Die Minnereden H.s v. S. In: Internationales Arch. für Sozialgesch. der Lit. () S. –. – Bernhard Theil: Lit. und Literaten am Hof der Erzherzogin Mechthild in Rottenburg. In: Zs. für Württembergische Landesgesch. () S. –. – Peter Strohschneider: Ritterromantische Versepik im ausgehenden MA. Stud. zu einer funktionsgeschichtlichen Textinterpretation der ‹Mörin› H.s v. S. sowie zu Ulrich Fuetrers ‹Persibein› und Maximilians I. ‹Teuerdank›. Bern . – Helmut Tervooren: Wandlungen im parodistischen Zugriff. Von Neidhart zu H. v. S. In: Dt. Lit. des SpätMA. Ergebnisse, Probleme und Perspektiven der Forschung. Hg. v. Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –. – Jürgen Glocker: Ritter, Minne, Trüwe. Unters. zur ‹Mörin› H.s v. S. Diss. Tübingen . – David F. Tinsley: Conventions of Self-Portrayal in the Fifteenth Century. H. v. S.’s ‹Die Mörin›. In: Fifteenth Century Studies () S. –. – P. Strohschneider: ‹Lebt Artus noch zu Karydol, So stünd es in der welte baß›. Von der Aktualität des Vergangenen in hö scher Versepik des ausgehenden MA. In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () S. –. – Karin Cieslik: Stud. zu Elementen der Komik in der ‹Mörin› H.s v. S. In: Parodie und Satire in der Lit. des MA. Bearb. v. Edine Breier. Greifswald , S. –. – H. D. Schlosser: Das politische Ende der Minnerede in der ‹Mörin› H.s v. S. In: Uf der mâze pfat. FS Werner Hoffmann (GAG ). Hg. v. Waltraud Fritsch-Rößler/Lieselotte Homering. Göppingen , S. –. – Ralf Schlechtweg-Jahn: Eine Pilgerfahrt, oder: Was passiert, wenn die Minne unter die ‹Dürken› fällt. Das Schleiertüchlein H.s v. S. In: L’unité de la Culture Européenne au Moyen Âge. XXVIII. Jahres
Hermann von Sachsenheim tagung des Arbeitskreises Dt. Lit. des MA, Straßburg, .–. Sept. . Hg. v. Danielle Buschinger/W. Spiewok. Greifswald , S. –. – Otfried Kies: H. v. S., der Dichter der ‹Mörin›. In: Die Moerin () S. –. – Otto Neudeck: Erzählerische Selbstinszenierung zwischen Kultur und Natur. Zur immanenten Poetologie des Sexuellen in H.s v. S. ‹Grasmetze›. In: Natur und Kultur in der dt. Lit. des MA. Colloquium Exeter . Hg. v. Alan Robertshaw/Gerhard Wolf. Tübingen , S. –. – D. Huschenbett: H. v. S. Seine Bedeutung in der Lit. des . Jh. In: Die Moerin () S. –. – R. Schlechtweg-Jahn: Erzählen im Umbruch. Dialogisierung und Autorfunktion in der ‹Mörin› H.s v. S. In: Fifteenth Century Studies () S. –. – Otto Neudeck: Gefahren allegorischer Kommunikation. Zur prekären Konstituierung adliger Exklusivität in einer Minnerede H.s v. S. (‹Die Unminne›). In: PBB () S. –. – R. Schlechtweg-Jahn: Die Zersetzung der Performanzen des juristischen Diskurses in H.s v. S. ‹Die Mörin›. In: Akten des X. Internationalen Germanistenkongresses . Hg. v. Peter Wiesinger u. a. Bern u. a. , S. –. – Sarah Westphal: Magic in ‹Die Mörin› by H. v. S. (). In: Zauber und Magie. Hg. v. Wolfgang Haubrichs. Stuttgart u. a. , S. –. – Ritter, Minne, Abenteuer. Die fabelhafte Welt des H. v. S. Dokumentation einer Ausstellung des Stadtmuseums Sachsenheim. Hg. v. Diana Finkele. Sachsenheim . – Christoph Mackert: Wieder aufgefunden. Bechsteins Hs. der ‹Mörin› H.s v. S. und des sog. ‹Liederbuchs der Klara Hätzlerin›. In: ZfdA () S. –. – D. Huschenbett: H. v. S. Ein Klassiker des . Jh. In: Die Moerin () S. –. – Ders.: H. v. S. und Heinrich Wittenwiler. In: ZfdA () S. –. – Burghart Wachinger: Gespräche in der ‹Mörin› H.s v. S. In: Lit. und Wandmalerei . Konventionalität und Konversation. Hg. v. Eckart C. Lutz u. a. Tübingen , S. –. – Stefan Matter: Minneszenen in der bildenden Kunst des späteren MA und ihr Verhältnis zu Minnereden. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb. Berlin u. a. , S. –. – Meinolf Schumacher: ‹... der kann den texst und och die gloß›. Zum Wortgebrauch von ‹Text› und ‹Glosse› in dt. Dichtungen des SpätMA. In: ‹Textus› im MA. Komponenten und Situationen des Wortgebrauchs im schriftsemantischen
Greisenklage Feld. Hg. v. Ludolf Kuchenbuch/Uta Kleine. Göttingen , S. –. – D. Huschenbett: H. v. S. Namen und Begriffe. Komm. zum Verz. aller Namen und ausgewählter Begriffe im Gesamtwerk. Würzburg . MM Greisenklage. – Reimpaargedicht, . Jh. Die G. ist in zahlreichen Handschriften ab etwa erhalten, mit Überlieferungsschwerpunkt in der zweiten Hälfte des . Jh. Außerdem wurde der Text ab etwa / in Einblattdrucken verbreitet. Das Gedicht ndet sich auch in → Bollstatters Spruchsammlung, im Liederbuch der Clara → Hätzlerin (Bd. , Sp. –) und im Vergänglichkeitsbuch des Wilhelm Werner von Zimmern. Häu g wird die G. von Zeichnungen oder Holzschnitten mit Greisen-Darstellungen begleitet. Möglicherweise wurde der Text also als Bildgedicht konzipiert. Die verschiedenen Fassungen der G. sind meist etwa Verse lang und unterscheiden sich in einzelnen Formulierungen und der Abfolge ihrer Textabschnitte. Gewöhnlich beginnt die G. mit Anrufungen des Todes, eines jungen Mannes oder der Jugend allgemein. Im Hauptteil des Gedichts folgen Erinnerungen an die Jugend des Sprechers, die er mit seinen ausführlich geschilderten Altersbeschwerden kontrastiert. So denkt er an die Zeit zurück, als er Tanz und Frauen genoss und über alte Menschen spottete. Nun sei er selbst alt, schwach und kränklich und werde von den Jüngeren verschmäht. Die Verfasserschaft der G. ist bis heute umstritten und wird oft im Zusammenhang mit der Chronik des Wenzel → Gruber (Bd. , Sp. f.) diskutiert. In diesem nur als Abschrift erhaltenen Werk stellt Gruber die Geschichte der Familie Tren(n)bach dar und schreibt die G. seinem ehemaligen Dienstherrn Hans von Trenbach zu. Gruber datiert die G. auf etwa ein halbes Jahr vor Trenbachs Tod im Jahr . Allerdings ist eine St. Galler Handschrift der G. überliefert, die von dem verstorbenen Friedrich Kölner geschrieben wurde und auf – datiert wird. Eine Frankfurter Handschrift der G. wird von der Forschung auf um datiert. Beide Textzeugen legen also gegen Grubers Datierung eine Entstehung der G. deutlich vor nahe. Die Frage nach der Autorschaft des Hans von Trenbach muss unbeantwortet bleiben. Möglicherweise schrieb er die G. nur ab oder gab eine Abschrift in Auftrag. Ü: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (Pap., –, hochalemannisch,
. Hälfte . Jh. Schreiber: Friedrich Kölner). – Frankfurt/M., UB, Ms. germ. qu. , rv (Pap., um , schwäbisch). – Cambridge (Mass.), Harvard College Library/Houghton Library, MS Ger , rv (Pap., drittes Viertel . Jh., schwäbisch-alemannisch). – Heidelberg, UB, cpg , v (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.-ostfränkisch). – London, British Library, Ms. Add. , r–r (Pap., Augsburg [?], /, ostschwäbisch, Bollstatters Spruchsammlung). – München, BSB, Cgm , vb (Pap., –, ostschwäbisch). – Wien, ÖNB, cod. , ra (, schwäbisch). – Prag, Knihovna Národního muzea, cod. X A , v–r (Pap., Augsburg /, Liederbuch der Clara Hätzlerin). – Dresden, LB, Mscr. M , r–r (Pap., um –, oberrheinisch). – München, BSB, Clm , r–r (nach ). – Augsburg, Staats- und Stadtbibl., Cim. , r–r (Pap., um –). – München, BSB, Cgm , v–r (Pap., Kloster Rebdorf, um , nordbair.). – Stuttgart, LB, cod. Donaueschingen A III , v–v (Pap., Mitte . Jh., schwäbisch, Zimmernsches Vergänglichkeitsbuch). – Stuttgart, LB, cod. Donaueschingen , v–v, v–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). D: Einblattdruck [Augsburg: Johann Sittich, um /] (GW Sp.b). – Der Druck wurde früher meist als [Ulm: Konrad Dinckmut, um ] bibliographiert. Dies wurde aber zuletzt korrigiert, vgl. Schanze (s. Lit.). A: Wilhelm Wattenbach: Klage über das Alter. In: Anz. für Kunde der dt. Vorzeit NF () Sp. –. – Horst D. Schlosser: Ein spätma. Bildgedicht. In: ZfdPh () S. –. – Eckehard Simon: Eine neu aufgefundene Sammelhs. mit Rosenplüt-Dichtungen aus dem . Jh. In: ZfdA () S. – (Teilfaks.). – Barbara Christine Stocker: Friedrich Colner, Schreiber und Übersetzer in St. Gallen – (mit Beigabe der dt. Wiborada-Vita in dynamischer Edition) (GAG ). Göppingen , S. . – Vgl. auch die Ausg. des Liederbuchs der Clara Hätzlerin und der Chronik von Wenzel Gruber. L: H. D. Schlosser, VL () Sp. f. – Hansjürgen Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung. Unters. zu Hans Rosenplüt und zum Schreib- und Druckwesen im . Jh. (MTU ). München u. a. , S. – u. ö. (mit Abb.). – Hans-Dieter Mück: Zur Verfasserschaft der sog. ‹Greisenklage›. In: JOWG (/
. Hälfte . Jh. ) S. –. – E. Simon: The Türkenkalender () Attributed to Gutenberg and the Strasbourg Lunation Tracts. Cambridge (Mass.) , S. –. – Inta Knor: Von der skriptographischen zur typographischen Textüberl. Etappen der Realisierung von Schrift und Visualität in der spätma. G. In: Das illustrierte Flugblatt in der Kultur der Frühen Neuzeit. Wolfenbütteler Arbeitsgespräch . Hg. v. Wolfgang Harms/Michael Schilling. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Frieder Schanze: Inkunabeln oder Postinkunabeln? Zur Problematik der ‹Inkunabelgrenze› am Beispiel von Druckern und Einblattdrucken. In: Einblattdrucke des . und frühen . Jh. Probleme, Perspektiven, Fallstudien. Hg. v. Volker Honemann u. a. Tübingen , S. –, hier S. f. (Nr. ). MM Wer nicht weiß, was rechte Liebe sei. – Minnerede, um . Bei dem anonym überlieferten Text handelt es sich vermutlich um ein Autograph. Die Verse wurden quer zur Leserichtung in die Ecken eines dem Codex vorangestellten Doppelblatts geschrieben. Zwischen den vier Textblöcken be ndet sich die ebenfalls quer auf die Doppelseite gezeichnete Darstellung einer nackten Frau mit Flügeln statt Armen (Abb. bei Achnitz), bei der sich um die im Text als Personi kation sprechende Frau Minne handeln dürfte. Sie erläutert einem erfolglosen Werber, warum sie nackt, blind und ge ügelt ist, und welche Vorzüge freiwillig gegebene Liebe bietet. Zugleich wirft sie ihm vor, zu zaghaft um seine Dame geworben zu haben. Am Ende (ab V. ) klagt der unglücklich Liebende über sein Versagen und hofft auf Besserung. Inhaltliche und motivliche Entsprechungen nden sich in der Minnelehre des → Johann von Konstanz. Ü: Dresden, LB, Mscr. M , v–r (um /, nordbair.-ostfränkisch [Eichstätt?]). A: Gustav Ehrismann, in: Germania () S. f. – Wolfgang Achnitz: Heilige Minne. Trivialisierung und Sakralisierung hö scher Liebe im späten MA. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/New York , S. –, hier S. . L: Jürgen Schulz-Grobert, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden.
Wer nicht weiß, was rechte Liebe sei Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. f. (Nr. ). – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München . – Wolfgang Achnitz: Heilige Minne. Trivialisierung und Sakralisierung hö scher Liebe im späten MA. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/ New York , S. –. – Ursula Peters: Das Ich im Bild. Die Figur des Autors in volkssprachigen Bilderhss. des . bis . Jh. (Pictura et Poesis ). Köln u. a. , S. f. – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis , Bd. ). Bern , S. , (Abb. ). WA Dresdner Liebesbriefe. – Sammlung von acht literarischen Liebesbriefen, vor . Im Rahmen weltlicher und geistlicher Reimpaarkleindichtung sind in der ostschwäbischen Mären- und Spruchhandschrift Dresden M acht Briefe (je – Verse) unikal überliefert. Zwischen den ‹Einleitungsbrief› und die restlichen Briefe ist ein längerer Marienpreis eingeschoben, dennoch steht die Zusammengehörigkeit der acht Briefe nicht in Frage. Formal und inhaltlich nehmen die Briefe die traditionellen Muster und Motive auf (Apostrophe der Geliebten: Nr. –; Brief als Bote: Nr. ,,,, ; Adynata: Nr. , , ; anaphorische Grußreihen: Nr. ,). Teilweise mischen sich – ähnlich wie bei den → Konstanzer Liebesbriefen – geistliche Anspielungen in Preis und Erhörungsbitte (bes. Nr. u. ). Brief Nr. scheint ein Kompilat aus Versatzstücken der anderen Briefe zu sein. Da zudem ein stilistischer und inhaltlicher Ein uss der in derselben Handschrift überlieferten Minnelehre des → Johann von Konstanz erkennbar ist, könnte man vermuten, dass die Briefsammlung zum Zeitpunkt der Handschriftenherstellung (vielleicht durch den Schreiber Peter Grieninger?) erfolgte. Ü: Dresden, SLUB, Mscr. Dresd. M , vb–rb, ra–va ( bzw. Verse). A: Ernst Meyer: Die gereimten Liebesbriefe des dt. MA. Diss. Marburg , S. – (Nr. –). – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden
Bettgespräch M (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. – (Nr. ) und S. – (Nr. ). L: Walter Blank, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B–. – Meyer (s. Ausg.) S. – und . – Ernst Meyer: Rezension zu A. Ritter, Altschwäbische Liebesbriefe. Graz . In: AfdA () S. –. – Anton Henrich: Zu den gereimten Dresdener Liebesbriefen. In: PBB () S. –. – Hefti (s. Ausg.) S. f. und . – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , f. – Jürgen Schulz-Grobert: Dt. Liebesbriefe in spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. – und f. – Christine WandWittkowski: Briefe im MA. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Lit. Herne , S. –. JK Lob der guten Fut. – Obszöne Minnerede in Reimpaarversen, . Jh. Wohl im Raum Augsburg entstanden, kann diese Minnerede ( Verse) als «obszöner Schönheitspreis» (vgl. Fischer) gelten. Die komische Dichtung konzentriert sich auf die weiblichen Geschlechtsteile, die alle anderen Freuden unwichtig erscheinen lassen: «Ich näms für tanzen und für rayen, / ich näm si für den süssen mayen». Neben dem ausführlichen und überschwänglichen Lob der Vagina wird auch der gesamte weibliche Körper detailliert beschrieben. Schnell ndet den parodistischen Text beispielhaft dafür, wie sich «Weiblichkeit [...] auf Genitalität» reduziere. Ü: Dresden, LB, Mscr. M , rb–vb (Pap., , ostschwäbisch; Schreiber: Peter Grieninger). – München, BSB, Cgm , r (Pap., um , ostschwäbisch; Fragm.). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, Cod. b IV , r–r (Pap., nach , bair.). – Sterzing, Stadtarchiv, ohne Sign., v–r (→ Sterzinger Miszellaneenhs., Pap., erstes Jahrzehnt des . Jh., bair.). A: Franz Pfeiffer (Hg.): Futilitates Germanicae medii aevi. Ad dem codicum script. Nunc primum editae. o. O. , S. –. – Zwölf Minnereden des Cgm . Krit. hg. v. Rosmarie Leiderer (TspMA ). Berlin , S. – (Nr. ) (zit.). – Manfred Zimmermann: Die Sterzinger Miszellaneen-Hs. Komm. Edition
. Hälfte . Jh. der dt. Dichtungen (Innsbrucker Beitr. zur Kulturwiss. Germanistische Reihe ). Innsbruck , S. – (Nr. ). – Paula Hefti (Bearb.): Cod. Dresden M (Bibliotheca Germanica ). Bern/ München , S. – (Nr. ). L: Konrad Kunze, VL () Sp. f.; () Sp. . – Gerhardt Christoph: Kröte und Igel in schwankhafter Lit. des späten MA. In: Medizinhist. Journal () S. –, hier S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. . – Helmut Tervooren: Schönheitsbeschreibung und Gattungsethik in der mhd. Lyrik. In: ‹Schoeniu wort mit süezeme sange›. Philol. Schr. (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. –, hier S. . – Gaby Herchert: Wer trägt des Pfaffen Schand’ am Hut? Deutungen erotischer Tragezeichen aus literarischen und rechtlichen Perspektiven. In: Erotik, aus dem Dreck gezogen. Hg. v. Johan H. Winkelman/Gerhard Wolf (ABäG ). Amsterdam/New York , S. –, hier S. f. – Albrecht Classen/Peter Dinzelbacher: Futilitates Germanicae Medii Aevi redivivae. Erotisches und Obszönes in der Lit. des dt. SpätMA. Edition, Übersetzung und Komm. In: Mediaevistik () S. –. – Rüdiger Schnell: Gender und Rhetorik im MA und in der Frühen Neuzeit. Zur Kommunikation der Geschlechter. In: Rhetorik und Gender. Hg. v. Doerte Bischoff/Martina WagnerEgelhaaf (Rhetorik-Forschungen ). Berlin , S. –, hier S. f. FA Bettgespräch. – Schwankhafte Reimpaardichtung, erste Hälfte . Jh. (?). Der anonyme Verfasser des kurzen erotischen Märes lässt in seiner Dichtung ein Ehepaar auftreten, welches sich in der gemeinsamen Bettstatt die Unzulänglichkeit der Genitalien des jeweils anderen gegenseitig vorhält. Der Dialog steht im Mittelpunkt der handlungsarmen Dichtung, die allerdings nur fragmentarisch überkommen und daher nicht abschließend zu bewerten ist. Der Text wurde von einem ehemaligen Besitzer der Handschrift – vermutlich wegen des obszönen Inhalts – komplett durchgestrichen (bis auf die ersten drei Verse auf Bl. r), zahlreiche Wörter sind bis zur Unleserlichkeit getilgt und ganze Abschnitte vernichtet worden. Daher sind nur die Anfangsverse und ein
. Hälfte . Jh. Stück von Versen aus dem mittleren Abschnitt erhalten, etwa Verse sind verloren. Ü: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., um , ostschwäbisch); Überschrift: «Ain spruch voˉn einem maˉn vnd von seiner frawˉn». A: Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. f., (Nr. ,). L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. . – Fischer (s. Ausg.) S. . – H. Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . VZ Zapf, Hans. – Verfasser einer schwankhaften Reimpaarerzählung (?), erste Hälfte/Mitte . Jh. Das Märe Der fünfmal getötete Pfarrer ( Verse) wird in den beiden überliefernden Textzeugen aus dem . Jh. unterschiedlichen Autoren zugeschrieben. In der älteren Handschrift wird Z. als Autor benannt, in der etwas jüngeren Hans → Rosenplüt. Welchem der beiden Codices der höhere Zeugniswert zukommt, ist ungewiss. Da es sich beim älteren um ein Vademecum eines Studenten handeln könnte, ist unter Umständen die Zuweisung an Rosenplüt der jüngeren Handschrift glaubhafter. Allerdings lässt die Dichtung charakteristische Stilmerkmale Rosenplüts vermissen, was diesen freilich als Dichter nicht ausschließt: So könnte es sich um ein frühes Werk handeln. Die Autorfrage lässt sich letztlich nicht entscheiden. Unstrittig ist lediglich, dass beide Autorangaben nach Nürnberg weisen. Dort ist der Familienname «Zapf» im . Jh. nachgewiesen, allerdings lässt sich keine konkret bezeugte Person dem Dichternamen zuordnen. Nicht auszuschließen ist zudem ein pejorativ-scherzhafter Gebrauch des Namens, da im oberdt. Raum schon im . Jh. die Bezeichnung «Zapf» für einen Trunkenbold vereinzelt bezeugt ist, die im . Jh. dann sehr geläu g war (vgl. Hans → Krug). Es ist zudem denkbar, dass dieser Scherzname auf Hans → Folz gemünzt ist, denn die Formulierung der Autorsignatur im älteren Zeugen («Hanns zappf zue Nurmberg ˉ barbirers») scheint eine Analogiebildung zu den Autornennungen Folzens zu sein. Ein Hinweis auf eine Verfasserschaft Folzens ist hier sicherlich nicht zu sehen, eher schon ein Zeugnis kreativer Folz-Rezeption.
Zapf Sollte Der fünfmal getötete Pfarrer von Rosenplüt verfasst worden sein, so wäre es in dessen Märenœuvre eine von lediglich zwei Erzählungen, die nicht sexuell konnotiert sind. Erzählkern ist die Beseitigung einer Leiche. Dieses narrative Motiv begegnet schon in der französischen Schwankliteratur. Von den fünf Fabliaux, die das Thema behandeln, stellt aber keines eine konkrete inhaltliche Entsprechung zum Pfarrer-Märe dar. In diesem wird erzählt, wie die Leiche eines Pfarrers, der von einem Schuster bei der Stiefelreparatur versehentlich getötet worden ist, dreimal einer weiteren Person untergeschoben wird. Nun gehen die Aufnder der Leiche davon aus, den Tod des Klerikers selbst verursacht zu haben. Zuletzt wird der steife Leichnam des Pfarrers vor den Altar von dessen eigener Kirche verfrachtet, wo er während der Messe den fünften und dann offiziellen Tod erleidet (vgl. zum Erzählstoff auch Die → drei Mönche von Kolmar und s. Antti Amatus Aarne/Stith Thompson: The types of the folk-tale. A classi cation and bibliography [Folklore Fellows communications ]. Helsinki , Nr. ). Ü: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh. [/nach ?], bair.); Überschrift: «Vonn Einem pfarer», Autorsignatur: «Hanns zappf zue Nurmberg ˉ barbirers / Thut euch die abenthewer vergehenn». – Hamburg, SUB, Cod. germ. , S. – (Pap., um , nordbair. [Nürnberg?]); Überschr.: «Vom pfarer der zu fünffmaln starb»; Autorsignatur: «Hanns Rosenplüt der schnepperer e / Thut vns die abentheur verjehen». A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. – (Nr. ). – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA ). Frankfurt/M. , S. –. Ü: Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. v. H. Fischer. München u. ö. (Nachdr. München/ Wien ) S. –. L: Johannes Janota, VL () Sp. –. – A. von Keller: Fastnachtspiele aus dem . Jh. Bd. . (Bibl. des Litterarischen Ver. in Stuttgart ). Stuttgart , S. . – Camillus Wendeler: Stud. über Hans Rosenplüt Tl. . In: [Wagners] Arch. für die Gesch. dt. Sprache
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. Hälfte . Jh. → Folz als bedeutendster Märendichter des MA. In der Literaturgeschichte ndet R.s außergewöhnliche Vielseitigkeit, seine innovative Wirkung auf literarische Genres (z. B. Städtelob, Priamel) und die breitenwirksame «Nobilitierung» stadtbürgerlicher Dichtung Würdigung. Auf welche Ausbildung und Ein üsse er dabei zurückgriff, kann nur teilweise nachvollzogen werden. Seinen Dichtungen zufolge verfügte R. in geringem Umfang über Kenntnisse der lat. Sprache, in Musik, Astronomie und Theologie; das dichterische Leben seiner Zeit hat er mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, rezipiert bzw. durch das eigene Werk nachhaltig beein usst und bereichert. Vermutlich in Mittelfranken geboren, erwarb R. das Nürnberger Bürger- und ein Jahr später das Meisterrecht der «sarwührt» (Kettenhemdmacher), d. h. er hatte zu diesem Zeitpunkt in Nürnberg bereits einen eigenen Hausstand und eine eigene Werkstatt eingerichtet. In dieser Zeit entstand das erste nachweisbare Gedicht von ihm. Da R. aus unbekannten Gründen seit in den Ratspapieren nur noch als Hans Schnepperer (Schwätzer) bezeichnet wurde, seine Werke jedoch mit H. R. bzw. Schnepperer H. R. signiert sind, ist die Zuschreibung etlicher Texte umstritten; zum Teil wird von zwei Dichtern ausgegangen (Kiepe , S. –). Vielleicht Anfang der er, spätestens jedoch in den er Jahren wurde R. Meister der angesehenen Rotschmiedezunft (Messinggießer), die in Nürnberg auch mit der Anfertigung von Büchsen (Geschützen) vertraut war. Aufgrund seiner Fähigkeiten bestellte der Nürnberger Rat R. zum Büchsenmeister der Stadt. R. nahm persönlich u. a. am Ersten Markgrä erkrieg (/) teil, in dem Nürnberg sich mit wechselhaftem Erfolg gegen die Übergriffe Markgraf Albrechts Achilles von Brandenburg zur Wehr setzte. Wie andere Nürnberger (Gelegenheits-)Dichter verstand es auch R., seinem Publikum zu diesem Krieg mit der politischen Reimrede Ie wesender und immer leber eine Nürnberger Erfolgsserie auszubreiten, deren einseitige Schilderung bis heute die Geschichtsforschung prägt. Da R.s Sold letztmalig am .. ausgezahlt wurde und aus etwa der gleichen Zeit sein letztes datierbares Gedicht stammt, wird angenommen, dass er im Sommer desselben Jahres in Nürnberg gestorben ist. R.s Œuvre, über das aufgrund der verstreuten Überlieferung und einer noch ausstehenden Gesamtausgabe der nötige Überblick fehlt, wird in
. Hälfte . Jh. drei große Komplexe unterschieden (nach VL , ): . Reimpaargedichte (Reimpaarsprüche) u. Lieder, inkl. Mären, . Priameln, . Fastnachtspiele. Die Texte sind in mehr als Handschriften und zwölf Drucken überliefert, von denen die eine Hälfte bis ca. entstand und die andere mit Schwerpunkt im . Jh. bis ins beginnende . Jh. hineinreicht. D. h. den Höhepunkt der schriftlichen Werkrezeption R.s bilden die Jahrzehnte nach seinem Tod, obwohl er sich im Unterschied zu Hans Folz oder Hans Sachs nicht um eine eigene Werksammlung sorgte. Besonders eindrücklich belegt ist R.s Bedeutung für die Priameldichtung, deren Zentrum im . Jh. Nürnberg war, da der Begriff «Priamel» von den Zeitgenossen durch seinen Namen ersetzt wurde (Kiepe , S. ). . R L: R. werden Reimpaargedichte, elf Mären und drei Lieder zugeschrieben, die zum Teil in stark voneinander abweichenden Redaktionen überliefert sind (Reichel , S. –). Seine politische Dichtung nimmt Bezug auf herausragende aktuelle Ereignisse: einerseits aus dem unmittelbaren regionalen Umfeld R.s (Erster Markgrä erkrieg und Bayerischer Krieg –), andererseits auf Bedrängnisse des Reiches insgesamt (Hussitenkriege, Alter Zürichkrieg –, Türkeneinfälle). Ohne mit Klagen gegen Kaiser und Fürsten zu geizen, bringt R. hier unverblümt den stadtbürgerlichen Standpunkt einer der bedeutendsten Reichsstädte Deutschlands, die sich maßgeblich in die politischen Wirren ihrer Zeit verstrickt sah, zum Ausdruck. Mit dem Lobspruch auf Nürnberg () überführt R. panegyrisches Pathos, dem bis dahin in der gereimten volkssprachlichen Dichtung kein Raum für Städtebeschreibungen beschieden war, in ein Lobpreis auf seine Heimatstadt und später auch auf Bamberg (ca. ). Damit trägt er dem gewachsenen Selbstbewusstsein des reichsstädtischen Bürgertums Rechnung und wirkt auf nachfolgende Dichtergenerationen vorbildlich. Die elf Mären R.s, deren Autorschaft in drei Fällen besonders umstritten ist, berichten von Ehebruch und erotischen Abenteuern; drei Erzählungen handeln von komischen Missverständnissen und Schelmenstreichen. Sie zeichnen sich durch einen schlichten Sprachstil und ein unverhohlenes Thematisieren des Sexuellen aus. Obwohl R. verbreitete Stoffe und Motive in seinen Mären verarbeitet (z. B. Der Wettstreit der drei Liebhaber), gibt es
Rosenplüt nur wenige Anhaltspunkte zu seinen unmittelbaren literarischen Vorlagen. Dem Knecht im Garten liegt vielleicht Giovanni Boccaccios Decamerone zugrunde (Kern , S. ). In den geistlichen Reimdichtungen R.s treten aufgrund ihres Umfangs und ihrer Rezeption Die Kaiserin zu Rom ( Verse, drei bekannte Drucke) sowie durch die meisterhafte Handhabung des traditionsreichen geblümten Stils (ausgefallene Vergleiche, Reime und Metaphern) die beiden Marienpreisgedichte Die Turteltaube und Unser Frauen Schöne hervor. Darüber hinaus widmete R. sich in seinen «weltlichen Reden» den zahlreichen sozialen Problemen des Zusammenlebens in Familie, Zunft, Gemeinde und Stadt, indem er seinen Zeitgenossen mit unterschiedlichen stilistischen und gattungsspezi schen Mitteln (Teichnerreden, Marienpreis, Parodie, Minnerede etc.) einen Spiegel vorhält. Er tadelt realitätsnah Missstände in den einzelnen Ständen bzw. Berufsgruppen und re ektiert über den Aufruf moralisch begründeter Verhaltensnormen ihr fehlgeleitetes Sozialverhalten. . P: Priameln sind eine besondere Form der Spruchdichtung (Gnomik), in der mehrere voneinander unabhängige Aussagen oder Sachen in einer Schlusspointe zusammengeführt werden. R. wird zugeschrieben, dieser Stegreifkunst erstmals einen Platz unter den literarischen Genres eingeräumt zu haben. Da Priameln fast ausschließlich ohne Autornennung überliefert sind, können sie heute nicht mehr zweifelsfrei einer bestimmten Person zugeordnet werden. Nach Kiepe () rechnet man heute mit etwa Priameln aus R.s Feder. Als knappe einprägsame Sinnsprüche von zehn bis vierzehn Versen besitzen die Priameln ein umfangreiches Themenspektrum von pragmatischen Lebensanweisungen bis hin zu derber Komik. Sie stehen den R. zugeschriebenen Wein-, Bier- und Neujahrsgrüßen sehr nahe. Wenig überzeugend ist die Vermutung, dass diese Spruchformen vor allem die städtische Mittel- und Unterschicht, die weniger Zeit oder Muße für «hohe» Dichtung besessen hätte, erreichen sollten (z. B. VL , , Sp. ). . F: R. gilt als Begründer der frühen Fastnachtspieltradition in Nürnberg. Er soll zur Verschriftung dieser bis dahin mündlich überlieferten Form eines wandernden Faschingstheaters entscheidend beigetragen haben. Allerdings existiert nur ein Spiel, das mit Sicherheit von ihm verfasst wurde: Im Fest des Königs von England wird
Rosenplüt ein Turnier anlässlich der Hochzeit der englischen Königstochter mit dem Herzog von Orleans nachgestellt, in dem die vier Besten und der Schlechteste prämiert werden. Ähnlich wie in R.s politische Spruchdichtung sind die angeblich feigen, eitlen und eigennützigen Fürsten und Adligen Zielscheibe des Spotts. R.s Wertschätzung als Begründer der literarischen Fastnachtspieltradition geht auf die Edition Adelbert von Kellers zurück, der R. in der Mitte des . Jh. ein umfangreiches Korpus an Spielen zuwies. Die germanistische Forschung trägt diesem Umstand Rechnung, indem sie heute eine Sammlung mit Stücken (davon ungeklärt) unter dem Begriff → Rosenplütsche Fastnachtspiele (Bd. , Sp. –) zusammenfasst. Diese Sammlung geht in der Hauptsache auf eine in München aufbewahrte Handschrift zurück, die wohl zwischen und in Nürnberg entstanden ist. In ihrem Inhaltsverzeichnis werden Texte unter der Überschrift Vasnacht Spil Schnepers aufgeführt. Alle Stücke sollen aus der Frühphase des Nürnberger Fastnachtspiels stammen (frühes . Jh. bis ca. ). A H/F D (): Handschriften- und Druckverzeichnis in: Jörn Reichel: Der Spruchdichter H. R. Stgt. , S. –, – (unvollst.); umfangreiche Ausgaben- und Literaturverzeichnisse in: DLL/Kosch und VL. – H. R.: Fastnachtspiele, Priameln, Weingrüße, hist. Gedichte (). In: Sächsische Staats-, Landes- und Universitätsbibl. Dresden. Sign.: Mscr. Dresd. M. (http://digital.slubdresden.de/werkansicht/dlf///cache.off). – H. R.: Ein lieplich history von grosser schone, gedult und keüscheyt einer edleln keyseryn (). In: Bibl. der Ludwig-Maximiliansuniversität München. Sign.: /Cim. # (http://epub.ub.unimuenchen.de///Cim. .pdf). – Georg W. K. Lochner: Vom Nürnberger Rayß. Erzählendes Gedicht des H. R. genannt Schnepperer […]. Nürnberg . – Adelbert von Keller (Hg.): Ein Spil von einem Keiser und einem Apt. Tübingen . – Ders.: Fastnachtspiele aus dem . Jh. (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart –). Bde. Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ). – Georg W. K. Lochner (Hg.): Der Spruch von Nürnberg. Beschreibendes Gedicht des H. R. genannt Schnepperer. Der ursprüngliche Text mit Erläuterungen. Nürnberg . – Rochus von Liliencron: Die hist. Volkslieder der Deutschen. Bd. .
. Hälfte . Jh. Leipzig , Nr. , , , –. – Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg, Bd. . Leipzig (ND ), S. f. – Hans Lambel: ‹Der kluge Narr› von H. R. In: Arch. für die Gesch. dt. Sprache und Dichtung () S. –. – Karl Euling: (Ueber) hundert noch ungedruckte Priamel des . Jh. Paderborn . – Ders.: Zwei ungedruckte R.sche Sprüche. In: ZfdA () S. –. – Johannes Bolte: Die Wochentage in der Poesie, Tl. . In: Herrigs Arch. () S. –. – K. Euling: Das Priamel bis H. R. Stud. zur Volkspoesie. Breslau , S. –. – Johannes Demme: Stud. über H. R. Diss. Münster , S. –. – Otto Hartig: H. R.s Lobspruch auf die Stadt Bamberg mit einem Bamberger Stadtwappen, gedruckt von Hans Sporer in Bamberg . In: Ber. des Hist. Vereins für die P ege der Gesch. des ehemaligen Fürstbistums Bamberg () S. –. – Tilo Brandis: Der Harder. Berlin , S. –. – Klaus Weigel: Priameln aus Wiener Hss. In: Leuvense bijdragen () S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, – (Nr. –), Tf. und . – H. R.: Lobspruch auf die Stadt Nürnberg. Nürnberg (Reprint). – Hermann-Josef Müller: Überlieferungs- und Wirkungsgesch. der PseudoStrickerschen Erzählung ‹Der König im Bade›. Berlin , S. –. – H. R.: Reimpaarsprüche und Lieder. Hg. v. J. Reichel. Tübingen . – Novellistik des MA. Märendichtung. Hg., übers. und komm. v. Klaus Grubmüller (BMA /BdK ). Frankfurt/M. , S. –, –, –, –. – Hellmut Thomke (Hg.): Dt. Spiele und Dramen des . und . Jh. Frankfurt/M. , S. –, –. – Karina Kellermann: Abschied vom ‹hist. Volkslied› (Hermaea NF ). Tübingen , S. – (‹Ie wesender und immer leber›). L: Gustav Roethe, ADB () S. . – Eckehard Simon, DMA () S. –. – Ingeborg Glier, VL () Sp. –. – Horst Brunner, LexMA () Sp. . – Johannes Rettelbach, NDB () S. . – H. Schletter: Die poetischen Werke H. R.s in Hss. von fünf dt. Bibliotheken nachgewiesen. In: Serapeum () S. –. – Camillus Wendeler: Stud. über H. R. In: Arch. für die Gesch. dt. Sprache und Lit. () S. –, –. – Kat. der Hss. der Kgl. Öffentlichen
. Hälfte . Jh. Bibl. zu Dresden. Hg. v. Franz Schnorr von Carolsfeld. Bd. . Dresden , S. –. – Victor Michels: Stud. über die ältesten dt. Fastnachtsspiele. Straßburg . – Mary C. Davis: Klopfan. In: Modern Language Notes () S. –. – Helmut Filip: Unters. zu H. R. Diss. München . – Hans G. Sachs: Die dt. Fastnachtspiele von den Anfängen bis zu Jakob Ayrer. Diss. Tübingen , S. –. – Eckhard Catholy: Fastnachtspiel. Stuttgart . – Werner Lenk: Das Nürnberger Fastnachtspiel des . Jh. Berlin . – R. C. Clark: ‹Die clag von wolff eim hage›. A th Century Manuscript. In: MLN () S. –. – Gerd Simon: Die erste dt. Fastnachtsspieltradition. Lübeck/Hamburg . – Erich Straßner: Politische Relevanz ‹Hist. Volkslieder›. Die Auseinandersetzung zwischen der Reichsstadt Nürnberg und den Markgrafen von BrandenburgAnsbach und Brandenburg-Kulmbach im Spiegel von Liedern und Sprüchen. In: Formen ma. Lit. FS Siegfried Beyschlag. Hg. v. Otmar Werner/ Bernd Naumann. Göppingen , S. –. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich. Göppingen , S. –, –, –, –, –. – Godehard Schramm: H. R. und Hans Folz. In: Fränkische Klassiker. Hg. v. Wolfgang Buhl. Nürnberg , S. –. – Eckehard Simon: Eine neu aufgefundene Sammelhs. mit Rosenplütdichtungen aus dem . Jh. In: ZfdA () S. –. – Rüdiger Krohn: Der unanständige Bürger. Unters. zum Obszönen in den Nürnberger Fastnachtspielen des . Jh. Kronberg . – David M. Blamires: Sexual comedy in the ‹Mären› of H. R. In: Trivium () S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung. Göppingen . – Jörn Reichel: H. R. genannt Schnepperer (ca. –). In: Fränkische Lebensbilder. Bd. . Hg. v. Gerhard Pfeiffer/ Alfred Wendehorst. Würzburg , S. –. – Ders.: H. R. genannt Schnepperer. Ein Handwerkdichter im spätma. Nürnberg. In: Mitt. des Vereins für Gesch. der Stadt Nürnberg () S. –. – Ders.: Handwerkerleben und Handwerkerdichtung im spätma. Nürnberg. H. R. genannt Schnepper. In: Lit. in der Stadt. Bedingungen und Beispiele städtischer Lit. des . bis . Jh. Hg. v. Horst Brunner. Göppingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen . – Die Hss.
Rosenplüt des Germ. Nationalmuseums Nürnberg. Bd. . Wiesbaden , S. . – Hansjürgen Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung. München . – Jörn Reichel: Der Spruchdichter Hans Rosenplüt. Lit. und Leben im spätma. Nürnberg. Stuttgart . – Hartmut Kugler: Die Vorstellung der Stadt in der Lit. des dt. MA. München , S. f., f. – Ingeborg Glier: H. R. als Märendichter. In: Kleinere Erzählformen im MA. Hg. v. Klaus Grubmüller u. a. München , S. –. – Dieter Amon: H. R. Rotschmied und Dichter, um bis nach . In: Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Hg. v. Christoph Frhr. von Imhoff. Nürnberg , S. –. – Albrecht Classen: The poetic voice of a self-re ective fteenth-century urban writer: H. R. In: Fide et Amore. FS Hugo Bekker. Hg. v. William C. McDonald/Winder McConnell. Göppingen , S. –. – Ders.: Die autobiographische Lyrik des europäischen MA. Amsterdam/Atlanta . – Stefan Hohmann: Friedenskonzepte. Die Thematik des Friedens in der deutschsprachigen politischen Lyrik des MA. Köln u. a. . – Elisabeth Keller: Die Darstellung der Frau in Fastnachtspiel und Spruchdichtung von H. R. und Hans Folz. Frankfurt/M. . – Ingeborg Glier: H. R. In: Dt. Dichter der frühen Neuzeit (–). Ihr Leben und Werk. Berlin , S. –. – Thomas Habel: Vom Zeugniswert der Überlieferungsträger. Bemerkungen zum frühen Nürnberger Fastnachtspiel. In: Artibus. FS Dieter Wuttke. Hg. v. Stephan Füssel u. a. Wiesbaden , S. –. – Françoise Salvan-Renucci: Sechs Fastnachtspiele von H. R. Konstanten und Varianten. In: Jeux de carnaval et Fastnachtspiele. Hg. v. Danielle Buschinger/ Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –. – Hans-Jürgen Bachorski: Das aggressive Geschlecht. Verlachte Männlichkeit in Mären aus dem . Jh. In: Zs. für Germanistik () S. –. – Alessandro Zironi: La ‹Disputatio› di H. R. fra gestualità, rabbini e vagabondi. In: Studi Germanici () S. –. – Brigitte Stuplich: ‹Das ist dem adel ain großer schant›. Zu R.s politischen Fastnachtspielen. In: Röllwagenbüchlein. FS Walter Röll. Hg. v. Jürgen Jaehrling u. a. Tübingen , S. –. – Ute M. Schwob: ‹Got mus fur vns vechten›. Kommentare von H. R. und Oswald von Wolkenstein zum Dilemma der ‹Kreuzzüge› gegen die Hussiten. In: Dt.-böhmische Literaturbeziehungen – Germani-Bohemica. FS Václav Bok. Hg. v. Hans-Joachim Behr. Hamburg ,
Der Bauern Lob S. –. – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg . – Manfred Kern: ‹Parlando›. Trivialisierte Bildlichkeit, transgressive Produktivität und europäischer Kontext der Minnerede (mit einem Exkurs zu R. und Boccaccio). In: Triviale Minne? Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck. Berlin/New York , S. –. – Manuela Niesner: Christliche Laien im Glaubensdisput mit Juden. Eine verbotene Gesprächssituation in literarischen Modellen des . Jh. In: ZfdA () S. –. – Gabriel Zeilinger: Lebensformen im Krieg. Eine Alltags- und Erfahrungsgesch. des süddt. Städtekriegs /. Stuttgart . – Nina Hollstein: Die Funktion der Vogelbildlichkeit in R.s Lied von den Türken. o. O. . – Christiane Ackermann: Die Osmanen im R.schen ‹Turken Vasnachtspil› sowie in den Dramen des Hans Sachs und Jakob Ayrer. In: Fastnachtspiele. Weltliches Schauspiel in literarischen und kulturellen Kontexten. Hg. v. Klaus Ridder. Tübingen , S. –. – Gottfried Drywa: H. R. ‹Der fahrende Schüler›. Sexualkomik im MA. Analyse und Interpretation. o. O. . – Christoph Gerhardt: ‹Ein spruch von einer geisterin› von R., vier Priamel und ‹Ein antwúrt vmb einen ters›. ‹Texte zum Sprechen bringen›. Philologie und Interpretation. FS Paul Sappler. Hg. v. Christiane Ackermann/Ulrich Barton. Tübingen , S. –. – Susanne Reichlin: Die Rhetorik der Konkretisierung: Zur Darstellung von Gewalt in H. R.s ‹Die Wolfsgrube› und Herrands von Wildonie ‹Die treue Gattin›. In: Kodikas/Code – Ars Semeiotica. An International Journal of Semiotics () S. –. – Frieder Schanze: Überlieferungsformen politischer Dichtungen im . und . Jh. In: Schriftlichkeit und Lebenspraxis im MA. Hg. v. Hagen Keller. München , S. –. – Martin W. Walsh: Conquering Turk in Carnival Nürnberg. H. R.s ‹Des Turken Vasnachtspil› of . In: Fifteenth-Century Studies () S. –. MM Der Bauern Lob. – Reimpaarsprüche. Als B. L. werden werden zwei Spruchgedichte in Reimpaaren bezeichnet, die beide im . Jh. entstanden und in Handschriften und Drucken überliefert sind. Das ältere Gedicht dürfte spätestens verfasst worden sein und ist in zwei Fassungen erhalten: als kürzere Fassung von Versen in einer Münchner Handschrift (s. Überlieferung) und
. Hälfte . Jh. als Langfassung von Versen in einem Wiener Codex. Früher wurde der Text aufgrund gemeinsamer Überlieferung oft → Rosenplüt zugeschrieben, heute einem unbekannten obd. Autor. Das Hauptanliegen des Spruchgedichts ist die Aufwertung des Bauernstands. Dessen essenzielle Bedeutung für die übrige Bevölkerung wird im Text vor allem durch Vergleiche mit dem Adel hervorgehoben: Der Bauernstand habe vor diesem existiert und sei in seiner Bedeutung sogar dem Kaiser gleichgestellt. Konventionell ist das B. L. in seinen Anklängen an → Heinrich den Teichner, Des → Teufels Netz und die → Reformatio Sigismundi. In der Langfassung ist der Text um Aufzählungen erweitert. Der zweite B. L.-Text mit Versen entstand wohl vor und ist in drei Drucken aus dem letzten Jahrzehnt des . Jh. überliefert. Als Autor gilt wiederum ein obd. Anonymus. In seiner bauernfreundlichen und adelskritischen Grundtendenz gleicht dieses B. L. dem früheren Spruchgedicht. Der Sprecher verteidigt die Landwirte in diesem Text auch gegen den Klerus sowie das Stadtbürgertum und schließt, dem Bauernstand sei von Gott die «ewige Krone» verliehen worden. Gleichzeitig ist der Text nicht frei von bäuerlichen Stereotypen wie dem armen Tölpel und dem bauernschlauen Händler. Möglicherweise schrieb der Autor seinen Text als Stadtbewohner für andere Stadtbürger, nicht für ein bäuerliches Publikum. Aufgewertet wird dieses B. L. durch Bezüge auf die Genesis. So habe mit Nimrod die Unterdrückung der Bauern durch den Adel begonnen. Der jüngere Reimpaarspruch enthält auch eine Variation des populären Spruchs «Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann». W¨ahrend das ältere Gedicht in erster Linie als vermeintlicher Rosenplüt-Text rezipiert wurde, gilt das jüngere B. L. heute als zugleich unterhaltend und sozialutopisch angelegtes Werk, das späteren Bauernaufständen vorgriff. Ü: München, BSB, Cgm , r–v, r–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair., Reimpaarspruch von etwa ). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart , v, r–v (Pap., drittes Viertel . Jh.). – Moskau, Russisches Arch. der alten Akten, Fonds , Nr. , Opis’ , v–r (Pap., um ). – Wien, ÖNB, cod. , v–v (Pap., ). D: Bamberg: Hans [Sporer, um ] (GW ; Online-Ausg. BSB München [o. J.]). –
. Hälfte . Jh. [Bamberg: Johann Sensenschmidt, um ] (GW ; Online-Ausg. BSB München [o. J.]). – Erfurt: Hans Sporer, [] (GW ). A: Wilhelm J. A. v. Tettau: Über einige bis jetzt unbekannte Erfurter Drucke aus dem . Jh. Ein Beitr. zur Bibliogr. der älteren dt. Lit. und zur vergleichenden Sagenkunde [...]. In: Jbb. der kgl. Akad. der gemeinnützigen Wiss. zu Erfurt NF () S. –. – Der Bauer im dt. Liede. Lieder des .–. Jh. nebst einem Anhang. Hg. v. Johannes Bolte. Berlin , S. –. – Friedrich Ranke: Ein schlesisches Bauernlob aus dem . Jh. In: Schlesische Bll. für Volkskunde () S. – (wieder in: Ders.: Kleinere Schriften. Hg. v. Heinz Rupp/Eduard Studer. München u. a. , S. –). – Quellen zur Gesch. des dt. Bauernstandes im MA. Hg. v. Günther Franz. Darmstadt , –. L: Eva Willms-Kiepe, VL () Sp. –; () Sp. . – Fritz Martini: Das Bauerntum im dt. Schrifttum von den Anfängen bis zum . Jh. Halle/Saale , S. f. – Wolfgang Steinitz: Dt. Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten. . Berlin , S. –. – Peter Seibert: Aufstandsbewegungen in Deutschland – in der zeitgenössischen Reimlit. (Reihe Siegen ). Heidelberg , S. f. MM Viechtlein. – Angeblicher Verfasser eines Schmähgedichts, lebte um / (?). V. ist als historische Gestalt nur indirekt nachweisbar: In Bamberg erfolgten vom . bis . Juni Verhandlungen zwischen der Reichsstadt Nürnberg und Albrecht Achilles (–), dem Kurfürsten von Brandenburg und Markgrafen von Ansbach und Kulmbach. Bei diesem Anlass brachte der Markgraf gegen die Stadt zahlreiche Beschwerden vor, in denen auch V. erwähnt wird. Die Nürnberger Burggrafen hätten ihren Bürger V. einen Spruch dichten und verbreiten lassen, der die Markgrafen geschmäht und in ihrer Ehre angegriffen habe. Der Stadtrat behauptete hingegen, von V.s Gedicht keine Kenntnis zu haben. Der Wahrheitsgehalt der markgrä ichen Beschwerde ist heute nicht mehr überprüfbar, da der Spruch verloren ist. Ü: Ber. über das Gedicht in: Nürnberg, Staatsarch., A-Laden-Akten, SL , Nr. a, v, r. L: Frieder Schanze, VL () Sp. f. – Erich Strassner: Politische Relevanz
Viechtlein ‹hist. Volkslieder›. Die Auseinandersetzungen zwischen der Reichsstadt Nürnberg und den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und BrandenburgKulmbach im Spiegel von Liedern und Sprüchen. In: Formen ma. Lit. FS Siegfried Beyschlag. Hg. v. Otmar Werner/Bernd Naumann (GAG ). Göppingen , S. –, hier S. . – Jörn Reichel: Der Spruchdichter Hans Rosenplüt. Lit. und Leben im spätma. Nürnberg. Stuttgart , S. . – Stefan Hohmann: Friedenskonzepte. Die Thematik des Friedens in der deutschsprachigen politischen Lyrik des MA. Köln u. a. , S. , f. MM Vom Königssohn von Frankreich. – Legendarische Prosaerzählung, spätestens erste Hälfte . Jh. Die Erzählung ist in fünf Handschriften ab anonym überliefert. In drei Textzeugen steht V. K. v. F. im Überlieferungszusammenhang mit der → Heiligen Leben-Redaktion (A, M, M), in zwei Handschriften mit Die → Wette um Wahrheit oder Lüge (N, S). Die Entstehung der Erzählung wird im nordbair. Sprachraum vermutet. Ein König von Frankreich und seine Ehefrau bleiben trotz Gebeten der Königin kinderlos. Erst als die Königin den Teufel beschwört, wird dem Ehepaar ein (namenlos bleibender) Sohn geboren. Dieser zeigt schon als Kind eine jähzornige und gewalttätige Veranlagung. Nachdem er die Herrschaft seines Vaters übernommen hat, will er seine Natur ergründen. Seine Mutter offenbart ihm schließlich das Geheimnis seiner Geburt. Der K. bemüht sich um Buße, wird aber selbst vom Papst abgewiesen. Ein Einsiedler nimmt sich zuletzt seiner an. In einem vom Himmel gesandten Brief wird dem K. eine sechsjährige Buße auferlegt. W¨ahrend dieser Zeit muss er schweigen, auf allen Vieren laufen und wie ein Hund essen. Der K. lebt daraufhin als Narr elend am Hof des Königs von Neapel. Als der König gegen die Türken kämpft, erhält der K. von einem Engel Pferd und Rüstung, um unerkannt an der Schlacht teilzunehmen. Nachdem er sich im Kampf bewährt hat, kehrt er in seine Büßerrolle zurück. Der König von Neapel bietet dem anonymen Helfer sein halbes Reich an. Daraufhin erhebt ein betrügerischer Graf Anspruch auf die Belohnung. Die zuvor stumme Tochter des Königs kann durch göttliches Eingreifen sprechen und benennt den echten K. Der Eremit und der Papst bestätigen die Identität und die vollbrachte Buße des K.s.
Secundus Der König bietet ihm seine Tochter und die Landesherrschaft an. Der K. entscheidet sich jedoch für ein asketisches Leben mit dem Einsiedler und stirbt einen heiligmäßigen Tod. Der Stoff der Erzählung war bereits vor der Entstehung der dt. Prosafassung verbreitet. Der mit teu ischer Hilfe gezeugte K. erscheint in dem altfranzösischen Versroman Robert le Diable (um ) und im . Jh. im Tractatus de diversis materiis predicabilibus des Stephan von Bourbon, der den Stoff als lat. Exempel gestaltete. Im . Jh. griff Jean Gobi den Stoff auf; auch Chroniken berichten die Geschichte. Die nüchtern erzählte dt. Fassung unterscheidet sich von anderen Bearbeitungen u. a. durch die Reduktion weltlicher Erzählanteile. Stattdessen treten legendarische Züge in den Vordergrund. Die Forschung hat in V. K. v. F. u. a. Ähnlichkeiten mit den Legenden von → Alexius, → Albanus und → Theophilus herausgearbeitet. Mit den altfranzösischen und lat. Fassungen teilt die dt. Erzählung die abschließende Entscheidung des K.s für ein Leben als Eremit. Die inhaltlichen Tendenzen des Texts fügen sich insgesamt in den Überlieferungskontext mit Der → Heiligen Leben ein. Entsprechend hat die Forschung V. K. v. F. als Werk zur religiösen Erbauung aufgefasst, in dem sich weltliche und geistliche Elemente überschneiden. Ü: A: Augsburg, UB, cod. III..° , vb–vb (Pap., Nürnberg, , nordbair.). – N: Nürnberg, StB, cod. cent. VI, g, r–v (Perg. und Pap., zweite Hälfte . Jh., nürnbergisch). – M: München, BSB, cgm , ra–va (Perg. und Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.). – M: München, BSB, cgm , ra–rb (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.). – B: Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, cod. A , vb–vb (Pap., , schwäbisch). – S: Scheyern, Stiftsbibl., Ms. (früher Mscr. ), ra–va (Pap., Kloster Maria Medingen, ). A: Karl Borinski: Eine ältere dt. Bearb. von Robert le diable. In: Germania () S. –, –, hier S. –. – Online-Faks. von Hs. M: http://daten.digitalesammlungen.de/bsb/image . – Ausg. der lat. und französischen Texte bei StöllingerLöser (s. Lit.). L: Jacques Berlioz: Robert le Diable. In: LexMA () Sp. f. – Ders.: Robert der Teufel. In: EM () Sp. –. – Christine Stöllinger-Löser, VL () S. XIV, –. –
Mitte . Jh. Hermann Tardel: Die Sage von Robert dem Teufel in neueren dt. Dichtungen und in Meyerbeers Oper. Berlin . Nachdr. Hildesheim . – Robert le Diable. Roman d’Aventures. Hg. v. Eilert Loeseth. Paris (Nachdr. New York ) S. I–XXXVI. – Antti A. Aarne: The Types of the Folk-Tale. A Classi cation and Bibliography. Bearb. v. Stith Thompson. Helsinki , Nr. /, . – Frederic C. Tubach: Index Exemplorum. A Handbook of Medieval Religious Tales. Helsinki , Nr. . – J. Berlioz: Les Versions Médiévales de l’Histoire de Robert le Diable. Présence du Conte et Sens des Récits. In: Le Conte. Tradition Orale et Identité Culturelle. Actes des Rencontres de Lyon (, , Novembre ). Hg. v. JeanBaptiste Martin. Lyon , S. –. – J. Berlioz: Robert le Diable. In: Formes Médiévales du Conte Merveilleux. Hg. v. dems. u. a. Paris , S. –. – C. Stöllinger-Löser: Robert der Teufel. In: Gestalten des MA. Ein Lex. hist. und literarischer Personen in Dichtung, Musik und Kunst. Hg. v. Horst Brunner und Mathias Herweg. Stuttgart , S. –. – Christian Kiening: Unheilige Familien. Sinnmuster ma. Erzählens (Philologie der Kultur ). Würzburg , S. –. MM Secundus. – Vita Secundus’ (des Schweigsamen) und Dialog Secundus-Hadrian, erstmals griechisch überliefert im . Jh., dt. Bearbeitungen im . Jh. Die einzige biographische Quelle zu S. ist seine anonyme legendenhafte Vita, derzufolge er ein Athener Philosoph zur Zeit Kaiser Hadrians gewesen sei. Da S. außerhalb des engen Kontextes von Vita und Dialog nirgends zweifelsfrei bezeugt ist, muss seine tatsächliche Existenz als unsicher gelten. Die Häu gkeit des Namens S. erlaubt zudem keine sichere Identi zierung mit anderwärtig nachgewiesenen Namensträgern. Eine Identität mit S., dem Sophisten, Rhetor und Lehrer des Herodes Atticus, die vor allem von der älteren Forschung erwogen wurde, ist zwar zweifelhaft, aber nicht gänzlich auszuschließen. Das spätantike griechische Konglomerat aus Vita und Dialog fand in der hochma. lat. Bearbeitung des Mönchs und späteren Abts von St. Denis, Willelmus Medicus, die größte Verbreitung (Vita Secundi philosophi, um ). Zur abendländisch griech.-lat. Tradition stellen sich syrische, armenische, arabische und äthiopische Überlieferungen, die von der Beliebtheit des Stoffes im MA auch über Europa hinaus Zeugnis geben. Im
Mitte . Jh. europäisch-volkssprachigen Bereich existieren neben den spätma. dt. auch spanische, französische, isländische und italienische Bearbeitungen. Die Vita in der Fassung des Willelmus berichtet davon, dass S. während seines Studiums in Athen mit der Lehre konfrontiert wird, wonach jede Frau zu Hurerei bereit sei, sofern es nur geheim bliebe. Nach seinem Studium und dem Tod des Vaters will er die Lehrmeinung an seiner Mutter erproben. Verkleidet als Pilger wird ihm Einlass in das elterliche Haus gewährt und er kann seine Mutter mit Hilfe der Magd und von Geldversprechungen für eine Liebesnacht gewinnen. Am nächsten Morgen gibt er sich zu erkennen und die Mutter stirbt vor Scham. S. gibt darauf ein Schweigegelöbnis ab, da er seine Mutter durch Reden getötet habe. Als Kaiser Adrianus in Athen weilt, hört er von S. und ist erfolglos darum bemüht, ihn zum Reden zu bringen. Der herbeigerufene Gehilfe Tyrpon versucht S.s Schweigen zu brechen, indem er ihn mit dem Tod durch den Henker bedroht. Dieser wurde indes von Adrianus instruiert: Sollte S. seinem Gelübde auch im Angesicht des Todes treu bleiben, solle er verschont und nur im Falle seines Redens geköpft werden. S. besteht die Probe und willigt ein, dem Kaiser mittels einer Schreibtafel auf Fragen zu antworten. Auf diese Weise entsteht der Dialog mit einer langen Folge von Fragen des Kaisers und Antworten des Philosophen. Die Antworten be ehlt der Kaiser in seiner Bibliothek aufzubewahren. Bei Willelmus umfasst der Dialog insgesamt Fragen mit entsprechenden Antworten, von denen aber nur die ersten auch griechisch bezeugt sind. Da zudem die nicht griechisch überlieferten Dialogteile bei der Gestaltung der Antworten in der Regel von den anderen abweichen, dürften diese aus anderen Traditionen bezogen worden sein. Ob die Erweiterung auf Willelmus selbst zurückgeht oder sekundär ist, muss offen bleiben. Die Fragen werden jeweils mit «Quid est» eingeleitet und beziehen sich auf «mundus», «deus», «mors» usw. Der Philosoph antwortet jeweils mit mehreren Umschreibungen des gefragten Begriffs, welche philosophische Leitsätze transportieren aber auch bildhaft-poetisch sein können (die nur lat. belegten Partien bieten ganz überwiegend nur eine Begriffsumschreibung). Der Dialog mit Hadrian stellt sich in eine breite ma. literarische Tradition von Frage-Antwort-Sammlungen
Secundus und vergleichbaren Dialogen. Innerhalb dieser Tradition zählen die S.-Texte zu einem Typus, der einen Kernbegriff vorgibt und nach Umschreibungen fragt. Zwischen einigen der ma. Vetreter dieses Typus und dem S.-Hadrian-Dialog bestehen signi kante Parallelen (vgl. → Alkuins Disputatio regalis et nobilissimi iuvenis Pippini cum Albino scholastico oder die anonyme Altercatio Adriani Augusti et Epicteti philosophi). Es liegt die Vermutung nahe, dass der griechische Dialog schon früh auf die lat. Fragebüchlein-Tradition gewirkt hat. Was die beiden Teile des überlieferten S.Konglomerats inhaltlich verbindet ist die grundsätzlich misogyne Ausrichtung. Ansonsten scheinen die Texte keine signi kanten Gemeinsamkeiten zu haben. Frappierend ist vor allem, dass das zentrale Motiv der Vita, das Schweigen, im Dialog überhaupt nicht behandelt wird. Möglicherweise war der Ausgangspunkt der Textgenese beider Teile der Dialog. Dieser muss nicht auf einer realen Begegnung von Kaiser und Philosoph beruhen: Das Auftreten des Kaisers kann auch als Huldigung interpretiert werden. Der Dialog könnte auf das . Jh. zurückgehen und später mit der Vita als Rahmenerzählung ergänzt worden sein (wofür auch diejenigen griechischen Handschriften sprechen, die nur den Dialog tradieren [s. Überlieferung]). Dt. Bearbeitungen: Eine Reimpaarerzählung ( Verse) ist als Inserat in der Weltchronik des → Jans von Wien überliefert und stellt vermutlich eine originär selbständige Dichtung dar. Bei der Vita folgt sie der lat. Fassung des Willelmus recht eng und weicht nur in Kleinigkeiten ab (so bekommt S. hier etwa am Schluss vom Kaiser ein Pferd geschenkt). Bemerkenswert ist hingegen die Abweichung von Willelmus im Dialog-Teil, der mit einer einzigen Ausnahme (der Frage nach der Freiheit) nur die Frage-Antwort-Komplexe des ersten auch griechisch bezeugten Teils enthält. Die Vorlage des anonymen Bearbeiters dürfte somit der griechischen Tradition nähergestanden haben, als die heute bekannten Handschriften der Vita Secundi philosophi. Das könnte ein mögliches Indiz dafür sein, dass die Erweiterungen im Dialogteil nicht auf Willelmus selbst zurückgehen. – Auch die zweite dt. Fassung in Prosa erscheint als Inserat: in der Tafel vom christlichen Glauben und Leben, der westdt. Bearbeitung der Tafel van den kersten ghelove des → Dirk van Delft, einer umfassenden Summe der christlichen Glaubenslehre. Die Vita folgt der lat.
Secundus Tradition mit einer Erweiterung am Ende, in welcher der Kaiser über den rechten Lohn für S. nachsinnt. Da materielle Güter dem Philosophen nichts bedeuten, entschließt sich Adrianus, die Antworten des S. zum allgemeinen Lehrbuch auszurufen. Den Vita-Teil schließt eine Ermahnung zum rechten Umgang mit der Rede ab. Die Frage-AntwortSerie präsentiert ungefähr den Gesamtbestand der lat. Tradition. Am Anfang sind allerdings Erweiterungen, Umstellungen und Eingriffe in den Wortlaut vorgenommen worden, die den Komplex im Sinne einer christlichen Enzyklopädie umarbeiten, indem für das ma.-christliche Weltbild wichtige Termini nacheinander behandelt werden. Im . Jh. wird der Stoff unter anderen in einem Meisterlied des Hans Sachs (RSM: S/ ) aufgegriffen (vgl. auch: → Simon/ und zur frühneuzeitlich-dt. Rezeption allgemein: Ruberg [s. Lit.]). Ü: Ältestes griechisches Zeugnis ist ein Papyrusfragm. des . Jh. – Acht weitere Hss. (.–. Jh.) enthalten nur den Dialog. Nur eine einzige griechische Hs. ist bekannt, die sowohl Vita als auch den Dialog enthält. Diese dürfte wohl auch die Vorlage des Willelmus Medicus gewesen sein, der griechische Hss. aus Konstantinopel nach St. Denis mitbrachte. Willelmus’ lat. Vita Secundi ist reich überliefert. – Vgl. zur lat./griech. Überlieferung Daly/Suchier (s. Ausg.) Bd. , S. – und Perry (s. Ausg.). – Verbreitung fand die Vita auch über die Aufnahme (in leicht gekürzter Fassung) in das Speculum historiale (X, c. f.) des → Vinzenz von Beauvais. Über dessen Vermittlung fand sie auch Eingang in den Liber de vita et moribus philosophorum et poetarum veterum und in ma. Chroniken. – Der erste Teil der Vita ndet sich verkürzt zum frauenfeindlichen Exempel in der Sammlung Scala coeli des Johannes Gobi Junior wieder (Hg. v. Marie-Anne Polo de Beaulieu: La scala coeli de Jean Gobi. Paris , Nr. ). Dies könnte mitursächlich dafür sein, dass S. in der späteren (Bild-) Tradition mitunter als Minnesklave oder -sünder erscheint. Dt. Bearbeitungen: Reimpaarerzählung: Berlin, SBB, Mgf , r–v (Pap., um , thüringisch). In diesem Textzeugen der Weltchronik des Jans von Wien sind Teile einer Prosaübersetzung der Chronica minor eines Minoriten aus Erfurt eingefügt (diese Übersetzung ist sonst nicht überliefert). In diese Chronica wiederum ist die S.-Dichtung eingeschoben (vgl. Oswald
Mitte . Jh. Holder Egger, MGH SS () S. –; Philipp Strauch, MGH Dt. Chron. () S. XXI f. – Prosabearbeitung: Bad Berleburg, SaynWittgensteinsche Schlossbibl., Ms. RT / (vormals A ) r–r (Pap., Mitte . Jh. [vor ], nordrheinfränkisch). – Darmstadt, ULB, Hs. , r–r (Pap., letztes Drittel . Jh., ripuarisch [aus Köln]); vgl.: Gunhild Roth: Die ‹Tafel vom christlichen Glauben und Leben›. Die westdt. Bearb. v. Dircs van Delft ‹Tafel van dem Kersten Ghelove›. In: ZfdA () S. –. – Eine Prosaversion der Frage-Antwort-Reihe (ohne Vita) auch in: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , S. – (Pap., /, schwäbisch). A: Alfons Hilka: Das Leben und die Sentenzen des Philosophen S. des Schweigsamen in der altfranzösischen Lit. nebst krit. Ausg. der lat. Übersetzung des Willelmus Medicus, Abtes von Saint-Denis. In: Jb. der schlesischen Ges. für vaterländische Cultur () S. –, hier S. –. – Lloyd William Daly/Walther Suchier: Altercatio Hadriani Augusti et Epicteti philosophi. Bde. (Illinois Studies in Literature / f.). Urbana, IL , hier Bd. , S. – (lat., hg. v. Suchier). – Ben Edwin Perry: S. The Silent Philosopher. The Greek Life of Secundus. Critically edited and restored so far as possible together with translations of the Greek and oriental versions, the Latin and oriental texts, and a study of the tradition (Philological Monographs ). Ithaca, NY . – Dt. Bearbeitungen: Reimpaarerzählung: P. Strauch: S. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – (Prosabearb. nicht ediert.) L: Burghart Wachinger, VL () Sp. –. – Wilhelm Willmanns: Disputatio regalis et nobilissimi juvenis Pippini cum Albino scholastico. In: ZfdA () S. –, . – Johannes Bachmann: Die Philosophie des Neopythagoreers S. Linguistisch-philos. Stud. Berlin . – Rudolf Zenker: Das provenzalische ‹Enfant sage›, version B. In: Romanische Forschungen () S. –, hier S. –. – Hilka (s. Ausg.). – Friedrich P ster: Rezension Ausg. Hilka. In: Wochenschr. für klassische Philologie () S. –. – Daly/Suchier (s. Ausg.). – Das mlat. Gespräch Adrian und Epictetus nebst verwandten Texten hg. und unters. v. W. Suchier (Joca Monachorum). Tübingen . – Perry (s. Ausg.). – Volker Roloff: Reden und Schweigen. Zur Tradition und Gestaltung eines ma. Themas in der französischen Lit. (Münchner romanistische Arbeiten
Mitte . Jh. ). München , S. –. – Uwe Ruberg: Beredtes Schweigen in lehrhafter und erzählender dt. Lit. des MA mit kommentierter Erstedition spätma. Lehrtexte über das Schweigen (MMS ). München , S. –. – Walter Berschin: Greek Letters and the Latin Middle Ages. Washington D. C. , S. und Anm. . – Oliver Overwien: S. der schweigende Philosoph. Ein Leben zwischen Mythos und Kosmos. In: Würzburger Jb. für die Altertumswiss. NF b () S. –. VZ Ein alter Mann berät einen Liebenden. – Fragment eines dialogischen Lehrgesprächs, Überlieferung Mitte . Jh. Das Textfragment setzt unvermittelt ein im Dialog zwischen einem Ich-Sprecher, der sich anscheinend im Gebirge bzw. Wald verirrt hat, und einem alten Mann. Thema ist die Frage des Vorrangs göttlicher oder weltlicher Liebe. Der Alte betont, dass sich die Verehrung Gottes und der Frauendienst nur bei tugendhaftem und treuem Streben nach ehrenhafter Minneerfüllung verbinden ließen. Abschließend gibt er dem Jungen eine Ermahnung für seine Dame auf den Weg: Sie solle ihren guten Ruf stets bewahren. Ü: Gießen, UB, , r–r ( Verse). A: Karl Weigand: Sprüche von Hans Rosenblut. In: ZfdA () S. –, hier S. (Teiledition der Verse – und –). L: Tilo Brandis, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Die acht Schalkheiten. – Holzschnitt-Bilderbogen, vermutlich Mitte des . Jh. Gezeigt werden vor allem Szenen aus dem Alltagsleben von Händlern und Handwerkern, die unehrlich ihren Geschäften nachgehen. Über den Abbildungen stehen jeweils vier paargereimte schwäbische Verse (vermutlich um in Ulm entstanden), die in Ich-Form den dargestellten Figuren in den Mund gelegt sind. Ein Krämer betrügt, indem er mit einer Elle misst, die zu kurz ist, während der Goldschmied Zinn für Silber ausgibt. Neben Gaunern in regulären Berufen ndet sich der Kirchenräuber; das Werk kombiniert so satirische Dichtung über in der Regel ehrliche Berufe mit der Fachliteratur über Randgruppen (vgl. Haage/Wegner). D. a. S stehen in der Tradition der ma. Ständesatire. An ihrer Gestaltungsweise hat sich wohl Sebastian → Brant mit seinem Narrenschiff orientiert,
Ein alter Mann berät einen Liebenden wobei die Adressaten seiner moralisch-ironischen Strafpredigten über einzelne Berufe bzw. Tätigkeiten hinausgehen. Ü: Die Originale der acht Holzschnitte sind verschollen. A: Albert Fidelis Butsch (Hg.): D. a. S. Xylographisches Product aus der Mitte des XV. Jh. Augsburg . – Hellmut Rosenfeld: Die Rolle des Bilderbogens in der dt. Volkskultur. In: Bayerisches Jb. für Volkskunde () S. –, hier S. . – Rosenfeld (s. Lit.) S. . L: Hellmut Rosenfeld, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift. An deren frühesten Erzeugnissen in der Weigel’schen Slg. Bd. . Bearb. v. Theodor O. Weigel/ Adolph Zestermann. Leipzig , S. –. – H. Rosenfeld: Sebastian Brants ‹Narrenschiff› und die Tradition der Ständesatire. Narrenbilderbogen und Flugbll. des . Jh. In: Gutenberg-Jb. () S. –. – Ders.: Die Narrenbilderbogen und Sebastian Brant. In: ebd. () S. –. – Ders.: ‹D. a. S›, ‹Die sechzehn Schalkheiten› und Peter Schöffers ‹Schalksgesinde auf der Frankfurter Messe›. Bilderbogen und Flugbl. aus dem Bereich des Fastnachtspieles. In: ebd. () S. –. – Bernhard Dietrich Haage/Wolfgang Wegner (Hg.): Dt. Fachlit. der Artes in MA und Früher Neuzeit (Grundlagen der Germanistik ). Berlin , S. –. FA Der Bildschnitzer von Würzburg. – Schwankmäre, aus dem . Jh. erhalten. In sechs Handschriften und in zwei eng verwandten Versionen (a und b) ist diese Dichtung erhalten. Sie wird wegen des Überlieferungszusammenhangs in die Nähe von Hans → Rosenplüts Dichtungen gerückt. Jedoch löst das Fehlen von Autorensignatur und handschriftlicher Zuweisung Skepsis aus (der Text ist stets anonym überliefert; Sprache, Formelschatz und Reimbehandlung sind nicht eindeutig). Das rheinische Fragment Der → Herrgottschnitzer aus dem . Jh. dürfte als Vorlage der Geschichte gedient haben, auch wenn grundlegende Motive wohl noch weiter verbreitet waren. Ein Ehepaar lockt einen Probst in eine erotische Falle; der Geistliche wird von der Frau als Holz gur bunt angemalt und vom Ehemann, einem Bildschnitzer, fast entmannt. Nur gegen Bezahlung, die dem Probst abgenötigt wird, bleibt die peinliche
Der Blumengarten Affäre geheim. Am B. v. W lässt sich exemplarisch die erzählerische Umgestaltung eines Stoffes zeigen: In dem französischen Fabilau Le Prestre cruce é wird der Geistliche in einem Lager voller Kruzi xe ertappt und tatsächlich kastriert, während im Herrgottschnitzer ihn die Frau nur mit Kreuzigungsmalen versieht und an ein Kreuz stellt, ohne dass der Probst misshandelt wird. Spätere Varianten mildern die religiösen Anspielungen deutlich ab: So war beispielsweise in den (motivverwandten) → Drei Mönchen von Kolmar die göttliche Strafe für die sündhaften Kleriker noch von Bedeutung. Im B. v. W. hingegen bleibt die angedrohte Gewalt ungerechtfertigt; offensichtlich schelmenhaftes Verhalten wird materiell belohnt. Ü: Dresden, LB, Mscr. M , r–v (Pap., –, nordbair.-ostfränkisch) (b). – Gießen, UB, Hs. , v–v (Pap., um , nordbair.-ostfränkisch) (a). – Leipzig, UB, Ms. , r–r (Pap., –, oberfränkisch) (b). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., –, nordbair.) (b). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.) (a). – Ebd., Hs. Merkel ° , r–v (Pap., –, ostschwäbisch; Schreiber: Valentin Holl) (a). A: Adelbert von Keller (Hg.): Fastnachtspiele aus dem . Jh. (Bibl. des Literarischen Ver. in Stuttgart ). Bd. . Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ), S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, f. (Nr. a/ b), Tf. . – Klaus Grubmüller (Hg.): Novellistik des MA. Texte und Kommentare (Dt. Klassiker-Verlag im Taschenbuch ). Berlin , S. –. Ü: Hanns Fischer (Hg.): Die schönsten Schwankerzählungen des dt. MA. Ausgewählt und übers. von dems. München , S. –. – Grubmüller (s. Ausg.) S. –. L: Nicola Zotz, VL () Sp. –. – Karl Bartsch/Reinhold Köhler: Der Maler mit der schönen Frau. In: Germania () S. –. – Frauke FroschFreiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoffund Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – David M. Blamires: Sexual Comedy in the ‹Mären› of Hans Rosenplüt. In: Trivium () S. –, hier S. f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , f., u. ö. – Jörn Reichel: Der
Mitte . Jh. Spruchdichter Hans Rosenplüt. Lit. und Leben im spätma. Nürnberg. Stuttgart , Reg. – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S , , u. ö. – Gerd Dicke: Mären-Priapeia. Deutungsgehalte des Obszönen im ‹Nonnenturnier› und seinen europäischen Motivverwandten. In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. –. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. . – Susanne Reichlin: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens. Zur poetologischen Dimension des Tauschens in Mären (Hist. Semantik ). Göttingen , S. – und Reg. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. , Anm. . FA Der Blumengarten. – Gespräch über einen allegorischen Garten, Überlieferung Mitte . Jh. Der Text ist zweifach in derselben Handschrift eingetragen (der zweite Eintrag umfasst nur die Verse –, – und – des ersten mit einem eigenständigen Schluss von sechs Versen). Nach einem umfangreichen Natureingang berichtet der Sprecher von einem Spaziergang, auf dem er zu einem wunderschönen Hag kommt. Weil er heraus nden will, wer der Besitzer des Gartens ist, untersucht er die Mauer und sieht durch eine halboffene Tür eine traurige, ihm offenbar namentlich bekannte Dame (V. : «ein frawn, genant Helein»). Auf die Frage des Sprechers nach dem Grund ihrer Trauer und seinem Angebot, Abhilfe zu schaffen, berichtet sie von der Zerstörung ihres Gartens durch Unkraut und Giftschlangen – dies komme von der Untreue eines Mannes. Abschließend ver ucht der Sprecher diesen Mann. Der Text ähnelt motivisch dem in der selben Hs. überlieferten → Krautgarten, ist aber stilistisch etwas anspruchsloser und ungeschickter. Ü: Wien, ÖNB, , r–v ( Verse); v ( Verse). L: Tilo Brandis, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ludger Lieb: Umschreiben und Weiterschreiben. Verfahren der Textproduktion von Minnereden. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth Andersen u. a. (Trends in Medieval
Mitte . Jh. Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. –, f. – Otto Neudeck: Integration und Partizipation in mhd. Minnereden. Zu ästhetischen Kriterien der modernen Lit. In: Scientia Poetica. Jb. für Gesch. der Lit. und der Wiss. Berlin , S. –. JK Der Krautgarten. – Minnerede. Die Überlieferung des zwischen und Reimpaarverse umfassenden Textes beginnt um die Mitte des . Jh. Der Verfasser ist unbekannt, Geuther hatte → Hermann von Sachsenheim oder einen seiner Schüler vorgeschlagen, was jedoch von der Forschung verworfen wurde. Ordnete Brauns die Minnerede noch dem ostfränkisch-mitteldt. Sprachraum zu, plädiert Schmidtke für das nordalemannische Grenzgebiet (Sp. ). Der Ich-Erzähler begibt sich zur Maienzeit auf die Jagd mit seinen Hunden und ndet im Wald auf einer Lichtung einen herzförmigen Garten, der mit Hecken umgrenzt ist. Da er in diesem «Aubentewr» (V. ) vermutet, geht er hinein und trifft dort auf eine Dame, die ihm die Geschichte des Gartens erzählt und seine Beschaffenheit erläutert. Vormals war der Garten der Hort aller Tugenden gewesen, ein Gärtner, den die Dame eingelassen hatte, brachte die schönsten Kräuter, «wolgem˚ut» (V. ), «Vergisz mein nit» (V. ) und «augen trost» (V. ) zum Wachsen. Durch sein Versehen ist der Garten nun aber mit «vngewürm» (Verleumder) bevölkert und von Unkraut, wie «werm˚ut» (V. ) und «nesselkrautt» (V. ), überwuchert. Einzig Frau Ehre sei geblieben. Der Ich-Erzähler rät ihr einen weiteren Gärtner einzulassen, der die Dinge wieder in Ordnung bringen solle. Dies sei jedoch nicht möglich, da der Zustand des Gartens auf die Dame zurückfallen würde, wenn er von jemand anderem gesehen würde. Da auch der alte Gärtner nicht neu verp ichtet werden könne, solle die Frau sich unter Leute begeben in der Hoffnung, dass sie ihr helfen würden, was die Dame erneut ablehnt. Sie wolle sich nicht der Freude hingeben, statt dessen trachtet sie nach Rache gegenüber den Verleumdern. Der Erzähler tröstet die Dame abschließend, auch wenn «[n]yemant sich vor In» (dem «vngewürm») «hüten mag» solle sie «[a]n rach […] nit verzagen, Ir wert noch fräd an In sehen» (V. –), und begibt sich zurück nach Hause. Stilistisch durchweg eigenständig gegenüber den bekannten geistlichen Gartenallegorien hat das Gedicht mit großer Wahrscheinlichkeit Der
Der Krautgarten → Blumengarten beein usst. Dieser ist gemeinsam mit dem K. in der Wiener Handschrift überliefert. Zu Gemeinsamkeiten mit weiteren Texten vgl. Klingner/Lieb. Ü: Berlin, SBB, Mgf , v–r (Pap., um ). – Ebd., Mgq , r–v (Pap., , schwäbisch). – Heidelberg, UB, Cpg , r–r (Pap., –, nordalemannisch-südfränkisch). – Ebd., Cpg , v–r (Pap., . Jh.). – Ebd., Cpg , v–r (Pap., um , ostschwäbisch). – Leipzig, UB, Ms. Apel , v–r (Pap., um , nordfränkisch). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , r–v (Pap., /, geschrieben von Clara → Hätzlerin [Bd. , Sp. –]). – Trier, StB, Hs. /a °, v–r (Pap., um , moselfränkisch). – Wien, ÖNB, Cod. , r–v (Pap., Mitte . Jh., bair.). A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ), S. XLIX (Lesarten der verschollenen Bechsteinischen Hs.) (zit.). – Kurt Matthaei (Hg.): Die Heidelberger Hss. , , und (DTM ). Berlin , S. f. (Lesarten nach Cpg ). L: Dietrich Schmidtke, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. , –. – Wilhelm Brauns: Hermann von Sachsenheim und seine Schule. Halle/Saale , S. . – Tilo Brandis: Mhd., mndt. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. , S. mit Anm. , , mit Anm. . – Sarah Westphal: Textual Poetics of German Manuscripts – (Studies in German Literature, Linguistics, and Culture). Columbia SC , S. f. – Ludger Lieb: Eine Poetik der Wiederholung. Regeln und Funktionen der Minnerede. In: Text und Kultur. Ma. Lit. –. Hg. v. Ursula Peters (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –, hier S. . – Otto Neudeck: Integration und Partizipation in mhd. Minnereden. Zu ästhetischen Kriterien der modernen Lit. In: Scientia Poetica. Jb. für Gesch. der Lit. und der Wiss./Yearbook for the History of
Die Beständige und die Wankelmütige Literature, Humanities and Sciences. Hg. v. Lutz Dannenberg u. a. Berlin , S. –. – L. Lieb: Umschreiben und Weiterschreiben. Verfahren der Textproduktion von Minnereden. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth Andersen u. a. (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. –, f. – Margreth Egidi: Innenräume des Liebesdiskurses. Spiegelungen des Innen am Beispiel der Gartenmotivik in Minnereden. In: Innenräume in der Lit. des dt. MA. Hg. v. Burkhard Hasebrink u. a. Berlin/New York , S. –, hier S. –. – Stefan Matter: Reden von der Minne. Unters. zu Spielformen literarischer Bildung zwischen verbaler und visueller Vergegenwärtigung anhand von Minnereden und Minnebildern des deutschsprachigen SpätMA (Bibliotheca Germanica). Tübingen/Basel . CS Die drei W¨ascherinnen (auch: Ein Spruch von dreyen Meyden, die wuschen ob eynem Pach). – Schwankmäre, Mitte . Jh. Die schwankhafte Märenszene in Reimpaarversen entstand wahrscheinlich um die Mitte des . Jh. im nordbairischen Raum. Der Text umfasst in einer Münchner Handschrift Verse und in einer Nürnberger Handschrift Verse. Die beiden Fassungen unterscheiden sich primär durch den Umfang der Monologe, deren revueartige Aneinanderreihung die Struktur des Textes bestimmt. Der Erzähler von D. d. W. belauscht an einem Sommertag zufällig drei schöne W¨ascherinnen. W¨ahrend einer Arbeitspause berichten die Frauen, wie sie durch Knechte bzw. einen Edelmann ihre Jungfräulichkeit verloren. Danach setzt sich eine alte Frau zu ihnen und nennt ihnen ein Salbenrezept zur Wiederherstellung ihrer Jungfräulichkeit. Das Rezept enthält kuriose Zutaten wie Glockenläuten, Nachtigallengesang und Schafsodem, dürfte also scherzhaft gemeint sein. Das den Text bestimmende Gespräch dreier Frauen über Liebesangelegenheiten ist auch Grundelement anderer Schwankmären sowie zahlreicher Fastnachtsspiele. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – München, BSB, Cgm , v–v (Pap., um –, nordbair.). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart ,
Mitte . Jh. S. – (kürzere Fassung). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, f. (Nr. a/b, beide Fassungen). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Fritz Langensiepen: Tradition und Vermittlung. Literaturgeschichtliche und didaktische Unters. zu Hans Folz (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. , , , . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . MM Die Beständige und die Wankelmütige. – Belauschtes Streitgespräch zweier Damen über die Treue in der Minne, früheste Überlieferung Mitte . Jh. Die Minnerede gehört mit elf Textzeugen (kaum signi kante Varianz) zu den am häu gsten überlieferten Gattungsvertretern. Den narrativen Rahmen bildet die Erzählung des Sprechers, wie er zu einer hö schen Gesellschaft stößt, sich dort aber fremd und einsam fühlt und sich daher in ein Zimmer zurückzieht. Dort ndet er zwei Damen vor, deren Gespräch er belauscht: Die eine Dame – identi ziert als ‹Beständige› – wirft der anderen – identi ziert als ‹Wankelmütige› – Untreue vor. Die Wankelmütige rechtfertigt sich mit der langen Abwesenheit ihres Geliebten. W¨ahrend die Beständige ewige Treue und exklusive Liebe propagiert, spricht sich die Wankelmütige für größere Freizügigkeit und mehrere Liebhaber aus. Beide Damen untermauern ihre Positionen mit Zitaten der Autorität → Hadamar von Laber. Als sie den Sprecher entdecken, fordern sie ihn auf, zwischen ihnen beiden als Herrin zu wählen. Der Sprecher überlässt die Entscheidung dem Würfel, ist aber froh, dass die Beständige gewinnt. Er empfängt nun eine Minnelehre der Beständigen und versichert ihr seinen Dienst, bevor er wieder in die hö sche Gesellschaft zurückkehrt. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , v–r ( Verse). – Ebd., Ms. germ. quart. , r–v ( Verse). – Dessau, Anhaltische Landesbücherei, Wiss. Bibl. und Sondersammlungen Georg °, r–v ( Verse). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse). – Leipzig, UB, Ms. Apel , v–r ( Verse). – München, BSB, Cgm , r–r ( Verse). – Ebd., Cgm ,
Mitte . Jh. r–v ( Verse) und v–r ( Verse). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , v–r ( Verse) (Pr). – Stuttgart, LB, poet. et phil. ° , v–r ( Verse). – Wien, ÖNB, , r–v ( Verse) (Wi). A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ) (nach Pr). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. , –. – Ingrid Kasten: Stud. zur Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Diss. Hamburg , S. –. – Jacob Klingner: Minnereden im Druck (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , S. f. JK
Die Nacht in der Feldscheune. – Belauschte Liebesklage, früheste Überlieferung um . Der in zwei nordalemannisch-schwäbischen Minnereden-Sammlungen (ohne signi kante Varianz) überlieferte Text beginnt mit dem Bericht des Sprechers von einem Spaziergang, bei dem er sich verirrt und bei Einbruch der Nacht in eine Scheune zurückzieht. Dort belauscht er die Liebesklage eines jungen Mannes. Dieser sieht sich zu Unrecht der Untreue bezichtigt (inserierte Wiedergabe eines Dialogs mit der ungehaltenen Geliebten) und versichert Frau Venus und der Geliebten (mehrfache Apostrophen) seine Bereitschaft zu ehrenvollem, treuen und beständigen Dienst. Am nächsten Tag versucht der Sprecher erfolglos, der Fährte des Mannes zu folgen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse) (He). – Ebd., Cpg , r–r ( Verse) (He). A: Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. , krit. nach He). L: Ingrid Kasten, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –. JK
Die Nacht in der Feldscheune Der Versuchung Abenteuer. – Begegnung des Sprechers mit mehreren Minnepersoni kationen, Überlieferung Mitte . Jh. Die unikal überlieferte Minnerede berichtet von der Begegnung des Sprechers mit einer schönen Dame in einem Hag. Diese bringt ihn zu einem prächtigen Zelt, in dem sieben personi zierte Tugenden (Weisheit, Ehre, Treue, Maß, Beständigkeit, Scham, Zucht) vor dem Thron des ‹Minnekinds› versammelt sind. Da die Dame das Kind zusammen mit einer Anleitung, wie es zu behandeln ist, zu einer ungenannten Frau bringen will, geben die Tugenden nacheinander Belehrungen ab über die rechte Minnehaltung, ehrenvollen Minnelohn, kluges Minnehandeln, Beständigkeit, Vorsicht und Zurückhaltung. Die Tugenden übergeben der Dame das Kind, worauf sie mit dem Sprecher Abschied nimmt. Nachdem sie auf dem Heimritt noch erklärt hat, warum die Liebe einem Kind gleicht, gibt sie dem Sprecher eine schriftliche Zusammenfassung der Minneregeln. Fröhlich reitet der Sprecher nach Hause. Ü: Wien, ÖNB, , r–r ( Verse). L: Frank Fürbeth, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Klage der Tugenden. – Traumerzählung von der Klage personi zierter Tugenden, Überlieferung Mitte . Jh. In der unikal überlieferten Minnerede berichtet der Sprecher von einem Traum: In einem im Gebirge aufgeschlagenen Zelt trifft er auf sechs Damen, die personi zierten Tugenden Liebe, Treue, Beständigkeit, Ehre, Zucht, Scham. Nacheinander beklagen sie nun ihre Missachtung in der Welt und die Tugendlosigkeit und Falschheit von Männern und Frauen in der Minne. Der Sprecher stimmt den Klagen teilweise zu, verweist jedoch auch mehrfach darauf, dass es doch noch tugendhafte Frauen und Männer gebe. Als er von seinen Dienern geweckt wird, kommt er zu dem Schluss, dass die von den Tugenden beklagten Zustände der Wirklichkeit entsprechen. Ü: Wien, ÖNB, , r–r ( Verse). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ludger Lieb: Umschreiben und Weiterschreiben. Verfahren der Textproduktion von Minnereden. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des
Bock(er) MA. Hg. v. Elizabeth Andersen/Manfred Eikelmann/Anne Simon (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. . JK Klage um den Tod einer Frau. – Lob der Frauen und geistlich-weltliche Totenklage, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist in zwei Handschriften des . Jh. überliefert (relativ große Varianz durch Umstellungen und Kürzungen in He). Der Sprecher tritt an, um das bisher fehlende Lob der Frau als Quell der hö schen Freude und des Trostes zu vertreten. Insbesondere möchte er ein Pendant zur Totenklage um ritterliche Helden schaffen. Dazu ruft er Gott um Beistand an, bedauert die Zerstörung der weiblichen Schönheit im Tod und klagt Christus an, die Frauen nicht gleich unter Vermeidung von Leid und Sterben ins Paradies zu führen (Verweis auf Himmelfahrt Mariens). Einer Anrufung Marias um Fürbitte folgt eine erneute Klage darüber, dass Frauen nach ihrem Tod vergessen würden. Abschließend bittet der Sprecher Gott um das Ewige Leben für eine bestimmte Frau, deren Tod er mit seinem Dichten beklage. Das Lob der Frauen nimmt teilweise mariologische Argumentations guren auf, die ähnlich in geistlichen Traktaten, Predigten und Gebeten zu nden sind. Die Totenklage zeigt Parallelen zu → Johannes von Tepl. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse) (He). – Nelahozeves, Fürstl. Lobkowitzische Bibl. R VI Fc , S. – ( Verse) (Ne). A: Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. ; krit. nach He unter Ergänzung von Versen aus Ne; fehlerhaft werden hier Verse statt recte Verse gezählt). L: Horst Brunner, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Christian Kiening: Schwierige Modernität. Der ‹Ackermann› des Johannes von Tepl und die Ambiguität hist. Wandels (MTU ). Tübingen , S. Anm. . JK Lob der Geliebten. – Preis der Vollkommenheit der Geliebten mit Schönheitsbeschreibung, Überlieferung um . Die unikal überlieferte Minnerede setzt ein mit dem in ausgesuchtem Vokabular (‹blümen›, Fremd
Mitte . Jh. wortgebrauch) formulierten Bekenntnis des Sprechers, dass er einer vollkommenen Dame ergeben sei. Es folgt eine ausführliche Schönheitsbeschreibung der Frau nach dem A capite ad calcemSchema sowie ein Lob ihrer Tugendhaftigkeit. Er schließt mit der Bitte an die Dame, seinen Dienst anzunehmen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse). A: Mhd. Minnereden II. Aufgrund der Vorarbeiten von Wilhelm Brauns hg. v. Gerhard Thiele (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. f. (Nr. ). L: Walter Blank, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Rat einer Jungfrau. – Bericht von einem Gespräch in Liebesnot, Überlieferung Mitte . Jh. Die unikal überlieferte Minnerede beginnt mit dem umfangreichen Bericht von einem Spaziergang, den der Sprecher an einem Maimorgen unternimmt. Die Naturbeobachtung erleichtert ihn von seinem Minneschmerz. Er gelangt zu einer wunderschönen Burg, in deren vorgelagertem Garten er auf eine hö sche Gesellschaft trifft. Es kommt zu einem Gespräch mit einer Dame, der der Sprecher das Leid klagt, von der Liebe zu einer vollkommenen Frau gefangen zu sein (eingeschobene Erzählung von einem Traum, in dem sich ihm die Tugendhaftigkeit der Geliebten offenbart hat). Die Dame gibt dem Sprecher Ratschläge, wie er sich vor der Geliebten bewähren und ihr seine Liebe bekennen soll und entlässt ihn mit einem Segenswunsch. Ü: Wien, ÖNB, , r–r ( Verse). L: Alfred Karnein, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Bock(er), Peter. In einem Codex der BSB München werden durch Autorsignaturen einem P. B. zwei Reimpaargedichte zugewiesen («Also red Peter Bock» [r]; «redt Peter Bocker war» [r]). Das erste ist eine Zeitklage mit eschatologischer Ausrichtung, das zweite ein Lehrgedicht in Anlehnung an die zehn Gebote. Ü: München, BSB, Cgm , r–r/r–r (Pap., bald nach Mitte . Jh., ostfränkisch, nordwestalemannische Merkmale). L: Ulrich Montag, VL () Sp. . – Friedrich Wilhelm: Drei Fabeln aus
Mitte . Jh. Cgm . In: Alemannia , NF (/) S. –, hier S. f. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Die ma. Hss. aus Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,). Wiesbaden , S. – (zur Hs.), S. . VZ Duro, Johannes. – Autor einer Minnerede, Mitte . Jh. Der Autor nennt sich am Schluss einer unikal überlieferten Minnerede (Die fünf Namen), in der Liebesbekenntnis und Liebesklage mit einer umfangreichen naturkundlicher Einleitung (Auslegung des Wasserkreislaufs auf die Liebe) verbunden sind. Der Sprecher benennt die Frau mit fünf Namen, die sich auf ihre Tugenden beziehen (V. –): «Milte», «Edel», «Trew», «Zucht», «Erenreich» (möglicherweise ein Akrostichon ‹Metze›), schildert seine Liebesverstrickung in komplizierter Bildlichkeit und bittet in direkter Apostrophe die Geliebte um Erhörung. Er schließt mit Segenswunsch und Heilsbitte. Ü: München, BSB, Cgm , r–v ( Verse). A: Walther von Wickede: Die geistlichen Gedichte des cgm . Diss. Rostock , S. –. L: Tilo Brandis, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Wickede (s. Ausg.) S. –. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. . – Sarah Westphal: Textual Poetics of German Manuscripts – (Studies in German Literature, Linguistics, and Culture). Columbia, SC , S. . JK Elblin von Eselberg (auch Elbelin von Eselsberg). – Spruchdichter, Mitte . Jh. Die historische Gestalt E.s ist kaum greifbar, nur die Sprache seines Werks erlaubt Rückschlüsse auf eine mögliche schwäbisch-bayerische Herkunft und ein Wirken um . Entgegen früheren Identi zierungsversuchen wird E. heute nicht mehr mit → Hermann von Sachsenheim gleichgesetzt oder mit steirischen, schwäbischen u. a. Orten in Verbindung gebracht. Vielmehr gilt der Name E. v. E. heute meist als Pseudonym. Die Überlieferung E.s besteht aus immerhin sechs Handschriften seiner Minnerede Das nackte Bild. Ein zweites Gedicht,
Duro Werbung des Freundes, wurde früher E. zugeschrieben, da es Teile aus Das nackte Bild enthält und E.s Namen erwähnt. Aufgrund sprachlicher und stilistischer Differenzen gilt die Werbung heute aber als Werk eines anderen Autors. Das nackte Bild umfasst Verse in drei- und vierhebigen Paarreimen und ist als Lehrgespräch mit allegorischer Tendenz gestaltet. Der Sprecher begegnet auf einem Frühlingsspaziergang einer Gruppe schöner Frauen. Eine von diesen trägt auf ihrem Mantel das Bild einer gekrönten, nackten Frau – der Liebe. Von diesem Bild ausgehend, entwickelt die Mantelträgerin im darauffolgenden Gespräch gegenüber dem Sprecher eine Theorie der Liebe. Der Text unterscheidet drei Arten von Liebe, deren Steigerung an mystische Grade erinnert: die spontan entstehende «anhebende» Liebe, die von kontinuierlichen Liebestaten geprägte «zunehmende Liebe» und zuletzt die «ganze» Liebe, in der der Liebende alles Leid von seiner Geliebten fernhalten möchte. E. vergleicht die Liebe auch mit menschlichen Bedürfnissen wie Hunger und Durst; die Bindung an eine konkrete Person wird mit dem Wirken der vier Elemente und Termperamente erklärt. Kritisch äußert sich E. über Vernunftbeziehungen, die etwa auf Stand oder Vermögen beruhen. Das Gedicht schließt mit einer Eigennennung des Verfassers. E.s Text steht jenseits hö scher Minnevorstellungen, die nur in den Diensten der «zunehmenden» Liebe noch nachklingen. Insgesamt trennt E. sogar die «unkeusche» Minne von der «keuschen» Liebe und lobt Frauen, die schamhaft und züchtig sind. Freilich steht dieses Lob in einem weltlichen Kontext, denn religiöse Untertöne fehlen bei E. weitgehend. Vielmehr hat man E.s Liebestheorie psychologische Züge attestiert. Ü: Nelahozeves, Lobkowitzsche Bibl., cod. VI Fc (früher Prag, Nationalbibl., Cod. R VI Fc ), S. – (Pap., –, schwäbisch). – Heidelberg, UB, cpg , v–v (Pap., –, nordalemannisch-südfränkisch). – Prag, Knihovna Národního muzea, cod. X A , r–v (Pap., Augsburg, /). – Stuttgart, LB, Cod. poet. et phil. ° , r–v (Pap., zweite Hälfte . Jh., obd.). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., cod. Quart , r–v (Pap., . Jh.). – München, BSB, Cgm , r–v (Pap., Anfang . Jh., Slg. v. Ulrich Mostl). A: Diutiska. Denkmäler dt. Sprache und Lit. aus alten Hss. . Hg. v. Eberhard G. Graff.
Groninger Stuttgart (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ). – E. v. E. Hg. v. Adelbert von Keller. Tübingen , S. –. L: Ehrismann // () S. . – Ingrid Kasten, VL () Sp. f. – De Boor/ Newald / () S. , . – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Stuttgart , S. , –, f. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. f. MM Groninger, Peter (Grieninger [?]). – Verfasser einer Reimpaarrede, Schreiber (?), Mitte . Jh. Im Mittelpunkt von G.s unikal überliefertem Spruch steht die Gefahr des plötzlichen Todes angesichts der Pest. Die Dichtung kann G. über die Autorsignatur sicher zugewiesen werden. Der Autor verwirft sein bisheriges Leben, das er «jn sunden manigvalt» geführt habe, und ruft mehrfach die Gottesmutter an, die er um die Möglichkeit zur rechtzeitigen Buße bittet. An den hl. Sebastian wendet sich G., um konkreten Beistand gegen die Bedrohung der Pest zu erhalten. G. bewegt sich souverän innerhalb der sprachlich-metrischen Konvention, lässt aber bei aller dichterischen Fertigkeit originelle eigene Akzentuierungen vermissen. Es ist möglich, dass G. mit dem Schreiber Peter Grieninger identisch ist, von dem mehrere ostschwäbische und ein lat. Codex überkommen sind (s. Überlieferung). Sollte diese Annahme zutreffen, dann wäre G. ein weiteres Beispiel für einen Schreiber (neben → Rüdeger von Hinkhofen und dem → Schweizer Anonymus), der angeregt von seiner handwerklichen Tätigkeit selbst zum Verfasser von Reimpaarreden geworden ist. Da für alle Handschriften eine Augsburger Provenienz wahrscheinlich oder zumindest denkbar ist, könnte auch Groninger/Grieninger aus Augsburg gestammt haben. Dort sind im . Jh. beide Namensformen nachgewiesen. Zudem wurde die Stadt von der Pest
Mitte . Jh. heimgesucht, was äußerer Anlass der Dichtung gewesen sein könnte. Groninger/Grieninger ist auch als Verfasser der → Dresdner Liebesbriefe vorgeschlagen worden, die sich im von Grieninger geschriebenen Dresdner Minnereden- und Märencodex nden (s. Überlieferung). Die These stützt sich allerdings nur auf eine intertextuell-immanente Argumentation: Die Briefe stünden in einem engen Kontext zur redaktionellen Anlage der Handschrift und wiesen deutliche inhaltlich-formale Parallelen zur Pest-Rede auf, was eine gemeinsame Autorschaft für beide Texte wahrscheinlich mache (Schulz-Grobert [s. Lit.]). Dagegen spricht allerdings der Sekundärcharakter der Texteinrichtung im Codex und die partielle Textverderbnis bei den Liebesbriefen, die für ein Autograph sehr ungewöhnlich wäre. Ü (alle dt. Hss. sind ostschwäbisch): München, BSB, Cgm , r–r (Pap., um ); Überschrift: «Ain spruch uon sant sebastian vnd uˉo vnser lieben frawˉe vnd uˉo der bestilentz»; Autorsignatur V. f.: «Hie nent sich peter groninger / Der dissen spruch gemachet hant». – Peter Grieninger als Schreiber zugeschriebene Hss.: Dresden, LB, Mscr. M (Pap., um ) Schreibernennung auf Bl. vb; die Dresdner Liebesbriefe stehen auf Bl. vb–rb und ra–va. – München, BSB, Cgm (Pap., /); Schreibernennung auf Bl. r und v. – Ebd., Cgm , nur die Katharinenlegende auf Bl. r–v (Pap., ); Schreibernennung auf Bl. e v («Peter Grıminger», Identität unsicher). – Ebd., Clm , nur die → Gesta Romanorum auf Bl. r–r (Pap., , lat.). ist die Hs. in Augsburger Besitz bezeugt. A: Friedrich Wilhelm: P. Grieninger, ein Handschriftenschreiber und Spruchdichter. In: Münchner Museum für Philologie des MA und der Renaissance () S. –. L: Klaus Grubmüller, VL () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. . – Wilhelm (s. Ausg.). – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. f. – Karin Schneider: Die dt. Hss. der BSB München. Cgm – (Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,). Wiesbaden , S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , Anm. . – Jürgen Schulz-Grobert: Dt. Liebesbriefe in
Mitte . Jh. spätma. Hss. Unters. zur Überl. einer anonymen Kleinform der Reimpaardichtung (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur Minnelehre Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern , S. f. mit Anm. . VZ Sündenfall und Erlösung → Band , Sp. f. Frau Minne weiß Rat. – Lehrgespräch mit der personi zierten Minne, Überlieferung . Jh. Die unikal überlieferte Minnerede bringt nach einer Spaziergangseinleitung – der Sprecher gelangt im Mai zu einer Burg – die Wiedergabe eines ausführlichen Lehrgesprächs mit der rotgekleideten Frau Minne. Sie rät dem Sprecher zu beständigem, aber zurückhaltendem Dienst, gibt ihm konkrete Handlungsanweisungen, bietet ihre Hilfe bei der Werbung an und ermutigt ihn zu einem Liebesgeständnis gegenüber seiner Angebeteten. Als der Sprecher nach acht Tagen zu einem vereinbarten zweiten Treffen kommt, wird ihm eröffnet, dass Frau Minne gestorben und damit alle Hoffnung auf Liebesglück vernichtet sei. Der Sprecher schließt mit einer kurzen Totenklage. Struktur- und Motivparallelen deuten auf einen engeren Zusammenhang mit den Minnereden Der → falschen Klaffer List und Der → bösen Klaffer Trügen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse). A: Kurt Matthaei (Hg.): Mhd. Minnereden I (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. ). L: Tilo Brandis VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. Anm. , . – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis , Bd. ) Bern u. a. , S. –. JK Des Hausknechts Rache. – Schwankmäre, . Jh. Das aus dem . Jh. stammende Schwankmäre ist anonym im sog. Augsburger Liederbuch
Sündenfall und Erlösung überliefert, was auf eine städtische Rezeption der Dichtung hindeutet. In die Augsburger Sammlung wurde der Text möglicherweise wegen des in ihm geschilderten Verhältnisses zwischen Magd und Knecht aufgenommen, das sich freilich durch seine Eigentümlichkeit von den Liebesbeziehungen in den anderen Texten des Liederbuchs abhebt. Die erhaltenen Reimpaarverse von D. H. R. sind am Textende unvollständig, was wohl auf einen Lagenverlust zurückgeht. Das Märe wird von einem Erzähler berichtet, der sich selbst als Fahrenden bezeichnet und folgende Geschichte im Wirtshaus gehört haben will: Der Knecht Heinrich begehrt eine Magd, die ihn zunächst zurückweist, nachts aber von Lüsternheit gepackt wird. Also kriecht sie nackt auf einem Brett über die Tenne des Anwesens. Der Knecht sieht sie dort und hält sie in der Dunkelheit zunächst für ein Tier. Als er seinen Irrtum entdeckt, entschließt er sich zur Rache für seine Zurückweisung. Unter dem Vorwand, ein wildes Tier entdeckt zu haben, ruft er die übrigen Hausbewohner zusammen. Die nackte Magd wird zum Gespött der versammelten Hausgemeinschaft. Der Stoff von D. H. R. lässt sich in den Themenkreis verspotteter Liebhaber und ihrer Rache einordnen. Die vielfachen Vergleiche der nackten Magd mit einem Tier weisen moralische Untertöne auf: Die Magd stellt sich zunächst über die Lüsternheit des von ihr abgewiesenen Knechts, fällt dann aber selbst der eigenen Leidenschaft zum Opfer. Ü: München, BSB, Cgm , v–v (Pap., um , ostschwäbisch). A: Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. ). – Online-Faks. v. Hs. cgm : BSB München [o. J.], http://bsb-mdzspiegel.bsb.lrz.de/~db/bsb/image . L: Johannes Janota, VL () Sp. f. – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , passim. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , passim. – Rüdiger Schnell: Der Spiegel. Überlegungen zur literarischen Herkunft eines spätma. Schwankmäres. In: Euph. () S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung.
Der Pfaffe mit der Schnur ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , , f. – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. – u. ö. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. Innsbruck , S. , u. ö. – Sebastian Coxon: ‹der werle spot›. Kollektives Höhnen und Verlachen in der Kleinepik des Strickers. In: Die Kleinepik des Strickers. Texte, Gattungstraditionen und Interpretationsprobleme. Symposion Santiago de Compostela .–. März . Hg. v. Emilio González Miranda/Victor Millet. Berlin , S. –. – Bianca Frohne: Narren, Tiere und ‹grewliche Figuren›. Zur Inszenierung komischer Körperlichkeit im Kontext von Bloßstellung, Spott und Schande vom . bis zum . Jh. In: Glaubensstreit und Gelächter. Reformation und Lachkultur im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Christoph Auffarth/Sonja Kerth. Berlin , S. –. MM Die Kupplerin. – Märendichtung, vor . Das Werk eines unbekannten Autors ist in einer Handschrift erhalten, die wohl im Raum Ausgburg oder Landsberg/Lech entstanden ist. In Versen geht es um einen Dichter, den ein «altes wib» mit einem hübschen «fräuelin» verkuppeln möchte. Der Text beginnt und endet aus der IchPerspektive des Dichters. Er trifft schließlich mit der (schon vergebenen, V. f.) Frau zusammen, nachdem diese ihr anfängliches Zögern dank der Kupplerin überwunden hat. Der Schluss kommt abrupt und setzt damit eine Pointe, welche die Erwartungen des Rezipienten unterläuft. Ü: München, BSB, Cgm , r–v (Pap., um , ostschwäbisch). A: Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. , zit.). L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. . – Gabriele Horstmeyer: D. K. Stud. zu Typologie im dramatischen Schrifttum Europas von den Griechen bis zur Französischen Revolution. Diss. Köln . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f., , f. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. Anm. , , . FA
Mitte . Jh. Der Müller im Himmel. – Schwankhafte Reimpaarerzählung, . Jh. Das Verse umfassende Märe zeichnet sich durch eine signi kante parodistische Freiheit im Umgang mit Kirche, Heiligen und Glaubensfragen aus, die auch im Kontext der tendenziell freizügigen Schwankliteratur außergewöhnlich ist. Geschildert wird, wie ein verstorbener Müller vom Teufel in die Hölle geleitet werden soll. Der Teufel zeigt dem Müller zunächst die Freuden des Himmels, um dessen spätere Qualen noch zu steigern. Doch durch List gelingt es dem Müller, tatsächlich in den Himmel zu gelangen. Dort wehrt er alle Versuche der Heiligen, ihn wieder hinaus zu befördern, erfolgreich ab: Petrus, Paulus und Christophorus hält er deren eigenes irdisches Fehlverhalten vor und Maria erinnert er an ihre grenzenlose Barmherzigkeit. Sogar gegen Jesus setzt er sich argumentativ zur Wehr und gemahnt diesen an einen Mehlsack, den der Müller einst als gute Gabe in dessen Namen gestiftet habe. Diesen Sack fordert er nun zurück und behauptet sich im Himmel, indem er sich auf den Sack setzt, anstatt der Aufforderung Jesu zum Verlassen des Himmels Folge zu leisten. Nach Vers weist der Text eine Lücke auf, die sich stofflich anhand des verwandten Fabliaus Du vilain qui conquist le paradis schließen lässt. Dort tritt zwischen Petrus und Paulus zusätzlich noch Thomas auf. Ü: Darmstadt, ULB, Hs. , v–r (Pap., Mitte/zweite Hälfte . Jh., nordrheinfränkisch); Überschrift: «Wy der molner in das hymmelrich quam ane vnsers herren godes holffe et cetera». A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. A ). L: Ulla Williams, VL () Sp. f. – Fischer (s. Ausg.) S. . – H. Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , . VZ Der Pfaffe mit der Schnur. – Schwankhaftes Märe, in drei verschiedenen Fassungen aus dem . und . Jh. überliefert. Ein Pfarrer möchte die schöne Ehefrau eines Bauern verführen. Diese lässt sich zögernd auf das
Mitte . Jh. heimliche Liebesspiel ein, alkoholisiert ihren Gatten und bindet sich selbst eine Schnur um den Zeh, damit sie der Pfaffe in der Nacht lautlos wecken kann. Trotzdem bemerkt der Mann die List, bindet sich die Schnur selbst um den Fuß und öffnet dem Minnedieb die Tür. W¨ahrend der Rauferei im Dunkeln kann der Eindringling unerkannt iehen. Um die Nacht doch noch mit ihrem Liebhaber verbringen zu können, lässt die von ihrem Gatten verprügelte Bauersfrau ein «alt weyp» neben ihrem wütenden Mann schlafen. Von deren stellvertretendem Jammern geweckt, schlägt er das Mütterchen und schneidet ihr den Zopf als Beweis für die nächtlichen Geschehnisse ab. Am nächsten Tag versucht er vergeblich, Freunden und Verwandten die Schuld seiner untreuen Frau zu beweisen; dagegen gelingt es dieser, den Mann als irre und besessen hinzustellen, unter anderem, weil er nicht ihr blondes Haar, sondern einen grauen Zopf präsentiert. Man schleppt ihn in die Kirche, wo ihn der Pfarrer brutal exorziert. Darauf nimmt der Bauer alles Gesagte zurück und lässt seine Frau fortan beliebig walten. Diese schwankhafte Dichtung ist in drei deutlich verschiedenen Fassungen aus dem . und . Jh. (zu Fassung B s. → Schweizer Anonymus); ein Verfasser kann nicht sicher bestimmt werden. Vom . bis zum . Jh. war die Erzählung, die französischen Ursprungs sein könnte, beliebt und mündlich weit verbreitet, da der Stoff immer wieder literarisch neu aufgegriffen wurde (vgl. FroschFreiburg, S. ). Das Märe kann sehr unterschiedlich gedeutet werden: Jenseits der moralischen Schlusswertung des Autors in Fassung A und C, einer Frau sei nicht zu trauen, könnte auch die Ausnutzung der klerikalen Machtverhältnisse durch den Pfarrer in den Vordergrund gerückt werden. Schließlich umschmeichelt er als Minnedieb in Fassung A die Frau ausdauernd und charmant, in Fassung C wird er sogar nur als lüstern und aufdringlich charakterisiert (vgl. Tanner). Zudem mag auch die Dummheit des Mannes zentral angelegt sein, denn meist reagiert dieser nur mit bloßer Gewalt. Als Betrogener muss er ein Leben lang die Ereignisse verleugnen, obwohl er als einziger nicht gelogen hat. Ü: Fassung A: Karlsruhe, LB, Cod. K , ra–ra (Pap., –, schwäbisch-bair.ostfränkisch) (Ak). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–v (Pap., um –,
Der Pfaffe mit der Schnur bair.) (An). – Fassung C: Ebd., Hs. Merkel ° , v–v (Pap., –; Schreiber: Valentin Holl). A: Fassung A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Eine Schweizer Kleinepikslg. des . Jh. Tübingen , S. –. – Heinrich Niewöhner (Hg.): Neues Gesamtabenteuer [...]. Bd. . . Au . Hg. v. Werner Simon. Mit den Lesarten besorgt v. Max Boeters und Kurt Schacks. Dublin/Zürich , S. – (Nr. ). – Der münch mit dem genßlein. spätma. Verserzählungen. Aus dem Cod. Karlsruhe . Hg. und erl. v. Rolf Max Kully/Heinz Rupp (Universal-Bibl. –). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. – (nach An und Ak). – Fassung C: Keller (s. o.) S. –. – H. Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , –, (Nr. ). – Cramer (s. o.) S. –. – Überblick aller Fassungen: R. Moor (s. Lit.). L: Rolf Max Kully, VL () Sp. –. – De Boor/Newald / () S. . – Corinna Laude, Killy () S. . – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –. – Monika Londner: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätma. Märendichtung. Eine Unters. auf der Grundlage rechtlich-sozialer und theologischer Voraussetzungen. Diss. FU Berlin . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f., . – Erich Straßner: Schwank. Stuttgart . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , , , , , , , . – Rosemarie Moor: D. P. m. d. S. Fallstud. eines Märes (Europäische Hochschulschr. ,). Bern . – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld . – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. – und Reg. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen
Cleomades Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. f., f., f., –. – C. Laude: ‹Das fremd volk das plib alts herauss›. Überlegungen zum Wandel der Öffentlichkeitsdarstellung in der spätma. und frühneuzeitlichen Kurzerzählung. In: Euph. () S. –, hier S. f. – Bianca Frohne: Narren, Tiere und ‹grewliche Figuren›, Zur Inszenierung komischer Körperlichkeit im Kontext von Bloßstellung, Spott und Schande vom . bis zum . Jh. In: Glaubensstreit und Gelächter. Reformation und Lachkultur im MA und in der Frühen Neuzeit. Hg. v. Sonja Kehrt/Christoph Auffahrt. Berlin. , S. –, hier S. –. – Martin Siefkes: Der blonde Zopf und die Gewalt der Sprache. Eine dekonstruktivistische Lektüre des Märe ‹D. P. m. d. S.› (C). In: Perspicuitas. Internet-Periodicum Mediävistik. Hg. v. Rüdiger Brandt u. a. DuisburgEssen , http://www.uni-due.de/imperia/md/ content/perspicuitas/siefkes.pdf. FA Cleomades. – Fragment einer frühnhd. Prosabearbeitung des französischen Versromans Cléomadès ou le cheval des fust, Mitte (?) . Jh. Der dt. Aventiureroman C. beruht nicht direkt auf der originären Versfassung des Adenet le Roi (beendet ), sondern auf einer französischen Prosaau ösung, die / in Lyon von Guillaume Leroy erstmals gedruckt wurde, aber vorher bereits handschriftlich Verbreitung gefunden haben dürfte. Aufgrund des Überlieferungszeitpunkts des dt. C. muss dieser solch eine frühere Vorlage gehabt haben (eine handschriftliche französische Prosafassung ist im Manuskript überliefert in Paris, Bibliotheque nationale, Ms. Français [datiert auf das . Jh.]). Der von orientalischer Motivik geprägte französische C.-Roman erzählt die Geschichte des spanischen Königssohnes C. (Clamades in der dt. Fassung), dessen Geliebte Clarmondine (dt.: Clermunda) von einem afrikanischen König auf einem iegenden Pferd aus Ebenholz nach Salerno entführt wird. Erst nach vielen Abenteuern in ganz Europa ndet C. seine Geliebte wieder. Er befreit sie und ieht mit ihr nach Sevilla, wo das Paar heiratet und C. zum König gekrönt wird. Das dt. Fragment gehört an den Romananfang und reicht von Clermundas Ankunft in Salerno bis zum Beginn der Suche des Clamades. Die Übersetzung ist parataktisch schlicht aber sprachlich nicht ohne Reiz. Dass es sich beim anonymen Bearbeiter
Mitte . Jh. um → Thüring von Ringoltingen handeln könnte, wie von der frühen Forschung vorgeschlagen wurde, ist unwahrscheinlich. Wohl aber markiert der C. zusammen mit Thürings Melusine und den Prosalegenden einer Zürcher Handschrift des letzten Drittels des . Jh. (ZB, Cod. Car. C ) – auch wenn es sich um jeweils unterschiedliche Textsorten handelt – den Beginn des Prosaromans im Gebiet der dt. Schweiz. Von der prinzipiellen Anlage dem C. vergleichbar sind die gleichsam aus französischen Quellen schöpfenden Prosaromane → Elisabeths von Nassau-Saarbrücken und → Pontus und Sidonia. Ü: Bern, Burgerbibl., Mss. hist. helv. VII., Tl. , S. – (Pap., alemannisch). Der zweiteilige Codex enthält die dt. Chronik Jakob → Twingers von Königshofen im ersten Teil (geschrieben von Nicolaus Tugij), an den später die Berner Chronik Konrad → Justingers angebunden worden ist. Ursprünglich waren die beiden Blätter des C.-Fragments in falscher Reihung zwischen die Chroniken gebunden. Im . Jh. wurde das Fragment ans Ende versetzt und paginiert. Vielleicht haben die Blätter ursprünglich als Umschlag der Berner Chronik gedient. A: Gottlieb Studer: Bruchstück einer dt. Uebersetzung des Ritter-Romans ‹C.› von Adenas le Roi. In: Arch. des hist. Ver. des Kantons Bern , H. (–) S. –. – Frölicher (s. Lit.) S. –. – Ausg. der französischen Texte: Albert Henry: Les œuvres d’Adenet le Roi. Bd. : Cleomadès (Université livre de Bruxelles. Travaux de la Faculté de philosophie et lettres ). Brüssel . – Fanny Maillet/Richard Trachsler: Le cheval volant en bois. Édition des deux mises en prose du Cleomadès d’après le manuscrit Paris, BNF fr. . et l’imprimé de Guillaume Leroy (Lyon, ca. ) ˆ (Textes littéraires du Moyen Age. Série Mises en prose ,). Paris , S. –. L: Hans-Hugo Steinhoff, VL () Sp. –; () Sp. . – Hans Frölicher: Thüring von Ringoltingen’s ‹Melusine›, Wilhelm Ziely’s ‹Oliver und Artus› und ‹Valentin und Orsus› und das Berner ‹C.›-Fragm. mit ihren französischen Quellen verglichen (Diss. Zürich) Solothurn . – Jakob Bächtold: Gesch. der dt. Lit. in der Schweiz. Frauenfeld , S. und Anm.Bd. S. , . – Wolfgang Stammler: Ma. Prosa in dt. Sprache. In: Dt. Philologie im Aufriß. Bd. . Hg. v. dems. ., überarb. Au . Berlin ,
Mitte . Jh. Sp. –, hier Sp. , f. – Max Wehrli: Gesch. der dt. Lit. im MA. Von den Anfängen bis zum . Jh. Stuttgart , S. f. – Isabelle Marcon/Sonja Schneider: Das C.-Fragm. in einer Sammelhs. mit Chron. In: Schachzabel, Edelstein und der Gral. Spätma. Hss.schätze der Burgerbibl. Bearb. v. Claudia Engler. Bern , S. –. VZ Pontus und Sidonia. – Deutschsprachiger Prosaroman des . Jh. in drei anonymen handschriftlichen Fassungen nach französischen Vorbildern; die erste Druckfassung () geht auf Erzherzogin Eleonore von Österreich (–) zurück. Der Stoff zur P.-u.-S.-Erzählung beruht auf der anglonormannischen Hornsage (um ), die vermutlich durch Geoffrey IV. de La Tour-Landry (–/) zum französischsprachigen Roman Ponthus et le belle Sidoyne umgearbeitet wurde und die Vorlage für mehrere deutschsprachige Übertragungen im . Jh. bildete. Der dt. Prosaroman P. u. S. wird aufgrund inhaltlicher und stilistischer Kriterien in die Fassungen A, B und C unterschieden. Nur für eine dieser Übertragungen ist die Verfasserin bekannt – nämlich vom ersten Druck von (Fassung A): Erzherzogin Eleonore von Österreich; ihre Verfasserschaft ist allerdings umstritten. In der handschriftlichen Fassung A (Gothaer Handschrift), einer Abschrift, nennt sich der Brixener Priester Nikolaus Huber als Schreiber. Von den anderen Handschriften sind weder Verfasser noch Schreiber bekannt. Eleonores Roman erlebte in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche Neuau agen und fand auch noch in populären Textausgaben des . Jh. Aufnahme. Zeitgleich mit der populären Verbreitung setzte die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Text ein. I (nach der handschriftlichen Fassung A): Der Roman berichtet vom Lebens- und Leidensweg des späteren Königspaares Pontus und Sidonia, an dem beispielhaft die Normen eines vorbildlichen ritterlich-hö schen Lebenswandels und der darin eingeschlossene ritterliche Kampf gegen Heiden und Feinde der «rechten Ordnung» problematisiert werden. Wichtige Motive bilden die mehrfache Trennung von Pontus und Sidonia und die Bekämpfung der Heiden bzw. die Rückeroberung (ehemals) christlicher Länder aus deren Händen. – Pontus ist Sohn des Königs von Galicia und der Königsschwester von Aragon, Sidonia Tochter des
Pontus und Sidonia Königs von Klain Britania und der Herzogsschwester von Normandia. Nachdem die nachgeborenen Söhne des Sultans von Babilonia Pontus’ Vater erschlagen und dessen Reich an sich gebracht hatten, oh Pontus mit seinen Gefährten nach Klain Britania an den Hof des Königs. Dort bewährt er sich in zahlreichen Kämpfen und es gelingt ihm, ein einfallendes heidnisches Heer zu besiegen. Als Held gefeiert, kann er die Liebe Sidonias erringen. Von seinem Gefährten Genellet verleumdet, zieht Pontus sich ein Jahr als unbekannter schwarzer Ritter zurück, gewinnt in Zweikämpfen gegen die besten Ritter des Reiches und kann an den königlichen Hof zurückkehren. Dort wird er ein zweites Mal von Genellet verleumdet. Pontus geht abermals außer Landes, dieses Mal nach Engellannd, hilft dort dem König gegen Angriffe des irischen Königs und gegen heidnische Einfälle. Als er erfährt, dass Sidonia mit einem anderen Herrn auf Betreiben Genellets vermählt werden soll, kehrt er nach Klain Britania zurück, tötet seinen Rivalen im Turnier und heiratet Sidonia, ohne die Ehe zu vollziehen, um danach seine Heimat Galicia von den Heiden zu befreien. Genellet nutzt Pontus’ Heerzug, um Sidonia in eine Ehe mit ihm zu zwingen. Pontus kommt noch zur rechten Zeit zurück: Er erschlägt Genellet und vollzieht anschließend die Ehe mit Sidonia. Einige Jahre später, nach dem Tod des Königs von Klain Britania, tritt er dessen Herrschaft gemeinsam mit Sidonia an. Weitere Reisen bringen Pontus wieder nach Engellannd und Galicia, er bekämpft die Heiden in Hispania und hilft bei der Befriedung der Reiche. Er und Sidonia bewähren sich als vollkommenes und allseits beliebtes Königspaar. Trotz Verleumdungen und anderer äußerer Anfeindungen bleiben die Liebenden zu jedem Zeitpunkt der Geschichte Vorbild guren: im Glauben gefestigt, schön, mutig und tugendhaft. In diesem Sinn ist auch das Anliegen des Erzählers zu verstehen, der den Leser durch die Kontrastierung der Vorbild guren mit «unmoralischen» Gegenspielern unterweisen möchte. Struktur- und Motivparallelen weist der Pontusstoff mit zahlreichen Epen und (Prosa-)Romanen auf: so mit → König Rother (um ), Chrétiens de Troyes Yvain (um ), → Lancelot (in verschiedenen Bearbeitungen seit dem . Jh.), → Gottfrieds von Straßburg Tristan (), → Rudolfs von Ems Willehalm von Orlens (nach ), Die → gute Frau (um ) und → Pleiers Tandareis und Flordibel (/–).
Pontus und Sidonia Mit Pleiers Werk und Lancelot ist der dt. Pontusroman auch mehrfach in Sammelbänden überliefert. V: Der Pontusstoff geht auf die sog. Hornsage zurück, deren erster bekannter anglonormannischer Text um von einem «Mestre Thomas» geschaffen wurde (Namensvarianten dieser Versdichtung: Horn et Rimenhild, Chanson de Horn, Lied vom wackern Ritter Horn). Überliefert ist das Chanson de geste in drei vollständigen Handschriften des . Jh. und zwei Fragmenten. Darüber hinaus existieren zwei mittelenglische Ausformungen des Stoffes, King Horn (um ) und Horn Childe (zwischen und ) genannt, sowie schottische Balladen von Hind Horn aus dem . und . Jh. Der Erzählstoff der Hornsage wurde gegen Ende des . Jh. in dem Roman Ponthus et le belle Sidoyne um Darstellungen des hö schen Lebens, Namenskataloge französischer Adliger und eine größere Handlungssequenz zu Anfang der Erzählung ergänzt und umgeformt. Dieser Geoffrey IV. de La Tour-Landry zugeschriebene und im Grenzgebiet von Anjou und Bretagne entstandene Text bildet die Vorlage für die dt. Übertragungen. In Frankreich, Savoyen und England erfreute sich der französischsprachige Roman mit bekannten Handschriften und zehn Drucken des ./. Jh. großer Beliebtheit. Er wurde nicht nur ins Deutsche übertragen, sondern auch ins Englische und Niederländische. H Ü: Der deutschsprachige Roman ist in sieben Handschriften von der Mitte des . Jh. bis etwa überliefert, jedoch gab es mit Sicherheit noch weitere Exemplare, zumindest von den Fassungen A und B; von der Berner Handschrift (Fassung C) wird vermutet, dass sie auf eine deutschsprachige, heute verschollene Vorlage zurückgeht: ) Fassung A: Gotha, Forschungsbibl., cod. Chart. A , r–v (geschrieben ). – ) Fassung B (zu den Abhängigkeitsverhältnissen der Hs. siehe Schneider , S. –): Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. (W*) Blankenheim (um /) (K); ebd., Best. (W*) Blankenheim, v–v) () (K), enthält auch Pleiers Tandareis und Flordibel und Teile des ProsaLancelot; München, BSB, cgm , ra–ra (zweite Hälfte des . Jh.) (M), Sammelhs., enthält auch Pleiers Tandareis und Flordibel; Stuttgart, LB, H. B. XIII poet. germ. , r–r () (St), später mit → Friedrich von Schwaben zusammengebunden; Heidelberg, UB, cod. pal. germ. (um ;
Mitte . Jh. mit Federzeichnungen aus der Werkstatt des Ludwig Henfflin, Mikro che München ) (H) – der Text dieser Hs. ist stark gekürzt und steht der Fassung A nahe. – ) Fassung C: Bern, Burgerbibl., Ms. Mül. , S. – (geschrieben Mitte des . Jh), enthält auch Jacobus’ de Theramo Litigatio Christi contra Belial, eine Fassung des Bräutigam im Paradies, das Fragment eines Tageliedes, ein Waffeninventar und ein Familienverzeichnis Kaspars von Mülinen (–ca. ), in dessen Besitz sich der Sammelband befand. Ü: Seit Georg Gottfried Gervinus (, Anm. ) zum ersten Mal darauf hinwies, dass die Heidelberger Handschrift einen von den bekannten Drucken auffällig abweichenden Text bietet, geht die Forschung von zwei Fassungen aus, die unabhängige dt. Bearbeitungen des Pontusstoffes seien. Fassung A wird durch die Gothaer Handschrift, Inkunabeln und frühneuzeitliche Drucke repräsentiert, Fassung B hingegen durch fünf Handschriften. Nur Fassung A gelangte in Druck. Es wird angenommen, dass vor allem die durch Sigmund Bund in Straßburg vorgelegte Prachtausgabe von den Roman nach Fassung A bekannt machte; Autoren wie Jörg Wickram (ca. –), Andreas Gryphius (–) und Johann Beer (–) erwähnen diese Ausgabe (VL , Sp. ). Nach der in nur drei Jahrzehnten entstandenen handschriftlichen Überlieferung zu urteilen, dürfte der Roman jedoch schon zuvor populär gewesen sein. Die erste Druckausgabe von folgt nicht der Gothaer Fassung, sondern dem Drucker muss ein anderes, heute nicht mehr bekanntes Vorbild vorgelegen haben (dazu Hahn , S. –) – damit ist weder von den erhaltenen Handschriften noch vom ersten Druck die unmittelbare Vorlage für die Übertragung bzw. den Satz bekannt. Darüber hinaus sind wir noch über eine weitere, wohl verschollene Handschrift der Fassung A informiert. Sie befand sich zuletzt in der Straßburger Universitätsbibliothek und wurde noch für das Glossarium Germanicum medii aevi […] des Johann Georg Scherz und Jeremias Jacob Oberlin verwendet ( Bde., /). beschrieb und publizierte (Teilabdruck) der Schweizer Historiker Urs Martin Zahnd eine weitere, bisher unbekannte Fassung (C) des Pontusstoffes, die in einem Sammelband des Berner Patriziers Kaspar von Mülinen überliefert ist. Die Fassungen A und B stimmen im Handlungsgang weitgehend überein. W¨ahrend die Fassungen
Mitte . Jh. A und C vermutlich eine am französischen Vorbild eng angelegte Übertragung bieten, weicht Fassung B häu g von den überlieferten Handschriften von Ponthus et le belle Sidoyne ab, u. a. um ein besseres Verständnis des Textes herbeizuführen. Sie folgt einem rhetorisch sehr anspruchsvollem Stil mit «komplizierten Perioden, Synonyma, Zwillingsformeln und hyperbolischen Redewendungen, mit kunstvoll gestalteten Dialogen und breit entfalteten deskriptiven Partien» (Hahn , S. IX). Fassung C bietet eine stark gekürzte, das Textverständnis gelegentlich gefährdende Fassung des Romans. Der Übersetzer verzichtete auf die Verwendung französischer Vokabeln, bei der Übernahme von Eigennamen unterliefen ihm Irrtümer. Jedoch werden in dieser Fassung Erzählpassagen wiedergegeben, die aus A und B nicht bekannt sind. R: Die erste (?) Nennung von P. u. S. in der dt. Literatur geht auf → Thürings von Ringoltingen Melusine () zurück (unklar ist, ob der französische Roman oder eine dt. Übertragung gemeint ist), eine zweite könnte auf Jakob → Püterichs von Reichertshausen Ehrenbrief von zurückgehen (. Strophe). Thüring war Ratsmitglied in Bern, stand also räumlich und zeitlich in (noch ungeklärtem) Bezug zu Fassung C. In der frühen Neuzeit erfreute sich der Prosaroman einiger Bekanntheit. Er wird zitiert von Johann Agricola ( Teutscher Sprichwörter, , Nr. und ), Jörg Wickram (Ritter Galmy, ), Valentin Schumann (Nachtbüchlein, ), Johann Fischart (Podagrammisch Trostbüchlein, ), Hans Michael Moscherosch (Gesichte Philanders, ) und Andreas Gryphius (Peter Squentz, / ). Heinrich Hoffot (erwähnt bei Bolte : er soll ein Pontusdrama in Nürnberg publiziert haben?), Hans Sachs (Comedia mit personen, ) und Georg Roll d. Ältere (Comedia/ Von Ritterlichen/ Adlichen, Manlichen Tugenden vnd Thaten […] des tewren Ritters Ponti […], ) dramatisierten den Pontusstoff; und in der Wunderschönen Historie von dem gehörnten Siegfried [...]. Aus dem Französischen ins Teutsche übersetzt, und von neuem wieder aufgelegt (ca. ) ist eine Jagdszene aus P. u. S. nachempfunden. Ü D: Über die Zahl der Pontusdrucke vom . bis zum . Jh. liegen keine übereinstimmenden Studien vor, u. a. weil einige der Drucke heute verschollen sind. Für den genannten Zeitraum lassen sich allerdings vier
Pontus und Sidonia Zentren ausmachen, die durch eine verhältnismäßig hohe Zahl von Drucken auf sich aufmerksam machten, nämlich Augsburg, Straßburg, Frankfurt/ M. und Nürnberg: Im . Jh. sind vier Drucke aus Augsburg bekannt (, , , ). Für das . Jh. können drei Drucke für Straßburg (, , ca. ) und zehn Drucke für Frankfurt (, , , , , , , , /, ) nachgewiesen werden. Im . Jh. entdeckten mit vier Drucken (, /, , ) die Nürnberger P. u. S. für sich; darüber hinaus ist ein nd. Druck aus Hamburg () und ein Kölner Druck () geltend gemacht worden. Danach scheint das Interesse am Roman für etwa ein Jahrhundert nachgelassen zu haben. Erst für die zweite Hälfte des . Jh. werden zwei Drucke aus Frankfurt () und Riga () fassbar. Im . Jh. erschienen dann populäre Textausgaben, zu denen schon die Rigaer Ausgabe zu zählen ist. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Pontus und Sidonia nimmt ihren Anfang mit der Aufnahme und ausführlichen Besprechung des Textes durch Büsching/Hagen (). Folgende Drucke können namhaft gemacht werden (zu den aktuellen Provenienzen der meisten nachfolgenden Drucke siehe Hahn , S. –; die Abhängigkeiten der Drucke [mit Stemma] bei Wüst , S. –): Hie hebt sich an ein schöne Hÿstorie […]. Gedruckt vnd volendet ist dises büchlein gena[n]nt Pontus von Hansen schönsperger […]. Augspurg: (GW ), mit Holzschnitten, weitere fast identische Ausgaben durch Schönsberger (GW ) mit Holzschnitten, (GW ) mit Holzschnitten und (GW ) mit Holzschnitten. – Hie fahet an das buch vn[d] lobliche histori vo[n] dem edlen künnigs s˚un auß Galicia gena[n]t Pontus […]. Straßburg: Martin Flach d. Jüngere (VD ZV ), mit Holzschnitten und einem Titelholzschnitt. – (E)Yn Rhumreich zierlich vnnd fast fruchtbar Histori/ von dem Edlen Ehrnreichen und man[n]hafftigen Ritter Ponto […]. Durch die hochgeborene Fraw Heleonora/ Kunigin ausz Schottenland/ [et]c. ausz Frantzösischer Zungen in das Teütsch bracht. Straßburg: Sigmund Bund (VD P ), mit Holzschnitten, Prachtausg. – Von Adelischen Mannlichen Tugenten/ Erbarkeyt/ vnnd Zucht/ Ritter Pontus […]. Frankfurt/Main: Christian Egenolff d. Ältere (VD P , online-Ausg.: http:// dfg-viewer.de), mit Holzschnitten und einem
Pontus und Sidonia Titelholzschnitt. – Ritter Pontus. Ein Rhumreich, Zierlich, vnd Fruchtbare History, […]. Frankfurt/Main: Hermann Gülfferich (Mikro cheAusg. München , VD P , mit Holzschnitten, weitere Ausg. durch H. G. mit Holzschnitten und einem Titelholzschnitt, sowie durch H. G. und Erben , VD ZV , mit Holzschnitten und einem Titelholzschnitt). – Eine Straßburger Ausgabe von einem unbekannten Drucker, ca. , erwähnt Gotzkowsky (), S. . – Ritter Pontus. Ein rhumreich, zierlich u. fruchtbare History […]. Gedruckt zu Franckfort am Mayn: Durch Wygand Han in der Schnurgassen zum Krieg, , mit Holzschnitten und einem Titelholzschnitt (VD P , weitere Ausg. von W. H. , VD ZV ). – Ritter Pontus. Ein fürtrefflich lustig und nützliche History […]. Frankfurt: Georg Rab u. Weigand Hans Erben , mit Holzschnitten und einem Titelholzschnitt (Mikro che-Ausg. München ; weitere Ausg. Frankfurt: bei Martin Lechler für Weigand Hans Erben , VD ZV , mit Holzschnitten und einem Titelholzschnitt). – Ritter Pontus. Ein fürtrefflich lustig un[d] nützliche History […]. Frankfurt/Main: Wendel Homm /, mit Holzschnitten und einem Titelholzschnitt. – Das Buch der Liebe/ Jnhaltendt Herrliche Schöne Historien Allerley Alten vnd newen Exempel/ darausz menniglich zu vernemmen/ beyde was recht ehrliche/ dargegen auch was vnordentliche Bulerische Lieb sey [...]. Franckfurt am Mayn/ in verlegung Sigmund Carln Feyerabendts , Bl. r–r, Nr. (VD B ), mit Holzschnitten. – Ridder Pontus. Eine Schöne Historia/ van einem Eddelen vnde Manhafftigen Ridder […]. Hamburg: Hermann Möller (nd.), mit Holzschnitten. – Hahn , S. , Nr. , nennt einen ohne Druckerangabe in Köln aufgelegten Band mit Holzschnitten. – Ritter Pontus. Ein zierliche/ ruhmreiche vnnd fruchtbare Histori von dem Edlen/ Ehrenreichen vnd Mannhafftigen Ritter Ponto […]. Nürnberg: Michael Endter , mit Holzschnitten (weitere Ausg. von M. E. von /, VD :M, mit Holzschnitten und einem Titelholzschnitt, von M. E. und Johann Friedrich Endter , VD :T, mit Holzschnitten und einem Titelholzschnitt. Hahn , S. , Nr. nennt noch einen weiteren Druck von Endter aus dem Jahr ). – Eine schöne und sehr nutzliche Historia von dem fürtrefflichen Ritter Pontus […]. Vor
Mitte . Jh. Vielen Jahren zu Franckfurt am Mayn heraus gegeben, Anjetzo nachgedruckt. Frankfurt/Main [?] . B E Ö: Eleonore wurde als sechstes Kind des schottischen Königs Jakobs I. (–) – der als Dichter, Sänger und Spieler mehrerer Instrumente bekannt ist – und seiner Gemahlin, Johanna Beaufort († ), Grä n von Somerset und enge Verwandte des englischen Königs, vermutlich geboren. Ihr Bruder König Jakob II. (–) schickte nach dem Tod von Vater und Mutter Eleonore zusammen mit ihrer Schwester Johanna, die bis dahin am mütterlichen Hof in Linlithgow lebten, an den Hof König Karls VII. von Frankreich (–). Ihre ältere Schwester Margarete († ) war Verlobte des Dauphins Ludwig (–). Bis zu Eleonores Hochzeit mit Herzog Siegmund von Österreich (–, seit Erzherzog) am .. in Meran verblieb sie etwa drei Jahre am französischen Hof und soll eine gute Ausbildung erhalten haben; jedoch fehlen sichere Hinweise. Rechnungsbücher des Hofmeisters geben u. a. darüber Auskunft, dass für sie Tinte, Pergamentrollen und weitere Schreibutensilien beschafft wurden. Eleonore brachte in die Ehe mit Siegmund wahrscheinlich keine Mitgift ein, sondern nur das Versprechen des französischen Königs, Siegmund gegen seine Feinde, Burgund und Eidgenossen, politisch und militärisch zu unterstützen. Trotz dieser ungewöhnlichen Übereinkunft stattete Siegmund seine Gemahlin standesgemäß aus und erhöhte ihre jährlichen Einkünfte von Gulden () auf Gulden (). Über Organisation und Struktur ihres Hofes geben fünf Ordnungen Auskunft. Durch ihr Engagement im Bergbau – sie investierte in die Erschließung neuer Anlagen und sorgte sich um die Ausbildung von Bergleuten – konnte sie ihre nanziellen Einkünfte erhöhen. Sie führte wiederholt in Abwesenheit ihres Gemahls die Regierungsgeschäfte mit Unterstützung der herrschaftlichen Statthalter und wechselte vor allem in dieser Zeit häu g Briefe mit ihrem Gemahl. Im Rahmen dieser Tätigkeit überwarf sie sich zeitweise mit dem Brixener Bischof → Nikolaus von Kues (–) wegen des Frauenklosters in Sonnenburg. Sie geriet aufgrund einer Überschreibung von mehreren Städten und Burgen in den Vorlanden in Auseinandersetzungen mit den Eidgenossen und war an den Abwehrmaßnahmen gegen türkische Einfälle in den Alpenländern betei
Mitte . Jh. ligt. Man kann davon ausgehen, dass Eleonore politisches Geschick an den Tag legte, denn Siegmund verzichtete auch während seiner Anwesenheit in Tirol nicht auf ihren Rat. Vor allem für die herzogliche Politik gegen Burgund und die Eidgenossen waren die durch Eleonore bestehenden Verbindungen zu Frankreich und Schottland von Vorteil. Eleonores Hof war einer der wichtigsten Anlaufpunkte schottischer Reisender auf dem Kontinent (außerhalb Frankreichs), das zumindest legen die in den Rechnungsbüchern nachgewiesenen Besuche nahe. Die Erzherzogin starb am .. in der Innsbrucker Burg; ihr Leichnam wurde im Zisterzienserkloster Stams beigesetzt, Herz und Eingeweide in der Innsbrucker Jakobskirche. Ihre Ehe mit Siegmund blieb kinderlos. Aufgrund ihres sozialen Engagements und mildtätigen Einsatzes für Bedürftige wurde sie nach ihrem Tod als Wohltäterin gefeiert. Man weiß, dass sie sowohl die französische als auch die dt. Schriftsprache gut beherrschte. Von Eleonore sind fünf Autografen erhalten (zwei an ihren Gemahl, drei Konzepte in Französisch an verschiedene Adressaten). Mit ihrer Schwester Isabella von Bretagne korrespondierte sie in Französisch; das Konzept eines Briefes an ihren Bruder Jakob ist erstaunlicherweise in Deutsch – englischoder schottischsprachige Briefe sind von ihr nicht bekannt. Allerdings wurden für die handschriftliche Überlieferung Eleonores bisher nur das Tiroler Landesarchiv (Innsbruck) und das Haus-, Hofund Staatsarchiv (Wien) ausgewertet; eine Sichtung eventueller Bestände in Edinburgh oder in französischen Archiven steht noch aus. Briefe an Eleonore sind hingegen auch in englischer und lateinischer Sprache verfasst. Sie korrespondierte mit dem französischen und schottischen Hof, mit Nikolaus von Kues (auch über den politischen Kon ikt hinaus), Kaiserin Eleonore († ), Pfalzgrä n Mechthild (–), der Sonnenburger Äbtissin Verena von Stuben (–), Barbara von Brandenburg (– Markgrä n von Mantua) u. a. mehr. Ein Briefaustausch mit literarischen Größen ihrer Zeit ist nicht überliefert. Allerdings weisen Aufenthalte mehrerer Literaten und Intellektueller am Hof Eleonores und ihres Gemahls auf Interesse an schöngeistigen Beschäftigungen hin; u. a. → Antonius von Pforr († ), Püterich von Reichertshausen († ), Gregor Heimburg († ), Lorenz Blumenau († ), Johannes → Hartlieb
Pontus und Sidonia († ), → Hermann von Sachsenheim (/ –) und der schwäbische Ritter Georg von Ehingen (–), der in seinem autobiographischen Werk vom Innsbrucker Hof berichtet (Georg von Ehingen , Bd. , S. f.), lassen sich im Umfeld des Herzogpaares nachweisen. Heinrich → Steinhöwel (–) widmete Eleonore seine Boccaccio-Übertragung De claris malieribus in der Ulmer Erstausgabe von /. Diese Widmung folgt allerdings einer älteren Vorlage und die in die Schrift aufgenommene Biographie Eleonores rühmt keine literarischen Interessen (Giovanni Boccaccio , S. –). Herzog Albrecht IV. von Bayern-München (–) lieh ihr das buch des lancilot (Kö er/Caramelle , S. ). Dabei handelte es sich vermutlich um den Prosaroman Ulrich → Füetrers († / ). Den Raitbüchern im Tiroler Landesarchiv sind elf Eintragungen bis zum Ableben Eleonores zu entnehmen, «die den Ankauf, das Abschreiben oder Einbinden von Büchern betreffen», darunter Almanache, «vocabulari» und ein «spectacel» (Köfler/Caramelle , S. ). Zum literarischen Interesse und zur Bibliothek ihres Gemahls siehe auch → Siegmund von Tirol. E Ö V: Die Fassung A des Romans wird seit dem Augsburger Druck von Eleonore zugeschrieben. Die Gothaer Handschrift zu dieser Fassung bringt den Roman zwar in räumliche und zeitliche Nähe zu Eleonore, allerdings gibt sie nichts über die Erzherzogin als Verfasserin preis. Insbesondere Reinhard Hahn zog auf Grundlage früherer Äußerungen von Kö er/Caramelle (, S. ) und Maleczek (, S. ) die Verfasserschaft der dt. Übersetzung Eleonores in Zweifel, u. a. weil «Eleonores Erwähnung in dem erstmals drei Jahre nach ihrem Tode erschienen Druck Johann Schönspergers […] den einzigen Hinweis auf eine literarische Tätigkeit der Herzogin» darstelle (Hahn , S. –). In der angesprochenen Druckfassung heißt es: «Welche hystori die durchleüchtig vnd hochgeporn fraw, fraw Heleonora […] von frantzosischer zungen in teütsch getranßferiert vn[d] gemacht hat dem durchleüchtigen […] herren Sigmunden […] jrem eelichen gemahel cz˚u lieb vnd z˚u geuallen». Nach Hahn sei zu erwägen, dass Erzherzog Siegmund nicht die Vorlage für Schönsperger erbrachte, «sondern ihm lediglich das Recht verkaufte, Eleonores Namen aus Prestigegründen einzufügen» (ebd., S. ).
Pontus und Sidonia Große Verwirrung in der Kontroverse um Eleonores Verfasserschaft stiftet der bisher nicht aufgeklärte Zusammenhang zwischen Erstdruck und Gothaer Handschrift. Da die Drucke des . Jh. und der frühen Neuzeit zur Fassung A zählen, obwohl sie von der Gothaer Handschrift in Wortwahl, Satzstruktur und Informationsgehalt abweichen, wurde geschlussfolgert, dass die Handschrift gleichermaßen auf Eleonore von Österreich zurückzuführen sei. Mit Nikolaus Huber, dem Schreiber der Gothaer Handschrift, besteht zumindest ein Hinweis auf eine mögliche Verbindung zu Eleonore. Denn er ist wahrscheinlich in das Umfeld des herzoglichen Hofes einzuordnen. Huber ist für die Jahre bis als Priester an der Friedhofskapelle zum hl. Johannes Baptist in der Pfarre Prutz (Bezirk Landeck, Tirol) bezeugt. Dort oblag ihm, die durch Erzherzog Siegmund gestiftete Frühmesse zu halten. Huber zeichnet sich durch eine geübte Kanzleihandschrift aus (exemplarischer Abdruck bei Hahn , S. ). Als mäßig bepfründeter Priester in der Pfarrei Prutz wäre er aber nicht für eine routinierte Schreibarbeit prädestiniert gewesen. Da er sich nicht im Umfeld des Bischofs oder Domkapitels von Brixen nachweisen lässt, aber von Siegmund für die von ihm gestiftete Pfründe präsentiert wurde, liegt nahe, die Verbindung zwischen Schreiber und Erzherzog herzustellen. Die von den Kritikern ins Feld geführten Zweifel an der Verfasserschaft Eleonores können sich nicht auf gesicherte Belege stützen. Im Gegenteil werden ähnlich wagemutige Hypothesen konstruiert (s. o. Hahn ) wie jene, die eine Verfasserschaft begründen helfen sollen wie z. B. die Annahme, dass Eleonore entrüstet vom außerehelichen Liebesleben ihres Gemahls, den Roman übersetzt habe, um ihn dann Siegmund als einen moralischen Spiegel vorhalten zu können (Kästner / , S. ). Gesichert ist allein der Verfassernachweis im Erstdruck. Hinzu treten noch die persönlichen Möglichkeiten der Erzherzogin: . ihre Erziehung und Bildung in drei Ländern und an Höfen, deren literarisches Interesse nachgewiesen ist, . ihre geistigen und sprachlichen Kenntnisse, . ihre materiellen Grundlagen sowie . ihre bis zum Tod gep egten Beziehungen zum schottischen und französischen Hof. P T: Heinrich August Ottokar Reichard: Bibl. der Romane. Bd. . Riga , S. –. – Ernst Ludwig Rochholz:
Mitte . Jh. Volkslieder. Nach einer Hs. des XVII. Jh. Kempten . – Ritter P. u. S. Eine vortreffliche und nützliche Historie. Neu erzählt von Ottomar F. H. Schoenhuth. Reutlingen . – P. u. S. Eine fürrtreffliche [!], lustige und nützliche Historie von denm [!] edeln, ehrenreichen und mannhaftigen Ritter Povntus [!] […]. In: Die dt. Volksbücher. Gesammelt und in ihrer ursprünglichen Echtheit wiederhergestellt von Karl Simrock. Basel , S. – (gegenwartssprachliche Übertragung; online-Ausg.: http://ub-goobi-pr.ub.unigreifswald.de). – Paul Ernst: Das Buch der Liebe. Bd. . München (Neuau . Berlin ). – Heinz Kindermann: Volksbücher vom sterbenden Rittertum. Leipzig (), S. –. E / F F: Johann Gustav Büsching/Friedrich Heinrich von der Hagen: Buch der Liebe. Bd. . Berlin , S. –. – Karin Schneider: P. u. S. in der Verdeutschung eines Ungenannten aus dem . Jh. Berlin . – Kristina Streun: P. u. S. Ein spätma. Prosaroman. Textedition und Komm. der Hs. C. Lizentiatsarbeit Bern . – Eleonore von Österreich: P. u. S. Hg. Reinhard Hahn. Berlin (Fassung A, Augsburg: Johann Schönsperger ). – P. u. S. Farbmikro cheEdition der Hs. Heidelberg, Universitätsbibl., Cod. Pal. Germ. . Literaturhist. Einf. und Beschreibung der Hs. von Henrike Lähnemann. München . – Eleonore von Österreich: P. u. S. Nachdr. der Ausg. Augsburg . Mit einem Nachwort von Gerhard Diehl/Ruth Finckh. Hildesheim u. a. . – R. Hahn: P. u. S. in der Berner Fassung. In: Daphnis () S. –. – Ders.: P. u. S. in der Eleonore von Österreich zugeschriebenen Fassung (A). Nach der Gothaer Hs. Chart. A . Göppingen . A - F (Hornsage, Ritter Pontus): Françisque Michel: Horn et Rimenhild. Recueil de ce qui reste des poems relatifs a leurs aventures composés en françois, en anglois et en écossois […]. Paris . – Anatole de Montaiglon: Le Livre du Chevalier de la Tour Landry. Pour l’enseignement de ses lles […]. Paris . – Das Anglonormannische Lied vom wackeren Ritter Horn. Genauer Abdruck der Cambridger, Oxforder und Londoner Hs. Besorgt v. Rudolf Brede/Edmund Stengel. Marburg . – Frank Jewett Mather: King Ponthus and the fair Sidone. A prose romance translated from the French about the year . Now
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Mitte . Jh. Schreibende Frauen vom MA bis zur Gegenwart. Hg. v. Hiltrud Gnüg/Renate Möhrmann. Stuttgart , S. –. – Hermann Josef Hallbauer: Nikolaus von Kues als Bischof und Landesfürst in Brixen. Trier . – Werner Paravicini: Karl der Kühne, Sigmund von Tirol und das Ende des Hauses Burgund. In: Ders.: Menschen am Hof der Herzöge von Burgund. Gesammelte Aufsätze. Hg. v. Klaus Krüger u. a. Stuttgart , S. –. – Klaus Brandstätter: Die Tiroler Landesfürstinnen im . Jh. In: Margarete ‹Maultasch›. Zur Lebenswelt einer Landesfürstin und anderer Tiroler Frauen des MA. Hg. v. Julia Hörmann-Thurn und Taxis. Innsbruck , S. –. MM Thüring von Ringoltingen, * um Bern, † nach dem .. Bern. – Berner Patrizier, Verfasser eines Prosaromans. T. entstammte der Berner Patrizierfamilie Zigerli, die im Laufe ihres sozialen Aufstiegs den Namen des erloschenen Rittergeschlechts v. R. annahm. Seit Mitglied des Großen Rats von Bern, war T. / Vogt von Baden und bis P eger des Berner Münsters. , , und war er Schultheiß seiner Heimatstadt. Von T. ist eine beendete dt. Prosabearbeitung des französischen Versromans Melusine (M.) erhalten. Dieser wurde um von Coudrette für die Grafen von Parthenay verfasst, die ihr Geschlecht auf M. zurückführten. Stofflicher Kern des Romans ist die Erzählung von der Fee M., die durch einen mütterlichen Fluch an jedem Samstag in ein monströses Mischwesen verwandelt wird. M. kann nur durch die Heirat mit einem Mann erlöst werden, der ihrem Fluch nicht nachforscht. Der Stoff ist seit dem . Jh. nachweisbar und wurde u. a. von → Vinzenz von Beauvais, Gervasius von Tilbury und Walther Map aufgegriffen. Das Original von T.s Prosafassung ist verloren, doch existiert eine umfangreiche Überlieferung. Dazu zählen Handschriften ab der zweiten Hälfte des . Jh. sowie über Drucke ab etwa /. Darunter sind Inkunabeln und viele Drucke mit Holzschnitten. Unter den Handschriften gilt O als der Vorlage am nächsten stehend. In manchen Textzeugen fehlen die Vorrede oder die Schlussworte T.s, in denen er Überlegungen zu seiner Bearbeitung präsentiert. Im Mittelpunkt der M. steht neben der Fee selbst Raymund von Poitiers, Sohn eines verarmten Adligen. Raymund wird von einem wohlhabenden
Mitte . Jh. Onkel erzogen, ersticht diesen aber versehentlich bei einem Jagdunfall. Der verzweifelt durch den Wald irrende Raymund begegnet bald darauf drei Jungfrauen, darunter M. Sie bietet ihm ihre Hilfe an, wenn er sie heiratet. Er muss ihr allerdings versprechen, sie nie an Samstagen zu sehen und ihr nicht nachzuforschen. Mit M.s Unterstützung kann Raymund neue Ländereien erwerben. Er feiert mit M. eine prächtige Hochzeit und zeugt mit ihr zehn Söhne, von denen acht körperliche Entstellungen tragen. Die vier ältesten Söhne bewähren sich als Ritter und gewinnen so neue Herrschaften. Der fünfte Sohn schließt eine günstige Ehe und der sechste Sohn Geffroy kämpft erfolgreich gegen Riesen. M. selbst pro liert sich als rege Bauherrin. Auf einen Verdacht seines Bruders spioniert Raymund an einem Samstag M. hinterher und wird Zeuge ihrer Verwandlung. Raymund bereut seinen Vertrauensbruch, der zunächst ohne Konsequenzen bleibt. Unterdessen erfährt Geffroy vom Eintritt seines Bruders Freymund in ein Kloster. Wütend brennt Geffroy daraufhin das Kloster mit seinen Mönchen nieder. Als Raymund von dieser Tat erfährt, wirft er M. dämonisches Wirken vor und enthüllt dem Hof aufgebracht den Fluch seiner Gemahlin. Die Fee muss ihn nun verlassen: Statt als normale Frau zu sterben, iegt sie als Drache davon. Geffroy entdeckt dann in einer Höhle das Grab von M.s Vater und erfährt so die Geschichte des Fluchs. Nach Geffroys Rückkehr an den Hof seines Vaters gibt er Raymunds Bruder die Schuld für M.s Verschwinden, da dieser Raymunds Verdacht genähert habe. Geffroy tötet seinen Onkel, versöhnt sich mit Raymund und enthüllt ihm M.s Fluch. Raymund gibt darufhin die Herrschaft ab, pilgert nach Rom, erhält dort die päpstliche Absolution und wird Einsiedler. Geffroy baut das von ihm niedergebrannte Kloster wieder auf. Der Text schließt mit Berichten über das Schicksal der beiden Schwestern M.s. Auch sie werden nicht von ihrem Fluch erlöst. Coudrettes Roman leitet das Haus Lusignan von einer sagenhaften Ahnfrau ab und erfüllt so eine konkret genealogische Funktion. Bei T. fehlt die Verbindung zu dem französischen Adelsgeschlecht, doch kann auch seine Übertragung im Kontext einer Herleitung und Legitimation adliger Herrschaft gelesen werden. Diese stellt sich in T.s Werk freilich keineswegs einheitlich dar. So zeigen Haupt- und Nebenhandlungen durchaus unterschiedliche Auffassungen von Herrschaftserwerb
Thüring von Ringoltingen und -ausübung. In der Haupthandlung versagt der bereits materiell darbende Raymund als Gefolgsmann, indem er seinen Herren tötet. Den Gewinn neuer Ländereien und größeren Wohlstands ermöglicht ihm erst die Hilfe M.s. Die Forschung hat M. daher als Verkörperung eines neuen Herrschertyps aufgefasst, der sich durch politisches und diplomatisches Geschick sowie nanzielle Ressourcen auszeichnet. Dieser Typus bildet einen Kontrast zu dem Herrschaftsmodell, das die Nebenhandlungen des Romans prägt. Darin erleben die Söhne M.s ritterliche Aventiuren nach dem Vorbild der hö schen Epik. Aus der heldenhaften Bewährung der Söhne resultiert dann ihr Erwerb neuen Besitzes. Die Söhne leisten also den sozialen Aufstieg und die Legitimation ihrer neuen Herrschaft aus eigener Kraft. Raymund hingegen verdankt seinen Status letztlich der Begegnung mit M. Vor diesem Hintergrund wirkt Geffroy wie der eigentliche Held des Romans: Er bewährt sich als Bezwinger von Riesen, entdeckt die Wahrheit über M.s Fluch, rächt seine Mutter an Raymunds Bruder und übernimmt zuletzt folgerichtig die Herrschaft seines Vaters. Es gehört dabei zur Ambivalenz des Romans, durch das Niederbrennen des Klosters Geffroy ebenso mit Schuld zu beladen wie seinen Vater. Dieser hat ja nicht nur seinen eigenen Onkel getötet, sondern auch ein zentrales Versprechen gegenüber seiner Frau gebrochen und damit deren Erlösung verhindert. Erwägt man T.s Herkunft aus einem Patriziergeschlecht mit adligen Ansprüchen, so ist aus dem Text insgesamt eine Präferenz für den Aufstieg durch eigene Verdienste herauszulesen. Raymunds Schicksal erscheint hingegen als warnendes bis abschreckendes Beispiel. Der M.-Stoff war im deutschsprachigen Raum über das MA hinaus beliebt. Dies belegt bereits die nachhaltige Drucküberlieferung von T.s Werk. Literarische Behandlung erfuhr die Erzählung u. a. in → Peter Diemringer von Stauffenberg, bei Hans Sachs (Die Melusine) und Jakob Ayrer (Von der schönen Melusina). Paracelsus erwähnt M. im Liber de Nymphis. Um wurde der Stoff als Volksbuch popularisiert und im . Jh. von der Romantik zu neuer Blüte geführt. Die Forschung hat dem M.-Stoff im Allgemeinen und T.s Werk im Besonderen in den letzten Jahrzehnten verstärkt untersucht. Sie hat u. a. die Erzählstrukturen, Geschlechterrollen und genealogischen Aspekte in T.s Roman erörtert.
Thüring von Ringoltingen Ü: Hss. – Verz. bei Schneider (s. Ausg.) S. –; aktuelles Verz. unter http://handschriftencensus.de/werke/. – Erwähnenswerte Hss.: G: Gießen, UB, Hs. , r–r (Pap., um , alemannisch). – K: Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. , ra–vb (Pap., , westschwäbisch). – N: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–v (Pap, , obd.). – B: Basel, UB, cod. O I , Bll. (Pap., , alemannisch). – R: Berlin, SB, mgf , ra–ra (Pap., , bair.). – E: Erlangen, UB, Ms. B , r–r (Pap., um /, ostfränkisch). – O: Kopenhagen, Kgl. Bibl., Cod. Thott. ,°, v–v (Pap., spätes . Jh., alemannisch). D: Rund Drucke ab /, darunter elf Inkunabeln. Verz. in: Bodo Gotzkowsky: ‹Volksbücher›. Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der dt. Drucke. Tle.: Drucke des . und . Jh./Drucke des . Jh. (Bibliotheca bibliographica Aureliana /). Baden-Baden /, Tl. , S. –; Tl. , S. –; Künast/Rautenberg (s. Lit.). – Vgl. auch GW –, Sp.a, Sp.a. Beispiele für frühe Drucke: Augsburg: Johann Bämler, [] (GW ). – [Basel: Bernhard Richel, um /] (GW ). – [Straßburg: Heinrich Knoblochtzer, um ] (GW ). A: Melusine. Hg. v. Karin Schneider. Berlin . – Romane des . und . Jh. Nach den Erstdrucken mit sämtlichen Holzschnitten. Hg. v. Jan-Dirk Müller. Frankfurt/M. , S. –, S. – (Komm.). – Melusine. In der Fassung des Buchs der Liebe (). Hg. v. Hans-Gert Roloff. Stuttgart . – Melusine (). Nach dem Erstdruck Basel: Richel um /. Hg. v. André Schnyder mit Ursula Rautenberg. Bde. Wiesbaden . – Die schöne Melusina. Ein Feenroman des . Jh. in der dt. Übertragung des T. v. R., die Bilder im Erstdruck Basel / nach dem Exemplar der Universitäts- und Landesbibl. Darmstadt. Hg. v. Heidrun Stein-Kecks unter Mitarb. v. Simone Herspers und Benedicta Feraudi-Denier. Darmstadt . Ü: Die Historie von der schönen Melusina. Mit Illustrationen nach Holzschnitten der Ausg. des Volksbuches von . Hg. v. Christine Hensel. Leipzig . L: Gustav Roethe, ADB () S. . – Gert Woerner, KNLL () S. . –
Mitte . Jh. De Boor/Newald / () S. f., f. – JanDirk Müller, VL () Sp. –. – Werner Röcke, LexMA () Sp. f. – Gert Werner/Gerhard Wild: Melusine. In: KLL () S. –. – André Schnyder, Killy () S. –. – Heinrich Türler: Über den Ursprung der Zigerli v. R. und über T. v. R. In: Neues Berner Taschenbuch () S. –. – H.-G. Roloff: Stilstud. zur Prosa des . Jh. Die ‹Melusine› des T. v. R. Köln u. a. . – Xenja von Ertzdorff: Die Fee als Ahnfrau. Zur ‹Melusine› des T. v. R. In: FS Hans Eggers. Hg. v. Herbert Backes/ Birgitta Mogge. Tübingen , S. – (wieder in: Dies.: Spiel der Interpretation. Ges. Aufsätze zur Lit. des MA und der Frühen Neuzeit [GAG ]. Göppingen , S. –). – Kurt Ruh: Die ‹Melusine› des T. v. R. München . – Gerhild Scholz Williams: Interpretive Strategies. Ideology and History in T. v. R.’s ‹Melusine›. In: Semiotics . Hg. v. John Deely. Lanham , S. –. – Ulrike Junk: ‹So müssen Weiber sein›. Zur Analyse eines Deutungsmusters von Weiblichkeit am Beispiel der ‹Melusine› des T. v. R. In: ‹Der frauwen buoch›. Versuche zu einer feministischen Mediävistik. Hg. v. Ingrid Bennewitz (GAG ). Göppingen , S. –. – Ursula LiebertzGrün: Das Spiel der Signi kanten in der ‹Melusine› des T. v. R. In: Architectura Poetica. FS Johannes Rathofer. Hg. v. Ulrich Ernst/Bernhard Sowinski. Köln , S. –. – Elisabeth PintoMathieu: Le Roman de Mélusine de Coudrette et Son Adaptation Allemande dans le Roman en Prose de T. v. R. (GAG ). Göppingen . – Volker Mertens: Melusinen, Undinen. Variationen des Mythos vom . bis zum . Jh. In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – Albrecht Classen: Geschlechts- und Ehebeziehungen im . Jh. Der Fall ‹Melusine› von T. v. R. Eine sozial- und literar-hist. Stud. aus mentalitätsgeschichtlicher Sicht. In: German Studies Review () S. –. – I. Bennewitz: Komplizinnen und Opfer der Macht. Die Rollen der Töchter im Roman der frühen Neuzeit (mit bes. Berücksichtigung der ‹Melusine› des T. v. R.). In: The Graph of Sex and the German Text. Gendered Culture in Early Modern Germany –. Hg. v. Lynne Tatlock. Amsterdam u. a. , S. –. – Walter Haug: Francesco Petrarca, Nicolaus Cusanus, T. v. R. Drei Probestücke zu einer Gesch.
Mitte . Jh. der Individualität im ./. Jh. In: Ders.: Brechungen auf dem Weg zur Individualität. Kleine Schr. zur Lit. des MA. Tübingen , S. –. – X. v. Ertzdorff: T. v. R. als Erzähler des Romans von Melusine (). In: Stud. zur Stoffund Motivgesch. der Volkserzählung. Hg. v. Leander Petzoldt u. a. Frankfurt/M. , S. – (wieder in: Dies.: Spiel der Interpretation. Ges. Aufsätze zur Lit. des MA und der Frühen Neuzeit [GAG ]. Göppingen , S. –). – W. Röcke: Öffentlichkeit und Heimlichkeit. Zur Logik des Wunderbaren in T.s v. R. MelusinenRoman. In: Melusine. Actes du Colloque du Centre d’Études Médiévales de l’Université de Picardie Jules Verne, et Janvier . Hg. v. Danielle Buschinger/Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –. – Brigitte Hébert: La Folie, Miroir de la Sagesse. Pour une Lecture de la ‹Melusine› de T. v. R. In: Héroïsme et Démesure dans la Littérature de la Renaissance. Les Avatars de l’Épopée. Actes du Colloque International (– Octobre ). Hg. v. Denise Alexandre. Saint-Étienne , S. –. – E. Pinto-Mathieu: Pour une Héraldique de la Moralisation dans la ‹Melusine› de T. v. R. In: Mélusines Continentales et Insulaires. Actes du Colloque International Tenu les et Mars à l’Université Paris XII et au Collège des Irlandais. Hg. v. Jeanne-Marie Boivin/Proinsias Mac Cana. Paris , S. –. – Uta StörmerCaysa: Melusines Kinder bei T. v. R: In: PBB () S. –. – Jürgen Geiß: T. v. R.: Melusine. In: Aderlaß und Seelentrost. Die Überl. dt. Texte im Spiegel Berliner Hss. und Inkunabeln. Hg. v. Peter Jörg Becker/Eef Overgaauw. Mainz , S. –. – A. Classen: Love and Fear of the Foreign. T. v. R.’s ‹Melusine› (). A Xenological Analysis. In: Daphnis () S. –. – Bruno Quast: ‹Diß kommt von gelückes zuoualle›. Entzauberung und Remythisierung in der ‹Melusine› des T. v. R. In: Präsenz des Mythos. Kongurationen einer Denkform in MA und Früher Neuzeit. Hg. v. Udo Friedrich/B. Quast. Berlin u. a. , S. –. – Barbara Lafond-Kettlitz: De l’Amour Courtois à ‹l’Amour Marié›. Le Roman Allemand (–). Bern u. a. , S. –. – A. Schnyder: Sehen und Hören, Rede und Schrift beim Stiften von Erinnerung im Melusineroman T.s v. R. In: Daphnis () S. –. – Schnyder/Rautenberg (s. Ausg.). – Franziska Ziep: Geschlecht und Herkommen. Zur narrativen Struktur von Männlichkeit in der ‹Melusine› des
Thüring von Ringoltingen T. v. R. In: Das Abenteuer der Genealogie. VaterSohn-Beziehungen im MA. Hg. v. Johannes Keller u. a. Göttingen , S. –. – Claudia Steinkämper: Melusine. Vom Schlangenweib zur ‹Beauté mit dem Fischschwanz›. Gesch. einer literarischen Aneignung. Göttingen , S. –. – Jahre dt. ‹Melusine›. Coudrette und T. v. R. Beitr. der wissenschaftlichen Tagung der Universitäten Bern und Lausanne vom August . Hg. v. Jean-Claude Mühlethaler/A. Schnyder. Bern u. a. . – Tina Terrahe: Eine neue Hs. der ‹Melusine› T.s v. R. In: ZfdA () S. –. – Kristina Domanski: Buchillustration, die ‹rechte Ehe› und die Kirche als Heilvermittlerin. Die ‹Melusine› des T. v. R. In: Verwandtschaft, Freundschaft, Bruderschaft. Soziale Lebens- und Kommunikationsformen im MA. Hg. v. Gerhard Krieger. Berlin , S. –. – Richard Schrodt: Textstrukturen und Themenkomplexe in der ‹Melusine› T.s v. R. In: Mythos – Sage – Erzählung. Gedenkschrift Alfred Ebenbauer. Hg. v. Johannes Keller/ Florian Kragl. Göttingen , S. –. – Catherine Drittenbass: Die ‹Melusine› des T. v. R. Bezaubernde Worte, gefährliches Schweigen. Zur Ambivalenz des Dialogs zwischen Reymond und Melusine in der Quellenszene. In: Kulturtopographie des deutschsprachigen Südwestens im späteren MA. Stud. und Texte. Hg. v. Barbara Fleith/ René Wetzel. Tübingen , S. –. – A. Classen: Objects of Memory as Hermeneutic Media in Medieval German Literature. Hartmann v. Aue’s ‹Gregorius›, Wolfram von Eschenbach’s ‹Parzival›, T. v. R.’s ‹Melusine›, and ‹Fortunatus›. In: ABäG () S. –. – Simone Hespers: Das Repräsentationssystem Bild im gedruckten Buch. Kunsthist. Überlegungen zu Überlieferungssträngen und Rezeptionsästhetik der Illustrationen im Melusineroman T.s v. R. (. und . Jh.). In: Daphnis () S. –. – Andreas Krass: Im Namen der Mutter. Symbolische Geschlechterordnung in der ‹Melusine› T.s v. R. (). In: Konkurrierende Zugehörigkeit(en). Praktiken der Namengebung im europäischen Vergleich. Hg. v. Christof Rolker. Konstanz u. a. , S. –. – SteinKecks (s. Ausg.). – Zeichensprachen des literarischen Buchs in der frühen Neuzeit. Die ‹Melusine› des T. v. R. Hg. v. U. Rautenberg u. a. Berlin/Boston . – Die Überl. der ‹Melusine› des T. v. R.: Buch, Text und Bild. Hg. v. Hans-Jörg Künast/U. Rautenberg. Berlin/Boston (in Vorb.). MM
Reinolt von Montelban Reinolt von Montelban. – Südrheinfränkischer Versroman, Übersetzung eines mndl. Empörerepos (Renout), das seinerseits eine altfranzösische Quelle (Renaut de Montauban) durch Auslassungen und Hinzufügungen bearbeitet. Handlung (eine ausführliche Inhaltsangabe ndet sich in Pfaff , S. –): Der Totschlag von Hug von Dordone durch Karl führt zur Fehde zwischen ihm und Heyme von Dordone. Seine Berater überreden Karl, als Heyme sein Land verwüstet, zur Sühne, in deren Zuge er auch seine Schwester Aye mit Heyme verheiratet. Aye schenkt Heyme vier Söhne, deren Geburt sie ihm jedoch zunächst verheimlicht. Erst als er ihr Gewaltlosigkeit und Huld zusichert, macht sie ihn mit seinen starken und kühnen Kindern bekannt. Der Hass zwischen Heyme und Karl ammt erneut auf, als Heyme mit seinen vier Söhnen der Krönung von Karls Sohn Ludwig beiwohnt. Dieser fordert einen der vier Söhne zum Schachspiel auf Leben und Tod heraus und als Adelhart gewinnt, erschlägt er Ludwig. Karl bringt Heyme in seine Gewalt. Er muss schwören, seine Söhne an Karl auszuliefern, was zur Fehde zwischen Hayme und seinen Söhnen führt. Diese werden gegen ihren Vater und Karl von ihrem zauberkundigen, listigen und verschlagenen Onkel Malagis unterstützt und besitzen das sagenhafte Ross Beyard. Die Sühneangebote der Heymekinder sind zunächst erfolglos, erst das Drängen von Roland und Olivier leiten eine Annäherung zwischen Karl und den Brüdern ein. Karl macht die Auslieferung Beyards zur Voraussetzung einer Aussöhnung und Reinolt muss der Ertränkung seines geliebten Pferdes beiwohnen. Daraufhin zieht er sich von der Welt zurück. Er lebt drei Jahre in Armut, bevor er von Gott ins Heilige Land gerufen wird, wo er gegen Heiden kämpft und Malagis wieder begegnet. Malagis stirbt im Kampf, Renault aber befreit Jerusalem und zieht dann nach Köln, um beim Bau der Kirche zu helfen. Er wird von den anderen Arbeitern aus Missgunst erschlagen, doch auf mirakulöse Weise wird seine Leiche aufgefunden und wirkt Wunder. Der R. ist eine Erzählung von befremdlich ungebändigten Affekten, von roher, bedenkenloser und unkontrollierter Gewalttätigkeit, uneinsichtiger Provokation und zügellosem Hass, vasallitischer, bzw. verwandtschaftlicher Loyalität und blutiger Fehde. Die Archaik und Zügellosigkeit des Figurenhandelns und seine oft fehlende Plausibilität
Mitte . Jh. ist wohl ursächlich für die Geringschätzung der älteren, bzw. die weit gehende Missachtung durch die neuere Forschung. Dabei birgt gerade diese Fremdheit Potential beispielsweise für Fragestellungen der historischen Erzählforschung. Besondere Beachtung verdient auch die zyklische Verbindung des Textes mit einer Vorgeschichte, der ‹enfance› Malagis (→ Malagis) und dem → Ogier (vgl. zum Thema Zyklizität Bastert ). Ü: Der R. (. Verse) wird von zwei vollständigen Papierhandschriften überliefert: Heidelberg, UB, Cpg (um ), r–v (Malagis), r–v (R. v. M.) (A). – Ebd., Cpg () (B). (B) ist eine Abschrift von (A). Der R. wird als getreuer Repräsentant einer textgeschichtlich älteren mndl. Überlieferungsstufe aufgefasst, deren Quelle eine nicht überlieferte Version des altfranzösischen Renaut de Montauban/Les quatre ls Aymon ist. Diese muss sich von den überlieferten Fassungen stark unterschieden haben. Die stemmatologischen Verhältnisse zwischen ‹dem› altfranzösischen und dem mndl. Renout sind uneindeutig, weil der mndl. Renout keiner der bekannten französischen Redaktionen entspricht. Genauere Angaben zu Fassungen und Redaktionen nden sich u. a. bei Verelst (). Überliefert sind neben den R. noch weitere Bearbeitungen des mndl. Renout: Das sog. Günser Fragment ( Blätter einer mndl. Pergamenthandschrift von vor , die jetzt in der Budapester Nationalbibl. mit der Signatur Cod. Germ. aufbewahrt werden) bezeugt eine mnd. Bearbeitung, die Beckers mit dem Dortmunder Reinoldkult in Verbindung bringt (vgl. Beckers , Sp. ). Das Fragment einer Papierhandschrift (Köln, Hist. Arch. der Stadt, Best. [W*] ) aus der ersten Hälfte des . Jh., von der Blätter erhalten sind, überliefert die ‹Prosa-Historie van Sent Reinolt›, die Beckers zufolge aus einer lat. Reinoldlegende und der mndl. Dichtung hervorgegangen ist. Eine ripuarische Umschrift der mndl. ProsaAu ösung des Versromans wurde in Köln gedruckt. Beckers weist auf zwei frühnhd. Prosafassungen des Reinoldstoffes hin, die in einer Handschrift aus Aarau () und die aus einem Druck aus Simmern (), die jedoch nicht auf ndl. Vorstufen, sondern das frz. Prosa-Volksbuch zurückgehen.
Mitte . Jh. A: R. v. M. oder die Heimonskinder. Hg. v. Friedrich Pfaff (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Tübingen . Amsterdam . – Die Haimonskinder in dt. Übersetzung des XVI. Jh. Hg. v. Albert Bachmann. Tübingen . Hildesheim/New York . – Beate Weifenbach: Die Haimonskinder in der Fassung der Aarauer Hs. von und des Simmerner Drucks von . Ein Beitr. zur Überl. französischer Erzählstoffe in der dt. Lit. des MA und der frühen Neuzeit (Tl. : Einf. in die europäische Haimonskindertradition; Tl. : Nacherzählung, Textvergleich und Komm. unter Berücksichtigung aller erhaltenen französischen Textzeugen) (Germanistische Arbeiten zur Sprache und Kulturgesch. ). Frankfurt/M. u. a. . L: Hartmut Beckers, VL () Sp. –. – Bob Duijvestijn: Zur Quelle des frühnhd. ‹R. v. M.› (cpg ). Eine Stellungnahme. In: ABäG () S. –. – Bea Lundt: Die Haimonskinder in Dortmund. Europäische Erzähltradition im regionalen Kontext. In: Vergessene Zeiten. MA im Ruhrgebiet. Bd. . Hg. v. Ferdinand Seibt u. a. Essen , S. –. – Philippe Verelst: Le cycle de ‹Renaut de Montauban›: aperçu général et ré exions sur sa constitution. In: Cycli cation. The Development of Narrative Cycles in the Chansons de Geste and the Arthurian Romances. Hg. v. Bart Besamusca u. a. Amsterdam u.a. , S. –. – Ute von Bloh: Anders gefragt: Vers oder Prosa? R. v. Montalban und andere Übersetzungen aus dem Mittelniederländischen im Umkreis des Heidelberger Hofes. In: Wolfram-Stud. () S. –. – B. Duijvestijn: R. v. Montalban, eine mndl. Dichtung in dt. Landen. In: Die spätma. Rezeption ndl. Lit. im dt. Sprachgebiet. Hg. v. Rita Schlusemann/Paul Wackers (ABäG ). Amsterdam , S. –. – Alain Labbé: Le dit et le non-dit des gestes: à propos de quelques pratiques magiques de Maugis dans Renaut de Montauban. In: Le geste et les gestes au moyen âge (CUERMA). Aix-en-Provence , S. –. – Werner Wunderlich: Vom Helden zum Heiligen: Die europäische Reinold-Legende im dt. Kulturraum. In: Die dt. Lit. des MA im europäischen Kontext. Hg. v. Rolf Bräuer (GAG ). Göppingen , S. –. – B. Bastert: Die Autorität des Tyrannen – Zum spätma. Interesse am R. v. M. In: The Growth of Authority in the Medieval West. Selected Proceedings of the International Conference Groningen .–. November . Hg.
Malagis v. Martin Gosman u. a. (Mediaevalia Groningana ). Groningen , S. –. – Beate Wiefenbach/Walter Kettemann: Die Historie van sent Reynolt. In: Die ma. Stadt und ihr heiliger Patron. Reinoldus und die Dortmunder Bürgergemeinde. Hg. v. Thomas Schilp/Beate Weifenbach. Essen , S. –. – Rita Schlusemann: ‹Die edele coninc Karel?› Zum Karlsbild in der ndl. Renout/ Reinolt-Tradition. In: Karl der Große und das Erbe der Kulturen. Hg. v. Franz-Reiner Erkens. Berlin , S. –. – Eve-Marie Halba: Hagiographie de saint Renaut de Montauban. In: Pecia () S. –. – Sarah Baudelle-Michels: Les Avatars d’une Chanson de Geste. De Renaut de Montauban aux Quatre Fils Aymon (Nouvelle Bibliothèque du Moyen Age ). Paris . – B. Bastert: Helden als Heilige. Chanson de gesteRezeption im deutschsprachigen Raum (Bibliotheca Germanica ). Tübingen . KP Malagis. – Südrheinfränkische Übersetzung eines mndl. Empörerepos (Madelgijs), das seinerseits eine altfranzösische Quelle (Maugis) bearbeitet. Malagis und sein Zwillingsbruder Vivien sind die Söhne des Herzoges Bünes von Egermont. Sie werden nach der Geburt bei einem sarazenischen Überfall voneinander getrennt. Vivien wächst am Hof des heidnischen Königs Yvorin auf, Malagis wird von der Fee Oriande großgezogen und mit der Zauberei vertraut gemacht, später entsteht eine Liebesbeziehung zwischen beiden. Seine Kenntnisse in der Zauberei vertieft Malagis durch ein Studium in Paris – die Beschreibung der eitlen Magister und ihrer Albernheiten ist unschwer als Polemik gegen die pariser Artisten zu erkennen. Aus Malagis’ klamaukhafter Zauberei, die die Grenze zur Teufelsbeschwörung bedenklich überschreitet, erwächst auch Karls Hass ihm gegenüber: Als er Malagis um eine Probe seiner Kunst bittet, lässt Malagis Karl und seinen Hof nackt tanzen. Doch Zauberei und Kampfkraft verhelfen Malagis auch dazu, das sagenhafte Ross Beyard in seinen Besitz zu bringen. Nachdem die getrennten Brüder sich in der Belagerung von Oriandes Burg als Feinde gegenüberstehen, erkennen sie einander, sie nden und befreien ihre Eltern und kämpfen fortan gemeinsam zur Befreiung unterdrückter und belagerter Verwandter. Vivien stirbt bei einer Seeschlacht gegen die Heiden, sein Sohn Haymyn wird von Karl mit seiner Tochter Aye verheiratet. Der altfranzösische Text bricht bereits nach der Wiedervereinigung der Brüder mit ihren Eltern
Malagis ab, der Madelgijs erzählt noch von der Verheiratung Haymyns mit Aye. Der M. schließt daran noch den Bericht vom Tod Spiets, eines Freundes Malagis’, an, der durch Beyard zu Tode kommt. Malagis übergibt das Pferd daraufhin Haymyn, der es später seinem Sohn schenken will. An diese Handlung schließt sich im ndl. Prosaroman noch eine legendarische Handlung mit Heidenmission, Buße und Malagis’ Eremitenleben an. Bereits diese Zusammenfassung zeigt die Heterogenität der Themen, die diese reiche, lebendige und in vielerlei Hinsicht unkonventionelle Erzählung umfasst: Neben Ritterschaft, Heidenkampf und «minne» werden hier auch Fragen nach der Legitimität von Zauberei und Teufelsbeschwörung im Rahmen von Kampfhandlungen diskutiert und eine Satire der Pariser Artistenfakultät entworfen. Die oft spielmännisch-burleske Handlung wird an vielen Stellen durch umfangreiche Gebete (über die Menschwerdung und die Wunden Christi, Trinität, Erlösung und die unbe eckte Empfängnis Mariens) unterbrochen, die Zauberhandlungen begleiten oder sogar darstellen. (Eine ausführliche Inhaltsangabe ndet sich in der Edition, S. XXXIV–XXXVII.) Ü: Der M. (. Verse) wird von zwei vollständigen Papierhandschriften überliefert: Heidelberg, UB, Cpg (um ), r–v (Malagis [A]), r–v (Reinolt von Montelban). – Ebd., Cpg (um ). (A) wurde vermutlich im Auftrag der Erzherzogin Mechthild angefertigt und wechselte später in den Besitz ihres Sohnes, des württembergischen Grafen Eberhard im Bart. (A) kann als direkte Vorlage von (B) gelten. Die Handschriften entstanden am pfalzgrä ichen Hof in Heidelberg und sind vermutlich Abschriften einer mittelfränkischen Vorlage, welche wortgenau eine mndl. Vorlage übersetzt: Den Madelgijs, entstanden um . Er ist mit Fragmenten von Handschriften zwar einer der am reichsten überlieferten Werke der mittelniederländischen weltlichen Epik überhaupt, aber ausschließlich fragmentarisch überliefert und so allein in der dt. Übersetzung vollständig fassbar. Der Madelgijs ist seinerseits die freie Bearbeitung des altfranzösischen Maugis d’Aigremont (erste Hälfte . Jh.), der zum Typus der Empörergesten gehört, welche von der Rebellion einiger seiner Fürsten gegen König Karl erzählen. Der Maugis bildet als enfance des Maugis’ mit dem Renaut de Montalban
Mitte . Jh. und dem → Ogier (li Daneis/Danemarche) einen Zyklus, in dessen Rahmen auch der M. in Heidelberg übersetzt und überliefert worden ist (vgl. zum Thema Zyklizität Bastert ). Der M. stellt die Vorgeschichte des später in zahlreichen Fassungen überlieferten Renaut de Montalban dar, der zum ersten Mal von der Figur Maugis erzählt. Im Renaut ist er der Vetter der Haimonskinder und fungiert als burleske Hilfs gur, die den Haimonskindern durch besondere Fähigkeiten, etwa Kräuter- und Zauberkundigkeit, aus diversen Notlagen hilft. Der Maugis, der eine dem Haimonskinder-Stoff nachträglich angefügte enfance des listenreichen Meisterdiebes darstellt, macht Maugis von der Hilfs- zur Haupt gur. A: Malagis: Der Dt. Malagis. Nach den heidelberger Hss. CPG und CPG unter Benutzung der Vorarbeiten von Gabriele Schieb und Sabine Seelbach hg. v. Annegret Haase/Bob W. Th. Duijvestijn/Gilbert A. R. de Smet/Rudolf Bentzinger (Dt. Texte des MA LXXXII). Berlin . – Madelgijs: Bob W. Th. Duijvestijn: Madelgijs. De Middelnederlandse fragmenten en de overeenkomstige Hoogduitse verzen (Verhandelingen van de Koninklijke Academie voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten van België, Klasse der Letteren , Jg. ). Brüssel . – Maugis: Maugis d’Aigremont. Chanson de geste. Édition critique avec introduction, notes et glossaire de Philip Vernay (Romanica Helvetica ). Bern . L: Harmut Beckers, VL () Sp. –. – Philippe Verelst: Le personnage de Maugis dans ‹Renaut de Montauban› (versionns rimées traditionnelles). In: Romanica Gandensia () S. –. – Bob W. Th. Duijvestijn: Der dt. und der ndl. Malagis. Eine vergleichende Studie. Bde. Gent . – Ders.: Le personnage de Maugis dans la tradition littéraire manuscrite néerlandaise. In: Au carrefour des romans d’Europe: La chanson de geste (Xe congrès international de la Société Rencevals pour l’étude des épopés romanes. Strasbourg ). Aix-en-Provence , S. –. – Ders.: Elegast, Madelgijs en Obron. Bovennatuurlijke wezens in een feodale wereld. In: De epische wereld. middelnederlandse karelromans in wisselend perspectief. Hg. v. Evert van den berg/Bart Besamusca. Muiderberg , S. –. – Ders.: Uss dem emischen. Zum Arbeitsverfahren spätma. Übersetzer am Beispiel des M. und des Karlle inde Eligast. In: Geben und nehmen. Theoreti
Mitte . Jh. sche und hist. Beitr. zur dt. Rezeption ndl. Sprache und Lit. Hg. v. Stefan Sonderegger/Jelle Stegeman. Dordrecht , S. –. – Ders.: Er hett gelert und was eyn clerg gut / von nygromancij. Die Zauberkunst im ‹M›. In: Sprache und Lit. in den Nideren Landen. Gedenkschrift für Hartmut Beckers. Hg. v. Volker Honemann u. a. (Nd. Stud. ). Köln/Weimar/Wien , S. –. – Gilbert A. R. de Smet: Der frühnhd. Malagisroman im Umkreis der Heidelberger Umdichtungen. In: ebd., S. –. – Karin Lichtblau: Maugis. In: Verführer, Schurken, Magier. Hg. v. Ulrich Müller/Werner Wunderlich (Mittelaltermythen ). St. Gallen , S. –. – Van Madelgijs tot Malagis. Hg. v. G. de Schutter/J. Goossens. Gent . – Bart Besamusca: Humor in Malagis. In: ebd., S. –. – J. D. Janssens: Medelgijs en de de-eeuwse ridderroman. Een literairhistorische verkenning. In: ebd., S. –. – Helmut Tervooren: Rezension zu ‹Der Deutsche Malagis›. In: ZfdPh () S. f. – Bernd Bastert: Helden als Heilige. Chanson de geste-Rezeption im deutschsprachigen Raum (Bibliotheca Germanica ). Tübingen . – An Faems: Le Mythe de la cour parfaite: Maugis, M., Malegijs et l’adaptation des scènes de cour. In: Mythes a la cour, mythes pour la cour (Courtly mythologies). Hg. v. Alain Carbellari. Genève , S. –. – Katharina Philipowski: Zauberei, Magie, Teufelsbeschwörung und ihre legendarische Überformung im ‹M.› und ‹Reinolt von Montalban›. In: Das Potential des Epos. Die altfranzösische Chanson de geste im europäischen Kontext. Hg. v. Susanne Friede/Dorothea Kullmann. Heidelberg , S. –. KP Ogier von Dänemark. – Rheinfränkisches Heldenepos, zweite Hälfte . Jh. Der einzige Textzeuge des hö schen Versromans ist eine Heidelberger Handschrift von , die von einem Ludwig Flügel geschrieben (oder nur rubriziert?) wurde. Neben → Reinolt von Montalban und → Malagis ist der O. v. D. die dritte rheinfränkische Umschrift eines mndl. Versromans, der stofflich der Karlsepik entspringt. Da in der Forschung vermutet wurde, die Abschriften von M. und R. v. M. seien für die Pfalzgrä n Mechtild erstellt worden, entstand eine ähnliche These für die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der O.Handschrift. Die mndl. Vorlage ist fast vollständig verloren gegangen; es existieren bloß Fragmente
Ogier von Dänemark von etwa Versen (vs. ca. Verse der Umschrift). Ein Vergleich deutet darauf hin, dass der Übersetzer möglichst nahe an der Vorlage bleiben wollte und keine freie Bearbeitung anstrebte. Die Erzählung gliedert sich in zwei große Teile, die je mit einem Prolog deutlich voneinander getrennt sind. Die Enfances Ogier (I) schildern die jugendlichen Taten des O. (seine ersten Kämpfe gegen die Sarazenen). Die Chevalerie d’O. besteht aus drei großen Blöcken: Der erste Hauptteil (II A) handelt von O.s Streit mit Karl nach Baldewins Tod (Sohn von O.), der zweite Hauptteil (II B) von O.s Versöhnung mit Karl sowie dem Sieg über Broyer (König von Babilonie); dieser Hauptgeschichte wird eine Orientreise, eine Aventiurenfahrt und ein Ausblick auf die letzten Lebensjahre des O. angefügt (III). Im Prolog von Teil II nennt sich der Verfasser einen «clerick», der sich in Flandern in vornehmen Kreisen aufhielt, wo er einer Dame von den Heldentaten des O. erzählte; so ist das Werk vielleicht in adligem bzw. patrizischem Umfeld entstanden. Die mndl. Fragmente sind im . Jh., vermutlich im westmndl.- ämischen Einzugsbereich der französischen Literatur anzusiedeln (direkte altfranzösische Vorlagen sind verloren gegangen). Als literarische Figur tritt O. zum ersten Mal Ende des . Jh. in den Chanson de Roland auf. Die erste Abfassung der Enfances dürfte die erste eigene Geschichte von O. gewesen sein, die wohl Ende des . Jh. entstand; wenige Jahrzehnte später folgte erweiternd die Chevalerie (wohl von einem anderen Verfasser). Im Kern ist der O. v. D. eine Empörersage im Kontext der Karlsepen. Er enthält jedoch neben heldenepischen Zügen auch Motive, die u. a. in Artusromanen zu nden sind. Teil I beginnt damit, dass O. als Geisel am Hof Karls des Großen weilt und hingerichtet werden soll, da sein Vater Gottfried von Dänemark sieben Gesandte des Kaisers misshandelt hat. Als die Sarazenen in Italien einfallen, wird die Hinrichtung aufgeschoben. O. kann sich in der Schlacht mit den Sarazenen vor Rom bewähren und wird von Karl begnadigt sowie zum Ritter geschlagen. Damit provoziert er die Eifersucht von Karls Sohn Charloet, gewinnt aber gleichzeitig die Freundschaft des ehrhaften Sarazenen Karewen, der sich auf O.s Rat später taufen lässt (neuer Name Akarijs, der im Epilog als Heiliger erwähnt wird). In Teil II A tritt O. sein Erbe in Dänemark an, muss dafür aber seinen Sohn Baldewin als Geisel stellen, der
Sultansbriefe später vom missgünstigen Charloet beim Schachspiel erschlagen wird. Es ent ammt ein Streit mit Karl, der seinen Sohn nicht an O. ausliefern möchte. Nach verschiedenen Schlachten gerät O. in Gefangenschaft; es entsteht das Gerücht, er sei tot. Gerahmt ist die Erzählung von dem bedrohlichen Kon ikt zwischen Christen und Heiden. Teil II B enthält Karls Versöhnung mit O., nachdem Charloet von O. verschont worden ist, da ein Engel ihn vom Mord abbringt. In Teil III unternimmt O. eine Pilgerfahrt nach Rom und Jerusalem; in Babylonien wird er nach einer Prügelei mit Heiden verhaftet. Sein sarazenischer Freund Atharijs macht sich auf die Suche nach ihm und kann ihn nach einigen Verwicklungen mit Hilfe seines Sohnes Gaudis befreien. Noch einmal besiegt O. die Babylonier, diesmal unter Führung Broyers des Jüngeren. O. lebt sehr lange; stets unterstützt er die Christenheit im Kampf gegen die Heiden. In zahlreichen Handlungselementen zeichnet sich eine klare geistliche Tendenz des Werkes ab. Die Heidelberger Variante stimmt grundsätzlich mit dem französischen Prototyp überein, weist aber sprachliche und inhaltliche Vereinfachungen auf. In der gesamten O.-Überlieferungsgeschichte stellen die Enfances den beständigsten Teil dar. Weitere Verbreitung im dt. Sprachgebiet fand der O.-Stoff Ende des . Jh. mit Konrad Egenbergers Dennemarkischen Historien von eines trefflichen Königs Sohn, der nach seines Vaters Tod regierender König in Dennmarck wird (), einer Übertragung der dänischen Prosafassung () von Christiern Pedersen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg (Pap., , südrheinfränkisch mit westmitteldt. und zahlreichen mndl. Formulierungen). A: Hans van Dijk: O. v. D. Diplomatische uitgave van de Middelnederlandse fragmenten en de overeenkomstige passages in de Duitse vertaling. In: De nieuwe taalgids () S. – (Teilabdruck [ca. V.]). – Hilkert Weddige u. a. (Hg.): O. v. D. Nach der Heidelberger Hs. CPG (DTM ). Berlin . L: De Boor/Newald / () S. . – Hartmut Beckers, VL () Sp. –. – Franz Joseph Mone: Übersicht der ndl. Volks-Lit. älterer Zeit. Tübingen (Nachdr. Amsterdam ) S. –. – Karl Voretzsch: Über die Sage von O. dem Dänen und die Entstehung der Chevalerie O. Ein Beitr. zur Entwicklung des altfranzösischen Heldenepos. Diss. Halle . – Hermann Braun: Sprache und Vers in der
Mitte . Jh. Heidelberger Hs. des O. Diss. Heidelberg . – Philipp August Becker: O. v. D. In: Zs. für französische Sprache und Lit. () S. –. – Eero Alanne: ‹O. d. D.›. Ein Epigonenepos ohne ‹mage›. In: Neuphilol. Mitt. () S. –. – Constance B. Hieatt: O. the Dane in Old Norse. In: Scandinavian Studies () S. –. – H. Beckers: ‹Der püecher haubet, die von der Tafelrunde wunder sagen.› Wirich von Stein und die Verbreitung des Prosa-Lancelot im . Jh. In: WolframStud. () S. –. – Ders.: Frühnhd. Fassungen ndl. Erzähllit. im Umkreis des pfalzgrä ichen Hofes zu Heidelberg um /. In: Miscellanea Neerlandica. FS Jan Deschamps. Bd. . Hg. v. Elly Cockx-Indestege/Frans Hendrickx. Löwen , S. –. – Ute von Bloh: Anders gefragt: Vers oder Prosa? Reinolt von Montalban und andere Übers. aus dem Mndl. im Umkreis des Heidelberger Hofes. In: Übersetzen im MA. Cambridger Kolloqium . Hg. v. Joachim Heinzle u. a. (Wolfram Stud. ). Berlin , S. –. – Weddige/Broers (s. Ausg.) S. IX–LXXXII. – Bart Besamusca: De complete held. Over drie avonturen in ‹O. v. D.›. In: Maar er is meer. Avontuurlijk lezen in de epiek van de Lage Landen. Studies voor Jozef D. Janssens. Hg. v. Remco H. Sleiderink/Veerle Uyttersprot. Leuven , S. –. – Ders.: Zingende minstrelen, een jonge dichter en een voordracht in Vlaanderen. Over de twee prologen van ‹O. v. D.›. In: Karolus Rex: Studies over de middeleeuwse verhaaltraditie rond Karel de Grote. Hg. v. dems./Jaap Tigelaar (Middeleeuwse studies en bronnen ). Hilversum , S. –. – Hans van Dijk: O. v. D. In: Olifant () S. –. – Matthias Miller/Karin Zimmermann (Bearb.): Die Codices Palatini germanici in der UB Heidelberg (Cod. Pal. germ. –) (Kat. der UB Heidelberg VIII). Wiesbaden , S. f. – François Suard: L’originalité de la Chevalerie O. de Danemarche. In: Le Souffle épique. L’Esprit de la chanson de geste. Hg. v. Sylvie Bazin-Tacchella u. a. Dijon , S. –. FA Sultansbriefe. – Lat. und dt. Brieffiktionen, lat. ab ca. , dt. . Jh. Die ngierten Schreiben eines Sultans richten sich an den jeweiligen Papst und bei den dt. Texten auch an weltlich-abendländische Herrscher. In den Briefen verbindet sich die Demonstration orientalischer Machtfülle keinesfalls mit Kreuzzugspropaganda oder Aufrufen zu Türkenkriegen, son
Mitte . Jh. dern mit Kritik an der (aus Sicht der tatsächlichen Briefverfasser) eigenen westlichen Gesellschaft, insbesondere am Kreuzugsgedanken und konkreten Kreuzzugsplänen. Die anonymen S. begegnen oft in Überlieferungsgemeinschaft mit anderen Briefen (authentisch oder ngiert), Reiseberichten oder Chroniken und zeigen häu g Anklänge an den Presbyterbrief des → Priesterkönig Johannes. Lat. Briefe: In der lat. Tradition lassen sich drei Hauptfassungen ausmachen. Daneben werden allerdings auch zahlreiche weitere S. überliefert, die sich keinem dieser drei Haupttypen eindeutig zuordnen lassen. – Die älteste lat. Brieffassung ist die Epistola Soldani, die in ihrer ursprünglichen Form zwischen und entstanden sein könnte, wie historische Anspielungen im Text vermuten lassen. Das Schreiben ist an den Papst adressiert, der in einigen Textzeugen des . Jh. als Clemens V. oder VI. benannt wird, im . Jh. als Nikolaus V., Calixtus III., oder Sixtus IV. und in den Drucken durchweg als Pius II. (Aeneas Silvius → Piccolomini). Der Sultan warnt den Papst vor einem möglichen Angriff und bezichtigt diesen, das christliche Heer sinnlos opfern zu wollen. In vielen Handschriften und allen Drucken folgt auf den Sultansbrief ein Antwortschreiben des Papstes mit biblischen Exempla von Siegen des Schwächeren über den Stärkeren. – Die Epistola Morbosani lässt als Verfasser einen «collateralis pugil» des osmanischen Sultans Orhan Beg (–) erscheinen. Dieser betont angesichts päpstlicher Kreuzzugsaufrufe die Unschuld der Türken am Tod Christi und propagiert ein friedliches Miteinander. Im . Jh. ist der Brief als Antwort auf das authentische Schreiben Pius’ II. an Mehmet II. (Epistola ad Turcorum imperatorem Mahumetem, um ) missverstanden worden. Die päpstliche Epistola ist von Michael → Christan ins Deutsche übersetzt worden. – Als angeblicher Autor der Epistolae Magni Turci wird Mehmet II. genannt. Tatsächlich wurden die Briefe von ihrem Herausgeber Laudivio Vezzanense (Laudivius Zacchia) verfasst. Laudivio wirkte an der Akademie von Neapel und könnte Beziehungen zu Nikolaus V. unterhalten haben. Allerdings wird die Brieffiktion nur bedingt aufrechterhalten, sind doch die Epistolae über weite Strecken eine Kompilation von Zitaten antiker Autoritäten. Dt. Briefe: Eine direkte Übersetzung ins Deutsche ist nur von der Epistola Morbosani nachgewiesen (s. aber das Reimpaargedicht unten). Daneben
Sultansbriefe gibt es drei dt. S., die an weltliche Herscher adressiert sind und für die keine unmittelbare lat. Vorlage ermittelt ist. Im frühen . Jh. bezeugt der Lieddichter Peter → Frey die Bekanntheit der dt. S., indem er in einer Aufforderung zum Türkenkrieg an → Maximilian I. aus einer prahlerischen «coppey» des Sultans zitiert (RSM: Frey/). – Die Epistola Morbosani dt. sind eine inhaltlich getreue Übersetzung der lat. Vorlage. Sie sind vermutlich um die Mitte des . Jh. verfasst worden und an Nikolaus V. adressiert. – In einem Fehdebrief an den Herzog von Burgund kündigt Sultan Mehmet II. dem Burgunder Zorn und Feindschaft an. Auch dieser Brief dürfte aus der Mitte des . Jh. stammen. – Ein S., in dem der Sultan seine zum Christentum konvertierte Tochter zu deren Demütigung zusammen mit einer großen Mitgift zur Ehe anbietet, wird nicht nur selbständig überliefert, sondern auch als modi ziertes Inserat in der Kurzen Fortsetzung der dt. Übersetzung der Chronica de principibus terrae Bavarorum des → Andreas von Regensburg. Als Überbringer des Briefes und von Geschenken lässt der anonyme Autor den Priesterkönig Johannes gemeinsam mit dem Bruder des Sultans auftreten. Der Sultan hat in den unterschiedlichen Fassungen vom letzten Drittel des . Jh. bis ins frühe . Jh. verschiedene Namen (Baricoldus, Bertholdus, Parleus, Walthasar) und auch die Adressaten wechseln. Bei den selbstständig tradierten Fassungen ist es in den älteren überwiegend mitteldt. Versionen Friedrich III., während Maximilian I. in den jüngeren bair. Fassungen genannt wird. In der Chronik des Andreas ist Christoph III. von Bayern, König von Dänemark, Norwegen und Schweden der Empfänger. Hier wird der Brief zudem von Kurzfassungen der Epistola Soldani und derem päpstlichen Antwortschreiben ankiert. Abgeschlossen wird dieses Ensemble von einer dt. Einladung des Sultans Waldach an den König von Polen nach Babylon. – Dem letztgenannten Brief Waldachs sehr ähnlich ist ein Einladungsschreiben des Sultans von Babylon an Papst, Kaiser und alle Könige zu einem Turnier in Babylon. Der Brief ist vor der Mitte des . Jh. entstanden. Der ngierte Briefverfasser nennt sich Salamander/Salmanser. – Unsicher ist der Status eines Reimpaargedichtes, das nicht in Briefform verfasst ist. Es erscheint als Begleitext zu einem Holzschnittporträt eines türkischens Sultans, das als Einblattdruck um / erschienen ist. Die Versdichtung enthält eine Darstellung türkischer Eroberungen und könnte teil
Sultansbriefe weise eine «freie» und «sehr unbeholfene» Übersetzung der Epistola soldani (Eisermann [s. Lit.]) darstellen (anders: Wagner, VL [] Sp. : «keine inhaltlichen Übereinstimmungen»). Ü: Lat. Briefe: Epistola Soldani: Über Hss., rund ein Drittel aus dem . Jh. mit deutlichem Überlieferungsschwerpunkt im süddt. Raum. – Drucke in Ausgaben des Itinerarius per diversas partes mundi des Johannes → Witte de Hese (Erstdr. Köln [Johann Guldenschaff] o. J. [um ] [GW M]). – Drucke in Ausgaben der lat. Epistola presbiteri des Priesterkönigs Johannes (s. Wagner [s. Lit.] S. –). – Epistola Morbosani: Mindestens Hss. überwiegend aus dem . Jh. – Einblattdruck Rom (Ulrich Han) o. J. [um ] und in italienischen Drucken der Epistola ad Turcorum imperatorem Mahumetem Pius’ II. (u. a. GW M, M). – Epistolae Magni Turci: Inkunabelausgaben (Erstdruck Neapel [Arnold von Brüssel] ) und zahlreiche weitere Drucke bis (s. Babinger [s. Ausg.] S. –). – Hsl. Überl. nur als Druckabschrift. – Vgl. zur lat. Überl. und zur Überl. der lat. S., die sich keiner der Hauptfassungen zuordnen lassen, VL () Sp. –; Wagner (s. Lit.) S. Anm. . Dt. Briefe: Epistola Morbosani (dt.): München, BSB, Cgm , ra–va (Perg. und Pap., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.); Incipit: «Morbasmus des hebreischen Jesi mit den prüderˉn Cerabi und Hus Balcie des kayser Organi nagsten kempher und herren [...]» (Incipits der anderen Hss. ähnlich). – Ebd., Clm , v (Perg. und Pap., , bair.). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., /, bair.-österr.). – München, BSB, Cgm , v–v (Pap., drittes Viertel . Jh., nürnbergisch). – Ebd., Cgm , v–r (Pap., /, mittelbair.). – Fehdebrief an den Herzog von Burgund: München, BSB, Clm , r (Pap., , bair. [Regensburg ?]); Incipit: «Machamet pey den gnaden des grossen gottes ein rechter erb genant [...]» (Incipits der anderen Hss. ähnlich). – Ebd., Cgm , r (s. o.). – Gießen, UB, Hs. , r (Pap., /, nordbair. [Nürnberg ?]). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., . Jh., bair.-österr.). – Eheangebot mit der Sultanstochter: Adressiert an Friedrich II.: Leipzig, UB, Ms. , rv (Pap., zweite Hälfte . Jh., ostmitteldt.); Incipit: «Wyr Bertoldus soldanus zcu Grossen Babilonien eyn diener deß grossen Machmett [...]» (Incipits der anderen Hss. ähnlich). – München, BSB,
Mitte . Jh. Clm , v–v (Pap., /, mitteldt. [Erfurt]). – Gießen, UB, Hs. , v–r (s. o.). – Augsburg, UB, Cod. I..° , r–r (Pap., Ende . Jh., ostschwäbisch). – Adressiert an Maximilian I.: München, BSB, Clm , v–v (Perg. und Pap., ). – Ebd., Clm , v–r (Pap., / [Brief: Nachtrag ], bair. [Weihenstephan]). – Ebd., Clm , vb (Pap., , bair. [Tegernsee]); nur der Briefkopf als undatierter Nachtrag des . Jh. – Überl. innerhalb der Chronik des Andreas von Regensburg: s. Leidinger (s. Ausg.) S. LXXXXV–LXXXXVII. – Eine lat. Fassung des Briefes (adressiert wie in der Chron. an Christoph III.) ndet sich in: München, BSB, Clm , v (s. o.). – Einladungsschreiben des Sultans von Babylon: Klosterneuburg, Stiftsbibl., Cod. , r (Pap., um /, bair.-österr.). – Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., erste Hälfte . Jh., bair.-österr.); Incipit: «WIr Salamander almechtiger von Kartago Ain Soldan der Edlˉn Saracinn [...]». – Hamburg, SUB, Cod. germ. , a–a (Pap., , elsässisch); Incipit: «Wir Salmanser almechtiger keiser von Karthago [...]». – Reimpaargedicht: Einblattdruck Trient (Albrecht Kunne) o. J. [/]; nur unvollst. und nur in einem Exemplar erhalten. Faks.: Die frühesten und seltensten Denkmale des Holz- und Metallschnittes aus dem . und . Jh. Nach den Originalen im K. Kupferstich-Cabinet und in der K. Hof- und Staats-Bibl. in München durch Lichtdr. als Facs. reproducirt. Mit erläuterndem Text hg. v. M. [i.e. Wilhelm] Schmidt. Nürnberg –, Abb. . A: Lat. Briefe: Epistola Soldani: Wilhelm Wattenbach: Fausse correspondance du Sultan avec Clément V. In: Archives de l’Orient lat. / () S. – (nach Berlin, SBB, Ms. lat. fol. []). – Epistola Morbosani: Giuseppe Toffanin: Lettera a Maometto II (Epistola ad Mahumetem) (Collezione umanistica ). Neapel , S. f. Dt. Briefe: Fehdebrief an den Herzog von Burgund: Jorga Bd. (, s. Lit.) S. f. (Nr. , nach Clm ). – Eheangebot mit der Sultanstochter: Theodor von Kern: Jbb. des . Jh. In: Die Chron. der fränkischen Städte. Nürnberg. Bd. (Chron.dt.St. ). Hg. v. Carl Hegel. Leipzig , S. –, hier S. – (nach Augsburg). – Georg Leidinger: Andreas von Regensburg. Sämtliche Werke (Quellen und Erörterungen zur bayerischen und dt. Gesch. NF ). München (Neudr. Aalen ) S. f. – Einladungsschreiben des Sultans von Babylon: Zwei Strassburgische Hss. der
Mitte . Jh. Hamburger StB beschrieben von Dr. C[hristoph] H[einrich] F[riedrich] Walther. In: Verz. der Vorlesungen, welche am Hamburgischen Akademischen und Real-Gymnasium von Ostern bis Ostern gehalten werden sollen. Hg. v. H[einrich] G[ustav] Reichenbach. Hamburg , S. f. L: Bettina Wagner, VL () Sp. –. – Moritz Steinschneider: Polemische und apologetische Lit. in arabischer Sprache, zwischen Muslimen, Christen und Juden. Nebst Anhängen verwandten Inhalts. Mit Benutzung hsl. Quellen (Abh. für die Kunde des Morgenlandes /). Leipzig , S. f. – N[icolae] Jorga: Notes et extraits pour servir l’histoire des croisades au XVe siècle. Bde. Paris/Bukarest –, Bd. , S. f.; Bd. , S. f. Anm. ; Bd. , S. Anm. . – Ludwig von Pastor: Gesch. der Päpste seit dem Ausgang des MA. Mit Benutzung des päpstlichen Geheim-Arch. und vieler anderer Arch. Bd. : Gesch. der Päpste im Zeitalter der Renaissance bis zur Wahl Pius’ II. Freiburg i. Br. () S. Anm. . – Franz Babinger: Laudivius Zacchia, Erdichter der ‹Epistolae Magni Turci› (Neapel u. ö.) (Sb. der Bayer. Akad. der Wiss., phil.-hist. Kl., /). München . – Alber R. Baca: Aeneas Silvius Piccolomini, Epistola ad Mahomatem II (Epistle To Mohammed II) (American university studies /). New York u. a. , S. Anm. . – B. Wagner: Die ‹Epistola presbiteri Johannis› lat. und dt. Überl., Textgesch., Rezeption und Übertragungen im MA. Mit bisher unedierten Texten (MTU ). Tübingen , S. , , –. – Bodo Guthmüller/Wilhelm Kühlmann (Hg.): Europa und die Türken in der Renaissance (Frühe Neuzeit ). Tübingen (s. Index nominum). – Frieder Schanze: Inkunabeln oder Postinkunabeln? Zur Problematik der ‹Inkunabelgrenze› am Beispiel von Druckern und Einblattdr. In: Einblattdr. des . und frühen . Jh. Probleme, Perspektiven, Fallstud. Hg. v. Volker Honemann. Tübingen , S. –, hier S. Anm. . – C[hristine] P[utzo]: ‹Von Rittern, Bürgern und von Gottes Wort›. Volkssprachige Lit. in Hss. und Drucken aus dem Besitz der SUB Hamburg. Ausstellungskat. (Schr. aus dem Antiquariat Dr. Jörn Günther, Hamburg ). Hg. v. Eva Horváth/ Hans-Walter Stork. Kiel , S. – (Nr. ), Anm. . – Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdr. des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation (VE ). Bd. : Kat. J–Z. Wiesbaden , S. (Nr. T-). VZ
Syfrid Syfrid. – Fragment einer Verserzählung, . Jh. oder früher. S. ist nur als Bruchstück von Reimpaarversen in einer St. Galler Handschrift erhalten. Darin folgt S. einem dunkelhäutigen Mann, der eine Jungfrau entführt hat und sie in ein heidnisches Land bringen will. Als der reitende S. sich dem iehenden Entführer nähert, erschafft dieser durch Zauberkraft einen tiefen See um sich selbst und die Jungfrau. Vom Ufer aus fragt S. die Dame, was der Entführer ihr vorwerfe. Nachdem dieser ihr zu sprechen erlaubt hat, bricht der Text ab. Eine literaturhistorische Einordnung des S. ist bis heute nicht erfolgt. Die anonymen Verse könnten einer jüngeren Siegfriedssage angehören und eine Befreiungstat des Helden schildern. Ebenso könnten sie aber Teil einer eigenständigen Erzählung gewesen sein. Ü: St. Gallen, Kantonsbibl., VadSlg Ms. , r–r (Pap., mittleres Drittel . Jh., alemannisch). A: Die dt. Heldensage. Hg. v. Wilhelm Grimm. Berlin , S. f. (Teilausg.). – St. Gallische Hss. Hg. v. Gustav Scherer. St. Gallen , S. . L: Joachim Heinzle, VL () Sp. f. – Volker-Jeske Kreyher: Der Hürnen Seyfried. Die Deutung der Siegfriedgestalt im SpätMA. Frankfurt/M. u. a. , S. . MM Sultzer. – Kompilator einer Priamel- und Spruchsammlung, vor . Unter der Überschrift «Das sint des Sulczers spruech» nden sich in einer um entstandenen Handschrift mehrere Sprüche und Priameln. Die insgesamt Verse sind teilweise von einem Redaktor verstümmelt worden. S. selbst konnte bis heute nicht identi ziert werden. Er könnte Nürnberger oder Augsburger gewesen sein und um die Mitte des . Jh. gewirkt haben. Manchmal wird er auch in der Umgebung von Hans → Rosenplüt vermutet. Die überlieferte Sammlung könnte einen Teil seines Sprecher-Repertoires gebildet haben. Die Einteilung der Verse ist unklar. In der Handschrift sind sie in vier Texte aufgeteilt. Provenienz und parallele Überlieferung legen jedoch eine Aufteilung in sechs Texte nahe. Der erste Spruch variiert → Freidank , f. Es folgen vier Verse vom Schluss eines wohl von Rosenplüt stammenden Spruchs mit einer Erweiterung um vier zusätzliche Verse. Fünf weitere Verse stammen aus dem Spruch
Albertanus von Brescia Wer ich geporen von schnoder art. Nach einer absetzenden Überschrift folgten drei weitere Texte: ein Spruch mit obszönen Wortspielen und Zahlensteigerung ( Verse), ein Spruch mit Reihungen vergeblicher Arbeiten ( Verse) und ein → Walther von der Vogelweide variierender Spruch über die geheimen Wünsche einer vermeintlich braven Frau ( Verse). Ü: München, BSB, cgm , r–r (Pap., um , ostschwäbisch). A: Franz Pfeiffer: Über Bernhard Freidank. In: Germania () S. –, hier S. f. – Karl Euling (Hg.): Über hundert noch ungedruckte Priameln des fünfzehnten Jh. Paderborn/Münster , S. f. – Ders.: Das Priamel bis Hans Rosenplüt. Stud. zur Volkspoesie. Breslau , S. . – Klaus Weigel: Priameln aus Wiener Hss. In: Leuvense Bijdragen () S. –, hier S. . – Klaus Jürgen Seidel: Der Cgm der Bayerischen Staatsbibl. und das ‹Augsburger Liederbuch› von . Diss. München , S. . – Gedichte –. Nach Hss. und Frühdrucken in zeitlicher Folge. Hg. v. Eva und Hansjürgen Kiepe. München , S. f. – H. Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung. Unters. zu Hans Rosenplüt und zum Schreib- und Druckwesen im . Jh. (MTU ). München u. a. , S. f., . – Online-Faks. der Hs.: http://nbnresolving.de/urn:nbn:de:bvb:-bsb-. – Vgl. auch die Ausg. zu Freidank. L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Wilhalm von Orlens. Eine Reimpaarerzählung aus dem . Jh. Hg. v. Rosmarie Leiderer. Berlin , S. –. – Berndt Jäger: ‹Durch reimen gute lere geben›. Unters. zu Überl. und Rezeption Freidanks im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. . – Kiepe (s. Ausg.) S. –. MM Albertanus von Brescia (A. [Causidicus] Brixiensis; A. de Ora Sanctae Agathae; A. Iudex; A. Mandugasinus; Albertano da Brescia), † nach . – Verfasser lat. erbaulicher Schriften, dt. Übersetzungen im . Jh. A. ist von – als Richter («causidicus») und Politiker in Brescia bezeugt. geriet er bei der Belagerung von Brescia durch Friedrich II. in Gefangenschaft und gelangte nach Cremona, wo er seinen ersten und längsten Traktat De amore Dei et proximi (auch: De amore et dilectione dei) verfasste. Dieser wurde ins Deutsche übertragen, ebenso
Mitte . Jh. zwei weitere lehrhafte Dichtungen A.s: De doctrina (arte) dicandi et tacendi (auch: De arte loquendi et tacendi []) und Liber (Rubrica, Tractatus) consolationis et consilii (). A. hat diese drei Werke, die schnell Verbreitung fanden, sehr früh gedruckt und in zahlreiche weitere Volkssprachen übersetzt wurden, seinen Söhnen gewidmet, um ihnen Lebensweisheiten zu vermitteln und sie zu tugendhaftem Wandel zu ermahnen. Ferner sind von A. fünf Sermones erhalten, die sich in der überwiegenden Mehrzahl an Richter wenden. Eine Handschrift aus Brescia mit Senecas Epistolae morales enthält eigenhändige Glossen A.s (Brescia, Biblioteca Civica Queriniana Ms. B II ). In diesen zitiert A. unter anderem Martial, Juvenal, → Ovid und Cicero; daher wird man A. zu den Vorläufern des italienischen Humanismus zählen dürfen. Am Beginn der dt. Übertragungen steht ein vermutlich schwäbischer Kleriker, der gut Jahre nach A.s Tod alle drei Traktate übersetzte und modi zierte. Überliefert ist dieses Konglomerat unter dem Titel Lere und underweisung. Die Funktion der Zusammenstellung ist eine Art Lebenshilfekompendium, was vor allem der inhaltliche Kontext des späteren Bämler-Druckes (s. Überlieferung) nahe legt. Eine Einzelübersetzung von De amore et dilectione dei stammt vom Kartäuser Heinrich → Haller. Der amore-Traktat wurde auch ins Niederländische und davon abhängig ins Niederdeutsche übersetzt (Der → Leyen doctrinal). Von De doctrina dicandi et tacendi existiert eine freie, kürzende dt. Bearbeitung mit dem Titel Ain nucze ler von reden und schweigen. De doctrina wurde ebenfalls ins Niederländische übersetzt (s. GW –), und noch im . Jh. () hat der Danziger Bürger Jörg Lehmann den Rhetoriktraktat ins Deutsche übertragen (auf Grundlage eines Kölner Druckes von Heinrich Quentell vom Jahr [GW ]). Den größten Zuspruch in Deutschland und europaweit hat A.s Liber consolationis gefunden, der – lat. und volkssprachig – zu einem der beliebtesten Bücher des . und . Jh. wurde (über lat. Handschriften). Die lehrhafte Erzählung wartet mit vielen Sentenzen aus der antiken Literatur auf. Erzählt wird vom mächtigen Hausherrn Melibeus, dessen Frau und Tochter in seiner Abwesenheit überfallen werden. Bei der Rückkehr sinnt er zunächst auf Rache, wird aber von seiner Frau Prudentia beschwichtigt. Melibeus verzeiht daraufhin den Übeltätern. Die dt. Bearbeitung wird zumeist unter dem Titel Melibeus und
Mitte . Jh. Prudentia tradiert. Daneben stehen weitere volkssprachige Übersetzungen (französisch, ndl., italienisch, katalanisch, tschechisch). In der englischen Literatur ging das erbauliche Stück in die Canterbury Tales Geoffrey Chaucers ein (Melibee). Über die Vermittlung von Tomasi Leoni (Fiori di virtù) hat A. auch auf Hans Vintlers Blumen der Tugend gewirkt. Die einzige Versdichtung innerhalb der dt. A.Rezeption ist Meister Albertus Lere ( Verse). Das Lehrgedicht kompiliert adaptierte Abschnitte aus De doctrina dicandi et tacendi (V. –) mit solchen aus dem Liber consolationis (V. –) und schließt daran Ratschläge zu Ehe, Haushalt und Kindererziehung an (V. –). Tradiert wird die Dichtung überwiegend innerhalb einer umfangreichen katechetischen Reimpaarkompilation (vgl. Der → slecht weg und das Oberrheinische Erbauungsbuch). Ü (dt.): Lere und underweisung: Karlsruhe, LB, Cod. Donaueschingen , S. – (/, schwäbisch). – Straßburg, StB, Ms. allem. (vormals M N. ) r–r (, schwäbisch). – London, British Library, MS Add. (→ Bollstatters Spruchsammlung) r–v (/, ostschwäbisch [aus Augsburg?], ganz überwiegend geschrieben von Konrad → Bollstatter). – München, BSB, Cgm , r–r (zweite Hälfte . Jh., schwäbisch/bair.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. HR , r–v (, bair.-schwäbisch). – München, BSB, Cgm , r–v (, bair.). – Hamburg, SUB, Cod. theol. b, r–v (Ende . Jh., schwäbisch; verschollen). – Drucke: Augsburg (Johann Bämler) und (GW MI und MI). – Druckabschriften: München, BSB, Cgm , r–v (, westliches Schwäbisch); Abschrift GW MI. – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. , r–v (, bair.); Abschrift GW MI. – Die dt. Übersetzungen des De doctrina dicandi et tacendi-Teils von Lere und Underweisung auch als Inserat in den Blumen der Tugend des Heinrich → Schlüsselfelder: Hamburg, SUB, Cod. in scrin., S. – (, nürnbergisch). De amore Dei et proximi (Heinrich Haller): Innsbruck, ULB, Cod. , r–v (, südbair.); Autograph Hallers. Von reden und schweigen (Kurzfassung): Hannover, LB, Ms. IV , r–v (, obd.). – München, BSB, Cgm , v–v (, obd.). – London, British Library, MS Add. , v–v (s. o.). – Rom, Bibl. Apostolica Vaticana, Cod.
Albertanus von Brescia Ross. (vormals Wien-Lainz, Jesuitenkolleg, Cod. X ) v–r ( [Nachtrag], schwäbisch-bair.). Von reden und schweigen (Jörg Lehmann): Danzig, Bibl. der Polnischen Akad. der Wiss., Ms. , r–v (, geschrieben von J. Lehmann in Danzig). Melibeus und Prudentia: Es sind insgesamt ganz überwiegend vollständige Hss. bekannt (alle . Jh.), zwei davon bieten eine Langfassung. Vgl. Graham (s. u.). Nicht bei Graham: Halle, ULB, Cod. G , r–r (drittes Viertel . Jh., ostfränkisch) und der zweite Zeuge der Langfassung: Gießen, UB, Hs. , r–r (letztes Viertel . Jh., südbair.). – Drucke: VD A –. – Auszugsdrucke aus dem Liber consolationis (dt.) u. d. T. Das ist der brunn des Rates (o. ä.): VD A –. Meister Albertus Lere: Innerhalb von Der slecht weg: Dresden, LB, Mscr. M , v–v (erste Hälfte . Jh., alemannisch). – Karlsruhe, LB, Cod. Lichtenthal , v–r (um , rheinfränkisch). – Berlin, SBB, Mgf , r–v, v–v (Mitte . Jh., alemannisch). – Düsseldorf, ULB, Ms. F , r–v (. Jh., alemannisch). – Paris, Bibl. Nationale, Ms. allem. , v–r (. Jh., elsässisch). – Weitere Zeugen: Ebd., Ms. allem. , r–r, r–v (/, rheinfränkisch). – Stuttgart, LB, Cod. Donaueschingen A III , r–v (Mitte . Jh., schwäbisch); Auszug innerhalb des Vergänglichkeitsbuches des Wilhelm Werner von Zimmern. – Zur. lat., dt. und anderweitigen volkssprachigen Gesamtüberlieferung vgl.: Angus Graham: Manuscripts containing Albertano’s works in German translation and the associated short text Vom Lesen. Online () unter: freespace.virgin.net/ angus.graham/Germ-MSS.htm. – Ders.: A. of B. A supplementary census of Latin manuscripts. In: Studi Medievali () S. –. – Ders.: A. of B. A preliminary census of vernacular manuscripts. In: ebd., S. –. A: Lere und underweisung: Bostock (s. Lit.) S. –. – Hohenstein (s. Lit.) S. – (jeweils Teilausgaben). – Joachim Knape: A. Brixiensis: Die Räte von der Rede. In: Rhetorica dt. Rhetorikschr. des . Jh. Hg. v. dems./Bernhard Roll. Wiesbaden , S. –, hier S. – (nur der ‹De doctrina dicandi et tacendi›-Teil nach GW MI). De amore Dei et proximi (Heinrich Haller): Erika Bauer: A. v. B. ‹De amore Dei et proximi› in der
Der törichte Liebhaber und der Sinn Übersetzung H. Hallers (Analecta Cartusiana ). Salzburg (nach Innsbruck). Von reden und schweigen (Kurzfassung): Bostock (s. Lit.) S. –. – Wolfgang Stammler: Prosa der dt. Gotik. Eine Stilgesch. in Texten (Literarhist. Bibl. ). Berlin , S. f. Melibeus und Prudentia (Kurzfassung): Ferdinand Vetter: Lehrhafte Litt. des . und . Jh. Bd. : Weltliches (Dt. National-Litt. /). Berlin/Stuttgart o. J. [], S. –. – Lohenstein (s. Lit.) S. –. – Hedwig Heger: SpätMA, Humanismus, Reformation. Texte und Zeugnisse. Teilbd. (Die dt. Lit. Bd. /). München , S. – (jeweils Teilausg.). – Graham (s. Lit.) S. – (vollst.). – Langfassung: Graham (s. Lit.) S. – (nach Alba Julia [Karlsburg], Bibl. Bátthyáneum, Cod. R I ). Meister Albertus Lere: Bostock (s. Lit.) S. –, –. – Arnold Otto: ‹der slecht weg zuo dem himelrich›. Ein oberrheinisches Erbauungsbuch. Edition und Komm. (TspMA ). Berlin , S. – (nach Karlsruhe, LB, Cod. Lichtenthal ). Lat. Ausgaben: Thor Sundby: Albertani Brixiensis Liber consolationis et consilii, ex quo hausta est fabula de Melibeo et Prudentia. Kopenhagen . – Ders.: De arte loquendi et tacendi. In: Della vita e delle opere di Brunetto Latini. Florenz , S. –. – Luigi Francesco Fé d’Ostiani: Sermone inedito di Albertano giudice di B. Brescia (Sermo ). – Marta Ferrari: A. Brixiensis. Sermones quattuor. Lonato (Sermo –). – Sharon Lynne Hiltz: De amore et dilectione Dei et proximi et aliarum rerum et de forma vitae. An Edition. Diss. Pensylvania . – Paola Navone: Albertano da B. Liber de doctrina dicendi et tacendi. La parola del cittadino nell’Italia del Duecento (Per verba ). Tavarnuzze . L: Manitius () S. (Reg.). – Hans-Joachim Koppitz, VL () Sp. –; () Sp. . – G[abriel] Silagi: Albertano da B., LexMA () Sp. f. – De Boor/Newald / () S. , . – Leo Hohenstein: Melibeus und Prudentia. Der liber consolationis et consilii des Albertano von B. in zwei dt. Bearbeitungen des . Jh. Bd. [mehr nicht erschienen]. Diss. Breslau . – John Knight Bostock: A. Brixiensis in Germany. Being an account oft the Middle High German translations from his didactic treatises. Oxford . – Bernardus Gerhardus Lucas Overmaat: Mellibeus. Een geschrift van Dirc
Mitte . Jh. Potter. Inleiding en tekstuitgave. Diss. Nijmegen. Arnhem . – Francesco Maggini: Dante e Albertano da B. In: Studi letterari. FS Emilio Santini. Palermo , S. –. – Paolo Guerrini: Albertano da B. In: Dizionario biogra co degli italiani () S. . – Claudia Villa: La tradizione delle ‹Ad Lucilium› e la cultura di Brescia dall’età carolingia ad Albertano. In: Italia medioevale e umanistica () S. –, bes. –. – A. Alastair Graham: The German ‹Melibeus› and other vernacular works of Albertano da B. Diss. Stirling . – James M. Powell: A. of B. The pursuit of happiness in the early thirteenth century. Philadelphia . – Alessandro Ghisalberti: Albertano da B. e la genesi dell’Umanesimo civile europeo. In: Studi umanistici Piceni () S. –. – Franco Spinelli (Hg.): Albertano da B. Alle origini del Razionalismo economico, dell’Umanesimo civile, della Grande Europa (Culture della città). Brescia (Sammelbd.). – Bauer (s. Ausg.) Einl. – Knape (s. Ausg.) S. –. – Frances Andrews: Albertano of B., Rolandino of Padua and the rhetoric of legitimation. In: Building legitimacy. Political discourses and forms of legitimacy in medieval societies. Hg. v. María Alfonso Antón u. a. (The medieval Mediterranean ). Leiden u. a. , S. –. – Enrico Artifoni: Prudenza del consigliare. L’educazione del cittadino nel Liber consolationis et consilii di Albertano da B. (). In: Consilium. Teorie e pratiche del consigliare nella cultura medievale (Micrologus’ library ). Hg. v. Carla Casagrande u. a. Florenz , S. –. – Otto (s. Ausg.) S. – und Reg. – Carmen Cardelle de Hartmann: Lat. Dialoge –. Literarhist. Stud. und Repertorium (Mlat. Stud. und Texte). Leiden , S. –. VZ Der törichte Liebhaber und der Sinn. – Minne- und Tugendlehre durch Personi kationen, Überlieferung . Jh. Die unikal überlieferte umfangreiche Minnerede beginnt mit einem Prolog, in dem der Sprecher Grundregeln für die rechte Minne erläutert. Es folgt eine exemplarische Er-Erzählung von der Liebesklage eines unerfahrenen Mannes. Zunächst wendet dieser sich an den personi zierten Verstand, von dem er zu beständigem und tugendhaftem Werben angeleitet wird. Gemeinsam gehen sie zur personi zierten ‹Witze› (Weisheit), die von ihrem Thron herab betont, die Zusammenführung von Mann und Frau sei in deren Natur angelegt
Mitte . Jh. und einzig durch unkontrollierte Minne gefährdet. Für diese Gefährdung bringt Witze eine Reihe antiker Exempla, darunter auch eine umfangreiche Nacherzählung der Geschichte von → Pyramus und Thisbe. Glücklich über die Belehrung nimmt der Mann Abschied und schafft es schließlich, mit seinen Worten die begehrte Dame zu erobern. Der Sprecher gibt dies als Beispiel für alle Liebenden aus. Ü: Karlsruhe, LB, Hs. Donaueschingen , S. – ( Verse). A: Karl Bartsch (Hg.): Albrecht von Halberstadt und Ovid im MA (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig , S. CCL–CCLI (Teiledition von V. –). L: Isolde Neugart, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Der verzweifelte Ritter. – Erzähllied, vor . Dieses spätma. Marienmirakel ist in der Ritterweise, die → Frauenlob zugewiesen wird, verfasst und besteht aus Strophen. Der junge Ritter Pilate hat sein ganzes Hab und Gut verschwendet, weshalb er sich hil os an einen jüdischen Schwarzkünstler wendet. Nachdem dieser den Teufel beschwört, wird vom Ritter gefordert, sich von Christus und Maria abzuwenden. Pilate erklärt sich sogar bereit, Christus abzuschwören, möchte indes Maria weiter treu bleiben. Als der Ritter in einer Kapelle zu einem Marienbildnis betet und dabei einschläft, erscheint Maria und legt bei Jesus Fürbitte für ihn ein. Dem Ritter wird vergeben; ein dem Wunder beiwohnender Adliger vermählt den Ritter mit seiner Tochter. Ü: München, BSB, Cgm (→ Kolmarer Liederhandschrift), r–r (Pap., um , rheinfränkisch [?]). L: RSM () S. – (Frau// ). – Frieder Schanze, VL () f. FA Die Wette um Wahrheit oder Lüge («Von einem ritter der seinen sun die warheit lert»). – Prosaerzählung. Ein Ritter erzieht seinen Sohn zur Wahrheitsliebe, da diese stets belohnt werde. Der Sohn macht diese väterliche Lehre zum Gegenstand einer Wette mit Kau euten. Im Verlauf der Wette verliert er nicht nur seine Güter, sondern auch sein Augenlicht. Die Gottesmutter Maria interveniert daraufhin bei Christus, der dem Ritterssohn ein Medikament zur Verfügung stellt. Damit heilt er sich selbst
Der verzweifelte Ritter und eine Königstochter, deren Hand er so erlangt. Die Wette ist also gewonnen. D. W. u. W. o. L. ist in Handschriften ab etwa überliefert. Die Entstehung des Texts wird von der Forschung jedoch bereits im . Jh. vermutet. Deutlich weiter zurück reichen die Ursprünge des seit der Antike nachweisbaren Märchentyps Die beiden Wanderer, dem sich die Geschichte verdankt. D. W. u. W. o. L. verleiht dem Märchenstoff jedoch eine christlich-moralisierende Prägung. Die Erzählung ist auch als Exemplum interpretiert worden. So werden die Wettgegner des Ritterssohns – anders als im Märchen – nicht gestraft, sondern zur Besserung angehalten. Die Forschung hat in D. W. u. W. o. L. außerdem gegenüber dem Märchen modernisierte Elemente herausgearbeitet, etwa die Verwendung von Kau euten als Wettgegnern sowie Bezüge zum hö schen Abenteuerroman und zu zeitgenössischen Tugendlehren. Ü: D: Dresden, LB, Mscr. M , r–r (Pap., um –, ostfränkisch). – N: Nürnberg, StB, Cod. Cent. VI, g, v–r (Perg. und Pap., zweite Hälfte . Jh., nürnbergisch). – W: Wien, Schottenkloster, cod. (Hübl ), r–v (Pap., , schwäbisch). – B: Berlin, Staatliche Museen-Kupferstichkabinett, cod. A , vb–va (Pap., , schwäbisch). – S: Scheyern, Bibl. des Benediktinerstifts, Ms. (früher Mscr. ), va–rb (Pap., Kloster Maria Medingen/Dillingen, ). – Diese Hs. nicht bei Ringler (s. Lit.). – Vgl. http:// www.handschriftencensus.de/. D: Das buch der botschafft ader legatio gotlicher guttikeit [...]. Leipzig: Melchior Lotter d. Ä., , v–r (VD M ). A: Spätlese des MA (TspMA ). Hg. v. Wolfgang Stammler. Berlin , S. –, mit Anm. S. f. – Online-Faks. von Hs. D: http:// digital.slub-dresden.de/ppn. – OnlineFaks. des Leipziger Drucks: http://histbest.ub.unileipzig.de/receive. L: Siegfried Ringler, VL () Sp. –. – Reinhold Köhler: Kleinere Schr. . Hg. v. Johannes Bolte. Weimar , S. –. – Anm. zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm . Bearb. v. J. Bolte/Georg Polívka. Leipzig , S. – (Nr. ). – Antti A. Aarne: The Types of the Folk-Tale. A Classi cation and Bibliography. Bearb. v. Stith Thompson. Helsinki , Nr. . – Eugen Wieland: Gertrud
Widuwilt von Helfta, ein ‹botte der götlichen miltekeit›. Ottobeuren , S. f., , . – S. Ringler: Vitenund Offenbarungslit. in Frauenklöstern des MA. Quellen und Stud. (MTU ). Zürich/München , S. –. MM Der wucherische Wechsler. – Reimpaardichtung, vor . Die drei Textzeugen legen nahe, dass der Text ( Verse) in oder bei Nürnberg entstanden ist. Es handelt sich um ein geträumtes Streitgespräch, in dem sich der Erzähler mit einem Wucherer überwirft, da dieser ihn von den vielen Vorteilen seines Geldgeschäfts überzeugen möchte. Religiöse Ermahnungen sollen den Wechsler von seiner nanziell-materiellen Selbstsucht abbringen, aber alle Versuche scheitern. Der Träumende erwacht wütend und nimmt an, der Teufel habe seinen Streitpartner geholt. Die eindimensionale Polemik der Dichtung richtet sich gegen wohlhabende und geachtete Kau eute. Ü: Erlangen, UB, Ms. B , v–v (Pap., , fränkisch). – München, BSB, Cgm , r–v (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–v (Pap., um –, bair.). L: Burghart Wachinger, VL () Sp. f. FA Widuwilt («[Kinig] Artus hof»). – Altjiddische, paargereimte Bearbeitung einer Fassung des Wigalois → Wirnts von Grafenberg, vermutlich . Jh. W¨ahrend Inhalt und Aufbau – bis auf den Schluss (Doppelhochzeit); die umfangreiche Namur-Episode fehlt – des Werks eines unbekannten Verfassers in den Grundzügen Wirnts Wigalois entsprechen, bleiben viele auftretenden Personen anonym; zum Teil werden die von Wirnt verwendeten Eigennamen verändert (Wigalois/Widuwilt, Larie/Lorel). Den neuen Namen lässt der Bearbeiter dem Protagonisten zukommen, als Gawein sich von seiner schwangeren Frau verabschiedet und er auf ihre Frage, wie sie denn das Kind nennen solle, antwortet: «haiß es, wi du wilt» (,). Mehrfach kommen triadische Elemente vor, sowohl auf der Struktur- als auch auf der Motivebene des in Sprache und Stil einfachen Textes (vgl. Dreeßen , Sp. ). Im Vergleich zu Wirnts Wigalois ist die «Verstärkung» des «Bereich[s] der Märchenhaftigkeit [...] ein kennzeichnender Zug [...]» der
Mitte . Jh. zu einem Publikumserfolg gewordenen Neubearbeitung (Dreeßen , S. ). Im dt. Sprachgebiet knüpfte später u. a. die Prosaerzählung Vom Könige Artus und dem bildschönen Ritter Wieduwilt. Ein Ammenmärchen () an W. an. Ü (nach Dreeßen ): Cambridge, Trinity College, M.S. – (Venedig, . Jh.; ein Bl. am Anfang fehlt). – Hamburg, SUB, Codd. hebr. und (beide jeweils am Anfang und am Ende defekt). – Druckbearbeitungen: Amsterdam , durch Josef ben Alexander Witzenhausen; Amsterdam ; Königsberg (in Johann Christoph Wagenseils Belehrung der JüdischTeutschen Red- und Schreibart, mit lateinschriftlicher Transkription); Hanau ; Wilhermsdorf ; Fürth (nur bibliographisch erwähnt); Fürth . In Ottaverime, unter Benutzung von Witzenhausens Bearbeitung, Prag o. J., nach Warnock () zwischen und . A: Leo Landau: Arthurian Legends or the Hebrew-German Rhymed Version of the Legend of King Arthur (Hebrew-German Romances and Tales and their Relation to the Romantic Literature of the Middle Ages /Teutonia ). Leipzig . – Ritter W. Die westjiddische Fassung des Wigalois des Wirnt von Gravenberc. Nach dem jiddischen Druck von besorgt und hg. v. Siegmund A. Wolf. Bochum . – Eine kritische Edition fehlt. L: Norbert H. Ott, LexMA () Sp. . – Wulf-Otto Dreeßen, VL () Sp. –. – Ders.: Zur Rezeption dt. epischer Lit. im Altjiddischen. Das Beispiel ‹Wigalois› – ‹Artushof›. In: Dt. Lit. des späten MA. Hamburger Colloquium . Hg. v. Wolfgang Harms/ L. Peter Johnson. Berlin , S. –. – Christoph Cormeau: Die jiddische Tradition von Wirnts Wigalois. In: Zs. für Literaturwiss. und Linguistik () S. –. – Robert G. Warnock: Wirkungsabsicht und Bearbeitungstechnik im altjiddischen Artushof. In: ZfdPh () Sonderheft ‹Jiddisch›, S. –. – Ders.: Frühneuzeitliche Fassungen des altjiddischen ‹Artushofs›. In: Kontroversen, alte und neue. Akten des VII. Internationalen Germanisten-Kongresses Göttingen . Bd. : Auseinandersetzungen um jiddische Sprache und Lit. Jüdische Komponenten in der dt. Lit. – die Assimilationskontroverse. Hg. v. Walter Röll. Tübingen , S. –. – W.-O. Dreeßen: Wigalois – W. Wandlungen des Artusromans im Jiddi
. Hälfte . Jh. schen. In: Westjiddisch. Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Actes du colloque de Mulhouse. Hg. v. Astrid Starck (Reihe Sprachlandschaft ). Aarau u. a. , S. –. – Achim Jaeger: Ein jüdischer Artusritter. Stud. zum jüdisch-dt. W. (‹Artushof›) und zum ‹Wigalois› des Wirnt von Gravenberc (Conditio Judaica ). Tübingen . – Christoph Fasbender: Der ‹Wigalois› Wirnts von Grafenberg. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/New York , S. –. – Wolfgang Achnitz: Deutschsprachige Artusdichtung des MA. Eine Einf. (De Gruyter Studium). Berlin/Boston , S. f. – Bianca Häberlein: Transformationen religiöser und profaner Motive in ‹Wigalois›, ‹W.› und ‹Ammenmaehrchen›. In: Rezeptionskulturen. Fünfhundert Jahre literarischer Mittelalterrezeption zwischen Kanon und Populärkultur. Hg. v. Mathias Herweg/Stefan Keppler-Tasaki (Trends in Medieval Philology ). Berlin/Boston , S. –. BJ Neusohler Cato. – Böhmische Cato-Übersetzung. Diese dt. Gesamtübersetzung des → Cato ist nur in einem Brünner Codex überliefert. Es handelt sich um eine Sammelhandschrift mit weiteren Texten, u. a. den Reisen von → Mandeville, dem → Lucidarius, den → Sieben weisen Meistern, dem Neusohler Facetus und sechs Geschichten aus den → Gesta Romanorum. Die Manuskriptlage mit dem N. C. wurde laut einer eigenhändigen Eintragung in der Handschrift von einem «Caspar meissener» in Neusohl (Banská Bystrica, Slowakei) geschrieben. Die Forschung hält Meissner jedoch nicht für den Bearbeiter oder Übersetzer des Textes. Keineswegs einzigartig, doch charakteristisch für den N. C. ist seine gemischte Textgestalt. So weist er Übereinstimmungen mit allen drei Hauptgruppen der Cato-Gesamtübersetzungen auf, auch mit der ältesten bair. Übersetzung (Z). Das vierte Buch sowie die Schlusspartie des dritten Buchs des N. C. gehören zum Schlesischen Cato (→ Cato). Die Forschung hat diesen Mischcharakter des Texts auf Kulturtransfers zurückgeführt, die sich in Neusohl ereigneten. Im Gegensatz zu anderen C.Übersetzungen blieb die Wirkung des N. C. aber begrenzt. Ü: Brünn, LB, RKP-. (früher Rkp ), r–r (Pap., Neusohl, , böhmisch, Schreiber: Kaspar Meissner).
Neusohler Cato A: Leopold Zatoˇcil: Der N. C. Ein krit. Beitr. zur Entwicklungsgesch. der dt. Catobearbeitungen. Berlin , S. –. L: Peter Kesting: Cato. In: VL () Sp. –; () Sp. f. – Nikolaus Henkel, VL () Sp. f.; () Sp. . – Zatoˇcil (s. Ausg.). – L. Zatoˇcil: Neue Berliner Bruchstücke des ostmitteldt. C. In: ZfdA () S. –. – Ders.: Ein Mährisch-Neustädter Bruchstück des ostmitteldt. C. In: Mélanges Dédiés à la Mémoire de Prokop M. Haˇskovec par Ses Amis ˇ et Ses Élèves. Hg. v. Antonin Sesták. Brünn , S. –. – Herbert Weinelt: Die ma. dt. Kanzleisprache in der Slovakei. Brünn/Leipzig , S. . – L. Zatoˇcil: C. a Facetus. Pojednání a Texty. Zu den dt. C.- und Facetusbearb. Unters. und Texte. Brünn . – Gerhard Eis/Rainer Rudolf: Altdt. Schrifttum im Nordkarpatenraum. München , S. . – Dieter Harmening: Neue Beitr. zum dt. Cato. In: ZfdPh () S. –. – N. Henkel: Beitr. zur Überl. der ‹Disticha Catonis› in dt. Übers. In: ZfdA () S. –. – Michael Baldzuhn: Textreihen in der Mitüberl. von Schultexten als Verschriftlichungsphänomen. Formen ihrer Herausbildung im Lat. (‹Liber Catonianus›, ‹Auctores octo›) und in der Volkssprache (Cato/Facetus). In: Erziehung, Bildung, Bildungsinstitutionen. Education, Training and their Institutions. Hg. v. Rudolf Suntrup u. a. Frankfurt/M. u. a. , S. –. – Thomas Ehlen: Didaxe, kulturelles Prestige und funktionale Zweisprachigkeit. Lat.-dt. C.-Hss. als Beispiel für lateinsprachige Hermeneutik und volkssprachliche Aneignung antiker Bildung im späteren MA. In: Mehrsprachigkeit im MA. Kulturelle, literarische, sprachliche und didaktische Konstellationen in europäischer Perspektive mit Fallstud. zu den ‹Disticha Catonis›. Hg. v. M. Baldzuhn/Christine Putzo. Berlin , S. –. MM Weingrüße (auch: Bier- oder Metgrüße; Wein-, Bier-, Metsegen). – Gruppe von Reimpaargedichten, . bis . Jh. W. sind in zahlreichen Handschriften des mittleren . bis . Jh. sowie in Drucken des . Jh. tradiert. In der Überlieferung sind die W. oft zu Gruppen zusammengestellt, die sich jedoch in ihren individuellen W.-Beständen unterscheiden. Als vielleicht älteste, von einem einheitlichen Verfasser stammende Gruppe gelten die W. in der
Klopfan Nürnberger Handschrift Hs. a. Die Zuordnung der W. zu konkreten Autoren ist angesichts der anonymen Überlieferung jedoch kaum möglich. Allgemein werden viele W. aufgrund ihres Stils und ihrer Überlieferungszusammenhänge Hans → Rosenplüt oder seinem Nürnberger Umfeld zugesprochen. Die Wurzeln der W. dürften im mündlich tradierten Brauchtum liegen, wie es etwa im Trinkspruch zum Ausdruck kommt. Verwandte literarische Typen sind auch Priamel und KlopfanSpruch. Bei den W. handelt es sich traditionell um vierhebige Reimpaarverse von meist zwischen und Versen. Typisch ist die paarweise Anordnung der W.: Auf die grüßende Anrufung des Getränks vor dem Trinken folgt ein Segensspruch zum Abschluss. Viele Verse preisen den Wein, andere Bier oder Met. Die Sprache der W. ist derb und farbig, die Darstellung durchaus komisch überzeichnet, vor allem hinsichtlich der Wirkung des Alkohols. Die primär weltliche Prägung der Gedichte wird manchmal durch religiöse Elemente ergänzt, etwa durch Gottesnennungen in den Eingangsformeln der W. («Nu grüß dich got», «Nu gesegen dich got»). Gott wird auch vereinzelt als Schöpfer der gepriesenen Getränke erwähnt, der seine schützende Hand über den Weinbau und die Trinker hält. Weiterhin nden sich in manchen W. Bezüge auf die Eucharistie, die Hochzeit zu Kana oder die Johannesminne. Die Forschung hat W. vereinzelt als Zechparodien auf die im Mittelalter populären Mariengrüße interpretiert. Diese Deutung ist allerdings umstritten, da die W. keine klar parodistischen Züge aufweisen. Möglicherweise dienten auch Liebesgrüße als literarische Vorbilder. Ü: Cambridge/Mass., Harvard Houghton Library, MS. Ger , r–v (Pap., um –, obd.). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh., bair.). – Heidelberg, UB, Cpg , r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.-ostfränkisch-ostschwäbisch). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Ms. Q , v–v (Pap., drittes Viertel . Jh.). – Dresden, LB, Mscr. M , r–v, v–v (Pap., –, nordbair.-ostfränkisch). – München, BSB, Cgm , r–r (Pap., um –, nordbair.). – Leipzig, UB, Ms. , v–v (Pap., Nürnberg [?], um , nürnbergisch). – München, BSB, Cgm , r (Pap., –, mittelbair.). – Wolfenbüttel, HAB, cod. Guelf. . Aug. °, r–r (Pap., um
. Hälfte . Jh. , nordbair.). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Ms. O , v–r, v–r (Pap., um –, ostschwäbisch). – Berlin, SBB, Mgq , v–v (Pap., um , nordbair.-schwäbisch). – Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., um , nürnbergisch). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs Merkel ° , r (Pap., –, Schreiber: Valentin Holl). – Dessau, StB, Hs. Georg. .°, v–r (um ). D: Ain schöner spruch von lobung wein met vnd bier. [Augsburg: um ?]. – Rebhenßlins segen. [Basel: Pamphilus Gengenbach, ]. – Ein hübscher spruch von dem edlen weyn. [Nürnberg: Georg Wachter oder Jobst Gutknecht, um ]. A: Weingrüße und Weinsegen. Hg. v. Moriz Haupt. In: Altdt. Blätter () S. –. – Dichtungen des sechzehnten Jh. Hg. v. Emil Weller. Stuttgart , S. – (nach dem Druck von ). – Ein hübscher Spruch von dem edlen Wein. Mit einer Einleitung über die Weingrüße. Hg. v. Alfred Götze. Zwickau (nach dem Druck von ). – Lyrik des späten MA. Hg. v. Hermann Maschek. Leipzig (Nachdr. Darmstadt ) S. –, f. – Die Weimarer Liederhs. Q (Lyrik-Hs. F) (GAG ). Hg. v. Elisabeth Morgenstern-Werner. Göppingen , S. v–v. L: Burghart Wachinger, VL () Sp. –. – Friedrich Lehr: Stud. über den komischen Einzelvortrag in der älteren dt. Lit. Marburg , S. f., –. – Götze (s. Ausg.). – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. – Hansjürgen Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung. Unters. zu Hans Rosenplüt und zum Schreib- und Druckwesen im . Jh. (MTU ). München u. a. , S. , u. ö. – Jörn Reichel: Der Spruchdichter Hans Rosenplüt. Lit. und Leben im spätma. Nürnberg. Stuttgart u. a. , S. , u. ö. – Norbert Haas: Trinklieder des dt. SpätMA. Philol. Stud. an Hand ausgewählter Beispiele (GAG ). Göppingen , S. –. MM Klopfan. – Gereimte Neujahrswünsche, ./ . Jh. Die Entstehung des K.s wird im . Jh. in Nürnberg vermutet. Dort war das Anklopfen vor dem Jahreswechsel Teil des örtlichen Brauchtums. So wurde beim sog. Anklopforakel nachts an Fenster oder Türen geklopft und aus den Reaktionen der jeweiligen Hausbewohner auf den Verlauf
. Hälfte . Jh. des kommenden Jahres geschlossen. Die stets mit der Aufforderung zum Anklopfen beginnenden K.-Verse waren möglicherweise zur Verwendung beim Anklopforakel intendiert. Die Donnerstage der Adventszeit galten damals als sog. Klopfnächte. Der Gebrauch der K.-Dichtungen muss aber nicht auf diese beschränkt gewesen sein, da zumindest ein K. auch auf Weihnachten verweist. Der Umfang der Gedichte schwankt meist zwischen etwa bis Reimpaarversen. Ein K. von Versen bildet in seinem Umfang eine Ausnahme. Inhaltlich werden die K.-Verse von Neujahrswünschen bestimmt, die dem Empfänger z. B. Gottes Segen oder ein langes Leben wünschen. Auch K.-Verse an geliebte Männer oder Frauen sind erhalten. Die K.-Überlieferung besteht aus Handschriften und Drucken ab dem . Jh. Das K. wird meist mit Hans → Rosenplüt und Hans → Folz verbunden, könnte aber natürlich auch mündlich und anonym tradiert worden sein. Rosenplüt oder seinem Umkreis werden rund K.Gedichte zugerechnet, die in sechs Handschriften überliefert sind. Eine namentliche Zuschreibung an Rosenplüt ndet sich allerdings nur in Handschrift Wo. In anderen Textzeugen stehen die K.-Verse neben → Rosenplütschen Fastnachtsspielen, Priameln und Grußgedichten. Von Hans Folz sind K.-Gedichte bekannt. Sie liegen in drei Einblattdrucken von um / bis um vor. Der früheste Druck entstand in Folz’ eigener Offizin. Die sieben K.-Texte in Handschrift B sind keinem Autor zuzuordnen. K.-Elemente weist außerdem das Spruchgedicht Von den alten, bösen Weibern Stefan → Veltspergers auf. Ü: . Rosenplüt-Tradition: B: Berlin, SBB, mgq , r (Pap., . Jh.). – W: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart , r–r (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – Wo: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, r (Pap., / ). – Wo: Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °, r–v (Pap., ). – B: Berlin, SBB, mgq , r–r (Pap., um , nordbair.). – G: Gotha, Forschungsbibl., Cod. Chart. B , v–r (Pap., um –, bair.-schwäbisch). . Sonstige K.-Sprüche: B: Berlin, SBB, mgq , v–r (Pap., um , bair.). D: Drei Drucke mit Folz-Sprüchen sind bekannt: Fast abenteurisch Klopfan. [Nürnberg: Hans Folz, um /] (GW ). – Fast abentewrlich Klopffan. Nürnberg: Johann Stuchs, (VD F ). – Fast abentheürlich Klopff an.
Klopfan Nürnberg: Kunigunde Hergotin, [um ] (VD ZV ). A: Umfassendste Ausg. der Rosenplütschen wie Folzschen K.-Dichtungen ist Schade (s. Lit.). – Einzelausgaben: . Rosenplüt-Tradition: Franz Joseph Mone: Neujahrswünsche. In: Anzeiger für Kunde der dt. Vorzeit () S. –. – Fastnachtspiele aus dem . Jh. . Hg. v. Adelbert von Keller. Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. f., f., f. – Cod. Weimar Q . Hg. v. Elisabeth Kully. Bern u. a. , S. –. – Online-Faks. von Hs. W: http://ora-web.swkk.de. – Online-Faks. von Hs. Wo: http://diglib.hab.de. . Folz-Sprüche: Lyrik des späten MA. Hg. v. Hermann Maschek. Leipzig (Nachdr. Darmstadt ) S. –. – Hans Folz: Auswahl. Hg. v. Ingeborg Spriewald. Berlin , S. – (Nr. XXX). – H. Folz: Die Reimpaarsprüche (MTU ). Hg. v. Hanns Fischer. München , S. – (Nr. ). . Sonstige K.-Sprüche: Anton Dörrer: Ein tirolisches Lesebuch aus dem . und . Jh. In: ZfdPh () S. – (nach Hs. B). – OnlineFaks. von Hs. B: http://resolver.staatsbibliothekberlin.de. L: Arne Holtorf, VL () Sp. –. – Oskar Schade: K. Ein Beitr. zur Gesch. der Neujahrsfeier. Hannover . – Mary Catherine Davis: K. In: Modern Language Notes () S. –. – Hans Moser: Zur Gesch. der Klöpfelnachtbräuche, ihrer Formen und ihrer Deutungen. In: Bayerisches Jb. für Volkskunde () S. –. – Hinrich Siuts: Überlegungen zur Tradition und Deutung des Anklopfens als jahreszeitlichem Brauchtum. In: Volkskultur und Gesch. FS Josef Dünninger. Hg. v. Dieter Harmening. Berlin , S. –. – A. Holtorf: Neujahrswünsche im Liebesliede des ausgehenden MA, zugleich ein Beitr. zur Gesch. des ma. Neujahrsbrauchtums in Deutschland (GAG ). Göppingen , S. –. – Ders.: Neujahrslied. In: Hdb. des Volksliedes. Bd. . Hg. v. Rolf W: Brednich. München , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f. – Caroline Huey: Hans Folz and Print Culture in Late Medieval Germany. The Creation of Popular Discourse. Farnham u. a. , S. , u. ö. MM
Zobel Zobel, Jörg. – Verfasser von Reimpaargedichten, um Mitte . Jh. Z. ist nur als Autor von zehn Reimpaargedichten (Nr. –) in einer Münchner Handschrift sicher nachweisbar. Sieben der Gedichte sind mit seiner Signatur versehen, zwei auf die Zeit um die Jahreswende / datiert (Nr. , ). Sprachliche Merkmale der Texte lassen eine alemannische Herkunft Z.s vermuten. Die Gedichte enthalten u. a. Bezüge auf Seneca, die Bibel, → Hieronymus, Ildefons von Toledo, die Legenda aurea des → Jacobus a Voragine sowie die → Gesta Romanorum. Z. könnte also eine lat., vielleicht geistliche Ausbildung erfahren haben. Möglicherweise war Z. mit einem gleichnamigen Pfarrer identisch, der in Büchelbach/Reutte belegt ist. Z. selbst bezeichnet seine Dichtungen summarisch als Reden. Tatsächlich enthält das überlieferte Z.-Korpus ein für seinen geringen Umfang recht ansehnliches Spektrum von Formen: zwei schwankhafte Mären (Nr. , ), drei Verslegenden (Nr. , , ), zwei Mariengedichte (Nr. , ), ein Bispel (Nr. ) und zwei Zeitreden (Nr. , ). Die faule Frau (Nr. , ra–vb, Verse) kombiniert die Motive von der faulen Frau und der Zähmung der widerspenstigen Frau: Eine junge Ehefrau verrichtet ihre häuslichen Aufgaben nicht. Der Ehemann droht aber nicht ihr, sondern der Hauskatze eine Strafe für die Vernachlässigung des Haushalts an. Die Frau muss die Katze während deren Bestrafung durch den Ehemann festhalten und wird dabei selbst in Mitleidenschaft gezogen. Um ähnliche Bestrafungen in Zukunft zu vermeiden, entwickelt sie sich zu einer braven Ehefrau. Die Eustachiuslegende (Nr. , ra–va, Verse) ist eine Verslegende mit Prolog. Vorlagen waren wahrscheinlich entweder die Legenda aurea oder die Gesta Romanorum, zu denen Z.s Text große Ähnlichkeit aufweist. Von den Schmerzen Mariae (Nr. , vb–ra, Verse) ist ein Mariengedicht mit Prolog. Am Leben Jesu orientiert, zählt der Text zunächst die Schmerzen Marias auf, die sie u. a. angesichts ihres sterbenden Sohns erleidet. Dessen siebenfaches Blutvergießen wird im zweiten Teil der Dichtung dargestellt. Dort nennt Z. auch eine Gruppe reuiger Sünder wie Maria Magdalena, Paulus und Zachäus. Vom törichten König (Nr. , rb–vb, Verse) ist eine Nacherzählung des Narrenapfels aus den Gesta Romanorum: Der Sohn eines Kaisers erhält von seinem Vater einen goldenen Apfel, den er dem
. Hälfte . Jh. größten Toren schenken soll. Empfänger des Apfels wird ein Jahreskönig, der nach einjähriger Herrschaft verbannt werden wird, seinem Schicksal aber sorglos entgegensieht. Der Kaisersohn gibt ihm den Apfel und erklärt ihm dessen Bedeutung. Daraufhin lässt der Jahreskönig Lebensmittel und Wertgegenstände an den Ort seiner Verbannung bringen, um im Exil versorgt zu sein. Der Kaiser entspricht hier Gott, sein Sohn Christus und der Jahreskönig dem sterblichen Menschen, der sich durch gute Werke das Jenseits (Exil) bereiten kann. Z.s Zeitklage (Nr. , ra–rb, Verse) ist gegen ausbeuterische Adlige und geldgierige Bürger (Wucherer, Monopolisten) gerichtet. Das untergeschobene Kalb (Nr. , va–vb, Verse) ist ein Schwankmäre und verarbeitet das bekannte Motiv der Flucht mit Hilfe eines Ersatzgegenstands: Eine Bauerntochter wird gegen ihren Willen mit dem wohlhabenden Kunz verheiratet. Sie betrügt diesen im Ehebett mit einem Schneider, der in der Dunkelheit jedoch von Kunz erwischt wird. W¨ahrend Kunz Licht holt, schiebt man ihm ein junges Kalb unter, und der Liebhaber entkommt. Das Marienlob (Nr. , ra–rb, Verse) enthält eine Aufzählung von Eigenschaften Marias. Quellen sind Hieronymus, die Bibel u. a. Autoritäten, ergänzt um eigene Lobesverse des Dichters. Das Wunder des heiligen Basilius (Nr. , va–rb, Verse) folgt teils wörtlich der Legenda aurea und erzählt das fünfte Wunder aus deren Basilius-Legende. Darin zwingt Basilius den Teufel, einen jungen Mann aus einer verderblichen Verp ichtung zu entlassen. Der Streit zwischen den Reichen und den Armen (Nr. , va–va, Verse) ist ein Disput über die Bedeutung von Armut und Reichtum auf der Erde und im Himmel. Wie der Dichter im Prolog ausführt, kann nach seiner Auffassung ein Vermögender ebenso in den Himmel kommen wie ein Armer, wenn er sein Gut rechtmäßig erworben hat. Auch in diesem Text verweist Z. auf Autoritäten wie Seneca, Ambrosius, → Augustinus, → Beda und → Gregor. Die abschließende Alexiuslegende (Nr. , vb–rb, Verse) entspricht Fassung G des → Alexius. Direkte Vorlage dürfte die Legenda aurea gewesen sein, mit der Nr. teilweise wörtlich übereinstimmt. Z.s Gedichte wurden von der Forschung kaum beachtet und sind bis heute nicht vollständig ediert.
. Hälfte . Jh. Ü: München, BSB, cgm , r–rb (Pap., –, ostschwäbisch). A: . Die faule Frau: Johannes Bolte: Der Schwank von der faulen Frau und der Katze. In: Zs. des Vereins für Volkskunde () S. –, hier S. –. – Eis (s. Lit.). – Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, f. (Nr. ). . Vom törichten König: Broek (s. Lit.). . Alexiuslegende: Sanct Alexius Leben in acht gereimten mhd. Behandlungen [...]. Hg. v. Hans F. Maßmann. Quedlinburg/Leipzig , S. –. . Das untergeschobene Kalb: Fischer (s. o.) S. –, (Nr. ). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. –. – Gerhard Eis: J. Z.s ‹Zähmung der Widerspenstigen›. In: Journal of English and Germanic Philology () S. – (wieder in: Ders.: Kleine Schr. zur altdt. weltlichen Dichtung. Amsterdam , S. –). – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. f. – Leo van den Broek: J. Z.s ‹Goldener Ball›. In: Festgabe des Dt. Inst. der Univ. Nijmegen. FS Paul B. Wessels. Hg. v. Hans Pörnbacher. Nijmegen , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. f., , f. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. , u. ö. – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. – u. ö. MM Anrufung der Minne. – Liebesklage mit Apostrophe von Geliebter und personi zierter Minne, Überlieferung um –. Die Minnerede ist unikal im Kontext von Mären, Reimpaarsprüchen und Minnereden in einer aus dem Nürnberger Raum stammenden Sammelhandschrift überliefert. Der Sprecher setzt ein mit Re exionen über die Effekte der Liebe (Sehnsucht; Ungeduld; Zwang, die Liebe zu verstecken) bevor er sich in direkter Apostrophe an die Geliebte wendet. Er mischt Liebesklage, Preis der Geliebten, Erinnerung an vergangenes Glück und die Klage über
Anrufung der Minne Unverfügbarkeit ihres Anblicks. Abschließend bittet er die «süsse mynn» (V. ) um Unterstützung: Da sie seine Liebe hervorgerufen habe, solle sie jetzt dafür sorgen, dass er erhört werde. Überlieferung: München, BSB, Cgm , r–v ( Verse). A: J. F. Roth: Nachricht von einer Slg. alter teutscher Sprüche und Fasnachtsspiele. In: Litterarische Beylagen zu Idunna und Hermode. Nr. –. Hall , S. –, hier S. f. L: Tilo Brandis, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. . JK Der Minne Gericht I. – Erzählung von einem Minnegericht, Überlieferung um . Unikal überliefert in einer schwäbischen Minnereden-Sammelhandschrift, die noch weitere Minnegerichtsdichtungen enthält. Der Text scheint an einigen Stellen verderbt (Wechsel Ich-Sprecher/ auktorialer Erzähler). Der Sprecher berichtet von einem Spaziergang aus Kummer, bei dem er an einer Quelle auf eine Dame trifft. Diese klagt ihr Minneleid, da ihr Geliebter, den sie lange im Dienst zu Tugenden erzogen hatte, sie mit einer Frau aus Flandern betrogen hat. Als Frau Minne hinzutritt, bringt der Sprecher als Anwalt der Dame den Kasus erfolgreich vor. Danach bietet er sich der traurigen Dame als Begleiter an. Seinem Rat an die Dame, sich möglichst schnell einem neuen Mann zu verp ichten, stimmen Frau Minne und die ebenfalls hinzutretende Frau Beständigkeit zu, während die Dame noch ablehnend bleibt. Es folgt ein Minnegericht, bei dem der Dame wie vielen anderen klagenden Frauen und Männern durch ein Urteil der Frau Minne und der sie begleitenden personi zierten Tugenden Recht geschehen soll. Wieder bringt der Sprecher als Anwalt den Fall vor und untermauert die Untreuevorwürfe durch Vorlage eines betrügerischen Liebesbriefes (Wiedergabe des Brieftextes). Als Verteidigerin des Angeklagten agiert Frau Zucht, die die Vorwürfe bestätigen muss. Die personi zierten Tugenden verkünden nun ihre Vorschläge zum Strafmaß; ihnen folgend wird der Angeklagte von der Liebe ausgeschlossen, an der Schwurhand verstümmelt und zum Ablegen seiner blauen Kleidung gezwungen. Dame, Sprecher und Frau Minne verabschieden sich zufrieden voneinander. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse).
Der Minne Gericht III A: Kurt Matthaei (Hg.): Mhd. Minnereden I (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. ). L: Alfred Karnein, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. –. – Ekkehard Schmidberger: Unters. zu ‹D. M. G.› des elenden Knaben. Zum Problem der Tradierung, Rezeption und Tradition in den dt. Minnereden des . Jh. Mit einem Textanhang. Diss. Kassel , S. –. JK Der Minne Gericht II. – Erzählung von einem Minnegericht, Überlieferung um . Unikal überliefert im einer schwäbischen Minnereden-Sammelhandschrift, die noch weitere Minnegerichtsdichtungen enthält. Der Sprecher berichtet von einer winterlichen Jagd. An einem Waldrand begegnet er einer schönen Dame, die ihn zum Minnegericht mitnimmt. Dort bahnt sich der Sprecher einen Weg zur Richterin Frau Minne und wählt Frau «Saelde» als Anwältin, die dann seine Klage über eine abweisende Frau vorbringt, obwohl sie eine außergerichtliche Einigung für sinnvoller hält. Das Gerichtskollegium ist zunächst uneins über die Zulässigkeit der Klage, setzt dann aber einen Termin, bis zu dem der Sprecher von der Frau Minnelohn erhalten soll. Der Sprecher ist skeptisch und kündigt an, bei Nichterfüllung weiter vor dem Gericht der Frau Minne klagen zu wollen. Ü: Heidelberg, UB, Cpg , v–r ( Verse). A: Kurt Matthaei (Hg.): Mhd. Minnereden I (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. ). – Epochen der dt. Lyrik. Bd. : Gedichte –. Nach Hss. und Frühdrucken in zeitlicher Folge. Hg. v. Eva und Hansjürgen Kiepe. München , S. – (mit nhd. Übersetzung). L: Alfred Karnein, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. –. – Ekkehard Schmidberger: Unters. zu ‹D. M. G.› des elenden Knaben. Zum Problem der Tradierung, Rezeption und Tradition in den dt. Minnereden des . Jh. Mit einem Textanhang. Diss. Kassel , S. –. JK
. Hälfte . Jh. Der Minne Gericht III. – Erzählung von einem Minnegericht, Überlieferung um . Die Minnerede ist zweifach überliefert, wobei die Handschriften bei ungefähr gleichem Versbestand im Vergleich zueinander zahlreiche Wortvarianten, Umstellungen, Auslassungen und Ergänzungen aufweisen. Der Sprecher berichtet von einer Suche nach Sperbernestern, auf der er sich verirrt und an einer Quelle einem Jagdhund mit Glöckchenhalsband sowie bald darauf auch seiner Besitzerin, einer schöne Dame, begegnet. Die Dame klagt, schon sieben Jahre in der Einöde verbracht zu haben und erzählt dem Sprecher ihre Liebesgeschichte: Lange habe sie einen treu dienenden jungen Mann abgewiesen, bis dieser sie vor dem Minnegericht verklagt habe. Dort habe Frau Liebe die Anklage gegen sie wegen unterlassenen Minnelohns vorgebracht; Frau Beständigkeit sei ihre Verteidigerin gewesen. Die Verteidigerin aber habe gegen die Absprache ein Schuldeingeständnis verkündet, so dass am Ende (ausführliche Beratungsszene) das Urteil ihrer Verbannung ergangen sei. Nach Abschluss ihrer Erzählung gibt die Dame dem Sprecher einen Botenauftrag: Er solle ihre Geschichte als Warnung allen guten Frauen verkünden. Der Text ist offenbar eine Umformung des ersten Teils der Minnegerichtsdichtung des → Elenden Knaben (vgl. die Synopse bei Schmidberger, S. –). Ü: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse) (He). – Prag, Knihovna Nárondního muzea, Cod. X A , r–r ( Verse) (Pr). A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; nach Pr). – Ekkehard Schmidberger: Unters. zu ‹Der Minne Gericht› des elenden Knaben. Zum Problem der Tradierung, Rezeption und Tradition in den dt. Minnereden des . Jh. Mit einem Textanhang. Diss. Kassel , S. – (nach Pr). L: Alfred Karnein, VL () Sp. f. – Christa Balzer/Red., KNLL () S. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. , –. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und
. Hälfte . Jh. Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. –. – Schmidberger (s. Ausg.) S. –. – Manfred Kern: ‹Parlando›. Trivialisierte Bildlichkeit, transgressive Produktivität und europäischer Kontext der Minnerede (mit einem Exkurs zu Rosenplüt und Boccaccio). In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. Ludger Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/New York , S. –, hier S. f. JK Der Stern der Treue. – Gespräch zwischen Sprecher und personi zierter Treue, früheste Überlieferung um . Die Minnerede ist zweifach in MinneredenSammelhandschriften überliefert. Da die ältere Überlieferung (Handschrift He) viele sinnentstellende Lesarten und fehlende Verse enthält, befördert die vom Ende des . Jh. stammende und selbst nicht fehlerlose Handschrift Be ein textkritisches Verständnis der Minnerede. Der Sprecher trifft bei einem abendlichen Spaziergang die in ein sternenbesetztes Gewand gekleidete Frau Treue, die von ihrer ‹Minneschule› in einer Höhle berichtet, in der sie vielen Damen Treue, Beständigkeit und Ehre lehre. Nun warte sie auf das Erscheinen eines bestimmten Sterns, dessen Ausbleiben sie sehr besorgt mache. Zum Erstaunen des Sprechers ist es ein Stern von schwacher Leuchtkraft, der dennoch alle treu Liebenden glücklich macht. Seine Eigenschaften (Rundheit, gleichbleibend schnelle Bewegung) wird von Frau Treue auf die Kraft der Liebe ausgelegt. In die Sternallegorie ist das Rezept eines Kräuterzaubers eingelegt, der bei Verwundung durch den Minnepfeil helfen kann (die sieben Kräuter entsprechen Minnetugenden). Den Abschluss des Gesprächs bildet eine Auslegung des Kleides der Frau Treue als Witwenkleid; der auf ihm zu sehende sechszackige Stern verweist auf sechs Minnetugenden zur Abwehr von Betrug und Untreue. Der traurige Sprecher schließt mit einer resignativen Frage (Aufforderung zur Anschlusskommunikation?). Ü: Berlin, SBB, Hdschr. , r–r ( Verse) (Be). – Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse) (He). A: Kurt Matthaei (Hg.): Mhd. Minnereden I (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/ Zürich ) S. – (Nr. , nach He).
Der Stern der Treue L: Alfred Karnein, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK
Bestrafte Untreue. – Liebesklage einer Frau und belauschtes Minnegericht über einen untreuen Mann, vor . Die Minnerede (überliefert in vier Handschriften, teilweise fragmentarisch und verderbt sowie mit einiger Varianz) setzt ein mit der Klage der Sprecherin über die Untreue ihres Geliebten. Es folgt die Erzählung von einem Spaziergang nach sorgenvoll durchwachter Nacht. Die Sprecherin belauscht in einem schönen Garten die Klage der drei personi zierten Tugenden ‹Frau Treue›, ‹Frau Staete› und ‹Frau Liebe› über die Untugend der Welt. Vor dem Gericht der ‹Frau Minne› wird den Damen dann der Kasus eines untreuen Mannes vorgelegt. Nacheinander verurteilen die Damen den Mann und bedauern die betrogene Geliebte. ‹Frau Minne› zeigt sich mit dem Urteil einverstanden und entlässt ihre Vasallinnen. Die traurige Sprecherin bleibt allein im Garten zurück und setzt ihre Klage fort. Der Text endet mit einer Mahnung der Sprecherin an alle Frauen, ihre Herzen zu beschützen, sowie mit einem Segenswunsch. Ü: Berlin, SBB, Hdschr. , r–v ( Verse) (Be). – Heidelberg, UB, Cpg , r–r ( Verse) (He). – London, British Library, Add. , r–r ( Verse). – Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Oct. , v–r ( Verse) (We). A: Kurt Matthaei (Hg.): Mhd. Minnereden. Bd. (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. ; nach He mit Lesarten und ergänzten Schlussversen aus We). – John Wilks (Hg.): B. U. Eine allegorische mhd. Minnerede. London , S. – (kritisch). L: Tilo Brandis, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Wilks (s. Ausg.). – Ekkehard Schmidberger: Unters. zu ‹Der Minne Gericht› des elenden Knaben. Diss. Kassel , S. f. – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis ). Bern u. a. , S. , , , –, . JK
Die getrennten Minnenden Streit für und gegen die Minne. – Belauschtes Streitgespräch, früheste Überlieferung . Die Minnerede ist in drei aus dem Raum Augsburg stammenden Sammelhandschriften (ohne signi kante Varianz) überliefert. Der Sprecher berichtet, wie er auf einem Spaziergang an einer Quelle das Gespräch zweier wunderschöner Damen belauscht. Die beiden verhandeln mit topischen Argumenten die Frage, ob es besser sei, mit oder ohne die Liebe zu leben. W¨ahrend die eine die Minne als Quelle von Freude verteidigt (Glück der Treuebindung, Anblick des Anderen, Küsse und Umarmungen, ritterliche Ehre), betont die andere mögliche Gefahren (Abschiedsschmerz, Gefahr des Verlusts). Nachdem der Sprecher sein Versteck aufgegeben hat, lehnt er die von den Damen angebotene Schiedsrichterrolle ab und gibt diese an das Publikum weiter. Ü: München, BSB, Cgm , r–r ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , v–v ( Verse) (Mü). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, b IV , v–r ( Verse) (Sa). A: Zwölf Minnereden des Cgm . Krit. hg. v. Rosmarie Leiderer (TspMA ). Berlin , S. – (Nr. , nach Mü mit Lesarten von Mü). L: Alfred Karnein, VL () S. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ludger Lieb/Peter Strohschneider: Die Grenzen der Minnekommunikation. Interpretationsskizzen über Zugangsregulierungen und Verschwiegenheitsgebote im Diskurs spätma. Minnereden. In: Das Öffentliche und Private in der Vormoderne. Hg. v. Gert Melville/Peter von Moos (Norm und Struktur ). Köln u. a. , S. –, hier S. . JK Das Herz als Garten der Liebe. – Auslegung eines allegorischen Herzgartens, Überlieferung um –. Die unikal überlieferte Minnerede besteht aus der Beschreibung und umfänglichen Auslegung eines Gartens, den der Sprecher seiner Geliebten als (Neujahrs-)Geschenk machen will. Die topischen Elemente des amoenen Gartens (Befestigung, Vogelgesang, vor allem aber die Blumen und ihre Farben) werden aufgezählt und dann nacheinander in lehrhaftem Gestus und exemplarisch auf Minnetugenden, angemessene Verhaltensweisen in der Liebe und die Geliebte (Pforte = ihr Herz mit
. Hälfte . Jh. den eingravierten Buchstaben ‹E› und ‹M›; Rosen = ihr Mund etc.) bezogen. Ü: München, BSB, Cgm , r–v ( Verse). A: J[ohann] F[erdinand] Roth: Sprüchund Vasnachtspil. In: Literarische Blaetter oder Neuer oder fortgesetzter allgemeiner literarischer Anz. () Sp. –, –, , hier Sp. –. L: Ingeborg Glier, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. , . – Sarah Westphal: Textual Poetics of German Manuscripts – (Studies in German Literature, Linguistics, and Culture). Columbia SC , S. f. – Margreth Egidi: ‹Innenräume› des Liebesdiskurses. Spiegelungen des Innen am Beispiel der Gartenmotivik in Minnereden. In: Innenräume in der Lit. des dt. MA. Hg. v. Burkhard Hasebrink u. a. Berlin/New York , S. –, hier S. –. JK Die getrennten Minnenden. – Minnerede. Ein Spaziergänger in einer Maienlandschaft, dessen Betrübnis sich in einer Falken-ReiherAllegorie ausdrückt, «das ich der welt lust und lauff laider nicht haben volkomen chan» (V. f.), begegnet «ain frawenpild so mineclich in eitel schwartz so haimlich» (V. f.) auf einem Felsen sitzend. Im Folgenden klagt sie dem Dichter nach Abnahme des obligatorischen Versprechens der Geheimhaltung «ihr laid und pitterlichu pein» (V. ): Die verheiratete Dame hatte einst die «rechte[] lieb und auch lust» (V. ) mit einem rechtschaffenen und guten Ritter gefunden. Verhielten sie sich zunächst so unauffällig, dass «chain claffer sie melden daucht» (V. ), wurde das Liebesverlangen dann doch so groß, dass ein heimlicher Brief durch einen Boten dem Ehemann zugetragen wurde. Der Ehemann beobachtet daraufhin ein heimliches Stelldichein zwischen den Liebenden, überrascht sie in agranti und stellt sie zur Rede. Die Dame argumentiert mit der Reinheit und Ehrenhaftigkeit wahrer Minne nach hö schen Maßstäben: «py ritterlicher err, das unsser lieb on alle schand ist» (V. f.). Der Ehemann lässt daraufhin zwar von seiner Rache ab, nimmt dem Nebenbuhler aber den Eid ab, dass er «solt auch irn stoltzen leib hinfür berüren nimer mer» (V. f.).
. Hälfte . Jh. Fortan waren die Liebenden für immer getrennt. Wenn auch der Dichter diesen Zustand nicht zu ändern vermag, bittet die Dame darum, dass er Rache nehmen solle an dem «claffer, von Lugenstain zuo Claffenvels» (V. f.), die ihre Liebschaft einst verraten hatte. Dem Ich ein altbekannter Feind, verspricht er, dieser wolle «sein haut gentzlich wol geschlagen werden mit guten strängen» (V. f.). Abschließend beklagt das Ich den Tod seiner geliebten Dame, von der «vil gesungen und geschrieben» worden sei (V. ), dem allegorischen Idealbild hö scher Minne und als literarischen Gegenstand. Lieb/Klingner weisen Parallelen zwischen der Minnerede und Den → Jungen die Minne, den Alten der Wein! in der Spaziergangseinleitung und der erneuten Anrede an das Publikum nach. Ü: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., um , ostschwäbisch). – St. Pölten, Landesmuseum Niederösterreich (Museum für Rechtsgesch. in Schloss Pögstall), Inv.-Nr. S , va–va (Pap., und Ende . Jh., bair.). A: Zwölf Minnereden des Cgm . Krit. hg. v. Rosmarie Leiderer (TspMA ). Berlin , S. – (Nr. ). L: Werner Wegstein, VL () Sp. ; () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , Nr. . – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Ludger Lieb/Peter Strohschneider: Die Grenzen der Minnekommunikation. Interpretationsskizzen über Zugangsregulierungen und Verschwiegenheitsgebote im Diskurs spätma. Minnereden. In: Das Öffentliche und Private in der Vormoderne. Hg. v. Gert Melville/Peter von Moos. Köln u. a. , S. –, hier S. –. – L. Lieb: Minne schreiben. Schriftmetaphorik und Schriftpraxis in den ‹Minnereden› des späten MA. In: Schrift und Liebe in der Kultur des MA. Hg. v. Mireille Schnyder (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –, hier S. f. und Anm. . CS Den Jungen die Minne, den Alten der Wein (Junge Frau und alter Mann). – Bericht von einem Lehrgespräch, früheste Überlieferung . Die kurze Minnerede ist in drei Sammelhs. des . Jh. (ohne signi kante Varianz) überliefert. Nach
Den Jungen die Minne, den Alten der Wein einer knappen Spaziergangseinleitung berichtet der Sprecher (offenbar ein alter Mann) von der Begegnung mit einer wunderschönen Dame – Frau Minne. Diese belehrt ihn, dass junge Frauen nicht zu alten Männern passen würden, da erworbene Verdienste die Nachteile von Impotenz und Trunksucht nicht aufwögen. Sie rät ihm, sich den Freuden des Essens und vor allem Trinkens zuzuwenden. Der Sprecher p ichtet ihr traurig bei. Ü: München, BSB, Cgm , r–v ( Verse) (Mü). – München, BSB, Cgm , r–v ( Verse) (Mü). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter, b IV , r–v ( Verse) (Sa). A: Zwölf Minnereden des Cgm . Krit. hg. v. Rosmarie Leiderer (TspMA ). Berlin , S. – (Nr. , nach Mü und Mü). L: Werner Wegstein, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. . – Susanne Uhl: Der Erzählraum als Re exionsraum. Eine Unters. zur ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz und weiteren mhd. Minnereden (Dt. Lit. von den Anfängen bis , Bd. ). Bern u. a. , S., , f., . JK Des Labers Lehren (Des von Laber Lehren, Des Labrers Lehren). – Bericht von einem minnekasuistischen Lehrgespräch, früheste Überlieferung . Die Minnerede ist in drei verwandten Sammelhs. des . Jh. überliefert (ohne signi kante Varianz, lediglich Ausfall größerer Textblöcke in Handschrift Sa). Der Sprecher Klagt über ausbleibende Liebeserfüllung und re ektiert den Wert der Verschwiegenheit bzw. das Problem von Verleumdung und Prahlerei. Dann berichtet er von einem Ausritt, auf dem er eine hö sche Freudengesellschaft trifft. Als diese sich au öst, entspinnt sich ein kasuistisches Lehrgespräch mit einem Mann, den der Sprecher als den «von Laber» (V. , vgl. → Hadamar von Laber) erkennt. Die vom Sprecher gestellten Fragen (ob man nach Liebe, Gemeinschaftsleben oder Einsamkeit streben solle; ob Beständigkeit oder Unbeständigkeit erfolgreicher sei; ob der Beständige Spott zu ertragen habe) beantwortet der Mann vorsichtig, jedoch mit deutlicher Präferenz für heimliche und beständige Liebe. Abschließend fasst der Sprecher die empfangene Lehre noch einmal für sein Publikum zusammen. Weitere Texte mit Hadamar als zitierter Autoritäts gur sind Des → Labers Rat und → Minnewerbung. Ü: München, BSB, Cgm , r–r ( Verse) (Mü). – München, BSB, Cgm
Schweizer Anonymus , v–r ( Verse) (Mü). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter b IV , v–r ( Verse) (Sa). A: Zwölf Minnereden des Cgm . Krit. hg. v. Rosmarie Leiderer (TspMA ). Berlin , S. – (Nr. , nach Mü mit Lesarten von Mü). L: Ingeborg Glier, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. – Ludger Lieb: Eine Poetik der Wiederholung. Regeln und Funktionen der Minnerede. In: Text und Kultur. Ma. Lit. –. Hg. v. Ursula Peters (Germanistische Symposien. Berichtsbde. ). Stuttgart , S. –, hier S. . JK Minneerlebnis. – Erzählung von körperlicher Minneerfüllung, früheste Überlieferung . Die Minnerede ist in drei eng verwandten Sammelhandschriften des . Jh. (ohne signi kante Varianz) überliefert. Der Sprecher berichtet, dass er eines Tages die Geliebte schlafend gesehen habe. Erfüllt von Glück und Begehren berührt er sie und weckt sie damit auf. Im anschließenden Gespräch versichert der Sprecher seine exklusive Liebe und sichert ihr zu, nur an ehrenhafte Minneerfüllung zu denken. Es folgen Umarmungen und Küsse, die die Frau aber zu sehr aufrühren, weshalb sie den Sprecher fortschickt. Abschließend beklagt der Sprecher seinen Kummer und drückt die Hoffnung aus, irgendwann zur Minneerfüllung durch körperlichen Kontakt mit der Geliebten zu kommen. Ü: München, BSB, Cgm , v–r ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , r–r ( Verse) (Mü). – Salzburg, Stiftsbibl. St. Peter b IV , v–r ( Verse) (Sa). A: Zwölf Minnereden des Cgm . Krit. hg. v. Rosmarie Leiderer (TspMA ). Berlin , S. – (Nr. , nach Mü mit Lesarten von Mü). L: Alfred Karnein, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Schweizer Anonymus. – Verfasser einer Kleinepiksammlung. Die Identität des sog. S. A. ist unbekannt. Man hat aufgrund von Indizien im Werk auf eine Herkunft aus Aargau oder Zürich geschlossen, was aber nicht beweisbar ist. Er war vermutlich ein Berufsschreiber und schrieb u. a. Ulrich → Boners Edelstein ab. Zusammen mit Boners Text ist das einzige bekannte Werk des S. A. in einer St. Galler Handschrift überliefert, in der auch die von Rudolf Mad geschriebene Chronik der Stadt Zürich und
. Hälfte . Jh. deren «Glarner Fortsetzung» enthalten sind. In die gleiche Handschrift trug der S. A. eine Sammlung eigener Texte ein. Ihre Entstehung wird meist auf zwischen und datiert, u. a. aufgrund von Anspielungen auf die politischen Kon ikte zwischen Habsburgern und Eidgenossen. Die Sammlung umfasst neben Vorrede und Zwischenrede insgesamt Stücke mhd. Kleinepik in Reimpaarversen. Der Umfang der Texte schwankt zwischen und Versen. In der Sammlung sind jeweils fünf Fabeln (Nr. , , , , ), Mären (Nr. , , , , ) und Mirakelerzählungen (Nr. –) vertreten; hinzu kommen sechs bispelartige Erzählungen (Nr. –, , ). Durchgängig gemeinsam gruppiert sind darunter nur die Mirakelerzählungen, mit denen die Sammlung endet. Die Mären sind mal als moralische Exempla gestaltet, mal als Schwänke mit allein drei Ehebruchschwänken darunter. Die bispelartigen Erzählungen des S. A. gelten als Mischformen, die nicht eindeutig als Fabeln, Mären oder Bispeln zu bezeichnen sind. Freigelassene Stellen in der Sammlung dürften für Illustrationen reserviert gewesen sein, die aber nicht ausgeführt wurden. Der Edelstein hingegen ist in der Handschrift mit Illustrationen versehen worden. Wahrscheinlich standen die Texte Boners und des S. A. hier in einem konzeptionellen Zusammenhang. Dieser wird nicht nur illustrativ fassbar, sondern auch textlich: Die Vorrede des S. A. zu seiner Sammlung schließt direkt an die letzten Verse des Edelsteins an. In der Vorrede (Nr. , S. , Verse) übernimmt der S. A. Boners «bischaft» als Leitbegriff für sein Werk und bittet um Gottes Beistand. Auch bezeichnet er seine Texte im Bescheidenheits-Topos als Werk eines Toren. In der anschließenden Fabel Fuchs und Wolf im Eimer (Nr. , S. f., Verse) sitzt ein Fuchs auf dem Grund eines trockenen Brunnens fest. Er überredet einen vorbeikommenden Wolf, im Schöpfeimer zu ihm hinabzufahren. Der Wolf zieht den Fuchs so im Gegeneimer hoch und ist nun selbst unfreiwillig im Brunnen gefangen. In Falke und Eule (Nr. , S. f., Verse) bittet eine Eule den Falken, ihre Jungen nicht zu fressen. Er erkenne sie an ihrer Schönheit. Der Falke frisst die Eulenjungen trotzdem, da er sie hässlich ndet. Laut der Lehre des Texts hält man eigene Kinder immer für schöner und besser als jene anderer Leute, weshalb man ihnen auch mehr Privilegien zugesteht. In Zweierlei Bettzeug (Nr. , S. –, Verse) ndet ein fahrender Schüler Unterkunft
. Hälfte . Jh. bei einem Bauern. Dieser bereitet ihm ein Lager aus Bauchwinden, für das sich der Schüler mit einem Kothaufen rächt, in den sich der Bauer setzt. Die Tat des Schülers erscheint hier als gerechte Rache eines Verspotteten. In Ein böses Weib scheidet eine Ehe (Nr. , S. –, Verse) kann zwar der Teufel selbst eine harmonische Ehe nicht zerstören, wohl aber ein altes Weib. In Respice nem (Nr. , S. –, Verse) plant ein Sohn spätere Rache für seinen ermordeten Vater, kann sich aber zuletzt nicht zur Tötung von dessen Mörder überwinden. In Das Säcklein Witz (Nr. , S. –, Verse) unterhält ein verheirateter Kaufmann eine Geliebte, die er seiner Ehefrau vorzieht. Vor einer von ihm geplanten Geschäftsreise nach Frankfurt bittet ihn die Ehefrau, ihr ein Säckchen mit Witz – also Verstand – für einen Pfennig mitzubringen. Ein Wirt rät dem darüber zunächst ratlosen Kaufmann, in ärmlicher Kleidung seine Geliebte und dann die Ehefrau aufzusuchen. Beiden Frauen gegenüber soll er behaupten, auf der Reise sein Vermögen verloren zu haben. Dann werde sich zeigen, welche Frau ihn wirklich liebe. Der Kaufmann folgt dem Rat des Wirts und wird daraufhin von seiner Geliebten verstoßen, von seiner Frau jedoch getröstet. Das Epimythion betont den Wert der echten Liebe im Gegensatz zu einer scheinbaren, materialistisch bestimmten Liebe. Die Handlung verarbeitet das gleiche Motiv wie Hermann → Fressants Hellerwertwitz und der → Pfennigwertwitz. Der Text des S. A. entstand aber nach heutiger Kenntnis unabhängig von den beiden anderen Werken. Möglicherweise griff der Verfasser auf die gleiche Quelle wie das mittelenglische Penniworth of witte zurück, zu dem die Erzählung Parallelen aufweist. Von Interesse ist das Werk des S. A. primär wegen seiner Einordnung zwischen Märe und Bispel. Die Forschung hat es häu g als Grenzfall de niert, u. a. da sein Umfang zwischen dem kürzeren Bispel und dem längeren Märe liege. Man bezeichnet den Text auch als bispelartige Erzählung, was der ebenso narrativen wie belehrenden Dichtung vielleicht am besten gerecht wird. In Ein Sohn beißt dem Vater die Nase ab (Nr. , S. –, Verse) wird ein schlecht erzogener Sohn zum Räuber. Als er für seine Diebestaten gehängt werden soll, will er seinem Vater scheinbar einen Abschiedskuss geben, beißt ihm aber stattdessen die Nase ab. Der Text mahnt zur guten Erziehung von Kindern. Der Wolf als Fischer (Nr. , S. –, Verse) verbindet eine Fabel aus
Schweizer Anonymus Reinhart Fuchs (V. –) mit Boners Fabel vom Löwenanteil: Der Wolf benutzt auf seinen Raubzügen den Fuchs als Helfer, enthält ihm aber die Beute vor. Der Fuchs verspricht dem Wolf daraufhin alle Fische eines Weihers, wenn er seinen Schwanz als Angel benutzt. Der Wolf friert fest und wird erschlagen. Die Fabel gesteht einem Diener das Recht zu, sich an seinem Herren für vorenthaltenen Lohn zu rächen. Die Sammlung des S. A. enthält auch das in mehreren Fassungen bekannte Märe Der Pfaffe mit der Schnur in Fassung B (Nr. , S. –, Verse). Der Text folgt dem Schema von schlauer Rettung aus drohender Gefahr und zählt zu jenen Mären, in denen ein ertappter Liebhaber durch ein Tier ersetzt wird: Eine Bauersfrau betrügt ihren Mann mit einem Priester. Der Bauer bekommt den Liebhaber eines Nachts beinahe zu fassen, doch präsentiert die Frau ihrem Mann statt des Pfarrers einen Esel. Der Bauer will sich an seiner Ehefrau rächen, malträtiert von dieser getäuscht aber stattdessen eine alte Frau. Von der Ehefrau als geisteskrank verleumdet, wird der Bauer vom Priester einem groben Exorzismus unterworfen. Danach lässt der Bauer seine Ehefrau aus Furcht frei gewähren. Das Märe endet mit einer Warnung vor den Listen falscher Frauen. In Die Katze als Nonne (Nr. , S. f., Verse) hält sich eine Katze für eine Nonne und tritt in ein Kloster ein, wo sie aber weiter Mäuse fangen muss. In St. Petrus und der Holzhacker (Nr. , S. –, Verse) will ein einfältiger Holzhacker durch harte Arbeit in den Himmel kommen, was aber an einem zerbrochenen Schlegel scheitert. In Der Pfaffe im Käskorb (Nr. , S. –, Verse) betrügt eine Bauersfrau ihren Mann mit einem Priester. Sie kann diesen durch das Singen eines vermeintlich geistlichen Liedes vor Entdeckung bewahren. Der Text gilt wegen der eingeschalteten Parodie eines Prozessionslieds als besondere Leistung des S. A. In Der Koch (Nr. , S. –, Verse) betrügt eines Rittersfrau ihren Mann mit einem Koch. Durch eine List bringt sie ihren Ehemann dazu, an ihre Unschuld zu glauben und den Koch in seine Dienste aufzunehmen. Die zwei Brote (Nr. , S. f., Verse) berichtet vom Schicksal eines Bettlers, der durch den Irrtum eines Leidensgenossen zu Wohlstand gelangt, als dieser ihm ein mit Geld gefülltes Brot gibt. In Der Wolf und die Geige (Nr. , S. f., Verse) beißt ein Wolf in eine Geige, weil er sie wegen ihres süßen Klangs für eine Süßspeise hält, ndet in ihr aber nur Holz.
Schweizer Anonymus Anders als in Boners Affe und Nuss richtet sich der Text nicht gegen die Dummheit des Wolfs, sondern gegen sich hinter scheinbarer Süße verbergende Falschheit. In Der dankbare Lindwurm (Nr. , S. –, Verse) befreit ein Bauer den Hofbeamten Guido und einen Lindwurm aus einer Grube. W¨ahrend Guido seinem Retter den versprochenen Lohn vorenthält, schenkt der Lindwurm ihm einen wunderbaren Stein. Durch diesen zu Wohlstand gelangt, berichtet der Bauer seine Geschichte dem König, der den undankbaren Guido entlässt. Auf die Zwischenrede (Nr. , S. , Verse) folgt Der beichtende Student (Nr. , S. f., Verse). Darin will ein Student in Paris eine große Sünde beichten, kann aber vor Reue nicht sprechen. Der Beichtvater bittet ihn um schriftliche Aufzeichnung der Sünde, doch löscht Gott die Notiz – aufrichtige Reue tilgt also menschliche Sünden. In Die gestohlene Monstranz (Nr. , S. , Verse) stiehlt ein Dieb eine Monstranz und wirft drei Hostien in einen Bach. Ein Bauer ndet die Hostien über dem Wasser schwebend. Geistliche bringen sie nach Zürich, Brugg und Basel. Die Erzählung thematisiert die Gegenwart Gottes in der Hostie. In Der häßliche Pfaffe (Nr. , S. f., Verse) will ein Adliger bei einem Priester nicht die Messe hören, weil er den Geistlichen als hässlich emp ndet. Daraufhin ndet der Adlige einen Bach, der aus einem Totenschädel entspringt. Ein Engel belehrt ihn, dass auch aus hässlicher Quelle ein schöner Brunnen hervorgehen kann. In Die Sünderin (Nr. , S. f., Verse) überzeugt ein Mönch seine als Prostituierte arbeitende Schwester, ihr Bordell zu verlassen. Damit sie auf dem gemeinsamen Rückweg nicht von Passanten für seine Buhlschaft gehalten wird, bittet er sie, sich in einem Gebüsch zu verstecken, wo sie daraufhin an Dornen verblutet. Ein Engel verkündet Gottes Vergebung für die tote Schwester, da sie aufrichtig bereut habe. In Das geschändete Sakrament (Nr. , S. f., Verse) erklärt Maria einer Nonne den Grund für eine friesische Sturm ut: Ein Betrunkener habe einem Priester dessen Hostie aus der Hand geschlagen, weil der Geistliche sich nicht mit jenem habe betrinken wollen. Die Flut sei Gottes Strafe für die Schändung der Hostie. Die Erzählungen des S. A. stehen motivisch in der Tradition mittelalterlicher Exempla. Mit didaktischer Zielsetzung zeigt der Dichter zahlreiche Beispiele für Fehl- und Wohlverhalten, aus denen
. Hälfte . Jh. er moralische und religiöse Lehren ableitet. Dabei setzt er immer wieder eigenständige literarische Akzente, etwa die Liedparodie in Der Pfaffe im Käskorb (Nr. ) oder die Gattungsüberschreitung in Das Säcklein Witz (Nr. ). Insgesamt sind die Texte des S. A. allerdings nicht durchgängig von hoher Qualität. Ü: St. Gallen, Stiftsbibl., cod. , S. – (Pap., ./. Jh.). A: Einundzwanzig Fabeln, Schwänke und Erzählungen des XV. Jh. Hg. v. Jakob Baechtold. In: Germania () S. –. – Hanns Fischer (Hg.): Eine Schweizer Kleinepikslg. aus dem . Jh. Tübingen . – Kleinere mhd. Verserzählungen. Ausgewählt, übers. und komm. v. Jürgen Schulz-Grobert (Reclams Universal-Bibl. ). Stuttgart , S. – (Nr. , ‹Zweierlei Bettzeug›). – Online-Faks. der Hs.: http:// www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/csg/. L: Johannes Janota, VL () Sp. –. – Hans-Joachim Ziegeler, Killy () S. f. – Hans-Friedrich Rosenfeld: Mhd. Novellenstud. Leipzig (Nachdr. New York ) S. – u. ö. – Samuel Singer: Die ma. Lit. der dt. Schweiz. Frauenfeld u. a. , S. f. – Fischer (s. Ausg.). – Arend Mihm: Überl. und Verbreitung der Märendichtung im SpätMA (Germ. Bibl. Reihe ). Heidelberg , S. f. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. –, –. – Klaus Roth: Ehebruchschwänke in Liedform. Eine Unters. zur dt.- und englischsprachigen Schwankballade. München , Nr. D . – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –, –. – Joachim Heinzle: Märenbegriff und Novellentheorie. Überlegungen zur Gattungsbestimmung der mhd. Kleinepik. In: ZfdA () S. – (wieder in: Das Märe. Die mhd. Versnovelle des späteren MA. Hg. v. Karl-Heinz Schirmer [WdF ]. Darmstadt , S. –). – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , f., f., f. u. ö. – HansJoachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. –, u. ö. – Ders.: Das Vergnügen an der Moral. Darbietungsformen der Lehre in den Mären und
. Hälfte . Jh. Bispeln des S. A. In: Germanistik . Forschungsstand und Perspektiven. Vorträge des Dt. Germanistentages . Hg. v. Georg Stötzel. Berlin u. a. , S. –. – Rosemarie Moor: Der Pfaffe mit der Schnur. Fallstud. eines Märes. Bern u. a. , S. –. – Gerd Dicke/Klaus Grubmüller: Die Fabeln des MA und der frühen Neuzeit. Ein Kat. der dt. Versionen und ihrer lat. Entsprechungen (MMS ). München , Nr. K , K , K f., K , K , K . – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , Reg. – Tanja Weber: Die Vergeltung im Werk des S. A. Zwischen Ernst und Komik. In: Bausteine zur Sprachgesch. der dt. Komik. Hg. v. Alexander Schwarz. Hildesheim u. a. , S. –. – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. –. – Kattrin Schlecht: ‹Das ich ouch bischaft mach›. Lesevorgänge und gedankliche Interferenzen am Beispiel des S. A. In: Lesevorgänge. Prozesse des Erkennens in ma. Texten, Bildern und Hss. Hg. v. Eckart Conrad Lutz u. a. (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen ). Zürich , S. –. MM Edelend Schreiber (Göttinger Liebesbriefe). – Falsche Signatur eines Hermann Konemund für ngierte Liebesbriefe, . Der ktive Frauenname E. S. dient als Signatur bei zwölf gefälschten nd. Liebesbriefen, die von dem Unterlehrer Konemund verfasst wurden, um von seinem Vorgesetzten, dem Göttinger Schulrektor Curt Hallis, Geld und Geschenke zu erschwindeln. Konemunds Vergehen wurde schließlich aufgedeckt und verfolgt; das Notariatsprotokoll des Geständnisses ist erhalten, gemeinsam mit den an Hallis gerichteten Briefen. Die Briefe (Prosa mit Verseinleitung) bedienen sich aus dem Fundus minnespezi scher Formulierungen und orientieren sich an den zeitgmäßen Konventionen des Briefeschreibens. Schon der erste Text enthält neben der Dienstversicherung die erste Geldbitte, die sich in den weiteren Dokumenten wiederholen wird. Mehrmals kündet der Verfasser ein Stelldichein an, das jedoch nie realisiert wird (es folgen Entschuldigung und Vertröstung). In der Forschung werden die Briefe üblicherweise in einen poetisch-literarischen Kontext gestellt. Bockmann betrachtet sie in ihrer Mischung aus
Edelend Schreiber Privatbrief und literarischem Text als «Dokument der Umfunktionierung verschiedener Diskurse und Gattungen». Ü: Göttingen, Stadtarch., Nr. , – (Pap. u. Perg., , lose Einzelbll.; Verse, der Rest in Prosa). A: Gustav Schmidt: Erdichtete Liebesbriefe des . Jh. in nd. Sprache. In: Germania () S. –, hier S. –. – Georg Steinhausen: Dt. Privatbriefe des MA. Bd. (Denkmäler der dt. Kulturgesch. I,). Berlin , S. –. – Wand-Wittkowski (s. Lit.) S. f. (Auszüge). L: Ingrid Kasten, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B– – Schmidt (s. Ausg.) S. f. – Victor Michels: Erdichtete Liebesbriefe des . Jh. aus Göttingen. In: Protokolle über die Sitzungen des Ver. für die Gesch. Göttingens (/) S. –. – Albert Ritter: Altschwäbische Liebesbriefe. Eine Stud. zur Gesch. der Liebespoesie (Grazer Stud. zur dt. Philologie ). Graz , S. f. – Ernst Meyer: Die gereimten Liebesbriefe des dt. MA. Marburg , S. –. – Bernhard O. Oltimann: Göttinger Skandal. Liebesbriefe waren gefälscht. In: Göttinger Jahresbll. () S. –. – Christine Wand-Wittkowski: Briefe im MA. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Lit. Herne , S. –. – Ulrich Weber: ‹Hermannus bekande, dat he sodanne breue all, wo wol id twyerleie schrift gestalt were, mit siner hand – vnde de so verwandelt – geschreuen hedde.› Zu echten und gefälschten Schriftstücken ungeübter Schreiber aus SpätMA und Frühneuzeit. In: Vulpis Adolatio. FS Hubertus Menke. Hg. v. Robert Peters u. a. (Germanistische Bibl. ). Heidelberg , S. –, hier S. –. – Jörn Bockmann: Zur Rhetorik der ‹Göttinger Liebesbriefe›. In: NdJb () S. –. FA Der elende Knabe. – Verfasser von vier Minnereden, früheste Überlieferung . Die vier Minnereden Der Minne Gericht, Minne und Pfennig, Der Minne Freud und Leid und Der Traum im Garten sind in einer Autorsammlung (Handschrift He) überliefert. Der Ich-Sprecher nennt sich mehrfach «ellent knab». Gattungsuntypisch sind die Texte in der Handschrift mit zahlreichen kolorierten Federzeichnungen illustriert. Von einzelnen der Texte existieren (teilweise durch Kürzung und Umformungen charakterisierte) Parallelüberlieferungen, jeweils als Einzelstücke innerhalb größerer Minnereden-Sammlungen. Ein
Der elende Knabe Straßburger Druck bündelt die drei ersten Minnereden unter der Überschrift «Amor die Liebe», kürzt sie teilweise und fügt verbindende Zwischentexte ein, die auf aktuelle politische Ereignisse Bezug nehmen. Diese ebenfalls mit Illustrationen ausgestattete Ausgabe erfährt im . Jh. mehrere Au agen. Umfangreichste Minnerede des E. K. ist Der Minne Gericht, eine Großform der Minnegerichtsdichtung. Der minnebetroffene Sprecher berichtet von der Begegnung mit einer Dame, die ihm vom Minnegericht der Venus erzählt. Der Sprecher möchte sich mit seinem eigenen Minnekasus dorthin wenden, gewinnt unterwegs die personi zierte ‹Frau Liebe› als Fürsprecherin und bringt dann vor Venus seine Klage über die Ablehnung durch die Geliebte vor. Die versammelten personi zierten Tugenden wollen den Sprecher als Boten ihrer Lehre in der Welt gewinnen und lassen ihn in einem «Buch der Liebe» lesen. Frau Venus verkündet ihm Gebote, die Personi kationen weitere Regeln der Minne (die Regeln nehmen den hochma. Traktat De amore des → Andreas Capellanus auf). Nachdem er das Gericht um Gnade für die von ihm angeklagte Dame gebeten hat kehrt er zur Erfüllung seines Botenauftrags in die Welt zurück. In Der Minne Freud und Leid gibt der Sprecher ein belauschtes Streitgespräch wieder, das zwei tugendhafte Damen führen, die sich in ähnlichen Minnesituationen (Liebe und Gegenliebe) be nden. W¨ahrend die eine über die Macht der Minne glücklich ist, betont die andere die leidbringenden Aspekte (Angst vor Klaffern; Trennung; Gefährdung des Mannes in der ritterlichen Bewährung). Als der Sprecher aus dem Versteck tritt, wird er um eine Entscheidung des Streits gebeten. Er bekräftigt die unau ösliche Einheit von Liebe und Leid, warnt aber vor einem Leben in zu vielen Sorgen. Dankbar entlassen die Damen den Sprecher. Auch Minne und Pfennig bringt die Wiedergabe eines Streitgesprächs: Der Sprecher beschreibt, wie er ‹Minne› und ‹Pfennig› auf einer Brücke bei einem Streit um den Vortritt beobachtet. Dabei reklamieren beide Personi kationen für sich Seniorität und größere Herrschaft über die Welt. Schließlich wirft der Pfennig die Minne ins Wasser, aus dem sie der Sprecher retten kann. Er bringt sie zu einem Zelt, in dem nun eine Reihe personi zierter Tugenden über ihre Vertreibung aus der Welt
. Hälfte . Jh. durch das Geld klagen. Auch hier wird der Sprecher mit einem Botenauftrag versehen und als Propagator der Tugenden in die Welt zurückgeschickt. In der Minnerede Der Traum im Garten schläft der Sprecher in Gedanken an seine Geliebte ein. Im Traum erscheint ihm diese, gibt ihm eine Tugendlehre (mit Schwerpunkt auf Kommunikationsregeln) und äußert zudem eine Reihe konkreter Wünsche und Ermahnungen (besseres Verhalten gegenüber ihr, Treueverp ichtung). Der Sprecher versichert seine Ergebenheit und bittet um eine Umarmung als Zeichen der Liebe, was ihm die Geliebte nach einer Ermahnung zu ehrenvoller Minne auch gewährt. Im größten Glücksgefühl wacht der Sprecher auf. Er entschließt sich aber, die im Lehren seiner Geliebten in der Welt zu verkünden. Bei einem Treffen bald darauf versichert ihm die Dame, dass das Geträumte tatsächlich ihrer Haltung entspräche. Ü: Der Minne Gericht: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse) (He). – Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , r–r ( Verse, d.i. V. –). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse) (He). – Minne und Pfennig: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse). – Der Minne Freud und Leid: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse) (He). – Kurzfassung (d.i. V. –) in Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , v–v ( Verse) (Pr). – Der Traum im Garten: Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse). – Druckbearbeitung Amor die Liebe: Straßburg: Matthias Hupfuff (GW ). – [Straßburg: Matthias Hupfuff /] (VD A ). – Unsicher: Frankfurt/M.: Johann Spiess . – Magdeburg: Johann Francke . A: Der Minne Gericht: Kurt Matthaei (Hg.): Mhd. Minnereden I (DTM ). Berlin (Nachdr. Dublin/Zürich ) S. – (Nr. ; nach He und He). – Ekkehard Schmidberger: Unters. zu ‹Der Minne Gericht› des elenden Knaben. Zum Problem der Tradierung, Rezeption und Tradition in den dt. Minnereden des . Jh. Mit einem Textanhang. Diss. Kassel , S. – (krit.). – Minne und Pfennig: Matthaei (s. o.) S. – (Nr. ) (krit.). – Der Minne Freud und Leid: Matthaei (s. o.) S. – (Nr. ; nach He). – Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des
. Hälfte . Jh. MA]) S. – (Nr. I ; nach Pr). – Der Traum im Garten: Matthaei (s. o.) S. – (Nr. ). L: Ingrid Kasten, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B, B, B, B. – Judith Hochuli Fisher Lee: The Minnereden of D. E. K. and Medieval Poems about Sir Penny. Diss. Nashville (Tennessee) . – Walter Blank: Die dt. Minneallegorie. Gestaltung und Funktion einer spätma. Dichtungsform (Germanistische Abh. ). Stuttgart , S. –. – Ingrid Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – I. Kasten: Stud. zu Thematik und Form des mhd. Streitgedichts. Diss. Hamburg , S. –. – Schmidberger (s. Ausg.). – Ludger Lieb/Peter Strohschneider: Die Grenzen der Minnekommunikation. Interpretationsskizzen über Zugangsregulierungen und Verschwiegenheitsgebote im Diskurs spätma. Minnereden. In: Das Öffentliche und Private in der Vormoderne. Hg. v. Gert Melville/ Peter von Moos (Norm und Struktur ). Köln u. a. , S. –, bes. S. –. – Ann Marie Rasmussen: Gendered Knowledge and Eavesdropping in the Late Medieval German Minnerede. In: Speculum () S. –, hier S. –. – Susanne Brügel: Minnereden als Re exionsmedium. Zur narrativen Struktur der ‹Minnelehre› Johanns von Konstanz. In: Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätma. Minnereden. Hg. v. L. Lieb/Otto Neudeck (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. ). Berlin/New York , S. –, hier S. –. – Margreth Egidi: Ordnung und Überschreitung in mhd. Minnereden. ‹Der Minne Gericht› des Elenden Knaben. In: ebd., S. –. – Stefan Matter: Minneszenen in der bildenden Kunst des späteren MA und ihr Verhältnis zu Minnereden. In: ebd., S. –, hier S. –. – Ursula Peters: Das Ich im Bild. Die Figur des Autors in volkssprachigen Bilderhss. des . bis . Jh. (Pictura et Poesis ). Köln u. a. , S. –. JK Der glückliche Traum. – Fragmentarische Erzählung von Liebeserfüllung im Traum, Überlieferung . Die Minnerede ist unikal und Aufgrund von Blattverlust nur noch fragmentarisch überliefert. Der Sprecher berichtet von einem morgendlichen
Der glückliche Traum Traum, in dem er in einem Garten auf eine Gruppe von Damen trifft. Unter ihnen be ndet sich seine Geliebte, die ihn freundlich empfängt. Mit der Schilderung von Zärtlichkeiten und dem Bekenntnis des Sprechers, dass der Traum die Realität weit übertroffen habe, bricht der Text ab. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , r–v ( Verse). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. L: Ingeborg Glier, VL () Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Der Liebende vor Frau Ehre. – Gespräch mit der personi zierten Ehre, früheste Überlieferung . Die Minnerede ist in zwei Sammelhandschriften des . Jh. überliefert (nur geringe Varianz). Der Sprecher verirrt sich bei einem Ausritt und trifft auf eine schöne junge Dame. Diese führt ihn zur in einem Hag sitzenden Königin ‹Frau Ehre›. Der Sprecher klagt der Königin seinen Kummer, sich aus Furcht vor Zurückweisung der Geliebten noch nicht offenbart zu haben. Im Gespräch erfragt Frau Ehre weitere Details über den Sprecher und die Dame und ermuntert ihn schließlich, der Dame die Liebe zu gestehen. Der Sprecher nimmt froh Abschied, gibt aber auf Nachfrage den Namen der Dame nicht preis. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , r–v ( Verse) (Be). – Heidelberg, UB, Cpg , r–v ( Verse). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach Be). L: Bernhard Schnell, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Jacob Klingner/Ludger Lieb: Flucht aus der Burg. Überlegungen zur Spannung zwischen institutionellem Raum und kommunikativer Offenheit in den Minnereden. In: Die Burg im Minnesang und als Allegorie im dt. MA. Hg. v. Ricarda Bauschke (Kultur, Wiss., Literatur. Beitr. zur Mittelalterforschung ). Frankfurt/M. , S. –, hier S. f. JK Vom Mai. – Bericht von einem Gespräch über eine hö sche ‹Brunnenfahrt›, früheste Überlieferung . Die Minnerede ist in zwei Sammelhandschriften des . Jh. in offensichtlich unvollständiger Form
Der Guardian (Binnenerzählung bleibt unabgeschlossen) überliefert (kaum signi kante Varianz; die Handschrift Tr bildet die verlorene Vorlage wohl etwas vollständiger ab). Nach einem Preis des Mais berichtet der Sprecher von einem Spaziergang, auf dem er an einer Quelle einer blaugekleideten Dame begegnet. Diese hat sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um einen bestimmten Baum zu p egen. Zur Erklärung erzählt sie von einer hö schen ‹Brunnenfahrt›, in deren Rahmen sie unter eben diesem (damals noch jungen) Baum ihren Geliebten getroffen habe. Von einer ganz ähnlich ausgestalteten Fahrt berichtet die → Warnung an hartherzige Frauen. Überlieferung: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , v–v ( V) (Be). – Trier, StB, /a °, r–r ( Verse) (Tr). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. – (nach Be). L: Alfred Karnein, VL (), Sp. . – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Schelte gegen die Klaffer. – Liebesklage mit ausführlicher Verwünschung der Klaffer, Überlieferung um . Die kurze, unikal überlieferte Minnerede bietet eine scharfe Klafferschelte. Der Sprecher ergeht sich in Rache- und Bestrafungsphantasien (er will die Klaffer blenden, lähmen, ihnen den Mund stopfen etc.) sowie in Schmähungen. Er äußert danach seine Hoffnung, durch seine Geliebte – die er wegen der Klaffer meiden muss – von seinem Leid erlöst zu werden. Nach einem Preis der Geliebten bekräftigt er noch einmal seine Hoffnung auf Bestrafung der Klaffer durch Gott bzw. den Teufel. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , v–r ( Verse). L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. JK Der Guardian. – Schwankhafte Verserzählung, . Jh. Das obd. Schwankmäre entstand wahrscheinlich im . Jh. und ist mit Reimpaarversen unvollständig in einer Münchner Handschrift überliefert. Haupt guren des Texts sind eine Witwe, deren zwei Töchter und der titelgebende G. Dieser überredet die Witwe, ihrer älteren Tochter ein klösterliches Leben als Braut Christi zu erlauben.
. Hälfte . Jh. Daraufhin lebt die Tochter mit dem sie betreuenden G. in einer Klause. Als der G. sein Kloster verlässt und ein neuer G. eingesetzt wird, möchte dieser auch die jüngere Tochter zur Braut Christi weihen. Das Mädchen lehnt jedoch ab, da Christus ja bereits mit ihrer Schwester verheiratet sei, wie sich an deren Schwangerschaft ablesen lasse. Die ältere Tochter gesteht nun ihrer schockierten Mutter, der vorherige G. habe regelmäßig mit ihr Geschlechtsverkehr gehabt und diesen als vermeintlichen Bußdienst erklärt. Der G. habe anderen Mädchen die gleiche Buße auferlegt und sei schließlich wegen ihrer Schwangerschaft weggeschickt worden. Die jüngere Tochter tadelt ihre Schwester, weil diese sich nicht mit der Liebe Christi begnügt habe. Die Mutter übernimmt aber ebenfalls einen Teil der Verantwortung und warnt zuletzt vor Wölfen in schwarzen Kutten. Das durch den G. betriebene Ausnutzen des Beichtverhältnisses und der sexuelle Missbrauch durch Priester nden sich auch in anderen Texten der Zeit. Die Forschung hat etwa stoffliche Ähnlichkeiten von D. G. zu dem Fabliau Frère Denise von Rutebeuf herausgestellt; eine direkte Abhängigkeit ist aufgrund inhaltlicher Unterschiede jedoch unwahrscheinlich. Ü: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., drittes Viertel . Jh., nordbair.). A: Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. ). L: Werner Williams-Krapp, VL () Sp. f. – Frauke Frosch-Freiburg: Schwankmären und Fabliaux. Ein Stoff- und Motivvergleich (GAG ). Göppingen , S. f. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. . – Tilmann Walter: Unkeuschheit und Werk der Liebe. Diskurse über Sexualität am Beginn der Neuzeit in Deutschland. Berlin u. a. , S. f. – Birgit Beine: Der Wolf in der Kutte. Geistliche in den Mären des dt. MA (Braunschweiger Beitr. zur dt. Sprache und Lit. ). Bielefeld , Reg. – Eva Schlotheuber: ‹Nullum regimen difficilius et periculosius est regimine feminarum›. Die Begegnung des Beichtvaters Frederik van Heilo mit den Nonnen in der Devotio moderna. In: Spätma. Frömmigkeit zwischen Ideal und Praxis. Hg. v. Berndt
. Hälfte . Jh. Hamm/Thomas Lentes. Tübingen , S. –, hier S. f. – Ralph Tanner: Sex, Sünde, Seelenheil. Die Figur des Pfaffen in der Märenlit. und ihr hist. Hintergrund (–). Würzburg , S. . – Andrea Schallenberg: Spiel mit Grenzen. Zur Geschlechterdifferenz in mhd. Verserzählungen (Dt. Lit. Stud. und Quellen ). Berlin , S. – u. ö. MM Jungfrau, Frau und Witwe. – Schwankhafte Verserzählung, . Jh. Die Märendichtung ist in einer Karlsruher Handschrift anonym überliefert. Die Verse dieser Fassung dürften auf eine ältere Fassung zurückgehen. Deren Herkunft wird aufgrund vokalischer Besonderheiten des Textes im niederalemannischfränkischen Grenzgebiet vermutet. Haupt gur ist ein Mädchen, das sein Leben nach drei Predigten ausrichtet. In der ersten Predigt lobt der Beichtvater des Mädchens die Jungfräulichkeit, woraufhin das Mädchen ein Leben in Keuschheit gelobt. Die zweite Predigt behandelt den Stand der Ehe. Dessen vom predigenden Mönch geschilderte Gnaden wecken in dem Mädchen den Wunsch zur Ehe. Der Mönch ernennt das Mädchen daraufhin zu seiner Ehefrau, damit es zugleich keusch und verheiratet sein kann. Nach einer dritten Predigt über den Witwenstand und seine Gnaden wird das Mädchen von dem Mönch aus der Ehe entlassen und zur Witwe ernannt. Das Mädchen erleidet einen frühen Tod, nach dem ihm der Erzähler die ewige Krone zuspricht. Die Forschung hat die Naivität des Mädchens als Thema der Dichtung herausgestellt und auf Elemente der Moraldidaxe im Text hingewiesen. Bezüge zur ma. Predigtliteratur (etwa → Berthold von Regensburg) werden von dem Autor selbst hergestellt. Theologische Grundlage der drei weiblichen Stände von Jungfrau, Frau und Witwe ist Kor . Ü: Karlsruhe, LB, cod. K , ra–va (Pap., –, schwäbisch-bair.-ostfränkisch). A: Erzählungen aus altdt. Hss. Gesammelt durch Adelbert von Keller (Bibl. des Litterarischen Vereins in Stuttgart ). Stuttgart , S. –. – Ursula Schmid (Bearb.): Cod. Karlsruhe (Bibliotheca Germanica ). Bern/München , S. –. – Thomas Cramer (Hg.): Maeren-Dichtung. Bd. (Spätma. Texte ). München , S. f. L: Rolf M. Kully, VL () Sp. f. – Joachim Heinzle: Märenbegriff und
Jungfrau, Frau und Witwe Novellentheorie. Überlegungen zur Gattungsbestimmung der mhd. Kleinepik. In: ZfdA () S. –. – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. . – Michael Waltenberger: Pointierungen. Wissenspluralisierungen und Schwankerzählen in der Frühen Neuzeit (Arbeitsgespräch in München von .–..). In: Zs. für Germanistik NF () S. –. MM Püterich von Reichertshausen, Jakob, * um , † um . – Verfasser des Ehrenbriefes an Mechthild von der Pfalz. Im Jahr ließ ein J. P. der vorderösterr. Erzherzogin Mechthild von der Pfalz ein strophisches Textkonglomerat aus Adelsregister und Bücherverzeichnis unter der Bezeichnung Ehrenbrief zukommen. Die literarisch interessierte Mechthild hatte diesen zuvor um eine Aufstellung seiner Bibliothek gebeten. Von den zahlreichen namensgleichen Vertretern aus dem wohlhabenden und ein ussreichen Münchner Ratsgeschlecht P. v. R. kommt in erster Linie J. P. III. als Verfasser in Betracht, dem urkundliche Nennungen aus den Jahren /– zugewiesen werden. Diese Zuweisungen stehen allerdings unter dem Vorbehalt, dass sie sich auf Angaben zu P. stützen, die aus dem Ehrenbrief selbst erschlossen worden sind. So gibt dessen Verfasser in Str. an, er habe den Brief im Jahre im Alter von Jahren abgeschlossen. Es dürfte sich daher um den Sohn des herzoglichen Rats Jakob Püterich II. handeln. Letzterer ist – im Dienst Herzog Albrechts III. von Bayern-München nachgewiesen. J. P. III. war dreimal verheiratet (jeweils mit Angehörigen des turnierfähigen Adels). Seit ist J. P. wiederholt als herzoglicher Rat bezeugt; / war P. Stadtrichter in Landshut (→ Landshuter Ratschronik; s. Chron.dt.St. [] S. ) und – Beisitzer des kaiserlichen Kammergerichtes in Wien. wurde J. P. herzoglicher Landrichter und nahm an der Kaiserkrönung Friedrichs III. in Rom teil. wird er von den Herzögen Siegmund und Albrecht IV. zum gemeinsamen Ratgeber für die Vermittlung bei deren Thronfolgestreitigkeiten bestellt. Nach wird er nicht mehr
Püterich von Reichertshausen erwähnt. Neben seiner juristisch-politischen Karriere galt P.s Interesse dem Turnierwesen: als Teilnehmer (München ) und als Mitveranstalter (ebd. ). Sein Engagement bezieht sich damit auf ein Gebiet, dass vom Hochadel zur demonstrativen Abgrenzung gegenüber den aufstrebenden neuen Geschlechtern vor allem aus dem Stadtpatriziat genutzt wurde. Register der turnierfähigen Geschlechter, zumal poetische, waren beliebte Dokumente (vgl. Johann → Holland). P., dessen Familie – ein Zweig hatte durch Erwerb des Adelsguts Reichertshausen die Voraussetzung für den Aufstieg in den Adelsstand geschaffen – von genau diesen Distanzierungsbemühungen betroffen gewesen sein muss, bietet im zweiten Teil des Ehrenbriefes ein solches Register und führt seine eigene Familie darin nicht auf. Der Ehrenbrief ist eines der Hauptwerke der Ritterromantik des . Jh. und in seiner Gesamtheit in archaischen ‹Titurelstrophen› verfasst (in → Hadamars von Laber «gemainem thonn»). Er enthält sechs Teile: . ein Huldigungsgedicht an Mechthild (Str. .–); . das Geschlechterregister (Str. –); . Erläuterungen zum Brief, zum Zustand der Welt im Allgemeinen und zum Turnierwesen (Str. –); . die Liste der weltlichen und geistlichen Bücher in P.s Bibliothek samt Bemerkungen zu den Büchern, zu deren Austausch und Erwerb (Str. –); . Berichte über die Suche nach dem Grab → Wolframs von Eschenbach und den Besuch der Grabstätte Johanns von → Mandeville (Str. –); . Epilog (Str. –). Der Titel Ehrenbrief im Sinne einer Ehrenerklärung P.s für Mechthild ist vom Verfasser gewählt worden, um Gerüchten über Mechthilds Lebenswandel entgegenzutreten. Und in der Tat bietet der Text einige nicht undelikate Anspielungen auf Mechthilds schlechten Ruf. Das Eingangsgedicht ist formal wie inhaltlich traditionell als erotisch gefärbtes Liebesgeständnis gestaltet, dabei aber nicht frei von Ironie. Das Adelsregister enthält nur neun von insgesamt Familien, die nicht auch in den ‹Turnierreimen› Johann Hollands enthalten sind. mittlerweile ausgestorbene Geschlechter hat P. gegenüber der Vorlage gestrichen, der er im Verlaufe des Registers zunehmend enger folgt. Im Bücherverzeichnis ordnet P. bei der Aufstellung seiner Bücher demonstrativ die geistliche Literatur an zweiter Stelle ein. Am Anfang steht stattdessen der hö sche Roman und P.s bevorzugter
. Hälfte . Jh. Dichter Wolfram. Artus- und Gralsroman dominieren überhaupt die Sammlung. Damit korreliert auch die ‹Titurelstrophe›, denn der Jüngere Titurel (→ Albrecht) galt P. wie allen seinen Zeitgenossen als Werk Wolframs. P. bezeichnet die strophische Dichtung als «das Haupt ab teutschen puechen». Indem auch auf Mechthilds Bücher rekurriert wird, deren Au istung sie ihm zuvor zugesandt hat, erlaubt der Ehrenbrief nicht nur Rückschlüsse auf P.s eigene Bibliothek, sondern auch auf diejenige der Pfalzgrä n. Signi kant ist P.s Reaktion auf einzelne Bücher Mechthilds. Er bekennt, dass Titel ihm unbekannt seien, und formuliert seine Wertschätzung neuer literarischer Strömungen deutlich: «der neuen [puecher] acht ich nit zue keiner stunden» (Str. ). Die humanistisch interessierte, dem Modernen aufgeschlossene Mechthild und der konservativ ausgerichtete Liebhaber der ritterlichen Dichtung, dessen Beschwörung der hö schen Literatur fast schon Züge eines Don Quijote annimmt (Wilhelm Scherer [s. Lit., S. ] hat P. als «bairische[n] Reimgreis» verspottet), repräsentieren als Kontrastpaar zwei gegensätzliche literarische Interessenrichtungen der Mitte des . Jh. Als Werkeinheit zusammengehalten wird P.s Konglomerat unterschiedlicher Texte zunächst durch die gemeinsame Form, aber auch durch die ständige Präsenz sowohl der Adressatin als auch des Autors. P. evoziert durch Anreden und Komplimente in einer Mischung aus Eherbietung und vertraulicher Anzüglichkeit die Atmosphäre einer gebildeten Konversation zwischen dem kleinen niederen Adligen und der Erzherzogin. Wenn P. dabei das Ich des Ehrenbriefes in ironisch-hyperbolischer Manier als liebestoll, turnierversessen und büchernärrisch überzeichnet, so ist das einerseits Beleg seiner Fähigkeit, sich selbst ironisieren zu können, aber auch Ausweis seines ständischen Selbstbewusstseins, das für eine derartige Selbstdarstellung gefestigt genug ist. Für den rein privaten Gebrauch dürfte P. sein anspielungsreiches Musterstück spätma. hö scher Kultiviertheit kaum konzipiert haben. Und so wird P. von Dichtern erwähnt, zu denen über den Münchner Hof Beziehungen bestanden haben dürften: von Johann → Hartlieb, Michel → Beheim und Ulrich → Fuetrer. Für Fuetrer könnte er die Rolle eines Mentors ausgeübt haben. Dessen Stoffauswahl und die Verwendung der
. Hälfte . Jh. ‹Titurelstrophe› machen einen Ein uss P.s wahrscheinlich. Möglicherweise geht ein Verzeichnis von Namen literarisch-ritterlicher Figuren in einer Handschrift des Regensburger Kanonikers Ulrich Sattner (Wien, ÖNB, Cod. , vb) auf einen Besuch Sattners in der Bibliothek P.s zurück (Menhard [s. Lit.] bes. S. –). Über das relativ direkte Umfeld hinaus ist P. aber nur eine (bescheidene) Wirkung im heraldisch-genealogischen Bereich zuteilgeworden. Ü: München, BSB, Cgm (vormals Los Angeles und Malibu, The J. Paul Getty-Museum, Ms. Ludwig XV ; davor Köln, Slg. Ludwig, Cod. XV ; davor Herzogenburg, Stiftsbibl., Cod. ) S. – (Pap., Ende . Jh.); mit Farbabb. J. P.s mit Wappen auf Seite . Bildüberschrift: «Jacob Pütrich nent man Mich / zu Reichertzhausen hauset Ich / Ein Poet Teutsch nit vnlieblich». Der Cgm ist aus mehreren Hss. und einem zweiteiligen Druck zusammengebunden und könnte aus dem Besitz des niederösterreichischen Rittergeschlechts der Nothaft stammen. Der hsl. Teil enthält u. a. auch die Turnierreime Johann Hollands, Auszüge aus dem Stammbuch des Wigoläus Hundt und ein unvollendetes Wappenbuch. Beim Druck handelt es sich um das Turnierbuch Georg Rüxners (Frankfurt/M.: [Sigmund Feyerabend], [VD R f.]). – Faks.: BSB: J. P. v. R., Der Ehrenbrief. Cgm . Mit einer Einf. v. Klaus Grubmüller und einer Beschreibung der Hs. v. Ulrich Montag (Kulturstiftung der Länder. Patrimonia ). München . A: Raimund Duellius: Excerptorum genealogico-historicorum libri duo. Leipzig , S. –. – Theodor Georg von Karajan: Der Ehrenbrief des Jacob P.s v. Reicherzhausen an die Erzherzogin Mechthild. In: ZfdA () S. –, , hier S. –. – Arthur Götte: Der Ehrenbrief des J. P. v. R. an die Erzherzogin Mechthild. Diss. Straßburg . – Fritz Behrend/ Rudolf Wolkan: Der Ehrenbrief des P. v. R. (Veröff. der Ges. der Bibliophilen ). Weimar . – Martha Mueller: Der ‹Ehrendbrief› J. P.s v. R., die ‹Turnierreim› Johann Hollands, der ‹Namenkatalog› Ulrich Fuetrers. Texte mit Einleitung und Komm. Diss. New York , S. –. L: [Gustav] Roethe, ADB () S. –. – Ehrismann // () S. f. – K. Grubmüller, VL () Sp. –; () Sp. . – De Boor/Newald / () S. – und Reg. – Alois Schmid, LexMA
Püterich von Reichertshausen () Sp. . – Bernd Bastert, NDB () S. f. – Jens Haustein, Killy () S. f. – Johann Christoph Adelung: Jacob P. v. Reicherzhausen. Ein kleiner Beytrag zur Gesch. der dt. Dichtkunst im Schwäbischen Zeitalter. Leipzig . – Wilhelm Scherer: Die Anfänge des dt. Prosaromans und Jörg Wickram von Colmar (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgesch. der germ. Völker ). Straßburg/London , S. –. – Andreas Schmidtner: Zur Genealogie der P. In: Oberbayerisches Arch. für vaterländische Gesch. () S. –; () S. –. – Philipp Strauch: Pfalzgrä n Mechthild in ihren litterarischen Beziehungen. Ein Bild aus der schwäbischen Literaturgesch. des . Jh. Tübingen , S. –. – Reinhold Spiller: Stud. über Ulrich Füetrer. In: ZfdA () S. –, hier S. –. – Sigmund von Riezler: Gesch. Baierns. Bd. . Stuttgart/Gotha , S. –. – Samuel Singer: Zu Ulrich Füetrer. In: ZfdA () S. f. – Fridolin Solleder: München im MA. München (Nachdr. Aalen ) S. , . – Hermann Menhardt: Ein Spruch von den Tafelrundern. In: PBB (Tüb.) () S. –, –. – Heinz Lieberich: Landherren und Landleute. Zur politischen Führungsschicht Baierns im SpätMA (Schriftenreihe zur Bayerischen Landesgesch. ). München , S. , , Anm. . – Kurt Nyholm (Hg.): Die Gralepen in Ulrich Füeters Bearb. (DTM ). Berlin , S. XXVI. – Willi Strasser: Der turnierfähige Adel des Chamer Umlandes im Ehrenbrief des P. v. R. (). In: Die Oberpfalz () S. –. – Christelrose Rischer: Literarische Rezeption. Kulturelles Selbstverständnis in der dt. Lit. der ‹Ritterrenaissance› des . Jh. Unters. zu Ulrich Füetrers ‹Buch der Abenteuer› und dem ‹Ehrenbrief› des J. P. v. R. (Stud. zur Poetik und Gesch. der Lit. ). Stuttgart u. a. . – K. Grubmüller: Der Hof als städtisches Literaturzentrum. Hinweise zur Rolle des Bürgertums am Beispiel der Literaturges. Münchens im . Jh. In: Befund und Deutung. Zum Verhältnis von Empirie und Interpretation in Sprach- und Literaturwiss. FS Hans Fromm. Hg. v. K. Grubmüller u. a. Tübingen , S. –. – Peter Strohschneider: Ritterromantische Versepik im ausgehenden MA. Stud. zu einer funktionsgeschichtlichen Textinterpretation des ‹Mörin› Hermanns von Sachsenheim sowie zu Ulrich Fuetrers ‹Persibein› und Maximilians I. ‹Teuerdank› (Mikrokosmos ). Bern , S. –. – Frank Fürbeth: Johannes
Salomon und Markolf Hartlieb. Unters. zu Leben und Werk (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – B. Bastert: Der Münchner Hof und Fuetrers ‹Buch der Abenteuer›. Literarische Kontinuität im SpätMA (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. , S. –. – Alfred Karnein: Mechtild von der Pfalz as patroness. Aspects of female patronage in the early Renaissance. In: Medievalia et humanistica NF () S. –. – Andrea Klein: J. P. v. R. Herzoglicher Rat, Büchersammler, Dichter. In: Amperland. Heimatkundliche Vierteljahrsschr. für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck () S. –. – Christine Wand-Wittkowski: Briefe im MA. Der deutschsprachige Brief als weltliche und religiöse Lit. Herne , S. –. – Ulrich Gaier: Musenhof Rottenburg. Erzherzogin Mechthild, eine emanzipierte Frau im . Jh. In: Schwabenspiegel. Lit. vom Neckar bis zum Bodensee –. Bd. : Aufsätze. Hg. v. dems. u. a. Ulm , S. –. – C. Wand-Wittkowski: Pfalzgrä n Mechthild und ihr literarischer Zirkel. Ein Irrtum der Mediävistik. In: Internationales Arch. für Sozialgesch. der dt. Lit. () S. –. – Martin Przybilski/Sindy Müller: Lit. als Luxus. J. P. v. R. und der Münchner Herzogshof im . Jh. In: Trierer Beitr. aus Forschung und Lehre an der Univ. Trier , S. –. – Hartmut Kugler: Wolframs Grab und P. v. R. In: Wolfram von Eschenbach. Ein Hb. Bd. . Hg. v. Joachim Heinzle. Berlin/Boston , S. –. VZ Hayden, Gregor. – Verfasser einer dt. (bair.) Übersetzung der mlat. Prosaschrift Dialogus Salomonis et Marcol , zweite Hälfte . Jh. Über H., der sich am Ende seines Werkes (V. f.) als Autor nennt, gibt es keine gesicherten Kenntnisse. Der von ihm genannte Gönner (V. f. und V. ) war vielleicht Landgraf Friedrich VII. von Leuchtenberg († ). H.s Bearbeitung des Stoffes von Salomon und Markolf besteht in der Übertragung der mlat. Prosaschrift → Dialogus Salomonis et Marcol (. Jh.) in volkssprachige (bairische) Reimpaarverse. Wie die Vorlage, die eine breite Rezeption in lat. und verschiedenen volkssprachigen Versionen erfuhr, gliedert sich H.s Übersetzung des Schwankromans in zwei Teile. Neu sind ein Prolog (V. –) und ein Epilog (V. –). Die Begegnung zwischen Salomon und Markolf deutet H. in entscheidenden Zügen um und setzt eigene Akzente. Bei ihm umfasst der Wortstreit
. Hälfte . Jh. zwischen «weisheit» und «listigkeit» Spruchpaare. Nach seinen Belehrungen spielt Markolf Salomon eine Reihe von Streichen; in einer überraschenden Schlusswendung wird er in den Kreis der Ratgeber des Königs aufgenommen. Zu den Bearbeitungsformen H.s zählen Auslassungen (u. a. Backofenstreich), Zusätze, Reduktionen und Umstellungen. Nach Eming folgen sie «einer poetologischen Strategie, die als ‹lehrhafte Deutung› nur unzureichend charakterisiert ist» (S. ). Ü: München, BSB, Cgm , r–v [r–r sind leer] (Pap., aus drei verschiedenen Teilen zusammengebunden, vermutlich um ; Teil [r–vb] mit H.s Salomon und Markolf: zwei Schreiber, zweite Hälfte . Jh., oberpfälzisch und oberpfälzisch-böhmisch, zum Teil schwäbisch beein usst); vgl. Griese, S. –. A: Narrenbuch. Hg. und erl. v. Felix Bobertag (Dt. National-Litteratur ). Berlin/Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. – (sehr fehlerhaft). L: Michael Curschmann, VL () Sp. f. – De Boor/Newald /, . – Claudia Händl, Killy () S. . – Ernst Schaubach: G. H.s ‹Salomon und Marcolf›. Diss. Leipzig (unzulänglich). – Irmgard Meiners: Schelm und Dümmling in Erzählungen des dt. MA (MTU ). München , bes. S. –. – Werner Lenk: Grundzüge des Menschenbildes. In: Ingeborg Spriewald u. a.: Grundpositionen der dt. Lit. im . Jh. Berlin/Weimar , S. –, hier S. –. – Sabine Griese: Salomon und Markolf. Ein literarischer Komplex im MA und in der frühen Neuzeit. Stud. zur Überl. und Interpretation (Hermaea NF ). Tübingen , S. – und Reg. – Jutta Eming: Arbeit am Anti-Helden. Zu G. H.s Versversion von ‹Salomon und Markolf›. In: Texttyp und Textproduktion in der dt. Lit. des MA. Hg. v. Elizabeth Andersen u. a. (Trends in Medieval Philology ). Berlin/New York , S. –. BJ Salomon und Markolf. – Schwankroman in Prosa, zweite Hälfte . Jh. Der möglicherweise im späten . Jh. entstandene mlat. Schwankroman → Dialogus Salomonis et Marcol erlebte im MA zahlreiche Neubearbeitungen. Dazu zählt neben dem dt. Versroman → Salomon und Markolf auch die dt. Prosabearbeitung S. u. M. Sie war für lange Zeit die populärste dt. Bearbeitung des Dialogus. Die handschriftliche Überlieferung umfasst vier Textzeugen aus der
. Hälfte . Jh. zweiten Hälfte des . Jh. Sie werden von der Forschung mit jeweils unterschiedlichen lat. Vorlagen in Verbindung gebracht und enthalten daher voneinander abweichende Textfassungen. Handschrift M folgt weitgehend originalgetreu einer Kurzfassung des lat. Dialogus; sie wird einem schulischen Entstehungskontext zugeordnet. Die für Ortolf von Trenbach geschriebene Handschrift A orientiert sich ebenfalls sehr an seiner lat. Vorlage, kürzt S. u. M. aber stellenweise. Der Text in der von Dietrich Stoß stammenden Handschrift L gilt als stark bearbeitet und gerafft. Handschrift M enthält nur den Anfang von S. u. M. Besonders umfangreich ist die einsetzende Drucküberlieferung des Schwankromans. Die Drucke sind zumeist hochdt., doch sind auch nd. und niederfränkische Ausgaben bekannt. Viele Drucke enthalten Holzschnitte, deren Programm auch der Text des Schwankteils angepasst wurde. Der erste Teil des Werks – das Streitgespräch zwischen S. und M. – ist hingegen textlich stabiler und umfasst rund Spruchpaare. Insgesamt weisen die Drucktexte aber deutliche Unterschiede auf. Die Forschung unterscheidet vier gedruckte Grundfassungen von S. u. M.: Am wichtigsten sind die Frag vnd antwort kunig Salomonis vnd marcolfy (u. a. in GW ) und die Red vnd widerred Salomonis vnd marcolfy (u. a. in GW ). Hinzu kommt eine nd. Druckfassung aus Köln (GW ), die mit einem Hamburger Druck (VD S ) verwandt ist. Ein nd. Druck aus Stendal (GW ) gilt als Mischung aus dem früheren nd. Text und einer hochdt. Fassung. Titel guren des Romans sind der biblische König S. und der bäuerliche M., der mit seiner Frau Politana an S.s Hof kommt. Dort führen M. und der König zunächst ein längeres Streitgespräch, das M. als ebenbürtigen Gegenpart zu S. etabliert: Der König äußert lehrhaft-erbauliche Sprüche, denen M. konfrontativ spruchhafte Derbheiten entgegensetzt. Diese imitieren oft die formale Struktur von S.s Sprüchen, konterkarieren jedoch parodistisch deren Inhalt. Zuletzt gibt der König auf, freilich ohne M.s Überlegenheit zuzugeben. Der Rest des Romans besteht aus Schwankepisoden, in denen M. gegenüber S. wiederholt seine Schläue unter Beweis stellt und über den König triumphiert. So benutzt der misogyne M. einmal seine eigene Schwester, um Frauen als nicht vertrauenswürdig zu denunzieren. Später hetzt er eine ganze Gruppe von Frauen gegen S. auf, um auch den König
Salomon und Markolf zum Frauenfeind zu machen. Dies gelingt M. zunächst, doch durchschaut S. zuletzt M.s Inszenierung. Der König lässt M. zur Strafe für dessen Streiche vom Hof vertreiben, doch bleibt M. hartnäckig in der Nähe S.s. Sogar einem königlichen Todesurteil kann M. entgehen: S. will ihn erhängen lassen, erlaubt M. aber die Auswahl des Baums für seine Hinrichtung. Da M. trotz intensiver Suche keinen passenden Baum ndet, wird er von den Männern des Königs schließlich freigelassen. In den Druckfassungen darf M. am Ende an S.s Hof bleiben. Anders als in der Versbearbeitung von S. u. M. fehlt hier eine abschließende Episode nach der Handlung von → Salman und Morolf. S. u. M. wurde früher oft als «Volksbuch» bezeichnet, wird heute aber als Schwankroman kategorisiert. Die Komik des Werkes beruht auf der Kontrastierung zweier radikal unterschiedlicher Figuren. S. wird als weiser und gerechter Herrscher gezeichnet, M. hingegen als grobschlächtig und hässlich. M. ist eine ebenso listige wie skrupellosbösartige Gestalt, die sich von S.s Rang nicht beeindrucken lässt. W¨ahrend S. oft naiv und weltfremd erscheint, weiß M. die Schwächen des Königs schlau auszunützen. Obwohl M. dem König an Macht und Wohlstand eindeutig unterlegen ist, geht er aus ihren Konfrontationen meist als Sieger hervor. Dabei besitzt er keineswegs völlige Narrenfreiheit, was zuletzt zu S.s Todesurteil für M. führt – dem M. freilich durch eine List entgehen kann. Obgleich M. also oft moralisch fragwürdig handelt, machen die Verfasser und Bearbeiter von S. u. M. ihn nicht zum Objekt bessernder Strafen oder lassen ihn einen Erkenntnisprozess durchlaufen. Vielmehr bleibt M. sich selbst treu und gleicht in seiner charakterlichen Starre anderen Schwankund Schalk guren wie Ulenspiegel. S. u. M. erfuhr bis ins . Jh. mehr als zwanzig gedruckte Neuau agen. Kenntnis des Stoffs ist u. a. bei Hans → Folz, Hans Sachs, Johannes → Pauli, Zacharias Bletz, Martin Luther, Johannes Agricola und späteren Autoren nachgewiesen worden. Die Forschung hat u. a. die komplexen Überlieferungszusammenhänge des Texts sowie seine Beziehungen zum lat. Dialogus und zu den anderen dt. Bearbeitungen untersucht. Ü: M: München, BSB, cgm , v–r (Pap., um –, nordbair.; nur Anfang von S. u. M.). – M: München, BSB, cgm , vb–vb (Pap., Eintrag von S. u. M. um
Salomon und Markolf –, bair.-österr.). – A: Alba Julia, Bátthyáneum, cod. R I (Kat.-Nr. ), r–v (Pap., , bair.-österr.). – L: Leipzig, UB, Rep. II. , r–v (Pap., , ostmitteldt.). – Zur Überl. und zur Datierung von M vgl. Griese . D: Ma. Drucke: GW –, f., N, N. – Frühneuzeitliche Drucke in VD. – Beispiele für frühe Drucke: Nürnberg: Marx Ayrer, [] (GW ). – Stendal: Joachim Westval, [] (GW , nd.). – [Köln: Johann Koelhoff d. Ä., um ] (GW , nd.). – [Nürnberg: Peter Wagner, um ] (GW ; frühere Zuschreibung [Nürnberg: Marx Ayrer, um –], vgl. dazu Schanze , s. u.). – [Leipzig: Konrad Kachelofen, um /] (GW ). – Augsburg: Johann Schobser, [] (GW ). – [Hamburg: Drucker des Jegher, um ] (VD S ). Vgl. auch Bodo Gotzkowsky: ‹Volksbücher›. Prosaromane, Renaissancenovellen, Versdichtungen und Schwankbücher. Bibliographie der dt. Drucke. Tl. : Drucke des . und . Jh. (Bibliotheca bibliographica Aureliana ). Baden-Baden , S. – (vgl. dazu: Frieder Schanze, in: PBB [] S. –); Griese (s. Lit.). A: Narrenbuch. Hg. v. Friedrich Heinrich von der Hagen. Halle/Saale , S. –, – (umstrittene Ausg.). – S. u. M. Ein Schwank des MA. Mit Holzschnitten der Zeit. Regensburg []. – Drei Kölner Schwankbücher aus dem XVten Jh. Stynchyn van der Krone. Der boiffen Orden. Marcolphus. Hg. v. Johann J. A. A. Frantzen. Utrecht . – Michael Curschmann: Marcolfus dt. Mit einem Faks. des Prosa-Drucks von M. Ayrer (). In: Kleinere Erzählformen des . und . Jh. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger. Tübingen , S. –, hier S. – (Faks.). – Griese (s. Lit.) S. , –. – Außerdem Teilausg. der Holzschnitte; Verz. bei Curschmann (s. Lit.). L: Weitere und ältere Lit. u. a. bei Curschmann und Griese . – Ehrismann / () S. –. – M. Curschmann, VL () Sp. –. – Ulrich Mattejiet u. a.: Salomon. In: LexMA () Sp. –. – Werner Röcke, EM () Sp. –. – Ders., Killy () S. f. – Salomon et Marcolfus. Krit. Text mit Einleitung, Anm., Übersicht über die Sprüche, Namen- und Wörterverz. Hg. v. Walter Benary. Heidelberg , passim. – Hilde Hügli: Der dt. Bauer im MA, dargestellt
. Hälfte . Jh. nach den dt. literarischen Quellen vom .–. Jh. Bern , S. –. – Giovanni Luigi Biagioni: Marcolf und Bertoldo und ihre Beziehungen. Ein Beitr. zur germ. und romanischen MarcolfLit. Köln , S. – u. ö. – Joachim Kilian: Stud. zu den Hamburger nd. Volksbüchern von . In: NdJb () S. –. – Eckehard Catholy: Das Fastnachtspiel des SpätMA. Gestalt und Funktion (Hermaea NF ). Tübingen , S. – u. ö. – Werner Lenk: Zur SprichwortAntithetik im S.-M.-Dialog. In: Forschungen und Fortschritte () S. –. – Irmgard Meiners: Schelm und Dümmling in Erzählungen des dt. MA (MTU ). München , S. –, –. – Klaus Grubmüller: Elemente einer literarischen Gebrauchssituation. Zur Rezeption der aesopischen Fabel im . Jh. In: Würzburger Prosastud. . Unters. zur Lit. und Sprache des MA. FS Kurt Ruh. Hg. v. Peter Kesting. Würzburg , S. –. – Hartmut Beckers: Mnd. Lit. Versuch einer Bestandsaufnahme . In: Nd. Wort () S. –, hier S. –. – Maria Corti: Models and Antimodels in Medieval Culture. In: New Literary History () S. –. – W. Röcke: Die Freude am Bösen. Stud. zu einer Poetik des dt. Schwankromans im SpätMA. München , S. –. – Siegfried Grosse/Ursula Rautenberg: Die Rezeption ma. dt. Dichtung. Eine Bibliogr. ihrer Übersetzungen und Bearb. seit der Mitte des . Jh. Tübingen , S. f. – M. Curschmann: M. tanzt. In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – Curschmann (s. Ausg.). – Wolfgang Spiewok: Vom Salman zum Salomon, vom Morolf zum Markolf. In: Schelme und Narren in den Literaturen des MA. Hg. v. dems./Danielle Buschinger. Greifswald , S. –. – Heidy Greco-Kaufmann: ‹Vor rechten lütten ist guot schimpfen›. Der ‹Luzerner Marcolfus› und das Schweizer Fastnachtspiel des . Jh. Bern u. a. , passim. – Sabine Griese: S. u. M. Ein literarischer Komplex im MA und in der frühen Neuzeit. Stud. zu Überl. und Interpretation (Hermaea NF ). Tübingen . – Dies.: Natur ist stärker als Erziehung. M. beweist ein Prinzip. In: Natur und Kultur in der dt. Lit. des MA. Colloquium Exeter . Hg. v. Alan Robertshaw/Gerhard Wolf. Tübingen , S. –. – Rüdiger Brandt/Henning Wuth: Markolf. In: MA-Mythen : Verführer, Schurken, Magier. Hg. v. Ulrich Müller/Werner Wunderlich. St. Gallen , S. –. – W.
. Hälfte . Jh. Röcke: Die Gewalt des Narren. Rituale von Gewalt und Gewaltvermeidung in der Narrenkultur des späten MA. In: Die Kultur des Rituals. Inszenierungen, Praktiken, Symbole. Hg. v. Christoph Wulf/Jörg Zirfas. München , S. –. – S. Griese: ‹Valde turpissimus et deformis sed eloquentissimus›. M.s Auftreten und seine Gegner. In: Komik und Sakralität. Aspekte einer ästhetischen Paradoxie in MA und früher Neuzeit. Hg. v. Anja Grebe/Nikolaus Staubach. Frankfurt/M. , S. –. – Solomon and Marcolf. Hg. v. Jan M. Ziolkowski. Cambridge/Mass. u. a. , passim. MM Der Landstreicher im Hurenhaus. – Schwankmäre, vor . Das Schwankmäre aus dem . Jh. ist anonym in einer Münchner Handschrift überliefert. Mitten im Text wurden sechs Blätter herausgeschnitten, weshalb nur noch der Anfang ( Verse) und der Schluss ( Verse) erhalten sind. Die Verstümmelung des Texts erfolgte möglicherweise, um als anstößig wahrgenommene Verse zu entfernen. In dem noch vorhandenen Anfangsteil berichtet ein Landstreicher, wie er hungrig und mittellos ein Bordell in Speyer besuchte. Im Schlussteil schildert er seinen neuen Wohlstand, den er im Bordell mit Liebesdiensten an Prostituierten erworben haben will. Das Epimythion rät Männern in unglücklichen Umständen, bei Frauen ihr Heil zu suchen, da diese für Liebesdienste zahlen würden. Das Märe hebt sich durch seine direkte Publikumsansprache von anderen Schwankmären ab. So entsteht die Fiktion eines Fahrenden, der vor Publikum seine angeblichen Abenteuer erzählt. Die Forschung hat den Text verschiedentlich der «tradition vivante» zugerechnet. Ü: München, BSB, Cgm , v–r (Pap., um , ostschwäbisch). A: Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. f., (Nr. ,), Tf. . – OnlineFaks. von cgm : BSB München [o. J.], http:// daten.digitale-sammlungen.de/bsb/. L: Kurt Illing, VL () Sp. f. – Rosmarie Leiderer: Wilhalm von Orlens. Eine Reimpaarerzählung aus dem . Jh. Berlin , S. –. – Heinz Mundschau: Sprecher als Träger der ‹tradition vivante› in der Gattung ‹Märe› (GAG ). Göppingen , S. . – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges.
Der Landstreicher im Hurenhaus und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. , . – Sebastian Coxon: Gelächter und Gesundheit. Humanistische Thematik im ‹Quacksalber› des Hans Folz. In: Humanismus in der dt. Lit. des MA und der frühen Neuzeit. XVIII. Anglo-German Colloquium, Hofgeismar . Hg. v. Nicola McLelland. Tübingen , S. –, hier S. f. MM Liebesabenteuer in Konstanz. – Märe, . Jh. Das Reimpaarverse umfassende Märe ist anonym in einer Nürnberger Handschrift überliefert. Der Text entstand wahrscheinlich während des . Jh. im ostschwäbischen Raum. Im Mittelpunkt steht ein Ich-Erzähler namens Hans. Dieser ältere Mann berichtet in einem Wirtshaus auf Wunsch von drei Gesellen über seine amourösen Erlebnisse. Er beklagt sich zunächst über das Fehlen von echter Liebe und Treue bei den Frauen. Im Hauptteil seiner Erzählung berichtet er von seinem Besuch bei einer jungen Prostituierten in Konstanz. Er habe die Frau zunächst bezahlt und sich auf den Beischlaf vorbereitet, jedoch sei die Prostituierte dann mit seinem Geld davongelaufen und habe im Pfarrhaus übernachtet. Er selbst habe Konstanz ohne sein Geld wieder verlassen. Abschließend erklärt Hans, junge Frauen und ältere Männer passten nicht zusammen. Der Text zeichnet sich durch den bewussten Gebrauch rhetorischer Stilmittel aus (u. a. Anaphern, Antithesen). Charakteristisch für den Text sind weiterhin die Form der Ich-Erzählung, eine Tendenz zum Realismus und die Verwendung von Figuren niedrigen Standes (etwa Prostituierte) als Handlungsträger. Letzteres erinnert als das Schwankmäre vom → Landstreicher im Hurenhaus. Ü: Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. Merkel ° , v–r (Pap., –, Schreiber: Valentin Holl). A: Hanns Fischer (Hg.): Die dt. Märendichtung des . Jh. (MTU ). München , S. –, (Nr. ). L: Kurt Illing, VL () Sp. f. – Heinz Mundschau: Sprecher als Träger der ‹tradition vivante› in der Gattung ‹Märe› (GAG ). Göppingen , S. –. – Heribert Hoven: Stud. zur Erotik in der dt. Märendichtung (GAG ). Göppingen , S. f. – Hanns Fischer: Stud.
Verschwiegene Liebe zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. , . – Hans-Joachim Ziegeler: Erzählen im SpätMA. Mären im Kontext von Minnereden, Bispeln und Romanen (MTU ). München/Zürich , S. f. u. ö. – Monika Jonas: Der spätma. Versschwank. Stud. zu einer Vorform trivialer Lit. Innsbruck , S. f. u. ö. – Klaus Grubmüller: Die Ordnung, der Witz und das Chaos. Eine Gesch. der europäischen Novellistik im MA: Fabliau – Märe – Novelle. Tübingen , S. –. – Sebastian Coxon: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages. German Comic Tales –. London , S. , u. ö. MM Redlichkeit und Eigenwillen. – Weltlich-didaktische Rede, wohl . Jh. Fischer zählt das kurze Streitgedicht – wie auch → Zucht und Zuchtlosigkeit – zur Gruppe der «weltlich-didaktischen Reden». Der Streit wird in Reimpaaren zwischen «Redlichait» und «Eygenwill» ausgetragen und endet belehrend: «Aber Ich will nit prechen aigen willen / Armuot vnd Ellendt mag den stillen.» Ü: Augsburg, Staats- und Stadtbibl., Cim. [früher ° Cod. Halder ], Bl. – (ca. –, ostschwäbisch [?]). L: Adelbert von Keller (Hg.): Fastnachtspiele aus dem . Jh. Bd. (Bibl. des Litterarischen Ver. Stuttgart ). Stuttgart (Nachdr. Darmstadt ) S. f. (zit.). – Hanns Fischer: Stud. zur dt. Märendichtung. ., durchges. und erw. Au . besorgt v. Johannes Janota. Tübingen , S. Anm. . FA Spottgedicht auf die Kölner Advokaten. – Satirische Reimpaardichtung, /. Das mit Versen nur fragmentarisch überlieferte Werk lässt sich anhand angeführter Personennamen relativ sicher datieren. In scharfer Form wendet sich der anonyme Verfasser, der dem einfachen Kölner Bürgertum enstammen dürfte, gegen die Kölner Anwälte, die er der Geldgier und Bestechlichkeit bezichtigt. Das Gedicht wird mit einer Warnung vor der geistlichen Gerichtsbarkeit eingeleitet, bevor aus der Ich-Perspektive von negativen Erfahrungen mit zum Teil namentlich genannten Advokaten berichtet wird. Außer den unverschämten Honoraren wirft der Anonymus kurz vor Abbruch des Textes den Rechtsvertretern auch vor,
. Hälfte . Jh. bei Gericht nur Lat. zu sprechen, so dass der Klient der Verhandlung nicht folgen könne. Der Text ist daher auch ein aufschlussreiches Dokument der Rezeption des römischen Rechts im dt. Gerichtswesen des . Jh. Ü: Darmstadt, ULB, Hs. , v (Pap., letztes Drittel . Jh., ripuarisch [aus Köln]). A: Johannes Bolte: Ein S. a. d. K. A. In: NdJb () S. –. L: Hartmut Beckers, VL () Sp. f. VZ Verschwiegene Liebe. – Gespräch über den Sinn zurückhaltender Minnezusagen, früheste Überlieferung um –. Die Minnerede ist in sieben Handschriften aus dem Raum Augsburg/Nürnberg überliefert (kaum signi kante Varianz; in den Handschriften Mü, M, Nü leicht veränderte Schlussverse). Der Sprecher berichtet, wie er auf der Suche nach Zerstreuung einer Dame begegnet. Als er sie erkennt, macht er ihr den Vorwurf, dass sie vor kurzem sehr lange gezögert habe, bevor sie den Dienst eines edlen Mannes angenommen habe. Es sei eine schlechte Eigenschaft der Damen, sich am Dienst zu erfreuen ohne sich durch eine feste Zusage zu binden. Die Dame rechtfertigt sich mit der Angst vor der Wankelmütigkeit, Unaufrichtigkeit und Prahlsucht der Männer: Ihre Zurückhaltung sei nur der Vorsicht geschuldet, eine genaue Prüfung der Werber notwendig. Sie schließt mit einem Preis ihres Geliebten und einem Segenswunsch für ihre Beziehung. Der Sprecher entschuldigt sich für seine Schelte und dank ihr für ihre Lehre. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. fol. , r–v ( Verse) (Be). – Leipzig, UB, Ms. Apel , r–v ( Verse) (Le). – München, BSB, Cgm , v–hv ( Verse) (Mü). – Ebd., Cgm , v–v ( Verse) (Mü). – Nürnberg, Germ. Nationalmuseum, Hs. a, r–v ( Verse) (Nü). – Prag, Knihovna Národního muzea, Cod. X A , r–r ( Verse) (Pr). – Wernigerode, Fürstl. Stolbergische Bibl., Cod Zb m [verschollen], r–r (ca. Verse) (Wg). A: Carl Haltaus (Hg.): Liederbuch der Clara Hätzlerin (Bibl.dt.Nat.-Lit. ). Quedlinburg/ Leipzig (Neudr. Berlin , mit einem Nachw. v. Hanns Fischer [Dt. Neudrucke. Reihe: Texte des MA]) S. – (Nr. II ; nach
. Hälfte . Jh. Pr). – Karl Geuther: Stud. zum Liederbuch der Klara Hätzlerin. Halle/Saale , S. f. (Teiledition der Verse – nach Pr mit Lesarten von Mü, Mü und Wg) und S. (Teiledition der Schlussverse von Wg). L: Jürgen Schulz-Grobert VL () Sp. f. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Geuther (s. Ausg.) S. , –. – Katharina Wallmann: Minnebedingtes Schweigen in Minnesang, Lied und Minnerede des . bis . Jh. (Mikrokosmos ). Frankfurt/M. u. a. , S. . JK Warnung an hartherzige Frauen. – Schilderung eines Minnepalasts, Überlieferung –. Die unikal im sog. → Königsteiner Liederbuch überlieferte Minnereden-Großform besteht im Kern aus einer bearbeitenden Übersetzung des . Dialogs («Loquitur nobilis nobili») aus → Andreas Capellanus’ De amore (Buch I,). In diesem Dialog versucht ein Ritter, eine sich gegen die Liebe sträubende Dame umzustimmen – zunächst mit einer allegorischen Ausdeutung des Minnepalastes, dann mit einer Erzählung von seiner Begegnung mit einem Zug der toten Frauen, angeführt von Frau Venus. Die Schilderung der Qualen und Erniedrigungen, die die hartherzigen Frauen – anders als die vorbildlich und tugendhaft Liebenden – in Minnepalast wie im visionär geschauten Jenseits zu erdulden haben, bewirkt einen Sinneswandel bei der Dame. Im Vergleich zu Capellanus sind die minnekasuistischen Passagen teilweise gekürzt, narrative Elemente und Beschreibungen ausgebaut. Vor allem aber wird die die Übersetzung in einer für die Minnereden gattungstypischen Rahmung präsentiert: Der Sprecher will das Streitgespräch im Verborgenen belauscht haben, als er sich mit einer hö schen Gesellschaft auf einer ‹Brunnenfahrt› befand. In Vorrede und Epilog stilisiert er sich zum Lehrer und Warner und kennzeichnet den in den Jahren nach (vgl. V. f.) entstandenen Text als Auftragswerk einer ungenannten Geliebten. Im Epilog nennt sich der anonyme Autor «armer Schoff thor» (V. ). Versuche der Forschung, ihn mit Erhard → Wameshaft zu identi zieren, beruhen auf der gemeinsamen Überlieferung mit einem Werk Wameshafts im Königsteiner Liederbuch. Ü: Berlin, SBB, Ms. germ. quart. , r–r ( Verse). A: Sophie Brentano: Bunte Reihe kleiner Schr. Frankfurt/M. , S. – – Alfred
Warnung an hartherzige Frauen Karnein (Hg.): Des armen Schoffthors ‹Warnung an hartherzige Frauen› (TspMA ). Berlin , S. –. L: Frank Fürbeth, VL () Sp. –. – Klingner/Lieb () Nr. B. – Adolf Bach: Eine Minneallegorie Erhard Wameshafts (Waneshafts?) verfaßt um in Königstein im Taunus. In: Nassauische Annalen () S. –. – Adolf Karnein: De Amore deutsch. Der Tractatus des Andreas Capellanus in der Übersetzung Johann Hartliebs. München , S. –. – Ingeborg Glier: Artes amandi. Unters. zu Gesch., Überl. und Typologie der dt. Minnereden (MTU ). München , S. –. – Melitta Rheinheimer: Rheinische Minnereden. Unters. und Edition (GAG ). Göppingen , S. f. – A. Karnein: De amore in volkssprachlicher Literatur. Unters. zur Andreas-Capellanus-Rezeption in MA und Renaissance (GRM. Beiheft ). Heidelberg , S. –. – Ernst Erich Metzner: Architektonische und literarische ‹Frühestrenaissance› südlich des Untermains im kurpfälzischkatzenelnbogischen Kontext. In: Jb. für Internationale Germanistik () H. , S. –. JK Affenschmalz. – Pseudonym und Begriff, der im . und . Jh. verbreitet war. Im SpätMA und in der Frühen Neuzeit scheint A. weit verbreitet und als Pseudonym wie als Begriff gleichermaßen beliebt gewesen zu sein – in geistlichen Texten stellt er den ungläubigen Narren dar. So erhielt beispielsweise ein Heinrich von Killer zu Ringelstein den Beinamen, als er in Italien als päpstlicher Söldnerführer diente (vgl. Kraus). Bei einem Spruchgedicht von Eberhard → Windeck ist am Ende A. als Berichterstatter genannt, der den Text veranlasst haben soll (vgl. Liliencron, s. Ausg.). Eine parodistische Lasstafel von aus Nürnberg zeigt einen Esel, der mit einer Sichel einen Affen zur Ader lässt, während ein weiterer Affe Kräuter im Mörser verarbeitet: A. ist dabei die Medizin, die hergestellt wird (vgl. München, s. Überl.). A. wurde als ‹Zutat› in unsinnigen Rezepten des Öfteren verwendet: In dem Fastnachtspiel Narren gießen (. Jh.) von Jörg Wickram etwa bedeutet «ein pfundt affen schmaltz» den teu ischen Anteil, der zum Anfertigen neuer Narren benötigt wird (vgl. Baro). Ferner ndet der Name in einem Spruch Erwähnung, der in
Heinrich von Rang → Bollstatters Spruchsammlung aufgezeichnet ist (vgl. London, s. Überl.). Ü: London, British Library, MS Add. , r (Pap., vor ; Schreiber: Konrad Bollstatter). – München, BSB, Einbl. Kal. zm. A: Liliencron () S. – (Nr. ). – Einblattdrucke des fünfzehnten Jh. Ein bibiogr. Verz. Hg. v. Kommission für den Gesamtkat. der Wiegendrucke (Slg. bibliothekswiss. Arbeiten /). Halle (Nachdr. ) Nr. , S. f. – Falk Eisermann: Verz. der typographischen Einblattdrucke des . Jh. im Heiligen Römischen Reich Dt. Nation. VE . Bd. . Wiesbaden , S. . L: Jürgen Dittmar, VL () Sp. f. – Johann Adam Kraus: Ringinger Burgbewohner. In: Hohenzollerische Heimat () S. . – Silvia P ster: Parodien astrologischprophetischen Schrifttums –. Textform – Entstehung – Vermittlung – Funktion (Saecula spiritalia ). Baden-Baden . – Christine Baro: Von Idiotie bis Ironie. Figurationen des Narren in Dramatik und Epik am Beispiel von Jörg Wickram. In: Der Narr in der dt. Lit. im MA und in der Frühen Neuzeit. Kolloquium in Nancy (.–. März ). Hg. v. Jean Schillinger (Jb. für Internationale Germanistik. Reihe A, Kongressber. ). Bern , S. –, hier S. . FA Heinrich von Rang, * , † .. Augsburg. – Verfasser eines Stadtratsgedichts. H. ist durch Eigennennung als Autor eines Gedichts in → Bollstatters Spruchsammlung identi zierbar. Im Text gibt er auch an, im Dienst der Stadt Aalen zu stehen. Weitere Angaben zu H. ergeben sich aus einer Münchner Handschrift, die sein Sohn Wilhelm von Rang anlegte. Danach war H. Mitglied der Familie von Rechenberg, Truchsessen der Grafen von Öttingen mit Stammsitz bei Ostheim/Gunzenhausen. H. wurde Präfekt in Westhausen und lebte seit im Augsburger Kloster St. Ulrich und Afra, wo sein Sohn später Mönch war. Die Forschung hat auch eine Tätigkeit H.s als Stadtschreiber von Aalen vermutet, die er vor oder nach seiner Präfektur ausgeübt haben könnte. H.s Text umfasst Reimpaarverse und wird meist als Stadtratsgedicht kategorisiert. Bereits in der ersten Zeile des Werkes beruft sich H. auf → Thomas von Aquin und Seneca als Autoritäten. Der Dichter nennt danach jeweils vier löbliche,
. Hälfte . Jh. schädliche, selig und unselig machende Dinge. Er lobt u. a. Tugendhaftigkeit und Gottesfurcht, tadelt aber Lügenhaftigkeit und Ungehorsam. Im Anschluss gibt H. neuen Stadtratsmitgliedern Anweisungen und Ratschläge für ihre Arbeit. So ermahnt er sie zu Fleiß, Gehorsam und Hö ichkeit. Im Epilog ruft H. lobend Gott an und identi ziert sich als Verfasser des Gedichts. Insgesamt wird der Text von der Forschung in die Nähe von Stadtregimentslehren, Ratsordnungen und örtlichen Rechtsschriften als möglichen Quellen gerückt. Dies wird u. a. mit der juristischen Färbung der Sprache des Gedichts begründet. Da Stadtratsgedichte ansonsten nur wenig überliefert sind, wird H.s Text durchaus literaturgeschichtliche Bedeutung zugesprochen. Ü: London, British Library, Ms. Add. , v–r (Pap., /, Schreiber: Konrad → Bollstatter). – Biogr. Angaben über H. von seinem Sohn Wilhelm in München, BSB, clm ; vgl. Gärtner (s. Lit.). A: Gärtner (s. Lit.). L: Kurt Gärtner, VL () Sp. –. – Ders.: Das Stadtratsgedicht H.s v. R. In: Aalener Jb. Hg. v. Geschichts- und Altertumsver. Aalen. Aalen , S. –. – Volker Honemann: Die Stadt bei Johannes Rothe und Hermann Bote. In: Hermann Bote. Städtisch-hansischer Autor in Braunschweig –. Beitr. zum Braunschweiger Bote-Kolloquium . Hg. v. Herbert Blume/Eberhard Rohse. Tübingen , S. –, hier S. (wieder in: Literaturlandschaften. Schr. zur deutschsprachigen Lit. im Osten des Reiches. Hg. v. Rudolf Suntrup u. a. Frankfurt/M. , S. –, hier S. ). – Klaus Graf: Ordensreform und Lit. in Augsburg während des . Jh. In: Literarisches Leben in Augsburg während des . Jh. Hg. v. Johannes Janota/Werner WilliamsKrapp. Tübingen , S. –, hier S. Anm. . – Siglinde Buchner: H. v. R., ein vergessener Dichter aus der Familie von Rechenberg. In: Alt-Gunzenhausen () S. –. – Heike Bierschwale/Jacqueline van Leeuwen: Wie man eine Stadt regieren soll. Dt. und ndl. Stadtregimentslehren des MA. Frankfurt/M. u. a. , S. f. u. ö. – Wolfgang Augustyn: Zu einem astronomisch-medizinischen Hdb. aus dem SpätMA (München, BSB, cod. lat. mon. ). Ein Vorber. In: Rondo. FS Peter Diemer. Hg. v. W. Augustyn/Iris Lauterbach. München , S. –, hier S. , (Anm. f.). MM
. Hälfte . Jh. Balderer, Simon. – Verfasser eines Stadtratsspruchs. In → Bollstatters Spruchsammlung ist ein achtzeiliger Stadtratsspruch enthalten, der in der Sammlung B. zugeschrieben wird. B. selbst ist nur über diese Zuschreibung nachweisbar. Der in Paarreimen verfasste Spruch lobt ohne Nennung von Namen jene Städte, in deren Ratsgremien die jungen Mitglieder den Ratschlägen der alten Mitglieder folgen. Wo die jungen Räte sich hingegen die Weisheit Älterer anmaßen, drohen nach dem Spruch verderbliche Konsequenzen, nämlich Unheil, Schande und sogar Tod. Ü: London, British Library, Ms. Add. , r (Pap., /, ostschwäbisch, Hs. v. Konrad Bollstatter). A: Robert Priebsch, VL () Sp. (Spruch im B.-Artikel zit.). – Kurt Gärtner: Das Stadtratsgedicht Heinrichs von Rang. In: Aalener Jb. . Hg. v. Gesch.- und Altertumsver. Aalen. Stuttgart/Aalen , S. –. L: Kurt Gärtner, VL () Sp. f. MM Laitschuch, Hans. – Verfasser eines Reimpaarspruches (?), . Jh. Auf einem Handschriftenfragment des . Jh. ndet sich als Schriftprobe die Aufzeichnung von vier obd. Versen: «Do adam hawt vnd eua span / wer was do vnselig man / Das was ein vnselager knab / Es waz ein allter swarcz rab». Darunter ist vermutlich als Verfasserangabe notiert: «Ullric h ... hanns laitschuch etc hanns». Die ersten beiden Verse sind ganz offensichtlich Variation eines international verbreiteten Sprichworts: «Als Adam grub und Eva spann, wo war den da der Edelmann?» Dieses richtet sich gegen die feudalgesellschaftliche Ungleichheit und rekurriert auf den Gedanken, dass alle Stände auf den edlen Ackermann zurückgehen; vgl. auch Der → Bauern Lob, → Heinrich der Teichner (Heinrich Niewöhner: Die Gedichte Heinrichs des Teichners. Bd. [DTM ] Berlin , Nr. ), Des → Teufels Netz (V. –), → Reformatio Sigismundi (Heinrich Koller: Reformation Kaiser Siegmunds [MGH Staatsschr. ]. Stuttgart , S. ). Ü: Wien, ÖNB, Cod. Ser. nova , ra-rb (Perg., . Jh.). Bei dem Fragment handelt es sich um einen Streifen einer hebräischen Hs. auf der sich lat. und dt. Schriftproben von drei
Balderer Händen be nden. Die L.-Verse stehen unter einer lat. Schriftprobe der zweiten Hand. – Vgl. zur Hs.: Hermann Menhardt: Verz. der altdt. literarischen Hss. der ÖNB. Bd. (Dt. Akad. der Wiss. zu Berlin. Veröff. des Inst. für dt. Sprache und Lit. ). Berlin , S. . – Otto Mazal/Franz Unterkircher: Kat. der abendländischen Hss. der ÖNB. ‹Series nova› (Neuerwerbungen). Tl. : Cod. Ser. n. – (Museion. Veröff. der ÖNB NF / /). Wien , S. f. L: Volker Honemann, VL () Sp. . – Zum Sprichwort: Anton Birlinger: Aus dem Buch Weinsberg. In: Germania () S. –, hier S. (Nr. ). – Will-Erich Peuckert: Die große Wende. Bde. Hamburg (Nachdr. Darmstadt ) Bd. , S. ; Bd. , S. . – Günther Franz: Gesch. des dt. Bauernstandes vom frühen MA bis zum neunzehnten Jh. (Dt. Agrargesch. ). Stuttgart , , S. –, –, . – Lutz Röhrich: Lex. der sprichwörtlichen Redensarten. Bd. . Freiburg i. Br. , S. f. – Thesaurus proverbiorum medii aevi. Lex. der Sprichwörter des romanisch-germ. MA () S. (Nr. ..–). VZ Protzer, Else. – Wohl Verfasserin eines vierzeiligen Spruchs, zweite Hälfte . Jh. Ein ostschwäbischer Text wird in einer vor allem von Konrad → Bollstatter geschriebenen Sammelhandschrift (→ Bollstatters Spruchsammlung) P. zugewiesen. Die Dichtung belehrt, auch in schlechten Zeiten «des bessern» zu hoffen und «fürsichtig» zu sein. Aufgeteilt wird die gesamte Spruchsammlung von der Forschung häu g in zwei Spruchreihen, wobei sich der Text von P. (Nr. ) in Reihe I (r–r, r; Vierzeiler, ein Zweizeiler) bendet. Ü: London, British Library, MS Add. , v (Pap., /, ostschwäbisch). L: Robert Priebsch, VL () Sp. . – Ders.: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen (Nachdr. Hildesheim ) S. –. – Gunhild Roth/Volker Honemann (Hg.): Jammerrufe der Toten. Unters. und Edition einer lat.-mhd. Textgruppe (ZfdA. Beih. ). Stuttgart , S. . FA Hechtlein, Johann (Hechtl von Landau). – Mitverfasser einer lat.-dt. Schulspruchsammlung (?), zweite Hälfte . Jh. Eine lat.-dt. Schulhandschrift überliefert die sog. St. Pauler Sprüche, deren Abschrift im Textzeugen auf datiert ist. Diese Sammlung enthält
Proverbia communia (sive seriosa) lat. Sprichwörter mit dt. Übertragungen aus dem Kontext der → Cato-, → Facetus- und CornutusLiteratur (s. → Sprichwörtersammlungen). Je lat. und dt. Verse der Sammlung lassen sich → Freidank sicher zuschreiben. Unter den Schreibernennungen ndet sich auf Bl. r auch die folgende: «Finitum est hoc opus per Iohannem presbyterum et monachum ordinis sancti Benedicti abbatis In valle lauentis ad santum Paulum». Dieser Johannes könnte mit dem Benediktinermönch J. H. zu identi zieren sein, der um aus dem pfälzischen Landau nach St. Paul im Lavanttal (Kärnten) gekommen ist, dort zunächst Pfarrer und später Abt des Stiftes St. Paul war. Eine Mitverfasserschaft H.s an der Sammlung ist von Menhardt (s. Ausg. und Lit.) erwogen worden. Ü: Wien, ÖNB, Cod. , v–r (Pap., um –, bair.-österr., aus St. Paul). – H. war wahrscheinlich auch der Schreiber einer weiteren (verschollenen) Hs., welche auch die St. Pauler Sprüche enthielt: Klagenfurt, UB, Pap.-Hs. (, bair.-österr., aus St. Paul); s. → Sprichwörtersammlung. A: Hermann Menhardt: Eine lat.-dt. Spruchsslg. aus St. Paul vom Jahre . In: Carinthia. Mitt. des Geschichtsver. für Kärnten () S. –. L: H. Menhardt, VL () Sp. . VZ Qui vult ornari. – Lat.-dt. moraldidaktische Spruchkompilation, . Jh. Die Sammlung vereint bekannte Sinnsprüche mit Versen, u. a. aus dem Liber de contemptu mundi oder dem → Liber Floretus. Enthalten sind hauptsächlich Regeln für ein christliches Leben und das richtige Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen. In der Münchner Handschrift ist der Text so angeordnet, dass je zwei lat. Verse zu einem Verspaar zusammengefasst sind; diesen folgt in einem Vierzeiler die dt. Übertragung. Die Textzeugen Bamberg und Nikolsburg haben fast jeden lat. Vers gleich mit der dt. Übersetzung versehen. Weitere sprachliche und formale Unterschiede unter den Zeugen sind vorhanden; Grund dafür war wohl das eigenmächtige Eingreifen der Schreiber. Ü: Bamberg, BSB, Msc. Med. (früher L.III.), v–r (Pap., . Jh.). – München, BSB, Clm , v–v (. Jh., schwäbisch). – Auszüge: Darmstadt, ULB, Hs. , va-b (Pap., zweites Drittel . Jh.). – Nikolsburg, Fürstl.
. Hälfte . Jh. Dietrichsteinsche Bibl., Cod. I (Pap., . Jh., verschollen). – Lediglich lat. Text: Augsburg, UB, Cod. Öttingen-Wallerstein II,. ° , va-b (unvollst.). – Scheyern, Bibl. des Benediktinerstifts, Cod. , v–r. A: Edwin Habel: ‹Q. v. o.›. Ein Spruch des MA und seine dt. Übersetzung. In: ZfdA () S. –, hier S. –. L: Franz Josef Worstbrock, VL () Sp. f. – Habel (s. Ausg.). – Nikolaus Henkel: Dt. Übersetzungen lat. Schultexte (MTU ). München , S. f. – Kurt Hans Staub/ Thomas Sänger (Bearb.): Die Hss. der Hessischen Landes- und Hochschulbibl. Darmstadt. Bd. : Dt. und ndl. Hss. Mit Ausnahme der Gebetbuchhss. Wiesbaden , S. f. FA Proverbia communia (sive seriosa). – Sammlung von Sprichwörtern, . Jh. Die ursprünglich ndl. Sammlung enthält Sprichwörter mit lat. Interlinearübersetzungen in leoninischen Hexametern. Die Sprichwörter sind in alphabetischer Reihenfolge nach ihren Anfängen sortiert. Wie die Forschung erwogen hat, sollte dies möglicherweise die Erweiterung der Sammlung durch zusätzliche Sprichwörter erleichtern. Die Entstehung der P. c. wird im frühen . Jh. im Umfeld der Deventer Lateinschule vermutet. Im späteren . Jh. erfolgte dann eine dt. Übersetzung des Werks, die durch Drucke verbreitet wurde. W¨ahrend die lat.-ndl. Drucküberlieferung bereits um einsetzte, entstanden ab etwa auch lat.-dt. und lat.-nd. Drucke. Die Forschung hat eine Verwandtschaft zumindest der ripuarischen Drucke festgestellt. Diese modi zieren die gleichen Sprichwörter des ndl. Originals und weisen sprachliche Parallelen auf. In einer aus Bordesholm stammenden Handschrift von um / ist außerdem eine mnd. Sammlung überliefert, die auf Sprichwörter der ndl. P. c. zurückgreift. Die Sprichwörter der P. c. gelten insgesamt als stark volkstümlich. Zahlreiche Sprichwörter der Sammlung gehen auf die Bibel, antike Verfasser oder mndl. Texte zurück, für die auch anderweitig eine Überlieferung vorliegt. Rund ein Drittel der Sprichwörter sind zuerst in den P. c. nachgewiesen. Rezipiert wurde die Sammlung in den Proverbia germanica () des Heinrich Bebel und den Monosticha () des Anton Tunnicius. Später wirkten die P. c. auch auf Sebastian Franck, Andreas Gartner und Bruno Seidelius. Die Forschung hat die
. Hälfte . Jh. P. c. als frühe Sprichwortsammlung größeren Umfangs in ndl. Sprache gewürdigt. Ü: Hs. der Proverbia communia mnd.: Kiel, UB, cod. ms. Bord. , – (Bordesholm, um /?). D: Lat.-dt., lat.-nd. und lat.-ndl. Drucke ab um . Verz. unter http://gesamtkatalogderwiegendrucke.de/docs/PROVERB.htm (ab GW M). – Dt. Drucke: [Köln: Heinrich Quentell, um ] (lat.-dt., GW M). – [Köln: Ulrich Zell, um ] (lat.-dt., GW M). – [Köln: Heinrich Quentell, um /] (lat.-dt., GW M). – [Köln: Heinrich Quentell, um / ] (lat.-nd., GW M). – Frühe lat.-ndl. Drucke: [Deventer: Richard Paffraet, um ] (GW M). – [Deventer: Jakob von Breda, um ] (GW M). A: P. c. A th Century Collection of Dutch Proverbs Together With the Low German Version. Hg. v. Richard Jente. Bloomington/Ind. . – Online-Faks. von Druck GW M: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db// bsb/images/index.html. L: Bob W. Duijvestijn, VL () Sp. – (weitere und ältere Lit.). – De Boor/ Newald / () S. , f., . – Hermann Jellinghaus: Die P. c. mnd. Aus einer Bordesholmer Hs. vom Jahre . Kiel . – Albert Leitzmann: Zu den mnd. Sprichwörterslg. In: PBB () S. –. – Ulrich Meisser: Die Sprichwörterslg. Sebastian Francks von . Amsterdam , passim. – Hartmut Beckers: Mnd. Lit. Versuch einer Bestandsaufnahme . In: Nd. Wort () S. –, hier S. . – B. W. Duijvestijn: Die erste dt. Übersetzung der ndl. Sprichwortslg. P. C. In: RheinVjbl. () S. –. – Manfred Eikelmann: Das Sprichwort im Sammlungskontext. Beobachtungen zur Überlieferungsweise und kontextuellen Einbindung des dt. Sprichworts im MA. In: Kleinstformen der Lit. Hg. v. Walter Haug/Burghart Wachinger. Tübingen , S. –. – Thesaurus proverbiorum medii aevi. Hg. v. Kuratorium Singer der Schweizerischen Akad. der Geistes- und Sozialwiss. Bde., Berlin u. a. –, s. Reg. – Andreas Bässler: Sprichwortbild und Sprichwortschwank. Zum illustrativen und narrativen Potential von Metaphern in der deutschsprachigen Lit. um . Berlin/New York , S. f. – Silvia Reuvekamp: Heinrich Bebels ‹Proverbia Germanica› (). Zum Verhältnis von Latinität und nationalem Selbstbewußtsein im
Neue Modetorheiten dt. Humanismus. In: Humanismus in der dt. Lit. des MA und der frühen Neuzeit. XVIII. AngloGerman Colloquium, Hofgeismar . Hg. v. Nicola McLelland u. a. Tübingen , S. –. MM Neue Modetorheiten. – Reimpaarrede, vor . Die Reimpaarverse umfassende Rede ist nur in einer von Konrad → Bollstatter geschriebenen Handschrift erhalten. Darin nden sich überwiegend Gedichte von → Heinrich dem Teichner, dessen Signatur auch unter dem Text der N. M. eingetragen ist. Zudem werden in den N. M. vom Teichner benutzte Motive verwendet. Nach Untersuchung der Reime in N. M. hat die Forschung dem Teichner die Rede jedoch abgesprochen. Sie gilt heute vielmehr als Bearbeitung eines vielleicht ursprünglich vom Teichner stammenden Gedichts. Der Bearbeiter war wahrscheinlich Schwabe und könnte mit Heinrich → Kaufringer identisch gewesen sein. Immerhin enthält die Handschrift auch zwei andere Kaufringer-Texte mit Teichners Signatur. Andererseits gilt die literarische Qualität der N. M. als unter Kaufringers Niveau. Auch Metrik und Reime der Rede sind für eine Dichtung Kaufringers eher ungewöhnlich. Inhaltlich ist die Rede von der Ablehnung verschiedener zeitgenössischer Moden geprägt. Der Text rügt diese als Torheiten sowohl bei Frauen wie bei Männern, in Kleidung wie im Tanz. Als männliche Modeerscheinungen werden etwa spitze Schuhe, auffällige Halsketten, kurze Oberkleidung und doppelte Gürtel mit Messern genannt. Außerdem verurteilt der Text das Tragen von männlichen Kleidungsstücken durch Frauen. Daneben wird mit Anklängen an → Neidharts Bauerndichtung ein neuer Tanz verspottet. Die genannten Moden werden in N. M. als verderblicher Dienst an der Welt abgelehnt. Mit Blick auf die für diesen Dienst angeblich zu erwartenden Höllenstrafen ruft der Text seine Leser schließlich zur Umkehr auf. Ü: Berlin, SBB, Mgf , v–v (Pap., Augsburg, , Schreiber: Konrad Bollstatter). A: Heinrich Niewöhner: Pseudoteichnerisches in der Hs. Berlin Ms. Germ. Fol. . In: PBB (Tüb.) () S. –, hier S. –. – Heinrich Kaufringer: Werke . Hg. v. Paul Sappler. Tübingen , Nr. .
Bollstatter L: P. Sappler, VL () Sp. f. – Niewöhner (s. Ausg.). – Sappler (s. Ausg.) S. X f. MM Irrfrid. – Wohl ktiver Verfassername, vor . In der Sammlung didaktischer Literatur von Konrad → Bollstatter (→ Bollstatters Spruchsammlung) nden sich unter diesem Namen Reimpaarverse mit dem Titel Vom Haußhaben ein Stucklin. Dem Wortschatz und den Reimen nach zu urteilen, stammen die Verse aus dem schwäbisch-alemannischen Raum. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie frei gebaut sind und gereihte sowie bisweilen alliterierende Paarformen aufweisen. Die Verse sind Teil der populären spätma. → Hausratsgedichte. Der Name I. diente für Bolstatter wohl zur Charakterisierung einer erfundenen Person, der er die Verse in den Mund legen kann. Es werden einzelne Hausratsgegenstände aufgezählt und der damit verbundene Aufwand thematisiert, um gegen die Gründung eines eigenen Hausstandes zu argumentieren. Gleich wenig hält I. davon, sich um eine reiche Partie zu bemühen, für ihn ein eitler Versuch, der nur mit Spott verbunden sei. Ü: London, British Library, Ms. Add. , r–r (Pap., /, schwäbischalemannisch). L: Kurt Gärtner, VL () Sp. . – Theodor Hampe (Hg.): Gedichte vom Hausrat aus dem XV. und XVI. Jh. Straßburg . FA Bollstatter, Konrad (auch: Konrad Müller, Molitor, Mulitor, Amerel, Konrad Schreiber von Öttingen, Konrad Lappleder von Deiningen, Johannes Seydenswantz), * um / Öttingen/DonauRies, † frühestens Augsburg. – Schreiber, Bearbeiter, Dichter. B. war der Sohn eines Notars und Kanzleischreibers der Grafen von Oettingen. Auch B. arbeitete als junger Mann in der grä ichen Kanzlei. Er ist zwischen und durch Einträge im Lehenbuch belegt. Von bis war er in Höchstädt/Donau und anschließend auf Schloss Hohenrechberg tätig. Nachdem er spätestens nach Augsburg gezogen war, arbeitete er dort als Schreiber. In seiner beru ichen Tätigkeit trat er meist unter dem Namen B. auf und benutzte gelegentlich das Wappen des bei Nördlingen ansässigen Adelsgeschlechts von Bollstatt. In Steuerlisten erscheint B. hingegen als K. Müller. Die Forschung hat B.s
. Hälfte . Jh. wechselnden Umgang mit seinen Namen verschiedentlich auf eine uneheliche Abstammung B.s aus der Familie von Bollstatt zurückgeführt. Auch hat man eine Verwandtschaft oder Identität B.s mit dem Oettinger Schreiber und Illustrator Heinrich Molitor erwogen. Mindestens Textzeugen sind erhalten, die vollständig oder teilweise von B. geschrieben wurden. Das Spektrum reicht von umfangreichen Codizes, die B. verfasste und manchmal auch illustrierte, bis zu einzelnen Anmerkungen oder Nachträgen B.s in Werken anderer Schreiber oder Drucker. Als Schreiber nennt sich B. nicht immer namentlich, weshalb manche Aufzeichnungen ihm nur über Schriftvergleiche zugeordnet werden können. Insgesamt gelten B.s Handschriften zwar nicht als luxuriös, doch als sorgfältig und übersichtlich gestaltet. Möglicherweise arbeitete er vor allem für bürgerliche Auftraggeber, nachweislich für Jörg Sulzer, einen Bürgermeister von Augsburg. Der Schwerpunkt von B.s Tätigkeit lag auf weltlichen Werken. Er kopierte zweizeilige Gedichte ebenso wie umfangreiche Prosawerke. Zu den von B. geschriebenen und rezipierten Autoren zählen u. a. → Hugo von Trimberg, → Konrad von Würzburg, Heinrich → Steinhöwel, Heinrich → Kaufringer, → Freidank, → Johannes von Tepl, → Konrad von Megenberg, → Niklas von Wyle und → Albertanus von Brescia. Hinzu kommen eine Armenbibel, das → Basler Weltgerichtsspiel und Chroniken. Von bis schrieb B. seine Losbücher, in denen er Losbuchtexte nicht nur sammelte, sondern auch bearbeitete, indem er historische und literarische Figuren in sie einfügte. Von besonderer Bedeutung unter B.s Handschriften ist eine didaktisch geprägte Anthologie von /, die heute als → Bollstatters Spruchsammlung bekannt ist. Um / bearbeitete B. ergänzend die → Sächsische Weltchronik und um die Chronik des Jakob → Twinger von Königshofen. zeichnete B. die lat. Stadtchronik Augsburgs von Sigismund → Meisterlin in einer dt. Fassung auf. B. ergänzte den Text um Einschübe aus anderen Geschichtswerken und aktualisierte ihn in einem Nachtrag. Die Forschung vermutet in B. auch den Urheber einer wohl nach entstandenen dt. Übertragung der Weltchronik des → Burchard von Ursberg. Unsicher ist B.s Verfasserschaft von zwischen und aufgezeichneten Handreichungen für Jerusalem-Reisende. In einer Berliner Handschrift nennt sich B. als Autor eines Gedichts von
. Hälfte . Jh. Versen (Vom Teufel und seinen acht Töchtern). Darin verheiratet der Teufel seine Töchter (Laster) mit acht Ständen. Vorlage war ein in Bollstatters Spruchsammlung enthaltener Prosatext, dessen Autorschaft unbekannt ist. B. war ein vielseitiger Schreiber und Bearbeiter mit literarischen und historiographischen Kenntnissen. Oft trat er aus der Rolle des bloßen Kopisten heraus, um redaktionell, dichterisch oder chronistisch zu wirken. Auch als Anthologist wird B. bis heute geschätzt. Ü: . Losbuch: München, BSB, cgm , Bll. (Pap., Augsburg, –, ostschwäbisch; r–r nicht von B.s Hand; vgl. http://www. handschriftencensus.de/). . B.s Bearb. der Chronik von Meisterlin: München, BSB, cgm , Bll. (Pap., –, ostschwäbisch). . Sächsische Weltchron.: Augsburg, Stadtarch., Reichsstadt-Selekt Schätze Nr. , Bll. (Pap., /, ostschwäbisch). – Alba Julia, Bibl. Bátthyáneum, cod. R I (Kat.–Nr. ), r–v (Pap., , ostschwäbisch; vgl. auch die weiterführenden Hinweise unter http://www. handschriftencensus.de/). . Chron. des Jakob Twinger von Königshofen: München, BSB, cgm , Bll. (Pap., um , Inkunabel mit hsl. Anm. B.s, vgl. dazu http:// www.handschriftencensus.de/). . Mögliche Burchard-Übersetzung B.s: Dresden, LB, Mscr. H , r–v (Pap., frühestens um ). . Ratschläge für Pilger: München, BSB, cgm , r–r (Pap., Augsburg, –, ostschwäbisch). . Gedicht B.s: Berlin, SBB, mgf , r (Pap., ). – London, British Library, Ms. Add. , r (Pap., Augsburg, /, ostschwäbisch). Vgl. auch Bollstatters Spruchsammlung. – Als Schreiber oder Bearbeiter ist B. zudem in weiteren Hss. nachweisbar, darunter: Augsburg, Stadtarch., Reichsstadt-Selekt Schätze Nr. . – München, BSB, cgm . – Ebd., cgm . – Ebd., cgm . – Berlin, SBB, mgf . – Heidelberg, UB, cpg . – Wolfenbüttel, HAB, cod. . Aug. °. – Ebd., cod. . Aug. °. – Prag, Nationalmus., cod. XVI A . Zu den Hss. vgl. Schneider (s. Ausg.), Wolf (s. Lit.) und die jeweiligen Einträge im Handschriftencensus.
Bollstatter A: . Gedicht B.s: Hans Schmidt-Wartenberg: Conrad Vollstatter’s Gedicht von des Teufel’s Töchtern. In: Journal of Germanic Philology (/ ) S. –. . Losbuch: Ein Losbuch K. B.s aus CGM der Bayerischen Staatsbibl. München. Hg. v. Karin Schneider. Bde. Wiesbaden , . – Ein ms. Wahrsagespiel. K. B.s Losbuch in Cgm der Bayerischen Staatsbibl. Hg. v. K. Schneider. Wiesbaden . . Chronikalische Texte: Wolf (s. Lit.; Teilausg.). – Online-Faks. von Hs. cgm : http:// daten.digitale-sammlungen.de/bsb/. – Online-Faks. von Hs. Mscr. H : http:// digital.slub-dresden.de/ppn. Vgl. auch die Ausg. zu Sigismund Meisterlin und Burchard von Ursberg. Ferner Schulze (s. Lit.). – Vgl. auch die Ausg. von Bollstatters Spruchsammlung. L: Karin Schneider, VL () Sp. –; () Sp. . – Volker Mertens, LexMA () Sp. f. – Klaus Graf, NDB () S. f. – Jürgen Wolf: Augsburger Stadtchron. des . Jh. In: VL () Sp. XIII, –. – Gisela Kornrumpf/Red., Killy () S. . – Hellmut Lehmann-Haupt: Schwäbische Federzeichnungen. Stud. zur Buchillustr. Augsburgs im XV. Jh. Berlin u. a. , S. – u. ö. – Elisabeth Grünenwald: Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Öttingen. . Jh. bis (). Einleitung. Öttingen , S. –. – K. Graf: Exemplarische Geschichten. Thomas Lirers ‹Schwäbische Chron.› und die ‹Gmünder Kaiserchron.›. München , S. –. – G. Kornrumpf: Chron. und Roman. Das Buch von Troja I als Quelle Jakob Twingers von Königshofen. In: Die dt. Trojalit. des MA und der Frühen Neuzeit. Materialen und Unters. Hg. v. Horst Brunner. Wiesbaden , S. –. – Hans Blosen: Die Fünfzehn Vorzeichen des Jüngsten Gerichts im Kopenhagener und im Berliner Weltgerichtsspiel. In: ‹Ja muz ich sunder riuwe sin›. FS Karl Stackmann. Hg. v. Wolfgang Dinkelacker u. a. Göttingen , S. –. – Berliner Weltgerichtsspiel. Augsburger Buch vom Jüngsten Gericht. Ms. germ. fol. der Staatsbibl. Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Abb. der Hs. Hg. v. Ursula Schulze (Litterae ). Göppingen . – Kurt Gärtner: Aus K. B.s Spruchslg. Die Vierzeilerreihe ‹Wer getaufft ist und in rechtem glauben statt›. In: FS Walter
Bollstatters Spruchsammlung Haug und Burghart Wachinger. Bd. . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – E. Grünenwald: K. B. In: Rieser Biogr. Hg. v. Albert Schlagbauer/Wulf-Dietrich Kavasch. Nördlingen , S. –. – J. Wolf: Die ‹Augsburger Stadt-Weltchron.› K. B.s. Unters. und Edition. In: Zs. des hist. Ver. für Schwaben () S. –. – K. Schneider: Berufs- und Amateurschreiber. Zum Laien-Schreibbetrieb im spätma. Augsburg. In: Literarisches Leben in Augsburg während des . Jh. Hg. v. J. Janota/Werner Williams-Krapp. Tübingen , S. –. – K. Graf: Staufer-Überl. aus Kloster Lorch. In: Von Schwaben bis Jerusalem. Facetten stau scher Gesch. FS Gerhard Baaken. Hg. v. Sönke Lorenz/Ulrich Schmidt. Sigmaringen , S. –. – J. Wolf: K. B. und die Augsburger Geschichtsschreibung. Die letzte Schaffensperiode. In: ZfdA () S. –. – Peter Schmidt: Gedruckte Bilder in handgeschriebenen Büchern. Zum Gebrauch von Druckgraphik im . Jh. Köln u. a. , S. – u. ö. – Elizabeth Wade: K. B.’s Scribal Practice as Commentary. Women and the Consequences of Virtue in the Texts of MS CGM . In: Fifteenth Century Studies () S. –. – Petra Hörner: Schöpfungstheologische Aspekte bei K. B. In: Daphnis () S. –. – Gabriele von OlbergHaverkate: Zeitbilder, Weltbilder. Volkssprachige Universalchronistik als Instrument kollektiver Memoria. Eine textlinguistische und kulturwiss. Unters. Berlin , passim. MM Bollstatters Spruchsammlung. – Anthologie didaktischer Sprüche, /. Als B. S. wird eine Sammlung von Reimpaarsprüchen bezeichnet, die von dem Berufsschreiber Konrad → Bollstatter / wahrscheinlich in Augsburg angelegt wurde. Die Anthologie ist als Autograph Bollstatters in einer Londoner Handschrift überliefert. Der Codex enthält neben B. S. auch Stücke von Simon → Balderer, → Gossembrot, → Heinrich von Rang und → Irrfrid, außerdem dt. Übertragungen von Traktaten des → Albertanus von Brescia, Das Buch der Vollkommenheit des Ps.-→ Engelhart von Ebrach und die → Greisenklage. Die eigentliche Sammlung wird von der Forschung meist in zwei Spruchreihen eingeteilt, die sich durch die jeweils vorherrschende vier- oder zweizeilige Spruchform unterscheiden: Reihe I umfasst Vierzeiler und nur einen Zweizeiler (r–r,
. Hälfte . Jh. r), Reihe II hingegen Zweizeiler und zwei Vierzeiler (r–v). Eine Gruppe weiterer Sprüche folgt hinter Reihe II (ab r). Inhaltlich ist den Sprüchen ihre didaktische Ausrichtung gemeinsam. Sie erteilen meist moralische oder religiöse Ratschläge und sind deutlich christlich geprägt. Sie mahnen u. a. zur Gottesfurcht, Tugendhaftigkeit und Frömmigkeit, warnen aber z. B. vor Eitelkeit, Lüsternheit, Zorn und Rachsucht. Als Anregung und Inspiration der Sammlung benutzte Bollstatter wahrscheinlich seine eigenen Losbücher (Geistliches Würfelbuch) sowie existierende Sammlungen mit Aussprüchen von Propheten, Kirchenvätern und Philosophen. Teile der Spruchreihen I (Nr. –, –) und II (Nr. –) exististieren auch als Sammlungen in eigenständiger Überlieferung. Die von Bollstatter aufgenommenen Sprüche stammen zum großen Teil von → Freidank (über Sprüche), aus dem Renner des → Hugo von Trimberg, der dt. Reimfassung der Documenta Aristotilis ad Alexandrum Magnum, aus → Cato (Disticha Catonis) und → Magezoge. Besonders die Priameln in B. S. sind auch an anderen Stellen überliefert. Bollstatter ordnet fast jeden Spruch seiner Sammlung einer namentlich genannten Autorität zu, die ihn geäußert haben soll. Aus der Fülle der von Bollstatter angeführten Autoritäten ergibt sich ein bemerkenswertes Spektrum an realen, literarischen und ktiven Gestalten. Dazu zählen biblische Propheten ebenso wie antike Philosophen, Kirchenväter, ma. Dichter, Zeitgenossen Bollstatters und Autoren mit kuriosen, wohl erfundenen Bezeichnungen. Manche Namen sind auch in anderen Sammlungen nachweisbar, andere stammen aus dem schwäbischen Ries und sind urkundlich belegt. Bollstatter war um – Schreiber in der grä ichen Kanzlei von Oettingen und dürfte manche Namen in diesem Kontext kennengelernt haben. Die Abfolge der Autoritäten in den beiden Spruchreihen ist von einer gewissen Hierarchie geprägt. So beginnt jede Reihe mit Sprüchen von Gott selbst, gefolgt von Sprüchen der Propheten, Philosophen Kirchenlehrer und Dichter, schließlich Sprüchen sonstiger Personen. Freilich sind diese Hierarchien nicht immer konsequent umgesetzt. Zu den von Bollstatter benannten Spruchautoren zählen u. a. Moses, Enoch und Jeremias, die Könige Salomon und David, die Kirchenväter → Augustinus und → Hieronymus, außerdem Platon, Aristoteles, Sokrates, Pythagoras, Seneca und Cato sowie die Dichter Freidank, → Neidhart, → Wolfram von Eschenbach
. Hälfte . Jh. und → Walther von der Vogelweide. Zu den zeitgenössischen oder wohl ktiven Namen zählen «AffenSchmaltz», «Raby Synagog», «Maister Conrat von Roggenveltt», «Doctor Spolaty», «Hainrich vonn Schillingßfürst», «Johannes Horburger», «Walther Veldtygel von Wallerstain», «Maister Steffan von weinberg», «fraw uon hodenpach» und der «weyse man». Bollstatter selbst nennt sich als «Conrat Bolstatter uon Öttingen» oder «Maister Conratt Lappleder von Teyningen». Oft sind Sprüche bekannter Verfasser anderen Autoren zugeordnet. Die laut Bollstatter von «Walther Veldtygel von Wallerstain» geschriebenen Verse stammen z. B. überwiegend aus dem Renner. B. S. erfuhr keine ernsthafte Rezeption, ist aber als wohl für ein weltliches Laienpublikum intendierte Spruchsammlung von Interesse. Ü: London, British Library, Ms. Add. , Bll. (Pap., Augsburg [?], /, ostschwäbisch, überwiegend Autograph von Konrad Bollstatter). – Sog. Losbücher-Slg.: München, BSB, Cgm , Bll. (Pap., –, ostschwäbisch, überwiegend Autograph von Konrad Bollstatter). A: Transkription im Repertorium der ma. Autoritäten der Univ. Bielefeld: http://www.unibielefeld.de/lili/forschung/projekte/bra/Lo.html. – Vgl. auch die Ausgaben der im Artikel genannten Verfasser und Texte, vor allem Freidank. L: Karin Schneider: Bollstatter, Konrad. In: VL () Sp. –; () Sp. . – Kurt Gärtner, VL () Sp. –. – Klaus Graf: Müller, Konrad. In: NDB () S. f. – Gisela Kornrumpf: Bollstatter, Konrad. In: Killy () S. . – Robert Priebsch: Dt. Hss. in England. Bd. . Erlangen (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. –. – Karl Euling: Das Priamel bis Hans Rosenplüt. Stud. zur Volkspoesie. Breslau (Nachdr. Hildesheim u. a. ) S. , . – Die Wolfenbüttler Hs. . . Aug. ° (DTM ). Hg. v. Karl Euling. Berlin . – Dieter Wuttke: Die Histori Herculis des Nürnberger Humanisten und Freundes der Gebrüder Vischer, Pangratz Bernhaubt gen. Schwenter. Materialien zur Erforschung des dt. Humanismus um (AfK Beih. ). Köln u. a. , S. –, –. – Tilo Brandis: Mhd., mnd. und mndl. Minnereden. Verz. der Hss. und Drucke (MTU ). München , S. f. – Ein Losbuch Konrad Bollstatters aus Cgm der
Reimbispel-Sammlungen BSB München. Hg. v. K. Schneider. Wiesbaden , S. , –. – Clive D. M. Cossar: The German Translations of the Pseudo-Bernhardine ‹Epistola de cura rei familiaris› (GAG ). Göppingen , S. f. – Berndt Jäger: ‹Durch reimen gute lere geben›. Unters. zu Überl. und Rezeption Freidanks im SpätMA (GAG ). Göppingen , S. – u. ö. – Hans-Dieter Mück: Zur Verfasserschaft der sog. ‹Greisenklage›. In: JOWG (/) S. –, hier S. . – Ulrich Seelbach: Späthö sche Lit. und ihre Rezeption im späten MA. Stud. zum Publikum des ‹Helmbrecht› von Wernher dem Gartenaere (Phil.Stud.u.Qu. ). Berlin , –. – K. Gärtner: Aus Konrad B. S. Die Vierzeilerreihe ‹Wer getaufft ist und in rechtem glauben statt›. In: FS Walter Haug und Burghart Wachinger. Bd. . Hg. v. Johannes Janota u. a. Tübingen , S. –. – Jürgen Wolf: Konrad Bollstatter und die Augsburger Geschichtsschreibung. Die letzte Schaffensperiode. In: ZfdA () S. –. – Ines Heiser: Autorität Freidank. Stud. zur Rezeption eines Spruchdichters im späten MA und in der frühen Neuzeit (Hermaea NF ). Tübingen , S. –. – Jammerrufe der Toten. Unters. und Edition einer lat.-mhd. Textgruppe (ZfdA Beih. ). Hg. v. Gunhild Roth/ Volker Honemann. Stuttgart , S. . MM Reimbispel-Sammlungen. – Typus ma. Gedichtsammlungen, ab . Jh. In seiner grundlegenden Arbeit über R.-S. de niert Ziegeler diese als Zusammenstellungen oder Reihungen meist eigenständiger Erzählungen in Reimpaarversen. Die Erzählungen sind gewöhnlich aus einem narrativen und einem auslegenden Teil zusammengesetzt und zur exemplarischen Belehrung verfasst bzw. kompiliert. R.-S. können weltliche wie geistliche Texte enthalten, Fabeln ebenso wie Mären oder ähnliche Kleinformen. Die neuere Forschung hat diese erweiterte De nition des Reimbispels als wichtige Voraussetzung des Begriffs der R.-S. unterstrichen. BispelTexte sind hier also nicht exklusiv durch die Verwendung eines Einzelbilds de niert, sondern umfassen alle Reimpaar-Erzählungen mit einem erzählenden und einem erörternden Teil. Ziegeler unterscheidet drei Hauptgruppen von R.-S.: Gruppe I enthält Sammlungen mit einem explizit benannten, erzählerischen oder argumentativen Kontext, der alle enthaltenen Stücke erfasst.
Reimbispel-Sammlungen In Gruppe II sind die Bispel-Texte durch Prologe und Epiloge verklammert. Ihr Zusammenhang wird hier also nicht durch Zwischentexte hergestellt, sondern durch die einleitenden und abschließenden Stücke. Die R.-S. in Gruppe III sind nach indirekt zu erschließenden Kriterien geordnet. Der Zusammenhang der Bispel-Texte wird hier also nicht ausführlich formuliert, sondern ergibt sich etwa aus dem Titel oder der Textfolge einer Sammlung. Anders als bei lat. Sammlungen sind die dt. R.-S. nicht alphabetisch angeordnet. Zu Gruppe I zählt die Forschung u. a. das achte Buch im Welschen Gast von → Thomasin. Darin werden Maß und Maßlosigkeit durch historische Exempla illustriert, die dem Gesamtzusammenhang untergeordnet sind. Eine Bispelreihe aus dem Bekehrungsdialog in Barlaam und Josaphat von → Rudolf von Ems ndet sich auch in wichtigen Stricker-Handschriften (A, H, K, N, F; s. Überlieferung). Dort sind die Stücke außerhalb ihres ursprünglichen Zusammenhangs als Gruppe überliefert, um Themen wie Vergänglichkeit und göttliche Gnade zu erläutern. Sie werden durch weitere Bispel-Texte der Barlaam-Tradition ergänzt, die jedoch nicht auf Rudolf von Ems zurückgehen. Im Renner des → Hugo von Trimberg bilden die sieben Todsünden den Kontext der enthaltenen Bispel-Texte. Deren Verwendung dient hier vor a. zur Illustration der im Text variierten Themen. Die weitere Überlieferung verarbeitete Renner-Bispeln meist einzeln, nicht in Reihen. Ähnlich illustrative Funktion besitzen die Reimbispel im Schachbuch des Jacobus de Cessolis und in den fünf dt. Versfassungen des Werks. Historische Stücke daraus gelangten über Heinrich von Beringen u. a. in die Weltchronik des → Heinrich von München. Im Schachbuch stehen die Exempla im inhaltlichen Kontext der Ständekritik. Eine umfangreiche Gliederung nach Themen erfahren die Bispel-Texte in den Pluemen der tugent von Hans → Vintler. Die Kapitel des Werks behandeln Tugenden (mit dazugehörigen Lastern), die von Exempeln veranschaulicht werden. Wie die Forschung herausgearbeitet hat, werden die R.-S. in Gruppe I überwiegend von einheitlichen Argumentationslinien bestimmt. Nur in den zwei Versfassungen der Sieben weisen Meister von → Hans von Bühel bzw. einem anonymen Bearbeiter stehen die Exempla im Dienst gegensätzlicher Positionen. Gruppe II werden vor allem mehrere Reihen von Fabeln zugerechnet, die im Einzelfall freilich
. Hälfte . Jh. durch andere Bispel-Texte ergänzt werden können. Enthalten sind diese Reihen in der ersten und zweiten Redaktion von → Boners Edelstein, im Wolfenbüttler Äsop des → Gerhard von Minden, im → Magdeburger Äsop und der Sammlung des → Schweizer Anonymus. R.-S. der Gruppe III nden sich u. a. in Handschriften der → StrickerÜberlieferung. Als primär geistlich gelten die R.S. in C, M, N, V, W und Q, als eher weltlich jene in B, D und I. Thematisch verbunden sind die R.Reihen in H und K. Handschrift E ordnet eine von Fabeln und Exempla bestimmte Sammlung dem Titel Die Welt unter. Auch die → Heinrich der Teichner-Überlieferung kennt thematische Reihungen, obwohl diese als stärker assoziativ gelten. Die Forschung hat weiterhin auf ähnliche Prinzipien der Gruppenbildung in der → LiedersaalHandschrift, im → Karlsruher Fabelcorpus und anderen wichtigen Sammelhandschriften des . Jh. hingewiesen. Ü: A: Wien, ÖNB, cod. , Bll (Perg., drittes Viertel . Jh., bair.-österr.). – B: Ebd., cod. , Bll. (Pap., Innsbruck, , bair.-österr.). – C: Karlsruhe, LB, Hs. St. Georgen Germ. , Bll. (Pap., . Jh., niederalemannisch). – D: Dresden, LB, Mscr. M , Bll. (Pap., Augsburg, , ostschwäbisch, Schreiber: Peter Grieninger). – E: München, UB, ° cod. ms. , Bll (Perg., Würzburg, Mitte . Jh., ostfränkisch). – F: London, British Library, Ms. Add. , Bll. (Pap., zweite Hälfte . Jh.). – H: Heidelberg, UB, cpg , Bll. (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.-bair.). – I: Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum, cod. FB , Bll. (Pap., , bair.-österr.). – K: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, Cod. Bodm. , Bll. (Perg., erstes Viertel . Jh., südmitteldt.bair.). – M: Melk, Stiftsbibl., cod. (früher R ), Bll. (Perg., Mitte . Jh., bair.-österr.). – N: Cologny-Genf, Bibl. Bodmeriana, cod. Bodm. , Bll. (Perg., Mitte . Jh., bair.). – Q: München, BSB, cgm , Bll. (Pap., , mittelbair.). – V: Rom, Biblioteca Vaticana, Vat. Reg. Lat. , Bll. (Perg., , bair.-österr.). – W: Wien, ÖNB, cod. , Bll. (Pap., um / , niederalemannisch). A: Vgl. die Ausg. der im Text genannten Einzelautoren und -werke sowie Hss.; außerdem Ziegeler (s. Lit.). – Hier nur allg. zugängliche Online-Faks. der Hss.: A: http:// archiv.onb.ac.at:. – B: http://archiv.onb.ac.at:
. Hälfte . Jh. . – C: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de: bsz:-. – D: http://digital.slub-dresden.de/ ppn. – E: http://epub.ub.unimuenchen.de//. – H: http://digi.ub.uniheidelberg.de/cpg. – K: http://www.ecodices.unifr.ch/de/list/one/cb/. – N: http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/cb/ . L: Hans-Joachim Ziegeler, VL () Sp. – (weitere und ältere Lit.). – Klaus Grubmüller: Meister Esopus. Unters. zu Gesch. und Funktion der Fabel im MA (MTU ). München u. a. , S. . – Sarah E. Westphal-Wihl: ‹Ain ander vast guter spruch›. The Codicology of Short Couplet Texts in Late Medieval Manuscripts. Diss. Yale . – András Vitzkelety: Aspekte zur Entstehung und Funktion spätma. Sammelhss. In: Dt. Lit. des SpätMA. Ergebnisse, Probleme und Perspektiven der Forschung. Hg. v. Wolfgang Spiewok. Greifswald , S. –. – Ulrike Bodemann/Gerd Dicke: Grundzüge einer Überl.- und Textgesch. von Boners ‹Edelstein›. In: Dt. Hss. –. Oxforder Kolloquium . Hg. v. Volker Honemann/Nigel F. Palmer. Tübingen , S. –. – H.-J. Ziegeler: Beobachtungen zum Wiener Cod. und zu seiner Stellung in der Überl. früher kleiner Reimpaardichtung. In: ebd., S. – (wieder in: Ders.: Orte der Lit. Schr. zur Kulturgesch. des späten MA und der Frühen Neuzeit. Hg. v. Gerald Kapfhammer. Köln u. a. , S. –). – Johannes Janota: Orientierung durch volkssprachige Schriftlichkeit (/–/) (Gesch. der dt. Lit. von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit ,). Tübingen , S. f. – Fritz Peter Knapp: Gesch. der Lit. in Österr. von den Anfängen bis zur Gegenwart /: Die Lit. zur Zeit der habsburgischen Herzöge von Rudolf IV. bis Albrecht V. (–). Graz , S. . – Michael Baldzuhn: Schulbücher im Trivium des MA und der Frühen Neuzeit . Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgesch. der ‹Fabulae› Avians und der dt. ‹Disticha Catonis› (Quellen und Forschungen zur Lit.- und Kulturgesch. []). Berlin/New York , S. . MM Lorengel. – Strophische Heldendichtung, vor . Der Text des L. ist anonym in der → Kolmarer Liederhandschrift (K) und im → Heldenbuch des Lienhart Scheubel (W) überliefert. Die Entstehungszeit des L. ist unbekannt. K wird heute auf
Lorengel um datiert, bietet also immerhin einen Terminus ante quem. Der Text ist mit Strophen in W und Strophen in K nur unvollständig erhalten. Ursprünglich dürfte die Dichtung um bis maximal Strophen umfasst haben. L. ist im sog. Schwarzen Ton verfasst. Dieser entstand wahrscheinlich im zweiten Viertel des . Jh. und ist durch zehnzeilige Kanzonenstrophen mit drei Stollen charakterisiert. Er wurde im MA oft → Wolfram von Eschenbach oder → Klingsor zugeschrieben, weshalb er seit dem . Jh. auch als Klingsors Schwarzer Ton bekannt ist. Der Ton verbindet L. mit dem → Wartburgkrieg und → Lohengrin. Titelheld der Dichtung ist der Schwanenritter L. (Lohengrin). Er erreicht auf seinem Schwanenschiff Antwerpen, wo ein wohlhabender Bürger zu L.s Ehren ein Festmahl veranstaltet. Bei diesem Anlass wird in Form eines Berichts eine Erzählung eingeschoben (Str. –): Köln wird von Etzel bedrängt, weil ein adliger Verräter die Hunnen ins Land gebracht hat. Parzival, der Gral und die . Jungfrauen greifen ein und retten die Stadt. Auf diese Erzählung folgt eine zweite Landung L.s und der Empfang durch Isilie, die Herzogin von Brabant. Nach einem Zweikampf mit Friedrich von Dundramunt heiratet L. die Herzogin. Zuletzt warnt der Text die Fürsten vor Eidbruch. Mit der letzten überlieferten Strophe endete die Dichtung wahrscheinlich, da die Fürstenmahnung abschließend formuliert ist. Die Anfangspartie des L. zeigt teils wörtliche Parallelen zum Lohengrin. Der Text könnte aus diesem entnommen worden sein, ebenso aber aus einer gemeinsamen Quelle. Die freie Bearbeitung ab Strophe beruht auf einer unbekannten Vorlage. Sie wurde wahrscheinlich von W und K benutzt, die ansonsten voneinander unabhängig entstanden. Inhaltlich vermischt der Text Stoffe und Motive unterschiedlicher Provenienz miteinander, vor allem die Sagen vom Schwanenritter und dem Gral sowie die Legende von den . Jungfrauen. Eigenständig ist die städtische Komponente des L. Der Verfasser hebt die Rolle der Stadtbürger in Adelskon ikten hervor und schildert ausführlich die Szenerien von Antwerpen und Köln. Wahrscheinlich war der Dichter selbst ein städtischer Bürger. Ü: K: München, BSB, cgm , v–v (Pap., um , rheinfränkisch). – W: Wien, ÖNB, cod. , r–r (Pap., um –, bair.-österr.).
Wilhalm von Orlens A: Elias Steinmeyer: L. In: ZfdA () S. –; () S. ; () S. . – L. (GAG ). Hg. v. Danielle Buschinger/Horst Brunner. Göppingen . L: Thomas Cramer, VL () Sp. –; () Sp. . – RSM () S. . – T. Cramer, Killy () S. . – Buschinger (s. Ausg.). – Heinz Thomas: Maximilian als Schwanritter. Zur Deutung und zur Datierung des L. In: ZfdA () S. –. – William H. Jackson: L. and the ‹Spruch von den Tafelrundern›. In: The Arthur of the Germans. The Arthurian Legend in Medieval German and Dutch Literature. Hg. v. dems./Silvia A. Ranawake. Cardiff , S. –. – Harald Haferland: Mündlichkeit, Gedächtnis und Medialität. Heldendichtung im dt. MA. Göttingen , S. f., f. – Helmut Birkhan: Gesch. der altdt. Lit. im Licht ausgewählter Texte : Nachklassische Romane und hö sche ‹Novellen›. Wien , S. f. u. ö. – Vgl. auch die Lit. zum Lohengrin. MM Wilhalm von Orlens (auch: Wilhalm und Amalia). – Reimpaarerzählung, stark kürzende Bearbeitung des Willehalm von Orlens des → Rudolf von Ems, . Jh. (vor ). Der anonyme Urheber der Versdichtung (rund V.) hat den Umfang von Rudolfs Minneroman auf etwa % der Vorlage reduziert (auch die Liedfassung → Wilhalm von Orlens kürzt Rudolfs Text radikal). Der Handlungsablauf wird in ein starres Schema überführt und vor allem die re exiven Passagen des Romans und Rudolfs narrativstilistische Eigenheiten (wie etwa Zwischenprologe, Erzählerbemerkungen, rhetorische Ausschmückungen oder Brie nserate) sind von Kürzungen betroffen. So wird schon die Vorgeschichte auf den für den weiteren Erzählverlauf unverzichtbaren Kern – die Verwaisung des Protagonisten – reduziert und der neue Prolog ist äußerst knapp geraten. Zu Beginn der Haupthandlung begegnet Wilhalm wie bei Rudolf der Königstochter Ameley am englischen Hof und verliebt sich in diese. Doch während in der Vorlage der junge Adelige von Ameley zunächst zurückgewiesen wird und sich mit ihrer Forderung nach ritterlicher Bewährung konfrontiert sieht, ist die fehlende hö sch-ritterliche Legitimation Wilhalms in der spätma. Nachdichtung kein Liebeshindernis und die Erzählung von Wilhalms Schwertleite in der Heimat sowie von seinen Turnierteilnahmen kann entfallen. Die weiteren Handlungsabläufe (Entführung der anderweitig
. Hälfte . Jh. versprochenen Ameley durch Wilhalm, dessen Verfolgung, Verwundung, Gefangennahme und Verbannung aus England unter Au agen, Wilhalms Bewährung im Exil, letztliche Zusammenführung des Paares, Aussöhnung mit den Brauteltern und legitime Herrschaftsehe der Helden) sind vor allem von Verschiebungen bei den Handlungsräumen betroffen. Ameley soll hier anstelle des Königs von Spanien den Herrscher von Indien heiraten und statt dem norwegischen König steht der junge Ritter dem griechischen in Bewährungskämpfen bei. Zuvor ist es auch schon die griechische Königstochter gewesen, die Wilhalm die Speerspitze aus der Wunde gezogen hat. Ob bei der spätma. Reimpaarerzählung gegenüber der Dichtung Rudolfs ein Gattungswechsel stattgefunden hat – vom Versroman zum Märe (Versnovelle) –, wofür auch der Überlieferungskontext in der Spruch- und Märensammlung des Münchner Cgm sprechen könnte (s. Überlieferung), ist Gegenstand der Forschungsdiskussion. Ü: München, BSB, Cgm , r–r (Pap., um , ostschwäbisch). Die Aufnahme des W. v. O. in diese Sammlung von vorwiegend Mären, Minnereden und Reimpaarsprüchen könnte auch dadurch motiviert sein, dass der Codex, der für den Augsburger Bürger Wilhelm von Zeil angefertigt wurde, mit zwei Wilhelms-Texten eröffnet wird: Der W. v. O. steht am Anfang; ihm folgt eine Prosalegende des hl. Wilhelm (r–r). Dies kann als «literarischer Besitzeintrag» bewertet werden (s. Burghart Wachinger: Liebe und Lit. i