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German Pages 321 [322] Year 1995
Handbuch zum Alten Testament Herausgegeben von Matthias Köckert und Rudolf Smend
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Eduard Nielsen
Deuteronomium
J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen
Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Handbuch zum Alten Testament/ hrsg. von Matthias Köckert und Rudolf Smend. -Tübingen : Mohr. Früher hrsg. von Hartmut Gese und Rudolf Smend Reihe 1. NE: Köckert, Matthias [Hrsg.); Gese, Hartmut (Hrsg.)
6. Nielsen, Eduard: Deuteronomium. -1995 Nielsen, Eduard:
Deuteronomium/ Eduard Nielsen. -Tübingen : Mohr, 1995 (Handbuch zum Alten Testament : Reihe 1 ; 6) ISBN 3-16-146253-X kart. ISBN 3-16-146250-5 Gewebe eISBN 978-3-16-160457-7 unveränderte eBook-Ausgabe 2022
© 1995 J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Gulde-Druck Tübingen aus der Times-Antiqua gesetzt, auf alterungsbeständiges Papier der Papierfabrik Niefern gedruckt und von der Großbuchbinderei Heinr. Koch in Tübingen gebunden.
In Piam Memoriam AAGE BENTZEN
Vorwort Professor Aage Bentzen, mein 1953 verstorbener Lehrer, hatte als Mitarbeiter an Eißfeldts Handbuch zum Alten Testament den Kommentar zum Daniel-Buch (1937, 2. Ausg. 1952) abgefaßt, und ihm war in März 1933 von Eißfeldt die Aufgabe anvertraut worden, den Kommentar zum Deuteronomium zu verfassen. Aage Bentzen war besonders qualifiziert, diese Aufgabe zu lösen, da er durch seine Schrift „Die josianische Reform und ihre Voraussetzungen" (Kopenhagen 1926) der Deuteronomium-Forschung neue Wege angewiesen hatte, teils durch Aufzeigen des nordisraelitischen Erbes in vielen Texten des Deuteronomiums, teils durch sein Hinweisen auf die Leviten und deren Predigt (oder wie von Bentzen ausgedrückt: Propaganda) als verantwortlich für die Vermittlung dieses nordisraelitischen Erbes an die Kreise in Juda und Jerusalem, von denen die „josianische Reform" durchgeführt wurde. Aage Bentzen ließ ein Manuskript eines Deuteronomium-Kommentars nach, woran er einige Zeit gearbeitet hatte. Ich wurde von Frau Bentzen aufgefordert, das Manuskript durchzulesen und mich gegenüber Professor Eißfeldt darüber zu äußern. Oktober 1954 schrieb ich meine Bewertung, und zwar mit der Konklusion, daß das nachgelassene Manuskript für die Herausgabe zu unvollendet sei und zur Revision durch einen Fremden kaum noch geeignet wäre. In meiner Dissertation über die alttestamentlichen Überlieferungen von Sichern („Shechem", 1955) hatte ich versucht, den Hintergrund der deuteronomischen und der deuteronomistischen Literatur unter meinem eigenen Gesichtswinkel zu betrachten, und dadurch wurde ich mit einer Reihe von den Problemen, die das Deuteronomium bietet, ganz vertraut. Dennoch wurde ich - milde ausgedrückt - ziemlich überrascht und sehr geehrt, als mir Otto Eißfeldt am 22. Oktober 1954 folgendes schrieb: „Da Sie sich, wie Ihr Brief zeigt, gründlich mit den durch das Deuteronomium gegebenen Problemen beschäftigt haben, liegt die Frage nahe, ob Sie nicht die ganz selbständige Bearbeitung dieses Buches für das Handbuch zu übernehmen bereit wären?" Ja, ich wurde dermaßen geehrt, daß ich in meiner jugendlichen Naivität zugestimmt und die Fertigstellung der Arbeit noch binnen 3 Jahren versprochen habe. Am 1. Januar 1956 übernahm ich aber als Nachfolger Aage Bentzens den alttestamentlichen Lehrstuhl in Kopenhagen und wurde derart mit Arbeitsaufgaben beansprucht, daß sich die Arbeit an dem Kommentar zum Deuteronomium in die Länge zog, wofür Eißfeldt übrigens viel Verständnis hatte. Das hier vorliegende Buch ist jedoch nicht durch ein ununterbrochenes Studium von der Dauer etwa einer Wüstenwanderung zustande gekommen. Erst in den allerletzten Jahren habe ich genügend Zeit bekommen, die Aufgabe wiederaufzunehmen, einen Kommentar zum 5. Buch Moses zu schreiben. Ich habe versucht, ihn auf Deutsch abzufassen, und diese deutsche Fassung wurde zuerst von den kundigen Assi-
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Vorwort
stentinnen des Kopenhagener Instituts für biblische Exegese, Frau Christa Olsen und Frau Anne-Lise Pemmer, revidiert, ehe das ins reine geschriebene Manuskript Professor Rudolf Smend zugestellt wurde. Ihm und besonders seinem Assistenten, Dr. Christoph Bultmann, danke ich für eine weitere Durchsicht des Manuskripts. Bereits in November 1954 stand fest, wem dieses Buch gewidmet werden sollte. Ein verspätetes Bukett aufs Grab, wo nunmehr sowohl Aage Bentzen als auch seine Frau ruhen. Charlottenlund im Mai 1993
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Eduard Nielsen
Inhalt
Vorwort
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Abgekürzt zitierte Literatur Einleitung
IX 1
1. Name und Inhalt
1
2. Der Aufbau des Deuteronomiums
3
3. Die Entstehung des Deuteronomiums
4
4. Deuteronomium undjosianische Reform
9
5. Das Programm des Deuteronomiums
11
6. Zum Kommentar
13
7. Literatur in Auswahl
14
8. Zur Erklärung der in der Übersetzung verwendeten Schrifttypen
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1—4 Moses Führung im Ostjordanland 1,1—5 1.6-3,29 4,1—8 4,9—40 4,41—43 4,44—49
Überschrift zum Gesetzbuch Moses Geschichtlicher Rückblick Überleitung zur Gesetzespromulgation und Paränese Ermahnungsrede Aussonderung dreier Asylstädte im Ostjordanland Überschriften zum Gesetz Moses
5—11 Israel ermahnt und gewarnt 5,1—33 6,1—3 6,4—9,6 9.7-10,11 10,12—11,25 11,26-32
Bund am Horeb und Dekalog Überschriften zum Gesetz Moses Ermahnungen und Warnungen Israels Aufruhr in der Wüste Ermahnungen und Warnungen Segen aufGarizim, Fluch auf Ebal
19 19 22 54 57 66 67 69 69 82 84 112 119 128 VII
Inhalt
12-25 Die Gesetze
131
12,1-16,17 16,18-18,22 19,1-13 19,14—21
131 173 187 191 194 197 201 230
20,1—20 21,1-24,22 25,1-19
Gesetze kultischen Inhalts Über die Amtsträger Israels Gesetz über die Asylstädte Gesetze vom Rechtsverfahren Exkurs über die Haupttypen der Gesetze in Dt 19—25 Gesetze über die Kriegsführung Gesetze für das Leben in der Gesellschaft und in der Familie . . . . Strafrechtliche Gesetze
26—30 Israel unter Segen und Fluch 26,1 — 19 27,1—26 28,1-69 29,1—30,20
Liturgischer Anhang Ritual zwischen Garizim und Ebal Segen und Fluch Ermahnungen und Trostreden
31—34 Moses Abschied von Israel 31,1—30 32,1-52 33,1-29 34,1-12
VIII
Einsetzung Josuas, letzte Anweisungen Das Moselied DerSegenMoses Der Bericht vom Tod Moses
235 235 243 249 261 273 273 280 294 308
Abgekürzt zitierte Literatur Alt KS A. Alt, Kleine Schriften zur Geschichte des Volkes Israel I—III, 1953—59 ANET J. B. Pritchard, Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament 2 ,1955 AOTAT H. Gressmann, Altorientalische Texte zum Alten Testament 2 ,1926 Bertholet A. Bertholet, Das Deuteronomium, 1899 Braulik SB A AT 2 G. Braulik, Studien zur Theologie des Deuteronomiums, Stuttgarter Biblische Aufsätze, Altes Testament 2,1988 Dillmann A. Dillmann, Deuteronomium 2 ,1886 Donner-Röllig, KAI H. Donner-W. Röllig, Kanaanäische und aramäische Inschriften I—III, 1964 Driver S. R. Driver, Deuteronomy 3 , ICC, 1902 Gordon C. Gordon, Ugaritic Manual II, Analecta Orientalia 35,1955 Hempel J. Hempel, Die Schichten des Deuteronomiums, 1914 Hölscher G. Hölscher, Komposition und Ursprung des Deuteronomiums, ZAW40,1922, S. 161—225 Horst Fr. Horst, Das Privilegrecht Jahwes, FRLANT45,1930 Lohfink SBAAT8 N. Lohfink, Studien zum Deuteronomium und zu deuteronomistischen Literatur, Stuttgarter Biblische Aufsätze, Altes Testament 8,1990 Merendino R. Merendino, Das deuteronomische Gesetz, BBB 31,1969 IX
Abgekürzt zitierte Literatur Mittmann S. Mittmann, Deuteronomium I1-63, BZAW139,1975 Noth ABLA M. Noth, Aufsätze zur biblischen Landes- und Altertumskunde 1—2,1971 Noth ÜS 1 M. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien 1,1943 Preuss H. D. Preuss, Deuteronomium, EdF 164,1982 Seitz G. Seitz, Redaktionsgeschichtliche Studien zum Deuteronomium, BWANT73,1971 Steuernagel C. Steuernagel, Das Deuteronomium übersetzt und erklärt 2 ,1923 Weinfeld M. Weinfeld, Deuteronomy and the Deuteronomic School, 1972
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Einleitung 1. Name und Inhalt Der letzte Band des Pentateuchs, das 5. Buch Mose, im hebräischen Kanon nach seinen Anfangsworten D'ia^n n^K (von Origenes 'EXe aSSeßapeijA transkribiert, vgl. Euseb, Hist.Eccl. VI,25) genannt, ist in der wissenschaftlichen Welt am besten unter dem Namen Deuteronomium bekannt. Der Name rührt von der Vulgata her, in der das 5. Buch Mose Uber deuteronomii benannt wird. Der Name D E U T E R O N O M I O N ist aber in der Tat, wie es sich ohne Schwierigkeiten erahnen läßt, ein griechischer Titel, dem 5. Buch Mose selbst entnommen. Im Königsgesetz Dt 17,14—20 wird gesagt, daß der König sich zu einem Dokument eine Kopie dieses Gesetzes, das sich in der Obhut der Priester, der Leviten findet, ausfertigen lassen soll, und dieser Satz lautet in LXX xai ypa^ei eauTco TO SsuTepovojJuov TOÜTO EL^ ßtßXt'ov 7tapa TWV Eepewv TWV AEUITWV. Hinter der griechischen Wiedergabe des hebräischen HK-TH rninn stecken schrifttheologische Überlegungen, die für die Übersetzer wichtiger waren als die Rücksicht auf die Grammatik: Die Gesetzgebung Moses in den Gefilden Moabs, sein Testament an das israelitische Volk, haben die „zweite Gesetzgebung" ausgemacht, die am Ende der Wüstenwanderung vorgetragen wurde. Die „erste" Gesetzgebung fand am Sinai statt, wie in Ex 19 bis Nu 10 berichtet. Der Name AETTEPONOMION, bereits in Codex Alexandrinus und Codex Vaticanus belegt (vgl. Wevers, Deuteronomium, Göttinger Septuaginta-Ausg. 1977, S. 53), findet sich bei Philo (Leg.All.iii,474; Quod Deus 50), der jedoch auch andere Namen für das Buch verwendet: Aoyoi 7iporpe7CT;ixoi („Ermahnungen"), rcapaiveaeii („Aufforderungen"), Ituvoj-uc; („Gesetzes-Anhang"). Oberflächlich betrachtet schließt der griechische Titel des 5. Buch Mose viel Räson in sich. Die historisch-kritische Analyse der Bücher Mose, eine Arbeit, die am Ende des 19. Jahrhunderts ihren klassischen Ausdruck im Schema J(ahwist), E(lohist), D e u t e r o nomium) und P(riesterschrift) fand, betrachtet das Deuteronomium aber nicht als die „zweite und letzte", sondern vielmehr als die zentrale Gesetzgebung, die als Vorgänger das Bundesbuch (Ex 20,22—23,33 - JE) und als Nachfolger verschiedene, der „Priesterschrift" zugeschriebene Gesetzeskomplexe (Ex25—30; Lv 1—7; 11 — 15; 16; 17—26; 27; Nu 5; 15; 18-19; 2 9 - 3 0 ; 35) hatte. Der Inhalt des Deuteronomiums ist der folgende: Dt 1,1 — 5: Angabe von Zeitpunkt und Ort der Gesetzgebung Dt 1,6—3,29: Der geschichtliche Rückblick auf die Wanderung vom Berg Horeb bis zur Ankunft im Tal gegenüber von Bet Peor Dt 4,1—40: Ermahnungsrede vor dem Vortrag der Gesetze 1
Einleitung Dt 4,41—43: Dt 4,44-49: Dt 5,1—33:
Aussonderung von drei ostjordanischen Asyl-Städten Überschriften für das Gesetz Rückblick auf die Bundesschließung am Horeb und Bekanntgabe des Dekalogs Dt 6,1 — 11,25: Ermahnungsreden an das Volk über die Beachtung des Gesetzes, über die Distanzierung von der kana'anäischen Bevölkerung und deren Gottesverehrung, über die Dankbarkeit dafür, das Land Kana'an als Eigentum erhalten zu haben (6,1—8,20), Rückblick auf den Aufenthalt am Horeb und in der Wüste, mit Hervorhebung der Widerspenstigkeit des Volkes (9,1 — 10,11); abschließende Ermahnungen, das Gesetz zu beachten (10,12-11,25) Dt 11,26—32: Anweisung, ein Segen- und Fluch-Ritual im Paß zwischen Garizim und Ebal nach der Eroberung des Landes auszuführen Dt 12—25: Die Gesetze des Deuteronomiums. Gesetze über Opfer und Abgaben an das einzige legitime Heiligtum, über die Bekämpfung der kana'anäischen Religion, über reine und unreine Tiere und Vögel, über Zehnt, über Schuldenerlaß, Freigabe von Sklaven und über Erstgeburtsopfer; Gesetze über die Wallfahrtsfeste; Gesetze über Rechtspflege und Gerichtsbarkeit, über Einführung des Königtums, über Priester und Propheten und über die Asyl-Einrichtungen (12,1—19,13). Gesetze über Eigentum und Zeugenaussage; über Kriegführung, über Sühnungsrituale in Verbindung mit unaufgeklärten Morden, über familienrechtliche Verhältnisse, über die Beerdigung eines Hingerichteten, verschiedene Verbote und Befehle über Hilfsbereitschaft und Zurückhaltung, über Bekleidung, über Ehe, Unzucht und Vergewaltigung, über den Einlaß zur Gemeinde Jahwes und über Reinheit des Kriegslagers; das Verbot, weggelaufene Sklaven auszuliefern, kultische Unzucht auszuüben und Zinsen zu erheben; Einschärfung der Pflicht, Gelübde zu erfüllen, Erlaubnis zum Mundraub; das Verbot - unter besonderen Umständen - seine geschiedene Frau wiederzuheiraten; die Verschonung des neuverheirateten Mannes vom Kriegsdienst; Vorschrift gegen rücksichtslose Pfändung und gegen Entführung; Gesetz in bezug auf Aussatz, über Rücksichtslosigkeit Schuldnern und Tagelöhnern gegenüber; Verbot, Kinder für die Verstöße der Väter oder Väter für die der Kinder zu bestrafen; Einschärfung der Pflicht zur Barmherzigkeit den Armen in der Gesellschaft gegenüber; verschiedene Gesetze über Strafvollzug, hierunter das Leviratsgesetz, über Redlichkeit im Handel und Wandel. Abschließend Ermahnung, die Amalekiter auszurotten (19,14-25,19) Dt 26,1 —15: Liturgischer Anhang an das Gesetzbuch über die Darbringung des Erstlingsopfers und des Armenzehnten Dt 26,16—19: Die Bundesschließungserklärung Dt 27,1—26: Dt 28,1—68: Dt 28,69: 2
Verordnung über das Ritual im Paß zwischen Garizim und Ebal; der Fluch-Dodekalog Die Segnungen als Lohn für Gesetzesbeachtung, die Flüche als Strafe wegen Ungehorsam gegen das Gesetz Die „Unterschrift" des Gesetzbuches
Der Aufbau des Deuteronomiums Dt 29-30: Dt 31:
Abschließende Ermahnungen und Trostrede Einsetzung von Josua als Nachfolger Moses, Niederschrift des Gesetzes und Anweisung für den regelmäßig wiederholten Vortrag der Gesetzessammlung. Einleitende Worte über das Lied Moses Dt 32,1—47: Das Moselied, mit abschließender Ermahnung Dt 32,48—52: Der bevorstehende Tod Moses wird angekündigt Dt 33: Der Segen Moses Dt 34: Der Bericht vom Tod Moses.
2. Der Aufbau des Deuteronomiums Wie aus der oben gegebenen Inhaltsübersicht hervorgeht, gliedern sich die Gesetze des Deuteronomiums in groben Linien in zwei große Abschnitte: 1) Gesetze, die in ziemlich naher Verbindung mit dem Kultzentralisationsgesetz stehen (12,1 — 19,13), und 2) Gesetzgebung über Israels Leben in den „neuen" Umgebungen (19,14—25,19), von erzählenden und ermahnenden Texten gerahmt. Der dem Gesetz vorangestellten Paränese entsprechen die Segnungen und Flüche nach der Mitteilung des Gesetzesstoffes, 28,1—68. Dem geschichtlichen Rückblick, 1,6—3,29, entspricht der Bericht von der Einsetzung Josuas und vom Tod Moses, 31,1—8.14—15.23; 34,1 — 12, und die Niederschrift des Gesetzes 31,9—13 entspricht der Einleitung über den Gesetzesvortrag Moses 1,1—5. Dazu kommt unmittelbar vor dem Bericht vom Tod Moses die (spätere) Hineinfügung der zwei großen Gedichte, Dt 32 und 33. Diese ziemlich einleuchtende Struktur mag in sehr hohem Maße das „Ur-Deuteronomium" widerspiegeln, von dem zahlreiche Forscher erklärtermaßen einen Abriß zeichnen wollten, ob sie nun in konservativer oder biblizistischer Weise irgendwie Mose für den Verfasser hielten, oder ob sie der klassischen Kritik beistimmten in ihrer Identifizierung des Urdeuteronomiums mit dem josianischen Gesetzbuch, dessen Fund und Bedeutung in 2 R 22,4—23,3 beschrieben wird. Im Deuteronomium in seiner jetzigen Gestalt, die größtenteils dieselbe ist wie zur Zeit der griechisch-sprachigen Juden in Alexandria im 2. Jh. v. Chr. sowie der zeitgenössischen Samaritaner, ist die hier beschriebene Struktur in verschiedener Weise verschleiert worden. Die Ermahnungsrede in Kap. 4 nimmt die Gesetzesparänese im Urdeuteronomium vorweg, und die Ermahnungen in Kap. 29—30 treten als Double auf; beide Abschnitte lassen sich mit großer Wahrscheinlichkeit in exilisch-nachexilische Zeit datieren. Durch Kap. 5 mit seiner Rückschau auf den Bund vom Horeb und seiner Mitteilung des Dekalogs, sowie durch Kap. 9,1 — 10,11 mit der Rückschau, teils auf den Abfall gleich nach dem Bundesschluß am Horeb, teils auf die Unterbringung der Tafeln in der „Bundeslade" und auf die Auserwählung der Leviten für das Priestertum, wird der erste große Abschnitt der Paränese in unvorteilhafter Weise umrahmt, und Kap. 26 ist eigentlich durch seine liturgischen Bestimmungen als ein Nachtrag zu den KultzentralisationsGesetzen zu betrachten. Derselbe „negative" Ton, von dem die Rückschau auf die Wüstenwanderung in Kap. 9 geprägt ist, begegnet uns in den einleitenden Bemerkungen zum Moselied 31,16—22, und dies trägt dazu bei, die Theorie zu unterbauen, daß dieses Lied in revidierter Form vorliege. Noch ein Schönheitsfehler an der Struktur des Deuteronomiums, wie es jetzt vorliegt, soll genannt werden. Kap. 11,26—32 und Kap. 27,1—26 vermitteln Instruktionen für ein 3
Einleitung Ritual, das nach der Eroberung des Landes im Paß zwischen den Bergen Garizim und Ebal auszuführen sei. Wie aus der Exegese hervorgehen wird, gibt es einzelne Details, die diese Textabschnitte mit einigen Sätzen der Einleitung des Gesetzbuches in 1,1—5 verbinden. Diese drei Textabschnitte lassen alle einige vermutlich „dogmatisch" bedingte Bestrebungen erkennen, die Bedeutung dieser Überlieferungen zu verschleiern. Die „dogmatische" Redaktion des Deuteronomiums hätte, wäre sie rigoroser gewesen, die betreffenden Abschnitte streichen können; niemand hätte sie vermißt. Der Grund dafür, sie beizubehalten - wenn auch in verschleierter Form - muß gewesen sein, daß die Abschnitte von Anfang an zur „ur-deuteronomischen" Überlieferung gehört haben, und dies trägt dazu bei, die auf andere Kriterien aufgebaute Idee zu unterstützen, daß die „deuteronomische" Bewegung in nordisraelitischen Kreisen ihren Ursprung habe. Dieser Theorie, die zuerst von Adam Welch, The Code of Deuteronomy. A New Theory of its Origin, 1924, vorgetragen wurde und später seitens u. a. Aa. Bentzen, Die josianische Reform und ihre Voraussetzungen, 1926, S. 76—86, F. Horst, Das Privilegrecht Jahwes, 1930, S. 122 = T B 12, 1961, S . 1 5 3 f . , H. Cazelles, Deuteronome, 1950, S . 1 3 f . , Albr. Alt, Die Heimat des Deuteronomiums, KS 1,1953, S. 2 5 0 - 7 5 , und H . W . Wolff, Hoseas geistige Heimat, T h L Z 81 [1956] = T B 22,1973, S. 2 3 2 - 2 5 0 , Zustimmung fand, schließt sich auch, seit seiner Arbeit an der Abhandlung über die Sichem-Überlieferungen (E.Nielsen, Shechem, 1955, 2. Ausg. 1959), der Verfasser dieses Buches an, und der Leser wird an manchen Stellen im Kommentar daran erinnert werden. Damit sind wir an die Frage der Entstehungsgeschichte des Deuteronomiums herangekommen.
3. Die Entstehung des Deuteronomiums Die Frage wo, wann und wie die Bewegung entstanden ist, von der man vermuten darf, daß sie hinter dem Deuteronomium gestanden hat, ist schwieriger zu beantworten, als die Frage, wann das Buch seine jetzige Gestalt bekommen habe. Darum lohnt es sich, die Schilderung der Entstehungsgeschichte des Deuteronomiums mit dem Endergebnis zu beginnen und dann in umgekehrter Richtung auf den Anfang zurückzugehen. Im Deuteronomium sind ganz klare Spuren von Einschlägen der „Priesterschrift" vorhanden, Spuren die mit dem Zusammenfügen der ersten vier Bücher Mose mit dem deuteronomischen zusammenhängen. Diese Spuren sind in 1,3, - möglicherweise auch 2,39aß; 1 0 , 6 - 7 - und 3 2 , 4 8 - 5 2 ; 34,1 sowie 3 4 , 7 - 9 zu finden. Entscheidend für diese Beobachtung sind Sprache, Stil und Inhalt. Diese Einschläge repräsentieren den letzten Redaktionsprozeß, welchen das Deuteronomium erfahren hat, und welcher den „Pentateuch" geschaffen hat, und dieser Prozeß ist in nach-exilische Zeit zu datieren. Das Deuteronomium hat jedoch einen noch entscheidenderen Redaktionsprozeß erfahren im Zusammenhang mit der Zusammenstellung des den Josua-, Richter-, Samuelis- und Königsbüchern zugrundeliegenden Sammelwerkes, welches seit Martin Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien 1,1943, mit dem Namen „das deuteronomistische Geschichtswerk" (DtrG) benannt wird, in das das Deuteronomium (Dt) in der Gestalt, die es vor der Zusammenfügung mit den übrigen Büchern des Pentateuchs gehabt hat, als Anfang und Programmschrift eingegangen ist. Die große, wenn auch nicht einstimmige, Zustimmung, die Noths These gefunden hat, ist ein vielsagendes Zeugnis der Relevanz seiner Anschauungen. Das Werk wird durch eine Rückschau auf
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Die Entstehung der Deuteronomiums
die Zeit von der Befreiung Israels aus Ägypten bis nach der Ankunft im Tal gegenüber von Bet Peor (Kap. 1—3) eingeleitet, setzt sich mit der Schilderung der Eroberung des Landes, d.h. des Westjordanlandes, Kana'ans, fort, um dann die Zeit vor der Einführung des Königtums, die große Zeit unter Saul, David und Salomo und die Geschichte des geteilten Reiches bis nach der josianischen Reform 622 v. Chr. und dem Fall Jerusalems 587 v. Chr. zu schildern. Die Breite der Schilderung der josianischen Reform in 2 R 22—23 entspricht der hervorgehobenen Position des Gesetzbuches am Anfang des Werkes. Die These Noths war, daß die einleitenden Kapitel des Deuteronomiums im Grunde nicht die Einleitung des Deuteronomiums, sondern die des DtrG ausmachen, und daß das Dt selbst in der Tat erst mit Dt 6,4 anfing. Dt wurde durch diese These von der zweifachen Einleitung, Dt 1 - 3 und Dt 4 - 1 1 (oder 6,4-11,32), „befreit", und die Analyse des Deuteronomiums erhielt zur Aufgabe, die zahlreichen Spuren von dtr Überarbeitung des Gesetzbuches aufzuzeigen, vgl. dazu besonders Minette de Tillesse, Sections „tu" et sections „vous" dans le Deutéronome, VTxii [1962] S. 29—88. Betreffend die Zeitbestimmung eines derartigen durchgreifenden Redaktionsprozesses, der sehr wohl in mehreren Phasen stattgefunden haben mag, kann mit Sicherheit festgestellt werden, daß dieser Prozeß erst in exilischer Zeit, und vermutlich auf palästinensischem Boden, zu Ende gebracht wurde. Als fester Ausgangspunkt für die Zeitbestimmung von DtrG dient die abschließende Notiz von 2 R, welche die Milderung der Gefangenschaft des Königs Jojakin nach dem Tod Nebukadnezars 561 v. Chr. erwähnt. Auch nach dem Ablauf der entscheidenden Phase der dtr Redaktion mag jedoch eine weitere Bearbeitung des Deuteronomiums von Seiten der dtr Herausgeber vor sich gegangen sein, dies gilt z.B. für Abschnitte wie Kap.4 und 29—30, Kap.5 und Kap. 9,1 —10,5. In dieser Verbindung meldet sich aber eine Frage, die eine neue Beurteilung erfordert. Ist es denkbar, daß ein „Ur-Deuteronomium" ohne eine „geschichtliche" Einleitung angefangen und abgeschlossen worden sei? Unmittelbar kommt es unwahrscheinlich vor, daß das Buch allein durch die „Fanfare", die vom bekannten Schema', in 6,4—9 dargeboten wird, eingeleitet sein sollte. Viel natürlicher wäre die Annahme, daß die Schrift, die „Das Gesetzbuch" ausmacht, von Anfang an mit einer Einleitung sowie mit einem Abschluß ausgestattet war, worin berichtet wurde, wer diese Gesetze vorgelegt hatte, und wo und wann dies geschah. Es ist daher eine Frage, ob man bei dem Versuch, die dtr Überarbeitung abzuschälen, um die Form ausfindig zu machen, in der Dt erstmals als „Schrift" erschienen ist, Dt 1—3 ohne weiteres als rein deuteronomistisch beiseiteschieben darf. Es steht fest, wie man auch sonst in Einzelheiten die von de Wette im Jahre 1805 vorgelegte These über den Zusammenhang zwischen dem in 2 R 22—23 erwähnten „Gesetzbuch" oder „Bundesbuch" und dem Deuteronomium beurteilt, daß das letzte Jahrhundert der Geschichte des Reiches Juda als selbständigen Staates (etwa von 700 bis 587 v. Chr.) einen annehmbaren Hintergrund für die Entstehung der Schrift Deuteronomium* ausmachen könnte. Die lange Zeit, in der das Reich Juda, unter König Manasse, als assyrischer Vasallenstaat zu betrachten war, und danach, zu Zeiten des Königs Josia, des Enkels von Manasse, bestrebt war, sich vom assyrischen Joch freizumachen, ist gut geeignet als Hintergrund für das Erscheinen einer Schrift wie des Deuteronomium*, die sich als das Testament des ersten Leiters und Gesetzgebers Israels an sein Volk präsentiert: Eine geschichtliche Einleitung ermahnt das Volk zum Gehorsam und zur Treue gegen die Stimme Jahwes, indem zuerst geschildert wird, was Mißtrauen und Ungehor5
Einleitung sam mit sich gebracht haben (Kap. 1*), und danach, wie der Gehorsam des Volkes gegen Jahwe und seinen auserwählten Fürsprecher zu den ersten Eroberungen (Kap. 2—3*) geführt hat. Die am Ende des Buches später eingefügten Gedichte, Dt 32 und 33, drücken in ihrer Art denselben Gedanken aus, wobei die Voranstellung von Dt 32 vor Dt 33 dem Aufbau der geschichtlichen Rückschau von Kap. 1—3* gewissermaßen entspricht. Diese Schrift ist nicht durch und durch von den unheimlichen Vorfällen gefärbt, die zum Fall Jerusalems, zur Verarmung des Landes und zur Wegführung der Elite nach Babylon geführt haben, sondern vielmehr von dem Glauben geprägt, daß Jahwe sein Volk in dem Land, das er seinen Vätern gegeben hat, bewahren wird. In dieser Verbindung soll auch genannt werden der von G.v.Rad durchgeführte Versuch, die Kriegsgesetze (Kap. 20) gerade mit der josianischen Ära zu verknüpfen, vgl. G.v.Rad, Deuteronomium-Studien, FRLANT, NF 40, 1947, und besonders Der heilige Krieg im alten Israel, AThANT20,1951. Die Annahme eines Zusammenhangs zwischen Deuteronomium* und dem Gesetzbuch, das laut 2 R 22—23 den Verlauf der Reform so sehr beeinflussen sollte, stützt sich natürlich auf die Tatsache, daß in Dt 12—19 die massive und ständig wiederholte Forderung geltend gemacht wird, daß alle Feste, alle Opfer sowie alle Opfergaben an das von Jahwe erwählte Heiligtum, Di pari, gehören, und daran ist kaum zu zweifeln, daß hier der königliche Tempel Jerusalems gemeint ist. Ein Urdeuteronomium ohne diese Kultzentralisationsforderung läßt sich nicht mit annehmbarer Wahrscheinlichkeit rekonstruieren. Dies spricht für eine Mitverantwortung von Kreisen am Tempel und am Hof von Jerusalem für die Form, die Deuteronomium* erhalten hat. Die Einleitung und der Abschluß des Buches geben eine Antwort auf die Frage, wo, wann und von wem Deuteronomium* „geschaffen" wurde: Mose hat es getan, kurz vor seinem Tod, unmittelbar bevor er im Lande Moab, vor der Einwanderung Israels, Josua als seinen Nachfolger eingesetzt hat. Die klassische kritische Auffassung von der Entstehung des Deuteronomiums behauptet, daß das Buch von Kreisen in Jerusalem im 7. Jh.v. Chr. geschaffen wurde. Deuteronomium* enthält jedoch vieles, was nicht ohne weiteres als bezeichnend für den Adel und das Priestertum Jerusalems betrachtet werden kann. Auch noch in den Teilen des Deuteronomiums, die so stark von dem Kultzentralisations-Gedanken beherrscht sind, findet man Textabschnitte, die von einer anderen Tendenz dominiert sind: dem Kampf gegen den Fruchtbarkeitskult, der starken Bemühung, daß das Volk jeder Beziehung zur Verehrung kana'anäischer Götter entsagen soll. Jahwes ist das Volk, ihm ist es geheiligt, und ihm allein soll es alle seine Kräfte widmen. In dieser Hinsicht ist schon längst eine enge Verwandtschaft nachgewiesen worden zwischen den Gedanken, wie sie im Deuteronomium vorgeführt werden, und dem einzigen nordisraelitischen Propheten, von welchem prophetische Texte mit angemessener Sicherheit als überliefert angenommen werden können, nämlich Hosea. Die beiden Propheten Arnos und Hosea wirkten im nordisraelitischen Reich. Arnos aber war Judäer und wurde aus dem Nordreich ausgewiesen (Am 7,10—17); es ist daher nicht verwunderlich, daß seine Prophezeiungen für die Zukunft bewahrt werden konnten. Anders mit Hosea. Die Erklärung dafür, daß seine Prophezeiungen der Vergessenheit entgangen sind, mag sein, daß Nordisraeliten als Flüchtlinge, spätestens nach dem Fall Samarias 722 v.Chr., „die prophetischen Worte des Hosea" - S/tinn*1?« rrn "Wg rnrr - nach Juda und Jerusalem mitgebracht haben. Eine naheliegende Folgerung ist, daß andere Nordisraeliten in 6
Die Entstehung der Deuteronomiums
derselben Lage sogar beträchtliche Anteile von dem Stoff mitgebracht haben, der nun im Deuteronomium verarbeitet worden ist und der sich, sowohl in positiver als auch in negativer Formulierung, mit den hoseanischen Prophezeiungen parallelisieren läßt; positiv formuliert vor allem der Gedanke von Israel (!) als auserwähltem, Jahwe geheiligtem Volk; in negativer Formulierung besonders die ständigen Warnungen vor dem Abfall von der exklusiven Jahwe-Verehrung, sowie die Polemik gegen die Verehrung von kana'anäischen Göttern und gegen die Teilnahme an kana'anäischen Kultbräuchen. Das Gesetzbuch, welches das 5. Buch Mose in seiner jetzigen Gestalt darstellt, ist ein Produkt aus exilisch-nachexilischer Zeit. Das Buch ist ins DtrG aufgenommen, das seinerseits, nach der Forschung der letzten Jahrzehnte zu urteilen, Gegenstand mancher Umredigierungen und neuer Fassungen gewesen ist. Nichts spricht dafür, daß diese Redaktionstätigkeit in der jüdischen Gola in Babylonien vor sich gegangen ist. Viel spricht eher dafür, daß das Geschichtswerk in Jerusalem entstanden und in Judäa, in der Zeit nach der Zerstörung Jerusalems 587 v. Chr., einer weiteren Bearbeitung unterzogen worden ist. Manches deutet auf Jerusalem als Entstehungsort: die Verfasser haben Archiv-Material von Jerusalem (und möglicherweise auch von Samaria) benutzen können; Überlieferungen über den Tempel Jerusalems und Propheten-Erzählungen aus dem früheren Nordisrael nehmen im Werk einen herausgehobenen Platz ein; auch ein Einfluß von Seiten der Weisheitsliteratur, die zum Teil ihren Hintergrund in Hofkreisen von Jerusalem haben mag, ist spürbar; die abschließenden Flüche des Gesetzbuches verraten die Kenntnis von Stil und Inhalt der politischen Kontrakte, eine Kenntnis, welche die vorgenannten Hofkreise zweifellos besessen haben; vor allem ist die geographische Perspektive durch und durch die palästinensische: das Interesse knüpft sich von Anfang bis Ende an das Leben des Volkes in dem Lande, das Jahwe dem Volk gegeben hatte. Die Entstehung des Deuteronomiums muß sich nach dem Ausgeführten über etwa 150 Jahre hin erstreckt haben. Wenn die Analyse der einzelnen Kapitel und Abschnitte des Buches wieder und wieder zu dem Ergebnis führt, daß das Unterscheiden zwischen einem zugrundeliegenden Text und sekundären Hinzufügungen, Interpretationen oder Korrektiven notwendig ist, liegt die Annahme nahe, daß das Deuteronomium, wie es jetzt vorliegt, nicht durch die Verknüpfung heterogener Quellenschriften, sondern durch eine ständig unternommene Interpretation und Aktualisierung entstanden sei. Es hat nicht viel Sinn, wenn man nach der Entstehung des Urdeuteronomiums fragt, auf das Vorkommen kleinerer Komplexe von Gesetzen und Anleitungen zu verweisen, wie z. B. den „Humanitätsgesetzen", den „Ältesten-Gesetzen" oder Gesetzen, die durch Formeln wie „Du sollst das Böse aus deiner Mitte ausrotten" oder „es ist ein Greuel" gekennzeichnet sind. Ganz abgesehen von dem Problematischen daran, ob die zwei letzteren Kategorien jemals als selbständige Sammlungen existiert haben, gilt von den kleineren „Gesetzes-Komplexen", die als Bestandteile in das Urdeuteronomium eingegangen sein mögen, daß sie ihrerseits übernommene und ausgewählte Materie darstellen, die nicht viel besagt über die Bewegung, die hinter der Entstehung des Deuteronomiums gestanden hat. Vielmehr sollte man auf das Grund-Gepräge verweisen, das die deuteronomischen Gesetze von sämtlichen Parallelen aus dem Nahen Orient unterscheidet: der paränetische Ton. In Anbetracht des Inhalts und des Charakters der Gesetze besteht kein Zweifel daran, an wen sich das Gesetzbuch mit seiner Paränese wendet: an den Laien, den Israeliten oder den Judäer, der sich seiner nationalen Identität bewußt 7
Einleitung
ist. Er (die Gesetze wenden sich in erster Linie an die erwachsenen Männer der Gesellschaft) verkörpert das „Du", das teils ermahnt wird, Jahwe von seinem ganzen Herzen und von seiner ganzen Seele zu lieben, und teils beraten wird, wo es seine Opfer darbringen soll, welche Tiere es opfern darf, wie es in dieser oder jener Angelegenheit urteilen soll, welche Verpflichtungen und Rechte es als Familienvater, als Ehemann, als Krieger, als Bauer und als Geschäftsmann hat. Schwieriger zu beantworten ist die Frage, wer es ist, der diese Laienbelehrung erteilt. Die dtr Geschichtsschreiber haben uns vielleicht in ihrer Überarbeitung des LeviOrakels im Mose-Segen (Dt 33,9—10) die Antwort gegeben: „Sie haben ja dein Wort beobachtet, und deinen Bund haben sie bewahrt. Deine Vorschriften sollen sie Jakob lehren, und dein Gesetz Israel, Opferrauch legen sie vor deine Nase, und Brandopfer auf deinen Altar."
Es wird somit behauptet, daß, seit Mose, die Leviten, die Priester Jahwes, die Aufgabe hatten, die Laien über Gesetze und Vorschriften zu belehren. Das Verdienst Aage Bentzens war es, in seiner Jugendarbeit Die josianische Reform und ihre Voraussetzungen, 1926, die nordisraelitischen Jahwepriester, „die Leviten", als die Initiatoren der deuteronomischen Bewegung zu bezeichnen; seitdem hat v.Rad in seinen Deuteronomium-Studien, 1947, unabhängig von Bentzen einen ähnlichen Gesichtspunkt vertreten. Der Gesichtspunkt ist oft angefochten worden unter Bezugnahme auf die Tatsache, daß die Leviten in gleicher Weise wie die Witwen und die Waisen im Deuteronomium als eine verarmte Gruppe auftreten, mit der der Israelit Erbarmen haben sollte. Oder man hat angeführt, daß ein Gesetz, das jeglichen Opferkult außerhalb Jerusalems verbietet, unmöglich von den Leviten im Allgemeinen herrühren könne: damit hätten sie sich selbst den Ast abgesägt. Es stimmt, daß das Kultzentralisations-Programm kaum von levitischen Kreisen herrühren kann; es ist wahrscheinlich, oder jedenfalls möglich, daß die Durchführung dieses Programms zu einer Verarmung des Priestertums der judäischen Provinz beigetragen haben muß. Dies verhindert jedoch nicht, daß das GrundGepräge des Urdeuteronomiums selbst, wie es sich in der Paränese im Kampf um einen reinen Jahwekult äußert, von levitischen Kreisen herrührt. Direkte Spuren dieses levitischen Laienunterrichts findet man, außer in der ständigen Polemik gegen die Verehrung „anderer Götter", z.B. in den priesterlichen torot über reine und unreine Tiere und Vögel in Dt 14. Die Tätigkeit dieser Leviten hat in der judäischen Bevölkerung Anklang gefunden. In welchem Ausmaß dies bei den judäischen Landpriestern der Fall gewesen sei, entzieht sich unserer Kenntnis. In Jerusalem aber hat die Verkündigung der Leviten in reformfreundlichen Kreisen innerhalb von Adel und Priestertum eingeschlagen, und hier hat das Urdeuteronomium seine Form und Gestalt gefunden. Die Verkündigung der Leviten von Jahwe als dem Gott, an dessen alleinige Verehrung „Israel" gewiesen ist (Dt 6,4—5), ist für die Jerusalemer Kreise zugleich ein Anlaß gewesen für die Gestaltung der Forderung der Kultkonzentration auf den Tempel Jerusalems. Dies hat die Jahweeifernde, anti-kana'anäische Tendenz keineswegs abgeschwächt. Das Gesetzbuch hat, wenn man annimmt, daß zwischen der Reform Josias und der Proklamation des Gesetzbuches ein Zusammenhang existiert hat, vielleicht Anregungen gegeben zu einer Reihe von Ausmerzungen von Fremdkult in Jerusalem, wie es sich aus den ältesten Bestandtei8
Deuteronomium und josianische Reform len des Berichts von der Reform in 2 R 23 ergibt, die im sogenannten „Aufzählungsstil" (in den sogenannten we-qatal-Sätzen), V. 4bß. 5.8b.10.14, abgefaßt sind.
4. Deuteronomium und josianische Reform Bereits seit Anfang des vorigen Jahrhunderts ist die Frage nach einem Zusammenhang zwischen der „josianischen Reform" und dem Deuteronomium die zentrale Frage der alttestamentlichen Einleitungswissenschaft und zugleich eine der meistumstrittenen. Hier soll nicht versucht werden, einen forschungsgeschichtlichen Grundriß dieses Themas oder eine minutiöse Behandlung des Reformberichts in 2 R 22—23 zu geben. Der Leser muß auch auf einen Vergleich zwischen den Gesetzen des Deuteronomiums und den verschiedenen Reformhandlungen verzichten. Es muß hier genügen, darauf hinzuweisen, daß der Reformbericht, wie er jetzt vorliegt, das Ergebnis deuteronomistischer Redaktionsarbeit ist. Die Reform wird von Dtr als eine Wiederaufnahme oder Weiterführung oder endgültige Verwirklichung der Reformbestrebungen Hiskias (2 R 18,4) aufgefaßt, und die dtr Geschichtsschreiber wissen kaum, wer von den beiden Königen in dieser Hinsicht das höchste Lob verdient. Denn ihrer Auffassung nach haben beide Könige versucht, das Programm des Mose-Gesetzes (sc. des Deuteronomiums) zu verwirklichen. In Wahrheit aber wissen wir nur von einem einzigen konkreten Reformakt von Seiten Hiskias, nämlich die Zerstörung der Kupferschlange Moses, welcher „die Israeliten" (!) bisher geopfert hatten. Wo die Schlange angebracht war, wird nicht berichtet, auch nicht, wann die Zerstörung stattgefunden hat. Dagegen wird erzählt, daß es „die Israeliten", waren, die ihr geopfert hatten. Der Zusammenhang spricht für keine allzu positive Gesinnung seitens Hiskias gegenüber den Flüchtlingen aus Israel, die dieses Idol mitgebracht haben müssen, als sie in Jerusalem Zuflucht suchten. Wenn es stimmt, daß das 622 v. Chr. aufgefundene Gesetzbuch überhaupt etwas mit dem Urdeuteronomium gemein hat - und diese Annahme ist seit den Tagen Kuenens und Wellhausens der Knotenpunkt der Pentateuch-Forschung - , hat Josia eine ganz andere Attitüde gehabt gegenüber dem Traditions-Erbe, das Nordisraeliten mit sich geführt hatten von Samaria. Denn laut dem Bericht in 2 R 22,4—23,3 war es der Fund des Gesetzbuches, rniiin "ISO, oder des Bundesbuches, iTHan ISO, wie es auch genannt wird, der die Reform veranlaßt hat. Und in Anbetracht der Tatsache, daß die Deuteronomisten diesen Reformbericht als Abschluß für das Werk verwenden, in dessen Einleitung sie das Gesetz aufgenommen haben, welches Mose, jenseits des Jordans im Lande Moab, anfing niederzuschreiben, muß es außer Frage stehen, daß sie mit „dem Gesetzbuch" auf das Deuteronomium hingezielt haben. Was ist aber „wahre Geschichte" und was ist Konstruktion in 2 R 22—23? Darüber geht die Debatte von heute mit mindestens gleich großer Intensität wie in den 1920er Jahren, nachdem Hölscher, Komposition und Ursprung des Deuteronomiums, ZAW 40 [1922] S. 161—255, seine Theorie vom exilisch-nachexilischen Ursprung des Deuteronomiums vorgetragen hatte. Daß der Reformbericht nicht ohne weiteres für ein authentisches Zeugnis gehalten werden kann, ergibt sich teils daraus, daß Elemente im Bericht vom Fund des Gesetzbuches einer früheren Erzählung von einer Tempelrestaurierung (2 R 12,5 — 17) entlehnt sind, teils aus dem fehlenden Zusammenhang zwischen der Reaktion des Königs und 9
Einleitung
dem doppelten Orakelspruch der Prophetin Hulda auf der einen Seite und dem Inhalt des Gesetzbuches, d. h. des Deuteronomiums*, auf der anderen Seite; denn das Gesetzbuch als Ganzes dürfte das Entsetzen des Königs sowie die darauf folgende Sendung an die Prophetin Hulda nicht bewirkt haben. Auch hätte das Gesetzbuch nur in höchst indirekter Weise genau die in 2 R 23,4ff. erwähnten Reformen veranlassen können. Etwas anderes ist, daß es der Wunsch der deuteronomistischen Geschichtsschreiber gewesen ist, einen dramatischen Handlungsablauf darzustellen, in welchem eben das Gesetzbuch die eigentliche Anregung zu den Reformen Josias geben sollte. Sie müssen dabei an die lange Reihe von Flüchen gedacht haben, die sie übrigens selbst durch viele Hinzufügungen noch ergänzt hatten, als dasjenige, das die „vorbildliche" Reaktion des Königs hervorgerufen habe. Die Begründung, die sie dem Josia für die Sendung an Hulda in den Mund gelegt haben (2 R 22,13), ist von Anfang bis Ende klar deuteronomistisch. So auch in entsprechender Weise der erste Orakelspruch Huldas (2 R 22,15 — 17). In Bezug auf ihr zweites Orakel (2 R 22,18—20) verhält es sich jedoch anders. Der Spruch ist nicht als Ganzes überliefert worden (der Anfang ist fragmentarisch); er betrifft den König persönlich und sagt ihm einen friedlichen Tod zu, weil er „sich gedemütigt, seine Kleider zerrissen und vor dem Angesicht Jahwes geweint habe". Das Rätselhafte: „Die Worte, die du gehört hast", das in V. 19 als eine prophetische Urteilsandrohung gegen Juda und Jerusalem näher charakterisiert wird, hat mit dem Deuteronomium nichts zu tun, sondern ist vielmehr mit Gerichtsprophezeiungen verwandt, wie wir sie aus dem Buch Jeremia kennen. Der Bericht von der Reue des Königs sowie vom prophetischen Orakel über seinen friedlichen Tod - ein Orakel, das nicht in Erfüllung gegangen ist und deshalb sehr wohl „geschichtlich echt" sein mag - hat bekanntlich ein Pendant in der dtr Erzählung in 1 R 21,27—29 über die Reue König Ahabs und die Zusage des Propheten Elia, daß ihn das Orakel von der Vernichtung seiner Dynastie nicht persönlich betreffen werde. Dieses Orakel ist aber in Erfüllung gegangen (1 R 22,40), alles spricht somit dafür, daß die Erzählung von der Reue Ahabs eine Konstruktion ist. Als Pendant zum Bericht von der Reue Josias und vom Orakel Huldas könnte die Erzählung von Ahab aber vielleicht darauf hindeuten, daß die Anfrage Josias an Hulda am Ende seiner Regierungszeit stattgefunden hat. Übrig bleibt die Möglichkeit, daß ein aus Tempelkreisen herrührendes und dem König von Hofleuten zur Kenntnis gebrachtes Gesetzbuch entscheidend auf die Politik König Josias eingewirkt habe. Der König hat eine Volksversammlung einberufen (2 R 23,1—3) und hat das Gesetz öffentlich promulgiert. Er ist der Bestimmung des Gesetzes über die Entweihung örtlicher Heiligtümer innerhalb seines ganzen Machtbereiches gefolgt (Dt 12, vgl. 2 R 23,8aß.15.19), und gemäß den Bestimmungen des Gesetzbuches hat er im Tempel Jerusalems eine Passafeier durchgeführt (Dt 16,1—8, vgl. 2 R 23,21—23). Über das weitere Schicksal des Gesetzbuches läßt sich mit Sicherheit nur so viel feststellen, daß es, insofern es mit einem Urdeuteronomium identisch gewesen ist, nicht verlorengegangen, sondern in den Kreisen, die hinter dem DtrG stehen, weiter überliefert worden ist. Wahrscheinlich wurde das Deuteronomium* schon unter den Nachfolgern des Josia nicht beachtet, und gleichzeitig ist das Reformwerk Josias großenteils zerfallen. Ob der Prophet Jeremia das Gesetzbuch gekannt habe, ist eine umstrittene Frage. In dem Zeitraum, in welchem mit Sicherheit behauptet werden kann, daß Jeremia als Prophet tätig war, d.h. vom Tod Josias bis gleich nach dem Untergang Jerusalems 587, hat das Gesetzbuch kaum eine Rolle gespielt, die vergleichbar ist mit derjenigen, die 10
Das Programm des Deuteronomiums es unter Josia gehabt hat. Bereits unter Josia wird eine Reform wie diejenige, zu der das Deuteronomium inspirieren wollte, eine Opposition hervorgerufen haben; und eine solche Opposition hat nach der Niederlage bei Megiddo 609 gute Möglichkeiten gehabt, sich geltend zu machen. Hier kann auf eine Analogie aus der Zeit gleich nach dem Fall Jerusalems verwiesen werden: Baruch, der Sekretär Jeremias, schildert den Zusammenstoß Jeremias mit den judäischen Frauen, die ihren Brauch wiederaufgenommen hatten, der Himmelsgöttin Opfer darzubringen; denn „seitdem wir aber aufgehört haben, der Himmelsgöttin zu opfern und ihr Trankspenden auszugießen, leiden wir Mangel an allem und kommen um durch Schwert und Hunger"; vorher aber „hatten wir Brot genug und waren glücklich und wußten nichts von Unglück" (Jer 44,18 und 17b). Wie die literarkritischen, traditionsgeschichtlichen und redaktionsgeschichtlichen Analysen im Kommentar nachweisen werden, haben die Deuteronomisten das Gesetzbuch in mehreren Phasen bearbeitet. Die Zusammenstellung mit dem DtrG hat, besonders in Kap. 1—3, die Einfügung von Wendungen zur Folge gehabt, die direkt auf die Landnahme-Traditionen im Buche Josua hindeuten, und die Erfahrungen aus der Zeit zwischen Josia und dem Fall Jerusalems sowie Erfahrungen aus der Exilzeit und der frühen nachexilischen Zeit spiegeln sich in den jüngsten Hinzufügungen zum Gesetzbuch wider (Kap. 5 und 9, Kap. 4 und 29—30, sowie der letzte Teil von Kap. 28). Schriften aus dem 5. Jh., besonders das Buch Maleachi und die Gedenkschrift Nehemias, zeigen, daß das Deuteronomium in der Folge, gerade während der staatslosen Zeit, eine Bedeutung bekommen hat und mit einer Autorität ausgestatten worden ist, die weitaus größer war als zu der Zeit, wo das Urdeuteronomium während der josianischen Reformen zu Rate gezogen wurde.
5. Das Programm des Deuteronomiums 1. Die Reinheit des Kultes
Daß die Reinheit des Kultes für den Kreis hinter dem Urdeuteronomium ein Hauptanliegen gewesen ist, das jeder Bestrebung, den Kult in Jerusalem zu zentralisieren, vorausging, ist daraus ersichtlich, daß inmitten des Komplexes von Zentralisationsgesetzen Bestimmungen vorkommen, die das Errichten von Äscheren und das Aufstellen von Mazzeben an den heiligen Stätten, an denen man einen Jahwekult gründet (16,21—22), verbieten; wie auch Bestimmungen, die in den örtlichen Gemeinschaften eine gerichtliche Verfolgung desjenigen vorschreiben, der seine Mitbürger zur Teilnahme an dem Kult „anderer Götter" verlocken will (17,2—7), und welche die Vernichtung derjenigen fordern, die offen oder geheim heidnischen Götzendienst propagieren, seien es Propheten, nahe Verwandte oder ganze Stadtgemeinschaften (13,1 — 18*). Ferner enthält das Gesetz Anordnungen, die den israelitischen Kultgemeinden die Aufnahme von Ammonitern oder Moabitern untersagen, während für Mitbürger edomitischer oder ägyptischer Herkunft die Tür ein wenig offen gehalten werden darf (23,2—9). Keiner, der sich kastriert hat, darf in die Kultgemeinde aufgenommen werden (23,2), und niemand darf die Kleidung des anderen Geschlechtes anziehen (22,5). Die sakrale Prostitution, sowohl die weibliche als auch die männliche, wird untersagt (23,18), und heidnische Trauerriten sind ebenfalls verboten (14,1). Eine Spitze gegen das Heidentum enthält 11
Einleitung vielleicht auch das sowohl in Ex23,19 als auch in Ex34,26 und in Dt 14,21 bezeugte Verbot, ein Böcklein in der Milch seiner Mutter zu kochen. Diesen Geboten und Verboten in der Gesetzessammlung entspricht in der Paränese das Verbot, kana'anäische Männer und Frauen zu heiraten (7,3), ein Verbot, das dadurch begründet wird, daß Israel ein Jahwe geheiligtes Volk ist, aus allen Völkern der Erde zum Eigentum Jahwes erwählt (7,6). Weil Jahwe ein Gott ist, soll Israel darauf angewiesen sein, ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele zu verehren, zu lieben und zu fürchten. Durch Erziehung und durch intensiven Unterricht soll es den kommenden Geschlechtern klar gemacht werden, daß Jahwe allein Israels Gott ist (6,6—9). Jahwe allein soll man fürchten, ihm dienen und an ihm festhalten, denn er ist Israels Lobgesang und sein Gott (10,20—21). 2. Die Einheit des Kultes Ungeachtet der Tatsache, daß die Hauptstadt von Juda laut des Reformberichts in 2 R 23,4 ff. mit nicht-israelitischen Kultbräuchen sehr verseucht war, wird in Dt 12 die Forderung vorgetragen, daß jeder Opferkult an der einen heiligen Stätte, die von Jahwe erwählt wird, stattfinden soll. Diese Forderung kann nicht ohne weiteres für die logische Konsequenz der Verkündigung von Jahwe als einzigem Gott Israels gehalten werden. Die Forderung ist auch nicht ohne Bedenken von dem Kampf gegen „das Heidentum" herzuleiten, weil dies voraussetzen würde, daß der Kult von Jerusalem beispielhaft exklusiv jahwistisch gewesen sei (wir wissen, daß er es nicht war), und daß der Kult an den zahlreichen örtlichen, Jahwe geheiligten Stätten in Juda (und Samaria) ausgeprägt synkretistisch gewesen sei (wovon wir nichts wissen können). Der Hintergrund der Forderung muß sein, daß Kreise in Jerusalem, die den deuteronomischen Reformbestrebungen mit Sympathie gegenüberstanden, in der Zentralisationsforderung ein Mittel zur Verwaltung des weiteren Verlaufs der Reformen gesehen haben. Es gibt keinen Grund, dem Adel und der Priesterschaft Jerusalems von vornherein die schlechtesten Motive zu dieser Wendung der Reformbestrebungen zuzuschreiben. Jerusalem hat nicht die Stütze einer Reformbewegung benötigt, um als religiöses, kulturelles, administratives und wirtschaftliches Zentrum des Reiches hervorzutreten. Als die judäischen Städte und Landgebiete 701 von den assyrischen Heeren erobert und verheert wurden, ist Jerusalem allein der Katastrophe entgangen, wenn auch der Preis, den König Hiskia Sanherib zahlen mußte, sowohl das Königtum als auch den Hof sehr spürbar betroffen hat. Die Tatsache aber, daß die Königsburg und der Tempel trotz allem intakt geblieben sind, mag sowohl zum Prestige der Stadt, als auch zu einer stärkeren Konzentration von politischer und wirtschaftlicher Macht beigetragen haben. Und das theologische Prestige des Heiligtums von Jerusalem ist direkt aus dem Psalmenbuch des Alten Testaments, das in allerhöchstem Grade auch das Liederbuch Zions ist, abzulesen. Der Adel und die Priesterschaft Jerusalems haben aber die Reformbewegung akzeptiert, weil sie einen notwendigen Beitrag geleistet hat zur Vereinigung der Kräfte, welche die Freiheit und Selbständigkeit des Reiches wiederherstellen sollten. Man hat auf die dt Kriegsgesetze (Kap. 20*) hingewiesen in Verbindung mit den Bestrebungen, ein Volksheer aufzubauen (E. Junge, Der Wiederaufbau des Heerwesens des Reiches Juda unter Josia, 1937, G.v.Rad, a.a.O.), und man könnte ebenfalls auf den hervorgehobenen Platz verweisen, den das Zehnten-Gesetz (Kap. 14) im Komplex der Zentralisationsge12
Zum Kommentar setze einnimmt, vgl. W. Claeburn, The Fiscal Basis of Josiah's Reform, JBL 92 [1973] S. 11—22. Diesbezüglich darf man nicht übersehen, daß man von jerusalemitischer Seite denjenigen, die durch die Kultzentralisationsforderung schlechter gestellt sein könnten, eine gewisse Entschädigung leistet, teils mittels der Anordnung in Kap. 18,6—8 über das Recht der Landpriester auf Arbeit und Einkommen bei dem auserwählten Heiligtum, teils durch die Einführung des „Armenzehnten" (Kap. 14,27—29). Die restaurativen Tendenzen der Zeit und der Kampf gegen den religiösen Abfall haben in einem zeitgenössischen Prophetenspruch einen klassischen Ausdruck gefunden: „Tretet an die Wege und sehet, forschet nach den Pfaden der Vorzeit, welches der Weg des Heils sei; den geht, so werdet ihr Ruhe finden!" (Jer 6,16). In paradoxer Weise sind diese Bestrebungen markant zum Ausdruck gekommen in der dt Neuschöpfung, dem Gesetz über die Passa-Feier, das eine Umgestaltung des altisraelitischen Päsach in ein Tempel-Wallfahrtsfest zur Erinnerung der Befreiung aus Ägypten (Kap. 16,1.3a.3b.6, vgl. 2 R 23,21-23) bedeutete.
6. Zum Kommentar Der vorliegende Kommentar bietet für jeden Textabschnitt eine literarkritische Analyse, die meistens ihren Ausgangspunkt bei Hölscher, Komposition und Ursprung des Deuteronomiums, 1922 (Ergänzungstheorie) und Steuernagel, Das Deuteronomium, 2 1923 (Quellenhypothese) nimmt. Wo der Text z.B. durch den sogenannten Numeruswechsel, der bereits den Übersetzern im Altertum Anstöße erregte, dazu einlädt, zwischen Schichten zu unterscheiden, wird versucht, die deuteronomische Schicht und die deuteronomistischen Erweiterungen festzustellen. Die Literarkritik gibt ein vorläufiges Bild von der Geschichte des biblischen Textes und leitet zu Überlegungen redaktionsgeschichtlicher Art über, wie sie z.B. von Seitz, Redaktionsgeschichtliche Studien zum Deuteronomium, 1971, und, für die Gesetze, von Merendino, Das deuteronomische Gesetz, 1969, vorgetragen worden sind. Man fragt: Warum haben die Deuteronomiker (Dt) ihr Material eben so zurechtgelegt, und wie haben die Deuteronomisten (Dtr) das Überlieferte ausgelegt? Aber auch die Frage: Woher stammt das Material? fordert eine Antwort, die die Traditionsgeschichte geben soll: Es geht um vor- und frühdeuteronomische Überlieferungselemente. Schließlich soll die Aufmerksamkeit auf die in den einzelnen Textabschnitten vorhandenen literarischen Gattungen gelenkt werden, und die Struktur der literarischen Einheiten soll womöglich entdeckt werden. Zum Letzten vgl. besonders Lohfink, Das Hauptgebot, 1963, u. A. In der Übersetzung wird die Unterscheidung zwischen Vor- und Früh-deuteronomischem, Deuteronomischem, Deuteronomistischem und Priesterschriftlichem durch Verwendung verschiedener Schrifttypen angegeben. Dabei darf nicht vergessen werden, daß dieses Schriftbild nur eine hypothetische Erklärung der Komposition des uns vorliegenden Deuteronomium darbietet. In den textkritischen Anmerkungen wird besonders auf die Abweichungen vom MTin den alten Übersetzungen aufmerksam gemacht. Die Einzelexegese baut weiter auf der Grundlage, die von den Kommentatoren dieses und des vorigen Jahrhunderts gelegt worden ist. Besonders dürfen hier die Namen August Dillmanns und S. R. Drivers in aller Dankbarkeit genannt werden. 13
Einleitung
7. Literatur in Auswahl Text J.HEMPEL, Zum griechischen Deuteronomiumtext des II. Jahrhunderts a.C., ZAW 55 [1937] S. 115-127; J. ZIEGLER, Zur Septuaginta-Vorlage im Deuteronomium, ZAW 72 [I960] S.237-262; J.HEMPEL, Zur Septuaginta-Vorlage im Deuteronomium, ZAW73 [1961] S.87-97; J . W . WEVERS, Deuteronomium, Göttinger-Septuaginta 111,2,1977; J. W. WEVERS, The Attitude of the Greek Translator of Deuteronomy toward his Present Text, FS Zimmerli, 1977, S. 498—505; J. W. WEVERS, Text History of the Greek Deuteronomy, MSU 13,1978. Kommentare A. DILLMANN: Die Bücher Numeri, Deuteronomium und Josua (KEH), 21886; A. BERTHOLET: Deuteronomium (KHC), 1899; S. R. DRIVER: A critical and exegetical Commentary on Deuteronomy (ICC), 1902 (repr.1951); E.KÖNIG: Deuteronomium eingeleitet, übersetzt und erklärt (KAT3), 1917; G . A . SMITH (Cambr.Bible), 1917; C. STEUERNAGEL: Das Deuteronomium übersetzt und erklärt (HK I 3), 21923; H. JUNKER: Das Buch Deuteronomium (Echter Bibel 1), 21955; J. REIDER: Deuteronomy (Holy Scripture with Commentary), 1937; J. RIDDERBOS, 1—2,1950—51; G . E . W R I G H T (IB), 1953; H. CAZELLES (SainteBible), 1966; P . Buis und J.LECLERCQ (Sources Bibliques) 1963; G . v . RAD: Das fünfte Buch Mose. Deuteronomium. Übersetzt und erklärt (ATD), 1964; J. RENNES: Le Deuteronome: traduction et commentaire, 1967; A. PHILIPS: Deuteronomy, CBC, 1973; J. A. THOMPSON: Deuteronomy, 1974; P. C. CRAIGIE: The Book of Deuteronomy (NICOT), 1976; A. D. H. MAYES: Deuteronomy. Based on the revised Standard Version (NCBC), 1981 G. BRAULIK: Deuteronomium 1-16,17, NEB 15, 1986; Deuteronomium II, 16,18-34,12, NEB 28,1992. M. WEINFELD: Deuteronomy 1 - 1 1 (A.B.5), 1991. L. PERLITT: Deuteronomium 1 ff., BKAT, 1990 ff. Monographien W. STAERK, Das Deuteronomium. Sein Inhalt und seine literarische Form, 1894; C. STEUERNAGEL, Der Rahmen des Deuteronomiums, 1894; C. STEUERNAGEL, Die Entstehung des deuteronomischen Gesetzes, 1895; A. KLOSTERMANN, Der Pentateuch. Beiträge zu seinem Verständnis und seiner Entstehungsgeschichte, NF, 1907; F. PUUKKO, Das Deuteronomium. Eine literarkritische Untersuchung (BWAT 5), 1910; J. HEMPEL, Die Schichten des Deuteronomiums. Ein Beitrag zur israelitischen Literatur- und Rechtsgeschichte, 1914; G. HÖLSCHER, Komposition und Ursprung des Deuteronomiums, ZAW40, [1922] S. 161-225; TH. OESTREICHER, Das deuteronomische Grundgesetz, BFChTh. 27,4, 1923; W. STAERK, Das Problem des Deuteronomiums, BFChTh.M 29,2, 1924; A.C.WELCH, The Code of Deuteronomy. A New Theory of its Origin, 1924; M.LÖHR, Das Deuteronomium, SKG.G.1,6, 1925; G.v. RAD, Das Gottesvolk im Deuteronomium, BWANT 111,11, 1929 (= TB 48, 1973, S. 9-108); F. HORST, Das Privilegrecht Jahwes. Rechtsgeschichtliche Untersuchungen zum Deuteronomium, FRLANT 45, 1930 (= TB 12, 1961, S. 17-154); A. C. WELCH, Deuteronomy. The Framework to the Code, 1932; A. R. HÜLST, Het Karakter van den Kultus in Deuteronomium, 1938; G.V.RAD, Deuteronomium-Studien 2 , FRLANT, NF 40, 1948 (= TB 48,1973, S. 109-153); G. v. RAD, Der heilige Krieg im alten Israel, AThANT20,1951; O. BÄCHLI, Israel und die Völker, ATANT41,1962; N. LOHFINK, Das Hauptgebot. Eine Untersuchung literarischer Einleitungsfragen zu Dtn 5—11, AnBib 20,1963; S. LOERSCH, Das Deuteronomium und seine Deutungen, SBS 22, 1967; J. G. PLÖGER, Literarkritische, formgeschichtliche und stilkritische Untersuchungen zum Deuteronomium, BBB 26,1967; E. W. NICHOLSON, Deuteronomy and Tradition, 1967; R. E. CLEMENTS, God's Chosen People. A Theological Interpretation of the Book of Deuteronomy, 1968; R. P. MERENDINO, Das deuteronomische Gesetz, BBB 31,1969; G . J . WENHAM, The Structure and Date of Deuteronomy (Diss), 1970; G. NEBELING, Die Schichten des deuteronomischen Gesetzeskorpus. Eine traditions- und redaktionsgeschichtliche Analyse von Dtn 12—26 (Diss), 1970; G. SEITZ, Redaktionsgeschichtliche Studien zum Deuteronomium,
14
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TON,
17
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8. Zur Erklärung der in der Übersetzung verwendeten Schrifttypen Fette Schrift: Vor- und Früh-Deuteronomisches Normale Schrift: Deuteronomisches Kursive Schrift: Deuteronomistisches und Nach-Deuteronomistisches Fette Kursivschritt: Priesterschriftliches
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1—4 Moses Führung im Ostjordanland 1,1—5 Überschrift zum Gesetzbuch Moses 1
Dies a sind die Worte, die Mose zu ganz Israel jenseits des J o r d a n sprach, in der Steppe, in der A r a b a , gegenüber von Suph, zwischen Paran undTophel, Laban, Hazeroth und Di-Zahab, 2 elf Tage vom Horeb auf dem Wege über das Bergland Seir entfernt, nach Kadesch-Barnea. 3Im vierzigsten Jahre, am ersten Tage des elften Monats, sprach Mose zu den Israelitena, ganz wie Jahwe ihm für sie befohlen hatte. 4 N a c h d e m er Sihon, den König der A m o r i t e r , der in H e s b o n wohnte, und Og, den König von Basan, der in Aschtaroth, in Edrei, wohnte, besiegt hatte. 5 Jenseits des Jordan im Lande Moab fing Mose an, dieses Gesetz niederzuschreiben. la 3a n^XI in zwei Mss, vgl. auch LXX A, und Ex 1,1; Nu 1,5. Die Hinzufügung von *73 in einigen Mss ist von V. 1 beeinflußt, aber stilistisch unschön, vgl. das folgende
Literarkritisches. Das vorliegende Deuteronomium wird mit einem historischen Rückblick Kap 1—3 eingeleitet, an dessen Spitze eine Art Überschrift gestellt ist. Die Überschrift ist mehrschichtig. V. 3 ist durch Stil und Inhalt deutlich P zuzuweisen (genaue chronologische Angaben, Mose spricht zu „den Söhnen Israels", - so auch Mittmann, Deuteronomium 1,1—6,3, literarkritisch und traditionsgeschichtlich untersucht, BZAW 139, 1975, S. 12 mit den meisten, gegen Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien I, 1943, S. 29, Anm. 1). Wie am Schluß des Buches (vgl. zu 32,48-52 und 34,8-9) sind hier am Anfang die recht wenigen Spuren einer P-Redaktion - dem Dt und Dtr gegenüber recht schonend - zu finden. Aber das Übriggebliebene, V. 1—2.4—5, bildet auch keine ursprüngliche Einheit, sondern man findet hier zwei mit einander unvereinbare Ortsangaben („in der Araba" und „in der Steppe gegenüber von Suph usw.") und zwei Einleitungsformeln, die eine zum historischen Rückblick gehörend („Dies sind die Worte, die Mose sprach"), die andere mit dem Gesetzesvortrag verbunden („im Lande Moab fing Mose an, dieses Gesetz niederzuschreiben"). Die jüngere, mit 3,29 übereinstimmende, Ortsangabe („in der Araba") und die zum geschichtlichen Rückblick gehörende Einleitungsformel („Dies sind die Worte...") enthält eine Korrektur der älteren Angabe und Einleitungsformel. Mit dieser Korrektur wird die Szene der Abschiedsrede Moses vom östlichen Rande der moabitischen Hochebene in das Jordantal verlegt (für eine ähnliche Korrektur vgl. zu 11,29). Die ältere Schicht umfaßt somit V. lb—2.5, während die jüngere aus V. 1 a.4 besteht. In V. 2 dürfte J7313 cnj? 757 Glosse sein, und in V. 5 gehört die Wendung liTTn "13173 der jüngeren Schicht (Wiederholung aus V. 1). 19
1-4
Moses Führung im Ostjordanland
Näheres darüber in E. Nielsen, Historical Perspectives and Geographical Horizons, ASTIXI, 1978, S. 7 7 - 8 9 (= Law, History and Tradition, 1983, S. 82-93). Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. V. 3 gehört zu P. Es ist der P-Redaktion viel daran gelegen, eine genaue Chronologie festzulegen: genau zwei Monate vor dem Abschluß der Wüstenwanderung, d.h. vor dem Übergang über den Jordan, hat Mose seine Abschiedsrede, mit Gesetzesvortrag, an die Söhne Israels gehalten. Nach 34,7—9 haben die Israeliten 30 Tage über den eben verstorbenen Mose getrauert. Es bleibt somit ein Monat für die Abschiedsrede und für die Einsetzung des Nachfolgers, 32,48—52. Aus priesterschriftlichen Kreisen entstammen auch 10,6—7, wo ganz neutral vom Tode des Hohenpriesters Aaron und von der Einsetzung seines Sohnes Eleazar als sein Nachfolger berichtet wird. Wie man auch über das Verhältnis zwischen D und P urteilt - nach Weinfeld, Deuteronomy and the Deuteronomic School, 1972, S. 179—89 waren die beiden gleichzeitig im spät-vorexilischen Jerusalem zu Hause, P in den Priesterkreisen am Tempel, D unter den Schreibern des königlichen Hofes - hier zeigt jedenfalls die PRedaktion respektvolle Anerkennung der beinahe kanonischen Würde des Dt, und zugleich einen auffallenden Mangel an Interesse für den geschichtlichen Mittler der Gottesoffenbarung und seine Führung des Volkes durch die Wüste. Vielleicht darf man dies als eine Nachwirkung der Verwurzelung Moses in nordisraelitischer Überlieferung beurteilen. V. 1—2.4—5, Dt und Vor-deuteronomisches. Die dt Redaktion hat eine vordeuteronomische Überlieferung von Gesetzesvortrag und Niederschrift des Gesetzes durch Mose am östlichen Rande der moabitischen Hochebene durch Überarbeitung neutralisiert, um damit die Einleitung in Einklang mit Kap 1—3 und Kap 31 zu bringen. Nach der vor-deuteronomischen Überlieferung hatte das Niederschreiben des Gesetzes vor der Eroberung irgendeines Gebiets stattgefunden. Die dt Redaktion dagegen hat erstens den Gesetzesvortrag als zur Abschiedsrede Moses gehörend dargestellt und darum die Szene möglichst nahe an den Ort, wo Mose starb, verlegt. Zweitens war für die dt Redaktion das Land Kana'an, d.h. das west-jordanische Gebiet, das gelobte Land. Der Sieg über Sihon und Og hatte die Bedeutung, daß dem Volk Israel der Zutritt zum Jordan gestattet wurde. Die Erzählung davon, 1,6—3,29, wird mit den Worten eingeleitet: „Dies sind die Worte, die Mose zu ganz Israel jenseits des Jordan in der Araba sprach", und vorgreifend wird von der Eroberung des Ostjordanlandes erzählt: „nachdem er Sihon, den König der Amoriter, der in Hesbon wohnte, und Og, den König von Basan, der in Astaroth, in Edrei wohnte, besiegt hatte." Die folgende Erzählung wird dann als ein historischer Rückblick gestaltet. Die vor-deuteronomische Überlieferung, V. lb.2.5, die zunächst eine präzise Angabe über den Ort des Niederschreibens des Gesetzes enthält (jetzt durch die Glosse J73"13 ttnj? "TV verdunkelt), spricht von rninn nK-TH und verwendet das Verbum "1X3 für das Niederschreiben. Auch 4,4 spricht von inina, aber ein Zusammenhang mit diesem ganz isolierten Vers (vgl. Seitz, Redaktionsgeschichtliche Studien zum Deuteronomium, BWANT 73,1971, S. 30: Rückbezug auf 1,5) besagt nicht viel. Eher könnte man auf 27,8 verweisen: „Du sollst auf die Steine all die Worte dieses Gesetzes niederschreiben 3U,n "1X3, mit deutlicher Schrift". Es handelt sich in 27,4—8* um eine ebenfalls vor-dt Überlieferung nordisraelitischen Ursprungs, von der Errichtung eines Altars auf dem Berge Garizim und einiger Gesetzesstelen auf dem Berge Ebal. Die Überlieferung ist jetzt, absichtlich, verstümmelt worden. Zusammengenommen sprechen Dt 1,1b.2.5 und 27,4—8* von einer Gesetzespromulgation unmittelbar vor der Eroberung des Landes und von einer unmittelbar nach der vollende-
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Überschrift zum Gesetzbuch Moses
1,1-5
ten Eroberung des ganzen Landes. Im östlichen wie im westlichen Gebiet wird das Gesetz veröffentlicht. Ein sachlicher Zusammenhang zwischen 1,1 b.2.5 und dem vor-dt Bestand der Sonderüberlieferung von Jos 24 vom Landtage in Sichern, wo Josua für die Stämme Israels ÜDWÖI pfl feststellte, darf schließlich vermutet werden. Formkritik und Struktur. Die chronologische Notiz 1,3 will zugleich den Gehorsam Moses unterstreichen und hat dabei eine theologische Funktion bekommen, wie ähnliche Notizen über Noah (Gn 6,22; 7,5.9.16), Abraham (Gn 21,4), und Mose und Aaron ( E x 7,6 u . ö . ) . Sonst wird von „ P " in Dt vom Gehorsam der Israeliten gesprochen, 34,9. Zur vor-dt Einleitungsformel 1,1b.2.5 mit vorangestellten geographischen Angaben findet sich im A . T . keine Parallele. Die dt Einleitung 1,1a.4 gilt sowohl dem historischen Rückblick als dem Gesetzesvortrag, vgl. den Rückbezug darauf in 31,1. Die Struktur der jetzt vorliegenden Einheit 1,1—5 ist von Lohfink, Der Bundesschluß im Land Moab, Redaktionsgeschichtliches zu Dtn 2 8 , 6 9 - 3 2 , 4 7 , B Z , N F 6 [1962] S. 32, als eine konzentrische Stilfigur aufgefaßt worden: Die Worte ( A ) , die Mose sprach ( B ) jenseits des Jordan (C) im vierzigsten Jahre ( D ) , ganz wie Jahwe ihm befohlen hatte ( E ) , nach dem Sieg über Sihon und Og ( D ' ) jenseits des Jordan im Lande Moab (C'), fing er an zu verdeutlichen ( B ' ) , diese Tora ( A ' ) . Seitz a. a. O . S. 28 hat mit Recht bemerkt, daß die Glieder in dieser Komposition von ungleicher Länge sind, daß V. 2 gar nicht berücksichtigt worden ist, daß V. 3 der P-Redaktion gehört, und daß die einzelnen Teile von V. 1 —5 verschiedener Art sind. Immerhin darf zugegeben werden, daß bei den Redaktoren, bewußt oder nicht, gestaltende Strukturgesetze im Spiele sein können. Ü b e r den Werdegang des überlieferten Textes besagt die Strukturanalyse nichts. 1 rnTV3, „im Jordangraben", gehört sachlich mit V. 1 a zusammen. Die Steppe ist weit davon entfernt. Sie wird durch den Ortsnamen etwas näher bestimmt: gegenüber von Suph, d.h. östlich von 110, vielleicht chirbetsüfe 1 km S Ö von mädebä. p V mag chirbet ellibben 12 km NNW von qasr el-mschettä, der wiederum etwa 20 km Ö von mädebä liegt, sein, und DHJ ' 7 , „Fundort von Gold", könnte edh-dhebe 8 km NNÖ von qasr el-mschettä sein. So nach Noth, Ü . S . 1,1943, S. 28, Anm., mit Hinweis auf Musil, Arabia Petraea I, 1907, S.211, Anm. 5. Bedenken dagegen bei S. Mittmann a . a . O . S. 8ff. *7Dri wurde früher gern mit tafile 20 km S S Ö vom Südende des Toten Meeres gleichgesetzt, was aus sprachlichen und sachlichen Gründen nicht haltbar ist. Cazelles, Tophel (Deut.i 1), V T ix [1959] S. 412—15, denkt an einen moabitischen Landschaftsnamen dabilu (auf Grund des Nimrud-Briefes ND 2773), den er mit dem in ägyptischen Pap.Boulaq 3 als Exporteur von Asphalt erwähnten Dpr zusammenstellt, und den man daher in der Nähe des Toten Meeres (Asphaltsee!) suchen möchte. Ein dort befindlicher Ort ist aber zu weit von den obengenannten entfernt. E b e n darum ist 'pXD schwerlich mit dem 1 R 11,18 erwähnten, wädiferän, und r h x n , „Gehöfte", kaum mit dem Nu 11,35 erwähnten, 'ain chadrä, die beide auf der Sinai-Halbinsel liegen, gleichzusetzen. 2 T i n a , vgl. zu V. 6. T W ' - i n , Vgl. zu 2,1. Durch die Glosse 3?313 15? (zu Kadesch, siehe 1,19) wird die elf Tage lange Reise fälschlich auf die Strecke Horeb-Kadesch bezogen. 4 li3tt>n, hesbän 34 km Ö von Jericho, nach dem archäologischen Befund nicht vor der Eisenzeit gegründet, d.h. frühestens in der Zeit der Neubesiedelung des Ostjordanlandes durch die Ammoniter und Moabiter. D e r Amoriterkönig Sihon, Stadtkönig von Hesbon, hatte einmal seinen Bereich auf Kosten der Moabiter erweitert, wurde aber
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Moses Führung im Ostjordanland
selber von israelitischen Stämmen (Rüben, Gad) besiegt, als sie von Norden und Westen nach Süden vorstießen, Noth, Israelitische Stämme zwischen Ammon und Moab, Z A W 60 [1944] S. 1 1 - 5 7 ( = A B L A 1,1971, S. 391-433), bes. S. 37f. Hesbon mag bis zum Fall Samarias israelitisch verblieben sein, ist dann später von Moab (Jes 15,4; Jer 48,34) oder eher von Ammon (Jer 49,3, vgl. auch 48,2) annektiert worden, nnril^y, „Stadt der Astarte", jetzt teil 'aschtara 4 km S von schech sa'd(= Karnaim), etwa 40 km Ö vom See Gennesaret, nach dem archäologischen Befund schon in der Frühbronzezeit besiedelt, in den ägyptischen Ächtungstexten ca. 1800 v. Chr. und später von Thutmoses III und in den Amarna-Briefen erwähnt, in Gn 14,5 Aschtaroth-Karnaim genannt (d.h.: A. bei K.), schließlich von Tiglat-Pileser III 734 v. Chr. erobert. iy")7K, der'a, an der heutigen Grenze zwischen Syrien und Jordanien, am Südrande des oberen Jarmuk (wädi ez-zedl), 25 km S von schech sa'd, in der Frühbronze besiedelt und in den Ächtungstexten erwähnt. Daß Og nicht sowohl in Aschtaroth als in Edrei residiert hat, liegt auf der Hand. 3,1 wird erzählt, daß er nach Edrei zog, um mit Israel zu kämpfen. Dann muß Ashtaroth seine Residenz gewesen sein, wie es auch in Jos 9,10 ausdrücklich festgestellt wird. Die Glosse ' » ^ K ? hat Nachwirkungen gehabt, vgl. Jos 12,4; 13,12.31. vgl. arab. balna, „ebener Acker", ist der Name der fruchtbaren Ebene auf den beiden Seiten des oberen und mittleren Jarmuk, gegen S von 'adschlün, gegen N von el-ledschä begrenzt. V. 5. Nach v.Rad, Das fünfte Buch Mose. Deuteronomium, ATD, 1964, S. 26, ist der Vers ein späterer Zusatz, weil die V. 6 beginnende Rede mit dem „Gesetz" nichts zu tun hat. Seitz dagegen äußert sich für die Echtheit von 5, weil deutlich Dt 1—4 das dt Gesetz im Auge hat, a . a . O . S.29. Vgl. oben (Literarkritisches, Redaktions-u.Traditionsgeschichtliches). Zu "INS, siehe Mittmann a. a. O. S. 15.
1,6-3,29 Geschichtlicher Rückblick 1,6—8 Aufbruch vom Horeb 6
J a h w e , u n s e r G o t t , h a t auf d e m H o r e b zu u n s also g e s p r o c h e n : L a n g e g e n u g h a b t ihr a n d i e s e m B e r g verweilt. 7 B r e c h t n u n w i e d e r auf u n d zieht ins G e b i r g e d e r A m o r i t e r h i n e i n , u n d zu all i h r e n N a c h b a r n in d e r A r a b a , auf d e m G e b i r g e u n d in d e r N i e d e r u n g u n d im S ü d l a n d e u n d a m M e e r e s u f e r , d a s L a n d d e r K a n a ' a n ä e r , u n d z u m L i b a n o n bis a n d e n g r o ß e n F l u ß , d e n E u p h r a t - F l u ß . 8 S i e h e a , ich g e b e e u c h das L a n d preis. Z i e h t ein u n d e r o b e r t es - das Land, das
Jahwe euren Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat,b ihnen und ihren Nachkommen zu geben. 8a
b MT liest den Singular, die Versionen den Plural. MT mn 1 sattf: ist lectio difficilior gegenüber LXX, sam.: „ich .. geschworen habe". Aber der ganze Satz ist sekundär ( = Dtr).
Literarkritisches. Mit diesen drei Versen fängt die in V. l a . 4 angekündigte Rede Moses an ganz Israel an. Am Anfang der Rede steht der Gottesbefehl: „Jahwe unser Gott hat zu uns auf dem Horeb also gesprochen". IJ'rfts Hin'' im Dt nur Kap. 1—6 und 29. Zur direkten Gottesrede stimmt in V. 8 n w 373^3 nicht, der ganz formelhafte
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Geschichtlicher Rückblick
1,6-3,29
Relativsatz (vgl.6,10; 30,20) wird hinzugefügt worden sein. Die Gründe, die Mittmann a. a. O. S. 18—20 für eine Streichung des ganzen V. 8 und V. 7b als sekundäre Erweiterungen einer Grundschicht (Vergleichung mit V. 19f., "in verschiedentlich gebraucht in V. 7 a und b) anführt, reichen nicht dazu, dem Dt diese Verse abzusprechen. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Die Mose-Rede fängt mit dem Befehl zum Aufbruch vom Horeb an. Man kann fragen, warum der historische Rückblick nicht weiter zurück in die (Vor-)Geschichte Israels gehe. Sicher nicht darum, weil die Verheißungen an die Väter oder die Erlösung aus der Knechtschaft in Ägypten für die dt Gesamtanschauung ohne besondere Bedeutung wären, denn die beiden Themen sind Grundelemente der dt Theologie. Immer tauchen sie auf, als Stichworte, Andeutungen, in kerygmatischen Formeln, aber von den Vätergeschichten oder vom Auszug aus Ägypten wird nicht erzählt. Offenbar soll nicht eine ganze Geschichte Israels dargestellt werden (gegen Noth, der Kap. 1—3 als Einleitung zum dtr Geschichtswerke auffaßt), auch nicht eine Geschichte der Gottesoffenbarungen (gegen Eißfeldt, Einleitung in das Alte Testament2, 1956, S. 264f., der das Dt an Stelle des Bundesbuches, gerade hinter den Dekalog, stellen möchte). Die Antwort auf unsere Frage gibt das dt Gesetzesbuch mit seinem immer und mit allerlei Variationen wiederholten „Wenn du in das Land kommst, das Jahwe, dein Gott, dir geben wird": die ganze Gesetzgebung ist für Israels Leben im Lande bestimmt, und Israels Hereinkommen und Verbleiben im Lande ist von seinem Gehorsam gegen das Gesetz abhängig. Der Rückblick beginnt darum an dem Punkt, wo das Ziel der Geschichte des Volkes ganz offenbar wird: Israel soll das Land Kana'an in Besitz nehmen. Über die Horeb-Überlieferung siehe zu Kap. 4—5 und 9—10. Die Darstellung der Wüstenwanderung zerfällt in zwei Teile, 1,6—2,2 und 2,3—3,29. Der erste Teil erzählt vom Unglauben des Volkes, von seiner Niederlage und von seinem langen Aufenthalt in der Wüste, während der zweite Teil, als positives Gegenstück dazu, vom schnellen Vorwärtsdringen des Volkes berichtet, von friedlicher Haltung gegenüber den Nachbarvölkern, von glänzendem Erfolg im Krieg mit Sihon und Og. Die beiden Teile werden beinahe gleichlautend eingeleitet: „Lange genug habt ihr an diesem Berg verweilt / dieses Gebirge umwandert", 1,6; 2,3. Vgl. auch Lohfink, Darstellungskunst und Theologie in Dtn 1,6-3,29, Bib 41 [1960] S. 127f. Durch den Gebrauch von in n ä s n für das westjordanische Gebiet zeigt sich Dt von nordisraelitischer Tradition abhängig, Jos 24,15.18; Am 2,9f. Angesichts des V. 44 darf „das Gebirge der Amoriter" hier nur ein begrenztes Gebiet bezeichnen, in der Nähe von Seir und Horma. In der Aufzählung der „Nachbargebiete" vernimmt man den judäischen Horizont: vom Jordangraben nach Westen: das (judäische) Gebirge, die Niederung und das Südland, die Mittelmeerküste. Das gesamte westjordanische Gebiet wird weiter als Land der Kana'anäer bezeichnet, und schließlich werden die idealen nördlichen Grenzen des DavidischSalomonischen Großreiches, Libanon und Euphrat, erwähnt. Formkritik und Struktur. 1,6—8 ist das erste der „Wir-Stücke" in Dt 1—3; die Übrigen sind 1,19; 2,1.8.13b-15; 2,26-3,13, und 3,29. v.Rad a.a.O. S.27 hat sie „Zwischenstücke" genannt, die eine Reihe von selbständigen Einzelerzählungen miteinander verbinden sollten. Während er diese Stücke als redaktionelle Arbeit auffaßte, urteilt J . G . Plöger, Literarkritische, formgeschichtliche und stilkritische Untersuchungen zum Deuteronomium, B B B 26, 1967, S.7-25, darüber anders: die „Wir-Stücke" machen einen zusammenhängenden Weg- und Kampf-Bericht aus, dessen einzelne Abschnitte nach einem festen Schema aufgebaut sind (Weg-Bericht: Ausgangspunkt, Marschbewegung, 23
1-4
Moses Führung im Ostjordanland
Marschziel; Kampf-Bericht: Situationsangabe, Preisgabeformel, Siegesmeldung). Ursprünglich war der Bericht ganz profan, aber durch die vorangestellte Jahwe-Rede 1,6—8 ist er theologisch gedeutet worden. Plögers Versuch, diese neuen Gattungen durch Hinweise auf Nu 20f. (Weg-Bericht) und Jos 6 und 10 (Kampf-Bericht) zu sichern, überzeugt nicht, auch wird von der Vorgeschichte dieser Weg- und Kampfberichte recht vage und hypothetisch gesprochen (a.a.O. S. 19). Dagegen ist Plöger beizustimmen, wenn er V. 8a als „Preisgabe-Formel", durch die Wendung 'JD1? erkennbar, statt „Übereignungsformel" (so Lohfink a. a. O. S. 125) bezeichnet. Das Perfektum kann mit Präsens übersetzt werden (GKa § 106 m). 6 3 "in, in der nordisraelitischen Elija-Überlieferung 1 R 19,8 der Name des Gottesberges in der Wüste, in Ex 17,6 wohl sekundär mit der Kadesch-Oase verbunden und Ex 3,1 mit dem Gottesberg, D'rftgn i n , gleichgesetzt. Im Dt und bei Dtr, vgl. auch Mal 3,22 und Ps 106,19, ist dies der Name des Gottesberges, der sonst Sinai genannt wird. Ob der Berg, sei er vulkanisch gewesen oder nicht, auf der Sinai-Halbinsel (seit byzantinischer Zeit mit dschebel müsä oder mit dchebel käterin gleichgesetzt) oder östlich von 'akaba, d.h. in Saudi-Arabien, zu suchen ist, läßt sich kaum entscheiden. Für das Letztere würde, die Ausschaltung der Worte ttHp 157 als Glosse vorausgesetzt, V. 2 sprechen, und 1R 19,8 spricht nicht dagegen. Zur Verwendung des Namens Horeb im Dt und bei Dtr, vgl. Perlitt, Sinai und Horeb, FS Zimmerli, 1977, S. 302-22. DD^-ai mit Infinitiv, hier wie 2,3 ohne tadelnden Unterton, im Gegensatz zu 1 R 12,28. In Dt 3,26 ist die Wendung, in Singular und von 'JN mit Jussiv gefolgt, ein vorwurfsvoller Ausruf. Vgl. weiter Nu 16,3-7 (P) und Ez 44,6; 45,9. 7 Das Wortpaar H3S und 5703 auch 1,40 (= Nu 14,25); 2,1. HJS wird 9,15; 10,5 mit TV, 1,24; 3,1 mit n^y, und 2,8 mit verbunden und nähert sich der Funktion der Bestimmung des Handlungsmodus (wie z.B. 3 ^ ) , vgl. GKa §120d. Darum hier mit „wieder" übersetzt, n n p i n meint hier und V. 19f. (vgl. auch V.44 und Gn 14,13) vornehmlich den südlichen Teil des judäischen Berglandes. Dagegen wird 2,24 und 3,2 nÖK vom Volk Sihons, und in der dtr Literatur von der ganzen vorisraelitischen Bevölkerung in dem später israelitisch gewordenen Teil des Ostjordanlandes gesagt, 3,9; 31,4; Jos 2,10; 9,10 u.a.St., wie auch in nach-dtr Schichten, Dt 4,47. Als Bezeichnung der vorisraelitischen Bevölkerung des ganzen gelobten Landes wird es Gn 15,16; 48,22; Jos 24,15; 2 S 21,2; Am 2,9f. gebraucht. In den ältesten Texten ist also "HÜS in einer umfassenderen Bedeutung gebraucht, welche der allgemeinen Bedeutung des altbabylonischen amurru, „das Land im Westen", woraus die Bezeichnung '"lüS abzuleiten ist, entspricht. Vgl. Noth, Nu 21 als Glied der „Hexateuch"-Erzählung, ZÄW 58 [1940/41] S. 161-189, Anhang: Der Gebrauch von im A.T. S. 182-89 (= A B L A I , S. 94ff.). Das Suffix in "ppu? bezieht sich auf die Amoriter, die Aufzählung der Gebiete fängt mit dem Östlichen an. Inn ist das west-jordanische, besonders judäische, Bergland, n^D^n die Niederung am Westrande des judäischen Gebirges, Djari das trockene Land südlich des Gebirges Judas, und D^n Tin die später von den Philistern besiedelte Küstenebene (Jer 47,7; Ez 25,16). Sie werden alle mit der Bezeichnung 'iS^Dn f i x , die außer Dt 11,30 und Ex 13,11 nur in späten Texten vorkommt, zusammengefaßt. Mit 1133^01 i r n r n y , syntaktisch von 1X3 abhängig, wird der Ausblick zu den Idealgrenzen des Großreiches Davids erweitert, wobei 1133^3, dschebel libnän, als die nordwestliche Grenze (die Phönizier waren niemals den Israeliten unterworfen), und r n s n n j , akka24
Geschichtlicher Rückblick
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disch: purattu, altpersisch: ufratu, daher Euphrat, als die nordöstliche Grenze verstanden worden sind.
1,9—18 Erwählung von Führern und Richtern 9
Ich aber sagte damals zu euch: „ Allein kann ich euch nicht mehr tragen. 10Jahwe, euer Gott, hat euch zahlreich gemacht, und ihr seid jetzt so viele wie die Sterne des Himmels. 11 Möge Jahwe, der Gott eurer Väter, euch nun tausendmal mehren und euch segnen, wie er euch gesagt hat. 12Wie aber könnte ich allein eure Last und eure Beschwerde und eure Streitigkeiten tragen!13Kommt doch heran mit weisen, einsichtsvollen und vernünftigen Männern für eure Stämme. Dann werde ich sie an eure Spitze stellen." uIhr antwortetet mir und sagtet: „Schön ist, was du vorgeschlagen hast." 15Da nahm ich eure Stammeshäupter*, weise und einsichtsvolle Männer, und machte sie zu Häuptern über euch, zu Tausendführern und Hundertführern und Fünfzigerführern und Zehnerführern, und zu Sekretären für eure Stämme.b 16Und ich gab damals euren Richtern diesen Befehl: Verhört11 zwischen euren Brüdern und richtet in Gerechtigkeit zwischem dem Manne und seinem Bruder, und seinem Fremdling. 17Nehmt* nicht Partei im Gericht, ihr sollt den kleinen Mann wie den großen anhören0; fürchtet keinen Menschen, denn das Gericht ist Gottes. Und den Fall, der für euch zu schwierig wird, sollt ihr vor mich bringen, daß ich ihn höre. lsUnd ich befahl euch damals alles, was ihr tun solltet. 15a In LXX hat man versucht, durch 15; UÜ-OJV, vgl. V. 23, statt „eure Stammeshäupter", dem b Unlogischen, besser: dem Vorgreifenden im Texte zu entgehen. LXX bietet xpixali; 16a ufAcov, von V. 16 beeinflußt. Vg paraphrasiert: qui docerent vos singula. 5781P hier wie öfters im 17a Dtn Inf.abs. als Imper. verwendet, vgl. die Versionen, und siehe GKa § 113 bb. LXX B bietet b die Verben in Singularis dar (urspr. Prohibitiv-Form). LXX xptve?;, man hat statt SStT das Verb OSW gelesen.
Literarkritisches. Gegen die Zugehörigkeit dieses Abschnittes zum urspr. Dt spricht erstens, daß die Erzählung vom Aufbruch vom Horeb, V. 19ff., jetzt all zu weit vom Gottesbefehl, 1, 6—8, steht, zweitens, daß sich sein Zusatzcharakter durch die Formel Kinn nsn am Anfang (V. 9) und am Ende (V. 16 und 18) verrät. Vgl. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, 1943, S. 15; Plöger a.a.O. S.30f. In 1,9—18 sind zwei Stücke miteinander verbunden, V. 9—15.18: von der Einsetzung militärischer Beamter, und V. 16—17, von der Einsetzung von Richtern. Das umrahmende Stück bezieht sich auf die Erzählung vom Aufbruch, das eingerahmte auf das Gesetzbuch. Wegen des Gottesnamens „Jahwe der Gott eurer Väter" (statt „Jahwe euer Gott", V. 10) und wegen des Inhalts (fromme Wünsche von Vermehrumg des Volkes, statt Klage über die Last des übergroßen Volkes, V. 9—10) ist V. 11, zuerst von Hölscher a. a. O. S. 163, Anm. 1, dann von Plöger und Mittmann als sekundär erklärt worden. Aber psychologisch ist der Wunsch, inmitten der Klage, recht verständlich und rhetorisch ganz am Platz. Die variierte Gottesbezeichnung stimmt mit dem Inhalt des Verses vorzüglich überein. Zu V. 15 vgl. zur Textkritik. 25
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Moses Führung im Ostjordanland
Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Mit freier Kombination von Überlieferungen wie Ex 18,13—17 und Nu 11,14—17 (nicht notwendigerweise genau wie sie jetzt für uns vorliegen) hat ein Bearbeiter von Dt die Verse 9—15.18 und 16—17 eingeschoben, erstens um den Abmarsch vom Horeb als einen wohlgeordneten Feldzug durch die Wüste zu zeichnen, zweitens um schon hier eine Beziehung zum Gesetzbuch deutlich zu machen. In Ex 18, wo Jethro Mose den Rat gibt, sich „gottesfürchtige und zuverlässige Männer" auszuersehen, die das Volk jederzeit richten und dadurch die auf Mose liegende Last erleichtern können, liegt das Schwergewicht auf der Funktion der Häupter als Richter, und die Sätze Ex 18,21 b und 25 b, die von Befehlshabern von Tausendschaften usw. sprechen, sehen in ihrem Kontext wie Fremdkörper aus. Nach 18,21 sind ihre Qualifikationen gewiß solche, die man bei den Ältesten, der lokalen Richterbehörde, erwarten möchte, vgl. Hi 29: Gottesfurcht, Zuverlässigkeit und Unbestechlichkeit. Demgegenüber ist Dt 1,9—15 die militärische und administrative Funktion der Häupter betont, daher sind von ihnen besonders Weisheit, Einsicht und Vernunft zu erwarten, sie sollen D'STI O'ja?! ü'asr) sein. Nicht nur Häupter, D'^ST, und nicht nur Tausendführer usw. werden sie genannt, sondern auch „Schreiber" oder „Sekretäre", D,~)ütt\ Die größere Nähe des Bearbeiters zur Weisheit verrät sich dadurch. V. 16—17, wo das Amt des Richters ohne Vermittlung eingeführt wird, gleichen an Ex 18 an, greifen aber auch Dt 16,18ff. und 17,8ff. vor. Dort wird von den lokalen Richtern gefordert, daß sie das Volk in Gerechtigkeit richten, ohne das Recht zu beugen, ohne die Personen anzusehen oder Gaben anzunehmen. Aus Nu 11,14 sind die Worte Moses „Allein kann ich euch nicht mehr tragen" geschöpft (beinahe wörtliches Zitat), aber die Verzweiflung Moses, die Nu 11 hervorleuchtet, ist im Dt durch V. 10—11 ganz in den Hintergrund gedrängt. Formkritik und Struktur. Nach Steuernagel, Das Deuteronomium 21923 S. 51 gliedert sich der Abschnitt in drei Teile, V. 9—15: Anstellung von Führern, V. 16—17: Organisation der Rechtsprechung, und V. 18: Instruktion des Volkes. Die „Instruktion" ist jedoch in ihrer Allgemeinheit beinahe inhaltslos, und V. 18 rundet vielmehr den Abschnitt, der V. 9 beginnt, ab. Im eingerahmten Stück, V. 16—17, spürt man das Grundelement des apodiktischen Rechts, den Prohibitiv, obwohl in abgewandelter Form, mit der Negation VC? und der 2. Person Plural Imperfektum. Für Dt-Dtr ist typisch, daß die Prohibitive von positiv ausgeformten Geboten umgeben sind.
9 Verkürztes Zitat aus Nu 11,14. Die an Gott gerichtete Klage (Nu 11) ist hier in eine Erklärung an das Volk umgewandelt. 10—12 So lautet die Begründung auch hier ganz anders als dort, obwohl sich in V. 12 ein schwach vorwurfsvoller Ton bemerkbar macht. D'Öt^n 1D3i33, vgl. 10,22 (Dtr oder spät-dtr). niü im AT nur hier und Jes 1,14, dort auch mit dem Verb NttM verbunden. Mit Dpa'H wird der Abschnitt V. 16-17 vorbereitet. 13 D'pil D'Mn in 4,6 auf das ganze Volk angewandt: seine Weisheit und Einsicht bestehen in Gehorsam gegen das Gesetz, n r a und HöDn als Eigenschaften des Leiters 1 R 3,12. 15 DD'ÜDE? 'WNT schwerlich „eure Familienoberhäupter", vielmehr proleptisch: die, dieeureStammhäuptergewordensind. DntpiP, vgl. Akkad. schaläru, „schreiben", hierz.B. bei der Musterung des Heerbanns, vgl. 20,5ff. Nach 16,18 sind die Sekretäre auch den Richtern beigegeben. 26
Geschichtlicher Rückblick
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16 ns ist der Volksgenosse, "U der in den dt Gesetzen so oft berücksichtigte „Fremdling", der in der israelitisch-jüdischen Gesellschaft eine niedrige Stellung innehatte. 17 ÜSWB? D^S T3H bedeutet, beim Richten die Betreffenden unterschiedlich zu behandeln, z.B. mit Rücksicht auf ihre soziale Position. Daher das Gebot, sich vor niemanden zu fürchten. Der Richter soll als Gottes Repräsentant richten, und Gott ergreift im Gericht gegen niemanden Partei, 10,17. Vgl. Prv 24, 23; 28,21. Zu V. 17b, vgl. Ex 18,26: nu?i?n innn wird dem Mose vorbehalten. Dt 17,8-13 gebraucht das Wort K"73 (Niph'al).
1,19—46 Die Kundschafter und die Niederlage bei Horma 19
Sodann brachen wir vom Horeb auf und wanderten durch jene ganze, große und furchtbare Steppe, die ihr gesehen habt, auf dem Weg zum Gebirge der Amoriter, wie Jahwe, unser Gott, uns befohlen hatte, und wir kamen dann nach Kadesch Barnea. 2 0 Da sagte ich zu euch. „Ihr seid jetzt zum Gebirge der Amoriter gekommen, das Jahwe, unser Gott, uns geben wird. 21 Siehe,a Jahwe, dein Gott, hat das Land für dich hingegeben. Ziehe hinauf, erobere es, wie es Jahwe, der Gott deiner Väter, dir zugesprochen hat. Fürchte dich nicht und erschrick nicht!" 22 Ihr aber kamt alle zu mir und sagtet: „Laß uns Männer vor uns voraussenden, daß sie das Land für uns ausspähen und uns Bericht über den Weg, auf dem wir hinaufziehen können, und öfter die Städte, in die wir hineinziehen werden, erstatten können." 23 Das schien mir schön, und ich wählte unter euch zwölf Männer aus, einen aus jedem Stamm. 2 4 Die machten sich nun auf den Weg in das Gebirge hinauf und kamen bis zum Eschkol-Tal, welchesa sie durchforschten. 2 5 Und sie nahmen mit sich von den Früchten des Landes und brachten sie zu uns herab und erstatteten uns Berichta und sagten: „Schön ist das Land, das Jahwe, unser Gott, uns geben will." 26 Ihr aber wolltet nicht hinaufziehen, und ihr empörtet euch gegen den Befehl Jahwes, eures Gottes. 2 7 Und ihr sprächet verleumderisch in euren Zelten und sagtet: „Weil Jahwe uns haßt, hat er uns aus dem Land Ägypten herausgeführt, um uns in die Hand der Amoriter zu geben, daß man uns vertilge. 28 Wohin sollen wir hinaufziehen? Unsere Brüder haben unser Herz verzagt gemacht, indem sie sagten: (Es gibt dort) ein Volk, größer und zahlreicher 3 als wir, große und bis zum Himmel befestigte Städte, ja, auch die Söhne der Anakiter haben wir dort gesehen." 29 Ich sagte dann zu euch: „Erschreckt nicht und fürchtet euch nicht vor ihnen! 30 Jahwe, euer Gott, der vor euch zieht, wird für euch kämpfen, ganz wie er für euch, vor euren Augen, in Ägypten gehandelt hat, 31 und in der Steppe, wo du gesehen hast, wie Jahwe, dein Gott, dich getragen hat, ebenso wie ein Mann sein Kind trägta auf dem ganzen Weg, den ihr gegangen seid, bis ihr an diese Stelle kamt." 3 2 Aber trotz dieses Wortes hattet ihr keinen Glauben an Jahwe, euern Gott, 33 der doch vor euch auf dem Wege zog, um euch eure Lagerstätten aufzusuchen, im Feuer 27
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bei Nacht, um euch den Weg zu zeigen, den ihr gehen solltet, und in der Wolke bei Tage. 3 4 Als nun Jahwe eure Reden hörte, zürnte er und schwur: 35 „Niemals soll irgendeiner von diesen Männern, diesem bösen Geschlechta, das schöne Land sehen, das ich geschworen habe, euren Vätern zu geben b , 36 außer Kaleb, dem Sohn des Jefunne. Der wird es sehen, und ihm und seinen Söhnen werde ich das Land, das er betreten hat, geben, weil er Jahwe3 in völliger Treue gefolgt ist." 37 Auch über mich war Jahwe euretwegen ergrimmt, und er sprach: „Auch du sollst nicht dort hineinziehen. 38Josua, der Sohn des Nun, der dir zu Diensten steht, wird dort einziehen. Stärke ihn, denn er soll es Israel als Erbteil zuteilen. 39 Und ihre Kinder, von welchen ihr sagtet: sie werden zur Plünderung,3 und eure Söhne, die heute weder Gutes noch Böses kennen, werden dort einziehen, und ihnen werde ich es geben, und sie sollen es erobern. 40 Ihr aber, brecht wiederum auf in die Steppe, in der Richtung auf das Schilfmeer." 4 1 Da antwortet ihr und sagtet zu mir: „Gesündigt haben wir gegen Jahwe 3 . Nun werden wir hinaufziehen und kämpfen, ganz wie es Jahwe, unser Gott, uns befohlen hat!", und jeder von euch gürtete sich mit seinen Waffen, und ihr hieltet es für etwas Leichtes, in das Gebirge hinaufzuziehen. 4 2 Da sprach Jahwe zu mir. „Sage ihnen: Ziehet nicht hinauf und kämpfet nicht, denn ich werde nicht in eurer Mitte sein, und laßt euch nicht von euren Feinden geschlagen werden." 43 Als ich es euch sagte, hörtet ihr es nicht, sondern empörtet euch gegen den Befehl Jahwes, und in Übermut seid ihr ins Gebirge hinaufgezogen. 4 4 Da zogen die Amoriter, die auf jenem Gebirge wohnten, euch entgegen und verfolgten euch, wie es die Bienen tun, und sie zersprengten euch von 3 Seir bis nach Horma. 45 Als ihr nun umkehrtet 3 und vor Jahwe weintet, hörte Jahwe nicht auf euch und schenkte euch nicht Gehör. Dann weiltet ihr in Kadesch so lange Zeit wie ihr da weiltet. 21a
24a Singular wie in V. 8, die Versionen bieten den ganzen Vers im Plural. Statt nnx lesen 25a Pesch, Vg jnRirnx, was eine richtige Deutung des Fem.-Suffixes darbieten mag. Die von MT, Pesch bezeugten Worte "DI larik ¡OBF] fehlen in LXX, Vg. Vgl. unten zur Literar28a kritik. mit einigen MSS und sam zu lesen. MThat Dil, LXX xat jtoXü xal SuvaTWTepov 31a gelesen, wie in 2,21 Dil 311. Die sing. Fassung ist auffallend, in Pesch ist der Satz (daher) in 35a den Plural (um-)gesetzt. Vgl. zur Literarkritik. Verdeutlichender Zusatz, der in LXX fehlt, b vgl. 2,14 und Ps 95,10. snn "hin wird naiBH Hiv. Fehlt bei sam und in 2 MSS. MT •rrn^X mrr. 22a ist als lectio difficilior aufrechtzuerhalten. Statt den Plural (MT, LXX A u.B) lesen einige MSS, sam und Vg den Singular, DNTn K1?, um des Zusammenhangs mit V. 21 willen. Dann geht b aber die Harmonie mit 03'rftK in V. 22 verloren. LXX 6 6eo? r)|X(2>v, Korrektur um mit V. 21 auszugleichen.
Literarkritisches. Für die dtr Herkunft dieses Abschnittes sprechen nicht nur die Worte Sinn nya V. 18 und 21, sondern auch in V. 19 die Beziehungen zu Nu 32,1, und in V. 20 die ganze niJ - nm:a - Ideologie, die in anderen dtr gefärbten Abschnitten des Dt (12,8—12; 25,17—19) wie auch in Jos 1,13—15 wiederzufinden ist, und derer Hauptstelle 2 S 7,1.11; 1 R 5,18 und 8,56 ausmachen, vgl. weiter den Jerusalemer Thronbesteigungspsalm Ps 95,11. Auch V. 21 f. deuten mit ihren Anspielungen auf Jos 1 — 12 auf dtr Herkunft. Zwar werden oft V. 21—22 für sekundär in ihrem jetzigen Zusammenhang gehalten (Steuernagel a.a.O. S.63. Hölscher a.a.O. S. 164 Anm.: „greift dem Befehl 3,28 vor". Bereits Dillmann, Die Bücher Numeri, Deuteronomim und Josua2KEH S. 251: Der Redaktor hat diese Worte aus 31,7ff. hierher versetzt. Vgl. auch Noth, Ü. S. I, S.37), aber wohl zu Unrecht. Eher ist Mittmann a.a.O. S.93f., beizustimmen: der ganze Abschnitt ist von innerem Zusammenhang und Kontrastparallellität gekennzeichnet, nur darf behauptet werden, daß V. 18—22 und V. 23—28 verschiedener Herkunft sind. V. 18 QSpK wird zuweilen als Textfehler für üniX angesehen (Steuernagel a.a.O. S.63, Hölscher a.a.O. S. 164 Anm.). Eher darf man mit Dillmann a.a.O. S.251 und Driver a. a. O. S. 59 von ungenauer Ausdrucksweise sprechen. Für die Echtheit von DPriN spricht, daß die zweieinhalb Stämme bei der Abschlußrede Moses doch auch gegenwärtig waren. Bemerkenswert ist, daß die griechischen Übersetzer gar keinen Anstoß an •SflK genommen haben. Anstoß haben sie aber am Numeruswechsel V. 21 genommen, vgl. zur Textkritik. Der auffallende Numeruswechsel ist aber schwerlich durch einen zufälligen Abschreibefehler entstanden, sondern darf entweder als Resultat einer Über50
Geschichtlicher Rückblick
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arbeitung erklärt werden, oder, was vielleicht vorzuziehen ist, in Analogie mit der Erklärung von V. 18 verstanden werden: Erst wendet sich Mose (V. 18—20) an die zweieinhalb Stämme, sodann (V. 21—22) an Josua und an die übrigen Stämme (oder besser: an das ganze Volk). Sollte von einer Überarbeitung die Rede sein, dürfte man mit LXX das Verb „sich fürchten" (V. 22) ohne Suffix lesen (Furcht/Angst-haben bei Dtr vorzugsweise mit p oder MSH konstruiert), dann V. 21 als Einschub betrachten und V. 22 direkt mit V. 18—20 verbinden: die Aufforderung, den westjordanischen Feldzug mitzumachen, wird mit der Ermahnung beendet: Fürchtet euch nicht, denn Jahwe wird selber für euch streiten. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Die dtr Redaktion hat hier den von ihr erweiterten Abschnitt 3,8.10.12—13a mit den Ermahnungen Moses an die soeben angesiedelten ostjordanischen Stämme fortgesetzt. Alle krieggewohnten sollen an der Spitze ihrer Brüder „jenseits des Jordans" (d.h. im Westjordanlande) für die Landnahme Israels kämpfen. Diese Ermahnungen werden von einer Ermahnung an Josua und an das gesamte Volk begleitet. Die Vorlage, die von Dtr benutzt worden ist, ist in den ältesten Bestandteilen von Nu 32 (V. 1. 16-17a, vielleicht auch V. 34-38) zu suchen. Danach haben sich die Rubeniten und die Gaditen bei Mose die Erlaubnis erbeten, sich in Ja'zer und Gileads Land niederzulassen, und sie haben auf eigene Initiative dem Mose versprochen, sie wollten an der Spitze der Israeliten kampfgerüstet mitziehen, bis sie sie an ihren Ort hineingebracht hätten (V. 17), aber vorerst wollten sie Kleinviehhürden für ihren Viehbesitz und Städte für ihre kleinen Kinder errichten (V. 16). Wie in Dt 1,9—18 wird nun die Erzählung derart umgeformt, daß Mose den Stämmen den Befehl oder die Anweisung gibt, die befolgt werden muß. Wenn hier von den Städten gesprochen wird, dann gilt es den eben den Amoriterkönigen genommenen Städten. In den späteren Schichten von Nu 32 wird die Bitte der Rubeniten und Gaditen von Mose mit heftigem Vorwurf beantwortet (V. 6—15), und ihre Bereitschaft, mit Israel über den Jordan zu ziehen, wird als unumgängliche Bedingung für ihre Siedlung im Ostjordanlande gefordert (V. 20—23). Zu den verwickelten Problemen in Verbindung mit der Analyse von Nu32, Jos 1,12-18 und Dt 3,18-22, vgl. besonders Noth, Ü.S. S. 196ff.; Das Buch Josua2HAT, 1953, S. 29; Das vierte Buch Mose. Numeri, ATD 7,1966, S. 202-208 - mit erheblichen Schwankungen in der Auffassung von Nu 32 - und Mittmann a.a.O. S. 95—104, der V. 34—38 in Nu 32 zusammen mit V. 1.16 —17 a zu einer der alten Quellen rechnet und, im Gegensatz zu Noth, unseren Abschnitt Dt 3,18—22 „in erster Linie" von Jos 1,12—18 herleiten will (was nicht recht einleuchten wird). Struktur und Formkritik. Hier nur einige Beobachtungen zum Aufbau der Rede an die Ostjordanier: V. 18a A: Es wird festgestellt: Jahwe hat euch das Land gegeben. V. 18b B: Sie werden aufgefordert, kampfbereit vor ihren Brüdern zu ziehen. V. 19 C: (Einschub mit Einschub): Frauen und Kinder lassen sie dableiben, und das Vieh, sie haben ja vieles Vieh. V. 20a b: Kämpfen sollen sie, bis sie den Brüdern zur Ruhe verholfen haben. V. 20b a: Dann kehren sie in ihr Land zurück, das Jahwe ihnen gegeben hat. 18 D'SlVr] ist Akkusativ, GKa § 118,5. Die gewöhnliche Kleidung hat man abgelegt, f"?n, mit Hinblick auf dem Feldzug, ist somit K3X Nu 32,27. DS'nx ^dV, vgl. Nu 32,17: ^ ¡ a t r M?1? p n ? «038. 51
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Moses Führung im Ostjordanland
19 o r i y a . Nu 32,16 werden die ostjordanischen Stämme vor dem Feldzug die Städte für die Kinder aufbauen (oder befestigen). Über die „Ruhe", siehe zu 12,8—12. 21 ms meint hier „Befehl geben", der Befehl folgt V. 22a. Anders als V. 28, wo man besser „beauftragen" übersetzt, vgl. 31,14: Jahwe wird selber Josua beauftragen, d.h. ihn als Nachfolger Moses einsetzen.
3 , 2 3 - 2 9 D i e Bitte Moses, über den Jordan kommen zu dürfen, und Jahwes Nein dazu 23
Damals flehte ich zu Jahwe und sagte: 24„ O, Herr, Jahwe*, Du hast selbst angefangen, deinen Diener deine Größe und deine starke Handh sehen zu lassen, ja, welchen Gott im Himmel oder auf Erden gibt es, der solche kräftige Taten tun könnte wie Du? 25Lass mich doch hinüberziehen und das schöne Land jenseits des Jordans sehen, dies schöne Bergland und den Libanon." 26Aber Jahwe war gegen mich erzürnt um euretwillen, und er wollte auf mich nicht hören. Und Jahwe sprach zu mir: „Genug! Sprich nicht weiter zu mir über diese Sache. 27Steige auf das Vorgebirge des Pisgaa hinauf und erhebe deine Augen nach Westen, nach Norden, nach Süden und nach Osten und siehe (es) selber. Du wirst aber diesen Jordan nicht überschreiten. 28Beauftrage Josua, stärke ihn und kräftige ihn, denn der wird an der Spitze dieses Volkes ziehen, und der wird ihnen das Land, das du sehen wirst, als Erbteil geben." 2 9 D a n n ließen wir uns nieder im Tal, gegenüber von Beth-Peor. 24a
Der bei Ezechiel so besonders häufige Gottesname ¡Tin1 'HS findet sich im Dt nur hier und 9,26, b im Pentateuch sonst nur Gn 15,2.8. LXX, Pesch und Vg lesen wie Qre. LXX und Pesch fügen 27a hinzu „und deinen ausgestreckten Arm", vgl. 4,34 und 7,19. In LXX ist nipsri nur 34,1 als Eigenname verstanden. Hier und 4,49 ist nVosn gelesen worden, ^OS = Xa^sustv. Pesch gibt hier und 34,1 den Namen mit ramthä, „Höhe", wieder, hat es aber in 4,49 als Eigenname aufgefaßt.
Literarkritisches. Der abschließende Vers dieser Perikope, V. 29, bildet zugleich den Schluß des ganzen historischen Rückblickes und gehört mit seinem konsekutiven Imperfektum der l.pers.plur. dem ursprünglichen dt Bericht an, vgl. 1,19; 2,1.8b.33f.; 3,1.8. Er ist somit mit V. 13a zu verbinden. Freilich werden gewöhnlich V. 29 und V. 23—28 derselben Schicht zugeordnet: so, außer den meisten Kommentaren, Hempel, Die Schichten des Deuteronomiums, 1914, S. 264, Hölscher a. a. O. S. 164, Noth, Ü. S., S. 37 und Mittmann a . a . O . S. 171 ff. Für die Zugehörigkeit der V.23—28 zu einer dtr oder nach-dtr Schicht sprechen aber sehr deutlich der Ausdruck Sinn n??3 in V. 23, die Verwandtschaft von V. 24 mit 2,25.31, und die Verwandschaft zwischen V. 27f. und Gn 13,14, einem Spätling in der Überlieferungsgeschichte der vor-dt Patriarchenerzählungen, durchaus von Gn 28,14 abhängig. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Eine spät- oder nach-dtr Redaktion behandelt V. 23—28 ein Thema, das bereits 1,37—38 in aller Kürze angeschnitten war: die Gegenüberstellung von Mose und Josua, also von dem, der bisher das Volk geleitet und das Gesetz mit Hinblick auf das Leben „im schönen Lande" vermittelt hatte, und dem 52
Geschichtlicher Rückblick
1,6-3,29
Nachfolger, dem auferlegt, oder gestattet, wurde, das Volk über den Jordan zu führen. Mit der Redaktion von 1,37f. ist man darin einig, daß Mose, obwohl persönlich unschuldig, die Strafe des Volkes (jedenfalls mit-)zu tragen hatte, 1,37: DD1?1?}?, hierDDJSü1?. Diese Erklärung des Ungereimten im Schicksal Moses, der wir in einer späteren Form 4,21—22 noch einmal begegnen werden, ist mit Jes 53 sachverwandt, und man merkt sich, daß der Begriff flirr 135? in unserem Abschnitt auftaucht, V. 24. Das „Verbot","1357n K1? nin ITVjrnx, wird 31,2 zitiert, wo die Ungereimtheit durch Hinweis auf das hohe Alter Moses gemildert wird. In unserem Abschnitt offenbart sich eine ähnliche Tendenz in der Bergschau (obwohl man heute schwerlich darin eine Milderung finden könnte). S. Schwertner, Erwägungen zu Moses Tod und Grab in Dtn 34,5.6, ZAW 84 [1972] S. 24-46, hat ebenfalls V. 18-22 und V. 23-28 der dtr Redaktion zuerkannt, beurteilt aber V. 27a als Einschub. Nach ihm schließt sich V. 27b glatt an V. 26, und die Bergschau in alle vier Himmelsrichtungen passe nicht besonders gut in den Zusammenhang, S. 28. Aber V. 27b folgt nicht so unerwartet nach V. 27a, wie Schwertner behauptet, und auf wie schon v 25 die Bergschau verweist sicher V.28b ninri i m HDitän f i x n . Der Befehl zum Aufstieg, der also ganz zentral in V. 23—28 dasteht, wird nicht sofort von Mose ausgeführt. Erst darf er niSBn, d.h. die Paränese, dann D'öStfani Q'ipnn, d.h. die dt Gesetze, dann weiter niVjjprr Dirnen, d.h. die Segnungen und die Flüche, dem Volke vorlegen, und zuletzt seinen Nachfolger bestellen (V. 28). In Dt 34,1—6 ist die Bergschau mit dem Bericht vom Tode Moses verknüpft und mit konkreten geographischen Angaben expliziert worden. Das Thema der Bergschau fußt aber auf Gn 13,14. Struktur und Formkritik. Die Bitte Moses V. 24—25, obwohl in Prosa geformt, wird mit Elementen des Dankliedes (V. 24a) und des Hymnus (V. 24b) eingeleitet, die die Bitte unterbauen sollen, genau wie der Betende in den Klagepsalmen auf die früheren Wohltaten Jahwes verweist, um dadurch an seine Treue zu appellieren. 23 1300X1, „ich flehte um Gnade". Das Verb wird meistens vom Gebet „aus tiefer Not" gebraucht, vgl. Gn 42,21; Ps 30,9; 142,2; 1 R 8,33.47; 2 R 1,13. Die Redaktion hat sich vorgestellt, daß es schon vorher Mose mittgeteilt worden war, er komme nicht über den Jordan hinüber, vgl. auch V. 26b: „Sprich nicht weiter zu mir über diese Sache!". 24 JYfrnn. Die Danksagung dafür, was Jahwe mit ihm angefangen hat, appelliert natürlich an die Vollendung des Werkes. Mose als Ebed Jahwe auch in dem mit diesem Abschnitt verwandten Kap. 34 (V. 5). Sonst sehr häufig bei Dtr (Jos 1,1 — 15; 8,31. 33; 2 R 18,12 und 21,8, und Mal 3,22). Der Ebed tut dem Volk den Willen Jahwes, besonders das Gesetz, kund, vgl. weiter Jos 11,12.15; 12,6. Der Ebed handelt als Leiter des Volkes Jos 12, 6; 13,8; 14,7; 18,7. Ob die Belege Nu 12, 7f. vor-dt sind, läßt sich schwerlich entscheiden. In Jos 24,29 (= Jdc 2,8) wird Josua Ebed genannt. Von der Großartigkeit Jahwes sprechen auch 5,21; 9,26, und 11,2, wie hier, in Verbindung mit v dem kerygmatischen Ausdruck n^TOÜ! gl- besonders 6,21 und 26,8. Vsr'a f"lS31, zur Unvergleichlichkeit Jahwes, siehe Ex 15,11. 25 H3iün HKH, „das schöne Land" (oder vielleicht „fruchtbare", im Gegensatz zur Wüste), wie 1,35. lii^HT, vgl. 1,7. 26 Im Wortspiel mit dem Hauptthema ist das seltene Verb ")33?nn vom Erzürnen Jahwes gewählt. hier absolut, wie Ez 45,9, als Vorwurf, sonst von einem Infinitiv, Dt 1,6;2,13, oder von + Infinitiv oder Substantiv, 1 R 12,28; Ez 44,6, gefolgt. 53
1-4
Moses Führung im Ostjordanland
27 t2?S"l, eher „Vorberg" als „Zinne", vgl. Jdc 9,7. Die Himmelsrichtungen werden nicht in derselben Reihenfolge wie in Gn 13,14 (N-S-O-W) aufgezählt, denn vom Pisga aus dürfte Mose in erster Linie nach W und N schauen, um das „schöne Land" zu sehen. Abraham und seinen Nachkommen wurde das Land verheißen, hier gilt die Verheißung nicht Mose, sondern nur dem Volk und dem Nachfolger Moses. 28 1X1. Nach 31,14 (dt oder vor-dt?) wird die Beauftragung Josuas von Jahwe selbst ausgeführt. Vgl. sonst zu 1,38, weiter Jos 1,6—18. 29 Die Szene für die Gesetzespromulgation, in 1,1 in aller Unbestimmtheit durch angegeben, wird hier genauer präzisiert, vgl. weiter 4,46—49. An eben diesem Ort wurde Mose begraben, 34,6.
4,1—8 Überleitung zur Gesetzespromulgation und Paränese 1
U n d nun, Israel, höre auf die Vorschriften und Satzungen, die ich euch 3 lehren will, daß Ihr sie tut, damit Ihr lebet b und einziehet und das Land erobert, das Jahwe, der Gott eurer Väter, geben wird. 2 Fügt nichts zu dem Wort hinzu, das ich euch 3 befehle, und nehmt nichts davon weg; beobachtet die Befehle Jahwes, eures Gottes, die ich euch befehle. 3 Ihr selber habt gesehen, wasa Jahwe am Baal Peor gemacht hat: jeden Mann, der dem Baal Peor nachfolgte, hat Jahwe, deinb Gott, aus deiner Mitte vertilgt. 4Ihr aber, die Ihr an Jahwe, eurem Gott, festhieltet, ihr seid heute noch alle am Leben. 5Siehe, ich lehre euch die Vorschriften und Satzungen, wie Jahwe, mein Gotta, mir befohlen hat. So sollt ihr tun in dem Land, wohin ihr zieht, um es zu erobern. 6Haltet sie sorgfältig, denn darin besteht eure Weisheit und Einsicht in den Augen dera Völker: wenn sie von all diesen Vorschriften hören, werden sie sagen: ein durchaus weises und einsichtsvolles Volk ist doch diese große Nation! 1Denn welche große Nation gibt es, der Gott so nahea ist wie Jahwe, unser Gott, (uns so nahe ist) jedesmal wenn wir zu ihm rufen. 8Und welche große Nation gibt es, die solche gerechte Vorschriften und Satzungen hat, wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vortrage. la In LXX ist hier und V. 2 ir^xtpo-i (vgl. V. 8; 5,1; 7,11 usw.) hineingefügt worden. Dieses Di-'H ist b aber weder hier, noch 6,2, am Platze. Wie in 8,1 hat LXX auch hier das ergänzende DrP3"Yl 2a 3a b gelesen. Vgl. zu V . l . Die Versionen bieten hier ein mit 3,21 ausgleichendes Das Suffix der 2.pers.sing. indiziert den Zusatzcharakter der Worte. Die Versionen glätten durch 5a plur. Suffixe. 'rfrs nicht in der Vorlage von LXX B, oder vom Übersetzer gestrichen wor6a den. Das hier von LXX dargebotene „alle" vor „Völker" nimmt das Gewicht von „all diesen 7a Vorschriften" weg. in Mehrzahl entspricht LPn^N, fordert aber nicht notwendig die Übersetzung „Götter".
Literarkritisches. Der Abschnitt V. 1—8 hat die Anrede in der 2.pers.plur., außer V. 3bß, wo mit den Suffixen in und Tn'^8 eine Anrede im Singular vorliegt. Hölscher a. a. O. S. 166, Anm. 2, schlägt vor, die Suffixe zu ändern oder die betreffenden
54
Überleitung zur Gesetzespromulgation und Paränese
4,1-8
Wörter zu streichen. Solch eine ausgleichende Änderung der Suffixe kommt schon bei den alten Versionen vor; am besten hält man die Worte ^aii?? T l f ^ nin 1 für einen erklärenden Zusatz: Jahwe - und nicht Ba'al Peor - hat die Abtrünnigen zerstört. Steuernagel a . a . O . S.64 bezweifelt die Echtheit von V.3—4, weil der Fall im historischen Rückblick nicht erwähnt ist. Aus demselben Grund hat Noth, Ü. S., S. 39, Anm., die Verse als nach-dtr ausgeschaltet. Aufgrund ihres formelhaften Charakters wurden V. 1 b und V. 2b von Steuernagel für Zusätze erklärt. Das Perfektum 'rnaV in V. 5 wurde von Steuernagel als Präteritum ausgelegt. Darum hat er V. 5—8 von V. 1—4 abgetrennt und als Schlußparänese gedeutet: zwischen V. 4 und V. 5 hat einmal (in Steuernagels D 2 a) die Gesetzesmitteilung gestanden. Als Abschweifung vom Hauptthema wurde schließlich V. 7 von Steuernagel als sekundär betrachtet. Gegen die präteritale Deutung von Tna 1 ? haben u.a. Hölscher, Noth und Mittmann opponiert. „In V. 5 ist das perf. TiTn1? als perfectum declarativum zu verstehen", Noth a . a . O . Mittmann ist durch scharfsinnige Analysen dazu gelangt, nur V. l a , den er weiter mit V. 10b—14 verbindet, für seine Pl 1 („erste pluralische Ergänzungsschicht") zu behalten, a. a. O. S. 115 — 18. Ausführliche Gegenkritik bei Braulik, Literarkritik und archäologische Stratigraphie. Zu S. Mittmanns Analyse von Deuteronomium 4,1-10, Bib 59 [1978] S. 351-83, bes. S. 359-361, 372ff., 376f. Einen Überblick über die neueren literarkritischen Analysen zu Dt 4 hat D. Knapp, Deuteronomium 4, Literarische Analyse und theologische Interpretation, 1987, S. 3-20, vgl. auch S. 207—210, geliefert. Knapp ist der Meinung, daß der Kristallisationskern des Kap. 4 in den V. 1—4.9—14 vorliegt; obwohl Kern des ganzen Kapitels seien diese Verse erst in spät-dtr Zeit verfaßt, um Geschichte (Dt 1—3) und Gesetz (Dt 5) näher mit einander zu verbinden. Nach unserer Meinung nimmt man aber am besten die V. 1—2 als dt Überleitung zum paränetischen Teil, der mit 6,1 anfängt, und die V. 3—4 und 5—8 als dtr Erweiterungen, bzw. Einschaltungen. V. 3 Dkin ist sprachlich mit 3,21 (dtr) verwandt, die Warnung gegen Abfall und Abgötterei, die in V. 3—4 impliziert ist, bietet eine Analogie zur dt Warnung gegen Unglauben und Ungehorsam in Kap. 1—2. In V. 5—6 erinnert die Rede über DDflapn und Dgnra, und besonders über 11331 DDn~D5? an 1,13—15 (dtr), während die Aussage von dem nahen Gott, V. 7, gewissermaßen die nachfolgende Horeb-Perikope, V. 9—24 (dtr oder nach-dtr) vorbereitet. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Gibt man zu, daß sowohl innere Wahrscheinlichkeit als auch äussere Analogien dafür sprechen konnten, daß die dt Redaktion das Gesetzbuch mit historischem Rückblick und mit eindringlichen Aufforderungen zur Beobachtung der Gesetze als Einleitung ausgestattet hat, ist der Übergang zwischen Rückblick und Paränese in V. 1—2 zu finden. Zwar werden zum allerersten „die Vorschriften und Satzungen" V. 1 genannt, aber in V. 2 wird die Aufmerksamkeit auf die Befehle Jahwes gelenkt, und in 6,1 findet man, wenn die Worte •1üSIPani D'pnn ausgeschaltet worden sind, die Paränese eingeleitet: nisan nNTI. Eben an dieser Stelle, zwischen 4,2 und 6,1, hat die dtr Redaktion den Dekalog und seine Rahmenstükke Kap. 5 eingeschaltet, und aus dem vor-dt Erzählungsstoff hat sie das Beispiel vom Abfall am Ba'al Peor, Nu 25,1—5, hinzugefügt. Die Moserede ist weiter abgebrochen worden, weil man von der Aussonderung dreier ostjordanischer Städte als Zufluchtsstätten erzählen wollte, 4,41—43. Schließlich ist die große Rede 4,5—40 von einer spät- oder nach-dtr Redaktion eingefügt worden. Die Episode am Ba'al Peor - zugleich Kultstätte und Gottheit - ist aus Nu 25,1—5 übernommen. Das Volk wurde von moabitischen 55
1-4
Moses Führung im Ostjordanland
Frauen dazu verleitet, am Kultus ihrer Gottheit teilzunehmen, "0573 Vsp1? 'JNnur 1Q1P]. Der Schluß der Erzählung, nach der die Richter Israels die zu Ba'al Peor Abgefallenen getötet haben sollten, vgl. Nu 25,5, war sicher der dtr Redaktion bekannt, ist aber jetzt weggelassen worden. Struktur und Formgeschichte. Die Kanonsformel, V. 2, findet sich in sing. Fassung und ursprünglicherer (weil kürzerer) Form in 13,1 wieder, gleichfalls nach einer Aufforderung zur Gesetzesbeobachtung. Sitz im Leben einer solchen Formel mag ein Schul- und Schreibbetrieb am Tempel und Königshof gewesen sein, wo die buchstäbliche Interpretation der Formel die notwendige Genauigkeit beim Abschreiben befürworten sollte. Die ganze Geschichte des Dt wird fortlaufend zeigen, daß man (d.h. Dt-Dtr usw.) die Worte mehr nach Geist und Sinn gedeutet hat. V. 5—8 bilden die Einleitung zur großen dtr Warnung gegen den Bilderdienst. Sie wird von Braulik, Weisheit, Gottesnähe und Gesetz. Zum Kerygma von Deuteronomium 4, 5—8, FS W. Kornfeld, 1977, S. 165—95 (= SBAAT 2, 1988, S.53-93) nach dem Vorgang von J.Halbe, Das Privilegrecht Jahwes Ex34,10-26, FRLANT 114, 1975, S.98f., als „Rechtsfeststellungsschema" gedeutet und folgendermaßen gegliedert: I: Interjektion (V. 5aa II: Rechtsfeststellung (V. 5), III: Befehl: Ihr sollt die Gesetze beobachten (V. 6a), und IV: Begründungssatz (V. 6b). Man bemerkt, daß der Begründungssatz seinerseits durch zwei hymnisch geprägte Sätze weiter begründet worden ist (V. 7—8). Inhaltlich korrespondieren V. 5 - 8 nach Braulik a. a. O. S. 167 mit dem Schluß der Rede, V. 32-40, während die Interjektion ns"l in einer gewissen Korrespondenz mit V. 1 steht. Die nächste Analogie zu V. 5—6 bietet übrigens 1,8: nx~l, von einem Perfektum und einem begründenden Relativsatz gefolgt. Näheres darüber bei N. Lohfink, Darstellungskunst, Bib 41 [1960] S. 105 - 3 4 , bes. S. 124. 1 Zur Aufforderung zum Hören, vgl. 5,1; 6,4 Wegen des einleitenden nriyi sind die Worte vertauscht. In 6,4 steht die Aufforderung absolut, in 5,1 mit Objekt, und hier mit der Präposition Vx, d. h. „Horch!" VOR IVB1?, durch Gehorsam wird man am Leben bleiben, während Ungehorsam den Tod nach sich zieht. Auch Landbesitz ist vom Gehorsam, vom Glauben und von der Treue abhängig, wie es schon vor dem Anfang der dt Predigt von Propheten verkündet wurde, vgl. Jes 7,9. 2 WUn KV), Verbot gegen Weglassungen, vgl. auch Jer 26,2. "lö!?1?, Inf.constr. mit zur Angabe von Näherbestimmungen, siehe GKa § 114 o. Nach dem Negativsatz am besten mit Imperativ wiederzugeben. 3 n s i n DD,3,ff, vgl. 3,21. -ri!?s ^ya erscheint hier an erster Stelle als Ortsname, vgl. 3,29 ~liS7S D'3, und an der zweiten als Gottesbezeichnung. 4 Gegensatz zum Laufen nach den fremden Göttern ist das Kleben am Gott Israels, D'pinn DflS. Vgl. 10,20 und 11,22. Denselben Gegensatz zwischen abgestorbenen Abtrünnigen und am Leben gebliebenen Jahwe Verehrern findet man 5,3. 5 TnaV, Perfektum declarativum wie 1,8 'firij. Vgl. auch den mit V. 5 korrespondierenden Satz V. 8: „das ich euch heute (!) vortrage". Nach Braulik a. a. O. S. 170 bedeuten die Worte „Hiermit lehre ich euch Gesetze und Rechtsentscheide" den Akt der Promulgation. 6 Sin wird meistens als zurückweisend gedeutet, auf den Gehorsam dem Gesetz gegenüber (so u.A. Dillmann, Driver, Steuernagel, Bertholet, Braulik). Der Zusammenhang spricht eher dafür, daß die Weisheit des Volkes einfach darin besteht, daß es 56
Ermahnungsrede
4,9-40
die gerechten Satzungen und Rechtsbestimmungen „wie diese ganze Tora" besitzt, von Gott geschenkt, durch Mose vermittelt. Die Bundesordnung ist Israels Weisheit, vgl. Lohfink, Höre Israel! Auslegung von Texten aus dem Buch Deuteronomium, Die Welt der Bibel 18,1965 S. 87—120 (= Verkündigung des Hauptgebots in der jüngsten Schicht des Deuteronomiums (Dt 4,1-40), SBAAT8 1990, S. 167-191, besonders S. 176-179). Zum Thema Gebotsgehorsam und Weisheit, vgl. Braulik a. a. O. S. 174-180. "man 'ian rHH ist keineswegs ironisch gemeint, sondern versteht sich auf dem Hintergrund des kleinen Judareiches und der Unterjochung des Volkes unter den Großmächten als tröstende Glaubensaussage über die wahre Größe Israels, vgl. Braulik a . a . O . S. 180ff. Als „Unvergleichlichkeitsaussage" wird sie in V. 7 und V. 8 fortgesetzt. 7 Ob D'aip DT!1?? durch Singular oder Plural wiedergegeben wird, ist verhältnismäßig gleichgültig. Der Gegensatz ist hier nicht Vielgötterei - Monotheismus, sondern Gottesferne - Gottesnähe. 8 Reichliches Vergleichmaterial war namentlich in Mesopotamien zur Verfügung. Aber darum brauchen die Worte nicht eben dort konzipiert worden zu sein.
4,9—40 Ermahnungsrede 4,9—24 Warnung vor der Verehrung von Jahwe-Bildern 9
Nur hüte dich und hüte wohl dein Leben, daß du alles, was du selbst erlebt hast, nicht vergißt, und daß es niemals in deinen Lebenstagen aus deinem Sinn komme, und du sollst es deinen Kindern und Kindeskindern kundmachen, - 10am Tag, da dua am Horeb vor Jahwe, deinemb Gott, standest, als Jahwe zu mir sprach: Rufe mir das Volk zusammen, denn ich werde ihnen meine Worte verkündigen, damit sie lernen, ihre ganze Lebenszeit auf Erden mich zu fürchten, und damit sie ihre Kinder belehren. nUnd Ihr kamt nahe und standet am Fuß des Berges, während der Berg mit himmelhohem Feuer aufloderte, (mit) Finsternis, Gewölk und Dunkel.a 12Und Jahwe sprach zu eucha aus dem Feuer, und ohne irgendeine Gestalt zu sehen, hörtet Ihr den Schall von Worten, nur den Schall. 13Da teilte er euch seinen Bund mit, den er euch zu tun befahl, die zehn Gebote, und er schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln. uUnd mir befahl Jahwe damals, euch Vorschriften und Satzungen zu lehren, daß Ihr sie tätet in dem Lande, wohin Ihr hinüberziehen werdet, um es zu erobern. 15Hütet euch darum wohl um eures Lebens willen, denn Ihr saht gar keine Gestalt am Tage, da Jahwe zu euch am Horeb" aus dem Feuer sprach, - 16daß Ihr nicht verderblich handelt und euch ein Gottesbild machta in irgendeiner Gestalt, eine Götterstatue0 in männlichem oder weiblichem Abbild, 11 im Abbild irgendeines Landtieres, im Abbild irgendeines geflügelten Vogels, der am Himmel fliegt, 18oder im Abbild irgendeines auf der Erde kriechendena Tieres, auch nicht im Abbild irgendeines Fisches, der im Wasser unter der Erde lebt. 19Du sollst auch nicht deine Augen zum Himmel erheben, um die Sonne und den Mond 57
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Moses Führung im Ostjordanland
und die Sterne, das ganze Heer des Himmels, zu beobachten, und dich dabei verleiten lassen, dich vor ihnen niederzuwerfen und ihnen zu dienen, die Jahwe, dein Gott, all den Völkern unter dema Himmel zugeteilt hatb. 20 Euch hat ja Jahwe genommen und euch ausa dem Schmelzofen, aus Ägypten, geführt, damit Ihr sein eigenes Volk werden solltet, wie (Ihr es) heute (seid). 21 Aber Jahwe erzürnte sich euretwegena über mich, und er schwur, daß ich niemals den Jordan überschreiten und niemals in das schöne Land hineinziehen sollte, das Jahwe, dein Gott, dir zum Erbteil geben wird. 22So werde ich doch in diesem Lande sterben, nicht werde ich den Jordan überschreiten; Ihr aber werdet hinüberziehen und dieses schöne Landin Besitz nehmen. Z3Hüteteuch, daß Ihr den Bund Jahwes, eures Gottes, den er mit euch geschlossen hat, nicht vergesst und euch Gottesbilder von irgendeiner Gestalt macht, die Jahwe, deina Gott, dirverbotenh hat. 24Denn Jahwe, dein Gott, ein verzehrendes Feuer ist er, ein eifernder Gott. 10a b MT rnas; auch Vg bietet den Singular. LXX, Pesch und Tg dagegen die 2.pers.plur. In lla LXX plur. Suffix, entweder 1. oder 2. Person. In LXX B ist nach 5,22 ^covr] ueyi}:^ 12a 15a hinzugefügt worden. In LXX A.F. und Pesch ist hier 1H3 hinzugefügt, vgl. V. 15. LXX 16a hat wohl hinter 2"lli3 ein Inn gelesen (Dittographie?). Die griechischen Übersetzer haben b anscheinend rniSil gelesen. In MT: ^BO"1^ njian muß der Atnach wegen des Parallellismus, 18a vgl. auch V. 23^25, an "73 gesetzt werden, vgl'. Zimmerli, Ezechiel, BK.ATXIII, S. 213. Viel19a leicht ist ein "lm ir a-1 durch Haplographie ausgefallen, vgl. LXX. "73 vor D ^ n fehlt mit Recht b in LXX, Pesch und Vg. Die Aussage ist in Vg von theologischer Anstößigkeit befreit: in 20a ministerium cunctis gentibus. In LXX doppelte Lesart: hier Ix -zffi Aiyj-TO'j, nachher ic, 21a 1 Aiy'jtitou. '"P7" ?? hier und z.B. 2 R 22,13 in der Bedeutung „um - willen". Sämtliche 23a Versionen: „wegen was Ihr gesagt hattet". Hier und V. 24 wird MT von LXX gefolgt. Pesch b liest in den beiden Fällen der 2.pers.plur. Suffixe. So richtig Vg: prohibuit.
Literarkritisches. Die A n r e d e wechselt zwischen 2.Singular (V. 9—10.19.21b. 23bß.24) und 2. Plural (V. 1 1 - 1 8 . 2 0 - 2 1 a . 2 2 - 2 3 b o t ) . Steuernagel, der in V. 10, mit den Versionen, den Singular in Plural korrigierte, fand in diesem „ A n h a n g " eine plur.-formulierte Grundschicht, und Zusätze mit sing. A n r e d e , die vom Hauptgedankengang abführen und formelhaften Charakter zeigen, a . a . O . S.65. A u c h V. 13—14 wurden von Steuernagel ausgeschieden, weil sie V. 15 von V. 12 trennen, und V. 20, weil von V. 19 abhängig. Hölscher a . a . O . S. 167 wollte nicht den Numerus-Wechsel ganz mechanisch als literarkritisches Kriterium verwenden, aber auch er hat V. 19—20 als Zusatz beurteilt. Wie Steuernagel ist auch Noth, Ü . S. S. 38 f. vom Numeruswechsel ausgegangen und hat in V. 10 den Plural gelesen. E r hat aber V. 13—14 f ü r eine bessere Fortsetzung von V. 10—12 als V. 15 — 18 gehalten, zumal wenn V. 19—20 und V. 21 als Zusätze angesehen würden; denn V. 22 paßte „ausgezeichnet" als Begründungssatz zu V. 14, und man könnte dann 4,1.2.5—8.10—14.22.23a zusammen mit V. 25—28 als Zwischenglied zwischen Rückblick und Gesetzeskorpus mit Rahmenstücken auffassen: Mose will Israel das Gesetz lehren, weil er selbst noch vor dem Übergang des Volkes über den Jordan sterben wird. Mittmann a . a . O . S. 119f. stimmt im wesentlichen Noth zu. D e r harte Übergang von V. 8 zu V. 10 wird aber von den beiden letztgenannten nicht erklärt, und die ausgesprochene Beziehung zwischen V. 12b und V. 15—18 wird bagatellisiert. Dazu kommt, daß die Änderungen des Singulars in den Plural (obwohl mit L X X , Pesch und 58
Ermahnungsrede
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Tg) ganz willkürlich sind. Und warum ein späterer Ergänzer durch Einfügung von V. 15—21 ausgerechnet zwischen V. 14 und V. 22 solch einen „ausgezeichneten" Zusammenhang verdunkelt haben sollte, läßt sich schwerlich erklären. Der Fehler steckt in mechanischer Handhabung des Numeruswechsels als literarkritisches Kriterium, vgl. Hölscher (oben). Nach der Rede vom weisen und einsichtsvollen Volk, V. 7—8, ist die sing. Anrede an das Volk V. 9 ganz naheliegend, und diese sing. Anrede wird auch im zweiten Teil der Rede, V. 25, anfangs mit gutem Recht gebraucht. Der Übergang in V. 10 vom Singular in den Plural, d. h. nach DVH, fällt als constructio ad sensum ganz natürlich, und durch V. 11 — 12 wird der Leser dann an das Hauptthema geführt: Unser Gott ist uns nahe, wir haben seine gerechten Satzungen, aber damals, als wir auf entscheidende Weise seine Nähe erlebten, geschah es durch das Hören; er hat seine Worte gesprochen, wir haben ihn nicht gesehen. Die Warnungsformel V. 9 wird in plur. Form V. 15 wiederaufgenommen als Eingang zur Hauptwarnung, V. 15—18. Dann beziehen V. 13 — 14 sich keineswegs auf V. 22, sondern sie wollen erklären, welche Worte das Volk gehört hatte: es waren nicht D'üS^ani Q'ipnn, an die man nach V. 7—8 vielleicht denken möchte, sondern es waren D'in^n rnt!???. Dabei weist V. 14 zu V. 5 zurück. Die V. 13—14 haben etwas mit dem Einbau des Dekalogs und seiner Rahmenstücke Kap. 5 zu tun. Im vorliegenden Zusammenhang brauchen sie aber darum nicht als Zusätze erklärt zu werden. Denn die Rede hier hat die beiden Ziele: gegen den Bilderdienst ernstlich zu warnen (V. 23) und das Verhältnis zwischen dt Gesetz und Dekalog zu erklären (V. 13—14). Die Zugehörigkeit von V. 19 zur „ursprünglichen" Rede läßt sich dagegen nicht verteidigen. Der Numeruswechsel ist hier als Kriterium verwendbar, weil die Anrede im Singular an sich nicht natürlicher ist als eine plur. Anrede; und inhaltlich bewegt sich V. 19 vom Hauptthema weg: die Warnung vor dem bildlosen, abgötterischen Gestirnsdienst ist in einer Polemik gegen Jahwebilder gar nicht am Platze. Innerhalb der Rede stehen die V. 20—22 als eine selbständige Einheit. Das persönliche Schicksal des Gesetzesvermittlers wird dem des Volkes gegenübergestellt, in gut chiastischer Formulierung: Euch hat Jahwe hinausgeführt - Über mich hat sich Jahwe erzürnt // ich soll hier sterben - Ihr werdet hinüberziehen. Das vorangestellte üpnN'l V. 20 korrespondiert mit vorangestelltem 'OKI in V. 14. V. 21b ist feste Formelsprache, daher mit sing. Anrede. Auch in V. 24 wird es sich um eine festgeprägte Formel handeln, vgl. 5,9 und 6,15. Jedenfalls hat in MTdie sing.Form auf V. 23 zurückgewirkt, T!}1?*? Hin1. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Die spät- oder nach-dtr Redaktion, die für die große Rede V. 5—40 verantwortlich gemacht werden muß, hat als Voraussetzung ihrer Arbeit den Einbau des Dekalogs mit seinem Rahmen in das Deuteronomium. Auf die doppelte Zielsetzung der Rede ist schon oben verwiesen worden. Hier soll nur auf die Weiterentwicklung eines Motivs aufmerksam gemacht werden: Das Nein Jahwes an Mose, vgl. 1,37 und 3,23—28. An allen Stellen ist der Zorn Jahwes „wegen euch", n s ^ i a , DPiS/a1? und D3113rl"17y, als Grund für das Zurückbleiben Moses „jenseits" des Jordans angeführt. Aber erst in 4,22 wird vom nahe bevorstehenden Tod Moses geredet. Sein Tod ist an sich nicht als Strafe aufgefaßt. Vielmehr ist in 4,22 die Aussage von 31,2 vorausgesetzt, die das hohe Alter Moses als Grund für den bald einzutretenden Tod erwähnt. Was den Zusatz V. 19 betrifft, wird er von einem Ergänzer herrühren, der eine Warnung vor dem Gestirnsdienst (vgl. 2 R 17,16; 21,3.5; 23,4f.; Zeph 1,5; Jer 8,2) vermißte. Die damit verknüpfte Aussage, daß Jahwe den Heidenvölkern den Gestirnsdienst zugeteilt hat, wird oft mit 32,8f. zusammengestellt; aber der Unterschied zwischen 59
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den beiden Texten darf nicht übersehen werden. Dort handelt es sich (jedenfalls ursprünglich) um echt polytheistische Vorstellungen, nach denen Jahwe noch nicht als Höchster Gott erklärt war, hier dagegen ist durchdachter Monotheismus zugegen, mit welchem dem in der Zeit überall vertretenen Gestirnsdienst eine relative Legitimität zuerkannt worden ist. Es steckt darin ein Ansatz zurTheodizee. Struktur und Formkritik. Die Rede von V. 9 bis V. 24 zerfällt in drei Abschnitte, von denen die beiden ersten (V. 9—14 und V. 15—18) durch eine Warnungsformel eingeleitet sind. Im dritten Abschnitt (V. 20—24) erscheint die Formel erst nach der Gegenüberstellung von Israel und Mose, V. 20—22. Die erste Warnung ist mit Hinblick auf die Erlebnisse des Volkes am Gottesberg ausgeformt, die zweite hebt den konkreten Inhalt der Warnung hervor, und in der dritten werden die beiden ersten zusammengefaßt. Eine Verwandtschaft in Stil und Sprachgebrauch mit der Priesterschrift ist in V. 16—19 vorhanden, aber die Reihenfolge der lebenden Wesen ist der des priesterlichen Schöpfungsberichts beinahe entgegengesetzt. 9 Die einfache Warnungsformel ^f? "l^wn findet sich schon in den dt Gesetzen, vgl. 12,13.19.30; 15,9. Das Thema des „Vergessens" spielt in der Verkündigung Hoseas eine beträchtliche Rolle, Hos 2,15; 4,6; 8,14; 13,6: Israel hat seinen Gott, seinen Schöpfer, vergessen. Es wirkt sich in der späteren Prophetie aus, Jes 17,10; Jer 2,32; 3,21; 18,15; Ez22,12; 23,35, vgl. auch Dt 32,18. Mit Jahwe als Objekt des Vergessens Dt 6,12; 8,11.14.19. Hier, wie in 9,7, mit Bezug auf die Erlebnisse des Volkes mit seinem Gott. Der spät- oder nach-dtr Redaktor hat leider vergessen, daß, nach dem Rückblick in Kap. 1—3, die Horeb-Generation längst ausgestorben ist. Vgl. zu 5,2.4. 10 Di', durch den Relativsatz determiniert, wird man am besten als Akkusativ zur Näherbestimmung der Zeit auffassen, vgl. GKa § 118i. ""nDlTlS. Der term. techn. des göttlichen Orakels in der klassischen Prophetie, Hin1 "137, ist in den Überlieferungen vom Dekalog eben auf D,"l3rjn n"]tt>S7 übertragen worden, vgl. 5,22; 9,10. 11"1373 inrn ist Zustandssatz, GKa § 141 e. Wie in 5,4.22 ist die Darstellung gegenüber der von Ex 19,16—19 stark verkürzt. Hier wird von Donnerschlag und von Posaunen nichts gesagt, dagegen, 12, vom Reden Jahwes zu seinem Volk. Mit rnian, „Gestalt" Feuer und Wolkendunkel hatten keine Gestalt - wird das Hauptthema von V. 15—18 (und von V. 25—28) angeschlagen, aber erst wird das Seitenthema, das Verhältnis zwischen Dekalog und dt Satzungen, durchgespielt, 13—14. Als Antwort auf die unausgesprochene Frage: Was hat das Volk am Horeb gehört? spricht V. 13 von dem Bund, von dem Dekalog, der auf den beiden steinernen Tafeln geschrieben wurde, vgl. 5,2.4.22, und dazu fügt V. 14 (bemerke den Ausdruck Kinn n?3) die ganze, für das Leben Israels in Kana'an bestimmte Gesetzgebung. Der Redaktor mag mit der Darstellung von 5, 23—32 schon vertraut gewesen sein. 15 Die Warnungsformel ist von der Warnung V. 16 durch einen das Hauptthema wiederaufnehmenden Begründungssatz getrennt. 16 rrntrn steht hier und Jdc 2,19 ohne Objekt, mit der Bedeutung „verderblich handeln". ^QQ, eigtl. ein (aus Stein) gehauenes, dann ein aus irgendeinem Material geformtes Gottesbild. Als Synonym dazu steht hier *?Q0, vgl. Ez 8,3.5 und 2 Ch 33,7.15. ni?3ri wird Ex25,9.40 vom himmlischen Modell der Stiftshütte gebraucht, Ez 8,3 von der schon verfertigten Figur, Jes 44,13 bedeutet es „Gestalt", und Ez 8,10; 10,8 Ähnlichkeit, „etwas wie". Die Reihenfolge der Modelle ist wohl gemäß der Wahrscheinlichkeit
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der Versuchungen durch sie gewählt; darum wird zuerst die Menschengestalt (vgl. vielleicht Jdc 17,1—4; 18, 30—31), sodann die Tier- und Vogelgestalt (vgl. Ex 32 und 1 R 12), dann die Gestalt der Kriechtiere (vgl. Nu 21,9; 2 R 18,4), und schließlich die Fischgestalt erwähnt. Zur Bedeutung des zweiten Gebots im Dekalog, vgl. zu 5,8. Vgl. zum Ganzen K.H. Bernhardt, Gott und Bild, Th.A. II, 1956. Nur in der Sprache darf man Jahwe abbilden, als Vater, Ehemann, Held und Krieger, als Mutter (vgl. P. A. H. de Boer, Fatherhood and Motherhood in Israelite and Judaean Piety, 1974, S. 26—37) Jes49,13.15 und Ps 131,2; vielleicht auch Hos 11,1-3. Jahwe als kraftvolles Tier Gn 49,24, als Raubtier Am 1,2; Hos 5,14 und 13,6f.; Jes 31,4, und als Raubvogel Dt 32,10f. 19 In Analogie zu V. 16 ist dieser Zusatz mit IST eingeführt worden. Die Verleitung zum Gestirnsdienst kommt sozusagen von selbst, durch den Blick auf den Himmel wird man dazu verleitet, rinTTil. In Dt 13,6.11 geht die Versuchung zur Abgötterei von anderen Personen aus, von falschen Propheten oder von nahen Verwandten. Der Gestirnsdienst wird auch 17,3 verboten, dort wahrscheinlich dtr Zusatz zu 17,3a, vgl. Merendino, Das deuteronomische Gesetz, BBB 31, 1969, S. 173. Zu V. 19b, vgl. oben Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. 20 Wäre diese Aussage als Gegenstück zu V. 19 geformt und hinzugefügt, hätte man doch den Sing, erwarten sollen, also zweimal "^nx. Aber der Gegensatz in V. 20 ist derselbe wie in V. 13—14: euch Israeliten - ich Mose. Ägypten wird auch sonst bei Dtr als Schmelzofen bezeichnet, 1 R 8,51, Jer 11,4. Daß der Aufenthalt im Sklavenhaus als eine Art Läuterungsprozess gedacht worden ist, wird dabei nicht gesagt, n^nj •?? ist dtr Sprachgebrauch, vgl. 9,29; 1 R 8,51 ^ m i ^DJ?. Dt spricht eher von nVjp DV, 7,6; 14,2; 26,18.
21 Zu 'a fiaxnn, vgl. 1,37. nnlün tnxn das schöne, fruchtbare Land, vgl. 3,25. 23 Der Bund Jahwes, den er mit Israel geschlossen hat (der Ausdruck rp"13 J"HD bezieht sich ursprünglich auf den Ritus des Bundesschließens, vgl. Gn 15,7—21), meint hier den Dekalog und ganz besonders dessen zweites Gebot. 24 Jahwe als n*7DK UM auch 9,3, dort zur Vernichtung der Feinde Israels, hier mit der Eifersucht Gottes verbunden, die sich gegen seinen Bundespartner richten mag, wie im Dekalog 5,9.
4,25—40 Exil, Umkehr, Wiederbegründung des Gottes Verhältnisses. Die Unvergleichlichkeit Jahwes und seiner Offenbarung: Er allein ist Gott. 25
Wenn du Kinder und Kindeskinder bekommst und ihr längst im Land eingesessen seid und verderblich handelt und Gottesbilder von irgendeiner Gestalt macht, und tut, was in den Augen Jahwes, deines Gottes, böse ist und ihn ärgert, 26dann werdet ihr - ich rufe heute den Himmel und die Erde zu Zeugen wider euch an gewiß schnell zu Grunde gehen aus dem Lande, in das ihr über den Jordan ziehen werdet, um es zu erobern. 27Und Jahwe wird euch unter den Völkern zerstreuen, und nur wenige werdet ihr übrigbleiben unter den Nationen, wohin euch Jahwe wegführen wird. 28Dort werdet ihr Götterna dienen, von Menschenhänden ge61
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macht, (aus) Holz und Stein, die weder sehen noch hören, weder essen noch riechen können. 29 Und von dort aus wirst dua Jahwe, deinen Gott, suchen, und du wirst ihn finden, wenn du von deinem ganzen Herzen und vom ganzen Leben nach ihm fragst, 30in deiner Drangsal; und wenn dich am Ende der Tage alle diese Worte treffen, dann wirst du dich zu Jahwe, deinem Gott, bekehren und auf seine Stimme horchen. 31Denn ein gnädiger Gott ist Jahwe, dein Gott, er wird dich weder im Stiche lassen, noch dich verderben, und er wird den Bund mit deinen Vätern, den er ihnen schwur, nicht vergessen. 3ZFrage doch nur nach den vorigen Tagen, die vor dir waren, von dem Tag an, da Gott Adam auf der Erde schuf, und vom einem Ende des Himmels bis zum anderen, ob je etwas so großes geschehen ist, oder ob ähnliches je gemeldet worden ist: 33Hat irgendein Volk je die Stimme Gottes gehört, aus dem Feuer sprechend, wie du hast, und ist doch am Leben gebliebena? 34Oder hat irgendein Gott je versucht, sich ein Volk aus einem anderen Volk zu holen, unter Versuchungen, Wunderzeichen und Wahrzeichen, und mit Krieg, mit starker Hand und ausgestrecktem Arm, unter großen Schrecknissen, so wie es Jahwe, euera Gott, in Ägypten für euch, vor deinen Augen getan hat? 35Du bekamst es zu sehen, um zu erkennen, daß Jahwe der Gott ist, und daß es außer ihm keinen anderen gibt. 36Vom Himmel her hat er dich seine Stimme hören lassen, um dich zu erziehen, und auf Erden hat er dich sein großes Feuer sehen lassen, und seine Worte hast du aus dem Feuer gehört, 31 und bist doch am Leben gebliebena, denn er liebte deinen Vater0 und hat seine Nachkommen nach ihm erwählt, und durch sein „Angesicht" führte er dich aus Ägypten heraus mit seiner großen Macht. 3SEr wird Nationen, die größer und kräftiger als du sind, vor dir vertreiben, er wird dich hineinkommen lassen, um dir ihr Land zum Erbteil zu geben, wie (es) heute (geschehen ist). 39Dann sollst du heute erkennen und dir zu Herzen nehmen, daß Jahwe Gott ist, im Himmel droben und auf Erden drunten, es gibt keinen anderen. 40Dann sollst du seine Vorschriften und Befehle, die ich dir heute befehle, beobachten, damit es dir und deinen Kindern nach dir wohl gehe, und du lange in dem Lande lebest, das Jahwe, dein Gott, dir geben wird zu aller Zeit. 28a
Ob ein D'ins nach DTi^K ursprünglich gestanden hat, vgl. LXX 0Eoi? ¿TEpoi?, oder nicht, - so außer MT: Pesch und Vg - , ist schwer zu entscheiden. Jedenfalls wäre die Weglassung von CiriN 29a 33a wohlbedacht. Der 2.Pluralis ist aus Dittographie entstanden. Lies (mit Vg) MT Tl'.l ist sachlich das Richtige. LXX und Vg (2.pers.sing.) und Pesch (2.pers.plur.) verneinen, daß irgendein Volk je die Stimme Gottes gehört habe, MT dagegen will nur behaupten, daß Israel als 34a einziges Volk unter solchen Bedingungen am Leben geblieben ist. MT DP'n^K ist in LXX 37a stilistisch korrigiert in „unser Gott". Gegen MT und sämtliche Versionen darf man, obwohl b mit Zögern, die Konjektur 'nni statt rinril empfehlen. Der Gegensatz zwischen dem Plural T i p s und den sing. Suffixen in Ving isnia darf man nicht mit den Versionen durch Änderung der sing. Suffixe beseitigen. Eher darf man das n aus "prQN entfernen, vgl. 26,5 und besonders Jes 41,8 •ans arnps snr.
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Literarkritisches. Dieser Teil der Mose-Rede ist nach Hölscher a.a.O. S. 168 Ergänzung von zweiter Hand, weil V. 25 „etwas abrupt" einsetzt, weil V. 40 von Q,i?n und nisn, nicht aber, wie V. 14, von D'tpSCto redet, und weil die Verheißung V. 29 ff. auf die Endzeit, n'D'n n n n x a , geht. Wegen des Numeruswechsels (V. 25-28: Plural, V. 29-40: Singular) ließ Steuernagel a . a . O . S.68 seinen „ersten Anhang" mit V.28 schließen und nannte V. 29—40 „zweiten Anhang". Aus diesem „zweiten Anhang" hat er dann V. 30 als Zusatz (Endzeiterwartung, Anschluß an V. 29 nicht befriedigend) weggeschnitten, und den „formelhaften" V. 40 hat er auf die Rechnung eines Abschreibers gesetzt. Nach Mittmann a . a . O . S. 120f., 183f. gehört das Wort '3 in V. 25 und die Worte von DflJBnJl bis njinri und V. 26a zur ersten plur. Ergänzungsschicht, die Worte V. 25 D^a "P^in D'33 zu einer noch späteren sing. Schicht, zusammen mit V. 29—31.36aba, und V. 37 (ohne einleitendes Wl], Korrektur von nnril), und V. 38-40. Zur „Redaktion nach Sing." sollen V. 25bß.30.32-34a.35.36ß und Tiril in V.37 gehören, während schließlich V. 34b zu den „nicht klassifizierbaren Ergänzungen" gerechnet wird. Dazu mag gesagt werden: der Numeruswechsel hat irregeführt. Der Singular T^Fl in V. 25 ist einfach Angleichung an den formelhaften V. 24, und der Übergang von Plural in den Singular in V. 29 - DplTjpai ist Fehler, durch Dittographie entstanden - ist inhaltlich begründet, denn Umkehr im Exil ist ja Sache des Individuums. Nur V. 25b und V. 34ba mögen als Zusätze gelten. V. 30 D ^ n l"P~inX3 braucht sich keineswegs auf die messianische Endzeit zu beziehen, sondern korrespondiert auf schönste Weise mit V. 32 D1??1? D'JBftn, vgl. J. Lindblom, Prophecy in Ancient Israel, 1963, S. 361, Anm. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Die spät- und nach-dtr Redaktion behandelt hier, wie in Kap. 29—30 und z.T. in Kap. 31 (vgl. jetzt auch D. Knapp, Deuteronomium 4,1987) das Thema des Abfalls des Volkes (hier Ungehorsam gegen das erste Gebot), seiner Verbannung und Zerstreuung unter den Völkern, und der Umkehr des Einzelnen und seiner Begnadigung, V. 25—31. In großer Ausführlichkeit wird dann von der Unvergleichlichkeit Jahwes gesprochen im Hinblick auf seine Heilshandlungen an dem Volk, und die Rede mündet in das großartige monotheistische Bekenntnis V. 39 aus, das von einer letzten Ermahnung an das Volk, die Gesetze und Gebote zu beobachten, begleitet wird, V. 32-40. Der geschichtliche Ort dieser Redaktion läßt sich vielleicht etwas näher bestimmen: es dürfte sich um die frühe nach-exilische Zeit handeln, als dtr Kreise eine gewisse Inspiration von heimkehrenden „Schülern" eines Deuterooder Tritojesaja empfangen haben mögen. Vgl. Nielsen, Das erste Gebot und der Monotheismus, Wiss.Z.Univ.Halle 41 [1992] g.wiss.R., S. 41-52, bes.S. 50. Die Gemeinde soll auf dem monotheistischen Bekenntnis gegründet werden, und ihre Zukunft im gelobten Lande soll durch Gesetzesgehorsam gesichert werden. Die Polemik gegen fremde Götterbilder, „von Menschenhänden gemacht", V. 28, findet man schon in Zusätzen zu Am 5,26, in spät-vorexilischer Prophetie, Hab 2,18—19 und Jer 10,3—9 (obwohl die Echtheit der beiden letztgenannten Stellen stark umstritten ist), und vor allem bei Dtjes (Jes 40,19-20; 41,6-7.29; 42,17; 44,9-20; 45,20; 46,6-8). Daß die Götterbilder weder sehen noch hören, weder essen noch riechen können, wird in den späten Ps 115,4—8 und 135,15 — 18 breiter ausgeführt. Die Unvergleichlichkeitsaussage in V. 33 gründet sich auf die Horeb-Überlieferung, vgl. 4 , l l f . ; 5,4.22.23—24.26, und in V. 34 auf die Überlieferung vom Auszug aus Ägypten. Gegenüber den Unvergleichlichkeitsaussagen bei Dtjes (Jes 40,18-26; 41,26; 44,6-8) hat sich der Akzent verschoben: dort ist Jahwe der Einzige, der die zukünftigen Begebenheiten voraussagen kann (Pro63
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phetiebeweis), hier ist Israel das einzige Volk, das die Stimme des einzigen Gottes gehört und seine Heilstaten erlebt hat. Das monotheistische Bekenntnis in V. 35 und 39 in seiner strengen Exklusivität, Tis? T>N / ,H3'?a Tis? TS, ist mit dtjes Aussagen wie Jes 42,8; 43,10-13; 44,24; 45,5.26; 46,9 zu vergleichen. V.35 mag von Jes 45,21, V.39 von Jes 45,5 und 46,9 direkt abhängig sein. Struktur und Formkritik. Der zweite Teil der großen Rede zerfällt in zwei Abschnitte; der erste stellt die Möglichkeit der Begnadigung heraus vor dem Hintergrund der Voraussage des Ungehorsams des Volkes, seiner Exilierung und Umkehr, V. 25—31. Eben an die Aussage vom gnädigen Gott knüpft der zweite Abschnitt an und bewegt sich vom Gedanken über die Einzigartigkeit des israelitischen Gottesverhältnisses zum exklusiven Monotheismus, V. 32—40. Hatte der erste Teil der Rede, V. 9—24, den Charakter einer Warnung, ist der zweite Teil eher als eine Prophezeiung ausgeformt. Es wird von einer Zukunft gesprochen, die von den Tagen Moses weit entfernt ist, V. 25 und V. 30. Der Prophezeiung V. 25—31 wird ein Rückblick gegenübergestellt, der über die „vorigen Tage" bis zum ersten Tag der Schöpfung zurückreicht. Der Aufbau ist konzentrisch: V. 25—28 Ungehorsam nach langem Aufenthalt im Lande wird mit Zerstreuung unter die Völker bestraft, V. 29—31 Umkehr und Begnadigung wird in der fernen Zukunft doch möglich // V. 32—35 Seit der entferntesten Vergangenheit hat sich Jahwe als der Gnädige seinem Volke gegenüber erwiesen, V. 36—40 Er hat das Volk befreit und ins gelobte Land hineingeführt, und dort wird das Volk lange leben können, wenn es den Geboten Jahwes gehorcht. Formkritisch gesehen ist V. 26 bemerkenswert, die Zitation des Himmels und der Erde als Zeugen gegen das Volk. Ähnliches 30,19 und 31,28, letztere Stelle in der Einleitung zum Moselied, das eben mit einer Aufforderung an den Himmel und die Erde, zu hören, eröffnet wird, 32,1. Weil die Prophezeiung einer entfernten Zukunft gilt, muß das Dauerhafteste als Zeuge einbezogen werden, der Himmel und die Erde. Himmel und Erde als Zeugen einer Vereinbarung (zwischen Barga'ja von KTK und Mati'-'el von Arpad) werden in der aramäischen Inschrift aus Sfire (KAI 222 A, 1.11 f.) zusammen mit El und 'Eljon, mit der Meerestiefe und den Quellen, mit dem Tag und der Nacht, aufgeführt. Mit einem an Dt 32,1 erinnernden Zeugenruf wird bekanntlich auch die erste prophetische Aussage des Jesajabuches eröffnet. Für weitere Parallelen, siehe Hans Wildberger, Jesaja BK.ATX, 1965, S. 9ff.
25 D'jg a'ia außer 1 Ch 8,40 nur hier. Natürlich ist hier eine lange Kette von Generationen gemeint, vgl. Dt 5,9f. „und alt werdet", d.h. längst eingesessen seid. Das Verb wird Lv 13,11 von veralteter Hautkrankheit, und 26,10f. vom „vorjährigen" Getreide gebraucht. Dfiiwni steht hier absolut wie Jdc 2,19, dort handelt es sich um Abgötterei, hier um Bilderdienst. V. 25b ist dtr Formelsprache, hier vielleicht Zusatz. 26 Ina, die Strafe wird nicht lange auf sich warten lassen. Nur scheinbar Gegensatz zu V. 25, denn hier (V. 26) wird vom Abfall in der Spätzeit des Judareiches geredet. In der LXX ist i n a hier und 9,3 (auch 9,16) gestrichen worden, denn zwischen dem ersten Beispiel des Bilderdienstes und dem Exil ist doch lange Zeit verstrichen. Das Zugrundegehen, "TDK, und die Vertilgung, TSU?, heißt Hinausführung aus dem gelobten Land, denn „ihr werdet nicht lange Zeit in dem Land, DK3, haben." 27 Zerstreuung unter die Völker und Überleben von nur recht wenigen, vgl. die 64
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Verfluchungen 28,64.62. Der „Rest-Gedanke" wird hier in seiner (ursprünglichen) drohenden Bedeutung verwendet. 28 D e r Götterdienst, der zugleich Bilderdienst ist, wird als eine natürliche Folge der Verbannung hervorgehoben (cuius regio eius religio), nicht aber als etwas den Verbannten Aufgezwungenes. Die Strafe entspricht dem Frevel. 1310 fV, vgl. außer H a b 2,18 schon J e r 2,27. E s ist umsonst, die fremden Götterbilder anzubeten, denn weder sehen noch hören sie. Opfer ist der Mühe nicht wert, denn weder essen noch riechen sie. 29 Als Anfang der Umkehr, der Begnadigung und Wiederherstellung wird das Suchen nach Gott genannt. Voraussetzung ist, daß der Gott, den man sucht, ein Barmherziger ist. Vgl. Hos 5,15—6,3; und J e r 29,10—15, wo die Heimkehr ausdrücklich versprochen wird. Wp3 und tih"T werden hier als Synonyme verwendet. Wp3 mit Jahwe als Objekt drückt das rechte Verhalten des Menschen vor Jahwe aus. Ähnliche Bedeutung hat tthl mit Jahwe als Objekt in exilisch-nachexilischen Texten, während in Texten aus vorexilischer Zeit damit die Befragung Jahwes durch einen Propheten gemeint ist, vgl. Westermann, Die Begriffe für Fragen und Suchen im AT, K u D 6 [1960] S. 2-30, und G . Gerleman in T H A T I, Sp.333—336 und S p . 4 6 0 - 4 6 6 . An unserer Stelle klingt doch der Begriff des Suchens stärker mit, und schon hier offenbart sich das Geheimnis der Allgegenwart des einzigen wahren Gottes. 1#93"1733,L T I M ^ M , vgl. zu 6,5. 30 Die Worte n^SH D ' - m n "73 ffixsai, obwohl gut möglich auf dem Hintergrund von V. 26—28, muten wie ein Nachhall von 30,1 an, wo dasselbe Thema behandelt wird. O'ö'n n n q i a ist, mit den Augen Moses gesehen, die ferne Zukunft, es ist aber die Gegenwart der nach-dtr Redaktion. In eben dieser Gegenwart wird der Leser - oder Zuhörer - dazu aufgefordert, nach den „vorigen Tagen" zu fragen (V. 32). f7p3 riVfttö), Umkehr meint Gehorsam. Die Stimme Jahwes läßt sich im Gesetz hören, im Dekalog (V. 33.36) und in den dt Gesetzen und Ermahnungen (V. 40). 3 1 Din~i "7K entstammt der vor-dt Sinai-Überlieferung, E x 3 4 , 6 , dort, wie in Ps 86,15; 103,8, vom Adjektiv fian begleitet; in Ps 78,38 ist der Ausdruck mit n ' m r tö) liy -123' verbunden, es sieht wie ein freies Zitat unserer Stelle aus. Sonst oft 11311 an erster Stelle, vgl. J o 2,13; Jon 4,2; Ps 111,4; 145,8; Neh 9,17.31. i|ST X'1?, wie 31,6.8, vgl. Jos 1,5. Als zweiter Grund für die Möglichkeit der Begnadigung wird die Verheißung an die Erzväter genannt, ein beliebtes Thema in der dt-dtr Literatur. Damit ist der letzte Abschnitt vorbereitet. 32 NJ'^Kt??. Wer gefragt werden soll, wird nicht gesagt, vgl. 32,7. Die nächste Parallele findet sich - nicht überraschend - in der Weisheitsliteratur, Hi 8,8. D7K D,ri'?i? > 0 3 HPK nKn-1??/, wie V. 16—18 in sprachlicher Nähe des priesterschriftlichen Schöpfungsberichtes. ü'EWH nsp "Tin c r a ^ n nspn 1 ?!, die himmlische Perspektive ziemt sich, wenn von den Taten Jahwes gesprochen wird; die irdische, wenn es sich um die Götzen handelt, 13,8. Die Ausdrücke ntn und Inas weisen vorwärts. 33 Vgl. 5,23ff. 34 Wie in V. 20 wird das Verb np1? von Jahwes Herausholen des Volkes aus Ägypten, um es zu seinem Eigentum zu machen, gebraucht; die Aussage wird hier jedoch mehr generell ausgeformt, weil mit der Hervorhebung des Einzigartigen verbunden. Eine solche Handlung hat vorher kein Gott versucht. Die Häufung der Ausdrücke niiiO DDH3 m wie oft in Spätprosa, vgl. D a 1,3f.; 3 , 2 f . 5 . 7 ; 5,11; 6,8. An erster Stelle DO», vgl. HO?:). 36 Himmel und Erde, hören und sehen. Das Wichtigste dabei ist das Hören, sei es vom Himmel her oder aus dem Feuer auf der Erde.
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Moses Führung im Ostjordanland
37 Auch ohne die Text-cj. ist der Text verständlich. Der nnril-Satz begründet dann, warum Jahwe die Nachkommen Abrahams auserwählt hat, während der korrigierte Satz den Grund angibt, warum das Volk am Leben geblieben ist. V3S3, das Angesicht Jahwes ist seine Repräsentation dem Volk gegenüber, vgl. Ex 33,14—15. 38 Zitat aus 7,1. Mit njO •T,3 fällt der Verfasser aus seiner Rolle heraus, denn augenscheinlich ist der Besitz des Landes vorausgesetzt. 3 9 n ä t f r j l , auch 30,1, „sich zu Herzen nehmen". Zu ^»aa D'awa und HKn-1??
nnria, vgl. v. 36.
4,41—43 Aussonderung dreier Asylstädte im Ostjordanland 41
Damals sonderte Mose drei Städte jenseits, d. h. östlich, des Jordan aus, 42daß ein jeder3, der seinen Nächsten unversehens und ohne vorausgehenden Haß gegen ihn getötet hat, in eine dieser Städte fliehen und dabei am Leben bleiben könne. 43 Bezer auf der Steppe, im Lande der Ebene, für die Rubeniten, Ramoth in Gilead für die Gaditen, und Golan in Basanfür die Manassiten. 42a
Der bestimmte Artikel ist wohl durch Haplographie weggefallen.
Literarkritisch.es. Nach der großen Rede Moses 4,1—40 und vor einer Reihe von Überschriften zum Gesetz Moses, in denen von Moses in der 3. Person gesprochen wird, findet sich dieser erzählende Abschnitt, der von der Aussonderung dreier ostjordanischer Städte durch Mose handelt, es wird also ganz anders davon erzählt als in Jos 20,7—8 (Dtr) und Dt 19,8-10 (Dt). Was durch 19,8-10 in Aussicht gestellt wird, wenn „Jahwe dein Gott einmal dein Gebiet erweitern wird", wird hier bereits von Mose selbst durchgeführt, während die Einweihung sämtlicher sechs Asylstädte nach Jos 20,7—8 erst durch Josua vorgenommen wird. Hölscher a. a. O. S. 168 und Steuernagel a. a. O. S. 69 fassen den Abschnitt als Einschub der P-Redaktion auf, aber der Sprachgebrauch ist durchaus dt-dtr, und der Inhalt ist aus Dt 19,3f.6f. geschöpft. Die Einführung durch TS, von Imperf. gefolgt, erinnert an spät-dtr Stellen wie Jos 8,30 und 22,1. Der geo-politische Hintergrund unseres Abschnittes unterscheidet sich von dem des dt Gesetzes: dort schaut man von Kana'an aus nach Osten, hier ist die Richtung die entgegengesetzte. Der historische Rückblick, 1,6—3,29, von Dt konzipiert und von Dtr erweitert, ist dem Ergänzer bekannt, dessen Inspiration aus vor-dt, nordisraelitischen Überlieferungen (Mose-Gestalt, Ostjordanland) geholt ist. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Die Frage, warum eine spät-dtr Redaktion diesen Abschnitt hier hineingeschoben hat, obwohl sich eine bessere Stelle verhältnismäßig leicht hätte finden lassen können (z.B. nach 3,17 oder 3,22, oder auch 3,29), läßt sich damit beantworten, daß der Abschnitt, sollte er die Rede Moses nicht unterbrechen, sich eben hier, vor den Gesetzes-Überschriften, in denen von Mose in der 3. Person gesprochen wird, am besten einfügen ließ. Zur Institution der Asylstädte und ihrer evtl. Verbindung mit der Kultuszentralisation, vgl. zu Kap. 19. Die geographischen Angaben V. 43 sind dieselben wie in Jos 20,8, nur werden hier alle drei ostjordanischen Stämme, 66
Überschriften zum Gesetz Moses
4,44-49
teilweise im Anschluß an 3,12, durch das Gentilizium genannt, während dort von i r n t ? a , p i i n naa usw. geredet wird. 41 Der Ausdruck "OS3, durch w m nniTö verdeutlicht, vgl. auch V. 47, verrät den Standort des Verfassers und seiner Leser. Zu auch von der Aussonderung der Leviten in 10,8ff. gebraucht, vgl. zu 19,2. 42 Vgl. zu 19,3-5. ^KH statt H^KH ist bewußter Archaismus. 43 Die Asylstädte sind alle als Levitenorte bekannt, vgl. Jos 21,36.27.38. "1??3, in der Landschaft von "lÎP'an (3,10), auch von Mescha (Inschr. Z. 27) erwähnt, Lage unbekannt. Umm el-'amad, etwa 14 km NÖ von Madaba, ist von Abel, Géographie II, S. 74, und von Aharoni, The Land of The Bible, S. 308, in Vorschlag gebracht. nÖKT, auch nÖT geschrieben, in Gilead (im erweiterten Sinne, somit auch das Gebiet nördlich des Jabbok umfassend), heute tell-ramlt, 7 km SSÖ von er-remtä, Hauptort dieses Gebietes, vgl. 1 R 4,13. I^ia, in der Landschaft von Basan, von Abel a . a . O . S.338f. mit sachem ed-dschölän, 25 km NW von der'a, identifiziert. Die Verteilung der Städte auf die drei ostjordanischen Stämme ist recht künstlich, und für den Stamm Gads im Widerspruch mit den Angaben von 3,12.16.
4,44—49 Überschriften zum Gesetz Moses ^ D i e s ist das Gesetz, das Mose den Israeliten vorgelegt hat. 45Dies sind die Zeugnisse, Vorschriften und Satzungen, die Mose zu den Israeliten sprach, als sie aus Ägypten hinauszogen, 46jenseits des Jordan, im Tale gegenüber von BethPeor, im Lande Sihons, des Königs der Amoriter, der in Hesbon wohnte, den Mose und die Israeliten schlugen, als sie aus Ägypten zogen. 41 Und sie eroberten sein Land und das Land Ogs, des Königs von Basan - das waren die beiden Könige der Amoriter jenseits, d.h. östlich,a des Jordan, 48von Aroer am Ufer des Arnontals bis zum Sirjonsberg, d. h. Hermon, 49und die ganze Araba jenseits, d. h. östlich, des Jordan, bis zum Araba-Meer, unterhalb der Abhänge des Pisga. 47a
Mit einigen MSS darf tim nniTn gelesen werden, vgl. V. 41 und unten V. 49.
Literarkritisches. Daß zwei verschiedene Überschriften zur Gesetzesvermittlung in V. 44—45 vorhanden sind, ist unbestreitbar. Für Steuernagel a. a. O. S. 70f. war das ein willkommendes Indiz für mehrere Ausgaben des Gesetzes (V. 44 sei D 2 c, V. 45 D 2 b). Hölscher a.a.O. S.169f. weist V.44 dem Verfasser der ersten Einleitungsrede (Dt 1—3*) zu; der wolle mit diesem Satze zu 6,4f., „dem Anfang des alten Gesetzbuches", überleiten. Als später das Dekalog-Kapitel eingeschaltet wurde, wurde eine neue, als Einleitung zu Kap. 5 besser passende Überschrift, V. 45, hinzugefügt. Die Verse 46—49 scheinen „junge Wucherungen zu sein". Für Seitz a . a . O . S.23—44, der den verschiedenen Überschriften eine eingehende Untersuchung gewidmet hat und zwischen einem älteren und einem jüngeren System von Überschriften unterscheidet, gehört V. 44 mit V. 46 zum jüngeren, V. 45 dagegen zum älteren System. V. 47—49 sind spätere 67
1-4
Moses Führung im Ostjordanland
Zusätze. Nach Mittmann a . a . O . S. 128—32 gehört V.46aa mit V.44 als dessen Abschluß zusammen, und V. 45 mit V. 46aß-49 sind „interpretierende und explizierende Zusätze ein und derselben Hand". U.E. gehört V. 44 mit 1,1b.2.5* und 27,1—8* einer vor-dt Schicht an, eine Ortsangabe ist überflüssig, wenn 4,44 einmal direkt auf 1,5* folgte. Die neue Überschrift, V. 45, ist durch die von Dtr vorgenommene Einschaltung des Dekalog-Kapitels veranlaßt - vgl. die Zeitbestimmung DHSaa DriKS3, und die Nennung von niyn vor D'üSt^arn D'ipnn in V. 45; durch V. 46-49 wird die Szene für die Vermittlung des Dekalogs und der dt Gesetze örtlich wie zeitlich genau fixiert. Während V. 45 irgendwie mit 5,1—4*.6—22 zusammengehört, sind V. 46—49 mit 5,5.23—33 verwandt. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Die dt Redaktion hat die vor-dt Überschrift zum Gesetzbuch stehen lassen; sie hat ihren geschichtlichen Rückblick zwischen 1,5 und 4,44 hineingesetzt, um dann weiter die paränetische Einleitung als einen Vorbau zum eigentlichen Gesetzeskorpus zu bringen. Eine erste dtr Redaktion, die den Dekalog vor der paränetischen Einleitung einschaltete, fügte die Überschrift V. 45 hinzu, und schließlich wurde durch eine spätere dtr Redaktion deutlich angegeben, daß die ganze Gesetzesvermittlung überhaupt erst im Jordangraben, gegenüber von Beth-Peor, stattfand. In diesem Abschnitt sind vier Ausdrücke für den Inhalt des öffentlichen Vortrags Moses verwendet: 1) das Gesetz, rninn, V. 44; 2) die Zeugnisse, ni757n; 3) und 4) die Vorschriften und Satzungen, •,üDt^ari] D'jpnn, V. 45. Das Gesetz haben wir schon, in vor-dt 1,5, angetroffen. Die Vorschriften und Satzungen begegneten uns in 4,1.5—8.14, die Vorschriften auch V. 40. Die Zeugnisse dagegen werden hier zum ersten Mal genannt, im Dt sonst 6,17 (mit den Vorschriften zusammen) und 6,20 (mit den Vorschriften und Satzungen). „Die Zeugnisse", oder vielleicht „das Zeugnis", n n y n , dürften daher die zehn Gebote meinen, und der Ausdruck wird ebendarum von der dtr Redaktion an die Spitze, vor „Vorschriften und Satzungen", gestellt worden sein, genau wie der Dekalog dem dt Gesetzeskorpus vorangestellt worden ist. Anders Braulik, Die Ausdrücke für „Gesetz" im Buch Deuteronomium, Bib 51 [1970] S. 39-66 (= SBAAT 2, 1988, S. 11—38). Nach ihm bezeichnet n n y (wahrscheinlich) das ganze Gesetz, d.h. den paränetischen Teil samt dem Gesetzeskorpus, a. a. O. S. 63f. Wie in 1 R 8,9 bezieht sich (V. 45) die Zeitangabe a n ? a a DflSSa auf den Aufenthalt am Horeb. Der dtr Redaktor aber will beide Promulgationen zusammen im voraus ankündigen, die der zehn Gebote durch Jahwe und die der dt Gesetze durch Mose. Darum wird V. 46 D'nxaa D0KS3 wiederholt und durch V. 46—49 interpretiert, und darum werden in Kap. 5 die zehn Gebote von Mose dem Volke vorgetragen, vgl. V.45: Tltfa 157 H2N?. Der Ausdruck V.44 rninn darf als früh- oder vor-dt angesehen werden (gegen die meisten Ausleger), weil der Fundbericht 2 R 22 zuerst, und zweimal, vom Gesetzesbuch spricht, vgl. weiter 2 R 23,24—25. Zugleich darf an Dt 1,5 und 27,4—8 erinnert werden. 45 niivri, oder vielleicht besser n n y n , „bei P stehender Ausdruck f. d. Gesetz der zwei Tafeln" (GB s.v.,2). 46 „den Mose und die Israeliten schlugen" vgl. Nu 21,21—31: in dieser ganzen Perikope, die als Vorlage von Dtr benutzt worden ist, wird Mose überhaupt nicht genannt. 47—49 „jenseits des Jordan, d.h. östlich davon", vgl. zu V. 41.
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5—11 Israel ermahnt und gewarnt 5,1—33 Bund am Horeb und Dekalog 5,1—5 Rückblick auf den Bundesschluß am Horeb 1
Und Mose rief ganz Israel zusammen und sprach zu ihnen: Höre, Israel, die Vorschriften und die Satzungen, die ich heute3' in eure Ohren spreche; lernet sie und haltet sie genau! 2Jahwe, unser Gott, hat am Horeb einen Bund mit uns geschlossen. 3Nicht3 mit unseren Vätern hat Jahwe diesen Bund geschlossen, sondern mit uns, die wir alle heute hier am Leben sind. 4Selbst gegenwärtig hat Jahwe mit euch gesprochen, am Berge, aus dem Feuer heraus, 5während ich selber damals zwischen Jahwe und euch stand, um euch das Worta Jahwes zu verkündigen, denn Ihr fürchtetet euch vor dem Feuer, und auf den Berg seid Ihr nicht hinaufgestiegen. Er sagte: la 3a LXX + Tautfl, vgl. V. 24. Eine Übersetzung „nicht nur" scheint dem ganzen Satz zu 5a widersprechen. MT ist wohl im Recht, gegenüber den Versionen, die den Plural lesen. 137 rnn1 ist term.techn. des prophetischen Orakels. Der Zusammenhang mit dem Dekalog hat bei den Versionen die plur.Form hervorgerufen. Dann sollte man aber, wie in Vg, ein Suffix der 3.pers.sing. statt mrp erwarten.
Literarkritisches. D e r zusammengesetzte Charakter dieses Abschnittes, der als selbständige Einheit gegenüber den Überschriften von 4,44—49 durch die R e d e von Mose in der 3. Person V. 1 markiert ist, liegt auf der H a n d . V. 1 spricht von Gehorsam gegen „die Vorschriften und Satzungen" und zielt somit nicht auf die Mitteilung des Dekalogs (V. 6—21), sondern vielmehr auf die dt Gesetze ab. Als eigentliche Einleitung zum Dekalog stehen V. 2 und V. 4 (mit "IDX1? aus V. 5), wobei Mose sich zuerst mit dem Volke zusammenfaßt (V. 2), um dann weiter das Volk (in der 2. pers.plur.) anzureden (V. 4). Nach V. 2 findet man eine Selbstkorrektur Moses, wo die Präposition (wie 28,69) statt D? (wie V. 2) vom Bundesschluß gebraucht worden ist, Mittmann a. a. O . S. 133f. Nach V. 4 folgt V. 5, dessen Zusatzcharakter durch Sinn n S 3 und durch die isolierte Stellung von "ISN1? ganz offenbar ist. Steuernagel a . a . O . S . 7 2 f f . , der 5,1—4.20—28 seiner D 2 b-Ausgabe zuwies, und Hölscher a . a . O . S. 168f. haben nur V. 5 als sekundär ausgeschieden, wobei Steuernagel, wie schon vorher Dillmann a. a. O . S. 266, die Möglichkeit überlegt hat, in V. 5 die Spuren einer alten Pentateuchquelle, nach Steuernagel „ E " , nach Dillmann „ C " ( = „J"), finden zu können. Die Einheit von V. 1—4 haben Perlitt,
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5-11
Israel ermahnt und gewarnt
Bundestheologie im Alten Testament, WMANT 36, 1969, S. 81, und Mittmann a. a. O. S. 132 beanstandet, aber während Perlitt V. 4 entbehrlich, V. 3 unentbehrlich im Zusammenhang mit V. 2 und dem Dekalog fand, hat Mittmann richtiger geurteilt, vgl. oben. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Weil der Dekalog, dessen Mitteilung durch V. 1—5 gewissermaßen vorbereitet wird, bereits in der alttestamentlichen Tradition als eine in sich geschlossene Einheit hervortritt, was von jeder vernünftigen literarkritischen Analyse, nicht nur von Dt 5, sondern auch des Paralleltextes Ex20 bestätigt wird, ist es erlaubt die literarkritische Analyse der übrigen Texte, die den Dekalog einrahmen, d.h. 5, 22—33, in die redaktionsgeschichtlichen Überlegungen miteinzubeziehen. In voller Korrespondenz mit V. 2 und V. 4 steht V. 22 als abschließendes Rahmenstück. Es folgt ein längerer Bericht über die Furcht des Volkes am Horeb und über seine Bitte an Mose, er solle als Mittler zwischen Gott und dem Volk dastehen und die weiteren Gesetzesoffenbarungen empfangen, und dieser Abschnitt, V. 23—31, wird mit einer Jahwe-Rede beendet, durch die Mose als Offenbarungsempfänger bestätigt wird. Ihm wird Jahwe die Vorschriften und Satzungen sagen, die er das Volk lehren soll. V. 32—33 enthalten die Mahnung Moses an das Volk, die Befehle Jahwes genau auszuführen. Man sieht sofort, daß der Bericht V. 23—31 thematisch mit V. 5, aber nicht nur mit V. 5, sondern auch mit V. 1 verwandt ist. Es folgt daraus, daß die Einverleibung des Dekalogs in das Deuteronomium in (mindestens) zwei Phasen vorgenommen ist. Einmal ist der Dekalog mit einer dtr Einleitung (V. 2 und V. 4) und einem dtr Abschluß (V. 22) ausgestattet worden. Er wird dabei als Grundakt des Bundesschlusses am Horeb (wie vielleicht auch in Ex24,3ff.) gewürdigt, von Jahwe dem Volke mündlich mitgeteilt und sodann durch eigenhändiges Niederschreiben bestätigt. Sein genaueres Verhältnis zu den dt Gesetzen bleibt dabei in der Schwebe, ähnlich wie das Verhältnis zwischen Dekalog und Bundesbuch in der älteren Tradition Ex 19—24. Die ersten Sätze von V. 1 „Und Mose rief ganz Israel zusammen und sagte zu ihnen" (zu denen 29,1 eine wörtliche Parallele darbietet) mögen die ursprüngliche, erzählerische Einleitung zu V. 2.4 sein. Eine zweite dtr Redaktion hat sich nun bemüht, das Verhältnis zwischen Dekalog und Deuteronomium genauer festzulegen, um dadurch den Dekalog im Buche Dt fest zu verankern. Zu diesem Zweck ist zwischen V. 4 und "lEN1? V. 5 eingeschoben worden: Ich stand damals als Mittler, um euch das Wort Jahwes zu verkündigen, sagt Mose, denn Ihr fürchtetet euch vor dem Feuer und seid auf den Berg nicht hinaufgestiegen. V. 5 ist im Grunde ein vorgreifendes Resümee des Berichtes von V. 23—31. Da seine jetzige Stellung, nach V. 4, nicht besonders geschickt ist (scheinbarer Gegensatz zu V. 4 und Abtrennung von "IHN1?), darf vermutet werden, daß die zweite dtr Redaktion es für erforderlich gehalten hat, Moses Rolle als Offenbarungsempfänger und -vermittler schon vor der Mitteilung des Dekalogs zu unterstreichen. Dann muß natürlich V. 5 „Das Wort Jahwes" als zurückweisend auf V. 1 verstanden werden; es umfaßt die Satzungen und Vorschriften, nicht aber den Dekalog. Mit seinem VftVi hat die Redaktion 6,4 nachgeahmt. V. l b ß ist ganz im Stil von Dt. Die festere Verankerung des Dekalogs in Dt hat weiter eine Klärung im Verhältnis zum historischen Rückblick gefordert, waren doch während des Wüstenzuges die Israeliten gestorben, die als Erwachsene den Bundesschluß am Horeb erlebt hatten, 2,14—16. V. 3 ist zu diesem Zweck hineingefügt worden, leider mit einer stark zugespitzten Formulierung; denn Jahwe hatte in Wahrheit einen Bund eben mit diesen Israeliten geschlossen, sie waren aber wegen ihres Ungehorsams gestraft worden. Zwei Themen sind in dieser Einleitung zur Mitteilung des Dekalogs verarbeitet: 70
Bund am Horeb und Dekalog
5,1-33
Der Dekalog als unmittelbare Gottesoffenbarung an das Volk, und Mose als Mittler zwischen Gott und dem Volk. Es ist eine Frage, ob diese Themen vordeuteronomischer Herkunft sind oder nicht. Zu dieser Frage kehren wir unten zurück. Formkritik und Struktur. Die erzählerische Einleitung (Zusammenrufung von ganz Israel und Anrede an das Volk) V. 1 ist sonst in Dt 29,1 (dtr) belegt. Die Wendung irrt»» n w , die wir bereits l,6.19f.25.41; 2,29.33.36f.; 3,3; 4,7 angetroffen haben, und die wir auch 5,24f. 27, wie auch im „Schema" 6,4 (und 6,20.24f. und 29,14.17.28) treffen werden, mag der Kultsprache entlehnt sein, V. 2. Der Kultprophet oder der Priester proklamiert das Grundsätzliche im Verhältnis Gott-Volk und redet seine Zuhörer an, V. 4, vor der Rezitation des Dekalogs. Der Abschnitt weist einen schönen Aufbau auf: im Kern, mit dem hineingeschobenene V. 3, stehen diese aus der Kultsprache herrührenden Worte, und die spätere Redaktion hat dann den Kern mit V. 1 und V. 5 eingerahmt. 1 ®7X inj? mit 'riOifr1"1?! als Objekt (wie 29,1), bedeutet „zu sich rufen, zusammenrufen", vgl. LXX IxaXeaev. 2—3 Über die genaue Bedeutung des Ausdrucks rP"l3 n"D vgl. Kutsch, THAT I, Sp.347f. und Weinfeld, ThWAT I, Sp. 787f. Er wird hier mit zwei verschiedenen Präpositionen verbunden, ohne daß irgendein Bedeutungsunterschied gesehen werden kann. Mit ÜS? wird die Wendung in relativ älteren Texten (Gn 26,28; Ex 24,8), und mit DX in jüngeren (Gn 15,18; Jer 34,8.13; Ex34,27) gebraucht, i r n i a g V.3 meint hier nicht die Erzväter, denen gegenüber ein Widerspruch von seiten des Volkes überhaupt nicht in Frage kommt, und von denen das Dt als denjenigen spricht, denen Jahwe sich eidlich verpflichtet hat, das Land zu geben, sondern „die Wüstengeneration", die niemals in das gelobte Land hineinkommen sollte, 1,34—39. In 29,13f. wird der Bund ausdrücklich den noch späteren Generationen zugesprochen, wobei auch die Präposition nx mit n,"13 niD gebraucht wird, aber mit Mose, und nicht Jahwe, als Subjekt, d.h. Mose tritt als Bundesmittler hervor. 4 D'JDa •''ID hat Jahwe mit den Israeliten geredet. Vgl. 4,12: Ihr habt seine Stimme gehört, aber keine Gestalt habt Ihr gesehen. 5 Tin 1 ?... TDV spielt, sachlich wenigstens, auf den Bericht von Josias Bundesschließen 2 R 23,3 an.
5 , 6 - 2 1 Die Zehn Worte 6
Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausführte. 7Du sollst keine anderen Götter in meiner Gegenwarta haben. 8Du sollst dir kein Gottesbild machen, in irgendeiner Gestalta, weder von dem, was zum Himmel oben oder zur Erde unten, noch von dem, was zum Wasser unter der Erde gehört. 9Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und dich nicht zu ihrem Diener machena, denn ich, Jahwe, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Sünde der Väter an den Kindern ahndet, ja an Enkeln und Urenkeln derer, die mich hassen; 10der aber Treue übt gegenüber Tausenden (Geschlechtern) von denen, die mich lieben (und seine3 Gebote halten). nDu sollst den Namen Jahwes, deines 71
5-11
Israel ermahnt und gewarnt
Gottes, nicht zum Verderblichen aussprechen, denn Jahwe wird nicht denjenigen ungestraft lassen, der seinen Namen zum Verderblichen ausspricht. 12Du sollst den Sabbattag beachten, um ihn heilig zu halten, wie Jahwe, dein Gott, dir befohlen hat. 13Sechs Tage magst du arbeiten und all dein Werk tun. 14Der siebente Taga aber ist Sabbat vor Jahwe, deinem Gott; du sollst an ihmb keine Arbeit tun, weder du noch dein Sohn, noch deine Tochter, dein Sklave oder deine Sklavin, dein Ochse oder Esel, noch irgendeines von deinen Haustieren, noch dein Fremdling, der in deinen Wohnorten lebt, damit dein Sklave und deine Sklavin ruhen können wie du. 15 Und du sollst dich daran erinnern, daß du selbst im Lande Ägypten Sklave warst, und daß Jahwe, dein Gott, dich von dort herausführte, mit starker Hand und ausgestrecktem Arm. Darum hat dir Jahwe, dein Gott, befohlen, den Sabbat zu feiern.3 16Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, wie es dir Jahwe, dein Gott, befohlen hat, daß du lange lebst, und es dir wohlgehe in dem Land, das Jahwe, dein Gott, dir geben wird. 11 Du sollst nicht morden, 18und nicht ehebrechen, 19und nicht stehlen, 20und nicht als falschera Zeuge wider deinen Nächsten sprechen 2lund dir nicht die Frau deines Nächsten zu eigen machen und nicht das Haus deines Nächsten, sein Feld oder seinen Sklaven oder seine Sklavin oder seinen Ochsen oder Esel oder irgendetwas, was deinem Nächsten gehört, begehren. 7a
8a von L.Köhler im feindlichen Sinn verstanden: „mir zum Trotz". Die meisten Versionen, wohl auch LXX, lesen njian"173'l "70S wie Ex 20,4. MT ist aus inneren Gründen vorzu9a 10a ziehen. Die Vokalisation als Hoph'al durch Qumran gesichert. Die mas. Lesart inixa 14a gegenüber den Versionen und Ex 20,6 festzuhalten, weil lectio difficilior. LXX lesen hier und b 15a Ex20,10 DVai. mit den Versionen ia zu lesen. In LXX ist, vgl. V. 12, am Schluß 20a ianp'p gelesen. In einigen MSS lpt2; statt Sllf wie in Ex 20,16, vgl. auch Dt 19,18.
Literarkritisches. Für die Analyse des Dekalogs gilt, daß die literarkritischen Probleme zweierlei sind: erstens, ob die literarische Einheit des Abschnittes eine wirkliche oder nur eine scheinbare ist, und zweitens, wie die Unterschiede zwischen dem Dekalog in der dt Fassung und dem Parallel-Text in Ex 20 zu beurteilen sind. Die Beantwortung der beiden Fragen greift manchmal in die Textkritik, Traditionskritik und Formkritik über. V. 6—10 sind offenbar als Jahwe-Rede geformt. Der Dekalog fängt mit einer kerygmatisch ausgeweiteten Selbstvorstellungsformel Jahwes an, und der ganze Abschnitt ist in der l.pers.sing. durchgeführt. Das entspricht genau dem älteren Rahmenstück V. 2.4.22, und auch das jüngere Rahmenstück geht von der Auffassung aus, der Dekalog sei von Jahwe selbst vorgetragen, V. 24.26. Der Stil der Jahwe-Rede wird aber V. 11 aufgegeben, denn hier wird von Jahwe in der 3. Person gesprochen, wie auch V. 12.14.15.16. Während von Jahwe gesprochen wird nur in den Sätzen V. IIb—16, die die Kurzformulierungen der Gebote begleiten, wird V. 11 a im Gebotskern selbst von Jahwe gesprochen, genau wie in Ex 20, 7. Weil der Dekalog unzweifelhaft vor seiner Einverleibung in das Dt mit dieser Diskrepanz ausgeformt war, werden wir uns hier damit begnügen, die Diskrepanz festzustellen, um dann weitere Beobachtungen in der traditionsgeschichtlichen und formkritischen Analyse zu machen. Die Beantwortung der zweiten Frage darf davon ausgehen, daß die Exodus-Rezension die ältere ist, was von der 72
Bund am Horeb und Dekalog
5,1-33
bisherigen Forschung schon lange festgestellt worden ist. Wo der Text in Dt 5 von dem in Ex20 abweicht, handelt es sich um 1) kleinere Zusätze, 2) kleinere Änderungen und Umstellungen, und 3) die heilsgeschichtliche, und nicht die schöpfungs-theologische, Begründung des Sabbat-Gebots. In V. 12b und V. 16aß ist die Zitationsformel "Itt^? nirr hinzugefügt worden. Sprachgebrauch ist durchaus dtr, vgl. 20,17 und, für I i s "IBNO, 4,23; 6,17; 13,6; 28,45. Während Steuernagel a . a . O . S.73 mit „wohl Abschreiberzutaten" kommentiert, hat Dillmann a. a. O. S. 266 zu V. 12 überlegt, ob man den Zweck der Hinzufügung vielleicht „dahin bestimmen könnte, daß er [d.h. D, oder vielmehr Dtr] damit auf einen anderen, ihm schriftlich vorliegenden . . . T e x t . . . verweisen wolle, weil er ihn nicht wörtlich wiedergab", er fügt aber sogleich hinzu „die Anwendung der Formel in V. 16 macht das doch sehr zweifelhaft." Von seiner Theorie vom Dekalog als Bestand einer Grundschrift 1,1—6,3 aus beurteilt Mittmann a . a . O . S. 134—36 V. 12b und 16a als Elemente einer sing, gefaßten Ergänzungsschicht. Er verwirft dabei eine Strukturanalyse Lohfinks, Zur Dekalogfassung von Dt 5, BZ, NF 9 [1965] S. 21 f. (= SBAAT 8,1990, S.198f.), die auf einer Korrespondenz zwischen V. 12b und V. 15ba TiJ^S ^ W^V aufgebaut ist. Am besten können V. 12 und V. 16a als ein unfreiwilliges Zugeständnis angesehen werden, daß der Dekalog dem dtr Redaktor schon in der Fassung von Ex20 vorlag. Die Wendung V. 16b findet sich, mit dem Thema des langen Lebens verbunden 22,7 und 4,40, und allein in 5,29 (mit ün1?); 12,25.28 (mit T??1?1 l"?)> a l s Zweck oder Folge des Gehorsams gegen das Gesetz. Vgl. weiter 6,3.18. Der Sprachgebrauch ist durchaus dtr. Der Zusatz bedeutet eine Näherbestimmung des Charakters des „langen Lebens". In V. 8 ist 1 zwischen "?DD und njlürrVs gestrichen, was gegenüber Ex 20 eine Abmilderung des Bilderverbots bedeutet: nur Bilder zum gottesdienstlichen Zweck werden hier verboten. V. 12 wird TiOW statt Ex 20 "liDT gebraucht, vielleicht um die Formulierung im Einklang mit 16,1 zu bringen. "IDW ist in Dt beliebter Ausdruck für Gesetzesbeachtung. In V. 14 steht iripng- 1 ?^ Tnsri? T W 1 statt Ex 20 iripngi. „Ochs und Esel" mögen aus V.21 geholt sein; die beiden Tiere, auch in Dt mehrmals im selben Atemzug genannt, werden 22,10 ausdrücklich als Arbeitstiere charakterisiert. V.20. KW 15? statt Ex 20 IST könnte eine Annäherung dieses Gebots an das Verbot, den Namen Jahwes zu mißbrauchen, bedeuten, und zwar in solchem Maße, daß das Verbot vom „falschen Zeugnis" als eine Wiederholung des Verbots vom Mißbrauch des Namens Jahwes hervortritt. Eine ähnliche Wirkung scheint die Umstellung V. 21 von „Weib" und „Haus" gehabt zu haben; denn wie man auch das Verb Tan auslegt, muß das Verbot des Sich-zu-EigenMachens des Weibs des Nächsten auch Ehebruch umfassen. Sachlich werden dadurch die zehn (oder elf) Gebote auf acht (oder neun) reduziert, was entschieden gegen den zweckmäßigen Aufbau des Dekalogs streitet (Einbeziehung möglichst vieler Gebiete des Lebens, vgl. die Darlegungen Alts in Die Ursprünge des israelitischen Rechts, BVSAW, phil./hist.Kl. 86,1934 S. 5 0 - 5 8 (= KS I, S. 317-22) und in Das Verbot des Diebstahls im Dekalog [1949] KS I,S. 334f.). Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Oben war schon angedeutet, wie eine dtr Redaktion den Dekalog in das Dt eingeführt hatte. Hier müssen wir die Frage nach dem Warum zu beantworten versuchen. Es wurde oben vermutet, daß die dtr Redaktion die Fassung von Ex20,1 — 17 vor Augen gehabt hatte. Vielleicht darf man weiter vermuten, daß diese schriftliche Fassung des Dekalogs im Zusammenhang mit den vor-dt und vor-priesterschriftlichen Teilen von Ex 19—24.32—34 überliefert worden 73
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Israel ermahnt und gewarnt
war. Von einem vor der dtr Redaktion liegenden Zusammenhang zwischen Ex 20 und Ex 19 und 24 mag schon das ältere Rahmenstück 5,2.4.22 zeugen, während V. 1 und V. 5, deren Aufgabe gewesen ist, den Dekalog in ein Verhältnis zum dt Gesetzeskorpus zu setzen, die Verbindung zwischen Dekalog und Bundesbuch indirekt voraussetzen. Schon das ältere Rahmenstück, V. 22, spricht von dem eigenhändigen Schreiben Jahwes auf den zwei Tafeln, was zuerst Ex32,16 ausgesprochen worden ist. Dann wird die Geschichte vom Bundesbruch und der Erneuerung des Bundes auch vor der dtr Redaktion mit der Überlieferung vom Dekalog verknüpft gewesen sein. Eben darum muß die Einverleibung des Dekalogs in das Dt eine Sache von nicht geringer Wichtigkeit für die dtr Redaktion gewesen sein. Denn erstens hat die dtr Redaktion die Verbindung zwischen etwa 4 , 1 - 8 ; 4,45 (oder 4,46) und 6,4ff. unterbrochen, was den schönen Aufbau eines Ur-Dt.s in schlimmster Weise verschleiert hat. Zweitens hat die dtr Redaktion die Verbindung zwischen dem Dekalog und der Geschichte vom Bundesbruch und der Bundeserneuerung zerschnitten, und für die letztgenannte Überlieferung hat sie erst 9,7ff. Platz finden können. Es läßt sich natürlich die Frage aufwerfen, ob die Redaktion vor allem das Thema der Hartnäckigkeit des Volkes hervorzuheben wünschte und es eben darum nötig hatte, die Überlieferung vom Dekalog und Bundesschluß vorher zu bringen, oder ob es umgekehrt beabsichtigt war, ein zum Verhältnis Dekalog-Bundesbuch paralleles Verhältnis zwischen dem Dekalog und dem Dt Gesetzeskorpus festzustellen, mit der Absicht, das dt Gesetzesbuch als eine ä-jour-geführte, verbesserte und erweiterte Ausgabe des Bundesbuches zu proklamieren, um das ältere Bundesbuch durch Dt zu ersetzen. Das letztere mag der Fall sein, denn sonst würde die Redaktion einen weit besseren Platz nach 8,18 gefunden haben. Die dtr Redaktion hat zwei Dinge erzielt: sie hat unterstrichen, daß die grundlegende, unmittelbar an das Volk ergehende Gesetzesmitteilung Gottes nur den Dekalog, und nicht zugleich das Bundesbuch, umfaßte. Und sie hat dem dt Gesetzeskorpus eine dem Bundesbuch übergeordnete Stellung gegeben. Das dt Gesetzbuch war eben das Gesetz schlechthin für das „zukünftige" Leben Israels auf dem Boden Kana'ans. Formkritik und Struktur. Die „Zehn Worte" gehören irgendwie zur Gattung des Gesetzes, dessen formkritische Analyse durch A. Jirku, Das weltliche Recht im Alten Testament, 1927, A. Jepsen, Untersuchungen zum Bundesbuch, 1927, und A.Alt, Die Ursprünge des israelitischen Rechts, 1934, gefördert wurde. Alts These von einem „apodiktischen Recht", das sich von der kasuistisch-geformten, allgemein altorientalischen Jurisprudenz, die uns z.B. in babylonischen, assyrischen und hethitischen Gesetzesbüchern begegnet, dadurch unterscheidet, daß es „volksgebunden israelitisch" und „gottgebunden jahwistisch" ist, oft rhythmisch geformt und in Reihen von gleichartigen Sätzen hervortritt, hat sowohl Zustimmung (z. B. bei K. Rabast, Das apodiktische Recht im Deuteronomium und Heiligkeitsgesetz, 1948) als auch Ablehnung (z.B. bei H. Gese inThLZ 85 [1960] Sp.147—50 und vor allem bei E. Gerstenberger, Wesen und Herkunft des sogenannten apodiktischen Rechts im Alten Testament, 1961) gefunden. Zwei der von Alt vorgeschlagenen drei Haupttypen des apodiktischen Rechts haben sich durch die weitere Diskussion als verkleidete Formen des kasuistischen Gesetzes herausgestellt, nämlich die zwei sog. Partizipial-Formen (z.B. nai' nia nai UTK n?ö, Ex21,12, und nana-Vs DS? TTIK, Dt 27,21), während die dritte, nunmehr seit Gerstenberger „Prohibitiv" genannt (das Verbot in der 2.pers.sing. Imperf. Indikativ mit der Negation 74
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N1?, z.B. n?nn N1?, Dt 5,17), öfters eher in der Sphäre des Ethos als in die des Gesetzes gehört. Von den „Zehn Geboten" gehören V.8.9aa und 9aß. 11.17.18.19.20 und 21a und b zur Gattung Prohibitiv, während das Sabbatgebot (V. 12ff.) und das Elterngebot (V. 16) mit ihrer positiven Formulierung aus der Reihe herausfallen, obwohl ein Prohibitiv, rnxVa "73 niryn im Sabbatgebot enthalten ist. Auch V. 7 gehört inhaltlich, und teilweise auch formell, zu den Prohibitiven, denn der Begriff „haben" kann im Hebräischen nur durch n*n und ausgedrückt werden, vgl. 18,1(7); 25,13.14. Übrigens kommt der Prohibitiv auch mit dem Verbum in der 2.pers.plur.Imperf.Indikativ vor, vgl. 14,lb.21 und besonders Lv 19,11.12a. 15a.26.27. Auch Formen mit dem Verbum in der 3. Person kommen vor (3.pers.sing. Dt 19,15; 22,5a.b; 23,1—4; 24,6; 3.pers.plur. 24,16). Im Dekalog begegnet uns der Prohibitiv in zwei Formen: eine Kurzform, nur mit dem Verbum und der Negation HiUri S1?, nxin X1?, und 33}ri X1?, vgl. Hos 4,2 a und Jer 7,9 a, d. h. ohne Objekt, und eine Voll-Form wie in V. 8a.IIa.20 (mit Objekt und präpositionaler Erweiterung, vgl. auch V. 7), in V. 21 (mit Objekt, bzw. einer Reihe von Objekten), und V. 9 a (mit Dativ-Objekt durch Präposition und Suffix, oder mit Objekt durch Suffix angegeben). Es fragt sich, ob diese zwei Hauptformen auf eine reduziert werden können, durch Hinzufügung zu den Kurzformen oder durch Umformulierung derselben, wobei auch überlegt werden muß, ob die zwei positiven Formulierungen in eine Negativ-Form übersetzt werden können, so daß etwa ein „Urdekalog", aus gleichartigen Sätzen geformt, rekonstruiert werden kann, vgl. Nielsen, Die Zehn Gebote, 1965, S. 68, oder ob man lieber auf solche Versuche verzichten und bei der Tatsache stehen bleiben sollte, daß verschiedene Reihen von Prohibitiven mit zwei positiv formulierten Geboten im vorliegenden Dekalog kombiniert worden sind. Weiter zu beantworten bleibt noch die Frage nach dem Sitz-im-Leben des Prohibitivs. Trotz inhaltlicher Nähe der Prohibitive zu den Warnungen der Weisheitsliteratur besteht immer noch ein formeller Unterschied, denn die Warnungen der Weisheitsliteratur stehen in der Regel mit dem Verbum in Jussiv und mit der Negation "JX. Es geht darum kaum an, mit Gerstenberger die Prohibitive aus einem vermuteten alten Sippenethos herzuleiten, eher darf man, von der Tatsache ausgehend, daß die „Dekalog-Zitate" bei Hosea und Jeremia (vgl. oben) im Kontext mit D,n'1?X n j n und der Tempel-Rede stehen, vermuten, daß die Prohibitive mit ihrer religiösethischen Belehrung ihren Sitz im kultischen Lebensbereich hatten. Positive Argumente dafür könnten Psalmenstellen wie Ps 50,7—17 und besonders Ps 81,9—11 liefern. Es fehlt noch eine Bemerkung zu V. 6 und zur Frage nach der Struktur des Dekalogs. Formell gesehen ist V. 6 eine kerygmatisch ausgeweitete Selbstvorstellungsformel der Gottheit. Sie steht hier, äußerst funktionell, am Anfang des Dekalogs, dessen erste Hälfte, V. 6—10, dabei als Gottesrede hervortritt. Der Relativ-Satz, der mit seiner Verwendung des Verbums NX' (Hiph'il) von der „Heranführung aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus", spricht, steht ganz im Einklang mit der dt(r) Formulierung des Sabbatgebotes. Indessen findet sich dieselbe Formulierung auch Ex 20,1. Das Verhältnis zwischen der Selbstvorstellungsformel V.6 und den Geboten des Dekalogs, V.7ff., hat zuerst Mendenhall, Law and Covenant in Israel and the Ancient Near East, 1955 (reprinted from BA XVII [1954] 2, S. 2 6 - 4 6 und 3, S. 49-76) und nach ihm viele andere, durch Hinweise auf „das Bundesformular", das namentlich durch he thitische Vasallen Verträge aus der Spätbronzezeit belegt ist, zu beleuchten versucht. Der Vertragsgeber präsentiert sich durch einen Prolog geschichtlichen Inhalts, in dem namentlich die Wohltaten des Vertragsherrn seinem Vasall gegenüber unterstrichen werden. Es folgt ein Grundgebot 75
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und dann weitere Bestimmungen, Anrufung der Götter der beiden Vertragspartner, und schließlich Bestimmungen über die Bekanntmachung des Vertrags und Aufbewahrung des Vertragsdokuments. Die Arbeit Mendenhalls konnte als ein Versuch, die mosaische Authentizität des Dekalogs möglich oder wahrscheinlich zu machen, verstanden werden, und eben darum wurde sie von manchen mit Begeisterung begrüßt. Die These konnte aber der Kritik, die sie hervorgerufen hatte, nicht standhalten, vgl. z.B. Nötscher, Bundesformular und „Amtsschimmel", B Z , NF9 [1965] S. 181—214, Gerstenberger, Covenant and Commandment, J B L 84 [1965] S.38—51, oder Perlitt a.a.O. S. 77-102. Das Rätsel hinsichtlich der Struktur des Dekalogs, das darin besteht, daß der Dekalog als Gottesrede anfängt, aber als Gebotsreihe (mit Jahwe in der 3. Person) abschließt, hat Jepsen, Beiträge zur Auslegung und Geschichte des Dekalogs, ZAW 79 [1967] S. 275—304 zu lösen versucht. Nach ihm besteht der Dekalog aus einer Gottesrede (die ersten fünf Verse, die von Ergänzungen gereinigt werden müssen) und einer prophetischen Rede, die mit dem Verbot des Mißbrauchs des göttlichen Namens anfängt. V. 6 wird als Huldformel interpretiert, die mit V. 7 „Jahwes große Zusage" aussagt: er allein ist Israels Gott, daher braucht Israel keinen anderen Gott anzurufen. Er hat es nicht nötig, in irgendeiner Gestalt Israel nahegebracht zu werden, er vergilt seinen Hassern, aber tut denen wohl, die ihn lieben. Das ist der Inhalt des ersten Teils. Der zweite Teil enthält eine Reihe von Sätzen, die das Verhältnis zum Nächsten bestimmen, und die beiden Teile mögen zusammen schon von jeher zur Sinai-Tradition gehört haben, durch die Zeiten hindurch vielleicht von den levitischen Priestern weiter überliefert worden sein. Als Alternative zum Lösungsversuch Jepsens, dessen geschichtliche Schlußfolgerungen immer noch fraglich erscheinen, mag man mit der These weiterarbeiten, daß die gegenwärtige Form des Dekalogs durch bewußte Umformung einer Reihe von Prohibitiven in die Form einer Jahwe-Rede entstanden ist, wobei zu bemerken ist, daß diese Umformung nicht konsequent durchgeführt worden ist. Als Abfassungszeit einer solchen Reihe von Prohibitiven kommt die ältere Königszeit in Frage, d. h. die Zeit vor dem Auftreten der großen Propheten. Schließlich mag auf die Beobachtung Lohfinks (a. a. O. S. 26) aufmerksam gemacht werden, daß die in V. 17—20 hineingeschobene Kopula dazu beigeträgt haben, V. 17—21 als eine Einheit zusammenzufassen, so daß die Struktur des dt Dekalogs in folgender Weise dargestellt werden konnte: I II III IV V
Jahweverehrung Name Jahwes SABBAT Eltern Sittliche Gebote
5 , 6 - 10 5,11 5,12-- 1 5 5,16 5,17-- 2 1
lang kurz lang kurz lang
In dieser Fassung ist das Sabbatgebot und nicht mehr das Gebot der exklusiven Jahwe Verehrung das Hauptgebot. Mit gutem Recht hat Lohfink daraus gefolgert, daß Dt 5,6—21 „sicher erst im Exil oder nach dem Exil" zu Hause ist. Dann läßt sich aber eine These von der Bedeutung des dt Dekalogs für größeren Teile der Paränese in Dt 6—11 schwerlich aufrechterhalten und möchte zu allerlei Kunstgriffe wie z.B. (a.a.O. S.30) die Idee einer Vertauschung eines ursprünglich dt Dekalogs mit dem vorliegenden verleiten, um verteidigt zu werden. Denn sonst möchte man die ganze Paränese Dt 6—11 aus der vorexilischen Zeit verweisen.
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6 enthält die Selbstvorstellungsformel Jahwes Hin1 "OJK, durch Til^N a ' s Apposition zum Prädikat und durch den Relativsatz TTlKSin erweitert. Zur Selbstvorstellungsformel, ihren Sitz im Leben und ihre weitere Verwendung, vgl. Zimmerli, Ich bin Jahwe, FS A. Alt 1953, S. 179-209 (= GAufs.I, TB 19, S. 11 - 4 0 ) und Elliger, Ich bin der Herr Euer Gott, FS Karl Heim 1954, S.9-34 (= KS z. A.T., TB 32, S.211-31). Der Relativsatz weist dt-dtr Sprachgebrauch auf (Ex 13,3.14 sind auch Dtr), vgl. besonders D'iay. Ohne den Relativsatz wäre die Selbstvorstellungsformel, auch ihrer Kürze wegen, mit Jepsen a. a. O. S. 285 ff. als eine zur Begründung der ersten Gebote vorangestellte Huldformel: Ich Jahwe, bin dein Gott, anzusehen. Wie sie hier steht ist die Selbstvorstellungsformel feierliche Einleitung zum Dekalog: durch das Israel widerfahrene Heil hat Jahwe sich das Volk erworben, jetzt wird sein Wille dem Volk verkündet. Der Offenbarungscharakter von V. 6—21 ist in den Rahmenstücken stark unterstrichen worden. 7 Mit dem Ausdruck D'int? ü'n'TS, häufig bei Dtr, aber auch vor-dt (vgl. Hos 3,1), wird im ersten Gebot nicht nur die Verehrung fremder (ausländischer) Götter - 'H^Sf "Dan - , sondern auch die der kana'anäischen Gottheiten den Israeliten verboten. Zur Diskussion um ^S'^y, vgl. Knierim, Das erste Gebot, ZAW 77 [1965] S.24f.: Aufstellung von Götterbildern vor Jahwes Gesicht stelle eine schreiende Provokation dar. Als Grundform des ersten Gebots mag vermutet werden "HIN ^kV ninPHPfl N1?, vgl. Nielsen, Die Zehn Gebote, 1965, S. 68. 8 Das Bilderverbot ist jetzt in das erste Gebot eingebettet, denn V. 9 Dn1? Hinnen K1? weist über V. 8 zu V. 7 zurück, vgl. Zimmerli, Das zweite Gebot, FS Bertholet 1950, S. 550-63 ( = GAufs I,TB 19, S. 234-48, bes. S. 236f.240). Wenn man mit einer Reihe von ursprünglich gleichartig formulierten Geboten hinter unserem Dekalog rechnen darf, wird man zunächst V. 8b als Zusatz, sodann V. 9—10 als dtr Erweiterung, betrachten, eine Erweiterung, die mit Absicht das Bilderverbot dem Verbot der Fremdgötterei unterordnen will, vgl. Zimmerli a.a.O. S.241. Damit ist die dt Formulierung V.8 njiarr'JS V0D, die das Bilderverbot auf Götterbilder bezieht (naiüirVs Apposition zu 'TOS), im Einklang. V. 8b bezeugt dieselbe Dreiteilung des Universums, die uns im priesterschriftlichen Schöpfungsbericht (und Ex20,11) begegnet. Als Grundform des zweiten Gebots mag V. 8a vermutet werden. 9 D"nyfl, nach der mas. Vokalisation ein Hoph'al, hat Köhler, Der Dekalog, ThR, NF 1 [1929] S. 168 durch „sich zum Diener machen" übersetzt, inhaltlich eine Steigerung im Verhältnis zur Qal-Form, die von den Versionen bezeugt ist. Die Lesart •"mvn findet sich auf einem Fragment (Nr. 7) aus einer Phylakterie von Qumran Höhle 1 (vgl. DJD I, 1955, PI.XIV); sie kann aber als Qal aufgefaßt werden. Die Selbstvorstellungsformel wird hier ausdrücklich zur Begründung des Verbots der Fremdgötterei gebraucht. Man wird daher am besten l'H^S Hin? als Apposition zum Subjekt oax, und K3j? als Prädikat auffassen. Pap.Nash bietet die Form Niap wie Jos 24,19, Nah 1,2. Eine Geistesverwandschaft zwischen der Vorstellung vom „eifernden Gott" und dem Schema' (mit dem Liebesgebot) ist mit Händen zu greifen, vgl. zu 6,4f. Die Weiterführung des Gedankens durch niax IIS "TpQ ist nicht ausgeprägt dt/dtr, vielmehr mit Ex 34,7 verwandt. In Dt 5 steht die negative Aussage an erster, und die positive an zweiter Stelle, weil das Verbot von Fremdgötterei besonders eingeschärft werden soll, im Gegensatz zu Ex 34,7, wo Mose dem Gott huldigt, der seinen Bund mit Israel schließen wird. V. 8—9 mögen aus Ex 34,7f. entlehnt sein. Zu bemerken ist, daß D ' t t ^ und D'V3"l, die Ex34,7 als Urenkel und Ur-Urenkel verstanden worden sind, in Dt mit T •• -
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Enkeln und Urenkeln wiedergegeben werden müssen. Die Vergeltung Jahwes verwirklicht sich nach Dt bis zur vierten Generation, während Ex 34 von der Bestrafung der folgenden vier Generationen spricht. 'XitP1? ist nachschleppender, verdeutlichender Zusatz, in Korrespondenz mit 10 'iHN1?. Dieselbe Gegenüberstellung 7,7—11. 11 Als Grundform darf vermutet werden Kl^1? Nfcn S1?. Die Apposition wie auch der Begründungssatz, sind später dazugekommen, wobei der Begründungssatz dem Verbot eine engere Bedeutung zugemessen hat: es sollte vom Falsch-Schwur bei Gericht (Reinigungseid) handeln, vgl. auch V. 20, der vom falschen (Anklage-)Zeugnis handelt. Von diesem Kontext aus übersetzt Pesch „mit Betrug". Das ursprüngliche Verbot dürfte eine weitere Bedeutung gehabt haben. Die griechische Übersetzung ¿7t! |xaiaiu> mag IW1? als irgend etwas Widergöttliches (Magie, Verwünschung) aufgefaßt haben. 12—13 Das Gebot, den Sabbat heilig zu halten, steht mit seiner positiven Formulierung der Gattung der Kultgesetze nahe, vgl. 15,19; 16,1 f.9.13. Positiv ist auch das Ziel des Gebots: die Heiligung des Sabbats bedeutet Ausruhen. In der dt Fassung des Gebots ist dieses Ziel durch die Begründung des Ruhens der Sklaven und Sklavinnen mit dem Hinweis auf die Knechtschaft der Israeliten in Ägypten besonders unterstrichen. In Ex 20 kommt das positive Element zum Ausdruck in dem abschließenden Satz: Jahwe hat den Sabbattag gesegnet und geheiligt, V. 11. Schon bei Hosea (2,13) ist der Sabbat als Feiertag bezeugt, während Am 8,5 vom Sabbat als dem Tag, wo keine Arbeit oder Handel vorgenommen werden darf, spricht. War der Sabbat anfänglich ein tabuisierterTag, vgl. Nielsen, Die Zehn Gebote, S.80f. und S.88ff., möchte man als Urform des Sabbatgebots ein Verbot, etwa wie V. 14 natPH DI13 nax^' 1 ?? ntyirn X'1? vermuten. Zum Verb T\WV als (den Sabbat) zu feiern, vgl. 16,1. 16 Das Elterngebot, hier positiv formuliert, wird, wie die übrigen Gesetze, an die erwachsenen Israeliten gerichtet sein, will daher die Fürsorge für die alten Eltern einschärfen. Obwohl auch Gehorsam gegen Eltern und tadelloser Wandel des jungen Mannes im Gebot enthalten sein mögen, vgl. als Gegensatz Dt 21,18—21. Eine gewisse Nähe zum Erziehungswesen und zur Weisheitsliteratur ist dadurch angedeutet. In dieselbe Richtung führen auch die (durchaus dt/dtr) Zielsätze: daß du lange lebest und es dir gut gehe; die Weisheit betont den Zusammenhang von Tat und Folge. Indessen tritt das Gebot durch die Hinzufügung der Zitationsformel als ein göttlicher Befehl hervor, und man ist versucht, ein Verbot als Urform des Elterngebots vorzuschlagen, etwa X1? las-nx') TaK'ilK rftpn, „Du sollst deine Eltern nicht geringschätzen". 17 Was mit dem Verb nST gemeint ist, ist aus dem Gesetz vom Asylwesen 19,1—3 ersichtlich: der Privat-Mord, wogegen sich auch Ex21,12 (mit H3J in Hiph'il) richtet. Aus den beiden Gesetzen geht hervor, daß die absichtliche Tötung mit dem Tode bestraft wird. Das Verb n s i kann weder für Todesstrafe, noch für Tötung der Feinde im Kriege verwendet werden. V. 17 steht daher nicht im Gegensatz zu 13,6.10.16; 17,5; 21,21f.; 22,21 f.; 24,7.16 (Todesstrafe), auch nicht zu 7,2; 20,13.16f.; 25,17-19 (Tötung der Feinde). Sollte man hinter dem Verbot eine „ursprüngliche" Form mit vier Hebungen vermuten, wäre das Verb nx~i mit D7 zu vertauschen, etwa ^Stt^ri iC? isn o r n s i 18 Zur Bedeutung von vgl. Lv 20,10. Die Schuldigen werden beide mit dem Tode bestraft, npiuni Als ursprüngliche Form darf vermutet werden ^KaFi X1? ?15n nwcnK. 78
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19 Durch 3Í3U1 X1? scheint dasselbe wie durch V. 21 verboten zu sein. Man darf daher die Kurzform als bewußte Ausweitung eines viel konkreteren Verbots auffassen: X1? ?||n rPSö tfSJ vgl. Dt 24,7, und siehe weiter Alt, Das Verbot des Diebstahls, KS I, 1953, S.33-40. Jepsen a.a.O. S.294 hat vermutet, daß 3M ursprünglich die Bedeutung „Menschen stehlen" gehabt hat, vgl. auch H.W. Wolff, Hosea, BK.AT, 1965, S.85, aber die verallgemeinernde Form Lv 19,11a in der 2. pers.plur. spricht dagegen. Die Einwände H. Kleins, Verbot des Menschendiebstahls im Dekalog? Prüfung einer These Albrecht Alts, VT xxvi [1976] S. 161—69, gegen die Deutung von Alt sind mit fragwürdigen literarkritischen Argumenten (Vergleichen mit „elohistischen" Partien der Joseph-Geschichte) verknüpft und vermögen nicht zu überzeugen. 20 Zum Verbot von falschen Anklagen, vgl. 19,16ff. (und gewissermaßen 22,13—19). Weiter Ex23,l und Ps 35,11. Dt 19,18 spricht von -|¡?t¡? 15?, Prv 21,28 von O'?« 1». In 1R21,8-15 werden die falschen Anklage-Zeugen ^JP1?:? 'UÚX genannt. Prv 19,28 kennt den Ausdruck TV. 21 lärm X'1? wird oft als Ausdruck für „Gesinnungs-Ethik" gedeutet, aber nach R. H. Kennett, Deuteronomy and the Decalogue, 1920, S. 67, J. Herrmann, Das zehnte Gebot, FS Sellin 1927, S. 238-39, und Alt, KS 1,1953, S. 334, Anm. 1, zu Unrecht. Doch mag schon Dtr in "Tön eher ein „Wünschen" als eine Tätigkeit gesehen haben, vgl. die Fortsetzung nixnri X1?'). Die Frau des Nächsten steht im Begehrensverbot als erstes Objekt in Dt, während die Exodus-Fassung das Haus an erster Stelle hat. Obwohl das Dt, als Handlungsprogramm für das Volk Israels, gewiß von männlichen Gesichtspunkten her geschrieben worden ist - das Verbot richtet sich ja auch gegen ein SichVergreifen an der Frau des Nächsten - steht hier die Frau für sich, sie ist nicht nur das Eigentum des Nächsten. Vgl. 13,6; 21,10-14.19; 24,5.
5 , 2 2 - 3 3 Mose als Mittler 22
Diese Worte hat Jahwe zu eurer ganzen Versammlung am Berge gesprochen, aus dem Feuer*, Gewölk und Dunkel heraus mit lauter Stimme, und er fügte nichts dazu, sondern schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln und übergab sie mir. 23Als ihr aber die Stimme aus der Finsternisa hörtet, während der Berg brannte, kamt ihr an mich heran, alle eure Stammeshäupter und eure Ältesten. 24 Und ihr sagtet: „Weil Jahwe, unser Gott, uns seine Herrlichkeit (und seine Großartigkeita) gezeigt hat, und wir seine Stimme aus dem Feuer heraus gehört haben, verstehen wir eben heute, daß Gott mit Menschen reden kann, und sie doch am Leben bleiben können. 25Nun aber, waruma sollen wir sterben? Denn dieses große Feuer wird uns verzehren. Falls wir weiter noch die Stimme Jahwes, unseres Gottes, hören, werden wir sterben. 26Denn wo gibt es überhaupt einen Sterblichen, der die Stimme des lebendigen Gottes, aus dem Feuer heraussprechend, gehört hat, wie wir, und am Leben geblieben wäre? 27Tritt du nahe heran und höre alles, was Jahwe, unser Gott, sagt3, dann kannst dub es uns weiter sagen, alles, was Jahwe, unser Gott, zu dir sagt; wir werden es dann hören und halten." 28Und Jahwe hörte 79
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eure Worte, als ihr zu mir sprächet, und Jahwe sagte zu mir: „Ich habe gehört, was dieses Volk zu dir gesagt hat, schön ist, was sie sagen. 29Ach, wäre doch immer ihr Herz darauf gerichtet, mich zu fürchten und zu jeder Zeit meine Gebote zu halten, daß es ihnen und ihren Kindern in Ewigkeit gut gehe. 30Gehe und sage ihnen: Kehrt zurück zu euren Zelten! 3lDu, aber, bleibe hier bei mir, dann werde ich dir den ganzen Befehla, die Vorschriften und die Satzungen sagen, die du sie lehren sollst, damit sie danach tun in dem Lande, das ich ihnen zum Besitz geben werde." 32 Also, tut genau, wie euch Jahwe, euer Gott, befohlen hat; ihr sollt weder rechts noch links abbiegen. 33 Eben auf dem Wege, den Jahwe, euer Gott, euch befohlen hat, sollt ihr gehen, damit ihr lebt und es euch wohlgehe, und ihr in dem Lande, das ihr erobern sollt, lange verweilt. 22a
LXX,sam fügen ^Itfri hinein, vgl. 4,11, wo sie aus unserem Verse 'Pill Vip bieten. Man fragt sich, b ob eigentlich auch ^ETlSni 1JSH aus 4,11 an unsere Stelle hineingekommen sind. D ^ a s fehlt 23a 24a in LXX,B. LXX ex [aectou toü 7iupo[P, „hart, schwierig sein" verwendet, vgl. Ex 18,26 ritten "I37H, und hier 17,8 entsprechend „eine Rechtssache" mit dem Katalog „Blutvergießen, Prozesse, Körperverletzungen" expliziert, um dadurch „den Richter, der in jenen Tagen dort sein wird", unterbringen zu können. "Vx 11X31 . . . IV1?VI flOpl D^rpn Subjekt ist der örtliche Richter, der (V. 9) bei den Priestern den Gottesbescheid einholen soll, fit?H71. Die göttliche Entscheidung der betreffenden Sache, üSWBiri 137, werden ihm die Priester mitteilen, und diese Entscheidung ist für den örtlichen Richter, und dadurch auch für die im Rechtsfalle Beteiligten, verbindlich, vgl. auch 24,8. V. 11. i|rri' H?>t? rninn ist das priesterliche Orakel, dem prinzipiell gehorcht werden muß, so daß der örtliche Richter nicht von dem konkreten Befehl abbiegt, der ihm von den Priestern kundgetan wird. V. 12. Sonst wird tP'NH, d.h. der Richter und die im Prozess Stehenden, mit dem Tode bestraft. V. 13 WT1 ISötp?, vgl. 13,12; 19,20; 21,21. 14-20 V. 14. nnaw^l P m t r n , d. h. erst, wenn das Volk wirklich seßhaft geworden ist, wird das Verlangen nach einem König aufkommen. Vgl. die Weiterentwicklung bei Dtr in 12,8—12: erst, wenn Jahwe (durch das Königtum) dem Volke vor seinen Feinden ringsum Frieden geschaffen hat, wird man das Heiligtum am erwählten Ort aufbauen können, 2 S 7,1; 1 R 5,18f.; 8,56. V. 15. CPiim Difr einschärfend, und nicht nur als 184
Über die Amtsträger Israels
16,18-18,22
Zugeständnis. Weil man die Institution des Königtums von den Völkern ringsum gelernt hat, wäre es eine Versuchung, einen tt^K, einen Ausländer, als König über sich zu setzen. V. 16. HQ'ISD üyrrriK X'"?], selbstverständlich nicht das ganze Volk, sondern das Heer, etwa Heeresabteilungen als Hilfstruppen für einen fremden König, der Kriegspferde als Gegenleistung geben konnte. Die Nachricht von einer solchen Leistung fehlt im A.T., aber aus einer Inschrift von Assurbanipal (668—633), vgl. ANET, S. 294, geht hervor, daß unter Anderen auch der judäische König Manasse dem Großkönig auf seinem Zug nach Ägypten Folge geleistet hat. Das Zitat in V. 16b mag vielleicht aus assyrerfeindlichen prophetischen Kreisen herstammen. Vgl. auch 28,68. V. 18. Die Wortverbindung iFp'paH SO? sonst nur bei Dtr, vgl. 2 S 7,13 und 1 R 9,5, beidemal von Salomo gebraucht. nXTH rninn meint das geschriebene Dt, hier noch nicht zur Hälfte vorgetragen und noch nicht niedergeschrieben, vgl. 31,9ff. V. 19. Vgl. Jos 1,7f. und Ps l , l f . V. 20. nixan, vgl. 6,25; 8,1; 11,22, alle dtr. 18,1 — 8 V. 1. Daß kein prinzipieller Unterschied zwischen Priestern und Leviten existiert, bringt die dt Redaktion durch zwei Appositionen zu D'WS zum Ausdruck. Erstens durch die Hinzufügung von D'lVri, wie es auch 17,9.18; 24,8; 27,9 gemacht wordenist, und zweitens durch die Worte 'l1? üg^" 1 ??, mit dem Nachdruck auf Nach Gunneweg, Leviten und Priester, FRLANT 1965 S*. 117-138 und 220-221 handelt es sich bei dieser Behauptung einer Identität von Leviten und Priestern um ein Programm mit restaurativ-amphiktyonischen Tendenzen, auf dem Hintergrund von früheren Auseinandersetzungen zwischen dem konservativ-amphiktyonischen Levi und den neuen Berufspriesterschaften. Das Wort gehört zum Sprachgebrauch der Priesterschrift (es kommt 62 mal in Ex-Nu vor). Bei Dtr nur Jos 13,14 (wahrscheinlich sekundär, vgl. LXX) und in der späten Überlieferung 1 S 2,27—36 (V. 28). In LXX durch xapTco'jixaTa, in Pesch durch qurbana, Vg sacrificium, wiedergegeben. Die Versionen stützen somit nicht die gewöhnliche Übersetzung „Feueropfer", die wie eine Volksetymologie aussieht und sich übrigens nicht überall durchführen läßt, vgl. Nu 15,10, wo von einem Weinopfer geredet wird. Eine Ableitung von tPiX (vgl. den Namen t^NirP und ugaritisch 'utn, „Gabe") ist vorzuziehen. V. 2, siehe zu 10,9. V. 3. DSW3, „Vorrecht", wie 1S 8,11. y i t n in der Opfersprache nur hier und Nu 6,19. D^n^n und rnpn als Opfer nur hier. V. 4. Über das Verhältnis zwischen Erstlingsgaben und Zehnten, vgl. zu 14,24. Weiteres vgl. TA rp^iO erwähnt. Diese Erstlingsabgabe mag einmal bei 26,1 — 11. Nur hier wird der Feier der Schafschur, Gn 38,12f.; 2 S 13,23, abgeliefert worden sein. 5—8 Aus ihrer Theorie von dem Auserwähltsein Levis zum Priesterdienst heraus, V. 5, kann die dt Redaktion in V. 6—8 logisch folgern, daß irgendein Mitglied dieses Stammes, in irgendeiner von den Wohnstätten des ganzen israelitischen Bezirkes wohnend, so oft und so gern er es immer mag, dazu berechtigt ist, als Priester am Heiligtum Jahwes zu amtieren. Denselben Dienst (V. 7) und denselben Verdienst (V. 8) wie seine Brüder, die da sind, soll er haben. Rätselvoll sind die letzten Worte von V. 8 DinKn-^y THSaB T?1? vgl. zur Textkritik. Gehören sie zum Priestergesetz, wollen sie scheinbar die Aussage bringen, daß die Leviten, die mit der Priesterschaft von Jerusalem Dienst und Verdienst brüderlich teilen können, wenn sie dort amtieren, noch dazu berechtigt sind, für sich selber das zu behalten, was sie irgendwie von ihren Wohnstätten mitgebracht haben, Einkünfte aus Verkauf, sei es von väterlichem Erbe oder landpriesterlichen Vorrechten. 9 - 2 2 V. 9. N3 nriK '3 ist Nominalsatz, inhaltlich mit dem Verbalsatz 17,14 identisch. Der Angeredete mag hier durch HfiX hervorgehoben sein, um die Warnung TQ^rrX1? 185
12-25
Die Gesetze
eindringlicher und persönlicher zu machen. Vgl. 12,30. Nur hier in Dt ist "IQ1? negiert, ann D'ian, in V. 14 nVxn D'ian, sind jene Nationen, die vorher in Kana'an wohnten, vgl' 7,1. 10 NSa' X1?, „man darf bei dir niemanden antreffen können", vgl. 16,4 nXT'X'? rf?. Der Ausdruck WX3 irni 133 "P357a findet sich (ohne in?) 2 R 16,3; 21,6, und 2R23,10 mit hinzugefügtem ^a"?, vgl. weiter 2 R 17,17 und, im Heiligkeitsgesetz, Lv 18,21 r^ab "vas/n1? irm x'1? iin-ia und 20,2 n a r - n i a ^ä 1 ? isn-ia i n ? . . . -wx t r x . Die Zusammenstellung mit heidnischer Mantik hat unsere Stelle mit 2 R 17,17 und 21,6 gemeinsam. Die griechischen und lateinischen Übersetzer mögen sich auf Nu 31, 23, wo IPX3 T3S?n so viel wie „reinigen" bedeutet, gestützt haben, indem sie das Verbot als gegen (heidnische) Reinigungsriten aufgefaßt haben. Dagegen sprechen Parallelen aus der prophetischen Literatur von Kinderopfern, Jer 7,31; 19,5; 32,35 und Ez 20,31, vgl. auch Dt 12,31. Mit diesem Ritual dürfte es sich um eine mantische, in den Jahwekultus des 8. und 7. Jahrhunderts aufgenommene Unternehmung handeln, die in der späteren Überlieferung als Kinderopfer, und danach als ausgesprochen Heidnisches, dem Ba'al oder den anderen Göttern gewidmet, aufgefaßt worden ist, um dann in den noch späteren Übersetzungen unseres Textes zum Reinigungsritual geschwächt zu werden. D'aop DDp ist einer, der die Lose, z.B. beschriftete Pfeile, wirft, um die göttliche Entscheidung zu erfahren, vgl. Ez 21,21 ff. USO, „Beschwörer", auch V. 14 mit DDp zusammengestellt. BNUa, einer, der (meistens Unglücke) wahrsagen kann, vgl. Nu 23,23, wo W05, „Bannspruch" zusammen mit DDp erwähnt ist. Vgl. weiter Gn 44,5.15, wo tPfU neutral vom Wahrsagen Josephs gebraucht wird. Itträa, einer, der 11273, „Zauberei", ausübt, vgl. Ex 7,11; 22,17; 2 R 9,22. Vgl. Akkadisches kaschschapu, kaschschaptu (CAD K, S. 291 f.), diejenigen, die durch Magie ihren Mitmenschen mit allerlei Krankheiten heimsuchen. 11 "On "on ist einer, der Bindungen macht, d.h. durch magische Handlungen wie z.B. Knotenbindungen andere Menschen „fesselt". Bisher hat der Katalog von professionellen Wahrsagern und Zauberern gehandelt. Mit ' j s ' n nix •jxtr und D'narr^x a h i sind nicht nur die Spezialisten, sondern auch die Laien getroffen, vgl. Lv 19,31; 20,6; Jes 8,19-20. Aber auch hier gab es besondere Mittler, vgl. Lv 20,27; 1 S 28,7; 2 R 23,24. Die Wiedergabe in LXX von DiX durch evyaoTpifjujOoi, „Bauchredner", dürfte korrekt sein. 'ISH? ist in LXX mit TEpaToov.o-oc;, „Wahrzeichen-Beobachter", übersetzt. Seiner Etymologie nach dürfte es sich um einen Totengeist eines verstorbenen Mitgliedes der Familie oder des Freundschaftkreises handeln. 12 Jahwe ist es, der die Völker vor Israel vertreibt, theologische Modifizierung der Aussage von V. 9 (und V. 14). 13 D'af) von dem Verhältnis des Menschen zu Gott nur hier im Dt, vgl. Ps 18,23f., wonach Gehorsam gegen das Gesetz das D'afi-Sein Gott gegenüber konstituiert. 14 nriX zur Hervorhebung des Suffixes in ^f?, und um den Gegensatz zwischen den Heiden und den Israeliten zu unterstreichen. 15 X'DJ mag ursprünglich kollektiv gemeint sein: jede zukünftige Generation sollte die Möglichkeit haben, einen wahren Gottessprecher zu hören, und wohl auch innerhalb derselben Periode konnten mehrere Jahwe-Propheten erweckt werden. I1? D'p', vgl. schon Am 2,11, und Dlp, „als Prophet erweckt werden", vgl. Dt 34,10. wird in Dt sonst nur in Verbindung mit Entfernung oder Ausrottung „aus deiner Mitte" gebraucht (4,3; 13,6.14; 17,7; 19,19 usw); aber vgl. 17,15 ipn« TlpB, was hier von LXX dargeboten 186
Gesetz über die Asylstädte
19,1-13
wird, gegen MT f n s ö Nur aus den eingeborenen Israeliten oder Judäern wird Jahwe seinen Propheten nehmen. Vgl. die Beurteilung von Bileam in 23, 5—6: Gott wollte auf ihn nicht hören. Die Israeliten aber sollen auf den wahren Jahwe-Sprecher hören, 'pyött'il V^N. Mit ^ÖS wird ein solcher Prophet als ein Mensch bezeichnet, durch dessen Mund Jahwes Rede in verständlicher Sprache direkt zu den Zuhörern hinausgeht, im Gegensatz zu den medienbedürftigen D'^IVö und D'öpp. 16—18 Bei Dtr ist Anlaß zu einer Uminterpretation von der Verheißung von V. 15 geworden: einen Bundesmittler und Gesetzessprecher wie Mose wird Jahwe auferwecken, was zunächst mit Josua (Jos 1,17) erfüllt worden ist. An eine ganze Reihe von Bundesmittlern und Gesetzessprechern ist wohl kaum gedacht, Dtr liefert dafür kein geschichtliches Material. Trotz des '303 wird die Unvergleichbarkeit Moses 34,10 behauptet. Was dem entspricht, daß Dtr die Unvergleichbarkeit des Königs Josia hervorhebt, 2 R 23,25, obwohl er dem König Hiskia 2 R 18, 5 eine ähnliche Unvergleichbarkeitserklärung gegeben hat. Zu den Versen 16—17, vgl. 5,5.23—33. Dazu ist dann V. 18 gefügt, inhaltlich aus V. 15 geschöpft. 1 9 - 2 0 1 "a r r'?!, hat, vgl. V. 15 und Hi 7,2. Der Tagelöhner ist als Jahwegläubiger gezeichnet, obwohl er sicher auch unter den Fremden gesucht werden konnte. Auf 24,14 scheint Mal 3,5 zu fußen. 15 Vx iWSrUN R&J, vgl. Hos 4,8; Ps 24,4 (Lesart nach den Versionen), Jer 22,27 (Pi"el, mit *?), „sein Begehren auf etwas richten". Man bemerke die schöne Korrespondenz zwischen V. 13b und V. 15b: dich segnen // nicht wider dich zu Jahwe schreien; dir wird es als Gerechtigkeit vor Jahwe gelten // eine Schuld käme auf dich. Es scheint, daß V. 13b als positives Gegenstück zu V. 15b gebildet worden ist. 16 Zum Hintergrund dieses Gesetzes, vgl. oben Traditionsgeschichtliches. Auf moralisch-religiösem Gebiet bietet Ez 18,2ff. eine Parallele mit seinem Protest gegen das Sprichwort von den Vätern, die unreife Trauben aßen, so daß die Zähne der Söhne stumpf wurden. Obwohl der Protest zur Gesetzesfrömmigkeit des Dts stimmt, ist gerade bei Dtr der entgegengesetzte Gesichtspunkt reichlich dokumentiert. 18 r n s n , vgl. zu V. 9. 19 nrDtth ist Umdeutung uralter abergläubiger Praxis als zufällige Nachlässigkeit. 20 Die Olivenfrüchte wurden von den Bäumen abgeschlagen, vgl. Jes 17,6; 24,13; 27,12. "1X311, nur hier, aus H^KQ, „Gezweige" denominiert, also die ganze Krone des Baumes genau durchgehen. „nach dir", d.h. kehre zum einmal abgeernteten Baume nicht zurück! 21 Vrisn „tue es nicht wieder", Po"el von bbv.
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Die Gesetze
25,1-19 Strafrechtliche Gesetze Von Strafrecht und Tierfreundlichkeit, Leviratsehe und Bestrafung eines schamlosen Weibes, gegen Schwindel am Maß und Gewicht. Vom Ausrotten der Amalekiter :
Wenn ein Streit zwischen Männern3 aufkommt, und sie vor Gericht13 erscheinen, und man sie richtet0, soll man den unschuldigen für „unschuldig" erklären, und den schuldigen soll man für „schuldig" erklären. 2Ist dann der schuldige mit Prügel zu bestrafen, soll der Richter ihn zu Boden strecken und in seiner Gegenwart ihn schlagen lassen mit so vielen Schlägen3, wie er nach seiner Schuld verdient. 3Vierzig Schläge darf er ihm zuteilen, nicht mehr, damit nicht dein Bruder dadurch, daß man ihm darüber hinaus viele Schläge gibt, in deinen Augen (zu) gering geachtet werde. 4 Du sollst einem Ochsen das Maul nicht zubinden, wenn er drischt. sWenn Brüder zusammen wohnen, und einer von ihnen stirbt, ohne einen Sohn zu haben, soll die Frau des Gestorbenen nicht draußen einem fremden3 Mann angehören. Ihr Schwager soll zu ihr eingehen, um sie sich zur Frau zu nehmen und mit ihr die Schwagerehe zu vollziehend 6 Dann soll der Erstgeborene3, den sie gebiert, nach dem verstorbenen Bruder genannt werden, damit sein Name aus Israel nicht ausgewischt werde. 7Wenn aber der Mann sich weigert, seine Schwägerin zu heiraten3, und seine Schwägerin ans Tor zu den Ältesten geht und sagt: „Mein Schwager weigert sichb, den Namen seines Bruders in Israel aufrecht zu erhalten; er will mit mir die Schwagerehe nicht vollziehen", 8dann sollen die Ältesten seiner Stadt ihn rufen lassen und zu ihm reden. Wenn er dann widersteht und sagt: „Ich weigere mich, sie zu heiraten!", 9soll seine Schwägerin in Gegenwart der Ältesten an ihn herantreten, ihm den Schuh3 von seinem Fuß ziehen und ihm ins Gesicht speien, und sie soll das Wort nehmen und sagen: „So wird man dem Mann antun, der das Haus seines Bruders nicht aufbauen will." 10Und man wird seinen Namen in Israel nennen: „Haus-des-Schuh-abgezogenen". 11 Wenn (zwei) Männer sich miteinander streiten, und die Frau des einen dann herantritt, um ihren Ehemann aus der Hand dessen, der ihn schlägt, zu retten, und sie ihre Hand ausstreckt und ihn bei den Schamteilen3 ergreift, 12dann sollst du ihre Hand abhauen, dein Auge soll nicht mit Mitleid 3 blicken. 13 Du sollst in deinem Beutel nicht zweierlei Gewichtssteine haben, einen größeren und einen kleineren. 14 Du sollst in deinem Haus nicht zweierlei Epha haben, eines größeres und eines kleineres. 15 Du sollst einen vollgewichtigen und anerkannten Gewichtsstein haben, du sollst ein vollwertiges und anerkanntes Epha haben, damit du lange lebst in dem Land, das Jahwe, dein Gott, dir geben wird. 16 Denn ein Greuel für Jahwe, deinen Gott, ist ein jeder, der solches übt, jeder, der Betrug übt. 17Denke daran, was Amalek an dir tat auf dem Wege, als ihra aus Ägypten herauszöget, mwie er dir auf dem 230
Strafrechtliche Gesetze
25,1-19
Wege entgegentrat und deine Nachhut vernichtete, alle die Marschunfähigen hinter dir, da du selber erschöpft und müde warst; und vor Gott hatte er keine Furcht. 19Wenn nun Jahwe, dein Gott, dir Ruhe schafft von all deinen Feinden ringsum im Lande, das Jahwe, dein Gott, dir zum Erbteil geben wird, damit du es eroberst, sollst du den Namen Amaleks wegwischen überall unter dem Himmel, vergiß es nicht! la b Pesch scheint W i l l IP'S V? gelesen zu haben. Pesch hat D'Bpfcrr1?« gelesen, Vg paraphrasiert: et interpellaverint iudices quem iustum esse perspexerint illi iustitiae palman dabunt c 2a etc. mt5Sl?h in LXX B nicht wiedergegeben. "1SDÖ3 ist in LXX, Pesch mit V. 3 verbunden 5a worden. "IT ist in LXX als [J.r, iyyitrrr.i, in Pesch als „ausländisch", und in Vg als alteri b interpretiert. Dasselbe Verb in Pesch. In LXX durch tuvciixt^ci au^f, wiedergegeben, in 6a Vg durch et suscitabit semen fratris sui paraphrasiert. Sam: n a a n p n , LXX nur t ö 7a b 7iaiSiov. In Vg ist hinzugefügt quae ei lege debetur. INS mit vielen MSS, Edd und sämtli9a Ua 12a chen Versionen zu lesen. LXX + t o e v . Sam n f e a a statt VWa?a. LXX + in 17a auTf). MT, gegen LXX und Vg, hat den Plural, aber vielleicht aus Dittographie, vgl. zu 24,9. Siehe auch Literarkritisches.
Literarkritisches. Inhaltlich wie auch in formaler Hinsicht bietet Kap. 25 Verschiedenartiges. Was hat ein kasuistisch geformtes Gesetz mit einem apodiktischen Prohibitiv gemein, der sich gegen rücksichtslose Haltung dem dreschenden Ochsen gegenüber wendet? Oder hat ein Gesetz von der Bestrafung eines schamlosen Weibes überhaupt etwas gemein mit einem Verbot des Schwindels am Maß und Gewicht? Hölscher hat a. a. O. S. 215 wohl die gegenwärtige Stellung der Abschnitte V. 1—3 und 11 — 12 auffallend gefunden, wollte aber keinen von ihnen dem Ur-Dt absprechen. V. 4 dagegen hat er für eine Randglosse gehalten. Gemeinsam für V. 1—3.5—12 ist immerhin, daß hier besondere Arten von Strafen genannt werden. Zu dem gegenwärtigen Zusammenhang haben auch V. 13—16 keine Beziehung, sie können nachträglich hinzugefügt worden sein, wie auch das „ganz beziehungslose Stück" von der Ausrottung der Amalekiter, V. 17-19. Nach Steuernagel a.a.O. S. 141-144 gehören V. l - 1 6 b a zu der D 2 c-Ausgabe, während die Verse 16bß-19 als Zusätze beurteilt werden. V. 1 - 1 0 . 1 3 - 1 6 mögen aus vier verschiedenen älteren Sammlungen geholt sein, V. 1—3 aus den „Richtergesetzen", V. 4 aus den „Humanitätsgesetzen", V. 5 - 1 0 aus den „Ältestengesetzen", und schließlich V. 13—16 aus den „To'ebha-Gesetzen". Nach Preuss a . a . O . S.58 ist das meiste von Dt 25 vor- oder früh-dt, nur V. 15b. 16b und V. 17—19 möchte er auf das Konto von Dtr schreiben. Man möchte lieber V. 13* und V. 14* (d.h. ohne die Worte naüpl n^ilä) als vor-dt rechnen, und das Übrige von V. 13—16 als dt Bearbeitung ansehen. Zu V. 17—19, vgl. unten. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Nach den Kultgesetzen von Kap. 12,1 — 16,17 hat die dt Redaktion die gesellschaftliche Gesetzgebung mit dem Gesetz über die Richter eingeleitet und die Forderung von Gerechtigkeit scharf und eindrucksvoll formuliert, 16,18—20. Am Schluß der Gesetzgebung wird dann die Forderung von Gerechtigkeit im Handel und Wandel angeführt, 25,13—16. Diese „innere Rahmung" der bürgerlichen Gesetzgebung kann wohl nicht durch Zufall entstanden sein, sondern muß von der dt Redaktion beabsichtigt sein. Der „inneren Rahmung" der dt Redaktion entspricht nun eine „äußere Rahmung" des ganzen Gesetzeskorpus durch die dtr Redaktion. Die heilsgeschichtliche Ausformung des Zentralisationsgebots in 12,8—12 hat 231
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Die Gesetze
ausdrücklich auf die „Ruhe" als Vorbedingung der Etablierung eines Zentralheiligtums hingewiesen. Natürlich ist damit auf die Bannung der von den Nachbarvölkern Israels ausgehenden Drohungen durch die glänzenden davidischen und salomonischen Siege gezielt. Das Thema von der Ruhe kehrt nun in 25,17—19 zurück, und ein Befehl, die Amalekiter gänzlich auszurotten, wird dem Mose in den Mund gelegt, der laut Ex 17 mit Josua zusammen einen Kampf auf Leben und Tod mit den Amalekitern geführt hatte. Darum wollen die Dtr auch wissen, daß nicht nur Saul die Amalekiter besiegt habe, sondern auch David. Innerhalb dieser „inneren" und „äußeren" Rahmen stehen, am Ende des Gesetzbuches, die strafrechtlichen Bestimmungen von V. 1—3.V. 5 —10 und V. 11 — 12. Was die jetzige Stellung von V. 4 betrifft ist die Annahme einer versehentlichen Versetzung des Verses wohl die wahrscheinlichste, wenn man nicht, wie es IKo 9,9—11 und IT 5,17—18 immerhin gemacht worden ist, dem Vers den Charakter eines Sprichwortes zuschreiben will, von dem man in diesem Falle eine barmherzige Haltung einem Delinquenten gegenüber (V. 3) lernen konnte. Daß derselbe Vers 4 einmal zu einem kleinen „Bauernkalender" tabuistischen Inhalts gehört haben mag, in irgendeiner Fassung und mit Prohibitiven aus Lv 19,9—10.19, Dt 22,10 und 24,19—21 zusammengestellt, ist schon einmal als Hypothese angeführt, vgl. Nielsen, „You shall not muzzle an Ox while it is treading out the Com", Law, History and Tradition, K0benhavn, 1983, S. 94-105. Die strafrechtliche Bestimmung von V. 1 - 3 hat als ihre Voraussetzung einen Bestand von lokalen Richtern (vgl. 16,18ff.). Jedenfalls der Schluß von V. 3 deutet auf dt Bearbeitung. Das Gesetz von der Bestrafung eines Mannes, der seine Levirats-Pflicht nicht erfüllen will, ist altertümlich. In der Fassung von V. 5 —10 steht es ohne jede Beziehung zum Erbrecht. Das Gesetz V. 11 —12 unterscheidet sich von den scheinbar ähnlichen Gesetzen von Ex 21,18—27 dadurch, daß die Frage von Ersatzleistungen, die die Gesetzgebung in Ex 21 beherrscht, hier nicht am Platz ist. Ein Mann ist von einem Weib entehrt worden, darum wird das Weib eine entehrende Strafe leiden. Die nächsten Parallelen zu V. 13 — 14 stehen in Lv 19,35f. und Prv 20,10. Vgl. auch Am 8,5 und Mi 6,10-11. Formkritik und Struktur. Kasuistisch geformt sind die Gesetze von der Prügelstrafe, von der Leviratsehe und von der Bestrafung eines schamlosen Weibes. Die Apodosis des letztgenannten Gesetzes ist aber dt umgeformt und an den „Wenn-Du-Stil" angenähert worden; statt durch eine unpersönliche Passiv-Konstruktion ist die Bestrafung durch das konsekutive Perfektum in der 2. Person masc. nriip') imperativisch ausgedrückt, um den Weg zum echt-dt i r v Oirm Vb (vgl. 7,16; 13,9; 19,13.21) zu ebnen. Das Gesetz von der Prügelstrafe ist mit einem begründenden Folgesatz erweitert worden, V. 3bß. Apodiktisch formulierte Prohibitive sind V. 4 und V. 13—14, die letztgenannten durch positiv formulierte Gebote (V. 15f.) verstärkt. Zum Aufbau des ganzen Kapitels, vgl. oben Redaktionsgeschichtliches. 1 D'WJX sind die Vollbürger, vgl. V. 11 und die Parallelen im Bundesbuch, Ex21, 18.22.
2 n i s r r p bedeutet „zum Schlagen bestimmt", vgl. den Ausdruck rna"|3 1 S 20,31; 2 S 12,5. Die Vokalisierung von p wie in Jon 4,10; Prv 30,1 und in den Namen • p r p und r a ^ a . 3 „Vierzig Schläge". Mit 60 Schlägen wurde nach Cod. Ham. §202, Driver/Miles, Bab.Laws, 2, S.76—79, der Mann gestraft, der einem Hochstehenden auf die Wange 232
Strafrechtliche G e s e t z e
25,1-19
geschlagen hatte, und nach den mittelassyrischen Gesetzen §§18—19.21.40, Driver/ Miles, Assyr.Laws, S. 390 —393 , 406—409, wurde der bestraft, der der Frau seines Genossen oder seinem Genossen übles nachredete, oder durch Schlagen die Tochter eines Mannes zu abortieren gebracht hatte; weiter die Dirne, die sich als eine anständige Frau verschleiert hatte, oder der Mann, der eine solche gesehen hatte, ohne sie in Arrest zu nehmen. Über die Geißelungsstrafe im Judentum und die Beschränkung auf 39 Schläge, vgl. 2Ko 11,24 und Bill. III, S. 527-30. 4 Von Paulus auf menschliche Verhältnisse übertragen 1Ko9,9, so auch bei den Rabbinen, Bill. III, S. 385. Bei den heutigen Muslimen (oder bei denen von gestern) in Palästina wie auch sonst im Nahen Osten werden die Tiere beim Dreschen nicht mit Maulkorb gebunden. 5 Zum Beieinanderwohnen der Brüder, das eben eine Möglichkeit unter anderen ist, vgl. Ps 133,1. Das Beieinanderwohnen ist die Voraussetzung für die Ausübung der Leviratsehe. "IT B^S ist ein Mann, der nicht zur Familie gehört. nü^P ist in LXX durch o ÄSSAIPÖC; toG AVSPO? AÜXRJS übersetzt worden. DT, im Syrischen und Aramaischen als Lehnwort, und fem.: HÜT, oder vielleicht n ^ T , sind die zwei Personen, die die Leviratsehe (lat.: levir, „Schwager") vollziehen (D31, wohl eine Denominierung von D3J) sollen. Der Beiname der ugaritischen Göttin 'Anats jbmt l'imm ist einleuchtend nicht mit „Sister-in-law-of-nations" zu wiederzugeben; falls das Ugaritische jbmt überhaupt mit HM? zu tun hat, darf man eher mit Albright (BASOR 70, 1938, S. 19, N. 6) vom Arabischen wabama, „erzeugen", ausgehen und 'Anat als „Erzeugerin der Völker" betrachten. 6 "Prix OtT"1?? ülp;, wörtlich „wird auf dem Namen seines (d.h. des Erzeugers) Bruders stehen". 7 Als Grund der Weigerung wird Gn 38,9 angegeben, daß der Erstgeborene dem Bruder zugerechnet wird. 8 Vx "131 wird oft vom Reden der Autoritäten zu den Untertanen gebraucht, vgl. Ex 1, 17; 2 R 1,9, wie auch vom Reden Gottes zu Mose, inj? ist eher mit „feststehen" oder „widerstehen" als mit „hinzutreten" zu übersetzen, er ist ja schon da. 9 i1?!?] HS1?!!. Die Zeremonie der HS^r) ist nach Auffassung mancher Rabbinen die einzige Möglichkeit, dem Übertreten des Verbots Lv 18,16; 20,21 zu entgehen. Schon im Ruths Buch, wie später im Judentum, ist die Leviratsehe mit Erbschaftsfragen verbunden worden; daher ist der Leviratsehe ein ganzer Traktat, Jebamoth, gewidmet. Vgl. Bill. I, S. 886f. Das Speien ins Gesicht ist eine harte Beschimpfung, vgl. Nu 12,14. HJ3 vnx r r a - n s ist einfach die beste Auslegung des Wortes D3\ 10 Die Söhne müssen den Schimpfnamen weiterhin tragen. Steuernagel vergleicht a . a . O . S. 143 mit Recht 24,16. In der Gegenwart der Ältesten seiner Stadt barfuß herumzugehen und sich dann nach Hause zu bewegen ist, wie 2 S 15,30 und Jes 20, 2—3 lehren, ein Zeichen größter Schmähung gewesen, nicht aber als ein Ausdruck irgendeines Handels mit den Eigentümern aufzufassen. Zur Leviratsehe, vgl. u. a. Koschaker, Fratriarchat, Hausgemeinschaft und Mutterrecht in Keilschriftsrechten, ZA NF 7 [1933] S.76—80; A.F. Puukko, Die Leviratsehe in den altorientalischen Gesetzen, AcOr 17 [1949] S. 296-299; A. Philips, Some Aspects of Family Law in Preexilic Israel, VT xxiii [1973] S. 343-361, und D . R . G . Beattie, The Book of Ruth as Evidence for Israelite Legal Practice, VTxxiv [1974] S. 251-267. 11—12 Die Bestrafung des schamlosen Weibes durch das Abschneiden ihrer Hand ist 233
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Die Gesetze
das einzige alttestamentliche Beispiel einer vom Gesetz geforderten Körperverstümmelung eines lebendigen Menschen. In der übrigen altorientalischen Gesetzgebung ist Körperverstümmelung als Strafe reichlich bezeugt, vgl. Cod. Ham. §§ 1 9 2 - 9 7 ; 200; 205; 218; 226; 253; 282. Mittelassyr. Ges. § § 8 - 9 ; 15; 1 8 - 2 0 ; 24; 40; Hettith. Ges. §99. Zunge, Brüste, Hände, Ohren können abgeschnitten, Augen ausgerissen oder zerstört, Zähne ausgeschlagen und Knochen zerbrochen werden, oder man könnte mit Kastrierung bestraft werden. Die nächste Parallele zu Dt 25,11 f. findet man § 8 in den mittelassyr. Gesetzen, Driver/Miles, The Assyr.Laws, S. 384f. Dort aber ist die Voraussetzung für die Bestrafung des Weibes, daß der Mann vom Weibe verletzt worden ist. Im Alten Testament genügt das unziemliche Auftreten des Weibes als Grund für ihre Bestrafung. 1 3 - 1 6 15S, Gewichtsstein ( L X X aTaÖ^o [aou) zu lesen. Die Lesart T,n'?S< b mag durch Dittographie entstanden sein, Bertholet a.a. O. S. 80. Pesch ist mit seiner Hinzu5a fügung „dein Gott" mit dem Fehler weitergegangen. Die Worte 13S 'SIN haben bei den alten Übersetzern Anstoß erregt. LXX B: (Er) hat Syrien verworfen, LXX AF: (Er) hat (sich von) Syrien b abgesperrt, Pesch: Nach Aram ist (er) gereist, Vg: Der Syrer hat ihn verfolgt. LXX B hat B1SS D^l durch rJ.rfio^ r.oAu wiedergegeben; in LXX AF ist dazu gefügt worden xai ueya. Pesch hat 10a in seiner Übersetzung weggelassen. In LXX ist hinzugefügt: peouuav yaXa xai 12a b 19a (ji/a. "liPtf1? als Hiph'il zu lesen. LXX: t o SeuTepov emSexaTov Scoa-ei?. Alle Um3 stellungen der einzelnen Sätze, wie sie z. B. in BH und BHS vorgeschlagen werden, erübrigen sich, wenn die Hiph'il-Form vom "IHK richtig gedeutet wird.
Literarkritisches. Mit 25,17—19 ist das Gesetz, das mit 12,1 anfing, zu Ende gekommen. Schon die deuteronomische Redaktion hatte eine Gesetzes-Paränese vorangestellt und das Ganze mit einem geschichtlichen Rückblick eingeleitet. Alle drei Teile wurden nachher von einer oder mehreren dtr Redaktionen überarbeitet. Am Ende der Gesetzes-Paränese wurde eine Segen- und Fluch-Zeremonie annonciert, deren weitere Ausführung in Dt 27 folgt. Vordeuteronomisches Material ist hier offenbar vorhanden und von der dt Redaktion weiterüberliefert worden. Dann folgt, in gewisser Korrespondenz zur Gesetzes-Paränese, das große Segen- und Fluch-Kapitel, das mit einer Unterschrift, 28,69, versehen worden ist. Zu diesem Abschnitt sind von der dtr Redaktion die beiden Kapitel 29 und 30 hinzugefügt worden. In Korrespondenz mit dem geschichtlichen Rückblick stehen schließlich die Berichte vom Niederschreiben des Gesetzes, von 236
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dessen Vortrag jedes siebente Jahr, von der Einsetzung Josuas als Nachfolger Moses und von dem Tod und Begräbnis Moses. Wie es mit dem geschichtlichen Rückblick, der Gesetzes-Paränese und dem Gesetz der Fall war, sind auch alle die Abschnitte nach Dt 25,19 mehrfach von der dtr Redaktion überarbeitet. Vor dem Bericht über den Tod Moses sind zwei prächtige Dichtungen eingeschoben, das „Lied Moses", Dt 32, durch hinzugefügte Verse in Kap. 31 schon vorbereitet, und der „Segen Moses", Dt 33, ganz analog mit dem Abschluß der Patriarchen-Geschichte, Gn 49—50. Auf Grund dieser Gesamtschau von dem Aufbau des Buches Dt soll jetzt der „Anhang", Kap. 26, analysiert werden. Kap. 26 besteht aus drei Abschnitten: V. 1 — 11, die von der alljährlichen Ablieferung der Erstlinge am Zentralheiligtum und von der bei dieser Gelegenheit zu sprechenden Erklärung oder Bekenntnis handeln; V. 12—15, welche das bei der Ablieferung vom Zehnten jedes dritte Jahr abzugebende Bekenntnis mitteilen; und schließlich wird in V. 16—19 eine Bundeserklärung dargestellt, die mit ihrem wiederholten „heute" gewiß dafür bestimmt ist, an einer jedes siebente Jahr wiederholten Bundes-Erneuerungs-Feier ausgesprochen zu werden. Der erste Abschnitt, V. 1 —11, ist nicht einheitlich. Nach V. 10 b soll der israelitische Bauer selbst den Korb mit den Ertslingsgaben „vor Jahwe" hinsetzen, wogegen V. 3—4 diesen Akt dem Priester, „der in jenen Tagen dort sein wird", überlassen. Weiter steht das vom Bauer in V. 3 abgelegte kurzgefaßte Bekenntnis in gewisser Konkurrenz zu der feierlichen Erklärung in V.5—10. So z.B. Steuernagel a . a . O . S. 144f., der V. 1—2.5—11 seiner D 2 c-Ausgabe zugewiesen hat, und Hölscher, der a . a . O . S.215 26,1—2.5—14abß.15a zum Urdeuteronomium rechnet. In der Erklärung von V. 5—10 fällt aber auf, daß das Subjekt in V. 6—9 in der l.pers.plur. gehalten ist, wogegen V. 5 und V. 10 das Subjekt in der l.pers.sing. darbieten. Der Sprachgebrauch im plur. gefaßten Hauptteil des „kleinen geschichtlichen Credo" ist laut dem Nachweis von L.Rost, Das kleine geschichtliche Credo, 1965, S. 11—25 dt-dtr: in Dt 26,6—9 begegnen verhältnismäßig viele Wendungen, die für die Rahmenreden des Dt und die Baruch-Biographie des Jeremia charakteristisch sind. Uralt sind diese Bekenntnisworte somit jedenfalls nicht; V. 5 und V. 10, die den Geschichtsaufriß von V. 6—9 umrahmen, sind durch das sing, gehaltene Subjekt viel besser mit dem kultischen Sitz im Leben von V. 2. 10b—11 in Übereinstimmung und mögen daher die ursprüngliche Agenda bei der Ablieferung der Erstlinge sein. Nur mag V. 5b, der von der Übersiedlung nach Ägypten handelt, als sekundäre Überleitung zu V. 6—9 beurteilt werden. Für die Annahme, daß der erste Abschnitt dieses Anhangs von der dtr Redaktion herrührt, spricht ohne weiteres die Zentralisationsformel in V. 2, und daraus ergibt sich, daß die Hinzufügung von V. 3—4 als spät-dtr zu beurteilen ist. Daß vor-dt Material für die dtr Ausführung von V. 1 —11 zugrunde liegt, etwa in V. 5 a und V. 10, ist damit nicht ausgeschlossen. Ähnlich verhält es sich mit dem zweiten Abschnitt des Anhangs, V. 12—15. In seiner jetzigen Gestalt steht er als eine nähere Ausführung von Dt 14,28-29. Aber das Bekenntnis, das „vor Jahwe, deinem Gott" abgelegt werden soll (V. 13), mag Vor-dt.es enthalten (V. 14a); sonst ist alles übriges dtr, vgl. V. 13b, wo Jahwe als Subjekt zum Verb mx steht, und besonders das Gebet V. 15, wo im selben Atemzug von Jahwes heiliger Wohnung und vom Himmel (vgl. Jer 25,30 und Ps 11,4) und von der eidlichen Zusage an „unsere Väter" (vgl. V. 3; Dt 1,35; 6,23; 10,11; Jos 1,6; Jdc 2,1) geredet wird. In V. 14b befremden die Worte „Ich habe der Stimme Jahwes, meines Gottes, gehorcht" und dürfen als spät-dtr Einschiebsel gelten. 237
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Vor literarkritischen Eingriffen oder sogar Textumstellungen im Text von V. 16—19 ist zu warnen, bevor man die Bedeutung von der Hiph'il-Form von "ISN festgelegt hat. Nach Hölscher a.a.O. S.218 sind V. 16—19 unentbehrliches Bindeglied zwischen 26,15 und 28,1. Aber V. 16—19 gehören nicht zum Urdeuteronomium, sondern müssen von der dtr Redaktion herrühren: Jahwe, nicht Mose, ist das Subjekt des Verbs ms V. 16, die Häufung der Ausdrücke in V. 17b ist echt dtr, und für dtr Abfassung sprechen auch die Zitationsformeln in V. 18 und V. 19. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Es fragt sich, warum die dtr Redaktion eben diese zwei Agenden aufgenommen und weiterentwickelt und sie zusammen mit der ebenfalls dtr entwickelten Bundeserklärung V. 16—19 zwischen dem Gesetz und seiner „Fortsetzung" in Kap. 27* eingeschoben hat. Für die Beantwortung dieser Fragen lohnt es sich, den Ausgangspunkt darin zu nehmen, daß der mittlere Abschnitt, V. 12—15, eine Ausführung von 14, 28—29 darstellt. Das dt Gesetz über den Armen-Zehnten jedes dritte Jahr ist zwischen das dt Gesetz vom alljährlichen Zehnten, 14,22—27 und das ebenfalls dt Gesetz vom Erlaßjahr, jedes siebente Jahr, 15,1 — 11, gestellt. Mit dem Erlaßjahr ist laut Dt 31,9—13 der Gesetzesvortrag an der Laubhüttenfeier fest verbunden ; und so wie die Bundeserklärung von der dtr Redaktion jetzt ausgeformt worden ist, ist sie vor allem eine Verpflichtung für das Volk, das Gesetz zu halten und sich dadurch als das Gottesvolk zu bestätigen. Nun bezieht sich die erste Agenda, V. 1 — 11, nicht auf den Zehnten, sondern auf die Darbringung der Erstlinge. Das erklärt sich aber daraus, daß die dtr Redaktion als Vorlage das Bekenntnis von V. 5 a. 10 gern gebrauchen möchte, jedenfalls gebraucht hat, das von vornherein die Darbringung der Erstlinge begleitet hatte. Unter dem Einfluß von Dt 14,22—15,11 hat die dtr Redaktion die beiden für den Laien ausgeformten Instruktionen ausgewählt, nach welchen der Bauer, der Laie, die Gelegenheit eine feierliche Erklärung am auserwählten Ort abzugeben haben sollte, die erste alljährlich, die zweite jedes dritte Jahr. Am Ende ist dann die Bundeserklärung, die jedes siebente Jahr, am Laubhüttenfest des Erlaßjahres, wiederholt zu Worte kam, hinzugefügt worden. Fragt man, warum die dtr Redaktion diesen Anhang gerade zwischen dem Gesetz und seiner Fortsetzung in Kap. 27* eingeschoben hat, darf man die Antwort darin suchen, daß sämtliche drei Vorgänge nach der dtr Anschauung am Zentralheiligtum stattfinden sollten. Wie die dtr Redaktion am Anfang der Gesetze durch 12,2—12 das Alleinrecht des Jerusalemer Tempels unterstrichen hat, nicht zuletzt mit Rücksicht auf die vor-dt, von dtr revidierte, Instruktion von 11,26—32, hat sie aus denselben Beweggründen durch 26,1 — 19 nochmals das Alleinrecht des Zentralheiligtums, gegenüber von Dt 27*, hervorgehoben. Ferner hat man die Absicht gehabt zu behaupten, daß die Erstlingsgabe, die nach Dt 18,4 ein Teil der priesterlichen Einkünfte war, nicht den Landleviten übergeben werden sollte, sondern zum auserwählten Ort hingebracht werden mußte. Und wenn eine Erklärung „vor Jahwe, deinem Gott" beim Abliefern des Armen-Zehnten, das natürlich in den lokalen Gemeinden stattfand, abgegeben werden sollte, dann am auserwählten Ort, vgl. V. 15. Schließlich lenkt der Abschnitt V. 16—19 von der Bundeserneuerung die Aufmerksamkeit des Lesers des dt Buches von irgendeiner vor-dt Überlieferung einer anfänglichen Feier im Paß zwischen Garizim und Ebal ab und führt sie auf den auserwählten Ort hin, wo, laut 31,9—13, jedes siebente Jahr dem Volk das Gesetz vorgetragen werden sollte. Über das Verhältnis zwischen Erstlingen und Zehnten ist vieles geschrieben worden, 238
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vgl. vor allem Eißfeldt, Erstlinge und Zehnten im Alten Testament, BWANT 22, 1917. Abgaben sind sie beide, aber der Gesichtspunkt hinter "ltP5?a scheint mehr mit Steuer und Staat verbunden zu sein (vgl. Gn 14, 20; 28,22; 1 S 8,17; Am 4,4) als es mit n ' r ö n der Fall ist. Die Erstlingsgabe ist zugleich das „Erste" und das „Beste", das Wort ist mit dem altisraelitischen Ackerbau intim verbunden (Ex23,19; 34,26; Lv 23,10; Hos 9,10). Ein Nachhall des dt Gesetzes ist in Neh 12,44 zu finden. Die vor-dt Erklärung von V. 5aa.l0 dürfte nordisraelitischen Ursprungs sein. „Der umherirrende Aramäer" ist nicht, wie Horst Seebass, Der Erzvater Israel, BZAW 98, 1966, behauptet, Abraham, sondern kein anderer als der Patriarch Jakob, der vom Ostjordanland via Machanajim und Penuel nach Sichern und Bethel herankam. Darum hat die dtr Redaktion das Bekenntnis mit V. 5aßy.b-9 erweitern können, die von der Übersiedlung der Familie Jakobs nach Ägypten erzählen. Diese Erweiterung ist als ein Gemeindebekenntnis ausgeformt. Als solches enthält sie die grundlegenden Elemente der israelitischen Heilsgeschichte, so wie sie in der Exodus-Josua-Überlieferung schon vor D dargestellt worden ist, mit Ausnahme der Sinai-Überlieferung, die weder hier, noch in Jos 24,2—13, erwähnt worden ist, vgl. dazu v.Rad, Das formgeschichtliche Problem des Hexateuchs, 1938, passim. Als Ergänzung zu Dt 26,5aa. 10 war eine Erwähnung der Sinai-Überlieferung aber auch nicht am Platz. Denn V. 5aa.l0 ist auf dem Gegensatz zwischen umherirrenden Nomaden und der seßhaften Bauernbevölkerung aufgebaut, und die „Lücke" zwischen diesen beiden „Perioden" ist durch die relevanten Abschnitte des grundlegenden Kerygmas ausgefüllt worden. Darum lassen sich nicht all zu weitgehende Folgerungen von dem Unerwähntsein der Sinai-Überlieferung in Dt 26 ziehen. Mit Rücksicht auf die vor-dt Erklärung von V. 14 a darf bemerkt werden, daß sie eigentlich voraussetzt, daß man vom Zehnten doch essen oder davon zum Toten-Opfer etwas geben konnte, was dem dt Gesetz vom Armenzehnten 14,28—29 nicht entspricht, nach welchem der ganze Zehnt den Armen überliefert werden sollte. Daraus folgt, daß diese Erklärung vor-dt.s Ursprungs sein muß, und dann eher in Beziehung zum „allgemeinen" Zehnten als zum Armenzehnten gestanden hat. Zur Form der Erklärung, vgl. unten. Hinter der Bundeserklärung von V. 16—19 steht die in der spät-vorexilischen, exilischen und früh- nachexilischen Literatur so oft bezeugte Bundesformel: Ich, Jahwe, will euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein, vgl. Jer 24,7; 30,22; 31,1.33; 32,28; Ez 11,20; 14,11; 36,28; 37,23.27; Sach 8,8. Für die Geschichte und Vorgeschichte dieser Bundesformel, vgl. R. Smend, Die Bundesformel, ThSt, H.68, 1963. Es entspricht völlig der Zielsetzung der dtr Redaktion, daß diese Formel mit Erweiterungen bereichert worden ist, die den Nachdruck auf die Gesetzesbeachtung des Volkes legen. Durch seine Erklärung hat das Volk bekanntgegeben, daß es dem Gesetz Gehorsam leisten wollte, V. 17. Und Jahwe hat durch seine Erklärung gesagt, 1) daß Israel sein Eigentumsvolk sein sollte, und 2) daß das Volk alle seine Befehle halten sollte (V. 18), und, in einer Art Parallelismus dazu, 3) daß Jahwe das Volk hoch über die Völker erheben wollte, und 4) daß das Volk dadurch ein seinem Gott geheiligtes Volk werden sollte, vgl. 7,6. Formkritik und Struktur. Die kultische Instruktion von V. 1 — 11 ist mit einem Konditional-Satz eingeleitet, V. 1, nach welchem dann der Laie durch eine Reihe von perfekta consecutiva über die ganze Prozedur beim Abliefern der Erstlinge unterrichtet wird: (V. 2) „Du sollst nehmen.in einem Korb legen.gehen. (V. 5) das Wort nehmen.sagen. (V. 10) den Korb hinstellen.dich niederwerfen. (V. 11) dich freuen". Seitz a. a. O. S. 244 hat darauf aufmerksam gemacht, daß die gleichmäßige Darstellung des Verlaufs einer 239
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kultischen Handlung durch lauter Anordnungen im perfectum consecutivum an die Form der Rituale, die Rendtorff in den Gesetzen der Priesterschrift aufgezeigt und beschrieben hat, erinnert (vgl. Rendtorff, Die Gesetze in der Priesterschrift, FRLANT 62, 1963, S.6.12). Es fragt sich, ob der Laie bei dieser kultischen Handlung von den Priestern her als Gegenleistung etwa eine Danksagung oder Segen empfangen hat. Der Vermutung Seitz' a . a . O . S.273, daß die in 28, 3—6 vorliegende ^"D-Reihe vielleicht einmal ein Abschiedssegen nach der Ablieferung der Erstlingsfrüchte gewesen sei, stimmt man gern bei. Daraus darf gefolgert werden, daß die dtr Redaktion diesen Teil der Agenda weggeschnitten hat, um ihn in einem anderen Zusammenhang benützen zu können. Während sich die kurze Erklärung von V. 5aa.l0 besonders durch den deklarativen Gebrauch von der l.pers.sing.Perfektum Tlipn n?n auszeichnet, ist das „Geschichtskompendium" von V. 5aßy.b-9 durch eine Reihe von konsekutiven Imperfekta gekennzeichnet. Es wird erzählt, daß der Ahnherr nach Ägypten zog, dort als Fremdling lebte und dort zu einem großen und zahlreichen Volk wurde, V. 5. Jetzt wechselt das Subjekt, es wird von den Ägyptern erzählt, daß sie das Volk mißhandelt haben, aber der im Einklang mit seinem Volk befindliche Bekennende erzählt, was mit „uns" geschehen ist, V. 6, und wie „wir" zu „unserem" Gott geschrien haben, um gerettet zu werden, V. 7. Und „uns" hat Jahwe von Ägypten her herausgeführt, V. 8 und „uns" in dieses Land hineingebracht, V. 9. Der ursprüngliche Sitz im Leben einer solchen Geschichtsdarstellung ist wohl kaum in der Darbringung der Erstlinge zu suchen. Er gehört vielmehr einer Dankfeier für die Ernte an (vgl. Ps 136) und mag dann später auch als eine Art Vorsatz zum Bußgebet gebraucht werden können, vgl. Neh 9,7—15. In Anrede an das Volk wird er weiter in der dtr Geschichtsschreibung verwendet, vgl. vor allem Jos 24,2—13. Der zweite Abschnitt, V. 12—15, wird ebenfalls durch einen Konditionalsatz eingeleitet, V. 12 a, und der Laie wird auch hier durch eine Reihe von perfecta consecutiva unterrichtet: . . . rnaiO . . . nnrui. In der Erklärung von V. 13 sind die Perfekta aber nicht mehr deklarativ, sondern berichten von der Vollendung einer Handlung, Vfiri} . . . ' R t ? ? , und, mit negativer Formulierung, von der sorgfältigen Beachtung der göttlichen Verbote, 'rirnir X'1? . . . Mit den beiden negativen Formulierungen ist der Weg zu den ursprünglichen „negativen Konfessionen" in V. 14b gebahnt worden. Die drei Erklärungen in V. 14a, mögen, wie schon oben angedeutet worden ist, mit der Ablieferung des Zehnten zusammengehört haben, so daß sich das Suffix im dreifachen 13SQ auf eine vorhergehende Erwähnung von bezieht. Für eine etwaige Bundeserneuerungsfeier als Sitz im Leben von 26, 16—19 spricht besonders der Ausdruck ntn OVO, V. 16, und Di-'O in V. 17—18. Es spricht der Leiter der Festversammlung, der Gesetzessprecher, wie einst Mose zu seinem Volk gesprochen hat. 1 Die Einleitung lautet beinahe wie 17,14, nur steht in Kap. 26 als Prädikat zum Objekt (vgl. 4,21.38; 19,10; 20,16; 21,23; 24,4 - dtr). 2 fi'WNT, die Erstlinge. Die Frage Steuernagels a. a. O. S. 114: „der zuerst geernteten (oder der vorzüglichsten?) Früchte" darf mit J. Pedersen, Israel, Its Life and Culture I I I - I V , 1946 S.300, beantwortet werden: „partly the first, partly the best", und: jede Ganzheit war in ihrem ersten Anfang konzentriert. Von den beiden Relativsätzen fehlt der erste in LXX, und der zweite wiederholt den Relativsatz von V. 1. Hier, in V. 2, enthält er eine leise Korrektur zum vorhergehenden Relativsatz: was du aus deinem Lande einbringst, - ja, wohlgemerkt, das Land, das Jahwe dir geben wird. Versehentlich, 240
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durch homoioarkton oder absichtlich, durch theologisches Bedenken, haben die griechischen Übersetzer den ersten Relativsatz ausgelassen, den zweiten dagegen beibehalten. K'DH in Verbindung mit Opfergaben bedeutet in Dt sonst „zum Heiligtum bringen", vgl. 12,6.11; 23,19, und, hier, V. 10. In V. 2 darf es in Analogie mit 2 S 9,10 und Hag 1,6 mit ernten oder einbringen übersetzt werden. N3Ü ist für Transport von Baumfrüchten und Trauben ebenso gut geeignet wie für Garben. Die Darbringung der Erstlinge läßt sich darum nicht eindeutig mit dem Wochenfest verbinden. 3—4 Zusätzliche Verdeutlichung. Tatsächlich war laut 18,4 n'tPN"! für die Priester bestimmt. 5 Die Wortverbindung "ION . . . H3S7 wird von besonders feierlichen Erklärungen verwendet, vgl 1,14.41; 21,7; 25,9; 27,14.15; Jos 24,16. Das Bekenntnis soll „vor Jahwe, deinem Gott" abgelegt werden, ursprünglich ist damit hier vielleicht das lokale Heiligtum gemeint. 'DK 13N 'ans, mit nachdrücklicher Assonanz (v. Rad, Das fünfte Buch Mose. Deuteronomium S. 114) steht hier, als Nominalsatz, um den Hintergrund für die feierliche Erklärung von V. 10 hervorzuheben. Jetzt durch die Geschichtserzählung von V. 5aßy.b-9 erweitert. 'anx heißt Jakob sonst nicht, sondern nur Betuel, Gn 25,20, und Laban, Gn 28,5; 31,20.24. Als Sohn von Rebekka und Großenkel vonTerach war er aber Aramäer und konnte ja auch mit keinem anderen Volksnamen ausgestattet werden. „Israel" wurde er erst, nachdem er in das gelobte Land wieder hineinkam, Gn 32,24—32 und 35,9—10. Das Verb "HS wird mehrmals von umherirrendem (und beinahe verlorenem) Vieh gebraucht, vgl. 1 S 9,3.20; Ps 119,176. Der Gegensatz zwischen dem umherirrenden Nomaden und dem ansässigen Vollbürger soll unterstrichen werden. Die heilsgeschichtliche Erzählung, die zwischen diesen beiden Sätzen eingefügt worden ist, will die Veränderung der Lage Jakobs durch eine Heilstat Jahwes erklären. Die Vermutung Beeks, Das Problem des aramäischen Stammvaters: Dt 26,5, OTS 8, 1950, S. 193—212, daß die „Lücke" zwischen V. 5 a und V. 10 einmal durch eine ganz andere Erzählung ausgefüllt war, die den Ursprung des israelitischen Jahweglaubens mit Exodus und Mose gar nicht verband, hat mit Recht nicht die große Zustimmung gefunden. Ähnliches gilt von der These Carmichaels, A New View of the Origin of the Deuteronomic Credo, VT xix [1969] S. 273-289, der, ausgehend von der Ähnlichkeit des dtr Credos in Kap. 26 mit der Rede Israels an seinem Bruder Edom in der „KadeschÜberlieferung" von Nu 20,14—16, diese letztgenannte Überlieferung als Vorlage für das Credo beurteilt und dadurch versucht, die auffallende Bezeichnung Jakobs als umherirrenden Aramäer zu erklären. TT], vgl. Nu 20,15, wo dann statt des Verbs "III das Verb atT'' benutzt wird. Der Gegensatz „mit wenigen Leuten" - „zu einem großen, starken und zahlreichen Volk" auch nicht in Nu 20,15. 6 Das Verb Ï5H, vgl. Nu 20,15, wird dort jedoch nicht mit dem Verb HJ37 oder mit nwp mns; i n j weiterentwickelt. 7 wie Nu 20,16, der aber keine Paralle zu V. 7b enthält. 8 Das Zentrum des Exodus-Bekenntnisses in Nu 20,16: UNX'] ^ a r f ? ^ ! ist mit Rücksicht auf Ex 23,20 ausgeformt worden. 9 njn Di pan ist mehrdeutig. Nach V. 2 möchte man an Jerusalem oder an einen seiner zwei Vorläufer, die bei Dtr eine Rolle spielen, denken, d.h. Gilgal oder Silo, die beiden Orte, wo Josua das Land an die Stämme verteilte, Jos 14,6 und 18,1. Nach Jer 7,3.7 (3er/ Dtr) wäre es auch möglich, njn Dipan als Parallele zu ns-TH T")Sn zu deuten. 10 inmni, das Suffix bezieht sich auf njt?, V. 2, vgl. V. 4. 241
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12 Nach der Anschauung der griechischen Übersetzer muß man jedes dritte Jahr sowohl den normalen Zehnten als auch den Armenzehnten darbringen. Aber dies widerstreitet 14,28—29, auch nach der LXX-Fassung. 13 Das von Dtr ausgeformte Bekenntnis steht im Einklang mit der Einleitung in V. 12: i n s n n -lipyn-^-nx lirv'7 n^ori 'S. Das Verb ' r n g ? für „ausräumen" aus dem alten Bekenntnis V. 14 geholt. Durch das Wort t2?TTj?n wird der Armenzehnt auf gleiche Stufe mit den heiligen Abgaben (12,16) gestellt. In der Wendung T i t f ? ? ? ' i H S ? ^ vertritt die Präposition "ja den partitiven Genitiv, und das Verb "135?, „übertreten", wird wie in 17,2; Jos 7,15 (Objekt Hin1 I V O ) gebraucht. 14 Als der Zehnt noch in seinem Hause war, hat er im Trauerstand nichts davon gegessen, auch nichts davon, wenn er ähnlich unrein war, ausgeliefert, oder irgendetwas davon zu einer Mahlzeit im Trauerhaus geliefert, der Zehnt ist von allem Unreinem abgeschirmt, ist wirklich verblieben. U m ein Totenopfer im eigentlichen Sinne handelt es sich wohl nicht. 15 Laut Ps 102,20 schaut Jahwe von seinen heiligen Höhen herab, vom Himmel her. 113773 sonst Jer 25,30; Sach 2,17. Im Gebet faßt sich der Betende mit seinem Volk zusammen, daher die l.pers.plur. in V. 15b. 16 Der dritte dtr Anhang ist durch das wiederholte DV?l als liturgisch gekennzeichnet; aber statt eines Hinweises auf eine konkrete kultische Feier wird eine kurze GesetzesParänese dargeboten, wohl um den Abschluß-Charakter des Abschnittes V. 16—19 zu unterstreichen. Mit den Worten I^Si'^DDI klingt ein Echo vom Anfang der Paränese 6,5 nach. 17—18 Zur Diskussion von der Bedeutung der im Alten Testament nur hier vorkommenden Hiplril-Form des Verbums IHK, vgl. Th.C.Vriezen, Das Hiphil von 'amar in Deut. 26,17.18, J E O L 17 [1963] S . 2 0 7 - 1 0 und R. Smend a . a . O . S.8: „nach Ben Yahuda: proklamieren, für die eine Hälfte, die Erklärung des Volkes, würde noch besser passen: akklamieren." Die Folgerung beider Erklärungen ist Gesetzesbeachtung, was sich mit dem vermutlichen Sitz im Leben (Bundeserneuerungsfeier) gut verträgt. Bemerkenswert ist, daß sich die beiden Zitationsformeln V. 18 und V. 19 an die Zusagen Jahwes anknüpfen. Zu nVjD DJ? und l'H^S nin1"? i m j r a y , vgl. 7,6. 19 Zum Hochstellen über alle anderen Nationen, vgl. 28,1. Das Ziel dieses Hochstellens ist durch die drei Worte „Lob", „Ruhm", und „Verherrlichung" angegeben, die freilich ohne Suffixe dastehen, so daß man immerhin im Zweifel darüber schwebt, ob die Verherrlichung des Volkes oder die seines Gottes (vgl. 10,21) gemeint ist.
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Ritual zwischen Garizim und Ebal
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27,1—26 Ritual zwischen Garizim und Ebal Anordnungen für Gesetzes-Stelen auf dem Ebal und Altarbau auf dem Garizim, für Segen- und Fluch-Zeremonien. Ein Fluch-Dekalog 1
Und Mose und die Ältesten Israels befahlen dem Volk 3 : Folget dem ganzen Befehl, den ich euch heute befehle. 2 An dem Tag, da ihr den Jordan überschreitet in das Land hinein, das Jahwe, dein Gott, dir geben wird, sollst du dir große Steine aufrichten und sie mit Kalk übertünchen, 3und du sollst auf sie alle die Worte dieses Gesetzes schreiben, wenn du hinüberkommst, damit du hineingehen kannst in das Land, das Jahwe, dein Gott, dir geben wird, ein Land, das von Milch und Honig fließt, wie Jahwe, der Gott deiner Väter, dir gesagt hat. 4 Und wenn ihr den Jordan überschreitet, sollt ihr diese Steine, über die ich euch heute Befehl gebe, auf dem Berg Ebal 3 aufrichten, und du sollst sie mit Kalk übertünchen. 5 Und du sollst dort einen Altar für Jahwe, deinen Gott, bauen, einen Altar aus Steinen, gegen welche 3 du kein Eisen geschwungen hast. 6 Aus unbehauenen Steinen sollst du den Altar Jahwes, deines Gottes, bauen, und auf ihm sollst du Ganzopfer für Jahwe, deinen Gott, darbringen, 7 und Friedensopfer 3 schlachten und dort essen, und du sollst dich vor Jahwe, deinem Gott, freuen. 8 Und du sollst auf die Steine alle die Worte dieses Gesetzes schreiben, besonders deutlich. 9 Und Mose und die Priester, die Levitena, sprachen also zu ganz Israel: Sei still und höre, Israel! Heute bist du zum Volk Jahwes, deines Gottes, geworden. 10 Und du sollst auf die Stimme Jahwes, deines Gottes, hören, und seine Befehle und seine Vorschriften tun, die ich dir heute befehle. 11 Und Mose befahl an jenem Tag dem Volk also:12 Die folgenden sollen sich auf den Berg Garizim stellen, um das Volk zu segnen, wenn ihr den Jordan überschreitet: Simeon, Levi, Juda, Issachar, Joseph und Benjamin. 13 Und die anderen sollen sich um des Fluches willen auf den Berg Ebal stellen: Rüben, Gad, Asser, Sebulon, Dan und Naphtali. 14 Und die Leviten sollen das Wort nehmen und zu all den Männern Israels mit lauter Stimme sagen: 15Verflucht sei der Mann, der ein Gottesbild, ein Gußbild, macht, ein Greuel für Jahwe, das Werk der Hände eines Handwerkers, und es insgeheim aufstellt! Und das ganze Volk soll antworten und Amen sagen. 16 Verflucht sei, wer seinen Vater oder seine Mutter geringschätzt!3. Und das ganze Volk soll Amen sagen. 17Verflucht sei, wer die Grenze seines Nächsten verrückt! Und das ganze Volk soll Amen sagen. 18 Verflucht sei, wer einen Blinden auf dem Wege irreführt! Und das ganze Volk soll Amen sagen. 19Verflucht sei, wer das Recht des Fremdlings, der Waise oder der Witwe beugt! Und das ganze Volk soll Amen sagen. 20Verflucht sei, wer bei der Frau seines Vaters liegt, denn er hat den (Gewand-)Zipfel seines Vaters aufgehoben! Und das ganze Volk soll Amen sagen. 21Verflucht sei, wer bei einem Tiere liegt! Und das ganze Volk soll Amen sagen. 22Verflucht sei, wer bei seiner Schwester, der 243
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Tochter seines Vaters oder der seiner M u t t e r 3 , liegt! U n d das ganze Volk soll A m e n sagen. 23 Verflucht sei, wer bei seiner Schwiegermutter liegt! U n d das ganze Volk soll A m e n sagen. 24 Verflucht sei, wer seinen Nächsten insgeheim tötet! U n d das ganze Volk soll A m e n sagen. 25 Verflucht sei, wer Gabe empfängt, um eine Person zu töten, unschuldiges Blut! U n d das ganze Volk soll A m e n sagen. 2 6 Verflucht sei, wer die Worte dieses Gesetzes nicht aufrechterhält, indem er sie tut! U n d das ganze Volk soll A m e n sagen. la
In LXX sind die Worte Dtfrrnx weggelassen. Ein Objekt für 12T] ist aber kaum entbehrlich, und der Singular in V. 3.5.8 verbietet es, das Objekt in ViOtt?1 ^pT (nach dem Vorschlag in BHS) zu 4a finden. ^¡Ottf1 ^pTI mag übrigens redaktioneller Zusatz sein. MT "IH3, so auch in den 5a alten Übersetzungen, ist sam: D ' n i I n a gegenüber durchaus im Recht. Das Suffix der 7a 3.pers.masc.plur. braucht nicht (mit mas. und sam MSS) geändert zu werden. LXX A F fügt in 9a (falscher) Analogie mit V. 6 xupiq) (toj Ösco aou) hinzu. LXX A und Pesch lesen zu Unrecht „die Priester und die Leviten". ^n D'Jrpni mag übrigens redaktioneller Zusatz sein, vgl. 16a 22a V. 1. 2 MSS lesen, wie in der riH ! P-rria-ReihevonEx21, V??? statt n^pa. Die Lesart in LXX B „bei der Schwester seines Vaters oder der seiner Mutter" ist gewiß sekundär.
Literarkritisches. Fast alle, die sich mit Analysen oder Kommentierung des Buches Deuteronomium beschäftigt haben, finden in Kap. 27 spätere Hände am Werk. Der Ausgangspunkt ist meistens, daß die Rede Moses, die mit dem Anhang von Kap. 26 zu einem vorläufigen Ende gekommen war, von ihrer Fortsetzung im 28. Kapitel durch Kap. 27 auffällig getrennt worden ist. 27,1 und 9 und 11 sprechen von Mose in der 3.pers.sing., in den Einleitungen zu den Anordnungen für Gesetzes-Stelen und Alterbau, V. 1—8, zum Befehl zum schweigenden Zuhören des Gesetzesvortrags, V. 9—10, und zur Verteilung der Stämme im Paß zwischen den Bergen Garizim und Ebal, damit sie den Segen und den Fluch sprechen, V. 11 —13. Und es folgt der sogenannte Fluch (Do)dekalog, V. 14—26, der einer anderen Gattung angehört als die Segnungen und Verfluchungen von Kap. 28. Darüber hinaus ist Kap. 27 inhaltlich und literarisch mit 11,26—32 und Jos 8,30—35 verwandt; und vom Charakter des Sekundären ist namentlich Jos 8,30—35 ganz offensichtlich geprägt. Selbst Dillmann a. a. O. S. 364 muß die Folgerung zugeben, „daß hier nicht mehr reiner Text des D, sondern eine Gestaltung durch spätere Hände vorliegt." Nur meint er, wie viele Andere, behaupten zu können, daß V. 9—10 zum ursprünglichen Zusammenhang mit 26,16—19 und 28,lff. gehören. Eine ausführliche kritische Auseinandersetzung mit Kap. 27 hat Hölscher a. a. O. S. 218—221 geliefert: Zur gegenwärtigen Gestalt ist das Kapitel durch eine Reihe von spät nachexilischen Beiträgen und Glossierungen hie und da herangewachsen. Die pluralischen Sätze von V. 1 —4 haben von den im Gilgal aufgerichteten Steinen (Jos 4) gesprochen, die singularischen Sätze im selben Abschnitt haben diese Steine in Inschriftssteine umgewandelt, und eine dritte Hand hat dann in V. 5—8, vom Altargesetz von Ex 20,5 ausgehend, diese Steine mit dem Altarbau vermischt. Nachdem die Mose-Rede nun einmal unterbrochen worden war, hat ein vierter V. 9—10 hinzugefügt, um zu Kap. 28,1 ff. überzuleiten. Ein fünfter hat im Hinblick auf die Segens- und Fluchsprüche von Kap. 28 nach V. 10 die Verse 11 — 13 konstruiert, die man mit all ihrer Wunderlichkeit kaum einem der alten Sagenerzähler zusprechen kann. Schließlich hat ein sechster den FluchDekalog hinzugefügt, der ja nur eine beliebige Auswahl aus dem Deuteronomium, Bundesbuch und Heiligkeitsgesetz ausmacht. „Die Leviten als Sprecher und das mit 244
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Amen respondierende Volk erinnern an Neh 8. Die Entstehungszeit ist damit bestimmt." Mit dieser Analyse stimmt die von Steuernagel a. a. O. S. 146—50 dargebotene im Wesentlichen überein, nur hält Steuernagel daran fest, daß die elohistische Quelle, und das heißt: eine vorexilische Überlieferung, hinter den Versen 5—7 steht. Indessen, wenn man bedenkt, daß Dt 26 weder zum Urdeuteronomium, noch zur dt Redaktion gehört, wird die Abschreibung von Kap. 27 als in seiner Ganzheit durchaus spät hinfällig. Die dt Gesetzessammlung war mit 25,16 zu Ende gekommen. Wie unmittelbar vor dieser Sammlung eine Segen- und Fluch-Zeremonie annonciert war, die im Paß zwischen den beiden Bergen von Garizim und Ebal stattfinden sollte, wird hier, unmittelbar nach dieser Sammlung eine nähere Ausführung dieser Anordnung dargeboten. Wie die Annoncierung in Kap. 11 von dtr Aussagen umrahmt worden war, so ist es auch hier in Kap. 27 der Fall. Der am meisten, und den Meisten, auffallende Unterschied zwischen der Annoncierung in Kap. 11 und der Ausführung in Kap. 27 ist der Neuansatz in 27,1 „Und Mose gebot dem Volke". Ein solcher Neuansatz aber ist sachlich unentbehrlich; denn während die Gesetze der Sammlung für das Leben Israels im gelobten Lande für alle Zeiten geltend gemacht worden sind, handelt die Zeremonie von Kap. 27 von der Bestätigung des Inkraftsetzens der Gesetze. Entsprechend der nord- und all-israelitischen Perspektive des Deuteronomismus wird eine vor-dt Überlieferung von einer Segen- und Fluch-Zeremonie dazu benützt, ein solches Inkrafttreten mit liturgischem Material auszustatten. Freilich hat es die spätere dtr Übermalung dieser Überlieferung besonders schwierig gemacht, genau festzustellen, was zum Ur-Dt gehört hat und was nicht. Es scheint, daß die dtr Redaktion bewußt die ursprüngliche Überlieferung hat verschleiern wollen. Das ist ihr auch gelungen. Aus dieser Sicht läßt sich der dt Ur-Text folgendermaßen rekonstruieren: V. 1 (ohne „und die Ältesten Israels"), V. 4 (die 2.pers. plur. durch V. 1 gefordert, in V. 4b Rückkehr zur 2.pers.sing.). V. 8 und V. 5—7 (in V. 5 ist, statt „dort", als ursprüngliche Lesart „auf dem Berg Garizim" zu vermuten). Dieser Ur-Text (V. 1.4.8.5*.6—7) bedeutet eine konkrete Ausführung von dem, was in 11,29b angedeutet worden ist: „Und du sollst den Segen auf den Berg Garizim, den Fluch auf den Berg Ebal legen". Sekundäre, und teilweise mißverstandene, Ausführungsversuche sind V. 11 — 13 und V. 14—26. Nur V. 9—10* bleiben als ursprüngliche Überleitung zu den Verfluchungen in Kap. 28 übrig. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. Die dt Redaktion hat eine vor-dt Überlieferung benutzt, die hinter Jos 24, das in seiner Jetztgestalt von Dtr geprägt worden ist, auch zu spüren ist. In seiner Ur-Fassung hat Jos 24 vielleicht davon gehandelt, wie sich das „Haus Josef" als ein Jahwe-verehrender Verband von Stämmen konstituiert hat am Baumheiligtum in der Nähe von Sichern, vgl. Nielsen, Shechem, 1959, S. 86—141. Von einer dtr Redaktion ist diese Überlieferung derart umgeformt worden, daß sie jetzt ein Geschehnis von all-israelitischer Tragweite darstellt: der Bundesschluß zwischen Jahwe als Gott Israels und den zwölf Stämmen als dem Volk Jahwes; und diesen Bund hat Josua nach der Eroberung des ganzen gelobten Landes an dem Sichemitischen Baumheiligtum vermittelt. Hier in Dt 27,1.4.8.5—7 wird von der Eroberung nichts gesagt. Sollte es einmal einen Satz darüber gegeben haben, etwa nach V. 4 aa, ist er von der dtr Redaktion geopfert worden, um die grundlegende Überlieferung mit dem Zusatz von V. 2—3 auszugleichen. Mit diesem dtr Zusatz wird nachdrücklich betont, 1) daß die Gesetzesstelen sofort nach dem Übergang über den Jordan aufgerichtet werden sollen, und 2) daß eine solche Handlung den erfolgreichen Eingang ins gelobte Land zusichern kann. Die 245
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nötige Schlußfolgerung hat die dtr Redaktion bereits in Dt 11,30 gezogen: die Szene muß nach Gilgal versetzt werden. Ein weiterer redaktioneller Eingriff ist in der Umstellung von V. 5—7 und V. 8 zu beobachten: die Anordnung über den Altarbau ist jetzt ganz von der Anordnung von Gesetzesstelen umrahmt, und der Altarbau ist zum Berg Ebal verlegt. Schließlich sind „die Ältesten" in V. 1 eingefügt und neben Mose gestellt, in Verbindung mit der Weiterentwicklung von Kap. 27. Sie sind aufgeführt als Mitverantwortliche für die Aufzeichnung der Gesetze auf den Stelen, denn sie kamen ins gelobte Land hinein, was dem Mose verweigert worden war. Eine Sonderüberlieferung von zwölf, wohl ursprünglich zehn, Verfluchungen derer, die heimliche Verbrechen begehen, ist dazu benutzt worden, eine Zeremonie zu skizzieren, durch die das Volk seine Zustimmung zu grundlegenden religiös-moralischen Prinzipien öffentlich gibt, V. 14—26. Ob die Rolle der Leviten an dieser Zeremonie reine Dichtung oder ein Spiegelbild spät-nachexilischer Verhältnisse ist, steht dahin. Die Hinzufügung von dieser Überlieferung stellt einen Versuch dar, den „Fluch auf dem Berg Ebal" greifbar zu machen. Ein anderer, von dem vorgenannten recht verschiedener Versuch liegt in V. 11 — 13 vor; hier wollte man „den Segen auf dem Berg Garizim" veranschaulichen; zu diesem Zweck hat man das Volk in einen südlichen und einen nördlichen (und transjordanischen) Teil aufgegliedert und die zwei Teilen auf den südlichen und den nördlichen Berg verteilt. Die beiden Zeremonien, die jetzt zwischen 27,1 — 10* und dem FluchKatalog von Kap. 28 hineingeschoben sind, haben schließlich ihre besondere Einführung durch eine Umgestaltung von V. 9—10 bekommen, ganz parallel mit der dtr Redaktion von V. 1. So wird die Durchführung dieser Zeremonien den Leviten überantwortet, auch sie kamen ja ins gelobte Land hinein, was dem Mose verweigert wurde. Die Ausgestaltung von V. 9b mag von Stellen wie Hab 2,20; Sach 2,17 und Neh 8,11 abhängig sein. Traditionsgeschichtlich ist der älteste Bestandteil, die Überlieferung vom Altare auf dem Garizim, irgendwie mit der Jakob-Sichem Überlieferung von Gn 33,18—20 verwandt, die ihrerseits eine Voraussetzung von Gn 12,6—7 gebildet hat. Gerade in einem heilsgeschichtlichen Aufriß erregt eine solche Überlieferung keinen Anstoß für eine dt Theologie. Hier ist sie außerdem durch ihre Zusammenstellung mit den Gesetzesstelen auf dem Berg Ebal ganz harmlos gemacht. Eine andere Sache ist es, daß die samaritanische Gemeinde späterhin, und durch Textkonjektur (V. 4 „Garizim" statt „Ebal") in Kap. 27, einen Schriftbeweis für ihre gottesdienstliche Praxis fand. Ein Zusammenhang zwischen Gesetzgebung und errichteter Stele ist Jos 24,26 vorhanden, aber die Überlieferung von Dt 27,4.8 ist ganz anders ausgestaltet als die von Jos 24,26. Später hat die dtr Redaktion die Gesetzes-Stelen mit den Denkmälern vom Übergang über den Jordan bei Gilgal, Jos 4,2—4, vermischt. Woher der Fluch-Dekalog stammt, entzieht sich unserem Wissen. Zur Gattung, vgl. unten Formkritik. Die Verfluchung in V. 19 lautet rein dt, das Verbrechen scheint nicht besonders „geheim" zu sein, und der Vers mag, zusammen mit V. 26, dessen Inhalt ebenfalls ganz dt ist, hinzugefügt sein, um die Zwölfzahl zu erreichen. Hinter der großartigen Szene, die in V. 12—13 ausgemalt wird, steht sicher keine alte Überlieferung, sondern nur Schreibtisch-Exegese von Dt 11,29. In Jos 8,33 ist die Auslegung ein bißchen abweichend, insofern sämtliche Stämme in das Tal zwischen den beiden Bergen gebracht worden sind. Formkritik. Hier soll es sich nur um V. 9 und V. 14—26 gehen. In V. 9, wie er jetzt vorliegt, deutet der Ausdruck rrtri Di-'H auf eine Artverwandschaft mit 26,16—19 hin, und daß hier an eine kultische Feierlichkeit gedacht worden ist, wird überdies durch 246
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VDW und durch die Aufforderung zum Schweigen nahegelegt. „Die ganze Erde" (Hab2,20), „Alle Menschen" (Sach 2,17, wörtlich „Alles Fleisch") schweigt, wenn Gott erscheint. Laut dem Überleitungsvers, V. 10, läßt Jahwe, der Gott Israels, seine Stimme hören. Im Ganzen haftet etwas Ungeschicktes an dieser dtr Re-Konstruktion, wie sie jetzt steht. Der Fluch-Dekalog hat mit dem Dekalog von Kap. 5 dies gemein, daß er möglichst viele Gebiete decken will; er unterscheidet sich aber von dem klassischen Dekalog dadurch, daß die Verbrechen vor allem geheime Taten sind. Sehr erwägenswert ist die These von G.Wallis, Der Vollbürgereid in Deuteronomium 27,15—26, HUCA XLV [1975] S. 47—63, nach welcher die Auswahl der mit dem Fluch bedrohten Übertretungen auf eine Zeremonie hinweisen möchte, durch welche die junge Männer in die Kreis der V,nn","li33i aufgenommen wurden. Die Zeremonie, die jetzt von der dtr Redaktion vorgeschrieben ist, hat den Charakter der Entsagung und ist darum mit den „negativen Bekenntnissen" von 26,13—14 verwandt. 1 Wie die Leviten-Priester in V. 9 an die Seite Moses gestellt worden sind, um ihre Mitverantwortung für das in V. 9—26 Geschilderte zu unterstreichen, so gleichfalls die Ältesten Israels hier in V. 1. Infinitiv als Imperativ verwendet. 2 n a s r i "itfl? Di1? rrrn, es wird betont, daß die Errichtung der Stelen und das Aufschreiben des Gesetzes sofort nach dem Übergang über den Jordan, und das heißt: bei Gilgal (vgl. 11,30), stattfinden soll. Weil V.3 mit seinen Worten in,'?5? nanai nktn rninn na , r'73"n8 einfach V. 8a zitiert, ist der ganze Nachsatz von V. 2 b - 3 im 2.Sing, geformt. Die Sitte, große Steine mit Kalk zu übertünchen, um darauf schreiben zu können, war besonders in Ägypten geläufig. 3 Echt dtr ist, daß das Niederschreiben des Gesetzes eine Vorbedingung für die Eroberung des gelobten Landes ausmacht. Auch darum ist die ganze Szene von 11,29-30 und 27,1-8 nach Gilgal verrückt. 4 Ursprüngliche Fortsetzung von V. 1, mit der Ausnahme, daß fi"?!? D^DX (vgl. V. 2) durch „diese Steine, über die ich euch heute Befehl gebe" (vgl. V. 2), ersetzt worden sind. Zu den Bergen Ebal und Garizim, vgl. zu 11,30. Ursprüngliche Fortsetzung von V. 4 findet man V. 8, denn die in diesem Vers genannten Steine sind die Gesetzesstelen und haben mit den Altarsteinen auf dem Garizim nichts zu tun. 5 Wie oft vermutet, ersetzt das DtP eine geographische Angabe; hier kann es nur der Garizim sein. V. 5b, vgl. das Altar-Gesetz von Ex 20,25. 6—7Den unbehauenen Steinen, D'ö^ffi1 D^ag, aus denen der Altar gebaut werden soll, entspricht in V. 7 der nur hier in Dt vorkommende Name des Schlachtopfers, D'ö1?^. Verglichen mit 12,7.12.18-19; 14,26f.; 16,11-12.14 scheint der Abschluß ^S1? nnötT] l'H^K rnrr eine Abkürzung zu sein. Aber es handelt sich hier um eine einmalige Siegesfeier nach der Einnahme des gelobten Landes. 8 Zu den Worten aö'n "IK3, vgl. 1,5. Nach GKa §113k steht der Inf.abs. aB'n als adverbielle Verstärkung des gleichfalls adverbiellen Inf.abs. "1X3. 9 Der Ausdruck DSV?D D'JtJSD echt dtr, vgl. 17,9.18; 18,1; 24,8. n?on, Imper.Hiph'il, das Verb nur hier im A. T. In Hab 2,20, Zeph 1,7 und Sach 2,17 wird die Interjunktion OH verwendet. Niph'al von rpn, mit der Präp. verbunden, in der Bedeutung „zu etwas werden" nur hier im A.T. Über die ursprüngliche Fassung von V. 9—10 und ihre Funktion, siehe unten zu Kap. 28, Redaktionsgeschichtliches. 12—13 Durch n^K] . . . n^N wird das Volk in zwei Hälften geteilt. Zur Segnungs247
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Gruppe gehören Juda und seine südlichen Nachbarstämme, die Rachel-Söhne und ihr nächster Nachbar im Norden, Issachar. Zur Verfluchungs-Gruppe die galiläischen und ostjordanischen Stämme. Von einer ursprünglichen südlichen Heimat des Stammes Dan weiß man offensichtlich nicht mehr. Die Inkongruenz zwischen Segen und Verfluchung ist bemerkenswert. Laut 11,30 sollte man den Segen auf den Garizim, den Fluch auf Ebal legen. Das Volk steht also im Paß am Fuß der Berge. Hier soll die Segnungs-Gruppe das Volk segnen, indem sie sich auf den Berg Garizim stellt, während die andere Gruppe Aufstellung auf dem Ebal nimmt. Darüber, wem der Fluch gelten soll, verlautet nichts. 15—26 Eine rhythmische Gleichartigkeit der zwölf (oder zehn) Verfluchungen läßt sich vielleicht rekonstruieren: Sätze mit 4 Hebungen, mit "ins; und partic.akt. und einem Objekt, etwa: I -moa "7pQ nfr nriN, II iaxi vax n^pa-inx, r ' III m i n ^ia* r o a -nix, IV •n-iira i l ? nA^a -n-ix, V r a x nwx-Dj?• nati? -imx, •• r " VI nana-^s-ny aaw mx, T •• : T VII innx-nyaaw THX, VIII irunrrny aaw m x , -inoamsn naa -inx, IX X d? "75? "TOW npS - m x . •
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Weil die hier Genannten sich meistens geheimer Verbrechen schuldig gemacht haben und darum leichter dem irdischen Gericht entfliehen können, werden sie unter den Fluch gestellt. Der Inhalt dieser Reihe von Verfluchungen stimmt nicht besonders gut zur Szenerie von V. 11 — 13. 15 Gegen heimliche Abgötterei. Die oben vermutete Grundform ist durch "IWX W'Nn nitfSP und durch die Attribute zu V03 erweitert. Zu nDBa, vgl. 9,12.16 (Das goldene Kalb), rnrr raspn 12,31 vom Kinderopfer gesagt, tthn '"P ritten klingt dtr-jesajanisch (Jes 41,7; 44,11-13), vgl. aber besonders Jer 10,3.9. 16 Vgl. Ex 21,15.17. Positive (Um-)Formulierung im Dekalog, 5,16. 17 Vgl. 19,14. 18 Vgl. die zweigliedrige Parallele in Lv 19,14 "rtPpa irm X1? "IIS? ^D1?! a h n V^Jrx 1 ?. Das Verb HUP (Qal und Hiph'il) besonders in der Weisheitsliteratur. 19 Vgl. 24,17 (von dort übernommen). 20 Vgl.23,1. Zum Ausdruck DJ? aatf, vgl. 22,13-29. Der Begründungssatz aus 23,1. 21 Gegen Sodomie. Vgl. Ex22,18 (aus der narTlia-Reihe), weiter Lv 18,23; 20,15-16. 22 Noch nachdrücklicheres Verbot gegen Beischlaf mit einer Schwester in Lv 18,9. Vgl. auch 20,17. Dagegen hat Gn 20,12 diesbezüglich kein Bedenken. TD ix vaX'na lax vielleicht Zusatz. 23 irqnn, Partie.fem.sing, mit Suffix, „die ihn zum Schwiegersohn genommen hat" (KBL 1 s.v.), d.h. die Schwiegermutter. Vgl. Lv 18,17; 20,14, mit ganz anderer Formulierung. 24 Zu n?ri in der Bedeutung von totschlagen, vgl. aus der nöVriin-Reihe Ex 21,12. Übrigens, vgl. Dt 21,1-9. 248
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25 Auch hier finden sich rhythmisch überschießende Worte, etwa nisn1?, vielleicht unter dem Einfluß von V. 24. Gegen Bestechung, Dt 16,19. 26 Die Worte des Gesetzes „aufrechtzuerhalten" ist gut dtr., vgl. 2 R 23,3.24.
28,1-69 Segen und Fluch ^ e n n 3 du nun wirklich der Stimme Jahwes, deines Gottes, gehorchst, indem du sorgfältig alle seine Befehle tust, die ich dir heute befehle, wird Jahwe, dein Gott, dich hoch über alle die Nationen der Erde stellen. 2 Und über dich werden eintreffen alle diese Segnungen und dich einholen, weil du der Stimme Jahwes, deines Gottes, gehorchst. 3Gesegnet wirst du in der Stadt, und gesegnet auf dem Felde. 4 Gesegnet wird die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Ackers, die Frucht deines Viehsa, der Wurf deiner Rinder und der Zuwachs deines Kleinviehs. 5Gesegnet wird dein Korb und dein Backtrog. 6Gesegnet wirst du, wenn du nach Hause kommst, und wenn du hinausgehst.1Jahwe wird deine Feinde, die wider dich aufstehen, vor dir geschlagen sein lassen, auf einem Wege werden sie gegen dich hinausziehen, aber auf sieben Wegen vor dir fliehen. 8 Jahwe wird den Segen entbieten, mit dir zu sein, in deinen Vorräten und in dem ganzen Ertrag deiner Hand, und er wird dich segnen im Lande, das Jahwe, dein Gott, dir geben wird. 9Jahwe wird dich erheben, daß du sein heiliges Volk wirst, wie er es dira geschworen hat, wenn du den Befehlen Jahwes, deines Gottes, folgst und auf seinen Wegen wandelst. 10 Und alle Völker der Erde werden sehen, daß der Name Jahwes über dir ausgerufen ist, und sie werden sich vor dir fürchten. 11 Und Jahwe wird dir Überfluß an Schönem geben, an der Frucht deines Leibes und an der Frucht deines Viehs und an der Frucht deines Ackersa, auf dem Lande, das Jahwe deinen Vätern geschworen hat, dir zu geben. 12Jahwe wird dir seine Schatzhöhle, den Himmel, öffnen, um dir Regen für dein Land zu rechter Zeit zu geben und um all das Tun deiner Händea zu segnen; so wirst du vielen Nationen darleihen können, selbst brauchst du nichts zu entleihenb. 13Jahwe wird dich zum Haupt und nicht zum Schwanz machen, und du wirst immer emporkommen, niemals hinabsinken, wenn du auf die Befehlea Jahwes, deines Gottes, hörst, die ich dir heute befehle, um sie sorgfältig zu beachtenb, uund du von allen diesen Wortena nicht abbiegsth, die ich euchc heute befehle, weder rechts noch links, indem ihr anderen Göttern nachlaufet, um ihnen zu dienen. 15
Wenn du aber nicht der Stimme Jahwes, deines Gottes, gehorchst, indem du alle seine Befehle und Vorschriften 3 , die ich dir heute befehle, sorgfältig tust b , werden alle die folgenden Verfluchungen über dich eintreffen und dich einholen. 16 Verflucht wirst du in der Stadt und verflucht auf dem Felde. 17Verflucht wird dein Korb und dein Backtrog. 18Verflucht wird die Frucht deines Leibes, die Frucht 249
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deines Ackers, der Wurf deiner Rinder und der Zuwachs deines Kleinviehs. 19 Verflucht wirst du, wenn du nach Hause kommst, und verflucht, wenn du hinausgehst. 20 Jahwe wird gegen dich senden die Verfluchung 3 , die Bestürzung b und die Bedrohung 0 bei all dem Ertrag deiner Hand, was du arbeitest, bis du vertilgt und schnell zu Grunde gegangen bist d , wegen der Bosheit deiner Handlungen, weil du mich verlassen hast. 2 1 Jahwe wird an dich die Pest kleben machen, bis sie dich vernichtet hat von dem Lande, in das du einziehst, um es zu erobern. 22 Jahwe wird dich schlagen mit Schwindsucht 3 , Fieber b , Entzündung 0 , Fieberhitze und mit Trockenheit"1, mit Vertrocknung und Rost, und die werden dich verfolgen, bis du zu Grunde gegangen bist. 2 3 Und dein Himmel über deinem Haupt wird zum Erz werden, und die Erde unter dir zu Eisen. 24 Jahwe wird den Regen deines Landes zu Sand und Staub machen 3 , vom Himmel her wird es auf dich fallen, bis du vertilgt bist b . 2 5 Jahwe wird dich vor deinen Feinden geschlagen werden lassen, auf einem Wege ziehst du gegen ihn hinaus, aber auf sieben Wegen wirst du vor ihm fliehen, und so wirst du ein schreckliches Exempel 3 für alle Königtümer der Erde. 26 Deine Leichen werden zur Speise für alle Vögel des Himmels und für die Tiere des Landes, ohne daß jemand sie verscheucht. 27 Jahwe wird dich mit den Pocken Ägyptens schlagen, mit Geschwüren 3 und Ausschlag und Krätze, von denen du nicht geheilt werden kannst. 28 Jahwe wird dich schlagen mit Raserei, mit Blindheit 3 und mit Verwirrung des Sinnes, 29 so daß du am hellen Tag umhertastest, wie der Blinde umhertastet im Dunkel, und daß du auf deinen Wegen nicht zum Ziel kommst, sondern immer nura bedrückt und beraubt wirst, ohne daß jemand zu Hilfe kommt. 30 Wirst du mit einem Weibe verlobt, wird ein anderer sie beschlafen 3 ; baust du ein Haus, wirst du in ihm nicht wohnen, pflanzst du einen Weinberg, wirst du ihn nicht in Gebrauch nehmen. 31 Deine Rinder werden vor deinen Augen geschlachtet, du wirst aber nicht davon essen; dein Esel wird vor dir weggestohlen, ohne zu dir zurückzukommen, deine Schafe werden deinen Feinden gegeben, ohne daß jemand dir zu Hilfe kommt 3 . 32 Deine Söhne und deine Töchter werden einem anderen Volk übergeben, während du selbst es siehst, und du wirst dich nach ihnen den ganzen Tag sehnen, vermagst aber nichts zu tun. 33 Die Frucht deines Landes und alles, was du erarbeitet hast, wird ein Volk essen, das du nicht kennst, und du wirst immer nur bedrückt und zermalmt sein. 34 Und verrückt wirst du wegen dessen, was deine Augen schauen, was du siehst. 35 Jahwe wird dich schlagen mit schlimmen Pocken an den Knien und an den Schenkeln, von denen du nicht geheilt werden kannst, von deiner Fußsohle bis zu deinem Scheitel. 36 Jahwe wird dich und deinen König*, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation fortgehen lassen, die du und deine Väter nicht gekannt haben, und dort wirst du anderen Göttern, Holz und Stein, dienen. 37Und du wirst zum Schauerlichen3 zum Spruch und Spottwort unter allen Völkern, wohin Jahwe
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dich führen will. 38Aussaat in Menge wirst du auf das Feld hinausbringen, aber nur ein Kleinbißchen ernten, denn die Heuschrecken werden es abfressen. 39 Weinberge wirst du pflanzen und bearbeiten, aber Wein davon wirst du nicht trinken oder einkellern3, denn die Würmer werden ihn abfressen. 40Ölbäume wirst du überall in deinem Gebiet haben, aber mit Öl wirst du dich nicht salben können, denn deine Oliven werden abfallen. 41Söhne und Töchter wirst du zeugen, aber dir werden sie nicht gehören, denn sie werden in Gefangenschaft geschleppt. 42 Alle deine Bäume und die Früchte deines Ackers wird die Grille3 in Besitz nehmen. 43 Der Fremdling in deiner Mitte wird immer höher über dich steigen, du wirst aber immer tiefer hinabsinken. 44Er wird dir darleihen, du aber wirst ihm nichts darleihen können3, er wird zum Haupt, du wirst aber zum Schwanz. 45 Und alle diese Verfluchungen werden über dich eintreffen und dich verfolgen und dich einholen, bis du vertilgt bist3, weil du der Stimme Jahwes, deines Gottes, nicht gehorcht hast und seinen Befehlen und Vorschriften nicht gefolgt bist, die er dir befohlen hat. 46Sie sollen an dir und an deinen Nachkommenfür immer zum Zeichen und Wunder werden, 47weil du Jahwe, deinem Gott, nicht gedient hast mit Freude und Herzensfröhlichkeit wegen des Reichtums an allem, 48und du wirst deinen Feinden dienen, die Jahwe wider dich senden wird, in Hunger und Durst und Nacktheit und Mangel an allem. Und Er wird ein eisernes Joch auf deinen Hals legen, bis er dich vertilgt hat. 49Jahwe wird gegen dich ein Volk aus der Ferne, vom Ende der Erde, führen, wie ein Geier heranfliegta, ein Volk, dessen Sprache du nicht verstehst. 50Ein Volk trotzigen Gesichtes, das keine Rücksicht auf einen Alten nimmt und einen Jungen auch nicht schont. 51 Und es wird die Frucht deines Viehs und die Frucht deines Ackers essen, bis du vertilgt bista, weil es dir nicht übrigläßt von Korn, Wein und Öl, (von) Wurf deiner Rinder und Zuwachs deines Kleinviehs, bis es dich vernichtet hat. 52 Und es wird dich in all deinen Wohnstätten bedrängen, bis zum Fall deiner hohen und steilen Mauern, auf die du in deinem ganzen Land vertraut hattest, (und es wird dich in all deinen Wohnstätten in deinem ganzen Land bedrängen)a, das Jahwe, dein Gott, dir gegeben hat, 53und du wirst dann die Frucht deines Leibes essen, das Fleisch deiner Söhne und Töchter, die Jahwe, dein Gott, dir gegeben hat, in der Drangsal und Bedrängnis, mit welcher dein Feind dich bedrängt. 54Der zarte und überaus verwöhnte Mann bei dir wird mißgünstig blicken auf seinen Bruder oder auf seine geliebte Frau oder auf die Übriggebliebenen von seinen Söhnen, die er noch hat, 55 daß er keinem von ihnen von dem Fleisch seiner Söhne gibt, das er eben ißt, weil er überhaupt nichts für sich übrig hat, in der Drangsal und Bedrängnis, mit welcher dein Feind dich bedrängt in all deinen Wohnstätten. 56Die zarte und verwöhnte bei dir, die nie geprüft hat, ihren Fuß auf die Erde zu setzen, weil sie immer verwöhnt und zart war, wird mißgünstig auf ihren geliebten Mann und auf ihren Sohn und ihre Tochter blicken, 51 und ebenfalls auf die Nachgeburt, die aus 251
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ihrem Schoß herauskommt und auf ihre Söhne, die sie gebärt, denn sie wird sie insgeheim essen, weil ihr alles mangelt, in der Drangsal und Bedrängnis, mit welcher dein Feind dich bedrängt in all deinen Wohnstätten. 5SWenn du nicht sorgfältig alle die Worte dieses Gesetzes tust, die in diesem Buch geschrieben sind, indem du diesen verehrten und furchtbaren Namen, Jahwe, deinen Gott, fürchtest, 59wird Jahwe dich und deine Nachkommen mit ungewöhnlichen Plagen a heimsuchen, mit großen und stetigen Plagen, mit bösen und stetigen Krankheiten. 60Und er wird über dich zurückkommen lassen all die Krankheitena Ägyptens, vor denen du Angst hattest, und sie werden an dir kleben. 61Auch alle Krankheiten und Plagen, die nicht in dem Buch dieses Gesetzes niedergeschrieben sind, wird Jahwe an dich herankommen lassen, bis du vertilgt bist3. 62Und ihr werdet nur als wenige Leute übrigbleiben, statt daß ihr so zahlreich wie die Sterne des Himmels geworden wäret, denn du hast auf die Stimme Jahwes, deines Gottes, nicht gehört. 63 Und wie Jahwe sich über euch erfreut hatte, euch gut zu behandeln und euch zahlreich zu machen, genau so wird Jahwe sich über euch freuen, euch zu vernichten und euch zu vertilgen, und ihr werdet ausgerissen werden von dem Lande, in das du hineingehst, um es zu erobern. 64Und Jahwe wird dich unter all den Völkern zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen, und dort wirst du anderen Göttern dienen, die weder du noch deine Väter gekannt haben, Holz und Stein. 65 Und bei jenen Nationen wirst du nie ruhen können, und keine Rast wird deine Fußsohle bekommen, und Jahwe wird dir dort ein erregtes Herz geben, Erlöschung der Augen und Verzagtheit der Seele. 66 Und dein Leben wird dir (wie am Faden) aufgehängt sein, und du wirst Nacht und Tag erschrecken, und du kannst deines Lebens nicht sicher sein. 61Am Morgen wirst du sagen: Wäre es nur Abend! Und am Abend wirst du sagen: Wäre es nur Morgen! wegen der Herzensfurcht, die du empfindest, und wegen dessen, was du persönlich geschaut hast. 6H Und Jahwe wird dich zurück nach Ägypten auf Schiffen bringen auf einem Weg, von dem ich dir gesagt hatte: Du sollst ihn nie wieder sehen. Und dort sollt ihr eucha deinen Feinden zum Kauf als Sklaven und Sklavinnen anbieten, aber keiner wird kaufen. 69Dies sind die Worte des Bundes, den Jahwe Mose befahl, mit den Israeliten im Lande Moab zu schließen, abgesehen von dem Bunde, den er mit ihnen am Horeb geschlossen hatte. la LXX AF + av StaßrjTe tov IopSavrjv ei; tt)v y^v rjv xupio; 6 •Seö; Ü(jlN, cstr. niTBNJ, kommt in Dt zweimal vor, beidesmal mit dem (moabitischen) Berg Pisga verbunden, 3,17 und 4,49. Nun wird das erste Wort von V. 3 in einigen sam MSS 3X, und nicht geschrieben. Darum empfehlt sich die Konjektur 3Hin ("?) IlHPN irö'D. Der Hinweis auf Moab ist im nordisr./dt Kontext ganz natürlich. 3 Im Casus pendens wird der Allerhöchste Gott unter der Bezeichnung D'H? 33h am Anfang des Verses erwähnt: alle seine „Heiligen" sind in der Hand Jahwes und kriechen vor seinen Füßen. Die hier vermutete Titulatur des Höchsten Gottes in Analogie etwa mit der Titulatur der Göttin 'Anat in den Ugarit-Texten: jbmt l'imm, die am besten mit Albright durch „die Erzeugerin der Völker" übersetzt wird. Der Vers mag mit 32,8f. verglichen werden: dort befindet sich Jahwe als Gleichwertiger unter den Gottessöhnen, und Jakob/Israel wird ihm zugeteilt als Erbe, hier wird er als der Begünstigte, als der mit Vollmacht vom Allerhöchsten Gott ausgesteuerte, aufgefaßt. Für andere Auffassungen dieser heißumstrittenen Stelle, vgl. zur Textkritik. Die „Heiligen", die Jahwe als ihrem Herrn und Meister huldigen, sind die (übrigen) Gottes-Söhne, die vor den Füßen Jahwes „sich niedrig machen", isnnn. Sie müssen die Befehle Jahwes ertragen. Zu dieser Bedeutung von KfeJ (liesPlur. IW'), vgl. Hi 21,3. 4—5 Weil Mose hier von einem Glossator in den Text (wegen eines Mißverständnisses 301
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von V. 3) eingetragen worden ist, ist der Text in Unordnung geraten. V. 4 b gehört mit V. 5bß zusammen, indem Dp?? nVrip als Parallele Vtnip 'öatf entspricht. I n V . 5 a . b a . 4b.5bß wird die Ausrufung Jahwes als Israels König in einer Weise dargestellt, die an die von Dtr stark überarbeitete Überlieferung in Jos 24 erinnert. Vielleicht darf in V. 4 ntf-ri» als ntinin vokalisiert werden. 6 Zum Stammesspruch Rubens, vgl. vor allem Zobel a.a.O. S. 62—65. Vorausgesetzt ist offenbar, daß der Stamm von einer Katastrophe getroffen worden ist, die eine Dezimierung des Stammes bewirkt hat. Unter der Voraussetzung, daß Dt 33,6—25* eine einheitliche Komposition ausmacht, darf man den Versuch Zobels, den Spruch aus den Verhältnissen der Richterzeit zu erklären, ablehnen. Der Stamm mag von den Kriegen Israels mit seinen östlichen Nachbarvölkern hart betroffen sein worden. 7 Mit Übergehung des Stammes Simeon, der in Dt nur in einem späten Textabschnitt (27,11 — 13) erwähnt worden ist, wird für den Stamm Juda die Hilfe Jahwes erfleht. Anstatt der gewöhnlichen Einleitung, die sonst nur vor dem Ruben-Spruch fehlt, stehen jetzt die Worte "löS'] nTin,17 nKTI. Die Abweichung vielleicht um diesen Stamm einigermaßen hervorzuheben. Der geschichtliche Hintergrund mag aus dem Schlüsselsatz V. 7aß erschlossen werden. Auch hier scheint die Datierung Zobels a.a.O. S. 77 in „den zwischen der Zerstörung dieses Ortes (sc. des Heiligtums von Silo) und dem Beginn des Königtums verbleibenden Jahrzehnten" zu früh zu sein. Mit der Mehrheit der Forscher wird man lieber an die Zeit nach der Reichstrennung denken. Nach der Vermutung Steuernagels a.a.O. S. 176 wird man in V. 7 b eine Anspielung an Kämpfe mit den Edomitern vor dem Sieg Amasjas (2 R 14,7) finden. 8 - 1 1 Auffallend ist die Breite, mit welcher der Stamm Levi geschildert worden ist. Um den Levi-Spruch für die allerälteste Zeit zu retten wollten Cross/Freedman a.a.O. S. 203f. V. 8—10 als sekundären Zuwachs ausscheiden: nur in V. 8 kommen das Relativpronomen "ltPS und in V. 9 der bestimmte Artikel vor; die Verse 8—10 zeichnen das Bild eines Priesterstamms, V. 11 dagegen spricht von dem profanen, in der Königszeit längst verstorbenen, Levi-Stamm. Die Frage eines in der Vor- oder Frühzeit existierenden profanen Levi-Stammes mag durch die Untersuchungen Hölschers endgültig erledigt sein. Insofern redet Zobel a.a.O. S. 69, mit mehr Recht von Levi als „etwas Stammähnliches, eine Berufsgenossenschaft oder Zunft". Auch hier aber darf man eine Frühdatierung des Spruches zur Richterzeit anzweifeln, um den Spruch eher mit Wellhausen, Prolegomena, 5. Aufl., 1927 S. 129 aus der späteren Königszeit Israels herzuleiten. Was die Breite des Levi-Spruches betrifft, kann es nicht wundernehmen, daß eben der Stamm Levi in einem Gedicht, das innerhalb des Dt.s überliefert worden ist, besonders hervorgehoben ist. Als Begründung für die priesterlichen Vorrechte, die der Stamm beansprucht, wird V. 8—9 auf Ereignisse aus der Frühzeit des levitischen Priestertums verwiesen. V. 10 werden diese Vorrechte genannt, und V. 11 wird der Segenswunsch geäussert, daß die, welche die Vorrechte Levis bestreiten, zu Boden geschlagen werden müssen. Von den heiligen Losen, die die göttliche Antwort auf die Fragen eines Laien durch die Priester vermitteln, wird gesagt, daß sie dem „getreuen Manne" Jahwes dank seiner Treue anvertraut worden sind. Es handelt sich scheinbar um zwei Lose, das eine vielleicht mit einem n versehen und das andere mit einem N; nicht nur sind diese zwei Buchstaben als erster und letzter des Alphabets von besonderer Bedeutung, sondern sie mögen vielleicht auch als negative (X) und positive (n) Antwort auf Fragen, die entweder mit einem „Nein" oder einem „Ja" beantwortet werden konnten, gewirkt haben. Die
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Namen mögen zusammen den Begriff der „vollkommenen Wahrheit" (so nach einer Vermutung I. Engneils, SBU, 2.Ausg.1963, Sp.1363) ausdrücken. Die Begebenheiten, auf welche V. 8 und V. 9 verweisen, sind jedenfalls mit den Überlieferungen von Ex 17,1—7 und Ex32,25—29 verwandt, obwohl es nicht sicher zu entscheiden ist, ob mit ^Jl'pn B^N Mose gemeint ist. Doch bei Hosea (12,14) wird Mose (auch) nicht mit Namen, sondern N'aan genannt. Wenn sonst in der alttestamentlichen Überlieferungen von den Leviten als Familien und Geschlechter geredet wird, ist es nicht ratsam, V. 9a als Zeugnis davon auszulegen, daß die levitische Priesterzunft durch den Bruch des Einzelnen mit seiner Familie rekrutiert wurde. Man sieht dann eher in V. 9 einen Hinweis auf die Rücksichtlosigkeit des Stammes in der Vergangenheit zur Erklärung der Rücksichtslosigkeit, mit welcher die Leviten in der Gegenwart für die Sache Jahwes, und für ihre eigenen Privilegien, sich einsetzen, vgl. V. 11. Der Abschnitt V. 9b—10 hat das Subjekt im Plural und steht somit unter dem Verdacht, als eine dtr Interpretation zum älteren Spruch hinzugefügt worden zu sein, vgl. Steuernagel a.a.O S. 177 und Perlitt, Bundestheologie, S. 118 Anm.6. Das braucht nicht unbedingt der Fall zu sein; der JosephSpruch mündet in eine Lobpreisung der Zehntausende von Ephraim und der Tausende von Manasse aus (V. 17), und im Sebulon-Spruch bewegt man sich von Anrede in der 2.pers.sing. (V. 18) zu Erwähnung in der 3.pers.plur. (V. 19), allerdings ist inzwischen auch Issachar genannt worden. Die Häufung aber von Ausdrücken wie Jahwes Wort, Jahwes Bund, Jahwes Vorschriften, Jahwes Gesetz, von denen die meisten in Dt beliebt sind, macht es wahrscheinlich, daß V. 9b—10 später sind als V. 8—9a. 11. Der Segenswunsch für die Leviten mag für unseren Geschmack allzu kriegerisch lauten; im Alten Testament aber wird nicht Weniges von militanten Priestern und Leviten erzählt, vgl. Gn34,25-31 und 49,5-7; Ex32,25-29; Hos 6,9. Nach Labuschagne a.a.O. S. 108-112 haben V. 7 und V. 11 ursprünglich zusammengehört als ein Juda-spruch, der später durch die Einfügung von V. 8—10 zerspaltet worden ist. Der Spruch V. 8—10 sollte von einem Leviten, der nach dem Untergang des Nordreiches nach Juda geflohen war, herrühren. Er wollte dadurch zum Ausdruck bringen, daß er sein geistiges Heim in Juda hatte. 12 Auffallend friedlicher lautet der Spruch über Benjamin, nicht nur verglichen mit dem Levi-Spruch, sondern auch, wenn er Gn 49,27: „Benjamin ist ein Wolf, der raubt, am Morgen zerreißt er Beute, und am Abend verteilt er was er erbeutet hat", gegenübergestellt wird. Hier in Dt 33 wird von seinem Wohnen in Frieden als der Geliebte Jahwes, vom Höchsten Gott den ganzen Tag beschirmt, gesprochen. Eine Beziehung zwischen den beiden Aussagen, der von Gn 49 und der von Dt 33, hat Zobel a.a.O. S.33—34 u. 110 darin gesehen, daß der als führender Kriegerstamm so bewährte Benjamin (Gn 49) als der von Jahwe vorgezogene durch seinen Schutz im Frieden wohnen kann (Dt 33). Von dieser Deutung ausgehend schlägt Zobel für beide Benjamin-Sprüche eine Datierung in den Jahrzehnten „nach der Debora-Schlacht, da Benjamin der machtvolle und erfolgreiche militärische Führer der israelitischen Stämme war und mit dem Lade-Heiligtum zu Bethel über einen Kultort verfügte, dessen hohe kultisch-politische Wertschätzung auf dem Umwege über Silo und Jerusalem . . . erschlossen werden kann." Sieht man, mit Zobel, von dem Versuch ab, den anonymen Spruch von V. 12 als den Anfang zum Joseph-Spruch anzunehmen und hält man mit der Tradition daran fest, daß V. 12 wirklich einen Benjamin-Spruch darstellt, darf man gegen die Überlegungen Zobels einwenden, daß der Benjamin-Spruch in Gn an sich nichts von dem Führerplatz 303
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Benjamins unter den übrigen Israel-Stämmen sagt, und daß der Spruch in Dt 33 keineswegs von dem Schutz des Höchsten Gottes über seinem Heiligtum in Bethel spricht. Nach dem gesamtem alttestamentlichen Zeugnis haftet der Gottesname li,1?5?, hier in der Kurzform oder vielleicht besser 1*75?, eng am Heiligtum von Jerusalem (vgl. etwa Gn 14, Ps 46), weshalb eine Datierung von Dt 33,12 in vorstaatliche Zeit ausgeschlossen ist. Nach dem Kontext hat Benjamin seinen Ehrentitel dadurch bekommen, daß sich der Kultort des Gottes (Jahwe-)'Eljon, und das ist Jerusalem, auf benjaminitischem Gebiet findet. Vom Gott wird gesagt, daß er V1?» ^Dn, d.h. daß er Benjamin beschirmt, und weiter, daß er VD'H? T3, d.h., daß er „zwischen seinen Schultern" ( = auf seinem Rücken) wohnt. Bekanntlich wurde das benjaminitische Gebiet nach der Reichstrennung geteilt, so daß die nördlichen und an den Jordan angrenzenden Gebiete dem Königreich Jerobeams zufielen, während Jerusalem mit seiner Umgebung bis Geba und Mizpa dem Südreich einverleibt verblieb (1 R 15,22). Man ist sich in Israel aber dessen bewußt, daß dieser Kultort, wo die Lade Jahwes einmal gestanden hat, oder vielleicht immer noch steht, eigentlich dem Stammesgebiet Benjamins zugehört. Der Spruch mag einer Zeit entstammen, da die Erinnerungen an die Grenzstreitigkeiten zwischen Juda und Israel längst verblaßt sind, aber vor den Auseinandersetzungen zwischen Israel/ Aram und Juda in 735—32. 13—17 Ähnlich wie es mit dem Joseph-Spruch in Gn 49,22—26 der Fall ist, läßt sich der Joseph-Spruch von Dt 33 in zwei Sprüche zergliedern, von denen der erste, V. 13—16, die üppige Fruchtbarkeit des Joseph-Hauses lobt (mit Gn 49,25—26 parallel), während der andere, V. 17, seine politisch-militärische Stärke rühmt (mit Gn 49,22—24 parallel). Das erste Thema wird in Dt 33 durch einen Einzelstichos und fünf Disticha, in Gn 49 durch fünf Disticha ausgeführt. In den beiden Gedichten wird Joseph „der Fürst seiner Brüder" genannt. In beiden Gedichten wird auch Ephraim besonders gepriesen; das geschieht in Gn 49,22 durch deutliche Anspielungen auf seinen Namen (nov iHD "|3), in Dt 33,17b durch die Zurückstellung Manasses hinter Ephraim. Zobel, der auch hier für eine Frühdatierung eintritt, hat durch sorgfältige Analysen aus den beiden Texten und dem Text von Jdc 5 (vgl. V. 14) die ganze verwickelte Vorgeschichte des Hauses Josephs herauszulesen versucht (a.a.O. S. 21—26; 34—39; 107—126). Demgegenüber darf von Dt 33,13—16 behauptet werden, daß die Lobpreisung des Gebiets des Joseph-Stamms als einzigen Hinweis auf die politische Geschichte den Ehrentitel v n s TT} enthält, V. 16, und daß diese Führerstellung in V. 17 durch das Bild des stoßenden Wildochsen besonders kraftvoll illustriert worden ist. Mehr konkret wird in Gn 49,22f. Joseph (und das heißt vornehmlich Ephraim) geschildert, nachdem er zuerst mit der Fruchtrebe an der Quelle verglichen worden ist, dann als der in erbitterte Kämpfe Hineingezogene, der jedoch letztlich, von seinem Gott geholfen, den Sieg über seine Feinde erringt. Die früher so bevorzugte Datierung der Joseph-Sprüche in das Zeitalter Jeroboam II darf wieder zu Ehren kommen. 13 Wie der Spruch Benjamins enthält der Joseph-Spruch (am Anfang) keinen Namen, der erste Stichos scheint aber mit dem Suffix in auf eine jetzt verlorengegangene Aussage zu verweisen, in der der Name Josephs genannt war - dies nach einer Vermutung Steuernagels (a.a.O. S. 178). Das Wort 7}» nur hier und im Cant 4,13.16; 7,14. Dafür bietet die Genesis-Parallele das gewöhnlichere rb"ia. In fast mythologischer Sprache, was keineswegs vom hohen Alter des Spruches zu zeugen braucht, werden der Himmel, die Sonne und der Mond oben und die Tiefe dort unten, weiter die uralten
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Berge und die ewigen Hügel als Spender der Köstlichkeiten erwähnt. Vom Himmel kommt hier nicht - wie in V. 28 - der Tau 0757D statt zu lesen), sondern der Regen, von der unterirdischen Flut die Quellen: als Grundbedingung für die Fruchtbarkeit wird Wasser als erstes genannt. 14 Danach was mit Hilfe der himmlischen Leuchten auf der Erde produziert, ruosn IPDty, oder hervorgetrieben, rn1. tth^, wird. Das Wort Bhlj nur hier. Urtümlicher vielleicht, in diesem Zusammenhang aber nicht gängig, bietet Gn 49,25c D'ltP ni313 Qfnj. 15 Die uralten Berge und ewigen Hügel (auch Gn 49,26; Hab 3,6) sind wohl als Wohnorte der göttlichen Mächte aufgefaßt; darum wird ja auch auf den Bergen und Hügeln geopfert, Dt 12,2. 16 Zum Ausdruck „die Erde und ihre Fülle", vgl. Jes 34,1; Jer 8,16; 47,2; Ez 19,7; 30,12; Mi 1,2 und besonders Ps 24,1. Durch den kühnen Satz von V. 16aß wird diese ganze Mythologie dem israelitischen Glauben zu- und untergeordnet: das alles kommt aus dem Wohlgefallen dessen, der im Dornbusch wohnt, H3D ''jptt? mit deutlicher Anspielung an Ex 3 und den Sinai-Berg. Überlegungen darüber, wie weit man sich Jahwe als „Bewohner" eines Dornbusches vorstellen kann, mag man sich ersparen. Daß die „Kasus-Endung" im Wort als Beweis für das hohe Alter des Ausdrucks geltend gemacht werden kann, bestreitete Driver a.a.O. S. 405 Anm. mit Grund. Zur Un-Form nnsian, vgl. Textkritik. 17 Das Auserwähltsein Josephs wird durch *TD3 ausgedrückt, indem der aus dem Ugaritischen bekannte göttliche Beiname „Stier" (vom Gott 'il gebraucht) hier, und nur hier im Alten Testament, Jahwe zugeschrieben wird. Joseph selbst wird mit einem Wildochsen (assyrisch ri'mu) verglichen, vgl. Nu 23,22; 24,8. nn?, ähnlicher Anspruch in einem judäischen Königspsalm, Ps 2,8. Die Führerschaft Ephraims über Manasse in der späteren israelitischen Königszeit läßt sich sowohl mit Zitaten aus dem Hoseabuch („Ephraim" schlechterdings = Israel, Hos 5,3.5.11-14; 6,10; 7,1.8.11; 8,9; 9,3.11.13.16; 10,6.11; 11,3.9; 12,1.2.9.15; 13,1.12; 14,9) als auch mit Jesaja-Worten belegen (Jes 7,2.5.8-9.17; 9,8.20; 28,1.3). 18—19 In die Zeit vor der assyrischen Weltherrschaft führen uns auch die Sprüche über die nordisraelitischen Stämme Sebulon und Issachar, dasselbe gilt für die Sprüche über Gad (V. 20), Dan (V. 22), Naphtali (V. 23) und Asser (V. 24-25). Sebulon und Issachar mögen sich an allen ihren Vorhaben, an ihrem „Hinausgehen" und an ihrem „NachHause-Kommen", freuen, V. 18. Mit Dillmann a.a.O. S.427 und Driver a.a.O. S.408 darin auch einen Hinweis zum „rührigen Verkehr in Schiffahrt u. Handel" des einen (vgl. Gn 49,13) und zur „heimischen Beschäftigung" des anderen zu finden heißt doch wohl zu viel aus dem Text herauslesen zu wollen. Jedenfalls wird in V. 19 ihr gemeinsames Vorhaben unterstrichen. Unter den Kandidaten für den Berg (Garizim? Karmel? Thabor?) darf man am ehesten den letztgenannten wählen. Denn Thabor, an der NordostEcke der Jisreel-Ebene, lag an der Grenze zwischen den beiden Stämmen, Jos 19,12 und 22, vgl. R. Bach in BHH Sp.l962f. Heiligtümer an der Grenze zwischen befreundeten Nachbarvölkern gewinnen an Ansehen, aber auch an politischer Bedeutung, wie es der Fall mit Thabor (Jdc 4,12), Bethel (an der Grenze zwischen Benjamin und Ephraim) und Sichern (zwischen Ephraim und Manasse) gewesen ist. plS'TUT sind wohl nicht als Gegensatz zum früheren heidnischen Kult gemeint, so Zobel a.a.O. S. 82, sondern, nach dem Zusammenhang Opfer im reichlichen Maß, vgl. Ps51,21. Hapax Legome305
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non, meint das Überströmende, gemeint ist der Reichtum an Fisch oder der Gewinn von Handel und Seefahrt. Von ihrem Heldentum während der Richterzeit, Jdc 5,14—15.18, redet der Dichter nicht. *7in [''lIQtp] 'JlSt? befinden sich nach dem Parallellismus am Meeres-Ufer (Gn 22,17; Jos 11,4; Jdc7,12; 1 S 13,5; 2 S 17,11, vgl. den Ausdruck Vin Djn und D'H! Vin). Nicht überzeugend ist der Versuch Zobels a.a.O. S. 38f., den Sand hier mit Zelt, Wüste und Karawanen zu verbinden. Für die These von einer blühenden Glasfabrikation in der israelitischen Königszeit, die aus diesem Ausdruck gefolgert werden könnte (so Dillmann, S. 428 und Driver, S. 409f., mit Hinweis auf Schriftsteller aus der röm. Zeit), sind die Ergebnisse der Palästina-Archäologie nicht eben günstig, vgl. Fohrer in BHH, Sp. 573ff. und H. Weippert in BRL 2 S. 98f. 20—21 Auffallend ist die Breite, mit welcher Gad in der Komposition von Dt 33 erwähnt ist, aber nicht nur die Breite, sondern auch die Verschiedenartigkeit der Aussagen: ein Segenswunsch für Gad, V. 20a; eine Erwähnung seiner kriegerischen Tüchtigkeit, V. 20b, und seiner Aneignung eines herrlichen Gebiets, V. 21a; schließlich wird er für seine richterliche (?) Tätigkeit Israel gegenüber gepriesen, V. 21 b. Als Kern des Stammesspruchs darf nur V. 20 angenommen werden. Dem Vergleich mit dem Löwen, der Arm wie auch Scheitel zerreißt, ist ein Segenswunsch vorangestellt, der den lobt, der dem ostjordanischen Stamm damit hilft, sein Gebiet zu erweitern. Nur wenn man sich im voraus dafür entschieden hat, in all diesen Stammessprüchen Hinweise auf die älteste Geschichte Israels finden zu wollen, wird man, wie Zobel es a.a.O. S. 39—41 tut, durch Kombination von V. 20 und V. 21 eine gaditische Eroberung rubenitischen Gebiets, von Jahwe oder Israel als Strafexpedition gegen den verbrecherischen Rüben (Gn 49,3—4) sanktioniert, aus den Versen herauslesen können. Von der Gegenwart des Stammes in einem Land, das auch von Moab beansprucht wurde, zeugt aus dem 9. Jahrh. die Mescha-Inschrift (vgl. KAI I, Nr. 181,1.10): ti^K hatten seit langem im Gebiet von Atharot (etwa 10 km NW von Diban) gewohnt, jetzt ist aber Atharot von Mescha eingenommen worden. Raum für Gad hat wieder Jeroboam II geschaffen, als er das Ostjordanland „von Hamath bis Araba-Meer" für Israel wiedergewann, 2R 14,25—27. Die Deutung des Ausdruckes 71 3 Tili? als „Raum für Gad schaffen", ist durch Ps 18,37 gesichert und wohl auch so in LXX: epiAaTuvwv Tai aufgefaßt. Der Übersetzung Blessed be Gad, in his wide domain (NEB) widerspricht jedenfalls die Wortstellung. Die kriegerische Auseinandersetzung Gads mit allerlei Gegnern wird in Gn 49,19 hervorgehoben. Der stark glossierte Text von V. 21 enthält nach MT einen Hinweis auf das MoseGrab, indem flSO als Epitheton zu pplii? gelegt wird, vgl. die Paraphrase in Vg. in parte sua doctor esset repositus. Sieht man von 11 DD ab, mag man Anspielungen an Überlieferungen wie Nu 32 in V. 21 a finden: das Gebiet von Gad war wirklich ein Erstlingsanteil, das Erste und das Beste, denn es war ja so schön, wie es ein Herrscher nur wünschen könnte. V. 21b darf als ein Versuch beurteilt werden, die in V. 21a erwähnte Begünstigung Gads, durch sein rechtes Verhalten Jahwe und Israel gegenüber, zu begründen. Vgl. aber oben zur Textkritik. 22 Der nördlichste unter den nord-israelitischen Stämmen, wird mit dem Junglöwen verglichen, und im Übergang von Bildersprache zu prosaischer Schlichtheit wird gesagt Utfarnn p3T?, was vielleicht „er springt hervor aus Basan" bedeutet, vgl. LXX £X7iy]Sy)ToTai £x toG Baträv. Hinter dem Vergleich mit dem Junglöwen hat man eine Anspielung auf den Namen der mit den Phöniziern befreundeten Stadt Lajisch (hebräisch „Löwe"), die von den Daniten erobert und mit ihrem Namen umbenannt wurde, Jdc 18,27—29 306
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vermutet. Ob die Daniten damals den Umweg über Basan machten, weiß man nicht. Sie waren in Basan nicht zu Hause; kann sein, daß sie hier als Mitbeteiligte in der von Jeroboam II durchgeführten Wiedereroberung des israelitischen Ostjordanlandes gelobt werden. 23 Naphtali war der Nachbar Dans, und sein außerordentlich fruchtbares Gebiet streckte sich entlang dem Ostabhang des galiläischen Gebirges bis zum See Gennesareth, hier D? genannt (Baltzer in BHH Sp.1287). Seine Heldentaten während der Richterzeit (Jdc 4—5) sind längst Geschichte geworden. Aktualität hat nur seine friedliche Expansion nach Süden. Dill als Bezeichnung des Südens sonst nur in exilisch-nachexilischen Texten belegt. 2 4 - 2 5 Als letzter Stamm wird Asser erwähnt. War Joseph als Vnx TTJ, und Naphtali als li2n 373tP gezeichnet, wird Asser nun als v n s 'IST und D'J3Q ^TG gelobt, der am meisten Gesegnete. Das wird mit dem bildhaften Ausdruck „er taucht seinen Fuß in Öl" konkretisiert, vielleicht eine Anspielung auf den Reichtum an Olivenbäumen in Galiläa. Die in V. 25 dargebotene Schilderung seiner Verteidigungsmittel, wie auch der damit verbundene Wunsch einer langedauernden Stärke, müssen ziemlich lang vor dem assyrischen Angriff ausgesprochen sein. 26 Nachdem die Gesamtheit der israelitischen Stämme Revue passiert ist, wird im zweiten Teil des Hymnus das Volk direkt angeredet. Durch die Aussagen von V. 26—27 soll Vertrauen auf seinen Gott gestärkt werden. Er, der Gott Jeschuruns, wird mit dem hoch-mythologischen Namen des Wettergottes D'BIP genannt; er fährt aber über den Himmel zunächst um Israel zu Hilfe zu kommen. D'pntP, sehr oft in Parallelismus mit D'ötP (Ps 36,6; 57,11; Jes 45,8 u.ö.), auch von 35T regiert, vgl. den Beinamen des ugaritischen Ba'als rkb 'rpt (vgl. Ps 68,5!). 27 ist wahrscheinlich eine Entstellung von "7V0Q, was dem Paralleliismus am besten entspricht, vgl. zur Textkritik. Auf schönste Weise entsprechen sich V. 26ba und V. 27aß: er kommt zu deiner Hilfe, unten sind die „ewigen Arme" (vgl. Hos 11,3), und ähnlich V. 26bß und V. 27aa: in seiner Erhabenheit fährt er über die Wolken, oben ist der uralte Gott. Daraus wird in V. 27b und V. 28 gefolgert, in drei mit konsekutivem Imperfektum eingeleiteten Sätzen, daß die Feinde Israels vertrieben und auf das Gebot Gottes vernichtet wurden, und daß Israel sich in Frieden niederlassen konnte. T»y als Beiname für Israel will nicht recht einleuchten, gleichgültig ob man mit „Auge Jakobs" oder mit „Quelle Jakobs" übersetzt; man darf darum eher ein Partizipium eines sonst nicht bezeugten Verbums VIS?, mit der Bedeutung „wohnend" (vgl. rnira) lesen. „Für sich allein" wohnt er, vgl. das Zeugnis eines zeitgenössischen Dichters: Nu 23,9. Die Worte tthTn} III ]nx lauten zusammen mit dem Satz Vü'isnjr VOttrnx wie ein Nachhall von Isaaks Segen Gn 27,28. Das Wortpaar tfiTni 117 Hos 7,14, und, mehr oder weniger metaphorisch Ps4,8; Sach 9,17. In Dt sonst durch ""in?1 suppliert, vgl. 7,13; 11,14; 12,17; 14,23; 18,4; 28,51. 29 Die Seligpreisung Israels hat unter den vielen alttestamentlichen Seligpreisungen keine genaue Parallele. Am nächsten kommen Ps 33,12; 144,15; 89,16. Die Unvergleichbarkeitsaussage 'ö hier von Israel unter den Völkern, vgl. 2 S 7,23. Von Jahwe unter den Göttern, vgl. Ex 15,11; Jes 44,7; Mi 7,18, Ps 35,10; 113,5; Hi 36,22. Worin die Unvergleichbarkeit Israels besteht, sagt V. 29aß: nirP3 D5? mit einem Relativsatz ohne und das Verb in Niph'al Perf., wie Jes45,17, der vielleicht unsere Stelle zitiert. Überaus prägnant wird Jahwe durch die Bilder von Schild und Schwert als 307
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Verteidiger Israels und Angreifer seiner Feinde gezeichnet, er kommt Israel zu Hilfe und verschafft ihm seine Erhabenheit, tbna Niph'al, „Ergebung heucheln", nur hier in MT, vgl. aber Ps66,3 LXX, wo Niph'al, und nicht Pi"el wie in MT, gelesen ist. Zu ia'niaa, vgl. 32,13.
34,1-12 Der Bericht vom Tod Moses Nachdem Mose von den moabitischen Bergen in das gelobte Land hineingeschaut hat, stirbt er und wird begraben und von den Israeliten dreißig Tage beweint. Sein Nachfolger Josua tritt sein Amt an. Die Einzigartigkeit Moses wird schließlich überaus hervorgehoben. J
Dann ging Mose von den Steppen Moabs zum Berg Nebo hinauf, zum Vorberg des Pisga gegenüber Jericho, und Jahwe zeigte ihm das ganze Land Gileads bis nach Dana, 2ganza Naphtali und dasb Land Ephraim und Manasse und das ganze Land Juda bis zum westlichen Meer, 3 und das Südland und den Umkreis, (d.h.) die Ebenea von Jericho, der Palmenstadt, bis nach Zoar. 4 Und Jahwe sagte zu ihm: Dies ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe, indem ich sagte: Deinena Nachkommen werde ich es geben. Ich habe dir selbst es gezeigtb, aber du wirst dort hinüber nicht kommen. 5 Und Mose, der Diener Jahwes, starb dort 3 im Lande Moab nach der Entscheidung b Jahwes. 6 Und er a begrub ihn im Tale,,h, gegenüber Beth-Peor, und kein Mensch kennt sein Grab bis heute. 7Mose war einhundert und zwanzig Jahre alt, als er starb, aber sein Auge war nicht schwach geworden, und dessena Glanz war nicht dahingeschwunden. 8 Und die Israeliten beweinten Mose dreißig Tage auf den Steppen Moabs; so wurden beendet die Tage des Trauer-Weinens über Mose. 9Aber Josua, der Sohn des Nun, wurde vom Geist der Weisheit erfüllt, denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt; und die Israeliten hörten auf ihn und taten, wie Jahwe dem Mose befohlen hatte.10 In Israel stand nicht mehr auf ein Prophet so wie Mose3, mit dem Jahwe von Angesicht zu Angesicht vertraut war, nmit all den Zeichen und Wundern, mit denen Jahwe ihn ausgesandt hatte, daß er sie im Lande Ägypten täte, am Pharao und an allen seinen Dienern, und an seinem ganzen Land, 12und mit all der starken Hand und mit all den großen, furchtbaren Taten, die Mose in der Gegenwart von ganz Israel getan hatte. la
So nach LXX und Vg. Sam hat den Wortlaut von V. lbß-3 abgekürzt, aber das Gebiet sachlich erweitert: ynnxn crn isn m s -iru ' m i n m a n 7» n n s a m a n , vgl. Gn 15,18; Dt 1,7; 11,24; Jos 1,4. Pesch hat, durch Dittographie, den Namen Gads interpoliert. In MTist offenbar f l N als eine Art Überschrift aufgefaßt und der bestimmte Artikel und nota acc. hinzugefügt 2a b worden. LXX hat vor Naphtali ein gelesen, vielleicht urspr. Lesart. LXX und Pesch 3a 4a ergänzen „ganze". ns?p3 in LXX nicht berücksichtigt. LXX und Pesch: „euren Nachb kommen", logische Angleichung an „den Vätern". Vg: vidistieam, freie Wiedergabe des hebr.
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Der Bericht vom Tod Moses
34,1-12
5a Textes. In LXX B fehlt eine Übersetzung von DB*. b Vg schön jubente domino. LXX: nach 6a dem Wort, Pesch: nach dem Wort des Mundes. Sam MSS und LXX lesen den Plural, vielleicht um V. 7—8 vorzubereiten. Der Singular (MT, sam, Pesch und Vg) mag sich auf Jahwe beziehen, b diese Deutung beruht auf V. 6b, der in V. 7 - 8 nicht berücksichtigt ist. + 3X10 p K 3 in MT, 7a 1 sam, Pesch und Vg störender Zusatz aus V. 5, fehlt in LXX B. an ? statt Hfl1? zu lesen. Hinter der Lesart ouoc ecpöäprisav in LXX steht nniOJ, vgl. Jer 49,7. Vg: nec dentes illius moti sunt mag 10a nn1? als Vif? gelesen haben. Vgl. Pesch:„und seine Backe hatte keine Runzeln". HtPÖD fehlt in Pesch.
Literarkritisches. Verhältnismäßig leicht lassen sich die Verse 7—9 aus der priesterschriftlichen Tradition ableiten (vgl. V. 7: Mose 120 Jahre alt, gleichwohl ganz ungeschwächt, im Gegensatz zu 31,2 (D); V. 8: ^ i n i p ' j a ; V. 9: vgl. Nu 27,15-23). Auch am Anfang des hier zugrundeliegenden Berichtes von D/Dtr hat P seinen Fingerabdruck hinterlassen, wie es durch Vergleich von V. 1 mit 3,27 einerseits und mit 32,49 andererseits deutlich gemacht wird: Die Steppen Moabs und der Nebo-Berg, und gewiß auch die Näherbestimmung „gegenüber Jericho" gehören zur P-Tradition, während niDDH deuteronomisch ist. Schwieriger ist es, das übrige zwischen D und Dtr zu verteilen. Wenn es richtig ist, daß das dt Gesetzbuch „geschichtlich" eingeleitet war, darf man auch mit einem „geschichtlichen" Abschluß rechnen, einem möglichst kurzen und einfachen Bericht von dem Aufstieg Moses auf dem Pisga-Vorberg, von seiner Bergschau ins gelobte Land, und von seinem Tod und Begräbnis. Das alles findet man in V. la*.ba, V. 4aa.bß.V. 5— 6aa.b. Ähnlich Steuernagel (a.a.O. S. 182f.), der zum grundlegenden Bericht (aus „E" oder eher aus D 2 a) die ganzen V. 4—6 und V. 10 hinzurechnete. Der Hinweis auf den Väter-Schwur aber ist dtr, und gegenüber dem Abschluß in V. 6 ändert V. 10 die geschichtliche Perspektive. Zusätze, von dtr Redaktionen herrührend, sind dann die geographische Ausfüllung des Ausdruckes flKH'^STlK in V. lbß-3 und die Lobpreisung Moses V. 10—12. Die geographische Ausfüllung stimmt mit der von D vorausgesetzten Situation nicht ganz überein, denn Mose soll in das westjordanische („das gelobte") Land hineinschauen, Gilead kennt er zur Genüge. V. 1 bß-3 stellen einen Versuch dar, das „groß-israelitische" Territorium abzuzeichnen, vielleicht mit Bezug auf 3,27, wo alle 4 Himmelsrichtungen angegeben sind. Auch die Gleichsetzung Jerichos mit der „Palmenstadt" spricht für dtr Abfassung, vgl. Jdc 3,13. V. 10 redet von der Einzigartigkeit Moses mit Hinblick auf die ganze Geschichte Israels und Judas und ist wahrscheinlich von Ex33,11 mit seinem D'JS'VK •'JD-Motiv abhängig. Die ganze Einheit V. 10—12 mag recht spät hinzugefügt worden sein: hier sind so viele kerygmatische Elemente wie nur möglich angehäuft worden. Redaktions- und Traditionsgeschichtliches. In der älteren Literarkritik, nach welcher vier mehr oder weniger parallele Quellenschriften von der ältesten Geschichte „Israels" bis zum Tod Moses berichtet haben sollten, war man in Dt 34 zu einem Knotenpunkt gelangt. Bertholet hat a.a.O. S. 112 eine acht-spaltige Tabelle aufgestellt und die Analysen von 12 Kritikern (alphabetisch geordnet) aufgeführt: Bacon, Cornill, Dillmann, Driver, Kautzsch, Kittel, Kuenen, Oettli, Staerk, Steuernagel, Wellhausen und Westphal. Einigkeit unter den Zwölf herrschte nur hinsichtlich V. 1 aa und V. 8—9: hier hat P seine Erzählung von Mose geendet. Sonst merkt man einen Unterschied zwischen denen, die den jehovistischen Abschluß der Geschichte Moses in Dt 34 finden möchten (wie z.B. Driver und Wellhausen), und denen, die entweder alle 4 Quellen (wie z.B. Dillmann) oder nur P, J und D, bzw. eine dt Redaktion, vorfinden und für die Aussagen 309
31-34
Moses Abschied von Israel
von Dt 34 verantwortlich machen. So war die Stellung an der Jahrhundertwende; inzwischen ist besonders die Theorie Noths vom DtrG vorgeführt worden. In „Überlieferungsgeschichtliche Studien I", 1943 S. 212 Anm. 1 sagt Noth, und dem kann man zum Teil beistimmen: „Nun fehlen in überlieferten Bestände von Dt 34 alle sicheren Spuren der alten Quellen." Und auf S.213, Anm. 1 fährt er fort: „Nur unter dem Zwang der Vorstellung, daß die alten Quellen in Dt34 vertreten sein müssen, kann man die rein deuteronomistische Herkunft von V. 4—6 bezweifeln" und zum Schluß: (wir haben) „in V. laßba + 4—6 einen zusammenhängenden Passus aus Dtr." Sicher ist, daß sowohl Dtr wie dann auch später P, durch ihre Beiträge zu Kap. 34 den Übergang zur folgenden Geschichte vorbereitet haben. Sicher ist auch, daß die kerygmatische Anhäufung V. 11 — 12 zusammen mit V. 10 dem Kapitel einen gewissen Abschluß-Charakter verliehen hat. Die redaktionellen Intentionen überschneiden sich somit. Zugrunde liegt aber das Gesetzbuch mit seinem kurzen und unentbehrlichen Bericht (V. la*.ba, 4aa.bß.5—6aa.b) über den Tod Moses. Woher stammt diese Überlieferung vom Tod Moses am Rande des gelobten Landes und von seinem Begräbnis an unbekanntem Ort (später doch durch Einfluß von 3,29 ein bißchen näher lokalisiert)? Sie ist eine deuteronomische Konstruktion. Das Bestreben, die Überlieferung vom prophetischen Führer der unterdrückten Hebräer mit der Gesetzgebung in Hinblick auf das Leben Israels in Kana'an zu verbinden, hat zu dieser Konstruktion beigetragen. Darum darf man in dieser Todes- und Grab-Tradition nicht den Keim der Mose-Überlieferung suchen, gegen Noth. Vielmehr steht sie am Ende einer längeren Entwicklung, die sich in Einzelheiten nicht mehr verfolgen läßt. Formkritik und Struktur. So wie dieses Kapitel jetzt vorliegt, enthält es eine Erzählung vom Tod des unvergleichlichen Gesetzgebers Israels. Diese Erzählung macht zugleich das Ende des dt Gesetzbuches, das Ende des Pentateuch, und die Überleitung zur weiteren Geschichte Israels aus. Das Kapitel enthält einen halb-mythologischen Bericht über das Begräbnis Moses (V. 6), und als ein Nachhall davon klingt in V. 10 der Satz von der Unvergleichbarkeit dieses Propheten. Die Landes-Umschreibung in V. lbß-3 ist insofern interessant, als sie, gemäß dem jetzigen Kontext des Gesetzbuches, nicht nur das westjordanische Land, sondern auch das Land jenseits des Jordans umfaßt. Darum wird auch an erster Stelle das Ostjordanland genannt, und dann fährt der Schriftsteller mit Naphtali fort (für sämtliche norrf-israelitischen Stämme); drittens werden die zentral-palästinensischen Stämme, Ephraim und Manasse (man merke sich die Reihenfolge!) genannt, und zuletzt das Südreich mit dem ganzen benjaminitischen Gebiet. Mit Driver (a.a.O. S.419ff.), der nJODH tt>!0 mit Ras Siaghah (so auch Elliger in BHH Sp. 1475) gleichsetzt, darf zugegeben werden, daß die Angaben in V. 1—3, obwohl der Ausblick von diesem Ort nordwärts, westwärts und südwestwärts ganz vorzüglich ist, übertrieben sind. Eine schöne Aufzählung dessen, was man wirklich mit bloßen Augen von dort sehen kann, bietet Driver a.a.O. S. 420. 1 nsia niny in Dt nur hier und V. 8, sonst bei P geläufig, Nu 22,1; 26,3.63; 31,12; 33,48-50; 35,1; 36,13, fast immer von den Worten iflT HT"1??? begleitet. Auch der Nebo-Berg gehört zu der P-Überlieferung, vgl. Nu 32,38; 33,47 (und Dt 32, 49). Der Name ist bis heute mit dem 808m hohen dschebel en-nebä, der 3 km SSÖ von Pisga liegt, verbunden. Die Landesschau, die in Gn 13,14—18 (auf Gn 28,14 fussend) als Übertragung des Landes an Abram wirkt, ist hier rein erzählerisch. , das Gebiet von Dan 310
Der Bericht vom Tod Moses
34,1-12
wird hier als Nordgrenze des Ausblicks verwendet, obwohl Dan wahrscheinlich niemals sein Gebiet bis nach Basan ausgedehnt hatte (vgl. zu 33,22). 3 D'iorin T S ist im DtrG mit Jericho gleichgesetzt, Jdc 3,13. Ursprünglich war es (Bei-)Name einer Stadt Tamar (1 R 9,18; Ez 47,18-19) im südlichsten Gebiet von Juda, Jdc 1,16. "ISX ist außer Gn 13,10; 14,2.8 und 19,22 in Jes 15,5 erwähnt, dort als moabitische Stadt. Man sucht sie am SÖ-Ufer des Toten Meeres. 4 Die Aussage von dem Eid an die Väter ist von Dtr eingefügt, vgl. 1,8; 6,10 u. ö. 6 Nach dem Ausdruck am Ende von V. 5 Hin? 'S"1??? wird man am besten als Subjekt zu -|3p , 1 Jahwe vermuten. Auch um den Anthropomorphismus zu meiden ist in LXX der Singular durch den Plural ersetzt worden. Mit der Näherbestimmung "Iii?? n , 3 (vgl. 3,29; 4,46) kommt Dtr wieder zu Wort. Die Näherbestimmung reimt sich aber nicht besonders gut mit V. 6b. 7 Dieselbe Alters-Angabe bei D 31,2. Im Gegensatz zu Isaak (Gn 27,1) waren Moses Augen, trotz seines hohen Alters, nicht geschwächt. Auffallend ist die Schreibung nn1?. Obwohl die Lesart in LXX ouök icpQiprpav auf einer Fehllesung beruht (vgl. Textkritik), darf man dem griechischen Übersetzer so weit beistimmen, daß man auch die Aussage von V.7bß auf die Augen Moses bezieht, d.h. daß man nrf? statt Hfl1? liest. Zur Frischheit und Feuchte der Augen, vgl. Cant 5,12 und 7,5. 8 Wie im Fall Aarons (Nu 20,29) wird hier von einer 30 Tage dauernden Trauer gesprochen. 9 Bemerkenswert ist die Aussage, daß Josua durch die Handauflegung Moses vom Geist der Weisheit erfüllt wurde. Nach Nu 27,20 wurde einiges von Moses Majestät, "Tin, durch die Handaüflegung dem Josua verliehen. Die Weisheit aber gehört auch zu den königlichen Attributen, vgl. 1 R 5,9.26 und Jes 11,2. 10 Die Aussage von der Unvergleichbarkeit Moses sieht wie eine Anmerkung zu V. 9 aus und steht weiter in einer gewissen Spannung zu Dt 18,15. Einmal hatten die Israeliten eine Begegnung D'isa • , 3S mit Jahwe erlebt, 5,4. Die ständige Vertrautheit zwischen Gott und Mose war aber etwas anders: in der Überlieferung vom Zelt der Offenbarung Ex 33,8—11 redete Gott mit Mose D^D"1?^ CJS „wie jemand mit seinem Freunde redet". 11—12 Die Einzigartigkeit Moses wird in einer Reihe von kerygmatischen Ausdrücken weiter entfaltet; die Vertrautheit mit Jahwe machte ihn zum Werkzeug der göttlichen Heilstaten. Durch die Präposition sind die beiden Verse recht lose an V. 10 angeknüpft worden. So wird das Buch durch diese beeindruckende Anhäufung beendet: Zeichen und Wunder beim Auszug aus Ägypten (V. 11), und starke und furchterweckende Handlungen bei dem Durchzug durch die Wüste (V. 12).
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