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German Pages 411 [432] Year 1822
Der
Waisenfreund. Ein Buch für Familienkreise
von einem Verein von Dichtern zur Unterstützung
des Waisenhauses in Pirna.
Mit einem Titelkupfer und Musik.
Erster Band.
Leipzig,
6 ei Georg Joachim Göschon ig2i>
(In Commission.)
Es waren schöne, genußreiche Stunden, als
die edelsten Bewohner Dresdens zu einer Aus stellung wallfahrteten, welche der WohlthätigkeitS - Verein' von Mannern und Frauen für die
Waisenkinder in Pirna zubereitek hatte.
Es
geschah
dieß an den zwei
Vorabenden
des letzten Weihnachtsfestes, wo ja allen Kin dern das Herz höher pocht und zum Anden ken des neugebornen Lichtes, welches die Welt
erleuchtet, im fröhlichen Gewimmel von bren nenden Lichtern und heitern Menschen so manche
zierlich aufgestellte Neujahrsgabe winkt.
Nicht
vergeblich war durch einen der rastlos
thati-
gen Vorsteher dieser Versorgungs-Anstalt an
alle gefühlvolle Bewohner Dresdens die Auf.
forderung ergangen:
„Selig stnd die Barm-
IV
denkt der Verlassenen,
herzigen!
der Vater-
und Mutterlosen, ihr Reichgesegneten l"
war ein
Da
munteres Treiben und Drängen in
den Gemächern, worin klug ordnende Frauen hände die mannigfaltigen Gaben und Kunst,
arbeiten, die zu dieser Abstcht geschenkt worden waren, der menschenfreundlichen Kauflust
vorgelegt hatten.
Die zierlichen
Erzeugnisse
des weiblichen Kunstfleißes schienen durch die Betrachtung,
daß
die kunstfertigen Frauen,
welche fle hervorbrachten,
sich vielleicht selbst
der Erquickung des Schlafes entzogen, um auch etwas für die armen Waisen zu thun,
und
daß auf die Perlenstickerei, die man so schön
wohl auch noch eine andere Perle des
fand,
Mitleids gefallen sey,
werden.
nur noch reizender za
Was Wohlthätigkeit aus eigenem
Antrieb auf den Altar der Menschenliebe ge legt hatte,
neu
trug hundertfältige Frucht durch
hinzutretendes,
das
freiwillig
gegebene
freiwillig überschätzendes Wohlwollen freundli cher Käufer und Käuferinnen. lichere Länder zur Feier der
Mögen süd
geweihten
Ge-
burtSnacht
die
KindleinS
in
mit der
versinnlichte der
Krippe,
Vorstellung des
ihre
Präsepien,
dort einheimischen Vildnerkunst aus
schmücken; mögen in den volkreichen Städten
unsers deutschen Vaterlandes auf den von tau send Lichtern erhellten Christmarkt die alltäg
für die Kinderwelt bestimmten Spiel
lichen,
sachen durch erfinderische Zusätze, durch Dar stellung reizender jandschafksscencn
und Aus
tritte im Leben zu einer wahren Kunstausstel-
aber
luyg erhoben werden: die anspruchlose,
doch auch nichts weniger als spärlich ausge
stattete Zusammenstellung dessen, was in unserm Kreise
frommer
Frauen sinn
für
Waisen mit eigenen Händen
gestaltet
hatte,
Menschen.
Der Ertrag,
Thaler belief,
armen
geschaffen und
war ein Fest für alle gute
alles berechnet,
mal,
die
der sich auch dieß-
auf beinahe eintausend
lohnte den Geberinnen,
ehrte
Sorgen
der
Sind denn aber die Frauen allein
im
die Käufer und erleichterte die Vorsteher.
Besitz,
mit frommen Sinn und kunstfertigen
VI
Handen
für die armen Kleinen zu schaffen
und
schmücken
zu
und den
Gewinn davon
der Casse zuzubringen, die wir um deS hohen Wortes willen:
kommen!
Lasset die Kindlein zu mir
wohl im edelsten Sinn eine Hei
lands - Casse nennen möchten?
jene
Freilich
ist
Verklärung der christlichen Mutterliebe,
jene großherzige, alle sie umschlingenden Kin
der mit gleicher Zärtlichkeit
an
drückende Caritä nur weiblich;
ihre
Brust
freilich haben
wir nichts von einem Scherflein des Witt wers vernommen; freilich sind manche Maler
der heiligen Geschichte, uns vorbildcn,
wo
wenn sie die Scenen
die Kinder dem Herrn
zugeführt werden, nur zu sehr beflissen gewe sen,
die abwehrenden Jünger im Gegensatz
zu den hereindringenden, nach Segen begieri
gen Müttern aufzustellen:
allein der Mann,
der Vater ists, welcher die Häupter aller sei
ner Lieben zählt und
schirmt.
Mannskraft
muß sich mit Frauenmilde vermahlen.
Und
haben ehrwürdige Frauen bald nach dem verHeerenden Kriegssturm' und Gifthauch der Seu-
chen in unsern Gegenden die hüls- und eltern
los herumirrenden und dem Verderben preißge-
gebenen Kinder mit unaussprechlicher Liebe um sich versammelt, geheilt,
ermuthigt,
gekleidet, gepflegt,
und das fast erloschene Ebenbild
der Gottheit auf ihrer wunderbar flch entwöl
kenden Stirn wieder hervorgerufen;
so stan
den ihnen doch überall auch wackere Männer Äoll Hochsinn und Thatkraft zur Seite und
nur durch den reinsten Bund weiblicher Zart heit
und
Ausdauer mit männlicher Kraft
und Vorsicht wurde auch für die Pirnaische
Waisenanstalt abermals ein wahrer Verein zu
Rath und That gewonnen.
In allen Hän
den sind ja die seit 1814. unter öffentlicher
Gewähr im Druck erschienenen Jahresberichte von der Entstehung und dem segenreichen Ge
deihen dieser Anstalt. So konnten auch jetzt bet einem so oft
erprobten Eifer der Frauen die Männer nicht
bloß verkündende,
Buch und Rechnung füh
rende Theilnehmer bleiben.
Das war auch
x längst schon gefühlt und daher von den Unter-
VIH
nehmern ein Werk besprochen worden, welches
gleichfalls eine Ausstellung wäre,
welche von.
Männern ausgehend, und, wenn auch der geist-,
reichsten Frauen Theilnahme nicht ausschließend,
doch seinen vorzüglichsten Bestandtheilen nach
ein Männcrwerk genannt werden könnte. Schon im
April
des
vorigen
Jahres
erging von
Dresden aus ein Aufruf an alle edele und
hochherzige Dichter Deutschlands, „welche die
Welt in ihrem Innern
tragen
und
ste mit
dem Glanz der Liebe überstrahlen “ zu einer geistigen Ausstellung,
welche die Musenkunst,
mit gefälligen Dichtungen und was sonst die klei
nen und auch die großen Kinder (Erwachsene
nämlich mit kindlichem Sinn) gern hören, also auch mit gut vorgetragenen Mährchen und Er
zählungen, auch wohl mit Nachklängen aus der Levana in anmuthcnder Mannichfaltigkekt und Abwechslung bereichern und ausschmücken möch
ten.
Doch warum wollten wir nicht
eine
Stelle aus jenem Aufrufe wörtlich wiederho
len, da ste das Unternehmen besser, als irgend ein Anderer es vermöchte, bevorwortet?
„In der bangen» Kriegsmacht/
die auf
Deutschlands Fluren lag, hat man zu Pirna,, im Königreich Sachsen,
ein Waisenhaus er--
Es zeichnet sich vor ähnlichen An
richtet..
stalten dadurch aus,
daß cs das treue Bild,
einer großen arbeitsamen und frommen Fami
lie darstellt, nur durch sich selbst besteht, und fast keinen weitern Fond hat, als die öffent liche Wohlthätigkeit und seine
welche
Alle,
diese
Anstalt
Kinderkräfte.
gesehen,
waren
ergriffen von ihrer einfachen Zweckmäßigkeit,
gerührt von dem Geiste,, der sie belebt und
sie im Stillen
haben
Freistatt,
für
dieses
gesegnet. Vaterhaus
' Für
diese
verlaßner,
ältcrnloser Kinder gedenken wir nun zu sam Nicht aber Gold, welches der Reiche
meln.
leicht entbehren mag, nein, wir heischen edlere
Gaben, die rein und gediegen aus der reichen Seele quellen; geben,
welches
wir wollen ein Buch Heraus-
zum Besten dieses Waisen-.
Hauses verlegt werden
dern
wir Beiträge.
soll,
und hierzu
for
Sein Inhalt soll der
Belehrung und Unterhaltung aller guten Ael«
X
fern und Kinder gewidmet und deshalb man nigfaltig seyn.
Passende wissenschaftliche Auf
sätze, Gedichte, Fabeln, Erzählungen, Mähr»
chen und kleine dramatische Arbeiten
darin wechseln.
mögen
Nur ein Band soll alljähr
lich davon erscheinen,
damit die Sammlung
desto ausgezeichneter sey." Es hatten Ehrenmänner diesen
Aufruf
unterzeichnet und Ehrenmänner, die sich wohl
der doppelten Weihe der Kinderliebe und der Dichterphantaste rühmen durften,
sie mit Begeisterung.
vernahmen
So fanden sich die
Freunde, die zu diesem Aufruf zusammengetre-
ten waren,
zu der Zeit,
und Ausrufer so viel sind,
wo fast der Auf-
als der Aufge-
rufenen und wo der Jahrmarkt unserer Literatur
alles eher, als das Zahlbret, vergißt, in der
Erwartung nicht getäuscht,
bei welcher An
fangs in nahen und fernen Kreisen so man cher Ungläubige den
Kopf geschüttelt hatte.
Vor allen mußten dann wohl die selbst, welche
so dringend zu Beiträgen ermahnten,
in sich
dieselbe Flamme auflodern und leuchten lassen,
XI
die fle in andern anfachen und zu einem äch ten Fackelfest zum Andenken be6 auch hier wieder unter-'uns entfesselten P-rometheus *) gestalten wollten. Dieß geschah denn auch, wie auf Dielen Blättern der Inhalt dieses BucheS zeigt, von den sich nennenden *)
Die alten Athenienser feierten das Anden
ken der allbelebenden
Prometheusfackel,
die
wir
noch auf alten Denkmälern in der Zeit dieses Re präsentanten der entwürdigten,
derkehrendcn
Fackellauf,
so wie der geadel
durch einen jährlich wie-
ten Menschheit erblicken,
wo
ein Wettläufer dem
andern die gezündete und geschwungene Fackel zu
reichte.
Die
Fackel
des
Prometheus bietet der
tiefsinnigsten Anspielungen auf die erniedrigte und
erhöhet« Menschheit viele dar, stattet seyn,
sten Kindern,
und so mag es ge
auch bei den in der Irre verwahrlo
die man zuerst in jenes Waisenhaus
versammelte, an den gefesselten, bei der alles gebun
dene
lösenden
Geistes -
und
Körperentwickelung,
wodurch sie der Menschheit zurückgegeben und erzo gen werden, an den entfesselten Prometheus zu den
ken.
Zedermann kennt aus Herd er's Adrastea des
hochbegabten Mystikers Valentin Andreä gefessel
ten Prometheus.
XII
Stiftern dieses menschenfreundlichen Dichter
bundes gar fröhlich und wohlgemurh.
Denn
zu
berüh
nur
hak
nicht,
ren,
der uns allen als Mensch und Dichter
um
eine
dieß
gleich ehrwürdige Kinderfreund, von welchem die ersten zündenden Funken zu diesem dich
terischen Flammen- und Fackclfcste wohl mit
sein schon auf einigen der
Recht ausgingen,
ersten Bühnen unsers deutschen Vaterlandes
mit der lebhaftesten. Aufregung der Gemüther dargcstclltes Drama:
Fluch und Segen,
und um deßwillen allein schon dieß Waisenbüche
lein allen,
die deutsch fühlen und sprechen,
dreimal willkommen seyn muß, so anspruchlos,
als könne es gar nicht anders seyn, hingegcben und überhaupt mit nicht geringerm Auf-
wand von Kraft und Zeit das Ganze ein gesammelt und geordnet? Tonangebende»
Wo es mit den
Vormännern
kann ja der Erfolg
kaum
so
bestellt ist,
zweifelhaft
seyn.
Wo ein solcher auöruft: nimm, ich übergebe
Dir die Fackel!
wie könnte der zum Wett
lauf aufgeforderte sich weigern, sie nun auch.
zu schwingen?
digen
von
allen
Da sind alsbald der Wür Seiten
Auch, ausgezeichnete
Frauen,
selten in Männerreihen,
geschrieben,
viel hinzugetreten.
sondern
da,
auch
die
sonst
nur
wo nicht bloß
das' Geschriebene
gedruckt wird, erscheinen, haben aus verschlos
senen Schreibetischen etwas hervorgezogen.
Ja
der freiwilligen Beitrage wurden so viel, daß sie mit Einer Gabe,
in Einem Bändchen,
wie doch die Ankündigung versprochen hatte, nicht alle mitgetheilt werden konnten.
Und
darum erscheint fürs erste, damit die freudige Meldung der so zahlreich Unterzeichneten nicht
länger unerwiedert bleibe, nur die erste Hälfte der schon gesammelten Gaben.
Wo zu einem
so edeln Zweck die Flamme in so vielen Dich
terseelen so allmächtig angefacht ausivdert, da kann natürlich ohne Beleidigung des Sän-
gerS oder Erzählers von einem zugewogenen oder zugezählken Dank gar nickt die Rede
seyn.
Denn das Feuer ist eine heilige Sache;
und der Orientale, dem jedes Feuer die Woh
nung und der Ausfluß der Gottheit ist, ruft-
XIV
deutungsreichen
einem
uns in saufe
Spruche zu:
Feuer nicht, weßwegen
das
auch wohl noch
in
manchen
Gauen unsers
unter dem gemeinen Mann
Vaterlandes
sich für das beim Nachbar ange-
Sitte gilt,
zündete Feuer nicht zu bedanken.
ist
nun
es
ist
die
aber
ganz
Das hier
besonders gutes Feuer;
die Flamme
der andächtigsten
und
frömmsten Begeisterung für die Unschuld und Kinderwelt.
Wenn nun schon
jeder Men
auf dem Heerde der großen
schenfreund
Vesta im. Dienste der Humanität die reinste Opferstamme
muß,
anschürk, —
wie jeder weiß,
der
Funke dazu
in der Sonne aufge
fangen, ein himmlischer seyn und kann durch kein irdisches Feuergerath hervorgelockt werde»; — wenn der Kinderfreund die göttliche
Fackel schwingt,
die dem noch rohgeformten
Thon eine Seele verleiht, und wenn er mit dieser
Fackel das heiligste Erbtheil der Menschheit, was die
verflossenen Jahrtausende
brachten,
und wir vermehrt
uns, zu
wieder vererben
sollen, auf ein werdendes Geschlecht fortleitet r
so
zündet
der
achte
schirmendes Wachfeuer
Waisenfreund
ein
gegen alle Beeinträch
tigung des schutzbedürftigsten und hülflosesten
Theils der leidenden Menschheit an und tritt, indem er Funken des Mitleids und der Be geisterung durch ein
geistig gesprochenes oder
gedichtetes Wort in die Brust gleichgestimmter Mitbrüder und Mitschwestern wirft, gleichsam
mit einem Lichtglanz umflossen, in die Mitte von
80 Waisen — denn so viel versammelt
jetzt der Verein der Pirnaischen Waisenvcrsorgung — um den lieben Kleinen als Helfer
und Pfleger im edelsten Sinn gegenwärtig zu
seyn.
Denn auch er ist ja Kinder-und Men
schenfreund schon vorher gewesen;
aber er ist
nun noch inniger an die bedrängte Menschheit
geknüpft, er ist, so viel an ihm ist, der sicht bare Schutzgeist der ganz Berwaiseten,
die
sonst in der Irre herumgehn und auf immer verloren seyn würden.
Er ist berechtigt, allen
Verhärteten die noch zu erweichen sind,
daS
schöne Wort, welches in Fluch und Segen
XVI
die tiefbewegte Margaretha zu Sebaldo spricht, zuz »rufen:
Wer Kinder krankt, statt ihrer treu zu pflegen. Vor, dem, Leichtstnn'ger, hütet euch;
Denn Kinder sind ein wahrer Gottessegen
Und mache» auch den Armen reich. Wer sie entbehrt, kennt nicht des Engels Stimme, Der noch auf dieser Erde zu uns spricht.
Es
versteht stch
und .bedürfte
daher fast von selbst
kaum einer Anführung,
nicht der Fall weit seltener wäre,
wohl denken sollte,
wenn
als man
daß bei unserm Waisen
freund auch alles, was noch von außen dazu
kommen mußte, damit das Buch nicht selbst in ärmlicher Waisentrachk.nach altem Schnitt
und Muster unter den geschmückten Vater-und
Muttersöhnen der großen Bücherfamilie dieser Iubilatemesie beschämt Herumschliche, von Seiten der Verlagshandlung,
Vertrieb großmüthig
des den Druck und übernehmenden, wackern
Göschen gar feinsinnig und schön geleistet
worden
treffliche
Familienvater,
Menschen-und Kinderfreund,
wozu sein ««•
ist.
tadelhafter
Der
Verlag
seit
einer langen Reihe
von Jahren den vollgültigsten Beweist führt, tritt sonach selbst als ein tüchtiger Waisen
freund in die Reihe.
Zu unsrer Entschuldi
gung sey eS gesagt, daß sein geräuschloses stilleS
Wohlthun hier, wo laute Anerkennung eine gebotene Pflicht wurde, nicht ganz unberührt
bleiben durfte.
So bedarf auch die freund
liche Bereitwilligkeit des Professor Matthäi in Dresden,
zur Verzierung deü Titels die
Abzeichnung eines seiner gelungensten und seelen vollsten Gemälde zu gestatten,
um so mehr
einer ehrenden Erwähnung, als durch unver
meidliche Hindernisse und Beschränkungen die Ausführung desselben
durch
den Grabstichel
weit hinter den Wünschen der Redaction blieb.
Ich behalte mir vor, von der Idee und Aus führung des herrlichen -Urbildes im Sinne des
als Mensch und Künstler gleich ausgezeichneten Meisters zu einer andern Zeit, vielleicht selbst
2CV11I
in diesem Waisenfceünde, eine prüfende Nach richt mitzutheilen. Aber ist dieß zum Besten der Kinder in
so herrlichen Zusammenklang so mannigfaltiger Kräfte zubereitete Buch auch für die Kinder
geschrieben? und
Sieht man-auf die Entstehung
ursprüngliche Bestimmung
des Buchs,
so mußte es, um die ergiebigste Bereicherung
des Fonds durch vollzahliche Unterzeichnung
zu gewinnen,
auf einen sehr weiten Lesekreis
berechnet werden,
und die Unterhaltung der
Eltern und Kinder konnte bei dieser Samm lung nicht der einzige, Hauptzweck seyn.
ja nicht einmal der
Dafür
schenkte
uns
ja
Houwald schon zweimal ein eigenes Buch, welches diesen bestimmten Zweck schon an der Stirne kragt.
Indeß sind doch die meisten
Lieder, Balladen und Erzählungen, die päda gogischen Winke von Jean Paul und v. Manteuffel, die biographischen Skizzen und
beglaubigten Rettungsgeschkchten Ueberzeugung
mitgetheilt
und
alle in der
ausgenommen
worden,
daß sie bei Klein und. Groß fröh
lichen Eingang finden, ja auch zum Theil in
recht einträchtigen
Familienkreisen, wieder er
zählt, gesungen und gespielt werden mochten. Wir Erwachsene hören alle zu, ohne ein Auge
zu verwenden,
uns
wenn
der freisinnigste,
fantasiereichste Mührchendichter, der aber dar neben auch noch viel anderes vermag,
von
Wiesewasserchcn und Weißrösche» so unmuthig unterhält, und kein noch so müdes Kind wird
einschlafen, wenn man die wunderbare Rettung des letzten Königs der Polen in so geistreicher Einkleidung vorliest.
Es kann wohl zuweilen
eine Fülle der herrlichsten und erwähltesten Blu men vor uns ausgeschüttet werden.
Den voll-
kommnen Genuß gewahren sie aber erst dann, wenn sic in sinniger Zusammenstellung noch ma
lerisch »ertheilten Farbcnschmelz zum Kranz, wie ihn Mieris oder Van Huysum unö vorzaubern,
geordnet vor uns stehn. findet eine Glycerton.
Nicht jeder PausiaS
Ich, der ich hier nur
als Mitgenießender und dankbarer Beschauer
spreche, konnte e6 mir nicht versagen, die Ueber,
zeugung auszusprechen, daß auch in der ZufamMenfügung
und
'Aufeinanderfolge • dieser
lieblichen Btumengloeken und Blätterzweigleln
der auch dieß
sein
wohl bedenkende Houwald
Die erzäh
seines Urtheil bewährt hat.
lende oder lehrende Prosa tritt immer bedeutsam zwischen den eigentlichen Gesängen und Musenklängen ein.
WaS nun das Myrten-
zwclglein, was die mit dem Blut der Liebes göttin gefärbte Blume hier sey,
mag nach
Belieben jeder selbst heraus finden, aber beide
befinden sich gewiß im Kranze.
Ich will ein
kühnes Wort sprechen und fürchte nicht, wegen
Entweihung
dessen,
am höchsten stellt,
was die Ueberlieferung
vor einer cour d’amour
verurtheilt werden, wenn die Vorsißerkn beim
LiebeShof nur nicht jene aus Schaum geborne Aphrodite der alten Welt, sondern die himm
lische Canto der neueren ist.
Die allgepriesene
Guirlande de Julie ist mit der in hundert Bildern und Blumen gehuldigten Julie von
Argennes langst hingewelkt und untergegangen. Dieses höchst anspruchlose dichterische Blüthen« und Zweiggeflechte,
Waisenfreund,
genannt,
wird als Druckschrift noch weit sterblicher seyn und weit schneller in Vergessenheit begraben
werden.
Aber die
süß - lohnenden Gefühle
des wohlthätigen Mitwirkens zu einem edlen Zweck,
die frommen Aufregungen und erhe
benden
Entschlüsse,
wohlmeinenden
welche die Lesung dieses
und wohlsprechenden Waisen
freunds in tausend offnen und empfänglichen
Gemüthern hinterlassen werden, sind, weil wir al'e an eine Unsterblichkeit glauben, bleibende Eindrücke für zwei Welten und können unS tröstend auch kn jener Stunde erscheinen, wo
aller Schimmer
in den Strahlenkronen der
Schönheit und des Ruhms auf immer ver
löscht.
Denn auch hierbei ruft uns mit einer
Anwendung auf gegenwärtigen Fall der fromme
Liedersänger die Worte der. Weihe zum Engel
in Menschengestalt ins Herz:
XXII
O Gott, wie muß die Seligkeit erfreun. Der Netter Einer Kinderseele seyn!
Wohl läge dem Vorredner, wenn er heute
wirklich
zum Prologus mit Epheukranz auf
dem Haupte und Lorbeerzweig in der Hand
feierlich eingewiesen worden wäre, die Verpflich
tung ob, den entfernten Theklnchmern an diesem Buch und an seiner reknmenschlichen Bestim
mung von der fast wunderbaren Entstehung und Fortbildung de6 Waisenhauses in Pirna
ausführlichen Bericht abzustatten und
dabei
einigen der großherzigsten Stiftet und Stiftcrrknnen,
die
nicht mehr
gegenwärtig oder
auch schon in die Wohnungen des Friedens ekngegangen sind, den lauten Zoll des Danks ja auch ein frommes Todtenopfer zu bringen.
Allein so fröhlich auch schon die mit Bangig
keit und Thränen ausgestreuete und mit seltener
Treue gepflegte Saat Wurzel geschlagen und
Halme getrieben lange
hin;
hat,
zur Erndte
und erst beim
ist noch
Erndtefest wird.
auch die Erndtepredigt gehalten.
Bis dahin
werden die kheilnehmenden Leser aus dem ein
leitenden
Worte
des
väterlichen Arztes der
Anstalt, des das Licht in Mcnschenaugen und Kinderherzen mit gleichem Erfolge hervorru
fenden D. Schmalz zur Gnüge sich unterrichten können und durch ihn oder ein andereMitglied des Vereins die jährlich im Druck
erscheinenden Berichte
sich ohne Mühe ver
schaffen können.
Ich aber, das fühle ich zuletzt noch mit nicht geringer Verwirrung, hatte mir ja daS
ganze Vorwort völlig ersparen können, wenn
ich nur eine Hand mit dem Zeigefinger auf
die Herz - ergreifende und erhebende Bitte für die Kinderwelt, womit der Waisenfreund heute be
ginnt, beigemalt und ganz einfach die mir aufge tragene Ankündigung wiederholt hatte, daß ehe
die Blätter,
die dieser üppiggrünende Früh
ling hervortrieb, sich entfärbt haben, dieser erste
xxLtr
Waisenfreund zu allen, die unterzeichneten, oder auch unterzeichnen wollen, auch in seiner zweiten Abtheilung sicher gelangt seyn wird» Dresden den 14. Mai 1521.
Böttiger.
XXY
Verzeichniß der Subscribenten.
Auf Veranlassung und durch Bemühung des Herrn Kreis-Hauptmann von Zefchau in Dresden. Adorf. Annaberg. Augsburg. Augustusburg. Auligk. Bayreuth. Bauda. Bautzen.
Beesdau.
Herr Becker, Finanzprocurator. — Benedict, Bürgermeister. Minlach, Kreis - Gerichts - Secr. Fr. Gräfin v. Ronow. u. Bieberstein, Herr v. Görschen, auf Auligk. — v. Haqke, Major. — Nicolai, Verwalter. — Fredy, Pfarrer. — D. Accaluth. — Bauer, Kunsthändler. — Caspers, Landsteuer- Calculat. — Hartung, Advocat. v — Hennig, Stadtphyfikus. i — v. Hirtig. i — Janrsch^ Steuer-Einnehmer. i — Kappler, Kaufmann. i — Lebmann, Landsteuer - Casfirer. i — Martini, Adjutant. i — Oelsner, Advocat. i — Qvörner, Landsteuer - Secret, i — Radisch, Hofgerjchts - Actuar. i — v. Rohrscheid, Adjutant. i — D. Starke, Bürgermeister. i — Starke, Oberamts - RcgterungsAdvocat. x — Teufel, desql. 1 Frau v. Berg, geb. v. Tbiemen. * — Hausse, Amtmann und Ritters guthspachter. 2 Fr. v. Tbiemen geborne Gräfin von Hohenrhal, aufBeesdau, Mai. r Herr v. Thremen auf Stangenhagen.
r i i i i i -1 i i i i i
XXVI Ex.
Berggießhübel. 1 Berlin. 3
2 I I 1
I I I I I I I I
I I I I I I
4 i I i I
Bernsdorf. Bisch'-'ffswerda. Blasewitz.
i I I I i I i i i
Böhla. Borna. Bornsdorf. Breslau. Briesen.
I i I I I
Herr Merseburger, Pastor. Jhro Königl. Hoheit die Prinzessin Wilhelm, v. Preußen. Dem. Bardua, Caroline. Fr. Behrendt, Hofrathin. Dem. Behrendt. Mad. Benecke. -Herr Bendemann, Kaufmann. ; — v. Bevor, Cammergerichtsrath, Fr. v. Chimaffo geb. Piacte. — Eben, Johanna. Mad. Friedländer. Fr. Gedicke, Kammergerichtsrathin. Herr v. Gofflar, Geh. Ober-JustizRath. — Günther, Geh. Ober - Lnbunalsrath. Fr. Baronin v. Hagen. Herr Hitzig, Kriminalrath. Fr. Köhne, Hofrathin. Herr v. Lancizolle. — v. Lestocq, General-Major. Mad. Levy. Herr v. M. . . Fraul. Marcuse, Julie. Herr Müller, Geh. Ober-Justizrath. — Polliffon, Justiz-Commissarius. —- v. Stockhorn, General - Lieute nant u. Großherzogl. Baden scher Gesandter in Berlin. — Thilo, Geh. Ober-Finanzr. — Uhden, Staatsrath. Fr. Voirus, General-Chirurgus. Herr Wollanck, Stadt-Justizrath. — Herold, Pastor. — Heyne, Bürgermeister. — Grote, Gutsbesitzer. — Schumann, Heegereuter. — Hmtsch, Heegereuter aufm ro then Hause. — Berger, Zoh. Aug. Müller. Richter, Stadtschreiber. — Möbert, Wirtbschafts-Jnspcct. — Eppstein, Julius. — Meyer, auf Briesen.
Briesen. Brockwrtz bei Meißen.
i
Fraul. v. Schlieben. Busch, Gasthofsbesitzer. Mauke, Pastor. Schirmer, Amtslandschöppe. Fußet aufm Fischhause. Schier, Förster. Gräve, Senator. Segnitz, Stadtrichter. Graf zu Solms-Baruth, auf Casel. Trepte, Wirthschaft- Inspect. Erß, auf Caule. Wehner, Stadtrichter. Marschall von Brberstein auf Cölln, Major. Fischer, Straßenbau-Aufseher. Hofmann, Pastor. Petermann, Gebrüder, Brau schenkenbesitzer. Reymondon, aufm Weinberg b. Coswia. Schubert, Amtslandrichter. Seydel, Pfarrer. Garte, Richter. Pietzsch, Gutsbesitzer. M. Wielisch, Pastor. Gerresheim, auf Crakau M. Hofman, Pastor. Kundisch, Handelsmann. Lorenz, desgl. Noack, Müller. Rieschberg, Revierjager. Süßmilch, Handelsmarm. v.Oppell, Cammerherr u. KreisOberforstmeister. Görne, auf Dallwitz. Köllnig, auf Dammsdorf. Hund, Pachter. v. Leipziger, auf Deutschenbora.
i i i • i i i 1 2
Herr — — — — — — —
Caule. Chemnitz. Cölln b.Meißen.
I I I 1
— — — —
Coswig.
I I I
— — —
I
—
I I I I I I I I I I I I I
— — — — — — — — — — — — —
I I I I
— — — —
Burgstädtel. Bühlau.
Camenz. Casel.
Cotta.
Crakau.
Cunersdorf.
Dallwitz. Dammsdorf. Deutschenbora.
Dippoldiswalda.
i — Dreßler, Madchenlehrer. i — Goehler, Senator, i I — Haahse, Stadtschreiber. i I — Hanel, Amtßviceactuar.
XXV in Oippoldiswalda.
Dobra. Dobrilugk.
yroß-Dobritz. Alt - Döbern.
t r t t t r t r [ r r [ i r r [ r i i i i i i
Döbrigen. Döhlen b.DreSden.
Dohna. Dorfhayn. Drebkau.
i Drehnau.
Dreßdenr
Herr Kohl, Bürgermeister, — Lehmann, — Leßnig, Rentb. u. Amts-Insp. — Linke, Senator, — Lorenz, Amtscopist. — Lotze, — Lucius, Amrsactuar. — Wöckel, Amrs - Steuereinnehm. —f Nacke, Medic. Pract. —. Neumann, Doct. u. Amtsphysik, — M. Oehler, Pastor. — Richter, Bäckermeister, — Riedrich, Amtscopist. — Rothe, Amtsviceaceuar. — Schutze, Bürgermeister. — Stoer, Apotheker, — Steyer, Pastor. — Lehmann, Rentbeamter. — Schrey, Justizamtmann, — v. Bose, Rittmeister, — D. Bahr. — Keiling, aufAltdöbern, Rödern, — Keirel, Buchhalter. — Wehner.
— Dreßter, Unterförster. — Keller, Gastwirth. — M. Osterloh, Pastor. — Schmieder, Kammergutspachter. — M. Burckhardt, Archidiakonus. — M. Oeser, Pastor. — Schäfer, Förster. — v. Arnstrvff, Oberstlieutenant u. Ritter, auf Drebkau. Dem. Beinln. Herr Fürst zu Lynar, Besitzer der Herrschaft Drchna. — Charpantier, Justiz - Actuarius. Sr. Königl. Hoheit, Prinz Friedrich von Sachstn. Jhro Kaiserliche Hoheit, Prinzessin Caroline. Sr. Könrgl. Hoheit, Prinz Clemens v. Sachsen.
Dresden.
Ex. i Gr. Königs. Hoheit, Prinz Johann i
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v. Sachsen. Franl. Nrna, d' Aubigny v. Engebrunner. Herr Bachmann, Vice-Director. — Graf v. Beaurepaire. — v. Berlepsch, Forstmeister. — v. Berlepsch, Cammerh. — v. Befchwitz, desgl. Fr. v. Beschwitz, geb. v. Tümpling. Herr v. Bibra, Cammecb. — v. Bosen, auf Stacha, Apellations-Rarh. — v. Brandenstein, Hof- u. Ju stiz- Rath. — Breuer. — Baron v. Brunow. — Brückmann, Buchbindermeister. — v. Carlowitz, Cammerh. und Amtshauptmann. — v. Cerrini, Gouverneur u. Ge neral- Lieutenant. — v. D'ziembowsky, Cammerh. — Graf v. Einsiedel, desgl. — v. Ende, Amtshauphnann. Fraul. v. Ende, Hofdame. Herr v. Erdmannsdorf. — Baron v. Fink. — v. Flotow, Geheimer Finanzr. Fr. v. Franckenberg-Lüttwitz. Herr Gehe. — Gehe. — v. Globig, wirkt. Geh. Rath und Ober- Cvnsistorial- Präsident. — Graf, Förster auf Neuanbau bei Dresden. — Grahl, Stifts-Cammerrath. Fr. Grahl, desgl. Herr D. Günz. Fraul. v. Gutschmidt, Louise. Fr. Freyfrau v. Gutschmidt, StiftsCanzlerin. Herr HadeniuS, Oberrechnungs-Commiffair. — Hahn, Weinhändler.
XXX
Ex.
Dresden.
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Herr Harklnann. Fr. Hartwig, Hofsckauspielerin. Hcrr-v. Hennrtz, auf Miltitz, Königs. Baierscher Cammerh. — Heink, Heegereuter zu Friedrichsstadt. — v. Helldorf, Premier - Lieute nant und Adjutant. — D. Heyme, Hofrath. ■—s Herrmann, Profeffyr. — Iursch, Lieutenant u. Holzverwalter. — D. Kapp. — Kastel. — v. Könneritz, Cammerh. — Kuhn, Advocat, Fr. Gräfin v. Linar, geb. v. Kn och. — — Löben, geb. Gräfin v. Breslar. Herr v. Lüttichau, Cammerh. und Oberforstm. — May, Finanz-Secret. Fräul. v. Manteuffel. Herr D. Merbach. — v. Minkwitz, Regierungs - Assess. — Baron v. Münch - Billighausen. — v. Nauendorf. — v. Nostitz u. Ianckendorf, Conferenz - Minister und wirklich. Geheimer-Rath. Fraul. von Nostitz und Janckendorf, Stiftsdame. Herr v. Nostitz, Amishauptmann. — Baron v. Odeleben, Obrist. — Oppen, Forstsecretair. Fr. v. Pannewitz, geb. Frey in V. Lüttwitz, Majorin. Herr v. d. Pforte, Kammerpage. — Freyh. v. Podmanitzky, aufAssöd / Kaiserl. König!. Thesaurat. Rath. — v. Polenz, Geheimer FinanzRath. — v. Reinhold, Legations-Rath. — Graf v. Rex, Cammerrath.
Dresden.
i Herr Riquet.
— Freyh. v. Rochow , Präsident, — Graf Salmons. — Steeger. Fr. v. Seydlitz, aufGnadenfrey. Herr Schmalz, Pastor in Neustadt, — Schönberg, August. Fr. v. Schönberg, geb. Gräfin Stollberg. i Fräul. v. Schönberg. i Fr. D. Schöne, Sraabsmedic. t Hr. SchüberL, Holzverwalrer. i Fr. v. Tennecker, Majorin. i Herr Freyh-v. Tendern, Vice - Prastd. i Fraul. v. Tettenborn, Mathilde. i Fr. v. Thielau, geb. v. Houwdld, i Fraul. v. Thielau, Sopyie. i Hr. v. Tümpling. i — Verloren, Major. i — v. Wagner, Regierungs-Assessor. 1 — v. Watzdorf, General-Lieutenant u. Oberhofmeister. 2 — D. Weber, Oberconflstorialrath. i — v. Weber, Capellmeister. i — v. Welk, Regierungs-Assessor, i Fraul. v. Winkel, Therese, i Hr. Winkler, Geh. Secret. i — v. Wintersheim, Hof- u. Justiz» Rath. i — v. Wolf, Regierungs-Assessor. 1 — Jahn, Geh. Finanz - Rath. i — v. Zeschau, Premier-Lieutenant u. Brigade-Adjutant. 1 — v. Zeschau, General- Lieutenant. 2 —- v. Zeschau, Kreishauptmann. i — v. Ziegler u. Klipphaußen. i — Jocher, Kaufmann, Ebersbach. i — M. Böhmig, Pastor. Cgsdorf. i --- v. Langen, auf Eqsdorf, OberSteuer-Einnehmer. NiederEiusiedel i — Käferstein, Papier-Fabrikant, Elsterberg im Voigtlande. i — Ackermann, Advocat. Fischbach bei Stolpen. i — Wening, Oberförster. i i i i i i i
XXXII Frankfurt a. M. i i i i Frauenhapn. i Freyberg. Friedrich^thal. Friedrichswalde Gübernitz.
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Gehrisch. Vorderi Gehrsdorf. i Gießenstein. Gießmannsdorf i i Glaubiy.
Gohlis. Golßen.
Alt-Golßen. Görlsdorf. Gompitz. Goppeln. Gorbitz Gottleuba.
OberGrafenhapn. Grimma. Gröbern. Grödel. Gröditz.
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Hr. Lemaistre, Legations-Secret, — .v. Wangenheim, Cammerjunkcr. — v. Zeschwitz, General-Major, — Schiller, Carl Friedr. — Fr'eyh. v. Weißenbach, aufFrauetthayn, Cammerh. — Köhler, Oberber^amts - Secret, — Pobtinck, auf Friedrichsrhal. — Reichel, Pastor. — Berge, Brauer, — Schulz, DorwerkSbefitzer. — Hept eck, Oberförster.
— M. Taubertb, Pastor. — Seyferr, Ritterguthsbefltzer. — M. Lipfius, Prediger. — Lingke, Ritterguthspachter. — Perl auf Glauvitz. — M. ^intzsch, Pastor. — Siebig, Schullehrer. — W. v. A.iesky. . — Zschaler, Hauslehrer. — Stein, Pastor. — Förtzsch, Diaconus. — Heu, sen. Kaufmann. — Schulze, Cantor. — Schwach, Pastor Primarius. Mad. Döhler, auf Altgolßen. Hr. vpn Stamm er, auf Görlsdorf, Hauptmann— Richter, Ioh. George, Richter. — Jeibig, Guthsbefitzer. — Hansel, Äintsverwalter. — Fischer, Bürgermeister. — Funke, Einnehmer. — Walter, Rector.
—— — — — Fr. Hr.
Hausse, auf Obergrafenhapn. Klöpper, Cammercr. M. Trautschold, Pfarrer, Schubert, Holzverwalter. Walter, Friedrich, v. Wolfersdorf, auf Grödel. Wmtzer, Schichtmeister.
Grüllenturg.
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— v. Gavlen), Okerforstmeister u. Cammer) unter.
Hamburg. Hayn.
i . — Phmöller Senator. ■i — D. Btelitz, Bürgermeister. i — Brendel, (St fensiedermeister. i — Caspari, Friedl. Benjam. Luch fabrikant.
i — Caspari, ^vi Küstner-Erkel, desgl. Lampe, Königl. Baier. GeneralConsul. — Latus, Kaufmann. — Lattennann, desgl. — Limburger, Stadthauptmann. — Lorenz, Kaufmann. — Linke, Kramermeister» — Mahlmann, Hofrath. — Mehlgarten, Kaufmann. — Mel!y, desgl. — Meurer, desgl. — Meißner, desgl. — Millies, desgl. — Nabbat, desgl. — Reebe, Hospttalpachter.
Hr. — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —
Leipzig.
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Lenz. Leuben. Leubnitz.
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Lichtenau,Ober- I Linz.
Lockwitz.
Loebtau. Lommatzsch.
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Hr. Ptatznianri, Kaufmann. — Ploß, Kammerrath. — Porst, Ober-Accis-Commiffair. — Preußer, Kaufmann. — v. Ouandt, I. G. — Reichenbach. — Rouffet, Kaufmann. Frau Rummel. j)r. Salomon, Kaufmann. — Schlick, desgl. — Schmiede!, Kaufmann. — Schrepfer, Banquier. — Schulze, Handlungsdep. Schunk, Handlungsdep. — Seyffarth, Kaufmann. —» Steintopf, desgl. — Thieriot, desgl. — Vollsack, Baumeister. — Voß, Sensal. — Weinich, Kaufmann. — I). Wenk. — Wendler, D. in cd. — Werner, Oberstadtschreiber. — Winkler, Kramermeister. — Winkler, Raths-Buchhalter. — Wilhelmi, Kaufmann. — Winter, Oberschöppenschreiber. — M. Werther, Pastor. — Gregor, Schullehrer. — Schubert, P. — Bobe, P. — Heeger, Schullehrer. — Kretzschmar, Pastor. — Rost, Rlttergutspachter. — Eichhorn, Kaufmann. — Trentzsch, Rittergutspachter. — Hänichen, Gutsbesitzer. — Hänichen, Fabrikant. — Krellrna,nn, Destillateur. — Opitz sea. Schullehrer. — Pfund, Cbirurgus. — Preußer, Rittergutsbesitzer. — Weiß, Pastor. — Legler,' Chauffeegeldereinnehmer. Potzschke, Bürgermeister.
XXXVIII i i i i i i i
Lorenzkirch-
Loschwitz. Buckau.
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Marbach.
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Hr. M. Spitze Pastor. — Tietze, Schullehrer. Fra ul. v. Rastel. Hr. Babel, Seifensieder. Baumgarten, Bürgermeister. — Bester, Justiz -Comrmstar. — v. Dallwttz/ Hauptmann u. Postntctfter. — Förster, Wundarzt. — Gallus, Stadtrichter. — Glöckner, Justiz - Commiffarius. — Graser, Kreis-Erpedient. — Graßmann, Madchenlehrer. — Grechel, Kaufmann. — M. Hamtschke. — Haupt, Uhrmacher. — Heynemann, Postmeister. - Hesse, Kammerer. — Heugel, Tuchfabrikant. —- Horn/ Zuchthausinspector. — D. Kammerer, Stadtphvflkus^ — M. Krattmer, Diaconus. — M. Kutscher, Superint. — Kutzschke, Steuer-Rendant. — v. La risch, Oberst - Lieutenant, — M. Markus, Archidiaconus. — Mehnert, Apothelcr. — Meusel, Bürgerin erster. — Mohrstett, Kaufmann. — Mühlcrt, Buchbinder. — Ptaten, Obersteuer - Controlleur. — Puhlihsch, Kellerwirth. Die Rathsbibliothek. Hr. Richter, Landesaltcsicr. — Richter, Organist. — Sartorius, Kreisbestallter rc. — Schulze, Kaufmann. — Seltmann, Stadlwachtmeister. — St er? er, Fterfchhauermeister. Fr. v.^Strobschchtz, Amtshauptm. — Stulpner, Kaufüiann. — Äs. Stulpner, Kaufmann. *— M. Thieme, Conrectvr. — Voigt, Auditeur. — Friedrich, Revierferstcr.
Marienberg. Markersdorf. Meiscgast. Meißen.
EP r Hr. i — i — i — i — i i i i i . i i x i i i i i i
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Merschwitz.
Moritzburg.
Naundorf bei Freiberg.
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x Naundorf bei Hayn. Naundorf, KleinNaunhof. Nenntmannsdorf.
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Christ, Stadtrichter. Geißler, Muller. Mühle, Gutsbesitzer. Albanus, Apotheker. Auenmüller, Rentbeamter u. Au, diteur. — Vurckhardt jun. Kaufmann. — Dreyßig, des gl. — Frenzel, Secretair. — Funke, Acctsrnspector. — Gödsche, Buchhändler. — Goldberg, Steuerprocurator und Bürgermeister. Gottleber, Schulamtmann. — v. Hartmann, Amtshgup mann. — Knofel, Gerichts-Director. — Körner, Geh. Finanz-Secretair. — Kuhn, Inspektor. — Martini, Obersactor. — Reinhard, Rentceamrer. — Rudolph, Kaufumnn. — Stein, desgl. — Steuer, Casikrer. — Viebig, Actuanus. — v. Welk. — Ziest,er, Kaufmann. — Kretzschmar, Pastor. — v. Pistorie auf Merschwitz. — Adam, Zinnnermeister. — Grortke, Betrmeister. — Kirschner, Amts - Steuer- Eitln. — Richter, Rarheconsulent. — Rose, Rittmeister. — Schließer, Oeconomie-Verwalt. — Albedt, Erb - i,'eyn - u. Gerrchtvh. — ^enn.ig, tzesgl — Lerßrlng, Ehausseegelder E:nn. — M. Rüdiger, Pastor. — Bodemer, Fabrikherr. — Richter, Rittergutspachter.
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— Friedemann, auf Kleinnaundorf. — M. Kerndt, Pastor.
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— Jumpe, Oeconom.
XL
Neustadt. Neustadt bei Stolpen. Nicke en. Nöthnitz. Noffen.
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Nünchritz. N. N.
Hr. Hantzschel, Stadtschreiber.
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Rour, Bürgermeister. v. Bose, auf Nickern. Glauche, Fleischer u. Schenkw. Reich, Verwalter. Bautzmann, Kaufmann. Erchenbrecher, Steuer - Procurator und Advocat. — Facilides, Amtsactuar. — M. Große, Superindent. — Hantusch, Dice-Actuar., — Haubold, Mühtenbesiher. — Hauptmann, Haupt-Gleits und General - Accis - Einnehmer. — Lichtwer, Amts-Inspector. — Liebisch, General-Accis-Jnsp. — Mütter v. Berneck. -» Oehme, Kreis - Str. Rev. und Amts-Str. Einn. Philipp, Besitzer der Rothen muhle bei Noffen. — Schubert, Justitzamtmann. —- Sprmger, Postmeister. — Sturm, Besitz, der Klostermühlr bei Noffen. — Voigt, Rentamtsschreiber. — Winkler, Kaufmann. — Bahrmann, Ioh. Gottfr. — Anesorge, Bürgermeister. — Bergmann, Stadtrichter. — Edelmann , Accis - Inspektor u. Stadtschreiber. — Fleischer, Gleitsschreiber, — Gelder, Pastor. — Grafe, Floßbandelsherr. — Hering, Premicrlieutenant und Floßmeister. — Herrng, Schiff- u. Händelsberr. — Marschall-Gottern, Kön. Preuß. Kammerherr und Erbmarschall in Thürmgen. — v. Metzradt-Niethen. — Richter, Bürgermeister.
XLI
N. N.
Oberau. Oderin. Odessa. Oelsen. Oelsnitz. Omsewiz. Oschatz.
Ostrau, NeuOstrau. Ottendorf bei Pirna.
Paplitz. Pegau. Pennrich. Peritz. Pesterwitz.
Pillnitz. Pirna.
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Hr. Tisckier, Premierlieutenant und Gleitsmann. i *— Uhlmanu, I. F. V. Schiffshandelsherr. i — Uhlmann, I. G. S. desgt. i — Venus, Stadtnchter u. Floßhandelsiierr, i — Cobtenz, Adam Friedr. i — v.Schlieben, aufOderin, Hauptm. i — Fallenstein, Eduard i — Gratz. i — Wellner, Vicebürgermeister. i. — Mütter, Amtslandschöppe. 4 — Altenstadt, Accisinspector. i Kandler, Premierlreutnant. i — Lischke, Steuerprocurator. i Mad. Lochmann. i Hr. Mehner, Steuerprocurator. i — Mögt, Kaufmann. i — Müller, Advocat. a — Edler v. d. Planitz, Amtshauptm. i —- Schmorl, Accisinspector. i — Schneider, Major. i — Löhnert, Gutsbesitzer. i — Michael, Erblehnrichter.
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— Martini, Cand. — Martini, Pastor. — Miething, Amtmann. — v. Kraushaar, Amtshauptmann, — v. Mmkwitz, Hauptm. — Röder, Oekonom. — Beyer, Pfarrer. — Brauer, Schullehrer. — Clauß, Gutsbesitzer. — M. Legler, Pastor. — Meitzner, Forster. — Winkler, Bauschreiber. — Abendroth, Apotheker. — M. Bartzsch, Archidracon. — Becker sen. — Birnbaum, Accisinsp. u. Stadtsyndicus. — Blume jnn. Kaufmann Böhme, Cammereomullff. Rath. c
XLII
Pirna.
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Hr. v. Brause, Gleitömann. — Canzler, Advocat. — Conradi, Kirchenvorsteher. — Diller, Conrad. — Döbernitz. — Bar. v. Friesen, Cammerjunker. — Günther, Wilhelm. — Haase, Bürgermeister. — Hantzschel. — Haffrmann, Kaufmann. — Hartwig d. altere, Advocat. — Hartwig, Finanzprocurator. — Hartwig, Advocat. — Hentzschel, Accisinspector. — Hering, Senator. — Deydemann, Lieutn. «.Kämmerer. — Holfert, Kaufmann. — Hoppe. — Jaßnig, Iustizamtmann. — Kleine, Conrector. Mad. Klose. Hr. Köhler, Seilermeister. — Kluqe, Amtsactuar. — M. Krehl, Superintendent. — Krempe, Actuar. — Leuschte, Unterbilleteur. — Vincke, Actuar. — Lotzmann, Sen. u. Genchtsdir. — l). Martmi. — Martinr, Bürgermeister. — Meißner, Fr. Gotthelf, Kaufm. — Meißner, Gottlob Friedr., desgt. — Nrcolai, desal. — Pescheck, G." — 1) Pinnitz. — Pillwitz, Hospitalprediger. — Ritterstadt, Advocat. — D. Rodig. — Schmalz, A. C. — Schmalz, C. Max. Fr. D. Schmalz, geb. Edle v. Gallu. Hr. Seelig, Kaufmann. — Schmidt, Kaufmann. — Schuster, Waisenhauslehrer.
XLIII Pirna.
Piskowitz.
Plauen.
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Plauendorf. Plaußig. Polenz. Postelwitz. Potsdam. Prießnitz. Prohlrs. Proschwitz.
Pulßnitz.
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Purschenstein.
Rabenau. Radeberg.
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Fr. v. Tbümmel, Oberstin» Hr. Weynert, Friedr. Robert. — Schulze, Gutsbesitzer. — Trenner, desgl. — Troschitz, desgl. — Stemberger, Senator. — Jörn, Mühleninspecror. — Schutze, Heegereuter. — v. Bülow auf Plaußig. — Reiboldt auf Potenz. — Pettersch, Erbrichrer. — Gromot, Schrffherr. Fr. Baronesse von Oelsien, Geheime Staatsrathin. Hr. Ficker, Cantor. — Winkler, Gutsbesitzer. Frau von Berlepsch auf Proschwitz, Hausmarschallin. Hr. Bachmann, Pastor. — Berger, Gottfried. — Bruchhold, Jolleinnehmer. — Brückner, Kaufmann.— Feilgenhauer, desgl. — Feilgenhauer, Gottfried. — Franz, Organist. — Gierisch, Handelsmann. — Hempel, Gebrüder. — Kegel, Georg. — Kindt, August» — Kretzschmar, Accis - Einnehmer. — Menzer, Apothefer. — Ramler, Gottfned. — Raschig, Advocat. — Schöne, Cantor. — Weise, Diaconus. — Zink, Gerichtsdirector. — v. Schönberg - Purschenstein. — Graf v. Wallwitz. — Dreschke, Oberförster. — M. Götze, Pastor. — Barth, Regiments - Chirurqus. — Becket, Geh. Finanz - Secretair, und Rentbeamter. — v. Below, Major. — Degner, Lieutenant.
XLIV
Radeberg.
Radeburg.
Räcknitz.
Reichenbach. Reichenau bei Priegen. Rernhardtsdorf Reinsberg, NiederRintzneuendorf. Roda. Rödern.
Röhrsdorf. Groß-
i Hr. Estter> Diaconus. i — v. Faber, Major. i — Funcke, Stadlschreiber. i —Gumprecht, Acers - Inspektor, i — Krauße, Archidiakonus. i — Langbein seu. Iustizamtmaun. i — Langbein jun. desgl. i — Lehmann, Rector. i — Martini. i — Muff, Pastor. i — v. PonickaUj Major, i — Rein icke, Bürgermeister. i — Ritter, Amts-Sportel - Controls i — Rumpelt, Benjamin. i — Schiffner, Advocat. i — Schmelz, Steuer-Revisor. i — v. Schönfelß, i. Lieutenant. i — v. Schönfelß, 2. desgl. i — Schulze, Actuarius. i — Thieme, Kaufmann. i — Werner, Actuarius. i — Hauet, Diaconus. i — Lauterbach, Apotheker. i — Nöthen, Pfarrer, i — Pöge, Gerichtsdirector. i — Schlegel, Gastwirth. i — Schuriau, Gleitspachter. i — Weilaud, Rittergutspachter, i — Zeidler, Gastwirth. i — Funke, Sohn des Richters. i — Luther, Ober-Gensd'arm. i — Richter, Rittergutspachter. i — Studer, Hofjager. i i
— Koppe, Oeconomiedirector. — Hering, Richter.
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— Burckhardt, Fabrik, u. Material, — Burckhardt, Accis - Einnehmer.
v. Schönberg, a. Niederreinsberg. v. Schrieben, Landesdeputirter. Scholz auf Roda, Amtsverwalt. Leo, Pfarrer. Weiland, Rittergutspachter.
XLV Röhrödorf. Groß-
Roßau. Sacka. Sagritz. Schenkendorf. Schlabendorf. Schneeberg. Schönfeld.
Sebm'tz.
Seedkitz, NiederSeeligstadt bei Stolpen. Sellendorf.
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Seydnitz.
Siebisch. Sörnewitz. Skaßa.
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Hr. -— — — — — — — — —
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Dreßter, Cantor. Gabler, Fabrik. Sburig, desgl. Siübel, Pastor. Schramm, Oberförster. Iaßing, Pastor. Sidour, auf Sagritz. Clahr, Amtmann. v. d. Lütke, auf Schlabendorf,Maj. Tlchmann, Accis- )nspector. Bauer, Schneidermeister. Lau, Bäckermeister. M. May, Pastor. Böhme, Bürgermeister. Böhme, Handelsmann. Endler, Weisbacker Frenzel, Rector. Fricbel, Cantor. Hantsch, Kaufmann. Hempel, Bürgermckster. Heymann, Senator. Keilpflug, Nahrungsbesitzer. Petzold, Apotheker. Piersiq, Weisbäcker. Schilnmcl, Stadtfchreiber. Winzer, Pastor.
— Hauswald, Gutsbesitzer. — Probsthayn, Förster. — Birckner, Amtmann. — D. Contessa. — Contessa, Carl. Mlle. Hanel. Hr. v. Houwald, Ernst. — Lauterbach, Candidat. Die v. Lüdecke, Geschwister. Hr. Bergdt, Vorwerksbesitzer. — Leschke, Amtsrichter. — v. Köckeritz, auf Siebisch, Mas. — Liebig, Carl Benjamin. — M Preußler, Pastor. — Zschoche, Rittergutspachter.
XLVI Sonnenstein.
fft. i Die Büchersammlung der Heil - und
Somsdorf. Steinbach.
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Stoßdorf. Stolpen. S'revlen. Sireumen. Tauscha.
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TharandTiefenau.
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Sonnewalde.
Tolckewitz. Trachau. Trebsen. Mro. Allersdorf. Unckersdorf. Waldherm.
Waldo. Waltersdorf. Warrewitz. Warthe, Ober Warthe,Nieder Weinberghaus, Kinast. Weinböhla. Weisrrapp.
WeLtzdorf. Wien. Wildberg.
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Versorgungsanstatt. Kohl, Haüsprediqer daselbst. Thieme, Hausverwalter. M. Burcküardt, Oberprediger. Mund, Senator u* Amrs - Act. Schiefner, Erblehnrichier. M. v. Carlowitz, auf Oberstein bach. — Gobbin, Amtmann. — Fritzsche, Bürgermeister. — Felix, Alleegärtner. — Mütter, Pastor. — Wöhler, auf Teuscha, Amtsver walter. — Schlegel, Gensd'arm. — Hepme, Pfarrer. — v. Pflugk, auf Tiefenau. — Seibiq, Schenkwirth. — Dreßler, Unterförster. — D. Baumann auf Trebsen. Frau Gräfin v. Bose, auf Ukro. Herr Naumann, Wirthschaft-Jnsp. — Mintzner, Oberförster. — M. Wagner, Pastor. Die Büchersammlunq der Versorgungs - Anstalt daselbst. Herr M. König, Prediger. — Lüdka, auf Waldo, Amtmann. — v. Stammer, auf Waltersdorf. — Claus, Gutsbesitzer. — Ilschner, Ioh. Gottdelf. — Rudolph, Job. Goc:lieb. — Bernstein, Braugulhspachter. — Fehrmann, Richter.
Hr. — — — — —
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Blüber, Postmeister. Conradi, Pastor. Pfeil, Samuel. Fichtner, Ritterguthspachter. M. Knauth, Pastor. Portmann, Schullehrer, Commun daselbst. v. Gr ieflnqer, Leaationsr. Ritter, Eulitz, Gutsbesitzer.
XLVII i i i i Willsdruff. i i i i i i Wurgwitz. i Zadel. i Zaithayn. i Z^bista. i Zeitz. i i i i T i i i i i i Zella, b.Roffen. i i i Zwickau. i Zittau. i i Aitzschewitz. i Jößen, Groß i r I-ottewitz. i Zschaiken. i Acherrnitz. i Ischeyla. i Zwieschen. i i Iwrettzschkau.
Wildenhayn.
Hr Grimm, Pfarrer. — Lorenz, Schullehrer. — Otto, Christian Friedrich. — Herrnedorf, Oekonom. — Kost, Kaufmann. — M. Lenck. — Leonhardt, Advocat. — Schefster, Handlungsdiener. — Stöckigt, Accis- Ernnehmer. — Bredel, Chrn. Gottlieb. — Hausse, Amrs-Inspector. — Lüdicke, Pfarrer, — Wolf, Postmeister. — Albrecht. — Besser, Justizrath. — v. Bodenhaußen, Lieutenant, — v. Fabrice, Major. — Hüttner, Commissionsrath. — Kkunge, Gerichts - Directvr. — Pohl. — v. Ponickau, Cammer-Director. — Rebs, Cantor. — Schumann. — v. Trützschler, Rittmeister. — v. Jessen, Landrath. — Hund, Ämt^verwalter. — Schmidt, Kunstqariner. — M Nigmann, Prediger. — v. Thermo, Landrath. — Be gmann Stadtsyndikus. — Hermann, Gastgeber. — v. Carlowltz, Anton. — v. Einsiedel, aut Großzößen. — v. Polen;, auf Zorrewitz. Fr. Weiland, auf Ischanten. Hr. Merbrtz, Amts - Landrichter. — Heise. Pfarrer. — Meinhardt, Pfarrer. — Rothe, auf Zwleschen. — Nitzschmann, August.
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Durch die Bemühung des Herrn Amtshauptmann Freiherm von Gutschmid gesammelt Durch die Cassino - Gesell schaft.
in Chemnitz.
i Hr. Athanaß, Kaufmann. i — Berlet, desgl. i • — Borchert, desgl. i — Clauß / desgl i — Erchler, Sradt - Gerichts - Actuar. i — Funcke/ Advocar. i — Haffe, Apotheker. i — Hebenstreit, Postmeister. i — Hecker, Kaufmann. i — Kühne, desgl. i - Krause, C. A. desgl. i — Krehschmar, Buchhändler. i — Pe:ers, Chymist. i — Pfaff, Fabrikant. i — Rückert, Salz - und WeinschankPachter. i — Tetzuer, Fabrikant. i — Tdeunert, Kaufruann. i — Wehner, Acers - Inspektor.
Durch den Herrn Superin dent M. Unger. i
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Hr. Baldauf M. Pfarrer zu Altmitt weida. — Barth, Pfarrer zu Ebersdorf. — Billig, Schullehrer zu Altchemnitz. -r- Drechsler, M. Pfarrer zu Wald kirchen. — Facius, Pfarrer zu Niederzwönitz. — Fieber, Pfarrer zu Dorfjchellenberg. — Gilbert, Pfarrer zu Dimbach. — Grohmann, AL Pfarrer u. Adjuncr zu Augustusburg. — Kindermann, Pfarrer u. Adjunct zu Zschopau.
XL1X Ex.
Chemnitz.
i J?r. Liebmann, Pfarrer zu ErdmannSdorf. i — Zößner, Pfarrer zu Lichtenau. i — Merckel, M. Pfarrer zu Flöha. i — Seidendörfcr, Cantor zu Neu kirchen. i — Scheltenberg, Schullehrer zu Hormersdorf. i — Schiefer, Pfarrer Substitut zu Röhrsdorf. i — Schulze, Diakonus zu Stollberg. i — Scyreckenbqch, M. Archidiakonuö zu Cheurnjtz. i — Stadler, Schullehrer zu Wald kirch. i — Thamm, Pfarrer zu Lugau. i — Trübenbach, Diakonus zu Mitt weide. i — Unger, M. Superintendent zu Chemnitz. i — Unger, M. Pfarrer zu St. Jo hannis vor Chemnitz. i — Weineck, M. Pfarrer u. Adjunct zu Kohren. i — Meiste, M. Pfarrer zu Erlbach, i — Wichmann, Pfarrer zu Neu kirchen. Durch die Amtshaupt mann schaftliche Expedition und zwar i. durch den B ez i rk6Secretair Herrn Bach.
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Dr. Asten, Kaufmann zu Chemnitz. Bach, Bezirks - Secreiair das. — Börner, Gleirs- Inspektor das. — Braune, Kaufmann zu Bamberg, — Brückner, Amtmann zu Wechsel bürg. — v. Döring, Major zu Freiberg, — Esche, Kaufmann in Limbach. — Fritzsche, Vize-Rickter in Jühns dorf. — Freih. v. Gutschmid, Amtshauptmann zu Cyeumitz.
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L Chemnitz.
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Hr. Grötzsch, Oberfradtfchreiber das. — Hanet, Richter in Markersdorf. Hertel, Amtsvenvalter in Zahns dorf. — Heymann, Rirterguths-Verwal ter in Limbach. — Hösel, Organist in Chemnitz, — Hunger, Richter in Altchemnitz. — Kuhn, Lehnrichter in Dittmanns dorf. — Klemm, Gcricht^schöppe in Rei chenbrandt. — Krumbiegel, Landgerichtsschöppe zu Kappet. — Lippold, Gleits - Jnspector zu Penig. — Müller, Pachter in Oberraben stein. — Müllet, Richter in Rottluff. — Petersil!, Chauffee - Einnehmer zu Gablenz. — Puttrich, Lehnrichter zu Olbers dorf. — Pflug, Richter zu Niklas Göße. — Reinhard, Kaufmann zu Chemnitz, — Riedel, Senator zu Penig, — Rudel, Förster zu Pleißa. — Rückert, Gerichts- Actuarius zu ' Cemnitz. — Schedlich, Gerichts-Director zu WolkenHurq. — Schinck, Accis - Jnspector zrr Limbach. — Schulze, Richter in Leukersdorf. — Schütz, Bezirks - Registrator zu Chemnitz. — Stauß, Amtmann zu Penig. — Steger, Förster -u Jadnsdorf. — Steinbach, Chaffee - Einnehmer zu Hartmannsdorf. Stengel, Lehngerichts - Besitzer in Pleißa. — Thomas, Amts - Jnspector zu Chemnitz. i
— Uhle, Richter in Helbersdorf.
Lheirrnitz.
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Hr. Uhlig, Landrichter in Reichene brandr. Uhlig, Lehnrickter in Oberhermersdorf. — Uhlig/ Lehnrichrer in Mittelbach. — Urban z Amrs - Registrator zu Chemnitz. — Wagner/ Kaufmann in Chemnitz. — Wehner/ Stadtrichter daselbst. — Weigel, Amts-Registrator das. — Wiesner, Posthalter das. — Zeißig, Senator das. 2.
Durch den Bezirks - Re gistrator Hrn. Schütz.
Hr. Arnold, Chaussee-Einnehmer zu Kappet. — Beck, Gerichts - Schreiber zu Schneeberg. — Bellger, Accis - Einnehmer zu Chemnitz. — Biel, Steuer - Einnehmer zu Schneeberg. — Clauß, Mädchen-Schullehrer zu Schneeberg. — Sand, Kirchner das. — Eichler, Accis - Einnehmer zu Chemnitz. — Ficker, C. G. Kaufmann zu Schneeberg. — Ficker, M. Kaufmann das. — Graff, Magazin - Verwalter das. — Groetzsch, Handlungs-Commis zu Chemnitz. — Härtel, Bürgermeister zu Schnee berg. — Hofmann, Burger zu Chemnitz. — Hommel,Handlungs-Commis das. — Kummer jun., Kaufmann das. — Klemm, Accis - Ober • Einneh mer daselbst. — Knauer, Apotheker zu Schneeberg. —. Lots, Kaufmann daselbst. — Frhr.v. Manteuffel, Vergass, das.
rn Chemnitz.
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Hevr Meyer, n. Kkd, zu Schneeberg. — Parisch, Handelsmann das. Frau v. Petrrkowkka, Major, das. Hr. Rehm, Schullebrer das. — Scheidhauer, Ober - ELnfahrer daselbst. — Schildbach, C. H. Kaufmann das. — Schildbach, C. $< Kaufmann das. — Schluttig, Glashjndlerin Cbemn. — Schmidt, Kodak - Inspector zu Schneeberg. — Strauß, Steuer-Procurator das. — Thomas, Cantor das. — Thiele, Gerichts - Registrator zu Cbemmtz. — Uhtmann, Kaufmann in Schnee berg. — Webner, Thorschreiber in Chemnitz.i — Wiener, Kaufmann in Schneeberg.
Auf Veranlassung des Hrn. Anttshauptm. v. Gutschmid.
Durch den Herrn Accis- In spector und Bürgermeister Schultze.
Delitzsch. i i i i i i i i i
Hr. — — — — —
Bake. Ehrenberg, Senator. Hildebrandt, Gerichts-Director, Karthaus. Koppe, in Bitterfeld. Schulze, Accts-Insp. u. Bür. qermeister. *— Doigt. — Vogel. — Wachsmuth, Stadtschreiker.
Liir
Auf Veranlassang des Hrn. AmtShauptm. v. Gtttschmid. Dur cd das Stifts-Fräulein Anne von Glasen.
Dessau. 1 2 i i
Frau v. Berenhorst. Fraul. v. Gt^fep. Frau v. Harting. — v. Knebel.
Auf Veranlassung des Hrn. Amtshauptm. v. Gurschmid. Durch den .Herrn Kaufmann Carl G e r m a r.
Glaucha. 1 1 1
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Hr Graf Ludwig v. Schönburg, Hin1er- Gtancka. Frau Gräfin Louise v. Schönburg. yr. Fischer, Apotheker. — Friedemann, Kaufmann. — Geisler, Oberförster. — Germar, C. Kaufnwnn. —Herrmann, K Kaufmann. — Herrmann, Gottfr. — Käufer, Reaieruugs - Director. —Kirscb, Kaufmann. —Kretzschmar, Advocat. — Lehmann, Amtmann. — Metz, Kaufmann. — Müller, Apotheker, — Petermann Wilh., Kaufmann, — Petermann Ludw. H:, Kaufmann, — Raum, Regierungs-Secretair. — Reichold, Obersteuer-Einnehmer, — Schaum, Kaufmann. — Schiffner, Candidat. — Thamerus, Superintendent. — Vogel, Baccalaureus. — Walther, Regierungs - Registrat. — Werner, Amtmann.
LIV Ex.
Auf Veranlassung des Hrn. 2smtW Hauptmann v. Gutschmid. Hartenstein.
Durch d.en Herrn Rath. Easp a r i. i i i i i i i i
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Hr. Caspari, Rath zu Hartenstein. — Glanzet, Fabrikant zu Mülsen. — Größet, Cantor. — Haße, Wildmeister. Dem. Herfurth. Hr. Keitpflug, Rentamtmann. — Keßmodel, Inspector in Lößniz. — Meischner, D. u. Amtsphvsicus zu Hartenstein. — Meyer, Stadtrichter daselbst. — Meyer, Kaufmann zu Gößnitz. — Oppe, desgl. daselbst. — Reichel, Amtmann daselbst — Rietzsch, Amtsactuarius daselbst. — Richter, M. Pfarrer zu Mülsen St. Niclas. — Solbrig, Pfarrer in Mülsen St. Jacob. — Schill, Actuarins in Lösnitz. — Schnorr, Rath und Amtmann zu Hartenstein. — Walther, Kammerregistrator. — Wirthgen, Rentamtmann und Advoeat.
Auf Veranlassung des Hrn. Amts hauptmann v. Gutschmid. Durch den Herrn Kaufmann Rahlenbeck.
Hohenstein.
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Hr. Burckhard, Kaufmann. — Göbel. Habermann, Stadtschreiber. — Landgraf, Kaufmann. — Manius, desgl.
Hvhetifteirr.
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Hr. Mhtenbeck,. deszt. — Gewald. —Schmidt, Kaufmann^ — Schneider, des gl. — Schreck', desgl. — Tasche, dcsgl. — Trümmer, o. Med. — Vivie, Kaufmann, — Wagner, Pastor. — Werner, Kaufmann.
Auf Veranlassung des Hrn. Amts hauptmann v. Gutfchmid. Durch den Herrn Berg-Mei ster Oehlschlaget.
Johanngeor genstadt.
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Hr. Beer, General - Accis-Inspektor zu Johanngeorgenstadt. — Bonitz, Steuer-Prokurator zu Schwarzenberg. — Bonitz, Drathwerksbesitzer das. — D-gew, Apotheker zu Johannaeorgrnstadt. — Dörffel, Sradtrichter daselbst. — v. Elterlern, Hammerwerksbesi tzer auf Pfeilhammer. — Goldberg, Oberemfahrer zu Jo hanngeorgenstadt. —Gülden, Senator daselbst. — Grüner, Postmeister daselbst. — Kropp, Geqenschreiber daselbst. — Leistner, Kaufmann zu GrosPöhla. —- Nitzsche, Hammerwerksbesitz er auf Obermittweider Hammer. " —Oeblschlägel, Berg - Meister zu Johanngeorgenstadt. — v. Ouerfurrh, Lieutenant auf Forstel —. Rosenbaum, Banquier zu Schon, Härder Hanrmer.
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Johanngeor genstadt.
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Hr. von Stieglitz, Hauptmann in Breitenhof. — Wagner, Vice - Markscheider zu Johanngeorgenstadt. — Wolf, Bergschreiber daselbst, — Zeißig, Bürgermeister daselbst.
Auf Veranlassung des Hrn. Amts hauptmann v. Gutschmid.
Leipzig.
Durch den Herrn Wage-Director Götz.
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Hr. — — — — — — — —
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Bauer, Kaufmann. Bargiel, Tontünstter. Bmrchardt, 0. Braune, Banquieur. Conradi. Edelmann, D. Pfeil. Friderici, Kaufmann. Götz, Raths Wage-Director. Großschupf, Bürgermeister und Gerichts -Direktor zu Delitzsch. Haberland. Hartmann, I. Kaufm. zu Frankenhausen. Kanne, Raths-Bau - Conducteur. Kerst. Klaßig, G. Kaffetier. Leisebein, General - Accis - Thor schreiber: MaerLer. Du Menil, Kaufmann. Müller, Organist. Oetzmann, b. Med. Peter, Spediteur und Gastgeber. Peters. Riese,I. A. Kaufmann. Rose. Rost. Siegel, Professor der Baukunst. Siegert, Theater-Mahler.
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Hr. Schiffner. — Schilbach. — Schultze, Cant. zuLibcrtwolkwitz. Schmidt, Destillateur zu Leipzig. — Taeschner, Apotheker - Inhaber, — Ullbncht. — Umbach, Schieferdecker. — Weber , Kaufmann in SchwabischGmund. — Wengler, Wachstuchfabrikant. Durch den Herrn Herrmann Freihrn v. Gutschmid, KreisAmts - Acceßist.
Hr. v. Erregern. — Domsch — Freiherr von Gutschmid, KreisAmts - Acceßist. i — v. Könnentz. i — v. Langenn. i — Graf v. Löben. i — v. Oertzen. i — V. Schonfeld. i — v. Schütz. i: — Starke. i — v. Uichteritz. i i i
Durch den Herrn Hofrath Rochlitz. i r i i i i 1 2 I 3 i I
Madam Beckmann. — Crapen. Hr. Eisfeld, D. und Professor Med. — Kaiser- Stadthauptmann. Frau D. Klug. Madam Limburger. — Ludwig. — Löhr. ,Frau v. -tzllandt. I Herr Rochlitz, Hofrath. i — Streglitz, Baum, und Canonicus. Mad. VvUsack. Herr Wiesand, D. jnris. -*• Winckler äurd. jur.
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Auf Veranlassung des Hrn. Amtshauptmann v. GutschmidDurch den Herrn Regierungs Rath Wachsmuth.
Merseburg. I I I I I I I I I
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Hr. v. Bodenhausen, Domherr. — v. Carlowitz, Gen.Major, Ritter, v. Grünberg, Cammerherr. — Grünt, Regierungs-Rath. — Graf Henkel von Donnersmark, Kammerherr u. Regierungs-Rath. — Heyer, Regierungs-Vice-Präsid. — v. Jasmund, Rtttm. u. Ritter. — Küttner, Regierungs-Rath. — Graf Kleist von Nollendorf, Ge neral der Infanterie, Gencralgouverneur des Herzogtums Sach sen, mehrerer Orden Groskreuz re. — v. KnoN, Regierungs-Rath. — v. Krosigk, Domdechant u. Re gierungs - Rath., — Krüger, Geheimex-Rath u. Regierungs- Drrector. — Nean der, Superintendent und Consistorial- Rath. — v. Pentz, Major. — v. Schönberg, Regierungs-Chef Präsident. — v. Schönfeld, OHerforstmeister. — Schultz, ReaierungS-Rath. — Stengel, desgl. — Wachsmuth, desgl. — Wachsmutb, Ober - Land » Ge richts - Rath in Naumburg. — Weiß, Regierungs-Rath.
Auf Veranlassung des Hrn. Amts hauptmann v. Gutschmid. Meuselwitz b< Altenburg.
Durch
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den
Herrn Diaconus Sachse.
Hr. Sachse, Diaconus.
MeüHltr!itz bei Altenburg.
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— SckilUng, Gerlchtß-Director. -* Schreckenberger / Oberpfarrer u. Adjuncr.
Auf Veranlassung des Hrn. Amtshauptm. V. Gutschmid. Durch den Herrn HofraLh Ströbel.
Rochsburg.
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^rau Ernestine Gräfin v Schönburg, yr. Richter, Secretair u. Ämts-Acru«rru6. — Schmidt,- Amts - Steuer - Ein nehmer u. Registrator. — Srröbek, Hofrarh u. Amtmann. — Unger, Amts-Richter.
Auf Veranlassung des Hrn. Amtsahuptmann v. Gutschmid. Durch den Herrn Justiz-und Reni -Amtmann Wankel das.
Stollberg.
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Hr. Glü^, Stadtrichler in Zwönitz. Philippi, 3« Grün ha in. — Sendig, Fabrikant zu Zwönitz. - Doigt, Amts-Act. zu Stollberg. — Wankel, Amtmann daselbst. Die Donnerstags-Gesellschaft das.
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er. Auf Veranlassung des Lrn. AmtShauptm. v. Äutschmid. Durch den Hrn. Superintens dent D. Caspari.
Waldenburg.
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Durch Altenburg.
Hr. Caspari, D. Superintendent zu Waldenburg. — Caspari, D. Stadt - Phsicus zu Chemnitz. — Graentz, M. Rector zu Walden burg.
anderweitige Bemühungen. Er2 I
Durch Herrn Schnuphase.
Hr. Hase, Consistorialsecretair Hofadvocat. — Schnuphase, Buchhändler.
Berlin.
4
— Meweg, Buchhändler.
Chemnitz.
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— Starke, Buchhändler.
Dresden.
und
Durch die Arnotdsche Buch handlung.
Frau Herzogin zu Curland und Sa ga« Durchlaucht. i Herr von B ***. — Cotta, Oberforstrath in Tharandt, i — Haase, Professor. i Frau von Hellmolt. i Hr. Hempel, Kaufmann in Dippoldiswalda. i von Manteuffel, Hofrath. i — Nieritz, Hülfslehrer an der Neu städter Armenschule. i — Marquis Alexander Piatti, Ge heimer Rath. 1 4 Frau Gräfin von der Recke.
6
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Drrsdem
Frankfurt a. M. Gera.
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Durch die Hilschersche Buch handlung. i Hr. Klemm, Steuerrevisor. i Frau von Thielau, Kammerherrin auf Derschen. i Hr. Vogetgesang, Calculator. i Herrmannsche Buchhandlung. i Die Heinsiussche Buchhandlung.
Grimmai i i i i i i i
Hamburg.
Hr^ Roch, Procurat. Amtm. in Meißen. Die Grohröhrsborfer Schulbibliothek. Hr ©ras von Wallwitz, Geh. Rath. Frau Gräfin v. Wallwitz, Geh. Räthitt. Hr. Aschille, Geheimer Canzelist.
io
Durch bi e Göschensche Buch handlung. Hr. Füllkruß, Amts - Steuer - Ein nehmer. — Kuntze, ir Lehr, der Töchterschule. — Müller, Poft-Secretair. — Rau. — Schmaler, Amtshauptmanusch. Secretair. — Segnitz, Erbamtmann. Ein Ungenannter. G. J. Herren Buchhändler Hofmann und Campe.
Leipzig.
6 Die Reinsche Buchhandlung.
Lübben.
3 Herr Gotsch, Buchhändler.
Weimar.
Durch die Herren Buchhänd ler Gebrüder Hofmann.
i Marie Louise Alexandrine, Herzogin zu Sachsen, Hoheit. i Marie Louise Auguste Catharine, Her zogin zu Sachsen, Hoheit. i Fräulein von Baumhach, Hofdame i Ihrer Königl. Hoheit der Grvtzhel-zogin.
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Weimar.
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Frau Ober - Cammerherrin v. Cgloffftrm, geb. von Aufseß. Frau Gräfin Caroline v. Egloffstein, Hofdame Ihrer Kaiserl. Hoheit der Crbgrvßherzogin. Frau Ministerin von Fritsch, geb. v. Wolssleet. — Gräfin Constanze v. Fritsch, Hof dame Ihrer Kaiser!. Hoheit der Erbgroßherzog-in. — Cammerrärhln von Göthe, geb. von Pogwisch. — Gräfin von Henket von Donners mark , Obcryosmeiftentt Ihrer Kaiserl. Hoheit der Crbgroß^err zogin. Frau v. Hopffgarten, geb. v. Fritsch, — Regicrungsräthin von Mandels loh , geb. v. Mllkau. — Gräfin von Marschall, geb. von Alten. — v. Münchhausen, geb. v. Rumohr. — von Pog wisch, 5)oft)ania Ihrer Koni gl. Hoycit der Großherzogin. —r Gräfin von der Schulenburg, Obcrvofmersterln Ihro König!. Hohen, der Großherzogin. Hr. Ten scher, Diae. in Blanienhavn. — vf Thomson, Kaiserl. Russischer Rittmeister. Frau Karonene v. Wetthern, geb. von Rothberg^
Durch die Bemühung des Herrn Kreis hauptmann von Zeschau . . . 960 Ex. Durch die Bemühung des Herrn Acktshauptmann von Gurfchmid . . 323 — Durch anderweitige Bemühungen 8l — 1364 Ex.
LXIII
Nachtrags - Verzeichniß der Subscribenten.
Durch den Herrn Kreis - Hauptmann von Zeschau. i
Exempl.
Jhro Durchl. der Fürst Poutiatti in Klein
zschachwitz. 1
—
—
Jhro Durchlaucht die Fürstin Paar in Prag.
Zn Prag: 2
—
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—
—
Frau Gräfin Clamm Gallas.
—
Herr Graf Joseph Thun.
—
Herr Graf Caspar Sternberg.
1
—
—
Herr Graf Lubienski.
2
—
—
Frau Gräfin Brühl.
6
—
—
Frau Gräfin Thun auf Tetschen.
Zn und bet Stolpen: 1 8 2
—
— Herr von Teubern.
— —
—
— R. G. Richter.
—
— Fr. G. Schmalz.
—
— Fr. W. Rodig.
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— —
— I. B. Nake.
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—
—
— D. Fritzsche.
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—
—
— G, Hoffmann.
LX1V
i
Exempl.
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Herr 1VL Roth, ?.
— E. A. G. Leyler. Pastor Ziegler,
_ — —
— Pastor Körner.
—
—
Herr Bieland, Richter daselbst,
—
Herr Hofmann, Gutsbesitzer in Reick.
i
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I
— —
Herr Major von Dreymann, Gutsbesitzer in Großzschachwitz.
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— —
Herr Pastor Klien in Neustadt bei Stolpen,
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— —
Herr Advokat Kuhn in Dresden,
i
—
—
Frau Kriegsrathin Huandt.
i
—
— Herr Lieutnant Stricker, Gutsbesitzer in Bta-
1
—
— Herr Wolf, Schullehrer in Striesen.
sewitz.
Durch die Arnoldische Buchhandlung in Dresden: 2
— —
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—
—
Herr H. G. Großmann in Pirna.
Herr Landrath Baron von Löwenstern.
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Bitte für dir Kinderwelt. Von Arthur v. Nordstern. E.
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Gebet.
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—
5
Von W. Groß.
.
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.
Einige Worte über die WaisenversorgungS-Anstalt zu
Pirna, von Dr. Schmalz.
.
.
Lied der Mutter an der Wiege ihres Knaben. Von
Vrener, mit Munk von M. v. Weber. . Die
Waisenkinder.
Die
drei Lenze.
Die
segenbringende Waise.
Elegie.
Von Th. Hell.
.
Von Agnes Franz.
Frühlings-Kantate.
Von Stöber.
16
.
—
20
Von Tiedge.
.
. —
33
.
. —
35
. —
36
—
39
.
Miese-Wässerchen, Mahrlein von Fr. Kind.
Das Vergißmeinnicht. Von Wilibald.
Freuden der Kindheit.
.
.
— 59
Von A. vom Nordstern. — 61
Franz und Fritz. Erzählung von de la Motte Fouque. — Des Vaters Rückkehr.
Die Bettlerin.
Von Haug.
Rath für's Leben.
67
Von A. vom Nordstern. —137
Pädagogische Kleinigkeiten. Der Schiffsbrandt.
14
—
Von G. F. Marsch. — 23
Von L. Robert.
Tas Blumenbett.
—
.
.
Von C. W. Contessa. Von K.
Beitrage für den Waisensreund.
v. Manteuffel.
.
Von Jean Paul.
.
— 142
— 144
.
— 155
.
— 161
Von Freiherrn .
.
—165
Das Große im Kleinen, von Fr. Kuhn. . S. i$i Kampfes-Segen. Don Fr. Graf v. Kalkreuth. —186 An Ca je tan von Meiller. Don Sch in k. — 189 Gefangennehmung und Befreiung des letzten Kö nigs von Pohlen. Von Elisa v. d. Reck. — 192 Die stille Welt, von Vuri. . . — 205 Maria Gräfin von Zinsendorf, von Hasse. . — 207 Der Mutter Herz nach dem Tode, von Hasse. —229 Mein Trost. Von F. E. Schön Heide. . —229 Das Altarbild. Von Gustav Schilling. . —23.1 Trost am Grabe. Von Carl Förster. . — 242 Des Pastor Lehmann letzte Worte. Von Tiedge. —244 Trost im Tode. Von Fr. Graf Kalkreuth. —262 Das Auferstchn. Cantate, von A. Wendt. —264 Elisium. Von E. Re in da hl, geb. Rallmann. —268 Fluch und Segen. Drama von Houwald. — 271 Abendlich. Von Wilibald, mit Musik von Barensprung. . . —346
Bitte für die Kinderwelt.
Der Zeit und Zukunft ewig überschaut,
in's Leben ruft, die Kindheit anvcrtraut
den Engeln zum Geleit bei schwanken Schritten;
der das Gebet des Glaubens nie verwirft. Er sprach durch Ihn, der für uns All' gelitten, „der Vater weiß was ihr bedürft noch eh ihn seine Kinder bitten! “ *)
Drum steift zu Ihm, der Sterbliche erkor für's Ewige, ein ernst Gebet empor,
und theilt den reinen sternenlichten Aether. Zm Hochgefühl das Aller Herzen schwellt
flehn sie, dxr Menschheit ächte Stellvertreter Den Segen für die Kindenvelt erflehn die Mütter und die Väter! Ein kräftiges, ein fröhliches Geschlecht,
der Pflicht getreu, stets ehrend Andrer Recht,
gehorsam, mäßig, dankbar, gottergeben, nicht laß im Wohlthun, noch bei Arbeitsmühn, i) Matth. VI. 8. aB«lf. I.
2
es wachs' empor für ein beglücktes Leben
wie Rosen die bas Haus umblühn, wie um den Tisch die schlanken Reben!
Des Hausstands Wohlfahrt ist dem Ewgen werth
„Macht Dahn Ihm der da sanft herniederfährt! “ -) Freut euch vor Ihm," der zu den stillen Kreise» deS Aelternglücks die Vaterblicke senkt!
„Der Wittwe Richter, Vater aller Waisen" 3) der den Einsamen Kinder schenkt," »)
Zhn-sollen unsre Psalmen preisens
„Der Kleinen Engel die »zn Throne stehn allzeit das Angesicht des Vaters sehn!" 5)
„Wehrt nicht den Kindlein welche zu mir kommen, denn solchen ist bestimmt das Gottesreich l" 6)
„Wer solch ein Kind in meinem Namen, frommen
Bertraun's, aufnimmt, har mich, zugleich Zhn der Mich sandte, ausgenommen!" 7) So zu den Kindlein die man zu Ihm trägt der Heiland sprach und herzte str und legt 2)
Psalm lXVIII. 5.
Z)
ebeiid. 6.
4)
ebend. 7.
5) Matth,
xvhi.
io.
6) Matth. XIX. 14. 7)
Marc. X. >4.
stillschweigend seine Hände ans die Kleinen. 6) 0 dieser Gegen ist der Hoffnung Hort für Pflege derer die er nennt die Selfltw 0 dieser Segen währt, bis dort uns wird Ein Vaterhaus vereinen. Arthur vom Nordstern.
Gebet.
Vater, wie groß bist Du! Dort wo die nebiichten Flecken sich zeigen Nennt dich der Sterne unendliche Reigen, Tief in des Meeres grausender Nacht Leben die Zeugen der schaffenden Macht. Vater wie groß bist Dul
Alles erforscht Dein Blick! Du ergründest des Herzens Tiefen, Weckst Gefühle, die einsam schliefen. Kennst der Zukunft verborgenen Pfad Und der Gedanken heimliche Saat. Alles erforscht Dein Blick! g)
Marc. IX. 37.
stillschweigend seine Hände ans die Kleinen. 6) 0 dieser Gegen ist der Hoffnung Hort für Pflege derer die er nennt die Selfltw 0 dieser Segen währt, bis dort uns wird Ein Vaterhaus vereinen. Arthur vom Nordstern.
Gebet.
Vater, wie groß bist Du! Dort wo die nebiichten Flecken sich zeigen Nennt dich der Sterne unendliche Reigen, Tief in des Meeres grausender Nacht Leben die Zeugen der schaffenden Macht. Vater wie groß bist Dul
Alles erforscht Dein Blick! Du ergründest des Herzens Tiefen, Weckst Gefühle, die einsam schliefen. Kennst der Zukunft verborgenen Pfad Und der Gedanken heimliche Saat. Alles erforscht Dein Blick! g)
Marc. IX. 37.
4 Gott Du bist »ah und. fern !
Schwebst auf de« Frühroth« purpurnem Flügel, Wie auf des Meeres beweglichem Spiegel,
Lebst in dem Aufruhr des wogenden Schaums Und im leisen Rauschen de« Baum«.
Gott, Du bist nah und fern!
Unerforschlich bist Du!
Wie Du des Schicksals Faden gesponnen.
Hak kein Verstand den Verständ'gen ersonnen; Urquell der Weisheit! gütig und mild Hast Du des Sterblichen Pfade verhüllt.
Unerforschlich bist Du!
Vater, die Liebe bist Du! Ob wir auch frevelnd der Tugend entsagen,
Und des Schicksals Wege.verklagen. Doch ist Dein Auge nicht abgewandt,
Auf uns ruht Deintz segnende Hand
Vater dir Lieb« bist Du! Wilhelm Groß.
Einige
SB o t t «.
über
dke WatseiiversorgungS • Anstalt zu Pirna.
Dem wohlwollenden Leser wird t< angenehm seynzu erfahren, wer die Waisen find, weich» so mNI« Theilnahme erwecken, und um welche fich Hier auf neu« ein liebender Kreis talentvoller Männer schließt." Darum will ich es in demselben niederlegen, wie in de» Zeiten des Elendes und V«S Jammers die.Havd der Vorsehung über diese'Btrlaffenen waltete, wie tausend hülfroiche'Hände nahe uNd ferne sich Zotenihnen Unheil- iw Segen zu wandeln, und wie an der unerschöpflichen Quelle der ewigen Liebe, da, wo nur Vernichtung drohte, ihnen , «in neue- Leben, und eine Anstalt hervorging- die sich jetzt bereits nicht mehr begnügt, schon geschlagene Wunden zu heilen, sondern vertrauenSvoll.de» schützenden Arm in ferne Zelten hebt. Die Unglücks f schwängern Wolken des Krieges hatten sich im Jahre igiz über die Ane» gezogen/ die von der böhmischen Grenze zu den freundlich sten Gestaden der Elbe führen, und vernichtet, was
6 daS Bedürfniß, die Bequemlichkeit, die Freude im
langen Frieden sorglos geschaffen hatte. losen Bewohner,
Die schuld
von dem grausamen Wechsel des
Glückes betäubt, waren, der empörenden Mißhand aus den vor ihren Augen zerstörten
lungen müde,
Wohnungen geflohen,
in Wäldern und Felsen jam
mervolle Ruhe zu suchen, nur den Säugling schützend, den hoffnungsvollen Sohn, die geliebte Tochter ret
den
duldeten sie den Verlust ihrer Habe-
Gern
tend.
nagenden
Mangel,
die
drückenden
Sorgen,
reich noch immer an Trostsprüchen für die lieben
Aber unerbittlicher,
Kleinen. —
als die wilden
Zerstörer ihres Glückes, brach ein neuer Feind, die verheerend hervor,
Kriegespest,
den Trümmern,
räumt hatte.
und wüthete auf
die der Gott der Schlachten ge
Die Stille der GrabeSnacht ruhte
jetzt auf den jämmerlichen Resten des vorigen Wohl standes,
nur unterbrochen von dem fernen Donner
des Geschützes,
de« den Gefallenen den Fall de«
Brüder grausend verkündete.
Da zuckte der Todes
engel langsam und schauerlich das Schwert,
die Stützen der Kleinen fielen, konnte.
und
ehe Hülfe nahen
Achthundert solcher Verlassenen, die da waren
ohne väterliche und mütterliche Pflege, ohne Obdach, ohne Kleidung, ohne Nahrung, an denen größten-
theils
der
Zahn
zerstörender
Krankheiten
nagte.
wurden allein im Amtsbezirke Pirna gqählt,
als
die Sorgfalt des Staates das väterliche Auge wieder aufschlagen konnte.
Eine noch größere Anzahl hülf«
loser Kinder rief in dem übrigen Meißner Hoch,
lande auch vergeblich die geliebten Namen
Vater
und Mutter.
Aus Trümmern wandelten sich Wohnungen, ans den Aeckern keimte die frische Saar,
der betrübte
Gatte fand Ersatz im neugewählten Gatten,
aber
diesen Verlassenen kehrte der Vater nicht, die
ach!
Mutter nicht wieder!
Siehe!
Da blickten freund
liche Engel von nahe »nd ferne hin auf die Stätte der Zerstörung, und spendeten die Fülle der himm
lischen Liebe.
Tausend Arme hoben sich die sam-
mernden Kinder aufzunehmen;
Mutterfreude» zn bereiten.
ihnen Vater
»nd
Edle Frauen pflegten
die Kranken, kleideten die Nackten, und übergaben sie den neuen
Wohlthätern mit den Gefühlen des
Dankes, als geschähe die Wvhlthat ihnen.
Reiche
Spenden häufte das Vaterland, häuften die Drüdet
in den benachbarten Staaten jedes Standes und je der Confession. überreiche Gabe» die Edlen Englands.
So keimte, gehoben durch die Alles erwärmende
Liebe,
aus dem tiefsten Elende der Segen,
denn
als man die Gaben zählte, war es mehr, als genug.
Darum überlegten die Verwalter derselben, daß es
ssch wohl zieme, sticht edlen Thäterin Denkmal zu stiften, was den Wanderer erinnere, :dast in dem Buche des Lebens geschrieben stehe: es seix die Hülfe
am nächsten, wo die Noch am größten; — und gingen bescheiden zwar, und nicht , zu. .Großes
hoffend, aber im vollen Vertrauen auf das gute Werk- .an die Ausführung.
Durch die treue Müh-
waltung der Lehrer der Religion, waren von jenen Gaben angemessene Unterstützungen an die noch un
versorgten hüiflosen Waisen jedes Ortes ausgetheilt worden. Von diesen wurden achtzig ausgewählt, ein zweckmäßiges Grundstück ward gekauft und ein
gerichtet, und jenen
Waisen ein Lehrer und ein
Paar braver Eheleute vorgesetzt,
die Vater - und
Mutterstelle an ihnen vertreten sollten; •— so ent
stand denn die Waisenversorgungs - Anstalt zu Pirna, die damals, im Zahre 1314, zwar blos darauf
berechnet werden konnte, diese Aufgenommenen bis in das i4te Zahr zu erziehen, die aber gegenwärtig von denselben bereits 37 wohlerzogene Knaben und
Mädchen versorgt, den Abgang mit andern unglück
lichen Waisen ersetzt, und die frohe Aussicht hat, die Bande der Liebe, die das Wohlwollen um sie schlingt, noch um viele Tausend Zammernde zu winden.
Denn immer neue Theilnahme, immer
neuer Segen tränkte die emporsprossende Pflanze.
Ges Mgeliebten Königs 'Auge ruhte auf ihr mft , Wohlgefalkn,
es .rntwickekte
sich ein Verein der
Edelsten dirs Landes zu ihrer jährlichen Unterstützung;
aus den Freuden des Weihnachtsfestos floß ihr lie»
Levolle Nahrung zu, und selbst die vorliegende gei
stige Spende soll und wird sie kräftig erfrischen. .Bei diesem allgemeinen Vertrauen war es aber auch das heißeste Bestreben des freiwilligen Vereines derjenigen.Männer, welche die nächste Aufsicht über
Liefe Anstalt:führen, zn vervollkommnen,
sie auf die möglichst« Weife und zwar nur durch die mög
lichste Einfachheit in Lehre und Thun,
durch den
innern Geist der Liebe und Zweckmäßigkeit,
die höchste Sparsamkeit und
Thätigkeit;
durch
und
in
wie weit dies bisher ausgeführt und gelungen ist,
will ich. noch kürzlich darchun.
Wer unsere Anstalt mit Sorgfalt in Augenschein
nimmt, wird eS bald gewahr werden,
daß st« ein
in sich geschlossenes Ganze, und als solches das Bild
einer frommen, arbeitsamen, sparsamen nnd dadurch glücklichen- Familie darstellt.
Ein
ausgezeichneter
Lehrer, der, vom innern Eifer getrieben,' seine ganze
Zeit dem Wohle der Schüler widmet, nicht nur,
ihren Verstand zu bilden, grlehret,
versteht es
durch seine fromme Lehre ihr Herz und
unmittelbar
in
sondern auch,
was er
ihr Leben überzutragen.
10 Der fromme Sinn der Kinder, ihre Eintracht, ihr
Gehorsam, ihr« Thätigkeit, ihre Fröhlichkeit, ist da von Zeugniß. ' Wer ihre Erbauung und ihren -Ernst bei den Religions-Uebungen, oder im Gotteshanfe»
vom kleinsten bis zum größten,
wer ihre gespannte
Aufmerksamkeit bei dem Unterrichte, wer ihr gegen» fettiges freundliches Betragen,
und gelehrige Regsamkeit
wer
die Ordnung
bei ihren Arbeiten und
ihr freies heiteres Benehmen beobachtet,
wird eS
Mit den Vorstehern der Anstalt erkennen,
wie viel
diese dem wohlwollenden einsichtsvollen Manne schul dig sey.
Daß unter einer so großen Menge Kinder
von den verschiedensten Anlagen, von größtentheilS
vernachlässigter Erziehung, die stets in so enger Be rührung unter sich stehen, Zwist,
ein
gehässiger nie,
nur
selten
ein kleiner
wahrgenomnwn wird,
daß düs Wort der ernsten Liebe jede Zuchtruthe und jede Strafmethode verbannt hat, ist nur sein Werk.
Ein
schöner,
wohlanzuschauender
große Versammlung dieser Kleinen welchem sich der Neuling,
Stamm ist die
geworden,
in
hätte er auch di« übel
sten Anlagen und Gewohnheiten, bald veredelt.
Aber sie dürfen auch die Namen,
Vater und
Mutter aus reiner und voller Brust rufen, die braven Eheleute, ihnen vertreten sollen,
denn
weiche die Stelle der Eltern
zeigen ihnen gleichen Ernst
und gleiche Zärtlichkeit.
Ohne irgend einen Aufwär
ter oder Gehülfinnen zur Seite zu haben/ führe«
diese die Kinder, mit Hülfe des Lehrers, zu allen Ar
beiten des Hauses, die es bedarf.
Nach Vollendung btt
Schulstunden sieht man die Knaben — unter Ansicht rung des Lehrers nNd Vaters den Acker und den Gar ten bauen, das Brennholz herbeiführen und bearbeiten»
das Leinen spinnen, ihre Strümpfe und Schuhe selbst
fertigen,
kleine Wirthschaftsgeräthe bereiten/ und
überall thätig seyn,
die
Bedürfnisse der Familie
selbst zu fördern, — die Mädchen,
unter Leitung
der Mutter- Küche und Keller besorgen, das Brov
backen, das HauS reinhalten, Kleider und Wäsche nähen,
und mit jeder Art weiblichen Arbeiten sich
beschäftigen,
daß es eine Lust ist,
die allgemeine
Regsamkeit dieser Jugend zu betrachten. Eben diese ununterbrochene Thätigkeit und die Mannichfaltigkeit ihrer Arbeiten,
von welchen die
Früchte sie vor Augen sehen und genießen, ist eS, was
sie unmittelbar ins geschäftige Leben führt, was sie rein und fleckenlos erhält an Geist und Körper, was ihnen die unschuldige Heiterkeit giebt, und Thorheit
und Laster entfernt, die «ine Anstalt,
aber auch Ersparnisse zuläßt,
ohne die Einrichtung,
sonst nie
gewinnen kann. Mit weiser Vorsicht werden die Kinder jedoch mir
12 für bett Stand erzogen, aus welchem sie gekommen sind.
Lesen, Schreiben, Rechnen, Zeichnen, Sin»
gev,
Geographie und ein Theil der Geschichte de»
schränken ihren Unterricht, außer der Religions-Lehre,
und der moralischen Bildung, worauf der vorzüglichst« Fleiß gewendet wird.
Es wird ihnen unablässig ein
geprägt, 'daß ihnen,, die durch die Liebe Anderer
erhalten werden, es besondere Pflicht sey, für Ander« «inst liebevoll und dienstfertig- zu leben.
Und in dieser Frömmigkeit,. dieser Arbeitsamkeit, dieser Demuth, diesem nüchternen Leben find unsere
Waisen eben so glücklich als gesund.
Es ist1 wohl
«ine Freude, diese Kleinen, die grbßtentheils schwach Und kränklich die Anstalt betraten, jetzt in der Fülle
der jugendlichen Kraft,
mit den frischen Wange«,
den Augen voll Leben und Feuer, und dem Ausdrucke der kindlichm Fröhlichkeit und Lust zu sehen. —
Nur selten werden sie mit Krankheiten heinigesuchk/ und- die Krankenzimmer stehen, eine Epidemie eintritt-
wenn' nicht irgend
in der Regel leer. * Vom
Anfänge der Stiftung an, seit 7 Jahren, wurden nur zwei Kinder,
die mit unheilbaren Krankheiteit
aufgenommen wurden, eine Beute des Todes.. Manche
häusliche Freude würzt zugleich', ihr
jugendliches Leben.
den oft von den
Meilenweite Spaziergänge wer
sämmtliche» go Zöglingen,
blos
unter Anführung des Lehrers, nicht in gezwungener Ordnung,
sondern ungebunden,
wie sie sich, selbst
gruppiren wollen, angestellt, der Mittag in einer be nachbarten Stadt,
oder auf freiem Felde gehalten,
und unter muntern Gesängen,
und fröhlichen Ge
sprächen der Heimweg angerreicn.
Die langen Win
terabende gewähren manche scherzhafte Unterhaltung, der Mittagstisch und die Arbeiten selbst sind durch Frohsinn und heitere Mittheilung belebt.
Das allge
meine Fest Glückliche! nicht andre Rosen
brauch' ich, auf Dein Bett zu streun,
als die Deine Wang' umkosen und das Mutteraug' erfreun. Könnt' ich immer doch bewahren
Dir das reine Nosenblut, schützend Dich vor den Gefahren wilder aufgeregter Gluth! — Stört' Ihn etwas, sollt' Er ahnen dunkler Geister nahes Wehn?
«s
... soll der Schmerzenszug mich mahne», daß sie neidisch lauernd stehn? Liebe 'wacht ja ob der Wiege,
winket jeden Störer fern, und ein frommer Spruch besiege schnell die Macht vom üblen Stern! — Za! es ist, vorübexgangen was Dich,, Kleiner, hat gestört; Lächeln zieht nm Deine Wangen und — die Mutter ist erhört! —
Wie die kleine Hand.so niedlich und doch auch so fest er schließt: traun, das schauet gar nicht friedlich, zeiget welch ein Schelm Du bist! , Doch schon recht! mög' immer Stärke Dir der gute Geist verleihn und die kleine Hand zum Werke, das er Dir bestimmte, weihn! Aber was Dir auch befchieden Eins nur fleh' ich immerdar: Gott erhalte Dir den Frieden in dem Herzen treu und wahr! Milder macht er jeden Kummer, süß die Freude, leicht die That, sanft des Greises kurzen Schlummer, reich des Erdenlebens Saat!
L. Brest er.
Die Waisenkinder.
Bey de- Goldes-Mächr'ger Fülle Da- er wuchernd sich erpreßt, OhneGluth im kalten Osch, Nagend einer Rinde Rest, Saß dev Geitzigt, und zählte Seiner Tausend Uebrrschuß, Die doch bald der Unvrrmählte Frohen Erben lassen maß.
Horch, da singet auf der Straße Laut ein armes Kinder-Chor, Das den Vater und die Mutter Ach! so frühe schon berlor. Singet vor der Reichen Thüren Wie die Armuth bittend spricht, Milde Herzen leis zn rühren, „Jesu meine Zuversicht." Und es klopft «in kleiner Finger An sein Zimmer schüchtern an. Daß den Ton vor Goldes - Klange Er nicht einmal hören kann; Etwas stärker klopft's dann wieder. Voll Verdruß ruft er, „herein!"
Und läßt schnell den Deckel nieder
Auf des Mammons eh'rnen Schrein.
Und ein Knabe tritt bescheiden Zn das Zimmer, bittet lind Nur um eine kleine Gabe, Als ein armes Waisenkind, Für die Brüder und die Schwestern. ?(6cr der, mit hartem Ton: „Willst die Obrigkeit Du lästern?
Die sorgt für Euch alle schon!
„Schämst Dich nicht mir das zu sagen
Ueberkecken Angesichts? Kann mich selber kaum ernähren. Für Euch Bettler hab' ich nichts! “ Stößt den Knaben aus der ^hüre.
Schließt sich mit dem Mammon ein, Daß er keine Zeit verliere Wieder ganz ein Sclav zu seyn.
Traurig wankt der arme Knabe
Eine Treppe höher auf. Doch es stärkt der Brüder Singen Zhn in seinem bangen Lauf, Die vertrauend dem Allweisen
Welchem ird'sche Schätze Spott, Singen sie, den Herrn zu preisen:
„Meine Hoffnung steht auf Hoy. “
WMrntreund. I.
18
Offen ist das kleine Zimmer, Arm, doch reinlich ausgekehrt. Ein« Mutter drinn den Töchtern Zarte Mädchenarbeit lchrt. Und mit hochverklärten Blicken Neben ihr ein schlichter Mann Hebt, mit dankendem Entzücken, Seine Hände himmelan. Eintritt frohen Muths die Waise: „Guten Leute, vor der Thür, Singen bittend die Geschwister! “ „„Knabe, sey willkommen mir!"" Ruft der Mann, „ „Dich hat gesendet Mir der Golt, der Kindern sich Hat als Vater zugewendet, Za, er sandte sichtbar Dich. „„Sieh, ich bin ein armer Schreiber, Lebe nur von kargem Sold, Aber Weib tmb Kind beglückest Mich weit mehr als alles Gold, Und mein Sohn ist heut' geworden Mitgenosse seines Herrn, Weil Verdienst sein Ehren-Orden, Treue sein Zuwelenstern. „„Da! gieb das den andern Waisen; Zsr mein ganzes Bischen Gut; Aber besser es doch nirgend-
rAlS in solchen Händen ruht. Und Dich will ich auferziehen Wie ich's meinem Sohn gethan; Gnade hat ihm Gott verliehen. Dir auch zeigt er rechte Bahn. ““
Und der arme Knabe weiß nicht. Wie auf einmal ihm geschehn. Hat ;r doch noch nicht den Reichthum In der Ärmuth Glück gesehn. Hat er doch noch nicht geschauet Lästigen BesiheS Schmerz, Und wie Segen niederthauet Auf ein stillzufried'nes Herz.
Redlich trägt er jene Spende Zu den andern Waisen hin. Segen wird die Gabe bringen Mehr als reicherer Gewinn. An des Armen Scherf, gegeben Aus recht treuer, frommer Brust, Hat ja der Erbarmer eben Seine wahre Vateriust.
Und am andern Tage.ruhet Schon im Vater - Mutterarm Der verwaißte Knabe wieder, Treu gebettet, gut und warm, lind Wächst auf gleich einer Arhre
2Ö
Unter Thau und Sonnenlicht; Daß sich's klar an ihm bewahre: Gott verläßt die Kinder nicht.
Theodor Hell.
Die drei
Lenze.
Wie schön, wenn sich auf Lichteswellen
Der junge Lenz herniedersenkt,
Zm Hain die zarten Knospen schwellen» Und Blut' um Blüte froh sich drangt;
Und jede Nacht-in dunklem Schleier Ein neues Wunder still erzeugt,
Dis es der hellen Morgenfeier In Färb und Duft entgegensteigt.
Wie hoch entzückt das stille Schauen Zn dieses große Auserstehn,
Der Himmel scheint herabzuthauen Und selig in uns einzugehn! —
Doch blüht noch ein Frühling, gar heimlich-verborgen
Zm tiefen Gemüthe, — der gleichet an Pracht Des Jahres entzückenden rosigen Morgen
2Ö
Unter Thau und Sonnenlicht; Daß sich's klar an ihm bewahre: Gott verläßt die Kinder nicht.
Theodor Hell.
Die drei
Lenze.
Wie schön, wenn sich auf Lichteswellen
Der junge Lenz herniedersenkt,
Zm Hain die zarten Knospen schwellen» Und Blut' um Blüte froh sich drangt;
Und jede Nacht-in dunklem Schleier Ein neues Wunder still erzeugt,
Dis es der hellen Morgenfeier In Färb und Duft entgegensteigt.
Wie hoch entzückt das stille Schauen Zn dieses große Auserstehn,
Der Himmel scheint herabzuthauen Und selig in uns einzugehn! —
Doch blüht noch ein Frühling, gar heimlich-verborgen
Zm tiefen Gemüthe, — der gleichet an Pracht Des Jahres entzückenden rosigen Morgen
Wenn er.von dem Kusse der Sonne-erwackt. Und wo er sich zeiget, da treiben und drängen
Gestalten und Bilder sich fröhlich hervor. Da droht er gewaltig den Busen zu sprengen. Den er sich zum schweigenden Tempel erkor.
Und suchst D« di- Blüten? —
so
späh' in de»
Reichen
Der heiligen Kunst, die sie heimlich ernährt,— Wohl sind sie den Blumen an Reitz zu vergleichen.
Doch haben sie höher» unsterblichen Werth! —
Stumm sehen wir in sel'ger Wonne Des Künstlers hehre Schöpfung blühn. Das Feuer einer höher» Sonne
Scheint wunderbar daraus zu glühn! Es pocht das Herz in süßem Beben
Und weint in banger Ungeduld:
„O tret es freundlich in das Leben Das süße Bild voll Lieb' und Huld! — “
Doch unbefriedigt bleibt das Sehnen! Es kehrt betrübt der düstre Blick
Vom Vlütenlen; des höchsten Schönen Zum Schooße der Natur zurück. —
Da winket ein freundlicher Engel, und hebet
Den Schleier vom fröhlichsten Lenze empor, —
SS
■
Und sieh', von dem Geiste der Liebe belebet, Erblick ich die Mutter im jubelnden Chor. Frisch lächeln die Dlumrn, die still sie erzogen,
Die lieblichen Kinder im traulichen Kreis; Den Thau frommer Lehre, den früh sie gesogen.
Er wuchert in ihnen, ein grünendes ZleiS l — O schönes Entfalten, o heilges Erziehen! Was kommt dir an hoher Deseligung gleich? WaS Frühling und Kunst uns in Ahndung verliehen. Das keimt in der Lieb« unendlichem Reich l Agnes Franz.
Die fegenbrkflgende Waise.
Kein Mährchen.
F., Lehrer an der großen Schule einer mehr als mittelmäßigen. Prov.tnzialstadt, traf auf einem seiner gewöhnlichen Spaziergänge, die er in der kurzen Muse» zeit die ihm ward, sowohl der Bildung seines eigenen Herzens wegen, als um sich zu erholen, an stellte, einen halbnackten Knaben an, der vier wei dende Ochsen hütete. Der Knabe heftete seine Augen ««verwandt auf die Figuren, so er mit dem Stocke, woran seine Peitsche befestiget war, in den Boden grub. Was machst du da für Figuren, Kleiner? fragte F. — Wie auf einer unrechten Handlung ertappt, fuhr der, wie Archimedes über seine Figu ren nachdenkende Knabe, erschrocken auf, blickte F. furchtsam bitter an, als wolle er sagen: Garstiger Mann, warum hast du mich gestört? — Die Verlegenheit, so aus des Knabe« offenem Gesichte sprach^ zog F'S Herz wunderbar an denselben. — Wie heißest du mein Sohn, wer ist dein Vater? — Meinen Vater habe ich nicht gekannt, meine Mutter
34 ist längst gestorben, auch diese habe ich nicht gekannt; man nennt mich B., ich diene bei dem Pachter H.,
dessen Ochsen ich" Hütt,
entgegnete der Knabe. —
Gehst du in keine Schule?
fragte F. weiter. —
Gern wünschte ich in die Schule zu gehen, aber
mein Wirth sagt: daß zum Schulgehen keine Zeit übrig .fei),
und daß er für mich kein Schulgeld
bezahlen könne;
ich auch keine Kleider hätte, die
zum Schulbesuch nöthig wären. —Mit getrübtem
Blick verließ F. den Knaben; sein heutiger Spazier« gang wandelte sich zum Gange der Pflicht,
indem
er sogleich zum Pachter H. eilte, den er glücklicher weise zu Hause antraf. — Die eindringende Mew>
schenliebe, womit F. in das Herz des Pachters sprachdie Zusicherung:
lust, so
daß
er denselben für den Zeitver
der Knabe ihm durch das Schulgehr» zu»
fügen würde, entschädigen wolle, bewirkten, daß er
es versprach: morgen, zu der von F. bestimmte» Stunde,
den Knaben in die Schüle zu schicken:
Mit frohem Herzen eilte F. nach Hause, und er»
«artete mit Ungeduld den künftige» Tag, besorgt
um
das Worthalten des Pachters.
des -Heils an
Ein Tag
dünkte der anbrechendr Tag F. zu seyn,
welchem
er
eine arme verlassene Waise,
der
finsiörn Unwissenheit mit ihrem gräßlichen Gefolgt antreißen könne. — Die.Stunde zum Anfänge der
Schule schlug, und die in F's Klasse sitzenden wohl gekleideten Dürgersöhne machten grave Auge», als ihr Lehrer, einen halbnackten Knaben an der Hand, in die Klasse trat. — Nehmt eure Bibeln, schlagt auf Lucä 15.! redete F. seine Schüler an. Mit tiefer Rührung und hoher göttlicher Salbung, un terhielt sich F. mit seinen Schülern über Ders 1 — 11, während der arme Knabe auf einer besondern, etwas entfernten Bank,' aufmerksam zuhötte. —Die Folge dieser religiösen Unterhaltung war: daß des Nachmittags fast jeder Schüler nicht nur etwas Geld, sondern auch Kleidungsstücke für den armen B. -mit in die Schule brachte. — Dieß hakte F. nicht erwartet. Gerührt rief er im hinsinkenden Gebet aus: Vc^er der: Menschen, deine Güte ist besser denn Leben! —*>" Gereinigt und wohlbekleidst lehrte der Knabe nach Endigung der Nachmittags schule zum staunenden Wirth zurück. F's Einkommen war, so wie der meisten Schulleute, kaum hinreichend sich und seine Familie (er selbst hatte drei Kinder) nothdürfkig zu ernähren. Bald fühlte er auch die Last seine« Unternehmen«, indem er nicht nur in Verlegenheit gerieth, dem Pachter sein gegebene« Versprechen, ihn zu entschädigen, zu erfüllen, son der« auch des Unterricht« des Knabens halber, der noch nicht lesen und also den in F'S Klaffe schon
-6
-----------
im Wissen weit vorgerückten Schülern micht zugefügt «erden konnte. Nothgedrungen, fast jede. Stunde des Tages, außer den-öffentlichen Schulstunden, durch Privatunterricht in fremde« Sprachen und höher« Wissenschaften, zum bessern Fortkommen zu vützen, blieb- F. nur eine Stunde des Mittwochs und Sonn» abends-Nachmittag übrig- die er zum Unterricht.des armen Knaben anwendete. Bald aber überzeugte er sich, daß dieser sparsame Unterricht nicht HMreichend und seine Absicht, dem Knaben wahrhaft zu nütze«, nicht zu-erreichen sey.. Den kleine»» B. .in. eine der Elementarschule« zu schicke», schien F. das Rathsamste zu seyn; allein auch Hierzu mußte Geld seyn, ^welches ihm allein zur Last fallen mußte. Auch die DesoeSltchkeit, daß bei der großen Ueberfüüung der Elemen tarschulen, der Knabe nicht zweckmäßig genug unter richtet werden könne, machte seinen Entschluß: darüber wankend. — Höchst bekümmert um deSKnabeyWohl, endigte F. an einer Mittewoche Nachmittag seine ge wöhnliche Stunde mit dem Kleinen, als ein ihn, wohl bekannter. Bürger der Stadt, seinen Sohn an der Hand» in F's Zimmer trat. — Was. macht, dieser Kleine bei Ihnen; wendet der Pachter H. so viel -Geld an den.Knaben, daß sie ihm allein Privatunter richt ertheilen? fragte der Eintretender . F. stand »erlegen an, den Fragenden mit dem wahren Verlauf
der Sache bekannt zu machen, weil er fürchtete, daß
fein Unternehmen ihm als eine unzeitige eitle Großmuth aygkerechnel «erden könne.
Der Bürger, ein
Nichtunbemittelter Mann iinb wirklicher Menschensreund, beutete sich F's Verlegenheit sehr richtig.
Edler Mann! rief er aus, lassen Sie mich Theil an diesem Werke Gotte« nehmen, und. drückte F. mit
der Zusicherung vierteljährlicher Wiederholung, einen
Thaler in die Hand.
-Feste« noch nie gefühltes
Gottvertrauen senkt« sich in F's Herz, seine ganze
Seel«' wurde Licht, das ihm die Zukunft zum Reiche Gottes hellte.
Dieser Fingerzeig der vorsorgenden
Liebe Gottes kräftigte F., daß er sich entschloß, Men
schenfreunde wie diesen, mehr zu suchen, um dadurch in den Stand gesetzt zu werden,
mehrer« auf den
Straßen herumirrende bettelnde Kinder der Finster«
niß und Unwissenheit zu entreißen.
Der Brodpreiß
war durch.einige Zahre Miswachs so gestiegen, daß «- der
ärmeren Volksklasse unmöglich ward, ihren
Kinder» Brod zu erwerben; an Schulunterricht konn ten diese Armen gar nicht denken.
Vom Morgen bis
zum Abend trieben sichbertelnde Kinder auf den Straßen herum. —
Der feste Glaube:
du förderst Gotte«
Werk, verlieh F. solchen Muth, daß er unermüdet
durch Aufsuchung unterstützender Menschenfreunde, sich mehrerer bettelnder Kinder anzunehmen im Stande
«ar.
Kaum war ein halbes Jahr vorüber h feiet--
freute sich F. schon zwanzig wohlbekletdeter Kinder, die er von den Straßen, durch kleine Wohlthaten/die er ihnen des Sonnabends theils an Gelde, theils an Kleidungsstücken unter der Bedingung zufließen ließ,
daß sie die Schule besuchen müßten, wenn sie Wieser Wohlthat ferner theilhaftig bleiben wollten-, an sich gebracht, und täglich von einem junge-» angehenden
Lehrer unter seiner Leitung • unterrichten ließ.
So
beengt auch F. durch diese kleine Schule war, da er eine seiner Wohnstuben dazu hergcben mußte; so viel
Ungemächlichkciten er sich auch in seiner Familie dadurch zuzog, so freute ersieh doch hoch seines Werkes und pries Gottes Vatcrgüte.
Mit sichtbarem Wohlgefallen seg
nete der Vater im Himmel diese Anstalt, dir bald in
der Stadl wie in der Umgegend unter dem Nahmen Armenschule bekannt wurde.
Eine fromme Frau, die
von einer schweren Krankheit genesen/war, sendete F.
zur Unterstützung der Schul« 50Thlr.
Dadurch ward
F. in den Stand gesetzt, die armen Kinder anständig
zu kleiden, durch
die nöthigen Bücher anzufchaffen und
eingehende
fortdauernde
Wohlthaten
ihn««
fortwährend die wöchentliche Geldunterstützung ange-
deihcn zu lassen.
Bald mehrte stch das Häuflein so,
daß ihrer hundert an der Zahl Theil an dem Unter richte nahmen.
Nun ward F's Wohnung zu eng.
Neue Sorge drängte ins liebende Vaterhcr; dir Fragen : wohin nun mit dieser Menge, woher nun das Geld
zur wöchentlichen Unterstützung der
ioo Kinder?
Zn tiefes Nachdenken verloren saß F. des nächsten Sonnabends, die Liste der Kinder vor sich liegend,
vor seinem Pulle, während deß sich die Kinder vor
der Thüre zur Abholung ihrer wöchentlichen Wohl
thaten versammelten.
Mit sorgendem Blick übersah
F. die für die. Kinder abgetheilten Geldportionen.
Ach!
es fehlten deren noch viele,
Zahl der Kinder erreicht war.
ehe die größere
Du nur, Vater der
Verlassenen, weißt Rath! seufzte F., dem die an der
Wimper
hängende
Zähre das Ange dunkelte. —
Da drängte sich der Briefträger durch den dichten
Haufen der Kinder, nach der Thüre, überbringend einen Brief an F., von einem 20 Meilen weit ent
fernten Jugendfreunde desselben, der, als wohlhaben
der Kaufmann, von F's Unternehmen gehört hatte, und mit einer Anweisung von hundert Thalern, auf
ein im Orte befindliches solides Handlungshaus, den selben in seinem schönen Bestreben Gutes zu fördern,
liebreich unterstützte. —
Wie ein Engel Gottes,
der den Befehl erhält ein ganzes Geschlecht zu einer
höher« Stufe der Seligkeit zu weihen, trat F., die
Anweisung hoch emporschwingend, in die Mitte der
Kinderschaar, -r-
Kinder!
rief er entzückt:
der
30
Vater senket Hülfe, kommt Herrin- kommt Alle, Alle herein, der Vater hat für alle gesorgt, eS ist kein's vergessen; betet; dankt dem Vater! Tin jauch», zrndeS: Nun danket all« Gott! tönte,von. den Lippen dieser Unmündige» zum Herzen des, der den jungen Raben in der Wüste, das Käutzchen. in den Steinklüften, den Wurm im Staube nicht, vergißt. — F. «ertheilte nun die Kinder so, daß die fähigsten Knaben in der großen Schule» dir Mädchen und minderfähigen Knaben für daS g — und Weib und Kind l
-— Za das!
e du armer Adalbert!" —
verstummte .plötzlich, bereuend.
Er,
seine unbedachte Aeußerung
Da- fuhr es betu Verwundeten siechend,
durch die Seele^. Haff er j» schon seit,.Monde» keine».
Gruß mehr, van Burg Hohen-Eschen erhalten hatte^.
was er früherhin nur auf die Anordnungen schob, die zwischen dort iwb dem Königsschlosse ihr stöh-
rendes Wesen-trieben.
„Um Gotteswillen," schrie,
er jetzt auf, „was ist es mitWeib.-und Kind ? “ — Er - sah>
wie tzie andern
Waffenbrüder leise und
scheltend auf jenen Voreiligen hineinredeien,
von
ihm selbst aber sich alle Blicke in mitleidiger Scheue,
abwandten und alle Lippen, schmerzlich zuckend, ihnu stumm bliebe», :— das rasendste Fieber ergriff, ihn,.
— er glaubte, wieder in der Königsburg zu stehn,,
U»d die Wüthenden zurückzuhalten, —' aber nun nicht allein von der Königin,
sondern auch von
seiner Frau und..seinem Kinde, — und dann ward
es ihm, als seyen die Feinde dennoch plötzlich durch eine Hinterthür in die Kammern gedrungen, — er riß verzweifelnd in feine Wunden, — man mußte Watsknfrenno. I. 7
9ä ihn hatten, da schrie er: „zerreisset äuch mich! " und sank in eine noch viel tiefere Bewußtlosigkeit zurück,
ass vorhin." — „Er kam erst nach Monaten ganz wieder zur Besinnung zurück,
und fand sich in einer deutschen
Granzstädt, noch immer von Einigen seiner treueir
Waffenbrüder umgeben, die ihm aber seine Fragen
Nach Burg Hohen-Eschen und nach Weib uüd Kind
durchaus nicht ordentlich beantworten wollten. gedachten, ihn dadurch zu schonen,
Sie
aber sie hatten
Lhir mit ihrer guten Absicht beinahe wahnsinnig ge
macht,
so zersiöhrend wüthete die'Angst derUnge-
wißheit in seiner Seele. — Merkt Euch das, Ihr Zungen, wann Ihr einmal groß werdet, und einem Freunde was Schlimmes beizubringen habt, 'daß
Ihr ihn nicht mit halben Worten und weitläuftigen Umschweifen
halb' todt quält.
Da Hefter frisch ge
betet, den armen Freund an Gottes allwaltende Liebe und Weisheit erinnert, und dann in Gottes Namen
heraus mit der Geschichte!" — „Nun, dem armen Adalbert ward es nicht fa
gUt.
Er suhlte seine kaum zurückgekehrten Kräfte
wieder schwinden in dieser Angst und Noth,
und
beschloß, sich selbst zu helfen, eh er vollends in hülfloser Mattigkeit abcrmal auf sein Lager dahinsinke. “
„Er stellte sich vor den Freunden ruhiger an.
als bisher,
so
daß sie nach ein paar Tagen nicht
allzugenau mehr Acht aus ihn gaben.
Da stand
in einer dunkeln Nacht von seinem Lager auf, nahm das wenige Geld,
welches noch sein gehörte,
zu
sich, gürtete mit mgtten Handen sein gutes Schwert
um sich,
und ging entschlossenen Muthes nach der
französischen Gränze Burg Hohen- Eschen
mußte.
zu,
in
der Richtung,
wo
zwischen den Bergen liegen
Es war nicht allzuweit,
und wenn er sehr
kniete er nieder zum Gebet, und rief
müde tvatk,
aus Herzensgründe zum lieben Gott empor, weshalb
ihm dieser half, und ihn nicht allein stärkte, sondern ihn auch die nächsten und einsamsten Dergwege finden ließ.
Das
that ihm noth;
denn auf der großen
Landstraße würde er nicht weit gekommen seyn, da
er es als ein unwürdiges Verläugnungestück
ver
schmähte, die Waffen und die Tracht eines fränki schen Leibwächters von sich zu legen, und er in
diesem Schmuck ohne Zweifel von
der wüthigen
köuigsfeindlichen Uebermacht wäre erschlagen worden, wo er sich einer Stadt oder einem großen Dorfe genähert hätte.
So aber kam er nur an die Hütten
einzelner Bergbewohner, und die freuten sich meist
Alle seiner Erscheinung, weil sie den König lieber hatten, als dessen Feinde;—wer nicht so freund
lich gesinnt war,
scheute sich mindestens., mit dem
100
kühn dreinschauenden, wohlbewaffneten Manne ein
zeln anzubindeo."
„So kam denn Adalbert nach einer mühseligen Nacht - und Tagesfahrt,
Indem schon wieder die
Spätdämmerung aufzufieigen begann, in die Näh«
von Burg Hohen - Eschen, verborgner halten,
nun sein eignes,
Hier mußte er sich noch
als früherhin,
denn er betrat
angeekbtes Gebiet, und so wenig
er an der Treue und Liebe seiner Unterthanen zwei felte, so wenig auch wollte er Einen aus ihnen der
Gefahr aussehen,
von den jetzigen Machthabern
über eine Mitwissenschaft um die Nähe ihres ver
folgten Herrn zur Verantwortung gestellt zu «erden. „Hier aber, wo er jeden Stein und jede Win
dung eines Dachleins kannte,
ward es ihm auch
leicht, durch unbewohnte Gegenden in nächster Rich tung nach seinem Stammschloß hinaufzusteigen.
Als
der aufgehende Mond über die Bäume schaute, sah auch Adalbert den Thurm seines Schlosses über die
Waldung hervorragen. “ —
„Ihr könnt Euch wohl vorstellen, Kinder, ob ihm das Herz' geklopft hat,
so nahe seiner lieben
Heimath und der Entscheidung,
was er für das
ganze Glück seines irdischen Lebens zu hoffen oder
zu
fürchten habe.
Er stieg rasch hinan,
so daß
der Mond nicht Schritt mit ihm halten konnte,
IOI
iryd eh dessen Strahlen noch in dem tiefen steinge
mauerten Durggraben schimmerten, schon hinabgeklommen,
war Adalbert
nach einer Steige suchend,
die ihn zu einem NebenpfLrtchen führen sollte, welches ex ans eine nur ihm bekannte Weise zu öffnen ver
stand.
So wollte er auf Einmal im Innern des
Schloßhofes stehn,
den
das Geschehene
und von dem ersten Begegnen raschen Fragen heraus,
mit
bringen. “ „Er fand auch die Steige, — er fand auch
die
Pforte, —
aber keine Thüre darin,
nöthig gehabt hätte,
zu öffnen.
die er
Starr und kalt
sah ihm das Licht des Mondes von dem offnen
Schloßhofe entgegen, ja er bemerkte auch, daß die
äußern Thore weit offen standen, und es gar keine
Flügel zum Verschließen darin mehr gab.
Wo irgend
Holzwerk an Gittern oder Pfosten noch übrig war, sah man,
daß die Flamme eines wilden Brandes
verkohlend daran geleckt hatte."
ren !" jammerte Adalbert.
„Sie find verlo
„Ein Wittwer bin ich
und ein verwaiseter Vater zugleich!"
Und somit
sank er bitterlich weinend auf einen Haufen herabgetrümmerter Steine nieder.
Einige große Glas
scherben klirrten zugleich um ihn her,
ten
ihn um so deutlicher
Ganzen.
und erinner
an die Zerstörung des
Auch sah er emporblickend, wie die nächsten
ich
Fenster — gleich leeren Augenhöhlen — ühne Glas und Rahmen den Anblick in schwätz angidalNP'fte
Gemächer frei ließen. “ —
*
„Der arme Adalbert fühlte seine WuiibeN allst
Neue schmerzen, — die Eine davon ging Such witdN auf, — warm rieselte das Dlüt alt seiner Brüst
herab,
und eine schwere Mattigkeit kn Hüupt und
Gliedern zog ihn vollends auf sein stlMgttS Lager zurück. —
Da schüttelte ihn eine kräftigeHättd.
Nvch kräftiger raffte er sich empor, jetzt ganz
uiid sahe beim
die Gestalt
aufgestiegenek Mondenlichr
seines ehemaligen MeicrS vör sich stehlt. “ ,»Wie sind sie denn nmgekommeN,
Steffen,
littb wie bist du entronnen?" — fragte der un
glückliche Adalbert. —r
Da berichtete ihm der treue
Diener, das Unheil seye zwar groß,
gräßlich, als er es sich vorstelle.
doch nicht so
Die Burgfrau
nnd ihr Kind habe er vor dem wüthenden Anfall«
der Plünderer verborgen und gerettet, —
„aber
freilich," — setzte er hinzu, — >,die gnädige Frau
war von dem großen Schrecken sehr abgegriffen,
und seit den Monaten,
wo sie in tiefster Einsam
keit, versteckt in einer Fischerhütte am See, lehre, nahmen ihre Kräfte beinahe täglich »b.
Zetzt aber
bin ich heraufgeschlichen, um zu verstichen,
ob sich
nicht unter den Trümmern noch etwas Erquickendes
IQ3 Gottlob ich LrM: ,«M-.Fiasch« rech
jfkr sie "fände.
-alten, edlen WeinqS heraus, — nun aber folgL mir auch gleich, . lieber Herr,
damit wir ihr die,.letzte
irdische Labung bringen können, —
denn ach,, sie
ist sehr , schwach und matt!"— Adalbert preßte -ep
Angstschrei in seine beengte Brust zurück, »nd nach
dem Steffen ihm rasch seine Wunde wieder zugebunden hatte, ging es an's schnelle Hinabklimmen nach dem Ufer des See's. —
Dennoch —r als sie
die Hütte betraten, fanden sie das holde Lebenslicht
der zarten Frau schon im Erlöschen! Ein frommer, Gott und seinem König treugebliebener Priester saß
an ihrem Bette, — der arme,
kaum anderthalb
jährige Knabe lag weinend, mit gefalteten Händchen am Boden: “ —
Der Hirte schwieg, die Augen.
nnd hielt die Haub vor
Da sagte der kleine Fritz sehr bewegt:
„Vater, wenn ich mich recht besinne, war's ja wohl auch fast so, tratest. zu
als du zur selige» Mutter herein
Zch erinn're mich nicht, dich früher gesehn
haben., — aber damals klirrte dir ,esn langes
blankes Schwert
am Bo,den nach, —r- so rostig
nicht, wie hier dieMey Schwerzer fiiib,." „Ach Kind," sagte Traugott, „es ist nun seit
dem wohl auch schon gerostet! noch immer,
Zwar Adalbert hoffte
seine gute Klinge , für seinen König
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wieder zu gebrauchen, und da» und stift blind rief ihn noch in's Erdcnleben zurück, als erani Grabes» Hügel seiner gestorbnen Gattin weinte. 'Sie Hatte ihn in den letzten Augenblicken -noch wiedergekannt, und sich so seHr über sein Kommen gefreut." Ein heißer Thränenstrom brach plötzlich, wie e- wohl aus schweren sommerlichen Regenwolken geschieht, aus des Hirten Auge. Die beiden Kna-" Den weinten laut.
Er aber faßte sich alsbald, und sprach mit starker Stimme weiter: „Treue seinem König und seiner Ehre Hatte ihm die holde Sterbende als das schönste Ziel seines irdischen Wanderns gezeigt. „Und was du nicht mehr auszuführen vermagst," — setzte sie hinzu, — „ver mag doch vielleicht unser Fritz!" „Also hieß der arme Knabe auch wie ich, Vater!" sprach der Kleine. „Ach und mußte auch seine liebe Mutter so früh verlieren, wie ich ! " „Za, mein Fritz! “ sagte Traugott. „Und auch ein Hirte, wie ich, ward Adalbert von Hohen-Eschen, weil er sehr arm geworden war, und sich nicht allzu weit von der fränkischen Gränze entfernen wollte. Und auch wie ich wohnte er in einem halb unterirdi schen Gewölbe mit rauschenden Bäumen drüber Hin,
in einem alten Helbengrabe,
drin mächtige Ritter-
W«ffe# hingen.".—„Vater
unterbrach ihn Fritz, nnd Nahete
sich schauernd dem Grabstein, — „und so ist: wohl eben daschier'die Gruft des edlen Leibwächters Adal-
bert von Hohen - Eschen? " „Ich glaube es beinahe, mein Sohn!" erwie
derte.der Hirt, und wandte erst einen-sehr ernsten Blick gegen den Boden, dann «inen sehr freudigen
gegen, den Himmel, der durch die offengebliebene Hügelthür nun schon mit unzählig funkelnden Sternen auf die dunkle Erde hernieder sah. —
Da rief er aber plötzlich aus:
„wie ich mich
hinein erzählt habe in die trübe Vergangenheit und in die lichte Zukunft! Und darüber vergaß ich, daß dein
Oheim wohl schon ängstlich auf dich warten mag» Franz, und dir vielleicht gar böse wird, wenn du nun so im Spätdunkel zu Hause kommst!."
„Ach nein," — erwiederte Franz, — „so sehr
ängstlich pflegt der Oheim eben nicht zu seyn, wo es auf mich ankommt; aber auch böse wird er mir nicht leicht.
Die Abendsuppe mag ich freilich wohl ver
säumt haben."
„So iß hier mit von unsrem Abendbrod!" sagte Traugott Wächter,
und hub die gargekochte
Speise von der Brust des steinernen Ritters ab. —
ic6
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„Nein, - entgegnete Franz, „Zhr seyd nun sehr,arm,
wie sie alle im Dorfe sagen, und armen Leute« muß man ihre Kartoffeln nicht schmälern — obgleich die
Hier recht gut aussehn."
„Bist du hereingekommen, mich zu höhn»»?" murmelte Traugott, und ttii glühendes Roth flammte über sein Angesicht.
„I Gott bewahre, nein!" sagte Franz, halb trotzig, halb erschrocken." WeunZhr böse werden wollt, — meinetwegen da will ich Euch lieber helfen.Eun Kartoffeln ausspeisen."
Damit setzten sich die drei um das spärliche Mahl
Her, und aßen sehr vergnügt mitsammen, denn die
unwillige Glut Traugott Wächters war beinah noch schneller verflogen, als gekommen, und er bestrebte
flch mitt ans eine sehr anmuthige Weise, dm Seine»
Gast zur Schadloshaltung für jenes augenblicküche Auffahren mit kleinen Liedern und artigen Räthsel
spielen zu ergötzen. „Zn meinem Leben Hai es mit nicht besser ge schmeckt? " sagte Franz aufsteheud.
Da begleitete ihn Traugott,
den Fritz an der
andern Hand fassend, »och eine lange Strecke über den
uachtdunkeln Anger, und verließ ihn nicht eher, als dis die nahen Lichter des Dorfes und der .breite, wohl
rmgehegte Triftweg dem kleinen Wandrervolle Sicher-
io? heit gaben.
Beim AbschicdnehmeN sagte Franz: „ach
Frih, da ist auch noch das Bilderbuch von der Schutmeisterin.
Das haben wir über die wunderbare
Historie ganz vergessen."
„Ja," entgegnete Fritz, „wenn Vater erzählt, vergess' ich oft Vielerlei drüber. Und Manchmal ist mir'S
ordentlich,
als wär' ich bet seinen Geschichten mit
dabei gewesen."
„Mir hat es ganz ausnehmend gut bei Euch gefallen!" versicherte Franz.
„Morgen komm' ich
wieder."
„Wollen'S wünschen!" sagte Trangott Wächter, und seufzte tief. Dann nahmen sie freundlich Abschied
von einander.
Franz hüpfte singend vollends nach
dem Dorfe hinein; Traugott, ein Lied in fremder Sprache vor sich hinsummend, ging mit seinem Fritz
langsach nach der Grabeswohnnng zurück. —
Als noch kaum der nächste Morgen dämmerte, rief schon der muntre Fritz: „sichst du wohl Vater? du thatest gestern beinah, als glaubtest du nicht, daß
Franz sobald wiederkommen würde. schon?" —
Da ist er ja
Was soll ich denn in den dichten Mor
tzennebeln sehn?
Und
was kannst du selber darin
sehn? " erwiederte lächelnd der Hirt.
„Mich dünkt,
du siehst mit Traumesangen." — „Ich wollte auch
eigentlich nicht siehst du sprechen," ■— sagte das
log Kind, —sondern hörst du!
Sehn freilich thu'
auch ich ihn nicht, aber hör', wie er singt! — Und
damit sprang er aus dem Hügel, Kammeraden entgegen,
seinem kleinen
der im selben Augenblick
aus den umhüllenden Nebeln mit einem freundlichen
Gruße
hervvrtrat. —
„ Das ist brav,
kommst, Franz!" sagte Fritz.
daß du
„I," — erwiederte
Jener, — ich werde mich ja von ein paar Brumm worten des Oheims nicht abhalten lassen.
Verboten
hat er den Gang noch immer nicht." „Also Gebrummtes hat es
doch gestern noch
abgeseht? “ „Hm,
eü ging wohl noch an.
melte bloß,
was
Oheim mur
ich immer mit Dettelpack und
Landstreichern zu thun hätte,
könne er gar nicht
begreifen."
„Hast du dich denn schon jemals mit solchem häßlichen Gesindel abgegeben, Franz? doch!
Schäm' dich
Das war nicht hübsch."
„Er meinte j« nur Euch,
deinen Vater und
dich!" sagte Franz begütigend.
„Und dann ver-
ficherte er,
kommen,
das seye ganz wider seinen Willen ge daß
die Gemeinde
den
schönen Pfer-
drhirtenpvsten an deinen Vater verschleudert habe. Der werde »och das Dorf zeitig genug in's Unglück
io? bringen,
denn vermuthlich
sey er wohl gar «in
frantösischer Spion. “ Man Hirte einen dumpfen Schrei aus der Gra«
bcswohnung, und als sich Fritz dahin zurückwendete, sah er seinen Vater, der dicht an den Eingang getreten
war, zurücktaumeln, und auf den Grabstein des alten Ritters niederstürzen.
Als die Knaben herzuliefen,
lag er schon lang und regungslos auf dem Denkmal
ausgestreckt, gefakten,
die Hände über die Brust zusammen
als habe er sich in den steinernen Ritter
verwandelt, oder der steinerne Ritter in ihn.— Franz
wollte sogleich nach dem Dorfe laufen, aber Fritz hielt ihn fest.
„Zch will ja nur Hülfe herbei holen!"
sagte Franz. —
helfen,
„Die sollen meinem Vater nicht
die ihn Spion schelten durften!" — rief
unter heißen Thränen der arme Fritz. „Die s v l l e n’ g nicht! Die dürfen' s nicht! Die k ö n n e tf s nicht L
Die haben ihm ja eben sein liebes Herz gebrochen!" — Da dachte auch Franz nicht mehr daran, in'S
Dorf zu gehn.
Beide Knaben sanken zu beiden
Seiten des Ohnmächtigen in die Kniee, und wein
ten und beteten laut.
„Ach lieber Gott!" — sagte Fritz dazwischen, — „noch gestern Abend erzählte ja der gute Vater,
wie es dem armen Ritter von Hohen-Eschen geholfen hatte, als er betete, den Weg zu finden nach seiner
iio
Burg.
Ach lieber Kott, ich armer Fritz 6in ja mm
auch ganz wie verirrt in der bösen weiten Welt, wenn
mein herzlieber Vater nicht wieder aufwacht." — Und dann weinte und betete er wieder ganz still, und endlich als
und Franz stand ihm treulich bei,
gvade die Sonne durch den Nebel recht hell in die
Grabwohnung heraus schien, that auch der gute Trau gott seine freundlichen Augen wieder auf. —
Da wurden die beiden Knaben froh, und rie fen nun lautdankend zu Gott, und von diesen Tönen
ward
das
erst
noch dunkle Angesicht des Hirten
Traugott immer heller und heller; — ex richtete sich lächelnd von dem Grabmal
aber vollends aufstehn wollte,
empor.
Wie er
konnte er doch nicht
so recht damit zu Stande kommen.
Die Kinder
mußten ihm hilfreiche Hand leisten,
bis sie ihn
auf sein Lager geführt hatten, wo er sich
immer sehr heiter lächelnd — niederlreß. Fritz fah den Vater in
noch
Der kleine
dieser ungewohnten Unbe-
holfenhett mit neuerwacheuder Angst an, aber Trau
gott sagte freundlich zu ihm: einmal
ein
Mann
„Zeige hübsch,
aus dir werden
soll,
daß
Fritz.
Dann kann ich dir auch die Wahrheit rein heraus
sagen.
Mich hat das getroffen, was die Leute einen
Schlagfluß zu nennen pflegen, und da bin ich mit
meinem heftig ärgerlichen Wesen zum Theil selber
IH
------- daran Schuld.
Aber Gott hat es sehr viel gnä
diger mir Mir gemacht,-als ich es verdiente.
Siehe-
die Lähmung hat nur meine rechte Seite getroffen,
«nd'deshalb'ist das Her; frei geblieben, und ich bitt wieder iN's Leben zurückgekvmmen,
wieder, zu dir
zurück / du lieber, lieber Fritz! “ —
Und zugleich umfaßte er mit dem linken, -stark» gebliebnen Arme seinen geliebten Sohn, und drückte ihn fest ätt sein Herz,
wolle,
als ob er ihn stberzeügett
daß da noch frisches Leben wach sey und
starbt', stiebevolle Kraft.
Aber im
selben Augenblicke
erhub sich vom
Dorf herüber ein wildverworvnes Geschrei/- und da« Gewirbel einer Trommel hallte dumpf Hinein, Und einzelne Flintenschüsse krachten meinen Wächterspieß ein
altes Schtvert
los. —
her!" rief TraciZott.
von
der
Wand
„£> „£)
herab'!" —
Er strebte halb empor;
doch Vie Lähmung riß ihn
wieder auf das Lager
zurück,
des ohnmächtigen
aber
und die Thränen
edlen Zornes traten ihm
in die großen Augen. — „Lauf du hinein, Franz!*«
rief er.
Melde mir, was es giebt!
Vielleicht hab'
ich -mich indessen erhohlt." — Franz lief.
Der Hirt schaute immer flaummu
der um sich her. „Vater,"—sagte Fritz nach einer Weile, —?
-...... -..... -
112
„du siehst ja- beinah ans, wie der vcnvundete Adi«/ bey der Zager vorigen Herbst aus dem Gebürgt brachte? “ —
„Seh ich so aus?—
murmelte Traugott. — ich ja nichts! —
Thu' ich das?" >—•
„Ha,
weiter aber thu'
O, ich kann ja weiter gar nichts
thun, ich armer, gelähmter Ritter!"
Und dabei wurden seine Wangen immer röther,
seine Auge»
immer
blitzender,
und
ejn heftiges
Fieber begann ihn zn schütteln.
Der arme kleine Fritz wußte gax nicht ,ipd>r,
wie er dem kranken Vater helfen sollte, denn dieser gerieth auf ganz wunderliche Einfalle unb. Gedan
ken. . So nannte er ihn ftlber immer: Herr von Hohen-Eschen, auch wohl: Herr Lieutenant vou Hohen - Eschen, — tinb wie dann der ge
ängstete Knabe endlich antwortete: vater,
„ach Herzens»
ich bin ja nur dein kleiner Fritz!" — da
fuhr der Hirt mit noch zornigerer Heftigkeit los: „was da von du und
du!
Zm Dienste bin ich
der Herr Obrist, und Sie sind der Herr Lieutenant! “ — Und dann flüsterte er mit Einmal ganz leise,
leise: „schäm' dich was mit deinem Gepinsel, und
mit deinem kleinen Fritz! Bist du auch noch klein,
so bist du ja doch ein königlicher Lieutenant!" — „Din ich das, Vater?" fragte der Knabe ganz irr
11$
--------- — und verwundert.
„Davon weiß ich ja noch kein
Wörtchen!" —
einziges
„Sprich
leiser!" —>
flüsterte der Vater; — „wenn die andern Offiziers
solch ein Geträtsch von dir hören;
sie machen dich
halb todt mit Neckereien, und du hast einen Spott,
nameü für deine ganze Dienstzeit weg!"->— Dann fl>rach
er
wieder
mit
lauter Stimme:
„ Herr
Lieutenant von Hohen-Eschen, Sie hören wie daS
Geschrei der Kämpfenden lauter wird, Trommel
wirbelt, —
heftiger
die
und
aufgesessen,
und
jagen Sie hin, und melden Sie mir, was Sie mit
eignen
Augen
haben. “
gesehn
„Ach
liebte
Vater, — ich habe ja kein Pferd!" — erwiederte
Fritz.
Und
Weiderossen
allein
wollte
nehmen, —
hinauf!" —
Erziehung! ■*
ich
„O
auch Eins
von den
da komm' ich ja nicht
über die verweichlichte
seufzte der Vater leise vor sich hin.
„Das kommt davon, daß du immer nur aufgesattelten Pferdchen geritten bist, mitweichen Decken und buntem
Zaumzeug artig ausgeschmückt!" — , Zch?" stammelte Fritz.
„Auf gesattelte», schöngeputzten Pferdchen?
Zch? liebster Gott! — Nein, Vater, daran hab' ich sicherlich keine Schuld! —
„St! St!" sagte der
Later mit immer leiserer Stimme.
„Freilich war
die Schuld gar ntcht dein, sondern mein.
So ein
weichlicher Hochmuth, »der eine hochmürhige Weich SBaiftnfMun». J.
$
IM lichkcit; — auch wollte ich deine lieb« Mutter nicht ängstigen; — aber
davon
ein
Jetzt
andermal.
müssen wir sehn, wie wir's ehrbar verkleiden. “
.
Dann hob er wieder die Stimme sehr laut, sprechend:
„Herr Lieutenant,
Sie thun besser, zu Fuß nach
dem Dorfe zu eilen.
Ein Znfanleriegefecht beob
achtet .sich ^zu Fuß am besten.
Rasch nun hin!"
Und ihm «dermal in s Ohr flüsternd, setzte, er schmerz
haft hinzu: „besinnst du dich noch einen Augen
blick, und thust du nicht im Dorf eine recht kühne That, — ach Fritz, da müßt' ich mich ja deiner
schämenl Hat dich.mir dazu deine Muttergeboren ?“ — Und der ganz verwunderte Knabe rannte mit
schaamglühenden Wangen
aus der Grabwohyung.
hinaus, und nach dem Dorfe hin, wo das Geschrei
sich immer wilder erhub, und mehr und mehr der einzelnen Flintenschüsse dazwischen loskrachten.
Schon auf der Trift kam Franz ihm athemlss entgegen, und winkte ihm
eifrig zu, daß er um
kehren solle; er konnte vor großer Eile nicht gleich sprechen.
Als sie aber beisammen standen,
und
Franz sich etwas erholt hatte, sagte er: „laufe doch nur zu deinem Vater zurück, und bestelle ihm, daß
er sich im Walde verstecke» soll!" —
„Za, verstecken! —
Wenn Vater
könnte, — er kann'S ja aber nicht,
das auch
er liegt ja
ÄI5
—------immer ^nod) gelähmt auf seinem Lager t —
Doch
wenn er's auch tonnte, — mein Vater ist der Mann,
nicht darnach, sich zu verstecken!
Der schickt mich
vielmehr vorwärts in das Dorf hinein.
Da soll ich
irgend eine ,kühne.That vollbringen, eher ihm nicht mehr vor die Auge» kommen. " — „Ach Fritz, dein Vater ist wphl sehr krank? “ —;
„Das mag freilich seyn, guter Franz.
Denn
er nennt Mich- immer S i« und H er r L i en t e na n t und Herr non Hohe» - Eschen."
„Nun siehst dn, Fieber,
Fritz,
da liegt er also im
und du brauchst ihm für diesmal nicht zu
folgen. *•
„Das sage d» nicht, Franz. ich ganz. steif und, fest,
Vielmehr denk'
ich darf mich nie wieder:
vor ihm sehn lassen, bis ich im Dorfe was Dreistes,
und Ehrbares zu Stande gebracht habe.
Sage,
mir nur, Franz, was giebt es denn eigentlich für «in Spektakel dort?" —
„Z, das sind ja die Patriotenfranzosm!
Da
von ist unversehens ein ganzes Kommando über die Gränze gekommen.
Der Oheim trat ihnen entge
gen, und hatte alle Papiere in der Hand, die hier
seit fünfzig Zähren über den Grenzzoll ergangen sind,
und sagte ihnen, er sey ganz berechtigt, sie
zu pfänden, gleichsam wie irre gelaufenes Vieh, —
Il6
--------------
«6er dazu gerieth er. in ein ganz entsetzliches Zittern und wie die Kerle vollends die Tromntel rührten und ein paar Gewehre in die Luft schossen, fiel et dir vor Angst platt an den Boden. “ — Darüber gerieten die beiden Zungen unter* sehns in'S Lachen, und hätten wohl sobald nicht wieder aufgehört, wenn nicht plötzlich aus dem Dorfe sich ein lautes Zammergeschrei erhoben hätte.— „Was ist denn nun das wieder?" sagte Fritz. „Ja, was wird es seyn!" erwiederte Franz. „Sie suchen dir Hof für Hof durch nach einem Herrn von Hohen«Eschen, den sie einen Perräther ihres Vaterlandes nennen. Welche von ihnen, mußt d'U wissen, sprechen ganz ordentlich deutsch. Und bei der Gelegenheit nehmen sie Alles mit, was ihnen ansteht. Höre mal, Fritz, wenn der Herr von Hohen» Eschen nur nicht am Ende dein eigner Vater ist."' Fritzens Augen funkelten. „Mag es mein Vater seyn, oder ein andrer;"— rief er nach kurzem Besinnen; — „ich will nun ein mal den tollen Spuk durchaus nicht länger leiden! Bruder Franz, wir habe» ja oft genug Soldaten gespielt, — könnten wir nicht einmal Ernst aus der Sache machen, und de» Patrioteustanzosen rasch zn Leibe gehn?" — „Fritze, das geht wohl nicht!"
"■
ii7
„Warum nicht? Sind ihrer denn so ganz ent setzlich Viele?" — „Hm, rin Stücker zwanzig mögen ihrer wohl seyn," — „Nicht mehr? An zwanzig Zungen trommeln Wir wohl auch noch zusammen." „Die Patriotenfranzosen haben dir aber ganz abscheuliche Bärtel „Ach die Bärte werden uns nicht beiße»! Und allenfalls malen wir uns welche mit Kienruß. “ „ Und bann, hat ja auch der Feind ordentliche Gewehre, die losgehn und knallen, mit langen blanken Stoßdingern vorne dran. Wir aber bringen kaum sechs hölzerne Ilinten im Dorfe zusammen^ uyd Hie kann man höchstens nur mit Erbsen laden." „Ja Franz, das hülfe denn freilich nicht viel, — und die hölzernen Säbel machen wohl auch eben den Kohl nicht fett. Aber weißt du was? Dafür sind wir auch nur klein, und die Kerle schießen und stoßen uns über die Köpfe hin, weil sie's in der Uebung haben, mit großen Feinden umzugehn. Und so sind wir auch einmal dicht an ihnen dran, und packen sie bei den langen Deinen und reissen sie um. Und dann wirb sich schon Alles von selber finden. Schaffe du nur brav Zungen her. Zch Werde dann
■
ri«
—
eommandiren, und dukannst dich br'Äuf verlassen: es
geht prächtig!" Etwas kopffchüttklNd und langsam ging Franz
von dannen,
aber da rief ihm Fritz hinterdrein:
„lausend noch einmal, ich dachte, dein Vater wäre
ein braver Soldat gewesen!
Was- würde der dazu
sagen, wenn er dich sy schleichen sähe, wo's eben in die Bataille gehn soll! “
Und: „vorwärts Marsch! „rief Fran; mit lauter unb. freudiger Stimme, und raunte, wie ein Pfeil nach hem Dorfe zu.
Fritz herweile,
froh und. keck, als ob er bett
Feind schon geschlagen hatte, schnitt sich mit seinem Messerchen
einen
gradaufgeschossenen Weidenzwcig
ab, und bohrte ein Hölzchen quer hindurch, sich damit nach feiner Meinung ein recht gutes Schlachtschwert
samt dazu gehörigem Griffe bereitend,
und dazu
sang er folgende Worte, die ihm einmal sein Vater
gelehrt halte, als'Antwort auf seine Frage, warum
tr denn eben Fritz heisse:
,Mit Namen heiß' ich Fritz! So hieß ein starker König,
Er jedem Feind ein Blitz,
Ihm jeder Feind zu wenig! Deshalb muß jeder Fritz, Will er nicht seyn ein Fratz,
■" '
'
1t9
Dreioschlagen wie ein Blitz, —> Und jeder Seinb macht Platz!" —
„Za, die werden schön Platz machen vor «ns! Die seh« -mir ganz darnach aus!" sagten einige
Jungen, die indeß herbeigekommen waren.
„Der
Franz hat uns wohl hier herausvepirt, weil er meinte,
wir wären Memmen, wenn wir nicht mit auf den
Feind wollten, — aber Fritz, — gieb du Acht, —
das Ding geht wahr und wahrhaftig schief! " — Fritz, tM ganzen Gesichte zornroth,
eomman-
dirte: „richt't Euch!" — und weil sie gewohnt
waren,
ihn im Spiele wie ihren Offizier zu be
trachten , leisteten sie ihm auch jetzt Folge.
Er ging
eifernd an der kleine» Front hin und wieder, indem er sagte:
„nun gilts!Nun werden wir-seh«,
ob wir brave Kerle sind oder dumme Zungen! —
Ich bin selber neugierig drauf,.— aber ich denke
immer,
es soll toll genug gehn. —
unter den Gewehren fortgelanfen! —
nämlich, mein' ich! —
Nur immer Vorwärts
Und dann, ihr Soldaten,
kriegt mir den Feind bei den Deinen.
Wißt Zhr
noch, wie Zhr's einmal mit dem betrunkuen Pfeft ferküchler machtet?" —
Die Erinnerung an diese Heldenthat,
wohl
auch an die darauf erfolgte Plünderung des feind lichen Magazins,
weckte in manch einem Herzen
einen rüstigeren. Schlag,
Zungen dazu kamen, neckte,
und wie «ehr und mehr
und einer den andern bald
bald ihm guten Muth einsprach,
fing di«
kleine Schaar an, sich für unüberwindlich zu halten. Der Bedenklichste blieb noch immer Franz, der nun
mit der letztgcsammelten Mannschaft anrückte.
Er
war schon fast acht Jahr alt, und sah die Schwie
rigkeiten
deutlicher und größer,
als seine jüngeren
Kammeraden, doch Fritzens vorige Erinnerung an seinen tapfern seligen Vater hatte ihm den Mund
für alle abmahnenden Worte stumm gemacht. Aber auch daß er gar nichts sagte,
war für
die Mehrzahl der kleinen Gesellschaft schon abmah nend genug. — „Ja, wenn der Franz recht wollte!" — murmelte es hier oder dort, — bisweilen auch
rief eine Stimme laut:
„nun, Franz, was meinst
denn du zu der Geschichte? —
sag« doch Ja!" —
Willst du mit, so
Und Franz blieb noch immer
Kill und nachdenklich stehn,
und mehr und mehr
sammelten sich die Kinder um ihn, und wollten auf Fritzens wiederholtes: „Richt't Euch!" gar nicht mehr hören.
Da kam auf einmal di« kleine Christiane laut-
«einend gelaufen, und rief: „ach, nun kommen sie auch in das Häuschen der Mutter! Thür schon eingeschossen
Si« haben di«
und stampfen mit den
1JI Flintenkvlben gegen den OSolcn,
arme kleine Wohnung einfallen! sie,
als sollte unsre
Und dazu drohen
sie würden die Mutter erschießen,
wenn sie
nicht fanden,
was sie suchten.
Und Mutter weiß
nicht einmal,
was sie suchen,
und eben so wenig
weiß ich cs!
Ach und hier stehn so eine Menge
Zungen zusammen, die sonst immer Soldaten spielen, und Keiner hat nun Courage, da es was Ordentli
ches gelten soll!" —
Da sprang Fritz vorwärts,
und rief:
„nun,
wenn kein Andrer mit will, — Christianchen, ich gehe wahrhaftig mit!"
„0 da brauchst du gar nicht so dicke zu thun!" rief Franz. •—
„Wenn das arme, liebe Christian
chen weint, will ich wahrhaftig nicht der letzte seyn,
der hilft!" — Und wie er vorwärts sprang, und dem raschen
Fritz nachrannte, riefen Beide:" „Marsch! Marsch! Drauf!
Zn den Feind!" —~
Und da riefen's die
«ndern Knaben wie ganz begeistert nach, und folg
ten ihren
beiden Führern,
«nterweges aufraffend,
Steine und Knüttel
und so stürmten sie schleu
dernd und schreiend in den Hof der Schnlmeisterin
hinein, und Franz traf mit einem tüchtigen Stein wurf ernem der scheltenden und lärmenden Franzo-
fen an den Kopf, daß der im Augenblick zu Boden
122 taumelte.' Darüber schossen mehrere
Mü
den ihre Gewehre ab, aber —wie es Fritz börausgesagt hatte.— sie schossen- über ihre kleine Angreifer
hochhtn
Und wie nun einige
in die leere Luft.
der müssig
dabeistehenden Dauern- mit Eins ihre
Kinder im Pulverdampf erblickten, und einige fran
zösische Säbel gegen sie aufblitzen sichen, -kam es auf einmal in ihren Sinn, daß sie ihr Thruerstes retten
müßten
und
könnten.
Sie - faM» nach
Dresch siegeln und Hacken und Sensen, ' und liefen
voll, deutschen Muthes plötzlich entflammt in den
wunderlich angefang'nen Kampf hinein. —
Die Feinde, so plötzlich angegriffen, und noch einen Augenblick vorher an gar keinen Widerstand
der Bauern denkend- auch mannichfach bei'm Plün
dern hin und her verstreut,
wehrten sich in ihrer
zornigen Ueberraschung nur schlecht. einige
von ihnen erschlagen,
Bald lagen
andre wurden ent
waffnet und gefangen, uizd die übrigen nahmen die Flucht.
Da hub man im Dorfe an, voll lustiger
Siegeskeckheit zu jubiliren,
aber der Unteroffizier,
welcher den französischen Trupp geführt hatte, und
nun .mit unter den Gefangnen stand,
machte dem
Jubel bald ein Ende, indem er auf deutsch sagte:
»>3® z lacht nur!
Euer Lachen soll bald genug
zum Weinen werden.
Wißt, Ihr, was Ihr gethan
-
■
12$
AM? Gegsn da'S französische Äeich hakt Zhk Euch
aufgelehnt, die dreifarbig Kokarde habt Ihr beschiknpft, französisches Blut habt Zhr vergossen!
Die von uns
entkommen sind, werden es schon melden, und bis
längstens übermorgen stehn hier dreitausend Mann, um euer Dorfder Erde gleich zu machen, und zu erschießen, was sich von Menschen noch drin betreten läßt.
so lacht doch nur!
Ei
WaS steht Zhr denn mit einmal
so stumm und blaß umher?
Zch lache ja selber recht
von ganzem Herzen! “ Und wirklich lachte er ganz fürchterlich gellend auf, und die Bauern blieben ganz starr und regungslos. — Endlich aber nahte sich ihm der Schulze Darthold
mit abgezogener Mütze, und sagte: „hochgebietender
HerrUnteroffizier, was könnten wir denn irgend noch
anfangen,
um
ein
so ganz abscheuliches Unglück
abzuwenden? — Wenn es etwa mit Geld und Gut zu machen wär." — „Zum Theil, — i ja, — das könnte etwas helfen;" — murrte Jener zurück. —
„Aber die
Hauptursache ist: de» Herrn von Hohen - Eschen ge
bunden herbeigeschafft, und außerdem die Schuldigen qusgeliefert, die diesen Lärmen angefangen haben."
„Ach, da hat sich was zu Hoheneschen!" erwie derte der Schulze halb ängstlich, halb ärgerlich. —
124 „Wir wissen ja selbst nicht, ob eS ft thu Arratar auf
der ganzen Welt giebt -oder nicht. " Da trat der kleine Fritz ganz heiß von Zorn au«
der Meng« vor und sagte: „eine Kreatur »st nun «in»nal der Herr von Hohen-Eschen nicht.
Mag sey»,
daß «r mein Vater »st- — aber wär' es auch ein andrer,
—- Kreatur nennt man wohl einen Hund, aber de» doch nun und nimmermehr!" —
„Sieh da, ein Doppelfang!" grinzte der Unter offizier.
„Der scheint ja recht viel vom Herr'« von
Hohen-Eschen zu wissen.
Und außerdem, — er war
ganz voran, als die kleinen Bestien de» Hader mit
uns anfingen.
Komm mit, kleine Kanaille!"
Fritz sprang hinter den Schulzen zurück,
und
der schlug in unwillkührlicher Aufwallung dem Unter offizier derb auf die nach dem Knaben ausgreifende
Hand.
Dazu sagte er:
„nehmt mir'S nicht übel,
Aber eh' es zu Kin
hochverehrter Herr Korporal!
dermord in unsrer Gemeinde kommen sollte, möch ten wir doch lieber allzumal
ohne Weitres
dar
aufgehn. “ Der Unteroffizier sah den noch kaum erst ft
furchtsamen Schulzen ganz
verwundert
an,
und
fing an, von Geldentschädigung zu sprechen,
wor
auf Jener auch'fich mit Freuden einließ; — aber da
kam so eben der Amtmann dieses Dorfes und der
*nächsten- Umgegend Herbei getrabt,
12S
lind gebot dem
sich öffnenden Kreise, man solle nicht die mindeste Unterhandlung Mt diesen Plünderern anknüpfen. — „Zieh» Sie nur nicht die Stirne so kraus," —
sagt» er zu dem Unteroffizier, — „und thun Sie
nicht,
ob Sie mich mit grimmigen Blicker»
als
todtmachen könnten.
Es ist vergrbne Mühe-, denn
ich weiß recht gut,
daß noch kein Krieg zwischen
Frankreich und Deutschland «usgebroche» ist.
Ahnen Ahr wilder Streich geglückt,
Wäre
hätten Sie
einen unglücklichen Flüchtling etwa hier ertappt und
mikhinübergeschleppt, — man hätte vielleicht dort
rin- Auge zugedrückt
über
die Unrechtlichkeit des
Benehmens und Sie wohl gar für das Gelingen
belohnt und
aber gilt
befördert.
Ein mißglückter Streich
bei Ihren jetzigen Machthabern immer
Man wird Sie und Ähre
für einen schlechten.
Mitgefangnen Zhren Behörden ausliefern, und Sie
wissen nun selbst, daß es mit Ihren Rachedrohune
gen nicht das mindeste zu bedeuten hat." —
Der
kaum noch so trotzige Unteroffizier verstummte, —
der Amtmann traf Anstalten zu seiner Forlschaffung, und stieg vom Pferde, Bericht aufzusehen.
um bei'm Schulzen seinen
Er verbot zu dem Ende, daß
sich niemand entferne; die Gemeinde müsse versam
melt bleiben bis »ach-gänzlich geendetem Geschäft.
„Ich nicht!" sagte Fritz, indemer keck her „Zch muß sogleich nach Hause gehn, und
vortrat.
meinem kranken Vater Rapport abftatte», wie Alles
gekommen ist “ —
„ Wer bist du denn, du kleiner, kecker Protestirender? “ fragte lächelnd der Amtmann. „Ich bin der Sohn meines Vaters, — aber
weiß ich nicht recht!",
wie der eigentlich heißt, antwortete. Fritz.
„Hier nennen sie ihn-Traugott
Wächter, — mir kommt es seit gestern Abend manch
mal
vor,
alS
Hohen - Eschen.
hieße
er
Adalbert von
eigentlich
So viel ist gewiß: für jetzt thut
er Pferdehirtendienste, und wohnt auf dem Anger
da draussen im allen Hcldengrabe." Der Amtmann blickte staunend umher; doch
bald von den Umstehenden damit verhalte,
erfuhr
er
berichtet, wie eS sich auch
zugleich,
Fritz
seye zuerst auf die Franzosen losgestürmt,, den andern
Knaben weit voran. — Da trat Franz aus dem Gedränge, und sagte:
„ja, das muß wahr seyn!
Ordentlich unser General ist er gewesen, und hat uns gerichtet, und ausgescholten und angedonnert,
recht wie
sich's für einen Offizier schicken
will!
Und dann ist er uns vorausgesprungen in den Feind, auch recht,
will.
wie sich's
für einen Offizier schicke»
Den ersten Steinwurf — das will ich mir
---------------
IS?
Msgrkrt«« haben, — den hab' . I ch gegen den Feind gethan; — aber wer zuerst wie toll und blind und
mit einem
rechten Zubelgeschrei in den Feind hin
ein sprengte, — das war der Fritz!" —
„Das war der Fritz!" riefen ihm die ander» Kinder, »freudig jubelnd , nach, und der Amtmann
umarmte
tiefbewegt
den
muntern
Knaben
und
sagte-
„Lauf du nur hi»,? und grüße deinen edlen Vater von mir, und melde ihm in meinem Namen, du hättest hier etwas sehr Tüchtiges und Schönes
ausgerichtet." — „Za," — antwortete Fritz, — „so Etwas muß ich ihm auch melden; sonst dürst' ich ihm in diesem Leben nicht mehr vor die Augen
kommen, hat . er gesagt! "Und ohne sich
auf
weitre Erörterungen einzulassen, rannte er. mit ge waltigen Sprüngen nach dem Anger hinaus.
Aber in der Nähe des Heldengrabes kam Fingal, der gute Wächter des Hügels,
und
ihm langsam
mit freundlichem Wedeln entgegen, als wolle
er sagen: „lärme nicht, Fritz! dein guter Vater schläft!" —
Fritz
sah
ihn
erschrocken an,
und
flüsterte leise, — er wußte selbst nicht, wie es ihm
über die Lippen kam: „ach Fingal,
der Vater ist
doch nicht etwa gar schon gestorben?"— Da hatte
aber Fingal so helle fröhliche Angen, und Fritz sagte
-------------
13S lächelnd:
„nein,
lustig aus,
Gottlob!
D« flehst j» gilt z»
du alter Neuartiger Kerl,
wie dich
Vater immer zu nennen pflegt. “ — Und als sie mitsammen in den Heldenhügel hinein traten,
sah Fritz auch den Vater im recht
gesunden Schlummer langsam und behaglich athmen. Da fastete er dankbar seine Händchen, und setzte
sich leise an'S Fuß-Ende des Lagers, und war so
recht von ganzer Seele froh. Er mochte eine ganze Zeitlang so stille bege» sessen haben,
als er vom Dorf her ein lustiges
Musiziren und Singen vernahm.
sich darüber,
denn es klang gar frisch und lieblich
über den morgendustigen,
an;
Erst freute er
sonnenhellen Anger her,
aber wie es nun immer lauter ward,
und
immer näher kam, befürchtete er, sein lieber Vater könne ans seinem erquickenden Schlummer gestörd
werden, und wollte eben in die Pforte treten, um
die Lärmer abwärts zu winken, als schon der Hirt mit einem freundlichen Lächeln erwachte.
Er rieb
sich mit der gesunden Hand nachdenklich die Stirne, und sagte nach einigem Besinnen: „Fritz, als mich
vorhin der Schlagfluß befiel, wirres Zeug gesprochen?" —
hab' ich wohl sehr „Za,
Vater,
so
recht ordentlich konnte ich nicht aus dir klug werden!“
erwiederte Fritz. —
„Mir sind sehr wirre Träume
durch ' den Kopf gegangen; " — sprach der Hirt Weiter. — „Es war mir, als hörte ich vom Dorfe
her Beschieß
und Geschrei." —
Vater, das gab es auch!" —
gäbe «ine Schlacht," — Vater.
„Ganz
recht,
„Und ich dachte, eS°
„Zn Anfang noch nicht,
Aber wie ich einhteb, da ging die Bataille
lös, und wir haben sie gewonnen." — „Fasle ich denn etwa auch?"— „Nein, Vater, Gott behüte. Und der Herr Amtmann läßt dich grüßen,
dir melden,
ich
und
hätte was recht Ehrbares und
Tüchtiges zu Stande gebracht.
Nun darf ich dir
also auch wieder vor Augen kommen, du herzlieber
Vater." — „Kind, wie spielen meine Fieberträume
noch sowuNberlich in das Wachen herein!
Hörst
du denn: auch das Klingen auf dem Anger draußen ?■ erwiderte der Bar
bar: — „Du willst diesen Verdammten einerlei Rechte mit uns Rechtgläubigen einräumen!
Unser sind fünfzig an der Zahl, wir haben diesen
Morgen
von
dem
Bischof
bas
heilige
Abendmahl, zur Besiegelung des Eides darauf empfangen, dich lebend oder todt den Conföderirten
fern." —
diese
Zudem der
Nacht
zu
überlie
wüthige Mensch
diese
Worte ausfprach, fuhr eine sehr Hell; Züchtende, so genannte Sternschnuppe am dunklen Himmel dahin,
und
bestrahlte auf einige Augenblicke die finstre
Scene.
Diesen Umstand benutzte die Geistesgegen
wart des Königes. —
„Da siehe! —
(sagte er
zu seinem Räuber) Gottes Gericht! Sterne fallen, indem du deinen Frevel aussprichst, vom Himmel, zum schrecklichen Zeichen des Unwillens der Gott heit,
welche du am
Morgen
dieses Tages vor
dem heiligenAltare lästertest! hast du mir nicht früher den Eid der Treue geschwo
ren, ehe
ein frevelhafter Priester das
200
Sakrament so. entweihet«? daß er dadurch zu Meineid dich verleitete, und dich gottloser
weise verpflichtete deine» gesalbten König zu
verrathen? Gottes Rache wird alle die treffen, die sich zu diesem Frevel verbanden." — Durchdrin gend ergreift diese Vorstellung das noch nicht ganz verhärtete Gemüth des verführten Koezinsky. —
„Mein Herr und mein König! —“
„was
kann
ich
für deine Rettung
rief er aus; thun?" —
Koczinsky war etwa 50 Schritte mit dem Kö
nige vorausgeeilt.
Diesem hatte sich bey der leuch
tenden Sternschnuppe di« Gegend enthüllt; „Gieb deinem Pferde die Sporen,"
sagte der Monarch,
„damit wir einen Vorsprung gewinnen.
In der
Entfernung von einigen hundert Schritten laß uns
absteigen,
das
Pferd
mit
zusammengebundenem
Zügel wird seinen Weg in unveränderter Richtung auf der Straße , forttraben, und die Zurückgebliebe
nen werden ihm folgen.
Wir bergen uns indeß in
einer an dieser Straße befindlichen Lehmgrube, bis wir die letzten Huftritte hören.
Dann führst
deiner
Mitverschwornen
du mich in eine von der
Straße abgelegene Mühle.
Gott wird uns schützen!
und dir die Rettung deines Königes lohnen." —
Koczinsky war zu allem bereit.
Zn gehöriger
Entfernung stieg er mit dem Könige ab, trieb, das
Pferd vorwärts, in der Richtung der Straße fort, nnd barg den König in einer Lehmgrube am Wege, dann begab
bis dieser Räuberhaufe vorüber war:
sich der halb entkleidete nnd verwundete König, ge
stützt auf seines Retters Arm zu der seitwärts gele genen Mühle.
vergebens,
Man klopfte lange, man bat lange
um ein Obdach für arme,
Conföderirten Mißhandelte.
von den
Endlich erinnerte sich
der König, daß die Bewohner der Mühle deutsche Protestanten
seyen,
er flehet« nun in deutscher
Sprache sie an, sich eines unglücklichen Landman
nes zu erbarmen, und ihn nicht auf offener Straße im Sturm und Schneewetter umkommen zu lassen: da öffnete sich endlich die Thüre.
Die Müllerin
vergoß Thränen bei dem Anblick des verwundeten und beraubten Mannes;
erkannte aber den ganz
entstellten König nicht: sie führte ihn in ihr Schlaf gemach ; den König überfiel ein heftiger Fieberfrost, die Müllerin mit ihrem Manne bereitete ihm ein
Lager; die guten Leute brachten wärmende Pelze
herbei, und boten den Verwundeten, so viel ihr» Armuth
vermochte, Erquickung dar;
der König
nahm dieß Anerbieten für seinen Begleiter an, für sich aber verlangte er nur einen Knaben, der fähig
wäre einen Zettel nach Warschau zu einem seiner treuen Freunde zu bringen: der Bote erschien, der
202
König schrieb die oben erwähnte Abfertigung deS
Boten.
Die Müllerin entfernte sich, der König
legte.sich zur Ruhe.
Koczinsky aber (tfft zu
dem Lager seines Herrn, kniete nieder und sagte:
„Schlafe
ruhig
mein
König
und
mein
draußen werde ich dein Leben bewahren,
Herr',
mit der
selben Treue, die dein Heiduck dir bewies, den ich.
Unglücklicher und Verblendeter, tödten half." König drückte ihm dankend die Hand.
Der
Koczinsky
stellte sich nun bewaffnet vor das Schlafgemach sei nes Herrn.
Zn der Frühstunde umzingelte General
Cveceji, mit des Königs Leibwache, dieMühle;
die erschrockene Müllerin eilte zu ihrem verwunde ten Gaste, und forderte zitternd ihn auf, sich zu
verbergen vor seinen Verfolgern, die schon die Hütte umringen.
Der König reichte ihr freundlich die
Hand, und sagte: —
„ diese kommen zu meinem
Schuhe!" und sogleich drang der General mit den beiden Aerzten in das Zimmer. die Bewohner der Hütte, welchen
Jetzt erst sahen
hohen Gast sie
beherbergt hatten; knieend baten sie um Verzeihung,
daß sie in der schrecklichen Nacht gezögert hatten, ihren Monarchen einzulassen.
Der König tröstete
sie, und sagte mit sanfter Stimme: — ihr wurdet
meine Wohlthäter, als ihr mich für euren Lands mann hieltet, und dafür werde ich dankbar seyn.
künftig aber öffnet eure Thüre jedem Unglücklichen,
der eure Hülfe anfleht:
denn ihr könnt nicht wis
sen, welchen Segen ächte Menschenliebe euch zufüh ren kann." Von
dieser Scene
mälde vorhanden,
ist
ein
treffliches Oehlge-
aber welches Gemälde,
welche
Beschreibung vermag den Anblick darzustellen, als der hochgeliebte Monarch den Umarmungen seiner
Familie,
und
der Anhänglichkeit seiner Verehrer
wieder gegeben ward!
In der höchsten Glorie sei
nes milden, humanen Sinnes aber erschien Sta nislaus in einem nachfolgenden Auftritte.
Durch
ein überraschendes Verfahren war es der königlichen Parthei gelungen, sich einiger dieser verbrecherischen
Räuber, und mit diesen der Papiere der Conföde-
rirten zn bemächtigen.
den
Morgen
die
Als der König am folgen
Glückswünsche aller Senatoren
und einiger Magnaten im Angesichte seines ganzen
Hofes
annahm,
wurden
ihm
Papiere versiegelt übergeben;
die verrätherischen der noch von seinen
Wunden matte König nahm das versiegelte Packet,
erhob sich von seinem Sitze,
und sprach: — die
Papiere enthalten die Namen derer, die meinen Tod wollten;
kennen:
ich begehre nicht meine Feinde zu
mit diesen Worten warf er
das
ganze
Packet in das Kaminfeuer. — Auf manches Gesicht
204 in der Versammlung kehrte nach dieser großmüthigen Handlung die Farbe, und in manche Brust der Athem zurück.
Beschämung und Achtung fühlten die Einen,
Bewunderung und Liebe die Andern, die verdächtig sten stimmten am beharrlichsten für den Tod der drei
Hauptansührer; — selbst dem reuevollen Retter des Königs sprachen sie das Leben ab; durch Veranstal tung des Monarchen aber wurde Koczinsky der
Verhaftung entführt,
und der milde StanislauS
sicherte ihm aus seiner Chatolle eine jährlich sehr
ansehnliche Pension
$u,
welche
Koczinsky
Venedig zu verzehren angewiesen wurde.
irr
Königlich
belohnte der edle Monarch die Besitzer der Mühle.
Besonders zog er die Familie des getödteterk treuen Heiducken hervor.— Die Stelle seines Todes wurde durch ein marmornes Denkmahl bezeichnet.
Und
jährlich, so lange der König regierte, wurde der Erinnerungstag dieser wundervollen Begebenheit iw
allen Kirchen gefeiert. —
D i e stille Welt.
Von Erdenstürmen ungetrübet Blüht eine stille Welt, Zn der kein Blättchen sich verschiebet Und keine Rose fällt.
Daß sich ein schwüler Dunstkreis läutre, Bedarf es nicht in ihr. Es lächelt eine ew'ge Heitre Herab auf dieß Revier. Orkan und Flamm' und Meereswelle, Sich furchtbar wälzend fort, Sie sinken nieder an der Schwelle Von diesem sichern Port.
Zn's hcil'ge Fricdensthal, in diesen Glücksel'gen Aufenthalt Dringt kein Despot mit Blutvergießen Und keine Feindsgewalt. Der Eigner schafft mit regem Fleiße, Durch Selbstsucht nie entweiht, Des Nächsten Wohlfahrt, still und leise, Zn frommer Thätigkeit.
206
Ein Altar in der Mitte raget, Wo heil'ges Feuer brennt. Das oft sich mit den Gluthen waget Zum reinsten Element.
Das Dieß - und Jenseits sind vermählet Dort im vertrauten Bund, Und in Gesichten, Gottbeseelet, Thut sich der Himmel kund. —
Wo blüht dieß Land der ew'ge» Jugend, Dieß selige Revier? — Such' und erringe Christ en tugendi Dann trägst du es — in dir. Buri. f.
Maria Elisabeth, Gräfin von Zinzendorf,
geborne Freyin Teuffel.
Ein Bild des Frauenlebens im 17. Jahrhunderte. Aut Fa mt lten-Pa»t e ren.
Das Verdienst der Töchter, Gattinnen und Mütter
ist still und rühmlos. der Familie fort.
Es lebt nur in dem Herzen
Als Mann und Greis gedenkt der
Sohn seiner frommen Mutter, die längst in Asche
zerfallen,
aber
er
gedenkt ihrer Tugend einsam,
oder — ist er so glücklich — nur in der Mitte von
Kindern und Kindeskindern.
Unvergeßlich bleibt
dem Gatten die Gattin, welche unter den Blumen
der Erde ruht; aber die Welt sieht seinen Schmerz
nicht, denn solcher Schmerz ist nicht für die Welt. Selten und gleichsam im Vorübergehen, nennt die
Geschichte den Namen eines edeln Weibes;— schnell
verwittert das kleine Denkmal der Liebe auf dem Friedhof; — schneller als das Papier, ches Lichtenberg einst schrieb: rc.
auf wel
Wenn mich etwas
erhob und läuterte, so war es das Bild meiner guten
Mutter.
208
Die Heimath für die Kraft des Mannes heißt
Oeffentlichkeit; die höhere Kraft des Weibes ent
faltet sich am schönsten in der Verborgenheit.
Ze
anspruchloser sie wirkt, je milder sie leuchtet in dem dunkeln Leben des Hauses:
desto höher steht sie
über der Erde, darum wird sie deutlicher gesehen von den Engeln, als von den Menschen.
Das wußten unsre Väter.
„ Der Ofen und die
Fraw sollen daheimb bleiben," diesen kräftigen treu herzigen Bescheid gab Martin Luther einem deut schen Fürsten, der seine Gemahlin gern mit auf die
Jagd nehmen wollte, und als sie dessen sich weigerte,
Luther«, der eben zugegen war, um seine Meinung fragte. Unsre Altvordern wußten aber auch diese schöne
Eigenthümlichkeit schätzen.
des
weiblichen
Verdienstes
zu
Der Hausvater hielt ein Tagebuch, und
schrieb darin jene kleinen Begebenheiten auf, welche
das Familienleben, von den Freuden des Brautstan des an, durch die süßen Mühen und Sorgen der
Ehe, bis an die Ruhestätte des irdischen Schlum
mers geleiten, und spat noch, auch auf den unter Thränen beschriebenen Blättern, Kind und Kindes,
kind durch die Erinnerung beglücken. Solche Familien - Papiere der Hauser Teuffel
und
Zinzendorf,
aus
der
letzten Hälfte
des
siebzehnten Jahrhunderts, liegen vor mir, und ich
will ans ihnen erzählen, wie eine edle deutsche Frau
vor beinahe hundert und fünfzig Zähren erzogen ward und lebte, daß man sie nannte einen Engel ihres
Hauses, ein Muster ihres Geschlechts und eine Zierde ihres Standes.
Es sey mir erlaubt, die gute alte Zeit, einfach
und gutmüthig wie sie war, auch in ihrer kunstlosen
Haussprache bisweilen reden zu lassen.
Selbst jene
Umständlichkeit und den Ernst, mit welchen unsre
Väter
die kleinen
Veränderungen des häuslichen
Lebens behandelten, mag ich nicht ganz aus dieser
Darstellung entfernen, da ich darin einen charakteri
stischen Zug des damaligen Familientones zu erkennen glaube. Zene Nachrichten heben, nach altem Brauch, von den „ uralten Vorfahren des jungen Fräuleins “ an. Wohl dem, sagt ja Göthe's Zphigenia,
— der seiner Väter gern gedenkt.
Der froh von ihren Thaten, ihrer Größe
De» Hörer unterhält, und still sich freuend Ans Ende dieser schönen Reihe sich
Geschlossen sieht! —
Der „Voroberältere Herr Vater" des Fräuleins, Herr Erasmus Teuffel, Freiherr zu Gundersdorf, SEalfenftcunO. I. 14
210 war ein tapferer und entschlossener Mann.
Als die
Türken im Z. 1529 Wien belagerten, rühmte jeder
mann unter den wackern Äertheidigern der. Kaiser
stadt auch den Obersten Teuffel.
Doch werden, „der
Kürze wegen “ die väterlichen und mütterlichen Ähnelt, sämmtlich nach Rang und Würden, nicht höher hin
auf fortgezählt, als bis zu diesem Kriegsobersten. Nur einen Herrn Wolf Teuffes läßt der Verfasser des
Tagebuchs, mit Herzog Bertholden in Baiern im zehnten Jahrhundert dem deutschen König Heinrich,
dem Finkler *) gegen die Ungarn zu Hülfe ziehen, ehe die fromme Gräfin Maria Elisabeth von diesen „tapfern Geschlechtern, Ahnen und Urahnen erzeu get und auf unsrer mühseligen Welt" zu Eßling in
Niederösterreich geboren werden kann.
Dieß geschah
den 17. April 1661.
Die Familie war protestantisch. die Kinder häuslich fromm.
Man erzog
„Sobald die kleine
Maria ihrer Sprache mächtig war, wies man sie fleißig zum christlichen Gebete an." —
Sie hatte
*) Dieß ist wahrscheinlich eine Verwechselung mit Kaiser Otto L; denn unter König Heinrich war Arnulf Herzog in Baiern, und Berthold erhielt daß Herzogthum vom Kaiser Otto erst nach seines Bruders Arnulf Tode, im Jahr 938. Doch könnte Berthold als Pfalzgraf'in Baiern dem König Heinrich zu Hülfe gezogen seyn. G.
in ihrem dritten Zahre „die Glückseligkeit, daß ihr todtkranker Vater das von
dem lieben Gott
wiedergeschenkte Leben ihrem unausgesetzten eifrigen
Thränengebete fast zuschrieb."
Auch liebte sie ihr
Das gute Kind litt
Vater stets aufs zärtlichste.
lange an harten Krankheiten, die es aber „durch fleißige Wartung der in Arzenei vortrefflich erfahre
nen Frau Mutter und die Hülfe berühmter Medi-
corum glücklich überstand."
Dabei
legte Maria
„ durch Erlernung des kleinen und großen Katechismf Lutheri, biblischer Sprüche, aller Psalmen, un zähliger schönen Gesänge und Gebete" den Grund
zu der
reinen
und frohen Gottesfurcht,
die ihr
ganzes Leben schon chienieden verklarte. Die' Augsburgische
Konfession'chatte
in
dem
Erzherzogthum Oesterreich so viele Bekenner gefuM
den, daß die Tafel des Herrenstandes fast lauter evangelische Mitglieder zahlte.
Bekannt ist es, wie
vielfache und harte Bedrückungen die Protestanten
in Oesterreich im Laufe des dreyßigjahrigen. Krieges erleiden mußten; aber weniger bekannt ist es, wie
sie nur um. so treuer und-fester an dem Glauben ihrer Väter hingen.
Wir haben in * unsern Tagen
kaum noch einen. Begriff von der Freudigkeit, mit welcher man
damals Gott
und 'das Evangelium
aus eigener, freien Ueberzeugung mit aufrichtigem
212
und
ohne Menschenfurcht
Herzen verehrte,
ohne
Noch lebte Luthers Geist und sein
Fanatismus.
Gedanke: Eine feste Burg ist unser Gott! in dem
Herzen
der Bekenner
des
Glaubens.
gereinigten
Auch der Vater unsrer Maria, der alte Freiherr Otto Christoph Teuffel, war einer von diesen wohl unter Da im Oester
richteten treugesinnten Protestanten. reichischen
kein
evangelischer
Hauslehrer
gehalten
werden durfte, so unterrichtete er selbst seine Tochter „mit desto größerer Treue im Christenthum, auch
sogar im Schreiben und.Rechnen." Herr Otto Teuffel,
ein
Der Großvater,
vier und
achtzigjähriger
Greis, vergaß sein Alter, wenn die zarte Enkel
tochter es ihm „durch Vorlesen der heiligen Bibel und anderer geistreichen Bücher, sonderlich Herrn
Arndt's wahres Christenthum versüßte." — Und er
hat dafür „ dieselbe im Leben und an seinem im Zahre 1673 erfolgten Tode zu segnen nimmer satt werden können."
Als die Pest im Jahre 167g Oesterreich heim suchte,
brachte Herr Otto Christoph seine beiden
Töchter nach Nürnberg in Sicherheit. Maria von
dem
Herrn Leibnitz"
dasigen
besondere
Hier erhielt
„vornehmen Theologo, Lehrstunden
über
die
„strittigen Glaubenspunkte, welche sie so wohl be
griffen,
daß
sie Zeitlebens
durch
Gottes Gnade
gegen
alle Anfechtung
dadurch sich
gestärkt nrfr
standhaft verwahret." — Das Fräulein erwarb sich
in Nürnberg durch ihre Schönheit und andre gute Eigenschaften, „so wie durch ihre ungemeine Ge schicklichkeit in allen Frauenzimmern wohlanständigen
Arbeiten und Künsten" allgemeine Achtung und Liebe. Die regierende Markgräfin von Ansbach lernte sie kennen, und wollte sie an ihrem Hofe eine Zeitlang behalten.
Allein diese Fürstin starb.
Hierauf voll
endeten zwei Tanten, die Gräfin von Conzin und
die Gräfin von Welz die Erziehung des Fräuleins.
Damals „hat es sich zugetragen, daß ein langer
schöner Mann, der große schwarze Augen gehabt, Herr Graf Georg Ludwig von Zinzendorf und Pet
tendorf, al« er die Gräfin Conzin im Jahre 1679
besuchet, alldort das Fräulein Maria mit sonder barem Vergnügen zu betrachten die Gelegenheit ge habt, — aber er hat sofort die Reise in die frem
den Länder fortgesetzt." Unterdessen hatte die Pest in Oesterreich nach gelassen,
und
„Herr Otto Christoph nebst Frau
Polyxena Elisabeth erhoben sich nach Nürnberg," um ihre Töchter wieder zu sich auf ihre Herrschaft
Gundersdorf zu nehmen.
Hier hat Fräulein Maria
ihrer Mutter „die Last der weitläuftigen Haushal tung treulich und fleißig tragen helfen, und ihren
Aeltern große Ehre und Freude sowohl am kaiserliehen Hofe als, auch bei ihren Verwandten wegen
ihrer unvergleichlichen guten Lebensart und männ
lichen Sitten verursachet."
Aus Liebe zu ihren
Aeltern schlug sie mehrere vortheilhafte Anträge aus,
so daß sich ihre jüngere Schwester eher vermählte. Das Herz schwieg, wenn ein Bewerber erschien;'
vielleicht stand auch noch im Hintergründe das Bild
des schönen Grafe». Die Vermählung der Schwester wurde in Wien
gefeiert.
Hier lebte jetzt die Familie des Freiherr»
tft den glücklichsten häuslichen Verhältnissen;
aber
»Ur zu bald ward die schöne Ruhe dieses Hauses
durch eine» finstern Sturm verjagt.
Es war im Julius 1633,
als
plötzlich nach
Wien die Nachricht, von der Plünderung und Ab
brennung der nächsten Orte kam, und zu gleicher Zeit die Türken und Tatarn vor der Stadt sich
zeigten. das
Der Feind war bet dem kaiserlichen Heere,
seitwärts
in Ungarn
stand,
vorübergezogen,
und der stolze Kara Mustapha hoffte im schnellen Ueberfall sich ein eigenes Westreich mit der wehr
losen Kaiserstadt zu erobern.
kaum noch
Zn Wien hatte man
einen Tag zur Flucht.
Da besorgte
Fräulein Maria, ohne die geringste Bestürzung zu
zeigen, Alles was zur Verwahrung des Hauses und
zur Reise nöthig war.
Es glückte ihr, durch ihre
Fassung selbst Hie ängstliche Mutter zu beruhigen, und ihr den Muth einzuflößen, die Stadt im rechten Augenblicke zu verlassen.
Denn schon brannten die
Vorstädte, und vor dem Thore plünderten die kaiser
lichen -Truppen mit roher Gefühllosigkeit die verlas Als der Freiherr aber mit seiner
senen Häuser.
fliehenden Familie nach zahllosen Hindernissen um
Mitternacht endlich an das Thor gelangte, fand er es gesperrt. öffnet.
Es wurde erst mit Tagesanbruch ge
Doll- mitten unter dem Gewühl von mehrer»
Tausenden, welche aus der Stadt sich flüchteten und unter dem wilden Gedränge von Pferden und Wagen
und heraneilenden Truppe«, welche in die Stadt sich retteten, konnte die Famikie des Freiherr»-, bei jedem Schritte aufgehalten, über die unter der Last
der Menge gefährlich schwankende Donaubrücke nur langsam fahren und spät das jenseitige Ufer erreichen. Da viele Bekannte von dieser schnellen und gewag ten Reise nichts erfahren hatten, so verbreitete sich
das Gerücht: „es wäre die Fräule-Teufflin überfal
le» und in die türkische Sklaverei geführt worden. — Allein der getreue Gott ließ ihre Aeltern und sie, im Geleite der heiligen Engel, mitten durch das desperate
Kriegsvolk, ohne Schaden ihre Herrschaft Gunders-
derf erreichen."
216
Der alte Freiherr wagte sich bald darauf aus Theilnahme für eine Verwandte wieder in die Stadt hinein.
Seine Rückkehr verzog sich, und eine un
glückliche Zeitung über die andre kam in das Schloß
zu Gundersdorf.
Da tröstete niemand die geängstigte
Frau Polyxena, als allein ihre Tochter, das hoch
herzige Fräulein Maria, die den eigenen Schmerz um den geliebten Vater unterdrückte und Hoffnung
gab, ob sie wohl selbst keine hatte. Endlich kam er zurück.
Nunmehr beschloß die
Familie, auf einige Zeit sich nach Sachsen zu bege ben.
Hier lebte Mariens jüngere Schwester Eleonore
mit ihrem Gemahl, dem Freiherrn von Rechenberg.
Herr Otto trat die Reise schon in der Mitte des
Augusts an.
Frau Eleonore holte ihre Aeltern in
Pirna ein, und geleitete sie nach Dresden.
Hier
„erlebten sie die Freude, das in Oesterreich so oft entbehrte treue Wort Gottes reichlich zu hören," und jedermann, auch der Hof,
bewies den vom
Kriege Vertriebenen so viel herzliche Theilnahme,
daß der alte Freiherr sich entschloß, seine Tochter Maria in Sachsen zu
lassen.
Er ging in sein
Vaterland zurück, welches „durch des höchst rühmlich regierenden Kurfürsten, Herrn Zohann Georg III.
persönlichen Zug dem Erbfeinde völlig abgejagt, und
wo die römisch - kaiserliche Majestät wieder ringe-
§etzt war, so daß jedermann in Oesterreich unter seinem Eichbaume und bei seinem Weinstock wiederum
wohnen könnte." Fräulein Maria
Wien.
-Man
gefiel
lobte
in
wie
Dresden,
vorzüglich,
in
sie ihrer
„daß
Schwester treulich an die Hand gehe, und zu ihr,
obwohl der jüngsten, doch erst verheiratheten, mehr
als schwesterlichen Respect trage." — „ Diese große Demuth habe auch dem Grafen Georg Ludewig von
Zinzendorf und Pottendorf,
welcher damals,
im
Zulius i6g4, von seinen Reisen in fremden Landen
wieder hcimgekehret, täglich mehrere Zuneigung ein gegeben." Folgendes trug noch mehr dazu bei.
Der Graf
Zufällig befand sich Fräulein
litt an Dlutbrechen.
Maria in dem Hause, wo der kranke Graf wohnte, als ihn eben eine starke Ohnmacht befiel.
Alle Ver
wandte, und unter ihnen Fräulein Maria, eilten
herbei.
Theilnehmend bewies sie durch schnellen Bei
stand ihr Mitleid.
„ Aber sie zog auch nachher viel
fältig, sowohl Verwandtschaft halber, als sonst aus sonderbarer Zuneigung zu dem gräflich Zinzendorfschen Hause, die Versorgung des kranken Herrn Georg Ludwig
der
schönen
bei einer
solche»
allen andern Vergnügungen,
Jahreszeit und der Gesellschaft vor." Der Graf wurde,
wie
es
218
Pflege natürlich war, bald gesund; indeß war die
nähere Bekanntschaft mit seiner freundlichen Pflege
rin von kurzer Dauer.
Denn er mußte als gehei
mer Rath, in Aufträgen seines Hofes, die Zahre
i685, 1636 und 1637, fast ganz am kaiserlichen
Hofe zubringen.
Maria begleitete in
dieser Zeit
ihre kränkelnde Schwester zweimal ins Karlsbad. Der Gebrauch
der Heilquelle
war
ohne
Erfolg.
Da sehnte sich Frau Eleonore nach dem vaterländi schen Himmel, und der Freiherr, ihr Vater, führte
beide Töchter mit sich nach Gundersdorf.
Hier be
suchte von Wien aus der Graf Georg Ludwig die
Familie.
Ein Fall mit dem Pferde machte ihn
krank, und er mußte auf Frau Polyxena's Befehl Arzenei und Hülfe aus Frauleins Maria Handen
empfangen.
Der Zustand der Frau von Rechenberg wurde
indeß immer bedenklicher.
Also entschloß sich der
Freiherr mir seiner ganzen Familie nach Wien zu
gehn, um die dasigen Aerzte zu brauchen.
Hier sah
Graf Georg Ludwig Marien in ihrer ganzen Lie benswürdigkeit; denn in keiner Gestalt erscheint die Schönheit rührender, als in der eines Engels, der tröstend und hülfreich an dem Bette eines geliebten
Kranken steht.
Als, jeder Hülfe ungeachtet, die
theure Schwester gestorben war,
sah er auch die
Thränen der trostlosen Maria. Jetzt wurde es dem Grafen klar, daß er Marien
liebe.
„Er entdeckte die mit Gott gefaßte Meinung
seiner Frau Mutter nach Nürnberg, und als diese
mit ihrer Einwilligung auch den kräftigen mütter
lichen Segen zurückgeschickt, eröffnete er den Aeltern des Frauleins seine Gedanken, und es wurde mit
deren Einwilligung
und
des Fräueins Erlaubniß
die bisherige Freundschaft in öffentliche Liebe und
Aufwartung verwandelt."
Hierauf erfolgte, der
alten Sitte gemäß, die feierliche Bewerbung.
Die
nächsten Blutsverwandten des Grafen, Herr Gund-
acker Fürst von Dietrichstein als Sprecher, und die
Grafen Ernst von Stahrenberg und Otto von Abensberg, als Zeugen, brachten in gehöriger Form im
Hause des Freiherr» Teuffel die Werbung des Grafen
an.
Herr Otto Christoph ertheilte ihnen „seine will
fährige Gegenantwort," worauf die Aeltern ihrer Tochter Meinung durch und den Grafen
den Grafen
von Brauner
von Volkra
erforschen
ließen.
Fräulein Maria gab jetzt das Jawort, und die „ Versprechriuge" wurden in Gegenwart beider Zeu
gen ausgewechselt.
Am
in
iZ. November 1637 ward die Trauung
dem evangelischen Priestcrhause
zu
Preßburg
220
vollzogen, wohin der Graf dem kaiserlichen Hof»
das Danket ward auf dem kai
lager gefolgt war;
serlichen Schlosse ausgerichtet.
Abends führte man
das glückliche Paar „der- allergnädigsten Herrschaft zum Handkusse vor, da sie dann zu der alten Aeltern
herzlichen Freude mit sonderbaren kaiserlichen Gnaden angesehen wurden."
im Dezember,
Bald darauf,
riefen Gefandt-
schaftsgeschäfte den Grafen nach Dresden zurück. Später, im April iögg, verließ auch die Gräfin
Maria, Oesterreich, und die geliebte Heiinath zu
Gundersdorf, um ihrem Gemahl nach Sachsen zu folgen.
Hier besuchte sie der alte Freiherr, und
man beschloß, daß die junge Gräfin, welche ihre Niederkunft erwartete, mit ihrem Vater nach Wien
zurückreisen
sollte,
um
die Pflege ihrer Mutter
genießen zu können.
Mit dieser Reise nahmen die Leiden der Gräfin ihren Anfang.
Solche Schicksale, wie sie erfuhr,
sind nichts Außerordentliches, aber die stille Geduld, mit der Maria litt, mit der sie widerstand, sich
aufrecht erhielt, und ein Leben voll häuslicher Arbeit
und Mühe sanft ertrug, wird jedes Herz rühren,
welches den frommen Muth versteht, der zu dieser Geduld erheben konnte.
Aus der Reise von Dresden nach Wien stürzten
die Maulthiere, welche die Sänfte der Gräfin tru gen, unter dem Gejersberge in Böhmen. Die Gräfin wurde von dem Falle krank. Auch zeigten sich die Folgen bei ihrer schweren Niederkunft in Wien, wo ihr Gemahl bald nach ihr eingetroffen war. Das Kind starb einige Wochen alt. Dee Graf war jetzt wieder als Gesandter am kaiserlichen Hofe angestellt. Er machte ein großes Haus, und die Gräfin hatte die Ehre, den Herzog Friedrich August zu Sachsen, nachmaligen Kurfürsten und König von Polen, während seines Aufenthalts in Preßburg 1639, nebst seinem Hofstaate in ihrem Hause zu bewirthen. Sie zeichnete sich in diesen glänzenden Verhältnissen in jeder Hinsicht aus: da her die öffentliche Stimme, wie die Familien - Nach richt sagt, über sie urtheilte: sie habe sich „als eine holdselige Rahel und fleißige Martha sowohl als eine gottselige und andächtig betende Maria auf geführt.^ Um diese Zeit verkaufte ihr Vater seine Herr schaften in Oesterreich. Er war 65 Zahr alt- und er der letzte seines Geschlechts. Auch wünschten die Aeltern der Gräfin in einem Lande zu sterben, wo sie ihre Religion frei ausüben könnten. Sie kaufte» deßwegen das Rittergut Hof bei Oschatz in Sachse». Die Gräfin unterstützte sie bei dieser Veränderung
222
mit kindlicher Sorgfalt, und begleitete sie bis Znaym
in Mähren.
Bald nachher folgte sie ihrem Gemahl
in das kaiserliche Hoflager nach Neuburg, &o Meilen von Wien, hierauf nach Augsburg, wo die Wahl des römischen Königs Joseph 1690 erfolgte.
Sie
machte diese beschwerliche und langsame Reise auf der Donau.
In Augsburg lag sie einige Wochen
krank.
Kaum war sie wieder hergestellt, so reiste
sie zu
ihren Aeltern nach Sachsen,
Februar 1691 zu Torgau ankam.
ihr Haus in Dresden wieder ein.
wo
sie
im
Zeht richtete sie
Ihr Gemahl
aber folgte dem Kurfürsten Johann Georg III. in den Feldzug
an den Rhein gegen die Franzosen.
Sie begleitete ihn mit einem Herzen voll banger Ahnung bis Nossen.
In dem Feldlager wurde er
an der Ruhr gefährlich krank, und die Gräfin er hielt in mehrern Wochen von ihm keine Nachricht.
Sie fühlte doppelte Angst, da ihr Vater an dersel ben Krankheit darnieder lag.
Erstarb; die Mutter
kränkelte; Maria nahm sie zu sich, und traf, so
bekümmert sie war,
ob sie gleich allein alles zu
besorgen hatte, mit großer Fassung die Anstalten zn dem Begräbnisse.
Glücklicher Weise erhielt sie bald
die Nachricht von ihres Gemahls Genesung, und
der Ersehnte kam fast zu gleicher Zeit- mit ihr in Dresden an.
Als die einzige Erbin ihres Vaters
----------------
223,
erfüllte sie jetzt vor allen Dingen des alten Freiherrn Gelübde, und ließ
die ganz zerborstene Kirche zu
Hof abbrechen,' und eine neue aus dem Grunde
erbauen;, „wie sie beim auch, sagt die Nachricht, für besseres Auskommen und bessere Wohnungen ihrer
Geistlichen alle ersinnliche Mühe angewendet, und der Schule und Kinderlehre, auch Kinderzucht vor trefflich an die Hand gegangen." —
„ Deßwegen
hat sie auch die aufwartenden Edelknaben, erwach sene und. kleine Türken,
lassen,
und
unterweisen
und taufen
durchgehends ihr ganzes Hausgesinde
alles Ernstes zur wahren Gottesfurcht, Zucht und Ehrbarkeit angehalten; sie ist dabei Allen mit dem
eigenen Exempel in christlicher Demuth allhier und in der Fremde vorangegangen; auch hat sie sich nie
durch Zeit und Ergötzlichkeit vo» der gewöhnlichen Hausandacht abhalten lassen." —
Die Gräfin Maria lebte, nach ihrer Neigung,
an dem glänzenden Dresdner Hofe sehr eingezogcn,
darum genoß sie auch der besondern Achtung einer
sehr
frommen Fürstin,
Eherhardine. standhafter
der nachmaligen Königin
Ueberhaupt
religiöser Sinn
verbreitete
damals ein
einen gewissen Ernst
über alle Verhältnisse des Lebens; und dieser Ernst
sicherte die Frauen eben so sehr gegen den Leichtsinir
224
bei rauschenden und glanzvollen Vergnügungen, z«
deren Genuß Reichthum, Stand, Jugend und Schön heit an einem prachtliebenden Hofe die Grüßn vor allen andern einluden; als er ihrem Charakter Festig-
keit, Muth und Geduld Lei traurigen Verhängnissen
des Schicksals verlieh.
Das Privatleben der Grä
fin hatte daher ganz das einfache und fromme-Ge präge ihres Zeitalters. es von ihr:
In dem Tagebuche heißt
„die fast jährigen schweren Krankhei
ten ihres Gemahls, ihren Hausberuf und das Kreuz der schweren Geburten
hat die
Gräfin
geduldig
ertragen, ja endlich fich gefreut/ durch solche Trüb
sale der Zeit Eitelkeiten überhoben zu seyn."
Die
Erziehung ihrer Töchter war ihre liebste Beschäf tigung. Vom Jahre 1695 an, in welchem ihr Gemahl
wieder nach Wien ging, lebte sie theils in dieser
Stadt, theils in Preßburg und Oedenburg.
Hier
verlor sie durch den Tod bald nach einander eine Tochter und ihre Schwiegermutter. Die unglückliche Gräfin hatte in wenig Jahren
acht Kinder begraben! Endlich ward ihr die Freude, (den 6. April 1697) von einem Sohne entbunden zu werden.
Dieser Sohn war Friedrich Christian,
-der Vater des verdienstvollen, im Jahre 1304 ver-
22$
-----------
storbenen kurfürstlichen sächsischen Kriegsministers, des Grafen von Zinjendorf. *) Die Krönung des Kurfürsten Friedrich August zum Könige von Polen gab ihrem Gemahl die Veranlassung, in Wien ein neues und größeres Haus zu beziehen, welches die Gräfin mit dem erforderlichen Glanze einrichtete, und in welchem sie selbst die gewöhnlichen Feste anordnete. Sie zeigte dabei eben so viel Kenntnisse als Ordnungs sinn und Geschmack, auch wußte sie, von einem richtigen und feinen Gefühle geleitet, die Würde und den Rang ihres Gemahls zu unterstützen, ohne dem Umgänge und der Gastfreundschaft jene liebens würdige Anmuth zu entziehen, welche allein die Frau von Hause durch eine vom Herzen ausgegan gene Bildung des Geistes über alle Theile des Ganzen verbreiten kann. Zhr einfaches und schick liches Betragen gewann ihr die Liebe Aller, so daß sie „von Zhro Majestät der Kaiserin ihrer sonder baren Tugend halber jederzeit vorgezogen und hoch gehalten wurde; die ihr auch bei ihrer Abreise im Winter nach Sachsen Arzenei mitgegeben hat, welche die Gräfin öfters nützlich gebraucht. “ — *) Von ihm hat der Verfasser dieses Aufsatzes eine biographische Nachricht in die kurfürstlich sächsische Armes liste vom Jahr 1305 ei «rücken lassen. Wnlftnfreund. I.
IJ
226
Nach mancher auf dem beschwerlichen Wege ansgestandenen Gefahr kam sie glücklich in Dresden a«.
Hier traf sie sogleich Anstalten zu ihrer neuen häus
lichen Einrichtung, und zu ihrer zehnten Niederkunst.
Diese erfolgte nach vieltägigen Leiden den 24. Febr. 1698, und wurde drei Tage nachher ihr Tod.
hatte sich auf denselben längst vorbereitet. Fassung und Besonnenheit,
mit der
Sie Ihre
sie mehrere
Tage die größten Schmerzen ertrug, die Ruhe, mit der sie die Ihrigen tröstete,
ermahnte und Alles
that, was ihr fromme- Gefühl ihr gebot, machten damals, „auf Hohe und Niedre" den tiefsten Ein
druck.
Betend, segnete sie selbst sich ein, und ent«,
schlief in einem Alter von 37 Jahren und 10 Mo
naten.
Ihre Mutter,
Frau
Polyxena Freifrau
Teuffel, lebte allein noch, um das mit der geliebten,
Tochter erloschene Geschlecht eines alten und berühm ten Namens zu beweinen.
„Also wurde, mit diesen
Worten schließt die handschriftliche Nachricht,
an
der frommen und tugendreichen Gräfin Maria die
Andeutung
erfüllt,
die ihr
Herr Großherrvater,
Herr Otto Trüffel, ihren Aeltern zu Eßling gethan, daß,
weil außer den beiden Töchtern kein Raum
mehr in dem Teuffel'schcn Stammbaum übrig sey, die Mutter das Geschlecht aussterbcn sehen würde." —
Für uns habe die einfache Darstellung «ine-
-— ---------
2S7
edel» Franenkebens aus dem siebzehnten Jahrhunderte,
den sanften Nachhall einer verklungenen Idylle aus Die Vergleichung
demHeiligthum« der Häuslichkeit.
mit
der Gegenwart
ist
erfreulich
und belehrend.
Noch giebt es Töchter, Gattinnen und Mütter, wie sie damals waren,
jedem Stande.
mögen
noch
von jedem Glauben und von
Die äußern Formen des Lebens
so sehr gewechselt, haben;
die alte
Wahrheit ist qnserm Familienleben unvergeßlich ge» blieben, daß Frömmigkeit, Unterricht und häusliche Stille allein jenen
heiligen Ernst in das leicht 6et
weglick» Herz des Weibes senken können,
der das
selbe auf die Höhe seiner Pflichten stellt,
wo das
jünger« Geschlecht mitten in dem Glanze der Welt
wir unter dem)Drucke der Mühen des Lebens , in jeder fromme» Hausfrau und Mutter, den Engel einer glücklicheren Zukunft erblickt.
Hasse.
Einigen Lesern dürften vielleicht noch folgende
Angaben nickt unwillkommen
seyn.
Der Gemahl
der Gräfin Maria, Georg Ludwig Graf und Herr
von Zinzendorf und Pottcndorf, 1662,
geb. d. g. Octbf.
starb den q. Juli 1720 zu Dresden,
als
228
Obrist - Erblandjägermeister in Oesterreich unter der Ens, K. Polnischer und kurfürstlicher sächsischer
wirklicher Geheimer Rath und Kammerherr.
Er
zeugte mit seiner Gemahlin, Maria Elisabeth geb. Trüffel, zehn Kinder, von denen zwei die Mutter
überlebten.
Mit seiner zweiten Gemahlin, Char
lotte Justine Baroneß von Gersdorf,. einer sehr
gelehrten Dame,
erzeugte er den berühmten Nico
laus Ludwig Grafen von Zinzendorf und Pottendorf (geb. d. 26. Mai 1700.), Stifter der evan
gelischen Brüdtrgemeine zu Herrnhut. —
Mariens
Elisabeths Tochter, Susanne Luise, starb iiz ihrem
19. Jahre 1709 als vermählte Gräfin von Orten
burg.
Ihr Sohn Friedrich Christian starb als K.
Polnischer und kurfürstlich sächsischer Geheimer Rath
und Kammerherr, d. 15. Dezbr. 1756. In Köhler's
hisior. Münzbelustigungen findet man über das Teufsel'sche Geschlecht ausführliche Nachrichten.
Hasse.
22Y
Der
Mutter
Herz.
Nach dem Tode.
SBo die Cypresse trauert. Von Tod und Nacht umschauert. Deckt Moos der Mutter Hügel; Doch mit der Liebe Flügel Schwang sich aus stiller Gruft Verklärt ihr Herz empor, Und rein wie Himmelsluft, Haucht' es den Ton hervor: „Wer je mich hat empfunden, „War längst der Erd' entbunden; „Wem ich schon hier den Himmel «les, „Dem winket dort mein Paradies."
Hasse.
Mein
Trost.
Es giebt ein Band, das Herzen näher bringet,. Das sie vereint für eine Ewigkeit, Und einen Blick, der durch die Seele dringet Der sich hinauf zu jenen Welten schwinget. Zum Scheiden von der Erde stets bereit.
22Y
Der
Mutter
Herz.
Nach dem Tode.
SBo die Cypresse trauert. Von Tod und Nacht umschauert. Deckt Moos der Mutter Hügel; Doch mit der Liebe Flügel Schwang sich aus stiller Gruft Verklärt ihr Herz empor, Und rein wie Himmelsluft, Haucht' es den Ton hervor: „Wer je mich hat empfunden, „War längst der Erd' entbunden; „Wem ich schon hier den Himmel «les, „Dem winket dort mein Paradies."
Hasse.
Mein
Trost.
Es giebt ein Band, das Herzen näher bringet,. Das sie vereint für eine Ewigkeit, Und einen Blick, der durch die Seele dringet Der sich hinauf zu jenen Welten schwinget. Zum Scheiden von der Erde stets bereit.
230
Es fließt ein Quell, zwar oft vom Sturm getrieben,
Doch sanft und still durch eine bleiche Flur, Und Engel giebt es, die mit frommem Lieben Die Tropfen sammeln., wo sie auch geblieben, Darin erkennend göttliche Natur.
Ern Gasthaus steht, nicht prächtig ausgeführet. An jener Quelle einsamen Gestad', Ein einfach Schild des Hauses Thüre frieret,
Doch seine Weisung aller Herzen rühret, Denn jeder glaubt, daß er der Heimath naht. Und Morgens will der Pilger weiter schreiten. Da ist versiegt der ernste Traun-Quell, Verschwunden jene Flur, und Engel leiten Den Wanderer zu höher» Seligkeiten,
Und seine Nacht ist jetzt ihm klar und hell. Das Band, was näher zieht verwandte Herzen. Zn dieses armen Lebens Thränen - Nacht,
Es ist gewoben aus den herbsten Schmerzen, Und flieht es auch beim Schein der Himmels- Kerzen,
Doch nie entfliehn sich, die es nah gebracht. Und jenes stille Gasthaus mit dem Schilde? —
Es ist das Grab mit seinem Leichenstein.
Den armen frommen Dulder ladcts milde, Gleich einem cheilgen Zesus - Christus - Ditde, Zur Ruhe hier, zum Leben jenseits ein! —■
F. E. Schönheide.
Da s
Altarbild.
Erzählung von
Gustav Schill lug. Auguste hatte die entlegene Ruhestatt des Generals, ihres Gatten besucht, der vor kurzem den Tod deü Soldaten starb und unter einer Rüster deS WahlplatzeS begraben lag. — Der Nachklang ihres Wehes und das Ungemach der Reift erschöpften die junge, zart geformte Frau; sie «krankte währeird -er Rückkehr im Gasthof einer deutschen Haapdstadt, und die Wirthin führte ihr auf Verlangen einen betagten und gepriesenen Arzt zu. Dieser fand die sorgfältigste Pflege vonnöthen und nur ein Kammermädchen vor, über dessen Leichtsinn und Härtigkeit die Kranke bittere Klage führte. Aber mein Heil bringender Freund! fetzte sie beredtfam und schmeichelnd hinzu: sollte eS denn nicht hn weiten Kreis Ihrer Freundinnen ein gemüthliches beiständiges Wesen geben, das mir, im Geist unft-
332 rrs Geschlechtes, die Hand bieten — das mit mir
weine», beten und für mein Bestes sorgen möchte?
Jener erwiederte nach kurzem Besinnen—Za! ich kenne ein solches, das Ihr Dcdürsniß erschöpfen Emma Heim, von unsern Damen insge
würde.
mein „das Heimchen" genannt.
Sie ist noch jung,
ist gebildet und gleichsam ein Genius im Bezug auf solche Liebeswerke, deren Uebung ihr weder die
Gefahr, weder der Anspruch ihrer Jahre auf der
Welk Lust, noch selbst der schnöde Undank verleiden Solche
kann. scheint
er
Opfer
gefallen Gott wohl,
auch
verdienstliche Mädchen mit Kraft
das
Emma ging,
von Oben auszurüste».
als jüngst
hier, Monate lang, ein ansteckendes, schnell tödten-
des
Fieber
hauste,
von
Freundin zu der andern,
einer Hülfe bedürfenden hob und legte,
leistete
ohne von dem Giftstoffe betroffen zu
und wachte, werden.
O,
himmlischer Vater,
die
sende mir!
rief
Auguste und sagte dann, des Arztes Hand fassend
— Neigen
Sie
mir
dieses Engelherz zu!
Nie
trage ich wieder Schmuck und will die Seltne sich mir widmen,
«erthvolles
so weihe ich ihr,
Andenken.
im Voraus ein
Sie wähle unter meinen
Diamantringen. Mit nichte», gnädige Frau! versetzte der Arzt:
Emma
verschmäht
schmücken
solchen
Lohn,
edlere Juwelen —
Seelenschöne,
ihrer
Die
Demuth,
das
Mädchen
Perlen
ihrer
ihrer' Opferungen.
Zst unser Heimchen nicht eben überhäuft, so bring'
ich es Ihnen.
Die belobte Zungfrau erschien, mit dem Abendrothe, an Augustens Bette.
Zwei Wahlverwandte
begegneten sich hier und die erste Nachtwache reichte
hin, ein trauliches Verhältniß zu begründen.
Des
Mädchens Form und Bildung war nicht ausgezeich. net,
es trug zudem jetzt eine Binde über
dem
rechten leidenden Auge, aber die Glorie der innern Anmuth und Freundseligkeit verlieblichte die bleiche Lilie und öffnete Augustens schmerzenreiches Herz.
Emma war vor allem eine heilsame, still erquickende Trösterin, ihre Rede ebnete allmählig die Wellen
jenes stürmenden Drangsals, die Leidtragende weinte sich
aus und es dämmerte fast wieder, als sie aus
dem langenkbehrten,
wohlkhuenden Schlaf erwachte
und ihre treue Hüterin mit lebenswarmer Zärtlich keit umarmte.
Ich beurlaube mich nun auf ein sagte Emma,
Stündchen,
nach mancher erheiternden Mitthei-
234 lung, um eine Freundin,
die meinen Beistmd an
sprach, zu dem heutigen Balle kleiden zu helfen. 0,
Herzenskind,
erwiederte
das ist, in Ihrem Alter,
die Generalin:
«in höchst verdrießliches
Geschäft, wenn man nicht selbst Gesellschaft leisten
kann.
Sie tanzen doch auch gern?
Ich tanze wohl gern, antwortete Emma: aber die Tänzer verschmäh'» mich und
wer mag ihnen
Wenn wir Blumen zum Strauß
das verdenken?
oder Kranze sammeln, werden ja auch nur die schö
nen und ansprechenden gewählt, den unscheinbaren Rest läßt man stehen.
Jene verblühen dann ge
wöhnlich nach kurzem Prangen, doch die verschmäh ten dauern aus;
sie zieren dann wohl auch ihre
Stätte oder finden einen minder wähligen Liebha
ber, der seinen Haus-Altar damit ausschmückt. —■ Vor Jahr und Tagen nöthigte mich eine Gönnerin,
sie in die Tanz - Gesellschaft zu begleiten.
Ihre
Huld, sagte ich ablehnend: denkt mir da die herr
lichste der Mädchenfreuden zu, ich aber würde nur «inen schwülen Abend, voll herber Prüfungstunden
finden.
Ich stehe für das Gegentheil!
erwiederte
sie und lobte mich und sagte: auf meinen Sohn und meine Neffen fam;ft du zählen und wenn ich dir lieb bin, so folge. —
selbst heraus;
Die Gütige putzte mich
ich erschien mir jetzt wunderhübsch
4inb wünschte, in der Selbstgefälligkeit, ein Mann zu seyn, um mit meinem verschönten Persönchen den
Ball zu eröffnen — fuhren
So ist man nun! —
der Tanz begann,
hin,
Wir
doch Keiner der
Gehofften nahte sich; überdem ward meine Schutz
und da saß id> denn
frau zum Spiel abgerufcn,
und sah, versäumt und an der Quelle darbend, die Das ist ein beu
Glücklichern im Ueberschwange. gendes
Entbehrungsfest,
so
gern man auch dem
Schwesternkrelse das Beste gönnen mag. — als es bereits zur Neige ging,
lich,
Sohn meiner Gönnerin,
End
stürzte der
unfehlbar auf der Mut
ter Antrieb, zu mir hin; ich durfte ihn, aus Rück sicht auf-diese, nicht abweisen.
Doch eben als wir
zu den Reihe« eilten, trat eine junge, vornehm^
vom Walzer ganz erschöpfte Dame stürmisch zwi
schen uns. nen
Wo ist ihr Gedächtniß? fragte sie mei
erschreckenden
Führer,
«rglühete, sich bald vor ihr,
der
bis
zur
Stirn
bald vor mir neigte,
jetzt meine Hand fallen ließ und jene vorzog.
Du
nrmeS Thierchen! wisperte eine weichmüthige Groß
mama
hinter
mein Znnerstes.
uns — die Worte
drangen durch
Du armes Thierchen! dachte ich
noch daheim im Bette, weinte mich aus und ver zichtete. —
Ach, mehr als eine, von ihrem Dall-
glücke zerrüttete Freundin hab' ich, späterhin, im
236
Laufe ähnlicher
gewartet,
Freudennächte
getröstet
und zu dem letzten Reigen gekleidet.
Bald
nach des Mädchens Abgänge kam der
Er fand die Kranke gutes Muths und
Arzt. —
ärntete Beifall und Segen für die Einführung der
liebenswerthen,
verständige»
mit Bedauern,
erwähnte
Pflegerin.
daß Emma
Augen-Uebel« zu leiden scheine,
Auguste
an einem
äußerte Bedenken
ob sie derselben, in diesem Falle, die fernere War tung anmuthen dürfe und fragte ob er mit jenem
bekannt sey — Mit
dem
Uebel sowohl,
versetzte
als mit der traurigen Veranlassung.
der Arzt,
Die Arm«
leidet nur zuweilen noch an den Nachwehen, den« dieß verbundene Auge ist zerstört und ein Denkzeichen ihres Unglücks, ihrer Entsagungskraft, ihres
Edelmuths. als
ihr
Emma halte eben die Mutter verloren,
Hausgenosse,
ein
geschickter,
bemittelter
Augenarzt, nm das verwaiste Mädchen warb.
Ruf war unbescholten,
Sein
des jungen Mannes Form
und Wesen höchst empfehlend, sie wollte ihm schon früher wohl, erblickte Gottes Finger in der Wahl
und sagte zu.
Zetzt verbreitere sich jenes bösartige
Fieber; es ergriff auch Emma's Verlobten; die Zärt-
liehe sah ihn am Rande des Grabes, erschöpfte sich in Nachtwachen und Aengsten und ihre Augen, die
das endlose Weinen abgeschwächt hatte, wurden von
einem heftigen Flusse befallen.
Jener genas indeß,
schnell und gegen alles Erwarten,
er behandelte,
Kraft seines doppelten Berufes, die Leidende und
griff nun in der Wahl der Mittel fehl,
oder fand
das Uebel seiner Kunst überlegen — Genug, die Sehkraft des rechten Auges erstarb, es blieb ent
stellt und Emma hörte damit auf, ihm zu gefallen. Er zog sich, mählich doch entschlossen zurück und
freiere nach wenigen Monden, um ein schöneres, begütertes
Mädchen,
das
nur
aus Achtung für
Emma'S Näherrecht, mit dem Jawort zurück hielt.
Tolldreist suchte jener sofort die Betrogene auf, beschwor sie,
er
das Böse, im Sinne des Mittlers,
mit Gutem zu vergelten und jener Liebenden, die
er sein nennen oder sterben müsse, glaubwürdig zu versichern, daß Sie, nicht Er, das Band gelößt
habe, weil ihre Neigung verschwunden sey. Und Emma? rief die Generalin, gespannt und
hastig — Und Emma sagte sich,
unter Thränenströmen:
„Bittet für die so Euch beleidigen!" Sie vergalt ihm,
tm Sinne des Mittlers, sie schrieb der Braut, und diese öffnete dem Freigesprochrnen Herz und Kammer,
238 Emma
Kranke,
war kaum zurückgekommen,
Las
vergaß,
über
sammt
dein
der drängenden Wißbegierde!
die des Arzte« Mittheilung nur gepriht,
nicht gesättigt hatte. — Heimchen?
schuld?
Kopfweh-,
Brust,- und
Gliederschmerz,
als ihr«
Warum so düster, gute«
fragte sie: nicht wahr,
der Ball ist
Du bliebst ungern dahinten?
Wir ähneln
in diesem Falle den Kleinen, die eben erst versengt,
aufs neue nach der Flamme streben. Mein Herz kam. allerdings in's Spiel, erwie derte Emma: aber die Tanzlust war es nicht, die es anfocht.
Als cch meine Freundin gekleidet hatte,
und nun vor ihr stand und mich an dem gelungen nen Anzug ergötzte,
da sagte sie,
bewegt:
Mor
gen wird dir die junge Frau dafür danken, denn du hast eben eine Braut geschmückt. schlang sie mich
Damit um
und ihre Thränen fielen in mein
Herz.
Auguste entgegnete, leis seufzend — die armen Dräute! Arglos, wie Lämmer, gehn sie durch die
mystische Pforte und finden jenseit nur zu oft, statt der
geträumten
Dornen
Weide,
und
Unwetter.
Erhettre dich, fuhr sie liebkosend fort» zog sanft
die Binde von des Mädchens Auge und sprach —
Selig schauen!
ist
dies
Laß
erloschene,
mich
es
denn
küssen!
es Zch
wird
Gott
kenne
dein
239
---------------Schicksal und würde dich beklagen,
wenn ich dich
nicht bewnndern müßte. Emma erglühte in Flammen
Hat mich der Arzt verrathen, erwiederte
Demuch.
sie, ohne aufzusehen:
Halbschied,
Haare,
der bedrängten
denn
so glauben Sie ihm nur zur
er
schwärmt
noch
im
grauen
und fügte mir im unverdienten, günstigen
Vorbegriffe,
am liebsten Cherubflügel bei.
Was
ich für jenen Mann gethan, hat kein Verdienst, ich
war es mir und meinem Gott,
dem Gewissen schuldig.
O,
erstorbene und entstellte Auge.
der Pflicht und
sehn sie nur in dieß Mußte es ihm nicht,
bei jedem Hinblick, Anstoß und Aergerniß geben? War ich nicht für ihn ein Stoff zu Leid und Neue,
nicht,
im glücklichsten Fall,
Großmuth geworden?
«in Prüfstein seiner
Die Liebe liegt ja außer
dem Gebiete des menschlichen Willens; spruch verfiel mit seiner Neigung,
mein An
und wie bewei-
nenswerth ist Zegliche, der nur des Mannes Pflicht
gefühl den Mann erhält. A.
Der Unwürdige zerriß dein Herz; du aber
hast dich wie eine Heilige gerächt —
Wie eine Christin nur, ich ihn liebte!
fiel Emma ein:
weil
und wahre Liebe thut und opfert
Alles; er aber segnet mich nun und ist glücklich?
A.
Und dn?
240
Ich bin es auch! seufzte das Mäd
Und ich?
chen, von einem Thränenstrome überrascht; Auguste
aber sprach erschüttert — Du weinst,
du frommes
Lamm! um in der Todesstunde lächeln zu können.
nach Verlauf von zwei
Die Generalin war, Wochen,
vertrauten
hergestellt
ihre Trennung von der
und
Pflegerin
eine
DeS
der rührendsten.
Mädchens wohlgetroffenes Bild füllte jetzt die Rück
in -er Auguste das Ge
seite der goldnen Kapsel,
ihres
mälde Die
verewigten Gatten am Dusen trug.
Beiden bewegte das Herz
innigste Liebe zu
unter diesem. Ein
knüpft. Bitten nach
Briefwechsel hielt sie ver
fortdauernder Emma
zu
reiste
ihrer Gönnerin,
Augustens
schön
im
Folge
der dringenden
folgenden Frühjahre,
gelegenem
Gute,
um ihr
verdüstertes, bedrücktes Gemüth an der Liebe der
Huldreichen und ihre schnell gesunkene Lebenskraft
am Busen der Natur zu starken. Die sinkende Sonne beleuchtete eben,
ma's
Näherung,
die
blüthenreichen
bei Em-
Gärten
des
friedlichen Dorfes; vom Thurme scholl elegisch die
Vesper-Glocke, und der heilige, prophetische Geist
----------------
MI
der abendlichen Sabbathstille erfüllte die Seele der Jungfrau mit Heimweh und Sehnsucht nach ben Blüthen und dem Frieden der Seligkeit. —
verließ,
harr am Dorfe,
EmtNa
den Wagen, um in die
offene Kirche zu treten und diese Gluth beflügelter
Gefühle
chen.
im
des Höchsten auszuhau
Heiligthnm
einzelne
Die Kirche war eine katholische;
Beter knieten noch um den Hochaltar;
sie schlich
bedrängt dem nächsten zu, von dessen frischem Bilde
eine Heilige im Helldunkel glänzte. die Lichtgestalt durchschauest an,
Emma starrte denn
es schien,
als ob sie ihr Ebenbild im Spiegel der Verklärung sehe.
Sie irrte sich nicht.
nach der Heimkehr,
Die Generalin hatte
in ihrer dankbaren Liebe, erhöhende
musterhafte Jungfrau auf diese
gefeiert — sie hatte beit Mahler^ eines neuen,
sem Altare zugcdachten Gemäldes,
mitgetheilt,
die
Weise die
Emma's Bild
um. der Heiligen. dir. jenes darstellte,
die Formen und Züge ihres Hülf-tzngels anzueig neu. —
Auguste sah vom Zensier uns den nahen
den Wagen;
sah,
wie ihr Heimchen ihn verließ
und eilte ihr in die Kirche nach,
überraschenden Wirkung
dieses
ihrer Zärtlichkeit zu seyn.
um Zeugin der
sinnigen
Sie fand
Beweises daö Mäd
chen mit gefalteten .Handen vor jenem Altar hin
gestreckt; Emma's Stirn ruhete auf dem Marmor Walsmfreund. T. 16
der Stuft, und Stirn und Brust und Antlitz waren kühl und starr wie dieser, denn plötzlich hatte der Engel der Vollendung sie erhoben. Gustav Schilling.
Trost an» Grabe»
„Sink' in bleiche Halme nieder, „Stille Thräne, sink' hinab', „Was gestorben, kehrt nicht wieder, ,>Und verschlossen bleibt das Grab; „Eingekerkert und verloren „Bleibt, als wär' es nie geboren, „Was der Mensch der Erde gab." —
Also auf des Grabes Moose Klagt die Lieb', ein Thränenbild, Schwankt, wie «ine weiße Rose, Die des Thaues Zähre füllt. Und die Luft verweht ihr Klagen, Und kein Laut will Antwort sage». Und die Thräne rastlos quillt.
Aber liebend ob dem Staube, Milden Trost im Angesicht,
der Stuft, und Stirn und Brust und Antlitz waren kühl und starr wie dieser, denn plötzlich hatte der Engel der Vollendung sie erhoben. Gustav Schilling.
Trost an» Grabe»
„Sink' in bleiche Halme nieder, „Stille Thräne, sink' hinab', „Was gestorben, kehrt nicht wieder, ,>Und verschlossen bleibt das Grab; „Eingekerkert und verloren „Bleibt, als wär' es nie geboren, „Was der Mensch der Erde gab." —
Also auf des Grabes Moose Klagt die Lieb', ein Thränenbild, Schwankt, wie «ine weiße Rose, Die des Thaues Zähre füllt. Und die Luft verweht ihr Klagen, Und kein Laut will Antwort sage». Und die Thräne rastlos quillt.
Aber liebend ob dem Staube, Milden Trost im Angesicht,
Steht, ein süßer Freund, der Glaube, Steht Md .ruft: O, weine nicht! Was genommen von der Erden, Muß zu Staub und Erde werden; Doch das Ew'ge lebt im Licht.
Und des Trostes sel'ge Worte Faßt der fromme Mensch in’5 Herz, Sicht hinab zur stillen Pforte, Blickt dann lächelnd himmelwärts, Und aus lichten Wolken sinket, Färb' und Dust der Erde winket Sanfte Lind'ruNg seinem Schmerz.
Wenn sich früh die Berge mahlen Und herab der junge Tag Lächelnd blickt durch milde.Strahlen Auf Gesild und Strom und Hag, Tönt es wie ein heilig Werde Ob der neuerwachten Erde, Und im Herzen tönt es nach.
Und wenn bunte FrühlingSstügel Säuselnd um die Erde wehn, Und von jedem Grabeshügel Blumenäuglein um sich sehn, Zst's, als ob aus ihrer Tiefe Eine sanfte Stimm« riefe: Was gestorben, wird erstehn!
244 Und die Stimme kann nicht täuschen, Drin ein Laut von oben spricht, Und was alle Herzen heischen, Zst kein eitel Traumgcstcht. Hoffe, Seele! laß dein Zagen? Ewig wird es hell dir tagen, Wenn dein Lrdenauge bricht.
Karl Förster.
Des Pastor Lehmann letzte Morte an seine Gemeinde zu Elmenau.
Der erste schöne Pfingstmorgen, den die Kinder des Dorfes nur das liebliche Maienfest nannten, strahlte recht wie ein Tag des Herrn über Elmenau'ö Fluren, und leuchtete die freundlichem Kir chenfenster an. Die Wege, die zu dem kleinen Tempel führten, waren mit gelbem Sande, jungem Laube und rothen Blumen bestreuet. Die Kirchenthüre war mit Maienzweigrn geschmückt. Die Gänge in der Kirche, die Treppen, das Thor und die Orgel hatten die Kinder des Dorfes mit Blu men und Zweigen geziert. Ueber dem Altar neig-
244 Und die Stimme kann nicht täuschen, Drin ein Laut von oben spricht, Und was alle Herzen heischen, Zst kein eitel Traumgcstcht. Hoffe, Seele! laß dein Zagen? Ewig wird es hell dir tagen, Wenn dein Lrdenauge bricht.
Karl Förster.
Des Pastor Lehmann letzte Morte an seine Gemeinde zu Elmenau.
Der erste schöne Pfingstmorgen, den die Kinder des Dorfes nur das liebliche Maienfest nannten, strahlte recht wie ein Tag des Herrn über Elmenau'ö Fluren, und leuchtete die freundlichem Kir chenfenster an. Die Wege, die zu dem kleinen Tempel führten, waren mit gelbem Sande, jungem Laube und rothen Blumen bestreuet. Die Kirchenthüre war mit Maienzweigrn geschmückt. Die Gänge in der Kirche, die Treppen, das Thor und die Orgel hatten die Kinder des Dorfes mit Blu men und Zweigen geziert. Ueber dem Altar neig-
------------- --
J?45
feit sich von beiden Seiten schlanke Mairn gegen einander.
Die Kanzel war gleichfalls mit Maien
bekränzt.
Vor dem Altar stand ein Armstuhl;
an
die Hauptlehne desselben hatten zwei Schwester»,
zwei Blumenkränze,
mit dun-
kelm Immergrün durchflochten, befestiget.
Die-Al
die Bräute waren,
ten, wie di« Zungen, alle freuten sich auf den fest
lichen Gottesdienst. den,
Sie waren aufgefordert wor
sich dießmal so vollständig,
der Kirche zu versammeln,
als möglich,, in
das
um
letzte Wort
ihres alten Lehrers, des Pastor Lehmann zu hören. Er war ein Greis von ys Zähren. seiner nahen Auflösung hatten
Die Vorboten
schon
je zuweilen
und noch ganz kürzlich bei der morsche» Wohnung und^ an das letzt« Wort
seines Geistes angeklvpft,
erinnert,
welches
Herz zu legen,
er seinen Pfarrkinbern an das sich gedrungen-fühlte.
Zu seinem
Nachfolger war bereits sein Eidam Weltmann eine geweihet und eingeführt worden.
Den ersten. Ta
bes heiligen Pfingstfestes hatte der ehrwürdig« Leh,
mann zu seinem Abschiedsworte bestimmt, .und nicht
ohne Anstrengung sich am Vorabend zu dieser rühren
den Feierlichkeit vorbereitet. nach dem letzten Unfall,
Lrdoch fühlte er sich
der . Sonntags vor acht
Tagen sein« Kräfte hart angegriffen, wiederum völ» lig hergestellt, um freudig und muthvoll ynh letzten-
246 mal das ihm so theure Lehramt vor feiner geliebten Gemeinde zu verwalten.
Er fühlte sich »oll des
Geistes, der einst die Zungen der Apostel entflammte. Schon rief das Geläute mit allen Glocken die Ge
Die Wege zum Gotteshaus«
meinde Zusammen.
.waren nach allen Richtungen hin von reinlich geklei deten Menschen belebt.
Dir Vorstcher der Ge
meinde traten in die Pfarrwohnung,
würdigen Lehmann zur
zu
Kirche
nm den-ehr
führen,
denn
seine gelähmten Füße bedurften der Unterstützung. Zu
beiden
Seiten
von
dem Pfarrhause bis zur
Kirche-hatten di« Gemeindeglieder einen"Gang gebildet, -um den geliebten geistlichen Vater mit grü ßenden Blicken zu empfangen.
Durch diesen Gang
bewegte sich langsam der kleine Zug der Pfarrhaus genoffen.
Zwischen seinen beiden Führern drr ehr
würdige Alte;
ihm folgte der junge Pfarrer mit
seiner Gattin,
der einzigen Tochter des verehrten
Greises;
diesen schlossen die übrigen Hausgenossen
und mehrere Einwohner des Dorfes sich an. dem man in die Kirche trat,
rührende Musik von
der
Orgel
Cantor stimmte das Lied an:
tönte
Zn-
eine sanfte,
herab,
und
der
„Jesus meine Zuver
sicht.^ ■ Der Greis setzte sich auf den Armstuhl
vor dem Altar nieder, wegten
Zuhörer
und in den Augen der be
standen
Thränen der Wehmuth,
den
hochgeliebten
hindurch
hatte. Stille
letztenmal« an der
Lehrer zum
heiligen Stätte zu sehen,
er so viele Zahre
wo
die Segnungen der Religion verkündigt
Das Lied hatte geendet, herrschte
eine Stille,
und eine tiefe
in der gedrängten Versammlung,
welche kaum die einzelnen aus gepreß
ten Herzen hervorgedrungenen Seufzer zu unterbre chen wagten; dann hub der ehrwürdige Greis Au-
gen und Hände betend zum Himmel empor,
und
sprach:
„Vater im Himmel,
der
du deine Gnaden
ausgießest über alles Leben, das in deinen Schöpfun
gen sich regt,
und deine Barmherzigkeit über alle,
die dich suchen, die der Kraft deines Geistes bedür fen, — und wer bedürfte nicht ihrer? —
Laß, »
Vater der Gnade und Barmherzigkeit, deinen Geist
ruhen, auf dieser geheiligten Stunde; laß von der
Kraft deines Geistes durchdrungen seyn das Wort meines Mundes, es ist ja dein Wort, o Herr, daS
Wort, welches du, als ein Unterpfand jener HimmelSerbschaft,
durch deinen Heiligen uus verkündi
gen ließest; laß es gesegnet seyn, damit es nicht in
diesen Mauern verhallen,
sondem
deiner Gläubigen eindringen, möge zu feiner Zeit.
in die Herzen
und Früchte tragen
Stärke du meine untergehende
248 Kraft, auf dass ich würdig vollende das Tagewerk,
welches du mir anferlegt hast.
Amen.
Meine geliebten Freunde in Christo, vernehmst
heute das letzte Wort, welches ich zu euch zu sprechen mich gedrungen fühle; empfangt-es als ein Erinne»
rungswort, als den letzten Segen, eines dahinscheiden den Vaters!
Ihr alle seyd ja die-theuren Kinder
meines
Herzens,
Lehren,
meiner
Aufmunterungen.
die
geliebten
Ermahnungen,
Zöglinge
meiner Md
Warnungen
Viele unter euch haben mich an
den Sterbebetten ihrer Eltern gesehen,
denen ich
die letzten Tröstungen eines zukünftigen Lebens ver kündigte,
und deren irdische Hüllen ich zu ihren
Ruhestätten begleitete;
den ich nicht mit dem geweihct,
aber keiner ist unter euch, Bade der heiligen
Taufe
und den ich nicht spater dem Gedächt-
nifimahle unsers Heilandes und Erlösers zugeführr habe.
Ich schane in die Jahre meiner Amtsführung zurück, und meinem Gedächtnisse begegnet keine finstre
Erinnerung, die eine harte Anklage über irgend ein
Mitglied dieser meiner Gemeinde zu führen hätt«; Fehltritte der kindlichen Schwachheit finden eine»
gnädigen Vater: dafür danke ich Gott, er hat meine
Arbeit in seinem Weinberge gesegnet.
Ja,
mit
Trost und Freudigkeit blicke ich über das Grab hin-
»«#, denn ich nehme selige Hoffnungen mit hinüber
vor den erhabensten und untrüglichsten Richter der
Bald vielleicht wird meine Hülle dahin
Menschen.
gelegt werden zu denen, die da draußen ruhen unter den Hügeln, und mein Geist wird einziehen in die Hütten deS ewigen Friedens,
Kinder mir vorangegangen sind. ten Freunde,
ich fühl' es,
mehr fern ist, abrufen,
und
'Vollendung.
wohin Gattin und Za, meine gelieb
daß die Stunde nicht
die als rin Bote des Herrn mich
heimführen wird in das Land der
Drnm hat mich sehr darnach ver
langet, noch ein Wort zu euch, meine Kinder, zn
sprechen, und euch zu erinnern an einige der wich tigsten Lehren, so ihr von Zeit zu Zeit von meinen
Lippen vernähmet.
Nicht unschicklich will es mir
scheinen, wenn ich mein sechzigjäriges Lehramt mit
demselben Gegenstände beschließe womit ich dasselbe begann; und ein willkommenes Ercigniß ohnstreitig ist es, daß mein Abschiedswort heute, an demselben
Feste zu euch redet, an welchem vor sechzig Zähren
meine Antrittsrede diesen Tempel, begrüßte.
diese Gemeinde
Zch sprach damals von der Wichtigkeit
der Pflicht, den Sonntag zu heiligen.
Die schwache
Tugendnatur des Menschen bedarf immer und immer
d'er Zurechtweisung, der Erinnerung, auf daß, wer da stehet, zusehe, daß er nicht falle.
Der Sonntag
250 ist ganz besonders solchen Zurechtweisungen,
Erin
nerungen und Stärkungen in jeder christlichen Tugend Er heißt darum ein Tag
gewidmet.
des Herrn,
und ist ein Tag der Ausgießung des heiligen Geistes. Sein Geschäft ist, durch das Wort der Lehre unsern Verstand über unsre Pflichten zu erleuchten,
auf
daß wir in der Erkenntniß dessen, was gut, löblich und recht ist,
rüstig fortschreiten und immer fester
werden mögen in der Kraft des Willens, das Bis«
Schaffen wir das Döse hinweg,
zu meiden.
wird das Bessere von selbst gedeihen.
fo
Ferner ist
das Geschäft und der Zweck dieses geweihten Tages,
durch Andachtsübungen und durch die Gaben deS
Heils die Gesinnungen zu heiligen, und das Herz zu reinigen, damit der Geist von oben einen wür
digen Tempel bei uns finde, um Wohnung darinnen zu halten,
und so immer fester und lebendiger in
uns werden zu lassen den wahren Glauben,
nicht ohne Frucht ist. —
der
Das sind ungefähr die
Gedanken, die mein damaliger Vortrag enthielt, den
ich dann mit einigen Warnungen gegen Schwärmerei, Aberglauben und Traumdeutereien
gab euch den Rath, forschen,
aus
Zch
immer nach den Quellen zu
welchen etwa irgend ein seltsames
Ereigniß hergeflossen seyn könne. wundern,
beschloß.
wenn ich selbst heute,
Zhr werdet euch
ehe ich meinen
351
-- - -------- Hauptvortrag beginne,
einen Traum euch erzähle,
chrn ich selbst aber auch, und zwar ganz natürlich, zu deuten vermag, einen Traum, der vor 8 Tagen
t« der Nacht vom Sonnabend z»m Sonntag mich heimsuchte.
Mir träumte nämlich, daß ein Anstoß
des Schlagfiusses, der, wie ihr wisset, mich schon einigemal getroffen, mich plötzlich überfalle.
Es war
mir, als fühlte ich in der linken Seite meines Kör pers mich besonders gelähmt, ich wollte meine Haus
genossen rufen,
die Sprache versagte mir;
immer
dunkler wurde es in meinen Sinnen,
in meinem
Kopfe war es wie Rauschen des Todes.
Immerfort
träumend sah ich um mein Lager sämmtliche Haus
genossen versammelt.
Mit schwerer Zunge, wie es
mir vorkam, theilte ich meinem Schwiegersöhne die Verordnungen zu meiner Beerdigung mit, und bat
ihn, das Lied „ZesuS meine Zuversicht" bei der Bestattung der Leiche singen zu erwachte ich.
lassen.
Endlich
Es war 4 Uhr gegen Morgen.
Ich
fühlte mich sehr erhitzt, und eine gewisse Schwere besonders in den Theilen der linken Seite.
Um halb
5 Uhr trat meine geliebte Tochter in mein Schlaf gemach,
und bemerkte eine ungewohnte Nöthe in
meinem Gesichte.
Zch beruhigte sie, und gegen 5
Uhr stand ich auf; die Schwere der Glieder verlor sich, mein Kopf war ziemlich frei, ich befand mich
252
erträglich. — Nim meine Freunde, was bedeutet dieser Traum? Ist er von prophetische» Natur? Er ist es allerdings. Wenn ihr an einem schwülen Sommertage das Gewölk des Himmels sich zusam men ziehen sehet, wenn die Luft unruhiger wird; so wisset ihr, was solches bedeutet; di« Natur ver kündet ein Gewitter, ja das Gewölk selbst ist des Gewitters Anfang. Dieselbe Dewandniß hat es mit meinem Traume. Mich hat in jener Nacht wirklich ein leiser Anfall des Schlagflusses getroffen, und die Seele, in der Verhüllung der Sinne, legt jedem Gefühl, das uns berührt «inen Traum unter. Der Meinige war wirklich und unläugbar der Anfang eines Zustandes, der in kurzem seine Vollendung über mich gewinnen wird, darum hat mich darnach verlanget, noch einmal in diesem Leben zu euch zu sprechen, und zwar, wie ich bereits ge sagt habe, von einem Gegenstände, mit welchem ich mein Lehramt bei euch begann, nämlich von der Wichtigkeit der Pflicht, den Feiertag zu heiligen. Zch will euch zeigen: Erstlich worin die Wichtig keit drs Tages besteht, und dann zweitens, wie ihr am würdigsten seine Feier begeht. Sende, o Vater des Lichts und der Wahrheit, herab zu uns den Geist d«r Kraft und laß dieses
mein 'letztes Wort gesegnet seyn und Frucht bringen in den'Herzen derer, die mich vernehmen.
Ein Ereigntß, meine Freunde, oder eine dauernde
Veranstaltung im menschlichen Leben ist um desto
wichtiger,
je reicher ein solches Ereigniß oder «ine
solche Veranstaltung an Folgen für die Zukunft ist, und-je tiefer der Einfluß dieser Folgen das Znnersie,
das Höchste des Menschen berührt» ist ein Tag des Herrn, des heiligen- Geistes,
vor Gott.
Der Sonntag
ein Tag der Ausgießung ein wiederholtes Pfingstfest
Schon dieß allein spricht die Wichtigkeit
dieses Tages aus.
Der Sonntag ist von Gott 6e#‘
stimmt, «in Tag der Ruhe zu seyn für den Thäti
ein Tag des Nachdenkens für den Geistigen,
gen,
ein Tag der Erhebung zu Gott für den fromme»,gottseligen Menschen.
i.
Ein Tag der Ruhe ist er; Ruhe aber
ist nicht Müssiggang,
leeres
andre,
Dahinschleichcn
ist kein gänzlich geschäftloses aus
einer
Stunde in die
keine Verschwendung der kostbaren Zeit in
vorüber rauschenden Lüsten,
in thörichten oder gar
schädlichen Vergnügungen, die, wenn, sie nickt selbst
sündlich find,
doch zur Sünde verleiten.
Die ge-
weihte sonntägliche Ruhe ist ein Znrückziehen von
den gewöhnlichen Dcrussgeschäften und von den Ansitengungen des Tagewerks,
auf daß der Mensch
254
sich sammle und zu sich selbst komme. Eine nützliche» edle und insonderheit fromme Beschäftigung- die sich auf Nächsten-Hülfe, Wohlwollen und Wohlthätigkeit bezieht, ist keinesweges ausgeschlossen von dieser Ruhe. Christus sagt.: wer würdeuicht am Sabbath seines Nachbars Thier aus dem Brunnen ziehe» helfen? So würde zum Beispiel auch, eine nützliche Unterrichtsstunde die sonntägliche Ruhe.nicht stören. Ein erlaubtes, nicht zur Sünde reizendes oder leicht dahin ausartendes Vergnügen, das Lesen eines nütz lichen, guten, lehrreichen Buches, sind würdige Be schäftigungen für die unbesetzten Stunden des Sonn tags; ja, selbst geräuschlose Vorbereitungen zu dem folgenden Tage entheiligen den Feiertag nicht. Den Müssiggang aber, selbst de» sonntäglichen, hat schon ein altes Sprichwort, das euch allen bekannt ist, gebrandmarkt. Der Sonntag ist zweitens ein Tag des Nach denkens für den geistigen Menschen. Christus sagt: der Mensch lebt nicht vom Brode allein, sondern auch von dem" Worte Gottes. Durch jenes, durch das Brod, deutete Christus auf das Weltliche hin, auf den Verkehr unsers irdischen Daseyns, dessen Erhaltung und Pflege allerdings unsre Pflicht ist; durch das letztere, durch das Wort Gottes aber bezeichnete er das höhere, geistige Leben im Menschen,
dessen Auferbauung
Pflicht ist.
und Vollendung unsre höhere
Was hülfe eS dem Menschen, wenn er
die ganze Welt gewönne,
sagt das Evangelium,
und nähme Schaden an seiner Seele?
Wie kräftig
fodert der Heiland in dieser Stelle uns auf,
den
geistigen Menschen in uns nicht zu vernachlässigen!
Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes, sagt er ferner zu seinen Jüngern, und er sagt es noch heute
zu uns, die wir auch seine Jünger sind.
In allen
diesen nachdrücklichen Worten weiset Jesus auf die
Pflege,
auf die Bearbeitung
unsrer Gesinnungen
hin; denn der Inbegriff edler Gesinnungen ist das
jenige, was Christus das Reich Gottes nennt; denn nur in einein reinen Herzen wohnt der Geist Gottes. Mit Einem Worte, Christus fordert in jenen Stellen«
uns zum Nachdenken über uns selbst auf.
Dieß
Nachdenken kann und soll nun zwar zu allen Zeiten
uns beschäftigen; ganz besonders dazu geeignet und
bestimmt ist aber der Sonntag,
der
darum von
allem störenden Weltverkehr abgesondert und befreit
ist.
Er ist der Mittelpunkt zwischen zwei Zeitab
schnitten: zwischen einer vergangenen und einer fol
genden Woche,
und veranlaßt uns gleichsam von
selbst, einmal still zu stehen und vorwärts und rück
wärts
zu schauen.
Unwillkührlich blickt
ja
der
Wanderer auf die Stelle zurück, wo er «inen Fehl-
226 tritt that, nach dem Stein des Anstoßes, über den
er strauchelte:
so soll es auch seyn in unsrem sitt
lichen Wandel.
Zeder Fehltritt,
den wir thaten,
soll uns eine Warnungstafel seyn für bi# nächsten Schritte, die wir zu thun haben; was nicht wohl gethan ist, und hinter uns liegt, sollen wir in dem,
was vor uns liegt,
verbessern
zu
Ohne Mühe wird nichts gewonnen.
bemüht seyn. Edle, fromme,
heilige Vorsätze sollen den Eintritt in eine neue Wochd begleiten.
Endlich drittens ist der Sonntag ein Tag der
Erhebung zu Gott für den frommen, gottseli gen Menschen.
Wie aber kann der Mensch zu Gott
sich erheben, zu dem unendlichen, so hoch über uns erhabenen Herrn der Welt, dessen Größe und Herr-
lichkeit kein menschlicher Gedanke zu fassen vermag? Wie kann «in Tropfen, trinkt, Aber,
in
den die Morgenluft weg
sich anfnehmen das unendliche Meer?
der im Sonnenstrahl aufgelöste Thautropfen
senkt einst wiederum in das mütterliche Meer sich hinab.
Schöpfer
erfassen,
seiner
Weisheit
begreifen,
Fügungen
ihn
nicht,
durchschauen,
kann
aber in ihn sich versenke»,
Ein Blick in die Natur, ein Gang durch den Wald:
in
ihn
Seinen
Wundern
das
in
best
seinen
Geschöpf
das-kann es.
ein Weg über das Feld,
Alles kann an ihn uns
--------
»57
Die rührige Ameise, die über den Fußpfad
erinnern.
dahin eilt, um ihren kleinen Haushalt zu besorgen,
ist mit Trieben und Kräften ausgestattet,
die ihr
kleines Daseyn regieren und beglücken; und welche
Hohe Weisheit unsers und ihres Schöpfers offen baret sich darin und in Allem,
uns umgiebt,
was in der Natur
wenn wir nicht unachtsam und ge
dankenlos daran vorübergehn! Welche Erinnerungen an Gott muß ein Blick zu dem klaren nächtlichen
Himmel in uns erwecken! sind Erhebungen zu ihm.
Erinnerungen an Gott
Was aber dieser Erhebung
den höchsten Schwung und die tiefste Ruhe,
die
Höchste Beseligung und die tiefste Innigkeit giebt,
ist das Wort Gottes, das Evangelium unsers Hei
landes.
Wer mich erkennet, sagt er,
den Vater.
der erkennet
Es'ist daher eine angemessene Beschäf
tigung für den Sonntag, einen Theil desselben der
Lesung der heiligen Schrift,
Testaments,
zu widmen-
besonders des neuen
Dieses Alles führet uns
endlich auf die würdigste Art und Weise, den
Sonntag zu feiern, zurück. Um einen Gegenstand richtig zu würdigen, und
mit ihm zu walten, richtige Ansicht,
ben haben.
wie recht ist,
muß man eine
eine klare Vorstellung von demsel
Die Beschäftigungen, denen der Sonnr
tag vorzugsweise gewidmet ist, pflegt man gewöhnBalfenfrtunCi. I. 1”
2LK Ach Gottesdienst zu nennen. dienen?
Gott
dienen
und
WgS heißt aber, Gott
Gott liehWZ weine
Freunde, ist ein« qnh dasselbe..
Wir können ab«
und sollen auch Gott nicht lieben, wie wir irdischen Gegenständen, selbst den edelsten und erhabenste««,
z. D. der Freundschaft, zugerhan sind.
Unstr Aug«
erfreuet sich beim Anblick de« Freunde«,. emser Ohr ergötzt sich an der Rede seine« Munde«; unser Ge müth
weidet sich an den Gesinnungen,
die er zu
un«. hegt und gegen uns äußert, an der innigen
Zuneigung, die er uns unmittelbar zu erkennen giebt,
an der Unterhaltung, di« er un« «erschüft: Alle« kann bei Gott nicht Statt finden.
dieß
Wie-mit
der Liebe zu Gott, eben so verhält es sich auch mit
dem Dienste,
den wir ihm leiste» sollen.
.Wen»
wir der» Menschen einen Dienst erweisen, so setzt dieses
ein Bedürfniß
desselben Menschen voraus,
dem wir abhelfen; wir bringen dadurch «ine augen
blickliche oder dauernde Verbesserung in. seinem Zu
stande hervor.
Wie anders stehen wir gegen Gott,
den Geber aller Güter des Lebens?
Worin kann
nun der Gottesdienst bestehen, den yon un« da«
Christenthum fordert? indem er sagt:
Wort halten.
Christus deutet darauf hin,
Wer mich liebet,, der wird mein Würde ein weltlicher Regent mit
dem Gehorsam seiner Unterthanen zufrieden seyn
-----------sinnt«,
259
wkms feiest sich mit der Ablesung seiner
Gesetze begnügen/ um deren Befolgung
aber sich
nicht weiter bekümmern wollten? Der Gottesdienst wird also nicht in der bloßen Anhörung der Kanzel vorträge und in derAbsingung einiger Lieder, sonder«
darin bestehen,
daß der redliche Christ die Vor
schriften des Evangeliums, die von dem Lehrstuhle herab ihm eingeschärft werden, sich
tief einpräg«,
sie innig beherzige und den unverbrüchlichen Vorsatz fasse, dieselben in der nächsten Woche in Anwendung
und Ausübung zu bringen.
Gott lieben, ihm dienen,
heißt seinen Willen thun
und seine Gebote nicht
nur anhören, wozu der Sonntag auffodert, sondern
halten, befolgen-, in Ausübung bringen. Nicht alle, spricht Christus, die zu mir sagen;
Herr Herri werden in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen thun meines Vaters im
Himmel.
Liebe ist da« Hauptgesetz, dessen Befol
gung der Wille Gottes von uns fordert;
ohne di«
Liebe ist der Mensch ein tönendes Erz, ein Schellen klang, der keine Spur zurück läßt.
Aus ihr fließen,
wie aus einer gemeinschaftlichen Quelle, alle übrigen
gegenseitigen Tugenden her, Friedfertigkeit, Milbig» feit, Sanftmuth, Verträglichkeit, zu deren Ausübung die arbeitsame,
geschäftige Woche mehr,
Sonntag, Gelegenheit darbietet.
als der
Der Sonntag ist
2 do demnach ein Tag der Weihe,
ein Vorsabbath, ein
Vorbereitungstag für den eigentlichen Gottesdienst
der übrigen Tage. Seit meiner Amtsführung habt ihr die Sitte
beobachtet,- daß, nach Beendigung des sonntäglichen Lehrvortrages, Zeder seine Familie um sich versam melt, das in d«r Kirche gesungene Lied wiederholt,
und über das Gehörte sich mit den Seinigen be Diese Gewohnheit, ihr wißt es, hat viel
spricht.
Gutes unter euch gestiftet:
beharret in dieser tibr
lichen Sitte, sie wird euch, wie bisher, fördern in allem Guten, und Gottes Friede wird Nntrr euch
wohnen.
Amen." —
Diese Rede hatte den ehrwürdigen Greis sicht
bar angegriffen; dennoch rief er die ganze Gemeinde
von ihren Sitzen herbei, daß sie sich näher um ihn versammle; unterdeß erholte er sich von der Anstren
gung;
und als Männer und Frauen,
Zünglinge
und Zungfrauen und selbst die Kinder einen Kreis um ihn geschlossen hatten,
redete er zu jedem Ge
schlechte, und jedem Alter besonders noch einige ein
dringende Worte väterlicher Ermahnung,
nete sie.
und seg
Thräne» der tiefsten Rührung stossen von
allen Wangen;
dann drängten sich, mit ihren Un
mündigen auf den Armen,
die Mütter hervor zu
dem verehrten geistlichen Vater und baten für ihr»
Kinder um seinen Segen. aus die
Unmündigen
Er betete Gottes Heil
herab,
»Ihrer ist das Himmelreich.
und
sprach
dann:
Mdgen sie die Kind^
schäft in diesem Himmelreiche nimmer verscherzen." —
Tief bewegt hielt er ein wenig
betete er wieder:
„Herr meiner Tage,
große Barmherzigkeit an mir gethan, mit langem Leben gesättiger.
werk vollbracht;
Friede
inne,
nun
fahren. “ —
du
und
dann hast
mich
Ich habe mein Tage
lässest du deinen Diener in Sein Gesicht überzog eine
auffallende Rdthe, sein Auge glänzte, wie von naher Er wendete sich an seinen Schwieger
Verklärung.
sohn und sagte: — nun war es,
besänne,
sein
„Ihnen,
mein theurer Eidam"
ob
er sich auf die Worte
als
Haupd sank rückwärts,
die Augen
schlossen sich; ein Schiagfluß hatte sein Leben geen
det. — Eine
allgemeine
Getümmel erhub sich
Bestürzung in
der
und
Kirche;
weinendes man
trug
sogleich den Entseelten in die nahe Pfarrwohnung;
kein Mittel brachte ihn zu sich zurück.
Der Geist
war enlflohn zu den Wohnungen des Friedens. — So lange die irdischen Reste des geliebte» Lehrers über der Erde waren, strömten täglich die Dorfbe
wohner herbei,
um die starren Hände des dahin
geschiedenen geistliche» Vaters noch einmal zu berüh-
262
reit. Nicht nur btt ganze Dorfschaft Elmenau, sondern sehr viele Einwohner der benachbarten Dör fer, nebst ihren Geistlichen, folgten der Leiche.
Alljährlich am Vorabend des heiligen Pfingstfestes
wird noch bis auf den heutigen Tag das kleine Denkmal des unvergeßlichen Lehrers mit Maien zweigen und Blumenkränzen geschmückt. Tiedge.
Trost
im Tode.
Freudig ist das Sterben; offen stehn die Pforten, ewig Heil zu erben in den lichten Orten. Gottes Ruf erschallt. Pilger bist bereit —? Her dein Engel wallt aus dem Himmel weit,
abzufordern dich in das Sternen - Haus. Du nicht wanderst aus, Eingang ist's für dich.
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reit. Nicht nur btt ganze Dorfschaft Elmenau, sondern sehr viele Einwohner der benachbarten Dör fer, nebst ihren Geistlichen, folgten der Leiche.
Alljährlich am Vorabend des heiligen Pfingstfestes
wird noch bis auf den heutigen Tag das kleine Denkmal des unvergeßlichen Lehrers mit Maien zweigen und Blumenkränzen geschmückt. Tiedge.
Trost
im Tode.
Freudig ist das Sterben; offen stehn die Pforten, ewig Heil zu erben in den lichten Orten. Gottes Ruf erschallt. Pilger bist bereit —? Her dein Engel wallt aus dem Himmel weit,
abzufordern dich in das Sternen - Haus. Du nicht wanderst aus, Eingang ist's für dich.
Der ist hochbegnadet, leit' im Morgenroth schon der Herr entladet von dem Lebens - Tod.
Keine Thrän' dem Scheiben! Werd' ich kindisch weinen, wenn den Lieben — Freudep ohne mich erscheinens
Nein! o theure Seele, wenn dein Auge bricht, trittst in Gottes Säle vor sein Angesicht. Dulden wollen wirhoffen in deni Herr«; wenn er ruft von hier, kommen schnell undgern.
Denn er läßt uns warten, auf daß wir verdienen feinen Honiggavten gleich den guten Dienen.
Friedrich Graf Kalckreuth.
2§4
Das
Aufersteh«.
Eine Cantate. •) (Mehrere Stimmen aus der Ferne nach bekannter Melodie:)
Auferstehn, ja auferstehn wirst du mein Geist in neuer Kraft. Hier wird's begonnen; es reift zum Licht der Sonnen, was in uns tief, unsterblich schafft» Tine Stimme..
Das Licht ersteht, und seine tausend Farben durchzieh« im muntern Spiel das Feld; der Klänge Heer, die in dem Dunkel starben, verbreiten Lust und Leben durch bis* SßclL
Eine andere.
Die Blum' ersteht, vom Sonnenlicht umwoben, *) Der Verfasser hat dieses Gedicht für musikalische Composition bestimmt, und wünscht, daß die Tonsetzer, die es werth finden möchten, es durch ihre Kunst zu be leben, die Absicht eines allmahligen Fortschreitens der Tonwirkung bis zum höchsten Effect am Schluffe nicht übersehn möchten.
a6$ wenn sie des Lenze- Stimme ruft; kein Keimchm bleibt, wenn Alles drängt nach Oben in seines Abgrunds freudeloser Gruft.
Dritte Stimme. Du neigst dein Haupt mit trauriger Geberde, o Strahlenkind, im Mittagswehn; sey nur getrost; dich läßt der Herr der Erde erquickt von kühlem Regen auferstehn. Chvr wie oben.
Auferstehn u. s. w. Solo,
Der Vögel Schaar, entfesselt ihrer Hülle, schwingt sich hinauf, wo leichte Wolken gehn. Was jubelt ihr, hoch in des Aethers Fülle? Zhr singt gewiß vom frohen Auferstehn! Und wie der Aar hinauf zum Sonnenlande sich jubelnd in die Lüste schwingt, so jauchzt der Geist, der los der Erdenbande frei durch der Körper dichten Nebel dringt. Chor wis oben.
Auferstehn u. f. w.
266
-____ —
Mehrstimmiger Satz. Eine Stimme.
Der Mensch ersteht; von Mutterliebe erzogen, schaut er zu seinen Vater freudig auf, deß weise Hand hoch aus des Himmel- Dogen unsichtbar lenket seines Lebens Lauf. Eine andere.
Der Mensch ersteht, wenn von ihm abgefallen was zeugte ird'scher Sonne Blich; er läßt dies Land mit seinen Gipfeln alle» und seinen Wolken hinter sich zurück. Dritte Stimme.
Bald ist der Staub in Staub zurückgesunken Und die Verheißung wird unS offenbar; dann grüßt die Seele heil'ger Wonne trunken selig verwandter Geister sel'ge Schaar.
Vierte Stimme. Und daß dir Mensch ein festes Hoffen bliebe, ging Einer tröstend dir voran, dem hat zum Zeugniß heil'ger Vaterliebe das dunkle Grab sich leuchtend aufgethan.
Zusammen.
Preißt ihn, den Ewigen, Preißt ihn! Schallek Geistertöne, Wir sind seine Söhne, die hinauf jum Vater zieh«! Sch l u ß ch o r.
Preißt ihn, ihr Geister, Preißt ihn! Was aus Gott geboren harret unverloren auf das große Auferstehn! Dann wirst du in Klarheit «w'gen Abgrund- Wahrheit und der Geister Sonne sehn? Preißt ihn, Preißt ihn! Auferstehn! 2(. Wendt.
a6g
Elysium.
Kennst du den Ort, wo sich in Harmoniern,
Auflösen unsre wilden Phantasteen, Wo unsre Hülle nicht mehr bebt? Wo unser Geist, dem öden Staubgewühle,
Entnommen, in dem heiligsten Gefühle,
Bei seinem großen Schöpfer lebt?
Kennst du den Ort, den Ursitz alles Schönen, Wo hier Befeindete sich einst versöhnen.
Wo man nie stirbt, und ewig liebt? Wo man, wenn wir nach tausend Opferungen,
Zu diesem Orte endlich hingedrungen,
Unnennbaren Ersatz uns giebt?
Kennst du den Ort, wo niemals Kummerzähren Mehr fließen, wo wir stürmisch nicht begehren.
Wo stets der Aether sanft und mild? Wo andere nicht, und wo nicht eigne Schwächen
Sich böslich mehr an unserm Glauben rächen,
Wo nicht mehr Schein, wo Wahrheit gilt?
Kennst du den Ort, wo Aeslsharfen klingen.
Wo seel'ge Geister ihren Hymnus bringen An des Versöhners Hochaltar. Und wünfchtkst b«, auf seinen Wonneauen,
Die Hütten, unzerstörbare, zu bauen.
Dring' diesem Wunsch die ird'schen dar. Ich bring' o Mensch! dem Ort, dem unbekannten,
Wohin sich Millionen Brüder wandten,
0 bring' ihm jedes Opfer gern.
Willst du dich nur dem Sinnlichen vermählen. Dann möchtest deinen Himmel du verfehlen. Und untergehen dir dein Stern.
Zwar ist der Ort verhüllt dem schwachen Blicke,
Doch ist für dich zum namenlosen Glücke Schon deine Stätte dort bestellt.
Nicht feilschen darfst du frommen Menschenglauben
Es darf ihn deiner Brust kein Unglück rauben, Unglück ist Bürgschaft beßrer Welt. Der Welt, in welcher wir empor gehoben,
Einst ihn, den jeht uns unsichtbar«, loben, Der ist, der war, und ewig bleibt.
Ohn' welchen keine Blum' der Erd entsprießet.
Der jede Thräne, die dem Aug' entfließet,
Ins Buch des Lvhn's, der Strafe schreibt.
.270
—---
Das ist der Ort, wohin wir Pilger wallen Wenn unsre letzten Klagen hier verhallen. Dem sich die Bessern früh schon weih«. Du kennst ihn wohl! — Dort au hes Thrones Stufen Wirst du in seliger Pegeist'rung rufen, „Hier ist der Ort! — Hier ist gut seyn! “
E. Neindahl, geb. Rullmann.
Fluch
und
Segen.
Ein Drama in zwei Acten
von
Ernst von Houwald.
Gunther, ein Erbpächter.
Margarethe, seine Frau. Sophie,^ > ihre Kinder. Moritz,^
Braun, Justitz-Amtmann. Sebaldo, ein Seiltänzer.
Der Schauplatz ist auf Günthers Erbpacht-Meierhof.
Erster A u f z u g
Erster Auftritt. Margaretha. Sophie. Erstere steht unruhig am Fenster, letztere ist beim Spinnen ein# geschlafen. Es ist Abend. Vicbt btennt auf bem- Tische. Im Zimmer steht es ärmlich aus. Ein alter Lehnstuhl; eine alte Wanduhr. Nach einer Pause.
Margaretha. Sophiechen!— Hörst Du?— schlafe nicht mein Kind'.
Sophie, aukahrend.
Zch schlafe nicht! Margaretha.
Sey mir zu Liebe wach! Mir ist allein so angst. — Sich nur, der Tag fiDalftnfrennt. T.
jg
274 3ft längst vergangen; draußen tobt der Wind Und hier die alte Uhr läuft so geschwind. Es ist schon neun.
Sophie. Wahrhaftig, schon so spät! —
Margaretha. Wenn uns die Zeit recht lang wird, dann vergeht Sie unbemerkt am allerschnellsten. — Ach! Wo sie nur bleiben? —. finster wird die Nacht — Der Wald ist schwarz; der Fußsteig leicht zu fehlen. Am Felsenabhang geht er dicht vorbei. —
Sophie. Der Vater hat den Weg ja oft gemacht, Und sagte nie, daß er gefahrvoll sey. Margaretha.
Sie wollten doch recht zeitig wieder kommen. Der Moritz hat das dünne Zäckchen an Und nicht einmal ein Halstuch mitgenommen. Sophie.
Sey unbesorgt! er ist ein harter Knabe. Margaret h a.
O ja l gesund, wie seine ältern Brüder, Die ich doch beide schon begraben habe.
Sophie. O Mutter, warum denkst Du an den Tod?
Margaretha. Ach! sitzt man so allein in Gram und Noth, Dann sieht man oft die alten Tage wieder. — Du schliefst vorhin, der Abend wurde trüber; —> Es pfiff der Wind; der alte Zeiger dort Flog von Minute zu Minute fort,--------Da ward es mir, als sey der Wind die Zeit, Als laufe draußen hastig sie vorüber Und jage streng den Zeiger vor sich her, Der mir ein Unglücks - Böthe wär. Da weckt' ich Dich! Sophie.
Ich will nicht wieder schlafen. Der Vater kommt gewiß nun bald zurück. Und bringt uns Trost. Margaretha.
Nein! Nein! er bringt ihn nicht! Ich ahne wohl, weßhalb er länger weilt; Wär's ihm geglückt, längst wär' er heim geeilt. Doch Unglücks - Borhschaft denkt er, kommt zu früh. Sophie.
Horch! Philax bellt!
Gewiß jetzt kommen sie!
276
-------------
Zweiter Auftritt. Die Vorigen.
Günther.
Moritz.
Günther. Da sind wir endlich!
Moritz. Guten Abend, Mutter!
Margaretha. Gott sey gedankt! Zu Moritz.
Du bist wohl recht erfroren? Moritz.
Neil», mir ist warm! Günther.
Der Bursch' hält tüchtig aus. Margaretha.
Hätt' ich gewußt, Du kämst so spät nach Haus —
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87?
Günther. So hättest Du ihn wohl nicht mitgegeben? Hast etwa Angst gehabt? —
Margaretha. 0, spotte nut! Wer schon so viel wie Du und ich verloren-------
Günther, Du bist nun einmal ängstlicher Natur; Zch kenne Dich; was soll ihm wiederfahren. Wenn ihn der Vater bei sich hat?
Margarets«.
Nicht nur um ihn, um Dich auch war mir bange. Günther.
Das thut mir leid, doch konntest Du es sparen.
Margaretha. Schon ist eS neu»!
Günther. Da blieb ich freilich lange,
Moritz. Es ist uns wohl gegangen in der Stadt.
Erzähle! Margaretha.
Vater, ist es wahr? Günther.
Er hat Seiltänzer dort gesehn.
Margaretha. SeNtüinzer? Moritz.
Za.'
Hör' Mutter! eine ganze lange Weile Stand so der Mann äüf seinem Seile da. Und tanzt' und sprang. Sophie.
Auf einem bloßen Seile? Moritz.
Za freilich! Sophie.
Drudtr! nein! ich bitte Dich!
Moritz.
Du kannst mirs glauben! — es war schauerlich Mit anzusehn. Bisweilen überschlug er sich Und kam dennoch wieder auf das Seil zu stehn.
Sophie. Mein Himmel! Günther. Ja der Kerl war sehr verwogen: Um die paar Groschen hat er mich Wahrhaftig nicht betrogen. Zu Moritz.
Nun, packe-aus! Moritz, «iit Mittler.
Sieh dieses ganze Tuch Voll Backwerk bring ich Dir, auch eine Flasche, Mit süßem Wein, hab' ich in meiner Tasche!
Günther. Das Fläschchen, Mutter, ist für Dich.
Margaretha. Für mich?
2HD
T-
Günther.
Za wohl ! nicht wahr, das wundert Dich? — Zck> hakte keinen Dreier in den Taschen, Allein man muß das flücht'ge Glück erhaschen — Jetzt Hab' ich noch zwei baare Thaler drüber.
Margaretha.
Hast Du gespielt? — Günther. Nicht wahr, Du wolltest lieber,
Zchhätt'es nicht? Margaretha.
Hat Dich auch sonst das Glück Begünstigt? Dringst Du Hüls' und Trost zurück? Günther.
Davon hernach! Margaretha.
Nein jetzt! Du hast gespielt. Und weißt nichts von der Angst, die ich gefühlt. Sprachst Du den Amtmann? will er unsre Noth —
Günther, «Infallen». Gieb erst den Kindern dort ihr Abcndbrod.
Margaretha.
Willst Du nicht essen?
Günther. Nein, ich bin schon satt. Der nLrr'sche Bursche, der Seiltänzer, hat Den ganzen Abend fast mit mir gesprochen. Und einer Flasche Wein den Hals gebrochen. Margaretha.
Das hat Dich so verspätigt? Günther.
Za doch! ja! Geh' doch mir erst, und gieb de» Kindern da! Margaretha.
Komm Moritz! Bist Du hungrig, armer Knabe? Moritz.
Ein Bißchen wohl —! Der Weg ist ziemlich weit. Margaretha.
Geht denn, Sophiechen! auch ich folge gleich. Nehmt Euch, was ich heut zubereitet habe Und eßt Euch satt! — Der Herr gesegn' es Euch!
282
Dritter Auftritt, Günther.
Margaretha.
Margaretha. Was hast Du, Vater? bist sd barsch uüd rauh! Hast mir noch nicht einmal die Hand gereicht.-— Was zürnst Du denn auf Deine arme Frau? Günther.
Ich zürne nicht auf Dich ! bin ich vielleicht Ein Bißchen aufgeregt, dgs macht der Wein. Seit vielen Jahren sah' ich keinen Tropfen, Er lief so warm mir in die Adern ein, llnb macht das Herz ein wenig stärker klopfe». Margaretha.
O, war' es doch ein Freudentrunk gewesen, Daß der Versuch, der letzte. Dir gelang. Doch was ich aitf der Stirne Dir kann lesen. Das macht mich bang'.
Günther. Ze nun , vergeblich war er nicht der Gang — — Allein laß Dir erzählen.. — Sieh' ich ging Zuerst zum Amtmann; sagt' ihm alles klar, Bekannte willig mich zur Schuld, Und bat ihn noch um ein halb Zahr Geduld. —
Dock) wie ich auch das Ding
Noch so behutsam wandt' und drehte. Wie ich auch endlich bat und flehte, Es war vergebens: „Kein Denar „Hieß es, wird Euch gestundet noch erlassen!
„Ich habe über die rüekständ'ge Pacht „Den Wechsel hier in Händen; prolongirt
„Zst er schon zweimal; jetzo aber müßt „Ihr zahlen; morgen früh verläuft die Frist
„Und habt Zhr da die Summe nicht geschafft, „So bring' ich Euch zur Haft!"
Margaretha. Ach Gott! das hab' ich wohl gedacht. Der Mann hat kein Erbarmen! —
Günther. Gute Nacht!
So rief ich: gute Nacht denn, Hab' und Guth! Lebt wohl denn Weib und Kind! Saugt mir das
Blut Recht aus dem Herzen, wenns Euch reicher macht.
Nur diese Münze hab' ich, warm und roth, Nehmt sie bei Zeiten, in dem Schnldthurm streicht
Sie sonst in seinen Beutel ein der Tod.
Margaretha. 0 Mann! und das hat nicht sein Herz erweicht?
284 Günther. Noch vieles sagt' ich, weiß eS jetzt nicht mehr. Verzweiflung saß beredt mir auf der Zunge.
Da warf sich unser armer Zunge Dem Amtmann denn zu Füßen!
Margaretha. Moritz?
Günther. Za!
Mir hätt' sein kindlich Flehn das Herz zerrissen.
Margaretha.
Mein guter Moritz! Günther. Doch der Felsen da.
Er mag wohl nichts von Kindesliebe wissen.
Margaretha. Wie? er blieb ungerührt? des Kindes Flehen
Es hätt' ihm nicht die starre Brust erweicht? Das ist nicht möglich, Vater, so weit reicht Nicht eines Menschen Härte; denke nur.
Der Moritz auf den Knien!---------
2tzS
Günther.
Es war vergeben-! Er wies ihn abk Verschlossen blieb sein Ohr, Und manche böse Stunde meines Lebens Warf er mir vhne Schonung vor. Margaretha. Pfui, einen Armen kränken, das ist schlecht!
Günther. Ach! Margareth', er hatte recht! — Nein, es gedeiht nicht ungerechtes Gut. Er wußt' es wohl, wie ich mit frechem Muth Einst Deinen Vater aufzubringen suchte. Wie ich ihm Deines Bruders lust'ge Streiche So vorgestrllt, und ihn so lang' geplagt. Bis er sich endlich von ihm losgesagt, Bis er mir alles gab, und ihn verfluchte.
Margaretha. Mann! klage nicht so hart Dich selber an!
Günther. Es ist doch wahr! — Zch hab' es doch gethan! O, zeige mir nicht das erschrockne bleiche Gesicht, Du gleichst dem Vater gar zu sehr Und mich erinnerts an des Alten Leiche. Margaretha bedeckt das Gesicht, und wendet sich ab. Nach einer Panse fährt (Günther fort.
286
Nein! Unrecht Gut gedeiht doch nimmermehr! Der Alte hat's dem Amtmann still geklagt, Und oft um den verlornen Sohn geweint, Um meinetwillen in die Welt gejagt. Allein es war geschehn, und ich sein Feind, Ich hatt' ihn nicht einmal gekannt; Nur weil mein Sinn nach diesem Güthchen stand, Nuht' ich den Nus von seinem wilden Lebe», Und wußte so dem armen schwachen Detrog'nen Mann den Sohn verhaßt jw machen. Margaretha.
O, laß uns doch ihm alle- wieder geben! G ünther. Wir haben ja nichts mehr! — Es ist verschuldet! Nichts eignes mehr, als unsre eigne Noth!
Margaretha. Wo ist er auch! —
Er ist ja todt! Günther.
Za, todt! — Hätt' ich doch auch schon ausgeduldet! Margaretha.
Nein, Vater!
Günther. Ach! nicht hab' ich DirS gesagt.
----------------
2L7
Wie sich des Vaters Fluch auf mich gekehrt.
Und mitten in der Lust ihn ausgesiört.
Den Wurm- Her mir seitdem am Herzen nagt. Margaretha.
Sag' mir es jetzt, was Du verschwiegen hast. Günther.
Weißt Du wohl noch, ich glaub' es sind zehn Zahr Wie ich mit Dir zn Gast
Im Städtchen bei der sel'gen Muhme war? Da gab es Komödianten, und man wollte. Daß ich Dich in die Bude führen sollte. Zch thats mit Freuden. — Hätt' ich mögen glauben. Daß mir das Spiel dort alles würde rauben, Zch wäre lieber in den Tod gegangen. Margaretha.
Was hat es Dir geraubt?
Günther. Mein ganzes Glück
Erinnre Dich, die Räuber hieß das Stück,
Was sie dort spielten.
Da belog
Ein Sohn den alten Vater auch, betrog Ihn auch um seinen Liebling, stürzt' ihn endlich In einen Thurm.
Margaretha. E- war abscheulich, schändlich ! Ja ich rrinnre mich noch wohl daran. Günther.
Ach, Margarethe!
Sieh', Dein armer Mann
Er hatte seitdem keine Ruh, Denn immer rief ihm eine Stimme zu: Du kennst den Vater, der sein Kind verlor. Besinne Dich, Du kennst den Franz von Moor,
Margaretha.
O Gott! wohin geräthst Du? Günther.
Und ich sah Den Unhold stets, nicht mehr verließ er mich.
Mit meinen Zügen stand er vor mir da.
Und seine Stimme tönte fürchterlich: „Du bist wie ich, verworfen hier und dort, „Dir bleibt wie mir,- nichts, als der eigne Mord!"
Margaretha. Mann! Mann! hall'«in!
Das war ein schrecklich
Wort! O Gott verzeih' ihm!
Habe Du Erbarmen,
Send' einen Engel, der ihm Trost gewährt!
28Y Günther.
Er hat mir Armen Ja einen frommen Engel schon bescheert, Der aus den unergründlich tiefen Wogen Mich liebend wieder an das Licht gezogen. Du bist der Engel! sanftes frommes Weib! Ich stürzte mich ins tobende Gewühl, Um die Gewissensangst dort zu vergessen. Wie oft hab' ich bei Trunk und Spiel Nicht ganze Nächte fern von Dir gesessen? — Du hast mir keinen Vorwurf je gemacht. — So viel ich immer durchgebracht, Du hast durch Fleiß und weise Sparsamkeit Das Ganze kümmerlich erhalten. Margaretcha.
den lieben Gott läßt walten Und hoffet auf ihn alle Zeit, Den wird er wunderbar erhalten. Nicht ich! —
Wer nur
Günther. Du hoffst auf ihn! und hast auch mich den Sünder Zu ihm zurück geführt.-------Am Sterbebette unsrer beiden Kinder Da hast Du mir das Herz gerührt. Margaretha.
Ach, woran denkst Du? — Waiseilsreund. I.
19
............... Günther»
Was ich dort versprach
Ich hab's gehalten, habe Nacht und Tag
Gesorgt, gearbeitet, geschafft.
Margaretha. Das hast Du! Za der Himmel weiß
Wie Du zurück gekehrt bist zum Gebet, Zur strengen Mäßigkeit, zum Fleiß. Günther.
Mein gutes Weib, es war ja doch zu spat. Margaretha. Nein! nicht zu spät! War'nicht der Krieg gekommen,
Die Einquartirung Tag für Tag, Und hätte nicht der Hagelschlag Die ganze reiche Erndte uns genommen. Wir hätten uns doch wohl gerettet.
Günther.
Nein!
Nein!
Denn wie
ich
mich
auch
rastlos
quälte, Wie ich in meines Angesichtes Schweiß Die Stunden zählte, So fühlt' ich doch: nichts half mir aller Fleiß,
Da mir des Himmels Segen fehlte.
---------------
$9*
Margaretha.
Mann, hab' ich nicht vier Kinder Dir geboren? Giebt Gott nicht Segen, wo er Kinder giebt? Günther.
Wohl! Doch zwei Knaben haben wir verloren. Und, Mutter, sieh, jemehr mein armes Herz Die beiden andern liebt, Um desto härter faßt mich ja der Schmerz, Denn Vater-Fluch, dem Bruder einst gegeben, Er fallt zurück nur auf mein schuldig Haupt, Vergiftet auch der Kinder schuldlos Leben, Indem er ihnen jetzt den Vater raubt. Margaretha.
Hör' auf! Hör' auf! Günther.
Vergieb! die alte Wunde Riß wieder auf des Amtmanns letztes Wort: „Schafft Ihr nicht Geld zur angesetzten Stunde, „So bin ich morgen früh mit Wache dort, „Und führ' Euch in den Schuldthurm fort!" M a r g a r e t h a. Barmherz'ger Gott!
Kann nicht die Flucht Dich retten?
292
----------
■
Günther. Zch fliehe nicht! Er ließe Euch wohl dann Statt meiner in den Schuldthurm betten. Nein, wenn ich denn durchaus nicht zahlen kann. So werf er mich in.Ketten.
Margaretha. Dich in den Schuldthurm? — nein! Dich laß ich nicht! Das Guth ist mehr noch werth, als Deine Schuld! Wir geben's hin !
Günther. Es mag's ja niemand kaufen, 'S ist ruinirt! — Ein fürstlich Erbpacht - Guth Ist nur ein halbes Eigenthum. — Glaub mir, Der Amtmann thut Wohl seine Pflicht, darf nicht Geduld Und Nachsicht haben mit dem schlechten Zahler; Zch bin dem Fürsten nun dreihundert Thaler An Pachtgeld schuldig, deshalb har er Recht, Wenn er sie eintreibt. — Aber das war schlecht, Daß er sich nicht vor meinem Zammer scheute Und mir das vorwarf, was ich längst bereute. Das weckte die Verzweiflung wieder, Und wie ich die Besinnung fast verlor, Riß ich Mein knieend Kind empor Und eilte mit ihm nach dem Gasthaus hin. —
29A Da saßen denn die alten lnft'gen Brüder,
Und spielten brinn. Sie riefen jubelnd mich herbei.---------
Ich hatte keinen Dreier in der Tasche,
Allein jetzt galt mir alles einerlei, Zch trat verzweifelt an den Tisch, Und spielte frisch. Es folgte rasch ein Pasch dem andern Pasche Und so gewann ich denn vier Thaler.
Margaretha. Achl
Hätt'st Du doch lieber nicht gespielt, das Geld Bringt keinen Segen.
Günther. Ist wohl wahr! —
Allein es sollte seyn! glaub' wir, es fällt Auch über uns der Würfel. Offenbar
Trieb mich das Schicksal. — Höre nur! Wir spielten weiter; — endlich schlug die Uhr Die sechste Stunde. — Da lief alles fort:
„Komm auf den Markt, Seiltänzer spielen dort! Komm mit!" — hieß es. — Ich dachte an den Knaben, Er sollte doch auch eine Freude haben, lind ging mit ihm die Künste anzuschaun. Da war ein Mann, der machte tolle Dinge.
Mit einem unbegreiflichen Vertraun Auf seine Kraft wagt' er die höchsten Sprünge.
2Y4
---------------
Ja es ging so weit, denke nur, Daß er auf einem Seil vom Thurm herab Dis auf den Markt mit einem Karren fuhr.
Margaretha. Mich schwindelt! —
0!
was doch beginnt. Um Geld sich zu erwerben!
der Mensch
Günther. Ja, mein Kind, Mir ward auch schwindlich, und ein heimlich Graun Schlich eiskalt sich durch Mark und Dein;-------Doch möcht' es wohl aus and'rem Grunde seyn; Denn auf demselben Platze stand ich da, Wo ich mit Dir einstmals die Räuber sah! —
Margaretha. Wirst Du denn nimmer dieß vergessen? — Günther.
Nein! — Aufs neue sah ich jenes grosse Bild, Und eine Stimme rüste mir ins Ohr: „Dein Schicksal ist erfüllt! „Dort steht der Schuldthurm, denk an Franz von Moor!" Margaretha.
Nicht in den Schuldthurm, Vater!
Günther.
Kalt ergriff Mich der Gedanke und ich rannte, Besuchte Freund' und Unverwandte Und wie ein Bettler stand ich da und bat Um Hüls' und Rath,-------Doch jeder wandt' und drehte sich, Und keiner hatte Hüls' und Rath für mich.
Margaretha. Za, als noch Reichthum war in unsrem Haus, Da kamen zu dem Pfingst - und Oster-Feste Sie alle oft als ungebetne Gaste Zu uns heraus. Es wurde jeder freundlich ausgenommen; Zeht keimt man uns nicht mehr, seit wir verarmt.
Günther. Es muß so kommen!-------Als sich nun keiner über mich erbarmt', Ich nirgends Hülfe fand, — so schlich Zch in den Gasthof wieder mich zurück. 3d) setzte mich in eine finstre Ecke, Dacht' an die armen Kinder und an Dich, Und, ich gesteh's-------- ich weinte bitterlich!
Margaretha. Mein armer Mann!
ig6
—
■—~
Günther. Bald kamen auch die andern Vom Markt zurück, und jubelten und lachten Und siehe da, sie brachten Den Künstler mit in die Stube. Es war ein großer, schöner, krüft'ger Maim. Man prieß ihn allgemein, und unser Dube Macht' auch sich keck an ihn heran, Besah sein buntes Gold besetztes Kleid Und fragt' ihn dies und das. Margaretha.
Za, er ist dreust. Günther.
Der Mann war liebreich, gab ihm gern Bescheid, Und fragt' ihn endlich: wie der Vater heißt? Da wies ihn Moritz denn an mich. Er grüßte freundlich, setzte sich, Verlangte eine Flasche guten Wein, Und schenkte mir auch ein. Den Knaben hatt' ich in die Stadt geschickt. Die Sachen dort euch einzukaufen, So war ich mit dem Künstler denn allein. Zch trank; wie fühlt' ich mich erquickt! — Der Fremde wußte bald mit Znnigkeit Und mit gar fein gewandtem Wesen Die Zunge mir zu lösen, So daß ich endlich ungescheut,
Weil mir sein Wein vortrefflich schmeckte. Ihm auch mein ganzes Herz entdeckte.
Margaretha. 0, nicht doch!
Günther. Nein, ich that ihm wirklich leid. Man sah's ihm an, er meint' es unverstellt; Oft ist ein Fremder eher noch bereit Zu helfen, und glaub mir, der Mann hat Geld Wie Heu', nicht etwa Pfenn'ge oder Heller Erwarb er heut; nein, einen ganzen Teller Voll Silbergeld, bracht' ihm das Bischen Springen. Margaretha.
Ich möcht' um alles Gold nicht auf das Seil. Günther.
Warum nicht? — 0, mir sollt' es wohl gelingen. Zch habe Lust zu solchen Dingen. Und ist es nicht ein froh Gewerbe? sprich! Da steht der Mann in seinem knappeff Kleide Von Gold und Seide Und sieht die Menge Volks um sich, Wie alles staunt und gafft Und hingerissen endlich: bravo! schreit, Indeß er sich der eignen Kunst und Kraft Und des Gelingens hoch erfreut,
298 Und durch bas Spiel mit der Gefahr, Eh' eine Stunde noch verrinnt. So blank und baar Das viele schöne Geld gewinnt. Der braucht nicht so wie Du und ich zu sorgen, Und kann vielleicht noch andern Leuten borgen.
Margaretha, Wollt' er Dir borgen?
Günther. Borgen eben nicht? Doch solch esn Meister will die Kunst vererben. Sie soll nicht mit ihm sterben; Es wär' ja Schade, ging sie mit ihm unter. Er will sie andre lehren. Margaretha.
Andre lehren? —
Günther. Sieh', um den Moritz ist mir oft recht bange; Er wächst heran, wird stark und munter. Wie lange Kannst Du ihn noch daheim ernähren. Ein Knabe muß bei Zeiten in die Welt.
Margaretha. Wie meinst Du das? —
---------- —
2Y9
Günther. Kein Sperling fällt
Vom Dache, ohne daß es Gott nicht will, Viel weniger ein Mensch vom Seil. Ein jeder hat sein zugemeßnes Theil
Des Lebens. Margaretha.
Vater, schweige Pill!
Ich ahne was Du denkst.
Günther. Was schauderst Du?
Es ist recht
schlimm,
daß Dich
der
Schwindel
»tagt.
Margaretha.
Du willst doch nicht.
Günther. Weib, hör' doch ruhig zu! —
Kijrz alles hatte ich dem Mann geklagt; Das heiße Wasser stand Mir in den Augen. Und er dachte nach Und sann, nahm mich theilnehmend bei der Hand
Und sprach: „Hört, ich will helfen.
Lange sucht' ich schon
„Mir einen Lehrling; aber unter allen
1
3oo
„Hat weit und „Am allerbesten „Ihr sollt noch „ Doch überlaßt
'
breit mir Euer kleiner Sohn noch gefallen. heut dreihundert Thaler haben, Mir Euren Knaben! “ Margaretha.
Um Gottes Will'n, Du hast's doch abgeschlagen? G ü n t h e r. Das hab' ich nicht! Margaretha.
Hast Du es jugesagt? —7
Günther. Auch nicht! — ich wollte Dich erst fragen.
Margaretha. So bist Du noch unschlüssig? Günther.
Mutter, ja! Warum erschien mir in der größten Noth Der Mann mit seiner Hülfe da, Wär'S nicht ein Himmelsbote. Margaretha.
0, mein Gott!
Die Himmelsboten kaufen nicht die Kinder Dem Vater ab!
Günther. Abkaufen? — sey gelinder, Ich steh' am Schuldthurm! Morgen ist die Zeit!
Margaretha. Du stehst am Abgrund, Günther, bist bereit Hinab zu stürzen, hörst verblendet nicht, Wie der Versucher zu dir spricht: „Erheb' den Schatz mit Deinem blut'gen Kinde!"
Günther. Weib! Weib! — Der Weister will den Knabe» lchren. Margaretha.
Nein! laß Dich nicht bethören. Ein Meister giebt nicht, er verlangt den Lohn, Doch er will Dir abkaufen Deinen Sohn, Er will Dir Geld für meinen Moritz geben. Und uns betrügen um des Kindes Leben.
Günther. Ich weiß, Du liebst die Kinder mehr als mich! Margaretha.
Versünd'gr Dich
302
Nicht auch an meiner Liehe! HasiDu sie
Noch nicht erkannt. Günther.
Ich habe nie An ihr gezweifelt, — aber jetzt--------
Margaretha. Du hast den Knaben auf das Spiel gesetzt, Gewinnst Du es, so geht er Dir verloren. — Doch, er ist unsrer Liebe heil'ges Pfand, Zch hab' ihn Dir geboren,,
Zch will ihn Dir erhalte«, theurer Mann! Erkenne doch den bösen Geist, Der ihn von Deinem Herze» reißt.
Fortschleppen will er ihn von Land zu Land, Zu keiner Schule wird er ihn anhallen.
Nicht früh und spät ihm fromm die Hände falten. Daß er den Schöpfer dankend preist.
Denn wer sein Leben so um nichts kann wagen. Der weiß es nicht, was beten heißt. Mit Schlagen wird er auf das Seil ihn jagen,
Ausdehncn ihm die weichen zarten Glieder; — Da steht mein armes Kind, mit bangem Zagen,
Es kann nicht mehr, es stürzt vom Seile nieder. Es wird halbtodt hinweg getragen!
Günther, auffahrend. Mensch! gieb mir meinen Moritz wieder!
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303
Margaretha. Still! —
Still! —
Du darfst Nicht nach ihm
fragen,
'S ist nicht Dein Kind mehr, was sich dort zer schlagen. Du hast's verkauft mit allen Vatersorgen, Hast Deine Schuld getilgt, und lebst geborgen! —
Günther. Weib! — Mutter! — Margaretha.
Doch Du wirst kein Glück erwerben, Denn Datrrfluch verübet dieses Haus.-------- Verflucht, verkauft, 's ist beides einerlei. Die Väter stoßen ihre Söhn' hinaus.
Und müssen einsam sterben. Günther, rasch.
Nein! — Nimmermehr! —
Nein! es darf nicht
geschehn! Sehr weich.
Hör', Margarethe, sprich nur, — soll ich morgen Denn wirklich in den Schuldthurm gehn? — Margaretha.
Allmächt'ger! ist kein Ausweg?—■
304 Günther.
Ausweg? — Nein! Bezahl' ich nicht, so tv,rd' ich fortgebracht; — Und in dem Thurme ist so öde, Nacht, Zch werde dort so ganz allein Mit mir und meinen bösen -Träumen seyn. Margaretha.
Allein nicht! denn des Ew'gen Auge wacht! Und Du bist jetzo wieder rein. Die alte schwere Schuld ist abgebüßt. Der Fluch versühnt; Du hast als Mann und Christ Den letzten harten Kampf fiegretch bestanden. Des bösen Geistes gvldne Worte fanden Nicht Platz bei Dir; Du bist zu fromm gesinnt. Hast das von Gott Dir anvertxaute Kind Um zeitlichen Gewinn nicht hingegeben. Günther.
Mein theures Weib!
Margaretha. Und wenn Du schläfst, umschweben Im Traum Dich die Gestalten Deiner Lieben. Hier steh' ich'mit den Kindern, und von drüben^
Dort winken auch schon Dir zwei Engel zu. Es schüttelt nicht der Schreck Dich aus der MH'
Siehst Du im Traum das Seil vom Thurm ge« spannt.
Und oben Deinen Morih gehn und wanken, Unb stehst gefesselt, denn Du hältst die blanken Dreihundert Thaler in hex Hand! Günther.
0, Du mein Schuhgerst! mir von Gott gesandt ! Was aber willst Du ohne mich beginnen?
Margaretha. Laß mir nur Zett! ich werd' es wvhk erfinnertk Wir woll'n hier theilen Deine Noch : Verkaufen milk ich alles, unsre Betten,
Wie Du auch schlafen auf dem bloßen Stroh, Wie Du, nur essen Salz und Drodt, Das Unglück trägt sich leichter so. — Und auch arbeiten woll'n wir Tag für Tag, Und beten, wo«'« wir Nacht Nacht, Bis es gelingt, und bis wir.Dxch erretten. Ich will nicht ruhn, bis ich den Fürsten sprach, Bis ich die armen Kinder ihm gezeigt; Es rührt ihn sicher, und vielleicht Erläßt er Dir die schuld'ge Pacht. Günther.
O, Margarethe! wie soll ich Dir danken! 'S war nahe dran, fast hätt' er mich verführt, Schon kamen böse, sündliche Gedanken, — Doch Du hast mir das Vaterherz gerührt. Hält' ich Dich nicht - ------fSilOnfttune. I.
20
3p6.
Margaretha.
Dein Dank gebührt dem Herrn! Nur er hielt Dich, daß Du nicht mochtest wanken. Geh', bete ju ihm!
Günther.
Ja! das will ich gern! Ja beten will ich, daß er mir verzeihe Und zu dem Gang mir morgen Kraft verleihe. Doch Herzens - Weib, komm! komm, und bete mit! Vielleicht, daß mich der Herr erhört, Wenn mich ein Engel, so wie Du, vertritt. Daß Gnad' er giebt, dem Reuigen, dem Armen, Und eines Sünders Hoffnung nicht vernichtet. Margaretha.
Was zweifelst Du? — Sein Name ist Erbarmen! 'S ist ja ein Vater, der dort oben richtet! Beide gehn ab.
¥>zVierter Auftritt. Mor i,h.
Sophie.
Moritz.
Komm nur, die Magd belauscht uns jede- Wort, Und sieh, die Eltern sind schon fort. — Sophie.
Nun aber sprich!
Hier sind wir ungestört.
Sag's noch einmal, was Du im Sinne hast. Moritz.
Mein Schwesterchen, Du hast es ja gehört. —
Daß Du's noch immer nicht gefaßt? Sophie. Und heimlich von uns gehn, das wolltest Du?
Moritz. Gutwillig gäb's die Mutter doch nicht zu,
Daß mich der fremde Mann dort mit sich nimmt. Der Vater sah mich nicht, ich stand ihm »ah. Als ihm der Fremde in der größten Noth
Für mich dreihundert Thaler bot. Er wollte nicht, und saß unschlüssig da. Ich aber dachte, Gott hat Dich bestimmt.
Sc>8
Daß du den Vater retten sollst; sie habe» Ihn alle abgewiesen, wollen lieber
Das Geld vergraben. Als einem armen Mann es leihn,
Mags ihnen Gott verzcihn, Er hat dafür mir armen Knaben Den Weg gezeigt, durch jenen Mann, Wie ich den Vater retten kann.
Sophie.
Da- wvhli
Doch aber Dich soll ich "verlieren?
Moritz. Soll'» sie den Vater in den Schuldthurm führen?
Willst du die Mutter weinen, klagen hören? Du sollst den Vater und die Mutter ehren
Auf daß Dirs wohl geh', und Du lange lebest! Sophie.
So viel verlangt doch kaum die Kindes-Pflicht! Moritz.
Sophiechen, zweifle nicht! 3d> will Dir folgen. Magst Du selbst entscheiden; Hör', soll'ich bleiben? —
Im Kerker?
Soll der Vater leide«
Oder soll ich freudig gehn?
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£99
SopHifr.
Was wird die arme liebe Mutter Men, Und was der Vater> wenn er es erfährt? Moritz.
Die Mutter? —
Za, sie wird wohl anfangs klagen. Doch ist sie fromm, und siehts gewiß bald ein. Daß es so mußte seyn, Daß uns der Himmel selbst das Geld bescheert; Wie wstr' ich denn dreihundert Thaler werth? — Hast Du nicht oft mit mir im Stillen Gebetet, daß der Herr die Sorgen wende. Und unsern lieben Eltern Hülfe sende? Und siehst Du nicht, daß er uns jetzt erhört? Grad' in der Stunde, die so bang' und trübe, Deweißt er seine Vaterliebe Und zeigt mir unverkennbar seinen Willen. Was soll ich thun? Sophie. Gehn! Gehn! und ihn erfüllen. Du sollst des Vaters Retter seyn! Mein guter Moritz, lebe wohl!—r allein So heimlich?
Moritz. Ließe mich die Mutter wohl. Wenn sie es wüßte? — Nein, sie soll
3io Durchaus nicht früher mich vermissen, Dis daß der Vater Kund' erhält.
Der Wechsel, den er ausgestellt.
Sey nun zerrissen. Und wenn sie dann ihm in die Arme fällt, Dor Freude beide Aellern weine» müssen, Dann mögen sie es wissen, Doch früher nicht; dann spricht mit frohem Muth:
Der Moritz läßt Euch herzlich grüßen. Zürnt nicht auf ihn, er meint es gut. Er bittet Euch, daß Ihr nicht weinen sollt.
Es geht ihm wohl; Gott hat es so gewollt! Sophie.
Wenn ich's vor Thränen werde sagen können! Doch gehst Du gern auch? Hast Du auch Vertraun Zu Deinem neuen Herrn?
Moritz. Sophiechen, Dir gesteh' ichs gern. Es faßt mich wohl ein stilles Graun; Gedenk' ich an das Seil so hoch gespannt. Da werd' ich auch drauf tanzen sollen.
Dann steh' ich thurmhoch, blicke in das Land Weit weit hinaus!
Und meine bangen Thränen werden rollen, Denn nicht mehr seh' ich unser kleines Haus. Sophie.
Und dann vergißt Du Dich, und fällst hinunter.
——— -
ÄN
Mori tz.
Nein, ich ermanne mich, und schreite munter Das Seil hinab; erfülle daun geduldig. Was mit, mein Herr wird sagen; Ich bin ihm ja dreihundert Thaler schuldig, Er hat sie mit Vertraun auf mich gegeben. Ich will sie ihm mit Blut und Leben Gewissenhaft abtragen. Und spricht er mich denn endlich frei. Dann kehr ich heim in einem schönen Wagen Und bringe Geld wie Heu, Und leg' es dankbar vor den Eltern nieder Und bin dann Euer alter Moritz wieder. Sophie.
0 wärst Du doch schon da!
Moritz. Die Zeit verstiegt. — Bis dahin aber sey Du recht vergnügt. Recht fromm und gut und fleißig, daß sich nie Die guten Aeltetn um Dich kränken. Und seyd ihr froh und glücklich, dann, Sophie, Dann sollt ihr auch an Euren Moritz denken.
Sophie, «niiirmt ihn. Zfch Bruder!
«ro Moritz.