Der Waisenfreund: Band 1 [Reprint 2021 ed.]
 9783112457429, 9783112457412

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Der

Waisenfreund. Ein Buch für Familienkreise

von einem Verein von Dichtern zur Unterstützung

des Waisenhauses in Pirna.

Mit einem Titelkupfer und Musik.

Erster Band.

Leipzig,

6 ei Georg Joachim Göschon ig2i>

(In Commission.)

Es waren schöne, genußreiche Stunden, als

die edelsten Bewohner Dresdens zu einer Aus­ stellung wallfahrteten, welche der WohlthätigkeitS - Verein' von Mannern und Frauen für die

Waisenkinder in Pirna zubereitek hatte.

Es

geschah

dieß an den zwei

Vorabenden

des letzten Weihnachtsfestes, wo ja allen Kin­ dern das Herz höher pocht und zum Anden­ ken des neugebornen Lichtes, welches die Welt

erleuchtet, im fröhlichen Gewimmel von bren­ nenden Lichtern und heitern Menschen so manche

zierlich aufgestellte Neujahrsgabe winkt.

Nicht

vergeblich war durch einen der rastlos

thati-

gen Vorsteher dieser Versorgungs-Anstalt an

alle gefühlvolle Bewohner Dresdens die Auf.

forderung ergangen:

„Selig stnd die Barm-

IV

denkt der Verlassenen,

herzigen!

der Vater-

und Mutterlosen, ihr Reichgesegneten l"

war ein

Da

munteres Treiben und Drängen in

den Gemächern, worin klug ordnende Frauen­ hände die mannigfaltigen Gaben und Kunst,

arbeiten, die zu dieser Abstcht geschenkt worden waren, der menschenfreundlichen Kauflust

vorgelegt hatten.

Die zierlichen

Erzeugnisse

des weiblichen Kunstfleißes schienen durch die Betrachtung,

daß

die kunstfertigen Frauen,

welche fle hervorbrachten,

sich vielleicht selbst

der Erquickung des Schlafes entzogen, um auch etwas für die armen Waisen zu thun,

und

daß auf die Perlenstickerei, die man so schön

wohl auch noch eine andere Perle des

fand,

Mitleids gefallen sey,

werden.

nur noch reizender za

Was Wohlthätigkeit aus eigenem

Antrieb auf den Altar der Menschenliebe ge­ legt hatte,

neu

trug hundertfältige Frucht durch

hinzutretendes,

das

freiwillig

gegebene

freiwillig überschätzendes Wohlwollen freundli­ cher Käufer und Käuferinnen. lichere Länder zur Feier der

Mögen süd­

geweihten

Ge-

burtSnacht

die

KindleinS

in

mit der

versinnlichte der

Krippe,

Vorstellung des

ihre

Präsepien,

dort einheimischen Vildnerkunst aus­

schmücken; mögen in den volkreichen Städten

unsers deutschen Vaterlandes auf den von tau­ send Lichtern erhellten Christmarkt die alltäg­

für die Kinderwelt bestimmten Spiel­

lichen,

sachen durch erfinderische Zusätze, durch Dar­ stellung reizender jandschafksscencn

und Aus­

tritte im Leben zu einer wahren Kunstausstel-

aber

luyg erhoben werden: die anspruchlose,

doch auch nichts weniger als spärlich ausge­

stattete Zusammenstellung dessen, was in unserm Kreise

frommer

Frauen sinn

für

Waisen mit eigenen Händen

gestaltet

hatte,

Menschen.

Der Ertrag,

Thaler belief,

armen

geschaffen und

war ein Fest für alle gute

alles berechnet,

mal,

die

der sich auch dieß-

auf beinahe eintausend

lohnte den Geberinnen,

ehrte

Sorgen

der

Sind denn aber die Frauen allein

im

die Käufer und erleichterte die Vorsteher.

Besitz,

mit frommen Sinn und kunstfertigen

VI

Handen

für die armen Kleinen zu schaffen

und

schmücken

zu

und den

Gewinn davon

der Casse zuzubringen, die wir um deS hohen Wortes willen:

kommen!

Lasset die Kindlein zu mir

wohl im edelsten Sinn eine Hei­

lands - Casse nennen möchten?

jene

Freilich

ist

Verklärung der christlichen Mutterliebe,

jene großherzige, alle sie umschlingenden Kin­

der mit gleicher Zärtlichkeit

an

drückende Caritä nur weiblich;

ihre

Brust

freilich haben

wir nichts von einem Scherflein des Witt­ wers vernommen; freilich sind manche Maler

der heiligen Geschichte, uns vorbildcn,

wo

wenn sie die Scenen

die Kinder dem Herrn

zugeführt werden, nur zu sehr beflissen gewe­ sen,

die abwehrenden Jünger im Gegensatz

zu den hereindringenden, nach Segen begieri­

gen Müttern aufzustellen:

allein der Mann,

der Vater ists, welcher die Häupter aller sei­

ner Lieben zählt und

schirmt.

Mannskraft

muß sich mit Frauenmilde vermahlen.

Und

haben ehrwürdige Frauen bald nach dem verHeerenden Kriegssturm' und Gifthauch der Seu-

chen in unsern Gegenden die hüls- und eltern­

los herumirrenden und dem Verderben preißge-

gebenen Kinder mit unaussprechlicher Liebe um sich versammelt, geheilt,

ermuthigt,

gekleidet, gepflegt,

und das fast erloschene Ebenbild

der Gottheit auf ihrer wunderbar flch entwöl­

kenden Stirn wieder hervorgerufen;

so stan­

den ihnen doch überall auch wackere Männer Äoll Hochsinn und Thatkraft zur Seite und

nur durch den reinsten Bund weiblicher Zart­ heit

und

Ausdauer mit männlicher Kraft

und Vorsicht wurde auch für die Pirnaische

Waisenanstalt abermals ein wahrer Verein zu

Rath und That gewonnen.

In allen Hän­

den sind ja die seit 1814. unter öffentlicher

Gewähr im Druck erschienenen Jahresberichte von der Entstehung und dem segenreichen Ge­

deihen dieser Anstalt. So konnten auch jetzt bet einem so oft

erprobten Eifer der Frauen die Männer nicht

bloß verkündende,

Buch und Rechnung füh­

rende Theilnehmer bleiben.

Das war auch

x längst schon gefühlt und daher von den Unter-

VIH

nehmern ein Werk besprochen worden, welches

gleichfalls eine Ausstellung wäre,

welche von.

Männern ausgehend, und, wenn auch der geist-,

reichsten Frauen Theilnahme nicht ausschließend,

doch seinen vorzüglichsten Bestandtheilen nach

ein Männcrwerk genannt werden könnte. Schon im

April

des

vorigen

Jahres

erging von

Dresden aus ein Aufruf an alle edele und

hochherzige Dichter Deutschlands, „welche die

Welt in ihrem Innern

tragen

und

ste mit

dem Glanz der Liebe überstrahlen “ zu einer geistigen Ausstellung,

welche die Musenkunst,

mit gefälligen Dichtungen und was sonst die klei­

nen und auch die großen Kinder (Erwachsene

nämlich mit kindlichem Sinn) gern hören, also auch mit gut vorgetragenen Mährchen und Er­

zählungen, auch wohl mit Nachklängen aus der Levana in anmuthcnder Mannichfaltigkekt und Abwechslung bereichern und ausschmücken möch­

ten.

Doch warum wollten wir nicht

eine

Stelle aus jenem Aufrufe wörtlich wiederho­

len, da ste das Unternehmen besser, als irgend ein Anderer es vermöchte, bevorwortet?

„In der bangen» Kriegsmacht/

die auf

Deutschlands Fluren lag, hat man zu Pirna,, im Königreich Sachsen,

ein Waisenhaus er--

Es zeichnet sich vor ähnlichen An­

richtet..

stalten dadurch aus,

daß cs das treue Bild,

einer großen arbeitsamen und frommen Fami­

lie darstellt, nur durch sich selbst besteht, und fast keinen weitern Fond hat, als die öffent­ liche Wohlthätigkeit und seine

welche

Alle,

diese

Anstalt

Kinderkräfte.

gesehen,

waren

ergriffen von ihrer einfachen Zweckmäßigkeit,

gerührt von dem Geiste,, der sie belebt und

sie im Stillen

haben

Freistatt,

für

dieses

gesegnet. Vaterhaus

' Für

diese

verlaßner,

ältcrnloser Kinder gedenken wir nun zu sam­ Nicht aber Gold, welches der Reiche

meln.

leicht entbehren mag, nein, wir heischen edlere

Gaben, die rein und gediegen aus der reichen Seele quellen; geben,

welches

wir wollen ein Buch Heraus-

zum Besten dieses Waisen-.

Hauses verlegt werden

dern

wir Beiträge.

soll,

und hierzu

for­

Sein Inhalt soll der

Belehrung und Unterhaltung aller guten Ael«

X

fern und Kinder gewidmet und deshalb man­ nigfaltig seyn.

Passende wissenschaftliche Auf­

sätze, Gedichte, Fabeln, Erzählungen, Mähr»

chen und kleine dramatische Arbeiten

darin wechseln.

mögen

Nur ein Band soll alljähr­

lich davon erscheinen,

damit die Sammlung

desto ausgezeichneter sey." Es hatten Ehrenmänner diesen

Aufruf

unterzeichnet und Ehrenmänner, die sich wohl

der doppelten Weihe der Kinderliebe und der Dichterphantaste rühmen durften,

sie mit Begeisterung.

vernahmen

So fanden sich die

Freunde, die zu diesem Aufruf zusammengetre-

ten waren,

zu der Zeit,

und Ausrufer so viel sind,

wo fast der Auf-

als der Aufge-

rufenen und wo der Jahrmarkt unserer Literatur

alles eher, als das Zahlbret, vergißt, in der

Erwartung nicht getäuscht,

bei welcher An­

fangs in nahen und fernen Kreisen so man­ cher Ungläubige den

Kopf geschüttelt hatte.

Vor allen mußten dann wohl die selbst, welche

so dringend zu Beiträgen ermahnten,

in sich

dieselbe Flamme auflodern und leuchten lassen,

XI

die fle in andern anfachen und zu einem äch­ ten Fackelfest zum Andenken be6 auch hier wieder unter-'uns entfesselten P-rometheus *) gestalten wollten. Dieß geschah denn auch, wie auf Dielen Blättern der Inhalt dieses BucheS zeigt, von den sich nennenden *)

Die alten Athenienser feierten das Anden­

ken der allbelebenden

Prometheusfackel,

die

wir

noch auf alten Denkmälern in der Zeit dieses Re­ präsentanten der entwürdigten,

derkehrendcn

Fackellauf,

so wie der geadel­

durch einen jährlich wie-

ten Menschheit erblicken,

wo

ein Wettläufer dem

andern die gezündete und geschwungene Fackel zu­

reichte.

Die

Fackel

des

Prometheus bietet der

tiefsinnigsten Anspielungen auf die erniedrigte und

erhöhet« Menschheit viele dar, stattet seyn,

sten Kindern,

und so mag es ge­

auch bei den in der Irre verwahrlo­

die man zuerst in jenes Waisenhaus

versammelte, an den gefesselten, bei der alles gebun­

dene

lösenden

Geistes -

und

Körperentwickelung,

wodurch sie der Menschheit zurückgegeben und erzo­ gen werden, an den entfesselten Prometheus zu den­

ken.

Zedermann kennt aus Herd er's Adrastea des

hochbegabten Mystikers Valentin Andreä gefessel­

ten Prometheus.

XII

Stiftern dieses menschenfreundlichen Dichter­

bundes gar fröhlich und wohlgemurh.

Denn

zu

berüh­

nur

hak

nicht,

ren,

der uns allen als Mensch und Dichter

um

eine

dieß

gleich ehrwürdige Kinderfreund, von welchem die ersten zündenden Funken zu diesem dich­

terischen Flammen- und Fackclfcste wohl mit

sein schon auf einigen der

Recht ausgingen,

ersten Bühnen unsers deutschen Vaterlandes

mit der lebhaftesten. Aufregung der Gemüther dargcstclltes Drama:

Fluch und Segen,

und um deßwillen allein schon dieß Waisenbüche

lein allen,

die deutsch fühlen und sprechen,

dreimal willkommen seyn muß, so anspruchlos,

als könne es gar nicht anders seyn, hingegcben und überhaupt mit nicht geringerm Auf-

wand von Kraft und Zeit das Ganze ein­ gesammelt und geordnet? Tonangebende»

Wo es mit den

Vormännern

kann ja der Erfolg

kaum

so

bestellt ist,

zweifelhaft

seyn.

Wo ein solcher auöruft: nimm, ich übergebe

Dir die Fackel!

wie könnte der zum Wett­

lauf aufgeforderte sich weigern, sie nun auch.

zu schwingen?

digen

von

allen

Da sind alsbald der Wür­ Seiten

Auch, ausgezeichnete

Frauen,

selten in Männerreihen,

geschrieben,

viel hinzugetreten.

sondern

da,

auch

die

sonst

nur

wo nicht bloß

das' Geschriebene

gedruckt wird, erscheinen, haben aus verschlos­

senen Schreibetischen etwas hervorgezogen.

Ja

der freiwilligen Beitrage wurden so viel, daß sie mit Einer Gabe,

in Einem Bändchen,

wie doch die Ankündigung versprochen hatte, nicht alle mitgetheilt werden konnten.

Und

darum erscheint fürs erste, damit die freudige Meldung der so zahlreich Unterzeichneten nicht

länger unerwiedert bleibe, nur die erste Hälfte der schon gesammelten Gaben.

Wo zu einem

so edeln Zweck die Flamme in so vielen Dich­

terseelen so allmächtig angefacht ausivdert, da kann natürlich ohne Beleidigung des Sän-

gerS oder Erzählers von einem zugewogenen oder zugezählken Dank gar nickt die Rede

seyn.

Denn das Feuer ist eine heilige Sache;

und der Orientale, dem jedes Feuer die Woh­

nung und der Ausfluß der Gottheit ist, ruft-

XIV

deutungsreichen

einem

uns in saufe

Spruche zu:

Feuer nicht, weßwegen

das

auch wohl noch

in

manchen

Gauen unsers

unter dem gemeinen Mann

Vaterlandes

sich für das beim Nachbar ange-

Sitte gilt,

zündete Feuer nicht zu bedanken.

ist

nun

es

ist

die

aber

ganz

Das hier

besonders gutes Feuer;

die Flamme

der andächtigsten

und

frömmsten Begeisterung für die Unschuld und Kinderwelt.

Wenn nun schon

jeder Men­

auf dem Heerde der großen

schenfreund

Vesta im. Dienste der Humanität die reinste Opferstamme

muß,

anschürk, —

wie jeder weiß,

der

Funke dazu

in der Sonne aufge­

fangen, ein himmlischer seyn und kann durch kein irdisches Feuergerath hervorgelockt werde»; — wenn der Kinderfreund die göttliche

Fackel schwingt,

die dem noch rohgeformten

Thon eine Seele verleiht, und wenn er mit dieser

Fackel das heiligste Erbtheil der Menschheit, was die

verflossenen Jahrtausende

brachten,

und wir vermehrt

uns, zu­

wieder vererben

sollen, auf ein werdendes Geschlecht fortleitet r

so

zündet

der

achte

schirmendes Wachfeuer

Waisenfreund

ein

gegen alle Beeinträch­

tigung des schutzbedürftigsten und hülflosesten

Theils der leidenden Menschheit an und tritt, indem er Funken des Mitleids und der Be­ geisterung durch ein

geistig gesprochenes oder

gedichtetes Wort in die Brust gleichgestimmter Mitbrüder und Mitschwestern wirft, gleichsam

mit einem Lichtglanz umflossen, in die Mitte von

80 Waisen — denn so viel versammelt

jetzt der Verein der Pirnaischen Waisenvcrsorgung — um den lieben Kleinen als Helfer

und Pfleger im edelsten Sinn gegenwärtig zu

seyn.

Denn auch er ist ja Kinder-und Men­

schenfreund schon vorher gewesen;

aber er ist

nun noch inniger an die bedrängte Menschheit

geknüpft, er ist, so viel an ihm ist, der sicht­ bare Schutzgeist der ganz Berwaiseten,

die

sonst in der Irre herumgehn und auf immer verloren seyn würden.

Er ist berechtigt, allen

Verhärteten die noch zu erweichen sind,

daS

schöne Wort, welches in Fluch und Segen

XVI

die tiefbewegte Margaretha zu Sebaldo spricht, zuz »rufen:

Wer Kinder krankt, statt ihrer treu zu pflegen. Vor, dem, Leichtstnn'ger, hütet euch;

Denn Kinder sind ein wahrer Gottessegen

Und mache» auch den Armen reich. Wer sie entbehrt, kennt nicht des Engels Stimme, Der noch auf dieser Erde zu uns spricht.

Es

versteht stch

und .bedürfte

daher fast von selbst

kaum einer Anführung,

nicht der Fall weit seltener wäre,

wohl denken sollte,

wenn

als man

daß bei unserm Waisen­

freund auch alles, was noch von außen dazu

kommen mußte, damit das Buch nicht selbst in ärmlicher Waisentrachk.nach altem Schnitt

und Muster unter den geschmückten Vater-und

Muttersöhnen der großen Bücherfamilie dieser Iubilatemesie beschämt Herumschliche, von Seiten der Verlagshandlung,

Vertrieb großmüthig

des den Druck und übernehmenden, wackern

Göschen gar feinsinnig und schön geleistet

worden

treffliche

Familienvater,

Menschen-und Kinderfreund,

wozu sein ««•

ist.

tadelhafter

Der

Verlag

seit

einer langen Reihe

von Jahren den vollgültigsten Beweist führt, tritt sonach selbst als ein tüchtiger Waisen­

freund in die Reihe.

Zu unsrer Entschuldi­

gung sey eS gesagt, daß sein geräuschloses stilleS

Wohlthun hier, wo laute Anerkennung eine gebotene Pflicht wurde, nicht ganz unberührt

bleiben durfte.

So bedarf auch die freund­

liche Bereitwilligkeit des Professor Matthäi in Dresden,

zur Verzierung deü Titels die

Abzeichnung eines seiner gelungensten und seelen­ vollsten Gemälde zu gestatten,

um so mehr

einer ehrenden Erwähnung, als durch unver­

meidliche Hindernisse und Beschränkungen die Ausführung desselben

durch

den Grabstichel

weit hinter den Wünschen der Redaction blieb.

Ich behalte mir vor, von der Idee und Aus­ führung des herrlichen -Urbildes im Sinne des

als Mensch und Künstler gleich ausgezeichneten Meisters zu einer andern Zeit, vielleicht selbst

2CV11I

in diesem Waisenfceünde, eine prüfende Nach­ richt mitzutheilen. Aber ist dieß zum Besten der Kinder in

so herrlichen Zusammenklang so mannigfaltiger Kräfte zubereitete Buch auch für die Kinder

geschrieben? und

Sieht man-auf die Entstehung

ursprüngliche Bestimmung

des Buchs,

so mußte es, um die ergiebigste Bereicherung

des Fonds durch vollzahliche Unterzeichnung

zu gewinnen,

auf einen sehr weiten Lesekreis

berechnet werden,

und die Unterhaltung der

Eltern und Kinder konnte bei dieser Samm­ lung nicht der einzige, Hauptzweck seyn.

ja nicht einmal der

Dafür

schenkte

uns

ja

Houwald schon zweimal ein eigenes Buch, welches diesen bestimmten Zweck schon an der Stirne kragt.

Indeß sind doch die meisten

Lieder, Balladen und Erzählungen, die päda­ gogischen Winke von Jean Paul und v. Manteuffel, die biographischen Skizzen und

beglaubigten Rettungsgeschkchten Ueberzeugung

mitgetheilt

und

alle in der

ausgenommen

worden,

daß sie bei Klein und. Groß fröh­

lichen Eingang finden, ja auch zum Theil in

recht einträchtigen

Familienkreisen, wieder er­

zählt, gesungen und gespielt werden mochten. Wir Erwachsene hören alle zu, ohne ein Auge

zu verwenden,

uns

wenn

der freisinnigste,

fantasiereichste Mührchendichter, der aber dar­ neben auch noch viel anderes vermag,

von

Wiesewasserchcn und Weißrösche» so unmuthig unterhält, und kein noch so müdes Kind wird

einschlafen, wenn man die wunderbare Rettung des letzten Königs der Polen in so geistreicher Einkleidung vorliest.

Es kann wohl zuweilen

eine Fülle der herrlichsten und erwähltesten Blu­ men vor uns ausgeschüttet werden.

Den voll-

kommnen Genuß gewahren sie aber erst dann, wenn sic in sinniger Zusammenstellung noch ma­

lerisch »ertheilten Farbcnschmelz zum Kranz, wie ihn Mieris oder Van Huysum unö vorzaubern,

geordnet vor uns stehn. findet eine Glycerton.

Nicht jeder PausiaS

Ich, der ich hier nur

als Mitgenießender und dankbarer Beschauer

spreche, konnte e6 mir nicht versagen, die Ueber,

zeugung auszusprechen, daß auch in der ZufamMenfügung

und

'Aufeinanderfolge • dieser

lieblichen Btumengloeken und Blätterzweigleln

der auch dieß

sein

wohl bedenkende Houwald

Die erzäh­

seines Urtheil bewährt hat.

lende oder lehrende Prosa tritt immer bedeutsam zwischen den eigentlichen Gesängen und Musenklängen ein.

WaS nun das Myrten-

zwclglein, was die mit dem Blut der Liebes­ göttin gefärbte Blume hier sey,

mag nach

Belieben jeder selbst heraus finden, aber beide

befinden sich gewiß im Kranze.

Ich will ein

kühnes Wort sprechen und fürchte nicht, wegen

Entweihung

dessen,

am höchsten stellt,

was die Ueberlieferung

vor einer cour d’amour

verurtheilt werden, wenn die Vorsißerkn beim

LiebeShof nur nicht jene aus Schaum geborne Aphrodite der alten Welt, sondern die himm­

lische Canto der neueren ist.

Die allgepriesene

Guirlande de Julie ist mit der in hundert Bildern und Blumen gehuldigten Julie von

Argennes langst hingewelkt und untergegangen. Dieses höchst anspruchlose dichterische Blüthen« und Zweiggeflechte,

Waisenfreund,

genannt,

wird als Druckschrift noch weit sterblicher seyn und weit schneller in Vergessenheit begraben

werden.

Aber die

süß - lohnenden Gefühle

des wohlthätigen Mitwirkens zu einem edlen Zweck,

die frommen Aufregungen und erhe­

benden

Entschlüsse,

wohlmeinenden

welche die Lesung dieses

und wohlsprechenden Waisen­

freunds in tausend offnen und empfänglichen

Gemüthern hinterlassen werden, sind, weil wir al'e an eine Unsterblichkeit glauben, bleibende Eindrücke für zwei Welten und können unS tröstend auch kn jener Stunde erscheinen, wo

aller Schimmer

in den Strahlenkronen der

Schönheit und des Ruhms auf immer ver­

löscht.

Denn auch hierbei ruft uns mit einer

Anwendung auf gegenwärtigen Fall der fromme

Liedersänger die Worte der. Weihe zum Engel

in Menschengestalt ins Herz:

XXII

O Gott, wie muß die Seligkeit erfreun. Der Netter Einer Kinderseele seyn!

Wohl läge dem Vorredner, wenn er heute

wirklich

zum Prologus mit Epheukranz auf

dem Haupte und Lorbeerzweig in der Hand

feierlich eingewiesen worden wäre, die Verpflich­

tung ob, den entfernten Theklnchmern an diesem Buch und an seiner reknmenschlichen Bestim­

mung von der fast wunderbaren Entstehung und Fortbildung de6 Waisenhauses in Pirna

ausführlichen Bericht abzustatten und

dabei

einigen der großherzigsten Stiftet und Stiftcrrknnen,

die

nicht mehr

gegenwärtig oder

auch schon in die Wohnungen des Friedens ekngegangen sind, den lauten Zoll des Danks ja auch ein frommes Todtenopfer zu bringen.

Allein so fröhlich auch schon die mit Bangig­

keit und Thränen ausgestreuete und mit seltener

Treue gepflegte Saat Wurzel geschlagen und

Halme getrieben lange

hin;

hat,

zur Erndte

und erst beim

ist noch

Erndtefest wird.

auch die Erndtepredigt gehalten.

Bis dahin

werden die kheilnehmenden Leser aus dem ein­

leitenden

Worte

des

väterlichen Arztes der

Anstalt, des das Licht in Mcnschenaugen und Kinderherzen mit gleichem Erfolge hervorru­

fenden D. Schmalz zur Gnüge sich unterrichten können und durch ihn oder ein andereMitglied des Vereins die jährlich im Druck

erscheinenden Berichte

sich ohne Mühe ver­

schaffen können.

Ich aber, das fühle ich zuletzt noch mit nicht geringer Verwirrung, hatte mir ja daS

ganze Vorwort völlig ersparen können, wenn

ich nur eine Hand mit dem Zeigefinger auf

die Herz - ergreifende und erhebende Bitte für die Kinderwelt, womit der Waisenfreund heute be­

ginnt, beigemalt und ganz einfach die mir aufge­ tragene Ankündigung wiederholt hatte, daß ehe

die Blätter,

die dieser üppiggrünende Früh­

ling hervortrieb, sich entfärbt haben, dieser erste

xxLtr

Waisenfreund zu allen, die unterzeichneten, oder auch unterzeichnen wollen, auch in seiner zweiten Abtheilung sicher gelangt seyn wird» Dresden den 14. Mai 1521.

Böttiger.

XXY

Verzeichniß der Subscribenten.

Auf Veranlassung und durch Bemühung des Herrn Kreis-Hauptmann von Zefchau in Dresden. Adorf. Annaberg. Augsburg. Augustusburg. Auligk. Bayreuth. Bauda. Bautzen.

Beesdau.

Herr Becker, Finanzprocurator. — Benedict, Bürgermeister. Minlach, Kreis - Gerichts - Secr. Fr. Gräfin v. Ronow. u. Bieberstein, Herr v. Görschen, auf Auligk. — v. Haqke, Major. — Nicolai, Verwalter. — Fredy, Pfarrer. — D. Accaluth. — Bauer, Kunsthändler. — Caspers, Landsteuer- Calculat. — Hartung, Advocat. v — Hennig, Stadtphyfikus. i — v. Hirtig. i — Janrsch^ Steuer-Einnehmer. i — Kappler, Kaufmann. i — Lebmann, Landsteuer - Casfirer. i — Martini, Adjutant. i — Oelsner, Advocat. i — Qvörner, Landsteuer - Secret, i — Radisch, Hofgerjchts - Actuar. i — v. Rohrscheid, Adjutant. i — D. Starke, Bürgermeister. i — Starke, Oberamts - RcgterungsAdvocat. x — Teufel, desql. 1 Frau v. Berg, geb. v. Tbiemen. * — Hausse, Amtmann und Ritters guthspachter. 2 Fr. v. Tbiemen geborne Gräfin von Hohenrhal, aufBeesdau, Mai. r Herr v. Thremen auf Stangenhagen.

r i i i i i -1 i i i i i

XXVI Ex.

Berggießhübel. 1 Berlin. 3

2 I I 1

I I I I I I I I

I I I I I I

4 i I i I

Bernsdorf. Bisch'-'ffswerda. Blasewitz.

i I I I i I i i i

Böhla. Borna. Bornsdorf. Breslau. Briesen.

I i I I I

Herr Merseburger, Pastor. Jhro Königl. Hoheit die Prinzessin Wilhelm, v. Preußen. Dem. Bardua, Caroline. Fr. Behrendt, Hofrathin. Dem. Behrendt. Mad. Benecke. -Herr Bendemann, Kaufmann. ; — v. Bevor, Cammergerichtsrath, Fr. v. Chimaffo geb. Piacte. — Eben, Johanna. Mad. Friedländer. Fr. Gedicke, Kammergerichtsrathin. Herr v. Gofflar, Geh. Ober-JustizRath. — Günther, Geh. Ober - Lnbunalsrath. Fr. Baronin v. Hagen. Herr Hitzig, Kriminalrath. Fr. Köhne, Hofrathin. Herr v. Lancizolle. — v. Lestocq, General-Major. Mad. Levy. Herr v. M. . . Fraul. Marcuse, Julie. Herr Müller, Geh. Ober-Justizrath. — Polliffon, Justiz-Commissarius. —- v. Stockhorn, General - Lieute­ nant u. Großherzogl. Baden­ scher Gesandter in Berlin. — Thilo, Geh. Ober-Finanzr. — Uhden, Staatsrath. Fr. Voirus, General-Chirurgus. Herr Wollanck, Stadt-Justizrath. — Herold, Pastor. — Heyne, Bürgermeister. — Grote, Gutsbesitzer. — Schumann, Heegereuter. — Hmtsch, Heegereuter aufm ro­ then Hause. — Berger, Zoh. Aug. Müller. Richter, Stadtschreiber. — Möbert, Wirtbschafts-Jnspcct. — Eppstein, Julius. — Meyer, auf Briesen.

Briesen. Brockwrtz bei Meißen.

i

Fraul. v. Schlieben. Busch, Gasthofsbesitzer. Mauke, Pastor. Schirmer, Amtslandschöppe. Fußet aufm Fischhause. Schier, Förster. Gräve, Senator. Segnitz, Stadtrichter. Graf zu Solms-Baruth, auf Casel. Trepte, Wirthschaft- Inspect. Erß, auf Caule. Wehner, Stadtrichter. Marschall von Brberstein auf Cölln, Major. Fischer, Straßenbau-Aufseher. Hofmann, Pastor. Petermann, Gebrüder, Brau­ schenkenbesitzer. Reymondon, aufm Weinberg b. Coswia. Schubert, Amtslandrichter. Seydel, Pfarrer. Garte, Richter. Pietzsch, Gutsbesitzer. M. Wielisch, Pastor. Gerresheim, auf Crakau M. Hofman, Pastor. Kundisch, Handelsmann. Lorenz, desgl. Noack, Müller. Rieschberg, Revierjager. Süßmilch, Handelsmarm. v.Oppell, Cammerherr u. KreisOberforstmeister. Görne, auf Dallwitz. Köllnig, auf Dammsdorf. Hund, Pachter. v. Leipziger, auf Deutschenbora.

i i i • i i i 1 2

Herr — — — — — — —

Caule. Chemnitz. Cölln b.Meißen.

I I I 1

— — — —

Coswig.

I I I

— — —

I



I I I I I I I I I I I I I

— — — — — — — — — — — — —

I I I I

— — — —

Burgstädtel. Bühlau.

Camenz. Casel.

Cotta.

Crakau.

Cunersdorf.

Dallwitz. Dammsdorf. Deutschenbora.

Dippoldiswalda.

i — Dreßler, Madchenlehrer. i — Goehler, Senator, i I — Haahse, Stadtschreiber. i I — Hanel, Amtßviceactuar.

XXV in Oippoldiswalda.

Dobra. Dobrilugk.

yroß-Dobritz. Alt - Döbern.

t r t t t r t r [ r r [ i r r [ r i i i i i i

Döbrigen. Döhlen b.DreSden.

Dohna. Dorfhayn. Drebkau.

i Drehnau.

Dreßdenr

Herr Kohl, Bürgermeister, — Lehmann, — Leßnig, Rentb. u. Amts-Insp. — Linke, Senator, — Lorenz, Amtscopist. — Lotze, — Lucius, Amrsactuar. — Wöckel, Amrs - Steuereinnehm. —f Nacke, Medic. Pract. —. Neumann, Doct. u. Amtsphysik, — M. Oehler, Pastor. — Richter, Bäckermeister, — Riedrich, Amtscopist. — Rothe, Amtsviceaceuar. — Schutze, Bürgermeister. — Stoer, Apotheker, — Steyer, Pastor. — Lehmann, Rentbeamter. — Schrey, Justizamtmann, — v. Bose, Rittmeister, — D. Bahr. — Keiling, aufAltdöbern, Rödern, — Keirel, Buchhalter. — Wehner.

— Dreßter, Unterförster. — Keller, Gastwirth. — M. Osterloh, Pastor. — Schmieder, Kammergutspachter. — M. Burckhardt, Archidiakonus. — M. Oeser, Pastor. — Schäfer, Förster. — v. Arnstrvff, Oberstlieutenant u. Ritter, auf Drebkau. Dem. Beinln. Herr Fürst zu Lynar, Besitzer der Herrschaft Drchna. — Charpantier, Justiz - Actuarius. Sr. Königl. Hoheit, Prinz Friedrich von Sachstn. Jhro Kaiserliche Hoheit, Prinzessin Caroline. Sr. Könrgl. Hoheit, Prinz Clemens v. Sachsen.

Dresden.

Ex. i Gr. Königs. Hoheit, Prinz Johann i

i i i i i i i i i

i i i i i i 1 2 1 2 I I I I I I I

I I I I I I

v. Sachsen. Franl. Nrna, d' Aubigny v. Engebrunner. Herr Bachmann, Vice-Director. — Graf v. Beaurepaire. — v. Berlepsch, Forstmeister. — v. Berlepsch, Cammerh. — v. Befchwitz, desgl. Fr. v. Beschwitz, geb. v. Tümpling. Herr v. Bibra, Cammecb. — v. Bosen, auf Stacha, Apellations-Rarh. — v. Brandenstein, Hof- u. Ju­ stiz- Rath. — Breuer. — Baron v. Brunow. — Brückmann, Buchbindermeister. — v. Carlowitz, Cammerh. und Amtshauptmann. — v. Cerrini, Gouverneur u. Ge­ neral- Lieutenant. — v. D'ziembowsky, Cammerh. — Graf v. Einsiedel, desgl. — v. Ende, Amtshauphnann. Fraul. v. Ende, Hofdame. Herr v. Erdmannsdorf. — Baron v. Fink. — v. Flotow, Geheimer Finanzr. Fr. v. Franckenberg-Lüttwitz. Herr Gehe. — Gehe. — v. Globig, wirkt. Geh. Rath und Ober- Cvnsistorial- Präsident. — Graf, Förster auf Neuanbau bei Dresden. — Grahl, Stifts-Cammerrath. Fr. Grahl, desgl. Herr D. Günz. Fraul. v. Gutschmidt, Louise. Fr. Freyfrau v. Gutschmidt, StiftsCanzlerin. Herr HadeniuS, Oberrechnungs-Commiffair. — Hahn, Weinhändler.

XXX

Ex.

Dresden.

i i i i

i i £ I 2 I I I I I i

I I I 1 2 I I

i 1 2 I I

i i

i i i

Herr Harklnann. Fr. Hartwig, Hofsckauspielerin. Hcrr-v. Hennrtz, auf Miltitz, Königs. Baierscher Cammerh. — Heink, Heegereuter zu Friedrichsstadt. — v. Helldorf, Premier - Lieute­ nant und Adjutant. — D. Heyme, Hofrath. ■—s Herrmann, Profeffyr. — Iursch, Lieutenant u. Holzverwalter. — D. Kapp. — Kastel. — v. Könneritz, Cammerh. — Kuhn, Advocat, Fr. Gräfin v. Linar, geb. v. Kn och. — — Löben, geb. Gräfin v. Breslar. Herr v. Lüttichau, Cammerh. und Oberforstm. — May, Finanz-Secret. Fräul. v. Manteuffel. Herr D. Merbach. — v. Minkwitz, Regierungs - Assess. — Baron v. Münch - Billighausen. — v. Nauendorf. — v. Nostitz u. Ianckendorf, Conferenz - Minister und wirklich. Geheimer-Rath. Fraul. von Nostitz und Janckendorf, Stiftsdame. Herr v. Nostitz, Amishauptmann. — Baron v. Odeleben, Obrist. — Oppen, Forstsecretair. Fr. v. Pannewitz, geb. Frey in V. Lüttwitz, Majorin. Herr v. d. Pforte, Kammerpage. — Freyh. v. Podmanitzky, aufAssöd / Kaiserl. König!. Thesaurat. Rath. — v. Polenz, Geheimer FinanzRath. — v. Reinhold, Legations-Rath. — Graf v. Rex, Cammerrath.

Dresden.

i Herr Riquet.

— Freyh. v. Rochow , Präsident, — Graf Salmons. — Steeger. Fr. v. Seydlitz, aufGnadenfrey. Herr Schmalz, Pastor in Neustadt, — Schönberg, August. Fr. v. Schönberg, geb. Gräfin Stollberg. i Fräul. v. Schönberg. i Fr. D. Schöne, Sraabsmedic. t Hr. SchüberL, Holzverwalrer. i Fr. v. Tennecker, Majorin. i Herr Freyh-v. Tendern, Vice - Prastd. i Fraul. v. Tettenborn, Mathilde. i Fr. v. Thielau, geb. v. Houwdld, i Fraul. v. Thielau, Sopyie. i Hr. v. Tümpling. i — Verloren, Major. i — v. Wagner, Regierungs-Assessor. 1 — v. Watzdorf, General-Lieutenant u. Oberhofmeister. 2 — D. Weber, Oberconflstorialrath. i — v. Weber, Capellmeister. i — v. Welk, Regierungs-Assessor, i Fraul. v. Winkel, Therese, i Hr. Winkler, Geh. Secret. i — v. Wintersheim, Hof- u. Justiz» Rath. i — v. Wolf, Regierungs-Assessor. 1 — Jahn, Geh. Finanz - Rath. i — v. Zeschau, Premier-Lieutenant u. Brigade-Adjutant. 1 — v. Zeschau, General- Lieutenant. 2 —- v. Zeschau, Kreishauptmann. i — v. Ziegler u. Klipphaußen. i — Jocher, Kaufmann, Ebersbach. i — M. Böhmig, Pastor. Cgsdorf. i --- v. Langen, auf Eqsdorf, OberSteuer-Einnehmer. NiederEiusiedel i — Käferstein, Papier-Fabrikant, Elsterberg im Voigtlande. i — Ackermann, Advocat. Fischbach bei Stolpen. i — Wening, Oberförster. i i i i i i i

XXXII Frankfurt a. M. i i i i Frauenhapn. i Freyberg. Friedrich^thal. Friedrichswalde Gübernitz.

i i i i i i

Gehrisch. Vorderi Gehrsdorf. i Gießenstein. Gießmannsdorf i i Glaubiy.

Gohlis. Golßen.

Alt-Golßen. Görlsdorf. Gompitz. Goppeln. Gorbitz Gottleuba.

OberGrafenhapn. Grimma. Gröbern. Grödel. Gröditz.

i i i i i i i i i i i i

1 2 I I I I

i i i i i i i

Hr. Lemaistre, Legations-Secret, — .v. Wangenheim, Cammerjunkcr. — v. Zeschwitz, General-Major, — Schiller, Carl Friedr. — Fr'eyh. v. Weißenbach, aufFrauetthayn, Cammerh. — Köhler, Oberber^amts - Secret, — Pobtinck, auf Friedrichsrhal. — Reichel, Pastor. — Berge, Brauer, — Schulz, DorwerkSbefitzer. — Hept eck, Oberförster.

— M. Taubertb, Pastor. — Seyferr, Ritterguthsbefltzer. — M. Lipfius, Prediger. — Lingke, Ritterguthspachter. — Perl auf Glauvitz. — M. ^intzsch, Pastor. — Siebig, Schullehrer. — W. v. A.iesky. . — Zschaler, Hauslehrer. — Stein, Pastor. — Förtzsch, Diaconus. — Heu, sen. Kaufmann. — Schulze, Cantor. — Schwach, Pastor Primarius. Mad. Döhler, auf Altgolßen. Hr. vpn Stamm er, auf Görlsdorf, Hauptmann— Richter, Ioh. George, Richter. — Jeibig, Guthsbefitzer. — Hansel, Äintsverwalter. — Fischer, Bürgermeister. — Funke, Einnehmer. — Walter, Rector.

—— — — — Fr. Hr.

Hausse, auf Obergrafenhapn. Klöpper, Cammercr. M. Trautschold, Pfarrer, Schubert, Holzverwalter. Walter, Friedrich, v. Wolfersdorf, auf Grödel. Wmtzer, Schichtmeister.

Grüllenturg.

Ex. i

— v. Gavlen), Okerforstmeister u. Cammer) unter.

Hamburg. Hayn.

i . — Phmöller Senator. ■i — D. Btelitz, Bürgermeister. i — Brendel, (St fensiedermeister. i — Caspari, Friedl. Benjam. Luch­ fabrikant.

i — Caspari, ^vi Küstner-Erkel, desgl. Lampe, Königl. Baier. GeneralConsul. — Latus, Kaufmann. — Lattennann, desgl. — Limburger, Stadthauptmann. — Lorenz, Kaufmann. — Linke, Kramermeister» — Mahlmann, Hofrath. — Mehlgarten, Kaufmann. — Mel!y, desgl. — Meurer, desgl. — Meißner, desgl. — Millies, desgl. — Nabbat, desgl. — Reebe, Hospttalpachter.

Hr. — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —

Leipzig.

ssr-. 1 2 I I

8 i I i I i I i . I I i ' i I

4

Lenz. Leuben. Leubnitz.

1 I i I I I I I I I I i I I

Lichtenau,Ober- I Linz.

Lockwitz.

Loebtau. Lommatzsch.

I I I I i I I I I i i

i

Hr. Ptatznianri, Kaufmann. — Ploß, Kammerrath. — Porst, Ober-Accis-Commiffair. — Preußer, Kaufmann. — v. Ouandt, I. G. — Reichenbach. — Rouffet, Kaufmann. Frau Rummel. j)r. Salomon, Kaufmann. — Schlick, desgl. — Schmiede!, Kaufmann. — Schrepfer, Banquier. — Schulze, Handlungsdep. Schunk, Handlungsdep. — Seyffarth, Kaufmann. —» Steintopf, desgl. — Thieriot, desgl. — Vollsack, Baumeister. — Voß, Sensal. — Weinich, Kaufmann. — I). Wenk. — Wendler, D. in cd. — Werner, Oberstadtschreiber. — Winkler, Kramermeister. — Winkler, Raths-Buchhalter. — Wilhelmi, Kaufmann. — Winter, Oberschöppenschreiber. — M. Werther, Pastor. — Gregor, Schullehrer. — Schubert, P. — Bobe, P. — Heeger, Schullehrer. — Kretzschmar, Pastor. — Rost, Rlttergutspachter. — Eichhorn, Kaufmann. — Trentzsch, Rittergutspachter. — Hänichen, Gutsbesitzer. — Hänichen, Fabrikant. — Krellrna,nn, Destillateur. — Opitz sea. Schullehrer. — Pfund, Cbirurgus. — Preußer, Rittergutsbesitzer. — Weiß, Pastor. — Legler,' Chauffeegeldereinnehmer. Potzschke, Bürgermeister.

XXXVIII i i i i i i i

Lorenzkirch-

Loschwitz. Buckau.

i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i i j

Marbach.

i 3 i i i i

Hr. M. Spitze Pastor. — Tietze, Schullehrer. Fra ul. v. Rastel. Hr. Babel, Seifensieder. Baumgarten, Bürgermeister. — Bester, Justiz -Comrmstar. — v. Dallwttz/ Hauptmann u. Postntctfter. — Förster, Wundarzt. — Gallus, Stadtrichter. — Glöckner, Justiz - Commiffarius. — Graser, Kreis-Erpedient. — Graßmann, Madchenlehrer. — Grechel, Kaufmann. — M. Hamtschke. — Haupt, Uhrmacher. — Heynemann, Postmeister. - Hesse, Kammerer. — Heugel, Tuchfabrikant. —- Horn/ Zuchthausinspector. — D. Kammerer, Stadtphvflkus^ — M. Krattmer, Diaconus. — M. Kutscher, Superint. — Kutzschke, Steuer-Rendant. — v. La risch, Oberst - Lieutenant, — M. Markus, Archidiaconus. — Mehnert, Apothelcr. — Meusel, Bürgerin erster. — Mohrstett, Kaufmann. — Mühlcrt, Buchbinder. — Ptaten, Obersteuer - Controlleur. — Puhlihsch, Kellerwirth. Die Rathsbibliothek. Hr. Richter, Landesaltcsicr. — Richter, Organist. — Sartorius, Kreisbestallter rc. — Schulze, Kaufmann. — Seltmann, Stadlwachtmeister. — St er? er, Fterfchhauermeister. Fr. v.^Strobschchtz, Amtshauptm. — Stulpner, Kaufüiann. — Äs. Stulpner, Kaufmann. *— M. Thieme, Conrectvr. — Voigt, Auditeur. — Friedrich, Revierferstcr.

Marienberg. Markersdorf. Meiscgast. Meißen.

EP r Hr. i — i — i — i — i i i i i . i i x i i i i i i

x i i

i r

Merschwitz.

Moritzburg.

Naundorf bei Freiberg.

i . i i i i i i i i i

x Naundorf bei Hayn. Naundorf, KleinNaunhof. Nenntmannsdorf.

i i i

Christ, Stadtrichter. Geißler, Muller. Mühle, Gutsbesitzer. Albanus, Apotheker. Auenmüller, Rentbeamter u. Au, diteur. — Vurckhardt jun. Kaufmann. — Dreyßig, des gl. — Frenzel, Secretair. — Funke, Acctsrnspector. — Gödsche, Buchhändler. — Goldberg, Steuerprocurator und Bürgermeister. Gottleber, Schulamtmann. — v. Hartmann, Amtshgup mann. — Knofel, Gerichts-Director. — Körner, Geh. Finanz-Secretair. — Kuhn, Inspektor. — Martini, Obersactor. — Reinhard, Rentceamrer. — Rudolph, Kaufumnn. — Stein, desgl. — Steuer, Casikrer. — Viebig, Actuanus. — v. Welk. — Ziest,er, Kaufmann. — Kretzschmar, Pastor. — v. Pistorie auf Merschwitz. — Adam, Zinnnermeister. — Grortke, Betrmeister. — Kirschner, Amts - Steuer- Eitln. — Richter, Rarheconsulent. — Rose, Rittmeister. — Schließer, Oeconomie-Verwalt. — Albedt, Erb - i,'eyn - u. Gerrchtvh. — ^enn.ig, tzesgl — Lerßrlng, Ehausseegelder E:nn. — M. Rüdiger, Pastor. — Bodemer, Fabrikherr. — Richter, Rittergutspachter.

i

— Friedemann, auf Kleinnaundorf. — M. Kerndt, Pastor.

i

— Jumpe, Oeconom.

XL

Neustadt. Neustadt bei Stolpen. Nicke en. Nöthnitz. Noffen.

i

i 1 i i

i i i i i

i i

i i i i

i

Nünchritz. N. N.

Hr. Hantzschel, Stadtschreiber.

— — — — — —

Rour, Bürgermeister. v. Bose, auf Nickern. Glauche, Fleischer u. Schenkw. Reich, Verwalter. Bautzmann, Kaufmann. Erchenbrecher, Steuer - Procurator und Advocat. — Facilides, Amtsactuar. — M. Große, Superindent. — Hantusch, Dice-Actuar., — Haubold, Mühtenbesiher. — Hauptmann, Haupt-Gleits und General - Accis - Einnehmer. — Lichtwer, Amts-Inspector. — Liebisch, General-Accis-Jnsp. — Mütter v. Berneck. -» Oehme, Kreis - Str. Rev. und Amts-Str. Einn. Philipp, Besitzer der Rothen­ muhle bei Noffen. — Schubert, Justitzamtmann. —- Sprmger, Postmeister. — Sturm, Besitz, der Klostermühlr bei Noffen. — Voigt, Rentamtsschreiber. — Winkler, Kaufmann. — Bahrmann, Ioh. Gottfr. — Anesorge, Bürgermeister. — Bergmann, Stadtrichter. — Edelmann , Accis - Inspektor u. Stadtschreiber. — Fleischer, Gleitsschreiber, — Gelder, Pastor. — Grafe, Floßbandelsherr. — Hering, Premicrlieutenant und Floßmeister. — Herrng, Schiff- u. Händelsberr. — Marschall-Gottern, Kön. Preuß. Kammerherr und Erbmarschall in Thürmgen. — v. Metzradt-Niethen. — Richter, Bürgermeister.

XLI

N. N.

Oberau. Oderin. Odessa. Oelsen. Oelsnitz. Omsewiz. Oschatz.

Ostrau, NeuOstrau. Ottendorf bei Pirna.

Paplitz. Pegau. Pennrich. Peritz. Pesterwitz.

Pillnitz. Pirna.

i

Hr. Tisckier, Premierlieutenant und Gleitsmann. i *— Uhlmanu, I. F. V. Schiffshandelsherr. i — Uhlmann, I. G. S. desgt. i — Venus, Stadtnchter u. Floßhandelsiierr, i — Cobtenz, Adam Friedr. i — v.Schlieben, aufOderin, Hauptm. i — Fallenstein, Eduard i — Gratz. i — Wellner, Vicebürgermeister. i. — Mütter, Amtslandschöppe. 4 — Altenstadt, Accisinspector. i Kandler, Premierlreutnant. i — Lischke, Steuerprocurator. i Mad. Lochmann. i Hr. Mehner, Steuerprocurator. i — Mögt, Kaufmann. i — Müller, Advocat. a — Edler v. d. Planitz, Amtshauptm. i —- Schmorl, Accisinspector. i — Schneider, Major. i — Löhnert, Gutsbesitzer. i — Michael, Erblehnrichter.

i i i i i i i i. i i i 1 2 i i i i 3

— Martini, Cand. — Martini, Pastor. — Miething, Amtmann. — v. Kraushaar, Amtshauptmann, — v. Mmkwitz, Hauptm. — Röder, Oekonom. — Beyer, Pfarrer. — Brauer, Schullehrer. — Clauß, Gutsbesitzer. — M. Legler, Pastor. — Meitzner, Forster. — Winkler, Bauschreiber. — Abendroth, Apotheker. — M. Bartzsch, Archidracon. — Becker sen. — Birnbaum, Accisinsp. u. Stadtsyndicus. — Blume jnn. Kaufmann Böhme, Cammereomullff. Rath. c

XLII

Pirna.

ex. I I r i i i i i i i i i

i i i i i i i i i i i i i i i i i

4 I i i i i I I 1 I I I I I r

Hr. v. Brause, Gleitömann. — Canzler, Advocat. — Conradi, Kirchenvorsteher. — Diller, Conrad. — Döbernitz. — Bar. v. Friesen, Cammerjunker. — Günther, Wilhelm. — Haase, Bürgermeister. — Hantzschel. — Haffrmann, Kaufmann. — Hartwig d. altere, Advocat. — Hartwig, Finanzprocurator. — Hartwig, Advocat. — Hentzschel, Accisinspector. — Hering, Senator. — Deydemann, Lieutn. «.Kämmerer. — Holfert, Kaufmann. — Hoppe. — Jaßnig, Iustizamtmann. — Kleine, Conrector. Mad. Klose. Hr. Köhler, Seilermeister. — Kluqe, Amtsactuar. — M. Krehl, Superintendent. — Krempe, Actuar. — Leuschte, Unterbilleteur. — Vincke, Actuar. — Lotzmann, Sen. u. Genchtsdir. — l). Martmi. — Martinr, Bürgermeister. — Meißner, Fr. Gotthelf, Kaufm. — Meißner, Gottlob Friedr., desgt. — Nrcolai, desal. — Pescheck, G." — 1) Pinnitz. — Pillwitz, Hospitalprediger. — Ritterstadt, Advocat. — D. Rodig. — Schmalz, A. C. — Schmalz, C. Max. Fr. D. Schmalz, geb. Edle v. Gallu. Hr. Seelig, Kaufmann. — Schmidt, Kaufmann. — Schuster, Waisenhauslehrer.

XLIII Pirna.

Piskowitz.

Plauen.

'Ep. I I I I I i

1

Plauendorf. Plaußig. Polenz. Postelwitz. Potsdam. Prießnitz. Prohlrs. Proschwitz.

Pulßnitz.

2 I I I I ' I

I I

I

I I I I I I I I I I I

Purschenstein.

Rabenau. Radeberg.

I I I I I I I I I I I I I I I

I

Fr. v. Tbümmel, Oberstin» Hr. Weynert, Friedr. Robert. — Schulze, Gutsbesitzer. — Trenner, desgl. — Troschitz, desgl. — Stemberger, Senator. — Jörn, Mühleninspecror. — Schutze, Heegereuter. — v. Bülow auf Plaußig. — Reiboldt auf Potenz. — Pettersch, Erbrichrer. — Gromot, Schrffherr. Fr. Baronesse von Oelsien, Geheime Staatsrathin. Hr. Ficker, Cantor. — Winkler, Gutsbesitzer. Frau von Berlepsch auf Proschwitz, Hausmarschallin. Hr. Bachmann, Pastor. — Berger, Gottfried. — Bruchhold, Jolleinnehmer. — Brückner, Kaufmann.— Feilgenhauer, desgl. — Feilgenhauer, Gottfried. — Franz, Organist. — Gierisch, Handelsmann. — Hempel, Gebrüder. — Kegel, Georg. — Kindt, August» — Kretzschmar, Accis - Einnehmer. — Menzer, Apothefer. — Ramler, Gottfned. — Raschig, Advocat. — Schöne, Cantor. — Weise, Diaconus. — Zink, Gerichtsdirector. — v. Schönberg - Purschenstein. — Graf v. Wallwitz. — Dreschke, Oberförster. — M. Götze, Pastor. — Barth, Regiments - Chirurqus. — Becket, Geh. Finanz - Secretair, und Rentbeamter. — v. Below, Major. — Degner, Lieutenant.

XLIV

Radeberg.

Radeburg.

Räcknitz.

Reichenbach. Reichenau bei Priegen. Rernhardtsdorf Reinsberg, NiederRintzneuendorf. Roda. Rödern.

Röhrsdorf. Groß-

i Hr. Estter> Diaconus. i — v. Faber, Major. i — Funcke, Stadlschreiber. i —Gumprecht, Acers - Inspektor, i — Krauße, Archidiakonus. i — Langbein seu. Iustizamtmaun. i — Langbein jun. desgl. i — Lehmann, Rector. i — Martini. i — Muff, Pastor. i — v. PonickaUj Major, i — Rein icke, Bürgermeister. i — Ritter, Amts-Sportel - Controls i — Rumpelt, Benjamin. i — Schiffner, Advocat. i — Schmelz, Steuer-Revisor. i — v. Schönfelß, i. Lieutenant. i — v. Schönfelß, 2. desgl. i — Schulze, Actuarius. i — Thieme, Kaufmann. i — Werner, Actuarius. i — Hauet, Diaconus. i — Lauterbach, Apotheker. i — Nöthen, Pfarrer, i — Pöge, Gerichtsdirector. i — Schlegel, Gastwirth. i — Schuriau, Gleitspachter. i — Weilaud, Rittergutspachter, i — Zeidler, Gastwirth. i — Funke, Sohn des Richters. i — Luther, Ober-Gensd'arm. i — Richter, Rittergutspachter. i — Studer, Hofjager. i i

— Koppe, Oeconomiedirector. — Hering, Richter.

i i i i i

— — — — —

i i

— Burckhardt, Fabrik, u. Material, — Burckhardt, Accis - Einnehmer.

v. Schönberg, a. Niederreinsberg. v. Schrieben, Landesdeputirter. Scholz auf Roda, Amtsverwalt. Leo, Pfarrer. Weiland, Rittergutspachter.

XLV Röhrödorf. Groß-

Roßau. Sacka. Sagritz. Schenkendorf. Schlabendorf. Schneeberg. Schönfeld.

Sebm'tz.

Seedkitz, NiederSeeligstadt bei Stolpen. Sellendorf.

Ex. i i r i i i i i i i i i i r i i i i i i i i i 1 2

i 1 i

i i i i

1 2 I

Seydnitz.

Siebisch. Sörnewitz. Skaßa.

i i i i i i i

Hr. -— — — — — — — — —



< — — —— — — — — — — — —

Dreßter, Cantor. Gabler, Fabrik. Sburig, desgl. Siübel, Pastor. Schramm, Oberförster. Iaßing, Pastor. Sidour, auf Sagritz. Clahr, Amtmann. v. d. Lütke, auf Schlabendorf,Maj. Tlchmann, Accis- )nspector. Bauer, Schneidermeister. Lau, Bäckermeister. M. May, Pastor. Böhme, Bürgermeister. Böhme, Handelsmann. Endler, Weisbacker Frenzel, Rector. Fricbel, Cantor. Hantsch, Kaufmann. Hempel, Bürgermckster. Heymann, Senator. Keilpflug, Nahrungsbesitzer. Petzold, Apotheker. Piersiq, Weisbäcker. Schilnmcl, Stadtfchreiber. Winzer, Pastor.

— Hauswald, Gutsbesitzer. — Probsthayn, Förster. — Birckner, Amtmann. — D. Contessa. — Contessa, Carl. Mlle. Hanel. Hr. v. Houwald, Ernst. — Lauterbach, Candidat. Die v. Lüdecke, Geschwister. Hr. Bergdt, Vorwerksbesitzer. — Leschke, Amtsrichter. — v. Köckeritz, auf Siebisch, Mas. — Liebig, Carl Benjamin. — M Preußler, Pastor. — Zschoche, Rittergutspachter.

XLVI Sonnenstein.

fft. i Die Büchersammlung der Heil - und

Somsdorf. Steinbach.

i i i i i i

Stoßdorf. Stolpen. S'revlen. Sireumen. Tauscha.

i i i i i

TharandTiefenau.

i i i i i 1 2 I I I I

Sonnewalde.

Tolckewitz. Trachau. Trebsen. Mro. Allersdorf. Unckersdorf. Waldherm.

Waldo. Waltersdorf. Warrewitz. Warthe, Ober Warthe,Nieder Weinberghaus, Kinast. Weinböhla. Weisrrapp.

WeLtzdorf. Wien. Wildberg.

I I I I I 1

i i i i i i i i i

Versorgungsanstatt. Kohl, Haüsprediqer daselbst. Thieme, Hausverwalter. M. Burcküardt, Oberprediger. Mund, Senator u* Amrs - Act. Schiefner, Erblehnrichier. M. v. Carlowitz, auf Oberstein­ bach. — Gobbin, Amtmann. — Fritzsche, Bürgermeister. — Felix, Alleegärtner. — Mütter, Pastor. — Wöhler, auf Teuscha, Amtsver­ walter. — Schlegel, Gensd'arm. — Hepme, Pfarrer. — v. Pflugk, auf Tiefenau. — Seibiq, Schenkwirth. — Dreßler, Unterförster. — D. Baumann auf Trebsen. Frau Gräfin v. Bose, auf Ukro. Herr Naumann, Wirthschaft-Jnsp. — Mintzner, Oberförster. — M. Wagner, Pastor. Die Büchersammlunq der Versorgungs - Anstalt daselbst. Herr M. König, Prediger. — Lüdka, auf Waldo, Amtmann. — v. Stammer, auf Waltersdorf. — Claus, Gutsbesitzer. — Ilschner, Ioh. Gottdelf. — Rudolph, Job. Goc:lieb. — Bernstein, Braugulhspachter. — Fehrmann, Richter.

Hr. — — — — —

— — — — — — Die Hr. —

Blüber, Postmeister. Conradi, Pastor. Pfeil, Samuel. Fichtner, Ritterguthspachter. M. Knauth, Pastor. Portmann, Schullehrer, Commun daselbst. v. Gr ieflnqer, Leaationsr. Ritter, Eulitz, Gutsbesitzer.

XLVII i i i i Willsdruff. i i i i i i Wurgwitz. i Zadel. i Zaithayn. i Z^bista. i Zeitz. i i i i T i i i i i i Zella, b.Roffen. i i i Zwickau. i Zittau. i i Aitzschewitz. i Jößen, Groß i r I-ottewitz. i Zschaiken. i Acherrnitz. i Ischeyla. i Zwieschen. i i Iwrettzschkau.

Wildenhayn.

Hr Grimm, Pfarrer. — Lorenz, Schullehrer. — Otto, Christian Friedrich. — Herrnedorf, Oekonom. — Kost, Kaufmann. — M. Lenck. — Leonhardt, Advocat. — Schefster, Handlungsdiener. — Stöckigt, Accis- Ernnehmer. — Bredel, Chrn. Gottlieb. — Hausse, Amrs-Inspector. — Lüdicke, Pfarrer, — Wolf, Postmeister. — Albrecht. — Besser, Justizrath. — v. Bodenhaußen, Lieutenant, — v. Fabrice, Major. — Hüttner, Commissionsrath. — Kkunge, Gerichts - Directvr. — Pohl. — v. Ponickau, Cammer-Director. — Rebs, Cantor. — Schumann. — v. Trützschler, Rittmeister. — v. Jessen, Landrath. — Hund, Ämt^verwalter. — Schmidt, Kunstqariner. — M Nigmann, Prediger. — v. Thermo, Landrath. — Be gmann Stadtsyndikus. — Hermann, Gastgeber. — v. Carlowltz, Anton. — v. Einsiedel, aut Großzößen. — v. Polen;, auf Zorrewitz. Fr. Weiland, auf Ischanten. Hr. Merbrtz, Amts - Landrichter. — Heise. Pfarrer. — Meinhardt, Pfarrer. — Rothe, auf Zwleschen. — Nitzschmann, August.

XLvni

Durch die Bemühung des Herrn Amtshauptmann Freiherm von Gutschmid gesammelt Durch die Cassino - Gesell­ schaft.

in Chemnitz.

i Hr. Athanaß, Kaufmann. i — Berlet, desgl. i • — Borchert, desgl. i — Clauß / desgl i — Erchler, Sradt - Gerichts - Actuar. i — Funcke/ Advocar. i — Haffe, Apotheker. i — Hebenstreit, Postmeister. i — Hecker, Kaufmann. i — Kühne, desgl. i - Krause, C. A. desgl. i — Krehschmar, Buchhändler. i — Pe:ers, Chymist. i — Pfaff, Fabrikant. i — Rückert, Salz - und WeinschankPachter. i — Tetzuer, Fabrikant. i — Tdeunert, Kaufruann. i — Wehner, Acers - Inspektor.

Durch den Herrn Superin­ dent M. Unger. i

i i

i i i i i

i

Hr. Baldauf M. Pfarrer zu Altmitt­ weida. — Barth, Pfarrer zu Ebersdorf. — Billig, Schullehrer zu Altchemnitz. -r- Drechsler, M. Pfarrer zu Wald­ kirchen. — Facius, Pfarrer zu Niederzwönitz. — Fieber, Pfarrer zu Dorfjchellenberg. — Gilbert, Pfarrer zu Dimbach. — Grohmann, AL Pfarrer u. Adjuncr zu Augustusburg. — Kindermann, Pfarrer u. Adjunct zu Zschopau.

XL1X Ex.

Chemnitz.

i J?r. Liebmann, Pfarrer zu ErdmannSdorf. i — Zößner, Pfarrer zu Lichtenau. i — Merckel, M. Pfarrer zu Flöha. i — Seidendörfcr, Cantor zu Neu­ kirchen. i — Scheltenberg, Schullehrer zu Hormersdorf. i — Schiefer, Pfarrer Substitut zu Röhrsdorf. i — Schulze, Diakonus zu Stollberg. i — Scyreckenbqch, M. Archidiakonuö zu Cheurnjtz. i — Stadler, Schullehrer zu Wald­ kirch. i — Thamm, Pfarrer zu Lugau. i — Trübenbach, Diakonus zu Mitt­ weide. i — Unger, M. Superintendent zu Chemnitz. i — Unger, M. Pfarrer zu St. Jo­ hannis vor Chemnitz. i — Weineck, M. Pfarrer u. Adjunct zu Kohren. i — Meiste, M. Pfarrer zu Erlbach, i — Wichmann, Pfarrer zu Neu­ kirchen. Durch die Amtshaupt mann­ schaftliche Expedition und zwar i. durch den B ez i rk6Secretair Herrn Bach.

i 3 i i i i i i

i

Dr. Asten, Kaufmann zu Chemnitz. Bach, Bezirks - Secreiair das. — Börner, Gleirs- Inspektor das. — Braune, Kaufmann zu Bamberg, — Brückner, Amtmann zu Wechsel­ bürg. — v. Döring, Major zu Freiberg, — Esche, Kaufmann in Limbach. — Fritzsche, Vize-Rickter in Jühns­ dorf. — Freih. v. Gutschmid, Amtshauptmann zu Cyeumitz.

d

L Chemnitz.

i

L

i i i l

i i

i

i i • i i

i i i r i

i i i i 1 i i i i i x i

I

i

Hr. Grötzsch, Oberfradtfchreiber das. — Hanet, Richter in Markersdorf. Hertel, Amtsvenvalter in Zahns­ dorf. — Heymann, Rirterguths-Verwal­ ter in Limbach. — Hösel, Organist in Chemnitz, — Hunger, Richter in Altchemnitz. — Kuhn, Lehnrichter in Dittmanns­ dorf. — Klemm, Gcricht^schöppe in Rei­ chenbrandt. — Krumbiegel, Landgerichtsschöppe zu Kappet. — Lippold, Gleits - Jnspector zu Penig. — Müller, Pachter in Oberraben­ stein. — Müllet, Richter in Rottluff. — Petersil!, Chauffee - Einnehmer zu Gablenz. — Puttrich, Lehnrichter zu Olbers­ dorf. — Pflug, Richter zu Niklas Göße. — Reinhard, Kaufmann zu Chemnitz, — Riedel, Senator zu Penig, — Rudel, Förster zu Pleißa. — Rückert, Gerichts- Actuarius zu ' Cemnitz. — Schedlich, Gerichts-Director zu WolkenHurq. — Schinck, Accis - Jnspector zrr Limbach. — Schulze, Richter in Leukersdorf. — Schütz, Bezirks - Registrator zu Chemnitz. — Stauß, Amtmann zu Penig. — Steger, Förster -u Jadnsdorf. — Steinbach, Chaffee - Einnehmer zu Hartmannsdorf. Stengel, Lehngerichts - Besitzer in Pleißa. — Thomas, Amts - Jnspector zu Chemnitz. i

— Uhle, Richter in Helbersdorf.

Lheirrnitz.

€r i i

i x 1 2 I I I I

4 I I

1 2 I I I I I I

3 1 2 I I I I

I I I

I I I I X I I I I I I I

I

Hr. Uhlig, Landrichter in Reichene brandr. Uhlig, Lehnrickter in Oberhermersdorf. — Uhlig/ Lehnrichrer in Mittelbach. — Urban z Amrs - Registrator zu Chemnitz. — Wagner/ Kaufmann in Chemnitz. — Wehner/ Stadtrichter daselbst. — Weigel, Amts-Registrator das. — Wiesner, Posthalter das. — Zeißig, Senator das. 2.

Durch den Bezirks - Re­ gistrator Hrn. Schütz.

Hr. Arnold, Chaussee-Einnehmer zu Kappet. — Beck, Gerichts - Schreiber zu Schneeberg. — Bellger, Accis - Einnehmer zu Chemnitz. — Biel, Steuer - Einnehmer zu Schneeberg. — Clauß, Mädchen-Schullehrer zu Schneeberg. — Sand, Kirchner das. — Eichler, Accis - Einnehmer zu Chemnitz. — Ficker, C. G. Kaufmann zu Schneeberg. — Ficker, M. Kaufmann das. — Graff, Magazin - Verwalter das. — Groetzsch, Handlungs-Commis zu Chemnitz. — Härtel, Bürgermeister zu Schnee­ berg. — Hofmann, Burger zu Chemnitz. — Hommel,Handlungs-Commis das. — Kummer jun., Kaufmann das. — Klemm, Accis - Ober • Einneh­ mer daselbst. — Knauer, Apotheker zu Schneeberg. —. Lots, Kaufmann daselbst. — Frhr.v. Manteuffel, Vergass, das.

rn Chemnitz.

i i i i i i i i i i i i

i i

Hevr Meyer, n. Kkd, zu Schneeberg. — Parisch, Handelsmann das. Frau v. Petrrkowkka, Major, das. Hr. Rehm, Schullebrer das. — Scheidhauer, Ober - ELnfahrer daselbst. — Schildbach, C. H. Kaufmann das. — Schildbach, C. $< Kaufmann das. — Schluttig, Glashjndlerin Cbemn. — Schmidt, Kodak - Inspector zu Schneeberg. — Strauß, Steuer-Procurator das. — Thomas, Cantor das. — Thiele, Gerichts - Registrator zu Cbemmtz. — Uhtmann, Kaufmann in Schnee­ berg. — Webner, Thorschreiber in Chemnitz.i — Wiener, Kaufmann in Schneeberg.

Auf Veranlassung des Hrn. Anttshauptm. v. Gutschmid.

Durch den Herrn Accis- In­ spector und Bürgermeister Schultze.

Delitzsch. i i i i i i i i i

Hr. — — — — —

Bake. Ehrenberg, Senator. Hildebrandt, Gerichts-Director, Karthaus. Koppe, in Bitterfeld. Schulze, Accts-Insp. u. Bür. qermeister. *— Doigt. — Vogel. — Wachsmuth, Stadtschreiker.

Liir

Auf Veranlassang des Hrn. AmtShauptm. v. Gtttschmid. Dur cd das Stifts-Fräulein Anne von Glasen.

Dessau. 1 2 i i

Frau v. Berenhorst. Fraul. v. Gt^fep. Frau v. Harting. — v. Knebel.

Auf Veranlassung des Hrn. Amtshauptm. v. Gurschmid. Durch den .Herrn Kaufmann Carl G e r m a r.

Glaucha. 1 1 1

i j i i i i i i i i i i i i i i i i i x x

Hr Graf Ludwig v. Schönburg, Hin1er- Gtancka. Frau Gräfin Louise v. Schönburg. yr. Fischer, Apotheker. — Friedemann, Kaufmann. — Geisler, Oberförster. — Germar, C. Kaufnwnn. —Herrmann, K Kaufmann. — Herrmann, Gottfr. — Käufer, Reaieruugs - Director. —Kirscb, Kaufmann. —Kretzschmar, Advocat. — Lehmann, Amtmann. — Metz, Kaufmann. — Müller, Apotheker, — Petermann Wilh., Kaufmann, — Petermann Ludw. H:, Kaufmann, — Raum, Regierungs-Secretair. — Reichold, Obersteuer-Einnehmer, — Schaum, Kaufmann. — Schiffner, Candidat. — Thamerus, Superintendent. — Vogel, Baccalaureus. — Walther, Regierungs - Registrat. — Werner, Amtmann.

LIV Ex.

Auf Veranlassung des Hrn. 2smtW Hauptmann v. Gutschmid. Hartenstein.

Durch d.en Herrn Rath. Easp a r i. i i i i i i i i

i j

X i i i i i i i i i i i

Hr. Caspari, Rath zu Hartenstein. — Glanzet, Fabrikant zu Mülsen. — Größet, Cantor. — Haße, Wildmeister. Dem. Herfurth. Hr. Keitpflug, Rentamtmann. — Keßmodel, Inspector in Lößniz. — Meischner, D. u. Amtsphvsicus zu Hartenstein. — Meyer, Stadtrichter daselbst. — Meyer, Kaufmann zu Gößnitz. — Oppe, desgl. daselbst. — Reichel, Amtmann daselbst — Rietzsch, Amtsactuarius daselbst. — Richter, M. Pfarrer zu Mülsen St. Niclas. — Solbrig, Pfarrer in Mülsen St. Jacob. — Schill, Actuarins in Lösnitz. — Schnorr, Rath und Amtmann zu Hartenstein. — Walther, Kammerregistrator. — Wirthgen, Rentamtmann und Advoeat.

Auf Veranlassung des Hrn. Amts­ hauptmann v. Gutschmid. Durch den Herrn Kaufmann Rahlenbeck.

Hohenstein.

i i i i

i

Hr. Burckhard, Kaufmann. — Göbel. Habermann, Stadtschreiber. — Landgraf, Kaufmann. — Manius, desgl.

Hvhetifteirr.

i i x i i i i i i i

Hr. Mhtenbeck,. deszt. — Gewald. —Schmidt, Kaufmann^ — Schneider, des gl. — Schreck', desgl. — Tasche, dcsgl. — Trümmer, o. Med. — Vivie, Kaufmann, — Wagner, Pastor. — Werner, Kaufmann.

Auf Veranlassung des Hrn. Amts­ hauptmann v. Gutfchmid. Durch den Herrn Berg-Mei­ ster Oehlschlaget.

Johanngeor­ genstadt.

i i

: r r i i

i i i i i

i i

i i

Hr. Beer, General - Accis-Inspektor zu Johanngeorgenstadt. — Bonitz, Steuer-Prokurator zu Schwarzenberg. — Bonitz, Drathwerksbesitzer das. — D-gew, Apotheker zu Johannaeorgrnstadt. — Dörffel, Sradtrichter daselbst. — v. Elterlern, Hammerwerksbesi­ tzer auf Pfeilhammer. — Goldberg, Oberemfahrer zu Jo­ hanngeorgenstadt. —Gülden, Senator daselbst. — Grüner, Postmeister daselbst. — Kropp, Geqenschreiber daselbst. — Leistner, Kaufmann zu GrosPöhla. —- Nitzsche, Hammerwerksbesitz er auf Obermittweider Hammer. " —Oeblschlägel, Berg - Meister zu Johanngeorgenstadt. — v. Ouerfurrh, Lieutenant auf Forstel —. Rosenbaum, Banquier zu Schon, Härder Hanrmer.

1AI

Johanngeor­ genstadt.

i

i i i

Hr. von Stieglitz, Hauptmann in Breitenhof. — Wagner, Vice - Markscheider zu Johanngeorgenstadt. — Wolf, Bergschreiber daselbst, — Zeißig, Bürgermeister daselbst.

Auf Veranlassung des Hrn. Amts­ hauptmann v. Gutschmid.

Leipzig.

Durch den Herrn Wage-Director Götz.

i i i i 1 2 I

Hr. — — — — — — — —

I I

— —

I I I 1

— — — —

I

— — — — — — — — — — —

i i

1 I I I I I I I

Bauer, Kaufmann. Bargiel, Tontünstter. Bmrchardt, 0. Braune, Banquieur. Conradi. Edelmann, D. Pfeil. Friderici, Kaufmann. Götz, Raths Wage-Director. Großschupf, Bürgermeister und Gerichts -Direktor zu Delitzsch. Haberland. Hartmann, I. Kaufm. zu Frankenhausen. Kanne, Raths-Bau - Conducteur. Kerst. Klaßig, G. Kaffetier. Leisebein, General - Accis - Thor­ schreiber: MaerLer. Du Menil, Kaufmann. Müller, Organist. Oetzmann, b. Med. Peter, Spediteur und Gastgeber. Peters. Riese,I. A. Kaufmann. Rose. Rost. Siegel, Professor der Baukunst. Siegert, Theater-Mahler.

tvn kipxlg.

i i i 1 2 i i i i

Hr. Schiffner. — Schilbach. — Schultze, Cant. zuLibcrtwolkwitz. Schmidt, Destillateur zu Leipzig. — Taeschner, Apotheker - Inhaber, — Ullbncht. — Umbach, Schieferdecker. — Weber , Kaufmann in SchwabischGmund. — Wengler, Wachstuchfabrikant. Durch den Herrn Herrmann Freihrn v. Gutschmid, KreisAmts - Acceßist.

Hr. v. Erregern. — Domsch — Freiherr von Gutschmid, KreisAmts - Acceßist. i — v. Könnentz. i — v. Langenn. i — Graf v. Löben. i — v. Oertzen. i — V. Schonfeld. i — v. Schütz. i: — Starke. i — v. Uichteritz. i i i

Durch den Herrn Hofrath Rochlitz. i r i i i i 1 2 I 3 i I

Madam Beckmann. — Crapen. Hr. Eisfeld, D. und Professor Med. — Kaiser- Stadthauptmann. Frau D. Klug. Madam Limburger. — Ludwig. — Löhr. ,Frau v. -tzllandt. I Herr Rochlitz, Hofrath. i — Streglitz, Baum, und Canonicus. Mad. VvUsack. Herr Wiesand, D. jnris. -*• Winckler äurd. jur.

liVIH gjD.

Auf Veranlassung des Hrn. Amtshauptmann v. GutschmidDurch den Herrn Regierungs Rath Wachsmuth.

Merseburg. I I I I I I I I I

I I

I I I I

I I I t I I

I

Hr. v. Bodenhausen, Domherr. — v. Carlowitz, Gen.Major, Ritter, v. Grünberg, Cammerherr. — Grünt, Regierungs-Rath. — Graf Henkel von Donnersmark, Kammerherr u. Regierungs-Rath. — Heyer, Regierungs-Vice-Präsid. — v. Jasmund, Rtttm. u. Ritter. — Küttner, Regierungs-Rath. — Graf Kleist von Nollendorf, Ge­ neral der Infanterie, Gencralgouverneur des Herzogtums Sach­ sen, mehrerer Orden Groskreuz re. — v. KnoN, Regierungs-Rath. — v. Krosigk, Domdechant u. Re­ gierungs - Rath., — Krüger, Geheimex-Rath u. Regierungs- Drrector. — Nean der, Superintendent und Consistorial- Rath. — v. Pentz, Major. — v. Schönberg, Regierungs-Chef Präsident. — v. Schönfeld, OHerforstmeister. — Schultz, ReaierungS-Rath. — Stengel, desgl. — Wachsmuth, desgl. — Wachsmutb, Ober - Land » Ge­ richts - Rath in Naumburg. — Weiß, Regierungs-Rath.

Auf Veranlassung des Hrn. Amts­ hauptmann v. Gutschmid. Meuselwitz b< Altenburg.

Durch

x

den

Herrn Diaconus Sachse.

Hr. Sachse, Diaconus.

MeüHltr!itz bei Altenburg.

r i

— SckilUng, Gerlchtß-Director. -* Schreckenberger / Oberpfarrer u. Adjuncr.

Auf Veranlassung des Hrn. Amtshauptm. V. Gutschmid. Durch den Herrn HofraLh Ströbel.

Rochsburg.

2 i

i

i i

^rau Ernestine Gräfin v Schönburg, yr. Richter, Secretair u. Ämts-Acru«rru6. — Schmidt,- Amts - Steuer - Ein­ nehmer u. Registrator. — Srröbek, Hofrarh u. Amtmann. — Unger, Amts-Richter.

Auf Veranlassung des Hrn. Amtsahuptmann v. Gutschmid. Durch den Herrn Justiz-und Reni -Amtmann Wankel das.

Stollberg.

f.

T I I I I

Hr. Glü^, Stadtrichler in Zwönitz. Philippi, 3« Grün ha in. — Sendig, Fabrikant zu Zwönitz. - Doigt, Amts-Act. zu Stollberg. — Wankel, Amtmann daselbst. Die Donnerstags-Gesellschaft das.

rx

er. Auf Veranlassung des Lrn. AmtShauptm. v. Äutschmid. Durch den Hrn. Superintens dent D. Caspari.

Waldenburg.

i

i i

Durch Altenburg.

Hr. Caspari, D. Superintendent zu Waldenburg. — Caspari, D. Stadt - Phsicus zu Chemnitz. — Graentz, M. Rector zu Walden­ burg.

anderweitige Bemühungen. Er2 I

Durch Herrn Schnuphase.

Hr. Hase, Consistorialsecretair Hofadvocat. — Schnuphase, Buchhändler.

Berlin.

4

— Meweg, Buchhändler.

Chemnitz.

i

— Starke, Buchhändler.

Dresden.

und

Durch die Arnotdsche Buch­ handlung.

Frau Herzogin zu Curland und Sa­ ga« Durchlaucht. i Herr von B ***. — Cotta, Oberforstrath in Tharandt, i — Haase, Professor. i Frau von Hellmolt. i Hr. Hempel, Kaufmann in Dippoldiswalda. i von Manteuffel, Hofrath. i — Nieritz, Hülfslehrer an der Neu­ städter Armenschule. i — Marquis Alexander Piatti, Ge­ heimer Rath. 1 4 Frau Gräfin von der Recke.

6

I/XI

Drrsdem

Frankfurt a. M. Gera.

Ex. i i i i i

Durch die Hilschersche Buch­ handlung. i Hr. Klemm, Steuerrevisor. i Frau von Thielau, Kammerherrin auf Derschen. i Hr. Vogetgesang, Calculator. i Herrmannsche Buchhandlung. i Die Heinsiussche Buchhandlung.

Grimmai i i i i i i i

Hamburg.

Hr^ Roch, Procurat. Amtm. in Meißen. Die Grohröhrsborfer Schulbibliothek. Hr ©ras von Wallwitz, Geh. Rath. Frau Gräfin v. Wallwitz, Geh. Räthitt. Hr. Aschille, Geheimer Canzelist.

io

Durch bi e Göschensche Buch­ handlung. Hr. Füllkruß, Amts - Steuer - Ein­ nehmer. — Kuntze, ir Lehr, der Töchterschule. — Müller, Poft-Secretair. — Rau. — Schmaler, Amtshauptmanusch. Secretair. — Segnitz, Erbamtmann. Ein Ungenannter. G. J. Herren Buchhändler Hofmann und Campe.

Leipzig.

6 Die Reinsche Buchhandlung.

Lübben.

3 Herr Gotsch, Buchhändler.

Weimar.

Durch die Herren Buchhänd­ ler Gebrüder Hofmann.

i Marie Louise Alexandrine, Herzogin zu Sachsen, Hoheit. i Marie Louise Auguste Catharine, Her­ zogin zu Sachsen, Hoheit. i Fräulein von Baumhach, Hofdame i Ihrer Königl. Hoheit der Grvtzhel-zogin.

J-X1I

Weimar.

i i i i

i i

i i i i i l

i i

1 i > I

Frau Ober - Cammerherrin v. Cgloffftrm, geb. von Aufseß. Frau Gräfin Caroline v. Egloffstein, Hofdame Ihrer Kaiserl. Hoheit der Crbgrvßherzogin. Frau Ministerin von Fritsch, geb. v. Wolssleet. — Gräfin Constanze v. Fritsch, Hof­ dame Ihrer Kaiser!. Hoheit der Erbgroßherzog-in. — Cammerrärhln von Göthe, geb. von Pogwisch. — Gräfin von Henket von Donners­ mark , Obcryosmeiftentt Ihrer Kaiserl. Hoheit der Crbgroß^err zogin. Frau v. Hopffgarten, geb. v. Fritsch, — Regicrungsräthin von Mandels­ loh , geb. v. Mllkau. — Gräfin von Marschall, geb. von Alten. — v. Münchhausen, geb. v. Rumohr. — von Pog wisch, 5)oft)ania Ihrer Koni gl. Hoycit der Großherzogin. —r Gräfin von der Schulenburg, Obcrvofmersterln Ihro König!. Hohen, der Großherzogin. Hr. Ten scher, Diae. in Blanienhavn. — vf Thomson, Kaiserl. Russischer Rittmeister. Frau Karonene v. Wetthern, geb. von Rothberg^

Durch die Bemühung des Herrn Kreis­ hauptmann von Zeschau . . . 960 Ex. Durch die Bemühung des Herrn Acktshauptmann von Gurfchmid . . 323 — Durch anderweitige Bemühungen 8l — 1364 Ex.

LXIII

Nachtrags - Verzeichniß der Subscribenten.

Durch den Herrn Kreis - Hauptmann von Zeschau. i

Exempl.

Jhro Durchl. der Fürst Poutiatti in Klein­

zschachwitz. 1





Jhro Durchlaucht die Fürstin Paar in Prag.

Zn Prag: 2



i i





Frau Gräfin Clamm Gallas.



Herr Graf Joseph Thun.



Herr Graf Caspar Sternberg.

1





Herr Graf Lubienski.

2





Frau Gräfin Brühl.

6





Frau Gräfin Thun auf Tetschen.

Zn und bet Stolpen: 1 8 2



— Herr von Teubern.

— —



— R. G. Richter.



— Fr. G. Schmalz.



— Fr. W. Rodig.

i



i

— —

— I. B. Nake.

i





— D. Fritzsche.

t





— G, Hoffmann.

LX1V

i

Exempl.

i

— —

T

i

i

Herr 1VL Roth, ?.

— E. A. G. Leyler. Pastor Ziegler,

_ — —

— Pastor Körner.





Herr Bieland, Richter daselbst,



Herr Hofmann, Gutsbesitzer in Reick.

i



I

— —

Herr Major von Dreymann, Gutsbesitzer in Großzschachwitz.

r

— —

Herr Pastor Klien in Neustadt bei Stolpen,

i

— —

Herr Advokat Kuhn in Dresden,

i





Frau Kriegsrathin Huandt.

i



— Herr Lieutnant Stricker, Gutsbesitzer in Bta-

1



— Herr Wolf, Schullehrer in Striesen.

sewitz.

Durch die Arnoldische Buchhandlung in Dresden: 2

— —

T





Herr H. G. Großmann in Pirna.

Herr Landrath Baron von Löwenstern.

I

n

h

a

l

t

Bitte für dir Kinderwelt. Von Arthur v. Nordstern. E.

r

Gebet.

*—

3



5

Von W. Groß.

.

.

.

Einige Worte über die WaisenversorgungS-Anstalt zu

Pirna, von Dr. Schmalz.

.

.

Lied der Mutter an der Wiege ihres Knaben. Von

Vrener, mit Munk von M. v. Weber. . Die

Waisenkinder.

Die

drei Lenze.

Die

segenbringende Waise.

Elegie.

Von Th. Hell.

.

Von Agnes Franz.

Frühlings-Kantate.

Von Stöber.

16

.



20

Von Tiedge.

.

. —

33

.

. —

35

. —

36



39

.

Miese-Wässerchen, Mahrlein von Fr. Kind.

Das Vergißmeinnicht. Von Wilibald.

Freuden der Kindheit.

.

.

— 59

Von A. vom Nordstern. — 61

Franz und Fritz. Erzählung von de la Motte Fouque. — Des Vaters Rückkehr.

Die Bettlerin.

Von Haug.

Rath für's Leben.

67

Von A. vom Nordstern. —137

Pädagogische Kleinigkeiten. Der Schiffsbrandt.

14



Von G. F. Marsch. — 23

Von L. Robert.

Tas Blumenbett.



.

.

Von C. W. Contessa. Von K.

Beitrage für den Waisensreund.

v. Manteuffel.

.

Von Jean Paul.

.

— 142

— 144

.

— 155

.

— 161

Von Freiherrn .

.

—165

Das Große im Kleinen, von Fr. Kuhn. . S. i$i Kampfes-Segen. Don Fr. Graf v. Kalkreuth. —186 An Ca je tan von Meiller. Don Sch in k. — 189 Gefangennehmung und Befreiung des letzten Kö­ nigs von Pohlen. Von Elisa v. d. Reck. — 192 Die stille Welt, von Vuri. . . — 205 Maria Gräfin von Zinsendorf, von Hasse. . — 207 Der Mutter Herz nach dem Tode, von Hasse. —229 Mein Trost. Von F. E. Schön Heide. . —229 Das Altarbild. Von Gustav Schilling. . —23.1 Trost am Grabe. Von Carl Förster. . — 242 Des Pastor Lehmann letzte Worte. Von Tiedge. —244 Trost im Tode. Von Fr. Graf Kalkreuth. —262 Das Auferstchn. Cantate, von A. Wendt. —264 Elisium. Von E. Re in da hl, geb. Rallmann. —268 Fluch und Segen. Drama von Houwald. — 271 Abendlich. Von Wilibald, mit Musik von Barensprung. . . —346

Bitte für die Kinderwelt.

Der Zeit und Zukunft ewig überschaut,

in's Leben ruft, die Kindheit anvcrtraut

den Engeln zum Geleit bei schwanken Schritten;

der das Gebet des Glaubens nie verwirft. Er sprach durch Ihn, der für uns All' gelitten, „der Vater weiß was ihr bedürft noch eh ihn seine Kinder bitten! “ *)

Drum steift zu Ihm, der Sterbliche erkor für's Ewige, ein ernst Gebet empor,

und theilt den reinen sternenlichten Aether. Zm Hochgefühl das Aller Herzen schwellt

flehn sie, dxr Menschheit ächte Stellvertreter Den Segen für die Kindenvelt erflehn die Mütter und die Väter! Ein kräftiges, ein fröhliches Geschlecht,

der Pflicht getreu, stets ehrend Andrer Recht,

gehorsam, mäßig, dankbar, gottergeben, nicht laß im Wohlthun, noch bei Arbeitsmühn, i) Matth. VI. 8. aB«lf. I.

2

es wachs' empor für ein beglücktes Leben

wie Rosen die bas Haus umblühn, wie um den Tisch die schlanken Reben!

Des Hausstands Wohlfahrt ist dem Ewgen werth

„Macht Dahn Ihm der da sanft herniederfährt! “ -) Freut euch vor Ihm," der zu den stillen Kreise» deS Aelternglücks die Vaterblicke senkt!

„Der Wittwe Richter, Vater aller Waisen" 3) der den Einsamen Kinder schenkt," »)

Zhn-sollen unsre Psalmen preisens

„Der Kleinen Engel die »zn Throne stehn allzeit das Angesicht des Vaters sehn!" 5)

„Wehrt nicht den Kindlein welche zu mir kommen, denn solchen ist bestimmt das Gottesreich l" 6)

„Wer solch ein Kind in meinem Namen, frommen

Bertraun's, aufnimmt, har mich, zugleich Zhn der Mich sandte, ausgenommen!" 7) So zu den Kindlein die man zu Ihm trägt der Heiland sprach und herzte str und legt 2)

Psalm lXVIII. 5.

Z)

ebeiid. 6.

4)

ebend. 7.

5) Matth,

xvhi.

io.

6) Matth. XIX. 14. 7)

Marc. X. >4.

stillschweigend seine Hände ans die Kleinen. 6) 0 dieser Gegen ist der Hoffnung Hort für Pflege derer die er nennt die Selfltw 0 dieser Segen währt, bis dort uns wird Ein Vaterhaus vereinen. Arthur vom Nordstern.

Gebet.

Vater, wie groß bist Du! Dort wo die nebiichten Flecken sich zeigen Nennt dich der Sterne unendliche Reigen, Tief in des Meeres grausender Nacht Leben die Zeugen der schaffenden Macht. Vater wie groß bist Dul

Alles erforscht Dein Blick! Du ergründest des Herzens Tiefen, Weckst Gefühle, die einsam schliefen. Kennst der Zukunft verborgenen Pfad Und der Gedanken heimliche Saat. Alles erforscht Dein Blick! g)

Marc. IX. 37.

stillschweigend seine Hände ans die Kleinen. 6) 0 dieser Gegen ist der Hoffnung Hort für Pflege derer die er nennt die Selfltw 0 dieser Segen währt, bis dort uns wird Ein Vaterhaus vereinen. Arthur vom Nordstern.

Gebet.

Vater, wie groß bist Du! Dort wo die nebiichten Flecken sich zeigen Nennt dich der Sterne unendliche Reigen, Tief in des Meeres grausender Nacht Leben die Zeugen der schaffenden Macht. Vater wie groß bist Dul

Alles erforscht Dein Blick! Du ergründest des Herzens Tiefen, Weckst Gefühle, die einsam schliefen. Kennst der Zukunft verborgenen Pfad Und der Gedanken heimliche Saat. Alles erforscht Dein Blick! g)

Marc. IX. 37.

4 Gott Du bist »ah und. fern !

Schwebst auf de« Frühroth« purpurnem Flügel, Wie auf des Meeres beweglichem Spiegel,

Lebst in dem Aufruhr des wogenden Schaums Und im leisen Rauschen de« Baum«.

Gott, Du bist nah und fern!

Unerforschlich bist Du!

Wie Du des Schicksals Faden gesponnen.

Hak kein Verstand den Verständ'gen ersonnen; Urquell der Weisheit! gütig und mild Hast Du des Sterblichen Pfade verhüllt.

Unerforschlich bist Du!

Vater, die Liebe bist Du! Ob wir auch frevelnd der Tugend entsagen,

Und des Schicksals Wege.verklagen. Doch ist Dein Auge nicht abgewandt,

Auf uns ruht Deintz segnende Hand

Vater dir Lieb« bist Du! Wilhelm Groß.

Einige

SB o t t «.

über

dke WatseiiversorgungS • Anstalt zu Pirna.

Dem wohlwollenden Leser wird t< angenehm seynzu erfahren, wer die Waisen find, weich» so mNI« Theilnahme erwecken, und um welche fich Hier auf­ neu« ein liebender Kreis talentvoller Männer schließt." Darum will ich es in demselben niederlegen, wie in de» Zeiten des Elendes und V«S Jammers die.Havd der Vorsehung über diese'Btrlaffenen waltete, wie tausend hülfroiche'Hände nahe uNd ferne sich Zotenihnen Unheil- iw Segen zu wandeln, und wie an­ der unerschöpflichen Quelle der ewigen Liebe, da, wo nur Vernichtung drohte, ihnen , «in neue- Leben, und eine Anstalt hervorging- die sich jetzt bereits nicht mehr begnügt, schon geschlagene Wunden zu heilen, sondern vertrauenSvoll.de» schützenden Arm­ in ferne Zelten hebt. Die Unglücks f schwängern Wolken des Krieges hatten sich im Jahre igiz über die Ane» gezogen/ die von der böhmischen Grenze zu den freundlich­ sten Gestaden der Elbe führen, und vernichtet, was

6 daS Bedürfniß, die Bequemlichkeit, die Freude im

langen Frieden sorglos geschaffen hatte. losen Bewohner,

Die schuld­

von dem grausamen Wechsel des

Glückes betäubt, waren, der empörenden Mißhand­ aus den vor ihren Augen zerstörten

lungen müde,

Wohnungen geflohen,

in Wäldern und Felsen jam­

mervolle Ruhe zu suchen, nur den Säugling schützend, den hoffnungsvollen Sohn, die geliebte Tochter ret­

den

duldeten sie den Verlust ihrer Habe-

Gern

tend.

nagenden

Mangel,

die

drückenden

Sorgen,

reich noch immer an Trostsprüchen für die lieben

Aber unerbittlicher,

Kleinen. —

als die wilden

Zerstörer ihres Glückes, brach ein neuer Feind, die verheerend hervor,

Kriegespest,

den Trümmern,

räumt hatte.

und wüthete auf

die der Gott der Schlachten ge­

Die Stille der GrabeSnacht ruhte

jetzt auf den jämmerlichen Resten des vorigen Wohl­ standes,

nur unterbrochen von dem fernen Donner

des Geschützes,

de« den Gefallenen den Fall de«

Brüder grausend verkündete.

Da zuckte der Todes­

engel langsam und schauerlich das Schwert,

die Stützen der Kleinen fielen, konnte.

und

ehe Hülfe nahen

Achthundert solcher Verlassenen, die da waren

ohne väterliche und mütterliche Pflege, ohne Obdach, ohne Kleidung, ohne Nahrung, an denen größten-

theils

der

Zahn

zerstörender

Krankheiten

nagte.

wurden allein im Amtsbezirke Pirna gqählt,

als

die Sorgfalt des Staates das väterliche Auge wieder aufschlagen konnte.

Eine noch größere Anzahl hülf«

loser Kinder rief in dem übrigen Meißner Hoch,

lande auch vergeblich die geliebten Namen

Vater

und Mutter.

Aus Trümmern wandelten sich Wohnungen, ans den Aeckern keimte die frische Saar,

der betrübte

Gatte fand Ersatz im neugewählten Gatten,

aber

diesen Verlassenen kehrte der Vater nicht, die

ach!

Mutter nicht wieder!

Siehe!

Da blickten freund­

liche Engel von nahe »nd ferne hin auf die Stätte der Zerstörung, und spendeten die Fülle der himm­

lischen Liebe.

Tausend Arme hoben sich die sam-

mernden Kinder aufzunehmen;

Mutterfreude» zn bereiten.

ihnen Vater

»nd

Edle Frauen pflegten

die Kranken, kleideten die Nackten, und übergaben sie den neuen

Wohlthätern mit den Gefühlen des

Dankes, als geschähe die Wvhlthat ihnen.

Reiche

Spenden häufte das Vaterland, häuften die Drüdet

in den benachbarten Staaten jedes Standes und je­ der Confession. überreiche Gabe» die Edlen Englands.

So keimte, gehoben durch die Alles erwärmende

Liebe,

aus dem tiefsten Elende der Segen,

denn

als man die Gaben zählte, war es mehr, als genug.

Darum überlegten die Verwalter derselben, daß es

ssch wohl zieme, sticht edlen Thäterin Denkmal zu stiften, was den Wanderer erinnere, :dast in dem Buche des Lebens geschrieben stehe: es seix die Hülfe

am nächsten, wo die Noch am größten; — und gingen bescheiden zwar, und nicht , zu. .Großes

hoffend, aber im vollen Vertrauen auf das gute Werk- .an die Ausführung.

Durch die treue Müh-

waltung der Lehrer der Religion, waren von jenen Gaben angemessene Unterstützungen an die noch un­

versorgten hüiflosen Waisen jedes Ortes ausgetheilt worden. Von diesen wurden achtzig ausgewählt, ein zweckmäßiges Grundstück ward gekauft und ein­

gerichtet, und jenen

Waisen ein Lehrer und ein

Paar braver Eheleute vorgesetzt,

die Vater - und

Mutterstelle an ihnen vertreten sollten; •— so ent­

stand denn die Waisenversorgungs - Anstalt zu Pirna, die damals, im Zahre 1314, zwar blos darauf

berechnet werden konnte, diese Aufgenommenen bis in das i4te Zahr zu erziehen, die aber gegenwärtig von denselben bereits 37 wohlerzogene Knaben und

Mädchen versorgt, den Abgang mit andern unglück­

lichen Waisen ersetzt, und die frohe Aussicht hat, die Bande der Liebe, die das Wohlwollen um sie schlingt, noch um viele Tausend Zammernde zu winden.

Denn immer neue Theilnahme, immer

neuer Segen tränkte die emporsprossende Pflanze.

Ges Mgeliebten Königs 'Auge ruhte auf ihr mft , Wohlgefalkn,

es .rntwickekte

sich ein Verein der

Edelsten dirs Landes zu ihrer jährlichen Unterstützung;

aus den Freuden des Weihnachtsfestos floß ihr lie»

Levolle Nahrung zu, und selbst die vorliegende gei­

stige Spende soll und wird sie kräftig erfrischen. .Bei diesem allgemeinen Vertrauen war es aber auch das heißeste Bestreben des freiwilligen Vereines derjenigen.Männer, welche die nächste Aufsicht über

Liefe Anstalt:führen, zn vervollkommnen,

sie auf die möglichst« Weife und zwar nur durch die mög­

lichste Einfachheit in Lehre und Thun,

durch den

innern Geist der Liebe und Zweckmäßigkeit,

die höchste Sparsamkeit und

Thätigkeit;

durch

und

in

wie weit dies bisher ausgeführt und gelungen ist,

will ich. noch kürzlich darchun.

Wer unsere Anstalt mit Sorgfalt in Augenschein

nimmt, wird eS bald gewahr werden,

daß st« ein

in sich geschlossenes Ganze, und als solches das Bild

einer frommen, arbeitsamen, sparsamen nnd dadurch glücklichen- Familie darstellt.

Ein

ausgezeichneter

Lehrer, der, vom innern Eifer getrieben,' seine ganze

Zeit dem Wohle der Schüler widmet, nicht nur,

ihren Verstand zu bilden, grlehret,

versteht es

durch seine fromme Lehre ihr Herz und

unmittelbar

in

sondern auch,

was er

ihr Leben überzutragen.

10 Der fromme Sinn der Kinder, ihre Eintracht, ihr

Gehorsam, ihr« Thätigkeit, ihre Fröhlichkeit, ist da­ von Zeugniß. ' Wer ihre Erbauung und ihren -Ernst bei den Religions-Uebungen, oder im Gotteshanfe»

vom kleinsten bis zum größten,

wer ihre gespannte

Aufmerksamkeit bei dem Unterrichte, wer ihr gegen» fettiges freundliches Betragen,

und gelehrige Regsamkeit

wer

die Ordnung

bei ihren Arbeiten und

ihr freies heiteres Benehmen beobachtet,

wird eS

Mit den Vorstehern der Anstalt erkennen,

wie viel

diese dem wohlwollenden einsichtsvollen Manne schul­ dig sey.

Daß unter einer so großen Menge Kinder

von den verschiedensten Anlagen, von größtentheilS

vernachlässigter Erziehung, die stets in so enger Be­ rührung unter sich stehen, Zwist,

ein

gehässiger nie,

nur

selten

ein kleiner

wahrgenomnwn wird,

daß düs Wort der ernsten Liebe jede Zuchtruthe und jede Strafmethode verbannt hat, ist nur sein Werk.

Ein

schöner,

wohlanzuschauender

große Versammlung dieser Kleinen welchem sich der Neuling,

Stamm ist die

geworden,

in

hätte er auch di« übel­

sten Anlagen und Gewohnheiten, bald veredelt.

Aber sie dürfen auch die Namen,

Vater und

Mutter aus reiner und voller Brust rufen, die braven Eheleute, ihnen vertreten sollen,

denn

weiche die Stelle der Eltern

zeigen ihnen gleichen Ernst

und gleiche Zärtlichkeit.

Ohne irgend einen Aufwär­

ter oder Gehülfinnen zur Seite zu haben/ führe«

diese die Kinder, mit Hülfe des Lehrers, zu allen Ar­

beiten des Hauses, die es bedarf.

Nach Vollendung btt

Schulstunden sieht man die Knaben — unter Ansicht rung des Lehrers nNd Vaters den Acker und den Gar­ ten bauen, das Brennholz herbeiführen und bearbeiten»

das Leinen spinnen, ihre Strümpfe und Schuhe selbst

fertigen,

kleine Wirthschaftsgeräthe bereiten/ und

überall thätig seyn,

die

Bedürfnisse der Familie

selbst zu fördern, — die Mädchen,

unter Leitung

der Mutter- Küche und Keller besorgen, das Brov

backen, das HauS reinhalten, Kleider und Wäsche nähen,

und mit jeder Art weiblichen Arbeiten sich

beschäftigen,

daß es eine Lust ist,

die allgemeine

Regsamkeit dieser Jugend zu betrachten. Eben diese ununterbrochene Thätigkeit und die Mannichfaltigkeit ihrer Arbeiten,

von welchen die

Früchte sie vor Augen sehen und genießen, ist eS, was

sie unmittelbar ins geschäftige Leben führt, was sie rein und fleckenlos erhält an Geist und Körper, was ihnen die unschuldige Heiterkeit giebt, und Thorheit

und Laster entfernt, die «ine Anstalt,

aber auch Ersparnisse zuläßt,

ohne die Einrichtung,

sonst nie

gewinnen kann. Mit weiser Vorsicht werden die Kinder jedoch mir

12 für bett Stand erzogen, aus welchem sie gekommen sind.

Lesen, Schreiben, Rechnen, Zeichnen, Sin»

gev,

Geographie und ein Theil der Geschichte de»

schränken ihren Unterricht, außer der Religions-Lehre,

und der moralischen Bildung, worauf der vorzüglichst« Fleiß gewendet wird.

Es wird ihnen unablässig ein­

geprägt, 'daß ihnen,, die durch die Liebe Anderer

erhalten werden, es besondere Pflicht sey, für Ander« «inst liebevoll und dienstfertig- zu leben.

Und in dieser Frömmigkeit,. dieser Arbeitsamkeit, dieser Demuth, diesem nüchternen Leben find unsere

Waisen eben so glücklich als gesund.

Es ist1 wohl

«ine Freude, diese Kleinen, die grbßtentheils schwach Und kränklich die Anstalt betraten, jetzt in der Fülle

der jugendlichen Kraft,

mit den frischen Wange«,

den Augen voll Leben und Feuer, und dem Ausdrucke der kindlichm Fröhlichkeit und Lust zu sehen. —

Nur selten werden sie mit Krankheiten heinigesuchk/ und- die Krankenzimmer stehen, eine Epidemie eintritt-

wenn' nicht irgend

in der Regel leer. * Vom

Anfänge der Stiftung an, seit 7 Jahren, wurden nur zwei Kinder,

die mit unheilbaren Krankheiteit

aufgenommen wurden, eine Beute des Todes.. Manche

häusliche Freude würzt zugleich', ihr

jugendliches Leben.

den oft von den

Meilenweite Spaziergänge wer­

sämmtliche» go Zöglingen,

blos

unter Anführung des Lehrers, nicht in gezwungener Ordnung,

sondern ungebunden,

wie sie sich, selbst

gruppiren wollen, angestellt, der Mittag in einer be­ nachbarten Stadt,

oder auf freiem Felde gehalten,

und unter muntern Gesängen,

und fröhlichen Ge­

sprächen der Heimweg angerreicn.

Die langen Win­

terabende gewähren manche scherzhafte Unterhaltung, der Mittagstisch und die Arbeiten selbst sind durch Frohsinn und heitere Mittheilung belebt.

Das allge­

meine Fest Glückliche! nicht andre Rosen

brauch' ich, auf Dein Bett zu streun,

als die Deine Wang' umkosen und das Mutteraug' erfreun. Könnt' ich immer doch bewahren

Dir das reine Nosenblut, schützend Dich vor den Gefahren wilder aufgeregter Gluth! — Stört' Ihn etwas, sollt' Er ahnen dunkler Geister nahes Wehn?

«s

... soll der Schmerzenszug mich mahne», daß sie neidisch lauernd stehn? Liebe 'wacht ja ob der Wiege,

winket jeden Störer fern, und ein frommer Spruch besiege schnell die Macht vom üblen Stern! — Za! es ist, vorübexgangen was Dich,, Kleiner, hat gestört; Lächeln zieht nm Deine Wangen und — die Mutter ist erhört! —

Wie die kleine Hand.so niedlich und doch auch so fest er schließt: traun, das schauet gar nicht friedlich, zeiget welch ein Schelm Du bist! , Doch schon recht! mög' immer Stärke Dir der gute Geist verleihn und die kleine Hand zum Werke, das er Dir bestimmte, weihn! Aber was Dir auch befchieden Eins nur fleh' ich immerdar: Gott erhalte Dir den Frieden in dem Herzen treu und wahr! Milder macht er jeden Kummer, süß die Freude, leicht die That, sanft des Greises kurzen Schlummer, reich des Erdenlebens Saat!

L. Brest er.

Die Waisenkinder.

Bey de- Goldes-Mächr'ger Fülle Da- er wuchernd sich erpreßt, OhneGluth im kalten Osch, Nagend einer Rinde Rest, Saß dev Geitzigt, und zählte Seiner Tausend Uebrrschuß, Die doch bald der Unvrrmählte Frohen Erben lassen maß.

Horch, da singet auf der Straße Laut ein armes Kinder-Chor, Das den Vater und die Mutter Ach! so frühe schon berlor. Singet vor der Reichen Thüren Wie die Armuth bittend spricht, Milde Herzen leis zn rühren, „Jesu meine Zuversicht." Und es klopft «in kleiner Finger An sein Zimmer schüchtern an. Daß den Ton vor Goldes - Klange Er nicht einmal hören kann; Etwas stärker klopft's dann wieder. Voll Verdruß ruft er, „herein!"

Und läßt schnell den Deckel nieder

Auf des Mammons eh'rnen Schrein.

Und ein Knabe tritt bescheiden Zn das Zimmer, bittet lind Nur um eine kleine Gabe, Als ein armes Waisenkind, Für die Brüder und die Schwestern. ?(6cr der, mit hartem Ton: „Willst die Obrigkeit Du lästern?

Die sorgt für Euch alle schon!

„Schämst Dich nicht mir das zu sagen

Ueberkecken Angesichts? Kann mich selber kaum ernähren. Für Euch Bettler hab' ich nichts! “ Stößt den Knaben aus der ^hüre.

Schließt sich mit dem Mammon ein, Daß er keine Zeit verliere Wieder ganz ein Sclav zu seyn.

Traurig wankt der arme Knabe

Eine Treppe höher auf. Doch es stärkt der Brüder Singen Zhn in seinem bangen Lauf, Die vertrauend dem Allweisen

Welchem ird'sche Schätze Spott, Singen sie, den Herrn zu preisen:

„Meine Hoffnung steht auf Hoy. “

WMrntreund. I.

18

Offen ist das kleine Zimmer, Arm, doch reinlich ausgekehrt. Ein« Mutter drinn den Töchtern Zarte Mädchenarbeit lchrt. Und mit hochverklärten Blicken Neben ihr ein schlichter Mann Hebt, mit dankendem Entzücken, Seine Hände himmelan. Eintritt frohen Muths die Waise: „Guten Leute, vor der Thür, Singen bittend die Geschwister! “ „„Knabe, sey willkommen mir!"" Ruft der Mann, „ „Dich hat gesendet Mir der Golt, der Kindern sich Hat als Vater zugewendet, Za, er sandte sichtbar Dich. „„Sieh, ich bin ein armer Schreiber, Lebe nur von kargem Sold, Aber Weib tmb Kind beglückest Mich weit mehr als alles Gold, Und mein Sohn ist heut' geworden Mitgenosse seines Herrn, Weil Verdienst sein Ehren-Orden, Treue sein Zuwelenstern. „„Da! gieb das den andern Waisen; Zsr mein ganzes Bischen Gut; Aber besser es doch nirgend-

rAlS in solchen Händen ruht. Und Dich will ich auferziehen Wie ich's meinem Sohn gethan; Gnade hat ihm Gott verliehen. Dir auch zeigt er rechte Bahn. ““

Und der arme Knabe weiß nicht. Wie auf einmal ihm geschehn. Hat ;r doch noch nicht den Reichthum In der Ärmuth Glück gesehn. Hat er doch noch nicht geschauet Lästigen BesiheS Schmerz, Und wie Segen niederthauet Auf ein stillzufried'nes Herz.

Redlich trägt er jene Spende Zu den andern Waisen hin. Segen wird die Gabe bringen Mehr als reicherer Gewinn. An des Armen Scherf, gegeben Aus recht treuer, frommer Brust, Hat ja der Erbarmer eben Seine wahre Vateriust.

Und am andern Tage.ruhet Schon im Vater - Mutterarm Der verwaißte Knabe wieder, Treu gebettet, gut und warm, lind Wächst auf gleich einer Arhre



Unter Thau und Sonnenlicht; Daß sich's klar an ihm bewahre: Gott verläßt die Kinder nicht.

Theodor Hell.

Die drei

Lenze.

Wie schön, wenn sich auf Lichteswellen

Der junge Lenz herniedersenkt,

Zm Hain die zarten Knospen schwellen» Und Blut' um Blüte froh sich drangt;

Und jede Nacht-in dunklem Schleier Ein neues Wunder still erzeugt,

Dis es der hellen Morgenfeier In Färb und Duft entgegensteigt.

Wie hoch entzückt das stille Schauen Zn dieses große Auserstehn,

Der Himmel scheint herabzuthauen Und selig in uns einzugehn! —

Doch blüht noch ein Frühling, gar heimlich-verborgen

Zm tiefen Gemüthe, — der gleichet an Pracht Des Jahres entzückenden rosigen Morgen



Unter Thau und Sonnenlicht; Daß sich's klar an ihm bewahre: Gott verläßt die Kinder nicht.

Theodor Hell.

Die drei

Lenze.

Wie schön, wenn sich auf Lichteswellen

Der junge Lenz herniedersenkt,

Zm Hain die zarten Knospen schwellen» Und Blut' um Blüte froh sich drangt;

Und jede Nacht-in dunklem Schleier Ein neues Wunder still erzeugt,

Dis es der hellen Morgenfeier In Färb und Duft entgegensteigt.

Wie hoch entzückt das stille Schauen Zn dieses große Auserstehn,

Der Himmel scheint herabzuthauen Und selig in uns einzugehn! —

Doch blüht noch ein Frühling, gar heimlich-verborgen

Zm tiefen Gemüthe, — der gleichet an Pracht Des Jahres entzückenden rosigen Morgen

Wenn er.von dem Kusse der Sonne-erwackt. Und wo er sich zeiget, da treiben und drängen

Gestalten und Bilder sich fröhlich hervor. Da droht er gewaltig den Busen zu sprengen. Den er sich zum schweigenden Tempel erkor.

Und suchst D« di- Blüten? —

so

späh' in de»

Reichen

Der heiligen Kunst, die sie heimlich ernährt,— Wohl sind sie den Blumen an Reitz zu vergleichen.

Doch haben sie höher» unsterblichen Werth! —

Stumm sehen wir in sel'ger Wonne Des Künstlers hehre Schöpfung blühn. Das Feuer einer höher» Sonne

Scheint wunderbar daraus zu glühn! Es pocht das Herz in süßem Beben

Und weint in banger Ungeduld:

„O tret es freundlich in das Leben Das süße Bild voll Lieb' und Huld! — “

Doch unbefriedigt bleibt das Sehnen! Es kehrt betrübt der düstre Blick

Vom Vlütenlen; des höchsten Schönen Zum Schooße der Natur zurück. —

Da winket ein freundlicher Engel, und hebet

Den Schleier vom fröhlichsten Lenze empor, —

SS



Und sieh', von dem Geiste der Liebe belebet, Erblick ich die Mutter im jubelnden Chor. Frisch lächeln die Dlumrn, die still sie erzogen,

Die lieblichen Kinder im traulichen Kreis; Den Thau frommer Lehre, den früh sie gesogen.

Er wuchert in ihnen, ein grünendes ZleiS l — O schönes Entfalten, o heilges Erziehen! Was kommt dir an hoher Deseligung gleich? WaS Frühling und Kunst uns in Ahndung verliehen. Das keimt in der Lieb« unendlichem Reich l Agnes Franz.

Die fegenbrkflgende Waise.

Kein Mährchen.

F., Lehrer an der großen Schule einer mehr als mittelmäßigen. Prov.tnzialstadt, traf auf einem seiner gewöhnlichen Spaziergänge, die er in der kurzen Muse» zeit die ihm ward, sowohl der Bildung seines eigenen Herzens wegen, als um sich zu erholen, an­ stellte, einen halbnackten Knaben an, der vier wei­ dende Ochsen hütete. Der Knabe heftete seine Augen ««verwandt auf die Figuren, so er mit dem Stocke, woran seine Peitsche befestiget war, in den Boden grub. Was machst du da für Figuren, Kleiner? fragte F. — Wie auf einer unrechten Handlung ertappt, fuhr der, wie Archimedes über seine Figu­ ren nachdenkende Knabe, erschrocken auf, blickte F. furchtsam bitter an, als wolle er sagen: Garstiger Mann, warum hast du mich gestört? — Die Verlegenheit, so aus des Knabe« offenem Gesichte sprach^ zog F'S Herz wunderbar an denselben. — Wie heißest du mein Sohn, wer ist dein Vater? — Meinen Vater habe ich nicht gekannt, meine Mutter

34 ist längst gestorben, auch diese habe ich nicht gekannt; man nennt mich B., ich diene bei dem Pachter H.,

dessen Ochsen ich" Hütt,

entgegnete der Knabe. —

Gehst du in keine Schule?

fragte F. weiter. —

Gern wünschte ich in die Schule zu gehen, aber

mein Wirth sagt: daß zum Schulgehen keine Zeit übrig .fei),

und daß er für mich kein Schulgeld

bezahlen könne;

ich auch keine Kleider hätte, die

zum Schulbesuch nöthig wären. —Mit getrübtem

Blick verließ F. den Knaben; sein heutiger Spazier« gang wandelte sich zum Gange der Pflicht,

indem

er sogleich zum Pachter H. eilte, den er glücklicher­ weise zu Hause antraf. — Die eindringende Mew>

schenliebe, womit F. in das Herz des Pachters sprachdie Zusicherung:

lust, so

daß

er denselben für den Zeitver­

der Knabe ihm durch das Schulgehr» zu»

fügen würde, entschädigen wolle, bewirkten, daß er

es versprach: morgen, zu der von F. bestimmte» Stunde,

den Knaben in die Schüle zu schicken:

Mit frohem Herzen eilte F. nach Hause, und er»

«artete mit Ungeduld den künftige» Tag, besorgt

um

das Worthalten des Pachters.

des -Heils an

Ein Tag

dünkte der anbrechendr Tag F. zu seyn,

welchem

er

eine arme verlassene Waise,

der

finsiörn Unwissenheit mit ihrem gräßlichen Gefolgt antreißen könne. — Die.Stunde zum Anfänge der

Schule schlug, und die in F's Klasse sitzenden wohl­ gekleideten Dürgersöhne machten grave Auge», als ihr Lehrer, einen halbnackten Knaben an der Hand, in die Klasse trat. — Nehmt eure Bibeln, schlagt auf Lucä 15.! redete F. seine Schüler an. Mit tiefer Rührung und hoher göttlicher Salbung, un­ terhielt sich F. mit seinen Schülern über Ders 1 — 11, während der arme Knabe auf einer besondern, etwas entfernten Bank,' aufmerksam zuhötte. —Die Folge dieser religiösen Unterhaltung war: daß des Nachmittags fast jeder Schüler nicht nur etwas Geld, sondern auch Kleidungsstücke für den armen B. -mit in die Schule brachte. — Dieß hakte F. nicht erwartet. Gerührt rief er im hinsinkenden Gebet aus: Vc^er der: Menschen, deine Güte ist besser denn Leben! —*>" Gereinigt und wohlbekleidst lehrte der Knabe nach Endigung der Nachmittags­ schule zum staunenden Wirth zurück. F's Einkommen war, so wie der meisten Schulleute, kaum hinreichend sich und seine Familie (er selbst hatte drei Kinder) nothdürfkig zu ernähren. Bald fühlte er auch die Last seine« Unternehmen«, indem er nicht nur in Verlegenheit gerieth, dem Pachter sein gegebene« Versprechen, ihn zu entschädigen, zu erfüllen, son­ der« auch des Unterricht« des Knabens halber, der noch nicht lesen und also den in F'S Klaffe schon

-6

-----------

im Wissen weit vorgerückten Schülern micht zugefügt «erden konnte. Nothgedrungen, fast jede. Stunde des Tages, außer den-öffentlichen Schulstunden, durch Privatunterricht in fremde« Sprachen und höher« Wissenschaften, zum bessern Fortkommen zu vützen, blieb- F. nur eine Stunde des Mittwochs und Sonn» abends-Nachmittag übrig- die er zum Unterricht.des armen Knaben anwendete. Bald aber überzeugte er sich, daß dieser sparsame Unterricht nicht HMreichend und seine Absicht, dem Knaben wahrhaft zu nütze«, nicht zu-erreichen sey.. Den kleine»» B. .in. eine der Elementarschule« zu schicke», schien F. das Rathsamste zu seyn; allein auch Hierzu mußte Geld seyn, ^welches ihm allein zur Last fallen mußte. Auch die DesoeSltchkeit, daß bei der großen Ueberfüüung der Elemen­ tarschulen, der Knabe nicht zweckmäßig genug unter­ richtet werden könne, machte seinen Entschluß: darüber wankend. — Höchst bekümmert um deSKnabeyWohl, endigte F. an einer Mittewoche Nachmittag seine ge­ wöhnliche Stunde mit dem Kleinen, als ein ihn, wohl­ bekannter. Bürger der Stadt, seinen Sohn an der Hand» in F's Zimmer trat. — Was. macht, dieser Kleine bei Ihnen; wendet der Pachter H. so viel -Geld an den.Knaben, daß sie ihm allein Privatunter­ richt ertheilen? fragte der Eintretender . F. stand »erlegen an, den Fragenden mit dem wahren Verlauf

der Sache bekannt zu machen, weil er fürchtete, daß

fein Unternehmen ihm als eine unzeitige eitle Großmuth aygkerechnel «erden könne.

Der Bürger, ein

Nichtunbemittelter Mann iinb wirklicher Menschensreund, beutete sich F's Verlegenheit sehr richtig.

Edler Mann! rief er aus, lassen Sie mich Theil an diesem Werke Gotte« nehmen, und. drückte F. mit

der Zusicherung vierteljährlicher Wiederholung, einen

Thaler in die Hand.

-Feste« noch nie gefühltes

Gottvertrauen senkt« sich in F's Herz, seine ganze

Seel«' wurde Licht, das ihm die Zukunft zum Reiche Gottes hellte.

Dieser Fingerzeig der vorsorgenden

Liebe Gottes kräftigte F., daß er sich entschloß, Men­

schenfreunde wie diesen, mehr zu suchen, um dadurch in den Stand gesetzt zu werden,

mehrer« auf den

Straßen herumirrende bettelnde Kinder der Finster«

niß und Unwissenheit zu entreißen.

Der Brodpreiß

war durch.einige Zahre Miswachs so gestiegen, daß «- der

ärmeren Volksklasse unmöglich ward, ihren

Kinder» Brod zu erwerben; an Schulunterricht konn­ ten diese Armen gar nicht denken.

Vom Morgen bis

zum Abend trieben sichbertelnde Kinder auf den Straßen herum. —

Der feste Glaube:

du förderst Gotte«

Werk, verlieh F. solchen Muth, daß er unermüdet

durch Aufsuchung unterstützender Menschenfreunde, sich mehrerer bettelnder Kinder anzunehmen im Stande

«ar.

Kaum war ein halbes Jahr vorüber h feiet--

freute sich F. schon zwanzig wohlbekletdeter Kinder, die er von den Straßen, durch kleine Wohlthaten/die er ihnen des Sonnabends theils an Gelde, theils an Kleidungsstücken unter der Bedingung zufließen ließ,

daß sie die Schule besuchen müßten, wenn sie Wieser Wohlthat ferner theilhaftig bleiben wollten-, an sich gebracht, und täglich von einem junge-» angehenden

Lehrer unter seiner Leitung • unterrichten ließ.

So

beengt auch F. durch diese kleine Schule war, da er eine seiner Wohnstuben dazu hergcben mußte; so viel

Ungemächlichkciten er sich auch in seiner Familie dadurch zuzog, so freute ersieh doch hoch seines Werkes und pries Gottes Vatcrgüte.

Mit sichtbarem Wohlgefallen seg­

nete der Vater im Himmel diese Anstalt, dir bald in

der Stadl wie in der Umgegend unter dem Nahmen Armenschule bekannt wurde.

Eine fromme Frau, die

von einer schweren Krankheit genesen/war, sendete F.

zur Unterstützung der Schul« 50Thlr.

Dadurch ward

F. in den Stand gesetzt, die armen Kinder anständig

zu kleiden, durch

die nöthigen Bücher anzufchaffen und

eingehende

fortdauernde

Wohlthaten

ihn««

fortwährend die wöchentliche Geldunterstützung ange-

deihcn zu lassen.

Bald mehrte stch das Häuflein so,

daß ihrer hundert an der Zahl Theil an dem Unter­ richte nahmen.

Nun ward F's Wohnung zu eng.

Neue Sorge drängte ins liebende Vaterhcr; dir Fragen : wohin nun mit dieser Menge, woher nun das Geld

zur wöchentlichen Unterstützung der

ioo Kinder?

Zn tiefes Nachdenken verloren saß F. des nächsten Sonnabends, die Liste der Kinder vor sich liegend,

vor seinem Pulle, während deß sich die Kinder vor

der Thüre zur Abholung ihrer wöchentlichen Wohl­

thaten versammelten.

Mit sorgendem Blick übersah

F. die für die. Kinder abgetheilten Geldportionen.

Ach!

es fehlten deren noch viele,

Zahl der Kinder erreicht war.

ehe die größere

Du nur, Vater der

Verlassenen, weißt Rath! seufzte F., dem die an der

Wimper

hängende

Zähre das Ange dunkelte. —

Da drängte sich der Briefträger durch den dichten

Haufen der Kinder, nach der Thüre, überbringend einen Brief an F., von einem 20 Meilen weit ent­

fernten Jugendfreunde desselben, der, als wohlhaben­

der Kaufmann, von F's Unternehmen gehört hatte, und mit einer Anweisung von hundert Thalern, auf

ein im Orte befindliches solides Handlungshaus, den­ selben in seinem schönen Bestreben Gutes zu fördern,

liebreich unterstützte. —

Wie ein Engel Gottes,

der den Befehl erhält ein ganzes Geschlecht zu einer

höher« Stufe der Seligkeit zu weihen, trat F., die

Anweisung hoch emporschwingend, in die Mitte der

Kinderschaar, -r-

Kinder!

rief er entzückt:

der

30

Vater senket Hülfe, kommt Herrin- kommt Alle, Alle herein, der Vater hat für alle gesorgt, eS ist kein's vergessen; betet; dankt dem Vater! Tin jauch», zrndeS: Nun danket all« Gott! tönte,von. den Lippen dieser Unmündige» zum Herzen des, der den jungen Raben in der Wüste, das Käutzchen. in den Steinklüften, den Wurm im Staube nicht, vergißt. — F. «ertheilte nun die Kinder so, daß die fähigsten Knaben in der großen Schule» dir Mädchen und minderfähigen Knaben für daS g — und Weib und Kind l

-— Za das!

e du armer Adalbert!" —

verstummte .plötzlich, bereuend.

Er,

seine unbedachte Aeußerung

Da- fuhr es betu Verwundeten siechend,

durch die Seele^. Haff er j» schon seit,.Monde» keine».

Gruß mehr, van Burg Hohen-Eschen erhalten hatte^.

was er früherhin nur auf die Anordnungen schob, die zwischen dort iwb dem Königsschlosse ihr stöh-

rendes Wesen-trieben.

„Um Gotteswillen," schrie,

er jetzt auf, „was ist es mitWeib.-und Kind ? “ — Er - sah>

wie tzie andern

Waffenbrüder leise und

scheltend auf jenen Voreiligen hineinredeien,

von

ihm selbst aber sich alle Blicke in mitleidiger Scheue,

abwandten und alle Lippen, schmerzlich zuckend, ihnu stumm bliebe», :— das rasendste Fieber ergriff, ihn,.

— er glaubte, wieder in der Königsburg zu stehn,,

U»d die Wüthenden zurückzuhalten, —' aber nun nicht allein von der Königin,

sondern auch von

seiner Frau und..seinem Kinde, — und dann ward

es ihm, als seyen die Feinde dennoch plötzlich durch eine Hinterthür in die Kammern gedrungen, — er riß verzweifelnd in feine Wunden, — man mußte Watsknfrenno. I. 7

9ä ihn hatten, da schrie er: „zerreisset äuch mich! " und sank in eine noch viel tiefere Bewußtlosigkeit zurück,

ass vorhin." — „Er kam erst nach Monaten ganz wieder zur Besinnung zurück,

und fand sich in einer deutschen

Granzstädt, noch immer von Einigen seiner treueir

Waffenbrüder umgeben, die ihm aber seine Fragen

Nach Burg Hohen-Eschen und nach Weib uüd Kind

durchaus nicht ordentlich beantworten wollten. gedachten, ihn dadurch zu schonen,

Sie

aber sie hatten

Lhir mit ihrer guten Absicht beinahe wahnsinnig ge­

macht,

so zersiöhrend wüthete die'Angst derUnge-

wißheit in seiner Seele. — Merkt Euch das, Ihr Zungen, wann Ihr einmal groß werdet, und einem Freunde was Schlimmes beizubringen habt, 'daß

Ihr ihn nicht mit halben Worten und weitläuftigen Umschweifen

halb' todt quält.

Da Hefter frisch ge­

betet, den armen Freund an Gottes allwaltende Liebe und Weisheit erinnert, und dann in Gottes Namen

heraus mit der Geschichte!" — „Nun, dem armen Adalbert ward es nicht fa

gUt.

Er suhlte seine kaum zurückgekehrten Kräfte

wieder schwinden in dieser Angst und Noth,

und

beschloß, sich selbst zu helfen, eh er vollends in hülfloser Mattigkeit abcrmal auf sein Lager dahinsinke. “

„Er stellte sich vor den Freunden ruhiger an.

als bisher,

so

daß sie nach ein paar Tagen nicht

allzugenau mehr Acht aus ihn gaben.

Da stand

in einer dunkeln Nacht von seinem Lager auf, nahm das wenige Geld,

welches noch sein gehörte,

zu

sich, gürtete mit mgtten Handen sein gutes Schwert

um sich,

und ging entschlossenen Muthes nach der

französischen Gränze Burg Hohen- Eschen

mußte.

zu,

in

der Richtung,

wo

zwischen den Bergen liegen

Es war nicht allzuweit,

und wenn er sehr

kniete er nieder zum Gebet, und rief

müde tvatk,

aus Herzensgründe zum lieben Gott empor, weshalb

ihm dieser half, und ihn nicht allein stärkte, sondern ihn auch die nächsten und einsamsten Dergwege finden ließ.

Das

that ihm noth;

denn auf der großen

Landstraße würde er nicht weit gekommen seyn, da

er es als ein unwürdiges Verläugnungestück

ver­

schmähte, die Waffen und die Tracht eines fränki­ schen Leibwächters von sich zu legen, und er in

diesem Schmuck ohne Zweifel von

der wüthigen

köuigsfeindlichen Uebermacht wäre erschlagen worden, wo er sich einer Stadt oder einem großen Dorfe genähert hätte.

So aber kam er nur an die Hütten

einzelner Bergbewohner, und die freuten sich meist

Alle seiner Erscheinung, weil sie den König lieber hatten, als dessen Feinde;—wer nicht so freund­

lich gesinnt war,

scheute sich mindestens., mit dem

100

kühn dreinschauenden, wohlbewaffneten Manne ein­

zeln anzubindeo."

„So kam denn Adalbert nach einer mühseligen Nacht - und Tagesfahrt,

Indem schon wieder die

Spätdämmerung aufzufieigen begann, in die Näh«

von Burg Hohen - Eschen, verborgner halten,

nun sein eignes,

Hier mußte er sich noch

als früherhin,

denn er betrat

angeekbtes Gebiet, und so wenig

er an der Treue und Liebe seiner Unterthanen zwei­ felte, so wenig auch wollte er Einen aus ihnen der

Gefahr aussehen,

von den jetzigen Machthabern

über eine Mitwissenschaft um die Nähe ihres ver­

folgten Herrn zur Verantwortung gestellt zu «erden. „Hier aber, wo er jeden Stein und jede Win­

dung eines Dachleins kannte,

ward es ihm auch

leicht, durch unbewohnte Gegenden in nächster Rich­ tung nach seinem Stammschloß hinaufzusteigen.

Als

der aufgehende Mond über die Bäume schaute, sah auch Adalbert den Thurm seines Schlosses über die

Waldung hervorragen. “ —

„Ihr könnt Euch wohl vorstellen, Kinder, ob ihm das Herz' geklopft hat,

so nahe seiner lieben

Heimath und der Entscheidung,

was er für das

ganze Glück seines irdischen Lebens zu hoffen oder

zu

fürchten habe.

Er stieg rasch hinan,

so daß

der Mond nicht Schritt mit ihm halten konnte,

IOI

iryd eh dessen Strahlen noch in dem tiefen steinge­

mauerten Durggraben schimmerten, schon hinabgeklommen,

war Adalbert

nach einer Steige suchend,

die ihn zu einem NebenpfLrtchen führen sollte, welches ex ans eine nur ihm bekannte Weise zu öffnen ver­

stand.

So wollte er auf Einmal im Innern des

Schloßhofes stehn,

den

das Geschehene

und von dem ersten Begegnen­ raschen Fragen heraus,

mit

bringen. “ „Er fand auch die Steige, — er fand auch

die

Pforte, —

aber keine Thüre darin,

nöthig gehabt hätte,

zu öffnen.

die er

Starr und kalt

sah ihm das Licht des Mondes von dem offnen

Schloßhofe entgegen, ja er bemerkte auch, daß die

äußern Thore weit offen standen, und es gar keine

Flügel zum Verschließen darin mehr gab.

Wo irgend

Holzwerk an Gittern oder Pfosten noch übrig war, sah man,

daß die Flamme eines wilden Brandes

verkohlend daran geleckt hatte."

ren !" jammerte Adalbert.

„Sie find verlo­

„Ein Wittwer bin ich

und ein verwaiseter Vater zugleich!"

Und somit

sank er bitterlich weinend auf einen Haufen herabgetrümmerter Steine nieder.

Einige große Glas­

scherben klirrten zugleich um ihn her,

ten

ihn um so deutlicher

Ganzen.

und erinner­

an die Zerstörung des

Auch sah er emporblickend, wie die nächsten

ich

Fenster — gleich leeren Augenhöhlen — ühne Glas und Rahmen den Anblick in schwätz angidalNP'fte

Gemächer frei ließen. “ —

*

„Der arme Adalbert fühlte seine WuiibeN allst

Neue schmerzen, — die Eine davon ging Such witdN auf, — warm rieselte das Dlüt alt seiner Brüst

herab,

und eine schwere Mattigkeit kn Hüupt und

Gliedern zog ihn vollends auf sein stlMgttS Lager zurück. —

Da schüttelte ihn eine kräftigeHättd.

Nvch kräftiger raffte er sich empor, jetzt ganz

uiid sahe beim

die Gestalt

aufgestiegenek Mondenlichr

seines ehemaligen MeicrS vör sich stehlt. “ ,»Wie sind sie denn nmgekommeN,

Steffen,

littb wie bist du entronnen?" — fragte der un­

glückliche Adalbert. —r

Da berichtete ihm der treue

Diener, das Unheil seye zwar groß,

gräßlich, als er es sich vorstelle.

doch nicht so

Die Burgfrau

nnd ihr Kind habe er vor dem wüthenden Anfall«

der Plünderer verborgen und gerettet, —

„aber

freilich," — setzte er hinzu, — >,die gnädige Frau

war von dem großen Schrecken sehr abgegriffen,

und seit den Monaten,

wo sie in tiefster Einsam­

keit, versteckt in einer Fischerhütte am See, lehre, nahmen ihre Kräfte beinahe täglich »b.

Zetzt aber

bin ich heraufgeschlichen, um zu verstichen,

ob sich

nicht unter den Trümmern noch etwas Erquickendes

IQ3 Gottlob ich LrM: ,«M-.Fiasch« rech

jfkr sie "fände.

-alten, edlen WeinqS heraus, — nun aber folgL mir auch gleich, . lieber Herr,

damit wir ihr die,.letzte

irdische Labung bringen können, —

denn ach,, sie

ist sehr , schwach und matt!"— Adalbert preßte -ep

Angstschrei in seine beengte Brust zurück, »nd nach­

dem Steffen ihm rasch seine Wunde wieder zugebunden hatte, ging es an's schnelle Hinabklimmen nach dem Ufer des See's. —

Dennoch —r als sie

die Hütte betraten, fanden sie das holde Lebenslicht

der zarten Frau schon im Erlöschen! Ein frommer, Gott und seinem König treugebliebener Priester saß

an ihrem Bette, — der arme,

kaum anderthalb­

jährige Knabe lag weinend, mit gefalteten Händchen am Boden: “ —

Der Hirte schwieg, die Augen.

nnd hielt die Haub vor

Da sagte der kleine Fritz sehr bewegt:

„Vater, wenn ich mich recht besinne, war's ja wohl auch fast so, tratest. zu

als du zur selige» Mutter herein­

Zch erinn're mich nicht, dich früher gesehn

haben., — aber damals klirrte dir ,esn langes

blankes Schwert

am Bo,den nach, —r- so rostig

nicht, wie hier dieMey Schwerzer fiiib,." „Ach Kind," sagte Traugott, „es ist nun seit­

dem wohl auch schon gerostet! noch immer,

Zwar Adalbert hoffte

seine gute Klinge , für seinen König

104

wieder zu gebrauchen, und da» und stift blind rief ihn noch in's Erdcnleben zurück, als erani Grabes» Hügel seiner gestorbnen Gattin weinte. 'Sie Hatte ihn in den letzten Augenblicken -noch wiedergekannt, und sich so seHr über sein Kommen gefreut." Ein heißer Thränenstrom brach plötzlich, wie e- wohl aus schweren sommerlichen Regenwolken geschieht, aus des Hirten Auge. Die beiden Kna-" Den weinten laut.

Er aber faßte sich alsbald, und sprach mit starker Stimme weiter: „Treue seinem König und seiner Ehre Hatte ihm die holde Sterbende als das schönste Ziel seines irdischen Wanderns gezeigt. „Und was du nicht mehr auszuführen vermagst," — setzte sie hinzu, — „ver­ mag doch vielleicht unser Fritz!" „Also hieß der arme Knabe auch wie ich, Vater!" sprach der Kleine. „Ach und mußte auch seine liebe Mutter so früh verlieren, wie ich ! " „Za, mein Fritz! “ sagte Traugott. „Und auch ein Hirte, wie ich, ward Adalbert von Hohen-Eschen, weil er sehr arm geworden war, und sich nicht allzu­ weit von der fränkischen Gränze entfernen wollte. Und auch wie ich wohnte er in einem halb unterirdi­ schen Gewölbe mit rauschenden Bäumen drüber Hin,

in einem alten Helbengrabe,

drin mächtige Ritter-

W«ffe# hingen.".—„Vater

unterbrach ihn Fritz, nnd Nahete

sich schauernd dem Grabstein, — „und so ist: wohl eben daschier'die Gruft des edlen Leibwächters Adal-

bert von Hohen - Eschen? " „Ich glaube es beinahe, mein Sohn!" erwie­

derte.der Hirt, und wandte erst einen-sehr ernsten Blick gegen den Boden, dann «inen sehr freudigen

gegen, den Himmel, der durch die offengebliebene Hügelthür nun schon mit unzählig funkelnden Sternen auf die dunkle Erde hernieder sah. —

Da rief er aber plötzlich aus:

„wie ich mich

hinein erzählt habe in die trübe Vergangenheit und in die lichte Zukunft! Und darüber vergaß ich, daß dein

Oheim wohl schon ängstlich auf dich warten mag» Franz, und dir vielleicht gar böse wird, wenn du nun so im Spätdunkel zu Hause kommst!."

„Ach nein," — erwiederte Franz, — „so sehr

ängstlich pflegt der Oheim eben nicht zu seyn, wo es auf mich ankommt; aber auch böse wird er mir nicht leicht.

Die Abendsuppe mag ich freilich wohl ver­

säumt haben."

„So iß hier mit von unsrem Abendbrod!" sagte Traugott Wächter,

und hub die gargekochte

Speise von der Brust des steinernen Ritters ab. —

ic6

---------------

„Nein, - entgegnete Franz, „Zhr seyd nun sehr,arm,

wie sie alle im Dorfe sagen, und armen Leute« muß man ihre Kartoffeln nicht schmälern — obgleich die

Hier recht gut aussehn."

„Bist du hereingekommen, mich zu höhn»»?" murmelte Traugott, und ttii glühendes Roth flammte über sein Angesicht.

„I Gott bewahre, nein!" sagte Franz, halb trotzig, halb erschrocken." WeunZhr böse werden wollt, — meinetwegen da will ich Euch lieber helfen.Eun Kartoffeln ausspeisen."

Damit setzten sich die drei um das spärliche Mahl

Her, und aßen sehr vergnügt mitsammen, denn die

unwillige Glut Traugott Wächters war beinah noch schneller verflogen, als gekommen, und er bestrebte

flch mitt ans eine sehr anmuthige Weise, dm Seine»

Gast zur Schadloshaltung für jenes augenblicküche Auffahren mit kleinen Liedern und artigen Räthsel­

spielen zu ergötzen. „Zn meinem Leben Hai es mit nicht besser ge­ schmeckt? " sagte Franz aufsteheud.

Da begleitete ihn Traugott,

den Fritz an der

andern Hand fassend, »och eine lange Strecke über den

uachtdunkeln Anger, und verließ ihn nicht eher, als dis die nahen Lichter des Dorfes und der .breite, wohl

rmgehegte Triftweg dem kleinen Wandrervolle Sicher-

io? heit gaben.

Beim AbschicdnehmeN sagte Franz: „ach

Frih, da ist auch noch das Bilderbuch von der Schutmeisterin.

Das haben wir über die wunderbare

Historie ganz vergessen."

„Ja," entgegnete Fritz, „wenn Vater erzählt, vergess' ich oft Vielerlei drüber. Und Manchmal ist mir'S

ordentlich,

als wär' ich bet seinen Geschichten mit

dabei gewesen."

„Mir hat es ganz ausnehmend gut bei Euch gefallen!" versicherte Franz.

„Morgen komm' ich

wieder."

„Wollen'S wünschen!" sagte Trangott Wächter, und seufzte tief. Dann nahmen sie freundlich Abschied

von einander.

Franz hüpfte singend vollends nach

dem Dorfe hinein; Traugott, ein Lied in fremder Sprache vor sich hinsummend, ging mit seinem Fritz

langsach nach der Grabeswohnnng zurück. —

Als noch kaum der nächste Morgen dämmerte, rief schon der muntre Fritz: „sichst du wohl Vater? du thatest gestern beinah, als glaubtest du nicht, daß

Franz sobald wiederkommen würde. schon?" —

Da ist er ja

Was soll ich denn in den dichten Mor­

tzennebeln sehn?

Und

was kannst du selber darin

sehn? " erwiederte lächelnd der Hirt.

„Mich dünkt,

du siehst mit Traumesangen." — „Ich wollte auch

eigentlich nicht siehst du sprechen," ■— sagte das

log Kind, —sondern hörst du!

Sehn freilich thu'

auch ich ihn nicht, aber hör', wie er singt! — Und

damit sprang er aus dem Hügel, Kammeraden entgegen,

seinem kleinen

der im selben Augenblick

aus den umhüllenden Nebeln mit einem freundlichen

Gruße

hervvrtrat. —

„ Das ist brav,

kommst, Franz!" sagte Fritz.

daß du

„I," — erwiederte

Jener, — ich werde mich ja von ein paar Brumm­ worten des Oheims nicht abhalten lassen.

Verboten

hat er den Gang noch immer nicht." „Also Gebrummtes hat es

doch gestern noch

abgeseht? “ „Hm,

eü ging wohl noch an.

melte bloß,

was

Oheim mur­

ich immer mit Dettelpack und

Landstreichern zu thun hätte,

könne er gar nicht

begreifen."

„Hast du dich denn schon jemals mit solchem häßlichen Gesindel abgegeben, Franz? doch!

Schäm' dich

Das war nicht hübsch."

„Er meinte j« nur Euch,

deinen Vater und

dich!" sagte Franz begütigend.

„Und dann ver-

ficherte er,

kommen,

das seye ganz wider seinen Willen ge­ daß

die Gemeinde

den

schönen Pfer-

drhirtenpvsten an deinen Vater verschleudert habe. Der werde »och das Dorf zeitig genug in's Unglück

io? bringen,

denn vermuthlich

sey er wohl gar «in

frantösischer Spion. “ Man Hirte einen dumpfen Schrei aus der Gra«

bcswohnung, und als sich Fritz dahin zurückwendete, sah er seinen Vater, der dicht an den Eingang getreten

war, zurücktaumeln, und auf den Grabstein des alten Ritters niederstürzen.

Als die Knaben herzuliefen,

lag er schon lang und regungslos auf dem Denkmal

ausgestreckt, gefakten,

die Hände über die Brust zusammen

als habe er sich in den steinernen Ritter

verwandelt, oder der steinerne Ritter in ihn.— Franz

wollte sogleich nach dem Dorfe laufen, aber Fritz hielt ihn fest.

„Zch will ja nur Hülfe herbei holen!"

sagte Franz. —

helfen,

„Die sollen meinem Vater nicht

die ihn Spion schelten durften!" — rief

unter heißen Thränen der arme Fritz. „Die s v l l e n’ g nicht! Die dürfen' s nicht! Die k ö n n e tf s nicht L

Die haben ihm ja eben sein liebes Herz gebrochen!" — Da dachte auch Franz nicht mehr daran, in'S

Dorf zu gehn.

Beide Knaben sanken zu beiden

Seiten des Ohnmächtigen in die Kniee, und wein­

ten und beteten laut.

„Ach lieber Gott!" — sagte Fritz dazwischen, — „noch gestern Abend erzählte ja der gute Vater,

wie es dem armen Ritter von Hohen-Eschen geholfen hatte, als er betete, den Weg zu finden nach seiner

iio

Burg.

Ach lieber Kott, ich armer Fritz 6in ja mm

auch ganz wie verirrt in der bösen weiten Welt, wenn

mein herzlieber Vater nicht wieder aufwacht." — Und dann weinte und betete er wieder ganz still, und endlich als

und Franz stand ihm treulich bei,

gvade die Sonne durch den Nebel recht hell in die

Grabwohnung heraus schien, that auch der gute Trau­ gott seine freundlichen Augen wieder auf. —

Da wurden die beiden Knaben froh, und rie­ fen nun lautdankend zu Gott, und von diesen Tönen

ward

das

erst

noch dunkle Angesicht des Hirten

Traugott immer heller und heller; — ex richtete sich lächelnd von dem Grabmal

aber vollends aufstehn wollte,

empor.

Wie er

konnte er doch nicht

so recht damit zu Stande kommen.

Die Kinder

mußten ihm hilfreiche Hand leisten,

bis sie ihn

auf sein Lager geführt hatten, wo er sich

immer sehr heiter lächelnd — niederlreß. Fritz fah den Vater in

noch

Der kleine

dieser ungewohnten Unbe-

holfenhett mit neuerwacheuder Angst an, aber Trau­

gott sagte freundlich zu ihm: einmal

ein

Mann

„Zeige hübsch,

aus dir werden

soll,

daß

Fritz.

Dann kann ich dir auch die Wahrheit rein heraus

sagen.

Mich hat das getroffen, was die Leute einen

Schlagfluß zu nennen pflegen, und da bin ich mit

meinem heftig ärgerlichen Wesen zum Theil selber

IH

------- daran Schuld.

Aber Gott hat es sehr viel gnä­

diger mir Mir gemacht,-als ich es verdiente.

Siehe-

die Lähmung hat nur meine rechte Seite getroffen,

«nd'deshalb'ist das Her; frei geblieben, und ich bitt wieder iN's Leben zurückgekvmmen,

wieder, zu dir

zurück / du lieber, lieber Fritz! “ —

Und zugleich umfaßte er mit dem linken, -stark» gebliebnen Arme seinen geliebten Sohn, und drückte ihn fest ätt sein Herz,

wolle,

als ob er ihn stberzeügett

daß da noch frisches Leben wach sey und

starbt', stiebevolle Kraft.

Aber im

selben Augenblicke

erhub sich vom

Dorf herüber ein wildverworvnes Geschrei/- und da« Gewirbel einer Trommel hallte dumpf Hinein, Und einzelne Flintenschüsse krachten meinen Wächterspieß ein

altes Schtvert

los. —

her!" rief TraciZott.

von

der

Wand

„£> „£)

herab'!" —

Er strebte halb empor;

doch Vie Lähmung riß ihn

wieder auf das Lager

zurück,

des ohnmächtigen

aber

und die Thränen

edlen Zornes traten ihm

in die großen Augen. — „Lauf du hinein, Franz!*«

rief er.

Melde mir, was es giebt!

Vielleicht hab'

ich -mich indessen erhohlt." — Franz lief.

Der Hirt schaute immer flaummu

der um sich her. „Vater,"—sagte Fritz nach einer Weile, —?

-...... -..... -

112

„du siehst ja- beinah ans, wie der vcnvundete Adi«/ bey der Zager vorigen Herbst aus dem Gebürgt brachte? “ —

„Seh ich so aus?—

murmelte Traugott. — ich ja nichts! —

Thu' ich das?" >—•

„Ha,

weiter aber thu'

O, ich kann ja weiter gar nichts

thun, ich armer, gelähmter Ritter!"

Und dabei wurden seine Wangen immer röther,

seine Auge»

immer

blitzender,

und

ejn heftiges

Fieber begann ihn zn schütteln.

Der arme kleine Fritz wußte gax nicht ,ipd>r,

wie er dem kranken Vater helfen sollte, denn dieser gerieth auf ganz wunderliche Einfalle unb. Gedan­

ken. . So nannte er ihn ftlber immer: Herr von Hohen-Eschen, auch wohl: Herr Lieutenant vou Hohen - Eschen, — tinb wie dann der ge­

ängstete Knabe endlich antwortete: vater,

„ach Herzens»

ich bin ja nur dein kleiner Fritz!" — da

fuhr der Hirt mit noch zornigerer Heftigkeit los: „was da von du und

du!

Zm Dienste bin ich

der Herr Obrist, und Sie sind der Herr Lieutenant! “ — Und dann flüsterte er mit Einmal ganz leise,

leise: „schäm' dich was mit deinem Gepinsel, und

mit deinem kleinen Fritz! Bist du auch noch klein,

so bist du ja doch ein königlicher Lieutenant!" — „Din ich das, Vater?" fragte der Knabe ganz irr

11$

--------- — und verwundert.

„Davon weiß ich ja noch kein

Wörtchen!" —

einziges

„Sprich

leiser!" —>

flüsterte der Vater; — „wenn die andern Offiziers

solch ein Geträtsch von dir hören;

sie machen dich

halb todt mit Neckereien, und du hast einen Spott,

nameü für deine ganze Dienstzeit weg!"->— Dann fl>rach

er

wieder

mit

lauter Stimme:

„ Herr

Lieutenant von Hohen-Eschen, Sie hören wie daS

Geschrei der Kämpfenden lauter wird, Trommel

wirbelt, —

heftiger

die

und

aufgesessen,

und

jagen Sie hin, und melden Sie mir, was Sie mit

eignen

Augen

haben. “

gesehn

„Ach

liebte

Vater, — ich habe ja kein Pferd!" — erwiederte

Fritz.

Und

Weiderossen

allein

wollte

nehmen, —

hinauf!" —

Erziehung! ■*

ich

„O

auch Eins

von den

da komm' ich ja nicht

über die verweichlichte

seufzte der Vater leise vor sich hin.

„Das kommt davon, daß du immer nur aufgesattelten Pferdchen geritten bist, mitweichen Decken und buntem

Zaumzeug artig ausgeschmückt!" — , Zch?" stammelte Fritz.

„Auf gesattelte», schöngeputzten Pferdchen?

Zch? liebster Gott! — Nein, Vater, daran hab' ich sicherlich keine Schuld! —

„St! St!" sagte der

Later mit immer leiserer Stimme.

„Freilich war

die Schuld gar ntcht dein, sondern mein.

So ein

weichlicher Hochmuth, »der eine hochmürhige Weich SBaiftnfMun». J.

$

IM lichkcit; — auch wollte ich deine lieb« Mutter nicht ängstigen; — aber

davon

ein

Jetzt

andermal.

müssen wir sehn, wie wir's ehrbar verkleiden. “

.

Dann hob er wieder die Stimme sehr laut, sprechend:

„Herr Lieutenant,

Sie thun besser, zu Fuß nach

dem Dorfe zu eilen.

Ein Znfanleriegefecht beob­

achtet .sich ^zu Fuß am besten.

Rasch nun hin!"

Und ihm «dermal in s Ohr flüsternd, setzte, er schmerz­

haft hinzu: „besinnst du dich noch einen Augen­

blick, und thust du nicht im Dorf eine recht kühne That, — ach Fritz, da müßt' ich mich ja deiner

schämenl Hat dich.mir dazu deine Muttergeboren ?“ — Und der ganz verwunderte Knabe rannte mit

schaamglühenden Wangen

aus der Grabwohyung.

hinaus, und nach dem Dorfe hin, wo das Geschrei

sich immer wilder erhub, und mehr und mehr der einzelnen Flintenschüsse dazwischen loskrachten.

Schon auf der Trift kam Franz ihm athemlss entgegen, und winkte ihm

eifrig zu, daß er um­

kehren solle; er konnte vor großer Eile nicht gleich sprechen.

Als sie aber beisammen standen,

und

Franz sich etwas erholt hatte, sagte er: „laufe doch nur zu deinem Vater zurück, und bestelle ihm, daß

er sich im Walde verstecke» soll!" —

„Za, verstecken! —

Wenn Vater

könnte, — er kann'S ja aber nicht,

das auch

er liegt ja

ÄI5

—------immer ^nod) gelähmt auf seinem Lager t —

Doch

wenn er's auch tonnte, — mein Vater ist der Mann,

nicht darnach, sich zu verstecken!

Der schickt mich

vielmehr vorwärts in das Dorf hinein.

Da soll ich

irgend eine ,kühne.That vollbringen, eher ihm nicht mehr vor die Auge» kommen. " — „Ach Fritz, dein Vater ist wphl sehr krank? “ —;

„Das mag freilich seyn, guter Franz.

Denn

er nennt Mich- immer S i« und H er r L i en t e na n t und Herr non Hohe» - Eschen."

„Nun siehst dn, Fieber,

Fritz,

da liegt er also im

und du brauchst ihm für diesmal nicht zu

folgen. *•

„Das sage d» nicht, Franz. ich ganz. steif und, fest,

Vielmehr denk'

ich darf mich nie wieder:

vor ihm sehn lassen, bis ich im Dorfe was Dreistes,

und Ehrbares zu Stande gebracht habe.

Sage,

mir nur, Franz, was giebt es denn eigentlich für «in Spektakel dort?" —

„Z, das sind ja die Patriotenfranzosm!

Da­

von ist unversehens ein ganzes Kommando über die Gränze gekommen.

Der Oheim trat ihnen entge­

gen, und hatte alle Papiere in der Hand, die hier

seit fünfzig Zähren über den Grenzzoll ergangen sind,

und sagte ihnen, er sey ganz berechtigt, sie

zu pfänden, gleichsam wie irre gelaufenes Vieh, —

Il6

--------------

«6er dazu gerieth er. in ein ganz entsetzliches Zittern und wie die Kerle vollends die Tromntel rührten und ein paar Gewehre in die Luft schossen, fiel et dir vor Angst platt an den Boden. “ — Darüber gerieten die beiden Zungen unter* sehns in'S Lachen, und hätten wohl sobald nicht wieder aufgehört, wenn nicht plötzlich aus dem Dorfe sich ein lautes Zammergeschrei erhoben hätte.— „Was ist denn nun das wieder?" sagte Fritz. „Ja, was wird es seyn!" erwiederte Franz. „Sie suchen dir Hof für Hof durch nach einem Herrn von Hohen«Eschen, den sie einen Perräther ihres Vaterlandes nennen. Welche von ihnen, mußt d'U wissen, sprechen ganz ordentlich deutsch. Und bei der Gelegenheit nehmen sie Alles mit, was ihnen ansteht. Höre mal, Fritz, wenn der Herr von Hohen» Eschen nur nicht am Ende dein eigner Vater ist."' Fritzens Augen funkelten. „Mag es mein Vater seyn, oder ein andrer;"— rief er nach kurzem Besinnen; — „ich will nun ein­ mal den tollen Spuk durchaus nicht länger leiden! Bruder Franz, wir habe» ja oft genug Soldaten gespielt, — könnten wir nicht einmal Ernst aus der Sache machen, und de» Patrioteustanzosen rasch zn Leibe gehn?" — „Fritze, das geht wohl nicht!"

"■

ii7

„Warum nicht? Sind ihrer denn so ganz ent­ setzlich Viele?" — „Hm, rin Stücker zwanzig mögen ihrer wohl seyn," — „Nicht mehr? An zwanzig Zungen trommeln Wir wohl auch noch zusammen." „Die Patriotenfranzosen haben dir aber ganz abscheuliche Bärtel „Ach die Bärte werden uns nicht beiße»! Und allenfalls malen wir uns welche mit Kienruß. “ „ Und bann, hat ja auch der Feind ordentliche Gewehre, die losgehn und knallen, mit langen blanken Stoßdingern vorne dran. Wir aber bringen kaum sechs hölzerne Ilinten im Dorfe zusammen^ uyd Hie kann man höchstens nur mit Erbsen laden." „Ja Franz, das hülfe denn freilich nicht viel, — und die hölzernen Säbel machen wohl auch eben den Kohl nicht fett. Aber weißt du was? Dafür sind wir auch nur klein, und die Kerle schießen und stoßen uns über die Köpfe hin, weil sie's in der Uebung haben, mit großen Feinden umzugehn. Und so sind wir auch einmal dicht an ihnen dran, und packen sie bei den langen Deinen und reissen sie um. Und dann wirb sich schon Alles von selber finden. Schaffe du nur brav Zungen her. Zch Werde dann



ri«



eommandiren, und dukannst dich br'Äuf verlassen: es

geht prächtig!" Etwas kopffchüttklNd und langsam ging Franz

von dannen,

aber da rief ihm Fritz hinterdrein:

„lausend noch einmal, ich dachte, dein Vater wäre

ein braver Soldat gewesen!

Was- würde der dazu

sagen, wenn er dich sy schleichen sähe, wo's eben in die Bataille gehn soll! “

Und: „vorwärts Marsch! „rief Fran; mit lauter unb. freudiger Stimme, und raunte, wie ein Pfeil nach hem Dorfe zu.

Fritz herweile,

froh und. keck, als ob er bett

Feind schon geschlagen hatte, schnitt sich mit seinem Messerchen

einen

gradaufgeschossenen Weidenzwcig

ab, und bohrte ein Hölzchen quer hindurch, sich damit nach feiner Meinung ein recht gutes Schlachtschwert

samt dazu gehörigem Griffe bereitend,

und dazu

sang er folgende Worte, die ihm einmal sein Vater

gelehrt halte, als'Antwort auf seine Frage, warum

tr denn eben Fritz heisse:

,Mit Namen heiß' ich Fritz! So hieß ein starker König,

Er jedem Feind ein Blitz,

Ihm jeder Feind zu wenig! Deshalb muß jeder Fritz, Will er nicht seyn ein Fratz,

■" '

'

1t9

Dreioschlagen wie ein Blitz, —> Und jeder Seinb macht Platz!" —

„Za, die werden schön Platz machen vor «ns! Die seh« -mir ganz darnach aus!" sagten einige

Jungen, die indeß herbeigekommen waren.

„Der

Franz hat uns wohl hier herausvepirt, weil er meinte,

wir wären Memmen, wenn wir nicht mit auf den

Feind wollten, — aber Fritz, — gieb du Acht, —

das Ding geht wahr und wahrhaftig schief! " — Fritz, tM ganzen Gesichte zornroth,

eomman-

dirte: „richt't Euch!" — und weil sie gewohnt

waren,

ihn im Spiele wie ihren Offizier zu be­

trachten , leisteten sie ihm auch jetzt Folge.

Er ging

eifernd an der kleine» Front hin und wieder, indem er sagte:

„nun gilts!Nun werden wir-seh«,

ob wir brave Kerle sind oder dumme Zungen! —

Ich bin selber neugierig drauf,.— aber ich denke

immer,

es soll toll genug gehn. —

unter den Gewehren fortgelanfen! —

nämlich, mein' ich! —

Nur immer Vorwärts

Und dann, ihr Soldaten,

kriegt mir den Feind bei den Deinen.

Wißt Zhr

noch, wie Zhr's einmal mit dem betrunkuen Pfeft ferküchler machtet?" —

Die Erinnerung an diese Heldenthat,

wohl

auch an die darauf erfolgte Plünderung des feind­ lichen Magazins,

weckte in manch einem Herzen

einen rüstigeren. Schlag,

Zungen dazu kamen, neckte,

und wie «ehr und mehr

und einer den andern bald

bald ihm guten Muth einsprach,

fing di«

kleine Schaar an, sich für unüberwindlich zu halten. Der Bedenklichste blieb noch immer Franz, der nun

mit der letztgcsammelten Mannschaft anrückte.

Er

war schon fast acht Jahr alt, und sah die Schwie­

rigkeiten

deutlicher und größer,

als seine jüngeren

Kammeraden, doch Fritzens vorige Erinnerung an seinen tapfern seligen Vater hatte ihm den Mund

für alle abmahnenden Worte stumm gemacht. Aber auch daß er gar nichts sagte,

war für

die Mehrzahl der kleinen Gesellschaft schon abmah­ nend genug. — „Ja, wenn der Franz recht wollte!" — murmelte es hier oder dort, — bisweilen auch

rief eine Stimme laut:

„nun, Franz, was meinst

denn du zu der Geschichte? —

sag« doch Ja!" —

Willst du mit, so

Und Franz blieb noch immer

Kill und nachdenklich stehn,

und mehr und mehr

sammelten sich die Kinder um ihn, und wollten auf Fritzens wiederholtes: „Richt't Euch!" gar nicht mehr hören.

Da kam auf einmal di« kleine Christiane laut-

«einend gelaufen, und rief: „ach, nun kommen sie auch in das Häuschen der Mutter! Thür schon eingeschossen

Si« haben di«

und stampfen mit den

1JI Flintenkvlben gegen den OSolcn,

arme kleine Wohnung einfallen! sie,

als sollte unsre

Und dazu drohen

sie würden die Mutter erschießen,

wenn sie

nicht fanden,

was sie suchten.

Und Mutter weiß

nicht einmal,

was sie suchen,

und eben so wenig

weiß ich cs!

Ach und hier stehn so eine Menge

Zungen zusammen, die sonst immer Soldaten spielen, und Keiner hat nun Courage, da es was Ordentli­

ches gelten soll!" —

Da sprang Fritz vorwärts,

und rief:

„nun,

wenn kein Andrer mit will, — Christianchen, ich gehe wahrhaftig mit!"

„0 da brauchst du gar nicht so dicke zu thun!" rief Franz. •—

„Wenn das arme, liebe Christian­

chen weint, will ich wahrhaftig nicht der letzte seyn,

der hilft!" — Und wie er vorwärts sprang, und dem raschen

Fritz nachrannte, riefen Beide:" „Marsch! Marsch! Drauf!

Zn den Feind!" —~

Und da riefen's die

«ndern Knaben wie ganz begeistert nach, und folg­

ten ihren

beiden Führern,

«nterweges aufraffend,

Steine und Knüttel

und so stürmten sie schleu­

dernd und schreiend in den Hof der Schnlmeisterin

hinein, und Franz traf mit einem tüchtigen Stein­ wurf ernem der scheltenden und lärmenden Franzo-

fen an den Kopf, daß der im Augenblick zu Boden

122 taumelte.' Darüber schossen mehrere

Mü­

den ihre Gewehre ab, aber —wie es Fritz börausgesagt hatte.— sie schossen- über ihre kleine Angreifer

hochhtn

Und wie nun einige

in die leere Luft.

der müssig

dabeistehenden Dauern- mit Eins ihre

Kinder im Pulverdampf erblickten, und einige fran­

zösische Säbel gegen sie aufblitzen sichen, -kam es auf einmal in ihren Sinn, daß sie ihr Thruerstes retten

müßten

und

könnten.

Sie - faM» nach

Dresch siegeln und Hacken und Sensen, ' und liefen

voll, deutschen Muthes plötzlich entflammt in den

wunderlich angefang'nen Kampf hinein. —

Die Feinde, so plötzlich angegriffen, und noch einen Augenblick vorher an gar keinen Widerstand

der Bauern denkend- auch mannichfach bei'm Plün­

dern hin und her verstreut,

wehrten sich in ihrer

zornigen Ueberraschung nur schlecht. einige

von ihnen erschlagen,

Bald lagen

andre wurden ent­

waffnet und gefangen, uizd die übrigen nahmen die Flucht.

Da hub man im Dorfe an, voll lustiger

Siegeskeckheit zu jubiliren,

aber der Unteroffizier,

welcher den französischen Trupp geführt hatte, und

nun .mit unter den Gefangnen stand,

machte dem

Jubel bald ein Ende, indem er auf deutsch sagte:

»>3® z lacht nur!

Euer Lachen soll bald genug

zum Weinen werden.

Wißt, Ihr, was Ihr gethan

-



12$

AM? Gegsn da'S französische Äeich hakt Zhk Euch

aufgelehnt, die dreifarbig Kokarde habt Ihr beschiknpft, französisches Blut habt Zhr vergossen!

Die von uns

entkommen sind, werden es schon melden, und bis

längstens übermorgen stehn hier dreitausend Mann, um euer Dorfder Erde gleich zu machen, und zu erschießen, was sich von Menschen noch drin betreten läßt.

so lacht doch nur!

Ei

WaS steht Zhr denn mit einmal

so stumm und blaß umher?

Zch lache ja selber recht

von ganzem Herzen! “ Und wirklich lachte er ganz fürchterlich gellend auf, und die Bauern blieben ganz starr und regungslos. — Endlich aber nahte sich ihm der Schulze Darthold

mit abgezogener Mütze, und sagte: „hochgebietender

HerrUnteroffizier, was könnten wir denn irgend noch

anfangen,

um

ein

so ganz abscheuliches Unglück

abzuwenden? — Wenn es etwa mit Geld und Gut zu machen wär." — „Zum Theil, — i ja, — das könnte etwas helfen;" — murrte Jener zurück. —

„Aber die

Hauptursache ist: de» Herrn von Hohen - Eschen ge­

bunden herbeigeschafft, und außerdem die Schuldigen qusgeliefert, die diesen Lärmen angefangen haben."

„Ach, da hat sich was zu Hoheneschen!" erwie­ derte der Schulze halb ängstlich, halb ärgerlich. —

124 „Wir wissen ja selbst nicht, ob eS ft thu Arratar auf

der ganzen Welt giebt -oder nicht. " Da trat der kleine Fritz ganz heiß von Zorn au«

der Meng« vor und sagte: „eine Kreatur »st nun «in»nal der Herr von Hohen-Eschen nicht.

Mag sey»,

daß «r mein Vater »st- — aber wär' es auch ein andrer,

—- Kreatur nennt man wohl einen Hund, aber de» doch nun und nimmermehr!" —

„Sieh da, ein Doppelfang!" grinzte der Unter­ offizier.

„Der scheint ja recht viel vom Herr'« von

Hohen-Eschen zu wissen.

Und außerdem, — er war

ganz voran, als die kleinen Bestien de» Hader mit

uns anfingen.

Komm mit, kleine Kanaille!"

Fritz sprang hinter den Schulzen zurück,

und

der schlug in unwillkührlicher Aufwallung dem Unter­ offizier derb auf die nach dem Knaben ausgreifende

Hand.

Dazu sagte er:

„nehmt mir'S nicht übel,

Aber eh' es zu Kin­

hochverehrter Herr Korporal!

dermord in unsrer Gemeinde kommen sollte, möch­ ten wir doch lieber allzumal

ohne Weitres

dar­

aufgehn. “ Der Unteroffizier sah den noch kaum erst ft

furchtsamen Schulzen ganz

verwundert

an,

und

fing an, von Geldentschädigung zu sprechen,

wor­

auf Jener auch'fich mit Freuden einließ; — aber da

kam so eben der Amtmann dieses Dorfes und der

*nächsten- Umgegend Herbei getrabt,

12S

lind gebot dem

sich öffnenden Kreise, man solle nicht die mindeste Unterhandlung Mt diesen Plünderern anknüpfen. — „Zieh» Sie nur nicht die Stirne so kraus," —

sagt» er zu dem Unteroffizier, — „und thun Sie

nicht,

ob Sie mich mit grimmigen Blicker»

als

todtmachen könnten.

Es ist vergrbne Mühe-, denn

ich weiß recht gut,

daß noch kein Krieg zwischen

Frankreich und Deutschland «usgebroche» ist.

Ahnen Ahr wilder Streich geglückt,

Wäre

hätten Sie

einen unglücklichen Flüchtling etwa hier ertappt und

mikhinübergeschleppt, — man hätte vielleicht dort

rin- Auge zugedrückt

über

die Unrechtlichkeit des

Benehmens und Sie wohl gar für das Gelingen

belohnt und

aber gilt

befördert.

Ein mißglückter Streich

bei Ihren jetzigen Machthabern immer

Man wird Sie und Ähre

für einen schlechten.

Mitgefangnen Zhren Behörden ausliefern, und Sie

wissen nun selbst, daß es mit Ihren Rachedrohune

gen nicht das mindeste zu bedeuten hat." —

Der

kaum noch so trotzige Unteroffizier verstummte, —

der Amtmann traf Anstalten zu seiner Forlschaffung, und stieg vom Pferde, Bericht aufzusehen.

um bei'm Schulzen seinen

Er verbot zu dem Ende, daß

sich niemand entferne; die Gemeinde müsse versam­

melt bleiben bis »ach-gänzlich geendetem Geschäft.

„Ich nicht!" sagte Fritz, indemer keck her­ „Zch muß sogleich nach Hause gehn, und

vortrat.

meinem kranken Vater Rapport abftatte», wie Alles

gekommen ist “ —

„ Wer bist du denn, du kleiner, kecker Protestirender? “ fragte lächelnd der Amtmann. „Ich bin der Sohn meines Vaters, — aber

weiß ich nicht recht!",

wie der eigentlich heißt, antwortete. Fritz.

„Hier nennen sie ihn-Traugott

Wächter, — mir kommt es seit gestern Abend manch­

mal

vor,

alS

Hohen - Eschen.

hieße

er

Adalbert von

eigentlich

So viel ist gewiß: für jetzt thut

er Pferdehirtendienste, und wohnt auf dem Anger

da draussen im allen Hcldengrabe." Der Amtmann blickte staunend umher; doch

bald von den Umstehenden damit verhalte,

erfuhr

er

berichtet, wie eS sich auch

zugleich,

Fritz

seye zuerst auf die Franzosen losgestürmt,, den andern

Knaben weit voran. — Da trat Franz aus dem Gedränge, und sagte:

„ja, das muß wahr seyn!

Ordentlich unser General ist er gewesen, und hat uns gerichtet, und ausgescholten und angedonnert,

recht wie

sich's für einen Offizier schicken

will!

Und dann ist er uns vorausgesprungen in den Feind, auch recht,

will.

wie sich's

für einen Offizier schicke»

Den ersten Steinwurf — das will ich mir

---------------

IS?

Msgrkrt«« haben, — den hab' . I ch gegen den Feind gethan; — aber wer zuerst wie toll und blind und

mit einem

rechten Zubelgeschrei in den Feind hin­

ein sprengte, — das war der Fritz!" —

„Das war der Fritz!" riefen ihm die ander» Kinder, »freudig jubelnd , nach, und der Amtmann

umarmte

tiefbewegt

den

muntern

Knaben

und

sagte-

„Lauf du nur hi»,? und grüße deinen edlen Vater von mir, und melde ihm in meinem Namen, du hättest hier etwas sehr Tüchtiges und Schönes

ausgerichtet." — „Za," — antwortete Fritz, — „so Etwas muß ich ihm auch melden; sonst dürst' ich ihm in diesem Leben nicht mehr vor die Augen

kommen, hat . er gesagt! "Und ohne sich

auf

weitre Erörterungen einzulassen, rannte er. mit ge­ waltigen Sprüngen nach dem Anger hinaus.

Aber in der Nähe des Heldengrabes kam Fingal, der gute Wächter des Hügels,

und

ihm langsam

mit freundlichem Wedeln entgegen, als wolle

er sagen: „lärme nicht, Fritz! dein guter Vater schläft!" —

Fritz

sah

ihn

erschrocken an,

und

flüsterte leise, — er wußte selbst nicht, wie es ihm

über die Lippen kam: „ach Fingal,

der Vater ist

doch nicht etwa gar schon gestorben?"— Da hatte

aber Fingal so helle fröhliche Angen, und Fritz sagte

-------------

13S lächelnd:

„nein,

lustig aus,

Gottlob!

D« flehst j» gilt z»

du alter Neuartiger Kerl,

wie dich

Vater immer zu nennen pflegt. “ — Und als sie mitsammen in den Heldenhügel hinein traten,

sah Fritz auch den Vater im recht

gesunden Schlummer langsam und behaglich athmen. Da fastete er dankbar seine Händchen, und setzte

sich leise an'S Fuß-Ende des Lagers, und war so

recht von ganzer Seele froh. Er mochte eine ganze Zeitlang so stille bege» sessen haben,

als er vom Dorf her ein lustiges

Musiziren und Singen vernahm.

sich darüber,

denn es klang gar frisch und lieblich

über den morgendustigen,

an;

Erst freute er

sonnenhellen Anger her,

aber wie es nun immer lauter ward,

und

immer näher kam, befürchtete er, sein lieber Vater könne ans seinem erquickenden Schlummer gestörd

werden, und wollte eben in die Pforte treten, um

die Lärmer abwärts zu winken, als schon der Hirt mit einem freundlichen Lächeln erwachte.

Er rieb

sich mit der gesunden Hand nachdenklich die Stirne, und sagte nach einigem Besinnen: „Fritz, als mich

vorhin der Schlagfluß befiel, wirres Zeug gesprochen?" —

hab' ich wohl sehr „Za,

Vater,

so

recht ordentlich konnte ich nicht aus dir klug werden!“

erwiederte Fritz. —

„Mir sind sehr wirre Träume

durch ' den Kopf gegangen; " — sprach der Hirt Weiter. — „Es war mir, als hörte ich vom Dorfe

her Beschieß

und Geschrei." —

Vater, das gab es auch!" —

gäbe «ine Schlacht," — Vater.

„Ganz

recht,

„Und ich dachte, eS°

„Zn Anfang noch nicht,

Aber wie ich einhteb, da ging die Bataille

lös, und wir haben sie gewonnen." — „Fasle ich denn etwa auch?"— „Nein, Vater, Gott behüte. Und der Herr Amtmann läßt dich grüßen,

dir melden,

ich

und

hätte was recht Ehrbares und

Tüchtiges zu Stande gebracht.

Nun darf ich dir

also auch wieder vor Augen kommen, du herzlieber

Vater." — „Kind, wie spielen meine Fieberträume

noch sowuNberlich in das Wachen herein!

Hörst

du denn: auch das Klingen auf dem Anger draußen ?■ erwiderte der Bar­

bar: — „Du willst diesen Verdammten einerlei Rechte mit uns Rechtgläubigen einräumen!

Unser sind fünfzig an der Zahl, wir haben diesen

Morgen

von

dem

Bischof

bas

heilige

Abendmahl, zur Besiegelung des Eides darauf empfangen, dich lebend oder todt den Conföderirten

fern." —

diese

Zudem der

Nacht

zu

überlie­

wüthige Mensch

diese

Worte ausfprach, fuhr eine sehr Hell; Züchtende, so genannte Sternschnuppe am dunklen Himmel dahin,

und

bestrahlte auf einige Augenblicke die finstre

Scene.

Diesen Umstand benutzte die Geistesgegen­

wart des Königes. —

„Da siehe! —

(sagte er

zu seinem Räuber) Gottes Gericht! Sterne fallen, indem du deinen Frevel aussprichst, vom Himmel, zum schrecklichen Zeichen des Unwillens der Gott­ heit,

welche du am

Morgen

dieses Tages vor

dem heiligenAltare lästertest! hast du mir nicht früher den Eid der Treue geschwo­

ren, ehe

ein frevelhafter Priester das

200

Sakrament so. entweihet«? daß er dadurch zu Meineid dich verleitete, und dich gottloser­

weise verpflichtete deine» gesalbten König zu

verrathen? Gottes Rache wird alle die treffen, die sich zu diesem Frevel verbanden." — Durchdrin­ gend ergreift diese Vorstellung das noch nicht ganz verhärtete Gemüth des verführten Koezinsky. —

„Mein Herr und mein König! —“

„was

kann

ich

für deine Rettung

rief er aus; thun?" —

Koczinsky war etwa 50 Schritte mit dem Kö­

nige vorausgeeilt.

Diesem hatte sich bey der leuch­

tenden Sternschnuppe di« Gegend enthüllt; „Gieb deinem Pferde die Sporen,"

sagte der Monarch,

„damit wir einen Vorsprung gewinnen.

In der

Entfernung von einigen hundert Schritten laß uns

absteigen,

das

Pferd

mit

zusammengebundenem

Zügel wird seinen Weg in unveränderter Richtung auf der Straße , forttraben, und die Zurückgebliebe­

nen werden ihm folgen.

Wir bergen uns indeß in

einer an dieser Straße befindlichen Lehmgrube, bis wir die letzten Huftritte hören.

Dann führst

deiner

Mitverschwornen

du mich in eine von der

Straße abgelegene Mühle.

Gott wird uns schützen!

und dir die Rettung deines Königes lohnen." —

Koczinsky war zu allem bereit.

Zn gehöriger

Entfernung stieg er mit dem Könige ab, trieb, das

Pferd vorwärts, in der Richtung der Straße fort, nnd barg den König in einer Lehmgrube am Wege, dann begab

bis dieser Räuberhaufe vorüber war:

sich der halb entkleidete nnd verwundete König, ge­

stützt auf seines Retters Arm zu der seitwärts gele­ genen Mühle.

vergebens,

Man klopfte lange, man bat lange

um ein Obdach für arme,

Conföderirten Mißhandelte.

von den

Endlich erinnerte sich

der König, daß die Bewohner der Mühle deutsche Protestanten

seyen,

er flehet« nun in deutscher

Sprache sie an, sich eines unglücklichen Landman­

nes zu erbarmen, und ihn nicht auf offener Straße im Sturm und Schneewetter umkommen zu lassen: da öffnete sich endlich die Thüre.

Die Müllerin

vergoß Thränen bei dem Anblick des verwundeten und beraubten Mannes;

erkannte aber den ganz

entstellten König nicht: sie führte ihn in ihr Schlaf­ gemach ; den König überfiel ein heftiger Fieberfrost, die Müllerin mit ihrem Manne bereitete ihm ein

Lager; die guten Leute brachten wärmende Pelze

herbei, und boten den Verwundeten, so viel ihr» Armuth

vermochte, Erquickung dar;

der König

nahm dieß Anerbieten für seinen Begleiter an, für sich aber verlangte er nur einen Knaben, der fähig

wäre einen Zettel nach Warschau zu einem seiner treuen Freunde zu bringen: der Bote erschien, der

202

König schrieb die oben erwähnte Abfertigung deS

Boten.

Die Müllerin entfernte sich, der König

legte.sich zur Ruhe.

Koczinsky aber (tfft zu

dem Lager seines Herrn, kniete nieder und sagte:

„Schlafe

ruhig

mein

König

und

mein

draußen werde ich dein Leben bewahren,

Herr',

mit der­

selben Treue, die dein Heiduck dir bewies, den ich.

Unglücklicher und Verblendeter, tödten half." König drückte ihm dankend die Hand.

Der

Koczinsky

stellte sich nun bewaffnet vor das Schlafgemach sei­ nes Herrn.

Zn der Frühstunde umzingelte General

Cveceji, mit des Königs Leibwache, dieMühle;

die erschrockene Müllerin eilte zu ihrem verwunde­ ten Gaste, und forderte zitternd ihn auf, sich zu

verbergen vor seinen Verfolgern, die schon die Hütte umringen.

Der König reichte ihr freundlich die

Hand, und sagte: —

„ diese kommen zu meinem

Schuhe!" und sogleich drang der General mit den beiden Aerzten in das Zimmer. die Bewohner der Hütte, welchen

Jetzt erst sahen

hohen Gast sie

beherbergt hatten; knieend baten sie um Verzeihung,

daß sie in der schrecklichen Nacht gezögert hatten, ihren Monarchen einzulassen.

Der König tröstete

sie, und sagte mit sanfter Stimme: — ihr wurdet

meine Wohlthäter, als ihr mich für euren Lands­ mann hieltet, und dafür werde ich dankbar seyn.

künftig aber öffnet eure Thüre jedem Unglücklichen,

der eure Hülfe anfleht:

denn ihr könnt nicht wis­

sen, welchen Segen ächte Menschenliebe euch zufüh­ ren kann." Von

dieser Scene

mälde vorhanden,

ist

ein

treffliches Oehlge-

aber welches Gemälde,

welche

Beschreibung vermag den Anblick darzustellen, als der hochgeliebte Monarch den Umarmungen seiner

Familie,

und

der Anhänglichkeit seiner Verehrer

wieder gegeben ward!

In der höchsten Glorie sei­

nes milden, humanen Sinnes aber erschien Sta­ nislaus in einem nachfolgenden Auftritte.

Durch

ein überraschendes Verfahren war es der königlichen Parthei gelungen, sich einiger dieser verbrecherischen

Räuber, und mit diesen der Papiere der Conföde-

rirten zn bemächtigen.

den

Morgen

die

Als der König am folgen­

Glückswünsche aller Senatoren

und einiger Magnaten im Angesichte seines ganzen

Hofes

annahm,

wurden

ihm

Papiere versiegelt übergeben;

die verrätherischen der noch von seinen

Wunden matte König nahm das versiegelte Packet,

erhob sich von seinem Sitze,

und sprach: — die

Papiere enthalten die Namen derer, die meinen Tod wollten;

kennen:

ich begehre nicht meine Feinde zu

mit diesen Worten warf er

das

ganze

Packet in das Kaminfeuer. — Auf manches Gesicht

204 in der Versammlung kehrte nach dieser großmüthigen Handlung die Farbe, und in manche Brust der Athem zurück.

Beschämung und Achtung fühlten die Einen,

Bewunderung und Liebe die Andern, die verdächtig­ sten stimmten am beharrlichsten für den Tod der drei

Hauptansührer; — selbst dem reuevollen Retter des Königs sprachen sie das Leben ab; durch Veranstal­ tung des Monarchen aber wurde Koczinsky der

Verhaftung entführt,

und der milde StanislauS

sicherte ihm aus seiner Chatolle eine jährlich sehr

ansehnliche Pension

$u,

welche

Koczinsky

Venedig zu verzehren angewiesen wurde.

irr

Königlich

belohnte der edle Monarch die Besitzer der Mühle.

Besonders zog er die Familie des getödteterk treuen Heiducken hervor.— Die Stelle seines Todes wurde durch ein marmornes Denkmahl bezeichnet.

Und

jährlich, so lange der König regierte, wurde der Erinnerungstag dieser wundervollen Begebenheit iw

allen Kirchen gefeiert. —

D i e stille Welt.

Von Erdenstürmen ungetrübet Blüht eine stille Welt, Zn der kein Blättchen sich verschiebet Und keine Rose fällt.

Daß sich ein schwüler Dunstkreis läutre, Bedarf es nicht in ihr. Es lächelt eine ew'ge Heitre Herab auf dieß Revier. Orkan und Flamm' und Meereswelle, Sich furchtbar wälzend fort, Sie sinken nieder an der Schwelle Von diesem sichern Port.

Zn's hcil'ge Fricdensthal, in diesen Glücksel'gen Aufenthalt Dringt kein Despot mit Blutvergießen Und keine Feindsgewalt. Der Eigner schafft mit regem Fleiße, Durch Selbstsucht nie entweiht, Des Nächsten Wohlfahrt, still und leise, Zn frommer Thätigkeit.

206

Ein Altar in der Mitte raget, Wo heil'ges Feuer brennt. Das oft sich mit den Gluthen waget Zum reinsten Element.

Das Dieß - und Jenseits sind vermählet Dort im vertrauten Bund, Und in Gesichten, Gottbeseelet, Thut sich der Himmel kund. —

Wo blüht dieß Land der ew'ge» Jugend, Dieß selige Revier? — Such' und erringe Christ en tugendi Dann trägst du es — in dir. Buri. f.

Maria Elisabeth, Gräfin von Zinzendorf,

geborne Freyin Teuffel.

Ein Bild des Frauenlebens im 17. Jahrhunderte. Aut Fa mt lten-Pa»t e ren.

Das Verdienst der Töchter, Gattinnen und Mütter

ist still und rühmlos. der Familie fort.

Es lebt nur in dem Herzen

Als Mann und Greis gedenkt der

Sohn seiner frommen Mutter, die längst in Asche

zerfallen,

aber

er

gedenkt ihrer Tugend einsam,

oder — ist er so glücklich — nur in der Mitte von

Kindern und Kindeskindern.

Unvergeßlich bleibt

dem Gatten die Gattin, welche unter den Blumen

der Erde ruht; aber die Welt sieht seinen Schmerz

nicht, denn solcher Schmerz ist nicht für die Welt. Selten und gleichsam im Vorübergehen, nennt die

Geschichte den Namen eines edeln Weibes;— schnell

verwittert das kleine Denkmal der Liebe auf dem Friedhof; — schneller als das Papier, ches Lichtenberg einst schrieb: rc.

auf wel­

Wenn mich etwas

erhob und läuterte, so war es das Bild meiner guten

Mutter.

208

Die Heimath für die Kraft des Mannes heißt

Oeffentlichkeit; die höhere Kraft des Weibes ent­

faltet sich am schönsten in der Verborgenheit.

Ze

anspruchloser sie wirkt, je milder sie leuchtet in dem dunkeln Leben des Hauses:

desto höher steht sie

über der Erde, darum wird sie deutlicher gesehen von den Engeln, als von den Menschen.

Das wußten unsre Väter.

„ Der Ofen und die

Fraw sollen daheimb bleiben," diesen kräftigen treu­ herzigen Bescheid gab Martin Luther einem deut­ schen Fürsten, der seine Gemahlin gern mit auf die

Jagd nehmen wollte, und als sie dessen sich weigerte,

Luther«, der eben zugegen war, um seine Meinung fragte. Unsre Altvordern wußten aber auch diese schöne

Eigenthümlichkeit schätzen.

des

weiblichen

Verdienstes

zu

Der Hausvater hielt ein Tagebuch, und

schrieb darin jene kleinen Begebenheiten auf, welche

das Familienleben, von den Freuden des Brautstan­ des an, durch die süßen Mühen und Sorgen der

Ehe, bis an die Ruhestätte des irdischen Schlum­

mers geleiten, und spat noch, auch auf den unter Thränen beschriebenen Blättern, Kind und Kindes,

kind durch die Erinnerung beglücken. Solche Familien - Papiere der Hauser Teuffel

und

Zinzendorf,

aus

der

letzten Hälfte

des

siebzehnten Jahrhunderts, liegen vor mir, und ich

will ans ihnen erzählen, wie eine edle deutsche Frau

vor beinahe hundert und fünfzig Zähren erzogen ward und lebte, daß man sie nannte einen Engel ihres

Hauses, ein Muster ihres Geschlechts und eine Zierde ihres Standes.

Es sey mir erlaubt, die gute alte Zeit, einfach

und gutmüthig wie sie war, auch in ihrer kunstlosen

Haussprache bisweilen reden zu lassen.

Selbst jene

Umständlichkeit und den Ernst, mit welchen unsre

Väter

die kleinen

Veränderungen des häuslichen

Lebens behandelten, mag ich nicht ganz aus dieser

Darstellung entfernen, da ich darin einen charakteri­

stischen Zug des damaligen Familientones zu erkennen glaube. Zene Nachrichten heben, nach altem Brauch, von den „ uralten Vorfahren des jungen Fräuleins “ an. Wohl dem, sagt ja Göthe's Zphigenia,

— der seiner Väter gern gedenkt.

Der froh von ihren Thaten, ihrer Größe

De» Hörer unterhält, und still sich freuend Ans Ende dieser schönen Reihe sich

Geschlossen sieht! —

Der „Voroberältere Herr Vater" des Fräuleins, Herr Erasmus Teuffel, Freiherr zu Gundersdorf, SEalfenftcunO. I. 14

210 war ein tapferer und entschlossener Mann.

Als die

Türken im Z. 1529 Wien belagerten, rühmte jeder­

mann unter den wackern Äertheidigern der. Kaiser­

stadt auch den Obersten Teuffel.

Doch werden, „der

Kürze wegen “ die väterlichen und mütterlichen Ähnelt, sämmtlich nach Rang und Würden, nicht höher hin­

auf fortgezählt, als bis zu diesem Kriegsobersten. Nur einen Herrn Wolf Teuffes läßt der Verfasser des

Tagebuchs, mit Herzog Bertholden in Baiern im zehnten Jahrhundert dem deutschen König Heinrich,

dem Finkler *) gegen die Ungarn zu Hülfe ziehen, ehe die fromme Gräfin Maria Elisabeth von diesen „tapfern Geschlechtern, Ahnen und Urahnen erzeu­ get und auf unsrer mühseligen Welt" zu Eßling in

Niederösterreich geboren werden kann.

Dieß geschah

den 17. April 1661.

Die Familie war protestantisch. die Kinder häuslich fromm.

Man erzog

„Sobald die kleine

Maria ihrer Sprache mächtig war, wies man sie fleißig zum christlichen Gebete an." —

Sie hatte

*) Dieß ist wahrscheinlich eine Verwechselung mit Kaiser Otto L; denn unter König Heinrich war Arnulf Herzog in Baiern, und Berthold erhielt daß Herzogthum vom Kaiser Otto erst nach seines Bruders Arnulf Tode, im Jahr 938. Doch könnte Berthold als Pfalzgraf'in Baiern dem König Heinrich zu Hülfe gezogen seyn. G.

in ihrem dritten Zahre „die Glückseligkeit, daß ihr todtkranker Vater das von

dem lieben Gott

wiedergeschenkte Leben ihrem unausgesetzten eifrigen

Thränengebete fast zuschrieb."

Auch liebte sie ihr

Das gute Kind litt

Vater stets aufs zärtlichste.

lange an harten Krankheiten, die es aber „durch fleißige Wartung der in Arzenei vortrefflich erfahre­

nen Frau Mutter und die Hülfe berühmter Medi-

corum glücklich überstand."

Dabei

legte Maria

„ durch Erlernung des kleinen und großen Katechismf Lutheri, biblischer Sprüche, aller Psalmen, un­ zähliger schönen Gesänge und Gebete" den Grund

zu der

reinen

und frohen Gottesfurcht,

die ihr

ganzes Leben schon chienieden verklarte. Die' Augsburgische

Konfession'chatte

in

dem

Erzherzogthum Oesterreich so viele Bekenner gefuM

den, daß die Tafel des Herrenstandes fast lauter evangelische Mitglieder zahlte.

Bekannt ist es, wie

vielfache und harte Bedrückungen die Protestanten

in Oesterreich im Laufe des dreyßigjahrigen. Krieges erleiden mußten; aber weniger bekannt ist es, wie

sie nur um. so treuer und-fester an dem Glauben ihrer Väter hingen.

Wir haben in * unsern Tagen

kaum noch einen. Begriff von der Freudigkeit, mit welcher man

damals Gott

und 'das Evangelium

aus eigener, freien Ueberzeugung mit aufrichtigem

212

und

ohne Menschenfurcht

Herzen verehrte,

ohne

Noch lebte Luthers Geist und sein

Fanatismus.

Gedanke: Eine feste Burg ist unser Gott! in dem

Herzen

der Bekenner

des

Glaubens.

gereinigten

Auch der Vater unsrer Maria, der alte Freiherr Otto Christoph Teuffel, war einer von diesen wohl unter­ Da im Oester­

richteten treugesinnten Protestanten. reichischen

kein

evangelischer

Hauslehrer

gehalten

werden durfte, so unterrichtete er selbst seine Tochter „mit desto größerer Treue im Christenthum, auch

sogar im Schreiben und.Rechnen." Herr Otto Teuffel,

ein

Der Großvater,

vier und

achtzigjähriger

Greis, vergaß sein Alter, wenn die zarte Enkel­

tochter es ihm „durch Vorlesen der heiligen Bibel und anderer geistreichen Bücher, sonderlich Herrn

Arndt's wahres Christenthum versüßte." — Und er

hat dafür „ dieselbe im Leben und an seinem im Zahre 1673 erfolgten Tode zu segnen nimmer satt werden können."

Als die Pest im Jahre 167g Oesterreich heim­ suchte,

brachte Herr Otto Christoph seine beiden

Töchter nach Nürnberg in Sicherheit. Maria von

dem

Herrn Leibnitz"

dasigen

besondere

Hier erhielt

„vornehmen Theologo, Lehrstunden

über

die

„strittigen Glaubenspunkte, welche sie so wohl be­

griffen,

daß

sie Zeitlebens

durch

Gottes Gnade

gegen

alle Anfechtung

dadurch sich

gestärkt nrfr

standhaft verwahret." — Das Fräulein erwarb sich

in Nürnberg durch ihre Schönheit und andre gute Eigenschaften, „so wie durch ihre ungemeine Ge­ schicklichkeit in allen Frauenzimmern wohlanständigen

Arbeiten und Künsten" allgemeine Achtung und Liebe. Die regierende Markgräfin von Ansbach lernte sie kennen, und wollte sie an ihrem Hofe eine Zeitlang behalten.

Allein diese Fürstin starb.

Hierauf voll­

endeten zwei Tanten, die Gräfin von Conzin und

die Gräfin von Welz die Erziehung des Fräuleins.

Damals „hat es sich zugetragen, daß ein langer

schöner Mann, der große schwarze Augen gehabt, Herr Graf Georg Ludwig von Zinzendorf und Pet­

tendorf, al« er die Gräfin Conzin im Jahre 1679

besuchet, alldort das Fräulein Maria mit sonder­ barem Vergnügen zu betrachten die Gelegenheit ge­ habt, — aber er hat sofort die Reise in die frem­

den Länder fortgesetzt." Unterdessen hatte die Pest in Oesterreich nach­ gelassen,

und

„Herr Otto Christoph nebst Frau

Polyxena Elisabeth erhoben sich nach Nürnberg," um ihre Töchter wieder zu sich auf ihre Herrschaft

Gundersdorf zu nehmen.

Hier hat Fräulein Maria

ihrer Mutter „die Last der weitläuftigen Haushal­ tung treulich und fleißig tragen helfen, und ihren

Aeltern große Ehre und Freude sowohl am kaiserliehen Hofe als, auch bei ihren Verwandten wegen

ihrer unvergleichlichen guten Lebensart und männ­

lichen Sitten verursachet."

Aus Liebe zu ihren

Aeltern schlug sie mehrere vortheilhafte Anträge aus,

so daß sich ihre jüngere Schwester eher vermählte. Das Herz schwieg, wenn ein Bewerber erschien;'

vielleicht stand auch noch im Hintergründe das Bild

des schönen Grafe». Die Vermählung der Schwester wurde in Wien

gefeiert.

Hier lebte jetzt die Familie des Freiherr»

tft den glücklichsten häuslichen Verhältnissen;

aber

»Ur zu bald ward die schöne Ruhe dieses Hauses

durch eine» finstern Sturm verjagt.

Es war im Julius 1633,

als

plötzlich nach

Wien die Nachricht, von der Plünderung und Ab­

brennung der nächsten Orte kam, und zu gleicher Zeit die Türken und Tatarn vor der Stadt sich

zeigten. das

Der Feind war bet dem kaiserlichen Heere,

seitwärts

in Ungarn

stand,

vorübergezogen,

und der stolze Kara Mustapha hoffte im schnellen Ueberfall sich ein eigenes Westreich mit der wehr­

losen Kaiserstadt zu erobern.

kaum noch

Zn Wien hatte man

einen Tag zur Flucht.

Da besorgte

Fräulein Maria, ohne die geringste Bestürzung zu

zeigen, Alles was zur Verwahrung des Hauses und

zur Reise nöthig war.

Es glückte ihr, durch ihre

Fassung selbst Hie ängstliche Mutter zu beruhigen, und ihr den Muth einzuflößen, die Stadt im rechten Augenblicke zu verlassen.

Denn schon brannten die

Vorstädte, und vor dem Thore plünderten die kaiser­

lichen -Truppen mit roher Gefühllosigkeit die verlas­ Als der Freiherr aber mit seiner

senen Häuser.

fliehenden Familie nach zahllosen Hindernissen um

Mitternacht endlich an das Thor gelangte, fand er es gesperrt. öffnet.

Es wurde erst mit Tagesanbruch ge­

Doll- mitten unter dem Gewühl von mehrer»

Tausenden, welche aus der Stadt sich flüchteten und unter dem wilden Gedränge von Pferden und Wagen

und heraneilenden Truppe«, welche in die Stadt sich retteten, konnte die Famikie des Freiherr»-, bei jedem Schritte aufgehalten, über die unter der Last

der Menge gefährlich schwankende Donaubrücke nur langsam fahren und spät das jenseitige Ufer erreichen. Da viele Bekannte von dieser schnellen und gewag­ ten Reise nichts erfahren hatten, so verbreitete sich

das Gerücht: „es wäre die Fräule-Teufflin überfal­

le» und in die türkische Sklaverei geführt worden. — Allein der getreue Gott ließ ihre Aeltern und sie, im Geleite der heiligen Engel, mitten durch das desperate

Kriegsvolk, ohne Schaden ihre Herrschaft Gunders-

derf erreichen."

216

Der alte Freiherr wagte sich bald darauf aus Theilnahme für eine Verwandte wieder in die Stadt hinein.

Seine Rückkehr verzog sich, und eine un­

glückliche Zeitung über die andre kam in das Schloß

zu Gundersdorf.

Da tröstete niemand die geängstigte

Frau Polyxena, als allein ihre Tochter, das hoch­

herzige Fräulein Maria, die den eigenen Schmerz um den geliebten Vater unterdrückte und Hoffnung

gab, ob sie wohl selbst keine hatte. Endlich kam er zurück.

Nunmehr beschloß die

Familie, auf einige Zeit sich nach Sachsen zu bege­ ben.

Hier lebte Mariens jüngere Schwester Eleonore

mit ihrem Gemahl, dem Freiherrn von Rechenberg.

Herr Otto trat die Reise schon in der Mitte des

Augusts an.

Frau Eleonore holte ihre Aeltern in

Pirna ein, und geleitete sie nach Dresden.

Hier

„erlebten sie die Freude, das in Oesterreich so oft entbehrte treue Wort Gottes reichlich zu hören," und jedermann, auch der Hof,

bewies den vom

Kriege Vertriebenen so viel herzliche Theilnahme,

daß der alte Freiherr sich entschloß, seine Tochter Maria in Sachsen zu

lassen.

Er ging in sein

Vaterland zurück, welches „durch des höchst rühmlich regierenden Kurfürsten, Herrn Zohann Georg III.

persönlichen Zug dem Erbfeinde völlig abgejagt, und

wo die römisch - kaiserliche Majestät wieder ringe-

§etzt war, so daß jedermann in Oesterreich unter seinem Eichbaume und bei seinem Weinstock wiederum

wohnen könnte." Fräulein Maria

Wien.

-Man

gefiel

lobte

in

wie

Dresden,

vorzüglich,

in

sie ihrer

„daß

Schwester treulich an die Hand gehe, und zu ihr,

obwohl der jüngsten, doch erst verheiratheten, mehr

als schwesterlichen Respect trage." — „ Diese große Demuth habe auch dem Grafen Georg Ludewig von

Zinzendorf und Pottendorf,

welcher damals,

im

Zulius i6g4, von seinen Reisen in fremden Landen

wieder hcimgekehret, täglich mehrere Zuneigung ein­ gegeben." Folgendes trug noch mehr dazu bei.

Der Graf

Zufällig befand sich Fräulein

litt an Dlutbrechen.

Maria in dem Hause, wo der kranke Graf wohnte, als ihn eben eine starke Ohnmacht befiel.

Alle Ver­

wandte, und unter ihnen Fräulein Maria, eilten

herbei.

Theilnehmend bewies sie durch schnellen Bei­

stand ihr Mitleid.

„ Aber sie zog auch nachher viel­

fältig, sowohl Verwandtschaft halber, als sonst aus sonderbarer Zuneigung zu dem gräflich Zinzendorfschen Hause, die Versorgung des kranken Herrn Georg Ludwig

der

schönen

bei einer

solche»

allen andern Vergnügungen,

Jahreszeit und der Gesellschaft vor." Der Graf wurde,

wie

es

218

Pflege natürlich war, bald gesund; indeß war die

nähere Bekanntschaft mit seiner freundlichen Pflege­

rin von kurzer Dauer.

Denn er mußte als gehei­

mer Rath, in Aufträgen seines Hofes, die Zahre

i685, 1636 und 1637, fast ganz am kaiserlichen

Hofe zubringen.

Maria begleitete in

dieser Zeit

ihre kränkelnde Schwester zweimal ins Karlsbad. Der Gebrauch

der Heilquelle

war

ohne

Erfolg.

Da sehnte sich Frau Eleonore nach dem vaterländi­ schen Himmel, und der Freiherr, ihr Vater, führte

beide Töchter mit sich nach Gundersdorf.

Hier be­

suchte von Wien aus der Graf Georg Ludwig die

Familie.

Ein Fall mit dem Pferde machte ihn

krank, und er mußte auf Frau Polyxena's Befehl Arzenei und Hülfe aus Frauleins Maria Handen

empfangen.

Der Zustand der Frau von Rechenberg wurde

indeß immer bedenklicher.

Also entschloß sich der

Freiherr mir seiner ganzen Familie nach Wien zu

gehn, um die dasigen Aerzte zu brauchen.

Hier sah

Graf Georg Ludwig Marien in ihrer ganzen Lie­ benswürdigkeit; denn in keiner Gestalt erscheint die Schönheit rührender, als in der eines Engels, der tröstend und hülfreich an dem Bette eines geliebten

Kranken steht.

Als, jeder Hülfe ungeachtet, die

theure Schwester gestorben war,

sah er auch die

Thränen der trostlosen Maria. Jetzt wurde es dem Grafen klar, daß er Marien

liebe.

„Er entdeckte die mit Gott gefaßte Meinung

seiner Frau Mutter nach Nürnberg, und als diese

mit ihrer Einwilligung auch den kräftigen mütter­

lichen Segen zurückgeschickt, eröffnete er den Aeltern des Frauleins seine Gedanken, und es wurde mit

deren Einwilligung

und

des Fräueins Erlaubniß

die bisherige Freundschaft in öffentliche Liebe und

Aufwartung verwandelt."

Hierauf erfolgte, der

alten Sitte gemäß, die feierliche Bewerbung.

Die

nächsten Blutsverwandten des Grafen, Herr Gund-

acker Fürst von Dietrichstein als Sprecher, und die

Grafen Ernst von Stahrenberg und Otto von Abensberg, als Zeugen, brachten in gehöriger Form im

Hause des Freiherr» Teuffel die Werbung des Grafen

an.

Herr Otto Christoph ertheilte ihnen „seine will­

fährige Gegenantwort," worauf die Aeltern ihrer Tochter Meinung durch und den Grafen

den Grafen

von Brauner

von Volkra

erforschen

ließen.

Fräulein Maria gab jetzt das Jawort, und die „ Versprechriuge" wurden in Gegenwart beider Zeu­

gen ausgewechselt.

Am

in

iZ. November 1637 ward die Trauung

dem evangelischen Priestcrhause

zu

Preßburg

220

vollzogen, wohin der Graf dem kaiserlichen Hof»

das Danket ward auf dem kai­

lager gefolgt war;

serlichen Schlosse ausgerichtet.

Abends führte man

das glückliche Paar „der- allergnädigsten Herrschaft zum Handkusse vor, da sie dann zu der alten Aeltern

herzlichen Freude mit sonderbaren kaiserlichen Gnaden angesehen wurden."

im Dezember,

Bald darauf,

riefen Gefandt-

schaftsgeschäfte den Grafen nach Dresden zurück. Später, im April iögg, verließ auch die Gräfin

Maria, Oesterreich, und die geliebte Heiinath zu

Gundersdorf, um ihrem Gemahl nach Sachsen zu folgen.

Hier besuchte sie der alte Freiherr, und

man beschloß, daß die junge Gräfin, welche ihre Niederkunft erwartete, mit ihrem Vater nach Wien

zurückreisen

sollte,

um

die Pflege ihrer Mutter

genießen zu können.

Mit dieser Reise nahmen die Leiden der Gräfin ihren Anfang.

Solche Schicksale, wie sie erfuhr,

sind nichts Außerordentliches, aber die stille Geduld, mit der Maria litt, mit der sie widerstand, sich

aufrecht erhielt, und ein Leben voll häuslicher Arbeit

und Mühe sanft ertrug, wird jedes Herz rühren,

welches den frommen Muth versteht, der zu dieser Geduld erheben konnte.

Aus der Reise von Dresden nach Wien stürzten

die Maulthiere, welche die Sänfte der Gräfin tru­ gen, unter dem Gejersberge in Böhmen. Die Gräfin wurde von dem Falle krank. Auch zeigten sich die Folgen bei ihrer schweren Niederkunft in Wien, wo ihr Gemahl bald nach ihr eingetroffen war. Das Kind starb einige Wochen alt. Dee Graf war jetzt wieder als Gesandter am kaiserlichen Hofe angestellt. Er machte ein großes Haus, und die Gräfin hatte die Ehre, den Herzog Friedrich August zu Sachsen, nachmaligen Kurfürsten und König von Polen, während seines Aufenthalts in Preßburg 1639, nebst seinem Hofstaate in ihrem Hause zu bewirthen. Sie zeichnete sich in diesen glänzenden Verhältnissen in jeder Hinsicht aus: da­ her die öffentliche Stimme, wie die Familien - Nach­ richt sagt, über sie urtheilte: sie habe sich „als eine holdselige Rahel und fleißige Martha sowohl als eine gottselige und andächtig betende Maria auf­ geführt.^ Um diese Zeit verkaufte ihr Vater seine Herr­ schaften in Oesterreich. Er war 65 Zahr alt- und er der letzte seines Geschlechts. Auch wünschten die Aeltern der Gräfin in einem Lande zu sterben, wo sie ihre Religion frei ausüben könnten. Sie kaufte» deßwegen das Rittergut Hof bei Oschatz in Sachse». Die Gräfin unterstützte sie bei dieser Veränderung

222

mit kindlicher Sorgfalt, und begleitete sie bis Znaym

in Mähren.

Bald nachher folgte sie ihrem Gemahl

in das kaiserliche Hoflager nach Neuburg, &o Meilen von Wien, hierauf nach Augsburg, wo die Wahl des römischen Königs Joseph 1690 erfolgte.

Sie

machte diese beschwerliche und langsame Reise auf der Donau.

In Augsburg lag sie einige Wochen

krank.

Kaum war sie wieder hergestellt, so reiste

sie zu

ihren Aeltern nach Sachsen,

Februar 1691 zu Torgau ankam.

ihr Haus in Dresden wieder ein.

wo

sie

im

Zeht richtete sie

Ihr Gemahl

aber folgte dem Kurfürsten Johann Georg III. in den Feldzug

an den Rhein gegen die Franzosen.

Sie begleitete ihn mit einem Herzen voll banger Ahnung bis Nossen.

In dem Feldlager wurde er

an der Ruhr gefährlich krank, und die Gräfin er­ hielt in mehrern Wochen von ihm keine Nachricht.

Sie fühlte doppelte Angst, da ihr Vater an dersel­ ben Krankheit darnieder lag.

Erstarb; die Mutter

kränkelte; Maria nahm sie zu sich, und traf, so

bekümmert sie war,

ob sie gleich allein alles zu

besorgen hatte, mit großer Fassung die Anstalten zn dem Begräbnisse.

Glücklicher Weise erhielt sie bald

die Nachricht von ihres Gemahls Genesung, und

der Ersehnte kam fast zu gleicher Zeit- mit ihr in Dresden an.

Als die einzige Erbin ihres Vaters

----------------

223,

erfüllte sie jetzt vor allen Dingen des alten Freiherrn Gelübde, und ließ

die ganz zerborstene Kirche zu

Hof abbrechen,' und eine neue aus dem Grunde

erbauen;, „wie sie beim auch, sagt die Nachricht, für besseres Auskommen und bessere Wohnungen ihrer

Geistlichen alle ersinnliche Mühe angewendet, und der Schule und Kinderlehre, auch Kinderzucht vor­ trefflich an die Hand gegangen." —

„ Deßwegen

hat sie auch die aufwartenden Edelknaben, erwach­ sene und. kleine Türken,

lassen,

und

unterweisen

und taufen

durchgehends ihr ganzes Hausgesinde

alles Ernstes zur wahren Gottesfurcht, Zucht und Ehrbarkeit angehalten; sie ist dabei Allen mit dem

eigenen Exempel in christlicher Demuth allhier und in der Fremde vorangegangen; auch hat sie sich nie

durch Zeit und Ergötzlichkeit vo» der gewöhnlichen Hausandacht abhalten lassen." —

Die Gräfin Maria lebte, nach ihrer Neigung,

an dem glänzenden Dresdner Hofe sehr eingezogcn,

darum genoß sie auch der besondern Achtung einer

sehr

frommen Fürstin,

Eherhardine. standhafter

der nachmaligen Königin

Ueberhaupt

religiöser Sinn

verbreitete

damals ein

einen gewissen Ernst

über alle Verhältnisse des Lebens; und dieser Ernst

sicherte die Frauen eben so sehr gegen den Leichtsinir

224

bei rauschenden und glanzvollen Vergnügungen, z«

deren Genuß Reichthum, Stand, Jugend und Schön­ heit an einem prachtliebenden Hofe die Grüßn vor allen andern einluden; als er ihrem Charakter Festig-

keit, Muth und Geduld Lei traurigen Verhängnissen

des Schicksals verlieh.

Das Privatleben der Grä­

fin hatte daher ganz das einfache und fromme-Ge­ präge ihres Zeitalters. es von ihr:

In dem Tagebuche heißt

„die fast jährigen schweren Krankhei­

ten ihres Gemahls, ihren Hausberuf und das Kreuz der schweren Geburten

hat die

Gräfin

geduldig

ertragen, ja endlich fich gefreut/ durch solche Trüb­

sale der Zeit Eitelkeiten überhoben zu seyn."

Die

Erziehung ihrer Töchter war ihre liebste Beschäf­ tigung. Vom Jahre 1695 an, in welchem ihr Gemahl

wieder nach Wien ging, lebte sie theils in dieser

Stadt, theils in Preßburg und Oedenburg.

Hier

verlor sie durch den Tod bald nach einander eine Tochter und ihre Schwiegermutter. Die unglückliche Gräfin hatte in wenig Jahren

acht Kinder begraben! Endlich ward ihr die Freude, (den 6. April 1697) von einem Sohne entbunden zu werden.

Dieser Sohn war Friedrich Christian,

-der Vater des verdienstvollen, im Jahre 1304 ver-

22$

-----------

storbenen kurfürstlichen sächsischen Kriegsministers, des Grafen von Zinjendorf. *) Die Krönung des Kurfürsten Friedrich August zum Könige von Polen gab ihrem Gemahl die Veranlassung, in Wien ein neues und größeres Haus zu beziehen, welches die Gräfin mit dem erforderlichen Glanze einrichtete, und in welchem sie selbst die gewöhnlichen Feste anordnete. Sie zeigte dabei eben so viel Kenntnisse als Ordnungs­ sinn und Geschmack, auch wußte sie, von einem richtigen und feinen Gefühle geleitet, die Würde und den Rang ihres Gemahls zu unterstützen, ohne dem Umgänge und der Gastfreundschaft jene liebens­ würdige Anmuth zu entziehen, welche allein die Frau von Hause durch eine vom Herzen ausgegan­ gene Bildung des Geistes über alle Theile des Ganzen verbreiten kann. Zhr einfaches und schick­ liches Betragen gewann ihr die Liebe Aller, so daß sie „von Zhro Majestät der Kaiserin ihrer sonder­ baren Tugend halber jederzeit vorgezogen und hoch­ gehalten wurde; die ihr auch bei ihrer Abreise im Winter nach Sachsen Arzenei mitgegeben hat, welche die Gräfin öfters nützlich gebraucht. “ — *) Von ihm hat der Verfasser dieses Aufsatzes eine biographische Nachricht in die kurfürstlich sächsische Armes­ liste vom Jahr 1305 ei «rücken lassen. Wnlftnfreund. I.

IJ

226

Nach mancher auf dem beschwerlichen Wege ansgestandenen Gefahr kam sie glücklich in Dresden a«.

Hier traf sie sogleich Anstalten zu ihrer neuen häus­

lichen Einrichtung, und zu ihrer zehnten Niederkunst.

Diese erfolgte nach vieltägigen Leiden den 24. Febr. 1698, und wurde drei Tage nachher ihr Tod.

hatte sich auf denselben längst vorbereitet. Fassung und Besonnenheit,

mit der

Sie Ihre

sie mehrere

Tage die größten Schmerzen ertrug, die Ruhe, mit der sie die Ihrigen tröstete,

ermahnte und Alles

that, was ihr fromme- Gefühl ihr gebot, machten damals, „auf Hohe und Niedre" den tiefsten Ein­

druck.

Betend, segnete sie selbst sich ein, und ent«,

schlief in einem Alter von 37 Jahren und 10 Mo­

naten.

Ihre Mutter,

Frau

Polyxena Freifrau

Teuffel, lebte allein noch, um das mit der geliebten,

Tochter erloschene Geschlecht eines alten und berühm­ ten Namens zu beweinen.

„Also wurde, mit diesen

Worten schließt die handschriftliche Nachricht,

an

der frommen und tugendreichen Gräfin Maria die

Andeutung

erfüllt,

die ihr

Herr Großherrvater,

Herr Otto Trüffel, ihren Aeltern zu Eßling gethan, daß,

weil außer den beiden Töchtern kein Raum

mehr in dem Teuffel'schcn Stammbaum übrig sey, die Mutter das Geschlecht aussterbcn sehen würde." —

Für uns habe die einfache Darstellung «ine-

-— ---------

2S7

edel» Franenkebens aus dem siebzehnten Jahrhunderte,

den sanften Nachhall einer verklungenen Idylle aus Die Vergleichung

demHeiligthum« der Häuslichkeit.

mit

der Gegenwart

ist

erfreulich

und belehrend.

Noch giebt es Töchter, Gattinnen und Mütter, wie sie damals waren,

jedem Stande.

mögen

noch

von jedem Glauben und von

Die äußern Formen des Lebens

so sehr gewechselt, haben;

die alte

Wahrheit ist qnserm Familienleben unvergeßlich ge» blieben, daß Frömmigkeit, Unterricht und häusliche Stille allein jenen

heiligen Ernst in das leicht 6et

weglick» Herz des Weibes senken können,

der das­

selbe auf die Höhe seiner Pflichten stellt,

wo das

jünger« Geschlecht mitten in dem Glanze der Welt

wir unter dem)Drucke der Mühen des Lebens , in jeder fromme» Hausfrau und Mutter, den Engel einer glücklicheren Zukunft erblickt.

Hasse.

Einigen Lesern dürften vielleicht noch folgende

Angaben nickt unwillkommen

seyn.

Der Gemahl

der Gräfin Maria, Georg Ludwig Graf und Herr

von Zinzendorf und Pottcndorf, 1662,

geb. d. g. Octbf.

starb den q. Juli 1720 zu Dresden,

als

228

Obrist - Erblandjägermeister in Oesterreich unter der Ens, K. Polnischer und kurfürstlicher sächsischer

wirklicher Geheimer Rath und Kammerherr.

Er

zeugte mit seiner Gemahlin, Maria Elisabeth geb. Trüffel, zehn Kinder, von denen zwei die Mutter

überlebten.

Mit seiner zweiten Gemahlin, Char­

lotte Justine Baroneß von Gersdorf,. einer sehr

gelehrten Dame,

erzeugte er den berühmten Nico­

laus Ludwig Grafen von Zinzendorf und Pottendorf (geb. d. 26. Mai 1700.), Stifter der evan­

gelischen Brüdtrgemeine zu Herrnhut. —

Mariens

Elisabeths Tochter, Susanne Luise, starb iiz ihrem

19. Jahre 1709 als vermählte Gräfin von Orten­

burg.

Ihr Sohn Friedrich Christian starb als K.

Polnischer und kurfürstlich sächsischer Geheimer Rath

und Kammerherr, d. 15. Dezbr. 1756. In Köhler's

hisior. Münzbelustigungen findet man über das Teufsel'sche Geschlecht ausführliche Nachrichten.

Hasse.

22Y

Der

Mutter

Herz.

Nach dem Tode.

SBo die Cypresse trauert. Von Tod und Nacht umschauert. Deckt Moos der Mutter Hügel; Doch mit der Liebe Flügel Schwang sich aus stiller Gruft Verklärt ihr Herz empor, Und rein wie Himmelsluft, Haucht' es den Ton hervor: „Wer je mich hat empfunden, „War längst der Erd' entbunden; „Wem ich schon hier den Himmel «les, „Dem winket dort mein Paradies."

Hasse.

Mein

Trost.

Es giebt ein Band, das Herzen näher bringet,. Das sie vereint für eine Ewigkeit, Und einen Blick, der durch die Seele dringet Der sich hinauf zu jenen Welten schwinget. Zum Scheiden von der Erde stets bereit.

22Y

Der

Mutter

Herz.

Nach dem Tode.

SBo die Cypresse trauert. Von Tod und Nacht umschauert. Deckt Moos der Mutter Hügel; Doch mit der Liebe Flügel Schwang sich aus stiller Gruft Verklärt ihr Herz empor, Und rein wie Himmelsluft, Haucht' es den Ton hervor: „Wer je mich hat empfunden, „War längst der Erd' entbunden; „Wem ich schon hier den Himmel «les, „Dem winket dort mein Paradies."

Hasse.

Mein

Trost.

Es giebt ein Band, das Herzen näher bringet,. Das sie vereint für eine Ewigkeit, Und einen Blick, der durch die Seele dringet Der sich hinauf zu jenen Welten schwinget. Zum Scheiden von der Erde stets bereit.

230

Es fließt ein Quell, zwar oft vom Sturm getrieben,

Doch sanft und still durch eine bleiche Flur, Und Engel giebt es, die mit frommem Lieben Die Tropfen sammeln., wo sie auch geblieben, Darin erkennend göttliche Natur.

Ern Gasthaus steht, nicht prächtig ausgeführet. An jener Quelle einsamen Gestad', Ein einfach Schild des Hauses Thüre frieret,

Doch seine Weisung aller Herzen rühret, Denn jeder glaubt, daß er der Heimath naht. Und Morgens will der Pilger weiter schreiten. Da ist versiegt der ernste Traun-Quell, Verschwunden jene Flur, und Engel leiten Den Wanderer zu höher» Seligkeiten,

Und seine Nacht ist jetzt ihm klar und hell. Das Band, was näher zieht verwandte Herzen. Zn dieses armen Lebens Thränen - Nacht,

Es ist gewoben aus den herbsten Schmerzen, Und flieht es auch beim Schein der Himmels- Kerzen,

Doch nie entfliehn sich, die es nah gebracht. Und jenes stille Gasthaus mit dem Schilde? —

Es ist das Grab mit seinem Leichenstein.

Den armen frommen Dulder ladcts milde, Gleich einem cheilgen Zesus - Christus - Ditde, Zur Ruhe hier, zum Leben jenseits ein! —■

F. E. Schönheide.

Da s

Altarbild.

Erzählung von

Gustav Schill lug. Auguste hatte die entlegene Ruhestatt des Generals, ihres Gatten besucht, der vor kurzem den Tod deü Soldaten starb und unter einer Rüster deS WahlplatzeS begraben lag. — Der Nachklang ihres Wehes und das Ungemach der Reift erschöpften die junge, zart geformte Frau; sie «krankte währeird -er Rückkehr im Gasthof einer deutschen Haapdstadt, und die Wirthin führte ihr auf Verlangen einen betagten und gepriesenen Arzt zu. Dieser fand die sorgfältigste Pflege vonnöthen und nur ein Kammermädchen vor, über dessen Leichtsinn und Härtigkeit die Kranke bittere Klage führte. Aber mein Heil bringender Freund! fetzte sie beredtfam und schmeichelnd hinzu: sollte eS denn nicht hn weiten Kreis Ihrer Freundinnen ein gemüthliches beiständiges Wesen geben, das mir, im Geist unft-

332 rrs Geschlechtes, die Hand bieten — das mit mir

weine», beten und für mein Bestes sorgen möchte?

Jener erwiederte nach kurzem Besinnen—Za! ich kenne ein solches, das Ihr Dcdürsniß erschöpfen Emma Heim, von unsern Damen insge­

würde.

mein „das Heimchen" genannt.

Sie ist noch jung,

ist gebildet und gleichsam ein Genius im Bezug auf solche Liebeswerke, deren Uebung ihr weder die

Gefahr, weder der Anspruch ihrer Jahre auf der

Welk Lust, noch selbst der schnöde Undank verleiden Solche

kann. scheint

er

Opfer

gefallen Gott wohl,

auch

verdienstliche Mädchen mit Kraft

das

Emma ging,

von Oben auszurüste».

als jüngst

hier, Monate lang, ein ansteckendes, schnell tödten-

des

Fieber

hauste,

von

Freundin zu der andern,

einer Hülfe bedürfenden hob und legte,

leistete

ohne von dem Giftstoffe betroffen zu

und wachte, werden.

O,

himmlischer Vater,

die

sende mir!

rief

Auguste und sagte dann, des Arztes Hand fassend

— Neigen

Sie

mir

dieses Engelherz zu!

Nie

trage ich wieder Schmuck und will die Seltne sich mir widmen,

«erthvolles

so weihe ich ihr,

Andenken.

im Voraus ein

Sie wähle unter meinen

Diamantringen. Mit nichte», gnädige Frau! versetzte der Arzt:

Emma

verschmäht

schmücken

solchen

Lohn,

edlere Juwelen —

Seelenschöne,

ihrer

Die

Demuth,

das

Mädchen

Perlen

ihrer

ihrer' Opferungen.

Zst unser Heimchen nicht eben überhäuft, so bring'

ich es Ihnen.

Die belobte Zungfrau erschien, mit dem Abendrothe, an Augustens Bette.

Zwei Wahlverwandte

begegneten sich hier und die erste Nachtwache reichte

hin, ein trauliches Verhältniß zu begründen.

Des

Mädchens Form und Bildung war nicht ausgezeich. net,

es trug zudem jetzt eine Binde über

dem

rechten leidenden Auge, aber die Glorie der innern Anmuth und Freundseligkeit verlieblichte die bleiche Lilie und öffnete Augustens schmerzenreiches Herz.

Emma war vor allem eine heilsame, still erquickende Trösterin, ihre Rede ebnete allmählig die Wellen

jenes stürmenden Drangsals, die Leidtragende weinte sich

aus und es dämmerte fast wieder, als sie aus

dem langenkbehrten,

wohlkhuenden Schlaf erwachte

und ihre treue Hüterin mit lebenswarmer Zärtlich­ keit umarmte.

Ich beurlaube mich nun auf ein sagte Emma,

Stündchen,

nach mancher erheiternden Mitthei-

234 lung, um eine Freundin,

die meinen Beistmd an­

sprach, zu dem heutigen Balle kleiden zu helfen. 0,

Herzenskind,

erwiederte

das ist, in Ihrem Alter,

die Generalin:

«in höchst verdrießliches

Geschäft, wenn man nicht selbst Gesellschaft leisten

kann.

Sie tanzen doch auch gern?

Ich tanze wohl gern, antwortete Emma: aber die Tänzer verschmäh'» mich und

wer mag ihnen

Wenn wir Blumen zum Strauß

das verdenken?

oder Kranze sammeln, werden ja auch nur die schö­

nen und ansprechenden gewählt, den unscheinbaren Rest läßt man stehen.

Jene verblühen dann ge­

wöhnlich nach kurzem Prangen, doch die verschmäh­ ten dauern aus;

sie zieren dann wohl auch ihre

Stätte oder finden einen minder wähligen Liebha­

ber, der seinen Haus-Altar damit ausschmückt. —■ Vor Jahr und Tagen nöthigte mich eine Gönnerin,

sie in die Tanz - Gesellschaft zu begleiten.

Ihre

Huld, sagte ich ablehnend: denkt mir da die herr­

lichste der Mädchenfreuden zu, ich aber würde nur «inen schwülen Abend, voll herber Prüfungstunden

finden.

Ich stehe für das Gegentheil!

erwiederte

sie und lobte mich und sagte: auf meinen Sohn und meine Neffen fam;ft du zählen und wenn ich dir lieb bin, so folge. —

selbst heraus;

Die Gütige putzte mich

ich erschien mir jetzt wunderhübsch

4inb wünschte, in der Selbstgefälligkeit, ein Mann zu seyn, um mit meinem verschönten Persönchen den

Ball zu eröffnen — fuhren

So ist man nun! —

der Tanz begann,

hin,

Wir

doch Keiner der

Gehofften nahte sich; überdem ward meine Schutz­

und da saß id> denn

frau zum Spiel abgerufcn,

und sah, versäumt und an der Quelle darbend, die Das ist ein beu­

Glücklichern im Ueberschwange. gendes

Entbehrungsfest,

so

gern man auch dem

Schwesternkrelse das Beste gönnen mag. — als es bereits zur Neige ging,

lich,

Sohn meiner Gönnerin,

End­

stürzte der

unfehlbar auf der Mut­

ter Antrieb, zu mir hin; ich durfte ihn, aus Rück­ sicht auf-diese, nicht abweisen.

Doch eben als wir

zu den Reihe« eilten, trat eine junge, vornehm^

vom Walzer ganz erschöpfte Dame stürmisch zwi­

schen uns. nen

Wo ist ihr Gedächtniß? fragte sie mei­

erschreckenden

Führer,

«rglühete, sich bald vor ihr,

der

bis

zur

Stirn

bald vor mir neigte,

jetzt meine Hand fallen ließ und jene vorzog.

Du

nrmeS Thierchen! wisperte eine weichmüthige Groß­

mama

hinter

mein Znnerstes.

uns — die Worte

drangen durch

Du armes Thierchen! dachte ich

noch daheim im Bette, weinte mich aus und ver­ zichtete. —

Ach, mehr als eine, von ihrem Dall-

glücke zerrüttete Freundin hab' ich, späterhin, im

236

Laufe ähnlicher

gewartet,

Freudennächte

getröstet

und zu dem letzten Reigen gekleidet.

Bald

nach des Mädchens Abgänge kam der

Er fand die Kranke gutes Muths und

Arzt. —

ärntete Beifall und Segen für die Einführung der

liebenswerthen,

verständige»

mit Bedauern,

erwähnte

Pflegerin.

daß Emma

Augen-Uebel« zu leiden scheine,

Auguste

an einem

äußerte Bedenken

ob sie derselben, in diesem Falle, die fernere War­ tung anmuthen dürfe und fragte ob er mit jenem

bekannt sey — Mit

dem

Uebel sowohl,

versetzte

als mit der traurigen Veranlassung.

der Arzt,

Die Arm«

leidet nur zuweilen noch an den Nachwehen, den« dieß verbundene Auge ist zerstört und ein Denkzeichen ihres Unglücks, ihrer Entsagungskraft, ihres

Edelmuths. als

ihr

Emma halte eben die Mutter verloren,

Hausgenosse,

ein

geschickter,

bemittelter

Augenarzt, nm das verwaiste Mädchen warb.

Ruf war unbescholten,

Sein

des jungen Mannes Form

und Wesen höchst empfehlend, sie wollte ihm schon früher wohl, erblickte Gottes Finger in der Wahl

und sagte zu.

Zetzt verbreitere sich jenes bösartige

Fieber; es ergriff auch Emma's Verlobten; die Zärt-

liehe sah ihn am Rande des Grabes, erschöpfte sich in Nachtwachen und Aengsten und ihre Augen, die

das endlose Weinen abgeschwächt hatte, wurden von

einem heftigen Flusse befallen.

Jener genas indeß,

schnell und gegen alles Erwarten,

er behandelte,

Kraft seines doppelten Berufes, die Leidende und

griff nun in der Wahl der Mittel fehl,

oder fand

das Uebel seiner Kunst überlegen — Genug, die Sehkraft des rechten Auges erstarb, es blieb ent­

stellt und Emma hörte damit auf, ihm zu gefallen. Er zog sich, mählich doch entschlossen zurück und

freiere nach wenigen Monden, um ein schöneres, begütertes

Mädchen,

das

nur

aus Achtung für

Emma'S Näherrecht, mit dem Jawort zurück hielt.

Tolldreist suchte jener sofort die Betrogene auf, beschwor sie,

er

das Böse, im Sinne des Mittlers,

mit Gutem zu vergelten und jener Liebenden, die

er sein nennen oder sterben müsse, glaubwürdig zu versichern, daß Sie, nicht Er, das Band gelößt

habe, weil ihre Neigung verschwunden sey. Und Emma? rief die Generalin, gespannt und

hastig — Und Emma sagte sich,

unter Thränenströmen:

„Bittet für die so Euch beleidigen!" Sie vergalt ihm,

tm Sinne des Mittlers, sie schrieb der Braut, und diese öffnete dem Freigesprochrnen Herz und Kammer,

238 Emma

Kranke,

war kaum zurückgekommen,

Las

vergaß,

über

sammt

dein

der drängenden Wißbegierde!

die des Arzte« Mittheilung nur gepriht,

nicht gesättigt hatte. — Heimchen?

schuld?

Kopfweh-,

Brust,- und

Gliederschmerz,

als ihr«

Warum so düster, gute«

fragte sie: nicht wahr,

der Ball ist

Du bliebst ungern dahinten?

Wir ähneln

in diesem Falle den Kleinen, die eben erst versengt,

aufs neue nach der Flamme streben. Mein Herz kam. allerdings in's Spiel, erwie­ derte Emma: aber die Tanzlust war es nicht, die es anfocht.

Als cch meine Freundin gekleidet hatte,

und nun vor ihr stand und mich an dem gelungen nen Anzug ergötzte,

da sagte sie,

bewegt:

Mor­

gen wird dir die junge Frau dafür danken, denn du hast eben eine Braut geschmückt. schlang sie mich

Damit um­

und ihre Thränen fielen in mein

Herz.

Auguste entgegnete, leis seufzend — die armen Dräute! Arglos, wie Lämmer, gehn sie durch die

mystische Pforte und finden jenseit nur zu oft, statt der

geträumten

Dornen

Weide,

und

Unwetter.

Erhettre dich, fuhr sie liebkosend fort» zog sanft

die Binde von des Mädchens Auge und sprach —

Selig schauen!

ist

dies

Laß

erloschene,

mich

es

denn

küssen!

es Zch

wird

Gott

kenne

dein

239

---------------Schicksal und würde dich beklagen,

wenn ich dich

nicht bewnndern müßte. Emma erglühte in Flammen

Hat mich der Arzt verrathen, erwiederte

Demuch.

sie, ohne aufzusehen:

Halbschied,

Haare,

der bedrängten

denn

so glauben Sie ihm nur zur

er

schwärmt

noch

im

grauen

und fügte mir im unverdienten, günstigen

Vorbegriffe,

am liebsten Cherubflügel bei.

Was

ich für jenen Mann gethan, hat kein Verdienst, ich

war es mir und meinem Gott,

dem Gewissen schuldig.

O,

erstorbene und entstellte Auge.

der Pflicht und

sehn sie nur in dieß Mußte es ihm nicht,

bei jedem Hinblick, Anstoß und Aergerniß geben? War ich nicht für ihn ein Stoff zu Leid und Neue,

nicht,

im glücklichsten Fall,

Großmuth geworden?

«in Prüfstein seiner

Die Liebe liegt ja außer

dem Gebiete des menschlichen Willens; spruch verfiel mit seiner Neigung,

mein An­

und wie bewei-

nenswerth ist Zegliche, der nur des Mannes Pflicht­

gefühl den Mann erhält. A.

Der Unwürdige zerriß dein Herz; du aber

hast dich wie eine Heilige gerächt —

Wie eine Christin nur, ich ihn liebte!

fiel Emma ein:

weil

und wahre Liebe thut und opfert

Alles; er aber segnet mich nun und ist glücklich?

A.

Und dn?

240

Ich bin es auch! seufzte das Mäd­

Und ich?

chen, von einem Thränenstrome überrascht; Auguste

aber sprach erschüttert — Du weinst,

du frommes

Lamm! um in der Todesstunde lächeln zu können.

nach Verlauf von zwei

Die Generalin war, Wochen,

vertrauten

hergestellt

ihre Trennung von der

und

Pflegerin

eine

DeS

der rührendsten.

Mädchens wohlgetroffenes Bild füllte jetzt die Rück­

in -er Auguste das Ge­

seite der goldnen Kapsel,

ihres

mälde Die

verewigten Gatten am Dusen trug.

Beiden bewegte das Herz

innigste Liebe zu

unter diesem. Ein

knüpft. Bitten nach

Briefwechsel hielt sie ver­

fortdauernder Emma

zu

reiste

ihrer Gönnerin,

Augustens

schön

im

Folge

der dringenden

folgenden Frühjahre,

gelegenem

Gute,

um ihr

verdüstertes, bedrücktes Gemüth an der Liebe der

Huldreichen und ihre schnell gesunkene Lebenskraft

am Busen der Natur zu starken. Die sinkende Sonne beleuchtete eben,

ma's

Näherung,

die

blüthenreichen

bei Em-

Gärten

des

friedlichen Dorfes; vom Thurme scholl elegisch die

Vesper-Glocke, und der heilige, prophetische Geist

----------------

MI

der abendlichen Sabbathstille erfüllte die Seele der Jungfrau mit Heimweh und Sehnsucht nach ben Blüthen und dem Frieden der Seligkeit. —

verließ,

harr am Dorfe,

EmtNa

den Wagen, um in die

offene Kirche zu treten und diese Gluth beflügelter

Gefühle

chen.

im

des Höchsten auszuhau­

Heiligthnm

einzelne

Die Kirche war eine katholische;

Beter knieten noch um den Hochaltar;

sie schlich

bedrängt dem nächsten zu, von dessen frischem Bilde

eine Heilige im Helldunkel glänzte. die Lichtgestalt durchschauest an,

Emma starrte denn

es schien,

als ob sie ihr Ebenbild im Spiegel der Verklärung sehe.

Sie irrte sich nicht.

nach der Heimkehr,

Die Generalin hatte

in ihrer dankbaren Liebe, erhöhende

musterhafte Jungfrau auf diese

gefeiert — sie hatte beit Mahler^ eines neuen,

sem Altare zugcdachten Gemäldes,

mitgetheilt,

die

Weise die­

Emma's Bild

um. der Heiligen. dir. jenes darstellte,

die Formen und Züge ihres Hülf-tzngels anzueig neu. —

Auguste sah vom Zensier uns den nahen­

den Wagen;

sah,

wie ihr Heimchen ihn verließ

und eilte ihr in die Kirche nach,

überraschenden Wirkung

dieses

ihrer Zärtlichkeit zu seyn.

um Zeugin der

sinnigen

Sie fand

Beweises daö Mäd­

chen mit gefalteten .Handen vor jenem Altar hin­

gestreckt; Emma's Stirn ruhete auf dem Marmor Walsmfreund. T. 16

der Stuft, und Stirn und Brust und Antlitz waren kühl und starr wie dieser, denn plötzlich hatte der Engel der Vollendung sie erhoben. Gustav Schilling.

Trost an» Grabe»

„Sink' in bleiche Halme nieder, „Stille Thräne, sink' hinab', „Was gestorben, kehrt nicht wieder, ,>Und verschlossen bleibt das Grab; „Eingekerkert und verloren „Bleibt, als wär' es nie geboren, „Was der Mensch der Erde gab." —

Also auf des Grabes Moose Klagt die Lieb', ein Thränenbild, Schwankt, wie «ine weiße Rose, Die des Thaues Zähre füllt. Und die Luft verweht ihr Klagen, Und kein Laut will Antwort sage». Und die Thräne rastlos quillt.

Aber liebend ob dem Staube, Milden Trost im Angesicht,

der Stuft, und Stirn und Brust und Antlitz waren kühl und starr wie dieser, denn plötzlich hatte der Engel der Vollendung sie erhoben. Gustav Schilling.

Trost an» Grabe»

„Sink' in bleiche Halme nieder, „Stille Thräne, sink' hinab', „Was gestorben, kehrt nicht wieder, ,>Und verschlossen bleibt das Grab; „Eingekerkert und verloren „Bleibt, als wär' es nie geboren, „Was der Mensch der Erde gab." —

Also auf des Grabes Moose Klagt die Lieb', ein Thränenbild, Schwankt, wie «ine weiße Rose, Die des Thaues Zähre füllt. Und die Luft verweht ihr Klagen, Und kein Laut will Antwort sage». Und die Thräne rastlos quillt.

Aber liebend ob dem Staube, Milden Trost im Angesicht,

Steht, ein süßer Freund, der Glaube, Steht Md .ruft: O, weine nicht! Was genommen von der Erden, Muß zu Staub und Erde werden; Doch das Ew'ge lebt im Licht.

Und des Trostes sel'ge Worte Faßt der fromme Mensch in’5 Herz, Sicht hinab zur stillen Pforte, Blickt dann lächelnd himmelwärts, Und aus lichten Wolken sinket, Färb' und Dust der Erde winket Sanfte Lind'ruNg seinem Schmerz.

Wenn sich früh die Berge mahlen Und herab der junge Tag Lächelnd blickt durch milde.Strahlen Auf Gesild und Strom und Hag, Tönt es wie ein heilig Werde Ob der neuerwachten Erde, Und im Herzen tönt es nach.

Und wenn bunte FrühlingSstügel Säuselnd um die Erde wehn, Und von jedem Grabeshügel Blumenäuglein um sich sehn, Zst's, als ob aus ihrer Tiefe Eine sanfte Stimm« riefe: Was gestorben, wird erstehn!

244 Und die Stimme kann nicht täuschen, Drin ein Laut von oben spricht, Und was alle Herzen heischen, Zst kein eitel Traumgcstcht. Hoffe, Seele! laß dein Zagen? Ewig wird es hell dir tagen, Wenn dein Lrdenauge bricht.

Karl Förster.

Des Pastor Lehmann letzte Morte an seine Gemeinde zu Elmenau.

Der erste schöne Pfingstmorgen, den die Kinder des Dorfes nur das liebliche Maienfest nannten, strahlte recht wie ein Tag des Herrn über Elmenau'ö Fluren, und leuchtete die freundlichem Kir­ chenfenster an. Die Wege, die zu dem kleinen Tempel führten, waren mit gelbem Sande, jungem Laube und rothen Blumen bestreuet. Die Kirchenthüre war mit Maienzweigrn geschmückt. Die Gänge in der Kirche, die Treppen, das Thor und die Orgel hatten die Kinder des Dorfes mit Blu­ men und Zweigen geziert. Ueber dem Altar neig-

244 Und die Stimme kann nicht täuschen, Drin ein Laut von oben spricht, Und was alle Herzen heischen, Zst kein eitel Traumgcstcht. Hoffe, Seele! laß dein Zagen? Ewig wird es hell dir tagen, Wenn dein Lrdenauge bricht.

Karl Förster.

Des Pastor Lehmann letzte Morte an seine Gemeinde zu Elmenau.

Der erste schöne Pfingstmorgen, den die Kinder des Dorfes nur das liebliche Maienfest nannten, strahlte recht wie ein Tag des Herrn über Elmenau'ö Fluren, und leuchtete die freundlichem Kir­ chenfenster an. Die Wege, die zu dem kleinen Tempel führten, waren mit gelbem Sande, jungem Laube und rothen Blumen bestreuet. Die Kirchenthüre war mit Maienzweigrn geschmückt. Die Gänge in der Kirche, die Treppen, das Thor und die Orgel hatten die Kinder des Dorfes mit Blu­ men und Zweigen geziert. Ueber dem Altar neig-

------------- --

J?45

feit sich von beiden Seiten schlanke Mairn gegen einander.

Die Kanzel war gleichfalls mit Maien

bekränzt.

Vor dem Altar stand ein Armstuhl;

an

die Hauptlehne desselben hatten zwei Schwester»,

zwei Blumenkränze,

mit dun-

kelm Immergrün durchflochten, befestiget.

Die-Al­

die Bräute waren,

ten, wie di« Zungen, alle freuten sich auf den fest­

lichen Gottesdienst. den,

Sie waren aufgefordert wor­

sich dießmal so vollständig,

der Kirche zu versammeln,

als möglich,, in

das

um

letzte Wort

ihres alten Lehrers, des Pastor Lehmann zu hören. Er war ein Greis von ys Zähren. seiner nahen Auflösung hatten

Die Vorboten

schon

je zuweilen

und noch ganz kürzlich bei der morsche» Wohnung und^ an das letzt« Wort

seines Geistes angeklvpft,

erinnert,

welches

Herz zu legen,

er seinen Pfarrkinbern an das sich gedrungen-fühlte.

Zu seinem

Nachfolger war bereits sein Eidam Weltmann eine geweihet und eingeführt worden.

Den ersten. Ta­

bes heiligen Pfingstfestes hatte der ehrwürdig« Leh,

mann zu seinem Abschiedsworte bestimmt, .und nicht

ohne Anstrengung sich am Vorabend zu dieser rühren­

den Feierlichkeit vorbereitet. nach dem letzten Unfall,

Lrdoch fühlte er sich

der . Sonntags vor acht

Tagen sein« Kräfte hart angegriffen, wiederum völ» lig hergestellt, um freudig und muthvoll ynh letzten-

246 mal das ihm so theure Lehramt vor feiner geliebten Gemeinde zu verwalten.

Er fühlte sich »oll des

Geistes, der einst die Zungen der Apostel entflammte. Schon rief das Geläute mit allen Glocken die Ge­

Die Wege zum Gotteshaus«

meinde Zusammen.

.waren nach allen Richtungen hin von reinlich geklei­ deten Menschen belebt.

Dir Vorstcher der Ge­

meinde traten in die Pfarrwohnung,

würdigen Lehmann zur

zu

Kirche

nm den-ehr­

führen,

denn

seine gelähmten Füße bedurften der Unterstützung. Zu

beiden

Seiten

von

dem Pfarrhause bis zur

Kirche-hatten di« Gemeindeglieder einen"Gang gebildet, -um den geliebten geistlichen Vater mit grü­ ßenden Blicken zu empfangen.

Durch diesen Gang

bewegte sich langsam der kleine Zug der Pfarrhaus­ genoffen.

Zwischen seinen beiden Führern drr ehr­

würdige Alte;

ihm folgte der junge Pfarrer mit

seiner Gattin,

der einzigen Tochter des verehrten

Greises;

diesen schlossen die übrigen Hausgenossen

und mehrere Einwohner des Dorfes sich an. dem man in die Kirche trat,

rührende Musik von

der

Orgel

Cantor stimmte das Lied an:

tönte

Zn-

eine sanfte,

herab,

und

der

„Jesus meine Zuver­

sicht.^ ■ Der Greis setzte sich auf den Armstuhl

vor dem Altar nieder, wegten

Zuhörer

und in den Augen der be­

standen

Thränen der Wehmuth,

den

hochgeliebten

hindurch

hatte. Stille

letztenmal« an der

Lehrer zum

heiligen Stätte zu sehen,

er so viele Zahre

wo

die Segnungen der Religion verkündigt

Das Lied hatte geendet, herrschte

eine Stille,

und eine tiefe

in der gedrängten Versammlung,

welche kaum die einzelnen aus gepreß­

ten Herzen hervorgedrungenen Seufzer zu unterbre­ chen wagten; dann hub der ehrwürdige Greis Au-

gen und Hände betend zum Himmel empor,

und

sprach:

„Vater im Himmel,

der

du deine Gnaden

ausgießest über alles Leben, das in deinen Schöpfun­

gen sich regt,

und deine Barmherzigkeit über alle,

die dich suchen, die der Kraft deines Geistes bedür­ fen, — und wer bedürfte nicht ihrer? —

Laß, »

Vater der Gnade und Barmherzigkeit, deinen Geist

ruhen, auf dieser geheiligten Stunde; laß von der

Kraft deines Geistes durchdrungen seyn das Wort meines Mundes, es ist ja dein Wort, o Herr, daS

Wort, welches du, als ein Unterpfand jener HimmelSerbschaft,

durch deinen Heiligen uus verkündi­

gen ließest; laß es gesegnet seyn, damit es nicht in

diesen Mauern verhallen,

sondem

deiner Gläubigen eindringen, möge zu feiner Zeit.

in die Herzen

und Früchte tragen

Stärke du meine untergehende

248 Kraft, auf dass ich würdig vollende das Tagewerk,

welches du mir anferlegt hast.

Amen.

Meine geliebten Freunde in Christo, vernehmst

heute das letzte Wort, welches ich zu euch zu sprechen mich gedrungen fühle; empfangt-es als ein Erinne»

rungswort, als den letzten Segen, eines dahinscheiden­ den Vaters!

Ihr alle seyd ja die-theuren Kinder

meines

Herzens,

Lehren,

meiner

Aufmunterungen.

die

geliebten

Ermahnungen,

Zöglinge

meiner Md

Warnungen

Viele unter euch haben mich an

den Sterbebetten ihrer Eltern gesehen,

denen ich

die letzten Tröstungen eines zukünftigen Lebens ver­ kündigte,

und deren irdische Hüllen ich zu ihren

Ruhestätten begleitete;

den ich nicht mit dem geweihct,

aber keiner ist unter euch, Bade der heiligen

Taufe

und den ich nicht spater dem Gedächt-

nifimahle unsers Heilandes und Erlösers zugeführr habe.

Ich schane in die Jahre meiner Amtsführung zurück, und meinem Gedächtnisse begegnet keine finstre

Erinnerung, die eine harte Anklage über irgend ein

Mitglied dieser meiner Gemeinde zu führen hätt«; Fehltritte der kindlichen Schwachheit finden eine»

gnädigen Vater: dafür danke ich Gott, er hat meine

Arbeit in seinem Weinberge gesegnet.

Ja,

mit

Trost und Freudigkeit blicke ich über das Grab hin-

»«#, denn ich nehme selige Hoffnungen mit hinüber

vor den erhabensten und untrüglichsten Richter der

Bald vielleicht wird meine Hülle dahin

Menschen.

gelegt werden zu denen, die da draußen ruhen unter den Hügeln, und mein Geist wird einziehen in die Hütten deS ewigen Friedens,

Kinder mir vorangegangen sind. ten Freunde,

ich fühl' es,

mehr fern ist, abrufen,

und

'Vollendung.

wohin Gattin und Za, meine gelieb­

daß die Stunde nicht

die als rin Bote des Herrn mich

heimführen wird in das Land der

Drnm hat mich sehr darnach ver­

langet, noch ein Wort zu euch, meine Kinder, zn

sprechen, und euch zu erinnern an einige der wich­ tigsten Lehren, so ihr von Zeit zu Zeit von meinen

Lippen vernähmet.

Nicht unschicklich will es mir

scheinen, wenn ich mein sechzigjäriges Lehramt mit

demselben Gegenstände beschließe womit ich dasselbe begann; und ein willkommenes Ercigniß ohnstreitig ist es, daß mein Abschiedswort heute, an demselben

Feste zu euch redet, an welchem vor sechzig Zähren

meine Antrittsrede diesen Tempel, begrüßte.

diese Gemeinde

Zch sprach damals von der Wichtigkeit

der Pflicht, den Sonntag zu heiligen.

Die schwache

Tugendnatur des Menschen bedarf immer und immer

d'er Zurechtweisung, der Erinnerung, auf daß, wer da stehet, zusehe, daß er nicht falle.

Der Sonntag

250 ist ganz besonders solchen Zurechtweisungen,

Erin­

nerungen und Stärkungen in jeder christlichen Tugend Er heißt darum ein Tag

gewidmet.

des Herrn,

und ist ein Tag der Ausgießung des heiligen Geistes. Sein Geschäft ist, durch das Wort der Lehre unsern Verstand über unsre Pflichten zu erleuchten,

auf

daß wir in der Erkenntniß dessen, was gut, löblich und recht ist,

rüstig fortschreiten und immer fester

werden mögen in der Kraft des Willens, das Bis«

Schaffen wir das Döse hinweg,

zu meiden.

wird das Bessere von selbst gedeihen.

fo

Ferner ist

das Geschäft und der Zweck dieses geweihten Tages,

durch Andachtsübungen und durch die Gaben deS

Heils die Gesinnungen zu heiligen, und das Herz zu reinigen, damit der Geist von oben einen wür­

digen Tempel bei uns finde, um Wohnung darinnen zu halten,

und so immer fester und lebendiger in

uns werden zu lassen den wahren Glauben,

nicht ohne Frucht ist. —

der

Das sind ungefähr die

Gedanken, die mein damaliger Vortrag enthielt, den

ich dann mit einigen Warnungen gegen Schwärmerei, Aberglauben und Traumdeutereien

gab euch den Rath, forschen,

aus

Zch

immer nach den Quellen zu

welchen etwa irgend ein seltsames

Ereigniß hergeflossen seyn könne. wundern,

beschloß.

wenn ich selbst heute,

Zhr werdet euch

ehe ich meinen

351

-- - -------- Hauptvortrag beginne,

einen Traum euch erzähle,

chrn ich selbst aber auch, und zwar ganz natürlich, zu deuten vermag, einen Traum, der vor 8 Tagen

t« der Nacht vom Sonnabend z»m Sonntag mich heimsuchte.

Mir träumte nämlich, daß ein Anstoß

des Schlagfiusses, der, wie ihr wisset, mich schon einigemal getroffen, mich plötzlich überfalle.

Es war

mir, als fühlte ich in der linken Seite meines Kör­ pers mich besonders gelähmt, ich wollte meine Haus­

genossen rufen,

die Sprache versagte mir;

immer

dunkler wurde es in meinen Sinnen,

in meinem

Kopfe war es wie Rauschen des Todes.

Immerfort

träumend sah ich um mein Lager sämmtliche Haus­

genossen versammelt.

Mit schwerer Zunge, wie es

mir vorkam, theilte ich meinem Schwiegersöhne die Verordnungen zu meiner Beerdigung mit, und bat

ihn, das Lied „ZesuS meine Zuversicht" bei der Bestattung der Leiche singen zu erwachte ich.

lassen.

Endlich

Es war 4 Uhr gegen Morgen.

Ich

fühlte mich sehr erhitzt, und eine gewisse Schwere besonders in den Theilen der linken Seite.

Um halb

5 Uhr trat meine geliebte Tochter in mein Schlaf­ gemach,

und bemerkte eine ungewohnte Nöthe in

meinem Gesichte.

Zch beruhigte sie, und gegen 5

Uhr stand ich auf; die Schwere der Glieder verlor sich, mein Kopf war ziemlich frei, ich befand mich

252

erträglich. — Nim meine Freunde, was bedeutet dieser Traum? Ist er von prophetische» Natur? Er ist es allerdings. Wenn ihr an einem schwülen Sommertage das Gewölk des Himmels sich zusam­ men ziehen sehet, wenn die Luft unruhiger wird; so wisset ihr, was solches bedeutet; di« Natur ver­ kündet ein Gewitter, ja das Gewölk selbst ist des Gewitters Anfang. Dieselbe Dewandniß hat es mit meinem Traume. Mich hat in jener Nacht wirklich ein leiser Anfall des Schlagflusses getroffen, und die Seele, in der Verhüllung der Sinne, legt jedem Gefühl, das uns berührt «inen Traum unter. Der Meinige war wirklich und unläugbar der Anfang eines Zustandes, der in kurzem seine Vollendung über mich gewinnen wird, darum hat mich darnach verlanget, noch einmal in diesem Leben zu euch zu sprechen, und zwar, wie ich bereits ge­ sagt habe, von einem Gegenstände, mit welchem ich mein Lehramt bei euch begann, nämlich von der Wichtigkeit der Pflicht, den Feiertag zu heiligen. Zch will euch zeigen: Erstlich worin die Wichtig­ keit drs Tages besteht, und dann zweitens, wie ihr am würdigsten seine Feier begeht. Sende, o Vater des Lichts und der Wahrheit, herab zu uns den Geist d«r Kraft und laß dieses

mein 'letztes Wort gesegnet seyn und Frucht bringen in den'Herzen derer, die mich vernehmen.

Ein Ereigntß, meine Freunde, oder eine dauernde

Veranstaltung im menschlichen Leben ist um desto

wichtiger,

je reicher ein solches Ereigniß oder «ine

solche Veranstaltung an Folgen für die Zukunft ist, und-je tiefer der Einfluß dieser Folgen das Znnersie,

das Höchste des Menschen berührt» ist ein Tag des Herrn, des heiligen- Geistes,

vor Gott.

Der Sonntag

ein Tag der Ausgießung ein wiederholtes Pfingstfest

Schon dieß allein spricht die Wichtigkeit

dieses Tages aus.

Der Sonntag ist von Gott 6e#‘

stimmt, «in Tag der Ruhe zu seyn für den Thäti­

ein Tag des Nachdenkens für den Geistigen,

gen,

ein Tag der Erhebung zu Gott für den fromme»,gottseligen Menschen.

i.

Ein Tag der Ruhe ist er; Ruhe aber

ist nicht Müssiggang,

leeres

andre,

Dahinschleichcn

ist kein gänzlich geschäftloses aus

einer

Stunde in die

keine Verschwendung der kostbaren Zeit in

vorüber rauschenden Lüsten,

in thörichten oder gar

schädlichen Vergnügungen, die, wenn, sie nickt selbst

sündlich find,

doch zur Sünde verleiten.

Die ge-

weihte sonntägliche Ruhe ist ein Znrückziehen von

den gewöhnlichen Dcrussgeschäften und von den Ansitengungen des Tagewerks,

auf daß der Mensch

254

sich sammle und zu sich selbst komme. Eine nützliche» edle und insonderheit fromme Beschäftigung- die sich auf Nächsten-Hülfe, Wohlwollen und Wohlthätigkeit bezieht, ist keinesweges ausgeschlossen von dieser Ruhe. Christus sagt.: wer würdeuicht am Sabbath seines Nachbars Thier aus dem Brunnen ziehe» helfen? So würde zum Beispiel auch, eine nützliche Unterrichtsstunde die sonntägliche Ruhe.nicht stören. Ein erlaubtes, nicht zur Sünde reizendes oder leicht dahin ausartendes Vergnügen, das Lesen eines nütz­ lichen, guten, lehrreichen Buches, sind würdige Be­ schäftigungen für die unbesetzten Stunden des Sonn­ tags; ja, selbst geräuschlose Vorbereitungen zu dem folgenden Tage entheiligen den Feiertag nicht. Den Müssiggang aber, selbst de» sonntäglichen, hat schon ein altes Sprichwort, das euch allen bekannt ist, gebrandmarkt. Der Sonntag ist zweitens ein Tag des Nach­ denkens für den geistigen Menschen. Christus sagt: der Mensch lebt nicht vom Brode allein, sondern auch von dem" Worte Gottes. Durch jenes, durch das Brod, deutete Christus auf das Weltliche hin, auf den Verkehr unsers irdischen Daseyns, dessen Erhaltung und Pflege allerdings unsre Pflicht ist; durch das letztere, durch das Wort Gottes aber bezeichnete er das höhere, geistige Leben im Menschen,

dessen Auferbauung

Pflicht ist.

und Vollendung unsre höhere

Was hülfe eS dem Menschen, wenn er

die ganze Welt gewönne,

sagt das Evangelium,

und nähme Schaden an seiner Seele?

Wie kräftig

fodert der Heiland in dieser Stelle uns auf,

den

geistigen Menschen in uns nicht zu vernachlässigen!

Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes, sagt er ferner zu seinen Jüngern, und er sagt es noch heute

zu uns, die wir auch seine Jünger sind.

In allen

diesen nachdrücklichen Worten weiset Jesus auf die

Pflege,

auf die Bearbeitung

unsrer Gesinnungen

hin; denn der Inbegriff edler Gesinnungen ist das­

jenige, was Christus das Reich Gottes nennt; denn nur in einein reinen Herzen wohnt der Geist Gottes. Mit Einem Worte, Christus fordert in jenen Stellen«

uns zum Nachdenken über uns selbst auf.

Dieß

Nachdenken kann und soll nun zwar zu allen Zeiten

uns beschäftigen; ganz besonders dazu geeignet und

bestimmt ist aber der Sonntag,

der

darum von

allem störenden Weltverkehr abgesondert und befreit

ist.

Er ist der Mittelpunkt zwischen zwei Zeitab­

schnitten: zwischen einer vergangenen und einer fol­

genden Woche,

und veranlaßt uns gleichsam von

selbst, einmal still zu stehen und vorwärts und rück­

wärts

zu schauen.

Unwillkührlich blickt

ja

der

Wanderer auf die Stelle zurück, wo er «inen Fehl-

226 tritt that, nach dem Stein des Anstoßes, über den

er strauchelte:

so soll es auch seyn in unsrem sitt­

lichen Wandel.

Zeder Fehltritt,

den wir thaten,

soll uns eine Warnungstafel seyn für bi# nächsten Schritte, die wir zu thun haben; was nicht wohl­ gethan ist, und hinter uns liegt, sollen wir in dem,

was vor uns liegt,

verbessern

zu

Ohne Mühe wird nichts gewonnen.

bemüht seyn. Edle, fromme,

heilige Vorsätze sollen den Eintritt in eine neue Wochd begleiten.

Endlich drittens ist der Sonntag ein Tag der

Erhebung zu Gott für den frommen, gottseli­ gen Menschen.

Wie aber kann der Mensch zu Gott

sich erheben, zu dem unendlichen, so hoch über uns erhabenen Herrn der Welt, dessen Größe und Herr-

lichkeit kein menschlicher Gedanke zu fassen vermag? Wie kann «in Tropfen, trinkt, Aber,

in

den die Morgenluft weg­

sich anfnehmen das unendliche Meer?

der im Sonnenstrahl aufgelöste Thautropfen

senkt einst wiederum in das mütterliche Meer sich hinab.

Schöpfer

erfassen,

seiner

Weisheit

begreifen,

Fügungen

ihn

nicht,

durchschauen,

kann

aber in ihn sich versenke»,

Ein Blick in die Natur, ein Gang durch den Wald:

in

ihn

Seinen

Wundern

das

in

best

seinen

Geschöpf

das-kann es.

ein Weg über das Feld,

Alles kann an ihn uns

--------

»57

Die rührige Ameise, die über den Fußpfad

erinnern.

dahin eilt, um ihren kleinen Haushalt zu besorgen,

ist mit Trieben und Kräften ausgestattet,

die ihr

kleines Daseyn regieren und beglücken; und welche

Hohe Weisheit unsers und ihres Schöpfers offen­ baret sich darin und in Allem,

uns umgiebt,

was in der Natur

wenn wir nicht unachtsam und ge­

dankenlos daran vorübergehn! Welche Erinnerungen an Gott muß ein Blick zu dem klaren nächtlichen

Himmel in uns erwecken! sind Erhebungen zu ihm.

Erinnerungen an Gott

Was aber dieser Erhebung

den höchsten Schwung und die tiefste Ruhe,

die

Höchste Beseligung und die tiefste Innigkeit giebt,

ist das Wort Gottes, das Evangelium unsers Hei­

landes.

Wer mich erkennet, sagt er,

den Vater.

der erkennet

Es'ist daher eine angemessene Beschäf­

tigung für den Sonntag, einen Theil desselben der

Lesung der heiligen Schrift,

Testaments,

zu widmen-

besonders des neuen

Dieses Alles führet uns

endlich auf die würdigste Art und Weise, den

Sonntag zu feiern, zurück. Um einen Gegenstand richtig zu würdigen, und

mit ihm zu walten, richtige Ansicht,

ben haben.

wie recht ist,

muß man eine

eine klare Vorstellung von demsel­

Die Beschäftigungen, denen der Sonnr

tag vorzugsweise gewidmet ist, pflegt man gewöhnBalfenfrtunCi. I. 1”

2LK Ach Gottesdienst zu nennen. dienen?

Gott

dienen

und

WgS heißt aber, Gott

Gott liehWZ weine

Freunde, ist ein« qnh dasselbe..

Wir können ab«

und sollen auch Gott nicht lieben, wie wir irdischen Gegenständen, selbst den edelsten und erhabenste««,

z. D. der Freundschaft, zugerhan sind.

Unstr Aug«

erfreuet sich beim Anblick de« Freunde«,. emser Ohr ergötzt sich an der Rede seine« Munde«; unser Ge­ müth

weidet sich an den Gesinnungen,

die er zu

un«. hegt und gegen uns äußert, an der innigen

Zuneigung, die er uns unmittelbar zu erkennen giebt,

an der Unterhaltung, di« er un« «erschüft: Alle« kann bei Gott nicht Statt finden.

dieß

Wie-mit

der Liebe zu Gott, eben so verhält es sich auch mit

dem Dienste,

den wir ihm leiste» sollen.

.Wen»

wir der» Menschen einen Dienst erweisen, so setzt dieses

ein Bedürfniß

desselben Menschen voraus,

dem wir abhelfen; wir bringen dadurch «ine augen­

blickliche oder dauernde Verbesserung in. seinem Zu­

stande hervor.

Wie anders stehen wir gegen Gott,

den Geber aller Güter des Lebens?

Worin kann

nun der Gottesdienst bestehen, den yon un« da«

Christenthum fordert? indem er sagt:

Wort halten.

Christus deutet darauf hin,

Wer mich liebet,, der wird mein Würde ein weltlicher Regent mit

dem Gehorsam seiner Unterthanen zufrieden seyn

-----------sinnt«,

259

wkms feiest sich mit der Ablesung seiner

Gesetze begnügen/ um deren Befolgung

aber sich

nicht weiter bekümmern wollten? Der Gottesdienst wird also nicht in der bloßen Anhörung der Kanzel­ vorträge und in derAbsingung einiger Lieder, sonder«

darin bestehen,

daß der redliche Christ die Vor­

schriften des Evangeliums, die von dem Lehrstuhle herab ihm eingeschärft werden, sich

tief einpräg«,

sie innig beherzige und den unverbrüchlichen Vorsatz fasse, dieselben in der nächsten Woche in Anwendung

und Ausübung zu bringen.

Gott lieben, ihm dienen,

heißt seinen Willen thun

und seine Gebote nicht

nur anhören, wozu der Sonntag auffodert, sondern

halten, befolgen-, in Ausübung bringen. Nicht alle, spricht Christus, die zu mir sagen;

Herr Herri werden in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen thun meines Vaters im

Himmel.

Liebe ist da« Hauptgesetz, dessen Befol­

gung der Wille Gottes von uns fordert;

ohne di«

Liebe ist der Mensch ein tönendes Erz, ein Schellen­ klang, der keine Spur zurück läßt.

Aus ihr fließen,

wie aus einer gemeinschaftlichen Quelle, alle übrigen

gegenseitigen Tugenden her, Friedfertigkeit, Milbig» feit, Sanftmuth, Verträglichkeit, zu deren Ausübung die arbeitsame,

geschäftige Woche mehr,

Sonntag, Gelegenheit darbietet.

als der

Der Sonntag ist

2 do demnach ein Tag der Weihe,

ein Vorsabbath, ein

Vorbereitungstag für den eigentlichen Gottesdienst

der übrigen Tage. Seit meiner Amtsführung habt ihr die Sitte

beobachtet,- daß, nach Beendigung des sonntäglichen Lehrvortrages, Zeder seine Familie um sich versam­ melt, das in d«r Kirche gesungene Lied wiederholt,

und über das Gehörte sich mit den Seinigen be­ Diese Gewohnheit, ihr wißt es, hat viel

spricht.

Gutes unter euch gestiftet:

beharret in dieser tibr

lichen Sitte, sie wird euch, wie bisher, fördern in allem Guten, und Gottes Friede wird Nntrr euch

wohnen.

Amen." —

Diese Rede hatte den ehrwürdigen Greis sicht­

bar angegriffen; dennoch rief er die ganze Gemeinde

von ihren Sitzen herbei, daß sie sich näher um ihn versammle; unterdeß erholte er sich von der Anstren­

gung;

und als Männer und Frauen,

Zünglinge

und Zungfrauen und selbst die Kinder einen Kreis um ihn geschlossen hatten,

redete er zu jedem Ge­

schlechte, und jedem Alter besonders noch einige ein­

dringende Worte väterlicher Ermahnung,

nete sie.

und seg­

Thräne» der tiefsten Rührung stossen von

allen Wangen;

dann drängten sich, mit ihren Un­

mündigen auf den Armen,

die Mütter hervor zu

dem verehrten geistlichen Vater und baten für ihr»

Kinder um seinen Segen. aus die

Unmündigen

Er betete Gottes Heil

herab,

»Ihrer ist das Himmelreich.

und

sprach

dann:

Mdgen sie die Kind^

schäft in diesem Himmelreiche nimmer verscherzen." —

Tief bewegt hielt er ein wenig

betete er wieder:

„Herr meiner Tage,

große Barmherzigkeit an mir gethan, mit langem Leben gesättiger.

werk vollbracht;

Friede

inne,

nun

fahren. “ —

du

und

dann hast

mich

Ich habe mein Tage­

lässest du deinen Diener in Sein Gesicht überzog eine

auffallende Rdthe, sein Auge glänzte, wie von naher Er wendete sich an seinen Schwieger­

Verklärung.

sohn und sagte: — nun war es,

besänne,

sein

„Ihnen,

mein theurer Eidam"

ob

er sich auf die Worte

als

Haupd sank rückwärts,

die Augen

schlossen sich; ein Schiagfluß hatte sein Leben geen­

det. — Eine

allgemeine

Getümmel erhub sich

Bestürzung in

der

und

Kirche;

weinendes man

trug

sogleich den Entseelten in die nahe Pfarrwohnung;

kein Mittel brachte ihn zu sich zurück.

Der Geist

war enlflohn zu den Wohnungen des Friedens. — So lange die irdischen Reste des geliebte» Lehrers über der Erde waren, strömten täglich die Dorfbe­

wohner herbei,

um die starren Hände des dahin­

geschiedenen geistliche» Vaters noch einmal zu berüh-

262

reit. Nicht nur btt ganze Dorfschaft Elmenau, sondern sehr viele Einwohner der benachbarten Dör­ fer, nebst ihren Geistlichen, folgten der Leiche.

Alljährlich am Vorabend des heiligen Pfingstfestes

wird noch bis auf den heutigen Tag das kleine Denkmal des unvergeßlichen Lehrers mit Maien­ zweigen und Blumenkränzen geschmückt. Tiedge.

Trost

im Tode.

Freudig ist das Sterben; offen stehn die Pforten, ewig Heil zu erben in den lichten Orten. Gottes Ruf erschallt. Pilger bist bereit —? Her dein Engel wallt aus dem Himmel weit,

abzufordern dich in das Sternen - Haus. Du nicht wanderst aus, Eingang ist's für dich.

262

reit. Nicht nur btt ganze Dorfschaft Elmenau, sondern sehr viele Einwohner der benachbarten Dör­ fer, nebst ihren Geistlichen, folgten der Leiche.

Alljährlich am Vorabend des heiligen Pfingstfestes

wird noch bis auf den heutigen Tag das kleine Denkmal des unvergeßlichen Lehrers mit Maien­ zweigen und Blumenkränzen geschmückt. Tiedge.

Trost

im Tode.

Freudig ist das Sterben; offen stehn die Pforten, ewig Heil zu erben in den lichten Orten. Gottes Ruf erschallt. Pilger bist bereit —? Her dein Engel wallt aus dem Himmel weit,

abzufordern dich in das Sternen - Haus. Du nicht wanderst aus, Eingang ist's für dich.

Der ist hochbegnadet, leit' im Morgenroth schon der Herr entladet von dem Lebens - Tod.

Keine Thrän' dem Scheiben! Werd' ich kindisch weinen, wenn den Lieben — Freudep ohne mich erscheinens

Nein! o theure Seele, wenn dein Auge bricht, trittst in Gottes Säle vor sein Angesicht. Dulden wollen wirhoffen in deni Herr«; wenn er ruft von hier, kommen schnell undgern.

Denn er läßt uns warten, auf daß wir verdienen feinen Honiggavten gleich den guten Dienen.

Friedrich Graf Kalckreuth.

2§4

Das

Aufersteh«.

Eine Cantate. •) (Mehrere Stimmen aus der Ferne nach bekannter Melodie:)

Auferstehn, ja auferstehn wirst du mein Geist in neuer Kraft. Hier wird's begonnen; es reift zum Licht der Sonnen, was in uns tief, unsterblich schafft» Tine Stimme..

Das Licht ersteht, und seine tausend Farben durchzieh« im muntern Spiel das Feld; der Klänge Heer, die in dem Dunkel starben, verbreiten Lust und Leben durch bis* SßclL

Eine andere.

Die Blum' ersteht, vom Sonnenlicht umwoben, *) Der Verfasser hat dieses Gedicht für musikalische Composition bestimmt, und wünscht, daß die Tonsetzer, die es werth finden möchten, es durch ihre Kunst zu be­ leben, die Absicht eines allmahligen Fortschreitens der Tonwirkung bis zum höchsten Effect am Schluffe nicht übersehn möchten.

a6$ wenn sie des Lenze- Stimme ruft; kein Keimchm bleibt, wenn Alles drängt nach Oben in seines Abgrunds freudeloser Gruft.

Dritte Stimme. Du neigst dein Haupt mit trauriger Geberde, o Strahlenkind, im Mittagswehn; sey nur getrost; dich läßt der Herr der Erde erquickt von kühlem Regen auferstehn. Chvr wie oben.

Auferstehn u. s. w. Solo,

Der Vögel Schaar, entfesselt ihrer Hülle, schwingt sich hinauf, wo leichte Wolken gehn. Was jubelt ihr, hoch in des Aethers Fülle? Zhr singt gewiß vom frohen Auferstehn! Und wie der Aar hinauf zum Sonnenlande sich jubelnd in die Lüste schwingt, so jauchzt der Geist, der los der Erdenbande frei durch der Körper dichten Nebel dringt. Chor wis oben.

Auferstehn u. f. w.

266

-____ —

Mehrstimmiger Satz. Eine Stimme.

Der Mensch ersteht; von Mutterliebe erzogen, schaut er zu seinen Vater freudig auf, deß weise Hand hoch aus des Himmel- Dogen unsichtbar lenket seines Lebens Lauf. Eine andere.

Der Mensch ersteht, wenn von ihm abgefallen was zeugte ird'scher Sonne Blich; er läßt dies Land mit seinen Gipfeln alle» und seinen Wolken hinter sich zurück. Dritte Stimme.

Bald ist der Staub in Staub zurückgesunken Und die Verheißung wird unS offenbar; dann grüßt die Seele heil'ger Wonne trunken selig verwandter Geister sel'ge Schaar.

Vierte Stimme. Und daß dir Mensch ein festes Hoffen bliebe, ging Einer tröstend dir voran, dem hat zum Zeugniß heil'ger Vaterliebe das dunkle Grab sich leuchtend aufgethan.

Zusammen.

Preißt ihn, den Ewigen, Preißt ihn! Schallek Geistertöne, Wir sind seine Söhne, die hinauf jum Vater zieh«! Sch l u ß ch o r.

Preißt ihn, ihr Geister, Preißt ihn! Was aus Gott geboren harret unverloren auf das große Auferstehn! Dann wirst du in Klarheit «w'gen Abgrund- Wahrheit und der Geister Sonne sehn? Preißt ihn, Preißt ihn! Auferstehn! 2(. Wendt.

a6g

Elysium.

Kennst du den Ort, wo sich in Harmoniern,

Auflösen unsre wilden Phantasteen, Wo unsre Hülle nicht mehr bebt? Wo unser Geist, dem öden Staubgewühle,

Entnommen, in dem heiligsten Gefühle,

Bei seinem großen Schöpfer lebt?

Kennst du den Ort, den Ursitz alles Schönen, Wo hier Befeindete sich einst versöhnen.

Wo man nie stirbt, und ewig liebt? Wo man, wenn wir nach tausend Opferungen,

Zu diesem Orte endlich hingedrungen,

Unnennbaren Ersatz uns giebt?

Kennst du den Ort, wo niemals Kummerzähren Mehr fließen, wo wir stürmisch nicht begehren.

Wo stets der Aether sanft und mild? Wo andere nicht, und wo nicht eigne Schwächen

Sich böslich mehr an unserm Glauben rächen,

Wo nicht mehr Schein, wo Wahrheit gilt?

Kennst du den Ort, wo Aeslsharfen klingen.

Wo seel'ge Geister ihren Hymnus bringen An des Versöhners Hochaltar. Und wünfchtkst b«, auf seinen Wonneauen,

Die Hütten, unzerstörbare, zu bauen.

Dring' diesem Wunsch die ird'schen dar. Ich bring' o Mensch! dem Ort, dem unbekannten,

Wohin sich Millionen Brüder wandten,

0 bring' ihm jedes Opfer gern.

Willst du dich nur dem Sinnlichen vermählen. Dann möchtest deinen Himmel du verfehlen. Und untergehen dir dein Stern.

Zwar ist der Ort verhüllt dem schwachen Blicke,

Doch ist für dich zum namenlosen Glücke Schon deine Stätte dort bestellt.

Nicht feilschen darfst du frommen Menschenglauben

Es darf ihn deiner Brust kein Unglück rauben, Unglück ist Bürgschaft beßrer Welt. Der Welt, in welcher wir empor gehoben,

Einst ihn, den jeht uns unsichtbar«, loben, Der ist, der war, und ewig bleibt.

Ohn' welchen keine Blum' der Erd entsprießet.

Der jede Thräne, die dem Aug' entfließet,

Ins Buch des Lvhn's, der Strafe schreibt.

.270

—---

Das ist der Ort, wohin wir Pilger wallen Wenn unsre letzten Klagen hier verhallen. Dem sich die Bessern früh schon weih«. Du kennst ihn wohl! — Dort au hes Thrones Stufen Wirst du in seliger Pegeist'rung rufen, „Hier ist der Ort! — Hier ist gut seyn! “

E. Neindahl, geb. Rullmann.

Fluch

und

Segen.

Ein Drama in zwei Acten

von

Ernst von Houwald.

Gunther, ein Erbpächter.

Margarethe, seine Frau. Sophie,^ > ihre Kinder. Moritz,^

Braun, Justitz-Amtmann. Sebaldo, ein Seiltänzer.

Der Schauplatz ist auf Günthers Erbpacht-Meierhof.

Erster A u f z u g

Erster Auftritt. Margaretha. Sophie. Erstere steht unruhig am Fenster, letztere ist beim Spinnen ein# geschlafen. Es ist Abend. Vicbt btennt auf bem- Tische. Im Zimmer steht es ärmlich aus. Ein alter Lehnstuhl; eine alte Wanduhr. Nach einer Pause.

Margaretha. Sophiechen!— Hörst Du?— schlafe nicht mein Kind'.

Sophie, aukahrend.

Zch schlafe nicht! Margaretha.

Sey mir zu Liebe wach! Mir ist allein so angst. — Sich nur, der Tag fiDalftnfrennt. T.

jg

274 3ft längst vergangen; draußen tobt der Wind Und hier die alte Uhr läuft so geschwind. Es ist schon neun.

Sophie. Wahrhaftig, schon so spät! —

Margaretha. Wenn uns die Zeit recht lang wird, dann vergeht Sie unbemerkt am allerschnellsten. — Ach! Wo sie nur bleiben? —. finster wird die Nacht — Der Wald ist schwarz; der Fußsteig leicht zu fehlen. Am Felsenabhang geht er dicht vorbei. —

Sophie. Der Vater hat den Weg ja oft gemacht, Und sagte nie, daß er gefahrvoll sey. Margaretha.

Sie wollten doch recht zeitig wieder kommen. Der Moritz hat das dünne Zäckchen an Und nicht einmal ein Halstuch mitgenommen. Sophie.

Sey unbesorgt! er ist ein harter Knabe. Margaret h a.

O ja l gesund, wie seine ältern Brüder, Die ich doch beide schon begraben habe.

Sophie. O Mutter, warum denkst Du an den Tod?

Margaretha. Ach! sitzt man so allein in Gram und Noth, Dann sieht man oft die alten Tage wieder. — Du schliefst vorhin, der Abend wurde trüber; —> Es pfiff der Wind; der alte Zeiger dort Flog von Minute zu Minute fort,--------Da ward es mir, als sey der Wind die Zeit, Als laufe draußen hastig sie vorüber Und jage streng den Zeiger vor sich her, Der mir ein Unglücks - Böthe wär. Da weckt' ich Dich! Sophie.

Ich will nicht wieder schlafen. Der Vater kommt gewiß nun bald zurück. Und bringt uns Trost. Margaretha.

Nein! Nein! er bringt ihn nicht! Ich ahne wohl, weßhalb er länger weilt; Wär's ihm geglückt, längst wär' er heim geeilt. Doch Unglücks - Borhschaft denkt er, kommt zu früh. Sophie.

Horch! Philax bellt!

Gewiß jetzt kommen sie!

276

-------------

Zweiter Auftritt. Die Vorigen.

Günther.

Moritz.

Günther. Da sind wir endlich!

Moritz. Guten Abend, Mutter!

Margaretha. Gott sey gedankt! Zu Moritz.

Du bist wohl recht erfroren? Moritz.

Neil», mir ist warm! Günther.

Der Bursch' hält tüchtig aus. Margaretha.

Hätt' ich gewußt, Du kämst so spät nach Haus —

- ------------

87?

Günther. So hättest Du ihn wohl nicht mitgegeben? Hast etwa Angst gehabt? —

Margaretha. 0, spotte nut! Wer schon so viel wie Du und ich verloren-------

Günther, Du bist nun einmal ängstlicher Natur; Zch kenne Dich; was soll ihm wiederfahren. Wenn ihn der Vater bei sich hat?

Margarets«.

Nicht nur um ihn, um Dich auch war mir bange. Günther.

Das thut mir leid, doch konntest Du es sparen.

Margaretha. Schon ist eS neu»!

Günther. Da blieb ich freilich lange,

Moritz. Es ist uns wohl gegangen in der Stadt.

Erzähle! Margaretha.

Vater, ist es wahr? Günther.

Er hat Seiltänzer dort gesehn.

Margaretha. SeNtüinzer? Moritz.

Za.'

Hör' Mutter! eine ganze lange Weile Stand so der Mann äüf seinem Seile da. Und tanzt' und sprang. Sophie.

Auf einem bloßen Seile? Moritz.

Za freilich! Sophie.

Drudtr! nein! ich bitte Dich!

Moritz.

Du kannst mirs glauben! — es war schauerlich Mit anzusehn. Bisweilen überschlug er sich Und kam dennoch wieder auf das Seil zu stehn.

Sophie. Mein Himmel! Günther. Ja der Kerl war sehr verwogen: Um die paar Groschen hat er mich Wahrhaftig nicht betrogen. Zu Moritz.

Nun, packe-aus! Moritz, «iit Mittler.

Sieh dieses ganze Tuch Voll Backwerk bring ich Dir, auch eine Flasche, Mit süßem Wein, hab' ich in meiner Tasche!

Günther. Das Fläschchen, Mutter, ist für Dich.

Margaretha. Für mich?

2HD

T-

Günther.

Za wohl ! nicht wahr, das wundert Dich? — Zck> hakte keinen Dreier in den Taschen, Allein man muß das flücht'ge Glück erhaschen — Jetzt Hab' ich noch zwei baare Thaler drüber.

Margaretha.

Hast Du gespielt? — Günther. Nicht wahr, Du wolltest lieber,

Zchhätt'es nicht? Margaretha.

Hat Dich auch sonst das Glück Begünstigt? Dringst Du Hüls' und Trost zurück? Günther.

Davon hernach! Margaretha.

Nein jetzt! Du hast gespielt. Und weißt nichts von der Angst, die ich gefühlt. Sprachst Du den Amtmann? will er unsre Noth —

Günther, «Infallen». Gieb erst den Kindern dort ihr Abcndbrod.

Margaretha.

Willst Du nicht essen?

Günther. Nein, ich bin schon satt. Der nLrr'sche Bursche, der Seiltänzer, hat Den ganzen Abend fast mit mir gesprochen. Und einer Flasche Wein den Hals gebrochen. Margaretha.

Das hat Dich so verspätigt? Günther.

Za doch! ja! Geh' doch mir erst, und gieb de» Kindern da! Margaretha.

Komm Moritz! Bist Du hungrig, armer Knabe? Moritz.

Ein Bißchen wohl —! Der Weg ist ziemlich weit. Margaretha.

Geht denn, Sophiechen! auch ich folge gleich. Nehmt Euch, was ich heut zubereitet habe Und eßt Euch satt! — Der Herr gesegn' es Euch!

282

Dritter Auftritt, Günther.

Margaretha.

Margaretha. Was hast Du, Vater? bist sd barsch uüd rauh! Hast mir noch nicht einmal die Hand gereicht.-— Was zürnst Du denn auf Deine arme Frau? Günther.

Ich zürne nicht auf Dich ! bin ich vielleicht Ein Bißchen aufgeregt, dgs macht der Wein. Seit vielen Jahren sah' ich keinen Tropfen, Er lief so warm mir in die Adern ein, llnb macht das Herz ein wenig stärker klopfe». Margaretha.

O, war' es doch ein Freudentrunk gewesen, Daß der Versuch, der letzte. Dir gelang. Doch was ich aitf der Stirne Dir kann lesen. Das macht mich bang'.

Günther. Ze nun , vergeblich war er nicht der Gang — — Allein laß Dir erzählen.. — Sieh' ich ging Zuerst zum Amtmann; sagt' ihm alles klar, Bekannte willig mich zur Schuld, Und bat ihn noch um ein halb Zahr Geduld. —

Dock) wie ich auch das Ding

Noch so behutsam wandt' und drehte. Wie ich auch endlich bat und flehte, Es war vergebens: „Kein Denar „Hieß es, wird Euch gestundet noch erlassen!

„Ich habe über die rüekständ'ge Pacht „Den Wechsel hier in Händen; prolongirt

„Zst er schon zweimal; jetzo aber müßt „Ihr zahlen; morgen früh verläuft die Frist

„Und habt Zhr da die Summe nicht geschafft, „So bring' ich Euch zur Haft!"

Margaretha. Ach Gott! das hab' ich wohl gedacht. Der Mann hat kein Erbarmen! —

Günther. Gute Nacht!

So rief ich: gute Nacht denn, Hab' und Guth! Lebt wohl denn Weib und Kind! Saugt mir das

Blut Recht aus dem Herzen, wenns Euch reicher macht.

Nur diese Münze hab' ich, warm und roth, Nehmt sie bei Zeiten, in dem Schnldthurm streicht

Sie sonst in seinen Beutel ein der Tod.

Margaretha. 0 Mann! und das hat nicht sein Herz erweicht?

284 Günther. Noch vieles sagt' ich, weiß eS jetzt nicht mehr. Verzweiflung saß beredt mir auf der Zunge.

Da warf sich unser armer Zunge Dem Amtmann denn zu Füßen!

Margaretha. Moritz?

Günther. Za!

Mir hätt' sein kindlich Flehn das Herz zerrissen.

Margaretha.

Mein guter Moritz! Günther. Doch der Felsen da.

Er mag wohl nichts von Kindesliebe wissen.

Margaretha. Wie? er blieb ungerührt? des Kindes Flehen

Es hätt' ihm nicht die starre Brust erweicht? Das ist nicht möglich, Vater, so weit reicht Nicht eines Menschen Härte; denke nur.

Der Moritz auf den Knien!---------

2tzS

Günther.

Es war vergeben-! Er wies ihn abk Verschlossen blieb sein Ohr, Und manche böse Stunde meines Lebens Warf er mir vhne Schonung vor. Margaretha. Pfui, einen Armen kränken, das ist schlecht!

Günther. Ach! Margareth', er hatte recht! — Nein, es gedeiht nicht ungerechtes Gut. Er wußt' es wohl, wie ich mit frechem Muth Einst Deinen Vater aufzubringen suchte. Wie ich ihm Deines Bruders lust'ge Streiche So vorgestrllt, und ihn so lang' geplagt. Bis er sich endlich von ihm losgesagt, Bis er mir alles gab, und ihn verfluchte.

Margaretha. Mann! klage nicht so hart Dich selber an!

Günther. Es ist doch wahr! — Zch hab' es doch gethan! O, zeige mir nicht das erschrockne bleiche Gesicht, Du gleichst dem Vater gar zu sehr Und mich erinnerts an des Alten Leiche. Margaretha bedeckt das Gesicht, und wendet sich ab. Nach einer Panse fährt (Günther fort.

286

Nein! Unrecht Gut gedeiht doch nimmermehr! Der Alte hat's dem Amtmann still geklagt, Und oft um den verlornen Sohn geweint, Um meinetwillen in die Welt gejagt. Allein es war geschehn, und ich sein Feind, Ich hatt' ihn nicht einmal gekannt; Nur weil mein Sinn nach diesem Güthchen stand, Nuht' ich den Nus von seinem wilden Lebe», Und wußte so dem armen schwachen Detrog'nen Mann den Sohn verhaßt jw machen. Margaretha.

O, laß uns doch ihm alle- wieder geben! G ünther. Wir haben ja nichts mehr! — Es ist verschuldet! Nichts eignes mehr, als unsre eigne Noth!

Margaretha. Wo ist er auch! —

Er ist ja todt! Günther.

Za, todt! — Hätt' ich doch auch schon ausgeduldet! Margaretha.

Nein, Vater!

Günther. Ach! nicht hab' ich DirS gesagt.

----------------

2L7

Wie sich des Vaters Fluch auf mich gekehrt.

Und mitten in der Lust ihn ausgesiört.

Den Wurm- Her mir seitdem am Herzen nagt. Margaretha.

Sag' mir es jetzt, was Du verschwiegen hast. Günther.

Weißt Du wohl noch, ich glaub' es sind zehn Zahr Wie ich mit Dir zn Gast

Im Städtchen bei der sel'gen Muhme war? Da gab es Komödianten, und man wollte. Daß ich Dich in die Bude führen sollte. Zch thats mit Freuden. — Hätt' ich mögen glauben. Daß mir das Spiel dort alles würde rauben, Zch wäre lieber in den Tod gegangen. Margaretha.

Was hat es Dir geraubt?

Günther. Mein ganzes Glück

Erinnre Dich, die Räuber hieß das Stück,

Was sie dort spielten.

Da belog

Ein Sohn den alten Vater auch, betrog Ihn auch um seinen Liebling, stürzt' ihn endlich In einen Thurm.

Margaretha. E- war abscheulich, schändlich ! Ja ich rrinnre mich noch wohl daran. Günther.

Ach, Margarethe!

Sieh', Dein armer Mann

Er hatte seitdem keine Ruh, Denn immer rief ihm eine Stimme zu: Du kennst den Vater, der sein Kind verlor. Besinne Dich, Du kennst den Franz von Moor,

Margaretha.

O Gott! wohin geräthst Du? Günther.

Und ich sah Den Unhold stets, nicht mehr verließ er mich.

Mit meinen Zügen stand er vor mir da.

Und seine Stimme tönte fürchterlich: „Du bist wie ich, verworfen hier und dort, „Dir bleibt wie mir,- nichts, als der eigne Mord!"

Margaretha. Mann! Mann! hall'«in!

Das war ein schrecklich

Wort! O Gott verzeih' ihm!

Habe Du Erbarmen,

Send' einen Engel, der ihm Trost gewährt!

28Y Günther.

Er hat mir Armen Ja einen frommen Engel schon bescheert, Der aus den unergründlich tiefen Wogen Mich liebend wieder an das Licht gezogen. Du bist der Engel! sanftes frommes Weib! Ich stürzte mich ins tobende Gewühl, Um die Gewissensangst dort zu vergessen. Wie oft hab' ich bei Trunk und Spiel Nicht ganze Nächte fern von Dir gesessen? — Du hast mir keinen Vorwurf je gemacht. — So viel ich immer durchgebracht, Du hast durch Fleiß und weise Sparsamkeit Das Ganze kümmerlich erhalten. Margaretcha.

den lieben Gott läßt walten Und hoffet auf ihn alle Zeit, Den wird er wunderbar erhalten. Nicht ich! —

Wer nur

Günther. Du hoffst auf ihn! und hast auch mich den Sünder Zu ihm zurück geführt.-------Am Sterbebette unsrer beiden Kinder Da hast Du mir das Herz gerührt. Margaretha.

Ach, woran denkst Du? — Waiseilsreund. I.

19

............... Günther»

Was ich dort versprach

Ich hab's gehalten, habe Nacht und Tag

Gesorgt, gearbeitet, geschafft.

Margaretha. Das hast Du! Za der Himmel weiß

Wie Du zurück gekehrt bist zum Gebet, Zur strengen Mäßigkeit, zum Fleiß. Günther.

Mein gutes Weib, es war ja doch zu spat. Margaretha. Nein! nicht zu spät! War'nicht der Krieg gekommen,

Die Einquartirung Tag für Tag, Und hätte nicht der Hagelschlag Die ganze reiche Erndte uns genommen. Wir hätten uns doch wohl gerettet.

Günther.

Nein!

Nein!

Denn wie

ich

mich

auch

rastlos

quälte, Wie ich in meines Angesichtes Schweiß Die Stunden zählte, So fühlt' ich doch: nichts half mir aller Fleiß,

Da mir des Himmels Segen fehlte.

---------------

$9*

Margaretha.

Mann, hab' ich nicht vier Kinder Dir geboren? Giebt Gott nicht Segen, wo er Kinder giebt? Günther.

Wohl! Doch zwei Knaben haben wir verloren. Und, Mutter, sieh, jemehr mein armes Herz Die beiden andern liebt, Um desto härter faßt mich ja der Schmerz, Denn Vater-Fluch, dem Bruder einst gegeben, Er fallt zurück nur auf mein schuldig Haupt, Vergiftet auch der Kinder schuldlos Leben, Indem er ihnen jetzt den Vater raubt. Margaretha.

Hör' auf! Hör' auf! Günther.

Vergieb! die alte Wunde Riß wieder auf des Amtmanns letztes Wort: „Schafft Ihr nicht Geld zur angesetzten Stunde, „So bin ich morgen früh mit Wache dort, „Und führ' Euch in den Schuldthurm fort!" M a r g a r e t h a. Barmherz'ger Gott!

Kann nicht die Flucht Dich retten?

292

----------



Günther. Zch fliehe nicht! Er ließe Euch wohl dann Statt meiner in den Schuldthurm betten. Nein, wenn ich denn durchaus nicht zahlen kann. So werf er mich in.Ketten.

Margaretha. Dich in den Schuldthurm? — nein! Dich laß ich nicht! Das Guth ist mehr noch werth, als Deine Schuld! Wir geben's hin !

Günther. Es mag's ja niemand kaufen, 'S ist ruinirt! — Ein fürstlich Erbpacht - Guth Ist nur ein halbes Eigenthum. — Glaub mir, Der Amtmann thut Wohl seine Pflicht, darf nicht Geduld Und Nachsicht haben mit dem schlechten Zahler; Zch bin dem Fürsten nun dreihundert Thaler An Pachtgeld schuldig, deshalb har er Recht, Wenn er sie eintreibt. — Aber das war schlecht, Daß er sich nicht vor meinem Zammer scheute Und mir das vorwarf, was ich längst bereute. Das weckte die Verzweiflung wieder, Und wie ich die Besinnung fast verlor, Riß ich Mein knieend Kind empor Und eilte mit ihm nach dem Gasthaus hin. —

29A Da saßen denn die alten lnft'gen Brüder,

Und spielten brinn. Sie riefen jubelnd mich herbei.---------

Ich hatte keinen Dreier in der Tasche,

Allein jetzt galt mir alles einerlei, Zch trat verzweifelt an den Tisch, Und spielte frisch. Es folgte rasch ein Pasch dem andern Pasche Und so gewann ich denn vier Thaler.

Margaretha. Achl

Hätt'st Du doch lieber nicht gespielt, das Geld Bringt keinen Segen.

Günther. Ist wohl wahr! —

Allein es sollte seyn! glaub' wir, es fällt Auch über uns der Würfel. Offenbar

Trieb mich das Schicksal. — Höre nur! Wir spielten weiter; — endlich schlug die Uhr Die sechste Stunde. — Da lief alles fort:

„Komm auf den Markt, Seiltänzer spielen dort! Komm mit!" — hieß es. — Ich dachte an den Knaben, Er sollte doch auch eine Freude haben, lind ging mit ihm die Künste anzuschaun. Da war ein Mann, der machte tolle Dinge.

Mit einem unbegreiflichen Vertraun Auf seine Kraft wagt' er die höchsten Sprünge.

2Y4

---------------

Ja es ging so weit, denke nur, Daß er auf einem Seil vom Thurm herab Dis auf den Markt mit einem Karren fuhr.

Margaretha. Mich schwindelt! —

0!

was doch beginnt. Um Geld sich zu erwerben!

der Mensch

Günther. Ja, mein Kind, Mir ward auch schwindlich, und ein heimlich Graun Schlich eiskalt sich durch Mark und Dein;-------Doch möcht' es wohl aus and'rem Grunde seyn; Denn auf demselben Platze stand ich da, Wo ich mit Dir einstmals die Räuber sah! —

Margaretha. Wirst Du denn nimmer dieß vergessen? — Günther.

Nein! — Aufs neue sah ich jenes grosse Bild, Und eine Stimme rüste mir ins Ohr: „Dein Schicksal ist erfüllt! „Dort steht der Schuldthurm, denk an Franz von Moor!" Margaretha.

Nicht in den Schuldthurm, Vater!

Günther.

Kalt ergriff Mich der Gedanke und ich rannte, Besuchte Freund' und Unverwandte Und wie ein Bettler stand ich da und bat Um Hüls' und Rath,-------Doch jeder wandt' und drehte sich, Und keiner hatte Hüls' und Rath für mich.

Margaretha. Za, als noch Reichthum war in unsrem Haus, Da kamen zu dem Pfingst - und Oster-Feste Sie alle oft als ungebetne Gaste Zu uns heraus. Es wurde jeder freundlich ausgenommen; Zeht keimt man uns nicht mehr, seit wir verarmt.

Günther. Es muß so kommen!-------Als sich nun keiner über mich erbarmt', Ich nirgends Hülfe fand, — so schlich Zch in den Gasthof wieder mich zurück. 3d) setzte mich in eine finstre Ecke, Dacht' an die armen Kinder und an Dich, Und, ich gesteh's-------- ich weinte bitterlich!

Margaretha. Mein armer Mann!

ig6



■—~

Günther. Bald kamen auch die andern Vom Markt zurück, und jubelten und lachten Und siehe da, sie brachten Den Künstler mit in die Stube. Es war ein großer, schöner, krüft'ger Maim. Man prieß ihn allgemein, und unser Dube Macht' auch sich keck an ihn heran, Besah sein buntes Gold besetztes Kleid Und fragt' ihn dies und das. Margaretha.

Za, er ist dreust. Günther.

Der Mann war liebreich, gab ihm gern Bescheid, Und fragt' ihn endlich: wie der Vater heißt? Da wies ihn Moritz denn an mich. Er grüßte freundlich, setzte sich, Verlangte eine Flasche guten Wein, Und schenkte mir auch ein. Den Knaben hatt' ich in die Stadt geschickt. Die Sachen dort euch einzukaufen, So war ich mit dem Künstler denn allein. Zch trank; wie fühlt' ich mich erquickt! — Der Fremde wußte bald mit Znnigkeit Und mit gar fein gewandtem Wesen Die Zunge mir zu lösen, So daß ich endlich ungescheut,

Weil mir sein Wein vortrefflich schmeckte. Ihm auch mein ganzes Herz entdeckte.

Margaretha. 0, nicht doch!

Günther. Nein, ich that ihm wirklich leid. Man sah's ihm an, er meint' es unverstellt; Oft ist ein Fremder eher noch bereit Zu helfen, und glaub mir, der Mann hat Geld Wie Heu', nicht etwa Pfenn'ge oder Heller Erwarb er heut; nein, einen ganzen Teller Voll Silbergeld, bracht' ihm das Bischen Springen. Margaretha.

Ich möcht' um alles Gold nicht auf das Seil. Günther.

Warum nicht? — 0, mir sollt' es wohl gelingen. Zch habe Lust zu solchen Dingen. Und ist es nicht ein froh Gewerbe? sprich! Da steht der Mann in seinem knappeff Kleide Von Gold und Seide Und sieht die Menge Volks um sich, Wie alles staunt und gafft Und hingerissen endlich: bravo! schreit, Indeß er sich der eignen Kunst und Kraft Und des Gelingens hoch erfreut,

298 Und durch bas Spiel mit der Gefahr, Eh' eine Stunde noch verrinnt. So blank und baar Das viele schöne Geld gewinnt. Der braucht nicht so wie Du und ich zu sorgen, Und kann vielleicht noch andern Leuten borgen.

Margaretha, Wollt' er Dir borgen?

Günther. Borgen eben nicht? Doch solch esn Meister will die Kunst vererben. Sie soll nicht mit ihm sterben; Es wär' ja Schade, ging sie mit ihm unter. Er will sie andre lehren. Margaretha.

Andre lehren? —

Günther. Sieh', um den Moritz ist mir oft recht bange; Er wächst heran, wird stark und munter. Wie lange Kannst Du ihn noch daheim ernähren. Ein Knabe muß bei Zeiten in die Welt.

Margaretha. Wie meinst Du das? —

---------- —

2Y9

Günther. Kein Sperling fällt

Vom Dache, ohne daß es Gott nicht will, Viel weniger ein Mensch vom Seil. Ein jeder hat sein zugemeßnes Theil

Des Lebens. Margaretha.

Vater, schweige Pill!

Ich ahne was Du denkst.

Günther. Was schauderst Du?

Es ist recht

schlimm,

daß Dich

der

Schwindel

»tagt.

Margaretha.

Du willst doch nicht.

Günther. Weib, hör' doch ruhig zu! —

Kijrz alles hatte ich dem Mann geklagt; Das heiße Wasser stand Mir in den Augen. Und er dachte nach Und sann, nahm mich theilnehmend bei der Hand

Und sprach: „Hört, ich will helfen.

Lange sucht' ich schon

„Mir einen Lehrling; aber unter allen

1

3oo

„Hat weit und „Am allerbesten „Ihr sollt noch „ Doch überlaßt

'

breit mir Euer kleiner Sohn noch gefallen. heut dreihundert Thaler haben, Mir Euren Knaben! “ Margaretha.

Um Gottes Will'n, Du hast's doch abgeschlagen? G ü n t h e r. Das hab' ich nicht! Margaretha.

Hast Du es jugesagt? —7

Günther. Auch nicht! — ich wollte Dich erst fragen.

Margaretha. So bist Du noch unschlüssig? Günther.

Mutter, ja! Warum erschien mir in der größten Noth Der Mann mit seiner Hülfe da, Wär'S nicht ein Himmelsbote. Margaretha.

0, mein Gott!

Die Himmelsboten kaufen nicht die Kinder Dem Vater ab!

Günther. Abkaufen? — sey gelinder, Ich steh' am Schuldthurm! Morgen ist die Zeit!

Margaretha. Du stehst am Abgrund, Günther, bist bereit Hinab zu stürzen, hörst verblendet nicht, Wie der Versucher zu dir spricht: „Erheb' den Schatz mit Deinem blut'gen Kinde!"

Günther. Weib! Weib! — Der Weister will den Knabe» lchren. Margaretha.

Nein! laß Dich nicht bethören. Ein Meister giebt nicht, er verlangt den Lohn, Doch er will Dir abkaufen Deinen Sohn, Er will Dir Geld für meinen Moritz geben. Und uns betrügen um des Kindes Leben.

Günther. Ich weiß, Du liebst die Kinder mehr als mich! Margaretha.

Versünd'gr Dich

302

Nicht auch an meiner Liehe! HasiDu sie

Noch nicht erkannt. Günther.

Ich habe nie An ihr gezweifelt, — aber jetzt--------

Margaretha. Du hast den Knaben auf das Spiel gesetzt, Gewinnst Du es, so geht er Dir verloren. — Doch, er ist unsrer Liebe heil'ges Pfand, Zch hab' ihn Dir geboren,,

Zch will ihn Dir erhalte«, theurer Mann! Erkenne doch den bösen Geist, Der ihn von Deinem Herze» reißt.

Fortschleppen will er ihn von Land zu Land, Zu keiner Schule wird er ihn anhallen.

Nicht früh und spät ihm fromm die Hände falten. Daß er den Schöpfer dankend preist.

Denn wer sein Leben so um nichts kann wagen. Der weiß es nicht, was beten heißt. Mit Schlagen wird er auf das Seil ihn jagen,

Ausdehncn ihm die weichen zarten Glieder; — Da steht mein armes Kind, mit bangem Zagen,

Es kann nicht mehr, es stürzt vom Seile nieder. Es wird halbtodt hinweg getragen!

Günther, auffahrend. Mensch! gieb mir meinen Moritz wieder!

■*——

303

Margaretha. Still! —

Still! —

Du darfst Nicht nach ihm

fragen,

'S ist nicht Dein Kind mehr, was sich dort zer­ schlagen. Du hast's verkauft mit allen Vatersorgen, Hast Deine Schuld getilgt, und lebst geborgen! —

Günther. Weib! — Mutter! — Margaretha.

Doch Du wirst kein Glück erwerben, Denn Datrrfluch verübet dieses Haus.-------- Verflucht, verkauft, 's ist beides einerlei. Die Väter stoßen ihre Söhn' hinaus.

Und müssen einsam sterben. Günther, rasch.

Nein! — Nimmermehr! —

Nein! es darf nicht

geschehn! Sehr weich.

Hör', Margarethe, sprich nur, — soll ich morgen Denn wirklich in den Schuldthurm gehn? — Margaretha.

Allmächt'ger! ist kein Ausweg?—■

304 Günther.

Ausweg? — Nein! Bezahl' ich nicht, so tv,rd' ich fortgebracht; — Und in dem Thurme ist so öde, Nacht, Zch werde dort so ganz allein Mit mir und meinen bösen -Träumen seyn. Margaretha.

Allein nicht! denn des Ew'gen Auge wacht! Und Du bist jetzo wieder rein. Die alte schwere Schuld ist abgebüßt. Der Fluch versühnt; Du hast als Mann und Christ Den letzten harten Kampf fiegretch bestanden. Des bösen Geistes gvldne Worte fanden Nicht Platz bei Dir; Du bist zu fromm gesinnt. Hast das von Gott Dir anvertxaute Kind Um zeitlichen Gewinn nicht hingegeben. Günther.

Mein theures Weib!

Margaretha. Und wenn Du schläfst, umschweben Im Traum Dich die Gestalten Deiner Lieben. Hier steh' ich'mit den Kindern, und von drüben^

Dort winken auch schon Dir zwei Engel zu. Es schüttelt nicht der Schreck Dich aus der MH'

Siehst Du im Traum das Seil vom Thurm ge« spannt.

Und oben Deinen Morih gehn und wanken, Unb stehst gefesselt, denn Du hältst die blanken Dreihundert Thaler in hex Hand! Günther.

0, Du mein Schuhgerst! mir von Gott gesandt ! Was aber willst Du ohne mich beginnen?

Margaretha. Laß mir nur Zett! ich werd' es wvhk erfinnertk Wir woll'n hier theilen Deine Noch : Verkaufen milk ich alles, unsre Betten,

Wie Du auch schlafen auf dem bloßen Stroh, Wie Du, nur essen Salz und Drodt, Das Unglück trägt sich leichter so. — Und auch arbeiten woll'n wir Tag für Tag, Und beten, wo«'« wir Nacht Nacht, Bis es gelingt, und bis wir.Dxch erretten. Ich will nicht ruhn, bis ich den Fürsten sprach, Bis ich die armen Kinder ihm gezeigt; Es rührt ihn sicher, und vielleicht Erläßt er Dir die schuld'ge Pacht. Günther.

O, Margarethe! wie soll ich Dir danken! 'S war nahe dran, fast hätt' er mich verführt, Schon kamen böse, sündliche Gedanken, — Doch Du hast mir das Vaterherz gerührt. Hält' ich Dich nicht - ------fSilOnfttune. I.

20

3p6.

Margaretha.

Dein Dank gebührt dem Herrn! Nur er hielt Dich, daß Du nicht mochtest wanken. Geh', bete ju ihm!

Günther.

Ja! das will ich gern! Ja beten will ich, daß er mir verzeihe Und zu dem Gang mir morgen Kraft verleihe. Doch Herzens - Weib, komm! komm, und bete mit! Vielleicht, daß mich der Herr erhört, Wenn mich ein Engel, so wie Du, vertritt. Daß Gnad' er giebt, dem Reuigen, dem Armen, Und eines Sünders Hoffnung nicht vernichtet. Margaretha.

Was zweifelst Du? — Sein Name ist Erbarmen! 'S ist ja ein Vater, der dort oben richtet! Beide gehn ab.

¥>zVierter Auftritt. Mor i,h.

Sophie.

Moritz.

Komm nur, die Magd belauscht uns jede- Wort, Und sieh, die Eltern sind schon fort. — Sophie.

Nun aber sprich!

Hier sind wir ungestört.

Sag's noch einmal, was Du im Sinne hast. Moritz.

Mein Schwesterchen, Du hast es ja gehört. —

Daß Du's noch immer nicht gefaßt? Sophie. Und heimlich von uns gehn, das wolltest Du?

Moritz. Gutwillig gäb's die Mutter doch nicht zu,

Daß mich der fremde Mann dort mit sich nimmt. Der Vater sah mich nicht, ich stand ihm »ah. Als ihm der Fremde in der größten Noth

Für mich dreihundert Thaler bot. Er wollte nicht, und saß unschlüssig da. Ich aber dachte, Gott hat Dich bestimmt.

Sc>8

Daß du den Vater retten sollst; sie habe» Ihn alle abgewiesen, wollen lieber

Das Geld vergraben. Als einem armen Mann es leihn,

Mags ihnen Gott verzcihn, Er hat dafür mir armen Knaben Den Weg gezeigt, durch jenen Mann, Wie ich den Vater retten kann.

Sophie.

Da- wvhli

Doch aber Dich soll ich "verlieren?

Moritz. Soll'» sie den Vater in den Schuldthurm führen?

Willst du die Mutter weinen, klagen hören? Du sollst den Vater und die Mutter ehren

Auf daß Dirs wohl geh', und Du lange lebest! Sophie.

So viel verlangt doch kaum die Kindes-Pflicht! Moritz.

Sophiechen, zweifle nicht! 3d> will Dir folgen. Magst Du selbst entscheiden; Hör', soll'ich bleiben? —

Im Kerker?

Soll der Vater leide«

Oder soll ich freudig gehn?

---------------

£99

SopHifr.

Was wird die arme liebe Mutter Men, Und was der Vater> wenn er es erfährt? Moritz.

Die Mutter? —

Za, sie wird wohl anfangs klagen. Doch ist sie fromm, und siehts gewiß bald ein. Daß es so mußte seyn, Daß uns der Himmel selbst das Geld bescheert; Wie wstr' ich denn dreihundert Thaler werth? — Hast Du nicht oft mit mir im Stillen Gebetet, daß der Herr die Sorgen wende. Und unsern lieben Eltern Hülfe sende? Und siehst Du nicht, daß er uns jetzt erhört? Grad' in der Stunde, die so bang' und trübe, Deweißt er seine Vaterliebe Und zeigt mir unverkennbar seinen Willen. Was soll ich thun? Sophie. Gehn! Gehn! und ihn erfüllen. Du sollst des Vaters Retter seyn! Mein guter Moritz, lebe wohl!—r allein So heimlich?

Moritz. Ließe mich die Mutter wohl. Wenn sie es wüßte? — Nein, sie soll

3io Durchaus nicht früher mich vermissen, Dis daß der Vater Kund' erhält.

Der Wechsel, den er ausgestellt.

Sey nun zerrissen. Und wenn sie dann ihm in die Arme fällt, Dor Freude beide Aellern weine» müssen, Dann mögen sie es wissen, Doch früher nicht; dann spricht mit frohem Muth:

Der Moritz läßt Euch herzlich grüßen. Zürnt nicht auf ihn, er meint es gut. Er bittet Euch, daß Ihr nicht weinen sollt.

Es geht ihm wohl; Gott hat es so gewollt! Sophie.

Wenn ich's vor Thränen werde sagen können! Doch gehst Du gern auch? Hast Du auch Vertraun Zu Deinem neuen Herrn?

Moritz. Sophiechen, Dir gesteh' ichs gern. Es faßt mich wohl ein stilles Graun; Gedenk' ich an das Seil so hoch gespannt. Da werd' ich auch drauf tanzen sollen.

Dann steh' ich thurmhoch, blicke in das Land Weit weit hinaus!

Und meine bangen Thränen werden rollen, Denn nicht mehr seh' ich unser kleines Haus. Sophie.

Und dann vergißt Du Dich, und fällst hinunter.

——— -

ÄN

Mori tz.

Nein, ich ermanne mich, und schreite munter Das Seil hinab; erfülle daun geduldig. Was mit, mein Herr wird sagen; Ich bin ihm ja dreihundert Thaler schuldig, Er hat sie mit Vertraun auf mich gegeben. Ich will sie ihm mit Blut und Leben Gewissenhaft abtragen. Und spricht er mich denn endlich frei. Dann kehr ich heim in einem schönen Wagen Und bringe Geld wie Heu, Und leg' es dankbar vor den Eltern nieder Und bin dann Euer alter Moritz wieder. Sophie.

0 wärst Du doch schon da!

Moritz. Die Zeit verstiegt. — Bis dahin aber sey Du recht vergnügt. Recht fromm und gut und fleißig, daß sich nie Die guten Aeltetn um Dich kränken. Und seyd ihr froh und glücklich, dann, Sophie, Dann sollt ihr auch an Euren Moritz denken.

Sophie, «niiirmt ihn. Zfch Bruder!

«ro Moritz.