Der Vinayavibhaṅga zum Bhikṣuprātimokṣa der Sarvāstivādins: Sanskritfragmente nebst einer Analyse der chinesischen Übersetzung [[Sanskrittexte aus den Turfanfunden, II]. Reprint 2021 ed.] 9783112563144, 9783112563137


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German Pages 260 [268] Year 1960

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Der Vinayavibhaṅga zum Bhikṣuprātimokṣa der Sarvāstivādins: Sanskritfragmente nebst einer Analyse der chinesischen Übersetzung [[Sanskrittexte aus den Turfanfunden, II]. Reprint 2021 ed.]
 9783112563144, 9783112563137

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DEUTSCHE AKADEMIE INSTITUT

D E R W I S S E N S C H A,F T E N ZU FÜR OR I E NTF OR S CH UNG

V e r ö f f e n t l i c h u n g Nr.

27

SANSKRITTEXTE AUS D E N T U R F A N F U N D E N H e r a u s g e g e b e n im A u f t r a g e d e r

Akademie

von ERNST

WALDSCHMIDT

II

A K A D E M I E - V E R L A G B E R L I N 1959

BERLIN

SANSKRITTEXTE

AUS DEN

TURFANFUNDEN

II

VALENTINA

DER

ROSEN

ViNAYAVIBHANGA

ZUM B H I K S U P R Ä T I M O K S A

DER

SARVÄSTIVÄDINS Sanskritfragmente nebst einer Analyse der chinesischen Ubersetzung

A K A D E M I E - V E R L A G 1959



B E R L I N

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Mohrenstraße 39 Lizenznummer 202 • 100/196/59 Druck: Tribüne Druckerei Leipzig, 111/18/36 Bestell- und Verlagsnummer: 2013/27 Preis: DM 74.— Printed in Germany ES 7 L

INHALT Einleitung .

7—19

Textwiedergabe

20— 36

F u n d o r t und Äußeres der Handschriften

37— 39

Schreibung und Sprache

40— 41

Konkordanz der Formeln des Bhiksuprätimoksasütra

42— 49

Päräjika-dharma

50— 58

Samghävasesa-dharma

58— 76

Aniyata-dharma

76— 77

Naihsargika-Pätayantika-dharma

77—123

Pätayantika-dharma

123—214

Pratidesaniya-dharma

215—220

Saiksa-dharma

220—228

Adhikaranasamatha-dharma

228—230

Anhang 1 — Ein Fragment aus dem Vinayavibhanga der Mülasarvästivädins . . . .230—234 A n h a n g 2 — Ein Fragment der Upälipariprcchä Literaturverzeichnis Abkürzungsverzeichnis

234—237 238 — 239 240

Verzeichnis der Namen und Ortsbezeichnungen

241—243

Wortindex

244 — 255

E I N L E I T U N G I,

Im Jahre 1913 veröffentlichte L. Finot den Sanskrittext des Beichtformulars f ü r buddhistische Mönche der Schule der Sarvästivädins unter dem Titel: „Le Prätimoksasütra des Sarvästivädins", zusammen mit einer Übersetzung des entsprechenden chinesischen Texts von E. H u b e r . D i e Handschrift des lückenhaften Sanskrittexts war von der „Mission Pelliot" in Douldour-äqour bei Kutscha gefunden worden. Das P r ä t i m o k s a s ü t r a ist bei den Sarvästivädins, ebenso wie bei den anderen Schulen, deren Werke über Ordensdisziplin ins Chinesische übersetzt wurden, zweifach überliefert: 1. als selbständiges Werk, 2. als Teil des Vinayavibhanga, d. h. eines erläuternden Textes zum Prätimoksasütra, der das Thema der vorliegenden Arbeit bildet. Der Vinayavibhanga gibt zu jeder Vorschrift des Beichtformulars eine einleitende Erzählung, in der von einer Tat berichtet wird, die zum Erlaß der betreffenden Anordnung durch den Buddha f ü h r t . Ferner enthält der Vibhanga einen K o m m e n t a r und juristische Glossen f ü r jede Vorschrift. Das Beichtformular besteht aus einer Liste von 263 Vergehen, eingeteilt in acht Kategorien, die bei den zweiwöchentlichen Beichtfeiern der Mönche rezitiert wurden. Die Mönche wurden nach dem Verlesen jeder Gruppe gefragt, ob sie rein seien in Bezug auf die Gebote. 1. Die erste Kategorie u m f a ß t die vierPäräjika-dharmas 2 ), Ausstoßungsverbrechen. Wer sich ein solches Verbrechen zu schulden kommen läßt, wird sofort und für immer aus dem Orden verstoßen. Dies sind die einzigen Verfehlungen, bei denen das Strafmaß im Gesetz erwähnt wird. Die ersten drei Päräjika-dharmas, die sich mit Unkeuschheit, Diebstahl und Totschlag beschäftigen, gehören zu den fünf Grundgebo. 1) Journal Asiatique, 11. Serie, Tome 2, 1913, S. 465ff. 2) Für etymologische Erklärungen des Begriffes Päräjika, sowie für Erläuterungen aus den Kommentaren der Päli-, Mülasarvästiväda-, und Sarvästiväda-Version siehe E. Waldschmidt, Bhiksuni-Prätimoksa, S. 71 f. (beruhend auf S. Levi, Rhys Davids, H. Oldenberg u. a.). Die Mahisäsaka-Version sagt: ,,Po-lo-i ist ein Gesetz, das zu Fall bringt, ein Gesetz, das Übles verursacht, ein Gesetz, dessen Spitze abgeschnitten ist, es ist kein Gesetz der Asketen (Bd. 22, S. 4c, Z. 9 v. 1.). Der Kommentar der Mahäsamghikas erklärt, Päräjika bedeute, man sei gefallen in Bezug auf zehnfaches Wissen, auf das Nirväna und den reinen Wandel, man habe keinen Teil an der Frucht des Pfades und könne nicht durch reuiges Bekenntnis von der Schuld frei werden (Bd. 22, S. 237b, Z. 1 v. 1.). In der Dharmagupta-Version heißt es, jemand, der eines PäräjikaVergehens schuldig geworden sei, könne nicht mehr Mönch sein, so wie ein Mensch, dessen Kopf abgeschlagen wird, sich nicht mehr zu erheben vermag (Bd. 22, S. 571c, Z. 6 v. r.). In allen Versionen wird betont, daß der Täter eines solchen Verbrechens nicht länger an der Gemeinschaft der Mönche teilhabe.

8

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvästivädins

ten (panca siksäpadäni), die auch für Laien Gültigkeit haben 3 ). Das vierte Gesetz ist spezifisch für den Orden buddhistischer Mönche zugeschnitten, es untersagt den Mönchen, sich fälschlich übernatürlicher Fähigkeiten zu rühmen. 2. Die dreizehn Samghävasesa-dharmas befassen sich mit Straftaten, die mit einer zeitweiligen Ausschließung aus dem Orden belegt werden 4 ). Die Verfehlungen dieser Gruppe machen Gemeindeverhandlungen nötig. H a t der Schuldige sein Verbrechen eine bestimmte Zeit lang verheimlicht, m u ß er für dieselbe Anzahl von Tagen eine Karenzzeit (pariväsa) durchmachen, danach wird er einem Disziplinarverfahren (mänatva) unterworfen. Begeht er während dieser Zeit wieder ein Samghävasesa-Verbrechen, wird er zurückversetzt. Nach Ablauf der Mänatva-Periode kann er durch Gemeindebeschluß rehabilitiert werden. Wer die ersten neun Gebote dieser Klasse ü b e r t r i t t , wird gleich nach vollendeter T a t schuldig, bei den letzten vier erst nach dreimaliger fruchtloser Ermahnung 5 ). Die ersten fünf .Samghävaäesa-dharmas beziehen sich auf das Verhältnis der Mönche zu Frauen. Mönche sollen keine unanständigen Reden führen, keine Heiratsvermittlung betreiben und kein weibliches Wesen berühren. In der sechsten und siebenten Vorschrift wird den Mönchen untersagt, an gefährlichen Orten H ü t t e n zu bauen. Samghävasesa-dharma 8 und 9 handeln von böswilliger grundloser Verleumdung und Aufbauschung eines geringfügigen Vergehens. Die Vorschriften 10 und" 11 befassen sich mit Spaltung in der Gemeinde. Die zwölfte Formel beschäftigt sich mit Mönchen, deren schlechtes Benehmen Anstoß bei Laien erregt und die trotz E r m a h n u n g nicht von ihrem T u n ablassen. Die letzte Formel h a t Unzugänglichkeit bei Zuspruch zum Gegenstand. 3. In den beiden unbestimmten Fällen — Aniyata — wird mit einem Mönch, der allein mit einer Frau im Freien oder Verborgenen gesehen wird u n d von einer zuverlässigen Laienanhängerin angezeigt wird, der Art ihrer Anschuldigung gemäß, entweder nach den Päräjika-, Samghävasesa-, oder P ä t a y a n t i k a - d h a r m a s verfahren. 4. Die vierte Kategorie bilden die dreißig Naihsargika-Pätayantika-dharmas, Bußvergehen, die mit Beschlagnahme und Einziehung eines Gegenstandes verbunden 3) Das Keuschheitsgebot für Laien bezieht sich auf außerehelichen Verkehr, Mönche dagegen müssen sich jeglichen geschlechtlichen Verkehrs enthalten. Vgl. H. Härtel, Karmaväcanä, Formulare für den Gebrauch im buddhistischen Gemeindeleben, S. 55, Anm. 2, und 72, A n m . 1. 4) Die Erklärung des Päli-Begriffes Samghädisesa im Parivära (p. 148) lautet: Die Gemeinde erteilt Pariväsa, sie versetzt an den Anfang zurück, sie erteilt Mänatta, sie rehabilitiert, daher wird es so genannt (samgho 'va deti pariväsam müläya patikassati mänattam deti abbketi: ten' etam iti vuccati). Buddhaghosa kommentiert diese Stelle wie f o l g t : Wer, nachdem er dieses Vergehen begangen hat, Vergebung des Vergehens wünscht, m u ß die Gemeinde zu Anfang um die Erteilung von Pariväsa bitten; v o n Anfang an, im Verlauf, in der Mitte (muß er) um die Erteilung von Mänatta (allein) oder um Mänatta unter Zurückversetzen an den Anfang (bitten), und zum Schluß (muß er) um Rehabilitierung bitten. Hier kann keine einzige Verhandlung ohne die Gemeinde gemacht werden, darum ist die Gemeinde v o n ihm zu A n f a n g (ädi) und im Verlauf (sesa) zu bitten, das bedeutet Samghädisesa ( i m a m äpattim äpajjitvä vutthätukämassa yan tarn äpattivutthänam ädimhi c'eva pariväsadänatthäya ädito sese majjhe mänattadänatthäya müläya patikassanena vä saha mänattadänatthäya avasäne abbhänatthäya ca sangho icchitabbo. na h'ettha ekam pi kammam vinä sanghena sakkä kätun ti sangho ädimhi c'eva sese ca icchitabbo assä 'ti sanghädiseso) (Samantapäsädikä p. 1351). 5) Die genauen Vorschriften für Pariväsa und Mänatta finden sich in Cullavagga II und III

Einleitung

9

sind 6 ). Wenn ein Mönch eine Sache in seinem Besitz hat, die zu kostbar ist für einen, der dem Weltleben entsagt hat, oder von der die zugelassene Anzahl schon vorhanden ist, muß er sie abliefern und ein reuiges Bekenntnis ablegen. Gegenstände, mit denen verbotene Handlungen vorgenommen wurden, dürfen ebenfalls nicht behalten werden. Inhaltlich gehören die ersten zehn Naihsargika-Pätayantika-dharmas zusammen, denn sie befassen sich alle in irgendeiner Form mit Gewändern. Die erste Vorschrift besagt, ein Mönch dürfe ein Extragewand zusätzlich zu seinen drei Gewändern — Antarväsas, Uttaräsariga und Samghäti — nicht länger als zehn Tage aufheben. Die zweite Formel schreibt vor, daß Mönche nicht getrennt von ihren Gewändern übernachten dürfen, es sei denn, sie haben die Genehmigung der Gemeinde hierzu erhalten. Formel 3 verbietet den Mönchen, Stoff, der nicht zur Herstellung eines Gewandes ausreicht, länger als einen Monat aufzuheben, selbst wenn sie die begründete Hoffnung haben, nach Ablauf dieser Frist die fehlende Menge zu bekommen. NaihsargikaPätayantika-dharma 4 und 5 untersagen den Mönchen, ein Gewand von einer Nonne anzunehmen oder von einer Ordensschwester waschen zu lassen, es sei denn, sie ist eine Verwandte. Nach Naihsargika-Pätayantika-dharma 6 dürfen Gewänder — außer in Ausnahmefällen — nur von Verwandten erbettelt werden. Nach der siebenten Formel dürfen Mönche in solchen Ausnahmefällen, wenn die Kleidung gestohlen oder vernichtet ist, e i n Ober- und e i n Untergewand annehmen. Die beiden folgenden Vorschriften untersagen solchen Mönchen, für die Kleidung in Auftrag gegeben wird, besonders kostbares Material für sich zu fordern, während Naihsargika-Pätayantikadharma 10 Verhaltungsmaßnahmen gibt für den Fall der Hinterlegung einer Geldsumme durch Laien zur Beschaffung eines Gewandes. Die Regeln 11—15 geben Anweisungen, auf welche Weise und in welchem Zeitraum neue Matten hergestellt werden dürfen. Nach Naihsargika-Pätayantika-dharma 16 und 17 darf Wolle nur eine bestimmte Strecke weit transportiert werden und nicht von Nonnen gewaschen werden. Die Vorschriften 18, 19 und 20 befassen sich mit der Annahme von Wertgegenständen, mit Tausch und Handel. Gemäß den Vorschriften 21 und 22 darf ein Mönch eine Extraalmosenschale nur zehn Tage lang aufheben und darf nur dann eine neue Bettelschale besorgen, wenn seine alte an fünf oder mehr Stellen repariert ist. Ein Mönch darf einen Weber, der nicht mit ihm verwandt ist, nach Naihsargika-Pätayantika-dharma 23 und 24 weder bitten, Stoff für ihn zu weben, noch ein von Laien für ihn bestelltes Material besonders schön zu weben. Die 25. Regel verbietet Mönchen, sich ein verschenktes Gewand mit Gewalt zurückzunehmen. Die folgende Regel, Nr. 26, gestattet den Mönchen, in Einschränkung der zweiten, zu bestimmten Jahreszeiten, wenn sie an gefährlichen Orten weilen, sechs Nächte lang getrennt von ihrem Gewand zu übernachten. Nr. 27 erlaubt den Mönchen, in besonderen Fällen zehn Tage vor dem Ende der Regenzeit Gaben anzunehmen, während Naihsargika-Pätayantika-dharma 28 untersagt, Gewänder für die Re6) F ü r Erklärungen dieses Begriffes siehe S. Levi, J . A. X , 20, p. 506, und E . Waldsohmidt, Bhiksunl-Prätimoksa, S. 116f. Die Erklärung im K o m m e n t a r der Sarvästivädins l a u t e t : Ni-sa-ch'i-p'o-yeh-t'i (heißt): dieser Gegenstand muß aufgegeben werden, das p'o-yeh-t'iVergehen muß reuig bekannt werden (Bd. 23, S. 3 0 b , Z. 12 v. r.). In der Mahiiäsaka-Version heißt es, der betreffende Gegenstand müsse an die Gemeinde, an einen einzelnen oder an mehrere Mönche übergeben werden. W e n n ein Mönch ein reuiges Bekenntnis ablegt, ohne die Ablieferung vollzogen zu haben, werde sein Vergehen noch größer (Bd. 22, S. 23 c, Z. 4 v. r.).

10

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der S a r v ä s t i v ä d i n s

genze.it eher als einen Monat vor deren Anbruch zu machen; sie dürfen frühestens zwei Wochen vor Beginn der Regenperiode getragen werden. Naihsargika-Pätayan t i k a - d h a r m a 29 ist ein Verbot, sichDinge, die f ü r die ganze Gemeinde bestimmt sind, zum persönlichen Gebrauch anzueignen, und die letzte Formel dieser Gruppe besagt, daß Öl, Butter, Honig und.Sy.rup, die als Heilmittel angesehen wurden, nicht aufgespeichert werden dürfen. 5. In der Klasse der reinen Pätayantika-dharmas 7 ), Bußvergehen, die das Fallen in eine zukünftige schlechte Existenz verursachen können,, wenn sie nicht gesühnt werden, werden 90 sehr verschiedene Vergehen behandelt. Zwei der Vorschriften, Nr. 1 und Nr. 79, die wissentliches Lügen und Weintrinken zum. Gegenstand haben, gehören zu den fünf Grundgeboten. Der größte Teil der Vorschriften bezieht sich auf das Verhältnis der Gemeindeglieder untereinander 8 ). Die Mönche sollen nicht miteinander streiten und sich beschimpfen, sie sollen sich nicht gegenseitig aufhetzen oder Ordensbrüder aus ihrer Zelle vertreiben oder ihre Kameraden ärgern, indem sie ihren Besitz verstecken oder sie am Essen hindern. P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 11, 19, 41 und 73 handeln von der Schonung von Pflanzen und Lebewesen jeder Art. Nach P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 24, 25, 70 und 71 ist es den Mönchen verboten, mit Nonnen zu Wasser oder zu Lande zu reisen, sich unterwegs einer Frau anzuschließen oder einer Karawane von Räubern zu folgen. Die Beziehungen des Mönchsordens zu den Normen werden in einer Reihe von Vorschriften geregelt. So dürfen Mönche den Nonnen nur predigen, wenn sie damit bea u f t r a g t werden, und sie müssen vor Sonnenuntergang ihre Predigt beenden 9 ). Ein Mönch darf Laienanhängerinnen — außer im Beisein eines verständigen Mannes — die Lehre nur mit fünf oder sechs Sätzen predigen. Es ist nicht gestattet, Laien in Versen zu predigen 1 0 ). Nach P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 36 ist es erlaubt, die Einladung eines Häretikers anzunehmen, dagegen enthält P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 44 das Verbot, Andersgläubigen Speisen zu geben. Über das Essen gibt es eine Reihe von Vorschriften 1 1 ). Die Mönche dürfen keine Reste essen oder Speisen aufheben; sie dürfen nur geschenktes Essen zu sich nehmen, auch sollen sie verzehren, was ihnen angeboten wird, und nicht um Leckerbissen betteln. Wenn sie eine Einladung empfangen, sollen sie nicht vorher schon gegessen haben, und sie sollen nur zur passenden Zeit in die Dörfer gehen. In einer öffentlichen Herberge darf ein gesunder Mönch nur e i n e Mahlzeit zu sich nehmen 1 2 ). P ä t a y a n t i k a d h a r m a 42 und 43 verbieten den Mönchen, sich im Hause von jungverheirateten Leuten aufzuhalten. P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 54 und 65 sind Verbote, mit Nichtordinierten, 7) D i e E r k l ä r u n g des K o m m e n t a r s der S a r v ä s t i v ä d i n s l a u t e t : (M 1 1 8 R 5) patayamtikä pacati dahaty uddahaty avy(u)t(th)itasyäva(118 R 5)ranakrtyam karoti tenäha patayamtikä (Pätayantika r e i f t , b r e n n t , b r e n n t a u f , s c h a f f t d e m j e n i g e n , w e l c h e r sich n i c h t d a v o n b e f r e i t h a t , B e h i n d e r u n g , d a h e r h e i ß t es ein P ä t a y a n t i k a - V e r g e h e n ) . I m C h i n e s i s c h e n w i r d dies w i e d e r g e g e b e n m i t : P ' o - y e h - t ' i h e i ß t : es b r e n n t , k o c h t , s c h a f f t l a t e n t e B e h i n d e r u n g ; w e n n m a n n i c h t r e u i g b e k e n n t , v e r m a g es d e m P f a d H i n d e r n i s s e z u b e r e i t e n ( B d . 23, S. 6 3 c , Z. 12 v . r.). 8) 2, 3, 4, 9, 12, 13, 16, 17, 18, 23, 35, 48, 49, 50, 51, 5 3 , 62, 66, 67, 68, 69, 76, 77. 9) 21 u n d 22. 11) 31, 33, 34, 36, 37, 38, 39, 40. 10) 5 u n d 6.

12) 32.

u

Einleitung

d. h. Laien oder Novizen, gemeinsam zu übernachten oder im gleichen Raum mit einer Frau zu schlafen. Da der Besuch eines königlichen Harems einen Mönch in falschen Verdacht bringen kann, ist ihm ein solcher nach Pätayantika-dharma 82 nur in besonderen Fällen erlaubt. Das Gebot 13 ), nicht öfter als alle zwei Wochen zu baden, hat so viele Ausnahmeklauseln, daß jeder eine Möglichkeit gefunden haben wird, so oft er wollte, zu baden. Das für einen Mönch vorgeschriebene würdevolle Benehmen auch beim Baden wird in einer Vorschrift 14 ) geregelt, die besagt, daß ein Mönch sich nicht durch Spritzen, Untertauchen und ähnliche Vergnügungen im Wasser belustigen dürfe. Einige Vorschriften behandeln die Auflehnung entweder gegen die Autorität der Lehre oder des Ordens. So dürfen Mönche nach Pätayantika-dhärma 10 und 75 keine abfälligen Bemerkungen über das Prätimoksasütra machen. Wer die irrige Ansicht hegt, man dürfe den Begierden folgen, weil dies den Pfad nicht behindere, wird eines Pätayantika-Vergehens schuldig.15) Nach Pätayantika-dharma 56 darf ein Mönch jemanden, der dieser ketzerischen Ansicht wegen verbannt wurde, nicht beherbergen. Die letzten sieben Vorschriften dieser Kategorie wenden sich gegen zu große Bequemlichkeit und materiellen Aufwand. Sie schreiben vor, daß Gegenstände wie Nadelbehälter aus Bein oder Horn, oder Matratzen, die mit Samenflaum gestopft sind, vernichtet werden sollen, weil sie für einen Mönch zu kostbar sind. Andere Gegenstände, die das erlaubte Längenmaß überschreiten, müssen kürzer gemacht werden. 6. Die vier Pratideäanlya-dharmas, Reuevergehen, müssen vor der Gemeinde reuig bekannt werden. Das Bekenntnis lautet: „Ihr Ehrwürdigen, ich habe ein tadelnswertes Vergehen begangen, das verabscheuungswürdig ist und reuig bekannt werden muß." [(qarhaniya.)-( 182 R 4)m äyusmantah sthänam äpanno 'smy asämpreyam pratidesani(yam)]. Wenn ein Mönch Bettelspeise von einer Nonne angenommen hat, so muß er dies bekennen. Falls ein Mönch ohne Einspruch Speisen annimmt, über deren Zubereitung eine Nonne Anweisungen gegeben hat, so ist es ein Reuevergehen. Es ist ebenfalls eine Verfehlung, wenn ein Mönch die Gebefreudigkeit einer gläubigen Familie so ausnutzt, daß diese verarmt. Leben die Mönche an einem gefährlichen Ort im Walde, so müssen sie den Laien anzeigen, daß es gefahrbringend sei, ihnen dorthin Spenden zu bringen. Unterlassen die Mönche dies, müssen sie ein Bekenntnis ablegen. 7. Zu den Saiksa-dharmas, Vorschriften über das äußere Benehmen, gehören 113 Formeln. Nr. 1—61 behandeln die Art, Gewänder zu tragen, und regeln die Haltung der Mönche in den Häusern der Laien. Nr. 62—88 sind Anweisungen, wie die Mönche ihre Nahrung zu sich nehmen sollen. Nr. 89—109 sind Verbote, Menschen das Gesetz zu predigen, wenn diese beim Zuhören keine respektvolle Haltung einnehmen. Nr. 110 —112 beziehen sich auf die Verunreinigung von Gras und Wasser; die letzte Vorschrift verbietet, auf Bäume zu klettern. 8. Die sieben Adhikaranasamatha-dharmas sind Vorschriften zur Ordnung von Rechtsangelegenheiten, die im Gegensatz zu den oben besprochenen Gruppen den Charakter von Zivilsachen haben und die Prozeßordnung betreffen. Nach der ersten dieser Regeln darf ein Mönch nicht abgeurteilt werden, wenn er behauptet, daß er das ihm zur Last gelegte Vergehen nicht begangen habe. Die zweite Regel besagt, daß bei •13) 60.

14) 64.

15) 55.

12

Valentina

R o s e n : Der Vinayavibhanga der Sarvästivädins

einer Verhandlung alle Beteiligten, Kläger und Angeklagter, anwesend sein müssen. Durch Adhikaranaäamatha-dharma 3 und 4 sollen Mönche, die entweder grundlos angeklagt wurden oder sich Vergehen zu schulden kommen ließen, als sie geistesgestört waren, vollständig rehabilitiert werden, und die Gemeinde dar! nach diesen Verfahren nicht mehr über diese Angelegenheiten sprechen. Das fünfte Gesetz schreibt vor, einen Mönch, der ein Vergehen erst bekennt und dann widerruft, in der Gemeinde zu verhören, damit seine Schuld festgestellt werde. Wenn ein Streit in der Gemeinde nicht geschlichtet werden kann, wird nach Adhikaranasamatha-dharma 6 eine Abstimmung vorgenommen, die nach unseren Begriffen allerdings keineswegs demokratisch ist. Die Abstimmung wird öffentlich durchgeführt, wenn der Wahlleiter der Meinung ist, daß die Mehrzahl der Mönche die richtige Ansicht habe. Wenn eine Abstimmung nicht so ausfällt, wie der Wahlleiter es erwartet, läßt er sie wiederholen, nachdem er vorher die Mönche zu beeinflussen versucht hat. Artikel 7 wird angewandt, wenn sich zwei streitende Parteien darauf besinnen, daß sie beide denselben Glauben haben und daß sie einander durch eine rechtliche Auseinandersetzung verletzen würden. II Der Vinayavibhanga der Schule der Sarvästivädins war bisher nur in chinesischer Übersetzung bekannt. Größere Teile des Sanskritoriginals konnten bereits vor längerer Zeit unter den Handschriftenfragmenten, die die preußischen Turfanexpeditionen aus Zentralasien mitgebracht haben, festgestellt werden 1 6 ). Ihre Herausgabe in sachlichem Zusammenhang ist Aufgabe der vorliegenden Arbeit. Daß die Texte zum Vinayavibhanga der Sarvästivädins gehören, kann mit Sicherheit aus der meist wörtlichen Übereinstimmung mit dem T e x t der chinesischen Übersetzung geschlossen werden. Es sind 38 Fragmente erhalten, die zu 22 verschiedenen Handschriften gehören. Darin werden Samghävasesa-dharma 10, Naihsargika-Pätayantika-dharma 3, 14, 15, 1 7 , 1 9 , 20, 23, Pätayantika-dharma 4, 5, 6, 11, 38, 41, 44, 49, 51, 57, 72, Pratidesanlya-dharma 3 und Saiksa-dharma 17, 24, 27, 29, 30, 104 und 105 behandelt. Ein aus Sängim stammendes Fragment ist dem Vinayavibhanga der Mülasarvästivädins zuzuweisen. Die Bearbeitung dieses Bruchstückes findet sich im ersten Anhang. Unter den Turfanhandschriften sind ferner einige Bruchstücke, deren Inhalt Ähnlichkeit mit dem des Vibhanga hat, die aber keine Entsprechung im Vibhanga der einzelnen Schulen haben. Es fiel auf, daß alle diese Bruchstücke juristische Fragen behandelten. Bei näherer Betrachtung des Sarvästiväda-Vinaya stellte sich heraus, daß diese Bruchstücke der „Upälipariprcchä" angehören 1 7 ). Dieser T e x t besteht aus Fragen des Upäli und Antworten des Buddha über Gegenstände des Vinayavibhanga und der Vinayavastus. Diese „Fragen des Upäli" sind nicht identisch mit der „Upälipariprcchä", die im Siksäsamuccaya des Säntideva zitiert wird 1 8 ). Den ersten Teil der vorliegenden Arbeit bildet die Wiedergabe der Handschriften. Im zweiten Teil, der Textbearbeitung, wurde der Sanskritwortlaut so weit wie möglich ergänzt, entweder an Hand formelhafter Wendungen oder nach L. Finots Ausgabe 16) F r a g m e n t e , die zum Bhiksuni-Vibhanga der S a r v ä s t i v ä d i n s gehören, sind von E . W a l d schmidt im B h i k s u r ü - P r ä t i m o k s a veröffentlicht worden. 17) 1 * 8 t P5J & T . I. B d . 23, S. 3 7 9 - 4 0 9 . 18) Vgl. Nalinaksha D u t t in I. H. Q., Vol. 7, 1 9 3 1 , p. 2 5 9 f f .

Einleitung

13

des Prätimoksasükra, unter Beigabe einer deutschen Übersetzung. Lücken, für die der Sanskrittext nicht zu ermitteln war, sind nach der chinesischen Entsprechung ausgefüllt. Für den gesamten Vinayavibhariga der Sarvästivädins wird über die Bearbeitung des im Sanskrit erhaltenen Materials hinaus auf Grund der chinesischen Übersetzung eine Inhaltsangabe von Vorgeschichte, Kommentar und Kasuistik aller Formeln, mit Ausnahme der Saiksa-dharmas, gegeben. Bei den Saiksa-dharmas ist nicht so verfahren, denn dort ersetzt eine kurze stereotype Wendung die sonst übliche einleitende Erzählung; keine der Vorschriften wird kommentiert, und die Kasuistik besagt lediglich, daß ein Mönch, der gegen das zur Rede stehende Gebot verstößt, eines Duskrta-Vergehens schuldig wird. Die Formeln des Prätimoksasütra werden wörtlich aus dem Chinesischen übersetzt und der Sanskrittext in Anmerkungen zum Vergleich angeführt. Soweit die Prätimoksa-Vorschriften bei L. Finot vollständig sind, wurde seine Ausgabe des Prätimoksasütra im Journal Asiatique, 11. Série, Tome 2, 1913, p. 465ff. für die Anmerkungen verwandt. Die bei Finot unvollständigen Formeln ließen sich größtenteils aus Abschriften von Fragmenten des Prätimoksasütra, die in früheren Jahren von Frau Dr. h. c. Else Lüders angefertigt worden sind, entnehmen 19 ). So kam ein Text des Prätimoksasütra der Sarvästivädins zustande, der bis auf die Formeln Pätayantika-dharma 14, 20, 24, 33, 35, 48, 49, 50, 67, 77 und 81 und die Saiksa-dharmas vollständig ist. Damit ist nur eine vorläufige Ausgabe des Textes erzielt. Eine kritische Edition der gesamten Berliner Handschriften des Prätimoksasütra bleibt einer späteren Arbeit vorbehalten. In den einleitenden Geschichten wird oft kurz, manchmal aber auch in breiter Ausführlichkeit von einer Handlung eines Mönches erzählt, die bei seinen Ordensbrüdern oder bei Laien Anstoß erregt. Dies wird dem Buddha berichtet, der die Gemeinde zusammenrufen läßt und den Schuldigen fragt, ob er die betreffende Tat wirklich begangen habe. Nachdem der Mönch die Tat bejaht hat, erläßt der Buddha eine Vorschrift. Die Beschwerde genügsamer Mönche, sowie der Erlaß einer Regel werden immer wieder mit denselben formelhaften Wendungen ausgedrückt. Sie lauten: (ye bhiksavo 'lpe)(lll V l)cchä alpakrtyä dhütavädinas te'vadhyäyamti ksipamti viväcayamti katham (109 V 1) näma bhiksur . . . . (anekaparyäyena) (111 R 1) vigarhy(ai)tat prakaranam bhagavato vistarenärocitam |

Genügsame, zufriedene Mönche, die sich zum asketischen Wandel bekennen, schelten, tadein und schmähen: „Wie kann nur ein Mönch (dies oder jenes tun ?)". Nachdem sie aus mancherlei Anlaß getadelt haben, berichten sie diesen Vorfall dem Erhabenen im einzelnen.

atha bhagavän etasmin nidäna (etasmin prakarane) (109 V 3) samgham samnipätayati samgham samnipätya jänamto 1 9 a ) buddhä bhagavantah (180

Darauf läßt der Erhabene aus diesem Grunde und aus diesem Anlaß die Gemeinde versammein. Als er die Gemeinde hat versammeln lassen, fragt Buddha, der Erhabene, (den

19) Diese Formeln sind durch die Herkunftsangabe L = Läders und eine vorläufige Numerierung gekennzeichnet. Vgl. unten S. 50, Anm. 1. 19a) 109,1 V 3 (und öfter) findet sich die hybride Form jänamtä.

:Í4

V a l e n t i n a K o s e n : Der Vinayavibhanga der Sarvfistivàdins

R 2) prcchamti prcchati buddho bhagavän . . . (118 R 1) satyam t v a m evam akärsit 2 0 ) | satyam bhagavan | (119 V 4) anekaparyäyena buddho b h a g a v ä n . . . vigarhati (180 R 3) kat h a m n ä m a bhiksur . . .

Mönch N. N.) — denn Buddhas, die Erhabenen, fragen, obwohl sie wissen — „ H a s t du dies wirklich getan ?" „Wirklich, E r h a b e n e r . " Auf mancherlei Weise tadelt Buddha, der Erhabene, (den Mönch N. N.): „Wie kann nur ein Mönch (dies oder jenes t u n ?").

(118 R 2) b u d d h o bhagavan anekaparyäyena (119 V 5) vigarhya bhiksün ä m a n t r a y a t e sma | t a s m ä t t a r h y adyägrena dasänu(180 R 4)samsän p r a t i t y a bhiksünäm siksäpadam prajnäpayisyämi | (118 R 3) samghasamgrahäyaivam caitac chi(117 V 2)ksäpadam u d d e s t a v y a m |

Nachdem Buddha, der Erhabene, auf mancherlei Weise getadelt hat, spricht er zu den Mönchen: „Von heute ab also, um der zehn Vorteile 21 ) willen, gebe ich den Mönchen eine Vorschrift. Um die Gemeinde in Ordnung zu halten, soll diese Vorschrift folgendermaßen verkündet werden . . . "

Manchmal finden sich m e h r e r e einleitende Erzählungen. Das ist der Fall bei Formeln des Prätimoksasütra, die durch eine Klausel eingeschränkt oder geändert werden. Folgende Beispiele mögen dies illustrieren: In der Vorgeschichte zu NaihsargikaP ä t a y a n t i k a - d h a r m a 4 wird berichtet, daß Mönche Stoff von einer Nonne fordern und erhalten. Die Nonne h a t daher nicht die vollständige Zahl an Gewändern. Nachdem der Buddha sie gesehen h a t , erkundigt er sich bei Änanda, w a r u m sie nicht richtig angezogen sei. Er erfährt den Grund und erläßt die Vorschrift, daß Mönche von Nonnen, mit denen sie nicht verwandt sind, keine Gewänder annehmen dürfen. Weiter wird erzählt, daß die Nonnengemeinde eine Schenkung von Mönchsgewändern erhält, während die Mönche Nonnenkleidung bekommen. Dieser Fall wird dem Buddha berichtet, der die Vorschrift dahingehend abändert, daß Mönche mit Nonnen, auch wenn sie nicht mit ihnen verwandt sind, tauschen dürfen. Nach der Legende zu P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 54 verbietet der Buddha zunächst den Mönchen, mit Laien oder Novizen zusammen zu übernachten. Buddhas Sohn, der Novize Rähula, wird auf Grund dieses Verbots aus den Zellen der Mönche v e r j a g t und will in einer abseits gelegenen H ü t t e schlafen; aber auch dort wird er von einem neuankomrnenden Mönch vertrieben. So legt sich R ä h u l a in der Toilettenzelle Buddhas auf einem Brett zur Ruhe nieder. Dort wird er von einer giftigen Schlange bedroht. Der Buddha, der dies bemerkt, n i m m t seinen Sohn zu sich in seine eigene Zelle. Am nächsten Morgen e r m a h n t er die Mönche, Mitleid zu haben mit den jungen Novizen, deren Familien sich nicht um sie k ü m m e r n können. Dann ändert er die Vorschrift ab und erlaubt Mönchen, Novizen zwei Nächte bei sich in der Zelle zu beherbergen. 20) Vgl. S. 41, Anm. 2. 21) Die zehn Vorteile, um dereUvillen der Buddha den Mönchen Regeln gibt, werden beim Erlaß der ersten Vorschrift, Päräjika 1, im Vinayavibhanga ausführlich gegeben. Beim Erlaß der übrigen Formeln werden sie nicht wieder aufgezählt. Die Vorschriften werden erlassen: 1. u m Ordnung in der Gemeinde zu halten, 2. die Gemeinde zur Vollkommenheit zu bringen, 3. das Wohlbefinden der Gemeinde zu heben, 4. die Unruhigen zu zügeln, 5. damit die S c h a m h a f t e n sich wohl befinden, 6. die Unabgeklärten zur Klarheit gelangen, 7. die Abgeklärten Mehrungerfahren, 8. u m die äsravas der gegenwärtigen Existenz zurückzudrängen, 9. die der zukünftigen Existenz a b z u d ä m m e n , 10. dem züchtigen Wandel Dauer zu verleihen. Siehe E. Waldschmidt, Bhiksunl-Prätimoksa, S. 48f.

Einleitung

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Vielfach werden Vorschriften für den Fall von K r a n k h e i t eingeschränkt. Ein kranker Mönch darf zum Beispiel um besondere Speisen bitten oder mehrere Mahlzeiten in einer öffentlichen Herberge einnehmen. Einige der einleitenden Legenden passen nicht recht zu den Vorschriften. Dies ist z. B. bei P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 52 der Fall. Es wird erzählt, daß sich Mönche unterwegs einer Gruppe von Kaufleuten angeschlossen haben und beabsichtigen, mit ihnen zusammen zu übernachten. Sie helfen den Händlern, die sich ein Feuer anzünden wollen, beim Holzsammeln. Plötzlich erhebt einer der Mönche ein großes Geschrei, weil er eine giftige Schlange gesehen h a t . Dadurch alarmiert, werfen die Händler ihre W a r e auf einen Haufen und bewaffnen sich, in der Meinung, R ä u b e r griffen an. Nachdem die Aufregung sich etwas gelegt h a t und kein Überfall erfolgt, erkundigen sich die Kaufleute nach dem Grund des Lärms. Sie sind sehr ärgerlich über den falschen Alarm. Man erwartet n u n eine Vorschrift, die den Mönchen verbietet, beim Anblick einer Schlange zu schreien, s t a t t dessen erläßt der Buddha eine solche, die den Mönchen untersagt, im Freien ein Feuer anzuzünden. In N a i h s a r g i k a - P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 6 k o m m t der einzige Fall vor, daß die Mönche die A b ä n d e r u n g einer Vorschrift, die nach gesundem Menschenverstand vom B u d d h a zu erwarten ist, vorwegnehmen, allerdings zu ihrem eigenen Vorteil. Einige buddhistische Mönche, die auf Reisen bestohlen werden, treffen unbekleidet im J e t a v a n a ein, wo sie f ü r nackte Asketen gehalten werden, und da es ihnen nicht gestattet ist, von nicht verwandten Haushaltern Kleidung zu erbetteln, wagen die Bestohlenen nicht, d a r u m zu bitten. Die Gruppe der sechs Mönche ist der Ansicht, der Erh a b e n e würde in einem solchen Fall eine Ausnahme machen u n d besorgt Gewänder f ü r ihre Ordensbrüder. Die Sechs geben diesen aber ihre alten schlechten Sachen, während sie selbst die guten behalten. Im allgemeinen herrscht in den Legenden ein nüchterner Stil v o r ; in einigen Fällen jedoch werden J ä t a k a s (Märchen) erzählt. Gelegentlich findet sich eine humorvolle Bemerkung, z. B. in P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 6, wo der B u d d h a einen großen L ä r m im Kloster hört, weil die Mönche Laien lehren, Verse zu rezitieren. E r sagt, der L ä r m sei wie der von Priestern, die Hymnen rezitieren, wie der Lärm von Leuten, die rechnen lernen, oder wie der Lärm von Leuten, die einen Fisch gefangen und dann wieder verloren haben. Auf jede Formel folgt ein K o m m e n t a r , der die in der Vorschrift vorkommenden Begriffe erläutert. In vielen Fällen besteht der K o m m e n t a r aus einer bloßen Worterklärung, z. B. „machen lassen" heißt jemanden beauftragen, etwas zu machen. An zwei Stellen, im K o m m e n t a r zu P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 36 und 44, scheint ein Einschub eines chinesischen Abschreibers vorzuliegen. Es heißt da zur E r k l ä r u n g von „Andersgläubigen", dies seien Äjivikas, Nirgranthas, Lao-tze und seine Schüler, überh a u p t alle religiösen Wanderer, die nicht zu den fünf Gemeinden des Buddha gehören 2 2 ). 22) Die fünf G e m e i n d e n s i n d : M ö n c h e , N o n n e n , S c h ü l e r i n n e n , N o v i z e n u n d N o v i z i n n e n , zu d e n e n g e l e g e n t l i c h als 6. u n d 1. G r u p p e L a i e n a n h ä n g e r u n d L a i e n a n h ä n g e r i n n e n g e z ä h l t w e r d e n . S i e h e M a h ä v a g g a II, 36, 1; I I I , 5, 4 ; I I I , 5, 8 ; I I I , 5, 1 2 ; P r ä t i m o k s a s ü t r a p. 519, Vin a y a v i b h a r i g a M 182 V 3, S 175 V 2 u n d V 3, U p ä l i p a r i p r c c h ä S. 385 b, Z. 6 — 8 v. 1., T a k a k u s u : I - t s i n g , p. 8 6 n . 2. N u r die M a h ä v y u t p a t t i (jap. Ausg.) führt die S c h ü l e r i n n e n an letzter Stelle nach den N o v i z i n n e n auf (Nr. 8721).

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V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhanga der Sarvästivädins

An den K o m m e n t a r schließt sich im Vibhariga eine K a s u i s t i k an, in der die Vergehen von einem juristischen S t a n d p u n k t aus beleuchtet werden. Es werden darin Fälle besprochen, die entweder weniger streng beurteilt oder nicht als Vergehen angesehen werden. In der Kasuistik werden neue Begriffe eingeführt — Sthülärti (sthüla + ärti = schwere Übertretung) und Duskrta (übel getan) 2 3 ) —, die im Prätimoksasütra nicht vorkommen. H.Oldenberg 2 4 ), der der Ansicht ist, daß die Vorschriften des Beichtformulars möglicherweise auf den B u d d h a selbst oder dessen persönliche Schüler zurückgehen und daß Vorgeschichte, K o m m e n t a r und Kasuistik späteren D a t u m s sind, glaubt, daß der oder die Verfasser der endgültigen Vinaya-Redaktion aus Ehrf u r c h t gegenüber den feststehenden Geboten nicht gewagt h ä t t e n , deren Zahl zu vergrößern. Aus diesem Grunde seien in der Kasuistik neue Begriffe eingeführt worden. Diese termini technici werden weder in der Päliversion des S u t t a v i b h a n g a noch im Vinayavibhanga der verschiedenen chinesischen Versionen erklärt. Im Parivära 2 5 ) heißt es, es gäbe keine Übertretung, die einem Thullaccaya gleich käme. Buddhaghosa 2e ) kommentiert dies wie folgt: Eine dem gleiche Ü b e r t r e t u n g gibt es nicht, bedeut e t : unter den Übertretungen, die ein Bekenntnis erforderlich machen, gibt es keine desanägäminlsu (andere) gleich schwere Ü b e r t r e t u n g " ) (accayo tena samo n'atthi ti accayesu teno samo thülo accayo n'atthi). Das P T S Dictionary f ü h r t Thullaccaya auf sthüla und a t y a y a zurück. Die dem entsprechende Sanskritform S t h ü l ä t y a y a k o m m t auf dem T u r f a n m a n u s k r i p t Sg 255, das zur Schule der Mülasarvästivädins gehört, vor. S t h ü l ä t y a y a wird auch im Civaravastu und im Posadhavastu 2 8 ) dieser Schule und in derMahävyutpatti 2 8 ) gebraucht. Auf dem F r a g m e n t eines Blattes einer T u r f a n h a n d schrift (S171), das Teile der Kasuistik von Samghä vasesa 10 aus dem Vinayavibhanga der Sarvästivädins enthält, findet sich viermal Sthülärti. Im chinesischen Sarvästivädavibhanga wird der Begriff mit T'ou-lan-che (ff« j$j, alte Aussprache cTeu-läntsia) phonetisch wiedergegeben. Da „ c h e " verwandt wird, um neben ca, cä und ksa auch t y a phonetisch wiederzugeben 3 0 ), ist anzunehmen, daß dem Übersetzer Sthülät y a y a , nicht Sthülärti, vorgelegen hat 3 1 ). Bei den Mülasarvästivädins werden diese Vergehen mit Su-t'u-lo-ti-yeh (^f tt H l& -lfc, alte Aussprache su32) -tuo-lä-tiei-ia) wiedergegeben. Duskrta (Päli Dukkata) wird im Parivära 3 3 ) wie folgt e r k l ä r t : „ W a s gesündigt, gefehlt, übertreten und übelgetan ist, was ein Mensch Schlechtes öffentlich oder im Verborgenen t u n mag, das nennen sie D u k k a t a (übel getan), daher wird es so g e n a n n t " 23) Auf den Turfanhandschriften findet sich sowohl duskrta als auch duskrta. 24) V i n a y a Texts, S. B. E. Vol. X I I I , p. X X I V . 25) p. 148. 26) Samantapäsädikä, p. 1352. 27) Zu denVergehen, die ein Bekenntnis erforderlich machen und dadurch ausgelöscht werden, gehören — außer Päräjika und S a m g h ä v a s e s a — alle anderen Klassen. 28) Gilgit Manuscripts, Vol. III, pt. 2, p. 92, und Vol. III, pt. 4, p. 108. 29) Nr. 9224. 30) Siehe E. Waldschmidt, Bruchstücke buddhistischer Sütras, S. 237. 31) Ein ähnlicher Fall liegt bei den Pätayantika-dharmas vor. Neben der Form Pätayantika, die in den Turfanhandschriften der vorliegenden Arbeit ausschließlich verwandt wird, gibt es u. a. auch die Form Päyantika. Eine verwandte Form m u ß dem chinesischen Übersetzer, der den Ausdruck phonetisch mit P'o-yeh-ti wiedergibt, vorgelegen haben. 32) D a s Zeichen ist in Gruppe 490 von Karlgrens „ G r a m m a t a Serica" nicht a u f g e n o m m e n . 33) p. 149.

Einleitung

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(aparaddham viraddhan ca khalitam yan ca dukkatam \ yam manusso kare päparn ävi vä yadi vä raho | dukkatan ti pavedenti: terC etam iti vuccati |). S t h ü l ä r t i wird in der Kasuistik der P ä r ä j i k a - u n d S a m g h ä v a s e s a - d h a r m a s geb r a u c h t zur Bezeichnung der Vergehen, die weniger s t r e n g b e u r t e i l t werden. D u s k r t a dagegen sind alle V e r s t ö ß e gegen die P r a t i d e s a n i y a - u n d S a i k s a - d h a r m a s , sowie Übert r e t u n g e n , deren T a t b e s t a n d n i c h t an ein P ä t a y a n t i k a - oder S t h ü l ä r t i - V e r g e h e n heranreicht. Das C h a r a k t e r i s t i s c h e an den E n t s c h e i d u n g e n der Kasuistik ist die B e t o n u n g des Willens u n d des Vorsatzes. Die Gesinnung, aus der h e r a u s eine T a t begangen wird, wird b e w e r t e t . W e n n ein Mönch in sinnlichem Verlangen ein weibliches Wesen b e r ü h r t , so wird er eines S a m g h ä v a s e s a - V e r g e h e n s schuldig, wenn er dagegen eine F r a u anf a ß t , u m sie vor einer Gefahr zu r e t t e n , wird er n i c h t schuldig. Zollhinterziehung und B e g ü n s t i g u n g bei dieser T a t werden in der Kasuistik zu P ä r ä j i k a - d h a r m a 2 als P ä r ä jika-Vergehen angesehen. H i l f t jedoch ein Mönch K a u f l e u t e n , m i t W a r e n an einer Zollstation v o r b e i z u k o m m e n , weil d o r t R ä u b e r oder wilde Tiere in der N ä h e sind, so ist es kein Vergehen. Die fahrlässige V e r u r s a c h u n g einer T a t wird weniger s t r e n g beurteilt, als die vorsätzliche. W e n n ein Mönch sich ohne hinzusehen auf ein B e t t setzt, auf dem ein Säugling liegt, so wird der Mönch, falls er das K i n d e r d r ü c k t , n i c h t eines P ä r ä j i k a - V e r gehens schuldig; die begangene Fahrlässigkeit wird m i t D u s k r t a b e w e r t e t . Das v e r s u c h t e Vergehen wird milder b e u r t e i l t als das vollendete. U n t e r n i m m t ein Mönch es, einen Menschen zu t ö t e n , u n d dieser s t i r b t e n t w e d e r gleich oder s p ä t e r an den Folgen der ihm z u g e f ü g t e n Verletzung, so wird der Mönch eines P ä r ä j i k a - V e r gehens schuldig. W e n n der Mensch n i c h t s t i r b t , b e g e h t der Mönch S t h ü l ä r t i . W e n n ein Mönch besondere Leckerbissen e r b e t t e l t u n d e r h ä l t sie, ist es ein P ä t a y a n t i k a Vergehen, b e k o m m t er sie n i c h t , ist es D u s k r t a . W e n n ein Mönch den Erfolg eines Versuchs selbst r ü c k g ä n g i g m a c h t , wird der Versuch in der gleichen Weise beurteilt, wie der Versuch, der u n a b h ä n g i g v o m eigenen Willen n i c h t zur A u s f ü h r u n g k o m m t . Wenn ein Mönch z. B. j e m a n d e n zum S e l b s t m o r d a n s t i f t e t , der andere aber der Auff o r d e r u n g , sich selbst das Leben zu n e h m e n , n i c h t n a c h k o m m t , so ist der Mönch eines S t h ü l ä r t i - V e r g e h e n s schuldig. H a t der Mönch j e m a n d e n dazu ü b e r r e d e t , Selbstmord zu begehen, u n d b r i n g t ihn d a n n v o n diesem V o r h a b e n ab, weil er von Reue e r f a ß t wird, so ist er ebenfalls eines S t h ü l ä r t i - V e r g e h e n s schuldig 3 4 ). Ein abergläubischer Versuch, der n a c h m o d e r n e r R e c h t s a u f f a s s u n g jeden Boden der R e a l i t ä t v e r l ä ß t u n d d a h e r n i c h t s t r a f w ü r d i g ist 3 5 ), wird in der Kasuistik der S a r v ä s t i v ä d i n s als Vergehen angesehen, denn zu den Mitteln, Menschen u m z u b r i n g e n , werden auch Zauberzeremonien gerechnet. Die F o r m e l n des B h i k s u p r ä t i m o k s a aller Schulen s t i m m e n inhaltlich im wesentlichen überein, n u r bei den S a i k s a - d h a r m a s f i n d e n sich s t ä r k e r e Abweichungen. Dagegen weisen Vorgeschichte, K o m m e n t a r u n d K a s u i s t i k der einzelnen F o r m e l n erhebliche Unterschiede auf. In allen Schulen z. B. gibt es eine Vorschrift, die besagt, 34) N a c h d e u t s c h e m R e c h t bleibt der V e r s u c h straflos, w e n n der Täter freiwillig die beabsichtigte H a n d l u n g a u f g i b t oder d e n E r f o l g der H a n d l u n g durch eigene T ä t i g k e i t a b w e n d e t . Siehe A. S c h ö n k e , S t r a f g e s e t z b u c h K o m m e n t a r , 3. A u f l . , S. 131 ff., H. W e l z e l , D a s d e u t s c h e Strafr e c h t , 5. A u f l . , S . l O l f f . , O. S c h w a r z , S t r a f g e s e t z b u c h , 13. A u f l . , S. 8 6 f f . 35) Siehe H. W e l z e l , D a s d e u t s c h e S t r a f r e c h t , 5. A u f l . , S. 159. 2 R o s e n , Der Vinayavibhanga

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Valentina

R o s e n : Der V i n a y a v i b h a n g a der S a r v ä s t i v a d i n s

daß ein Mönch Laien keine Verse lehren dürfe. Bei den Sarvästivadins, Mülasarvästivädins und Dharmaguptas wird in der Vorgeschichte berichtet, daß der Buddha im Kloster einen großen Lärm hörte, weil die Mönche mit Laien zusammen Sütras rezitierten und ihnen Verse beibrachten. Nach der Mahisäsaka-Version bitten Laien die Mönche, ihnen Verse beizubringen, da der Buddha nicht oft zu ihnen komme und nur für kurze Zeit bei ihnen weile. Sie wollen sich gegenseitig das Gelernte rezitieren, damit sie sich an den Buddha und seine Lehre erinnern. Die Mönche erfüllen ihre Bitte, und die Laien machen sich über sie lustig, weil sie eine andere Aussprache haben. Der Buddha verbietet daraufhin, Nichtordinierten Verse aufzusagen. Als dann andere Laien und Novizen um Belehrung bitten, gestattet der Buddha dies, unter der Bedingung, daß die Nichtordinierten die Verse nicht zusammen mit den Mönchen sprechen, sondern ihnen nachsprechen. Im Mahäsamghika-Vibhariga wird von einem Brahmanen erzählt, der in den buddhistischen Orden eintreten will. Als er aber merkt, daß er Verse lernen soll, läßt er von seinem Vorhaben ab, weil er an eine Schule erinnert wird. Ein anderes Gebot schreibt vor, daß niemand unter zwanzig Jahren ordiniert werden dürfe. In der Sarvästiväda-, Mülasarvästiväda-, Mahisäsaka- und Päli-Version handelt die Vorgeschichte von einer Gruppe von Knaben, deren Eltern sie haben ordinieren lassen, damit sie ein bequemes Leben hätten. Diese Kinder weinen nachts ini Kloster, weil sie hungrig sind oder weil sie ihren Lehrer für ein Gespenst halten. — Die Mahäsamghikas schildern, wie Visäkhä Mrgäramätä aus Mitleid junge Mönche zu sich einlädt, wenn sie sonst keine Bettelspeise bekommen können. Die jungen Mönche kommen öfter zu ihr ins Haus, wo Änanda beobachtet, daß sie sich nicht so aufführen, wie es eines Jüngers des Buddha würdig ist. E r sagt sich, daß Visäkhä eine fromme Frau sei, die sich durch nichts in ihrem Glauben beeinflussen lassen werde, andere Menschen aber könnten durch das Benehmen dieser jungen Mönche abgestoßen werden. E r bittet daher den Buddha, eine Altersgrenze für die Ordination festzusetzen. Bestimmte Fälle werden in der Kasuistik der verschiedenen Schulen unterschiedlich behandelt. Nach dem Päli-Vibhanga ist Diebstahl eines Gegenstandes, der weniger als fünf Mäsas wert ist, ein Thullaccaya-Vergehen. In der Sarvästiväda-Version wird die Aneignung eines Gegenstandes, der weniger als fünf Mäsas wert ist, überhaupt nicht als Vergehen angesehen, weil ein solcher Gegenstand keinen Handelswert hat. In der einleitenden Legende wird berichtet, daß der Buddha vor dem Erlaß der Vorschrift über Diebstahl einen Mönch in die Stadt schickt, damit dieser sich bei Leuten aus allen Bevölkerungsschichten erkundige, was als Diebstahl angesehen werde. Die Formel selbst nimmt auch auf die weltlichen Behörden Bezug, indem sie die Strafen erwähnt, die vom König oder seinem Stellvertreter für Diebstahl verhängt werden, und es wird gesagt, ein Mönch werde eines Päräjika-Vergehens schuldig, wenn er einen Diebstahl begeht, für den ihm eine dieser Strafen auferlegt werde. Hier folgt also die Kasuistik der Sarvästivadins den bestehenden Gesetzen, und wenn ein Mönch sich etwas aneignet, wofür er nach diesen Gesetzen nicht bestraft wird, ist er auch nach den Geboten, die für den buddhistischen Orden Gültigkeit haben, nicht schuldig. Die Gegenüberstellung eines Abschnittes aus der Kasuistik zu Pätayantika-dharma 41 mit dem entsprechenden Absatz aus Päcittiya 62 möge als weiteres Beispiel zeigen,

Einleitung

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daß nicht alle Falle gleich beurteilt werden. Nach Pä 41 ist es ein Vergehen, Wasser, das Kleinlebewesen enthält, zu benutzen. Die Kasuistik zu diesem Gesetz f ü h r t zweimal 3 Fälle auf. In den ersten drei Fällen enthält das Wasser Lebewesen. Der Mönch ist sich entweder über diesen Tatbestand im klaren, oder h a t Zweifel oder meint, es sei frei von Kleinlebewesen. In den übrigen drei Fällen enthält das Wasser objektiv keine Lebewesen. Dem Mönch ist dies entweder bewußt, nicht b e k a n n t , oder er ist darüber im Zweifel. 1. (sapränake sapränakam s a m j n y ä p a d y a t e p ä t a y a n t i k ä m |)36) 2. (sapränake ' p r ä n a k a m sam)(M112, 5 R 3)jny ä p a d y a t e p ä t a y a n t i k ä m | 3. sapränake vaimatiko ä p a d y a t e pätayan(tikä.m |) 4. (apränake sapränakam s a m j n y äpadyate d u s k r t a m |) 5. (apränake vaimatika ä p a d y a t e dus k r t a m |) 6. (anä)(M 112, 5 R 4)pattir apränake ' p r ä n a k a s a m j n i n a h |

1. sappänake sappänakasannl p a r i b h u n j a t y ä p a t t i päcittiyassa | 37 ) 2. s a p p ä n a k e ' asappänakasaiini paribhunjati anäpatti | 3. sappänake vematiko paribhuiijati ä p a t t i dukkatassa | 4. apänake sappänakasannl ä p a t t i dukkatassa j 5. apänake vematiko ä p a t t i dukkatassa | 6. apänake apänakasanni a n ä p a t t i |

Wir sehen, daß die Beurteilung gleich ist in den Fällen, in denen der objektive Tatbestand und die subjektive Meinung übereinstimmen (Fall 1 und Fall 6). Ferner wird in beiden Versionen derselbe Maßstab angelegt, wenn dem objektiven T a t b e s t a n d nach k e i n e Übertretung begangen wird, der Mönch aber glaubt oder vermutet, das Wasser enthalte Kleinlebewesen (Fall 4 und 5). Der Sarvästiväda- und der PäliVibhanga unterscheiden sich in den beiden Fällen, in denen ein Möilch meint oder v e r m u t e t , ein Vergehen begangen zu haben, dies aber dem objektiven T a t b e s t a n d nach nicht der Fall ist (Fall 2 und 3).

Im Sarvästiväda-Vibhariga ist kein R a u m für den Grundsatz „nulla poena sine lege", denn über alle Vorschriften wird berichtet, daß sie nach begangener T a t wirksam werden. Im Päli-Vibharigä dagegen findet sich in der Klausel über Fälle, in denen der Täter schuldlos bleibt, neben dem Geistesgestörten häufig der erste Täter (ädikammika)3*). Hier scheint das Empfinden dafür, daß niemand ohne Gesetz b e s t r a f t werden könne, geherrscht zu haben. Derselbe Gedanke wird auch deutlich in der Vinaya-Vibhäsä zum Ausdruck gebracht 3 9 ). Dort wird von Sudinna K a l a n d a p u t r a (vgl. S. 50) berichtet, der, nachdem er unkeusch war, sich überlegt, ob er eines Päräjika-Vergehens schuldig geworden sei. Der B u d d h a sagt ihm, dies sei nicht der Fall, da die Vorschrift über Unkeuschheit (Päräjika-dharma 1) noch nicht erlassen worden war, als Sudinna Verkehr mit seiner Frau h a t t e .

36) Siehe S. 161. 37) Siehe Bd. II, S. 125. 38) In der Vorgeschichte zu Päli Päräjika 2 wird v o n dem Mönch Dhaniya berichtet, der sich Bauholz aneignet. In der Kasuistik heißt es, der erste Täter sei schuldlos. Buddhaghosa (Samantapäsädikä p. 373) betont, D h a n i y a sei hiermit gemeint. 39) T. I. Bd. 23, p. 424 b. 2*

T E X T W I E D E R G A B E Vorbemerkung. Nicht völlig sichere Lesungen stehen in eckiger [], Ergänzungen in runder Klammer (). In den Anmerkungen wird mit „ K . S k . " (korrektes Sanskrit) auf Spracheigentümlichkeiten des buddhistischen Sanskrit, mit „Lies" auf Fehler des Schreibers hingewiesen. Die sehr häufig v o r k o m m e n d e Schreibung des Anusvära für den Klassennasal wird nicht im einzelnen vermerkt.

NP 20 Textbearbeitung S. 109 ff.

M 109, 1

V [dh]y(ä)yamt(i) (k)s(ipam)ti viväcayamti katham nämä 1 ) bhiksuh 2 ) nänäpra tayä codanayä smäranayä manyur=äsit 4 ) t a i r = e t a t = p r a k a r a n a m (sam)ghamsamnipätayatisamghamsamnipätya jänarptä401) buddhäbhagavantah (bha)gavamn = anekaparyäyena buddho bhagavän=upanandam säkyaputram vigarha 5 Hl [na] vigarhya bhiksün 3 ) =ämantrayate sma t a s m ä t = t a r h y =adyägrena dasänu

1 2 3 4

Hl Hl Hl Hl

1 2 3 4 5

Hl Hl Hl Hl Hl

R m4) || yah punar bhiksu 5 ) nänäprakäram krayavikrayam samäpadyeta nai sabhägam tatra sabhägena sabhägam pätrasya pätram sabhägam civarasya sya saptähikam 4 ) yävajjivikasya yävajjivikam sabhägam ten = ä [lika]m yämikam saptähikam yävajjivikam visabhägam || civarasya kuni [ka]m yävaj(j)I[v]i[k]am pätram clvaram visabhägam 4 ) || kälikasya

NP 19 Textbearbeitung S. 104ff. '1 Hl .2 Hl 3 Hl 4 Hl 5 Hl

M 109, 2

V t[i]6) äpadyate naihsargikäm pätayamtikäm bhiksuh 7 ) ayomäse trapumäsena slsamäsena tajjamäsena jatumäsena ca [t](e) duskftäm 1 ) || y o = s a u =bhiksur =nänäprakäram rüpyavyavahäram samä [di] vaisväsikarp kalpikäram pratilabhate tasya vaktavyam = i d a m mama [tu] vaktavyam =asmäd =akalpikäd =vastunah 8 ) yat =kalpikam =utpadyat,e

R 1 Hl pariskäre 9 ) upayojayitvä samghamadhyam pravisy =ärocayitavyam 2 Hl [rü]pyavyavahäram samäpannah 10 ) t a t o = h a m p ä t a y a m t i k ä m = ä p a t t i m = ä p a 1) 2) 3) 4) 5)

Lies: näma. K. S k . : bhiksur = nänä". Lies: bhiksün = ö ° . Viräma. 4a) K. Sk.: Lies: bhiksur = nänä".

jänamto.

6) 7) 8) 9) 10)

K. K. K. K. K.

Sk.: Sk.: Sk.: Sk.: Sk.:

iy = äpadyate. bhiksur = ayo°. vastuno yat. "Itära upa«. "nnas =tato.

21

Textwiedergabe

3 /// [yä] yady = ä h a nihsrstam vaktavyam 1 ) pasyasy = ä p a t t i m yady = ä h a pasyä 4 Hl vati s a m g h e n = ä j n a p a y i t a v y a m 1 ) nisrja 2 ) sarogho n = ä j n a p a y a 3 ) 5 Hl [ya] tulaya 4 ) upapariksasva || buddho bhagaväm srävastyäm vi NP 20 Textbearbeitung S. 1071.

M 109, 3

V 1 Hl [sa](m)lapta 5 ) samsrstah sambhuktah samlapita 6 ) t e n = ä s a u drstah') dü 2 ¡11 (sam)mukham sammodanim samrarnjanlm kathäm vividhäm =upasarphrty = aikänte 3 Hl te 8 ) äjivika kemerükam kambalam sa evam = ä h a sobhanam visistam ca 4 Hl sa e v a m = ä h a sayyäcivaränäm 9 ) m a m = a i t a t 1 ) dehi mama kemerükam 5 Hl [i]..pauräno grhasakh = ä s l t 1 0 ) n = ä s t i mama sä käcit =priyarüpä R 1 2 3 4 5

III Hl Hl ¡11 Hl

(t)[v](a)[y](ä) m a m = ä n t i k e n a parityaktam päpikä te 11 ) iyam pravrajyä sa tena (pä)ribhogikam dattam sa tarn yathäpäribhoga 1 2 )prävrtya 1 3 ) äjivikärämam ga [kim] krtam sa evam = ä h a krtah parivartakah kena särdham =upanandena sä (pau)räno grhasakh = ä s l t 1 0 ) tayä pürvikayä visrabdhyä krtah pari ncito vä vipralabdho vä 14 ) api tu krtah. parivartakah ta e

Pä 51 Textbearbeitung S. 174 ff. 1 2 3 4 5 6

Sg 111

Hl Hl Hl Hl Hl Hl

[p]unar = m a m a 1 5 ) upäfdhyäya] yatra ya /// (e)[ka]sm[ä]t=kulä 1 6 ) dvitiyam 1 7 ) gatah 1 8 ) dvitiyasmät 1 9 ) tr[t](iyam) /// [evam] = ä h a gaccha tvam =äyusman = d h a r m a na me tvayä särdhani | sparso/// [nijskramya suryam 20 ) vyavalokayati sa pasyati 2 1 ) uccähnakä[Iah] /// ärämam gamisyämi sa ärämam pravisati | sa ca tair =bhiksubhir = d r s t a äy(u)smanto mä tävam mama kincid vadatha | idänirp 22 ) tävad =ahani bhaktacchinna /// 7 Hl (alpe)cchä alpa[kr]tyä dhutavädinah te 23 ) avadhyäyamti ksipamti viväcayamti katha(m) /// R 1 Hl (vi)garhy=(ai)ta(t =p)[ra]k'aranam bhagavato vista(re)n =ärocitam athabhagavän =etasmin =nidä(na) /// 2 Hl ti (p)rcchati buddho bhagaväm 2 4 ) =upanandam Säkyaputram satyam tvam = evam =akärsit 2 5 ) = s a t y a m /// 1) V i r ä m a . 2) L i e s : nihsrja.

14) K . S k . :

5) K . S k . : äjiw°, e b e n s o v o r h e r . 4) K. S k . : tulay = opapari 5) K . S k . : samlaptah 6) K . S k . : samlapitas 7) 8) 9) 10) 11) 12)

sam =ten = ä

K. S k . : drsto dü K . S k . : ta ä«. Lies: °civaränäm. V i r ä m a . K . S k . : äsih. K . Sk. : ta iyam. Lies: °bhogam.

13) K. S k . : prävrty

=

D)lvikS>.

v=äpi.

15) K. S k . : mam = opädhyäyo. 16) L i e s : huläd=dvi°. 17) L i e s :

dvitiyam.

18) 19) 20) 21) 22) 23)

gato. dvitiyät. süryam. pnsyaty = u". idänim. dhütavädinas =te

K. S k . : K. S k . : Lies: K. S k . : Lies: K. Sk.:

24) L i e s : bhagavän. 25) L i e s : akärsit, K. S k . :

'va". akärsih.

22

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvästivädins

3 Hl . . . . bhikso[h] sa(m)cintya bhaktacchedarn kuryät 1 ) idam buddho bhagav[ä]n = a n e [ k a ] /// 4 ¡II (si)k[s]äpadampra[jfia]payisyämi i a )sarpghasamgrahäya 2 ) e v a ñ = c = aitac = chi/// 5 Hl [te dä]payisyämi pranitam 3 ) khädaniyabhojaniyam 4 ) sa ta /// 6 Hl [n]o me sparso bhavati kathä vä nisadyä vä 5 ) [u]d(y)o /// 7 Hl [va] 6 ) udyojäpayed = v ä parena /// M 112, 1

S 1.05 Textbearbeitung S. 226 ff.

Blatt 207 V 1 ke 7 ) udake päribhogik. /// /// [tajyä codanayä smäranfayä ma)nyur =äslt 1 ) tair = etat =pra2 karanam bhagavato vistar(e) /// /// nipä(tya) jänamto buddhä bha(gavanta)l) prcchati buddho bhaga3 väm sadvargikäm satyam y ü ( y a m = ) /// /// kalpi(ka) udake päribhogi(ka u)ccäraprasrävam kuryäd = e v a 4 m = e t a d =bhagaväm vigarha /// /// rati sma | t a t a s = t r a t r a 8 srävastyäm sumanä näma puskarl5 ni 9 ) nagarodapänah 1 1 ) a[y] /// /// gamisyämah 1 1 ) ta e v a m = ä h u yathäsukham = iti I te = t r a ga B ' R 1 tvä 1 0 ) uccäraprasrävam kurvarati /// /// yamti ksipamti viväcayamti 1 1 ) imesám 12 ) =adhanyänäm = a m a 2 ngalänäm anyah p r a . i /// /// m = akärsuh 13 ) ye bhiksavah 14 ) alpecchä alpakatyä 1 5 ) dhutavä3 dinah 16 ) tesäm tayä codana /// /// smim nidäne pürvakasya ca nidäne sarngham samnipätaya4 ti samgham samnipätya jä[na]m /// /// (akä)rsu 17 ) [sa](tyam) bhagavam aneka(paryä)yena buddho bhagavam 5 saptädasavargikäm 1 8 ) vi[g]. /// /// [y]ena (vi)garhya bhiksün 19 ) =ä[m](antraya)te sma t a s m ä t = t a r h y = a d y ä M 112, 2 V 1 — 4 S 104, V 5 und R 1 — 5 S 105 Textbearbeitung S. 224ff.. B l a t t 206 1 prakarane samgham samni /// 2 väm sadvargikäm vigarhati [ka] /// 1) V i r ä m a . 2) L i e s : 0 häyaivam. 3) L i e s : 4) L i e s :

pranitam. khadaniyabhojaniyam.

5) K. S k . : v = odyo. 6) K . S k . : v = odyo°. 1) K . S k . : ka udake. 8) L i e s : tatra. 9) L i e s :

l a ) K. S k . :

puskarini.

prajña".

V

10) K . S k . : gatv = occära". 11) Satzzeichen zu verlangen. 12) K . S k . : esam. 13) Satzzeichen zu verlangen. K . S k . : 14) K . S k . : bhiksavo = lpecchä. 15) 16) 17) 18)

akärsta.

Lies: alpakftyä. K . S k . : dhütavädinas = tesäm. L i e s : (akä)rsuh. K. S k . : akärsta. L i e s : s a p t a 1 9 ) L i e s : bhiksün

=ä°.

23

Textwiedergabe

3 säin pratltya bhiksünäm si[k](sä) /// 4 siksä karaniyä | ha /// 5 dvargikänäm dhävakän = u . . /// R 1 2 3 4 5

r = b h a d a m t ä h 1 ) yasy = a i v = ä t r a /// te tatra gatvä puskarifni] /// nvamti täni civaräni 2 ) . . • • /// kim jänitah k o = y u s m ä k a . e ve tarinah 3 ) te tesäm na /// M 112, 2

V 2 — R 5 S 17 Textbearbeitung S. 220 f. V 1 Hl h parimandalam 4 ) || /// 2 3 4 5

III Hl Hl Hl

t[e](s) tüsnlmbhävena sa bhagavat. /// nam ten 5 ) =opasamkräta 6 ) upasamkra[my](a). /// ya 7 ) äsanäni prajnapya bha[g], /// | apraticchannä antargrham pr. ///

1 2 3 4 5

Hl Hl Hl Hl Hl

.äh sobhanä gunavamtam = ä t m ä /// yati buddho bhagaväm bhiksum tathä /// nipätya 8 ) anekaparyäyena bu /// idam buddho bhagaväm anekapa /// padam=uddestavyam 4 ) || supraticcha[n|. ///

R

M 112, 3 S 24, 27, 28, 29 und 30 Textbearbeitung S. 222ff.

1 Hl tu 9 ) uccaghikayä antargrhe 1 0 ) nisidamti 11 ) | äyusmamta 1 2 ) abhidosah susainpannam = ä s i t 1 3 ) susiddham 14 ) supra 2 Hl sampannam na susiddham na supratipäditam 1 5 ) na sobhanä 16 ) äsanavithi pra[j](na)ptäni na sarvesäm samam däsyamti | 3 Hl länäm na krsitavyam kevalam bhoktavyam sthiram ca kartavyam bhagavän = ä h a | n =occamghikayä antargrhe 17 ) 1) K . S k . : bhadantä 2) L i e s : civaräni.

yasy".

3) K . S k . : tarinas — te. 4) V i r ä m a . 5) te ist unter der Zeile n a c h g e t r a g e n 6) L i e s : "kränta. 7) K . S k . : y = äsanäni. 8) K . S k . : nipäty =äneka". 9) K. S k . : t = ücca°.

10) K . S k . :

°kay=äntar'>.

11) L i e s : nisidamti. 12) K . S k . : äyusmamto

= bhi.

13) V i r ä m a . 14) L i e s : 0 siddham. 15) L i e s : "päditam. 16) K. S k . :

sobhanäsanavithi.

17) IC. S k . : 0ghikay = äntar".

24

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der S a r v ä s t i v ä d i n s

4 •/// te duskrtäm =anäpattih 1 ) n =occaghikayä || tatas = t e sadvargikä utkutunä 2 ) antargrham pravisamti 5 Hl antargrham praveksyäma iti siksä karanlyä | utkutuko =ntargrham pravisati 3 ) äpadyate du - R .1 //I [ti] grhapatayo 4 ) avadhyäyamti ksipamti viväcayanti tadyathä 5 ) ürdhvähastakä 8 ) | bhagavän = ä 2 Hl [h] .nisidamti 6 ) äpadyate duskrtäm = a n ä p a t t i r = n =otkutuka 8 ) || t a t a s = t e sadvargikä avagunthikäkrtä3 Hl avacarakä 7 ) bhagavän = ä h a n =ävagunthikäkrtä antargrham praveksäma 7 3 ) iti siksä karanlyä 4 Hl gunthikä antargrham praveksyäma iti | siksä karanlyä 8 ) avag(u)[n](th)ikäkrto — ntargrham pravisati 9 ) äpa 5 Hl [s](a)[m]ti 10 ) api t v = avagunthikäkrtä antargrhe nisidarpti 11 ) bhagavän = ä h a navagunthikäkrtä 1 2 ) antargrhe nisa M 112, 4 Pä 44 Textbearbeitung S. 165 ff. 1 2 3 4 5

III Hl Hl Hl Hl

1 Hl 2 Hl 3 Hl 4 Hl b¡ll

V [a]pi c = ä n u d h a r m o = y a m = a v a s y a m =avalokayitavyah s y ä d = e v a n i rdham vairanyam 1 3 ) pravisya yen =ägnidattasya brähmanasya nive . [äjrikäsy =ägnidattasya brähmanasy = ä r o c a y 1 6 ) = änando dväre hmanah kälyam 1 4 ) = e v a sirasnätah 1 5 ) avadätavastraprävr cayati 1 6 ) änando dväre tisthati 1 6 ) sa e v a m = ä h a 1 6 j pravisatu | R m = ä h a 1 6 ) kim = a r t h a m bhavän =änandas = c a r . t . h = ä g a m a n ä y a bhaga . . caryäm cartum 1 0 ) s a e v a m = ä h a 1 6 ) asyäm sa bhavän = g a u t a m o vairänyärp 17 ) [trl]n = m ä s ä n = b h a g a v a t ä bhiksusamghena ca yaväh paribhüktä 1 8 ) y . prabhütam khädanlyabhojanlyam samudänitam sa ca bha . . vipratyarthikena 1 9 ) agnidattena brähmanena samcintya bha M 112, 5

Pä 41 Textbearbeitung S. 161 ff. V 1 gaväm äyusmantani cchandam vigarhati katham näma bhiksu(r) = [ j ] ä ( n a m saprä)n a k a m = ü d a k a m 2 0 ) paribhu /// 1) K. S k . : anapattir 2) L i e s : utkulukä.

—n—o

3) K . S k . : Haty = ä. 4) K . S k . : Hayo = vadhyä°. 5) K . S k . : tadyath — ordhva0.

10) 11) 12) 13) 14)

6) K , S k . : "daty = ä ° .

15) K . S k . : sirahsnäto

7) L i e s : °käh |. 7a) Lies: praveksyäma. 8) Satzzeichen zu verlangen.

16) Satzzeichen zu verlangen. 17) L i e s : vairanyäyäm. 18) L i e s : paribhuktä(h).

9) K . S k . :

19) K. S k . : ken=ägni0.

°saty=ä«.

K . S k . : Oty = api. L i e s : nisidamti. L i e s : n = äva Lies: vairanyam. Verbessert aus kälyana

eva.

'vadäta

20) L i e s :

!

udakam.

Textwiedergabe

25

2 nusamsän =pratitya bhiksünäm siksäpadam O (prajnäpa)[y]isyämi samgham sampra 1 ) /// 3 tayamtikä || jänam svayam=eva jänä O [ti parat] (o) [v]'(ä) srutam bhavati | präna III 4 pacati dahati 2 ) uddahati 3 ) avyutthita O syävaranakrtyam karoti ten = ä h a /// 5 pränino jivitäd =vyaparopayat,i tävatir =äpadyate pätayamtikäm 4 ) bhiksu 5 ) jänam saprà [na] /// R 6 1 [ti] ) aksiny =avasimcati gäträni parisimcati yävantah pränino jivitäd vyaparopayati tä Hl 2 satmänikäm ramgam ktväthayati 7 ) . yävamtah. O pränino jivitäd =vyaparopayati /// 3 jni8) äpadyate pätayamtikä(m) | sapräna O ke vemati[kah] 9 ) äpadyate pätayam(tikäm) /// 4 pattir=apränake 1 0 ) apränakasamjninah 11 ) 1 || O (buddho bha)[ga]väc 12 ) =chrävastyäm vihara(ti) /// 5 däya t a t = k u l a m pindäya pravistah 4 ) tasy=äsanam dattarp sa sukh(äsukham pr)stvä nisannah 13 ) t a t a s = t a s . /// Sg 113 Sv 10 Textbearbeitung S. 67 ff. V 1 smäkam devadattali /// 2 .. (p)[ä]pakäd=drstigatäd=vivec. /// 3 . (v)[ya]h karotatisyah samu(dra) /// 4 datta samagrasya samghasya'bhedfä] /// 5 (bha)[ga]vadvacanena tadantaram 14 ) tat=samghabhedaka /// 6 bhiksuh samagrasya samghasya bhedäya [pa] /// R 1 samsäm pratltya bhiksünäm siksäpadam prajn(ä) /// 2 (dä)[ya] vigrhya t i s t h e t = s a bhiksur=bhiksubhir=e .. /// 3 sarpghah sahitah sammodamäna /// 4 [bh]iksur=bhiksubhir=ucyamä[n"J. /// 5 manusisyamänas = t a d v a s . /// 6 || t a t r = ä p a t t i l i katham /// 1) Lies: samghasamgra(haya) ? 2) K. Sk.: dahaty = u". 3) K. Sk.: uddahaty=a 4) Satzzeichen zu verlangen. Lies: 5) Lies: bhiksur = /ä°.

6) K. Sk.: ty=a". 7) Lies: kväthayati. 8) K. Sk.: jny=ä".

9) K. Sk.: vaimatika. 10) K. Sk.: apränake 'prä °käh.

11) ka ist unter der Zeile eingefügt. 12) Lies: bhagavän.

13) K. Sk.: °nas = tatas.

14) Unter tad antaram Glosse, in Tocharisch A : täm täprem solar. Mitteilung v o n Herrn Dr. W. Thomas.

26

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a n g a der S a r v ä s t i v ä d i n s iVI 1 1 6 , 4

N P 1 5 T e x t b e a r b e i t u n g S. 9 7 f. V 1 Hl s a m s t a r ä /// 2 Hl p a r i b h o g a h 1 ) t a s y a m a m = a i /// 3 Hl [ n a j s a m s t a r a m = a n u j ä n l y ä /// 4 Hl t e g r h a p a t i n ä m d e y a /// 5 Hl [ s a m ] s t a r a m t a t r a [pu]rä /// R 1 Hl s a m g r a h ä y a 2 ) [ e ] /// 2 Hl v y a m 3 ) n a v a s y a d u r v a r n l k a r a f n ä ] /// 3 Hl t = k a l y ä n a k ä m a t ä m = u p ä /// 4 Hl m k ä r i t a m b h a v a t i t a t r a /// 5 Hl . ä . .

. ä n y a m t a t a h /// M 116, 3

N P 1 4 — 1 5 T e x t b e a r b e i t u n g S. 9 5 V 1 Hl k ä r a y a /// 2 Hl ( s ) r j y a v ä 4 ) a n i h s r / / / 3 Hl to d v i t i y e trtl[y]e /// 4 Hl k a p ä t a y a m t i k ä . . / / / 5 Hl k ä r i t a m b h a v a t i / / / R 1 Hl n a v a m s a n i s t a r a / / / 2 Hl

.i sa t a t o d v i t l y .

(t)r ///

3 Hl [ t h ] ä p u r ä n a s a m [ s t a ] / / / 4 Hl

.ä a n y a m n a v a m s a m ( s t a r a m ) ///

5 Hl

.[o] b h a g a v ä m s r ä v .

/// M 116, 1

N P 15 T e x t b e a r b e i t u n g S. 9 7 A a///k=ä[p]./// b Hl s a m g h a m v i d i t v ä 5 ) u t t h ä [ y ] ä / / / c Hl t e n a [ k h a ] . .

/// B

a Hl [ b h j u k t v = ä n u m o d y .

///

b Hl [ d d h j ä n ä m b h a g a v a t ä m b h i k s . / / / c Hl v ä m . .

..Hl

1) P u n k t zu v e r l a n g e n .

2) K. Sk.: «käyai. 3) Lies: vyä.

4) K. Sk.: v—änih". 5) K. Sk.: Hv = otthä°.

Textwiedergabe

27

M 116, 2 N P 15 T e x t b e a r b e i t u n g S. 9 6 V 1 HI b h a g a v a t p à / / / 2 IH y a b h o j a n i y a m / / / 3 IH y [ o ] b h a d a n t a s a d y o /// 4 IH [ a u ] p a d h i t i s t h a m t y = a b h i [ n ] i / / / 5 IH [ y ] ( i ) t u k à m à [ b h ] .

/// R

1 HI . . v i h à r .

. . m.

///

2 IH s ( r ) à m a y i s y a n t i p r a /// 3 IH r . h e p i n d à y a p r a /// 4 HI ( v ) i s r s t a i 1 ) s a m s t a r a i [vi] /// 5 HI . à s r à d ( d h ) à b r à h m .

/// D 117

P à 7 2 T e x t b e a r b e i t u n g S . 1 9 7 ff. V 1 IH d = d h e t o h p r a t i s r a v a s a h i s n u r = h i m a u d g a l y à y a n a p a r i p u r n a v [ i ] ( m ) [ s ] ddho b h a g a v à n = a n e k a p a r . . /// 2 IH n a d a s à n u s a m s à m p r a t i t y a b h i k s ù n à m s i k s à p a d a m tac

prajnapavisyàmi2)

=chiksàpadam=udde///

3 IH b h i k s u b h à v à y = = o p a s a m p à d a y e t = p a t a y a m t i k à || sa c a pu b h i k s a v o g a r h y a 3 ) i y a m /// 4 IH d g a l a h 4 ) a p a r i p u r n a v i m s a d v a r s o b h a v a t i 5 ) a p a r i p u r n a v i r p s a . . . .

p r c c h a t i p a r i p u r n a v i m ///

5 IH p u d g a l a h 6 ) a n u p a s a m p a n n a h à p a t t i h s a m b h o g à t ' ) s a m v à s à t lah8) apari /// R 1 IH p a i i p ( u ) r n a v i m s a d v a r s a s

tva(m)

sampà

s =aivam9) = à h = à m a | tam

sa(m)gha

s y a 1 0 ) u ///

2 IH || p u d g a l a h 1 1 ) a p a r i p u r n a v i m s a d v a r s o b h a v a t i 1 2 ) a p a r i p u d h y e p r c c h a t e pari /// 3 HI v i ( m ) [ s a ] t i r = m e 1 3 ) a p r s t v à 1 4 ) [ u j p a s a m p à d a y a m t i

| prsto na braviti

u p . . . p a [ n n a ] h | anà /// 4 IH l a h 1 5 ) a p a r i p u r n a v i m s a d v a r s o b h a v a t i n a j à n à t i s a m g h a m a d h y ( e ) d v a r s a s = t v a m sa e v a m = à /// 5 HI p a n n a h 1 3 ) à p a t t i h s a m b h o g à t = s a m v à s à d = b h i k s a v a s = c a s à t i s à f r ] v i m s a d v a r s o b h a v a t i /// 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8)

Lies: "srstaili. K. Sk. : "fnäpayisyämi. L i e s : garkyäh | iyam. K . S k . : 0gaio = pari«. K . S k . : "ty = apari". K . S k . : "gaio =nupa°. Viräma. K . S k . : Ho = pari».

9) 10) 11) 12) 13) 14) 15)

K- Sk. : sa evam. K. Sk.: °sy=o\ K. S k . : 0gaio = pari«. K . S k . : «ty — apari«. Satzzeichen zu verlangen. K . S k . : aprstv = opa«. K. S k . : «lo = pari«.

..

upa-

28

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhariga der Sarvästivädins

I) 117 b Pä 72 Textbearbeitung S. 198ff., A a Hl [ro]hati tasya pudgalasya u1) /// b Hl paripürnavimsadvarsa O /// c Hl [tih] sarpbhogät 2 ) sarp O /// B a Hl yati [prjsto O /// b Hl [bh]. . . ti na smarat(i) sam O /// c Hl sam(bhog)ät 2 ) samväsät 2 ) bhiksavas=ca s[ä] /// M 118 Pä 38 Textbearbeitung S. 157 V 1 Hl [na] pratigr(ä)ha[y](i)tv(ä) paribhumjati 3 ) atha bhagavän =äyusmat =änandena pascäcchramane 2 Hl tä dr[sto] (j)änan 4 ) =api buddho bhagavän äyusmamtam =änandani prcchati k a s y = ä n a n d a vihäre pa 3 Hl [na] sa ekasmin 5 ) = a n t a r e dvau pindakau carati yam 6 ) pratha[mam ca]rati t a t = s v a y a m = e v a pa 4 Hl yati sa dvitiye 7 ) divase hastau mukham praksä[l] . . . [lpi]kärena pratigräha 5 Hl [ha] bhiksavah. sa(mni)hitam =ämisam paribhumjamti bhagavam 8 ) atha bhagavän =etasmim R 1 Hl [prjcchati buddho bhagavära 9 ) äyusmamtam srestham satyam t v a m = e v a m = akärsit 10 ) =satyam bhagavä 11 ) 2 Hl (n)ihitam khädaniyabhojaniyam 12 ) paribhumjita 13 ) [|a] . . buddho bhagavän = aneka 3 Hl [sa](m)[s](äm) pra(ti)tya bhiksunärn 14 ) siksäpadam prajnapayisyämi 15 ) samghasamgrahäya 16 ) evam c = a i t a 4 Hl (bho)janiyam 17 ) khädet 1 8 )=vä bhümjita 19 ) vä pätayamtikä || samnihitam =•ucyate 20 ) adya pratigrähitam 5 Hl bhojanasamkh(y)ä(tä)ni 20 ) pätayamtikä pacatidahati 2 1 ) uddahati 22 ) avy(u)t(th)itasy = ä v a 1) K . S k . : 2) V i r ä i h a .

12) L i e s :

"sy^o".

3) S a t z z e i c h e n z u v e r l a n g e n . 4) K . S k . : jänann—api. 5) K . S k . : 6) 7) 8) 9)

ekasminn=anta/,e.

K. S k . : yat = pra". Lies: dvitiye. S a t z z e i c h e n zu verlangen. K . S k . : °!)än = ä°.

10) L i e s : akärsit. K. S k . : 11) K. S k . : bhagavan.

akärsih.

13) L i e s : 14) L i e s '

khädaniyabhojaniyam. "bhümjita. bhiksünäm.

15) K. S k . : prajnapayisyämi. 16) K . S k . : "grahäy = aivam. 19) L i e s : bhojaniyam. 18) K. S k . : khäded 19) 20) 21) 22)

=vä.

Lies: bhümjita. S a t z z e i c h e n zu v e r l a n g e n . K . S k . : dahaty = u". K . S k . : 0 h a t y = a\

Textwiedergabe

29

M 121 NP 3 Textbearbeitung S. 80 íf. V 1 ¡¡I naih satkrtya pratisamrnodhate 1 ) pürvavad = y á v a n =márge va pariklántakáyágatah 3 ) jánamn = a p i 2 III t = k e n a te4) upasena 5 ) eva suprásádiká parsat 2 ) yo me bhadanta bhiksur =üpasamkramya 6 ) udde 3 III dánusásaní || tasy = á h a m = e v a m vadárni 7 ) ehi tvam =áyusmam yávajjivam pámsukülyiko 4 ¡¡I [á]dáya vartate tasy = á h a m tatah pascad =uddesam nihárayam dámi 8 ) tena me bhadanta 9 ) evam suprá 5 III ksunám 10 ) kriyákáram 7 ) n = á h a m bhadanta janámi kah 11 ) ávasikánám bhiksünám kriyákára kah 12 ) 6 ID icchámy = a h a m caturo vársikámásám pratisamlitum 13 ) na ca me kenacid = bhiksuná da R 1 /¡I tisruty=aikánte=pakramya 1 4 ) ayam =evamrupah 1 5 ) kriyákárah krtah 3 ) yo = smákam =áyusmamta 2 ¡¡I kriyákáram krtvá mam =árocitam = a h a m = a p i tesám tam kriyákáram =abhyanumoditavám sa 3 III | api tu v a y a m = a p i bhagavato yatháprajñaptám áiksá16) samadáya vartemahi bhaga 4 /I/ pasamkramamtu me pámsuküliká bhiksavah 17 ) várayá 18 ) avárayá posathe aposathe 19 ) || a t r = á h a ya 5 /¡I prcchati sátisára 20 ) || tatas = t a i r = á v á s i k a i r = b h i k s u b h i h srutarp 3 ) áyusmán upaseno várayá 6 III . ya dütam 21 ) presitah samgham 22 ) samnipáte 23 ) áyusmán =upaseno n = á g a ccha24) ath =áyusmán = u p a M 139 Textbearbeitung S. 235 Anhang 2 Blatt 32 V (á)[pa]dyaté duskrtám [s](r)ámanerah srámanerikárn

1 (bhik)su(m) /// 1) 2) 3) 4) 5) 6) 1) 8)

Lies: "modamte. Viräma. Satzzeichen zu verlangen. K. S k . : ta upa". K. S k . : °upasen = aiva. K. Sk. : upasamkramy = o". Satzzeichen zu verlangen. Lies: dadämi. Vor dämi ist über der Zeile ein kaum sichtbares da eingefügt. 9) K. S k . : bhadant = aivam. 10) Lies: "ksünäm. 11)K.Sk.:Aa. 12) Lies: °kära(h).

13) 14) 15) 16) 17) 18) 19) 20) 21) 22) 23) 24)

K. S k . : «letum. K. S k . : °kramy = äyam. K. S k . : "rüpah. Lies: siks&m. K. Sk.: bhiksavo. K. S k . : väray = ä". aposathe später unter der Zeile getragen. K. S k . : sätisärah. K. S k . : dütah. Lies: sarnghasam". K. Sk.: samnipäia ä°. Lies: "mann — upasen^ägaccha.

nach'

30

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der S a r v ä s t i v ä d i n s

2 ..

(an)u(dh)v(amsaya)ty =âpadyate

duskrtä

O

m1)

srâmanerikâ

bhiksum

[ b h ] i /¡I 3 ken=änantaryena

dharmen = ä n u d v a m s a y a

O

t y = ä [ p a ] (d) [ y a ] ( t e )

yathä-

v a s t ( u ) Hl 4 na

j tathägatasy =äntike

[dusta]cittarudhi

O

r o t p ä d a k e n = ä n u d h v a m ( s a ) ///•

5 [ p a ] d [ y ] e t a y a t h â v a s t u | b h a g a v â n = â h a s y â t 1 ) l i p y â h a s t ä k s a r a i h 2 ) h a s . /// R 1 . . (li)khitarn yas3) = t v a y â 4 ) evam c = a i v a n i ca k r t a m = â p a d y a t e s t h û l â r t i m 1 ) púr v â [ p . ] HI 2 [ti]m = a n u d h v a m s a y a t y = ä [ p a d ] y a t e sthülá 3 d = v y a p a r o p i t ä tarn = e n a m = a s a u 5 ) araü 4 [n](t)i[k]e

O

O

r t i m 1 ) k e n a k â r a n e ( n a ) ///

l a k e ( i i a ) p i t r g h â t a k e ( n a ) ///

d(u)[s](ta)[c]it[taru]tirotpädaken6) = ä n u

O

dhvamsayaty =ä[pa]-

d y a t e s t h ù ( l â r t i m ) /// 5

ghätaken =änudhvamsayati7) äpadyate

sam(ghä)[va]-

( s ) [ e ] ( s ä m ) Hl D

151b

P ä 5 7 T e x t b e a r b e i t u n g S. 1 8 1 ff. V 1 IH s a .

. . . . n i s a d y a y ä ä s a n e 8 ) ä p a d y a t e d u s k r t . f m ] 1 ) ///

2 ¡¡I b h a g a v a t o dha 3 Hl [ p r a ] j ñ a p a y a 4 m

vato n = â

5 Hl g a v a t ä a

rman = d e s i t a m = ä j ä n ä m i O

y e = n t a ///

t a 8 a ) y ü y a m b h i k s a v a h 9 ) m ä g a d h a k a m /// l a m = a n t a r ä y ä y e t i m ä b h a g a v a m t a ///

10)

k ä m ä h s a m ä n ä a n t a r ä y i /// R

1 m

t = e t i te bhiks

2 ¡¡I [ k ä ] m ä n ) 3 Hl y e n a 4 m

t . n t i k ä t = p r a t i s r u t y a m ä g a d h a k a ( m ) /// t á m p r a t i s e v a t o n = ä l a m = a n t a r ä [ y ] . ///

O

ddesa13) ida

5 Hl [ s m ] ä t = [ p ] ä [ p ]

b h a g a v ä t ä 1 2 ) a n t a r ä y i k ä /// m = e v a m r ü p a m p ä p a k a m d r s t i g a /// . . . drstigatäd =vivecayitukämä na sa[k].

. . m ///

S 171 S v 10 T e x t b e a r b e i t u n g S. 70 ff. Blatt

104

V 1 yato dlpayati

t ( e ) s t h û l â r t i m | a n . ///

2 t y = ä p a d y a t e s t h ü l ä r t i ( m ) | s ä v a s e s a m = a n a v a s e /// 3 t o d i p a y a t i 1 4 ) ä p a d y a t e s t h û l â r t i m | a b h ä /// 1) 2) 3) 4) 5) 6) 8)

Viräma. K . S k . : "rair =has'. L i e s : yat. K . S k . : tvay = aivam. K . S k . : asäi>=amü°. Lies: 0 r u d h i 7 ) K . S k . : Hy=ä, K . S k . : nisadyay = äsana ä°.

8a) K . S k . : prajñapayata. 9) K . S k . : bhiksavo. 10) K . S k . : bhagavat = (i. 11) K . S k . : kämäs —. 12) K . S k . : bhagavat = änta'1. 13) K . S k . : ddes = edam. 14) K . S k . : H y = S " .

31

Textwiedergabe

4 pratinihsrjati caturdasa sthülärtayah /// 5 tatr =ai(k)e(na) [bhi]ksunä samghamadhye 1 ) anusräva /// 6 . . [ya]ti pürvavad = y ä v a d = b h ä s i t a m . /// 1 2 3 4 5 6

R [sa]magrasya samghasya [bhedäy]. /// tvan=de särdham samghena samagro hi . . sam[gh]. /// esâ jnaptih | srriotu bhadanta samghah | a y a [ n ] ( = d ) e /// karam vastu | samgha 2 ) devadatta 8 ) ajnapayati | ye /// nta samghah. pürvavad = y ä v a d = i d a m dvitîyam karma /// snïm = e v a m = e t a d =dh(ârayâmi) || y a d = u k t a m bhaga ///

NP 14 Textbearbeitung S. 94 f.

M

1 7 2

1 2 3 4

Hl Hl Hl Hl

V te sacet = s a ( m g h a s ) y a präptakäl. ksa /// nä navam samstaram käritam = a t i g h a n a m = a t i /// nämno bhikso 4 ) samstarasammatim samfm] /// samstarasammatim k . [m], . [e] ///

2 3 4 5

Hl Hl Hl Hl

R II bhiksunä yen. . . /// rgikäm pätayamtikäm bhiksunä /// yati tasy = ä r a b h a t o duskrtä nisthite 5 ) äpa /// yati tasy = ä [ r a ] b h a t o duskrtä nisthi ///

NP 14 Textbearbeitung S. 92 ff. 1 2 3 4 5 6

Hl m Hl Hl Hl Hl

173

V ni kärayitvä niksipet ren = ä r o c i t a m 6 ) atha bhagavän = e t a s m ( i m ) ni(d)än(a) etasm(im) pra (rgi)käm satyam yüyam = e v a m = a k ä r s u h 7 ) satyam bhagavam . . [pet] 8 ) atighanam = a t i t a n u h m 9 ) = a t i g u r u m = a t i . . ti na para(m) bhüjisyamte 1 0 ) idam buddho bhagavä' payisyämi samghasamgrahäya 1 1 ) evam c = a i t a [ c ] = ( c h ) i

R 1 Hl puräya 1 2 ) samstaram nihsrjed = v ä 1 3 ) anihsr . . . 2 Hl nä navam samstaram käritam bhavati 1 4 ) atigha(nam) 3 Hl ti yäcitavyam 1 5 ) eva ca punar yäcayitavyam sa 4 III [sa](m)ghamadhyam pravisya bhiksünäm pädäbhifvanda] 5 Hl [ma]yäm 1 6 ) = e v a ( m ) n ä m n ä h bhiksunäh aavam samstaram k ä r i t a m = a 6 Hl samghät ^samstarasammatim . . . . . . sam 1) K . S k . : madhye = nusrava°. 2) K . S k . : samgho. 3) Lies: devadatt =äjnäpayati. ti ist von späterer Hand unter der Zeile eingefügt. 4) Lies: bhiksoh. 5) K . S k . : Ha äpa". 6) Satzzeichen zu verlangen. 7) K . S k . : 8) Viräma.

akärsta.

9) 10) 11) 12) 13) 14)

Lies : atitanum. Punkt zu verlangen. K. S k . : K . S k . : grahäy —aivam. Lies : puräna. K . S k . : u=äni7i°. K . S k . : bhavaty = ati".

15) K. Sk. : "tavyam—eva. 16) Ji. Sk. : evamnämnä bhiksunä.

bhoksyante.

32

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der Sarvastivädins

S 174 NP 17 Textbearbeitung S. 99 ff. B l a t t [7] V 1 ucyate 1 ) e t ä n = ä [käräm] [sthä] . . . . tvä naihsargikä pätaya(m)tikä | t a c = c a nisrst](a)[vy] [pajttir desayitafv.] /// 2 t ä v a n = m e bhagini 2 ) edaka(romä)n(i) (dhä)[va] O ya raja vijadäpaya dilavati 3 ) äpadyate naihsargikäm pätay amtikäm /// 3 kam dhävati rajati dhävati [vijadäpa] O yati rajati vijadäpayati dhävati rajati vijadäpaya(ty) /// 4 ha 4 )ariga t ä v a n = m e bhagini 5 ) e[däkaro] O mäm dhävaya rajaya tathä dhävaya rajaya s = a i v a v i j . /// 5 pätay am (ti) kam dhävati rajati [dhävat] (i) [v](i)jadäpayati 6 ) vijadäpayati | dhävati rajati vijadäpayaty = ä /// R 1 riga t ä v a ( n = m e ) bhagini 2 ) edakaromäni dhävaya vi[jad]äpaya Uthä dh(ä)vaya vi[jad]äpaya s = a i v a rajat(i) syäd = d h ä v a [ t i ] /// 2 dhävati rajati dhävati vijadäpayati O [ra]jati vijadäpayati dhävati rajati vijadäpaya(ty) /// O ni raja vijadäpaya tathä raja vija3 ariga t ä v a n = m e bhagini 2 ) edakaromä däpaya s = a i v a Hl 4 s s a r g i k ä m n ) pätay amtikäm dhävati raja O ti dhävati vijadäpayati rajati vijadäpaya 7 ) dhävati ra[jati] /// 5 k s u n i m = u p a s a m k r a m y =aiv.am = ä h a 4 ) ariga t ä v a n = m e bhagini 2 ) edakaromäni dhävaya ä ya dhävati 3 ) äpa[d]. /// S 175 NP 23 Textbearbeitung S. 113 ff. V 1 /// srä[m]anerikäm väyayaty = ä p a d y a ( t ) [ e ] 2 Hl [s](ik)[s](a)[m](ä)n(ä.m) sr(ä)[m](aneram) sr(ä)manerikäm väyayati | jflätibhyo vi(jfi)[ä] 3 Hl . . . . bhiksum väyayaty = ä p a d y a t e duskrtäm 8 ) bhiksunim 9 ) si[k] (sa) . . . . 4 ¡¡I . . [väjyati bhiksum väyayati bhiksunim 8 ) siksamä[n] (ä)m b / l l . . . ä pätayamtikärp s v a y a m = e v a väyati 3 ) [ä] R • 1 Hl . . . . sütram vijñapya 1 0 ) ajñatim väy(aya)ti sva 2 Hl .. täm 3 ) ajflätim väyayaty = ä p a d y a t e naissa(r)[g](i) n ) 1) K . S k . : "ta e". 2) K . S k . : 3; K . S k . : °ty=5. 4) Satzzeichen zu verlangen.

bkaginy=e°.

5) K . S k . : ° n y = e 0 . 6) U n t e r vi in kleinen B u c h s t a b e n , eingefügt, nicht ganz deutlich, rajati.

7) L i e s : "payati. 8) V i r ä m a . 9) L i e s :

bhiksunim.

11) K. S k . :

naihsa

10).K. Sk.: °/'iap2/=ä°.

33

Textwiedergabe

3 Hl . . . . [srä]manerikäm väyayati 1 ) äpadyate duskrtäm 2 ) || 4 ¡¡I ne[r]am s(r)[ä]manerik(äm) väyayati 2 ) ajfiätibhyo vijñapayaty 2 a ) = ä p a d y a . . blU manerikäm v ä y a y a t y = ä p a d y a t e (d)[u]

M 176 Pä 4 Textbearbeitung S. 126 ff. V 1 Hl katham 2 3 4 5

nämä )

bhiksuh

3

kalahakärako

vihared = b h a n d a n a k ä r a k o

vigrhito

vi III Hl kärakä viharanti bhandanakäraka vigrhitä vivädara = ä p a m n ä t 4 ) te[s]äm /// Hl n a r = e t a t = k a r t a v y a m a m t a m = e t a d = d u r n l t a m = e t a t = p u n a r = e t a m netavyam aniksi /// Hl . äbhinnäs = c a bhiksavo bhetsyante b h i n n ä s = c a [na] samsthäpyanti 5 ) anutpannäni ca s a m g h e = d h i k a / / / Hl t = p r a k a r a n a m bhagavato vistaren = ä r o c i t a m atha bhagavän = e t a [ s ] m i m nidäne 6 ) etasmim /// R

t Hl [kä](rn) satyam yüyam = e v a m = a [ k ä r s u ] h 3 a ) satyam bhagavan 4 ) = a n e k a p a ryäyena buddho bhagaväm /// 2 Hl ädam = ä p a n n ä h 4 ) te bhiksubhih särdham krtvä [k]alahabhandanavigrahavivädäm ye bhi /// 3 III [jä]nam yathädharmena niksiptam = a d h i k a r a n a m pürvavad = y ä v a d = u t p a nnänäm . . samo . . . . /// 4 Hl (s)ma. tasmät — tarhy = a d y ä g r e n a dasänusamsäm pratitya bhiksünäm siksäpadam p r a j ñ a 6 a ) /// 5 Hl ksipftam] =adhikaranam punah karmän'y 7 ) = u t k a m p a y e 8 ) u t k o t a y e d = v ä pätayamtikäm 9 ) |[ /// M 177 Pä 5 Textbearbeitung S. 129ff. Blatt 99 V 1 2 3 4 5

s ä t = p ä t a y a m t i k ä m ) || mätrgräma ucyate .1 /// n a m = a n i t y a m sadväcä ucyante | c a k s u r = a n i O d = d ä n e slle svarge nirväne = b h i l a b h a t e O /// sy = ä v a r a n a k r t y a m karoti ten = ä h a pä O III gäthäyäm = ä p a d y a t e pätayamtikäm s[ü] /// 10

6) K . S k . : "na e 6 a )

1) K . S k . : Hy = . 2) V i r ä m a . 3) L i e s : näma.

2a)

K. Sk.:

vijñapaiiati.

3a) K. Sk.:

akärsta.

4) S a t z z e i c h e n zu v e r l a n g e n . 5) K . S k . : "te. S a t z z e i c h e n zu v e r l a n g e n . 3

///

K o s e n , Der Vinayavibhañga

7) L i e s : karmany

K. Sk.:

— ut".

8) L i e s * utkampayed

= ut°.

9) V i r ä m a . L i e s :

pätayantiks.

1 0 ) L i e s : "kä.

prajña.

34 1 2 3 4 5

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvästivädins

R casadväcikayä dharman 1 ) =desayitvä t a t r = a i v a /// h yadi s = ä p i srnoti s = ä p i yadi gä O I I I kam cchinnapadam bhavati pade pade 2 ) äpa O I U I ti | tasy = ä p i pamcasadväcikayä dharmam O /// thäyäm gäthäyäm =äpadyate pätayamti ///

M 177 V 1 — 4 Pä 5 Textbearbeitung S. 132 V 5 — R 5 Pä 6 Textbearbeitung S. 133 Blatt 100 V 1 2 3 4 5

masya pamcasadväcika /// ttirya sthitä bhavati [y]. /// te pätayamtikäm cchi /// yati 3 ) anäpattir=ya[d]i /// dharmam väcayam . i ///

1 2 3 4 5

ganakasä[bd]. 4 ) /// me5) uccaih sabdam maha[é] /// janakäyasya sa[bd]. /// mavyamjanam =ünavyam[ja] /// samnipätya jänamto bu ///

R

M 178 Pä 11 Textbearbeitung S. 136 V Hl näm siksäpadam prajñapayisyami 6 ) samghasamgrahäya 7 ) eva[m] /// I I I • • [i]jarn skandhabljam 8 ) agrabijam sphutabijam bijabijam = e v a /// Hl r = a n y a d = a p i mülato v = ä p i tarn9) mülato jäyate /// Hl [vam] (d)ä(d)ima(m) mrdvikä 10 ) y a d = v ä punar = anyad = api skandhafto] /// ÒHI nadän =ämgalikäh. n ) y a d = v ä punar =anya[d]. ///

1 2 3 4

1 2 3 i 5

R Hl kändiram karaniram 12 ) suvar 13 )ambhojin(i)[m] ¡Uli Hl (tad)[ya]thä säliyavagodhümatilamudgamä(sa) /// Hl , . tä nadldevatä grhadevatä catvaradevatä /// Hl . . (s)patayo grämany 14 ) = a p y = u c y a m t e | nigamäny = a p i vrksäh | pä /// I I I sy =ävaranakrtyam karoti t e n = ä h a pätayamtikä || tatr = (ä) /// 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7)

K. S k . : dharmam. K. Sk. : pada äpa0. Satzzeichen zu verlangen. Lies: ganakasabd(a). K. S k . : ma uccaih. K. S k . : prajñapayisyami. K. S k . : "grahäy -Pitaka, V o l . I I I , p. 239). In der V i n a y a v i b h ä s ä (Bd. 23, S. 5 3 5 c Z. 1 v . r . ) h e i ß t e s : u n v e r a r b e i t e t e s Material, das m i t e i n e m Zeichen ( i f i ) oder S t e m p e l (EP) v e r s e h e n sei, heiße g e s t e m p e l t (^g). Miss Horner's Ü b e r s e t z u n g dieser Stelle l a u t e t : ( B D II, 107) Various m e a n s : s h a p e d a n d u n s h a p e d a n d (partly) s h a p e d , (partly) u n s h a p e d . S h a p e d m e a n s : i n t e n d e d (as an o r n a m e n t ) for the h e a d , i n t e n d e d (as an o r n a m e n t ) for the neck, i n t e n d e d (as a n o r n a m e n t for the) h a n d , i n t e n d e d (as an o r n a m e n t ) for the f o o t , i n t e n d e d (as an o r n a m e n t ) for the hips. U n s h a p e d m e a n s : it is called s h a p e d in a m a s s . (Partly) s h a p e d a n d (partly) u n s h a p e d m e a n s : b o t h of these. 3) A b s a t z 2 und 3 ergänzt nach der c h i n e s i s c h e n Ü b e r s e t z u n g .

Naihsargika-

Patayanlika-dharma

19

105

3. (bhiksur tämramäsena) (V 2) trapumäsena sisamäsena t a j j a m ä s e na 1 ) j a t u m ä s e n a ca(rmamäsena därumäsena n ä n ä p r a k ä r a m vyav a h ä r a m s a m ä p a d y a m ä n a äpadya)(V 3)t(e) d u s k r t ä m |

3. (Wenn ein Mönch mit Kupfermünzen), Zinnmünzen, Bleimünzen, (Bronzemünzen?), Lackmünzen, Ledermünzen (oder Holzmünzen auf mancherlei Weise Handel treibt, begeht er) ein Duskrta-Vergehen.

4. yo 'sau bhiksur n ä n ä p r a k ä r a m rüpyavyavahärarn samä (padyate)

4. Der Mönch, der auf mancherlei Weise mit Silber Handel getrieben h a t , (muß [das Silber] fortwerfen, wenn es geringen W e r t h a t . H a t es großen Wert, und) findet er einen zuverlässigen Mittelsmann, m u ß er dem sagen: dies (ist) mein ([Silber], ich darf dies nicht nehmen, weil es nicht erlaubt ist, n i m m du es. Wenn der Mittelsm a n n den Gegenstand genommen h a t , und dem Mönch s a g t : ,Ich werde diesen Gegenstand einem Mönch geben'), so soll (der Mönch ihm) jedoch sagen: ,Wenn aus diesem Gegenstand, der für uns unerlaubt ist, etwas Erlaubtes 3 ) entsteht (,dürfen wir es nehmen.')

(ya) (V 4)di vaisväsikam kalpikäram 2 ) pratilabhate tasya v a k t a v y a m idam m a m a . . . .

(V 5) tu v a k t a v y a m asmäd akalpikäd vastuno y a t kalpikam u t p a d y a t e

5 (R1) pariskära 4 ) upayojayitvä sanig h a m a d h y a m pravisyärocitavyam

(aham n ä n a p r a k a r a m )

(R 2) ru-

5. (Wenn er keinen zuverlässigen Mittelsm a n n findet, m u ß er, nachdem er Gebrauchsgegenstände 5 ) f ü r die Gemeinde in ihrer Gesamtheit 6 ) h a t machen lassen) und sie zum Gebrauch übergeben h a t , in die Gemeindeversammlung getreten, sagen: („Ihr Ehrwürdigen, ich habe auf

1) Die Bedeutung v o n tajjamäga. ist mir unklar. 2) Vergleiche S. 157, Anm. 2. 3) Offenbar soll an dieser Stelle zum Ausdruck gebracht werden, daß der Mittelsmann für das unerlaubte Silber etwas besorgen soll, das die Mönche annehmen dürfen. Im Päli-Vibhanga heißt es, der Mönch, der Handel mit Silber getrieben habe, müsse das Silber in der Gemeindeversammlung abgeben. Falls ein Klosterdiener oder Laienanhänger vorbeikommt, wird er gebeten, das Silber in E m p f a n g zu n e h m e n und dafür Öl, ausgelassene Butter, Honig oder Syrup zu kaufen. Mit A u s n a h m e des schuldigen Mönchs darf die ganze Gemeinde v o n diesen Nahrungsmitteln zu sich nehmen. Weigert der Laie sich, das Silber einzutauschen, so soll ein Mönch, der v o n der Gemeinde dazu b e s t i m m t wird, das Silber unauffällig fortwerfen. (VinayaPit., Vol. III, p. 241 f.) I m B h a i s a j y a v a s t u der Mülasarvästivädins (Gilgit Manuscripts, Vol. III, pt. i, p. 248) wird gesagt, daß Novizen, falls kein Mittelsmann zu finden ist, Münzen in E m p f a n g n e h m e n dürfen, w e n n sie sie für einen Mönch und nicht für sich selbst verwenden. N a c h der Vinaya-Vibhäsä darf ein Novize zwar für einen Mönch Geld annehmen, hat ein Mönch aber Geld durch Handel erhalten, so muß das betreffende Zahlungsmittel an einen Laien übergeben werden. 4) Die Form pariskäre ist entweder Teil eines Lok. Abs. oder verschrieben für pariskäram (sayyäsanapariskäraml). 5) In der chinesischen Übersetzung ist speziell v o n Lagerstätten die Rede. 6) Über die Gemeinde als Gesamtheit vergleiche H. Härtel, KarmaväcanS, S. 130.

106

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der S a r v ä s t i v ä d i n s

pyavyavahäram samäpannas tato 'ham p ä t a y a n t i k ä m ä p a t t i m äpa(nnah) . .

mancherlei Weise) mit Silber Handel getrieben und dadurch ein P ä t a y a n t i k a Vergehen begangen. (Ich bekenne es, ich verheimliche es nicht und bereue es".)

6

(nihsrstarn tva)(R 3) yä | yady ä h a nihsrstarn v a k t a v y a m | pasyasy ä p a t t i m | yady äha pasyä(mi)

6. (Die Gemeinde m u ß f r a g e n : „Hast) du (den Gegenstand aufgegeben ?") Wenn er antwortet: „ E r ist aufgegeben", so ist zu sprechen: „Siehst du das Vergehen e i n ? " Antwortet er: „ I c h sehe es ein" (muß die Gemeinde ihm sagen: „ D u m u ß t dieses Vergehen reuig bekennen und darfst dir nicht wieder ein solches Vergehen zuschulden kommen lassen)."

7

(nihsrstarn na bha)(R4) vati samghenäjnäpayitav y a m nihsrja | samgho n ä j n ä p a ya(ti)

7. (Wenn er sagt: „ I c h habe den Gegenstand nicht aufgegeben), so muß die Gemeinde ihm befehlen: „Gib (diesen Gegenstand) a u f ! " Befiehlt die Gemeinde dem Mönch nicht, (den Gegenstand aufzugeben, begeht die G e m e i n d e ein Duskrta-Vergehen. Befolgt der Mönch den Befehl der Gemeinde nicht, wird er eines DuskrtaVergehens schuldig. Er ist nicht schuldig, solange er noch nicht entschlossen ist, wenn man ihm sagt:) „Wiege und prüfe genau."

. . (R 5) ya tulayopaparlksasva ||

N A I H S A R G l K A - P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 20 KRAYAVIKRAYAH Kauf

und

Verkauf

Die Fragmente M 109, 1 und M 109, 3 enthalten einen Teil der Vorgeschichte und des K o m m e n t a r s zu dieser Formel. Auf Grund der formelhaften Wendungen läßt sich die Zahl der fehlenden Aksaras in jeder Zeile der Bruchstücke auf etwa 27 berechnen. Vorgeschichte1) 1. (109, 2 R 5) b u d d h o bhagavän sräv a s t y ä m vi(harati |)

1. Buddha der Erhabene (weilte) in Srävastï. (Zu jener Zeit war dort ein Äjivika, der ein Kemerüka-Wollgewand trug.)

1) I m P ä l i - V i b h a n g a wird b e r i c h t e t , d a ß der S ä k y a s o h n U p a n a n d a sich ein G e w a n d a u s F l i c k e n herstellt und es s c h ö n färbt. E i n P a r i b b ä j a k o t a u s c h t dies G e w a n d g e g e n e i n e n w e r t v o l l e n Stoff ein.

N aihsar gika- Patayantika-dharma

20

107

(109, 3 V 1) sa(rn)laptah samsrstah sainb h u k t a h samlapita(s) tenâsau drsto dû(râd)

2. (Er h a t t e früher mit dem Säkyasohn Upananda) gesprochen, mit ihm Verkehr gehabt, mit ihm gegessen und sich mit ihm unterhalten. Der (Upananda) sah ihn (den Äjlvika, der das KemerükaWollgewand trug,) von weitem (kommen und begehrte das Gewand).

(V2) (sam)m u k h a m sammodanïm samramjanïm k a t h â m vividhâm upasamh r t y a i k â n t e (nyasïdat | u p a n a n d a â j l v i k a m idam avocat | éobhanarn) (V 3) t a âjîvika kemerûkam kam b a l a m I1) 4. sa evam äha I éobhanarn visistam

3. (Nachdem der Äjlvika sich zu U p a n a n d a begeben) und ihm gegenüber mancherlei freundliche, wohlwollende Worte angeb r a c h t h a t t e , (setzte er sich) beiseite hin. (Upananda sprach zu dem Äjlvika: „Schön,) Äjlvika, ist dein KemerükaWollgewand."

5. (V 4) sa evam äha | sayyâcïvarân â m m a m a i t a t | dehi marna kem e r û k a m (kambalam |)

5. Er erwiderte: „ E s gehört zu den Gewändern für meine L a g e r s t a t t . " „Gib mir das K e m e r ü k a - (Wollgewand." Upananda sprach: „ F r ü h e r , als ich Laie war,) warst du ein alter Hausfreund. Ich h a t t e nichts Schönes, (was ich dir nicht gegeben hätte. Es gab auch nichts Schönes, das nicht) von dir mir überlassen worden wäre 5 ). Dein Hinausziehen in die Heimatlosigkeit ist schlecht."

2

3

(V 5) paurâno grhasakhâsït 3 ) | nâsti m a m a sä kâcit priyarûpâ 4 )

4. Er a n t w o r t e t e : „ E s ist schön underlesen." (Upananda sprach: „ K a n n s t du es mir g e b e n ? Ich gebe dir dies [bei uns] gebräuchliche 2 ) Wollgewand d a f ü r . " Er erwiderte: „ I c h brauche es selbst." Upananda sprach: „ I h r Äjivikas seid ohne Scham und geht nackt. Wozu brauchst du ein schönes Gewand ?")

(R 1) (t) v(a)y (à) m a m â n t i k e n a p a r i t y a k t a m | päpikä t a iyarn pravrajyâ | 1) Ergänzt nach der chinesischen Ubersetzung. Die B e d e u t u n g v o n Kemerüka ist mir unklar. Das W o r t scheint sich auf die Herkunft oder Wollart zu beziehen. In der chinesischen Übersetzung wird dieser Ausdruck phonetisch wiedergegeben. In der Mülasarvästiväda-Version wird erzählt, daß der Häretiker einen rotgefärbten Wollteppich v o n Kaufleuten aus dem Norden als Geschenk erhält. In derPäli-Version ist v o n einem wertvollen Stoff (mahaggham patam) die Rede. 2) Vgl. S. 108, A n m . 1. 3) Uber den Gebrauch der 3. pers. sing, statt 2. pers. sing, siehe die Anmerkungen oben S. 41. 4) Der chinesischeText gibt keinenAnhaltspunkt dafür,was für einFemininum zu ergänzen wäre. 5) Der chinesische T e x t weicht etwas ab, es heißt da: „Früher, als ich Laie war, warst du m i t mir befreundet, vertraut und mir wohlgesinnt. Es gab nichts Schönes, das ich dir nicht g e g e b e n hätte. Es gab auch nichts Schönes, das du mir nicht gegeben hättest. D u bist jetzt in die Heimatlosigkeit gezogen und bist geizig geworden. Du bist nicht mehr wie früher."

108

Valentina

R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a d e r

6. sa tena

6. (Nachdem

Sarvästivadins

Upananda

mehrmals

gefor-

(R 2) (pä)ribhogikam 1 ) dattam |

dert hatte, gab ihm) der (Äjlvika das Kemerüka-Wollgewand, und Upananda) gab ihm (sein) dem Gebrauch [im Orden] entsprechendes Gewand dafür.

7. sa tarn yathäpäribhogam prävrtyäjivikärämam ga(cchati |)

7. Nachdem jener das dem Gebrauch E n l sprechende angezogen hatte, begab ei

• • . . ••

sich zu dem Äjivika-Kloster. (Die anderen Äjivikas, die ihn sahen, fragten): „Was (ist mit deinem Kemerüka-Wollgewand) geschehen ? "

(R 3) kiiii krtam | 8. sa evam aha | krtah parivartakah | kena särdham | upanandena sä(kyaputrena särdham |) . . . .

8. E r sprach: „ E s ist ein Tausch vollzogen." „Mit wem ?" „Mit dem Säkya(sohn) Upananda. (Ich habe das Gewand dem Säkyasöhn Upananda gegeben." „Aus welchem Grunde hast du den Tausch vollzogen ?")

9

9. („Weil) er ein alter Hausfreund war. Dieser früheren Vertrautheit wegen ist der Tausch vollzogen worden." (Die anderen Äjivikas sprachen: „Upananda hat dich getäuscht und betrogen.")

(R 4) (pau)räno grhasakhäslt | tayä piirvikayä visrabdhyä krtah pari(vartakah |) ..

10. (R 5) (va)ncito vä vipralabdho 10. „Ob ich betrogen oder getäuscht bin, aber der Tausch ist vollzogen." väpi tu krtah parivartakah | ta e(vam ähuh) 1) E d g e r t o n s. v . : fit for use. paribhogikavtivd

im Chinesischen wiedergegeben mit

Mathews,

C h i n e s e - E n g l i s h D i c t i o n a r y , g i b t a l s B e d e u t u n g dieses Z e i c h e n s : c o n s t a n t l y , f r e q u e n t l y , u s u a l l y , habitually, regular, c o m m o n , a rule, a principle. V g l . H . H ä r t e l , K a r m a v ä c a n ä , S . 7 5 : äsevakän

aträropayisyämi

cluaram

päribhogikam.

Dann

w e r d e ich die a n e i n a n d e r g e n ä h t e n Teile zu e i n e m a n g e m e s s e n e n G e w a n d v e r a r b e i t e n . S . 7 5 : aham

evamnämedam

pätrarn

(adhitisthämi

N . N . r i c h t e m e i n A u g e n m e r k a u f diese S c h a l e

\ bhiksäbhojane)

päribhogikam

\ Ich

F ü r die e r b e t t e l t e S p e i s e ist sie

be-

nutzbar. S . 7 6 : evamnämedam

pätram

....

adhitisthämi

r i c h t e m e i n A u g e n m e r k a u f diese S c h a l e

....

| bhojane

kalpikam

päribhogikam

j Ich N. N.

F ü r die S p e i s e ist sie a n g e m e s s e n , ist sie

be-

nutzbar. .

P T S D s. v . päribhogika:

b e l o n g i n g t o use or e n j o y m e n t .

Vgl. M i l i n d a p a n h a , p. 3 4 1 : sabbäpanam särlrikäni

päribhogikäni

cetiyäni

kho mahäräja

sangharatanan

bhagavato

navangam

buddhavacanam

ca. N y a n a t i l o k a s Ü b e r s e t z u n g ( B d . I I , S . 1 5 2 ) :

D e n L a d e n für alles, o K ö n i g , b i l d e n d a s n e u n f a c h e W o r t des B u d d h a , die seine l e i b l i c h e n R e s t e und G e b r a u c h s g e g e n s t ä n d e

e i n s c h l i e ß e n d e n S c h r e i n e u n d f e r n e r d a s K l e i n o d der

Junger-

schaft. J ä t a k a , V o l . I V , p. 2 2 8 , h e i ß e n die d r e i A r t e n v o n cetiya:

säririkam

päribhogikam

uddesikan

ti.

W . R o u s e ' s Ü b e r s e t z u n g : s h r i n e s for a relic of t h e b o d y , a r e l i c o f u s e o r w e a r , a relic of m e m o r i a l ( J ä t a k a T r a n s l a t i o n , V o l . I V , p. 1 4 2 ) . D u t o i t g i b t die S t e l l e f o l g e n d e r m a ß e n w i e d e r : Die Monumente von

k ö r p e r l i c h e n R e l i q u i e n , die zu E h r e n v o n G e b r a u c h s g e g e n s t ä n d e n

d i e zur E r i n n e r u n g ( J ä t a k a m , B d . I V , S. 2 7 1 ) .

und

N aihsargika-

Patayanlika-dharma

20

109

Den unmittelbaren Anschluß bildet ein nachträglich aufgefundenes Blatt der H a n d s c h r i f t 109, das an anderer Stelle behandelt werden wird. Der Äjivika geht zu Upananda, aus Angst vor der Strafe, die ihm seine Ordensbrüder androhen, und b i t t e t ihn, den Tausch rückgängig zu machen. U p a n a n d a geht nicht auf die Bitte ein und sagt, es sei ihm gleich, ob der andere geschlagen oder auf sonstige Weise b e s t r a f t werde. Diese H a l t u n g Upanandas erregt überall Anstoß. 11

(M 109, 1 V 1) 11. (Die Leute, die an den B u d d h a glaubten,) erhoben Vorwürfe, schalten und sprachen (ava)dhy(ä)yant(i) (k)s(ipan)ti vitadelnd: väcayanti |

12. k a t h a m n ä m a bhiksur nänäpra- 12. „Wie k a n n nur ein Mönch auf mancherlei Weise (Kauf und Verkauf betreiben ?") (käram k r a y a v i k r a y a m samäpadyetal)1) 13. (ye bhiksavo 'lpecchä a l p a k r t y ä 13. (Die Mönche, die wenig Wünsche h a t t e n , genügsam waren und sich zu dem asked h ü t a v ä d i n a s tesäm) 2 ) (V 2) t a y ä tischen Wandel bekannten), waren zornig, codanayä s m ä r a n a y ä m a n y u r ädes Tadels und des Vorwurfs wegen. sit | 14. tair e t a t p r a k a r a n a m (bhagavato 14. Sie (berichteten) diesen Vorfall (dem Erhabenen ausführlich). vistarenärocitam |)3) 15. (atha bhagavän etasmin nidäna 15. (Darauf ließ der Erhabene aus diesem Grunde und aus diesem Anlaß) die Geetasmin prakarane sam)(V 3)gham meinde versammeln. samnipätayati | 16. samgham samnipätya j ä h a m t o 16. Nachdem er die Gemeinde h a t t e versammeln lassen, (fragte Buddha der Erhabene buddhä b h a g a v a n t a h (prcchanti den Säkyasohn Upananda) — denn die prcchati buddho b h a g a v ä n upaBuddhas, die Erhabenen (fragen), obwohl nandam s ä k y a p u t r a m | satyani sie wissen — („Hast du dies wirklich getvam evam akärsit 4 ) | s a t y a m bha)t a n ?" „Wirklich), E r h a b e n e r . " (V 4)gavan | 17. anekaparyäyena buddho bhaga- 17. Aus mancherlei Anlaß tadelte Buddha der Erhabene den Säkyasohn U p a n a n d a . vän u p a n a n d a m s ä k y a p u t r a m vig a r h a f t i |) 18. (katham n ä m a bhiksur nänäpra- 18. (Wie kann nur ein Mönch auf mancherlei Weise Kauf und Verkauf betreiben ?) käram k r a y a v i k r a y a m samäpadyeta |)5) 19. (bhagavän anekaparyäye)(V 5)na 19. (Nachdem der Erhabene aus mancherlei Anlaß) getadelt h a t t e , sprach er zu den vigarhya bhiksün ä m a n t r a y a t e Mönchen: 20. t a s m ä t t a r h y adyägrena dasanu- 20. Von heute ab also, um der zehn Vorteile (samsän p r a t i t y a b h i k s ü n ä m s i k s ä willen, (gebe ich den Mönchen eine Vor•1) E r g ä n z t n a c h F i n o t , Prätiraoksasütra, p. 498, u n d A b s a t z 21. 2) E r g ä n z t n a c h M 112, 1 R 2 / 3 . 3) A b s a t z 1 4 — 1 7 , 1 9 — 2 0 f o r m e l h a f t e

W e n d u n g e n , siehe S. 13 f. 4) Ü b e r den Gebrauch der 3. pers. s t a t t der 2. pers. siehe S. 41. 5) E r g ä n z t n a c h A b s a t z 21.

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvästivädins

110

padani p r a j n ä p a y i s y a m i | evam caitac chiksäpadam uddestavya)-

schritt. Diese Vorschrift soll folgendermaßen v e r k ü n d e t werden:)

(R l ) m |

21. y a h punar bhiksur nänäpra- 21. Wenn ein Mönch auf mancherlei Weise Kauf und Verkauf betreibt, ist es ein käram k r a y a v i k r a y a m s a m ä p a Naihsargika-(Pätayantika-Vergehen.) dyeta nai(hsargikä p ä t a y a n t i k ä |) Ko m m e n t a r 22. (nänäprakärani sabhägena sabhä- 22. (Auf mancherlei Weise h e i ß t : Gleiches gegen Gleiches und Verschiedenes gegen) gam visabhägena vi)(R 2)sabhäVerschiedenes einhandeln. gam I1) 23. t a t r a sabhägena sabhägam pätra- 23. Gleiches gegen Gleiches [einhandeln] h e i ß t : Eine Almosenschale ist gleich einer sya p ä t r a m sabhägam | Almosenschale. 24. civarasya (clvaram kumbhasya 24. (Ein Gewand) ist gleich einem Gewand, (ein Topf ist gleich einem Topf, ein Schlüsk u m b h a m kuncikäyäh kuiicikä sel ist gleich einem Schlüssel, Medizin für yämikasya yämikam 2 ) kälikasya eine Nacht ist gleich Medizin für eine kälikam 3 ) saptähika) ( R 3 ) s y a sapNacht, Medizin für eine bestimmte Zeit tähikam 4 ) yävajjlvikasya y ä v a j ist gleich Medizin für eine bestimmte jlvikam 5 ) sabhägam | tenä(ha sabZeit,) Medizin für eine Woche ist gleich hägam sabhägena |) Medizin f ü r eine Woche, Medizin f ü r das ganze Leben ist gleich Medizin für das ganze Leben. Daher heißt es (Gleiches gegen Gleiches [einhandeln].) 25. (visabhägam visabhägena pätra- 25. (Verschiedenes gegen Verschiedenes einhandeln h e i ß t : Ein Gewand ist verschiesya clvaram visabhägam |) den von einer Almosenschale.) 26. (pätrasya k u m b h a m kuficikä kä)- 26. (Von einer Almosenschale sind Topf, (R 4)likam yämikam saptähiSchlüssel, Medizin f ü r eine bestimmte kam yävajjivikam visabhägam | Zeit), für eine Nacht, für eine Woche, f ü r das ganze Leben verschieden. 1) Absatz 22—28 ergänzt nach der chinesischen Übersetzung. 2) Die Heilmittel für eine N a c h t w a c h e sind: coca (Kokosnußmilch), moca (Saft des SälmaliBaums), kola (saurer Saft), asvattha (Saft der Blätter des A s v a t t h a - B a u m e s ) , udumbara (Saft der Blätter des U d u m b a r a - B a u m e s ) , pärusika (Saft der Grewia Asiatica), mrdvikä (Traubensaft) und kharjüra (Dattelsaft). (Gilgit Manuscripts, Vol. III pt. i p. 2, ii, 262). 3) Die Heilmittel für eine b e s t i m m t e Zeit sind manda (Reiswasser), odana (Reisgrütze), kuImüsa (saure Grütze) und mämsapüpa (Fleischklöße). (Ebenda.) 4) Die Heilmittel für eine W o c h e sind: sarpis (ausgelassene Butter), taila (Öl), phänita (Melasse), madhu (Honig) und sarkarä (Zucker). (Gilgit Manuscripts, Vol. III pt. i p. 2, iii). Vgl. N P 30. 5) Die Heilmittel für das ganze Leben sind: mülabhaisajya (Heilmittel aus Wurzeln), gandabhaisajya (Heilmittel aus Stengeln), patrabhaisajya (Heilmittel aus Blättern), puspabhaisajya (Heilmittel aus Blumen), phalabhaisajya (Heilmittel aus Früchten), paiica jatüni (fünf Dinge v o m Lackbaum), paiica ksäräh (fünf beißende Dinge), paiica lavanäni (fünf salzige Dinge), paiica kasäyäh (fünf scharfe Dinge). (Ebenda.)

N aihsargika-

Patayantika-dharma

111

20—21

27. clvarasya k u m ( b h a m kuncikä kä- 27. Von einem Gewand sind Topf, (Schlüssel, likam y ä m i k a m s a p t ä h i k a m yäMedizin f ü r eine bestimmte Zeit, f ü r eine vajjivikam visabhägam |) Nacht, f ü r eine Woche, f ü r das ganze Leben verschieden.) 28. (kumbhasya kälikam yämikam 28. (Von einem Topf sind Medizin für eine saptähi)(R 5)kam yävaj(j)ivikam bestimmte Zeit, für eine Nacht, f ü r eine p ä t r a m clvararii visabhägam | käWoche) f ü r das ganze Leben, Almosenlikasya 1 ) schale und Gewand verschieden. Nachdem die Aufzählung der Dinge, die verschieden voneinander sind, beendet ist, folgt die übliche Erklärung von Naihsargika-Pätayantika-dharma 2 ). KasuistikWenn ein Mönch, um Vorteil zu haben, etwas k a u f t , so wird er eines Duskrta-Vergehens schuldig; wenn er etwas verkauft, ist es ebenso; wenn er dagegen k a u f t u n d verkauft, ist es ein Naihsargika-Pätayantika-Vergehen. Da die Mönche, wenn sie etwas getauscht haben und dies reuig bekennen, nach einer ersten Verordnung des B u d d h a ihre eigenen Gegenstände zurückverlangen dürfen, n u t z t die Gruppe der sechs Mönche dies aus und t r ä g t die Gewänder anderer Mönche einen halben oder ganzen Monat lang. Als die getauschten Gewänder abgetragen sind, fordern sie ihre eigenen zurück. Die Tauschpartner wollen sie nicht wieder hergeben, und es entsteht Streit. Der B u d d h a entscheidet, daß die getauschten Gegenstände innerhalb einer Woche zurückgefordert werden müssen. Nach Ablauf dieser Frist kann ein Tausch nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Gruppe der sechs Mönche fordert teure Gewänder f ü r einen geringen Preis, und die Kaufleute beschweren sich. Braucht ein Mönch, entscheidet der B u d d h a darauf, einen bestimmten Gegenstand nötig, darf er ihn dreimal fordern, und die Summe, die ihm zur Verfügung steht, nennen. Wenn der Verkäufer nicht einwilligt, m u ß der Mönch zu einem Beauftragten gehen und ihn bitten, den Kauf für ihn zu tätigen. Er darf dem Laien Anweisung geben, was er dafür zu bieten h a t . Wenn die Mönche, um Vorteil davon zu haben, gegen Gold-, Silber- oder andere Münzen einkaufen oder verkaufen, so müssen die erworbenen Gegenstände, wenn sie geringen Wert haben, fortgeworfen werden; wenn sie wertvoll sind, müssen sie einem Mittelsmann übergeben werden. (Siehe N P 19.)

NAIHSARGIKA-PÄTAYANTIKA-DHARMA PÄTRAD Behalten

21

HÄRANAM

einer (zusätzlichen)

Almosenschale

Vorgeschichte Weil die Gruppe der sechs Mönche viele Almosenschalen hat, die nicht gebraucht werden, gibt der Buddha die Vorschrift: 1) In dem chin. Text werden v o n dieser Stelle ab nicht mehr alle Gegenstände, die verschieden voneinander sind, aufgezählt. 2) Siehe S. 9, Anm. 6.

112

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvästivadins

„ E i n Mönch darf eine zusätzliche Almosenschale bis zum zehnten Tag aufheben. Wenn er sie länger aufhebt, ist es ein Naihsargika-Pätayantika-Vergehen 1 )." Kommentar Es gibt drei Arten Almosenschalen, große, mittlere und kleine. Eine große Almosenschale faßt drei Prasthas 2 ) Reis, ein Prastha Soße und die Hälfte davon an anderen Speisen. Eine kleine Schale faßt ein Prastha Reis, ein halbes Prastha Soße und die Hälfte davon an anderen Speisen. Eine Schale, die dazwischen liegt, ist eine mittlere Schale. Eine Schale, die größer als die große und kleiner als die kleine ist, wird nicht als Almosenschale bezeichnet. Kasuistik Wenn ein Mönch eine zusätzliche Almosenschale länger als zehn Tage behält, ist. es ein Naihsargika-Pätayantika-Vergehen.

NAIHSARGIKA-PATAYANTIKA-DHARMA

22

PÄTRAPARISTIH Bemühung

um eine

Almosenschale

Vorgeschichte (Jpananda, der Säkyasohn, geht mit einem Kaufmann eine Straße entlang und sieht eine schöne Almosenschale bei einem Händler. Sie gefällt ihm, und er bittet seinen Begleiter, sie ihm zu schenken. Dieser erfüllt seinen Wunsch, und als Upananda in das Jetavana kommt, zeigt er voller Stolz seinen neuen Besitz. Die Mönche fragen ihn, ob er seine alte Almosenschale noch habe, und als er diese Frage bejaht, tadeln sie ihn, und der Buddha gibt die Vorschrift: „Wenn die Almosenschale, die ein Mönch benutzt, beschädigt ist und an weniger als fünf Stellen repariert ist, und dieser Mönch um eine neue Schale bettelt, weil er etwas Schönes haben will, ist es ein Naihsargika-Pätayanika-Vergehen. Diese Schale muß in der Mönchsgemeinde abgegeben werden und die geringste Schale dieser Gruppe von Mönchen muß diesem Mönch gegeben werden und er muß ermahnt werden: ,Du, Mönch, behalte diese Schale, bis sie zerbricht.' So muß man verfahren 3 )."

1) (F) da[sä]hapara[mam] bhiksunä atinktam pätram nihsargikä pätayantikä | 2) §) H ¿|5 iü Po-Ian-ch'ü =

äsandi. phalaka?

va abhyavakase

prajnapya

lata

prakramen

140

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der S a r v ä s t i v ä d i n s

spitzen Beinen und mit krummen Beinen. Die Betten mit feinem Geflecht werden in die gleichen fünf Gruppen eingeteilt. Matratzen werden gefüllt mit Zuckerrohrrückständen, Gurken- oder Melonenschößlingen, Wolle, Flachs, Baumwolle, Munjagras, Hanf oder Moos. Es gibt Chü-chih'J-Decken, Leinen-, Woll- und Baumwolldecken. Kasuistik Wenn ein Mönch im Freien Sitzgelegenheiten der Gemeinde ausbreitet und sich vom Klostertor weiter als neunundvierzig Schritte entfernt, ohne die Sachen weggeschafft zu haben, so ist es ein Pätayantika-Vergehen. Sitzen zwei Mönche zusammen im Freien und geht einer vorher fort, so ist derjenige, der dableibt, für das Aufräumen verantwortlich. Lassen sich Laien auf den Betten oder Stühlen nieder, muß man warten, bis sie sich entfernen. Wenn ein Mönch krank wird, müssen andere für ihn Ordnung schaffen. Wenn jemand nicht Ordnung schafft, weil er den Schlüssel zum Aufbewahrungsort verloren hat oder weil eine der acht Gefahren entsteht 2 ), so ist er nicht schuldig. PÄTAYANTIKA-DHARMA 15 SAMSTARAH (Über

das Forträumen

von.)

Matte(n)

Vorgeschichte Zwei Mönche kommen nach Srävasti und übernachten zusammen in einer Zelle. Am nächsten Morgen, als sie weiterziehen, räumen sie die benutzten Decken und Matten nicht fort, so daß Insekten daran großen Schaden anrichten. Der Buddha sieht dies auf einem Rundgang und gibt den Mönchen die Vorschrift: „Wenn ein Mönch in einer Zelle Sitz- oder Schlafstätten ausbreitet oder ausbreiten läßt und darauf sitzt oder liegt und fortgeht, ohne sie aufzuheben oder aufheben zu lassen, so ist das ein Pätayantika-Vergehen 3 )." Kommentar Es gibt Zellen, die der ganzen Gemeinde gehören, und solche, die einem einzelnen Mönch gehören. Kasuistik Räumt ein fremder Mönch seine Lagerstatt in der Zelle nicht auf, ist es ein Pätayantika-Vergehen. Wenn ein alteingesessener Mönch seine Decken nicht wegräumt, aber die Absicht hat, es später zu tun, dann das Gebiet verläßt und aus irgend einem Grunde nicht zurückkehren kann, so ist es ein Duskrta-Vergehen. Wer den Bereich eines Klosters verläßt, soll sein Bett der Gemeinde übergeben, indem er dem Gemeindebeauftragten seinen Zellenschlüssel aushändigt und ihm seine Zelle und das freigewordene Lager zeigt. Ein Mönch soll sein Bettzeug dem Mönch anvertrauen, der die Schlafstätten verteilt oder einem Klosteraufseher oder dem Mann, der die •l)(Ä$L. Kusa? 2) Ü b e r die a c h t G e f a h r e n siehe S . 2 0 6 , A n m . 2. 3) (F) yah punar noddharen

bhiksuh

noddhärayed

sämghike

vä pätayantikä

vihäre |

sayyöm

samstirya

vä namstnrayed

vä tatak

prakramen

Patayantika-dharma

15—11

141

Zellen sauber macht. Gibt es keine solchen Leute im Kloster, so soll er sich zur Übergabe einen tugendhaften, verdienstvollen Mönch suchen oder einen Klosterwächter. Einem schlechten Mönch oder einem Novizen dürfen die benutzten Gegenstände nicht übergeben werden. Ist in der Zelle ein Kleiderhaken, so soll man Decken, Matratzen und Kissen daran aufhängen. Wo kein Kleiderhaken vorhanden ist, sollen die Sachen auf ein B e t t gelegt werden, vier Zoll von der Wand entfernt.

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 16 NISKARSANAM C Mönche

aus ihren Zellen)

vertreiben

Vorgeschichte Der Mönch Yasa will mit fünfhundert Gefährten die Regenzeit in Srävasti verbringen. Gemeinsam treffen sie mancherlei Vorbereitungen dazu, stopfen Löcher in den Mauern der Zellen, bringen Sitzgelegenheiten in Ordnung und schütteln Matratzen und Kissen aus. Die Gruppe der sechs Mönche macht aus Faulheit nicht mit, später aber, als die anderen mit den Arbeiten fertig sind, versuchen die sechs, unter Berufung darauf, daß sie älter seien, Yasa und seine Freunde aus ihren Behausungen zu vertreiben. Es entsteht eine Schlägerei. Die sechs Mönche verwunden einige ihrer Gegner und beschädigen deren Almosenschalen und Gewänder. Der Buddha gibt aus diesem Anlaß die Vorschrift: „Wenn ein Mönch zornig, ärgerlich geworden und unzufrieden jemanden aus seiner Zelle vertreibt oder vertreiben läßt mit den Worten: ,Du Tor, geh, verschwinde, du darfst hier nicht bleiben', so ist das ein Pätayantika-Vergehen, außer wenn er einen Grund h a t 1 ) . " Kasuistik Wenn ein Mönch einen Ordensbruder aus Zorn vertreibt oder vertreiben läßt, ist das ein Pätayantika-Vergehen, falls es ihm gelingt. Hat er keinen Erfolg, wird er eines Duskrta-Vergehens schuldig. Es ist kein Vergehen, wenn man jemanden fortschickt, weil die Zelle einzustürzen droht.

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 17 ANUPRASKANDYAPÄTAH Einfall

(in ein Haus)

unter

Gewaltanwendung2)

Vorgeschichte Käjodäyin hat einen unruhigen Schlaf, er schnarcht, spricht im Traum und wälzt sich auf seinem Lager hin und her. Niemand will ihn als Zellengenossen haben. Doch er breitet unbekümmert sein Bettzeug in einer Zelle aus, in der sich andere schon 1) (F) yah punar bhiksur abhisaktakupitas candikrtonäptamänä sämghikäd vihäräd bhiksuw niskarsen niskarsayed va cara parena mohapurusa nasya tvarn na tvayeha vastavyam idarn eva pratyayam krtvänanyathät pätayantikä j 2) Edgerton: anupraskandati encroaches, intrudes upon. Tibetisch (Mahävyutpatti 8437): phyis-snon-pa, chinesisch: ^ JijE ¡Ji| \ (später kommen und mit Gewalt eintreten).

142

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der S a r v ä s t i v ä d i n s

vorher niedergelassen haben und verkündet den Genossen, sie könnten ja weggehen, wenn es ihnen nicht passe. Der Buddha gibt aus diesem Anlaß die Vorschrift: „Wenn ein Mönch, der weiß, daß sich andere in einer Zelle ihre Lagerstatt ausgebreitet haben, später kommt und seine eigene Lagerstatt mit Gewalt ausbreitet oder von jemandem ausbreiten läßt, in dem Gedanken: ,Wem es nicht paßt, der kann fortgehen', so ist das ein Pätayantika-Vergehen, außer wenn er einen Grund hat 1 )." Kasuistik Breitet ein Mönch sein Bettzeug mit Gewalt aus oder läßt er es ausbreiten und gelingt es ihm, sich Platz zu schaffen, ist das ein Pätayantika-Vergehen. Bleibt sein Versuch ohne Erfolg, so ist es ein Duskrta-Vergehen. Wenn er Fenster und Türen aufmacht und wieder schließt, Feuer und Licht anzündet und auslöscht, Sütras rezitiert, und Fragen stellt, alles in der Absicht, andere zu ärgern, so ist es ebenfalls ein Pätayantika-Vergehen .

PÄTAYANTIKA-DHARMA 18 ÄHÄRYAPÄDAKÄROHT2) Einer,

der auf einem

Bett mit ausziehbaren

Beinen

sitzt

Vorgeschichte Zwei Mönche bekommen in Srävasti zusammen eine zweistöckige Hütte zugewiesen. Derjenige, der unten wohnt, ist still und ruhig und liebt zu meditieren, während der andere Sütras rezitiert, singt, lacht und lärmt. Er setzt sich auf ein Bett mit spitzen Füßen, die die Decke zum Untergeschoß durchstoßen und den unten sitzenden Mönch schwer verletzen. Aus diesem Anlaß verkündet der Buddha die Vorschrift: „Wenn ein Mönch sich im oberen Stockwerk einer Hütte mit Wucht auf ein Bett mit spitzen Füßen setzt oder legt, ist das ein Pätayantika-Vergehen 3 )." Kasuistik Wenn ein Mönch sich in der oberen Etage einer Hütte mit Wucht auf ein Bett oder einen Stuhl mit einem oder mehreren spitzen Füßen setzt, seien sie aus Stein, Holz, Ton oder Metall, so ist das ein Pätayantika-Vergehen. Es ist kein Vergehen, wenn die Füße aus verfaultem Holz bestehen oder mit Gras, Stoff oder einem Gewand umwickelt sind.

1) (F) yah. punar bhiksuh sämghike vihäre jänam pürvopagatam bhiksum pascäd ägatyänupraskandya sayyärn kalpayed y'asya sambädham. bhavisyati sa prakramisyati idam eva pratyayam krtvänanyathät pätayantikä | 2) E d g e r t o n : ähäryapädakärohi: one w h o m o u n t s or sits u p o n (a couch) h a v i n g insertatile legs. T i b e t i s c h ( M a h ä v y u t p a t t i 8438): rtsa-ba hbyun-ba-la hdug-pa. 3) (F) yah punar bhiksuh sämghike vihäre upariuihäyasikutikäyäm ähäryapädake pithe vii maiice oä balena nisìded vä nipadyed vä [päta]yantikä |

Patayantika-dharma

143

18—20

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 19 SAPRÄNIKOPABHOGAH Gebrauch von Wasser,

das Lebewesen

enthält

Vorgeschichte Der Mönch Chanda gießt Wasser, das Kleinlebewesen enthält, auf Gras aus un d r ü h r t Lehm mit solchem Wasser an. Seine Ordensbrüder ermahnen ihn, Mitleid zu haben mit den Lebewesen, die durch sein Verschulden zugrunde gehen, doch Chanda hört nicht auf sie. Der Buddha erläßt aus diesem Anlaß die Vorschrift: „Wenn ein Mönch, der weiß, daß Wasser Lebewesen enthält, solches Wasser auf Gras ausgießt oder Lehm damit a n r ü h r t oder andere damit b e a u f t r a g t , so ist das ein Pätayantika-Vergehen ." Kommentar Wasser enthält Lebewesen, wenn man sie mit dem Auge sehen oder mit einem Sieb herausfischen kann. Kasuistik Wenn ein Mönch wissentlich Wasser, das Lebewesen enthält, dazu b e n u t z t , es auf Gras auszugießen oder Lehm damit anzurühren, oder wenn er jemanden damit beauftragt, und die Tierchen sterben, so ist das ein Pätayantika-Vergehen. Ein Mönch wird ebenfalls eines Pätayantika-Vergehens schuldig, wenn er solches Wasser auf andere Pflanzen, trockene Erde oder K u h m i s t gießt. Wenn ein Mönch Wasser, in dem Lebewesen sind, zu solchen Zwecken benutzt, so ist das — mag er sich bewußt sein, daß Kleinlebewesen darin sind, oder Zweifel darüber haben oder glauben, es sei frei von Tierchen — ein Pätayantika-Vergehen. Wenn das'Wasser keine Lebewesen enthält und der Mönch glaubt, es enthalte welche, oder wenn er Zweifel darüber h a t und das Wasser gebraucht, so wird er eines Duskrta-Vergehens schuldig. Es ist kein Vergehen, wenn das Wasser frei von Tierchen ist und der Mönch sich darüber im klaren ist. P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 20 DVAU VÄ TRAYO YÄ C H A D A N A P A R Y Ä Y Ä Zwei- oder dreimal

sollen

Verfahren

zum Decken

(eines

DÄTAVYÄH

Daches)

angewandt

werden

Vorgeschichte Da der Mönch Chanda beim Bau eines großen Klosters in Kausämbi aus Faulheit nicht jeden Tag nach dem Rechten sieht, stürzt das halbfertige Gebäude mehrmals ein. Der B u d d h a erläßt deswegen die Vorschrift: „ W e n n ein Mönch ein großes Gebäude errichten will, muß er die Erde ebnen, um Mauern, Balken, Türen und Fenster aufzurichten, und er darf zwei- oder dreimal (das Dach) decken. T u t er es öfter, ist es ein P ä t a y a n t i k a - V e r g e h e n 2 ) . " 1) (F) yah punar bhiksuh sapränakenodakena jänam trnam vä mrttikam vä sincet secayed vä palayantikä | 2) (F) mahallakam bhiksunä vihäram kärayatä yävad dvärakosärgadasthä[pä]na älokasamtabhümi vyädhisthätavyä lata uttary adhisthahet pätayantikä | Im Prätimoksasütra lautet die Formel, abweichend v o n der Vibhanga-Fassung, in der Übersetzung von Huber: Si un bhiksu veut bätir une grande demeure, il peut, une seconde et une

144

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinäyavibhanga der Sarvästivadins

Kommentar „ E i n großes G e b ä u d e " ist eine Wärmehalle, eine Predigthalle, eine Halle mit Giebeln, ein hoher Turm, ein mehrstöckiges Gebäude, ein langes, schmales Haus. „ M a u e r n " sind entweder aus Holz oder aus Lehm. „Die Erde ebnen" heißt: sie herrichten und mit Farbe Grundrisse darauf zeichnen. Kasuistik W e n n ein Mönch ein Gebäude mehr als dreimal mit Gras, Holz 1 ) oder Ziegeln bedeckt, ist das ein Pätayantika-Vergehen. Es ist kein Vergehen, wenn er Platten 2 ), Vogelfedern oder Wurzeln von Usïragras verwendet.

P Ä T A Y A N T I K A - D H ARMA 21 ASAMMATAVAVADAH (Die Nonnen)

ohne Erlaubnis

unterweisen

Vorgeschichte Der Buddha b e a u f t r a g t die Mönche, den Nonnen das Gesetz zu verkünden, und sie t u n es der Reihe nach. Als Änanda den Mönch P a n t h a k a 3 ) auffordert zu predigen, weigert sich dieser zunächst und wendet ein, er wisse nicht viel, er habe während der ganzen Regenzeit nur einen einzigen Vers gelernt. Auf Änandas Drängen willigt P a n t h a k a schließlich ein. Viele Nonnen, die sonst nicht zur Predigt in das J e t a v a n a kommen, erscheinen, weil sie glauben, sie brauchten bei P a n t h a k a nicht viel zu lernen. Nach der Predigt f ü h r t P a n t h a k a den Nonnen seine Zauberkraft vor, wodurch einige die F r u c h t des Stronieintritts, des Einmalwiederkehrens, des Nichtwiederkehrens und der Arhatschaft erlangen. Als die Gruppe der sechs Mönche an der Reihe ist, treibt sie allerlei Unfug mit jungen Nonnen, die noch nicht fest im Glauben und in der Disziplin sind. Mahäprajäpati beschwert sich hierüber beim Buddha, der die Vorschrift g i b t : „ W e n n ein Mönch den Nonnen predigt, ohne von der Gemeinde dazu b e a u f t r a g t worden zu sein, so ist es ein Pätayantika-Vergehen 4 )." Die Gruppe der sechs Mönche ist sich im klaren darüber, daß sie nicht wieder von der Gemeinde angewiesen werden wird, den Nonnen zu predigen. Daher verlassen die troisième fois, à partir du sol, réparer graduellement les portes et les fenêtres pour les rendre solides. S'il s'y reprend plus de trois fois, il y a pâtayantika. R h y s D a v i d s uiid Oldenberg (Vinaya Texts, Vol. I, p. 35, S. B. E. X I I I ) bemerken zu dieser Formel: This m i e , dirèoted against too great luxury in the matter of a perfectly finished dwelling, is somewhat obscure, owing to our w a n t of information as to the mode in which such dwellings should be put up. It refers probably to a hut, albeit a large one, of wattel and daub. Im Pâli lautet die Formel : mahallakam pana bhikkhuna vihäram karayamänena yâua dvärakosä aggalattkapanäya älokasandhiparikammäya dvitticchadanassa pariyäyam appaharite thitena adhttthätabbam. tato ce uttari appaharite pi thito adhilthaheyya, päcittiyan ti (Vinaya-Pitaka, Vol. IV, P-47).

vmm-

2)

3) fix 4 # Pan-tê, Pâli: Cüjapanthaka (a. a. 0 . , S. 54 f.). 4) (F) yah punar bhiksur asammatah samghena bhiksunlr

ava[vadet

pâtayantika]

|

Patayantika-dharma

145

21—22

Sechs die Grenzen des Gemeindebezirks, erteilen einander einen Auftrag und verkünden Nonnen das Gesetz. Mahäprajäpati berichtet dies dem Buddha, der bestimmt, daß ein Mönch fünf Bedingungen erfüllen müsse, ohne die er nicht von der Gemeinde mit dem Predigtamt beauftragt werden könne, und zwar müsse er volle zwanzig Jahre ordiniert sein, die Ordensregeln halten, gelehrt sein, predigen können, kein Samghävasesa-Vergehen begangen haben und nicht Schüler, Novizen und Novizinnen beleidigt haben. Erhält ein Mönch von der Gemeinde den Auftrag, den Nonnen zu predigen, ohne daß diese Bedingungen erfüllt sind, so ist der Auftrag ungültig und wenn der Mönch predigt, ist das ein Pätayantika-Vergehen. Erhält ein Mönch einen gültigen Auftrag, der nicht ordnungsgemäß verkündet wurde, so ist es Duskrta, wenn er predigt. Predigt er, ohne vorher gefragt zu haben, ob alle Nonnen erschienen seien, und ohne die schweren Verpflichtungen 1 ) zu Beginn zu verkünden, so ist es ebenfalls Duskrta. PÄTAYANTIKA-DHARMA 22 ASTAMITÄVAVÄDAH Predigen

nach

Sonnenuntergang

Vorgeschichte Der Buddha bittet den Mönch Nanda, den Nonnen zu predigen, und weist die Gemeinde an, Nanda einen Auftrag dazu zu erteilen. Die Gemeinde faßt einen Beschluß darüber. Nanda begibt sich am Vormittag in die Stadt auf Bettelgang und predigt am Nachmittag, als die Nonnen in das Jetavana kommen. Die Nonnen sind so beeindruckt von seiner Predigt, daß sie nicht weggehen. Nanda hört daher erst bei Sonnenuntergang auf, das Gesetz zu verkündigen. Als die Nonnen nun das Kloster verlassen und in die Stadt zurückkehren wollen, finden sie das Stadttor verschlossen. Sie müssen daher draußen übernachten. Einige lagern unter Bäumen, andere am Rande eines Brunnens oder an der Stadtmauer. Als der Torwächter am Morgen die Nonnen sieht, fragt er sie, woher sie kämen und wo sie die Nacht verbracht hätten. Sie erzählen es ihm, und er erhebt Vorwürfe, daß sie wie Dirnen am Morgen in die Stadt zurückkehrten. Der Buddha gibt die Vorschrift: „Wenn ein Mönch von der Gemeinde beauftragt wurde, den Nonnen zu predigen, und er predigt bis zum Sonnenuntergang, so ist es ein Pätayantika-Vergehen 2 )." Kasuistik Predigt ein Mönch den Nonnen bis nach Sonnenuntergang, so ist es ein PätayantikaVergehen. Wenn die Sonne untergegangen ist, so ist es ein Pätayantika-Vergehen, mag er sich nun dessen bewußt sein, daß die Sonne untergegangen ist, oder glauben, sie sei noch nicht untergegangen, oder im Zweifel darüber sein. Wenn die Sonne noch nicht untergegangen ist und meint er, sie sei untergegangen, oder ist er sich nicht sicher, ob sie untergegangen ist oder nicht, so wird er eines Duskrta-Vergehens 1) Die a c h t s c h w e r e n V e r p f l i c h t u n g e n w u r d e n M a h ä p r a j ä p a t i v o m B u d d h a als B e d i n g u n g für die Z u l a s s u n g v o n F r a u e n z u m O r d e n g e g e b e n . Sie b e z i e h e n sich auf die U n t e r o r d n u n g der N o n n e n . u n t e r die Mönche. (Siehe C u l l a v a g g a X , 4 ; E . W a l d s c h m i d t , B h i k s u n l p r ä t i m o k s a , S. 118ff.) 2) (F) sam[ma]tato

pi bhi[ksur

10 R o s e n , Der Vinayavibhanga

a]stamgamanakälasamayäd

bhiksunir

ava[vad~]e[t pä]tayantikä

|

146

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhanga der Sarvästivädins

schuldig, wenn er den Nonnen predigt. Wenn die Sonne noch nicht untergegangen ist, und er ist sich im klaren darüber, ist es kein Vergehen, wenn er Ordensschwestern das Gesetz verkündigt. P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 23 ÄMISAKIfiCITKAVAVÄDAH1) CDen Nonnen)

um eines geringen

Vorteils willen

predigen

Vorgeschichte Die Gruppe der sechs Mönche weiß, daß sie nicht wieder von der Gemeinde beauft r a g t werden wird, den Nonnen zu predigen. Daher sagt sie aus Eifersucht, die Mönche verkündeten den Nonnen das Gesetz nicht um des Gesetzes willen, sondern u m Gewänder, Almosenschalen, Schlüssel oder Heilmittel zu bekommen. Der B u d d h a gibt aus diesem Anlaß die Vorschrift: „ W e n n ein Mönch sagt, die Mönche predigten den Nonnen um eines Vorteils willen, so ist es ein Pätayantika-Vergehen 2 )." Kasuistik Wenn ein Mönch andere Mönche beschuldigt, eines Gewandes, einer Almosenschale, eines Schlüssels oder einiger Heilmittel wegen den Nonnen zu predigen, so ist es in jedem Falle ein Pätayantika-Vergehen.

P Ä f A Y A N T I K A - D H A R M A 24 B H I K S U N I S A R T H E N A S A H A GAMANAM Mit einer Schar Nonnen

zusammen

reisen

Vorgeschichte Die Gruppe der sechs Mönche begibt sich zusammen mit Nonnen, die zu D e v a d a t t a halten, auf Wanderschaft. Unterwegs lachen sie laut und scherzen miteinander. Laien, die dies beobachten, sind entrüstet. Aus diesem Anlaß verbietet der Buddha den Mönchen, mit Nonnen zusammen zu reisen. Ein andermal b i t t e n Nonnen eine Gruppe von Mönchen, sich ihr anschließen zu dürfen, da der Weg, auf dem sie ziehen wollen, gefährlich sei. Die Mönche halten sich an das vom B u d d h a gegebene Verbot, reisen allein weiter und erreichen unbelästigt ihr Reiseziel. Die Nonnen hingegen werden von R ä u b e r n angefallen und ausgeplündert. Der Buddha erläßt folgende Vorschrift: „ W e n n ein Mönch mit einer Nonne eine Verabredung trifft, gemeinsam eine Reise von einem Dorf zu einem anderen Dorf zu machen, so ist es ein P ä t a y a n t i k a - V e r 1) Edgerton s. v. kimcitka: for the sake of a trifle of wordly things. P T S D . s. v. Smisakincikkhahetu: for the sake of some (little) gain. Tibetisch (Mahävyutpatti 8444): zas-cun-zad-kyi u m phyir ston-po Predigen u m ein wenig Speise willen. Chinesisch: ® ffc J t i S des Trinkens u n d Essens willen predigen. 2) (F) yah punar bhiksur evam [va]de[d Sm]isahetor bhik[savo bhiksunir avavadanti pätayantika |]

Patayantika-dharma

147

23—25

gehen, außer wenn es einen (triftigen) Grund gibt. Ein (triftiger) Grund ist die Notwendigkeit, auf der Reise Gefährten zu haben, weil der Weg gefährlich i s t 1 ) . " Kommentar „ E i n e R e i s e " bedeutet: eine Reise zu Wasser oder zu Lande. Wenn die Gefahr besteht, daß Nonnen auf einer Reise Gewänder und Almosenschalen oder ihrenProviant verlieren, müssen die Mönche diese Dinge für sie tragen bis zu einem sicheren Ort, an dem sie den Nonnen ihren Besitz wiederzugeben haben und sich von ihnen trennen müssen. Kasuistik Wenn Mönche mit Nonnen eine Verabredung treffen, gemeinsam von einem Dorf zu einem anderen zu Wasser oder zu Lande zu reisen, so ist es ein Pätayantika-Vergehen. Falls sie unterwegs umkehren, ist es ein Duskrta-Vergehen. Es ist kein Vergehen, wenn Mönche und Nonnen sich nicht verabreden oder wenn eine Königin 2 ) mit ihnen reist.

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 25 SABHIKSUNIJÄLAYÄNODHIH Reisen

mit Nonnen

in

Wasserfahrzeugen

Vorgeschichte Die Gruppe der sechs Mönche fährt mit Nonnen, die zu Devadatta halten, zusammen auf einem Schiff. Laien auf beiden Ufern des Flusses sehen Mönche und Nonnen miteinander scherzen und lachen und erheben Vorwürfe deswegen. Der Buddha verbietet den Mönchen, mit Nonnen auf einem Schiff zu fahren. Es begibt sich nun, daß Nonnen eine Nacht am Ufer eines Flusses zubringen müssen und von Räubern überfallen werden, weil sie .nicht mit Mönchen zusammen auf dem gleichen Boot übersetzen dürfen. Daher schränkt der Buddha die Vorschrift folgendermaßen ein: „Wenn ein Mönch mit einer Nonne eine Verabredung trifft, flußauf oder flußab auf einem Schiff zu fahren, so ist es ein Pätayantika-Vergehen, außer wenn sie übersetzen 3 )-." Kasuistik Wenn ein Mönch sich mit einer Nonne verabredet und mit ihr stromauf oder stromab von einem Dorf zu einem anderen fährt, so ist es ein Pätayantika-Vergehen; wenn sie unterwegs umkehren, ist es ein Duskrta-Vergehen. Wenn sie eine Rufweite fahren auf einer Strecke, an der es keine Dörfer gibt, ist es auch ein Pätayantika-Vergehen; kehren sie unterwegs um, ist es Duskrta. Es ist kein Vergehen, wenn Mönche und Nonnen gemeinsam übersetzen und dabei von der Strömung abgetrieben werden oder wenn sie an einem steilen Ufer nicht landen können. 1) (F) [yah punar] bhiksur bhiksunyä särdha(m) samvidhäya samäno märga[m) pratipadyeta antato grämäntarepy anyatra sama(yät pä)tayantikä | [taträyam samayah] . . . matah sabhayasammatah sapratibhayabhairavasammatoyam tatra samayah | 2) Vielleicht weil eine Königin mit einem großen Gefolge reist. 3) ( F ) yah punar bhiksur bhiksu[nyä särdham samvidhäya samäna]nävam gäminlm vädhogämi]nim vänyatra tiryak pärasamtaranät pätayantika | 10*

adh(i)ruh(e)d

ü[rdhva-

148

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der S a r v ä s t i v ä d i n s

PÄTAYANTIKA-DHARMA 26 CIVARADÄNAM Gabe eines

Gewandes

Vorgeschichte Ein Mönch gibt der Nonne Sthülanandä, die er von früher her kennt, auf ihr Bitten sein neues Gewand. Als sich die Mönche im letzten Monat der Regenzeit mit neuen Gewändern zum Buddha begeben, fällt es auf, daß der Mönch, welcher sein neues Gewand verschenkt hat, als einziger alte Kleidung trägt. Der Buddha erkundigt sich nach dem Grund und gibt die Vorschrift: „Wenn ein Mönch einer nicht mit ihm verwandten Nonne ein Gewand gibt, so ist es ein Pätayantika-Vergehen 1 )." Kommentar „Verwandte eines Mönchs" sind: Mutter, Schwestern und Töchter; alle anderen Nonnen gelten als nicht mit ihm verwandt. Kasuistik Wenn ein Mönch eine nicht mit ihm verwandte Nonne für verwandt oder für einen Mönch, einen Schüler, einen Novizen oder eine Novizin hält oder wenn er im Zweifel darüber ist, wen er vor sich hat, und einer solchen Nonne ein Gewand gibt, so ist es ein Pätayantika-Vergehen. Wenn er einer verwandten Nonne gegenüber Zweifel hat, ob sie mit ihm verwandt ist, oder wenn er sie für nicht mit. sich verwandt hält und ihr ein Gewand gibt, so ist es ein Duskrta-Vergehen.

PÄTAYANTIKA-DHARMA 27 ClVARAKARANAM Herstellung

eines

Gewandes

Vorgeschichte Kälodäyin, der von einer bekannten Nonne gebeten wurde, ein Gewand für sie zu nähen, t u t dies und heftet auf die äußere Rückseite des Kleidungsstückes das Bild eines Mannes und einer Frau, die sich umarmen. Die jungen Nonnen, die dies sehen, lachen darüber, während die alten entrüstet sind. Als der Buddha dies erfährt, gibt er die Vorschrift: „Wenn ein Mönch für eine nicht mit ihm verwandte Nonne ein Gewand macht, ist es ein Pätayantika-Vergehen 2 )." Kasuistik Wenn ein Mönch für eine nicht mit ihm verwandte Nonne ein Gewand näht, wäscht, färbt, trocknet oder zuschneidet, ist es ein Pätayantika-Vergehen. Wenn er ein solches nur zusammenheftet, wird er eines Duskrta-Vergehens schuldig. Macht ein Mönch ein Gewand für eine v e r w a n d t e Nonne, ist es kein Vergehen. 1) (F) punar bhiksur ajñatya 2) (F) yah punar bhiksur ajñatya

bhiksunyas bhiksunyäs

civaram civaram

dadyät kuryät

pätayantika pätayantika

| |

Patayantika-dharma

149

26—29

PÄTAYANTIKA-DHARMA 28 RAHASINISADYÄ Im Verborgenen

(mit einer Nonne)

sitzen

Vorgeschichte Kälodäyin wird dabei betroffen, daß er allein mit einer Nonne im Verborgenen sitzt, und erregt Ärgernis. Der Buddha gibt aus diesem Anlaß die Vorschrift: „Wenn ein Mönch allein mit einer Nonne an einem verdeckten Ort sitzt, so ist das ein Pätayantika-Vergehen 1 )." Kommentar „Verdeckt" kann ein Ort durch Matten, Vorhänge oder Mauern sein. Kasuistik Sitzt ein Mönch allein mit einer Nonne an einem solchen Ort, so ist das ein Pätayantika-Vergehen. PÄTAYANTIKA-DHARMA 29 Im Verborgenen

(mit einer Frau)

sitzen2)

Vorgeschichte Kälodäyin besucht die Frau eines Haushalters und sitzt mit ihr im Freien zusammen. Der Buddha gibt aus diesem Anlaß die Vorschrift: „Wenn ein Mönch allein mit einer Frau im Freien sitzt, so ist das ein PätayantikaVergehen 3 )." Kommentar „ F r a u " bedeutet: ein weibliches Wesen — groß, mittelgroß oder klein — das Begierde erwecken kann. „Im Freien" heißt: wo es keine Vorhänge, Matten oder Wände gibt. Kasuistik Sitzt ein Mönch allein mit einer Frau im Freien, so ist das ein Pätayantika-Vergehen. Setzen sie sich zusammen hin, nachdem sie ein kurzes Stück 4 ) gegangen sind, ist das ebenfalls ein Pätayantika-Vergehen. Zusammenhinsetzen nach Zurücklegung eines längeren Weges ist Duskrta; Zusammenhinsetzen nach Zurücklegung einer weiten Strecke ist kein Vergehen 5 ). 1) (F) yah punar bhiksur bhiksunyä särdham ekäki rahasi praticchanne äsane nisadyäm kalpayet pätayantikä | 2) rahasi sthänam — im Verborgenen stehen, paßt nicht zu der Sarvästivädaformel. Im Mülasarvästiväda-Vibhanga wird berichtet, daß U d ä y i n mit einer N o n n e zusammen im Verborgenen steht. Die Vorschrift P ä 29 l a u t e t : „ W e n n ein Mönch mit einer Nonne z u s a m m e n im Verborgenen steht, ist es ein Pätayantika-Vergehen." 3) (F) yah. punar bhiksur [ekäki] mätrgrämena särdham abhyavakäse nisadyäm kalpayet pätayantikä j 4) —• 3}i im folgenden —• ^ ^fS und ^ Ein sind acht chinesische Fuß. 5) Im letzten Fall scheint die naturgemäße Ermüdung eine Entschuldigung für das Zusammenhinsetzen zu sein; doch ist es nach P ä t a y a n t i k a 70 einem Mönch überhaupt untersagt, sich auf Reisen einer Frau anzuschließen oder einen W e g mit einem weiblichen W e s e n gemeinsam zurückzulegen.

150

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der S a r v ä s t i v ä d i n s

PÄTAYANTIKA-DHARMA 30 BHIKSUNIPAHIPÄCITAPINDAPÄTOPABHOGAH Genuß von Bettelspeise,

die im Auftrag

einer Nonne gekocht

wurde

Vorgeschichte Ein Haushalter aus Srävasti hat Mahäkäsyapa, Säriputra, Maudgalyäyana und Anuruddha zum Essen eingeladen. Die Nonne Sthülanandä sagt der Frau des Haushalters, dies seien unbedeutende Mönche; hätte man ihren Rat• eingeholt, wären Devadatta und seine Gefährten eingeladen worden; sie seien wirklich große Persönlichkeiten. Als Sthülanandä dann die Gäste kommen sieht, verbessert sie sich und behauptet, der Haushalter erwerbe großes Verdienst dadurch, daß er diese Mönche in sein Haus gebeten habe. Der Haushalter, der die früheren Worte der Nonne gehört hat, wird zornig und wirft Sthülanandä hinaus. Er droht seiner Frau, sie zu verstoßen, wenn sie Sthülanandä erlaube, sein Haus noch einmal zu betreten. Mahäkäsyapa berichtet dem Buddha von diesem Vorfall. Der Buddha fragt, ob es wirklich vorkomme, daß Mönche eine Einladung zum Essen einer Nonne verdankten. Als diese Frage bejaht wird, gibt der Buddha die Vorschrift: „Wenn ein Mönch auf Grund des Lobes einer Nonne Essen erhält und es ißt, ist das ein Pätayantika-Vergehen." Kasuistik Wenn ein Mönch eine Einladung zum Essen einer Nonne verdankt, oder wenn eine Nonne einer Haushaltersfrau Anweisungen über die Speisen, die für einen Mönch gekocht werden sollen, gegeben hat, und der Mönch ißt dieses Essen, so ist das ein Pätayantika-Vergehen. Hat eine Nonne Vorschriften über die zu verwendenden Gewürze gemacht, und ein Mönch ißt diese unter Mithilfe der Nonne gewürzten Gerichte, so ist es Duskrta. Ein Haushalter, der die Absicht gehabt hatte, die ganze Gemeinde einzuladen, kann dies nicht tun, da die Zeiten schwer sind und er nicht sehr reich ist. Daher bittet er nur einige Mönche zu sich. Aus einem dringenden Anlaß muß er plötzlich verreisen und beauftragt seine Frau, die Mönche zu bewirten. Nachdem die Frau alle Vorbereitungen zum Mahl getroffen hat, steht kein Bote zur Verfügung, der den Mönchen mitteilen könnte, daß alles bereit sei. Sie bittet daher eine Nonne, die Mönche zu rufen. Die Nonne begibt sich zum Jetavana und fordert die Mönche auf, sich zum Hause des Einladenden zu begeben. Die Mönche, die meinen, sie verdankten ihr die Einladung, gehen nicht. Als der Haushalter nach seiner Rückkehr erfährt, daß niemand zum Essen erschienen sei, wird er sehr zornig und will sich beim Buddha beschweren. Unterwegs trifft er die Mönche, die er zu sich gebeten hatte, und macht ihnen Vorwürfe. Sein Ärger legt sich, als er hört, daß sie an jenem Tage überhaupt nichts zu essen bekommen haben, da es zu spät geworden war, anderswo auf Bettelgang zu gehen. Dieser Vorfall wird dem Buddha berichtet, der die früher erlassene Vorschrift folgendermaßen einschränkt: „Wenn ein Mönch weiß, daß er auf Grund des Lobes einer Nonne Essen erhält, und es ißt, so ist das ein Pätayantika-Vergehen, außer wenn er schon vorher eingeladen war 1 )." 1) (F) yah punar bhiksur märambhät pätayantikä |

bhiksuniparipäcitam

pindapätam

paribhumjitanyatra

prä[grhisa]-

Patayantika-dharma

151

SO—31

Kasuistik R ä t eine Nonne einer Haushaltersfrau, einen bestimmten Mönch einzuladen, den diese aber bereits eingeladen hat, und gibt sie Anweisungen über die Zubereitung des Essens, um die Gastgeber zu unterstützen, so trifft den Mönch kein Vergehen, wenn er die Speisen ißt. PÄTAYANTIKA-DHARMA 31 PARAMPARABHOJANAM1) Reihum

essen

Vorgeschichte Ein Waisenknabe aus Srävasti h a t gehört, man werde im Himmel der Dreiunddreißig Götter wiedergeboren, wenn man den Buddha und die Gemeinde speise. Er t u t ein Gelübde, den Erhabenen und die Mönche einzuladen. Da er kein Geld hat, begibt er sich zu einem Kaufmann, dem er für ein Jahr seine Dienste anbietet, wofür er tausend Geldstücke fordert. Als er nach Ablauf der Frist seinen Lohn bekommt, stellt ihm sein Arbeitgeber, der sehr zufrieden mit ihm war, sein Haus für die Einladung zur Verfügung. Der Junge bewirtet die Mönche, die aber alle nicht viel zu essen vermögen, da sie schon vorher gespeist haben. Weinend läuft der Knabe zum Buddha, der ihn tröstet, er werde trotzdem im Himmel wiedergeboren werden. Es bleibt soviel übrig, daß der Junge noch fünfhundert Kaufleute bewirten kann, die von außerhalb gekommen sind und in der ganzen Stadt nichts zu essen auftreiben konnten. Zum Dank bietet jeder der Fremden dem Gastgeber einen Edelstein an, den dieser erst nimmt, nachdem er sich beim Buddha vergewissert hat, daß dies seinen Lohn in der zukünftigen Existenz nicht beeinträchtigen werde. Der Haushalter, für den er gearbeitet hat, gibt dem Jungen seine einzige Tochter zur Frau und nach dem Tode seines Schwiegervaters erbt er dessen ganzen Besitz und bekommt ein hohes Amt in der Stadt. Der Buddha verbietet den Mönchen aus Anlaß der geschilderten Vorkommnisse, mehrmals an einem Tage zu essen. Dadurch ergeben sich für sie zunächst einige Schwierigkeiten, die den Buddha veranlassen, die Regel endgültig folgendermaßen zu formulieren: „Wenn ein Mönch mehrmals (an einem Tage) ißt, so ist das ein Pätayantika-Vergehen, außer wenn er (dafür) einen (triftigen) Grund hat. Ein Grund ist, wenn man krank ist oder wenn Gewänder verteilt werden 2 )." Kommentar „Mehrmals essen" heißt: gegessen haben und dann wieder essen. Ein kranker Mönch darf nicht zwei Einladungen annehmen, wenn er jedoch beim ersten Mal nicht satt geworden ist, darf er eine zweite Einladung annehmen. Bekommt er wieder nicht genug zu essen, darf er noch einer dritten und vierten Aufforderung nachkommen, jedoch nur am Vormittag. 1) E d g e r t o n s . v . paramparabhojana: s e q u e n c e , b y (chosen) t u r n s . 2) (F) paramparabhojanam anyatra clvara[dänasamayoyam tatra samayah]

e a t i n g (almsfood, on t h e p a r t of m o n k s ) in (chosen) samayät |

pätayantihä

| taträyam

samayo

glänasamayas

152

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der S a r v ä s t i v ä d i n s

Kasuistik Nur wenn ein Mönch im Besitz der vollständigen Mönchsgewänder ist, darf er eine Einladung annehmen und zum Essen gehen. H a t er noch kein Gewand empfangen, ist es Duskrta, wenn er die Einladung a n n i m m t ; falls er die Mahlzeit zu sich nimmt, wird er eines Pätayantika-Vergehens schuldig. An Festtagen ist es erlaubt, mehrere Einladungen anzunehmen und eine Einladung einem Ordensbruder oder einer Ordensschwester zuzuweisen.

PÄTAYANTIKA-DHARMA 32 EKÄVASATHÄVÄSAH Einmaliges

Übernachten

in einer

Herberge

Vorgeschichte Die Haushalter von Kosala errichten eine Herberge, in der wandernde Asketen und Brahmanen übernachten können und eine Mahlzeit erhalten. Die Gruppe der sechs Mönche läßt sich dort häuslich nieder, so daß andere keinen Platz finden. Der Buddha verbietet daher, mehr als eine Mahlzeit in einer öffentlichen Herberge einzunehmen und länger als eine Nacht dort zu bleiben. Säriputra, der sich an die vom Buddha gegebene Regel hält, bleibt nur eine Nacht in einer Herberge, obwohl er krank ist. Er wandert weiter, wodurch sich sein Zustand verschlechtert. Als er dies dem Buddha berichtet, wird das Verbot eingeschränkt: „Wenn ein gesunder Mönch mehr als eine Mahlzeit in einer öffentlichen Herberge einnimmt, ist es ein Pätayantika-Vergehen 1 )." Kommentar Ein Mönch gilt selbst dann als krank, wenn er sich auf dem Wege von einem Dorf in ein anderes verletzt hat, sei es auch nur durch ein Bambusblatt 2 ). Kasuistik Wenn ein gesunder Mönch in einer Herberge mehr als eine Mahlzeit ißt, ist es ein Pätayantika-Vergehen. Bleibt er länger als eine Nacht dort, ohne zu essen, so wird er eines Duskrta-Vergehens schuldig. Wenn ein Mönch anderswo übernachtet, aber in der Herberge mehr als einmal ißt, ist es ein Pätayantika-Vergehen. Er darf länger bleiben, wenn er krank ist, wenn die Herberge von seinen Verwandten erbaut wurde, wenn er ausdrücklich zum längeren Bleiben aufgefordert wurde. Längerer Aufenthalt ist auch s t a t t h a f t , wenn ein Mönch in der Herberge auf Gefährten wartet, um mit ihnen einen gefährlichen Weg anzutreten, oder wenn er anderen den Platz nicht nimmt, da es viele Herbergen gibt. 1) (F) ekävasathositena bhiksunä aglänaikam ta(tas ced utta)(R 3)ri bhumjita pätayantika |

(L 49 BI. 81 R 2) (pinda)päta

paribhoktavyas

2) G e w ö h n l i c h gilt ein M ö n c h a l s k r a n k , w e n n er a n W i n d , H i t z e oder K ä l t e l e i d e t (siehe S. 123, A n m . 4).

Patayantika-dharma

153

32—33

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 33 DVITRIPATRAPÜRÄTIRIKTAGRAHANAM Annahme

von mehr als zwei oder drei Schalen voll

(Süßigkeiten)

Vorgeschichte Eine B r a h m a n e n f r a u h a t für ihre Tochter „Schielauge" 1 ), die bei ihr zu Besuch ist und zu ihrem Mann zurückkehren will, Kuchen gebacken. U p a n a n d a , der befreundeten Ordensbrüdern gesagt h a t , sie sollten ihm in die Häuser, in denen er zu essen bekomme, nachfolgen, begibt sich zu der Brahmanenfamilie. Der Hausherr bietet ihm Kuchen an. Die folgenden Mönche erhalten ebenfalls Gebäck u n d verzehren davon, bis nichts mehr übrig ist. „Schielauges" Mann h a t inzwischen seiner Frau Nachricht gegeben, sie solle zurückkehren. Die Eltern lassen ihn bitten, zu warten, bis Kuchen gebacken seien. Die B r a h m a n e n f r a u b a c k t ein zweites und drittes Mal; aber wiederum wird alles von den Mönchen verzehrt. Inzwischen verliert „Schielauges" Mann die Geduld und läßt den Eltern sagen, er werde sich eine andere Frau nehmen, worüber Eltern und Tochter sehr unglücklich sind. Eine Gruppe von Kaufleuten h a t einen glückbringenden Tag f ü r eine geplante Reise festgesetzt. U p a n a n d a begibt sich zu einem befreundeten K a u f m a n n , der gerade dabei ist, seinen Proviant fertig zu machen. U p a n a n d a und aridere Mönche, die ihm folgen, essen alles auf. Der K a u f m a n n b i t t e t seine Reisegefährten, den Abmarsch um einen Tag zu verschieben, d a m i t er sich neue Wegzehrung verschaffen könne; doch sie wollen nicht warten. Upanandas Freund muß also allein reisen und wird von R ä u b e r n überfallen und getötet, während die Kaufleute, die in einer großen Karawane gereist waren, sicher an ihr Ziel kamen. Auf Grund dieser Vorfälle gibt der B u d d h a die Vorschrift: „ W e n n ein Mönch sich zum Hause eines Laien begibt und dort aufgefordert wird, nach Belieben Kuchen oder Grütze zu nehmen, so darf er, wenn er will, zwei oder drei Schalen voll nehmen. Nimmt er mehr, ist es ein Pätayantika-Vergehen. Wenn er zwei oder drei Schalen voll genommen hat, muß er nach draußen gehen, um die anderen Mönche zum Teilen zu rufen. So muß m a n sich verhalten 2 )." Kommentar Es gibt Kuchen aus Weizen, Gerste und Reismehl, sowie große und kleine gemischte Kuchen. Grütze wird aus Reis oder sonstigem Getreide gemacht. „Eine Schale voll" b e d e u t e t : eine große, mittlere oder kleine Schale voll 3 ). Kasuistik Wenn ein Mönch eine g r o ß e Schale h a t , darf er sie nur e i n m a l mit Grütze oder Kuchen füllen, h a t er eine m i t t l e r e Schale, darf er sie z w e i m a l füllen, h a t er eine 1) ¡1$ dlt' P ä l i : Känä. Dieselben G e s c h i c h t e n w e r d e n in der Päli-Version ( V i n a y a - P i t a k a , Vol. IV, p. 79 f.) b e r i c h t e t . 2) (L 36 V2) (bhi)[k](sa)uah punah samba[h]uläh kuläny n (ma) yus tärns ce[c] ehr[a](ddhä) . . . . (L 36 V 3) [p]ravärayeyuh püpair vä manthair vä ä[käm]ksam[ä]nais tair bhi{ksubhir) [dv]{au) trayo (L 36 Bl. 82 V 4 ) pätrapüräh[pra](ti)[g](ra)hi[tav](yäh) (L 36 V 4) [ta]ta(s ced utta)[ra]m pratigrhnlya[h] (p)[5] (dvau u)[ä] trlm vä pätrapürä(m) (p)[ra]tigrhya (F) [ba]hi (L 49 Bl. 82 R 2) gatvä santo bhi (F) mam ga(cche)[t] sa(m)v(i)bhaj y\a\ iyam tatro samlcih | 3) Siehe N P 21, S. 112.

154

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhanga der Sarvästivädins

k l e i n e , darf sie d r e i m a l gefüllt werden. Wenn ein Mönch mehr nimmt als ihm zusteht, ist es ein Pätayantika-Vergehen. Geht er nicht hinaus, um mit den Mönchen, die er sieht, zu teilen, wird er eines Duskrta-Vergehens schuldig. PÄTAYANTIKA-DHARMA 34 AKRTANIRIKTAKHÄDANAM Essen

von nicht zu Übriggebliebenem

Erklärten

Vorgeschichte Käjodäyin, der sich abends bei einem Gewitter in ein Dorf auf Bettelgang begeben hat, erschreckt einige Frauen, die ihn beim Aufleuchten eines Blitzes für ein Gespenst halten. Eine von ihnen erleidet eine Fehlgeburt. Der Buddha ordnet aus diesem Grunde an, daß die Mönche nur e i n e Speise zu sich nehmen und nicht zur Unzeit essen dürfen. Die Mönche, die sich streng an diese Regel halten, magern ab, weil sie vieles, was ihnen angeboten wird, nicht annehmen können. Daher wird ihnen vom Erhabenen gestattet, die fünf Sorten harte und die fünf Sorten weiche Speise und die fünf Dinge, die als Speise angesehen werden, zu verzehren. Mönche, die als Pfleger ihrer kranken Ordensbrüder tätig sind, gehen vormittags auf Bettelgang und bringen den Mönchen, die sie zu pflegen haben, etwas zu essen mit. Wenn diese keinen Appetit haben, werfen die Pfleger das, was übrig bleibt, fort, da sie keine Reste essen dürfen. Krähen versammeln sich deshalb im Kloster und machen beim Fressen einen großen Lärm. Dadurch wird der Buddha veranlaßt, die Vorschrift folgendermaßen zu formulieren: „Wenn ein Mönch, der seine Mahlzeit beendet hat und von seinem Sitz aufgestanden und fortgegangen ist, Reste zu sich nimmt, ohne die Erlaubnis dazu erhalten zu haben, so ist das ein Pätayantika-Vergehen 1 )." Kommentar Es gibt fünf Sorten von harten Speisen, nämlich Wurzeln, Blätter, Zweige, Früchte und Blumen 2 ). Die fünf Arten weicher Speisen sind Reis-, Gerste- und Mehlgerichte, Fisch und Fleisch 3 ). Die fünf Dinge, die als weiche Speise angesehen werden, sind Reissuppe, Hirse, unreifes Gemüse, wilde Pflanzen und Krsara (Reis und Sesam zusammengekocht). Kasuistik Ißt ein Mönch, ohne ordnungsgemäß von einem anderen Mönch dazu ermächtigt zu sein, Reste, oder nimmt er, nachdem er die Erlaubnis, Reste einer bestimmten Speise zu essen, bekommen hat, etwas anderes zu sich, so ist es ein PätayantikaVergehen. 1) (F) [y&b punar bhiksur bhumjita vä pätayantika |

bhuktavän]

praväritah

akrtaniriktam

khädaniyabhojaniyam

khäded



2) Im Päli werden die fünf Sorten harter Speisen definiert als: alles Eßbare außer den fünf Sorten v o n weichen Speisen und den Heilmitteln für eine Nachtwache, den Heilmitteln für eine Woche und den Heilmitteln für das ganze Leben. (Vinaya-Pitaka, Vol. IV, p. 83.) 3) Im Päli sind die fünf Sorten v o n weichen Speisen: gekochter Reis, Mehlspeisen, Gerstengrütze, Fisch und Fleisch (Vin.Pit., Vol. IV, p. 83).

Patayantika-dharma

155

34—36

PÄTAYANTIKA-DHARMA 35 AKRTANIRIKTAPRAVÄRANAM1) Verleitung

zum Genuß von Speisen,

die nicht zum Rest erklärt worden

sind

Vorgeschichte Von zwei Mönchen, die zusammen in Kosala leben, hält der eine die Ordensregeln, der andere kümmert sich nicht viel um die Gebote. Letzterer ärgert sich aber, wenn sein Gefährte ihm Vorhaltungen macht, und beschließt, diesen dazu zu verleiten, etwas zu essen, das nicht als Rest erklärt wurde. Daher bietet er seinem Gefährten etwas zu essen an, nachdem dieser seine Mahlzeit beendet hat und nicht aufgefordert wurde, sich soviel zu nehmen, wie ihm beliebt. Der Buddha gibt aus diesem Anlaß die Vorschrift: „Wenn ein Mönch, der weiß, daß ein anderer Mönch seine Mahlzeit beendet hat und daß er nicht aufgefordert worden ist, sich nach Belieben weiter zu bedienen, diesem Ordensbruder harte oder weiche Speisen anbietet und ihn auffordert, zu essen, nur um ihn zu ärgern und nicht aus einem anderen Grunde, so ist das ein PätayantikaVergehen 2 )." Kasuistik Wenn ein Mönch einem Ordensbruder, um ihn zu ärgern, nach Beendigung seiner Mahlzeit irgend eine harte oder weiche Speise anbietet 3 ) und jener sie ißt, so werden beide eines Pätayantika-Vergehens schuldig. Verführt ein Mönch einen Ordensbruder zu anderen Vergehen 4 ), so wird der Anstifter schuldig je nach der Tat, die jener verübt. PÄTAYANTIKA-DHARMA 36 GANABHOJANAM Essen in

Gruppen

Vorgeschichte Devadatta begibt sich, gefolgt von einer großen Schar junger Mönche, in Räjagrha auf Bettelgang. Er erhält viele erlesene Speisen und andere Gaben. Die älteren Mönche, die sich später auf den Weg in die Stadt machen, bekommen entweder schlechtes Essen oder gar nichts. Aus diesem Grunde verbietet der Buddha den Mönchen, in Gruppen essen zu gehen. Später macht er aus verschiedenen Anlässen mehrere Einschränkungen, so daß die Formel lautet: „Wenn Mönche in Gruppen essen, ist es ein Pätayantika-Vergehen, außer wenn sie einen (triftigen) Grund haben. Ein (triftiger) Grund ist: Wenn Mönche krank sind, 1) E d ' g e r t o n s. v . nirikta: w h a t is left (of food), l e a v i n g s . 2) (F) [ y a h punar bhiksu\r jänam bhiksum bhuktavantam praväritam akrtanirikte. khadaniyabhojaniye na yavadartham pravärayed idam äyu[smam] khäd[eti bhum)ksvety äsädanapreksi kaccid esa bhiksur muhürtam apy äsäditah syäd evam eva pratyayam krtvä pätayantika | 3) D . h . i h n v e r l e i t e t , gegen P ä t a y a n t i k a 34 zu v e r s t o ß e n . 4) I n der K a s u i s t i k w e r d e n folgende V e r g e h e n i m einzelnen a u f g e z ä h l t : P j 2, P j 3, P ä 11, P ä 16, P ä 17, P ä 41, P ä 19, P ä 44, P ä 52, N P 19, P ä 63, P ä 67, P ä 73 u n d P ä 34.

156

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvastivädins

zur Gewänderzeit, bei Reisen zu Lande, bei Schiffahrten, wenn eine große Schar (von Mönchen) sich versammelt oder wenn Sramanas zum Essen einladen 1 )." Kommentar Eine „ G r u p p e " besteht aus vier oder mehr Mönchen. Als „Reise zu Wasser oder zu L a n d e " gilt eine Fahrt von einer halben Meile und mehr. Eine „große S c h a r " sind acht Mönche oder mehr. „ S r a m a n a s " sind Äjivikas, Nirgranthas, Lao-Tze und seine Schüler sowie alle anderen Parivräjakas außer denen, die zu den fünf Gemeinden des Ruddha gehören 2 ). Kasuistik Wenn Mönche am Tage vor oder nach einer Reise in Gruppen essen, ist das ein Pätayantika-Vergehen. Ladet ein Sramana die Mönche ein und nehmen diese die Aufforderung an, ist es kein Vergehen. Teilt dort aber ein Laie das Essen aus und nehmen die Mönche es zu sich, so werden die Mönche eines Pätayantika-Vergehens schuldig. Nehmen die Mönche die Einladung eines Laien in Gruppen an, ist es ein DuskrtaVergehen. Teilt ein Sramana dort die Speisen aus, so ist es kein Vergehen, wenn die Mönche sie verzehren.

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 37 AKÄLABHOJANAM Essen zw

Unzeit

Vorgeschichte Haushalter, die an einem Festtag einen Ausflug in einen Hain gemacht haben, bieten der Gruppe der siebzehn Mönche allerlei erlesene Speisen und Getränke an. Die Mönche kehren etwas angeheitert und laut lärmend in das Jetavana zurück. Der Ruddha gibt die Vorschrift: „Wenn ein Mönch zur Unzeit harte oder weiche Speisen zu sich nimmt, ist das ein Pätay antika-Vergehen". 3 ) Kommentar „ U n z e i t " heißt: vom Nachmittag bis zum Sonnenaufgang. Kasuistik Nimmt ein Mönch irgendeine Speise zur Unzeit zu sich, ist es ein PätayantikaVergehen. Ißt ein Mönch zur Unzeit etwas in dem Glauben, es sei die rechte Zeit, oder ißt er etwas, im Zweifel darüber, so ist das auch ein Pätayantika-Vergehen. Wenn ein Mönch zwar zur rechten Zeit ißt, jedoch in der Meinung, es sei nicht die rechte Zeit, oder in Ungewißheit, ob es Zeit oder Unzeit ist, so ist das ein Duskrta-Verr gehen. Wenn ein Mönch zur rechten Zeit, im Rewußtsein, daß es die rechte Zeit ist, eine Mahlzeit einnimmt, so ist es kein Vergehen. 1) (F) ganabhojanam anyatra samayät pätayantika taträyam samayo glänasamayas civarakälasamayah adkvänamärgasamayah nävädhirokanam mahäsamäjah sramanabhaktasamayoyam tatra samayah | 2) Siehe S. 15, Anm. 22. 3) (F) yah punar bhiksur akälakhädaniyabhojaniyam khäded vä bhumjita vä pätayantika \

Patayantìka-dharma

157

37—38

PÄTAYANTIKA-DHARMA 38 SAMNIHITAVAR JANAM Vermeiden

(des Essens)

von aufgehobenen

(Speisen)

Das Fragment M 118 enthält einen Teil der Vorgeschichte, die Vorschrift und den Kommentar dazu. Es fehlen etwa 25 Aksaras in jeder Zeile des Bruchstücks, wie auf Grund der formelhaften Wendungen erschlossen werden kann. Vorgeschichte Der Mönch Srestha hält sich an die Regel, nur von Bettelspeise zu leben. Er erbettelt sich aber auf jedem Bettelgang eine doppelte Portion Speise, die dann für zwei Tage ausreicht. Die erste Portion\lavon verzehrt er sofort, die andere trocknet er auf einem Stein 1 ). Sodann heißt es: 1. (sa dvitlye divase hastau mukhani 1. (Erst am zweiten Tag) ißt er (die zweite Portion, nachdem er sich Hände und Gepraksälya kalpikäre)(V l)na 3 ) prasicht gewaschen und sie von einem Mittigr(ä)hay(i)tv(ä) paribhunjati | telsmann) 2 ) in Empfang genommen hat. 2. atha bhagavän äyusmatänandena 2. Eines Tages geht der Erhabene mit dem ehrwürdigen Änanda als Begleiter (von pascäcchramane(na) Zelle zu Zelle, und sie kommen zur Zelle des Mönchs Srestha). 3 3. (Die Speise, die auf einem Stein getrock(V 2) tä drsto net wurde), wird (von ihnen) gesehen. Ob(j)änann api buddho bhagavän wohl er weiß, fragt Buddha, der Erhabene, ä y u s m a n t a m änandam prcchati | den ehrwürdigen Änanda: „In wessen kasyänanda vihäre pa Zelle, Änanda (wird Speise auf einem Stein getrocknet) ?" 4. (Änanda antwortet: ,,In dieser Zelle lebt (V 3) sa ekasminn antaein Mönch namens Srestha. Er hält sich re dvau pindakau carati | y a t praan die Regel, von Bettelspeise zu leben.) t h a m a m carati t a t svayam eva Bei e i n e r Gelegenheit (aber) erbettelt er pa(ribhunjati |) sich zwei Portionen Speise. Was er sich zuerst erbettelt, das (ißt) er sogleich; (den anderen Teil legt er auf einen Stein zum Trocknen). 1) Vgl. Päli: tena kho pana samayena äyasmato änandassa upajjhäyo äyasmä belatthasiso araiine viharati. so pindäya caritvä sukkhaküram ärämam haritva sukkhäpetvä nikkhipati, yadä ähärena attho hoti tadä udakena temetvä bhuiijati, cirena gämam pindäya pavisati. (Vinaya-Pitaka, Vol. IV, p. 86). Miss Horner's Übersetzung: N o w at that time the venerable Belatthasisa, the preceptor of the venerable Änanda, w a s staying in the jungle. He, having walked for alms-food, having conveyed boiled rice to the monastery, having had it dried, laid it aside; w h e n he c a m e to need it for food, then moistening it with water, he ate it; after a long time he entered the village for alms-food. (Book of the Discipline, Vol. II, p. 338.) 2) Ein Mönch darf keine Speise zum Munde führen, die er nicht von jemandem empfangen h a t ; der Mittelsmann muß die Speise für den Mönch legal machen. P T S D definiert den entsprechenden Päli-Ausdruck kappiyakäraka "one w h o makes it befitting", i. e. who by offering anything to a Bhikkhu, makes it legally acceptable. Vgl. Edgerton B H S D s. v. kalpikära. 3) Ergänzt nach V 4.

158

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhanga der Sarvästivädins

5. (V 4) yati sa dvitiye divase hastau mukham praksäl(ya ka)lpikärena pratigräha(yitvä paribhuñj a t i |)

5. (Erst) am zweiten Tage (ißt) er (die zweite Portion), nachdem er sich Hände und Gesicht gewaschen und sie von einem Mittelsmann in Empfang genommen h a t . "

6. (bhagavän äyusmantam änandam prcchati | bhiksavah samnihitam ämisam paribhuñjanti I)1)

6. (Der Buddha fragt den ehrwürdigen Änanda: „Essen die Mönche wirklich aufgehobene Speisen ?")

7. (änanda ä) (V 5)ha | bhiksavah sa(mni)hitam ämisam paribhuñjanti bhagavan |

7. (Änanda spricht): „Die Mönche essen aufgehobene Speisen, Erhabener."

8. atha bhagavän etasmin (nidäna etasmin prakarane sarngham samnipätayati |)2)

8. Darauf läßt der Erhabene aus diesem (Grunde und aus diesem Anlaß die Gemeinde versammeln).

9. (sarngham samnipätya jänanto buddhä bhagavantah prcchanti) (R 1) prcchati buddho bhagavän äyusmantam srestham | satyam tvam evam akärslt 3 ) | satyam bhagavan |

9. (Nachdem er die Gemeinde hat versammeln lassen), fragt Buddha, der Erhabene, den ehrwürdigen Srestha — (denn Buddhas, die Erhabenen, fragen, obwohl sie wissen) — „Hast du dies wirklich getan ? " „Wirklich, E r h a b e n e r . "

10. (anekaparyäyena buddho bhaga- 10. (Buddha, der Erhabene, erhebt aus manvän äyusmantam srestham vigacherlei Anlaß Vorwürfe gegen den ehrrhati | katham näma bhiksuh sam)würdigen Srestha: „Wie) kann (nur ein (R 2)(n)ihitam khädaniyabhojanTMönch) aufgehobene harte und weiche yam 4 ) paribhuñjita | Speisen essen ? " 11. a(tha) buddho bhagavän aneka- 11. Nachdem Buddha, der Erhabene, aus mancherlei Anlaß (Vorwürfe erhoben hat, (paryäyena vigarhya bhiksün äspricht er zu den Mönchen: „Von heute mantrayate | tasmät tarhy adyäab also, um der zehn Vorteile willen), gebe grenadasänu)(R3) sa(m)s(än) praich den Mönchen eine Vorschrift. Um die (tí)ty a bhiksünäm siksäpadam praGemeinde in Ordnung zu halten, soll diese jñapayisyami | samghasamgra(Vorschrift folgendermaßen verkündet häyaivam caita(c) (chiksäpadam werden) : uddestavyam |) 12. (yah punar bhiksuh samnihitava- 12. (Wenn ein Mönch aufgehobene harte) rjanam khädaniyabho) (R 4)janloder weiche Speisen zu sich nimmt, ist yam khäded vä bhuñjita vä pädas ein Pätayantika-Vergehen. tayantikä |5) 1) Ergänzt nach Absatz 7. 2) Absatz 8—11 formelhafte Wendungen. Siehe S. 13 f. 3) Über den Gebrauch der 3. pers. sing, statt der 2. pers. sing, siehe die Anmerkungen oben S . 41. 4) Hier ist der allgemeinere und umfassendere Ausdruck khädaniyabhojaniya im Gegensatz zu ämisa (Abs. 6 und 7) gewählt. 5) Ergänzt nach Finot, Prätimoksasütra, p. 510.

Pätayantika-dharma

38—39

159

Kommentar 13. samnihitam ucyate | adya prati- 13. „Aufgehoben" heißt: das, was heute in grähitam 1 ) Empfang genommen wurde (und bis zum nächsten Tag aufgehoben wird. „Speise" (R 5) heißt: fünf Sorten harte Speisen, fünf bhojanasamkh(y)ä(tä)ni | Sorten weiche Speisen, fünf Sorten von Dingen), die als weiche Speise angesehen werden 2 ). 14. pätayantikä pacati dahaty udda- 14. Ein Pätayantika-Vergehen reift, brennt, haty avy(u)t(th)itasyäva(ranakrbrennt auf (und schafft) demjenigen, der tyam karotitenäha pätayantikä |)3) es nicht bereut, (Hinderung. Daher wird es ein Pätayantika-Vergehen genannt). Kasuistik Nimmt ein Mönch eine der verschiedenen Arten von harter oder weicher Speise zu sich, so ist es ein Pätayantika-Vergehen, wenn er sie sich aufgehoben hat.

PÄTAYANTIKA-DHARMA 39 APRATIGRÄHITABHUKTIH Genuß nichtgegebener

(Speisen)

Vorgeschichte Der Mönch Mahäkäla 4 ) trägt Lumpengewänder, die er sich auf Leichenäckern zusammensucht und reinigt. Wenn eine Epidemie viele Todesfälle bewirkt, ernährt er sich von den Speisen, die den Toten beigegeben werden; wenn wenige Menschen sterben, begibt er sich in die Stadt auf Bettelgang. Da er gesund und kräftig aussieht, gerät er in den Verdacht, Menschenfleisch zu essen. Eine Gruppe von Haushaltern, die einen Toten fortgebracht haben, beobachtet den Mönch, wie er die Leiche fortträgt, um sie vor Beschmutzung durch Vögel zu bewahren. Die Laien sehen ihre Vermutung bestätigt und verbreiten in der Stadt das Gerücht, die buddhistischen Mönche äßen Menschenfleisch. Der Buddha verbietet daraufhin den Mönchen, irgendetwas Nichtgegebenes zum Munde zu führen. Diese Regel wird später, da die Mönche nicht wagen, Wasser und Zahnstocher zu benutzen, folgendermaßen abgeändert: 1) Vgl. Päli: sannidhikärakam näma ajja patiggahitam apparajju khaditam hoti. (Vinaya-Pitaka, Vol. IV, p. 87.) Stored m e a n s : accepted t o d a y , it becomes eaten the n e x t day. (Book of the Discipline, Vol. II, p. 339.) 2) Siehe dazu K o m m e n t a r zu P ä 34. Der Ausdruck bhojanasamkhyätäni ist nur an dieser Stelle belegt. Im Mahävastu (I. 38. 7), im Lalitavistara (p. 58, 5—6) und im Siksäsamuccaya (p. 208. 2) werden khädanlya und bhojanlya zusammen genannt mit äsvädaniya. Edgerton s. v. äsvädanlya schlägt hierfür "condiments" oder "savories" vor. N a c h der V i n a y a v i b h ä s ä (S. 5 4 9 c , Z. 15 v. 1.) sind die Dinge, die als Speise angesehen werden, Weizen, Hirse, Reis, Sesam und rote Hirse in rohem Zustand. 3) Formelhafte W e n d u n g , siehe S. 10, A n m . 7. 4) U |öf Mo-ho-chia-lo.

160

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a n g a der Sarvästivädins

„ W e n n ein Mönch nichtgegebene Speisen zum Munde führt — mit Ausnahme von Wasser und Weidenzweigen ( = Zahnstochern) —, so ist es ein P ä t a y a n t i k a - V e r gehen1)." Kommentar „ N i c h t g e g e b e n " h e i ß t : daß die Speise weder von einem Mann noch von einer Frau, weder von einem Eunuchen noch von einem Hermaphroditen gegeben wird. Kasuistik W e n n ein Mönch etwas zur unrechten Zeit zum Munde führt, oder etwas, das nicht gegeben wurde, das er nicht empfangen und nicht gereinigt h a t und das nicht legal ist, so läßt er sich fünf Vergehen zuschulden kommen. W e r R e s t e ißt, begeht ein P ä t a y a n t i k a - V e r g e h e n ; Menschenfleisch zu essen, ist ein Sthülätyaya-Vergehen.

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 40 PRANITAVIJNÄPANAM Betteln um

Leckerbissen

Vorgeschichte Die Gruppe der sechs Mönche, die bei dem S ä k y a Mahänäma in K a p i l a v a s t u zu Gast ist, ist mit den dargebotenen Speisen nicht zufrieden, sondern b i t t e t um besondere Leckerbissen. Sie erhebt Vorwürfe, weil diese nicht gereicht werden. Der Gastgeber ist geduldig, doch die Dienerschaft wird ärgerlich. Der Buddha erläßt die Vorschrift: „ W e n n ein gesunder Mönch im Hause eines Laien erlesene Speisen, wie Milch, B u t ter, ausgelassene B u t t e r , Öl, Fisch, Fleisch oder getrocknetes Fleisch, fordert und ißt, ist das ein P ä t a y a n t i k a - V e r g e h e n 2 ) . " Kasuistik W e n n ein gesunder Mönch im Hause eines Laien Leckerbissen fordert und nicht b e k o m m t , wird er eines Duskrta-Vergehens schuldig. E r h ä l t er sie, ist es ein P ä t a y a ntika-Vergehen. Wenn ein gesunder Mönch für sich Reis, Suppe, Koriander, S a f t , B u t t e r m i l c h oder Molke erbettelt, so ist es ein Duskrta-Vergehen, ganz gleich, ob diese Speisen ihm gegeben werden oder nicht. Ein Mönch, der etwas Gutes zu essen fordert, ist nicht schuldig, wenn die Laien seine Verwandten sind oder wenn ihm vorher Leckerbissen in Aussicht gestellt wurden. E s ist ebenfalls kein Vergehen, wenn er etwas bekommt, ohne darum gebeten zu haben. 1) (F) yah [punar bhiksur adinnam ähä]ram mukhadvärenähared anyatro[daka]dantakästhäbhyärn pätayantika | 2) {L M 3 BL. 29 V 1) yäni punas täni kulesu pranitabhoj anäny anujnätäni tadyathä ksiram dadhi [nava]nitam sarpis tailam matsyo mä(m)[sa~]vallürä yah pu(V 2)nar bhiksur evamrüpäni kulesu pranitabhoj anäny ätmärtham agl[äno] vijh(ä)payet pätayantika \

Patayantika-dharma

161

40—41

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 41 SAPRÄNIJALOPABHOGAH Gebrauch

von Wasser,

das Lebewesen

enthält

Das F r a g m e n t M 1 1 2 , 5 enthält einen Teil der Vorgeschichte, des Kommentars und der Kasuistik zur Formel. Die zweite, dritte und vierte der fünf Zeilen des Bruchstücks werden vom Schnürloch unterbrochen. Es fehlen etwa 35 Aksaras in jeder Zeile. Vorgeschichte Der Mönch Chanda benutzt Wasser, das Lebewesen enthält, obwohl seine Ordensbrüder ihn darauf aufmerksam gemacht haben, daß die Wesen dabei sterben 1 ). 1. (anekaparyäyena (V l ) g a v ä n

buddho

bha)-

1. (Aus mancherlei Anlaß) tadelt (Buddha),

äyusmantam

ccha-

der Erhabene, den ehrwürdigen Chanda:

ndam vigarhati | k a t h a m n ä m a bhi-

„ W i e (kann) nur ein Mönch wissentlich

ksu(r)

Wasser, das Lebewesen enthält,

jä(nan sapräjnakam

uda-

kam paribhu(njita |) 2. (idam buddho bhagavän paryäyena

vigarhya

aneka-

bhiksün

ä-

mantrayate

sma | t a s m ä t

adyägrena

dasä)(V 2)nusamsän

pratitya

bhiksünäm

benut-

zen ? "

tarhy

siksäpadam

2. (Nachdem Buddha, der Erhabene, mancherlei

Anlaß

so

getadelt

aus

hatte,

spricht er zu den Mönchen: „Von heute ab also, um der zehn) Vorteile willen, gebe ich den Mönchen eine Vorschrift.

(prajnäpa)yisyämi | 3. samghasamgra(häyaivam chiksäpadam

caitac

uddestavyam |)2)

4. (yah punar bhiksur jänan saprä-

3. Um die Gemeinde in Ordnung zu halten, (soll diese Vorschrift folgendermaßen verkündet werden): 4. (Wenn ein Mönch wissentlich Wasser, das

n a k a m udakam paribhunjita pä)-

Lebewesen enthält, benutzt, so ist das

(V 3 ) t a y a n t i k ä |3)

ein)

Pätayantika-Vergehen."

Kommentar 5. jänani svayam evain j ä n ä t i parat(o) v(ä) srutam bhavati 4 ) |

5. „ W i s s e n t l i c h " h e i ß t : entweder man weiß es von sich aus oder hat es von einem anderen gehört.

6. präna(kam

udakam)

6. „(Wasser),

das

Lebewesen

enthält",

(heißt: man kann sie [die Lebewesen] entweder mit

dem Auge sehen

oder mit

einem Sieb bekommen 5 ). 7. (pätayantika) (V 4) pacati dahaty uddahaty krtyam

avyutthitasyävaranakaroti

tenäha

ntika I) 1) 2) 3) 4) 5)

(pätaya-

7. (Ein Pätayantika-Vergehen) reift, brennt, brennt auf und schafft demjenigen, der es nicht bereut, Hinderung, daher heißt es (ein

Pätayantika-Vergehen).

Im Päli wird dieser Vorfall von der Gruppe der sechs Mönche berichtet. Absatz 1 — 3 formelhafte Wendungen, siehe S. 13 f. E r g ä n z t nach Finot, Prätimoksasütra, p. 511. P ä l i : jänäti näma sämam vä jänäti anne vä tassa ärocenti (Vinaya-Pitaka, Vol. IV, p. 125). Vgl. S. 143.

11 R o s e n , Der Vinayavibhanga

162

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvästivädins

Kasuistik 8. (taträpattir bhiksur jänan sapränakam udakam paribhufijita yävantah) 1 ) (V 5) pränino jlvitäd vyaparopayati tävatlr äpadyate pätayantikäh |

8. (Hierin liegt ein Vergehen: Wenn ein Mönch wissentlich Wasser, das Lebewesen enthält, benutzt; wievielen) Lebewesen er das Leben nimmt, so viele Pätayantika-Vergehen begeht er.

9. bhiksur jänan sapräna(kam udakam paribhufijita) (yävantah pränino jlvitäd vyaparopayati tävatlr äpadyate pätayantikäh |)2)

9. Wenn ein Mönch wissentlich Wasser, das Lebewesen enthält, (benutzt, um Reis, Brei, Suppe oder Brühe zu kochen; wievielen Lebewesen er das Leben nimmt, so viele Pätayantika-Vergehen begeht er).

10

(R 1) 10. (Wenn ein Mönch Wasser, das Lebewesen enthält, auf die Hände oder Füße gießt, akslny avasiñcati gäträni pariauf Mund, Gesicht oder) Augen träufelt simcati yävantah pränino jlvitäd oder auf die Glieder gießt; wievielen Levyaparopayati tä(vatir äpadyate bewesen er das Leben nimmt, (so viele pätayantikäh |)a) Pätayantika-Vergehen begeht er).

11

11. (R 2) satmänikäm 3 ) rangani kväthayati yävantah pränino jivitäd vyaparopayati (tävatlr äpadyate pätayantikäh |)

(Wenn er) , die Leben besitzen, zu Farbe auskocht; wie vielen Lebewesen er das Leben nimmt, (so viele Pätayantika-Vergehen begeht er).

12. (sapränake sapränakasamjny äpa- 12. (Wenn er sich über Wasser, das Lebedyate pätayantikäm | sapränake wesen enthält, im klaren ist, daß es Lebe'pränakasam)(R 3)jny äpadyate wesen enthält, so begeht er ein Pätayanpätayantikä(m) | sapränake vaitika-Vergehen. Wenn er von Wasser, das matika äpadyate pätayan(tikäm | Lebewesen enthält, meint, es enthalte apränake sapränakasamjny äpakeine Lebewesen), so begeht er ein Pätadyate duskrtam | apränake vaiyantika-Vergehen. Wenn er über Wasser, matiko äpadyate duskrtam | anä)das Lebewesen enthält, im Zweifel ist, so (R 4)pattir apränake 'pränakabegeht er ein Pätayantika-Vergehen. sarpjninah | 4 ) (Wenn er von Wasser, das keine Lebewesen enthält, glaubt, es enthalte Lebewesen, so ist es ein Duskrta-Vergehen. 1) E r g ä n z t nach der chinesischen Ubersetzung und nach A b s a t z 4. 2) E r g ä n z t nach V 5, Absatz 8. 3) Wahrscheinlich acc. pl. (satmänikän). Die B e d e u t u n g von satmäniha (von tman „ L e b e n s h a u c h " ? ) dürfte der von sätmaka „ m i t Bewußtsein v e r b u n d e n " ähneln. Vielleicht ist an das Auskochen der Kaktusschildläuse (Cochenille) zu denken, wodurch K a r m i n gewonnen wird. I m Chinesischen wird das Auskochen von F a r b e nur im Z u s a m m e n h a n g mit B r ü h e usw. (Absatz 9), nicht gesondert, e r w ä h n t ( W a l d s c h m i d t ) . 4) Absatz 12 ergänzt nach der chinesischen Übersetzung. Siehe dazu S. 19.

Patayantika-dharma

41—42

163

Wenn er über Wasser, das keine Lebewesen enthält, im Zweifel ist, so ist es ein Duskrta-Vergehen.) Jemanden trifft kein Vergehen, der Wasser, das keine Lebewesen enthält, (benutzt) und sich darüber klar ist, daß es keine Lebewesen enthält.

PÄTAYANTIKA-DHARMA 42 SABHOJANAKULANISADYÄ1) Sitzen bei einem Ehepaar,

das sich den Lüsten hingeben möchte

In der viertenZeile der Rückseite des Fragments M112,5 beginnt die Vorgeschichte dieser Formel. Vorgeschichte Buddha, der Erhabene, weilt in Srävasti: (R 4) (buddho bha)gavän Srävastyäm vihara(ti). Zu jener Zeit verkehrt der Mönch Upananda im Hause eines Jungverheirateten Paares. Eines Tages geht er mit Gewand und Almosenschale zu diesem Ehepaar auf Bettelgang. Nachdem ihm ein Sitz gegeben wurde und er sich nach dem Befinden (der Familie) erkundigt hatte, setzt er sich: ( p & t r a c l v a r a m ä)(R 5 ) d ä y a tat kulam pindäya pravistah | tasyäsanam dattam sa sukh(äsukha,m pr)stvä nisannah |). Der Haushalter möchte seine Frau umarmen, doch diese verwehrt ihm seinen Wunsch, da der Mönch zugegen ist. Er bittet sie daher, Upananda etwas zu essen zu geben, damit er geht. Sie bietet dem Mönch dreimal etwas an, doch Upananda sagt, er werde noch warten, da es noch früh am Tage sei. Der Haushalter wird schließlich ärgerlich und erhebt Vorwürfe. Der Buddha gibt aus diesem Anlaß die Vorschrift: „Wenn ein Mönch sich mit Gewalt (im Hause) eines Ehepaars, das sich den Lüsten hingibt, setzt, so ist das ein Pätayantika-Vergehen 2 )." Kommentar Ein Ehepaar heißt,,sabhojana", denn die Frau ist,,bhojana" des Mannes 3 ). Kasuistik Wenn ein Mönch sich im Hause eines Ehepaars, das sich den Lüsten hingibt, setzt, um sich länger dort aufzuhalten, so ist das ein Pätayantika-Vergehen. Es ist kein Vergehen, wenn das Ehepaar sich nicht mehr den Lüsten hingibt 4 ), wenn es Fasten hält, wenn eine Respektsperson zugegen ist oder wenn viele Menschen in dem Hause ein- und ausgehen. 1) E d g e r t o n s. v. bhojana: a household in which sexual i n t e r c o u r s e is going on or a b o u t to be p r a c t i s e d . D a s Tibetische nal-po byed-par som-pähi khyim-na ü b e r s e t z t e r : in a house w h e r e p r e p a r a t i o n s are being m a d e to p e r f o r m sexual i n t e r c o u r s e . 2) (F) [yak punar bhiksuh sabhojane ku]l[e) anupraskadya äsa[nam kalpayet päta]yantikä | 3) Vgl. P ä l i : sabhojanam noma kulam itthi c'eva hoti puriso ca itthi ca puriso ca ubho anikkhanta honti, ubho avitarägä ( V i n a y a - P i t a k a , Vol. IV, p. 95). 4) Vgl. P ä l i : ubho vitarägä. Ii*

164

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvästivädins

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 43 SABHOJANAKULASTHANAM1) Aufenthalt

bei einem Ehepaar,

das sich den Lüsten

hingibt

Vorgeschichte Der Mönch Upananda setzt sich im Inneren einer Hütte zu einer Haushaltersfrau. Als ein anderer Mönch dorthin k o m m t und um Essen bettelt, weist Upananda die Frau an, ihm etwas zu geben. Sie reicht ihm besonders gute Speisen, weil sie denkt, er sei ein Freund Upanandas. Nachdem Upananda in das J e t a v a n a zurückgekehrt ist, macht er den anderen Mönch darauf aufmerksam, daß jener das gute Essen, das er bekommen hat, ihm verdanke. Der Mönch wundert sich darüber, da er Upananda nicht gesehen hat, und dieser erzählt ihm, daß er im Inneren des Hauses gesessen habe. Der Buddha hört von dieser Angelegenheit, tadelt Upananda und erzählt eine Geschichte aus der Vergangenheit: Ein Hund, der zu einem Haus kam, um zu betteln, legte sich so, daß sein Körper drinnen, sein Schwanz aber draußen war. Der Hausherr gab ihm nichts, prügelte und verjagte ihn. Darauf beschwerte sich der Hund bei den Beamten der S t a d t und betonte, er habe den Brauch der Hunde, nicht mit dem ganzen Körper ein fremdes Haus zu betreten, sondern den Schwanz draußen zu lassen, nicht verletzt. Der Hund schlug als Strafe für den Mann vor, man solle ihm ein hohes Amt in der S t a d t geben, denn er selber habe als B e a m t e r in einer früheren Existenz gesündigt und sei daher als Hund wiedergeboren worden. Dieser Mann sei noch viel schlechter als er es war und werde viel mehr sündigen, dafür werde er in der Hölle büßen müssen. Der Buddha schließt mit der Ermahnung, wenn ein Tier wisse, wie es sich benehmen müsse, dann sollten die Mönche es erst recht wissen. Der Buddha erläßt dann die Vorschrift: „Wenn ein Mönch sich bei einem Ehepaar, das sich den Lüsten hingibt, im Inneren eines Hauses unaufgefordert'mit einer Frau hinsetzt, so ist das ein P ä t a y a n t i k a Vergehen2)." Kommentar Ein Ehepaar heißt , , s a b h o j a n a " , denn die Frau ist , , b h o j a n a " des Mannes. Im „Inneren eines Hauses" h e i ß t : an einem Ort, an dem man von einem bettelnden Mönch nicht gesehen werden kann. Kasuistik Drei Elemente machen in diesem Fall ein Pätayantika-Vergehen aus, erstens, daß das Ehepaar sich den Lüsten hingibt, zweitens, daß der Mönch allein mit einer F r a u zusammen sitzt, und drittens, daß er im Inneren eines Hauses ist. Wenn Tür und Fenster verschlossen sind, ist es ein Pätayantika-Vergehen, auch wenn sich draußen ein zuverlässiger Laie aufhält. Wenn T ü r und Fenster offen sind und sich draußen ein zuverlässiger Laie aufhält, ist es nur ein Duskrta-Vergehen. W e n n ein vertrauenswürdiger Laie sich im Inneren des Hauses aufhält und Fenster ünd Türen offen sind, so ist es kein Vergehen. 1) Siehe S. 163, Anra. 1. 2) ( L H 3 Bl. 29 V 3) yah punar dyärn kalpayet pätayantika \

bhi(V i)ksu

sabhojane

kule ekaikayä

anupraskadyäsane

nisa-

Patayantika-dharma

43—44

165

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 44 ACELADÄNAM Gaben für

Acelas

Das Fragment M 112, 4 enthält einen Teil der Vorgeschichte zu dieser Formel. Die Gesamtzahl der Aksaras in jeder Zeile des Bruchstücks betrug etwa 60. Vorgeschichte Der B r a h m a n e Agnidatta aus Vairanyä weilt in Srävastl zu Besuch bei einem Haushalter. Auf R a t seines Freundes, bei dem er sich nach den Sramanas und Brahmanen der S t a d t erkundigt, begibt er sich in das Jetavana, um den Buddha predigen zu hören. E r f r e u t über das Gehörte, ladet er den Erhabenen und die Gemeinde nach der Predigt ein, die Regenzeit in seiner H e i m a t s t a d t Vairanyä zu verbringen. Nach Hause zurückgekehrt, läßt er auch Vorbereitungen für seine Gäste treffen; nach einiger Zeit vergißt er aber sein Vorhaben und sagt seinem Türhüter, er wolle vier Monate allein sein und keinen Menschen von außerhalb empfangen. Der Buddha und die f ü n f h u n d e r t Mönche, die ihn begleiten, kommen nach Vairanyä und haben es schwer, dort Nahrung zu finden; denn es gibt in Vairanyä nur wenige Gläubige, u n d Agnidatta k o m m t auf seine Einladung nicht zurück 1 ). Maudgalyäyana bietet dem Buddha an, Speisen und Früchte von den Göttern zu holen, aber der B u d d h a erlaubt dies nicht. — Pferdezüchter mit einer Herde von f ü n f h u n d e r t Pferden kommen nach Vairanyä. Sie haben Mitleid mit den Mönchen und fragen dieselben, ob sie Pferdegetreide essen dürfen. Der Buddha entscheidet, daß, wenn die Tiere genug Gras zu fressen finden, eins von den zwei Büscheln Getreide, die für jedes Pferd b e s t i m m t sind, einem Mönch gegeben werden soll. Von den vier Büscheln für den Hengst erhält der Buddha selbst zwei. Ä n a n d a n i m m t den Anteil des Buddha zusammen mit seinem eigenen und b i t t e t eine Frau, das Getreide zu kochen. Sie weigert sich, die Bitte zu erfüllen, da sie zu Hause zu viel zu t u n h a b e ; eine andere Frau dagegen bietet sich von selbst an, das Essen zurecht zu machen. Änanda bringt die fertige Speise seinem Meister. Er ist voller Mitleid, daß dieser so gewöhnliches Essen verzehren soll. Als er aber davon kostet, ist er überrascht, denn die Götter haben die Speise schmackhaft gemacht. Änanda berichtet dem Buddha von den beiden Frauen und erfährt, was ihre Vergeltung sein wird. Mära verbreitet in den anderen Ländern, daß der Buddha und die Gemeinde b e s o n d e r s gut versorgt seien. Als aber später b e k a n n t wird, daß sie sich von Pferdegetreide ernährt haben, bereiten sich die reichen Leute darauf vor, den B u d d h a und seine Anhänger noch reichlicher als sonst zu bewirten. Kurz vor dem Ende der Regenzeit b e a u f t r a g t der B u d d h a Änanda, sich zu Agnidatta zu begeben und ihm zu melden, daß die Gemeinde fortziehen werde. Die Mönche wollen wissen, was für ein Verdienst der Brahmane erworben habe, daß man sich von ihm verabschieden müsse. 1) In der E i n l e i t u n g z u m Päli-Vibhariga wird v o n e i n e m B r a h m a n e n aus V e r a n j ä berichtet, der d e n B u d d h a u n d die G e m e i n d e für die R e g e n z e i t einlud. D a er die E i n l a d u n g v e r g a ß , h a t t e n die Mönche es schwer, sich in V e r a n j ä zu ernähren. ( V i n a y a - P i t a k a , Vol. I I I , p. l f f . ) E i n e ä h n liche, doch ausführlichere G e s c h i c h t e f i n d e t sich i m B h a i s a j y a v a s t u der M ü l a s a r v ä s t i v ä d i n s (Gilgit Manuscripts, Vol. I I I , pt. 1, p. 2 5 f f . ) .

166

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der S a r v a s t i v ä d i n s

( V I ) api cänudharmo 'yam avasyam avalokayitavyah syäd evam

1. (Der Buddha spricht: „Dieser Brahmane hat zwar kein Verdienst), aber (sich zu verabschieden) ist Brauch (der Gäste), den man unbedingt beachten m u ß . " 2.

(V 2) (sä)rdham vairanyäm pravisya yenägnidattasya brähmanasya nive(sanam)

(V 3) (dv)ärikasyägnidattasya brähmanasyärocaya | änando dväre (tisthati |) . 3

(Änanda nimmt den Befehl an und) begibt sich zusammen (mit einem Mönch) nach Vairanyä hinein, dorthin, wo die Wohnung des Brahmanen Agnidatta war 1 ).

Melde dem Türhüter des Brahmanen Agnidatta, Änanda (stünde) am Tor. 3. (Der Türhüter stellt folgende Überlegung an: Änanda bedeutet Freude. Wenn man ihn seinem Herrn nicht meldete, brächte es kein Glück.)

.. 4. (tena samayenägnidatto brä-) (V 4)hmanah kälyam eva sirahsnäto 'vadätavastraprävr(tah)

4. (Zu jener Zeit hat) der Brahmane (Agnidatta) sich am frühen Morgen das Haupt gewaschen, ein weißes Gewand angezogen (und sitzt allein in der Halle. Der Türhüter) meldet: „Änanda' steht an der T ü r . " Er spricht: „ E r soll eintreten 2 )."

(V 5) (äro)cayati | änando dväre tisthati | sa evam äha | pravisatu | 5

5. (Er tritt ein, und man gibt ihm einen Sitz. Nachdem sie sich gegenseitig begrüßt haben), sagt (Agnidatta zu Änanda): ,,Wa.. rum hat sich der Herr Änanda hierher . . . . (sa eva)(R l ) m äha | kim auf den Weg gemacht ? " (Er antwortet): artham bhavän änandas car(a)t(i),,Der Erhabene (schickt mich zu dir, dir hägamanäya | bhaga(vän) . . . . zu sagen: Ich habe die Sommermonate in deinem Lande verbracht. Die Zeit der 1) D e r chinesische T e x t w e i c h t e t w a s a b : Ä n a n d a b e g i b t sich m i t e i n e m M ö n c h v o r d a s T o r .

E r s p r i c h t zu d e m T ü r h ü t e r : „ D u k a n n s t d e i n e m K ö n i g m e l d e n , Ä n a n d a sei d r a u ß e n . " ( I n der c h i n e s i s c h e n Ü b e r s e t z u n g w i r d A g n i d a t t a ein „ B r a h m a n e n k ö n i g " g e n a n n t ; im B h a i s a j y a v a s t u a . a . O . heißt er

brähmanaräjä.)

2) D e r chinesische T e x t h a t : D e r T ü r h ü t e r m e l d e t : „ Ä n a n d a ist d r a u ß e n . " E s ist G l a u b e der B r a h m a n e n , w e n n j e m a n d F r e u d e ( Ä n a n d a ) h e i ß t , so b r i n g t d a s G l ü c k . D a r a u f s p r i c h t e r : „ L a ß ihn k o m m e n . W e r w ü r d e Ä n a n d a h i n d e r n ? "

Patayantika-dharma

(R 2) caryäm cartum | sa evam äha | asyäm sa bhavän gautamo vairanyäyäm 6.

(R 3) trln mäsän bhagavatä bhiksusamghena ca yaväh paribhuktäh |

44

167

Ruhe ist vorbei, und ich beabsichtige in anderen Ländern) auf Wanderschaft zu ziehen." Er spricht 1 ): „Hat der Herr Gautama hier in Vairanyä (die Regenzeit verbracht?" Änanda antwortet: „Ja.")

6. (Der Brahmane spricht: „Wie konnte er sich hier aufhalten ? Wer hat ihm Spenden gegeben?" Änanda antwortet: „Es war äußerst dürftig und ärmlich.) Drei Monate lang haben der Buddha und die Gemeinde sich von Gerste ernährt."

. . . . (R 4) y. prabhütam khädaniyabhojaniyam samudänitam | sa ca bha

7. (Da erst erinnert sich Agnidatta, daß er früher den Buddha und die Gemeinde eingeladen hatte) und daß er viele harte und weiche Speisen herbeigeschafft hatte 2 ). Und er (spricht: „Wie konnten der Buddha und die Gemeinde sich drei Monate von Pferdegetreide ernähren ?)

(R5) vipratyabrähmanena

(Man wird sagen:) 3 ) Von dem feindseligen Brahmanen Agnidatta ist absichtlich . . . .

7

8,

rthikenägnidattena samcintya bha

Agnidatta erkundigt sich bei Änanda, ob der Buddha seine Entschuldigung annehmen werde, und als Änanda diese Frage verneint, fällt er in Ohnmacht. Seine Umgebung bringt ihn wieder zu sich und schlägt ihm vor, er solle den Buddha und die Gemeinde für die restlichen sieben Tage der Regenzeit einladen und, falls die Einladung nicht angenommen werde, ihnen Gaben nachschicken. Agnidatta nimmt den Rat an, und die Mönche bekommen so viele Gaben, daß sie nicht alles selbst verbrauchen können. Was sie übrigbehalten, geben sie Häretikern, die ihnen folgen. Der Buddha ermahnt seine Anhänger, dies zu unterlassen, weil die Andersgläubigen sich immer über die Buddhisten lustig zu machen pflegen und auch immer, wenn irgendwo ein Verbrechen begangen wird, die Mönche beschuldigten, die Tat verübt zu haben. Änanda gibt trotz des Verbots eines Tages zwei Häretikerinnen Kuchen, und zwar erhält eine der Frauen ein Stück, die andere zwei. Es entsteht deswegen Streit unter ihnen, und diejenige, die nur einen Kuchen bekommen hat, verdächtigt 1) I m c h i n e s i s c h e n T e x t heißt e s : A g n i d a t t a spricht e r s c h r o c k e n : „ H a t der Öramana G a u t a m a wirklich in V a i r a n y ä den S o m m e r v e r b r a c h t ? " 2) I m Chinesischen s t e h t , d a ß er G a b e n v o r b e r e i t e t h a t t e . 3) Der c h i n e s i s c h e T e x t w e i c h t e t w a s a b : „ E i n s c h l e c h t e r Ruf wird sich in den L ä n d e r n verbreiten. E s w i r d h e i ß e n : der B r a h m a n e A g n i d a t t a ist seit langer Zeit s c h l e c h t u n d v e r w o r f e n , er v e r a c h t e t die Lehre des B u d d h a . "

168

V a l e n t i n a R o s e n : Der V i n a y a v i b h a ñ g a der Sarvästiväciins

die andere, Änandas Geliebte zu sein. Als der Buddha dies hört, erläßt er die Vorschrift : „ W e n n ein Mönch eigenhändig einem Acela, einem P a r i v r ä j a k a oder einer Parivräjikä h a r t e oder weiche Speisen gibt, so ist das ein Pätayantika-Vergehen 1 )." Kommentar „Acelas" (nackte Häretiker) sind: Äjivikas und Nirgranthas. „ N i r g r a n t h a s " sind Lao-Tze und seine Schüler 2 ). — Alle Parivräjakas, die nicht zu den fünf Gemeinden des Buddha gehören, werden Häretiker genannt. Es gibt fünf Sorten harte Speisen, fünf Sorten weiche Speisen und fünf Dinge, die als weiche Speise angesehen werden 3 ). Kasuistik Wenn ein Mönch eigenhändig einem Häretiker oder einer Häretikerin irgendeine Speise zu essen gibt, wird er eines Pätayantika-Vergehens schuldig. Es ist kein Vergehen, wenn die Häretiker krank sind, wenn sie Verwandte des Mönchs sind oder um Ordination im buddhistischen Orden ersucht haben. P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 4.5 SENÄDARSANAM Zuschauen

bei

Paraden

Vorgeschichte König Prasenajit besichtigt seine Truppen, ehe sie gegen einen Rebellen zu Felde ziehen, um sich zu überzeugen, daß Waffen und Ausrüstung in Ordnung sind. Die Gruppe der sechs Mönche begibt sich auf den Paradeplatz, um den König zu sprechen. Dieser ist ärgerlich darüber, da die Mönche sonst oft genug Gelegenheit haben, ihn zu sprechen. Der Buddha verbietet den Mönchen daraufhin, sich bei der Armee aufzuhalten. Später wird diese Regel eingeschränkt, da einige Mönche von ihren Verwandten, den Ministern Rsidatta 4 ) und Puräna 5 ), aufgefordert werden, sie beim Heer zu besuchen. Die Vorschrift l a u t e t : „Wenn ein Mönch sich absichtlich eine zur Parade ausgerückte Armee ansieht, so ist es ein Pätayantika-Vergehen, außer wenn er einen (triftigen) Grund h a t 6 ) . " Kommentar Eine „ A r m e e " besteht aus Reiterei, Elefanten-, Wagen- und F u ß t r u p p e n . Kasuistik Versucht ein Mönch eine zur Parade angetretene Armee zu sehen und gelingt es ihm, so ist das ein Pätayantika-Vergehen. Sieht er sie nicht, wird er eines Duskrta1) (F) yak punar bhi[ksur acelakasya vä parivraja]kasya vä parivräjikäyä niyabhojaniyam dadyät pätayanti[kä] | 2) Vergleiche d a z u d e n K o m m e n t a r zu P ä 36, S. 156. 3) Vergleiche d a z u d e n K o m m e n t a r zu P ä 34 u n d 38, S. 154 u. 159.

vä svahastät

khäda-

4 ) M ftP j S ^ N i - s h i h - t a - t o , P ä l i : Isidatta. (Vgl. M a l a l a s e k e r a , D i c t i o n a r y of P ä l i P r o p e r N a m e s , p. 320f.). 5 ) g | | Fu-lo-na, Päli: Puräna. 6) (L M 3 Bl. 29 R 1) yah punar bh(i)ksur udyukt[ä](m) s(e)nä(m) iia(/')san[äy](o)[pa](sa»i)(R 2) kramed anyatras tathärüpapratyay[ä]t pätayantikä \

Patayantika-dharma

45—47

169

Vergehens schuldig. Es ist kein Vergehen, wenn er unabsichtlich hingelangt oder von einem König, einer Königin, einem Prinzen, einem Minister, Beamten oder Soldaten gerufen wird. P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 46 SENÄVÄSAH Sich bei einer Armee

aufhalten

Vorgeschichte Mönche, die eingeladen wurden, bei einer Armee zu bleiben, erregen Ärgernis bei denjenigen, die nicht an den Buddha glauben und geraten in Verdacht, Spionage zu treiben. Der Buddha gibt daher die Vorschrift: „ W e n n ein Mönch, der einen (triftigen) Grund hat, sich zu einer Armee zu begeben, länger als zwei Nächte bleibt, so ist das ein Pätayantika-Vergehen 1 )." Kasuistik Wenn ein Mönch zwei Nächte als Gast bei einer Armee war und darüber hinaus bleibt, so ist es ein Pätayantika-Vergehen.

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 47 UDYÜTHIKÄGAMANAM2) Besuch von

Manövern

Vorgeschichte Mönche, die für zwei Tage bei einer Armee zu Besuch sind, betrachten Waffen und Ausrüstungen, Manöver und Kämpfe. Dies wird dem Buddha berichtet, der die Vorschrift erläßt: „ W e n n ein Mönch zwei Tage bei einer Armee ist und sich die Manöver, das Anlegen der W a f f e n und Ausrüstungen, Standarten und Flaggen, die Schlachtordnung oder die Schlacht selbst ansieht, so ist das ein Pätayantika-Vergehen 3 )." Kommentar In „ S c h l a c h t o r d n u n g " h e i ß t : das Heer wird aufgestellt wie ein Bogen, wie ein Halbmond, wie die Sonne oder wie eine Lanzenspitze. K asuistik Wenn ein Mönch etwas von der Schlachtordnung, dem Anlegen der Waffen, den Fahnen oder der Schlacht zu sehen versucht, und es ihm gelingt, so ist das ein Päta1) ( L M 3 B], 29 R 2) syäd bhiksos tathärüpapratyayo yenodyuktäm senäm gacche [dvijrätraparamam tena (R 3) bhiksunä tatra senayäm vastavyam \ tata uttara(m) vaset pätayantikä 2) E d g e r t o n s. v . : s h a m b a t t l e . 3) (Li M 3 Bl. 29 R 3) dvirätraparamam ced bhiksuh senäyäm ua[sa](t^ u)dyuktäm senäm (da)(R b)rsanäyopasamkramet dhvajägram vä balägram vä senä . . . n[syä]janam vä anekamukkam (vä pä)tayantikä |

170

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvästivädins

yantika-Vergehen. Hat er keinen Erfolg, wird er eines Duskrta-Vergehens schuldig. Er ist nicht schuldig, wenn er unabsichtlich etwas sieht, wenn er einen triftigen Grund zum Zuschauen hat oder etwas im Vorbeigehen sieht.

PÄTAYANTIKA-DHARMA 48 PRAHÄRADÄNAM Austeilen

von Schlägen

Die erste Zeile der Vorderseite des Fragments der Handschrift D 180 enthält die Schlußworte der Kasuistik zu dieser Formel. Vorgeschichte Die Gruppe der siebzehn Mönche wird von den sechs Mönchen, mit denen sie sich gestritten hat, geschlagen. Der Buddha gibt aus diesem Anlaß die Vorschrift: „Wenn ein Mönch zornig, ärgerlich geworden und unzufrieden einen Ordensbruder schlägt, so ist das ein Pätayantika-Vergehen 1 )." Kommentar „Schlagen" bedeutet: mit der Hand schlagen oder einen Fußtritt geben. Kasuistik Schlägt ein Mönch einen Ordensbruder mit der Hand oder gibt er ihm einen Fußtritt, so ist das ein Pätayantika-Vergehen. Schlägt ein Mönch einen Ordensbruder mit einem anderen Körperteil, wird er eines Duskrta-Vergehens schuldig. Es ist kein Vergehen, wenn ein Mönch einen anderen schlägt, weil dieser sich verschluckt hat; (D 180 V I )

ya | a{nä)pattir

ya

..

. . rna

prativi(nodaya)ti

(?) ||

||

PÄTAYANTIKA-DHARMA 49 UDGURANAM2) Bedrohung (eines

Mönchs)

Das Fragment D 180 enthält einen Teil der Vorgeschichte dieser Formel. Auf Grund der formelhaften Wendungen läßt sich die Gesamtzahl der Aksaras einer Zeile auf etwa 55 berechnen. Im Päli-Vibhariga wird derselbe Vorfall berichtet, der in der Sarvästiväda-Version erwähnt wird. Vorgeschichte 1. (VI) buddho bhagavän räjagrhe viharati sma |

1. Buddha der Erhabene weilte in Räjagrha.

1) (F) [yahpunar bhiksuh] äbhisaktah [kupitas ca]ndlkrto (bhiksoh prahäram, da)[dyät pätayantika], 2) Edgerton s. v.: brandishing (of weapons). Tibetisch gzas to be about. Chinesisch f g aufheben.

Patayantika-dharma 2. (tena samayena) sadvargikäh sapta(dasavargikesv abhisaktàh kupitäs

candibhütä

anäptamana-

sah I)1)

171

48—49

2. (Zu jener Zeit war) die Gruppe der sechs Mönche (über die) Gruppe der sieb (zehn Mönche unwillig, zornig, ärgerlich und unzufrieden 2 )).

3. (tai)(V 2 ) h s à r d h a m k r t v à ka(laha) bhandana (v) i(graha) viva (dam) t(e) sadvargikàh saptadasavargik à n à m talasaktikayà 3 ) prahàram ava(gurayanti |)4)

3 (Nachdem die Gruppe der sechs Mönche mit der Gruppe der siebzehn Mönche Streit), Zank, Zwist und Auseinandersetzung angefangen h a t t e , (drohten sie ihnen) einen Schlag mit der erhobenen Handfläche 5 ) an.

4. (saptadasavargikànàm etad bhavati | ime vyàdà vikramabalavan-

4 (Die Gruppe der siebzehn Mönche stellte folgende Überlegung a n : „Diese sind gewalttätig, kräftig und stark.) Sie werden (uns) . . . . vernichten. Sie werden uns ins völlige Verderben stürzen." 7 ) Sie waren erschrocken und weinten 8 ).

to) 6 ) (V 3) patayisyanti | te'smàn anayena vyasanam àpàdayisyanti | te bhìtà rodanti |

5. bhiksa(va)

ucu(h)

5 Die Mönche sprachen: ( „ W a r u m weint i h r ? " Sie a n t w o r t e t e n : „ D i e Gruppe der sechs Mönche h a t uns einen Schlag) mit der erhobenen Handfläche (angedroht)." (Uns) k a m (folgender Gedanke): „Diese . . . . (sadvargikäh talasakti)(V 4)sind gewalttätig, kräftig und stark. (Sie kayä (pra)h(ä)ra(m avagurayanti | werden uns . . . vernichten. Sie werden a s m ä k a m etad) b h a v a t i | ime vyä-

1) E r g ä n z t nach R 3. 2) Der chinesische T e x t weicht e t w a s ab, es heißt d a : Die Gruppe der sechs Mönche h a t t e Streit und Zank mit der Gruppe der siebzehn Mönche. Sie w a r e n unwillig, zornig, ärgerlich geworden und unzufrieden. Die Gruppe der sechs Mönche erhob die Handfläche gegen die Gruppe der siebzehn Mönche. 3) E d g e r t o n s. v . : (a raising of the hand, but there seems to denote a threatening gesture) lit.

palm-spear. Vgl. Päli (Vinaya-Pitaka, Vol. IV, p. 146) tena kho pana samayena chabbaggiyä bhikkhü kupitä anattamanä sattarasavaggiyänam bhikkhünam talasattikam uggiranti. Miss Horner übersetzt diese Stelle im Book of the Discipline, Vol. I I I , p. 49, wie folgt: Now at t h a t time the group of six monks, a n g r y , displeased, raised the palm of the hand against the group of. seventeen monks.

talasattikam

wird im Päli-Vibhariga folgendermaßen erklärt: talasattikam

vä käyapatibaddham

vä antamaso uppalapattam

uggireyyä'ti

pi uccäreti, äpatti päcittiyassa.

käyam

(a. a. O. Vol. IV,

p. 147.) Miss H o r n e r s Übersetzung l a u t e t : Should raise the palm of the hand m e a n s : if he lifts up the body or something a t t a c h e d to the body, and even at most a lotus-leaf, there is an offence of expiation. 4) |/gür mit ava ist bei Manu mehrfach belegt. 5) Der chinesische T e x t hat gemeint sein. 6) Vgl. E d g e r t o n s. v. vyäda:

N a c h d e m K o m m e n t a r (s. u.) kann hiermit auch die Fußsohle 2) adj. violent, troublesome.

7) Vgl. W a l d s c h m i d t , M a h ä p a r i n i r v ä n a s ü t r a , S. 102, A n m . 2. 8) I m chinesischen T e x t heißt e s : Die Gruppe der sechs Mönche ist s t a r k und kräftig. W e n n sie H a n d an uns legen wird, werden wir bestimmt sterben.

172

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhahga der Sarvästivädins

da vikra(ma)balavanto (pätayisyanti | te'smän anayena vyasanam äpädayisyanti I1) vayam) (V 5) bh(i)tàrodà(mah) a ) | 6. (ye bhiksavo 'Ipecchä alpakrtyä dhütavä)dinas t(e) 'vadh(yäyanti ksipanti) viv(äcayanti|) 3 ) 7. (katham näma bhiksur abhisaktah kupitas candlbhüto 'näptamanä bhiksos talasaktika)(R l)yä (pra)häram a (va)guray (et)4) | 8. i(dam) bhi(ksu)bhir aneka(paryäyena) vigarhyaitad prak(aranam bhagava)to v(istarenärocitam |) 9. (atha bhagavän etasmin nidäna etasmin prakarane samgham samni)(R 2)p(ä)tayati samgham sannipätya jänanto (bu)ddh(ä) bha(gavantah pr)cchanti prcchati buddho bhagavän sadvargikän satyam yü(yam evam akärsuh |5) satyam bhagavan |)

uns ins völlige Verderben stürzen. Wir waren) erschrocken und weinten."

6. (Die Mönche, die genügsam und zufrieden waren und sich zum asketischen Wandel bekannten), die schalten, (tadelten und schmähten): 7. („Wie kann nur ein Mönch unwillig, zornig, ärgerlich geworden und unzufrieden einem Mönch mit der erhobenen Handfläche einen) Schlag androhen?" 8. (Nachdem die Mönche in dieser Weise aus mancherlei Anlaß) getadelt hatten, (berichteten sie) diesen (Vorfall dem Erhabenen ausführlich). 9. (Darauf ließ der Erhabene aus diesem Grunde und aus diesem Anlaß die Gemeinde) versammeln. (Nachdem er) die Gemeinde hatte versammeln lassen, fragte Buddha der Erhabene die Gruppe der sechs Mönche — denn die erhabenen Buddhas fragen, obwohl sie wissen — („Habt ihr dies) wirklich (getan?" „Wirklich, Erhabener.")

10. (anekaparyäyena buddho bhaga- 10. (Aus mancherlei Anlaß) tadelte (Buddha vän) (R 3) sadvargikän vigarhati | der Erhabene) die Gruppe der sechs Mönkatha(m) n(ä)ma bhiksur abhiche: „Wie kann nur ein Mönch unwillig, saktah kupitas candlbhüto 'näzornig, ärgerlich geworden und unzufrieptamanä (bhi)ksos talasaktikayä den einem Mönch mit der erhobenen (prahäram avagurayet [) Handfläche (einen Schlag androhen). 11. (buddho bhagavän anekaparyä- 11. (Nachdem Buddha der Erhabene aus manyena) (R 4) vigarhya bhiksü(n cherlei Anlaß) getadelt hatte, (sprach er ämanjtrayati | (ta)smät tarhy azu den) Mönchen: „Von heute ab also, dyägrena dasanuàamsàn pratitya um der zehn Vorteile willen, gebe ich den bhiksünäm (sik)s(äpa)dam praMönchen eine Vorschrift. (Um die Gejfiäpayisyä(mi | samghasamgrahämeinde in Ordnung zu halten, soll diese yaivam caitac chiksäpadam uddeVorschrift folgendermaßen verkündet stavyam |) werden:) 1) 2) über 3) 4) 5)

Ergänzt nach Absatz 4, V 3. Oben Absatz 4 rodanti, ebenfalls nach Klasse 1. Vgl. Edgerton, B H S Grammar, p. 227, die Form rodati neben rudati. Absatz 6, 8, 9 und 11 formelhafte Wendungen, siehe S. 13 f. Ergänzt nach Absatz 10, R 3. Siehe S. 41, Anm. 3.

Patayantika-dharma

173

49—50

12. (yah p u n a r bhiksu)(R 5)r abhi- 12. (Wenn ein Mönch), unwillig, zornig, (sa)ktah kupita(£ ca)ndibhüto ärgerlich geworden (und unzufrieden), ('näptama)nä bhiksos talasaktieinem Mönch mit der erhobenen Handkayä p r a h ä r a m avaguray(et päfläche einen Schlag androht, so ist das ta)yantikä H1) ein Pätayantika-Vergehen. Kommentar Es gibt zwei Sorten „ F l ä c h e n " , Handflächen und Fußflächen: (R 5) dvi. Kasuistik Droht ein Mönch einem Ordensbruder einen Schlag mit der Handfläche oder einen F u ß t r i t t an, so wird er eines Pätayantika-Vergehens schuldig. Es ist kein Vergehen, wenn er die Hand erhebt, um ein wildes Tier oder einen schlechten Menschen von jemandem abzuwehren.

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 50 DUSTHULÄPRATICCHÄDANAM Verheimlichung

eines schweren

Vergehens

Vorgeschichte Dharma, ein Schüler Upanandas, sieht den älteren Bruder seines Lehrers, den Mönch Nanda, mit einer Frau zusammenstehen u n d sie umarmen. Nanda b i t t e t Dharma, niemandem etwas davon zu sagen, er habe seinen jüngeren Bruder, Dharmas Lehrer, auch solche u n d ähnliche Dinge t u n sehen. Dharma berichtet aber doch den anderen Mönchen von diesem Vorfall, und diese tadeln Nanda, daß er ein Vergehen eines anderen Mönchs verheimlicht habe. Der B u d d h a erläßt aus diesem Grunde die Vorschrift: „ W e n n ein Mönch weiß, daß ein anderer Mönch ein schweres Vergehen begangen h a t , und verheimlicht es, sei es auch nur eine Nacht lang, so ist es ein P ä t a y a n t i k a Vergehen 2 )." Kommentar Ein „schweres Vergehen" heißt: ein Päräjika- oder Samghävasesa-Verbrechen. Kasuistik W e n n ein Mönch sieht, daß ein Ordensbruder ein Samghävasesa- oder PäräjikaVergehen begeht, u n d verheimlicht es, so ist das ein Pätayantika-Vergehen, ganz gleich, ob er sich der Schwere des Vergehens bewußt ist oder nicht. Verheimlicht er ein Duskrta-Vergehen, das er f ü r ein solches oder eine schwerere Übertretung hält, so ist es Duskrta. Wenn der verheimlichende Mönch zeitweilig aus der Gemeinde ausgeschlossen wurde, weil er eine irrige Ansicht nicht einsah oder nicht aufgab, oder wenn der verheimlichende Mönch verwirrten, gestörten oder kranken Geistes ist, so 1) E r g ä n z t n a c h A b s a t z 10, R 3. api

2) (F) [yah punar pä[tayantika] \

bhiksur

bhiksor jänan

dusthuläm

äpa]tt[im]

praticchäday[el

e]karätram

174

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvästivädins

wird er nicht schuldig. Hebt die Gemeinde die zeitweilige Ausschließung des einen Mönchs auf, oder bessert sich der Zustand des anderen, so werden beide schuldig, wenn sie ein Vergehen eines Ordensbruders verheimlichen. PÄTAYANTIKA-DHARMA 51 BHAKTACCHEDAKARANAM Hinderung

am

Essen

Das Fragment Sg 111 behandelt einen Teil der Vorgeschichte und den Anfang des Kommentars zu dieser Formel. Die einzelnen Zeilen des Bruchstückes enthielten etwa 50 Aksaras, wie auf Grund der formelhaften Wendungen und der Vorschrift erschlossen werden kann. Vorgeschichte Upananda fordert seinen Schüler Dharma auf, mit ihm in die Stadt zu gehen. Dabei hat er die stille Absicht, dafür zu sorgen, daß Dharma dort nichts zu essen bekommt. Damit will er sich dafür rächen, daß sein Schüler seinen Bruder Nanda angezeigt hat 1 ). Als ihnen im Hause eines Laien Speisen angeboten werden, nimmt Upananda nichts an mit der Begründung, es sei noch früh am Tage 2 ). 1 (VI) punar mainopädhyäyo yatra ya

1. (Dharma dachte): „Wo mein Lehrer wieder (eine gute Einladung empfangen wird, dort wird er sie annehmen).

2. (V 2) (e)kasmät kuläd dvitiyam gato dvitiyät 3 ) trt(iyam gatah)

2. Von einer Familie zur zweiten und von der zweiten zur dritten (gegangen, empfing er dort auch Einladungen. Upananda sprach: „Wartet ein wenig, es ist noch früh.Wenn es an der Zeit ist, werden wir Speise holen kommen.")

3

3. (Nachdem Upananda das Haus eines Laien verlassen hatte, blickte er nach der Sonne und sah, daß es Mittag war. Er berechnete, daß es zu spät sei, im Dorf Essen zu empfangen und auch zu spät, in das Jetavana zurückzukehren.) Er sprach: „Geh, ehrwürdiger Dharma. Es ist mir nicht angenehm, mit dir (zu sprechen und zu sitzen. Es ist mir angenehm, allein zu sprechen und zu sitzen).

(V 3) (sa) evam äha | gaccha tvam äyusman dharma na me tvayä särdham | sparso (bhavati kathä vä nisadyä vä | ekäkino me sparso bhavati kathä vä nisadyä vä|) 4 )

1) Siehe P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 50. 2) Im Päli-Vibhanga wird diese Geschichte v o n U p a n a n d a u n d dem Schüler seines Bruders berichtet. 3) Die Handschrift liest: dvitiyasmät analog dem voraufgehenden ekasmät. 4) Ergänzt nach Prätimoksasütra, Abschrift Frau Lüders. (Vgl. R 6, Absatz 12.) V o n den fünf Abschriften haben drei phäsa statt sparso.

Patayantika-dharma

4. (V 4) niskramyä süryam vyavalokayati | sa paäyaty uccähnakälah

.. 5 (V 5) ärämam gamisyämi | sa ärämampravisati|sacatairbhiksubhir drsta

51

175

4. (Dharma) blickte, nachdem er hinausgegangen war, nach der Sonne und sah, daß es Mittag war. (Er berechnete, daß es zu spät sei, ins Dorf auf Bettelgang zu gehen und auch zu spät, in das Jetavana zurückzukehren.) 5. (Dharma stellte folgende Überlegung an: Was soll ich tun ?) Ich werde ins Kloster gehen. Er begab sich ins Kloster. Er wurde von den Mönchen gesehen. (Sie fragten: „Hast du heute gutes Essen bekommen ?")

6. (sa evam äha |) (V6) äy(u)smanto mä tävan mama kincid vadatha | idänlm tävad aham bhaktacchinna(h)

6. (Er sprach): Ehrwürdige, redet doch nicht mit mir. Ich habe jetzt nämlich nichts zu essen bekommen." (Sie fragten ihn nach dem Grund, und er berichtete ihnen den Vorfall im einzelnen.)

7. (ye bhiksavo 'lpe)(V 7)cchä alpakrtyä dhütavädinas te 'vadhyäyanti ksipanti viväcayanti | katha(m) (näma bhiksur bhiksoh sarncintya bhaktacchedam kuryätl) 1 )

7. Die genügsamen, zufriedenen (Mönche), die sich zum asketischen Wandel bekannten, schalten, tadelten und schmähten: „Wie (kann nur ein Mönch absichtlich verhindern, daß ein Ordensbruder etwas zu essen bekommt) ?"

8. (anekaparyäyena) (R 1) (vi)garhy(ai)ta(t p)rakaranam bhagavato vista(re)närocitam | atha bhagavän etasmin nidä(na etasmin prakarane samgham samnipätayati I)»)

8. (Nachdem sie aus mancherlei Anlaß) Vorwürfe erhoben hatten, berichteten sie diesen Vorfall dem Erhabenen ausführlich. Darauf ließ der Erhabene aus diesem • Grunde (und aus diesem Anlaß die Gemeinde versammeln).

9. (samgham samnipätya jänanto buddhä bhagavantah prcchan-) (R 2)ti (p)rcchati buddho bhaga-

9. (Nachdem er die Gemeinde hatte versammeln lassen), fragte Buddha der Erhabene den Säkyasohn Upananda — (denn

In dem Ms., das Finots Ausgabe des Prätimoksasütra zugrunde liegt, k o m m t phäsaka vor. Für die E t y m o l o g i e von sparsa siehe E d g e r t o n s. v. Päli: tassa adäpetvä uyyojesi gacckävuso na me tayä saddhim kathä vä nisajjä vä phäsu hoti, ekakassa me kathä vä nisajjä vä phäsu hoti. (Vinaya-Pitaka, Vol. IV, p. 92f.) Miss Horner's Übersetzung l a u t e t : W i t h o u t having had (almsfood) given to him, he dismissed him, saying: "Go away, your reverence. Neither talking nor sitting down with you c o m e s to be a comfort for m e ; either talking or sitting down alone comes to be a comfort for m e . " (Book of the Discipline, Vol. II, p. 351.) 1) Ergänzt nach Absatz 10, R 3. 2) Absatz 7—11 formelhafte W e n d u n g e n , siehe S. 13 f.

176

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhanga der Sarvästivadins

vän upanandam säkyaputram | satyam tvam evam akärslt | s a tyam (bhagavan |)

Buddhas, die Erhabenen, fragen, obwohl sie wissen:) „Hast du dies wirklich get a n ? " „Wirklich, (Erhabener)."

10. (buddho bhagavan anekaparyä- 10. (Buddha der Erhabene erhob aus mancherlei Anlaß Vorwürfe gegen den Säkyayenopanandam säkyaputram visohn Upananda: „Wie kann nur ein garhati | katham näma bhiksur) Mönch) absichtlich verhindern, daß ein ( R 3 ) bhiksoh sa(m)cintya bhaktaOrdensbruder etwas zu essen bekommt ? " cchedam kuryät | 11. idam buddho bhagavan aneka- 11. Nachdem Buddha der Erhabene in dieser Weise (aus mancherlei Anlaß Vorwürfe (paryäyena vigarhya bhiksün äerhoben hatte, sprach er zu den Mönchen: mantrayate sma | tasmät tarhy Von heute ab, um der zehn Vorteile willen), adyägrena dasänusamsän pratltya gebe ich (den Mönchen) eine Vorschrift. bhiksünäm) (R 4) (si)ksäpadaip Um die Gemeinde in Ordnung zu halten, prajfiäpayisyämi | samghasamsoll diese (Vorschrift folgendermaßen vergrahäyaivam caitac chi(ksäpadam kündet werden): uddestavyam |) 12. (L 38 Bl. 83 R 2) [ya](h punar bhi- 12. (Ein Mönch) sagt zu einem Ordensbruder: „Komm, Ehrwürdiger, wir wollen Faksur) (L 38 Bl. 83 R 3) bhiksum milien aufsuchen. Dort werde ich dir erevam vade[d] ehy äyusman kulälesene harte und weiche Speisen geben [n](y u)[pasam](L 47 V l)kramilassen" und läßt ihm dann nichts geben, syävas ta[t](ra) (R 5) te däpayisondern sagt später: „Geh, es ist mir syämi pranitam khädaniyabhonicht angenehm, mit dir zu sprechen und janiyam sa ta(sya) (L 47 V 2) zu sitzen, es ist mir angenehm, für mich bhikso(r adäpa)(L 47 V 3)yitvä allein zu sprechen und zu sitzen." [Wenn tatah pascäd evaru vaded gaccha alles dieses geschieht], weil er ihn ärgern tvam äyusman na me tvayä (L 63 a will, indem er sich sagt: „Hoffentlich Bl. 27 V 2) särdham sparso kathä wird sich dieser Mönch wenigstens für vä nisadyä vä | ekäki (R 6) nò me einen Augenblick ärgern", so wird er eines sparso bhavati kathä vä nisadyä Pätayantika-Vergehens schuldig, wenn vod(y)o(L 6 3 a Bl. 27 V 3)janaer es aus diesem Grunde und nicht aus pr[e]ksi kaccid esa bhiksur mueinem anderen tut. hürtam apy udyojitah syäd etad eva pratyayam krtvä nänyathät pä | Kommentar 13. vodyojäpayed vä parena

, (R7) 13. („Familien" bedeutet: 'Laienfamilien. „Ärgern" 2 ) bedeutet: entweder selbst ärgern oder) von einem anderen ärgern lassen.

1) Über die Verwendung der 3. pers. sing, statt der 2. pers. sing, siehe die Anmerkungen oben S. 41. 2) In der chin. Übersetzung der Prätimoksaformel steht fgj „ärgern", im Kommentar dagegen wird J p „wegschicken" erklärt. Vgl. Edgerton s. v. udyojayati.

Patayantika-dhärma

51—53

177

Kasuistik Wenn ein Mönch seinen Begleiter fortschickt, ehe sie die S t a d t betreten haben oder innerhalb der Stadt, ehe sie in ein Haus gegangen sind, so ist das ein DuskrtaVergehen. Wenn sie aber schon in ein Haus gegangen sind, dann ist es ein P ä t a y a ntika-Vergehen. P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 52 AGNIVRTTAM Über die Verwendung

von

Feuer

Vorgeschichte Eine Karawane von Kaufleuten und eine Gruppe von Mönchen lagern zusammen in einem Walde, in dem sie die Nacht verbringen wollen. Die Händler zünden ein Feuer an, und die Mönche helfen ihnen Brennholz sammeln. Einer der Mönche, der eine giftige Schlange sieht, erhebt ein großes Geschrei. Dadurch werden die Kaufleute alarmiert, werfen ihre Waren auf einen Haufen und bewaffnen sich, in der Meinung, Räuber griffen an. Sie tadeln den Mönch, als sie hören, daß er einer Schlange wegen einen solchen L ä r m gemacht h a t . Der B u d d h a gibt aus diesem Anlaß die Vorschrift : „ W e n n ein Mönch, der nicht krank ist, im Freien ein Feuer anzündet oder anzünden läßt, um sich zu wärmen, u n d entweder Gras, Holz, Kuhmist, Zweige oder Abfälle verbrennt, so ist das ein Pätayantika-Vergehen 1 )." Kommentar „ K r a n k sein" heißt: an Hitze, Kälte oder Wind leiden 2 ). Wenn sich die Krankheit durch Hitze zu bessern verspricht, darf m a n ein Feuer anzünden. Kasuistik Wenn ein gesunder Mönch im Freien ein Feuer anzündet oder anzünden läßt, so ist es ein Pätayantika-Vergehen. Sammelt ein Mönch Brennmaterial, ist es Duskrta. Es ist kein Vergehen, wenn ein Mönch Feuer anzündet, weil er krank ist, weil er Reis, Suppe, Brei, Brühe, Fleisch oder Farbe kochen oder seine Schale, seinen Stock oder seinen Schlüssel reinigen will. P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 53 CHANDAPRATYUDDHÄRAH Zurückziehung

einer

Zustimmung

Vorgeschichte Die Gruppe der sechs Mönche verweigert ihre Zustimmung zu einem Gemeindebeschluß, durch den U p a n a n d a zeitweilig ausgeschlossen werden soll. Daher wartet 1) (L 47 R 2) yah punar bhiksur agläno vitapanapreksi abhyava[k](äse jyoti)(R 3 ) s a s trnam vä kästham vä gomayam vä sakalikäm vä samkaram vä u(pasamha)(R 4)red upasamhara[y](e)d vä pätayantikä | 2) S i e h e N P 30, S. 123. 12 R o s e n , Der Vinayavibhariga

178

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhanga der Sarvästivädins

die Gemeinde mit der Verhandlung bis die sechs Mönche den Gemeindebereich verlassen und die Freunde der sechs Mönche der Gemeinde in absentia ihr Einverständnis mit den zu fassenden Beschlüssen erteilt haben. Später, nachdem Upananda suspendiert wurde, erheben die Gefährten der sechs Mönche Einspruch mit der Begründung, der Beschluß sei nicht rechtskräftig, da sie nicht gewußt h ä t t e n , was die Gemeinde beschließen wollte. Der B u d d h a gibt aus diesem Anlaß die V o r s c h r i f t : „ W e n n ein Mönch zu einer rechtmäßigen Gemeindeangelegenheit seine Zustimmung gegeben h a t und später Vorwürfe erhebt und s a g t : , Ich h a b e nicht zugestimmt', so ist das ein P ä t a y a n t i k a - V e r g e h e n 1 ) . " Kommentar „Gemeindeangelegenheiten" sind Beschlüsse, die auf bloßen Antrag gefaßt werden, Verhandlungen mit einfacher und dreifacher Beschlußfassung, Beichtfeiern und die Zeremonie des Einandereinladens. Kasuistik Wenn ein Mönch einer Gemeindeangelegenheit zugestimmt h a t und später dagegen Einspruch erhebt, so ist das ein Pätayantika-Vergehen.

P Ä T A Y A N T 1 K A - D H A R M A 54 ANUPASAMPANNASAHASVAPNAH Gemeinsames Schlafen mit

Nichtordinierten

Vorgeschichte Laien, die an einem F a s t e n t a g ins Kloster gekommen sind, um Predigten zu hören, bleiben über Nacht im Kloster und sehen die jungen Mönche und Novizen unruhig schlafen. Der Buddha verbietet aus diesem Anlaß den Mönchen, mit Nichtordinierten zusammen zu übernachten. Auf Grund dieses Verbots wird der Novize R ä h u l a von den Mönchen, in deren Zelle er die Nacht verbringen will, v e r j a g t . E r legt sich in einer kleinen, abseits gelegenen H ü t t e nieder, aus der er von einem aus der F r e m d e kommenden Mönch wiederum vertrieben wird. Da er nirgendwo bleiben kann, begibt er sich in Buddhas Toilettenzelle, wo er sich auf einem B r e t t schlafen legt. Der B u d d h a sieht eine giftige Schlange, die in ihr Loch unter dem B r e t t kriechen will. E r weckt R ä h u l a , damit dieser nicht von der Schlange gebissen wird, streichelt sein Haupt und sagt ihm, daß er nicht, weil er arm gewesen sei oder Geld und Gut verloren habe, in die Heimatlosigkeit gezogen sei, sondern um den rechten W e g zu finden. Der Buddha n i m m t seinen Sohn R ä h u l a mit in seine eigene Zelle. Am nächsten Morgen läßt er die Mönche versammeln und sagt ihnen, man müsse Mitleid haben mit den Novizen, da sie keine Eltern Hätten, die sich um sie kümmerten. W e n n ihnen etwas zustieße, würden ihre Verwandten dem Orden bestimmt vorwerfen, daß nicht genügend für sie gesorgt worden sei. Der Novizen wegen, und damit Laien gelegentlich im Kloster schlafen können, gibt der Buddha die Vorschrift in folgender F o r m : 1) (F) (Pä54) [yah punar bhiksur] dhärmike samghakäraniye dharmam äpadyeta pätayantika j

cchandam datvä tatah pascat ksepa-

Pätayantika-dharma

179

54—55

„Wenn ein Mönch mit einem Nichtordinierten in einer H ü t t e länger als zwei Nächte zusammen übernachtet, ist das ein Pätayantika-Vergehen 1 )." Kommentar Ein „Nichtordinierter" ist jeder Mensch außer Mönchen und Nonnen. Es gibt vier Arten von H ü t t e n : 1. solche, die ganz von einem Dach bedeckt und ganz von Wänden umgeben sind; 2. solche, die ganz von Wänden umgeben sind und kein Dach h a b e n ; 3. solche, die ein Dach haben und nur halb von Wänden umgeben sind, und 4. solche, die ganz von einem Dach bedeckt und wenig von Wänden umgeben sind. Kasuistik Wenn ein Mönch mit jemandem, der noch nicht voll ordiniert ist, länger als zwei Nächte in einer H ü t t e übernachtet, ist das ein Pätayantika-Vergehen. Wenn er die ganze Nacht aufsitzt und sich nicht hinlegt, ist es kein Vergehen. Kranke Mönche schicken Novizen, die sie pflegen, nach zwei Nächten fort. Da sie sonst keine Pfleger haben, die sich um sie kümmern, sterben die Mönche. Der B u d d h a sagt, es sei kein Vergehen, wenn Novizen bei k r a n k e n Mönchen übernachten.

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 55 DBSTIGATANUTSARGAH Nichtauf geben einer irrigen

Ansicht

Vorgeschichte Mönche berichten dem Buddha, der Mönch Arista 2 ) habe die irrige Ansicht, wer mit den Dingen, die ein Hindernis bilden 3 ), b e h a f t e t sei, werde nicht im rechten P f a d behindert. Der B u d d h a w.eist die Mönche an, Arista zu ermahnen, seine falsche Mein u n g aufzugeben. Da die Vorhaltungen fruchtlos bleiben, ordnet der B u d d h a an, Arista solle zeitweilig aus dem Orden ausgeschlossen werden, nachdem die Gemeinde einen Beschluß darüber gefaßt hat 4 ). Er erläßt die Vorschrift: „ W e n n ein Mönch sagt: ,So verstehe ich das von Buddha gepredigte Gesetz: wer mit den Dingen, die ein Hindernis bilden, b e h a f t e t ist, kann nicht im rechten P f a d behindert werden', so sollen die Ordensbrüder diesen Mönch ermahnen: ,Sage nicht, so verstehe ich das vom Buddha gepredigte Gesetz: wer mit den Dingen, die ein Hindernis bilden, b e h a f t e t ist, kann nicht im rechten Pfad behindert werden. Ver1) (F) (Pä 53) yah, punar bhiksur anupasampannena sahägärasayyäm kalpayet pätayantika |

pudgalena

särdham

uttaram

(dvi)rätra(m)

2) PpJ M p£ A-li-cha, Päli: Arittha. 3) Buddhaghosa (Samantapäsädikä, p. 869) zählt unter den Dingen, die eine Hinderung für die Erreichung des Himmels und der Erlösung bilden, auf: kamma (Werk, Schänden einer Nonne), kilesa (Sünde, falsche Ansichten), vipäka (Reifen, Wiedergeborenwerden als Eunuch, Tier, Hermaphrodit usw.), upaväda (Schmähung v o n Edlen) und änävltikkamma (Überschreiten v o n Gesetzen). 4) Eine ausführliche Beschreibung des Verfahrens, das für die zeitweilige Ausschließung des Mönchs Arista angewandt wurde, findet sich im Vinaya der Mülasarvästivädins (Gilgit Manuscripts, Vol. III, pt. 3, p. 30ff.). 12*

180

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvastivädins

leumde den Buddha nicht. Den Buddha zu verleumden, ist nicht gut. Der Buddha predigt dies nicht. Der Buddha hat auf mancherlei Weise gelehrt, daß das Behaftetsein mit Dingen, die eine Hinderung bilden, den Pfad behindere. Du mußt diese irrige Ansicht aufgeben.' Wenn die Ordensbrüder diesen Mönch ermahnen, und er hält an seiner Ansicht fest und läßt nicht davon ab, so müssen die Mönche ihn ein zweites und drittes Mal ermahnen, von dieser Angelegenheit abzulassen. Läßt er nach der zweiten oder dritten Ermahnung davon ab, ist es gut. Wenn er nicht davon abläßt, ist es ein Pätayantika-Vergehen 1 )." Kasuistik Wenn ein Mönch eine irrige Ansicht hat, die er nach Ermahnung seitens der Mönche aufgibt, so hat er ein Duskrta-Vergehen begangen, das er reuig bekennen muß. Wenn er nach dreimaliger Ermahnung seine Meinung nicht aufgibt, so ist das ein Pätayantika-Vergehen. P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 56 utksiptänuvhtt'ih Freundschaftlicher

Verkehr

mit einem

Suspendierten

Die erste Zeile der Vorderseite des Fragments D 151 b enthält das Ende Kasuistik zu dieser Formel.

der

Vorgeschichte Da die Gruppe der sechs Mönche freundschaftlichen Verkehr mit einem Mönch hat, der wegen Beharrens auf einer irrigen Ansicht zeitweilig aus dem Orden ausgeschlossen wurde, gibt der Buddha die Vorschrift: „Wenn ein Mönch, der weiß, daß ein Ordensbruder etwas Irriges gesprochen hat und dies nicht bereut hat, und auch weiß, daß jener wegen Nichtaufgebens einer irrigen Ansicht suspendiert worden ist, und trotzdem freundschaftlichen Verkehr mit ihm pflegt, Gemeinschaft mit ihm hat und mit ihm in demselben Haus übernachtet, so ist das ein Pätayantika-Vergehen 2 )." Kommentar „Nicht bereuen" heißt: die irrige Ansicht nicht aufgeben und eigensinnig bleiben. „Freundschaftlichen Verkehr mit jemandem pflegen" bedeutet: entweder Güter1) (F) yah punar bhiksur evam vaded euam aham bhagava[to dharmam desitam äjänämi] ye antaräyikä dharmäs täm pratisevato (n)äla[m anta]räyäyeti \ sa bhiksur bhiksubhir evam syäd vacaniyo mä [tvam ä]yu[smam evam vädi\s tatkä hi bhagavato dha[rmo desito ye a]ntaräyikä dharmäs täm pratisevato nälam antaräyäyeti mä bhagavantam vivädir mä bhagava[ntam (abhyäkhyäyir) na hi] sädhu [bha]gavatobhyäkhyätam bhavati na ca punar bhaga[vän evam vaded anekaparyä]y(e)na bhagavatä antaräyikä dharmäh sa[mäna) [antarä]yikä ity uktäs täms ca pratisevatolam antaräyäyeti niA(s)r[/a] (L 78 V 1) tvam äyu[s]mann [i\da[m\ (evamrüpam pö)(L 78 Y 2 ) p a k a m drstigatam | (e)vam cet sa bhiksur (F) bhiksubhir ucyamänas tad vastu pratinihsrje[d ity etat ku]salam na cet pratinihsrje dvir api trir api samanusä(s)itavyas [tasya vastunah pratinihsargäya sa yävat trir api samanusisyamä]nas tad vastu pratinihsrjed ity evam kusalam na cet pratinihsrjet pätayantikä \ 2) (F) yah punar bhiksur [jänan tathävädinä] pudgal[ena] akrta[dharmena] päpakena tena sambhumjita vä samväsed vä tena vä särdham sahägärasayyäm kalpayet pätayantikä

drstiga|

Patayantika-dharma

181

56—57

g e m e i n s c h a f t oder gemeinsame kultische H a n d l u n g e n h a b e n . „ G e m e i n s c h a f t m i t j e m a n d e m h a b e n " b e d e u t e t : an G e m e i n d e v e r h a n d l u n g e n mit ihm teilnehmen oder die Beichtfeier u n d die Zeremonie des E i n a n d e r e i n l a d e n s g e m e i n s a m mit ihm begehen. Kasuistik W e n n ein Mönch z u s a m m e n mit j e m a n d e m , der des N i c h t a u f g e b e n s einer irrigen Ansicht wegen suspendiert wurde, S ü t r a s oder Verse rezitiert, so ist das ein P ä t a y a n t i k a - V e r g e h e n . Gibt ein Mönch einem zeitweilig Ausgestoßenen Gewand, Almosenschale, Schlüssel oder Heilmittel, oder e r h ä l t er diese Gegenstände von einem suspendierten O r d e n s b r u d e r , wird er eines P ä t a y a n t i k a - V e r g e h e n s schuldig. Bringt ein Mönch die N a c h t mit einem Suspendierten in der gleichen H ü t t e zu u n d sitzt die ganze Zeit über, so ist das ein D u s k r t a - V e r g e h e n . Hierhin gehört (D 151b V 1) nisadyayäsana äpadyate duskrt(a)m „ m i t d e m Niedersitzen auf einem Sitz wird er eines Duskrta-Vergehens schuldig."

P Ä T A Y A N T I K A - D H A R M A 57 NÄ&ITASAMGRAHAH1) Verbindung

mit einem (aus dem Orden)

Ausgestoßenen

Das F r a g m e n t D 151b e n t h ä l t die Schlußworte zu P ä t a y a n t i k a - d h a r m a 56 in der ersten Zeile der Vorderseite. Mit Zeile 2 b e g i n n t die Vorgeschichte von P ä t a y a n t i k a d h a r m a 57. 1. (buddho b h a g a v ä n s r ä v a s t y ä m vih a r a t i | t e n a k h a l u s a m a y e n a mägadhakasya sramanoddesasyedam evamrüpam päpakam drstigatam u t p a n n a m |)2)

1. ( B u d d h a der E r h a b e n e weilte in Srävasti. Zu jener Zeit e n t s t a n d d e m Novizen M ä g a d h a k a folgende irrige Ansicht):

2. ( t a t h ä h a m ) (V 2) b h a g a v a t o dharrnam desitam ä j ä n ä m i ye ' n t a (räyikäh k ä m ä s 3 ) t ä n pratisevato 4 ) n ä l a m a n t a r ä y ä y e t i |)5)

2. (So) verstehe (ich) die Lehre, die der Erh a b e n e v e r k ü n d e t h a t : (Den Begierden, die [angeblich] eine H i n d e r u n g bilden, nachzugehen, g e n ü g t n i c h t zur Behind e r u n g [des rechten Pfades].) 6 )

3. (tac c h r u t v ä b h i k s u b h i r bhagavato vistarenärocitam | buddho

3. (Mönche, die d a v o n h ö r t e n , b e r i c h t e t e n es d e m E r h a b e n e n ausführlich. B u d d h a , der

1) Edgerton s. v . : social relations (with a monk w h o has been) banished. 2) Ergänzt nach der chinesischen Übersetzung. Im Päli-Vibhanga wird dieser Vorfall von dem N o v i z e n Kandaka berichtet. 3) Im Prätimoksasütra Pä 55 heißt es: ye 'ntaräyikä dharmäs tän..., Pä 57 dagegen: yat kämäm pratisevato nälam antaräyäyeti, kämäs an Stelle von dharmäs ergibt sich aus D 151b V 5 und R 2 (vgl. die Absätze 5 und 7). Siehe auch P ä 55, S. 179, Anm. 3. 4) Edgerton s. v . : indulges in, adheres to. 5) Ergänzt nach R 2 und Finot, Prätimoksasütra, p. 515 f. 6) Die Übersetzung des chinesischen T e x t s l a u t e t : Den sinnlichen Begierden nachzugehen, kann den Pfad nicht behindern.

182

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarväslivädins

bhagavän etasmin nidäna etasmin prakarane) ')

Erhabene, ließ aus diesem Grunde und aus diesem Anlaß)

4. (samgham samnipätya bhiksün âmantrayate I) (V3) prajñápayata yüyam bhiksavo mägadhakam (sramanoddesam |)

4. (die Gemeinde versammeln und sprach zu den Mönchen): Ihr Mönche, unterweist (den Novizen) Mägadhaka [wie folgt]:

5. (mä tvam áramanoddesaivam vädïh I tathäham bhagavato dharmam desitam äjänämi | ye 'ntaräyikäh kâmâs tän pratise)(V 4)vato nälam antaräyäyeti | mä bhagavanta(m vivâdïr mä bhagavantam abhyäkhyäyir bhagavato vivädam akusalam bhagavato 'bhyäkhyänam 2 ) akusalam | na hi bhagavän evam vaded anekaparyäyena bha)(V 5)gavatä(ntaräyikäh) kämäh samänä antaräyi(kä ity uktäs täfis ca pratisevato 'lam antaräyäyeti | nihsrja tvam sramanoddesedam evamrüpam päpakam drstigatam |)3)

5. (Novize, sprich nicht so: ,So verstehe ich die Lehre, die der Erhabene verkündet h a t : Den Begierden, die [angeblich] eine Hinderung bilden, nachzugehen), genügt nicht zur Behinderung.' (Widersprich) dem Erhabenen nicht, (verleumde den Erhabenen nicht. Widerspruch dem Erhabenen gegenüber ist nicht gut, Verleumdung des Erhabenen ist nicht gut. So dürfte der Erhabene doch nicht lehren, sondern auf mancherlei Weise) sind von dem Erhabenen (die Begierden, die eine Hinderung bilden), als wirklich eine Hinderung bildend (bezeichnet worden, und ihnen nachzugehen, genügt zur Behinderung. Novize, gib diese schlechte, irrige Ansicht auf.)

6. (evam èva bhadan)(R l)teti te bhiks(avo bhagavatah pratisrutya bhagava)t(o) 'ntikät pra(kramya) mägadhaka(m) (sramanoddesam prajfiäpayanti |)4)

6. Nachdem die Mönche (dem Erhabenen) zugestimmt hatten: („So sei es Herr", begaben sie sich von dem Erhabenen hinweg und unterwiesen den Novizen) Mägadhaka:

7) (mä tvam sramanoddesaivam vädïh I tathäham bhagavato dharmam desitam äjänämi ye 'ntaräyikäh) (R 2) kämä(s) tän pratisevato nälam antaräy(äyeti | mä bhagavantam vivâdïr mä bhagavantam abhyäkhyäyir bhagavato vivädam akusalam bhagavato 'bhyäkhyänam akusalam na hi bhagavän evam vaded anekaparyä)(R 3)yena bhagavatäntaräyikä(h kämäh samänä antarä-

7. (Novize, sprich nicht so: ,So verstehe ich die Lehre, die der Erhabene verkündet h a t : Den Begierden, die eine Hinderung bilden), nachzugehen, genügt nicht zur Behinderung.' (Widersprich dem Erhabenen nicht,verleumde den Erhabenen nicht. Widerspruch dem Erhabenen gegenüber ist nicht gut, Verleumdung des Erhabenen ist nicht gut. So dürfte der Erhabene doch nicht lehren, sondern auf mancherlei Weise) sind von dem Erhabenen die Begierden, die eine Hinderung bilden, (als

1) 2) 3) 4)

Dieser und der folgende Abschnitt sind nach der chinesischen Übersetzung ergänzt. Edgerton s . v . : false accusation, slander. Ergänzt nach Finot, Prätimoksasütra, p. 515f. Über Abweichungen s. S. 181, A n m . 3. Ergänzt nach der chinesischen Ubersetzung. R 1 steht fehlerhaft: te bkiks(avo bhagava)-

t{o)ntikät

pratisrutya.

Patayantika-dharma

8

57

183

yikä ity u k t ä s täns ca pratisevato 'lam a n t a r ä y ä y e t i | nihsrja t v a m sramano)(R 4)ddesedam evamr ü p a m p ä p a k a m drstiga(tam I)1)

wirklich eine Hinderung bildend bezeichnet worden, und ihnen nachzugehen, gen ü g t zur Behinderung.) Novize, (gib) diese schlechte, irrige Ansicht (auf).

(ta)(R 5)smät päp(akä)drstig a t ä d vivecayitukämä na sak(nuva)n(ti |)

8. (Nachdem 2 ) die Mönche ihn ein zweites u n d drittes Mal unterwiesen hatten) in dem Wunsch, ihn von seiner schlechten irrigen Ansicht abzubringen, vermochten sie es nicht. 9. (Nachdem) sie sich von ihren Sitzen erhoben h a t t e n , begaben sie sich zu dem Erhabenen. Sie verneigten sich mit dem Kopf bis auf seine Füße und sprachen: „ E r h a b e n e r , wir haben den Novizen Mägadhaka e r m a h n t , in dem Wunsche, ihn von seiner schlechten, irrigen Ansicht abzubringen, aber wir vermochten esnicht.")

Der Buddha r ä t den Mönchen, in der Gemeinde einen Beschluß über die Ausstoßung des Novizen Mägadhaka zu fassen. Nachdem dies geschehen ist, beherbergt die Gruppe der sechs Mönche den ausgestoßenen Novizen und hält die Verbindung mit ihm aufrecht. Die Mönche berichten dies dein Buddha, der folgende Vorschrift erläßt: „ W e n n ein Novize sagt: ,So verstehe ich die Lehre, die der Erhabene v e r k ü n d e t h a t : den sinnlichen Begierden nachzugehen, kann den P f a d nicht behindern', so müssen die Mönche ihn folgendermaßen ermahnen: ,Du sollst nicht sagen: so verstehe ich die Lehre, die der Erhabene verkündet h a t : den sinnlichen Begierden nachzugehen, kann den (rechten) P f a d nicht behindern. Verleumde den B u d d h a nicht. Verleumdung des Buddha ist nicht gut. Der Buddha lehrt nicht so. Du m u ß t wissen, daß der B u d d h a aus mancherlei Anlaß die Gier getadelt h a t . Den sinnlichen Begierden nachzugehen, hindert den (rechten) P f a d (wirklich). Du m u ß t diese schlechte, irrige Ansicht aufgeben.' Wenn der Novize auf diese Weise ermahnt wurde und h a r t n ä c k i g (auf seiner Ansicht) besteht und nicht davon abläßt, so müssen die Mönche ihn ein zweites und drittes Mal ermahnen, davon abzulassen. Wenn er davon abläßt, nachdem er ein zweites und drittes Mal e r m a h n t wurde, ist es gut. W e n n er nicht davon abläßt, müssen die Mönche folgendermaßen zu dem Novizen sprechen: ,Du darfst von heute ab nicht sagen, der Buddha ist mein Meister, du darfst auch nicht den Mönchen folgen. Die anderen Novizen dürfen zwei Nächte in derselben Zelle mit einem Mönch übernachten, du darfst das nicht. Du Tor, geh fort, verschwinde, du darfst nicht bleiben.' — Wenn ein Mönch weiß, daß ein Novize ausgestoßen ist, u n d

1) Ergänzt nach Finot 1. c. 2) Im Chinesischen heißt es kurz, daß die Mönche ihn auch nach dreimaliger Ermahnung nicht zur Aufgabe seiner Ansicht zu bringen vermögen. Der Sanskrittext m u ß etwas ausführlicher gewesen sein, doch läßt sich der Wortlaut des Anfangs nicht mit Sicherheit herstellen.

184

V a l e n t i n a R o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvästivädins

den Ausgestoßenen behält, betreut, die Verbindung mit ihm aufrechterhält 1 ) und (in derselben Hütte) mit ihm übernachtet, so ist das ein Pätayantika-Vergehen 2 )." Kommentar „Wissen" bedeutet: entweder von selbst wissen, von anderen oder von Novizen gehört haben 3 ). „Ausgestoßen" heißt: nach der Lehre Buddhas von der einmütigen Gemeinde verstoßen. „Behalten" heißt: ihn als Schüler nehmen oder sich selbst zu seinem Lehrer machen. „Ihn betreuen" bedeutet: ihm Gewand, Almosenschale, Schlüssel oder Heilmittel geben. Es gibt zweierlei Verbindung, Verbindung im geistigen und im materiellen Bereich. „Übernachten" heißt: in einer Hütte mit ihm schlafen. Es gibt vier Arten von Hütten 4 ). Kasuistik Wenn ein Mönch einem ausgestoßenen Novizen predigt oder sich von ihm vorsingen läßt, wird er eines Pätayantika-Vergehens schuldig. Gibt er einem Ausgestoßenen Gewänder, Almosenschale, Schlüssel oder Heilmittel oder übernachtet er mit ihm in der gleichen Hütte, so ist das ein Pätayantika-Vergehen. Es ist auch dann ein Pätayantika-Vergehen, wenn ein Mönch mit einem ausgestoßenen Novizen eine Nacht in einer Hütte zubringt und die ganze Zeit über sitzt.

PÄTAYANTIKA-DHARMA 58 RATNASAMSPARÖAH Berührung

eines

Wertgegenstandes

Vorgeschichte Der Buddha, gefolgt von Änanda, kommt an Edelsteinen vorbei, die nach einem heftigen Regenguß aus dem Inneren eines Berges an die Oberfläche geschwemmt wurden. Beide sagen: „Sieh diese giftige Schlange" und gehen weiter. Ein armer 1) Siehe K o m m e n t a r Pä 56, S. 180f. 2) (F) sramanoddesa(s c)ai[va)m va(d)e[t tathäham bhagavato] dharmam desitam äjänämi yat kämäm pratisevato nälam antaräyäyeti sah srarnanoddeso bhiksubhir evam syäd vacaniyo mä tuam äyusman sramanoddesa evam uäfdts tathäham bhaga]vato dharman desitam äjänämi yat kämäm pratisevato nälam antaräyäyeti mä bhagßvantam vivädir mä bhagavantam abhyäkhyäylr na hi bhagavän evam vaded anekaparyäyena bhagavatä (L 79 R 4) antaräyikä kämä samäna [an]taräyi[kä i]{t)[y] u(k)t(ä)s täms ca [p]ratisevato (L 79 R 5) lam antaräyäyeti (F) nihsrja tvam sramanoddesa (ida)m evamrüpam päpakam dr[stiga]tam (LS 80 Bl. 34 R 2) evam cet sa sramanoddesa bhiksubhir ucyamänas tat päpakam drstigatam (L S 80 Bl. 34 R 3) pratinihsrjed ity evam kusalam na cet pratinih[sr][j)ed[v)ir api trir api samanusäsitav(y)as (F) tasya vastunah pratinihsargäya dvir api trir api samanusisya[mäi^as ta]t pratinihsr[jed ity eva]m ku[salam na ce]d prati[nihsrjet sa srarnanoddeso bhiksubhir evam] sya(d vaca)niyah adyägrena te sramanoddesa na sa bhagäväm sästä vyapadeslavy[o ye] py anye bhiksavah samanubhanditavyä (L 35 R 2) (yäm a)[p](y) {a)n[ny]es[ra]mano(ddesä) (L 66 V I ) (labha)nte bhiksubhir särdha(m) (F) dvirätram sahägärasayyä säpi te adyägrena nästi cara parena mohapurusa nasya na t[v]ayeha vastavyam iti \ [yah punar bhiksuh] (L 66 V 2) jänam[s ta]thä näsitam [srama]noddesam (F) upasthäpayed vä upalädayed vä tena vä särdham sahägärasayyäm kalpayet pätayantika j 3) Vergleiche P ä 41, S. 161, Abs. 5. 4) Vergleiche P ä 54, S. 179.

Pätayantika-dharma

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Mann, der am Bergabhang Getreide mäht, hört diese Worte und will sich die giftige Schlange ansehen. Hocherfreut findet er den Schatz, den er an sich nimmt. Er läßt . sich ein großes Haus bauen und kauft sich Herden. Neidische Nachbarn zeigen ihn beim König an, der ihn kommen läßt und ihn fragt, ob er einen Schatz gefunden habe. Er verneint die Frage. Der König läßt ihn foltern, damit er die Wahrheit sage, und sein Besitz wird beschlagnahmt. Der arme Mann erinnert sich an die beiden buddhistischen Mönche und murmelt die Worte vor sich hin, die er von ihnen gehört, hat. Der König fragt ihn, was es damit für eine Bewandtnis habe und jener berichtet, auf welche Weise er den Schatz gefunden hat. Der König läßt ihn frei und gibt ihm fünfhundert Goldstücke, da er vom Buddha gesprochen hat. Als Mönche diesen Vorfall dem Buddha berichten, warnt er sie davor, Wertgegenstände anzunehmen. Eine Gruppe junger Leute, die ins Freie gezogen ist, um Bogenschießen zu üben, sieht den Mönch Upananda kommen. Um ihn in Versuchung zu führen, legen die Jünglinge einen wertvollen Edelstein auf den Weg und verstecken sich. Upananda, der den Stein findet, sieht sich um, ob niemand in der Nähe sei, und nimmt ihn an sich. Die jungen Leute kommen aus ihrem Versteck hervor, beschuldigen Upananda des Diebstahls und führen ihn vor einen Richter. Upananda verteidigt sich, er habe geglaubt, der Stein sei fortgeworfen worden. Da der Richter an den Buddha glaubt, ist er der Meinung, ein Mönch stehle nicht, und läßt Upananda frei. Visäkhä Mrgäramätä beschließt, den Buddha aufzusuchen. Bei der Ankunft birgt sie ein kostbares Schmuckstück, das sie trägt, in einem Beutel und gibt diesen einer Dienerin. Beim Weggehen bleibt der Beutel im Kloster liegen. Änanda findet ihn und fragt den Buddha, was er damit tun soll. Der Buddha läßt die Mönche zusammenkommen und gibt ihnen folgende Vorschrift: „Wenn ein Mönch einen Wertgegenstand oder etwas, das als Wertgegenstand angesehen wird, nimmt oder nehmen läßt, so ist es ein Pätayantika-Vergehen, außer wenn er einen (triftigen) Grund hat. Ein (triftiger) Grund ist, wenn der Wertgegenstand oder das, was als Wertgegenstand angesehen wird, innerhalb eines Klosters oder einer Wohnstätte liegengeblieben ist. In diesem Falle soll der Mönch den Gegenstand nehmen in dem Gedanken: ,Wenn der Eigentümer kommt, werde ich ihn zurückgeben.' So soll man sich verhalten 1 )." Kommentar Ein „Wertgegenstand" ist: Geld, Gold, Silber, Achat, Lapis Lazuli, Jade und echte Perlen. „Etwas, das als Wertgegenstand angesehen wird" ist ein Gegenstand aus Eisen, Kupfer, Blei oder Zinn, sowie künstliche Perlen. „Im Kloster" heißt: innerhalb der Klostermauern, -gräben und -zäune. „Eine Wohnstätte" ist überall da, wohin ein Mönch von Laien eingeladen wird. Kasuistik Findet ein Mönch einen Wertgegenstand im Kloster oder an einer Wohnstätte, muß er ihn einem zuverlässigen Menschen übergeben, oder, wenn ein solcher nicht an1) (L 73 V 2) yah udgrähaye(V 3)[d uä] adhyäuäsa(V 4)gatäm vyam vä ya(V 5)[s)/a]

punar bhiksu ratnam vä ratnasammatam, [w](ä sva)[ha]stam anyaträdhyärämagatäd vä adhyäväsagatä[d] [vä) [ p a ] | ratnam vä ratnasamkhyätam vä evam cittenodgrhi(ta)[vya]m bhavisyati sa enam harisyati iyam tatra sämici \

udgrhniyäd adhyärämagatäm udgrähayita-

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V a l e n t i n a H o s e n : Der Vinayavibhañga der Sarvästivädins

wesend ist, ihn selber an sich nehmen und aufbewahren, bis jemand kommt und ihn fordert. Der Mönch muß sich erst von dem Eigentümer eine Beschreibung des verlorenen Gegenstandes geben lassen, ehe er ihn aushändigt. Will der Mönch sich auf Wanderschaft begeben, soll er das Fundstück einem alten Mönch, der die Ordensregeln beachtet, oder einem zuverlässigen Laien übergeben. Meldet sich nach fünf bis sechs Jahren niemand, so soll der Gegenstand der Gesamtgemeinde übereignet werden. Wenn sich der Eigentümer nach Ablauf dieser Frist noch meldet, soll ihm aus dem Gemeindebesitz Schadenersatz geleistet werden.

PÄTAYANTIKA-DHARMA 59 ARAKTAVASTROPABHOGAH Tragen

ungefärbter

Gewänder

Im Anhang zum Prätimoksasütra hat Finot ein Blatt veröffentlicht, das zu der Formel Pä 59 gehört, unter dem Titel: „Fragment du Commentaire sur le Prätimoksa 1 )." Nach Finots Angaben ist das Bruchstück 9 cm hoch und 20 cm lang. Es scheint keine Schnürlöcher zu haben. Es fehlen in jeder Zeile etwa 35 Aksaras, wie sich auf Grund der Vorschrift und der formelhaften Wendungen erschließen läßt. Finot sagt, dieses Fragment müsse einem Teil des Vinaya angehören, der dem Suttavibhanga im Päli entspreche. Es läßt sich, wie die Behandlung unten zeigt, mit Sicherheit dem VinayaVibhanga der Sarvästivädins zuweisen. Vorgeschichte An einem Festtag veranstalten Gaukler in Räjagrha Vorführungen. Die Gruppe der sechs Mönche schickt einen Boten zu ihnen mit der Aufforderung, die Einnahmen mit ihr zu teilen. Die Spaßmacher willigen nicht ein, und die Mönche beschließen, sie um ihren Gewinn zu bringen. Die Sechs ziehen sich ungefärbte Gewänder an und fangen an zu predigen. Von den Zuschauern der Gaukler verläßt einer nach dem anderen die Vorführungen, hört sich die Predigt an und geht dann nach Hause. Die Gaukler sind um den erhofften Gewinn gekommen und tadeln die Mönche deswegen. Als der Buddha dies erfährt, weist er die Mönche an, nur gefärbte Gewänder zu tragen 2 ). Einige Mönche werden auf dem Wege von Kosala nach Srävasti von Räubern angefallen und ihrer Gewänder beraubt. Da die Räuber an den Buddha glauben, erlauben sie den Mönchen, sich ihre Gewänder, die auf einem Haufen mit der Kleidung anderer Parivräjakas liegen, herauszusuchen. Die Mönche erkennen ihre Gewänder nicht und wagen nicht, sich welche zu nehmen. Die Mönche ziehen weiter nach Srävasti, wo sie den Buddha aufsuchen 3 ). 1) Journal Asiatique, X I , 2, 1913, p. 5 4 9 f . 2) Aus der Geschichte geht nicht hervor, ob die Mönche sich als Laien verkleiden wollen. Die folgende Erzählung ist die eigentliche Vorgeschichte der Formel. 3) Nach der Vorgeschichte zu Päli P ä c i t t i y a 58 werden Mönche auf dem Wege von Säketa nach S ä v a t t h l von Räubern überfallen und ihrer Kleidung beraubt. Nachdem die Räuber von Söldnern des Königs gefangen genommen wurden, sollen die Mönche sich ihre Gewänder zurücknehmen, aber sie erkennen sie nicht wieder.

Patayantika-dharma

(V 1) b h a g a v a t ä m | ä g a n t u k ä bhiksavah | ebhih p a d a v y a m j a n a i h s a t k r t y a pra