Der tolle Graf: Komische Oper in zwei Akten [Reprint 2021 ed.] 9783112449042, 9783112449035


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German Pages 52 Year 1888

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Table of contents :
Personen
Erster Akt
Szene I
Szene II
Szene III
Szene IV
Szene V
Szene VI
Szene VII
Szene VIII
Szene IX
Zweiter Akt
Szene I
Szene II
Szene III
Szene IV
Szene V
Szene VI
Szene VII
Szene VIII
Szene IX
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Der tolle Graf: Komische Oper in zwei Akten [Reprint 2021 ed.]
 9783112449042, 9783112449035

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Komische C>per in zwei Akten

@ar£ ^erßosö. Musik Theodor MüNev-Mruker.

Den Bühnen gegenüber als Manuskript gedruckt.

Strassburg L L. vertag von Karl I. Trübner» 1887.

Meister Lorenz, ein wohlhabender Müller.

Möschen, seine Tochter. Konrad Kokm 1 ? Maler.

Kemrich Graf J

Meter, Sohn des Oberamtmanns im Nachbardorf.

Markara, Wirthschafterin bei Lorenz. Mülkeröurschen, Maner«, Manerinnen.

Hrt ber $anbCung: Ein kleines Dörfchen.

Erster Akt. Das Innere einer Mühle. Die vordere Hälfte der Bühne ist ein Zimmer mit 2 Seitenthüren, Mittelthür und 2 Seiten­ fenstern. In diesem Zimmer rechts und links Tische und Stühle, sowie ein Pult. Rechts und links der Mittelthür führen Holztreppen zum Müllerboden, welcher nach der Bühne zu offen ist und die gestimmte Hinterhälfte der Bühne ein­ nimmt. Auf dem Boden ist bei Beginn des Aktes Alles in Bewegung. Müllerburschen sind beschäftigt mit Wiegen, Füllen, Ausleeren von Säcken. Das Getriebe ist in voller Thätigkeit.

Szene I. Müllerburschen arbeitend.

Röschen rechts am Tisch.

KHor.

Müller zu sein, welch' schöner Stand! Leicht geht die Arbeit von der Hand! Von früh bis spät Das Treibrad geht. Ohne Rast, ohne Ruh So schaffen wir zu, Rüstig und flink zu des Meisters Gewinn, Stets mit fröhlichem Sinn.

Frisch ihr Gesellen, angefaßt! Tummelt Euch wacker ohne Rast! Bald ist's vollbracht Und Ruh uns lacht, Die Arbeit schweigt, Der Tag sich neigt, Morgen wieder mit frischer Kraft Werde von Neuem geschafft. (Barbara rechts durch die Seitenthür zu Röschen). Waröarcr.

Ei Röschen, welch' trüb Gesicht? Das paßt zum Polterabend nicht! Bald kommt der Bräutigam —

4 Möschen (weinend). Schweig nur still! Von dem ich gar Nichts hören will! Warbara. Kind, bist Du toll, was füllt dir ein? Ein jedes Mädchen denkt an's Frei'n.

Möschen. Ich aber nicht, darum sei still, Vom Frei'n ich gar nichts hören will! Ich nehme den, der mir gefällt Und nicht verkauf ich mich für Geld, Und wenn der Vater so es will —

Wcrrbarer. Um Gotteswillen, Kind, nur still! Der Vater kommt — die Aeuglein klar, Die Thränen fort — sonst nimmt er's wahr (Begleitet Röschen nach Rechts ab).

KH o«. Müller zu sein, welch' schöner Stand! Leicht geht die Arbeit von der Hand! rc. rc. (Während des Chores tritt Lorenz von links auf).

Szene II. Lorenz. Brav, ihr Jungens, angefaßt, Keiner werde müd! Welche Freude ist zu sehn Wie mein Hausstand blüht.

Zwar thut's Noth, 's sind schlechte Zeiten, Mancher wird mich wohl beneiden. Hab ich doch aus eigner Kraft Meinen Wohlstand mir geschafft.



5



Sichtlich zeigt sich Gottes Segen 9T?ir auf allen meinen Wegen. Freude nur kehrt bei mir ein Alles mir gerieth, Froh und heiter kann ich sein Jede Sorge flieht. Meine Speicher voll Getreide, In den Fässern fließt mir goldner Wein, Auf der Trift tönt das Geläute Meiner Heerden Nur allein. Ringsum regen flciß'ge Hände Sich zu meinem Dienst ohn' Ende. Freude nur kehrt bei mir ein rc. rc. Hört Gesellen!

KHor. Der Meister ruft!

Lorenz. Laßt die Arbeit jetzt, ruhn! Nach des Tages Last und Müh Sollt Ihr Euch gütlich thun. (Die Burschen kommen herunter).

Eine frohe Nachricht Bin ich Euch ja schuldig, Diese hört!

KHox

(unter sich).

Was wird es sein?

Lorenz. Morgen gibt's 'ne Hochzeit, wißt —

KHor. Hochzeit hier?

Lorenz. Der Vräut'gam ist Peter, Oberamtmanns Sohn —

6

KHor. Ach, den kennen längst wir schon!

Lorenz. Und mein Kind ist seine Braut, Ja, nur aufgeschaut, Noch heut Abend trifft er ein Und morgen soll die Hochzeit sein.

KHor. Ei da gratuliren wir Ja aufs Allerbeste, Glück und Segen wünschen wir Zu dem schönen Feste.

Lorenz. Drum seid ihr von der Arbeit frei, Sollt merken, daß ein Festtag sei; Alle seid ihr eingeladen. Kommt zur rechten Zeit, an Braten, Bier, Gebäck und auch an Wein Soll fürwahr kein Mangel sein.

KHor. Hoch der Meister, er soll leben, Hoch das Brautpaar auch daneben!

Lorenz. Spart den Glückwunsch nur für morgen. Heut ist viel noch zu besorgen, Geht in's Dörfchen zu verkünden Welche Freuden morgen winken. ( Die frohe Kunde Von Munde zu Munde Sollt Ihr nun tragen, Allen cs sagen. Eilet, eilet, Länger nicht weilet, Jeder an seinen Ort, - Auf nun und fort!

7 Die frohe Kunde Von Munde zu Munde Wollen wir tragen, ■ Allen es sagen. Lasset uns eilen, Länger nicht weilen Jeder an seinen Ort, . Auf nun und fort (Die Müllerburschen eilen auf den Boden, stellen die Maschinen ab und gehen durch eine Thür auf dem Boden ab. Das Werk ist von jetzt ab in Ruhe^

Szene III. (Von rechts tritt Barbara auf, ein Spinnrad an den linken Tisch stellend und bereitet sich zum Spinnen.) Lorenz (den Gesellen nachschauend).

Ja lauft nur ihr Jungens! Wie sich Alle freu’»! Ich selbst bin auch halb närrisch vor Vergnügen! (zu Barbara)

Ist denn Alles auch bereit, der Wein, das Essen?

Barbara. Geputzt und blank sind alle Zimmer. Und nur der junge Bräut'gam fehlt. Lorenz.

Du weißt, er trifft erst heut' Abend em, Hann kann die Lust beginnen. Und doch, ein heimlich Bangen, Mir selber unerklärlich, ängstet mich: Wo ist denn Röschen? ■gäarßar«.

Du lieber Gott! Das arme Kind! Sie weint den ganzen Tag.

8

Lorenz. Das gibt sich bald ! Ich weiß, der Maler Herr Holm hat ihr den Kops verdreht, Brav ist er zwar — doch brodlos seine Kunst. Und Röschen soll am Hungertuch nicht nagen. Zudem gab ich der Seligen mein Wort: Noch vor dem 30. September dieses JahreS Das Töchterlein dem Eh'stand zuzuführen.

■gSarßara. (Hat indessen einen Kalender vom Pult genommen und darin geblättert. Erschrocken auffahrend).

Ihr Heil'gen, ach! — der 30. September!

Lorenz. Was ist denn los?

Woröara. Heut' sind die zehn Jahre um — Er kommt, wir Alle sind des Todes?

Lorenz. Sp sprich doch deutlich!

Wer kommt?

■gSarßara. Der tolle Graf!

Lorenz. Der tolle Graf?

Warbnra. Ach, Eure Sel'ge hatte nur zu Recht Als sie Euch drum bat.

Lorenz. Altweiberkram! Ein Märchen, das im Dorf sich fortgeerbt, Schweig von dem Kapitel. — Dem Peter jetzt entgegenfahren Will ich, bewahre gut das Haus. Such Röschen auf, sie soll sich putzen

9 Den Geliebten würdig zu empfangen. Zwar hätt' ich mir 'nen andern Sohn gewünscht Mit wen'ger Geld und mehr Verstand. Doch Röschen wird ihn sich schon ziehen Und mir noch danken mein Bemühen, Daß ich ihr einen Mann verschafft, Der ihr ein Gut noch zugebracht. Leb nun wohl, bewahr das Haus! (Durch die Mitte ab).

"gSarßara. Das Haus will ich bewahren, Doch ahn' ich die Gefahren, Die den Frieden hier umschleichen Und es muß ja bald sich zeigen, Daß ich recht, ja daß ich nur zu recht. (Rechts ab).

Szene IV. (Röschen tritt vorsichtig von links auf).

WöscHerr. Schon fährt der Vater dem entgegen, Dem nie ich reiche meine Hand, Kann Nichts denn seinen Sinn bewegen, Ist Reichthum denn das höchste Band? Dem Conrad hab ich Treu' gelobt, Er wird mein Mann, ob auch der Vater tobt!

Die Männer taugen alle nichts, Die alte Jungfer Base spricht's, Denn sind wir in dem Ehejoch, So quälen sie uns, aber doch Am schlimmsten sind die Maler! Der Eine quält zum Zeitvertreib Mit Eifersucht sein junges Weib,

10

Der Andre malt nur fremde Frau'n, Die eigne Frau muß still zuschau'n Und soll kein Wörtchen sagen. Die Männer taugen Alle nichts Die alte rc. rc. Wie leicht verliebt sich so ein Mann, Viel eher als man's denken kann, Wenn Andre ihm Modell gesessen, Wie bald ist da die Frau vergessen. Der Einen muß er's Köpfchen drehn, Der Andern lang in's Auge seh'n, Der Dritten schönes blondes Haar Muß er in Flechten legen gar. Die eig'ne Frau soll drob' nicht klagen, Wer könnts ertragen? Die Männer taugen Alle nichts, Die alte rc. rc.

Szene V. (Röschen.

Conrad durchs Fenster rechts),

gottraö (hereinspringend).

Röschen! Lieb Röschen!

WöscHerr. Du lieber Gott! Wie hast Du mich erschreckt!

Korrrcrö. Unbemerkt schlich ich hierher Durch die Gartenhecken, Wußte Dich allein im Haus, Niemand sah mich — keine Maus 1 WöscHerr. Ach Du lieber, böser Mann! gonraö. Warum bin ich nur so arm?

11 WöseHen. ■ Ja das ist traurig, daß Gott erbarm'!

Konrad. . Ach das ist traurig, daß Gott erbarm'! Kann's dem Vater nicht verdenken, Seiner Tochter Hand verschenken Darf er ja nur einem Mann, Der seine Frau ernähren kann. Auf mein letztes neues Bild Setzt' ich mein Hoffen, Schickte es hinein zur Stadt, Wo man ausgeschrieben hat Einen Preis, den der erringt, Dem das schönste Bild gelingt. Aber ohne Nachricht blieb ich bis heut — Mein Freund Graf, er schweigt sich aus. WöscHen. Ein netter Freund! Schweig mir von ihm.

Konrad. Heute trifft Dein Bränt'gam ein, Morgen wirst Du schon die Frau Dieses dummen Tölpels sein — WöscHen. Unbesorgt! Ich nehm ihn nicht! Hab ja Dir mein Herz gegeben, Bleib Dir treu mein ganzes Leben!

Konrad. Laß Dich dafür küssen.— WöscHen (abwehrend).

Nur Geduld! Noch sind wir nicht so weit.

Konrad. Wenn der Bräut'gam küssen will, Darf das Mädchen klagen,

12 Wenn der Mann erst einmal will, Braucht er nicht zu fragen.

WöscHe«. Das sind schöne Lehren, Mag nichts weiter hören!

Korrrcrö. Röschen, liebst Du mich denn nicht! Gut, so gxh' ich —

Wöscherr. Bösewicht! Ach, die Männer wissen nimmer Was sie wollen, Und warum sie heute lieben, Morgen grollen; Soll ich mich zum Kuß bequemen? Wenn er ferne, Kann er ihn sich doch nicht nehmen. Möchte gerne!

Konraö. Ach, die Mädchen wissen nimmer Was sie wollen, Und warum sie heute lieben, Morgen schmollen; Heute sich des Freiers schämen, Wär er ferne! Aber morgen doch ihn nehmen, Ach wie gerne!

WöscHerr. Gern gäb' ich mich ihm zu eigen, Folgt' ihm willig, Aber offen ihm cs zeigen Wär' nicht billig. Männer dürfen ja nicht glauben, Ja nicht wissen Wie geliebt sie, doch erlauben Werd' ich's müssen.

13 Korrraö. Röschen, gib Dich mir zu eigen, Füg' Dich willig, Kannst ja aller Welt es zeigen Recht und billig. Soll an Deine Lieb' ich glauben, Laß Dich küssen, Muß sonst mit Gewalt ihn rauben, Du wirst müssen. Nun den Kuß!

(gonrafc. Mein liebes Kind!

Wöscherr. Eilt es so?

Geschwind, geschwind! Soll ich noch immer leiden?

WSscHerr. Nun, ich will nicht länger streiten, Wenn ich Dir auch grausam schien, Hier, Du Böser, hast Du ihn. (Sie küßt ihn.)

Meiöe. Ach { di-

Mädchen

»iss-» mmme-

wollen, Was sie , Und warum sie heute lieben M°r-m { Wm Mußt zum Kuß |

Wenn Kann |

bequemen,

ferne

ihn ja doch nicht nehmen.

14 Geb 1 ., Gib j 0ernc' Sie küssen sich. In demselben Moment tritt Lorenz ein.

Szene VI. (Vorige. Lorenz.) Lorenz. Wie, Herr Holm in meinem Haus?

WöscHen und Konrad. Weh, der Vater, nun ist's aus! Lorenz. Wie deut' ich Eure Gegenwart?

HtöscHen. O Vater sei mit ihm nicht hart! (bei Seite zu Conrad) Nur Muth gefaßt! Jetzt rede offen! Lorenz (bei Seite). Sie beide scheinen mir betroffen, Es dauert mich der junge Mann! (laut) So sprecht, Herr Holm, ich hör' Euch an! Konrad. Ich bin ein ehrlich junges Blut, Und Eurem Röschen herzlich gut!

WöscHen. Und ich ihm auch — Lorenz. Du schweigst! Gefragt hab' ich Dich nicht. Doch was weiter —

WSscHen. Sprich doch weiter!

15 Korrraö. Ich bin nicht reich!

Lorenz. Ich weiß wohl — arm!

Wöschen. Doch lieb' ich ihn — so treu und warm! Konrnö. Ich habe nichts als meine Kunst —

Lorenz. Die steht bei mir nicht sehr in Gunst. Herr Holm, ich bin Euch wohlgewogen, Doch hab' mein Kind ich nicht erzogen, Damit es Hunger leid und Noth — Und Eure Kunst, sie geht nach Brod. Zudem ist meine Tochter Braut, Und morgen wird sie schon getraut: Ich gab mein Wort dem Amtmann schon, Heut kommt noch an mein Schwiegersohn. Ilm Euch, Herr Holm, thut mir es leid, Doch lindert Euren Schmerz die Zeit, Ihr seht, es kann nicht anders sein — Sagt Lebewohl! HtöscHon. Nein, niemals Nein!

Konroö. Der Vater will's; es heischt die Pflicht, Ihm zu gehorchen! Weine nicht! Wöscherr. Leb' wohl, Geliebter, Du mußt scheiden Und ziehen einsam, weit hinaus, Ich bleibe hier mit meinem Leiden, Und trostlos in des Vaters Haus. Vergiß nicht ganz mich, mein Geliebter, So wie ich Dein will stets gedenken,

16 Der Vater wird es einst bereuen, Gott wird's vielleicht zum Guten lenken. Korrraö. Leb' wohl, Geliebte, ich muß scheiden Und ziehen einsam, weit hinaus, Allein mit mir und meinen Leiden, Mein Herz bleibt hier in diesem Haus. Vergiß nicht ganz mich trostlos Armen, ' So wie ich Dein will stets gedenken, lzu Lorenz) Lebt wohl, mögt Ihr es nie bereuen, Mich armen Burschen so zu kränken.

Lorenz. Es thut mir weh, daß er muß scheiden Und ziehen einsam weit hinaus, Doch darf ich nimmermehr'cs leiden, Daß Liebelei in meinem Haus. Sie wird ihn, glaub' ich fest, vergessen Und bald nicht seiner mehr gedenken, Wenn erst der Hausfrau Haube ziert . Ihr Köpfchen, das so schwer zu lenken. Conrad durch die Mitte. Röschen rechts weinend ab.

Szene VII. Lorenz allein.

I potz Wetter, was mußt ich erleben! Saub're Geschichten sind mir das! So war's doch gut, daß ich auf dem Rückweg eilte, Denn fürwahr, 's ist ein schlechter Spaß. — Wo mag mein Schwiegersohn denn bleiben, Ich traf ihn nicht zu Hause an.

17

Szene VIII. Peter in höchst zerissenem und beschmutztem Anzug, komisch» Figur, nebst Bauern und Bäuerinnen. Lorenz.

Welch' Geräusch! 'Ne ter (hinter der Szene).

Laßt mich los!

Lorenz. Was ist blos denn hier los? (Peter und Bauernvolk eintreteud.)

Lieber Gott!

Neter. Ich bin todt!

Lorenz. Schwiegersohn!! Neter lzu den Banern).

Gottes Lohn!

Lorenz. Du bist hier!

N«ter. Wie seh' ich aus, O welch' ein Graus!

KHsr. Sehr erpicht Sind wir alle, In dem Fcklle Zuzuhören, Woll'n nicht störet.

Neter. Ich versank, Gott sei Dank, In der Hast

18 Stak ich fast Bis an's Kinn Selbst darin. In dem Sumpf Nur ein Strumpf,. Welches Glück, Blieb zurück, Da kämet ihr, Hälfet mir, Hier bin ich — Empfehle mich.

KHor. Er versank rc. rc.

Lorenz. Du versankst? rc.

'Meter. Ich versank rc.

Lorenz. Fuhrst Du nicht im Wagen Bon zu Hause fort?

Meter. Laßt Euch doch nur sagen — KHor. Hört denn Wort für Wort!

Meter. Lustig lenkt ich auf dem Bock Meine beiden Braunen, Hui, die fuhren wie der Blitz, Ja, Ihr würdet staunen Hättet Ihr mich da gesehn. Da begann zu blasen Unser Wächter wunderschön In des Dörfchens Straßen.

19 Schwiegervater, so ein Horn Ist meine Passion, ' Darauf nehm' ich Unterricht, Abgemacht ist's schon.

Lorenz. Ja, schon gut, doch weiter, sprich!

'Meter. Laßt mich nur verschnaufen!

KHor. Ei, erzählt doch, sputet Euch,. Wie ist's abgclaufen?

'Meter. Wie ich nun auf der Chaussee Um die Ecke fahre, Kommt ein Wagen mir daher, Schwarz wie eine Bahre. Aus dem Wagen schaut ein Kerl Wie ein Käse bleich, Schwarzen Haar's und schwarzen Blicks, Das versich'r ich Euch. Wie der mein Gesicht erschaut, Lacht er gellend auf, Ich, darob entsetzt, schrie auch, Fiel fast auf den Bauch. Ich ließ Wagen Wagen sein, Sprang hinaus zur Thür; Nur das Lachen hörte ich Gellen hinter mir. Ueber Hecken, Ueber Stecken, Wie ein Fuchs Sprang ich flugs, Hielt nicht auf In dem Lauf.

20 Ich versank — Gott sei Dank — Bis an's Kinn Stak ich drin, In der Hast Aufgepaßt, In dem Sumpf Nur ein Strumpf — Welches Glück — Blieb zurück. Da kamt ihr, Halset mir. So nun wißt Jhr's, es ist Alles wahr, Auf ein Haar, Hier bin ich. Empfehle mich. Lorenz, "g’eter, Rattern und Wärterinnen.

Fürwahr ein seltsam Abenteuer, Ein Fremder hier im Dorf bei Nacht, Mir scheint die Sache nicht geheuer, Ei, ei, wer hätte das gedacht! (Es ist nach und nach dunkler geworden. Ein Gewitter ist im Anzug; Regen und Wind.)

Szene IX. Lorenz, 'Meter, Wernern, Wärterinnen. Barbara von rechts mit brennenden Leuchter«, doch muß die Bühne immer düster bleiben.

Lorenz.

Gott Lob und Dank, daß Du doch glücklich da, Und Euch, Ihr Nachbarn, Dank für Eure Hilfe! Weter.

Auch ich fühl mich bewogen Euch zu danken, Denn ohne Euch säß ich noch jetzt im Schilfe.

21 Lorenz (zu den Bauern). Doch so, ihr Freunde, sollt Ihr jetzt nicht fort, Setzt nieder Euch und nehmt noch einen Trunk,. Den Bärbel allsogleich gerüstet; (zu Peter)

Du zieh Dich um!

Meter. Da habt Ihr Recht, Ich kann mich so nicht sehen lassen, Mein Röschen muß sich in Geduld wohl fassen.

Marbara. Jungfer Rosel ist zur Ruh! (Sie geht ab, um Getränk zu holen.)

Meter. Demnach will es säst mir scheinen, Daß sie sich nicht sehr gesehnt, Sonst wär' sie noch auf den Beinen!

Loreuz (zu den Bauern). Hört den Regen! Rückt zum Tisch heran! Wartet hier das Ungewitter ab, Geht dann trocken wenigstens nach Haus! KHor. 'Dank, Herr Lorenz, das schlägt Keiner aus! (Die Bauern gruppiren sich im Hintergründe.) (Barbara hat Kannen und Becher geholt und bewirthet.) Bauern unter sich streitend:

I. Mauer. Wie ich Euch sage —

II. Mauer. Ich kann's nicht glauben!

III. Mauer. Hört doch den Peter!

IV. Mauer. Was weiß denn Der?

22

II. Mauer. Das ist ja Thorheit!

Er kann sich ja irren

I. Mauer. Und ich glaub' es dennoch!

IV. Mauer. Und ich nimmermehr!

Mark ara. Was gibt's denn da zu streiten?

I. Mauer. Der Herr Peter ist hier Einem Fremden begegnet —

Meter. So gewiß ich Peter bin!

II. Mauer. Und er sah im Dämmerlicht Seine starren/, Augen nur —

IV. Mauer. Kreideweißes Angesicht!

III. Mauer. Lange, hagere Figur!

I. Mauer. Schwarzes Haar und langen Bart!

IV. Mauer. Gelt, ein schönes Konterfei?

III. Mauer. Und hellauf hat er gelacht!

KHor und I-, II. und IV. Mauer. Und hellauf hat er gelacht!

Maröara. Alle Heil'gen, steht uns bei!

Acre. Ja was gibt's denn?

23 Er ist da, Er kam an, da ist kein Zweifel! Wir sind des Todes!

Lorenz. Wer kam an? So sprich', zum Teufel!

Warbara. Er fragt wer?

Der tolle Graf!

Alle. Der tolle Graf?

Uster. Ist Der verrückt?

Warb ara. Nein, ein Geist!

Akte. Warum nicht gar! Warbara (zu Peter). Und Ihr habt ihn geseh'n? Bleich und groß?

Ueter. Das stimmt, fürwahr!

Warbara. Langer Mantel, großer Hut?

Ueter. Das stimmt auch!

Warbara. Und schwarzes Haar?

Ueter. Allerdings!

Warbara. Dann weh' uns Armen! Wer wird Röschen sich erbarmen?

24

KHor. Aber sprecht, erklärt uns doch, Wie das Alles zu versteh'n? Dieser Fremde wär' ein Geist, Den Herr Peter hat geseh'n? Jungfer Bärbel, sagt's uns Allen, Gelt? Ihr thut uns den Gefallen?

Lorenz. Na, kram' deinen Unsinn aus!

■gSctrßara. Unsinn! — Man wird ja sehens

Weier. Hu, mich überläuft ein Graus!

KHor. So erzählt, wir bitten schön!

Lorenz. Erst Im Und Nur

die Lichter noch geputzt, Dunkeln wird's uns bang, nun beginne — mach' es nicht zu lang!

Warbnra (hat ihr Spinnrad geholt).

Schweigt jetzt Alle, Gebt jetzt Ruh!

KHsr. Hört ihr zu! (Der Regen und das Gewitter haben nachgelassen. Alle haben sich im Halbkreis um Bärbel placirt, Lorenz links, Peter rechts am Ecktisch.)

Wallsüe. Warbara. I. Vernehmt vom tollen Graf die Mähr', Ich kenn' sie noch von Alters her, Vom Mädchenjäger, der bekannt

25 Bei Alt und Jung im ganzen Land. Durch Teufclslist und Höllenkunst Erwarb er sich der Mädchen Gunst, Drum ward der Graf, der so verrucht, Vom Himmel, als er starb, verflucht.

Lorenz, 'Meter und KHor. Drum ward der Graf, der so verrucht, Vom Himmel, als er starb, verflucht.

Warbnra.

II.

Zehn Jahre ruht er still im Grab, Dann fliegt der Sargcsdeckel ab — Er schreitet langsam dann hervor, Hinein durch unsres Dörfchens Thor! Weh' dann dem Haus, wo eine Braut, Die hat zum Opfer er erschaut. Sie muß ihn lieben, läßt im Stich Den Bräut'gam, glaubt mir's sicherlich.

Meter, Lorenz, KHor. Sie muß ihn lieben, läßt im Stich Den Bräut'gam, glaubt ihr's sicherlich.

Wnrbnra.

in.

In dreien Tagen ist sie sein, Die Eltern will'gen gerne ein, Er führt sie dann zum Traualtar In dreien Tagen, ja fürwahr. Gelingt's ihm nicht zu dieser Frist, So stirbt der Bräutigam, das wißt! Gar oft schon war's im Dorfe da, Daß Beides miteinand' geschah.

Meter, Lorenz, KHor. Gar oft schon rc. rc.

Lorenz. Hört, Ihr Freunde, was ich denke, Laßt das dumme Ammenmährchen,

26 Keiner glaubt doch mehr daran. Wär's darum nicht wohlgethan, Wenn dem tollen Graf zu Ehren, Wir noch einen Becher leeren? Alte (außer Barbara). Ja, Ja, der tolle Graf soll leben!

ä^arBara. Wie, Ihr spottet, statt zu beben? Stört nicht seinen Todesschlaf! Acce. Nein, es leb' der tolle Graf! Lorenz. So ist's recht, mir ward schon Angst, Bei dem dummen Sang.

'Meter. Schwiegervater, laßt Euch sagen, Mir ist gar nicht gut.

Lorenz. Fehlt Dir Courage?

Meter. Die wohl nicht — aber Muth! Denk ich an oen blassen Kerl, Ueberläuft's mich kalt!

Lorenz. Mir ist auch nicht wohl dabei, Doch das gibt sich bald. Drum frisch, die Gläser angcfaßt, Und auf den Grund geleert, Denn ist er gleich nicht unser Gast, So werd' er doch geehrt. Laßt die Gläser erklingen, Ihm zu Ehren uns singen! Akte (mit erzwungener Lustigkeit). Hoch leb' der tolle Graf, Der Schrecken jeder Braut,

27 Hier ist sein Zweck verfehlt, Da er nicht ward erschaut. Wollt er zurecht noch kommen, Wär's für ihn hohe Zeit, Denn morgen ist's zu Ende Mit seiner Herrlichkeit. Hoho! Hoh°! Hoho! (Das Unwetter hat wieder zugcnommen. Donnerschlag.

Ein heftiger

'Meter.

Hu, das ist ein Nngewitter!

LorenzHört den Sturm, das Regenranschen!

K Hör. Dabei läßt sich freilich besser Barbara's Erzählung lauschen. (Erneuter Donnerschlag.)

Warb ar«. Euer Spott, Eure Lustigkeit, Euer Lachen, Euer Zechen Fordern seinen Zorn heraus, Und er wird sich rächen.

Lorenz. Mich befällt ein Zagen.

Meter. Na Gottlob, ich sang nicht mit, Das werd' ich ihm sagen!

Wärterinnen. Ist er wohl ein schöner Mann?

Wanern. Hinkt er wohl, o sagt doch an? KHsr. Laßt das Lied zu End' uns hören. Nichts soll' Eure Rede stören,

28 Keiner wird Euch unterbrechen, Alle wollen wir's versprechen. (Gewitter von nun an in vollster Gewalt bis zum Schluß.)

Warbara. IV. Und seht Ihr ihn erst selbst, o Graus Wie eine Leiche sieht er aus.

Lorenz und KHor. Das ist entsetzlich, So sieht er aus, Wie eine Leiche, Es ist ein Graus.

H'eler. Das ist entsetzlich, So sah er aus, Wie eine Leiche, Es ist ein Graus. Warbcrr«. Das Antlitz weiß und schwarz das Haar, Die Augen glühend, aber starr. Lorenz und KHor. Glühende Augen, Auf meine Ehr, Kaum noch zu athme» Wag' ich mehr!

H'eter. Glühende Augen, Grad so wie er, Ich bin des Todes Wenn er es wär! Wcrrbcrrn. Ein schwarzer Mantel hüllt ihn ein, So schwarz als wie die Seele sein. Sein gellend Lachen höret man — (Alle haben sich ängstlich um Barbara geschaart. Ein furcht-barer Donnerschlag geschieht, die Thür wird durch einen Windzug

29 aufgerissen, ein greller Blitz beleuchtet Graf, der im schwarzen Kostüm, schwarzen Mantel, großen Hut, Vollbart und die Arme verschränkt, eintritt und stehen bleibt.) Alle springen entsetzt auf.

Weter.

Da ist er, rette sich wer kann! (Kriecht unter den Tisch.) Alle auf's Höchste erschrocken, laufen in wilder Flucht durch die Seitenthüren ab, einige auf den Müllerboden und ver­ stecken sich dort. Peter bleibt zurück.

Kvcrf. (Der verdutzt dasteht, lacht darüber laut auf.)

Hahahahaha!

KeLev. (Entsetzt, wirft den Tisch um und läuft den Andern nach.) Der Vorhang fällt rasch.

Iweiter Akt. Dieselbe Dekoration wie im ersten Akt.

Szene

I.

Es ist Tag. Gräf auf dem Lehnstuhl links, mit dem Mantel zugedeckt, wacht auf und geht zum Fenster. Graf.

Nun fürwahr, das heißt geschlafen, Doch mich weckt des Morgens Hauch, Freilich war's bequem wohl nimmer, Aber ruhen muß man auch. Drollig, ich kam gestern an Aufzusuchen meinen Freund; Da er dringend mir geschrieben, Dacht ich, daß es besser wäre, Selbst an Ort und Stell zu reisen, Und fuhr eilig denn hierher.

30 Unterwegs traf ich 'nen Kerl, Köstlich komisch, rein zum Malen, Denk' ich dran, so muß ich lachen, Nicht mit Gold ist's zu bezahlen. Wie der mein Gesicht erschaut, Schrie entsetzt er auf, Ich darüber lachte laut, Er in schnellem Lauf Sprang flugs aus dem Wagen raus Durch das Feld dahin, Als ob der Teufel ihm erschien, In den Sumpf hinein, Wo mag er jetzt wohl sein? Ja fürwahr es ist zum Lachen, Was sind das für kom'schc Sachen; Nun fürwahr ein Abenteuer, Schöner wie ich's je erlebt, Ward mir hier noch aufgehoben, Da vor mir ein Jeder bebt. Kaum trat gestern ich in's Haus, Reißen alle vor mir aus, Ließen mich dann ganz allein, Gut, so richtet ich mich ein. Nun fürwahr ein Abenteuer rc. rc. Doch nur still, da geht die Thür, Gab was drum, wenn ich erfuhr Ob hie'r Alles ist behext? (Aus dem Zimmer links kommt Peter in komischen Nachthabit ängstlich hervorgeschlichen, sich scheu umsehend. Graf tritt zurück)

Szene II. g>rcxf.

Igeteic.

Ha, wo ist denn blos der Meister?

(sieht Graf, schreit auf und läuft ab.) Alle guten Geister!

31 Kraf (lachend).

Hahaha, derselbe Engel Den ich gestern,Abend sah, Wie kommt der verrückte Bengel Denn in diese Mühle da?

Szene III. (Barbara von rechts, .wie vorher Peter).

WarKara.

Meister, wartet nur ein Weilchen — (Sieht Graf und schreit:)

Hilfe, Hilfe, all' ihr Heil'gen! -------------

(läuft ab).

Szene IV. $raf.

Ist denn hier ein Narrenhaus? Fast werd ich noch selbst verrückt, Alles schreit erschrocken auf Wenn man mein Gesicht erblickt. (Geht zum Fenster).

Ach da kommt ja Conrad eben (Ruft) Conrad! Der muß Aufschluß geben.

Szene V. Hraf. gonraö (durch die Mitte). Konrad.

Graf, Du hier? Kraf (Ihn umarmend).

' Ich bin's mein Freund Nun Du hast wohl nicht gedacht, Daß ich selbst kam — doch mir scheint Daß Dir's keine Freude macht. Du bist traurig — Konrad.

Und mit Recht Alles ist vorbei!

32

Graf. Alles? Was? Warum nicht gar l Rede frank und frei!

Korrraö. Röschen ist versprochen Braut, Gestern traf der Bräut'gam ein, Heut wird sie ihm angetraut Und gleich wird die Hochzeit feint.

gras. Ei verwünscht, da hat's ja Eile I Und Dein Nebenbuhler heißt? Korrraö. Peter, Sohn des Oberamtmanns, Reich an Geld, doch arm an Geist t

&raf.

(nach links zeigend). Doch nicht jener dumme Tölpel ?

Korrraö. Doch vielleicht — er wohnt ja hier! graf. Der! Na wart, sei ohne Sorge, Der ist nicht gefährlich Dir, Und ich führ's zum guten Ende Reiche mir getrost die Hand, Heut noch springst Du frisch und fröhlich In den heil'gen Ehestand. —

Konraö. Darf ich seinem Wort vertrauen, Sollen wir vereint uns schauen? Soll mir nichts mein Röschen rauben? Wahrlich, schwer fällt mir's zu glauben,

graf. Du sollst mir getrost vertrauen, Bald vereint werd ich Euch schauen,

33 I Nichts soll Dir Dein Mädchen rauben, ( Darfst dem Freundesworte glauben. Kraf. Aber, sag mein Junge eins, Warum wohl zum Teufel Flieht erschreckt mich Jedermann? gottraö. Nun, da ist kein Zweifel, Für den tollen Grafen hält Sicherlich Dich alle Welt! Kraf. Ich wär toll? Korrraö. Bewahre, nein! Nur ein Geist! Graf. Was soll das sein? Konraö. Der tolle Graf war so galant Den Frauen gegenüber, Daß er im Grab nicht Ruhe fand Er spukt so hin und wieder. Er kehrt zur Oberwelt zurück Und sucht sich eine Braut, Drei Tage ward dazu ihm Frist Bis sie ihm angetraut. Am Hochzeitsmorgen findet man Die Braut todt auf, mein Freund, Just heute ist der Jahrestag Wo wieder er erscheint. In Regen und Gewittersturm Tratst Du nun gestern ein, Da meinten denn die Leute gleich I (Aras (einfallend). { Ich wär's, ich müßt es sein!

34

Konrad. Du wärst's, Du müßtest's sein. Dein schwarzer Bart, Dein langes Haar, Ein wenig Phantasie dabei —

Kras. Ich danke für das Kompliment! Ich — eines Geister Konterfei! Doch halt, mir fällt ein Planchen ein — Das Mährchen von dem tollen Grafen Kommt sehr gelegen, ich geh ein Darauf, die Dummen zu bestrafen. Zieh nur Dein Röschen in's Vertrau'«, Sag ihr so viel sie wissen soll, Jedoch nur schnell, bleib in der Näh — Graf heiß ich, nun wohlan, jetzt werd ich toll.

Konrad. Seiner tollen Laune Füg ich mich, erstaune Ueber nichts was noch passiert. Wird es ihm gelingen Sie mir zu erringen Ihm mein ew'ger Dank gebührt'.

Graf. Meiner tollen Laune Füg Dich und erstaune Ueber nichts was noch passirt. Sicher wirds gelingen Röschen zu erringen, Alle werden angeführt!

Konrad

und

Graf

(durch die Mitte ab).

Szene VI. Kleine Pause. Peter von links, Barbara von rechts sehen Beide furchtsam und vorsichtig heraus, da sie Niemand gewahr werden, tasten sie sich immer noch ängstlich die Wand entlang, um den Aus-

35 "gang zu erreichen bis zur Mittelthür hin. In demselben Moment, Ivo Beide angelangt sind, steht Graf, die Thür aufmachend, Dor Ihnen. Beide fahren mit einem Schrei rechts und links auseinander.

KeLer und 'gSarfrara. Ha! Jetzt packt er uns Beide, Ich drück mich bei Seite, Dies Zittern, dies Beben . Was wird das geben?

Graf (bei Seite). Da find ich die Beiden, Sie scheinen zu meiden Mich, zittern und beben Wohl für ihr Leben! (Laut.)

Ei, ich störe, wie mir scheint Wohl ein zartes Stelldichein? Gratulier von ganzem Herzen — ^JarBara (zitternd).

Der Herr Graf beliebt zu scherzen!

Hraf. Wie, Herr Graf ? — Man kennt mich schon?

H'eter (bei Seite). Teufelsbraten! "gftarßara. Höllensohn! Graf (zu Barbara).

Nicht wahr, Du bist wohl die Braut?

"Ueter (bei Seite). Der geht scharf in's Zeug! (bei Seite).

Mir graut!

36 Hraf (sie verfolgend). Süßes Närr'chen laß Dich küssen! Ei Du- Spröde fliehest mich?

Warbara (rctirirend). Jetzt muß ich für Röschen büßen! Kraf (folgt ihr). Wohl, ich fange dennoch Dich!

Narbara. Ach Herr Graf, laßt mich doch los!

Net er (bei Seite). Sein Geschmack ist doch kurios!

Marbara. Artig ist der Höllensohn!

Neter. Mir kommt's vor, als wär's nur Hohn!

Oraf. Und wo ist der Bräutigam? Ist es dieser? (Auf Peter zeigend.)

Gott behüte!

Warbara. Ja, er ist es! 'Aster (schreiend). Nein!

Hraf (ihn anfahrend). Nur stille! Jetzt bin ich des Läugnen's müde! Ist er's?

'Aeter. Nein!

■göctrßara. Ja doch!

37 Hrcrf (grob zu Peter).

Man schweige! "Uster. Halb schon bin ich eine Leiche! Oraf. Tritt mir ab Dein holdes Kräutchen, Nur drei Tage hab' ich Zeit, Mein muß währenddem sie werden! Warbara. Ach, Herr Graf, Barmherzigkeit!

N^ter. Wollt Ihr diese, mit Vergnügen, Was soll mir an Bärbel liegen? (für sich) Röschen scheint er nicht zu wollen, Dafür Dank dem Graf, dem tollen.

Warbara. ‘ In der Blüthe meiner Jahre, . Lieg' ich bald auf schwarzer Bahre. Kann Nichts seinen Sinn erweichen, , Wird sich Rettung nirgend zeigen? Oraf. Beide müssen mir sich fügen, Dieser Spaß macht mir Vergnügen; Doch wie wird der Scherz sich enden, Wird's dem Freund zum Glück sich wenden? Nur drei Tage hab' ich Zeit, Schnell wird sie verstreichen, Darum heißt es Eile, soll Ich mein Ziel erreichen. (Während dessen wollen sich Barbara und Peter, wie schon oben angezeigt, leise fortschleichen.). N«ter und ^arßara.

Fort jetzt, er bemerkt uns nicht, Da er mit sich selber spricht! (wollen durch die Mitte ab, a tempo dreht sich Graf um.)

38 Hraf. Halt, ihr bleibt, wo wollt Ihr hin? Ihr bleibt hier zur Stelle! Hört jetzt meinen Willen Und handelt danach schnelle. Rufet mir den Meister Lorenz Seine Tochter will ich frei'n — Sie, sie soll mein Weibchen sein! Schätzen wird sie bald ihr Glück. — 'Ne ter (bei Seite). Mit der Nase im Genick! Oraf. Fort jetzt, holt mir Beide her Und kommt gleichfalls wieder Beide, Wehe Euch, gehorcht Ihr nicht! ' Mich kostets Mühe Nicht laut zu lachen Sch ich, was die für Gesichter machen. Angst und Entsetzen Lähmt ihre Sinne, Mir zum Gewinne, Kann mich ergötzen Noch nach Jahren Was heut ich erfahren. Und ist schön Röschen Mit uns im Bunde, Muß uns gelingen Der Plan zur Stunde.

Warbara. Sie ist verloren Was soll ich machen, Soll seinen Zorn ich Noch mehr entfachen? Angst und Entsetzen

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Lähmt meine Sinne. Jetzt werd ich's inne, ' Er will nur Hetzen, Eins muß dran glauben Und unter die Hauben, Ich oder Röschen! — Er ist im Bunde Ja mit der Hölle, O Schreckensstunde!

er. Röschen verloren, Was soll ich machen, Soll seinen Zorn ich Noch mehr entfachen? Angst und Entsetzen Lähmt meine Sinne. Was ich beginne Muß ihn verletzen, Mag sie dran glauben, Ich will es erlauben. Mir ist mein Kopf lieb, Halt meinen Mund, Spaß mit dem Teufel Ist nicht gesund, (Graf stampft auf» Beide laufen durch die Mitte rasch ab.)

Szene VII. Hrcrf (allein).

Mein Plänchen scheint wahrhaftig zu gelingen, Denn diese Beiden schwören jetzt schon Stein und Bein, Daß ich der Satan in Person! Nun gut, ich spiele meine Nolle weiter, Vertrauend auf der Bauern Dummheit und mein Glück. Zum Schluß dann spiel ich meinen letzten Trumpf Mit meiner frcud'gen Ueberraschung aus Und freudige Versöhnung krönt den Spaß!

40 Mein Freund hat, wie es scheint, ja große Eile Mt Hymens Fesseln sich geschmückt zu sehn, Nun, wohl ihm, wenn das Mädchen seiner würdig, Von Herzen freut mich dann des Freundes Glück.

Liebeslied.*) I. Es muß ein Wunderbares sein Um's Lieben zweier Seelen, Sie schließen ganz einander ein Sich nie ein Wort verhehlen. Und Freud und Leid, und Glück und Noth So miteinander tragen, Vom ersten Kuß bis in den Tod Sich nur von Liebe sagen.*) Und doch frag' ich ob es nöthig, Ob ersprießlich, ob gut, Ob Liebe allein denn Solche Wunder thut? Nein, ich liebe nicht, Nein, ich bleibe frei, Ruf als Genossen den Wein herbei, Nein, ich liebe nicht, Ich bleib allein, Mein Liebchen auf ewig ist perlender Wein.

II.

Von Liebe singt die Nachtigall, Der Dichter Sang tönt Liebe, Der Frühling säht auf Berg und Thal In alle Herzen Liebe. Der Mädchen und der Männer Herzen Ergreift die Liebe allgewaltig, Hier wirkt sie Freuden, dort nur Schmerzen Und ewig bleibt sie vielgestaltig. Und doch frag ich ob es nöthig,

re.

rc.

rc.

NB. Von *)bis*)Lied von Oskarv. Redwitz aus„Amaranth." Mit Bewilligung des Dichters und Originalverlegers.

41 doch wüßt,

wo uns'res Schwiegervaters Keller ist, Denn eine Flasche gold'nen Rebentrankes Begeistert mich, weckt in mir den Humor.

Wenn ich

(Sucht und gewahrt Flasche und Glas.)

Ha, ich hab's! Da ist mein Liebchen. Sw winkt, sie ziert sich nicht— Du winkst vergebens nicht! Auf zum Gefechte!

Trinklied. I. Recipe, ein paar Flaschen Wein Die stürz ich getrost hinunter, Sie halten mir in Mark und Bein Die Lebensgeister frisch und munter Mags Liebchen falsch und treulos fern — Vergessenheit liegt in dem Wein

II. Recipe, ein paar Flaschen Wein Ertränken alle Schmerzen, Man mag auch noch so traurig sein, Der Wein begeistert die Herzen. Mich flieh'n die Sorgen, jede Pein — Vergessenheit liegt in dem Wein. III. Recipe, eine Flasche Wein Vom Rhein, die giebt uns Heldenkraft, Der Teufel mag da traurig sein Drum hoch der edle Rebensaft. So leb' ich froh, ein deutscher Zecher Und sterbe mit dem vollen Becher! (Lorenz, Röschen, Barbara und Peter werden an der Mittel­ thür sichtbar, Graf bemerkt sie.)

Man kommt, jetzt spiele Deine Rolle weiter, Der Schwiegervater mit Familie scheints zu sein

Szene VIII. (Lorenz, Röschen, Peter, Barbara treten ein, doch erst im Verlauf des Quintetts vortretend.)

42 Da ist das Töchterlein, Es sieht ganz reizend aus, Der Vater auch — nun spiele fein Jetzt Deine Rolle aus. WöscHerr. Fürwahr, der Plan ist fein Den er gedacht sich aus, Möchts doch vorbei nur sein — Er sieht recht sauber aus. Lsrerrz. Mit Zagen tret' ich ein In mein sonst friedlich Haus, Doch heißt's gar freundlich sein — O wär er erst hinaus. l^eter und "gSctrßara. Der Mansch } ift toie ®tein

Und geht nicht aus dem Haus, Da hilft kein Zeterschrein, Er bleibt — o Höllengraus!'

Lovorrz (zitternd). Ach Herr Graf — (freundlich). Zur guten Stunde Konimt Ihr, wackrer Mann! (zu Barbara und Peter) Hört auch ihr die frohe Kunde, (wieder zu Lorenz) Gebt Bescheid mir dann! (zu Röschen) Ihr verzeiht mein schönes Kind, Wenn ich kühn erscheine, Kühnen lacht ja stets Gewinn — (für sich) Reizend ist die Kleine. — (zu ihr leise) Hat der Conrad Euch erzählt Unsern Plan, nach bcm. vermählt Ich Euch balde schaue?

43 Wöschen (bei Seite zu ihm).

Alles hat er mir vertraut!

Oraf. Dann nur muthig schöne Braut! Zum Gefechte! (laut) Herr Lorenz, hört, Daß ich, um ganz kurz zu sein, Eurer Tochter Hand begehrt! Lorenz (ängstlich). Ei, mein Kind ist ja schon Braut! Graf. Thut nichts! — Ist sie schon getraut? Lorenz. Das wohl nicht — Kraf (entschieden).

So wird sie's nicht! Denn für mich ihr Herz nur spricht. Lorenz. Ei das scheint mir viel gesagt! Warbara. Röschen sprich Dich offen aus, Sag, daß er Dir nicht behagt! Lorenz (zu Peter). Wirf ihn doch zur Thür hinaus ! Ueter. Ei, das fällt mir gar nicht ein, Das besorgt Ihr nur allein. Lorenz. Hasenfuß! Nun Röschen, sprich! WösrHen (mit affektirter Passion).' Ei, was soll ich weigern mich? Wenn er mich für würdig hält Bin ich sein vor aller Welt,

44 Will ihn lieben treu und wahr, Denn mir wird auf einmal klar, Daß in ihm mein Glück ich sehe, Denn ich fühl in seiner Nähe Selig mich, es zieht zu ihm Mich mein Herz mit Ungestüm! (Wirft sich in Grafs Arme.

Hraf

Alle stehen erstarrt.)

(bei Seite).

Bravo, sie spielt ganz famos!

Weter

(bei Seite).

Bei der scheint 'ne Schraube los!

Lorenz. Kind, hab ich denn recht gehört?

Warbara. Zweifelt Ihr nun länger? Er bestrickt sie!

Lorenz. Unerhört!

'Ueter. So ein Bauernfänger!

Lorenz. Röschen irrt sich ja — hier steht er Dessen Weib Du wirst. —

WöscHen. Der Peter! Nein, Niemals! Und wenn das Herz ihm bricht!

H'eter. Gott sei Hank! — Sie mag mich nicht!

Lorenz. Bergeb'ne Müh sie zu belehren, Zeigt denn kein Rettungsweg sich mehr? Wie leicht wards ihm sie zu bethören, Mir ist das Herz so sorgenschwer.

45 Er hat umstrickt mit Teufelsketten Mein armes Kind, von sichrem Tod Kann nur allein der Himmel retten Und helfen uns aus dieser Noth.

Graf. Laßt Eure Müh sie zu bekehren, Ich geb' mein Röschen nicht mehr her I (zu Röschen) Gelungen ist's sie zu bethören, Nah ist das Ziel, was wollt ihr mehr? Ich konnte sie nicht ärger äffen Als durch den Spuk, von dem bedroht Sie glauben sich, und daß er treffen Sie wirklich könnt ist ihre Noth. Krcrf und Wöscherr (bei Seite). Doch jetzt wird's Zeit, daß wir Den Scherz nun bald beenden, Gefährlich könnt es sich Für uns am End noch wenden. Sie glauben fest, das Spiel Sei Ernst und steh'n in Nöthen, Doch Freude soll gar bald Die Wangen ihnen riehen. Wöscherr. Fast reut es mich sie zu bethören, Doch lieb' ich Conrad gar zu sehr Und konnte seinen Wunsch nicht wehren. Ich werde sein, was will ich mehr? Dumm Peter wird's so arg nicht treffen. Den Vater löst's aus großer Noth Wenn er erfährt, daß all das Aeffen Nur Glück mir bringt und nicht den Tod.

"gSarßara. Das arme Kind so zu bethören Ist schändlich und mich dauerts sehr.

46 Doch ist's unmöglich ihm zu wehren Und besser, als wenn ich es wär. Ich möchte sie ja gern wohl retten. Doch brächte mir es sichern Tod — Ja, wenn gefolgt sie mir nur hätten, Wir wären frei aus aller Noth.

Keter. Nach meinem Hals stand sein Begehren, Ja wenn nicht Peter, Peter wär, Ich weiß mich meiner Haut zu wehren Und danke für die große Ehr. Schön Röschen, darauf möcht ich wetten, Verhaucht im nächsten Morgenroth Ihr junges Leben, doch sie retten Bringt Dem, der's nur versucht, den Tod.

Szene IX. Bauern und Bäuerinnen, festlich geschmückt, treten gratulirend ein.

GY-r-

Hoch das Brautpaar! Glück und Segen Rufen wir ihm froh entgegen Auf der neuen Lebensbahn. — Unsere Wünsche sind die besten, Wie sie ja bei solchen Festen Ueblich sind — drum abgethan! Dank Euch Freunde, aber wißt, Eine Aendrung eingetreten ist — Ich bin der Bräutigam nicht mehr! KHor.

Was? Wie so? Keter.

Ich danke für den Svaß!

47 Kirrzekrre vorn Kbc»r. Er nicht mehr Bräutigam?

Arröere. Ei so erklärt uns doch! Arce. Wo ist er, Wo? H'eter.