Der Komet, oder Nikolaus Marggraf : Eine komische Geschichte: Bändchen 2 [Reprint 2017 ed.] 9783111606163, 9783111230993


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German Pages 315 [316] Year 1820

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Inhalt
Vorrede
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Nachschrift des guten Rezeptes zu ächten Diamanten
Zehntes Kapitel
Eilftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
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Der Komet, oder Nikolaus Marggraf : Eine komische Geschichte: Bändchen 2 [Reprint 2017 ed.]
 9783111606163, 9783111230993

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D e r Komet oder

Nikolaus Marggraf. Eine komische Geschichte.

Von

Jean Paul.

Zweites

Bändchen.

Berlin, bei

Georg Reimer. 1 8 2 0

.

Inhalt d e S

zweite»

B ä n d ch e n §.

Sette

Vorrede.......... . ....................................... VII Erstes Kapitel, welche- durch Judengas sen, Rezepte und einen offnen Himmel den Leser spannen wist. ---------------

1

Zweites Kapitel, oder da-Nöthigste über den Klubbs - Klub, oder die Gesellschaften« Gesellschaft......................................... 35

Seite

Drittes Kapitel, welches das Nöthigste über Worble beibringt, nämlich ungewöhn­ lich« Kirchengesängc, ungewöhnliche Kö­ che, ähnliche Winkelhochschulen und Eß­ tische. -.......................... 43 Viertes Kapitel, oder man hat viel, wenn man begraben wird, wie «in Fürst, deßglcichcn so getrauet wie einer.______ 69 Fünftes Kapitel, worin am ersten Jahrmarkttage Neuestes vorgeht mit Diaman­ ten — mit Drachendoktore» und ihren untersuchten Apotheken -- und mit Dok­ tordiplomen..................... 101 sechstes Kapitel, worin ein Dutzend hei­ tere KirmSgäste anlangt, um sich bei dem niedergeschlagenen Apotheker noch mehr aufzuheitern---------131 Siebentes Kapitel, oder der zwanzigkaratige Grundstein zur Geschichte wird ge­ legt......... . ........ -................... 144

Seit« Achtes Kapitel, ober: wie der Diamant/ deßgleichen bet- Schächter Hoseas / ächt und hart befunden werden. ___________ 145 Neuntes Kapitel/ worin

das Nöthigste

gegessen und erklärt wird.

------------------- 153

Nachschrift des guten Rezeptes zu ächten Diamanten......................—..................... - ist Zehntes Kapitel/

worin beschenkt und

auSgeprügelt wird — nebst der Schlacht bei Rom.............................

186

Eilftes Kapitel/ worin ei» höchstes Hand­ schreiben endlich ernsthafte Anstalten zu ei­ nem Anfange der gegenwärtigen Geschichte trifft/ und worin man an manche» Din­ gen mehr gewinnt/ als an Verstand ver­ liert.............................................

203

Zwölftes Kapitel/ woraus man erst steht/ was aus dem eilften entstanden / und daß in jenem eine Sitzung ist/ und die Be­ richterstattung derselben.................................. 223

Seite

Dreizehntes Kapitel/ worin aus Ae­ gypten ausgezogen/ und vorher das gelobte Land aufgepackt und mitgenommen/ und darauf ein Bettelzug und ein Kandidat der Theologie erscheinen....................— 249

V o r r e d e.

AJtx

neue Traumgeberorden ist für uns aste eine

Erscheinung von

einem so umgreifenden, über«

schwemmenden Einflüsse,

daß ich,

da man auf

ihn die Augen der Welr nicht eilig genug richten kann, nicht nur diese ganze Vorrede dazu benütze, in der ich ohnehin sonst nichts z» sagen habe, sondern auch das Morgenblatt, welches diese Vor­ rede noch einige Monate vor der Erscheinung des «Kometen» liefern kann. Wahrlich dieser Bund ist auch ein Komet, oder Bartstern, aber sein Bart, fürcht' ich, droht ganz andere Umwälzungen, mit dem längsten Schweife.

als ein körperlicher

Ich laS nämlich im neuesten Archiv für den thierischen Magnetismus *) einen Brief, worin Hr. Wesermann in Düsseldorf, Regierung-; As­ sessor und Ober-Weginspector, Mitglied der Rotterdamer, Jenaer und Düsseldorfer gelehrten Ge­ sellschaften, dem Hrn. Professor Eschenmayer die Nachricht mittheilt, daß er durch bloßes Wollen seine Gedankenbilder dem Schlafenden als Träume zuführen könne, und sie in der Entfernung von Ys Meile bis zu 9 Meilen träumen lasse, was er wolle. So stellte er z. B. einem Hofkammer­ rath **), der in 13 Jahren weder ihn, noch «ine Zeile von ihm zu Gesicht bekommen, auf ei­ ner Reise zu ihm, seine Ankunft im Traume mit völligem Gelingen dar. So setzte er einem Dok­ tor D., der von ihm eine Probe dieser TraumEinimpfung begehrte, in der Ferne einer Achtel­ meile eine nächtliche Schlägerei in den schlafen­ den Kopf, und dieser träumte sie wirklich. Auch zweyen Freunden (erzählt er), dem Geheimrathe ») Band

6.

St. L 1820. S. 135

**) Arch. S. 137.

ff.

H. und dem Doktor der Rechtswissenschaft, seien ähnlich« Versuche geglückt*), Andern jedoch we­ niger. Zch kann mir nicht denken, baß irgend eilt Mensch dies« Erfindung der Traumbildnerei kann gelesen haben, ohne über die Gewalt, womit Nun in fremde Seelen einzugreifen ist, fast noch mehr in Sorge als in Freude zu gerathenWas wären dagegen die Erfindungen der Luft­ schifferei oder der Flugkunst, welche stets nur im Reiche der Körper, nicht der Seelen umzuwälzen vermöchten? — Meine eignen Begriffe darüber hab' ich wol nirgend so stark ausgedrückt, als in einem Briefe an den Hrn. Polizeidirektor Sa alt pater in .... , den ich deßhalb zweimal ab­ drucken lasse, als wär' er blos für das Publikum geschrieben. Der so geschickte Saalpater ist freilich nur in einem Ländchen angestellt, das unter den jetzigen 31 deutschen Staaten nicht nur das 40ste, sondern •) S. tcS.

II.

*

auch das allerkleinste ist, Ostermesse,

da eö zue jetzigen

für welche wir Baiem hundert und

zwei und fünfzig Werke geliefert, nicht im Stande war, so viele Werte, wie Churhessen, zu steuern, das bekanntlich (nach dem Meßkatalog) ein einzi­ ges — es war ein Vollsincihrchen — in die Welt geschickt; der kleine Staat mußt' cs mit ganz und gar nichts bewenden lassen.

Inzwischen kann sich das Ländchen doch einen Minister des Innern und einen Minister desAeusfern halten, wovon der eine, da das Innere nur ein Punkt ist, nicht sonderlich viel vorstellt, der andere aber desto mehr, da dasAeußere, — das überall größer ist, als das Innere — ganz Deutsch­ land und so viel von Europa in sich faßt, als man will.

Mit diesem großen Minister berath nun

der Polizeidirektor Saalpater das Wohl desLandchens und Europa's selber bisher so .geschickt, daß Beide bestehen, und Alles bleibt, wie es ist. Saat­ pater ist nicht bloß Unter- und Oberzensor aller im Ländchen verfaßten Bücher, sie mögen heraus­ kommen oder nicht — und der Zeitungen ohnehin

— sondern auch der Verfasser eines mehr gründ/ lichen als gemäßigten Werkes gegen die Preßfrei­ heit und Bücher-Umtriebe, das nächstens erschei­ nen wird, und das schon die Zensur des Unterund Oberzensors selber passiert har. Nun weiß ich nicht, an wen ich mich mit meinen Bedenklichkeiten, über einen möglichen neuen Traumbund oder Traumgeberbund, hätte schicklicher wenden können, als an einen Mann, wie Saalpatcr, der als Zensor und als Autor im Bilde die Verdienste zweier Seevögel verknüpft, nämlich indem er als Fregatte (Pölicanus aquilus) mit vierzehn Ellen breiten Flügeln in der größten Höhe den kleinsten Fisch, welcher aufstiegtwahrnimmt und stößt, und als Sturmvogel sich auf den Mastbaum seht, und dem Schiffer die Sturmwinde anmeldet. — Ein solcher Mann bringt es, als ein wahres politisches Wetter-, ja Donnerwettermännchen, am 'besten heraus, wo Traumgebergesellschaften aufkommen , wie sie zu Werke gehen, wie ihnen zu wehren; denn hier kommt eS so unglaublich

viel auf Einziehung unbedeutender Nachrichten, auf Eigenmachen seltner Kleinigkeiten an, durch welche- ein warmer Kopf eben dem Schörl oder Aschcnzieher gleich wird, der, heiß gerieben, die Spreu und Asche, womit der Wind nur spielt, sich anzieht und umlegt, ganz und gar vom Mag« ncte verschieden,

der nur Schweres sich Und sei«

NeS Gleichen anzieht und abstößt.

Dabei hatt'

ich noch die Nebenabsicht, sein patriotisches, aber iibersiiissigcS Handeln und Schreiben gegen den Geist der Zeit, — welcher, wie eine überladene Büchse, sogar unter dem Zerspringen doch seine Ladung dem Ziele zutreibt — lieber auf eine neue Gefahr hinzulenken,

wü gegen Traumgeber noch

viel, ja alles zu thun ist, was nur ein Mann in sein«!» Verhältnissen — denn nicht jeder Saalpa« ter hat einen Minister des Acnßcrn zur Stütze — durchzusetzen vermag. Hier ist nun mein Schreiben an den Polzei« direktor,

das erst nachher durch dessen Antwort

den rechten Werth für die Welt bekommt.

Euer Hochwolgeboren übersende ich anliegend wieder ein Stück des Eschenmayerschen Archios; diesmal jedoch in der Besorgnis, das; Sie einen wichtigern, ja starkem Feind darin zu bekämpfen finden, als dev Magnetismus ist, dessen endliche Unterdrückung Ihnen in Ihrem Lande so überaus schön gelungen; was sonst in der Arzeneikunde eben nicht so leicht der Fall ist; denn obgleich z. D. in Heidelberg 1580 nach den Statuten jeder Doktor einen Cid abzulegen hatte, innerlich nie Quecksilber und Spießglas einzugeben*); oder obgleich in Dijon Ein­ impfung der Menschenblattern mit 300 2m. be­ straft wurde**) : so war und ist spater doch nichts so häufig in und an Kranken zu finden, als Quecksilber und Jmpfpocken. — Allein da zieht ein ganz frischer Feind — obwol ein Absenker und Nachkömmling des Magnetismus— nachdem Al­ les geschlagen ist, von neuem ins Feld und har-

*) BaldingcrO MiW&m rc. P. 3 »») Mg deulsche Btl'livtt-ek. S. 1S7.

St 6.

i. Stvlh. Anh.mg 37 — 52.

ediert Polizeidirektoren; und wir haben eine wahr-' hast skandalöse Zeit. Zwar schon Parazelsus ver­ sprach und verstand. Jedem die Leute, die er im Traume sehen wollte, darin erscheinen zu lassen; aber hier kam es doch auf den Mit-Willen des Schläfers an. *) Aber dagegen halten Sie nun, bester Polizeidirektor, was der Hr. Ober-Weginspektor Wesermann verkündigt und durchsetzt! Er selber freilich ist ein guter Mann, und schwärzt in fremde Köpfe beliebige Träume nur als aus­ ländische Waaren aus den Gewsirzinseln des Le­ bens ein. Auch werd' ich selber am Ende des Briefes Ihnen mehre Heilkräuter und Freudenbliiten aufzeigen, deren schlafendes Knospenauge ein wolwollender Traumgeber in den fremden Schlaf einimpfen kann; aber wiegt wol — und brauch' ich dies; einen in Geschäften grau gewordnen Saalpater noch zu fragen — einiger mögliche gute Gebrauch den grenzenlosen Misbrauch auf,

*) Leben und Cctirmcinimtwn berühmter Phnflker am Ende deS löten und Anfang des 17tcn Jahrhunderts, von 9! i r' «er und Sibcr. Heft 1.

der mit Traumgeben zu treiben ist?

Ist es hier

mit Traumen wol anders beschaffen, als mit 5Mu chern?

Auch diese theilen Lichter, und Freuden,

und Sitten und Herzsiärkungen in jeder Messe aus — und ich liefere ja selber jedes Jahr meine Werke,

wenn auch nicht die allerbesten — aber

was kann auf der andern Seite leichter und wei­ ter Irrthümer, Beleidigungen, freche Anfälle al­ ler Art, Herzschwächungen und Herzgifte und kurz alles Döse verbreiten, als gerade die Bücher; und wer verkennt dies, weniger,

als ein Saalpater,

der sie so oft verbieten mus?

Die Gewalt ist nie zu berechnen,

die ein

Traumbildner über jeden hat, der im Bett liegt; denn kein Nachtriegel und kein Nachtlicht sichert, und Niemand kann sich wehren gegen die Träu­ me,

die jener in den Kopf wie Nachtraubvögel

fliegen läßt, und die alles wegtragen tonnen. Der Traummacher kann Jedem, sobald er seine Nacht­ mütze aufsetzt, die Dischofmühe abnehmen — tMt Koadjutorhut — den Doktorhut — die Lorbeer­ krone — die Krone;

und die unschuldigsten mii>

angesehensten Lenke von der Welt kann er so lange hänseln, als er will und die Leute die Augen zur haben. Einer kann z. B., wenn er ein boshafter Rezen­ sent und Traumbaumeistcr zugleich lst, mir meine Schlafmühe zu einer Sanbenitomütze verdrehen, und mich jede Nacht träumen und lesen lassen, daß gegenwärtiges neuestes Werk «der Komet, «eine komische Geschichte» — um ein altes bu. kümmert sich sin Schriftsteller weniger — zu matt gepriesen und zu stark herabgesetzt, daß es gevierr theilt wird vom Kramladen und autodafecicrl von Pfeifenköpfen, weil ich darin — könnt' er mich träumen lassen — jeden andern mehr überträfe, als mich. Wäre dieß freilich christlich gedacht? Traumeinbläftr (die Bettlade ist ihr Souft leurkasten) sind im Stande, die ersten feurigsten Liebhaber der Theaterzeitungen als bloße Lampen­ putzer auf der Traumbühne anzustellen, und die Theaterdirektorcn und Könige als Statisten; wer wehrt's ihnen? Oder ein bürgerlicher Traumbild­ ner macht sich nichts daraus, nimmt einen langen

Knotcnstock, und prügelt damit den vornehmsten Staboffizier, der ihm in seinem ganzen Leben nichts gesagt und angethan, als bloße DeleidiZungen, welche höchstens ein Edelmann und rin Offizier übel zu nehmen und zu ahnden hat, aber keineswegs ein Bürgerlicher, einen solchen hohen Beleidiger prügelt der niedrige,Beleidigte so lange in dessen Bette, mit Handen, ohne einen adelichen Bluktropfen im Pulse, durch, bis der Mann grimmig aus der Haut und aus dem Bette fährt, ohne alle Genugthuung. Wenn der Regierungs, Assessor Wesermann einer Madam W. ein ganzes Gespräch, das er mit zwei andern Personen über ein Geheimnis hielt, durch die Traumpost ins Bette ablieferte: so schließen Sie leicht, mein Saalpater, bis wie weit eine ordentliche Traumgeberbrüderschaft die Sachen zu treiben vermöchte. Es ist aber eigen« lieh eine sehr klägliche Aussicht. Ein Paar Traumgeber können sich verabreden, einander meilenweit Staats t Geheimnisse anzuvertrauen; denn sie ma­ chen mit einander gegenseitige Wach r und Schlaf-

xvm jeiten für bic Traumtelcgraphen aus — Spionen aller Art sind gar nicht zu Zahlen, noch zu fangen — Generale schlafen zu bestimmten Nachten in ihren Zelten, und die Spionen träumen ihnen die feindlichen Stellungen vor, und Alles wird geschta/ gen. — Die gefährlichsten Grundsätze und freie/ (len Bücher werden umsonst verboten, sie werden von Kopftissen zu Kopfussen verbreitet, und ma/ chen die eifrigsten Anhänger, und ein Nonnen/ Dormitorium wird zuletzt eine Propaganda von Allem. Denn Träume, sobald sie oft genug wie/ Verkommen, bekehren allerdings, wie das Bei/ spiel des vorigen Heiden und nachherigcn Kirchen/ vaters Arnobius beweiset*); ja man sollte — es nebenher zu sagen — fast vermuthen, das; man/ che geschickte Kanzelredner, von Arnobius Bei/ spiet ermuntert, ihre Zuhörer absichtlich in den Schlaf bringen, um sie darin mit den nöthigen Träumen zu belehren. Hier thril' ich einen Argwohn mit, der ei/ neu Saatpater vielleicht auf mehr Gedanken bringt. *) JJjylc art Ilieranjw».

Ich bin nämlich seit dem Lesen des Archivs — denn jetzo pass' ich mehr auf, —völlig überzeugt, daß eineTraumgebergcnossenschaft' wirllich existiert, und daß sich daraus sehr wichtige Erscheinungen erklären. Wenn man nämlich manche Staaten atu sieht, wo nichts versäumt wird, um sie nicht blos mit einer China s Mauer, sondern auch mit einem Kirchengewölbe oder einerBleibedachung hinlänglich zu bedecken gegen Außen; wo aber doch jedes Jahr neue Lichtmaterie durchsickert, weil die Völkerzahl ihre Geburtjahrhunderte, wie die Menschen die ihrer Geburttage, durch die Zahl der Lichter auf dem Kuchen, oder (bey Königen) durch die der i Kanonenschüsse, also durch Lichter und Feuer zur gleich anzeigen; — wenn man, sag' ich, dennoch so gut verwahrte Staaten so hell findet: so stutzt man anfangs. Man fragt sich mit Recht, wozu dient's, daß man die einsichtigsten Geschäftmänr ner hat, welche den Gränzstein des Srchenbleu bens, den wahren lerminus *), der dcö Kapitol 0 Der unförmliche Stein Terminus, den Saturn statt des In» pirers verschlungen, wich, als Targutn das Kapiloliunr dauete, zufolge der Augurien, allein unter allen (Sötte; n

liumS Grundstein war, mit ihren Gansfedern bti wachen, wenn die Zeit als Saturn den Stein im« mer wieder verschlingt? — Und der beste Staat-« dtener und Saalpater wird dabei endlich matt und der Sache satt.

Aber ich wittere eben hier Fußtapfen der Traumbündler, welche die Bettladen zu Treib« und Lohkästen ihres fliegenden Unkrautsamens ma« chen und den Leuten vor dem Angesichte aller Zen« für« und Mautbeamten ihre Grundsätze vorträu« men, und sie jede Nacht mehr aufklären. Der Nachträumer der Aufklärung wird es dann wieder Nordamerikaner machen, und wird nach dem Er« wachen alle Gaben des Traums in der Wirklichkeit haben wollen, so das; die Polizei die Leute ordent« lich wie die Falken am Schsaf hindern müßte, um sie zu bändigen. Es ist bekannt und betrübt, daß keine Per« sonen auf ihren Lagern mehr von wahren Vorhöl« lenträumcn besucht und gebraten werden, als Leute dem Iuvirer nicht, und er blieb datier dort zum Anbeten liegen.

Lactant. Inst. 1. r» de fals. rcligtune c. XXI.

von Stande, denen gerade traumloser, heiterer Schlaf der Landleute noch nöthiger ist, als dein gesunden Volke. Linsen*) sind's schwerlich, die hier etwa als Samenkörner von Traum /Distel« köpfen aufgingen, da hohe Herrschaften für ganz bessere Linsengerichte, als Esau seine Erstgeburt, ihre Wiedergeburt verkaufen; ob aber nicht bos­ hafte Traumbündler, die selber wenig zu beißen und zu schlucken haben, die unschuldigen Großen mit Schaugcrichten verzerrter Träume bewirthen— dieß, mein Polizeidircktor, ist wenigstens eine Frage, die sehr Ihre Prüfung verdient. Seit ich das neueste Stück des magnetischen Archivs gelesen, kann ich mich der Vermuthung nicht erwehren, daß manche Mönche, wenn sie so oft die sündhaftesten, ihrem Gelübde der Enthalt­ samkeit mehr entsagenden, al- zusagenden Träume ausstehen,wol von boshaften protestantischenTraumgebern verfolgt werden? — Aus nichts anderem wäre eS sonst erklärlich; denn die Patres haben *) Einsen gebe» nach — Sankkorius tose Träume.

die reinsten Sitten und die reinsten Lehren — je* kriesien viel öfter als Andere den Umgang mit Non* neu, deren Beispiel und Anblick schon Weltliche auf andere Gedanken bringt — sind überhaupt mehr die Lampenputzer als die Ofenheizer ihres von ihnen verachteten Leibes, weil schon das Ge* lübde der Armuth allein ihr Fleisch genugsam treu* zigt------- Und nun, woher soll es denn fönt* men, das; Männer, die vom Volke noch früher kanonisiert werden, als vom Pabste, dast solche, gleich dem betrnnknen Alexander, gerade im Schlafe merken, wie die Menschen sind, und sie or* dentlich an sich selber des Schwärmers Gichtel*) Meinung von Adam bestätigen, der zuerst im Schlafe Magen, Gedärme, Leber und alles in sich hineinbekommen, von wem, sag' ich, kann ein solches Nachtgarn des Teufels über die front* men Männer gezogen werden? Lutheraner, ver* muth' ich, die sich aufs Traumgeben verstehen, erfischen sie mit dem Garne. Jedoch will ich nicht eben jene ganze Partei vom Traummitarbeiten freigesprochen haben: ich ') Walchs Kirchenliistorie §.

lv.

£{it ein so redlicher Protestant wie Sie. Sehr gut könnten z. B. Beichtkinder von Stande von demselben, aber aus dem Traumgeberöunde, wenn sie etwa zu- schwer an ihren Sündenlasten (wie leicht sind am Hofe dagegen die Staatslasten!) zu tragen hatten, ihren frommen Hofbeichtvarer die Nacht vorher alle ihre Sünden im Traume in eigner Person begehen lassen, um sich am Tage aus Zartheit theils die umständlichere Beichte zu zu sparen, theils die härtere Pönitenz. —- Und ich will es Ihnen nur von mir selber gestehen, schahbarer Herr Polizeidirektor, daß ich seit der Bekanntschaft mit dem Ober-Weginspektor Wesermann gleichfalls meine schwachen magnetischen Kräfte zu zwei Traum - Einimpfungen nicht ohne Glück, aber zu sehr wolrhätigem Zweck »w sucht habe; in der einen legt' ich einen ehelichen Zwist bei, in der andern hieb ich mich mit einem Husaren^ Da ich nämlich hörte, daß ein Ehe­ paar in nichts einig war, als in dem Wunsche und Vorbereiten der Ehescheidung: so strengte ich mich an, daß ich mehre Nächte hindurch die Leute

förmlich von einander schied, als ein vollständiges ganzes geträumtes Konsistorium mit allen Räthen, Akten und Kosten und was dazu gehört.

Seit

meiner wiederholten Scheidung i m Bette mehr als vom Bette, hör' ich nun in allen Theezirkeln, daß die Leute sich einander, am Tage wieder zu lieden anfangen; — was wol am besten beweiset, daß mir das Vorträumen gelungen,

und daß sie

wirklich auf den wächsernen Flügeln des Traums auseinander geflogen und sich und die Sache aus, einander gesetzt.

Denn bekanntlich ist Scheidung

ein gutes Ehe-Aphrodisiakum und der Scheide­ brief «ine Auffrischung des ersten LiebebricfeS, in­ dem eS mit einem bösen Gatten, wie mit einem bösen Zahne geht*), welcher, sobald man ihn ausgezogen und in die Kinnlade — beinahe Bett­ lade hätt' ich gesagt — wieder einsetzt und ein­ beißt, nicht im Geringsten mehr schmerzet, son­ dern nur schmückt. Einen andern Traumfall hatt' ich mit einem Husarenrittmeister, einem Gelehrtenfeind, der sich

*) Unsers medizinische-Handbuch. B. 2.

xxr schon seit Jähren gern mit mir.gehauen hätte — weil er ven kleinsten satirischen Hieb auf sich zü lenken weiß —, wenn es nicht gegen seine Ehre liefe, wie er sagte, einem elenden Bürgerlichen oder Dücherschreiber mit dem Säbel den Kopf zu spalten, oder auch nur einen Finger wegzuhauen. Diesen Rittmeister fodere ich nun jede Nacht/ wenn wir Beide die Schlafhauben aufhaben —• gleichsam unsere Sturmhauben —; und er muß sich mir im Bette stellen, und ich adle mich nicht einmal, was ich so leicht im Traume könnte. Nun ist es aber kläglich, dabei zu stehen und eS anzu­ sehen, wie ich den Husaren zurichte mit meinem Sabel — rechts und links, in die Quer und die Länge, vierfingerig, drcifingerig, zweifingerig/ einährig wird er gehauen in den verschiedenen Nächten, und nur den Schädel läßt man ihm sitzen, alSUntersahschale der Husarenmütze und des Lebens- Darauf lass' ich ihn um Schonung fle­ hen, und mir mehr als einen Danksagen, daß ich ihn meines Säbels und des DurchhauenS ge­ würdigt. — Es muß aber mein Traumgefecht wirklich in ihm vorfallen, — fragen will ich ihn IL * *

nicht — weil er, wenn ich ihm begegne und als Sieger ihm etwas stolz ins Gesicht schaue, mich äußerst erbittert anblickt, was dem gedemürhigten Husaren gern zu vergeben ist , da er sich für seine Demüthigungen nicht rächen kaum — Allerdings sieht ein einsichtvoller und rücksichtloser Mann, wie Sie, von selber, daß die Traumbildnerei gerade wie die Schriftstellerei sich auch zu guten herrliche» Zwecken (ich möchte mir schmeicheln, in der einen und in der andern, Beispiele gegeben zu haben) verwenden läßt. Ein Bene­ diktiner, erzählt Jsiburd (Breviar. num. 26.), hatte in der Nacht, vor dem Morgen, an wel­ chem er eine Purganz nehmen wollte, den Traum, daß er die Sache schon im Leibe habe; und siehe da, am Morgen war auch die Wirkung vorhan­ den, und die gekauften äußern Pillen brauchte er gar nicht zu verschlucken. — Nun ließe sich recht gut denken, daß ein Arzt die Abführmittel und Brechmittel, die er dem Pazienten verschreibt, ihm so lange vorträumte, bis sich Wirkung ein­ stellte. Ein Hofmedikus könnte zarten höheren Personen, statt der ekeln Pillen, Träume ringe-

XXVH

ben, und in öffentlichen Krankenanstalten könnte der Staat manchen Apothekerzettel in der Tasche behalten, wenn der Spital.diener oder Kranken/ Wärter als Vorträumer der Arzeneien anzustellen wäre, und man nichts in der Apotheke zu machen brauchte. Oder man könnte auch der Staatskasse (wie schon jetzt, aber ohne Vortheil der Kranken geschieht) Arzeneien ansetzen, die gar nicht gege/ ben worden, sondern nur geträumt. — Die Ekel/ für, die mancher Arzt oft bei Wachenden ohne seine Absicht durch sein Aeusieres macht, könnte er bei Schlafenden, wo es nöthig, durch sein Zn/ neres ausführen; Und so würden sich die Zünger des Aeskulaps, den schon die Griechen den Traum/ sender genannt, sich des Meisters durch dieTräu/ me würdig zeigen, die sie uns unmittelbar und ohne Druckpapier vormachten. Ja, ob man nicht auf Schiffen und in Festungen, wo zuweilen die Arzeneien ausgehen, statt dieser die Apotheker sei/ ber verschreiben könnte, da ihre treffliche Einbild/ kraft gewiß ohne Kräuter gute Brech/ und Ab/ führmittek machen könnte: dieß würde bald die Zeit lehren, nebst den erforderlichen Nächten:

XXYIII

Allenthalben vermißt matt noch an Höfen Und auf Thrönett, gerade für die ganze eine Hälfte des Lebens, alle Hoflustbarkeiten, Spektakel und Hoffeste, und nur die andere hat dergleichen ei­ nige, die wachen; so daß mithin die schlafende noch ein ganz unentdeckteS Amerika, odereine nette Welt der Himmelkugel oder Glücklugel blieb, weil hohen Herrschaften in der Kunst, allezeit fröhlich zu sein (der ars semper gaudendi), jeden Tag zehn Stunden fehlen, wenn nicht mehre. Da, gegen gibt's nun kein anderes Mittel, weil der Hof nicht in einem fort für das Vergnügen wach bleiben kann, als einen geschickten Vorkräumer, der's den Frommen im Schlafe bescheert. Ein solcher wäre als der wahre eigentliche inaitre de plaisirs für die Nacht anzustellen, wo jeder seine Himmelfahrt nach dem Betthimmel hielte und in der Ruhe daS rechte rheinische Lustschloß mon Be­ pos antraft. Da nun ein Traum, und Nacht, freudenmeister oder Intendant de plaisirs lauter Freuden anordnete, die keinen einzigen Gulden kosteten — weil alle unmittelbar von Gehirn an Gehirn abgeliefert werden — so könnten auch die

Landstande und die Kammern gegen die Freuden» feste und diese Lustlager ohne Soldaten nicht- ha» den; keine Landesschulden würden gemacht, weil der maitre de plaisirs ein wolfeiler Fliegen» schwamm wäre, womit die Kamtschadalen sich durch dessen Aufgüsse wahre Edenträume, und sich die Bettlade zur Nektar»Braupfanne macken. Wenn ich weiter nachdenke, lieber Polizei» direkter, wahrlich, das schwere Beglücken der Men» scheu würde gar zu himmlisch leicht gemacht, so» bald man es ganz in seine Gewalt bekäme, blos durch Träume zu erfreuen — Wunden zu schlief» sen nach dem Schließen der Augen, und den g«< plagten Menschen, wenigstens so lange er liegt, aufrecht zu erhalten. Wahrlich, ich würde keinem Schläfer als eine gebratene Taube*) in den Mund und Magen stiegen) sondern ich würde mehr den kostbaren Rubin vorstellen, der die lieblichsten *> Haller in seiner Physiologie führt aus SanktoriuS an, daß genossene Zinsen und Tauben häßliche Träume erzeugen. Nach Derbame Physikolheowgie gibt der getragene Rubin schöne Träume. .

Träume erzeugt.

Einem Blinden sehte ich so

lange gute Augen ein,

alS er sie zuhätte,

und

herrliche Nachtstücke des Frühlings und Sternen­ himmels wollt' ich um ihn herhangen.

Und da

der Traum uns gerade verlorne Gestalten unserer wärmsttn Sehnsucht am hartnäckigsten verweigert: so wäre mein Erstes, einer sehnsüchtigen Mutter die Tochter wieder an das Herz zu führen,

die

auf höher» Welten lebt, oder auf eine Nacht den Sohn nach Hause zu bringen, Schlachtfeldern übernachtet.

der auf fernen

Gott weiß, was ich

noch thäte; unschuldigen Gefangenen nähme ich ohnehin in der Nacht die Kettenringe ab; und zarten Prinzessinnen steckt' ich schöne Eheringe an, und ließe einer schlafenden Diana - Göttin einen wachenden Endymion erscheinen. — Ich triebe es weit.

Inzwischen bleibt es doch eben so wahr, als gefährlich — denn wenige würden so vorträ'uryen wie ich — daß die Erfindung des Traumgebens wie die des Bücherschreibens und Drückens, die Entdeckung einer neuen Well^,

und dadurch die

Verdopplung und Umkehrung der alten ist------ ; und dieß ist's eben, worüber man einen Saalpater hören will und zu Rathe ziehen. Unmöglich können Sie in Ihrem künftigen Werke gegen die gewöhnliche Preßfteiheit über di« Gefahren der ähnlichen Traumgeberei wegschlüpfen; Sie müssen die wichtige Sache erwägen, undwär's auch nur in einem magern Appendix. In solcher Hoffnung ver­ harr' ich ic. Dr. Jean Paul Fr. Richter.

Kaum hatt' ich den l sten April diesen Brief an Hrn. Polizeidirektor Saalpater abgeschickt: so bekam ich von ihm — dem fast von Akten erdrück­ ten Geschäftmanne — schon in diesem Monate die Antwort; und zwar eine so unerwartete und wichtige, daß ich gewiß nicht getadelt' werde, wenn ich der Welt nicht erst in dieser Vorrede zum zweiten Kvmetcnbande, sondern schon im frühern Morgenblatte die Beweise überliefere, daß der so sehr bedenkliche Traumbund wirklich existiert und schon thätig ist.

Saalpaters Schreiben leg' ich hier wörtlich/ treu und vollständig dem Publikum vor, und lasse nur da, wo ich's zweckdienlicher finde, Bedeu/ tendes aus. Denn da Saalpater den guten, lan/ gen, weiten, breiten deutschen Reichsstil fertig schreibt, von welchem (wie ich hoffe) in den deut/ schen öffentlichen Kongreß/ unh Bund/Verhand/ lungen noch nicht so viel untergegangen, als vom Reiche selber: so war bequem jede Seite auszu/ lassen, wenn auf ba* abgedruckten dasselbe stand, so daß auf diese Weise nur der Nachdruck, nicht der Nachdruck wegblieb. Hier ist der Brief.

Wolgeborner Herr, besonders hochzuverehrender Herr Legationrath! Ew. werden gar bald aus den öffentlichen Blättern ersehen, welche heilsame Wirkungen Dero geehrtes vom Isten April hervorgebracht. Schon seit geraumer Zeit hielten nämlich fünf magneti/ sehe Studenten sich in unserem Staate blos zu ih/ rem Vergnügen, wie sie im Fremdenbuche des Gasthofö vorgespiegelt, auf; und zogen solche

schon dessentwegen mein ganzes Augenmerk ans sich, weil sie sich die fünf Vokale nannten und sich niemalen anders schrieben als Ah, Eh, Jh, Oh und Uh. Dabei war doch manches nicht zu ver« kennen, was seit ihrem Aufenthalte im Staate Wunderliches vorfiel, ohne bn|i es recht zu erklär ren gewesen; denn Träume der verdrießlichsten Art fingen seit dem Uebemachten der angeblichen Vokale nächtlicher Weise im ganzen Lande an ein/ zureißen, wovon drei Exempel von Schlafenden Euer Wolgeboren anstatt aller übrigen dienen mö« gen. Nämlich Seine Excellenz, der Hr. Mini« ster der auswärtigen Angelegenheiten, wurden überaus gemartert mit unschicklichsten Träumen, als wären solche in Ungnade gefallen, ohne Pen« sion entlassen, Dero hohe Familie vom Hofe ver« wiesen. Auch mir unwürdigen Subjekte kam es drei Nächte hinter einander vor, ich würde unter vielem Freudengeschrei auf dem Schloßplätze ge« köpft und trüge darauf den enthaupteten Kopf, nachdem man mir vorher einen hohen, hinten ausgeholten halben Äcaskenkopf aufgesetzt, mit beiden Händen ans Schloßthor, um ihn bei den

Ohren neben einem angenagelten Hühnergeier ane zunageln. Endlich wurden sogar Seine Durch« taucht mit den unehrerbietigsten Träumen beun« ruhigt, indem es wenige Dienerversehen und Un< terthanenklagen im Lande gibt, welche bisher je« dev treue Diener vor seinem Fürsten aus Pflicht« schuldigster Schonung geheim gehalten, die nicht Höchstdensrlben in allen Träumen vorgekommen wären, seit die Vokale da sind, ordentlich als wären die Landstreicher Landstände, welche einem höchsten Herrn alles Elend ausplaudern, wenn es nur wahr ist, ohne sich darum zu bekümmern, wie es einem alle Unterthanen liebenden Fürsten schmerzet. Wie ich nun die fünf Studenten schon längst politischer Umtriebe für verdächtig gehalten, so war vollends nach den eingegangenen Fingerzeigen in Ihrem Schreiben, hochverehrtester Hr. Lega­ tionrath, weiter kein Zweifel mehr, daß die Per­ sonen zu einem neuen Tranmbunde gehörten und sich träumerische Umtriebe erlaubten. Ich nahm daher vor allen Dingen die fünf Vokale in Ver«

haft und ihre Papiere in Beschlag. — Und siehe da,

schon aus ihren Tagebüchern wies sich'S fen


Zetzo stellte sie ihm — sie konnte eine Schwe, sterNednerin,

ja eine Kanzelrednerin sein —

mit sanftem Nachdruck vor, wie sie bisher am meisten für ihn gesorgt, sowol für seine Pflege, als für seine Freude, und wie sie, ob man sie gleich den wilden rauschenden Ruprecht nenne, doch ihn immer so weich auf den Handen und Fingern getragen, wie ein Grasmücken-Ei; — sie fragte ihn, wer wol seine Bedürfnisse und Nöthen und Süchteleien besser kenne, als sie aus einem langen Beisammenleben — («das « werd' ich hart empfinden », sagt' er dazwischen, «aberstark ertragen»); — sie bat ihn, selber zu entscheiden, ob es nicht gut sei, wenn ein auch nur von weitem Blutverwandter sich seiner und seiner Gelder ein wenig annehme gegen blutfremdes , durstiges Hofgesindel, das einen Zapf­ hahn nach dem andern in ihn stechen und einboh­ ren werde. — «Sie mögen stehlen», sagt' er, «ich mache einen Diamanten und bleibe ver«gitügt.» — «Und vergnügt, mein Bruder?» — erwiederte sie, und faltete die Hände, und blickte zu ihm starr mit solchen liebewarmen, lie­ befeuchten Augen hinan, das seine selber trübe wurden, und er mit beiden Händen ihre gefalte­ ten lange umschloß, eh' er sich endlich zur Frage

verfügte:

«Ob eS aber ft die Delikatesse des

«Geschlechts erlaube, «einzige,

daß eine Dame,

als die

unter lauter Männern sei, gleichsam

«eine Blume im Forste; hiev besonders sitze der «Hauptknoten.» — «Wenn er nur da sitzt, so « gibts noch Trost in der Welt», versetzte sie, «ich «werde Dein Hofnarr,

Herr Marggraf,

und

«habe Hosen an, und sage Du zu Dir, wie zu «allen Deinen andern Narren!

Ihr nennt mich

«ja ohnehin immer den Tyroler Wastel.»

Eiste kühne Frau erräth selten ein Man»; denn ihre Misgriffe, wie ihre Griffe, fahren über den Kreis der Klugheit hinaus. — Mit dieser unvorhergesehenen Kleidung und Nolle hatte sie das schon lange stehende Heer von Marggrafischen Einwendungen auf einmal zerschlagen; es flohen alle Einwendungen ihres Geschlechtes — ihrer bürgerlichen Abkunft — ihres lustigen, mannhaf­ ten Poltertons — einiger Umbildung — und des Du; und er nahm ihre Mitreise an, und um so leichter an, da sogar Hofnärrtnnen von fürstlichem Geblüt an großen Höfen, bemerkte er, nichts Um

erhörtes sein *). sie einige Tage vor

Nur wurde ausgemacht, daß ihm sich aus dpr Apotheke ver