Der terministische Streit: Vorgeschichte, Verlauf und Bedeutung eines theologischen Konflikts an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert 9783161510694, 9783161508516

Der terministische Streit ist eine für die Formierungsdebatte zwischen lutherischer Orthodoxie und Pietismus zentrale th

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Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Gesamtcharakteristik
1.2. Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung – Der theologie- und geistesgeschichtliche Interpretationshintergrund des terministischen Streits
1.3. Gegenstand und Problematik des terministischen Streits
1.4. Die historiografische Beschäftigung mit dem terministischen Streit
1.5. Das Quellenmaterial zum terministischen Streit
1.6. Aufbau und Fokus der Arbeit
2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse
2.1. Zur Vorgeschichte vor Ort: Die Entwicklung des evangelischen Kirchenwesens in Sorau bis zum letzten Drittel des 17. Jahrhunderts
2.2. Politik und Frömmigkeit der standesherrlichen Familie am Ende des 17. Jahrhunderts
2.3. Die kirchlichen Verhältnisse in Sorau und die Geistlichen am Ende des 17. Jahrhunderts
2.4. Die Biografie des Johann Georg Böse, die prägenden Einflüsse und seine Wirksamkeit in Sorau bis 1698
2.5. Böses Traktat „Terminus peremptorius salutis humanae“ 1698
2.6. Die Reaktionen auf Böses Traktat in Sorau und der Beginn des Amtsenthebungsverfahrens gegen Böse
3. Die lokale Ausdehnung des Konfliktes um Böses Traktat und die Formierung der Streitfraktionen (Sommer 1698 bis Anfang 1699)
3.1. Einleitung
3.2. Die Leipziger Theologische Fakultät und ihr erstes Gutachten zu Böses Traktat
3.2.1. Die Theologische Fakultät Leipzig am Ende des 17. Jahrhunderts (bis März 1699)
3.2.2. Das erste Leipziger Gutachten
3.3. Böses Anwalt in Halle: Christian Thomasius und sein Gutachten
3.4. Die Verhandlungen vor dem Konsistorium in Lübben
3.5. Die Wittenberger Fakultät und ihr erstes Gutachten
3.6. Die Rostocker Fakultät und ihr Gutachten
3.7. Die weiteren Entwicklungen in Sorau unter dem neuen Superintendenten (ab Frühjahr 1699)
3.8. Das Leipziger Gutachten zum Chiliasmus und das zweite Gutachten zu Böses Traktat
3.8.1. Die personelle Neuformierung der Leipziger Fakultät von Sommer 1699 bis Anfang 1700
3.8.2. Das zweite Leipziger Gutachten zu Böses Traktat
3.9. Die Reaktionen auf die Leipziger Gutachten in Sorau – Böses Tod
Exkurs: Die Verhältnisse in Sorau nach 1700
3.10. Das an Böses Tod anschließende Streitschriftenensemble
3.11. Das zweite Wittenberger Responsum
4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin (1699/1700) bis zum Höhepunkt der Leipziger Auseinandersetzungen im Herbst 1700
4.1. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät und ihr publizistisches Echo vom Frühjahr bis Sommer 1700
4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät und ihr publizistisches Echo vom Sommer bis Herbst 1700
5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät und ihr überregionales publizistisches Echo vom Herbst 1700 bis Frühjahr 1701
5.1. Die Fortsetzung der Kontroverse in Leipzig vom Herbst 1700 bis Frühjahr 1701 anhand des inneruniversitären Schriftverkehrs
5.2. Das publizistische Echo auf Rechenbergs Veröffentlichungen vom Herbst 1700
5.3. Das publizistische Echo in Wittenberg ab Herbst 1700 bis 1701
5.4. Das publizistische Echo in Rostock ab Herbst 1700 bis 1701
6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten
6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser
6.2. Das publizistische Echo auf die süddeutschen Gutachten
7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten
7.1. Die norddeutschen und skandinavischen Gutachten und ihre Verfasser
7.2. Die Rolle der von Rostock angeforderten Gutachten im Fortgang der publizistischen Kontroverse
8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg in seinen Verzweigungen zwischen 1701 und 1703
8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs„ Siebende Beylage“
8.2. Die publizistischen Reaktionen auf Rechenbergs „Achte Beylage“
9. Die weitere Auffächerung der Streitebenen bis ca. 1703 und das Abflauen des Streits bis 1710
9.1. Die Auswirkungen des Streits auf das Leben der Theologischen Fakultät Leipzig in den Jahren 1701 bis 1703
9.2. Die unter Leipziger Beteiligung entstandenen polemischen Publikationen der Jahre 1702 bis 1703
9.3. Der Streitverlauf ab 1704 bis zum Ende des Streits 1709/10
10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit
10.1. Das Geflecht zwischen Autoren, Werktiteln, Zensur und Markt
10.2. Die Formen der Disqualifizierung des Gegners
10.3. Orthodoxie und Irrtum im Zwist
10.4. Die Systematisierung des Streites
10.5. Die bleibende Aktualität einer seelsorgerlichen Herausforderung
11. Zusammenfassende Schlussbetrachtung
Anhänge
1. Bibliografie der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)
2. Verzeichnis der handschriftlichen Quellen
3. Abbildungen
4. Literaturverzeichnis
Register
Personen
Orte, Länder und Regionen
Bibelstellen
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Der terministische Streit: Vorgeschichte, Verlauf und Bedeutung eines theologischen Konflikts an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert
 9783161510694, 9783161508516

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Beiträge zur historischen Theologie Herausgegeben von

Albrecht Beutel 159

Andreas Gößner

Der terministische Streit Vorgeschichte, Verlauf und Bedeutung eines theologischen Konflikts an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert

Mohr Siebeck

Andreas Gößner, geboren 1967; Studium der evangelischen Theologie in München; 1997 Promotion zum Dr. theol.; 2002 Promotion zum Dr. phil.; 2009/10 Habilitation; z. Zt. Lehrkraft für Kirchengeschichte und Didaktik der Kirchengeschichte an der Universität Kassel; zugleich Privatdozent an der Georg-August-Universität Göttingen.

e-ISBN PDF 978-3-16-151069-4 ISBN 978-3-16-150851-6 ISSN 0340-6741 (Beiträge zur historischen Theologie) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2011 Mohr Siebeck Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Gulde-Druck in Tübingen gesetzt, auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Großbuchbinderei Spinner in Ottersweier gebunden.

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2009/10 von der Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen als Habilitationsschrift angenommen. Der Text wurde für die Drucklegung geringfügig überarbeitet und durch Register ergänzt. Danken möchte ich zunächst Herrn Professor Dr. Thomas Kaufmann (Göttingen), der meine Beschäftigung mit dem Thema angeregt und stets mit großem Interesse begleitet hat. Für drei Jahre erhielt ich dankenswerter Weise Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die auch die Publikation mit unterstützt hat. Für die Begutachtung danke ich den Herren Professor Dr. Thomas Kaufmann (Göttingen), Professor Dr. Peter Gemeinhardt (Göttingen) und Professor Dr. Wolfgang Breul (Mainz). Zu Dank verpflichtet bin ich besonders Herrn Dr. Dietrich Blaufuß (Erlangen), der mir für die Druckfassung sehr wertvolle Hinweise gegeben hat. Für einen namhaften Druckkostenzuschuss danke ich herzlich dem Vorstand und der Geschäftsführerin der Stiftung LEUCOREA, Lutherstadt Wittenberg. Dem Herausgeber der „Beiträge zur Historischen Theologie“, Herrn Professor Dr. Albrecht Beutel (Münster), und Herrn Dr. Henning Ziebritzki, Verlag Mohr Siebeck in Tübingen, danke ich für die Aufnahme meiner Arbeit in diese Reihe. Ich widme diese Arbeit meiner Mutter und dem Andenken meines verstorbenen Vaters. München, im November 2010

Andreas Gößner

Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

1.1. Gesamtcharakteristik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung – Der theologieund geistesgeschichtliche Interpretationshintergrund des terministischen Streits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3. Gegenstand und Problematik des terministischen Streits . . . 1.4. Die historiografische Beschäftigung mit dem terministischen Streit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5. Das Quellenmaterial zum terministischen Streit . . . . . . . . 1.6. Aufbau und Fokus der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse . . .

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2.1. Zur Vorgeschichte vor Ort: Die Entwicklung des evangelischen Kirchenwesens in Sorau bis zum letzten Drittel des 17. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. Politik und Frömmigkeit der standesherrlichen Familie am Ende des 17. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3. Die kirchlichen Verhältnisse in Sorau und die Geistlichen am Ende des 17. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4. Die Biografie des Johann Georg Böse, die prägenden Einflüsse und seine Wirksamkeit in Sorau bis 1698. . . . . . . . . . . . . 2.5. Böses Traktat „Terminus peremptorius salutis humanae“ 1698 2.6. Die Reaktionen auf Böses Traktat in Sorau und der Beginn des Amtsenthebungsverfahrens gegen Böse . . . . . . . . . . .

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VIII

Inhaltsverzeichnis

3. Die lokale Ausdehnung des Konfliktes um Böses Traktat und die Formierung der Streitfraktionen (Sommer 1698 bis Anfang 1699) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Die Leipziger Theologische Fakultät und ihr erstes Gutachten zu Böses Traktat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1. Die Theologische Fakultät Leipzig am Ende des 17. Jahrhunderts (bis März 1699). . . . . . . . . . . . . 3.2.2. Das erste Leipziger Gutachten . . . . . . . . . . . . . . 3.3. Böses Anwalt in Halle: Christian Thomasius und sein Gutachten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4. Die Verhandlungen vor dem Konsistorium in Lübben . . . . 3.5. Die Wittenberger Fakultät und ihr erstes Gutachten . . . . . 3.6. Die Rostocker Fakultät und ihr Gutachten. . . . . . . . . . . 3.7. Die weiteren Entwicklungen in Sorau unter dem neuen Superintendenten (ab Frühjahr 1699) . . . . . . . . . . . . . . 3.8. Das Leipziger Gutachten zum Chiliasmus und das zweite Gutachten zu Böses Traktat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.8.1. Die personelle Neuformierung der Leipziger Fakultät von Sommer 1699 bis Anfang 1700 . . . . . . . . . . . 3.8.2. Das zweite Leipziger Gutachten zu Böses Traktat . . . 3.9. Die Reaktionen auf die Leipziger Gutachten in Sorau – Böses Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exkurs: Die Verhältnisse in Sorau nach 1700. . . . . . . . . . 3.10. Das an Böses Tod anschließende Streitschriftenensemble . . 3.11. Das zweite Wittenberger Responsum . . . . . . . . . . . . . .

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56 56 71

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin (1699/1700) bis zum Höhepunkt der Leipziger Auseinandersetzungen im Herbst 1700 . . . . .

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4.1. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät und ihr publizistisches Echo vom Frühjahr bis Sommer 1700 . . 4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät und ihr publizistisches Echo vom Sommer bis Herbst 1700 . . .

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IX

Inhaltsverzeichnis

5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät und ihr überregionales publizistisches Echo vom Herbst 1700 bis Frühjahr 1701 . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1. Die Fortsetzung der Kontroverse in Leipzig vom Herbst 1700 bis Frühjahr 1701 anhand des inneruniversitären Schriftverkehrs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2. Das publizistische Echo auf Rechenbergs Veröffentlichungen vom Herbst 1700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3. Das publizistische Echo in Wittenberg ab Herbst 1700 bis 1701. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4. Das publizistische Echo in Rostock ab Herbst 1700 bis 1701 .

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6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten . . . . . . .

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6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser . . . . . . . . . 6.2. Das publizistische Echo auf die süddeutschen Gutachten . . . .

197 218

7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten . .

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7.1. Die norddeutschen und skandinavischen Gutachten und ihre Verfasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2. Die Rolle der von Rostock angeforderten Gutachten im Fortgang der publizistischen Kontroverse . . . . . . . . . . . . .

8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg in seinen Verzweigungen zwischen 1701 und 1703 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs „Siebende Beylage“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2. Die publizistischen Reaktionen auf Rechenbergs „Achte Beylage“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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9. Die weitere Auffächerung der Streitebenen bis ca. 1703 und das Abfl auen des Streits bis 1710 . . . . . . . . . . . . . . .

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9.1. Die Auswirkungen des Streits auf das Leben der Theologischen Fakultät Leipzig in den Jahren 1701 bis 1703 . . . 9.2. Die unter Leipziger Beteiligung entstandenen polemischen Publikationen der Jahre 1702 bis 1703 . . . . . . . . . . . . . . . 9.3. Der Streitverlauf ab 1704 bis zum Ende des Streits 1709/10 . . .

247

279 299 314

X

Inhaltsverzeichnis

10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit . . . . . . . . . 10.1. Das Geflecht zwischen Autoren, Werktiteln, Zensur und Markt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.2. Die Formen der Disqualifizierung des Gegners . . . 10.3. Orthodoxie und Irrtum im Zwist . . . . . . . . . . . 10.4. Die Systematisierung des Streites . . . . . . . . . . . 10.5. Die bleibende Aktualität einer seelsorgerlichen Herausforderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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323 333 336 346

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11. Zusammenfassende Schlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . .

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Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Bibliografie der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Verzeichnis der handschriftlichen Quellen . . . . . . . . 3. Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Register . . . . . . . . . . . Personen . . . . . . . . . . . Orte, Länder und Regionen Bibelstellen . . . . . . . . .

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Abkürzungsverzeichnis Die Abkürzungen biblischer Bücher folgen den Richtlinien von: Siegfried M. Schwertner: Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete, 2. Aufl. (IATG2). In: TRE: Abkürzungsverzeichnis. 2., überarb. und erw. Aufl. Zusammengest. von Siegfried M. Schwertner. Berlin; New York 1994. AAV

ADB

AGP Augsburg, StSB BBKL

BHTh Bl. BSLK

CA CChr.SL DBA Ders. Dresden, HStA Dresden, SLUB ebd. FC fol. Göttingen, NSUB Greifswald, UB

Album Academiae Vitebergensis Jüngere Reihe Teil 1 (1602– 1660) Textbd. und Reg.-Bd. Bearb. von Bernhard Weissenborn [Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt, NR; 14], Magdeburg 1934; Teil 2 (1660–1710). Bearb. von Fritz Juntke [Arbeiten aus der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle a.d. Saale; 1], Halle 1952. Allgemeine Deutsche Biographie, Leipzig 1875–1912 (ND Berlin 1967–1971). – siehe auch im Internet unter „www.deutschebiographie.de“. Arbeiten zur Geschichte des Pietismus Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begr. und hrsg. von Friedrich Wilhelm Bautz †; fortgef. von Traugott Bautz. Bd. 1 ff., Herzberg 1976 ff. – siehe auch im Internet unter „www. bautz.de/bbkl. Beiträge zur historischen Theologie Blatt (bei Handschriften und alten Drucken) Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Hrsg. im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930. 12. Aufl., Göttingen 1998. Confessio Augustana Corpus Christianorum – Series Latina. Bd. 1 ff., Turnhout 1954 ff. Deutsches Biographisches Archiv, München/London/New York /Paris (Mikrofiches). Derselbe (bei Autoren) Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden ebenda Formula Concordiae Blatt (bei Handschriften) Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen Universitätsbibliothek Greifswald

XII Halle, UA Halle, ULB hrsg. Immatr. Killy2

Leipzig, UB LStRLO LThK 3

MPG

MPL

MUL

München, BSB München, UB ND NDB pag. Potsdam, LHA PuN r RE3

Regensburg, SB RGG1

RGG2

Abkürzungsverzeichnis

Universitätsarchiv Halle Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Halle herausgegeben Immatrikulation; immatrikuliert Killy Literaturlexikon: Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Hrsg. von Wilhelm Kühlmann, Berlin/New York, Bd. 1 ff., 2008 ff. Universitätsbibliothek Leipzig Leucorea-Studien zur Geschichte der Reformation und der Lutherischen Orthodoxie Lexikon für Theologie und Kirche. Begr. von Michael Buchberger. 3., völlig neu bearb. Aufl. hrsg. von Walter Kasper [. . .]. 11 Bde., Freiburg/Basel/Rom/Wien 1993–2001. Patrologiae cursus completus – Series Graeca. Hrsg. von Jacques-Paul Migne. Bd. 1–167, Paris 1866; Reg.-Bd. 1–2, Paris 1928; 1936. Patrologiae cursus completus – Series Latina. Hrsg. von JacquesPaul Migne. Bd. 1–79, Paris 1841–49; Bd. 80–217. 4 Reg.-Bde., Paris 1850–1855. Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig: 1559–1809; als Personen- und Ortsregister bearb. und durch Nachträge aus den Promotionslisten ergänzt. Hrsg. von Georg Erler. 2. Bd.: Die Immatrikulationen vom Wintersemester 1634 bis zum Sommersemester 1709, Leipzig 1909. (Nachdruck: Nendeln/Liechtenstein 1976). Bayerische Staatsbibliothek München Universitätsbibliothek München Nachdruck Neue deutsche Biographie. Bd. 1 ff., Berlin 1953 ff. Seite (bei Handschriften) Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam Pietismus und Neuzeit a folio recto: Vorderseite (bei Handschriften und alten Drucken) Realencykolpädie für protestantische Theologie und Kirche. Begr. von Johann Jakob Herzog. Hrsg. von Albert Hauck. 3., verb. und verm. Aufl. 24 Bde, Gotha 1896–1913. Staatsbibliothek Regensburg Die Religion in Geschichte und Gegenwart [. . .]. Unter Mitarbeit von Hermann Gunkel und Otto Scheel hrsg. von Friedrich Michael Schiele. 5 Bde. und Reg.-Bd., Tübingen 1909–1913. Die Religion in Geschichte und Gegenwart: Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 2., völlig neubearb. Aufl. In Verb. mit Alfred Bertholet, Hermann Faber und Horst Stephan hrsg. von Hermann Gunkel und Leopold Zscharnack. 5 Bde. und Reg.-Bd., Tübingen 1927–1932.

Abkürzungsverzeichnis

RGG3

RGG4

Rostock, StA SBI s. l. SS Stuttgart, WLB ThLZ TRE UAL Ulm, StA UUW

v VD 16

VD 17

WA Wolfenbüttel, HAB WS Zedler

ZKG

XIII

Die Religion in Geschichte und Gegenwart: Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 3., völlig neu bearb. Aufl. Hrsg. von Kurt Galling . . . 6 Bde. und Reg.-Bd., Tübingen 1957–1965. – CD-ROM: Ungek. elektron. Ausgabe [Digitale Bibliothek; 12], Berlin 2000. Religion in Geschichte und Gegenwart: Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 4., völlig neu bearb. Aufl. Hrsg. von Hans Dieter Betz u. a., 8 Bde. und Reg.-Bd., Tübingen 1998–2007. Stadtarchiv Rostock Scandinavian Biographical Index sine loco (bei alten Drucken) Sommersemester Württembergische Landesbibliothek Stuttgart Theologische Literaturzeitung Theologische Realenzyklopädie. Hrsg. von Gerhard Krause; Gerhard Müller. 36 Bde.; 2 Reg.-Bde., Berlin 1976–2007. Universitätsarchiv Leipzig Stadtarchiv Ulm Urkundenbuch der Universität Wittenberg. Teil 2. Hrsg. von Walter Friedensburg [Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt NR; 4], Magdeburg 1927. a folio verso: Rückseite (bei Handschriften und alten Drucken) Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts/ hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek in München in Verb. mit der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, 1. Abt.: Verfasser, Körperschaften, Anonyma, 22 Bde., Stuttgart 1983–1995. – siehe auch im Internet unter: „www.vd16.de“. Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (Datenbank der Bayerischen Staatsbibliothek München) – siehe auch im Internet unter: „www.vd17.de“. D. Martin Luthers Werke: kritische Gesamtausgabe. Bd. 1 ff., Weimar 1883 ff. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Wintersemester Zedler, Johann Heinrich: Grosses vollständiges Universal-Lexikon. 64 Bde.; 4 Suppl.-Bde. [. . .], [Leipzig; Halle 1732–1754]. (Nachdruck: Graz 1961–64). – siehe auch im Internet unter: „www.zedler.lexikon.de“. Zeitschrift für Kirchengeschichte

1. Einleitung 1.1. Gesamtcharakteristik Im Jahr 1698 veröffentlichte der Diakon Johann Georg Böse einen Traktat, in dem er einen seelsorgerlich rigorosen Ansatz vertrat. Dies war nicht außergewöhnlich und es entsprach ebenfalls den Regeln, dass ein theologisches Werk wie dieses vor seiner Veröffentlichung der Zensur unterworfen wurde. In vorliegendem Fall aber war die Person des Verfassers, der Diakon Johann Georg Böse, an ihrem Wirkungsort bereits unter den Generalverdacht des Pietismus geraten. Daher hatte die Amtsführung und die theologische Grundausrichtung von Böse in der Pfarrerschaft und in der Gemeinde von Sorau – einer kleinen Stadt in der kursächsischen Niederlausitz – erhebliche Skepsis bei den Aufsichtsinstanzen aufkommen lassen. Die Zensurbehörde, die die Publikation von Böses Traktat gestattete, war nicht – wie gewöhnlich – eine inländische theologische Fakultät (Leipzig oder Wittenberg), sondern die im benachbarten Halle angesiedelte Fakultät an der neu gegründeten brandenburgischen Universität, die aus sächsischer Sicht als Sammelbecken unorthodoxer Neuerer galt. Außerdem war im konkreten Fall der Zensurvorgang selbst von zweifelhafter Natur. So wurde die Veröffentlichung dieses Traktates, die der Verfasser auch noch ohne Genehmigung seines örtlichen Superintendenten ins Werk gesetzt hatte, zum Auslöser eines Amtsenthebungsverfahrens gegen Böse in Sorau. Wie üblich folgten solche Verfahren bestimmten Vorschriften, wobei nach Versuchen gütlicher Verständigung (sog. ‚gradus admonitionis‘) zunächst die Einschaltung der Aufsichtsinstanzen (örtliches Konsistorium, Konsistorium in Lübben) vorgesehen war. Parallel dazu bzw. im Auftrag der Behörden (örtlicher Standesherr bzw. Superintendent, Konsistorien) wurden theologische Gutachten der Fakultäten an den beiden Landesuniversitäten Leipzig und Wittenberg eingeholt. Auch dieser Vorgang der Anforderung von Responsen gehörte zum gängigen Prozedere seitens der Rat suchenden Behörden und Instanzen; seitens der theologischen Fakultäten darf die Erteilung von Gutachten in Disziplinar- und Lehrfragen ebenfalls zum Alltagsgeschäft gerechnet werden. Nicht ungewöhnlich war es auch, dass zusätzlich eine auswärtige Fakultät – im vorliegenden Fall war es Rostock – in die Begutachtung mit einbezogen wurde. Außergewöhnlich war jedoch der Umstand, dass die Leipziger und Wittenberger Fakultäten nicht nur einmal, son-

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1. Einleitung

dern zweimal von den Sorauer bzw. Niederlausitzer Aufsichtsinstanzen zur Abfassung eines Responsums aufgefordert wurden. Kamen die jeweils ersten Gutachten bei nüchterner Betrachtung nur zu einer graduell unterschiedlichen Einschätzung des Traktates, so änderte sich dies beim zweiten Leipziger Responsum, das durch eine inzwischen personell grundlegend erneuerte Fakultät ausgestellt wurde. Dieses Responsum drückte dem Traktat des Sorauer Diakons seine Zustimmung aus und wurde deshalb nun seinerseits durch das zweite Wittenberger Responsum begutachtet. Damit und mit der zeitgleich einsetzenden akademischen Verarbeitung des Themas in Disputationen polarisierten sich die unterschiedlichen Ansichten über den Gegenstand zunehmend heraus. In dem Maße, in dem weitere Autoren zur Feder griffen, entwickelte sich eine literarische Auseinandersetzung, die sich vom ursprünglichen Verfahren um den inzwischen verstorbenen Sorauer Diakon abstrahierte und sich in großer Heftigkeit und ungebremst über mehrere Jahre hinweg ausweitete. Das Gewicht, das die Auseinandersetzung durch ihre ungeahnte Verbreitung nun nahm, lag in hohem Maß auch an ihrem Gegenstand, berührte doch die Thematik einen Kernpunkt lutherischer und überhaupt christlicher Theologie. Das im Traktat des Sorauer Diakons Böse formulierte strikte Bußanliegen, das auf die Behauptung eines peremptorischen Gnadentermins (d. h. einer von Gott gesetzten, unwiderruflichen Frist zur Buße, nach deren Ablauf die Seligkeit nicht mehr erlangt werden kann) hinauslief, war inspiriert von der Erbauungsund Bußliteratur, deren Anliegen unter pietistischen Vorzeichen gegen Ende des 17. Jahrhunderts verstärkt zu finden sind. Gleichzeitig war dieses Anliegen von den Institutionen der Territorialkirchen und ihren Vertretern – also etwa in Kursachsen besonders von den Konsistorien und theologischen Fakultäten – argwöhnisch beobachtet worden, wobei sich dieser Argwohn an den möglichen Folgen eines solchen christlichen Rigorismus entzündete. Das Gespenst des Separatismus und die Sorge vor der Verwässerung der reinen Lehre vor allem gegenüber dem Calvinismus waren die Triebfedern dieses Argwohns. Die Entwicklung des terministischen Streits zeigte, dass Böse mit dem Inhalt seines Traktates den heiklen Punkt dieser Skepsis genau getroffen hatte.

1.2. Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung – Der theologie- und geistesgeschichtliche Interpretationshintergrund des terministischen Streits In der Selbstwahrnehmung derjenigen Theologen, die als Hüter theologischer Wahrheit in Amt und Würden saßen, wird man als Leitbild der Orthodoxie die Einigkeit nach innen und die Abgrenzung von den anderen Konfessionen benennen können. Deshalb legten die kirchlichen Instanzen innerhalb eines Territoriums größten Wert auf Lehrkonformität mit den lutherischen Bekenntnis-

1.2. Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung

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schriften. Dennoch konnte sich auf diesem Fundament ein kontroverstheologisches Konfliktpotenzial in erheblicher Breite entwickeln, wie dies die großen innerkonfessionellen Kontroversen eindrucksvoll belegen (Synkretistischer Streit, Rahtmannscher Streit, Christologischer Streit usw.). Auf der anderen Seite dokumentierte sich die Einheit des orthodoxen Luthertums eindrucksvoll in den großen Lehrentwürfen der führenden Theologen, durch die eine Deutungshoheit manifestiert wurde. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erhielten diese Kontroversen in der Auseinandersetzung mit dem aufkommenden Pietismus eine neue Qualität, da die Grenzen des innerorthodoxen sowie des orthodoxpietistischen Diskurses sich zunehmend verflüssigten. Die Abgrenzung von Orthodoxie und Pietismus hängt von methodischen und inhaltlichen Schwerpunktsetzungen ab, wird von den vorliegenden Quellen und dem Erkenntnis leitenden Interesse jeder Untersuchung bestimmt. Die Frage nach dem Ende der Orthodoxie, die nicht automatisch deckungsgleich ist mit der Frage nach dem Beginn des Pietismus, hat in der jüngsten Zeit durch eine erhöhte Aufmerksamkeit für die weitere Binnendifferenzierung der Orthodoxie eine neue Qualität erfahren. Dabei stehen zeitlich (‚Spät-Orthodoxie‘) wie inhaltlich (‚Reform-Orthodoxie‘1) gefüllte Konzepte in der Neubewertung der Orthodoxie nebeneinander bzw. durchdringen sich. An einem in der Forschung mehrfach diskutierten Sachverhalt lässt sich dies konkret illustrieren. So stellte Johannes Wallmann in einem 1998 gedruckten Aufsatz die einleitende These auf: „Pietas ist ein Zentralbegriff der lutherischen Orthodoxie des 17. Jahrhunderts, nicht des lutherischen Pietismus“. 2 Schon die frühere Forschung hatte den Nachweis erbracht, dass viele der traditionell an den Begriff des Pietismus geknüpften Frömmigkeits- und Reformbestrebungen sich bei den Vertretern des orthodoxen Luthertums finden. Daran anknüpfend zeigt Wallmann anhand des Begriffs „pietas/Gottseligkeit“, wie geläufig dieser im orthodoxen Schrifttum verwendet wurde, dagegen sei ein anderer Begriff, der des „wahren, tätigen Christentums“, zentral in der pietistischen Publizistik.3 So waren sich die Hauptvertreter der lutherischen Spätorthodoxie in ihrer Ablehnung des Pietismus ebenso einig, wie in ihrer Rezeption von Johann Gerhards Frömmigkeitslehrbuch „Schola Pietatis“.4 Liest man diesen Aufsatz Wallmanns parallel mit dem gleichzeitig veröffentlichen Aufsatz von Wolfgang Sommer, so 1 An der Verwendung dieses Terminus hat beispielsweise Johannes Wallmann, Fehlstart: Zur Konzeption von Band 1 der neuen „Geschichte des Pietismus“, in: ders., Pietismus und Orthodoxie: Gesammelte Aufsätze III. Tübingen 2010, 369–387, hier: 382, erhebliche Zweifel angemeldet. 2 Johannes Wallmann, Pietas contra Pietismus: Zum Frömmigkeitsverständnis in der lutherischen Orthodoxie, in: ders., Pietismus-Studien: Gesammelte Aufsätze II, Tübingen 2008, 105–117; hier: 105. 3 A.a.O., 109 f. 4 A.a.O., 109–114 (darin auch dargestellt der Gegensatz zur Rezeption von Arndts „Wahrem Christentum“).

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1. Einleitung

lässt sich am Vergleich des Frömmigkeitslehrbuches von Gerhard mit einem anderen in vielen Textausgaben verbreiteten Buch, an Arndts „Wahrem Christentum“, das vielfach als Initialschrift eines als große Frömmigkeitsbewegung verstandenen Pietismus gilt, sehr augenfällig die Vielfalt der Orthodoxie erkennen: Während der Druck der Arndt’schen Schrift teilweise unterbunden wurde, was etwa die Zensur durch die Theologische Fakultät Jena belegt, wird sie bei dem orthodoxen Reformtheologen Johann Saubert in Nürnberg eifrig rezipiert.5 Es zeigt sich an diesem kleinen Beispiel6 jedenfalls, wie stark die unterschiedliche Ausprägung orthodoxer Theologie an kirchlicher Verfassung und Tradition der territorialen Kirchenwesen hing und wie erheblich sie von biografischen und theologisch-politischen Einflüssen abhängig war. Längst ist in der Fachliteratur das Bild der Orthodoxie gegenüber traditionellen Verdikten ausdifferenziert worden, 7 doch bringen nach wie vor quellenintensive Studien zur Orthodoxie eine weitere Erhellung von Charakteristika einzelner Phasen, einzelner territorialer Ausprägungen und einzelner Themen (Ekklesiologie 8 , Predigt9 und generell auch das Frömmigkeitsanliegen). Im Begriff der Frömmigkeit und des Reformstrebens ist für Martin Brecht derjenige Begriff zur Beschreibung lutherischer Kirchlichkeit gefunden, der das von Gottfried Arnold geprägte Bild des starren Lehrsystems der Orthodoxie am offenkundigsten obsolet werden lässt. Denn auch für die Orthodoxie gilt, dass sich das Bemühen um Frömmigkeit und die Sorge um die reine, d. h. auf der Basis der Bekenntnisschriften ruhende, Lehre stets durchdringen.10 Auch die 5 Den einen Sachverhalt erwähnt Wallmann, Pietas contra Pietismus . . ., 111 f., den anderen Sachverhalt schildert Wolfgang Sommer, Johann Sauberts Eintreten für Johann Arndt im Dienst einer Erneuerung der Frömmigkeit, in: Ders., Politik, Theologie und Frömmigkeit im Luthertum der Frühen Neuzeit: Ausgewählte Aufsätze [Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 74], Göttingen 1999, 239–262. 6 In diesem Zusammenhang sei auch noch an den bedeutendsten Vertreter der Wittenberger Hochorthodoxie, Abraham Calov, erinnert, der nach der Lektüre von Speners „Pia desideria“ seiner Gemeinde in Wittenberg ‚examina pietatis‘ nahe gelegt hat; vgl. den Hinweis bei Friedrich August Gottreu Tholuck, Das kirchliche Leben des siebzehnten Jahrhunderts. Vorgeschichte des Rationalismus Bd. 2/1, Berlin 1861, 77. 7 Dafür sei nur auf den 1995 erschienen Überblick hingewiesen, der detailliert und mit umfangreichen Literaturangaben versehen ist: Markus Matthias, Art. ‚Orthodoxie I‘, TRE 25, 464–485. 8 An diesem Themenkomplex hat Kenneth Appold die Funktionsmechanismen theologischer Meinungsbildung hin zum einem „offenen Konsens“ anhand der an der Leucorea entstandenen Disputationstexte untersucht; vgl. Kenneth G. Appold, Orthodoxie als Konsensbildung. Das theologische Disputationswesen an der Universität Wittenberg zwischen 1570 und 1710 [BHTh 127], Tübingen 2004. Zitierter Ausdruck ebd., 312. 9 Andres Strassberger, Die „Leipziger Predigerkunst“ im (Zerr-)Spiegel der aufklärerischen Kritik: Plädoyer für eine geschichtliche Betrachtung orthodoxer Homiletik, in: Andreas Gößner (Hg.), Die Theologische Fakultät der Universität Leipzig: Personen, Positionen und Perspektiven aus der 600jährigen Fakultätsgeschichte [Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte A 2], Leipzig 2005, 163–218. 10 So Martin Brecht, Das Aufkommen der neuen Frömmigkeitsbewegung in Deutsch-

1.2. Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung

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Konzentration auf Einzelpersönlichkeiten offenbart die in der neueren Einschätzung der Orthodoxie zutage getretene Vielfalt. Jüngst ist dies am Beispiel des bedeutenden Leipziger Theologen Johann Benedikt Carpzov d. Jüng.11 und schon früher an einem Hauptvertreter der Spätorthodoxie, an Ernst Salomon Cyprian, exemplarisch gezeigt worden. Letzterer ist 1995 aus Anlass seines 250. Todestages in der Vielfalt seiner Forschungen und Beziehungen ausgiebig gewürdigt worden.12 Auch auf die bleibenden Nachwirkungen Valentin Ernst Löschers ist zum wiederholten Mal in monografischen Studien hingewiesen worden.13 Vor diesem Hintergrund hat gerade die Frage, zu welchem Zeitpunkt man den Beginn des Pietismus ansetzt und mit welchen Gründen dies geschieht, in den vergangenen Jahrzehnten zu einer ausgiebigen und anhaltenden Forschungsdiskussion geführt. Zwei gegensätzliche Modelle beherrschen den wissenschaftlichen Diskurs, deren Exponenten Johannes Wallmann und Martin Brecht sind. In der Konzeption Brechts, die in der vierbändigen „Geschichte des Pietismus“ ihren Niederschlag gefunden hat,14 erscheint Spener als der Theologe, der ausgehend von der Arndtschen Frömmigkeitsbewegung pietistisches Gedankengut kompiliert und konturiert hat.15 Gegen eine solche zeitlich entgrenzte Verwendung des Pietismus-Begriffs,16 mit dem ein bestimmter, epocheland, in: Ders. (Hg.), Geschichte des Pietismus. Bd. 1: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert, Göttingen 1993, 113–203, hier: 167. – Der hier anklingende Perspektiven- und Paradigmenwechsel ist bereits vorgezeichnet durch die wegweisende Studie von Hans Leube, Die Reformideen in der deutschen lutherischen Kirche im Zeitalter der Orthodoxie, Leipzig 1924. Speziell zur Kritik an Arnold vgl. a.a.O., 4–18. 11 Vgl. den jüngst erschienenen Sammelband: Stefan Michel-Andres Straßberger (Hg.), Eruditio – Confessio – Pietas: Kontinuität und Wandel in der lutherischen Konfessionskultur am Ende des 17. Jahrhunderts. Das Beispiel Johann Benedikt II. Carpzovs (1639– 1699) [LStRLO 12], Leipzig 2009. 12 Ernst Koch-Johannes Wallmann (Hg.), Ernst Salomon Cyprian (1673–1745) zwischen Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung. Vorträge des Internationalen Kolloquiums vom 14. bis 16. September 1995 in der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha Schloß Friedenstein, Gotha 1996. Vgl. darin bes.: Johannes Wallmann, Die lutherische Orthodoxie zur Zeit Ernst Salomon Cyprians: Stand der Forschung, in: ebd., 9–20. 13 Zuletzt: Klaus Petzoldt, Der unterlegene Sieger: Valentin Ernst Löscher im absolutistischen Sachsen, Leipzig 2001. Petzoldts Studie ist eine für den Druck überarbeitete Dissertation aus dem Jahr 1971. Flankierend hierzu ist hinzuweisen auf die etwa gleichzeitig entstandene Studie von Martin Greschat, Zwischen Tradition und neuem Anfang: Valentin Ernst Löscher und der Ausgang der lutherischen Orthodoxie, Witten 1971. 14 Zur Gegenstandsbestimmung und Konzeption des Werkes vgl. Martin Brecht, Einleitung, in: Ders. (Hg.), Geschichte des Pietismus. Bd. 1: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert, Göttingen 1993, 1–10. Fundamentalkritik an der Gesamtkonzeption übt Wallmann, Fehlstart . . ., 369–387. 15 Martin Brecht, Philipp Jakob Spener, sein Programm und dessen Auswirkungen, in: Ders. (Hg.), Geschichte des Pietismus. Bd. 1: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert, Göttingen 1993, 281–389. 16 So etwa auch in der zusammenfassenden Darstellung von Peter Schicketanz, Der Pietismus von 1675 bis 1800 [Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen III/1], Leipzig 2001.

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1. Einleitung

übergreifend verstandener Typus von Frömmigkeit umschrieben wird, plädiert Johannes Wallmann für eine Differenzierung zwischen einem Pietismus ‚im engeren Sinn‘ und einem Pietismus ‚im weiteren Sinn‘. Den erweiterten Pietismusbegriff verwendet er dabei durchaus auch für eine die gesamte lutherische Kirche begleitende Frömmigkeitsrichtung. Den ersteren Pietismusbegriff jedoch will Wallmann eingeschränkt wissen auf die historisch zu begreifende Epoche des Pietismus, als deren Initiator Spener in den Mittelpunkt rückt.17 Als Konsequenz daraus folgt, dass die Reformvorstellungen des Pietismus, denen Spener in seiner Programmschrift „Pia desideria“ eine prägende Gestalt gegeben hatte, inhaltlich – besonders im ‚ecclesiola‘-Konzept und in der Eschatologie – über die Reformansätze der Orthodoxie hinausgingen bzw. eine andere Qualität besaßen.18 Das letzte Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts gilt als das Jahrzehnt der großen Auseinandersetzungen zwischen den Theologen der Spätorthodoxie und des Pietismus. Am Beginn dieser Phase steht der in Leipzig ausgetragene Konflikt zwischen der dortigen theologischen Fakultät und dem Magister August Hermann Francke, die Hans Leube in einer monografischen Studie dargestellt hat.19 17 Dazu der Forschungsbericht zum Spenerjubiläum 2005 von Johannes Wallmann, Der Vater des Neuprotestantismus. Der Ertrag des Gedenkens zum 300-jährigen Todestag Philipp Jakob Speners, in: ThLZ 132 (2007), 1033–1044; ders., Philipp Jakob Spener und die Anfänge des Pietismus [BHTh 42], Tübingen 1986; in diese Richtung weist auch der Aufsatz von Martin Friedrich, Philipp Jakob Spener – Leben, Werk, Bedeutung, in: Dorothea Wendebourg (Hg.), Philipp Jakob Spener – Leben, Werk, Bedeutung. Bilanz der Forschung nach 300 Jahren [Hallesche Forschungen 23], Halle/Tübingen 2007, 1–16. 18 Johannes Wallmann, Der Pietismus [UTB 2598], Göttingen 2005; ders., Was ist Pietismus?, in: Ders., Pietismus-Studien: Gesammelte Aufsätze II, Tübingen 2008, 211–227. In der Diskussion um die Konzeption der „Geschichte des Pietismus“ sind als vorerst letzte Voten erschienen: Johannes Wallmann, Pietismus – ein Epochenbegriff oder ein typologischer Begriff? Antwort auf Hartmut Lehmann, in: PuN 30 (2004), 191–224; Hartmut Lehmann, Erledigte und nicht erledigte Aufgaben der Pietismusforschung. Eine nochmalige Antwort an Johannes Wallmann, in: PuN 31 (2005), 12–20. – Auf die theologische Eigenart Speners hat u. a. auf der Basis der Arbeiten von Martin Schmidt auch K. James Stein, Spener: Pietist Patriarch, Chicago 1986, verwiesen. Insgesamt haben diese Studien das von Albrecht Ritschl entworfene Bild, Speners Bedeutung liege in seinem Frömmigkeitsverständnis begründet, einer Revision unterzogen. – Am Beispiel eines theologisch zentralen Themas dazu jüngst, vgl. Heike Krauter-Dierolf, Die Eschatologie Philipp Jakob Speners. Der Streit mit der lutherischen Orthodoxie um die „Hoffnung besserer Zeiten“ [BHTh 131], Tübingen 2005. 19 Hans Leube, Die Geschichte der pietistischen Bewegung in Leipzig: Ein Beitrag zur Geschichte und Charakteristik des deutschen Pietismus, in: Ders., Orthodoxie und Pietismus: Gesammelte Studien. Mit einem Geleitwort von M. Schmidt und einer Bibliographie. Hrsg. von Dietrich Blaufuß [AGP 13], Bielefeld 1975, 153–289; Christian Peters, „Daraus der Lärm des Pietismi entstanden“: Die Leipziger Unruhen von 1689/90 und ihre Deutung durch Spener und die hallischen Pietisten, in: PuN 23 (1997), 103–130. Diese Vorgänge hat Klaus vom Orde, Der Beginn der pietistischen Unruhen in Leipzig im Jahr 1689, in: Hanspeter Marti-Detlef Döring (Hg.), Die Universität Leipzig und ihr gelehrtes Umfeld 1680– 1780 [Texte und Studien 6], Basel 2004, 359–378, auf einer um auswärtige Quellen erweiterte

1.2. Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung

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Der Leipziger Konflikt von 1689/90, der ein Jahrzehnt spürbar nachwirkte, hatte sich an der Durchführung und Ausrichtung des ‚Collegium philobiblicum‘, eines Zusammenschlusses von Studenten zu exegetischen Studien und Bibellektüre, entzündet. In diesem Konflikt wurde offenkundig, wie stark der gegen Francke erhobene Vorwurf der Heterodoxie von Individuen und zugleich vom institutionell etablierten Milieu getragen war. Im Kontext der Höherbewertung einer christlichen Lebensführung erhielt das Anliegen einer gestärkten Kirchenzucht, das durch die Seelsorge transportiert wurde, bereits durch manche Theologen, die der Orthodoxie zuzurechnen sind, und schließlich vor allem durch den Pietismus neues Gewicht. Diese neue Rolle der Seelsorge im Pietismus ist 1997 von Albrecht Haizmann am Beispiel Speners dargelegt worden, 20 wobei deutlich herausgearbeitet wurde, dass der Seelsorge eine ekklesiologische und nicht nur individuelle Bedeutung zukommt. Seelsorge zielt demnach auf eine Reform der Kirche und nicht nur auf die Ansprache des Individuums. Zu den bedeutendsten Auseinandersetzungen um diesen Aspekt zählt sicherlich der Berliner Beichtstuhlstreit, den der Prediger Johann Caspar Schade 1696 durch Veröffentlichung einer Schrift ausgelöst hatte. Der rigoros theologische Ansatz Schades ist deshalb sicherlich zurecht von den Terminismuskritikern als Vorläufer der Ansichten Johann Georg Böses eingestuft worden.21 Vergleichbare Phänomene einer kritischen Reflexion des gängigen Beichtwesens finden sich freilich auch schon früher, aber sie standen unter anderen Vorzeichen. So ist die lutherische Praxis der Privatbeichte im Zuge konfessioneller Normierung und obrigkeitlicher Ansprüche auch im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts verund parallele Ereignisse mit einbeziehenden Basis erneut vorgetragen und regt darin eine erneute gründliche Aufarbeitung an. 20 Albrecht Haizmann, Erbauung als Aufgabe der Seelsorge bei Philipp Jakob Spener [Arbeiten zur Pastoraltheologie 30], Göttingen 1997; hier: 95. Haizmann hat anhand des riesigen Responsen-Werkes das bei Spener exemplarisch praktizierte Ineinander von Seelsorge und Lehre dargestellt. 21 Eine kleine Studie gibt nach umfangreichen Vorarbeiten Alands (Kurt Aland, Die Privatbeichte im Luthertum von ihren Anfängen bis zu ihrer Auflösung, in: Ders., Kirchengeschichtliche Entwürfe, Gütersloh 1960, 452–522) und Simons (Georg Simon, Der Berliner Beichtstuhlstreit 1697–1698, in: Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 39 [1964], 42–88) eine monografische Beschreibung der Vorgänge: Helmut Obst, Der Berliner Beichtstuhlstreit. Die Kritik des Pietismus an der Beichtpraxis der lutherischen Orthodoxie [AGP 11], Witten 1972; vgl. auch Dietrich Blaufuss, Spener-Arbeiten: Quellenstudien und Untersuchungen zu Philipp Jacob Spener und zur frühen Wirkung des lutherischen Pietismus [Europäische Hochschulschriften 46], Bern/Frankfurt a. Main/Las Vegas 21980, 31–60; 141– 193; Ryoko Murakami-Mori, Der Berliner Beichtstuhlstreit: Frömmigkeit und Zeitwende im späten 17. Jahrhundert, in: PuN 17 (1991), 62–94; neuerdings auch Claudia Drese, Der Berliner Beichtstuhlstreit oder Philipp Jakob Spener zwischen allen Stühlen?, in: PuN 31 (2005), 60–97. – Nicht nur zum Berliner Konflikt besteht hier eine Parallele, bei der die rigoristische Ethik der pietistischen Protagonisten hervortritt, sondern auch zu den zeitgleichen Auseinandersetzungen August Hermann Franckes in seiner Gemeinde in Glaucha bei Halle; vgl. Veronika Albrecht-Birkner, Francke in Glaucha: Kehrseiten eines Klischees (1692– 1704) [Hallesche Forschungen 15], Tübingen 2004.

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1. Einleitung

schiedentlich in süddeutschen Reichsstädten problematisiert worden. Diese verhältnismäßig frühen Auseinandersetzungen dürfen jedenfalls nicht auf ihre sozialdisziplinierenden (Neben-)Wirkungen reduziert werden. 22 Die pietistische Kritik am Beichtwesen lässt sich als zugespitzte Form der Forderung nach Verinnerlichung der Motive für den Beichtgang (Glauben und Reue) begreifen, die Intention der pietistischen Prediger war es, eine Degeneration des Beichtinstituts zu verhindern.23 Diese Absicht haben Spener und Schade und in ihrer Folge auch Böse deutlich bezeugt. Die Haltung zur Buße wies in letzter Konsequenz auch auf den Umgang mit Kranken und Sterbenden, den Katharina Ernst in ihrer 2003 erschienenen Dissertation zur Wahrnehmung von Krankheit in einem vom Pietismus nachhaltig geprägten Territorium (Württemberg) bearbeitet hat. 24 Diese Studie weist auf die Übereinstimmung zwischen Orthodoxie und Pietismus in der Herleitung von Krankheit aus der menschlichen Sündhaftigkeit hin. 25 Doch hinsichtlich der Konsequenzen kann Ernst das Profil der pietistischen Autoren deutlich herausarbeiten. So achteten die (württembergischen) Pietisten des 18. Jahrhunderts bei der Frage des richtigen Verhaltens im Zustand der Krankheit und bei der Wiedererlangung von Gesundheit auf die Verinnerlichung christlicher Prinzipien. Sie erwarteten deshalb beim Kranken Sündenerkenntnis und Bußfertigkeit, beim Gesunden Dankbarkeit gegen Gott

22 Neuerdings die Fallstudie zu Ulm, die insgesamt dem Abendmahl zu einseitig eine gesellschaftspolitische Funktion bzw. Integrationskraft jenseits seiner theologischen Bedeutung zuerkennt: Oliver Kaul, Undankbare Gäste: Abendmahlsverzicht und Abendmahlsausschluß in der Reichsstadt Ulm um 1600. Ein interkultureller Prozeß [Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 202], Mainz 2003, 121–156. Ein anderes Beispiel verweist auf die Nachhaltigkeit reformatorischer Sondereinflüsse in süddeutschen Reichsstädten, die anfangs unter starker Prägung durch schweizerische bzw. oberdeutsche Reformatoren standen; J. C. Wolfart, Why was Private Confession so Contentious in Early Seventeenth-Century Lindau?, in: Bob Scribner-Trevor Johnson (Hg.), Popular Religion in Germany and Central Europe 1400–1800, London 1996, 140–165. – Am Beispiel der Rostocker Theologen hat Thomas Kaufmann, Universität und lutherische Konfessionalisierung: Die Rostocker Theologieprofessoren und ihr Beitrag zur theologischen Bildung und kirchlichen Gestaltung im Herzogtum Mecklenburg zwischen 1550 und 1675 [Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 66], Gütersloh 1997, 227–232, das Verhältnis von Kirchenzucht und Sozialdisziplinierung problematisiert und in den größeren Zusammenhang der Beschaffenheit des ‚orthodoxen‘ Kirchenwesens eingeordnet. Vgl. mit etwas anderer Gewichtung ebenfalls am Rostocker Beispiel Jonathan Strom, Orthodoxy and Reform: The Clergy in the 17th Century Rostock [BHTh 71], Tübingen 1999, 101–119. 23 Obst, Der Berliner Beichtstuhlstreit . . ., 20–30. 24 Katharina Ernst, Krankheit und Heiligung. Die medikale Kultur württembergischer Pietisten im 18. Jahrhundert [Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde Baden-Württemberg B 154], Stuttgart 2003. 25 Am Beispiel Tübinger Predigten des 17. Jahrhunderts vgl. Sabine Holtz, Die Unsicherheit des Lebens. Zum Verständnis von Krankheit und Tod in den Predigten der lutherischen Orthodoxie, in: Hartmut Lehmann-Anne-Charlott Trepp (Hg.), Im Zeichen der Krise: Religiosität im Europa des 17. Jahrhunderts [Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 152], Göttingen 1999, 135–157.

1.2. Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung

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als Ausdruck einer gruppenspezifisch verstandenen Gotteskindschaft. 26 Die durch die Bestrebungen des Pietismus nach Verinnerlichung und Erbauung gesteigerte Bedeutung von Buße und Beichte hat im Hinblick auf das Ende des menschlichen Lebens und im Hinblick auf die Beziehung zwischen seelsorgerlichem Begleiter und Sterbendem insgesamt einen neuen Stellenwert erhalten. 27 Außer der theologiegeschichtlich wirksamen Dualität von Orthodoxie und Pietismus wird man an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert auch den größeren geistesgeschichtlichen Wandlungsprozess im Blick haben müssen, durch den auch die Theologie insgesamt innerhalb der Wissenschaften und Erkenntnismodelle neu verortet worden ist. Für das Verhältnis von Theologie – sowohl in ihrer spätorthodoxen als auch in ihrer pietistischen Ausformung – und Frühaufklärung gilt analog das, was oben bereits für die Beziehung von Orthodoxie und Pietismus gesagt worden ist, nämlich eine gegenseitige Durchdringung. 28 Die geistesgeschichtlichen und theologisch-kirchlichen Impulse der Aufklärung, ihre Strömungen und Repräsentanten hat jüngst Albrecht Beutel in Handbuchform erarbeitet. 29 Dass eine solche Darstellung um institutionsgeschichtliche Aspekte ergänzt werden muss, erweist sich am Beispiel einer einzelnen Universität. Anhand der Leipziger Hochschule als einer der führenden Hochschulen des Alten Reiches hat dies vor allem Notker Hammerstein mehrfach demonstriert und gezeigt, unter welchen Bedingungen – Überwindung der institutionellen wie wissenschaftlichen Traditionsgebundenheit – sich Gedanken-

26 Am Beispiel normativer pietistischer Schriften von Philipp Jakob Spener, Samuel Urlsperger und Magnus Friedrich Roos Ernst, Krankheit und Heiligung . . ., 61–84. – Pietistische Selbstzeugnisse mit einem ‚gender‘-spezifischen Schwerpunkt hat ebenfalls im südwestdeutschen Raum untersucht: Ulrike Gleixner, Pietismus und Bürgertum: Eine historische Anthropologie der Frömmigkeit Württemberg 17.–19. Jahrhundert [Bürgertum Neue Folge: Studien zur Zivilgesellschaft 2], Göttingen 2005. 27 Als Beispiel für das im ‚orthodoxen‘ Luthertum des 17. Jahrhunderts geübte Bußverfahren, das sich in seinen Optionen und Zielsetzungen von der späteren Zuspitzung durch die Pietisten unterschied, ist nur auf die Pfarrpraxis der Rostocker Theologen hinzuweisen; vgl. Kaufmann, Universität und lutherische Konfessionalisierung . . ., 219–221. 28 Besonders anschaulich hat dies Dieter Narr am Beispiel Württembergs formuliert, wenn er schreibt, man müsse erkennen, „daß es sich um kein bloßes Nacheinander und Nebeneinander, beileibe auch nicht nur um ein Gegeneinander, vielmehr um ein Ineinander (und gelegentlich vielleicht sogar um ein Durcheinander) gehandelt habe.“; vgl. Dieter Narr, Berührung von Aufklärung und Pietismus im Württemberg des 18. Jahrhunderts. Eine Einführung in die Problematik, in: Ders., Studien zur Spätaufklärung im deutschen Südwesten [Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg B 93], Stuttgart 1979, 110–121, Zitat: 114. Neuerdings hat Albrecht Beutel explizit auf die bei Spener hervortretenden verbindenden Ansätze zwischen Pietismus und Aufklärung hingewiesen, vgl. Albrecht Beutel, Spener und die Aufklärung, in: Dorothea Wendebourg (Hg.), Philipp Jakob Spener – Leben, Werk, Bedeutung. Bilanz der Forschung nach 300 Jahren [Hallesche Forschungen 23], Halle/Tübingen 2007, 205–226. 29 Albrecht Beutel, Aufklärung in Deutschland [Die Kirche in ihrer Geschichte 4/02], Göttingen 2006.

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1. Einleitung

gut der frühen Aufklärung hier allmählich etablieren konnte.30 Dabei spielte für Leipzig aufgrund der geografischen Nähe die Konkurrenzsituation zur Universitätsneugründung in Halle eine entscheidende Rolle.31 Auf die im Zusammentreffen von Spätorthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung sich verändernden Kommunikationsstrukturen theologischer Kontroversen um 1700 hat in jüngerer Zeit Martin Gierl hingewiesen.32 Sein Augenmerk gilt der Analyse von Formen und Abläufen des theologischen Streitens, als dessen Ziel die Wahrheitsfindung bzw. -sicherung hervortreten. Die von Gierl mit seinem Fokus auf die Kommunikationsstrukturen herausgearbeiteten Ergebnisse zeigen deutlich, wie sich Orthodoxie bzw. Pietismus vorwiegend prozesshaft begreifen lassen und die gegenseitigen Positionen sich erst im Diskurs herausbilden bzw. noch stärker an Profil gewinnen. Es lässt sich festhalten, dass die Zeit um 1700 von einer speziellen Konfiguration gekennzeichnet ist. Nicht nur überlagern sich Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung, sondern auch die zunächst voneinander abgegrenzten Forschungen zu diesen Phänomenen sind in zunehmendem Maße miteinander verzahnt. Dies geschieht in dem Bemühen, die Vielseitigkeit, aber auch die Problemstellungen der Epoche angemessener als bisher erfassen zu können. Dabei erhärtet sich in vieler Hinsicht der Eindruck, dass an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert die traditionell wirksamen Normierungsstrategien nicht mehr gegriffen haben. Bis dahin im konfessionellen Territorium als verbindlich angesehene Autoritäten wurden zunehmend aufgeweicht, was – vor allem auch in der Theologie – zur Krise und zur Neubestimmung des eigenen Standortes führte. Am Beispiel einer einzelnen theologischen Kontroverse lässt sich diese 30 Notker Hammerstein, Die Universität Leipzig im Zeichen der frühen Aufklärung, in: Wolfgang Martens (Hg.), Leipzig – Aufklärung und Bürgerlichkeit [Zentren der Aufklärung 3], Heidelberg 1990, 125–140. Einen aktuellen und ausführlichen Forschungsüberblick über die Aufklärung in Leipzig bietet Detlef Döring, Die Universität Leipzig im Zeitalter der Aufklärung: Geschichte, Stand und Perspektiven der Forschung, in: Historisches Jahrbuch 122 (2002), 413–461. Döring bezieht das gesamte 18. Jahrhundert mit ein und spricht auch explizit die Schwerpunkte des wissenschaftlich-kulturellen Lebens der Epoche sowie Desiderate der Historiografie an. Eine kurze Übersicht über Persönlichkeiten und Charakteristika speziell der theologischen Aufklärung in Leipzig bietet Andreas Gössner, Wissenschaftliche Disziplinen im Kontext der Aufklärung – Die Theologie und ihre Vertreter in Leipzig, in: Detlef Döring-Cecilie Hollberg (Hg.), Erleuchtung der Welt: Sachsen und der Beginn der modernen Wissenschaften, Dresden 2009, 178–185. 31 Notker Hammerstein, Jus und Historie: Ein Beitrag zur Geschichte des historischen Denkens an deutschen Universitäten im späten 17. und im 18. Jahrhundert, Göttingen 1972, 267–291, bes. 267–274. In weiteren Studien zeigt Hammerstein, inwieweit sich die Vorreiterrolle Halles zugunsten der Göttinger Universität verschoben hat und inwieweit die Jurisprudenz die Theologie als Leitwissenschaft im Zeitalter der Aufklärung abgelöst hat; vgl. ders., Die deutschen Universitäten im Zeitalter der Aufklärung, in: Zeitschrift für Historische Forschung 10 (1983), 73–89. 32 Martin Gierl, Pietismus und Aufklärung. Theologische Polemik und die Kommunikationsreform der Wissenschaft am Ende des 17. Jahrhunderts [Veröffentlichungen des MaxPlanck-Instituts für Geschichte 129], Göttingen 1997.

1.2. Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung

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Aufweichung von Autoritäten exemplarisch zeigen. Der hier ausgewählte terministische Streit belegt diese Krise vor allem in dreierlei Weise. Erstens ist sie im Hinblick auf die akademische Lehrautorität der theologischen Fakultäten feststellbar. Hier lassen sich am traditionellen Gefüge von Institution, Lehrpersonal und Lehrinhalten deutliche Verschiebungen erkennen. An der Theologischen Fakultät in Leipzig, die im terministischen Streit eine zentrale Rolle eingenommen hat, kann eindrucksvoll gezeigt werden, wie Spannungen im Gefüge, die bereits durch die pietistischen Unruhen 1689 ins Rollen gebracht wurden, sich im Vorfeld der terministischen Auseinandersetzungen fortsetzten und im Laufe der Kontroverse immer wieder zu Tage traten.33 Zweitens macht diese Krise sich an der theologischen Urteilsautorität bemerkbar. Durch die reformatorischen Veränderungen haben sich als Gremien verfasste kirchliche Einrichtungen – insbesondere theologische Fakultäten, wie die in Leipzig, aber auch Geistliche Ministerien – als Gutachterinstanzen etabliert. Die von ihnen erteilten theologischen Responsen waren seither ein allgemein anerkanntes Instrumentarium zur Regulierung vieler Bereiche des kirchlichen Lebens und besaßen daher auch weithin normierende Funktion.34 Auf der Basis konfessioneller Normen – vor allem der Bekenntnisschriften – wurden in den theologischen Gutachten konsensfähige Maßstäbe festgeschrieben, die über den Einzelfall hinaus in gedruckten Sammlungen des 17. Jahrhunderts als Entscheidungshilfen Verbreitung fanden.35 Die in Lehre, Frömmigkeit und 33 Dazu später in Kapitel 3.1.1. und 3.8.1. – Pauschal sei hier nur schlagwortartig hingewiesen auf eine Neuerung dieser Jahre: die Kollegien der Magister und Baccalaren (Francke u. a.). 34 Grundsätzlich dazu vgl. mehrere neuere Studien, die auf unterschiedlichen prominenten Responsensammlungen beruhen: Thomas Kaufmann, Die Gutachtertätigkeit der Theologischen Fakultät Rostock nach der Reformation, in: Hartmut Boockmann (Hg.), Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit 2 [Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen: Phil.-Hist. Klasse 3], Göttingen 2001, 297–333; überarbeitete und erweiterte Fassung in ders., Konfession und Kultur: Lutherischer Protestantismus in der zweiten Hälfte des Reformationsjahrhunderts [Spätmittelalter und Reformation NR 29], Tübingen 2006, 323–363; Martin Brecht, Die Consilien der Theologischen Fakultät der Universität Wittenberg. Dokument ihrer Eigenart und ihrer spezifischen Geschichte, in: Irene Dingel-Günther Wartenberg (Hg.), Die Theologische Fakultät Wittenberg 1502 bis 1602: Beiträge zur 500. Wiederkehr des Gründungsjahres der Leucorea [LStRLO 5], Leipzig 2002, 201–221; Udo Sträter, Wittenberger Responsen zur Zeit der Orthodoxie: Eine Quelle zur Fakultätsgeschichte, in: Stefan Oehmig (Hg.), 700 Jahre Wittenberg: Stadt – Universität – Reformation, im Auftr. der Lutherstadt Wittenberg, Weimar 1995, 289–302; Andreas Gössner, Die Gutachten der Theologischen Fakultät Leipzig von 1540 bis 1670. Erschließung eines frühneuzeitlichen Quellenbestandes. Einführung – Übersicht – Register, in: Michael Beyer-Andreas Gößner-Günther Wartenberg (Hg.), Kirche und Regionalbewußtsein in Sachsen im 16. Jahrhundert: Regionenbezogene Identifikationsprozesse im konfessionellen Raum [Leipziger Studien zur Erforschung von regionenbezogenen Identifikationsprozessen 10], Leipzig 2003, 189–261. 35 Vgl. vor allem zwei mehrbändige Sammlungen: Georg Dedeken, Thesaurus conciliorum et decisionum [. . .], Hamburg 1623; erweiterte Aufl.: Jena 1671; Consilia theologica Witebergensia, Das ist/ Wittenbergische Geistliche Rathschläge [. . .], Frankfurt am Main 1664.

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1. Einleitung

kirchlichem Leben durch den Pietismus angestoßenen Veränderungen am Ende des Jahrhunderts haben diesem klassischen Instrumentarium der innerkonfessionellen Konfliktregelung in seiner Verbindlichkeit und Autorität nachhaltig geschadet.36 Drittens wirkt diese Krise sich auf die Einschätzung der göttlichen Gnadenautorität aus. Durch den Pietismus erhält die bewusst christliche Lebensführung des Individuums als Teil eines auf die ganze Kirche zielenden Reformanliegens einen größeren Stellenwert für die Frage nach der Erlangung der Seligkeit. Vor dem Hintergrund dieser ekklesiologischen Relevanz übten pietistisch geprägte Pfarrer häufig eine strenge Bußzucht, die vielfach als Relativierung der Heilsgewissheit und damit letztlich auch Infragestellung der universalen Geltung des göttlichen Gnadenwillens, wie sie in den lutherischen Bekenntnisschriften festgeschrieben war, empfunden wurde.37 Diese drei Krisenmomente wurden diskursiv verhandelt und sie dürften in ihrer Verflechtung den Ausbruch des terministischen Streits erklären. An diesem Beispiel kann somit das, was Gierl anhand der persuasiven Strategien in den Pietismuskontroversen mit komparatistischem Blickwinkel herausgearbeitet hat, im Detail untersucht werden. Dabei wird es möglich, Ausgangslage und Entstehungsbedingungen der Kontroverse sowie die verschiedenen Ebenen der Streitaustragung im Einzelnen in den Blick zu bekommen. Da der terministische Streit außerdem noch den Blick freigibt auf die pastorale Alltagspraxis, verbinden sich in ihm ein seelsorgerlich-praktischer und ein theologisch-dogmatischer Aspekt. Außerdem eignet sich der terministische Streit in besonderer Weise für eine kirchengeschichtliche Untersuchung, da ihm ein bleibendes Gedenken als „wohl umfangreichste literarische Auseinandersetzung des Pietismus“38 zuteil geworden ist. Gerade diese – schon von den Zeitgenossen vorgenommene – Zuweisung des Terminismus in den Kontext der pietistischen Streitigkeiten dürfte zu einem erheblichen Teil für die Heftigkeit und das Ausmaß der Kontroverse ausschlaggebend gewesen sein.39

36 Sich widersprechende Responsen hat es freilich auch schon früher gegeben, was an ihrer anerkannten Autorität nichts geändert hat. Einen besonderen Fall dürfte die den Streit prolongierende Rolle der Theologengutachten im Synkretistischen Streit in Königsberg 1644 bis 1653 darstellen; vgl. Thomas Kaufmann, Theologische Auseinandersetzungen an der Universität Königsberg im 16. und 17. Jahrhundert, in: Klaus Garber (Hg.), Kulturgeschichte Ostpreußens in der Frühen Neuzeit [Frühe Neuzeit 56], Tübingen 2001, 234–318, bes. 312 f. – Im terministischen Streit wurden die Responsen allerdings in einem bis dahin ungekannten Maß publizistisch instrumentalisiert, siehe dazu unten bes. Kapitel 6.2. und 7.2. 37 Dies lässt sich vor allem am konkreten Beispiel demonstrieren, so etwa in Sorau, wo genau diese Mechanismen bei manchen Pfarrkindern und den (orthodoxen) Amtskollegen Johann Georg Böses zum Tragen kommen; siehe unten Kapitel 2.4. 38 Martin Schmidt, Art. ‚Terministischer Streit‘, RGG3 6, 691; Beate Köster: Art. ‚Terministischer Streit‘, TRE 33, 79. 39 So auch Köster: Art. ‚Terministischer Streit‘ . . ., 80.

1.3. Gegenstand und Problematik des terministischen Streits

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1.3. Gegenstand und Problematik des terministischen Streits Seinen Namen hat der terministische Streit vom ‚terminus peremptorius‘, der Gnadenfrist. Die Verwendung dieses Begriffs für die Bezeichnung eines theologischen Sachverhaltes ist auf das Engste mit Philipp Jakob Spener verbunden, der ihn aus der Prozessterminologie entlehnte. Im juristischen Sprachgebrauch bezeichnete dieser Begriff40 eine richterlich gesetzte Frist für das Erscheinen der Prozessparteien vor Gericht (‚citatio peremtoria‘) 41 ; wer sich an diese Frist nicht hielt, machte sich straffällig. Bei Spener taucht der Begriff des ‚terminus peremptorius‘ zum wiederholten Male auf.42 Der hinter dem Begriff stehende Ge40 „Noth=Frist, Terminus peremtorius, wird in denen Rechten diejenige Zeit genennet, vor deren Ablauff nothwendig geschehen muß, was binnen solcher jemanden zu thun oblieget, oder auch von Gerichts wegen auferleget worden, nach diesem aber weiter nicht die geringste Nachsicht verstattet wird, oder dagegen derjenige, welcher sich hierinnen dem ungeachtet vorsetzlicher Weise saumseelig finden lässet, der Hülffe oder doch gewärtig seyn muß, des ihm sonst zustehenden Rechtes verlustig zu werden. [. . .]“; Art. ‚Noth=Frist‘, Zedler 24, 1427; vgl. auch Art. ‚peremtorius terminus‘, Zedler 27, 356. – Im Laufe der Kontroverse erklärt auch Rechenberg seinen Widersachern den Begriff folgendermaßen: „So ist auch diese Redens=Art in der Theologie nicht neu/ nur kömmts auf die adplication an/ da man erstlich wissen muß/ was bey den Herrn JCtis terminus peremtorius heisse/ und wie er auf die Materie von der Gnaden=Zeit recht adplicirt werden könne. Solche habe in meiner Disputation §. 36. und 37. ex L. 68. 69. 70. 71. 72. und 73. ff. de judiciis deutlich erklärt/ und darbey die adplication gewiesen. Nemlich/ daß gleich wie ein weltlicher Richter/ nachdem er den reum, oder Schuldigen ein oder zweymahl citirt/ und wenn er nicht erschienen/ er ihn zum drittenmahl peremtorie vorlädt/ und wenn er wiederum vorsetzlich und halsstarriger Weise aussenbleibt und nicht erscheint/ so wird die sentence über ihn gesprochen wegen seiner Widersetzlichkeit und Ungehorsams. Aus welchem erhellet/ daß dieser Termin nicht aus einem unbedingten Decret des Richters gesetzt wird/ sondern aus der Bedingung/ wenn er vorsetzlich aus Halsstarrigkeit aussenbleibt/ denn es steht L. 73. ff. de judic. darbey: Sciendum est peremtorio absentem condemnatum, si appellet, non esse audiendum: si modo per contumaciam defuit; si minus, audietur; Man muß wissen/ daß wenn einer peremtorisch citirt aussengeblieben und verdammt worden/ daß wenn er appellirt/ er nicht mehr zu hören sey; Doch so er aus Halsstarrigkeit aussenblieben: Wenn aber das nicht geschehen/ so kan er noch gehöret werden: Gleicherweise läst GOtt/ der Richter alles Fleisches/ die Sünder/ ein/ zwey und mehrmahl zur Busse/ durch sein Wort citiren/ wenn sie aber boßhafftiger | Weise aussenbleiben/ und keine Busse thun wollen/ so hat er nach seiner Allwissenheit und Gerechtigkeit/ dem boßhafften Sünder/ in seinem allwissenden und weisen Rath (auf menschliche Art zu reden) einen terminum peremtorium zur Busse gesetzt/ daß wenn sie binnen der Zeit sich nicht zu GOtt bekehren/ und also demüthig erscheinen/ so finden sie weiter kein Gehöre.“; vgl. Rechenberg: Deutlicher Vortrag . . ., E1r/v (§ XVIII). 41 Art. ‚citatio peremtoria‘, Zedler 6, 168; Art. ‚peremtorie citiren‘, Zedler 27, 356. 42 In einem undatierten Gutachten Speners („Ob ein rechtschaffener christ aus betrachtung viel und offtmahliger hertzlicher vergebung seiner sünden einen solchen vorsatz haben und zu GOtt sagen könne/ sündige ich hinfort muthwillig/ so straffe der HErr mich nach seinem gerechten willen?“) heißt es beispielsweise: „Ich leugne zwar nicht/ daß zu weilen bey ein und andern/ als wir das exempel an Pharao haben/ die gnaden=zeit noch in diesem leben aus ist/ und nach übermachter boßheit göttliches gericht über einen solchen menschen gefallen ist/ daß er nicht widerum bekehret werden mag/ nach dem er in die verstockung aus gerechtem urtheil gefallen ist/ und darauß nicht widerum sich retten kan/ weil göttliche gnade nicht widerum auffs neue bey einen solchen menschen/ welcher deroselbe lang gespottet ge-

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1. Einleitung

danke einer Beschränkung der Wirksamkeit menschlicher Bußleistung im Wiederholungsfall bzw. des in Gottes Gerechtigkeit gegründeten Endes seiner Gnadenzusage gegenüber dem Sünder ist indessen ein altes Thema christlicher Theologie. In den theologischen Entwürfen der nachreformatorischen Kirchen spielt dieses Thema im Verbund mit der Frage nach Gottes Allmacht und Allgüte, der Willensfreiheit des Menschen und der Rigorosität christlicher Lebensführung immer wieder eine Rolle. Eine Beschäftigung mit diesem Thema fand immer an der Nahtstelle zwischen pastoral-seelsorgerlicher Praxis und theologischer Reflexion statt. Diese enge Verbindung zwischen Lebens- und Lehrbezug wird besonders in der Seelsorge bei Kranken und Sterbenden deutlich. 43 Die reformatorische Rechtfertigungsbotschaft wurde deshalb auch in der reichhaltigen Trostliteratur des 16. und später auch des 17. Jahrhunderts besonders wirksam. 44 Die durch die Tohabt/ anklopffen will. Aber bey welchen GOtt solche zeit der gnaden verkürzet/ und sie nunmehr in solch gericht der verdamnus fallen habe lassen/ ist uns nicht geoffenbahret; daher wir viel mehr dem allgemeinen geoffenbahrten göttlichen willen von jeglichem/ auch den bösesten/ menschen zu hoffen haben/ die bußthür stehe ihn noch offen: [. . .]“; vgl. Philipp Jakob Spener, Theologische Bedencken und andere Brieffl iche Antworten. 7. Capitel: Paralipomena oder Von vorigen capiteln übergebliebene und nach gefundene antworten Art. I–IV. Mit einem Nachwort von Dietrich Blaufuß [Philipp Jakob Spener: Schriften XIV.1: Korrespondenz – Theologische Bedencken IV. Theil (S. I–VIII, 1–535)], Hildesheim/Zürich/New York 1999, 517–521, Zitat: 519. Weitere Nachweise bei Friedrich Herrmann Hesse, Der terministische Streit: Ein Bild theologischen Lebens aus den Gränzjahren des siebenzehnten und achtzehnten Jahrhunderts, Giessen 1877, 83. Spener selbst führt seine früheren Nennungen des ‚terminus peremptorius‘ in der einzigen Streitschrift zum terministischen Streit an, vgl. Jakob Philipp Spener, Das Gericht der Verstockung . . ., 37 f. – Ausgerechnet in Halle wurde 1710 eine finanzrechtliche Dissertation über den juristischen Begriff ‚terminus peremptorius‘ gedruckt: Daniel Christian Bernstein-Christoph Dondorff, Dissertatio de termino peremtorio solutionis et protestationis cambiorum. Von Endlicher Verfall-Zeit bey Zahlung und Protesten der Wechsel, Halle 1710. 43 Hierzu gehört auch die der Erbauung dienende Funktion der zeitgenössischen Leichenpredigten; einige brauchgeschichtliche Aspekte aus dieser Quellengattung finden sich bei Peter Assion, Sterben nach tradierten Mustern: Leichenpredigten als Quelle für die volkskundliche Brauchforschung, in: Rudolf Lenz (Hg.), Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften Bd. 3, Marburg a.d. Lahn 1984, 227–247; zur Wiedergabe idealtypischer und ‚normaler‘ Verlaufsformen des Sterbens in Leichenpredigten vgl. auch Werner Friedrich Kümmel, Der sanfte und selige Tod: Verklärung und Wirklichkeit des Sterbens im Spiegel lutherischer Leichenpredigten des 16. bis 18. Jahrhundert, in: Rudolf Lenz (Hg.), Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften Bd. 3, Marburg a.d. Lahn 1984, 199–226. Einige Reformmerkmale der Leichenpredigt bei Spener und im Pietismus bringt Hans Schneider, Die pietistische Leichenpredigt, in: Rudolf Lenz (Hg.), Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften Bd. 4, Stuttgart 2004, 37–64. 44 Vgl. neuerdings Austra Reinis, Evangelische Anleitung zur Seelsorge am Sterbebett 1519–1528, in: Luther 73 (2002), 31–45; dies., Reforming the Art of Dying: The ars moriendi in the German Reformation (1519–1528) [St Andrews Studies in Reformation History], Hampshire/Burlington 2007; Claudia Resch, Trost im Angesicht des Todes. Frühe reformatorische Anleitungen zur Seelsorge an Kranken und Sterbenden [Pietas Liturgica 15], Tübingen/Basel 2006. – Der Oberlausitzer Pfarrer Wentzel Bergmann hat 1698 unter ausdrücklichem Bezug auf ältere, weit verbreitete Sterbetrostbücher eine Sterbenslehre verfasst (u. a.

1.3. Gegenstand und Problematik des terministischen Streits

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desgegenwart in der Epoche um 1700 spürbare existentielle Bedeutung des Themas ist schließlich auch für die Autoren im terministischen Streit erkennbar. 45 Ohne den expliziten Gebrauch des Begriffs ‚terminus peremptorius‘ ist im Luthertum der Gedanke einer Bußfrist im Anschluss an Hebr 3, 7 und 12, 17 schon von Johann Konrad Dannhauer formuliert worden,46 auf den sich auch Spener ausdrücklich berief. Außerdem haben sich in diesem Sinne auch der in Erfurt wirkende Theologe Johann Michael Stenger, der die beliebige Wiederholbarkeit der Buße negierte,47 sowie der in Halberstadt tätige Theologe Heinrich Ammersbach, der die späte Buße verwarf, ausgesprochen. 48 Die Frage nach dem Weg des Menschen zur Seligkeit, auf die Johann Georg Böse in seinem Traktat eine Antwort zu geben versuchte, hat ihren Ausgangspunkt in seiner Praxis als Seelsorger und hier wieder speziell in der Reflexion seiner Erfahrungen bei der seelsorgerlichen Betreuung Sterbender. Gerade in seiner seelsorgerlichen Praxis am Sterbebett, wo er als Seelsorger zur Spendung eines glaubhaften Sterbetrostes aufgerufen war, empfand Böse die Last der unumkehrbaren Verbindlichkeit seiner Einschätzung menschlicher Reue. In Böses Traktat ist folglich das Bemühen zu erkennen, Reue und Bußfertigkeit als christliche Qualitäten zu stärken und die göttliche Barmherzigkeit unter Hinweis auf die Ernsthaftigkeit des göttlichen Gerichts zu profilieren. Auch darin lässt sich ein Rückbezug auf die Eindringlichkeit von reformatorischen Konzepten zur Seelsorge an Sterbenden erkennen.49 In seinen theologischen Konsequenzen führt das Thema des terministischen Streits allerdings weg von der Seelsorge und hin zu grundlegenden theologischen Aporien. Im Kern geht es um die Frage nach der (Un-)Freiheit des bezieht er sich auch auf Johann Gerhards „Enchiridion“); vgl. Wentzel Bergmann, Tremenda mortis hora, Oder das böse Stündlein/ Das ist: Betrachtung der Todes-Stunde/ [. . .]. Wittenberg/Leipzig 1689. Charakteristisch für die Gattung dieser Sterbelehren ist einerseits die Versicherung, dass der Mensch auch noch in der Sterbestunde trotz äußerster Leib- und Seelengefahr die Möglichkeit zur Buße hat. Andererseits präsentieren solche Sterbelehren auch drastische Beispiele, in denen die Vergeblichkeit des bis zuletzt aufgeschobenen Bußvorhabens demonstriert wird; vgl. ebd., 2; 291 f. 45 Der Modellfall hierfür ist die Deutung des Todes von Johann Georg Böse, dem Verfasser der Initialschrift des terministischen Streits. Aber auch in anderen Druckschriften der Kontroverse wird diese existentielle Dimension für die Autoren zum Thema gemacht. 46 Johann Conrad Dannhauer, ΟΔΟΣΟΦΙΑ CHRISTIANA seu Theologia Positiva [. . .], Straßburg 1649, 638–641; 879; ders., Catechismus-Milch/ Oder Der Erklärung des Christlichen Catechismi Sechster Theil/ [. . .], Straßburg 1657, 286. 47 Der Stengersche Streit wird deshalb auch unter die Vorgeschichte des terministischen Streits gerechnet, vgl. Udo Sträter, Philipp Jakob Spener und der „Stengersche Streit“, in: PuN 18 (1992), 40–79. 48 Zum Beispiel verwarf der Halberstädter Theologe Ammersbach die späte Buße; vgl. Heinrich Ammersbach, Geheimnüß der letzten Zeiten [. . .], s. l. 1698. 49 Mehrfach haben christliche Autoren auf den besonderen Charakter der Sterbestunde verwiesen, in der sich wie in einem Brennspiegel das menschliche Leben in seiner Gottesnähe bzw. -ferne verdichtet. Für den protestantischen Bereich vgl. zusammenfassend Rudolf Mohr, Art. ‚Ars moriendi II‘, TRE 4, 149–154.

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menschlichen Willens als Voraussetzung zur Buße bzw. um die Frage des soteriologischen (Un-)Vermögens des Menschen und es berührt damit auch das Problem der Einschränkung der Gnadenmacht Gottes bzw. seines Willens, alle Menschen selig zu machen. Jeder Versuch einer Antwort auf diese Probleme zeitigt Konsequenzen in der Prädestinationslehre, die universale Erwählung ebenso denkbar macht wie einen unabänderlichen Ratschluss Gottes oder einen Heilssynergismus. So wichtig für die Reformatoren die Buße als integraler Bestandteil christlicher Lebensführung ist, 50 so zurückhaltend äußern sie sich zu prädestinatorischen Problemen. Dies war der Einsicht geschuldet, es komme dem Menschen nicht zu, Gottes Heilswillen oder Gottes Gerechtigkeit zu ergründen.51 Wer sich – abgesehen von aufrichtiger Sündenerkenntnis und dem Vertrauen auf Gottes Gnade – nicht in Gottes Vorsehung füge, sondern sie zu hinterfragen beginne, laufe Gefahr entweder zu verzweifeln oder aber überheblich zu werden.52 In den lutherischen Bekenntnisschriften sind aufs Ganze gesehen zwei Artikel für das Thema von größerer Bedeutung (CA 12 und FC 11). In CA 12 wird die Möglichkeit der Buße für all diejenigen, die nach der Taufe gesündigt haben, bis zum Ende des Lebens zugesagt, sofern sie sich bekehren.53 Dieser Artikel ist die Grundlage für die lutherische Praxis, bei Sterbenden durch Beichtehören und Abendmahlsspendung den Zuspruch der Seligkeit unabhängig von der individuellen Lebensführung zu gewähren, denn die Buße ist zu jeder Zeit ohne Beschränkung möglich. Diese – auch aus dem Verständnis der mittelalterlichen Bußlehre heraus unstrittige – Aussage korrespondiert mit der gegen den Novatianismus und die Leugnung der Möglichkeit zur Buße gerichteten (zweiten) Verwerfung in CA 12. Die Unterschiede zur altgläubigen Theologie werden dann deutlich in der Aussage, die einzige Bedingung für die Buße bestehe in der Bekehrung, im Verständnis der Bestandteile der Buße (aus Reue und Glaube) und in der Ablehnung der satisfaktorischen Werke. Folglich wendet sich die dritte Verwerfung gegen die Vorstellung einer Mitwirkung des Menschen an seinem Heil. 50 Erinnert sei an die erste der 95 Thesen: „1 Dominus et Magister noster Iesus Christus dicendo ‚Penitenitam agite &c.‘ omnem vitam fidelium penitentiam esse voluit.“; WA 1, 229– 238; Zitat: 233. 51 Vgl. etwa Martin Luthers „Sermon von der Bereitung zum Sterben“; WA 2, 680–697; bes. 690, 15–17. 52 Dies gilt für Luther auch bei der Einschätzung des Schicksals des Pharaos; vgl. Martin Luther, Predigt über Pharaos Verstockung am 26. Dezember 1524 (WA 16, 140 f.); Hierzu und zur gesamten Auslegungstradition von Ex 13, 17–14, 31 vgl. neuerdings Edgar Kellenberger, Die Verstockung des Pharao: Exegetische und auslegungsgeschichtliche Untersuchungen zu Exodus 1–15 [Beiträge zur Wissenschaft des Alten und Neuen Testaments 171], Stuttgart 2006, bes. 227–270. 53 „[. . .] quocumque tempore, cum convertuntur, [. . .]“; BSLK 66, 12 f.

1.3. Gegenstand und Problematik des terministischen Streits

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In FC 11 findet sich die grundlegende Basis für die lutherische Lehre „Von der ewigen Vorsehung und der Wahl Gottes“. Einleitend wird in diesem Bekenntnistext die Unterscheidung zweier Arten von Vorsehung eingeschärft. Im ersten Sinne bezeichnet (Zu-)Vorsehung (‚praescientia‘) das Wissen Gottes, bevor die Dinge geschehen, und erstreckt sich sowohl über fromme als auch über böse Menschen. Die Vorsehung im anderen Sinne aber, die gleichbedeutend ist mit der ewigen Wahl Gottes (‚praedestinatio seu electio‘), ergeht nur über die Frommen und ist Ursache ihrer Seligkeit. Die Vorsehung ist im Wort Gottes zu suchen und führt zu Christus. Christus aber ruft alle Menschen zu sich, er will, dass alle seine Botschaft hören und verheißt dazu ewige Seligkeit. Über diese Wahl Gottes zum ewigen Leben sollen wir aber nicht aus Vernunft oder aus dem Gesetz Gottes urteilen, sondern uns vielmehr aus dem Evangelium belehren lassen, dass es Gottes Wille ist, jeden zur Buße zu bekehren und zum Glauben zu führen.54 So soll der Mensch dem biblisch geoffenbarten Willen Gottes nachfolgen, ehe er sich daran macht, das Geheimnis der ewigen Wahl Gottes zu ergründen,55 dann wird er Nutzen und Trost davon haben. Die Rede von den vielen Berufenen und wenigen Auserwählten in Mt 20, 16 bedeutet nicht, dass Gott nicht alle Menschen selig haben will, sondern es sind damit die Menschen gemeint, die Gottes Wort nicht hören, es verachten und den Heiligen Geist nicht in sich wirken lassen. Deshalb sollen wir nach dem Willen Gottes leben, unsere Berufung zur Seligkeit festigen und uns an das geoffenbarte Wort halten. Damit ist deutlich zum Ausdruck gebracht, dass Gott allein aus Barmherzigkeit und ohne unser Zutun uns nach seinem Willen selig machen will.56 Diese Lehre in FC wendet sich gegen die Ansichten von der Partikularität des göttlichen Strebens, alle Menschen zur Buße zu führen, das Evangelium zu glauben, alle Menschen selig zu machen. Sie wendet sich damit auch gegen die Lehre einer vorherbestimmten Verwerfung mancher Menschen und gegen die Lehre von der Mitwirkung des menschlichen Willens am göttlichen Gnadenwerk. 57 Auf die großen Lehrentwürfe der lutherischen Orthodoxie, in denen das Thema Buße und Gnade verhandelt wird, kann nicht eingegangen werden. Da sich die Ebenen der theologisch-dogmatischen Reflexion und der seelsorgerlichen Umsetzung von Lehrinhalten im terministischen Streit intensiv durchdringen, sollen die lutherisch-orthodoxen Ansichten exemplarisch jedoch anhand zweier Texte vorgestellt werden, in denen ebenfalls dieser Brückenschlag vollzogen wird. Beide Texte, eine Trostschrift und ein Glaubenskompendium, 54

BSLK 818, 18–41. BSLK 1079, 1–26. Darin folgt – wie oben erwähnt – die FC dem Anliegen Luthers. In dieser Tradition stehen auch die der lutherischen Orthodoxie zuzurechnenden Gegner des Terminismus, wenn sie geltend machen, dass der göttliche Heilswille keiner für den Menschen erkennbaren und festsetzbaren Einschränkung unterworfen sein kann. 56 BSLK 1088, 35–1089, 42. 57 BSLK 820–822, hier 821, 5–42; vgl. auch 1063–1091. 55

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zeichnen sich aus sowohl durch die Prominenz ihrer Autoren (Johann Gerhard und Balthasar Mentzer d. Ält.), die unter den Theologen der lutherischen Orthodoxie als herausragend bezeichnet werden können, als auch durch ihre große Verbreitung im Druck. Sicherlich wäre ein vollständiger Vergleich beider Schriften reizvoll, doch kann dies in unserem Zusammenhang nicht geleistet werden. Lediglich auf einen ausgewählten Aspekt, die Darstellung der Lehre vom Charakter der Gnade Gottes und den Anforderungen an die Buße, kann hier kurz eingegangen werden. Johann Gerhards „Enchiridion consolatorium“ bzw. „Handbüchlein, zu Trost gestellet“ erschien erstmals 1611. Es ist nach Form und Inhalt ein Dialog zwischen einem Angefochtenen und einem Tröster im Angesicht des Todes. Unter den 46 Fragen, die thematisiert werden, verdienen in unserem Zusammenhang besonders diejenigen Aufmerksamkeit, die sich um den Zweifel an der allgemeinen Gnadenverheißung und um den Zweifel einer gültigen Buße drehen.58 Zunächst bestätigt der Tröster das Verlangen Gottes nach der Buße aller Menschen und damit auch die Universalität des göttlichen Gnadenangebots. Dann geht es unter Hinweis auf die Kongruenz zwischen äußerlichem Gnadenangebot und dem Willen Gottes um die Ablehnung eines ewigen göttlichen Ratschlusses, wonach einige Menschen verdammt werden sollen, um die Wahrhaftigkeit der Verheißungen, um die ewige Geltung des Taufbundes, um den Genuss des Abendmahls als Vergewisserung des Taufbundes, um die Zweifel an der Unwürdigkeit des Sakramentsempfangs und um die Sorge wegen eines zu schwachen Glaubens. Die Reihe dieser Fragen mündet in der Sorge des Angefochtenen wegen zu später und unzureichender Buße. Erstere zerstreut der Tröster, indem er an biblischen Beispielen illustriert,59 dass es im Leben für wahre Buße nie zu spät sei, denn in den Augen Gottes fällt die Zeit in eins. 60 58 Diese Fragen bilden die Mitte von Gerhards Trostbüchlein (Fragen 11 bis 27); vgl. Johann Gerhard, Enchiridion consolatorium (1611). Lateinisch-deutsch, hrsg. von Matthias Richter [Doctrina et Pietas I/5], Stuttgart-Bad Cannstatt 2002, 35–69 und 175–216. 59 Es sind dies die ‚klassischen‘ Beispiele für die Gegner einer Frist göttlicher Gnade: das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg Mt 20, 1–16; das Gleichnis von den zehn Jungfrauen Mt 25, 1–13; das Gleichnis vom verlorenen Sohn Lk 15, 11–32 und die Erzählung vom Schächer am Kreuz Lk 23, 40–43. 60 „Imo vero nihil nimis serum, quod verum est ac serium. In isto adhuc mundo manenti poenitentia nulla sera est; [. . .]. Poenitentia nunquam est apud Deum sera, [. . .]. Quamdiu illud hodie cognominatur, tam diu conversionem nostram DEUS cupide praestolatur. Quamdiu Sponsus coelestis adventum suum adhuc differt, tamdiu janua gratiae & indulgentiae adhuc patet; Totum vitae tempus, etiam ultima ejus hora, conceditur ad poenitentiae spacium.“ – „Nein es ist nichts zu spath / was nur mit rechtem Ernst vorgehet: Denn allhier auff dieser Welt ist allewege noch zeit Busse zu thun / [. . .] vnd bey Gott ist keine Busse zu spath: [. . .]. So lange es nun Heute heisset [Hebr 3, 13] / So lange wartet GOtt noch auff / mit verlangen nach vnserer Bekehrung: So lange der himlische Breutigam verzeucht mit seiner ankunft [Mt 25, 5] / so lange stehet die Thür der Gnaden vnd barmhertzigkeit noch offen: vnd die gantze zeit vnsers Lebens / auch die letzte Stunde kan vns dienen zur zeit der Busse“; vgl. Gerhard, Enchiridion consolatorium . . ., 64 f. bzw. 209 f. Der hier angesprochene Sachverhalt hatte

1.4. Die historiografi sche Beschäftigung mit dem terministischen Streit

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Balthasar Mentzers „Manuale Catholicum“ bzw. „Katholisches Handbüchlein“ erschien erstmals 1619; 61 es ist in seiner einfachen, an katechetische Literatur erinnernden, Gestaltung und Diktion ein repräsentatives Beispiel für ein dogmatisches Kompendium, dessen Verfasser – vergleichbar mit Johann Gerhard – zu den profiliertesten Autoritäten der lutherischen Orthodoxie gerechnet werden kann. In der Reihe von Fragen zur Vorsehung Gottes behandelt Mentzer die „gnadenreiche Gegenwart“ Gottes, die er seiner Kirche durch Wort und Sakrament zuteil werden lässt. Die Wirkungen dieses göttlichen Handelns erstrecken sich dabei „bis ans Ende, daß wir selig werden“. 62 Im Fragenkomplex zur Gnadenwahl betont Mentzer die alleinige soteriologische Relevanz des Satzes „Wer an Christum glaubt, wird selig werden“ (Mk 16, 16). Die Gültigkeit dieser Zusage Gottes wird unter Hinweis auf Mt 10, 22; 24, 13 bis ans Ende des menschlichen Lebens bestätigt. 63 Im Fragenkomplex zu den guten Werken macht Mentzer deutlich, dass der Mensch im Hinblick auf die göttliche Verheißung keine Gesetzmäßigkeit erkennen kann, sondern sich im Vertrauen auf Gott bis in den Tod leiten lassen kann. 64

1.4. Die historiografische Beschäftigung mit dem terministischen Streit Die Verortung des terministischen Streits als eine pietistische Kontroverse wurde schon von den Streitparteien zu einem frühen Zeitpunkt vorgenommen. Hauptsächlich geschah diese Zuschreibung aber durch die Gegner des Pietissprichwörtlichen Charakter: „Poenitentia vera numquam sera“, begegnet aber auch mit der gegenteiligen Ausrichtung: „Poenitentia sera numquam seria“. Aufmerksamkeit verdient diese Phrase, da sie im terministischen Streit sogar als Titelpassage vorkommt; vgl. Anhang 2: Hanneken-Haberkorn, De poenitentia seria nunquam sera . . . . – Strittig war unter den Befürwortern bzw. Gegnern des Gnadentermins letztlich die biblische Rede vom ‚Heute‘ (Hebr 3, 13), die von ersteren im Sinne einer sofortigen Buße, von letzteren im Sinne einer Gültigkeit bis zum Lebensende interpretiert wurde, wobei unter Hinweis auf die Ungewissheit des Todeszeitpunktes die möglichst schnelle Buße empfohlen wurde. Generell ist mit dieser Frage ein methodisches Grundproblem christlicher Eschatologie berührt. 61 Georg Hoffmann (Hg.), D. Balthasar Mentzers Handbüchlein [Das Wort der Reformation 3], Göttingen 1938. – Die Ausgaben des Mentzer’schen Handbüchleins aus dem späten 17. Jahrhundert hat im Auftrag eines Welfenherzogs der Helmstedter Theologieprofessor Hermann von der Hardt besorgt. Dieser war mit August Hermann Francke zusammen Lüneburgischer Stipendiat und früher Teilnehmer am Leipziger ‚Collegium philobiblicum‘. Hardt stand zwischenzeitlich dem radikalen Pietismus nahe; vgl. Martin Brecht, August Hermann Francke und der Hallische Pietismus, in: Ders. (Hg.), Geschichte des Pietismus. Bd. 1: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert, Göttingen 1993, 447; Ralph Häfner, Art. ‚Hardt, Hermann von der‘, in: Killy2 5, 8–10. 62 Hoffmann, D. Balthasar Mentzers Handbüchlein . . ., 41 f. (Nr. 42). 63 A.a.O., 82–85 (Nr. 170–184). 64 A.a.O., 98 f. (Nr. 231–235).

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1. Einleitung

mus, die in ihm zunächst den Sammelbegriff für einen zeitgenössischen ‚Ketzerkatalog‘ gefunden hatten, in dem neben Separatismus, Chiliasmus, Sozinianismus, Weigelianismus usw. eben auch der Terminismus seinen Platz hatte. In den letzten Ausläufern der Kontroverse (kurz vor bzw. um 1710) bzw. in den frühen historiographischen Darstellungen wurde diese Zuschreibung dann weiter manifestiert. Vor dem Hintergrund der Forschungssituation zu den Phänomenen Orthodoxie – Pietismus und der zentralen theologischen Bedeutung der Frage nach dem Weg des Menschen zur Seligkeit ist es erstaunlich, dass die Hintergründe, der Verlauf und die Auswirkungen dieser Kontroverse in der Forschung zu Theologie und Frömmigkeit um 1700 während der vergangenen 100 Jahre nicht mehr ausführlich dargestellt worden sind. Dies ist die Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung. Auch erhärtet sich bei der Beschäftigung mit dem terministischen Streit, was schon als wichtiger Interpretationshintergrund der Pietismusforschung deutlich geworden ist, nämlich dass die Positionen im Streit im Wesentlichen von Personen getragen werden. Gerade darauf wird in der folgenden Darstellung ein besonderes Augenmerk zu legen sein, da insbesondere bei den Protagonisten in Sorau und Leipzig allerhand Persönliches mitspielte und das Maß der Involvierung in die Kontroverse beeinflusste. Die Forschung hat in den gegeneinander angetretenen Streitprotagonisten diejenigen, die der Orthodoxie verpflichtet sind, 65 und diejenigen, die dem Pietismus 66 und der Frühaufklärung zuzurechnen sind, 67 differenziert. Von den Hauptvertretern der lutherischen Spätorthodoxie war immerhin einer in prominenter kirchenleitender Funktion in Sorau (Erdmann Neumeister Superintendent ab 1705) und ein anderer im abflauenden Terminismusstreit publizistisch beteiligt (Valentin Ernst Löscher). Neben der Verortung des terministischen Streits in den Pietismuskontroversen, die unter den personellen Verflechtungen seine Aufarbeitung rechtfertigen, ist auch das Ausmaß des Streites besonders hervorzuheben. Hinsichtlich der Menge der Druckschriften und der Autoren kann er zu den intensivsten Streitvorgängen der Jahre um 1700 gerechnet werden. Hinzu kommt seine räumliche Ausbreitung: Obwohl die geografischen Kristallisationszentren des Streits in Sorau und in Leipzig lagen, ist dennoch seine Ausstrahlung sowohl hinsichtlich der Wirkungsorte der Streitschriftenautoren als auch hinsichtlich der Druckorte von Streitschriften ganz erheblich. Als kirchenhistorischer Untersuchungsgegenstand kann der terministische Streit daher geradezu als idealtypisches Konfliktszenarium gelten. 65 Namentlich Abraham Rothe, Ludwig Lucius und Samuel Morgenbesser in Sorau, Georg Lehmann und Johann Benedikt [II.] Carpzov in Leipzig sowie die Wittenberger und Rostocker Theologen. 66 Namentlich Johann Georg Böse und Adam Rechenberg. 67 Namentlich Adam Rechenberg und Johannes Olearius.

1.4. Die historiografi sche Beschäftigung mit dem terministischen Streit

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Der exemplarische Vergleich mit einer anderen, fast gleichzeitig ausgetragenen Kontroverse mag dies verdeutlichen. Der Hamburger Revokationsstreit des Jahres 1701 (bis ca. 1704) drehte sich um die Rückberufung des Pommerschen Generalsuperintendenten Johann Friedrich Mayer in die Hansestadt zu den Dienstalter- bzw. Rangordnungsbedingungen (Erlangung des Seniorats) seiner Erstberufung von 1686. 68 Der Hamburger Senior Johann Winckler und Mayer unterschieden sich in Charakter und theologischer Ausrichtung grundsätzlich, was auch schon in den vorangegangenen Jahren, etwa im Zusammenhang mit dem Verbot der ‚collegia pietatis‘ in Hamburg, 69 zu Konflikten geführt hatte. Der durch den Antagonismus zwischen beiden Theologen beförderte Streit konzentrierte sich aufgrund der Thematik hauptsächlich auf Hamburg. Inhaltlich betraf das Thema des Streits – die Frage der Bestallungsmodalitäten von Predigern – zwar ein wichtiges Feld kirchlichen Lebens, 70 das aber längst nicht der vielschichtigen theologischen Problematik des terministischen Streits gleich kam.71 Jedoch entstanden in den wenigen Jahren der Kontroverse über

68 Eingehend Dietrich Blaufuss, Der Theologe Johann Friedrich Mayer (1650–1712): Fromme Orthodoxie und Gelehrsamkeit im Luthertum, in: Ders., Korrespondierender Pietismus: Ausgewählte Beiträge, hg. von Wolfgang Sommer und Gerhard Philipp Wolf, Leipzig 2003, 303–336; Hans Höhne, Johan Melchior Goeze: Stationen einer Streiterkarriere [Vergessene Theologen 3], Münster 2004, 57–60; Martin Brecht, Philipp Jakob Spener, sein Programm und dessen Auswirkungen, in: Ders. (Hg.), Geschichte des Pietismus. Bd. 1: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert, Göttingen 1993, 351. Der Hamburger Streitkultur des ausgehenden 17. Jahrhunderts widmet Höhne das ganze erste Kapitel seiner Studie; vgl. Höhne, Johan Melchior Goeze . . ., 29–62; vgl. auch: Brecht, Philipp Jakob Spener, sein Programm und dessen Auswirkungen . . ., 344–351. 69 Höhne, Johan Melchior Goeze . . ., 41–44. 70 Wie wichtig das Thema – über den Spezialfall des Hamburger Revokationsstreits hinaus – im kirchlichen Leben war, zeigen die vielen Responsen, die sich mit den Modalitäten der Predigerbestallung beschäftigen; vgl. nur: Consilia Theologica Witebergensia . . ., ):():(5v [Reg.!]. 71 Dem terministischen Streit als der umfangreichsten publizistischen Kontroverse innerhalb des Feldes der Auseinandersetzungen zwischen lutherischer Orthodoxie und Pietismus lassen sich in Bedeutung und Umfang nur drei weitere publizistische Kontroversen im lutherischen Bereich an die Seite stellen: Erstens die Magdeburger Interimspublizistik 1548–1552 (vgl. die umfassende Aufarbeitung von Thomas Kaufmann, Das Ende der Reformation: Magdeburgs „Herrgotts Kanzlei [1548–1551/52] [BHTh 123], Tübingen 2003), zweitens der um Hermann Samuel Reimarus entfachte Fragmentenstreit in der zweiten Hälfte der 1770er Jahre (vgl. Harald Schultze, Art. ‚Reimarus, Hermann Samuel‘, TRE 28, 470–473; Wolfgang Kröger, Das Publikum als Richter: Lessing und die „kleineren Respondenten“ im Fragmentenstreit [Wolfenbütteler Forschungen 5], Nendeln/Liechtenstein 1979; Höhne, Johan Melchior Goeze . . ., 232–258) und drittens der Harms’sche Thesenstreit von 1817/18 (vgl. bes. Lorenz Hein, Claus Harms – Leben und Werk, in: Kirche im Umbruch, unter Mitarbeit von Hans-Joachim Ramm . . . [Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte 5], Neumünster 1989, 86–91; zeitgenössisches Verzeichnis von 57 Schriften: Franz Adolph Schrödter, Archiv der Harms’schen Thesen oder Charakteristik der Schriften, welche für und gegen dieselben erschienen sind [. . .], Altona 1818). Die beiden letztgenannten Kontroversen harren noch einer gründlichen bibliografischen und kontextualisierenden Aufarbeitung.

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1. Einleitung

dreihundert Flugschriften, meist gehässigen Inhalts und im Umfang vielfach nur einen Bogen umfassend.72 Während im Verlauf des ersten Jahrzehntes des 18. Jahrhunderts strategische Überlegungen zu den ersten – parteiischen – Dokumentationen und Rezensionen der Publizistik des Terminismuskonfliktes führten, hat bereits der Sorauer Chronist Johann Samuel Magnus in seiner 1706 erschienenen Ortschronik die terministische Auseinandersetzung anhand der Sorauer Quellen rein dokumentarisch verarbeitet. Seine chronikalischen Ausführungen sind umso wertvoller, als sie auch ganze Quellenstücke im Wortlaut wiedergeben, die heutzutage als vernichtet gelten müssen.73 Demgegenüber waren die Mitteilungen zum Terminismus, die Samuel Schelwig und Georg Friedrich Niehenck – beide selbst noch Autoren von Streitschriften gegen Rechenberg und seine Anhänger – sowie andere gemacht haben, noch ganz der Wahrheitssicherung im Sinne der Spätorthodoxie verpflichtet.74 Der terministische Streit ist dann im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts historiografisch weiter verarbeitet worden, obwohl der Leipziger Theologe Christian Friedrich Boerner, der sich unter dem Einfluss der Frühaufklärung vielen historisch-theologischen Arbeiten widmete, Vorbehalte dagegen geäußert hatte. In einer 1724 gehaltenen Gedächtnisrede auf seine Vorgänger Johannes Cyprian, Adam Rechenberg und Gottfried Olearius fügte er an die Schilderung der Verdienste Rechenbergs und der anderen die folgende Bemerkung an: „Non iuuat, controuersiae, inter ipsum [Rechenberg] et collegam, ITTIGIVM, consentientesque cum eo theologos agitatae, memoriam renouare. Vellemus, perenni obruta illa tegi posset nocte. Peroptato, positis inimicitiis, collegae hi in gratiam sunt reconciliati.“75

72 Elenchus Scriptorum Polemicorum Hamburgensium controversiam renovandae Vocationis ad Dv. Jacobi concernentium. Das ist: Richtige Verzeichnis Derer Streit=Schrifften/ So allhie zu Hamburg über der Vocations-Renovation, Das Pastorat St. Jacobi angehend/ gewechselt worden [. . .], Hamburg den 2. May, Anno 1703; Catalogus Oder: Völliges/ Richtiges und ordentliches Verzeichniß aller das Jacobitische Pastorat betreffenden Vocations-Renovations Streit=Schrifften. [. . .], [s.l. 1703] (enthält allein schon 148 Schriften, von insgesamt knapp über 300 Druckschriften; vgl. Höhne, Johan Melchior Goeze . . ., 59). 73 Rudolf Lehmann, Übersicht über die Bestände des Landesarchivs Lübben/NL [Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam 15], Weimar 1958. 74 Georg Friedrich Niehenck, Compendium errorum pietisticorum [. . .], Rostock und Leipzig 1709, 81–83; Samuel Schelwig, SYNOPSIS Controversiarvm svb pietatis praetextv motarvm, qvae distributæ, ordinariis Disputationibus, in Athenæo Gedanensi, argumentum præbuerunt [. . .]. 2. Aufl. Danzig 1703; 3. Aufl. Danzig 1705; vermehrte Aufl. Danzig 1720, 133–139. 75 Christian Friedrich Boerner, Oratio XI Johannis Cypriani S. Th. D. et in Acad. Lips. Prof. Prim. Simvulqve Adami Rechenbergii et Gottfridi Olearii Memoriae Dicata Habitaqve III Cal. Apr. A. MDCCXXIIII, in: Ders.: Orationes et Recitationes [. . .], Lipsiae 1751, 191–218. Zitat: 211.

1.4. Die historiografi sche Beschäftigung mit dem terministischen Streit

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Dem Jenenser Theologe Johann Georg Walch, der noch zur Schülergeneration der Protagonisten gehört, kommt das Verdienst zu, in seinem mehrbändigen Werk „Historische und Theologische Einleitung in die Religionsstreitigkeiten der Evangelisch-Lutherischen Kirche“ im zweiten Band den terministischen Streitigkeiten erstmals eine nach den Maßstäben der theologischen Aufklärung ausgewogene und mit Hinweisen auf die Druckschriften gesättigte Darstellung gewidmet zu haben.76 Inhaltlich hält er es in diesem umfangreichen Kapitel seines Werkes für gerechtfertigt, sie sowohl von den pietistischen Streitigkeiten als auch von den chiliastischen, fanatischen oder indifferentistischen Streitigkeiten getrennt zu behandeln, obwohl ihm geläufig ist, dass die Befürworter der Lehre vom Gnadenziel im Allgemeinen zu den Pietisten gerechnet werden. Für Walch stellt der terministische Streit „nicht nur die weitläuffigste, [. . .] sondern auch die betrübteste“ Kontroverse dar, 77 was sich nicht nur in der Menge der zum Thema erschienenen Schriften ablesen lässt, sondern auch in der Verbitterung der streitenden Parteien zu spüren ist. Walchs Darstellung gliedert sich nach einigen einleitenden Abschnitten (§ I bis § V) in einen historischen Hauptteil, in dem er den Streitverlauf schildert (§ VI bis § XX), und in einen systematischen Hauptteil, in dem er sich dem Streitgegenstand widmet (§ XXI bis § XXXV). Die Kenntnis der Walch’schen Darstellung ist für die Phasen und die zeitliche Abfolge der Publizistik vielfach hilfreich. Mit Beurteilungen hält sich der Jenenser Theologe insgesamt zurück, doch macht er abschließend keinen Hehl aus der Unnötigkeit derartiger Kontroversen. Die Ausführungen von Walch dürften eine – wenn nicht sogar die bestimmende – direkte Vorlage gewesen sein für die ausführlichen Lexeme „Terminismus“ und „Terministische Streitigkeiten“ im „Großen vollständigen UniversalLexicon“ des Leipziger Verlegers Johann Heinrich Zedler. Da bekanntlich auch die Zedler’sche Enzyklopädie der Aufklärung verpflichtet ist, wundert es nicht, wenn aus der Perspektive der Überwindung der Orthodoxie durch die Aufklärung in den Terminismus-Artikeln der Wert der Kontroverse niedrig veranschlagt wird. Dies wird aus dem Fazit im Zedler’schen Artikel ganz deutlich, wenn es heißt: „Diese ist also die historische Nachricht von den Terministischen Streitigkeiten, welche wohl unter den neuern die Kirche am meisten beunruhiget haben. Sie waren nicht nur sehr weitläufftig, und es wurden über diese eintzige Streit=Frage so viele Schrifften ans Licht gestellet, als wohl nicht in einer andern, sondern sie waren auch nicht ohne Betrübniß anzusehen, wenn man erweget, wie die zwey hochverdiente Männer und Collegen Herr D. Rechenberg und D. Ittig hefftig wider einander geschrieben, an dessen statt sie ihre Gelehrsamkeit zu weit grössern Nutzen der gelehrten Welt und der Kirche hätten 76 Johann Georg Walch, Der Historischen und Theologischen Einleitung In die Religions-Streitigkeiten Der Evangelisch-Lutherischen Kirche Anderer Theil, Jena 1733 [Neudruck Stuttgart-Bad Cannstatt 1972], 851–992. 77 A.a.O. 2, 857.

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1. Einleitung

anwenden können, zu geschweigen, daß sie ein groß Ärgerniß durch ihre Hefftigkeit andern gaben. Siehet man die Sache selbst an, worüber gestritten ward, so kan man allerdings nicht in Abrede seyn, daß sie mit wenigen hätte können ausgemacht werden, und daß es gar nicht der Mühe werth gewesen, eine so erstaunende Menge Schrifften davon aufzusetzen und heraus zugeben. So ist es aber mit den meisten Streitigkeiten beschaffen gewesen, welche zwar hatten erstickt werden können, ehe sie zu einer Flamme gekommen, weil man aber das Feuer zum Ausbruch kommen lassen, und andere dasselbe durch Streit=Schrifften unterhalten haben, so hat es nicht eher als nach vielen Jahren und mit grosser Mühe können gedämpfft werden.“78

Im 19. Jahrhundert wurde das Thema verschiedentlich im Rahmen von Darstellungen zur Lehrentwicklung innerhalb des Luthertums erwähnt, ohne eingehender charakterisiert zu werden.79 Eine erste ausführliche wissenschaftliche Behandlung erfuhr das Thema in der Monografie des Gießener Theologieprofessors Friedrich Hermann Hesse (1811–1888) im Jahr 1877. 80 Es ist das Alterswerk eines Theologen, der selbst in Sorau das Gymnasium besucht hatte, nach dem Studium in Breslau seit 1844 als Ordinarius in Gießen wirkte und seine wissenschaftliche Aufmerksamkeit den meisten theologischen Disziplinen widmete, doch überwiegend zu exegetischen Themen gearbeitet hatte. Theologisch stand Hesse seinem Freund Karl von Hase nahe. Hesse attestierte seinem Forschungsgegenstand wenig dogmatischen Gehalt und setzte sich zum Ziel, ein über Walch hinausgehendes Bild vom Terminismus als eines kulturhistorischen Phänomens zu zeichnen. 81 Er umschreibt diese Zielsetzung mit den anschaulichen Worten: „Ein Bild theologischen Lebens verspricht das gegenwärtige Buch. Es ist ein Gemälde voll tiefer Schatten, welches sich zur Ansicht darstellt, und wol möchte man wünschen, dass dem Niederdrückenden, was es enthält, mehr Erhebendes zur Seite treten könnte, als die geschichtliche Treue es erlauben will. Oft ist dem Verfasser zu Muthe gewesen, als müsste er durch einen Pfuhl waten und es wollte ihm bedenklich erscheinen den Leser auf denselben Weg zu nöthigen. Je weniger aber das ästhetische Interesse hier Befriedigung findet, desto mehr Gewicht musste die Frage gewinnen, ob die Zurschaustellung des Hässlichen nicht vielleicht das Verdienst habe zeitgemäß zu sein.“82

Seiner eigenen irenischen Ausrichtung folgend distanzierte sich Hesse ausdrücklich von der mit der terministischen Kontroverse verbundenen Tendenz zur Lehrfixierung von Glaubenssätzen, die sich im Streit um die „-ismen“ vielfach vollzogen hatte. Dies generell und im Falle des Streites um den ‚terminus peremptorius‘ vermieden zu haben, rechnet er folglich zu den größten Verdiens78

Zedler 42, 1028. Als Beispiel sie hier nur auf den in Jena und Wien wirkenden Systematiker Gustav Frank hingewiesen; vgl. Gustav Frank, Geschichte der protestantischen Theologie. Zweiter Theil, Leipzig 1865, 175 f. 80 Vgl. RE3 8, 350; DBA I 529, 198–200; II 575, 396–401. 81 Hierzu und zum Folgenden: Hesse, Der terministische Streit . . ., V–XVI. 82 A.a.O., IX. 79

1.4. Die historiografi sche Beschäftigung mit dem terministischen Streit

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ten Speners. Im Kontrast zu dessen Haltung sieht er die Neigung der meisten zeitgenössischen Theologen, Glaubenswahrheit in Gesetzmäßigkeit zu gießen, mit kritischem Blick: „Es war eine Zeit strikter Lehrobservanz und Lehrgesetzlichkeit, aus welcher wir den Gegenstand unsrer Darstellung entlehnt haben; sie machte die Geistlichen zu Wächtern und Disponenten über den kirchlichen Schatz unantastbarer Wahrheiten und zu unfehlbaren Führern in das Paradies, gab ihnen aber damit eine Stellung, welche sie vielen sittlichen Gefahren preisgab, indem auf ihren Interessen die aller übrigen Kirchenglieder zu beruhen schienen. Dünkel und Selbstüberhebung, ein bald schamlos hervorbrechender bald in scheinheilige Reden sich hüllender Eigennutz, ein rechthaberisches Wesen, welches den einen gegen die Wahrheit verblendet und dem andern mit ihrem Besitz nichts als ein Prunk- und Schaustück in die Hände gibt, beide aber verleitet mit sehr menschlichen Mitteln um ihren Schein zu werben – allen diesen Unerfreulichkeiten waren die Geistlichen infolge der Stellung ausgesetzt, welche das Prinzip der Lehrgesetzlichkeit in der Kirche ihnen bereitete. Kein Wunder, dass sie, indem sie um den Ruhm buhlten die ächte Wahrheit im Verschleiß zu haben, in so ärgerliche Streitigkeiten und Fehden geriethen, wie sie unsre Geschichtserzählung zeigen wird, und dabei eine Rohheit des Gefühls und eine Friedhässigkeit offenbarten, welche ihre Schmählichkeit vergebens mit der ‚Liebe zur Wahrheit‘ zu decken suchte.“83

Die Quellengrundlage für seine Darstellung hat Hesse ausschließlich in Leipzig gefunden. Er hat dort in der Universitätsbibliothek etwa 150 gedruckte Streitschriften eingesehen. 84 Außerdem ist es sein großes Verdienst, den ebenfalls dort aufbewahrten Briefwechsel zwischen Spener und seinem Schwiegersohn Rechenberg für das Thema hinreichend verarbeitet zu haben. 85 Hesse hat seine Darstellung in vier Teile gegliedert. Zunächst geht er auf die kirchlichen Reformbestrebungen Speners ein, dann auf die Situation Böses in Sorau, im dritten Teil auf das erste Stadium der Auseinandersetzung, die wesentlich von dem Antagonismus Ittig – Rechenberg getragen war, und viertens auf das zweite Stadium des Streits in seinen Verzweigungen. Hesses Monografie war das Fundament, aus dem sich die Forschung der folgenden Jahrzehnte speiste. Vier dieser Forschungsbeiträge, die jeweils einen eigenen Blick auf das Geschehen im

83

A.a.O., XI. Es handelt sich wohl vor allem um die drei Sammelbände, die heute unter der Signatur Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1; Syst. Theol. 665:2; Syst. Theol. 665:3 geführt werden. Die Herkunft der Sammelbände meint Hesse in Ittigs Bibliothek gefunden zu haben. 85 Die editorische Erschließung der vollständigen Korrespondenz Spener – Rechenberg und Rechenberg – Spener ist ein dringendes Desiderat der Forschung in theologie-, geistesund kulturgeschichtlicher Hinsicht; vgl.: Philipp Jakob Spener, Briefe aus der Dresdner Zeit 1686–1691. Bd. 1, hrsg. von Johannes Wallmann in Zusammenarbeit mit Martin Friedrich, Klaus vom Orde und Peter Blastenbrei, Tübingen 2003; Vf. – Udo Sträter hat im Rahmen der Spener-Briefausgabe auf die geplante Edition der Teilkorrespondenz Spener – Rechenberg hingewiesen; vgl. Philipp Jakob Spener, Briefwechsel mit August Hermann Francke 1689– 1704, hrsg. von Johannes Wallmann und Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht-Birkner, Tübingen 2006, 4 Anm. 6. 84

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terministischen Streit gerichtet haben, seien im Folgenden genannt (Albrecht Ritschl, Friedrich Schmaltz, Otto Kirn, Hans Petri). Albrecht Ritschl hat Hesses Monografie in einem der ersten Jahrgänge der Theologischen Literaturzeitung kritisch rezensiert 86 und widmete dann selbst dem Thema nur noch einen Abschnitt in seiner „Geschichte des Pietismus“. 87 In Letzterem weist Ritschl zunächst auf die in den Bekenntnisschriften fundierte lutherische Lehre von der Wiederholbarkeit der Buße und die daraus allmählich erwachsene missbräuchliche Beichtpraxis hin. Spener sei dann – unter Berufung auf Dannhauer – derjenige gewesen, der auf die analoge Beziehung von christlicher Lebensführung und jenseitiger Seligkeit mit Nachdruck hingewiesen habe und damit die Wirkung wiederholt unternommener Buße einschränkte. In seiner Rezension zu Hesses Monografie äußerte sich Ritschl eingehender zur Sache. Die in Böses Traktat enthaltene Lehre, wonach Gott in seinem freien Willen allen Menschen teils eine längere, teils eine kürzere Frist zur Bekehrung gesetzt habe, hatte notgedrungen den Verdacht aufkommen lassen, hier werde eine calvinistische Ansicht vorgetragen. Für beide Parteien der Kontroverse macht Ritschl je einen überzeugenden Umstand geltend: Auf der einen Seite war die Behauptung eines Gnadenziels, wie es Rechenberg in einer verengenden Perspektive nur in Bezug auf die verstockten Sünder vertreten hatte, auf biblischer Basis nicht widerlegbar. Auf der anderen Seite konnten Rechenbergs Gegner, die in lutherischer Tradition die Universalität der göttlichen Gnade behaupteten, für die Gegenwart der göttlichen Gnade auch im verstockten Sünder dessen Widerstreben geltend machen, das nur verständlich ist, wenn die Gnade auch tatsächlich noch vorhanden ist. Das Urteil Hesses über seinen Untersuchungsgegenstand und den Wert des Themas für die eigene Zeit wertet Ritschl jedoch um: „Wird er [Hesse] dem Ref[erenten = Ritschl] verdenken können, dass ihn die von Walch bezeugte Wehmuth verhindert hat, das Buch wirklich durchzulesen? Diese ‚Zurschaustellung des Hässlichen‘ hat auch nicht, wie der Verf. meint, das Verdienst, zeitgemäss zu sein. Denn wer soll durch diese Schilderung theologischer Kleinmeisterei und sittlicher Rohheit gegenwärtig gewarnt oder beschämt werden? Dieser Zweck fällt einfach deshalb weg, weil theologische Streitigkeiten nicht mehr im Vordergrund des öffentlichen Interesses stehen, wie vor 200 Jahren. Deshalb werden sie in der Verborgenheit der kirchlichen Zeitschriften kurzer Hand abgemacht, und der in dieser Literatur angefochtene oder auch verleumdete Theolog kann darauf rechnen, dass sein einfaches Schweigen ihn am sichersten von solchen Gegnern befreit.“88

Teilweise Zustimmung verleiht Ritschl dem von Hesse geäußerten Wunsch nach verstärkter Erforschung des Pietismus, doch will er hier die Schwerpunkte 86

Albrecht Ritschl, Rez. zu Hesse: Der terministische Streit . . ., in: ThLZ 2 (1877),

365 f. 87 Albrecht Ritschl, Geschichte des Pietismus in der lutherischen Kirche des 17. und 18. Jahrhunderts. Erste Abtheilung, Bonn 1884 [ND Berlin 1966], 210–212. 88 Ritschl, Rez. zu Hesse . . ., in: ThLZ 2 (1877), 366.

1.4. Die historiografi sche Beschäftigung mit dem terministischen Streit

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deutlich anders setzen. Nicht aus den Kontroversen, 89 sondern aus den obrigkeitlichen Mandaten lerne man die Epoche des Pietismus besser kennen und könne zugleich die „Sage von der reformatorischen Bedeutung Speners für die lutherische Kirche“ relativieren – eine heute nicht mehr haltbare Einschätzung, die Ritschl auch an anderen Stellen vertrat. In einem Aufsatz, den der Beuerner Pfarrer Friedrich Schmaltz dem terministischen Streit 1906 widmete, korrigierte dieser die Wiedergabe von Böses Ausgangsthese durch Friedrich Hermann Hesse.90 Letzterer – wie übrigens auch Johann Georg Walch – habe sich bei der Darstellung von Böses Anliegen den Standpunkt zu eigen gemacht, der schon im frühen Verlauf der Kontroverse als veränderter Streitgegenstand selbst strittig gewesen sei. Vielmehr sei Böse in seinem Buch durch die Behauptung, der Gnadentermin sei allen Menschen gesetzt, weit über das hinausgegangen, was seine Verteidiger als pietistischen Standpunkt im weiteren Verlauf des Streits an Argumenten vorgebracht hätten. Das speziell pietistische Anliegen sei etwa bei Rechenberg in der Charakterisierung des ‚terminus peremptorius‘ als einer aus dem göttlichen Gerichtswillen erwachsenen und folglich nur auf die ganz Verstockten bezogenen ‚gerichtlichen Maßnahme‘ zu erkennen. Doch habe Böse selbst – trotz des pietistisch verwertbaren Kerns seiner Ausführungen – weder eine derartige Differenzierung des göttlichen Willens vorgenommen noch habe er eindeutig die Geltung auf eine einzelne Gruppe beschränkt.91 Im Rahmen der Historiografie zur Theologischen Fakultät in Leipzig, der eine Schlüsselrolle im Terminismus-Konflikt zu kommt, wird der Streit in der von Otto Kirn bearbeiteten und immer noch maßgeblichen Fakultätsgeschichte von 1909 auf wenigen Seiten unter mehr summarischem Hinweis auf einzelne Fakultätsquellen behandelt.92 Kirn verortet den terministischen Streit aus der Perspektive der Leipziger Fakultät an der Schwelle zweier Epochen, die er als Kampf gegen den Pietismus und als „Eindringen des neuen Geistes“ charakterisiert. Die in Sorau zu verortende Frühphase des terministischen Streits hat der in Rumänien wirkende Pfarrer Hans Petri93 hauptsächlich auf der Basis der ge89 „Allein m. E. gehört dazu nichts weniger, als die erneute Durcharbeitung der Geschichte der theologischen Streitigkeiten, welche von Spener bis Löscher reichen. Diese kann man einfach dahin gestellt sein lassen. Denn sie beweisen nur, dass die lutherischen Theologen den Wald vor Bäumen nicht gesehen haben, wie auch noch in manchen anderen Fällen.“; Ritschl, Rez. zu Hesse . . ., in: ThLZ 2 (1877), 366. 90 Friedrich Schmaltz, Zur Darstellung des pietistischen Terminismus, in: ZKG 27 (1906), 311–319. 91 A.a.O., 314–317. 92 Otto Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät in fünf Jahrhunderten [Festschrift zur Feier des 500 jährigen Bestehens der Universität Leipzig 1], Leipzig 1909, 108 f.; 136– 138. 93 Hans Petri, Der Pietismus in Sorau N.-L., in: Jahrbuch für Brandenburgisches Kirchengeschichte 9/10 (1913), 126–203; zum terministischen Streit bes. 131–156.

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1. Einleitung

druckten Sorauer Chronik von 1706 aufgezeigt und sie in einen längerfristigen Kontext, der etwa ein Jahrhundert der Entfaltung der pietistischen Bewegung vor Ort beleuchtet, eingeordnet. Über die Art der Auseinandersetzung urteilt Petri: „Es ist ein trauriger Anblick, wenn ein Streit um die höchsten Güter des Lebens auf so niedrigem Niveau ausgefochten wird. Die rabies theologorum hat im Sorauer Pietistischen Streit wahre Orgien gefeiert.“94

Hinsichtlich der handschriftlichen Quellenverwertung und der Erforschung des Bestandes an Streitdrucken haben die genannten Forschungsbeiträge noch erheblichen Nachholbedarf hinterlassen. Ferner ist der terministische Streit noch lexikalisch in den großen theologischen Nachschlagewerken gewürdigt worden. Hinzuweisen ist ausdrücklich auf den 1899 erschienenen Artikel des späteren württembergischen Landesbischofs Theophil Wurm, den 1907 gedruckten Artikel des Erlanger Theologen Richard Heinrich Grützmacher, den 1913 gedruckten Artikel des damaligen Titularprofessors für Kirchengeschichte in Berlin Leopold Zscharnack, den er – inzwischen Ordinarius in Königsberg – 1931 geringfügig überarbeitet hat, den 1962 gedruckten Artikel des Kirchenhistorikers Martin Schmidt, den 2000 erschienenen Artikel von Georg Hintzen, den 2002 veröffentlichten Artikel von Beate Köster und den 2005 publizierten Artikel des Göttinger Kirchenhistorikers Thomas Kaufmann.95 In der grundlegenden, von Martin Brecht herausgegebenen Darstellung zum Pietismus ist dem terministischen Streit lediglich ein die historischen Vorgänge referierender Abschnitt gewidmet.96

1.5. Das Quellenmaterial zum terministischen Streit Für die vorliegende Studie wurde vielschichtiges Quellenmaterial verarbeitet. Unter den handschriftlichen Quellen hat sich das im Universitätsarchiv Leipzig lagernde Material zur dortigen Fakultät als außerordentlich ergiebig erwiesen. Neben den einschlägigen Faszikeln zur personellen und institutionellen Situation sind besonders die umfangreichen, in den ‚acta facultatis‘ zusammengefass94

A.a.O., 155. Theophil Wurm, Art. ‚Terminismus‘, Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon 2 11, 1361 f.; Richard Heinrich Grützmacher, Art. ‚Terminismus und Terministischer Streit‘, RE3 19, 524–527; Leopold Zscharnack, Art. ‚Terministischer Streit‘, RGG1 5, 1132 f.; ders., Art. ‚Terministischer Streit‘, RGG2 5, 1051 f.; Martin Schmidt, Art. ‚Terministischer Streit‘, RGG3 6, 691; Georg Hintzen, Art. ‚Terministischer Streit‘, LThK 3 9, 1340; Beate Köster, Art. ‚Terministischer Streit‘, TRE 33, 78–81; Thomas Kaufmann, Art. ‚Terministischer Streit‘, RGG4 8, 164 f. 96 Brecht, Philipp Jakob Spener, sein Programm und seine Auswirkungen . . ., 367 f. 95

1.5. Das Quellenmaterial zum terministischen Streit

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ten Korrespondenzen der Fakultät und die darin enthaltenen Responsenkonzepte und -beiakten von besonderem Interesse gewesen. Einige Aktenbündel von insgesamt mehreren hundert Seiten enthalten außerdem vorwiegend die Schriftstücke, die im Vorfeld der publizistischen Kontroverse bzw. parallel zu ihr entstanden sind. Mit der Analyse dieser zentralen Quellen zum terministischen Streit wird erst das ganze Ausmaß der personellen und institutionellen Situation in ihren Auswirkungen auf den Verlauf des Streits erkennbar, da sie – vergleichbar mit zeitgenössischen Briefwechseln97 – personenbezogene Argumente enthalten, die der in der Leserschaft der Publizistik vertretenen Öffentlichkeit vielfach verborgen geblieben sind. Naturgemäß breit gestreut sind die Quellen zu den Herkunftsorten der im terministischen Streit von verschiedenen Seiten eingeholten Gutachten. Doch hat sich herausgestellt, dass der Ertrag an handschriftlichem Material insgesamt hinter den Erwartungen zurückbleibt. Trotz erheblicher Überlieferungslücken konnten jedoch einschlägige Aktenstücke aus einzelnen Standorten mitverarbeitet werden, so aus Greifswald, Lübeck, Regensburg, Rostock und Ulm. Auch bei der zweiten Quellenart – den zeitgenössischen Drucken – ergibt sich ein Bild, das weit über bisherige Darstellungen hinausgeht. Die im Vergleich zu früheren Arbeiten wesentlich vergrößerte Anzahl ermittelter Drucke zur Terminismuskontroverse (bisher ca. 150 Drucke bekannt, nun insgesamt etwa 250 nachgewiesen – immerhin ein Zuwachs von 66%) ist den verbesserten bibliografischen Recherchemöglichkeiten über elektronische Bibliothekskataloge und im Internet abrufbaren digitalen Literaturdatenbanken zu verdanken. Da auch diese Recherchemöglichkeiten nicht fehlerfrei und vollständig sind, ist der Entschluss gereift, als Anhang zur Darstellung eine Bibliografie aller Drucke zum terministischen Streit zu bieten. In ihr sind nur diejenigen zeitgenössischen Drucke erfasst, die in unmittelbarem Zusammenhang der Kontroverse stehen.98 Sowohl in den modernen bibliografischen Datenbanken als auch in den zeitgenössischen Druckeverzeichnissen sind kaum je die Nachdrucke und Druckvarianten befriedigend dargestellt. Diesem Mangel soll der Anhang abhelfen. Die nicht in unmittelbarem Kontext des terministischen Streits entstandenen 97 So exemplarisch erkennbar im jüngst edierten Briefwechsel zwischen Spener und Francke; Philipp Jakob Spener, Briefwechsel mit August Hermann Francke 1689–1704, hrsg. von Johannes Wallmann und Udo Sträter in Zusammenarb. mit Veronika Albrecht-Birkner, Tübingen 2006. – Auf die Menge von unedierten Theologenbriefwechseln dieser Epoche, die in Handschriftenbeständen verschiedener Bibliotheken lagern, kann hier nur pauschal hingewiesen werden. 98 Das primäre Kriterium für eine Aufnahme in diese Bibliografie war die Nennung in (mindestens) einem der Druckverzeichnisse, die während des terministischen Streits zusammengestellt wurden und somit von den Zeitgenossen als Teil des Diskurses wahrgenommen wurden. Einige Drucke sind nicht in diesen Katalogen verzeichnet, weisen aber im Titel einen unmittelbaren Bezug zum Streitgeschehen auf. Siehe dazu unten Kapitel 10.4. Die in der Bibliografie (Anhang 2) verzeichneten Drucke sind in den Fußnoten der einzelnen Kapitel durchgehend mit (Verfassernachname,) Kurztitel und Erscheinungsjahr angegeben.

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1. Einleitung

zeitgenössischen Schriften wurden in einer eigenen Rubrik unter den Literaturangaben verzeichnet.

1.6. Aufbau und Fokus der Arbeit Allgemein ist hier anzumerken, dass sich die Darstellung der Vorgeschichte des terministischen Streits auf die Verhältnisse in Sorau und Leipzig konzentriert, also auf die beiden zentralen Orte, an denen der Streit seinen Anfang nahm. Dabei wird das Augenmerk vor allem auf die institutionellen und personellen Entwicklungen bis zum Beginn und im Verlauf des Streits gelegt. Denn es wird sich zeigen, dass im Verlauf des Streits diese Faktoren als Referenzen der Streitparteien thematisiert werden, worauf im Laufe der Darstellung dann im Einzelfall auch hingewiesen wird. Bei der Analyse des Streitverlaufs wird im Wesentlichen chronologisch vorgegangen. In den Fällen, in denen sich dies aufgrund der Auffächerung der gleichzeitig am Streit beteiligten Personen nicht durchhalten lässt, werden zusätzlich an Sachthemen, Orten oder Personen orientierte Abschnitte eingefügt. Die Bedeutung des terministischen Streits für die Zeitgenossen klärt sich zunächst aus den noch während der laufenden Kontroverse herausgegebenen Dokumentationen. Der Gegenstand des terministischen Streits wird während des 18. Jahrhunderts nicht nur historiografisch, sondern auch aktualisierend thematisiert. Im Anschluss daran werden die hervorstechenden Merkmale des terministischen Streits im Rahmen seiner Einordnung unter die Pietismuskontroversen dargestellt und Merkmale des Streitgefüges zusammenfassend analysiert. Einigen Kapiteln bzw. Textabschnitten, in denen schwerpunktmäßig ein abgrenzbares Streitschriftenensemble behandelt wird, sind Schaubilder voran- oder nachgestellt. Ihr Zweck liegt nicht im grafischen Detail, sie sollen jedoch einen die Lektüre begleitenden, ersten Überblick über die groben Zusammenhänge dessen ermöglichen, was im Text zur Darstellung kommt. Diese Übersichten sind grundsätzlich vor Textbeginn oder nach Textende eines Abschnittes eingefügt, selbst wenn in dem entsprechenden Abschnitt auch von Streitschriften die Rede ist, die sich nicht in eine Grafik eingliedern ließen. Im Einzelnen ist die Untersuchung in elf Kapitel und einen mehrteiligen Anhang gegliedert. Nach der Einleitung (das vorliegende 1. Kapitel) ist das 2. Kapitel dem Ursprungsort des terministischen Streits, Sorau in der Niederlausitz, gewidmet. Hier geht es um die Vorgeschichte der kirchlichen Verhältnisse vor Ort, um die Politik und Frömmigkeit der standesherrlichen Familie, die das Kirchenregiment ausübte, sowie um die Geistlichen am Ende des 17. Jahrhunderts. Besonderes Augenmerk wird dem Diakon Johann Georg Böse gewidmet, seiner Wirksamkeit in Sorau, seinem Traktat und den unmittelbaren Reaktionen darauf.

1.6. Aufbau und Fokus der Arbeit

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Das 3. Kapitel nimmt die lokale Ausdehnung des Konfliktes über Sorau hinaus in den Blick. Hier nun tritt zunächst die Leipziger Theologische Fakultät und ihr erstes Gutachten ins Zentrum der Darstellung. Um die weiteren Geschehnisse um die Einholung der Gutachten in Wittenberg und Rostock sowie um die erneuten gutachtlichen Äußerungen aus Leipzig und Wittenberg zu verstehen, muss dann ein Blick auf die parallelen Verhältnisse in Sorau bzw. der Niederlausitz geworfen werden. Das 4. Kapitel geht den fakultätsinternen Auseinandersetzungen in Leipzig zwischen den Hauptkontrahenten nach, deren Austragung durch publizistische Initiativen begleitet wurde. Eine chronologische Fortsetzung erfahren diese Ereignisse auch im 5. Kapitel. Die Inhalte beider Kapitel, die einen Zeitraum von knapp anderthalb Jahren umfassen (Herbst 1699 bis Frühjahr 1701) markieren den Höhepunkt der gesamten Kontroverse. Von besonderer Bedeutung für den Fortgang der Kontroverse sind die in zwei Initiativen eingeholten auswärtigen Gutachten, deren Entstehungshintergründe, Inhalte und publizistische Folgen im 6. und 7. Kapitel untersucht werden. An die Leipziger Publizistik des Herbstes 1700 (vgl. 5. Kapitel) schließen das 8. und 9. Kapitel an, in denen die Weiterentwicklung der Publikationen der Hauptkontrahenten in ihren Verzweigungen während der folgenden beiden Jahre dargestellt wird. Außerdem wird hier der weitere Streitverlauf der Jahre ab 1704 untersucht, in denen die Kontroverse ihren Zenith bereits überschritten hatte und nach einigen Nachgefechten mit dem Tod Thomas Ittigs 1710 gänzlich erlischt. Parallel dazu beginnt in diesen Jahren die publizistische Verortung des terministischen Streits innerhalb des Gesamtkomplexes der pietistischen Streitigkeiten, was einschlägige Veröffentlichungen aus den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts belegen. Im 10. Kapitel wird der Verlauf des terministischen Streits noch einmal gebündelt unter bestimmten Leitaspekten ins Auge gefasst. In einem Querschnitt werden sachliche Verbindungslinien hergestellt, die die gesamte Kontroverse und ihre einzelnen Teile als geschlossenes Phänomen erkennen lassen. Hierzu werden die vordergründigen Gegebenheiten (das Geflecht zwischen Autoren, Werktiteln, Zensur und Buchmarkt) ebenso dargestellt wie die diskursiven Verfahrensweisen (Disqualifizierung des Gegners, die Wahrheitsfrage und die Systematisierung des Streits). Zum Abschluss rückt noch einmal die seelsorgerliche Komponente ins Zentrum, die am Beginn der mit allen Mitteln geführten publizistischen Theologenkontroverse stand. Im abschließenden 11. Kapitel werden die Ergebnisse der Untersuchung in einer Schlussbetrachtung zusammengefasst. Der Anhang enthält zunächst die wichtige Bibliografie der terministischen Streitdrucke, danach folgen das Quellen- und Literaturverzeichnis. Abschließend sind zur Illustration einige Abbildungen beigefügt, die zwei Porträts der beiden Hauptkontrahenten sowie drei

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1. Einleitung

Handschriftenproben wichtiger Aktenstücke zeigen und an ausgewählten Beispielen eine Autopsie von in der Bibliografie aufgelisteten Varianten von Titelblättern ermöglichen.

2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse 2.1. Zur Vorgeschichte vor Ort: Die Entwicklung des evangelischen Kirchenwesens in Sorau bis zum letzten Drittel des 17. Jahrhunderts Um die Vorgänge, die zum Ausbruch des terministischen Streits in Sorau geführt haben, in personeller und institutioneller Hinsicht angemessen erfassen zu können, ist es nötig, den Blick zunächst auf die Vorgeschichte vor Ort zu lenken. Dadurch werden die strukturellen Rahmenbedingungen, unter denen die Kontroverse sich entfalten konnte, erst verständlich. Die frühneuzeitliche Standesherrschaft Sorau lag im östlichsten Kreis der Markgrafschaft Niederlausitz, die als Nebenland der böhmischen Krone seit 1526 unter Habsburger Oberherrschaft stand.1 Die starke Stellung der Landstände, zu denen auch die Inhaber der Standesherrschaft Sorau gehörten, ermöglichte das Eindringen der Reformation. Seit 1524 gelang in der damals von der Familie von Biberstein regierten Herrschaft Sorau mit ihrer gleichnamigen kleinen Residenzstadt die allmähliche Ausbildung evangelischer Kirchenstrukturen. 2 In einer etwa drei1 Grundlegende Literatur zur Geschichte der Region: Rudolf Lehmann, Geschichte des Markgraftums Niederlausitz: der Schicksalsweg einer ostdeutschen Landschaft und ihrer Menschen, Dresden 1937 [in überarbeiteter Fassung: ders., Geschichte der Niederlausitz, Berlin 1963; Doris Teichmann, Studien zur Geschichte und Kultur der Niederlausitz im 16. und 17. Jahrhundert: Quellengeschichtliche Untersuchungen, Bautzen 1998. – Zur Geschichte Soraus in chronologischer Reihenfolge: Johann Samuel Magnus, Historische Beschreibung Der Hoch=Reichs=Gräfflichen Promnitzschen Residenz=Stadt SORAU in Niederlausitz/ Und Deroselben Regenten Kirchen= und Regiment=Sachen/ Wie auch Gelehrten Leuthen Und Sonderbahren Begebenheiten/ [. . .], Leipzig 1710; Johann Gottlob Worbs, Kirchen-, Prediger- und Schulgeschichte der Herrschaften Sorau und Triebel, Sorau/Görlitz 1803; ders., Geschichte der Herrschaften Sorau und Triebel, Sorau 1826; Klaus-Henning Rauert-Friedrich Wendig, Siebenhundert Jahre Sorau: die Geschichte einer ostdeutschen Stadt 1260–1960, Dortmund 1960; Andreas Gössner, Politik, Frömmigkeit und kirchliches Leben in der Standesherrschaft und Stadt Sorau (Niederlausitz) zwischen 1524 und 1765, in: Michael Beyer- Martin Teubner-Alexander Wieckowski (Hg.), Zur Kirche gehört mehr als ein Kruzifi x: Studien zur mitteldeutschen Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte. Festgabe für Gerhard Graf zum 65. Geburtstag [Herbergen der Christenheit: Sonderbd. 13], Leipzig 2008, 344–382. 2 Zu den kirchenpolitischen Rahmenbedingungen und den personellen Gegebenheiten des 16. Jahrhunderts vgl. Gössner, Politik, Frömmigkeit und kirchliches Leben . . ., 346–354.

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse

ßigjährigen Phase wurden zunächst die Messfeier und die Fronleichnamsprozession abgeschafft, der lutherische Katechismusunterricht eingeführt und schließlich der Standesherr zum öffentlichen Bekenntnis bewegt. Schon in dieser Zeit lassen sich – obwohl die Niederlausitz noch nicht zum kursächsischen Territorialverband gehörte – zahlreiche Verbindungslinien an die Universität Wittenberg als Ausbildungsstätte für den Nachwuchs im Kirchen- und Schuldienst in Sorau nachweisen. Auch nach dem Aussterben der Familie und dem Kauf der Standesherrschaft durch den Breslauer Fürstbischof Balthasar von Promnitz konnten diese Verbindungen bestehen bleiben. Nach seinem Tod 1562 übernahm ein protestantischer Verwandter das Erbe, wodurch der Bekenntnisstand in Sorau dauerhaft gesichert war. Zwischen den späten 70-er und der Mitte der 90-er Jahre des 16. Jahrhunderts wurde das lokale Kirchenwesen durch Kirchenordnungen stabilisiert. Selbst im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges ließ sich durch die Habsburgtreue der Freiherren (seit 1652: Grafen) von Promnitz eine eigenständige Religionspolitik in der Standesherrschaft Sorau fortführen.3 Die unmittelbaren und längerfristigen Wirkungen des Krieges bekam Sorau auf mehrfache Art zu spüren. Erstens war die Stadt bzw. Standesherrschaft – ebenso wie die gesamte Niederlausitz – mehrfach Operationsgebiet militärischer Aktivitäten. Zweitens haben die Sorauer Standesherren sich um die Aufnahme von Glaubensflüchtlingen, die infolge des Krieges aus dem unmittelbar durch den Grenzfluss Bober benachbarten Schlesien kamen, intensiv bemüht. Drittens änderten sich die obrigkeitlichen Verhältnisse durch Übertragung der Niederlausitz als Lehen an den sächsischen Kurfürsten infolge des Prager Friedens von 1635. Im unmittelbaren Vorfeld dieser territorialen Neuformierung hat die Herrschaft Sorau ein eigenes Konsistorium erhalten; dessen geistliche Mitglieder waren der Stadtpfarrer von Sorau – seit der Reformationszeit führte dieser den Superintendententitel –, der Archidiakon und Diakon sowie der Senior der Landpfarrer in der Standesherrschaft.4 Der Aufgabenbereich des Konsistoriums lag in der Aufsicht über das Kirchenwesen, es übte auch das eigenständige Ordinationsrecht für die Sorauer Geistlichen aus. Nach dem Übergang an die Wettiner unterstellten sich die Niederlausitzer Landstände der kursächsischen Kirchenordnung von 1580 und den sächsischen Generalartikeln. Im Jahr 1667 wurde eine bis dahin landständische Institution zum landesherrlichen (Ober)Konsistorium in Lübben erhoben, das als Appellationsinstanz dem Sorauer Konsistorium übergeordnet war. Damit verfolgten die Wettiner das Ziel, das Kirchenregiment des seit 1656/57 zum faktischen Landesherrn erklärten Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg, dem Gründer 3 Nähere Ausführungen und Quellen zur Zeit bis zum letzten Drittel des 17. Jahrhunderts bei Gössner, Politik, Frömmigkeit und kirchliches Leben . . ., 354–361. 4 Je ein Pfarrer mit Diakon bzw. Adjunkt wirkte in den kleinen Städten Triebel und Christianstadt (seit 1668/69), in den Dörfern der Standesherrschaft wirkten 16 weitere Pfarrer.

2.2. Politik und Frömmigkeit der standesherrlichen Familie

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einer Sekundogenitur, zu stärken. Der Oberpfarrer in Lübben erhielt damals den Titel eines Generalsuperintendenten.

2.2. Politik und Frömmigkeit der standesherrlichen Familie am Ende des 17. Jahrhunderts Standesherr von Sorau war seit 1679 der damals 19-jährige Balthasar Erdmann Graf Promnitz, der nach dem frühen Verlust des Vaters unter der Vormundschaft seines Onkels erzogen worden war. Balthasar Erdmann hatte eine gründliche, auch in religiösen Fragen fundierte Bildung erhalten: „Zu welchem Ende [nämlich: zum Zweck der entsprechenden Erziehung; AG] bey höhern Wachsthum dem hochseeligen Herrn [= Balthasar Erdmann Promnitz] solche Informatores gesetzet worden/ die bey demselben/ nach gelegten guten Principio der Gottesfurcht/ immer mehr und mehr fortbauen solten/ mit Treibung des Catechismi und Lesung göttlicher Schrifft/ um Ihn dadurch bald dahin zu weisen/ wo das einige Mittel unserer Seeligkeit zu suchen und zu finden/ und daraus Ihn anzuführen/ wie Er allen Ketzer= und Schwärmereyen (welches dem hochseeligen Herrn beyzubringen damahls höchstnöthig war) begegnen möchte; [. . .]“5

Als Informator fungierte bis zu seinem 10. Lebensjahr der spätere Pfarrer Johann Heinrich Hofrichter, 6 die Aufsicht über die Erziehung führte der Superintendent Abraham Rothe. Die Bibelausgabe, die Balthasar Erdmann zum persönlichen Gebrauch besaß, versah er mit dem handschriftlichen Hinweis, dass er sie zwischen 1665 und 1670 dreimal vollständig durchgelesen habe.7 Ab dem 10. Lebensjahr wurden dem jungen Grafen als neuer Informator der spätere Pfarrer Johann Rotarius8 und als Hofmeister Johann von Felden beigeordnet. Mit beiden besuchte der Graf im Jahr 1672 zunächst zu Studienzwecken die Viadrina in Frankfurt an der Oder. Dann wechselte er an die Universität Tübingen, wo er in das Wilhelmskollegium aufgenommen wurde. In seiner dreijäh5 Ludwig Lucius, I. N. J. [. . .] seu Beatitudo Exoptatissima Colentium Dextre Pietatem, Das ist Lebens=Kunst/ Oder Höchsterwünschte Seligkeit Frommer/ gläubiger/ und der wahren Gottseligkeit gefliessener Kinder Gottes/ zu welcher Sie durch den zeitlichen Todt kommen und gelangen/ Bey Hoch=Gräfl icher FUNERATION Des Weyland Hochgebohrnen Grafen und Herrn/ Hn. Balthasar Erdmanns [. . .], Leipzig o. J., 63. Zur Jugend des Balthasar Erdmann Promnitz insgesamt vgl. ebd., 63–66. 6 Hofrichter hatte selbst ab 1658 an der Leucorea in Wittenberg studiert (vgl. AAV 1, 573 [81]). Ab 1669 wirkte er als Pfarrer in Laubnitz, dann von 1681 bis zu seinem Tod 1701 in Linderode. Beide Kirchengemeinden lagen im Sorauer Gebiet; vgl. Otto Fischer (Bearb.), Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg seit der Reformation, hrsg. vom Brandenburgischen Provinzialsynodalverband, Berlin 1941, 1, 291; 2, 349. 7 Es handelt sich um eine 1664 in Wittenberg gedruckte Bibelausgabe, die Paul Ilgen, Katalog der sog. Kirchenbibliothek in Sorau. Teil 2, Sorau 1886, 3, nachweist. 8 Ab 1675 und bis 1705 war Rotarius Pfarrer in Triebel; vgl. Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 1, 294.

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse

rigen Studienzeit an der württembergischen Landesuniversität übernahm der Theologe und Tübinger Philosophieprofessor Matthäus Esenwein die Stelle eines Informators für den Promnitzer Grafen. Neben der akademischen Ausbildung wurde besondere Aufmerksamkeit auch auf die religiöse Formung des jungen Adligen gelegt. Dazu gehörte neben den täglichen Privatandachten in den Morgen- und Abendstunden auch die theologische Unterweisung durch seinen Beichtvater, den damaligen Extraordinarius für Theologie Georg Heinrich Keller, der für die wöchentliche Katechese in die Unterkunft des Grafen kam. Im Jahr 1676 schloss sich eine Kavalierstour an, die Promnitz nach Genf und im Anschluss quer durch Italien führte. Obwohl die seit 1679 dauernde Regierungszeit des Balthasar Erdmann durch zwei verheerende Brandkatastrophen in Sorau in den Jahren 1684 und 1700 überschattet war,9 galt das Vierteljahrhundert bis zum Tod des Grafen 1703 als Auftakt zu einer kurzen, doch sehr beachtlichen Glanzzeit für die Stadt, die Standesherrschaft und die gräfliche Familie. Zudem nahm der Graf sein Kirchenregiment offensichtlich persönlich durchaus ernst. Er beteiligte sich aktiv an den Berufungen bzw. Einsetzungen neuer Geistlicher und überwachte das Funktionieren von Kirche und Schulwesen mit reger Anteilnahme: „Und weiln Sie wohl gewust/ daß für allen andern die Cura Ecclesiasticorum zu pflegen/ so haben S. Hoch=Gräfliche Gnaden öffters dero Consistorio persönlich beygewohnet und Sich dieser Curae mit allem Fleiß angenommen; Insonderheit wenn ein Pastor und Minister Ecclesiae zu beruffen und einzusetzen gewesen/ worüber Sie mit dero Consistorialibus mit sonderbahrer application Raths gepflogen/ auch dahin gesehen/ wie bey allem in Kirchen und Schulen gute Ordnung gehalten würde; Vornehmlich aber dieses Ihnen angelegen seyn lassen/ daß keine der reinen Evangelischen Lehre widrige Opiniones einschleichen möchten/ wie Ihro Hoch=Gräfl. Gnaden durch die Wittenbergische und Leipziger Consistoria der Ruhm beygeleget worden.“10

Im Jahr 1682 verheiratete er sich mit Emilia Agnes Gräfin Reuß,11 einer Urenkelin des Heinrich Posthumus Reuß. Sie stammte aus einer Familie, aus der einige Vertreter fest eingebunden waren in pietistische Zirkel ihrer Epoche. Sichtbarer Ausdruck ihres Glaubens war die Initiative zur Instandsetzung mehrerer Kirchen im Sorauer Gebiet und ihre Neuausstattung für den gottesdienstlichen Gebrauch.12 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich eine Öffnung der Grafenfamilie für den Pietismus andeutet, was sich etwa auch an der Entsendung der Söhne des Grafenpaares 1698 zur Erziehung nach Halle zeigt. Diese Haltung vollzog 9

Magnus, Historische Beschreibung . . ., 264; Lehmann, Geschichte . . ., 230. Lucius, Beatitudo Exoptatissima . . ., 71 f. 11 A.a.O., 68 f; Magnus, Historische Beschreibung . . ., 261. Sie verheiratete sich 1711 ein weiteres Mal mit Herzog Friedrich von Sachsen-Weißenfels. 12 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 341–343. 10

2.3. Die kirchlichen Verhältnisse in Sorau und die Geistlichen

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sich im Widerspruch zur Geistlichkeit, was im nächsten Abschnitt dargestellt wird.13

2.3. Die kirchlichen Verhältnisse in Sorau und die Geistlichen am Ende des 17. Jahrhunderts Zum Superintendent in Sorau wurde 1664 Abraham Rothe ernannt.14 Als Sohn eines Pfarrers wurde er 1633 im schlesischen Herwigsdorf geboren und studierte zwischen 1653 und 1664 an der Universität Leipzig15 , deren Theologen Hieronymus Kromayer, Johannes Hülsemann, Johann Benedikt Carpzov d. Ä., Martin Geier und Johann Adam Scherzer ihn dauerhaft beeinflussten.16 Noch bevor er einer Berufung ins Pfarramt im Merseburger Raum Folge leisten konnte, erhielt er 1664 die Stellung eines Superintendenten in Sorau.17 In seiner knapp 35-jährigen Amtszeit18 prägte Rothe das Sorauer Kirchenwesen nachhaltig im Sinne des orthodoxen Luthertums. Dennoch gewann unter den zahlreichen von ihm ordinierten Geistlichen auch pietistisches Gedankengut Anhänger. Als ein früher Hinweis darauf kann gelten, dass der 1668 in die neu errichtete Grenzkirche in Jeschkendorf eingesetzte Pfarrer Johann Heinrich Teuber in einer Scheune Betstunden abhielt.19 Zu den eindeutig benennbaren Exponenten des frühen Pietismus unter der Sorauer Pfarrerschaft zählte Johann Fritzsche. 20 Er studierte nach privatem Unterricht bei Johann Jacobi, dem späteren Archidiakon in Oschatz, ab 1674 in Leipzig als Schüler Joachim Fellers, Valentin Albertis, Johann Adam Scherzers, 13 Dass dieses Problem nicht singulär war, kann hier der Hinweis auf die ebenfalls in den Lausitzen liegende Herrschaft Muskau zeigen, von wo der dortige Superintendent Martin Franciscus über das Problem mit der Leipziger Fakultät korrespondierte; vgl. UAL: Theol. Fak. 22, fol. 708r –711v+712v: Anfrage; fol. 713r –744v: Beilagen; Nr. 191: fol. 745r –752v: Responsum vom 4. September 1690. 14 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 298–301. Vgl. auch den Lebenslauf in seiner Leichenpredigt: Johann Heinrich Oder, Die Denckwürdige Ermunterung eines treuen Seelen=Hirten an seine Gemeine/ Bey gewöhnlicher Beerdigung Des (Weyland) HochwohlEhrwürdigen/ in GOtt andächtigen und Hochgelahrten Herrn/ M. Abraham Rothes/ [. . .], Guben o. J., 48–60. 15 Immatrikuliert 1653, 1656 Bacc, 1659 Mag.; 1661 erfolgte eine Disputation unter dem Vorsitz Kromayers (vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 155r). 16 Oder, Die Denckwürdige Ermunterung . . ., 20. 17 Graf Ulrich von Promnitz erbat am 13. Mai 1664 von der Leipziger Theologischen Fakultät ein Zeugnis über die Qualitäten Rothes, das ihn empfahl; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 176v. 18 Im November 1668 stellte er an den damaligen Dekan der Theologischen Fakultät Leipzig, Johann Adam Scherzer, eine Anfrage bezüglich seiner Ansprüche als Superintendent auf Zusatzbesoldung aus alten Legaten; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 204r/v. 19 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 246. 20 Petri, Der Pietismus . . ., 131–137.

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse

Friedrich Rappolts und Johann Benedikt Carpzovs d.J. Ab 1681 war er in Halbau (Oberlausitz) als Pfarrer tätig. 21 Ab 1687 fand er als Archidiakon in Sorau Anstellung. 22 Philipp Jakob Spener berief ihn 1698 an die Berliner Nikolaikirche, wo er aber nur noch etwa ein Vierteljahr bis zu seinem Tod 1699 wirkte. Sein Nachfolger wurde der bereits als Promnitzscher Hofprediger (1694/95) und Pfarrer in Halbau (Oberlausitzer Besitz der Grafen Promnitz) tätige Johann Heinrich Oder, 23 der in diesem Amt als Garant für die Rechtgläubigkeit im Sinne der Spätorthodoxie wirkte. Als Archidiakon war Oder auch Konsistorialmitglied. Bei Vakanz der Superintendentur (April bis November 1699 und wieder 1705) führte er interimsweise die Geschäfte dieses Amtes. Unter den Landpfarrern ist besonders auf Samuel Morgenbesser hinzuweisen, der in Sorau 1626 geboren wurde und nach seinem Studium in Wittenberg24 ab 1659 Pfarrer in Schönwalde bei Sorau war. 25 Seit einer Reihe von Jahren war er als dienstältester Pfarrer (Senior) der Standesherrschaft tätig. Morgenbesser26 sollte sich zu den vehementesten Gegnern Böses in Sorau entwickeln. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts stand das achtköpfige Konsistorium der Standesherrschaft Sorau unter dem Präsidium des Reichsgrafen Balthasar Erdmann, der sich in der Regel durch seinen Hauptmann von Felden vertreten ließ. Die geistlichen Mitglieder des Gremiums waren der Superintendent Abraham Rothe, der Archidiakon Johann Fritzsche (ab Jahresbeginn 1699 Johann Heinrich Oder), der Diakon Johann Georg Böse – über dessen Teilnahme aber nichts bekannt ist – sowie der Senior und Landpfarrer Samuel Morgenbesser.

21 Vgl. die Personalia in seiner Leichenpredigt, vgl. Philipp Jakob Spener, Gottseliger Prediger zeitige Wegraffung vor dem Unglück/ Als der weiland Wohl=Ehrwürdige/ Großachtbare und Hochgelahrte Herr M. Johann Fritzsche/ [. . .] seelig abgefodert/ [. . .], Berlin o. J., 32–35. Vgl. auch Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 222. 22 Kurz nach dem Amtsantritt schrieb Spener – ebenfalls erst kurzzeitig in seinem Dresdner Amt – am 11. Januar 1687 an Fritzsche einen bezeichnenden Brief; vgl. Spener, Briefe aus der Dresdner Zeit . . . 1, 247–249 (Nr. 63). 23 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 269; 273–276. 24 Morgenbesser wurde am 13. Januar 1651 immatrikuliert (AAV 488 [51, 4]); Er disputierte 1653 unter dem Vorsitz Abraham Calovs. 25 Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 563. 26 Friedrich Hermann Hesse gibt aufgrund des Quellenmaterials folgende Einschätzung von Morgenbessers Charakter: „Er war ein 72jähriger alter Herr, dabei aber berufen als ein roher und gemeiner, jähzorniger und leidenschaftlicher Gesell, der sich vor orthodoxem Eifer oft nicht zu lassen und zu behaben wusste und an Streithändeln absonderliches Behagen hatte – ein Bild, das auch seine Schriften wiederspiegeln, wie denn auch die folgende Darstellung Beweise für die Unliebenswürdigkeit seines Charakters in Menge geben wird. Gegen Böse scheint er frühzeitig eine gründliche Abneigung gefasst zu haben; ob dieselbe noch eine andere Wurzel hatte als den Widerspruch in der theologischen Richtung, lassen wir dahingestellt sein.“; Hesse, Der terministische Streit . . ., 130.

2.4. Die Biografi e des Johann Georg Böse

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2.4. Die Biografie des Johann Georg Böse, die prägenden Einflüsse und seine Wirksamkeit in Sorau bis 1698 Von der Jugend- und Ausbildungszeit des Johann Georg Böse, des zweiten frühen Exponenten des Sorauer Pietismus, ist nur wenig bekannt. Er wurde 1662 in Oschatz als Sohn eines Handelsmannes geboren. Von 1676 bis 1682 besuchte er die Landesschule in Pforta. 27 Dort soll er von Anfechtungen über die Gültigkeit von Gottes Gnade umgetrieben worden sein – ein Erlebnis, das in Kombination mit seinem späteren Bekehrungserlebnis28 am Beginn seiner Berufstätigkeit als Diakon in der gehässigen Publizistik seiner Sorauer Gegner kontrastiert worden ist mit Gerüchten über seinen früheren lockeren Lebenswandel. 29 Sein Studium absolvierte Böse in Wittenberg,30 wo er am 3. März 1683 unter dem Vorsitz von Christian Heinsius als Respondent an einer philosophischen Disputation teilnahm und am 24. April zum Magister promoviert wurde.31 In den folgenden Jahren ist er vielleicht auch aufmerksam geworden auf einen Traktat eines in seiner Heimatstadt wirkenden Diakons. Dieser – der schon als Privatlehrer von Fritzsche genannte – Johann Jacobi 32 hat seinen Traktat „Versäumte Buße . . .“ 1688 nach offenbar mehrjährigen Vorarbeiten in Druck gegeben.33 Viele Menschen würden, so schreibt Jacobi einleitend, die Buße nicht ernst nehmen und sie im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit aufs Lebensende verschieben:

27 Vgl. Carl Friedrich Heinrich Bittcher, Pförtner-Album: Verzeichniß sämmtlicher Lehrer und Schüler der königl. Preuß. Landesschule Pforta vom Jahre 1543 bis 1843, Leipzig 1843, 194, Nr. 3997 (vermutlich ein anderer Johann Georg Böse ist zwischen 1681 und 1686 genannt, vgl. ebd., 199, Nr. 4121); Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 81. 28 Schilderung in: Kurtzer Vorbericht . . ., A2v–A3r. 29 Einzelne Belege bei Hesse, Der terministische Streit . . ., 124 f. 30 Böse wurde am 23. Juni 1682 in Wittenberg immatrikuliert (AAV 31). 31 Christian Heinsius-Johann Georg Böse, Iura Asylorum Modernorum apud Christianos indultu Amplissimi Ordinis Philosophici Disputatione publica [. . .], Wittenberg 1683. Die Angabe zur Magisterpromotion vgl. AAV 31. 32 Johann Jacobi (1641–1706) war seit 1679 Diakon, seit 1701 Archidiakon in Oschatz; vgl. Reinhold Grünberg (Hg.), Sächsisches Pfarrerbuch, Freiberg i. Sa. 1940, 2, 393. Es ist denkbar, dass Böse in seiner Jugendzeit vor dem Fürstenschulbesuch ihn auch als Prediger gehört hat. Jacobi hat mehrere Schriften katechetischen und erbaulichen Inhalts veröffentlicht. 33 Johann Jacobi, Versäumte Busse/ Denen Sterblichen zum ewigen besten fleissig zu bedencken/ [. . .], Zeitz 1688. Der Druck enthält das schon auf dem Titelblatt vermerkte Zensurgutachten der Theologischen Fakultät Leipzig im Wortlaut. Dieses Zensur ist bereits am 19. August 1684 ausgestellt worden und trägt die Unterschrift des damals amtierenden Dekans Georg Möbius. Die zentrale Passage lautet: „Nihil autem in illo inveni, quod emendatione opus haberet, vel analogiae fidei esset contrarium. Commendo itaque hunc tuum laborem & approbo. Materiam enim tractat hoc tempore maxime necessariam & utilem.“; vgl. ebd., A9r.

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse

„Eine hochgefährliche Sache auf Seiten der Sünder! So geht’s/ wie es der Satan wil haben/ er weiß wohl: Spate Buß ist selten eine wahre Buße: [. . .].“34

Jacobi versteht seinen Traktat deshalb als eindringliche Ermahnung und Erinnerung zur unverzüglichen Buße: „Ein jeder solte gedencken: Ach wie viel tausend=tausend=Tausend haben schon vor uns die Buße versäumet! wie viel werden wohl dieses Jahr/ diesen Monat/ diese Woche/ diesen Tag in Sünden gestorben seyn/ von denen allen mit einander nicht ein einiger kann errettet werden/ ob gleich alle Potentaten ihre Macht zusammen setzten. Ist es ein großes/ wenn mancher eine Sache/ die etliche tausend betrifft/ versäumet! Ist es noch grössers/ wenn man den Feind lässet so starck werden/ daß er uns um die Freiheit bringet! so ist es das allergröste/ wen[n] der armen Seelen Wohlfahrt versäumet wird.“35

Der Inhalt des Traktates soll im Folgenden hier kurz vorgestellt werden, da daraus ersichtlich wird, welche Gedanken in ihm, der ein sehr eindringliches Beispiel lutherischer Frömmigkeitsliteratur ist, verarbeitet werden. Der Traktat Jacobis ist umso interessanter, weil er einerseits im biografischen Umfeld Böses anzusetzen 36 und andererseits im sächsischen Raum verfasst, gedruckt und zensiert worden ist (Oschatz, Zeitz, Leipzig). Es liegt somit mit Jacobis Traktatbeispiel ein Text vor, mit dem das ein Jahrzehnt später publizierte Bußanliegen des Sorauer Diakons Böse verhältnismäßig gut verglichen werden kann. Jacobi legt zunächst dar, wie übel diejenigen dran sind, die die Buße versäumen und schließlich unbußfertig vom Tod ereilt werden. Für ein Versäumen der Buße ist nicht Gott verantwortlich zu machen, auch ist er nicht verpflichtet, jeden Menschen vor seinem Tod zur Buße zu rufen. Gewissenhafte Seelsorger und Prediger jedoch achten darauf, dass ihre Zuhörer die Buße nicht verpassen. Das Versäumen der Buße hat seine Ursache in Unkenntnis, was rechte Buße sei, in unechter, oberflächlicher Buße oder in falscher Sicherheit über bereits geleistete Buße. Auch falsche Vorbilder tragen zum Vernachlässigen der Buße bei, doch können geeignete Kirchenzuchtsmaßnahmen bei manchem verhindern, dass er seine Buße versäumt. Manche lassen sich auch durch ihre schlechten Angewohnheiten von rechter Buße abhalten oder sie berufen sich leichtfertig auf das Vorbild des Schächers am Kreuz. So missbrauchen manche Sünder die unendliche Barmherzigkeit Gottes, weshalb es die Pflicht eines Christen ist, darauf hinzuwirken, dass die Unbußfertigen bekehrt werden und Buße tun. Der Traktat schließt mit der Einschärfung, die Buße nicht aufzuschieben und sich nicht in der falschen Hoffnung zu wiegen, noch kurz vor seinem Tod Buße tun zu können. Neben der Warnung zur Aufrichtigkeit der Buße besteht das Charakteristikum von Jacobis Traktat in der seelsorgerlichen Warnung, dass 34 A.a.O., A4v. Die Aussage über die späte Buße hat sprichwörtlichen Charakter (‚poenitentia sera numquam seria‘). 35 A.a.O., A6v. 36 Böse kannte Jacobis Traktat nicht nur, sondern führt explizit an, dass er auf seinen Ausführungen aufbaut; vgl. Böse, Terminus peremptorius . . . , )(3v-)(4r.

2.4. Die Biografi e des Johann Georg Böse

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das Hinausschieben der Buße unter Umständen unwiederbringlich zum Verlust der Seligkeit führen kann.37 Inwieweit Einflüsse aus Böses Jugend- und Studienzeit – wie derjenige Jacobis – den Berufsanfänger in Sorau geprägt hatten, wird sich nicht mehr klären lassen. Die Quellenlage dazu ist einerseits zu dürftig, andererseits sind die Aussagen zur Persönlichkeit Böses entweder in polemischer oder apologetischer Absicht überliefert worden und insgesamt vom negativen Ausgang seines Amtsenthebungsverfahrens bestimmt. Seit 1690 ist Böse als Adjunkt des Sorauer Diakons Johann Jentzsch 38 nachweisbar. Ein Jahr später heiratete er in Sorau Eleonore Kupi(t)z, die Tochter eines angesehenen Apothekers und Stadtrichters.39 Seit 1693 bekleidete Böse nach der Versetzung des dienstunfähigen Vorgängers das Diakonat an der Stadtkirche. 40 Bereits im Zusammenhang mit seiner Berufung wurden in Sorau Stimmen laut, die gegenüber Böse den Verdacht heterodoxer Anschauungen und pietistischer Einstellung äußerten.41 Die Frage nach den Wurzeln dieser Ausrichtung bei Böse kann nur schwerlich beantwortet werden. Die Anfechtungen des Jugendlichen in der Landesschule in Pforta könnten auf eine frühe Beeinflussung mit pietistischem Gedan37 „Mit rohen Sündern kömmet es auch wohl dahin/ daß sie/ wenn ihnen gleich der Tod vor Augen ist/ sie dennoch nichts wollen von der Bekehrung hören. Gott entzeucht ihnen die Gnade/ die sie zuvor nicht geachtet/ daß sie zu der unendlichen Ewigkeit mit verstockten Hertzen gelangen/ und nicht from[m] werden/ biß in die Hölle hinein.“ Es folgen einige Beispiele, dann heißt es weiter: „GOtt verlanget eine Hertz=veränderliche Busse von euch/ erfolget sie nicht/ so stehet zu besorgen/ daß Gottes Grimm über euch/ samt seinem gerechten Gericht/ sich ergiesse/ und seine Gnade zurück ziehe. Allein daß es ja keiner unter euch/ die ihr dieses vernehmet/ in der Gnaden=Zeit erfahre/ so sey es heute/ da es noch nicht versäumet ist/ gewagt/ in Gottes Nahmen/ gebt allen wissentlichen Sünden auf ewig gute Nacht/ ergreifft die Gnade mit Glauben/ und bessert euer Leben/ so möget ihr kranck werden und sterben/ wenn GOtt wil/ so seid ihr bereit/ und wenn die sichern ihren Verzug und Auffschieben/ ewig werden zu betauren haben/ werdet ihr GOtt mit frölichen Hertzen | in der Seligkeit dancken/ daß ihr die Zeit der Gnaden wohl angewendet/ und euch den Satan nicht überreden lassen/ daß ihr die Bekehrung aufgeschoben/ sondern noch zur rechten Zeit von eurem bösen Leben gelassen.“; vgl. Jacobi, Versäumte Busse . . ., 278 und 282 f. 38 Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 380. – Jentzsch hatte 1687/88 in der Leipziger Nikolaikirche eine Predigt über Ps 87, 3 gehalten, deren Druck durch die dortige Fakultät unter dem Dekan Johannes Olearius zensiert worden war; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 257v. Druck: Johann Jentzsch, KEIMHΛION LIPSIENSE, Edelstes Kleinod der werthen Stadt Leipzig [. . .], Leipzig 1688. 39 Sie heiratete später den Hallenser Professor Johann Heinrich Michaelis; vgl. die Leichenpredigt von August Hermann Francke, Das stille Harren der Gläubigen auf die Hülfe ihres Gottes/ Bey Christlicher Beerdigung Der [. . .] Frauen Eleonora Michaelisin/ [. . .], Halle o. J. [1711]. 40 Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 81. Seither führten Böse und Jentzsch, der nach Billendorf (ebenfalls unter der Superintendentur Sorau versetzt worden war) über mehrere Jahre hinweg Auseinandersetzungen über die Verteilung des Sorauer Diakonsgehalts; vgl. Potsdam, LHA: Rep. 40C, Nr. 1725. 41 Hesse, Der terministische Streit . . ., 131–135.

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse

kengut schließen lassen. Einen wesentlichen Beitrag zu seiner späteren theologischen Haltung hatte jedoch unzweifelhaft der zunehmende Einfluss seines Amtsbruders, des Archidiakons Fritzsche, und ein damit zusammenhängendes Bekehrungserlebnis. Böses Buß- und Beichtverständnis wurden zunehmend rigoros. Dies hatte zur Folge, dass er im pastoralen Wirken und theologischen Denken mehr und mehr in Distanz zu den anderen Sorauer Geistlichen geriet, wobei er mit dem Weggang von Fritzsche seinen wichtigsten – wenn nicht sogar den einzigen – Verbündeten verlor. Die Inhalte von Böses Predigten, in denen er die Seligkeit vieler Pfarrkinder demonstrativ in Frage stellte, seine Äußerungen zur Abendmahlstheologie und die strengen Maßstäbe, die er an seine Beichtkinder im Beichtstuhl anlegte, haben bald zu heftigen Beschwerden seiner Gemeindemitglieder Anlass gegeben.42 Im Zusammenhang mit den ersten Jahren von Böses Wirksamkeit wusste der Sorauer Chronist Johann Samuel Magnus außerdem von der Vernachlässigung seiner Pflichten gegenüber einem sterbenden Beichtkind zu berichten,43 weil er sich in der so genannten Wolfsgrube bei Seifersdorf nahe Sorau befand – ein Ort, der als Versammlungsort für pietistisch ausgerichtete Zusammenkünfte bekannt war.44 Auch mit seinen Kollegen nahmen die Unstimmigkeiten zu, als Böse begann, auch sie mit seinem Rigorismus abzuqualifizieren. Auf der anderen Seite bündelten die Sorauer Geistlichen ihre Ablehnung pietistischer Grundgedanken und die Sorge um die Abgrenzung von Heterodoxien in ihrer Kritik an Böse.45 42 A.a.O., 135–137. – In einem Brief an Francke vom 4. November 1693 (Halle, AFSt: H C 222:2) gibt Böse zwei ausführliche Beispiele für seine Seelsorgepraxis bei Kranken bzw. Sterbenden und berichtet über die Feindseligkeiten, die ihm daraus erwachsen sind. 43 Ob dieser Fall oder ein parallel gelagerter Fall Anlass für Böses Schreiben an August Hermann Francke vom 13. Mai 1693 war (Halle, AFSt: H C 222:1), ist nicht erkennbar. In diesem Brief vertraut er sich dem persönlich unbekannten Francke an und beruft sich auf den Kontakt mit Achatius Friedrich Roscius aus Sorau, der – früh beeinflusst durch spiritualistische Kreise in Schlesien – ab 1694 in Halle studierte und ab 1695 dort als Informator tätig war (vgl. Horst Weigelt, Spiritualistische Tradition im Protestantismus: Das Schwenckfeldertum in Schlesien [Arbeiten zur Kirchengeschichte; 43], Berlin/New York 1973, 230 f.; ders., Von Schlesien nach Amerika: Die Geschichte des Schwenckfeldertums [Neue Forschungen zur schlesischen Geschichte 14], Köln u. a. 2007, 143). Böse gibt ein recht genaues Bild seines Amtsverständnisses sowie der Ablehnung durch seine Kollegen im Konsistorium (mit namentlicher Ausnahme Fritzsches). 44 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 186; Hesse, Der terministische Streit . . ., 135. 45 Eine Charakteristik Böses wird massiv erschwert durch die Urteile über ihn, die infolge der Auseinandersetzungen um die theologische Berechtigung des Gnadentermins entstanden sind. Friedrich Hermann Hesse findet nach einer entsprechenden Abwägung an den Quellenzeugnissen zu folgender Einschätzung: „Demüthig und gottergeben, aber getragen von dem Bewusstsein ein wiedergebohrner Theolog zu sein, ein Herz für die Schäden der Kirche zu haben und sein Amt mit grösserem Ernst und Eifer zu führen, als die meisten seiner Genossen, zudringlich betriebsam, wo es galt eine Seele zu retten oder jemand zu seiner Ueberzeugung zu bekehren, aber unzugänglich für die Theilnahme an dem ausseramtlichen Treiben seiner Amtsgenossen, ihren Erholungen und Vergnügungen, bereit für die gute Sache zu leiden, aber auch leicht hingerissen zu leidenschaftlicher Entgegnung und unbesonnenem Thun, gesetzlich streng und schroff gegen Andre aus Angst um ihr Seelenheil und begabt mit der oft

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Führend in der Ablehnung des Diakons war das Konsistorialmitglied Samuel Morgenbesser, der aus persönlichen und theologisch begründeten Motiven immer wieder Anlass zu Kritikpunkten an seinem schwierigen Amtsbruder suchte, fand und sie auch öffentlich vortrug. Massiver traten die Gegensätze zwischen Böse und dem Superintendenten Rothe als Vertreter der orthodoxen Geistlichkeit seines Sprengels hervor, als ersterer 1697 in Verdacht geriet, den Traktat des Berliner Diakons Johann Caspar Schade, in dem die kirchliche Beichtpraxis einer schonungslosen Kritik unterzogen wurde, zu verbreiten. 46 Der Superintendent und sein Sohn, der damalige Hofprediger, griffen das Thema auf der Kanzel auf und verbanden dies mit verbalen Herabsetzungen Schades und Böses. Dieser konterte bei einer Leichenrede, die er zu halten hatte, im Sinne der von Schade verbreiteten Kritik am Beichtinstitut und verwies auf die Gefahren einer leichtfertigen Absolution im Beichtstuhl, die zu falscher Sicherheit auf dem Sterbebett führen könne. Mit seelsorgerlichem Ernst vertiefte er (1697) das Thema weiter in einer Bußpredigt über Röm 2, 4 f. Die hierbei getroffenen Äußerungen, dass eine vorsätzlich bis aufs Sterbebett hinausgezögerte Buße wegen einer von Gott vorher gesetzten Gnadenfrist nicht mehr zur Seligkeit führe, führten zu erregten Debatten. 47 Zu seiner Rechtfertigung verschriftlichte Böse nun seine Aussagen. Das Manuskript sandte er zunächst an Spener, der von einer Veröffentlichung abriet.48 Ohne auf diese Mahnung zur Zurückhaltung zu hören, sandte Böse das Manuskript privat an den Theologieprofessor Joachim Justus Breithaupt nach Halle, dann auch offiziell der dortigen Fakultät zur Zensur.49 Tatsächlich scheint das Manuskript in Halle vom Dekan nur flüchtig gelesen worden zu sein und wurde dann beiseite gelegt. Auf eine Rückfrage erhielt Böse die Antwort, man habe noch eine Vorrede beisteuern wollen,50 weshalb die Reaktion sich verzögert habe. Dies interpretierte Böse als Approbation. eigensinnigen Märtyrerzähigkeit, welche die Anhänger einer unter starkem Drucke aufstrebenden Partei auszuzeichnen pflegt – so steht der Mann nach allen vorliegenden Thatsachen uns vor Augen.“; Hesse, Der terministische Streit . . ., 128 f. 46 A.a.O., 139–143. – In seinen Zweifeln am herkömmlichen Beichtwesen sah Böse sich durch die Kritik Schades bestätigt, womit Böse ja auch später bei seinen Verhören konfrontiert wurde; vgl. Böses Brief an Francke vom 16. April 1697 (Halle, AFSt: H C 222:3). 47 Offenbar musste sich Böse vor dem Konsistorium unter Anwesenheit des Grafen Balthasar Erdmann von Promnitz wegen des Inhalts dieser Bußpredigt verantworten; vgl. Böses Brief an Christian Richter vom 1. Mai 1697 (Halle, AFSt: H C 222:4). 48 Vgl. Spener, Das Gericht der Verstockung . . . , 42. 49 Vgl. Brief Böses an Christian Richter vom 1. Mai 1697 (Halle, AFSt: H C 222:4). Böse ging wohl richtig in der Annahme, dass Richter sich mit Francke über seinen Brief ausgetauscht hatte, als er am 9. Dezember einen weiteren Brief an Francke persönlich richtete. Hierin teilte er erneut mit, dass er seinen Traktat an Breithaupt und den damaligen Dekan der Hallenser Fakultät, Paul Anton, geschickt hatte (Halle, AFSt: H C 222:5). 50 Böse hatte Paul Anton darum gebeten, was aus seinem Brief an Francke vom 9. Dezember 1697 hervorgeht (Halle, AFSt: H C 222:5).

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse

2.5. Böses Traktat „Terminus peremptorius salutis humanae“ 1698 Die bereits angespannte Situation erhielt weitere Nahrung, als Böse nun an die Publizierung des Traktates ging. Er vertrat darin die Meinung, es gebe eine von Gott gesetzte Frist, nach deren Verstreichung der bußfertige Sünder seine Seligkeit verspielt habe, deshalb würde auch eine Bekehrung auf dem Sterbebett keine Garantie mehr bieten, die Seligkeit zu erlangen. Der Druck 51 erschien mit 525 Seiten Umfang im Duodezformat bei Johann David Zunner in Frankfurt am Main 52 mit einem ausdrücklichen Vermerk auf eine vorangegangene Zensur durch die Theologische Fakultät in Halle.53 Der Gedankengang des Traktates soll nun anhand seiner Kernaussagen zusammengefasst werden. Böses Grundthese, die er in den ersten beiden Kapiteln entfaltet, läuft auf den Gedanken hinaus: Gott hat jedem Menschen einen Gnadentermin gesetzt, der sich dem Willen Gottes verdankt.54 So ist bei Böse die Gnadenfrist auf alle Menschen, nicht nur auf die Unbußfertigen, bezogen. Als Ursache für die Setzung des Gnadenfrist begreift Böse den freien Willen Gottes. Diese Frist zur Bekehrung hat Gott nicht nur den Heiden gesetzt, sondern auch seinem Volk, was Böse anhand biblischer Belege, die er auf den ‚terminus peremptorius‘ hin deutet, aufzeigt.55 Dann geht Böse auf den Modus der Fristsetzung ein, wobei er betont, dass uns Gott wiederholt seine Gnadenmittel anbietet. Da aber kein Mensch weiß, wann Gott seine Gnade dem Menschen zum letzten Mal anbietet, wird – wenn diese Frist abgelaufen ist – keine Gnade mehr gewährt. Wer die Gnadenfrist versäumt, hat deshalb unwiderruflich den Verlust von Vergebung und Seligkeit zu gewärtigen.56 Aus diesem Grund sollen die 51 Johann Georg Böse, Terminus Peremptorius Salutis Humanae. Das ist: Die von GOtt in seinem geheimen Rath gesetzte Gnaden=Zeit/ [. . .], Frankfurt am Main 1698. – Vgl. dazu auch Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 929–942; Hesse, Der terministische Streit . . ., 143–148. 52 Als Alternative dazu dachte Böse auch an einen Druck in Halle (Weisenhausdruckerei) und erwog eine Dedikation (Halle, AFSt: H C 222:5). 53 Die Zweifel an diesem Zensurvorgang wurden – wie sich zeigen wird – immer wieder laut. Auch im Nachhinein ließen sich die Unklarheiten nicht beseitigen. 54 Böse, Terminus Peremptorius . . . , 1–10 [, 1–4]. Die Grundfrage lautet: „Wie GOtt jedem Menschen einen terminum peremtorium und gewisse Zeit gesetzt habe/ in welcher Göttliche Langmuth auff die Busse warten wolle/ da aber bey einem freylich solche Zeit länger/ bey dem andern kürtzer seyn mag/ nachdem es Göttlicher Barmhertzigkeit und Gerechtigkeit beliebet/ uns aber verborgen ist; wo nun der Mensch solche Buß= und Gnaden=Zeit/ die bey manchem lang vor seinem Ende und Todte seyn mag/ und dem kräfftigen Zuge GOttes/ der entweder durch sein Wort/ sonderliche Wohlthaten/ Straffen rc. geschiehet/ nicht folget/ so wird hernach keine weitere Frist gegeben/ darinn GOtt Busse würcken will/ in denen die solche muthwillig verschertzen/ sondern es bleibt ein solcher Mensch entweder in der Verstockung/ oder fällt gar in Verzweiffelung.“; ebd., 3 f. [, 4]. 55 A.a.O., 10–51 [, 4–20]; zu Hebr 3, 13 vgl. ebd., 49 f. [19]. 56 A.a.O., 51–112 [, 20–43]. Als biblische Belege für die Behauptung, dass nach dem Ablauf der Gnadenfrist keine Zeit mehr für eine Bekehrung gegeben sei, führt Böse Spr 1, 20–32; Hi 27, 9 f.; Mi 3, 4; Sach 7, 11 und Ps 109, 7 an; vgl. ebd., 66–78 [, 25–30]. Für die

2.5. Böses Traktat „Terminus peremptorius salutis humanae“ 1698

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Menschen stets wachsam sein, damit sie Gott vor dem Versäumen der Frist bewahrt.57 Hierzu bringt Böse zahlreiche Hinweise auf Schriftstellen, die seiner Meinung nach im Sinne eines ‚terminus peremptorius‘ zu lesen sind. Wer einmal die Gnadenfrist versäumt hat, kann keine Hoffnung mehr hegen, da der Mensch selbst die Schuld an seinem sündhaften Leben trägt58 und auch nicht selbst an seiner Bekehrung mitwirken bzw. sie auch nicht nach Belieben (z. B. auf dem Sterbebett) herbeiführen kann.59 Im Anschluss an Ausführungen zu den Themen Verzweiflung und Verstockung werden Beispiele von Menschen angeführt, die ihre Gnadenfrist versäumt haben. 60 Einer Auflistung von Belegstellen, die aus den Werken bedeutender lutherischer Theologen stammen und die Annahme der Gnadenzeit stützen sollen, folgt die Entkräftung von möglichen Gegenargumenten. 61 An einen Katalog von Kennzeichen derer, die die Vergeblichkeit der Fürbitte anderer Menschen zugunsten derjenigen, deren Gnadenfrist abgelaufen ist, findet er die Nachweise in Jer 7, 16; 11, 11; 14, 11 und 1 Joh 5, 16; vgl. ebd., 83–89 [, 31–34]. Ergänzt werden diese Schriftstellen durch solche, in denen Böse einen Beleg sieht für die Haltung Gottes gegenüber den Sündern, die bereits dem Gericht der Verstockung anheim gefallen sind und die deshalb weder mit Gottes Erbarmen noch mit der Erhörung ihrer Gebetsbitten rechnen dürfen: Jes 22, 14; Jer 15, 6; 16, 5; Hos 5, 6; 9, 9 und Lk 19, 42; vgl. ebd., 97–111 [, 37–42]. 57 A.a.O., 112–145 [, 43–55]. Im achten Kapitel führt Böse die Schriftstellen an, in denen das Bemühen des Heiligen Geistes deutlich wird, die Menschen zur Wachsamkeit zu ermahnen, damit sie die Gnadenfrist nicht versäumen: Jes 55; Joh 7, 33 f.; 12, 35 f.; Phil 2, 12 f.; Hebr 3, 7; 12, 15 f.; Mt 24, 42; 25, 13 und Ps 15, 22. Die Hoffnungslosigkeit derer, die die Gnadenfrist einmal versäumt haben, weist er im neunten Kapitel anhand der biblischen Gebete nach, in denen die Sorge vor diesem Zeitpunkt zum Ausdruck gebracht ist: Ps 51, 13; 77, 8 f. und Lk 22, 23. 58 Mit der hier im zehnten Kapitel geäußerten Ansicht distanziert sich Böse vom der Vorstellung eines göttlichen Ratschlusses zur Verdammung mancher Menschen; vgl. a.a.O., 145– 166 [, 56–64]; am Kapitelanfang heißt es: „Daß nun diejenigen/ welche ihre Gnaden=Zeit versäumet haben/ nicht können bekehrt werden/ ist nicht GOtt also Ursache daran/ als wenn er aus blossen Rathschluß die meisten Menschen verworffen und zur ewigen Verdammniß verordnet habe/ daher sie verstocke/ verblende und in verkehrten Sinn gebe/ ihnen einen Schwindel=Geist zuschicke/ und mache/ daß sie irren müssen [. . .] sondern die Menschen sind selbst Schuld dran/ als welche durch Betrug der Sünden sich verführen lassen/ daß sie in der Welt mitmachen/ ihres Fleisches Lüste vollbringen/ und allerley Sünden und vergängliche Dinge lieben; ob sie auch schon manchmal einen Göttl. Zug und Uberzeugung fühlen/ daß sie nicht recht seyn/ so meinen sie doch/ sie wolten noch ihre Sünde itzt einmal mitthun/ und sich schon zu guter Zeit wieder bekehren“. Doch widerspricht er damit seiner eingangs formulierten Grundthese, in der er als Ursache den freien Willen Gottes benannt hatte (vgl. ebd., 270 [, 103]). Mit der hier geäußerten Ansicht konveniert Böse auch mit dem lutherisch-orthodoxen Anliegen, die Allmacht und Vollkommenheit Gottes zu betonen. Doch passt dazu wiederum nicht die Ausdehnung der Gnadenfrist auf alle Menschen, die Böses Grundthese enthält. 59 A.a.O., 166–177 [, 64–68]. 60 A.a.O., 177–219 [, 68–84]. Im vierzehnten Kapitel (ebd., 219–238 [, 8491]) nennt er als Beispiele: Kain in Gen 4, 13; die Söhne Eli in 1 Sam 2, 25; Saul in 1 Sam 15, 23; Judas in Mt 27, 5. 61 A.a.O., 238–268 [, 91–102]: Verweise auf Johann Konrad Dannhauer, Wolfgang Franz, Johann Benedikt Carpzov, Philipp Jakob Spener, August Pfeiffer, Christian Scriver

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse

Gnadenfrist versäumt haben und von Gott verworfen sind (Vertrauen auf eigene Werke, Verweigerung oder Missbrauch der Gnadenmittel, Fortsetzung von schlechter Lebensführung trotz Mahnungen, Verhärtung des Herzens, zügelloses Sündigen, schrecklicher Tod, Unempfindlichkeit vor der Gnade Gottes), schließen sich die Warnung vor falscher Sicherheit und der Hinweis auf die dem Christen nötige Wachsamkeit an, damit die Gnadenfrist ja nicht verpasst wird. 62 Abschließend wendet sich Böse dem Trost für diejenigen zu, die von Verzweiflung getrieben werden, da sie der Meinung sind, sie hätten ihre Gnadenfrist bereits versäumt. 63 So schlüssig und nachvollziehbar das theologisch-seelsorgerliche Anliegen auch war, das Böse in seinem Traktat formulierte, es werden doch an wesentlichen Stellen in seiner Argumentation Unschärfen und Widersprüche deutlich. 64 Seit Johann Georg Walch steht diese Wertung des Traktates fest und sie wird zurecht an einschlägigen Kritikpunkten festgemacht. Böse ordnet in seiner zentralen These den Grund für die Verhängung einer Gnadenfrist allein dem Willen Gottes zu und blendet damit die sündhafte Beschaffenheit der Menschen aus. Damit trägt Gott die Verantwortung für die Unbußfertigkeit und Verdammung der Menschen. Mit dieser Aussage wird entweder der freie Wille Gottes zur Ursache der Verstockung der Menschen erklärt – was Böse weiter unten selbst negiert – oder der beharrlich sündhafte Teil der Menschheit ist die Ursache dafür, was allerdings der generellen Verordnung eines Gnadentermins – was Böse in seiner zentralen These ebenfalls behauptet – entgegen steht. 65 Im Widerspruch zur eingangs getroffenen Behauptung nennt Böse als Grund, weshalb die Menschen keine Hoffnung mehr auf die Seligkeit hätten, nicht den Willen Gottes, der sich in seinem Ratschluss manifestiert habe, sondern die Menschen selber, die sich der Sünde hingeben, den Bußruf Gottes nicht vernehmen wollen und damit selbst eine Bekehrung unmöglich machen. 66 Als Beleg dient ihm dafür das Gleichnis von den törichten Jungfrauen. Böse bleibt bei diesem Punkt allerdings die Erklärung schuldig, weshalb Gott allen Menschen einen Gnadentermin setzt, wenn er gleichzeitig eine eigene Verantwortung des Menschen für sein Schicksal annimmt. Denn eine solch generelle Setzung der Gnadenfrist ist nur dann nachvollziehbar, wenn die Gnadenfrist ausschließlich auf den freien Willen Gottes und nicht auf die Sündhaftigkeit des Menschen zurückgeht. Auch und andere Theologen, auf die sich Böse berufen will. Im sechzehnten Kapitel grenzt sich Böse ausdrücklich von Novatianismus und Calvinismus sowie der Ansicht ab, dass die Gnadenfrist aufgrund der unendlichen Barmherzigkeit Gottes bis zum Lebensende währt, vgl. ebd., 268–331 [, 102–126]. 62 A.a.O., 331–502 [, 126–192]. 63 A.a.O., 502–519 [, 193–200]. 64 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 942 gibt daher zu bedenken, es wäre besser gewesen, Böse hätte sich gar nicht erst des Themas angenommen. 65 Böse, Terminus Peremptorius . . . , 5–10 [, 2–4]. 66 Beispielsweise a.a.O., 9 f.; 146; 166 [, 4; 56; 64].

2.6. Die Reaktionen auf Böses Traktat in Sorau

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aus der Feststellung, dass der Mensch sich nicht selbst bekehren könne, wenn Gott sich von ihm abgewandt hat, lässt sich nicht die mangelnde Bereitschaft Gottes ableiten, einem Menschen die Sünden zu vergeben, der erst auf dem Sterbebett Reue zeigt. 67 In Böses Traktat findet sich die vollständigste Darstellung der Lehre von der von Gott gestellten Gnadenzeit.

2.6. Die Reaktionen auf Böses Traktat in Sorau und der Beginn des Amtsenthebungsverfahrens gegen Böse Vor Drucklegung hatte Böse seinen Text zur Zensur nach Halle geschickt und gleichzeitig dem Superintendenten Rothe zur Durchsicht übergeben. Dieser leitete es unter dem Hinweis über seinen zweifelhaften Inhalt noch im Herbst 1697 an das örtliche Konsistorium weiter, in dem er selbst das leitende kirchliche Votum führte. Deshalb verbot das Sorauer Konsistorium Böse die Publikation der Schrift und ließ den Verfasser wissen, er sei dieser Materie nicht gewachsen und der Zensur aus Halle könne man nicht trauen. Als Böse auf seinen Widerspruch gegen diese Verfügung keine Antwort erhielt, betrieb er dennoch – bestärkt durch das vorgeblich positive Zensurvotum aus Halle – den Druck weiter. 68 Die Verhandlungen über Böses Manuskript im Sorauer Konsistorium nahm der Senior der Sorauer Pfarrerschaft, Samuel Morgenbesser, zum konkreten Anlass, einen Schriftsatz mit Klagepunkten zu verfassen. 69 Einleitend wird die Klage motiviert durch den schlechten Ruf, in den die Sorauer Geistlichkeit geraten ist, da aus ihren Reihen unschriftgemäße und den Bekenntnisschriften zuwiderlaufende Lehren zu hören seien. Morgenbesser breitet dann das gesamte Arsenal an Ketzerzuschreibungen aus, vor denen man sich hüten müsse. Erstens werde der Beichtstuhl ‚sozinianisch und wiedertäuferisch‘ verworfen, womit Morgenbesser auf Schades Beichtstuhlkritik, die in Sorau bekannt war, anspielt. Dies wird unter Hinweis auf die strengen Vorschriften zur Beichtpraxis und das hohe Gut des Gewissenstrostes in der Beichtlehre deshalb auch ausführlicher behandelt als die weiteren Punkte. Zweitens werde die ‚arminianische‘ Lehre vertreten, dass der Mensch nach Verstreichung der Gnadenfrist bei Gott keine Gnade mehr zu erwarten habe, was die Menschen in Verzweiflung stürze. Drittens werde die ‚jüdische und chiliastische‘ Lehre vom 1000-jährigen Reich auf Erden gelehrt. Viertens würden die Schriften des ‚Ertzschwärmers‘ Jakob Böhme und des ‚Ertzketzers‘ Valentin Weigel gelesen. Fünftens würden auf ‚quäke67

A.a.O., 169 f. [, 64 f.]. Eindeutig lässt sich das Erscheinungsdatum nicht ermitteln, es wird in der ersten Jahreshälfte erfolgt sein; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 143. 69 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 276–281; Hesse, Der terministische Streit . . ., 148–151. 68

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse

rische und wiedertäuferische‘ Art Privatzusammenkünfte und Winkelpredigten anstelle des öffentlichen Gottesdienstes gehalten. Sechstens werde die ‚calvinistische‘ Meinung vertreten, die Gnade Gottes sei nicht allgemein und Gott wolle nicht die Seligkeit aller Menschen. Siebtens würden ohne obrigkeitliche Genehmigung neuartige Betstunden eingeführt, in denen dann die Amtsführung anderer Prediger kritisiert werde. Achtens werde Beichtkindern die Absolution verweigert. Neuntens werde gepredigt, dass nur drei von tausend Predigern richtig Beichte hören. Zehntens würden ‚gotteslästerliche‘ Lehren vertreten, wonach Jesus bei der Austreibung der Händler aus dem Tempel menschliche Schwachheit gezeigt hätte. Elftens und zwölftens habe Böse irrige Ansichten vom Wesen und Zeitpunkt des Jüngsten Tages. Hinter diesen einzelnen Vorwürfen, die Morgenbesser im ersten Teil des Textes zusammengestellt hat, steht gebündelt seine Ablehnung des Amtsbruders Böse, obwohl er ihn namentlich an keiner Stelle nennt. Dieser hatte auf Schades Beichtstuhlkritik Bezug genommen, er vertrat die Lehre vom ‚terminus peremptorius‘, rezipierte in seinem Traktat spiritualistisches Gedankengut und nahm selbst an Konventikeln teil. Auch war es Böse, der mit seiner Lehre von der Gnadenfrist die Gültigkeit der Gnade Gottes einschränkte, private Betstunden hielt, Konfitenten im Beichtstuhl abwies, seine Amtsbrüder in Predigten kritisierte und eine zweifelhafte Eschatologie vertrat. Gegen Böses Traktat bringt Morgenbesser den Vorwurf des Arminianismus und des Calvinismus vor und stützt seine Kritik auf die Bekenntnisschriften. Der zweite Teil des Textes nimmt die eingangs formulierte Sorge um die Gerüchte, die über die lutherische Bekenntnistreue der Sorauer Kirche kursierten, wieder auf. Derartige Gerüchte hätten für die lutherischen Christen, die unter dem Schutz von Religionsprivilegien in katholischen Territorien wohnten, üble Folgen, da die katholische Polemik jede ruchbare Abweichung von dem Boden des Bekenntnisses weidlich für ihre Zwecke ausnützen würde.70 Außerdem gebe es klare Regelungen, wie mit Neuerungen und sich ausbreitender falscher Lehre umgegangen werden solle. Die Sorauer Pfarrerschaft stünde bereits im Verdacht, „als wenn wir allzumahl der falschen Lehre des Speneri und seiner Adhaerenten zugethan wären/ seine Büchlein ausbreiteten/ schrifftliche Correspondenz in Religions-Sachen mit ihm hielten und uns seines Consilii bedienten“.71 Aus diesen Gründen – mit dem letzten Vorwurf 70 Da in Sorau während des Dreißigjährigen Krieges evangelische Glaubenflüchtlinge aus dem benachbarten Schlesien aufgenommen worden waren, wusste man genau, worum es ging. Auch hatten während des Krieges die Jesuiten gegen den Majestätsbrief Rudolfs II., der das lutherische Bekenntnis der damals noch habsburgischen Niederlausitz schützte, Stimmung gemacht. Das jüngste Beispiel, das Morgenbesser anführt, war die gegen das Augsburger Bekenntnis und seine Angehörigen gerichtete Publizistik des Kardinals und Primas von Ungarn, Leopold Graf Kollonitsch, aus dem Jahr 1681. Eine Widerlegung dazu veröffentlichte der Leipziger Extraordinarius der Theologie Valentin Alberti, der sich später auch in der antipietistischen Polemik stark gemacht hat, in den Jahren 1684 und 1688. 71 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 280.

2.6. Die Reaktionen auf Böses Traktat in Sorau

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war Morgenbesser endlich zum Punkt seiner Kritik an Spener gekommen – könne er nicht mehr länger schweigend zusehen. Zum Abschluss der Klageschrift wird der Graf deshalb aufgefordert, eine Kommission einzusetzen, die alle Pfarrer und Diakone der Herrschaft Sorau genau examinieren und sich den Religionseid der Befragten erneuern lassen soll. Dieser Text72 gelangte am 22. Dezember 1697 in die Hände des Superintendenten, der ihn einen Tag später an den Grafen weitergab. Zu Beginn des Jahres 1698 äußerte sich Böse in zwei Predigten am 5. und 12. Januar – also an den beiden ersten Sonntagen im Jahr – erneut kritisch zur Beichtlehre und behauptete dabei, es seien unter hundert Kommunikanten kaum drei, die würdig und selig das Sakrament genießen, und unter hundert Pfarrern gebe es kaum drei, die sich im Beichtstuhl richtig verhalten würden. Er verband dies mit kritischen Äußerungen über das Sorauer Konsistorium. Am selben Sonntag nachmittags (12. Januar 1698) predigte der Hofdiakon Abraham Rothe jun.73 gegen die eifrigen Äußerungen Böses vom Vormittag. Dieser machte seinem Ärger noch während des Gottesdienstes Luft, schickte aber am folgenden Tag einen Brief an den Hofdiakon. Der Angeschriebene ließ den Brief ungeöffnet an den Absender zurückgehen und verwies Böse mit seiner Beschwerde an das Konsistorium. Böse ließ den Brief darauf dem Superintendenten zustellen, der ihn seinerseits wieder an den Absender zurückschickte und mit dem Vermerk versah, er würde die Post seines Sohnes nicht öffnen. Wenn Böse ihm jedoch etwas mitzuteilen habe, solle er persönlich zu ihm kommen. Als beide kurz darauf bei einem Begräbnis zusammentrafen, kündigte Böse als ‚Retourkutsche‘ für die Ablehnung des Briefes dem Superintendenten seinen Respekt auf. Daraufhin verklagte dieser Böse beim Grafen, der reichsgräfliche Hauptmann von Felden ließ folglich Böse am 14. Januar 1698 vorladen. Bei seiner Befragung zeigte Böse sich stur und äußerte nach dem Inhalt des Briefes befragt: „daß er darinnen den Hof=Diaconum vor einen Calumnianten gescholten; welches er auch gegen den Hoch=Gräfl. Hn. Haubtmann gethan: Er hielte ihn vor einen solchen und solte ihm Satisfaction geben rc. rc. als ihm aber der Hochgräfl. Herr Haubtmann einreden und zugleich seien unbesonnene Reden verweisen wolte/ wolte M. Böse nichts wissen noch hören/ sondern wandte vor: Man müste GOtt mehr gehorchen/ denn den Menschen [. . .].“74

Morgenbesser, der von den Vorgängen als Konsistorialmitglied genaue Kenntnis gehabt haben wird, ließ nun seine bereits dem Superintendenten und dem 72

Zum weiteren Verlauf vgl. a.a.O., 286–289; Hesse, Der terministische Streit . . ., 151–

154. 73 Der jüngere Abraham Rothe, der von 1696–99 Sorauer Hofprediger war, war im Mai 1692 unter dem Vorsitz von Valentin Alberti in Leipzig Respondent einer öffentlichen Disputation: Valentin Alberti-Abraham Rothe, Dissertatio Theologica De Efficacia Baptismi [. . .], Leipzig 1692; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 263r. 74 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 289.

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse

Grafen Promnitz bekannte Beschwerdeschrift von den Pfarrern der Standesherrschaft unterzeichnen und am 20. Januar 1698 als gemeinsame Eingabe der Sorauer Geistlichen dem Grafen übergeben.75 Böse wurde daraufhin für den 14. Februar für ein Verhör vor das Konsistorium zitiert, am Tag zuvor aber hatten die Kläger ihre Sache vor dem Konsistorium zu vertreten. Vier der Unterzeichner aus der Sorauer Pfarrerschaft – Samuel Morgenbesser, Ludwig Lucius, Johann Rotarius und Heinrich Händtschky – sollten hierzu erscheinen. Der Superintendent hatte im Vorfeld dieser Konsistorialsitzung einen Bericht über die Klageschrift und seine Einschätzung der Verfassung der Sorauer Landgeistlichen abzugeben. Dieser Lagebericht konnte die Sache der Kläger allerdings nur vage stützen, denn er bezog sich lediglich auf Gerüchte über Lehrabweichungen von manchen Sorauer Geistlichen. Die vier vorgeladenen Pfarrer mussten befürchten, selbst in die Defensive zu geraten.76 An der Konsistorialsitzung des 13. Februar nahm Graf Balthasar Erdmann von Promnitz selbst teil. Die vier vorgeladenen Pfarrer und der Superintendent wiederholten ihre Klagen in einer Form, die klarmachte, dass der Diakon Böse das eigentliche Problem darstellte. Auch bei der Sitzung des folgenden Tages, zu der Böse vorgeladen war, präsidierte der Graf.77 Einleitend erkundigte sich Böse nach seinen Klägern, worauf er vom Grafen Promnitz die Antwort erhielt, er selber sei es als Vorsitzender des Konsistoriums.78 Darauf brachte Böse den Einwand, dass die ‚gradus admonitionis‘ gegen ihn nicht zur Anwendung gekommen seien und stellte somit den Verfahrensmodus in Frage. Der Superintendent erwiderte auf diese Kritik, dass ihm schon gelegentlich in der Vergangenheit Klagen bezüglich der Reinheit seiner Lehre vorgebracht worden seien und der Hauptmann der Standesherrschaft ihn jüngst bereits vermahnt habe. Der Fortgang des Verhörs ist strukturell durch die bereits dem Inhalt nach erwähnte Klageschrift vorgegeben, zu deren einzelnen Punkten Böse zu einer Stellungnahme aufgerufen war. Die Frage nach dem Beichtstuhl beantwortete Böse, indem er herausstellte, dass die gängige Praxis der leichtfertigen Absolution nicht göttlicher Ordnung, sondern nur der Gewohnheit der Kirche entspreche. Auf die Nachfrage nach der Verbreitung von Schades Beichtstuhlkritik in der Sorauer Schule antwortete Böse in der Sache abwägend, bezog sich aber auf die analoge Kritik des Rosto75 Die einzelnen Voten der Sorauer Pfarrer, die teils ihren Religionseid explizit erneuern und teils gegen ‚irrige‘ Lehrinhalte polemisieren, sind wiedergegeben a.a.O., 282–286. 76 Hesse, Der terministische Streit . . ., 155, schätzt die Lage der Böse-Gegner zu diesem Zeitpunkt jedenfalls so ein und hatte dafür möglicherweise weitere Quellen aus den Sorauer Konsistorialakten vorliegen, die nicht mehr greifbar sind. Auch der Verlauf der Sitzung vom 13. Februar stützt sich auf nicht mehr vorhandenes Quellenmaterial; vgl. ebd., 156. 77 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 289–293; Hesse, Der terministische Streit . . ., 157–162. 78 „Resp. Ihro Gn. der Hr. Graffe/ Er thue es ex officio et ratione seines Consistorii.“; vgl. Magnus, Historische Beschreibung . . ., 289.

2.6. Die Reaktionen auf Böses Traktat in Sorau

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cker Theologen Heinrich Müller, der unter die lutherischen ‚Kirchengötzen‘ auch den Beichtstuhl gerechnet hatte.79 Morgenbesser entgegnete darauf, dass die Kritik Müllers bereits entkräftet worden sei. Nach dem ‚terminus salutis humanae peremptorius‘ gefragt, verteidigte Böse die Annahme eines solchen unter Hinweis auf seinen Traktat und dessen Approbation durch Spener und die Hallenser Theologen. Die dritte Frage nach dem Chiliasmus bejahte Böse unter Hinweis auf Apk 20. Auf den Einwand, der Chiliasmus sei aber von den Bekenntnisschriften verworfen, reagierte Böse mit dem Hinweis, dass als Norm die heilige Schrift über den Bekenntnisschriften stehe. Darauf entgegnete der Pfarrer Händtschky, dass der Chiliasmus dem Apostolischen Bekenntnis widerspreche. In der vierten Frage erkundigte sich das Konsistorium nach Böhmes Schriften. Böse gab an, sie nicht bzw. nur teilweise gelesen zu haben. Zu seiner Haltung nach öffentlicher Predigt befragt, äußerte Böse Übereinstimmung mit den kirchlichen Gepflogenheiten. Nach der Gültigkeit von Gottes Gnade befragt, entgegnete Böse, er habe diese niemals einschränken wollen. Er habe sich in seinem Traktat entsprechend geäußert und wisse, wovon er rede, da er bereits als Schüler in Pforta sich mit dem Thema ‚de praedestinatione‘ befasst habe. Die häuslichen Betstunden verteidigte Böse mit dem Hinweis, dass ein engagierter Prediger nach dem Vorbild des Paulus auch die Menschen zuhause besuchen solle. Bezüglich seiner Beichtpraxis sagte Böse, er behandele die Menschen im Beichtstuhl „in wahrer Demuth und Ernst“80 , und die konkret gegen ihn erhobenen Vorwürfe rühren daher, dass sich der Zeuge von seinen Amtsbrüdern habe aufhetzen lassen. Als Angesprochener verbat sich Morgenbesser eine solche Beschuldigung und gab ein weiteres Beispiel als Beleg für Böses Fehlverhalten. Dieser rechtfertigte in diesem Fall die anfängliche Ablehnung der Absolution seines Beichtkindes, das seinem Nachbarn den Tod geschworen hatte, bis zur Versöhnung der beiden. Dann habe er aber die Absolution erteilt. 81 Die neunte Frage an Böse betraf die Kritik am Hofprediger in Verbindung mit der Verteidigung von Schades Bezeichnung des Beichtstuhls als „Höllen=Pfuhl rc.“, die Böse bei einer Grabrede vorgebracht hatte. Böse leugnete nicht, dass er zu seinem Famulus – also nicht öffentlich bei der Grabrede – vom ‚Teuffels=Stuhl‘ gesprochen habe; zur Verbreitung von Schades Traktat, dessen sozinianisches Gedankengut erst noch nachgewiesen werden müsste, jedoch habe er nicht beigetragen. Über seine apokalyptischen Reden vom 100079 Vgl. Kaufmann, Universität und lutherische Konfessionalisierung . . ., 230. – Heinrich Müller (1631–1675) war Verfasser des „Dank-Altars“ und gilt als Wegbereiter des Pietismus; vgl. auch Ingeborg Dorchenas, Art. ‚Müller, Heinrich‘, in: BBKL 6, 250–254. 80 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 292. 81 Die Zulassung zu Beichte und Abendmahl bzw. die Frage der Absolution von Menschen, die sich nicht den christlichen Normen entsprechend verhielten, war ein klassischer Gegenstand für Responsen auch im orthodoxen Sinne; vgl. etwa die Leipziger Gutachten aus dem späten 17. und frühen 18. Jahrhundert bei Christian Friedrich Boerner, Auserlesene Bedencken der Theologischen Facultät zu Leipzig [. . .], Leipzig 1751, 421–442.

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse

jährigen Reich vor dem Jüngsten Tag und der Dauer des Letzteren, verwies Böse auf frühere Angaben hin. Die elfte Frage, ob Jesus Christus bei der Austreibung der Händler aus dem Tempel eine Schwachheit begangen habe, verneinte Böse, wies aber unter Bezug auf Phil 2 auf die sündlosen Schwächen Christi hin. In der letzten Frage wurde Böse mit der Alternative konfrontiert, ob er in seiner Kritik am Predigerstand es mit den Pietisten halte oder mit Johann Friedrich Mayer, August Pfeiffer, Johann Georg Neumann, Paul Stockmann und der Wittenberger Fakultät. Darauf erwiderte Böse, dass er die Schriften beider Richtungen gelesen und ihre Äußerungen auch gegeneinander abgewogen habe. Dabei sei der zu dem Schluss gekommen: „[. . .] daß von D. Pfeiffern und von der Wittenbergischen Facultät vielen unschuldiger Weise diß und das beygemessen würde. Ja/ er glaube/ daß Spener/ Francke/ Breithaupt/ Lic. Anthon/ der Wahrheit näher wären.“82

Abschließend bekannte er sich unter bestimmten Voraussetzungen zur Abschaffung des Beichtstuhls. Der Ertrag des Verhörs von Böse vor dem Konsistorium lag in der Klarstellung von Böses Position. Er hatte sich zu den vorgetragenen Gegenständen in vierfacher Weise verhalten. 83 Ausdrücklich negierte er die Lektüre von Böhmes Schriften, die Leugnung der Universalität von Gottes Gnade, die unbegründete Ablehnung der Absolution von Beichtkindern und die Behauptung der sündhaften Schwachheit an Christus. Letzteres gehörte bereits zu den Monita, mit denen Böse bald nach seinem Dienstantritt konfrontiert worden war. Offen bekannte er sich dagegen zur Annahme eines peremptorischen Termins und zu einem Chiliasmus im Sinne von Apk 20, 6 f. – nicht jedoch im Sinne Petersens. Dazu führte er an, dass auch die Leipziger Fakultät derartige chiliastische Anschauungen approbiert und ihm dies in einem Gutachten bestätigt hatte. 84 Böses Auskünfte über Hausbesuche von Geistlichen in Ergänzung ihres Predigtamtes und seine Version vom Zwist mit dem Hofprediger zur Beichtfrage wurden im Kern billigend zur Kenntnis genommen. Hinsichtlich seiner apokalyptischen Anschauungen verwies er auf früher schriftlich fixierte Angaben und auch die Frage nach seiner Haltung zum Pietismus gehörte zu den Punkten, die seit seiner Anstellung unterschwellig das Verhältnis zu den Amtskollegen trübten. Alles in allem konnte das Konsistorium nach dieser Sitzung nicht behaupten, dass die von Samuel Morgenbesser gegen den Diakon zusammengestellten Klagepunkte in überzeugender Weise für eine Anklage gegen Böse zu verwenden waren. Lediglich die Publikation des Traktates gegen den Willen der Obrigkeit und trotz der Bedenken des Superintendenten gegen den Titelbegriff ‚peremp-

82 83 84

Magnus, Historische Beschreibung . . ., 293. Nach Hesse, Der terministische Streit . . ., 158–162. Dazu siehe unten Kapitel 3.8.1.

2.6. Die Reaktionen auf Böses Traktat in Sorau

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torius‘ sowie Böses chiliastische Äußerungen, die er aber nicht in Predigten vertreten hatte, waren gegen ihn zu verwenden. In zwei nachfolgenden Konsistorialsitzungen – am 27. Februar und am 5. März – klagte der Superintendent wegen Böses fortgesetzter Insubordination. 85 Daneben delegierte das Konsistorium die Untersuchung gegen Böse nun an den Magistrat der Stadt Sorau, von dessen Mitgliedern einige als vehemente Gegner des Diakons bekannt waren. Über dessen öffentliche Äußerungen in Kirche und Schule wurden nun Zeugenbefragungen durchgeführt, wobei allerdings nur Verdächtigungen und Gerüchte zu Protokoll genommen werden konnten. Die daraufhin zusammengestellten Akten, die die Korrektheit von Böses Amtsführung gemäß seinem Religionseid in Zweifel zogen, sollten nach dem Willen des Sorauer Rates zusammen mit einer Verteidigungsschrift des Beklagten an eine auswärtige Instanz zur Entscheidung weitergereicht werden. Als Urteilsinstanz fand sich die Leipziger Theologische Fakultät, deren amtierender Dekan Johann Benedikt Carpzov mit dem Sorauer Superintendenten Rothe in freundschaftlicher Beziehung stand. Unterdessen fuhr Böse in seiner undiplomatischen Art fort, die gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe weiter zu bestätigen, was an zwei Episoden illustriert werden kann. An einem Bußtag, dem 10. Juni 1698, begann Böse in seiner Nachmittagspredigt „allerhand anzügliche und recht gifftige Stichel=Reden wieder den Hn. Superintendenten auszustossen.“86 Dabei – so bemerkten seine kritischen Hörer – verlor er das eigentliche Ziel so weit aus den Augen, dass sich seine eigene Predigt in der Geißelung der homiletisch nutzlosen Predigttätigkeit seiner Gegner erschöpfte. Außerdem äußerte er sich „gut Quietistisch und Hoburgisch“87 und schließlich zitierte er aus jener puritanischen Erbauungsschrift Emanuel Sonthoms – „Güldenes Kleinod der Kinder Gottes“88 – die trotz weiter Verbreitung im lutherischen Deutschland vom Sorauer Chronisten als calvinistisch eingestuft wurde. 89 Am selben Tag nach dem Gottesdienst traf er auf den neuen Informator für die Kinder des Grafenhauses, Johann Samuel Lorenz, und verwickelte ihn in eine Unterhaltung mit dem angeblichen Ziel, ihn mit pietistischen Ansichten

85

Hierzu und zum Folgenden: Hesse, Der terministische Streit . . ., 163–165. Magnus, Historische Beschreibung . . ., 293 f.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 166. 87 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 294. 88 Güldenes Kleinod der Kinder Gottes [. . .], Nürnberg 1657; Martin Brecht, Das Aufkommen der neuen Frömmigkeitsbewegung in Deutschland, in: Martin Brecht (Hg.), Geschichte des Pietismus Bd. 1: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert, Göttingen 1993, 179, erwähnt nur diese Ausgabe 1657. Doch bereits 1612 erschien die erste deutschsprachige Ausgabe: Güldenes Kleinot der Kinder Gottes [. . .], Franckfurt 1612. 89 Dazu vgl. Udo Sträter, Sonthom, Bayly, Dyke und Hall. Studien zur Rezeption der englischen Erbauungsliteratur im 17. Jahrhundert [BHTh 71], Tübingen 1987, 60–76. 86

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2. Sorau als Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse

vertraut zu machen.90 Das Gespräch wurde auf Drängen Böses am 4. Juli 1698 in dessen Studierstube fortgesetzt. Dabei tauschten sie unter anderem ihre unterschiedlichen Standpunkte über die Wichtigkeit des Beichtstuhls bzw. der Beichte bei Luther aus und debattierten schließlich auch über die Wertschätzung pietistischer Autoritäten. Die Auseinandersetzung gipfelte in Lucius’ Aussage, Spener sei „ein Ertzheuchler/ auf den die Evangelische Kirche nichts mehr halten könte“91, was Böse mit der Schmähung seines Gesprächspartners als „Calumnianten“ beantwortete. Mit gegenseitigen Beschimpfungen endete diese Unterhaltung. Da offensichtlich war, dass das Verfahren vor Ort und mit dem gängigen Instrumentarium der Konfliktbereinigung nicht zu einem Ergebnis zu bringen war, entschlossen sich die Verantwortlichen, den Fall durch auswärtige Instanzen entscheiden zu lassen. Aus Sorauer Perspektive lag es nahe, sich zunächst an die kursächsischen Fakultäten in Leipzig und Wittenberg zu wenden, mit denen man vielfach in Kontakt stand. Mit dieser Entscheidung wurde der Sorauer Konflikt lokal entgrenzt. Damit ist der Beginn der eigentlichen Kontroverse auf einer ersten Ebene in Gang gesetzt worden.

90

Magnus, Historische Beschreibung . . ., 294–297; Hesse, Der terministische Streit . . .,

166. 91

Magnus, Historische Beschreibung . . ., 297.

3. Die lokale Ausdehnung des Konfliktes um Böses Traktat und die Formierung der Streitfraktionen (Sommer 1698 bis Anfang 1699) 3.1. Einleitung In der Frühphase des terministischen Streits, der dieses Kapitel gewidmet ist, wurden von Sorau aus übergeordnete Instanzen in das Verfahren gegen Böse mit einbezogen. Damit wurde aber nicht nur das Amtsenthebungsverfahren gegen den Sorauer Diakon weitergeführt, sondern gleichzeitig formierten sich die Fraktionen in einer beginnenden Kontroverse, die sich vom Ursprungsort und der ursächlichen Personalie immer weiter entfernte. Traditionell besaßen an den Universitäten die (theologischen) Fakultäten und ihre Professoren die unbestrittene Kompetenz, Responsen in derlei Fällen zu erteilen. So wurden im vorliegenden Fall zunächst die theologischen Fakultäten in Leipzig und Wittenberg, die im Rahmen des kursächsischen Territorialverbandes auch für die beiden Lausitzen zuständig waren, und schließlich aber auch die Theologische Fakultät Rostock in das Verfahren eingeschaltet. Während die Gegner Böses in diese Instanzen ihr Vertrauen setzten, ließ auch Böse – was ihm ja jederzeit zustand – von kompetenter Seite das gegen ihn in Gang gesetzte Verfahren beurteilen. Es wundert nicht, dass die von ihm angefragte Persönlichkeit, der Hallenser Jurist und Professor Christian Thomasius, im Sinne Böses die formalen Mängel des Verfahrens anprangerte. Bevor der Reihe nach die Ereignisse referiert werden, ist es nötig, die personelle und institutionelle Situation in Leipzig etwas ausführlicher vorzustellen, da sich die dortigen Theologen zu den heftigsten Gegnern in der Kontroverse entwickeln sollten. Es wird sich zeigen, dass die Kenntnis dieser Gegebenheiten an der Leipziger Universität und der dortigen theologischen Fakultät für das Verständnis des terministischen Streits unerlässlich sind. Dann werden die Inhalte der Gutachten aus Wittenberg und Rostock behandelt, deren unmittelbare Wirkung sich an den weiteren Ereignissen in Sorau ablesen lässt. Eine hierzu gehörende Gruppe von polemischen Flugschriften greift zwar zeitlich schon weiter in die Kontroverse vor, hat ihren Ausgangspunkt jedoch am Sterbebett des umstrittenen Diakons.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

3.2. Die Leipziger Theologische Fakultät und ihr erstes Gutachten zu Böses Traktat 3.2.1. Die Theologische Fakultät Leipzig am Ende des 17. Jahrhunderts (bis März 1699) Die Leipziger Theologische Fakultät war im 17. Jahrhundert eine der bedeutendsten Stätten akademischer Theologie im Luthertum. Mit Einführung der Reformation im albertinischen Sachsen 1539 wurde sie zum Wirkungsort bedeutender Theologen, die eine beachtliche überregionale Ausstrahlung besaßen und damit auch die Formierung lutherischer Theologie beeinflussten. Auch die seit der Mitte des 16. Jahrhunderts aufbrechenden Auseinandersetzungen um die Formierung des Bekenntnisses in Kursachsen wurden nicht unmaßgeblich unter personeller Beteiligung Leipziger Theologen ausgetragen und führten nach schmerzhaften Zäsuren seit Beginn des 17. Jahrhunderts zur unumstrittenen Dominanz der auf den Aussagen des Konkordienbuches ruhenden Lehren des Luthertums, die im Gewand der Orthodoxie ihre schulmäßigen Ausprägungen fanden. Zu den bedeutendsten Repräsentanten an der Fakultät gehörten in dieser Epoche Johann Benedikt Carpzov d. Ält. (gest. 1657), Hieronymus Kromayer (gest. 1670) und Johann Adam Scherzer (gest. 1683). Johannes Hülsemann (gest. 1661) steht darüber hinaus in Person für den fruchtbaren Wettbewerb, in dem sich die Leipziger Fakultät mit der ebenfalls kursächsischen Schwesterfakultät in Wittenberg befand, denn er wechselte von einer Theologieprofessur an der Leucorea 1646 in gleicher Funktion nach Leipzig. Die genannten Theologen zählen zur Lehrergeneration der Vertreter der lutherischen Spätorthodoxie, die seit Scherzers Tod 1683 in Leipzig die Professuren an der theologischen Fakultät inne hatten.1 Über eineinhalb Jahrzehnte waren bis zum Ende des Jahrhunderts die Stellen personell konstant besetzt. 2 Neben den vier theologischen Ordinariaten, von denen man das vierte als Einstiegsposition in der Regel auch ohne formelle Doktorpromotion erlangen konnte und deshalb auch noch nicht vollwertiges Mitglied in der Fakultät war, galten als Schlüsselpositionen für eine spätere Aufnahme in die Fakultät das Extraordinariat und die Hebräischprofessur. Der Extraordinarius war häufig in Personalu1 In der bisher einzigen monografischen Darstellung der Geschichte der Fakultät bildet das Jahr 1699 theologiegeschichtlich die Nahtstelle zwischen der Epoche des Kampfes „gegen Synkretismus und Pietismus“ und der Epoche des „Eindringen[s] des neuen Geistes in die Fakultät“; Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät . . ., 68; 134. 2 Andreas Gössner, Personelle Struktur und Nachwuchsrekrutierung an der Theologischen Fakultät Leipzig im 17. Jahrhundert. Mit einem Anhang: Die theologischen Promotionen in Leipzig zwischen 1601 und 1701, in: Andreas Gößner (Hg.), Die Theologische Fakultät Leipzig: Personen, Profile und Perspektiven aus sechs Jahrhunderten Fakultätsgeschichte [Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte A 2], Leipzig 2005, 73– 112.

3.2. Die Leipziger Theologische Fakultät und ihr erstes Gutachten zu Böses Traktat 57

nion mit einer (besoldeten) Professur an der Philosophischen Fakultät oder einem Leipziger Kirchenamt verbunden, er besaß das Recht, eine öffentliche Lektion zu einem theologischen Lehrgegenstand veranstalten zu können. Die Hebräischprofessur zählte zwar formell zur Philosophischen Fakultät, jedoch stand sowohl ihre Besetzung als auch die Besoldung des Inhabers unter der maßgeblichen Einflussnahme der theologischen Fakultät. Dies lag naturgemäß am Gegenstand der Lehre in diesem Fach, bei dem die Grenzen zwischen philologischer und theologischer Herangehensweise fließend waren – was die theologische Fakultät freilich kritisch verfolgte.3 Die Inhaber der theologischen Professuren waren entsprechend der Leipziger Universitätsverfassung mit ihrer parallelen Gliederung in Fakultäten und Nationen auf vielfache Weise mit Ämtern und Funktionen innerhalb der akademischen Gemeinschaft betraut.4 Diese scheinbar nebensächlichen Betätigungsfelder bildeten hinsichtlich der individuellen Karrieremuster, der inneruniversitären Einflussmöglichkeiten und auch der finanziellen Ausstattung ein wichtiges Element im Selbstverständnis eines zeitgenössischen Theologieprofessors. Nach Scherzers Tod 1683 bestand die Fakultät konkret aus den Professoren Georg Möbius, Georg Lehmann, Johannes Olearius und Johann Benedikt Carpzov (d. J.). Georg Möbius5 stand als primarius an der Spitze der Fakultät und war gleichzeitig als dienstältestes Fakultätsmitglied ihr Senior. Er hatte weder an der Leipziger Universität den Magistergrad erworben – sondern in Jena – noch hatte er eine Stellung vor Ort in der Philosophischen Fakultät oder im Kirchendienst gehabt. Als Rektor am Merseburger Stiftsgymnasium hatte Möbius 1643 bzw. 1649 die theologischen Grade eines Baccalaureus bzw. Licentiaten in Leipzig erworben. Im Zuge seiner Berufung auf eine Theologieprofessur 3 Der jüngere Johann Benedikt Carpzov war seit 1667/68 Inhaber der Hebräischprofessur und war in erbitterte Auseinandersetzungen mit dem Theologieprofessor Scherzer verwickelt. Anhand der Korrespondenz Carpzovs mit dem Augsburger Pfarrer Gottlieb Spitzel hat dies jüngst Dietrich Blaufuß herausgearbeitet; vgl. Dietrich Blaufuss, Korrespondierende Orthodoxie: Johann Benedikt Carpzov und Gottlieb Spitzel im Briefwechsel. Mit einem Anhang der Korrespondenten Spitzels, in: Stefan Michel-Andres Strassberger (Hg.), Eruditio – Confessio – Pietas: Kontinuität und Wandel in der lutherischen Konfessionskultur am Ende des 17. Jahrhunderts. Das Beispiel Johann Benedikt Carpzovs (1639–1699) [LStRLO 12], Leipzig 2009, 107–124, bes. 114–119. 4 Die Nationenverfassung der Leipziger Universität war ein spätmittelalterliches Relikt, sie besaß aufgrund der großen Vermögenswerte der vier Nationen (meißnische, sächsische, bayerische und polnische Nation) für das Gefüge der Gesamtinstitution ein enormes Gewicht. Einige einflussreiche Ämter und Funktionen (Rektor, Assessoren und Kollegiaten) an der Universität waren gekoppelt mit der Stellung des Einzelnen innerhalb seiner Nation. Wer innerhalb seiner Nation eine wichtige Position (z. B. die des Seniors) erlangte, konnte bei Stipendienverleihungen und Stellenbesetzungen ein gewichtiges Wort mitreden. 5 Die Einzelbelege (Quellen und zeitgenössische Drucke) zu den folgenden Ausführungen finden sich bei: Andreas Gössner, Georg Möbius (1616–1697), in: Gerald Wiemers (Hg.), Sächsische Lebensbilder Bd. 6/2 [Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 33], Leipzig/Stuttgart 2009, 37–51.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

wurde er 1668 zum Doktor promoviert. Aufgrund seiner bis dahin zurückgelegten beruflichen Laufbahn waren ihm im Rahmen der Gesamtuniversität Mitwirkungsmöglichkeiten über die eigene Fakultät hinaus verwehrt. Denn auf der Basis der Nationenverfassung gelangten nur Leipziger Absoventen an eine Kollegiatur (und die damit verbundenen Einkünfte) an einem der drei Universitätskollegien, dem Großen und Kleinen Fürstenkolleg sowie dem Frauenkolleg. Da auch das höchste akademische Repräsentationsamt an die Zugehörigkeit zu einer Universitätsnation bzw. an die Magistrierung in Leipzig gekoppelt war, blieb Möbius das Rektorat zeitlebens verwehrt. Da Möbius kurz vor einem Kollegen (Elias Sigismund Reinhard) für eine Theologieprofessor nominiert worden war, konnte er gleich auf die dritte Professur rücken und erhielt auch die damit verbundene Würde eines Zeitzer Stiftsherrn. Neben der historiografischen Beschäftigung mit der Merseburger Geschichte hat Möbius auch eine griechische Grammatik herausgegeben. In vier Druckausgaben erschien sein philologisch-theologischer Traktat über Ursprung und Fortdauer der heidnischen Orakel. Daneben verfasste Möbius zahlreiche Disputationen und begleitete seine Lehrverpflichtungen der folgenden Jahre und Jahrzehnte mit entsprechenden Publikationen. Am Beginn seiner Lehrtätigkeit erklärte er – wie die meisten der jeweils neu in die Fakultät aufgenommenen Professoren des 17. Jahrhunderts – verschiedene Stellen aus dem Pentateuch. Später traten mit dem Aufrücken von Möbius in der Fakultät neben diese exegetischen auch verstärkt dogmatische Lehrveranstaltungen zu den Loci theologici, den Bekenntnisschriften und zum Kompendium Leonhard Hutters. 6 Im Jahr 1670 rückte Möbius nach Kromayers Tod auf die zweite Professur vor und erhielt eine Meißner Domherrnstelle, von denen traditionell zwei mit der ersten und zweiten Theologieprofessur verbunden waren. Beim Aufrücken von der dritten auf die zweite Professur und nach einem formalen Verzicht auf das mit ersterer verbundene Zeitzer Kanonikat konnte die Meißner Dompfründe faktisch in Anspruch genommen werden. Als Nachfolger Kromayers wurde Möbius auch Mitglied des Collegium decemvirale, dem leitenden Entscheidungsgremium der Leipziger Universität in administrativen Angelegenheiten, dem dauerhaft je zwei Vertreter jeder Fakultät angehörten. 1677 wurde Möbius außerdem zu einem der drei Inspektoren bzw. -ephoren der kurfürstlichen Stipendiaten – neben Johann Adam Scherzer und Valentin Alberti – ernannt. Nach Scherzers Tod 1683 rückte Möbius auf die Stelle des Professor primarius. Als theologischer Schriftsteller hat Möbius seit dieser Zeit kaum noch etwas zum wissenschaftlichen Diskurs beigetragen. Seine Publikationstätigkeit galt in den 1670-er und 1680-er Jahren vor allem der Festigung von lutherischen Lehrpositionen, was sich etwa in seiner Herausgeberschaft der Werke des Rostocker Theologen Johann Affelmann

6

UAL: Rep. I/IX/001a; Theol. Fak. 7b (ab fol. 218v).

3.2. Die Leipziger Theologische Fakultät und ihr erstes Gutachten zu Böses Traktat 59

zeigt.7 Möbius ist außerdem der spiritus rector des 1682 von dem Kantor an der Nikolaischule, Gottfried Vopelius, bearbeiteten Neuen Leipziger Gesangbuches, zu dem er eine Vorrede beigesteuert hat. 8 Im Jahr 1686 hat Möbius einen Geldbetrag für die Unterstützung von zwei Theologiestudenten gestiftet und hat damit auch einen persönlichen Beitrag für die theologische Nachwuchsförderung, die an der Fakultät seit frühen Zeiten koordiniert wurde, geleistet.9 Testamentarisch vermachte er weitere Summen für wohltätige Zwecke. In den letzten Lebensjahren wurde Möbius zunehmend von Altersschwäche und Blindheit geplagt.10 Erstmals 1694 – ein Jahr, nachdem er das letzte von insgesamt acht Dekanaten inne gehabt hatte – findet sich in den Lektionenankündigungen der einschränkende Hinweis „quantum per senium licebit“.11 Georg Möbius starb am 1. Adventssonntag (28. November) 1697. Die Leichenpredigt12 in der Universitätskirche St. Pauli hielt der Archidiakon an St. Nicolai, Thomas Ittig, dessen Aufnahme in die Fakultät in den folgenden Monaten vonstatten ging. Ihn hatte Möbius bereits als Beichtvater an sein Sterbebett geholt. An zweiter Stelle innerhalb der Fakultät stand Georg Lehmann, der aus dem sächsischen Belgern stammte und beinahe gleichaltrig wie Möbius war.13 Lehmann wirkte von 1652 bis 1655 als Sonnabendprediger an der Leipziger Nikolaikirche. Am Ende dieser Zeit erwarb er an der Fakultät den Grad eines Baccalaureus theologiae. Noch 1655 wurde Lehmann als Superintendent nach Weißenfels berufen. Dort blieb er anderthalb Jahrzehnte bis zu seiner Aufnahme in die Leipziger Fakultät. Zwischenzeitlich hielt er 1659 in Leipzig seine Licentiatendisputation und erwarb 1666 den Doktorgrad. Im Jahr 1670 erhielt Lehmann die Pfarrstelle an St. Nikolai14 und das Amt des Leipziger Superintendenten. 7 Johannes Affelmann, [. . .] Syntagma Exercitationum Academicarum [. . .]. 2 Teile. Leipzig 1674. 8 Vgl. Jürgen Grimm, Das Neu Leipziger Gesangbuch des Gottfried Vopelius (Leipzig 1682): Untersuchungen zur Klärung seiner geschichtlichen Stellung [Berliner Studien zur Musikwissenschaft 14], Berlin 1969, bes. 17. 9 Andreas Gössner, Die Stipendienvergabe durch die Theologische Fakultät Leipzig im 17. Jahrhundert, in: Detlef Döring (Hg.), Universitätsgeschichte als Landesgeschichte: Die Universität Leipzig in ihren territorialgeschichtlichen Bezügen [Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte A 4], Leipzig 2007, 337–347; bes. 345. 10 Deshalb konnte er im Herbst 1696 nicht mehr die Amtsgeschäfte des Dekans ausüben, weshalb in Abweichung von den Fakultätsstatuten der Extraordinarius Valentin Alberti als Prodekan zur Wahrnehmung der Amtsgeschäfte gewählt wurde; vgl. UAL: Theol. Fak. 24, fol. 242r; 243r. – Die Senilität von Möbius wurde schon früher zum Problem, ein markantes Beispiel hierfür ist die Approbation eines Druckes von Pierre Poiret 1693, die Dietrich Blaufuss, Der Theologe Johann Friedrich Mayer . . ., 311, anführt. 11 UAL: Rep. I/IX/001a (Jahr 1694). 12 Darin enthalten sind biografische Einzelinformationen; vgl. Thomas Ittig, Die wider das Berichte sich rühmende Göttliche Barmherzigkeit/ [. . .] Bey ansehnlicher und Volckreicher Leich-Bestattung/ des [. . .] Georgii Moebii, [. . .], Leipzig 1697, K1v–M2r. 13 Gössner, Personelle Struktur . . ., 94–109; 132–139. 14 Sein Stellvertreter war seit 1686 der Archidiakon Thomas Ittig.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

Unter den gleichzeitigen Kollegen hielt sich Lehmann auffallend mit öffentlichen Disputationen zurück,15 was vielleicht mit seiner Auslastung durch das Superintendentenamt zu erklären ist. In dieser Funktion war er in den knapp dreißig Jahren seiner Wirksamkeit ein gefragter Verfasser von Leichenpredigten. Seit 1684 besaß Lehmann als Angehöriger der Meißnischen Universitätsnation die Kollegiatur im Kleinen Kolleg, die nach dem Tod des Professors eloquentiae Jakob Thomasius frei geworden war. Im selben Jahr rückte er auf die durch Scherzers Tod und das Aufrücken von Möbius vakante zweite Theologieprofessur und wurde Domherr des Meißner Domkapitels. Neben Möbius war Lehmann nun auch als Vertreter seiner Fakultät im Gremium der Decemvirn. Auch Lehmann wurde nie ins Rektoramt der Universität gewählt, doch war er fünfmal Dekan seiner Fakultät. An dritter Stelle stand seit dem Tod Scherzers Johannes Olearius,16 der in eine weit verzweigte sächsische Gelehrten- und Theologenfamilie hineingeboren wurde und 1639 zur Welt kam. Anders als Möbius und Lehmann hatte Olearius seine gesamte Karriere innerhalb der Leipziger Universität zurückgelegt. Nach Studium, Magistrierung und Assessorat war er 1664 zum Griechischprofessor an der Philosophischen Fakultät ernannt worden und als Angehöriger der Sächsischen Universitätsnation etwa gleichzeitig in das Große Fürstenkolleg gewählt worden. In den folgenden Jahren wurde er wiederholt zum Dekan der Philosophischen Fakultät (1667; 1673) und dreimal zum Rektor der Universität gewählt. Im Jahr 1668 erwarb er den theologischen Grad eines Licentiaten mit einer philologisch-theologischen Untersuchung über den Stil der neutestamentlichen Sprache, die – wie zahlreiche Nachdrucke belegen – viel rezipiert worden ist.17 Auch für den Griechischunterricht legte er immer wieder theologische Texte zugrunde und betrieb somit die seinem Fach nach zeitgenössischer Ansicht eigentümliche philologia sacra. Nachdem seine Bewerbung um die vierte Theologieprofessur noch 1670 gescheitert war, bewarb er sich 1677 als Nachfolger Friedrich Rappolts erneut und diesmal mit Erfolg. Die formale Voraussetzung für einen weiteren Aufstieg innerhalb der Fakultät erfüllte er im folgenden Jahr durch den Erwerb der Doktorwürde.18 Mit dem Tod Scherzers rückte Olearius 15 Während Lehmanns Kollegen regelmäßig mindestens eine – oft auch mehrere – disputationes publicae in jedem akademischen Jahr veranstalteten, was die Statuten auch vorsahen, sind es nach Lehmanns pro-loco-Disputation 1671 im ganzen Zeitraum nur noch zwei weitere Disputationen; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 207v; 228v; 241v. 16 Die Einzelbelege (Quellen und zeitgenössische Drucke) zu den folgenden Ausführungen finden sich bei Andreas Gössner, Johannes Olearius (1639–1713) und Gottfried Olearius (1672–1715), in: Gerald Wiemers (Hg.), Sächsische Lebensbilder Band 6/2 [Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 33], Leipzig/Stuttgart 2009, 119–131. 17 Die erste Druckausgabe: Johannes Olearius, Dissertatio Philologico-Theologica De Stylo Novi Testamneti [. . .], Leipzig 1668. 18 Gleichzeitig mit ihm erwarben den Doktorgrad Johann Benedikt Carpzov d.J. und Valentin Alberti.

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1683 nach dem üblichen Aszendenzprinzip auf die dritte Professur vor, wurde Stipendiatenephorus und erhielt das Zeitzer Stiftskanonikat, nachdem Lehmann auf das den beiden höheren Professoren zustehende und finanziell lukrativere Meißner Domkanonikat gewechselt war. Nach dem Tod von Georg Möbius erhielt Olearius 1697 die zweite Professur. In der Zeit seiner Zugehörigkeit zur theologischen Fakultät versah er bis zum Ende des Jahrhunderts dreimal das Dekanat und weitere dreimal das Rektorat. In seinem theologischen Denken gelang Olearius eine Integration von frühaufklärerischen, naturalistischen und pietistischen Anliegen, worin er sich von seinen Fakultätskollegen deutlich absetzte.19 In seiner theologischen Lehrtätigkeit hat sich Olearius schwerpunktmäßig mit exegetischen Fragestellungen beschäftigt. Dieses Interesse deckte sich auch mit primären Anliegen der pietistischen Bewegung, die in den späten 80-er Jahren des 17. Jahrhunderts in der Stadt Leipzig und unter den Magistern der Universität zahlreiche Anhänger gewonnen hatte. 20 Von Olearius wird man in diesem Zusammenhang zurecht von einem „stillen, aber zurückhaltenden Gönner der pietistischen Richtung“21 sprechen können. In die Unruhen, die die pietistische Bewegung in der Stadt und an der Universität auslöste, war die theologische Fakultät direkt involviert, da sie erstens wiederholt zur gutachtlichen Stellungnahme aufgefordert war und zweitens ein Teil ihrer Professoren die leitenden Kirchenämter in Leipzig inne hatte. 22 Was 1689 in den pietistischen Unruhen endete, hatte 1686 mit einem Zusammenschluss von magistrierten Theologiestudenten im Collegium philobiblicum begonnen, deren Anliegen es war, die biblische Exegese intensiver zu betreiben. Aus dem Kreis der Mitglieder dieses Collegiums wurden bald Verbindungen zu Philipp Jakob Spener in Dresden geknüpft. Der Leipziger Magister Paul Anton, neben August Hermann Francke ein führendes Mitglied des sich zur Keimzelle pietistischen Gedankenguts vor Ort entwickelnden Collegium philobiblicum, erlangte dennoch 1689 an der theologischen Fakultät 19 Dagegen gehörten Möbius und Lehmann altersmäßig zu einer anderen Generation, die noch wesentlich stärker von den theologischen Lehrern der Hochorthodoxie geprägt waren. Der mit Olearius gleichaltrige, aber häufig polarisierende Carpzov fand in dem Extraordinarius und Metaphysikprofessor Alberti einen Verbündeten für seine Kritik an pietistischem und frühaufklärerischem Gedankengut; vgl. insgesamt Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät . . ., 84–87; 95–112; Hammerstein, Jus . . ., 271. 20 Vgl. hierzu die klassische Arbeit von Hans Leube, Die Geschichte der pietistischen Bewegung in Leipzig. Ein Beitrag zur Geschichte und Charakteristik des deutschen Pietismus, in: Ders., Orthodoxie und Pietismus. Gesammelte Studien von Hans Leube, hrsg. von Dietrich Blaufuss [AGP 13], Bielefeld 1975, 153–289. 21 Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät . . ., 71 f. Die freundschaftliche Beziehung von Olearius zu Philipp Jakob Spener betont auch Leube, Die Geschichte . . ., 168. 22 Georg Lehmann war von 1670 bis 1699 Superintendent und Pfarrer an St. Nikolai, Johann Benedikt Carpzov d. J. war von 1679 bis 1699 Pfarrer an St. Thomas. Beide waren aufgrund dieser Ämter zugleich Wortführer im Leipziger Konsistorium in den Verhandlungen gegen die Pietisten.

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den Grad eines theologischen Baccalaureus und Licentiaten und heiratete im gleichen Jahr eine Tochter von Olearius, bevor er als Superintendent nach Rochlitz berufen wurde. 23 Zeitgleich führte die infolge des Einflusses von Spener beförderte praktischhomiletische Profilierung des Collegium philobiblicum ab 1689 zunehmend zu einer von den Theologieprofessoren argwöhnisch beobachteten Entwicklung. Während einige aus dem Kreis der Kollegiaten mit wachsendem Erfolg Lehrveranstaltungen abhielten, war das Lehrangebot durch die Professoren nur dürftig. 24 Als schließlich das Wirken der Kollegiaten zunehmend auch in bürgerlichen Kreisen in Leipzig Anhänger gewann, formierte sich der Widerstand der theologischen Fakultät. Im Schulterschluss mit dem Oberkonsistorium in Dresden wurde gegen Francke, der sich besonders exponiert hatte, ein Untersuchungsverfahren eingeleitet. Dadurch ließ sich zwar die Heterodoxie Franckes nicht nachweisen, doch wurde der Verstoß gegen hierarchische Strukturen und die Disziplin als Kernvorwurf gegen die pietistische Bewegung und ihre Führer vorgebracht. Im Bemühen um die Aufrechterhaltung der akademischen Ordnung, der reinen Lehre und der kirchlichen Strukturen im herkömmlichen Sinne wurde die Kritik an neuen Formen christlicher Erbauung und frommer Lebensführung unter dem Pietismusvorwurf25 gebündelt. Deshalb beharrte die theologische Fakultät gegenüber Francke auch auf einer harten Linie. Den Beistand, den dieser durch den damals noch in Leipzig lehrenden Rechtsphilosophen Christian Thomasius (1655–1728) erhielt, quittierte die Fakultät folgerichtig mit ihrem Unwillen. Dies führte zur Isolierung des führenden Frühaufklärers in Leipzig und bewog ihn zum Wechsel an die neu gegründete 23 Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät . . ., 97; Peters, „Daraus der Lärm des Pietismi entstanden“ . . ., 105–107. 24 Bereits im Jahr 1688 erklärte Spener das Innovationspotenzial und den Erfolg des ‚Collegium philobiblicum‘ folgendermaßen: „In Leipzig ist nun eine stärckere frequentz, als an andern orten/ und solche Universität in ziemlichen flor. Unter den Theologis ist Hr. D. Moebius ziemlich alt/ daß sich deswegen die studiosi seiner wenig gebrauchen. Hr. D. Lehmann und Hr. D. Carpzov werden wegen ihrer pastorat-ämter fast abgehalten/ daß sie wenig bey den professionen thun können: daher alles auf Herr D. Olearium und Hr. D. Alberti ankommet: welche sehr fleißig sind/ doch möchte das meiste studium auf die thetica und polemica gehen. Daher vor anderthalb jahren wackere gelehrte studiosi und Magistri sich zusammen gethan und weil sie dazu noch bey ihren praeceptoribus keine solche gelegenheit fanden/ unter sich ein Collegium philobiblicum angefangen/ da sie sich allein auf die exegesin und was derselben anhengig legen/ so zu einem stärckeren numero auditorum erwachsen/ also daß sie sich sonderlich gratuliren über den ungemeinen nutzen/ den sie bey ihren studiis hieraus schöpfen. Es wird das eine derselben (denn noch zwey seither / weil sonsten die anzahl zu starck/ entsprossen) nunmehr in Hr. D. Alberti hause gehalten/ und pfleget er gemeiniglich dabey zu seyn/ und seine symbolam mit beyzutragen.“; vgl. Philipp Jakob Spener, Letzte Theologische Bedencken und andere Brieffl iche Antworten 1711 Nebst einer Vorrede von Carl Hildebrand von Canstein. Teil 3, eingel. von Dietrich Blaufuß und Peter Schicketanz [Philipp Jakob Spener: Schriften XV.2], Hildesheim/Zürich/New York 1987, 347. 25 Vgl. dazu oben Kap. 1.4.

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Universität in Halle.26 Stand Olearius dem theologischen Anliegen des Pietismus im Gegensatz zu seinen Fakultätskollegen noch aufgeschlossen gegenüber, 27 so wenig Verständnis brachte er, trotz der verschiedentlich an ihm gerühmten Langmut, für Verstöße gegen die institutionelle Ordnung auf. Theologische Äußerungen waren deshalb nur aus dem Mund oder aus der Feder von Repräsentanten dieser Ordnung vorstellbar. Dieser Grundhaltung des Olearius, der „durchdrungen [war] von der Notwendigkeit und Wichtigkeit der akademischen Ordnungen“28 , entspricht auch seine klar ablehnende Haltung gegenüber universitären Veranstaltungen mit theologischen Inhalten, die Magister ohne theologischen Grad durchführen wollten. So hat Olearius als Dekan die Ankündigung und Abhaltung solcher Veranstaltungen wiederholt untersagt. 29 Ein bezeichnendes Licht auf die Autoritätsvorstellungen des Olearius wirft auch ein Zwischenfall bei einer Disputation, die im April 1698 abgehalten wurde. Die Angelegenheit wurde aktenkun26 Noch in Leipzig hatte Thomasius 1688 eine Vorlesungsankündigung unter dem Titel „. . . Von den Mängeln der heutigen Academien . . .“ verfasst, in dem er die beklagenswerten Zustände an den Universitäten benennt und eine Wissensreform propagiert. Zu den Schwächen der zeitgenössischen akademischen Theologie schreibt er: „Jener sagte/ daß er dieses unter die Haupt=Desiderata der Theologischen Facultäten auff Universitäten rechnete/ daß/ da man zwar Professiones genug hätte/ die zu Erklärung der heiligen Schrifft anführeten/ die die Jugend/ wie sie wider die Ketzer auff das eiffrigste streiten solten/ unterwiesen/ ja die endlich die dem Volck angenehme Kunst/ zierlich und oratorisch zu predigen/ zu lehren sich angelegen seyn liessen; die disciplina & professio pietatis so gar sehr vermisset würde. Dannenhero man sich hernach nicht wundern dürffte/ wenn man sähe/ daß die Christliche Liebe so schlecht unter denen Leuten gebauet würde/ im Gegentheil aber an Zäncken in allen | drey Religionen/ die den so lang gewünschten Kirchen=Friede immer mehr und mehr zu verhindern suchten kein Mangel wäre.“; vgl. Christian Thomasius, Kleine Teutsche Schriften. Vorwort von Werner Schneiders. Personen- und Sachregister von Martin Pott [Christian Thomasius Ausgewählte Werke 22], Hildesheim/Zürich/New York 1994, 210 f. 27 Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät . . ., 105–107. 28 A.a.O., 83. 29 Zwei Beispiele aus dem Jahr 1700 bei Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät . . ., 109. Olearius hatte ab 1699/1700 noch fünf Amtsperioden als Dekan. – Bereits im November 1691 hatte der Bacc. theol. Friedrich Werner dem Dekan Olearius angezeigt, dass fünf noch nicht zu Baccalaren promovierte Magistri ohne Genehmigung theologische Kollegien abhalten; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 363v. Kurz vor seiner Promotion zum Baccalaureus gestattete der Prodekan Olearius im Juni 1699 Johann Gottlob Pfeiffer die Abhaltung eines ‚Collegium Homileticum Theoretico-Practicum‘; UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 285v; zu Pfeiffer vgl. Gössner, Personelle Struktur . . ., 158. Noch im Herbst 1699 kündigten die zwei noch nicht zu Baccalaurei promovierten Magistri Adam Mahn und Seth Heinrich Calvisius zwei ‚Collegia Homiletica‘ an; die am Schwarzen Brett angeschlagenen Ankündigungen brachte der Universitätsdiener dem Dekan Olearius. Im Mai kündigte Johann Gottlieb Hoffmann – ein halbes Jahr vor seiner Promotion zum Baccalaureus – zwei Kollegien am Schwarzen Brett an (ein ‚collegium dispositorio-amplificatorium-exegetico-homileticum et resolutorio-elaboratorium‘ und ein ‚collegium analytico-practicum biblicum‘). Ihre Inhalte waren mit dem Dekan genau abgesprochen; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 295r/v. Jedoch wurde dem Nathanael Hochmuth, der ein ‚Collegium Homiletico-Practicum‘ anbieten wollte, der Anschlag durch den Universitätsdiener verweigert und außerdem musste er sich eine mündliche Ermahnung des Dekans Olearius anhören; vgl. ebd.

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dig30 und ihre Kenntnis ist für die personellen Differenzen der kommenden Jahre, die im Zusammenhang mit den durch die Terminismuskontroverse entstehenden Parteibildungen in der Fakultät stehen, sehr aufschlussreich. Den Vorsitz bei dieser Disputation, die als eine philosophische deklariert war, führte Christian Reineccius.31 Als Respondent der auf den 30. April 1698 angesetzten Veranstaltung fungierte David Gerdes aus Wismar.32 Thematisch handelte die Disputation vom freien Gebrauch bestimmter philosophischer Begriffe in der Theologie („De liberiori terminorum quorundam philosophicorum in theologia usu“). Olearius hatte der Disputation ab dem Zeitpunkt beigewohnt, in dem die Frage behandelt wurde, ob das Wort Gottes in einem strengen und eigentlichen philosophischen Sinn als Hilfsmittel bzw. Werkzeug (instrumentum) bezeichnet werden könne,33 so wie beispielsweise Hammer und Axt ‚instrumenta passiva‘ seien. Anfangs habe er sich dann in der Diskussion mit dem Respondenten, der ihm schon als Student bekannt war, noch zurückgehalten, als sich aber der Vorsitzende Reineccius zur Schärfung der Argumentation eingeschaltet habe, sei er diesem schroff ins Wort gefallen und habe – als sich Reinccius weiter äußern wollte – geschrien: „absurdissima et falsissima sunt omnia“. Auf die höflichen Versuche des Präses, Olearius zur zurückhaltenden 30

UAL: Rep. I/IV/005. Vgl. auch den Druck dieser Disputation: Christian Reineccius-David Gerdes, Disputatio Philosophica De Liberiori Terminorum [. . .], Leipzig 1698. In der Vorrede des Druckes bricht Reineccius eine Lanze für den Nutzen philosophischer Disputierübungen bzw. überhaupt der Philosophie, die den präzisen Ausdruck und die korrekte Bewertung theologischer Themen – vor allem für die Kontroverstheologie – erst ermögliche. 32 David Gerdes war der Sohn des Wismarer Superintendenten Henning Johann Gerdes (siehe unten Kapitel 7. 1.). 33 Reineccius-Gerdes, Disputatio . . ., C1r. „§ 10. Instrumentum Philosophis, describitur, quod ab alio movente & dirigente adhibetur ad effectum sua virtute superiorem; & causa instrumentalis, quae influit, per virtutum inferiorem, vel imperfectiorem, quam ut possit per se effectum attingere, indeque elevatur ab agente Principali. Quae quidem instrumenti & causae instrumentalis definitiones ita comparatae sunt, ut juxta eas Verbum Dei considerantes, facile deprehendamus, illud non sensu metaphysico, sed laxiori (prout principium quo, vel medium actionis Divinae est) appellari instrumentum. Verbum enim Dei formaliter, quatenus ipse sensus Divinus est, est ipsissima Mens ac Voluntas Dei de nostra salute (quam propterea etiam entibus dependentibus annumerari hoc ipso vetamur) externo aliquo signo literis & syllabis, quod materiale Scripturae est, quasi vestita, inhaerentem habens virtutem, intrinsecam & naturalem Divinam a se inseparabilem. Cum igitur illa Divina vis ac virtus sit de essentia & formali ratione Verbi Divini, quod in vulgari instrumento non obtinet, ut vis causae principalis sit de essentia Instrumenti; atque sufficiens ad producendos effectus Spirituales; & superiorem denique causam, a qua elevari possit, Mens Divina non agnoscat; luce meridiana clarius est, vulgare instrumentum vulgato Philosophis sensu non esse. Licet igitur Optimi quique Theologi materiale Scripturae respicientes potissimum, ante motas controversias & nonnullorum abusum, Verbum Dei sic appellaverint instrumentum; ubique tamen Accuratiores hodie monent abstinendum potius esse ab ista locutione, quam laxiori significatui, qui abusui adeo obnoxius est, indulgendum. Recte enim, judice Fechtio, hic valet regula: Ant motas controversias loquelae securius factae benigne interpretandae sunt, post mota certamina cautius loquendum est.“ 31

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Teilnahme an der Disputation aufzufordern, habe dieser ihm weiterhin das Wort abgeschnitten. Sachlich kulminierte die Auseinandersetzung zwischen beiden in der im Hinblick auf die Qualifizierung des Wortes Gottes wichtigen Frage34 von Distinktion und Definition von ‚instrumenta passiva‘ und ‚instrumenta activa‘: Olearius bestritt, dass Gott sein Wort so gebrauche, wie der Mensch beispielsweise Hammer und Axt. Den Versuch von Reineccius, seine Argumente darzulegen, hatte Olearius daraufhin behindert, indem er immerfort geschrieen haben soll: „Omnia frustra proferuntur, omnia falsa sunt, haec nihil prosunt“. Auf die Belege hin, die Reineccius aus den Schriften von Theologen anführte, habe Olearius auf die Überlegenheit anderer Autoritäten gepocht. Schließlich habe Reineccius auf ein unter dem Dekanat von Olearius erteiltes Leipziger Responsum nach Rostock verwiesen 35 und damit Olearius so provoziert, dass jener lauthals geschrieen haben soll: „Taceas! Me convinci non patiar. Tu me non convinces!“ Nach Aussage der Zeugen hatte Reineccius die verbalen Ausfälle des Olearius mit großer Zurückhaltung über sich ergehen lassen. Dafür hatte er am Sonntag Misericordias Domini (8. Mai) ein ‚programma‘ ans Schwarze Brett angeschlagen, in dem er das Verhalten des Olearius vor der akademischen Öffentlichkeit bloßstellte.36 Darüber beschwerte sich Olearius beim Rektor Christoph Pfautz am 9. Mai und legte den Sachverhalt aus seiner Sicht dar.37 Olearius meinte, Reineccius habe aus „bloßer rachgier“ sein „pasquillantisches programma“ angeschlagen, doch sei den Magistern verboten, solche „famosi libelli“ zu verfassen und zu verbreiten. Auf diesen Vorwurf hin rechtfertigte sich Reineccius, indem er beteuerte, er habe Olearius nicht angreifen wollen, sondern sich nur selbst als Lehrender bzw. Präses der Disputation verteidigen müssen. Auf Veranlassung 38 von Olearius hatte dann der damalige Dekan der Philosophischen Fakultät, Adam Rechenberg, im Juni Reineccius 34 Im Hintergrund der Streitfrage steht inhaltlich die symbolische Redensart in CA 5: „Nam per verbum et sacramenta tamquam per instrumenta donatur spiritus sanctus, qui fidem efficit [. . .]“; vgl. BSLK 58, 4–7. 35 Unter Dekan Olearius; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b; Theol. Fak. 22, Nr. 57–62: fol. 214r – 275r; Responsum vom 16. Januar 1688 (fol. 224r –235v). Es geht um den Heterodoxieverdacht bei dem Rostocker Theologieprofessor Franz Wulff. 36 UAL: Rep. I/IV/005, fol. 3r. 37 Reineccius habe – so schreibt Olearius – die „wohlbekannte und [. . .] zum öfftern gebrauchte distinction inter instrumenta passiva sive separata, a causa sua principali si quale est malleus, et activa sive cum causa principali supposito ac virtute agendi, etiam extra usum semper et inseparabiliter conjuncta (quale est oculos in corpore hominis organico) gäntzlich verworffen, malleum ein instrumentum activum, oculum ein instrumentum animae improprie sic dictum genennet, auch Deum salutis nostrae medium dici posse, contra communem loquendi usum bejahet, und auf die von mir vorgebrachten argumenta nichts taugliches zurespondiren vermocht, sondern immer auf seiner ungeräumten Meynung sine ulla ratione cum summa taedio auditorum halsstarrig verblieben, bin ich endlich genöthigt worden, weil die zeit verlauffen war, ihn stillschweigen zu heißen, sub hoc formula: aut responde aut tace!“; vgl. UAL: Rep. I/IV/005, fol. 1r –2v. 38 UAL: Rep. I/IV/005, fol. 17r –18r.

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verbieten wollen, exercitia disputatoria und lectoria zu halten und ihn damit aller akademischen Rechte als Magister berauben wollen. Daraufhin sah sich Reineccius genötigt, sich an höherer Stelle (beim Rektor) zu beklagen. Dies war der Anlass für eine Zeugenbefragung im August und September, zu der von den bei der Disputation anwesenden Zuhörern acht Zeugen vorgeladen wurden, um ihre Aussagen zu machen. Insgesamt 17 Einzelfragen wurden diesen Zeugen gestellt. Dabei bestätigte sich insgesamt der vehemente Auftritt des Olearius, der Reineccius mehrfach unterbrochen und geschrieen hatte „Absurdissima haec sunt, falsissima haec sunt“. Letztendlich wurde jedoch das Verhalten des Reineccius als so ungebührend eingestuft, dass gegen ihn ein Injurienverfahren eingeleitet wurde. Er beschwerte sich noch im Oktober dagegen beim alten und neuen Rektor (Mitte und Ende Oktober) und beklagte sich dabei nochmals bitter über die Folgen des über ihn verhängten Rechtsurteils.39 Doch es blieb dabei und Reineccius hatte vor dem Universitätskonzil Abbitte zu leisten, die der von Olearius dazu bevollmächtigte Theologiestudent Philipp Friedrich Müller40 am 3. Dezember entgegennahm. 41 Der geschilderte Fall ist nicht nur als Beleg inneruniversitärer Autoritätsausfassungen der Epoche beachtlich, er hat in unserem Zusammenhang einen besonderen Wert: Die persönlichen Kränkungen, die Reineccius infolge dieser Auseinandersetzung erfahren hatte, schrieb er den Professoren Olearius und Rechenberg zu. Daraus erklärt sich sicherlich zu einem Gutteil seine spätere Gehässigkeit gegen diese Hochschullehrer im Schulterschluss mit Ittig während des terministischen Streits. Von den Ordnungsvorstellungen, die zum Konflikt zwischen Olearius und Reineccius geführt hatten, war ganz besonders auch Johann Benedikt Carpzov d. J. durchdrungen, der nach dem Tod Scherzers 1683 die vierte Professur erhalten hatte.42 Bei ihm führte dies allerdings zu einer Haltung, die „den Pietisten gegenüber engherzig und ungerecht bis zur Verfolgungssucht“ war. 43 Doch nicht nur nach außen, sondern auch gegenüber den anderen Fakultätsmitgliedern verhielt sich Carpzov wiederholt in unkollegialer Weise, sobald er sich in einer vorteilhaften Position wähnte.44 39

UAL: Rep. I/IV/005, fol. 65r/v; 66r –67r. Philipp Friedrich Müller aus Leipzig wurde im Sommersemester 1695 immatrikuliert (MUL 2, 304). 41 UAL: Rep. I/IV/005, fol. 68r. Der Text der Abbitte: ebd., fol. 69r. 42 Vgl. Andreas Gössner, Lipsia vult expectari: Die Theologische Fakultät Leipzig zur Zeit Carpzovs (1684 bis 1699), in: Stefan Michel-Andres Straßberger (Hg.), Eruditio – Confessio – Pietas. Kontinuität und Wandel in der lutherischen Konfessionskultur am Ende des 17. Jahrhunderts. Das Beispiel Johann Benedikt II. Carpzov (1639–1699) [LStRLO 12], Leipzig 2009, 93–107. 43 Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät . . ., 83. 44 Mehrere Beispiele aus den Quellen, die ein sehr unvorteilhaftes Bild von Carpzovs Charakter entstehen lassen und auch auf die Außenwirkung der Leipziger Fakultät negativ beeinflussten bei Gössner, Lipsia vult expectari . . ., 99–104. 40

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Wie Olearius war auch Carpzovs Karriere ausschließlich an Leipzig gebunden. Nach dem Studium trat er in den Leipziger Kirchendienst und durchlief fast alle Stufen der Hierarchie: 1662 wurde er Sonnabendprediger an St. Nikolai, 1667/68 Subdiakon an St. Thomas, 1671 Diakon und 1679 schließlich Pfarrer an dieser Kirche. Daneben versah er Lehrfächer an der Philosophischen Fakultät: Er erhielt 1665 die Professur moralium und 1668 die Hebräischprofessur, auf der ihm 1684 August Pfeiffer nachfolgte. 45 Parallel dazu erwarb Carpzov 1663 das theologische Baccalaureat, 1668 das Licentiat und 1678 das Doktorat. Als Mitglied der Meißnischen Universitätsnation wurde er 1679 Kollegiat am Großen Fürstenkolleg. Auf der vierten Professur verblieb Carpzov bis zum Tod von Georg Möbius 1697. Als neuer Tertius der Fakultät wurde er gleich Meißner Domherr, da Olearius zeitlebens auf dem geringer dotierten Zeitzer Stiftskanonikat verblieb. Außerdem wurde Carpzov an Möbius’ Stelle ins Collegium decemvirale kooptiert. Das Verfahren zur Neubesetzung der vierten Professur zog sich indessen viele Monate hin, was zum Teil auch an der beinahe parallel entstandenen Vakanz des Extraordinariats lag. Somit waren zwei Schlüsselpositionen für die personelle Zukunft der Fakultät zu besetzen. Denn wenige Wochen vor Möbius war der Extraordinarius theologiae Valentin Alberti gestorben. Alberti, ein gebürtiger Schlesier, war hauptamtlich seit 1663 als Professor der Logik und Metaphysik tätig. Seit Anfang 1672 hielt er – der 1684 zu den Konkurrenten Carpzovs für Scherzers Nachfolge gehört hatte – als Extraordinarius neben seinem Lehramt an der Philosophischen Fakultät auch öffentliche theologische Lektionen. Seit 1666 hatte er eine Kollegiatur am Frauenkolleg inne, zu dem ausschließlich Angehörige der polnischen Universitätsnation46 Zugang hatten. Als Senior dieser Nation ist er seit spätestens 1686 nachweisbar. Sechsmal war Alberti Rektor der Universität. Als Vertreter der Philosophischen Fakultät ist er auch ab 1677 im Decemvirale und seit 1679/80 als Stipendiatenephorus erwähnt. Auf dem Hintergrund seiner streng lutherisch-orthodoxen Ansichten polemisierte er gegen den römischen Katholizismus ebenso wie gegen die von Thomasius vertretenen naturrechtlichen Anschauungen.47 Anfäng45 Damals war Pfeiffer außerdem Archidiakon an der Leipziger Thomaskirche. Im Jahr 1689 wurde er Superintendent in Lübeck, wo er bis zu seinem Tod 1698 wirkte. 46 Innerhalb der Polnischen Universitätsnation stellten die Schlesier die größte Gruppe. 47 Die von Alberti vertretene ‚philosophia christiana‘ gipfelte in einer eigenen, gegen Pufendorf gerichteten Naturrechtslehre, die das Naturrecht vom göttlichen Recht herleitete, und die er in seinem „Compendium . . .“ vertrat. Thomasius dagegen entwickelte Pufendorfs Ansatz weiter und verband ihn mit einer radikalen Kritik am zeitgenössischen Aristotelismus, wie ihn seine Leipziger Lehrer August Pfeiffer, Valentin Alberti und Johann Benedikt Carpzov d.J. vertraten. In einer Hallenser Vorlesungsankündigung von 1691 über seine „Institutiones iurisprudentiae divinae“ vertritt er dies programmatisch; vgl. Thomasius, Kleine Teutsche Schriften . . ., 393–412; vgl. auch die weiterführenden Hinweise in der Korrespondenz Pufendorfs: Detlef Döring (Hg.), Samuel Pufendorf: Briefwechsel [Samuel Pufendorf: Gesammelte Werke 1], Berlin 1996, 379 (+ Namenverzeichnis).

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lich noch ein wohlwollender Begleiter des Collegium philobiblicum wandelte er sich im Anschluss an Carpzov zu einem eifrigen Gegner des Pietismus.48 In der Zeit des Prodekanats von Valentin Alberti49 begegnet erstmals der Name des Sorauer Diakons Johann Georg Böse in den Akten der Leipziger Fakultät. Böse verfasste am 7. Dezember 1696 eine Anfrage zu folgendem Kirchenzuchtproblem: 50 Ein zu seiner Gemeinde gehöriger Tagelöhner hatte gemeinsam mit Frau und neunjähriger Tochter behauptet, dass an dem Kind ein Gespenst sein Unwesen treibt. Nach einem zwischenzeitlichen Eingeständnis der Unwahrheit leugnete der Mann aber seinen Betrug während der Beichte erneut. Böse schilderte in seiner Anfrage die Hausbesuche bei der betreffenden Familie, die nach und nach zur Offenlegung der lügenhaften Behauptungen führten, in allen Einzelheiten und wollte nun wissen, ob er diesen Mann zurecht vom Abendmahlsempfang ausgeschlossen habe, bis er sich zu seinem Unrecht bekannt und es bereut habe. Nach eigener Darstellung handelte Böse in diesem Fall in Absprache mit seinem Kollegen, dem Archidiakon Johann Fritzsche. Neben dieser Hauptfrage wollte er außerdem aus dem Erzählten bestätigt bekommen, dass sich unmöglich ein Kind allein diese Geschichte ausgedacht haben könnte, was die Eltern zur eigenen Entlastung offenbar zwischenzeitlich auch behauptet hatten. Außerdem erkundigte er sich, ob die Leute wegen der Wahrung ihres guten Rufes vor der Öffentlichkeit bei der Gespenstergeschichte bleiben könnten. Schließlich wollte Böse wissen, ob er, dem die Lügen dieser Leute so viel Gewissensskrupel bereitet hätten, zum Beichtehören und Absolvieren verpflichtet sei. Die Leipziger Fakultät hatte diese Anfrage am 18. Dezember 1696 vorliegen. Am 26. Dezember 1696 erstellte Prodekan Alberti das entsprechende Gutachten und leitete es an die Theologieprofessoren zur internen Stellungnahme weiter.51 Vor Beantwortung der einzelnen Fragen wird im Gutachten zunächst moniert, dass sich Böse nicht rechtzeitig an den Sorauer Superintendenten, seinen Vorgesetzten, gewandt habe. Dadurch hätte der angebliche Spuk durch eine Untersuchung des Konsistoriums und Überstellung an die weltliche Jurisdiktion leicht geahndet werden können. In diesem Sinn werden dann auch die einzelnen Fragen beantwortet, indem der Verfahrensfehler Böses in den Mittelpunkt gestellt wird: Sein Versäumnis war es, sich nicht an das Konsistorium als zuständige Behörde gewandt zu haben. Als Nachfolger Carpzovs und Pfeiffers wurde 1692 der bisherige Assessor an der Philosophischen Fakultät und Kollegiat des Großen Fürstenkollegs Valen48 Alberti bündelte seine antipietistische Kritik bereits 1695 in einem publizistischen Schlagabtausch mit Spener; vgl. Krauter-Dierolf, Die Eschatologie . . ., 321–329. 49 Nachträglicher Pauschalvermerk im Dekanatsbuch von der Hand des Olearius UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 282v. 50 UAL: Theol. Fak. 24, fol. 266r –272v (Originalanfrage). 51 UAL: Theol. Fak. 24, fol. 273r –276v; fol. 275r: Anschreiben des Dekans an die Fakultätskollegen.

3.2. Die Leipziger Theologische Fakultät und ihr erstes Gutachten zu Böses Traktat 69

tin Friderici aus Schmalkalden zum Hebräischprofessor ernannt. Als akademischer Lehrer war er wegen seiner Disputierfreude sehr beliebt. Zahlreiche Disputationen zu philosophisch-moralischen,52 philologisch-hebraistischen und theologischen Themen sind unter seinem Vorsitz abgehalten worden. Die Voraussetzung für letztere hatte er 1666 mit dem Erwerb des theologischen Baccalaureats erfüllt, im Jahr 1698 erwarb er noch die theologische Licentiatenwürde. Mehrfach amtierte er als Dekan der Philosophischen Fakultät und auch eine Amtsperiode als Rektor der Universität. Neben dem akademischen Unterricht und der Erledigung von amtlichen Korrespondenzen gehörte zu den Aufgaben der ordentlichen Mitglieder der Fakultät unter Federführung des jeweiligen Dekans die Erstellung von Gutachten (Responsen). Außer Empfehlungen zu kirchlichen Angelegenheiten (Lehre, religiöses Leben) und Stellungnahmen zu dienstrechtlichen Fragen der Pfarrerschaft (Patronate, Entlassungen, Neubesetzungen) sowie Eheangelegenheiten wurde durch dieses Instrument auch die Zensur theologischen Schrifttums vorgenommen.53 Über das Lehrangebot an der theologischen Fakultät geben neben den gedruckten Vorlesungsverzeichnissen die in den Fakultätsakten 54 überlieferten Konzepte von Studienzeugnissen Auskunft. Nur auf diesem Weg lässt sich wenigstens punktuell die Lehrtätigkeit der Baccalaren an der theologischen Fakultät erfassen, die im Fall des Christian Reineccius auch in den Kontext des terministischen Streits gehört. Wie aus den Studienzeugnissen zu erkennen ist, ergänzten einige Kollegien von Baccalaren das Lehrangebot der Professoren. Dem Theologiestudenten Johann Georg Grave wurde am 8. April 1699 ein solches Studienzeugnis ausgestellt.55 Darin wurde bestätigt, dass Grave unter den öf52 Besonders beachtenswert ist die 1669 veranstaltete Disputation „De religionum tolerantia“, in der als zentrale These die Duldung aller Religionen durch die politisch Verantwortlichen, ohne dass dabei der Standpunkt der Religionsgemeinschaften verletzt werden sollte, vertreten wurde. Präses war bei dieser Disputation Valentin Friderici, Respondent war Theophil Lessing, der Großvater des Aufklärungsschriftstellers Gotthold Ephraim Lessing; vgl. Theophil Lessing, De Religionum Tolerantia – Über die Duldung der Religionen, hrsg. und eingel. von Günter Gawlick und Wolfgang Milde [Kleine Schriften zur Aufklärung 2], Göttingen 1991. 53 Zu den Leipziger Responsenbeständen generell vgl. Gössner, Die Gutachten der Theologischen Fakultät Leipzig . . ., 189–198. – Einige Beispiele zu Gutachten aus den Dekanaten Carpzovs zwischen 1686 und 1699: Gössner, Lipsia vult expectari . . ., 100–102. 54 Auf den hohen Erkenntniswert der Leipziger Sammlung von frühen gedruckten Vorlesungsankündigungen hat jüngst Markus Huttner, Vorlesungsverzeichnisse als historische Quelle: Zu Entstehungsgeschichte, Überlieferungslage und Aussagewert Leipziger Lektionskataloge vom 17. zum 19. Jahrhundert, in: Ulrich von Hehl (Hg.), Sachsens Landesuniversität in Monarchie, Republik und Diktatur: Beiträge zur Geschichte der Universität Leipzig vom Kaiserreich bis zur Auflösung des Landes Sachsen 1952 [Beiträge zur Leipziger Universitätsund Bildungsgeschichte A 3], Leipzig 2005, 51–71, bes. 54–59, hingewiesen. 55 Johann Georg Grave „Oderiewarta-Bremensis“ (nicht in MUL auffi ndbar). Abschrift des Studienzeugnisses: UAL: Theol. Fak. 24, fol. 639r –640r.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

fentlichen Lektionen (‚publicas praelectiones‘) der Professoren die Jesajavorlesung von Carpzov56 und die Vorlesung von Olearius zu den kleinen Paulusbriefen 57 besucht hatte. Privatkollegien hatte Grave bei Johannes Schmid und beim Baccalaureus Friedrich Werner58 zu Scherzers ‚Breviculum‘ und dessen ‚Systema maius‘ gehört. Im gleichen Jahr (Mai 1699) erteilte die Fakultät ein Zeugnis für den Studenten Heinrich Bohlmann.59 Neben dem Besuch bestimmter philosophischer Kurse wurde ihm darin bestätigt, beim Hebräischprofessor Friderici die Sacharjavorlesung, beim Griechischprofessor Rechenberg die Vorlesung zum Judasbrief und beim Extraordinarius für die orientalischen Sprachen Gabriel Groddeck eine Auslegung der ‚563 jüdischen Gebote‘ gehört zu haben. Außer diesen philologischen Veranstaltungen hatte Bohlmann ferner die Jesajavorlesung bei Carpzov, die Vorlesungen zur Kirchenvätertheologie bei Ittig und zur Theologie der Bekenntnisschriften bei Seligmann gehört. Ferner wurde ihm der Besuch von Privatkollegien zur Thetik, Polemik, Hermeneutik und Moral bei Olearius sowie zur Theorie und Praxis der Homiletik bei Seligmann attestiert. 60 Ebenfalls für das Jahr 1699 berichtet Adam Bernd in seiner Autobiografie 61 vom Besuch des ‚Collegium Anti-Calvinianum‘, das Johannes Schmid anhand des gleichnamigen gedruckten Disputatoriums von Scherzer veranstaltete. Daneben besuchte er das ‚Collegium Theologico-polemicum‘ des Baccalaureus Johann Günther. 62 Außerdem nahm Bernd 1699 an verschiedenen ‚collegia disputatoria‘ teil, so bei Schmid über Scherzers ‚Anti-Calvinianum‘ und die Bekenntnisschriften, bei Olearius über die ‚Synopsis‘, bei Cyprian über Königs ‚theologia positiva‘, bei Günther über dessen ‚Collegium thetico-polemi56 In den gedruckten Vorlesungsankündigungen der Professoren (Jahrgang 1698 nicht überliefert) ist dieses Thema bei Carpzov 1696 letztmalig angekündigt, 1697 ist die Ankündigung wegen eines Kuraufenthaltes verschoben; vgl. UAL: Rep. I/IX/001a. 57 In den gedruckten Vorlesungsankündigungen der Professoren sind von Olearius 1695/97 der 1. Timotheusbrief, 1699 der 2. Timotheusbrief angekündigt; vgl. UAL: Rep. I/IX/001a. 58 Friedrich Werner aus Flemmingen (1659–1741) war 1690 zum Baccalaureus promoviert worden. Er wurde 1699 Subdiakon an St. Matthäi in Leipzig, außerdem war 1702 Vesperprediger an der neuen Kirche und Senior des ‚Montäglichen Großen Predigerkollegiums‘. Im Jahr 1721 wurde er Diakon, 1737 Archidiakon an St. Nikolai; vgl. Das ietzlebende Leipzig 1702 . . ., A7r; Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch . . . 2, 1013. 59 UAL: Theol. Fak. 24, fol. 657r/v. Heinrich Bohlmann aus Buxtehude (immatrikuliert im Sommer 1697; vgl MUL 2, 37). 60 Die Veranstaltungen des Olearius sind auch im gedruckten Vorlesungsverzeichnis, in dem die Inhaber der ordentlichen Professuren ihre Veranstaltungen anzeigten, angegeben; vgl. UAL: Rep. I/IX/001a (1699). 61 Erstmals erschienen Leipzig 1738, vgl. folgende Neuausgabe: Adam Bernd, Eigene Lebens-Beschreibung [Die Fundgrube 55], München 1973, 97. 62 Johann Günther aus Greiffenberg in Schlesien (1660–1714) war seit 1686 Baccalaureus theologiae. Ab 1688 lehrte er als Assessor an der Philosophischen Fakultät und wurde 1691 Kollegiat am Frauenkolleg. Günther erwarb 1701 das theologische Licentiat, 1708 das Doktorat; vgl. Gössner, Personelle Struktur . . ., 152; Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch . . .2, 280.

3.2. Die Leipziger Theologische Fakultät und ihr erstes Gutachten zu Böses Traktat 71

cum‘ und bei Friderici an einer unbetitelten Veranstaltung. 63 In diesen Studienzeugnissen zeigt sich also eine aktive Ergänzung des Lehrangebots der Professoren durch die Baccalaren, deren Kollegien von den Professoren kritisch in Augenschein genommen wurden. Zu immer wiederkehrenden Reibungen sollte es mit einem der Baccalaren, Christian Reineccius, und dem Professor Adam Rechenberg kommen, der als Dekan im Zusammenhang mit dem terministischen Streit Anlass hatte, gegen die Lehrtätigkeit des Reineccius einzuschreiten. 64 3.2.2. Das erste Leipziger Gutachten In das Dekanatsjahr 1697/98, in dem Georg Lehmann als Dekan fungierte, 65 fällt die Anfrage des Grafen Balthasar Erdmann von Promnitz über seinen des Pietismus verdächtigen Diakon Johann Georg Böse und dessen Traktat. Das Schreiben des Grafen trägt das Datum 7. Juni 1698. 66 Die Erstellung des ersten Leipziger Gutachtens zu Bösens Traktat ist auf den 8. Juli 1698 datiert. 67 Grund-

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Bernd, Eigene Lebens-Beschreibung . . ., 98 f. Siehe unten Kapitel 9.1. und 9.3. 65 Nachträglicher Pauschalvermerk im Dekanatsbuch von der Hand des Olearius UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 283r. 66 UAL: Theol. Fak. 24, fol. 524r –525v; fol. 524r trägt den Randvermerk: „Des Herrn Graffen von Promnitz Acta sind den 28. Julii 1698 mit sauberer abschrifft des inliegenden Responsi durch anhero geschickten bothen zurück gesendet worden.“ 67 UAL: Theol. Fak. 24, fol. 526r –531v (Konzept des Dekans mit Randglossen des Olearius); Einzelvoten der Professoren am Schluss: Lehmann „Responsum hoc mihi nullatenus displicet“, Carpzov „Bona fide hoc extracta et dijudicata cognoscit“, Olearius „Praeter ea, quae in margine f. 2.3.4.6. bona intentione abs me annotata sunt, nihil moneo, qui plurium sententia non temere refragari soleo“. Dazu die Glossen von Olearius: fol. 526v: (zur Phrase ‚Beichtstuhl ‘quoad realia’ billige‘:) „Dicit saltim: Was gut darinnen wäre dem fiel er mit bey“ (zur Phrase ‚Chiliasmo bekenne‘:) „Dicit: Er wäre ein Chiliast, wie es der Heil. Geist haben wolle Apoc. 20,6“ (zur Phrase ‚Libros Symbolicos‘:) „Sagend nur, daß die Libri Symbolici der Heil. Schrifft nichts vorgeben könnten. Vid. ejus declarata, fol. 157 (137)b“ (dazu Lehmann: „f. 187b nil habetur de chiliasmo“) (zur Phrase ‚Collegia pietatis‘:) „Dicit: Die Predigten halte er vor gar nützlich. Adducit deinde verba Lutheri, de modo tractandi verbum Dei in conventibus publicis“ / fol. 527r (zur Phrase ‚sündliche Schwachheiten‘:) „Falsissima haec sint, imputatio unius Pastoris, ceu tota acat probant.“ / fol. 527v (zur Phrase ‚ex absoluto quodam beneplacito‘:) „Hanc sententiam de absolute decreto refutat Autor C. XVII § 3, fol. 151. 152.“ / fol. 529r (zur Phrase ‚die Anzüglichkeiten‘:) „super his contuli debuisset Collegium Juridicum. Non enim sunt nostrio fori“ / fol. 531v (zur Phrase ‚er thue nun solche oder nicht‘:) „Formula haec non Theologos sed Jureconsultos decet“ – Verschiedene Nachdrucke des Textes finden sich in den Publikationen der Terminismuskontroverse: hier Reineccius: Bösianismus condemnatus . . . , 1–7. Vgl. auch Thomasius, Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . , 1–8; Auf dem Titelblatt von Thomasius: Responsum juris . . . , ist Carpzov als Dekan angegeben. Bereits Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 866, hält korrekterweise Lehmann für den Verfasser, vgl. auch Hesse, Der terministische Streit . . ., 167. – Zum Gutachten insgesamt: Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 865 f.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 167–169. 64

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

lage dieser Stellungnahme waren die Unterlagen68 über die Verhandlungen gegen Böse und der ebenfalls beigefügte Traktat über den ‚terminus peremptorius‘. Der erste Teil des Gutachtens behandelt die protokollierten Antworten Böses auf die zwölf Fragen, zu denen er am 14. Februar vor dem Sorauer Konsistorium Stellung genommen hatte. Die von Böse geäußerten heterodoxen Anschauungen werden seiner Unwissenheit oder seinem Übereifer zugeschrieben und deshalb der Ratschlag erteilt, sich nochmals deutlich mit ihm auszusprechen, wobei nach einem einfachen ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ zu fragen sei. Ausführlicher fällt der zweite Teil des Gutachtens aus, in dem es um den zweiten Punkt der Sorauer Befragung mit dem zugehörigen Traktat geht. Die generelle Intention und Ausrichtung des Traktates auf die ständige Bußbereitschaft jedes Christen wird grundsätzlich geteilt. Der fehlende Rückbezug auf Bibel und Bekenntnisschriften, die beide keine in Gottes Ratschluss ge- bzw. verborgene Gnadenfrist kennen, wird jedoch kritisch bewertet, weshalb man auch keine Approbation zur vorliegenden Ausgabe des Traktats erteilen wollte. Besonders der Gebrauch des Schlüssel- und Titelwortes ‚peremptorius‘, das eine Nähe zum arminianischen Sprachgebrauch suggeriert, wird abgelehnt. Obwohl anerkannt wird, dass sich Böse ausdrücklich von novatianischen und calvinistischen Anschauungen abgrenzt, wird moniert, dass er von biblischen Inhalten und den Bekenntnisschriften abweicht. Ferner wird festgehalten, dass Gott keinen ‚terminus peremptorius‘ gesetzt, sondern er vielmehr in seiner Gnade immer eine Möglichkeit zur Buße gewährt: „die Lehre muß also vorgetragen werden/ daß allezeit GOtt den HErrn die Ehre bleibe/ er gebe aus hertzlicher Begierde zu unser aller Seligkeit jederzeit dem Menschen mehr Zeit und Raum zur Busse/ als er schuldig ist. Und liege alle Schuld der verkürtzten Gnaden-Zeit an dem Menschen.“69

Im Übrigen wird auf den in FC 11 zitierten Rat des Apostel Paulus verwiesen, Gottes Geheimnisse seiner göttlichen Weisheit vorzubehalten.70 Der dritte Teil des Gutachtens beschäftigt sich mit dem Problem der verbalen Auseinandersetzungen Böses mit seinen Vorgesetzten im geistlichen Amt. Die in den Akten an die Leipziger Fakultät übermittelte Sachlage lässt die Anschuldigungen Böses – insbesondere gegen die Person des Sorauer Superintendenten – als nicht gerechtfertigt erkennen. Ebenso wird Böses Einwand, die Form des Verfahrens gegen ihn sei fehlerhaft gewesen, zurückgewiesen. Das Gutachten schließt zusammenfassend mit der Empfehlung, dass von Böse wegen seiner 68 Aus dem Gutachten wird ersichtlich, dass es sich um ein Konvolut von mindestens 160 Blatt gehandelt haben muß. Ein Teil seines Inhaltes dürfte mit den bei Magnus, Historische Beschreibung . . ., 276–297, mitgeteilten Quellentexten identisch sein. Außerdem ist im Gutachten von einer Verteidigungsschrift (wohl nicht identisch mit der später gedruckten Apologie) Böses die Rede, vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 2; 5. 69 A.a.O., 4. 70 BSLK 1090, 12–29.

3.3. Böses Anwalt in Halle: Christian Thomasius und sein Gutachten

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„Anzüglichkeiten und Injurien“ zurecht eine „gerichtliche Abbitte und Ehrenerklärung“ zu fordern sei. Als einziges Fakultätsmitglied äußerte Johannes Olearius gewisse Bedenken gegen die Ausrichtung dieses Gutachtens. 71 Das vorliegende Gutachten hat noch ganz die Situation in Sorau im Blick, wobei neben dem Traktat noch die Personalproblematik um den Diakon Böse eine zentrale Rolle spielt. Dieses Leipziger Responsum wurde auf einer Zusammenkunft des Sorauer Konsistoriums am 11. August 1698 in Gegenwart Böses behandelt.

3.3. Böses Anwalt in Halle: Christian Thomasius und sein Gutachten Böse reagierte auf die Stellungnahme aus Leipzig in zweifacher Weise: er appellierte zum einen an das Konsistorium in Lübben, zum anderen suchte er juristischen Beistand bei dem Juraprofessor Christian Thomasius72 in Halle. Mit dem ersteren Schritt verband er die Hoffnung, auf dem Weg der Institutionenhierarchie die Haltung des Sorauer Konsistoriums, die Böse als parteiisch wahrnahm und die durch das Leipziger Gutachten noch bestätigt worden war, zu korrigieren. Mit dem zweiten Schritt setzte er an einem Schwachpunkt des Leipziger Gutachtens ein, indem er die darin geäußerte Forderung nach „Gerichtliche[r] Abbitte und Ehren=Erklärung“73 einem juristischen Fachurteil übergab und damit einen Mann beauftragte, der bereits in der Vergangenheit mit der Theologischen Fakultät in Leipzig die Klingen gekreuzt hatte. In seinem auf den 23. Dezember 1698 datierten Gutachten74 hat Thomasius gegen das Sorauer Verhör vom Februar des Jahres 15 „evidentes et insanabiles nullitates“ namhaft gemacht, die das Verfahren – u. a. durch Nichteinhaltung des ordentlichen Instanzenweges – in seiner Legalität untergruben. Auch musste Thomasius feststellen, dass die gegen Böse befragten Zeugen nicht nach den Fakten, sondern nach ihren Einschätzungen und zudem noch mit suggestiven Methoden verhört worden waren, was juristischer Praxis widersprach. Gegen die Ordnung verstieß ferner, dass man die Gemeindemitglieder über ihren Diakon urteilen ließ.75 Somit war für ihn auch die im Leipziger Responsum getroffene Entscheidung hinfällig und Böse zu rehabilitieren. 71 Dies teilte Rechenberg in einem Brief vom 26. Juli 1699 an Spener mit; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 169. 72 Vgl. Walter Sparn, Art. ‚Thomasius, Christian‘, RGG4 8, 380 f. 73 Thomasius: Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . , 7. 74 Druck: Thomasius, Responsum juris . . . ; ders., Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . , 9–42; Inhalt in: Kurtzer Vorbericht . . . , B3r/v; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 154–157; 164 f.; 170 f. 75 Thomasius schreibt dazu, dass der Herr „Omnis“ zum Kläger über seinen Lehrer gemacht worden sei; vgl. Kurtzer Vorbericht . . . , C3r.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

Thomasius hat sich auch zu einem frühen Zeitpunkt publizistisch in die Kontroverse eingebracht und in seinem Umfeld ist auch ein anonymer Druck zu verorten.76 Während also der Hallenser Jurist Thomasius sich aktiv in den beginnenden Streit eingeschaltet hatte, trat die Theologische Fakultät in Halle, die sich mit der angeblichen Zensur von Bösens Traktat nach Meinung von dessen Widersachern, selbst disqualifiziert hatte, im weiteren Verlauf der Kontroverse nicht in Erscheinung. Auch keiner der dort wirkenden Professoren – Joachim Justus Breithaupt77 und Johann Wilhelm Bajer, Paul Anton78 und August Hermann Francke79 –, hat sich aktiv in den Streit eingemischt. Auch ist bemerkenswert, dass sich jenseits öffentlicher Meinungskundgabe, etwa im Briefwechsel zwischen Spener und Francke, der für die Jahre 1699 bis 1704 über 100 Korrespondenzstücke enthält, keinerlei Hinweis auf Böse und den terministischen Streit findet. 80

3.4. Die Verhandlungen vor dem Konsistorium in Lübben Böse wandte sich am 6. Oktober 1698 schriftlich an das Lübbener Konsistorium und bat diese Appellationsinstanz um die Einforderung der Untersuchungsakten aus Sorau. In der Folge wurde Böse erstmals am 20. November 1698 vor das Konsistorium geladen, um seine Angelegenheit zu vertreten. 81 Von den Lübbener Konsistoriumsmitgliedern traten im Fall Böses namentlich vier Personen in Erscheinung. Die Funktion des Präsidenten bzw. Direktors hatte der königlich polnische und kursächsische Geheime Rat und Oberamtspräsident 76 Thomasius, Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . ; ders., Responsum juris . . . ; Kurtzer Vorbericht . . . . 77 Joachim Justus Breithaupt (1658–1732) studierte in Helmstedt und Kiel. 1684 wurde er in Kiel außerordentlicher Professor für Homiletik, 1685 Hofprediger und Konsistorialrat in Meiningen. Ab 1687 wirkte er als Senior und Theologieprofessor in Erfurt, ab 1691 als Theologieprofessor und Konsistorialrat in Halle. Dort wurde er 1695 Professor primarius an der theologischen Fakultät; vgl. Udo Sträter, Art. ‚Breithaupt, Joachim Justus‘, RGG4 1, 1744. 78 Paul Anton (1661–1730) studierte in Leipzig, wo er gemeinsam mit Francke das ‚Collegium Philobiblicum‘ gründete. 1695 wurde er als Theologieprofessor und Konsistorialrat nach Halle berufen; vgl. Udo Sträter, Art. ‚Anton, Paul‘, RGG4 1, 575. 79 August Hermann Francke (1663–1727) erwarb 1685 in Leipzig den Magistergrad und gründete dort das ‚Collegium Philobiblicum‘. Wegen seiner exponierten Stellung während der Leipziger pietistischen Unruhen 1689/90 wurde er aus der Universitätsstadt ausgewiesen und erhielt einen Ruf als Diakon in Erfurt. 1691 entlassen, wurde Francke Pfarrer in Glaucha bei Halle und Professor für Griechisch und Orientalische Sprachen in Halle. Ab 1698 war er Professor an der dortigen theologischen Fakultät; vgl. Udo Sträter, Art. ‚Francke, August Hermann‘, RGG4 3, 209–211. – Lediglich vier Briefe Böses an Francke, in denen er sich und sein Amtsverständnis eindringlich darstellt (vgl. oben Kapitel 2.4.) sind im Archiv der Franckeschen Stiftungen überliefert, die Antworten (bzw. deren Konzepte) jedoch nicht; vgl. Halle, AFSt: H C 222:1–3 und 5. 80 Philipp Jakob Spener, Briefwechsel mit August Hermann Francke . . ., 567–856. 81 Hesse, Der terministische Streit . . ., 171–173; 179.

3.5. Die Wittenberger Fakultät und ihr erstes Gutachten

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Otto Hieronymus von Stutterheim (1625–1702) inne. Unter den geistlichen Mitgliedern trat besonders der seit 1683 amtierende Lübbener Oberpfarrer und Generalsuperintendent Daniel Römer82 in Erscheinung. Er war damals schon ein sehr alter Mann (Jahrgang 1617), der nach dem Studium an der Leucorea seine Laufbahn 1650 als Diakon in Wittenberg begonnen hatte und ab 1659 vorübergehend Superintendent und Oberpfarrer in Forst war, einer Niederlausitzer Standesherrschaft, die sich ebenfalls im Besitz der Sorauer Grafenfamilie befand. Römer starb im Frühjahr des Jahres 1700. Der zweite hier zu erwähnende Geistliche war Johann Samuel Schaper, 83 der 1671 in Leipzig immatrikuliert wurde; nach kurzzeitiger Tätigkeit in Luckau wurde er 1683 Schlossprediger in Dobrilug und folgte 1700 Römer im Amt des Oberpfarrers in Lübben und Generalsuperintendenten für die Niederlausitz nach. Schaper starb 1705 in Lübben. Als Luckauer (Ober-)Pfarrer war außerdem seit 1698 Dr. Johann Christian Adam Mitglied des Lübbener Konsistoriums. 84 Vor dieser Gruppe namhafter Mitglieder des Lübbener Konsistoriums hatte sich Böse zu verantworten. Es kann also aufgrund der personellen Zusammensetzung dieses Gremiums kaum verwundern, dass sich Böse sich in seinen Hoffnungen bereits zu Beginn der Verhandlungen enttäuscht sah. Nach der Verlesung des Sorauer Verhörprotokolls durch den Präsidenten von Stutterheim bestätigte Böse seine früheren Äußerungen, doch Römer und Schaper insistierten nachdrücklich auf Böses Widerruf. Nach aufreibenden Verhandlungen kam man zu dem Ergebnis, die Akten erneut zu versenden, Böse die Kanzelpolemik zu verbieten und die Konfiszierung des Buches ‚De termino peremptorio‘ zu bestätigen. Als neuen Verhandlungstermin setzte man den 17. Dezember 1698 fest, doch sind die Ergebnisse dieser Sitzung nicht bekannt. Böse schickte jedenfalls am 17. Februar 1699 eine Verteidigungsschrift nach Lübben, die zusammen mit den Untersuchungsakten von dort aus an die Theologische Fakultät Rostock zur Begutachtung gesandt wurde.

3.5. Die Wittenberger Fakultät und ihr erstes Gutachten Unterdessen erreichte im Herbst 1698 die Polemik zwischen Böse und seinen Amtsbrüdern – insbesondere dem Ende November 1698 neu eingeführten Archidiakon Johann Heinrich Oder – auf der Kanzel, beim Katechismusunter-

82 Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 709. Böse schilderte in seinem eigenen Bericht über die Lübbener Verhandlungen, dass Römer „sehr importun war/ und immer schrie/ Ketzerey/ Errores, ungeacht ich ziemlich deutlich seine Dinge refutirte und mich erklärte“; vgl. Continuatio Relationis . . . , 27. 83 Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 737. 84 Zu Johann Christian Adam vgl. a.a.O., 3.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

richt und im Umgang miteinander einen neuen Höhepunkt. 85 Der Sorauer Magistrat sah sich daher veranlasst, dem Konsistorium eine erneute Klage vorzulegen. 86 Außerdem war Böses Traktat zur Herbstmesse 1698 im Leipziger Messekatalog angezeigt worden und man befürchtete weitere Unruhe durch die Verbreitung dieser Schrift. Deshalb schickte das Sorauer Konsistorium am 15. Januar 1699 die Anfrage für ein Zensurgutachten an die Theologische Fakultät Wittenberg. 87 Auf die personellen Verhältnisse an der Wittenberger Fakultät muss hier kurz eingegangen werden, da sich bei Kenntnis der mitwirkenden Persönlichkeiten das Ergebnis des Responsums erst angemessen verstehen lässt. Ende des 17. Jahrhunderts wirkten einige namhafte Theologen an der Leucorea. Zunächst ist Johann Deutschmann (1625–1706) 88 zu nennen. Er lehrte anfangs an der Philosophischen Fakultät und hatte seit 1657 zusätzlich das theologische Extraordinariat inne. Nach seiner Aufnahme in die theologische Fakultät 1662 erreichte er, ein Schwiegersohn des Hauptvertreters der lutherischen Hochorthodoxie Abraham Calov, nach dem Aszendenzprinzip im Jahr 1688 die erste Professur. Ab 1687 wirkte in der Fakultät auch Caspar Löscher (1636–1718). An dritter Stelle ist Johann Georg Neumann (1661–1709) 89 zu nennen. Neumann versah nach seinem Studium an der Leucorea mehrere Funktionen, bis er 1692 zum Professor der Theologie und zum Propst an der Schlosskirche ernannt wurde. Er gilt als Wortführer der späten Orthodoxie und heftiger Gegner Speners,90 was auch seine aktive Teilnahme an den kommenden Auseinandersetzungen um den ‚terminus peremtorius‘ erklärt.

85 Hesse, Der terministische Streit . . ., 173–175; 176–179. Die bei Magnus, Historische Beschreibung . . ., 303–305, mitgeteilten „Anmerckungen aus M. Bösens Catechismus Examine, am Sonntage Exaudi u. s. f.“ dokumentieren, wie über Böses katechetische Praxis Buch geführt wurde, um gegen ihn gewappnet zu sein. 86 Hesse, Der terministische Streit . . ., 184 f., sieht in dem bei Magnus, Historische Beschreibung . . ., 302, ohne Datums- und Empfängerangabe abgedruckten Erlass eine Weisung des Dresdner Oberkonsistoriums an den Sorauer Magistrat, in dem dessen Aufsichtsfunktion über das Verhalten Böses gemäß der Lübbener Beschlüsse bekräftigt wird. Dass es sich um eine Verordnung des Lübbener Konsistoriums handelt, bestätigen dagegen die handschriftlichen Aufzeichnungen von Johann Christian von Schmidt, Niederlausitzische Religions-, Kirchen- und Kloster-Geschichte, 1760 (Potsdam, LHA: 0 A 1432, fol. 331v–332v [undatiert]). 87 Hesse, Der terministische Streit . . ., 175 f. 88 Kenneth Appold, Art. ‚Deutschmann, Johann‘, RGG4 2, 772. 89 Johannes Wallmann, Art. ‚Neumann, Johann Georg‘, RGG4 6, 230 f.; vgl. auch ders.: Wittenberger Orthodoxie im Kampf gegen den pietistischen Chiliasmus: Johann Georg Neumanns (1661–1709) Auseinandersetzung mit Philipp Jakob Spener, in: ders.: Pietismus und Orthodoxie: Gesammelte Aufsätze III. Tübingen 2010, 349–368. 90 Über den Streit Neumanns und der Wittenberger Fakultät mit Spener vgl. KrauterDierolf, Die Eschatologie . . ., 311–320.

3.5. Die Wittenberger Fakultät und ihr erstes Gutachten

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Ferner war Philipp Ludwig Hanneken (1637–1706) 91 Mitglied der Fakultät. Er begann seine Laufbahn an der Universität Gießen, wo er als ordentlicher Professor der Theologie und Superintendent ab 1670 bzw. 1677 in führender Position tätig war. Im Jahr 1692 wurde er in beiden Funktionen nach Wittenberg berufen. Hanneken gilt ebenfalls als früher Gegner Speners und des Pietismus, vor dem er aus Gießen hatte weichen müssen. Schließlich muss noch auf Gottlieb Wernsdorf (1668–1729) 92 hingewiesen werden. Er war Ende des 17. Jahrhunderts noch Adjunkt an der Philosophischen Fakultät und Extraordinarius der Theologie. Doch zählt er später, als ordentlicher Theologieprofessor und Wittenberger Generalsuperintendent, gemeinsam mit Valentin Ernst Löscher zu den heftigsten Gegnern des Pietismus. Auch Valentin Ernst Löscher (1673–1749) 93 stand mit der Leucorea in engster Verbindung. Nach seinem Studium wurde er Adjunkt an der Philosophischen Fakultät in Wittenberg. Als designierter Superintendent von Jüterbog wurde er an der theologischen Fakultät 1698 zum Licentiaten promoviert. Nach Übernahme des Superintendentenamtes in Delitzsch war er kurzfristig von 1707 bis 1709 auch als Theologieprofessor an der Leucorea tätig, bevor er – „letzter großer Vertreter“ der lutherischen Orthodoxie – nach Dresden berufen wurde. Der jüngere Löscher begleitete die spätere Phase des terministischen Streits publizistisch.94 Die genannten Mitglieder der Wittenberger Fakultät95 waren allesamt Schüler bedeutender Theologen der lutherischen Orthodoxie. Johann Deutschmann gehörte als letzter noch in die Gruppe der alten Fakultät, deren Exponenten in den 1680-er Jahren gestorben waren: Johannes Meisner 1681, Abraham Calov 1686, August Bebel 1686 und Andreas Quenstedt 1688.96 So bestand die Fakultät, die sich selbst „cathedra Lutheri“ und „verae & orthodoxae Theologiae plantatrix & conservatrix“ titulierte,97 am Ende des 17. Jahrhunderts aus den direkten Nachfolgern einiger der wichtigsten Vertreter der lutherischen Orthodoxie. Als die Sorauer Anfrage für ein Responsum in Wittenberg eintraf, bekleidete Caspar Löscher das Amt eines Dekans. Das erste Gutachten der Wittenberger Fakultät antwortet auf eine Anfrage vom 15. Januar 1699, die die Mitglieder des Niederlausitzer Konsistoriums in Lübben verfasst hatten.98 Im Unterschied zur Anfrage für das Leipziger Gut91 92 93 94 95

Markus Matthias, Art. ‚Hanneken, Philipp Ludwig‘, RGG 4 3, 1435 f. Kenneth Appold, Art. ‚Wernsdorf, Gottlieb‘, RGG 4 8, 1467. Johannes Wallmann, Art. ‚Löscher, Valentin Ernst‘, RGG4 5, 518. Siehe unten Kap. 9.3. Walter Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg. Halle/Saale 1917,

547 f. 96

A.a.O., 428–430, charakterisiert ihre Epoche als die Zeit des großen Epigonentums. So Löscher in einem Dekanatsprogramm anlässlich der Licentiatenpromotion des Lausiger Pfarrers Johann Joachim Thönniker im Februar 1699; vgl. Halle, UA: Rep. I, Nr. 4557, 6 (einbogiger Druck, B1v, B2v). 98 Halle, UA: Rep. I, Nr. 4557, 7. 97

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

achten ein halbes Jahr zuvor war in der vorliegenden Anfrage durch entsprechende Kommentare bereits die negative Zensur von Böses Traktat vorgezeichnet.99 Damit verselbständigte sich erstmals die Problematik der Lehren in Böses Traktat ein gutes Stück vom Sorauer Verfahren um die Person des Diakons Böse. Vor diesem Hintergrund überrascht das Ergebnis der Begutachtung nicht. Vielmehr schloss sich die Fakultät der in der Gutachtenanfrage vorgegebenen Verurteilung des Traktates in vollem Umgang an. Schon in den Professorenvoten, die der Dekan Löscher im Umlaufverfahren einholte,100 wird diese Tendenz deutlich. Während Löscher in seinem Votum eher pauschale Ablehnung signalisiert, wird Hanneken präziser, wenngleich er eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Buch gar nicht für gerechtfertigt hält. Nicht nur spürt er Spenerisches Gedankengut auf101 und hält die Rede vom ‚terminus peremptorius‘ für ganz falsch. Böses Bezüge zur Bibel sind nach Hannekens Meinung ebenso unangebracht, wie seine gedankliche Nähe zu der reformierten Lehre vom ‚absolutum decretum‘, außerdem lasse sich eine Nähe zu arminianischem Gedankengut feststellen. Dass aus allem noch Trost für den Angefochtenen resultieren soll, ist für Hanneken nicht überzeugend, weshalb er zu dem Schluss kommt, dass „dieses Buch zuvertilgen“ sei.102 Neumanns Votum ist am ausführlichsten, sieht er doch Böses Traktat als Resultat einer Entwicklung, der man schon früher hätte entgegentreten sollen.103 Neumann beklagt auch die Anlehnung an Gedanken reformierter Autoren und an die Lehre vom ‚absolutum decretum‘. Durch diese Berührungspunkte und die Annahme eines ‚terminus peremptorius‘ schmälere Böse letztlich die Gnade Gottes, indem er ihr Zeit und Ziel setzt. Statt der Gewissheit der Gnade sei die Verzweiflung die Konsequenz von Böses Lehre. Diese wird in ihrem Wesen nicht dadurch gemildert, dass sie Böse als 99 „Nachdem uns nun gedachtes büchlein vorkommen, haben wir befunden, daß nicht allein der Titul des buches ἄγραφος & ἀντίγραφος sey, indem wider die Heyl. Göttl. Schrifft, noch die Libri Symbolici eines Termini peremptorii gedencken auch peccatum in Spiritum Sanctum cum peccato quoad vitam confundire, sondern auch in Rubro & nigro des Tractats viel verdächtige Redensarthen und Lehrsätze, so dem geoffenbahrten Worthe | Gottes zu wiederlauffen alß pag. 3. 4. 22. 23. 24. 29. und ferner fast das ganze buch durch eingemischet seyn, welches unserer Kirchen große Rüttung, ärgernis auch vieler seelen gefahr zuwege zubringen scheinet. Damit wir aber deßen destomehr versichert seyn können, so haben wir deswegen bey einer reinen Theologischen Facultät ein Consilium Theologicum, waß von dieses büchlein Rubro & nigro zu halten, und ob es in unserer Kirchen zu dulden sey, einhohlen wollen.“; Halle, UA: Rep. I, Nr. 4557, 7. 100 Nur Johann Deutschmann sah sich wegen Krankheit nicht in der Lage, eine inhaltliche Stellungnahme abzugeben; vgl. Halle, UA: Rep. 1, Nr. 4557, 7. 101 Wenige Jahre zuvor (1694/95) hatten insbesondere Deutschmann, Hanneken und Neumann publizistsich den Kampf mit Spener und dem Pietismus durch die Veröffentlichung der „Christlutherischen Vorstellung“ eröffnet; vgl. Friedensburg, Geschichte . . ., 548 f. 102 Halle, UA: Rep. I, Nr. 4557, 7. 103 „Da siehet man, wie aus einem kleinen Stück Sauerteigs, das anfänglich nicht scheinet sauer zuschmecken, die heilsame lehre selbst kan angestecket und verdorben werden.“; vgl. Halle, UA: Rep. I, Nr. 4557, 7.

3.5. Die Wittenberger Fakultät und ihr erstes Gutachten

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heilsam charakterisiert.104 Dies alles entbehrt laut Neumann jeglicher Anhaltspunkte in der Bibel. Auch sieht er Schriftstellen bei Böse falsch gedeutet, so sei Strafe nicht mit Heilsentzug gleichzusetzen und die recht verstandene ‚vocatio‘ durch Gott habe keine Frist.105 Die Zitate und Anspielungen auf die Werke der Wittenberger Theologen sieht Neumann bereits durch Hartnaccius106 weitgehend beantwortet, denn, was Böse schreibt, sei „der aufgewärmte Stengerismus und Novatianism[us], dadurch den gefallenen Sündern die Heilsmittel abgesproch[en] werd[en].“ Neumann schließt sein persönliches Votum mit einem fazitierenden Mahnruf: „Kurz es ist ein Zweig des verdamlich[en] Pietismi, davor uns Gott in Gnad[en] bewahre!“107

Das Gutachten selbst ist bereits wenige Tage später fertig und auf den 18. Januar 1699 datiert.108 Zahlreiche Gedanken aus den Einzelvoten der Wittenberger Professoren wiederholen sich in ihm und sind zu einer Synthese verbunden. Der Tenor des Gutachtens lautet, dass die Prüfung des Traktates anhand von Bibel und Bekenntnisschriften eine Fülle „grosser und gefährlicher Irrthümer“ gezeigt habe. Ausdrücklich wird an die Verurteilung der Ansichten Stengers durch die Fakultäten in Leipzig, Wittenberg und Jena erinnert. Diese Ansichten sieht man bei Böse, der als „Stengerscher Waffenträger“ tituliert wird, teils wiederholt und noch weiter entwickelt. Böse wird im Gutachten – in der Wortwahl, die Hanneken bereits in seinem Einzelvotum gebraucht hatte – wegen seiner Behauptung eines ‚decretum absolutum‘ und der ‚gratia irresistibilis‘ als (Krypto-)Calvinist, wegen seiner Behauptung der ‚motus naturae‘ als Arminianer sowie – in direkter Anlehnung an die Schlussfolgerung Neumanns – als überzeugter Anhänger der pietistischen Bewegung abqualifiziert.109 Böses Versuch, 104

Böse, Terminus peremptorius . . . , 198 [, 76]. Hanneken differenziert hier zwischen ‚reiteratio mediorum extraordinaria‘ und ‚adhibitio (bzw. applicatio) mediorum ordinaria per legem naturae insitam, per contemplationem huius universi, per ecclesiae durationem perpetuam‘ – nur letztere deckt sich mit seinem Verständnis von ‚vocatio‘. 106 Daniel Hartnaccius, Stengerismus Condemnatus Oder Stengerische Verurtheilte und verdam[m]te Lehre [. . .], Zeitz 1670. 107 Halle, UA: Rep. I, Nr. 4557, 7. 108 Halle, UA: Rep. I, Nr. 4557, 7 (Konzept); UAL: Theol. Fak. 53, fol. 1r –2av (Abschrift); Drucke: Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 8–10; ferner: der von Rechenberg verfasste kontroverse Kommentar zum Wittenberger Responsum mit vollständiger Wiedergabe des Textes in kleineren Abschnitten: Einige kurtze Anmerckungen . . . ; Neumann-Green-Avenarius, Erörterung der Frage vom termino salutis peremptorio . . . , 92–110; der von Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 866, angeführte Separatdruck von 1702 ist nicht ermittelbar. – Zum Gutachten insgesamt ebd.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 176. 109 „[Böse hat sich in diesem Büchlein] als einen treuen Nachfolger der Neulinge dieser bösen Zeit/ so nur Zerrüttung und Aergerniß in unsern unschuldigen Kirchen=Stifften auffgeführet/ wie denn solches aus unrichtiger neu erfundenen Erklärung der Schrifft/ Verklei105

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

in seinem Traktat110 sich von derartigen Lehren zu distanzieren, wird als kläglich gescheitert beschrieben und unterstreiche vielmehr seine Heterodoxie. Böses Differenzierung der absoluten und hypothetischen Bedeutung der Gnadenzeit111 führe nur zu einem „kahlen Trost“ für den angefochtenen Christen. Die Wittenberger Fakultät schließt mit einem Votum, das Löscher bereits in seinem internen Urteil gleichlautend formuliert hat112 : „[. . .] dieses Büchlein mit seiner enthaltenen Lehre sey irrig/ gefährlich und schädlich/ auch daher in unsern Kirchen und Schulen nicht zu dulden.“113

Insgesamt äußert sich das Wittenberger Gutachten trotz vorangegangener „fleißiger Durchlesung des Büchleins/ und genugsamer Uberlegung des Wercks“114 nur auf knappem Raum, wird aber inhaltlich sehr präzise. In einem Dreischritt wird zuerst die im Titel enthaltene Hauptthese von Böses Buch kritisiert, dann werden an einem einzelnen Exempel die zweifelhaften theologischen Unterscheidungskriterien Böses aufgezeigt und schließlich auf die problematischen seelsorgerlichen Konsequenzen hingewiesen.

3.6. Die Rostocker Fakultät und ihr Gutachten Die Theologische Fakultät in Rostock hatte sich im Rahmen der mecklenburgischen Landesuniversität zu einem Hort der lutherisch-orthodoxen Theologie ausgebildet. In der Fakultät wirkte der nachhaltig in Straßburg theologisch geprägte und 1690 von Spener empfohlene Johann Fecht (1636–1716) 115 als Theologieprofessor und Superintendent. Neben Fecht wirkten um 1700 an der theologischen Fakultät Johann Peter Grünenberg116 und Johann Nikolaus Quistorp.117 An der philosophischen Fakultät lehrten unter anderem ab 1699 Albrecht nerung rechtschaffener reiner Theologorum, Erhebung der Neulingen und andern dieser Leute ärgerl. Schrifften mehr/ zur Gnüge erhellet.“; Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 9. 110 Böse, Terminus peremptorius . . . , 268–331 [, 102–126]. 111 A.a.O., 310 f. [, 118]. 112 Halle, UA: Rep. I, Nr. 4557, 7. 113 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 10. 114 Erstes Wittenberger Gutachten, vgl. a.a.O., 8. 115 Thomas Kaufmann, Art. ‚Fecht, Johann‘, RGG 4 3, 54. 116 Johann Peter Grünenberg aus Harburg/Lüneburg (1668–1712) studierte in Helmstedt und Kiel. Er wurde 1698 in Rostock, Bacc., Professor und Superintendent. Grünenberg vertrat ein dogmatisch fixiertes Luthertum; vgl. Matthias Wolfes, Art. ‚Grünenberg, Johann Peter‘, BBKL 18, 544–546. 117 Johann Nikolaus Quistorp (1651–1715) war seit 1676 im Rostocker Kirchendienst und wurde 1686 zum Dr. theol. promoviert. Seit 1693 bekleidete der inzwischen auch als Pastor an St. Nikolai wirkende Quistorp eine Professur an der theologischen Fakultät. 1697 wurde er Direktor des Geistlichen Ministeriums, was der Position eines Superintendenten entsprach; vgl. Gustav Willgeroth, Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjäh-

3.6. Die Rostocker Fakultät und ihr Gutachten

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Joachim von Krakevitz (1674–1732) 118 als Professor für orientalische Sprachen und Katechetik sowie Zacharias Grape (1671–1713) 119 als Professor für Physik und Metaphysik. Vor allem Fecht, Grape und Krakevitz traten publizistisch im terministischen Streit hervor. Die Theologische Fakultät in Rostock hat ihr Gutachten unter dem Dekanat von Fecht am 30. März 1699 erstellt und an das Lübbener Konsistorium adressiert.120 Anhand der in den mitgeschickten Akten dokumentierten Klagen Böses monieren die Rostocker Theologen zunächst formal am Verfahren, dass kein juristisches Responsum eingeholt worden sei. Inhaltlich beziehen sie sich für ihr Gutachten auf die Verfahrensakten aus Sorau, den gedruckten Traktat Böses sowie die beiden Responsen aus Leipzig und Wittenberg. Das Rostocker Gutachten setzt sich auf dieser Basis zunächst mit zentralen Themen der Sorauer Befragung von Böse im Februar 1698 auseinander (Chiliasmus, Beichtverständnis, Amt der unwiedergeborenen Pfarrer, Anhängerschaft Speners).121 Die chiliastischen Äußerungen Böses werden in Analogie zum Chiliasmus des Zeitgenossen Petersen und in ihrer Unvereinbarkeit mit den Lehraussagen der CA gesehen. Böse sollte deshalb aufgefordert werden, sich von chiliastischen Ansichten fanatischer Ausrichtung sowie in der Spielart Petersens kategorisch zu distanzieren. Andernfalls ließe sich seine Übereinstimmung mit den Lehraussagen der CA nicht feststellen und man müsse ihn letztlich aus dem Pfarrdienst entfernen. In der Beichtstuhlfrage sollte Böse zu einer eindeutigen Äußerung angehalten werden, ob er trotz missbräuchlicher Einzelfälle generell den Beichtstuhl – also die Einrichtung der Privatbeichte – anerkennen könne. Auch in der Frage der Amtsautorität unbekehrter Pfarrer sollte Böse sich eindeutig äußern. Ferner müsse er sich erklären, ob er ein Anhänger Speners sei („Herrn D. Speners Partie“) und damit zu den Pietisten gehöre, die allerhand Neuerungen in der Kirche einführen wollten. Als Anhänger der Pietisten sei ihm dann zur rigen Kriege: Mit Anmerkungen über die früheren Pastoren seit der Reformation. Bd. 3, Wismar 1925, 1429. 118 Thomas Kaufmann, Art. ‚Krakevitz, Albrecht Joachim v.‘, RGG 4 4, 1719. Krakevitz wurde 1713 Professor an der theologischen Fakultät und später Superintendent. vgl. auch Willgeroth, Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren . . . 3, 1396. 119 Zacharias Grape (Grapius) aus Rostock (1671–1713) hatte in Leipzig studiert, Dr., zugleich mit seiner Berufung zum Archidiakon wurde er Professor der Physik und Metaphysik an der Universität. Grape war der Schwiegersohn des Johann Nikolaus Quistorp. Er war der Verfasser einer Homiletik; vgl. Willgeroth, Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren . . . 3, 1400; Strassberger, Die „Leipziger Predigerkunst“ . . ., 180–182; 202 f. 120 Laut schriftlicher Auskunft vom 29. 5. 2007 waren keine zugehörigen Archivalien (Anfrage oder Konzept) im Universitätsarchiv Rostock zu ermitteln. – UAL: Theol. Fak. 53, fol. 3r –21v (Abschrift); Drucke: Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 10–31; Rostock, Theologische Fakultät, Nohtwendige und Schrift-gemässe Beschirmung . . . , 1–28. Thomasius, Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . , 10–31. – Zum Gutachten insgesamt: Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 866 f.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 179–184. 121 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 11–17.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

Wahrung der Einigkeit in der Ortskirche der Wechsel seiner Wirkungsstätte an einen Ort, an dem pietistisches Gedankengut gelitten werde, zu empfehlen. Der größte Abschnitt des Rostocker Gutachtens gilt dem Traktat Böses über die Gnadenfrist.122 In zwei Teilen gehen die Rostocker dabei vor. Im ersten umfangreichen Hauptteil wird der Inhalt diskutiert, im zweiten geht es kurz um das formale Publikationsrecht des Autors. Inhaltlich befassen sich die Rostocker zunächst mit dem Schlüsselbegriff des Traktates. Böse fasse die Gnadenfrist zwar nicht im Sinne der Reformierten als ein ‚absolutum decretum‘, jedoch betone er eine Unwiderruflichkeit der Verwerfung durch Gott innerhalb der Lebensfrist eines Menschen, was der lutherischen Theologie widerspreche. Im Einzelnen werden fünf Argumente hierfür geltend gemacht. Die Frage der Ungebundenheit der ‚gratia revocans‘ ist bereits in den frühen 1670-er Jahren zwischen Stenger und den Jenenser Theologen kontrovers verhandelt worden. Nach Meinung der Letzteren endet die unterschiedlich lang dauernde, zurück-rufende (‚re-vocans‘, d. h. die dem gefallenen Sünder geltende) Gnade Gottes irgendwann einmal ganz, was scheinbar Böses Hypothese auch entspricht. Im Unterschied zu ihm hatten jedoch die Jenenser Theologen an der universalen Geltung der ‚gratia revocans‘ und an der bis ans Lebensende reichenden Gnadenfrist als Lehrmeinung festgehalten.123 Gerade die Behauptung der Universalität nicht nur der ‚gratia vocans‘, sondern auch der ‚gratia revocans‘ sei von Dannhauer – im Unterschied zu Böse – ausdrücklich angenommen worden.124 Schließlich seien die Folgerungen aus der Annahme eines peremptorischen Gnadentermins gefährlich: Sie führten zur Verzweiflung des Sünders, machten das Wirken der Prediger in Verkündigung und Bekehrung vergeblich und würden der Bekehrungsgnade Gottes (gegenüber den gefallenen Sündern) nur partikulare Geltung zumessen. Deshalb könne man vor der Darstellung des ‚terminus peremptorius‘ in Böses Traktat nur warnen, in der Gott als unbarmherzig erscheine, theologische Aussagen verfälscht und biblische Aussagen verdreht würden.125 Böses Ansichten führten schließlich zum Novatianismus, d. h. – im Anschluss an eine sich in der Mitte des 3. Jahrhunderts formierende kirchliche Sonderge122

A.a.O., 17–30. Sie beriefen sich dabei auf biblische Äußerungen (Ez 18, 23. 32; 33, 11; 1 Tim 2, 4; 2 Petr 3, 9; Apg 17, 31; Apk 3, 20; Mt 11, 28; Jer 30, 20; 3, 12; Hos 11, 8 f.; Mt 23, 37; Lk 15, 4 f.) und auf Aussagen Luthers, Franz’, Brochmanns, Hunnius’, Dannhauers und Hülsemanns. 124 Anspielungen auf Dannhauer, Katechismus-Milch . . . 6, 281. 125 Was Dietrich auf den Sturz eines verstockten und verruchten Menschen in die ewige Verdammnis bezieht, sieht Böse in Verbindung mit dem Sturz in die Verstockung bzw. mit der Unmöglichkeit zur Bekehrung – im einen Fall geht es um den Willen des Menschen, im anderen Fall um den Willen Gottes –, wenn Paulus Beginn und Vollendung des göttlichen Heilswirkens als zwei Aspekte des Handelns Gottes versteht, so stellt Böse die Fortführung des göttlichen Heilshandelns als willkürlichen Akt Gottes dar (d. h. letztlich als ‚gratia revocans particularis‘); vgl. Böse, Terminus Peremptorius . . . , 152; 172. Im Rostocker Gutachten, vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 26. 123

3.7. Die weiteren Entwicklungen in Sorau unter dem neuen Superintendenten

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meinschaft126 – zur Leugnung der Möglichkeit der Buße überhaupt. Seine Argumente für den ‚terminus peremptorius‘ stehen entweder direkt im Widerspruch zu biblischen Aussagen oder verwickeln sich in Absurditäten. Die Drohung Gottes, die Sünder zu verstocken und ihnen seine Gnade zu entziehen, schreibe Böse nicht – wie er es seiner eigenen Beweisführung für den ‚terminus peremptorius‘ nach tun müsste – dem unwiderruflichen Ablauf der Gnadenfrist zu, sondern der beharrlichen Unbußfertigkeit der Sünder.127 Die Drohung Gottes zielt jedoch gerade auf die unbußfertige Haltung und steht nicht in Beziehung zu einer Frist. Ferner erhöre Gott nur nicht die Bitte des Sünders um den Erlass seiner Strafen, entziehe ihm aber nicht gänzlich die Gnade.128 Insgesamt handelt es sich nach Meinung des Rostocker Gutachtens129 also bei Böses Aussagen um eine Erneuerung novatianischer Ansichten und eine breite Übereinstimmung mit calvinistischen Lehrinhalten. Zum Vorgehen Böses bei der Publikation des Traktates wird der Umstand des Verbotes durch seine Obrigkeit als verbindlich geltend gemacht, wonach er sich trotz der Zensur durch die Theologische Fakultät Halle und die Titelbeanstandung der Theologischen Fakultät Leipzig130 hätte richten müssen. Bei dem komplexen Gegenstand des Traktates hätte Böse sich über die Brisanz seiner Aussagen im Klaren sein müssen. Daher gehöre Böse wegen seiner „vorsetzliche[n] Boßheit“ bestraft. Außerdem seien die Exemplare seines Buches zu konfiszieren, eine Geldbuße über ihn zu verhängen und ihm die Suspension von seinem Amt anzudrohen.

3.7. Die weiteren Entwicklungen in Sorau unter dem neuen Superintendenten (ab Frühjahr 1699) Die Polemik unter den Sorauer Geistlichen hielt unterdessen weiter an. Nicht nur der Archidiakon, sondern besonders auch der Senior Morgenbesser trat nun gegen die fortgesetzten Aktivitäten Böses auf den Plan. Vor allem letzterer ging mit ätzender Polemik gegen seinen verhassten Amtsbruder vor.131 Gegen die diffamierenden Äußerungen seiner Kollegen, der Sorauer Konsistoriumsmitglieder Oder und Morgenbesser, wehrte sich Böse mit seiner bereits angesprochenen Appellation an das Konsistorium in Lübben.

126

Vgl. die Verurteilung der Lehre des Novatianismus in CA 12. Deren Buße im Angesicht der Höllenangst wird bei Böse als unaufrichtig charakterisiert; vgl. Böse, Terminus peremptorius . . . , 70–85 [, 27–32]. Das Rostocker Gutachten weist ausdrücklich hierauf hin vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 28. 128 Als biblischen Beleg hierfür: Apk 3, 20. 129 Hesse, Der terministische Streit . . ., 184, qualifiziert es als besonnen und gründlich. 130 Der Inhalt des ersten Leipziger Gutachtens wird auf diesen Aspekt reduziert. 131 Hesse, Der terministische Streit . . ., 185 f. 127

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

Mitten in dieser zugespitzten Atmosphäre verstarb am 26. April 1699 der Superintendent Rothe. In der Leichenpredigt des Archidiakons Oder wird die Rolle des Verstorbenen mit der des alttestamentlichen Propheten, Lehrers und Predigers Elia verglichen. Die Empfindungen, die einst die Himmelfahrt des Propheten und nun der Tod des Superintendenten bei den ihnen Anvertrauten hinterlassen haben, werden in der Leichenpredigt folgendermaßen parallelisiert, wobei auch ein Seitenhieb auf Böse fallen gelassen wird: „Worüber dazumahl der Propheten Kinder fragten und klagten/ eben das ist es/ worüber heute unsere gantze Stadt und Gemeine seufftzet und klaget/ daß der HErr einen Riß unter uns gethan/ und denjenigen/ den wir wegen seines treu geführten Lehr=Ambts und SeelenPflege halben billich als einen Vater und Ephorum zu respectiren hatten/ (und verzeihe es GOtt denen die es nicht gethan/) von unsern Häuptern weg genommen.“132

Als letzte Worte des Sterbenden überliefert Oder wohl nicht zufällig einen Halbvers aus dem Römerbrief (Röm 5, 20b), anhand dessen er die Lehre von der universalen und immer geltenden Gnade Gottes seinen Hörern einprägt.133 Außerdem lässt er den verstorbenen Superintendenten aus dem Grab noch die Mahnung an seine Amtsbrüder einschärfen, „daß ihr allzumal einerley Rede führet/ und lasset nicht Spaltungen unter Euch seyn/ sondern haltet fest an ein ander in einem Sinn und in einerley Meinung“.134 Nach einigen Monaten der interimistischen Verwaltung des Superintendentenamtes durch Oder wurde als Rothes Nachfolger im Oktober 1699 Ludwig Lucius als neuer Superintendent berufen und im November eingeführt.135 Bei dieser Investitur kam es erneut 132

Oder, Die Denckwürdige Ermunterung . . ., 6. „Denckwürdig war sein letztes Wort/ das Er auff der Welt geredet/ genommen aus Rom V. 20. Wo die Sünde mächtig worden/ da ist doch die Gnade viel mächtiger worden. Womit Er uns so wol seinen Kampff und Streit mit der Sünde/ auch auch seinen Sieg/ den Er durch die Gnade GOttes/ die im Blute Christi JESU schwimmet/ wieder die Sünde erhalten/ und also sein fröliches | Consummatum est eröffnet. [. . .] Allein dahin soll es nimmermehr kommen/ daß des Sünders Ubertretungen/ wofern Er nur nicht begehret darinnen zu beharren/ grösser seyn/ als die Gnade GOttes/ sondern viel mehr wird die Gnade die Sünden/ wie groß sie auch immer seyn/ überwältigen/ überschwemmen und verschlingen. Dieß Wort Pauli und unsers seeligen Herrn Superintendentis macht Cain zum Lügner/ schlägt die Feinde der Gnade GOttes zu Boden/ und hilfft David/ Paulo, Manassen, Magdalenae, dem Schächer am Creutze und allen geängsteten und zerschlagenen Hertzen wieder auff die Beine.“ vgl. Oder, Die Denckwürdige Ermunterung . . ., 21 f. 134 A.a.O., 43. 135 Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 518; Magnus, Historische Beschreibung . . ., 305–309; von der chronologischen Reihung der Ereignisse abweichend, berichtet Magnus ausführlich und mit zahlreichen Predigtzitaten von der Amtseinführung von Lucius als Superintendent; vgl. ebd., 309–317. Vgl. dazu ausführlich Hesse, Der terministische Streit . . ., 186–190. – Bald nach der Amtsübernahme hatte der neue Superintendent Ansprüche auf die Erträge des sog. Seyffersdorfischen Lehens erhoben. Über die Verwendung dieser Erträge – als Ergänzung der Einkünfte des Superintendenten oder als Studien-Stipendium für ein Sorauer Stadtkind – holte sich Graf Balthasar Erdmann von Promnitz im Februar 1700 bei der Leipziger Theologischen Fakultät Rat und bat um Ab133

3.7. Die weiteren Entwicklungen in Sorau unter dem neuen Superintendenten

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wegen Böse zum Eklat. Dieser wollte an der Feierlichkeit teilnehmen und den ihm gebührenden Platz inmitten der Geistlichkeit einnehmen, was Morgenbesser erfolgreich hintertreiben konnte. Böse musste sich vor aller Augen von der Festgemeinde entfernen. Die Einführungspredigt für den neuen Superintendenten hielt wiederum der Archidiakon Oder. In ihr führte er unter anderem über die Rechtgläubigkeit des neuen Mannes an der Spitze der Sorauer Pfarrerschaft aus: „[. . .] unser Sorau hat in diesen Stück gewiß im geringsten nichts sich zubeschweren/ der Mann ist ihr bekant gnung von etlichen 20. Jahren her/ und hat sich im geringsten nicht zu befahren/ ob bekäme sie einen Heuchler/ einen Neuling/ einen Tuckmäuser/ einen Syncretisten/ Schwenckfelder/ Weigelianer/ Chiliasten/ Pietisten/ oder andern schwermenden Fladergeist/ massen er denn gleich ietzo bey dem Eintritt in dieses Gottes Hauß sich erkläret/ daß/ wie er in der Tauffe dem Teuffel und allen seinen Wercken/ und allen seinen Wesen abgesagt/ also wolle er auch des Chiliasmi und Pietismi abgesagter Feind leben und sterben.“136

Mit diesen Worten hatte Oder aus seiner Sicht die Richtung für die laufenden Auseinandersetzung mit dem Diakon Böse zur Gänze umrissen. Der so gewürdigte neue Superintendent Lucius schien sich persönlich allerdings weit weniger als sein Archidiakon Oder und der Senior Morgenbesser exponieren zu wollen. An harten Äußerungen gegenüber Böse ist nichts überliefert. Gleichwohl ist seine theologische Prägung im Sinne des orthodoxen Luthertums unzweifelhaft. Nach dem Studium an der Leucorea war er in seiner ungarischen Heimatstadt Kremnitz Rektor und Pfarrer gewesen und von dort im Zuge der Zwangskatholisierungen geflohen. Am Ende seiner Flucht befand er sich wieder in Wittenberg, von wo aus er durch Johann Deutschmann dem Sorauer Superintendenten als Rektor empfohlen wurde. Seit 1675 wirkte er zunächst an der Sorauer Lateinschule, dann ab 1679 als Pfarrer in Christianstadt. Parallel mit ihm wurde 1699 auch sein Sohn, Matthias Ephraim Lucius,137 in die Stadt Sorau berufen und erhielt dort das Amt des Hofpredigers. Dieser ersten Anstellung folgte für den jüngeren Lucius 1706 die Berufung auf die Pfarrstelle in Niederullersdorf bei Sorau. Der Vater Ludwig Lucius konnte dagegen nur für reichlich fünf Jahre das Sorauer Kirchenwesen leiten. In seine Amtszeit fällt die Einrichtung einer Kirchenbibliothek in Sorau.138 schrift einer Stellungnahme in gleicher Sache, die der Superintendent Rothe nach seinem Amtsantritt 1668 initiiert hatte; vgl. UAL: Theol. Fak. 27, fol. 59r –69r; Theol. Fak. 7b, fol. 204r/v; 300r/v. 136 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 312; ausführlicher zitiert bei Hesse, Der terministische Streit . . . 188–190. 137 Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 518. 138 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 343–345; 377. Zur Bibliothek, die der regierende Graf wesentlich förderte, vgl. auch Paul Ilgen, Katalog der sog. Kirchenbibliothek zu Sorau. Teil 1 [Programm des Gymnasiums zu Sorau 84], Sorau 1885, 3–14; Teil 2 [Programm . . . 85], Sorau 1886, 3–20; Teil 3 [Programm . . . 87], Sorau 1890, 3–16.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

Unter dem neuen Superintendenten ging nun der Streit um den Diakon Böse in ein weiteres Stadium. Zur Eröffnung des Rostocker Gutachtens sollte Böse erneut nach Lübben reisen, was ihm aber aufgrund seiner Erkrankung nicht möglich war. Nachdem mehrfach der Termin verschoben wurde, überstellte man ihm das Gutachten nach Sorau. Böse griff daraufhin wieder zur Feder und verfasste eine Apologie.139 Darin wandte er sich „mit ziemlichem Geschick und mit grösserer Umsicht, als er in seiner ersten Schrift bewiesen hatte“140 gegen das Rostocker Votum. Er bekundete, dass er bei seiner Lehre des Gnadentermins bleiben wolle. Den Anschuldigungen begegnete er seinerseits mit einem Vorwurf gegen die Rostocker Theologen, die „die ewige Wahrheit für ungöttlich schelten und fortzupflanzen so heftig verbieten wollen“.141 Auch dem Tadel, er habe sich über das gräfliche Publikationsverbot hinweg gesetzt, nahm er den Wind aus den Segeln. Neben dem Vorwurf des Terminismus zielte der zweite wichtigste Anklagepunkt im Rostocker Gutachten auf die chiliastischen Anschauungen Böses. Die Entkräftung dieses Punktes verhandelte er nicht mehr in seiner Apologie, sondern er ersuchte nun selbst um ein Gutachten bei der Theologischen Fakultät in Leipzig.

3.8. Das Leipziger Gutachten zum Chiliasmus und das zweite Gutachten zu Böses Traktat 3.8.1. Die personelle Neuformierung der Leipziger Fakultät von Sommer 1699 bis Anfang 1700 Zwischen den Todesfällen in der Fakultät im Herbst 1697 (Alberti und Möbius) und den Todesfällen im Frühjahr 1699 (Lehmann und Carpzov) waren keine endgültigen Entscheidungen über die Neubesetzung der theologischen Professuren gefallen. Somit war Olearius zwischenzeitlich der einzige Vertreter der Fakultät und übte seit Herbst 1699 für zwei Jahre am Stück auch das Dekanat aus.142 Außerdem hatte er durch die Todesfälle die Ämter und Funktionen, die er sich zuvor mit seinen Kollegen teilte, nun alleine wahrzunehmen. So wurde er als Repräsentant der Fakultät Decemvir und Stipendiatenephorus, außerdem erhielt er noch das Seniorat in der Sächsischen Universitätsnation. Als Dekan und einziges ordentliches Fakultätsmitglied wurden unter seinem Vorsitz am 9. November 1699 elf Doktorpromotionen durchgeführt.143 Unter den elf Kandidaten waren fünf vor Ort in Leipzig bzw. an der Universität tätig 139

Thomasius, Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . , 73–107. Hesse, Der terministische Streit . . ., 191. 141 Zitiert a.a.O., 192. 142 Nach dem Tod des Dekans Carpzov versah Olearius bereits ab April 1699 das Prodekanat der Fakultät; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 284r –293r. 143 Gössner, Personelle Struktur . . ., 158–160. 140

3.8. Das Leipziger Gutachten zum Chiliasmus

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und galten als Aspiranten auf die freien Stellen an der Fakultät. Es handelte sich dabei um den beinahe 70-jährigen Hebräischprofessor Valentin Friderici, den Physikprofessor Johannes Cyprian, den Professor für Geschichte und die alten Sprachen Adam Rechenberg, den Rhetorikprofessor Johannes Schmid, den Archidiakon bei St. Nikolai Thomas Ittig und den Archidiakon an St. Thomas Gottlob Friedrich Seligmann. Aufgrund ihres Lebensalters und ihrer Positionen bedeuteten alle diese Kandidaten für die Neubesetzungen von Stellen an der theologischen Fakultät keinen wirklichen Generationswechsel für die Leipziger Theologie, sondern markieren vielmehr eine Übergangsphase. Erst ein Jahrzehnt später wurden diese Übergangsbesetzungen mit den Berufungen von Gottfried Olearius und Christian Friedrich Boerner durch Persönlichkeiten abgelöst, die methodisch und inhaltlich unter den Vorzeichen der Leipziger Frühaufklärung universitäre Theologie betrieben.144 Die solitäre Stellung des Olearius wurde endgültig beseitigt, als am 21. November und am 1. Dezember 1699 Rechenberg und Ittig offiziell in die Fakultät rezipiert wurden.145 Zuvor schon waren die Aspiranten bemüht, eine möglichst vorteilhafte Ausgangslage im Vorfeld der Rezeption zu erlangen. Das Gegenteil bewirkte Ittig allerdings durch seine vorschnelle Unterschrift unter das Denominationsschreiben – also die Kandidatenliste – der Fakultät,146 was in Dresden offenbar als Anmaßung interpretiert wurde, da Ittig zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht offiziell in die Fakultät rezipiert worden war. Bereits am 25. August 1699 wurde Rechenberg durch königliches Reskript die Professio primaria übertragen.147 Im Gegenzug sicherte sich Ittig148 aber mit Erfolg die Vorlesungs144 Hammerstein, Die Universität Leipzig . . ., 128; Gössner, Wissenschaftliche Disziplinen im Kontext der Aufklärung – Die Theologie . . ., 178–185. – Günter Mühlpfordt rechnet von den Leipziger Theologen des frühen 18. Jahrhunderts nur Adam Rechenberg zu den „Vor-, Primär- und Frühaufklärern“; vgl. Günter Mühlpfordt, Gelehrtenrepublik Leipzig: Wegweiser- und Mittlerrolle der Leipziger Aufklärung in der Wissenschaft, in: Wolfgang Martens (Hg.), Leipzig: Aufklärung und Bürgerlichkeit [Zentren der Aufklärung 3], Heidelberg 1990, 39–101. Hier: 49; 52. 145 UAL: Rep. I/IX/002, fol. 3v (ebd., fol. 4r, wird Ittig aber schon für die Zeit nach dem Tod von Möbius 1697 als ‚ordinarius‘ bezeichnet). 146 Hierzu erging ein Rechtfertigungsschreiben an den Landesherrn, in dem Olearius diese Mitunterschrift mit dem Umstand begründet, dass Ittig als Professor quartus und Gehaltsempfänger aus dem Fakultätsfiskus ein anderer Status zukommt als den übrigen Assessoren (das war die Gesamtheit der Licentiaten bzw. Doktoren); vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 286r/v; Theol. Fak. 24, fol. 645r/v. 147 UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 286v. Zu Rechenbergs Biographie vgl.: Michael Ranfft, Leben und Schrifften aller Chur-Sächsischen Gottesgelehrten [. . .]. 2 Teile, Leipzig 1742, 949–998 (Nr. XLVII); bzgl. Rechenbergs ambivalenter Haltung bei seinem (endlichen) Eintritt in die theologische Fakultät vgl. Dietrich Blaufuss, ‚Scibile et pie‘: Adam Rechenbergs und Philipp Jakob Speners theologische Studienanleitungen. Wegweiser zur Aufklärung?, in: Hanspeter Marti-Detlef Döring (Hg.), Die Universität Leipzig und ihr gelehrtes Umfeld 1680–1780 [Texte und Studien 6], Basel 2004, 329–358, hier: 334 f. 148 Auch sein Rang in der Fakultät war eigens schriftlich fi xiert; vgl. UAL: Theol. Fak. 24, fol. 418r –419r (Nr. 130).

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

zeiten des Primarius. Beschränkt wurde dieser Anspruch aber durch Olearius, der Ittig gegenüber seine Ehrenstellung als Senior schriftlich garantiert sehen wollte.149 Damit verblieb der Senior der Fakultät, Johannes Olearius, nominell auf der zweiten Professur. Er besaß allerdings als ältestes Mitglied der Fakultät und somit Senior auch gegenüber dem jüngeren Primarius Rechenberg einen Ehrenvorrang. Schließlich wurde durch königliches Reskript vom 5. Februar 1700 Thomas Ittig faktisch auf der dritten Professur bestätigt, wodurch für Gottlob Friedrich Seligmann, den bisherigen Extraordinarius, der Eintritt auf die vierte Stelle möglich wurde.150 Als Nachfolger Seligmanns auf dem Extraordinariat wurde im Frühjahr 1700 Johannes Cyprian151 eingesetzt. Außerdem wurde erstmals in der Person des Johannes Schmid,152 Professor eloquentiae an der Philosophischen Fakultät, zusätzlich ein zweiter Extraordinarius installiert.153 Auf der ordentlichen Hebräischprofessur folgte nach dem Tod Fridericis 1702 Johann Georg Abicht nach (bis 1717). Nach Gabriel Groddecks Wegberufung nach Danzig 1699 nahm Christian Ludwig das Extraordinariat orientalium linguarum wahr, das er bis zu seinem Tod 1732 innehatte.154 Mit den Neubesetzungen gingen auch wieder die Diskussionen um einen angemessenen Lehrbetrieb weiter, der schon in den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts erhebliche Defizite aufwies. Am 6. Februar 1700 antwortete der Dekan der Theologischen Fakultät auf eine am 29. Januar 1700 ergangene landesherrliche Beschwerde über die Versäumnisse der Theologieprofessoren in der Lehre.155 Darin bestätigte Olearius die offenkundigen Lücken im Lehrbetrieb, die 149

UAL: Theol. Fak. 24, fol. 442r –443r (Nr. 136 und 137). UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 298r/v. Die Eintragung setzt voraus, dass die Entscheidungen über die Besetzung der ersten beiden Professuren (Rechenberg und Olearius) im Vorfeld gefällt worden waren, doch fehlen darüber im Dekanatsbuch Einträge. 151 Gössner, Personelle Struktur . . ., 85. Zur Biographie des Johannes Cyprian aus Rawitsch in Polen (1642–1723) vgl. Ranfft, Leben und Schrifften . . ., 206–223 (Nr. XII). Cyprian war seit 1678 Professor physices und wurde im Folgejahr Kollegiat im Großen Fürstenkolleg; 1677/78 wurde er Bacc. und Lic. theol., 1699 Dr. theol. Im Jahr 1710 übernahm er die 4. Theologieprofessur und stieg bis 1721 zum Professor primarius auf. 152 Zur Biographie des Johannes Schmid aus Breslau (1649–1731) vgl. Ranfft, Leben und Schrifften . . ., 1054–1077 (Nr. LIII). Schmid wurde 1679 Kollegiat am Frauenkolleg und 1684/85 Professor eloquentiae. Im Jahr 1685 bzw. 1699 wurde er Lic. theol. bzw. Dr. theol. 153 Hinweis auf ein königliches Reskript vom 20. März und ein weiteres vom 29. April 1700 in UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 298v; zu Schmids Extraordinariat außerdem UAL: Theol. Fak. 8, pag. 12. 154 Vgl. Gössner, Personelle Struktur . . ., 82. Zeitgenössische biographische Angaben zu Christian Ludwig aus Landshut in Schlesien (1663–1732) vgl. bei Ranfft, Leben und Schrifften . . ., 631–643 (Nr. XXXIV); Ludwig wurde etwa 1697 Konrektor an der Thomasschule und Kollegiat am Frauenkolleg. Auf seine Berufung zum Extraordinarius orientalium linguarum 1699 folgte im Jahr 1700 die Übernahme des Ordinariats organi Aristotelici. 1701 erlangte er das theologische Licentiat und 1724 das Doktorat; Vgl. auch: Das ietzlebende Leipzig: Anno 1701 und 1702 [Nachdruck], Leipzig 2000, A3v; A5r; A6v; B4v. 155 UAL: Rep. I/IX/002, fol. 3r –4v. 150

3.8. Das Leipziger Gutachten zum Chiliasmus

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durch Krankheit, Altersschwäche, Überlastung oder Tod der zwischen 1697 und 1699 verstorbenen Professoren entstanden waren. Er berichtete außerdem über die von ihm trotz seiner persönlichen Überlastung veranstalteten Lectiones publicae des vergangenen Jahres über den 1. und 2. Timotheusbrief und gab einen Gesamtüberblick über die eigene Lehrtätigkeit seit seiner Berufung in die Fakultät 1677. Auch Rechenberg als neuer Primarius habe inzwischen mit seiner Lectio publica über die Konkordienformel und mit seinem Collegium disputatorium über die Symbolischen Bücher begonnen. Ebenso habe Ittig156 bereits als Extraordinarius über die Theologie der Apostolischen Väter gelesen und sein Lehrmanuskript auch zum Druck befördert. Schon ab 1697 habe Ittig als Anwärter auf eine Professur nacheinander über die Klemensbriefe, den Barnabasbrief, den Hirten des Hermas und den Ignatiusbrief gelesen. Den Polykarpbrief habe er sich für das laufende Jahr vorgenommen. Außerdem habe der bisherige Extraordinarius und nunmehrige Professor quartus Seligmann157 über die Confessio Augustana gelesen. Auch der Hebräischprofessor Friderici158 behandle fleißig die hebräische Grammatik und habe eine Lektüreveranstaltung über den Propheten Haggai angeboten. In Ergänzung zu dieser Darstellung des aktuellen Lehrangebots bemängelt Olearius vor allem die ausschließliche Vorliebe der Studenten für die ‚Collegia homiletica‘ der Magister und Baccalaren, die dazu führe, dass der Besuch von öffentlichen Lektionen der Professoren vernachlässigt würde. Etabliert waren zu dieser Zeit vor allem das ‚Montägliche Große Predigerkollegium‘ mit 19 Mitgliedern unter dem Vorsitz des Baccalaureus Friedrich Werner und das ‚Donnerstägliche Große Predigerkollegium‘ mit 28 Mitgliedern, dessen Senior der Baccalaureus Johann Gottlieb Hoffmann159 war.160 In dieser frühen Phase der Neuformierung der theologischen Fakultät war unzweifelhaft ihr Senior die bestimmende Persönlichkeit. Im Verhältnis zur Aufklärung wird Olearius mit Recht im Gegensatz zu seinen verstorbenen Fakultätskollegen als „Übergangsgestalt“ und „Primäraufklärer“ gesehen.161 In 156 Als Zuarbeit für den Bericht des Dekans von seiner Hand der Bericht über die eigene Lehrtätigkeit zwischen 1697 und 1700, vgl. UAL: Rep. I/IX/002, fol. 27r/v. 157 Als Zuarbeit für den Bericht des Dekans von seiner Hand der Bericht über die eigene Lehrtätigkeit, datiert auf den 6. Februar 1700; vgl. UAL: Rep. I/IX/002, fol. 28r. 158 Als Zuarbeit für den Bericht des Dekans von seiner Hand der Bericht über die eigene Lehrtätigkeit, datiert auf den 3. Februar 1700; vgl. UAL: Rep. I/IX/002, 29r. 159 Johann Gottlieb Hoffmann aus Leipzig (1674–1743) erlangte gemeinsam mit Reineccius im Herbst 1700 das theologische Baccalaureat, er wurde 1702 Pfarrer in Taucha; vgl. Gössner, Personelle Struktur . . ., 161; Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch 2, 362; C. Siegfried, Art. ‚Reineccius, Christian‘, ADB 28, 15–17. 160 Das ietzlebende Leipzig 1702 . . ., A7r –A8v. 161 Günter Mühlpfordt, Zwischen Tradition und Innovation: Rektoren der Universität Leipzig im Zeitalter der Aufklärung, in: Hanspeter Marti-Detlef Döring (Hg.), Die Universität Leipzig und ihr gelehrtes Umfeld 1680–1780 [Texte und Studien 6], Basel 2004, 111–194, bes. 140–146; Hammerstein, Jus . . ., 271.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

der Tat wird man dem ein halbes Jahrhundert an der Universität Leipzig lehrenden Olearius die Aufgeschlossenheit gegenüber den Herausforderungen, denen sich die Theologie an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert zu stellen hatte, grundsätzlich bescheinigen können. So gelang ihm die Verarbeitung von frühaufklärerischen, naturalistischen und pietistischen Einflüssen in sein eigenes theologisches Gesamtwerk. In seiner akademischen Lehrtätigkeit hat sich Olearius schwerpunktmäßig mit exegetischen Fragestellungen beschäftigt. Dieses Interesse ging im Ansatz konform mit den Bemühungen der pietistischen Bewegung, die in den späten 80-er Jahren des 17. Jahrhunderts in der Pleißestadt Fuß gefasst hatte.162 So wird von Olearius in diesem Zusammenhang auch als von einem „stillen, aber zurückhaltenden Gönner der pietistischen Richtung“163 gesprochen.164 Auch zu Rechenberg und Ittig müssen an dieser Stelle noch ein paar Bemerkungen gemacht werden. Als Rechenberg in die theologische Fakultät einrückte, lagen schon über zwei Jahrzehnte akademischer Lehrtätigkeit hinter ihm. Der Schwiegersohn des Jakob Thomasius und später (in 4. Ehe) Schwiegersohn Speners gilt ebenfalls als Vertreter einer Übergangsgeneration. Auch er hat sich auf mehreren Gebieten als Wegbereiter von Veränderungen im akademischen Betrieb betätigt und sich in diesem Kontext besonders mit einer beachtenswerten Studienanleitung einen Namen gemacht.165 Nicht nur Rechenberg, sondern auch sein Kollege Thomas Ittig hat sich vielfach mit patristischen Themen beschäftigt, wobei er einen Schwerpunkt auf die Geschichte der Ketzereien legte.166 Die in diesem Abschnitt über die personelle Neuformierung geschilderten Anstrengungen insbesondere zwischen den Professoren Ittig, Olearius und Rechenberg um Rang und Positionen an der Fakultät zeigt, wie wichtig die Kenntnis der institutionellen Gegebenheiten für das Verständnis der Parteibildungen in den folgenden theologischen Auseinandersetzungen ist. Im Dekanatsbuch der Theologischen Fakultät zum akademischen Jahr 1699/ 1700, in dem die Geschäftsführung des amtierenden Dekans Johannes Olearius 162

Vgl. hierzu die klassische Arbeit von Leube, Die Geschichte . . ., 177–195; 195–228. Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät . . ., 71 f. Die freundschaftliche Beziehung von Olearius zu Philipp Jakob Spener betont auch Leube, Die Geschichte . . ., 168. 164 Schon in Zedlers Universallexikon wird Olearius 1740 mit dem Satz gewürdigt: „Man rühmet seinen Fleiß, seine Friedfertigkeit und Bescheidenheit in Theologischen Streitigkeiten, die zu seiner Zeit von theils seinen Collegen mit nicht geringer Hefftigkeit betrieben wurden, ingleichen seinen Eifer vor Beförderung des thätigen Christenthums.“; vgl. Zedler 25, 1174. 165 Zu Rechenberg vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 214 f.; Hammerstein, Jus . . ., 272 f.; Blaufuss, „Scibile et pie“ . . ., 329–358. 166 Vgl. z. B. Ittigs erstmals 1690 erschienene Disputation „De haeresiarchis aevi apostolici, eiusque proximi“. – Zu Ittig vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 215–218; Hammerstein, Jus . . ., 274; Gössner, Wissenschaftliche Disziplinen im Kontext der Aufklärung – Die Theologie . . ., 181. 163

3.8. Das Leipziger Gutachten zum Chiliasmus

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ihren Niederschlag gefunden hat,167 ist von der Angelegenheit um Böse und den Terminismus in einem Eintrag unter der Rubrik ‚Literae ad facultatem cum responsis‘ vom 20. November 1699 die Rede.168 Der Sorauer Diakon hatte unter dem Namen (Pseudonym) Christianus Theophilus um Beantwortung einer Frage gebeten, die im Zusammenhang stand mit der Diskussion um den Chiliasmus. Es ging darin erstens darum, ob Theophilus, wenn er die Unterschrift unter eine allgemeine Formel vom Chiliasmus nicht leiste, noch als echter Anhänger der Augsburgischen Konfession gelten könne. Zweitens ging es darum, ob er aus dem Kirchendienst entfernt werden müsse. Das Leipziger Gutachten169 verneinte beide Teilfragen, weil die Chiliasmusproblematik, soweit sie hier formuliert sei, an der Auslegung von Apk 20, 2–7 hänge – nämlich an einer Schriftstelle, die als ‚locus difficilior‘ eingestuft wird. 3.8.2. Das zweite Leipziger Gutachten zu Böses Traktat Am 9. Dezember 1699 richtete Böse, bereits als schwerkranker Mann, erneut einen Brief an Johannes Olearius, den damaligen Dekan der Theologischen Fakultät.170 Darin verwies er auf das unlängst ergangene Leipziger Votum, das er anonym angefordert habe, um den Vorwurf des Chiliasmus gegen seine Person entkräften zu lassen. Diese Stellungnahme aus Leipzig habe auch seinen Kollegen Balthasar Heinrich Heinze171 vor Nachstellungen wegen seines Umgangs mit ihm (= Böse) bewahrt. Über die aktuelle Lage verwies Böse auf den besser unterrichteten Rechenberg. Wegen der in Gang gesetzten Verketzerung seines Traktats und seiner drohenden Amtsenthebung ersuchte Böse um eine erneute Zensur seines Traktates. Außerdem teilte er mit, dass er das Rostocker Responsum und seine Antwort darauf, die Spener positiv aufgenommen hatte, bereits an Rechenberg geschickt hatte. Zwei Tage später, am 20. Dezember 1699 übermittelte Olearius die Zensuranfrage Böses an seine Fakultätskollegen und verband dies mit der nachdrücklichen Empfehlung, die Orthodoxie und Unschuld Böses zu attestieren.172 Diesem Votum entsprach weitgehend auch der Eintrag 167 UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 293v–306v. – Auch das Privatgutachten des Olearius für den Bruder Pfeiffers vom 6. Oktober 1699 zeigt dessen irenische Haltung; vgl. UAL: Theol. Fak. 24, Nr. 257 fol. 733r –734r; 734v 168 UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 299r. Zu dem folgenden Gutachten vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 192 f. 169 Abdruck: Thomasius, Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . , 67. 170 UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 305r/v; Theol. Fak. 53, fol. 43r –44v. Mit Präsentationsvermerk vom 18. Dezember 1699. 171 Hein(t)ze war als Diakon 1698–99 in Droskau und als Pfarrer 1699–1706 in Laubnitz tätig; vgl. Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 1, 289; 291. Nach Angaben im Brief Böses hat Heintze im Frühjahr 1699 Olearius persönlich seine Aufwartung gemacht, wobei zu vermuten ist, dass er im bereits laufenden Verfahren als ‚Anwalt‘ Böses fungiert hat. 172 UAL: Theol. Fak. 53, fol. 45r/v.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

im Dekanatsbuch, in dem Olearius zum Vorgehen darlegte, dass er selbst als Dekan und der Primarius Rechenberg den Traktat und die Apologie Böses gegen das Rostocker Responsum173 , das nachdrücklich für eine Suspendierung Böses von seiner Diakonatsstelle plädiert hatte, genau durchgelesen hätten.174 Die Leipziger Zensoren erkannten aus beiden Schriften die Rechtgläubigkeit und Unschuld Böses.175 Unter das darauf erteilte Zensurgutachten hat Ittig jedoch seine Unterschrift verweigert und dies mit dem formalen Vorwand begründet, Böse habe seiner Anfrage das Rostocker Gutachten – obwohl es in seiner Apologie hinreichend zur Kenntnis gebracht war – nicht beigefügt.176 Am gleichen Tag, an dem der Brief an den Dekan in Leipzig eintraf, erhielt die Fakultät als Gremium von Böse ebenfalls ein Schreiben.177 Darin äußerte er sich ausgiebig über die gegen ihn bzw. seinen Traktat erhobenen Vorwürfe. An dem im Titel verwendeten Begriff ‚peremptorius‘ hätten sich seine Gegner in Sorau gestört, weil dieser angeblich zum arminianischen Vokabular gehörte. Deshalb sei vor anderthalb Jahren ein Gutachten aus Leipzig eingeholt worden, das bei Billigung des Inhaltes der Schrift lediglich die Titelformulierung beanstandete. Nun habe sich aber erwiesen, dass mit diesem Begriff der gemeinte Sachverhalt auch von anderen Theologen umschrieben worden sei. Böses Gegner in Sorau hätten nun aber ihre Kritik auch auf den Inhalt des Traktates ausgeweitet und dazu ein auswärtiges Votum eingeholt (Rostock), in dem empfohlen wurde, ihn seines Amt zu entsetzen, wenn er bei seinen Aussagen bliebe. Dieses Ansinnen lehnte er unter Hinweis auf sein Gewissen ab und unterstrich seinen Wahrheitsanspruch mit einer Doppelseite gesammelter Zitate, die seine Orthodoxie belegen sollten. Aufgrund der vorgebrachten Gründe wiederholte Böse seine Bitte um Zensur angesichts der Infragestellung der Hallenser Approbation seines Traktates. Aus der Formulierung dieses (zweiten) Leipziger Responsums, das auf den 20. Dezember 1699 datiert ist,178 wird nochmals die Motivation Böses ausdrücklich benannt, nämlich die Heilssicherheit der ruchlosen Menschen nicht zu befördern. Die Lehre Böses von der in Gottes geheimen Rat gesetzten Gnaden173 Der Text lag zu diesem Zeitpunkt wohl nur handschriftlich vor. Als Druck ist er enthalten in Thomasius, Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . . 174 Ein Nachtrag über der Zeile von der Hand des Olearius (?) fügt zu den beiden Namen hinzu „item D. Ittgi[us]“; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 305r. 175 „Perlegimus [. . .] studiose, et deprehendimus ex utroq[ue] scripto viri optimi orthodoxiam et innocentiam.“; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 305r. 176 Aus dem oben herangezogenen Brief Böses geht allerdings hervor, dass er den Text des Rostocker Responsums auch nach Leipzig geschickt hatte, aber nicht seinem offi ziellen Ansuchen an den Dekan Olearius beigefügt, sondern separat an Rechenberg übermittelt hatte. Diese Formalie gab wohl den Ausschlag für Ittigs Einspruch. 177 UAL: Theol. Fak. 53, fol. 46r –48v; fol. 47r/v. 178 UAL: Theol. Fak. 53, fol. 49r –52v (Original-Konzept); fol. 54r –56v (Abschrift). Druck des Gutachtens: Rechenberg, Erste Beylage . . . , 3. Vgl. Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 867–869; Hesse, Der terministische Streit . . . 194.

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frist, innerhalb derer der Mensch, sofern er sich bekehrt, selig werden kann, nach deren Ablauf er aber keine weitere Frist erhält, wird vollständig approbiert. Sie sei keineswegs neu und in den einschlägigen Kapiteln des Traktates „sonnenklahr dargethan worden“179. Zur Untermauerung dieses Votums finden die Hinweise auf theologische Autoritäten aus dem ausführlichen Schreiben Böses an die Fakultät ebenso Aufnahme, wie Hinweise aus Böses Traktat auf eine Reihe lutherischer Theologen, unter denen sich auch einige Leipziger Professoren befinden. In seiner Apologie habe Böse sich außerdem mit Zweifelsfragen auseinandergesetzt und Unklares durch sachliche Differenzierungen (‚voluntas Dei antecedens et consequens‘; ‚subtractio gratiae divinae particularis et totalis‘) „ausführlich und sattsam beantwortet, also daß wir nicht absehen können, wie diese von ihm bey so großer Sicherheit der in den Tag hinein lebenden Menschen höchst nöthige, nützliche, und von Ihm in diesen Büchlein stattlich außgeführte, und in der Beylage wohl defendirte Lehre | eine gefährliche, denen Arminianern, Calvinisten, Stengerianern und alten Novatianern applaudirende Lehre zu nennen sey“.180 Gegenteilige Behauptungen stehen der analogia fidei sowie den Aussagen der heiligen Schrift, der Bekenntnisschriften und vieler Theologen „schnurstracks zu wieder“. Die den Titel betreffenden Beanstandungen des ersten Leipziger Gutachtens ließen nicht den Schluss zu, dass auch die Sache von den inzwischen verstorbenen Fakultätskollegen derart negativ behandelt worden wäre, wie dies jetzt geschieht. Vielmehr hätte man sich im brüderlichen Umgang mit einem Mitchristen um ein ausgleichendes Votum bemüht. Hinsichtlich des Begriffs ‚peremptorius‘ könne man bei Böse sowohl einen arminianischen wie auch einen calvinistischen Gebrauch ausschließen. Vielmehr gebrauche er diesen Begriff im lutherisch-orthodoxen Sinne von dem unausweichlichen Gericht des nachfolgenden Willens Gottes, sobald die Gnadenfrist für die Gefallenen abgelaufen ist.181 Daraus folgert das Gutachten schließlich, dass weder ein Widerruf von Böse noch seine Amtsenthebung mit Fug und Recht gefordert werden könnten. Dem Gutachtenkonzept pflichtete Rechenberg mit einer marginalen stilistischen Kritik an Böse bei, während Ittig seine Ablehnung vor allem mit dem formalen Argument, es fehle das Rostocker Gutachten bei den eingereichten Unterlagen, begründete.182 179

UAL: Theol. Fak. 53, fol. 49 v. UAL: Theol. Fak. 53, fol. 50r/v. 181 Hier explizite Hinweise auf die Theologen Johannes Tarnov und Sebastian Schmidt – wie in Böses Brief an die Fakultät –: „de inevitabili voluntatis Dei consequentis decreto et iudicio, cum tempus gratiae praedeterminatum est elapsum“; vgl. UAL: Theol. Fak. 53, fol. 51v. 182 Um eine gültige Interpretation von Ittigs Verhalten entstand ebenfalls Streit – einer derjenigen Punkte, die in den wechselseitigen Schriften als Schuldzuweisungen für die Fortdauer des Streits wiederholt ins Feld geführt worden sind: So behauptet Ittig, Antwort auff Rechenbergs vierdte Beylage . . . , 6; 55, er habe dem Inhalt des Gutachtens nicht zugestimmt, während Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , den Vorgang so interpretiert, 180

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

3.9. Die Reaktionen auf die Leipziger Gutachten in Sorau – Böses Tod Bereits schwer krank183 nahm Böse die Voten aus Leipzig mit Genugtuung entgegen und trat entsprechend selbstbewusst gegenüber dem Sorauer Konsistorium auf.184 In der Absicht, weitere Uneinigkeit innerhalb seines Ministeriums vorzubeugen, trat der neue Superintendent Lucius nun an die Wittenberger Fakultät heran und bat um ein Urteil zu dem (zweiten) Leipziger Gutachten, das Böse ihm präsentiert hatte. Gestärkt durch die Approbation seiner theologischen Ansichten durch die Leipziger Fakultät, betrat dieser auch wieder die Kanzel und wetterte gegen seine Amtsbrüder sowie deren verdrehte Buß- und Gnadenlehre.185 Er wurde dabei so heftig, dass die Gemeinde über ihn erneut beim Konsistorium klagte.186 Dieses reagierte nun am 15. Januar 1700 mit der Suspension des Diakons und verbot ihm bei Strafe, sich weiter zu äußern. Am darauf folgenden Sonntag (18. Januar) traten die geschmähten Geistlichen auf die Kanzeln der Stadt und ergossen ihren Spott über die Pietisten im Allgemeinen und Böse im Besonderen. Wenige Tage später verschlechterte sich Böses Gesundheitszustand derart, dass er bettlägerig wurde. Dort bedrängten als Beichtväter der Superintendent und der Archidiakon den Kranken, indem sie ihn in pointiert-verschärfender Weise mit seinen eigenen theologischen Äußerungen konfrontierten und zu bedrängen suchten. Dieses Bemühen gipfelte in der Aufforderung, Böse möge doch die pietistischen und schwärmerischen Irrtümer verwerfen, da es ja nicht sein könne, dass er solche mit sich ins Grab und vor Gottes Richterstuhl nimmt. Böse tat darauf hin seinen Willen kund, mit Gottes Wort und den Symbolischen Büchern in Übereinstimmung sein zu wollen. Diese Bereitschaft griffen seine Beichtväter sogleich auf, indem sie von Böse dass Ittig sein Votum lediglich ‚suspendirt‘ habe (ebd., 89). – Die beide Professorenvoten: UAL: Theol. Fak. 53, fol. 53r: „Judicium maxime venerandi nostri D[omi]ni Decani de libello M. Boesii exhibito adprobo. Nam etsi autor in quibusdam locis duriusculae loqui videatur, mentem tamen suam, et in ipso libello, et in adjecta apologia ei[us] satis orthodoxe declaravit: ut in[n]iti censura hautquaquam notari mereat[ur]. cita sentit. Lips. d. 21. Xbr. 1699. D. A. Rechenberg.“ – „Cum Boesi[us] sua apologia ipsam Rostochiensum censuram [n]o[n] adjungent, inan[e] ita parte altera judiciu[m] suspe[n]do, cum imprimis integru[m] libellu[m] simul cu[m] apologia inter uni[us] diei spatiu[m] inter alia negotia p[er]legere attente mihi [n]o[n] licuerit Interim fateari mihi hanc libelli apologiam parum approbari, ideoq[ue] maluisti ut autor e[t] i[n]t[ent]ione libelli ei[us]q[ue] defensione abstinuisset. Quemadmodu[m] [e]n[im] securitate[m] [n]o[n] fovendam, ita etiam Novatianis phrasibus desperationi fores [n]o[n] aperiendas arbitror. Lips. d. 23. Dec. 1699. D. Thomas Ittigius“. 183 Schon seit Sommer 1696 fühlte sich Böse physisch und seelisch so geschwächt, dass er mit dem Tod rechnete. In diese Richtung äußerte er sich unter anderem in seinem Brief an Francke vom 16. April 1697 (Halle, AFSt: H C 222:3). 184 Hesse, Der terministische Streit . . ., 195. 185 A.a.O., 196–201. 186 Zu Böses Klägern aus der Gemeinde gehörte auch sein Schwager, der Sohn des Stadtrichters und Apothekers Severin Kupitz.

3.9. Die Reaktionen auf die Leipziger Gutachten in Sorau – Böses Tod

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den Widerruf der terministischen Lehre forderten. In dieser Erwartung sahen sie sich allerdings getäuscht, denn der Todkranke bekräftigte seine Überzeugung als nicht widerlegt. Diesmal gaben sich die Amtsbrüder Böses mit dessen Versicherung zufrieden, mit Gottes Wort und den Symbolischen Büchern einig sein zu wollen. Am folgenden Tag reichte der Archidiakon dem Kranken das Abendmahl und Böse wählte sich als Text für die Leichenpredigt 2 Kor 12, 14 und für die Abdankung Röm 12, 21. Am 8. Februar 1700 starb Böse. Auf seiner Beerdigung am 14. Februar187 hielt der Superintendent die Leichenpredigt, darin rekapitulierte er die Auseinandersetzungen mit seinem Diakon, die zunächst zur Verurteilung durch auswärtige Autoritäten geführt habe und schließlich auch zu seinem Ausschluss aus dem Sorauer Ministerium. Dennoch habe man auf seinem Sterbebett den Willen zur Besserung erkennen können, so dass man die Entscheidung über Böses Seligkeit nun Gott anheim stelle. Die weitere Predigt handelte in scharfer Kontrastierung von dem Schreckensbild der Pietisten und Quäker einerseits und dem Vorbild eines gewissenhaften Predigers andererseits. Zu den Aufgaben des letzteren gehöre es auch, die Seligkeit seiner Zuhörer zu suchen. Im Unterschied dazu habe Böse in seinem Traktat die Irrlehre vertreten, dass Gott selbst die Menschen verstocke, was eben genau den Beruf des gewissenhaften und rein lehrenden Predigers konterkariere. Der Leichenprediger warnte deshalb vor der Lektüre des Traktates und rief die Obrigkeit auf, diesen zu konfiszieren. Der Archidiakon handelte in seiner Abdankung von der Überwindung des Bösen,188 das in Gestalt des Pietismus derzeit präsent und von dem auch der Diakon heftig angefochten worden sei. Ein namenloses, in Sorau auf den 20. Februar 1700 datiertes Schriftstück in den Leipziger Fakultätsakten189 von drei Seiten Umfang erklärt die ‚causa Böse‘ vor Ort für beendet: „[. . .] indem Hr. M. Böse alhier aus dieser Welt seinen Abschied genom[m]en, u. in sein Chiliastisches Reich marschiret.“

Ebenso wie diese kleine Gehässigkeit gegen den Verstorbenen weist auch die nachfolgende ausführliche Inhaltsangabe der Leichenpredigt auf Böse den Verfasser der Zeilen als einen Gegner des umstrittenen Sorauer Diakons aus. Der Tenor der Leichenpredigt wird in diesem Schriftstück noch zugespitzt und die Predigt zu einer Demonstration gegen die Sorauer Pietisten stilisiert. Böse sei nicht mehr als „membrum ecclesiae“ anzusehen gewesen. Entsprechend hatte nämlich das (2.) Wittenberger Gutachten von 14. Januar 1700 für eine Suspensi187 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 317–320; Hesse, Der terministische Streit . . ., 201–205. 188 Die Homonymie mit dem Nachnamen des Verstorbenen wurde sicherlich mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. 189 UAL: Theol. Fak. 53, fol. 57r –58r (ein Bogen, der an die Abschrift des Responsums geheftet ist).

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

on votiert, was aber nicht vollzogen worden sei, weil Böse bereits im Sterben lag. Nun habe Böse auf dem Krankenbett seinen Amtskollegen gegenüber seine Irrtümer widerrufen, weshalb man an seiner Seligkeit auch nicht zweifeln könne. Ausgerechnet am Sterbebett desjenigen Mannes, dessen theologische Aussagen zum Ablauf der Gnadenfrist vor dem Lebensende den Streit zwischen orthodoxer und pietistischer Theologie ins Rollen gebracht hatten, konnten nun die orthodoxen Seelsorger die Überlegenheit ihrer theologischen Ansicht von der Universalität göttlicher Gnade demonstrieren. In diesem Sinne werden auch die angeblichen Geständnisse des Sterbenden explizit genannt. So habe Böse dem Superintendenten und den anderen Geistlichen vor seinem Tod die Lektüre eines nicht näher bezeichneten sozinianischen Buches gestanden, aus dem er zahlreiche Irrtümer übernommen habe. Auch weitere Punkte, wie die Frage des Beichtstuhls und die Lehre von der menschlichen Schwäche Christi bei der Tempelreinigung (Mt 21, 12–17parr; Joh 2, 13–22) habe er widerrufen. Der anonyme Text schließt mit einer Ankündigung des Schreibers, die aus Wittenberg mitgeteilten Gründe für die Suspendierungsentscheidung an seinen ungenannten Leipziger Adressaten190 weiterzugeben, sobald er sie vom „Cantzler“ – dem Sorauer Kanzler, der auch Konsistorialmitglied war – erhalten habe. Böses Nachfolger im Sorauer Diakonat wurde für einige Jahre Johann Samuel Lorenz (Laurentii), der zuvor Informator bei der Grafenfamilie gewesen und mit dem Böse im Sommer 1698 auch persönlich aneinander geraten war.191 Die Witwe des Diakons, Eleonore Böse,192 scheint in den vorangegangenen neun Jahren ihrer Ehe an der Seite ihres Mannes „in beyderseits Christlicher Vergnügsamkeit/ ob wol unter vielem Creutz und Leiden“ gelebt zu haben.193 Nach dem Tod ihres Mannes, dem Tod ihres Bruders und dem Sorauer Stadtbrand – alle drei Ereignisse datieren zwischen Februar und August 1700 – hatte sie alles verloren. Als Gast lebte sie daraufhin im Haus der Anna Margaretha Richter, der Witwe des gräflichen Rates und Sorauer Kanzlers Sigismund Richter.194 Ihren Sohn aus der Ehe mit Johann Georg Böse schickte Eleonore Böse zunächst zu Balthasar Heinrich Heinze195 zur Erziehung und schulischen Unterweisung. Über die Verbindung mit der Familie Richter wurde der Sohn Bö190 Der Inhalt des Textes lässt an Ittig als Empfänger denken. Wenn das Schriftstück aber von vorneherein an die Fakultät geschickt wurde, könnte auch Olearius als Dekan in Frage kommen. 191 Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 484. 192 Lebensdaten aus: August Hermann Francke, Das stille Harren der Gläubigen auf die Hülfe ihres Gottes/ Bey Christlicher Beerdigung Der [. . .] Frauen Eleonora Michaelisin/ [. . .], Halle o. J. [1711]. 193 A.a.O., 27. 194 Es handelt sich um die Eltern des pietistischen Arztes und Apothekers Christian Friedrich Richter; vgl. Eckhard Altmann, Christian Friedrich Richter (1676–1711): Arzt, Apotheker und Liederdichter des halleschen Pietismus [AGP 7], Witten 1972, 17–19. 195 Mag. Balthasar Heinrich Heinze war bis 1698 Informator des Grafen Friedrich von Promnitz, dann zwischen 1699 und 1706 Pfarrer in Laubnitz sowie von 1706 bis 1744 Pfarrer

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ses bald darauf zur weiteren Ausbildung in die Franckeschen Anstalten nach Glaucha geschickt. 1705 begleitete die Mutter ihre Wirtin Anna Margaretha Richter nach Halle. Der Plan einer Rückkehr nach Sorau zerschlug sich, als Eleonore Böse von dem damaligen Professor für griechische und orientalische Sprachen, Johann Heinrich Michaelis, einen Heiratsantrag erhielt. Die aus der 1706 geschlossenen Ehe hervorgegangenen Kinder starben früh. 41-jährig starb Eleonore Michaelis im Jahr 1711. Exkurs: Die Verhältnisse in Sorau nach 1700 Mit der Erteilung der theologischen Responsen aus Leipzig, Wittenberg und Rostock, deren Widersprüchlichkeit die disputierfreudigen Universitätstheologen nicht ungerührt lassen konnte, hatte der Fall „Böse“ jenseits seines Ursprungsortes einen erheblichen Abstraktionsgrad angenommen. Während an den genannten theologischen Fakultäten sich die Meinungsführer in Position brachten, um in Disputationen und später auch in Traktat- und Streitschriftenliteratur sich im Laufe des kommenden Jahrzehntes theologisch zu profi lieren, ging die Entwicklung in Sorau ihren eigenen Gang. Beinahe ungerührt von der publizistischen Eskalation und in bemerkenswertem Kontrast zu ihr vollzog sich in Sorau ein allmählicher Übergang von orthodoxen zu pietistischen Ansichten, der zwar nicht ganz konfliktfrei vor sich ging, aber doch nicht in dem Maße eine kontroverse Eskalation erfuhr, wie es der unnachgiebige Umgang mit dem Diakon Böse an der Jahrhundertwende hätte vermuten lassen können. Herrschte zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Sorau noch unzweifelhaft die orthodoxe Kirchlichkeit vor, so machten sich in den darauf folgenden Jahren immer stärker die Einflüsse des Pietismus bemerkbar. Von den scharfen Auseinandersetzungen, wie sie um die Person, die Amtsführung und den Traktat des Diakons Böse sich entzündet hatten, war indessen nichts mehr zu hören. Gerade im Kontrast zu diesen Ereignissen lässt sich an der zeitlich nachfolgenden Situation in Sorau zeigen, dass in dem Prozess der Ablösung der Orthodoxie durch den Pietismus nicht immer das kontroverse Moment vorherrschend war. Die folgenden Ausführungen dieses Exkurses gliedern sich in zwei Abschnitte, wobei zunächst die religiöse Haltung der Sorauer Grafenfamilie nach 1700 und ihre verstärkte Nähe zum Pietismus beleuchtet werden. Danach wird es um die theologische Ausrichtung der höheren Geistlichkeit vor Ort gehen. Im Todesjahr Böses 1700 regierte noch Graf Balthasar Erdmann von Promnitz in Sorau. Von der Frömmigkeit im Haus Promnitz in diesen Jahren erhält man aufgrund der dichten Überlieferung von Leichenpredigten ein ziemlich abgerundetes Bild. Todesumstände und Trauerzeremoniell von zwei Kindern des

in Triebel; vgl. Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 291; 294.

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Balthasar Erdmann lassen die religiöse Grundorientierung deutlich erkennen.196 Der Sohn Heinrich Promnitz hatte eine christliche Erziehung erhalten und war zur morgendlichen bzw. abendlichen Bibellektüre angehalten worden.197 Er setzte sich nicht nur aktiv mit den Inhalten der gehörten Predigten auseinander, sondern hatte auch die Inhalte theologischer Handbücher aktiv präsent, die ihm durch seine Hauslehrer vermittelt wurden.198 Christliche Ethik eignete er sich durch das Studium der Geschichte an. Anfang Mai 1700 besuchte er seine beiden älteren Brüder in Leipzig.199 Kurz darauf erkrankte seine Schwester an den Blattern. Vermutlich steckte er sich bei ihr an, war eine Woche lang krank und verstarb schließlich am 23. Mai 1700 in Sorau. Am Tag vor seinem Tod weilte der Superintendent Ludwig Lucius am Krankenbett und unterhielt sich mit ihm über eschatologische Fragen. Dabei standen nach Aussage des Geistlichen die bewusste Vorbereitung auf den Tod und Reflexionen über die Erlangung der Seligkeit bzw. Gottes Gnade an bußfertigen Sündern im Zentrum des Seelsorgegespräches. Mit dem Informator200 und mit seiner Mutter stimmte der Kranke am Vorabend des Todestages und am Todestag selbst Psalm- und Trostlieder an. Ferner las ihm die Mutter ein Sterbegebet vor, ein weiteres Gebet rezitierte er selbst im Augenblick des Todes. 201 Heinrich Promnitz wurde am 4. Februar 196 Zur Einordnung der hier ausgewerteten Leichenpredigten in die Spezifika der gesamten Gattung am Ende des 17. Jahrhundert vgl. nur Assion, Sterben nach tradierten Mustern . . ., 227–247; Kümmel, Der sanfte und selige Tod . . ., 199–226. 197 Hierzu und zum folgenden: Ludwig Lucius, I. N. I. Einer gläubigen Seele Bester Schatz und Höchstes Gut. Bey dem Hoch= Gräflichen EXEQVIEN Des Hochgebohrnen Graffen und Herrn/ HERRN HEINRICHS/ Des Heil. Römischen Reichs Graffen von PROMNITZ [. . .], Wittenberg o. J., 11 f.; [54–56]; vgl. auch Magnus, Historische Beschreibung . . . 321–331. Der Leichenpredigt ist ein Kupferstich mit dem castrum doloris beigegeben, das – ganz im Zeitgeist – zahlreiche Anspielungen auf die Lebenswelt und die Trauerbewältigung bietet. Eine Analyse findet sich bei Gössner, Politik, Frömmigkeit und kirchliches Leben . . ., 366. 198 Ausdrücklich benannt sind zwei Werke, die in zahlreichen Auflagen im 17. Jahrhundert erschienen sind: Johann Cyriacus Höfer [-Johann Günther], Vermehrter und verbesserter Himmels=Weg/ [. . .], Leipzig 1696; Leonhard Hutter, COMPENDIUM LOCORUM THEOLOGICORUM, [. . .], Wittenberg 1693. 199 Zu den letzten Lebenswochen des Heinrich Promnitz vgl. Lucius, Einer gläubigen Seele . . ., [57–60]. 200 Johann Samuel Laurentii war zwei Jahre gräflicher Informator bzw. Ephorus. Seit 1700 war er dann als Nachfolger des umstrittenen Johann Georg Böse Diakon in Sorau, ab 1707 Superintendent und Hofprediger in Spremberg und ab 1712 Oberpfarrer in Görlitz; vgl. Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 484. Von ihm stammt eine Trauerrede, die dem Druck der Leichenpredigt beigegeben wurde: Johann Samuel Laurentii, Unter dem Bilde Eines Mit Blüthe und Frucht zugleich prangenden Zweiges Wurde das Preyßwürdigste Andencken Des Weyland Hochgebohrnen Graffen und Herrn/ HERRN HEINRICHS/ Des Heil. Römischen Reichs Graffen von PROMNITZ [. . .] In einer Trauer=Rede entworffen [. . .], Wittenberg [o.J.], in: Lucius, Einer gläubigen Seele . . ., 61–88. In dieser Rede erinnert auch Laurentii an sein letztes Gespräch mit dem Todkranken; vgl. ebd., f1r [= 81]. 201 Lucius, Einer gläubigen Seele . . ., 2.

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1701 in der gräflichen Gruft beigesetzt. Die Leichenpredigt hielt Ludwig Lucius über Ps 37, 4 f., einen Text, den der Verstorbene selbst ausgewählt hatte. 202 Eine weitere instruktive Quelle für Sterbepraxis und Trauerkultur am Sorauer Hof stammt aus dem folgenden Jahr. Mitte September 1701 erkrankte die ein Jahr jüngere Schwester Heinrichs, Esther Maximiliane, zum wiederholten Mal ernsthaft. 203 Am Tag vor ihrem Tod nahm der Superintendent ihr die Beichte ab und teilte das Abendmahl aus. Ludwig Lucius erschien noch weitere Male am Sterbebett, sein Sohn, der Hofprediger Matthias Ephraim Lucius, verrichtete bis zum Todestag zwei tägliche Betstunden im Kinderzimmer der Kranken. Beide waren auch vor Ort als das Mädchen am Nachmittag des 28. September mit den Anwesenden das Sterbelied „Valet will ich Dir geben“ anstimmte, bei dessen letzter Strophe sie verstarb. Die Leichenpredigt hielt der Superintendent mit einer Auslegung von Jes 61, 10 über das Verhältnis der Seele der Verstorbenen zu Christus, ihrem Bräutigam – ein Thema, das in einer großen mystischen Tradition steht. Das Bild der religiösen Formensprache am Sorauer Hof zu Beginn des 18. Jahrhunderts wird vervollständigt durch eine genaue Überlieferung der Leichenprozession und des Castrum doloris für den regierenden Grafen Balthasar Erdmann. Dieser starb am 3. Mai 1703 nach kurzer Krankheit im Alter von nur 44 Jahren. Auch er hatte sich andächtig auf sein Sterben vorbereitet und selbst fortwährend Sterbelieder angestimmt. Im Stadium fortgeschrittener Schwachheit hat er sein ganzes Vertrauen auf Jesus Christus gesetzt, was der Leichenprediger ausdrucksstark betont: „Nachdem Sie nun durch anhaltende Kranckheit mehr und mehr entkräfftet worden/ und göttlichen Willen gar wohl erkannten/ der Sie aus diesem Jammer=vollen Wesen in die süsse JEsus=Freude versetzen wolte/ seufftzten Sie zu Ihm umb gnädige Aufflösung/ und suchten alle Hülffe bey Ihrem HErrn und Heylande JEsu Christo; da Sie denn kurtz vor ihrem Ende mit heller Stimme geruffen: Hilff HErr Jesu! hilff! hilff! Und dieses waren die letzten Worte.“204

Der Ablauf der offiziellen Beisetzung und der Trauerfeier am 18. Dezember 1703 sowie der Aufbau des Trauergerüstes in der Kirche sind im Druck der 202

A.a.O., 4. Hierzu und zum Folgenden Ludwig Lucius, Die in GOTT hertzlich erfreuete und herrlich gekleidete JESUS BRAUT/ [. . .] Bey Hoch=Gräfl. FUNERATION Der Weyland Hochgebohrnen Gräfin und Fräulin FRAEULIN Esther Maximilianen Elisabeth/ Reichs=Gräfin von Promnitz/ [. . .], Leipzig o.J., [41–46]; vgl. auch Magnus, Historische Beschreibung . . ., 335–340. Sie war auch schon im Vorjahr zusammen mit Heinrich erkrankt; vgl. Lucius, Einer gläubigen Seele . . ., [Vorrede]; 41. Auch hier zeigt ein Kupferstich das Castrum doloris. Zu dessen Beschreibung vgl. Gössner, Politik, Frömmigkeit und kirchliches Leben . . ., 367. 204 Lucius, Beatitudo Exoptatissima . . ., 74 f.; vgl. zum Tod des Balthasar Erdmann, zu den Predigten, zur Leichenprozession und zum Castrum doloris auch Magnus, Historische Beschreibung . . ., 345–377. 203

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Leichenpredigt detailliert überliefert und geben genauen Aufschluss über eine Inszenierung mit geradezu fürstlichem Repräsentationsanspruch, in der sich die Frömmigkeit des verflossenen Jahrhunderts noch einmal in ihrer sinnlichen Fülle zeigte.205 Der Leichenpredigt des Superintendenten Ludwig Lucius lag Apk 14, 13 zugrunde, womit sich der Prediger am Wahlspruch des Verstorbenen orientierte. 206 Am Tag der Beisetzungsfeierlichkeiten in Sorau fand auch eine Würdigung des Verstorbenen vor der akademischen Öffentlichkeit an der Leucorea statt. Hier hielt Samuel Lucius, wahrscheinlich ein Sohn des Sorauer Superintendenten Ludwig Lucius, Adjunkt an der Philosophischen Fakultät und Studienbegleiter der beiden Grafensöhne, eine Leichenrede in der Wittenberger Schlosskirche. 207 Die Überlieferung des Trauerzeremoniells anhand dieser drei Beispiele wirft ein bezeichnendes Bild auf die Bewältigung von Trauer und Tod in der Grafenfamilie Promnitz. Die jeweiligen Inszenierungen waren auch auf die öffentliche – d. h. herrschaftlich repräsentative – Wirkung des Geschehens in der Stadt Sorau ausgerichtet. Insofern gehören sie zum näheren Umfeld dessen, was sich im Geistlichen Ministerium der kleinen Standesherrschaft an theologischen Auseinandersetzungen um die rechte Sterbeseelsorge in den unmittelbar vorausgehenden Jahren ereignet hat. Denn neben dem zeremoniellen Aspekt der Trauerfeierlichkeiten wird in den Quellen zum Tod der Mitglieder der gräflichen Familie stets auch eine intensive Frömmigkeit ersichtlich, die ohne Zweifel den Boden bereitete für ein behutsames Eindringen pietistischer Impulse in Sorau während der kommenden Jahre. Um das Bild abzurunden, den angedeuteten Wandel nachzuzeichnen und gleichzeitig die damit im Kontrast stehende Haltung der bestimmenden Pfarrer in Sorau zu dokumentieren, muss deshalb noch die Regentschaft von Erdmann II. Graf Promnitz, der seit 1703 Majoratsherr in Sorau war, 208 in Umrissen dargestellt werden. Dieser Erdmann II. Promnitz konnte das Ansehen der gräflichen Familie weiter steigern und über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten Sorau zum Mittelpunkt einer glanzvollen Regierung machen. 209 Das erste Mal verheiratete er sich 1705 mit Anna Maria, der Tochter des Herzogs Johann Adolf von Sachsen-Weißenfels. Mit dem Sohn aus dieser Verbindung, Johann Erdmann Promnitz, stirbt die Familie im Mannesstamm aus. 205 Lucius, Beatitudo Exoptatissima . . ., 77–88. Eine eingehende Beschreibung vgl. Gössner, Politik, Frömmigkeit und kirchliches Leben . . ., 368–370. 206 „Beatus eris colens dextre pietatem“ die Anfangsbuchstaben der einzelnen Wörter dieses „Symbolums“ ergeben zugleich die Initialen des vollständigen Namens seines Besitzers. 207 Zusammen mit dem Text einer Arie erschien diese Rede im Druck: Samuel Lucius, Oratio funebris [. . .], Wittenberg o.J., in: Lucius, Beatitudo Exoptatissima . . . [angehängt, mit neuer Bogenzählung]. 208 Die Huldigungspredigt hielt der Archidiakon Johann Heinrich Oder am Sonntag Quasimodogeniti 1704; vgl. ihren Wortlaut bei Magnus, Historische Beschreibung . . ., 378–393. 209 Lehmann, Geschichte . . ., 304; 345.

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Zur Zeit Erdmanns II. pflegte die Grafenfamilie bereits eine intensive Frömmigkeit unter pietistischen Vorzeichen.210 Dieser Wandel in der religiösen Haltung der Grafenfamilie lässt sich durch die zeitweise Erziehung der Brüder Erdmann und Friedrich von Promnitz in Halle (1698) und andererseits auch durch den Einfluss der Mutter, Emilia Agnes von Reuß, 211 und der Frau, Anna Maria von Sachsen-Weißenfels, am Sorauer Hof erklären. Auffallend ist jedoch, dass die pietistische Frömmigkeit des Grafenhauses über Jahre hinweg im Widerspruch zur theologischen Ausrichtung der höheren Geistlichkeit in Sorau stand. Denn nach dem Tod des Superintendenten Lucius 1705 übernahm wiederum der Archidiakon Oder die kommissarische Verwaltung des Superintendentenamtes. 212 Oder rühmte auch in der Leichenpredigt auf Lucius – wie schon in der auf dessen Vorgänger Abraham Rothe 1699 – die Verteidigung der reinen Lehre „a) wieder die Calvinisten/ b) Socinianer/ c) Puccinianer/ d) Papisten/ ja wieder alle Ketzer“. 213 Ab Ende 1705 wirkte für eine Dekade Erdmann Neumeister als neuer Sorauer Superintendent. 214 In der Nähe von Weißenfels geboren, besuchte er zunächst die Landesschule in Pforta und studierte dann an der Universität Leipzig. Nach kürzeren Dienstjahren in Bibra und Eckartsberga fand er 1704 eine Anstellung als Hofdiakon in Weißenfels. Schon im folgenden Jahr wechselte er aber nach Sorau. Neumeister tat sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit mit kirchenordnenden Maßnahmen – u. a. einer Neuregelung des Katechismusexamens – hervor. 215 Als Kirchenlieddichter hat Neumeister zu Beginn seiner Sorauer Wirksamkeit den theologischen Standpunkt der lutherischen Orthodoxie zur universalen Geltung der göttlichen Gnade wiederholt in einprägsame Worte gefasst. 216 Im Sinne der lutherischen Spätorthodoxie erließ er im Jahr 210 Vgl. hierzu insbesondere Hans-Walter Erbe, Zinzendorf und der fromme hohe Adel seiner Zeit, Leipzig 1928, 54–64. 211 Emilia Agnes Gräfin Reuß war eine Cousine Heinrichs X. Graf Reuß-Ebersdorf, ihr Mann, Graf Balthasar Erdmann von Promnitz war ein Vetter von dessen Frau Erdmuth Benigna zu Solms-Laubach; vgl. Petri, Der Pietismus . . ., 126–203; hier: 127–130. 212 Abdruck des Vokations-Formulars vom 4. Mai 1699: Magnus, Historische Beschreibung . . . 301, 307. 213 A.a.O., 309. 214 Seine Investitur fand am 28. Januar 1706 statt, vgl. a.a.O., 412–451. Zu Neumeister im Überblick: Wolfgang Miersemann, Art. ‚Neumeister, Erdmann‘, NDB 19, 170 f.; Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 594; Petri, Der Pietismus . . ., 156–195. 215 Magnus, Historische Beschreibung . . ., 451 f. 216 Vgl. in dem von Neumeister gedichteten Kirchenlied: „Lasset mich mit Freuden sprechen“: „Freudig sab ich, wenn ich sterbe: / Ich bin ein getaufter Christ; / denn das bringt mich zu dem Erbe, / das im Himmel droben ist. / Lieg ich gleich im Todesstaube, / so versichert mir der Glaube, / dass mir doch der Taufe Kraft / Leib und Leben wieder schafft. – Nun so soll ein solcher Segen / mir ein Trost des Lebens sein; / muss ich mich zu Grabe legen, / schlaf ich auch auf solchen ein. / Ob mir Herz und Augen brechen, / soll die Seele dennoch sprechen: / Ich bin ein getaufter Christ, / der nun ewig selig ist.“; vgl. auch in dem 1718 von Neumeister ge-

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1706 an die Pfarrerschaft eine Verordnung mit einem neuen Gebetstext für die zu haltenden Buß- und Betstunden. 217 In seine Amtszeit fällt auch eine Reise von Johann Wilhelm Petersen in die Niederlausitz. Dieser war in Begleitung des Grafen Heinrich XXIV. ReußKöstritz (1681–1748), der intensive Kontakte zu verschiedenen pietistischen Kreisen unterhielt, auch nach Sorau gekommen, was er in seiner Autobiografie eingehend beschreibt: 218 „Der Herr Graf reisete darauf mit mir nach Sorau, da er eine Schwester hat, nach dem Herrn Grafen von Sorau, der mich auf sein Schloß logirte, und zur Tafel ruffen, ließ, welches den Superintendenten Neumeister sehr verdroß, und gegen mich in öffentlicher Kirchen hart predigte. Als ich aber mit demselben in Gegenwart des Hrn. Grafen, und seines Herrn Brudern, und anderer Herrn und Standes=Personen auf dem Schlosse eine Unterredung hielte, und er beweisen wolte, daß der Text vom Elia im Malach. IV. völlig an Johanne dem Täuffer erfüllet wäre, ich ihm aber aus den Umständen des Texts das Gegentheil darthäte, daß es zu der Zeit müste erfüllet werden, wenn der grosse Gerichts=Tag im sechsten Siegel erscheinen würde, an welchem alle Gottlosen wie Stroh und Koth unter die Füsse der Kinder GOttes seyn würden, und da die Erde solte mit dem Bann geschlagen werden, da konte er nicht anders als toben und lästern. Ich habe darnach einen eignen Tractat gegen ihn geschrieben, und dem Hrn. Reichs=Grafen von Sorau dediciret, welchem das böse Gemüth des Hof=Predigers zur Gnüge bekannt war, und er mir vieles von ihm klagte, daher er auch nach erhaltener Vocation nacher Hamburg, hieselbst quitiret.“219

Die von Petersen angesprochenen Predigten führten zu einem publizistischen Schlagabtausch zwischen Neumeister und Petersen. 220 Noch 1714 warnte Erdmann Neumeister vor dem Druck und der Verbreitung pietistischer Schriften durch eine Druckerei in Triebel. 221 Im folgenden Jahr wechselte er – wohl im Bewusstsein der zunehmenden Distanz seiner theologischen Ansichten mit denjenigen der Grafenfamilie – in die Hansestadt Hamburg. Dort wirkte er als Hauptpastor an St. Jakobi bis zu seinem Lebensende dichteten Lied „Jesus nimmt die Sünder an“: „Keiner Gnade sind wir wert; / doch hat er in seinem Worte / eidlich sich dazu erklärt. / Sehet nur, die Gnadenpforte / ist hier völlig aufgetan: / Jesus nimmt die Sünder an. – Jesus nimmt die Sünder an; / mich hat er auch angenommen / und den Himmel aufgetan, / dass ich selig zu ihm kommen / und auf den Trost serben kann: / Jesus nimmt die Sünder an.“. 217 Der Text des Gebets bei Magnus, Historische Beschreibung . . . 459 f. 218 Ruth Albrecht, Johanna Eleonora Petersen: Theologische Schriftstellerin des frühen Pietismus [AGP 45], Göttingen 2005, 109. 219 Johann Wilhelm Petersen, Das Leben JO. WILHELMI PETERSEN [. . .], o. O. 1717, 320 f. 220 Zu Petersen in Sorau vgl. auch Petri, Der Pietismus . . . 161–177; Gössner, Politik, Frömmigkeit und kirchliches Leben . . ., 373 f. – Als Spätfolge des Sorauer Aufenthalts von Petersen kann ein Abschnitt in einer seiner Schriften gelten, in dem er den terministischen Streit rekapituliert; vgl. Johann Wilhelm Petersen, PETACHIA Oder Die Neu=geöffnete BIBEL [. . .]. Frankfurt am Main 1716, 327–340. 221 Lehmann, Geschichte . . ., 342.

3.9. Die Reaktionen auf die Leipziger Gutachten in Sorau – Böses Tod

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1756. Seit seiner Sorauer Amtszeit, insbesondere durch die Auseinandersetzung mit Petersen, und während seiner Hamburger Jahre gilt er nach Valentin Ernst Löscher und Ernst Salomon Cyprian als „der dritte Hauptrepräsentant der [. . .] lutherischen Spätorthodoxie“. 222 Vielleicht hat Neumeister seine 1714 geäußerte Warnung sogar in der Rückerinnerung an die Sorauer Ereignisse um Böse, von denen er ja noch aus erster Hand Informationen bekommen konnte, geschrieben. Nach Neumeisters Weggang nach Hamburg im Jahr 1715 folgte Jeremias Josephi im Amt des Superintendenten nach, der schon seit 1712 als Hofprediger in Sorau diente und – im Unterschied zu Neumeister – die Gunst der Grafenfamilie besaß. 223 Johann Heinrich Oder starb erst 1727 in Sorau und wurde ebenfalls durch einen pietistisch gesinnten Geistlichen ersetzt. Im gleichen Jahr gründete Erdmann II. Promnitz, dessen „ganzes Leben eine einzige Frömmigkeitsübung geworden war“, mit zwei Predigern die Sorauer Armenanstalt, der bald auch eine Bibelgesellschaft folgte, die die Cansteinsche Bibelanstalt zum Vorbild hatte. 224 Der Superintendent Josephi übte auch auf den pietistisch gesinnten Graf Ludwig Friedrich zu Castell-Remlingen (1707–1772), der mit seinem Vetter Zinzendorf zeitweise in einem engen persönlichen und theologischen Kontakt stand, einen nachhaltigen Eindruck aus. Als Castell im Herbst 1729 in Sorau Station machte, 225 erlebte der Gast aus Franken am 25. September seine zweite Erweckung, die dieser als Resultat der Predigt von Josephi empfunden hat. In einem Brief bekennt er rückblickend: „[. . .] ich muß gestehen, daß ich nicht ohne Wehmuth an Sorau denken kan, wenn ich mich der unbeschreiblichen Wohltaten erinnere, die mir dorten widerfahren, da meine im Gesetz ermattete und ausgehungerte Seele 8 Jahr nach meiner ersten Erweckung den ersten evangelischen Zuruff von dem seeligen Superintendenten Josephi am 29. September 1729 hörte, der wie ein kaltes Wasser in heißen Marmor einging.“226

Noch ein zweites Mal besuchte Castell im Frühsommer 1733 die Stadt Sorau, als er sich auf der Durchreise nach Herrnhut befand. 227 222 Johannes Wallmann, Erdmann Neumeister – der letzte orthodoxe Gegner des Pietismus, in: Ders., Pietismus-Studien: Gesammelte Aufsätze II. Tübingen 2008, 202–210; hier: 202. 223 Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 384; Petri, Der Pietismus . . ., 195 f. 224 A.a.O., 196 f.; Zitat: ebd., 197. 225 Horst Weigelt, Die Beziehungen zwischen Ludwig-Friedrich zu Castell-Remlingen und Zinzendorf sowie ihr Briefwechsel: Ein Beitrag zur Geschichte des Herrnhuter Pietismus in Franken [Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 59], Neustadt a.d. Aisch 1984, 12. 226 Brief Castells an Christian Ernst Graf zu Stolberg-Wernigerode aus dem Jahr 1765; Zitat a.a.O., 13, Anm. 14. 227 A.a.O., 22, Anm. 12.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

Durch die 1733 geschlossene, zweite Heirat des Grafen Erdmann II. mit Henriette Eleonore Reuß, der Tochter von Graf Heinrich XV. Reuß-Lobenstein, dürfte die pietistische Frömmigkeit am Sorauer Hof einen neuen starken Impuls erhalten haben, hatte doch auch sie zwei Jahre vor der Hochzeit im Zusammenhang einer lebensbedrohlichen Krankheit ein gut dokumentiertes Erweckungserlebnis. 228 Der Tod Erdmanns II. Promnitz im Jahr 1745 bedeutete in mehrerlei Hinsicht eine tiefe Zäsur: Die Grafenfamilie wird in der nächsten Generation aussterben, die relative Selbständigkeit der Standesherrschaft wird mit dem Übergang an Kursachsen ein Ende finden und der vormals so scharfe Konflikt zwischen spätorthodoxer und pietistischer Theologie vor Ort eignete sich nur noch als Thema der lokalen Kirchen- und Schulhistoriografie.229 So lässt sich am Beispiel der religiösen Entwicklung in Sorau zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein eigentümliches Nebeneinander feststellen. Während die standesherrliche Familie Promnitz sich durch unterschiedliche Einflüsse (Studien in Halle, Heiraten in das Grafenhaus Reuß) allmählich dem Pietismus öffnete, bewahrten die Sorauer Pfarrer unter ihrer Leitung bis 1715 einen strikten Kurs auf Linie der lutherischen Spätorthodoxie. Erst dann löste sich dieser Antagonismus durch zwar wenige Personalentscheidungen – aber mit großer Wirkung.

3.10. Das an Böses Tod anschließende Streitschriftenensemble In Reaktion auf die im Abschnitt vor dem Exkurs geschilderten Deutungsmuster der Todesumstände von Böse ist in Halle etwa im Herbst 1700 230 ein anonymer Druck „Kurtzer Vorbericht“ erschienen. Darin setzte sich der Autor zum Ziel, vorläufig die strittige Angelegenheit um Böse in einer Weise vorzustellen, damit sich der Leser ein unabhängiges Urteil bilden kann. Seine Identität verbirgt der Autor mit der Intention, als Anonymus besser die Wahrheit vertreten zu können. Dann wird die Biografie Böses mit besonderem Schwerpunkt auf die Jahre seines Sorauer Diakonats, die Zeit seines Prozesses, die Einholung der Gutachten und sein Lebensende entfaltet. Aus der Leichenpredigt auf Böse werden dann einzelne Passagen zitiert und anschließend scharf kommentiert. 231 Zuletzt ist ein Brief der Witwe Eleonore Böse an den Superinten228 Brief des Grafen Ludwig Friedrich Castell an Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, Ebersdorf, 18. Februar 1731. In einem weiteren Brief vom 18. März 1731 weiß Castell an Zinzendorf zu berichten: „[. . .] Die Lobensteinische Comtesse fährt fort zu predigen von des Herren Nahmen. [. . .]“; Abdruck a.a.O., 69 f.; 72. 229 Worbs: Geschichte der Herrschaften Sorau und Triebel . . ., 185–187. 230 Die ungefähre Datierung richtet sich nach: Catalogus aller derjenigen Schriften . . . , B1v. – Vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 261. 231 Kurtzer Vorbericht . . . , D2r –D3v.

3.10. Das an Böses Tod anschließende Streitschriftenensemble

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denten Lucius abgedruckt, 232 in dem sich diese bitter über die Verketzerung ihres verstorbenen Mannes beklagt. Außerdem redet sie dem Superintendenten ins Gewissen, da dieser in seiner Leichenpredigt einige Sachverhalte verdreht habe. Seine Fortsetzung hat der „Kurtze Vorbericht“ in der „Continuatio relationis“ erhalten. Darin wurde zuerst das das Rostocker Gutachten abschließende und mit juristischem Gültigkeitsanspruch versehene Urteil angemahnt. Zweitens wurde das Schreiben des Sorauer Seniors Morgenbesser an den Grafen Balthasar Erdmann von Promnitz (12 Punkte) im Wortlaut wiedergegeben und anschließend die Intention Morgenbessers, den der Verfasser der „Continuatio Relationis“ als „fax und tuba in der gantzen sachen“ und als „Rädelsführer“233 qualifiziert, offen gelegt. 234 Drittens wurde die Befragung Böses wiedergegeben und um dessen eigene Einschätzung zu den Fragen ergänzt.235 Viertens folgte Böses Bericht über die Verhandlungen vor dem Lübbener Konsistorium. 236 Abschließend sind noch einige Kostproben vom zweifelhaften Verhalten der Gegner Böses in Sorau dem Text hinzugefügt. 237 Vermutlich ist in dem Autor des „Kurtzen Vorberichts“ Thomasius zu sehen, da zu Beginn dieser Schrift eine ausführliche Fassung angekündigt wird, 238 wie sie dann tatsächlich von Thomasius publiziert worden ist.239 Mit einem von Thomasius herausgegebenen Sammeldruck „Responsa in Sachen“ bzw. „Responsum juris“ endet eine erste und kurze Phase der publizistischen Kontroverse. Obgleich die Sorauer Autoren noch in Flugschriften an diese frühe Publizistik anknüpften, war dies für den Fortgang und die lokale Schwerpunktverlagerung der publizistischen Auseinandersetzung nicht mehr von großer Bedeutung. Dennoch muss auf die Repliken zur „Continuatio Relationis“ hingewiesen werden, weil sie einen guten Eindruck von der persönlichen Heftigkeit der Auseinandersetzung bieten. Dafür muss nun allerdings dem Gang der Ereignisse ein ganzes Stück vorgegriffen werden. Namentlich stammen diese Repliken aus 232 A.a.O., D4r/v. Der Brief war übrigens handschriftlich nicht an seinen Adressaten gelangt; vgl. Continuatio relationis . . . , a1v, was dem Autor des „Kurtzen Vorberichts“ noch nicht bekannt war und wofür er sich deshalb entschuldigte. 233 A.a.O., 6; 35. 234 A.a.O., 6–13. 235 A.a.O., 13–23. Die Wiedergabe folgt hier z. T. der Apologie Böses. 236 A.a.O., 24–31. 237 A.a.O., 31–40. 238 „So war man auch in Willens dem geehrten Leser die in dieser Sache des seel. Hn. Bösens und seiner Adversariorum ergangenen Acta zu communiciren/ um dadurch von der gantzen Sache ein dests gewisseres Urtheil fällen zukönnen. Weil man aber dieselben theils zu spat bekommen/ theils auch die Druckereyen alle so besetzet/ daß man das gantze Werck nicht unterbringen können; so hat man indessen nur diesen kurtzen Extract wollen voranschicken/ damit sich der geneigte Leser so lange vergnügen mag/ biß die völligen Acta, nebst einer gründlichen Apologie dieser Lehre von dem autore, und einen ihme darüber ertheilten Responso Juris rc. nachfolgen.“; vgl. Kurtzer Vorbericht . . . , A2r. 239 Ende 1700: Thomasius, Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . .

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

der Feder der beiden Hauptgegner Böses, die im Text auch entsprechend negativ charakterisiert worden sind. Daneben wurden auch zwei anonyme Flugschriften in Umlauf gebracht. Die erste dieser Schriften greift aus der „Continuatio Relationis“240 eine einzelne Passage heraus: Basierend auf Böses Angaben steht dort, wie Morgenbesser den viel gelesenen Erbauungsschriftsteller Heinrich Müller geschmäht habe. An dieser Bemerkung knüpfte der anonyme Verehrer Müllers seine Rechtfertigung an. 241 Anders verhielt sich der Autor der zweiten anonymen Flugschrift: Er kritisierte die Ausführungen des „Kurtzen Vorberichts“ und der „Continuatio Relationis“. Eingangs erhält der Leser einen Einblick in die bis zur Jahresmitte des Jahres 1701 schon beachtlich angewachsene Zahl von Streitschriften und den Umgang mit diesen: „Ich hätte mir von den Schrifften/ die da theils pro, theils contra terminum peremptorium bißhero häuffig heraus gekommen/ allbereit so viel gesammlet/ daß ich fast zweiffelte/ daß sie alle in einen Band könten gebunden werden. Und weil ich doch wohl merckte/ daß der Teuffel nicht auffhören würde Unruhe in der Kirchen GOttes zu hegen/ wolte ich nunmehro diese theils gute und Geistreiche Tractätlein/ theils aber injuriose und famose Schrifften/ in der Ordnung wie sie heraus kommen/ zusammen binden lassen. Als ich aber damit beschäfftiget war/ wie ich sie in richtige Ordnung setzen möchte/ berichtet mir ohnverhofft ein guter Freund/ wie daß heute allererst eine gewisse Charteque ankommen/ welche weil ich doch alles promiscue binden liesse/ wohl billich noch solte hinzu gesetzet werden.“242

Bei seiner Lektüre der beiden vorangegangenen Publikationen habe er nur Lügen und Kalumnien gegen die Konsistorien bzw. die Konsistorialmitglieder in Sorau und Lübben sowie gegen die Responsen vernommen. Den Autor243 beider Schriften wolle er – der sich selbst als schlesischer Theologiestudent bezeichnet 244 – folglich seiner Lügen überführen und den Heterodoxieverdacht gegen Böse bestätigen. Zu diesem Zweck rekapituliert er die Probleme um die Berufung Böses nach Sorau, skizziert dessen eigenmächtiges Handeln bei der Veröffentlichung seines Traktates und rechtfertigt die Korrektheit des Verfahrens gegen den Diakon. Von der im Frühjahr 1701 gedruckten Antwort des Archidiakons Oder auf „Kurtzen Vorbericht“ bzw. „Continuatio Relationis“ ist kein Exemplar mehr aufzufinden gewesen. Erwartungsgemäß versuchte dieser in seiner Gegendar-

240

Continuatio Relationis . . . , 29. Abgenöthigte Ablehnung . . . . 242 Auff den Vorbericht und dessen Continuation erfolgter ausführlicher Gegenbericht . . . , A2r. 243 „Ich wuste Anfangs nicht was ich aus den Autore machen solte/ ob einen Schuster oder Schneider/ weil er zuweilen ziemlich ohne judicio schreibet/ oder einen verdorbenen Zungendrescher/ weil er das lügen und calumniren wohl gelernet“, weiter unten wird der Autor auch als „junge[r] Rotzlöffel“ bezeichnet; vgl. a.a.O., A3r. 244 Ebd. 241

3.10. Das an Böses Tod anschließende Streitschriftenensemble

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stellung, sein Verhalten zu rechtfertigen; ein anonymer „Schlesier“ wiederum widerlegte Oders Darstellung. 245 Besser dokumentiert sind die Veröffentlichungen des Sorauer Seniors. Er hatte schon 1697 in einer der Gräfin Emilia Agnes gewidmeten Flugschrift gegen quäkerische und pietistische Anliegen gewettert. 246 Gegen Ende des Jahres 1701 ließ er eine „Prüfung des Pietistischen Geistes“ folgen. 247 In ihr verurteilte er die Lobesreden auf Böse und seinen Traktat und beklagte, dass die „Bös=Hällische Faction“ und „Hällische[n] Societät“248 ihre Sicht in solcher Art verbreitet und zugleich angesehene Theologen diffamiert. So sei er in der „Abgenöthigten Ablehnung“ „für einen ehrvergessenen Schelm und Calumnianten per retorsionem“249 gehalten worden, weshalb er nun seinerseits sich rechtfertigen müsse, um seinen Leumund wiederherzustellen. Konkret bezieht er sich auf eine Predigt Böses vom Sonntag Exaudi 1699 (21. Mai), in der sich dieser gebrüstet habe, den Geist Gottes, der Erkenntnis und der Prüfung zu haben. Dies nutzt Morgenbesser als Aufhänger, um die von Böse und durch den „Kurtzen Vorbericht“ sowie die „Continuatio Relationis“ verbreiteten „Hallische[n]/ und Höllische[n] lügen“250 zu entlarven. Dabei kommt er auch auf den „AuCTor der ConTinuation“251 zu sprechen, der ihm sein Alter zum Vorwurf mache, was Morgenbesser mit einer gehässigen Bemerkung abwehrt: „Wer nicht will alt werden/ laße sich jung hencken/ und wer mit mir nicht einen Fuß wil haben im Grabe/ der mag mit dem Juda Ischarioth zwey Füße in der Lufft haben.“252

Während der Leipziger Michaelis-Messe 1701 erschien einer der Bücherkataloge zum terministischen Streit, auf die später noch eingegangen wird.253 In ihm qualifiziert der Bearbeiter eingangs Morgenbessers „Prüfung des Pietistischen Geistes“ als „Pasquillen=mäßige Charteke[n]“, die es nicht verdient, in seiner „Continuation des Catalogi“ Berücksichtigung zu finden.254 An der Jahreswende 1701/02 veröffentlichte255 Morgenbesser noch einmal eine Generalabrechnung gegen den verstorbenen Diakon. Sie trug den Titel

245 Warheit auf Lügen . . . . – Von der Publikation: Nichtige Ausflucht . . . , ist nur der Titel überliefert, ein Exemplar ließ nicht nachweisen. 246 Samuel Morgenbesser, Prüfung Des Holländischen Qvaker=Pulvers/ Angestellet Nach der Vermahnung des Heil. Apost. Pauli/ 1. Thessal. V, 21. Prüfet alles/ [. . .], s.l. 1697. 247 Vgl. dazu Hesse, Der terministische Streit . . ., 384. 248 Morgenbesser, Prüfung des Pietistischen Geistes . . . , A2r. 249 A.a.O., A2v. 250 A.a.O., A3r. 251 Hinweis auf Christian Thomasius; vgl.a.a.O., C1v. 252 A.a.O., C2r. 253 Siehe unten Kapitel 10.1. 254 Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . , )(2r –)(3r. 255 Der Druck des Manuskripts muss im Dezember absehbar gewesen sein, da er aufgelistet ist in: Continuation Des Unpartheyischen Catalogi . . . , Nr. LXXXVII.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

„Kurtzer Beweis“. 256 In ihr attackierte er scharf die Feinde des Kreuzesbildes, zu denen auch Böse zählte, was er mit einem Zitat aus dessen Katechismusunterricht belegt. Böse sei deshalb ein „Ertz=Calvinist, Lästerer und Lügner“. 257 Daran anschließend legte er anhand von Aussagen lutherischer Theologen dar, in welcher Weise nicht nur die gesamte Vorstellungswelt des Menschen auf Bildern beruht, sondern auch die göttliche Offenbarung stets in Bildern und Metaphern begreiflich gemacht wird. Diese Publikation war wahrscheinlich die letzte Äußerung des Sorauer Seniors gegen den verhassten Amtsbruder Böse, der knapp zwei Jahre zuvor verstorben war. Übersicht über die Druck- bzw. Streitschriften Kurtzer Vorbericht ... 1700

Continuatio Relationis ... 1701

Thomasius: Responsa in Sachen Bösen ... 1700 [Oder: Warheit auf Lügen ... 1701]

Abgenöthigte Ablehnung ... 1701

Thomasius: Responsum juris ... 1700 Auff den Vorbericht ... erfolgter Gegenbericht ... 1701

Morgenbesser: Prüfung des Pietistischen Geistes ... 1701

[Nichtige Ausflucht ... 1701]

Morgenbesser: Kurtzer Beweis ... 1702

3.11. Das zweite Wittenberger Responsum Obwohl noch zu Böses Lebzeiten in Auftrag gegeben, gelangte das zweite Wittenberger Gutachten erst nach seinem Tod nach Sorau.258 Es trägt das Datum des 14. Januar 1700. 259 Die Übermittlung des Gutachtens dauerte also reichlich drei Wochen. 256

Dazu vgl. auch Hesse, Der terministische Streit . . ., 384 f. (Anm.). Morgenbesser, Kurtzer Beweis . . . , A3v. 258 Hesse, Der terministische Streit . . ., 195. 259 UAL: Theol. Fak. 53, fol. 22r –35r (Abschrift); Druck: Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 32–44; Neumann-Green-Avenarius: Erörterung der Frage vom termino salutis peremptorio . . . , 92–100; Einige kurtze Anmerckungen . . . (darin Volltext in Abschnitte unterteilt, mit kontroversen Kommentaren). – Zum Gutachten insgesamt: Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 869 f.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 224 f. 257

3.11. Das zweite Wittenberger Responsum

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Die Quellen der Wittenberger Fakultät zeigen, dass es sich um zwei getrennte Gutachten handelt, von denen in der Literatur zum terministischen Streit nur das eine, das sich direkt mit Böses Traktat auseinandersetzt, beachtet worden ist. Zeitlich ist das Gutachten, das Ratschläge zur Amtsführung an den Superintendent formuliert, ein paar Tage früher anzusetzen und wird deshalb hier auch zuerst behandelt. Der Antrag zum Gutachten, den der Sorauer Superintendent Ludwig Lucius stellte, malt den schädlichen Einfluss, den Böse auf die Sorauer Kirche ausübte, in den schwärzesten Farben: 260 „[. . .] mich dero hohen in Gottes Wort und unsern Symbolischen büchern gegründeten Raths zuerhohlen, nöthiget mich M. Johann Georg Böse, Diacon[us] zu Soraw welcher dem Unserer Luterischen Kirchen höchst schädlich[en] & schändlich[en] Pietismo verwandt undt zugethan ist, der daher Unsers Ohrts die Kirche Gottes, mit vielen Neuerungen, irrig, undt in Verzweiflung setzenden Lehren, zu [nicht] geringen Hertzeleidt vieler 100 ja 1000 daher bekümmerten Seelen martert u[nd] quälet und großes Ärgernüß anrichtet; [. . .]“261

Es folgt eine Auflistung der ketzerischen Lehren, die Böse angeblich vertritt. Außerdem wirft Lucius ihm vor, er spreche sich für die Ansichten von Schade über den Beichtstuhl aus. Dies alles habe Böse in seinem Traktat vom ‚terminus peremptorius‘ gebündelt und gerechtfertigt. Er sei deshalb auch von den Konsistorien in Sorau und Lübben zur Verantwortung gezogen worden. Daraufhin seien Gutachten eingeholt worden, die Böses Ansichten in keiner Weise gebilligt hätten, wie aus dem beigefügten Rostocker Responsum zu ersehen sei. Auf dieser Basis sei Böse zur Korrektur seiner Ansichten und zur Mäßigung aufgefordert worden, was jedoch gerade das Gegenteil bewirkt habe. Lucius sah sich als soeben offiziell eingesetzter Superintendent von Sorau 262 nun in der Pflicht, in Fortführung der Initiativen seines Vorgängers die Sache zu bereinigen. Deshalb hatte er bereits am Tag seiner Investitur eine Konferenz mit seinen Amtsbrüdern, in der über das weitere Vorgehen gegen Böse beraten wurde. Dabei stand die Frage nach der Behandlung Böses als Amtsbruder im Vordergrund, die aufgrund des Rostocker Gutachtens negativ beantwortet wurde. Entsprechend stellte man einen Antrag an den Grafen Balthasar Erdmann von Promnitz, Böse von der Investiturfeier auszuschließen. Daraufhin habe Böse im Zorn wegen seiner faktischen Exkommunikation, die mit den geschilderten Vorgängen vor der Publizierung des Rostocker Gutachtens geschehen war, an Kurfürst Friedrich August I. appelliert. Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse sah sich Lucius nun also genötigt, sich bei der Wittenberger Fakultät in drei Fragen Rat zu holen. Erstens wollte er 260 261 262

Halle, UA: Rep. I, Nr. 4558, 1 (Original der Anfrage). Halle, UA: Rep. I, Nr. 4558, 1. Seine Investitur war am 5. November 1699; vgl. Halle, UA: Rep. I, Nr. 4558, 1.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

darüber aufgeklärt werden, ob er und die Sorauer Kollegen Böse aufgrund seiner Lehren (‚terminus peremptorius‘ und Chiliasmus) und seines Verhaltens zu Recht oder zu Unrecht die brüderliche Anrede verweigert und ihn aus dem Kreis der Sorauer Geistlichkeit ausgeschlossen hätten. Zweitens wollte er angesichts der Weigerung vieler Leute, bei Böse zu beichten, wissen, ob es ihm als Superintendent in dieser speziellen Situation, zur Rettung der bedrängten Gewissen und im laufenden Prozess gegen Böse erlaubt sei, die Beichte abzunehmen. Drittens wollte er in Erfahrung bringen, wie man einem Amtsbruder, der Böses Irrtümer billige, begegnen sollte. Schon zwei Tage später antwortete die Wittenberger Fakultät in einem umfangreichen Gutachten, 263 das nicht mit dem in der Literatur zum terministischen Streit so genannten ‚zweiten Wittenberger Responsum‘ identisch ist. Der Text dieses Gutachtens ist auf den 7. November 1699 datiert. Nach einer einleitenden Gratulation zur Einsetzung als neuer Superintendent wird die Schilderung von Lucius über die traurigen Zustände in Sorau und über den „wegen des sectirisch[en] Pietismi jungsthin berüchtigte[n] Diaconus, M. Johann George Böse“ rekapituliert. Die erste Frage wird mit einer Darlegung eröffnet, dass die in der ‚consanguinitas fidei‘ gründende geistliche Brüderschaft in der Einigkeit gewisser ‚symbola und Confessiones‘ besteht, die öffentlich zur Unterscheidung von den Gegner bekannt werden. Das Gegenteil beobachte man bei Böse mit seinen chiliastischen Ansichten: „Nun untersuche man nur die Spenerische und Petersenische Träume vom 1000jährigen Reich, ob es nicht Jüdische Meinung[en], die mit Jüdischer verkehrung des ganz[en] A[lten] Testaments verwickelt sind, wie bereits von den unserigen erwiesen, also kan M. Böse, so lange er dieser Jüdischen altvetterlich[en] Fabel zugethan verbleibet, kein genuinus Aug[ustanae] Conf[essionis] soccius heißen, und folgendlich in einer contesseratione fidei mit uns stehen.“264

Vergleichbares gilt auch für die Adaption der Beichtstuhllehre Schades durch Böse, deren Ansichten von den grundlegenden Bestimmungen in CA 11 und CA 25 abweichen und somit im Kontrast zu der Lehre der „rechtgläubigen Kirche“ stehen. Nachdem so der erste Teil der Frage hinsichtlich der brüderlichen Gemeinschaft negiert wurde, kommt das Gutachten zum zweiten Teil der Frage, ob man Böse zurecht von der Investiturfeier ausgeschlossen habe oder nicht. Anknüpfend an die vorigen Ausführungen befürworten die Wittenberger das Vorgehen in Sorau, zumal es durch den Grafen als ‚episcopus territorialis‘ abgesegnet war. Doch sei darin – anders als Böse meinte – keine Exkommunikation zu sehen. 265 Die Art und Weise jemanden von der Gemeinde fern zu halten, wie 263 264 265

Halle, UA: Rep. I, Nr. 4558, 1. Halle, UA: Rep. I, Nr. 4558, 1. Dazu wird das Zitat angeführt von Johannes Hülsemann, De Jure Et Moderatione

3.11. Das zweite Wittenberger Responsum

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dies im vorliegenden Fall geschehen ist, wird mit zahlreichen Belegen aus dem Corpus Paulinum und der Kirchengeschichte als korrekte Vorgehensweise belegt. In Beantwortung der zweiten Frage legt das Gutachten darauf Wert, dass der geringste Anschein vermieden wird, der Superintendent wolle sich das Amt des Beichtvaters anmaßen. Deswegen sei die Beauftragung dazu durch den ‚Oberepiscopus‘ (den Grafen Promnitz) und das Einverständnis des Konsistoriums unverzichtbar; die Aufgabe dürfe nicht delegiert werden und gelte nur befristet, solange der Streit andauert. Bezüglich der dritten Frage wird zuerst auf die ‚gradus admonitionis‘ hingewiesen, die es einzuhalten gilt: Auf eine vertrauliche Ermahnung müsse als nächstes eine Zurechtweisung vor dem Konsistorium erfolgen, dann erst sei nach der Einholung auswärtiger Voten zur Bestrafung überzugehen. Der Gutachtentext endet mit dem Segen und dem Wunsch nach Standhaftigkeit bei der Überwindung dieses ‚Unwesens‘. Das andere nur wenig später formulierte Gutachten 266 ist identisch mit dem in der Literatur so bezeichneten „zweiten Wittenberger Responsum“ und behandelt unter Bezugnahme auf die früheren Gutachten aus Leipzig, Rostock und Wittenberg das zweite Leipziger Votum, das Böses Lehre verteidigte. Die Wittenberger Theologen äußern zunächst ihr Befremden über die Position der Leipziger Fakultät, um dann unter Bezugnahme auf das Rostocker Gutachten festzuhalten, dass Böses eine irrige Lehre vertrete und deshalb aus seinem geistlichen Amt entfernt werden müsse. Dann setzt sich das Gutachten grundsätzlich mit folgender Frage auseinander: „Ob GOtt nach seinen geheimden Rathe eine gewisse Gnaden=Zeit gesetzet habe/ worinn sich der Mensch bekehren und seelig werden könne/ nach derselben Verfl iessung aber keine Gnaden=Frist mehr zur Bekehrung zugewarten habe? oder ob die wiederruffende Gnade (gratia revocans ut vocatur Theologis) dem armen gefallenen Sünder biß ans Ende des Lebens begleite/ so daß der Sünder sich derselben auch in der letzten Todes=Stunde zu getrösten habe?“267

Während das zweite Leipziger Gutachten gemeinsam mit Böses die erste Teilfrage bejahte, wird von den Wittenbergern die Wahrheit der zweiten Teilfrage konstatiert. Inhaltlich wird dabei als Objekt der göttlichen Gnade der Sünder verstanden, der Mitglied in der (rechtgläubigen) christlichen Kirche ist, denn diesem gilt auch Böses Beruf als Prediger. Allein schon diese Konkretisierung der Frage macht die Widersprüchlichkeit von Gnadenangebot in der Verkündigung und angeblichem Gnadenentzug, von fortdauerndem Bußruf und angeblichem Ablauf der Bußfrist deutlich. Die Kirche, ihre Amtsträger und die SaCorreptionis Fraternae, Dissertatio Practica [. . .], Leipzig 1651, 237: „non admissio stricte loquendo non est excommunicatio“. 266 Die Gutachtenanfrage: Halle, UA: Rep. I, Nr. 4558, 2 [unpag.] (Original); ebd. auch das Gutachten (Konzept). 267 Zitiert nach: Thomasius, Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . , 33.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

kramente sind vielmehr Instrumente der Gnade Gottes für den Christen und den christlichen Sünder. In ihr ist folglich kein Platz für einen peremptorischen Termin. Auch die fälschlich von Böse herangezogene FC eignet sich gerade nicht zur Untermauerung der Annahme einer Gnadenfrist, sondern betont vielmehr die Unerforschbarkeit von Gottes Gnadenwahl. 268 Ferner geschieht auch die Heranziehung von Lehrmeinungen anerkannter theologischer Autoritäten nur in verfälschender Weise.269 Dies hatte bereits die Auseinandersetzung mit den theologischen Aussagen Stengers gezeigt, die durch Musaeus und eine Reihe theologischer Gutachten widerlegt worden sind. 270 Während Spener schon im Stengerschen Streit gegen die herrschende Lehrmeinung votiert hatte und jetzt wieder als Gewährsmann fungiert, hat Böse die Stengerschen Thesen noch zugespitzt. Jener gab der Möglichkeit der göttlichen Gnadenzuwendung gegenüber einem gefallenen Sünder auf dem Sterbebett noch bescheidenen Raum (‚gratia extraordinaria‘), Böse hingegen konstatiert schon vorher das unwiderrufliche Ende der Gnadenfrist (‚terminus peremptorius‘). Damit macht er aus dem barmherzigen Gott den „grausamsten Tyrannen“, 271 die Menschen aber verleitet er entweder zum epikureischen Leben oder treibt sie zur Verzweiflung. Die Konsequenzen für die Seelsorge fallen dabei fatal aus. 272 Böses Einwand, man würde zu falscher Sicherheit bei der Gnadenzusage verleiten und damit die Sündhaftigkeit vergrößern, entkräftet das Gutachten durch die Differenzierung von Gnadenentzug (‚amissio gratiae‘) und Verschließung der Gnade (‚exclusio a 268

Vgl. FC 11: BSLK 1070, 41–1071, 5; 1079, 17–26; 1090, 12–29. „Aber dieses ist noch nicht genug/ sondern es sollen auch die reinen Lehrer unserer Kirchen dieser abendtheurlichen Irr=Lehre zu Hülffe kommen/ [. . .] Was die redlichen Theologos, Franzium, Dannhauerum, Hulsemannum und Brochmannum betrifft/ so hat dieselben nebst vielen andern Stengerus in eben dieser Streit=Frage vor sich anführen wollen/ aber es hat ihn Herr D. Musaeus [. . .] dergestalt gerettet/ daß man billig schamroth werden möchte/ solche theure Männer hierin abermahl zu verwickeln. [. . .] Die tapfferen Hn. Carpzovii und Pfeifferus würden es gewiß der Copie [= die der Gutachtenanfrage beigelegte Abschrift des Leipziger Gutachtens, A. G.] schlechten Dank wissen/ wenn sie sehen sollten/ daß ihre Worte dahin gezogen würden/ so ihnen niemahls in den Sinn gekommen wäre. Corradere orthodoxorum consensum ist iederzeit derer Irr=Geister Gewohnheit gewesen. Es ist aber ein anders eine anstößige Redens=Art ohngefehr gebrauchen/ ein anders eine irrige sentens ex instituto in einem gantzen Buche abhandeln/ wie dieser M. Böse sich unternommen.“, vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 36. 270 Johann Musaeus, Gründlicher und außführlicher Bericht/ Welcher Gestalt die Lehre von der BUss [. . .], Jena 1675. Die damals im Stengerschen Streit eingeholten theologischen Gutachten der Fakultätem Leipzig und Gießen sowie die Gutachten der Geistlichen Ministerien in Regensburg, Augsburg, Ulm, Hamburg, Lüneburg und Coburg sind zeitgenössisch im Druck erschienen, vgl. Hartnaccius, Stengerismus Condemnatus . . ., Zeitz 1670. 271 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 37. 272 Als Beispiel dient im Responsum der geistliche Beistand für einen zum Tod Verurteilten: „Und wie will der Pietist einen delinquenten/ der zum Tode hingeführet wird und seine Busse biß hieher verschoben hat/ trösten? Wie will er ihm den Widerspruch benehmen/ wenn er einwendet/ sein terminus salutis sey verschertzet/ er sey vom Angesicht GOttes und aller ewigen Gnade ausgeschlossen?“; vgl. a.a.O., 38 [richtig: 39]. 269

3.11. Das zweite Wittenberger Responsum

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gratia‘). Ersteres übt Gott zur Bestrafung des Sünders, die Annahme der letzteren jedoch würde die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes beschränken. Zwischen der Ankündigung von Gottes Zorn über den Sünder und der (unmöglichen) Angabe eines abgemessenen Zeitpunktes (‚punctum mathematicum‘) über das Ende der Gnade ist ebenfalls zu unterscheiden, zumal das „heute“ der Gnadenverheißung (Hebr 3, 7 [bis 4, 16]) bis ans Lebensende gilt. Ausführlicher werden dann zwei biblische Kommentarwerke lutherischer Theologen – Johannes Tarnov in Rostock und Sebastian Schmidt in Straßburg – herangezogen. Tarnovs Weisheitskommentar handelt zu Sap 2, 2 von den Strafgerichten Gottes, jedoch in Auseinandersetzung mit den Lehren der Katharer und Novatianer nicht von einer vor dem Lebensende ablaufenden Frist zum Heil. Schmidts Jesajakommentar behandelt das in Jes 10, 22 vorkommende Wort ‚killaion‘. Schmidt spricht in seiner Exegese zu diesem Jesajavers vom ‚decretum ultimatum (irrevocabile oder peremptorium)‘, was durch Böse fälschlich zum ‚terminus salutis peremptorius‘ umgedeutet worden ist. 273 Noch in weiteren Fällen wird der falsche Umgang mit theologischen Autoritäten demonstriert. Dieses zweite Wittenberger Gutachten ist vollständig der Auseinandersetzung mit dem zweiten Leipziger Gutachten gewidmet. Dabei wird affirmativen Wendungen, die Böses Meinung unterstützen, widersprochen und dies mit dem Hinweis auf den orthodoxen Konsens der Leipziger Theologen in der jüngsten Vergangenheit untermauert. In diesem Zusammenhang fällt sowohl der Hinweis auf das Leipziger Gutachten gegen Stenger im Beichtstuhlstreit 274 als auch der Hinweis auf das erste Leipziger Gutachten im laufenden terministischen Streit. 275 In eindeutiger Anspielung auf den personellen Umbruch an der Leipziger Fakultät setzen die Wittenberger Theologen hier als theologische Leittugend unter Heranziehung biblischer Belege (2 Joh 3; Sach 8, 19; Gal 2, 5; 14) die Wahrheit über die Liebe: „Wir halten vor kein gut Omen von dem Göttlichen Eyffer der Vorfahren/ die vielleicht noch nicht zu Aschen worden sind 276 / so geschwind abzuweichen/ ihre Sententz zu beurtheilen/ und einem offenbaren Schwärmer beyzupfl ichten; Wenigstens können wir solches von einem gantzen Collegio aus gutem Vertrauen noch nicht muthmassen/ daß man aber Liebe zu erhalten/ die Warheit will kräncken und neue Schwärmerey einfüh273 Sogar die von den Terministen als Beleg für den ‚terminus peremptorius‘ herangezogene Stelle von der Abwendung Gottes von Saul (2 Sam 1, 7; 7, 15) wird anhand des Samuelkommentars Schmidts gerade für den Beleg des Gegenteils ausführlich behandelt; vgl. zweites Wittenberger Gutachten vgl. a.a.O., 43. 274 Gedruckt: Hartnaccius, Stengerismus Condemnatus . . ., 1–3. 275 Vgl. Wittenberger Gutachten, vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 38; 40. 276 Damit waren die erst jüngst verstorbenen Leipziger Theologieprofessoren Möbius, Lehmann, Carpzov und Alberti sowie der noch kurzfristig in Lübeck wirkende, zuvor in Leipzig tätige August Pfeiffer gemeint, die allesamt zwischen 1697 und 1699 verstorben waren.

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3. Die lokale Ausdehnung des Konfl iktes um Böses Traktat

ren lassen/ solches ist ein Syncretistisch Principium, und kan/ wo es bestehen solte/ in kurtzen alle Evangelische Warheit zu Grunde richten.“277

Es werden aber auch theologische Kernaussagen im zweiten Leipziger Gutachten mit fundamentalem Einspruch widerlegt 278 und diese Kritik wird biblisch sowie unter Hinweis auf Lehraussagen lutherischer Theologen begründet. Ausgehend vom zweifelhaften Umgang mit theologischen Autoritäten kommt das Gutachten am Ende schließlich auf den Aspekt der verheerenden seelsorgerlichen Folgen zu sprechen, sollte die Lehre Böses weiter verbreitet werden. Der offenbar als gering empfundene Widerspruch gegen Böses Lehre seitens berufener Institutionen im Luthertum resultiert nicht aus dem Mangel an Argumenten, vielmehr lohnt es nicht der Mühe – so die Wittenberger – sich mit jedem „unruhigen Kopff nach seiner Thorheit“ auseinanderzusetzen. Solche Lehren dürfen freilich nicht geduldet werden, da aus ihnen weiterer Streit und Unfrieden in Kirche und Gesellschaft erwachsen würde. Ein klassisches Instrumentarium der theologischen Wahrheits- und Konsensfindung war mit diesem Wittenberger Gutachten zunächst einmal ausgeschöpft. Dem bei der Erstellung der Gutachten eifrigsten Wittenberger Theologen, Johann Georg Neumann, kommt wohl das Verdienst zu, ein zweites klassisches Medium der Wahrheits- und Konsensfindung in einer Weise zum Einsatz gebracht zu haben, dass eine Fortsetzung des theologischen Dissenses unumgänglich war. Der Gnadentermin wird so zunächst zum Streitobjekt innerhalb des akademischen Diskurses, bald aber auch eines in zunehmend breiter Öffentlichkeit geführten Schlagabtausches.

277 Zweites Wittenberger Gutachten, vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 40 f. 278 Gegen die orthodoxe Position in der Auseinandersetzung mit Böse wird die Meinung vertreten, dass die ‚compassibilitas gratiae et peccatorum mortalium‘ der ‚analogia fidei‘ widerspreche; zitiert aus dem zweiten Leipziger Gutachten im zweiten Wittenberger Gutachten widerlegt, vgl. a.a.O., 38[39] f.

4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin (1699/1700) bis zum Höhepunkt der Leipziger Auseinandersetzungen im Herbst 1700 4.1. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät und ihr publizistisches Echo vom Frühjahr bis Sommer 1700 War die Diskussion um den Gnadentermin zunächst aus der pastoralen Arbeit eines Diakons entstanden, der mit zunehmendem Eifer und durch Rezeption pietistischer Standpunkte eine strenge Bußlehre vertrat, so war als Nebenprodukt der Gutachtentätigkeit der theologischen Fakultäten in Leipzig, Wittenberg und Rostock das Thema auch zum Gegenstand akademischer Theologie geworden. In Rostock und Wittenberg sind es bezeichnenderweise die Dekane, unter deren Verantwortung die Responsen erteilt wurden, die damit begonnen haben, das Thema auch akademisch abzuhandeln. Im folgenden Abschnitt soll ein Überblick über die an den genannten Hochschulstandorten abgehaltenen Disputationen der frühen Streitphase gegeben werden. Die Disputationen sind zwar nach den oben genannten Responsen abgehalten worden, wurden aber vor diesen gedruckt und sind somit die ersten Schriften, die zu einer kontroversen Beschäftigung im Medium der Druckschriften Veranlassungen gegeben haben. Die Frage nach dem Gnadentermin ist erstmals in Rostock bei einer Disputation vom 6. September 1699 nachzuweisen, bei der Johann Fecht die Rolle eines Präses und Johann Gottlieb Hoffmann aus Leipzig die Rolle eines Respondenten innehatte.1 In der Vorrede zur Druckfassung lobt der Präses nicht nur die Gelehrsamkeit des Respondenten, sondern hebt auch die zentrale Bedeutung des Themas hervor: „Nec enim quaestio illa sterilis est & ad alendum tantum inter partes disputandi contentionem comparata, sed in ipsam inte|riorem Christianismi praxin & usum suum in ministerii a DEO ecclesiae ac hominum salutem concrediti administrationem diffundit.“2

In einem ‚exegetischen‘ und einem ‚didaktischen‘ Teil werden die beiden Schriftstellen Jes 49, 8 und 2 Kor 6, 2 f., in denen explizit von der ‚Zeit der Gnade‘ die Rede ist, untersucht. Der didaktische Teil wurde nicht gedruckt, der exegetische 1 2

Hesse, Der terministische Streit . . ., 190 f. Fecht-Hoffmann, De Termino Gratiae Divinae . . . , A2r/v.

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin

erschöpft sich weitgehend in der Zusammenschau von Autoritätenzitaten zur Universalität des göttlichen Gnadenangebotes bis zum Weltende. Diese „ziemlich schülerhaft geschriebene Disputation“3 erschien immerhin in insgesamt sechs Druckausgaben. Als nächstes folgte eine unter Neumanns Vorsitz an der Leucorea abgehaltene Disputation, bei der am 13. Februar 1700 Georg Sigismund Green aus Luckau in der Niederlausitz respondierte.4 Der zeitliche Zusammenhang mit der Erstellung des zweiten Wittenberger Gutachtens ist hier ganz offensichtlich. Diese Disputation beginnt gleich mit einer Provokation, nämlich mit der Behauptung, Spener habe den Begriff ‚terminus peremptorius‘ erstmals verwendet.5 Er sei es auch, der die Frage nach der Dauer der Gnade während des ganzen menschlichen Lebens verneine bzw. den Verlust der Gnade nach Verfließung einer Gnadenfrist auch bei wahrer Buße leugne. 6 Gegen diese Lehrmeinung artikuliert die Disputation dann den Vorwurf, es würde dadurch der Novatianismus, Photinianismus, die reformierte Lehre und die Lehrmeinung Stengers aufgewärmt bzw. gestützt werden.7 Dann werden in dieser Disputation die Schriftstellen angeführt, die für eine Dauer der Gnadenzeit bis zum Lebensende sprechen und anschließend diejenigen Schriftstellen, auf die sich die Gegner berufen könnten. 8 Im letzten Paragrafen wird der orthodoxe Konsens beschworen. In Reaktion auf die Publizierung der Wittenberger Disputation veranstaltete Rechenberg eine eigene Disputation.9 Respondent der am 20. April 1700 abgehaltenen Disputation war Paul Matthias Engel aus Danzig. In ihr wird der bisherige Streitverlauf nicht berührt, vielmehr das Problem grundsätzlich behandelt. So grenzt die Disputation die Frage vom Gnadenziel zunächst von novatianischen Vorstellungen ab.10 Die Fragestellung konzentriert die Disputation dann auf die halsstarrigen Sünder, die aus Gottes Gericht gefallen seien. In Bezug auf diese müsse gefragt werden,11 ob Gott ihnen bis an ihr natürliches Le3

Hesse, Der terministische Streit . . ., 191. Das dazu gehörige Dekanatsprogramm vom 24. Januar 1700. 5 „Cum denuo Ecclesiae datum sit offendiculum, divulgato in vicina libro, de Termino peremptorio Salutis humanae; & vero Auctor illius non ex suopte ingenio, sed ex D. Speneri libris, sese inductum in hanc sententiam fuisse, aperte testetur“; vgl. Neumann-Green, De Termino Salutis Humanae Peremptorio . . . , A2r. Der Nachweis folgt mit einem Spenerzitat; ebd., A2v–A3r. 6 „an non tanta sit gratia & misericordia divina, ut vel duret per totum vitae tempus, vel, si peccator ea excidat, ut recuperari possit, hominique dolenti, & Christi Meritum amplectenti, semper parata sit?“; vgl. a.a.O., A4v. 7 A.a.O., 24–30. 8 A.a.O., 30–39; 39 f. 9 Hesse, Der terministische Streit . . ., 227–230. 10 Rechenberg-Engel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . , 4. 11 „an DEus ex voluntate consequente judiciaria, omnibus relapsis, apostatis, refractariis, obstinatis, excoecatis & induratis peccatoribus gratiam revocatricem, usque ad vitae finem, offerre semper & impertiri promiserit; an vero pro sapientia & iustitia sua, in consilio aeterno, 4

4.1. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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bensende seine Gnade zugesagt hat, oder ob er ihnen nicht nach seinem nachfolgenden Gerichtswillen eine Gnadenfrist gesetzt habe, die nicht bis ans Lebensende reicht? Die erste Teilfrage wird in der Disputation verneint, die zweite bejaht. Im „Deutlichen Vortrag“ entfaltet Rechenberg die Streitfrage erneut für ein breiteres Publikum12 und stellt in deutscher Sprache klar, dass es ihm nicht um die Frage geht, ob Gott alle Menschen selig machen will, denn das steht gegen die Meinung der Reformierten fest. Auch geht es nicht um die Frage, ob Gott den abgefallenen Sündern wiederum neue Gnade zur Bekehrung und wahren Busse verleiht, das steht fest gegen die Novatianer und Socinianer: „Sondern es ist [. . .] die Frage von widerspenstigen/ halsstarrigen/ verblendeten/ verstockten/ und wegen ihrer beharrlichen | Sünden/ in verkehrten Sinn/ aus GOttes gerechtem Gerichte/ dahin gegebnen Sündern; Ob GOtt diesen seine Gnade immer auffs neue/ biß an ihr Lebens=Ende zu geben und zu verleihen versprochen habe? Oder/ ob er nicht denselben in seinem allweisen Rath/ nach seiner Gerechtigkeit/ ex voluntate consequente judiciaria, aus seinem Göttlichen Gerichts=Willen/ einen gewissen Termin der Gnaden=Zeit/ in diesem Leben noch bestimmt und gesetzt habe/ welcher nicht allezeit biß an solcher halsstarrigen und verstockten Sünder natürliches/ ja auch gewaltsames Lebens=Ende währt?“13

Dies belegt Rechenberg mit zahlreichen Nachweisen aus der Bibel, aus den Werken von lutherischen Theologen und aus den Bekenntnisschriften. Sodann entkräftet er wichtige Argumente, die gegen seine Ansicht vom ‚terminus peremptorius‘ vorgebracht worden sind. Außerdem wendet sich Rechenberg gegen den Vorwurf, die vertretene Lehre sei novatianisch oder pietistisch.14 Der „Deutliche Vortrag“ ist diejenige Publikation zum Terminismusthema, die die komplexesten Teilkontroversen innerhalb der Gesamtkontroverse hervorgebracht hat. ex voluntate consequente, certum gratiae non reiterandae terminum constituerit;“; a.a.O., 9 (§ 16). In Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , § 3, lautet die Textpassage: „die Frage sey von widerspenstigen, halsstarrigen, verblendeten, verstockten und wegen ihren beharrlichen Sünden in verkehrtem Sinn aus Gottes gerechtem Gerichte dahin gegebenen Sündern: ob Gott diesen seine Gnade immer aufs neue bis an ihr natürliches Lebens=Ende zu geben und zu verleihen versprochen habe? oder ob er nicht denselben in seinem allweisen Rath nach seiner Gerechtigkeit ex voluntate consequente iudiciaria, aus seinem göttlichen Gericht einen gewissen Termin der Gnaden=Zeit in diesem Leben noch bestimmt und gesetzt habe, welcher nicht allezeit bis an solcher halsstarrigen und verstockten Sünder natürliches Lebens Ende währet?“. 12 „habe denen/ die nicht Latein verstehen/ und doch die Warheit zu erkennen begierig sind/ zu Gefallen/ die Haubt=Frage aus derselben [Disputation] in Teutscher Sprache/ nochmahls deutlich vorzustellen/ und wider etliche gemachte Einwürffe zu behaubten/ für nöthig gehalten/ damit solche ein jedweder vernünfftiger Christ/ der sich um die Gnade Gottes/ und derer dispensation bekümmert/ recht begreiffen und verstehen mö|ge.“; vgl. Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , A1r/v. 13 A.a.O., A2r/v. 14 A.a.O., H1r/v.

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin

Reaktionen auf Rechenbergs Disputation und seinen „Deutlichen Vortrag“ kamen aus mehreren Richtungen und nahmen vielfach auf sie Bezug, weshalb einzelne Passagen aus beiden Veröffentlichungen auch in der nachfolgenden Schilderung der Leipziger Auseinandersetzungen mit eingeflochten werden. Vor allem vor Ort, in Leipzig, entwickelte sich eine heftige Kontroverse, die zunächst mit dem Austausch von Klageschriften, die von ersten Publikationen flankiert waren, begann und sich dann ab Herbst 1700 in einer immer größer werdenden Menge von Druckschriften Luft machte. Der Beginn der Auseinandersetzungen zwischen den Leipziger Theologen steht – wie gesagt – in direktem Zusammenhang mit der Disputation „De gratiae revocatricis termino“, die Rechenberg am 20. April abgehalten hatte, und mit der am 25. April von der Kanzel der Nikolaikirche gehaltenen „Predigt von Jesu dem guten Hirten“ Ittigs.15 Darin wendet er sich eingangs den Pharisäern und Schriftgelehrten zu, die seinerzeit auch gute Hirten sein wollten, aber es nicht vermochten. Im Kontrast dazu entfaltet Ittig das Bild Jesu mit den Qualitäten eines wahrhaftig guten Hirten, der sein Leben gab für die Schafe, der für seine Schafe sorgte und der sich um das Wachstum und die Vermehrung seiner Schafe kümmerte. In der Predigt setzt Ittig sich dann kritisch mit dem Chiliasmus auseinander und weist dabei auf ein altes Leipziger Responsum aus dem Jahr 1628 hin.16 Auf dieser Legitimationsbasis kommt er schließlich zur Kritik an Böses Büchlein, dessen Ablehnung er abschließend in das Gewand der orthodoxen Pietismusvorwürfe kleidet.17 Hierbei spricht er den Argumenten der Gegenseite ihre Schlüssigkeit ab und wendet sich zuletzt den Befürwortern bzw. Rezipienten Böses direkt zu: „Und wer solches recht bedenckt/ den wird die Sicherheit bald vergehen/ und bedarff es nicht/ daß man die Leute solcher Gestalt von der Sicherheit abmahne/ daß man ihnen hingegen durch eine verzweiffelte Lehre die Thüre zur Verzweiffelung eröfne/ welches eben einer von den grösten fehlern der heutigen Neulinge ist/ daß sie die von ihnen vorgewendete pietaet per fas & nefas befördern wollen. Was aber endlich die Zeugnisse der Theologorum anbelangt/ die vom Autore des vorgedachten Büchleins zu Behauptung seiner Mey|nung angeführet werden/ so beweisen dieselbigen nicht/ was sie beweisen sollen. Und wenn auch ein solches Zeugniß aus einem Theologo beygebracht werden könte/ so würde hier gelten/ was Augustinus zu den Pelagianern gesagt/ da sie ihren Irrthum aus den Schrifften der alten Väter beweisen wolten: vobis nondum litigantibus securius loqvebantur. Denn wenn sie zuvor gewust und gesehen hätten/ was für Neuerungen in der Lehre an den Tag kommen würden/ so würden sie behutsamer geredet und geschrieben haben. Und demnach hat ein bußfertiger Sünder/ ob er gleich lange Zeit in schweren Sünden gelebet/ sich an vorgedachtes Büchlein nicht zu kehren/ sondern sich 15

Hesse, Der terministische Streit . . ., 231 f. In der Predigt: UAL: Theol. Fak. 53, fol. 191r; im Blick hatte Ittig natürlich das jüngst abgefasste Leipziger Gutachten zum Chiliasmus Böses; vgl. oben Kapitel 3.8. – Zu dem historischen Gutachten von 1628 vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 36r; Gössner, Die Gutachten der Theologischen Fakultät Leipzig . . ., 236 (Nr. 141). 17 UAL: Theol. Fak. 53, fol. 196r –199r. 16

4.1. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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aus Gottes Wort der unendlichen Gnade Gottes zu getrösten. Und wenn der Autor des Büchleins selbst noch vor seinem Ende/ wie das gemeine Gerüchte gehet/ solches erkandt/ und von seiner irrigen Meynung sich bekehret hat/ will ich es ihm gerne gönnen. GOtt gebe nur/ daß auch andre/ die von diesem Büchlein verführet worden sind/ die in demselbigen enthaltene verzweifelte Lehre fahren lassen mögen!“18

Beide Texte – Rechenbergs Disputation und Ittigs Predigt – wurden zu einem nicht genau identifizierbaren Zeitpunkt in Druck gegeben, wobei Rechenberg flankierend zu seiner Disputation eine deutsche Fassung unter dem Titel „Deutlicher Vortrag“ in Druck gegeben19 und Ittig die Predigt mit einem Anhang („Vertheidigung“) publiziert hat. 20 Die Inhalte dieser Texte lassen sich in ihrem scharfen Kontrast am besten durch die Wiedergabe der auf die Veröffentlichungen folgenden internen Auseinandersetzung erfassen, die neben den Disputationen eine zweite Ebene der inneruniversitären Kontroversführung darstellen. Bereits am 27. April 1700 setzten Olearius und Rechenberg eine Klageschrift gegen Ittig auf und sandten sie an Kurfürst Friedrich August. 21 Beide bedauern darin, dass Ittig seit Kurzem Zwietracht stifte, indem er gegen die Weisungen der kurfürstlichen Mandate verstoße und in seinen Predigten Unruhe stifte. Besonders seine Predigt vom 25. April 1700 – Ittigs „Predigt von Jesu dem guten Hirten“ am Sonntag Misericordias – habe vor der versammelten Gemeinde den Dissens in der theologischen Fakultät offenkundig gemacht. Zuvor war Ittig trotz Einladung nicht zu Rechenbergs Disputation ‚De termino gratiae revocatricis‘ gekommen, die mit Zustimmung des Dekans Olearius abgehalten wurde. Vielmehr habe Ittig gegen den Traktat Böses in seiner Predigt polemisiert und sich damit über die Approbation des Büchleins durch die Theologische Fakultät in Halle und die eigene Fakultät (1698) – die lediglich den Titel beanstandete – hinweg gesetzt. Aus ihrer Sicht rekapituliert dieses Klageschreiben den bisherigen Fortgang der Ereignisse: Böses Obrigkeit habe daher ein weiteres Responsum eingeholt und dies bei der Fakultät in Rostock in Auftrag gegeben. Dabei war – von vorneherein – die Verwerfung der Thesen des Traktates und die Verketzerung seines Autors intendiert gewesen. Daraufhin habe sich Böse selbst an die Leipziger Fakultät gewandt und eine Stellungnahme zum Rostocker Gutachten in Auftrag gegeben (Ende 1699). Einzig Ittig habe bei dieser zweiten Leipziger Gutachtenerteilung – die Verfasser der Klage vermuten persönliche Solidaritätsgründe gegenüber dem Sorauer Superintendenten Rothe – nicht positiv votiert. Über diesen Dissens wurde aber gewohnheitsgemäß Stillschweigen gewahrt – bis Ittig nun den Konflikt auf die Kanzel gebracht habe. 18

Ittig, Predigt von Jesu dem guten Hirten . . . , C4r/v. Hesse, Der terministische Streit . . ., 233 f. 20 Ittig, Anmerckungen über Rechenbergs siebende Beylage . . . , 65, behauptet, der „Deutliche Vortrag“ sei vor seiner „Vertheidigung“ erschienen. 21 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 1r –5r; Halle, AFSt: H D 27 b 42–45. 19

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin

Unabhängig von diesen Leipziger Vorgängen habe der Sorauer Superintendent Lucius – der Böse zum Pietisten abgestempelt habe – das zweite Leipziger Gutachten der Theologischen Fakultät Wittenberg zur Beurteilung zugeschickt. Die Wittenberger Theologen hätten daraufhin, ohne sich mit der Schwesterfakultät abzusprechen, dahingehend votiert, dass das Leipziger Gutachten einen Pietisten unterstützen würde. Untermauert habe diese Wittenberger Position Johann Georg Neumann durch die Abhaltung einer Disputation ‚De termino peremptorio salutis humanae‘, in der er nicht nur Böse, sondern auch Spener attackiert habe, ohne den Streitgegenstand richtig erfasst zu haben. Während Böse zwischenzeitlich verstorben sei, seien Olearius und Rechenberg wegen des zweiten Wittenberger Gutachtens „weit u. breit diffamiret worden als hätten wir in obgedachtem unsern Judicio heterodoxias defendiret u. einem Pietisten durchhelffen wollen“. 22 Um diesen Vorwurf abzuwehren, habe Rechenberg seine Disputation ‚De termino gratiae revocatricis‘ verfasst, in der er seine Orthodoxie erweisen und seinen guten Leumund retten wollte, indem er ohne Anspielungen auf die Kontrahenten bzw. den Traktat Böses die Aussagen theologischer Lehrer und der Konkordienformel dargelegt habe. Dagegen nun habe Ittig in seiner Predigt in unsachgemäßer Art und Weise sowie unter Heranziehung der Argumente aus der Disputation Neumanns Bezug genommen. Die Beschwerdeführer – Olearius und Rechenberg – bezichtigen Ittig daher des Verstoßes gegen brüderliche Verantwortung sowie seine akademischen und kollegialen Pflichten. Sie werfen ihm Verärgerung und Verwirrung der Studentenschaft und der Kirchengemeinde vor und sie beschuldigen ihn schließlich ihren Ruf, den sie beide – im Unterschied zu Ittig – sich durch eine längere akademisch-theologische Wirksamkeit als ihr Herausforderer aufgebaut hätten, geschädigt zu haben. Die Beschwerdeführer bitten deshalb darum, der Landesherr möge Ittig befehlen, sich wegen seiner Predigt und der damit verbundenen Unruhestiftung zu verantworten. Der Text dieser Klage gibt aus der Perspektive einer Streitpartei einen besonders detaillierten Einblick in den frühen Verlauf der Auseinandersetzungen um den Terminismus an der Theologischen Fakultät in Leipzig. Nicht zuletzt mit dem dritten Vorwurf – der längeren Dauer ihrer eigenen akademisch-öffentlichen Tätigkeit, aus der auch ihre höheren Stellen resultierten – dürften Olearius und Rechenberg im Umgang mit Ittig einen wunden Punkt getroffen haben. Der Blickwinkel der anderen Streitpartei wird dagegen im Rechtfertigungsschreiben Ittigs, dem dieses Klageschreiben als Anlage beigefügt war, deutlich. 23 Ein Fragment dieses von Ittig verfassten Textes hat sich erhalten. 24 Es heißt darin, dass Rechenberg in einer Disputation mit Wissen und Zustimmung von 22

UAL: Theol. Fak. 54, fol. 3r. UAL: Theol. Fak. 53, fol. 59r –64v. 24 Als zweiter Teil eines größeren Konvolutes: UAL: Theol. Fak. 53, fol. 63r –64v. Inwieweit beide Teiltexte zusammengehören ist aus den Lagen nicht erkennbar, Verfasser des Textes ist 23

4.1. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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Olearius versucht habe, Böses Meinung zu unterstützen. Die Argumente dafür seien allerdings schlecht gewesen wie auch in der Disputationsveranstaltung selbst – an der Ittig nicht persönlich teilgenommen hatte! – die Verteidigung gegen die Opponenten nur von mäßiger Qualität gewesen sei. Die ins allgemeine Bewusstsein gerückte Kenntnis der Uneinigkeit der Leipziger und Wittenberger Theologen über Böses Traktat habe dazu geführt, dass das in deutscher Sprache geschriebene Büchlein – der „Deutliche Vortrag“ – nicht nur von Studenten, sondern auch von einfachen Leuten gekauft und gelesen werde. Aus diesem Umstand äußert Ittig seine Sorge, dass unter seinen Pfarrkinder die Saat des Novatianismus ausgestreut werde. In einem weiteren Textteil rekapituliert er den Inhalt der „Predigt von Jesu dem guten Hirten“. 25 Nach dieser Predigt – so heißt es in dem Textfragment weiter26 – habe Rechenberg Ittig in seinem Arbeitszimmer aufgesucht und dessen Vorhaben gebilligt, vor Böses Büchlein zu warnen. Trotzdem hätten Olearius und Rechenberg diese Predigt scharf angegriffen und bei Kurfürst Friedrich August I. eine Klage eingereicht. 27 Diese hatte zur Folge, dass das Oberkonsistorium im kurfürstlichen Namen an das Leipziger Konsistorium eine Aufforderung erließ, in der es zur Übermittlung der Predigt und zur Rechtfertigung ihres Inhaltes aufforderte. 28 Dieser Weisung folgend übergab Ittig an das Leipziger Konsistorium den Text der Predigt und einer „Verantwortung“ (Verteidigung) zur Weiterleitung an das Oberkonsistorium. Um welche Bitte es sich in der abschließenden Textpassage des Fragmentes handelt, ist nicht mehr zu rekonstruieren, doch war sich Ittig der Unterstützung aus Dresden sicher. Am 20. Mai verfasste Rechenberg einen Nachtrag zu der mit Olearius am 27. April eingereichten Klageschrift an den Landesherrn.29 Konkreter Anlass hiereindeutig Ittig. Sechs Beilagen waren diesem Text ursprünglich beigefügt: A (nicht ermittelbar), B (nicht ermittelbar), C (Klage gegen Ittig), D (Anordnung des Oberkonsistoriums), E (Predigt Ittigs), F (Verantwortung zur Predigt). 25 UAL: Theol. Fak. 53, fol. 186r –199r, 200 v (handschriftliche Fassung, es fehlt die Beilagenbezeichnung vgl. fol. 63v f.). 26 UAL: Theol. Fak. 53, fol. 63r –64v. 27 Mit diesem Vorgang ist nun auch eine neue Eskalationsstufe erreicht: Durch die Einschaltung der Obrigkeit spielte in der Folgezeit der kirchliche Instanzenweg auf dem Leipziger Schauplatz des terministischen Streits stets eine Rolle. Zuvor lag die Kontroverse im Zuständigkeitsbereich des Sekundogeniturterritoriums der Niederlausitz und seiner obersten Kirchenbehörde, dem Lübbener Konsistorium. 28 vgl. Reskript des Oberkonsistoriums an das Leipziger Konsistorium vom 3. Mai 1700; Dresden, HStA: 10088, Loc. 2061/2, Bl. 318br/v. 29 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 6r –7r (Abschrift, von der Hand Rechenbergs). (Nebenbemerkung bei Datumsangabe: „Es ist mit Fleiß der 20. Maji gesetzt“ – ebd., fol. 7r ist noch eine ‚Regieanweisung‘: „NB die beyden beylagen werden sub lit. A. B. in das memorial geschloßen, Auf der andern Seite des Tituls an ihr Königl. Majestet, kann gesetzt werden, bey dem Hn. Secretarius Thieme, oder im Oberkonsistorio abzugeben. Ich will es heute noch unterschreiben.“: Rechenberg hatte womöglich vordatiert und am Leipziger Konsistorium vorbei agieren wollen?

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin

für war die Übersendung zweier Anlagen, zum einen des erwähnten Responsums (2. Wittenberger Responsum oder 2. Leipziger Responsum) und der von Ittig bei der Aufnahme in die Fakultät geleisteten Eidesformel.30 Die Bitte, Ittig solle aufgefordert werden, seine Predigt an das Oberkonsistorium schicken, wird wiederholt. Die Dresdner Oberkonsistorialen haben also drei Wochen abgewartet bzw., ohne zu einer Entscheidung zu finden, beraten.31 Am 21. Mai 1700 erging dann ein Schreiben der Verordneten des Leipziger Konsistoriums an Olearius und Rechenberg, das am 26. Mai in Empfang genommen wurde.32 Darin wurde mitgeteilt, dass Ittig von der Klage in Kenntnis gesetzt und zur Stellungnahme bzw. Übersendung der Predigt aufgefordert worden sei. Mit der Zusammenstellung der Unterlagen, wozu noch ein Gutachten nachgereicht werden sollte, wird der Fortgang des Verfahrens formal bestätigt. Die erneute Initiative Rechenbergs und die Antwort aus Dresden haben sich folglich überschnitten. Daraufhin schrieben Rechenberg und Olearius am 27. Mai 1700 erneut an die Mitglieder des Leipziger Konsistoriums33 und stellten klar, dass das gewünschte Gutachten von ihnen bereits unmittelbar an das Oberkonsistorium gesandt worden ist. Offenbar war das Leipziger Konsistorium nicht über diesen Vorgang informiert worden bzw. es war die Direktive des Oberkonsistoriums an das Leipziger Konsistorium ergangen, bevor der von Olearius und Rechenberg abgeschickte Gutachtentext in Dresden angekommen war. Da die Angelegenheit zwischenzeitlich über einen Zeitraum von reichlich drei Wochen erneut ins Stocken geraten war, schrieben Olearius und Rechenberg am 22. Juni 1700 wieder an den Landesherrn, Friedrich August I.34 Die Klage über das grobe Fehlverhalten Ittigs, der den gegenüber seinen Fakultätskollegen gerichteten Vorwurf falscher Lehrmeinung an die Öffentlichkeit gebracht hatte, wird eingangs wiederholt. Außerdem wird auf die jüngste Entwicklung des Konflikts eingegangen. In seinen öffentlichen Lektionen hatte Ittig am 14., 15. und 17. Juni vor den Studenten seine Polemik fortgesetzt und darin sogar die Kompetenz des Landesherrn zur Regelung theologischer Streitigkeiten bestritten. Außerdem hatte er in seinen letzten Predigten, insbesonde30 Im Hintergrund stand die Weglassung des Ketzerattributs „synkretistisch“ aus der Eidesformel durch Olearius; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 220–222. 31 Erst am 21. Mai 1700 erging eine Wiederholung des Reskripts vom 3. Mai; vgl. Dresden, HStA: 10088, Loc. 2061/2, Bl. 318bv–318cr. 32 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 8r/v; 11v. 33 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 9r; 10 v (Konzept von der Hand Rechenbergs). 34 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 13r –14r (Konzept von der Hand Rechenbergs); zweite Textfassung, ebd., fol. 15r –17r; vgl. auch Halle, AFSt: H D 27 b 46–49 (Abschrift). – Vgl. dazu Hesse, Der terministische Streit . . ., 238 f. (mit Datum: 21. Juni). Hesses Kenntnis dieser handschriftlich überlieferten Vorgänge beruht nur aus zweiter Hand, namentlich aus der Auswertung des Rechenberg-Briefwechsel und aus der Auswertung der parallel bzw. nachfolgend erschienenen Druckschriften; ausdrücklich vgl. ebd., 239.

4.1. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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re auch an einem Bußtag (18. Juni 1700), seine Injurien fortgeführt.35 Von dem deutsch abgefassten „Deutlichen Vortrag“, den Rechenberg zum Selbstschutz vor der gegen ihn in Gang gesetzten Diffamierung geschrieben hatte, besorgte sich Ittig die ersten fertigen Bogen direkt aus der Druckerei, um zu replizieren.36 Die Art und Weise, in der dies geschah, war nun derart persönlich beleidigend, dass sich die Betroffenen folgendermaßen beschwerten: „[Ittig habe] uns denen ärgsten Ketzern als Novatianern, Socinianern, Calvinisten etc. an die seite gesetzet, die in Gottes Wort fest gegründete lehrer vom termino gratiae schändlich u. boshaf|tig verfluchet, seine Collegen im Ministerio [und] alle Zuhörer mit verleumbderischen worten auf eine in Leipzig unerhörter weise wider uns aufgewiegelt, als hätten wir nach D. Lehmanns u. D. Carpzovs Tode die reine evangelische lehre verfälschet, den lieblichen Rosenstock von der allgemeinen u. nimmer aufhörenden Gnade Gottes, als schädliche Raupen mit giftigem Geschmeiß besudelt, also daß die Eltern an andern Orten ihre Kinder auf hiesige Universität ins künftige zu schicken, bedencken trügen, umb [nicht] dieses Gift u. verfluchte lehre von uns einzusaugen u. was dergleichen vielfältige ehrnrührige beschuldigungen mehr gewesen.“37

Aus diesem Grund erbaten die von Ittig Beklagten erneut um Schutz und um Restriktionen gegen ihren Kollegen, der nach wie vor gegen die sittliche Ordnung und seine Amtspflichten verstoße. Jetzt forderten sie außerdem öffentliche Abbitte Ittigs sowie einen Widerruf seiner Beleidigungen und Schmähungen, was mit einem strikten Verbot weiterer Unruhestiftung verbunden sein sollte. Das Dresdner Oberkonsistorium reagierte darauf am 25. Juni mit einem Reskript an die Adresse des Leipziger Konsistoriums.38 Das Leipziger Konsistorium wiederum schrieb am 30. Juni 1700 an Olearius und Rechenberg.39 Diese Mitteilung erreichte die Empfänger noch am selben Tag. In ihr wurde ein kurfürstliches Reskript, das am 25. Juni über den ‚Dienstweg‘ an das Leipziger Konsistorium bzw. Ittig ergangen war, mitgeteilt. Diesem landesherrlichen Befehl zufolge hatten sich beide Streitparteien jeglicher Polemik zu enthalten, bis die Angelegenheit durch die zuständigen Stellen entschieden sei. Auch die Empfänger werden direkt ermahnt, die Auseinandersetzung ruhen zu lassen. Bereits einen Tag später – am 1. Juli 1700 – reagierten die beiden in einem Antwortschreiben an das Leipziger Konsistorium.40 Sie stellten klar, dass sie der Jurisdiktion des Leipziger Konsistoriums nicht unterworfen seien, und baten daher um eine Abschrift des entsprechenden kurfürstlichen Erlasses. Sie beide hätten sich gegenüber Ittig bereits freiwillig zurückgehalten, was umge35

Hierzu Hesse, Der terministische Streit . . ., 235. Es wird nicht klar, ob diese Replik identisch ist mit der „Vertheidigung der evangelischen Lehre“, die möglicherweise auch separat von der Predigt gedruckt wurde. 37 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 15v–16r. 38 Dresden, HStA: 10088, Loc. 2061/2, Bl. 318cr/v. 39 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 18r/v; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 238 f. 40 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 19r; 20 v. 36

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kehrt allerdings nicht der Fall gewesen sei. Unterdessen eskalierte die Situation auf einer handfesten Streitebene weiter. Denn wenige Tage später – am 8. Juli 1700 – teilten Olearius und Rechenberg dem amtierenden Rektor der Leipziger Universität mit,41 es hätten einige Studenten am vergangenen Bußtag – Freitag, den 18. Juni – den Plan verfolgt, in ihren Wohnungen die Fenster einzuwerfen. Diese Studenten hätten sich außerdem nicht gescheut, andere durch Anschlag am Schwarzen Brett zu solcher Gewalttätigkeit anzustiften. Dem Rektor wurden zugleich drei Zeugen42 benannt, die zur Befragung zur Verfügung standen und eine Ahndung der geplanten Gewalttat unter der Leitung des Rektors ermöglichen sollten. Zwischenzeitlich hatte Ittig am 6. Juli ein umfangreiches Schreiben an das Oberkonsistorium verfasst.43 Er äußert darin sein Unverständnis über das Ansinnen seiner Fakultätskollegen, die von seinen Lehrern vermittelte und in seiner langjährigen Pfarrpraxis geübte Buß- und Gnadenlehre zu verändern und damit gegen die Heilige Schrift, die Bekenntnisschriften und sein Gewissen zu verstoßen. Stattdessen solle er Böses Lehre vom ‚terminus salutis peremptorius‘, die dieser auf dem Totenbett selbst widerrufen und dabei zugegeben habe,44 durch ein sozinianische Buch beeinflusst worden zu sein, öffentlich von der Kanzel verkündigen, obwohl es außer den beiden keinen Doktor oder Licentiaten der Theologie und kein Mitglied im Ministerium gibt, der die Lehre vom ‚terminus peremptorius‘ vertrete. Ittig erinnerte an den ‚Novatianismus‘ Stengers, der allerdings nicht halb so schlimm gewesen sei wie die Lehre Böses. Auch in den seinerzeit verfassten theologischen Gutachten und Schriften wurde die terministische Lehre abgelehnt. 45 All diese Lehrzeugnisse werde weder eine lateinische Disputation noch ein deutscher „Deutlicher Vortrag“46 umstoßen können. Von den Kanzeln in nah und fern ist gegen Böses Traktat und Rechenbergs Disputation Stellung bezogen worden. Trotz dieser Sachlage haben Olearius und Rechenberg gegen die Predigt Ittigs am Sonntag Misericordias Klage erhoben und zudem eine zusätzliche Klageschrift bei Kurfürst Friedrich August I. 41 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 22r –23r. Das Schreiben lag einen Tag später (9. Juli 1700) dem Rektor vor. 42 Die Namen sind nicht sicher identifizierbar. 43 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 24r –64r. 44 Ittig bezieht sich hier auf die Leichenpredigt auf Böse. 45 Als Beispiel führt er ein Lutherzitat aus dem damaligen Lübeckischen Gutachten an; vgl. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 26r/v). Als weiteres Beispiel wird der Jenaische Bericht wider Stenger angeführt (fol. 27r –28r). Als drittes Beispiel wird das Lüneburger Gutachten herangezogen (fol. 28r/v). Als viertes Beispiel wird das Gutachten der Gießener Theologen zu Stenger (fol. 28v–29r) und als fünftes das Augsburger Gutachten (fol. 29r –30 v) angegeben. Als weitere Gutachten werden die aus Leipzig, Wittenberg und Rostock angeführt (fol. 30 v–31r), die seinerzeit an das Oberkonsistorium mitgeteilt wurden. 46 Gemeint sind natürlich die Disputation Rechenbergs (Rechenberg-Engel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . ) und seine deutsche Übersetzung dazu (Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . ).

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eingereicht, die zahlreiche Unwahrheiten enthält, wie diejenige, dass er (=Ittig) sich in seinen öffentlichen Lektionen gegen die landesherrliche Entscheidungskompetenz in theologischen Fragen ausgesprochen habe und fortgefahren sei, in seinen Predigten zu lästern. Dagegen verwahrt sich Ittig mit den Worten: „Allein ich bin des lästerns nicht gewohnet, sonst müste ich mit imperitis cathedrariis, malesanis Theologis, jungen Meistern und anderen dergleichen Tituln, wie D. Rechenberg in seiner Disputation und deutschen Vortrage gethan, umb mich geworffen haben.“47

Richtig ist vielmehr, dass er (= Ittig) in seiner Lektion am 15. Juni darauf hingewiesen habe, dass die terministische Lehre zum Nährboden von Irrlehren (‚foecundae errores‘) gehöre. In seiner Lektion am 17. Juni habe er außerdem darauf aufmerksam gemacht, wie anmaßend („impertinent“48 ) die Aussagen der Bibel von den beiden Theologen herangezogen wurden. Auch in seinen Predigten habe er jeweils nur die Ehre der Gnade Gottes gegen den ‚terminus peremptorius‘ vertreten. Wenn Rechenberg auf alle erdenkliche Art – mündlich und schriftlich, lateinisch und deutsch – seine irrige Meinung vertrete, so könne man ihm (Ittig) nicht vorwerfen, dass er die Wahrheit „in cathedra academica et ecclesiastica“49 verteidige. Falsch sei dagegen der Vorwurf, er habe in seinen Lektionen etwas „contra autoritatem Principis“50 vorgebracht, also das Schiedsrecht des Landesherrn in Kirchenfragen angezweifelt, was ein paar Hundert Studenten, die die entsprechende Lektion gehört hatten, auch bezeugen könnten. Auch die Klagen über seine Bußtagspredigt vom 18. Juni seien verfehlt. Seine Predigttätigkeit würde im Unterschied zur Gegenpartei den Menschen die Gnade eröffnen und sei deshalb wahre Bußpredigt. Dies legt er auf den folgenden Seiten durch Erklärung seiner Predigtdisposition eingehend dar: 51 Schon in der Predigt vom Sonntag Misericordias habe er gezeigt, dass Gott Buße für Sünde annehme, dass die Novatianer grob irren, dass die übel tun, die Gottes Gnade mit Mutwillen aufschieben, dass wir unsere Buße nicht aufschieben sollen, und schließlich, dass ein bußfertiger Sünder an der Gnade Gottes nicht verzagen soll. All dies könne belegen, dass er die wahre Buße gepredigt und keine Injurien verbreitet habe. Er habe Rechenbergs „Deutlichen Vortrag“ auch nicht „ärgerlich durchgehechelt“52 , sondern nur behauptet, dieser habe darin die Wahrheit nicht verteidigt – was ihm auch andere Theologen, deren Rat er eingeholt hatte, bestätigt haben.53 Auch einen weiteren Vorwurf bestreitet Ittig: er habe bei seiner Verteidigung (der Predigt als Antwort auf Rechenbergs „Deut47 48 49 50 51 52 53

UAL: Theol. Fak. 54, fol. 33r. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 33v. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 34v. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 34v. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 37r/v. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 38v. Hierin steckt ein Hinweis auf mündliche bzw. briefl iche Konsultationen, die Ittig offen-

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lichen Vortrag“) aus Neumanns Disputation den ‚status controversiae‘ verdreht, als ob Rechenberg von bußfertigen und nicht von verstockten Sündern gesprochen habe. Er (Ittig) habe aber den ‚status controversiae‘ aus Bösens Buch genommen, wo die Fragestellung lautet: „ob Gott ieglichen Menschen einen terminum peremptorium gesetzet habe, in welchem göttliche Langmuth auf die Buße warten will, und wenn der Mensch solche Buße und Gnadenzeit, die bey manchen lange vor seinem Ende und Tode seyn mag, versäumet, und dem kräfftigen Zuge Gottes der entweder durch sein Wort oder durch sonderliche Wohlthaten, Straffen und ander Mittel geschieht, nicht folget, ob hernach keine weitere Frist gegeben werde, darinnen Gott Buße wirken will, sondern ein solcher Mensch entweder in der Verstockung bleiben, oder in Verzweiflung fallen müße?“54

Somit sei der Vorwurf, er habe den ‚status controversiae‘ nicht richtig erfasst, falsch, und dies gelinge Rechenberg selbst nicht. In seiner Disputation formulierte er jedoch einschränkend: „an DEus ex voluntate consequente judiciaria, omnibus relapsis, apostatis, refractariis, obstinatis, excoecatis & induratis peccatoribus gratiam revocatricem, usque ad vitae finem, offerre semper & impertiri promiserit; an vero pro sapientia & justitia sua, in consilio aeterno, ex voluntate consequente, certum gratiae non reiterandae terminum constituerit.“55

Dies wirft die Frage auf, ob Gott aus seinem gerichtlichen Strafwillen (‚ex voluntate iudiciaria‘) den Sündern seine Gnade anbietet oder mitteilt. Jeder vernünftige Mensch könne doch daraus ablesen, dass die Anbietung bzw. Mitteilung der Gnade nicht zum Straf-, sondern zum Gnadenwillen Gottes gehört. Deshalb sei auch noch niemand auf die Idee gekommen zu behaupten, dass Gott aus seinem Strafwillen den Menschen seine Gnade mitteilt. Diese Ungereimtheiten habe auch Rechenberg erkannt und deshalb in seinem Vortrag den ‚status controversiae‘ anders formiert: Nachdem er darin zunächst den Eindruck erwecken wolle, dass Gott alle Menschen selig haben will und ihnen alle nötigen Gnadenmittel darbietet – was aber bei Annahme eines ‚terminus peremptorius‘ gar nicht sein kann – behauptet er dann, er sei der Meinung, dass Gott den gefallenen Sündern wiederum neue Gnade zur Buße geben will.56 Gerade diese Gnade müsse er aber, wenn er Bösens Büchlein verteidigen will, denjenigen notwendigerweise versagen, bei denen der ‚terminus peremptorius‘ verstrichen ist. Dann behaupte Rechenberg ausdrücklich, es sei die Rede von: bar vorgängig zur Einholung der Gutachten im Jahr darauf, eingeholt hatte; vgl. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 38v. 54 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 40r/v; es handelt sich um eine leicht gekürzte Textfassung gegenüber dem gedruckten Original; vgl. Böse, Terminus Peremptorius . . . , 3 f. [, 2]. 55 Rechenberg-Engel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . , 9 (§ 16). In Ittigs Wiedergabe: UAL: Theol. Fak. 54, fol. 41r. 56 Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , A2r (§ 2).

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„widerspenstigen/ halsstarrigen/ verblendeten/ verstockten/ und wegen ihrer beharrlichen | Sünden/ in verkehrten Sinn/ aus GOttes aus gerechtem Gerichte/ dahin gegebnen Sündern [sey]; Ob GOtt diesen seine Gnade immer auffs neue/ biß an ihr natürliches Lebens=Ende zu geben und zu verleihen versprochen habe? Oder/ ob er nicht denselben in seinen allweisen Rath/ nach seiner Gerechtigkeit/ ex voluntate consequente judiciaria, aus seinem Göttlichen Gerichts=Willen/ einen gewißen Termin der Gnaden=Zeit/ in diesem Leben noch bestimmt und gesetzt habe/ welcher nicht allezeit biß an solcher halsstarrigen und verstockten Sünder natürliches/ ja auch gewaltsames Lebens=Ende währt?“57

Diese Formulierung des ‚status controversiae‘ kann freilich Ittig weder in Bösens Büchlein, noch in Rechenbergs (lateinischer) Disputation erkennen. Vielmehr wird in der Disputation im ersten Membrum gefragt: „ob Gott aus seinem gerichtlichen Straffwillen den ver|stockten Sündern seine Gnade anbiete“58 . Im „Deutlichen Vortrag“ wird dagegen der Strafwille nicht mehr genannt, dafür aber etwas hinzugesetzt, was in der Disputation noch nicht stand, nämlich das „natürliche Lebens=Ende“.59 Dies legt freilich eine einschneidende Modifizierung der Frage nahe, so dass es nun zugespitzt heißen muss: „Ob nicht Gott manchen Menschen das leben aus gerechtem Gerichte verkürzte, welches sonst natürlicher weise noch lange gewährt hätte?“60 Dies wird mit den Beispielen eines Betrunkenen, der sich im Rausch den Hals bricht, oder eines Duellanten, dessen Verwundung unverhofft zum Tod führt, illustriert. Ittig stellt nun fest, dass die eigentliche Frage doch aber lautet, ob einem Menschen vor seinem Lebensende – sei es natürlich oder vorzeitig durch Gewalt, Unfall usw. – die Gnadentüre bis zu seinem Tod offen stehe oder nicht. Die Frage jedoch, die Rechenberg aufgeworfen hat – nämlich: „ob Gott den verstockten Sündern immer aufs neue bis an ihr natürliches Lebens-Ende Gnade zugeben versprochen habe?“61 – ist zweideutig formuliert. So kann sie einerseits lauten: ob die zurück-rufende Gnade Gottes (‚gratia revocans‘) dem Menschen, so lange er lebt, noch immer nachgehe? Andererseits kann sie auch lauten: ob Gott den verstockten Sündern, wenn sie gleich verstockt bleiben, dennoch seine sonderbare Gnade geben und mitteilen wolle? Hier hätte sich Rechenberg in seinem deutschen Traktat, der ein ‚Vortrag‘ sein soll, 62 deutlicher erklären sollen. Diese Zweideutigkeiten sind für Ittig der Beleg dafür, dass falsche Behauptungen verteidigt werden sollen. Deshalb könne auch Rechenberg ihm nicht 57

UAL: Theol. Fak. 54, fol. 43r/v. Vgl. Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , A2r/v

(§ 3). 58 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 43v–44r. Vgl. Rechenberg-Engel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . , 9 (§ 16): „an DEus ex voluntate judiciaria, omnibus [. . .] induratis peccatoribus gratiam revocatricem [. . .] offerre [. . .] promiserit“. 59 Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , A2v (§ 3). 60 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 44v. 61 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 45r. 62 Zu den Ansprüchen, die die Zeitgenossen an die Disposition eines ‚Vortrages‘ gestellt haben, vgl. Zedler 50, 1323–1328 (s.v. ‚Vortrag der Wahrheit‘).

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vorwerfen, er hätte den ‚status controversiae‘ verdreht und behauptet, Rechenberg habe von bußfertigen und nicht von verstockten Sündern gesprochen. Weiter legt Ittig dar, dass solche falschen Behauptungen Rechenberg nicht helfen können, egal, ob er von bußfertigen oder von verstockten Sündern rede. Es stehe schließlich nirgendwo geschrieben, dass Gott einem verstockten Sündern vor seinem Tod ein Ziel gesetzt habe, nach welchem er keine Buße mehr in ihm wirken will. Vielmehr ist das Gegenteil belegt in Röm 2, 4 f.; 11, 7.14, und an Gottes Bemühen, auch bei den verstockten Sündern (z. B. Pharao usw.) vor ihrem Lebensende eine Bekehrung zu ermöglichen. Dies bestätige ja Rechenberg selbst im „Deutlichen Vortrag“, wenn er schreibt, dass Gott allen Menschen alle nötigen Gnadenmittel darbietet und verleiht. 63 Nun sind verstockte Sünder auch Menschen. Wenn Rechenberg aber das Gegenteil habe sagen wollen, dann hätte er das auch „deutlich vortragen und nicht den gemeinen Manne durch solche reservationes mentales einen blauen Dunst für die Augen machen sollen“. 64 Nach diesem Vorwurf, Rechenberg würde den Sachverhalt verschleiern wollen, kommt Ittig zum nächsten Punkt seiner Klageschrift. Hierin widmet er sich dem Vorwurf, er hätte Olearius und Rechenberg in seiner Bußtagspredigt in die Nähe von Novatianern, Socinianern, Calvinisten und anderen Ketzern gerückt. Da Ittig bei seiner Predigt die Zuhörer zur Buße habe ermahnen wollen, hielt er es für nötig, der irrigen Meinung vorzubauen, als ob ihre Buße zu spät käme und womöglich keine Gnade mehr zu hoffen sei. In diesem Zusammenhang habe er seine Ketzeranklage gemacht und Bösens Traktat wegen seines Irrtums erwähnen müssen. Denn er halte Bösens Lehre für noch schädlicher als die der Novatianer und Socinianer. Die Lehren diese beiden theologischen Richtungen würden den großen Sündern die Gnade Gottes nicht schlechterdings absprechen, sondern die Novatianer halten solche Gnade nur für ungewiß und zweifelhaft, die Socinianer halten eine ‚gratia extraordinaria‘ bei etlichen Sündern für zulässig. Außerdem habe er an Böse beklagt, dass er bei Christus menschliche Schwachheit konstatiert und den Beichtstuhl gerne abgeschafft hätte. Sein Traktat sei außerdem von unterschiedlichen theologischen Fakultäten verworfen worden und Böse selbst habe auf dem Sterbebett seine Irrtümer auch widerrufen. Dennoch habe sich seine Lehre weiter verbreitet und zwar auch an der Universität Leipzig, wo eine Disputation diese mit novatianischen Irrtümern angereicherte Lehre verteidigt habe und sie dann auch noch in deutscher Sprache im Druck verbreitet worden sei. Wäre es allein bei der Approbation durch das Responsum, das Olearius und Rechenberg zu verantworten haben, geblieben, hätte er (Ittig) dies nicht auf der Kanzel thematisiert. Aber die öffentliche Disputation und der deutsche „Deutliche Vortrag“ hätten 63 „Es ist aber (1. nicht die Frage/ ob der grundgütige GOtt alle Menschen woll selig haben/ auch ihnen alle nöthige Gnaden=Mittel darbiethe und verleihe? [. . .].“; Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , A2r (§ 1). 64 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 48v.

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ihn dazu veranlasst, zumal in Letzterem das Leipziger Ministerium der Irrlehre bezichtigt worden sei. 65 Dies und die Verdrehung der göttlichen Wahrheit habe er nicht auf sich sitzen lassen können. Ittig fasst seine bisherigen Ausführungen mit den Worten zusammen: „Denn das gestehe ich gerne, daß ich diese verzweiffelte Lehre in meiner Predigt für Gottes Angesichte verflucht und verwünschet habe, auch noch von Grunde meines Herzens verwünsche und vermaledeye.“66

Dann fordert Ittig seinen Kollegen Rechenberg auf, seine Lehrmeinung mit Belegen zu stützen. Die im „Deutlichen Vortrag“ angeführten Sprüche aus der Bibel leisteten dies jedenfalls nicht. Ittig erklärt sich bereit, eine gründliche Widerlegung des „Deutlichen Vortrags“ zu veröffentlichen. Deshalb nimmt er auch für sich in Anspruch, dass der Inhalt seiner Predigt keine Verleumdung, sondern die Wahrheit gewesen sei. Weil die Fakultät durch diese Lehrmeinungen nach Lehmanns und Carpzovs Tod in Verruf gekommen sei, würden auch Eltern ihre Kinder vom Studium in Leipzig abziehen. Es sei nämlich neben der gutachtlichen und publizistischen Approbation von Bösens Traktat nach dem Tod dieser beiden Theologen auch der Chiliasmus an der Fakultät gelehrt worden, was er (Ittig) in seiner ersten Verantwortung ausgeführt habe. An dieser Stelle rückt Ittig seine Klage auch auf die persönliche Ebene und schreibt von seiner Gewissensbedrängnis: „Gott, der Herzen und Nieren prüfet, weiß daß mir die Seele bluten möchte, wenn ich daran | gedencke; und hätte ich gerne in meiner Bußpredigt davon schweigen wollen, wenn es nicht die höchste Noth erfordert hätte, diese gefährliche Sache anzurühren.“67

In der folgenden Textpassage weist Ittig den Vorwurf der verleumderischen Aufwiegelung gegen Olearius und Rechenberg weit von sich. Sein Widerspruch habe vielmehr seinen realen Grund darin, dass bald nach Lehmanns und Carpzovs Tod – beide sind seine ständigen Referenzpersonen – die beiden von der reinen Lehre abgewichen seien, und er sich deshalb genötigt sah, in dieser Form zu predigen. Ferner sieht sich Ittig mit sechs weiteren konkreten Vorwürfen konfrontiert: 68 Auf den ersten, der auf einen Verstoß Ittigs gegen den landesherrlichen Befehl ziele, lasse sich schlicht entgegnen: Es gibt keinen derartigen Befehl, in 65 Vor allem beschwert sich Rechenberg hier über die Art und Weise, mit welchem Autoritätsanspruch Irrtümer vertreten werden; Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , H2v (§ XXXVI). 66 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 52v. 67 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 54v–55r. 68 Ein anonymes Schriftstück, das mitten im Text beginnt und schließt, enthält ebenfalls diese Vorwürfe: UAL: Theol. Fak. 53, fol. 59r –64v; Sind zwei unabhängige Texte: (1.) fol.. 59r –62v (Konzept) = letzter Teil der Klageschrift Ittigs vom 6. Juli 1700, vgl. Theol. Fak. 54, fol. 56r –64r (Abschrift); (2.) fol. 63r –64v (beginnt und endet mitten im Text bzw. bildet zwei einzelne Teile).

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin

dem er verpflichtet worden sei zu schweigen, wenn neue Lehren verbreitet werden. Vielmehr ist im Namen des Kurfürsten Friedrich August I. vom Oberhofprediger Samuel Benedikt Carpzov69 – was Olearius und Rechenberg selbst als Ohrenzeugen gehört hatten – bei seiner Investitur ins Leipziger Superintendentenamt 1699 befohlen worden, „von der reinen Lehre nicht eine Fuge breit ab[zu]weichen [. . .]“.70 In diesem Zusammenhang habe Carpzov auf die Leipziger Geschichte zur Zeit des Kryptocalvinismus während des ausgehenden 16. Jahrhunderts warnend hingewiesen. Auch der zweite Vorwurf – eine Verfehlung gegen seinen Amtseid – treffe ihn nicht, da er niemals geschworen habe, falsche Lehren zu billigen. Ebenso sei der dritte Vorwurf nichtig, denn er habe nicht gegen die Kirchenordnung verstoßen, da in ihr nirgends verboten sei, öffentliche Sünden – wozu das öffentliche Verbreiten von Irrtümern gehöre – auch öffentlich zu strafen. Insbesondere sei dies nötig gewesen, da der Primarius theologiae an der hiesigen Universität solche Irrtümer öffentlich vertreten habe. Der vierte Vorwurf, er habe gegen die christliche und kollegiale Liebe gehandelt, sei ebenfalls nicht zutreffend. Denn diese Liebe bestehe nicht darin, den Irrtum seines Nächsten oder Kollegen stillschweigend zu billigen. Schließlich habe er auch nicht – was im fünften Vorwurf ausgesprochen worden sei – den Bußtag entheiligt. Vielmehr müsse sich Rechenberg fragen lassen, ob er denn den Bußtag auch gehalten habe. Die Entgegnung auf diesen Vorwurf schließt Ittig, indem er den ‚Tagesablauf‘ Rechenbergs detailliert schildert: „Den Vormittag hat er mit reisen zugebracht, bey seiner Widerkunft sich mit den defensionern gezanckt, daß sie ihn nicht bald zum Stadt=Thor | herein lassen wollen, so bald er hereingekommen, hat er zu seiner Verlegerin geschickt, u. befohlen, daß sein Vortrag auf alle Weise publiciret v. verkauft werden sollte; da denn geschehen, daß ein Studios[us] mit etlichen exemplarien gar in die Kirche geschickt worden, diese Charteque unter währender Vesper=Predigt zuverkauffen; andere exemplarien hat er in die Häuser herumb geschickt, u. die leute in ihrer busandacht damit verwirret u. verstöret. Ob nun das heisse den Bußtag heiligen, weiß ich nicht [. . .]“71

Der Verfasser sieht in dem hier geschilderten Verhalten Rechenbergs nicht nur eine Störung der Feiertagsruhe, sondern auch einen Verstoß gegen die kurfürstlichen Feiertagsbestimmungen. Er selbst habe dagegen mit dem Abfassen einer 69 Samuel Benedikt Carpzov (1647–1707) war ein Bruder des 1699 verstorbenen Johann Benedikt Carpzov; vgl. Günther Wartenberg: Die Carpzovs: Eine mitteldeutsche Gelehrtenfamilie in der Frühen Neuzeit, in: Stefan Michel-Andres Straßberger (Hg.), Eruditio – Confessio – Pietas: Kontinuität und Wandel in der lutherischen Konfessionskultur am Ende des 17. Jahrhunderts. Das Beispiel Johann Benedikt Carpzovs (1639–1699) [LStRLO 12], Leipzig 2009, 63–72, hier: 68 f. 70 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 57r. – Zur Berufung Ittigs vgl. das Reskript des Oberkonsistoriums in Dresden an das Leipziger Konsistorium vom 14. Juni 1699; Dresden, HStA: 10088, Loc. 2061/2, Bl. 249r/v. 71 UAL: Theol. Fak. 53, fol. 60r/v. Ähnlich tauchen diese Sachverhalte wieder auf in Ittigs Schreiben 6. Juli 1700 an das Oberkonsistorium, vgl. Theol. Fak. 54, fol. 60r/v.

4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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Widerlegungsschrift freilich nicht gegen die Heiligung des Bußtages verstoßen, denn er habe damit das Wort Gottes heilig gehalten.72 Sechstens verwahrt sich der Verfasser gegen den Vorwurf, er habe gegen die allgemeinen Gesetze verstoßen, die Aufruhr verbieten. Auch hier weist er wieder den ‚Schwarzen Peter‘ Rechenberg zu, der gegen das Leipziger Ministerium aufgewiegelt habe. Nach dieser Reihe entkräfteter Vorwürfe geht der Verfasser zum frontalen Angriff auf seine Gegner über und bittet seine „Patrone“ – die Dresdner Adressaten – um entsprechende Vorsprache beim Kurfürsten. Er fordert die Konfiskation von Rechenbergs Disputation und „Deutlichem Vortrag“, den öffentlichen Widerruf (‚palinodie‘) von Olearius und Rechenberg sowie das Verbot für beide, zukünftig „dergleichen neue terminos | u. dogmata einzuführen“. 73 Diese Forderungen entsprächen der 1661 beschlossenen Landesverfassung, nach der die Konsistorien die Pflicht haben, zu verhindern, dass sich auf Universitäten und anderswo irrige Lehren einschleichen und ausbreiten können. In der Zuversicht, dass seine Adressaten ebenso für die Erhaltung der reinen Lehre Sorge tragen, schließt Ittig den Text seiner Verteidigungsschrift ab. An dieser Klageschrift Ittigs wird, wie auch an seinen anderen handschriftlich verfassten Klagen dieser Monate und in der gedruckten Verteidigung zur „Predigt von Jesu dem guten Hirten“, deutlich, dass er seine Kollegen Olearius und Rechenberg als Häupter eines Komplotts begreift, mit dem das authentisch orthodoxe Erbe seiner Lehrer Carpzov und Lehmann verfälscht werden soll. Während Ittigs Kritik an Rechenberg sich in erster Linie an dessen Disputation bzw. „Deutlichem Vortrag“ festmacht, sind es bei Olearius Einzelheiten aus der Amtsführung als Dekan, die Ittig ihm als verfälschende Neuerungen zur Last legt.

4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät und ihr publizistisches Echo vom Sommer bis Herbst 1700 Parallel zu den Vorgängen in Leipzig ist hier zunächst an dieser Stelle auf zwei auswärtige Beiträge hinzuweisen. So hat sich der Danziger Prediger Samuel Schelwig mit einer am 8. Juli 1700 veranstalteten Disputation unter Beteiligung des Respondenten Bartholomäus Hauck mit dem Problem des Novatianismus auseinandergesetzt; ausgearbeitet hatte die Disputation allerdings der Danziger Prediger Johann Christoph Rosteuscher. 74 Die Gefahr des Aufkommens dieser Ketzerlehre sah er mit der Behauptung eines ‚terminus peremptorius‘ in neuer Gestalt emporkommen. Dieser Vorwurf zielte direkt auf die Ausführungen in 72 73 74

Expliziter Hinweis auf den Kleinen Katechismus (BSLK 508). UAL: Theol. Fal. 53, fol. 61v/62r (Text mit Ergänzungen). Hesse, Der terministische Streit . . ., 245.

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin

der Rechenberg-Disputation und baute auf die gleich lautenden Vorwürfe in der Disputation Neumanns auf.75 Basis für diese kritische Auseinandersetzung war eine Unvorsichtigkeit des Leipziger Respondenten, Paul Matthias Engel. Dieser hatte – was üblich war, wenn ein graduierter Student sich selbst bei potentiellen Förderern empfehlen wollte – ein Druckexemplar der unter Rechenbergs Vorsitz gehaltenen Disputation in seine Heimatstadt Danzig geschickt. Er hatte aber wohl kaum damit gerechnet, dass diese Geste zum Anlass einer kontroversen Danziger Disputation werden könnte. Nachdem Engel nun die Danziger Disputation in Händen hielt, verfassten er bzw. Rechenberg unter seinem Namen eine Reaktion, die an den Initiator von Schelwigs Disputation, den Danziger Prediger Johann Christoph Rosteuscher, adressiert war. 76 In der wohl berechtigten Annahme, dass die Danziger Abhandlung von Fecht, Neumann und Ittig angezettelt worden war, wies er den Vorwurf des Novatianismus weit von sich. Auch erhielt Rechenberg Schützenhilfe durch den in Cölln an der Spree wirkenden Prediger Peter Siegmund Pape. Er ließ seine am 9. Juni 1700 gehaltene Bußtagspredigt „Das Gerichte“ über Joh 9, 39–41 etwa Mitte Juli im Druck verbreiten.77 Er widmete die Schrift dem Cöllner Konsistorialrat und Propst Franz Julius Lütkens, 78 den er auch um Zensur gebeten hatte. Pape ging es in seiner Predigt um eine die Vorstellung der göttlichen Barmherzigkeit ergänzende Darstellung der richterlichen Strafgerechtigkeit, um seine Zuhörer zu ermahnen, die Gnadenzeit nicht zu versäumen. Diesem Predigtdruck folgten in den kommenden Jahren weitere publizistische Beiträge des Berliner Predigers. Auch ein anderer Prediger aus der Berliner Gegend, der in Wensichendorf wirkende Jakob Ostwald, predigte am 15. August von der Barmherzigkeit Jesu und dem Gericht der Verstockung. Den Druck widmete er Spener, dem er auch die Zensur des Textes angeboten hatte, um Rechenberg zu unterstützen. 79 An der Seite Ittigs hatte sich in den Leipziger Auseinandersetzungen aus den Mitgliedern des Geistlichen Ministeriums besonders ein Mann exponiert. 80 Es handelte sich um den an der Nikolaikirche tätigen Diakon Christian Weiß. Er 75 Rechenberg-Engel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . , 31; NeumannGreen, De Termino Salutis Humanae Peremptorio . . . , 24. 76 Hesse, Der terministische Streit . . ., 245–247. 77 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 908. 78 Franz Julius Lütkens (1650–1712) seit 1687 Propst an St. Petri, Konsistorialrat und Superintendent in Berlin, ab 1704 Hofprediger und Professor in Kopenhagen; vgl. Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 524; [N. N.] Schwarze, Art. ‚Lütkens, Franz Julius‘, ADB 19, 700; Dietrich Blaufuss, Art. ‚Lütkens, Franz Julius‘, Killy2 [im Druck]. 79 Ostwald, Christliche Predigt . . . , 3 f.; vgl. dazu Hesse, Der terministische Streit . . ., 248. – Jakob Ostwald (Lebensdaten unbekannt) war seit 1692 Pfarrer im brandenburgischen Wensichendorf, dort wirkte er bis 1724; vgl. Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 612 80 Über die Haltung des Leipziger Ministeriums ist sonst so gut wie nichts bekannt.

4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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Überblick über die Druck- bzw. Streitschriften Fecht; Hoffmann: De termino gratiae divinae ... 1699

Neumann; Green: De termino salutis humanae peremptorio ... 1700 Rechenberg; Engel: De gratiae revocatricis termino ... 1700 Rechenberg: Deutlicher Vortag ... 1700

Ittig: Predigt von Jesu dem guten Hirten ... 1700 Rechenberg: Erste Beylage ... 1700

Stübel: Novissima antipietistarum ... 1700

Ostwald: Christliche Predigt ... 1700

Schelwig; Hauck: Novatianismum ... 1700

Engel: Epistola ad Rosteuscherum ... 1700

Pape: Das Gerichte ... 1700

Weiß: Schrifttmäßige Untersuchung ... 1700

Unvorgreiffliches Bedencken ... 1700

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schrieb am 31. Juli 1700 an das Leipziger Konsistorium,81 um sich wegen seiner Angriffe auf Olearius und Rechenberg zu rechtfertigen. 82 Dabei verwehrte er sich gegen den Vorwurf, er habe sich nur in den Streit eingemischt, um seinem Vorgesetzten Ittig gefällig zu sein. Im Gegenteil habe er sich entscheiden müssen zwischen der göttlichen Wahrheit und der Loyalität gegenüber seinen früheren akademischen Lehrern: „Und haben meine Herren Kläger nicht Uhrsach, über die Vergeßenheit meiner observantz gegen sie alß gewesene Praeceptores zu klagen, denn in der andern Taffel gebe ich Ihnen gar gerne primum locum, aber in der ersten Taffel des Gesetzes kann ich ihnen ne ultimum locum gestatten, aldieweil ich nicht be|rechtigt bin, meinem Gott und seinem Wort nur das geringste in Religionssachen zu vergeben.“

In der Sache betont Weiß mit Nachdruck, dass die Gnade Gottes auch den verstockten Sündern bis zum Lebensende offen steht und die göttlichen Strafgerichte auf die Buße zielen. Die Barmherzigkeit Gottes stehe also über der Gerechtigkeit und der Gnadenwille Gottes über dem strafenden Richterwillen. Gegen den Vorwurf, im laufenden Streit agitiert zu haben, wehrt sich Weiß unter dem Hinweis auf die Sachlichkeit seiner Einwürfe. Als Beilagen fügt er (nicht mehr vorhandene) Auszüge seiner Predigten vom Sonntag Misericordias (25. April) und vom 5. Sonntag nach Trinitatis bei (11. Juli) bei. Rechenberg hatte in seinem Collegium publicum, das er über die Konkordienformel abhielt, vier Wochen zuvor (Mitte Juni 1700), die Predigten und „Examina“83 seiner Streitgegner widerlegt und hatte bald darauf („gleich Montags“) auch Weißens „itztgemeltes allegatum“ angegriffen mit dem Argument, er habe aus Schmidts Bußpredigten falsch zitiert und damit dessen theologische Aussagen verzerrt. Daraufhin hat auch Weiß in seinem eigenen Collegium theologicum seinen geplanten Lehrstoff beiseite gelassen und sich in zwei Veranstaltungen dem Nachweis gewidmet, Schmidt richtig wiedergegeben zu haben. Der Straßburger Theologe habe nicht von der gänzlichen Verschließung der Gnade Gottes gesprochen, er habe die Bekehrung verstockter Sünder zwar als ‚difficulter‘, jedoch nicht als ‚impossibiliter‘ bezeichnet. Der von Schmidt angeführte ‚terminus gratiae‘ falle mit dem ‚terminus vitae‘ zusammen. Sachlich-dogmatisch entspricht dies auch allen Lehrartikeln, praktisch-seelsorgerlich bewahrt diese Lehre vor falscher Sicherheit und verschafft den Angefochtenen Trost. Den Vorwurf, Rechenberg in seinen Lehrveranstaltungen persönlich bloßgestellt zu haben, weist Weiß strikt von sich. Auch in seinen „examina“ habe er den Mittelweg zwischen falscher Sicherheit und Verzweiflung vertreten. Den Vorwurf, er 81

UAL: Theol. Fak. 54, fol. 71r –86r. Vorausgegangen war eine Beschwerde von Olearius und Rechenberg über Weiß, auf die das Oberkonsistorium mit einem Reskript an das Leipziger Konsistorium reagiert hat, vor dem sich Weiß verantworten solle; Dresden, HStA: 10088, Loc. 2061/2, Bl. 325v. 83 Damit ist u. a. folgende Schrift gemeint: Weiss, Schrifftmäßige Untersuchung . . . . 82

4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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habe die „definitio theologiae“ nicht richtig verstanden, gibt Weiß an die zurück, die ihn erheben: Sie hätten so jemanden ja nicht zum Baccalaureus promovieren müssen. 84 Auch den nächsten Vorwurf könne er nicht gelten lassen, dass er bei seiner Promotion den Professoren Respekt gelobt hatte. Denn er habe sich dabei nicht verpflichtet, auch ihre Aussagen zu beschwören und alle ihre theologischen Hypothesen anzunehmen. Solche Unabhängigkeit gegenüber dem Eid habe schließlich auch Luther bewiesen. Ferner gibt Weiß zu bedenken, dass er nicht gegen das Visitationsdekret von 1658 verstoßen und renommierte Theologen ungebührlich behandelt hätte. Das Gegenteil sei doch der Fall, denn er habe „Ehre und Lehre“85 des berühmten Straßburger Theologen Johann Schmidt gerettet. Somit seien alle Vorwürfe gegen ihn hinfällig. Zur Unterstützung der Position Ittigs veröffentlichte Weiß im Herbst 1700 (ca. Ende September) eine „Schrifftmäßigen Untersuchung“, die er in Delitzsch drucken ließ, um die Zensur durch den Dekan der Theologischen Fakultät besser umgehen zu können. 86 Er widmete seinen Druck der Kurfürstin Christiane Eberhardine und den drei kursächsischen Konsistorien, wobei er in der Vorrede seine Gewissensgründe und seine eidlichen Dienstverpfl ichtungen breit darlegte, die ihn zur schriftlichen Äußerung veranlasst hätten. Im ersten Kapitel der Schrift legt er die Lehre von der allen Sündern bis ans Lebensende dauernden Gnadenfrist dar und belegt dies im zweiten Kapitel mit biblischen Zeugnissen. 87 Im dritten Kapitel führt er die Schriften theologischer Lehrer ins Feld, um im vierten Kapitel sich mit den Aussagen des „Deutlichen Vortrags“ auseinanderzusetzen. 88 Einige zentrale Aspekte aus dem letzten Kapitel, das der direkten Auseinandersetzung im Streit gewidmet ist, sollen die große Linie der Ausführungen erkennen lassen. Weiß bestätigt zunächst die Universalität der Gnadenverheißungen Gottes und bekräftigt, dass die Gnade Gottes stets dem Anwachsen der Sünde voraus sei. 89 Gegen den Vorwurf, falsche Heilssicherheit zu vermitteln, stellt er die Ungewissheit der Todesstunde, wodurch der Ruf, die Buße nicht aufzuschieben (‚heute‘ in Hebr 3, 7. 13. 15) seine Dringlichkeit erhalte.90 Hingegen verhindere die terministische Lehre einen wirksamen evangelischen Trost.91 In der „Schrifftmäßigen Untersuchung“ liegt eine Überarbeitung der handschriftlichen Rechtfertigungsschrift vor, die Weiß am 31. Juli 1700 an das Leip-

84 Christian Weiß (Weise) war im Dezember 1699 zum Baccalaureus promoviert worden; vgl. Gössner, Personelle Struktur . . ., 158. 85 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 85r. 86 Vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 251. 87 Weiss, Schrifftmäßige Untersuchung . . . , 2–33; 34–89. 88 A.a.O., 90–156; 157–260. 89 A.a.O., 157–167; 173–175. 90 A.a.O., 203–207. 91 A.a.O., 213 f.

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ziger Konsistorium geschrieben hatte.92 Diese Veröffentlichung zog eine bittere Replik nach sich, deren Verfasser sich hinter den Buchstaben „M. H. S. F.“ verbirgt und die in Frankfurt gedruckt wurde. Offenbar handelte es sich um einen früheren Kommilitonen von Weiß, der von dessen charakterlichen Disposition ein negatives Bild zeichnet.93 Den Ausführungen des Leipziger Diakons bescheinigt er einen wirren Gesamteindruck.94 Nicht nur sei der Argumentationsgang formal und inhaltlich schlecht, sondern Weiß verdrehe auch die Schriftzeugnisse und die Aussagen gelehrter Theologen. So sei es falsch zu behaupten, die Barmherzigkeit Gottes leite ihn auch in seiner strafenden Gerechtigkeit.95 Weißens Umdeutung der Aussagen theologischer Lehrer lasse ihn in sozinianisches und pelagianisches Fahrwasser geraten.96

92

Siehe oben in diesem Abschnitt. Der Verfasser bezeichnet Weiß einleitend als eigensinnig, ehrsüchtig und hochmütig; vgl. Unvorgreiffliches Bedencken . . . , A2r –A3r. Hesse, Der terministische Streit . . ., 262, hat aus dem Briefwechsel Rechenbergs mit Spener den Namen eruiert. Demnach handelt es sich um einen Magister Heinrich Schulz aus Franken (nicht in MUL ermittelbar). – Möglicherweise handelt es sich bei dieser Schrift, als deren geistigen Urheber Weiß Rechenberg vermutete, um die unbestimmte Schrift, die Gegenstand der Beschwerde von Weiß an das Oberkonsistorium war. Dieses reagierte daraufhin mit einem Reskript an das Leipziger Konsistorium am 20. Oktober 1700 und verlangte eine Stellungnahme Rechenbergs; vgl. Dresden, HStA: 10088, Loc. 2061/2, Bl. 318er. 94 „Auf das Haupt=Werck nun selber zu kommen/ so läufft alles auf eine Frage hinaus/ die aber wol zu mercken/ weil sie in des Autoris Untersuchung auf oratorische Art sehr verwirret wird/ daß mancher dencken möchte/ Hr. D. Rechenberg lehrte nicht/ daß allen armen Sündern in sein Gnaden=Reich auf Erden alle Mittel zur Seligkeit zu geben versprochen/ und daß er auch alle selig haben wolle/ gleich wie solches/ ehe ich seine Schrifften hiervon gelesen/ selber bald beredt worden wäre. Allein da ich sie in die Hände bekam/ sahe/ daß dem ehrlichen Mann höchst unrecht geschehen war. Da fiel mir ein: calumniare audacter, semper aliquid haeret. Es beruht aber die ganze Sache/ wie Hr. M. Weisse Cap. I. § I. selbst redt/ darauf. Ob GOtt in dem Gnaden=Reich die Gnaden=Thür allen Menschen/ auch denen allerverstocktesten Sündern biß an das Ende ihres Lebens offen lasse/ daß sie daher biß in den Tod das Buß=Recht und die zulängliche Anleitung zur Buße geniessen. Diese Frage beantwortet Hr. M. Weisse mit Ja/ und trachtet solche in seiner weitläuffigen Schrifft zu behaupten: Aber Hr. D. Rechenberg hat darauf in gewissen Unterscheid/ mit Nein geantwortet/ und solches in vier Schrifften/ die ich | durch gelesen/ gründlich erwiesen: Gestalt solches aus seiner ersten Beylage/ die ich vor wenig Tagen bekommen/ sonnenklar zu ersehen.“; vgl. Unvorgreiffl iches Bedencken . . . , A4v–B1r. Zu Rechenbergs „Erster Beylage“ vgl. weiter unten im nächsten Abschnitt. 95 D.h. es lassen sich nicht die von der Gnade Gottes handelnden Schriftstellen auch auf die ganz Verstockten bis zu ihrem Lebensende anwenden; vgl. Unvorgreiffl iches Bedencken . . . , B2v–B4v. In diesem Sinne auch schon Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , F1v–F2r (§ 25) (darin vor allem Zitat aus FC vgl. BSLK 1076, 18–31). 96 „Denn es ist bekannt/ daß wie die Socinianer die Drohungen der Göttlichen Straffen im alten Testament/ nur von leiblichen und zeitlichen Straffen verstehen/ also legen sie auch die Verlassung GOttes nur von Entziehung zeitlicher und leiblicher Glückseligkeit aus [. . .]“; vgl. Unvorgreiffliches Bedencken . . . , C1r –C2r. Zitat: C1r; Hier wird explizit auf Balthasar Mentzers „Handbüchlein“ verwiesen; vgl. Hoffmann, D. Balthasar Mentzers Handbüchlein . . ., 46 f. (Frage 60). – Dazu auch Rechenberg, Erste Beylage . . . , 20 f. 93

4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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Abschließend kommt der Verfasser des „Unvorgreifflichen Bedenckens“ zu der Einschätzung: „Man sieht aus seinem gantzen Discurs, daß der Mann weder Terminum peremtorium, noch dessen Application verstehe/ deßwegen hätte er besser gethan/ er hätte das Judicium davon verständigen Theologis überlassen/ die werdens doch auf seine Decision nicht ankommen lassen. Hr. D. Rechenbergern thut er Unrecht [. . .] wenn er ihm Schuld giebt/ er suche die Worte Terminus peremtorius bey der Materie von der Gnaden=Zeit zu erhalten/ da derselbe doch nur diesen Terminum erkläret/ und im Vortrag [. . .] ausdrücklich geschrieben: Wer diese Redens=Art nicht brauchen wil/ dem stehets frey. Kein vernünfftiger Christ/ vielweniger ein gelehrter Mann/ der von der Christlichen reinen Lehre zu judiciren vermag/ wird aus der von Hr. D. Rechenberg vorgetragenen Lehr ein absolutes Decretum schliessen können/ wie H. M. Weiß heimtückischer weise [. . .] schwätzt/ und viel ungeschickte Reden von göttlichen Eigenschafften und Ordnung göttlicher Rahtschlüsse vorbringt/ die bey keinem Lutherischen Theologo zu fi nden seyn werden.“97

Neben Weiß und in krassem Gegensatz zu dessen Standpunkt schaltete sich bereits Anfang August auf Seiten Rechenbergs der – wegen seiner übertriebenen apokalyptischen Spekulationen – vom Dienst suspendierte Konrektor der Thomasschule, Andreas Stübel, mit einer Schrift „Novissima antipietistarum“ ein.98 Darin drohte er den Leugnern des Gnadentermins das Ende ihrer Gnadenfrist für den bevorstehenden 15. August 1700 an.99 Unbeeindruckt von diesen Randgefechten erneuerten Olearius und Rechenberg am 10. August 1700 ihre Klage an die Adresse von Kurfürst Friedrich August I.100 Ihr Gegenstand war die Klageschrift Ittigs vom 6. Juli 1700, die ihnen zur Stellungnahme mitgeteilt worden war. Punkt für Punkt werden in 17 Abschnitten Ittigs Argumente darin entkräftet. (1) Ittig vermische die Aussagen zu den bußfertigen und zu den gänzlich verstockten Sündern. Die biblischen Aussagen von der allgemeinen Gnade, die nach Gottes vorhergehenden Willen für alle bußfertigen Sünder gelte, wende er unterscheidungslos auch auf die Unbußfertigen und Verstockten an. Ittigs Behauptung, Rechenberg würde ihm Bösens Lehre vom ‚terminus peremptorius‘ aufdrängen wollen, laufe ins Leere. Er habe nur die rechtgläubigen Theologen, die vor Böse vom Gnadentermin gesprochen hatten, aus der Bibel verteidigt und erläutert. Auch dränge er ihn niemandem auf.101 Falsch sei die Behauptung, Böse habe auf dem Sterbebett widerrufen und die von Ittig beschworene Einigkeit gegen diese Lehre müsste erst einmal bewiesen werden. Lediglich Ittigs Diakon Christian Weiß verteidige auf der Kan97

Unvorgreiffliches Bedencken . . . , D3r. Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 907; Hesse, Der terministische Streit . . ., 242 f.; Gössner, Lipsia vult expectari . . ., 105. 99 Stübel, Novissima Antipietistarum . . . , 7. 100 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 87r –104v. 101 Rechenberg-Engel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . , § 37 f.; ders., Deutlicher Vortrag . . . , E2r (§ 18). 98

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin

zel und vom Katheder herab auch die Lehre von der Gnadenfrist bis ans Lebensende des verstockten Sünders. (2) Ittig vermenge Bösens Lehre von dem von Gott bestimmten Gnadentermin mit Stengers Irrtum von der Gnadenzeit. Stenger hatte gelehrt, dass Gott einem wiedergeborenen Christen nur einmal nach der Taufe eine schwere Sünde vergebe und nur ausnahmsweise könne es sein, dass Gott noch eine außerordentliche Buße gewährt.102 Dieser Irrtum Stengers sei widerlegt und zurecht mit dem Etikett des Sozianismus versehen worden. Ittig habe diesen Irrtum dagegen als novatianistisch bezeichnet. Sowohl Böse in seinem Traktat als auch Rechenberg in seiner Disputation haben diesen Irrtum verworfen und sind dafür von Stenger auch angegriffen worden.103 In den Gutachten gegen Stenger104 wird geäußert, dass allen bußfertigen Sündern die Gnadentür bis an ihr Lebensende offen steht, was auch Böse und Rechenberg für richtig halten. Die problematischen Inhalte des Rostocker und des (zweiten) Wittenberger Gutachtens zu Böse müsse „Gott und der Christlichen Kirche anheimgestellet“ sein.105 Die Behauptung, Lehmann und Carpzov hätten durch ihr Gutachten Bösens Lehre verworfen, sei allerdings schlicht falsch. Zur Untermauerung dieses Arguments folgt ein ‚Augenzeugenbericht‘ des Olearius zum damaligen Prozedere in der Fakultät: „Massen D. Carpzov in seinen Tugend-Sprüchen Num. 45 solchen [Gnadentermin] selber behauptet, worauf sich M. Böse beruffen, u. D. Carpzov auch nicht geleugnet, nur wolte er denselben nicht terminu[m] peremptoriu[m] genennet wissen, wie ich D. Oleari[us], der deswegen mit ihn in Fa|cultate conferiret, bezeugen kann. D. Lehmann hat M. Bösens büchlein nicht einmal gelesen, geschweige dasselbe verwerffen können, sondern den Aufsatz des gedachten responsi hat D. Carpzov an den zuvor M. Rothe, als Carpzovischer Freund u. damaliger Sup[er]intendent zu Sorau, diese Sache wider M. Bösen recom[m]endiret hatte, allein gemacht, u. wenn er D. Spenern nicht allegiret u. gelobet hätte, würde das gantze büchlein, so ohne das mir ein scriptu[m] paraeneticu[m] ist, passiren lassen haben.“106

Aus dieser Passage wird aus der Sicht des Olearius ganz deutlich, auf welcher Basis und mit welcher Intention sich die Kritik an Bösens Traktat geformt hat. Sie resultiert demnach einerseits aus einem persönlichen Kontakt zwischen dem 1698 amtierenden Dekan der Leipziger Fakultät mit dem Vorgesetzten Bösens in Sorau, dem Superintendenten Abraham Rothe.107 Andererseits waren das Ziel 102 Stenger bezeichnete diese Gnade als „extraordinaria[m] illa[m], raraq[ue] & insolita[m], nec in verbo Dei promissa[m]“; zitiert nach Neumann-Green, De Termino Salutis Humanae Peremptorio . . . , 29. 103 Wo Stenger hier seine Kritik geäußert hat, ist nicht bekannt. Erst im folgenden Jahr hat er sich nachweisbar mit einer Publikation am terministischen Streit beteiligt. 104 Hartnaccius, Stengerismus Condemnatus . . ., 1–3 (Leipziger Gutachten). 105 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 88a r. 106 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 88a r/v. 107 Der Superintendent selbst hatte in Leipzig studiert, wo er 1653 immatrikuliert und 1658

4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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der partiellen Ablehnung von Bösens Traktat – die sich wesentlich auf die Titelformulierung konzentrierte – eigentlich Spener und seine Theologie. Dass Ittig aber behaupte, im ersten Leipziger Gutachten wäre dem ‚terminus peremptorius‘ mit Argumenten begegnet worden, die auch Rechenbergs Disputation und der „Deutliche Vortrag“ nicht entkräften könnten, treffe keinesfalls zu. Vielmehr habe Rechenberg in seiner Disputation und im „Deutlichen Vortrag“ sowie in der eben erst bearbeiteten „Epistola ad Rosteuscherum“, die beiliege, aus einer Reihe von Theologen (Johannes Hülsemann, Johann Konrad Dannhauer, Paul Laurentius, Martin Geier, Sebastian Schmidt und Friedrich Rappolt) belegt, dass der ‚terminus peremptorius‘ bereits von diesen gebraucht worden ist.108 (3) Ittig meine zu Unrecht, er müsse als Zeuge der göttlichen Wahrheit leiden und sich schmähen lassen. Vielmehr dürfe er nicht nur die Barmherzigkeit Gottes, sondern auch seine strafende Gerechtigkeit den boshaften Sündern predigen, sonst müsse man ihn für einen Antinomer halten. (4) Ittigs Kritik an Rechenbergs Vortrag sei verfehlt. Notwendig geworden war eine solche Schrift auch nur, weil Ittig auf der Kanzel gegen seine Fakultätskollegen gewettert habe. Dagegen musste im Interesse der verwirrten Zuhörer eine schriftliche Replik erfolgen. So viele positive Reaktionen, wie Rechenberg sie auf seinen „Deutlichen Vortrag“ hin erhalten habe,109 müsse Ittig erst einmal für seine kritische Haltung anführen können. Die Kritik im Kollegenkreis auch noch öffentlich auf die Kanzel zu bringen, verstoße gegen die Kirchenordnung und führe zu Verhältnissen, wie man sie jüngst in Hamburg beobachten konnte.110 (5) Ittig dürfe nicht die gegen ihn erhobene Klage „theils leugnen, theils mit dem nöthigen elencho erroru[m] beschuldigen“.111 Bei einer Befragung unter Eid würden die Studenten seiner Lektionen, die so zahlreich nicht gewesen seien, bestätigen, dass er die Materie vom ‚terminus peremptorius‘ „mit den Haaren dahin gezogen“ habe.112 Seine vor den Studenten gemachten Äußerungen, er wolle sich zur Beilegung der Kontroverse nicht auf die Obrigkeit verlassen, untergrabe die Autorität der weltlichen Obrigkeit in Religionsfragen, man stelle dies „verständige[n] leute[n]“ anheim. Verfahrenstechnisch drehten magistriert wurde (MUL 2, [1653 P 93]); sein Sohn Abraham d.J. Rothe wurde 1691 immatrikuliert (MUL 2, [1691 P 81]). 108 Rechenberg-Engel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . , 29 f. (§ 39); Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , D4r –E2r (§ 18); Engel, Epistola Ad Rosteuscherum . . . , 17–29. 109 Namentlich kann hier nur die Predigtpublikation: Pape, Das Gerichte . . . , genannt werden. 110 Die Anspielung bezieht sich auf den Hamburger Revokationsstreit; vgl. Höhne, Johan Melchior Goeze . . ., 56 f. 111 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 90r. 112 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 90r.

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin

Olearius und Rechenberg den Spieß nun um und unterstellten ihrem Widersacher niedere persönliche Motive: „Allein wenn ein zancksüchtiger Theolog[us] etwas aus privataffecten eine Göttliche Wahrheit vor eine Ketzerey ausgiebt, damit er sein Gemüthe an seinem Widersacher unter dem Schein des Eyfers abkühlen kann, so ist nach allen Rechten eine hohe Obrigkeit befugt, einem solchen Zäncker das Handwerck zu legen, umb die Ruhe in der Kirche u. Gemeinen Wesen zuerhalten.“

In der Sache widersprachen sie dem Vorwurf, die Lehre vom ‚terminus peremptorius‘ (auch: ‚terminus fixus‘ oder ‚terminus determinatus‘) sei neu und falsch. Als Beleg dafür wird auf die im beiliegenden Druck („Epistola Ad Rosteuscherum“) genannten Textpassagen verwiesen.113 (6) Die Unrichtigkeit von Ittigs Einwand, die Lehre vom ‚terminus peremptorius‘ öffne der Verzweiflung Tor und Tür, sei bereits im „Deutlichen Vortrag“ nachgewiesen worden.114 Wenn nicht einmal den Reformierten vorgeworfen werden könne, ihre Lehre vom ‚absolutum praedestinationis decretum‘ führe zur Verzweiflung – hier gebe es nur zwei Beispiele –, wie könne man dann der Lehre vom ‚terminus peremptorius ex praevisa impoenitentia induratorum‘ solches unterstellen. Schließlich werde zurecht die allgemeine Gnade Gottes täglich in der Kirche gepredigt und trotzdem gibt es Menschen, die an der Gnade Gottes verzweifeln, obwohl sie noch nie etwas vom ‚terminus peremptorius‘ gehört hätten. Es sei auch niemand bekannt, der an Bösens Traktat verzweifelt sei, sondern diese Annahme existiere nur in der Predigt Ittigs sowie in den von Neumann und Fecht verantworteten Gutachten. Im Übrigen habe Ittig zuvor auch nicht gegen Bücher – beispielsweise englischer Herkunft, aus der Feder Joseph Halls und anderer115 – gewettert, in denen die ‚particularis Dei gratia‘ behauptet worden wäre. (7) Ittigs Bußpredigt zu Jer 18, 11 habe sich nur um alte und neue Ketzer gedreht. Seine Predigtproposition, die er einen schönen Rosenstock der göttlichen Gnade genannt habe, passe gar nicht zum Text, der eine Drohung göttlicher Strafe für die Unbußfertigen enthält.116 Anstelle von Buße habe Ittigs Predigt von Beleidigungen gegen den verstorbenen Böse und die Fakultätskollegen gehandelt. Dass die dadurch angerichtete Unruhe nicht in Ordnung sei, hätten auch die Geistlichen an der Thomaskirche gemerkt, die trotz Aufforderung nicht in sein Poltern eingestimmt hätten.

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Engel, Epistola Ad Rosteuscherum . . . , 9–11; 13–15. Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , G3r –H1r (§ 35); vgl. auch: RechenbergEngel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . , 41 (§ 52). 115 Zu Hall, jedoch nicht zum o.g. orthodoxen Kritikpunkt an seinem Werk vgl. Udo Sträter, Sonthom, Bayly, Dyke und Hall. Studien zur Rezeption der englischen Erbauungsliteratur in Deutschland im 17. Jahrhundert [BHTh 71], Tübingen 1987, 83–101. 116 Wahrscheinlich die Bußtagspredigt Ittigs vom 18. Juni. 114

4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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(8) Ittig habe den ‚status controversiae‘ nicht begriffen und Rechenberg beschuldigt, ihn verändert zu haben. Allerdings hatte Rechenberg in seiner Disputation und seinem „Deutlichen Vortrag“ den Traktat von Böse nirgends erwähnt und sich auch nicht vorgenommen, ihn zu verteidigen. Deshalb ist auch der ‚status quaestionis‘ unabhängig von Böse in der Disputation und im „Deutlichen Vortrag“ eingegrenzt: 117 Das Subjekt seiner Ausführungen sind die halsstarrigen und verstockten Sünder und nicht, wie Ittig es haben will, alle groben und schweren Sünder, die noch nicht ins Gericht der Verstockung gefallen sind und folglich durch Buße vor ihrem Lebensende noch die Gnade Gottes erlangen könnten. Das Prädikat seiner Ausführungen zerfalle in zwei Bestandteile, erstens, ob Gott versprochen habe, solchen verstockten Sündern immer wieder erneut bis an ihr Lebensende die zurück-rufende Gnade zur Buße anzubieten, was er mit den rechtgläubigen Theologen verneint habe; zweitens, ob Gott nicht solchen verstockten Sündern nach seinem folgenden Gerichtswillen eine Frist setze, nach deren Ablauf er ihnen keine Gnade mehr verleihen wolle, was er mit den rechtgläubigen Theologen bejaht und bestätigt habe. Ittig dagegen vermenge ‚voluntas Dei antecedens‘ und ‚v. consequens iudiciaria‘, wenn er behaupte, Gott wolle nicht den Tod des Sünders, sondern alle Sünder in dieser Welt selig haben, weshalb es keinen ‚terminus peremptorius‘ geben könne. Hinsichtlich des vorangehenden Willens Gottes könne man Ittig darin zwar zustimmen, aber Rechenberg handele ‚de voluntate Dei consequente iudiciaria‘. So wollen offenbar weder Ittig, noch die Rostocker und Neumann die Distinktion zwischen ‚voluntas Dei antecedens‘ und ‚v. consequens iudiciaria‘ richtig verstehen. Zwei biblische Beispiele sollten dies erläutern.118 Wenn Ittig die Disputation und den „Deutlichen Vortrag“ vergleichen würde, könnte er sehen, dass der ‚status controversiae‘ gleich geblieben ist. An beiden Stellen ist differenziert nach ‚voluntas antecedens‘ und ‚v. consequens‘ sowie nach natürlichem und gewaltsamem Tod.119 Ferner wird der Beweis geführt, dass Gott den verstockten Sündern ‚in decreto suo‘ eine Frist gesetzt hat. Disputationstechnisch hält Rechenberg seinen Gegner damit für erledigt:

117 Rechenberg-Engel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . , 9 (§ 16); vgl. auch Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , A2r/v (§ 3). 118 Joh 3, 18: Wer an mich glaubt, wird nicht gerichtet (nach ‚voluntas antecedens‘ sind alle selig), wer aber nicht glaubt (beharrlich bis an sein Ende), der ist schon gerichtet (‚in divino decreto ex infallibili praescientia‘), denn er glaubt nicht an den Namen des Sohnes Gottes. Mt 23, 37: Christus will ‚ex voluntate antecedente‘ die halsstarrigen Juden unter seiner Gnade sammeln, sie aber wollen nicht, darum: Mt 23, 38: Euer Haus soll wüst gelassen werden (‚voluntas Dei consequens iudiciaria‘). 119 Rechenberg-Engel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . , 9 (§ 16); 25–27 (§ 32; 35); 32 (§ 44); 37–39 (§ 49 f.); vgl. auch Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , A2r/v (§ 3 f.).

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin

„Daher D. Ittigs erdichtete Veränderung des stat[us] controversiae wegfällt u. er in ignorantia elenchi stecken bleibt, weil er die itztgedachte distinction nach der H. Schrift nicht zu adpliciren weiß.“120

(9) Wenn Ittig aber nach Schriftbelegen dafür sucht, dass Gott einem verstockten Sünder vor seinem Tod eine Frist gesetzt hat, nach der er keine Buße mehr gewähren will, so solle er im „Deutliche[n] Vortrag“ und in der „Epistola Ad Rosteuscherum“ nachlesen.121 Ittig widerspreche auch geradewegs dem Römerbrief (Röm 2, 4 f.), denn in Röm 2, 3 redet Paulus vom vorhergehenden Gnadenwillen, in Röm 2, 4 aber vom folgenden Gerichtswillen. Auch in Röm 11, 7–10 sei die Rede von zweierlei verstockten Juden, von denen einige ganz verstockt, manche aber nur halsstarrig und nicht ganz verstockt waren. Von letzteren hofft Paulus, dass der eine oder andere doch noch selig werden könne. Den ganz verstockten Sündern verspricht Paulus aber keine Seligkeit mehr (Röm 11, 15. 25). Wenn Ittig dagegen meine, ein ganz verstockter und von der Gnade Gottes verlassener Sünder könne wiederum Buße tun und selig werden, so verfalle er dem Irrtum der Pelagianer, die lehrten, dass ein Mensch aus eigenen Kräften ohne göttliche Gnadenhilfe Buße tun und selig werden könne. (10) Ittigs Behauptung, dass Rechenberg zugestehen würde, dass Gott allen Menschen, also auch den Verstockten, seine Gnade zusage, sei nur bedingt richtig. Denn dies gelte nur nach ‚voluntas Dei antecedens‘, es gehe aber in dem zur Verhandlung stehenden Zusammenhang um ‚voluntas consequens iudiciaria‘, wonach Gott die verstockten Sünder nicht selig haben wolle. (11) Ittig führe zur Entschuldigung seiner Predigt an, Bösens Traktat habe etliche seiner Zuhörer so verunsichert, dass er gegen ihre Verzweiflung habe wahre Buße predigen müssen. Dies sei genauso falsch, wie die Unterstellungen gegen den verstorbenen Böse, dieser habe Christus sündhafte Schwachheit zugemessen, hätte den Beichtstuhl gern abgeschafft, andere Neuerungen durchsetzen wollen und habe zuletzt auch die Thesen seines Buches nach der Verurteilung durch die Rostocker und Wittenberger Fakultät auf dem Sterbebett widerrufen. Ittig habe nun solche Gerüchte nicht nur auf der Kanzel verbreitet, sondern sich auch nicht gescheut, sie dem Landesherrn zu kommunizieren. Wenn man freilich so verfahre, würden sich kaum noch ‚orthodoxe‘ Bücher finden, weil sich immer ein paar Ränkeschmiede finden ließen, die andere verketzern wollten. So viel Zustimmung, wie er (Rechenberg) erhalten habe, hätte Ittig niemals bekommen. 120 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 93ar. Besonders der Hinweis, gegen die Praxis des Elenchus verstoßen zu haben, musste im theologisch-akademischen Diskurs vernichtend wirken, da dies der Maßstab jeglicher Argumentation war: vgl. Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 93–96. 121 Zitate aus Mt 23, 12; 25, 27 f.; Joh 15, 2; Dtn 28, 28; 31, 17 f.; 2 Chr 12, 5; 15 usw. sowie aus Luther und Johann Gerhard; vgl. Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , A2v–B2v (bes. § 6; 10; 11); Engel, Epistola Ad Rosteuscherum . . . , 5–8; 15; 17; 21.

4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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(12) Trotz seinen Verwünschungen und Lästerungen gegen den „Deutlichen Vortrag“ möge Ittig gänzliche Verblendung erspart bleiben. Seine Ankündigung, den „Vortrag“ zu widerlegen, spreche freilich eher für seinen Vorwitz als für sein wirkliches Können in der ‚theologia polemica‘. (13) Ittig beschwöre inständig die Gefahr des Chiliasmus, was ihm auch niemand bestreite. Beide – Olearius und Rechenberg – hätten den in CA verworfenen Chiliasmus früher ebenfalls in ihren Schriften verworfen. Und bei dieser früher geäußerten Meinung würden sie beide auch beständig bleiben. Dennoch meinten beide gemeinsam mit anderen Theologen (z. B. den Württembergern), es sei keine Ketzerei zu glauben, dass das in Apk 20 geweissagte tausendjährige Reich noch nicht vorbei, sondern zukünftig sei. (14) Ittig beschuldige beide Kollegen, sie seien nach Lehmanns und Carpzovs Tod von der reinen Lehre ihrer Vorgänger abgewichen, da sie Bösens Traktat nicht verdammen. Jedoch lasse sich die Lehre von der Gnadenzeit aus der Bibel, der FC, bei Hülsemann, Geier, Carpzov und anderen Leipziger Theologen nachweisen. Sein Gezeter dagegen begründe Ittig mit den Verpflichtungen, die ihm bei der Investiturpredigt durch den Oberhofprediger Samuel Benedikt Carpzov mit auf den Weg gegeben worden seien. Hätte freilich Ittig die vielen guten Ratschläge, die ihm damals erteilt worden seien, sich zu Herzen genommen, wäre es um die Leipziger Diözese wesentlich besser bestellt. Dagegen maße er sich die Macht eines „infallibilis ephorus“122 eigenmächtig an, dabei habe er wahrscheinlich noch nicht einmal die Bekenntnisschriften ganz durchgelesen und sei auch in ‚theologia polemica‘ und ‚th. practica‘ nicht so bewandert, wie er vorgebe. Ittig eifere momentan dem vor hundert Jahren in Leipzig zu Zeiten des Kryptocalvinismus lehrenden Samuel Huber nach, der die ‚electio universalis‘ behauptete und keinen Gnadentermin zulassen wollte, da es eine allgemeine Gnadenzusage gebe. Huber hatte in Leipzig unter Studenten und Handwerkern solchen Tumult erregt, dass es sogar zu Mord und Totschlag gekommen sei. Ähnlich habe Ittig durch seine Bußpredigt den Plan einiger Studenten reifen lassen, bei Olearius und Rechenberg die Fenster einzuwerfen. (15) Ittig leugne, gegen die Kirchenordnung verstoßen zu haben, obwohl er von der Kanzel herab persönliche Beschwerden gegen Olearius und Rechenberg geäußert hatte. Er handle damit gegen die Weisungen des Apostel Paulus in 2 Tim 11, 19. 24 und ebenso gegen die Generalartikel der Kirchenordnung.123 Seinen dabei geäußerten Vorwurf, die ‚professores primarii‘124 hätten gegen die 122

UAL: Theol. Fak. 54, fol. 98v. Gemeint ist die Kirchenordnung von 1580: Kf. August v. Sachsen, [. . .] Ordnung/ Wie es in seiner Churf. G. Landen/ bey den Kirchen/ mit der lehr vnd Ceremonien/ deßgleichen in derselben beyden Uniuersiteten/ Consistorien/ Fürsten und Particular Schulen/ Visitation/ Synodis, vnd was solchem allem mehr anhanget/ gehalten werden sol. [. . .], Leipzig [1580], CCLXXXII–CCLXXXVII. 124 Rechenberg besaß die erste Stelle unter den Leipziger Theologieprofessoren nach dem 123

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin

reine Lehre geschrieben, müsse er erst einmal beweisen. Durch einen solchen Vorwurf offenbare er vielmehr seine persönliche Missgunst: „Anbey aber verräth er seinen Groll, den er gegen D. Rechenbergen hat, daß Ew. Königl. Majestät mich zum Professore primario allergnädigst gemachet, welches er lieber selbst seyn wollen. Allein der gute Mann möchte sich mit der fetten Praebende des Superintendenten Ambts begnügen lassen, u. lernen, wie er diesem wichtigen Ambte wol vorstehen möchte [. . .].“125

(16) An Ittigs christlicher und kollegialer Liebe lässt sich wegen seiner lieblosen Werke durchaus zweifeln. Dass sich Ittig darin auch nicht bessere, sei offenkundig geworden, als Rechenberg nach zweitägiger Reise am Bußtag wieder an das Leipziger Stadttor kam und bis zum Ende der aufrührerischen Predigt Ittigs nicht eingelassen wurde. Dass Rechenberg seinen „Deutlichen Vortrag“ während der Predigt in der Kirche verkaufen ließ, stellte dieser als eine infame Unterstellung hin. Denn er hatte am Bußtag lediglich ein Exemplar in Händen und es war mit der Verlegerin ein Verkauf am folgenden Samstag vereinbart. Die Personen, denen Rechenberg persönlich ein Exemplar zugeschickt hatte,126 hätten darin nichts Aufrührerisches entdecken können. Jedoch habe Ittig in seiner Predigt den Traktat von Böse und Rechenbergs „Vortrag“ durch seine Verfluchung „zum Instrument der Aufwieglung machen wollen“.127 Ittig würde jetzt wohl so erbittert kämpfen, weil er seine Fakultätskollegen am liebsten aus der Stadt vertreiben und selbst Professor primarius bzw. Senior werden möchte. Auch könne er seinen Hochmut unter dem Schein der Demut nicht mehr verbergen, da er sich Unfehlbarkeit anmaße und glaube, sein Status gelte mehr als der des Dekans. (17) Ittigs Vorwurf, es stünde seit dem Tod von Lehmann und Carpzov um die Leipziger Kirche jämmerlich und für die ‚rechte‘ Lehre gefahrvoll, müsse erst einmal nachgewiesen werden. An der Wiederholung der theologischen Wahrheiten vom ‚terminus peremptorius‘ könne es jedenfalls nicht liegen. Abschließend beschweren sich die Verfasser über Ittigs Forderungen und drehen nun den Spieß um. Sie fordern ihrerseits Widerruf von Ittig und öffentliche Genugtuung für seine ausgeteilten Beleidigungen. Seine Lästerungen, Zänkereien und Diffamierungen sollten ihm untersagt werden. Durch seinen unbegründeten Widerspruch untergrabe er auch die Autorität der Leipziger Fakultät, wie dies erst kürzlich aus Anlass der Abfassung eines Responsums für den Rat von Mühlhausen geschehen sei.128 Nur konsequent folgt letztlich die Aszendenzprinzip, Olearius nach dem Senioratsprinzip; über die hohe Bedeutung des Ranges in Universität und Fakultät vgl. oben Kapitel 3.2.1. und 3.8.2. 125 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 100 v. 126 Zusammen mit einem Brief schickte Rechenberg ein Exemplar des „Deutlichen Vortrags“ an Spener; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 234. 127 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 101v. 128 Vgl. UAL: Theol. Fak. 24, fol. 711r –712v (Nr. 251): Der Superintendent Johann Adolf

4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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gegen Ittig gerichtete Bitte von Olearius und Rechenberg, der Kurfürst möge ihnen einen anderen Beichtvater gestatten – einen, zu dem sie christliches Vertrauen hätten.129 Mit einem abschließenden Bekenntnis zum Frieden und zur reinen Lehre schließen sie das Schreiben. Den ganzen Text von Olearius und Rechenberg durchzieht als roter Faden der Vorwurf an den Gegner Ittig, sachlich und emotional nicht mehr Herr der Lage bzw. seiner Äußerungen zu sein. So wird häufig seine „Gemüths-Schwachheit“ betont (Punkt 2, 10, 17), sein Hochmut und Eigensinn bis hin zu kindischen Verhaltenmustern gerügt (Punkt 3), seine Böswilligkeit und Streitsucht beklagt (Punkt 5, 7, 14, 16), seine Sophisterei bloßgelegt (Punkt 8), schließlich wird ihm auch Unwissenheit und Inkompetenz vorgehalten (bei Punkt 2, 5, 8, 10, 12, 14). Das Oberkonsistorium reagierte am 16. August mit einem Reskript an das Leipziger Konsistorium, ordnete die Weitergabe der Beschwerde an Ittig sowie dessen Stellungnahme an und genehmigte den Wunsch nach dem Wechsel des Beichtvaters.130 Bereits sechs Tage später – ebenfalls am 16. August 1700 – sahen sich Olearius und Rechenberg genötigt, ihre Klage bei Kurfürst Friedrich August I. zu ergänzen.131 Am Sonntag zuvor (10. Dom. p. Trin. = 15. August) hatten in der NikoFrohnius (Datum der Anfrage: 18. August 1699) war in Streit mit dem neuen Prediger Eilmar geraten, der in Wittenberg promoviert wurde und „zum Ketzer- und Schwermer-machen sich vielleicht obligiret hat“ (fol. 711r). Frohnius hatte daraufhin Thesen gegen Eilmar zusammengestellt: fol. (713r) 714r –722r. Bei diesem Vorgang findet sich kein Responsenentwurf, weshalb es sich wohl nur um eine Privatanfrage des Superintendenten an den Dekan handelt. Die Reihe der 27 Thesen wird eröffnet mit dem Grundsatz von Frohnius: „Ohne Treibung der wahren bekehrung soll den Gottlosen der Trost des Evangeliums nicht gepredigt werden“ (fol. 714r), um sie nicht in falscher Sicherheit zu wiegen (biblische Stellen: Jes 1, 16–18; Jer 3, 12–14; Ez 18, 21. 32). – Der offi zielle Begutachtungsvorgang findet sich UAL: Theol. Fak. 27, fol. 151r –174r: darin: fol. 151r –152v: Originalanfrage des Stadtrates von Mühlhausen vom 18. Juni 1700 (praes. 30. Juni 1700) mit ‚Inserat‘; fol. 153r –157[.] r: Abschrift der Lehrsätze des Frohnius; fol. 158r: Dekan Olearius an die Professorenkollegen vom 9. 7. 1700; fol. 159r –164v: Abschrift der Lehrsätze des Frohnius; fol. 165r –174r: Abschrift des Responsums vom 9. 7. 1700 mit Approbations-Vermerk von Rechenberg; fol. 175r –180 v: Konzept des Responsums; fol. 180 v–181v: Einzelvoten des Professoriums mit Approbation Rechenbergs, Ablehnung Ittigs sowie ausführlichem Bedenken Seligmanns, der darin seine Friedensliebe bekundet. Der abschließende Vermerk hält fest: „Hoc responsum ob dissensum collegarum et intestinas lites in causa de termino gratiae revocatricis non potuit transmitti Mülhusium.“; fol. 182r/v, 183v: Schreiben von Seligmann an Olearius vom 17. Juli 1700; fol. 184r: Konzept des Absageschreibens von Olearius an den Mühlhausener Rat mit Hinweis auf die „grosse Unruhe und Verwirrung“ durch das nach Sorau abgegebene Responsum; fol. 185r/v: erneutes Schreiben des Johann Adolf Frohnius an die Leipziger Fakultät vom 25. 9. 1700 mit der Mitteilung, dass seine Thesen mittlerweile durch die Helmstedter Fakultät approbiert worden sind und ein danach in Auftrag gegebenes Wittenberger Responsum noch aussteht. Außerdem ersucht Frohnius den Dekan um Ausstellung des Responsums im eigenen Namen, also nicht mit Unterschrift und Siegel der Fakultät, sondern von Olearius. 129 Die Fakultät hatte erst kurz zuvor ein Responsum zu einem solchen Fall ausgehen lassen; vgl. UAL: Theol. Fak. 24, Nr. 243 (August 1699). 130 Dresden, HStA: 10088, Loc. 2061/2, Bl. 318dr/v. 131 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 105r –106v; vgl. dazu Hesse, Der terministische Streit . . ., 248– 251.

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4. Von den ersten akademischen Publikationen zum Gnadentermin

laikirche Ittig in der Frühpredigt und sein Diakon Weiß in der Vesperpredigt die Lehre vom ‚terminus peremptorius‘ erneut verworfen. Dabei wurden – nach eigenen Angaben – die beiden Beschwerdeführer erneut scharf attackiert. Grundlage und Anlass dieser erneuten Kanzelkritik war Rechenbergs „Epistola Ad Rosteuscherum“, in der die Disputation Samuel Schelwigs rezensiert wurde. Nicht nur wurde diese unter dem Namen von Rechenbergs Respondenten erschienene Schrift „mit höhnischen u. vielen anzüglichen Worten [. . .] lästerlich durchgezogen“, sondern darüber hinaus wurden auch Rechenberg und Olearius als derartig „falsche Lehrer“ bezeichnet, dass sich nicht sagen ließe, „ob sie nur partialiter oder gar totaliter verstocket wären“.132 Vor dem Hintergrund dieser ungeheuren Unterstellungen listen Rechenberg und Olearius nochmals die Vorwürfe gegen ihre Widersacher Ittig und Weiß auf. Diese beiden hätten durch ihr Verhalten gegen ihre eidlichen Verpflichtungen, gegen die Kirchenordnung, das Visitationsdekret sowie die Grundsätze christlicher Lehre verstoßen. Außerdem hätten sie Studenten und Bürgerschaft in der Buß- und Gnadenlehre verunsichert, ihre Kollegen (Rechenberg und Olearius) in Misskredit und die lutherische Gnadenlehre in Verruf gebracht. Damit hätten sie in der Kirche erhebliche Unruhe gestiftet und öffentlich eine Irrlehre vertreten. Der Katalog der Verfehlungen mündet in der inständigen Bitte, diesem Treiben Einhalt zu gebieten und sie (Rechenberg und Olearius) vor weiterer Verunglimpfung zu schützen und damit schließlich den Frieden in der Kirche zu bewahren. In Reaktion auf die Klagen von Olearius und Rechenberg erging am 23. August 1700 im Namen des Kurfürsten und mit Unterschrift des Gottfried Hermann von Beichlingen133 ein Reskript an das Leipziger Konsistorium.134 Darin wurde wiederholt, was bereits in dem Befehl vom 25. Juni verlautete: Das Konsistorium, dessen Leitung bei Ittig lag, wurde aufgefordert, weiterhin auch nach den zur Beschwerde gelangten Predigten am 10. Sonntag nach Trinitatis (15. August) über die Zurückhaltung beider Streitparteien in Ehrenkränkungen zu wachen. Insbesondere sollte eine Entscheidung des Streites aus Dresden abgewartet sowie Ittig und sein Diakon ermahnt werden, die Kontroverse nicht mehr von den Kanzeln herab weiter anzuheizen. Die hauptsächlich in Leipzig zu lokalisierenden Ereignisse am Beginn der hier geschilderten Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg fallen in die Zeit nach der Veröffentlichung von Rechenbergs deutscher Fassung seiner Disputation vom April 1700 – dem „Deutlichen Vortrag“ – und der Drucklegung von Ittigs Predigt, der eine schriftliche Apologie beigefügt war. Der Wechsel in der 132

UAL: Theol. Fak. 54, fol. 105v. Gottfried Hermann von Beichlingen (Beuchlingen; 1638–1704), Oberkonsistorialpräsident bis 1703. 134 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 107r –108r; Dresden, HStA: 10088, Loc. 2061/2, Bl. 318dv– 318er. 133

4.2. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

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Sprache (zuerst nur lateinisch, dann auch deutsch) und in den Textgattungen (zuerst nur Disputationsdrucke, dann auch Predigt- und Traktatdrucke) markiert deutlich die neue Qualität der Kontroverse. Sie weitete sich nun über den akademischen Rezipientenkreis und über den Kreis der Autoren, die einen biografischen Bezug zu Leipzig hatten, immer weiter aus.

5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät und ihr überregionales publizistisches Echo vom Herbst 1700 bis Frühjahr 1701 Mit der ersten Zäsur, die sich im Herbst 1700 ziehen lässt,1 muss man zugleich eine Auffächerung in der Kontroverse konstatieren. Für die Darstellung ist es nun nötig, die lokalen Schwerpunkte der Reihe (Leipzig – Wittenberg – Rostock) nach zu behandeln, obwohl dadurch der chronologische Faden nicht durchgängig beibehalten werden kann. Zunächst wird beim Blick auf Leipzig auch der universitätsinterne Schriftverkehr berücksichtigt, dann werden nacheinander zwei Streitschriftenensembles besprochen, die in Leipzig zu verorten sind. Der Beginn beider Ensembles liegt im Herbst 1700 und lässt sich sachlich an der Publikation von Rechenbergs „Erster Beylage“ und der Veranstaltung einer weiteren Disputation durch Rechenberg festmachen. Beide Streitschriftenwechsel dauern länger als die zunächst geschilderten Vorgänge um die universitätsinterne Auseinandersetzung. Sie sind ihr in der Darstellung deshalb nachgeordnet.

5.1. Die Fortsetzung der Kontroverse in Leipzig vom Herbst 1700 bis Frühjahr 1701 anhand des inneruniversitären Schriftverkehrs Während sich die Publikationstermine von Rechenbergs „Erster Beylage“ und einer Reihe von weiteren Drucken, die im Laufe des letzten Drittels des Jahres 1700 erschienen sind, nicht genau bestimmen lassen, können die an der Universität Leipzig ausgetragenen, internen Äußerungen der folgenden Monate, die sich handschriftlich in der universitären Überlieferung erhalten haben, wieder ziemlich genau rekonstruiert werden. Diese Quellen erlauben einen Blick hinter das, was in den Druckschriften vor der Öffentlichkeit entfaltet worden ist. Am 9. Oktober 1700 wandte sich Ittig erneut an Kurfürst Friedrich August I. 2 In seinem Schreiben attackierte er hauptsächlich den Dekan Olearius und warf ihm Amtsmissbrauch vor. Olearius hätte die Eidesformeln der theolo1 2

So schon in der Wahrnehmung des Olearius verbürgt; vgl. UAL: Rep. I/IV/006, fol. 9r. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 111r –114v.

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

gischen Fakultät verfälscht,3 vor allem aber in den von ihm als Dekan verantworteten Responsen den Chiliasmus, andere schwärmerische Lehren und besonders den Terminismus gebilligt. Er würde neben Rechenberg hartnäckig an seiner fehlerhaften Lehre festhalten und sogar versuchen, anhand Mt 25, 28 f. die Lehre vom ‚terminus peremptorius‘ in seinem privatim abgehaltenen Kollegium zu verteidigen. Außerdem habe er seine Kompetenzen als Zensor zweimal überschritten. Erstens, als er Ittigs Schrift, die von der Wittenberger Fakultät approbiert wurde und vom Verleger im Leipziger Messekatalog angezeigt war, schroff ausgestrichen habe. 4 Zweitens, als er die Titelanzeige von Hannekens und Neumanns Schriften 5 „bey gleicher Gelegenheit mit Händen zerrißen und mit Füßen getreten“ habe. 6 Dagegen seien Rechenbergs „Deutlicher Vortrag“ und sogar eine Schrift Gottfried Arnolds im Katalog stehen geblieben.7 Konkret wirft Ittig dem Dekan vor dem Hintergrund solcher Geschehnisse Folgendes vor: Zunächst sei Olearius Richter in eigener Sache gewesen, außerdem habe er versucht, Ittig und andere Theologen dadurch herabzusetzen, dass er ihnen den Status der Augsburger Konfessionsverwandten abgesprochen hätte. Außerdem habe er die Leipziger Universität blamiert, indem sich der Ruf verfestigt, hier würden Schwärmereien gelehrt werden. Dies habe sich insbesondere schon am Rückgang der Studentenzahlen bemerkbar gemacht. Einzelne Obrigkeiten – wie der Superintendent der Grafschaft Waldenburg (Johann Gottlob Stolze) und Graf Balthasar Erdmannn von Promnitz8 – hätten bereits ihren Untertanenkindern verboten, solche zweifelhaften Lehrer zu hören oder gar die Universität Leipzig überhaupt zu besuchen. Deshalb erbat Ittig nachdrücklich, es möge dem Dekan Olearius solches Verhalten verboten und die wahre evangelische Lehre gerettet werden. Dieses Beschwerdeschreiben stand am Anfang eines neuen Schriftenwechsels, der nur am handschriftlichen Bestand nachvollzogen werden kann. Die erste Folge von Ittigs Beschwerdebrief war ein Reskript aus Dresden, das auf 3 Dies war ein wichtiger Teilvorwurf, den Ittig gegenüber Olearius mehrfach wiederholt hat. Es handelte sich um die Modifizierung des Promotions- und Professoreneides; vgl. insgesamt Hesse, Der terministische Streit . . ., 218–222. 4 Verteidigung Der Evangelischen Lehre . . . ; eine Ausgabe wurde in Wittenberg gedruckt. 5 Gründliche Untersuchung . . . ; Neumann, Daß Dem beharrlich-verstockten Sünder . . . ; beide haben außerdem am 11. und 12. Oktober 1700 mit Disputationen, die beide auch gedruckt wurden, zur Debatte beigetragen; vgl. Hanneken-Teuerlein, Ductus veritatis . . . ; Neumann-Avenarius, De statu controversiae . . . . Letztere können aber aufgrund der Datierung des vorliegenden Schriftstückes nicht gemeint sein. 6 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 112r. 7 Es handelt sich um: Gottfried Arnold, Erklärung/ Vom gemeinen Sektenwesen [. . .], Leipzig 1700. 8 Superintendent in Waldenburg war seit 1694 Johann Gottlob Stolze; vgl. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch . . . 1, 664; 2, 912. Der Sorauer Chronist berichtet von dieser Maßnahme nichts; vgl. Magnus, Historische Beschreibung . . .

5.1. Die Fortsetzung der Kontroverse in Leipzig

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den 15. Oktober 1700 datiert, von Gottfried Hermann von Beichlingen unterschrieben und an den Rektor der Universität Leipzig adressiert war. Es beinhaltete die Aufforderung, Ittigs Beschwerde über die Amtsführung des Dekans Olearius zur Stellungnahme an den Beschuldigten weiterzuleiten.9 Das Rektorat reagierte auf dieses Ansuchen mit einem Schreiben vom 21. Oktober 1700, das Olearius tags darauf in Händen hielt.10 Bereits wenige Tage später – am 25. Oktober 1700 – hatte Olearius seine Antwort verfasst und an den für das Wintersemester neu gewählten Rektor geschickt.11 Dieser konnte am 26. Oktober lesen, in welchem Maße sich der Senior und Dekan der Theologischen Fakultät ungerechtfertigten Angriffen ausgesetzt sah. Die in Ittigs Beschwerde formulierten Hauptvorwürfe gegen ihn erachtete Olearius bereits in seinem Bericht an den Landesherrn vom 10. Juli als entkräftet.12 Seither wärme sein Kontrahent seine Beleidigungen immer wieder auf, dagegen habe er auf sachlicher Ebene nichts Neues beizutragen gehabt. Zum Streitmodus führt er stoisch aus: „Könnte mich sonsten wohl des juris retorsionis gebrauchen und ihn wiederum mit gleicher Müntze bezahlen, Pelagianismi, Huberianismi, Antinomismi, auch guten Theils Origenianismi und anderer höchstgefährlichen Schwärmereyen, ja eines perjurii beschuldigen, wenn ich nicht lieber dem Exempel Christi folgen wollte, welcher nicht wiederschalt, da er gescholten wurde.“13

Ittigs Kritik am Terminismus als „eine[r] verzweiffelte[n] gottlose[n] und neu erdichtete[n] Lehre“14 spricht er die sachliche Grundlage ab und verweist dazu auf die von Rechenberg publizierten Schriften. Beim Kritikpunkt, er hätte in seinem Kollegium anhand von Mt 25, 28 ff. die terministische Lehre vertreten, reagiert er süffisant, Ittig müsse schon genau sagen, welches Kollegium er meine, da er (Olearius) schließlich im Unterschied zu Ittig täglich mehrere Kollegien halte. Sachlich sei sein Vorgehen jedoch nicht unangemessen gewesen, da immerhin Hülsemann – mit dem sich Ittig kaum messen könne – in seinem Breviarium15 an genau diesem biblischen Locus die Lehre vom ‚terminus gratiae revocatricis‘ dargelegt hatte. Auch in Bezug auf die Kriterien, die er bei der Zensur des Leipziger Messekatalogs bezüglich der Schriften von Ittig, Rechenberg und Gottfried Arnold angelegt hatte, lässt sich Olearius durch Ittigs Vor9

UAL: Theol. Fak. 54, fol. 110r/v; Rep. I/IV/006, fol. 1r/v. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 109r (Abschrift des Universitätsaktuars Christoph Scheffler mit Eingangsvermerk vom 22. Oktober 1700); Rep. I/IV/006, fol. 2r. 11 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 115r –120 v (Abschrift); Entwurf: fol. 121r –123v (mit zahlreichen Textzusätzen am Rand). 12 Wahrscheinlich bezieht er sich auf das gemeinsam mit Rechenberg unterzeichnete Dokument vom 10. August 1700; UAL: Theol. Fak. 54, fol. 87r –104v. 13 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 116r. 14 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 116r. 15 Johann Adam Scherzer, Breviarium Theologicum Hulsemannianum [. . .], Leipzig 1687, 942–945. 10

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

würfe nicht irritieren. Bei Rechenbergs „Deutlichem Vortrag“ gehe es nur um eine nüchterne Darlegung der Lehre, die nicht mit unsachlichen Bemerkungen versehen sei. Unter den zur Zensur vom Verleger vorgelegen Zetteln mit den Buchtiteln seien die offenbar verspätet gemeldeten Titel von Ittig, Neumann und Hanneken nicht dabei gewesen. Arnolds Schrift habe möglicherweise schon im Frankfurter Katalog gestanden, der ihm diesmal nicht vom Verleger vorgelegt worden war, und von dort übernommen worden. Er könne allerdings als Zensor auch an den vorgelegten Titeln nicht den Inhalt jeder Schrift beurteilen. Dies sei ein Problem der gängigen Zensur, über das auch schon seine Vorgänger geklagt hätten. Die übrigen Unterstellungen Ittigs in Bezug auf die Bücherzensur weist Olearius als nicht haltbar zurück. Er attestiert Ittig ein gestörtes Verhältnis zur Wahrheit und zur Obrigkeit, deren Entscheidung er sich nicht fügen wolle, da er immer neue, grundlose Anklagen erhebe. Ittig sei außerdem bisher den Beweis dafür schuldig geblieben, dass Olearius in eigener Sache Richter gewesen sei, dass er nicht zu den Augsburgischen Konfessionsverwandten gehöre, und, dass er die Universität blamiere und deshalb die Studentenzahlen rückläufig seien. Zunächst erkenne er (Olearius) die richterliche Kompetenz des Landesherrn uneingeschränkt an und habe lediglich als Dekan von seinem Zensurrecht Gebrauch gemacht. Das Kriterium der Orthodoxie sei außerdem nicht für die Zensur des Messekatalogs Ausschlag gebend, denn wie könnten sonst die Schriften römisch-katholischer oder reformierter Theologen darin aufgeführt sein. Von einem wegen angeblich schwärmerischer Lehren befürchteten Rückgang der Studentenzahlen an der Leipziger Universität könne überhaupt nicht die Rede sein. Die Hörer seiner ‚collegia publica‘ und ‚collegia privata‘ würden im Gegenteil mehr werden, in den ‚lectiones publicae‘ könne man sogar über 600 Studenten zählen und im Sommersemester 1700 hätten sich nach Ausweis der Matrikel ca. 400 neue Studenten immatrikuliert.16 Die Verbote in Waldenburg und Sorau gingen auf die Beeinflussungen durch die dortigen Superintendenten zurück. Die Studenten würden vielmehr nicht weiter in Ittigs Predigten und ‚lectiones publicae‘ – ‚collegia privata‘ halte er schließlich keine – gehen wollen, da sie dort ständig seine Attacken gegen die Fakultätskollegen und Beichtkinder zu hören bekämen. Somit sei zu befürchten, dass Landesherren in Zukunft ihren Kindern verbieten würden, nach Leipzig zum Studium zu kommen, wenn dort derartig polemisiert werde. Unrühmliches Vorbild dafür sei, dass „vor etlichen Jahren, ein großer Potentat in Deutschland 16 Unter dem Rektorat des Valentin Friderici im Sommersemester 1700 384 Studenten; vgl. MUL 2, LIX. Im mehrjährigen Durchschnitt ist die Studentenzahl konstant bzw. leicht sinkend; vgl. MUL 2, XXXI. Die Zahlen bei Fritz Eulenburg, Die Frequenz der deutschen Universitäten von ihrer Gründung bis zur Gegenwart: Photomechanischer Nachdruck der Ausgabe von 1904. Mit einem Nachwort von Elisabeth Lea und Gerald Wiemers, Berlin 1994, 294, sind weniger aussagekräftig als die Angaben in der gedruckten Matrikel, da sie nur den Zahlenwert der jährlichen Einschreibungen wiedergeben.

5.1. Die Fortsetzung der Kontroverse in Leipzig

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allen seinen Unterthanen ihre studirende Kinder nach Wittenberg zuschicken aufs schärffste verbothen“ habe.17 Beim neuesten Messekatalog sei er so verfahren, dass er zur Verhütung weiterer Querelen nicht nur Ittigs, Neumanns und Hannekens Schriften, sondern auch Rechenbergs „Erste Beylage“ aus dem Messekatalog gestrichen habe, damit sich keine Seite über eine Zurücksetzung beschweren könnte. Auf der Grundlage dieser Ausführungen erbat Olearius, dass zukünftig Ittig bei Strafe verboten werde, sich derart gehässig in der Öffentlichkeit über ihn zu äußern. Am 26. Oktober 1700 antwortete der Rektor, Gottlob Friedrich Seligmann, „in höchster Eil“ dem Dekan Olearius.18 Es handelt sich dabei offenbar um eine vertrauliche Stellungnahme zu dem Schriftsatz des Olearius vom 25. Oktober. Seligmann rät anhand einzelner Beispiele zu einer milderen Diktion, die auch tatsächlich berücksichtigt wurde und anhand von einem Dutzend Korrekturen im Text des Olearius nachweisbar sind.19 Die Rechtfertigungsschrift des Olearius wurde vom Rektor am 30. Oktober 1700 nach Dresden übermittelt. 20 Am 3. November 1700 beschwerte sich – in Umkehrung der durch Ittig gegen ihn gerichteten Vorwürfe, sein Zensuramt nicht korrekt ausgeübt zu haben – nun der Dekan Olearius beim Landesherrn schriftlich 21 und zeigte an, dass der Verlag Grossische Erben es versäumt hatte, ihm als Dekan und Zensor zur eben vergangenen Michaelismesse den Frankfurter Bücherkatalog und den Traktat des Leipziger Diakons Weiß vorzulegen.22 Diese Sonderbehandlung habe böse Konsequenzen, denn aus dem Frankfurter Katalog wären sonst mehrere Bücher nicht übernommen worden und der Traktat von Weiß habe wieder von Neuem und mit größerer Verbitterung zur Belebung des Streits um den Terminismus Anlass gegeben. Der Kurfürst wird deshalb von Olearius nachdrücklich gebeten, dem Verlag Grossische Erben derartige Eigenwilligkeiten zu untersagen und ihm in Zukunft nachdrücklich zu verordnen, dem Dekan der theologischen Fakultät zur Oster- und Michaelismesse sowohl den Frankfurter Bücherkatalog als auch Titelblätter sonstiger theologischer Bücher zur Zensur vorzulegen. Unterdessen hatten am 24. Oktober 1700 die Wittenberger Theologieprofessoren Philipp Ludwig Hanneken und Johann Georg Neumann an Kurfürst Friedrich August I. eine Klageschrift geschickt. 23 Ihre Klage gegen Olearius 17 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 119 v. Anspielung auf das kurbrandenburgische Verbot von 1662; vgl. UUW 2, 180 (Nr. 757). 18 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 124r/v. 19 Für „Lästerungen“ ist mehrfach der mildere Ausdruck „Schmähungen“ verwendet, anstelle von „groben injurien“ steht nun „harte injurien“, der Ausdruck „Ittigs unverschämtes Beginnen“ (mit den Klagen vor dem Landesherrn) ist korrigiert in „Ittigs unbedachtsames Beginnen“ usw. 20 UAL: Rep. I/IV/006, fol. 3r. 21 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 126r/v. 22 Weiss, Schrifftmäßige Untersuchung . . . . 23 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 129r –130 v (Abschrift).

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

stützt sich auf Informationen aus zweiter Hand, die ihnen vermutlich von Ittig zugetragen wurden. Demnach habe Olearius als Zensor für die Michaelismesse die Titel von Schriften der beiden Wittenberger Professoren ausgemustert und in Gegenwart des Boten „aus Zorn in Stücken zer|rißen“, 24 wodurch er den Eindruck vermittelte, ihre Lehre sei irrig. Am Verfahren sei die persönliche Willkür des Zensors ablesbar. Dieser habe somit gegen den landesherrlichen Willen gehandelt und unterdrücke „unsere gerechte Sache von der bis ans Ende währenden Gnaden Zeit“.25 Der Kurfürst wird daher gebeten, derartige Verhaltensweisen des Zensors zu monieren. Diese Klage wurde von Gottfried Hermann von Beichlingen aus Dresden am 27. Oktober 1700 der Universität Leipzig auf dem Dienstweg kommuniziert. 26 Durch den Universitätsaktuar Christoph Scheffler wurde das Aktenbündel am 4. November 1700 an Olearius weitergeleitet, der es tags darauf erhielt und zur Stellungnahme gegenüber der Universitätsleitung aufgefordert wurde.27 Der Wortlaut der Antwort des Olearius ist in den Leipziger Aktenbeständen nicht enthalten, jedoch ist auch hier wieder eine interne Stellungnahme, die Olearius von Seligmann zu seinem Text offenbar erbeten hatte, überliefert.28 Seligmann gibt auch darin wieder Einblick in seine mäßigende Position, er lobt den Entwurf des Olearius als insgesamt „sehr moderat“ und rät nur zu etwas Milderung im Ausdruck. 29 Am 26. Dezember 1700 übersandte Ittig eine neu publizierte Schrift30 an den Landesherrn und empfahl sie in seinem Begleitschreiben31 als weiteren Erweis der Richtigkeit von der Lehre der allen Sündern bis an den Tod offen stehenden Gnadentüre. Zugleich entschuldigt er die Verspätung der Auslieferung des Druckes und die zahlreich in ihm enthaltenen Druckfehler, die sich aus dem Umstand ergeben haben, dass das Werk außerhalb Leipzigs gedruckt werden musste. In diesem Zusammenhang warf er seinen Widersachern Olearius und Rechenberg vor, seine Publikationen in Leipziger Druckereien bzw. Verlagen zu verhindern und darüber hinaus sogar zu unterbinden, dass er die Titel seiner neuen Schriften im Leipziger Messekatalog zur Anzeige bringen könne. Außerdem würde Rechenberg ihm gerade den Umstand des auswärtigen Drucks seiner Schriften zum Vorwurf machen.32 Daher richtete er die Bitte an den Kur24

UAL: Theol. Fak. 54, fol. 129r/v. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 130r. 26 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 128r/v (Abschrift). 27 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 127r. 28 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 131r/v. 29 Den Diakon Weiß will Seligmann wegen seines Status als Mitglied des geistlichen Ministeriums nicht als „jungen Menschen“, sondern lieber als „jungen Mann“ bezeichnet wissen; vgl. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 131r. 30 Vermutlich: Thomas Ittig, Antwort auff Rechenbergs Erste Beylage . . . , die zur Jahreswende 1700/01 gedruckt wurde. 31 UAL: Rep. I/IV/006, fol. 5r –6r (Abschrift mit dem Präsentationsvermerk vom 30. Dezember 1700, Anlage zum Schreiben aus Dresden an die Universität Leipzig). 32 Vgl. Rechenberg, Erste Beylage . . . , 9. 25

5.1. Die Fortsetzung der Kontroverse in Leipzig

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fürsten, er möge die Zensur seiner Schriften durch den professor theologiae quartus (Seligmann) gestatten und damit auch eine Drucklegung vor Ort in Leipzig ermöglichen. Mit Datum vom 7. Januar 1701 wurde ein kurfürstlicher Befehl, der die Unterschrift des Dr. Johann Georg Börner trug, an die Universität gerichtet,33 worin um Klärung der als berechtigt angesehenen Klage Ittigs ersucht wurde. Seligmann sowie Olearius und Rechenberg wurden über den kurfürstlichen Willen am 18. Januar 1701 informiert.34 Am 29. Januar 1701 schrieb Olearius an den Prorektor35 und legte den Sachverhalt aus seiner Perspektive erneut dar.36 Ittig hätte ihm niemals Schriften zur Zensur vorgelegt, deren Drucklegung er folglich auch nicht hätte verhindern können. Außerdem hätte sich der Druck ebenso wenig vereiteln lassen wie der in der Brandenburgerschen Offizin durchgeführte Druck der „Praelectiones publicae“, die in der Universität und der Leipziger Kirche ein großes Ärgernis hervorgerufen hätten. Auch gab er seiner Skepsis Ausdruck, ob Seligmann sich tatsächlich die Zensur der Schriften Ittigs aufladen wolle. Dies würde nicht nur gegen das Herkommen sprechen, sondern weitere Unordnung bringen, wenn außer dem Dekan auch andere Theologieprofessoren ihre Kollegen zensieren würden. Zur Beruhigung des Streits regte er deshalb an, dass nach dem Vorbild der kurfürstlichen Verbote für die Wittenberger in den Synkretistischen Streitigkeiten auch in diesem Fall das „Schrifftwechseln durch ein scharffes Edict verbothen“37 werden und die Entscheidung an anderer Stelle fallen solle. Flankierend dazu hatte Rechenberg schon tags zuvor, am 28. Januar 1701, ein Schreiben 38 an den amtierenden Rektor Seligmann 39 gerichtet und darin energisch die Vorwürfe Ittigs bestritten. Er verband dies mit der Aufforderung, dass dem Landesherrn die Verbreitung von derartigen Unwahrheiten durch Ittig zur Kenntnis gebracht und dieser von höchster Stelle abgemahnt werde. Die Antworten von Olearius und Rechenberg wurden am 4. Februar – innerhalb Monatsfrist seit dem Reskript aus Dresden – vom Prorektor an Kurfürst

33 34

UAL: Rep. I/IV/006, fol. 4r/v (mit dem Präsentationsvermerk 16. Januar 1701). UAL: Rep. I/IV/006, fol. 7r (Ausfertigung des Universitätsaktuars Christoph Scheff-

ler). 35 Dies war entweder der Vorgänger oder der Nachfolger des amtierenden Rektors, d. h. entweder der Hebräischprofessor Valentin Friderici oder der Logik- und Metaphysikprofessor Johann Gottlieb Hardt. 36 UAL: Rep. I/IV/006, fol. 8r –9 v (mit Präsentationsvermerk vom selben Tag). 37 UAL: Rep. I/IV/006, fol. 9r. 38 UAL: Rep. I/IV/006, fol. 10r (mit dem Präsentationsvermerk vom 1. Februar 1701). 39 Dieser war natürlich bestens informiert, da um ihn ja die „Werbungen“ der Streitfraktionen liefen, dennoch wurde pro forma/formell der Streitschriftenwechsel auf dem Dienstweg weiter betrieben.

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

Friedrich August I. geschickt.40 Aus dem Begleitschreiben41 geht hervor, dass außer den Antworten von Olearius und Rechenberg sich auch Seligmann zur Sache geäußert und – offenbar gegen die Erwartung des Dekans Olearius – seine Bereitschaft zur Zensur der Schriften Ittigs erklärt hatte. Im Laufe des Februar beschwerte Ittig sich offenbar erneut in Dresden über seinen Dekan, was aus einem Schreiben des Oberkonsistoriums mit der Unterschrift Beichlingens an die Universität vom 2. März 1701 hervorgeht. 42 Demnach schloss Olearius seinen Kollegen Ittig nun systematisch von den Entscheidungsprozessen innerhalb der Fakultät aus. Konkret hatte Ittig keine Kenntnis über eine bestimmte Gutachtenanfrage erhalten, 43 den Responsenentwurf des Dekans nicht zu Gesicht bekommen und war auch nicht, wie üblich, um ein Votum ersucht worden. Der Rektor ließ diese Klage an den beschuldigten Dekan der Theologischen Fakultät am 8. März 1701 durch den Universitätsaktuar weiterleiten,44 worauf dieser am 12. März dem noch bis Semesterende amtierenden Rektor wiederum antwortete. 45 Olearius stellte darin richtig, dass er niemals die Absicht gehegt hatte, Ittig von den Gutachtenentscheidungen vorsätzlich auszuschließen. Im konkreten Fall aber habe sein Amanuensis Philipp Friedrich Müller46 das Aktenbündel zuerst zu Seligmann als Rektor bringen müssen, der es durch seinen Famulus an Rechenberg als Primarius der Fakultät bringen ließ. Dieser hatte nun wegen der seiner Meinung nach zweifelhaften Intention der Anfrage, die einen Missbrauch des Responsums erwarten ließ, das Aktenbündel direkt an ihn (Olearius) als Dekan zurückgeschickt, anstatt es regulär an Ittig zu weiterzuleiten. Er habe dann entschieden, Ittig bei seinem vielen Verpflichtungen nicht weiter damit zu belästigen. Den Vorwurf Ittigs, er hätte dies vorsätzlich unterlassen, weist Olearius mit Nachdruck zurück. Diese Stellungnahme des Dekans der Theologischen Fakultät leitete der Rektor am 19. März 1701 wiederum an das Oberkonsistorium weiter.47 40 Offenbar auf dieser Basis entstand ein ausführlicher Bericht des Oberkonsistorialpräsidenten Beichlingen an den Kurfürst, der auf den 4. Februar 1701 datiert ist und die jüngsten Geschehnisse ausgehend von der Entwicklung in Sorau darstellt; vgl. Dresden, HStA: 10024 (Geheimer Rat/Geheimes Archiv), Loc. 9459/1. 41 UAL: Rep. I/IV/006, fol. 11r. 42 UAL: Rep. I/IV/006, fol. 12r/v (Abschrift; Präsentationsvermerk vom 6. März 1701). 43 Es handelte sich um die Anfrage des Dompredigers aus Halberstadt, Johann Konrad Schneider, eines Gegners der Pietisten, die bereits am 3. Dezember 1700 eingegangen war. Das Responsum war am 6. Dezember 1700 erstellt worden; vgl. UAL: Theol. Fak. 8, pag. 13. Theol. Fak. 28, fol. 10r –11v: Anfrage; fol. 12r –14v: Responsum; fol. 15r/v: Einholung von Professorenvoten durch den Dekan am 6.12. mit Adresse an den Rektor (Seligmann). 44 UAL: Rep. I/IV/006, fol. 16r. 45 UAL: Rep. I/IV/006, fol. 13r –14v. 46 Philipp Friedrich Müller aus Leipzig, immatrikuliert im Sommer 1695 (MUL 2, 304). Müller trat bereits als Vertrauter des Olearius in Erscheinung als er 1698 in dessen Namen die offizielle Abbitte des Reineccius entgegennahm; vgl. oben Kapitel 3.2.1. 47 UAL: Rep. I/IV/006, fol. 15r.

5.2. Das publizistische Echo auf Rechenbergs Veröffentlichungen vom Herbst 1700 157

An dieser Stelle bricht die universitätsinterne Überlieferung vorerst ab. Dies gestattet nun, mit dem Wissen um die Vorwürfe aus dem persönlichen Schriftverkehr in Leipzig, den Blick nochmals zurückzulenken und den Verlauf zweier Streitschriftenensembles, die durch Rechenbergs Publikationen („Erste Beylage“ und Dissertation „De statu induratorum“) ins Rollen gebracht wurden, zu verfolgen.

5.2. Das publizistische Echo auf Rechenbergs Veröffentlichungen vom Herbst 1700 War die Predigt, die Ittig am 25. April 1700 gehalten hatte, die Reaktion auf die Veröffentlichung des „Deutlichen Vortrages“, so reagierte Rechenberg auf die Publikation der Predigt, der eine „Verteidigung der evangelischen Lehre“ beigefügt war, im Herbst mit seiner „Ersten Beylage“ zum „Deutlichen Vortrag“. 48 Hierin beschwerte sich Rechenberg über Ittig, den „ich für meinen treuen Freund über 30 Jahr her gehalten/ und wie GOtt sein Zeuge ist/ auffrichtig geliebet“.49 Dieser habe mehrfach von der Kanzel herab seine Disputation vom April attackiert, obwohl seine Hörerschaft weder von deren lateinischem Text noch auch von Böses Traktat Kenntnis gehabt hatte. Zugleich habe er den amtierenden Dekan (Olearius) als Zensor angegriffen und eine große Religionsgefahr heraufbeschworen. Zum Streitthema wiederholte Rechenberg gegen Ittigs „Verteidigung“ seinen Standpunkt, wonach den ganz verstockten Sündern die Gnadentür nicht bis zum Lebensende offen steht. Rechenberg wehrte sich in der „Erste[n] Beilage“ gegen den dogmatischen Vorwurf, der Terminismus sei nicht orthodox, und gegen den pastoralen Vorwurf, der Terminismus sei nicht tröstlich. Deshalb wolle er den Ursprung des Streits und die Richtigkeit dieser Lehre aus der Bibel und der FC erweisen. Den Ursprung50 habe diese Lehre bei dem Sorauer Diakon Böse, dessen seelsorgerlicher Eifer vor Ort zu Anfeindungen führte. Entladen hätten sich diese Anfeindungen an seinem Büchlein, in dem dieser den juristischen ‚terminus peremptorius‘ gebraucht habe, den viele nicht recht verstanden und einige so aufgefasst hätten, dass damit die Zeit gemeint sei, die ‚ex absoluto Dei decreto‘, aus Gottes unbedingtem Ratschluss, gesetzt worden sei. Er rekapitulierte dann die Haltungen des ersten Leipziger Gutachtens sowie die beiden Voten aus Wittenberg und Rostock. Daraufhin wurde das zweite Leipziger Gutachten eingeholt, auf das er ausführlicher eingeht.51 Nachdem Böse dieses Gutachten erhalten und 48 Als Textbeigabe mit abgedruckt ist das Leipziger Gutachten vom 20. Dezember 1699; vgl. Rechenberg, Erste Beylage . . . , 3–7. 49 Rechenberg, Erste Beylage . . . , 8. 50 Die folgende Passage findet sich a.a.O., 2–10. 51 Es ist in hier auch erstmals im Druck publiziert worden; vgl. a.a.O., 3–7.

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

es seiner Obrigkeit vorgelegt hatte, habe diese es umgehend an die Wittenberger Fakultät zur Beurteilung geschickt. Die Wittenberger hätten dann ohne Absprache mit Leipzig ein kritisches Votum verfasst. Als dann in Wittenberg auch noch eine Disputation zum Thema abgehalten wurde, habe er in Reaktion darauf in Leipzig auch eine Disputation veranstaltet, in der er aber absichtlich vermieden hatte, die Stimmung weiter anzuheizen. Daraufhin habe sich dann Ittig eingemischt, wobei Rechenberg über diesen Vorgang seine menschliche Enttäuschung zum Ausdruck bringt: „Aber es ist ein Mann unter uns/ dem es niemandt zugetraut/ und den ich für meinen treuen Freund über 30 Jahr her gehalten/ und wie GOtt mein Zeuge ist/ auffrichtig geliebet/ auffgestanden/ der meine obgedachte Disputation zu unterschiedlichen | mahlen/ auff der Cantzel/ für dem gemeinen Volck/ das nichts von der lateinischen Disputation wissen/ und also auch kein Aergerniß nehmen kunte/ zumahl aus M. Bösens Büchlein demselben unbekandt war/ mit grosser Heftigkeit angegriffen/ und so wohl mich/ als auch den Herrn Decanum, der solche censirt und approbirt/ mit anzüglichen Worten tractirt/ und die Leute bereden wollen/ als wenn grosse Religions=Gefahr vorhanden.“52

Den Angriffen Ittigs habe sich dann auch noch sein jüngster Diakon Weiß53 angeschlossen, der nicht lange zuvor noch Rechenbergs Schüler gewesen war. Weiß habe sich damit „auch als ein neuer Orthodoxus Theologus vor der Zeit signalisiren wollen.“ Unter Bezug auf seine deutsche Veröffentlichung („Deutlicher Vortrag“), in der die Wahrheit dargelegt sei, habe Weiß dann zwei Schriften an auswärtigem Ort und ohne Zensur eines verständigen Theologen publiziert. Im weiteren Textverlauf setzt sich Rechenberg in der „Ersten Beylage“ dann hauptsächlich mit der Verteidigung Ittigs auseinander, die er auch methodisch für unzureichend hält.54 Er demontiert die Autorität Ittigs als Inhaber eines leitenden Kirchenamtes und schreibt: „Hier stehen nun fünff Theologi [es wurden zuvor genannt und zitiert: Hülsemann, Geier, Carpzov, Paul Laurentius, Pfeiffer], und unter denen zwey fürtreffliche zu Leipzig/ weiland gewesenen hochverdienten Superintendenten Worte und Meynung/ daß den verstockten Sündern noch in diesem Leben vor ihren Tode die Gnaden=Thüre verschlossen werde. Nun frage ich alle auffrichtige und verständige Leser/ ob sie lieber dieser seel. Männer Göttl. Lehre; aus heil. Schrifft genommen; oder des neuen Herrn Superintendenten neuen Lehre/ daß allen auch gantz verstockten Sündern die 52

A.a.O., 9. Es handelt sich hier sehr wahrscheinlich um die Nachmittagspredigt, die Weiß am 25. April – also noch am selben Tag, an dem Ittig gepredigt hatte – in der Nikolaikirche gehalten hatte. 54 „Aber so geht’s bund untereinander/ bald wird etwas aus meiner Disputation, bald aus dem teutschen Vortrag/ bald aus der lateinischen Epistel an Hrn. Rosteuschern angezwackt/ oder verkehrt; daß ich versichert bin/ wer meine Schrifften hiervon nicht mit Fleiß gelesen und ein judicium discretivum hat/ sich in seine Vertheidigung nicht finden wird.“; Rechenberg, Erste Beylage . . . , 10, zu Ittigs Verteidigung: ebd., 10–45. 53

5.2. Das publizistische Echo auf Rechenbergs Veröffentlichungen vom Herbst 1700 159

Gnaden=Thür biß an ihr Lebens=Ende offen stehe/ beypflichten wollen? Weil man ja im gemeinen Leben offt auff menschliche Autorität mehr zu sehen pflegt/ als auff göttliche/ also daß es manchmahl heist: Der Hr. Superintendent hats gesagt/ so muß es ja wahr seyn. Nun haben zwey unvergleichliche Leipzigische Theologi und Superintendenten gelehrt/ daß die Gnade GOttes den halßstarrigen und verstockten Sünder vor ihren Lebens=Ende/ aus GOttes gerechtem Gericht gantz entzogen werde/ so muß es ja wahr seyn. Ach freylich ist es eine Göttliche Wahrheit/ die nunmehr von etlichen Neulingen zu grossem Aergernüß öffentlich angefochten wird/ und zwar unter dem scheinbarn praetext, es möchte etwan sonst ein Mensch verzweiffeln/ wenn man die Barmhertzigkeit GOttes nicht auch auff alle verstockte Sünder biß an ihr Lebens=Ende mit extendiren wolte.“55

Am Ende der „Ersten Beylage“ setzt sich Rechenberg noch mit den Qualitäten Ittigs als Patristiker auseinander und weist ihm Fehler in einer Publikation nach.56 Ittig reagierte auf diese Publikation Rechenbergs mit der „Antwort auff Rechenbergs Erste Beylage“, der er das erste Leipziger Gutachten im Wortlaut beifügte.57 Er verband dies mit der Aussage, dass Rechenberg fälschlich behaupten würde, dieses Gutachten habe die Thesen in Böses Traktat trotz nomenklatorischer Einschränkungen grundsätzlich gebilligt. Für seine Argumente stützte er sich inhaltlich auf die bereits vorliegenden Äußerungen der Wittenberger Theologen Neumann und Hanneken sowie anderer. Es dauerte nach dem Erscheinen von Ittigs „Antwort auff Rechenbergs Erste Beylage“ um die Jahreswende 1700/01 nur wenige Tage, bis dieser seine „Vierdte Beylage“ gegen den Leipziger Kollegen veröffentlichte, deren Vorrede auf den 5. Januar 1701 datiert ist. Darin beschwerte er sich über die gehässige Vorgehensweise Ittigs, der seine Vorwürfe gegen die Lehre einer Gnadenfrist für die ganz verstockten Sünder gar nicht beweisen könne. Der folgende Text besteht aus zwei Teilen. Der eine Teil58 setzt sich zunächst mit der Predigt Ittigs auseinander, der er eine verkürzende bzw. verfälschende Vorgehensweise in der Heranziehung von Autoritäten anlastet. Während dieser Teil nicht aus der Feder Rechenbergs stammt,59 antwortet der zweite Teil, den Rechenberg selbst ver55

A.a.O., 32. A.a.O., 45 f. bezieht sich auf Thomas Ittig, De haeresiarchis aevi Apostolici & Apostolico proximi, seu primi & secundi a Christo nato seculi Dissertatio [. . .], Leipzig 1690. 57 Ittig, Antwort auff Rechenbergs Erste Beylage . . . , 8–20. 58 Rechenberg, Vierdte Beylage . . . , 1–87. 59 Zu den Hintergründen aus dem Briefwechsel Rechenbergs mit Spener vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 273 (Anm.). – Über diesen Teil der Schrift empört sich Ittig noch später mit Nachdruck: „Da ich aber hernachmahls in meiner Antwort auf seine erste Beylage mich darüber beschwerte/ daß er dasjenige/ was ich zu Bestätigung der Evangelischen Lehre von der allgemeinen Gnade GOttes/ und zu Widerlegung der verzweiffelten Lehre de termino salutis humanae peremptorio, vorgebracht/ entweder gar nicht berühret/ oder/ wie | ein Hahn über glüende Kohlen darüber weghüpffet/ schickte er mir endlich in dem ersten Teil seiner 4. Beylage einen Anonymum auf den Halß/ welchen er nun gar für einen Doctorem Theologiae ausgeben will. Allein ich habe schon in meiner Antwort auf die 4te Beylage zuver56

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

fasst hat, auf Ittigs „Antwort auff Rechenbergs Erste Beylage“. 60 Auch hierin wird Ittig nicht nur die Urheberschaft im Streit zugewiesen, sondern auch seine Beharrung auf einer falschen Lehrmeinung zum Vorwurf gemacht, die methodische Ursachen habe: „Er hats wohl hundertmahl gesagt/ aber er ist immer den gründlichen Beweiß schuldig geblieben. Was er dargegen aus seiner Hrn. Consorten Responsis und Schrifften eingewendet/ ist vorhin/ und auch oben in dem ersten Theil dieser Beylage von einen rechtschaffenen Theologo gründlich beantwortet worden. Und ich weiß/ daß er nichts gründliches darauf antworten kan/ als daß er immer petitionem principii begeht/ und seine irrrige Conclusion zum Beweiß wiederholet. Wenns auf meine argumente kömmt/ so heists/ ja es ist eine andere Meynung in diesem Spruch/ in diesem Testimonio; Es ist nicht schlechter Dings zu verstehen/ es kan auch anders verstanden werden. Das heist Pyrrhonice disputiren/ wie offtermahls junge Leute exercitii gratia in privat-collegiis die klärsten Glaubens=Articul mit scheinbarern argumenten/ als er hier gebraucht/ zu impugniren pflegen. Ja ich muß gestehen/ daß verschiedene Herren Magistri alhier/ bessere argumenta wider diese Wahrheit/ so in der Formula Concordiae enthalten/ und ich vertheidige/ mir privatim opponirt/ als Hr. D. I. publice, ob er gleich so lange drauf studirt/ gethan.“61

Auch den bereits wiederholt erhobenen Vorwurf Ittigs, den ‚status controversiae‘ verändert zu haben, wollte Rechenberg nicht stehen lassen. 62 Ferner spürte er in Ittigs Äußerung, dass die Menschen auch beim Fehlen der Gnadenmittel selig werden können, einen „neue[n] Puccianismus und Naturalismus“ auf63 stehen gegeben/ daß ich mit diesem Menschen/ welchen Hr. D. R. zu nennen sich geschämet/ nichts zu schaffen haben wolle; welcher niemahls Doctor Theologiae gewesen/ auch niemahls diese Ehre haben wird/ ob er sich gleich mehr als alle Doctores einbildet/ und daher in seinen lästerlichen Schrifften die vornehmsten Doctores unserer Kirche/ sowol lebendige als todte auf das ärgste mitzunehmen sich nicht gescheuet hat. Es hat dieser Anonymus so viel verwirrtes Zeug in seiner Schrifft/ daß man ex ungve leonem gar bald erkennen kan/ und bin ich versichert/ daß kein Doctor Theologiae sich zum Vater dieser Schrifft angeben werde.“; Ittig, Antwort auff Rechenbergs fünffte Beylage . . . , 31 f. 60 Rechenberg, Vierdte Beylage . . . , 88–144. Am Ende sind ausführlichere Zitate lutherischer Lehrer angefügt. – Wohl kurz nach der „Vierdten Beylage“ ist anonym eine Sammlung von Literaturexzerpten über Sterbegeschichten von Unbußfertigen erschienen, die in populärer Weise den Standpunkt Rechenbergs stützte. Jedem Abschnitt ist in Versform eine Aufforderung zur Buße angefügt; vgl. Das Ende mit Schrecken . . . ; ebd., 29 f. ist auch ein ausführliches Zitat aus Jacobis „Versäumte Busse“ (1688) zu finden. Diese Sammlung hat im selben Jahr noch zwei Fortsetzungen gefunden: Des Endes mit Schrecken Andere Vorstellung . . . ; Des Endes mit Schrecken Dritte Vorstellung . . . (beide Schriften sind ungefähr nach der „Vierdten Beylage“ zu datieren, vgl. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . , 17). 61 Rechenberg, Vierdte Beylage . . . , 63. 62 „Die deuteley von verändertem Statu Controversiae ist schon so offt beantwortet/ daß mich wundert/ wie mein Gegner wieder darvon p. 124. sqq. ein gewirr macht. Ich habe mich ja deutlich gnug erkläret in der ersten Beylage §. 20. Will ers nicht fassen/ so kan ihm nicht helffen/ er mag deutlen so lange er will.“; Rechenberg, Vierdte Beylage . . . , 121. 63 A.a.O., 101. Der Begriff ‚Puccianismus‘ steht für eine vollendete Form des Atheismus, er geht zurück auf Franziskus Puccius aus Florenz; vgl. Ernst Feil, Religio. Dritter Band:

5.2. Das publizistische Echo auf Rechenbergs Veröffentlichungen vom Herbst 1700 161

und demontierte Ittigs Vorhaltungen wegen eines angeblichen Arminianismus und Sozinianismus. 64 Im Verlauf des März erschien darauf Ittigs „Antwort auff Rechenbergs vierdte Beylage“. 65 In ihr setzt sich die Diskussion um die Urheberschaft des Streites ebenso fort wie die Auseinandersetzung um die gegenseitigen Ketzereivorwürfe (Novatianismus bzw. Huberianismus). Darauf reagierte Rechenberg mit seiner „Fünfften Beylage“, die er nach der „Altera paraenesis“ fertig stellte. 66 Hierin versuchte Rechenberg, den eigentlichen Streitpunkt nochmals deutlich herauszuarbeiten. Neben einer wiederholten Klärung der Streitfrage ging er auf die Unterscheidung des vorhergehenden Gnaden- und nachfolgenden Gerichtswillen ausführlich ein. 67 Außerdem widmete er sich den Verleumdungen seines Gegners und nahm dabei auch erneut Stellung zur Frage der Urheberschaft im Streit. Auch der „Fünfften Beylage“ sind Belegstellen lutherischer Theologen angefügt (Sebastian Schmidt, Martin Luther, Nikolaus Hunnius, Paul Röber, Salomon Glassius, Johann Arndt, Heinrich Müller). Ittigs „Antwort auff Rechenbergs Fünffte Beylage“ erschien mit einer auf den 17. Juni 1701 datierten Vorrede. 68 In ihr wird Rechenbergs „Fünffte Beylage“ als dessen „fünffte Niederlage“ gewertet. 69 Der Vorwurf, den ‚status controversiae‘ verändert zu haben, wird wiederholt und besonders auf die Modifikation des Ausdrucks „bis zum natürlichen Lebensende“ hingewiesen.70 In der ausdrücklichen Verurteilung von Rechenbergs Lehre herrscht hier der Vorwurf vor, er negiere als Sozinianer die Möglichkeit zur Wiedererlangung der Gnade bei Menschen, die in Todsünden leben.71 Gleichzeitig wehrte Ittig den Vorwurf ab, selbst Huberianianer zu sein, denn er würde keine allgemeine Gnadenwahl lehren, sondern nur die allgemeine Gnade Gottes gegenüber allen Menschen.72 Zum Abschluss wies er die Unterstellungen zurück, er selbst hätte den Zwist Die Geschichte eines neuzeitlichen Grundbegriffs im 17. und frühen 18. Jahrhundert [Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 79], Göttingen 2001, 37 (Anm. 29); Markus Matthias, Johann Wilhelm und Johanna Eleonore Petersen: Eine Biographie bis zur Amtsenthebung Petersens im Jahr 1692 [AGP 30], Göttingen 1993, 44 (Anm. 128). 64 Rechenberg, Vierdte Beylage . . . , 130–132 (§ 25). 65 Hesse, Der terministische Streit . . ., 277–279. 66 A.a.O., 286–290. 67 Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 2–10. 68 Hesse, Der terministische Streit . . ., 337 f. 69 Ittig, Antwort auff Rechenbergs fünffte Beylage . . . , 1. 70 „Ich habe ferner in meiner Antwort auf die 4. Beylage §. 3. angemercket, daß die von meinem Hn. Gegner vertheidigte Lehre keine Göttliche Warheit seyn könne/ weil sie in seinen Schrifften fast alle Monate sich geändert habe/ wie ein jeglicher der seine Disput. de Termino gratiae revocatricis mit der ersten edition seines deutl. Vortrages/ und diese erste edition mit der andern conferiren wil/ leichtlich sehen kan/ u. in meinen vorigen Schrifften weiter ausgeführet worden.“; Ittig, Antwort auff Rechenbergs fünffte Beylage . . . , 5. 71 Insbesondere a.a.O., 7–13. 72 A.a.O., 33 f.; 89. – Hierbei auch ausdrücklicher und zustimmender Bezug zu Philipp Nicolai, Examen examinis Pieriani [. . .], Hamburg 1603.

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

vom Zaun gebrochen. Um dies zu widerlegen, wiederholte er die schon mehrfach – auch universitätsintern – geäußerten Beschuldigungen gegen seine Kollegen.73 Weniger als einen Monat später veröffentlichte Rechenberg seine „Siebende Beylage“.74 In ihr gibt er die Vorwürfe wieder zurück und erneuert seinen eigenen Vorwurf des Huberianismus an Ittig, denn dieser vertrete die Meinung, dass der vorhergehende Wille Gottes ‚inconditionata‘, also absolut und nicht an den Glauben gebunden sei.75 Die Erweiterung der göttlichen Gnadenzusage auch für Menschen, die die Gnadenmittel vorsätzlich verweigern, verleihe Ittig den Charakter eines Anhängers der „Puccianer, Naturalisten und Fanaticorum“.76 Außerdem würdigt er Ittigs gesamte akademische Wirksamkeit herab und fordert ihn zu einer öffentlichen Disputation heraus.77 Auf diese „Siebende Beylage“ und ihre Rezeption wird in einem späteren Kapitel eingegangen. Neben dem Streitschriftenensemble um Rechenbergs „Erste Beylage“ formierte sich etwa gleichzeitig eine weitere publizistische Auseinandersetzung um Rechenbergs zweite Disputation. Der Streitschriftenwechsel um diese Disputation fand erst 1702 ein Ende. Im November 1700 veranstaltete Rechenberg eine weitere Disputation, durch die der akademische Diskurs zum ‚terminus peremptorius‘ weiter geführt werden sollte. Respondent war Samuel Barthel aus Grimma. In ihr ging es um den Zustand der Verstockten – „De statu induratorum“.78 Die Verstockung sei die Folge einer sich nach und nach vollziehenden Abkehr Gottes, die nach dessen Gerichtswillen (‚voluntas iudiciaria‘) gegenüber denjenigen Menschen geschehe, die aus Boshaftigkeit und Starrsinn die Gnade Gottes von sich gewiesen haben. Umfassend werden zur Unterfütterung dieser These Schriftstellen und Zeugnisse lutherischer Lehrer herangezogen, ohne dass die Polemik im Zentrum steht. Diese unter Rechenbergs Vorsitz abgehaltene Disputation erörterte Ittig im Kontext seiner laufenden Lehrveranstaltung über das theologische Kompendium seines akademischen Lehrers – einer ‚lectio publica‘ über Valentin Albertis „Interesse praecipuarum religionum Christianarum“79 – kritisch und erneuerte 73 Verfälschung der akademischen Eide, zweifelhafte Gutachten, Approbation von Chiliasmus und Schwärmertum, vgl. Ittig, Antwort auff Rechenbergs fünffte Beylage . . . , 91–94. 74 Hesse, Der terministische Streit . . ., 338–340. – In der „Siebenden Beylage“ bezog sich Rechenberg nebenbei auch auf zwei inzwischen abgehaltene Disputationen (NeumannBarffe, De praeconio legis . . . ; Müller-Kolb, De poenitentia indurati . . . ). 75 Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 22; 94 f. 76 A.a.O., 35. 77 Dies hatte er – zeitlich früher – schon in seiner „Altera paraenesis“ getan; siehe weiter unten in diesem Abschnitt. 78 Hesse, Der terministische Streit . . ., 264–266. 79 Rep. I/IX/001a, Bl. 18. – Vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 266 f.

5.2. Das publizistische Echo auf Rechenbergs Veröffentlichungen vom Herbst 1700 163

seine Vorwürfe, die vorgetragenen Lehren würden novatianisches, calvinistisches und sozinianisches Gedankengut anklingen lassen. Sicherlich lancierte Ittig auch die Publikation dieser Erörterung in 14 Thesen zu Beginn des Jahres 1701, 80 für die ein anonymer Hörer mit dem passenden Selbstverständnis („fidelis auditor“) auf dem Titelblatt bürgte. Explizit werden einige Thesen aus Rechenbergs Disputation herangezogen. In Auseinandersetzung mit diesen Thesen wird beispielsweise die grundsätzliche Bekehrbarkeit jedes Menschen betont, die uneingeschränkt – auch für ganz Verstockte und Sünder wider den Hl. Geist – aus dem vorangehenden Heilswillen Gottes folgt. 81 Rechenberg sprach daraufhin ebenfalls die Theologiestudenten direkt an und veröffentlichte parallel zur „Vierdten Beylage“ eine mahnende Widerlegung unter dem Titel „Paraenesis“, die an einen studentischen Leserkreis gerichtet war. 82 Die ältere wie neuere Kirchengeschichte sei voll von gelehrten Streitigkeiten, die es sowohl vor der Christenheit als auch vor der Studentenschaft im Sinne eines christlichen Friedens zu überwinden gilt. 83 Rechenberg äußert über den laufenden Streit sein Bedauern, denn sein Gegenstand sei wohl bekannt und klar entschieden. Als Vertreter der Wahrheit müsse er sich nun aber äußern, um die gegen ihn gerichteten Angriffe abzuwehren. 84 Im Unterschied dazu könne sein Gegner gegen die von ihm veranstaltete Disputation („De statu induratorum“) 80 Das Erscheinungsdatum fällt also ungefähr mit dem Erscheinungsdatum von Ittigs „Antwort auff Rechenbergs Erste Beylage“ zusammen. – Von Ittigs „Praelectiones publicae“ sind parallel zwei Ausgaben mit unterschiedlichen Titeln publiziert worden: Ittig: Praelectiones publicae . . . und Ittig: Refutatio Disputationis . . . < 1701> (letztere auch in einer handschriftlichen Fassung des Johann Gottlob Horn aus Pulsnitz – möglicherweise eine studentische Mitschrift (Dresden, SLUB: Ms Dresd. P 289, Nr. 14 [= fol. 303r –321r]); vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 272. 81 Ittig, Praelectiones publicae . . . , 4 f. – Dieses Beispiel ist besonders aussagekräftig, weil Ittig in einem Syllogismus auf die Widersprüchlichkeit seines Gegners hinweist und sich die Diskussion um diesen einen Punkt auch in der Replik nachvollziehen lässt: „Qvoscunqve Deus voluntate sua antecedente salvos esse cupit, illi sunt convertibiles. Atqvi etiam induratissimos, qvin & peccatores in Spiritum Sanctum Deus ex voluntate antecedente salvos esse cupit. E[rgo:] etiam induratissimi, qvin & peccatores in Spiritum Sanctum, sunt convertibiles. Major est Autoris der ersten Beylage pag. 36. Minor est Autoris Epistolae ad Rosteuscherum pag. 19 & 40.“; ebd., 5. 82 Der Text ist am Schluss datiert auf den 19. Januar 1701; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 275–277. 83 „Enimvero sive veteris sive recentioris Ecclesiae annales consulimus, inde ab ejusdem incunabulis, litigiosi subinde reperti sunt doctores, qui temere aliis, super hoc aut illo Christianae fidei capite, lites moverint, atque pacem & tranquilitatem a CHRISTO tantopere commendatum in Ecclesia turbarint. Quam vellem ego, ut afflicta hac rerum facie, in nostra Ecclesia minus esset litigiorum, quae populi animos in diversa sensa trahunt, multosque inprimis autem Studiosam Juventutem offendunt.“; vgl. Rechenberg, Paraenesis . . . , 3. 84 Gegen Ittig („Aristarchus“), dessen polemisches Gebahren und seine Veröffentlichungen – zuletzt die beiden Ausgaben der „Praelectiones publicae“ – fährt Rechenberg fort: „Non enim satis meo fuit Aristarcho, pro sacris rostris in me detonuisse, & post editum alterum frivolarum vellicationum specimen, me publice invasisse; nisi etiam | quas ante adversus me, Germanico sermone chartas felle tinctas scripsisset, in Latinum idioma conversas, Studiosae

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

weder inhaltlich noch formal mit guten Gründen Widerspruch einlegen. Den studentischen Lesern stellt Rechenberg dann seine Argumentationsinhalte zum selbständigen Urteil anheim. 85 Dagegen wandte sich wiederum Ittig an seine studierenden Zuhörer mit einer Mitte März in Druck gegebenen Schrift. 86 In ihr nahm er den persönlichen Ton aus der Schrift Rechenbergs auf, ging aber darüber hinaus und erhob bittere Vorwürfe und gehässige Anfeindungen gegen seinen Widersacher. Mit jeder neuen Äußerung Rechenbergs würde er sich nur bestärkt sehen, seinen Amtsverpflichtungen als Superintendent mit der Aufsichtspflicht über die Seelen seiner Gemeinde nachzukommen. Dann wiederholt er eine Reihe von Klagen – an vorderster Stelle geht es um die Zensur –, die bereits im vorangegangenen Halbjahr intern zwischen den Protagonisten abgehandelt worden waren. 87 Auch diese Schrift blieb von Rechenberg nicht unerwidert. Er richtete seine „Altera paraenesis“, die auf den 21. März 1701 datiert ist, an die Leipziger Studentenschaft. Hierin rechnet auch Rechenberg persönlich mit Ittig ab, für dessen Verhalten er vornehmlich Neidgründe geltend macht. Nach Entkräftung bzw. Wiederholung der bekannten Vorwürfe gipfelt diese Schrift in der Aufforjuventuti turbandae, inaudito hactenus Lipsiae more, in calamum dictasset, ac deinde typis publicis Wittebergae & hic Lipsiae exscriptas divulgari passus esset.“; vgl. a.a.O., 3 f. 85 Im Anschluss an das oben gewählte Beispiel aus Ittigs „Praelectiones publicae“ folgt hier Rechenbergs Erwiderung: „Verum Antagonista meus propter distinctionem voluntatis anteced. & consequentis hic adplicatam, me, ut putat, Syllogismo ἀλύτω constringere nunc connititur. Sic enim argumentatur: Quoscunque Deus voluntate sua antecedente solvos esse cupit, illi sunt convertibiles: Atqui etiam induratissimos, quin & peccatores in Spir. S. Deus ex voluntate sua antecedente salvos esse cupit: Ergo etiam induratissimi, quin & peccatores in Spiritum S. sunt convertibiles. Major, dicit, est autoris der ersten Beylage p. 36. Minor est autoris Epist. ad Rosteuscherum, pag. 19. & 40. His autem praemissis positis, autor etiam conclusionem tenetur admittere, quae ipsius sententiam de statu induratorum funditus evertit. Ad hunc nodum solvendum, non opus est Alexandri M. gladio, sed sanae tantum & Christi|anae rationis usu, quae Antagonistam meum hic fugisse videtur. Primo enim minus candide ex verbis der ersten Beylage/ quae ita habent: Nach dem vorhergehenden Gnaden=Willen/ will GOtt alle Sünder/ NB. die sich bekehren lassen/ selig haben; aber nach den folgenden Gerichts=Willen will er den boßhafftigen Verächtern seiner Gnade/ und ungläubigen verstockten Sündern seine Gnade entziehen und sie zeitlich und ewig straffen. Hic Juvenes Optimi judicate; an major propositio, quam Antagonista nectit, in meis hisce contineatur verbis Germanicis. Sed esto, illorum hanc esse sententiam; respondeo primo κατ’ ἐνστάσιν: deus voluntate antec. salvos esse cupit damnatos in inferno, ex quo nulla redemptio: Ergo damnati adhuc sunt convertibiles: Secundo distinguo inter peccatores induratos in sensu diviso, & composito consideratos; in priori sunt convertibiles; in posteriori, hoc est, quatenus jam penitus induruere, non. Sic Deus justificat impium Rom. III. 5. non in sensu composito, quatenus impius, sed diviso seu specificativo, qui impius fuit. Coeci vident, non reduplicative, sed specificative, qui coeci ante fuerant, &c. Ita indurati antequam tales facti sunt, fuerunt convertibiles, postquam vero per summam malitiam occalluere, inconvertibiles facti sunt. Desinat ergo Antagonista mirari, quod minorem propositionem, quam adfert, non jam pridem revocaverim. Ego potius miror, ipsum tantam animi pervicaciam induisse, quod quae vel lippus videre poterat, videre nolit.“; vgl. Rechenberg, Paraenesis . . . , 8 f. 86 Hesse, Der terministische Streit . . ., 279–284. 87 Siehe dazu oben in diesem Kapitel 5.1.

5.2. Das publizistische Echo auf Rechenbergs Veröffentlichungen vom Herbst 1700 165

derung zu einer Disputation über die These „Non omnibus induratis gratiae fores usque ad finem vitae patent“. 88 Am Textende redet er den studentischen Lesern nachdrücklich ins Gewissen, sich über die Wahrheit ihr unabhängiges Urteil zu bilden und den Äußerungen seines Gegners keinen Glauben zu schenken. 89 Man wird wohl berechtigterweise sagen können, dass das in diesem Schriftschriftenwechsel geübte Verfahren beider Kontrahenten schlicht peinlich war. Nachdem an diesem Punkt alle Ebenen zwischen den Leipziger Kontrahenten vorerst ausgereizt waren, verlagerte sich der publizistische Widerspruch innerhalb dieses Streitschriftenensembles weg von Rechenberg und vor allem von Ittig. Eine Gruppe von Anhängern des letzteren im deutschen Südwesten griff nun zur Feder. Das erste Druckerzeugnis waren pseudonym herausgegebene „Epistolae irenicae“, wobei das Verfasserpseudonym (‚Eusebius Pacianus‘90 ), der Titel und der fingierte Druckort (Irenopolis) allesamt Chiffren für den Schlichterwillen des Verfassers waren. Ebenfalls hervorgehoben auf dem Titel bringt der Verfasser zwei Schlüsselzitate, in denen zum Frieden gemahnt wird. Ein erster Brief, von einem gewissen ‚Pamphilus‘ an Pacianus gerichtet,91 fungiert quasi als Vorrede; in ihm wird die Veröffentlichung der folgenden Briefe zur Schlichtung der Kontroverse („lis illa tristis Lipsiaca“92) gerechtfertigt. Der nächste Brief ist an Ittig gerichtet,93 dessen Gelehrsamkeit und Sorge für die Kirche hervorgehoben werden. Vor diesem Hintergrund wird – unter zahlreichen Hinweisen auf altkirchliche Kontroversen – die Entwicklung des Streites und vor allem dessen Emotionalisierung hervorgehoben. Im Fortgang des Streites sei es nicht an der – als durchaus berechtigt eingeschätzten – Kritik an Böse geblieben, sondern auch Spener sei diskreditiert worden. Rechenbergs Zurückhaltung in seiner Disputation „De statu controversiae“ findet hinsichtlich der maßvollen Kritik lobende Erwähnung, doch inhaltlich wundert sich Pacianus über dessen Verurteilung der Novatianer, deren Irrtum nicht größer war: „Illud vera inter alia nostris permirum videbatur, quod in ea [disputatione] Novatianos absque cunctatione haereticos vocatos damnatosque legerent: quorum tamen error cum isthoc de termino salutis humanae peremptorio collatus haud parum minor videtur.“94 88

Rechenberg, Altera paraenesis . . . , 31. A.a.O., 40. 90 Dahinter steht der Ulmer Prediger Johannes Frick (zu ihm vgl. Appenzeller: Die Münsterprediger . . ., 294). Ihn nennt die handschriftliche Verfasserangabe auf dem Exemplar in UB Leipzig; zuerst hat Johann Fabricius, Historiae bibliothecae Fabricianae Pars IV [. . .], Wolfenbüttel 1721, 419, den Verfasser identifiziert; zu dieser Schrift vgl. auch Hesse, Der terministische Streit . . ., 315–324. 91 Pacianus, Epistolae irenicae . . . , 3–6. 92 A.a.O., 5. 93 A.a.O., 7–21. – Von Ittig folgte zeitlich die Publikation der „Antwort auff die fünffte Beylage“; siehe oben in diesem Abschnitt. 94 Pacianus, Epistolae irenicae . . . , 11. 89

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

Anschließend äußert Pacianus sehr eindringlich sein Bedauern über die auf Rechenbergs Disputation folgenden Verbalinjurien Ittigs und beschwört ihn, sein Vorgehen im Dienst der Sache und seinem früher gezeigten Wesen entsprechend zu mäßigen: „Non igitur te accusabo, Pater: sed modo, ut missa asperitate priscum induas animum veteresque mores ostendas, obtestor: certus, mox aliam rerum faciem fore.“95

Der dritte Brief ist an Rechenberg adressiert.96 Auch an ihn appelliert Pacianus, den Frieden wiederherzustellen. Obwohl er für den apologetischen Ansatz Rechenbergs Verständnis äußert, seinen Schwiegervater Spener gegen den Ketzereiverdacht zu verteidigen, bekundet er sein Unverständnis über die Beharrung auf der von Johann Georg Böse vertretenen Lehre. Wie im Brief an Ittig wiederholt er auch gegenüber Rechenberg seine Bedenken, mit Böse einen schlimmeren Irrtum zu verteidigen als den novatianischen Irrtum Johann Melchior Stengers: „Vocas in dissertatione tua, quam primam de hoc termino edidisti, Novatianos, quorum errorem denuo suscitavit Stengerus (cetera sane doctus minimeque malus vir) haereticos, damnasque. Quod pace tua dictum sit, minus illi errarunt, quam Boesius.“97

In der Sache rät Pacianus, Rechenberg solle auf den Begriff ‚terminus peremptorius‘ verzichten. Damit könne der Frieden in der Kirche, in Leipzig und unter den Studenten wiederhergestellt werden.98 Der vierte Brief wendet sich an Cyprian, den Kollegen beider Kontrahenten und Extraordinarius an der Leipziger Fakultät.99 Er verbindet damit den Wunsch, Cyprian möge vermittelnd eingreifen, um größeren Schaden von der Kirche abzuwenden. Anschließend richtet Pacianus ein Schreiben an die Theologiestudenten,100 in dem er sie ermahnt, sich nicht an den streitenden Professoren ein Beispiel zu nehmen und ihren Zwist zu unterstützen, sondern die Stärkung der Kirche im Blick zu haben: „Quanto satius est, communibus votis pacem a Deo nobis tum intestinam, tum externam ab hostibus, ardentissime precari: tum re & opere, quantum pote, ad sarciendam amabilem concordiam omnes vires conferre.“101

Abgerundet wird die kleine Briefsammlung durch zwei Textstellen Cyprians von Karthago.102 95

A.a.O., 13. A.a.O., 22–41. 97 A.a.O., 31. 98 A.a.O., 37 f. 99 A.a.O., 42–58. 100 A.a.O., 59–68. 101 A.a.O., 66. 102 De lapsis 14–17; 36 (CChr.SL 3/1, 228, 73–230, 346; 241 f., 697–720 [mit kleineren Auslassungen]); Ad Demetrianum 25 f. (CChr.SL 3A/2, 50 f., 502–521); vgl. Pacianus, Epistolae irenicae . . . , 69–72. 96

5.2. Das publizistische Echo auf Rechenbergs Veröffentlichungen vom Herbst 1700 167

Flankierend zu dieser anonymen Publikation war noch eine auf einer Chrysostomos-Auslegung beruhende Abhandlung des Ulmer Predigers Elias Veiel erschienen.103 Veiel tritt darin auf der Basis von ausgiebig zitierten Kirchenväterbelegen, die gegen den Novatianismus gerichtet waren,104 zunächst den Nachweis an, dass wahrhaft bußfertigen Sündern die Gnadentür bis an ihr Lebensende offen steht. Dann untersucht er die Kirchenväterstellen, die im Sinne einer Gnadenfrist interpretiert werden könnten.105 Ferner belegte er ebenfalls anhand ausführlich zitierter Kirchenväterstellen die Warnung gegenüber denen, die Gottes Güte auf die Probe stellen („procrastinatores poenitentiae“106) und damit in ihr Verderben stürzen. Insgesamt stützte Veiel die Ansichten Ittigs und sprach sich gegen Rechenberg aus. Noch im selben Jahr 1701 erschienen von Veiels „De cantato Chrystostomi dicto“ zwei Nachdrucke.107 Nach deren Drucklegung reagierte Rechenberg mit einer „Epistola“ an den pseudonymen Eusebius Pacianus108 und kam gegen Ende seiner Antwort auch auf die Publikation Veiels zu sprechen.109 Rechenberg lobte zwar die Absicht des Autors der „Epistolae irenicae“ um Vermittlung, kritisierte jedoch dessen mangelhaftes Verständnis des Streitgegenstandes. So wies er die Unterstellung zurück, er würde in Anlehnung an die Lehre Calvins den ‚terminus gratiae‘ auf 103 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 882 f. – Veiel hat sie dem Tübinger Professor Michael Müller gewidmet, die Vorrede ist auf den 16. August 1701 datiert. Im ‚Prooemium‘ schreibt er über die Veranlassung der Abhandlung: „Mota est haud ita pridem a juniore quodam Theologo [Böse] controversia, de termino gratiae revocatricis & salutis peremptorio: Cum vero sententia haec, & novitate & asperitate sua, sese Theologis apprime piis, doctis, & gravibus probare nequiret, scripturis quippe sacris & libris symbolicis adversa; rogarunt me Venerandi Domini Collegae [Ittig und die Tübinger Theologen?], ut si quae in loculis meis ex antiquitate patrologica haberem, illa inde depromerem, & consensum veteris Ecclesiae cum meliore sententia ostendere vellem.“; Veiel, De cantato Chrystostomi dicto . . . , A2r. – Michael Müller ließ unter seinem Vorsitz bereits im April 1701 Johann Joachim Kolb unter dem Titel „De poenitentia indurati“ disputieren. Auch hierin wurde die These verfochten, dass alle verstockten Sündern, solange sie leben, zur Buße fähig sind. Zur Kritik an dieser Disputation vgl. Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 129. 104 Veiels Leitstelle findet sich bei Chrysostomos in einer Predigt über Ps 50 (Spuria in Psalmum L; vgl. MPG 55, 565–588, hier: 578); Veiel, De cantato Chrysostomi dicto . . . , 2. 105 „Atque sic quidem senserunt ac docuerunt Ecclesiae Graecae & Latinae Patres praecipui, quorum omnium unanimis mens atque sententia fuit, ut gratiam DEI ad poenitentiam vocantem, quam largissimam, atque patentissimam redderent, & peccatores quosqunque, & quandocunque, ad eandem amplectendam atque exosculandam invitarent ac allicerent, quamdiu aura vitalis homini divinitus concederetur. Non tamen desunt dicta nonnulla in venerandis Patrum scriptis, quae contrariae videntur favere opinioni.“; Veiel, De cantato Chrysostomi dicto . . . , 30–43; Zitat: 30. 106 A.a.O., 43. 107 Auf den Titelblättern beider Drucke ist jeweils Ulm als Druckort angegeben. Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 882, spricht jedoch von einem Leipziger Nachdruck. 108 Hesse, Der terministische Streit . . ., 354 f. 109 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 880–882.

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

den unveränderlichen Ratschluss Gottes zurückführen, wodurch auch die ernsthaft Bußfertigen bei Gott keine Gnade erlangen könnten. Auch sah sich Rechenberg missverstanden hinsichtlich der Beschaffenheit der Sünder, um die es ihm ging. Er betonte, dass er lediglich die ganz verstockten Sünder, bei denen Gott die Vergeblichkeit seines Gnadenangebotes erkennen muss, im Blick hat, wenn er von deren Preisgabe an das Gericht der Verstockung redet.110 Dadurch würde der göttlichen Gnade und ihrer Verheißung kein Abbruch getan und Gott könne auch keine Mitschuld an der Verwerfung gegeben werden, denn Gott richte den ‚terminus peremptorius‘ nach dem Zustand der Sünder ein. Neben seiner Kritik an Eusebius Pacianus beschäftigte sich Rechenberg in dieser Schrift auch mit der oben genannten Abhandlung des Elias Veiel. Obwohl sich Veiel gegen Rechenberg ausspricht, kann dieser den Widerspruch zu seiner Ansicht nicht erkennen. Die im Einklang mit den Kirchenvätern stehende Lehre, wonach wahrhaft bußfertigen Sündern die Gnadentür bis an ihr Lebensende offen steht, leugnete er schließlich keineswegs. Jedoch sei den verstockten Sündern, deren Bekehrungsunwillen und -unvermögen für Gott erwiesen seien, eine Gnadenfrist gesetzt.111 In seiner Replik, die Veiel 1702 unter dem Titel „Epistola ad amicum“ drucken ließ,112 stellte er fest, dass Rechenberg sein Anliegen verzerrt habe, und legte mit einer gewissen Verbitterung113 dar, dass er bei den kritischen Äußerungen in seiner Abhandlung gar nicht Rechenberg, sondern Böse im Blick gehabt hatte.114 Außerdem äußerte er sein Bedauern über den Streit, der so viele Kräfte bindet und sie von sinnvoller Aktivität abhält; hierbei geht er auf das sachlich schwerwiegende Missverständnis zwischen den Begriffen „pietistae“ und „pii“ ein.115 Darauf hin publizierte Rechenberg mit 110 „Illud [subiectum] non constituunt quivis graves; aut atroces etiam maxime, sed totaliter indurati tantum peccatores relapsi: qui ob insanabilem animi morbum, seu malitiam inexpugnabilem praevisam, in reprobum sensum, & Satanae traditi, ac a Deo penitus deserti, in judicium excoecationis ac indurationis inciderunt.“; Rechenberg, Epistola ad Pacianum . . . , 4. 111 „Nec Venerandus Dn. D. Veilius, Antistes Ulmensis celeberrimus, in dissertatione Ecclesiastica super Chrystostomi decantatum placitum; (Millies peccasti, millies poenitentiam age) meae (etsi videri velit) sententiae contradicit. Statuit enim cum Graecis & Latinis Patribus, quorum dicta ex locis suis Communibus conscripsit, januam gratiae serio poenitentibus ad vitae finem patere. Quis hoc, si verus Christianus sit, negarit? Ego sane de eo nunquam dubitavi, licet cum veteranis Theologis constanter asseruerim, totaliter ac penitus per malitiam induratis, et a Deo ob praevisam eorum incorrigibilem contumaciam, totaliter etiam desertis, ante finem vitae, gratiae januam ex justo DEI Judicio | occlusam esse.“; a.a.O., 7 f. 112 Hesse, Der terministische Streit . . ., 406, vermutet als Empfänger Michael Müller, der bereits Widmungsempfänger der Dissertation Veiels war. 113 „Impedit ira animum, ne possit cernere verum.“; Veiel, Epistola ad amicum . . . , )(2r. 114 „Juratus asseverare possem, m ede industria cavisse, ne quidquam ex scriptis Rechenbergianis afferrem, sicuti etiam ne verbum quidem exinde decerptum in mea dissertatione invenietur. Hinc temere paratragoediat, quasi ipsum Theologum juniorem appellarim.“; a. a.O., )(3r. 115 „Dices, ratio in promptu est: pietatis nomen nunc maxime suspectum est. Falleris, o

5.3. Das publizistische Echo in Wittenberg ab Herbst 1700 bis 1701

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Datum vom 1. Juni 1702 einen weiteren Text, den er an Andreas Carl, den evangelischen Abt von St. Georgen im Schwarzwald,116 adressierte. In ihm begründete Rechenberg nochmals die Punkte, die er gegenüber Veiel geäußert hatte. Die geschilderte Teilkontroverse117 infolge von Rechenbergs zweiter Disputation hebt sich wegen ihrer rein lateinischen Sprachform, die den Kreis möglicher Rezipienten gering hielt, von den meisten anderen Teilkontroversen deutlich ab. Auch in ihrem Tonfall, der glaubhaft von einem Versöhnungswillen getragen ist, sticht sie aus den übrigen Teilkontroversen heraus, obwohl die involvierten südwestdeutschen Geistlichen sachlich dem Leipziger Superintendenten sekundierten.

5.3. Das publizistische Echo in Wittenberg ab Herbst 1700 bis 1701 Obwohl Neumanns primäres Medium die Disputation war, beteiligte er sich auch mit einer Predigt118 und einer umfangreicheren Streitschrift119 am publizistischen Geschehen. Neumanns Kollege Hanneken dagegen hatte seine Disputationen und akademischen Arbeiten zum Thema lediglich publizistisch weiterverarbeitet.120 Den veröffentlichten Streitbeiträgen dieser beiden Wittenberger Theologen und ihres Kollegen Johann Deutschmann gilt im Folgenden die Aufmerksamkeit. Rechenbergs wichtigster Wittenberger Gegner Johann Georg Neumann, übrigens ein Schwager Ittigs, hatte sich in Auseinandersetzung mit dem „Deutlichen Vortrag“ im August 1700 ebenfalls in einer Predigt mit dem Thema beschäftigt, wovon weiter unten die Rede sein wird. Im Herbst dieses Jahres ließ er im akademischen Rahmen noch eine Disputation folgen, in der er sich mit dem gegen seine erste Disputation geäußerten Vorwurf auseinandersetzte, er habe die Streitfrage verzerrt dargestellt und damit verfälscht. Am 12. Oktober bone! Non pietas, sed pietisticae, suspecta, imo a γνησίοις pietatis minime facatae cultoribus, tanquam nomenclatura sectariorum non valde piorum reprobatur. Hi siquidem non ore tantum & calamo orthodoxiam veluti orcodoxiam, & orthodoxos tanquam pessimos vel haereticos, vel haereticifices, in omnibus chartis lancinant, nec piis manibus antecessorum Saxonicorum parcunt, sed sentinam quoque pravissimorum affectuum, per virulentissima ἐγκλήματα & convicia, in bonos quosque exonerant. Probo proinde versiculum nuper ab aliquo confectum: Nulla, vel, falsa viro pietas, pietistica castra sequenti.“; a.a.O., )(3v. 116 Magister Andreas Carl (Karoli) war von 1683 bis 1704 Abt; vgl. Erich Stockburger, St. Georgen: Chronik des Klosters und der Stadt. Bearb. von Josef Fuchs. St. Georgen i. Schw. 1972, 66. 117 Insgesamt Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 879–883. 118 Neumann, Daß dem beharrlich-verstockten Sünder . . . . 119 Neumann, Ausführliche Erörterung . . . . 120 Hanneken-Teuerlein, Ductus veritatis . . . ; Hanneken, Ductus veritatis . . . ; ders., Meditatio Carolina . . . ; ders., Gründliche Untersuchung . . . ; Hanneken-Haberkorn, Disputatio theologica de poenitentia . . . .

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

Überblick A über die Druck- und Streitschriften Rechenberg: Deutlicher Vortrag ... 1700

Rechenberg: Erste Beylage ... 1700

Ittig: Antwort auf Rechenbergs erste Beylage ...1701

Rechenberg: Vierdte Beylage ... 1701

Ittig: Antwort auff Rechenbergs vierdte Beylage ...1701

Rechenberg: Fünffte Beylage ... 1701

Ittig: Antwort auff Rechenbergs fünffte Beylage ...1701

Neumann; Barffe: Disp. de praeconio legis ... 1701

Müller; Kolb: De poenitentia indurati ... 1701

Rechenberg: Siebende Beylage ... 1701

5.3. Das publizistische Echo in Wittenberg ab Herbst 1700 bis 1701

171

Überblick B über die Druck und Streitschriften Rechenberg; Barthel: De statu induratorum ... 1700

Ittig: Praelectiones publicae ... 1701

Ittig: Refutatio disputationis ... 1701

Rechenberg: Paraenesis ... 1701

Ittig: Epistola ad auditores suos ... 1701

Pacianus: Epistolae irenicae ... 1701

Rechenberg: Altera paraenesis ... 1701

Veiel: Cantatum Chrystostomi dictum ... 1701

Rechenberg: Epistola ad Pacianum ... 1701

Veiel: Epistola ad amicum ... 1702

Rechenberg: Epistola ad Andream Carolum ... 1702

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

respondierte der Plauener Superintendent und Wittenberger Bacc. theol. Johannes Avenarius unter dem Vorsitz Neumanns und erwarb damit den Licentiatengrad.121 Aus Böse und dessen Referenzstellen bei Spener wurde die dem Streit zugrunde liegende Frage nun folgendermaßen formuliert: 122 Ob Gott einem jeden Menschen einen ‚terminum peremtorium‘ gesetzt habe, nach dessen Verfließung ihm der Weg zu der Gnade nicht mehr offen stehe? Neumann setzte bei dieser Fassung der Streitfrage voraus, dass Rechenberg, der sich ja die Verteidigung von Böses Traktat zur Aufgabe gemacht hatte, auch dessen These unverändert vertrete.123 Neumann geht es in seiner Disputation zunächst um das Subjekt der Grundfrage, um Gott. Denn nicht der Mensch an sich sei die Ursache für die Setzung der Gnadenfrist, sondern dies geschehe ‚meritorie‘, also insofern der Mensch dies verschuldet. Gott hingegen wird zur Ursache dafür ‚decretorie‘ gemacht, indem er nämlich seinen Ratschluss gefällt habe. Gegen beide Bestimmungen erwägt Neumann Einwände. Dann untersucht er das ‚obiectum personale‘, also den Menschen. Die Frage, ob Gott allen Menschen eine Gnadenfrist gesetzt habe oder nur den ganz Verstockten, sei nicht klar beantwortet worden. Von beidem sei die Rede gewesen, ferner bestehe auch Uneinigkeit in der Frage, ob sich Gottes Gnade auch auf die Sünder wider den Hl. Geist erstrecke. Dies bejahe Spener, doch Rechenberg verneine es. Ferner gehe es um das ‚obiectum reali‘ bzw. die Gnade. Hier behaupteten die Terministen, dass Gott den ganz Verstockten bereits zu Lebzeiten alle Gnade versage, so dass diesen auch nicht die ‚gratia adsistens‘ bzw. ‚g. revocatrix‘ zugestanden werden könne, wenn einmal die gesetzte Frist abgelaufen sei. Aus diesem Grund würde auch behauptet werden, dass die ‚gratia revocatrix‘ nicht allen widerspenstigen Sündern versprochen sei. Im Hinblick auf die Selbstverschuldung des Menschen (‚causa meritoria‘) wird von den Terministen außerdem behauptet, dass die Menschen nicht sicher sein können, wie schwerwiegend ihre Sündhaftigkeit sei und ob sie eine Gnadenfrist hervorrufe oder ob das Gnadenangebot wiederholt werde. Ferner lehren die Terministen, dass nach Ablauf der Gnadenfrist jegliches Mittel zur Erlangung der Gnade (auch die Fürsprache Christi) wirkungslos bleibe, folglich ein ganz Verstockter nicht bekehrt werden könne. Nach einer kritischen Auseinandersetzung mit diesen Ansichten und 121 Liber Decanorum Facultatis Theologicae Academia Vitebergensis, hrsg. von Karl Eduard Förstemann, Leipzig 1838, 120; Hesse, Der terministische Streit . . ., 256 f. 122 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 885–888. – Rechenberg-Engel, De gratiae revocatricis termino . . . , A4v: „an DEUS ex voluntate consequente judiciaria, omnibus relapsis, apostatis, refractariis, obstinatis, excoecatis & induratis peccatoribus gratiam revocatricem, usque ad vitae finem, offerre semper & impertiri promiserit; an vero pro sapientia & justitia sua, in consilio aeterno, ex voluntate consequente, certum gratiae non reiterandae terminum constituerit.“. 123 Dagegen hatte Rechenberg in seiner Disputation „De gratiae revocatricis termino“ und im „Deutlichen Vortrag“ die Grundthese von Böse eben auf die ganz verstockten Sünder eingeschränkt.

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einer Klärung der Rolle Gottes, des Menschen und der Gnade im Erwählungsgeschehen geht es in der Disputation schließlich um eine Antwort auf die eingangs gestellte Grundfrage insgesamt. Der Begriff ‚terminus peremptorius‘ wird in der Art, wie er von den Gegnern gebraucht wird, als schriftwidrig und den Aussagen der rechtgläubigen Theologen zuwider bezeichnet. Zu unklar seien die näheren Bestimmungen für den angeblichen ‚terminus peremptorius‘, zu gravierend die Erschütterung der Lehre von der ‚analogia fidei‘, die folglich in falsche Sicherheit oder in Verzweiflung führe. Insgesamt wird die Streitfrage in Neumanns Disputation so verhandelt, dass die Schädlichkeit und Gefährlichkeit der terministischen Lehre deutlich zum Ausdruck kommt. Neumann ließ seine beiden Disputation in deutscher Sprache gemeinsam nachdrucken und unter dem Titel „Erörterung der Frage“ erscheinen.124 Diesem Druck war als Anhang das zweite Wittenberger Responsum beigefügt, womit er Gutachtenveröffentlichungen Ittigs bzw. Rechenbergs fortsetzte.125 Etwa zeitgleich dazu hielt er am 7. November 1700 in Wittenberg eine Predigt über Mt 18 und ließ sie unter dem Titel „Daß dem beharrlich verstockten Sünder“ drucken.126 Diese Predigt Neumanns wurde gemeinsam mit der einige Wochen früher gehaltenen Predigt des Rostocker Theologen Zacharias Grape in einer Schrift unter dem Titel „Neujahrs-Gespräch“ kritisch geprüft.127 Außerdem erfuhr Neumanns Predigt zu Beginn des folgenden Jahres durch die „Schrifftmäßige Untersuchung“ des Johann Heinrich Altmann Widerspruch.128 Diese Durcharbeitung der Predigt Neumanns blieb ohne weiteres publizistisches Echo. Gegen Neumanns Veröffentlichung „Erörterung der Frage“ richtete Rechenberg seine „Andere Beylage“, in der er sich gegen die unsachgemäße Kritik in den Disputationen Neumanns zur Wehr setzte und dabei inhaltlich an seine „Erste Beylage“ anknüpfte.129 Sie wurde etwa Mitte Oktober 1700, nach den Wittenberger Disputationen von Neumann und Hanneken sowie nach Neumanns deutscher Disputationsfassung „Erörterung der Frage“ gedruckt. Unter anderem verwies er auf den fälschlich von diesem behaupteten Konsens, indem er auf Hannekens Ausführungen über die Sünder wider den Hl. Geist verwies.130 In seine Abrechnung flocht er auch den Vorwurf ein, die Wittenberger Disputationen seien „wider der Gelehrten Gewohnheit/ nun auch in Teutsche

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Hesse, Der terministische Streit . . ., 257 f. Neumann-Green-Avenarius, Erörterung der Frage . . . , 92–110. 126 Hesse, Der terministische Streit . . ., 259. 127 Dazu weiter unten im nächsten Abschnitt (5.4.). 128 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . ., 895; Hesse, Der terministische Streit . . ., 301. 129 A.a.O., 267–269. 130 Rechenberg, Andere Beylage . . . , 4 f. – Zu Hannekens Schrift vgl. weiter unten in diesem Abschnitt. 125

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Sprache übersetzt worden“,131 obwohl ja Rechenberg selbst mit seiner Disputation „De gratiae revocatricis termino“ ebenso verfahren war. Außerdem habe er den ‚status controversiae‘ nicht verändert und habe sich auch nicht vorgenommen, den Traktat Böses zu verteidigen.132 Gegen das im Druck erschienene zweite Wittenberger Responsum verfasste Rechenberg parallel133 zur „Anderen Beylage“ eine eigenständige Replik, die er mit dem Titel „Einige kurtze Anmerckungen“ versah und in der er das Responsum förmlich sezierte: Auf abschnittsweise Zitate des gesamten Gutachtentextes ließ er jeweils ausführliche Erklärungen des eigenen Standpunktes folgen. In der Kritik an Böses Traktat habe man dabei weit übers Ziel hinausgeschossen.134 Die Wittenberger hätten durch ihr Gutachten – „eine sehr anzügliche und Ehren-rührige Schrifft“135 – brüderliche Kommunikationsgrundsätze verletzt. Fälschlich nehme man einen „Consensus orthodoxus“ in Anspruch, der schon hinfällig werde, wenn man das erste Leipziger Gutachten richtig interpretiere.136 Dann geht Rechenberg die durch das Wittenberger Gutachten verdrehten Inhalte des Traktates von Böse nochmals durch. Dabei differenziert er deutlich zwischen den zwei Arten von Sündern: Zum einen sei die Rede von den ganz Verstockten, die nach der Verfließung der Gnadenfrist nach dem göttlichen Strafwillen keine Möglichkeit mehr zur Erlangung der Gnade haben; zum anderen sei die Rede von den bußfertigen

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Rechenberg, Andere Beylage . . . , 4. So schon Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , A2r/v; in zusammengefasster Form, aber sachlich unverändert auch ders., Andere Beylage . . . , 4: „Ob GOtt allen halßstarrigen verblendeten und gantz verstockten Sündern/ die seine Gnade offt von sich gestossen/ solche im[m]er biß an ihr LebensEnde von neuen geben und verleihen wolle?“. 133 Nicht als Anhang zur „Anderen Beylage“ wie Hesse, Der terministische Streit . . ., 268, annimmt. 134 Unter Bezug auf das zweite Leipziger Gutachten heißt es: „Man hat nicht so wol M. Bösens Tractat de Termino Salutis Peremptorio vertreten, welches in einem weitläuffigen Buche, und zwar nicht ohne gewisse restrictiones, limitationes und declarationes hätte geschehen müssen, als vielmehr die Unschuld des hart-verfolgten und sehr gedrückten, nunmehro seligen Mannes, Amts und Gewissens halber retten wollen; indem ja derselbe von dieser materie nur homiletice, nicht aber acroamatice geschrieben, und zwar aus einer guten intention, in absehen auf die rohen, sichern und muthwilligen Sünder, welche immerzu auf Gottes Barmherzigkeit und das theure Verdienst Christi frevelhafftig Sünde mit Sünde häuffen, und ihre Busse biß auf die letzte Todes Stunde verspahren wollen; Da er denn nichts geschrieben, was nicht zuvor quoad realia, von so viel hundert Lehrern und Predigern unsrer Kirchen theils mündlich, theils schrifftlich, ohne einigen Wiederspruch, wäre vorgebracht worden.“; Rechenberg, Einige kurtze Anmerckungen . . . , 3 f. 135 A.a.O., 4. 136 „Bey diesem Begehren wäre es recht Christlich, theologisch und freund-brüderlich gehandelt gewesen, wenn man, wie sonsten gebräuchlich, zumahl da beyde Academien unter einem Allerdurchlauchtigsten Haupt, vinculo quasi sororio fest aneinander verbunden seyn, die Sache mit der Theologischen Facultät zu Leipzig communiciret, und sich darüber in der Furcht des Herrn vernommen, ehe man sich durch unzeitiges Censiren übereylet, und also Lermen zu diesem unseligen Streit, nicht ohne Verwirrung der Gewissen, in unsrer Lutherisch-Evangelischen Kirche geblasen hätte.“; ebd. 132

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Sündern, die Gott in seiner Gnade bis ans Lebensende begleitet.137 Die allgemeinen Gnadenverheißungen gehören zu Gottes vorhergehendem Willen, die Annahme eines ‚terminus peremptorius‘ dagegen zum nachfolgenden Gerichtswillen Gottes.138 Diese Differenzierungen geht Rechenberg dann anhand der im Wittenberger Gutachten angeführten Bibelstellen und Autoritäten durch. Zur Näherbestimmung des eigenen Standpunktes stellt er außerdem die Widersprüchlichkeit von ganz verstockter Sündhaftigkeit und evangelischer Heilserkenntnis heraus.139 Auch die Unterstellungen gegen Spener und dessen Verteidigung eines (neuen) Stengerismus widerlegt Rechenberg, da die Standpunkte beider in ihrem Gegenstand klar voneinander unterschieden sind.140 Ausführlich weist Rechenberg nach, dass Böse und er auf dem Boden der FC stehen und mit den Zeugnissen prominenter Theologen übereinstimmen.141 Zusammenfassend stellt er dann klar, dass sich für ihn die ungerechte Verketzerung von Bösens Traktat nur mit „bösen unanständigen affecten“ erklären lässt.142 Gegen diese vernichtende Demontage des Wittenberger Gutachtens durch Rechenberg mobilisierte Neumann seine gesamte Fakultät. Im Namen aller Wittenberger Kollegen initiierte er eine gemeinsame Antwort zum Nachweis der Wahrheit.143 Wie tief Rechenberg mit seiner Vorgehensweise in seiner Schrift 137

A.a.O., 10–12. „Sintemahl das decretum de termino Gratiae nicht absolutum, wie das decretum reprobationis in der Schule des Calvini, sondern hypotheticum und conditionatum ist, so sich gründet auf die vorhergesehene gäntzliche [18] Verstockung eines unbußfertigen Sünders, den Gott so vielfältig durch die allen Menschen verordneten Heyls-Mittel ernstlich, aber vergebens, zur Ergreiffung seiner Gnade beruffen, indem er dieselbe gleichsam mit Füssen von sich gestossen. Und gehöret dieses Decret de Termino Gratiae, welches ein Stück des decreti Reprobationis hypothetici ist, keines weges zu dem vorhergehenden barmhertzigen GnadenWillen, da Gott will daß allen Menschen geholffen werde, und die zur Erkäntnis der Wahrheit kommen sollen, 1. Tim II, 4. sondern zu dem auf die incorribile Boßheit der Meschen erfolgenden gerechten Gerichts- und Zorn-Willen Gottes, [. . .]“; a.a.O., 17 f. 139 „Wie kann ferner ein gantz verstockter Mensch eine Erkäntnis seiner Sünden aus dem Gesetz, und eines Erkäntnis des Heyls aus dem Evangelio Zeit seines Lebens bey sich spühren? Wer siehet solches nicht anders, als eine ungereimtes, und mit sich selbst streitende Meynung an? Gantz verstocket, seyn, und dennoch seine Sünde aus dem Gesetz, und sein Heyl aus dem Evangelio erkennen, ist eine Contradictio in adjecto, und kann keines bey dem andern stehen.“; a.a.O., 14. 140 Bei Stenger sei es um den „homo mortaliter relapsus“ gegangen, bei Spener bzw. Böse gehe es um den „homo totaliter induratus, adeoque inconvertibilis & incorrigibilis“ – „Nun entstehen ja daher zwei unterschiedene Fragen I) Ob ein in Tod-Sünde zweymahl gefallener Mensch durch wahre Buße wiederum zu Gnaden kommen könnte? Welches Stengerus mit den Novatianern oder vielmehr Socinianern verneinet; Orthodoxi Theologi aber billig bejahen. II) Ob ein gantz verstockter unbußfertiger Mensch den von Gott bestimmten Terminum Gratiae endlich versäumet? Welches M. Böse mit Franzio, Dannhauero, Hülsemanno, Brochmanno, Carpzovio utroque, Pfeiffero &c aus Gottes Wort und unsern Libris Symbolicis bejahet, Gegentheil aber verneinet.“; vgl. a.a.O., 24. 141 A.a.O., 27–51. 142 A.a.O., 51. 143 Halle, UA: Rep. I, Nr. 4558, [0]: Brief Neumanns an Rektor, Dekan, Senior und Kolle138

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„Einige kurtze Anmerckungen“ das Selbstverständnis und den Corpsgeist der Wittenberger Fakultät getroffen hatte, zeigen die innerfakultären Voten der Wittenberger auf das Ansinnen Neumanns, im Namen der Fakultät zu einer konzertierten Reaktion zu kommen. Der damalige Dekan Löscher verwies auf problematische Präzedenzfälle in der jüngeren Vergangenheit, auf die Strategie des Gegners – Rechenberg war im eigenen Namen zur Verteidigung des Leipziger (zweiten) Responsums angetreten – und auf die taktisch unkluge Publizierung des Wittenberger Gutachtens durch Neumann, die dieser ohne Wissen und ausdrückliche Zustimmung der Fakultät vorgenommen und die dem Gegner überhaupt erst seine profunde Kritik ermöglicht hatte. Löscher riet deshalb zur Zurückhaltung und plädierte für eine Veröffentlichung der Replik unter Neumanns Namen. Auch Hanneken äußert sich in diesem Punkt zurückhaltend, hielt er doch solche „nugas et calumnias“ für eines Theologen unwürdig. Daher plädiert er dafür, lieber persönlich und im eigenen Namen zu reagieren, wenn Rechenberg dazu durch seine kritischen Äußerungen gegenüber einem Einzelnen Gelegenheit bietet.144 Der Senior der Wittenberger Fakultät, Deutschmann, beklagt in seinem Einzelvotum zunächst die Ausbreitung von ‚Sekten‘ und rät gegenüber Rechenberg zu abgestimmter und gut überlegter Reaktion. Diesen Maßstab eines koordinierten Handelns legt er auch an die Erteilung von Responsen und will damit die Verantwortlichkeiten und Befugnisse des Dekans zurückgenommen wissen. Da die Wittenberger Äußerungen – vom zweiten Gutachten bis zu den Disputationen im Herbst 1700 – in ihren lateinisch und deutsch verbreiteten Fassungen anhand von Zitaten und Belegstellen die Urheberschaft für die terministische Lehre Spener zuschrieben und ihn so zu einem Vorläufer Böses machten, sah dieser sich genötigt, ebenfalls mit einer Publikation zu reagieren: Er ließ seine am 2. März 1701 gehaltene Bußpredigt über „Das Gericht der Verstockung“ drucken.145 Spener überwand mit der Drucklegung dieser Predigt seinen Vorsatz, sich nicht mehr in Streitigkeiten einzumischen und sich wichtigeren Dingen zu widmen; außerdem sah er die terministische Lehre von Rechenberg hinreichend dargestellt. Deshalb erklärte er gegen die Anschuldigungen Neumanns nur diese eine Publikation seiner Passionspredigt über die falsche Buße des Judas in Druck zu geben und es dabei zu belassen. Auf die Kritik Rechenbergs in der „Anderen Beylage“ und in der Schrift „Einige kurtze Anmerckungen“ ließ Neumann eine „Ausführliche Erörterung“ folgen, in der er die Argumentation seines Gegners prüfend in zehn Punkten gen (Rektor war Hanneken, Dekan Löscher, Senior Deutschmann) vom 24. [? – zweite Ziffer nicht genau lesbar] Dezember 1700. 144 Halle, UA: Rep. 1, Nr. 4558, [0]. 145 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 889; Hesse, Der terministische Streit . . ., 300 f.; Wallmann, Wittenberger Orthodoxie . . ., 353. – Vgl. auch Kellenberger, Die Verstockung . . ., 261 f.

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hinterfragte.146 Darin schenkte er zunächst seine Aufmerksamkeit dem ‚status controversiae‘ und warf Rechenberg vor, hierin Modifikationen vorgenommen zu haben, ohne dies näher zu bestimmen. Im zweiten Punkt widmete er sich der Begrifflichkeit vom ‚terminus gratiae peremptorius‘, die er theologisch im Luthertum nicht für angemessen hielt. Im dritten Punkt ging er der Frage nach, ob der vorhergehende Wille Gottes an die Bedingungen der menschlichen Buße und des Glaubens geknüpft sei. Nicht nur diese Frage, die gegen die These ‚voluntas antecedens conditionata‘ gerichtet war, sondern auch die in den folgenden fünf Punkten enthaltenen Fragen negierte Neumann. Im vierten Punkt wandte er sich der Frage zu, ob die biblischen Gnadenverheißungen an die Offenheit des Menschen für die Gnade und für den Empfang der Gnadenmittel gebunden seien. Im fünften Punkt setzte er sich mit der Frage auseinander, ob der vorhergehende göttliche Gnadenwille bei den Verstockten vor dem Tod endet, um dann im sechsten Punkt zu klären, ob die zurück-rufende Gnade zur ‚voluntas antecedens‘ oder – richtiger – zur ‚voluntas consequens‘ zu zählen ist. Im siebten Punkt beleuchtete er die Frage, ob die über die Verstockten verhängten zeitlichen Strafen Gottes ein Signal für den Gnadentermin bzw. dessen Verfließung und damit für die ewige Verdammnis sind. Im achten Punkt suchte er zu ergründen, ob unter den Lebenden solche Verstockte zu finden sind, wie sie die Gegner beschrieben. Im neunten Punkt zeigte er auf, dass die Gnadentür allen Menschen inklusive den Verstockten bis zu ihrem Lebensende offen steht. Im zehnten Punkt ging er kritisch auf die Verwendung der Autorität lutherischer Theologen zur Fundierung ihrer Ansichten ein. Zur Stützung der eigenen Position und, um diesmal die Rückendeckung durch die Wittenberger Fakultät ausdrücklich zu dokumentierten, fügte Neumann seiner „Ausführlichen Erörterung“ eine Stellungnahme Deutschmanns hinzu. Der Senior der Wittenberger Fakultät widmete sich darin einem von Rechenberg zur Stützung seiner Argumentation herangezogenen Passus aus einer Disputationsreihe zur CA von Johann Deutschmann zu und widersprach dieser Deutung.147 Rechenberg reagierte auf Neumanns „Ausführliche Erörterung“ mit seiner „Sechsten Beylage“ und widerlegte Neumanns Ausführungen Punkt für Punkt.148 In sehr gereiztem Tonfall149 wiederholte er gegenüber Neumann die 146 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 889–891; Hesse, Der terministische Streit . . ., 302 f. 147 Vgl. Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , E4v; ders., Sechste Beylage . . . , 26. 148 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 891–894; Hesse, Der terministische Streit . . ., 333–336. 149 Nachdem er sich einleitend über den anonymen Verfasser des „Dissensus Rechenbergii“ ausgelassen hat, fängt er an, Neumanns Schrift folgendermaßen zu disqualifizieren: „Die gantze Neumannische Schrifft bestehet aus einer verleumderischen Vorrede/ Zehen Fragen und einem verwirrten Anhang von Hn. D. Deutschmann. Ich will erstlich eine kurtze Ant-

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Schuldzuweisung für den Ausbruch des Streits, da dieser und seine Anhänger nicht verwinden könnten, dass Speners Schwiegersohn eine theologische Professur erhalten hatte. Neumanns Ablehnung Speners und des Pietismus gehe soweit, dass er den Frieden und die Einheit der Kirche in seinem vermeintlich ‚orthodoxen‘ Eigensinn gefährde. Doch könne vielmehr er (Rechenberg) aufgrund der zahlreichen Belege, die er für seine Ansicht vom ‚terminus peremptorius‘ zusammengetragen hatte, den „consensus orthodoxorum“ für sich beanspruchen. Inhaltlich erörterte er, dass er weder den ‚status controversiae‘ verändert habe, und widersprach der Meinung, dass die Rede vom ‚terminus salutis humanae peremptorius‘ nicht von den lutherischen Theologen im Sinne der gänzlichen Verschließung der Gnadentür gebraucht worden sei. Auch gebe Neumann fälschlich vor, der vorhergehende Wille Gottes sie nicht an die Bedingungen der Buße des Menschen und des Glaubens gebunden, was nicht die Absicht Gottes, alle Menschen selig haben zu wollen, einschränke, sondern lediglich für die Einhaltung der von Gott gesetzten Ordnung spreche. Die biblischen Heilsverheißungen seien nur von Seiten Gottes nicht an eine Bedingung geknüpft, denn seine Barmherzigkeit und Liebe erstrecke sich auf die ganze Welt. Christus habe freiwillig für die Sünde der ganzen Welt gebüßt und alle Menschen mit Gott ausgesöhnt. Jedoch sei die tatsächliche Annahme des göttlichen Heilsangebotes und damit auch der Seligkeit als Teil des Gnadenbundes notwendiger Weise an Buße und Glauben gekoppelt. Gegen den Widerspruch Neumanns, dass der vorhergehende Gnadenwille Gottes bei den Verstockten noch in diesem Leben aufhöre, hielt Rechenberg am Zeugnis von Bibel, FC und bestimmten orthodoxen Theologen fest und differenzierte zum wiederholten Mal zwischen zwei Diskursebenen: die ‚voluntas antecedens‘ als Bezeichnung der allgemeinen Barmherzigkeit und Liebe Gottes gegen die Menschen erstrecke sich in alle Ewigkeit; die ‚voluntas consequens‘ sei dagegen ‚relate & in actu exercito‘150 – also hinsichtlich der konkreten Darreichung der göttlichen Heilsmittel auch ‚gratia adsistente‘ bzw. ‚gratia convertente‘ – und wort über die X. wiederholte und untereinander vermengte Fragen ertheilen/ und zeigen/ wie der Mann mit und in denselben Vernufft=und=Lieb=loß verfahren. Denn nach dem Titel seiner Schrifft/ soll es eine ausführliche Erörterung der Frage vom göttlichen Gnaden=Termin seyn. | Wer aber diese Schrifft auffschlägt/ möchte wohl fragen/ wo ist die Schrifft/ die zu diesem Titel gehört? Denn an statt/ daß er nach der vernünftigen methode zu schreiben/ erstlich von dem Subjecto der Haupt=Frage/ oder von den Personen/ von denen hauptsächlich gefragt wird/ ob ihnen GOtt ein gewiß Gnaden=Ziel gesetzt/ reden sollen; köm[m]t er mit der quaestione Domitiana wieder: Ob Gegner den statum controversiae biß daher verändert habe? Wie kömmt das mit seiner Frage in dem vorgesetzten Titel überein?“; Rechenberg, Sechste Beylage . . . , 2 f. 150 „Weil nun diese Worte meinem Gegner sonderlich zuwider sind/ macht er eine verwirrte Predigt darüber/ die deren klaren | Verstand gantz verkehrt. Er hätte beweisen sollen/ wo nach der boßhafftigen Halsstarrigkeit und Verstockung GOttes allgemeine Heyls=Gnade noch immer gegen solche Sünder wehre/ oder ihnen auch angeboten werde. Ists aber nicht

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höre bei den gänzlich Verstockten schon in diesem Leben auf. Gegen die Verortung der zurück-rufenden Gnade zum vorhergehenden Willen Gottes, wie sie Neumann ausschließlich vertrete, legte Rechenberg dar, dass sie sowohl zum vorhergehenden als auch zum nachfolgenden Willen zu rechnen sei, je nachdem welchen Aspekt man betonen wolle: Der vorhergehende Wille sei der allgemeine Gnadenwille, denn Gott wolle alle Menschen, die Buße tun und den Glauben haben, selig machen, weshalb er auch allen Menschen die Gnadenmittel darbiete, damit sie die Seligkeit erlangen. Der nachfolgende Wille Gottes aber enthalte in sich auch Gottes Allwissenheit und seine Vorsehung darüber, wer dem Gnadenruf folgt, wer ihm nicht folgt oder wer zeitweise den Glauben hatte, dann aber wieder durch Todsünden den Glauben verloren habe. Diese rückfälligen Sünder lassen sich in zwei Gruppen einteilen, diejenigen, die noch bekehrt werden könnten, und diejenigen, die ganz verblendet und beharrlich verstockt sind. An die erste Gruppe ergeht noch die zurück-rufende Gnade Gottes (‚gratia re-vocans‘), die aus dem vorhergehenden Willen entspringt, da Gott alle bußfertigen Sünder selig haben will, und sich im nachfolgenden Willen fortsetzt, da das tatsächliche Inkrafttreten der allgemeinen Gnade das göttliche Vorherwissen über das Verhalten der Menschen zur Gnade mit einbezieht. Die zweite Gruppe aber sei bereits in diesem Leben aus der Gnade gefallen. Die Ausführungen im Anhang von Deutschmann ließ Rechenberg nicht gelten und versuchte nachzuweisen, dass Deutschmann nun vergeblich sich von seinen früher geäußerten Ansichten distanzieren wolle. In Reaktion auf die „Sechste Beylage“ veranstaltete Neumann gegen die Annahme eines ‚terminus peremptorius‘ im Jahr 1701 noch zwei weitere Disputationen.151 Am 15. Juli 1701 saß er einer Disputation „De praeconio legis et evangelii“ vor, bei der Adrian Barffe als Respondent auftrat. Darin wurde Rechenberg vorgeworfen, die Predigt von Gesetz und Evangelium, die in der christlichen Lebenspraxis immer als Einheit zu sehen sei, zu leugnen. Dieser Vorwurf basierte auf der von Rechenberg aufgeworfenen Frage,152 ob wegen der Gefahr, dass jemand in Anfechtung oder Verzweiflung falle, die allgemeine Gnade Gottes gegenüber allen Sündern unterschiedslos zu betonen sei. Rechenberg verneinte diese Frage unter Hinweis auf Luthers Predigtweise, damit die Menschen sich nicht in falscher Sicherheit wiegen können und ohne Bekehrung in ihren Sünden verharren. Neumann zog aus dieser Rechenberg’schen Fragestellung den Schluss, dieser leugne, dass das Evangelium von der Gnade Gottes stets parallel zum Gesetz gepredigt werden müsse. Die September des Jahres verangeschehen/ so muß derselbe Gnaden=Wille in actu exercito auffgehöret haben/ gleichwie er bey allen Unbußfertigen im Tode auffhöret.“; a.a.O., 14 f. 151 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 894; Hesse, Der terministische Streit . . ., 336 f. 152 Vgl. Rechenberg, De termino gratiae revocatricis . . . , E4r/v; ders., Dritte Beylage . . . , 70.

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staltete Disputation „De tempore gratiae divinae“, bei der Johann Gottfried Pyrlaeus respondierte, ist ein eindringliches Plädoyer dafür.153 Gegen Neumanns Disputation „De praeconio legis et evangelii“ wandte sich Rechenberg unter anderem in seiner „Siebenden Beylage“.154 Er warf Neumann verleumderische Absichten vor, wenn dieser in seiner Disputation mit Barffe unterstellt hatte, Rechenberg wolle nicht das Evangelium parallel zum Gesetz gepredigt haben. Allerdings lege er großen Wert darauf, dass die Predigt von Gesetz und Evangelium in der Art durchgeführt wird, dass die Gnade Gottes nicht unterschiedslos auch den Unbußfertigen und Verstockten angekündigt, sondern diesen auch das Gesetz eingeschärft wird, um sie nicht in falscher Sicherheit zu wähnen. In Wittenberg erwuchs dem Leipziger Primarius Rechenberg nicht nur in der Person Neumanns ein scharfer und eifrig publizierender Gegner. Auch die anderen Theologen der Theologischen Fakultät an der Leucorea, Philipp Ludwig Hanneken und Johann Deutschmann, sekundierten ihrem Kollegen. Bereits im Jahr 1700 – etwa parallel zur Veröffentlichung von Rechenbergs „Erster Beylage“ – sah sich Hanneken zur Veröffentlichung seiner „Meditatio Carolina“ veranlasst.155 Die Schrift verdankt ihren Titel einem Kuraufenthalt des Autors in Karlsbad, wo er angeregt wurde, sich zum Thema zu äußern.156 Hanneken verfährt dabei so, dass er sich zunächst der Grundfrage widmet, womit die Fehler und Unklarheiten zusammen hängen, die in der Kontroverse zu Tage getreten waren.157 Die Gegner würden negieren, dass Gott den gänzlich verstockten Sündern gegenüber und denen, die er aus seinem gerechten Urteil in ihrem falschen Sinn beharren lässt, immer wieder sein Gnadenangebot erneuere 153

Hesse, Der terministische Streit . . ., 336 f. Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 894 f. 155 Hesse, Der terministische Streit . . ., 247 f.; 254 f. 156 „Proficiscenti mihi ante aliquot hebdomadas in Thermas Carolinas, a Comite peregrino & ignoto mihi, Juris Civ. Studioso, occasio dabatur disserendi, de projecat nuper in Ecclesiae proscenium quaestione: An in cursu viatoris, ad coelestam Patriam vocati, detur terminus gratiae peremtorius, qui ob pertinaciam peccatorum in divino decreto constitutus sit immutabilis, quidquid deinde ad mutandam vitam impoenitentem praedicetur peccatori, vel de justitia peccata vindicante, vel de misericordia poenitentem recipiente? Offerebat Comes ille simul perspicuam propositionem, nostra lingua paucis quaternionibus perscriptam, qua | affirmabatur quaesitum, & ceu doctrina Prophetica & Apostolica, adeo & ut Evangelicae gratiae Doctorumque Orthodoxorum consensui conformis, ferebatur. Et cum rogaret, ut meditationem hanc thermarum usui, per intervalla temporis, ad animum recreandum immiscerem, enodaremque pro bono Ecclesiae nostrae & fidelium usu difficultates, quae essent quaestionis, eademque & alii a me desiderarent, conjeci in chartam illa, quae tricis his injectis discutiendis conducerent, & vocavi Thermarum Carolinarum meditationem, ad pericolosissimum saluti humanae errorem, in Hypothesi de Termino Gratiae peremtorio in regno gratiae, corrigendum.“; Hanneken, Meditatio Carolina . . . , 1 f. 157 „An ordinatio humanae salutis in vita hominum peccatorum, dum peccare porro possunt, aut ad amissum statum gratiae se recipere, eiusmodi admittat in divinis decretis terminum gratiae peremptorium, ultra quem per justitiae rigorosae vindictam nulla amplius valeat Misericordiae promissio, & per eam ad gratiam restitutio.“; a.a.O., 3. 154

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und ihnen dies bis zu ihrem Lebensende verheißen habe. Sie seien der Meinung, dass Gott aus seinem nachfolgenden Gerichtswillen (‚voluntas consequens judiciara‘) den gänzlich Verstockten eine Gnadenfrist gesetzt hat, die nicht automatisch mit dem natürlichen Lebensende zusammenfällt, weshalb ein ‚terminus peremptorius‘ angenommen wird.158 Dadurch werden von den Verteidigern der Gnadenfrist aber weitere Probleme aufgeworfen (Ängstigung der Sünder, Zweifel an der Heilssicherheit usw.).159 Außerdem widerspreche die Leugnung der Sündenvergebung bis zum Lebensende auch der unendlichen Barmherzigkeit und dem göttlichen Wunsch, die Menschen zur Buße zu leiten.160 Nach der Darlegung biblischer und autoritativer Belege lobt er auch die unumstößliche Beweisführung in Ittigs „Vertheidigung“ („solidissime evicit“), in der die Sachlage klargestellt worden sei: „Non enim est quaestio, an per peccata extremae contumaciae ante fi nem vitae possit gratia Dei prorsus amitti? Nec quaestio est, an gratiae illa derelictio fiat voluntate judiciaria? Quae scripturae S. abunde contestantur, & Theologi Orthodoxi libenter concedunt, qui ex omnibus Systematibus cum magna assertae quaestionis confidentia possent allegari. Sed quaeritur; an de consilio decretoque Dei ante finem vitae ejusmodi pessimorum peccatorum terminus gratiae sit fi xus, qui implorari misericordiam, veniamque vera poenitentia impetrari non concedat? Qui terminus per rationem status regni gratiae in scripturis frustra quaeritur, & in scriptis bonorum Theologorum certe non invenitur.“161

Seiner Schrift „Meditatio Carolina“ fügte Hanneken seine auch separat in mehreren Ausgaben gedruckte Dissertation „De ductibus veritatis“ bei.162 Die hierzu gehörige Disputationsveranstaltung war auf den 11. Oktober 1700 terminiert und als Respondent fungierte David Andreas Teuerlein, Pastor primarius in Kahlau in der westlichen Niederlausitz.163 Aus der gegen die Pietisten gerichteten Darlegung vom Dritten Gebrauch des Gesetzes (‚tertius usus legis‘) wird der Titel der Dissertation erklärt.164 Obwohl die gesamten Ausführungen die 158

A.a.O., 11. A.a.O., 14. 160 A.a.O., 20. 161 A.a.O., 64. 162 Hesse, Der terministische Streit . . ., 256 f. 163 Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 882. 164 Unter Bezug auf die Konkordienformel (BSLK 962–969) heißt es: „Ut igitur secundum salutarem hanc doctrinam non est gratiae ductus & veritatis, si Lex negetur esse proponenda homini regenito; si privatae devotionis affectu in religionis negotio confingantur cultus, qvi aut verbo Dei non est institutus, aut qvi, praeter institutum, contra Ecclesiae receptam laudandamqve methodum, ut necessarius, aut ut multum conferens ad pietatis exercitium, ambitioso uberiori profectuum arbitrio introducitur, qvalis est Pietistarum, extra vocationem suam ordinariam conventus pietatis docendae celebrantium; si Lex jubeatur plus esse urgenda publicis concionibus, qvam Evangelii doctrina, cum per hanc detur Spiritus libertatis, Legis verus aemulator; si Legis praedicationi adscribatur sanctitas regeniti, qvae vera non est, nisi operta innocentia Christi, in remissione peccatorum“; Hanneken-Teuerlein, De ductibus veritatis . . . , 15. 159

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

Universalität der göttlichen Gnade bekräftigen, kommt Hanneken – wie schon in seiner Schrift „Meditatio Carolina“ – gegen Ende zu der Behauptung, dass allerdings die Sünder wider den Hl. Geist nicht teilhaben am ‚regnum gratiae‘ und sie deshalb aus der Gnade fallen.165 Diese Aussage aus dem Lager der Terminismusgegner war Wasser auf die Mühlen Rechenbergs.166 Noch eine weitere Disputation widmete Hanneken diesem Thema, denn schon am 14. Oktober 1700 präsidierte er bei der Disputation „De poenitentia seria“, bei der Christian Theodor Haberkorn Respondent war. Auch hier wieder stand Hanneken ein Respondent mit biografischem Bezug zur Niederlausitz zur Seite: Haberkorn stammte aus dem in der westlichsten Ecke der Niederlausitz liegenden Ort Kirchhayn bei Dobrilug. Außer in diesen Disputationen verhandelte Hanneken das Thema auch in seinen öffentlichen Vorlesungen, worüber ein anonymer Druck Auskunft gibt, der vermutlich von einem Schüler167 zur Veröffentlichung gegeben wurde und von Hanneken autorisiert scheint.168 Diese „Gründliche Untersuchung“ behandelt in vier Kapiteln die Ursprünge der terministischen Lehre, ihren Inhalt, die auf 165 „Non detrectant Theologi prorsus vocare, aut usurpare terminum peremptorium, qvi cessationem gratiosae invitationis aeternae importat; sed gratiae regno inferendum esse pernegant; qvia in regno gratiae, dum vita viatori durat, non cessat invitatio gratiosa, ut saepius jam docuimus. Eximendum igitur existimamus peccatorem in Spiritum S. statui nudi viatoris, cum eo laboret peccato, qvod irremissibile docetur sua malitia, & parti|cipatione status, cui nec in futuris seculis nec in praesentibus est remissio, id est, cui venia & liberatio non potest esse in tempore gratiae, uti non est in seculo futuro, poenam aeternam patientibus in gehenna. Qvemadmodum ex inferno non est redemptio, per vindictam aeternam; ita ex peccato in Spiritum S. nulla liberatio, per rationem status gehennalis. Conferantur dicta. Matth. XII, 32. Hebr. VI, 4. X, 18. I. Thess. II, 16. Perit igitur peccator in Spiritum Sanctum non per terminum gratiae Peremptorium in statu viatoris, sed per terminum gloriosae vindiciae, II. Thess. I, 8. 9. 10. in ipso jam, dum viator reputatur, inchoatae; videantur plura huc pertinentia, in Meditatione nostra Carolina. Tractatur qvidem externo schemate peccator a civibus gratiae ut civis, sed ut ab ignorantibus statum ejus, ipso etiam omnem gratiam fugiente & fastidiente; Cujus Deus in aeternum non amplius miseretur. Viator verus, vero viae suae in salutem statu, plurima divinae bonitatis gratia abundat, nunqvam desertus, aut ut civis sanctae communionis; aut ut jussus adire civitatem; aut ut per peccatum (remissibile) jure civitatis elapsus, & ad id, gratia volente, restituendus.“; a.a.O., 28 f. 166 Ob die Sünder wider den Hl. Geist Sünder sind, die sich bekehren lassen, bzw. ob sie zu denen gehören, die Gott nach seinem vorhergehenden Willen bekehren will, haben insbesondere Ittig und Rechenberg in ihren Streitschriften 1700/01 intensiv verhandelt; vgl. z. B. Engel, Epistola ad Rosteuscherum . . . , 19; Ittig, Antwort auff Rechenbergs vierdte Beylage . . . , 42–45; Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 53 f. (hier weist Rechenberg auf den Dissens zwischen Hanneken und Ittig ausdrücklich hin); Ittig, Antwort auff Rechenbergs fünffte Beylage . . . , 24–27; 74–77. – Auch andere Autoren ziehen Hannekens Äußerung zur Widerlegung der Antiterministen heran, vgl. etwa Besseritz, Spermologia Niehenckiana . . . , 33 f. 167 Auf dem Titel als Verfasserinitialen „M. H. K. W.“, wahrscheinlich Mag. Heinrich Klausing aus Wittenberg, der spätere Leipziger Theologieprofessor; vgl. zu seiner Person: Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät . . ., 148–151; 157–159. 168 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 897; Hesse, Der terministische Streit . . ., 260.

5.3. Das publizistische Echo in Wittenberg ab Herbst 1700 bis 1701

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der evangelischen Wahrheit beruhende Gegenmeinung und deren Begründung. In diesem Sinne nahm Hanneken als Dekan sich des Themas auch noch in einem Programma für eine Disputation unter dem Vorsitz Löschers an. Auch Löscher hat während seines Dekanates in einem Programma seine Ablehnung des Terminismus dokumentiert.169 Schließlich ist neben Neumann und Hanneken auch Deutschmann als mutmaßlicher Teilnehmer an der publizistischen Kontroverse zu nennen. Vermutlich ist in ihm der Verfasser der Schrift „Dissensus Rechenbergii ab orthodoxis“ zu sehen, die etwa Mitte März 1701 erschien.170 Der Verfasser beklagt eingangs in einem ‚Brief‘ an die Kirche den Zustand derselben, die durch ein erneutes Aufflackern des Novatianismus beunruhigt wird. Die Neuerer (Spener und Rechenberg) hätten das salomonische Sprichwort Spr 22, 28 beherzigen sollen.171 Doch sollten die Kirche und ihre Lehrer („Orthodoxi Electorales“) sich dadurch nicht beirren lassen, da aus Streitigkeiten Nutzen entstehe, die Lehren deutlicher und ihre Verfechter offenkundig würden, wozu auch diese Schrift ihren Beitrag leisten wolle.172 Nach dieser einführenden Polemik geht es um zentrale Fragen des Streites, bei denen die Ansichten theologischer Autoritäten aus Sachsen den abweichenden Ansichten Rechenbergs gegenübergestellt werden. Es ging um die folgenden Fragen: ob einem Sünder vor seinem Tod eine Frist gesetzt wird, nach deren Ablauf er die göttliche Gnade verwirkt hat; ob es Menschen gibt, denen die Gnadentür derart verschlossen ist, dass – wenn sie auch Buße tun wollten – keine Buße leisten können; ob es unbekehrbare Sünder gibt; ob auch ein halsstarriger Sünder, der oftmals Bußpredigten verachtet, an Gottes Gnade keinen Anteil mehr hat; ob die Sünder wider den Hl. Geist nicht bekehrt werden können; ob Gott seine Gnade den boshaften Sündern, die sein Wort hören, entzieht; ob Gott dem Pharao, Judas und den Kindern Eli eine Gnadenfrist gesetzt hat, so dass er ihnen vor dem Tod aus gerechtem Gericht 169

Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 898. A.a.O., 884; Hesse, Der terministische Streit . . ., 295–297. 171 „Non sine causa graviter doles, piissima Mater, novum & triste vulnus tibi inflictum esse novo certamine, qvo nunc revocatur ad inferis, ad inferos qvondam detrusus, vetus Novatianorum error. Erat alioqvin satis certaminum, miseriarum, scandalorum, periculorum, dolorum & omnis generis tentationum in his oris Saxonicis, qvibus in hac senectute tantum non conficieris assidue, ut merito tibi parcere debuerit Promachus ille & novus gratiae Praeco, D. ADAMUS RECHENBERGIUS, neqve memoria exuere auream istam regulam Theologicam, qvam omnibus Ecclesiae Doctoribus Salomon Prov. XXII. 28. praescribit: Ne transgrediaris NOVIS TERMINIS terminos antiqvos, qvos posuerunt ANTECESSORES TUI.“; Dissensus Rechenbergii . . . , A2v. 172 „Ad hanc ergo piam circumspectionem ad sponsum Tuum Jesum Christum in Spiritu & fide, nullum plane dubium est, qvin intellectura sis arcem desperatae causae, & sententiam justissimam pronunciatura ea in controversia, qvam Spenerus plantavit, quam Bösius rigavit, et cui Rechenbergius incrementa dedit, in qva adeo DEus nihil fecit. Ut vero suis Ecclesiae votis mea addam, invoco tecum aeternum Patrem Jesu Christi, ut [. . .] faciat etiam, ut in ipso unum simus, & tandem virtute Christi superatis omnibus Termini colarum terminis sine termino ipsum in habitaculo Fidelium depraedicemus.“ ; a.a.O., A3v. 170

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

jegliche Gnade entzogen hat; ob Gott die Sünder durch Strafen bekehren will; ob das ‚heute‘ in Hebr 3 sich auf die ganze Lebenszeit bezieht; ob die Schriftworte 1 Tim 2, 4 und 2 Petr 3, 9 die Gnadenverheißung so fassen, dass sie nur für die Bußfertigen gilt; ob sich die Verheißung Christi in Mt 11, 28 auf alle Menschen bezieht. Rechenberg reagierte auf den „Dissensus“ mit seinem „Consensus orthodoxus“,173 in dem er den Nachweis erbringen wollte, dass er mit seinen Ansichten dem Wort Gottes, den Bekenntnistexten und den gewährten theologischen Lehrern („probatissimis theologis γνησίως Lutheranis“174) übereinstimmt. Nicht nur weist er also den Versuch ab, seine Rechtgläubigkeit infragezustellen, sondern unterstellt seinerseits dem Gegner zweifelhafte Methoden, um die Orthodoxie zu sichern.175 In seiner „Sechsten Beylage“ weist Rechenberg zur Stützung seiner Argumentation auf seine vor Kurzem erschienene Schrift „Consensus orthodoxus“ hin, die Ittig in seiner „Antwort auff Rechenbergs fünffte Beylage“ als „compilatio Cingliana“ qualifiziert, wobei dieser auch genüsslich auf den fehlenden Konsens zu früheren Äußerungen „seines getreuen Parastata Hn. D. J. O. [= seines treuen Verbündeten Olearius]“ hingewiesen hatte.176 Wenig später nahm Rechenberg auch am Anfang seiner „Altera paraenesis“ Bezug auf diesen publizistischen Schlagabtausch und beschwert sich nochmals gegen einen verkehrten und gegen ihn gerichteten ‚Orthodoxie‘-Begriff.177 Folgerich-

173 Hesse, Der terministische Streit . . ., 297 f. – Zwar hatte der gewählte Titel Formelcharakter, doch lag für Wittenberger Ohren gewiss eine besondere Provokation darin, dass Rechenberg auch auf eine Titelformulierung eines ihrer Kollegen anspielte; vgl. Caspar Löscher, Consensus Orthodoxus, sive Harmonia Ecclesiastica [. . .], Wittenberg 1699; ders.Hieronymus Dathe, CONSENSUS ORTHODOXORUM ORTHODOXUS [. . .], Wittenberg [1694]. 174 Rechenberg, Consensus orthodoxus . . . , A1r. 175 Die ‚Orthodoxie‘ werde mit ‚papistischen‘ Methoden durchgesetzt („Ouod si accedat, ut falsi fratres, orthodoxiae vocabulum crepantes, in societatem clandestinam per literas encyclicas, aut emissos circumcelliones coiverint, & his velut cuniculis, in Papatu alias usitatis, ad subruendam nostram famam aut evertendam fortunam, sub zeli religionis falso jactati nomine quaeratur“) und ihre Norm sei lediglich „Doctorum consensum“; a.a.O., 4 f. 176 Ittig, Antwort auff Rechenbergs fünffte Beylage . . . , 80–85; Zitat: 80 (Bezug zu: Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 51). 177 „Prelo, ante octiduum CONSENSUS MEUS ORTHODOXUS cum verbo Dei, libris Symbolicis & probatissimis Theologis γνησίως Lutheranis, imprimis Saxonicis antiquis, malevolorum novaturientium per calumniam conficto DISSENSUI oppositus, exiverat; [. . .] Nam veterem cantilenam suam recinit, sententias, quas adduxi, Theologorum in alium sensum torquere, strophas nectere, meque convitiis aspergere novis, more suo pergit. Inde forte tacere poteram, nisi silentium tacita culpae confessio, aut perfida justae causae desertio haberetur. Praesertim cum Epistolographus novus [d. h. wohl der Schreiber des Eingangsbriefes aus dem „Dissensus“] omnes | eloquentiae suae artes straphasque abhibuerit, ut apud rerum divinarum imperitos, me suspectum falsae doctrinae redderet. Uti enim vindictae & inanis gloriae cupidus est; ita non ignorat, epistolas tam reverendo schemate insignes, saepe sinistram de innocentibus suspicionem heterodoxiae excitasse. Nihil quippe tam recte dici, tam

5.3. Das publizistische Echo in Wittenberg ab Herbst 1700 bis 1701

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Überblick über die Druck- und Streitschriften Rechenberg: Deutlicher Vortrag ... 1700 Neumann: Daß dem beharrlich verstockten Sünder ... 1700

Neumann; Avenarius: De statu controversiae ... 1700 Neumann; Green: Avenarius: Erörterung ... 1700

Altmann: Schrifftmäßige Untersuchung ... 1701

Rechenberg: Andere Beylage ... 1700 Rechenberg: Einige kurtze Anmerckungen ... 1700

Spener: Das Gericht der Verstockung ... 1701 Neumann: Ausführliche Erörterung ... 1701 Rechenberg: Sechste Beylage ... 1701 Neumann; Barffe: De praeconio legis et evangelii ... 1701 Rechenberg: Siebende Beylage ... 1701 Neumann; Pyrlaeus: De tempore gratiae divinae ... 1701

Hanneken: Meditatio Carolina ... 1700 Hanneken: Gründliche Untersuchung ... 1700

Hanneken; Teuerlein: De ductibus veritatis ... 1700

Hanneken; Haberkorn: De poenitentia seria ... 1700

Dissensus Rechenbergii ab orthodoxis ... 1701

Rechenberg: Consensus orthodoxus ... 1701

Neujahrsgespräch ... 1700

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

tig weist er im „Consensus orthodoxus“ auch erneut den Vorwurf des Novatianismus von sich, verwahrt sich gegen die ihm lügnerisch angedichtete Bezeichnung eines ‚Terministen‘178 und brandmarkt seine Gegner als Anhänger des Huberianismus.179 Dann beantwortet er die gegen ihn vorgebrachten Fragen,180 indem er Unklarheiten bzw. Verfälschungen erläutert und bekräftigt, dass seine Lehrmeinung ihren Grund in der Bibel, den Bekenntnistexten und bei den theologischen Autoritäten hat.181

5.4. Das publizistische Echo in Rostock ab Herbst 1700 bis 1701 Unter den Rostocker Theologen ist für den hier zur Disposition stehenden Zeitraum auf Zacharias Grape, Albrecht Joachim von Krakevitz sowie Georg Friedrich Niehenck hinzuweisen. Johann Fecht hat nach seiner frühen Disputation zum Thema sich erst zu einem späteren Zeitpunkt und in einem anderen Konfliktmilieu wieder publizistisch an der Kontroverse beteiligt.182 Der Rostocker Theologieprofessor und Archidiakon an St. Jakobi, Zacharias Grape, hatte begonnen, sich mit einer Predigt in die Kontroverse einzuschalten, die er reichlich einen Monat nach den strittigen Leipziger Predigten von Ittig und Weiß von einer Rostocker Kanzel hielt. Diese Predigt ging über Röm 2, 1 f. und wurde am 17. September 1700, einem öffentlichen Bußtag, gehalten. Grape ließ sie nach erfolgter Zensur durch die Rostocker Fakultät unter dem Titel „Einfältiger und denen heutigen Neulingen entgegen gesetzter Unterricht“ in Druck gehen.183 Zum Beginn des Textes motiviert er seine Ausführungen unter Bezug auf die falschen Lehren des Huberianismus und Terminismus folgendermaßen: „Es ist so lange nicht/ da uns ein falscher Prophet ein Ewiges Evangelium zugesandt/ da er die Gnaden=Thür ziemlich weit offen machte/ so gar/ daß er auch den teuffeln selbst selbige dermahleins zu erkant/ und da hieß es: Hie ist Christus. Bald darauff stehet auff ein neuer Prophet mit anderer Bottschafft/ von einem hie in dieser zeit gesetzten

i nnoxie defendi, tam candide suggeri potest, quod non malesana suspicio detorqueat in pejus, & livor morsu suo non maculet atque conspurcet. Praecipue si Orthodoxiae vocabulum velut velum incrustato errori obtendatur atque magno cum zelo jactetur.“; vgl. Rechenberg, Altera paraenesis . . . , A2r/v. 178 „[. . .] Qui enim mihi Novatianorum crimen impingit, aut me convitio Terministae, vocabulo, per scelus turbandae magis Ecclesiae invento adspergit, eum non possum non impudentem Sycophantam nominare.“; Rechenberg, Consensus orthodoxus . . . , 5. 179 „Illi ipsi falsi fratres veterem Huberianismum incrustant.“; a.a.O., 6. 180 A.a.O., 9–42. 181 Am Ende der Schrift ist ein Anhang mit Autoritätenzitaten; vgl. a.a.O., 43–48. 182 Fecht, Erwisene Auffrichtigkeit . . . . 183 Hierzu und zum folgenden Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 895; 900 f.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 258 f.

5.4. Das publizistische Echo in Rostock ab Herbst 1700 bis 1701

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Gnaden=TERMIN, damit die Gnaden=Thür ziemlich enge gemacht/ und auch da heist es: Hie ist Christus. Nun die so gefährliche Zeiten heißen uns desto munterer zu seyn/ und auff unserer Hut wohl Acht zu geben/ die Geister zu prüffen/ und uns für den falschen Propheten wohl für zu sehen. Auch dieses hat mich/ als den geringsten einen unter den Dienern meines Gottes bewogen/ nach dem wenigen Maß/ welches der gütige GOTT mit getheilet/ für die mir anvertraute Schäffelein umb so viel mehr zu wachen/ sie auff gesunder Aue zuführen/ und für denen Wölffen unter den Schaffs=Peltzen zu warnen.“184

Seine Schelte gegen die Terministen als falsche Propheten rechtfertigt er durch die einschneidenden Folgen für das Wesen der christlichen Lehre. In seiner Darlegung der Versäumnis von Gottes Gnade rechnet er dann scharf mit den Pietisten und der Neuerung des Terminismus ab. Diese Predigt wurde gemeinsam mit der von Neumann am 22. Sonntag nach Trinitatis (7. November 1700) in der Wittenberger Schlosskirche gehaltenen Predigt durch einen Anonymus einer kritischen Prüfung unterzogen. Dieser Text erschien Ende des Jahres unter dem Titel „Neujahrs-Gespräch“ im Druck.185 Der anonyme Verfasser lässt darin drei Personen auftreten, die sich mit den beiden Predigten auseinandersetzen. Der ‚weltmüthige Politicus‘ hält sich an den Trost, den der „recht orthodoxe[n] und galante[n] Theolog[us]“186 Neumann ihm mit seinem Verständnis der Gnade gewährt hat und genießt noch so richtig den Rummel der Welt.187 Den ‚schwachmüthigen Philosophus‘ irritieren dagegen Neumanns Ausführungen über die Gnade für die verstockten Sünder. Er missbilligt die scheinbare Sicherheit, in der sich viele wiegen, und ist selbst in höchstem Maße verunsichert. Der ‚freymüthige Parochus‘ fungiert einerseits als Schiedsrichter, andererseits sieht er beide in unterschiedlicher Weise angefochten. Deshalb kritisiert er an Neumann, dieser würde die Verstockten hoch achten, mit seinem Predigtinhalt ein „offenbahrliches Blendwerck“ machen und „Wanckelmuth“ erkennen lassen.188 Diese Aussage macht den ‚Politicus‘ nachdenklich; er nimmt sich vor, zukünftig die Äußerungen von Theolo184

Grape, Einfältiger Unterricht . . . , A2r. Hesse, Der terministische Streit . . ., 291–293. 186 Neu-Jahrs-Gespräch . . . , 5. 187 „Ich muß gestehen/ daß mit durch Hr. D. Neumanns Predigt über das Evangelium vom Schalcks=Knecht ein wundergrosses Trost=Licht auffgegangen. Nun will ich mich noch einmahl so lustig in der Welt herum tummeln als sonst. Man muß doch in Christi Gnaden=Reich auff Erden mehr Freyhait haben/ als im Cerinthischen oder Türckischen Paradieß, Gott nim[m]t es mit uns nicht so genau/ wie uns die Singularisten bereden wollen; Er ist ja allezeit allen beharrlich verstockten Sündern gnädig/ so wird er destoweniger mit ein Gnaden=Ziel setzen/ der ich eben nicht verstockt bin wie Pharao/ Saul/ Judas/ der reiche Mann/ oder der unbekehrte Schächer/ sondern nur sonst die Freude dieser Welt gerne mitnehme und mit mache. GOtt wird mir meine weltliche Gewohnheiten leicht zu gut halten/ wenn ich es gleich mit dem neuen Jahr bey dem alten Suaß und Schmauß lassen möchte/ wer kan sich immer an den Himmel halten/ und wenn ichs thun wolte/ müste ich ein Pietiste heissen“; a.a.O., 3. 188 A.a.O., 20–25; Zitate: 23. 185

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

gen genau zu prüfen und seine Weltliebe zu überdenken.189 Dieser Wandel wird durch die Analyse der Predigt Grapes vollendet, in welcher der ‚Philosophus‘ das Thema in entstellter Weise dargestellt findet und kritisiert, dass Grape die Terministen als Neuerer bezeichne, obwohl sie für ihre Sicht alte Belege anführen können.190 Gegen dieses „Neujahrs-Gespräch“ hat der Magister Christian Goldbach, ein früherer Schüler Neumanns191, 1701 eine „Kurtze doch gründliche Beantwortung“ erscheinen lassen.192 Darin wird der Verfasser des „Neujahrs-Gesprächs“ als Pietist abklassifiziert, der die ‚Orthodoxie‘ zur ‚Orcodoxie‘ mache. Auch spart er nicht mit Schimpfwörtern gegen den Verfasser und seine Schrift.193 Grapes Predigt erhielt unterdessen auch von anderer Seite Widerspruch, nämlich durch die „Schrifftmäßige Prüfung“ des Johann Siegmund Besseritz.194 Darin rügt dieser die Überheblichkeit Grapes und dessen verleumderische Anklagen gegen den Terminismus. Zu dessen Widerlegung und zur Verteidigung seines Rostocker Kollegen schaltete sich nun auch Georg Friedrich Niehenck in den Diskurs ein.195 Niehenck wandte sich nun mit seiner Schrift „Terminista Convitiator“ gegen Besseritz, hinter dem er Rechenberg vermutete.196 In dieser Schrift zugunsten seines Onkels Grape beschimpfte er Besseritz als „impudentissimus et acerrimus Convitiator“197 und verteidigte die Lehre von der allen Sündern bis in den Tod offen stehenden Gnadentür.198 Die Abrechnung mit dem Gegner ist sehr persönlich gehalten und enthält jede Menge spöttischer Seitenhiebe:

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A.a.O., 30; 32. A.a.O., 43–56. 191 „Christophorus Gottlieb Goldbach Silesius Neoforensis“ wurde am 17. 6. 1690 an der Leucorea immatrikuliert (AAV 2, 136). – Hesse, Der terministische Streit . . ., 301. 192 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 896; Hesse, Der terministische Streit . . ., 301 f. 193 Hesse, Der terministische Streit . . ., 302, urteilt darüber: „Mit diesem ungeschliffenen Magister, welcher in Gemeinheit und Rohheit der Schreibweise wol allen bisher aufgetretenen Streitern den Rang abläuft – nicht zur Verherrlichung seiner Lehrer Neumann und Grape – mochte niemand sich weiter einlassen und so konnte das Neujahrsgespräch als abgethan gelten“. 194 A.a.O., 304 f. Besseritz’ „Schrifftmäßige Prüfung“ erschien im Februar oder März 1701, zwischen Rechenbergs „Vierdter Beylage“ und dessen „Fünfter Beylage“. 195 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 901. 196 Niehenck, Terminista Convitiator . . . , A2r; vgl. auch Leipziger Terministischer Mord- und Lügen-Geist . . . , 4; 9 (dazu vgl. unten Kapitel 11.4.). – Hesse, Der terministische Streit . . ., 382 f., urteilt über Niehenck, er mache im Vergleich zu anderen Autoren im terministischen Streit einen „um so widerwärtigeren Eindruck [. . .] durch jugendliche Unreife, nachplappernde Altklugheit und rohe Poltronerie“. 197 Niehenck, Terminista Convitiator . . . , A2v. 198 Dabei bedient er sich als Beleg auch der Predigt des Chrysostomos, die Veiel in seiner Abhandlung zum Leitzitat gemacht hatte; vgl. a.a.O., A3r. 190

5.4. Das publizistische Echo in Rostock ab Herbst 1700 bis 1701

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„Doch der Hr. M. [Magister Besseritz] hat vielleicht Luchs=Augen und kan mehr sehe[n] als alle verständigen Leute. Allein wie scharffsichtig eines Theils der H. seyn will/ so blind ist er andern theils. Wo hat er seine Augen gehabt/ als er des Hn. Ddi [Doctorandi] Grapii Predigt gelesen? Ohne Zweiffel sind sie mit Pietistischer Blindheit geschlagen gewest/ denn sonst würde er ja wol die ausbündigen Argumenta und erbauliche Sachen/ die darinnen enthalten/ wie auch die Schrifftmäßige Erklährung des | Textes; insonderheit des 4. und 5. vers. gesehen haben. Ich will dem H. M. rahten/ daß er auff einandermahl/ wann er in gelehrter männer Schrifften hinein gucken will/ eine Brille gebrauche/ und seine vorgefaste fanatische und Phantastische Grillen an die Seite setze.“199

Auch Rechenberg verunglimpfte er in gehässiger Weise, indem er an dessen Äußerung anschloss, er wolle und könne sich nicht mit jedem jungen Theologen – konkret war Grape gemeint – einlassen. Niehenck zahlte ihm das heim und schrieb: „So weiß ich woll/ daß dieses der Terministen gemeines Wort sei; der mann ist ein junger Theologus: derohalben ist seine Meinung nicht anzunehmen. Allein wie närrisch dieser Schluß ist/ siehet ein verständiger woll. Solte Er aber wahr seyn/ so wolte Ich gleicher massen schliessen; der Hr. D. Rechenb. ist ein junger Theologus; derohalben ist seine Meinung de termino gratiae revocatricis peremptorio falsch Das conseqvens stehet nach vorigen[ch] S[ch]luß auff festen fuß. Das antecedens ist wahr. Denn was hat man grosses in Theologischen Controversien von Ihm gesehen? Wie lange ist er Professor Theologiae? Etwa zwey Jahr: Kaum aber wird er Professor Theologiae und fängt an sich andern alten Wolverdienten Theologis zu wiedersetzen: fället in einer bösen Meinung einen jungen Diacono bey; Weil derselbe solchen seinen Irrthum aus D. Speners seines D. Rechenber[g]s Schwieger=Vaters Schrifften gezogen; syndiciert da bey der vornehmen Theologischen Facultät zu Rostock judicium, welches sie auff gerichtliche Erfoderung des consistorii zu Sorau von M. Bösens Buch gefället/ und welches von der vornehmen Theologischen Facultät zu Wittenberg approbirt ist/ und will eine neue Theologiam mit der Pietisten Vater machen/ denn seine Meinung ist fast allen articulis | fidei zu wiedern/ welches könte erwiesen werden/ wenn es von Ihm verlanget würde, über das könte man mit bessern Fug Ihm diesem jungen Theologo das praedicat bey legen/ daß er seuchtig in Fragen [. . .] und Wort kriegen ist 1. Tim. VI. 4. Was hat man denn für Ehre davon wenn man sich mit Ihm ein läst? gewis man möchte Ihn immer hin schreiben lassen/ wen es nur die Ehre Gottes und dessen göttliche Wahrheit zulassen wolte. Er suchet durch diese Besseritzsche Schrifft seine eigene Ehre.“200

Im Detail widerlegte Niehenck in den folgenden Textpassagen beinahe jede Anschuldigung und münzt sie in bittere Polemik um.201 Im weiteren Verlauf seiner 199

A.a.O., A3v–A4r. A.a.O., A4r/v. Weiter unten setzt er in diesem Sinn hinzu: „Meinet der Hr. Besseritz/ daß man sich für dem Titul D. Re|chenb. fürchte? Er sey immerhin Professor Th. P. gleichwol ist er noch ein junger Profess. Theol. ja noch lange nicht der Pabst zu Rom/ der sich unterstehet pro autoritate neue Articulos fidei zu schmieden/ vielweniger infallibel. Ich respectire Ihn als einen alten gelehrten Mann/ seine Lehre aber halte ich vor eine neue/ irrige und höchstgefährliche Lehre/ die niemahls von unsern alten Theologis defendiret worden.“; a.a.O., K1v– K2r. 201 „Aber das ist eine offenbahre calumnie. Wo verlästert der Hr. Doctorandus Grapius 200

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

Polemik verteidigte er gegen die Kritik von Besseritz Grapes Predigtdisposition, die sich an den ‚methodus Lipsiensis‘ halte. 202 Um seine Ausführungen im Umfang zu entlasten und ihnen dennoch den nötigen Nachdruck zu geben, bezog er sich über viele Seiten hinweg auf die bisher publizierten Schriften der Antiterministen, 203 um dann wieder seine Gegner frontal herabzuwürdigen: „Schande ist es/ daß die jenigen/ die Christen heissen wollen/ sich als Un=Christen auffführen. Schande ist es/ daß die Doctores oder Führer der Jugend schnöde Verführer werden. Das Hertz im Leibe mag einen bluten wenn man siehet wie verkehrt es in unsern Kirchen zu gehet. Nicht genug ist/ daß die welche außer der Lutherischen Kirchen sind/ wieder uns streiten/ sondern es finden sich in derselben die allerärgsten und gifftigsten feinde. Daß sich Gott erbarm! Da tritt ein pharisaeischer Pietist herfür und meinet einen andern Grund zu legen als der geleget ist. Da stehet ein verführischer Terminist auff/ ein Feind der Göttl=hocherhabenen Gnade und Mörder der Busse. Da heist es die Göttliche Lehre von der allen Sünder biß an ihren Lebens Ende offenstehende Gnaden-Thür/ führet den Sünder zur Sicherheit. Wenn man für Gottes Ehre und Lehre eiffert das heist zancken; Wenn man eine solche Meinung die das fundament des Glaubens umstost/ nicht zu lassen will/ das heist unnütze streit=fragen treiben. So | schwatzen die Phantasten, unter welchen auch mit gehöret der M. Besseritz/ denn dieser meinet als habe der Hr. Doctor. Grapius mit seiner Predigt den Bußtag nicht recht zugebracht. Warumb? weil sie wieder die Neulinge gerichtet ist/ weil er dadurch seinen Zuhörern die reine Lehre fürgetragen hat. Es ist warlich mit Thränen zu bejammern daß man an den Beth= und Buß=Tagen solche Lehre auff der Cantzel treibet/ die wieder Gottes=Wort und Unser Glaubens Bücher läufft/ wie noch neulich zu Berlin der Königl. Pr. und Churfürstl. Brandeb. Consistor. Raht und Probst D. Philipp: Jacob Spener gethan. Heist denn das den Endzweck der Buß und Bethtage in Acht genommen. heisset das die Leute zur Buße leiten? Nein im geringsten nicht. Das heist der Zuhörer Ohren mit unzeitigen und ärchgerligen Streit=Fragen füllen. Das heist die Leute zur Sicherheit/ zur verzweifflung und endlich zum Teuffel führen. Die Pharisaeische Pietät wird’s nicht aus machen. Ein Göttlicher Eyfer für die Wahrheit kans nicht heißen: denn die Göttliche Warheit wird umbgestoßen/ Gottes Wort wird verkehret und verdrähet. Da kan man recht sagen: Ach Gott der theure Nahme dein/ muß ihrer Schalckheit Deckel seyn/ du wirst einmahl auffwachen. Ja ich bin versichert rechtgläubige Kinder GOttes werden täglich zu Gott suefftzen: Für der Terministen Lehr behüt uns lieber Herre Gott.“204

Parallel zu diesem feindseligen Erguss verfasste Niehenck eine Abhandlung „De mataeologia terministica“, mit der er in Greifswald zum Licentiaten der

rechtschaffene und wolverdiente leute? Wo ziehet er dieselbe durch? sind die Terministen rechtschaffene Leute? Womit haben sie sich verdient gemacht? mit ihre unnütze und verdamte Lehre? Ach sie werden sich so verdient machen/ daß wo sie nicht umbkehren und rechtschaffene Busse thun/ sie die Hölle verdienen. Soll man die nicht für Neulinge halten die eine Lehre wieder Gottes Wort erdichten? Ist das zu hart geredet? Ich meine es nicht.“; a.a.O., B3r. 202 A.a.O., C1v–C2r. – Zur Verortung der „Leipziger Predigerkunst“ vgl. Strassberger, Die „Leipziger Predigerkunst“ . . ., 198–218. 203 Niehenck, Terminista Convitiator . . . , H1r/v–J2v. 204 A.a.O., J3r/v.

5.4. Das publizistische Echo in Rostock ab Herbst 1700 bis 1701

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Theologie promovieren wollte.205 Eine abgespeckte Version dieser mit Anzüglichkeiten gespickten Dissertation 206 konnte Niehenck unter dem Vorsitz von Nikolaus Dassov im Oktober 1701 verteidigen. In einem begleitenden ‚programma‘ positionierte sich auch der Präses gegen den Terminismus. 207 Auf Niehencks Verteidigungsschrift 208 reagierte Besseritz etwa im Mai/Juni 1702 mit einer Publikation, die den Titel „Spermologia Niehenckiana“209 trug, wobei er im Anhang auch auf Dassovs bzw. Niehencks Disputation „De mataeologia terministarum“ einging. 210 Obwohl Besseritz auf eine Reaktion hoffte, die in „Christlicher und Theologischer Bescheidenheit“ abgefasst war, hätte Grape ihm – so schreibt er eingangs an den „Wahrheit liebende[n] Leser/“ „durch einen jungen Spermologum, M. Niehenck/ eine lästerliche Chartece zurück senden lassen“. 211 Die Herabwürdigungen Rechenbergs als eines ‚jungen Theologen‘, die dessen Autorität, seine Reputation und damit auch das Gewicht seiner Äußerungen im Streit herabsetzen sollten, zahlte Besseritz seinem Gegner Niehenck in gleicher Münze heim. Ebenso wehrte er die abschätzige Titulierung Speners als „Pietisten Vater“ ab und verwies auf dessen – auch von Rostocker Theologen – positiv rezipierte „Glaubenslehre.“212 Speziell gegen Grape erneuerte er seine Kritik an dessen Predigtdisposition, die der beanspruchten

205

Hesse, Der terministische Streit . . ., 383. Die Kunde davon war auch an Niehencks Gegner gelangt, der sie genüsslich vor der Leserschaft ausbreitete; vgl. Besseritz, Spermologia Niehenckiana . . . , 28 f. – Doch noch zu Beginn des „praefamen“ im Disputationsdruck Niehencks heißt es in einem Rundumschlag grundsätzlicher Art: „Utrum de fidei articulis disputare liceat hodie queri solet? Moderni enim impii Pietistae, ut taceam Mennonistas, Weigelianos, Qvackeros, aliosq; Fanaticos & Syncretistas, omnes ex Ecclesiae controversias eliminatas volunt, & in pietatis exercitio consistere opinantur.“; Dassov-Niehenck, Mataeologia Terministarum . . . , A2r. 207 „Plura non addo, cum id praestiterit Pl. Reverendus noster CANDIDATUS in solenni vel Inaugurali, qvam contra Terministas erudite conscripsit & hodie publice sistit, Disputatione“; vgl. Theologische Fakultät Greifswald, Programma . . . , [A3r]; Hesse, Der terministische Streit . . ., 383. 208 Wahrscheinlich Niehenck, Terminista Convitiator . . . . 209 Hesse, Der terministische Streit . . ., 436–438. – Zur Datierung gibt Besseritz eingangs selbst einen Hinweis, wenn er schreibt, er habe vor „fünff vierthel Jahr“ seine „Schrifftmäßige Prüfung“ veröffentlicht; vgl. Besseritz, Spermologia Niehenckiana . . . , 3. 210 Außerdem präsidierte Niehenck auch bei einer Rostocker theologischen Disputation; vgl. Niehenck-Deich, De Proditore Juda et Petro . . . . 211 Besseritz, Spermologia Niehenckiana . . . , 3. 212 A.a.O., 4–8. Hier heißt es u. a.: „Ich kenne viele wackere Leute/ die weder Professores Theologiae seyn/ noch einen gradum darinn angenommen/ und sind wohl bessere Theologi, als die/ so mit grossen Tituln prangen. Es hat aber Hr. D. R. Theologiam docirt, ehe M. Grapius und Niehenk jung worden. Wie lange ist es denn/ daß Hr. D. Fecht und etliche seiner Collegen das Ehren=Wörtlein erhalten? Oder glaubt der junge Convititator etwan gar/ daß einem mit dem gradu zugleich die Erudition per habitum infusum gegeben wird/ so ist er wohl der ärgste Phantaste von der Welt. Andere Ehren=Titul/ damit er um sich schmeist und so wohl den Hn. D. R. als andern beschmitzen will/ zugeschweigen. Man siehet schon hieraus/ daß er ein junger Calumniant sey.“; a.a.O., 7. 206

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

„Leipziger Prediger Kunst“ nicht genüge.213 Im Einzelnen widerlegte er die von Niehenck geltend gemachten Einwände gegen eine Beschränkung der Gnade Gottes. Als ersten Anhang druckte er die von Johann Friedrich Mayer – auf ihn hatte sich Niehenck ebenfalls berufen 214 – verfassten und in einer früheren Predigt aufgezählten „Trost=Sprüche/ so denen im muthwilligen DUELL Tödlich verwundeten bey ihren Wehklagen sollen fürgehalten werden“ ab.215 Als zweiter Anhang ist dem Text abschließend ein „Appendix de Heterodoxia & Mataeologia Anti-terministica Niehenckiana & D. Dassovii“ beigefügt. Darin demontierte er das Unterfangen der Disputation ganz grundsätzlich, da Niehenck schon die Grundthese verfehlt habe: „Denn der Hr. D. Rechenberg hat seine thesin formiret de voluntate Dei consequente judiciaria: Der Novellus Licentiandus aber macht | die Antithesin de voluntate Dei antecedente gratiosa. Welches gewiß ein grober Schnitzer wider die Logic ist und sonst ignoratio Elenchi heist. Nun hat man zwar dergleichen auch bey vornehmen Leuten in dieser Controvers observiret/ welchen es aber/ weil sie schon längst ex schola Logicorum gewesen/ und vielleicht eines und das andere/ indem Sie andern Sachen obgelegen/ vergessen haben/ nicht so sehr zu verübeln/ als dem jungen Licentiando, der nur neulig erst daraus entlauffen.“216

Auf diese Schrift erwiderte Niehenck mit seiner „Wohlgegründeten SchutzSchrifft“ und blieb darin seinem Gegner keine Anfeindung schuldig. 217 Hauptsächlich widerlegte er die Äußerungen von Besseritz über seine Promotionsumstände und den Druck seiner Disputation. 218 Hierauf antwortete Niehenck mit seiner „Wohlgegründeten Schutz-Schrifft“. Nachdem Niehenck in der „Continuation des vollständigen Catalogi“ erneut angegriffen worden war, verteidigte er sich mit einer weiteren Schrift. Ein weiterer aktiver Teilnehmer am Streit unter den Rostocker Theologen war Albrecht Joachim von Krakevitz. Er konzentrierte seine Beiträge zur Kontroverspublizistik im terministischen Streit auf zwei Beiträge. Zunächst steuerte er noch im Jahr 1700 eine sachlich abgefasste „Schrifftmäßige Untersuchung“ zu Rechenbergs „Deutlichem Vortrag“ bei. 219 Auf diese entgegnete Rechenberg 213

A.a.O., 6 f. Niehenck, Terminista Convitiator . . . , K4v. 215 Besseritz, Spermologia Niehenckiana . . . , 26–28. – Diese Reihe von biblischen Drohworten (Spr 1, 24–31; Jer 15, 6; Mt 23, 37 f.; Lk 12, 47; 19, 41 f.; Ps 103, 13; Lk 1, 50; Sir 5, 6 f.; 2 Makk 9, 12 f.; Apk 21, 8) hatte Johann Friedrich Mayer in einer Predigt verarbeitet, die offenbar nicht in Druck ging. 216 Besseritz, Spermologia Niehenckiana . . . , 29 f. 217 Hesse, Der Termistische Streit . . ., 438 f., kommentiert dies mit dem Satz: „In lächerlich aufgeblasener Weise und grobem Tone schwadronirt er weiter“. 218 Einen letzten Beitrag in diesem Streitschriftenensemble lieferte die anonym verfasste „Continuation des vollständigen und unpartheyischen Catalogi“; dazu in einem späteren Kapitel 10.4. 219 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 899; Hesse, Der terministische Streit . . ., 306. 214

5.4. Das publizistische Echo in Rostock ab Herbst 1700 bis 1701

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mit seiner „Dritten Beylage“, die am Ende auf den 2. Dezember 1700 datiert ist. Beide Schriften zeichnen sich durch einen ausnehmend höflichen Tonfall aus. In der „Dritten Beylage“ bestätigt Rechenberg zunächst die Universalität der göttlichen Gnadenverheißung, doch würden tatsächlich nur wenige Menschen selig werden, da sie aus Vorsatz und eigener Schuld keine Buße tun. Daraus ergibt sich eine Differenz zwischen Angebot und Annahme der Verheißungen; ersteres beruht auf dem allgemeinen Gnadenwillen, letztere auf dem nachfolgenden Gerichtswillen Gottes. Auf dieser Basis erörtert er dann zentrale Fragen: ob es ganz verstockte Sünder gibt, ob Gott diesen vor ihrem Lebensende seine Gnade ganz entzieht, ob Gott diesen Sündern eine Gnadenfrist setzt, die noch vor dem Tod abläuft und ob diese Gnadenfrist ‚terminus peremptorius‘ genannt werden kann. Dann setzt er sich mit den Thesen von Krakevitz eingehend auseinander und schließt mit der Aufforderung: „Wenn Hr. D. Krakevitz aus H. Schrifft beweisen kan/ 1.) daß es keine gäntzlich verstockte und unbekehrliche Sünder in diesem Leben gebe: 2.) daß GOtt allen verstocktesten | Sündern biß an ihr Lebens=Ende immer seine Gnade/ sie mögen sie tausend und aber tausendmahl vorsetzlich verworffen haben/ wie sein Hr. Collega öffentlich geschrieben/ wieder zuverleihen versprochen habe/ und also 3.) durchgängs/ auch den verstocktesten Sündern wider den H. Geist kein Gnaden=Ziel/ nach seiner weisen Regierung/ in diesem Leben gesteckt habe/ gründlich beweisen kan/ so will ich ohne Ansehen auf alle menschliche Autorität/ die ich in der Form. Concordiae, in D. Luthers und so vieler hochverdienten Theologorum Schrifften vor mir habe/ die von mir bißhero vertheidigte Warheit öffentlich revociren. Ich bin aber dieses in meiner Seelen versichert/ daß weder er/ noch seiner Mitstreiter einer solches thun könne.“220

Zum Abschluss widerlegt er die Ansicht Krakevitz’, die Rostocker Fakultät sei schon immer seiner Meinung gewesen und fügt einige Autoritätenzitate an. Darauf wiederum schrieb Krakevitz 1701 eine „Antwort auf Rechenbergs dritte Beylage“.221 Zunächst versuchte er die Einwände seines Gegners gegen die Annahme einer bis ans Lebensende währenden, zurück-rufenden Gnade (‚gratia revocans‘) zu widerlegen, dann entfaltete er seinen Standpunkt zur laufenden Kontroverse, indem er sich einige Fragestellungen vornahm. Besonders widmete er sich der Vorgabe Rechenbergs, der ihn aufgefordert hatte, ihm aus der Bibel zu beweisen: 222 – dass es in diesem Leben keine gänzlich verstockten und unbekehrbaren Sünder gibt, 220

Rechenberg, Dritte Beylage . . . , 70 f. Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 899 f.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 306. – Die Vorrede ist datiert auf den 4. April 1701; Krakevitz, Antwort auff Rechenbergs dritte Beylage . . . , A4r. 222 Bei Rechenberg: Dritte Beylage . . ., 8–12, steht noch eine vierte Frage (ob man die Frist terminus peremptorius nennen könne). Das durch Rechenbergs signalisierte Entgegenkommen ist nicht auf die sachliche Differenz bezogen, sondern auf die Form beschränkt. 221

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5. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Leipziger Fakultät

– dass Gott die Zusage gemacht hat, allen verstockten Sündern bis an ihr Lebensende immer wieder seine Gnade anzubieten, – dass Gott folglich auch den verstocktesten Sündern wider den Hl. Geist keine Gnadenfrist in diesem Leben gesetzt hat. Krakevitz wollte beim ersten Satz zwar konzedieren, dass es verstockte Sünder gebe, die sich als unbekehrbar bezeichnen ließen, aber dennoch sei nach Gottes Absicht kein Sünder, solange er lebe, unbekehrbar. 223 Somit könnten auch die gänzlich verstockten Sünder, wenn sie nur den göttlichen Ruf annehmen, wieder bekehrt werden. 224 Der mittlere Satz war nach Krakevitz’ Meinung derjenige, an dem sich auch die Wahrhaftigkeit der anderen erweisen lasse. Gegen diese Publikation von Krakevitz und gegen die gedruckte Responsensammlung, die die Theologische Fakultät Rostock inzwischen veranlasst hatte, erschien 1702 die anonyme Schrift „Christlicher Bescheid und Unterricht“. Auf sie und das sich daran anschließende Streitschriftenensemble wird in einem späteren Kapitel eingegangen. 225 Insgesamt markieren die in diesem Kapitel behandelten Streitschriften den Höhepunkt des Streites und zeigen ein Höchstmaß an Verwicklungen sowohl durch die Heftigkeit der Argumentationen als auch durch die Beteiligung einer großen Menge von Autoren. Etwa im Mai 1701 tritt durch das Zurücktreten der Hauptakteure und die Beteiligung neuer Autoren im Streit eine Wende ein.226

223 224 225 226

Krakevitz, Antwort auff Rechenbergs dritte Beylage . . . , 9. A.a.O., 17. Siehe unten Kapitel 7.2. Hesse: Der terministische Streit . . ., 270 f.

5.4. Das publizistische Echo in Rostock ab Herbst 1700 bis 1701

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Überblick über die Druck- und Streitschriften Rechenberg: Deutlicher Vortrag ... 1700

Grape: Einfältiger Unterricht ...1700

Krakevitz: Schrifftmäßige Untersuchung ... 1700

Neujahrs-Gespräch ... 1700

Besseritz: Schrifftmäßige Prüfung ... 1701

Goldbach: Kurtze doch gründliche Beantwortung ... 1701

Niehenck: Terminista Convitiator ... 1701

Rechenberg: Dritte Beylage ... 1701

Dassov; Niehenck: De mataeologia ... 1700

Krakevitz: Antwort auff Rechenbergs dritte Beylage ... 1701

Theol. Fa. Rostock: Nohtwendige und Schrifftmäßige Beschirmung ... 1700

Greifswald, Theol. Fak: Programma ... 1700

Christlicher Bescheid und Unterricht ... 1702

Besseritz: Spermologia Niehenckiana ...1702

Niehenck: Wohlgegründete Schutz-Schrifft ... 1702

6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten Einer nächsten Phase des terministischen Streits gehören die Gutachten an, die im Frühjahr und Sommer 1701 durch Thomas Ittig gegen die Verteidiger von Böses Hypothese eingeholt wurden. Es handelt sich dabei offenbar um sieben Anfragen zu Gutachten (Altdorf, Regensburg, Ulm, Frankfurt, Augsburg sowie Tübingen und Jena).1 In chronologischer Reihenfolge werden die Inhalte dieser Gutachten hier vorgestellt, wobei jeweils ein Abschnitt vorgeschaltet ist, in dem die für den Text verantwortlichen Theologen nach ihrem Werdegang und ihrer theologischen Ausrichtung vorgestellt werden. Dabei zeigt sich recht häufig ihre frühere Beziehung zu den sächsischen Universitäten.

6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser Das erste Gutachten stammt von der theologischen Fakultät der Nürnbergischen Universität Altdorf. Die dortige Fakultät bestand zur Zeit der Anfrage aus Leipzig aus drei Theologen. An erster Stelle stand Christoph Sonntag, der seit 1690 als Pfarrer in Altdorf und als Professor an der Nürnberger Universität wirkte. 2 In ihm wird man den Verfasser des Gutachtens sehen dürfen, da er sich auch später in Ko-Autorschaft mit Samuel Schelwig publizistisch am terministischen Streit beteiligt hat. Christoph Wegleiter war seit 1688 Archidiakon und Theologieprofessor in Altdorf3 und Johann Michael Lang wur-

1 Handschriftlich ist dieser Vorgang mit den Gutachtentexten weitgehend geschlossen überliefert, vgl. UAL: Theol. Fak. 53, fol. 66r –114v; fol. 185r/v. – Nur pauschal zu den Gutachten Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 905; Hesse, Der terministische Streit . . ., 332 f. (zu den Anfragen); 345 f. (zu den Gutachten). 2 Christoph Sonntag (1654–1717) studierte in Jena, erwarb dort den Magistergrad, hatte dann verschiedene Stellen, zuletzt das Amt eines Superintendenten in Schleusingen inne und wurde 1690 an der Salana zum Dr. theol. promoviert; vgl. Matthias Simon, Nürnbergisches Pfarrerbuch: Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit der Reichsstadt Nürnberg und ihres Gebietes 1524–1806 [Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 41], Nürnberg 1965, Nr. 1343. 3 Christoph Wegleiter (1659–1706) studierte in Altdorf und Jena. Als poeta laureatus und Mitglied des Pegnesischen Blumenordens unternahm er bis zum Antritt seiner Altdorfer Ämter 1688 ausgiebige Bildungsreisen. Seine theologische Doktorpromotion erfolgte 1697 in Altdorf; vgl. Simon, Nürnbergisches Pfarrerbuch . . ., Nr. 1509; Andreas Gössner, Art. ‚Weg-

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6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten

de 1697 Professor an der theologischen Fakultät und 1699 Diakon in Altdorf.4 Mit Datum vom 9. März ging von Ittig5 aus ein Antrag an die Altdorfer Fakultät um Erteilung eines Responsums. Im Antrag sind drei Fragen formuliert: „(1) Ob GOtt iedem Menschen einen Terminum peremptorium und gewisse/ offt lange für dem Tode auffhörende Gnaden=Zeit gesetzet habe/ und nach Verfliessung solcher Gnaden=Zeit keine Busse mehr in denjenigen würcken wolle/ die solche Gnaden=Zeit versäumet haben? (2) Ob GOtt nicht zum wenigsten denen verstockten Sündern schon in diesem Leben die Gnaden=Thür also zuschliesse/ daß er sie nicht mehr bekehren wolle? (3) Ob in diesen ihren Schrifften/ darinnen Ew. Hochwürden von diesen beyden Fragen gehandelt/ etwas enthalten sey/ das mit der Heil. Schrifft und mit den Symbolischen Büchern unserer Kirche nicht überein komme?“

Das Altdorfer Gutachten ist auf den 31. März 1701 datiert. 6 Alle drei im Antrag formulierten Fragen können die Altdorfer Theologen verneinen. Im ersten Teil ihrer Antwort führen sie eine detaillierte Analyse durch, die in die Form einer längeren Liste von Fragealternativen gekleidet ist. Die Problemstellung wird dabei durch eine Qualifizierung und begriffliche Differenzierung der Sündhaftigkeit des Menschen und der Gnade Gottes auf den Punkt gebracht. Außerdem ist dieser umfangreiche Fragenkatalog, mit dem des Altdorfer Responsum einsetzt, eine Kompilation von Alternativen aus den bisherigen Veröffentlichungen zur Problematik um den Gnadentermin. Doch distanzieren sich die Altdorfer inhaltlich und begrifflich von diesen Alternativfragen. Im zweiten Teil des Gutachtens stellen die Altdorfer drei eigene theologische Grundsätze auf, um zu begründen, weshalb sie die Rede von einer Gnadenfrist ablehnen: Erstens hat die göttliche Barmherzigkeit auch in der Todesnot kein Ende. 7 Ihre Begrenzung widerspricht dem Grundsatz, wonach die Gnadenfülle Gottes leiter, Christoph‘, in: Michael Diefenbacher-Rudolf Endres (Hg.), Stadtlexikon Nürnberg, Nürnberg 1999, 1162. 4 Johann Michael Lang (1664–1731) studierte in Altdorf, Jena und Halle, wo er 1694 den Licentiatengrad und 1698 auch den Doktorgrad erwarb. Lang rückte 1706 zum Archidiakon auf, wurde jedoch schon 1709 als Pietistenfreund entlassen; vgl. Simon, Nürnbergisches Pfarrerbuch . . ., Nr. 722; [N. N.] Wagenmann, Art. ‚Lang, Johann Michael‘, ADB 17, 601 f. 5 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 54, werden die Titel der Schriften des Auftraggebers dieses Altdorfer Gutachtens genannt. Es sind allesamt Schriften Ittigs, obwohl sein Name nicht ausdrücklich genannt ist. 6 Laut schriftlicher Auskunft vom 31. 5. 2007 bzw. vom 14. 6. 2007 waren zugehörige Archivalien weder in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Bestand Altdorfer Universitätsarchiv, noch im Staatsarchiv Nürnberg zu ermitteln. – UAL: Theol. Fak. 53, fol. 66r –75r (Original); Druck: Reineccius, Bosianismus condemnatus . . . , 44–56. 7 ‚Interminabile terminat ac infinitum facit finitum‘.

6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser

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immer die Sündenfülle des Menschen übertrifft. 8 Zweitens kann die allgemeine Gültigkeit der Gnade Gottes weder hinsichtlich des Gegenstandes (‚subiectum‘) noch hinsichtlich der Zeit (‚tempus‘) eingeschränkt werden.9 Deshalb sind weder die ‚relapsi‘ noch die ‚indurati‘ von der Gnade ausgeschlossen. Außerdem ist kein Zeitpunkt denkbar, an dem Gott sein Gnadenangebot zurückzieht, denn seine Barmherzigkeit ist jeden Morgen neu. Drittens vermag es der menschliche Unglaube nicht, Gottes Glaube bzw. seine Treue, die er in der Taufe gegenüber dem Menschen bekundet hat, aufzuheben.10 Deshalb währt Gottes Treue auch gegenüber dem getauften Sünder bis an das Ende des menschlichen Lebens. In der Antwort auf die dritte und letzte Frage des Gutachtenauftrages werden die Schriften von Thomas Ittig, in denen die ersten beiden Fragen ebenfalls behandelt wurden,11 als übereinstimmend mit den Aussagen der Bibel und den Symbolischen Büchern bestätigt. Diese Zustimmung wird außerdem mit dem Lob über Ittigs „accurate, herrliche/ und stattliche Ausführung“12 zum Thema verbunden. Außerdem hebt die Altdorfer Fakultät die Übereinstimmung Ittigs mit dem gutachtlichen Votum der Leipziger Fakultät von 1698 (erstes Gutachten zu Böses Traktat) hervor und versichert, dass auch die Altdorfer Theologen immer in diesem Sinne gelehrt hätten. Da die Altdorfer Theologen zum Geistlichen Ministerium der Reichsstadt Nürnberg gehörten, ist es nicht uninteressant, das gedruckte Votum eines prominenten Nürnberger Predigers, Johann Konrad Feuerlein an St. Egidien,13 nebenbei zur Kenntnis zu nehmen. Feuerlein gehört neben anderen gleichzeitig amtierenden Geistlichen in der Pegnitzstadt zu den Anhängern des Pietismus.14 8

‚Maior est Dei misericordia, quam omnium hominum miseria‘. ‚Universale facit particulare‘. 10 ‚Foedus baptismale, quod ab hominibus frangitur, etiam ex parte Dei irritum reddit, ac dissolvit‘. 11 Folgende Schriften hatte Ittig demnach zusammen mit der Gutachtenanfrage nach Altdorf geschickt: Ittig, Predigt von Jesu dem guten Hirten . . . ; ders., Antwort auff Rechenbergs erste Beylage . . . ; ders., Praelectiones publicae . . . ; ders., Epistola ad auditores suos . . . ; vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 54. 12 Ebd. 13 Johann Konrad Feuerlein (1656–1718) war von 1697 bis 1706 an St. Egidien, seit 1706 wirkte er als Superintendent in Nördlingen. Feuerlein gilt als Vertreter des Halleschen Pietismus; vgl. Simon, Nürnbergisches Pfarrerbuch . . ., Nr. 332; Helene Burger-Hermann Erhard-Hans Wiedemann, Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben (ehemaligen Territorien Grafschaft Oettingen, Reichsstädte Augsburg, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen und Pfarreien der Reichsritterschaft in Schwaben). Zusammengest. von Hans Wiedemann und Christoph von Brandenstein [Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 77], Neustadt a.d. Aisch 2001, Nr. 308; Ruth Bach-Damaskinos, Art. ‚Feuerlein, Johann Konrad‘, in: Michael Diefenbacher-Rudolf Endres (Hg.), Stadtlexikon Nürnberg, Nürnberg 1999, 283. 14 So auch der Prediger an der Marienkirche, Tobias Winkler (1648–1720), der in Frankfurt von Spener ordiniert worden war und zu dessen Korrespondenzpartnern gehörte (Spener, Briefe aus der Frankfurter Zeit . . . 1, 793–797 [Nr. 197]; 3, 1010–1014 [Nr. 217]; er 9

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6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten

Feuerlein hatte gerade ein Werk über die letzten Dinge („Novissima novissimorum“) verfasst und nahm in der Vorrede zum letzten Teil dieses Werkes Stellung zum Terminismus. Diese Vorrede wurde unter dem Titel „Bedencken über der erregten Streitfrage“ auch separat gedruckt.15 Einleitend gibt er eine Einschätzung der zeitgenössischen Theologie und rechtfertigt seinen eigenen Beitrag: „Es solte einen zu dieser zerrütteten Zeit unsrer Kirche wol vieles abhalten von Publicirung Theologischer Schriften/ als dadurch man so leicht in ärgerliche Strittigkeiten kan hienein gezogen werden/ an die einer vorhin nie gedachte; und glaub ich selber/ daß wanns nicht längst angefangen/ und bereits so weit gekommen wäre mit diesen Novissimis, ich würde mich nun und zu dieser Zeit schwerlich mehr zu deren Ausfertigung entschliessen/ noch bereden lassen. Ich habe in diesen Höllen=Predigten neben andern dahin mit einfliessenden greßlich Materien/ auch die Lehre von dem Zustand der Verblendeten und der Verstockten/ derer Praedamnatorum oder Vor=Verdammten/ item der Gnaden=Verschmäher/ und Versäumer der Gnaden=Zeit/ auch von der Sünde im H. Geist/ vorzutragen vor mir gehabt/ und nach meinem besten Wissen und Gewissen also vorgetragen/ wie ichs dazumal nicht nur/ und ehe der jetzige bekannte Streit anderweitig über dem Termino Gratiae entstanden/ sondern auch schon vorlängst der Warheit des geoffenbahrten Wortes GOttes gemäß zu seyn erachtet/ [. . .].“16

Nach eingehendem Studium der theologischen Autoritäten sei er zu dem Schluss gekommen, dass kein Sünder, der die wahre Buße vor sich herschiebt, sicher sein könne, dass Gott ihm seine Gnade bis zum Lebensende anbietet. Es könne auch sein, dass Gott einen solchen Menschen ohne weitere Bekehrungsmöglichkeit dem Gericht der Verstockung überantworte. Somit könne sich kein Sünder darauf verlassen, dass ihm die Gnadentür bis zum Lebensende offen stehe.17 Wenn jedoch das Verlangen nach der Gnade Gottes bei Sündern noch gefunden werden kann, dann traue er Gott zu, dass er seine Gnade auch bis zum Lebensende anbietet. Für welche Sünder dies zutreffe, müsse man freilich anheim stellen den

wird auch sonst häufig in der Korrespondenz Speners erwähnt), und der Suttenprediger am Heiliggeistspital, Ambrosius Wirth (1656–1723), der ebenfalls ein Vertreter des Halleschen Pietismus war. Auch der damalige Wöhrder Pfarrer David Nerreter (1649–1726) war Anhänger Speners (vgl. Spener, Briefe aus der Dresdner Zeit . . . 1, 18–21 [Nr. 4]); vgl. Simon, Nürnbergisches Pfarrerbuch . . ., Nr. 936; Nr. 1553; Nr. 1557; Wolfgang Wiessner, David Nerreter (1649–1726): Ein Lebensbild aus dem Zeitalter des beginnenden Pietismus, in: ZBKG 23 (1954), 144–164; Dietrich Blaufuss, Reichsstadt und Pietismus – Philipp Jakob Spener und Gottlieb Spitzel aus Augsburg [Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 53], Neustadt a.d. Aisch 1977, 42–44; Hartmut Hövelmann, Art. ‚Wirth, Ambrosius‘, in: Michael Diefenbacher-Rudolf Endres (Hg.), Stadtlexikon Nürnberg, Nürnberg 1999, 1184; ders., Art. ‚Nerreter, David‘, in: ebd., 733; Horst-Dieter Beyerstedt: Art. ‚Collegia Pietatis‘, in: ebd., 187. 15 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 916; Hesse, Der terministische Streit . . ., 380–382. 16 Feuerlein, Bedencken über der erregten Streit-Frage . . . , 3. 17 A.a.O., 6 f. (das folgende Zitat).

6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser

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„Unausforschlichkeiten seines [Gottes] allezeit weisen und heiligen/ gütigen und gerechten Rathes/ die er uns nicht geoffenbaret hat/ und die wir nicht zu grübeln/ dagegen aber festiglich zuglauben haben/ sie können seinem geoffenbahrten Rath und Willen nicht entgegen/ und seiner klar geoffenbahrten Universal-Gnade nicht zu wider seyn/ ob wir schon in unserm blöden Verstand nicht alle allemal damit zu conciliiren/ und klar ausfündig zu machen wissen.“

Aus diesem Gedanken spricht eine vermittelnde Grundhaltung, die der Verfasser von jeglicher Polemik fern zu halten bemüht ist. So äußert sich Feuerlein aus zwei Gründen vorsichtig, erstens hat er sich noch kein vollständiges Bild von den gegenseitigen Argumenten im terministischen Streit gemacht,18 zweitens nimmt er für sich in Anspruch, im Sinne der Intention seines Werkes – den Leser aufzurütteln – selbst Begriffe verwendet zu haben, denen erst im Laufe des Streites eine bestimmte und verbindliche Tendenz beigelegt worden ist.19 Das Responsum des geistlichen Ministeriums der Reichsstadt Regensburg vom 27. Juni 1701 hat der dortige Superintendent Georg Wonna unterzeichnet. 20 18 „[. . .] wer nun/ sag ich/ solche und etwan auch noch andere assertiones der H. Schrifft vor sich hat/ solte der die Universal-Gnade GOttes/ wider die H. Schrifft und so gar Grund=umstossend und Grundirrig zu particularisiren und einzuschräncken/ erachtet und verurtheilet werden/ wenn er aus solchen Ursachen dafür hält/ es bleibe die Gnadenthür nicht solchen Sündern und also nicht allen und jeden Sündern biß an ihr Lebens Ende offen? solte deßwegen die Gnade GOttes nicht Universal genug/ nach GOttes Wort und Verheissung seyn? wann sie die aus eigener Schuld äussert verhärtete und unbekehrliche endlich verläst/ und nicht auch den allerverstocktesten die anklopfende Hertzrührende und zu ihrer Bekehrung nöthige Gnade/ die sie so lang und viel gehabt und von sich gestossen/ biß in ihr Ende hinein/ und dazu vergeblich immer wieder anbietet? darauff/ dunckt mich/ komm es nun meistens an/ und darinne finde ich mich durch diejenigen Schrifften/ die ich erst bey etlichen Wochen her pro und contra in dieser Sach gelesen/ noch nicht gnugsam überzeugt/ werde aber | noch weiter darinnen nachlesen und nachdencken/ und der Warheit auff die erste genugsame Uberzeugung gern und mit Danck gewonnen geben/ solches auch auff allen Fall öffentlich zu bezeugen nicht Scheu tragen. Jetzt dunckt mich nun immer/ daß man auch in solchen Strittigkeiten aus disputirendem Eifer leichtlich könne auff das andre Extremum zu weit hinüber gerathen/ welches je auch den grössesten Theologis die ja noch Menschen und nicht infallibel sind/ wiederfahren mag/ und selbst unter denen besten Kirchen=Vätern einigen wiederfahren ist/ [. . .]“; a.a.O., 9 f. 19 Feuerlein bittet abschließend den Leser, „[. . .]wo ihm manche Reden und expressiones [in den vorangegangenen Ausführungen] von denen | verblendeten und Verstockten (die ich guten theils vor dieser motivirten oder mir noch bekannt gewesenen Controvers von andern entlehnt/ und unverdächtig geachtet habe) allzuhart beduncken wollten/ gedencken/ daß es je kein Wunder sey/ wann man von äusserst verhärteten Leuten nicht gelind sondern hart rede/ und daß manches etwa auch von dieser Materi mehr homiletice als acroamatice möchte geschrieben seyn/ alles aber aus guter Intention sey geflossen/ den Rohen und Sichern ihr Polster zu benehmen/ daß sie schaffen möchten mit Furcht und Zittern der Hölle zu entgehen und selig zu werden/ [. . .]“; a.a.O., 19 f. 20 Laut schriftlicher Auskunft vom 14. 5. 2007 bzw. 11. 6. 2007 waren zugehörige Archivalien weder in Regensburg, Amt für Archiv und Denkmalpflege, noch im Landeskirchlichen Archiv in Nürnberg, Bestand Regensburger Kirchenwesen, zu ermitteln. Auch eine Einsichtnahme in die Bestände der Regensburger Außenstelle des Landeskirchlichen Archivs blieb ohne Ergebnis. – UAL: Theol. Fak. 53, fol. 76r –81r (Original); Druck: Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 56–67.

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6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten

Das Geistliche Ministerium in Regensburg bestand in dieser Zeit aus etwa einem Dutzend Predigern. Eine prägende Rolle dürften besonders die im Konsistorium der Reichsstadt versammelten drei Geistlichen gespielt haben, da in diesem Gremium vermutlich auch auswärtige Anfragen am ehesten angesprochen wurden. 21 Neben Wonna (1637–1708), der nach Studium in Jena und Tübingen 1664 in Regensburg ordiniert wurde und dann im Kirchendienst der Reichsstadt bis zur Übernahme des Superintendentenamtes 1685 aufstieg, hießen die geistliche Beisitzer Daniel Zimmermann und Johann Joachim Mühlberger. Zimmermann (1639–1703) hatte in Wittenberg studiert und wurde 1665 in Regensburg ordiniert, seit 1685 war er Mitglied im Konsistorium und seit 1688 Senior des Geistlichen Ministeriums. Mühlberger (1630–1706) hatte in Jena studiert und war zunächst Pfarrer in Löwenstein, kam dann 1676 nach Regensburg, wo er seit 1689 Mitglied des Konsistoriums war. Bevor auf das Gutachten eingegangen wird, ist noch auf eine besondere Begebenheit hinzuweisen, die sich in Regensburg im Kontext der Wahrnehmung des terministischen Streits am Ende des Jahres 1700 zugetragen hatte. 22 Es ging um den Regensburger Konsistorialrat und Stadtkonsulenten Christoph Albrecht Steininger, der an Steinleiden, Hypochondrie und zuletzt an einem ‚delirium melancholicum‘ litt. Nach seinem am 26. Dezember 1700 erfolgten Tod hielt der Prediger Georg Ludwig Pfaffreuter ihm die Leichenpredigt. 23 In seiner letzten Lebensphase wurde Steininger, der als religiöser Mann bekannt war, von Zweifeln über seine Seligkeit erfasst, woraufhin sein Beichtvater (unklar wer) die Vermutung geäußert haben soll, dies sei die Folge der Kenntnis von Böses Traktat. An diesem Punkt machten Ittig und Rechenberg ihre gegenseitigen Anschuldigungen fest: Anscheinend war der Leipziger Diakon Weiß über den Vorfall mündlich unterrichtet worden und hatte in einer Predigt den Fall so dargestellt, dass der Regensburger Jurist durch Böses Traktat in Verzweiflung gestürzt worden und darüber gestorben sei. Dies war ihm dann in der Predigt ein willkommenes Beispiel, um den Terminismus erneut zu kritisieren. Den Inhalt dieser Predigt erzählte ein Hörer Rechenberg, der daraufhin in Regensburg nachfragte. Das Ergebnis dieser Erkundigung verarbeitete er in seiner „Fünfften Beylage“.24 Während Rechenberg aus Regensburg nur eine Vermutung mitge21 Regensburg, Ev.-Luth. Pfarrarchiv: Nr. 30, pag. 244; 249, verzeichnet nur die Konsistoriumssitzungen vom 11. Mai und vom 15. September 1701, in denen von einer Anfrage zum Terminismus keine Rede ist. 22 Hesse, Der terministische Streit . . ., 288–290. 23 Georg Ludwig Pfaffreuter (1653–1713) ab 1681 in Regensburg als Diakon tätig, wurde 1707 Konsistorialrat und Consenior des Regensburger Ministeriums. – Georg Ludwig Pfaffreuter, Neniae Ac Deliciae Piorum, das ist: Der Glaubigen Last und Lust: Auß den Worten Apocalyps. Cap. XXI. v. 2 [. . .], Regensburg 1700. 24 Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 94–99. – Vgl. hierzu auch Müller: Brieff an N. N. . . . : Diese kleine Schrift ist datiert in Heilbronn auf den 26. August 1701. Müller bestätigt seine Freundschaft mit Rechenberg, beklagt die Absprachen der Gegner, wobei be-

6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser

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teilt bekam, dass die Anfechtungen des Ratskonsulenten möglicherweise aus der Lektüre von Böses Traktat resultierte, betonte er in seiner Schilderung mit bestimmter Sicherheit, dass Steininger kurz vor seinem Tod neben verwirrten auch lichte Momente hatte. Deshalb sei er auch im Glauben und festen Vertrauen auf Christus sowie gestärkt durch das Abendmahl selig entschlafen. Ittig behauptete dagegen später, 25 der Beichtvater hätte dem Sterbenden aus seiner „Predigt von Jesu dem guten Hirten“ vorgelesen. Außerdem gab er seinem Diakon Rückendeckung, indem er versicherte, Weiß habe auf der Kanzel nicht vom verzweifelten Sterben des Regensburgers gesprochen, sondern nur von dessen Ringen mit seinen Anfechtungen. Der ganze Vorfall löste beim Regensburger Ministerium Unmut über Rechenbergs Vorgehen (seine Erkundigungen und die Publizierung der Angelegenheit) aus. Umso leichter dürfte es Ittig ein halbes Jahr später gefallen sein, das Ministerium der Reichsstadt für ein in seinem Sinne wohlmeinendes Votum zu gewinnen. Die Anfrage Ittigs um ein Gutachten datiert vom 4. Juni 1701. Zwei Fragen, die in etwa mit den beiden ersten Fragen an die Altdorfer Theologen identisch sind, wurden darin dem Regensburger Ministerium vorgelegt: Gibt es einen ‚terminus peremptorius‘, der vor dem Lebensende anzusetzen sei? Wie ist die Vorstellung von der Endgültigkeit der Abkehr Gottes von den verstockten Sündern einzuschätzen? Nach einleitenden Bescheidenheitsformulierungen dokumentiert Wonna, dass er über den Stand der Kontroverse auf dem Laufenden ist. Er beruft sich dabei auf das noch ungedruckte und deshalb noch nicht zur Kenntnis genommene Jenaer Votum 26 und weist auf die Stellungnahme dieser theologischen Fakultät anlässlich des Stengerschen Streites hin, in dem die Dauer der göttlichen Gnadenzusage bis zum Ende des menschlichen Lebens als lutherische Lehrmeinung bestätigt worden war. Die erste Frage wird folglich von Wonna eindeutig verneint und die Erstreckung der Gnaden- bzw. Bußzeit bis zum Tod bestätigt. Zur Begründung werden zum einen biblische Belege angeführt, die die Universalität der Gnade und Barmherzigkeit Gottes, die umfassende Geltung der Satisfaktionsleistung Christi für die Sünden der Menschen sonders Veiel durch Ittig gedrängt worden sei („instantissime bey Her D. V. angehalten“; a. a.O., a2v). Die Leute wundern sich, warum Ittig die Hauptfrage verdreht, da doch Rechenberg vom ganz verstockten Sünder und von ‚voluntas consenquens iudiciaria‘ redet und Ittig „also more andabarbarum fechte“ (ebd.). Müller gibt an, dass er in Regensburg gehört hat, dass „Herr Metzger ein Studiosus an einen Leipzischen Diaconum geschrieben/ | daß ein vornehmer consulent allhir wegen der Lehre von Gnadentermin desperirt wäre, das hätt ein ander Diaconus Herr M. Weiß daselbst/ gleich auff die Cantzel gebracht [. . .] Ich replicirte, wenn ich an Herr D. R. stelle wäre/ so wolte ich diesen Wiedersachern zusammen kurtze quaestiones magisteriales vorlegen/ darauff müsten die mir kurtz antworten/ oder das Maul halten. Denn mit weitläuffigen discuriren und predigen wird bey solchen Leuten nichts ausgerichtet/ sie fangen bald dort ein Wort auff/ und gehen vom rechten Weg |ab/ machen Lufftstreiche daß der Leser hernach nichts weiß/ was es für ein Küster=Krieg seyn soll.“; a.a.O., a2v–a3r; a4r/v. 25 Ittig, Anmerckungen über Rechenbergs siebende Beylage . . . , 71 f. 26 Ein solches Gutachten findet sich weder handschriftlich noch gedruckt.

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6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten

sowie die Universalität des an alle Menschen (auch die verstockten Sünder) ergehenden Bußrufes bestätigen. Zum anderen werden die Bekenntnisschriften sowie deren Erklärung durch die Theologen Johann Benedikt Carpzov und Sebastian Schmidt herangezogen, worin die Gültigkeit der Vergebung zu jeder Zeit bis ans Lebensende (CA 12: ‚quocunque tempore‘) sich als Lehraussage bestätigt findet. Warnend distanziert sich das Gutachten von der Lehre vom ‚terminus peremptorius‘ auch aufgrund der aus ihr folgenden Konsequenzen. Zunächst wird hier die Einschränkung der ‚gratia revocans‘ angemahnt. Des Weiteren macht Wonna gegen das von den Terministen in ihrer rigorosen Seelsorgeauffassung angeführte Argument trügerischer Heilsgewissheit deutlich, dass gerade umgekehrt beim Sünder eine falsche Sicherheit, ja Gleichgültigkeit gegenüber dem Maß seiner Sünden erst recht entstehen, sobald dieser für sich den unwiederbringlichen Ablauf der Gnadenfrist vermute. Schließlich führe die terministische Lehre zur Verzweiflung. 27 Zum Ende der Antwort auf die erste Frage wird noch ausdrücklich die Nähe der terministischen Lehre zu Calvinismus, Arminianismus, Sozinianismus und altem Novatianismus festgestellt. Auch die zweite Frage verneint das Regensburger Gutachten. Gleichwohl wird aber angesichts des ungewissen Zeitpunktes der Todesstunde dem Sünder die Buße dringend geboten, da sonst nach dem Tod die Verdammnis drohe. Diejenigen Schriftstellen, die von Fristen göttlicher Strafandrohungen sprechen, handelten nur von Strafen, mit denen Gott die Sünder zu bekehren sucht. Das Gutachten nennt dies eine „verschonende[n] Gnade Gottes“ (‚terminus gratiae divinae‘ im Sinne eines ‚terminus gratiae parcentis‘) im Gegensatz zur (zurück)rufenden Gnade (‚gratia [re]vocans‘), die auf einen ‚terminus peremptorius salutis‘ ausgerichtet sei. Dagegen widerspreche die Annahme, die Gnade Gottes würde bereits im Laufe des menschlichen Lebens verschlossen und Gott wolle die Menschen nicht mehr bekehren, drei Prinzipien göttlicher Gnade: der Universalität des Gnadenwillens Gottes, der Universalität des Verdienstes Christi und der Universalität der rufenden Gnade Gottes. Dabei beruft sich Wonna als Autorität auch auf Dannhauer, auf den auch Johann Georg Böse seine Argumentation stützte. 28 Das Regensburger Gutachten schließt mit einem selbstbewussten Bekenntnis zur „reinen Evangelischen Lehre“ und mit einer Bitte an Gott, die entstandenen Streitigkeiten zu beenden und die beiden theologischen Fakultäten der kursächsischen Universitäten wieder zur Einigkeit zu führen. Das Gutachten der Ulmer Pfarrer ist am 28. Juni von neun Theologen unter Federführung des Superintendenten Elias Veiel unterzeichnet worden. Veiel 27 Als Beispiel für die Konsequenz der Verzweiflung wird hier die Anwendung der terministischen Lehre bei zum Tode verurteilten Verbrechern herangezogen (unter Hinweis auf Jes 32, 6; Ez 13, 19). 28 Hier: Dannhauer, Catechismus-Milch . . . 6, 286.

6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser

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(1635–1706) 29 hatte in Tübingen, Straßburg, Leipzig und Jena studiert. 1662 wurde er zum Münsterprediger und Professor der Theologie am Ulmer Gymnasium ernannt. Seit 1678 stand er als Superintendent an der Spitze der Ulmer Geistlichkeit. Ursprünglich hatte Veiel eine Affinität zum frühen Pietismus, doch ließ dies im Lauf der Zeit nach und Veiel verhielt sich insbesondere zu Speners eschatologischen Ansichten kritisch-distanziert.30 Unter den zahlreichen Publikationen Veiels ist hier besonders auf eine durch Anregung von Herzog Ernst dem Frommen von Sachsen-Gotha entstandene und 1675 gedruckte Anthologie von Lutherworten zur Sterbeseelsorge hinzuweisen.31 Außer Veiel, der sich zeitlich parallel zur Gutachtenbearbeitung auch publizistisch mit einer Abhandlung im Lager der Rechenberg-Gegner positioniert hatte,32 unterschrieben das Ulmer Gutachten acht weitere Geistliche, von denen sieben als Münsterprediger nachweisbar sind.33 In der Reihenfolge ihrer Unterschrift unter das Gutachten sollen sie anschließend kurz biografisch vorgestellt werden. Karl Ludwig Stromeyer (1639–1704) 34 studierte in Tübingen, Straßburg, Jena und Wittenberg, wo er unter den Vorsitzen von Johannes Meisner, Abraham Calov und Johann Deutschmann disputierte.35 Im Jahr 1671 wurde er Münsterprediger in Ulm und 1674 zusätzlich Metaphysikprofessor am reichsstädtischen Gymnasium. Hier ist nicht uninteressant, dass Stromeyer neben einer Reihe metaphysischer Disputationen und Leichenpredigten auch ein Ster29 Bernhard Appenzeller, Die Münsterprediger bis zum Übergang Ulms an Württemberg 1810: Kurzbiographien und vollständiges Verzeichnis ihrer Schriften [Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Ulm 13], Weißenhorn 1990, 212–233 (Nr. 87); Blaufuss, Reichsstadt und Pietismus . . ., 50 f.; ders., Philipp Jakob Spener und Elias Veiel, in: Ders.: SpenerArbeiten: Quellenstudien und Untersuchungen zu Philipp Jacob Spener und zur frühen Wirkung des lutherischen Pietismus [Europäische Hochschulschriften 46], Bern/Frankfurt a. Main/Las Vegas 21980, 101–131. 30 Ersichtlich ist dies aus seiner frühen Korrespondenz mit Spener, vgl. Spener, Briefe aus der Frankfurter Zeit . . . 1, 5; 21; 37; 45; 63; 114; 121; 127; 141; 153; 161; 182; 192; 2, Nr. 2; 11; 56; 108; 3, Nr. 74; 139; 197; 4, Nr. 25; ders., Briefe aus der Dresdner Zeit . . . 1, Nr. 118); vgl. auch Blaufuss, Reichsstadt und Pietismus . . ., 50 f.; Norbert Haag, Predigt und Gesellschaft: Die Lutherische Orthodoxie in Ulm 1640–1740 [Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz: Abt. Religionsgeschichte 145], Mainz 1992, 365 f. 31 Elias Veiel, Gründlicher (oder Schrifftmäßiger) Unterricht/ Was gestalten ein from[m]er Evangelischer Christ sich durch alle und jede Artickel und Puncten Christlicher Religion und Lehre/ [. . .] zu einem frölichen Sterben bereiten könne [. . .], Gotha 1675; vgl. Appenzeller: Die Münsterprediger . . ., Nr. 87/35. 32 Siehe oben Kapitel 5.2. 33 Erst 1702 wurde Johannes Frick (d. J.), der sich mit einer pseudonymen Schrift am terministischen Streit beteiligte (Eusebius Pacianus: Epistolae irenicae . . . ), auch Prediger am Ulmer Münster; er hatte zuvor kurzzeitig eine andere Pfarrstelle im Ulmer Gebiet inne; vgl. Appenzeller, Die Münsterprediger . . ., 294. 34 A.a.O., 238–251 (Nr. 90). 35 A.a.O., Nr. 90/6–90/8. Der biografische Hinweis bezüglich einer Licentiatenpromotion (ebd., 240) geht irrtümlich von der Annahme aus, es handele sich dabei um pro-gradu-Disputationen. Es findet sich im entsprechenden Zeitraum aber kein Nachweis einer Promotion in Foerstemann, Liber Decanorum . . ., 101–103.

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6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten

betrostbuch verfasste, das 1682 in Druck ging.36 Der nächste Geistliche war Zacharias Hermann (1640–1711).37 Er war nach seinem Studium in Tübingen und Straßburg zunächst Professor der Dichtkunst und der Moral am Ulmer Gymnasium. Seit 1687 wirkte er als Prediger am Münster. Nach Zacharias folgte die Unterschrift von Christoph Wagner (1645–1714),38 der zunächst die Universitäten in Tübingen und Straßburg besuchte. Danach wechselte Wagner zum Theologiestudium nach Wittenberg, wo er auch unter dem Vorsitz von Abraham Calov disputierte. Seit 1675/78 wirkte Wagner als Seelsorger in Ulm, 1699 wurde er schließlich ans Münster berufen. Er war der Beichtvater eines Ulmer Wannenmachers, dessen Schicksal 1703 zum Prüfstein für die Haltung der Ulmer Prediger im Umgang mit hartnäckig Unbußfertigen werden sollte.39 Johann Heinrich Weyhenmeyer (Weihenmaier) (1637–1706) 40 studierte in Jena und erwarb dort dem Magistergrad. Ab 1658/61 ist er in verschiedenen Stellen im Ulmer Kirchendienst tätig und wurde 1687 zum Münsterprediger ernannt. Er verfasste einige Schriften erbaulichen Inhalts,41 in denen die gläubige Ergebung in den Willen Gottes thematisiert wird, der Überdruss an den Mühen des irdischen Lebens „zu Erweckung [. . .] der suessen Himels=Lust“ verwandelt, auch die in Anfechtungen verhafteten Seelen geleitet werden sollen und ferner auch die christliche Brautmystik zur Sprache kommt. Seine Psalmenauslegungen „Davidischer Bett= Beicht= und Buß=Tempel“ (1689; 1703) 42 und „Davidische Schatz=Kammer“ (1695) 43 sowie weitere Schriften verraten ein intensives Interesse am Seelentrost, an wahrer Buße, an „heylsamer Erweckung“ sowie „Ubung der wahren Gottseeligkeit/ und Pflanzung deß thaetigen Christenthums“.44 In späteren Jahren wurden aus Weyhenmeiers Leichenpredigten die biblischen Kernstellen als „Heilsame Sterbens= und Todes=Betrachtungen“ (1706) herausgegeben, außerdem erschienen seine gesammelten Bußpredigten in zwei Teilen unter dem Titel „Buß= Gnaden= Lehr= Und Trost=Prediger“ (1706/1712) zur Warnung der Unbußfertigen und zum Trost der Gläubigen.45 Weyhenmeyers gesammelte Passionspredigten wurden übrigens von der Theologischen Fakultät Leipzig als Zensurbehörde für den Vertrieb bei der Leipziger

36 Karl Ludwig Stromeyer, Himmlische Labsal/ Der Glaubigen Seelen Wider des Schrecken deß Todes [. . .], Ulm 1682. 37 Appenzeller, Die Münsterprediger . . ., 260–265 (Nr. 94). 38 A.a.O., 288–292 (Nr. 98). 39 Vgl. Kaul, Undankbare Gäste . . ., 257–288. 40 Appenzeller, Die Münsterprediger . . ., 266–276 (Nr. 95). 41 A.a.O., Nr. 95/3; 95/6; 95/8; 95/9. 42 A.a.O., Nr. 95/12–95/14. 43 A.a.O., Nr. 95/19. 44 A.a.O., Nr. 95/15–95/19. – Mehrere Schriften Weyhenmeyers wurden durch Olearius als Dekan der Leipziger Fakultät zensiert; vgl. UAL: Theol. Fak. 8, pag. 18–20. 45 Appenzeller, Die Münsterprediger . . ., 95/26; 95/28.

6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser

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Messe approbiert.46 Auch Michael Beck (1653–1712) 47 hatte in Tübingen, Jena und Straßburg studiert. Als Magister kehrte er in seine Heimatstadt zurück und wirkte zunächst im höheren Schuldienst als Professor für Hebräisch und orientalische Sprachen, was sich in seinen Veröffentlichungen zu hebraistischen und alttestamentlichen Themen widerspiegelt. Nach verschiedenen Positionen im Ulmer Kirchendienst kam er 1695 als Prediger ans Münster. Johann Philipp Cellarius (1650–1709) 48 hatte in Tübingen und Straßburg studiert, promovierte in Tübingen 1675 zum Magister und trat dann in den Ulmer Kirchendienst. 1696 wurde er zum Münsterprediger ernannt. Der vorletzte Name unter dem Gutachten war der von Daniel Ringmacher (1662–1728). 49 Er hatte in Tübingen und Leipzig studiert und an letzterer Universität 1686 den Magistergrad erworben, weshalb zu seinen Lehrern an der Philosophischen Fakultät sicherlich Alberti, Rechenberg und andere zu rechnen sind. Im Jahr 1690 übernahm er die Professur moralium am Ulmer Gymnasium, durchlief dann mehrere Stellen im Kirchendienst und war 1699 Pfarrer an der Dreifaltigkeitskirche geworden. Der letzte Unterzeichner des Ulmer Gutachtens, Magister Johannes Schuhmacher ist nicht als Münsterprediger nachweisbar. Ingesamt gehörten die genannten Prediger einem Ministerium an, das sich in Kooperation mit dem reichsstädtischen Magistrat und in der Verantwortung gegenüber dem Seelenheil der Bürgerschaft in seiner Ablehnung des Pietismus einig war.50 Das Ulmer Gutachten vom Sommer 1701 ist die Antwort auf eine Anfrage Ittigs vom 19. Mai an das geistliche Ministerium der schwäbischen Reichsstadt. 51 Der Anfrage waren die bisher im Druck erschienenen Schriften Ittigs beigefügt, deren Texte die Grundlage für die Beantwortung von drei Fragen bildeten, die 46 Die Schrift wurde anscheinend in mind. zwei Teildrucken während des Dekanats von Johannes Olearius 1699/1700 zensiert, vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 303r/v. Appenzeller, Die Münsterprediger . . ., Nr. 95/24, nennt nur einen Leipziger Druck von 1705. 47 A.a.O., 276–287 (Nr. 96). 48 A.a.O., 287 f. (Nr. 97). 49 A.a.O., 321–333 (Nr. 104). 50 Nach Haag, Predigt und Gesellschaft . . ., 215; 418 f. u. ö., beruhte dies auf einer besonderen Interaktion zwischen Obrigkeit und Geistlichkeit in der Reichsstadt Ulm, indem nämlich der Orthodoxie und ihrer Vermittlung durch die Prediger eine Schlüsselrolle für das Kirchenregiment und die politische Legitimität des Magistrats zukam. Zum Aspekt der Sozial- und Selbstdisziplinierung der Ulmer durch die orthodoxe Predigt, besonders in ihrer Vergegenwärtigung des Todesgedankens, vgl. a.a.O., 239–245; 310–315. 51 In den einschlägigen Beständen des Pfarrkirchenbau-Pflegamtes, der obersten Kultusund Kirchenbehörde der Reichsstadt, im Stadtarchiv Ulm fehlen Hinweise auf das Gutachtenkonzept oder die zugehörige Korrespondenz. Auch in den Ulmer Beständen des Staatsarchiv Ludwigsburg waren keine zugehörigen Archivalien zu ermitteln. Gleiches gilt laut schriftlicher Auskunft vom 6. 6. 2007 auch vom Landeskirchlichen Archiv in Stuttgart. – UAL: Theol. Fak. 53, fol. 82r –91r (Original); Druck: Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 67–77. Im einleitenden Abschnitt ist außerdem als Datum der Zustellung der Anfrage der 29. Mai genannt. Die Anfrage war somit von Leipzig nach Ulm zehn Tage unterwegs und das Gutachten wurde dort in Monatsfrist erstellt, was umständlich entschuldigt wird.

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so bereits an die Altdorfer Fakultät, ebenfalls mit Übersendung der Druckschriften, gestellt worden waren.52 Die erste Frage nach der noch zu Lebzeiten eines Menschen ablaufenden Gnadenfrist verneinen die Ulmer unter Hinweis auf ihre theologischen Lehrer an den Universitäten Leipzig, Wittenberg, Tübingen, Jena und Straßburg entschieden. Die Ulmer meinen, den Ursprung der terministischen Lehre in die reformierten Niederlande lokalisieren zu können, von wo aus sie sich nach Süddeutschland verbreitet habe. Mit Dannhauer53 bekräftigen sie ihre Ablehnung des Terminismus und approbieren die Aussagen der Schriften Ittigs. Direkt aus der Argumentation, die zur Verneinung der ersten Frage geführt hatte, leitet das Gutachten die Verneinung der zweiten Frage nach der Abkehr Gottes von den verstockten Sündern ab. Daraus folgt auch die Beantwortung der dritten Frage erwartungsgemäß: In Ittigs Schriften sei nichts zu finden, was der Bibel und den Bekenntnisschriften widersprechen würde. Der traditionellen Lehrauffassung im Luthertum pflichten die Ulmer demnach genauso bei, wie es ihre Amtsvorgänger drei Jahrzehnte zuvor in ihrem Votum zur Stengerschen Lehre getan hatten.54 Der Terminismus Böses wird als Neuauflage der Aussagen Stengers zur Beichtpraxis eingestuft und mit seinem Übereifer erklärt.55 Doch widerspricht seine terministische Lehre der lutherischen Lehrauffassung von der Buße, da sie neu, unbarmherzig und missverständlich sei. So verbiege Böse beispielsweise die Aussagen des Ulmer Theologen Dietrich und verkehre sie in ihr Gegenteil. Auch die Aussagen in einer Erbauungsschrift des Ulmer Predigers Johann Heinrich Weyhenmeyer (Weihenmayer) 56 habe Böse verdreht, was der Besagte selbst im Konvent der Ulmer Geistlichen schriftlich und mündlich seinen Kollegen auch vorgetragen habe.57 Aus diesem Beispiel folgert das Ulmer 52 Zur Konfliktlenkung durch Ittig ist es interessant zu beachten, dass bei den Gutachtenaufträgen von Ittig es nicht um Begutachtung bzw. Zensur des Böse-Traktates geht, sondern um Begutachtung der (eigenen) Schriften Ittigs gegen den Terminismus! 53 Vgl. vor allem Dannhauer, Catechismus-Milch . . . 6, 278–293; hier: 280 f. (in derselben 23. Predigt ist auch die Belegstelle für die Anhänger eines ‚terminus peremptorius‘; vgl. ebd., 286). 54 Gedrucktes Ulmer Gutachten bei Hartnaccius, Stengerismus Condemnatus . . ., 66– 72. Die Magistrate von Regensburg, Augsburg und Ulm gehören zu den Widmungsempfängern des Druckes: ebd. 55 „Es mag zwar Hr. M. Böse seel. es nicht böse gemeynet/ sondern vermeynet haben/ er wolle durch diese ἀποτομίαν, severitatem und Ernsthaftigkeit bey ruchlosen und unbußfertigen Leuten mehr ausrichten/ als andere eyfrige Theologi; ja/ die Propheten und Apostel selber ausgerichtet haben/ [. . .]“; Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 69 f. Dem zitierten Satz folgen anschauliche Zitate Luthers über den übermäßigen Amtseifer junger Prediger; a.a.O., 70. 56 Weyhenmayer, Davidische Schatz-Kammer . . ., 1178; vgl. Böse, Terminus peremptorius . . . , 262 [: 99]. 57 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 71 f.: Wörtliche Wiedergabe der Erklärung Weyhenmayers. Böse, Terminus peremptorius . . . , 262, hatte sich ausdrücklich auf ihn berufen.

6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser

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Gutachten, Böse habe die Aussagen von so manchem lutherischen Lehrer bzw. Theologen verdreht. Die zweite Hälfte des Gutachtens besteht vor allem aus einem dringlichen Appell zur Wiederherstellung der Einigkeit unter den Leipziger Streitparteien.58 Böse aber habe mit seinen Aussagen über den Entzug der göttlichen Gnadenzusage gegenüber Sündern in seinen seelsorgerlichen Ambitionen weit über das Ziel hinausgeschossen.59 Vielmehr gebe es über das unerforschliche Gnadenwirken Gottes nicht nur Beispiele aus dem Alten Testament und der Kirchengeschichte, sondern auch die Konkordienformel und die lutherische Trostliteratur, die in Beispielen herangezogen wird, bestätigen dies. Die paulinischen Mahnungen zum Frieden (Phil 2, 1–4; Kol 3, 12–17) schließen das Gutachten ab. Die Position des Ulmer Gutachtens lässt sich durch ein Vorkommnis, in das die Ulmer Geistlichen involviert waren, ergänzen. 60 Anfang Juli 1703 war ein Ulmer Wannenmacher auf dem Sterbebett als Abendmahlsverweigerer aufgefallen, weshalb man nach einer Befragung des Beichtvaters und der Witwe eine Exhumierung des Toten in Erwägung zog. 61 In dieser Befragung musste sein Beichtvater, Zacharias Hermann, daraufhin den Kirchenbaupflegern und Ainungern schildern, wie wenig reumütig und empfänglich für die Botschaft des Evangeliums sich der Sterbende gezeigt hatte. Nach Aussage Hermanns waren trotz intensiven Bemühens bei dem Kranken, der klaren Verstandes gewesen sei, keine Anzeichen von Buße zu merken, also ging Hermann unverrichteter Dinge. Als sich der Zustand des Kranken in den folgenden Tagen weiter ver58 Hierbei interessante Auflistung der Punkte, in denen Einigkeit besteht; vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 73. 59 „Darum dürffen wir kühnlich sagen/ daß/ sint der Zeit das Evangelium Christi geprediget worden/ kein einiger Kirchen=Lehrer so entsetzliche expressiones hievon [= vom Entzug der göttlichen Gnade] gebraucht als Herr Böse/ [. . .]“; a.a.O., 74. 60 Zu dem ganzen Fall Kaul, Undankbare Gäste . . ., 257–263. 61 Man wollte also seinen Leichnam nicht in der Nähe derer bestattet wissen, die mit seelsorgerlichem Trost und deshalb ‚selig‘ verstorben waren. In dem entsprechenden Ratsdekret vom 9. Juli 1703 war die Sachlage bereits eindeutig im Vorfeld bewertet, wenn es über den Wannenmacher heißt, „daß er auf seinem unseeligen Todbett, die gnad und barmhertzigkeit Gottes und dessen Heyl. Sacramenta, höchstärgerlicher weise verachtet, auch in solcher verstockung und verdam[m]licher boßheit so lang verharret, bis er seine gottlose seele außgeblasen.“; vgl. Ulm, StA: A[6827], fol. 187r; vgl. auch Ulm, StA: A[6854], fol. 37r –38r. – Die hier in Ulm verhandelte Frage der Exhumierung war die letzte Konsequenz der in der lutherischen Orthodoxie präsenten Problematik nach Gewährung eines kirchlichen ‚ehrlichen‘ Begräbnisses für Gottlose und Sünder. Im Zusammenhang damit stand auch die Frage nach der Leichenpredigt und ihrem Verständnis (zur Ehrung des Verstorbenen bzw. zur Mahnung der Zuhörer). Die Leipziger Fakultät hat sich auch gutachtlich mit diesem Thema befasst – wie etwa ein Responsum aus dem Jahr 1682 zeigt; vgl. UAL: Theol. Fak. 21, fol. 88r –90 v: Der Dekan Georg Lehmann verweist die Verweigerung der Leichenpredigt zur Bestrafung an die Obrigkeit. Zur pluralen Funktion der Leichenpredigt als Ehrengedächtnis oder zur Sittenkritik im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts vgl. Eberhard Winkler, Die Leichenpredigt im deutschen Luthertum bis Spener [Forschungen zur Geschichte und Lehre des Protestantismus: Zehnte Reihe 34], München 1967, 189–201 (zu Leipziger Predigern).

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6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten

schlechterte, wurde ein Krankenwärter geholt, der dem Beichtvater ausrichten ließ, dass auch er dem Mann erfolglos zugeredet habe. Als Resümee seiner Antworten wollte der Münsterprediger nicht ausschließen, dass der Mann trotz insgesamt ehrbaren Lebenswandels einen Bund mit dem Teufel eingegangen sei. Die Witwe gab in ihrer Befragung an, dass ihr Mann bereits ein Dreivierteljahr kein Abendmahl mehr empfangen, doch noch einige Tage vor seinem Tod andächtig gebetet hatte. Den Widerwillen gegen den Beichtvater erklärte sie mit einer aus der Krankheit resultierenden geistigen Verwirrung, die sich aber unmittelbar vor seinem Tod in andächtiges Verhalten verwandelt habe. Die Ratskonsulenten schenkten in der Sache nun eher den Ausführungen des Münsterpredigers Glauben und kamen zu dem Schluss, dass ein Sakramentsverweigerer keine Bestattung nach kirchlicher Ordnung verdient habe. Gegen eine Exhumierung des unselig Verstorbenen sprachen sie sich nur aus hygienischen Gründen aus. Der Ulmer Rat entschied im Sinn der Konsulenten, ließ aber die Prediger wissen, dass sie diesen Fall als abschreckendes Beispiel in vergleichbaren Situationen anführen und diese künftig der Obrigkeit anzeigen sollten. Der geschilderte Fall lässt sich im Kontext der Wahrung der Integrität der Ulmer Sakralgemeinde interpretieren. 62 Auf den 10. August 1701 datiert die Leipziger Anfrage an das Geistliche Ministerium der Reichsstadt Frankfurt am Main. Senior des Frankfurter Ministeriums war Johann Daniel Arcularius. Er wurde bei Speners Wechsel nach Dresden 1686 dessen Nachfolger im Amt. 63 Die Frankfurter verfassten ihr Gutachten am 24. August. 64 Der Antwort auf die Frage nach Richtigkeit der Annahme einer vor dem Tod ablaufenden Gnadenfrist schickte Arcularius, der als Verfasser des Frankfurter Responsums zu gelten hat, einen Absatz über die prinzipielle Einrichtung einer Gnadenzeit gemäß biblischer Aussagen und einen weiteren Absatz über die inhaltliche Bestimmung der Gnadenzeit, die sich nicht auf die zeitlichen Strafen Gottes, sondern auf die Vergebung der Sünden, die Gerechtigkeit vor Gott und die Hoffnung auf das ewige Leben bezieht, voraus. Bei der eigentlichen Beantwortung der Frage ging Arcularius in fünf Schritten vor: Erstens kann die Gnadenfrist nicht vor dem Tod ablaufen, da der Bußruf Gottes allen Menschen überall und ohne Einschränkung gilt. Zweitens ist den Predigern nach Gottes Willen aufge62

Vgl. Kaul, Undankbare Gäste . . ., 288. Johann Daniel Arcularius (1650–1710) war Philosophieprofessor in Gießen, wo er auch zum Dr. theol. promoviert wurde. Ab 1686 war er Senior des Geistlichen Ministeriums der Reichsstadt Frankfurt. Zum Amtsantritt gratulierte Spener seinem Nachfolger, der aber den Pietismus zurückzudrängen versuchte; vgl. Spener, Briefe aus der Dresdner Zeit . . . 1, 67–70 (Nr. 16). 64 Laut schriftlicher Auskunft des Instituts für Stadtgeschichte (Archiv) in Frankfurt vom 23. 5. 2007 sind die Akten über das evangelische Kirchenwesen 1944 durch Brand vernichtet worden. – UAL: Theol. Fak. 53, fol. 92r –100 v (Original); Druck: Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 77–93. 63

6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser

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tragen, alle Menschen zu einem bußfertigen Leben zu ermahnen. Dieser Auftrag könnte drittens gar nicht erfüllt werden, wenn bei etlichen Menschen die Gnadenfrist bereits zu Lebzeiten abgelaufen wäre. Viertens erstreckt sich die Mahnung zur Buße in der biblischen Kategorie ‚heute‘65 , was für die Zeit bis zur Parusie, also auch für die gesamte Dauer des menschlichen Lebens gilt. Fünftens und letztens sei generell in der lutherischen Kirche der sozinianische Irrtum verworfen worden, wonach Menschen ihre Seligkeit und Gnade bei Gott verwirkt haben, die hingerichtet werden oder sonst sterben, ohne mindestens Ansätze zu einer christlichen Lebensführung gezeigt zu haben. Die zweite Frage beantwortete Arcularius in drei Schritten. 66 Zunächst verneinte er, dass Gott den verstockten Sündern bereits während des Lebens die Gnadentüre verschließe und sie nach seinem vorhergehenden Willen nicht mehr bekehren wolle. Die biblischen Belege hierfür zeigen dies und zugleich erinnern sie an die Unerforschlichkeit des Urteils Gottes. Deshalb könne auch niemandem angekündigt werden, Gott habe ihm die Gnadentüre verschlossen. 67 Daraufhin erläuterte Arcularius anhand alttestamentlicher Textstellen, ob die Propheten die Verstockten zur Buße gemahnt haben und diesen folglich die Gnadentüre noch offen stand. Daran anknüpfend wird die Absicht Gottes bejaht, die Verstockten zur Buße und damit auch zum Genuss der Gnade zu führen. Das Gutachten schließt mit der zusammenfassenden Bemerkung: „Wir wollen dadurch [= die im Gutachten dargelegte Lehre] keinen sicher machen/ der in seinen Sünden fortfähret/ können aber auch die beste Quelle des Trostes nicht benehmen denen/ die GOtt täglich zur Busse ruffen läst/ so lange es heute heist.“68

Dieses Gutachten und sein Verfasser sind von Rechenberg in seiner „Achten Beylage“ mit verhandelt worden. 69 Rechenberg sieht den Gutachter ungerechtfertigt gegen Spener opponieren, wo doch das Frankfurter Ministerium mit diesem in der noch nicht lange zurückliegenden Ablehnung Johann Melchior Stengers noch einer Meinung gewesen sei. Somit lasse sich der von Arcularius behauptete und im Gutachten zur Geltung gebrachte Konsens nicht aufrecht erhalten. Arcularius müsse sich ferner im Klaren darüber gewesen sein, dass sein Votum von den Gegnern Rechenbergs instrumentalisiert werde. Diese Anschuldigungen konnte Arcularius nicht auf sich sitzen lassen, er reagierte 1702 – ohne explizite Namensnennung („von dem Concipienten des [. . .] Responsi“) – publizistisch mit seiner „Bescheidenen Antwort“, 70 der er als Motto das Hie65

Vgl. Ps 95, 7 f.; Hebr 3, 13; 4, 7. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 86–93. 67 Selbst wenn es den Anschein habe, als verschließe Gott die Gnadentüre ‚voluntate consequente iudiciaria‘, so könne er doch ‚voluntate antecedente‘ den Menschen noch zur Buße führen; vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 87 f. 68 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 93. 69 Rechenberg, Achte Beylage . . . , 24–29. 70 Hesse, Der terministische Streit . . ., 412 f. 66

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6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten

ronymuswort „Non tibi, sed causae causa respondit“ voranstellte.71 Arcularius bezieht sich in dieser Apologie mehrfach auf Ittigs „Antwort auf die erste Beylage“ und „Antwort auf die vierdte Beylage“. Rechenberg „mache sich offt falsche Concepten/ und betriege sich in seinen Gedancken“, 72 denn es handele sich tatsächlich bei dem Gutachten um ein im Konsens der Frankfurter Prediger erarbeitetes Votum zugunsten Ittigs, wobei gleichzeitig Polemik gegen Rechenberg unterblieben sei. Inhaltlich wirft er Rechenberg vor, an der Sache vorbei zu diskutieren, da das Gutachten vom vorhergehenden Willen (‚voluntas antecedens‘) handle, Rechenberg den folgenden Strafwillen (‚voluntas consequens‘) im Blick habe. Dass die streitenden Parteien deshalb aneinander vorbeireden, belegt Arcularius mit verschiedenen Zitaten aus Ittigs „Antwort auff die vierdte Beylage“, in der ebenfalls auf diesen Umstand hingewiesen worden sei.73 Somit wehrt schließlich Arcularius den Vorwurf ab, die Frankfurter hätten „wider die Regeln der menschlichen Vernunfft/ der Christlichen Liebe und Klugheit gehandelt/ der weltlichen Obrigkeit fürgegriffen/ factiones helffen machen/ und mit übereileten Responsis, andern ihren guten Nahmen niederschlagen wollen“.74 Hierauf wiederum veröffentlichte Rechenberg eine auf den 28. Juli 1702 datierte „Richtige Gegen-Antwort“.75 In deren Vorrede wendet er sich nebenbei auch gegen die Publizierung eines „Wohlgemeinten treuhertzigen Unterrichts“ des Danziger Seniors Andreas Kühn, dessen Druck durch Ittig lanciert worden war, und er wendet sich gegen die Publikation einer unter Ittigs Vorsitz veranstalteten Disputation „Paulinus in partem psalmi octavi commentarius expensus“.76 Gegenüber Arcularius konzediert Rechenberg dann, dass er zwar auch 71

Bescheidene Antwort . . . , 2. A.a.O., 10; Bezug zu Ittig, Antwort auff Rechenbergs vierdte Beylage . . . , 53. 73 Vgl. a.a.O., 38; 41; 90. 74 Bescheidene Antwort . . . , 40. 75 Hesse, Der terministische Streit . . ., 404 f.; 414–419. 76 Rechenberg, Richtige Gegen-Antwort . . . , A2v–B3r; 65–67. Respondent bei Ittigs Disputation war der Stettiner Johannes Heinrich von Bobartt. Eine zentrale Aussage dieser Disputation (vgl. Ittig-Bobartt, Paulinus in partem psalmi octavi commentarius expensus . . . , 62) gab Anlass zu weiterer Diskussion. Er wird in der anonym herausgegebenen Refutation Ittigs bestätigend wiederholt: „Nullus autem hominum est, erga quem ineffabilis ille Christi amor non eluxerit, & ad quem beneficia per mortem Christi acquisita non pertineant. Mortem enim pro omnibus gustavit. Unde vel gravissimo peccatori, etiam totaliter indurato, si cor suum emolliri sinat, ad gratiae portam morte Christi reservatam, quamdiu spirat, adspirare licet. Christus enim ὑπὲρ παντῶν pro unoquoque mortem gustavit, & mortis suae pretio omnes homines a captivitatis diabolicae necessitate liberavit. Das ist: Es ist aber nicht ein einiger Mensch/ den Christus nicht geliebet hätte/ und dem die Wohlthaten/ die durch Christi Tod erworben sind/ nicht angehen solten. Denn er hat für alle den Tod geschmeckt. Daher auch der allerschwerste Sünder/ wenn er gleich | bißher gantz verstockt gewesen wäre/ daferne er nur sein Hertz erweichen läst/ zu der Gnaden=Pforte/ die durch Christi Tod eröffnet worden ist/ so lange er lebet/ seine Zuflucht nehmen kan.“; Rettung der theologischen Disputation . . . , 3 f. 72

6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser

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gegen Spener votieren könne, aber daraus nicht das Recht abgeleitet werden könne, auch in theologischen Streitigkeiten für einen auswärtigen Theologen voreilig gutachtlich tätig zu werden. Andere Ministerien hätten sich hier vorsichtiger verhalten, da es schließlich nicht üblich sei, dass eine Fakultät (bzw. ein Universitätstheologe) bei einem Ministerium ein Lehrgutachten einhole. Rechenberg wiederholt dann nochmals seine Zweifel an der einstimmigen Verabschiedung des Frankfurter Gutachtens. Im letzten Drittel der Schrift erörtert Rechenberg Fragen, die sich eher grundsätzlich mit der laufenden Kontroverse beschäftigen.77 Auf sie muss wegen ihrer prinzipiellen Natur näher eingegangen werden. Zunächst charakterisiert er erstens die Lehre vom Gnadentermin als eine nicht „nöthige Glaubens-Lehre“. Ihre Relevanz erhalte sie jedoch aus der christlichen Praxis und ihrer Korrekturfunktion gegen gewohnheitsmäßiges Sündigen. Dann erwägt er zweitens das Problem, ob die Streitfrage, die nun einmal entstanden sei, durch ein geistliches Gremium richterlich entschieden werden könnte, was er aber verneint. Drittens bis sechstens beschäftigt er sich mit den Optionen, die ein obrigkeitliches Eingreifen zur Beruhigung des Streites hätten erbringen können (Befehl einer gütlichen Einigung, Einholung von Gutachten oder Untersuchung durch auswärtige und unabhängige Theologen jeweils mit anschließender obrigkeitlicher Entscheidung). Siebtens widmet er sich den Anhängern des Terminismus, die von ihren Gegnern als heterodox diskreditiert worden sind. Im Anschluss daran erwägt er achtens, ob neben den Terministen und im Zusammenhang mit ihnen auch die Vertreter eines subtilen Chiliasmus (in Anlehnung an Apk 20) unter die in den Bekenntnisschriften gezählten Anhänger von Irrlehren gerechnet werden können, was er verneint. Deshalb sei auch neuntens die Frage zu bejahen, dass der Terminismus unter die anerkannten und rechtmäßig zu erörternden theologischen Probleme gerechnet werden muss. Zehntens diskutiert er die Frage, ob nicht die Obrigkeiten ein Kanzel- und Disputationsverbot zu diesem Thema aussprechen und damit die Verhandlung darüber nur intern gestatten könnten. Mit diesen grundsätzlichen Ausführungen Rechenbergs schien der Frankfurter Senior argumentativ überwunden. Das Gutachten der Reichsstadt Augsburg ist auf den 25. August 1701 datiert und vom Senior des Augsburger Ministeriums unterschrieben.78 Senior des Ministeriums war Johann Jakob Müller, 79 der seit 1674 Pfarrer an St. Jakob, seit 77

Rechenberg, Richtige Gegen-Antwort . . . , 43–67. Recherchen im Stadtarchiv Augsburg, im Stadtkirchenarchiv (Evangelisches Wesensarchiv) und in den einschlägigen Beständen der Stadt- und Staatsbibliothek Augsburg nach zugehörigen Archivalien (Anfrage oder Gutachtenkonzept) fielen negativ aus. – UAL: Theol. Fak. 53, fol. 101r –112r (Original); Druck: Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 94–109. Aus dem hier im Druck überlieferten Gutachtentext ergeben sich weder Datum noch Absender der Anfrage. 79 Johann Jakob Müller (1639–1706) hatte in Straßburg und Jena studiert, wo er zunächst Adjunkt an der Philosophischen Fakultät war, dann kurzfristig ins Pfarramt seiner Heimat78

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6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten

1678 an der Barfüßerkirche war. Seine Haltung gegenüber pietistischen Strömungen ist nicht eindeutig zu bestimmen. Weder lassen die Erwähnungen in Speners Korrespondenz eindeutige Schlüsse zu, noch wird man bei ihm und seinen Amtsbrüdern von einer konstanten Haltung während der letzten drei Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts ausgehen dürfen. 80 Alle vier um 1700 an der Barfüßerkirche tätigen Diakone hatten in Leipzig und/oder Wittenberg studiert. Unter ihnen ist hier nur auf Gottfried Lomer81 namentlich hinzuweisen. Er äußerte sich noch 1691 – im Jahr vor seiner Berufung zum Diakon – aus seinem Studienort Leipzig gegenüber dem reichsstädtischen Schulkollegium mit Bewunderung über das rhetorische Talent seines Lehrers Johann Benedikt Carpzov. 82 An zweiter Stelle im reichsstädtischen Ministerium stand nach dem Senior Müller der seit 1690 als Pfarrer an St. Anna tätige Andreas Harder. Aus Anlass von dessen Berufung von der Stelle eines Hofpredigers und Superintendenten bei den Grafen Hohenlohe-Waldenburg nach Augsburg hatte die Leipziger Fakultät 1689 ein Gutachten erteilt, in dem es um die Zumutbarkeit eines Predigers ging, dessen Vater als Ehebrecher stadtbekannt war. 83 Als Prediger schöpfte Harder nachweislich aus Arndts und Speners Schrifttum. 84 Matthäus Friedrich Beck85 war seit 1696 Pfarrer an der Spitalkirche Hl. Geist. Der Pfarrer an Hl. Kreuz hieß seit 1689 Hieronymus Ostertag, 86 an St. Ulrich schließlich stadt Ulm wechselte und 1674 nach Augsburg kam; vgl. Burger-Erhard-Wiedemann, Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben . . ., Nr. 847. 80 Müller, Brief an N. N. . . . , a3r, weiß zu berichten, dass der Augsburger Senior „Herr D. Sp. nicht wohl affectionirt seyn soll/“. – Vgl. Blaufuss, Reichsstadt und Pietismus . . ., 179–181. Blaufuß äußert aufgrund des Quellenbefundes die Vermutung, dass Müller „ein Mann der Mitte und des Ausgleichs war“; ebd., 181. 81 Gottfried Lomer (1666–1728) stammte aus der Nähe von Schwäbisch Gmünd und studierte in Jena, wo er auch magistrierte, sowie in Leipzig. Lomer wurde 1692 in Augsburg ordiniert; vgl. Burger-Erhard-Wiedemann, Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben . . ., Nr. 740. 82 In seinem Brief an die Administratoren des Schulkollegiums schreibt Lomer: „[. . .] ibidem Viri et profunda Eruditione et multa Experientia celeberrimi, Dni D. Carpzovii, vere Chrystostomi Lipsiensis, mensa ac conversatione fruendi ansam nactus sim [. . .]“; Augsburg, StA: EWA Nr. 1018/2, Bl. 165. 83 Andreas Harder (1648–1718) hatte in Tübingen und Jena studiert, wo er auch den Magistergrad erwarb; vgl. Burger-Erhard-Wiedemann, Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben . . ., Nr. 419. Das Leipziger Gutachten entstand während des Dekanats von Georg Lehmann im November 1689; der Vorgang ist überliefert in: UAL: Theol. Fak. 22, fol. 534r –541r; das Gutachten findet sich anonymisiert im Druck bei: Boerner, Auserlesene Bedencken . . ., 81–84 (1/1/B/25). 84 Theodor Wotschke, Neue Urkunden zur Geschichte des Pietismus in Bayern, in: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 6 (31), 97–108. 102 f.; Blaufuss, Reichsstadt und Pietismus . . ., 27–29. 85 Matthäus Friedrich Beck aus Kaufbeuren (1649–1701) hatte in Jena studiert. Nach seiner Magisterpromotion wirkte er einige Jahre als Orientalist an der dortigen Philosophischen Fakultät. 1678 wurde er nach Augsburg berufen; vgl. Burger-Erhard-Wiedemann, Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben . . ., Nr. 79. 86 Hieronymus Ostertag aus Augsburg (1637–1702) hatte in Tübingen, Straßburg und Leipzig studiert, versah dann mehrere Kirchenstellen im Odenwald, in Baden und im Kraich-

6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser

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wirkte ab 1695 als Pfarrer Johann Baptist Rentz, 87 der im Frühjahr 1696 im Streit mit dem Augsburger Bürgermeister und Oberkirchenpfleger Christoph Sigismund Amman die Theologische Fakultät Leipzig um ein Responsum ersuchte. 88 Von den etwa ein Dutzend Angehörigen der Augsburger Pfarrerschaft um 1700 ist also in mehrfacher Hinsicht direkter Kontakt mit der Leipziger Fakultät nachweisbar. Neben den zu erwartenden süddeutschen Studienorten (Tübingen, Straßburg) kannten mehrere Augsburger Pfarrer und ihre Diakons die Leipziger Professoren als akademische Lehrer persönlich. Nicht nur, aber sicherlich auch durch diesen Umstand erklärt sich die wiederholte Bitte aus Augsburg um ein Leipziger Responsum zur Klärung von problematischen Personalien. Insgesamt muss man bei den genannten Augsburger Geistlichen von einer wenigstens punktuellen Beziehung zu pietistischen Einflüssen ausgehen, da in der Reichsstadt am Lech schon zeitig der Einfluss Speners auf der Basis persönlicher Beziehungen gegeben war, ohne jedoch kontinuierliche Formen anzunehmen. 89 Das Augsburger Gutachten zum Terminismus verneint die erste Frage nach der vor dem Tod unwiderruflich ablaufenden Gnadenfrist und begründet die Antwort in sechs Abschnitten.90 Unter Rückgriff auf seine juristische Verwendung wird der Begriff des ‚terminus peremptorius‘ zunächst abgelehnt, weil er bzw. die ‚citatio peremptoria‘ vor Gericht nur dann Sinn mache, wenn er dem Beklagten zuvor ausdrücklich bekannt gemacht worden sei.91 Auch widerspreche die Annahme eines ‚terminus peremptorius‘ dem überreichen Gnadenangebot Gottes, das allen Menschen, auch den Sündern, die danach verlangen, lebenslang angeboten wird. Ferner schmälert die Annahme eines Gnadentermins die Universalität der Verheißungen Gottes und zieht damit die Glaubensgrundlagen (das göttliche Wort und die Gnadenmittel) in ihrer universalen Gültigkeit in Frage. Außerdem werden die Schwachen und Angefochtenen durch diese Lehre in Verzweiflung gestürzt. Schließlich würden die hartnäckigen Sünder in dem Bewusstsein, dass ihnen sowieso keine Gnade mehr nach Ablauf des ‚terminus peremptorius‘ widerfährt, nur umso massiver sündigen. gau, bevor er 1687 nach Augsburg berufen wurde; vgl. Burger-Erhard-Wiedemann, Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben . . ., Nr. 892. 87 Der Augsburger Johann Baptist Rentz (1658–1722) hatte in Wittenberg und Leipzig studiert, wo er den Magistergrad erlangte. Rentz war einer der Respondenten für die gesammelt herausgegebenen Dissertationen des Johannes Olearius; vgl. Johannes Olearius, Synopsis Errorum Calvinianorum [. . .], Leipzig 1685 (erste Ausgabe). Ab 1686 war er im Augsburger Kirchendienst; vgl. Burger-Erhard-Wiedemann, Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben . . ., Nr. 980. 88 Das Gutachten wurde während des Dekanates von Johannes Olearius 1695/96 erstellt; vgl. UAL: Theol. Fak. 24, fol. 105r –106v. 89 Blaufuss, Reichsstadt und Pietismus . . ., 25–38; 172–188. 90 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 94–100. 91 Vgl. a.a.O., 94.

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6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten

Die zweite Frage nach der Abkehr Gottes von den verstockten Sündern, die er gar nicht mehr bekehren und zur Buße mahnen will, beantworten die Augsburger in sechs Abschnitten.92 Folgerichtig aus der Negierung der ersten Frage verneint das Gutachten die Abkehr Gottes von den Verstockten. Auch aus göttlichen Zorngerichten („particulier-Gerichten“, die sich in zeitlichen Strafen äußern93) auf den endgültigen Entzug der Gnade Gottes in Bezug auf das ewige Heil zu schließen, sei falsch. Sogar das Alte Testament mit seinen Gesetzesvorschriften kenne die unbegrenzte Gnade Gottes, sobald sich die Gottlosen bekehren. Die in der Taufe zugesagte Gnade gelte für die Dauer des Lebens. Überhaupt widerspreche die im Taufbund gewährte ewige Gnade der Annahme eines ‚terminus peremptorius‘. Von der Gnade und Vergebung, die in der Taufe und im Wort Gottes zugesagt wird, sei kein Sünder ausgenommen,94 was folglich dem ‚terminus peremptorius‘ entgegengesetzt sei. Wenn Gottes Gnadenzusage nicht mehr gelte, sei das Fundament des christlichen Glaubens in Gefahr. Die Ausführungen des Gutachtens werden dann exegetisch mit Jer 3, 12 f. untermauert und als Adressatenkreis der Klage und des Bußrufes Gottes wird das ganze Volk inklusive der Verstockten bestätigt. Wer dieser Auslegungstradition widerspreche, verdrehe den Sinn der biblischen Worte und stehe der falschen Auslegung durch die Reformierten nahe.95 Außer den Anfragen Ittigs nach Altdorf, Regensburg, Ulm, Frankfurt und Augsburg, deren Gutachten soeben vorgestellt wurden, hat Ittig nachweislich Anfragen an die Tübinger und Jenaer Fakultät geschickt, von wo aber keine Gutachten überliefert sind. Die Anfrage für ein Responsum an die theologische Fakultät der Universität Tübingen hatte Ittig am 20. August geschrieben.96 Sie erreichte am 16. September 1701 über die Reichsstadt Ulm ihren Bestimmungsort. Die Tübinger Fakultät bestand aus drei Ordinarien. Michael Müller (1639– 1702) war seit 1682 Professor der Theologie und Stadtpfarrer in Tübingen, seit 1698 hatte er auch das Amt des Kanzlers der Universität inne. Zur Zeit der Anfrage aus Leipzig war Michael Förtsch (1654–1724) Dekan. Er war seit ab 1692/95 in Tübingen Professor und Stipendiatensuperintendent, später wirkte er in Jena.97 Außerdem war seit 1700 Christoph Reuchlin (1660–1706) an der 92

A.a.O., 100–109. A.a.O., 102. 94 Eine Ausnahme bilden die Sünder wider den Hl. Geist; vgl. Hebr 6, 4–6. Unter den Gutachten dazu auch ausdrücklich das Lübecker; vgl. a.a.O., 112: bei diesen Sündern wider den Hl. Geist tritt der ‚terminus peremptorius‘ vor ihrem Ende ein. 95 Hier gibt es die Unterscheidung zwischen ‚voluntas signi‘ und ‚voluntas beneplaciti‘, vgl. a.a.O., 108 f. 96 Laut schriftlicher Auskunft vom 19. 3. 2008 waren keine zugehörigen Archivalien (Anfrage oder Gutachtenkonzept) im Universitätsarchiv Tübingen zu ermitteln. – Vorgang und Datum erschlossen aus der Tübinger Antwort: UAL: Theol. Fak. 53, fol. 113r –114v. – Vgl. insgesamt Hesse, Der terministische Streit . . ., 341–343. 97 Karl Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät zu Jena [Darstellungen zur Geschichte der Universität Jena 1], Weimar 1954, 152–154. 93

6.1. Die süddeutschen Gutachten und ihre Verfasser

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Fakultät tätig; in direkter Verbindung mit ihr stand auch der Abt von Maulbronn und Generalsuperintendent Wolfgang Jäger, der auch den Professorentitel führte. Über die Haltung der Tübinger Theologen kann man wenigstens ansatzweise eine Vermutung anstellen, wenn man sich an die unter Müllers Vorsitz entstandene Disputation „De poenitentia indurati“ oder an den Kontakt mit dem Ulmer Superintendenten Elias Veiel erinnert.98 Mit Datum vom 4. Oktober 1701 teilten die Tübinger Theologen Ittig mit, dass sie vor Erteilung eines Gutachtens zu derartigen theologischen Kontroversen das Einverständnis ihres Landesherrn einholen müssten. Das mit diesem zeitlichen Vorbehalt und einem Appell zur freundschaftlichen Streitbeilegung zugesagte Responsum scheint allerdings niemals abgefasst worden zu sein.99 Ähnlich verhält es sich mit der Gutachtenanfrage, die Ittig an die Adresse der Jenenser Theologen geschickt hatte.100 Zeitlich parallel mit der Anfrage aus Leipzig erschien an der Salana zu Pfingsten 1701 ein Akzidenzdruck, der – da der Dekan der Theologischen Fakultät erkrankt war – von einem Magister im Sinne Rechenbergs verfasst worden war.101 Ein Gutachten hat die Fakultät nicht erstellt. Der ernestinische Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, einer der Hauptnutritoren der damaligen Salana, schickte an seine Theologen am 23. Januar 1703 ein Verbot,102 sich in derartigen Streitfällen gutachtlich zu äußern. Dem Herzog war die Neigung der Theologen zu einer Stellungnahme wohl bekannt, jedoch – oder gerade deshalb – fürchtete er eine Verwicklung der thüringischen Universität in den Streit mit allen unerwünschten Folgen. Diese Sorge war sicherlich nicht ganz unberechtigt, da Jena sich in mancher Hinsicht dem Pietismus gegenüber offen zeigte.103 Als Professoren wirkten damals in Jena Friedemann Bechmann (1628–1703), Philipp Müller (1640–1713) und Johann Paul Hebenstreit (1664–1718).104 Bechmann war seit 1668 Theologiepro98

Hesse, Der terministische Streit . . ., 341–343. Ittig zitiert den Antwortbrief Müllers, in dem er um Geduld wegen der landesherrlichen Genehmigung gebeten wird, später noch; vgl. Ittig, Christliche Leichen-Predigten 2 . . . , c2r/v. Obwohl es offiziell kein Responsum gegeben hat, sah Ittig die Disputation Müller als Quasi-Responsum an; dazu vgl. ebd. 100 Laut schriftlicher Auskunft vom 14. 3. 2008 waren keine zugehörigen Archivalien (Anfrage oder Gutachtenkonzept) im Universitätsarchiv Jena zu ermitteln. 101 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 915; Reineccius, Epitome . . . , 8. 102 UAL: Theol. Fak. 53, fol. 185r/v. (Abschrift). Die Theologische Fakultät Jena datierte demnach den Empfang des herzoglichen Schreibens am 28. Januar 1703. – Auch ein früheres Jenaer Gutachten zum Terminismus, das Graf Balthasar Erdmann von Promnitz etwa Anfang 1700 in Auftrag gegeben haben soll, ist vermutlich nie angefertigt worden. Dennoch lancieren die Publikationen des terministischen Streits die Existenz (bzw. Bearbeitung) eines solchen Gutachten aus Jena: Kurtzer Bericht . . . , B1r (Nr. IX); Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . , Nr. IX; Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 30; vgl. hierzu: Hesse, Der terministische Streit . . ., 195. 103 Blaufuss, Reichsstadt und Pietismus . . ., 33, Anm. 60–62. 104 Heussi, Geschichte der Theologischen Fakultät . . ., 142–147. 99

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6. Die durch Thomas Ittig angeforderten Gutachten

fessor und zeigte sich schon in den späten 1670-er Jahren gegenüber dem Wunsch Speners nach eines Orientierung des Studiums hin auf die ‚pietas‘ offen.105 Philipp Müller war zunächst Professor für Beredsamkeit und Extraordinarius der Theologie, ab 1701 wirkte er vorübergehend bis 1705 an der Theologischen Fakultät, um dann wieder in die Philosophische Fakultät zu wechseln.106 Hebenstreit hatte 1697 in Altdorf den theologischen Doktorgrad erworben, auch er, der sehr polarisierte, wirkte nur vorübergehend an der Jenaer Fakultät, die 1705 personell neu besetzt wurde.

6.2. Das publizistische Echo auf die süddeutschen Gutachten Ihre Wirksamkeit haben die Gutachten erst durch ihre publizistische Verbreitung und öffentliche Diskussion erhalten. Erstmals sind sie gesammelt im Oktober 1701 abgedruckt worden in Ittigs „Anmerckungen über Rechenbergs siebende Beylage“.107 Er intendierte damit, die Verfechter des Gnadentermins durch die demonstrative Einigkeit auswärtiger Theologengremien argumentativ zu überbieten. Unbeeindruckt davon hat Rechenberg ca. zwei Monate später in seiner „Achten Beylage“ dieselben Gutachten abdrucken lassen,108 um genau das Gegenteil zu belegen. Er zerpflückte darin die Gutachten und formulierte aus ihnen einige Leitfragen für ein unabhängiges Obergutachten („General-Responsum“).109 Die Leitfragen beschäftigten sich mit der Unabhängigkeit von Gutachten, ihrer vorschnellen Erteilung, ihrer Legitimierung durch die weltliche Obrigkeit und ihrem Konsenswert. Einen separaten Diskurs hat – wie oben bereits gezeigt wurde – von diesen fünf Gutachten nur dasjenige aus Frankfurt hervorgerufen. Der daraus hervorgegangene kleine Streitschriftenwechsel zwischen Rechenberg und Arcularius dürfte hauptsächlich damit zu erklären sein, dass Rechenberg an der früheren Wirkungsstätte seines Schwiegervaters Spener mehr Solidarität gegenüber der seiner Meinung nach haltlosen Pietismuskritik der Terminismusgegner erwartet hätte. 105 Spener, Briefe aus der Frankfurter Zeit . . . 3, 207 (Nr. 47); Blaufuss, Reichsstadt und Pietismus . . ., 89 f. 106 Philipp Müller (1640–1713) war zunächst Professor der Eloquenz und Poesie (1679), dann Theologieprofessor. 107 Ittig, Anmerckungen über Rechenbergs siebende Beylage . . . , 1–17 (Altdorfer Gutachten); 18–32 (Regensburger Gutachten); 33–47 (Ulmer Gutachten); 48–70 (Frankfurter Gutachten); 71–93 (Augsburger Gutachten). 108 Dies geschieht im Anhang; im Text selbst widerlegt er die Gutachten; vgl. Rechenberg, Achte Beylage . . . , 8–14 (Altdorfer Gutachten); 14–18 (Regensburger Gutachten); 18–24 (Ulmer Gutachten); 24–29 (Frankfurter Gutachten); 29 f. (Augsburger Gutachten). 109 Rechenberg, Achte Beylage . . . , 30–32.

6.2. Das publizistische Echo auf die süddeutschen Gutachten

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Erst später wurden in der unter dem Titel „Bösianismus condemnatus“ herausgegebenen Materialsammlung zum terministischen Streit des Ittig-Anhängers und -Schülers Christian Reineccius diese süddeutschen Gutachten nochmals abgedruckt110 und zwar in Verbindung mit den zwölf Gutachten, die die Rostocker Fakultät gesammelt hatte.

110 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 44–56 (Altdorfer Gutachten); 56– 67 (Regensburger Gutachten); 67–77 (Ulmer Gutachten); 77–93 (Frankfurter Gutachten); 94–109 (Augsburger Gutachten).

7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

Einer weiteren Phase des terministischen Streits gehören die Gutachten an, die durch die Rostocker Fakultät unter der Führung von Johannes Fecht gegen die Verteidiger von Böses Hypothese eingeholt wurden. Die Theologische Fakultät Rostock gab Mitte Mai 1701 ihrerseits diese Gutachten in Auftrag,1 die zur Untermauerung ihres eigenen Votums dienen sollten. In der Anfrage – sie bestand aus einem „Ersuch-Schreiben“ und einem „Kurtzen Bericht“ – drückten die Rostocker einerseits ihr Bedauern über die entstandene Kontroverse aus, würdigten jedoch explizit die zentrale theologische Bedeutung des Gegenstandes. 2 Sie baten um eine Erklärung, ob die im beigefügten „Kurtzen Bericht“3 dargelegte Lehre den Aussagen der Bibel und der Bekenntnisschriften entsprächen, und um Einverständnis, die Antworten bei einer Publikation des „Kurtzen Berichts“ hinzufügen zu dürfen. Der „Kurtze Bericht“ rekapituliert 1 Als konkretes Datum ist z. B. die Anfrage an die Theologische Fakultät Greifswald vom 16. Mai 1701 überliefert; vgl. Greifswald, UA: Theol. Fak. 5, fol. 247r –248r. – Vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 330 f.; 346. – Laut schriftlicher Auskunft vom 29. 5. 2007 waren zu diesem Vorgang keine zugehörigen Archivalien im Universitätsarchiv Rostock zu ermitteln. – Vgl. deshalb Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . . Das „Ersuchschreiben“ und der den Anfragen als Beilage angefügte Druck „Kurtzer Bericht | Von der der Theologischen Facultet auff | der Universitet Rostock erwachsenen | Strittigkeit | Von der von GOtt dem Menschen | bestimmten Gnaden=Zeit“ ebd., *3r/v (= „Ersuch-Schreiben“); **1r –**4v (= „Kurtzer Bericht . . .“). 2 „[. . .] zumahlen die Materi, darüber disputiret wird/ nicht in einer Philosophischen Subtilität/ oder sonsten in einer curieusen, dem Christenthum wenig Nutzen bringenden/ Frage/ sondern in einer zu des Glaubens=Ubung sehr nützlichen und nohtwendigen Lehre bestehet/ die durch diese Gelegenheit gründlich erörtert/ und also aus der sonsten nicht wenig zu bejammernden Collision etwas Gutes und zur Praxi des Christenthums heilsames/ durch GOttes heilige Direction entstehen kan.“; Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , *4r. – Dieser Text findet sich handschriftlich überliefert in Greifswald, UA: Theol. Fak. 5, fol. 247r –248r. 3 Es handelt sich dabei um einen einbogigen Druck, der womöglich nur für diesen Zweck hergestellt worden ist. Ohne Titelblatt befindet sich auf der ersten Seite über dem Textbeginn folgende Überschrift: „Kurtzer Bericht || Von der der Theologischen Facultet auff || der Universitet Rostock erwachsenen || Strittigkeit || Von der von GOtt dem Menschen || bestimmten Gnaden=Zeit.“; ebd., ):(r; vgl. Greifswald, UA: Theol. Fak. 5, 249; ein Nachdruck befindet sich in Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , **1r –**4v.

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7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

zunächst den Gang der Kontroverse, seitdem das Konsistorium der Niederlausitz im Februar 1699 mit der Bitte um ein Responsum an die Rostocker Fakultät herangetreten war. Von den zwölf Adressaten der Rostocker Anfrage waren drei an die theologischen Fakultäten der Universitäten Greifswald, Kopenhagen und Lund gerichtet, die übrigen neun an die Geistlichen Ministerien der Städte Danzig, Güstrow, Lübeck, Lüneburg, Rostock, Schwerin, Stettin, Stralsund und Wismar, die als Ostseeanrainer und als Hansestädte in näherer regionaler Verbindung mit Rostock standen. Auch bei diesen Gutachten wird wieder der Kreis der Verfasser bzw. der Geistlichen an den jeweiligen Orten kurz vorgestellt, wodurch die in den Gutachten geäußerten Positionen besser verständlich gemacht werden sollen.

7.1. Die norddeutschen und skandinavischen Gutachten und ihre Verfasser Zwischen Ende Mai 1701 und Ende Januar 1702 sind die nach Rostock gesandten Gutachten datiert. Zuerst ging die Antwort des Geistlichen Ministeriums von Güstrow ein, die auf den 27. Mai datiert ist.4 Als Superintendent, Erster Domprediger, Oberhofprediger und Kirchenrat fungierte in Güstrow Johann Balthasar Haberkorn 5 , neben ihm hatten seit 1689 die weiteren Dompredigerstellen Joachim Schröder6 und Naemann Redelfsen 7 inne. An der städtischen

4 Laut schriftlicher Auskunft vom 13. 6. 2007 bzw. vom 17. 7. 2007 waren zugehörige Archivalien (Anfrage/Konzept) weder im Stadtarchiv Güstrow noch im Landeshauptarchiv Schwerin zu ermitteln. – Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 110 f.; Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , 1 f. Die Gutachtenanfrage trug den einleitenden Angaben zufolge das Datum 18. Mai. Sie erreichte das Ministerium in Güstrow drei Tage später. 5 Johann Balthasar Haberkorn aus Gießen (1646–1706) war ein Sohn des Gießener Theologen Peter Haberkorn. Nach seinem Studium war er Superintendent in Kirchhain (Niederlausitz) und Schlossprediger in Dobrilugk. Ab 1677 wirkte er als Superintendent und Hofprediger in Sondershausen, zwei Jahre später wurde er als Theologieprofessor und Pfarrer nach Erfurt berufen. Im Jahr 1686 wechselte er nach Güstrow; vgl. Gustav Willgeroth, Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege: Mit Anmerkungen über die früheren Pastoren seit der Reformation. Bd. 1–3, Wismar 1925; hier: 1, 250. 6 Joachim Schröder aus Rostock (1638–1707) wurde 1661 Pfarrer in Schlemmin (Pommern) und 1666 in Neukalen. Ab 1680 war er Hofprediger in Güstrow, 1689 erhielt er die Stelle des zweiten Dompredigers, 1707 folgte er Haberkorn in seinen Ämtern nach; vgl. Willgeroth, Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren . . . 1, 250 f. 7 Naemann Redelfsen aus Husum (1660–1733) war seit 1688 Nachmittagsprediger des Herzogs von Schleswig-Holstein in Hamburg und wurde 1689 als dritter Domprediger nach Güstrow berufen; vgl.a.a.O., 340.

7.1. Die norddeutschen und skandinavischen Gutachten und ihre Verfasser

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Pfarrkirche wirkten Heinrich Ernst Reimarus8 sowie Johannes Hövet9 und an der Heiligengeistkirche Heinrich Witsche.10 Unter Schriftführung des Superintendenten, der aus der bedeutenden lutherisch-orthodoxen Theologenfamilie Gießens stammte und der für die Personalentscheidungen seiner Kollegen in Güstrow bestimmend war, bekundet das Gutachten seine Einmütigkeit in der Ablehnung von Böses theologischen Aussagen und in der Bestätigung der Lehre, wonach keinem Menschen vor dem Lebensende die Gnadentür verschlossen ist. Diese Lehre entspreche dem universalen Charakter der göttlichen Verheißung – auch gegenüber den Sündern. Zudem fördere diese Ansicht im Unterschied zu Böses theologischem Ansatz die Beruhigung eines angefochtenen Gewissens, sie stütze damit auch den pastoralen Auftrag von Seelsorgern. Böses Lehre vom ‚terminus peremptorius‘ dagegen fördere nur weitere heterodoxe Anschauungen. Das Güstrower Votum sticht aus der Reihe der Gutachten durch seinen knappen Umfang und seine präzise, thesenförmige Gestalt heraus. Aufgrund der argumentativ engen Anbindung an die Anfrage wurde außerdem auf Zitate von theologischen Autoritäten gänzlich verzichtet. Senior und Pfarrer der Hansestadt Lübeck antworteten auf die Anfrage mit einem auf den 2. Juni 1701 datierten Gutachten.11 Das Superintendentenamt war nach dem Tod von August Pfeiffer zu Beginn des Jahres 1698 für einige Jahre vakant. Pfeiffer12 hatte das Lübecker Kirchenwesen in dem knappen Jahrzehnt seiner Tätigkeit im Sinne der lutherischen Orthodoxie geprägt, war er doch vor seinem Wechsel in die Hansestadt Schüler und Kollege der Exponenten lutherischer Schultheologie in Wittenberg und Leipzig – allen voran dem jüngeren Carpzov. Das Lübecker Gutachten folgt der klassischen Argumentationsform der ‚quaestio‘: Eingangs werden Gründe genannt, die für einen peremptorischen Termin sprechen, dann werden die Argumente angeführt, die gegen eine bereits im Laufe des Lebens ablaufende Gnadenfrist ins Feld geführt werden können, schließlich werden die zuerst genannten Gründe widerlegt. Die Reihe von 8 Heinrich Ernst Reimarus aus Allermöhe (? Hamburg) (1663–1702) war seit 1688 Inhaber der zweiten, seit 1701 Inhaber der ersten Pfarrstelle an der Pfarrkirche in Güstrow; vgl. a.a.O., 346. 9 Johannes Hövet aus Stralsund (1672–1707), Mag., begann seine Laufbahn 1699 als Rektor in Rostock, wurde 1701 zweiter und im folgenden Jahr erster Pfarrer an der Pfarrkirche in Güstrow; vgl. a.a.O., 346 f. 10 Heinrich Witsche aus Lübeck (1644–1714) war seit 1678 zweiter Pastor in Plau und seit 1682 Pastor an der Güstrower Heiligengeistkirche; vgl.a.a.O., 353. 11 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 111–118; Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , 2–8. 12 August Pfeiffer (1640–1698) wurde 1676 in Wittenberg zum Doktor der Theologie promoviert, er war seit 1681 Archidiakon an St. Thomas in Leipzig und seit 1684 als Nachfolger Johann Benedikt Carpzovs Hebräischprofessor an der dortigen Universität; vgl. Gössner, Personelle Struktur . . ., 81; 98; 100 (mit Quellenangaben).

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7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

Argumenten, die eine Annahme des ‚terminus peremptorius‘ stützen könnten, beginnt mit einigen Schriftstellen, die sich entsprechend interpretieren lassen.13 Dann wird angeführt, es könnte die Abschreckung der Gottlosen und die Erweckung der im Glauben Sicheren durch die Annahme eines ‚terminus peremptorius‘ zu erreichen sein. Schließlich gäbe es Aussagen „reiner und unverdächtiger Theologen“ zum ‚terminus peremptorius‘. Dennoch findet die Reihe der Argumente, die die Gnadenzeit eines Menschen erst mit dem Tod enden lassen, die ungeteilte Zustimmung der Lübecker Theologen. Zunächst gilt nach dem Zeugnis der Schrift, dass Gott die Bekehrung und Buße aller Menschen will (2 Petr 3, 9; Apg 17, 30 u. a.). Möglich wird die Buße für alle Menschen durch die Wirkung von Gottes Wort, das die Gnade verheißt. Schließlich widersprechen der Annahme eines ‚terminus peremptorius‘ die Unmöglichkeit seiner zeitlichen Bestimmung bzw. die Schwierigkeit der Feststellung, er sei für diesen oder jenen Menschen bereits abgelaufen. Wann immer Gott Fristen gesetzt hat, so hat er sie auch den Menschen mitgeteilt (Gen 6, 3; 15, 13; Jon 3, 4; Lk 13, 8 f.). Zur Widerlegung der die Annahme eines Gnadentermins stützenden Argumente führen die Lübecker vier Punkte an. Gottes Aussagen, dass manche Menschen die Seligkeit verfehlen, resultieren lediglich aus seiner Allwissenheit, schränken aber nicht die Universalität seiner Güte ein: Gott bietet nämlich allen Menschen die Gnade an (‚oblatio gratiae divinae‘), aber tatsächlich erweist er nur denen die Gnade (‚collatio gratiae divinae‘), die sich auch zur Buße wenden. Somit gilt für alle Menschen, die in der Kirche leben, dass Gott ihnen die Gnade anbietet und die Gnadentür bis ans Lebensende auch offen lässt. Allerdings nehmen nicht alle die angebotene Gnade an und manche gelangen folglich auch nicht zur Seligkeit. Das generelle Angebot der Gnade gilt sogar für die Sünder, die den Heiligen Geist schmähen. Erst wenn sich die Verstockten nicht bekehren lassen und sie bis an ihr Lebensende beharrlich sündigen, ergeht über sie das Gericht der Verstockung, d. h. sie werden „ohne alle Gnade vertilgt“.14 Auch die seelsorgerlichen Implikationen der Lehre vom ‚terminus peremptorius‘ würden ins Leere laufen, denn die Mahnung der Sünder sowie die Stärkung und Erweckung der Guten geschehe sowieso durch die anhaltende Vermittlung von Gottes Wort (2 Tim 4, 2). Gerade die Gottlosen könnten aber wirkungsvoller zur Umkehr ermahnt werden, wenn sie daran erinnert würden, dass der Tod, der sie jederzeit ereilen könne, auch das Ende der Gnadenfrist bedeute. Den Angefochtenen aber werde durch den ‚terminus peremptorius‘ jeglicher Trost entzogen. Schließlich lassen sich die Lübecker auch nicht durch die Aussagen mancher früherer Theologen zum ‚terminus peremptorius‘ überzeugen, da sich in der 13 Jes 22, 14; Ps 69, 28; Joh 12, 39 sowie der Beleg für das Gericht der Verstockung der Sünder wider den Hl. Geist in Hebr 6, 4–6. 14 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 116.

7.1. Die norddeutschen und skandinavischen Gutachten und ihre Verfasser

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älteren wie jüngeren Geschichte theologischer Auseinandersetzungen immer wieder unrichtige und widersprüchliche Aussagen fänden. Das Gutachten, das Superintendent und Prediger aus Lüneburg verfasst haben, ist auf den 6. Juni datiert.15 Lüneburger Superintendent war seit 1697/98 Heinrich Jonathan Werenberg, der engste Beziehungen zur Leipziger Fakultät vor der Jahrhundertwende hatte.16 Relativ ausführlich fällt zu Beginn des Gutachtens die Streitanalyse aus, die freilich durch die Positionierung der Lüneburger Pfarrerschaft in ihrer Ablehnung des Terminismus tendenziell und wahrscheinlich auch durch entsprechende Formulierungen in der Rostocker Anfrage vorgezeichnet war. Ausdrücklich wird auf die Verwicklung der Rostocker Fakultät in den Streit durch entsprechend provozierende Publizistik aus Halle17 hingewiesen, dann werden die Lehrgrundlagen zum Thema rekapituliert (bes. CA 12). Ferner wird die Notwendigkeit sich einzumischen, unter Hinweis auf die bereits laufende Kontroverse sachlich betont und damit das für die eigene Position im Streit wichtige Moment hervorgehoben, auf eine theologische Herausforderung lediglich reagiert zu haben und deshalb auch nicht als Verursacher eines Streites angesehen zu werden. Auch die Richtigkeit der Rostocker Veröffentlichungen zum Thema und die Belanglosigkeit der zugunsten Böses publizierten Schriften18 wird klargestellt. Der mit der Anfrage an die Lüneburger durch die Rostocker Fakultät eingeschlagene Verfahrensweg wird schließlich in seiner Intention gewürdigt, eine möglichst große Unparteilichkeit in der Diskussion zu wahren. Nach diesen verfahrenstechnischen Ausführungen äußert sich das Lüneburger Gutachten sachlich in fünf Abschnitten der theologischen Fragestellung. Im ersten Abschnitt wird die Richtigkeit der Lehre, wonach keinem Menschen vor dem Tod die Gnadentür verschlossen sei, gegen die in ihrer inneren Logik und den daraus gezogenen Konsequenzen falschen Lehrmeinung Böses gestellt: „und beruhet M. Bösens Irrthum vornemlich darinne/ daß er von demjenigen/ was nicht geschicht/ nemlich daß sich nicht alle verstockte Sünder am Ende ihres Lebens bekehren/ und zu der Gnaden=Thür eingehen/ auff dasjenige/ was nicht geschehen kan/ 15 Laut schriftlicher Auskunft vom 18. 5. 2007 waren keine zugehörigen Archivalien im Stadtarchiv Lüneburg zu ermitteln. Ebenfalls negativ waren die Auskünfte vom 26.6. und 27. 7. 2007 bzw. vom 4. 7. 2007 aus dem Landeskirchlichen Archiv Hannover bzw. dem Stadtkirchenarchiv in der Superintendentur Lüneburg – Reineccius, Bösianismus condemnatus . . ., 119–125; Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , 8–14. 16 Heinrich Jonathan Werenberg (1651–1713) kam im sächsischen Eilenburg zur Welt. Ab 1673 studierte er in Leipzig und hatte nach dem Erwerb des Magistergrades zunächst verschiedene Schulstellen inne. Im Jahr 1683 wurde er in Leipzig zum Licentiaten der Theologie promoviert und erhielt 1687 die Superintendentur in Jüterbog. Seit 1697/98 wirkte er in Lüneburg. 17 Hier wird wohl an den in Halle 1700 erschienenen „Kurtze[n] Vorbericht“ zu denken sein. 18 Thomasius, Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . .

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7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

fälschlich geschlossen/ nemlich/ daß sie sich nicht mehr bekehren können. Ja er hat per contradictionem in adjecto hinzu gesetzet/ daß sich solche verstockte Sünder nicht bekehren können/ wenn sie NB. gleich wolten; [. . .]“19

Vielmehr sei gerade bei den Menschen, bei denen der Wille zur Bekehrung sich zeige, schon ein erster, durch den Heiligen Geist bewirkter Akt der Bekehrung festzustellen. Bei den Menschen jedoch, die verstockt sind, könne die Unmöglichkeit zur Bekehrung, die durch die Annahme eines ‚terminus salutis humanae peremptorius‘ fixiert wird, nicht gefolgert werden. Ferner seien die Parallelen zwischen Böses Anschauungen und der Lehre vom ‚absolutum decretum‘ im Calvinismus unübersehbar. Im zweiten Abschnitt wird die Richtigkeit der Lehre von der Universalität der Verheißungen, des Verdienstes Christi und der Gnade des Heiligen Geistes am biblischen Befund (Ez 33, 11–20; 1 Tim 2, 4–7; 2 Petr 3, 9) bestätigt. Die Allgemeinheit des Gnadenangebotes Gottes gelte gegenüber allen Menschen uneingeschränkt (‚voluntas Dei antecedens‘), das Objekt von Gottes nachfolgendem Willen (‚voluntas Dei consequens‘) sind lediglich die bis in den Tod hinein verstockten Menschen (‚finaliter increduli‘). Im dritten Abschnitt wird die seelsorgerliche Relevanz der in den beiden ersten Abschnitten vertretenen Lehrmeinung gegenüber den Angefochtenen hervorgehoben. Gegenüber dieser Trost spendenden Lehre versetze die Behauptung eines ‚terminus peremptorius‘ die Angefochtenen in Verzweiflung und Angst. Im vierten Abschnitt werden die biblischen Grundlagen für den Auftrag des Predigtamtes, alle Menschen zur Buße zu rufen, zur Untermauerung angeführt. Der Auftrag an die Prediger, Gottes Bekehrungswillen zu vermitteln, bestünde demnach nur zum Schein, wenn verstockte Sünder gar nicht mehr zur Buße gerufen werden könnten. Im fünften Abschnitt wird die Behauptung der Terministen entkräftet, ohne einen während des Lebens verstreichenden ‚terminus peremptorius‘ würden die ruchlosen Sünder nur zur Fortsetzung ihres Lebens ermuntert. Auch die Behauptung der Terministen, durch die Annahme eines ‚terminus peremptorius‘ würde allgemein die Ernsthaftigkeit der Bußpredigt gesteigert und damit könne ein Missstand aus der Vergangenheit behoben werden, laufe ins Leere. Die falschen Lehrkonsequenzen, die aus dem Terminismus erwachsen könnten, würden nicht näher behandelt. Abschließend wiederholt das Gutachten die Lehrformulierungen von CA 1220 und distanziert sich von der falschen Interpretation einer Formulierung aus FC 11. 21 Insgesamt setzt sich das Lüneburger Gutachten ganz systematisch mit den zentralen theologischen Problemen zur Thematik in ihrer dogmatischen und seelsorgerlich-praktischen Dimension auseinander (Gnadenzugang für alle 19

Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 121. „Von der Buß wird gelehrt, daß diejenigen, so nach der Tauf gesundigt haben, zu aller Zeit, so sie zur Buße kommen, Vergebung der Sunden erlangen.“; CA 12 (BSLK 66, 10–13). 21 „Also weiß auch Gott ohne Zweifel und hat einem jeden Zeit und Stunde seines Berufs, Bekehrung bestimmet“; FC 11 (BSLK 1080, 4–6). 20

7.1. Die norddeutschen und skandinavischen Gutachten und ihre Verfasser

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Menschen bis in den Tod, Allgemeingültigkeit der göttlichen Gnade; seelsorgerlicher Trost für die Angefochtenen, Zielsetzung der Bußpredigt; Wirkung auf verstockte Sünder). An der Spitze der Stralsunder Geistlichkeit stand seit Jahresbeginn der Superintendent und Pastor an St. Nicolai Lukas Schröder. 22 Das Gutachten von Superintendent und Ministerium der Stadt Stralsund trägt das Datum des 14. Juni 1701 und reagiert auf ein Anschreiben der Rostocker Fakultät vom 1. Juni 1701.23 Schon vorher hatte offenbar Johann Fecht ein persönlich adressiertes Schreiben in der Angelegenheit an Kinast, „den damahligen Herrn Directorem unsers Ministerii“24 , geschickt, von dessen Beantwortung sich keine Spur erhalten hat. Auch der Anfrage an das Ministerium war wieder der Druck „Kurtzer Bericht“ beigefügt. Die Stralsunder Pfarrer bestätigen dessen vollständige Übereinstimmung mit den Aussagen der Bibel und der Bekenntnisschriften sowie gelehrter Theologen. Die Affirmation wird noch durch die pauschale Genehmigung des Abdruckes dieses Votums in zukünftigen Druckschriften unterstrichen. Dabei wird extra das Publikationsvorhaben einer umfassenden Widerlegung genannt 25 und dafür Gottes Beistand erbeten: „er selbst sie dazu mit Geist und Weißheit/ Gesundheit und Krafft stärke/ ihre Hände streiten und ihre Fäuste kriegen lehren wolle/ damit sie einen Sieg über den andern erhalten/ und die gesegnete Werckzeuge seyn mögen/ durch welche so wol die rechte einige Warheit zu so viel deutlicher Einsicht gebracht/ als auch daher der erwünschte Kirchen=Friede an allen Orten zu seines Allerheiligsten Nahmens Ehre/ Erhaltung der Orthodoxie, und so vieler Seelen Heyl befördert werde/ [. . .]“

An die Adresse Danzigs erging am 16. Mai des Jahres eine Anfrage aus Rostock. Dem Danziger Ministerium gehörten über 20 Geistliche an, von denen einige im Zusammenhang mit dem terministischen Streit eigens biografisch eingeführt werden müssen.

22 Lukas Schröder aus Güstrow (1649–1720) hatte in Wittenberg, Jena, Frankfurt/Oder und Rostock studiert, dann war er Pastor und Senior des Ministeriums in Güstrow. Bereits ein Jahr nach seiner Berufung nach Stralsund wechselte er als Theologieprofessor nach Greifswald; vgl. DBA 1141, 65. In der Angelegenheit seiner Stralsunder Berufung war auch die Leipziger Fakultät angeschrieben worden; vgl. UAL: Theol. Fak. 8, pag. 13 f. 23 Reinccius, Bösianismus condemnatus . . ., 126 f.; Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , 14–16. 24 Die Identität von Kinast ist nicht klar. – Zum Vorgang vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 126. 25 Die geplante Schrift ist wahrscheinlich: Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . .

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7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

An der Hauptkirche St. Marien wirkten als Pastor Konstantin Schütz ab 1680 26 , Dr. Andreas Kühn ab 168527 und der Magister Johann Christoph Rosteuscher ab 1699. 28 An St. Johannis war ab 1687 Johann Strauß als Pastor tätig, der in Leipzig und Jena studiert hatte.29 Andreas Barth hatte seit 1676 das Pastorat an St. Katharinen inne,30 Eilhard Clerenberg war seit 1672 Prediger an St. Barbara und ab 1685 Pastor an St. Bartholomäi.31 An St. Barbara wirkten 1699 bis 1701 Rudolph Grischau,32 der dann nach St. Katharina wechselte, danach sein Verwandter Nathanael Grischau, der 1712 Diakon an St. Marien wurde.33 Außerdem ist noch auf den Magister Michael Ulmitz hinzuweisen, der ab 1696 Prediger an der Kirche Zum Hl. Leichnam war.34 Eine Schlüsselgestalt unter den Danziger Geistlichen war unzweifelhaft Samuel Schelwig.35 Er war zunächst ab 1673 Lehrer am Gymnasium, von 1681 bis 1685 (zusätzlich) Diakon an St. Katharinen, dann Professor und Rektor am Gymnasium 36 sowie Prediger an der Dreifaltigkeitskirche. Er hatte sich schon frühzeitig als eifriger Publizist gegen den Pietismus37 und namentlich auch gegen Spener und Rechenberg einen Namen gemacht.38 Unter Schelwigs Rektorat wurde 1699 auch der Leipziger 26 Konstantin Schütz aus Danzig (1646–1712). 1680 gemeinsam mit Samuel Schelwig als Diakon an St. Katharinen; zwischen ihm und Schelwig entbrannte 1702 heftiger Streit um den Rang im Ministerium (Vize-Seniorat); vgl. Ephraim Praetorius, Danziger Lehrer Gedächtniß, bestehend in einem richtigen Verzeichniß der Evangelischen Prediger in der Stadt und auf dem Lande vom Anfange der Evangelischen Reformation bis itzo. [. . .], Danzig/Leipzig 1760, 3. 27 Andreas Kühn († 1708); vgl. ebd. 28 Johann Christoph Rosteuscher († 1708) war ab 1686 Lehrer am Gymnasium; von 1695– 99 Prediger an St. Barbara in Danzig; vgl. a.a.O., 3; 15; 76 f. 29 Johann Strauß (1660–1707); vgl. a.a.O., 6. 30 Andreas Barth († 1701); ob sein Nachfolger Nikolaus Falck zur Zeit der Erstellung des Gutachtens bereits das Pastorat übernommen hatte, ließ sich nicht klären; vgl. a.a.O., 8. 31 Eilhard Clerenberg († 1701); vgl. a.a.O., 10. 32 Von unbekannter Hand (vielleicht ein mit der Leipziger Fakultät bzw. Ittig korrespondierender Danziger Prediger) befindet sich in den Leipziger Fakultätsakten eine Schilderung eines Seelsorgegesprächs mit Grischau, in der er unmittelbar vor seinem Tod [Datierung des Schriftstücks unsicher] ein Bekenntnis gegen die Lehre vom Gnadentermin abgibt; UAL: Theol. Fak. 53, fol. 180r/v. 33 Rudolph Grischau († 1704) und Nathanael Grischau († 1734); vgl. Praetorius, Dantziger Lehrer Gedächtnis . . ., 3; 8; 15. 34 Michael Ulmitz († 1706); vgl. a.a.O., 20. 35 Samuel Schelwig (1643–1715); vgl. a.a.O., 8; 11; 76 f. 36 In dieser Funktion gehörte er immerhin zu den Nachfolgern von Abraham Calov (vgl. Jörg Baur, Art. ‚Calov [Kalau], Abraham‘, RGG 4 2, 15 f.) und Aegidius Strauch (vgl. Johannes Wallmann, Art. ‚Strauch, Ägidius‘, RGG 4 7, 1774). 37 Bereits 1693 tritt er als Herausgeber des Leipziger Gutachtens gegen den Pietismus in Erscheinung; vgl. Samuel Schelwig, Bedencken von der Pietisterey [. . .], Danzig 1693. 38 Samuel Schelwig hat schon vor seinen Äußerungen im terministischen Streit nicht nur gegen Quäker und die Pietisten im Allgemeinen, sondern auch namentlich gegen Spener und Rechenberg publiziert; vgl. Krauter-Dierolf, Die Eschatologie . . ., 296–310. Besonders hingewiesen werden muss auf eine dieser Streitschriften (ebd., 299), in der die anonyme Einmischung von Rechenberg auf Seiten Speners in aggressiver Weise angeprangert wird. Schel-

7.1. Die norddeutschen und skandinavischen Gutachten und ihre Verfasser

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Hebraist Gabriel Groddeck Professor.39 Als sein Nachfolger wirkte der ebenfalls aus Leipzig kommende Johann Georg Abicht ab 1717.40 Das Danziger Gutachten stammt vom 17. Juni 1701.41 Sein Text gibt sich in den Vorbemerkungen ausführlich und gelehrt, bezieht sich in der Sachfrage aber pauschal auf die Lehraussagen in Bibel und Bekenntnisschriften sowie den mitgeschickten Bericht,42 mit dem die Gutachtenverfasser konvenieren. Instruktiver als dieses Gutachten sind die publizistischen Beiträge der einzelnen Danziger Geistlichen im terministischen Streit, auf die hier kurz eingegangen werden soll. Schelwig hatte am 8. Juli 1700 bei einer Disputation den Vorsitz, in der die Lehre der Terministen in eine Traditionslinie mit dem historischen Novatianismus gestellt wurde.43 Als eigentlicher Verfasser dieser Disputation gilt Johann Christoph Rosteuscher, an den folglich auch Rechenbergs Respondent, der Danziger Paul Matthias Engel, seinen publizistischen Einwand richtete.44 wig rekapituliert den Gang des Streitschriftenwechsels und behauptet (was im Folgejahr von Rechenberg dementiert wurde): „Weil es nun Herr D. Spener merckte/ so gab er darwieder die so genandte Gewissens=Frucht aus; aber auff die Art/ wie es vor mir auch andern Theologen wiederfahren/ daß zwey gifftige Pasquille/ gleichsam als die Vorläuffer/ ihm die Wege bähneten. Eines hieß: Die durch einen Brieff entdeckte Schwärmer=Ligue wider Hn. D. Spenern; Das andere: M. N. H. Brieff von jetzigen theologischen Streitigkeiten. Von selbigen bezeuget er anjetzt n. 4. p. 4. vor Gott/ daß er auff diese Stunde noch keinen von denen Autoribus zu nennen wisse/ und ihnen also dieses zu thun/ nicht wehren können. Welches ob es eine unüberwindliche und demnach unschuldige oder eine überwindliche und demnach schuld= und scheltbahre Unwissenheit sey/ stelle ich GOtt anheim/ welcher einst was im Finstern verborgen ist/ ans Licht bringen/ und den Raht der Hertzen offenbahren wird/ (1. Cor. IV. 5.) Der Hr. D. Alberti schreibt davon also/ in der außgeführten Gegen=Antwort: n. 6. p. 6. Hr. D. Spener thut gar wol/ daß er sich solcher Schand=Schrifften nicht annimmt/ und wie er p. 2. von sich bezeuget/ biß auff diese Stunde von den Autoribus beyder Episteln nichts versichertes wissen will. Ein anders aber ist/ ob er nichts versichertes hievon hätte erfahren/ und so dann die Ausfertigung hindern und verwehren können; besonders bey dem andern Pasquill/ als welcher ohne allen Zweiffel/ von seinem liebsten und vertrautesten Freunde gemacht ist/ bey dehm er mit Nachdruck ein Wort hätte sprechen können. Ich will nach meiner Teutschen Auffrichtigkeit näher treten/ und was man auß Sachsen vermeldet/ deutlicher kund ma|chen; Er wird nemlich Hr. Lic. Rechenberg vor einen Autoren/ wo nicht beyder/ jedoch zum wenigsten eines von beyden außgegeben/ auch die Druckereyen in Leipzig/ und der Tag/ wenn diese Blätter außgeflogen/ genennet.“; Samuel Schelwig, Gewissenhafte Rüge Der Gewissenlosen Gewissens-Rüge [. . .], Danzig 1696, 4 f. 39 Gabriel Groddeck (1672–1709); vgl. Praetorius, Dantziger Lehrer Gedächtnis . . ., 76 f.; Gössner, Personelle Struktur . . ., 82. 40 Johann Georg Abicht wirkte später als Professor in Wittenberg. 41 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 127–130; Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , 16–18. Das im Gutachten erwähnte Eingangsdatum war der 3. Juni 1701. 42 Kurtzer Bericht . . . . 43 Nach einer Darstellung ihrer geschichtlichen Wahrnehmung (Schelwig-Hauck, Novatianismum . . . , A1r –B4r) kommt er auf die novatianische Bußlehre zu sprechen und kontrastiert sie mit den Lehraussagen der lutherischen Theologen (ebd., B4r –D1v). Der Lehre vom Gnadentermin widmet er sich danach und widerlegt namentlich Böse und Rechenberg (ebd., D2r). 44 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 874.

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7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

Eine Schrift des Danziger Seniors wurde unter dem Titel „Wohlgemeinter treuhertziger Unterricht“ im Jahr 1702 auf Betreiben Ittigs in Wittenberg gedruckt. 45 Darauf bezog sich Rechenberg in seiner primär gegen den Frankfurter Senior Arcularius gerichteten „Richtigen Gegen-Antwort“. Eine gemeinschaftliche Stellungnahme haben der Danziger Pastor Schelwig und der Altdorfer Professor Sonntag 1701 auf den Weg gebracht.46 Diese „Brevis et soldia Confutatio“ ist allerdings nur eine kommentarlose Wiedergabe von zum Thema gehörigen Schlüsselpassagen aus zwei anderen Schriften der Verfasser. Das Gutachten aus der Stadt Wismar stammt vom 20. Juni 1701 und ist vom Superintendenten, dem Senior und der gesamten Predigerschaft unterzeichnet.47 Superintendent und Pastor an St. Marien war seit 1694 Henning Johann Gerdes.48 An St. Marien waren außerdem seit 1696 Archidiakon Johannes Wendeker49 und noch ein Diakon tätig. An St. Georg wirkten der Pastor Georg Balthasar von Mascow50 seit 1694 und ein Diakon. An St. Nikolai waren seit 1699 als Pastor Constantin Fiedler51 und ebenfalls ein Diakon tätig. Im Wismarer Gutachten ist die Abfassung des endgültigen Textes durch den Superintendenten expressis verbis dokumentiert. Einleitend wird im Zusammenhang mit einem Augustinzitat auf die Feinde göttlicher Gnade hingewiesen, zu denen auch diejenigen gehören, die „einen terminum ante terminum setzeten“52 und glauben, manchen Menschen sei die Gnade bereits während des Lebens abhanden gekommen. Zur Widerlegung des Terminismus werden dann ausführlich drei Punkte geltend gemacht und argumentativ erörtert. Erstens kennen die biblischen Schriften keinen ‚terminus peremptorius‘ vor dem Lebensende, nach dessen Ablauf ein bußfertiger Sünder keine Gnade mehr erlangen könnte. Vielmehr sei der Gnadenwille Gottes allgemein (Ez 33, 11) und trotz göttlicher Warnungen könne das Zorngericht noch abgewendet werden 45

Hesse, Der terministische Streit . . ., 404 f.; 414. A.a.O., 328. 47 Laut schriftlicher Auskunft vom 31. 5. 2007 bzw. vom 17. 7. 2007 waren zugehörige Archivalien weder im Stadtarchiv der Hansestadt Wismar noch im Landeshauptarchiv Schwerin zu ermitteln. – Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 130–139; Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , 18–25. Die Rostocker Anfrage datiert vom 1. Juni 1701. 48 Henning Johann Gerdes aus Wismar (1659–1728), Dr., war seit 1694 Superintendent; vgl. Willgeroth, Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren . . . 3, 1355. – Henning Johann Gerdes war der Vater des Leipziger Studenten David Gerdes, der 1698 als Respondent an der von Olearius scharf kritisierten Disputation unter dem Vorsitz des Christian Reineccius teilgenommen hatte (vgl. oben Kapitel 3.2.1.). 49 Johannes Wendeker aus Rostock (1661–1713), Mag., war seit 1689 im Wismarer Kirchendienst, seit 1713 Pfarrer an St. Georg; vgl. a.a.O., 1368 f. 50 Georg Balthasar von Mascow aus Greifswald (1666–1731), Dr., war seit 1692 Extraordinarius theologiae in Greifswald, bevor er zwei Jahre später nach Wismar berufen wurde. Im Jahr 1708 ernannte man ihn zum Pastor und Präpositus in Stettin; vgl. a.a.O., 1368. 51 Constantin Fi(e)dler aus Malchin (1670–1702), Mag.; vgl. a.a.O., 1380. 52 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 130. 46

7.1. Die norddeutschen und skandinavischen Gutachten und ihre Verfasser

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(Mt 3, 7). Zweitens lasse im Unterschied zur reformierten Lehrmeinung über das Wesen der Verstockung die allgemeine Geltung der göttlichen Gnade nur denjenigen Schluss zu, dass die Zorngerichte Gottes in diesem Leben nur partikular sind. Deshalb wendet sich auch die Predigt von Buße und Vergebung an die Verstockten, damit sie bis zum Lebensende die Gnade noch erlangen können. Auch die Sündhaftigkeit der Verstockung gilt daher nur beschränkt auf die Dauer des Lebens und ist damit der Veränderung unterworfen und dem Gnadenwirken Gottes zugänglich. Drittens taugt allein die ‚reine‘ lutherische Lehre als Basis für Strafe, zur Besserung und zum Trost für Angefochtene und Ruchlose. Denn niemand ist schon während des Lebens gerichtet und von der Buße abgeschnitten, wie groß die Sünde auch sein mag. 53 Vor einer falschen Sicherheit und Fortsetzung des sündhaften Lebens wird freilich nachdrücklich gewarnt.54 Die Professoren Nikolaus Dassov55 und ab 1701 auch Johann Friedrich Mayer, zugleich als Generalsuperintendent für Schwedisch-Pommern, dürften die primären Adressaten Ittigs in Greifswald gewesen sein. Besonders letzterer hat in seiner gut 10-jährigen Tätigkeit mit Rückendeckung des schwedischen Königs für die Zurückdrängung pietistischer Einflüsse gesorgt.56 Die Rostocker Anfrage an die Theologische Fakultät Greifswald war auf den 16. Mai 1701 datiert.57 Auch hier fügten die Rostocker wieder den kleinen Druck „Kurtzer Bericht“ bei. Das Greifswalder Gutachten trägt als Datum den 2. Juli 1701 und war mit einem Begleitschreiben versehen. 58 Der kurze Text, auf den inhaltlich hier nicht gesondert eingegangen werden muss, bestätigt die von den 53

Dazu wird das Beispiel von Kain (vgl. Gen 4, 13; dazu Röm 5, 20; 1 Kor 5, 5) gebracht. Wenn das Maß voll ist, lässt Gott das Gericht der Verstockung ergehen, d. h. er schickt den Tod ohne eine Möglichkeit, vorher Buße zu tun und die Sünden zu bereuen – dies ist der Zeitpunkt zu dem die Gnadentür zufällt (vgl. Ps 5, 22 und die Beispiele von Saul [1 Chr 11, 13], Judas [Mt 27, 5] und dem Pharao [Ex 8, 32]). 55 Nikolaus Dassov aus Hamburg (1639–1706) studierte in Gießen und Greifswald, wurde 1682 außerordentlicher Professor und Prediger zu St. Marien in Greifswald. Ab 1685 war er Ordinarius an der theologischen Fakultät, 1686 Pastor und ab 1688 Assessor des Konsistoriums; vgl. DBA 222, 256–266; [N. N.] Bertheau, Art. ‚Dassovius, Nicolaus‘, ADB 4, 761 f.; Hans Schröder, Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. 2. Bd., Hamburg 1854, 1 f. (Nr. 735) (mit Bibliografie von Dassovs Schriften). 56 Johann Friedrich Mayer aus Leipzig (1650–1712) studierte in Leipzig und Straßburg. Er begann seine Laufbahn als Sonnabendprediger 1672 in Leipzig, wurde dann Superintendent in Leisnig, später in Grimma. Ab 1684 war er Theologieprofessor in Wittenberg, ab 1686 Hauptpastor in Hamburg; vgl. Johannes Wallmann, Art. ‚Mayer, Johann Friedrich‘, RGG 4 5, 941 f. 57 Im Fall Greifswald ist erfreulicherweise außer den gedruckten Quellen auch die handschriftliche Überlieferung der Fakultät greifbar: UA Greifswald: Theol. Fak. 5, fol. 247r –248r; dabei auch der beigefügte Druck „Kurtzer Bericht“ ebd., fol. 249. 58 UA Greifswald: Theol. Fak. 5, fol. 250r/v (Anschreiben); 251r/v (Gutachten); Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 139 f.; Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , 26 (Anschreiben); 27 (Gutachten); ebd. ist das Gutachten auf den 5. Juli 1701 datiert. 54

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7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

Rostockern in ihrem Gutachten an das Niederlausitzer Konsistorium vertretene Lehre, wonach keinem Menschen die Gnadentür vor seinem Lebensende verschlossen sei, als mit der Bibel und den Symbolischen Bücher konform. Auf nähere sachliche Ausführungen wird unter dem Hinweis auf die Publikationsvorbereitungen einer Verteidigungsschrift aus Rostock verwiesen.59 Als Reaktion auf den Eingang des Greifswalder Responsums datiert ein Brief aus Rostock vom 15. Juli 1701, 60 in dem die Rostocker Fakultät mit Genugtuung die aus dem Gutachten abzulesende Lehrübereinstimmung feststellt und dies dankend anerkennt. Das Gutachten des Geistlichen Ministeriums von Stettin trägt als Datum den 12. Juli 1701 und bezieht sich auf das Rostocker Gesuch vom 16. Mai des Jahres. 61 Unter den Stettiner Geistlichen ist zunächst Friedrich Fabricius, 62 Pastor an St. Nikolai und Senior des Ministeriums, zu nennen. Als zweites wichtiges Mitglied gehörte seit 1695 der Pastor an der Marienkirche, Propst und Professor am Carolinum, Hermann Witte, zum Ministerium. 63 Die Stettiner erteilen in ihrem Gutachten auf der Basis von Bibel und Bekenntnisschriften der von den Rostockern vorgetragenen Lehre die Approbation und fügen als regionale Komponente außerdem die Übereinstimmung mit dem Corpus doctrinae Pomeranicum hinzu. Sie bestätigen die intensive Ausübung ihres Lehr- und Strafamtes, grenzen sich aber im zentralen Satz des Gutachtentextes strikt gegen alle irrigen Ansichten in der Gnadenlehre ab: „So hassen wir doch dagegen mit gantzem Ernst/ in der Gnaden=Lehre/ alle Stoische/ alte und neue Pelagianische/ Socinianische/ Jansenische/ Huberische/ Majoristische/ auch alle wieder auffgewärmte Fanatische Schwärmer/ Fladder=Geister/ und hostes gratiae (wie sie Augustinus nennet) verwerffen auch in diesem geregten Gnaden=Puncte als irrig und falsch/ sowohl die unförmliche neue phrasin peremptorii gratiae divinae 59 „[die] von der löblichen Theologischen Facultät zu Rostock unter Händen habenden ausführlichen Defension“; vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 140. Mit Sicherheit ist damit folgender Druck gemeint, der auf die „Siebende Beylage“ Rechenbergs (datiert 16. Juli 1701) direkten Bezug nimmt: Theologische Fakultät Rostock, Nohtwendige und Schrifft-gemässe Beschirmung . . . . 60 UA Greifswald: Theol. Fak. 5, fol. 246r. 61 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 140–142; Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , 28 f. 62 Friedrich Fabricius aus Stettin (1642–1703), studierte in Leipzig, Jena, Leiden und Utrecht. 1667 wurde er Diakon in seiner Heimatstadt, 1690 Pastor an St. Nikolai. Im Jahr 1691 promovierte er zum Dr. theol. an der Leucorea. 1692 trug er mit Johann Ernst Pfuel eine Flugschriftenkontroverse aus. vgl. Friedrich Wilhelm Bautz, Art. ‚Fabricius, Friedrich‘, in: BBKL 1, 1589. Vgl. auch die Responsenanfrage nach Leipzig 1692 vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 264v. 63 Hermann Witte († 1728) hatte in Wittenberg studiert und wurde nach seiner Stettiner Wirksamkeit Superintendent auf der damals schwedischen Insel Oesel (vor der baltischen Küste). Seit 1710 lebte er zunächst in Stockholm und war ab 1721 Bischof von Abo; vgl. DBA 1382, 357–359.

7.1. Die norddeutschen und skandinavischen Gutachten und ihre Verfasser

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termini, als auch die gantze Gegen=Lehre/ als wann die göttliche Gnaden=Zeit biß in den Tod eines ieden Menschen nicht währen/ sondern vor dem Ende seines Lebens auffhören/ und bestimmet sein solle.“64

Auch die Stettiner Pfarrerschaft gibt ihr Einverständnis zur Veröffentlichung ihres Votums durch die Rostocker Fakultät. Das Geistliche Ministerium der Stadt Rostock datierte sein Gutachten auf den 15. Juli 1701. 65 An den beiden großen Stadtkirchen wirkten jeweils ein Pastor, ein Archidiakon sowie ein Diakon und an den kleineren Kirchen ein Pastor und ein Diakon. Pastor an St. Jakobi war seit 1699 Heinrich Becker, 66 der Archidiakon hieß Zacharias Grape. 67 Pastor an St. Marien war seit 1699 Georg Friedrich Niehenck, 68 Archidiakon Johann Senst. 69 An St. Nikolai wirkte der Pastor Johann Nikolaus Quistorp70 und an St. Petri der Pastor Carl August von Bülow. 71 Außerdem amtierte an St. Jürgen und St. Johannis Johann Moritz Poltz.72 Unter den genannten vertrat Quistorp als Direktor Ministerii die Stelle des Stadtsuperintendenten, obwohl das Amt unter der letzteren Bezeichnung in diesen Jahren nicht besetzt worden war. Die auch hier handschriftlich überlieferten Quellen erlauben einen genauen Blick auf den Prozess der Meinungsbildung inner64

Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 141. Laut schriftlicher Auskunft vom 12. 6. 2007 bzw. vom 17. 7. 2007 waren zugehörige Archivalien aus dem Geistlichen Ministerium Rostocks weder im Archiv der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs noch im Landeshauptarchiv Schwerin zu ermitteln. – Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 142–144; Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , 30 f. 66 Heinrich Becker aus Rostock (1662–1720) Mag., wurde 1693 Archidiakon an St. Jakobi, 1699 erlangte er das Pastorat. Ab 1715 war er Director Ministerii (= Stadtsuperintendent); vgl. Willgeroth, Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren . . . 3, 1403. 67 Zacharias Grape (Grapius) aus Rostock (1671–1713) hatte in Leipzig studiert, Dr., zugleich mit seiner Berufung zum Archidiakon wurde er Professor der Physik und Metaphysik an der Universität. Grape war der Schwiegersohn des Johann Nikolaus Quistorp. Er war der Verfasser einer Homiletik; vgl. a.a.O., 1400; Strassberger, Die „Leipziger Predigerkunst“ . . ., 180–182; 202 f. 68 Georg Friedrich Niehenck aus Lüneburg (1618–1714), Mag., begann seine Laufbahn als Konrektor, später Rektor an der Stadtschule, wurde 1684 Diakon und 1696 Pastor an St. Petri. 1699 berief man ihn als Pastor an St. Marien; vgl. Willgeroth, Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren . . . 3, 1417. Niehenck trat nicht nur gegen die Terministen publizistisch hervor, vielmehr kann er als vehementer Gegner des Pietismus überhaupt gelten. Er thematisierte diese Kritik in Reihendisputationen, deren Ertrag er später auf Handbuchformat reduziert erscheinen ließ (Niehenck, Compendium errorum . . .). 69 Johann Senst aus Warbende/Strelitz (1653–1723), Dr., wurde 1677 Pastor in Fürstenberg (Strelitz) und kam 1699 als Archidiakon an St. Marien nach Rostock; vgl. Willgeroth, Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren . . . 3, 1422 f. 70 Johann Nikolaus Quistorp aus Rostock (1651–1715), Dr., seit 1684 Pastor an St. Nikolai, seit 1693 Prof. theol., ab 1697 Direktor Ministerii (seit 1703 mit dem Superintendententitel); vgl. a.a.O., 1397; 1429. 71 Carl August von Bülow aus Güstrow (1668–1701) wurde 1696 Diakon und 1699 Pastor an St. Petri; vgl. a.a.O. 3, 1440. 72 Johann Moritz Poltz aus Berlin (1638–1708), Dr., hatte seit 1668 dieses Pastorat inne; vgl. a.a.O., 1458. 65

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halb des Ministeriums, da die Befragung der einzelnen Pastoren bzw. Diakone im Umlaufverfahren durchgeführt worden ist.73 Vor allem das Votum des Johann Moritz Poltz ist aufgrund seines Inhaltes bemerkenswert. Poltz beschwört geradezu die Lehrtradition der Rostocker Fakultät, durch die er selber geprägt worden war. Auch an anderen Orten seiner Ausbildung – er nennt ausdrücklich Uppsala und Dänemark (d. h. Kopenhagen) – sei in dieser Weise gelehrt worden. Der Haltung der zeitgenössischen Rostocker Fakultät, die mit „Eifer und Beständigkeit in Vertheidigung dieser ihrer sehl. H. Vorfahren lehre“ bleibt, 74 lobt und bestätigt er uneingeschränkt. Vor dem Hintergrund des Widerrufs von Böse auf dem Sterbebett verurteilt er abschließend umso schärfer die Theologie dessen, den er für den Wegbereiter der terministischen Lehre hält – Spener: „Und ist mir hertzlich leyd, daß, nachdem M. Böse seine böse Novatianische lehre von der umbschränkten Gnade Gottes, u deroselben gewißen Ziel, vor seinem Ende wiederruffen und bereuet, deßen Beschützer und Vorfechter, durch Beschönung solches irthumbs und verdrehung seiner Meynung, für der gantzen lutherischen Kirche sich mit vielen vergeblichen Schrifften so schändlich prostituiret. Ich wünsche mit sehl. H. D. Müllero75 auß dem Paulo Rom. 2,4 daß sie den Reichthumb der Güte Gottes nicht weiter mögen verachten, sondern durch sie sich zur Buße leiten laßen: denen Bekennern u. Verthädigern der göttl. Warheit aber, Gnade und Sieg in Christo!“

Die beiden Geistlichen Burgmann und Zeidler teilten inhaltlich die Verurteilung der Lehre vom ‚terminus gratiae peremptorius‘, sprachen sich jedoch ausdrücklich dafür aus, die Kritik daran in verbindliche Worte zu fassen. In dem auf der Grundlage dieser Einzelvoten erstellten Gutachten beklagt das Geistliche Ministerium der Stadt Rostock einleitend die Involvierung der Rostocker Fakultät in die Kontroverse, ermuntert sie aber „als bewehrte und tapffere Streiter Christi“76 , für die Wahrheit Kriege siegreich zu führen. Zur theologischen Problematik illustrieren sie ihren mit der Fakultät konformen Standpunkt mit einer Metapher, um die Art und Weise der Gnade Gottes anschaulich zu erklären: „GOtt führet uns wie die Jugend/ ja wie ein Kind/ wenn es schon viel und offt stolpert/ auch gar dahin fället/ doch von der Mutter wieder auffgehoben wird: Also auch/ ob wir schon vielfältig straucheln und fallen/ so wir nur dem HErren die Hand darbieten/ und die angebothene Gnade nicht verschmähen/ ist ja unser GOtt willig und bereit/ dessen Hertz mehr denn mütterlich gegen uns gesinnet/ uns nicht zu verlassen noch zu versäumen.“77 73 Rostock, StA: Geistliches Ministerium 1.1.17.XXII, fol. 78r –79r. Bei den Voten fehlt dasjenige des Pastors Carl August von Bülow. 74 Rostock, StA: Geistliches Ministerium 1.1.17 XXII, fol. 78v. 75 Heinrich Müller (1631–1675) war Verfasser einer Schrift „Dank-Altar“ und gilt als Wegbereiter des Pietismus; vgl. Ingeborg Dorchenas, Art. ‚Müller, Heinrich‘, in: BBKL 6, 250–254. 76 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 143. 77 Ebd.

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Als Beispiele für die bis ans Lebensende reichende Gnade Gottes werden einige biblische Personen genannt.78 Als theologische Autorität wird auf eine Passage aus einer Predigtsammlung des Straßburger Theologen Johann Schmidt verwiesen.79 Die Problematik des Umgangs mit Sündern und der Ernsthaftigkeit der Bußpredigt wird wiederum mit einer Metapher erläutert: „Doch aber legen wir nicht Polster unter die Arme den Sündern; sondern warnen und ermahnen alle billig/ daß sie in der Sünde/ darein sie fallen/ auch sollen wieder auffstehen und ihre Busse nicht sparen biß auf den letzten Tag/ daß/ wo sie ihr geistliches Kleid besudelt/ es alsobald waschen/ ehe es eintrucknet/ denn es desto leichter herausgehet/ [. . .]“80

Das städtische Rostocker Gutachten zeichnet sich somit vor allen anderen Responsen, die die Rostocker Fakultät eingeholt hat, bei aller Kürze im Umfang durch seine originelle und aus der Lebenspraxis gespeiste Bildsprache aus. Grape hatte am 17. September 1700, einem Bußtag, eine Predigt über Röm 2, 1–2 gehalten und sie unter dem Titel „Einfältiger Unterricht“ in den Druck gegeben. Er rechnet den Vertreter der terministischen Lehre zu den falschen Propheten (vgl. Mt 24, 24), vor dem man sich in Acht nehmen muss. Er gliedert seine Predigt in drei Teile 81 und spricht darin von denjenigen, die die Gnade versäumen („die ruchlosen Sünder“82), von den Ursachen, weshalb die Gnade versäumt wird („der endliche Unglaube“83) und schließlich von der Zeit, in der das geschieht. Dieser letzte Teil bildet das Zentrum seiner Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Lehre der Terministen sei in sich nicht eindeutig – Böse beziehe sie auf alle Sünder, Rechenberg nur auf die Verstockten und unbußfertigen Sünder – doch widerspreche man so oder so der Annahme eines endgültigen Gnadenentzuges vor dem Tod, was auch aus dem Predigttext klar hervorgehe. 84 In der ‚Applicatio‘ der Predigt nutzt er das Argument der Terminismusvertreter für die eigene Position; die vorgetragene Lehre diene der Warnung vor Sicherheit, fordere stetige Bereitschaft zur Buße und vermittle Trost. 85 Im Anhang teilt er seine Absicht86 mit, auf Latein eine Darstellung über die Geschichte der laufenden Auseinandersetzung und ihre Schriften geplant zu haben, 78 Ebd.: Rahab, Manasse, Zöllner Matthäus und Zachäus, die große Sünderin sowie der Schächer am Kreuz. 79 Johann Schmidt, Agon Christianus, Oder Christliches Ringen nach der engen Pforten der Seeligkeit [. . .], Straßburg 1640, 98. 80 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 144. 81 Grape, Einfältiger Unterricht . . . , B1r. 82 A.a.O., B1v. 83 A.a.O., B4r. 84 A.a.O., C3v–C4r: [. . .] Und so beweiset es so schön und deutlich der Apostel Paulus in unsern heutigen Buß=Text/ mit einen so Sonnen=klahren argument, daß nicht sehe wie einer der GOtt fürchtet/ widersprechen könne.“; ebd., C4r. 85 A.a.O., E1v; E2v–E3r; E3v. 86 A.a.O., F1r –F2v.

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dieses Unternehmen jedoch fallen gelassen habe, weil die Gegner inhaltlich überwunden seien, sie nur ‚Pasquillen‘ veröffentlichen und sich wiederholen, auch hätte andere Autoren die Belege gegen den Terminismus klar zur Darstellung gebracht. Auf den 1. August 1701 datierte das Ministerium von Schwerin sein Gutachten, 87 das namentlich unterzeichnet wurde vom Superintendenten und Ersten Domprediger Ulrich Ernst Leumann88 , dem Dompfarrer und Senior Joachim Martin Schumann89, dem fürstlichen Domprediger Georg Westphal90 und dem Pfarrer zu Wittenförden, Joachim Bohm.91 Der Anfrage war wiederum die Druckschrift der Rostocker beigefügt. Die Schweriner bezeugen die Richtigkeit der Rostocker Lehre von der bis ans Lebensende reichenden Gnade Gottes gegen „die Autores und Fautores Termini Peremptorii“.92 Letztere könnten ihrer Gemeinde die Universalität der göttlichen Verheißungen, des Verdienstes Christi und der Gnade des Heiligen Geistes nicht erklären. Auch könnten sie den Angefochtenen keinen Trost spenden und den Sündern nicht wirksam predigen. Zur Bestätigung ihrer Position, dass einerseits auch den verstockten und unbußfertigen Sündern die Gnade bis zum Lebensende erreichbar bleibt und dass andererseits die Buße nicht hinausgezögert werden soll, führen die Schweriner einschlägige Bibelstellen an. Mit zeitlicher Verzögerung erreichten die beiden Gutachten aus den nördlichen Nachbarländern Rostock. Das Gutachten der theologischen Fakultät der Universität Lund stammt vom 10. Oktober 1701.93 Drei Professoren wirkten an

87 Laut schriftlicher Auskunft vom 16. 5. 2007, vom 12. 6. 2007 bzw. vom 17.7. 2007 waren zugehörige Archivalien weder im Stadtarchiv Schwerin noch im Archiv der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs noch im Landeshauptarchiv Schwerin zu ermitteln. – Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 145–148; Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , 32 (Anschreiben); 32–35. 88 Ernst Ulrich Leumann aus Alt-Jabel (1650–1708) war seit 1671 als Pastor in Grabow tätig und wurde 1695 zum Schweriner Superintendenten, 1704 zusätzlich zum Superintendenten des Parchimschen Kreises ernannt; vgl. Willgeroth, Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren . . . 2, 749; 1000. 89 Joachim Martin Schumann aus Wismar († 1709) war seit 1691 zweiter Domprediger in Schwerin. Im Jahr 1709 wurde er Leumanns Nachfolger im Amt des Schweriner Superintendenten; vgl. a.a.O., 1000. 90 Georg Westphal aus Waren (1665–1728) war seit 1695 dritter, seit 1709 zweiter Domprediger in Schwerin; vgl. a.a.O., 1056. 91 Joachim Bohm aus Güstrow war seit 1700 Pastor in Wittenförden und wirkte ab 1704 in gleicher Funktion in Ribnitz; vgl. Willgeroth, Die Mecklenburg-Schwerinschen Pfarren . . . 1, 178; 2, 1086. – Bei den Unterschriften unter dem Gutachten fehlt diejenige des Schlosskirchenpredigers Julius Ernst Hahn aus Stralendorf (1695–1727), der ab 1695 diese Funktion innehatte und nicht der Superintendentur untergeordnet war; vgl. ebd. 2, 1074. 92 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 146. 93 Laut schriftlicher Auskünfte vom 2. 10. 2007 und 10. 4. 2008 verwahrt die Universität Lund keine Archivalien der theologischen Fakultät aus dieser Zeit. Die folgenden Angaben zu den Lundenser Professoren beruhen auf schriftlicher Auskunft von Prof. Anders Jarlert und

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dieser Fakultät: Jonas Linnerius94 als Primarius, Johan Poppelman95 und Thomas Ihre.96 Im Kern bestätigen die Lundenser Theologen, die sich in dieser Epoche nicht profiliert zu haben scheinen, die Übereinstimmung in Lehre und Predigt mit den Rostocker Äußerungen. Bezüglich der Erlaubnis zum Abdruck des Votums verweisen sie auf ihre Verpflichtung, eine Veröffentlichung zuvor durch den König bewilligen zu lassen, was zugleich als Entschuldigung für die späte Reaktion angeführt wird. Das Gutachten der Theologischen Fakultät Kopenhagen, ebenso wie das schwedische Votum in Latein abgefasst, ist erst auf den 23. Januar 1702 datiert.97 Verfasser waren die beiden Theologieprofessoren Hektor Gottfried Masius98 und Johann Wandalin.99 Die Verfasser gliedern den Text nach den fünf eingegangenen Fragen, auf die jeweils in einem Absatz geantwortet wird. Zunächst wird negiert, dass sich die Gnadentür schon zu Lebzeiten schließen kann, da dies dem Willen Gottes, alle Menschen zum Heil zu führen, widerspricht. Die Verheißungen Gottes, der Verdienst Christi und die Gnade des Heiligen Geistes sind so umfassend, dass sie einen Entzug der Gnade vor dem Lebensende eines Menschen nicht zulassen. Die Lehre vom ‚terminus peremptorius‘ trägt demnach nicht zum Trost bei, sondern zur Verzweiflung der angefochtenen Gewissen.

Prof. Bengt Hägglund, beide Lund, vom 10. 4. 2008 – UAL: Theol. Fak. 53, fol. 115r/v; ein kurzer Auszug gedruckt: Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 148. 94 Jonas Linnerius (1653[?]-1734) war seit 1684 Professor und seit 1690 Primarius. 1714 wurde er Bischof in Lund; vgl. SBI I B-185, 279–289. 95 Johan (Johannes Johannis) Poppelman(n) (1649–1725) war seit 1692 Professor. 1711 wurde er Bischof in Göteborg; vgl. SBI I B-247, 424–438. 96 Thomas Ihre (1659–1720) war seit 1693 Professor. 1716 wurde er Dompropst in Linköping; vgl. SBI I B-133, 420–426. 97 Laut freundlicher Auskunft von Professor Martin Schwarz Lausten vom 26. 4. 2008 waren keine zugehörigen Archivalien im dänischen Reichsarchiv, Bestand Universität Kopenhagen, zu ermitteln. – UAL: Theol. Fak. 53, fol. 183r –184v; 186r –199r; Druck: Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 148–152. 98 Hektor Gottfried Masius aus Schlagsdorf/Ratzeburg (1653–1709) studierte in Lübeck, Gießen, Kiel und Rostock, wurde dann dänischer Gesandtschaftsprediger und später ab 1683 Hofprediger, Professor und Konsistorialrat in Kopenhagen. Zu Masius, der ein profi lierter Gegenspieler des Thomasius war, vgl. SBI I A-209, 405–439; Nicholas Hope, German and Scandinavian Protestantism 1700–1918, Oxford 1995, 79; 106 f. – Eine Responsenanfrage von ihm an die Leipziger Fakultät von 1692 vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 264v. 99 Johann Wandalin (Hans Wandal) aus Kopenhagen (1656–1710) war seit 1683 Theologieprofessor in Kopenhagen; vgl. DBA 1331, 376; SBI I A-345, 22–28.

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7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

Überblick über die Gutachten und Druckschriften Rostock, Theol. Fak.: Kurtzer Bericht ... 1701

Responsum des Geistlichen Ministeriums Güstrow v. 27. 5. 1701

Responsum des Geistlichen Ministeriums Lübeck v. 2. 6. 1701

Responsum des Geistlichen Ministeriums Lüneburg v. 6. 6. 1701

Responsum des Geistlichen Ministeriums Stralsund v. 14. 6. 1701

Responsum des Geistlichen Ministeriums Danzig v. 17. 6. 1701

Responsum des Geistlichen Ministeriums Wismar v. 20. 6. 1701

Responsum der Theologischen Fakultät Greifswald v. 5. 7. 1701

Responsum des Geistlichen Ministeriums Stettin v. 12. 7. 1701

Responsum des Geistlichen Ministeriums Rostock v. 15. 7. 1701

Responsum des Geistlichen Ministeriums Schwerin v. 1. 8. 1701

Responsum der Theologischen Fakultät Lund v. 10. 10. 1701

[Responsum der Theologischen Fakultät Kopenhagen v. 23. 1. 1702]

Rostock, Theol. Fak.: Übereinstimmendes Zeugnus der Warheit ... 1701

Rostock, Theol. Fak.: Nohtwendige und Schriftgemässe Beschirmung ... 1701

7.2. Die Rolle der von Rostock angeforderten Gutachten

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7.2. Die Rolle der von Rostock angeforderten Gutachten im Fortgang der publizistischen Kontroverse In diesem Abschnitt soll es zunächst um die Veröffentlichung der Gutachten insgesamt und das damit verbundene strategische Interesse gehen, dann wird auf die publizistische Sonderwirkung des Lübecker Gutachtens und das sich daraus entwickelnde Streitschriftenensemble eingegangen. Über ihr Vorgehen gab die Rostocker Fakultät, noch bevor alle Antworten eingegangen waren, in zwei ca. August 1701 publizierten Schriften Rechenschaft.100 Der erste Druck trug den Titel „Nohtwendige und schrifftmäßige Beschirmung“. Darin wird das Rostocker Gutachten im Wortlaut wiedergegeben101 und dann werden seine Aussagen in vier Teilen argumentativ bekräftigt. Es behandelt die Vorgänge, die zur Involvierung der Rostocker Fakultät geführt haben (erster Teil), wobei auch das publizistische Echo auf das eigene Gutachten im „Kurtzen Vorbericht“, der „Continuatio relationis“ sowie in der Gutachtenpublikation des Christian Thomasius thematisiert werden. Um das eigene Gutachten zu verteidigen, setzen sich die Rostocker dann mit dem zweiten Leipziger Gutachten (zweiter Teil) und dem Leipziger Votum zum Chiliasmus (dritter Teil) auseinander. Besonders ausführlich (vierter Teil) geht es im Kernstück der Schrift um die Widerlegung der Apologie von Böse. Die Zielsetzung der Schrift, Böses Ansatz und die Bezugsquelle seiner theologischen Ansichten komplett zu desavouieren, wird in einem zentralen Absatz der ganzen Schrift allzu deutlich: „Nun das sind Boesii Gründe/ die sollen zur Behauptung seines Büchels ja so viel und mehr Vestigkeit haben/ als derer Herren | Rostocker/ wie er schreibet. Wie aber dem eiteln Ruhm zufolge diese Gründe gestanden/ ist nun kund worden. Gründe der Falschheit/ Gründe der Verkehrung/ Gründe der Verzweifflung/ Gründe eigner Bösischen Blindheit und Verstockung haben wir gefunden/ und durch GOTTES Warheit/ und anderer Schrifften redliche Auslegung und Vindicirung hinfallend gesehen/ und wissen nicht/ wie doch die unglaubliche Ruhmrähtigkeit sich auff lauter ementitis columnis so vergeblich stützen mögen. Womit es ihm gehet/ wie mit dem Rohr=Stabe Aegypti, welcher/ wenn jemand sich darauf lehnete/ ihm durch die Hand ging und durchbohrete/ Esa. XXXVI, 6. Man solte nicht geglaubet haben/ daß in einem Mann/ der so fromm vor den Leuten seyn wollen/ vielleicht auch zuweilen einen Vorsatz rechter Frömmigketi gefasset hat/ dennoch so viel böser Tücke hätte können zusammen fliessen/ GOttes Wort und redlicher Männer Worte so ämsig zu verkehren/ und/ da sie über der Menschen frech=anhaltende Boßheit klagen/ daheraus zu erzwingen/ daß solche/ weil der Terminus Peremtorius verflossen/ nach GOttes Gerechtigkeit in der frech=anhaltenden Boßheit bleiben sollen und bleiben müssen. Welches ihnen nimmer in den Sinn kommen war/ auch Böse nicht einst mit einem einigen Orthodoxo Autore sattsam erwiesen hat/ 100

Hesse, Der terministische Streit . . ., 362–367. Theologische Fakultät Rostock, Nohtwendige und schrifftmäßige Beschirmung . . . , 1–28. 101

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7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

ob er gleich etwa die Beistim[m]ung und den Vorgang Speneri gutentheils gefunden/ welchen wir in dem Stück billig unter denen stehen lassen/ die zu Zeiten ausser der Schrifft reden/ und die Leute mit einem unoffenbarten GOtt/ und geheimen Willen GOttes zur Busse nöthigen wollen.“102

In der zweiten Schrift, die unter dem Titel „Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit“ erschienen ist, wird in der Vorrede auf die in der Kirchengeschichte gängige Praxis eines solchen Gedankenaustausches hingewiesen, wobei auf die Tradition der „Epistolae Canonicae und Communicatoriae“103 zurückgegriffen und auf die Gewinnung bzw. Erhaltung von Reinheit und Einigkeit in der Lehre abgezielt wird. Für wie wichtig das Thema von Rostocker Seite eingeschätzt wurde, wird deutlich, wenn man Folgendes liest: „[. . .] zumahlen die Materi, darüber disputiret wird/ nicht in einer Philosophischen Subtilität/ oder sonsten in einer curieusen, dem Christenthum wenig Nutzen bringenden/ Frage/ sondern in einer zu des Glaubens=Ubung sehr nützlichen und nohtwendigen Lehre bestehet/ die durch diese Gelegenheit gründlich erörtert/ und also aus der sonsten nicht wenig zu bejammernden Collision etwas Gutes und zur Praxi des Christenthums heilsames/ durch GOttes heilige Direction entstehen kan.“104

Unmittelbares Ziel dieses Verfahrens war freilich auch explizit für die Rostocker Fakultät der Nachweis der Konsensfähigkeit der eigenen Position. Der Rest des Druckes besteht aus einer wörtlichen Wiedergabe des „Ersuch= Schreibens“, des „Kurtzen Berichts“, die an die Empfänger der Rostocker Bitte um Begutachtung geschickt wurden, und der zwölf Gutachten.105 Noch ein zweites Mal wurden alle Gutachten – gemeinsam mit den früheren und süddeutschen Gutachten – zusammengedruckt und zur Untermauerung der antiterministischen Position von Christian Reineccius 1704 in der Schrift „Bösianismus condemnatus“ veröffentlicht.106 Eine eingehende Diskussion hat auf publizistischem Weg außer dem Frankfurter Responsum nur – und dies in wesentlich größerem Umfang – das Lübecker Gutachten erfahren. Anlass für das sich daran anknüpfende Streitschriftenensemble war der Dissens zwischen Rechenberg und der Rostocker Fakultät 102

A.a.O., 331 f. Theologische Fakultät Rostock, Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . , *2r. 104 Zitat aus dem „Ersuch=Schreiben“ aus Rostock; vgl. a.a.O., *4r. 105 A.a.O., 1 f. (Güstrower Gutachten); 2–8 (Lübecker Gutachten); 8–14 (Lüneburger Gutachten); 14–16 (Stralsunder Gutachten); 16–18 (Danziger Gutachten); 18–25 (Wismarer Gutachten); 26 f. (Greifswalder Gutachten); 28 f. (Stettiner Gutachten); 30 f. (Rostocker Gutachten); 32–35 (Schweriner Gutachten). Von den zwölf in Auftrag gegebenen Gutachten fehlten noch die beiden der Fakultäten in Kopenhagen und Lund. 106 Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 110 f. (Güstrower Gutachten); 111– 118 (Lübecker Gutachten); 119–125 (Lüneburger Gutachten); 126 f. (Stralsunder Gutachten); 127–130 (Danziger Gutachten); 130–139 (Wismarer Gutachten); 139 f. (Greifswalder Gutachten); 140–142 (Stettiner Gutachten); 142–144 (Rostocker Gutachten); 145–148 (Schweriner Gutachten); 148 (Lundenser Gutachten); 148–152 (Kopenhagener Gutachten). 103

7.2. Die Rolle der von Rostock angeforderten Gutachten

241

bzw. Albrecht Joachim von Krakevitz, der sich mit dem anonymen Druck „Christlicher Bescheid und Unterricht“ zu verselbstständigen begann. Rechenberg steuerte eine für den weiteren Streitverlauf wichtige Vorrede hierzu bei, die auf den 6. Januar 1702 datiert war.107 Er bezichtigt darin die Rostocker Fakultät der Anstiftung zu weiterem Unfrieden, wirft ihr vor, ihn selbst mit bitteren Anklagen zu konfrontieren,108 Böses ‚terminus peremptorius‘ in die Nähe des calvinistischen ‚absolutum decretum‘ gerückt und die angeforderten Gutachten durch eine unpräzise Fragestellung vom eigentlichen Kernproblem abgelenkt zu haben. Rechenberg betont ferner, dass er den vorhergehenden Willen Gottes (‚voluntas antecedens‘) in seinem Vollzug an die Bedingung des Glaubens gebunden (‚conditionata‘) sieht, was seine Gegner in Anlehnung an den Huberianismus leugneten. Den nachfolgenden Willen (‚voluntas consequens iudiciaria‘) sieht Rechenberg aber bereits zum Zeitpunkt der Verstockung und damit unter Umständen während des menschlichen Lebens am Werk, während seine Gegner ihn erst mit dem Lebensende eintreten lassen. Als wenig überzeugend werden von Rechenberg namentlich die Ausführungen des Lübecker Gutachtens gewertet. Die Art, in der speziell in diesem Gutachten die Argumente für einen ‚terminus peremptorius‘ vorgebracht und dann den Argumenten gegen einen ‚terminus peremptorius‘ entgegengestellt werden, hält er nicht für stichhaltig.109 Etwa gleichzeitig mit dieser Rechenbergschrift war zum Jahreswechsel 1701/02 ein anonymer Druck „Gründliche und bescheidene Untersuchung“ erschienen, deren Publikation offenbar auch Rechenberg lanciert hatte und zu der er auch eine auf den 20. Dezember 1701 datierte Vorrede beisteuerte. Hinter dem Produkt stand der Zeitzer Prediger Ferdinand Helffrich Lichtscheid, der sich unter den Verteidigern des Terminismus zum Hauptautor des anschließenden Streitschriftenensembles entwickelte. Lichtscheid versucht in dieser Schrift den ihm (bzw. Rechenberg) entgegengehaltenen strikten Wahrheitsbegriff zu modifizieren.110 Er macht dies ver107 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 906 f.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 391–394; 420 f. 108 Vgl. Theologische Fakultät Rostock, Nohtwendige und Schrift-gemäße Beschirmung . . . , )(2r: „Es ist ja nunmehro leider! Reichs= und fast Welt=kündig/ wie in kurtz=verflossene[n] Zeiten/ insonderheit nachdem Hr. D. Rechenberg in die Theologische Facultät zu Leipzig eingefüret worden/ die Evangelis. Kirche mehr und mehr dergestalt beunruhiget/ daß dem H. Geist und allen Heilige[n] Gottes zum Betrübniß/ dem Teufel aber zur Freude/ und der Kirche Christi zum Anstoß/ denen Unheiligen aber zum unaußsprechlichen Aergerniß/ die Gnade GOttes gegen alle Sünder in eine freie/ und unselige Verleugnung gezogen/ und dadurch aller Menschen Gewissen in zweifelnde Angst an Statt eines nöhtigen Glaubens versetzet werden wollen“. 109 Auch die Ausführlichkeit diese Gutachtens schien Rechenberg ein Hinweis auf dessen Wahrhaftigkeit; vgl. Christlicher Bescheid und Unterricht . . . , 21. 110 Gründliche und bescheidene Untersuchung . . . , [249 (§ 1)]: über seine Vorgehensweise schreibt Lichtscheid ebd.: „[. . .] aber also, daß ich nicht künstlich darüber zu disputiren, sondern unsere Seelen in einigen Grund, und daraus zur Erbauung zu führen trachte. Daher ich auch hierbey vielfältig gebrauchte Philosophische Redens=Arten des Termini per-

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7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

ständlich, indem er auf das Wirken der Prediger eingeht, deren Ziel es sein muss, ihren Hörern, solange diese leben, den Weg zur Seligkeit zu weisen.111 Einmal komme dann ein Zeitpunkt, an dem das Schwanken des menschlichen Willens ein Ende habe.112 Dieser Zeitpunkt könne auch schon während des Lebens eintreten, das Wissen darum habe aber Gott allein. Ab diesem Zeitpunkt könne man von Verstockung reden und nur darum gehe es den Verfechtern des Terminismus. Lichtscheid plädiert also im Sinne eines Paradigmenwechsels – weg von der Diskussion um den Willen Gottes (und dessen Differenzierung) und hin zu einer mehr anthropologisch ausgerichteten Diskussion um den Willen des Menschen, sich zu Gott zu wenden oder nicht. In diesem Kontext habe der ‚terminus peremptorius‘ seine Berechtigung, den Lichtscheid als eine Kette von über das Leben verstreuter ‚termini peremptorii‘ ansieht.113 In Bezug auf die Diskussion um die Erstreckung von Gottes vorhergehendem Gnadenwillen bzw. das Einsetzen seines nachfolgenden Strafwillens heißt dies, dass in Beziehung auf Gottes Gnadenangebot und die daraus resultierende und Bezug nehmende Tätigkeit der Prediger eine Erstreckung des Gnadentermins bis zum Lebensende folgt. Aber in Hinsicht auf die willentliche Entscheidung des Menschen, die Gnade Gottes nicht anzunehmen, trete der Gnadentermin oft vor dem Tod ein. Da Lichtscheid mit seinem Plädoyer für ein Ende des Streits auch zugleich die Friedfertigkeit Rechenbergs bezeugte, forderte er von der Gegenseite ebenfalls Signale, sich weiterer Polemik zu enthalten. Das Geistliche Ministerium in Lübeck reagierte mit einer auf den 10. Mai 1702 datierten gemeinsamen Schrift auf den „Christlichen Bescheid und Unterricht“. Sie leiten ihren Text durch einen Abdruck der Anfrage aus Rostock, durch den Gutachtentext und eine Empfangsbestätigung der Rostocker Fakultät ein.114 Insbesondere setzen die Lübecker sich mit Rechenbergs Vorwurf auseinander, sie würden ihren Amtsvorgängern in der Lehre widersprechen. Sachlich setzen sich die Lübecker schwerpunktmäßig mit Rechenbergs Kritik an der These auseinander, dass allen Verstockten bis an ihr Lebensende die Gnadentür offen stehe. Rechenberg wolle dies nur den „Bußfähigen und bußfertigen Menschen“ zugestehen.115 Doch beharren die Lübecker, indem sie diese These veremptorii, voluntatis antecedentis & consequentis &c. meists vorbeygehen, und die Sache, wie sie in ihrer eigenen Natur mit bekandten gemeinen Worten ausgesprochen werden mag, vorstellen will; in gewisser Versicherung, daß nach gründlicher Erkenntniß, wie die Sache eigentlich beschaffen sey, man von selbst leicht die Ermessung machen könne, wie ferne sich solche Termini hieher ziehen lassen“. 111 A.a.O., [252 (§ 5 f.)]. 112 A.a.O., [255 (§ 9)]. 113 A.a.O., [261 (§ 12)]. 114 Sie war datiert auf den 25. Juni 1701 und bescheinigt den Lübeckern die positive Aufnahme ihres Gutachtens: „[wir haben] Dero mit uns durchaus übereinkommendes judicium von der neu entstandenen Controvers mit sonderbahrer Vergnügung gelesen“; Schrifftmässige Rettung des Lübeckischen Responsi . . . , 12. 115 A.a.O., 27.

7.2. Die Rolle der von Rostock angeforderten Gutachten

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treten, auf einer Unterscheidung zwischen dem sich bis ans Lebensende erstreckenden göttlichen Gnadenangebot (‚gratiae divinae oblatio‘) und der tatsächlichen Erlangung der Gnade (‚gratiae divinae collatio‘).116 Weitere Differenzen werden am Gegenstand der Sünder wider den Hl. Geist – die das Musterbeispiel für die Terministen bilden – festgemacht, für die nach Meinung der Lübecker das Gnadenangebot ebenfalls uneingeschränkt gelte.117 In Reaktion auf diese Schrift veröffentlichte im Oktober 1702 Lichtscheid seine Schrift „Gezeigte wahre Friedensmittel“, in der er sich – wie es im Titel anklingt – um eine Beilegung des Streits bemüht zeigt.118 Um seinem Wunsch weiteren Nachdruck zu verleihen, wandte sich Lichtscheid in einem auf den 16. Januar 1703 datierten „Sendschreiben an Rechenberg“. Gegen die Vorrede, die Rechenberg der Schrift Lichtscheids119 vorangestellt hatte, wandte sich nun der Lübecker Senior Thomas Honstedt in seinem „Gründlichen und deutlichen Beweiß“.120 Honstedt war von seinen Amtsbrüdern aufgefordert worden, die Unterstellungen Rechenbergs zurückzuweisen, und er tat dies in der auf März 1703 datierten Schrift in mehreren Schritten. Zunächst geht es um die Charakterisierung des vorhergehenden Willens, dessen Bedingtheit das Lübecker Gutachten vertritt.121 Rechenberg „confundire [. . .] den nachfolgenden/ mit dem vorhergehenden Willen Gottes“122 ; so gehöre der 116 Dies wird ausführlich behandelt, vgl. a.a.O., 28 f.; 62–67; auch später wird dies nochmals wiederholt in Honstedt, Gründlicher und deutlicher Beweiß . . . , 11; 19. 117 Schrifftmässige Rettung des Lübeckischen Responsi . . . , 75–83. – „Vermeinet also noch aus der Materie von der Sünde in dem Heiligen Geist unsere meinung von der beständigen Anbietung der Gnade GOttes/ die durchs Wort des Evangelii alle verstockten/ so gar auch den Sündern in den Heiligen Geist geschicht/ gantz über den Hauffen zu stossen. Allein/ wenn die Sache recht gründliche und nach der Schrifft erwogen wird/ so wird sich befinden/ daß die Sünde in den Heiligen Geist/ welche so starck für den terminum Gratiae urgiret wird/ wider denselben ein starckes und bündiges argument gabe. Denn wenn/ als wir in unserem Responso [. . .] sagen/ von den Sündern in den Heiligen Geist/ die im höchsten Grad verstockt sind/ nicht gar kan geläugnet werden/ daß ihnen annoch die Gnade angebothen wird; es fällt der hie in diesem Leben vor dem Todt gesetzte Gnaden=Termin mit einmahl dahin. Daß aber solches nicht könne geläugnet werden/ beweisen wir daselbst aus Ebr. 10. v. 29. Das wil nun aber dem Hn. D. Rechenberg gar nicht ein.“; ebd., 76. 118 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 907; 910 f.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 394–400; 424–428; 458 f. 119 Die Schrift „Gezeigte wahre Friedensmittel“ selbst hat kaum ein Echo gehabt, was Hesse nachdenklich mit den Worten kommentiert: „Es ist zu bedauern wiewol nicht grade sehr zu verwundern, dass diese gründliche und gemäßigte Erörterung keinen Einfluss auf den weiteren Gang der Verhandlungen geübt hat und namentlich von den Gegnern des Terminismus sowenig berücksichtigt worden ist“; Hesse, Der terministische Streit . . ., 400. – Die Beobachtung, dass nur oder hauptsächlich die Vorreden eine publizistische Wirkung entfaltet haben, bestätigt sich auch an vielen anderen Druckschriften des terministischen Streits. 120 Honstedt, Gründlicher und deutlicher Beweiß . . . , 3. – Vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 459. 121 Honstedt, Gründlicher und deutlicher Beweiß . . . , 5; auch Schrifftmäßige Rettung . . ., 32 f. – Dies entspricht durchaus der Position der Terministen. 122 Honstedt, Gründlicher und deutlicher Beweiß . . . , 6.

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7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

Akt der Seligmachung zum nachfolgenden Willen. Die göttlichen Strafen sollen die ganz Verstockten noch zur Bekehrung führen123 und somit ist der nachfolgende Wille auf alle Sünder gerichtet, die in der Kirche leben. Außerdem wehrte sich Honstedt gegen eine Reihe von Unterstellungen Rechenbergs, vor allem jene, dass die Lübecker selbst einen Gnadentermin annehmen würden.124 Gegen eine ähnliche Unterstellung setzte sich wenig später (im April 1703) auch der Rostocker Theologe Johann Fecht zur Wehr,125 wobei sich auch in diesem Fall Lichtscheid zu einer publizistischen Entgegnung aufgefordert sah. Er veröffentlichte sie im September 1703 unter dem Titel „Christlich gemeintes Sendschreiben“.126 Da Fecht aber nicht reagierte, legte Lichtscheid im Frühjahr des kommenden Jahres 1704 noch einmal nach und publizierte unter dem Pseudonym „Tychicus Sigoterius“127 ein weiteres „Christliches Sendschreiben an Fecht“. Fecht habe – so schreibt Lichtscheid – den Dreh- und Angelpunkt des Streites („cardinem controversiae“128 ) richtig gewürdigt, doch sei eben die Allgemeinheit oder Begrenzung der zurück-rufenden Gnade abhängig von der Antwort auf die Frage, ob man sie zum vorhergehenden oder zum nachfolgenden Willen Gottes rechne. Die letztere Option erläutert er am Beispiel der ganz Verstockten und der Sünder wider den Hl. Geist. An der Einschätzung der (Un-)Bekehrbarkeit dieser Sünder zeigt er das – seiner Meinung nach offenkundige – Dilemma der laufenden Kontroverse auf: „Was derer Meinung anlanget/ welche fürgeben/ diese Sünde [wider den Hl. Geist] sey nicht so geartet/ daß sie gar nicht könne vergeben werden/ sondern es falle schwer/ ehe solches geschehe/ diese Meinung sage ich/ gehet von der in unserer Kirchen durchgehends angenommenen Lehre ab/ auch zweiffele ich nicht/ daß wenn Herr D. Spener sie solte getrieben haben/ die Herren Wittenberger als Eyfferer pro Orthodoxia solche gleich als eine Neuerung würden verworffen haben. Und es ist wol gantz gewis/ daß die/ so vor solche Lehre vom Herrn Doctore [Fecht] angeführet werden/ schon längsten von andern Theologis nicht allein in genere, sondern auch sie selbst mit Benennung ihrer Nahmen in specie als in diesem Stück von der Warheit abgehende auffgezeichnet worden/ wie solches leicht zuerweisen stünde/ wenn es nur die uns vorgesetzte Kürtze verstatten wolte; doch bin ich allemal erböthig auf Erfordern solches ausfündig zu machen. Ich achte aber vor unnöthig/ die in unserer Kirchen getriebene Lehre (daß die Sünde wider den Heil. Geist nicht vergeben werden könne) mit vielen Gründe[n] zu bekräfftigen/ weil solches schon vor längst die vortreffl ichste[n] Theologi verrichtet [. . .]“129 123 124 125

A.a.O., 6–8; vgl. Schrifftmäßige Rettung . . ., 40. Honstedt, Gründlicher und deutlicher Beweiß . . . , 12–14. Fecht, Erwisene Auffrichtigkeit . . . . – Vgl. Hesse, Der terministische Streit . . .,

457. 126

Vgl. a.a.O., 458. Der erste Bestandteil dieses Pseudonyms leitet sich her vom Namen eines engen Vertrauten des Apostels Paulus (vgl. Apg 20, 4; Eph 6, 21; Kol 4, 7; 2 Tim 4, 12; Tit 3, 12), der zweite Bestandteil ist unklar. 128 Tychicus Sigoterius, Christliches Send-Schreiben an Fecht . . . , )(2r. 129 A.a.O., )(4r. 127

7.2. Die Rolle der von Rostock angeforderten Gutachten

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Zur Untermauerung seines Verständigungswillens deutet er ferner auf die mündlichen Einigungen zwischen den Berliner und Rostocker Theologen hin130 und bittet abschließend um Beherzigung seiner Argumente und um Antwort im Dienste der Wahrheit. Lichtscheid erhielt allerdings auch auf dieses Schreiben keine Antwort. Nach diesem Flugschriftenwechsel Fecht – Lichtscheid ist nun noch auf die weiteren Reaktionen auf Honstedts „Gründlichen und deutlichen Beweiß“ einzugehen. Noch im Mai – also etwa zwei Monate nach der Veröffentlichung Honstedts – richtete Lichtscheid an diesen seine „Freundliche Bitte“,131 die wohl wegen der im Titel enthaltenen Aufforderung, die Lehre vom Gnadentermin zu erläutern, kein Gehör fand, sondern eher Irritationen hervorrief. Ein anonymer Anhänger Rechenbergs steuerte wenige Monate später (August 1703) gegen die Schrift Honstedts einen „Gründlichen Beweiß“ bei,132 dem auch eine Vorrede Rechenbergs vorangestellt war. Diese Vorrede war an den Hamburger Pastor Winckler gerichtet.133 Die Hauptschrift weist abermals die Überzeugungskraft der Lübeckischen Beweisführung zurück.

130 „Welches [die Unvergeblichkeit der Sünde wider den Hl. Geist] gleichfals die beständige Lehre des Königl. Preuss. Consistorial-Raths und Probstes zu Cölln an der Spree Herrn Lütkens/ den E. Magnificenz, wie ich weiß/ billig ab ἀκριβεία Theologica aestimiren/ seyn sol/ wie dessen Collega Herr Pape im Anhange seiner triplicae contra D. Stoltzen p. 51. es attestiret/ auch/ wo mir recht ist/ itzt gedachter Brandenburgische Theologus schon | selbst darüber mit E. Magnificenze conferiret hat/ und solcher Warheit in privato colloquio zu Berlin einer ihrer Rostochischen Herren Collegen überzeuget worden ist.“; a.a.O., )(4r/v. 131 Vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 459. 132 Ebd. 133 Zum Hamburger Umfeld Wincklers sei hier insbesondere auf Sebastian Edzard hingewiesen; vgl. Hesse: Der terministische Streit . . ., 459–461; Schröder, Lexikon der hamburgischen Schriftsteller . . . 2, 135–147 (Nr. 884) (mit Bibliografie von Edzards Schriften). – Zu Wincklers Verortung im Pietismus anhand seiner frühen Biografie (bis 1678/79) vgl. neuerdings die Studie Claudia Tietz: Johann Winckler (1642–1705): Anfänge eines lutherischen Pietisten [AGP 50], Göttingen 2008.

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7. Die von der Rostocker Fakultät angeforderten Gutachten

Überblick über die Druck- und Streitschriften Christlicher Bescheid und Unterricht ... 1702 Gründliche und bescheidene Untersuchung ... 1702 Schrifftmäßige Rettung des Lübeckischen Responsi ... 1702 Lichtscheid: Gezeigte wahre Friedensmittel ... 1702 Lichtscheid: Sendschreiben an Rechenberg ... 1703 Honstedt: Gründlicher und deutlicher Beweiß ... 1703 Fecht: Erwiesene Aufrichtigkeit ... 1703

[Auffrichtiges Bedenken ... 1703] Lichtscheid: Christlich gemeyntes Sendschreiben ... 1703

Tychicus Signoterius: Christliches Sendschreiben an Fecht ... 1704 Lichtscheid: Freundliche Bitte ... 1703

Gründlicher Beweis ... 1703

[Bescheid und Abschied ... 1703]

Ittig: Christliche LeichenPredigten 2 ... 1704

8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg in seinen Verzweigungen zwischen 1701 und 1703 8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs „Siebende Beylage“ In diesem Kapitel gilt es zunächst, wieder den Blick nach Leipzig zu lenken und sich mit den weiteren Streitbeiträgen der dortigen Hauptkontrahenten zu befassen. Sachlich und chronologisch ist dabei an die publizistische Auseinandersetzung zwischen Ittig und Rechenberg anzuschließen, bei der vorläufig mit der „Siebende[n] Beylage“ (Juli 1701) eine Zäsur gesetzt worden war. Die Stoßrichtung dieser Schrift soll nochmals kurz in Erinnerung gerufen werden. Von besonderem Interesse dabei sind die umfangreichen Anhänge. Im ersten Anhang1 wendet sich Rechenberg gegen das Rostocker Gutachten und gegen die fünf Fragen, die die Rostocker zur Grundlage ihrer bei den norddeutschen Nachbarn eingeholten Gutachten gemacht hatten. Im Zentrum der Kritik stehen die an huberianische Ansichten erinnernden Passagen und der gegen Rechenberg erhobene Vorwurf, er habe in allen Teilen Bösens Traktat approbiert. Der zweite Anhang2 ist anonym und bezieht sich auf eine nicht näher fassbare Kritik zur Darstellung des Gnadentermins. Der dritte Anhang3 ist der Auseinandersetzung mit einer Disputation Johann Georg Neumanns gewidmet, in der Rechenberg unterstellt worden war,4 dass er die Notwendigkeit der Evangeliumspredigt neben der Gesetzespredigt in Abrede stelle. Im vierten Anhang5 wendet er sich gegen die Grundthese der Bekehrungsmöglichkeit aller verstockten Sünder in der Tübinger Disputation von Michael Müller. Daran anschließend lässt Rechenberg Zitate theologischer Autoritäten abdrucken. 6 Diese „Siebende Beylage“ hatte Rechenberg als generelle Abrechnung mit seinem Gegner angelegt. Hatte er mit dieser schriftlichen Äußerung auf ein Ende der Widerrede durch seinen Gegner gehofft, so wurde er durch die Publi1 2 3 4 5 6

Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 102–117. A.a.O., 118–121. A.a.O., 122–128. Neumann-Barffe, De praeconio legis et evangelii . . . , 3; 5. Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 129–137. A.a.O., 138–149.

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

kation von Ittigs „Anmerckungen auff Rechenbergs siebende Beylage“ eines Besseren belehrt. 7 Dieser wertete die „Siebende Beylage“ wieder als „seine siebende Niederlage“. 8 Inhaltlich mahnte Ittig im Großen und Ganzen die terminologischen und syllogistischen Defizite an, die bereits in den vorherigen Reaktionen auf Rechenbergs „Beylagen“ thematisiert worden sind. Jedoch fanden in dieser Publikation erstmals die durch Ittig und die Rostocker Fakultät eingeholten Gutachten argumentativ Verwendung, die Ittig als Anhang abdrucken ließ. Zugleich wandte er sich in der Vorrede dieser Publikation demonstrativ an die Leipziger Geistlichen, deren Haupt er als Superintendent war. Für Ittig – wie auch im Rostocker Fall – ließ sich gegenüber dem Leser Überzeugungsarbeit schon durch die Quantität der abgedruckten Responsen, deren Verfasser zudem für Glaubwürdigkeit und Autorität zu bürgen schienen, dokumentieren. Damit wähnte sich Ittig im Besitz eines viel versprechenden Trumpfes für die publizistische Überzeugungsarbeit. Denn durch den Druck wurden die Gutachten mit der Fülle ihrer Argumente einer breiten Leserschaft zugänglich. Nicht nur Ittig, sondern auch Rechenberg erkannte den argumentativen Wert solcher Textanhänge. Letzterer ließ folglich als Anhang zu seiner „Achte[n] Beylage“ genau dieselben Gutachten abdrucken, die Ittig eingeholt und in seiner Schrift veröffentlicht hatte.9 Durch diesen geschickten Schachzug war die Absicht Ittigs gescheitert, den Gegner mit Hilfe der Responsen in der Öffentlichkeit mundtot zu machen. Vielmehr zeigte sich hier schon, was im Fortgang der Kontroverse auch anhand einzelner Gutachten bzw. Gutachter zu separatem Streitschriftenwechsel führen sollte, nämlich, dass die Gutachten nicht mehr den gewünschten und intendierten Autoritätswert besaßen. Schon einige Wochen vor der „Achte[n] Beylage“ hatte Rechenberg im Oktober 1701 ein „Erstes Inserat“ verfasst.10 Darin hakte er bei der Vorrede Ittigs an das Leipziger Ministerium ein11 und hinterfragte kritisch dessen Position sowie Motivation im laufenden Streit. Rechenberg schob auf Ittig zunächst die Urheberschaft für den Streit: „Die Ursachen sind vielerley/ welche man Glimpffs=wegen gerne verschweigen wollen; nachdem aber Gegner/ durch gesuchte conspiranten/ seinen zelum sowohl mit Tück als

7

Hesse, Der terministische Streit . . ., 357–359. Ittig, Anmerckungen über Rechenbergs siebende Beylage . . . , 1. 9 Hesse, Der terministische Streit . . ., 374–376. 10 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 878; Hesse, Der terministische Streit . . ., 359–362. 11 Ausdrücklicher Hinweis auf einen Mitstreiter Ittigs im Leipziger Ministerium, nämlich Immanuel Horn; vgl. Rechenberg, Erstes Inserat . . . ,)(2v. Horn habe sich in seiner Predigtsammlung (Immanuel Horn, Geistliche Wächter-Stimme [. . .], Leipzig 1699, 35 f.) anders geäußert (Rechenberg, Erstes Inserat . . . , 22 f.) – vgl. dazu auch Ittig, Inserat zu seinen Anmerckungen . . . , 11, wo Horn und Günther genannt sind. 8

8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs „Siebende Beylage“

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Gewalt zu behaupten sich bemüht/ müssen die innerlichen Ursachen offenbaret werden/ die ihn zu diesem Unwesen bewogen.“12

Dann benannte er einzelne Punkte, die Ittigs Hass auf seine Kollegen begründet haben: Er sei als Doktor nicht gleich in die theologische Fakultät rezipiert, er sei nicht in das Fürstenkolleg aufgenommen und nicht zum Decemvir bestimmt worden. So seien auch nicht seine Disputation, sondern Ittigs Kanzelpolemik, die Agitation seines Diakons (Christian Weiß) und das auf „Intrigven“ beruhende Einholen von Gutachten Auslöser für den Streit gewesen. Dann setzte sich Rechenberg mit der zweifelhaften Berechtigung Ittigs als Leipziger Superintendent auseinander, auswärtige Responsen anzufordern und zu veröffentlichen. Dies sei formal unkorrekt und inhaltlich betrügerisch umgesetzt worden. Auch zog er die Einmütigkeit innerhalb des Leipziger Ministeriums ernsthaft in Zweifel. Vor allem gelte dies in Bezug auf die früheren Leipziger Prediger, die nicht im Sinne Ittigs gelehrt hätten. Um dies zu belegen, wurden hierzu ausführlich Textstellen aus Werken von etwa einem Dutzend Leipziger Theologen zitiert. Anhand von Ittigs Vorrede in den „Anmerckungen über Rechenbergs siebende Beylage“ beanstandete er dessen verdrehte Argumentation: „Sie ist verwirrt/ sophistisch/ und falsch eingericht. Denn (1) setzt er wiederum keinen richtigen statum controversiae und thesin, oder gewissen Lehr=Satz/ der mir directe und gerade entgegen stünde/ voraus. Sondern vermenget theils des sel. M. Bösens zerstümmelte angeführte Worte/ mit meinen deutlichen und limitirte[n] Lehr=Sätzen; (2) Vermengt er gantz verstockte und unbekehrliche Sünder/ die niemals wahre Busse thun wollen noch können/ (weil sie sich selber darzu untüchtig gemacht) mit andern grossen und halbverstockten Sündern/ die offtermals noch Busse gethan/ und sich durch GOttes Gnade bekehrt. Ingleichen vermengt er Gottes vorhergehenden Gnaden=Willen/ davon er immer aus Ezech. XVIII, 23. 32. redt/ mit dem folgenden Gerichts= und Straff=Willen GOttes/ davon ich allezeit aus Proverb. I, 2. Esa. XXII, 14. Jer. VII, 14. Ezech. XVIII, 24. geredt habe. Nach dem ersten will GOtt allezeit/ unter der Bedingung des Glaubens und der Busse/ alle Menschen selig haben; nach dem andern aber/ (die der Halsstarrigkeit und des Menschen beharrlichen Unglauben einschlüst) will er nicht alle selig haben. [. . .] Er vermengt auch die gratiam Dei vocantem, die erst ruffende allgemeine Gnade/ mit der Gratia revocatrice, oder wiederruffende[n] Gnade der gäntzlich abgefallenen Sünder. Er redt von der ersten/ ich von der andern Gnade.“13

Letztlich würden durch die von Ittig vertretene Lehre, wonach auch für die ganz Verstockten die Gnadenfrist erst mit dem Tod endet, viele Menschen verführt werden.14

12

Rechenberg, Erstes Inserat . . . , 1. A.a.O., 26. 14 Unter Hinweis auf lutherische Theologen; vgl. Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 89 f.; ders., Erstes Inserat . . . , 44. 13

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

Ittig reagierte daraufhin mit einem „Inserat zu seinen Anmerckungen“,15 zu deren Beginn er seine Zielsetzung deutlich machte: „Es hat mir ohnlängst ein vornehmer Mann geprophezeyet/ daß ich durch meine Schrifften/ die ich von der Gnaden=Thüre bißher heraus gegeben/ meinen Gegner nicht zwar ad silentium zum Stillschweigen/ jedoch aber/ weil er nichts mehr antworten könnte/ ad insaniam oder zu hefftiger Ausstossung vieler Calumnien und Schmähworte treiben würde. Dieses prognosticon ist endlich eingetroffen.“16

Im Anschluss beschwerte sich Ittig über die Anfeindungen, die Rechenberg gegen ihn im „Ersten Inserat“ ausgestoßen hatte. An einem Beispiel, das bereits Rechenberg an zentraler Stelle seiner vorigen Schrift thematisiert hatte, demonstrierte Ittig die Verständnisprobleme mit ihm: „Und daher ist meine andere Frage17 entstanden: Ob GOtt nicht zum wenigsten den Verstockten Sündern schon in diesem Leben die Gnaden=Thür also zuschliesse/ daß er sie nicht mehr bekehren wolle? Diese Frage/ ist seinem Vorgeben nach/ abermal tückisch eingerichtet/ weil er die Worte zum wenigsten weder in seiner Disputation, noch in seinem Vortrage/ noch sonst darzu gesetzt. Allein/ wenn er lehret/ als ob er gesagt hätte/ daß GOtt zwar nicht allen Menschen/ iedoch aber zum wenigsten den Verstockten die Gnaden=Thüre schon in diesem Leben zuschließe. Da hebet er aber eine neue Klage an und spricht er habe nicht schlecht hin von Verstockten/ sondern von gantz Verstock|ten geredet. Allein/ wenn mein Gegner selbst nicht allemahl ausdrücklich das Wort totaliter oder gantz darzu setzt/ sondern bloß hin der induratorum und Verstockten gedencket/ als in dem Statu controversiae, den er in seiner Disputatione de termino gratiae gemacht/ §. 16. in Deutlichen Vortrag §. 3. und sonst mehr/ so kan er mir solches für keinen Tück auslegen/ wenn ich nicht allezeit der gantz Verstockten gedencke/ bevoraus/ weil aus meinen Schrifften allenthalben zusehen/ daß ich keinem Verstockten in diesem Leben alle Göttliche Gnade gäntzlich abspreche. Ob es aber solche gantz Verstockte gebe/ die sich nicht mehr bekehren kön[n]en/ und die GOtt nicht mehr bekehren will/ das gehöret nach meiner Einfalt nicht zum Subjecto sondern zum praedicato.“18 15

Hesse, Der terministische Streit . . ., 367–369. Ittig, Inserat zu seinen Anmerckungen . . . , 3. 17 Es handelt sich um eine der Frage, die an die Altdorfer und an die Ulmer Theologen gestellt wurden. 18 Ittig, Inserat zu seinen Anmerckungen . . . , 17 f. – Im Unterschied dazu hatte Rechenberg, Erstes Inserat . . . , 27 f., ausgeführt: „Die (2. Frage ist abermahl tückisch abgefast: [. . .] In diesen Terminis habe ich noch niemahls die Streit=Frage abgefast. Man schlage meine Disput. de | termino gratiae §. 16. 17. und den deutlichen Vortrag §. 3. nach/ nirgends wird gefunden werden/ daß ich comparative, zum wenigsten/ gefragt/ und schlechthin von Verstockten (welches zweiffelhafftig geredt ist) geschrieben/ daß ihnen die Gnaden=Thür verschlossen/ und sie Gott schlechterdings nicht bekehren wolle: Sondern ich rede von gantz Verstockten/ die die durch gewisse praedicata (als apostatae, refractarii, obstinati, excoecati & indurati,) so wohl in der allegirten Disput. §. 16. als auch in allen meinen Schrifften limitirt. Ich rede allezeit von GOttes geoffenbahrtem Straff=Willen/ und nicht von dem vorhergehenden Gnaden=Willen: Und gleichwohl schämt sich Gegener nicht/ den statum quaestionis so tückischer Weise/ daß er manchem Leser eine ungleiche Impression machen möge/ zu verändern/ und hernach vorzugeben/ ich hätte den statum controversiae mutirt, den so deut16

8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs „Siebende Beylage“

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In einer „Zugabe“ bediente sich Ittig derselben Methode, die Rechenberg zuvor auch angewendet hatte. Durch suggestives Fragen wird die Integrität des Widersachers ins Wanken gebracht.19 Mit dieser Zielsetzung fuhr auch Rechenbergs Antwort, sein „Anderes Inserat“, fort, die er schon einen Tag später niederschrieb. 20 Im Wesentlichen wiederholen sich auch hier die gegenseitigen Vorwürfe, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Speziell unterstellte er außerdem Ittig, dieser habe gegen ihn polemisiert, weil Rechenberg ihm seine Stimme bei den Rektoratswahlen versagt habe. 21 Gegen diese Enthüllung aus dem korporativen Leben der Universität und die übrigen Punkte richtete Ittig nun seine „Abgenöthigte Schutzschrift“.22 Er sattelte auf die bereits ausgetauschten Fragen neue und beantwortet sie in seinem Sinne, unter anderem leugnete er, jemals auf das Rektoramt an der Universität Leipzig spekuliert zu haben. Dann wiederholte er abschließend seine schon früher gemachten Anschuldigungen gegen Olearius, der die Eide verfälscht, den Chiliasmus gebilligt, ihn von Begutachtungen ausgeschlossen und Polemiken gegen ihn gebilligt habe. Am Ende dieses Waffenganges steht Rechenbergs „Drittes Inserat“.23 Da diese Schrift die Inhalte des vorangegangenen Diskurses alle noch einmal bündelt, wird auf sie ausführlicher als auf die anderen Schriften dieses Streitensembles eingegangen. Hätte Ittig sich die paulinischen Mahnungen zur Milde zu Herzen genommen, – so beklagte Rechenberg – dann wäre seine Schmähsucht vielleicht nicht so aus ihm herausgebrochen. Ittig habe nicht nur den Streit begonnen, sondern ihn auch fortgeführt und zu seiner Ausbreitung beigetragen. Um die Sache würde es ihm gar nicht mehr gehen, sondern lediglich um persönliche Dinge. lich allezeit wiederholet/ daß ein jeder vernünfftiger Mensch/ der da weiß/ was Verstockung/ was GOttes Straff=Wille/ was Gnade/ was Gerechtigkeit und Zorn GOttes heist/ begreiffen kan. Wiewohl ich leider gesehen/ daß unter den Gelehrten sich auch leute gefunden/ die es nicht verstanden. Darum sind solche unverständige Judicia von etlichen/ die sich doch einbilden/ daß sie die Theologie gar wohl verstünden/ gefallen“. 19 Den Auftakt bilden die Fragen: „Haben denn nur drey Männer binnen anderthalb Jahren her der Lehre/ die D. A. R. vom Gnaden=Termin führet/ wiedersprochen?“ und „Geschicht denn solcher Wiederspruch aus einem ungeziemten Haß gegen Hr. D. Spenern und Hr. D. R.?“; Ittig, Inserat zu seinen Anmerckungen . . . , 36. – Bei Rechenberg, Erstes Inserat . . . , 1 f., stehen folgende zwei Fragen am Beginn: „Was hat Hr. D. I. bewogen/ diesen ärgerlichen Streit in Leipzig erstlich zu erregen?“ und „Ist denn also Hr. D. I. Autor rixae und Urheber dieses ärgerlichen Gezäncks?“. 20 Hesse, Der terministische Streit . . ., 369–372. – Parallel dazu erschien Rechenbergs „Achte Beylage“. 21 Es ging um die Wahl zum Rektor des Wintersemesters 1701/02, bei der nur ein Angehöriger der Meißnischen Universitätsnation in das Amt gewählt werden konnte. Tatsächlich fiel die Wahl auf Gottfried Olearius, der wie Ittig zur Meißnischen Nation gehörte; vgl. MUL 2, LIX. 22 Hesse, Der terministische Streit . . ., 372 f. 23 A.a.O., 373 f.

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

Da dies ausgerechnet von einem Superintendenten betrieben werde, dessen Aufgabe es eigentlich sei, derartiges Verhalten in seiner Gemeinde zu ahnden, wollte Rechenberg diesen Lästerungen so zurückhaltend wie möglich begegnen. Seine eigenen Fragen in seinem „Inserat zu seinen Anmerckungen“ lasse Ittig beiseite und verdrehe Rechenbergs Argumente im „Anderen Inserat“. Damit verstoße er nicht nur gegen die paulinischen Regel Gal 6, 3, sondern erweise sich weniger als „ein Christlicher Superintendent“, sondern vielmehr als „ein litigiosus clericus“. 24 Ittig bleibe bei seinem „Huberischen Schwarm“25 , da er die biblischen Aussagen zur Strafgerechtigkeit und zum Gericht der Verstockung (Ps 50, 16) vernachlässige. Ittig trage „als ein Thomas incredulus“26 in sich das Bild des alten Adam und verweigere sich damit dem, was Paulus über den neuen Adam schreibe (1 Kor 15, 45), nur um kein Pietist zu werden. In der ersten Frage27 gebe Ittig vor, er habe sich durch sein „Inserat“ besser vorbereiten können als Rechenberg, der vor anderthalb Jahren auf der Rückkehr von einer Reise nicht in die Stadt gelassen wurde, um die Schmähpredigt Ittigs zu hören. Vielmehr habe Ittig die Sünder in ihrer Verstockung bestärkt. Auch habe Rechenberg niemals an einem Bußtag Schriften verkaufen lassen, wie Ittig aber selbst es mit Veiels Dissertation „Millies peccasti“ gemacht habe. Die in der anderen Frage28 enthaltene Verleumdung habe er bereits „hundertmahl widerlegt“. Ein schlechtes Gewissen müsse sich Ittig machen, da er „in etlichen Reichs=Städten Teutschlandes Huberisch= und= Ittigische Genossen und Jünger“29 mache. Die in der dritten Frage30 von Ittig referierte Aussage zweier Kollegen ziehe er in Zweifel, sonst müsse er beide für „Heuchler und Verleumder“ halten. Ihm gegenüber hätten beide einer Beilegung des Konfliktes durch eine „amnestie“ zugestimmt. Wenn der eine der beiden trotzdem beklagt habe, dass Rechenberg nicht nur „partialiter“, sondern „totaliter verstockt“ gewesen sei, könne er ihn nur als „Ertzheuchler“ bezeichnen. Vom anderen behaupte Ittig sicherlich fälschlich, dass er über Rechenberg betrübt sei. Wenn Ittig in der vierten Frage31 behaupte, dass eine solche „amnestie“ nicht zu Frieden und Einigkeit unter Kollegen führen könne, so irre er, zumal er (= Rechenberg) als der Beleidigte eine solche Übereinkunft vorgeschlagen habe. Inhaltlich beharrt Rechenberg auf seiner Aussage: „GOttes allgemeine Gnade ist von mir niemals in Zweiffel gezogen worden/ wie Gegner schändlich lästert; sondern ob GOtt allen gantz verstockten Sündern biß an ihr Lebens=Ende/ nach seinem Gerichts=Willen/ immer noch seine Gnade geben und ver24 25 26 27 28 29 30 31

Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 3. A.a.O., 3. Ebd. A.a.O., 3 f. A.a.O., 4. Ebd. A.a.O., 4 f. A.a.O., 5.

8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs „Siebende Beylage“

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leihen wolle/ da er es doch nirgends in H. Schrifft versprochen? Wer das eine Schwärmerey heist/ der muß selber ein Ertz=Schwärmer seyn.“32

Diese Lehre sei konform mit der Lehre aller Leipziger Superintendenten der letzten hundert Jahre.33 Erst Ittig sei mit seinem Diakon (Weiß) davon abgefallen. Um darauf aufmerksam zu machen, habe er auch das „Erste Inserat“ vor der Achten Beylage“34 veröffentlicht. Zur sechsten Frage35 schreibt Rechenberg, es wäre schon stadtkundig gewesen, dass Ittig im Herbst 1701 zum Rektor gewählt werden sollte und diese Aussicht auch sichtlich genossen habe, auch wenn er dies stets geleugnet habe. Doch wurde er nicht gewählt, da Rechenberg ihm nicht seine Stimme gegeben habe. Ittig habe dies in seiner Schmähschrift 36 zu erklären versucht. Doch habe Rechenberg nur auf die Diskrepanz zwischen Ittigs eigentlichem Streben nach diesem Amt und seiner gespielten Zurückhaltung hinweisen wollen, die Ittigs Eitelkeit und den Mangel an Ehrbarkeit, den man von einem Superintendenten (nach Tit 2, 7 f.) erwarten würde, offenbarten. Zum siebten Punkt 37 sei nochmals wiederholt, wie Ittig sich seinerzeit gegenüber Joachim Feller, einem älteren und fleißigeren Magister, in die Philosophische Fakultät gedrängt habe. Dagegen habe damals vor allem Johannes Olearius seinen Unmut geäußert, was ihm Ittig heute noch nachtrage. Auch habe Ittig nicht verwunden, dass er als frisch ernannter Archidiakon nicht sogleich in die theologische Fakultät rezipiert worden sei, woran Olearius aber gar keine Schuld trage. Vielmehr unterstelle er jetzt Rechenberg, dieser habe ihn angestachelt, um seine Rezeption anzusuchen, bevor er den Doktorgrad erworben hatte.38 Ferner habe Rechenberg die Verleumdungen, die Ittig gegen Olearius ausgestreut hatte, schon in seinem „Anderen Inserat“39 zurückgewiesen. Auch Olearius selbst hat nun in einer, im Anhang abgedruckten „Kurtzen und bescheidenen Ablehnung“ zu den Vorwürfen Stellung genommen (s. u. die Anhänge zum „Dritten Inserat“). Im zehnten Punkt40 gehe es um die Frage, ob Ittig allein wegen seiner Zurücksetzung bei der Wahl eines neuen Kollegiaten im Großen Fürstenkolleg den Terminismusstreit begonnen habe. Ittigs Unterstellung einer feindseligen Absprache zwischen Rechenberg und Olearius ent32

Ebd. Vgl. dazu auch: Rechenberg, Erstes Inserat . . . , 6–23: Die 7. Frage heißt hier: „Wie lauten denn die Zeugnisse der alten Lutherischen Theologorum und Predige zu Leipzig/ darauff man sich wider Hr. D. I. berufft?“. 34 Daraus geht hervor: „Achte Beylage“ und „Drittes Inserat“ wurden etwa gleichzeitig publiziert. 35 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 5 f. 36 Ittig, Abgenöthigte Schutz-Schrifft . . . , 7. 37 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 6 f. 38 Hier spielt Rechenberg auf die voreilige Unterschrift Ittigs unter die Denominationsliste für die Neubesetzung der Theologieprofessuren an, die in Dresden als Anmaßung Ittigs interpretiert worden war. 39 Rechenberg, Anderes Inserat . . . , 34–37. 40 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 7 f. 33

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

behre jeder Grundlage.41 Im elften und zwölften Punkt42 prahle Ittig mit seiner Bescheidenheit und der Anerkennung, die ihm zuteil werde. Auch er (= Rechenberg) habe ihm seine Wertschätzung entgegengebracht, bevor er Superintendent geworden sei und mit Übernahme dieses leitenden Kirchenamtes seinen wahren Charakter offenbart habe. Ittig hasse ihn, da Rechenberg über seinen Kopf hinweg Professor primarius geworden war. Doch hätte Ittig sowohl die Professur (tertia) als auch das Superintendentenamt nur erhalten, weil er einflussreiche Fürsprache genossen habe („grosse intercessiones und recommendationes“). Hinsichtlich des Strebens von Ittig nach Ämtern müsse man ja nur in den Universitätsakten nachlesen, um seine Bewerbungsbriefe für ein Decemvirat, eine Kollegiatur und ein Kanonikat zu finden. Im 13. Punkt43 vertieft Rechenberg dies an einem Beispiel: Gerade ein Sitz im Decemvirale, dem leitenden Verwaltungsgremium der Universität, stünde freilich dem Primarius und dem Secundarius – Olearius saß bereits unangefochten in diesem Gremium – zu, weshalb allemal er (= Rechenberg) vor Ittig dort einen Platz einzunehmen berechtigt sei. In der 14. Frage44 wolle Ittig wie nebenbei auf das Thema von Joh 12, 39 f. eingehen, was ihm allerdings nicht gelingt: Immerhin gestehe er nun ein, dass die Juden nicht mehr glauben können, woraus er aber die falschen Konsequenzen ziehe, denn Jesus und die Apostel hätten die Juden nicht mehr zur Buße gerufen (Mt 7, 6; 10, 14; Apg 13, 46; 19, 9). Also könne Ittig schlecht die johanneische Erzählung von der Verstockung der Juden in ihrer wahren Aussage mit einer Schmähung Rechenbergs verbinden. In der 15. Frage45 wiederhole Ittig seinen böswilligen Einwand, als ob Rechenberg den ‚terminus peremptorius‘ als Ursache dafür angebe, warum die Verstockten sich nicht bekehren und selig werden können. Dass dies falsch sei, habe er bereits früher dargelegt.46 Doch wiederholte Rechenberg nochmals die entscheidende Fehldeutung Ittigs: Es sei dessen Behauptung falsch, dass Böse den Gnadentermin zur Ursache der Verdammnis der Verstockten gemacht habe, denn dieser lehre eindeutig, dass die Ursache dafür die Halsstarrigkeit der Sünder sei, die ihrerseits zum Versäumen der Gnadenfrist führe. Die Gnadenfrist aber sei hypothetisch und wegen der vorhergehenden Halsstarrigkeit und Verstockung gesetzt. Ittigs Fehldeutung, auf die Rechenberg selber mehrfach hingewiesen habe, könne nur aus dessen „Unverstand oder Boßheit“ resultieren. Denn so wie der Mensch schuldig sei an seinem Tod und seiner Verdammnis, so sei er auch schuldig an der mutwilligen Versäumung der Gnadenfrist durch seine Verstockung. Deshalb setze Gott den Gnadentermin wie ein Richter „judicialiter, nicht causali41 42 43 44 45 46

Dazu schon Rechenberg, Anderes Inserat . . . , 8 f. Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 8–10. A.a.O., 10. A.a.O., 11. A.a.O., 11 f. Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 40; ders., Siebende Beylage . . . , 55.

8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs „Siebende Beylage“

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ter“ – wie dies auch Johann Deutschmann dargelegt hatte. Auch im 16. Punkt 47 verdrehe Ittig die Worte Rechenbergs. Ein Prediger habe die Aufgabe, seiner Gemeinde, die aus bekehrbaren und verstockten Sündern bestehe, Buße zu predigen. Da er nicht wissen könne, ob Gott nicht doch noch einem der Verstockten etwas von seiner überschüssigen Gnade mitgeben wolle, müsse der Prediger alle zu christlicher Hoffnung ermahnen. Da wahrscheinlich auch ganz verstockte Sünder in der Gemeinde seien, soll der Prediger ferner auch Gottes Zorn- und Strafgericht mit ankündigen. Erst damit sei der Predigt von Gesetz und Evangelium Genüge getan, andernfalls würde aus der Predigt Heuchelei werden. Im 17. Punkt48 berufe sich Ittig auf FC 11,49 wonach es Gottes Absicht sei, alle, die das Evangelium hören, zu bekehren; doch stehe in FC 11 auch, dass Gottes Intention mitunter dahin gehe, diejenigen, die ihr Herz vor dem Evangelium verschließen, nicht mehr bekehren zu wollen. Diese Unterscheidung wolle Ittig „wegen seines Huberischen Wahns von dem absoluten Gnaden Willen“ nicht mehr treffen, was fehlerhaft sei. Zum 18. Punkt 50 habe Ittig seinen „Huberischen Schwarm“ von der allen verstockten Sündern bis ans Lebensende offen stehenden Gnadentür nach Joh 10 beweisen wollen. Er habe die darüber gehaltene Predigt ohne die beim Vortrag enthaltenen Schmähungen auch drucken lassen.51 Allerdings sei im biblischen Text von zweierlei Schafen, die für bußfertige und verstockte Menschen stehen, die Rede und Christus entziehe letzteren seine Gnade. Dagegen hatte Ittig gepredigt, dass Christus auch die verstockten Sünder bis zu ihrem Lebensende für

47

Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 12 f. A.a.O., 13. 49 Hierzu und zum Folgenden vgl. BSLK 1083–1088. 50 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 13 f. 51 Zu Beginn seiner „Vertheidigung“ schreibt Ittig, er sei dermaßen zur Drucklegung gedrängt worden, dass er sich habe „endlich besorgen müssen/ daß ich/ wenn ich diese Predigt noch weiter zurücke hielte/ in den Verdacht kommen möchte/ als ob ich das Licht scheuete/ und etwas gepredigt hätte/ das ich nicht wohl zu verantworten mit getrauete. Und dannenhero hab ich endlich dem Herrn Verleger diese Predigt/ wie ich sie gehalten/ zu überlassen für gut befunden.“; Ittig, Vertheidigung Der Evangelischen Lehre . . . , 3. Im Druck der Predigt kommt er erst im letzten Drittel ausdrücklich auf Böses Traktat zu sprechen und verbindet dies mit direkter Pietismuskritik: „Allein wir sind nicht an solche Sectirischen Büchlein und pietistische Tractätgen gewiesen/ dergleichen dieses ist/ das der Autor wieder seiner Obrigkeit Befehl herausgegeben hat/ sondern wir sind an Gottes Wort gewiesen/ welches uns lehret/ daß der Mensch/ wenn er sich zu GOtt bekehret/ es mag nun geschehen zu welcher Zeit es wolle/ Leben und Gnade finden soll/ [. . .]“. Gegen das Argument der Sicherheit fährt Ittig weiter unten fort: „Und über diese weiß ja kein Mensch seines Lebens Ende/ er ist ja keine Stunde und keinen Augenblick für dem Tode sicher. Und wer solches recht bedenckt/ den wird die Sicherheit bald vergehen/ und bedarff es nicht/ daß man die Leute solcher Gestalt von der Sicherheit abmahne/ daß man ihnen hingegen durch eine verzweiffelte Lehre die Thüre zur Verzweiffelung eröfne/ welches eben einer von den grösten fehlern der heutigen Neulinge ist/ daß sie die von ihnen vorgewendete pietaet per fas & nefas befördern wollen.“; Ittig, Predigt von Jesu dem guten Hirten . . . , C1r; C4r. 48

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

seine Schafe angesehen, sie geliebt und zur Gnade berufen hat.52 Im 19. Punkt53 behaupte Ittig, um seine Weste weiß zu halten, seine Korrespondenzpartner hätten ihm mit Kenntnis und Zustimmung der jeweiligen Magistrate ihre Responsen erteilt.54 Dies müsse Ittig aber erst einmal beweisen, denn die Magistrate dürften in Wahrheit viel vorsichtiger sein und ihren Geistlichen eher verboten haben, sich in theologische Streitigkeiten einzumischen. In der 20. und 21. Frage55 lasse Ittig in „sein Affter=Päbstliches Hertz“ blicken, wenn er schreibe, 56 dass jemand, der den subtilen Chiliasmus nach Apk 20 für ein diskussionswürdiges theologisches Thema („disputirlich problema“) hält, in keinem öffentlichen Amt mehr zu dulden sei. Damit maße sich Ittig eine Lehrautorität – als ob er „ex cathedra Romana“57 sprechen würde – an, wie sie dem Protestantismus ganz und gar fremd sei. Er widerspreche darin aber CA 17, den Leipziger Theologen des 17. Jahrhunderts und wende sich gegen seinen Fakultätskollegen Seligmann, dessen Inauguraldisputation über dieses Thema ging. Ittig jedenfalls könne keinen anderen Grund gegen den in Apk 20 beschriebenen Chiliasmus (‚C. subtilis‘) vorbringen als „Vernunfftlose=Einbildung“.58 Anders als es Ittig darstelle, ist in Apk 20, 11 ff. von einer Partikularauferstehung vor dem Jüngsten Gericht die Rede, über deren Beschaffenheit man sehr wohl disputieren könne. Was Ittig in der 22., 23., 24. und 26. Frage 59 vorgebe, zähle ebenso nichts. Denn weder vertrete Immanuel Horn die Lehre Ittigs 60 noch der Rest des Leipziger Ministeriums. Die zwei oder drei Kollegen, 61 die den Streitgegenstand auch gar nicht verstehen würden, repräsentieren jedenfalls nicht das gesamte Ministerium. Ittigs Einverständnis, dass Gott nach seinem Strafwillen den Verstockten keine Gnade mehr anbiete, stehe nicht im Widerspruch zu ihm (= Rechenberg). 62 Auch in der 24. Frage habe Ittig sachlich nichts gegen Rechenberg63 ausrichten können außer Verleumdungen. Ebenso könne er nichts in der 25. Frage vorbringen, was nicht schon ein Jahrhundert zuvor in der Kontroverse mit den Huberianern und Puccianern widerlegt worden wäre. Aus Ez 18 und 52

Dies war bereits widerlegt worden in Rechenberg, Vierte Beylage . . . , 2. Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 14. 54 Gemeint sind die von Ittig in Auftrag gegebenen Responsen der Geistlichen Ministerien in Augsburg, Ulm, Regensburg und Frankfurt sowie der Theologischen Fakultät Altdorf. 55 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 14–19. 56 Ittig, Abgenöthigte Schutz-Schrifft . . . , 23. 57 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 15. 58 A.a.O., 18. 59 A.a.O., 19 f. 60 Vgl. oben in diesem Abschnitt. 61 Namentlich dürfte Weiß und Horn gemeint sein. 62 Dies hatte Rechenberg selbst vertreten, vgl. Rechenberg-Engel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . , 9; ders., Deutlicher Vortrag . . . , A2r/v. 63 Rechenberg hatte wiederholt deutlich gemacht, dass die Gnadenzusage Gottes an die Bedingung der Buße und des Glaubens gebunden sind; vgl. z. B. Rechenberg, Andere Beylage . . . , 15 f.; 27–29. 53

8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs „Siebende Beylage“

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33 (Gott will nicht den Tod des Sünders) schließe er die Dauer von Gottes Gnade gegenüber den verstockten Sündern bis an deren Lebensende aus, indem er fälschlich den Tod des Sünders und das Lebensende miteinander identifiziere. Bei der nächsten Frage gab Rechenberg eine bitterböse Probe seines Streittalents: „In der 26. Frage Scurrilisirt er wieder mit dem Toback. Es ist ihm aber helleborum [= Nieswurz, wurde als Heilmittel gegen Geisteskrankheit verwendet; A. G.] gerathen worden/ und weil seine Augen verblendet/ habe ich ihm aus der Offenbarung Joh. c. III, 18. ein heilsames geistliches Recept gewiesen, O daß er es brauchen möchte/ so würde er nicht unter die gerechnet werden/ von welchen Christus redt/ Joh. IX, 40. 41. Es ist gewiß keine Spöttterey: Er irre sich ja nicht/ GOTT läst sich mit seiner Straff=Gerechtigkeit nicht spotten: Es kan ihn leicht ein Catarrhus apoplecticus irae divinae überfallen. Doch will ichs ihm nicht gewünschet haben: Er wandelt ohne das in Finsterniß seines Hertzens/ und weiß nicht wo er hingehet. 1 Joh. II, 9.11. Er sehe wohl zu/ daß er nicht in GOttes Gerichte falle.“64

Auch in der 27. bis 29. Frage 65 halte Ittig seine Leser zum Narren, was jeder erkennen könne. So müsse er sich nicht wundern, wenn dies auf ihn selbst zurückfalle. Auf die Lästerungen und Unterstellungen Ittigs habe Olearius in seiner hier beigefügten „Kurtzen und bescheidentlichen Antwort“ reagiert, was ihm zu Denken geben müsste. In der 30. Frage66 diskreditiere er Böses Traktat, den er gar nicht vollständig gelesen habe und den er selbst gar nicht ausdrücklich verworfen habe, da er sich einer Stellungnahme nur enthalten hatte. 67 Ittig habe schließlich auch nicht William Sherlocks Buch, dessen Leipziger Nachdruck Carpzov 1695 approbiert hatte, verdammen wollen. 68 Sherlock habe in seinem Buch genau das, was Ittig bei Böse als „verzweifelte Lehre“ brandmarkt, behauptet, nämlich dass die göttliche Gnadenfrist vor dem Tod des verstockten Sünders ihr Ende findet. Damit verträten Böse und Sherlock einhellig ein und die selbe Ansicht. In der 31. Frage 69 gehe es um den Gebrauch des Begriffes „Pietist“, den Ittig lästernd gebrauche und somit gegen die Kirchenordnung und die Fakultätsstatuten verstoße, was Rechenberg auch als Böswilligkeit Ittigs auslegt.70 Im Übrigen verweise er auf den Rechtsspruch Lynckers, der im Anhang abgedruckt ist. In der 32. Frage71 behaupte Ittig, Rechenberg würde mehr Personalien als Sachargumente in seinen Schriften ausbreiten, was letzterer ne64

Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 20. A.a.O., 20 f. 66 A.a.O., 21 f. 67 Gemeint ist das Umlaufverfahren für das zweite Leipziger Gutachten, bei dem Ittig ein Votum verweigert hatte – Vgl. auch Kapitel 3.8.2. 68 Es handelt sich um: William Sherlock, Erbauliche Betrachtung des Todes [. . .], Leipzig 1695. Zu Carpzovs Dekanat 1694/95 existiert nur ein Pauschaleintrag (vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 270r), so dass auch die von ihm zensierten Bücher nicht verzeichnet sind. 69 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 23. 70 Vgl. Rechenberg, Anderes Inserat . . . , 43 f. 71 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 23–29. 65

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

gierte und die inhaltlichen Unterschiede dem Urteil des Lesers überließ, indem er neun zentrale Lehrpunkte tabellarisch gegenüberstellte. Abschließend betonte Rechenberg die Kompetenz jedes gläubigen Christenmenschen, sich ein Urteil zu bilden, das frei ist von Rücksichten auf Amtsträger. Aus allem könne der Leser erkennen, wie unchristlich und untheologisch Ittig gegen ihn argumentiert habe, 72 was Rechenberg in die Bitte an Gott münden ließ, seinen Gegner doch noch zu erleuchten und von seinen bösen affecten zu befreien. Umfangreich und vielfältig waren die Anhänge, die Rechenberg im Anschluss an seinen Text im „Dritten Inserat“ abdruckte. Die ersten zwei Anhänge stammen aus der Feder seines Fakultätskollegen Olearius, der dritte Anhang ist ein Nachdruck eines juristischen Responsums zum Pietismusstreit von Nikolaus Christoph von Lyncker, der vierte Anhang besteht in einer Widerlegung von Ittigs Predigt vom zweiten Weihnachtsfeiertag 1701, die aus Rechenbergs Feder stammt. Der fünfte und letzte Anhang ist ein Ausschnitt aus einer Bußpredigt des Altdorfer Theologieprofessors Johann Michael Lang. Als ersten Anhang zum „Dritten Inserat“ druckte Rechenberg einen an ihn – als amtierenden Dekan – gerichteten Brief des Olearius, der auf den 13. Dezember 1701 datiert ist, ab.73 Olearius bezieht sich darin ausdrücklich auf die Verleumdungen, die Ittig in seiner „Abgenöthigten Schutzschrifft“ gegen ihn erhoben hatte. Die bisherigen Widerlegungsschriften Rechenbergs74 habe Ittig ignoriert und versuche weiterhin, den Leumund von Olearius derart zu beschädigen, dass dieser für die Übernahme von leitenden Universitätsämtern (gemeint ist wohl vor allem das Rektorat) bald nicht mehr in Frage käme. Die verbalen Verfehlungen von Ittig erklärte sich Olearius damit, dass dieser „nicht mehr bey sich selbst zu seyn scheinet“. In der Sache positionierte er sich deutlich, indem er klar stellte, wie weit er sich in der Verantwortung für das zweite Leipziger Responsum sah: „Die vornehmste und empfindlichste Beschuldigung/ damit er [= Ittig] mich anitzo sonderlich (wiewohl vergebens) zumortificiren gedencket/ bestehet wohl darinnen/ daß er ungescheuet vorgeben darff/ wie ich durch die Approbation des Gotteslästerlichen Buchs (wie Ihm zureden beliebet) de termino salutis humanae | peremtorio einen ärgerlichen Streit in der Evangelischen Kirche erreget hätte/ da doch Weltkündig/ daß Herr D. Ittig occasione des unschuldigen Responsi (welches ich nomine Facultatis, bloß den Autorem von der angetroheten remotion zu liberiren, nicht aber sein Buch in allen puncten und Redens=Arten zu approbiren: Da ich so viel praejudicia der vortrefflichsten Theologorum, die nunmehro öffentlich am Tage liegen/ und quoad rem ipsam aus heiliger Schrifft eben dasjenige/ was angeführter Autor, gelehret/ auch deswegen nim72 Als Beispiel verweist Rechenberg ausdrücklich auf Ittig, Abgenöthigte Schutz-Schrifft . . . , 46. 73 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , E1r –E4v (die Seitenzählung endet zunächst auf S. 30 = D4v und beginnt wieder mit S. 1 = F1r). 74 Rechenberg, Anderes Inserat . . . , und ders., Achte Beylage . . . (3. Dezember), vielleicht auch schon Rechenberg, Erstes Inserat . . . (4. Oktober).

8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs „Siebende Beylage“

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mermehr von unserer gesamten Lutherischen Kirche mit M. Bösen verdam[m]t werden können/ vor mir hatte/ nach meinem besten Wissen und Gewissen/ wie ich dißfalls den allwissenden GOTT zum Zeugen auff meine Seele anruffen kan/ und also nicht freventlich/ wie D. Ittig vorgiebt/ aufgesetzet) diesen höchst ärgerlichen Streit zu grosser Betrübniß unserer armen ohne | dem genug bedrängten Kirche/ durch seine öffentlich darwieder gehaltene anzügliche Predigten und Lectiones, ja gar im Druck gegebene Schrifften selbst erreget;“75

Diesen Worten ist die Empörung über Ittigs Verdrehung der Sachlage über den Ursprung des Konfliktes deutlich abzulesen. War in der Vergangenheit auch schon ein moderater Umgang des Olearius mit seinen Kollegen auch in theologisch strittigen Fällen zu beobachten, 76 so entsprechen auch die folgenden Regeln, die er für den kollegialen Umgang befürwortet, diesem Bild. So hätte Ittig gegen die Ausfertigung des Responsums Einspruch einlegen und mit ihm über die Sachfrage verhandeln können. Wenn dies nicht zufriedenstellend ausgefallen wäre, hätte er an das Oberkonsistorium in Dresden als übergeordnete Behörde appellieren können. In jedem Fall wäre die Angelegenheit intern zu bereinigen gewesen. Die Wirkung der Beschuldigungen, wie Ittig sie aber tatsächlich und in aller Öffentlichkeit vorgetragen habe, interpretierte Olearius im Vollzug seiner christlichen Existenz als Versuchungen: „Allein ich halte diese und die übrigen Beschuldigungen ingesamt vor feurige Pfeile des Satans/ die er durch Gottes Verhängniß noch vor meinem Ende/ dessen ich mich alle Tage versehe/ auch mich loß drücket/ und hierdurch einen verdam[m]lichen Groll und Feindschafft gegen Herr D. Ittigen in meinen Hertzen zu erwecken trachtet. Es soll ihm aber durch Gottes Hülffe | und Beystand nicht gelingen; Sintemahl ich so lange mir GOtt das Leben annoch fristen wird/ auff meiner Hut werde stehen bleiben/ und nach meines Heylandes Exempel/ nicht wieder schelten/ wenn ich gescholten werde:“77

Vor diesem Hintergrund lehnte Olearius für seine Person auch eine Beteiligung an der Publizierung von Druckschriften ab. Als Zeugnis seiner Integrität hielt Olearius es vor der Nachwelt aber doch für angebracht, eine Gegendarstellung zu den Unterstellungen Ittigs in dessen „Abgenöthigter Schutzschrifft“ niederzuschreiben und sie vom Dekan in die offiziellen Fakultätsakten einfügen zu lassen. Der Brief endet mit einer Gebetsbitte, dass er sich nicht von den ‚affecten‘ Ittigs anstecken lasse und Rechenberg bei der Wahrheit gehalten werde. In 21 Paragraphen gliedert sich die „Kurtze und bescheidentliche Ablehnung“ von Olearius,78 in der er die drei durch Ittig 79 gegen ihn erhobenen Vorwürfe (Verfälschung des Doktor- und Professoreneides, Billigung von chiliastischen und schwärmerischen Ansichten in Responsen, Initiierung von Streit innerhalb 75

Rechenberg, Drittes Inserat . . . , E1v–E2v. Vgl. die allgemeinen Charakterskizzen von Olearius, im Speziellen auch sein Verhalten im Pietismusstreit mit Carpzov 1692 usw. 77 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , E2v–E3r. 78 A.a.O., F1r –G4v. 79 Zuletzt in Ittig, Abgenöthigte Schutz-Schrifft . . . , 11. 76

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

der evangelischen Kirche durch Approbation von Böses Buch) zum wiederholten Male, aber diesmal gebündelt, widerlegte. Olearius berief sich auf die mehrfachen Gegendarstellungen, mit denen Rechenberg ihm sekundierte, 80 und die Ittig wohl anerkennen müsste, wäre er nicht durch seinen ‚bösen affect‘ geleitet. Ittigs aktuelle Klage, er würde von den Begutachtungen der Fakultät ausgeschlossen, träfe nicht zu, da das in seiner Beschwerde an den Kurfürsten81 genannte Responsum gar nicht abgeschickt worden sei. Auch seine eigene Zensurtätigkeit hielt Olearius nicht für kritikwürdig, vielmehr habe er die Schmähungen in Ittigs publizierten Schriften mit größtem Gleichmut ertragen. Den von Ittig vor einem Jahr zu einem Disputationsdruck vorgesehenen Zusatz habe er aus verschiedenen Gründen zurecht als Zensor nicht genehmigt. Auf das Niveau von Ittigs Schmähungen lasse er sich nicht ein und folglich verfasse er keine Streitschriften und begegne Ittig auch nicht in derart unchristlicher und heftiger Weise. Ittigs Unterstellung, dass er (= Olearius) ein Pietist sei, wobei er das Wort in diskreditierender Absicht gebrauche, verstoße gegen die landesherrlichen Mandate, in denen er verboten sei, sich irgendwie über das ‚pietistische Wesen‘ zu äußern. Auch habe Ittig in anderen Fällen gelogen. So habe er selbst angekündigt, sich nicht mehr in Streitschriften zu äußern, tue dies jedoch weiterhin. Auch sei falsch, dass er sich nicht eigens um eine Kollegiatur bemüht, sondern den Verzicht auf eine Stelle im Leipziger Ministerium beim Erhalt einer Kollegiatur angekündigt habe. 82 Nachweislich gelogen sei auch die nach Wittenberg und Dresden gestreute Nachricht, Olearius habe die Schriften Hannekens und Neumanns nicht nur nicht im Leipziger Messekatalog anzeigen wollen, sondern er habe sie auch zerrissen und mit Füßen getreten, was Olearius widerlegt habe durch Übersendung der ganzen und unzerrissenen Titelblätter nach Dresden, die ihm als Zensor vorgelegen hatten. Ebenso falsch sei die Anschuldigung, Olearius habe den terministischen Streit angefangen, obwohl doch Ittig selbst es gewesen war, der das Thema durch Predigen und Publizieren an die Öffentlichkeit gebracht und somit den Streit ausgelöst habe. Die geheime Absprache (‚contractus innominatus‘) zwischen Olearius und Rechenberg, von der Ittig in gehässiger Absicht in seiner Schutzschrifft 83 rede, gebe es nicht. Rechenberg hätte ohnehin Gottfried Olearius und nicht Ittig gewählt. 84 Wenn Ittigs Vorwurf an Olearius zutreffe, 80 Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 15–18; ders., Siebende Beylage . . . , 97–99; ders., Erstes Inserat . . . , 2 f. (Qu 2). 32 f. (Qu 12); ders., Anderes Inserat . . . , 20 f.; 34–44. 81 Hinweis auf eine nicht verifizierbare handschriftliche Quelle. 82 Ittig war seit 1667 Kollegiat im Kleinen Fürstenkolleg. Olearius weist hin auf die Diskussion in Ittig, Abgenöthigte Schutz-Schrifft . . . , (10. Frage), und Rechenberg, Anderes Inserat . . . , 9 f. 83 Ittig, Abgenöthigte Schutz-Schrifft . . . , (10. Frage). 84 Zwei Kränkungen hatte Ittig in der jüngeren Vergangenheit gegen einen Konkurrenten hinnehmen müssen: Zum einen erlangte der jüngere Olearius 1699 die durch den Tod von

8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs „Siebende Beylage“

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„daß ein Evangelischer Theologus, der den subtilen Chiliasmum85 nur vor ein disputirliches Problema hält/ billig bey einem öffentlichen Officio im Lande nicht geduldet werden solte: so wird er auch bey seinen Officiis nicht länger zu dulden seyn.“86

Mit einem Syllogismus führte Olearius den Nachweis, dass Ittig selbst den ‚Chiliasmus apocalypticus‘ unbeschadet der Aussagen in CA 17 für disputierbar hält: „Ita suo semet ipsum D. I. [= Doctor Ittigius] jugulat gladio“. 87 Auch habe Olearius in dem Responsum für Mithobius, 88 den Ittig als Erzchiliast und Erzschwärmer hinstelle, die Aussagen der CA und die Reinheit der lutherischen Lehre nicht eingeschränkt. 89 Den von Ittig beschworenen ‚consensus orthodoxus‘ gebe es schon lange nicht mehr, denn bereits seit dem Jahr der Promotion von Olearius, Carpzov und Alberti 1678 seien die Leipziger Theologen wegen ihrer Neutralität in den Auseinandersetzungen zwischen den Helmstedtern und den Jenensern sowie zwischen Calov und Meisner verdächtigt worden. Lediglich das Verbot durch den Landesherrn und das Oberkonsistorium hätte die infolge des Leipziger Konvents 1676 zutage getretenen Differenzen vor einer Veröffentlichung und damit einer Streiteskalation bewahrt.90 Auch schon zuvor hätte allerdings der ‚Consensus repetitus‘, obwohl mit ihm eine Lehrübereinkunft intendiert war, dieses Ziel niemals wirklich erreicht.91 Zum Vorwurf der Verfälschung des Doktoreides widersprach Olearius vehement den UnterstelCarpzov frei gewordene Meißnische Kollegiatur am Großen Fürstenkolleg, die Ittig aufgrund der größeren Einkünfte gerne gegen seine Kollegiatur im Kleinen Kolleg eingetauscht hätte; vgl. [Christoph Ernst Sicul,] Das [. . .] Blühende Große Fürsten=COLLEGIUM [. . .], Leipzig 1718, Nr. CXCI. Zum anderen wurde Gottfried Olearius im Herbst 1701 zum Rektor des Winterhalbjahres gewählt und erhielt damit eine Stellung, auf die Ittig als Angehöriger derselben Nation ebenfalls spekuliert hatte; vgl. MUL 2, LIX. – Der Vorwurf Ittigs bezieht sich wahrscheinlich eher auf die erste Kränkung. Pikant war an der Angelegenheit, dass der Konkurrent Ittigs Sohn des Seniors der Theologischen Fakultät war und dass Rechenberg in beiden Fällen ebenfalls als Angehöriger der Meißnischen Nation und zugleich Kollegiat des Großen Kollegs stimmberechtigt war. 85 Vgl. dazu auch noch später Rechenberg, Drittes Inserat . . . , G3r –G4v (= Olearius, Kurtze und bescheidentliche Ablehnung . . ., 13–16). 86 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , F4v (= Olearius, Kurtze und bescheidentliche Ablehnung . . ., 8). 87 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , F5r (= Olearius, Kurtze und bescheidentliche Ablehnung . . ., 9). 88 UAL: Theol. Fak. 24, fol. 726r/v; 727v: Anfrage von Mithobius vom 21. August 1699; ebd., fol. 728r –729 v: Responsenentwurf von Olearius vom 4. September 1699. 89 Vgl. dazu die ausführliche Stellungnahme in Rechenberg, Anderes Inserat . . . , 21–23. Dazu auch noch Rechenberg, Drittes Inserat . . . , G3v–G4r (= Olearius, Kurtze und bescheidentliche Ablehnung . . ., 14 f.), wo Olearius den Nachweis von Ittig erwartet, dass Mithob einen überzogenen Chiliasmus (‚chiliasmus crassus‘) im Sinne Petersens vertrete, den er (Olearius) im Gutachten approbiert habe; vgl. Richard Bauckham, Art. ‚Chiliasmus IV‘, TRE 7, 738–741; Dietrich Blaufuss, Art. ‚Petersen, Johann Wilhelm‘, TRE 26, 248–254. 90 Andeutungen hierzu im Dekanatsbuch, vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 229r; 234v. 91 Vgl. hierzu: Heinz Staemmler, Die Auseinandersetzung der kursächsischen Theologen mit dem Helmstedter Synkretismus: Eine Studie zum „Consensus Repetitus fidei vere

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

lungen Ittigs. Im Gegenteil habe er die Formulierung den Doktoranden vor dem feierlichen Akt zugänglich gemacht und Ittig habe zu keinem Zeitpunkt gegen die Formulierung protestiert. Die gehässige Warnung Ittigs, Olearius würde beim nächsten Promotionsakt die Doktoranden schwören lassen, sie sollten dem Chiliasmus anhängen, hielt Olearius für gespeist aus der „Verbitte|rung seines Hertzens“.92 Auch bei dem Professoreneid verhalte es sich anders, als Ittig dies darstelle (29. Frage), denn die jetzige Auslassung der Synkretismusabwehr sei dadurch zu rechtfertigen, dass dies zur Zeit Scherzers lediglich ein aktualisierender Zusatz gewesen sei, der nicht zur Substanz der Eidesformel gehöre.93 Zuletzt kritisierte Olearius Ittigs methodische Herangehensweise, wenn er dessen Vorwurf an ihn und Rechenberg als verfehlt zurückweise, die CA ‚invariata‘ aus der ‚variata‘ erklären zu wollen. Anschließend an den Text des Olearius hat Rechenberg im „Dritten Inserat“ das juristische Gutachten des Jenenser Juraprofessors Nikolaus Christoph von Lyncker94 vom Dezember 1700 abgedruckt,95 in dem die übermäßige Schelte und die vorzeitige Verketzerung von „rechtschaffenen/ frommen Christen“ als ‚Pietisten‘ missbilligt wird. Als Gründe macht Lyncker geltend, dass erstens sich weniger fromme Menschen in ihrem Lebenswandel bestärkt sähen, zweitens fromme Menschen ihrer Vorbilder beraubt würden, drittens dem Wirken des Satans Vorschub geleistet werde, viertens terminologisch noch gar nicht präzise zu fassen sei, was unter Pietismus zu verstehen sei, und fünftens diverse Obrigkeiten den Gebrauch des Terminus ‚Pietist‘ verboten hätten und zur Widerlegung von Irrtümern aufgerufen hätten, die von manchen unter dem Deckmantel des ‚Pietismus‘ verbreitet würden. Während der Text des „Dritten Inserats“ fertig abgefasst und vielleicht bereits auf dem Weg in die Druckerei war, sah sich Rechenberg durch die gerade gehörte Weihnachtspredigt Ittigs zu erneuter und ergänzender Apologetik veranlasst, die er unter der Überschrift „Rettung der Warheit und Unschuld“ dem Druck anfügte.96 Ittig hatte seine Frühpredigt am zweiten Weihnachtsfeiertag als Strafpredigt gegen die Juden konzipiert und beiläufig in Verdrehung der Intention des biblischen Textes Mt 23, 35–39 unter den Leugnern der allgemeinen Lutheranae“ (1655) und den Diskussionen um ihn [Texte und Studien zum Protestantismus des 16. bis 18. Jahrhunderts 4], Waltrop 2005. 92 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , 2r/v (= Olearius, Kurtze und bescheidentliche Ablehnung . . ., 11 f.). 93 Aus den Dekanatsjahren Scherzer finden sich dazu keine Angaben im Dekanatsbuch; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 202v–205v; 207v–218r; 224r; 232r; 237v. 94 Nikolaus Christoph von Lyncker (1643–1726) hatte seit 1677 eine juristische Professur in Jena inne. Hier entwickelte er sich zu einer Kapazität ersten Ranges. 1700 wurde er in den Reichsfreiherrenstand erhoben und 1707 als Protestant in den Reichshofrat nach Wien berufen; vgl. Friedhelm Neef, Art. ‚Lyncker, Nikolaus Christoph‘, NDB 15, 585 f. 95 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , H1r –H2v (mit neuer Seitenzählung bis Druckende; S. 1: Zwischentitel, S. 2: vakat, S. 3 f.: Text). 96 A.a.O., H3r –J3r (= S. 5–13).

8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs „Siebende Beylage“

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Gnade Gottes auch die Terministen gescholten. Es könne diese Verleumdung nicht aus seinen (= Rechenbergs) Schriften belegt werden, wie Ittig vorgebe. Die Lehre, wonach Christus die ganz verstockten Sünder bis an ihr Lebensende zurückrufen und sie nach seinem nachfolgenden Willen auch bekehren wolle (‚gratia revocans‘ / ‚voluntas consequens‘), entspreche den Irrtümern von Samuel Huber.97 Rechenberg wiederholt anschließend die Kronzeugen für seine Exegese des Textes und die Unterscheidung von vorhergehendem Gnadenwillen sowie nachfolgendem Strafwillen. Dazu führt er neben Abraham Calov auch die Leipziger Theologen Georg Weinrich, Samuel Lange, Johann Benedikt Carpzov sowie Heinrich Müller und Johann Michael Lang an.98 Drastisch prangert er dagegen die Lehräußerungen seines Gegners an und rechtfertigt zugleich seinen fortgesetzten Widerspruch: „Aber D. I. kan/ oder wil sich darein nicht fi nden: darum macht er den Leuten ein solch Gewirre von vorhergehenden/ und folgenden Straff= und Gerichts=Willen vor/ daß viele auch unter den Gelehrten nicht wissen/ was er haben will. Zumahl wenn er auff der Cantzel für dem gemeinen Volck sein vielmahl widerlegtes Zeug/ mit ungeberdeten keuffen [= mit zornigem Gekeife] wiederholet/ und die Leute irre/ dem Teuffel aber eine rechte Freude macht; Indem er allezeit den gantz verstockten Sündern die Gnade GOttes/ bey ihrem letzten gipsen/ wider GOttes Wort/ noch verspricht/ und die Gnaden=Thür auffsperret. Ach wenn er nachdächte/ was das bey sichern Sündern für Seelen-Gefahr nach sich zöge. Aber er ist nicht zu bedeuten. Darum überlasse ihn GOttes Barmhertzigkeit. Wenn ihm aber ferner frey stehen solte/ die Cantzel also zu Ausschüttung seiner bösen affecten zu mißbrauchen/ und wider alle heylsame Gesetze und Kirchen=Ordnung/ seine Collegen/ die auch Diener Christi seyn/ Eph. IV, 11 zu lästern; So wird mich niemand verdencken/ die Warheit und Unschuld wider ihn/ so wohl auff dem Catheder/ als in Schrifften ferner zu vertheidigen/ biß ich Friede von dem unruhigen Mann haben kan.“99

Schließlich wendet er sich gegen den Diakon Ittigs, Christian Weiß, der seinem Lehrmeister „wiederum nachzuzwitschern angefangen“100 habe, ohne die Grundlagen der Theologie begriffen zu haben. Er empfiehlt ihm, die in der „Achten Beylage“ enthaltenen theologischen Gutachten genau zu lesen. Als letzter Anhang folgt zum Abschluss des „Dritten Inserats“ ein Ausschnitt aus einer Bußpredigt über Jer 6, 6101 des Altdorfer Theologieprofessors 97 Damit hatte sich Rechenberg bereits in zwei Streitschriften gegen Ittig auseinandergesetzt, vgl. Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 23; ders., Achte Beylage . . . , 40 f. (vgl. den entsprechenden Absatz in ders., Drittes Inserat . . . , H4r [= S. 7]). 98 Rechenberg hatte die entsprechenden Passagen aus dem Werken Weinrichs und Langes bereits früher zitiert, vgl. Rechenberg, Erstes Inserat . . . , 8; ders., Anderes Inserat . . . , 48. 99 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , J2v (= ders., Rettung der Warheit und Unschuld . . ., 12). 100 Rechenberg, Drittes Inserat . . . , J3r (= ders., Rettung der Warheit und Unschuld . . ., 13). 101 A.a.O., J3v–J4v (= S. 14–16).

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

Johann Michael Lang.102 In ihr handelt der Verfasser von Gottes Androhung des Gnadenentzuges anhand mehrerer biblischer Beispiele (Saul, Ahab, Judas), was mit Rechenbergs Verständnis der ablaufenden Bußfrist bzw. des Gnadentermins korreliert. Rechenbergs „Drittes Inserat“ steht am Endpunkt des umfangreichsten Streitschriftenwechsels zwischen den beiden Leipziger Theologieprofessoren. Inhaltlich ist es als Generalabrechnung mit dem Gegner zu betrachten, der darauf publizistisch auch nicht mehr antwortete. Gemäß orthodoxer Streitstrategie gestand Ittig damit seinem Widerpart in dieser Etappe den Sieg zu.103 Die Anschuldigungen Ittigs waren für Rechenberg auf ganzer Linie widerlegt. Taktisch geschickt hatte Rechenberg dem eigenen Text die Stellungnahme des Olearius hinzugefügt und damit seine persönliche kritische Abrechnung mit einem Votum bereichert, dessen unpolemische und rein apologetische Absichten glaubhaft schienen.104 Neben der Untadeligkeit des Anhanges von Olearius musste auch die Unabhängigkeit der weiteren Anhänge (Lyncker, Lang105) im Terminismuskonflikt für den Leser glaubhaft scheinen.

102 Johann Michael Lang (1664–1731) war ab 1697/99 Theologieprofessor in Altdorf; vgl. Simon, Nürnbergisches Pfarrerbuch . . ., Nr. 123. 103 Zu dieser Konsequenz theologischen Streitens vgl. Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 120. 104 Im letzten Paragrafen seiner „Kurtzen und bescheidentlichen Ablehnung“ (§ XXI) hatte Olearius Rechenberg frei gestellt, den Text lediglich in die offiziellen Fakultätsakten einzufügen oder ihn nach eigenem Gutdünken auch publizistisch zu verwerten. 105 Zur Erinnerung: Die Altdorfer Fakultät hatte 1701 im Sinne Ittigs zu Böses Traktat gegutachtet, Lang selbst, der das Altdorfer Gutachten wenigstens nach außen mitgetragen hatte, war allerdings 1709 als Sympathisant der Pietisten aus seiner Professur entlassen worden (vgl. Simon, Nürnbergisches Pfarrerbuch . . ., Nr. 123).

8.1. Die publizistische Reaktion Ittigs aus Rechenbergs „Siebende Beylage“

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Übersicht über die Druck- und Streitschriften Rechenberg: Siebende Beylage ... 1701

Ittig: Anmerckungen über siebende Beylage ... 1701

Rechenberg: Erstes Inserat ... 1701

Ittig: Inserat zu seinen Anmerckungen ... 1701

Rechenberg: Anderes Inserat ... 1701

Ittig: Abgenöthigte Schutz-Schrifft ... 1701

Rechenberg: Drittes Inserat ... 1701

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

8.2. Die publizistischen Reaktionen auf Rechenbergs „Achte Beylage“ Drei Stränge von Streitschriften sowie eine Reihe solitär stehender Publikationen zwischen auswärtigen Theologen entzündeten sich an Rechenbergs „Achte[r] Beylage“, die zeitlich parallel mit dem „Dritte[n] Inserat“ erschienen ist. Der erste Strang von Streitschriften hat den Berliner Prediger Peter Siegmund Pape und den Waldenburger Superintendenten Georg Stolze zu Autoren, der zweite den Hamburger Logikprofessor Sebastian Edzard und einen vermutlich pseudonymen Johann Vinitor und im dritten Streitschriftenstrang ringt der Mörbitzer Pfarrer Gabriel Wimmer mit einem anonymen Rechenberganhänger. Der Berliner Prediger Peter Siegmund Pape, der bereits im Vorjahr mit einer publizierten Predigt in Erscheinung getreten war, griff erneut zur Feder. Zur Verteidigung der „Achte[n] Beylage“106 kam im Februar 1701 sein „Schrifftmäßiger Beytrag“ auf den Markt.107 Er widmete die Schrift, die auf einer Bußpredigt über Hebr 12, 15–17 beruhte und aus diesen Bibelversen den Terminismus zu erweisen suchte, seinem Bruder, dem Straußberger Pastor Christian Pape. Aus der im biblischen Text enthaltenen Warnung des Apostels vor dem Versäumen der göttlichen Gnade leitete er ab, dass man die Gnade tatsächlich verlieren könne. Bei den beharrlich verstockten Sündern gestalte sich der Verlust der Gnade so, dass Gott in seiner Allwissenheit ihnen die Gnade vor ihrem Lebensende entziehe, weil er bei ihnen die Vergeblichkeit seines Gnadenangebotes bemerkt. Neben einigen biblischen Belegen (1 Sam 3, 14; Jes 22, 14; Mt 12, 31 f.; Hebr 10, 26; 6, 6) führt er für seinen Standpunkt auch Beispiele aus seiner eigenen seelsorgerlichen Praxis an. In der Sache betont er die Abgrenzung zu dem in der CA verurteilten Novatianismus, vielmehr lehren er und die übrigen Anhänger der terministischen Lehre, dass die verstockten Sünder, die weder bekehrt werden wollten noch könnten, bereits in diesem Leben die Gnade Gottes versäumen können. Dieser Schrift Papes sekundiert ein im August 1701 pseudonym („Theophilus Irenaeus“) erschienenes „Briefliches Gutachten“.108 Die Schrift wendet sich gegen verschiedene Gegner des Terminismus109 und hält deren Ansichten für 106 Direkt gegen diese „Achte Beylage“ waren „Bescheidene Antwort“ und Edzards „Schediasma“ erschienen. 107 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 908 f.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 290 f. 108 Datierung und Ortsangabe „Braunschweig“ am Textende; vgl. Irenaeus, Brieffliches Gutachten . . . , )()(2v. – „Der Verfasser macht seinem angenommenen Namen wenig Ehre; sein Gutachten ist die durchaus nicht harmlose, sondern ziemlich bösartige Plauderei eines liebedienerischen Freundes und verdient nicht einmal das Lob unterhaltend zu sein“; Hesse, Der terministische Streit . . ., 351; vgl. auch ebd., 441. 109 Neumann-Barffe, De praeconio legis et evangelii . . . ; Pacianus, Epistolae irenicae . . . ; Stolze (unbekannte Schrift); Adam, Der freudige Zugang zur Gnade Got-

8.2. Die publizistischen Reaktionen auf Rechenbergs „Achte Beylage“

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irreführend und gefährlich, was er an einem Dialog, den er – vermutlich in Leipzig – auf der Straße mitgehört haben will, illustriert: „Von der rigorosen strengen Straff=Gerechtigkeit höret niemand gern. Aber nach der tröstlichen Sorglosigkeit und neuen Schlendrian jucken vielen Leuten die Ohren. Da will nun jetzo alles schreiben und gerne in der Welt bekant werden/ ob sie gleich die Sachen nicht verstehen/ und aus Eingebung des Satans lauter Nahmen der Lästerung/ zum klaren Beweuß/ weß Geistes Kinder sie seyn/ im Munde führen. Wer wolte solche Gesellen einer Antwort würdigen? Sie verstehen nicht einmahl Statum controversiae und fahren fort durch Verwirrung die Einfältigen irre zumachen; Ich habe solches unlängst auf der Reise von zwei Leipzischen Kauff=Leuten erfahren/ welche von | der Sache allerley schwatzten/ und nicht wusten wovon der Streit ware. Sie meinten er wäre von Bußfertigen Sündern/ sie verstünden nicht/ was verstockte Sünder wären/ rc. Sie berufften sich endlich auf ihrn Superintendenten, der würde es wohl verstehen.“110

In die gleiche Richtung wies auch Papes „Christliche Entscheidung“, in der das unverständige Disputieren von Laien über die Frage des Gnadentermins beklagt wird.111 Er wendet sich mit seiner Schrift gegen die Meinung, die seine Gemeindemitglieder aus Leipzig mitgebracht hatten. Die Intention seiner Schrift war es, der Lehre Ittigs entgegenzusteuern, die der Bequemlichkeit der Menschen entgegenkomme. Auf beide Schriften (Irenaeus und Pape) antwortete Stolze mit einer Veröffentlichung unter dem Titel „Bescheidentliche Antwort und Censur“.112 Er bezieht sich darin zunächst auf die Kritik, die Irenaeus an seiner Abhandlung geübt hatte.113 Stolze referiert die Entstehungsumstände dieses Textes, dessen Widmung auf den 12. Dezember 1701 datiert ist und den er an seinen Senior, den Schneeberger Pfarrer Georg Richter, adressierte.114 Auf einem Konvent der Waldenburgischen Pfarrer war über den Terminismus verhandelt und dabei auf einer internen Disputationsveranstaltung die Frage erörtert worden, ob von den Orthodoxen zurecht verneint werde, dass Gott den ganz Verstockten schon vor dem Tod den Zugang zur Gnade verschließe.115 Sachlich setzt er sich vor allem mit vier Themenkomplexen auseinander,116 mit der außerordentlichen Buße und tes . . . ; vgl. auch Georg Christian Eilmar, Güldenes Kleinod Evangelischer Kirchen [. . .], Leipzig/Nordhausen 1701. 110 Irenaeus, Brieffliches Gutachten . . . , )(3v. 111 Hesse, Der terministische Streit . . ., 377 f. 112 A.a.O., 441–443. Den auf diese Schrift folgenden Streitschriftenwechsel qualifiziert Hesse folgendermaßen: „In dieser Schrift eines kleinen Gernegross war Pape am meisten polemisch berücksichtigt worden. So kamen zwei Schwätzer an einander und der Streit drohte mindestens von langer Dauer zu werden, was denn auch richtig eintrat.“; a.a.O., 443. 113 Irenaeus, Brieffliches Gutachten . . . , )(3v–)(4r. 114 Der Text der Abhandlung hat als Rahmen die Form eines Briefes, zu datieren ist sie Ende März 1701. Richter war im Begriff, an der Theologischen Fakultät Leipzig den Licentiatengrad zu erwerben, wozu er am 11. April 1701 eine Disputation abhielt; vgl. UAL: Theol. Fak. 8, pag. 10. Diese Disputation handelte von Hos 9–12. 115 Stolze, Bescheidentliche Antwort und Censur . . . , 6–9. 116 A.a.O., 12 f.

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

Bekehrung, mit den Graden der Gnade, mit dem Unterschied zwischen Gnaden-/Bekehrungsangebot und wirklicher Gnade/Bekehrung sowie schließlich mit der fortgesetzten Bußgnade Gottes.117 Besonders im zweiten und dritten Komplex kritisiert Stolze ausdrücklich Papes Argumentation, der aus der Schwere mancher Sünden der Verstockten schließe, dass Gott diesen die Gnade nicht mehr anbieten wolle.118 Pape wehrte die Kritik Stolze mit der Schrift „Billige Verantwortung“ ab.119 Auch diese Schrift widmete er wieder seinem Bruder und übertrug diesem gleichzeitig, sich an seiner Stelle in die Auseinandersetzung mit Stolze zu begeben. Sachlich setzt er sich mit den zwei Hauptthesen Stolzens auseinander, in denen die Universalität des göttlichen Gnadenangebots und die Beharrlichkeit seines Gnadenangebots auch gegen die Gnadenverächter begründet wird.120 Am Ende wendet er sich nochmals an seinen Bruder und schließt mit einem Auftrag an ihn zur Bewahrung der Wahrheit: „Er aber/ Lieber Herr Bruder/ nehme diese Apologie auff/ die ich Ihm zugeschrieben habe/ als ein Zeichen meines Brüderlichen Vertrauens/ so ich zu Ihm trage/ daß er meine Vices forthin mit Vertheidigung der Warheit in Göttlicher Krafft beydes werde als auch könne auff sich nehmen; Denn ein M. oder L. oder D. machts noch lange nicht aus/ daß man den Wiedersprechern das maul stopffe/ Tit. I, II. Sondern Erkänntnüß der Warheit aus dem Worte der Warheit/ die Ihme der HErr vom Himmel gegeben hat/ und ferner zu geben fortfahren wolle/ um Christus willen! [. . .]“121

Auf diese Vorlage hin publizierte nun Stolze seine Antwort, die er mit dem Titel „Liebe zur Warheit“ versah.122 Als Auftakt zu dieser Schrift bekundet er seine Verachtung gegen die Pietisten. In der Widerlegung wiederholt er insgesamt die Argumentation seiner „Bescheidentlichen Antwort und Censur“. Im Anschluss daran wendet er sich in einem Anhang ebenfalls an Christian Pape123 und appelliert an ihn, er möge die in der Schrift seines Bruders enthaltenen Personalien 117 Stolze wiederholt hier das bekannte Argument, dass das göttliche Gnadenangebot auch an die Verstockten zwar im Wissen Gottes nach der Vergeblichkeit seiner Bemühung, jedoch aufgrund seiner Barmherzigkeit nach dem vorhergehenden Willen geschieht. Erst im Tod vollzieht sich dann nach dem Strafwillen der Gnadenentzug, so greifen dann beide Willensebenen ineinander; vgl. z. B. a.a.O., 48. 118 A.a.O., 39–41; 48–53. In der Überleitung zum Schluss seiner Ausführungen schreibt Stolze resümierend: „Und wie wir also keinen verstockten/ und ruchlosen Sünder durch diese recht Evangelische Lehre in seiner Sicherheit stärcken/ oder mit dem Exempel des Schächers am Creu|tze der noch auf erfolgte späte und recht wundersame Busse zu Gnaden angenommen worden/ ein Polster unter sein Haupt legen wollen/ also begehren wir auch niemand für seinem Ende die Gnaden=Thüre zuzuschlüssen/ und hingegen das Thor zur Verzweifelung ihm also angelweit auffzusperren/ ja ihn gleichsam bey der Hand an die offene Höllen=Pforten zuführen“; a.a.O., 53 f. 119 Hesse, Der terministische Streit . . ., 443. 120 Pape, Billige Verantwortung . . . , 15; 46. 121 A.a.O., 63. 122 Hesse, Der terministische Streit . . ., 443 f. 123 Stolze, Liebe zur Warheit . . . , E2r –E3v.

8.2. Die publizistischen Reaktionen auf Rechenbergs „Achte Beylage“

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nicht glauben,124 diese vielmehr ahnden lassen. Auch Pape entgegnete nun mit einer Druckschrift unter dem Titel „Liebe zur Warheit“.125 Auch hierin ist wieder das „Sendschreiben“ an den Bruder der wesentlichste Textbestandteil, der einen Appell enthält, sich zu seinen Gunsten zu positionieren. Dies wird dann auch abschließend dokumentiert durch den Abdruck eines Briefes von Christian Pape an Stolze, in dem jener seinen Konsens mit dem Bruder bestätigt.126 Im Herbst 1702 legte dann Stolze mit einer neuen Schrift nach, die schon im Titel „Liebe und Wahrheit“ verrät, dass er seinen Widersacher nun weiter überbieten will.127 Nachdem er die Haltung des Straußberger Pfarrers bedauernd zur Kenntnis genommen hat, hoffte er, durch seine Ausführungen Peter Siegmund Pape doch noch von der Wahrheit überzeugen zu können. Dieser Veröffentlichung setzte Pape gegen Ende des Jahres 1702 eine „Selbst-eigene Consideration“ entgegen.128 Sie enthält zunächst wieder eine ausführliche Auseinandersetzung mit den Thesen Stolzes, die er abschließt mit der prinzipiellen Bemerkung: „Ich bin auch darum nicht in meinem Hertzen erzürnet wider Hr. D. Stoltzen/ daß er mir contradiciret/ und mich so gut er nur gekont/ in mota controversia exerciret hat; Dancke ihme vielmehr dafür und insonderheit für seine Liebe und Sanfftmuth/ darin ich meyne/ daß er diese meine letztere Schrifft von mir auch aufnehmen und mir verzeihen werde/ wie ich ihn bitte/ da mir eins und das andere in die Feder geflossen wäre/ das ihm hart anscheinen möchte. Ich habe nichts gekont wider die Warheit/ sondern alles für der Warheit. GOtt der HErr aber sey mir und meinem Gegener gnädig in Christo/ und sehe alles nach den Abgrund seiner Barmhertzigkeit über/ das zwischen ihn und mir versehen wäre.“129

Daran fügt er als Konsensbelege mehrere Zeugnisse von brandenburgischen Amtskollegen bei, von denen zwei auch publizistisch am terministischen Streit beteiligt waren (Franz Julius Lütkens und Jakob Ostwald).130 Außerdem fügte er einen Brief bei, den sein Bruder an Stolze gerichtet hatte. In ihm bekundet Christian Pape, es sei ihm sein Bruder in der Antwort auf Stolzes „Liebe und Warheit“ zuvorgekommen, doch wolle er ihn auf Grundsätzliches hinweisen. Dann kritisiert er die Generalisierung aller Aussagen der Terminismusvertreter durch die Gegner, die eine Verdrehung ihrer Worte zur Folge habe. Vielmehr wollten die Befürworter des Terminismus nicht nur mit der Barmherzigkeit Gottes trösten, sondern eben auch vor falscher Sicherheit warnen, „denn beydes 124 Pape hatte über Stolzens Alkoholexzesse während seines Wittenbergers Studiums berichtet. Dagegen machte Stolze auf seine wohlmeinenden Studienzeugnisse und auf seinen guten Leumund bei seinen jetzigen Gemeindemitgliedern aufmerksam; vgl. a.a.O., E2v. 125 Hesse, Der terministische Streit . . ., 444. 126 Pape, Liebe zur Warheit . . . , 48–54. 127 Hesse, Der terministische Streit . . ., 445 f. 128 A.a.O., 446 f. 129 Pape, Selbst-eigene Letzte Consideration . . . , 49. 130 A.a.O., 50–56.

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

dienet zur Beförderung der Seligkeit der Menschen/ wiewol die subjecta müssen unterschieden werden/ wie sie Gottes Geist selbst unterschieden hat/ daß der Trost Göttlicher Barmhertzigkeit denen gegeben werden muß/ die den HErrn suchen/ den andern aber die den Herrn verlassen/ gehört der Donner des Worts/ daß sie der Herr wieder verlassen werde.“131 Darauf erwiderte Stolze Anfang Februar 1703 mit einer „Letzte[n] Declaration“.132 In ihr arbeitet er die letzten persönlichen Anschuldigungen Papens auf, bekundet aber seinen Willen, den Streitschriftenwechsel einzustellen und schlägt deshalb insgesamt versöhnliche Töne an. Parallel zur Auseinandersetzung mit Stolze eröffnete Pape außerdem zu Beginn des Jahres 1703 eine Kontroverse mit Ittig, die er in seiner Schrift „Epistolare colloquium ad Ittigium“ vollzog.133 Hiergegen und gegen andere Autoren aus dem Lager der Terminismusanhänger richtete Ittig die Vorrede des zweiten Teils seiner gesammelten Leichenpredigten (1704). Der daraufhin folgende Streitschriftenwechsel wird später zu thematisieren sein. Auf die Autoritätenbelege in Rechenbergs „Achte[r] Beylage“ antwortete auch der Hamburger Logikprofessor Sebastian Edzard mit einer Schrift unter dem Titel „Schediasma“,134 in der er zur Überbietung des Gegners etwa 200 Stellen aus den Werken lutherischer Theologen anführt, die dem Terminismus widersprechen; er stellt dazu dreizehn ‚canones‘ auf. Gegen diesen neuen Streitgegner Rechenbergs („hunc novellum controversistam“135) richtete Johannes Vinitor seine Schrift „Specimen vindiciarum“.136 Schon in der Vorrede zeigt er den Widerspruch Edzards mit berühmten Hamburger Theologen und wehrt die Verengung von dessen Kritik ab, denn es gehe Rechenberg nicht um die Verteidigung des ‚terminus peremptorius‘, sondern um den Nachweis, keine neue Lehre zu vertreten.137 Nach der Widerlegung der Leitsätze Edzards kommentiert er die Autoritätenzitate und schließt eine Reihe von Syllogismen an, in der er die Methode Edzards ad absurdum führt: Je nach Formulierung von ‚Major‘ und ‚Minor‘ des Syllogismus sowie dessen Kombination lasse sich Edzard

131

A.a.O., 58. Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 910; Hesse, Der terministische Streit . . ., 447. 133 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 909. 134 A.a.O., 903 f.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 406. 135 Vinitor, Specimen vindiciarum . . . , 4. 136 Hesse, Der terministische Streit . . ., 409–411. 137 „Nam iste nuspiam terminum gratiae peremptorium defendit, nuspiam praesidium in humana autoritate, ut ipsius quidem antagonistae fecerunt, quaesivit; sed testimonia Theologorum magno numero ideo allegavit, ut antagonistarum turbam confunderet, qui doctrinam ejus novam per pudendam imperitiam vocarunt.“; Vinitor, Specimen vindiciarum . . . , 3. – Tatsächlich hatte auch Rechenberg erst in der zweiten Hälfte seiner Disputation den Begriff mit der Frage eingeführt „an ille, salva orthodoxia, peremptorius dici queat?“; Rechenberg, De termino gratiae revocatricis . . . , D1r. 132

8.2. Die publizistischen Reaktionen auf Rechenbergs „Achte Beylage“

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nicht nur zum Terministen, sondern auch zum Huberianer, Latitudinarier, Pelagianer usw. machen. In seiner Reaktion darauf, die den Titel „Demonstratio luculentissima“ trug, bezeichnete Edzard den Verfasser der Gegenschrift als „obscurissimus homo“ und zweifelt dessen Authentizität an.138 Er versucht klarzustellen, welche Täuschungen, Beweisfehler und Argumentationsschwächen in der Schrift Vinitors enthalten sind. Abschließend stellt er die Verbindung Rechenberg – Spener – Pietisten her und urteilt: „Theologia[m] Pietistica[m] nihil aliud esse, quam IGNORANTIA[M] CUM CALUMNIANDI CONVITIANDIQUE LIBIDINE CONJUNCTA[M].“139

An Rechenberg richtete Edzard folglich auch einen parallel geführten, publizistischen Schlag unter dem Titel „Stimuli conscientiae“,140 in dem er Rechenberg eine Reihe von Widersprüchen nachwies, deren Ursache Edzard in seinen Skrupeln sah, da er sich in der Einschränkung der zurückrufenden Gnade immer mehr dem sozinianischen Standpunkt annähere.141 Der Angesprochene hatte allerdings schon früher zu erkennen gegeben, dass er nicht auf jede Posse reagieren wolle.142 Auf Edzards „Demonstratio luculentissima“ antwortete Vinitor mit seiner Schrift „Edzardus convictus“.143 Der dritte Streitschriftenstrang, der sich an die Diskussion zwischen Rechenberg und Ittig anlehnte, begann mit einem anonymen „Christlichen Gespräch“, das ein Pfarrer mit einem Gemeindemitglied führte.144 Der Geistliche klärte darin seinen Gesprächspartner darüber auf, was dieser in Predigten gehört hatte. Die Widerlegung von der Lehre des Gnadentermins beruhte nach den Aussagen des Pfarrers unter anderem auf falschem religiösen Eifer, auf mangelnder Differenzierung des Gegenstandes und auf oberflächlicher Interpretation des 138 Er hält den Namen des Verteidigers von Rechenberg für fi ngiert; vgl. Edzard, Demonstratio luculentissima . . . , 3. 139 A.a.O., 12. 140 Hesse, Der terministische Streit . . ., 411. 141 Edzard bezieht sich noch auf Rechenbergs eindeutige Distanzierung vom Sozinianismus in Rechenberg, De gratiae revocatricis termino . . . , 7; ders., Deutlicher Vortrag . . . , A1v. Rechenberg hatte diese Kritik nicht mehr wiederholt, was ihm als Annäherung an die sozianianische Lehre ausgelegt wurde. – Dagegen aber: Vinitor, Edzardus convictus . . . , 35. 142 Vgl. Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 102: „Als ich diese Abfertigung schon geschrieben/ wurden mir etlicher Schneffler und Flatter=Geister Chartecen von einem guten Freund zugeschicket/ die sich auch in diesen ärgerlichen Streit mit einmengen/ und durch ihre cacodoxie bekandt werden wollen/ nach dem alten Sprich=Wort: Wenn eine Ganß jackt/ jacken die andern mitte. Allein ich sagte ihm meine resolution, daß nicht einem iedweden Schneffler auffhüpffen würde.“; hieran hatte auch Vinitor, Specimen vindiciarum . . . , 3 f., angeknüpft. 143 Hesse, Der terministische Streit . . ., 419. 144 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 902 f.; Hesse, Der terministische Streit . . ., 350 f.

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

biblischen Zeugnisses. Gegen diesen Dialog richtete Gabriel Wimmer, Pfarrer im sächsischen (Alten-)Mörbitz,145 eine „Gründliche Widerlegung“, deren Vorrede auf den 1. Oktober 1701 datiert ist.146 Diese Schrift besteht in einer Auflistung und Korrektur aller Irrtümer, die in dem „Christlichen Gespräch“ enthalten sind. Der Anonymus ließ daraufhin 1702 eine „Christliche Antwort“ folgen, in der Wimmers Position deutlich und mit teils derben Schmähworten – er bezeichnete Wimmer als „rechte[n] Lotterbube[n]“ und seine Schrift als „Scartec“147 – widersprochen wurde.148 Nachdem Wimmer kurz nach dem Sonntag Invokavit (5. März 1702) den Text der „Christlichen Antwort“ in die Hände bekommen hatte, veröffentlichte er schon am 22. März 1702 eine „Gerechte Defension“,149 in der er sich gegen die Vorwürfe und Anschuldigungen des Anonymus150 erneut zur Wehr setzte. Die Disqualifizierungen seiner „Gründlichen Widerlegung“ durch den Gegner steigert er noch weiter, nennt sie ein zänkisches Schriftlein („flatigitiosum libellum“) und führt dazu aus: „Dessen erste 8 Seiten in der Antwort sind nicht werth, daß sie gelesen/ geschweige denn beantwortet werden. Denn er hat nichts darinn gethan/ als daß er seine Ehre in meiner Schande gesucht/ das Titul=Blat meiner Schrifft/ meinen Nahmen und Amt/ meine Vorrede und in derselben alle minutissima, etiam optime dicta & facta, höchstärgerlich und unverantwortlich traduciret; Dadurch er denn nicht so wohl mich/ als sich selbsten abgemahlet/ und zu erkennen gegeben/ daß er kein Liebhaber der Wahrheit/ sondern ein Liebhaber der Lügen sey/ und nicht mit Christlicher Bescheidenheit/ wie er in der Vorrede versprochen/ sondern mit unchristlicher Unbescheidenheit mir begegnet habe.“151

Seinem anschließenden Vorwurf an den Anonymus fügt er eine herbe Abrechnung mit Rechenberg an, in der er dessen Kompetenz in Frage stellt: „Ferner fragt der A. R. [der ‚Autor Responsi‘] wo es denn in Hr. D. Rechenbergs Schrifften stehe/ daß er den Bußfertigen Sündern die Gnaden=Thüre zuschließen wolle? Hierauff könte ich nun wohl antworten/ was er mich drum zu befragen habe? Wenns Hr. D. R. wird von mir wissen wollen/ so wird er mich wohl selber fragen. Allein/ ich gebe zur Antwort: Wo stehts denn in meiner Wiederlegung/ daß ich dieses Hr. D. R. Schrifften habe Schuld ge|geben? Wil er ein Liebhaber der Wahrheit seyn/ so zeige er mirs. 145 Gabriel Wimmer aus Sagan (1671–1745) war seit 1697 Pfarrer in (Alten-)Mörbitz; vgl. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch . . ., 2, 1026. 146 Hesse, Der terministische Streit . . ., 378 f. 147 Christliche Antwort . . . , 4. (ebd., 3: Der Verfasser gibt an, überredet worden zu sein, eine Widerlegung zu schreiben, obwohl er die Schrift Wimmers noch nicht einmal einer Lektüre, geschweige denn einer Widerlegung für würdig erachtet). 148 Hesse, Der terministische Streit . . ., 430–432. 149 A.a.O., 433. 150 Wimmer nennt ihn, da er das „Christliche Gespräch“ verteidigt, den „Autor Responsi, denn so muß ich ihn nennen/ weil ich keinen andern Nahmen weiß/) der zugleich sein Verhetzer und Lehrmeister seyn mag/“; Wimmer, Gerechte Defension . . . , 6. Wimmer stellt also einen direkten Bezug zwischen dem anonymen Verfasser, gegen den er sich nun zum zweiten Mal wendet, und Adam Rechenberg (‚A-utor R-esponsi‘) her; später kommt noch eine zweite Anspielung auf Rechenberg; vgl. a.a.O., 9. 151 A.a.O., 11.

8.2. Die publizistischen Reaktionen auf Rechenbergs „Achte Beylage“

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Habe ich nicht ausdrücklich gemeldet/ daß der Status Controversiae sey geändert worden? Oder/ habe ich Hr. D. R. mit einem eintzigen Buchstaben dabey gedacht? daß aber habe ich wohl gewünschet/ daß man doch auffhören möchte/ M. B. Büchlein zu defendiren/ und das wünsche ich noch nebst allen recht frommen Evangelischen Christen. Was M. Bösens Meynung sey oder nicht/ davon sagt der A. R. es stehe dahin/ gelesen habe er es nicht. Es ist aber nichts desto besser/ wenn es wahr ist/ daß er es nicht gelesen hat. Wil er ein Theologus seyn/ und arme Dorff=Pfarrer in die Schule führen/ und so scharff castigiren/ auch in dem Terministischen Streit eine principal-Person seyn/ und zur composition solcher Schrifften andern Leuthen so viel contribuiren/ und hat die ersten principia, nemlich M. B. Büchlein/ nicht gelesen/ so ists ihm wahrhafftig eine schlechte Ehre.“152

Dann schlägt er den Bogen zu einer Abqualifizierung der pietistischen Rechtfertigungslehre und zieht die Integrität der Anhänger des Pietismus in Zweifel.153 Dieser Publikation fügte Wimmer wenig später noch eine „Fortgesetzte und geendigte Defension“ an, auf die keine weitere Antwort erfolgte. Außer den bisher in diesem Abschnitt geschilderten Streitschriftensträngen hat der Streitschriftenwechsel zwischen den Hauptkontrahenten Ittig und Rechenberg noch weitere publizistische Einzeläußerungen nach sich gezogen, auf die in diesem Kapitel abschließend hingewiesen werden soll. Es handelt sich dabei um Texte von Vertretern der Befürworter und Gegner des Gnadentermins, die ihrerseits keine publizistische Wirkung im terministischen Streit haben und deshalb für den Streitverlauf nicht von größerem Interesse sind. Die Voten der letzteren überwiegen in dieser Gruppe. Der schon in einer Teilauseinandersetzung mit dem Berliner Prediger Peter Siegmund Pape genannte Waldenburger Superintendent Stolze hat sich mit einer Abhandlung „De poenitentia induratorum veluti extraordinaria“ Ostern 1701 erstmals zu Wort gemeldet.154 Anspruch und Ausrichtung dieser Schrift geben lediglich eine Vorahnung dessen, was Stolze ein Dreiviertel Jahr später in der Publizistik gegen Pape wiederholt hat. Auf die publizistischen Beiträge der an den Gutachten beteiligten Theologen aus Danzig und Nürnberg/Altdorf ist bereits an anderer Stelle hingewiesen worden.155 Ausführlicher soll eingegangen werden auf die Schrift des wahrscheinlich in das Verfahren um Böse direkt involvierten Johann Christian Adam, der Pastor primarius in Luckau und Assessor im Niederlausitzer Konsistorium war.156 Er sah sich im April 1701 zu einer Darstellung veranlasst, in 152

A.a.O., 14 f. A.a.O., 24–29. „Weiß doch die Stunde noch niemand recht/ was die Pietisten vor Leuthe sind/ und wo sie eigentlich hingehören“; a.a.O., 34. 154 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 903; Hesse, Der terministische Streit . . ., 347 f. 155 Es handelt sich um Kühn, Wohlgemeinter Treuhertziger Unterricht . . . ; Feuerlein, Bedencken über der erregten Streit-Frage . . . ; Sonntag-Schelwig: Brevis et Solida confutatio . . . . 156 Adam(i) war seit 1698 Oberpfarrer in seiner Heimatstadt Luckau und in dieser Funktion Beigeordneter des Lübbener Konsistoriums. Von 1711 bis zu seinem Tod 1715 amtierte er 153

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

der er die Dauer der göttlichen Gnade bis zum Lebensende bestätigt, um den Trostcharakter des Evangeliums zu stärken.157 Bereits in seiner Widmungsvorrede an die Niederlausitzer Landesherren Moritz Wilhelm und Friedrich Erdmann von Sachsen158 entfaltet er die Lehre von der allgemeinen Gnade und Barmherzigkeit Gottes. Deren Verdrehung habe Böse in seinem Traktat von 1698 „mit Anziehung und subtiler Missdeutung vieler Sprüche Heil. Schrifft/ und unterschiedlicher Theologorum“159 plausibel zu machen versucht. Aufgrund der Wachsamkeit der Grafen von Promnitz als Stadtherren in Sorau und des Niederlausitzer Konsistoriums seien – nachdem Böse als „der Autor dieser scandaleusen sententz auff keinerley weise zu gewinnen und davon abzubringen war“160 – theologische Gutachten aus Leipzig, dann aus Wittenberg, Rostock und Jena eingeholt worden, die dieser falschen Lehre Einhalt geboten hätten. Nachdem aber auch das Niederlausitzer Konsistorium von Schmähungen infolge des Streitschriftenwechsels nicht verschont geblieben war,161 will der Verfasser mit der vorliegenden Schrift ein Bekenntnis für die wahre Lehre von der Lehre der allen Menschen bis in den Tod offen stehenden Gnadentür ablegen, die auch vom Landesherrn – dem Widmungsempfänger – in Schutz genommen wird, was durch ein Fürstenlob gewürdigt wird. Da falsche Lehren, wie die der Terministen, nichts Neues sind, sieht Adam sich in der Pflicht, das einhundert Jahre zuvor entstandene theologische Bedenken des Philipp Nicolai – Pastor in Hamburg und eine der großen Autoritäten unter den lutherischen Theologen – noch einmal mit Erläuterungen zu versehen. Dieses Bedenken war gegen den Bremer reformierten Prediger Pierius gerichtet, der den verstockten Sündern alle Gnade Gottes zu ihrer Bekehrung lange vor ihrem Tod abgesprochen hatte.162 als Generalsuperintendent in Lübben; vgl. Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 3. 157 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 902; Hesse, Der terministische Streit . . ., 349, bezeichnet Adam als „ekelhaft weitschweifige[n] Verfasser“. 158 Moritz Wilhelm Herzog von Sachsen-Merseburg (1688–1731) stand damals unter der Vormundschaft des sächsischen Kurfürsten und die Niederlausitz noch unter dessen Administration. Erst ab 1708 bzw. 1711 regierte er die Markgrafschaft Niederlausitz, die zum Gebiet der Wettiner Sekundogenitur-Nebenlinie gehörte. Sein Bruder war Friedrich Erdmann Herzog zu Sachsen (gest. 1714); vgl. Heise, Karin – Kunde, Holger – Wittmann, Helge (Hg.), Zwischen Kathedrale und Welt: 1000 Jahre Domkapitel Merseburg. Katalog, [Schriftenreihe der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatsstifts Zeitz 1], Petersberg 2004, 228 f. 159 Adam, Der freudige Zugang zur Gnade Gottes . . . , 7. 160 A.a.O., 9. 161 Hier ist in einer Fußnote ein Hinweis auf den „Kurtzen Vorbericht“ (Halle 1700) gegeben. 162 Neben dieser Neuausgabe und Kommentierung des Nicolai’schen Gutachtens durch Adam erschien Nicolais Text noch ein zweites Mal 1701 in einer Leipziger Ausgabe, deren Herausgeber nicht genannt ist; vgl. Nicolai, Antwort auf die Frage . . .; hiergegen wandte sich Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 17 f.

8.2. Die publizistischen Reaktionen auf Rechenbergs „Achte Beylage“

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Nach Widmung und Vorrede stellt Adam die Leitfrage: „Ob die Thüre Göttlicher Gnade allen Menschen biß ans Ende ihres Lebens offen stehe?“. Für die positive Beantwortung macht er acht Gründe geltend, die jeweils zunächst thesenartig formuliert werden. Zur Erklärung folgt jeweils ein Abschnitt mit einem Zitat Nicolais und danach eine umfangreichere eigene Erläuterung. Die Frage müsse erstens bejaht werden, da nicht bewiesen werden kann, dass die Gnadentür einem Menschen vor seinem Lebensende verschlossen wird. Zweitens, weil es Gottes Zorn erregt, dass die Menschen, denen Gottes Gnadentür stets offen steht, nicht hindurch gehen wollen. Drittens, weil auch die „allergottlosesten Leute“163 nach dem Zeugnis des Evangeliums zur Buße gerufen werden. Viertens, weil trotzdem eine große Differenz zwischen den Gläubigen und Ungläubigen sowie den Verstockten und Bußfertigen bestehen bleibt. Fünftens, weil Paulus die Christen ermahnt, in dieser Lebenszeit die Gnade Gottes zu suchen. Sechstens, weil die Gottseligen in ihrer Gottseligkeit gestärkt und die Gottlosen und Verstockten zur Buße geleitet werden können. Siebtens, weil die gegenteilige Lehre auf eine Verspottung von Gottes Wahrheit hinausläuft und dem Satan Gelegenheit gegeben wird, die Menschen in Verzweiflung zu stürzen. Achtens, weil am Jüngsten Tag die Gnadentür vor den Gottlosen versperrt werden wird, aber in diesem Leben noch mancher, den man für verstockt und verloren gehalten hat, zu Gott bekehrt worden ist. In dieselbe Richtung wie Adam wies auch die sehr umfangreiche Schrift des Mühlhausener Pastors Georg Christian Eilmar, der auch in späteren Jahren ein Kritiker der pietistischen Bußlehre war.164 Aus einer ganz anderen Richtung kommt die kleine Schrift „Bedencken über den Terminalstreit“.165 Ihr Verfasser Johann Melchior Stenger (1638–1710) galt den Gegnern Böses und Rechenbergs als Vorläufer der terministischen Lehre. Die Verurteilung seiner Lehre im Jahr 1670, die mit dem Vorwurf novatianischer Ansichten verknüpft war, wurde gegen Böse und Rechenberg immer wieder als Argument ins Feld geführt. So verwundert es nicht, dass Stenger sich nun auch in der laufenden Kontroverse zu Wort meldete, um wenigstens darauf hinzuweisen, dass er selbst das hinter dem terministischen Streit stehende Problem schon vor 30 Jahren erkannt hatte, und damals zu Unrecht durch die Je163

Adam, Der freudige Zugang zur Gnade Gottes . . . , 34. Eilmar, Güldenes Kleinod . . . – vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 349. – Zur Qualifizierung von Eilmars Schrift vgl. auch Irenaeus, Brieffliches Gutachten . . . ,)()(2r: „Es hat sich auch ein unruhiger Kopff in Thüringen/ welcher Herr D. Neumanns Creatur ist/ in einen zusammen geraßpelten so genanten Güldenen Kleinod/ in diesen Streit mengen wollen.“ – Zu Eilmar und den pietistischen Streitgkeiten in Mühlhausen vgl. besonders Johannes Wallmann, Neues Licht auf die Zeit Johann Sebastian Bachs in Mühlhausen: Zu den Anfängen des Pietismus in Thüringen, in: ders., Pietismus und Orthodoxie: Gesammelte Aufsätze III, Tübingen 2010, 191–257. 165 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 914; Hesse, Der terministische Streit . . ., 380. 164

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8. Der Hauptstrang der Kontroverse zwischen Ittig und Rechenberg

nenser Fakultät verurteilt worden war. Besonders gegen die Rostocker Theologen166 wendet er sich im Hauptteil und kritisiert die Beförderung des „Slendrian[s]“ durch ihre Lehre. In dem Bewusstsein, durch den terministischen Streit in seiner früheren Lehrmeinung gestärkt zu sein, schließt er seine Schrift ab.

166 Vermutlich ist die Kritik gegen deren „Nohtwendige und schriftgemässe Beschirmung“ gerichtet.

8.2. Die publizistischen Reaktionen auf Rechenbergs „Achte Beylage“

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Übersicht über die Druck- und Streitschriften Rechenberg: Siebende Beylage ... 1701 Ittig: Anmerckungen über siebende Beylage ... 1701 Rechenberg: Achte Beylage ... 1701

Pape: Schrifftmäßiger Beitrag ... 1701 Irenaeus: Brieffliches Gutachten ... 1701

Christliches Gespräch ... 1701

Bescheidene Antwort ... 1702 Pape Christliche Entscheidung ... 1701

Edzard: Schediasma ... 1702

Christliche Antwort ... 1702

Vinitor: Specimen vindiciarum ... 1702

Stolze: Bescheidentliche Antwort und Censur ... 1702 Pape Billige Verantwortung ... 1702

Wimmer: Gründliche Widerlelgung ... 1701

Wimmer: Gerechte Defension ... 1702

Edzard: Stimuli conscientiae Rechenbergianae ... 1702

Wimmer Fortgesetzte und geendigte Defension ... 1702 Edzard: Demonstratio luculentissima ... 1702

Stolze: Liebe zur Warheit ... 1702

Vinitor: Edzardus ... convictus ... 1702

Pape Liebe zur Warheit ... 1702

Edzard: Confutatio terministicae errores ... 1702

Stolze: Liebe und Warheit ... 1702

Edzard: Reservationes mentales ... 1702

Pape Selbst-eigene Letzte Consideration ... 1702 Pape: Epistolare colloquium ... 1703

Ittig: Christliche Leichen-Predigten 2 ... 1704

Stolze: Letzte Declaration ... 1703

9. Die weitere Auffächerung der Streitebenen bis ca. 1703 und das Abflauen des Streits bis 1710 9.1. Die Auswirkungen des Streits auf das Leben der Theologischen Fakultät Leipzig in den Jahren 1701 bis 1703 Den internen Verhältnissen innerhalb der Leipziger Fakultät und Universität bis etwa Mitte 1701 wurde bereits nachgegangen, soweit sie für den terministischen Streit und das Verständnis seiner Entwicklung von Bedeutung sind. Nun gilt es, das letzte Halbjahr des außergewöhnlich langen Dekanats von Johannes Olearius, der seit 1699 permanent in dieser Funktion saß, ins Auge zu fassen. Dann geht es um die Ereignisse der folgenden zwei Jahre bis etwa Herbst 1703. Dieser Zeitraum lässt sich aus der Perspektive der Fakultät am besten an den jährlich regulär wechselnden Dekanatsperioden strukturieren, zumal die Funktion des Dekans auch immer wieder Anlass bot, sich im Streit zu positionieren. In den Spätsommer 1701 (ca. September) fällt die Publikation einer anonymen Schrift, in der eine reformationszeitliche Autorität zu Wort kommt: Der Text ist eine teilweise Wiedergabe eines Leitfadens für junge Theologen aus der Hand des Lüneburgischen Superintendenten Urbanus Rhegius.1 Darin plädiert er für behutsame Redensarten im theologischen Diskurs. Die Inanspruchnahme der Autorität des reformatorischen Theologen Urbanus Rhegius ist für den Anonymus allerdings nur der Aufhänger, er bezieht sich kritisch auf eine im Juni unter Rechenbergs Vorsitz abgehaltene Disputation „Papatus primum falsum“. 2 Bei dieser Disputation hätten entgegen dem akademischen Brauch als Opponenten gleich zwei Professoren (Friderici und Günther) fungiert.3 Sachlich moniert der Anonymus, dass Rechenberg hier wie auch in einem privat abgehaltenen Disputatorium calvinistische Redensarten gebrauche. Den Auftakt bildete bereits am 15. Oktober 1701 eine Meldung des Dresdner Oberkonsistoriums an den gerade gewählten Leipziger Rektor Gottfried Olearius. Sie enthielt eine Beschwerde Ittigs gegen den noch amtierenden Dekan der 1 Urbanus Rhegius, FORMVLAE QVAEDAM caute et citra scandalum loquendi de praecipuis Christianae doctrinae locis, pro iunioribus Verbi Ministris [. . .], Wittenberg 1535. 2 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 903; Hesse, Der terministische Streit . . ., 352–354. 3 Der Bey dem Streit klagende Urbanus Rhegius . . . , B3r –C2v (Wiedergabe der Unterhaltung Rechenberg – Günther).

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9. Die weitere Auffächerung der Streitebenen bis ca. 1703

theologischen Fakultät, Johannes Olearius – den Vater des neuen Rektors. Die Antwort des älteren Olearius (inzwischen nicht mehr Dekan) wurde mit einem Begleitschreiben vom 30. Oktober 1701 an das Oberkonsistorium zurückgeschickt.4 Olearius machte sich in der Folgezeit Luft, indem er seine Klagen über Ittig in einem Brief samt Anhang an den neuen Dekan Rechenberg schickte und sie ihm zur Veröffentlichung im „Dritten Inserat“ überließ. 5 Am Ende dieses Winterhalbjahres veranstaltete Rechenberg am 14. März 1702 unter Beteiligung des Respondenten Peter Rieper eine Disputation „De officio theologi circa controversias“. 6 In ihr kritisierte er ein durch Neumann verfasstes Dekanatsprogramm vom Sonntag Sexagesimae (oder Estomihi, d. h. 19./20. oder 26./27. Februar), in dem es um die Urheberschaft im terministischen Streit ging.7 Neumann stellte darin eine Verbindungslinie zu den Schismatikern bzw. Ketzern und deren Bekämpfung her. Gegen Rechenbergs Anspielungen in der Disputation8 wandte sich Neumann in einem weiteren akademischen Programm vom Sonntag Laetare (26. März), das er mit folgenden Sätzen einleitete: „Nunc demum mitius aliqvanto nobiscum agere videtur termini peremptorii Defensor, nec omnino nullam facit spem, fore, ut certamen hoc nostrum felicem aliqvando, exoptatumqve Ecclesiae sortiatur eventum. Cum enim in nupero, qvod de Auctore rixae conscripseram, Programmate, haud obiter evicissem, originem hujus dissidii, qvam minime nobis, sed parti adversae in solidum adscribendam esse; ipse relicto huj[us] causae capite, edita non ita pridem Disputatione, denuo me lacessivit, ne vel, [. . .] nihil respondisse videretur, vel veritati saltem locum non reliqvisse. Initio velut indignari visus, improbum vocat Programma meum; qvod sive hoc sensu intelligat, qvo assiduum laborem, dicimus improbum, sive deteriori, qvo hominem forte degenerem, appelles improbum; id genio ejus facile | condonarim. At istud tamen paullo molestius tuli, qvod rebus propemodum confectis, victoriam sibi arroget, suamqve hypothesin, ut divinam veritatem decantet; nostra vero dogmata hactenus asserta, ut συκοφαντίας, φλυαρίας, & cavillationes traducat; tum vero male fingi putet ἀντίρρησιν inter Spenero-Boesianam, & suam sententiam, nec demonstrari; [. . .].“9

Anschließend ging er noch einmal auf den Stand der Kontroverse ein und zeigte die argumentativen Defizite der Gegenpartei auf, die in eine differenzierte Analyse münden, ob die Verstockten dazugehörten, wenn man von allen Menschen rede.10 Darauf folgte unter dem Namen von Rechenbergs Respondenten eine Erwiderung, die als „Epistola ad Neumannum“ gedruckt wurde. 4 UAL: Rep. I/IV/006, fol. 3r (nur das Begleitschreiben ohne inhaltliche Stellungnahme von Johannes Olearius). 5 Siehe oben Kapitel 8. 6 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 896. 7 Dieses Dekanatsprogramm kündigte eine akademische Rede des Heldrunger Pfarrers Andreas Schroen an. 8 Rechenberg-Rieper, De officio circa fidei controversias . . . , § 37. 9 Theologische Fakultät Wittenberg, Dekanatsprogramm Laetare . . . , A2r/v. 10 A.a.O., B2r/v.

9.1. Die Auswirkungen des Streits auf das Leben der Theologischen Fakultät Leipzig 281

Nicht nur in diesen beiden kleinen Episoden, die publizistisch weiterverarbeitet wurden, sondern auch in der Gegnerschaft zwischen Rechenberg und dem Ittig-Schüler Christian Reineccius kam es wiederum zu Differenzen, die sich an der Amtsführung des momentanen Dekans in Bezug auf die Genehmigung der von Baccalaren angebotenen Lehrveranstaltungen und auf die Handhabung der Neubesetzung der Hebräischprofessur festmachten. Im laufenden Sommersemester 1702 – am 14. Juni – beschwerte sich Reineccius gegenüber dem Landesherrn über den Dekan Rechenberg.11 Dieser habe seine Lehrankündigungen nicht zur Zensur angenommen, d. h. sie nicht durch seine Unterschrift genehmigt.12 Außerdem habe Rechenberg, als Reineccius sich auf die vakante Hebräischprofessur beworben hatte, ihn entweder gar nicht oder jedenfalls nur auf einen hinteren Platz der Denominationsliste gesetzt. Dabei habe er bereits acht Jahre lang in Leipzig besonders die orientalischen Sprachen studiert und dies vorher auch in Helmstedt und Rostock mit Vorliebe betrieben. Seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet habe er auch durch entsprechende Editionen unter Beweis gestellt.13 Somit habe Rechenberg „keine rechtmäßige Ursache“14 gehabt, ihn nicht oder nur auf einem hinteren Platz auf die Denominationsliste zu setzen. Daher ersuchte Reineccius den Landesherrn, möglichst schnell dafür zu sorgen, dass Rechenberg ihn nicht mehr an der Ankündigung von Veranstaltungen hindern und ihn auch nicht von der Liste der Bewerber auf die Hebräischprofessur streichen könne. Daraufhin erging im Namen des Landesherrn und unterzeichnet vom Präsidenten des Oberkonsistoriums, Graf von Beichlingen, am 19. Juni 1702 ein Reskript,15 in dem unter Hinweis auf die von Reineccius vorgebrachten Beschwerdeinhalte die Universität ermahnt wurde, dafür Sorge zu tragen, dass der Kläger seine Lehrankündigungen ungehindert anschlagen könne. Außerdem solle Rechenberg zu den Vorwürfen befragt und darüber dem Oberkonsistorium Bericht erstattet werden. Das Rektorat teilte am 23. Juni Rechenberg mit,16 dass er den Anschlag der Lehrankündigungen nicht zu behindern habe und zu den Vorwürfen innerhalb von acht Tagen Stel-

11 UAL: Rep. I/IV/008, fol. 3r –4r. – Zu Reineccius und allgemein seinen Leipziger Privatkollegien, besonders auch seinem dogmatischen Kollegium zu Johann Friedrich Königs Kompendium, vgl. Andreas Stegmann: Johann Friedrich König: Seine Theologia positiva acroamatica (1664) im Rahmen des frühneuzeitlichen Theologiestudiums [BHTh 137], Tübingen 2006, 144 f.; 218 f. 12 Als Beleg für die Qualität seiner Lehrveranstaltungen hat Reineccius eine gedruckte und eine handschriftliche Ankündigung diesem Beschwerdeschreiben beigefügt: vgl. UAL: Rep. I/IV/008, fol. 5r; 6r. 13 Tatsächlich ist Reineccius später durch ein sehr erfolgreiches Hebräischlehrbuch bekannt geworden: Christian Reineccius, Ianua Hebraeae Linguae Veteris Testamenti . . ., Leipzig 1704 (erste Ausgabe). 14 UAL: Rep. I/IV/008, fol. 3v. 15 UAL: Rep. I/IV/008, fol. 1r –2r. 16 UAL: Rep. I/IV/008, fol. 7r/v.

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9. Die weitere Auffächerung der Streitebenen bis ca. 1703

lung nehmen solle. Am 27. Juni 1702 antwortete Rechenberg dem Rektor.17 Eingangs empört er sich über die Unverfrorenheit von Reineccius, mit seiner Klage den Kurfürst-König direkt zu behelligen. Anschließend nimmt er zu den beiden Teilklagen Stellung. Zunächst habe Reineccius lediglich durch eine Dienstmagd Ittigs – bei dem er wohnte – oder durch einen Botenjungen seine Ankündigungen ihm zustecken lassen. Doch seien die magistrierten Dozenten angehalten, ihre Lehrankündigungen beim Dekan persönlich vorzulegen, um bei solcher Gelegenheit sich auch mündlich über die Abhaltung ihrer Kollegien beraten zu lassen. Er (= Rechenberg) habe also zurecht die Ankündigungszettel wieder zurückgeschickt und eine persönliche Vorlage erwartet. Reineccius habe allerdings gegen das landesherrliche Visitationsdekret gehandelt, als er ohne Wissen des Dekans trotzdem Kollegien öffentlich angekündigt hatte. Außerdem habe Reineccius gegen die akademischen Statuten verstoßen, als er – nachdem der famulus academiae auf Rechenbergs Geheiß seine Anschläge beseitigt hatte – zum Trotz seine Ankündigungen drucken und am Mittagstisch der Studenten kursieren ließ. Schließlich hielt Rechenberg es in der Sache für bedenklich, dass Reineccius unter den angezeigten Veranstaltungen auch eine zu den Leipziger pietistischen Auseinandersetzungen anbiete,18 was bisher ohne Erlaubnis der theologischen Fakultät geschehen sei. Denn es sei seinerzeit sogar den Theologieprofessoren durch ein kurfürstliches Mandat ausdrücklich verboten worden, sich zu diesem Thema (wie überhaupt zu Lehrstreitigkeiten) zu äußern. Jetzt aber nehme sich ein junger Baccalaureus diese Freiheit heraus und setze sich damit über ein solches Verbot hinweg. Auch würden andere magistrierte Dozenten ‚sine discrimine‘ keine gedruckten Ankündigungen verbreiten, was Reineccius fälschlich behauptet habe. Die zweite Beschwerde von Reineccius bezüglich der Denomination für die Hebräischprofessur dokumentiere lediglich dessen Hochmut, als käme nur er allein für diese Stelle in Frage. Rechenberg demontierte dieses Selbstbild des Reineccius in vier Punkten. Erstens sei ihm nicht bekannt, dass Reineccius in den orientalischen Sprachen außergewöhnliche Kenntnisse besitze. Dies gelte nur „in controversiis criticis“, wovon Reineccius „ergerliche proben“ abgelegt habe.19 Zweitens sei die Annahme 17

UAL: Rep. I/IV/008, fol. 8r –10 v. In der gedruckten Ankündigung (UAL: Rep. I/IV/008, fol. 5r) heißt der entsprechende Passus: „[. . .] habebitur Collegium Recentiorum Controversiarum & earum potissimum, quae inter Nostrates Theologos aliquot jam annis ventilantur, in quo (1) Status Controversiae rite formabitur, ita ut plana & perspicua thesis tradatur, eique opposita antithesis (2) Dissentientes partes allegabuntur indicatis fideliter locis & scriptorum paginis (3) Utriusque partis dissentientis argumenta modeste proferentur, & quae praepolleant, commendabuntur & vindicabuntur (4) de momento controversiae & quod habeat interesse pars quaelibet, edisseretur. Et (5) horum omnium in singulis controversiis brevis, suffi ciens tamen, delineatio praemittetur & ad describendum communicabitur, juxta quam discursoriae nostrae instituentur Lectiones.“ 19 UAL: Rep. I/IV/008, fol. 9r. 18

9.1. Die Auswirkungen des Streits auf das Leben der Theologischen Fakultät Leipzig 283

falsch, dass ein junger Baccalaureus theologiae vor einem älteren Magister, der sich aber durch besondere Hebräischkenntnisse auszeichne, in der Denominationsliste rangieren müsse. Drittens sei es nötig bei der Erstellung dieser Liste auch auf die „mores“ der Kandidaten zu sehen. Von Reineccius sei nun aber allgemein bekannt, dass er bereits vor vier Jahren wegen Insubordination („wegen eines satyrischen Unflaths wider die professores“) bestraft worden 20 und vor einem halben Jahr erneut eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet worden sei. Auch momentan laufe eine Ermittlung gegen Reineccius, da er gegen ihn (= Rechenberg) eine „anzügliche[n] Schrift“21 publiziert habe. Rektor und Universitätskonzil werden dies ahnden, da auf keiner Universität, die auf Disziplin und gute Gesetze achte, es zugelassen sei, dass Studenten oder Magister gegen ihren Eid verstoßen und öffentlich gegen ihre Professoren polemisieren. Viertens sei die theologische Fakultät gemäß kurfürstlicher Entscheidung angehalten, nicht mehr als drei Kandidaten für die Hebräischprofessur vorzuschlagen. Deshalb habe er (= Rechenberg) als Dekan „per plana suffragia“ im aktuellen Fall drei geeignete Kandidaten auf die Denominationsliste gesetzt und dem herzoglichen Hof in Weißenfels gemeldet.22 Die drei Kandidaten hießen Christian Ludwig23 , Johann Benedikt Carpzov24 und Johann Georg Abicht. 25 In diesem Sinne bat Rechenberg abschließend im Bericht an das Oberkonsistorium und den Landesherrn in Dresden, dass Reineccius „alß ein eingebildeter und zancksüchtiger mensch“26 viel Unruhe gestiftet und sich den akademischen Statuten widersetzt habe. Außerdem habe er entgegen seinem Eid als theologischer Baccalaureus seine Professoren blamiert und die Studenten verärgert. 20 Es handelt sich dabei um die Auseinandersetzungen, die Reineccius mit Olearius 1698 anlässlich seiner Disputation hatte; siehe oben Kapitel 3.2.1. 21 UAL: Rep. I/IV/008, fol. 9 v. Bei der Publikation handelt es sich um: Reineccius, Universae de termino gratiae peremptorio controversiae epitome . . . ; vgl. dazu Hesse, Der terministische Streit . . ., 408. 22 Die damals noch bestehenden Wettinischen Sekundogenituren übten bei den Stellenbesetzungen an der Leipziger Universität abwechselnd mit Dresden das Recht zur Wahl eines neuen Stelleninhabers aus. In Dresden wurde dann jeweils noch die Wahl bestätigt. 23 Christian Ludwig war bereits fest eingebunden in die Strukturen universitärer Ämter und Funktionen. Zum Zeitpunkt seiner Bewerbung auf die Hebräischprofessur war er bereits ordentlicher Professor für das Aristotelische Organon an der Philosophischen Fakultät, Extraordinarius für die Orientalischen Sprachen, Licentiat der Theologie, Kollegiat des Frauenkollegs und Konrektor der Thomasschule; vgl. Das ietzlebende Leipzig 1702 . . ., A3v; A5r; A6v; B9 v. 24 Johann Benedikt Carpzov (1670–1733; Sohn des 1699 verstorbenen Theologen Johann Benedikt Carpzov) war Sonnabendprediger an St. Nikolai und ab 1703 Hebräischprofessor an der Universität Leipzig; vgl. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch . . . 2, 101; Brigitte Schäfer, Art. ‚Carpzov‘, RGG4 2, 73 f.; Wartenberg: Die Carpzovs . . ., 69. 25 Johann Georg Abicht (1672–1740) hatte 1697 in Leipzig den Magistergrad erlangt, wurde 1702 auf die Hebräischprofessur berufen, 1708 wurde er Dr. theol. in Leipzig. Im Jahr 1717 ging er ins Schul- bzw. Pfarramt nach Danzig, 1729 wurde Abicht Theologieprofessor und Generalsuperintendent in Wittenberg. 26 UAL: Rep. I/IV/008, fol. 10r.

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Das Bild eines chronischen Unruhestifters, das Rechenberg Ende Juni 1702 von Reineccius gezeichnet hatte, vervollständigte sich wenige Wochen später durch eine erneute Beschwerdeschrift, die Reineccius wiederum an Kurfürst Friedrich August I. adressierte. Am 15. Juli 1702 klagte er über weitere Vorfälle und bat um Unterstützung. 27 Erstens bedankte er sich für einen landesherrlichen Befehl, der es ihm gestattet hatte, eine Disputation zu veranstalten, die Rechenberg verhindern wollte. Zweitens habe er nach einer Pause den Fortgang seiner Lehrveranstaltungen anzeigen wollen und dies durch einen Aushang28 bekannt gegeben, der auf Geheiß von Rechenberg durch den Pedell wieder entfernt worden sei. Dies würde – wie auch die vergangenen Male – mit dem Hinweis auf das Visitationsdekret begründet.29 Doch sei dieses Dekret noch niemals in dieser Weise interpretiert worden, sondern dieses Vorgehen sei nur bei den frisch promovierten Baccalaren üblich gewesen. Er selbst habe seine ersten Kollegien auch vom damaligen Dekan Olearius unterschreiben lassen. Auch habe er sich darüber informiert, dass seit mindestens 30 Jahren die Aushänge der Baccalaren vom Dekan nicht mehr unterschrieben worden seien. Schließlich hätten die Assessoren der theologischen Fakultät bei ihrer Sitzung Rechenbergs Vorgehen auch nicht gebilligt. Im aktuellen Fall habe er außerdem keine Neuankündigung von Lehrveranstaltungen vorgenommen, sondern nur die Fortsetzung laufender Kollegien angezeigt, was gar nicht Gegenstand des Visitationsdekretes sei. Vielmehr verstießen die Dekane in jüngster Zeit selbst gegen das Visitationsdekret, indem sie von den Baccalaren ‚pro prandio‘ Geld forderten, was untersagt worden sei. Reineccius bat schließlich darum, dass Rechenberg angewiesen werde, ihn ungehindert seine akademischen Rechte ausüben zu lassen. Nachdem das Oberkonsistorium im Namen des Landesherrn die Universität bzw. den Rektor zur Stellungnahme bzw. Aufklärung des Sachverhaltes aufgefordert hatte, wurde Rechenberg durch den Universitätsaktuar am 24. August 27

UAL: Rep. I/IV/007, fol. 2r –3v. Die handschriftliche Ankündigung ist beigefügt; vgl. UAL: Rep. I/IV/007, fol. 4r. 29 Das Visitationsdekret erweiterte für die theologische Fakultät den Kreis der Lehrberechtigten. In dem Einblattdruck (als Beilage in UAL: Rep. I/IV/007, fol. 8/9), in dem unter dem Datum des 12. Sonntags nach Trin. 1673 auf Initiative des Dekans für die theologische Fakultät die Regelungen eingeschärft wurden, heißt es im entscheidenden Abschnitt: „[. . .] Damit auch die Jugend desto fleißiger informiret werde/ auch diejenigen/ so in Theologicis gute Wissenschafft erlanget/ und solche zum wenigsten in einer Disputatione Theologica publica respondendo erwiesen/ sich darinnen üben/ und ins künfftige zu denen Professoribus gleichfals gebrauchet werden können/ soll den Licentiatis un[d] Baccalaureis Theologiae, wie auch Magistris, so hierzu tüchtig NB. iedoch mit Vorbewust und Erlaubniß des Decani Facult. Theol. Collegia Theologica Lectoria & Disputatoria privata zu halten frey stehen. Es sollen aber gleichwohl die Baccalaurei und Magistri den Anschlag von dem Decano iedesmahl unterschreiben lassen/ welches er auch ohne gnugsamen Ursachen nicht verweigern/ iedoch aber darbey ermahnen soll/ daß sie sich aller verdächtigen opinionen und neuen Arten zu reden enthalten/ und alte wohlverdiente Theologos zur Ungebühr nicht perstringiren sollen. [. . .]“. 28

9.1. Die Auswirkungen des Streits auf das Leben der Theologischen Fakultät Leipzig 285

1702 zu einer schriftlichen Äußerung aufgefordert.30 Rechenberg reagierte darauf am 29. August 1702 mit einer fünfseitigen Stellungnahme.31 Zunächst stellte er klar, dass die Klage des Reineccius unberechtigt sei, wie man bereits aus seinem Schreiben vom 23. Juni 1702 ersehen könne. Er empörte sich darüber, dass „diser zänckische Magister“32 nun erneut den Landesherrn behellige. Zum Vorwurf der verweigerten Zensur der Disputation „De traditione Eliae talmudici“ legte er dar, dass er dem Respondenten angeboten habe, die Disputation als eine theologische zu zensieren, wenn dieser sie unter dem Vorsitz eines Theologieprofessors abhalten wolle. Da er sie aber als eine philosophische Disputation deklariert habe, lehnte er als Dekan der Theologischen Fakultät eine Zensur ab.33 Zweitens sei es gelogen, dass er Reineccius in seinen Studien hindere, es sei denn, er würde sich darauf beziehen, dass er vor vier Jahren Olearius öffentlich beleidigt habe und dafür für sechs Wochen in den Karzer gehen sollte. Damals habe er Reineccius, der ihm von Johannes Fecht persönlich empfohlen worden war, freundlich ermahnt, er möge bescheidener und weniger zänkisch werden. In diesem Zusammenhang habe er damals als amtierender Dekan der Philosophischen Fakultät Reineccius die Abhaltung von Kollegien untersagen müssen. Ebenso habe er ihn vor „Hochmuth und Zänckerey“34 gewarnt, als dieser ein Dreivierteljahr zuvor – also unmittelbar nach Rechenbergs Amtsantritt als Dekan – Kollegien angekündigt hatte, ohne zuvor die Unterschrift des Dekans einzuholen. Dabei habe er ihm versprochen, die Unterschrift zu leisten, sobald Reineccius sich – wie das Visitationsdekret es vorsehe – bei ihm einfi nden und die Abhaltung der Kollegien erläutern würde. Dann habe Reineccius ihm auch noch die Schuld dafür gegeben, dass er nicht zur Hebräischprofessur denominiert worden sei, was er in seinem letzten Rechtfertigungsschreiben aber schon ausführlich dargelegt habe. Wie haltlos diese Unterstellungen seien, könne man in den Universitätsakten nachlesen. Zum dritten sei auch die Behauptung falsch, dass er als Dekan eine Unterschrift für Reineccius verweigert habe, vielmehr habe er die Ankündigungen von Reineccius vom Schwarzen Brett entfernen lassen, weil dieser aus „Hochmuth und Trotz“35 diese nicht unterschreiben ließ, wie es das Visitationsdekret vorschreibe. Gegen die Darstellung und Lesart des Reineccius bekräftigt Rechenberg die Gültigkeit der Anordnung, jedes Mal die Lehrankündigungen dem Dekan vorzulegen. Dies habe er selbst vor 29 Jahren 30

UAL: Rep. I/IV/007, fol. 5r. UAL: Rep. I/IV/007, fol. 6r –7v; 10r. 32 UAL: Rep. I/IV/007, fol. 6r. 33 Ob die Disputation dann tatsächlich nicht abgehalten worden ist, lässt sich nicht erkennen, sie wurde jedenfalls nicht gedruckt. Reineccius hat das Thema erst später als Aufhänger für ein Weihnachts-‚programma‘ verwendet; vgl. Christian Reineccius, Festum nativitatis Christi . . . invitat M. Christianus Reineccius (praefatus de traditione Eliana circa mundi aetate), Weißenfels 1736. 34 UAL: Rep. I/IV/007, fol. 6v. 35 UAL: Rep. I/IV/007, fol. 6v–7r. 31

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erfahren müssen, als er – damals selbst junger Baccalaureus – nur ein einziges Mal seine Ankündigungen nicht unterschrieben ließ und deshalb von dem damaligen Dekan Möbius einen Verweis erhielt. Der folgende Dekan Scherzer habe den entscheidenden Passus des Visitationsdekret auf einem Plakatdruck 1673 in der theologischen Fakultät anschlagen lassen, um diese Verpflichtungen mit Nachdruck einzuschärfen.36 Auch Carpzov habe diese Regelung vor etwa 10 Jahren erneuert.37 Viertens sei es unwahr, dass er sich in der Sitzung der Fakultät derart geäußert habe und dass die Assessoren nicht in die Verpflichtung zur Vorlage von Lehrankündigungen beim Dekan eingewilligt hätten, wenngleich sein Hauswirt Ittig dieses dem Reineccius für „treu geleistete Dienste“38 gerne zugestanden hätte. Zum fünften sei es zwar zutreffend, dass Reineccius ihm zweimal durch einen Botenjungen und einmal durch eine Magd seine Lehrankündigungen zustellen ließ, er aber diese nicht unterschrieben habe, da das Visitationsdekret eine persönliche Einreichung, verbunden mit einer Unterweisung, vorsehe. Zum sechsten sei es unwahr, dass Reineccius mit diesen Ankündigungen lediglich die Fortsetzung seiner Kollegien habe anzeigen wollen, die er aber noch nicht einmal angefangen habe. Zum siebten gebe Reineccius ihm zu Unrecht die Mitschuld an der Erhebung der Gebühren für das Prandium der Baccalaren, denn er selbst habe ihn noch nicht einmal zum Examen zulassen wollen. Diesen Punkt schließt Rechenberg mit einer Abfuhr, die nicht deutlicher formuliert sein könnte: „Endlich will ich gerne meine portion [d. h. den Anteil, den Rechenberg von der Promotionsgebühr erhalten hatte] M. Reineccio wiedergeben, wenn man diesen zänckischen menschen damit loswerden könte.“39

Diesem Wunsch würde sich – so vermutet Rechenberg – aus dem Kreis der Theologieprofessoren nur Ittig nicht anschließen. Zum achten verstoße die in der Klageschrift formulierte Bitte des Reineccius klar gegen das Visitationsdekret, weshalb ihr nicht stattgegeben werden sollte. Rechenberg bat den amtierenden Rektor, den Medizinprofessor Johann Christian Schamberg, aus den vorliegenden Universitätsakten an den Landesherrn zu berichten, in welcher Weise Reineccius die Theologieprofessoren Olearius und Rechenberg in ihrer Autori36

UAL: Rep. I/IV/007, fol. 8/9. Der Eintrag im Dekanatsbuch zu Carpzovs Dekanat 1690/91 gibt darüber keine Auskunft, aber der folgende Dekan Olearius hat zu Beginn seiner Amtsperiode mit Datum vom 9. November 1691 folgenden Eintrag gemacht, aus dem die strenge Handhabung der Vorgaben ersichtlich wird: „Ad denunciationem Dn. M. Frider. Werneri, theol. baccalaurei sequentib[us] quinq[ue] magistris, nondum baccalaureis, utpote Redelio, Marquardo, Gesgoenio, Steinbrechero et Steinbachio, qui sine consensu decani collegia theologica partim thetico-polemica et moralia intra privatos parietes, partim homiletica in templo Paulino proprio ausu instituerant, sub co[m]minatione denunciationis ad rectorem magnificum illa fuere interdicta.“; vgl. UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 263v. 38 UAL: Rep. I/IV/007, fol. 7v. 39 UAL: Rep. I/IV/007, fol. 7v; 10r. 37

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tät kränke, wie er gegen die akademischen Statuten verstoße und die Universität gering schätze. Abschließend äußerte Rechenberg die Hoffnung, dass die Obrigkeit diesem Unfug nicht länger zusehen, sondern Reineccius zurechtweisen werde, damit man vor „disem unruhigen kopf friede haben möge und dem ergerniß gesteuert werde“.40 Auch mit einem weiteren Schüler Ittigs kam es – freilich auf einer anderen Ebene – gegen Ende dieses Dekanats zu einem punktuellen Konflikt. Im August 1702 war unter Ittigs Präsidium eine Disputation „Paulinus in partem psalmi octavi“ zu Hebr 2, 9 geplant, bei der Johann Heinrich von Bobartt aus Stettin als Respondent fungierte.41 In der dazu abgefassten Abhandlung fand sich eher nebenbei die These, dass auch einem gänzlich verstockten Sünder die Gnadentür offensteht, solange er lebt.42 Als damals amtierender Dekan sollte Rechenberg die Schrift approbieren, was er aber wegen dieser Bemerkung verweigerte.43 Als er jedoch vom Respondenten eine Abänderung des Wortlautes verlangte, lehnte dieser unter Hinweis auf seinen Präses ab, dem der Dekan keine Auflagen über Disputationsthesen machen konnte. Um wirksam gegenzusteuern, schien Rechenberg deshalb nur die Möglichkeit gegeben, dieses Verhalten an die Öffentlichkeit zu tragen. Er thematisierte die Angelegenheit deshalb in seiner „Achten Beylage“, wo er Ittig unter anderem als „spöttischen Widersacher[s]“ titulierte. 44 Dies wiederum rief eine Entgegnung hervor, hinter der vermutlich Ittig stand.45 In ihr wird nicht nur diese Disputation verteidigt, sondern es werden auch mehrere Predigtinhalte Ittigs referiert. Zur Beschirmung seiner eigenen Ansicht gab er eine Episode zum Besten: In Goslar hätte ein Diakon Rechenbergs Disputation „De termino gratiae revocatricis“ zur Grundlage einer Predigt gemacht, doch hätten sich die Zuhörer daraufhin beim Pfarrer beschwert, dass ihnen der Diakon Glaubensinhalte vermitteln wolle, die gegen die ‚analogia fidei‘ verstoßen. Daraufhin habe der Pfarrer selbst die Unterweisung seiner Gemeindemitglieder zu diesem Lehrpunkt übernommen. In Anlehnung an diese Episode wiederholt Ittig seine in der Disputation gemachten Äußerungen über die universale Erstreckung der göttlichen Gnade, die auch die Bibel lehre. Aus den Einwürfen Rechenbergs mag er nur den Unwillen darüber erkennen, dass an Ittigs Seite der in der Kirche gelehrte theologische Konsens sich zusammengefunden hat. Gegen diese Disputation kam zu Jahresbeginn 1703 – nun schon während des Dekanats von Thomas Ittig – eine scharfe 40 41 42

UAL: Rep. I/IV/007, fol. 10r. Hesse, Der terministische Streit . . ., 413. Ittig-Bobartt, Paulinus in partem psalmi octavi commentarius expensus . . . ,

62. 43 Rechenberg vertrat die Ansicht, dass sich die allgemeine Heilszusage in Hebr 2, 9 nur auf diejenigen bezieht, die sich der göttlichen Ordnung unterwerfen; vgl. z. B. die Darlegung in Richter, Ittigische Disputir-Künste . . . , )(2v. 44 Rechenberg: Achte Beylage . . . , 37. 45 Hesse: Der terministische Streit . . ., 422–424.

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Entgegnung heraus, die der Pfarrer Jeremias Heinrich Richter unter dem Titel „Ittigische Disputir-Künste“ erscheinen ließ. 46 Rechenberg steuerte eine Vorrede bei, in der er das Vorhaben Richters lobend hervorhob, die „puerilischen Sophistereyen“ Ittigs zu widerlegen.47 Ittig verstricke sich in Irrtümer („den größten Irrthümern novae Orthodoxiae Ittigianae“48 ), die ihn letztlich einen neuen Origenismus vertreten lassen.49 Ferner verdrehe er nicht nur Rechenbergs Argumentation, sondern auch die anticalvinistischen Aussagen anderer Theologen. Der anschließende Text von Richter fügt dieser Vorrede sachlich nichts mehr hinzu, er ist vielmehr eine Ansammlung detaillierter Nachweise über zweifelhafte Argumente in Ittigs Disputation. In einer daraufhin erschienenen „Rettung der theologischen Disputation“ wird von einem Anonymus nicht nur die Disputation verteidigt, sondern auch gegen Rechenbergs „Achte Beylage“ argumentiert. Mit dem Mitte Oktober 1702 neugewählten Dekan Ittig kam es kurz vor Jahresende zu einem neuen Konflikt. Er entstand um einen begleitenden Druck zu der üblicherweise an hohen Festtagen in der Paulinerkirche gehaltenen Festrede (‚oratio in festo nativitatis‘) zu Weihnachten 1702.50 Der Dekan hatte gewohnheitsgemäß im Auftrag des Rektors ein „programma“ verfasst, das am Schwarzen Brett (‚valvi academici‘) angeschlagen und zur Veranstaltung selbst verteilt werden sollte. Normalerweise konnte der Dekan den Druck einer solchen Akzidenzschrift ohne Zensur durch den Rektor an den Drucker weitergeben. An Weihnachten 1702 jedoch war es zwischen dem damaligen Dekan Ittig und dem amtierenden Rektor Cyprian hierin zum Kompetenzkonflikt gekommen. Ittig hatte das Manuskript an den Drucker Immanuel Tietze (Titius) 51 gegeben, der es bereits gesetzt und korrigiert hatte, da erschien im Auftrag des Rektors am 23. Dezember 1702 ein Pedell, der den Druck stoppen ließ und ein Exemplar für den Rektor ausgehändigt bekommen wollte. Darüber war zunächst ein Streit zwischen den beiden entstanden, in dessen Folge der Drucker nach Rückfrage bei Ittig aber nachgegeben hatte. Der Pedell jedoch brachte das Exemplar zu Rechenberg. Indessen hatte der Rektor Cyprian bei Ittig eine Ergänzung im Text des Programms gewünscht 52 und sich gegen eine Verwicklung der Univer46

A.a.O., 428–430. Richter: Ittigische Disputir-Künste . . . , )(2r. 48 A.a.O., )(3r. 49 A.a.O., )(3v. 50 Die Quelle hierfür ist eine schriftliche Klage Ittigs an den Landesherrn vom Jahresende 1702; vgl. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 157r –162r. 51 Die Offizin des Immanuel Tietze (Titius) kommt sonst namentlich nicht auf Leipziger terministischen Drucken vor. Tietze war als Drucker von 1693 bis 1728 in Leipzig tätig; vgl. Christoph Reske, Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing [Beiträge zum Buchund Bibliothekswesen 51], Wiesbaden 2007, 546. 52 Diese Ergänzung sollte die anticalvinistische Ausrichtung der Schrift nochmals verstärken. 47

9.1. Die Auswirkungen des Streits auf das Leben der Theologischen Fakultät Leipzig 289

sität in dessen „Privat-Controvers“ ausgesprochen. Nachdem Ittig diesem Wunsch um Ergänzung entsprochen hatte, wurde der Druckvorgang des Textes fortgesetzt. Nun erschien zum zweiten Mal der Pedell und verlangte erneut ein Exemplar zur Vorlage beim Rektor. Wiederum brachte er dieses Exemplar zu Rechenberg. Wiederum erhielt Ittig ein Schreiben des Rektors Cyprian. Darin verlangte dieser einzelne Änderungen im Wortlaut, die Ittig als theologisch indifferent und daher lediglich „als eine zancksüchtige Zunöthigung“ qualifizierte.53 Der Druck war jedoch nicht mehr zu stoppen, weshalb Ittig am folgenden Sonntag (31. Dezember 1702) sich nach gehaltener Predigt beim Rektor entschuldigte, um die Angelegenheit zu bereinigen. Bei dieser Gelegenheit erfuhr Ittig allerdings, dass der Druck dieses „programma“ weder am Schwarzen Brett angeschlagen worden war noch sich ein Pedell bereit erklärte, die Exemplare zur Verteilung bei ihm abzuholen. Am Tag des Festaktes, an dem die Festrede gehalten werden sollte,54 versammelten sich wie gewöhnlich der Rektor, die Doktoren, Licentiaten und Magistri in der Sakristei der Nikolaikirche, um sich zu einer Prozession in die Paulinerkirche aufzustellen. Dabei scharte der Rektor einige Doktoren um sich und beriet sich mit ihnen, ob das Programm nun zu verteilen sei oder nicht. Abweichend von der sonstigen Gepflogenheit verteilte der Pedell daraufhin die Exemplare an die Teilnehmer des Lehrkörpers, was zur Folge hatte, dass eine allgemeine Austeilung in der Paulinerkirche an Studenten und sonstige Hörer nur noch eingeschränkt stattfinden konnte. Dies führte zum einen unter den Studenten zu Gerüchten, die sich in der ganzen Stadt ausbreiteten. Zum anderen erhielt der Drucker, als er beim Rektor die Abrechnung vorlegte, keine Bezahlung, sondern nur einen ausweichenden Bescheid. Diese gesamten Vorkommnisse schilderte Ittig in einem Klageschreiben an Kurfürst Friedrich August I. Dieser wies daraufhin die Universität am 10. Januar 1703 an, die Vorgänge zu klären. Am 23./24. Februar 1703 informierte die Universität den Kurfürsten über die Befragung der Pedellen und kündigte die Reaktion des Rektors an.55 Cyprian schickte sein Rechtfertigungsschreiben noch am selben Tag an die Adresse des Landesherrn.56 Darin sah er sich veranlasst, den Verlauf der Geschehnisse richtig zu stellen. Seiner Ansicht nach war es stets üblich gewesen, dass der Rektor den Dekan mit der Abfassung eines solchen ‚programma‘ beauftragte, das Manuskript durch einen Famulus abschreiben und dem Rektor vorlegen ließ. Dieser konnte dann den Druck bei 53 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 160r. Auf der letzten Seite sollte „induratissimus“ in „impiissimus“ und „indurato“ in „improbo“ geändert werden, um so den scharfen Ton abzuschwächen; vgl. Universität Leipzig, Weihnachtsprogramm . . . , )(4v. 54 Festredner war der Mag. Samuel Rothe aus Elster (Lausitz), der 1696 immatrikuliert wurde und 1700 den Magistergrad erwarb; vgl. MUL 2, 370. 55 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 163r –165r (datiert auf 24.2.) (fol. 163r oben Randglosse: „Cypriani exculpatur in causa programmatis natalitis d. 23. Febr. 1703.“). 56 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 165v–181v.

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einem speziellen Drucker57 in Auftrag geben und bezahlte diesen auch entsprechend. Dieser Brauch war seit einiger Zeit durch verschiedene Rektoren lax gehandhabt worden, so dass sich nach Cyprians Meinung verfahrenstechnisch und inhaltlich Defizite eingeschlichen hatten. Zum einen hatten die Dekane ihre eigenen Famuli mit der Weitergabe der Manuskripte an Drucker ihrer Wahl beauftragt, zum anderen waren die bevorzugt paränetischen Inhalte der Programmschriften immer weiter in den Hintergrund getreten und stattdessen waren Streitschriften daraus geworden, die allerdings immer noch unter dem Namen des Rektors erschienen. Noch niemals sei allerdings einem Rektor verweigert worden, aus der Druckerei sich ein Exemplar kommen zu lassen, wie es diesmal der Fall gewesen sei. Die angemahnte Korrektur bezog sich auf den Begriff der Verstockung des Königs Ahas, der von der gängigen Terminologie im Diskurs mit den Reformierten abwich und stattdessen in der terministischen Kontroverse strittig war.58 Dies zu verhindern sah sich Cyprian als Rektor befugt und verpflichtet. Ittigs mündliche Entschuldigung, die er nach einer Predigt abgegeben hatte, sei nur vorgeschoben gewesen, denn er habe unterdessen den Druck des ‚programma‘ weiter vorangetrieben. Auch die Verantwortung für die mangelhafte Bereitstellung der Exemplare anlässlich des akademischen Aktes, bei dem die Festrede gehalten wurde, schob Cyprian auf Ittig. Außerdem verwahrte sich Cyprian gegen einige andere Vorhaltungen. Erstens habe er dem Drucker nicht die Zahlung seines Honorars gänzlich versagt. Es habe ihn allerdings befremdet, dass der Drucker die Rolle des Rektor anerkenne, wenn es um die Bezahlung gehe, jedoch nicht anerkannt habe, als dieser ein Exemplar vorgelegt bekommen wollte. Zweitens habe er sein Zensurrecht nicht missbraucht, sondern sei darauf bedacht gewesen, dass diese Art öffentlich-offizieller Druckschriften der Universität nicht zum Medium für Kontroversen herabsinke und damit das Ansehen der Universität geschmälert werde. Drittens verwahrte er sich gegen die Unterstellung, er habe aufgrund einer geheimen Absprache (‚collusio‘) mit Rechenberg durch den Pedell das ‚programma‘ in dessen Haus bringen lassen. Davon habe er nichts gewusst, traue dies dem Pedell auch nicht zu und glaube, Ittig sei einem Gerücht aufgesessen. Einen vergleichbaren Vorgang habe es schon einmal gegeben, denn Ittig würde ihn ja auch in einer gedruckten Schrift beschuldigen, er habe einmal bei einer Disputation 59 aufgrund einer Absprache mit Rechenberg sich als einziger Opponent zur Verfügung gestellt und damit ein weiteres Opponieren durch andere verhindert. Dies sei jedoch sachlich nicht richtig, da sich seinerzeit Johannes Schmid nicht als Opponent zur Verfügung gestellt habe. Schließlich sei sein friedfertiger Charakter allgemein 57

Dem extra für akademische Akzidenzdrucke vorgesehenen Drucker. Universität Leipzig, Weihnachtsprogramm . . . , )(4r/v, wird vom israelitischen König Ahas als „induratissimus“ und später von „totaliter indurat[us]“ gesprochen. 59 Es handelte sich um die am 23. November 1700 abgehaltene Disputation RechenbergBarthel: De statu induratorum . . . ; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 265 f. 58

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seit Jahrzehnten bekannt, weshalb die Anschuldigungen, die Ittig in seiner „Antwort auf Cunei Missive“60 erhebe, auch falsch seien. Daher erbat Cyprian einen kurfürstlichen Befehl an die Universität mit dem Inhalt, dass in Bezug auf die Drucklegung der Rektoratsprogramme zu den hohen Festtagen das alte Herkommen wiederhergestellt werde, wonach dem Rektor die Durchsicht sowie die Veranlassung von Drucklegung und Verteilung der Exemplare uneingeschränkt zustehe. Diese schriftliche Äußerung Cyprians blieb ihrerseits von Ittig nicht unrepliziert. Der Leipziger Superintendent reagierte mit Datum vom 24. April 1703 in einem Schreiben an den Landesherrn auf die Übermittlung des Textes von Cyprian, der inzwischen nicht mehr als Rektor amtierte. 61 Ittig beklagte erstens die mit Vorurteilen behafteten Ausführungen Cyprians und bestritt das über die Kompetenz der Dekane 62 hinausgehende Recht des Rektors zur letztinstanzlichen Aufsicht über die Programmdrucke. Vielmehr unterstellte er Cyprian, dass dieser sein Amt in parteiischer Weise wahrgenommen habe. Er sei dazu angestiftet worden von Ittigs „Wiederwärtigen und bekandten Feinde[n], mir zu nicht geringen Schimpff und Verkleinerung bey auswärtigen Universitäten“. 63 Die generelle Korrektur einer Programmschrift durch den Rektor sei von den älteren befragten Professoren, die früher einmal das Rektoramt innehatten, nicht bestätigt worden. Auch habe Cyprian selbst in seinen früheren Rektoraten dies wohl nie so gehandhabt64 , sondern er sei jetzt von Rechenberg „zu dieser neuerlichen Zänckerey“65 angetrieben worden. Zweitens widersprach Ittig dem Argument Cyprians, derartige Programmtexte sollten nur paränetische Inhalte und keine theologische Polemik enthalten. Ittig hält die fragliche Kontroverse weder für aktuell noch auf Leipzig beschränkt, sondern sie thematisiere einen grundlegenden theologischen Dissens zwischen der ‚rechten‘ lutherischen Lehre und den Calvinisten. Drittens glaube er ohne Weiteres, dass Cyprian in früheren Rektoraten niemals die Aushändigung der Programmschrift durch die Druckerei verweigert worden ist. Dies liege aber daran, dass er dies auch nie vor Fertigstellung des Druckes verlangt habe. Viertens seien die Begegnungen zwischen den Pedellen und Ittigs Famulus bzw. den Pedellen und dem Buchdrucker(jungen) ihm anders berichtet worden, als dies die Zeugenbefragungen der Pedellen durch den Prorektor66 erkennen lassen. Fünftens ver60 Ittig, Antwort auff Cunei Missive . . . , 20 (qu. XLV). – Zu Cuneus, Missive an Ittig . . . , vgl. auch unten Kap. 9.2. 61 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 182r –190 v. 62 Ausdrücklich des Dekans der Theologischen Fakultät, der in diesem Zeitraum (Oktober 1702 bis Oktober 1703) gerade Ittig hieß. 63 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 182v. 64 Im Winterhalbjahr 1702/03 übte Cyprian zum vierten Mal die Funktion des Rektors aus. 65 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 183r. 66 Prorektor war entweder der Vorgänger des amtierenden Rektors oder dessen Nachfol-

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wahrte sich Ittig dagegen, dass sein Handeln mit dem des Pedellen, der trunksüchtig sei und den Drucker mit Flüchen beschimpft habe, auf eine Ebene gestellt werde. Sechstens weist er die Unterstellungen Cyprians zurück, er sei von den üblichen Begrifflichkeiten der anticalvinistischen Polemik abgewichen. Vielmehr habe er im Text des Programms den gegen die Reformierten gerichteten Nachweis führen wollen: „daß Christus allen Menschen zu gute gebohren sey, auch solches unter andern mit dem exempel des gantz verstockten Königes Ahas, welchem Gott das Gnaden=Zeichen der Empfängnüß und Geburth Christi antragen ließe, erwiesen, welches Argument | die Calvinisten umbso vielmehr stringiret, weil sie den König Ahas deßwegen für einen reprobum halten, weil er totaliter induratus et in malo induratissimus gewesen, und nach des Zachariae Ursini, Abrahami Sculteti, und anderer Calvinisten Meynung, gar ein peccatum in Spiritum S. begangen, welches ja der höchste gradus totalis indurationis ist.“67

Siebtens könne in der Sache von einer terminologischen Verschiebung gar keine Rede sein, da in den Kontroversen mit den Calvinisten die gleiche Terminologie verwendet würde, mit welcher auch die terministische Kontroverse geführt werde. Zur Illustration bringt Ittig im folgenden Abschnitt einige Beispiele von Überschneidungen beider Konfliktfelder, die auch eine terminologische Gleichbehandlung im Text des Programms rechtfertigten. 68 Achtens habe Cyprian durch seine Kritik an der Programmschrift nichts Gutes bewirkt und Rechenberg habe durch seine Publizistik und sein Abstimmungsverhalten im Professorenkonzil „sein verbittertes Gemüth“69 zu erkennen gegeben. Neuntens sei die Absicht des Rektors, durch seine Korrektur der Programmschrift die Universität aus der terministischen Kontroverse herauszuhalten, überflüssig gewesen, denn diese Schrift handele gar nicht vom Terminismus. Aber selbst wenn dies so wäre, sei eine derartige Einmischung nicht gerechtfertigt, da auch Olearius vor einiger Zeit in einem Pfingstprogramm (1700) den terministischen Streit gestreift hatte und damals sich Cyprian nicht mit derartigen Bedenken zu Wort gemeldet habe. Zehntens lasse er sich nicht die Verantwortung dafür zuweisen, dass es unterlassen worden sei, die Programme öffentlich anzuschlagen. Vielmehr lag dies an der Weigerung der Pedelle, die Exemplare entgegenzunehmen. Elftens sei die Oberhoheit des Rektors über die Zensorenfunktion der Dekane in den akademischen Statuten nicht nachweisbar und auch nicht praktikabel. Zwölftens lasse sich aus dem seinerzeitigen Versehen des Dekans Rechenberg in Bezug auf die Zensur des ‚Collegium Scherzerianum Anticalvinianum‘, für das der preußische König die ganze Universität verantwortlich gemacht habe, nicht ger, namentlich also entweder der Medizinprofessor Johann Christian Schamberg oder Johannes Olearius; vgl. MUL 2, LIX. 67 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 184r/v. 68 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 184v–185r; 189 v. 69 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 185v.

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das Zensurrecht des Rektors über ein Festprogramm des Dekans der Theologischen Fakultät ableiten.70 Dreizehntens treffe ihn der Vorwurf nicht, er würde in seinem Festprogramm eine ‚controversia domestica‘ abhandeln, es sei denn Cyprian wolle die Calvinisten fälschlich als ‚domestici‘ bezeichnen. Vierzehntens sei er sich nicht bewusst, die programmata, die im Namen des Rektors erscheinen, als Lehrbekenntnisse der gesamten Universität zu bezeichnen, da der Rektor in solchen Programmtexten ja nicht die Hochschule repräsentiere, sondern sie zu einem akademischen Akt einlade. Dass ein solches ‚programma‘ der Universität zur Schande gereichen könne, gestehe er freilich zu, wie dies das Plagiat eines Dekans wenige Jahre zuvor in Leipzig gezeigt habe.71 Das Zensurrecht der Dekane begründet Ittig schließlich auch durch dessen jeweilige fachliche Kompetenz. Auch könne man einen Dekan nicht dafür verantwortlich machen, wenn als Antwort auf ein ‚programma‘ Streitschriften gedruckt würden, wie dies unter dem Pseudonym Wilhelm Fabri in Reaktion auf Ittigs Programmschrift zum Reformationsfest geschehen sei.72 Fünfzehntens sei nicht daran zu zweifeln, dass der Pedell das aus der Druckerei geforderte Exemplar des ‚programma natalitium‘ zuerst zu Rechenberg gebracht hat, was der Buchdrucker und sein Junge jederzeit bezeugen würden. Unklar sei jedenfalls nur, wer ihn dazu angestiftet habe. Hinter Cyprian vermutete Ittig jedenfalls Rechenberg als Drahtzieher, was auch aus der ganz offensichtlichen Absprache bei einer Disputation hervorgehe, bei der Cyprian die Rolle eines Opponenten übernommen habe. Denn es sei bei einer solchen ‚disputatio solennis‘ nicht üblich, dass ein Doktor opponiere, sondern ein Licentiat oder Baccalaureus. Außerdem habe Cyprian nicht nur ein paar Stunden, sondern von Beginn bis zum Ende der Disputation alleine opponiert, was er sonst, solange er in Leipzig sei73 , noch nie gemacht habe. Cyprians Versuch, die Absprache mit Rechenberg dadurch zu leugnen, dass er auf den Verzicht Schmids auf Übernahme der Opponentenrolle hinweise, überzeuge nicht, da jener nur abgelehnt habe, weil dies eben in einer derartigen Disputation einem Doktor nicht zukomme. Sechzehntens könne er nicht leugnen, dass er in seiner „Antwort auf Cunei Missive“ gefragt habe, 74 warum sein Weihnachtsprogramm so auf Rechenbergs Ablehnung gestoßen sei, wo es doch nicht gegen die Terministen, sondern gegen die Refor70 In diesem Kontext erinnert Ittig an seine eigene Rede zum Reformationsfest 1670, die er unter dem Dekanat Scherzers (gleichzeitig auch Rektor) gehalten hatte und die zu einem Protest des brandenburgischen Kurfürsten bzw. zum Verbot des Besuchs der Universität Leipzig für seine Landeskinder geführt hatte (bzw. damit im Zusammenhang stand); vgl. dazu UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 207v. 71 Nicht ermittelbar. 72 Dieser Vorgang lässt sich nicht klar bestimmen. 73 Cyprian lehrte immerhin schon seit 1667/68 an der Philosophischen Fakultät in Leipzig, seit 1678 als Professor physices. Ab 1700 war er Extraordinarius der Theologie; vgl. zu seiner Laufbahn Ranfft, Leben und Schriften . . ., 206–223. 74 Ittig, Antwort auf Cunei Missive . . . , [qu. 45].

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mierten gerichtet sei. Unzweifelhaft sei es hingegen, dass alle Aktionen des Rektors gegen dieses Programm auf Geheiß Rechenbergs geschehen sind. Auch die späte Lektüre des Programms durch Rechenberg hält er für Lüge und entlarvt ihn damit als den (pseudonymen) Pasquillanten, der gegen ihn geschrieben habe.75 Siebzehntens wundert sich Ittig, weshalb Cyprian die Erwartung hege, dass der Dekan der Theologischen Fakultät dem Rektor die Festprogramme zur Zensur übergeben sollte, nur weil diese unter dem Namen des Rektors erscheinen. Cyprian selbst habe doch über eine lange Zeit viele ‚programmata exequialia‘ verfasst, die ebenfalls unter dem Namen des Rektors erschienen, obgleich Cyprian sie niemals diesem vorgelegt habe.76 Dem jeweiligen Rektor fehle nicht nur die Fachkompetenz, Schriften der Dekane der vier Fakultäten beurteilen zu können, sondern es sei wohl auch prinzipiell kaum vorstellbar, dass ein Doktor und Dekan der Theologischen Fakultät einem Rektor, der vielleicht nur Baccalaureus theologiae ist, eine theologische Schrift zur Zensur vorlegen müsse. Auch gebe es keine Präzedenzfälle aus anderen Universitäten, dass ein Rektor gleich einem Schulmeister die ‚programmata‘ der Dekane korrigiere. Ittig bat deshalb abschließend, der Kurfürst möge der Universität den Befehl zugehen lassen, dass die Rektoren keine Neuerungen bezüglich der Festprogramme einführen sollten, sondern wie bisher die Dekane der Theologischen Fakultät in ihren Rechten bestätigt bleiben, die Programme ohne Zensur bzw. Korrektur durch den Rektor zum Druck zu geben. Unmittelbar im Anschluss an diesen Konflikt mit dem im Winterhalbjahr 1702/03 amtierenden Rektor Cyprian ist ein neuer Austausch von gegenseitigen Anklagen vor dem Rektor des Sommerhalbjahres 1703 – pikanterweise hieß er Johannes Olearius – zum Austrag gekommen. In der Vorahnung einer weiteren Streiteskalation angesichts der anti-terministischen Neuerscheinungen 77 im Neujahrskatalog schrieb Rechenberg am 2. April 1703 an den Rektor 78 und legte dar, dass während der zurückliegenden Dekanate – Olearius 1699/1700, 1700/01 und Rechenberg 1701/02 – keine Schriften zum terministischen Streit (weder pro noch contra) mit Willen und Wissen des Dekans in den Messekatalog hineingesetzt worden sind. Rechenberg, der eine Absprache zwischen Ittig und dem Vertreter der Grossischen Buchhandlung in Leipzig, Dr. Georg Beyer, ver75 In diesem ‚Pasquill‘ freilich steht ausdrücklich die (unwahre) Behauptung, Rechenberg habe erst nach den Feiertagen vom Text des Programms Kenntnis nehmen können. 76 Beerdigungs-Programme zu Möbius, Lehmann und Carpzov wurden unter Cyprians Rektoraten veröffentlicht; vgl. Programma exequialia [. . .] Moebii. [1697]; Programma exequialia [. . .] Lehmanni. [1699]; Programma exequialia [. . .] Carpzovii. [1699]. 77 Vermutlich handelte es sich um die erste Ausgabe von Samuel Schelwig, Synopsis Controversiarvm svb pietatis motarvm [. . .], Danzig 1701, und eine weitere Schrift. Beide Drucke waren demnach in Leipzig konfisziert worden und dennoch wieder im Messekatalog angezeigt worden. 78 UAL: Rep. II/VIII/012, fol. 1r/v (Präsentationsvermerk vom 5. April 1703).

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mutete, verlangte folglich auch die Aufnahme von Widerlegungen (‚Schutzschriften‘) in den Leipziger Messekatalog, die er und seine Anhänger verfasst hätten. Mit der Unterschrift des Universitätsaktuars wurde der Inhalt dieses Schreibens zur Stellungnahme an Ittig und Beyer am 5. April 1703 weitergeleitet.79 Georg Beyer antwortete darauf am 14. April 1703 dem Rektor, 80 es würden alle in der Buchhandlung eingehenden Titel den Dekanen zur Zensur übergeben. Titelformulierungen würden nur im Sinne der Verständlichkeit und Knappheit geändert werden und bereits erschienene und in früheren Katalogen angezeigte Titel, die vom Verleger erneut angezeigt werden, würden zurückgestellt. Sobald Rechenberg seine Titel mitteilt, werde mit diesen wie gewöhnlich verfahren. Rechenbergs spezielles Ansinnen, Widerlegungen zu anderen im Messekatalog enthaltenen Drucken aufzunehmen, wies Beyer aber mit dem sachlichen Hinweis zurück, dass dadurch Mehrarbeit entstehen würde, die unmittelbar vor einer Messe weder praktisch zu leisten noch mit seiner Weisungsgebundenheit gegenüber den Dekanen vereinbar sei. Am 14. April 1703 widersprach Ittig der Darstellung Rechenbergs in einem Schreiben an den Rektor vehement. 81 Jener hätte sich „als ein Theologus, der noch dazu das Aufsehen haben wolle, als ob er dem studio pietatis ergeben wäre“82 , mit derartigen Lügen besser zurückgehalten. Detailliert weist er daraufhin auf die Angaben in den einzelnen Messekatalogen hin. Im Katalog der Michaelismesse seien Weissens „Untersuchung der Lehre“, und Rechenbergs „Deutlicher Vortrag“ enthalten, ersterer vermutlich gegen den Willen des Dekans, jedoch fehle seine (Ittigs) „Predigt vom guten Hirten“ nebst seiner Verteidigung. 83 Im Katalog der Ostermesse 1701 standen immerhin weitere 30 Schriften pro und contra Terminismus, die von Ittig nach Verfasser und Titel aufgelistet werden zum Beweis, dass dies kaum ohne Wissen des damaligen Dekans passieren konnte. Auch im Katalog der Michaelismesse 1701 entdeckte Ittig einige Publikationen zum Thema. Schließlich wurde im Katalog zur Michaelismesse 1702 noch Reineccius’ „Epitome“ angezeigt. Mit diesen Hinweisen hält er den Nachweis der Lügenhaftigkeit Rechenbergs für erbracht und fordert seinen Widersacher zu öffentlicher Abbitte auf. Er selber wolle seine Zensorenpflicht bei der Ostermesse 1703 nach bestem Gewissen ausüben und er hoffe, dass der Rektor ihn daran nicht hindern werde, andernfalls drohte er bereits vorsorglich mit dem Gebrauch von Rechtsmitteln. 84 79

UAL: Rep. II/VIII/012, fol. 2r. UAL: Rep. II/VIII/012, fol. 3r –4v. 81 UAL: Rep. II/VIII/012, fol. 5r –7v (Präsentationsvermerk vom 16. April 1703). 82 UAL: Rep. II/VIII/012, fol. 5r. 83 Es folgt der Hinweis auf die Beschwerden Ittigs beim Landesherrn vom 10. Oktober (vgl. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 111r –114v) und 21. November 1700. 84 Auf einem als Anlage gekennzeichneten Blatt sind die im Katalog der Ostermesse 1703 angezeigten sieben Titel zum terministischen Streit angegeben; vgl. UAL: Rep. II/VIII/012, fol. 8r. 80

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Bezeichnenderweise war es in diesem Dekanatsjahr Ittigs (1702/03) nicht zu Konflikten mit den Lehrankündigungen und -veranstaltungen des Baccalaureus Christian Reineccius gekommen, doch gewinnt man aus einigen Schriftstücken des entsprechenden Zeitraumes einen Eindruck, wie umfangreich – und alles in allem wohl konfliktlos – das Wirken der Baccalaren im Lehrbetrieb wahrgenommen wurde. Wie sehr es sich bei Reineccius und Rechenberg um ein spezielles Problem im Umgang zweier Personen gehandelt hat, belegen die überlieferten Studienzeugnisse aus diesen Jahren, die eine rege und offenbar unproblematische Beteiligung anderer Baccalaren am theologischen Lehrbetrieb dokumentieren. Zwei Beispiele seien hier ausdrücklich angeführt. Am 18. April 1703 reichte der Theologiestudent Christian Gottlieb Rosenberg85 aus Danzig sein Gesuch um Ausstellung eines Studienzeugnisses bei der Fakultät ein. 86 Der amtierende Dekan Ittig fertigte das ‚testimonium‘ am 21. April 1703 aus, das ohne Beanstandungen der Fakultätskollegen ausgegeben werden konnte. 87 Rosenberg gehörte damit nachweislich zu den wenigen namentlich bekannten Studenten, die genau in den Jahren des personellen Umbruchs in Fakultät und des durch die Fakultätsmitglieder ausgetragenen Konfliktes um den Terminismus in Leipzig Theologie studierten. Im Mai 1698 wurde er immatrikuliert. Zu Rosenbergs Studienprogramm gehörten die Ignatius- und Kirchenväter-Vorlesungen sowie die Vorlesungen über das Theologiekompendium Albertis, die beide Ittig anbot. 88 Bei Olearius hörte er Veranstaltungen zur ‚theologia exegetica‘ und ‚theologia moralis‘. 89 Rechenberg erklärte in seiner öffentlichen Vorlesung die Konkordienformel und die Schmalkaldischen Artikel.90 Seligmann gab Privatvorlesungen über die Symbolischen Bücher und zur Homiletik.91 Nicht näher benannte Lehrveranstaltungen besuchte Rosenberg bei dem Extraordinarius Johannes Schmid, bei den Licentiaten Immanuel Horn und Johann Günther sowie dem Baccalaureus Christian Weiß. Außerdem werden im Zeugnis für Rosenberg als Lehrer noch die bereits verstorbenen Mitglieder des Lehrkörpers, so der Ordinarius Carpzov, der Extraordinarius Alberti, der Hebräischprofessor Friderici sowie der Licentiat Christian Ludwig 85 Sommersemester 1698 immatr. (MUL 2, 367); Rosenberg gehört zum Kreis Danziger Studenten in Leipzig (wie Paul Matthias Engel). 86 UAL: Theol. Fak. 29, fol. 112r/v. 87 UAL: Theol. Fak. 29, fol. 113r –116r (mit Konsensvermerken von Olearius, Rechenberg und Seligmann). 88 1699 las Ittig über die Theologie der Apostolischen Väter, 1700/01 über die Schrift von Valentin Alberti, Interesse Praecipuarum Religionum Christianarum [. . .], Leipzig 1690; vgl. UAL: Rep. I/IX/001a. 89 1699 bot Olearius unter anderem privatim ein ‚Collegium morale‘ an, 1700/01 hielt er eine öffentliche Vorlesung über den Galaterbrief und ein ‚Collegium morale‘; vgl. UAL: Rep. I/IX/001a. 90 UAL: Rep. I/IX/001a (1700/01). 91 UAL: Rep. I/IX/001a (1700/01).

9.1. Die Auswirkungen des Streits auf das Leben der Theologischen Fakultät Leipzig 297

und die Baccalaurei Heinrich Pipping und Ludwig Christoph Blossius92 genannt, die zum Zeitpunkt der Ausstellung des Studienzeugnisses für Rosenberg wohl nicht mehr an der Universität lehrten. Ein zweites Studienzeugnis wurde einige Wochen später für Andreas Kaspar Roth93 aus Falkenburg in der Neumark ausgestellt. Seine Bitte um Ausstellung eines Testimoniums datiert vom 18. Juni 1703.94 Nach Ittigs Entwurf des Zeugnisses95 vom selben Tag wurde Roth ebenfalls im Sommer 1698 an der Universität Leipzig eingeschrieben. Bei Ittig hatte er Veranstaltungen zur Patristik sowie zur theologischen Polemik gehört96 und bei Olearius Veranstaltungen zur Thetik, Polemik, Hermeneutik sowie Moral besucht.97 Bei Rechenberg hörte er eine Veranstaltung zur Theologie der Bekenntnisschriften sowie zur Kirchengeschichte 98 und von Seligmann zur Hermeneutik sowie ebenfalls zu den Bekenntnisschriften.99 Zu Beginn seines Studiums hatte Roth auch Veranstaltungen zur Homiletik und Exegese bei Carpzov besucht.100 Beim Extraordinarius Schmid saß Roth in Collegien zur ‚theologia positiva‘ und zur Polemik. Außerdem war er ein fleißiger Teilnehmer im ‚Collegium philobiblicum‘, in dem damals Johannes Cyprian den Vorsitz hatte und dem auch Reineccius angehörte.101 Unter dem Vorsitz von Olearius hatte Roth als kurfürstlicher Stipendiat an einem öffentlichen Disputatorium teilgenommen und zweimal öffentlich als Respondent an Disputationen mitgewirkt.102 Außerdem hatte Roth selbst die Stelle eines Präsiden bei einer philolo-

92 Ludwig Christian Blossius (immatr. im SS 1696, Mag. art. 1698; vgl. MUL 2, 35; wann er Bacc. theol. wurde, ist nicht bekannt) aus Rudolstadt war 1702 Mitglied im ‚Collegium Philobiblicum‘; vgl. Das ietzlebende Leipzig 1702 . . ., A9r. 93 Andreas Kaspar Roth(e): Immatr. SS 1698, Mag. art. im Januar 1702 (vgl. MUL 2, 369); Fischer, Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg . . . 2, 716. 94 UAL: Theol. Fak. 29, fol. 179r –180r. 95 UAL: Theol. Fak. 29, fol. 181r –183v. 96 1699 las Ittig über die Theologie der Apostolischen Väter; vgl. UAL: Rep. I/IX/001a. 97 1699 bot Olearius öffentliche Disputationen ‚contra Fomaticos‘ an, außerdem hielt er 1699–1701 privatim ein ‚Collegium hermeneuticum‘ (ab 1701 begann er ein neues ‚Collegium hermeneutico-biblicum‘), ein ‚C. theticum‘ bzw. ‚C. fundamentale‘ und ein ‚Collegium morale‘ ab; vgl. UAL: Rep. I/IX/001a. 98 1700/01 hielt Rechenberg eine öffentliche Vorlesung über die Formula Concordiae und die Schmalkaldischen Artikel, privatim unterrichtete er u. a. im selben Zeitraum Kirchengeschichte; vgl. UAL: Rep. I/IX/001a. 99 Seligmann hielt 1700 eine Privatvorlesung zu den Bekenntnisschriften und bot 1700/01 u. a. homiletische Übungen an; vgl. UAL: Rep. I/IX/001a. 100 Der letzte aussagefähige Hinweis in den gedruckten Lehrankündigungen stammt aus dem Jahr 1696, 1697 war er beurlaubt, der Druck aus dem Jahr 1699 fehlt; vgl. UAL: Rep. I/ IX/001a. 101 Das ietzlebende Leipzig 1702 . . ., A9r. 102 1701 veranstaltete Olearius für die kurfürstlichen Alumnen anti-sozinianische Disputationen; vgl. UAL: Rep. I/IX/001a. Roth hatte im Mai 1700 unter dem Vorsitz von Johann Friedrich Hommel „De studiis Principi Commendandis“ respondiert.

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9. Die weitere Auffächerung der Streitebenen bis ca. 1703

gischen Disputation übernommen.103 Der Besuch von Baccalarenveranstaltungen ist in diesem Zeugnis nicht eigens vermerkt. Unter den Angaben in den beiden genannten ‚testimonia‘ für Rosenberg und Roth ist die Menge der bei Nicht-Ordinarien besuchten Veranstaltungen aufschlussreich, da diese einen erheblichen Teil des Lehraufkommens an der Theologischen Fakultät bestritten. Von den genannten Dozenten, die den Grad eines Licentiaten bzw. Baccalaureus besaßen, hielten sich einige über Jahre hinweg mit der Abhaltung von Privatkollegien am Rand der Theologischen Fakultät. Immanuel Horn104 wirkte seit 1685 im Leipziger Kirchendienst und hatte 1687 das theologische Baccalaureat, 1698 das Licentiat erworben. Johann Günther105 war 1686 Baccalaureus und 1701 Licentiat geworden. Er war außerdem als Assessor in die Philosophische Fakultät eingebunden und erlangte 1691 eine Kollegiatur im Frauenkolleg. Christian Weiß106 erlangte das theologische Baccalaureat im Dezember 1699 und Heinrich Pipping107 – gemeinsam mit Christian Reineccius – Ende 1700. Die vorstehenden Angaben über das Umfeld des Reineccius auf der Ebene der privat tätigen Dozenten zeigt, welche außerordentlichen Probleme durch ein persönlich zerrüttetes Verhältnis zwischen zwei Persönlichkeiten, die sich jeweils mit ihren Möglichkeiten gegenseitig auszuspielen trachteten, im Rahmen der institutionellen Gegebenheiten der Theologischen Fakultät Leipzig entstehen konnten. Es ist an dieser Stelle von Interesse, auf ein Gutachten hinzuweisen, dass Ittig als Dekan verantwortete.108 Der Fall, der ihm vorgetragen wurde, handelte von einem Müller, der trotz Ermahnung durch seinen Pfarrer nicht aufgehört hatte, an Sonn- und Feiertagen zu mahlen. Der Pfarrer hatte den Müller daraufhin ermahnt, die Sonntagsheiligung zu beachten. Was der Müller zunächst abgetan hatte, doch dann kam er unangemeldet zur Beichte und verlangte die Absolution. Der Pfarrer wies den Konfitenten nun darauf hin, dass er ihn nur dann ab103

Bibliografisch nicht zu ermitteln. Vgl. Gössner, Personelle Struktur . . ., 153; 156; Immanuel Horn aus Neukirch bei Königsbrück in der Lausitz (1652–1714) war außerdem seit 1685 Subdiakon an St. Thomas in Leipzig. 1708 wurde er dort Pfarrer und Assessor im Konsistorium; vgl. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch . . . 2, 376. 105 Vgl. Gössner, Personelle Struktur . . ., 152; 160; Johann Günther aus Greiffenberg in Schlesien (1660–1714); vgl. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch . . . 2, 280. 106 Vgl. Gössner, Personelle Struktur . . ., 158; Christian Weiß (Weise) aus Ortrand (1655– 1727) war zunächst Pfarrer in Schweta, dann ab 1701 Sonnabendprediger an St. Nikolai in Leipzig; vgl. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch . . . 2, 1004. 107 Vgl. Gössner, Personelle Struktur . . ., 161; Heinrich Pipping aus Leipzig (1660–1722) war seit 1693 Sonnabendprediger, seit 1699 Subdiakon und seit 1702 Diakon an St. Thomas in Leipzig. Pipping wurde 1708 Oberhofprediger in Dresden; vgl. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch . . . 2, 689. 108 UAL: Theol. Fak. 29, fol. 234–248; Druck: Boerner, Auserlesene Bedencken . . ., 430– 434. 104

9.2. Die unter Leipziger Beteiligung entstandenen polemischen Publikationen

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solvieren könne, wenn er seine Sünden (also das sonntägliche Mahlen) bereue. Da der Müller dies nicht als Sünde anerkennen wollte, entgegnete ihm der Pfarrer, er könne ihm die Absolution nicht erteilen, da er keine aufrichtige Reue bei ihm spüre. Mit trotzigen Worten entfernte sich daraufhin der Müller vom Pfarrer. Die Frage an den Leipziger Dekan lautete nun, ob der Pfarrer den Müller hätte ‚salva conscientia‘ die Absolution erteilen können, und ob er mit der Verweigerung der Absolution gegen die Vorschriften der Kirchenordnung verstoßen habe. Ittig antwortete im Responsum auf die erste Teilfrage, dass bei dem Müller eine beharrliche Unbußfertigkeit zu spüren gewesen sei, weshalb man ihn nicht habe absolvieren können. Auf die zweite Teilfrage hin betonte er aber, dass nach den geltenden Vorschriften ein Pfarrer auf eigene Verantwortung niemanden ohne Trost gehen lassen dürfe. Vielmehr müsse ein Pfarrer bei Zeiten die Kirchenmitglieder ermahnen und diejenigen, mit denen er nicht fertig wird, an den Superintendenten zur Verhandlung ans Konsistorium überweisen. Dieser Fall erinnert an die Stellungnahme, die die Leipziger Fakultät 1696 für den Sorauer Diakon Böse abgegeben hatte109 und in dem auch als Verfahrensfehler moniert wurde, dass das vorliegende Kirchenzuchtsproblem nicht zur rechten Zeit an den Superintendenten weitervermittelt wurde. Auch die im Verfahren gegen Böse laut gewordenen Beschwerden zielten auf seine Eigenmächtigkeiten aus übertriebenem seelsorgerlichen Eifer, den man mit seiner pietistischen Gesinnung erklärte und als Verstoß gegen obrigkeitliche Bestimmungen sah. Es bestätigte sich darin auch die immer wieder geäußerte Sorge vor der Aufweichung des landesherrlichen Kirchenregiments durch den Pietismus.

9.2. Die unter Leipziger Beteiligung entstandenen polemischen Publikationen der Jahre 1702 bis 1703 In seiner auf den 1. Dezember 1702 datierten Schrift legte ein gewisser „Rechtskonsulent Markus Cuneus“ dem Leipziger Superintendenten in einer „Missive an Ittig“ eine Reihe von Fragen vor.110 Cuneus – das sprechende Pseudonym bezeichnet im Lateinischen einen zum Spalten geeigneten Keil – gab vor, Ittig mit Vorlage dieses Fragenkataloges die Möglichkeit zu geben, mit seinen Antworten Unklarheiten aus seinen antiterministischen Streitschriften auszuräumen. An den Briefformeln am Ende des Textes, die als Datum den 1. Dezember 1702 nennen, gab sich der Verfasser den Anschein, als sei er ein Mitglied aus Ittigs Kirchengemeinde. Einleitend schrieb Cuneus, er habe alle bisher erschienenen Drucke von Ittig und Rechenberg genau studiert. In Bezug auf Ittig hät109

UAL: Theol. 24, fol. 266r –272v; siehe oben Kapitel 3.1.1. Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 912; Hesse, Der terministische Streit . . ., 447 f. 110

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9. Die weitere Auffächerung der Streitebenen bis ca. 1703

ten sich aus dessen Schriften Unklarheiten ergeben, die er durch die Vorlage von 25 Fragen ausräumen möchte, wobei sie auf der Basis der Hl. Schrift beantwortet werden sollten. Während die Fragen am Beginn einen sachlichen Charakter hatten, zielten sie zum Ende hin deutlich ablehnend auf Ittigs Predigtpraxis und Selbstverständnis als orthodoxer Theologe.111 Ittig reagierte auf diese anonyme Publikation mit einer auf den 3. Januar 1703 datierten Schrift „Antwort auff Cunei Missive“.112 Er wehrte darin zunächst den Vorwurf ab, die Fragen hätten sich aus seinen eigenen undeutlichen Darlegungen ergeben. Vielmehr habe er sich über den erdichteten Gnadentermin zur Genüge geäußert. Obwohl die Mühe nicht lohne, da die Fragen entweder schon beantwortet seien oder sich gar nicht auf seine Darlegungen bezögen, wolle er sich bei Gelegenheit der Beantwortung der Fragen widmen. Im Gegenzug legte er dem Cuneus 50 eigene Fragen zur Beantwortung vor. Gleich die erste dieser Fragen forderte seinen anonymen Gegner direkt heraus, denn er erkundigte sich nach dem Grund, weshalb die Anhänger Rechenbergs sich hinter ihrer Anonymität oder hinter einem Pseudonym verstecken würden. Namentlich bekannt seien ihm nur (Johann) Melchior Stenger und Andreas Stübel – aus der Sicht der lutherischen Orthodoxie waren dies zwei berüchtigte theologische Außenseiter – sowie Ferdinand Helfrich Lichtscheid, der sich erst kürzlich aus dem Schutz der Anonymität ans Licht gewagt habe.113 Auch die folgenden sechs Fragen betrafen streitstrategische Probleme. So richtete Ittig zunächst seine Aufmerksamkeit auf die vermeintliche Veränderung des ‚status controversiae‘ durch Rechenberg, der von der ersten zur folgenden Ausgabe seines „Deutlichen Vortrages“ den Wortbestand änderte und nicht mehr von der Gnadenfrist bis „auff das natürliche Lebens=Ende“ redete,114 sondern das Adjektiv „natürlich“ wegfallen ließ. Bezüglich der unscharfen Formulierung Rechenbergs,115 dass der vorhergehende Wille Gottes dahin zielt, alle selig zu machen, die an Christus glauben und in diesem Glauben bis an ihr Le111 „Qu. XXI. Ob der Usus Elenchticus auf den Cantzeln also zu treiben sey/ daß der Irrende dadurch könne convertiret/ der irritiret werden? Qu. XXII. Ob es nicht eine Todt=Sünde sey/ die den Glauben und den Heil. Geist excutiret/ wenn man den usum elenchticum mit feindseeligen und erbitterten Gemüthe treibet? Qu. XXIII. Ob ein jeder/ der ein Theologus orthodoxus genennet wird/ und viel von seeligmachenden Glauben zu schwatzen weiß/ auch vor GOtt dahero wahrhafftig ein bekehrter und gläubiger Christ sey? Qu. XXIV. Ob derjenige Theologus oder Concionator, der die heil. Schrifft contra mentem & intentionem spiritus sancti exprimiret/ mit Wahrheit sagen könne: Er habe GOttes Wort geprediget? Qu. XXV. Ob einer/ der die in heil. Schrifft und Zeugnissen der alten Lutherischen Theologen gegründete Lehre vom Gnaden=Termin eine Teuffels=Lehre heist/ nicht ein GOttes Lästerer werde?“; vgl. Cuneus, Missive an Ittig . . . , )(4r. 112 Hesse, Der terministische Streit . . ., 448–451. 113 Anonym hatte er zu Beginn des Jahres 1702 noch „Gründliche und bescheidene Untersuchung“ veröffentlicht. Erstmals als namentlich genannter Verfasser ist Lichtscheid im Oktober 1702 mit der Schrift „Gezeigte wahre Friedensmittel“ in die Kontroverse eingestiegen. 114 Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , A2v (§ 3 f.). 115 Rechenberg, Paraenesis . . . , 10.

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bensende festhalten, erwartete Ittig Aufklärung. Auch sah Ittig Erklärungsbedarf bei der so ausgefallenen Bestimmung des vorhergehenden Willens durch Rechenberg, zu der er außerdem auch noch behaupte, dass Gott nach seinem vorhergehenden Willen auch die Sünder wider den Heiligen Geist selig haben wolle.116 Unklar sei ferner, ob außer der Sünde wider den Heiligen Geist noch andere Sünden nicht vergeben werden können – was Rechenberg betont117 –, oder, ob das allein für diese Sünde gilt – was Spener behauptet.118 Auch die Berechtigung von Rechenbergs Kritik119 an der These Ittigs,120 dass Christus für alle Menschen gestorben sei und auch ein ganz Verstockter, wenn er sich bekehrt, selig werden kann, sei zu klären. Dann müsse auch erst erwiesen werden, ob der Verfasser der „Ungegründeten Rettung“121 tatsächlich als Freund der Wahrheit bezeichnet werden kann, wie er vorgibt. Die Reihe der folgenden Fragen122 bildet den inhaltlich zentralen Teil des Fragenkatalogs. Zur Diskussion werden hauptsächlich sachliche Präzisierungen gestellt, vor allem die nähere Bestimmung von gänzlicher Verstockung und der daraus resultierenden Konsequenzen: Ob nicht auch ein ganz Verstockter bei Androhung ewiger Verdammnis zum Glauben verpflichtet sei? 123 Ob der Grund für die Verdammung eines ganz Verstockten in seinem bis zuletzt anhaltenden Unglauben liege? Ob Christus für diejenigen, die in das Gericht der Verstockung gefallen seien, nicht gestorben sei? Ob ein ganz Verstockter einer Lüge aufsitzen würde, wenn er nach Verstreichung der Gnadenfrist an Christus glauben wolle, obwohl dieser für ihn gar nicht gestorben sei? 124 Ob der gerechte Gott die ganz Verstockten deshalb verdamme, weil sie an diese Lüge nicht geglaubt haben? Ob Judas wegen seiner Verzweiflung an Gottes Gnade verdammt würde? Wie es möglich gewesen sein kann, dass sich Judas an Gottes Gnade vergangen habe, wenn ihm doch schon vorher die Gnadentür verschlossen ge116

Vgl. Engel, Epistola ad Rosteuscherum . . . , 32 f. Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 46 f. 118 Philipp Jakob Spener, Theologische Bedencken und andere Brieffl iche Antworten. 3. Capitel: Pflichten gegen GOtt/ die Obern/ den nechsten und sich selbs. Mit einem Nachwort von Erich Beyreuther [Philipp Jakob Spener: Schriften XII.1: Korrespondenz – Theologische Bedencken II. Theil (S. I–VIII, 1–503)], Hildesheim/Zürich/New York 1999, 294. 119 Rechenberg, Richtige Gegen-Antwort . . . , 65–67. 120 Ittig-Bobartt, Paulinus in partem psalmi octavi commentarius expensus . . . , 62. 121 Gemeint ist die Schrift: Rettung der Theologischen Disputation . . . . – Vgl. dazu auch Schmied, Gebührende Antwort . . . , 4. 122 ‚Quaestio VIII‘ bis ‚quaestio XXVII‘ in Ittig, Antwort auff Cunei Missive . . . . 123 Dazu bereits Rechenberg, Achte Beylage . . . , 21. 124 Dazu bereits Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 129 (hier gegen den Tübinger Theologen Müller). Schmied, Gebührende Antwort . . . , 4, kommentiert dies folgendermaßen: Diese Frage „ist wieder Domitiana oder Ittigiana. Conditio impossibilis nihil ponit inesse. Ein gantz=Verstockter und also von GOTT gantz=Verlaßener kan so wenig glauben/ als Hr. D. Ittig fliegen. [. . .]“. 117

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wesen sei? Wie sich rechtfertigen lässt, dass Gott eine Bekehrung der ganz Verstockten ablehnt, wenn er doch einer ganzen Gemeinde, unter der auch ganz Verstockte seien, predigen lasse? 125 Fraglich sei außerdem, ob Rechenberg auf calvinistische Art die Rede von der Partikularität der göttlichen Gnade zu decken versuche? 126 Ob Rechenberg das biblische Zeugnis richtig interpretiere, wenn er leugne, dass Christus auch für die Ungläubigen mit gebüßt habe? 127 Und ob Rechenbergs Behauptung,128 dass Christus auch für die beharrlichen Sünder wider den Heiligen Geist Genugtuung geleistet habe, zutreffend sei oder seine gegenteilige Aussage,129 Christus sei nicht für die Sünde wider den Heiligen Geist gestorben? Ob nicht die Verstockung auch eine Sünde und Christus für alle Sünden gestorben sei? Ob Rechenberg seinem Schwiegervater Spener widerspreche, der anhand des biblischen Befundes daran festhält, dass sich Christi Verdienst ausnahmslos auf alle Sünden erstrecke,130 und ob diese Lehre nicht der Annahme eines terminus peremptorius widerspreche? Wie einem Angefochtenen, der glaube, seine Gnadenzeit sei bereits abgelaufen, in seiner Verzweiflung geholfen werden könne,131 was Ittig am Beispiel Rechenbergs demonstriert? Wie sich aus der Heiligen Schrift nachweisen lasse, dass der Menschheit vor der Sintflut bereits 120 Jahre lang die Gnadentür verschlossen gewesen sei? 132 Ob nicht Saul und der Verräter Judas durch des Teufels Wirken 125 Rechenberg: Achte Beylage . . . , 11 f., geht davon aus, dass die Verstockten das Wort Gottes gar nicht erreicht (vgl. auch Schmied: Gebührende Antwort . . . , 6). Wie sehr sich Ittig nicht nur gegen die Vernunft, sondern auch gegen Gott stellt, betont auch Lichtscheid in seiner Schrift: Gründliche und bescheidene Untersuchung . . . , 100 f.; 108 f. [316 f. (§ 70); 319 f. (§ 73)]. 126 Schmied, Gebührende Antwort . . . , 7, fordert Ittig auf zu beweisen, „wo Hr. D. R. eine Calvinische Synecdochen statuire und solche als ein Palladium termini peremptorii ergriffen [habe]“. Rechenberg selbst hatte u. a. in seiner Vorrede zu Lichtscheid, Gezeigte Wahre Friedens-Mittel . . . , c1r, klar gestellt, dass er gegen den Calvinismus und im Konsens mit lutherischen Theologen die paulinische Aufforderung, dass alle Menschen Buße tun sollen, nur auf die beziehe, die noch tatsächlich fähig zur Buße sind. 127 So versteht Ittig Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 52. Mit derselben Zitatangabe und unter Hinweis auf Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 64 (hier steht durch ein Versehen des Druckers ‚Sünde‘ statt ‚Sünder‘, was Ittig sogleich für seine Sophistereien genutzt hatte, vgl. Schmied: Gebührende Antwort . . ., 7), hält jedoch Schmied, Gebührende Antwort . . . , 7, dagegen, Rechenberg glaube „mit allen verständigen Christlichen Theologis, daß Christus für die Sünder wider den H. Geist/ qui tales, gestorben/ aber nicht für die Sünder wider den H. Geist/ quatenus tales, und also auch nicht für die Sünde wider den H. Geist/ wie sie eigentlich specifice also genannt wird.“. 128 Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 51–53. 129 Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 64 f. 130 Spener, Theologische Bedencken . . . 2, 293 f. Es verweist Schmied: Gebührende Antwort . . . , 8, auf die Antwort zur 5. Frage (betr. Spener, Rechenberg und die Sünde wider den Hl. Geist). 131 Dagegen wendet sich Spener in der Erklärung seiner Lehre vom Gericht der Verstockung und vom Gnaden-Ziel, vgl. Spener, Das Gericht der Verstockung . . . , 70–73; Gründliche und bescheidene Untersuchung . . . , 117; [330 f. (§ 84)]. 132 So ist nach Ittigs Meinung Engel, Epistola ad Rosteuscherum . . . , 13, zu verste-

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Ahnherren der Terministen gewesen seien und ob sich deshalb nicht jeder Mensch vor der terministischen Lehre hüten soll, wenn er nicht so enden wolle wie diese beiden? Eine Reihe weiterer Fragen133 machte Ittig an verfahrenstechnischen Einwänden seiner Gegner, die sich um die Kompetenzen im innertheologischen Diskurs drehen, fest. Ittig wies dabei nicht nur auf die in der laufenden Kontroverse strittigen Kompetenzen hin, sondern blickte auch auf vergangene Verfahren, in denen Lehrfragen autoritativ entschieden wurden und dabei verschiedene Instanzen involviert waren. So stellte er in Frage, ob nur Rechenberg und seine Anhänger das Recht gehabt hätten, sich über den ‚terminus peremptorius‘ gutachtlich zu äußern,134 die Gegner der terministischen Lehre jedoch kein Recht hätten, ihre Responsen zu verfassen, so wie dies die theologischen Fakultäten zu Wittenberg, Rostock, Altdorf, Greifswald, Kopenhagen und Lund135 sowie die Evangelischen Ministerien zu Regensburg, Ulm, Frankfurt, Augsburg, Güstrow, Lübeck, Lüneburg, Stralsund, Danzig, Wismar, Stettin, Rostock und Schwerin getan hätten? 136 Ob überhaupt das Recht evangelischer Ministerien bestritten werden könne, theologische Gutachten zu verfassen? 137 Ob im Unhen. Schmied, Gebührende Antwort . . . , 9, verneint dies unter Hinweis auf Rechenberg. Der hatte in seiner Vorrede zu Lichtscheid, Gezeigte Wahre Friedens-Mittel . . . , b2v–b3r weiter differenziert: „Ob nun binnen der Zeit und execution der Straffe bey ihren Untergang/ Gottes Gnade solchen leuten biß an ihren Todt durchgängig und allen Verstockten noch immer angetragen worden/ ist und bleibt unerweißlich. Man wolte denn sagen/ Noah wäre binnen 120. Jahren an allen Orten der populirten Welt herum gezogen/ und hätte an allen Orten noch Busse gepredigt. [. . .] Dahero ist der Unterscheid inter decretum de termino gratiae fi xo, und unter der Execution der Straffe desselben Decreti zu mercken nöthig. Jenes termin fällt allerdings in dieses Leben; der Straff=termin und völlige execution des Decreti aber fängt mit dem Ende ihres Lebens an/ [. . .]“; a.a.O, b3r. 133 ‚Quaestio XXVIII‘ bis ‚quaestio XXXV‘ in Ittig, Antwort auff Cunei Missive . . . . 134 Vgl. dazu Rechenberg, Erste Beylage . . . , 1–10 (Druck des Leipziger Gutachtens vom 20. Dezember 1699 ebd., 3–7). 135 Rechenbergs Anhänger leugneten die Verwerfung des ‚terminus peremptorius‘ durch die Fakultätsgutachten aus Greifswald, Kopenhagen und Lund; auch die übrigen Gutachten hätten an der Sache nichts korrigiert, wenngleich sie sich einer anderen Begrifflichkeit bedient hätten (‚terminus fi xus‘, ‚t. determinatus‘, ‚t. praedeterminatus‘). Der Sache nach hätten in der Vergangenheit auch die Wittenberger und Leipziger Theologen sowie Fecht den ‚terminus peremptorius‘ ‚salva analogia fidei‘ gebraucht und seien deshalb nicht angegriffen worden; vgl. Schmied, Gebührende Antwort . . . , 10 f.; vgl. auch schon Rechenberg, Consensus orthodoxus . . . . 136 Bei den Gutachtenanfragen an die Ministerien hatte Rechenberg, Achte Beylage . . . , 7 f., und Rechenberg, Richtige Gegen-Antwort . . . , 2–4, die Korrektheit der Fragestellung in Zweifel gezogen, weshalb die Responsen auch den ‚status controversiae‘ nicht richtig erfasst hätten. Ittig hätte fälschlich suggeriert, der Streit würde sich um die Universalität der göttlichen Gnade oder um den vorhergehenden Willen Gottes oder um den Begriff ‚peremptorie‘ drehen; vgl. dazu Schmied, Gebührende Antwort . . . , 11. 137 Dies hatte Rechenberg in einer Vorrede bestritten, vgl. Lichtscheid, Gezeigte wahre Friedens-Mittel . . . , a4r. Dazu führt Schmied, Gebührende Antwort . . . , 11 f., Folgendes aus: Jemanden über eine fragliche Angelegenheit aufzuklären, sei jedem Christen

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terschied zu den Ministerien (also Gegnern der terministischen Lehre) diejenigen Prediger, die sich von Rechenberg hätten animieren lassen, sich in seinem Sinne zu äußern, ein größeres Recht dazu hätten? 138 Ob nicht Ministerien sich früher in anderen Religionsfragen mit Gutachten geäußert hätten und ob sie dies etwa nicht dürften, wenn an ihrem Ort zugleich eine theologische Fakultät angesiedelt sei? Ob in den Huberischen Streitigkeiten die „Vergleichungsartikel“ zu Unrecht vom Leipziger Ministerium und der dortigen Fakultät, vom Wittenberger Ministerium und der dortigen Fakultät sowie vom Dresdener Ministerium und von den Konsistorien in Meißen und Zwickau unterschrieben worden seien? 139 Und ob es ebenso Unrecht gewesen sei, dass die Ministerien zu Dresden, Leipzig und Wittenberg sowie die Konsistorien in Meißen und Zwickau im 7. Artikel lehrten, dass Gottes Barmherzigkeit und seine Verheißungen sowie das Verdienst Christi absolut universal seien und sich über alle Menschen erstreckten? 140 Die nachfolgenden beiden Fragen141 drehen sich um die Instanzen, die sich im terministischen Streit zwar nicht explizit durch Responsen positioniert hatten, deren Haltung Ittig aber anhand sonstiger Belege zu erkennen glaubte: Ob nicht auch die Theologische Fakultät Tübingen den ‚terminus peremptorius‘ verworfen habe, als sie Müllers Disputation, in der Rechenbergs Lehre widerlegt wurde, approbiert habe? 142

gestattet. Im konkreten Fall aber sind parteiische Fragestellungen zur Entscheidung einer Religionsangelegenheit vorgelegt worden, ohne dass die Gegenseite gehört worden sei. Da dies auch noch ohne Kenntnis der jeweiligen Magistrate geschehen sei, liege ein Verstoß gegen das ‚ius episcopale‘ vor. 138 Nach Schmied, Gebührende Antwort . . . , 12, steckt in dieser Frage die Unterstellung, dass Rechenberg um seine Anhängerschaft werben müsse. Jedoch sei – laut Schmied – das genaue Gegenteil der Fall: „Ich habe aber auch Nachricht/ daß Hr. D. R. so viel rechtschaffene und vornehme Evangel. Theologos, die den alten Theologis beypflichten/ vor sich habe als D. Ittig nicht zehlen kan/ wenn er gleich die jungen Sudler und alle hinckende mitnim[m]t.“. Doch nicht allein die Quantität kann für den Wahrheitsgehalt bürgen, was Schmied am Beispiel des Matthias Flacius Illyricus illustriert: Dieser müsste wegen seiner geringen Anhängerschaft sonst auch unrecht gehabt haben, denn anfangs seien nur zwei in Magdeburg auf seiner Seite gewesen, während die Wittenberger, Leipziger und andere Theologen gegen ihn gewesen seien. 139 Hier – wie bei den vorigen Fragen – kann Schmied, Gebührende Antwort . . . , 12 f., unter der Bedingung bejahen, dass dies mit Einverständnis der Obrigkeit geschehen ist (so auch im Fall Samuel Hubers). 140 Schon die Fragestellung verwischt nach Schmied, Gebührende Antwort . . . , 13 f., die von Rechenberg stets hervorgehobene klare Unterscheidung des universal gültigen vorhergehenden Willens Gottes und des unter der Bedingung des menschlichen Glaubens stehenden nachfolgenden Willens Gottes. 141 ‚Quaestio XXXVI‘ bis ‚quaestio XXXVII‘ in Ittig, Antwort auff Cunei Missive . . . . 142 Vgl. Müller-Kolb, De poenitentia indurati . . . . – Außerdem wird auf zwei weitere auswärtige Disputationen hingewiesen.

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Das Misstrauen, das Ittig gegen Rechenbergs Verweise auf die Autorität von klassischen Vertretern des Luthertums und auf die biblische Autorität hegte, ist Thema der letzten Fragen.143 Sie veranlassen Ittig zur Äußerung der Annahme, Rechenbergs Aussagen würden nicht nur mit den Reformierten, sondern auch dem Wirken des Teufels konvenieren. So lasse er es dahin gestellt sein, ob sich – außer bei den Reformierten – einer der alten (lutherischen) Theologen in der Weise Rechenbergs geäußert habe, dass die göttliche Einladung zur Buße nicht an alle ergehe, sondern etliche durch eine ‚Synekdoche‘ davon ausgeschlossen seien. Ferner frage er sich, ob einer der alten Theologen, auf die sich Rechenberg berufe, gelehrt habe, dass Christus nicht für diejenigen Sünden gestorben ist, die ein Mensch nach dem Gericht der Verstockung in diesem Leben noch begeht. Den Analogieschluss von der Einmaligkeit des Opfers Christi zur Einmaligkeit seines Gebetes für die Sünder, den Rechenberg behauptete,144 hält Ittig ebenfalls nicht für zulässig. Unklar sei es ihm auch, in welcher Form sich Rechenberg der neuen ostfriesischen Litanei anschließe, in der das allgemeine Erbarmen Gottes explizit oder wenigstens implizit eingeschränkt werde. Weshalb stimme Rechenberg mit den Reformierten darin überein, diejenigen, die die allgemeine Gnade Gottes lehren, als Pelagianer, Huberianer oder Puccianer zu diffamieren? Weshalb entleihe Rechenberg seine meisten Argumente für den terminus peremptorius den Reformierten? Weshalb habe sich Rechenberg so vehement gegen das Weihnachtsprogramm Ittigs verwahrt, das doch nur gegen die Reformierten Stellung bezöge. Ob sich Rechenberg nicht einer neuen Sprache bediene, wenn er einerseits schreibe, dass Gott nach seinem vorhergehenden Willen alle Sünder, die an Christus glauben und in diesem Glauben bis ans Ende fest stehen, selig machen will, er aber andererseits – wenn dies präzise hinterfragt werde – aussagt, dass er zu den beständig Glaubenden auch diejenigen zählt, die zwar glauben könnten, aber wegen ihres Unglauben verdammt seien. Ebenso eigenartig widerspreche sich Rechenberg mit der Behauptung, dass Gottes vorhergehender Gnadenwille alle Menschen betrifft und sich auf das ganze Leben der Menschen bezieht,145 und der Erklärung, er habe dies nur ‚in effectu‘ gesagt, doch betreffe der Gnadenwille Gottes die ganz Verstockten nicht und währe auch nicht bis zum Ende des Lebens. Ob nicht auch der Satan, wenn er die Menschen zur Verzweiflung treiben will, sich der terministischen Lehre bedienen könne, um den Menschen einzureden, dass der Verdienst Christi nicht mehr für sie gelte? Und ob nicht die Anhänger des Terminismus dem Teufel damit hervorragende Dienste leisten? Ittig schließt seinen ausgiebigen Fragenkatalog in der Gewissheit, seine Überlegenheit dargetan zu haben. Er schreibt zum Schluss: 143

‚Quaestio XXXVIII‘ bis ‚quaestio L‘ in Ittig, Antwort auff Cunei Missive . . . . So unter Verweis auf Lk 23, 34 in Rechenberg, Altera Paraenesis . . . , 25. 145 Bei Rechenberg ist allerdings die Rede davon, dass die von Gott versprochene Gnade „bedinglich“ ist; vgl. z. B. Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 6–9. 144

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„Ich hätte noch über 100. Scrupel/ die ich dem Herrn Cuneo communiciren könnte. Allein ich habe es jetzt nicht an der Zeit/ dieselbigen auffzusetzen/ und weiß ich auch über dieses nicht/ mit wem ich zu thun habe/ und kömmt mir für/ als wenn zu dem Gerichte/ das mir der Herr Cuneus vorgesetzt/ unterschiedene Personen von unterschiedenen Gattungen allhier in Leipzig ihre Ollebatterien zusammen getragen hätten. Er mag aber seyn/ wer er wolle/ und ich werde durch GOttes Gnade auch bleiben/ wer ich bin/ nemlich Christi Diener [T. I.]“146

Unbeirrt von Ittigs Antwort veröffentlichte Cuneus bereits eine Woche später einen zweiten Fragenkatalog, der auf den 12. Januar datiert war und den Titel „Andere Missive“ trug.147 Seine Einleitung spickt er mit einigen Nadelstichen über die Gründe, weshalb Ittig seine Fragen nicht beantwortet habe: „Was haben dann Ihr. HochEhrwürdigen eigentlich vor Raison gehabt/ weßwegen Sie Bedencken getragen auff die in meiner ersten Missive jüngsthin proponirte Fragen nach der H. Schrifft dextre zu antworten? Was mich bewogen hat solche Fragen Ihr. HochEhrwürden zu proponiren/ das habe in meiner Missive auffrichtig zu vernehmen gegeben/ und wäre zu wünschen/ daß sie sich hätten willig und bereit finden lassen selbige mit der verlangten kürtzl. doch gründl. Antwort zu bewürdigen/ weil meiner Seelen daran viel gelegen gewesen/ und auch noch ist. Es sind ja warlich keine puerilia, oder jocosa, oder scurrilia, sondern lauter seria, proponiret worden/ welche eine Response wohl verdienet haben. Und wie soll ich dieses verstehen/ daß Ihr. HochEhrw. meynen und schreiben/ es sey Ihr ein solches Gericht von mir vorgesetzet worden/ darzu unterschiedene Personen von unterschiedenen Gattungen in Leipzig ihre Ollebatterien zusam[m]en getragen hätten? Ejusmodi excogitata & effata viro gravi neqvaqvam conveniunt.“148

Allein Gewissensgründe hätte ihn bei der Niederschrift seiner Fragen geleitet, die Fragen Ittigs seien dagegen voll von Personalien und ‚scoptischen Dingen‘, die weder einem orthodoxen Theologen noch einem rechtschaffenen Christen zu Gesicht stehen. In dem folgenden Fragenkatalog wiederholte er einige der bereits in der ersten „Missive an Ittig“ gestellten Fragen mit anderen Worten und fügte neue hinzu. Diese neuen Fragen, die er an dem Beginn seiner Schrift platzierte, drehten sich vor allem um die Möglichkeit der Streiteindämmung,149 um die existentiellen Folgen theologischen Streitens für die Beteiligten,150 um Wesen 146

Ittig, Antwort auff Cunei Missive . . . , 22. Hesse, Der terministische Streit . . ., 451–453. 148 Cuneus, Andere Missive . . . , A1v. 149 Beispielsweise: „Qv. III. Ob es dann so gar keine Müglichkeit sey/ daß in diesem Bello Theologico der von vielen längst erwünschte Friede einmahl getroffen werde?“ und „Qv. V. Ob am meisten pars laedens, oder pars laesa, den Frieden suchen sollen?“; a.a.O., A2r. 150 Beispielsweise: „Qv. VII. Ob ein feindseliger Contradicent das Vater unser erhörlich beten/ und würdiglich zum H. Abendmahl gehen könne?“ und „Qv. VIII. Ob ein feindseliger Contradicent, der lauter herrschenden Zorn und Rach in seinen Schrifften von sich spüren lässet/ für GOttes Gericht/ wann GOtt in solchem statu seine Seele von ihm nehmen solte/ bestehen könte?“; a.a.O., A2r. 147

9.2. Die unter Leipziger Beteiligung entstandenen polemischen Publikationen

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und Wirkung des gegenseitigen Verketzerns151 und um die Rolle des Theologen im Streben nach ‚Orthodoxie‘.152 Dabei hinterfragte er ebenso die Kompetenzen der Geistlichkeit gegenüber den theologischen Laien153 wie den Autoritätswert theologischer Responsen.154 Als Reaktion erschienen außerdem kurz hintereinander zwei weitere Publikationen, die eine von Ferdinand Helfrich Lichtscheid, die andere von Basilius Schmied. Lichtscheid adressierte seine Schrift an Rechenberg, der für ihn wiederum zu Unrecht zur Zielscheibe von Ittigs Schmähungen geworden war.155 In seinem „Sendschreiben an Rechenberg“ nahm er zu seiner anfangs gebrauchten Anonymität Stellung, beklagte die Art der sachlichen Widerlegung, verteidigte die Intention seiner „Gezeigten Wahren Friedensmittel“ und entkräftete den Vorwurf, von Rechenberg als Anhänger geködert worden zu sein. Schmied verfasste mit seiner „Gebührenden Antwort“ die dritte und letzte direkte Replik auf Ittigs „Antwort auff Cunei Missive“.156 Drei Wochen waren seit dem Erscheinen dieser Schrift vergangen, in der Ittig gegen Cuneus und zugleich Schmied polemisiert hatte. Schmied setzte an den Anfang seiner Schrift eine auf den 20. Januar 1703 datierte Vorrede Rechenbergs, in der die niederen Motive – Ittigs habe „aus Neid und Rachgier/ und bösen Leuten zu Gefallen“157 seine irrtümlichen Aussagen wiederholt – herausgestellt werden. Die zentrale These Ittigs, wonach Gottes Gnadenverheißung sich auch auf die ganz verstockten Sünder bis zu deren Lebensende beziehe, entbehre jeglicher Grundlage in der Heiligen Schrift. „Wann er noch hundert Missiven hinschmierte und sein Zeug wiederholte/ wird ihm und seinen blinden Consorten zugefallen Niemand/ der ein verständiger und redlicher 151 Beispielsweise: „Qv. XII. Ob das gemeine Verketzern ein Werck des Glaubens und der Liebe sey?“ und „Qv. XVI. Ob das gemeine Ketzermachen nicht eine Nota Anti-Christi sey?“; a.a.O., A2v. 152 Beispielsweise: „Qv. XXI. Ob ein gelehrter aber boßhaffter Clericus capabel sey die H. Schrifft nach dem Sinn des H. Geistes zu expliciren?“ und „Qv. XXVIII. Ob ein solcher Theologus Orthodoxus, der auff seine Orthodoxie trotzet/ infallibel sey?“; a.a.O., A3r. 153 „Qv. XIX. Ob nicht ein einfältiger Laye sowol und offt besser die Wahrheit nach der Heil. Schrifft sehen und reden kan als mancher gelehrter Doctor, Episcopus und Clericus?“ und „Qv. XX. Ob GOTT der HErr den Verstand seines Worts/ und Erkäntniß der Wahrheit allein gebunden habe an den Professoribus, Episcopis und Clericis?“; a.a.O., A2v–A3r. 154 „Qv. XVIII. Ob das jenige nothwendig wahr seyn müsse/ was viele Doctores u. Ministri Eccles. in ihren Responsis concludiren/ zumal wan[n] sie/ theils von praeconceptis opinionib[us] eingenom[m]en/ theils die &ροσο&οληψίαν hegen/ u. theils den statum Controversiae nicht recht verstehen/ weil er ihnen nicht recht proponiret worden/ oder nicht recht einnehmen und verstehen wollen?“ und „Qv. XLVII Ob Athanasii Meynung und Glaube de ὁμοουία Filii Dei doch orthodox und recht geblieben/ ob ihm gleich 600. Bischöffe mit ihren Responsis widersprochen haben?“; a.a.O., A2v; A4r. 155 Hesse, Der terministische Streit . . ., 453 f. 156 A.a.O., 454–456. 157 Schmied, Gebührende Antwort . . . , A2v.

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Christ ist/ er mag sonst ein Geistlicher oder Laye heissen/ die offt aus H. Schrifft angeführte Sprüche/ so viele Zeugnisse Lutheri und aller Lutherischen fürtreffl ichen Theologen auskratzen/ noch mit vernünfftigen Glossen verkehren/ oder derer Schrifften gar castriren/ oder sich durch falsch=gerühmte Responsa übertäuben lassen.“158

Vielmehr sei es gerade in der momentanen Krisenlage der Kirche verhängnisvoll, wenn die ganz Verstockten in ihrer Sicherheit bestärkt werden. Rechenberg bekräftigte dagegen seine Haltung und verband mit der vorliegenden Publikation die Hoffnung, dass manchem Menschen die Augen geöffnet würden und er vor dem „neuen gefährlichen Huberischen Irrthum“159 verschont werde. Schmied selbst eröffnete seine Abhandlung mit dem Hinweis, dass sein Lehrer Rechenberg sich selber „mit keinem unchristlichen Zäncker mehr einzulassen gewillet“160 sei, er selbst aber aus Rechenbergs Schriften die angeblichen Argumente Ittigs widerlegen wolle.161 Sachlich ging Schmied nur auf eine Auswahl von Fragen ein. So setzte Schmied mit seiner Kritik an Ittig bei der ersten Fragengruppe (1–7) beim ‚status controversiae‘ ein, den er bei Rechenberg in allen Schriften deutlich formuliert findet, wohingegen Ittig stets „als ein blinder Fechter in den Tag hineingehauen“162 habe. Denn Rechenberg habe immer von Gottes folgendem Strafwillen geredet, während Ittig vom vorhergehenden Gnadenwillen gesprochen habe. Rechenbergs Verständnis des vorhergehenden Gnadenwillens Gottes163 konveniere mit den gängigen Kommentaren zur Konkordienformel, worin dieser Hubers Ansicht, der vorhergehende Wille gelte absolut, widerspreche. Denn dieser sei an die Bedingung des Glaubens gebunden (‚ut conditio posita et implenda abs homine‘), was beim nachfolgenden Willen für eingelöst gehalten werden müsse (‚ut conditio impleta‘). In eben diesem Punkt grenze sich Hutter auch deutlich von Huber, dem „Ittigischen Vorgänger“, ab.164 Zur Frage, ob außer der Sünde wider den Hl. Geist auch andere Sünden unvergeblich seien, positioniere sich Rechenberg165 unter Bezug auf die Bibel in traditioneller Art und Weise. Unvergeblich sind demnach auch beharrliche und unendliche Unbußfertigkeit und Unglaube. Spener betont die Unvergeblichkeit der Sünde wider den Hl. Geist im Kontext seiner Ausführungen deshalb, weil diese Sünde schon „per se und sua natura“ nicht vergeben werden könne.166 Bei der zweiten Fragengruppe (8–27) ging Schmied ebenfalls nur selektiv auf die Sachdiskussion ein, häufig qualifizierte er Ittigs Fragen 158

A.a.O., A2v. A.a.O., A3r. 160 A.a.O., 1. 161 Deshalb zitiert er auch häufig Richter, Ittigische Disputir-Künste . . . . 162 Schmied, Gebührende Antwort . . . , 2. 163 Vgl. Rechenberg, Altera Parenesis . . . , 10 f. 164 Schmied, Gebührende Antwort . . . , 2. 165 Hinweis auf Luther-Zitat am Ende des Druckes: Rechenberg, Richtige Gegen-Antwort . . . , 68 f. 166 Schmied, Gebührende Antwort . . . , 3. 159

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scharf ab und bezeichnete sie abwechselnd als ‚quaestio Domitiana‘, als ‚heimtückische‘, ‚sophistische und verleumderische Frage‘ usw. – letztlich seien es eben ‚Ittigische Fragen‘ („quaestiones Ittigianae“).167 In vielen Fällen verdrehe Ittig schon in der Fragestellung den Sachverhalt so, dass man diesen erst wieder deutlich herausstellen müsse, um sachlich korrekt zu bleiben. In der dritten Fragengruppe (28–37) wog Schmieds Vorwurf an Ittig, dieser sei seit Übernahme des Leipziger Superintendentenamtes ein Huberianer geworden, am schwersten. Zum Nachweis für den zweifelnden Leser stellt er eine „Demonstratio[ne] harmoniae Puccio-Hubero-Ittigianae“ in Aussicht.168 Auf jeden Fall sei Ittig mit Huber vergleichbar als „caput pertinax, turbitum und heteroclitum“; er sei unbelehrbar und stifte in der Kirche Unruhe. Nach Schmieds Ansicht bewirkt Ittig dies insbesondere durch eine Ausdrucksweise und Argumenation, die vieles im Unklaren lasse. Handfest belegbar sei dies bei den Fragen Ittigs (bes. Frage 36 f.), bei denen es um die Inanspruchnahme von Instanzen für seine theologischen Ansichten gehe. So sei erst auf dem Leipziger Nachdruck von Müllers Disputation durch offensichtlichen Irrtum – oder bewusste Irreführung? – die Approbation der Tübinger Fakultät vermerkt.169 Müller selbst habe diese Disputation auf Veiels bzw. Ittigs Anregung und ohne Befürwortung der Tübinger Fakultät abgehalten.170 Im Unterschied zu Niemeier in Helmstedt habe Rechenberg nie auf dem terminus peremptorius beharrt und ihn schon gar nicht für „absolute fatali“ gehalten. Ebenso wenig würden Wegner in Königsberg oder die Jenenser Theologen den ‚status controversiae‘ richtig erfassen, da sie nur Ittigs Publikationen dazu gelesen hätten. Rechenberg wisse sich im Konsens mit den alten lutherischen Autoritäten.171 Als Antwort auf die letzte Fragegruppe (38–50) nahm Schmied eingangs nochmals die Gelegenheit wahr, um den ‚status controversiae‘, den Ittig in seiner Fragestellung verschleiere, erneut und explizit zu formulieren: Rechenberg verneine in Einmütigkeit mit den alten lutherischen Theologen, dass Gott (‚voluntate consequente judicaria‘) die ganz verstockten Sünder bis ans Lebensende immer wieder zur Buße ruft. Ittig dagegen polemisiere immer wieder gegen die Ansicht, als ob Gott nicht ‚voluntate antecedente‘ alle Menschen zur Buße einlade. Er unterstelle damit Rechenberg 167

A.a.O., 4 f. und öfter. A.a.O., 13. 169 Vgl. die zwei Drucke von Müller-Kolb, De Poenitentia Indurati . . . . Beim Nachdruck sei sogar die Typenangabe gefälscht worden. 170 Schmied, Gebührende Antwort . . . , 14 f. 171 Vgl. z. B. Rechenberg, Achte Beylage . . . , ):(3r: „Weil aber D. J. sonderlich mit seinen eingeholten Responsis, die nicht einmahl den wahren statum controversiae treffen/ die Warheit bey unverständigen Leuten verdächtig machen wollen; habe ihn/ und allen verständigen Christen/ sie mögen Theologi oder Laici heissen/ andere Responsa alter unverwerfflicher Theologorum, die man für Säulen unserer Kirchen gehalten/ vorgelegt. Welche beweisen/ daß meine Lehre eine in unserer Evangelischen Kirchen längst getriebene und schrifftmäßig sey.“ 168

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eine Aussage, die dieser nie gemacht habe.172 Auch verkürze er Rechenbergs Kerngedanken dahingehend, dass er in seinen Fragen (z. B. Frage 40) von Sündern allgemein handle, während Rechenberg von ruchlosen und verstockten Sündern (‚malefici‘) rede,173 und außerdem in seinen Zitaten auch die erklärenden Begründungen bzw. Schriftverweise weglasse. Der Vorwurf, ketzerische Lehre zu vertreten, passe jedenfalls nicht auf Rechenberg, sondern vielmehr auf Ittig selbst. Denn erstens könne man diejenigen, die absolut alle Menschen – die glaubenden und nicht glaubenden, die verstockten und nicht verstockten – bis an den Tod immer selig haben wollen, mit Recht Huberianer und Puccianer nennen. Zweitens sei derjenige tatsächlich ein Pelagianer, der – wie Ittig – behaupte, dass die ganz von Gott Verlassenen trotzdem an ihrem Lebensende wahre Buße tun und sich bekehren können, weil dies ja aus eigener Kraft geschehen müsse.174 Die Unterstellung Ittigs, Rechenberg bediene sich reformierter Argumentationen beim Nachweis des ‚terminus peremptorius‘ (Frage 43), sei auch falsch.175 Wenn er nämlich die reformierte Theologie richtig verstehen würde, würde er merken, dass sich beide Ansätze ausschließen: Wer an das ‚absolutum praedestinationis decretum‘ glaube, könne nicht zugleich meinen (was Rechenberg behaupte), dass jemand aus eigener Schuld verstockt oder ein verworfener Sünder jemals zu wahrhaftiger Buße gerufen werden könne. Vielmehr sei gerade Ittig mit den Reformierten darin einig, dass er ‚voluntas gratiae‘ für absolut und nicht an eine Bedingung geknüpft hält, wie dies die Reformierten ‚respectu electorum‘ lehren. Den Inhalt des Ittigischen Weihnachtsprogramms zerpflückt Schmied an drei Details.176 So behaupte Ittig erstens, mit ἐν ἀνϑρώ&οις εὐδοκία in Eph 1, 5 bezeichne Paulus die ewige Gnadenwahl aller Menschen, wie dies auch Huber getan hatte. Zweitens reime sich Ittig zusammen, dass die Reformierten den Lutheranern Huberianismus unterstellen würden, was er aber mitnichten belegen könne. Drittens gebe er ohne Grund vor, dass Jesaia König Ahas und die Seinigen durch die Ankündigung der Geburt des Messias, obwohl sie ganz verstockt waren, bis zu ihrem Lebensende zu Buße und zur Seligkeit zurück-gerufen (re-vocare) habe. Schließlich offenbare Ittig seine Abweichung vom ‚sensus communis‘ und seine Verstrickung in den Huberianismus. Außerdem verstehe er Rechenbergs Ausführungen über die Bedinglich172 Belege dafür bietet Rechenberg, Achte Beylage . . . , 39 f. – Schmied, Gebührende Antwort . . . , 16, schreibt, dass „der Hamburgische Sudler“ (Edzard) sich an deren Widerlegung gemacht habe, aber von Vinitor unter Hinweis auf das Compendium Hutters darin widerlegt wurde. 173 Ittig zitiert aus Rechenberg, Altera Paraenesis . . . , 25; vgl. auch das ausführliche Rechenberg-Zitat bei Schmied, Gebührende Antwort . . . , 17. – Ebd., 18, folgt ein Hinweis auf Engel, Epistola Ad Rosteuscherum . . . , 30: Christus hat ‚pro maleficis‘ nur einmal gebetet, weshalb auch die Christen für sie nicht mehr beten sollen. 174 Schmied, Gebührende Antwort . . . , 18. 175 Zu Ittigs ‚quaestio XLIII‘; vgl. a.a.O., 18 f. 176 A.a.O., 20 f.

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keit des allgemeinen Gnadenwillens Gottes wohl einfach nicht.177 Durch die terministische Lehre werde dem Teufel kein Dienst erwiesen, wie Ittig spekuliere. Vielmehr würden durch die von Ittig unterstützten und neu aufgelegten Lehren der „Antiterministen/ Latitudinarii, Huberiani und Pucciani“178 die ganz-verstockten Sünder in ihrer falschen Sicherheit bestärkt und damit werde dem Epikureismus Tür und Tor geöffnet. Die Betrüblichkeit dieser Verdrehung der aus der Bibel und den alten Theologen geschöpften Lehre habe Rechenberg in mehreren seiner Schriften gründlich dargelegt.179 So schloss Schmied seinen Text mit einer Fürbitte für Ittig: „Doch wünsche ihm/ ob Gott wil/ Erleuchtung und Bekehrung für seinem Ende.“180 Lichtscheid äußert zu Beginn seiner Abhandlung sein Befremden darüber, dass er nur nebenbei durch Ittig abgefertigt worden sei. Er vermutete, dass Ittig dadurch versuche, ihn verächtlich zu machen. Ittig nenne auch Lichtscheids Namen in einem Zug mit den Namen Stengers und Stübels,181 womit er – angesichts des Umstandes, dass sie sich niemals begegnet seien – ganz offensichtlich nur seine Herabsetzung bezwecke. „Ungeachtet aber daß ich solche Schmach von D. I. zu leiden willig bin/ so wird doch darum sein ungeistliches Beginnen nicht tugendhafft. Er hat weder die besondere theologische/ noch die gemeine Christliche/ noch auch die allgemeine Heidnische Bescheidenheit in acht genommen; Denn wo wird man doch einen so gar ungeschliffenen groben Bürger oder Bauer finden/ der einem fremden stracks Anfangs mit solcher Unhöflichkeit einer Narren=Beschuldigung begegnet; Solte es denn einem Doctori, Professori und Superintend. wohl anstehen/ wann er auf die erste Anrede einen ehrlichen Mann/ der zum Frieden rathen wil/ mit dem Charakter eines Narren belegte. O wo sind doch/ (daß ich von der Christlichen Freundlichkeit nichts sage) nur des Heiden Aristotelis seine homiletische Tugenden hin verschwunden/ daß man sie auch unter denen nicht findet/ die sich Diener Christi schreiben.“182

Doch gehe es nicht um derartige Personalien und um die Frage, wer etwas geschrieben habe, sondern es gehe um die Sache – und eben um die Kernfragen: „Was ist der geoffenbarte Wille GOttes von denen Leuten/ die sich von dem sel. Antrag und heil. Gebot des vorhergehenden Willens GOttes muthwillig abwenden/ den Heil. Geist schänden/ und ungeachtet der darauf folgenden zeitl. Straffe GOttes/ dennoch darinn zu verharren entschlossen sind? Was will GOtt denen thun? was vor gewisse 177 „Das ist so deutlich in der Rechenbergischen Antwort auff Hn. D. Arcularii Einwenden p. 29. 30. erklärt/ daß/ wer es nicht versteht/ weder teutsch/ noch Logic, noch Theologie verstehen/ sondern blind am Verstand seyn muß/ der die ictus conscientiae nicht mehr fühlet.“; a.a.O., 22. Der Hinweis bezieht sich auf Rechenberg, Richtige Gegen-Antwort . . . , 29 f. 178 Schmied, Gebührende Antwort . . . , 22. 179 Rechenberg, Erste Beylage . . . ; ders., Achte Beylage . . . ; ders., Erstes Inserat . . . . 180 Schmied, Gebührende Antwort . . . , 24. 181 Ittig, Antwort auff Cunei Missive . . . , 4 (‚quaestio 1‘). 182 Lichtscheid, Sendschreiben an Rechenberg . . . , 4.

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Verheissungen oder gewisse Drohungen sind in der Schrifft vor diese Leute vorhanden?“183

Diese Kernfragen seien auch Gegenstand seiner (anonym veröffentlichten) Schrift „Gründliche und bescheidene Untersuchung . . .“ von 1702 gewesen. Doch habe er darin nicht – wie Ittig fälschlich behaupte – „durch Circkel und Centra den Term. perempt. zu demonstriren“ sich bemüht.184 Eben dies habe er (Lichtscheid) gar nicht leisten wollen, da er nur den „Vortrag“ Rechenbergs – und dies nicht explizit – erläutert habe. Auch Ittigs Vorwurf, Lichtscheid habe seine Identität verschleiern wollen, treffe nicht zu, denn er habe von der Drucklegung gar nichts gewusst und sie auch nicht betrieben, da der Text nur handschriftlich zur erbaulichen Lektüre einiger verständiger Leser gedacht gewesen sei.185 Zur Zeit des Druckes sei er so schwer erkrankt, dass er nichts habe regeln können, außer die Herausgeber dazu anzuhalten, dass der Verfassername auf Verlangen genannt werden könnte.186 Überdies getraue er sich, Ittig gegenüberzutreten und Rechenschaft über seine schriftlichen Äußerungen zu geben. Er wolle dies mit aufrichtiger Ehrerbietung machen und sehe sich – entgegen der Unterstellung Ittigs – nicht als Parteigänger einer Gruppe. Vielmehr vertrete er nur die Partei Christi und sei um die Sicherung von Wahrheit und Frieden in der Kirche bemüht. Zweitens187 weist Lichtscheid die Kritik Ittigs an seiner Schrift „Friedens-Mittel“ zurück. Ittigs Qualifizierung der Schrift als „ungegründet“ lasse entweder den Schluss zu, die darin enthaltenen Argumente seien unrichtig oder sie taugen nicht zur Schlichtung des Streits. Ittigs müsse seine Kritik sachlich schon so einrichten, dass auf sie eingegangen werden könne. Drittens stört sich Lichtscheid an der Formulierung Ittigs, er und andere Prediger seien von Rechenberg angeworben worden.188 Diese Unterstellung hatte für Lichtscheid den Geschmack der Bestechlichkeit oder des Söldnertums, was er strikt von sich weist. Auch sei das Recht, sich in Glaubensangelegenheiten zu äußern, aus 1 Petr 3, 15 abgeleitet und könne von Predigern ebenso wie von Ministerien in Anspruch genommen werden. Beachtet werden müsse dabei nur, dass theologische Responsa dem Anspruch der Unparteilichkeit gerecht würden und auf der Basis der Kenntnis aller Parteien abgefasst seien. Andernfalls ruiniere man den Ruf der Theologenzunft und ihrer Gutachtertätigkeit weiter nachhaltig, was Lichtscheid generell illustriert und am Verhalten der beiden Streitführer Ittig und Rechenberg veranschaulicht: 183

A.a.O., 5. D.h. in logisch-mathematischer Exaktheit; vgl. Lichtscheid, Sendschreiben an Rechenberg . . . , 5. Ebd., 6, korrigiert Lichtscheid Ittig dahin, dass es im Kreis nur ein Zentrum (keine ‚centra‘) gebe, seine bildliche Ausdrucksweise also unexakt sei. 185 Bezieht sich auf: Gründliche und bescheidene Untersuchung . . . , [246; 248 f. (§ 1)]. 186 Vorgang geschildert in Lichtscheid, Sendschreiben an Rechenberg . . . , 7. 187 A.a.O., 9. 188 So ‚quaestio XXXI‘ in Ittig, Antwort auff Cunei Missive . . . . 184

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„Wenn Collegia in den Schrancken bleiben/ mögen sie alle Tage ihre Meinung sagen. Sonst ist die Hitze der Geistlichkeit bey fast allen Politicis eine bekante Sache/ und haben sie daher eine Regel/ daß in Wichtigkeiten/ wo Ubersehen/ Verhören und Gedult das Steuer=Ruder führen soll/ man ja keine Geistlichen dazu nehme/ sonst sey das Werck gleich anfangs verdorben. Unser Ruhm ist zwar nicht fein/ aber ich schreibe desto freyer davon/ je mehr ich die Verbesserung dieses Fehlers in unserm Orden wünsche/ und je weniger das Verleugnen davon uns etwas helffen mag. Das Kleid Noae/ ist nun so offt die Schande zu decken gebraucht worden/ daß es gantz abgenützet ist/ und blicket die unbedeckte Blösse unter diesem löcherichten Deckmantel überal hervor. Die verständigen Politici glauben uns den zehenden Theil nicht mehr/ was wir ihnen von unsrer Infallibilität und Inviolabilität vorsagen wollen/ indem sie einanders mit Händen greiffen und offt aus Noth wehren müssen. Will nun Hr. D. I. den Unterschied zwischen seinen und Hr. D. R. Werbungen um Responsa eigentlich erkennen/ so stelle er sich nur einen Mann vor/ der in allen Gassen über seines Nachbars Haus Feuer geschrien/ und die Leute damit hauffenweiß gesamlet hätte. Der beschuldigte Nachbar liesse aber etliche gute Freunde in sein Hauß kommen/ die selbst mit Augen sehen sollen/ daß kein Funcken zu einer Feuers=Gefahr darin zu finden sey. Wann nun über des ersten ungestümes Schreyen geklaget würde/ kan sich der auch wohl damit entschuldigen/ daß er eben so gutes Recht habe/ Leute um ihre Meynung zu fragen/ ob nicht Feuer in dem Hause sey/ als der ander Recht hat seine Freunde zu sich komen zu lassen? Mein was würde die Obrigkeit hier vor einen Ausspruch thun? Wann es allemahl bey dem ersten Ausspruch der Facultaeten bleiben soll/ so helffe GOttes Hand dem Unschuldigen. [. . .] Diese gewaltthätige recht der Responsorum läugnen alle die den HErrn | fürchten/ und die nicht über ihre Mit=Knechte herrschen/ sie schlagen und unter sich zwingen wollen.“189

Nach dieser drastischen Kritik an seinem Berufsstand und der Instrumentalisierung der Responsenpraxis schließt Lichtscheid seinen Text mit dem Wunsch ab, Ittig möge die theologischen Differenzierungen hinsichtlich der Verstockung und hinsichtlich der ‚voluntas Dei‘ einsehen und in der Sache überhaupt erleuchtet werden. Daraufhin gab auch Cuneus eine „Andere Missive an Ittigen“ in Druck und Basilius Schmied beklagte in seiner Schrift „Klarer Beweis“ Neumann und Ittig des Huberianismus und Puccianismus.190 Um diesen Vorwurf des Huberianismus, der den Gegnern des Terminismus unterstellt wurde, zu entkräften, hatte schon kurz vorher Neumann (1704) eine Disputation „De Huberianismo falso nobis imputato“ abgehalten,191 in der er mit dem Respondenten Johannes Bossek die Geschichte des Huberschen Streites und die Irrtümer Hubers darstellte sowie den Unterschied zwischen Huberianern und den Terminismusgegnern erläuterte.192 Basilius Schmied dagegen hielt in seinem „Klaren Beweis“ trotz189

Lichtscheid, Sendschreiben an Rechenberg . . . , 11. Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 913 f. – Zum Begriff ‚Puccianismus‘ vgl. oben Kap. 5.2. 191 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 913. 192 Zum Huberschen Streit immer noch grundlegend: Gottfried Adam, Der Streit um die Prädestination im ausgehenden 16. Jahrhundert: Eine Untersuchung zu den Entwürfen 190

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dem an dem Vorwurf des Huberianismus fest. Denn, wer lehrt, dass Gott allen ganz verstockten Sündern bis ans Lebensende seine Gnade anbietet, vertrete die Meinung Hubers, schließlich beruhe dessen Lehre von der unbedingten allgemeinen Gnadenwahl aller Menschen, ob sie glaubten oder nicht, auf der Annahme eines absoluten Gnadenwillens. Somit verträten die Gegner des Terminismus immerhin die Grundlagen der Huberschen Lehre, wenn sie auch nicht die allgemeine Gnadenwahl behaupteten. Die in diesem Kapitel behandelten Ereignisse haben nochmals Leipzig in den Mittelpunkt treten lassen. Sowohl auf der universitätsinternen Ebene als auch auf publizistischer Ebene lag mit den oben geschilderten Vorgängen bis Frühjahr 1703 das Zentrum der Auseinandersetzungen in Leipzig, das dann durch eine nachlassende Beteiligung von Ittig und Rechenberg im Fortgang des Streites an Bedeutung verlor.193 Übersicht über die Druck- und Streitschriften Cuneus: Missive an Ittig ... 1702

Ittig: Antwort auff Cunei Missive ... 1703

Cuneus: Andere Missive ... 1703

Lichtscheid: Sendschreiben an Rechenberg ... 1703

Schmied: Gebührende Antwort ... 1703

9.3. Der Streitverlauf ab 1704 bis zum Ende des Streits 1709/10 Während der folgenden Dekanate von Gottlob Friedrich Seligmann 1703/04 und von Johannes Olearius 1704/05 waren die innerfakultären Auseinandersetzungen in Leipzig vorerst zu einem Stillstand gekommen. Das Ende des Streits im engeren Sinne kann demnach etwa 1703 bzw. 1704 verortet werden.194 Doch von Samuel Huber und Aegidius Hunnius [Beiträge zur Geschichte und Lehre der Reformierten Kirche 30], Neukirchen 1970. 193 Hesse, Der terministische Streit . . ., 456. 194 Den früheren Zeitpunkt bevorzugt Hesse, Der terministische Streit . . ., 456: „Ueber-

9.3. Der Streitverlauf ab 1704 bis zum Ende des Streits 1709/10

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flammte einerseits innerhalb der Leipziger Fakultät der Konflikt immer wieder punktuell auf. Andererseits wuchs sich der Streit in dem Maße, in dem sich die meisten beteiligten Kontrahenten zurückzogen, zu einer immer stärker generell ausgerichteten Debatte aus. Darin traten neue Akteure (besonders Valentin Ernst Löscher, später auch Heinrich Lysius und Joachim Lange) auf, die – ohne Originalität in der Sache, jedoch die Frontbildungen im terministischen Streit nutzend – die Position der Orthodoxie bzw. die des Pietismus mit Nachdruck vertreten wollten. Die Vorfälle des Jahres 1702 stellten nicht das Ende der persönlichen Auseinandersetzung zwischen Rechenberg und dem Ittigschüler Reineccius dar. Mit Beginn seiner zweiten Amtsperiode als Dekan im Herbst 1705 flammte erneut der Stellvertreterkrieg auf, den Rechenberg mit Reineccius und damit eigentlich gegen seinen Fakultätskollegen Ittig führte. An Ittigs Stelle und – wie die Quellen zeigen – auch mit dessen Unterstützung untergrub sein hitzköpfiger Hausgenosse Christian Reineccius die Autorität des Fakultätskollegen und Dekans Rechenberg mit allen Mitteln. Wiederum setzte der Streit zwischen beiden am Gegenstand der Lehrankündigungen an und galt erst in zweiter Linie auch dem strittigen Thema des Terminismus. Bereits am 19. Oktober 1705 schrieb Reineccius seine erneute Beschwerde an die Adresse von Kurfürst Friedrich August I. nieder.195 Darin beklagte er sich, dass der neu gewählte Dekan Rechenberg zum wiederholten Mal gegen ihn Maßnahmen ergriffen hätte. Als willkürlich stellt er deshalb die Entfernung seiner ‚schedulae intimatoriae‘ durch Rechenberg dar, die er bereits unter den vorherigen Dekanen Ittig, Seligmann und Olearius – also seit 1702 – ausgehangen hatte, was nie beanstandet wurde. Auch habe er den Statuten gemäß seine Lehrankündigungen dem Dekan vorgelegt und diese seien auch drei Jahre zuvor durch die Zensur der Fakultät genehmigt und dann gedruckt worden. So könne man das Vorgehen des jetzigen Dekans nur aus seinen persönlichen „affecten“ erklären, da er – Reineccius – im Haus des Superintendenten wohne und die terministische Lehre Böses in den vergangenen Jahren publizistisch widerlegt habe.196 In seiner Lehrveranstaltung zu neueren theologischen Kontroversen (laut Ankündigung unter dem Titel „collegium recentiorum controversiarum“) habe er außerdem den Rahtmannschen Hypothesen, dem Chiliastischen haupt konnte die Ostermesse 1703 die Vermuthung begünstigen, als solle der Streit noch einmal aufleben; es war aber nur der Kehraus, welchen sie brachte oder wenigstens einleitete. Allerdings traten die Matadore noch einmal in Aktion; indessen geschah das nur stoßweise und vorübergehend“. Für den späteren Zeitpunkt sprechen die den Streit zusammenfassenden Schriften der Jahre (1703 und) 1704 – insbesondere die Veröffentlichungen des Christian Reineccius und die Vorrede zum zweiten Teil von Ittigs gesammelten Leichenpredigten –, von denen unten in Kapitel 10.4. die Rede sein wird. 195 UAL: Rep. I/IV/010, fol. 2r –3v. Der Druck der Lehrankündigung ebd., fol. 4r. 196 Reineccius: Bösianismus condemnatus . . . ; ders., Universae controversiae epitome . . . .

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9. Die weitere Auffächerung der Streitebenen bis ca. 1703

Reich, der Hoffnung auf allgemeine Bekehrung der Juden usw. eine Absage erteilt. Deshalb sei ihm Rechenberg feindlich gesinnt „und suchet mich in meinen studiis zu kräncken wie er nur weiß u. kan“. Daher bat Reineccius, dass dafür gesorgt werde, dass seine Ankündigung nicht mehr weggerissen und seine Kollegien nicht mehr behindert werden. Auf die Beschwerde von Reineccius hin erging im Namen des Kurfürsten durch das Oberkonsistorium ein vom Präsidenten von Schönberg unterschriebenes Mandat vom 11. November 1705,197 worin Rechenberg aufgefordert wurde, die Lehrankündigungen von Reineccius künftig nicht mehr zu behindern. Das Mandat ging am 17. November bei der Universität ein, mit einem Begleitschreiben vom 21. November wurde dem Dekan dessen Inhalt am 23. November eröffnet.198 Zwei Tage später antwortete Rechenberg sehr ausführlich auf dem Dienstweg an den amtierenden Rektor, Gottfried Nikolaus Ittig.199 Darin 200 beschwert er sich eingangs über die Klageschrift des Reineccius, die „theils ex falso narratis und puren unwahrheiten, theils aber aus lauter calumnien und verläumdungen besteht“201. Eigentlich – so schreibt er über die Mängel des in Gang gesetzten Verfahrens – hätte er universitätsintern als Angeklagter zuerst über eine solche Klage angehört werden müssen. Da dies aber nicht geschehen sei, wolle er nun auf diesem Weg seine Unschuld belegen. Anders als von Reineccius dargestellt, hatte erstens das landesherrliche Visitationsdekret für die theologische Fakultät bestimmt, dass die Baccalaren jedes Mal ihre Lehrankündigungen beim Dekan zur Unterschrift vorlegen müssen. Zweitens lege das kurfürstliche Reskript von 1689 fest, dass niemand ohne Wissen der Fakultät Lehrveranstaltungen ankündigen und entsprechende Drucke ohne ihre Zensur auch nicht verbreiten dürfe. Drittens sei schon vor drei Jahren, als Reineccius ihn schon einmal beim Oberkonsistorium verklagt habe, festgelegt worden, dass er jedes Mal vom Dekan seine Lehrankündigungen zensieren und unterschreiben lassen müsse. Dies habe Reineccius jedoch nie getan. Die jetzige Klage enthalte als erste Unwahrheit die angebliche Approbation durch den damaligen Dekan Seligmann. Dies belegt Rechenberg durch eine kurze Stellungnahme Seligmanns, die als erste Anlage beigefügt war.202 Die zweite Unwahrheit betreffe die Zensur und Genehmigung durch Olearius. Dieser habe seinerzeit als Dekan durch den Pedell den Anschlag abreißen lassen. Das Druckexemplar mit Unterstreichungen von Olearius unter die kritischen Textpassagen legte Re197

UAL: Rep. I/IV/010, fol. 1r/v. UAL: Rep. I/IV/010, fol. 5r. 199 Gottfried Nikolaus Ittig war Professor an der Leipziger Juristenfakultät und Bruder des Superintendenten und Theologieprofessors Thomas Ittig. 200 UAL: Rep. I/IV/010, fol. 6r –9r. 201 UAL: Rep. I/IV/010, fol. 6r. 202 Als Beilage angefügt: UAL: Rep. I/IV/010, fol. 9r (auf dem selben Blatt Anfrage Rechenbergs an Seligmann und dessen Antwort vom 25. November 1705). 198

9.3. Der Streitverlauf ab 1704 bis zum Ende des Streits 1709/10

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chenberg als zweite Anlage bei.203 Drittens lasse sich die Behauptung, Ittig hätte vor drei Jahren das Programm zensiert, nicht nachweisen. Dies sei aber unwahrscheinlich, denn ein Magister oder Baccalaureus dürfe keine gedruckten Lehrankündigungen anschlagen, da dies nur dem Rektor, den Dekanen, Professoren und Doktoren nach Vorlage beim zuständigen Dekan gestattet ist. Somit verstoße Reineccius gegen die Auflagen, deren Befolgung er mit der Leistung des Baccalaren-Eides zugesichert habe. Viertens habe er neben diesem gedruckten Lehr-‚programma‘ auch handgeschriebene Zettel ohne Vorwissen des Dekans angeschlagen, die deshalb auch entfernt wurden. Fünftens sei es gelogen, dass er (= Rechenberg) die Zettel mit Lehrankündigungen anderer Baccalaren hängen gelassen habe. Denn wenn der Genehmigungsvermerk fehle, hätten die Pedelle generell Anweisungen, Zettel vom Schwarzen Brett zu entfernen. Sechstens liege Reineccius falsch, wenn er die Worte ‚jedes Mal‘ im Visitationsdekret im Sinne von ‚das erste Mal‘ interpretiere. Tatsächlich müssten die Ankündigungen im wörtlichen Sinne jedes Mal unterschrieben werden. Aus allen diesen Punkten werde die Gesinnung des Reineccius deutlich. Die Verleumdungen, die dieser jetzt gegen ihn erhebe, rührten von alten Vorfällen. So sei 1698 ein gegen Olearius gerichtetes „famoses programm“ vom Schwarzen Brett entfernt worden und Rechenberg als Dekan der Philosophischen Fakultät habe damals die Untersuchungen geführt und Reineccius verboten, weiter am Schwarzen Brett Anschläge zu machen, bis er seine Strafe von sechs Wochen Karzer, die ihm die Juristenfakultäten Leipzig und Wittenberg diktiert hätten, abgesessen hatte.204 Außerdem wollte die Theologische Fakultät 1702 bei der Neubesetzung der Hebräischprofessur den Reineccius nicht in die Denominationsliste aufnehmen, wogegen dieser beim Oberkonsistorium wegen Statutenverletzung geklagt habe, weil er sich offenbar Hoffnungen auf diese Professur gemacht habe. 205 Soweit äußerte sich Rechenberg zur emotionalen Seite der Vorwürfe, die Reineccius gegen ihn erhoben hatte. Dann fuhr er mit der Entkräftung von dessen Verleumdungen fort. Es sei unwahr, dass er ihm feindlich gesinnt sei, weil er bei Ittig wohne, gegen ihn publiziert und gegen die Hypothesen Rahtmanns und der Chiliasten Stellung bezogen habe und in seinen Kollegien für die Judenbekehrung eintrete. Anschließend beurteilte er Persönlichkeit und akademisches Profil des Reineccius mit der kühlen Distanz des reifen akademischen Lehrers, an dem das ‚Gebell‘ eines jugendlichen und ehrgeizigen Hitzkopfes wirkungslos abprallt. Messerscharf urteilte er: 203 UAL: Rep. I/IV/010, fol. 10r. Olearius unterstrich folgenden Passus der Ankündigung: „[. . .] habebitur Collegium Recentiorum Controversiarum & earum potissimum, quae inter Nostrates Theologos ab aliquot iam annis ventilantur [. . .]“. Am Blattrand fügte er als Nebenbemerkung handschriftlich hinzu: „Programma hoc Reineccii ante affi xionem nec censurae meae subietum nec visum“. 204 Zum ganzen Vorgang siehe oben Kapitel 3.2.1. 205 So lautet der Vorwurf in der Klageschrift des Reineccius vom 14. Juni 1702; vgl. UAL: Rep. I/IV/008, fol. 3r –4r.

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9. Die weitere Auffächerung der Streitebenen bis ca. 1703

„Ich kan aber hochbetheuern, daß ich weder dieses menschen Schriften gelesen, noch mich um seine controversien, damit er etliche Jünglinge und einfältige leute confundirt, bekümert habe, weil ich weiß, daß es ihm an judicio logico und theologico mangelt; ob er gleich sonst vil gelesen und sehr aufgeblasen ist, und mit gewalt Professor theologiae werden will, auch deßwegen seine gedruckte programmata allenthalben herumschickt, auch wohl testimonia beilegt um seine eingebildete große erudition bekannt zumachen.“206

Die dritte Verleumdung bestehe in den irrigen Behauptungen des Reineccius hinsichtlich der Unkosten bzw. des Prandiums bei der Promotion zum Baccalaureus. Auch hier vertrete „dieser ergerliche Mensch M. Reinecci[us]“207 Ansichten, die sonst niemand habe und die weder den Statuten noch auch dem Herkommen an der Fakultät entsprächen. Damit sich Reineccius nicht weiterhin über seine Kosten für die Baccalaureatspromotion beschweren könne, solle sich die Fakultät nach Einholung juristischen Ratschlags bereit erklären, ihm sein Geld wieder zurückzugeben und ihm den Grad zu entziehen. Rechenberg schließt seine Rechtfertigungsschrift mit der Hoffnung ab, dass seine Darstellung die Falschheit und Gewissenlosigkeit des Reineccius und seiner Klage vor dem Oberkonsistorium erwiesen habe. Er bat ausdrücklich darum, seine Gegendarstellung auch dem Oberkonsistorium zu übermitteln. Dies solle nicht nur zu seiner persönlichen Rehabilitierung, sondern auch zur Aufrechterhaltung der alten Ordnung an der Leipziger Universität beitragen. Das Schreiben Rechenbergs wurde am Tag darauf – 28. November 1705 – im Rektorat verlesen. Ab Anfang Dezember erhielt zunächst Reineccius die Möglichkeit, den Inhalt zur Kenntnis zu nehmen und zu replizieren. Diese Replik wurde wiederum Rechenberg zur Lektüre vorgelegt. Dieses Vorgehen führte nicht zu einer Einigung der Kontrahenten. Am 27. Februar 1706 berichtete der Rektor schriftlich dem Oberkonsistorium über die Vorgehensweise208 und erbat abschließend eine Entschließung, wie künftig mit der Zensur gedruckter Lehrankündigungen von Baccalaren zu verfahren sei. Näheres ist über diese Episode aus den Universitätsquellen nicht zu ermitteln. Nach einer Phase intensivster publizistischer Auseinandersetzungen, die 1703/04 in mehreren Schriften kompilatorischen Charakters ihren Abschluss gefunden hatte, flaute der Streit allmählich ab und es erschienen nur noch in geringem Umfang kontroverse Schriften zum Thema.209 Dazu gehörte zum Beispiel der Druck einer im Jahr 1705 unter Rechenbergs Vorsitz abgehaltenen Disputation „De officio paracletico“ mit Johannes David Anger210 als Respon206

UAL: Rep. I/IV/010, fol. 7v. UAL: Rep. I/IV/010, fol. 8r. 208 UAL: Rep. I/IV/010, fol. 50r –53r. 209 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 916 f. 210 Johann David (Christoph?) Anger aus dem sächsischen Ziegelheim (1665–1736) wurde 1686 in Leipzig immatrikuliert (vgl. MUL 2, 8), war seit 1705 Pfarrsubstitut in Großböhla und ab 1709 Pfarrer in Zeithain; vgl. Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch . . . 2, 14. 207

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denten.211 Darin wurden erneut Rechenbergs Ansichten vom Gnadentermin behandelt und eingebettet in eine Darstellung der seelsorgerlichen Aufgabe des Tröstens von Angefochtenen (‚officium paracleticum‘). Gerade an der Heilsunsicherheit des Angefochtenen habe der Seelsorger anzusetzen und ihn vor Verzweiflung und Verderben zu bewahren.212 Auf diese Disputation reagierte Sebastian Edzard im folgenden Jahr mit seiner Schrift „Terminismus solatii expers“, in der er erneut zur Disposition stellte, ob die Lehre vom Gnadentermin als Trost tauge.213 Eine weitere kritische Auseinandersetzung mit dieser Disputation erschien 1706 in den „Unschuldigen Nachrichten“. 214 Daher wurde die Rechenberg-Disputation nachgedruckt und mit einer Entgegnung („Castigatio“) versehen, deren Verfasser Jeremias Heinrich Richter war. Auch auf diesen Nachdruck reagierten die „Unschuldigen Nachrichten“, worin die Ablehnung nochmals bestätigt wurde. 215 Die letzten Hinweise über den terministischen Streit ergeben die Fakultätsquellen aus dem Dekanat des Johannes Olearius in den Jahren 1708/09. Mit Datum vom 14. Juni 1709 erging an die Adresse der Universität Leipzig ein kurfürstlich-königlicher Befehl, 216 der vom Präsidenten des Oberkonsistoriums, Adam Ernst Senfft von Pilsach, 217 unterzeichnet war und sich auf den Hinweis berief, dass Rechenberg vor kurzem eine Disputation „De reservatis

211

Hesse, Der terministische Streit . . ., 470. Rechenberg-Anger, De officio ministeri verbi paracletico . . . , bes. 29. 213 Hesse, Der terministische Streit . . ., 470. – Edzard geht einleitend so weit, dass er Rechenberg zu den ganz Verstockten zählt: „Habemus adeo prohdolor in Primario hoc Theologiae apud Lipsienses Professore hominis totaliter indurati exemplum, dum contemptis luculentissimis Scripturae dictis, & pessundatis tot Ecclesiarum Evangelicarum fidelissimis admonitionibus in errore perstitit suo, eundemque palliare, incrustare, defendere, propugnare totis viribus allaborat. Nihilosecius tamen optamus ex animo, ut DEUS Ter Optimus Maximus ipsi poenitentiam largiatur, ne tandem etiam finaliter indurati exemplum cum aeterno suo exitio praebeat.“; Edzard, Terminismus Solatii Expers . . . , 3. 214 Unschuldige Nachrichten . . . 1706, 52–62. Zielrichtung dieser Kritik war das ‚absolutum decretum Dei‘, dessen Ablehnung zwar in der Disputation behauptet, aber – nach Meinung Löschers – unterschwellig dennoch vertreten wird. – Bereits in Unschuldige Nachrichten . . . 1702, 322–333, hatte Löscher eine kurze Abhandlung über ‚voluntas antecendes‘ und ‚voluntas consequens‘ abgedruckt, in der für die gesamte Dauer des menschlichen Lebens das Gnadenhandeln Gottes behauptet wurde. – Zur Entstehung und Bedeutung der „Unschuldigen Nachrichten“ und ihrer sukzessiven Profi lierung in der Polemik gegen die Hallenser Theologie ab 1706 vgl. Petzoldt, Der unterlegene Sieger . . ., 34–37. 215 Unschuldige Nachrichten . . . 1706, 641–661; ebd., 647: „Doctrinam verbis Antagonistarum citatis comprehensam, affirmaveramus redire ad ejusmodi absolutum decretum, qvod a Calviniano subtilius explicato non nisi objecti circumstantia differt.“; dies wird ebd., 650 f., in einer tabellarischen Gegenüberstellung der calvinistischen und terministischen Ansichten bekräftigt; vgl. auch Unschuldige Nachrichten . . . 1707, 188–196; 1709, 695–700. 216 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 191r/v. 217 Ab 1708 bis 1715 Präsident des Dresdner Oberkonsistoriums; kurz nach ihm wurde Valentin Ernst Löscher in das Gremium gerufen; vgl. Petzoldt, Der unterlegene Sieger . . ., 64; 89 f. 212

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divinis“ mit dem Respondenten Christian Friedrich Küchler gehalten habe, 218 in der der seine Position im terministischen Streit wiederum vertrete.219 In dieser Disputation wurde nochmals klargestellt, dass die göttlichen Vorbehalte (‚reservata divinia‘220 ) nicht auf einem unabänderlichen Beschluss Gottes beruhten – also keine ‚decreta absolute fatalia‘ waren –, sondern auf der Unbußfertigkeit der Menschen. 221 Im Kontext der Verknüpfung des göttlichen Vorbehalts mit der Erteilung der rufenden Gnade Gottes (‚gratia vocans‘) entfaltete Rechenberg hier noch einmal unter Hinweis auf biblische und theologische Referenzstellen das Zusammenspiel und die Differenzierung von ‚voluntas antecedens‘ und ‚voluntas consequens‘. 222 Ittig sah sich erneut zu einer Entgegnung veranlasst 223 und publizierte die Schrift „De reservato Dei“, in der er sich letztmals vor seinem Tod zu diesem Thema äußerte. 224 Einleitend rekapitulierte er den Streitbeginn und -verlauf aus seiner Sicht. 225 Dann schritt er zu einer umfassenden Widerlegung, deren einzelne Absätze er mit der Formulierung „Si enim Deus nonnullis hominibus gratiae terminum ante mortem fixisset, . . .“226 einleitet. Am Ende dieser Sequenz stellt er fest: 218 In den Kontext dieser Disputation gehört ein Schreiben Ittigs an Neumann in Wittenberg (datiert 19. Januar [oder richtiger: Juni?] 1709; vgl. Halle, AFSt: H D 27 b 35), worin er berichtet, der Oberhofprediger Pipping hätte ihn (Ittig) dringend von einer unmittelbaren publizistischen Reaktion abgeraten und die Übermittlung von Rechenbergs Disputation an das Oberkonsistorium begehrt, damit von dort aus die weitere Behandlung der Lehre vom terminus peremptorius untersagt werden könne. 219 Vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 470. 220 Ihre Definition lautet: „Sunt autem reservata divina, decreta dei, quae ex suo eminentissimo jure, in gubernatione hujus universi, solus pro immensa sua potentia, sapientia, justitia & bonitate, in creaturas praecipue rationales liberrime exercet, ut majestatis suae gloria universo orbi magis fiat conspicua.“; Rechenberg-Küchler, De reservatis divinis . . . , 4. 221 A.a.O., 11: „Ita Deus ex praevisa antediluvianorum incorrigibili malitia, judicii sui terminum peremptorium in hos perditissimos homines constituit.“ 222 A.a.O., 34 f. 223 Er tat dies trotz der Vorbehalte Pippings und äußerte darüber gegenüber Neumann auch seine Genugtuung; vgl. Halle, AFSt: H D 27 b 35. Ebd. teilte er dem Wittenberger Kollegen auch selbstbewusst die enorme Nachfrage nach dieser Schrift mit, die zu einer weiteren Ausgabe führte. 224 Eine zustimmende Rezension dieser Disputation in: Unschuldige Nachrichten . . . 1709, 618 f. 225 „Decem, & quod excurrit, anni praeterlapsi sunt, cum Diaconus Soraviensis M. Joh. Georgius Boese, doctrinam de gratiae termino ante mortem fi xo, qvam ex Spenero, ut ipse p. 38. & 247. ingenue fatetur, haustam singulari libello, de termino salutis peremtorio, contra serium Magistratus sui edictum publice divulgato expolivit, & hoc pugnae signo dato, orthodoxae Ecclesiae ferale bellum indixit. Parastatas habuit Lipsiae Dn. D. Johannem Olearium, Dn. D. Adamum Rechenbergium, & M. Andream Stübelium seu Stiefelium, qui in tuenda hac doctrina tanto exarsit zelo, ut omnes Anti-Terministas Dominica X. post Trinitatis A. 1700. totali internecione delendos praedixerit. Qvod novelli Prophetae vaticinium inane somnium fuisse, eventus mox docuit. [. . .]“; Ittig, De Reservato Dei . . . , 3. 226 A.a.O., 9–17.

9.3. Der Streitverlauf ab 1704 bis zum Ende des Streits 1709/10

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„Ob has aliasque causas nunquam animo meo persvadere potui, Deum nonnullis hominibus ante mortem gratiae terminum fi xisse, sed omni tempore firmiter tenui, & adhuc per Dei gratiam teneo, portam gratiae omnibus peccatoribus, quousqve vitae janua nondum clauditur, patere. Haec enim doctrina insigne est ecclesiae nostrae Palladium, quod qui recipiunt, & vera sibi fide applicant, eis portae inferorum non praevalebunt.“227

Bereits auf die Nachricht von Rechenbergs Disputation des Jahres 1709 ordnete das Oberkonsistorium eine Überstellung des Disputationstextes nach Dresden an und befahl, dass Rechenberg und Ittig künftig weitere Schriftstellerei zum Problem des Terminismus strikt zu unterlassen hätten. 228

227

A.a.O., 17. Daraufhin wurde folgendes Fazit in: Unschuldige Nachrichten . . . 1709, 831 f., abgedruckt: „Von dem Termino Peremtorio Gratiae soll durchaus nichts in den Predigten/ Catechisationen oder sonsten gelehret werden: Dann obwohlen man sich in selbige Controvers nicht begehret einzumischen/ iedoch | weil durch obige Lehr die unglaubige und verstockte Hertzen nicht gebessert/ hingegen arme betrübte und geängstete Gewissen leicht in Desperation gebracht werden/ so bleibts bey dem obigen.“ 228

10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit 10.1. Das Geflecht zwischen Autoren, Werktiteln, Zensur und Markt In diesem Abschnitt geht es zunächst um den Zusammenhang zwischen Autor und seinem Werk, sowie die Bedeutung, die dem Werk durch den Namen des Autors in der Wahrnehmung der Streitparteien zukam. Dieser Aspekt der Wirkung einer Publikation wird ferner durch die Wahl des Titels wesentlich beeinflusst; auch davon wird zu sprechen sein. Danach sind einige Aspekte der rechtlichen und ökonomischen Seite, die die Veröffentlichung von Schriften im terministischen Streit begleiteten, zu vergegenwärtigen. Überblickt man die gesamte Publizistik des terministischen Streits, wird deutlich, dass wesentliche Teile der Kontroverse nicht nur von einigen wenigen Autoren – besonders den Leipziger Theologen Ittig und Rechenberg – getragen wurden, sondern auch die zustimmenden und abweisenden Reaktionen darauf häufig in engem Bezug (etwa durch ausführliche Zitate und direkte Bezüge) zu den Initialschriften stehen. In starkem Maße bezog sich der Streitschriftenwechsel sogar überwiegend auf die Personen der Autoren und weniger auf die in ihren Schriften verhandelte Sachfrage. Von Anfang an ist bei den bekannten Autoren klar, dass ihre Publikationen die Streitdynamik beeinflussen und längst vorgefertigte Reaktionen bei den Gegnern hervorrufen. Immer wieder versuchen sich unbekanntere Autoren an die Protagonisten publizistisch anzunähern, indem sie entweder in ihrem Schatten tätig werden oder sich in der Gegnerschaft zu einer Autoritätsgestalt profilieren wollen, teilweise eröffnen sich dadurch regelrechte Stellvertreterkriege. Die Hauptkontrahenten bedienen sich aber auch gelegentlich der Identität eines weniger bekannten Schülers, um unter dessen Namen eine Streitschrift zu veröffentlichen. Manchmal wird auch die Autorität einer unanfechtbaren theologischen Kapazität benutzt, um den Gegner zu überbieten.1 1 Dies hat fast ausschließlich mit einem Aspekt zu tun, der im übernächsten Abschnitt thematisiert wird, nämlich dem Versuch, sich selbst in eine orthodoxe Konsensgemeinschaft zu stellen bzw. den Gegner davon auszuschließen. Es wurden dafür sowohl verstorbene Autoritäten in Beschlag genommen als auch lebende. So wurde des greisen Danziger Primarius’ Kühn, Wolgemeinter treuherziger Unterricht . . . , durch Ittig zur Veröffentlichung gebracht; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 404. – Von Seiten der Terminismusgegner wurden außerdem herausgegeben: Höpner-Weber, De induratione . . . [1626] ; Der

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

Wie stark die Identifikation der Personen mit den von ihnen vertretenen Inhalten war, wird besonders deutlich an den anonymen und pseudonymen Schriften und deren Rezeption durch den publizierenden Gegner. In einem Fall hat sogar der Autor die Wirkung seiner (pseudonymen) Schrift auf den Adressaten selbst problematisiert und dabei auch richtig eingeschätzt, dass es zu keiner Reaktion kommen wird. 2 Dass nicht nur dem Verfassernamen für den Streitverlauf eine tragende Rolle zukam, sondern auch die Wahl des Titels ein offensichtliches Streitmittel war, zeigt schon ein flüchtiger Blick auf die Liste der Titel. Einige Beobachtungen dazu sollen nun angestellt werden. Einige Titel dürfen explizit als Zitate verstanden werden. Sie dienen dann dem kundigen Rezipienten, eigenständig Verbindungslinien zu früheren Diskursen herzustellen, und erleichtern dem Autor somit die argumentative Grundsatzarbeit.3 In wenigen Fällen darf man auch eine implizite Anlehnung an traditionelle Titel- bzw. Textgattungen unterstellen, dies gilt vor allem für die dialogisch gestalteten Schriften, die ihr Vorbild in den Dialogflugschriften der Reformationszeit und des konfessionellen Zeitalters haben.4 Das zentrale Streitschriftenensemble zwischen Ittig und Rechenberg, das infolge des „Deutlichen Vortrags“ bzw. der „Siebenden Beylage“ in Gang gesetzt wurde, nimmt in seinen Titelformulierungen Anleihen aus dem juristischen Sprachgebrauch auf.5 In der zeitgenössischen Sprache sind die Begriffe ‚Vorsehr beleidigt- und heftig klagende Urbanus Rhegius . . . ; Nicolai, Antwort auf die Frage aus seinem Examine Examinis Pieriani . . . [1603] . 2 „Eines wird aber wol seyn/ welches die Antwort wohl am meisten wird zurück halten/ nemlich der dem Sendschreiben vorgesetzte unbekandte | Nahme; allein ich hoffe daß auch dieses nicht ungleich wird können genommen werden/ da es auff nichts übels abziehlet. Es liegen darunter keine Lästerungen verborgen/ wie denn auch dieses Schreiben ohne übele affecten bescheidentlich aufgesetzet und nichts mehr als eine Erläuterung dessen/ so in diesem Streit dunckel vorkomt/ und zuforderst die Liebe zur Warheit und Einigkeit zum Zweg aufgesetzet wird.“; Tychicus Sigoterius, Christliches Send-Schreiben an Fecht . . . , )(1v–)(2r. 3 Zweifelsfrei kann dies (bei Ansicht des vollständigen Titels) gelten für Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , und die auch im terministischen Streit häufig hergestellte Verurteilung der theologischen Ansichten Stengers; vgl. Hartnaccius, Stengerismus condemnatus . . . – Auch Edzard, Stimuli conscientiae Rechenbergianae . . . , oder Pape, Gewissens-Rüge . . . , lässt sich beispielsweise an den Streitschriftenwechsel zwischen Schelwig und Spener (bzw. Rechenberg) 1695/96, in dem das Titelstichwort ‚Gewissen‘ eine entscheidende Rolle spielte, rückbinden; vgl. auch Krauter-Dierolf, Die Eschatologie . . ., 296–300. – Ebenso erinnert Deutschmanns „Dissensus Rechenbergii“, stark an Abraham Calovs anticalixtinische Schrift (Abraham Calov, Dissensus Jenensium ab Orthodoxis Electoralibus [. . .], s.l. 1678). 4 Schon im Titel deutlich bei: Christliches Gespräch . . . ; Neu-Jahrs-Gespräch . . . ; im Text selbst durchgeführt etwa bei Seelmann, Terminus peremptorius exterminatus . . . . 5 Es sei nochmals in Erinnerung gerufen, dass auch der Begriff des ‚terminus peremptorius‘ aus dem weltlichen Gerichtsvokabular stammt; vgl. oben Kapitel 1.3.

10.1. Das Gefl echt zwischen Autoren, Werktiteln, Zensur und Markt

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trag‘, ‚Beylage‘, ‚Inserat‘ und ‚Schutz-Schrifft‘6 mit juristischen Sachverhalten verknüpft.7 Ihr geradezu plakativer Gebrauch als zentrale Titelstichworte macht erkennbar, mit welchem Geltungsanspruch auch die Inhalte der jeweiligen Schriften transportiert werden sollten. Implizit sind mit ihrem Gebrauch auch die Bezugsgrößen einer Konsens- und Wahrheitsgemeinschaft, die von beiden streitenden Parteien in Anspruch genommen wird, verknüpft. Schließlich sei noch ausdrücklich hingewiesen auf die beiden Titelbegriffe, die in sich das gesamte zeitgenössische Diskursproblem fassen: Die theologischen Tugenden ‚Liebe‘ und ‚Wahrheit‘ weisen als Titelstichworte 8 schon plakativ auf die Auseinandersetzung zwischen Pietismus und Orthodoxie hin, in denen beide Begriffe programmatischen Charakter bekommen. Die Verwendung beider Begriffe lässt sich dabei auch übertragen auf das Streitthema, in dem es um die Gewichtung von barmherziger Gnade Gottes (Liebe) einerseits und richterlicher Macht Gottes (Wahrheit) andererseits geht.9 Wendet man sich den rechtlichen Rahmenbedingungen der Streitpublizistik zu, ist vor allem auf die Zensur hinzuweisen. Schon die Initialschrift des terministischen Streits, Böses Traktat, stellte letztlich ein Zensurproblem dar, denn die vom Autor in Anspruch genommene Zensur durch die Hallenser Fakultät war nicht nur sachlich zweifelhaft, sondern überschritt die territorialen Grenzen des Zensurinstruments. Mit dem Zensurvermerk aus Halle und der Publi6 Vgl. Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . ; ders., Erste Beylage . . . ; ders., Andere Beylage . . . ; ders., Dritte Beylage . . . ; ders., Vierdte Beylage . . . ; ders., Fünffte Beylage . . . ; ders., Sechste Beylage . . . ; ders., Siebende Beylage . . . ; ders., Achte Beylage . . . ; ders., Erstes Inserat . . . ; ders., Anderes Inserat . . . ; ders., Drittes Inserat . . . ; Ittig, Abgenöthigte Schutz-Schrifft . . . . – Da hieraus ersichtlich wird, dass überwiegend Rechenberg diese Form des juristischen Diskurses für sich behauptet, kann man annehmen, dass dies wenigstens ab der „Achten Beylage“ in Reaktion geschieht auf die Verfahrensweise, derer sich Ittig durch die Einholung der Gutachten bedient hat. 7 Vgl. jeweils unter Hinweis auf den juristischen Sprachgebrauch: Art. ‚Beylagen‘, Zedler 3, 1644; Art. ‚Inserat‘, Zedler 14, 743; Art. ‚Schutz-Rede, Schutz-Schrifft‘, Zedler 35, 1718– 1724. 8 Besonders deutlich bei folgenden Streitschriften: Pape, Liebe zur Warheit . . . ; Stolze, Liebe zur Warheit wider Papen . . . ; Stolze, Liebe und Warheit . . . (Vielleicht nicht zufällig wecken diese Titel auch Assoziationen zum Beginn des Vorspanns von Luthers Thesenreihe von 1517 (vgl. WA 1, 233: „Amore et studio elucidande veritatis [. . .]“). – Auch in diese Richtung weisen weitere Titel aus dem terministischen Streit: Christliche Antwort . . . von einem Liebhaber der Wahrheit . . . ; Vermahnung eines der heiligen Schrifft beflissenen Liebhabers der Warheit . . . . 9 Diesen Gedanken kommentiert abschließend Niehenck, Terminista convitiator . . . , K4v: „Daß der Hr. Doctor Grapius die Terministen Neulinge genennet/ ist der Christlichen Liebe und Sanfftmuht nicht zu wiedern; denn der Eyfer für GOttes Ehre und Warheit hebet die Liebe und Sanfftmuht Christi nicht auff. Sie sind nicht contraria, sondern können wol beysammen stehen. Ein Diener Gottes muß nichts mit dem Fuchs=Schwantz überstreichen/ sondern wenn es die Ehre GOttes erfordert/ seine Mund getrost aufthun/ und den Feinden der göttlichen Warheit dürre unter die Augen sagen. Wehe denen die da stumme Hunde sind“.

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

zierung in Frankfurt am Main missachtete Böse, der als theologischer Publizist der kirchlichen Jurisdiktion innerhalb Kursachsens unterworfen war, die im landesherrlichen Kirchenregiment vorgesehenen Instanzen.10 In Leipzig, dem Zentrum des Buchwesens im Reich und in Kursachsen, war seit Mitte des 16. Jahrhunderts eine durch je einen Vertreter des Magistrates und der Universität zusammengesetzte und dem Kirchenrat in Dresden unterstellte Bücherkommission mit der Aufsicht über den Buchmarkt betraut.11 Nach Valentin Alberti (bis 1697) und Johann Benedikt Carpzov (bis 1699) war Johannes Olearius auf Lebenszeit zum Bücherkommissar bestellt worden. Er wurde im Unterschied zu seinen Vorgängern in dieser Funktion zu einem Vermittler orthodoxer und pietistischer Interessen auf dem Leipziger Buchmarkt,12 obwohl ein Befehl des Kurfürsten schon 1697 eine schärfere Zensur in Verbindung mit einer Vereidigung der Buchdrucker verordnet hatte.13 Dieser landesherrliche Wille wurde auch in den folgenden Jahren wiederholt artikuliert.14 Im Zusammenhang mit der terministischen Publizistik trat die Leipziger Bücherkommission15 namentlich in Erscheinung, als am 19. September 1702 dem Buchführer Johann Herbord Klossen untersagt wurde, die von dem Rautenhainer Pfarrer Siegmund Beerensprung in Druck gegebenen Thesen weiter zu vertreiben; sie verpflichtete ihn, alle noch greifbaren Exemplare wieder abzuliefern.16 10 Von Rechts wegen war der lokale Superintendent für die Zensur theologischer Bücher in der sächsischen Provinz zuständig (vgl. Agatha Kobuch, Zensur und Aufklärung in Kursachsen: Ideologische Strömungen und politische Meinungen zur Zeit der sächsisch-polnischen Union [1697–1763] [Schriftenreihe des Staatsarchivs Dresden 12], Weimar 1988, 42), also auch für Böse der Superintendent Abraham Rothe, der ja eine Veröffentlichung des Traktates untersagt hatte, siehe oben Kapitel 2.6. 11 Kobuch, Zensur und Aufklärung . . ., 34–39. Über die Arbeit der Bücherkommission in den pietistischen Streitigkeiten vom Jahr 1690 bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts vgl. Leube, Die Geschichte . . ., 224–228. 12 Kobuch, Zensur und Aufklärung . . ., 37. 13 Entsprechende Reskripte an die Universität und den Leipziger Rat vom 26. Februar 1697 vgl. UAL: Phil. Fak. E 15/2, fol. 3r; 4r –5v. 14 Der Universitätsaktuar Christoph Scheffler übermittelte am 30. Dezember 1702 einen kurfürstlichen Befehl vom 26. Dezember, die Zensur genau durchzuführen, wozu konkret eine Beschwerde von König Friedrich I. von Preußen Anlass gab, der den Calvinismus verunglimpft sah; vgl. UAL: Phil. Fak. E 15/2, fol. 6r; 7r/v; Phil. Fak. E 26/1, fol. 31r –35v. – Die Bücherkommissare wurden am 15. Februar 1706 angewiesen, theologische Schriften aus dem römisch-katholischen und reformierten Bereich nur unter strenger Zensur zuzulassen und auch nur dann zu genehmigen, wenn sie „zu Beförderung der Gottseeligkeit oder Erklährung der Schrifft dienen“; UAL: Phil. Fak. E 15/2, fol. 8r –9 v; Zitat: fol. 8v. Theologische Polemiken zu drucken, sollte den Buchdruckern untersagt werden; ebd., fol. 9r. 15 Sie bestand aus dem jeweils amtierenden Dekan der Theologischen Fakultät und einer vom Leipziger Magistrat ermächtigten Person. 16 UAL: Theol. Fak. 54, fol. 156r; ob es sich dabei um die Thesenreihe handelt, die später unter dem Titel Ittig- Beerensprung, Collatio . . . , in Druck ging, ist nicht erkennbar.

10.1. Das Gefl echt zwischen Autoren, Werktiteln, Zensur und Markt

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Neben der Tätigkeit der Bücherkommissare waren die jeweils amtierenden Dekane der Fakultäten speziell für die Zensur von Büchern ihrer Fachgebiete zuständig.17 Dieser Zensurvorgang bildete die Voraussetzung für die Aufnahme eines Titels in die Messekataloge der Leipziger Verlage. Inwieweit dem Dekan die vollständigen Schriften vorlagen, muss offen bleiben, wahrscheinlich ist jedoch, dass er vielfach vom Verleger nur die Titel mitgeteilt bekam, wie sie dann auch im Messekatalog veröffentlicht wurden.18 Zu den Drucken des terministischen Streits geben zunächst Einträge während des bis zum Gallustag 1700 dauernden Dekanats von Olearius Auskunft. Hier finden sich im Dekanatsbuch unter der Liste der vom Dekan zensierten 28 Publikationen („Scripta evulgata et Censurae Decani subjecta“) auch die ersten Schriften zum terministischen Streit: 19 „[. . .] Pauli Matthiae Engels, Gedan. (vel potius D. Adami Rechenbergii, P. P.) Epistola ad Joh. Christoph. Rosteuscherum, Ecclesiasten apud Gedanenses, qua orthodoxorum Theologorum sententia de Gratiae Revocatricis Termino adversus Novaturientum importunas vellicationes defenditur. 20 D. Adami Rechenbergii deutl. Vortrag der Prophet. & Apostolischen Lehre von dem Termin der von Gott bestimten Gnaden Zeit. 21 Ejusdem Erste und andere Beylage zu dem deutl. Vortrag. Petri Sigismundi Papen, Ecclesiastae ad D. Petri apud Colonienses ad Spream Schrifftmäßigen Beytrag zu D. Adam Rechenbergs deutl. Vortrag und Beylagen. 22 [. . .] Anonymi Pastoris Silesiaci Kurzen Entwurff, wie die Lehre von dem Termino Salutis peremtorio zu verstehen, una cum epistola Parentis Christiani ad Filium de hac materia. [. . .]“

Im nachfolgenden Dekanatsjahr nahm ebenfalls Olearius als Dekan die Zensur vor. Unter insgesamt 42 Titeln sind nunmehr angezeigt: 23 „[. . .] Anonym. Unmasgebliche Gedancken, auf was weise beydes gesagt werden könne, daß die Gnade Gottes einen Terminum habe, und daß sie keinen habe. | M. Joh. Henr. Altmanns, P. L. Schrifftmäßige Untersuchung der von D. J. G. Neumannen P. P. Witeb. am XXII. Sontag Trin. gehaltenen Predigt über die Frage: Ob denen beharrlich boßhafften und gantz verstockten Sündern die Gnaden Thür biß an ihr Lebens Ende allzeit offen stehe? 17

Vgl. auch Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 342–359. Siehe oben Kapitel 5.1. 19 UAL: Theol. Fak. 7b, fol. 302v; 303v. 20 Engel, Epistola ad Rosteuscherum . . . ; am Textende ist diese Schrift datiert auf den 1. August 1700. In diesem Jahr sind noch zwei weitere Ausgaben erschienen. 21 Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . ; auch von dieser Schrift gibt es zwei Ausgaben des Jahres 1700. Es handelt sich um die deutsche Fassung des im Jahr 1700 ebenfalls dreimal aufgelegten Disputationsdruckes Rechenberg-Engel, De Gratiae Revocatricis Termino . . . . 22 Pape, Schrifftmäßiger Beytrag . . . ; unklar ist, wieso die Schrift, deren gedruckte Vorrede eine Datumsangabe vom Februar 1701 trägt, so spät erschienen ist. 23 UAL: Theol. Fak. 8, pag. 18–20. 18

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

[. . .] Duorum Theologiae Doctorum Judicium de Gratiae revocationis Termino. 24 [. . .] Anonym. Des Endes mit Schrecken I. II. III. Vorstellung. [. . .] E. D. C. M. K. Christliches Gespräch zwischen einen Pfarrer und Kirch=Kinde von den Ursachen woher die Lehre von dem Termin der bestim[m]ten Gnaden Zeit so vielfältig widersprochen wird. [. . .] Anonymi Kurtzer Abriß, auf was Weise die Controversia de Termino salutis gantz deutlich und eigentlich vorgestellet und betrachtet werden könnte. 25 [. . .].“

Unter den zahlreichen Schriften im terministischen Streit, die 1700/01 erschienen sind, stellen die in den Einträgen des Dekanatsbuchs verzeichneten Titel nur eine kleine Auswahl dar, obwohl man angesichts der Zensorenfunktion des Dekans mehr erwarten dürfte. Da es sich in den Listen beider Dekanate des Olearius – leider gibt es zu den folgenden Dekanaten keine solchen Einträge – bei den Schriften zum Thema des terministischen Streits ausschließlich um Schriften aus dem Lager der Verfechter eines ‚terminus peremptorius‘ handelt, darf man vermuten, dass diese Auswahl nicht zufällig ist, sondern Olearius durch die Nennung dieser Titel bewusst die Approbation der terministischen Lehre durch die Fakultät dokumentieren wollte. 26 Dieser Befund stimmt nicht mit späteren Aussagen Rechenbergs überein, die dieser während des Dekanats von Thomas Ittig im April 1703 geäußert hatte. Damals behauptete Rechenberg gegenüber dem Rektor27 in Anbetracht der anti-terministischen Neuerscheinungen, unter Olearius wären keine Schriften zum terministischen Streit mit Willen und Wissen des Dekans in den Messekatalog hineingesetzt worden. Rechenberg äußerte dies allerdings in apologetischer Absicht und verband es in der aktuellen Situation mit der Unterstellung, es würde eine Absprache zwischen dem Dekan Ittig und dem Vertreter der Grossischen Buchhandlung in Leipzig, Dr. Georg Beyer, bestehen; 28 daher verlangte er auch die Aufnahme von Widerlegungen (‚Schutzschriften‘) in den Leipziger Messekatalog.29 Dieses 24

Wahrscheinlich identisch mit dem Druck: Duorum theologorum judicia . . . . Wahrscheinlich handelt es sich dabei um den Druck: Excerpta oder Anmerckungen aus einem Discours . . . . 26 So hatte wohl auch die Beschwerde Ittigs an Kurfürst Friedrich August I. vom Oktober 1700 ihre Berechtigung (vgl. UAL: Theol. Fak. 54, fol. 112r), auch wenn Olearius die Vorwürfe von sich wies (ebd., fol. 116r). – Vgl. oben Kapitel 5.1. 27 UAL: Rep. II/VIII/012, fol. 1r/v. – Zu diesem Vorgang vgl. oben Kapitel 9.1. 28 Buchhandlung und Verlagshaus Johann (II.) Grosse, Erben ist von 1700 bis 1759 in Leipzig nachgewiesen; vgl. David L. Paisey, Deutsche Buchdrucker und Verleger 1701–1750 [Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 26], Wiesbaden 1988, 85. 29 Tatsächlich enthält der Messekatalog der Ostermesse 1703 nur Drucke der Terminismusgegner: Reineccius, Epitome . . . ; Ittig, Christliche Leichenpredigten 2 . . . ; Honstedt, Gründlicher und deutlicher Beweiß . . . ; Rettung der Theologischen Disputation . . . ; Ittig, Antwort auff Cunei Missive . . . ; Bescheidene 25

10.1. Das Gefl echt zwischen Autoren, Werktiteln, Zensur und Markt

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Anliegen wurden den beiden Beschuldigten weitergeleitet und Georg Beyer beteuerte daraufhin,30 es würden alle in der Buchhandlung eingehenden Titel den Dekanen zur Zensur übergeben. Titelformulierungen würden nur im Sinne der Verständlichkeit und Knappheit geändert werden und bereits erschienene und in früheren Katalogen angezeigte Titel, die vom Verleger erneut angezeigt werden, würden zurückgestellt. Sobald Rechenberg seine Titel mitteile, werde mit diesen wie gewöhnlich verfahren. Rechenbergs spezielles Ansinnen, Widerlegungen zu anderen im Messekatalog enthaltenen Drucken aufzunehmen, wies Beyer aber mit dem sachlichen Hinweis zurück, dass dadurch Mehrarbeit entstehen würde, die unmittelbar vor einer Messe weder praktisch zu leisten noch mit seiner Weisungsgebundenheit gegenüber den Dekanen vereinbar sei. Nicht in Leipzig gedruckte Bücher sächsischer Autoren im terministischen Streit stammen, soweit sie nicht anonym sind und keine Angabe zum Druckort haben, aus kleineren Städten, in denen sich offenbar die Zensur leichter umgehen ließ. Denn außer in Dresden, Wittenberg31 und Leipzig konnte in anderen Städten der Buchdruck nur in einer rechtlichen Grauzone betrieben werden.32 Für terministische Schriften sind hier die Orte Altenburg,33 Delitzsch 34 , Görlitz,35 Schmiedeberg36 und Zwickau 37 zu nennen. Antwort . . . ; Vermahnung eines der Heiligen Schrifft Befl issenen Liebhabers der Warheit . . . ; Stolze, Liebe und Warheit . . . ; Stolze, Letzte Declaration . . . ; Wimmer, Gerechte Defension . . . ; Wimmer, Fortgesetzte und geendigte Defension . . . ; vgl. den Katalog zur Ostermesse: Catalogus Universalis Sive Designatio Omnium Librorum, Qvi hisce Nundinis Vernalibus Francofurtensibus & Lipsiensibus Anni 1703. vel novi, vel emendatiores & auctiores prodierunt. Das ist: Verzeichnüß aller Bücher/ so zu Franckfurt in der Fasten=Meße/ wie auch Leipziger Oster=Messe des ietzigen 1703sten Jahres/ entweder gantz neu/ oder sonsten verbessert/ oder auffs neue wieder auffgeleget und gedruckt worden sind/. [. . .], Leipzig 1703, A1v; A4r; B1v; C1v; C2r. Eine Liste mit Büchern, die zur Leipziger Ostermesse 1703 in den Katalog zusätzlich hineingehört hätten, findet sich als Anhang zur Klageschrift Rechenbergs UAL: Rep. II/VIII/012, fol. 8r. Diese Liste umfasst folgende Drucke der Terminismusanhänger: Molitor, Ad Reineccium Epistola . . . ; Rechenberg, Richtige Gegen-Antwort . . . ; Lichtscheid, Gezeigte wahre FriedensMittel . . . ; Schmied, Gebührende Antwort . . . ; Richter, Ittigische DisputirKünste . . . ; Lichtscheid, Sendschreiben an Rechenberg . . . ; Pape, Epistolare colloquium . . . . 30 UAL: Rep. II/VIII/012, fol. 2r; 3r –4v. 31 Die Streitbeiträge der Wittenberger Professoren Hanneken und Neumann wurden hier gedruckt. 32 Kobuch, Zensur und Aufklärung . . ., 40 f.; dazu höchst einschlägig hinsichtlich des radikalpietistischen Buchwesens Hans-Jürgen Schrader, Literaturproduktion und Büchermarkt des radiaklen Pietismus: Johann Henrich Reitz’ „Historie Der Wiedergebohrnen“ und ihr geschichtlicher Kontext [Palaestra 283], Göttingen 1989. 33 Stolze, Liebe zur Warheit wider Papen . . . ; Stolze, Letzte Declaration . . . . 34 Weiss, Schrifftmäßige Untersuchung . . . . 35 Warheit auf Lügen . . . . 36 Seelmann, Terminus peremptorius exterminatus . . . . 37 Adam, Der freudige Zugang zur Gnade Gottes . . . ; Stolze, Liebe und Warheit . . . .

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

Für den ökonomischen Aspekt der Streitpublizistik ist ein Blick auf den Leipziger Buchmarkt nötig, wobei auch hier wieder die Jahre 1700/01 im Mittelpunkt stehen sollen. Die Stadt war neben Frankfurt am Main ein Zentrum des Buchdruckes und -handels. Dies macht sich in der Reichhaltigkeit des Angebotes in den Messekatalogen bemerkbar. Die theologische Literatur war nach lateinischen und deutschsprachigen Drucken sowie nach den drei Konfessionen getrennt, daran anschließend folgte Literatur aus anderen Disziplinen. Ein separates Verzeichnis wies diejenigen Bücher aus, die zur Zensur in Leipzig eingegeben wurden, d. h. also auch in Leipzig gedruckt wurden. Auch in diesem Verzeichnis findet man die Bücher nach Konfessionen und Disziplinen getrennt. Gleicht man die oben genannten Titel im Dekanatsbuch der Jahre 1700/01 mit den Titeln zum Terminismus in den Leipziger Messekatalogen ab, fällt angesichts von 30 Titeln terministischer Streitschriften doch die erhebliche Unvollständigkeit der Titelnennungen im Dekanatsbuch auf. Dabei sind im Messekatalog beide Streitparteien und auch auswärtig gedruckte Schriften vertreten.38 Gemessen am Gesamtvolumen des Leipziger Buchmarktes kann die Überlastung der Druckereien 39 jedenfalls nicht durch die Menge oder den Umfang terministischer Streitschriften verursacht gewesen sein, 40 vielmehr dürften gezielte Initiativen der Autoren die Druckereien gelegentlich in Bedrängnis gebracht haben.41

38 Vgl. den Katalog zur Ostermesse 1701: Catalogus Universalis Sive Designatio Omnium Librorum, Qvi hisce Nundinis Vernalibus Francofurtensibus & Lipsiensibus Anni 1701. vel novi, vel emendatiores & auctiores prodierunt. Das ist: Verzeichnüß aller Bücher/ so zu Franckfurt in der Fasten=Meße/ wie auch Leipziger Oster=Messe des ietzigen 1701sten Jahres/ entweder gantz neu/ oder sonsten verbessert/ oder auffs neue wieder auffgeleget und gedruckt worden sind/. [. . .]. Leipzig 1701, E2v–G1v; In seiner Rechtfertigungsschrift an den Rektor vom 14. April 1703 listet Ittig die terministischen und antiterministischen Schriften auf, die den Katalogen zur Oster- und Michaelismesse 1701 genannt waren; vgl. UAL: Rep. II/VIII/012, fol. 6r –7r. 39 So belegt für den bei „Johann Heinichens Witwe“ verlegten Druck: Christlicher Bescheid und Unterricht . . . (Drucker ist unbekannt); vgl. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . , )(3r. 40 Bei grober Schätzung lässt sich aus der Lektüre der Leipziger Messekataloge sagen, dass zu Beginn des 18. Jahrhunderts pro Messe reichlich 500 Titel angeboten wurden. Etwa ein Fünftel davon war theologische Literatur. Im Höchstfall waren in den Spitzenjahren der terministischen Publizistik ebenfalls nur ein Fünftel der gesamten theologischen Literatur diesem Streitthema gewidmet. Aus der Perspektive des Leipziger Buchmarktes stellte folglich der terministische Streit nur ein Randphänomen dar. 41 Rechenberg hatte beispielsweise erreicht, dass am Tag nach dem Erscheinen eines Leipziger Nachdruckes der Rostocker Disputation: Schelwig-Hauck, Novatianismum tam veterem quam recentem . . . , die unter dem Namen seines Respondenten Paul Matthias Engel erschienene Schrift (Engel, Epistola Ad Rosteuscherum . . . ) veröffentlicht wurde; vgl. auch Hesse, Der terministische Streit . . ., 246.

10.1. Das Gefl echt zwischen Autoren, Werktiteln, Zensur und Markt

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Knapp die Hälfte aller Drucke des terministischen Streits tragen auf dem Titel ‚Leipzig‘ als Verlags- bzw. Druckort. Etwa ein Drittel aller Drucke können namentlich dem zirka ein Dutzend Druckereien oder Verlagshäusern in Leipzig zugeordnet werden, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts dort ansässig waren.42 Lediglich einige dieser Drucker und Verleger haben auch terministische Schriften auf den Markt gebracht.43 Rechenberg und seine Anhänger bedienten sich überwiegend der Dienstleistung des Verlagshauses ‚Johann Heinichens Witwe‘, das – soweit vermerkt – mit der Druckerei des Johann Heinrich Richter zusammenarbeitete.44 Daneben besorgte auch der Drucker Christoph Fleischer einige Rechenberg-Drucke.45 Ittig und seine Anhänger bedienten sich überwiegend der Dienste des Verlagshauses ‚Friedrich Lankisch Erben‘, das wohl auch die Drucklegung übernommen hat.46 Nur wenige Schriften entstammen der Offizin des Jakob Fritsch und des Johann Christoph Brandenburger.47 Ferner ist nach dem Absatz der Streitliteratur zur Terminismuskontroverse in Leipzig zu fragen. Hier ist man auf vereinzelte Informationen angewiesen. Rechenberg berichtet, dass von dem Wittenberger Disputationsdruck „De termino salutis humanae peremptorio“ im Februar 1700 50 Exemplare zum Verkauf nach Leipzig geschickt wurden, die an einem einzigen Tag ihre Käufer fanden.48 Auch Rechenbergs Disputation „De revocatricis gratiae termino“ (Ende April 1700) wurde binnen Monatsfrist zwei- oder dreimal in Leipzig –

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Reske, Die Buchdrucker . . ., 541–546. Der erhebliche Umfang der Partizipation des Leipziger Buchgewerbes kann jedenfalls demnach für die Terminismuskontroverse nicht in der Gestalt behauptet werden, wie dies Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 344 f., für die gesamte Pietismuskontroverse feststellt. 44 Das Verlags- und Buchhandelshaus ‚Johann Heinichens Witwe‘ ist von 1694 bis 1719 nachweisbar; vgl. Paisey, Deutsche Buchdrucker . . ., 101. – Johann Heinrich Richter war von 1683 bis 1734 in Leipzig als Drucker tätig; Reske, Die Buchdrucker . . ., 544; Paisey, Deutsche Buchdrucker . . ., 208. Bei einigen Drucken findet sich entweder nur die Verlags- oder nur die Druckerangabe. 45 Christoph Fleischer ist von 1681/82 bis 1709 als Drucker, aber auch als Buchhändler nachgewiesen; Reske, Die Buchdrucker . . ., 544; Paisey, Deutsche Buchdrucker . . ., 62. 46 Jedenfalls sind bei Lankischs Verlagsangaben nie Angaben über eine separate Druckerei gemacht und zur Erbmasse des Verlagshauses Lankisch gehörte möglicherweise auch die Grossesche Druckerei. Zu Friedrich (III.) Lankisch, der von 1695 bis 1719 den Verlag leitete, vgl. Reske, Die Buchdrucker . . ., 539 f.; Paisey, Deutsche Buchdrucker . . ., 150; Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 349 f.; Spener, Briefwechsel mit Francke . . ., 158 f. 47 Johann Christoph Brandenburger betrieb von 1687/88 bis 1706 eine Druckerei und einen Verlag in Leipzig; Reske, Die Buchdrucker . . ., 545; Paisey, Deutsche Buchdrucker . . ., 26. 48 Angaben nach Hesse, Der terministische Streit . . ., 226 f. Von der in Hamburg gedruckten Schrift: Edzard, Impietas cohortis fanaticae . . . , fanden 200 Exemplare auf dem Wittenberger und Leipziger Buchmarkt Absatz; vgl. ebd., 460. – Diese Exemplaranzahlen müssen als Solitäre stehen bleiben, leider lassen sich keine Angaben über die jeweilige Aufl agenhöhe machen. 43

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

und einmal wahrscheinlich in Wittenberg – gedruckt und es waren von diesen Drucken Ende Mai nur noch wenige Exemplare erhältlich. 49 Von den Streitparteien war bereits die Rede und wird noch in den folgenden Abschnitten zu reden sein. Doch wie sah eigentlich die Leserschaft der Publizistik im terministischen Streit insgesamt aus? Angaben darüber lassen sich nur schwer machen. In der Intention der Autoren hat der Leser schon eine ambivalente Rolle zugewiesen bekommen, einerseits wird immer wieder an seine ‚Einfalt‘ und ‚Verständigkeit‘ appelliert, womit ihm beinahe – zumindest als literarische Fiktion – eine richterliche Aufgabe zufällt, auf der anderen Seite machen Autoren wiederholt deutlich, dass nicht einmal ein Teil der am Diskurs aktiv Beteiligten das Thema wirklich verstanden hat – um wie viel weniger sollte es da der unbeteiligte Leser können? Außer den Streitgegnern dürften vor allem an den Universitätsstandorten die Studenten zum intendierten Lesepublikum gerechnet werden, zumal ein Teil der literarischen Kontroverse in universitätsspezifischen Gattungen durchgeführt wurde (Disputationen, Kommentare zu Lehrveranstaltungen und ‚programma‘), doch selbst unter den Universitätsangehörigen scheint die Vielzahl der Publikationen schon sehr bald zu Ermüdungserscheinungen geführt zu haben. Den Blick in private Bücherschränke öffnen die wenigen erhaltenen Auktionskataloge von Bibliotheken am Streit direkt beteiligter Theologen. Ausdrücklich kann hier nur auf die Kataloge der Bücher von Lichtscheid, 50 Ittig,51 Spener52 und Thomasius53 hingewiesen werden. Ein großer Sammler pietistischer Litera49

Angaben nach Hesse, Der terministische Streit . . ., 234. Wie häufig in zeitgenössischen Bibliothekskatalogen lassen sich anhand der Angaben kaum einzelne Drucke identifizieren; vgl. Catalogus Bibliothecæ Lichtscheidianæ [. . .], Berlin 1707, 157: „[Nr.] 818 Ittigii Rechenbergii Fechtii, Neumanni, Hannekenii, Scheluigii Schriften vom Termino Peremptorio“. – Auffallend ist hier einzig, dass Lichtscheid, der auf Rechenbergs Seite einige Schriften beigetragen hat, offensichtlich fast ausschließlich Drucke der Gegner in seinem Besitz hatte. 51 In Ittigs Bibliothek befanden sich unter der Rubrik „Terministica“ rund 150 Schriften zum terministischen Streit in zwölf Bindeeinheiten; vgl. Bibliotheca Ittigiana [. . .]. [2 Teile], Leipzig 1711, 191–196. – Ittigs Bibliothek war unter den Zeitgenossen wegen ihrer Reichhaltigkeit bekannt; vgl. Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 854 f. 52 Hier befanden sich terministische Drucke in zwei Sammelbänden; vgl. Bibliotheca Libros Theologico-Philosophico-Philologico-Historico-Medico-Miscellaneos, eosque tam materiarum editionumque, quam exterioris conditionis ratione selectissimos, continens, in ædibus spenerianis [. . .], Berlin 1709, 76 (Nr. 483 f. „Streitschriften D. Rechenbergii & aliorum de termino peremtorio: Volum. II“). 53 In der Bibliothek von Thomasius, die 1739 versteigert wurde (vgl. BIBLIOTHECA THOMASIANA [. . .], [Halle 1739]) sind drei Bindeeinheiten mit Schriften aus dem terministischen Streit. Die erste enthält Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , und Edzard, Die Gottlosigkeit Des Pietistischen Schwärmer Hauffens . . . (ebd., 7 [Nr. 93]); die zweite enthält „18 Tractate so des M. Joh Boesii Büchlein de termino salutis peremtorio betreffen. Halle 700 P. it. von Ittigen Rechenbergen“ (ebd., 16 [Nr. 139]); die dritte enthält Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . ; Weiss, Schrifftmäßige Untersuchung . . . , und Rechenberg, Erste Beylage . . . (ebd., 23 f. [Nr. 160]). In der separat ge50

10.2. Die Formen der Disqualifizierung des Gegners

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tur war darüber hinaus der spätere großbritannische und hannoversche Geheime Rat Joachim Heinrich von Bülow, dessen Bücherbestand die Erben an die Göttinger Universitätsbibliothek vermachten.54 Andere geschlossene Bestände, die heute in staatlichen Bibliotheken in zeitgenössischen Sammelbänden überliefert sind, dürften aus alten Institutionenbeständen stammen, etwa aus den Hof- oder Konsistorialbibliotheken.55

10.2. Die Formen der Disqualifizierung des Gegners In vielen Teilen der Kontroverse wird ein zentraler Punkt berührt: die Frage nach der Urheberschaft am Streit. Allein schon das Aufwerfen dieser Frage und vielmehr auch die Antwort seitens einer Streitpartei diente zur Disqualifizierung des Gegners, war doch im Leben der Kirche Einigkeit, Frieden und brüderliche Liebe ein hoch gepriesenes Gut. Demgegenüber lehrte die Erfahrung bei der Herausbildung der konfessionellen Kirchen den häufigen Streit und – auch im Prozess der lutherischen Konfessionalisierung – den permanenten kontroversen Diskurs. Am Ende einer solchen Streit- und Konsolidierungsphase stand für weite Teile des Luthertums das Konkordienwerk von 1577/80, das in einem lutherischen Territorium wie Kursachsen zur Lehrgrundlage und zur Basis eines theologischen Konsenses wurde. Die verordnete Einigkeit war damit im territorialen Kontext Programm in der Epoche der lutherischen Orthodoxie.56 Für den zeitgenössischen Theologen war es deshalb gleichermaßen diskreditierend als Vertreter einer theologischen Neuerung zu gelten oder als Urheber einer Auseinandersetzung.57 Gegen Ende des 17. Jahrhunderts ist das Prädikat des Neuerers und Streitinitiators massiv gegenüber einer einzigen Persönlichkeit, Philipp Jakob Spener, und der mit ihr identifizierten Bewegung des Pietismus artikuliert worden. Theologische Schriftsteller, die Speners Namen ins Spiel brachten, mussten sich der polarisierenden Wirkung dieser Bezugsperson bewusst sein. Somit hat auch der Sorauer Diakon Böse, indem er in seinem Traktat diese Verbindung herstellführten Sammlung von Disputationsdrucken sind nur drei Disputationen zu finden: Rechenberg-Engel, De gratiae revocatricis termino . . . ; Rechenberg-Küchler, De reservatis divinis . . . ; Rechenberg-Anger, De officio ministri . . . (ebd., 442 [Nr. 2006–2008]). 54 Mit seinem Exlibris versehen sind auch die Bände, die die wichtigsten Drucke zum terministische Streit enthalten; vgl. Göttingen, NSUB: 8 Th.pol. 148/9 „Acta Terministica“. – Zu weiteren Beständen aus Bülows Bibliothek, die meist als „Acta pietistica“ bezeichnet werden, vgl. Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 23. 55 Vgl. etwa die entsprechenden alten Besitzerstempel in Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653; Theol. qt. 5733. 56 So grundsätzlich in der Einleitung zur FC; vgl. BSLK 833 f.; 839. 57 Umso höher ist die Bedeutung der wiederholt gemachten Angabe einzustufen, man sei zur Veröffentlichung eines Streitbeitrages gedrängt oder nachdrücklich ermutigt worden.

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

te,58 erahnen können, wie dadurch sein publizistisches Produkt für den orthodoxen Rezipienten disqualifiziert wird.59 Dass ausgerechnet Speners Schwiegersohn Rechenberg sich bei der Approbation von Böses Traktat zu dessen Gunsten positioniert hat, genügte scheinbar, um eine Kettenreaktion hervorzurufen, die den terministischen Streit ausgelöst und in Gang gehalten hat. Als einprägsame Formel ist von den Gegnern des Terminismus immer wieder die alliterierende Parallelisierung und Personalisierung von ‚A-utor R-ixae‘ = ‚A-dam Rechenberg‘ benutzt worden. 60 In einer zweiten Formel für die Schuld am Ausbruch des Streites haben die Gegner des Terminismus die Ahnenreihe Spener – Böse – Rechenberg ins Bewusstsein gerückt und damit den Terminismus quasi in den Schoß des Pietismus gelegt. 61 Diese Deutung wirkte in der spätorthodoxen Publizistik ungeschmälert nach. 62 Dagegen hat allerdings auch Rechenberg die Schuld am Ausbruch des Streits bei seinem Gegner gesucht und auf zwei Ebenen belegt. Zum einen hat er mehrfach die Herstellung einer Öffentlichkeit durch Ittigs Kanzelpolemik angeprangert. 63 Zum anderen hat er das durch Fecht und Ittig in Gang gesetzte Begutachtungsverfahren sowie namentlich auch das zweite Wittenberger Gutachten, das 58 Böse, Terminus Peremptorius . . . , 247 [, 94], stellt explizit den Bezug zu Speners Bußpredigten her, „welche[s] ziemlichen Theils zu diesem Büchlein die Ursache gewesen“. – Außer Spener und dessen Gewährsmännern (vor allem Dannhauer) findet sich bei Böse z. B. auch der Hinweis auf Einflüsse aus der englisch-puritanischen Erbauungsliteratur eines Daniel Dyke; ebd., 329 [, 125]); vgl. zu dessen Rezeption in Deutschland Sträter, Sonthom, Bayly, Dyke und Hall . . ., 53 f.; 102–111. Das beachtliche Verbreitungspotenzial von deutschen Übersetzungen englischer Erbauungsliteratur um 1700 zeigt auch die Bibliografie von Edgar C. McKenzie, A catalog of British devotional and religious books in German translation from the Reformation to 1750 [Bibliographie zur Geschichte des Pietismus 2], Berlin/New York 1997. 59 So kommentiert Neumann-Green-Avenarius, Erörterung der Frage . . . , 1, mit einem gehässigen Unterton: „Indem jüngsthin in unserer nachbarschafft ein Buch/ unter dem Titel: De Termino salutis humanae peremptorio, ans Licht gekommen/ und dadurch der Kirchen ein neues Aergernüß ist gegeben worden; der Auctor aber desselben M. Böse/ Diaconus in Sorau/ feyerlich bezeuget/ daß er solches nicht nach eigenem Gutdüncken verfertiget/ sondern aus Herrn D. Speners Schrifften darzu sey verleitet worden [. . .].“ 60 So schreibt Ittig: „Daß ich Autor rixae sey/ ist eine pur lautere Unwarheit/ und kan mein Hr. Gegner aus den ersten Buchstaben seines Nahmens A. R. sich gar leichtlich erinnern/ wer Autor Rixae sey. Hätte er nicht mit seine[m] Collegen D. O. Bösens Büchlein u. dessen Apologie approbiret, wäre er mit seiner Disputation de Termino gratiae revocatricis, mit seiner Epistola ad Rosteuscherum und mit seinem Deutl. Vortrage zu Hauße geblieben/ so hätte ich nicht darwider predigen und schreiben dürffen. Da er aber solche Dinge vorgenommen/ so mag er sich nicht befremden lassen/ daß ich in die länge nicht habe schweigen können.“; Ittig, Anmerckungen über Rechenbergs siebende Beylage . . . , 70; vgl. auch ähnliche Aussagen ebd., 60. – Vgl. Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 96–98. 61 Der Terminismus sei eine Lehre, „qvam Spenerus plantavit, qvam Boesius rigavit, & cui Rechenbergius incrementa dedit, in qva adeo Deus nihil fecit“; vgl. Dissensus Rechenbergii . . . , A3v; Niehenck, Terminista Convitiator . . . , B1r. 62 Vgl. etwa Niehenck, Compendium . . ., 72–75; 81–83; 111 f. 63 Vgl. z. B. Rechenberg, Erstes Inserat . . . , 2 f. (mit früheren Nachweisen in den „Beylagen“).

10.2. Die Formen der Disqualifizierung des Gegners

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zur Beurteilung des zweiten Leipziger Gutachtens verfasst wurde, 64 als Initialhandlungen für die Kontroverse gewertet. An den Vorwurf, den Streit ausgelöst zu haben, schließt sich beinahe nahtlos die Beschuldigung an, den Streit immer wieder aufs Neue anzufeuern oder zu prolongieren. 65 Ittig klagte in diesem Zusammenhang sogar über ein angebliches Komplott von Rechenberg bzw. Olearius, 66 Rechenberg dagegen schoss sich auf die Überheblichkeit 67 und Streitsucht 68 seines Gegners ein. In beiden

64 Deshalb sah sich Rechenberg auch berechtigt, seinerseits eine Zensur dieses Wittenberger Gutachtens zu publizieren. Er schreibt darin: „Das Aergerniß ist zweyerley, ein gegebenes und ein genommenes. Der Autor hat mit diesem Buch kein Aergerniß geben wollen, sondern wie das erste zuvor angezogene Leipzigis[che] Responsum lautet, eine gute Intention gehabt. Hat jemand sich daran geärgert, oder ein Aergerniß daran genommen, der mag sich selbst die Schuld beymessen, und solches entweder seiner Unweißheit oder Boßheit zuschreiben. Was doch Christus auch vielen ein Stein des Anstossens und ein Felß der Aergerniß. [. . .] Die Uhrheber dieser Uneinigkeit mögen zusehen, wie sie es verantworten, wenn Papisten und andere Irrgeister (wie wohl sie es nicht Ursach haben) darüber frolocken, und rechtgläubige Kinder Gottes wegen einer solchen unverantwortlichen Trennung und Zerrüttung sich hertzlich betrüben. [. . .] Das Gewissen und die obliegende Pflicht haben vielmehr erfordert, mit der Theologischen Facultät zu Leipzig, da man an derselben etwas tadelhafftes gefunden zu haben vermeynet, vor allen dingen hierüber sich freundlich zu vernehmen, oder wenn man ja den ersten gradum correptionis fraternae, wider Christi Befehl Math. XIIX, 15 aus vorgefasseten Haß zu einigen dieser Facultät membris, nicht hätte beobachten wollen, es an höhere Orte zu berichten, und dahero bescheides zu erwarten, als durch diese unternommene sehr unzeitige Censur eine solche Unruhe in unserer Evangelischen Kirchen mit dem größten Aergerniß anzurichten.“; Rechenberg, Einige kurtze Anmerckungen . . . , 9. – Auf den Wittenberger Theologen Neumann als Urheber des Streits spielt auch – aber ohne Nennung des Namens – Pacianus, Epistolae irenicae . . . , 46, an; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 323. 65 Gegen Ittig hat diesen Vorwurf der Rechenberg-Schüler Richter in folgende Worte gekleidet: „Weil Gegner überaus gern durch Menge seiner Schrifften so wohl H. D. R./ mit dem er streitet/ als auch alle die etwa noch dergleichen Schrifften lesen/ obruiren will/ so tractiret er nochmahls in einer Zugabe eben das Vorige/ (denn nichts Neues kan man vorbringen/)“; Richter, Ittigische Disputir-Künste . . . , 43. 66 Er äußert dies mehrfach, vgl. beispielsweise Ittig, Anmerckungen über Rechenbergs siebenden Beylage . . . , 68 f. 67 In Reaktion auf Unterstellungen Ittigs, er würde sich etwas auf seine lange akademische Lehrtätigkeit einbilden, schreibt Rechenberg, Achte Beylage . . . , 44: „Ich habe niemahls mit meinen Collegiis über dieselbe gepralet/ wenn aber ein unzeitiger eingebildeter neuer Orthodoxus Praesul, der die libros Symbolicos nicht einmahl durchlesen/ mit imputiren will/ als hätte wider den XII. artic. Aug. Conf. gelehret/ so kan ohne Pralerey wohl die Warheit sagen; Daß ich nicht allein über dieselbe 3. Collegia gehalten/ und noch ietzo wöchentlich darüber disputire/ welches D. I. niemahls gethan/ anderer Collegiorum, Theol. deren er keines gehalten/ zu geschweigen. Das andere Geschwätze/ da er sich p. 15. auff einen

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

Fällen entsprang der Vorwurf gegenüber dem Gegner, die Schuld am Streit zu tragen bzw. für dessen Entstehen verantwortlich zu sein, dem eigenen Bewusstsein, selbst im Besitz der Wahrheit zu sein und den Irrtum zu bekämpfen. 68

10.3. Orthodoxie und Irrtum im Zwist Das Problem des Gnadentermins wurde auf mehreren Ebenen mit dem klassischen Instrumentarium theologischer Wahrheits- und Konsensfindung ausgefochten. Die Formen dafür waren traditionell die akademischen Disputationen und die theologischen Responsen. Beide besaßen für die Formierung und Kontinuierung des terministischen Streits folglich erhebliche Bedeutung. Neben den rein polemischen Publikationen bilden die gedruckten Disputationen die größte Gruppe innerhalb des Schrifttums zum terministischen Streit. Außerhalb Leipzigs handelt es sich dabei vor allem um die Disputationstätigkeit der Professoren Fecht in Rostock69, Neumann in Wittenberg 70 , Schelwig in Danzig 71 und Veiel in Ulm72 .

neuen Confratrem Sycophantam, der auch in seinem Ketzer=Vaß sich bey diesem ärgerlichen Streit regen wollen/ berufft/ ist nicht werth/ daß man einen solchen Wäscher nenne/ oder seines Geschmiers gedencke. Ich begehre von solchen Fladergeistern/ die weder/ was vera orthodoxiam noch haeresis sey/ wissen nicht als orthodoxus gelobt zu werden. Per me, mutuo se scabant & blandissime invicem confratrem vocabulo compellent“. – Gegen den Autoritätsanspruch Ittigs als kirchlicher Würdenträger äußert Rechenberg: „Ich werde mich an seinen eingebildeten Respect nicht kehren/ denn er darff nicht [. . .] dencken der Superintendent zu Leipzig hätte so viel Respect, als der Superintendent zu Rom“; ebd., 66. 68 So schreibt Rechenberg in einer Vorrede: „Denn der böse Mann sucht mit Fleiß Gelegenheit Hrn. D. Spenern zu blamiren/ wo er kan. Aber dieses Gedächtniß wird in der Evangelischen Kirchen in Segen bleiben/ wenn die Nachwelt in den annalibus lesen wird/ daß jener der erste unruhige und zänckische Superintendent in Leipzig gewesen/ rc.“; Richter, Ittigische Disputir-Künste . . . , B3r. 69 Fecht-Hoffmann, De Termino Gratiae Divinae . . . ; Fecht-Linden, Examen libelli . . . . 70 Neumann-Green, De Termino Salutis Humanae Peremtorio . . . ; NeumannAvenarius, De Statu controversiae . . . ; Neumann-Barffe, De Praeconio Legis Et Evangelii . . . ; Neumann-Pyrlaeus, De Tempore Gratiae Divinae . . . ; Neumann-Klepperbein, De Peccato Sub Spe Veniae Commissio . . . ; Neumann-Goelner, De Emundatione Sanguinis Christi Iustifica . . . ; Neumann-Bossek, De Huberianismo Falso Nobis Imputato . . . .

10.3. Orthodoxie und Irrtum im Zwist

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Das methodische Fundament der im universitären Leben viel geübten Disputationen bildeten logische Schlüsse, die auf festen formalen Regeln beruhten. Diese auf Syllogismen beruhende Methodik damaliger Wissenschaft geriet allerdings angesichts des Gegenstandes im terministischen Streit an ihre Grenzen, da – wie sonst auch häufig im theologischen Diskurs – die formalen Kategorien der Logik (wahr und falsch) ins Leere liefen. Modellhaft für dieses Scheitern logischer Argumentation und zugleich für den Versuch, sie ins Absurde zu führen, ist die Teilkontroverse zwischen dem Hamburger Theologen und Logikprofessor Sebastian Edzard und seinem Gegenspieler, dem pseudonymen Johannes Vinitor.73 Auch zwischen Rechenberg und Ittig geriet die Methodik der logischen Schlüsse selbst zum Gegenstand kontroverser Einschätzung.74 Das logische Dilemma zwischen den Gegnern und Befürwortern des Gnadentermins äußert sich am gegenseitigen Vorwurf, in der Beweisführung einen Fehler (‚petitio principii‘) zu begehen.75 In der Sache liegt das Problem in dem Versuch der logisch-lehrmäßigen Erfassung eines Gegenstandes, der sich mit dem Hinweis auf eindeutige Belege in biblischen Schriften und Bekenntnistexten nicht erfassen ließ und dessen Äußerung in einen paränetischen Kontext gehört. 71

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Schelwig-Hauck, Novatianismum tam veterem tam recentem . . . . Veiel, De Decantato Chrystostomi Dicto . . . . 73 Siehe ausführlich oben Kapitel 8.2. 74 Das auf Syllogismen beruhende Disputationsverfahren der theologischen Streitliteratur, das im Rahmen des ‚Elenchus‘ seinen Ort hat (dazu weiter unten in diesem Abschnitt), stellt eingehend Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 125–145, dar. – Unter Bezug auf: Ittig, Anmerckungen über Rechenbergs siebende Beylage . . . , schreibt Rechenberg, Achte Beylage . . . , 40: „[. . .] wenn ich mich seiner höfflichen Redens=Art bedienen darff/ legt Gegner mit seiner Antwort auff meinen Syllogismus, da ihn verstrickt/ eine Sau ein. Denn er begeht wieder petitionem principii und antwortet in der That auff die Conclusion, die doch ex praemissis unwiedertreiblich folgt; Ob sie gleich falsch ist. Weil minor propositio, welche Gegners ist/ fallirt; Indem er aus Unwissen an statt des vorhergehenden Willens den folgenden stetzt/ und mit Hubero noch immer p. 5. dabey bleibt/ daß GOtt die Sünder wider den H. Geist/ und die verstockten Jüden nach seinem vorhergehenden Willen habe absolut (sie möchten sich bekehren lassen oder nicht/) unter seine Gnaden=Flügel sammlen wollen. Welches eben der grundlose Irrthum D. Hubers war/ der so vielfältig schon widerlegt ist“. 75 So der ganze Streitschriftenwechsel zwischen Besseritz und Niehenck; vgl. beispielsweise Besseritz, Spermologia Niehenckiana . . . , 3; 18 f.; Niehenck, Terminista Convitiator . . . , F3r/v. – So auch Rechenberg, Fünffte Beylage . . . , 40; Ittig, Antwort auff Rechenbergs vierdte Beylage . . . , 48. – Bei Pape ist die Beweisführung dem biblischen Votum in jedem Fall nachgeordnet, was er etwa in seiner Antwort auf des Gegners Einwand erklärt, dass Gott den Verstockten alle seine Gnade nicht ver-sprochen, doch ihnen diese auch nicht ab-gesprochen habe: „Und solche Umstossung ist gar schlecht/ denn Gegener spricht; Ich begehe in meiner Beantwortung p. 55. petitionem principii. Aber wenn das petitio principii ist/ was ich aus der Hl. Schrifft bewiesen/ über die kein höher principium cognoscendi ist/ so muß ichs leiden/ daß er sagt: Es sey mein Beweiß principii petitio, da denn das ist Circulus probatus, den Artistoteles heißt κυκλοδείζιν.“; Pape, Liebe zur Warheit . . . , 39. 72

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

Somit führte jede weitere Differenzierung der Sachlage zwangsläufig in neue terminologische Problemstellungen. Grundlegendes Verständigungsproblem der Streitparteien war nicht nur der Zeitrahmen für den Gnadentermin, der entweder noch während des Lebens (Terministen) oder im Moment des Todes (Antiterministen) eintrat, sondern vor allem auch die Grenzziehung zwischen der ‚voluntas antecedens‘ und der ‚voluntas consequens‘, die sich beide ablösen entweder im Momente der Verstockung (während des Lebens – so die Terministen) oder im Moment des Todes (so die Antiterministen). Grundsätzlich war in Abgrenzung zur calvinistischen Lehre des ‚absolutum decretum‘ die Universalität des göttlichen Gnadenwillens (‚voluntas antecedens‘) außer Frage, doch wollten die Terministen diese allgemeine Geltung an die Bedingung der Buße und des Glaubens gebunden wissen, wodurch Gottes Absicht, alle Menschen selig haben zu wollen, an den Rahmen der göttlichen Ordnung gebunden war.76 Neumann dagegen hatte dies unter dem Hinweis, es würde die Universalität des göttlichen Gnadenangebotes einschränken, bestritten, dafür aber zwischen dem Angebot von Seiten Gottes und der tatsächlichen Annahme der Gnade durch den Menschen differenziert; diese letztere war aber seiner Meinung nach als Teil des Gnadenbundes ebenfalls an Buße und Glauben gekoppelt. Das Verdienst des Todes Christi hatten Rechenberg und die Verfechter des Gnadentermins für die ganz Verstockten nur noch ‚in sensu specificativo‘ gelten lassen, also nur für ihre Lebenszeit bis zur Verstockung, während Ittig die Heilswirkung des Todes Christi auch für die ganz Verstockten – analog zur Dauer der Gnadenfrist – auch bis zum Lebensende, ‚in sensu reduplicativo‘, behauptete.77 In der Verhältnisbestimmung der beiden Ebenen des Heilsgeschehens (Entscheidung Gottes und Verhalten des Menschen) musste es folglich zu einem unauflösbaren Widerspruch der Einschätzung des universalen Gnadenwillens Gottes kommen, der mit dem logischen Instrumentarium nicht zu bewältigen war.78 Zum theologischen Diskursverfahren der Epoche, wie es sich im Austausch von Argument und Gegenargument vollzog, dem sogenannten ‚Elenchus‘, existierte ein gewisser Verhaltenskodex.79 76

So etwa Rechenberg, Sechste Beylage . . . , 4–12. Rettung der Theologischen Disputation . . . , 30; Richter, Ittigische DisputirKünste . . . , )(4r; 6. 78 Dies wird beispielsweise in der Diskussion zwischen Stolze und Pape ganz deutlich, wenn letzterer zur weiteren Differenzierung schreitet und die Universalität der Gnade in actu signato (also der hinreichenden Gewährung der Gnade Gottes für alle Menschen) und in actu exercito (also der Annahme der Heilsmittel durch den Mensch im Glauben) unterscheidet; vgl. Pape, Billige Verantwortung . . . , 16–18, unter Bezug auf Stolze, Bescheidentliche Antwort und Censur . . . , 31–33. 79 Zu diesem Ordnung stiftenden Diskursmuster theologischen Argumentierens ausführlich Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 60–92. Zur Bedeutung des Elenchus für den Versuch der Orthodoxie, den Pietismus als Sekte zu entlarven vgl. a.a.O., 93–168. 77

10.3. Orthodoxie und Irrtum im Zwist

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Auch dieser ‚Elenchus‘ theologischen Streitens bzw. seine Wahrnehmung war unter den Streitparteien alles andere als unstrittig. Die Beachtung des ‚Elenchus‘ hat vor allem Rechenberg zum Argument gegen Ittigs Vorgehen gemacht. Er und seine Anhänger haben damit vor allem dessen ungebührliche Kanzelpolemik generell kritisiert, 80 aber Rechenberg selbst hat auch an Einzelheiten sein Verständnis theologischen Disputs vertreten und damit seine gegen Ittig gerichtete Publikationstätigkeit begründet. 81 In der zeitgenössischen Theologie wurde die Wahrheits- und Konsensfindung nicht nur im logischen Schlussverfahren der Disputationen, sondern auch mit einem anderen klassischen Instrument versucht. Besonders im protestantischen Bereich hatte sich seit der Reformation die Erteilung von theologischen Gutachten etabliert, um aktuelle Problemstellungen in allen Bereichen des kirchlichen – und damit auch fast des gesamten gesellschaftlichen – Lebens auf dem Fundament der konfessionellen Normen zu prüfen. Es hatte sich damit im protestantischen Diskurs ein Instrument herausgebildet, das auf dem Weg des brüderlich-christlichen Ratschlags zu Lehrurteilen kam, die sich der Form nach grundsätzlich von den lehramtlich-hierarchischen Dekretierungen im römischen Katholizismus unterschieden haben. Im Laufe des 17. Jahrhunderts gewann dieses Instrument jedoch zunehmend Bedeutung zur Festigung der Autorität einzelner theologischer Gremien, die ihren Anspruch auf Deutungshoheit und Normenkontrolle in dickleibigen Veröffentlichungen manifestierten. 82 Somit haben die gutachtlichen Stellungnahmen besonders der kursächsischen Fakultäten in Wittenberg und Leipzig in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus der Sicht ihrer Verfasser und vieler Rezipienten kaum verrückbare Maßstäbe gesetzt. 83 Gerade auch in der Einschätzung von Problemen, 80 Unter Bezug auf Rechenberg, Richtige Gegen-Antwort . . . , vgl. Richter, Ittigische Disputir-Künste . . . , )(3v: „Denn er weiß nicht den verum & necessarium elenchum errorum Reformatorum, a modo elenchi vitioso & peccaminoso zu unterscheiden/ wie anderweit ausführlicher gewiesen. Denn es fehlet ihm an Christlicher Prudence und moderation, welche bey dem elencho errorum fidei & morum, in der Kirchen allezeit nöthig ist. Mit Zancken und lästerlichen Keufen wird Niemand bekehret/ oder gebessert; wohl aber mit bescheiden gründlichen und bessern Unterricht un[d] Liebe. Wie Christliche und vernünfftige Theologi, aus H. Schrifft offters wider die unbesonnenen Friedensstöhrer/ die alle böse Affecten und ärgerliche Zänckerey mit dem elencho Sp. S. bemänteln wollen/ bewiesen haben.“; vgl. auch Hesse, Der terministische Streit . . ., 417. 81 So wirft Rechenberg Ittig „ignorantionem elenchi“ vor, da dieser sich nicht auf das Replizieren seiner Argumente einlassen will; vgl. Rechenberg, Vierdte Beylage . . . , 133. Dem Elenchus verpflichtet zeigt er sich durch die Begründung seiner „Altera paraenesis“, denn Schweigen hätte entweder ein Eingeständnis der Schuld am Streit oder ein Verrat an der Wahrheit bedeutet; vgl. Rechenberg, Altera paraenesis . . . , A2r. 82 Consilia theologica Witebergensia . . .; Dedeken, Thesaurus conciliorum et decisionum ... 83 Neben dem doktrinalen Moment hatte der Begriff der Orthodoxie auch eine praktischethische Komponente, wie sie besonders in der Responsenpraxis zum Ausdruck kam. In dem Maße, in dem der Anspruch einer ‚Orthodoxie‘ mit Vehemenz beansprucht wurde, geriet er

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

die mit dem Pietismus verknüpft waren, rekurrierten die Fakultätsgutachten stets auf die hergebrachten konfessionellen Rahmenbedingungen (FC, Kirchenordnungen und landesherrliches Kirchenregiment). Dies hatte sich auch schon zu Beginn des terministischen Streits im Verfahren gegen den Sorauer Diakon Böse in aller Deutlichkeit gezeigt. Nicht zufällig haben im Fortgang der Kontroverse die Gegner des Terminismus84 gezielt auf das Instrument der Beschaffung von Gutachten zurückgegriffen und den Wert ihrer Aussagen durch die Quantität der eingeholten Gutachten unterstreichen wollen. Es galt, die einhellige Meinung der ganzen lutherischen Kirche zu dokumentieren, was nur gelingen konnte, wenn man die Aussagen der lokal und territorial autonomen kirchlichen Instanzen – also der Geistlichen Ministerien und der theologischen Fakultäten – sammelte. Dieses Konzept des Wahrheitserweises durch Konsensstiftung schien nach der Intention von Ittig und Fecht für die Gegner kaum überwindbar. Es sollte jedoch nicht lange dauern, bis aus dem Lager der Verfechter des Gnadentermins auf breiter Front die Kritik an diesem Unterfangen laut wurde. Neben dem Widerspruch an einzelnen Gutachten85 wurde dabei auch Fundamentalkritik am Verfahren an sich geübt. Hinterfragt wurde nicht nur die zweifelhafte Unabhängigkeit der Gutachten (durch einseitige Information) und die Kompetenz der Gutachter, 86 sondern auch der mit der Sammlung der Gutachten erhobene Anspruch, absolut normbildend und -festigend zu wirken. Eindrucksvoll hat Rechenberg seine Kritik folgendermaßen auf den Punkt gebracht, indem er zum vermeintlich lutherisch-orthodoxen Verfahren Parallelen im römischen Katholizismus aufzeigt: „Ist es eine Maxime der Päbstlichen Clerisey/ wenn Responsa und Judicia bey einigen Theologischen Facultäten und Ministeriis eingeholet werden/ die reine Lehre damit zu aber bereits in den synkretistischen Auseinandersetzungen des letzten Viertels des 17. Jahrhunderts an seine Grenzen; vgl. Jörg Baur, Art. ‚Orthodoxie, Genese und Struktur‘, TRE 25, 504 f. 84 Zu den Initiativen zur Gutachteneinholung durch Thomas Ittig in Leipzig und Johann Fecht in Rostock vgl. ausführlich oben in Kapitel 6 und 7. 85 Vgl. vor allem Rechenberg, Einige kurtze Anmerckungen . . . . 86 Dies galt etwa auch in der Frage der Entscheidungsgewalt in theologischen Fragen, die Theologen der Orthodoxie für sich gegen das landesherrliche ‚ius episcopale‘ in Anspruch genommen haben. Gerade die theologischen Verteidiger der landesherrlichen Kirchenordnungen, die unter Berufung auf diese Ordnungen den Pietismus zu bekämpfen suchten, haben also selbst (für ihre Person als Theologe) ein Recht für sich in Anspruch genommen, das ihnen nur über den Instanzenweg als Vertreter einer territorialen Kirchenstruktur zukam. Schon in den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts war es darüber 1696 zu einem heftigen publizistischen Streit zwischen dem Leipziger Theologen Johann Benedikt Carpzov und dem Hallenser Juristen Christian Thomasius gekommen (beide standen sich schon in den Leipziger Pietismusstreitigkeiten des Jahres 1690 gegenüber!); vgl. Christian Thomasius-Enno Rudolph Brenneysen, Das Recht Evangelischer Fürsten In Theologischen Streitigkeiten/ gründlich ausgeführet/ Und wider die Papistischen Lehr=Sätze eines Theologi zu Leipzig verthädiget [. . .], 5. Aufl., Halle 1713.

10.3. Orthodoxie und Irrtum im Zwist

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bekräfftigen? Gegners Antwort lautet darauf simpliciter, keines weges. Allein er begehet nach seiner Art fallaciam compositionis & divisionis. Wer vernünfftig auff diese Frage antworten will/ muß die Umstände/ die ich hierbey animadvertirt/ beobachten. Ich sage/ es sey eine Maxime der Päbstischen Clerisey/ wenn man Responsa bey den Academien bey Collegiis Clericalibus, tückischer Weise und ein falsche Lehre zu bekleistern sucht/ und die so genannten Laicos oder Politicos, welche nebenst andern Christen auch zur Kirchen und zum judiciren über Religions-Fragen gehören/ praeterirt und ausschlüßt; und hernach daraus doch einen Consensum Evangelicum machen will/ um nur einige andere ehrliche Theologos damit zu verketzern. Das thun/ sage ich/ die Päbstischen Clerici und lassen hernach den Pabst ex cathedra den Aus|spruch thun. Denn der Clerus will im Pabstthum ein monopolium aus Religions-Sachen machen/ und alle andere Christen/ welche sie Laicos heissen/ davon ausschliessen/ wie allen verständigen Protestanten bekannt ist. Gleichwohl haben nach Lutheri Tode sich etliche Papaturientes in unser Kirchen (exempla sunt odiosa) unterfangen/ solches auch zu thun/ welcher Exempel D. I. ietzo mit seinen Adhaerenten nachfolgen will; Indem er seine Responsa auff veränderte Fragen also ausgebracht/ und für einen Evangelischen Consens ausgeben darff. Welches ein großer Eingriff in das Jus Episcopale, und auch gemeine Christen=Recht ist; Und dahero den Papaturientibus nicht eingereumt werden kan. Sonst aber halte ich gar nicht für eine Päbstische Maxime, wenn einer sich zu seiner Information über einen Glaubens=Punct oder Gewissens=Scrupel bey andern Christlichen Theologis belehren läst. Ich habe auch in dieser Controvers dergleichen Bedencken von vielen rechtschaffnen Theologis vor mir; doch mag ich solche nicht als einen Evangelischen Consens publiciren/ wie die Ursachen in meinem I. Inserat p. 41. angezeiget. Darum heist es dißfalls auch: Duo cum faciunt idem, non est idem.“87

Das unevangelische Proprium des von Ittig und Fecht in Gang gesetzten Gutachtenverfahrens hat auch der Zeitzer Prediger Ferdinand Helfrich Lichtscheid eindringlich beklagt und den Kriterien wahrhaft evangelischer Gutachterpraxis entgegenstellt: „[. . .] daher/ was aus keinem andern Trieb vor oder wider ihn [Rechenberg] als solchem geschähe/ wäre unfehlbar aus bloß menschlichen Absichten herrührend/ welches der Wahrheit wenig Vortheil/ und vor unsre Evangelische Kirche grosse Gefahr bringen würde. Allein da man sich erst eines Responsi [. . .] nicht entbrechen wollen/ darinne die Lehr nicht nur ingemein/ son|dern insonderheit mit einer so harten Verwerffung der Gegen=Meynung/ abgehandelt worden; so kan man einem hefftig Angeschuldigten die Vertheidigung mit keinem Recht verübeln: 88 es wäre dann/ daß man sich gleich auff den ersten wohl= oder übel=fundirten Ausspruch Theologischer Facultäten oder Ministeriorum vor schuldig halten müste/ obgleich das Gewissen ein anders besagte: Laßt es/ o ihr Lehrer unserer gantzen Evangelischen Kirchen/ um GOttes Willen/ dahin nicht kommen/ daß auff Euern Spruch/ als auf eine richterliche Sentenz, müsse gesehen werden! Theologische Responsa sind gut/ wenn sie (1. aus der heiligen Schrifft, (2. mit überzeugenden Gründen/ (3. zum brüderlichen Unterricht und gemeinen Nutz abgefasset werden. Wo sie aber die Sache nicht treffen und dem andern/ ohne dem schon wider alles 87

Rechenberg, Anderes Inserat . . . , 25 f. Diese Passage richtete Lichtscheid gegen den Lübecker Senior Honstedt, der sich über die Veröffentlichung einer Kritik des Lübecker Gutachtens durch Rechenberg beklagt hatte; vgl. zum gesamten Vorgang oben Kapitel 7.2. 88

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Recht gedruckten/ zu einem Last=Stein am Halse werden sollen/ ihn vollend in die Tieffe zu stürtzen/ so sind sie eben so gut angewandt/ als die Steine des heiligen Tempels zu Jerusalem/ welche ihren Nutzen sonst hatten: Aber da die Jüden mit Christo Joh. 8. disputirten/ solten sie die letzten Argumenta und Beweiß=Gründe abgeben/ die sie auffhuben und auff ihn werffen wolten. Das ist ein Jüdisches Pondus argumentorum. Unser seliger Luther hat ja dem Greuel solcher Menschen Herrschaft in Gewissens=Sachen gnugsam auffgedecket/ und gezeiget/ daß der Pabst zu Rom ein Vicarius und Stadthalter/ nicht aber Christi/ sondern des Römischen Käysers sey; dessen weltliche Herrschaft von so viel 1000. Seulen seiner Clerisey unterstützet würde. Sollen wir und denn dergleichen auch nur mit einem Schein der Wahrheit vorrücken lassen? Auff solchen Fall wären wir zwar wohl Kinder | Levi/ die aber das Feuer des Goldschmiedes und die Seiffe der Wäscher zur Reinigung und Läuterung brauchten. Lasset uns nichts/ als die Worte unsers Heylandes bedencken: Vos autem non sic: Ihr aber nicht also. Wann in der Kirchen iemand aus Unvorsichtigkeit oder Muthwillen Feuer angezündet/ so stehet es allen zu löschen/ und nicht zu vermehren zu.“89

Trotz dieser fundamentalen Kritik blieb es beim Versuch der Terminismusgegner, die ‚Orthodoxie‘ als eine auf Wahrheit gegründete Konsensgemeinschaft zu stabilisieren. So war es nur konsequent, dass in zahlreichen Drucken der Jahre von 1700 bis 1704 die Gutachten als Beilagen zur Untermauerung der eigenen Argumentation von Befürwortern bzw. Gegnern des Terminismus mit abgedruckt wurden. Zuerst verfuhr Thomasius durch die Veröffentlichung „Responsa in Sachen“ in dieser Weise, was als geschickter Schachzug des von den Leipziger Theologen beargwöhnten Hallischen Juristen gelten darf. Da dieser Druck zu einer sehr frühen Streitphase entstanden ist, enthält er nur die bis Ende 1699 verfassten Gutachten mit Ausnahme des (ersten) Wittenberger Gutachtens. Diesen Ansatz des Thomasius, mit der Veröffentlichung der Gutachten eine größere Leserschaft für die eigene Position zu gewinnen, hat im terministischen Streit zwei Nachfolger gefunden. Zum einen die Theologische Fakultät Rostock, zum anderen den Ittig-Anhänger und -Schüler Christian Reineccius, der in seiner Schrift „Bösianismus condemnatus“ im Jahr 1704 diesen Ansatz in abschließender Vollständigkeit weitergeführt hat.90 In dieser Publikation sind alle Gutachten im Wortlaut enthalten, die die Sache der Gegner Böses bzw. Rechenbergs stützen.91 Schon zuvor spielen in dem Streitschriftenwechsel Ittig – Rechenberg für Ittig das erste und für Rechenberg das zweite Leipziger Gutachten den entscheidenden Bezugspunkt für die eigene Position.92 Im Fortgang 89

Lichtscheid, Gezeigte Wahre Friedens-Mittel . . . , 58–60. Schon in Bezug auf die zahlenmäßig große Publizierung von Gutachten durch die Rostocker schreibt Hesse, Der terministische Streit . . ., 367: „Die Symbolisirung eines neuen Lehrsatzes schien sich ihrem Abschluss zu nähern“. 91 Es fehlen also zwei Gutachten: dasjenige von Thomasius vom 23. Dezember 1698 und das zweite Leipziger Fakultätsgutachten vom 22. November 1699. 92 Rechenberg, Erste Beylage . . . ; Ittig, Antwort auff Rechenbergs Erste Beylage . . . ; Rechenberg, Andere Beylage . . . ; ders., Einige kurtze Anmerckungen . . . (die beiden letztgenannten Drucke auch in Auseinandersetzung mit der Wittenberger Position). 90

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ihres Teildisputs haben daneben auch die von Ittig eingeholten Gutachten aus Altdorf, Regensburg, Ulm, Frankfurt und Augsburg eine Rolle gespielt.93 Erstmals sind sie gesammelt im Oktober 1701 abgedruckt worden in Ittigs „Anmerckungen über Rechenbergs siebende Beylage“.94 Ittig bezweckte damit, die Verfechter des Gnadentermins durch die demonstrative Einigkeit auswärtiger Theologengremien argumentativ zu überbieten. Unbeeindruckt davon hat Rechenberg etwa zwei Monate später in seiner „Achten Beylage“ dieselben Gutachten abdrucken lassen,95 um genau das Gegenteil zu belegen. Er vereinnahmt oder zerpflückt darin die Gutachteninhalte und formuliert aus ihnen einige Leitfragen für ein unabhängiges ‚Obergutachten‘.96 Eine zentrale Rolle in der folgenden Argumentation Rechenbergs spielte dabei die Frage, von welcher Seite überhaupt Gutachten eingeholt und von wem sie erteilt werden dürfen. Dabei ging es um die Gültigkeit des landesherrlichen Kirchenregiments ebenso wie um die Frage der hierarchischen Ordnung kirchlicher Instanzen. Letztlich hatte Ittig in diesem Zusammenhang von seinem Gegner massive Kritik erfahren müssen, in der ihm die ekklesiologischen Fundamente der evangelischen Kirche entgegengehalten wurden.97 93 Ittig, Anmerckungen über Rechenbergs siebende Beylage . . . ; Rechenberg, Achte Beylage . . . . 94 Ittig, Anmerckungen über Rechenbergs siebende Beylage . . . , 1–17 (Altdorfer Gutachten); 18–32 (Regensburger Gutachten); 33–47 (Ulmer Gutachten); 48–70 (Frankfurter Gutachten); 71–93 (Augsburger Gutachten). 95 Rechenberg, Achte Beylage . . . , 8–14 (Altdorfer Gutachten); 14–18 (Regensburger Gutachten); 18–24 (Ulmer Gutachten); 24–29 (Frankfurter Gutachten); 29 f. (Augsburger Gutachten). 96 A.a.O., 30–32. 97 „[. . .] Gehört ein Glaubens=Consens nicht allein für die Clerisey, wie ausdrücklich in unser Formula Concord. p. 571. stehet [BSLK 836, 18–23] D. Luther/ D. Hülsemann/ D. Dannhauer haben solches mehr als an einen Orth/ als ein Principium Pontificum verworffen. &c. Es wird auch keine verständige Evangelische Obrigkeit es den Clero gestatten/ ohne ihre Autoritaet solche neue Consense zu machen. Was würde endlich heraus kommen/ wenn etliche friedhäßige Theologi gegen einen ehrlichen Mann conspiriren/ und neue Consense machen dürfften? wer würde/ wenn ers nicht mit ihnen hielte/ sicher seyn für imputirter Ketzerey? Es würde auff solche Art unter dem praetext der Orthodoxie oder reiligions=Eifer/ der hohen Obrigkeit in ihr Regal des Juris Episcopalis gegriffen/ und zum Schaden des gemeinen Wohlstandes/ in Republica und Ecclesia Unruhe und Aergerniß angerichtet: Das Volck in der heylsamen Lehre und Ausübung des wahren Christenthums irre gemacht/ wie leider! an vielen Orten geschehen ist. Ist es diesen und jenen Eiferer um die Göttliche Warheit/ um Ruhe und Wolstand der Kirchen zu thun; warum geht man noch nach den Regeln des Christlichen Liebe und Prudence; also/ daß man nach den angewiesenen gradibus Matth. XVIII. 15.16.17. mit denen/ die sie meynen/ daß sie geirret/ mit Sanftmuth auffhilft/ oder durch Briefe/ und also privatim conferirt, sie höret/ und besser unterrichtet? Warum platzt man unvorsichtig/ ohne Communication und permission von hoher Obrigkeit/ gleich mit öffentlichen Responsis und Consensen heraus? und gibt solche fälschlich p. 18. für der Evangelischen Kirchen wohlgegründeten Ausspruch aus. Gewiß zwey Theolog. Facultäten (in welcher jeder nur zwey Professores Theologiae, die Responsa, die doch nicht wider mich sind/ gemacht/ und etliche Ministeria Ecclesiastica, in welchen auch nicht alle Herren Ministeriales, wie ich gewiß versichert bin/ consentirt) werden sich nim[m]ermehr für die Evangelische Kirche ausge-

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

Einen separaten Diskurs hat – wie oben bereits gezeigt wurde – von den fünf süddeutschen Gutachten nur dasjenige aus Frankfurt hervorgerufen. Der daraus hervorgegangene kleine Streitschriftenwechsel zwischen Rechenberg und Arcularius dürfte hauptsächlich damit zu erklären sein, dass Rechenberg an der früheren Wirkungsstätte seines Schwiegervaters Spener mehr Solidarität gegenüber der seiner Meinung nach haltlosen Pietismuskritik der Terminismusgegner erwartet hatte. Unter den norddeutschen Gutachten führte besonders dasjenige aus Lübeck zu einer eigenen Teilkontroverse, in der sich Lichtscheid als Kritiker besonders hervortat. Das mit der Einholung und Veröffentlichung der Gutachten betriebene Unterfangen wurde jedoch schon zu einem frühen Zeitpunkt gemeinsam mit der darin artikulierten Konsensbehauptung zunehmend Gegenstand der Kritik. Den im zweiten Wittenberger Gutachten hergestellten Bezug zum ‚consensus orthodoxus‘ – etwa unter Rückverweis auf die FC – hat Rechenberg explizit negiert.98 In Umkehrung dessen, was Ittig und die Wittenberger Theologen sowie ihre Anhänger getan hatten, haben auch Rechenberg und die Anhänger des Terminismus für sich diesen Konsens in Anspruch genommen99 und damit den Selbstanspruch der Orthodoxie in der Wahrheitsfrage demontiert. Zur Frage der Orthodoxie konnte folglich Rechenberg in seiner Vorrede zu Lichtscheids „Gezeigte Wahre Friedens-Mittel“ ausführen: „Die andern haben verwirrt Zeug untereinander vorgebracht/ und damit viel Leute irre gemacht/ daß sie gemeynt/ die allgemeine Gnade Gottes/ oder das allgemeine Verdienst ben/ oder dieselbe repraesen|[ti]ren wollen. Es gehören so viele andere löbliche Theologische Facultäten und Ministeria Ecclesiastica, (da man auch schon zum Theil vergebens um Consense angehalten) nebenst den so genanten Laicis, oder rechtschaffenen Politicis und Christen auch mit zur Evangelischen Kirchen. es müste einer wenig von Christlicher Vernunft haben/ der solch ärgerliches Verfahren und Intriquen nicht mercken sollte. Denckt man nicht/ daß der von ihnen gemachte Gegenpart solchen Weg auch gehen könne?“; Rechenberg, Erstes Inserat . . . , 41 f. – Dagegen Ittig, Inserat zu seinen Anmerckungen . . . , 31–33. 98 Rechenberg, Einige kurtze Anmerckungen . . . , 5; 25 f. Rechenberg macht hier auch auf die Traditionslinie aufmerksam, in die sich Böse stellen lässt, neben bedeutenden Lehrern des Luthertums (u. a. Dannhauer) weist er auch ausdrücklich auf Johann Jacobi hin, der thematisch Böse vorausgegangen sei. 99 Schon Rechenberg hat seine Disputation vom April 1700 auf dem Titelblatt mit dem durchaus gängigen Vermerk versehen lassen „ex consensu Facult. Theolog.“, was freilich sachlich sehr zweifelhaft war; vgl. Rechenberg-Engel, De gratiae revocatricis termino . . . . – Auch Neumann hatte einen vergleichbaren Vermerk auf dem Titel seiner im Februar 1700 gedruckten Disputation; vgl. Neumann-Green, De termino salutis humanae peremptorio . . . ; an der Leucorea war dieser Konsens- und Wahrheitsanspruch auf zahlreichen Disputationsdrucken des 17. und frühen 18. Jahrhunderts auch mit dem Formel „ex Cathedra Lutheri“ artikuliert worden. Die Verwendung dieses Ausdruckes wurde durch den Landesherrn 1727 verboten, da er „zu allerhand Mißbrauch, Zänckerey angemaßter Erhebung und dictatorischen Gewalt über andere, auch vielen Gespötte und anderen ungleichen Ausdeutungen bey Exteris Anlaß gegeben [hatte].“; Halle, UA: Rep. I, Nr. 4324. Auch Rechenberg, Einige kurtze Anmerckungen . . . , 42, nimmt darauf Bezug.

10.3. Orthodoxie und Irrtum im Zwist

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Christi/ oder die Krafft des Wortes Gottes würde durch den göttlichen Gnaden=Termin in Zweiffel gezogen. Wodurch manchen/ die sonst auff weltliche Dinge guten Verstand haben/ auch wohl Urthel machen können/ wunderliche impressiones von einer neuen orhtodoxie gemacht worden; weil sie die alte wahre orthodoxie, so die heil. Schrifft und Symbolischen Bücher unserer Evangelischen Kirchen zum Grunde hat/ nicht verstehen; nemlich daß der allgemeine Gnaden=Wille GOttes nicht absolut oder unbedinglich sey/ sondern GOtt wolle allen Menschen/ so Buße und Glauben/ der ihnen allen angetragen wird/ annehmen/ und nicht boßhafftig und vorsetzlich von sich stossen und verachten/ selig machen. Hingegen aber die sich durch vorsetzliche Boßheit in Sünden verstocken/ und daher von GOtt nach seiner Heil. Gerechtigkeit verlassen werden/ die wolle er nicht mehr hören noch sich ihrer wegen beharrlicher Verstockung biß an ihr Lebens=Ende erbarmen. Diese wahre Orthodoxie der Heil. Schrifft/ welche hundert mahl erwiesen/ kan ein vernünfftiger Christ/ der den Catechismum recht gelernet/ verstehen/ wie vielmehr solte es ein Gelehrter begreiffen. Aber die neuen Zäncker/ so durch Haß und falsche Einbildungen verblendet worden/ haben aus dieser göttlichen Warheit ein solch Gewirre gemacht/ daß viele nicht wissen/ worüber eigendlich gestritten wird. Zumahl/ da sich junge Sudler/ und auch neue Läster=Buben/ die wenig von der Ordnung des Heyls verstehen/ auff der Alten Anstifften mit darein gemischt/ und dadurch auch bekandt werden wollen.“100

In den Argumenten der Rechenberg-Gegner war im terministischen Streit vor allem die Zuordnung der Terminismusbefürworter in die pietistische Bewegung von disqualifizierender Wirkung.101 Mit im Blick hatte man bei dieser Kritik die befürchteten subversiven Auswirkungen des Pietismus in Bezug auf das landesherrliche Kirchenregiment.102 Den geringen sachlichen Gehalt der orthodoxen Pietismuskritik hat deshalb auch Rechenberg selbst unter Hinweis auf das Verbot derartiger Verketzerungen angeprangert: „Mit diesem Titul und Praedicat möchte man in unsrer Kirche wol an sich halten, weil nicht nur hierdurch den Leuten zur wahren Gottesfurcht ein rechter Eckel gemacht wird, indem niemand sich gerne mit dem so verhasten Pietisten Namen will belegen lassen, sondern auch fromme Kinder Gottes hierdurch verdächtig gemacht, und die Ruchlosen in ihrer Boßheit und Gottlosigkeit verstärket werden. Daher auch Christliche hohe Obrigkeiten in ihren Edicten solchen Titul zu gebrauchen scharff verbieten lassen. Aber die Spötter kehren sich nicht daran, Gott wird einmal aufwachen!“103 100

Lichtscheid, Gezeigte Wahre Friedens-Mittel . . . , d2v. Hierauf nimmt besonders Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , H1v–H2r, Bezug, indem er die pietistische Bewegung in Leipzig rekapituliert und den Versuch mancher Theologen, ihre Träger zu verketzern, beschreibt. 102 „Nachdem Er aber deren keines [nämlich selber den Beweis der Wahrheit darzulegen] gethan/ sondern nur den Verdacht eines Falsi uns aufflegen wollen/ und nun gar darüber hingestorben ist/ ehe man ihn darob besprechen können/ so müssen wir Uns woll nicht mißfallen lassen/ alles der Ordnung nach zu erweisen und vor jedermans Augen zu legen/ auf daß die der Welt so bekannte Kunst des heutigen (wenn wir sagen Pietistischen/ so zürnet man/ und ist dennoch die Warheit) gemein gewordenen Mataeologischen Leugnens noch weiter offenbahret werde.“; Theologische Fakultät Rostock, Nohtwendige und Schrifft-gemässe Beschirmung . . ., 219. 103 Rechenberg, Einige kurtze Anmerckungen . . . , 35. – Vgl. auch ders., Sechste 101

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

Letztlich waren die Kombattanten somit über das Problem, einen Konsens über die Wahrheit zu erhalten, in einen unauflösbaren Dissens geraten. Dies erklärt auch die schon bald zu beobachtende Redundanz bzw. Stagnation in der Qualität der Streitargumente.

10.4. Die Systematisierung des Streites Übersicht A über die Streit- und Druckschriften Kurtzer Bericht von der Heutigen Controvers ... 1701

Catalogus aller derjenigen Schrifften ... 1701

Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften ... 1701

Continuation des Unpartheyischen Catalogi ... 1701

Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus ... 1702

Continuation des Vollständigen und Unpartheyischen Catalogi ... 1702 Continuation des Catalogi von des noch-währenden Streits ... 1703

Da die Menge der Streitschriften schon bald nicht mehr zu überblicken war – die ersten Leser kapitulierten schon im Sommer 1700104 –, wurden auf Seiten der Beylage . . . , 32 f.; Rechenberg drehte das Argument des Verstoßes gegen die obrigkeitliche Ordnung um und verwies darauf, dass Gutachten nur auf Geheiß der Obrigkeit eingeholt werden dürften; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 418. 104 Dies bekennt Adam Bernd: „Weil ich meinte, dieses Controvers schon zur Genüge eingesehen zu haben, so hörete ich auf die Schriften zu lesen, so davon heraus kommen, weil des Schmierens kein Ende war. Pastor Weisens Tractat, den er im 28. Jahr seines Alters, als Dia-

10.4. Die Systematisierung des Streites

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Terminismus-Verteidiger wie -Gegner Druckeverzeichnisse erstellt,105 die durch eine Aufzählung von Drucken der jeweiligen Fraktion quasi als ‚indices testium veritatis‘ fungierten.106 Bereits 1701 entstand so auf Initiative Johann Georg Neumanns der „Kurtze[r] Bericht von der Heutigen Controvers“, auf den Rechenberg bzw. sein Umfeld mit dem „Catalogus aller derjenigen Schrifften“ reagierten. Noch im selben Jahr wurde dieses Verzeichnis ergänzt durch die „Continuation des Catalogis derjenigen Schrifften“. Nun setzte das gegnerische Lager (Neumann) seinen Druckschriftenindex mit der „Continuation des Unpartheyischen Catalogi“ fort. Im folgenden Jahr 1702 erschien auf Initiative Rechenbergs bzw. seines Umfeldes ein „Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus“, dem bald noch eine „Continuation des Vollständigen und Unpartheyischen Catalogus“ folgte.107 Aus dem Lager der Terminismusbefürworter sorgte ein weiteres Jahr später 1703 noch eine „Continuation des Catalogi von des noch-währenden Streits“ für eine Fortsetzung. Letztere verstand sich ausdrücklich als Ergänzung zum Leipziger Messekatalog zur Ostermesse, dessen theologischer Titelbestand durch Ittig als Dekan zensiert worden war.108 Zur Wirkung dieser Verzeichnisse muss man sich vor Augen halten, dass sie jeweils zu den Messeterminen erschienen109 und damit die Wahrnehmung der conus der Niclas-Kirche wider Herr D. Rechenbergen heraus gab, war der letzte, den ich las, konnte ihn aber nicht zu Ende bringen, und hinaus lesen, wegen der Schwierigkeit, und Dunkelheit, die ihm schon dazumal eigen, ja schier natürlich war.“; Bernd, Eigene Lebens-Beschreibung . . ., 104 f. 105 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 859 f. 106 Ausdrücklich wird dieser Zusammenhang hergestellt bei Schmied, Abgenöthigte Verantwortung . . . , 23. 107 Die genannten Zusammenstellungen haben jeweils in ihrem Vorspann sich eine oder mehrere Schriften zur besonderen Kritik ausgewählt. Im Fall der „Continuation des Vollständigen und Unpartheyischen Catalogi“ (ebd., 3–23) war dies die Schrift „Wohlgegründete Schutz-Schrift“ des Rostocker Theologen Georg Friedrich Niehenck (vgl. oben Kapitel 5.4.). In diesem einen Fall sind in Reaktion auf den Vorspann zwei weitere Schriften entstanden. Zum einen war dies die anonyme Schmähschrift „Leipziger Terministischer Mord- und Lügen-Geist“ von 1703, in der unter wüstesten Beschimpfungen gegen den Verfasser des Katalogs der Leumund Niehencks gerettet wird. Zum anderen war es der auf den 20. Februar 1703 datierte Druck „Erinnerung wegen der neuligst publizirten Schrifft“ von Niehenck, in der sich dieser von der Diktion des „Leipziger Terministischen Mord- und Lügen-Geistes“ distanziert. 108 Zur Ausübung dieser Funktion wird kritisch angemerkt: „Gleichwohl aber sehe/ daß Hr. D. Ittig nach des Propheten Ausspruch Es. Cap. 55. v. 21. nicht Frieden halten will. Massen er aus unbilliger Partheyligkeit/ in dem Leipzigs. Bücher-Catalogo aller der verwirrten Zäncker=Scarteken hineingesetzt/ und Hn. D. Rechenbergs und anderer Theologorum Schutz=Schrifften wider solche/ nach Päpstischer Manier aussengelassen.“; Continuation des Catalogi von des noch-währenden Streits . . . , a2r. – Dies war die ‚Retourkutsche‘ für eine ähnlich lautende Beschuldigung des Dekans Rechenberg durch Neumann auf dem Titelblatt der Schrift: Continuation Des Unpartheyischen Catalogi . . . , die an der Jahreswende 1701/02 erschien. 109 Ausdrücklich auf dem Titel belegt für: Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . (Michaelismesse 1701); Continuation Des Unpartheyischen Catalogi . . .

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

terministischen Publizistik auf dem Buchmarkt verstärkten. Hierzu trug auch bei, dass den meisten dieser Verzeichnisse ein umfangreicher Vorspann vorgeschaltet war, in dem teilweise ein ganzes Bündel von gegnerischen Publikationen kritisch rezensiert wurde. In anderer Weise kompilierend ging Ittig noch einmal ans Werk und bündelte seine Kritik an den Gegnern in der Vorrede zum zweiten Band seiner 1704 herausgegebenen „Christlichen Leichen-Predigten“. Eine ganze Gruppe von Terminismusbefürwortern wurden darin einer Kritik unterzogen (Richter, Schmied, Lichtscheid, Pape, Heineccius und der anonyme Verfasser der „Continuation des Catalogi“110 ).111 Die Reaktionen kamen von Schmied, Lichtscheid, Pape und Heineccius. Auf ihre Schriften soll auf den folgenden Seiten in unterschiedlicher Ausführlichkeit eingegangen werden. Mit zwei Schriften schaltete sich nochmals Basilius Schmied in die Auseinandersetzung ein.112 Neben seinem „Klaren Beweis wider Neumann und Ittig“, in dem er gegen Ittig und Neumanns Disputation „De Huberianismo falso nobis imputato“ den Vorwurf des Puccianismus und Huberianismus bestärkte,113 veröffentlichte er gegen die Angriffe in Ittigs Vorrede zu den Leichenpredigten eine „Abgenöthigte Verantwortung“. Sie ist in Form eines Briefes an Seligmann abgefasst. Es müsse Ittig eigentlich bewusst sein, was auch jeder einsichtige Christ erkenne, nämlich dass seine Lehre „eine Epicurische Belials=Lehre“ sei. Der Verfasser wendet sich an Seligmann zur Ehrenrettung seiner eigenen Position gegen die Vorrede, die Ittig seinem zweiten Band von Leichenpredigten vorangestellt hatte. Er verbindet damit den Wunsch, dass Seligmann seinen Kollegen Ittig zur Rede stellt und auf ihn mäßigend und korrigierend einwirkt. Auch andere Mitstreiter – Lichtscheid, Pape, Richter und Heineccius – hätten neben Rechenberg schon gegen Ittig publiziert, doch sehe er sich auch selbst gezwungen, seinen guten Leumund wieder herzustellen. Dazu verweist er auf die Aussagen lutherischer Theologen, in denen vom Gericht der Verstockung gegen die Juden ausdrücklich die Rede sei. Seine Übereinstimmung mit dieser Lehre habe Rechenberg in seinem „Consensus Orthodoxus“, in seinem „Ersten Inserat“ und in der „Achten Beylage“ dargelegt. Wenn aber diese Ansichten (Neujahrsmesse 1702); Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . (Neujahrsmesse 1702); Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . (Michaelismesse 1702); Continuation des Catalogi von des noch-währenden Streits . . . (Ostermesse 1703). – Hesse, Der terministische Streit . . ., 333, konstatiert also zu Recht: „die Messen bilden immer die Gefechtsmomente, in denen die geladenen Geschütze sich entladen“. Die letzte Messe, in der es zu einer nennenswerten Anzeige terministischer Streitliteratur kam, war die Ostermesse 1703; vgl. ebd., 456. 110 Dazu in Kapitel 10.4. 111 In ihren Schriften – schreibt Ittig – „finde ich nichts als das alte/ und mehr als zwanzig mahl auffgewärmte böse Zeug/ ohne daß eine abgeschmackte Brühe von neuen Lügen und Absurditäten darauff gegossen ist.“; Ittig, Christliche Leichen-Predigten 2 . . . , a2v. 112 Vgl. oben Kapitel 9.2. 113 Hesse, Der terministische Streit . . ., 469 f.

10.4. Die Systematisierung des Streites

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falsch seien, dürfe man nicht mehr lehren, dass die Sünde wider den Heiligen Geist nicht vergeben werden kann. Genau dies aber folgere aus der FC und der Heiligen Schrift, was einige Beispiele erläuterten.114 Im folgenden Hauptteil seiner Schrift stellt Schmied Argumente für seine eigene Lehrmeinung zusammen. Er lehnt sich dabei an Richters Publikation an. Gerne hätte er auch eine Vorrede von Rechenberg seiner Schrift vorangestellt, doch habe dieser abgewunken, da sich eine gründliche Widerlegung gar nicht lohne.115 Schmied bekam allerdings von Rechenberg freie Hand, die „Sophistereyen“ Ittigs zu widerlegen, was dieser mit folgender Zielvorgabe ins Werk setzte: „Dannenhero will ich ihn also kürtzlich abfertigen und erwar=|ten/ ob er schamroth werden möge.“116

Im Einzelnen verbreite Ittig Lügen, wenn er gegen die Ausführungen von Olearius in Rechenbergs „Drittem Inserat“ von Lichtscheid und Heineccius Unwahrheiten behaupte. Schmied nennt als Beispiele die Behauptungen Ittigs, in Ostfriesland sei wegen des Gnadentermins die Litanei geändert worden und Rechenberg würde Schmied instrumentalisieren. Außerdem vermenge er ständig den vorhergehenden Gnadenwillen Gottes mit dem folgenden Strafwillen Gottes und die Gnade Gottes in actu signato (Gnade an sich selbst als Eigenschaft Gottes) mit der Gnade in actu exercito (Gnade, wie sie gegen die Menschen ausgeübt wird), die ‚gratia Dei vocans universalis‘ mit der ‚gratia revocans particularis‘.117 Somit widerspreche er sich selbst und erkläre in Übereinstimmung mit den Reformierten und Samuel Huber den bis zum Tod des Menschen reichenden Gnadenwillen Gottes für absolut und bedingungslos. Eben diese heterodoxe Meinung habe der Leipziger Professor Johannes Schmid kürzlich in seiner Reihendisputation zu Scherzers ‚Collegium Anticalvinianum‘ widerlegt. Auch sei Ittigs Verständnis der Sünde wider den Heiligen Geist reichlich verschwommen und seine Behauptung, dass Christus auch für diese Sünde gebüßt habe, stehe im Widerspruch zu den Aussagen anderer Theologen. Ferner verstricken sich Ittig und seine Mitstreiter in „Pseudoterministische Contradictiones“: 118 So schreibt Hanneken, die Gnadenfrist gegen die Sünder wider den Heiligen Geist laufe vor deren Tod ab, was Ittig negiert. Neumann beschränkt die Gruppe der Verstockten auf diejenigen, die noch innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft leben, wohingegen Ittig die Juden, Türken und Heiden hinzunimmt und auch behauptet, dass an diese der Gnadenruf Gottes ergehe. Die 114

Schmied, Abgenöthigte Verantwortung . . . , 7–9. Rechenberg schrieb an Schmied, „D. Ittig hätte sein alt Zeug nur more consveto repetirt/ nicht disputirt/ sondern nach zänckischer Weiber Art geküffen [= gekeift].“; vgl. a.a.O., 9. 116 A.a.O., 9 f. 117 Hier weist Schmied auf Rechenbergs entsprechende Differenzierungen in; vgl. etwa Rechenberg, Richtige Gegen-Antwort . . . , 19 f. 118 Schmied, Abgenöthigte Verantwortung . . . , 11. 115

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

Rostocker Theologen definieren den vorhergehenden Willen Gottes im Gegensatz zu Neumann neu, während Ittig in Anlehnung an Samuel Huber den vorhergehenden Gnadenwillen für absolut und bedingungslos (d. h. die Buße muss nicht vorher geleistet werden) hält. Für Ittig sind die Sünder wider den Heiligen Geist bekehrbar, für Hanneken und Neumann sind sie dies nicht. Auch widerspreche Ittig sich selbst, denn er119 hatte an Ittigs „Rettung“120 genau das bemängelt, was Ittig seinen Gegnern als unklug vorwerfe. Auch behaupte Ittig fälschlich121, die Theologen aus Greifswald, Kopenhagen und Lund hätten den ‚terminus peremtorius‘ verworfen, was jedoch nicht für den ‚terminus peremtorius‘ gelte, wie ihn Spener und Böse verstanden haben, sondern nur für den ‚terminus peremtorius‘ gelte, wie ihn die Calvinisten vertreten, nämlich als einen ‚terminus absolute fatalis‘. Das Rostocker Gutachten122 sei in Rechenbergs „Siebender Beylage“ gründlich widerlegt worden, worauf die Rostocker nicht mehr reagiert hätten. Lediglich habe der Rostocker Theologieprofessor Grünenberg eine „(Große) Beschirmung“123 „zusammen geraspelt“, „woraus wohl niemand klug werden kan/ was die lieben Leute wollen“.124 Damit könne der Rostocker Standpunkt als überwunden gelten. Schmied hält außerdem den Beifall, den Ittig der unter dem Vorsitz Michael Müllers in Tübingen abgehaltenen Disputation125 zollt, für „ein unnütz Geschwätze“.126 Zumal die auf dem Titel des Drucks vermerkte Zensur durch die dortige Fakultät kaum zutreffend sei, da sich Müller als Universitätskanzler nicht zensieren lasse bzw. selbst als Zensor fungiere. Ittig solle vielmehr auf die Kritik an dieser Disputation, die Rechenberg in der „Siebenden Beylage“ vorgetragen habe, inhaltlich eingehen. Äußerst zweifelhaft sei Ittigs Einspruch gegen die – wohl berechtigte – Vermutung (Rechenbergs) 127, dass Elias Veiel Müller zu dieser Disputation angestiftet haben soll. Der von Ittig als Argument eingesetzte Brief der Tübinger zeige hingegen nicht die Konvenienz zwischen ihm und der dortigen Fakultät, vielmehr hätten diese Ittig damit nur höflich bedeuten wollen, dass sie mit ihm nicht einer Meinung seien. Schließlich hätten die Tübinger schon früher Hubers theologische Ansichten, die Ittig nun erneut vertrete, widerlegt. Glaube und Buße seien die Bedingung für den vorhergehenden allgemeinen Gnadenwillen Gottes. Auch der

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Schmied, Gebührende Antwort . . . , qu. 2. Rettung der Theologischen Disputation . . . , 9. 121 A.a.O., 8. 122 Bzw. die „5 Rostochischen Fragen“, die Grundlage der Anfragen für die norddeutschen und skandinavischen Gutachten waren. 123 Vermutlich die 1701 gedruckte Disputation Grünenberg-Lentze, De Gratia Prae Mole Superabundante . . . . 124 Schmied, Abgenöthigte Verantwortung . . . , 12. 125 Müller, De Poenitentia Indurati . . . . 126 Schmied, Abgenöthigte Verantwortung . . . , 12. 127 Indirekt wird dies nahe gelegt in Rechenberg, Siebende Beylage . . . , 129. 120

10.4. Die Systematisierung des Streites

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Tübinger Theologieprofessor Förtsch habe in einer vor Kurzem gedruckten Disputation128 nicht Ittigs Lehre von der Fortdauer der göttlichen Gnade gegenüber den Verstockten bis in den Tod (ohne Einschränkung) vertreten. Aus gutem Grund hätten Olearius und Rechenberg Böses Traktat und seine Apologie gegen das Rostocker Responsum verteidigt und dies habe Rechenberg auch in der „Ersten Beylage“ und „Anderen Beylage“ bekräftigt, worauf weder Ittig noch Fecht Substantielles geantwortet hätten. Nur Grünenberg habe „einen verwirrten Mischmasch“ publiziert.129 Ittig verweise außerdem auf die „Epitome controversiae terministicae“ seines „Pulli oder Handlangers“ Christian Reineccius. Schmied gab jedoch vor, gehört zu haben, dass dieser den Streitgegenstand überhaupt nicht begriffen, ein „Centner=Lügen unter einander zusammen geschmieret“130 habe und seinen Meister (Ittig) bereits übertreffe. Das Versöhnungswerk Christi beziehe sich entgegen der Ansicht Ittigs auf alle Menschen, aber nur auf die vergebbaren Sünden, d. h. ausgenommen sind die Sünder wider den Heiligen Geist, die ganz Verstockten, die gänzlich Ungläubigen. Denn es wäre eine „contradictio in adjecto“: „Beständig und beharrlich in Unglauben wegen gäntzlicher Verlassung Gottes bleiben biß ans Ende; Und doch durch GOttes Gnade noch immer glauben können/“131

Dies habe auch Rechenberg bereits in der Vorrede zu Richters „Ittigischen Disputir=Künsten“ dargelegt, ohne dass Ittig darauf etwas zu erwidern gewusst habe, außer sich fälschlich auf Spener zu berufen.132 Auch die Reaktion Ittigs auf Schmieds Aussage, dass Christus nur einmal und nicht zum wiederholten Male für die ganz Verstockten (Juden) gebetet habe, sei trügerisch, denn dies lasse sich aus der Bibel klar belegen. Ittigs untheologische und unchristliche Verdrehungen des Scherzerischen ‚Anti-Calvinianum‘ habe Rechenberg in der Vorrede der „Ittigischen Disputir=Künste“ offen gelegt. Ebenso seien die Folgerungen Ittigs nicht nachvollziehbar: „Ob die gäntzliche Verstockung der unbekehrlichen Sünder/ (und zwar so ferne sie eine Straffe zugleich ist von GOtt) die Ursach des Todes Christi gewesen/ wie D. Ittig 128 Förtsch-Speidel, Recessus Dei . . . ; die Disputation wurde im Mai 1702 abgehalten. 129 Schmied, Abgenöthigte Verantwortung . . . , 14. 130 Ebd. – Die verschiedenen Druckausgaben von Reineccius’ Werk „Epitome . . .“ gehören mit jeweils mehreren hundert Seiten zu den umfangreichsten Publikationen im terministischen Streit (Reineccius, Universae de Termino Gratiae Peremtorio Controversiae Epitome . . . ; ders., Universae De Termino Gratiae Peremtorio Controversiae Epitome Quatuor Sectiones . . . ; ders., Universae De Termino Gratiae Peremtorio Controversiae Epitome Sectio III. & IV. . . . ). 131 Schmied, Abgenöthigte Verantwortung . . . , 15. 132 Für die sachliche Differenzierung zwischen der unendlichen Geltungskraft des Verdienstes Christi auf der einen Seite und der Wirkungslosigkeit für die Leugner von Gottes Heilsordnung auf der anderen Seite verweist Schmied ausdrücklich auf Spener, Das Gericht der Verstockung . . . , 62 f. (§ 28).

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

schreibt/ wird ihm wohl kein verständiger Christ und vernünfftiger Theologus glauben. Denn es müste folgen/ daß die von GOtt zuvor gewuste gäntzliche Verstockung des boßhafftigen Sünders/ und die darauff von GOtt beschlossene gäntzliche Verlassung und Verwerffung/ die bewegende Ursache gewesen/ daß Gott seinen eingebohrnen Sohn in den Tod gegeben/ welches kein vernünfftiger Christ zusammen reimen kan; Einen wegen unveränderlicher Boßheit gantz verlassen wollen/ und zu gleich auch gantz aussühnen/ doch so/ daß diese Aussühnung einem solchen Menschen niemals könne zu gute kommen. Das ist eine Ittigsche Chimäre. Alle schwere Sünden/ die nach göttlicher Ordnung in der H. Schrifft offenbart vergeblich seyn/ die haben den HErrn CHristo Arbeit und Mühe gemacht; Aber die gantz=Verstockung/ so ferne sie ein Gerichte Gottes Es. c. 6/9. Joh. 12/30.40. hat Christo keine Mühe gemacht/ weil Gott nach seinem offenbarten Straff=Willen/ solche nicht aussühnen lassen wollen/ Hebr. 10/26. denn Gott ist nicht wider sich selbst.“133

Deshalb sei letztlich die Unbußfertigkeit und der Unglaube der ganz Verstockten noch vor dem Tod unveränderlich festgelegt, wohingegen die übrigen Sünder, wenn sie noch bußfertig und gläubig werden, vor dem Tod Gottes Gnade erlangen können. Andernfalls würden sie den Verstockten gleich. Wenn nach Ittigs Meinung die Sünden, die die Verdammnis mit sich bringen, doch noch gebüßt werden könnten, dann gäbe es keine Sünde mehr, die die Verdammnis mit sich brächte. Doch schließe letztlicher Unglaube (‚finalis incredulitas‘) die Möglichkeit, zum Glauben bekehrt zu werden, aus. Rechenberg habe in seinen Schriften stets vom folgenden Gerichtswillen Gottes (‚voluntas consequens judiciaria‘) gesprochen, den er – im Unterschied zu Ittig – nicht absolut und als bedingungslos gesetzt habe. Diese sachliche Eingrenzung habe Ittig in dauerhafter Verkennung der sachlichen Beweisführung („perpetua ignorantia Elenchi“134) im terministischen Streit missverstanden bzw. vernachlässigt. Schmied beschuldigt deshalb Ittig und in seinem Gefolge auch Neumann, den alten Streit mit den Huberianern135 gegen die Aussagen der rechtgläubigen Theologen und der Heiligen Schrift wieder aufgenommen zu haben. Schließlich seien auch die resümierenden Aussagen, mit denen Ittig die Vorrede seiner Leichenpredigtenausgabe schließe, falsch, und „notorisch falsch“136 sei auch die Behauptung, dass lediglich einige Theologen seine Ansichten kritisieren würden, was Rechenberg durch die Liste der „testes veritatis“ in seiner „Achten Beylage“ überzeugend dokumentiert hätte. Zu Unrecht berufe Ittig sich auf Johann Arndt, was ihm

133

Schmied, Abgenöthigte Verantwortung . . . , 17. A.a.O., 22. Zum ‚Elenchus‘ als Verfahrensmodus im theologischen Streit der Epoche vgl. oben Kapitel 10.3. 135 In seiner Lehre von der Gnadenwahl hatte Huber die Differenzierung zwischen vorhergehendem und folgendem Willen Gottes nicht gelten lassen. Auf ihr beruht aber Schmieds bzw. Rechenbergs Grundargument: Der vorhergehende Willens Gottes besitzt uneingeschränkte Gültigkeit, der nachfolgende Wille Gottes dagegen gilt nicht absolut und bedingungslos, sondern ist an die Bußfertigkeit und Glaubensbereitschaft des Sünders geknüpft. 136 Schmied, Abgenöthigte Verantwortung . . . , 23. 134

10.4. Die Systematisierung des Streites

353

Lichtscheid aber schon nachgewiesen hätte.137 Wenn er und seine Anhänger Arndts Lehre jedoch „fein mit Andacht“ betrachten würden, dann können vielleicht, so schließt Schmied seine Abhandlung mit einer Gebetsbitte: „[. . .] noch etl. Pseudoterministen bekehrt werden/ daß sie von ihrem fanatischen epicurischen und satanischen Irrthum noch abstehen und die göttl. Wahrheit nicht mehr zu ihrem schweren Gerichte lästern. Aber der GOtt des Friedens zutrete den Satan unter die Füsse in kurtzem/ Amen.“138

Im letzten Absatz kehrt Schmied zum formalen Rahmen seines Textes zurück und ermuntert seinen Briefadressaten Seligmann zur Intervention bei Ittig, um dem Streit und seinen ärgerlichen Begleiterscheinungen ein Ende zu machen. Die Konzeption von Schmieds „Abgenöthigter Verantwortung“ ist sehr geschickt. Formal wendet die Schrift sich als offener Brief an den nicht in den Streit verwickelten Fakultätskollegen Ittigs, Friedrich Gottlieb Seligmann, und drängt ihn, als Streitschlichter auf Ittig einzuwirken. Inhaltlich gibt er dem ausgewählten Mediator eine Reihe schlagkräftiger Argumente an die Hand, um Ittigs Lehre an ihrer Wurzel zu erschüttern: Im Zentrum des einleitenden Teils bringt Schmied ein ausführliches Schlüsselzitat von Johann Benedikt Carpzov. Ittig war nicht nur Schüler dieses Theologen, sondern er verstand sich als Bewahrer von dessen theologischem Erbe an der Leipziger Fakultät.139 Schmied bedient sich nun des Zitates aus der Feder Carpzovs, um den Nachweis zu führen, wie Ittig von der Lehrmeinung seines Vorbildes abweicht. In einem weiteren zentralen Passus der Schrift geht er noch einen Schritt weiter und kolportiert die angebliche Lehreinheit der lutherisch-orthodoxen Theologie, indem er die Widersprüche im scheinbaren „Consensus Fratrum Pseudoterministarum“140 am Beispiel der Aussagen zum Terminismusproblem bloßlegt. Hier, wie in anderen Schriften der Kontroverse, spielt auch für die Streitenden ihre Parteinahme in ihre eigene christliche Existenz mit hinein (Bekehrungsbitte, Ketzervokabular [‚Irrtum‘, ‚notorisch‘, ‚satanisch‘], Verantwortung vor dem Jüngsten Gericht, „Gericht der Verblendung“141). Lichtscheids Reaktion gegen Ittigs Vorrede142 erschien schon vor der Drucklegung der Leichenpredigten noch im Jahr 1703.143 In seiner „Hertzlichen Ermahnung“ plädierte er wiederum dafür, von weiterer Polemik abzulassen und

137

Lichtscheid, Hertzliche Ermahnung an Ittig . . . . Schmied, Abgenöthigte Verantwortung . . . , 24. 139 Ittig hatte mehrere Schriften Carpzovs nach dessen Tod herausgegeben. 140 Schmied, Abgenöthigte Verantwortung . . . , 11. 141 So a.a.O., 24, über Ittig. 142 Vgl. Ittig, Christliche Leichen-Predigten 2 . . . , e4r –f1r. 143 Hesse, Der terministische Streit . . ., 465. – Auf welche Weise Lichtscheid an die Informationen gekommen ist, um Ittigs Vorrede, die auf dem 8. Oktober 1703 datiert ist, bereits in seiner am 30. Oktober datierten Schrift zu widerlegen, ist unklar. 138

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

sich vielmehr an sachlichen Argumenten und an einer von christlicher Liebe geleiteten Überzeugungsarbeit zu orientieren. Auch Peter Siegmund Pape sah sich aufgrund der spöttischen Ausführungen Ittigs in der Vorrede seiner Leichenpredigtensammlung144 genötigt, abermals zur Feder zu greifen, und veröffentlichte seine Schrift „Gebührende Ablehnung“, die er als Sendschreiben an den Senior der Theologischen Fakultät Leipzig, Johannes Olearius, adressierte. Nebenbei äußerte sich Pape an der Jahreswende 1704/05 in einem „Sendschreiben“ auch publizistisch an die Adresse des Pfarrers Martin Hillen, offenbar einem früheren Studienkollegen. Darin rekapituliert er sowohl seine Argumente gegen Stolze als auch gegen Thomas Ittig. Dieser Publikation war ein – nicht mehr rekonstruierbarer – Austausch von Schriften vorausgegangen, deren Inhalt Pape in sechs zu verneinende Fragen packt.145 Auf Ittigs darauf folgende Ausführungen gegen Pape, die er in seiner Vorrede zu Reineccius’ „Bösianismus condemnatus“ beiläufig unterbrachte, gab Pape eine „Gewissens-Rüge an Ittig“ heraus. Außerdem rief das „Sendschreiben“ Papes noch zwei kleinere Reaktionen hervor, eine „Offenhertzige Antwort an einen guten Freund“ und eine im Februar 1705 datierte „Schriftmässige Beantwortung“. Von diesen beiden herben Kritiken an Pape sei hier aus der ersteren kurz eine einleitende Passage zitiert, um ihren Charakter zu illustrieren und zugleich zu zeigen, in welche Niveaulosigkeit manche publizistischen Beiträge zum terministischen Streit nun abgeglitten waren. Der anonyme Verfasser – vielleicht von Hillen beauftragt, in dessen Gesinnung sich Pape folglich getäuscht hätte? – schreibt: „Eine ziemlich Zeit her nachdem der Herr D. Rechenberg seine Feder niedergelegt/ habe ich von Terministischen Sachen wenig gesehen/ ohne daß einige Kläffer noch nachgekläffert haben. Unter welchen der grobe/ dumme/ bauerstoltze Peter Siegmund Pape auch gehöret/ welcher/ weil er Pape heisset/ meinet er: Qvicqvid Papa dicit infallibiliter verum est; Und bildet ihm ein/ er sey auf Petri Stuhl Vater Pabst selbst/ da er doch nur Bruder Peter, frater ignorantiae ist. Und daher mag es wohl kommen/ wie ich selbst öfters bin berichtet worden/ daß einige/ über welche er sich in Sendschreiben p. 1. beschweret/ wenn sie mit ihm reden/ ihm (Pape rugienti dem unsinnigen dummen Papen) beystimmen/ daß sie nur mit Ehren von ihm kommen/ doch hernach ihre rechte 144

Vgl. Ittig, Christliche Leichen-Predigten 2 . . . , f1r –f2r. „1.) Ob GOTT alle Menschen wolle selig haben in oder außer der Ordnung der Busse und des Glauben? 2.) Ob/ wenn Leute die göttliche Ordnung des Heyls verstossen/ und nicht daran wollen/ GOtt deren Seligkeit dennoch immerhin wolle/ und allezeit wolle/ wenn sie gleich jene allezeit beständig verstossen? 3.) Obs nicht eine Verstockung gebe/ die GOtt als einen gerechten Richter in der Heiligen Schrifft zugeschrieben werde? 4.) Ob nicht viele in dem Gerichte der Verstockung ohne Busse und Glauben biß ans Ende bleiben/ und darinne dahin sterben? 5.) Ob nicht einige endlich gerne wollen selig werden/ und doch nicht können selig werden? 6.) Ob GOtt alle und jede nach der ersten Gnade des Beruffs biß ans Ende zu wieder ruffen habe versprochen? Oder vielmehr einigen es versaget/ und ihnen gäntzlich/ weil er Ihre Halsstarrigkeit gesehen/ die gäntzliche Verlassung gedrohet?“; Pape, Christliches Sendschreiben an Hillen . . . , )(2v. 145

10.4. Die Systematisierung des Streites

355

Hertzens=Meinung gegen andere offenhertzig ausdrücken. Dann man siehet ja durchgehends in seinen charteqven/ mit welchen er die Leser bißher beschweret/ was er vor einen hohen papäischen Geist im Schilde führet/ und wie grob er daher tapset/ wer wolte da ihm viel contradiciren? Wann aber ein Sächsischer Theologus und zwar einer von der besten Art/ Bruder Pe|tern ein wenig krauet/ oder p. 4. in S. Schr. Herr D. Rechenberg seinen Beytrag allegiret/ oder ihn jemand gar vor einen Theologum ausschilt/ auch wie kitzelt das Bruder Petern, daß er in seine[m] Dinten=Pful st[r]ampelt wie die kleinen Jungen in der Mistpfütze/ und wenn er wieder einen Bogen beklecket hat/ freuet sich der prave Peter, mehr als jene/ wenn sie ihre Kleider mit Koth bespritzet haben. Da thut er seinen Sieges=Mund sperweit auff/ rühmet seine eingebildeten Siege/ wie er seinen Adversariis begegnet/ wie sie scheinen zufrieden zu seyn/ wie viel ihm beypflichten/ wie seinen Entscheidung die aus 3. Bogen in Qvarto bestehet/ grosse approbation gefunden/ allegiret und recommendiret seine schöne Sachen auffs beste.“146

Nach weiteren Beschimpfungen widerspricht er den Antworten, die Pape auf sechs Fragen formuliert hatte. Er bestätigt, dass Gott auch die Ungläubigen und Unbußfertigen bekehren will, dass Gott dauerhaft die Seligkeit derer will, die sich gegen seine Ordnung stellen, dass auch die Verstockung nur dem Ziel der Bekehrung dient, dass der Mensch nicht in der Verstockung stirbt, dass diejenigen, die durch Buße und Glauben selig werden wollen, dies auch können, da ihnen die Gnadentüre nicht versperrt ist, und dass die zurückrufende Gnade auf die an alle Menschen gerichtete rufende Gnade bezogen werden muss. Schließlich reagierte noch ein weiterer Autor auf Ittigs Vorrede zu seinen „Christlichen Leichenpredigten“. Es war dies der Goslarer Prediger Johann Michael Heineccius, auf dessen erstes „Sendschreiben“ sich Ittig in seiner Vorrede bezogen hatte.147 Er wirft Ittig in seinem auf den 4. Januar 1704 datierten „Anderen Sendschreiben“ vor, das Medium des Druckes von Leichenpredigten zu missbrauchen und so seine Würdigungen der Verstorbenen auf den Schmähungen der Lebenden aufzurichten: „Ja auch diese neue Schmähungen Ew. Magnificenz würden versichert nicht capabel seyn mich zu einiger Gemüths=Bewegung zu bringen/ wenn ich nicht dieses sonderlich zu Hertzen nähme/ daß meinentwegen Ihro Hoch=Ehrwürden sich so schwerlich wider Gott und dessen achtes geboth zu versündigen nicht erröthet. Ich lasse alle Ehrliebende hiervon urtheilen/ ob ihre Magnificenz befugt gewesen/ mich/ der ich mich in ihrer Controvers nicht gemischet/ nebst andern redlichen Männern in einen solchen Wercke/ welches vielleicht/ sonderlich unter den neuen Herrn Predigern viele Käufer finden soll/ bey der Nachwelt schwartz zumachen und ohngeachtet aller meiner hertzlichen Erinnerung und Vorstellung bey der einmahl gefasseten Spötterey zu verbleiben/ alle Beweißthümer aber/ die ich zu Rettung meiner Unschuld vorgebracht/ nicht eimahl eine Antwort ergeben können. Gewißlich es muß ein jeder unpartheyischer erkennen/ daß Ew. Magnificenz alle Gele|genheit suchen/ solche/ die sie vor ihre Wiedersacher halten/ (ob sie es gleich nicht seyn wollen) bey denen die nicht geübte Sinnen haben/ in Hohn und 146

Offenhertzige Antwort . . . , ):(1v–):(2r. Ittig, Christliche Leichen-Predigten 2 . . . , f2r/v. – Vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 456. 147

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

Spott zu bringen. Sie geben Leichenpredigten an den Tag/ in welchen die so manchen bis in den Todt getreuen Kinder Gottes/ seinen letzten Nachruhm mittheilen; Allein sie prüffen sich selbst/ ob sie nicht hiermit der Asche derselben das höchste Unrecht anthun; Indem sie bey dem Lobe dieser Todten den guten Leumund der Lebendigen lästern/ und also solche übertünchte Todten=Gräber bauen/ welche auswendig hübsch seyn/ aber inwendig voller Todten=Beine und alles Unflaths sind Matth. 23/ 27. Würde der wohl nicht für einen gar Unverständigen gehalten werden/ welcher bey seinen vermeintlich schön angerichteten Lustgarten eine stinckende Mist=Pfütze gleich bey den Portal und Eingang legete/ vor welche die Eingehende nothwendig Nase und Maul zuhalten/ und durchwaden müsten. Und wie wird es der Hr. D. Ittig gegen seine schöne Arbeit und Leichenpredigten verantworten können/ daß er dem Leser gleich im Anfange und in der Vorrede mit solchen verläumderischen Stancke beschwerlich fällt.“148

Dann beklagt er den Umgangston unter den evangelischen Theologen, die ihrem eigenen Berufsethos zuwider und den konfessionellen Widersachern zur Freude ein schlechtes Beispiel geben würden. Daran anschließend beschwert er sich darüber, dass Ittig, der vor geraumer Zeit vom Goslarer Ministerium vergeblich eine Stellungnahme gegen den Terminismus angefordert habe, ihn mit in die Auseinandersetzung hineinziehe. Auf den folgenden Seiten bemüht er sich, die der terministischen Lehre innewohnende Mahnung zur rechtzeitigen Buße an ihren seelsorgerlichen Aussagewert zu koppeln und erweist dadurch ihre Berechtigung. Mit einzelnen Aspekten der Kritik Ittigs setzt er sich in der Art auseinander, das er sie in Tadel an der publizistischen Vorgehensweise Ittigs ummünzt. Somit übt der Goslarer Prediger Heineccius eine sehr eindringliche Kritik an den Modalitäten des Vorgehen Ittigs, indem er nicht nur dessen ungerechtfertigtes Urteil beanstandet, sondern auch dessen publizistische Methoden rügt. Parallel zu oben aufgelisteten Verzeichnissen (‚catalogi‘) begann bereits 1702 der Ittig-Schüler Christian Reineccius mit einer kompendienförmigen Darstellung des terministischen Streits,149 die der Autor im folgenden Jahr in einer erweiterten Form in zwei Teildrucken erneut herausgab.150 In vier Abteilungen stellte Reineccius zunächst den Beginn und Verlauf der Kontroverse dar, äußerte sich in der zweiten Sektion über den Streitgegenstand. In der dritten Sektion legte er die Gründe dar, weshalb die Gnade Gottes ohne eine Befristung gelte, und untersuchte in der vierten die Argumente der Terministen. Reinecci148

Heineccius, Anderes Sendschreiben an Ittig . . . , 3 f. Reineccius, Universae de Termino Gratiae Peremtorio Controversiae Epitome . . . . – Vgl. Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 904; Hesse, Der terministische Streit . . ., 465 f. 150 Reineccius, Universae De Termino Gratiae Peremtorio Controversiae Epitome Quatuor Sectiones . . . ; ders., Universae De Termino Gratiae Peremtorio Controversiae Epitome Sectio III. & IV. . . . . – Zu diesem zweiten Teil verfasste Reineccius eine eigene Vorrede, in der er seinen Rezensenten Molitor und den gegen Edzard publizistisch hervorgetretenen Vinitor miteinander und mit Rechenberg identifiziert; vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 466 f. 149

10.4. Die Systematisierung des Streites

357

us hat für diese Publikation die wesentlichen Aussagen aus den einzelnen Streitschriften zusammengetragen. Sowohl der Erstdruck als auch der voluminöse zweiteilige Nachdruck wurden durch Matthias Molitor kritisch rezensiert.151 Als vollständigste Materialsammlung zum Thema darf das von Reineccius verfasste bzw. herausgegebene stattliche Werk „Bösianismus condemnatus“ von 1704 angesehen werden, zu dem Ittig eine Vorrede beisteuerte, in der er gegen den Puccianismus und Huberianismus argumentierte, um sich von beiden Vorwürfen selbst zu distanzieren.152 In dem allein schon im Umfang äußerlich beeindruckenden Werk des Reineccius sind im Wortlaut alle gegen die terministische Lehre eingeholten Gutachten enthalten. Im Übrigen ist das Werk eine Sammlung von Zitaten, die gegen die Annahme eines Gnadentermins geltend gemacht werden können, und eine merkwürdig wenig aussagekräftige Zusammenstellung von Namen aller Theologen verschiedenster Universitäten, Städte und Territorien, die für die Rechtgläubigkeit dieser Ablehnung des Terminismus bürgen sollen. Diesem Werk kommt lediglich eine kompilatorische Leistung zu, die – trotz späterer verstreuter Äußerungen – angetan war, einen Schlussstrich unter die Kontroverse zu ziehen.153

151 Molitor, Ad Reineccium Epistola . . . – Vgl. Hesse, Der terministische Streit . . ., 466. 152 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 904; 914; Hesse, Der terministische Streit . . ., 467–469. In seiner Vorrede hat Ittig ausdrücklich auch gegen Pape („Sendschreiben an Hillen“) polemisiert; vgl. weiter unten in diesem Abschnitt. In seiner Distanzierung vom Huberianismus sekundierte Neumann dem Leipziger Superintendenten durch eine im April 1704 mit dem Respondenten Johannes Bossek abgehaltene Disputation „De Huberianismo falso nobis imputato“. 153 Hier endet Hesse Darstellung mit dem Satz: „Als Reineck in seiner Epitome und in seinem Bösianismus condemnatus das Facit zog und die Waffen, mit welchen man sich einander bekämpft hatte, im Arsenal der Geschichte sammelte: da hatte der Streit als Schauspiel Leben und Interesse verloren und konnte beides nur noch als geschichtliche Erinnerung fristen. Man wird demnach die Jahre 1699–1704 als die eigentliche Zeit des terministischen Streites ansehen und ihn als im Jahre 1704 erloschen betrachten dürfen.“; Hesse, Der terministische Streit . . ., 471.

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

Übersicht B über die Streit- und Druckschriften Ittig: Christliche Leichen-Predigten 2. Teil ... 1704 (Vorrede)

Lichtscheid: Hertzliche Ermahnung ... 1703

Heineccius: Anderes Sendschreiben ... 1704

Schmied: Abgenöthigte Verantwortung ... 1704

Schmied: Klarer Beweis ... 1704

Pape: Gebührende Ablehnung ... 1704

Richter: Abgenöthigte Verantwortung ... 1704

Vorrede Ittigs in: Reineccius Bösianismus condemnatus ... 1704

Pape: Gewissens-Rüge ... 1704

Pape: Sendschreiben an Hillen ... 1705

Offenhertzige Antwort ... 1705

Schrifftmäßige Beantwortung ... 1705

10.5. Die bleibende Aktualität einer seelsorgerlichen Herausforderung

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10.5. Die bleibende Aktualität einer seelsorgerlichen Herausforderung Der Charakter des terministischen Streits hatte den ursprünglichen seelsorgerlichen Ansatz seiner Ausgangsthese weitgehend in Vergessenheit geraten lassen. Dass das Thema jedoch eine unmittelbare Bedeutung in der Seelsorge der Epoche besaß, soll an einigen ausgewählten Beispielen verdeutlicht werden. Wenige Monate nachdem die Leipziger Fakultät ihr erstes Gutachten zu Böse abgegeben hatte, nahm sich in Leipzig ein Student das Leben. Benjamin Puschel aus Weißenfels wurde 1681 in Leipzig immatrikuliert,154 er führte anscheinend ein lockeres Studentenleben, bis er auf der Rückkehr von einer Zechtour am Abend des 7. November 1698 von einem unbekannten Mann angesprochen wurde. Dieser riet ihm zum Suizid, nachdem er ihm „sein bißanhero übelgelebtes Leben vorgehalten und, daß er keine Hoffnung zur Seeligkeit hätte, beygebracht“ hatte. Der anschließende Versuch, sich in der Pleiße zu ertränken, war durch vorbeifahrende Fischer verhindert worden, was der Chronist Johann Jakob Vogel auf die „göttliche Providentz“ zurückführte. Die Fischer waren es auch, die den Studenten zu seinem Hauswirt in die Stadt brachten, wo er versorgt und in eine Kammer gebettet wurde. Nach einer durchwachten Nacht, in der er „stets tieff geseufftzet“ hatte, sahen ihn am frühen Morgen die Bewohner des Hauses einigermaßen beruhigt. Als am Vormittag erneut nach ihm gesehen wurde, hatte er sich jedoch mit einem Messer den Hals aufgeschnitten und sich dadurch lebensgefährlich verletzt. Nach einem Handgemenge mit den anderen Hausbewohnern ließ er sich das Messer aus der Hand nehmen und die Wunden verbinden. Daraufhin wurde sein Beichtvater – leider ist unbekannt, welcher Leipziger Pfarrer oder Diakon es war – ans Krankenbett geholt, dem er auf Zureden seine Sünden bekannte und der ihm nach der Absolution das Abendmahl reichte. Fünf weitere Tage – so weiß der Chronist zu berichten – lag er im Bett, hat „fleißig gebethet und hat seine begangene Thaten schmertzlichen bereuet, und also verhoffentlich seelig sein Leben geendigt.“ Die Geschichte dieses Selbstmordes zeigt im unmittelbaren Wirkungsfeld der Leipziger Theologen zugespitzt die verschiedenen Ebenen, auf denen das Verhalten und Schicksal des Studenten gedeutet wurden. Auslöser für die Tat des offensichtlich labilen Studenten war die Begegnung mit dem Unbekannten, die ihn zu seiner Verzweiflungstat getrieben hatte. Ob dieser Unbekannte in einem pietistischen Zirkel der Stadt zu verorten ist, muss zwar aufgrund der mangelhaften Informationslage offen bleiben, jedoch hat er mit seiner Ansicht, der Student habe seine Seligkeit bereits verspielt, genau diejenige Ansicht ausgesprochen, die auch Böse in seinem Traktat verarbeitet hat. ‚Klassische‘ Elemente des ‚seligen Sterbens‘ dagegen, wie sie auch in den 154 MUL 2, 343. – Die Geschichte ist überliefert bei Johann Jakob Vogel, Leipzigisches Geschicht-Buch, oder Annales [. . .], Leipzig 1714, 915 f.

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10. Konstitutive Faktoren im terministischen Streit

zeitgenössischen Leichenpredigten begegnen,155 enthält die letzte Sequenz der Erzählung (intensives Gebet, große Reue, Hoffnung auf Seligkeit).156 Insgesamt zeigt diese Geschichte, wie im Einzelfall die theologische Äußerung eines Laien eine schicksalhafte Bedeutung erhält. Erst durch den Einfluss des Beichtvaters am Sterbebett gerät die Situation wieder unter Kontrolle. Die von den orthodoxen Theologen in Anspruch genommenen Ordnungskategorien werden vom Leipziger Chronisten somit ungeschmälert reproduziert. In unmittelbarer Auseinandersetzung mit Rechenberg erschien im Jahr 1700 eine Flugschrift, in der aus seelsorgerlicher Sicht gegen den Terminismus Stellung bezogen wurde. Der Verfasser, Christian Martin Seelmann,157 stellte dar, wie sich die orthodoxe Lehransicht bei einem zum Tod Verurteilten bewährt. Diese Schrift „Terminus peremptorius exterminatus“158 hebt sich von allen anderen Streitschriften, die in der Kontroverse entstanden sind, durch eine originelle Präsentation des Themas deutlich ab. Sie gibt sich den Anschein die praktische Wirkung der seelsorgerlichen Betreuung eines am 8. Mai 1700 „Durch Rad und Schwerdt Gerichteten Armen Sünder[s]“ durch einen Pietisten und einen lutherischen Prediger zu demonstrieren.159 Nachdem der Delinquent sein Urteil erfahren hatte, begann der Pietist mit ihm eine Unterhaltung und forderte ihn, einen „Schandfleck der Christenheit“, auf, seine Biografie zu erzählen: Im Alter von 22 Jahren hatte der Mann sein Studium erst gegen ein Soldatenleben eingetauscht, dann aber hatte er, als sich seine Hoffnung auf Geld und Ehre nicht erfüllte, die Gemeinschaft von Straßenräubern gesucht. Jetzt, 50 Jahre später und im Angesicht des Todes, aber zeigte er Reue, suchte Trost in der Absolution und im Genuss des Abendmahls. Doch der Pietist verweigerte ihm dies unter wüsten Beschimpfungen. Dann rekapitulierten beide, was er aus der Unterweisung früherer Beichtgänge mitgenommen hatte, wobei der Delinquent bekannte, dass die Wirkungen der in der Absolution empfangenen Gnade jeweils wieder abgeklungen waren und der Satan die Herrschaft über ihn bekommen hatte. Mit unbarmherziger Härte erklärte der Pietist ihm dann,160 dass 155

Vgl. Winkler, Die Leichenpredigt im deutschen Luthertum . . ., 187–189. Die theologische Beurteilung von Selbstmorden in Responsen hat jüngst untersucht: Alexander Kästner, „Weder kann noch brauche ich zu urteilen“: Zur Bewertung von Selbsttötungen in theologischen Gutachten des 16. und 17. Jahrhunderts, in: Traverse 2 (2008), 75–86. 157 Seelmann nennt selbst als Herkunftsregion Schlesien, doch ist seine Identität nicht zu klären. 158 Hesse, Der terministische Streit . . ., 259 f. 159 Nach der Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V. von 1532 stand einem zum Tod Verurteilten seelsorgerliche Betreuung zu, um ihn „zu der lieb gottes, rechtem glauben vnd vertrawen zu Gott vnd dem verdienst Christi vnsers seligmachers, auch zu berewung seiner sünd [zu] vermanen.“; Friedrich-Christian Schroeder (Hg.), Die Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. und des Heiligen Römischen Reichs von 1532 (Carolina) [Reclams Universal-Bibliothek 18064], Stuttgart 2002, 69 (Art. 102). 160 „P[ietist] Geh du Mißgeburth Christl. Kirchen und Scheusahl aller frommen Men156

10.5. Die bleibende Aktualität einer seelsorgerlichen Herausforderung

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Gott irgendwann einmal im Leben die Gnade von manchen Sündern abziehe, woraus der Delinquent folgerte, dass er sich der Gnade nicht mehr sicher sein und er sich wohl nicht mehr auf das Verdienst und die Fürbitte Christi verlassen könne. Dies bestätigte der Pietist161 unter Hinweis auf verschiedene Schriften von Spener, Francke und Böse. Doch der Delinquent wollte biblische Belege für diese Ansicht und wies auf den Unterschied hin zwischen der Verdammnis, die er verdient habe, und der Barmherzigkeit Gottes, die ihn wieder annehme (Gesetz-Evangelium), was der Pietist jedoch abtat.162 Dann begründete dieser seine Ansicht und ließ auch die Entgegnung des Delinquenten nicht gelten, der sich für einen Sünder hielt, der die Gnade suche. Auch als dieser immer mehr zu verzweifeln drohte, gab der Pietist nicht nach und schloss seine Ausführungen ab mit den Worten: „Mein Amt ist an dir vergebens/ drum überlasse ich deinen Leib denen die hinter uns gehen/ und von der weltl. Obrigkeit Gewalt darüber empfangen haben; Die Seele aber übergebe ich dem heiligen GOtt/ der sie nach seiner strengen Gerechtigkeit tödten und verderben kan in der Höllen!“163

Auf ein verzweifeltes Schlusswort des Sünders hin wurden auch die umstehenden Gerichtsdiener verunsichert und beklagten die Seelennot des Sünders. Ein anwesender lutherischer Prediger trat nun hinzu und nahm das Gespräch mit diesem auf: „L[utherischer Prediger] Was ruffest du/ und ächzest also/ du betrübter Sünder? S[ünder] Ach ich bin ewig verlohren und verdammt! ewig die Seele verlohren/ ach! L[utherischer Prediger] Und wem zu gefallen gläubest du das? wo stehets geschrieben? S[ünder] In D. Sp[eners] und M. B[öses] Schrifften. L[utherischer Prediger] Ey fürchte dich nicht für denen/ die keine Seel zu tödten vermögen. S[ünder] Sie tödten wohl meine Seele selbst nicht/ aber sie sagen mir: Gott habe sie schon vor 10. Jahren zu Höllen verschrieben/ weil meine Gnaden=Zeit damahls verlaufschen! daß ich dir o Belials=Kinde nicht gleich den Himmel antrüge! Nein/ vor solche Höllen=Hunde gehöret nicht das Brodt der göttl. Gnade/ sondern vor die Kinder Gottes/ denen ichs nicht nehmen und dir fürwerffen darff.“; Seelmann, Terminus peremptorius exterminatus . . . , A2v. 161 „P[ietist] Das [nämlich Verdienst und Fürbitte Christi – AG] ist nicht für dich und deines gleichen/ sichere/ halsstarrige geredt/ du hast die Fürbitte längst versäumt!“; a.a.O., A4r. 162 „P[ietist] Dencke nur nach wie vernünfftig ist es [daß Gott einem jeden Menschen in seinem geheimen rat eine Frist zur Buße gesetzt hat]. [. . .] und thäte GOtt unrecht wenn er dich Thu nicht gut endlich dem Satan übergebe? – S[ünder] Ja ein anders ist fragen was ich verdienet. Das ist Zorn und Ungnade zeitliche und ewige Verdammniß. Ein anders ist fragen ob mich GOtt nicht wieder zu Gnaden annehmen wolle? Mein lieber Herr will GOttes Gerichte mit menschlichen Gerichten abcirckeln und abmessen. Allein GOttes Gedancken sind nicht Menschen thörichte Gedancken. Es muß (hier nicht fürstlich sondern) geistlich gerichtet seyn spricht Paulus 1. Cor. 2, 14.“; a.a.O., B1r. 163 A.a.O., B4v.

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fen sey/ solches müsse ich abnehmen daher/ weil ich in der Zeit weder Gutes gethan noch thun wollen/ sondern in Verstockung und in des Teufels Stricken gelegen hätte!“164

Mit dem Hinweis, dass diese Ansicht vom Satan eingegeben sei, verwies der Prediger dann auf die Unverbrüchlichkeit des Taufbundes und auf die ewige Gültigkeit von Gottes Gnadenzusage unabhängig von der Würdigkeit des Einzelnen. Dies erklärte er dem zweifelnden Delinquenten an biblischen Aussagen. Dann widerlegte er den Einwurf, die von ihm vertretene Lehre würde eine falsche Sicherheit hervorrufen: „Wir lehren was uns GOtt befohlen hat/ und GOTT weiß schon besser/ ob seine Lehren zur Sicherheit der Sünder gerathen oder nicht. Die Leute haben so wunderliche Köpffe/ alles tadeln sie/ nur das ist noch nicht so deutlich von ihnen gesagt/ ob sie es gleich gnug zu verstehen geben: GOtt wisse nicht/ ob Er den Sündern Trost oder Zorn solle vortragen lassen. Mein was will da vor eine Sicherheit entstehen? Sagen wir denn zugleich: Es hat keine Gefahr/ der Tod köm[m]t bey dir erst in 20. 30. 40. 50. Jahren? Sagen wir denn/ du wirst auff diese Art sterben/ dich auffs Bett legen/ etliche Wochen kranck liegen/ und Zeit haben dirch zu GOtt zu bekehren? Mit nichten! Es wird zugleich seines Todes erinnert/ mit welchem die Gnaden=Zeit zu Ende läufft. Ach lieber GOtt! wenns ein Sünder nur bedächte! da wir ruffen: Thut Buße/ die Axt ist schon dem Baum an die Wurtzel gelegt! Solte er erwegen: wie bald können meine Lebens=Gei|ster zuflattern? wie bald das Hertz=Fläm[m]lein auslöschen? Von unten thut einer einen unglücklichen Tritt/ und bricht den Halß. Es fällt ein Stein oder Balcken von oben und schlägt einem andern den Kopff ein. [Es folgen weitere Beispiele unerwarteten Todes – A.G.] Und wer kan die unzehliche Arten erzehlen/ damit der Lebens=Faden und die Gnaden=Zeit zugleich abgeschnitten wird? Auch bey deinem Zustand merckest du in der Warheit: Durch die gantze Lebens=zeit/ rufft dich GOttes Gütigkeit!“165

Auf eine weitere Rückfrage bestätigte der Prediger dem Sünder, er könne sich gewiss auf Gottes Gnade verlassen. Nach gemeinsamen Gesang und Gebet wurde er zur Hinrichtung vorbereitet. Unmittelbar bevor die Henker mit dem Rädern begannen, absolvierte der Prediger den Delinquenten und begleitete dessen Hinrichtung mit tröstenden, auf die himmlische Seligkeit gerichteten Worten. Insgesamt wirkt die Schrift Seelmanns auf den Leser sehr eindrücklich, weil in ihr die abstrakte Diskussion um den Gnadentermin in einer Situation größter seelsorgerlicher Herausforderung exemplifiziert wird.166 Für den Gang der

164

Ebd. A.a.O., D1v–D2r. 166 Von der Wirkung der Lektüre von Arndts „Paradiesgärtlein“ und der seelsorgerlichen Ermahnung bei einem 1747 in Augsburg zum Tod verurteilten Ehepaar schildert ausführlich eine anonyme Schrift: Umständliche und zuverläßige Nachricht von den Lezten Tagen und Stunden [. . .]. o.O. o.J.; die Schilderung einer Hinrichtung in Ravensburg und der auf Trost zielenden, seelsorgerlichen Begleitung der verurteilten Frau gibt eine anonym veröffentlichte Schrift aus dem Jahr 1767 wieder; vgl. Nachricht von einer armen Sünderin [. . .], Biberach o. J. 165

10.5. Die bleibende Aktualität einer seelsorgerlichen Herausforderung

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Kontroverse hat diese Schrift aber keine Bedeutung gehabt,167 obwohl der erste Gesprächsteil in starker Übertreibung alle Vorurteile gegenüber dem gesetzlichen Rigorismus der Pietisten bedient. Bleibt man jedoch jenseits der Polemik auf der homiletischen Ebene, aus der auch Böse den Begriff des ‚terminus peremptorius‘ entwickelt hatte, liegen die Standpunkte der Streitparteien in ihrem paränetischen Gehalt nicht so weit auseinander, wie es im Gang der Kontroverse manchmal scheinen wollte. Konnten die Verteidiger des ‚terminus peremptorius‘ auf der Basis der lutherischen Lehrtradition die zeitliche Verortung dieser Frist nicht bestimmen (was ihnen zu recht von den Gegnern vorgehalten wurde), so herrschte doch Einigkeit darüber, dass das Hinauszögern der Busse gravierende Folgen für die Seligkeit haben konnte. So konvenieren die Aussagen beider Parteien – Ittig168 und Rechenberg169 – zur späten Buße doch weitgehend, da deren Aufrichtigkeit und Motivation oft zweifelhaft sei und Gottes Barmherzigkeit und Gottes Gerechtigkeit sich dem menschlichen Urteilsvermögen entziehen.

167 Im zweiten Wittenberger, im Regensburger und im Frankfurter Gutachten wird aber schon auf die fatalen Folgen der terministischen Lehre bei zum Tod Verurteilten hingewiesen; vgl. Reineccius, Bösianismus condemnatus . . . , 38 [korr. 39]; 59; 82; siehe auch oben Kapitel 3.10 und 6.12. 168 So etwa Ittig, Predigt von Jesu dem guten Hirten . . . , C4r: „ob wol die heilige Schrifft bezeuget/ daß die wahre Busse niemahls zu späte sey/ so ist doch auch zuwissen/ daß die allzuspäte Busse gar selten rechtschaffen sey/ und pfleget es denjenigen Leuten/ welche ihre Busse bis an das Ende sparen/ zugehen/ wie einem Patienten/ welcher hernach erst zum Medico schicken will/ wenn er schon mit dem Tode ringet.“; in Ittig, Rettung der theologischen Disputation . . . , 106, wird bei auch auf die entsprechende Passage aus dem Handbüchlein Johann Gerhards hingewiesen (vgl. Gerhard, Enchiridium consolatorium . . . 1, 64). 169 So die Mahnung in Rechenberg, Deutlicher Vortrag . . . , H3v–H4v; I1r –I3r, sich nicht auf die Buße am Sterbebett zu verlassen, denn, obwohl die Barmherzigkeit Gottes unendlich sei, sei bei gewohnheitsmäßigen Sündern die Aufrichtigkeit der Buße doch fraglich; ähnlich auch bei Richter, Ittigische Disputir-Künste . . . , 43. An diesem Diskussionspunkt spielt immer wieder der Bezug zur Formel ‚poenitentia seria nunquam sera‘ eine Rolle (in Anlehnung an Augustins Schrift „De vera et falsa poenitentia“, Kap. 17 [MPL 40, 1113– 1130, bes. 1127 f.]), die sich auch umformulieren lässt in ‚poenitentia sera raro vera, licet vera nunquam sera‘; Rechenberg, Vierdte Beylage . . . , 6 f. (unter Bezug auf HannekenHaberkorn, De poenitentia seria numquam sera . . . ).

11. Zusammenfassende Schlussbetrachtung Zu den Paradigmenwechseln in der Geistes- und Theologiegeschichte gegen Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts liegen zahlreiche Forschungen mit ganz unterschiedlichen methodischen und inhaltlichen Schwerpunktsetzungen vor. Angesichts des Forschungsstandes zur Entwicklung, Ausprägung und (inhaltlicher wie chronologischer) Verzahnung der Phänomene ‚[Spät-] Orthodoxie‘, ‚Pietismus‘ und ‚Frühaufklärung‘ hat sich die vorliegende Studie zur Aufgabe gestellt, einen thematisch ausgewählten und lokal ausgeprägten Gegenstand zu behandeln und ihn in einem größeren Zusammenhang zu verorten. Unter zusammenfassenden Gesichtspunkten soll der Verlauf des terministischen Streits nun noch einmal rekapituliert und an die in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts geführte Diskussion um die Verortung des Themas innerhalb der Auseinandersetzungen zwischen Spätorthodoxie und Pietismus erinnert werden. Die unmittelbaren Voraussetzungen für den Streit lagen in Sorau in der Niederlausitz, dem Wirkungsort des Diakons Johann Georg Böse.1 Die kirchliche und religiöse Situation vor Ort sowie die prägenden Einflüsse auf Böse machen die anfängliche Dynamik der Auseinandersetzungen um die Person Böses, aber vor allem um seinen Traktat „Terminus Peremptorius“ (1698), deutlich. In besonderer Weise wurde an dieser Publikation und ihrem Verfasser ein Exempel statuiert, um den Einfluss, den der Pietismus auf ein lokales Kirchenwesen zu gewinnen schien, zurückzudrängen. Die Verantwortlichen selbst haben dafür gesorgt, dass die Angelegenheit durch ein Begutachtungsverfahren lief (Gutachten aus Leipzig, Wittenberg und Rostock), das seinerseits eine eigene Dynamik entwickelt hat. 2 Der eigentliche Streitbeginn ist durch die Widersprüchlichkeit der Gutachten (bes. zweites Leipziger und zweites Wittenberger Gutachten) gegeben, der Streit selbst ist durch die Präsentation des Themas auf Katheder und Kanzel ins Rollen gekommen. Flankierend dazu sind in wenigen Jahren fast 250 Druckschriften entstanden, in denen sich die streitenden Parteien positionierten. Zum Zentrum der Auseinandersetzung war Leipzig geworden, wo an der theologischen Fakultät die beiden Hauptkontrahenten – Thomas Ittig und Adam Rechenberg 1 2

Kapitel 2. Kapitel 3.

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11. Zusammenfassende Schlussbetrachtung

– wirkten. Mehrere Ebenen der Streitführung haben sich dabei durchdrungen und ergeben erst in der Gesamtschau ein abgerundetes Bild vom Ausmaß der Kontroverse. Bei der Rekonstruktion des Verlaufs der Kontroverse haben sich drei wesentliche Ebenen als konstitutiv für das Streitgeschehen herausgestellt. Zunächst ist anhand der materialreichen Überlieferung der Theologischen Fakultät Leipzig in erstaunlicher Breite die fakultätsinterne Auseinandersetzung greifbar. Hier war es nötig und hilfreich, die personellen Gegebenheiten und institutionellen Voraussetzungen an der Fakultät sich genau zu vergegenwärtigen, da sich viele der im Streit artikulierten Sachverhalte erst dadurch richtig einordnen lassen. Die Kenntnis dieser Quellen macht auch verständlich, wie stark und auf welchen Wegen die Hauptkontrahenten Ittig und Rechenberg sich im Kollegenkreis um Koalitionspartner bemühten bzw. im Schülerkreis Anhänger gewannen, die dann selbst aktiv am Streitgeschehen teilhatten.3 Somit sind die personellen und institutionellen Gegebenheiten an der Universität Leipzig ausschlaggebend für die Entwicklung des gesamten Streites. 4 Als eine zweite wichtige Ebene in der Darstellung des Streitverlaufs hat sich die Einholung theologischer Gutachten gezeigt. Ihnen und ihrer Verwertung kam für die Austragung des Streites eine ganz entscheidende Funktion zu. Die punktuellen Hinweise auf universitäre Herkunft, Tätigkeitsschwerpunkte und lokale Besonderheiten der Gutachtenverfasser und ihrer Wirkungsstätten haben gezeigt, wie die Rede vom ‚consensus orthodoxus‘ einzuschätzen ist, den auch beide Parteien für sich in Anspruch genommen haben. Anhand der Gutachten konnte wenigstens schlaglichtartig auch die Haltung ihrer Verfasser zur Pietismusproblematik eruiert werden, so dass am Beispiel von etwa zwei Dutzend geistlichen Ministerien und theologischen Fakultäten eine ‚Stimmungslage‘ zu ermitteln war. Im terministischen Streit bekamen die Gutachten, die besonders im Luthertum ein wesentliches Instrument herkömmlicher Konfl iktregulierung waren, eine neue Rolle. Bereits in der Phase ihrer Einholung und noch mehr in der Phase ihrer publizistischen Verwertung trugen sie im Kontext des terministischen Streits eher zur weiteren Deregulierung bei.5 3 Die Kenntnis der personellen und institutionellen Gegebenheiten am Streitzentrum – dies gilt im vorliegenden genauso für Sorau wie für Leipzig – eröffnet ein nicht zu vernachlässigendes Feld im gesamten Streitgeschehen, was auch Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 27 f., feststellt, obwohl Gierls Untersuchung dann nur den im Medium der Publizistik geführten Streitvollzug im Blick hat. 4 Kapitel 3.1.1.; 3.7.1.; sowie Kapitel 4.1.; 4.2.; 5.1.; 9.1.; 10.1. 5 Besonders Kapitel 3.7.2.; 3.10. sowie 6.1.; 6.2.; 7.1.; 7.2. – Die Rolle der Gutachten im terministischen Streit unterschied sich so signifikant zu anderen Fällen, in denen eine mehrfache Begutachtung stattfand, z. B. in den 1670 gegen Stenger publizierten Gutachtem oder auch bei den Gutachten im Fall des Pommerschen Predigers und Spenerfreundes Philipp Christoph Zeise im Jahr 1689, die trotz breiter Diskussion nicht in der literarischen Öffentlichkeit ausgebreitet wurden; vgl. Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 41.

11. Zusammenfassende Schlussbetrachtung

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Auf der dritten Ebene ist auf die große Menge der publizierten Streitschriften hinzuweisen. Wichtig für die Rekonstruktion des Streitverlaufs war dabei zunächst eine umfassende bibliografische Aufnahme, die erheblich über den bisherigen Forschungsstand hinaus geht. 6 Für die Strukturierung der Kontroverse wurden einzelne Streitensembles gesondert zur Darstellung gebracht. Herausragend war in dieser Hinsicht vor allem eine Serie von Streitschriftenensembles, die sich in Reaktion auf Rechenbergs „Deutlichen Vortrag“ (1700) entzündet hat. Diese Schrift führte zum einen etwa ab Herbst 1700 in Leipzig, Wittenberg und Rostock zu einer Reihe publizistischer Anstrengungen. 7 Zum anderen knüpften daran auch die Streitschriftenensembles an, die sich unmittelbar auf Rechenbergs „Siebende Beylage“ und „Achte Beylage“ bezogen und sich bis ins Jahr 1703 erstreckten. 8 Im Anschluss an diese eine Schrift (Rechenbergs „Deutlicher Vortrag“) und ihre Rezeption ist insgesamt ein erstaunliches Maß von publizistischer Konsistenz im terministischen Streit erkennbar gewesen.9 Die Menge der Texte einzelner Streitautoren, die sich zu einer ‚Kette‘ von aufeinander Bezug nehmenden Repliken zusammenfügen lassen, ist beachtlich und geht über das Maß der sonstigen Streitschriften innerhalb der pietistischen Streitigkeiten deutlich hinaus.10 Neben diesen strukturellen Beobachtungen lassen sich zusammenfassend auch inhaltlich einige wesentliche Aspekte des Streitthemas ‚terminus peremptorius‘ beobachten, die sich beinahe durch die gesamte Kontroverse durchziehen. Dazu gehört zweifellos die Problematik des ‚status controversiae‘, die sich in zwei Sachfragen aufspaltet, erstens in die Frage der inklusiven oder exklusiven Rede von den ganz Verstockten – sind also, wenn von Gottes Gnadenhandeln gegenüber allen Menschen die Rede ist, auch die ganz Verstockten gemeint oder gehören diese nicht dazu – und zweitens in die Frage des Verhältnisses der göttlichen Willensakte (‚voluntas antecedens‘ – ‚voluntas consequens‘) in Bezug auf das Gnadenhandeln gegenüber dem Menschen. Der terministische Streit stellt insgesamt zweifellos eine lokal, personell und sachlich umgrenzte Teilkontroverse innerhalb der pietistischen Streitigkeiten dar. Er ist in die Phase des zweiten Höhepunktes der gesamten pietistischen 6

Siehe unten Anhang 1, S. 373–446. Kapitel 5.2.; 5.3.; 5.4. 8 Kapitel 8.1.; 8.2. 9 Am offenkundigsten ablesbar ist dies an den Übersichten der Druck- und Streitschriften, die mehreren Abschnitten beigefügt sind. – Für die Strukturierung des Materials konnte auf die generellen Vorarbeiten Gierls zur zeitgenössischen Publizistik in der Pietismuskontroverse zurückgegriffen werden; vgl. Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 33–36. 10 Nach Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 35, sind zwei Drittel der Texte Teil eines drei- oder mehrstufigen Streitensembles. Dies wird im terministischen Streit weit überboten, wenn man sich nur die Streitstränge Ittig-Rechenberg, Stolze-Pape und Niehenck-Besseritz vergegenwärtigt. 7

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11. Zusammenfassende Schlussbetrachtung

Streitigkeiten zu verorten und spielt zugleich an einem ihrer fünf Hauptzentren bzw. er hat dort sein eigenes Zentrum.11 Von daher ist auch zu erklären, wie sich die Streitgegner ‚gefunden‘ haben, denn dem Konflikt um den Gnadentermin ging eine jahrelange Verfestigung der Konfliktgruppen voraus, die als einigendes Band mehrerer Streitteile der gesamten pietistischen Streitigkeiten zu sehen ist. Nicht zufällig haben also Autoren, die am terministischen Streit beteiligt waren, auch vorher oder nachher mit gegnerischen Theologen die Klingen gekreuzt.12 Diese größeren Zusammenhänge, die die Einbindung des terministischen Streits in das Gefüge der pietistischen Streitigkeiten deutlich werden lassen,13 können an einigen Beispielen und ihren publizistischen Reaktionen illustriert werden. Zunächst ist auf zwei Autoren hinzuweisen, die bereits am Zenith des terministischen Streits in die publizistischen Auseinandersetzungen involviert waren. Der erste der beiden, Sebastian Edzard in Hamburg, begann schon früh damit, die Kontroverse um den Gnadentermin in den größeren theologischen Diskurs unter den Zeitgenossen einzuordnen. Er packte als überzeugter und kämpferischer Vertreter des orthodoxen Luthertums in eine Schrift des Jahres 1703 die Abscheu vor dem Unwesen der Pietisten unterschiedslos zusammen und subsumierte seine Gegner unter den Stichworten ‚Schwärmer‘ und ‚Fanatiker‘.14 Jeweils separat rechnete er außerdem in schonungsloser Polemik mit Rechenberg und Spener ab.15 Auf diesen Vorarbeiten aufbauend folgte schließlich in deutlichem zeitlichen Abstand 1723 seine Schrift „Fundamentalis Deductio“. Auch der andere der beiden Autoren, die schon während der Hochphase der Kontroverse in Erscheinung getreten waren, trat erneut an, um den Terminismus im Rahmen des Pietismus zu verorten. Der Danziger Theologe Samuel Schelwig behandelte das Thema in seiner mehrfach aufgelegten „Synopsis“, in der er, nach Lehrstücken sortiert, theologische Auseinandersetzungen der jün11 Hinsichtlich der lokalen Dimension rechnet Gierl, Pietismus und Aufklärung . . ., 37, die Städte Leipzig, Wittenberg, Gießen, Halle und Hamburg zu den Zentren pietistischer Streitigkeiten. Im terministischen Streit kommt nicht nur Leipzig die Hauptrolle zu, sondern auch Wittenberg, Halle und Hamburg kommen als Druck- und Wirkungsorte von Autoren vor. – Bezüglich der zeitlichen Dimension fällt der terministische Streit nach Gierl (a.a.O.) in die zweite von zwei Kulminationsphasen (ca. 1689–1692 und Anfang des 18. Jh.) der pietistischen Streitigkeiten, die insgesamt etwa 1675 eingesetzten und um 1730 allmählich ausklangen. 12 Allgemein vgl. auch a.a.O., 47. 13 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 918–921. 14 Die Schrift ist in lateinischer und deutscher Sprache erschienen: Edzard, Impietas Cohortis Fanaticae . . . ; ders., Die Gottlosigkeit Des Pietistischen Schwärmer Hauffens . . . ; gegen die terministische Lehre ebd., 25–27. Namentlich setzt er sich darin (so schon Stolze vor ihm, vgl. oben Kap. 8.2.) tadelnd mit den Brüdern Pape auseinander. – Gegen diese Schrift erschien mit Pseudonym: Pherandrus, Epistola ad amicum . . . , worin die im Stile des römischen Katholizismus betriebenen Verketzerungen Edzards scharf kritisiert wurden. 15 Edzard, Stimuli Conscientiae Rechenbergianae . . . ; ders., Coena Domini . . . .

11. Zusammenfassende Schlussbetrachtung

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geren Vergangenheit rekapituliert, die unter dem Deckmantel der Frömmigkeit geführt worden sind. Im Lehrpunkt „De gratia Dei“ äußerte er sich hauptsächlich zum terministischen Streit16 und vertrat die Meinung, dass Spener das Fundament zur terministischen Lehre gelegt hat.17 Erst durch dessen Anregung hätten andere Theologen die Ansichten zum Gnadentermin angenommen. In den Anhang zu dieser Schrift setzte er einen Katalog der Wahrheitszeugen, der zahlreiche Publizisten der Terminismuskontroverse aus dem orthodoxen Lager nennt.18 Auf Schelwigs Äußerungen hin – wahrscheinlich erst durch eine der späteren Auflagen veranlasst – antwortete Heinrich Lysius19 1712 in seiner Schrift „Synopsis controversiarum“20 und verteidigte die Annahme eines Gnadentermins. Auch Joachim Lange, der Wortführer der Hallenser Theologen, 21 druckte in seinem 1711 gedruckten „Antibarbarus orthodoxiae“22 einen mit dem Titel „M I H R P orthodoxa defensio doctrina de termino gratiae revocatricis adversus Φλυαρίας Schelwigii“ überschriebenen Abschnitt ab23 und ordnete den terministischen Streit unter die theologischen Problemstellungen ein, über die zu Unrecht in verketzernder Absicht verhandelt werde. Nach diesen beiden Autoren ist auf einen Theologen hinzuweisen, der zu den profiliertesten und produktivsten Vertretern der lutherischen Spätorthodoxie gehört: Valentin Ernst Löscher. 24 Er hatte bereits in der Spätphase des terministischen Streits als Rezensent Rechenbergs gegen die terministische Lehre votiert und rechnete 1711 in der ersten Textfassung des „Timotheus Verinus“25 die 16 Schelwig, Synopsis . . ., 133–139 (identische Seiten in den späteren Ausgaben 1703, 1705 und 1720). 17 Er erwähnt von den Vertretern der terministische Lehre überhaupt nur dessen Namen; vgl. Schelwig, Synopsis . . ., 134. 18 A.a.O., Hh4r –Hh7r. 19 Veronika Albrecht-Birkner, Art. ‚Lysius, Heinrich‘, RGG 4 5, 631 f. 20 Heinrich Lysius, Synopsis controversiarum, [. . .] In qua Orthodoxia evangelica a novis corruptelis, & B. Philippus Jac. Spenerus, aliique Theologi orthodoxi, a Calumniis D. Samuelis Schelvigii, aliorumque Novatorum, vindicantur [. . .], Halle 1712, 329–355 (Art. XV). 21 Udo Sträter, Art. ‚Lange, Joachim‘, RGG4 5, 70; vgl. auch Petzoldt, Der unterlegene Sieger . . ., 37. 22 Joachim Lange, Antibarbarus Orthodoxiæ Dogmatico – Hermeneuticus, Sive Systema Dogmatum evangelicorum, solide demonstratorum, a pseudevangelicis autem temere impugnatorum, atque ita simul Controversiarum, sub specie orthodoxiæ, ex impietatis affectu, adversus B. D. Phil. Iac. Spenerum, aliosque sincere orthodoxos, indignissime motarum. Partes Posteriores [. . .], Halle 1711, 741–760. 23 Als Verfasser dürfte am ehesten M(agister) J(eremias) H(einrich) R(ichter), P(astor), in Frage kommen, der an Rechenbergs Seite 1703 gegen Ittig publiziert hatte; vgl. oben Kapitel 9.1. 24 Valentin Ernst Löscher (1673–1749), Sohn des Wittenberger Theologieprofessors Caspar Löscher (siehe oben Kapitel 3.5.), war ab 1699 Superintendent in Jüterbog, 1702 in Delitzsch. 1707 wurde er Theologieprofessor an der Leucorea, zwei Jahre später Superintendent und Oberkonsistorialassessor in Dresden; Johannes Wallmann, Art. ‚Löscher, Valentin Ernst‘, RGG4 5, 518; vgl. auch Rotermund, Orthodoxie und Pietismus . . .; Petzoldt, Der unterlegene Sieger . . .; Greschat, Zwischen Tradition . . ., 20–75. 25 Unschuldige Nachrichten . . . 1711, 672–714; bes. 700 f.

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11. Zusammenfassende Schlussbetrachtung

Lehre von einem absoluten Gnadentermin, nach dessen Ablauf Gott sich nicht mehr um die Seligkeit des Menschen kümmert, wie sie von Böse, Rechenberg und den Hallenser Theologen vertreten wurde, zu den schädlichen pietistischen Lehren (‚malum pietisticum‘). Im „Vollständigen Timotheus Verinus“ von 1718, einer erweiterten und systematisierten Fassung des früheren Textes, wiederholte er diesen Standpunkt 26 und benannte vier charakteristische Punkte dieser Lehre. Erstens könne die vorhergehende Gnade von Gott einem Menschen vor seinem Tod gänzlich entzogen werden. Zweitens könne der allgemeine vorhergehende Gnadenwille Gottes gegen einen Menschen in diesem Leben gänzlich aufhören. Dies habe seine Ursache in einem „blossen/ ohne Absehen auf der Menschen besondere Wiederstrebung“ gefassten Dekret Gottes. 27 Drittens könne ein ‚relapsus‘ nicht wieder bekehrt werden. Viertens könne es sein, dass von zwei Sündern, die gleich widerspenstig sind, der eine, dessen Gnadenfrist noch nicht abgelaufen ist, noch bekehrt werden kann, der andere aber, da seine Gnadenfrist bereits vorbei ist, nicht mehr zu bekehren ist. Gegen Löschers Darstellung der terministischen Lehre wurde im Rahmen von Joachim Langes „Abgenöthigter völliger Abfertigung“28 eine anonyme29 „Gründliche Ablehnung“ abgedruckt, in der klar gestellt wurde, dass Löscher in seinem „Vollständigen Timotheus Verinus“ – „einer Rhapsodia sycophantica“ – die terministische Lehre falsch dargestellt hatte. Denn niemals hätte jemand – und dies in vollem Konsens mit dem Luthertum – behauptet, dass die vorhergehende Gnade Gottes einem Menschen vor seinem Tod gänzlich entzogen sei und der Gnadentermin absolut gelte. Vielmehr sei stets die Rede gewesen vom nachfolgenden Straf- und Gerichtswillen Gottes. Folglich sei es auch falsch, wenn Löscher es als Meinung der Terministen ausgebe, dass der allgemeine vorhergehende Gnadenwille gegen einen Menschen in diesem Leben gänzlich aufhören könne. Gott, der den bußfertigen Sündern immer seine Gnade verheiße, habe den ruchlosen und verstockten Sündern nirgendwo versprochen, dass er seine Gnade ihnen bis in den Tod geben wolle. Er habe vielmehr das Gegenteil, den gänzlichen Entzug der Gnade, angedroht. Auch die Behauptung Löschers, es würde sich um ein unabhängig vom Menschen gefälltes Dekret Gottes handeln, dass ein ‚relapsus‘ nicht wieder könne bekehrt werden, wird abgelehnt.30 Diese Ansicht gehöre vielmehr zu den calvinistischen Irrtümern, die Rechenberg mehrfach widerlegt habe. Die Ungleichbehandlung von zwei Sündern, die Löscher kritisch referiert hatte, lasse sich aus FC 11 beant26 Valentin Ernst Löscher, Vollständiger Timotheus Verinus [. . .]. 1. Bd. Wittenberg 1726, 449–452 (Kap. 7). 27 A.a.O., 451. 28 Joachim Lange, Abgenöthigte völlige Abfertigung Des so genannten Vollständigen Timothei Verini Herrn D. V. E. Löschers/ [. . .], Halle 1719, 178–187. 29 Als Verfasser ist hier wiederum wegen der inhaltlichen Rückverweise auf den Abschnitt in Langes „Antibarbarus orthodoxiae“ Johann Heinrich Richter anzunehmen. 30 Lange, Abgenöthigte völlige Abfertigung . . ., 182.

11. Zusammenfassende Schlussbetrachtung

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worten: Gott hat einem jeden Menschen Zeit und Stunde seines Bekehrungsrufes bestimmt und er hat es in seiner Macht, sein Gnadenangebot in mehr oder weniger großer Fülle zu gewähren. Dann kritisiert der Autor Löschers Autoritätenbelege und die von ihm in die Diskussion eingebrachten Fragen. In einem Abspann zu dem abgedruckten Text, den Lange selbst verfasst hat, gesteht dieser, in die zuvor abgedruckte Darstellung mildernd eingegriffen zu haben, um die Diskussion nicht erneut anzuheizen, denn: „Ich bin auch des Dinges nur allein bey den erörterten dreyen Capiteln 31 aufs neue so müde worden/ daß mich nach dem Ende verlanget: nicht/ als wenn es eine so schwere Sache wäre/ eine solche Schrift/ als der Timotheus ist/ zu beantworten/ sondern weil man es darinnen mit so vielen Dornen und Disteln des irrigen und verkehrten/ auch sophistischen und pharisaeischen/ Wesens zu thun hat.“32

Die Beschäftigung mit dem Gegenstand des terministischen Streits hatte sich demnach auf dem Weg der Polemik erschöpft, erst später ist das Thema nochmals Gegenstand im akademischen Diskurs geworden, was aber keine weiteren publizistischen Folgen hatte.33 Auch waren nach dem Ende des Streites (nach 1710) weitere Nachdrucke von Disputationen erschienen, die in der Terminismuskontroverse eine prominente Stellung eingenommen hatten. Darunter zählte auch die erste Disputation zum Thema, die „Disputatio theologica de termino gratiae divinae“ (1699), die unter Fechts Präsidium in Rostock abgehalten wurde.34 Unterdessen hatte jedoch bereits die Historisierung der Kontroverse eingesetzt, die maßgeblich von dem Jenenser Theologen Johann Georg Walch bestimmt wurde.35 In besonderer Weise sind am Gegenstand des terministischen Streits die Aporien der pietistischen Auseinandersetzungen festzustellen. Dies lag an der Herangehensweise an die sachlichen Probleme um den Gnadentermin bzw. die Gültigkeit göttlicher Gnadenverheißungen, die primär ein seelsorgerlicher Topos sind und im Verlauf der Kontroverse immer mehr verabsolutiert wurden. Schon

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Im 7. Kapitel des „Vollständigen Timotheus verinus“ ging es um den Gnadentermin. Lange, Abgenöthigte völlige Abfertigung . . ., 187. 33 Johann F. Wucherer, Disputatio theologica qua sistitur Paulus in epist. ad Hebr XII, 15–17 termino salutis humanae peremptorio minime favens, o.O. 1734; Christian Sigismund Georgi-Ernst Gottfried Coccius, Dissertationem theologicam de termino salVtis non peremtorio ad Locos Rom. XIII, 11–14, et XV, 4–13 IllVstrandos [. . .], Wittenberg [1759]. 34 Fecht-Hoffmann, De Termino Gratiae Divinae . . . ; dies., Dispvtatio Theologica Exegetica De Termino Gratiae Divinae, Ex Esa. XLIX. 8. coll. 2. Cor. VI. 2. 3. Oder: Von der Göttlichen Gnaden=Zeit. [. . .], Jena 1732. 35 Walch, Historische und Theologische Einleitung . . . 2, 851–992; vgl. oben Kapitel 1.4. 32

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11. Zusammenfassende Schlussbetrachtung

die Akteure36 des Streits und ihre Zuschauer37 haben darüber Unbehagen empfunden. An diese Aporien schloss sich auch die Wahrheits- und Konsenskritik durch die Anhänger des Terminismus an, was einer der Beteiligten – der Zeitzer Prediger Ferdinand Helfrich Lichtscheid – einmal im Laufe der Kontroverse an einem alttestamentlichen Beispiel (Ri 19 f.) veranschaulichte: „Die Andere Haupt=Hinderniß betreffend/ ist es der Mangel der gesammten vollständigen Vorstellung der Wahrheiten/ die in einem Begriff aneinander gefüget sind. Wenn diese nicht gantz vor den Augen liegen/ so gehet es wie mit jenes Leviten zerstückten Kebs=Weib/ da ieder von den 12. Stämmen Israel ein Theil davon zugeschickt bekam/ aber diese Zertheilung war ein Anlaß zu einem erbärmlich verderbenden Krieg/ wann das Weib lebendig und gantz geblieben wär/ würde dergleichen Schade in Israel schwerlich geschehen seyn. In diesem Gnaden=Streit ist ein gantzer an einander gegliederter Circulus actionum Dei & Hominis, ein Umkreiß und Folge der Handlungen oder Würckungen GOttes und des Menschen/ da muß nun der gantze Kreiß vor die Augen geleget/ und der eigentliche Punct in der peripheria oder Umfassungs=Linie gezeiget werden/ warum die gegenwärtige Frage sey. Sonst nimmt einer diß/ der ander ein anders Stück vom Circkel/ und denckt er habe das rechte ergriffen.“38

So erscheint schon den Zeitgenossen der terministische Streit als eine Reihe von gewollten Missverständnissen, die sich wegen der genannten Aporien um die Sicherheit im Heilsstand, über den unterschwellig auch in der lutherischen Orthodoxie nicht nur eine Meinung möglich war, nicht mit Sicherheit auflösen ließen und lassen. Die Kenntnis des terministischen Streits, bei dem es letztlich um elementare frömmigkeitspraktische Fragen ging, ist vor diesem Hintergrund ein wichtiger Baustein für das Verständnis der Auseinandersetzung zwischen lutherischer [Spät-]Orthodoxie und dem Pietismus, und er zeigt die Ambivalenz beider Phänomene. 36 Rechenberg, Einige kurtze Anmerckungen . . . , 3 f. schreibt: „Man hat nicht so wol M. Bösens Tractat de Termino Salutis Peremptorio vertreten, welches in einem weitläuffigen Buche, und | zwar nicht ohne gewisse restrictiones, limitationes und declarationes hätte geschehen müssen, als vielmehr die Unschuld des hart-verfolgten und sehr gedrückten, nunmehro seligen Mannes, Amts und Gewissens halber retten wollen; indem ja derselbe von dieser materie nur homiletice, nicht aber acroamatice geschrieben, und zwar aus einer guten intention, in absehen auf die rohen, sichern und muthwilligen Sünder, welche immerzu auf Gottes Barmherzigkeit und das theure Verdienst Christi frevelhafftig Sünde mit Sünde häuffen, und ihre Busse biß auf die letzte Todes Stunde verspahren wollen; Da er denn nichts geschrieben, was nicht zuvor quoad realia, von so viel hundert Lehrern und Predigern unsrer Kirchen theils mündlich, theils schrifftlich, ohne einigen Wiederspruch, wäre vorgebracht worden“. 37 Feuerlein, Bedencken über der erregten Streit-Frage . . . , 20, fügt an das Ende seiner Schrift entschuldigend an: „daß es je kein Wunder sey/ wann man von äussert verhärteten Leuten nicht gelind sondern hart rede/ und daß manches etwa auch von dieser Materi mehr homiletice als acroamatice möchte geschrieben seyn/ alles aber aus guter Intention sey geflossen/ den Rohen und Sichern ihr Polster zu benehmen/ daß sie schaffen möchten mit Furcht und Zittern der Hölle zu entgehen und selig zu werden.“ 38 Lichtscheid, Gezeigte Wahre Friedens-Mittel . . . , 61.

Anhänge 1. Bibliografie der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710) Vorbemerkung: In der folgenden Bibliografie erfolgt für jeden nachgewiesenen Druck der Jahre 1698 bis 1710 eine vollständige Wiedergabe des Titelblattes.1 Dabei konnten aus technischen Gründen Schriftart (Type), Schriftschnitt (kursiv, fett), Schriftgrad (Größe) nicht berücksichtigt werden; vereinfacht erscheinen auch die römischen Zahlen beim Druckjahr, wenn es sich um die Kombination von gespiegelten Buchstaben I und C handelt. Beachtung finden jedoch der Buchstabenbestand und Schrifteffekte (Kapitälchen, Großbuchstaben usw.) sowie der Zeilenumbruch („||“). Dadurch werden satzdifferente Ausgaben kenntlich gemacht, ohne dass aber auf zeitliche oder stemmatische Abhängigkeiten mehrerer Druckausgaben einer Schrift hingewiesen werden konnte; 2 deshalb erfolgt die Bezeichnung der satzdifferenten Ausgaben mit ‚A‘ – ‚a‘ – ‚α‘ – ‚κ‘ – ‚B‘ usw. Hinweise auf Vignetten, Zierstücke und Schmuckleisten auf den Titelblättern sind nicht in dieser Bibliografie enthalten. Vor jedem Druck steht in einer Zeile der abgebrochene Titel mit Jahresangabe, wie er in den Fußnoten der vorliegenden Arbeit angegeben worden ist. Neben der Wiedergabe des Volltextes der Titel sind die Größenbezeichnung (überwiegend Quart „4°“) und der Umfang der Schrift angegeben. Eingerückt und in kleinerem Schriftgrad folgen die Nachweise in den zeitgenössischen Verzeichnissen terministischer Drucke (vgl. oben Kapitel 10.4.). Dann folgen für die Drucke bis einschließlich 1700 die VD 17-Nachweise und bei allen Drucken Signaturangaben der benutzten Exemplare. Diese Angaben können nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Für wenige Drucke (siehe die entsprechenden Hinweise am Ende jedes Eintrages) sind sonstige Spezialbibliografien angegeben (z. B. Appenzeller). Ebenso wurden Nachdrucke in Sammelausgaben aus späteren Jahren vermerkt. [Abdruck Eines Schreibens des Königl. Hohen Rahts Ihro Maj. von Schweden . . . 1703] e Abdruck/ || Eines Schreibens || Des Konigl. Hohen Rahts || Ihro Maj. von Schweden || e An || Die Pommersche Regierung. || Wie auch || Der Lobl. Universität Hall || Klage/ || An

1 Spätere Drucke, die sich inhaltlich mit dem Thema des terministischen Streits beschäftigen (etwa aus dem weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts) sind ausnahmslos mit gekürzten bibliografischen Angaben im Literaturverzeichnis (siehe unten Anhang 3) zu finden. 2 Dies hätte sich nur dann realisieren lassen, wenn es möglich gewesen wäre, alle Ausgaben an einem Ort vollständig miteinander zu vergleichen.

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Anhänge e

e

|| J. Kon. Maj. in Preussen/ || Zusammt dem Konigl. || RESCRIPTO. || Gedruckt den II. May 1703. Format und Umfang: 4°; [8] Bl. Leipzig, UB: Vit.N. 1505/86

[Abgenöthigte Ablehnung . . . 1701(A)] e Abgenothigte || Ablehnung || Einiger grausamen Injurien/ || So der || AUTHOR || Des e e sogenannten || Kurtzen Vorberichts || Von || Des Seligen Bosen Buchlein/ || De Termino salutis peremptorio, || Wider Seligen || D. HEINRICH MÜLLER || ausgegossen zu seyn schreibet/ || Entworffen von einem || Dem Seligen Manne verbundenen. || Im Jahr Christi 1701. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XLIX Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(9)

[Abgenöhtigte Ablehnung . . . 1701(a)] e Abgenohtigte || Ablehnung/ || Einiger grausamen Injurien/ || So der || AUTHOR || Des e e sogenannten || Kurtzen Vorberichts || von des Seligen Bosen Buchlein/ de || termino salutis peremtorio, || Wider Seligen || D. HENRICH MÜLLER || ausgegossen zu seyn schreibet/ || Entworffen von einem || Dem Seligen Manne verbundenen. || Im Jahr Christi 1701. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 23

[Adam: Der freudige Zugang zur Gnade Gottes . . . 1701] Der freudige Zugang || Zur Gnade Gottes/ || biß ans Ende Menschlichen Lebens/ || bey Gelegenheit der Frage: || Ob allen Menschen/ und also auch den halsstarrigen und || e e e verstockten Sundern die Gottliche Gnaden=Thure biß || ans Ende des Lebens offen stee he? || Von dem Vortrefflichem und seiner Zeit Weltberuhmten/ Geistreichen/ || Hamburgischen Theologo, Herrn D. PHILIPPO NICOLAI, || Pastore der S. Catharie nen=Kirchen in Hamburg in seiner so genannten || Schul-Fuhrung des Pierii Anno 1603. erwiesen/ || und bey itzigen neuen Erregung dieser Hochwichtigen Frage || mit einigen e e in der H. Schrifft und Bekantnußen der Evangelischen Kirchen || und dero auffrichtigen e e e Lehrer/ gegrundeten kurtzen Erlauterungen || Zum Preiß Gottl. Gnade/ und Trost || der e betrubten Gewißen || wiederholet und dargestellt || von Joh: Christian: Adami, der H. Schrifft Doct: || des Geistl. Consist. Im Marggr. Niederl. Assess. Wie auch Pastor. Primar. || und Inspect. S. zu Luckau. || ZWICKAU/ || Gedruckt bey Christian Bittorffen/ Anno 1701. Format und Umfang: 4°; 118 S. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXIV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXVI Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 6 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/6 München, UB: 4 Theol. 5184(7 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 61

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

375

[Altmann: Schrifftmäßige Untersuchung . . .1701] e M. Jo. Heinrich Altmanns/ P. L. || Schrifftmaßige || Untersuchung/ || Der von || Herrn Joh. George Neumann/ || S. S. Theol. D. & P. P. || am XXII. Sontage Trinit. || In der Schloß=Kirche zu WIttenberg || gehaltenen Predigt || Uber die Frage: || Ob denen bee e harrlich boßhafften und gantz verstockten Sundern || Die Gnaden=Thur/ || biß an ihr Lebens=Ende offen stehe? || LEIPZIG/ || Zufi nden bey Jacob Fritschen/ 1701. Format und Umfang: 4°; [19] Bl. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LVII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LI Augsburg, StSB: 4 ThS 25 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 27 München, UB: 4 Theol. 5184(11

Arcularius siehe auch: Bescheidene Antwort . . . 1702 [Auff den . . . Vorbericht und dessen Continuation . . . erfolgter ausführlicher Gegenbericht . . . 1701] Auff den || in Halle gedruckten || Kurtzen Vorbericht || und dessen || CONTINVATION || von || M. Bösens Büchlein/ || de || Termino Peremtorio, || erfolgter ausführlicher || Gegenbericht/ || gestellet || von des Autoris || Auffrichtigen Lands-Mann. || Gedruckt/ Nieder Lausnitz/ A. 1701. Format und Umfang: 4°; [27] Bl. Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXVII Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 3

[Bescheidene Antwort . . . 1702] Bescheidene || Antwort || auff die || Erinnerung= || und || Harte Beschuldigungen/ || womit || S. T. Herr D. Rechenberg/ || Theol. Prof. Prim. zu Leipzig/ &c. || in seiner || Achten Beylag/ || Neben andern/ das Responsum des Minist. zu || Franckfurt/ abfertigen wollen. || Zu Rettung der Unschuld || auffgesetzt || von dem Concipienten des obgedachten || Responsi. || Gedruckt im Jahr 1702. Format und Umfang: 4°; 40 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. Nr. CXXII Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 30 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/33

[Besseritz: Schrifftmäßige Prüfung . . . 1701] e e Schrifftma ßige || Prufung || Herrn || M. ZACHARIÆ GRAPII, || der Heil. Schrifft Dd. P. P. und Ar-||chi-Diaconi zu Rostock/ || gehaltenen || Buß=Predigt/ || Von der || Vere saumten GOttes=Gnade || aus Rom. II. vers. I. –- II. || auffgesetzt || Von || M. Johann Sigismund Besseritz. || Leipzig/ || Zu finden bey Johann Heinichens sel. Wittwe. || Druckts Johann Heinrich Richter/ 1701. Format und Umfang: 4°; 39 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. L Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XLIX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XLIV

376

Anhänge

Augsburg, StSB: 4 ThS 163 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 11 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/34

[Besseritz: Spermologia Niehenckiana . . . 1702] e Spermologia Niehenckiana, || d. i. || Liederliches Geschwatz/ || Womit || M. GEORG. FRIDERICUS || NIEHENCK, Rostoch. Baccal. || Zur Vertheidigung seines lieben || Vetters/ || HERRN || M. ZACHARIÆ GRAPII, || Der H. Schrifft Doctorandi, P. P. und e e || Archi-Diaconi zu Rostock/ || Meine || Schrifftmaßige Prufung || Uber dessen e Buß=Predigt || Rom. II. 1.–-11. von der || Versaumten GOttes=Gnade/ || verwegen angegriffen/ || Dargegen die Wahrheit aber gerettet/ und nebst einem Zeugniß || der Wahre e e heit/ von dem Hochberuhmten Theologo || Herrn D. Johann Friedrich Mayer/ || Konigl. e Schwed. Ober=Kirchen=Rath und Gene-||ral-Superintendent in Pommern bekrafftiget wird || Von || M. Johann Siegismund Besseritz. || Leipzig/ 1702. Format und Umfang: 4°; 36 S. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. CII Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 10 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/38 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(11

[Der Bey dem . . . Streit . . . klagende Urbanus Rhegius . . . 1701] e Der || Bey dem jetzigen sehr schadlichen Streit || DE || TERMINO || GRATIÆ, || Durch einige unbedachtsame Reden/ sonderlich in der || neulich von || D. Adamo Rechenberg/ || gehaltenen Disputation, de Papatus &ρωτω ψεύδει seu primo falso || Sehr beleidigt= e und hefftig daruber || klagende || URBANUS RHEGIUS, || Ist aus blosser Liebe zur e e Warheit kurtzlich dargestellet/ || Und die || Rechtmassigkeit seiner Klage/ || deutlich bewiesen/ || von || Einem sonderbahren Liebhaber der Paulinischen || Ermahnung/ 1. Cor. 1. v. 10. || [. . .] || Gedruckt/ Im Jahr 1701. Format und Umfang: 4°; [15] Bl. Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXXII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, LXXVII Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 16

Böse, Johann Georg siehe auch: Kurtzer Vorbericht [Böse: Terminus peremptorius . . . 1698] TERMINUS || PEREMPTORIUS || SALUTIS HUMANÆ. || Das ist: || Die von GOtt in seinem geheimen || Rath gesetzte || Gnaden=Zeit/ || Worinnen der Mensch/ so || er sich bekehrt/ kan selig || werden/ || Nach deren Verfl iessung aber || hernach keine Frist mehr e gege=||ben wird. || Auß Heiliger Schrifft und be=||wahrter Theologorum Zeugnuß || e vorgestellet/ || Von || M. Johann Georg Bose/ || von Oschatz/ Diacono zu Sorau. || Cum Censura Facult. Theol. Hallensis. || Franckfurt am Mayn/ || Bey Johann David Zunnern/ 1698. Format und Umfang: 12°; [10]; 525 S. Kurtzer Bericht . . .1701, Nr. I Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. I Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. I Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. I VD 17, 75:666635F

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

377

Dresden, SLUB: 5.A.5234,angeb. 1

[Böse: Terminus peremptorius . . . 1701 (A)] Terminus || Peremptorius || Salutis humanæ, || Das ist: || Die von GOtt in seinem || geheimen Rath gesetzte || Gnaden=Zeit/ || Worinnen der Mensch/ so er sich bekehrt/ || kan selig werden/ || Nach deren Verfl iessung aber hernach keine Frist || mehr geben wird/ || e e Aus H. Schrifft und bewahrter Theologorum Zeugnuß || vorgestellet || Von || M. Johann e Georg Bose/ von Oschatz || Diacono zu Sorau. || Cum censura Facult. Theol. Hallensis. || Franckfurt am Mayn/ || Gedruckt A. 1701. Format und Umfang: 4°; [4] Bl.; 190 [d. i.200] S. [mit Seitenkonkordanz zur Ausgabe 1698] Kurtzer Bericht . . .1701, Nr. I Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. I Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. I. Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–98 Halle, ULB: Ung VI 14–20 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/1 München, UB: 4 H. eccl. 50a(15

[Böse: Terminus peremptorius . . . 1701 (a)] TERMINUS || PEREMPTORIUS || SALUTIS HUMANÆ || Das ist: || Die von GOtt in seinem geheimen || Rath gesetzte || Gnaden=Zeit/ || Worinnen der Mensch/ so er sich bekehrt/ || kan selig werden/ || Nach deren Verfl iessung aber hernach keine Frist || mehr gegeben wird. || Aus Heiliger Schrifft und bewehrter Theologorum || Zeugnuß vorgee stellet || Von || M. Johann Georg Bose/ || von Oschatz/ Diacono zu Sorau. || Cum Censura Facult. Theol. Hallensis. || Nun zum andern mal gedruckt. || Franckfurt am Mayn/ || In Verlegung Johann David Zunners/ MDCCI. Format und Umfang: 4°; [4] Bl.; 208 S. Leipzig, UB: Syst. Theol. 665-c

[Briefl iche Nachricht . . . 1703] Briefliche Nachricht || von || M. Samuel Edzards || zu || Hamburg enthusiastischer/ neuen e confiscirten || Schmahschrifft || nebenst || andern Hamburgischen || Neuigkeiten. || Gedruckt im Jahr 1703. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 22 Leipzig, UB: Vit. N. 1505/50

[Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701] CATALOGUS || aller derjenigen Schrifften/ || welche von der || Neulichen Theologischen Controvers || De || TERMINO SALUTIS || HUMANÆ PEREMPTORIO || e oder FIXO || herauskommen/ || nebst einigen || Nothigen Erinnerungen über den || une langst edirten || Kurtzen Bericht von dieser Controvers; || Sammt einem Supplement || dessen/ || was in selbigem ausgelassen worden. || Gedruckt Anno 1701. Format und Umfang: 4°; [10] Bl. Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LIIX Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–95

378

Anhänge

Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 19 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/48

[Christliche Antwort . . . 1702] e Christliche || Antwort || Auff || Des Pf. zu Alten Morbitz, || Gabriel Wimmers/ || une e e christliche und sehr argerliche || Das ist/ || Mit unverantwortlichen Lasterungen/ Lugen e || und Spott=Reden/ wie auch vielen con-||tradictionen angefullete || Wiederlegung || Des e || Christlichen Gesprachs || Von den Ursachen/ || Warum der Lehre von dem Termin der e e von || GOtt denen verstockten Sundern || bestimmten Gnaden=Termin/ || so vielfaltig wiedersprochen wird/ || auffgesetzet || Von || Einem Liebhaber || der Wahrheit. || Leipzig/ || Zu finden/ bey Johann Heinichens Wittw. 1702. Format und Umfang: 4°; 40 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CV Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–133 Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 13 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/28

[Christlicher Bescheid und Unterricht . . . 1702] M. T. K. || Christlicher || Bescheid und Unterricht || Auff || Hr. D. Albr. Joach. von Krakewitz || Antwort/ || gegen D. A. R. dritte Beylage/ || Von dem Termin der von || GOtt e bestimmten Gnaden-Zeit/ || aus Liebe zur Warheit und Rettung vieler von ihm || ubel e gedeuteten Spruchen H. Schrifft/ || ertheilt/ || Nebenst || D. Adam Rechenbergs Vorrede e || und Schutz=Schrifft || Wider || Der Rostochischen Theologischen Facultat/ || in ihrer so genanten in causa Boesiana gegebenen || Responsi Beschirmung/ falschen und e e e Ehren=||ruhrigem Beschuldigungen: || Ingleichen || Einer Schrifftmaßigen Prufung des e beyge=||druckten Lubeckischen Responsi, || Leipzig/ || Verlegts/ Johann Heinichens/ Wittw. 1702. Format und Umfang: 4°; 38; 88 S. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. CI Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LVI [Druckjahr: 1701] Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–134 Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 9 Göttingen, NSUB: 8 Th. polem. 148/9:1(9) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/5 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(20 [unvollständig; vgl. auch: Theol. qt. 744 (nach Beibd. 5)]

[Christliches Gespräch . . . 1701] e Christliches || Gesprach || zwischen einem || Pfarrer und Kirch=Kinde/ || Von || Denen e Ursachen/ || wo her der Lehre von dem Termin der von || GOtt denen verstockten Sune dern || bestim[m]ten Gnaden=Zeit || so vielfaltig wiedersprochen wird. || auffgesetzet || e e Denen Einfaltigen zum besten/ || Damit diese/ durch das vielfaltige Wieder=||sprechen/ e in solcher Lehre nicht mogen irre || gemacht werden/ || von || E. D. C. M. K. || Leipzig bey Jacob Fritschen/ || 1701. Format und Umfang: 4°; [28] Bl. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXIIX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXIX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXIV Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 33 Halle, ULB: Ung VI 14–19

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

379

Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/26 München, UB: 4 Theol. 5184(13 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(19

Continuatio Relationis siehe auch: Thomasius: Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . 1700 und Thomasius: Responsum juris . . . 1700 [Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701] CONTINUATION || des || CATALOGI || derjenigen Schrifften/ || Welche || von der e noch wahrenden || Theologischen Controvers || De || TERMINO SALUTIS || HUe MANÆ PEREM-||PTORIO oder FIXO || heraus kommen/ || Nebst || Einigen nothigen e Erinnerungen/ || Insonderheit || M. Samuel Morgenbessern/ || Pastorem in Schonwalde/ || betreffend. || Gedruckt An. 1701. || In der Michaelis=Messe. Format und Umfang: [4] Bl. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXXIV Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 21 (aus 20 geändert)

[Continuation des Catalogi von des noch=währenden Streits . . . 1703] e CONTINUATION || des || Catalogi von des noch=wahrenden Streits || vom || Gnaden=Termin/ || Worinnen die vom Hn. D. Ittigen in Leipzi=||gischen Meß=Catalogo ausgelassenen Schutz=||Schrifften angezeiget werden/ || nebst einem || SENTIMENT || von || Hn. D. Neumanns Disputation || de || Mensura peccatorum impleta. || In der Leipzigschen Oster=Messe 1703. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 33

[Continuation Des Unpartheyischen Catalogi . . . 1701] CONTINUATION || Des Unparteyischen || CATALOGI, || Von der || Heutigen Controvers || De || Termino salutis || humanæ perem-||ptorio, || Worinn || Die Benennung derer streitschriff=||ten biß auff bevorstehende Leipziger Neujahrs=||Messe fortgesetzet/ || Und || Dem Autori des Catalogi Lipsiensis seine Unbillig=||keit mit wenigen gezeiget worden. || Anno 1701. Format und Umfang: 4°; [10] Bl. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXXVII Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 21

[Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702] e CONTINUATION || Des || Vollstandigen und unpartheyischen || CATALOGI || Von e der noch wahrenden || Controvers || De || Termino salutis humanæ peremptorio || oder fixo, || Worinne diejenigen Schrifften/ welche von der Neu=||JahrsMesse 1702. biß Michael dieses Jahres heraus kom=||men/ dem curieusen Leser communiciret/ || Und || Der e Rostockische Lasterer/ || George Friedrich Niehenck/ L. || Mit seiner so genannten e Schutz=Schrifft gebuh=||rend abgefertiget wird. || In der Leipziger Michaels Messe || 1702. Format und Umfang: 4°; 24 S. Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 41

380

Anhänge

[Cuneus: Andere Missive an Ittig . . . 1703] e Marci Cunei ICti || andere || Missive || an || Ihr. Hoch=Ehrwurden || Herrn || D. Thom. Ittigen || Wohl=verordneten || Superintendenten || in Leipzig/ || darinnen || Derselbe noch einmahl freundlich gebeten wird || um Antwort auf die in der ersten Missive ihm e proponirte || Fragen/ auch noch andere sehr nothige Fragen densel=||ben zu beantworten communiciret || werden. || Gedruckt im Jahr 1703. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Continuation des Catalogi von des noch=währenden Streits . . . 1703, a4v Dresden, SLUB: 3. A. 10084, misc. 14 Halle, ULB: an Jc 2205(3)

[Cuneus: Missive an Ittig . . . 1702] e MARCI CUNEI JCTI, || MISSIVE, || An Ihr. Hoch=Ehrwurden || D. Thom. Ittigen/ || Wohlverordneten SUPERINTENDENTen || in Leipzig/ || Darinnen || Demselben etlie che Fragen freundlich und grund=||lich zubeantworten proponiret werden/ damit dadurch || diejenige Scrupel/ welche seine Scripta Polemica contra || Terminum Gratiæ bey e vielen Orthodoxis verursachet || haben/ gehoben werden mogen. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Continuation des Catalogi von des noch=währenden Streits . . . 1703, a4v Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 10

[Dassov; Niehenck: Mataeologia Terministarum . . . 1700] Disputatio Theologica Inauguralis || MATÆOLOGIAM || TERMINISTARUM || Sistens, || Qvam || Goële Fortunante Nostro || Ex || Decreto Venerandæ & Reverendiss. Facultatis Theol. || in Regiâ Pomer. Academiâ, || PRÆSIDE || SUMME REVERENDO, AMPLISSIMO ET EXCELLENTISSIMO, || VIRO || DN. NICOLAO DASSOVIO, || S. Theol. Doctore & Professore Ordinario longe celeberrimo, ad D. Mariæ || ædem Pastore vigilantissimo, Regii Consistorii Assessore gravissimo, || Facult. Theol. h. t. DECANO spectatissimo, || Dn. Patrono ac Promotore suo maxime colendo, || PRO LICENTIA || SUMMOS IN THEOLOGIA HONORES || CAPESSENDI || proponit ac pro virili defendet || AUTOR || M. GEORGIUS FRIDERICUS Niehenck/ || Rostochiens. || S. Theol. Baccalaureus, || In Auditorio Majori ad diem [Spatium] horis consvetis. || GRYPHISWALDIÆ, || Typis DANIELIS BENJAMINIS STARCKII, Reg. Acad. Typogr. Format und Umfang: 4°; [30] Bl. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XCVII VD 17, 14:028187K Dresden, SLUB: Coll.diss.A. 160,12 und 3.A.10082, angeb. 5

Dassov, Nikolaus, siehe auch: Greifswald, Theologische Fakultät: Programma Dom. 21. p. Trin. . . . 1700 [Dissensus Rechenbergii . . . 1701] DISSENSUS || D. ADAMI RECHENBERGII, || Prof. Primarii Lipsiensis, || AB || ORTHODOXIS || ELECTORALIBUS, || IN PUNCTO || DE || GRATIA DIVINA || absqve termino in ulti-||mum terminum de-||currente. || ANNO 1701. Format und Umfang: 4°; [12] Bl. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XLV

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

381

Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XLIV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XLII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–131 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 12 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(20) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/11 München, UB: 4 Theol. 5184(9

[Duorum theologorum judicia . . . 1701] DUORUM || THEOLOGORUM || ORTHODOXORUM LUTHERANORUM || JUDICIA, || DE || GRATIÆ REVOCATRICIS || TERMINO || AD || ILLUSTRISS. DN. N. N. || LIPSIÆ apud JACOBUM FRITSCH. || M DCCI. Format und Umfang: 4°; 22 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LVII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LVI Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–109 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 28 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(20)

[Edzard: Coena Domini . . . 1704] COENA DOMINI || a Corruptelis || PHIL. JAC. SPENERI || Vindicata || Auctore || SEBASTIANO EDZARDO || Prof. Publ. || Accessit || Spenerus in controversia Terministica || se ipsum refellens || Una cum || Consideratione quæstionis, num homo sibi || ipsi terminum gratiæ ante mortem constituere || queat? || HAMBURGI, || Typis & Sumptibus Heredum Reuman-||nianorum, A. C. M DCC IV. Format und Umfang: 4°; [2]; 70 S. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 8 München, BSB: 4 Diss. 2570(Beibd. 29/30 München, BSB: 4 Diss. 2058,9

[Edzard: Confutatio terministici errores . . . 1702] SEBASTIAN EDZARDI, || Prof. Publ. || CONFUTATIO || TERMINISTICI || ERRORIS, || Ex Verbo DEI ita instituta, || Ut pii cordatique lectores vel primo conspectu intel-||ligere queant, Speneri & spectatorum ejus portentosam ac Bar-||clajo conformem sententiam non solum falsam esse, || sed & fundamento fidei repugnare. || HamburgI, || Sumptibus GODOFREDI LIEBEZEIT, A. C. 1702. || Typis Friederici Conradi Grefflingeri. Format und Umfang: 4°; 78 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXIX Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 38 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/7

[Edzard: De Termino gratiae ante mortem consensu theologorum destituto schediasma . . . 1702] SEBASTIANI EDZARDI, || Prof. Publ. || DE TERMINO || GRATIÆ ANTE || MORTEM || CONSENSU THEOLOGORUM || DESTITUTO || SCHEDIASMA, || Quo fere CC. loca Theologorum illu-||strantur & vindicantur. || Hamburgi, || Sumtibus Godofredi Liebezeit, A. C. M DCC II. || Typis Friederici Conradi Greflingeri.

382

Anhänge

Format und Umfang: 4°; 56 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. Nr. CXII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–137 Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 20 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/8 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 4978a (11)

[Edzard: Demonstratio luculentissima . . . 1702] SEBASTIANI EDZARDI, || Prof. Publ. || DEMONSTRA-||TIO LUCULENTIS||SIMA, || Rechenbergianum Clientem || Solidæ disputationis regulas turpiter neglexisse, & || proinde se ipsum responsione prorsus indignum || reddidisse. || Hamburgi, || Sumptibus Godofredi Liebezeit, A. C. 1702. Format und Umfang: 4°; 12 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. Nr. CXX Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–136 Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 28 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(13) Göttingen, NSUB: 4 Diss phil coll max 1 (09) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/10

[Edzard: Die Gottlosigkeit Des Pietistischen Schwärmer Hauffens . . . 1703] e Die Gottlosigkeit || Des || Pietistischen || Schwarmer || Hauffens/ || Aus || Speners/ Ree e chenbergs/ Petersens/ Tho=||masens/ Arnolds/ Schutzens/ Bohmers/ || und anderer e e Schwarmer || eigenen Schrifften || Mit mehr/ als Handgreifflichen Beweißthumern || dargethan/ || Von || SEBASTIANO EDZARDO, || PROF. PUBL. in Hamburg. || Wittenberg/ druckts und verlegts CHRISTIAN GERDESIUS, 1703. Format und Umfang: 4°; 72 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 21

[Edzard: Impietas Cohortis Fanaticae . . . 1703] IMPIETAS CO-||HORTIS FANA-||TICÆ, || Ex propriis || SPENERI, RECHENe e BERGII, PE-||TERSENII, THOMASII, ARNOLDI, SCHU TZII, || BOHMERI, aliorumque Fanaticorum || SCRIPTIS, || plusquam apodictis argumentis || ostensa, || a || e SEBASTIANO EDZARDO, || PROF. PUBL. || HAMBURGI, || Typis Georgii Konig, A. C. MDCCIII. Format und Umfang: 4°; [1] Bl.; 70 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 20 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(11) Leipzig, UB: Vit. N. 1505/87

[Edzard: Kurtze Erinnerung . . . 1703] SEBASTIANI EDZARDI || PROF. PUBL. || Kurtze || Erinnerung/ || An den || Sich also e nennenden || Nicolaum Mayern: || Sampt beygefugter || Widerlegung || Der || Neulichst e e heraus gekommenen || Lugen= und Laster=Briefe. || HAMBURG || In der Reumannischen Buchdruckerey auffm Plan || A. C. MDCCIII. 11. Apr. Format und Umfang: 4°; [6] Bl. Catalogus oder völliges, richtiges und ordentliches Verzeichniß . . . 1703, Nr. 72 Leipzig, UB: Vit.N. 1505/71

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

383

[Edzard; Böckelmann: De Problemate . . .] Q. D. B. V. || DE || PROBLEMATE || PRÆSIDE || SEBASTIANO EDZARDO, || PROF. PUBL. || AD ILLUSTRATIONEM LOG. HAMB. LIB. IV. C. || XII. §. VII. IIX. || IN COLLEGIO DISPUTATORIO DISSERET || SIMON BÖCKELMANN, || HAMBURGENSIS. || OPPONENTIBUS || JOHANNE SCHLUTERO || ET || PETRO OFFE. || D. || HAMBURGI, || Typis CONRADI NEUMANNI, Senatus Gymnasii, || & Scholæ Typographi. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 34

[Edzard: Reservationes Mentales Terministarum . . . 1702] RESERVATIONES || MENTALES TERMI-||NISTARUM || Commonstratæ || à || SEBASTIANO EDZARDO || Prof. Publ. || Cum brevi Admonitione de famoso effron||tissimi Scurræ, verminosi illius VINITORIS, || libello. || Hamburgi, || Sumptibus Godofredi Liebezeit, A. C. 1702. || Typis Friederici Conradi Greflingeri. Format und Umfang: 4°; 23 S. Dresden, SLUB: 3.A. 10084,misc. 1

[Edzard: Stimuli Conscientiae Rechenbergianae . . . 1702] STIMULI || CONSCIENTIÆ || RECHENBERGIANÆ, || Ex propriis hujus Viri scriptis ostensi, || a || SEBASTIANO EDZARDO, || Prof. Publ. || Hamburgi, || Sumptibus Godofredi Liebezeit, A. C. 1702. Format und Umfang: 4°; 12 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXI Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–135 Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 29 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(12) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/11

[Edzard: Terminismus Solatii Expers . . . 1706] SEBASTIANI EDZARDI || Prof. Publ. || TERMINISMUS || SOLATII EX-||PERS || Adversus nuperam Rechenbergii Disserta-||tionem de officio Paracletico. || A. C. mdcc vi. Format und Umfang: 4°; 40 S. Halle, ULB: Ung VI 14–1 München, BSB: 4 Diss. 2570(Beibd. 46 München, BSB: 4 Diss. 610 München, BSB: Film R 2001.281, NWA-1320

[Einige kurtze Anmerckungen . . . 1700] e Einige kurtze || Anmerckungen/ || Uber || Das unlangst publicirte Wittenbergische || so genannte Theologische || RESPONSUM || Dem Leipzigschen || in Causa des von GOtt bestimmten || Gnaden=Ziels || entgegen gesetzet. || LEIPZIG/ || Zu finden bey Johann Heinichens sel. Wittwe. || Druckts Johann Heinrich Richter/ 1700. Format und Umfang: 4°; 51 S. Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–94 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(19) München, UB: 4 Theol. 5074(4

384

Anhänge

[Das Ende mit Schrecken . . . 1701] e Das || Ende mit Schrecken/ || Oder || Der entsetzliche Zustand || ruchloser || Buß=Verachter e e e und verstockter Sunder/ || In unterschiedlichen sehr erbaulichen/ aus beruhmter || Manner Schrifften zusammen getragenen Lehren/ || Exempeln und Ermahnungen/ || Der sie chern Welt zur Warnung/ || Die Buß= und Gnaden=Zeit || nicht zu versaumen/ || vor Augen gestellet. || Im Jahr Christi M D C C I. Format und Umfang: 4°; 31 S. Kurtzer Bericht . . .1701, Nr. XXXVII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXXIX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXXVII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXXV Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–116 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 4 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665-d München, UB: 4 Theol. 3106(1 Stuttgart, WLB: Theol.qt.744 (Beibd. 8)

[Des Endes mit Schrecken Andere Vorstellung . . . 1701] Des || Endes mit Schrecken/ || Oder || Des entsetzlichen Zustandes || ruchloser || e e Buß=Verachter und verstockter Sunder/ || Andere Vorstellung. || Gedruckt im Jahr Christi 1701. Format und Umfang: 4°; 36 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XLIV Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XLIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XLI Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–117 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 5 München, UB: 4 Theol. 3106(2 Stuttgart, WLB: Theol.qt. 744 (Beibd. 10)

[Des Endes mit Schrecken Dritte Vorstellung . . . 1701] Des || Endes mit Schrecken/ || Oder || Des entsetzlichen Zustandes || ruchloser || e e Buß=Verachter || und || Verstockter Sunder/ || Dritte Vorstellung. || LEIPZIG/ || Zu finden bey Joh. Heinichens sel. Wittwe. || Im Jahr 1701. Format und Umfang: 4°; 32 S. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXV Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LIX Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–118 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 6 München, UB: 4 Theol. 3106(3

[Engel: Epistola Ad Rosteuscherum . . . 1700 (A)] Pavli Matthiæ Engels/ || Gedan. || EPISTOLA || Ad || Virum perquam Reverendum & || Clarissimum, || DN. JOHANN. CHRISTOPH. || ROSTEUSCHERUM, || Ecclesiasten apud Gedanenses || vigilantissimum, || Qua || Orthodoxorum Theologorum || sententia, || De || GRATIÆ REVOCA-||TRICIS TERMINO, || Adversus || Novaturientium importunas vellicationes || defenditur. || LIPSIÆ, Anno MDCC. Format und Umfang: 4°; 52 S.

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

385

Kurtzer Bericht . . .1701, Nr. XIV Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XIV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. VIII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XIV VD 17, 39:133790D

[Engel: Epistola Ad Rosteuscherum . . . 1700 (a)] Pauli Matthiæ Engels/ || Gedan. || EPISTOLA || Ad || Virum perquam Reverendum || & Clarissimum, || DN. JOH. CHRISTOPH. || ROSTEUSCHERUM, || Ecclesiasten apud Gedanenses || vigilantissimum, || Qua || Orthodoxorum Theologorum || sententia, || De || GRATIÆ REVOCA-||TRICIS TERMINO, || Adversus || Novaturientium importunas vellicationes || defenditur. || LIPSIÆ, apud JO. HEINICHII VIDUAM. || Literis Richterianis, MDCC. Format und Umfang: 4°; 52 S. VD 17, 1:079830G Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 9 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/7 München, UB: 4 Theol. 1261(11 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(14

[Engel: Epistola Ad Rosteuscherum . . . 1700 (α )] Pauli Matthiæ Engels/ || Gedan. || EPISTOLA || Ad || Virum perquam Reverendum & || Clarißimum, || DN. JOH. CHRISTOPH. || ROSTEUSCHERUM, || Ecclesiasten apud Gedanenses || vigilantissimum, || Qua || Orthodoxorum Theologorum || sententia, || De || GRATIÆ REVOCA-||TRICIS TERMINO, || Adversus || Novaturientium importunas vellicationes || defenditur. || LIPSIÆ, apud JO. HEINICHII VIDUAM. || Literis Richterianis, MDCC. Format und Umfang: 4°; 52 S. VD 17, 14:009521U Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–93 Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 9 Dresden, SLUB: Coll.diss.A.164,34 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(2) München, BSB: 4 Diss. 2120,9 München, BSB: Film R 2001.281, NWA-1353

[Evangelica Decisio de Termino Gratiae . . .] Jesa: XXXIV, 16. [. . .]. || Solius Zebaoth Datoris || EVANGELICA DECISIO || de || Termino Gratiæ. || Das ist zu deutlichen Deutsch: || Gottes des Eintzigen Gebers || Evangelisches Urthel || Von der || Gnaden=Zeit. || Allein gezogen aus D. M. L. verdeutschten Bibel/ und zwar ohne zuthun || einiges Sauerteigischen Menschen=Tands/ und aus e e Christlicher Liebe || offendlich uberreichet in Leipzig/ || p. p. || Herrn D. Adam Rechenberg. S. Theol. P. P. &c. || Und || Herrn D. Thomas Ittig. Superintendenten &c. || Zum e e reiffen Untersuchen/ bey stillen Nachdenken/ in hochst=nohtigen Stre=||ben nach einer Collegialischen wieder=Vereinigung/ als Christianis Doctoribus, || das ist: Gesalbten e Lehrern gebuhret: Zancket nicht auff den Wege. 1. b. mo. 45. || [Textbeginn] Format und Umfang: 4°; [2] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 18

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Anhänge

[Excerpta oder Anmerckungen aus einem Discours . . . 1701] EXCERPTA || oder || Anmerckungen || aus einem Discours || Von dieser neuen schweren und sehr intricaten || Controvers || DE TERMINO GRATIÆ || ET SALUTIS, || Darinnen || Der Status Controversiæ gantz deutlich || und eigentlich vorgestellet/ der Grund der Sachen || heraus gesuchet/ die Sache an sich selbst gantz leicht gemachet/ || und zur Vereinigung der Partheyen gute Gele=||genheit an die Hand gegeben || wird: || Zum Beschluß der Neuen=Jahrs=Messe || zu Leipzig noch ausgefertiget/ || und dem Wahrheit=liebenden Leser mitgetheilet || Von einem/ || Der von ferne zusiehet. || Gedruckt im Jahr 1701. Format und Umfang: 4°; 16 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXXVIII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XL Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXXVIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXXI Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–115 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 7 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(18) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/42 München, BSB: Res 4 Polem. 3357,5 München, UB: 4 Theol. 5184(5 Stuttgart, WLB: Theol.qt.744 (Beibd. 9)

[Fecht; Eichfeld: De Ordine Modoque Aphorismi Theologici . . . 1700] DE || ORDINE MODOQVE || GRATIÆ || DIVINÆ || IN CONVERSIONE HOMINIS || OCCUPATÆ, || APHORISMI || THEOLOGICI. || QUOS || INVOCATO SERIIS PRECIBUS DIVINO NU-||MINE CONSCRIPTOS, || EODEM FELICITER ANNUENTE, || PRÆSIDE || JOHANNE FECHTIO, D. || ET PR. P. CONS. DUC. ADS. DISTR. || ROST. SUPERINT. P. T. AC || RECTORE, || AD DISPUTATIONEM PUBLICAM, DIE [Lücke im Druckbild] HABEN-||DAM PROPONIT || JOHANNES FRIDERICUS || Eichfeld/ || CELLA-LUNEBURGICUS. || RostochI, Typis Joh. WepplingI, Univ. Typogr. Format und Umfang: 4°; 48 S. Halle, ULB: Ung VI 14–3 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(25)

[Fecht; Hoffmann: De Termino Gratiae Divinae . . . 1699 (A)] Q. D. B. V! || Disputatio Theologica || DE || TERMINO GRA-||TIÆ DIVINÆ, || occas. locorum Script. S. || ex Es. XLIX, 8. coll. 2. Cor. VI. 2. 3. || conscripta, || Cujus || Sectionem I. Exegeticam || DEO Triuno auxiliante || Summeqve Venerando Theologorum Ordine consentiente || PRÆSIDE || VIRO Magnifico, Maximè Venerando, atq; Excellentissimo, || DN. JOH. FECHTIO, || S. S. Theol. D. & P. P. celeberrimo, Consistor. Sacri Ducal., qvod || Rostochii floret, Assessore gravissimo, & Distr. Rostoch. || Superintendente qvàm meritissimo, || Theologo & Officiis & meritis per universam Christi Ecclesiam || famigeratissimo, || Dn. Patrono, Præceptore ac in C. J. Parente meo || æterna pietate venerando, || In Illustri Academia Varniaca || H. L. Q. C. D. VI. Septemb. an. M. DC. IC. || In testimonium Studiorum extra Patriam || hactenus pertextorum || publicæ Theologorum συζητήσει committit || AUTOR || M. JO. Gottlieb Hoffmann/ Lips. || S. S. Theol. Cult. || RostochI, Typis JACOBI RICHELII, Ampliss. Sen. Typogr. Format und Umfang: 4°; [16] Bl. Kurtzer Bericht . . . 1701, B4v (ohne Nr.)

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. II VD 17, 1:054856N Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(4a)

[Fecht; Hoffmann: De Termino Gratiae Divinae . . . 1699 (a)] Q. D. B. V! || Disputatio Theologica || DE || TERMINO GRA-||TIÆ DIVINÆ, || occas. locorum Script. S. || ex Es. XLIX, 8. coll. 2. Cor. VI. 2. 3. || conscripta, || Cujus || Sectionem I. Exegeticam || DEO Triuno auxiliante || Summeqve Venerando Theologorum Ordine consentiente || PRÆSIDE || VIRO Magnifico, Maximè Venerando, atq; Excellentissimo, || DN. JOH. FECHTIO, || S. S. Theol. D. & P. P. celeberrimo, Consistor. Sacri Ducal., qvod || Rostochii floret, Assessore gravissimo, & Distr. Rostoch. || Superintendente quàm meritissimo, || Theologo & Officiis & meritis per universam Christi Ecclesiam || famigeratissimo, || Dn. Patrono, Præceptore ac in C. J. Parente meo || æterna pietate venerando, || In Illustri Academia Varniaca || H. L. Q. C. D. VI. Septemb. an. M. DC. IC. || In testimonium Studiorum extra Patriam || hactenus pertextorum || publicæ Theologorum συζητήσει committit || AUTOR || M. JO. Gottlieb Hoffmann/ Lips. || S. S. Theol. Cult. || RostochI, Typis JACOBI RICHELII, Ampliss. Sen. Typogr. Format und Umfang: 4°; [16] Bl. VD 17, 14:009508K [Widmung auf Titelrückseite] Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 7 Halle, ULB: AB 155440 (14) München, BSB: 4 Diss. 862,11

[Fecht; Hoffmann: De Termino Gratiae Divinae . . . 1699 (α )] Q. D. B. V. || Disputatio Theologica || DE || TERMINO || GRATIÆ DIVINÆ, || occas. locorum Script. S. || ex Es. XLIX, 8. coll. 2. Cor. VI. 2. 3. || conscripta, || Cujus || Sectionem I. Exegeticam || DEO Triuno auxiliante || Summeque Venerando Theologorum Ordine consentiente || PRÆSIDE || VIRO MAGNIFICO, MAXIME VENERANDO, || ATQVE EXCELLENTISSIMO, || DN. JOHANNE FECHTIO, || S. S. Theol. D. & P. P. celeberrimo, Consistor. Sacri Ducal., || quod Rostochii floret, Assessore gravissimo, & Distr. Rostoch. || Superintendente quàm meritissimo, || Theologo & Officiis & meritis per universam Christi || Ecclesiam famigeratissimo, || Dn. Patrono, Præceptore ac in C. J. Parente meo || æterna pietate venerando, || IN ILLUSTRI ACADEMIA VARNIACA || H. L. Q. C. D. VI. Septemb. an. M. DC. IC. || In testimonium Studiorum extra Patriam || hactenus pertextorum || publicæ Theologorum συζητήσει committit || AUTOR || M. JO. Gottlieb Hoffmann/ Lips. || S. S. Theol. Cult. || RostochI, Typis JACOBI RICHELII, Ampliss. Sen. Typogr. Format und Umfang: 4°; [16] Bl. VD 17, 3:605269L Halle, ULB: UNg VI 14–8 Leipzig, UB: Syst.Theol. 665:2/6 [Lagen falsch gebunden] Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(26

[Fecht; Hoffmann: De Termino Gratiae Divinae . . . 1700] Q. D. B. V. || Disputatio Theologica || DE || TERMINO GRA-||TIÆ DIVINÆ, || occas. locorum Script. S. || ex Es. XLIX, 8. coll. 2. Cor. VI. 2. 3. || conscripta, || Cujus || Sectionem I. Exegeticam || DEO Triuno auxiliante || Summeqve Venerando Theologorum Ordine consentiente || PRÆSIDE || VIRO Magnifico, Maximè Venerando, atq; Excellentissimo, || DN. JOHANN. FECHTIO, || S. S. Theol. D. & P. P. celeberrimo, Consistor. Sacri Ducal., qvod || Rostochii floret, Assessore gravissimo, & Distr. Rostoch. ||

388

Anhänge

Superintendènte quàm meritissimo, || Theologo & Officiis & meritis per universam Christi Ecclesiam || famigeratissimo, || Dn. Patrono Præceptore ac in C. J. Parente meo || æterna pietate venerando, || In Illustri Academia Varniaca || H. L. Q. C. D. VI. Septemb. an. M. DC. IC. || In testimonium Studiorum extra Patriam || hactenus pertextorum || publicæ Theologorum συζητήσει committit || M. JO. Gottlieb Hoffmann/ Lips. || RostochI, Recusa A. 1700. Format und Umfang: 4°; [12] Bl. VD 17, 12:180754M München, BSB: 4 Diss. 2241,14 München, BSB: Film R 2001.281,NWA-1354

[Fecht; Hoffmann: De Termino Gratiae Divinae . . . 1710] DISPUTATIO THEOLOGICA EXEGETICA || DE || TERMINO GRA-||TIÆ DIe VINÆ, || Vel, || Von der || Gottlichen Gnaden=Zeit/ || occas. locorum Script. S. || ex Es. XLIX. 8. coll. 2. Cor. VI. 2. 3. || conscripta, || Quam || DEO Triuno auxiliante || Summeque Venerando Theologorum Ordine consentiente || PRÆSIDE || VIRO Magnifico, Maxime Venerando, atque Excellentissimo, || DN. IOHANN. FECHTIO, || S. S. Theol. D. & P. P. celeberrimo, Consistor. Sacri Ducal. || quod Rostochii floret, Assessore gravissimo, & Distr. Rostoch. || Superintendente quam meritissimo, || Theologo & Officiis & meritis per universam Christi Ecclesiam || famigeratissimo, || Dn. Patrono, Præceptore ac in C. J. Parente meo || æterna pietate venerando. || In illustri Academia Varniaca || H. L. Q. C. D. VI. Septemb. an. M. DC. IC. || In testimonium Studiorum extra Patriam || hactenus pertextorum || publicæ Theologorum συζητήσει committit || M. JO. Gottlieb Hoffmann/ Lips. || Recusa A. 1710. Format und Umfang: 4°; [12] Bl. München, BSB: 4 Diss. 2339,12

[Fecht: Erwisene Auffrichtigkeit . . . 1703] Erwisene || Auffrichtigkeit || In dem Streit || Von der einem jeden Menschen || biß in den e Todt offen ste=||henden || Gnaden=Thur/ || Wider allerhand unbillige Beschuldigungen || gezeiget || von || JO. Fechten/ || Der H. Schrifft D. und Prof. auch des Hertzoglichen || Consist. Assessoren und des Rostoch. Districts || Superintendenten. || Cum Censurâ & Consensu Facult. Theol. || Rostoch. || Rostock und Leipzig in Verlegung Joachim Wildens/ || Gedruckt bey Niclas Schwiegerauen/ 1703. Format und Umfang: 4°; 140 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 25 München, UB: 4 H.eccl. 50a(17 Stuttgart, WLB: Theol.qt. 2280

[Fecht; Linden: Examen libelli . . . 1704] DEO ANNUENTE || EXAMEN LIBELLI || RECENS EDITI SUB TITULO || Licht und Recht/ || QVOD AD ARGUMENTUM SPECTAT || DE || VERA DEI RE||RUMQVE SACRARUM || IN IRREGENITIS NO-||TITIA, || APPROBANTE VENERANDA THEOLOGORUM FACULTATE, || PRÆSIDE || VIRO SUMME REVERENDO AMPLISSIMO || DN. JOANNE FECHTIO, || SS. THEOL. DOCT. EJUSQVE P. P. CELEBERRIMO || CONSISTORII DUCAL. MEKLENB. ASSESS. GRAVISS. DI-||STRICTUS ROSTOCHIENS. SUPERINT. VIGILANTISS. || DEXTERRIMOQVE h. t. DECANO. || PATRONO, PRÆCEPTORE atq; ex HOSPITII JURE PATRE SUO || QVAVIS HONORIS OBSERVANTIA ÆTERNUM SUSPICIENDO, || DOCTIORUM EXAMINI || TEMPORE LOCOQVE FREQVENTIORI

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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DIE 36. MARTII, 1704. || Submittit || GEORGIUS Linden/ Rigensis. || ROSTOCHII, Typis Jo. WepplingI, SEREN. PRINC. & Ac. Typ. Format und Umfang: 4°; [4] Bl.; 47 S. Leipzig, UB: Syst. Theol. 665-m Leipzig, UB: Theol.Enz.98-ir/57 München, BSB: 4 Diss. 2231 München, BSB: 4 Diss. 2212

[Feuerlein: Bedencken über der erregten Streit-Frage . . . 1701] e Johann Conrad Feuerleins/ || Predigers zu St. Egidii in Nurnberg/ und || des Gymnasii daselbst Inspectoris, || Bedencken || Uber der erregten Streit=Frage || Von dem || Gnaden= TERMIN, || Oder || Die Vorrede zu seinen Novissimorum || Novissimis || Von || e Dem Zustande der Verdamm=||ten in der unseeligen Hollen=Ewig=||keit/ rc. || Den vernünfftigen Christen zu bessern Unterricht || à part gedruckt. || 1701. Format und Umfang: 4°; 20 S. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XCV Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 2 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/39 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(15

[Förtsch; Speidel: Recessus Dei . . . 1702] RECESSUS DEI || à || PERVERSIS APOSTATIS ET || IMPIIS HYPOCRITIS. || ad Oseæ V, 6. || Commentatione illustratus || & || ad disputatandum || propositus. || Præside || MICHAELE FÖRTSCHIO, || SS. Theol. D. Prof. Ordin. Decano Ecclesiæ, || & Superintend. Stipendii Illustris. || Respondente || M. JOHANNE CHRISTOPHORO SPEIDELIO, || Lossenavensi, SS. Theol. Stud. Alumno || Stip. Illustr. || Ad dies [Spatium] & [Spatium] Maji. || IN AULA THEOLOGORUM NOVA. || TUBINGÆ. || Typis JOH. CONRADI REISII, || Anno M DCCII. Format und Umfang: 4°; [1] Bl. – [2] Bl.; 64 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 35

Frick, Johannes siehe: Pacianus, Eusebius [Goldbach: Kurtze doch gründliche Beantwortung . . . 1701] e Kurtze doch grundliche || Beantwortung || Des neulich gehaltenen || Neu || e Jahrs=Gesprachs || Eines Pietistischen Mannes/ || Uber || Tit. || Herrn D. Joh. Georg Neumanns/ || Theol. Prof. Publ. in Wittenberg/ || Und || Tit. || Herrn M. ZACHARIÆ GRAPII, || Prof. Publ. und Predigers in Rostock/ || Neulich gehaltenen Predigten über die heutige || wichtige Controversie von dem Termino Gratiæ || oder Gnaden=Ziel/ || Aus GOttes Wort erwogen und || auffgesetzet || von || M. CHRISTIANO Goldbach/ || Saxone, S. S. T. H. C. || Anno 1701. Format und Umfang: 4°; [20] Bl. Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXII Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 30 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/36 München, UB: 4 Theol. 5184(19

390

Anhänge

[Grape: Einfältiger . . . Unterricht . . . 1700 (A)] e Einfaltiger/ und denen heutigen Neulingen || entgegen gesetzter Unterricht || Von der || e e e Versaumten || GOttes Gnade/ || In einer offentlichen || Buß=Predigt/ || uber den Text Rom. II, I – II. an den ordent=||lichen Buß=Beth= und Fast=Tage/ welcher allhie in e Ro=||stock kurtz vor Michaëlis einfallt/ des Nachmittags in der || Haupt=Kirchen Jacobi d. 17. Sept. Ao. 1700. mitge=||theilt/ und auff Begehren in Druck || gegeben || Mit e Consens hiesiger Theologischen Facultat || Von || M. ZACHARIA GRAPIO || Der H. Schrifft Dd. Profess. Publ. und itzt gedachter Kirchen || Jacob. Archi Diacono. || ROSTOCK/ || Gedruckt und verlegt durch Joh. Weppling/ der Acad. Buchdr. || An 1700. Format und Umfang: 4°; [22] Bl. Kurtzer Bericht . . .1701, Nr. XXXIV Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXXVI Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXXIV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXX VD 17, 39:108544C Augsburg, StSB: 4 ThS 556 Halle, ULB: an Ung I D 18(10) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/33 München, UB: 4 Theol. 5184(4

[Grape: Einfältiger . . . Unterricht . . . 1700 (a)] e Einfaltiger/ und denen heutigen Neulingen || entgegen gesetzter Unterricht || Von der || e e e Versaumten || GOttes Gnade/ || In einer offentlichen || Buß=Predigt/ || uber den Text Rom. II, I – II. an den ordent=||lichen Buß=Beht= und Fast=Tage/ welcher allhie in e Ro=||stock kurtz vor Michaëlis einfallt/ des Nachmittags in der || Haupt=Kirchen Jacobi d. 17. Sept. Ao. 1700. mitt getheilt/ || und auff Begehren in Druck gegeben || Mit Consens hiesieger Theologischen Facultät || Von || M. ZACHARIA GRAPIO || Der H. Schrifft Dd. Profess. Publ. und itzt gedachter Kirchen || Jacob. Archi-Diacono. || ROSTOCK/ || Gedruckt und verlegt durch Joh. Weppling/ der Acad. Buchdr. || An, 1700. Format und Umfang: 4°; [22] Bl. VD 17, 14:009616F Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 2 Stuttgart, WLB: Theol.qt. 744 (Beibd. 4)

[Greifswald, Theologische Fakultät: Programma Dom. 21. p. Trin. . . . 1700] PROGRAMMA, || QVO || Ad Disputationem Inauguralem || Qvæ || MATÆOLOGIAM || TERMINISTARUM || SISTIT || Pro LICENTIA || Conseqvendi summos in Facultat. Theolog. honores, || Divina Auxiliante Gratia, || Autoritate & Decreto Venerand. Theol. Collegii || a || VIRO Pl. Reverendo & Præcellente, || DN. M. GEORGIO FRIDERICO || NIEHENCK/ || SS. Theol. Baccalaureo ejusdemqve Candidato dignissimo, || Die 18. Octobr. horis locoqve consvetis habendam, || Magnificum Dn. RECTOREM, Generosos Regii Dicasterii || Directorem & Consiliarios, omnium Facultatum Professores || Excellentissimos, Amplissimos Urbis Consules & Senatores, || Plurimum Reverendos Verbi Divini Ministros Cœterosq; || omnes bonis literis addictos una cum Nobilissimo || Studiosæ Juventutis cœtu, || ea, qva par est, reverentia & humanitate invitat || NICOLAUS DASSOVIUS, || SS. Theol. D. Prof. Ordin. Regii Consistorii Assess. ad D. Mar. Pastor, || & Facult. suæ h. t. DECANUS. || GRYPHISWALDIÆ, || Typis DANIELIS BENJAMINIS STARCKII, Reg. Acad. Typogr. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 4

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

391

[Gründliche und bescheidene Prüfung . . . 1702] e e Grundliche und bescheidene || Prufung || Einer unbilligen || Censur || Eines Anonymi || e Uber || den erregten Streit || Von || dem Gottlichen || Gnaden=Termin, || Ausgestellet || e von || Einem Liebhaber der Gottlichen || Warheit. || Anno 1702. Format und Umfang: 4°; 24 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXV Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–138 Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 23 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(24)

[Gründliche und bescheidene Untersuchung . . . 1702] e Grundliche und bescheidene Untersuchung || Der Frage || vom || Gnaden=Termin/ || Einigen Warheit und Friedliebenden || zu Christlicher Uberlegung vorgestellet || von || Einem Warheit und Friedliebenden Theologo. || Gedruckt im Jahr 1702. Format und Umfang: 4°; 120 S. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. CIII Dresden, SLUB: Theol. ev. pol. 523 und 3.A.10082, angeb. 11[handschriftl. Verfasserangabe von alter Hand] Halle, ULB: Ung VI 24–1 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 7174 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5577–3 Nachdruck: Lichtscheid, Ferdinand Helfrich: Gesamte Geistreiche Schriften 2 . . . 1733, 245–332.

[Gründliche Untersuchung . . . 1700 (A)] e Grundliche || Untersuchung/ || der Lehre || von dem so genanten || Termino Gratiæ || peremtorio, || Oder || Der in GOttes geheimen Rath || gesetzten Zeit und Ziel der Gnade/ e || bey einigen boßhaftigen Sundern/ || Auf vielfältiges Ansuchen denen Warheitliebenden || zum besten/ so wohl aus GOttes Wort/ als auch || insonderheit nach denen bisher gehaltenen || Lectionibus Publicis || Hn. D. P. L. HANNEKENII, P. P. || in Frage und Antwort gestellet. || Wittenberg/ || Verlegts Christian FINCELIUS. Ao. 1700. Format und Umfang: 4°; [52] Bl. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXVII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXVII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXIX VD 17, 14:009572K Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 21 Halle, ULB: Ung VI 14–22 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/3 Stuttgart, WLB: Theol.qt.744 (Beibd. 3)

[Gründliche Untersuchung . . . 1700 (a)] e Grundliche || Untersuchung/ || der Lehre || von dem so genanten || Termino gratiæ peremtorio, || Oder || Der in GOttes geheimen Rath || gesetzten Zeit und Ziel der Gnade/ || bey e einigen boßhaftigen Sundern/ || Aufs fleißigste so wohl nach GOttes Wort/ als auch || insonderheit nach denen bishero in Wittenberg || gehaltenen || Lectionibus Publicis || e Herrn D. P. L. HANNEKENII, || Auf vielfaltiges Begehren || Denen Warheit= liebenden zum besten in Frage || und Antwort gestellet. || Von || M. H. K. W. || Wittenberg/ Verlegts Christian Fincelius. A. 1700.

392

Anhänge

Format und Umfang: 4°; [52] Bl. VD 17, 12:111673T München, BSB: 4 Polem. 1474 h

[Gründlicher Beweiß . . . 1703] e M. G. W. P. L. || Grundlicher Beweiß/ || daß || Herr M. THOMAS Honsted || Past. und R. e Ministerii Senior || in Lubeck || Warheit und Unschuld/ || in seinem neulichen || Grundlosen Beweiß || abermahl beleidiget/ || nebenst || Herrn D. Rechenbergs || Vor= und e e An=Rede || an die || Herren Lubecker/ || und || beygefugten XX. Fragen || an || Herrn Past. Wincklern || in Hamburg || über || Seinen Brieff an Herrn D. Fechten. || LEIPZIG bey Johann Heinichens Wittbe/ 1703. Format und Umfang: 4°; [6] Bl.; 26 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 32

[Grünenberg; Lentze: De Gratia Prae Mole Superabundante . . . 1701] Q. D. B. V. || DISPUTATIO THEOLOGICA INAUGURALIS || DE || GRATIA || PRÆ MOLE PECCATI || SUPERABUNDANTE || E Rom. 5, 20 ejusq; colo posteriore ostensâ, || Qvæ || Auxiliante DEO, || Summeqve Rev. Ordine Theologico favente || pro Supremi in Theologiâ Gradus, qvem Doctoratum || dicunt, obtinendi Licentia || SUB PRÆSIDIO || DN. JOHANNIS PETRI || GRUENENBERGII, || Ph. ac S. Theol. D. Celeberrimi, Consist. || Duc. Mekelnb in Urb Rost. Consiliarii Gravissimi, S. Theologiæ || Prof. Publ. meritissimi, Distr. Meclenb. Superintend. vigilantissimi, || ac Reverendæ Facultatis Theologicæ ad hunc Actum || Decani Spectatissimi, || PATRONI, PRÆCEPTORIS, AC HOSPITIS SUI HONORATISSIMI, || in Academiæ Rostochiensis Auditorio Majore || A. 1701. die 15. Sept. horis ante & pomerid. publici examinis ergô est proposita || â || M. JOHANNE HEINRICO Lentze/ || Pastore Fehrbellinensi, || RostochI, Typis JOH. WEPPLINGII, Univ. Typogr. Format und Umfang: 4°; [20] Bl. Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXVII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXIII Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 11

Hanneken, Philipp Ludwig, siehe auch: Wittenberg, Theologische Fakultät: Dekanatsprogramm Oktober 1701 [Hanneken; Martini: De Amore Dei Salutari . . . 1699 (A)] J. N. J. || DISSERTATIO INAUGURALIS || DE || AMORE DEI || SALUTARI || in Judam Proditorem, || Quam || Sub PRÆSIDIO || Magnifici Academiæ Rectoris, || VIRI || Summè Reverendi, Amplissimi atq; Excellentissimi, || DN. PHILIPPI LUDOV. || HANNEKENI, || SS. Theol. Doct. & Prof. longè Celeberrimi, Consist. || etiam Eccles. Assess. gravissimi, || Domini Patroni, & Promotoris sui, ætatèm || observandissimi, || De more Veterum in Acad. recepto || AD TITULUM SUPREMUM IN THEOL. OBTINENDUM, || publicè || Ex Cathedrâ respondentium defendet || M. CHRISTOPHORUS SAMUEL MARTINI, || Dresdensis, || SS. Theol. Baccal. Facult. Philos. Lips. antehac Assess. || & Symmysta Neostadiens. jam Past. Liebenvverdensis, || & Diœces. Superintendens. || VVITTENBERGÆ, Literis GODERITSCHIANIS. Format und Umfang: 4°; 16 Bl. VD 17, 3:605271F [ohne Widmung auf Titelrückseite] Dresden, SLUB: Coll.diss.B.8,misc.4 Halle, ULB: Ung VI 14–15

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

393

Halle, ULB: 94 A 7346(18) Halle, ULB: 05 A 1075 München, BSB: 4. Diss. 2313, 21

[Hanneken; Martini: De Amore Dei Salutari . . . 1699 (a)] J. N. J. || DISSERTATIO INAUGURALIS || DE || AMORE DEI || SALUTARI || in Judam Proditorem, || Quam || Sub PRÆSIDIO || Magnifici Academiæ Rectoris, || VIRI || Summè Reverendi, Amplissimi atq; Excellentissimi, || DN. PHILIPPI LUDOV. || HANNEKENI, || SS. Theol. Doct. & Prof. longè Celeberrimi, Consist. || etiam Eccles. Assess. gravissimi, || Domini Patroni, & Promotoris sui, ætatèm || observantissimi, || De more Veterum in Acad. recepto || AD TITULUM SUPREMUM IN THEOL. OPTINENDUM, || publicè || Ex Cathedrâ respondentium defendet || M. CHRISTOPHORUS SAMUEL MARTINI, || Dresdensis, || SS. Theol. Baccal. Facult. Philos. Lips. antehac Assess. || & Symmysta Neostadiens. jam Past. Liebenvverdensis, || & Diœces. Superintendens. || VVITTENBERGÆ, Literis GODERITSCHIANIS. Format und Umfang: 4°; [14] Bl. VD 17, 14:064634B [Widmung auf Titelrückseite] Dresden, SLUB: Coll.diss.B.28,misc.46 München, BSB: 4 Diss. 283

[Hanneken; Martini: De Amore Dei Salutari . . . 1699 (α )] J. N. J. || DISSERTATIO INAUGURALIS || DE || AMORE DEI || SALUTARI || in Judam Proditorem, || Qvam || Sub PRÆSIDIO || Magnifici Academiæ Rectoris, || VIRI || Summè Reverendi, Amplissimi atq; Excellentissimi, || DN. PHILIPPI LUDOV. || HANNEKENII, || SS. Theol. Doct. & Prof. longè Celeberrimi, Consist. || etiam Eccles. Assess. gravissimi, || Domini Patroni, & Promotoris sui, ætatem || observantissimi, || De more Veterum in Acad. recepto || AD TITULUM SUPREMUM IN THEOL. OPTINENDUM, || publicè || Ex Cathedrâ respondentium defendet || M. CHRISTOPHORUS SAMUEL MARTINI, || Dresdensis, || S. S. Theol. Baccal. Facult. Philos. Lips. antehac Assess. || & Symmysta Neostadiens. jam Past. Liebenvverdensis, || & Diœces. Superintendens. || VITEMBERGÆ, Literis FINCELIANIS, 1699. Format und Umfang: 4°; 16 Bl. VD 17, 14:064952R Dresden, SLUB: Coll.diss.B.32,misc. 10 Halle, ULB: 01 A 6592 (14) Stuttgart, WLB: Theol. Diss. 3036

[Hanneken; Alardus: De Misericordia Dei Fortuita . . . 1705] I. N. J. || DISSERTATIO THEOLOGICA || DE || MISERICORDIA || DEI FORTUITA, || EX || AUREO B. LUTHERI IN GENESIN || COMMENTARIO, || Quam || SUB PRÆSIDIO || DN. PHILIPPI LUDOVICI || HANNEKENII, || SS. Theol. Doct. Ejusdemque Profess. Publ. || & Consistorii Ecclesiastici Assessoris, || h. t. DECANI, || Dn. Patroni & Præceptoris, pio mentis amorisque || cultu æternum prosequendi, || Die I. Octobr. M D CC V. || EX CATHEDRA PUBLICA || DEFENDET || NICOLAUS ALARDUS, || Holsatus. || VITEMBERGÆ, Literis CHRISTIANI GERDESII. Format und Umfang: 4°; [20] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 16 München, BSB: 4 Diss. 2292/43

394

Anhänge

[Hanneken; Haberkorn: De Poenitentia Seria Nunquam Sera . . . 1700 (A)] Q. D. B. V. || DISPUTATIO THEOLOGICA || DE || POENITENTIA || SERIA || NUNQVAM SERA, || QVAM || CONSENSU SPECTABILIS FACULTATIS THEO||LOGICÆ DOMINI DECANI, || SUB PRÆSIDIO || DN. PHILIPPI LUDOVICI || HANNEKENII, || THEOL. DOCT. Et PROFESSORIS PUBLICI, || CONSISTORII WITTEBERGENSIS ASSESSORIS, || Patroni, Præceptoris, Cognati, ac Hospi-||tis sui æterna observantia proseqvendi. || AD DIEM XIV. OCTOB. A. M DCC. || In Auditorio Theologico, || examinandam exhibet || M CHRISTIAN. THEOD. HABERKORN. || Kirchhayna-Lusatus. || Literis CHRISTIANI FINCELII. Format und Umfang: 4°; [16] Bl. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XVI Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXI VD 17, 12:146885G München, BSB: 4 Diss. 360, Beibd. 28

[Hanneken; Haberkorn: De Poenitentia Seria Nunquam Sera . . . 1700 (a)] Q. D. B. V. || DISPUTATIO THEOLOGICA || DE || POENITENTIA || SERIA || NUNQVAM SERA, || QVAM || CONSENSU SPECTABILIS FACULTATIS THEO||LOGICÆ DOMINI DECANI, || SUB PRÆSIDIO || DN. PHILIPPI LUDOVICI || HANNEKENII, || SS. THEOL. DOCT. Et PROFESSORIS PUBLICI, || CONSISTORII WITTEBERGENSIS ASSESSORIS, || Patroni, Præceptoris, Cognati, ac Hospi||tis sui æterna observantia proseqvendi. || AD DIEM XIV. OCTOBRIS ANN: M DCC. || In Auditorio Theologico, || examinandam exhibet || M. CHRISTIAN. THEOD. HABERKORN, || Kirchhayna-Lusatus. || Literis CHRISTIANI FINCELII. Format und Umfang: 4°; [16] Bl. VD 17, 14:063024H [mit Widmung auf der Titelrückseite] Augsburg, StSB: Diss. Theol. prot. 1283 Dresden, SLUB: Coll.diss.A.175,5

[Hanneken; Haberkorn: De Poenitentia Seria Nunquam Sera . . . 1700 (α )] Q. D. B. V. || DISPUTATIO THEOLOGICA || DE || POENITENTIA || SERIA || NUNQVAM SERA, || QVAM || CONSENSU SPECTABILIS FACULTATIS THEO||LOGICÆ DOMINI DECANI, || SUB PRÆSIDIO || DN. PHILIPPI LUDOVICI || HANNEKENII, || SS. THEOL. DOCT. Et PROFESSORIS PUBLICI, || CONSISTORII WITTEBERGENSIS ASSESSORIS, || Patroni, Præceptoris, Cognati, ac Hospi||tis sui æterna observantia proseqvendi. || AD DIEM XIV. OCTOBRIS ANN: M DCC. || In Auditorio Theologico, || examinandam exhibet || M CHRISTIAN. THEOD. HABERKORN, || Kirchhayna-Lusatus. || Literis CHRISTIANI FINCELII. Format und Umfang: 4°; [16] Bl. VD 17, 14:009553D Dresden, SLUB: 3.A.10205, angeb. 16 Dresden, SLUB: Theol.ev.dogm. 292,6 Halle, ULB: AB 155440 (8) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665-e München, BSB: 4 Diss. 3250,3 München, BSB: Film R 2001.281, NWA-1354 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(27 [unaufgeschnittenes Exemplar]

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

395

[Hanneken: Ductus Veritatis . . . 1700] I. N. J. || DUCTUS || VERITATIS, || Ad || Declarandam incessantem divinæ || gratiæ invitationem, || Dum in via est peccator, respiratqve. || AUCTORE || D. PHILIPPO LUDOV. || HANNEKENIO, || SS. Theol. Doct. Profess. & Consist. || Elect. Assessore. || A. O. R. MDCC. XI. Octobr. || WITTENBERGÆ || Typis CHRISTIANI GERDESII. Format und Umfang: 4°; [1] Bl.; 30 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XIIX Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XIX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XIIX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XIII VD 17, 14:009540Z Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–91 Dresden, SLUB: 3.A.10205, angeb. 14 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(10) Halle, ULB: Ig 3738 z/102 [unvollständig] Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/2 München, BSB: Film R 2001.281, NWA-1354 Stuttgart, WLB: Theol.qt. 3015(2

[Hanneken; Teuerlein: Ductus Veritatis . . . 1700 (A)] I. N. J. || DUCTUS || VERITATIS, || Ad || Declarandam incessantem divinæ || gratiæ invitationem, || Dum in via est peccator, respiratqve. || Sub Præsidio || D. PHILIPPI LUDOVICI || HANNEKENII, || Profess. & Consist. Elect. Assoris || DISPUTATIONE INAUGURALI || AD || IMPETRANDOS HONORES ACADEMICOS || IN THEOLOGIA SUMMOS || In Cathedram producti & defensi || A || DAVIDE ANDREA TEVERLEIN, || Alteburg. Misnico. || Pastor. Primar. Eccles. Caloviensis Inf. Lusat. || & Filial. Inspectore. || Die d. XI. Oct. MDCC. || WITTENBERGÆ, Typis CHRISTIANI GERDESII. Format und Umfang: 4°; [1] Bl.; 30 S. VD 17, 14:063875S Dresden, SLUB: Coll. diss. B 5, misc. 28 [handschriftl. korrigiert „Schol.“ statt „Filial.“]

[Hanneken; Teuerlein: Ductus Veritatis . . . 1700 (a)] I. N. J. || DUCTUS || VERITATIS, || Ad || Declarandam incessantem divinæ || gratiæ invitationem, || Dum in via est peccator, respiratqve. || Sub Præsidio || D. PHILIPPI LUDOVICI || HANNEKENII, || Profess. & Consist. Elect. Assoris || DISPUTATIONE INAUGURALI || AD || IMPETRANDOS HONORES ACADEMICOS || IN THEOLOGIA SUMMOS || In Cathedram producti & defensi || A || DAVIDE ANDREA TEVERLEIN, || Alteburg. Misnico. || Pastor. Primar. Eccles. Caloviensis Inf. Lusat. || & Filial. Inspectore. || Die d. XI. Oct. MDCC. || WITTENBERGÆ, Typis CHRISTIANI GERDESII. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 30 S. VD 17, 3:008857W Halle, ULB: AB 155440 (7) Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(8a)

[Hanneken; Teuerlein: Ductus Veritatis . . . 1700 (B)] I. N. J. || DUCTUS || VERITATIS, || Ad || Declarandam incessantem di-||vinæ gratiæ invitationem, || Dum in via est peccator, respiratqve. || SUB PRÆSIDIO || D. PHILIPPI LUDOVICI || HANNEKENII, || Profess. & Consist. Elect. Assessoris || DISPUTATI-

396

Anhänge

ONE INAUGURALI || AD || IMPETRANDOS HONORES ACADEMICOS || IN THEOLOGIA SUMMOS || In Cathedram producti & defensi || A || DAVIDE ANDR. TEVERLEIN, || Alteburg. Misnico. || Pastor. Primar. Eccles. Caloviensis Inf. Lusat. || & Schol. Inspectore. || Die d. XI. Oct. MDCC. || Recusa. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 30 S. VD 17, 3:605276U Halle, ULB: Ung VI 14–23

Hanneken, Philipp Ludwig, siehe auch: Gründliche Untersuchung . . . 1700 [Hanneken: Meditatio Carolina . . . 1700] I. N. J. || Philippi Ludovici HannekenI, || Doctor. Theol. Profess. & Consistor. || Elect. Assessoris, || MEDITATIO || CAROLINA, || Ad cavendum corrigendumqve pericu-||losum saluti humanæ errorem, || DE || TERMINO GRATIÆ PEREM-||PTORIO IN REGNO GRATIÆ. || Adjecta est || DISSERTATIO ACADEMICA, || DE || DUCTIBUS VERITATIS, || Ad declarandam incessantem divinæ gratiæ || invitationem, || Dum in via est peccator, respiratq[ue]. || WITTENBERGÆ, || Sumptibus GODOFREDI ZIMMERMANNI, || Typis CHRISTIANI GERDESII, || A. O. R. M D CC. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 78 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXI Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XIV Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXII VD 17, 14:009536P Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 14 Halle, ULB: Ig 3738 z/100 [unvollständig] Halle, ULB: Ig 3738 z/102 [unvollständig] Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(9) (es folgt als 2(9) „Ductus veritatis“ mit eigenständigem Titelblatt) Leipzig, UB: Syst.Theol. 665:3/1 (es folgt als 3/2 „Ductus veritatis“ mit eigenständigem Titelblatt) München, BSB: Film R 2001.281, NWA-1354 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3015(1 (es folgt als 5/2 „Ductus veritatis“ mit eigenständigem Titelblatt)

[Heineccius: Sendschreiben an Ittig . . . 1703] M. JO. MICHAELIS HEINECCII || DIACONI GOSLARIENSIS || Send=Schreiben || an || Hrn. D. THOMAS || Ittig/ || P. P. & Superintendent. Lips. || Zur Uberweisung || e seines in der angefangenenen Zanckerey untheologi-||schen und unchristlichen || Verfahrens. || Anno 1703. Format und Umfang: 4°; 26 S. Continuation des Catalogi von des noch=währenden Streits . . . 1703, a4v Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 24

[Heineccius: Anderes Sendschreiben an Ittig . . . 1704] M. Joannis Michaelis Heineccii || Evangelischen Predigers in Goßlar || Anderes || Sendschreiben || an || Hern D. Thomas Ittig/ || Theol. Professorem Publicum und Superine tenden-||tem in Leipzig/ || Darinnen || nicht ohne Betrubniß || der Unflath und e e e e Todten=Gebeine || in seinen || ubertunchten Grabern/ || das ist/ || die falschen verlaume derischen Aufflagen || in der Vorrede || seiner jungst herausgegebenen || Leichen=Predigten || gezeiget werden. || 2. Thess. III, 13. 14. 15. [. . .] || Goßlar und Leipzig/ 1704. Format und Umfang: 4°; 23 S.

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

397

Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 6 Leipzig, UB: 45–762

[Hoffmann: Predigt Von denen Stets offenstehenden Thoren Der Gnade Gottes . . . 1705] M. Joh. Gottl. Hoffmanns/ || LIPSIENS. || SS. Theol. Baccal. und Past. in Tauche/ || Predigt/ || Von denen || Stets offenstehenden Thoren || Der || Gnade GOttes/ || Aus dem sehr schweren Spruche/ und da=||mahligen Circular=Text || Marc. III, 28. 29. 30. || Den 27. Jul. 1701. zu Leipzig in der Kirchen zu S. Nicol. || auff Begehren gehalten/ || Und e ietzo zum Druck befordert. || LEIPZIG/ || Zu finden bey Christian Emmerichen/ 1705. Format und Umfang: 4°; [20] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 14

[Honstedt: Gründlicher und deutlicher Beweiß . . . 1703] e e e Grundlicher und deutlicher || Beweiß/ || Daß in der Schrifftmaßigen Rettung || des Lubeckischen RESPONSI, || über der entstandenen Streitigkeit || des von GOtt gesetzten Gnaden=Termins, || Die || Wahrheit und Unschuld || nicht sey beleidiget worden/ || Wider || (Tit.) Hn. Adam Rechenbergs/ || SS. Theol. Doctoris und Professoris Primarii e in Leipzig/ || der Zeitzischen Schrifft beygefugte Vorrede/ || Samt || der verlangten Vore e stellung aller in diesem Streit zusam[m]en || gehoriger und an einander hangenden Warheiten/ || Zu diensamer Nachricht || von denen in Derselbigen gezeigten Friedens=Mitteln/ || Auff Gutbefinden E. E. Ministerii, und mit Desselbigen || einhelliger Ubereinstimmung verfasset || von || M. THOMA Honsteden/ || Pastore am Dom/ und Rev. Ministee rii Seniore || in Lubeck. || LUBECK/ Verlegts Michael Adam Wettstein. || Gedruckt bey Sel. Schmalhertzens Wittwe/ im Jahr 1703. Format und Umfang: 4°; 70 S.; [1] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 26 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(24) Halle, ULB: an Ung VI 14–11

[Höpner; Weber: De Induratione (1626) . . . 1701] D. JO. HÖPNERI, Theol. P. P. || & Superintend.Lips. || THESES THEOLOGICÆ || DE INDURATIONE, || Quas || Disputationis ordinariæ loco || publicæ disquisitioni olim || subjecit, || RESPONDENTE || M. JEREMIA WEBERO, Lips. || SS. Theolog. Studioso, || Ad diem 3. Mart. A. Chr. M. DC. XXVI. || LIPSIÆ, || Recusa typis & sumtu Jo. Chr. Brandenburgeri. || Anno M DCCI. Format und Umfang: 4°; 24 S. Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 1 Halle, ULB: Ung VI 14–2

[Infelix Laqveus Judae Ischariotae . . . 1702] INFELIX LAQVEUS || JUDÆ ISCHARIOTÆ, || Inter Reliqvias Pietastrorum & || Terministarum fortè repertus, || Qvo || Non neminis || ORTHODOXO-MASTIGIS || OBSERVATIONES, || IN || ORATIONEM CHYTRÆI, || Anno M DCCI. suspendebantur; || Nunc enodatus atqve explicatus, || Et || Ecclesiæ Evangelicæ diligentiori || Considerationi || propositus, || â || J. C. S. || HAMBURGI. M DCCII. Format und Umfang: 4°; 32 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 5

398

Anhänge

[Irenaeus: Brieffl iches Gutachten . . . 1701] THEOPHILI IRE-||NÆI SAX. || Brieffliches Gutachten || Uber || Der erregten Streitigkeit || Von || Dem von GOTT || Bestimten || Gnaden=Ziel/ || an || Tit. Herrn || D. Adam Rechenberg/ || S. Theolog. Prof. Primar. zu Leipzig || Wohlmeinend ausgestellet. || Im Jahr Christi MDCCI. Format und Umfang: 4°; [6] Bl.; (Unterzeichnet: Braunschweig den 6. Augusti. Anno. 1701.) Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXXVI Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXV Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–113 Dresden, SLUB: 3.A.10059,misc. 14 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/45 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(18)

[Ittig: Abgenöthigte Schutz-Schrifft . . . 1701] e D. Thomas Ittigs || Prof. Publ. und Superint. || Abgenothigte || Schutz=Schrifft/ || Dare inne || Herr D. A. R. || Anderes INSERAT || zu seiner || Siebenden Beylage || Kurtzlich e e beantwortet und zugleich || dessen grobe Lugen und schandliche Ver=||leumbdungen e gebuhrend widerleget || werden. || LEIPZIG || In Verlegung Friedrich Lanckischen Erben. || Anno M DCC I. Format und Umfang: 4°; 46 S. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XCI Augsburg, StSB: 4° ThS 1123–110 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 28 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/30 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(6

[Ittig: Anmerkungen über Rechenbergs Siebende Beylage . . . 1701] e D. Thomas Ittigs || P. P. und Superint. || Anmerckungen || uber || Hn. D. A. R. || Siebende Beylage || Sambt || Einer Vorrede || An das || Hoch=Ehrwürdige MINISTERIUM || in Leipzig/ || Und einem Anhange || etlicher || Theologischen RESPONSORVM. || LEIPZIG || In Verlegung Friedrich Lanckischens Erben. || ANNO M DCC I. Format und Umfang: 4°; 72; 93 S. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXXXIX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXIX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, LXXXI Augsburg, StSB: 4° ThS 1663 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 12 Göttingen, NSUB: Th. misc. 120/96:12(22) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/26 München, BSB: Res 4 Polem. 3357,8 München, UB: 4 Theol. 5184(15 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(4 [nur Vorrede]

[Ittig: Antwort auff Cunei Missive . . . 1703] D. Thomas Ittigs || Antwort || auff || Marci Cunei, JCti || MISSIVE. || Leipzig/|| Zu finden im Lanckischen Buchladen. Format und Umfang: 4°; 22 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 11

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

399

Halle, ULB: AB 155239(6) Halle, ULB: AB 154666(21) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/15

[Ittig: Antwort auff Rechenbergs Erste Beylage . . . 1701] D. Thomas Ittigs || Theol. P. P. und Superintend. in Leipzig || Antwort/ || auff || Hn. D. A. R. || Erste Beylage/ || zu || Fernerer Vertheidigung || Der || Evangelischen Lehre || e e Von der allen Sundern biß an den Tod || offen=stehenden || Gnaden=Thure. || LEIPZIG/ || Zufinden bey Jacob Fritschen || 1701. Format und Umfang: 4°; 166 [i.e. 156] S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXXII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXXIII (recte: XXXIV) Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXXII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXIX Augsburg, StSB: 4° ThS 764 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 1 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/11 München, UB: 4 Theol. 5184(2 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 4978a (3)

[Ittig: Antwort auf Rechenbergs Fünffte Beylage . . . 1701] e D. Thomas Ittigs || P. P. und Superint. || Antwort || Auf || Herrn D. A. R. || Funffte Beylage/ || Zu || Abermahliger Vertheidigung || Der || Evangelischen Lehre || Von der || Allen e e Sundern || Biß an den Todt || Offen=stehenden Gnaden=Thure. || Auff inständiges Begehren eines guten || Freundes ausgefertiget. || LEIPZIG || In Verlegung Friedrich Lanckischen Erben/ || ANNO M D CCI. Format und Umfang: 4°; 94 S. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXIX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXV Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 34 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/20 München, UB: 4 Theol. 5184(2,b

[Ittig: Antwort auff Rechenbergs Vierdte Beylage . . . 1701] D. Thomas Ittigs/ || P. P. und Superintend. || Antwort || Auff || Herrn D. A. R. || Vierdte Beylage/ || Zu || Nochmahliger Vertheidigung || Der || Evangelischen Lehre || Von der || e e Allen Sundern || Biß an den Todt || Offen=stehenden Gnaden=Thure. || LEIPZIG/ || In Verlegung Friedrich Lanckischens Erben/ || ANNO MDCCI. Format und Umfang: 4°; [1] Bl.; 102 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XLVIII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XLVII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XL Augsburg, StSB: 4° ThS 765 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 13 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/18 München, UB: 4 Theol. 5184(2,a Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(3

400

Anhänge

[Ittig: Christliche Leichen-Predigten 2 . . . 1704] e e Christliche || Leichen=Predigten/ || Darinnen || Schone und außerlesene || Spruche der e e Heil. Schrifft || deutlich erklaret werden/ || Bey unterschiedenen Leich=Begangnissen || gehalten/ und auff Begehren heraus gegeben || von || D. Thomas Ittigen/ Theol. P. P. || und Superintendenten in Leipzig. || Anderer Theil. || LEIPZIG/ || In Verlegung Friedrich Lanckischens sel. Erben/ || Anno M DCC IV. Format und Umfang: 4°; 24 Bl.; 870 S.; 18 Bl. Dresden, SLUB: 4.A.6413–2 Dresden, SLUB 3.A.8762,angeb. 3 [nur Vorrede; bibliothekarischer Hinweis auf Ittigs Ausgabe von Martin Geier „Zeit und Ewigkeit“ (1698) irreführend]

[Ittig; Beerensprung: Collatio . . . 1704] COLLATIO || cum || VIRO MAXIME REVERENDO, || DOMINO || THOMA ITTIGIO, || S. S. Theolog. Doct. ejusdem P. P. ad. D. Nicolai Pa-||store, & Diœceseos Lipsiensis Superintendente, || de Quæstione: || An fidelibus & stantibus, hoc est, gratiâ divina & remissione pec-||catorum jam fruentibus quotidiana, in confessione privata, gratia divi-||na & remissio peccatorum verè & iteratò â ministro Ecclesiæ || conferri possit & debeat; || occasione || DISPUTATIONIS || Lipsiæ || d. 28. Augusti An. 1703. habitæ, || modestè instituta || à || M. SIEGMUND BEERENSPRUNG. || HALÆ MAGEDBURGICÆ, || Typis JOHANN. GRUNERI, Acad. Typogr. 1704. Format und Umfang: 4°; [28] S. München, BSB: 4 Diss. 2492/42

[Ittig: De Reservato Dei . . . 1709 (A)] Q. D. B. V. || D. THOMAE ITTIGII || Exercitatio theologica, || DE || RESERVATO DEI || CIRCA TERMINUM || GRATIAE. || Anno M DCC IX. Format und Umfang: 4°; [18] Bl. Leipzig, UB: Syst. Theol. 665-g

[Ittig: De Reservato Dei . . . 1709 (a)] Q. D. B. V. || D. THOMAE ITTIGII || Exercitatio theologica, || DE RESERVATO DEI || CIRCA TERMINUM || GRATIAE. || LIPSIAE, || Literis Christiani Vogelgesangii.|| Anno M DCC IX. Format und Umfang: 4°; 32 S. Augsburg, StSB: Diss. Theol. prot. 1644 München, BSB: 4 Diss. 611 München, BSB: Res 4 Diss.2060(11 München, UB: 4 Theol. 1943, 8

[Ittig: Epistola ad auditores suos . . . 1701] D. THOMAE ITTIGII || P. P. & Superintend. || EPISTOLA || Ad || AUDITORES SUOS, || Qua || prælectiones || De Statu Induratorum || adversus || D. A. R. PARÆNESIN || Nuper Editam || VINDICANTUR. || LIPSIÆ || Sumptibus Haered. FRIDER. LANCKISII, || Anno MDCCI. Format und Umfang: 4°; [1] Bl.; 61; [1] S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LI Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. L Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XLVI Augsburg, StSB: 4° ThS 1123–122 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 15

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

401

Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(11) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/9 München, BSB: 4 Diss. 3316,13 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(2

[Ittig: Inserat zu seinen Anmerckungen . . . 1701] D. Thomas Ittigs || Prof. P. und Superint. || INSERAT || Zu seinen || Anmerckungen || e uber || Hn. D. A. R. || Siebende Beylage. || LEIPZIG || In Verlegung Friedrich Lanckischens Erben. || Anno MDCCI. Format und Umfang: 4°; 47 S. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXXV Augsburg, StSB: 4° ThS 1123–112 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 23 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/28 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(5

[Ittig; Bobartt: Paulinus In Partem Psalmi Octavi Commentarius Expensus . . . 1702] PAULINUS || IN PARTEM PSALMI OCTAVI || COMMENTARIUS || EXPENSUS, || seu || EXERCITATIO THEOLOGICA || ad Hebr. II, 9. || QVAM || Consentiente Facultate Theologica || SUB PRÆSIDIO || DN. THOMÆ ITTIGII, || SS. Theol. Doct. & Prof. Publ. Præsulatus Misenensis || Canonici, Consistor. atque Facult. Theologic. Assessoris, || ad Div. Nicol. Pastoris & Diœces. Lipsiens. || Superintendentis, || Dn. Præceptoris, Patroni & Promotoris || summopere venerandi || Ad d. XV. August. A. C. M DCC II. || IN AUDITORIO THEOLOGORUM PAULINO || publice ventilandam subjicit || JOHANNES HENRICUS à BOBARTT, || Stetinensis. || LIPSIÆ, || Literis Jo. Christoph. Brandenburgeri. Format und Umfang: 4°; 71; [1] S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXIV Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 33 Göttingen, NSUB: 8 th misc. 114/1:4(20) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/13 München, BSB: 4 Diss. 283, Beibd. 13 München, BSB: 4 Diss. 2318–5 Stuttgart, WLB: Theol. Diss. 3696

[Ittig: Praelectiones Publicae . . . 1701] D. THOMÆ ITTIGII, || SS. Theol. Prof. P. Canonici Misenensis, || Consistorii Elector. & Ducalis Saxonici, nec non Facul-||tatis Theol. Assessoris, ad D. Nicolai Pastoris & || Diœceseos Lips. Superinten-||dentis || PRÆLECTIONES || PUBLICÆ, || Termino Gratiæ Peremptorio, || in nupera disputatione || de || Statu Induratorum || denuo asserto, || oppositæ, || qvas || Publico invidere noluit || Fidelis Auditor. || A. C. M D CCI. Format und Umfang: 4°; [1] Bl.; 29 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXXVII (?) Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXXV Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(6) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/7 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(1

402

Anhänge

[Ittig: Predigt von Jesu dem guten Hirten . . . 1700 (A)] D. Thomas Ittigs || Theol. P. P. und Superintendentens in Leipzig/ || Predigt || von || Jesu dem guten Hirten/ || am Sonntage Misericordias Domini || A. C. 1700. || gehalten/ und e e auff instandiges Begehren zum || Druck befordert/ || sambt einer Vertheidigung || der e Evangelischen Lehre von der allen Sundern || biß an den Tod offenstehenden || Gnaden= e Thure. || LEIPZIG/ || Verlegts Jacob Fritsche. [1700]. Format und Umfang: 4°; [12] Bl.; 136 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XVI Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XVI Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XVI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. X VD 17, 23:286955H [eventl. identisch mit VD 17, 14:009528X] Augsburg, StSB: 4° ThS 763 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(3) [mit „Vertheidigung“] Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/9 München, UB: 4 Theol. 5181(4 [„Vertheidigung“ = Beibd. 3]

[Ittig: Predigt von Jesu dem guten Hirten . . . 1700 (a)] D. Thomas Ittigs || Theol. P. P. und Superintendentens in Leipzig/ || Predigt || von || Jesu dem guten Hirten/ || am Sonntage Misericordias Domini || A. C. 1700. || gehalten/ und e e auff instandiges Begehren zum || Druck befordert/ || sambt einer Vertheidigung || der e Evangelischen Lehre von der allen Sundern || biß an den Tod offenstehenden || Gnaden= e Thure. || LEIPZIG/ || Verlegts Jacob Fritsche. [1700]. Format und Umfang: 4°; [12] Bl.; 136 S. VD 17, 14:009528X Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 11 [mit „Vertheidigung“] Dresden, SLUB: Theol. ev.pol. 525 [nur „Verteidigung“!] Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(3)

[Ittig: Predigt von Jesu dem guten Hirten . . . 1700 (α )] D. Thomas Ittigs/ || Theol. P. P. und Superintendentens in Leipzig/ || Predigt || von || Jesu dem guten Hirten/ || am Sonntage Misericordias Domini || A. C. 1700. || gehalten/ und e e auff instandiges Begehren zum || Druck befordert/ || sambt einer Vertheidigung || der e Evangelischen Lehre von der allen Sundern || biß an den Tod offenstehenden || e Gnaden=Thure. || LEIPZIG/ || Verlegts Jacob Fritsche. [1700]. Format und Umfang: 4°; [12] Bl.; 136 S. VD 17, 12:623370B Dresden, SLUB: 3.A.5828,angeb.3 [unvollständig] München, BSB: Res 4 Hom. 1901–48,6 [ohne „Vertheidigung“]

[Ittig: Refutatio Disputationis De Statu Induratorum . . . 1701] D. THOMÆ ITTIGII || REFUTATIO || DISPUTATIONIS || DE || STATU INDU||RATORUM, || In || Prælectionibus publicis || Ad || B. D. Val. Alberti || INTERESSE RELIGIONUM, || ejusque Thesin IIdam, || Studiosæ juventuti communicata, || & nunc || a quodam Ipsius Auditore prelo || commissa. || Anno Christi 1701. || WITTEBERGÆ, || Typis CHRISTIANI SCHROEDTERI, Acad. Typ. Format und Umfang: 4°; [14] Bl. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXXV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXXII Augsburg, StSB: Diss. Theol. prot. 1642

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

403

Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–111 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(4c) Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(5) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665-f München, BSB: 4 Diss. 2074, 28

Ittig, Thomas, siehe auch: Rettung der Theologischen Disputation . . . 1702 Ittig, Thomas, siehe auch: Vertheidigung der evangelischen Lehre . . . 1700 [Jena, Universität: Programma pentecostale publicum . . . 1701 / Rektoratsprogramm Pfi ngsten 1701] Inclytæ Academiæ || Jenensis || PROGRAMMA || PENTECOSTALE || PUBLICUM || DE || TERMINO GRATIÆ || IN || HAC VITA. || Anno 1701. Format und Umfang: 4°; [7] Bl. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXVI Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXVIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LX Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 29 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/47 München, UB: 4 Theol. 5184(1 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(22

[Krakevitz: Antwort auff Rechenbergs Dritte Beylage . . . 1701] D. Albrecht Joachim von Krakevitz/ || Antwort || Auff des || Herren D. Adam Rechenbergs || Dritte Beylage/ || Zu dem || Deutlichen Vortrag/ || Der Lehre von dem || TERMIN der von GOTT bestim[m]ten || GNADEN-ZEIT/ || Allen Warheit=liebenden Seelen zur unpar=||theyischen Beurtheilung überlassen || und || Vorhero der Censur eie e e ner Ehrwurdigen Theologi-||schen FACULtat in Rostock || ubergeben. || Rostock/ Gedruckt und verlegt bey Joh. Weppling/ || der Acad. Buchdr. An. 1701. Format und Umfang: 4°; 88 S. (S. 1–6 verzählt) Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LV Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LIV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XLIIX Augsburg, StSB: 4 ThS 829 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 18 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/16 München, UB: 4 Theol. 5184(10

[Krakevitz: Schrifft-mäßige Untersuchung . . . 1700 (A)] e e Schrifft=maßige Untersuchung || Der LEHRE/ || Vom || TERMINO || DER || Gottlichen=Wiederruffenden || Gnaden: || DEM || Deutlichen Vortrag/ || DER || Prophetisch=Apostolisch= und Evangelisch || Lutherischen Lehre/ || Von || Dem TERMIN der von GOTT || bestimmten Gnaden=Zeit/ || Herrn D. Adam Rechenbergs: || Zu Erforschung der Warheit/ || In Christlicher Liebe und Bescheidenheit || Mit Consens der Theol. Facult. zu Rostock || entgegen gesetzt/ || Durch || ALBERTUM JOACH. von Krakee vitz/ || Der Heil. Schrifft D. und Prof. Ducalem || auff der Universitat Rostock. || Rostock gedruckt und zu finden bey Joh. Weppling/ || der Acad. Buchdr. Ao. 1700. d. 23. Sept. Format und Umfang: 4°; [52] Bl.

404

Anhänge

Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXIII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XVII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXIV VD 17, 1:079833E Augsburg, StSB: 4 ThS 828 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:1(6) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/14

[Krakevitz: Schrifftmäßige Untersuchung . . . 1700 (a)] e e Schrifftmaßige Untersuchung || DER LEHRE/ || Vom || TERMINO || DER ||Gottlichen =Wiederruffenden || Gnaden: || Dem Deutlichen Vortrag/ || Der Prophetisch=Apostolisch= und Evangelisch || Lutherischen Lehre/ || Von || Dem TERMIN der von GOTT || bestimmten Gnaden=Zeit/ || Herrn D. Adam Rechenbergs: || Zu Erforschung der Warheit/ || In Christlicher Liebe und Bescheidenheit || Mit Consens der Theol. Facult. zu Rostock || entgegen gesetzt/ || Durch || ALBERTUM JOACH. von Krakewitz/ || Der Heil. e Schrifft D. und Prof. Ducalem || auff der Universitat Rostock. || ROSTOCK/ gedruckt und zu finden bey Joh. Weppling/ || der Acad. Buchdr. Anno 1700. d. 23. Sept. Format und Umfang: 4°; [52] Bl. VD 17, 14:009555U Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 17 Dresden, SLUB: Theol.ev.pol.480 München, UB: 4 Theol. 5181(2 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(19

[Kühn: Wohlgemeinter Treuhertziger Unterricht . . . 1702] Wohlgemeinter Treuhertziger || Unterricht || wegen der streitigen || Gnaden=Zeit/ || für e seine disfals Lehrbegierige || Zuhorer/ || Auff deren Ansuchen bey Anfang || der Streitige keit auffgesetzt und abschrifftlich || communiciret || Von || Andreas Kuhnen/ der heiligen || Schrifft Doct. Pastor. Prim. Senior. || Minist. & Convent. Eccles. Præsid. || in Dantzig/ || Numehro aber || Durch einen/ für die Orthodoxen || nicht weniger besorgten/ zu steuer derselben || auf Begehren zum Druck gegeben. || WITTENBERG/ || Verlegts Christian Gottlieb Ludwig/ || 1702. Format und Umfang: 4°; [1] Bl.; 132 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CX Augsburg, StSB: 4 ThS 837 Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 18 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/22 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3864

[Kurtzer Bericht . . . 1701] Kurtzer Bericht || Von der der Theologischen Facultet auff || der Universitet Rostock erwachsenen || Strittigkeit || Von der von GOtt dem Menschen || bestimmten Gnaden=Zeit. [Textbeginn] [s.l., s. a.]. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Greifswald, UA: Theol. Fak. 5, 249 Nachdruck: Rostock, Theologische Fakultät: Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . 1701, **1r**4v

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

405

[Kurtzer Bericht von der Heutigen Controvers . . . 1701] Kurtzer Bericht || Von der || Heutigen Controvers || De || Termino Salutis || humanæ peremtorio || Oder || Der Lehre || Von || Dem Termin der von GOtt || bestimmten Gnaden=Zeit. || Wie solche || Angefangen und bißdaher fortgesetzet || worden/ || Sambt einem Catalogo derer Schrifften welche || von Anfange dieser Controversiæ biß jetzo sind || edirt worden. || Gedruckt Anno 1701. Format und Umfang: 4°; [8] Bl. Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr.XL Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXXVII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–97 München, BSB: 4 Diss. 234 München, BSB: Film R 2001.281,NWA-1372 München, UB: 4 Theol. 5184(17

[Kurtzer Entwurff . . . 1700] e Eines || Christlichen und vernunfftigen || Evangel. Predigers in Schlesien || Kurtzer Entwurff/ || Wie || Die neulich=angefochtene Lehre || Von dem || TERMINO SALUTIS e HU-||MANÆ PEREMPTORIO || einfaltig zu verstehen. || Nebenst || Einer Epistel eines Christlichen Vaters || an seinen Sohn/ von dieser Materie. || LEIPZIG/ || Zu finden bey Johann Heinichens sel. Witbe. || Jm Jahr Christi 1700. Format und Umfang: 4°; [12] Bl. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXIV Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXV Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXIV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XIIX VD 17, 14:009560N Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–92 Dresden, SLUB:3.A.10205,angeb. 18 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(6) Halle, ULB: AB 154666(14) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/40 München, BSB: Film R 2001.281, NWA-1354 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(10 (Titelbl. an Beibd. 9) Stuttgart, WLB: Fam.Pr.qt. 8(22

[Kurtzer Vorbericht . . . 1700] Kurtzer || Vorbericht || von des im HErrn selig entschlaffenen || M. JOH. GEORGII BOESII, || gewesenen treu=eifrigen Seel=sorgers zu Soraw || in der Nieder-Lausitz || e e e Buchlein/ de termino salutis peremptorio, || in welchem die hochstnothige Materie || von e e Versaumung der Gnaden=Zeit || gehandelt worden/ || da uber Vermuthen derselbigen wegen/ eine || grosse Bewegung in Sachsen durch einige sich || erhoben/ || von einem e Christlichen Freunde || zu steuer der Wahrheit/ und Abwendung meh=||rerer Sunden/ aus unstreitigen Documentis, der Christ=||lichen Kirche also voraus dargeleget/ daß/ e geliebt es || GOtt/ kunfftig Acta publica folgen sollen. || Woraus anbey zu ersehen seyn wird/ daß es falsch sey/ || wie man diese Michaelis=Messe gar in einem scripto publico || e vorgegeben/ ob hatte der selige Mann die Sache/ als irrig/ || auf seinem Todbette revociret. || Halle/ bey Christoph Andreas Zeitlern/ Univ. Buchdr. 1700. Format und Umfang: 4°; 32 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXIII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXII

406

Anhänge

Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XX VD 17, 14:009478Z Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–84 Dresden, SLUB: 3.A:10205,angeb. 2 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(4) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/3a Stuttgart, WLB: Theol. qt. 4978a (7) [danach im Anschluss „Continuatio Relationis“]

[Leipzig, Universität: Rektoratsprogramm Weihnachten . . . 1702] RECTOR || ACADEMIÆ LIPSIENSIS || NATALEM || CHRISTI || SOLENNITER || CELEBRANDUM || INDICIT. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 9

[Leipziger Terministischer Mord- Und Lügen-Geist . . . 1703] e Leipziger || Terministischer || Mord=|| Und || Lugen=Geist/ || d. i. || Autor des so gee nandten vollstandigen und unpar=||theyischen Catalogi &c. || Welcher || Wie ein rasender Hund/ || (Tit.) Hn. || Georg Friedr. Niehenck || Der Heil. Schrifft Licentiatum || e angefallen/ || gebuhrend abgefertiget || Von || D. A. R. B. M. R. V. W. A. || Terentius || Si pergis dicere qvae vis, ea qvae non vis, audies || Oder || Wie einer in dem Wald ruffet/ so bekommt er wieder Antwort. || Gedruckt im Jahr 1703. Format und Umfang: 4°; [10] Bl. Greifswald, UB: 520/Fp 180

[Lichtscheid: Christlich gemeyntes Sendschreiben . . . 1703] e Christlich gemeyntes || Sendschreiben || an Ihro Hoch=Ehrwurden || Tit. || Hrn. Johann Fechten/ || Der Heil. Schrifft Doct. und Profess. auch des || Hertzogl. Consistor. Assessorn und des Rostoch. || Districts Superintendenten &c. || Von || Ferdinand Helfreich Lichtscheid/ || Evangel. Pred. in Zeitz. || LEIPZIG || in der Heinichschen Witben Buchladen zufinden. || Anno 1703. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 23 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(19) Nachdruck: Lichtscheid, Ferdinand Helfrich: Gesamte Geistreiche Schriften 2 . . . 1733, 369–376

[Lichtscheid: Freundliche Bitte . . . 1703] e e Freundliche Bitte || Um nahere Erklarung der Lehr || vom || Gnaden=Termin/ || So fern selbiger Termin in dem leiblichen Le=||bens=Ende/ oder in dem zeitlichen Tod angee e setzt || wird/ || Zu deutlicher Verstandnuß und Gegeneinander=||haltung der beyderseits e gefuhrten Lehren/ und Ab=||thuung der Anschuldigungen/ || an alle || Wahrheit und friedliebenden Vertheidiger || Solches im Tod angesetzten peremtorischen || Termins/ || e besonders aber an den || Tit. Herrn Seniorem des Rever. Minist. Lubec. || M. Honstadt || mit aller Bescheidenheit gethan/ || von || Ferdinand Helfreich Lichtscheid/ || Evangel. Prediger in Zeitz. || Gedruckt im Jahr 1703. Format und Umfang: 4°; 10 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 27 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(17) Halle, ULB: Ung VI 14–21 Nachdruck: Lichtscheid, Ferdinand Helfrich: Gesamte Geistreiche Schriften 2 . . . 1733, 361–368

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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[Lichtscheid: Gezeigte Wahre Friedens-Mittel . . . 1702] Ferdinand Helfrich Lichtscheids/ || Evangel. Predigers zu Zeitz/ || gezeigte || Wahre || Friedens=Mittel || in dem Streit || vom || Gnaden=Termin, || Auff || Veranlassung der von e E. E. Ministerio || zu Lubeck so genannten Rettung || ihres Responsi gegen || D. Adam e e Rechenbergs || Ihnen ertheilte Prufung/ mit dessen beygefugter || Vorrede || Von || der vertheidigten und beleidigten Wahrheit || und Unschuld. || LEIPZIG/ || In Verlegung Joh. Heinichens sel. Wittben. || Anno 1702. Format und Umfang: 4°; [13]; 72; [3] S. Continuation des Catalogi von des noch=währenden Streits . . . 1703, a4r Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXXII Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 7 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(23) Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(15) Nachdruck: Lichtscheid, Ferdinand Helfrich: Gesamte Geistreiche Schriften 2 . . . 1733, 333–350

Lichtscheid, Ferdinand Helfrich, siehe auch: Gründliche und bescheidene Untersuchung . . . 1702 [Lichtscheid: Hertzliche Ermahnung an Ittig . . . 1703] e Hertzliche || Ermahnung || an Ihr Hoch=Ehrwurden || Tit. Herrn THOMAS ITTIG || Doctorem Theologiæ & Professorem || wie auch || Leipziger Superintendenten || Von e bisherigen Hohnereyen || in den || Streit=Schrifften || abzulassen/ || und mehr Uberzeugung/ Glimpf und Liebe || zugebrauchen/ || getahn von || Ferdinand Helfreich Lichtscheid/ || Evangel. Prediger in Zeitz. || LEIPZIG || Bey Johann Heinichens Witbe/ || Anno 1703. Format und Umfang: 4°; 36 S. Dresden, SLUB: 3.A.8762, angeb. 2 Nachdruck: Lichtscheid, Ferdinand Helfrich: Gesamte Geistreiche Schrifften . . . 1733, 377–402

[Lichtscheid: Sendschreiben an Rechenberg . . . 1703] Ferdinand Helfreich Lichtscheids || Evangelischen Predigers zu Zeitz || Sendschreiben || An || Hrn. D. Adam Rechenberg || zur Vertheidigung || gegen die neulichst von Herrn e D. I. || gebrauchte Anzuglichkeiten. || Anno 1703. Format und Umfang: 4°; 12 S. Continuation des Catalogi von des noch=währenden Streits . . . 1703, a4r Dresden, SLUB: 3.A.10084, misc. 13 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(18) Nachdruck: Lichtscheid, Ferdinand Helfrich: Gesamte Geistreiche Schriften 2 . . . 1733, 351–360

Lichtscheid, Ferdinand Helfrich, siehe auch: Tychicus Sigoterius: Christliches Send=Schreiben . . . 1704 [Mithob: Schutz-Brieff an Thomas Ittig . . . 1702] HECTOR MITHOBS, || Predigers zu Neuenkirchen im Lande || Hadeln || Schutz=Brieff e || An || Ihro Hoch=Ehrwurden || D. THOMAS ITTIG, || p. t. Prof. und Superintendenten zu Leipzig/ || Seinen geliebten || Ampts=Bruder. [s. l. 1702].

408

Anhänge

Format und Umfang: 4°; 16 S. Continuation des Catalogi von des noch=währenden Streits . . . 1703, a4r Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXIX Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 27

[Molitor: Ad Reineccium Epistola . . . 1702] M. Matth. Molitoris, Sax. || ad || Virum admodum Reverendum ac Præ-||cellentem, || Dn. M. CHRISTIANUM || REINECCIUM, || Anhaltinum, SS. Theolog. Baccal. Ami||cum & Confratrem suum honora-||tissimum, || EPISTOLA, || in qua || Circa ejusdem Epitomen, de termino gratiæ peremptorio, || aliqua dubia, sed quam modestissime mo||ventur. || Impr. MAGEDEBURGI 1702. Format und Umfang: 4°; 24 S. Continuation des Catalogi von des noch=währenden Streits . . . 1703, a4v [demnach in Leipzig bei Heinichen gedr.?] Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXXI Dresden, SLUB: 3.A.10084,angeb. 3

[Morgenbesser: Kurtzer Beweis . . . 1702] e Kurtzer Beweis/ || Daß || M. Bose/ Diaconus in Sorau/ || mit den andern Pietisten || e Ertz=Calvinisten || seyn/ || Welche das Crucifi x und Creutzbild || Christi lastern/ einen e Gotzen heissen/ und in || der Kirchen nicht leiden || wollen/ || Auffgesetzet Christo zu e Ehren/ || Dem || Laster=Teuffel zu spott/ || Von || Samuel Morgenbessern. || Anno 1702. Format und Umfang: 4°; 12 S. Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXXVII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXXVI Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 20

[Morgenbesser: Prüfung des Pietistischen Geistes . . . 1701] e Samuel Morgenbessers/ || Pastoris in Schonwalde/ bey der Stadt Sorau || in Niederlaue e sitz/ || Prufung || Des || Pietistischen Geistes/ || Welcher sich || In den Bosischen Schriffe ten || furnemlich aber in den in Hall ge=||druckten Vorbericht und desselben || CONTIe NUATION || Verleumbderischer Weise || ereignet. || Auff begehren zum Druck befordert. || Sorau/ || ANNO MDCI. Format und Umfang: 4°; [12] Bl. Continuation des Catalogi )(2r-)(3r [in WB gedruckt] Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXXIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXX VD 17, 14:005018W Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 17 Dresden, SLUB: Theol. ev.dogm. 292,10,misc.2 Halle, ULB: AB 153732 (26)

[Müller: Brieff an N. N. . . . 1701] e Gr. Mullers || Brieff || an || N. N. || von || Neugesuchten Anhange || über die Frage/ || von || Gnaden=TERMIN, || Denen interessenten zur Nachricht || publiciret. [wohl 1701] Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXXVII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXXI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXVI

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

409

Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–113 Dresden, SLUB: 3.A.10059,misc. 15

[Müller; Kolb: De Poenitentia Indurati . . . 1701] I. N. J.! || EXERCITATIO THEOLOGICA, || De || POENITENTIA || INDURATI, || Quam || Auxiliante Numine Misericordissimo, || Cum Facultatis Theologicæ Ven. || approbatione, || PRÆSIDE, || DN. MICHAELE MÜLLERO, || SS. Theol. Doct. & e Prof. Sereniss. Wur-||temb. DUCIS Consil. & Universitatis || Tubing. Cancellario, || Defendere conabitur || M. Joh. Joachimus Kolb, Argentoratensis. || Ad Dies [ ] & [ ] Aprilis, || IN AULA NOVA, || TUBINGÆ, || Typis GEORG. HENRICI REISII, Chalcograph. Ling. Orient. || Anno M. DCCI. Format und Umfang: 4°; 40 S.; [3] Bl. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXIX Stuttgart, WLB: Theol. Diss. 4612

[Müller: De Poenitentia Indurati . . . 1701] I. N. J. || Michaelis Mülleri, || SS. Theolog. Doct. & Prof. Sereniss. || Würtenberg. Ducis Consil. & Universitatis || Tubing. Cancellarii || EXERCITATIO THEOLO||LOGICA || De || POENITENTIA || INDURATI || Cum vener. Facult. Theol. || approbatione || P. P. || April M D CI [1601!]. || TUBINGÆ || Typis Georg-Heinrici Reisii, Chalcogr. Ling. Orient. [1701]. Format und Umfang: 4°; 40 S. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXXII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXVII VD 17, 14:005039S [alt: VD 17, 14:005021Z] Augsburg, StSB: Diss. Theol. prot. 2210 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 2 Dresden, SLUB: Theol.ev.dogm. 292,10,misc. 1 Dresden, SLUB: Coll.diss.A.202,48 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/23 München, BSB: 4 Diss. 3417,18

[Neu-Jahrs-Gespräch . . . 1700] e e Neu=Jahrs=Gesprach/ || Welches || Ein Weltmuthiger POLITICUS, || Ein Schwache e muthiger PHILOSOPHUS, || Und ein Freymuthiger PAROCHUS || gehalten || Uber || Hrn. Johann Georg Neumanns/ || D. und Prof. Publ. in Wittenberg/ || Predigt/ || Darine nen er am XXII. Trinit. 1700. gelehret/ daß dem || beharrlich=verstockten Sunder in dem e Gnaden=Reiche Christi || die Gnaden=Thure nicht verschlossen werde; || Wie auch || über || Herrn M. Zachariæ Grapii, || Buß=Predigt/ || zu Rostock aus Rom. II. vers. e I.–II. || von der || Versaumten GOttes=Gnade; || treulich communiciret || durch || Einen e Diener Christi/ || der beyde Predigten aus GOttes Wort || bescheidentlich gepruft. || Leipzig/ zu finden bey Joh. Heinichens sel. Wittwe. [circa 1700]. Format und Umfang: 4°; 56 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XLII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XLI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXXIIX VD 17, 23:639168Z Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–89 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 10

410

Anhänge

Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/35 München, UB: 4 Theol. 5184(18 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(13 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(28

[Neumann: Ausführliche Erörterung . . . 1701] e e J. N. J. || Johann George Neumanns/ || S. S. Theol. D. & P. P. || Ausfuhrliche || Erorterung e der Frage/ || Vom Gottlichen || Gnaden=TERMIN, || Worinn || Herr D. Adam Rechenbergs/ || So genannte || Andere Beylage || Durchgehends beantwortet/ und dabey aus e allen || seinen bißherigen Schrifften/ die vornehmsten Ausfluchte un=||tersuchet/ aus e GOttes Wort geprufet/ nach der Kirchen Consens || beurtheilet/ und Frageweise widere leget || worden. || Hierzu kommt unsers Hochverdienten Senioris, || Herr D. Johann Deutschmanns/ || Prof. Theol. Primarii || Anhang/ || Von eben dieser Streit=Frage. || WITTENBERG/ Bey Gottfried Zimmermann/ 1701. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 190 S., [4] Bl. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LIV Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LII Augsburg, StSB: 4 ThS 1028 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 22 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/21 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 4978a (4) [5 Bl.; 190S., d. h. bei diesem Exemplar: Deutschmann-Anhang folgt direkt nach Titel]

[Neumann: Daß Dem beharrlich-verstockten Sünder . . . 1700] e J. G. N. || Daß || Dem beharrlich=verstockten || Sunder || In dem || Gnaden=Reiche Chrise ti/ || Die Gnaden=Thur || nicht verschlossen werde; || Ist auch || Aus dem vergangnen Son[n]tags=Evangelio/ || am XXII. TRINITATIS, || In einer ordentlichen || Predigt/ || vorgetragen/ und erwiesen worden/ || von || Johann George Neumann/ D. || und Prof. Publ. in Wittenberg. || WITTENBERG/ || Bey Gottfried Zimmermann/ Anno 1700. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 30 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXXI Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXXIII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXXI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXIIX VD 17, 14:009613H Augsburg, StSB: 4 ThS 1027 Dresden, SLUB: 3.A.10225 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/4 München, UB: 4 Theol. 5184(3 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 4978a (Beibd. 2)

[Neumann; Barffe: De Praeconio Legis Et Evangelii . . . 1701] Q. B. V. || DISPUTATIO THEOLOGICA, || DE || PRAECONIO || LEGIS ET EVANGELII, || in praxi assidue conjun-||gendo, || Qvam || Praeside || Dn. JO. GEORG. NEUMANNO, || SS. Theol. Doct. Prof. Publico, Alumno-||rum Electoralium Ephoro, & Academiæ || Bibliothecario, || Domino, Patrono, & Præceptore suo ad cineres || devenerando, || publicæ disquisitioni exponit || ADRIANUS BARFFE, || Hamburgensis, || H. L. C. || Die XV. Julii, Anno M D C C I. || WITTENBERGÆ, Typis Christiani Schrödteri, Acad. Typ. Format und Umfang: 4°; 32 S.

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

411

Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXXI Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXVIII Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 4 Halle, ULB: Ung VI 14–14 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/24 München, BSB: 4 Diss. 3426,34 Stuttgart, WLB: Theol. Diss. 4742

[Neumann; Pyrlaeus: De Tempore Gratiae Divinae . . . 1701] Dispvtatio Theologica, || DE || TEMPORE || GRATIAE DIVINAE, || NON, NISI CVM MORTE || HOMINIS ELABENTE, || ad Rom. II,4.5.6.7.8. || Qvam, || PRAESIDE || DN. IO. GEORGIO NEUMANNO, || S. S. Theol. Doct. Prof. Publico, Alumnorum || Electorialium Ephoro, & Academiæ Bibliothecario, || Domino, Patrono & Præceptore suo æter-||num devenerando, || publico examini submittit || M. IO. GODOFREDVS PYRLAEVS, || Pausa-Variscus, || H. L. Q. C. || D. [Spatium] Sept. A. M DC CI. || VITEMBERGAE, || Prelo CHRISTIANI KREVSIGII, Acad. Typogr. Format und Umfang: 4°; 40 S. Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXVIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXIV Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 11 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/19 München, BSB: 4 Diss. 234–19 München, BSB: 4 Diss. 3427,1 Stuttgart, WLB: Fam.Pr.qt. 8(21

[Neumann; Green: De Termino Salutis Humanae Peremptorio . . . 1700 (A)] Q. B. V. || Disputatio Theologica Solennis, || De || TERMINO || SALUTIS HUMANAE || PEREMPTORIO, || Qvam, || EX CONSENSU VENER. ORDINIS || THEOLOGICI, || Praeside || IO. GEORG. NEUMANNO, || SS. Theol. D. ejusdemqve Prof. P. Alumn. || Elect. Ephoro, Acad. Bibliothecario, h. t. Decano, || PRO SUMMIS IN THEOLOGIA HONORIBUS || RITE CONSEQVENDIS, || defendet || M. GEORG. SIGISM. GREENIUS, || WITTENBERGENSIS. || Ecclesiæ Luccaviensis, in Lusatia Inferiori, Archi-||Diaconus. || Ad d. XIII. Febr. A. O. R. M D CC. || VITEMBERGAE, || Prelo CHRISTIANI KREUSIGII, Acad. Typogr. Format und Umfang: 4°; 40 S., [8] Bl. – Enth. außerdem: Facultatis Theologicae, In Academia Wittenbergensi, Decanus, Io. Georgius Neumannus . . . Benevolo Lectori S. P. D. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. X Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. X Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. III Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. X VD 17, 23:620482R Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(1) [ohne Anhang]

[Neumann; Green: De Termino Salutis Humanae Peremptorio . . . 1700 (a)] Q. B. V. || Disputatio Theologica Solennis, || De || TERMINO || SALUTIS HUMANÆ || PEREMPTORIO, || Qvam, || EX CONSENSU VENER. ORDINIS || THEOLOGICI, || PRÆSIDE || JOH. GEORG. NEUMANNO, || SS. Theol. D. ejusdemqve P. P. Alumn. Elect. || Ephoro, Acad. Bibliothecario, h. t. Decano, || PRO SUMMIS IN THEOLOGIA HONORIBUS || RITE CONSEQUENDIS, || defendet || M. GEORG.

412

Anhänge

SIGISMUNDUS. GREENIUS, || WITTENBERGENSIS. || Ecclesiæ Luccaviensis, in Lusatia Inferiori, Archi-||Diaconus. || Ad d. XIII. Febr. A. O. R. M D CC. || VITEMBERGÆ, || Prelo CHRISTIANI KREUSIGII, AcAd. Typogr. Format und Umfang: 4°; 40 S., [8] Bl. – Enth. außerdem: FACULTATIS THEOLOGICÆ, || IN || ACADEMIA WITTENBERGENSI, || DECANUS, || IO. GEORGIUS || NEUMANNUS, || SS. THEOL. D. P. P. ALUMN. ELE-||CTORALIUM EPHORUS, ET ACAD. || BIBLIOTHECARIUS, || BENEVOLO LECTORI. || S. P. D. VD 17, 12:179537W und VD 17, 12:153010V Dresden, SLUB: Coll.diss.A.204,27 Halle, ULB: AB 155130 (26) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/2 München, BSB: 4 Diss. 2570(Beibd. 34 München, BSB: 4 Diss. 1042(Beibd. 10 München, BSB: 4 Diss. 3427,2

[Neumann; Green: De Termino Salutis Humanae Peremptorio . . . 1700 (α )] Q. B. V. || Disputatio Theologica Solennis, || De || TERMINO || SALUTIS HUMANAE || PEREMPTORIO, || Qvam, || EX CONSENSU VENER. ORDINIS || THEOLOGICI, || Praeside || IO. GEORG. NEUMANNO, || SS. Theol. D. ejusdemqve Prof. P. Alumn. || Elect. Ephoro, Acad. Bibliothecario, h. t. Decano, || PRO SUMMIS IN THEOLOGIA HONORIBUS || RITE CONSEQVENDIS, || defendet || M. GEORG. SIGISM. GREENIUS, || WITTENBERGENSIS. || Ecclesiæ Luccaviensis, in Lusatia Inferiori, Archi-||Diaconus. || Ad d. XIII. Febr. A. O. R. M D CC. || WITTENBERGAE, || Prelo CHRISTIANI KREUSIGII, Acad. Typogr. Format und Umfang: 4°; 40 S., [8] Bl. – Enth. außerdem: Facultatis Theologicae, In Academia Wittenbergensi, Decanus, Io. Georgius Neumannus . . . Benevolo Lectori S. P. D. VD 17, 14:009485H Dresden, SLUB: 3.A.1025,angeb. 4 Göttingen, NSUB: 8 Th.misc. 114/1:16 (19) Halle, ULB: AB 155440 (10) Halle, ULB: 05 A 2076 München, BSB: Film R 2001. 281, NWA 1353 [ohne Programm im Anhang]

[Neumann; Green: De Termino Salutis Humanae Peremptorio . . . 1700 (B)] Q. B. V. || Disputatio Theologica Solennis, || De || TERMINO || SALUTIS HUMANAE || PEREMPTORIO, || Qvam, || EX CONSENSU VENER. ORDINIS || THEOLOGICI, || Praeside || IO. GEORG. NEUMANNO, || SS. Theol. D. ejusdemqve Prof. P. Alumn. || Elect. Ephoro, Acad. Bibliothecario, h. t. Decano, || PRO SUMMIS IN THEOLOGIA HONORIBUS || RITE CONSEQVENDIS, || defendet || M. GEORG. SIGISM. GREENIUS, || WITTENBERGENSIS, || Ecclesiæ Luccaviensis, in Lusatia Inferiori, Archi-||Diaconus, || Ad d. XIII. Febr. A. O. R. M D CC. || Editio Secunda. || WITTENBERGAE, || Prelo CHRISTIANI KREUSIGII, Acad. Typogr. Format und Umfang: 4°; 40 S., [8] Bl. VD 17, 1:674249R München, BSB: 4. Diss. 3427,2 München, BSB: 4 Diss. 3427,3 [Nachdruck von 1711!]

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

413

[Neumann; Avenarius: De Statu Controversiae . . . 1700] Q. B. V. || Disputatio Theologica Solennis, || QVA || STATUS CONTROVERSIÆ, || in Hypothesi: || DE || TERMINO SALU-||TIS PEREMPTORIO, || evolvitur, || Et || Orthodoxa assertio, || Præside || IO. GEORG. NEUMANNO, || S. S. Th.D. Prof. Publ. Alumn. EL. Ephoro || & Academ. Bibliothecario, || PRO SUMMIS IN THEOLOGIA HONORIBUS || CONSEQVENDIS, || defenditur, || a || M. IOANNE AVENARIO, || SS. Th. Bacc. Eccles. Plaviens. Pastore, & totius Diœces. Superint. || Ad d. XII. Octobr. A. O. R. MDCC. || WITTENBERGAE, || Prelo Cristiani KREUSIGII, Acad. Typogr. Format und Umfang: 4°; 32 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XIX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XIX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XV Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XX VD 17, 14:009546V Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 15 Dresden, SLUB: Coll.diss.A. 204,28 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(2) [unterer Seitenrand mit Textverlust im Titelblatt beschnitten] Halle, ULB: AB 155440 (12) Halle, ULB: 05 A 2075 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/3 München, BSB: 4. Diss. 3427,4 München, BSB: 4 Diss. 283 [Nachdruck von 1703?]

[Neumann; Green; Avenarius: Erörterung der Frage Vom Termino Salutis Peremptorio . . . 1700] e Joh. George Neumanns/ || SS. Theol. Doct. und Prof. Publ. zu Wittenberg/ || Erorterung der Frage/ || Vom || TERMINO SALUTIS || PEREMPTORIO, || Oder || Der von GOtt e bestim[m]ten Gnaden=||Zeit/ welche jungsthin in II. Inaugural-Dispu-||tationen abgehandelt worden/ || Deren Erstere || Herr Lic. George SIGISMUND. Green/ || ArchiDiaconus zu Lucka/ Ao. 1700. den 13 Febr. || Die Andere || Herr Lic. JOHANN AVENARIUS, || Der Kirchen zu Plauen Pastor, und derselben Diœ-||cess Superintendens, e Anno 1700. den 12. Octobr. offentlich || vertheidiget; || Nunmehr auf Begehren ins Teute sche ubersetzt/ || Benebenst einen Theologischen Wittenbergischen || RESPONSO. || Wittenberg/ || Bey Gottfried Zimmermann/ || Anno 1700. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 110 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXIX Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXXI Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXIX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXIII VD 17, 14:009589U Augsburg, StSB: 4 ThS 1026 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(8) Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(25) [unvollständig] Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/4 München, UB: 4 Theol. 5181(5 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 4978a (1)

414

Anhänge

Neumann siehe auch: Wittenberg, Theologische Fakultät: Dekanatsprogramm Esto mihi 1702 Neumann siehe auch: Wittenberg, Theologische Fakultät: Dekanatsprogramm Laetare 1702 Neumann siehe auch: Wittenberg, Theologische Fakultät: Dekanatsprogramm Jubilate 1704 [Nichtige Ausfl ucht . . . 1701] Hr. Johann Heinrich Oders, Archi-Diac. zu Sorau/ nichtige Ausflucht/ die er dem kurte zen Vorbericht und Continuation desselben von den Fatis des seeligen Hr. M. Bosens in seiner vermeinten Wiederlegung entgegen gesetzet hat/ untersuchet und nebst einer ere baulichen Predigt des seel. Herr Bosens über die I. Bitte von der Heiligung des Nahmens Gottes gehalten/ ediret von einem wahrheitliebenden Schlesier. 1701. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXII [Kein Exemplar nachweisbar!].

[Nicolai: Antwort auf die Frage . . . 1701] Hn. D. Philippi Nicolai || Weyland Hochverdienten Pastoris bey der || Kirche zu e S. Catharinen in Hamburg || Antwort || Auff die Frage: || Ob die Gnaden=Thure allen || e Sundern biß an den Tod || offen stehe? || Aus seinem || Examine Examinis Pieriani || ehemals zu Leipzig gedruckt Anno 1603. || Wider den || Calvinischen Prediger || zu Bremen || D. Urbanum Pierium. || Leipzig/ zu finden in Lanckischens Buchladen. Format und Umfang: 4°; 14 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXIII (1701!) Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LIX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LVII VD 17, 14:009618W Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 26 Halle, ULB: Pon Vg 7031, QK Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(21

[Niehenck; Deich: De Proditore Juda et Petro . . . 1702] DISSERTATIO THEOLOGICA || DE || PRODITORE || JUDA || ET || PETRO || HORUMq; || PECCATO & POENITENTIA, || QVAM || GOËLE FORTUNANTE NOSTRO || CONSENSU VENERANDÆ FACULTATIS THEOLOGICÆ || IN ACADEMIA ROSTOCHENSI || PRÆSIDE || DN. GEORGIO FRID. || Niehenck/ Rostoch. || PHIL. D. & S. THEOLOGIÆ LICENTIATO || FAUTORE & PATRONO SUO MAXIME || OBSERVANDO || AD DIEM 9. DECEMBR. ANNO M. DCCII. || IN AUDITORIO MAJORI || VENTILANDAM PROPONIT || JOHANNES Deich/ Perl. March. || SS. THEOL. CULTOR. || ROSTOCHII, Typis JOH. WEPPLINGII, Univ. Typogr. Format und Umfang: 4°; 24 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 19

[Niehenck: Erinnerung Wegen der neuligst publicirten Schrifft . . . 1703] George Friedr. Niehencks || Der H. Schrifft Licentiati || Erinnerung/ || Wegen || Der neuligst publicirten Schrifft || Sub Tit: || Leipziger Terministischer Mord= und ||

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710) e

415

e

Lugen=Geist. || Mit Consens der Theologischen Facul=||tat zu Rostock. ROSTOCK/ || Gedruckt bey J. Weppling/ der Acad. Buchdr. Format und Umfang: 4°; [2] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 29 Greifswald, UB: 520/Fp 180

[Niehenck: Wohlgegründete Schutz-Schrifft . . . 1702] e Georg. Fried. Niehencks || Der H. Schrifft Licentiati || Wohlgegrundete || Schutze Schrifft/ || Darinnen || Die lasterliche Charteqve, || Welche || M. JOH. Sigismund Bessee ritz/ || Zur Verthadigung || Hr. D. Adami Rechenbergs || Wider seine Persohn zu Leipzig e e e herausgegeben/ || Kurtzlich beantwortet/ und zugleich dessen unver=||schambte Lugen/ e e und abscheuliche Lasterungen ge-||buhrend wiederleget werden. || Rostock/ || Gedruckt bey Joh. Weppling/ der Acad. Buchdr. || Anno 1702. Format und Umfang: 4°; [14] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 40

[Niehenck: Terminista Convitiator . . . 1701] e TERMINISTA CONVITIATOR || Oder || Der Lasternde TERMINIST || Das ist || e e e Wohlgegrundete Ablehnung/ || Der greulichen und abschaulichen Lasterungen/ || Wele che || M. JOHANN Sigismund Besseritz/ || Zur Verthadigung D. Adam Rechenbergs/ e e Prof. Th. Lips. || In einer so genandten || Schrifftmaßigen Prufung || Wieder || M. ZACHARIAM GRAPIUM || Der H. Schrifft Doctorand. Prof. Publ. und der Kirchen || zu e e St. Jacob. Archi-Diaconum in Rostock || Ohnlangst ausgeschuttet/ || Dem Warheit= e liebenden Leser || furgestellet || VON || M. GEORGIO FRIDERICO || Niehencken/ Rostoch. || Der H. Schrifft Baccalaureo. || Augustinus Lib. V. contr. Julian. Pelag. c. VII. || [. . .]. || Rostock gedruckt und verlegt bey Joh. Weppling/ || der Acad. Buchdr. 1701. Format und Umfang: 4°; 38 Bl. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XCVI Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 3 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/37

[Offenhertzige Antwort . . . 1705] Offenhertzige || Antwort || an einen || guten Freund || betreffend || Das || Sendschreiben || welches || Herr Peter Siegmund Pape || an || Herr Martin Hillen || gestellet. || Magdeburg und Leipzig/ 1705. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 20

Olearius, Johannes: Kurtze und bescheidentliche Ablehnung . . ., siehe auch: Rechenberg: Drittes Inserat . . . 1701. [Ostwald: Christliche Predigt . . . 1700] Christliche Predigt/ || Darin so wol || Von dem || Mitleiden JESU || wegen der Straffe/ so e denen verstockten || Juden zu Jerusalem bevorstund/ || Als auch || Von dem || Gottlichen Gericht || der Verstockung/ || Nach Anleitung derer Anfangs=Worte || des ordentlichen e Evangelii/ || Am X. p. Trinit. Luc. XIX. 41. 42. || In dem itztlaufenden 1700. Jahr o ffente e lich || gehandelt worden/ || Voritzo aber || Zum Trost der Glaubigen und Uberfuhrung || e der sichern Sunder im Druck herausgegeben || Von || JACOBO Ostwald/ || Ins achte Jahr

416

Anhänge e

Predigern zu Wensichendorff unter dem Churfl. Ambt Oranienburg. || Colln an der Spree/ || Druckts Ulrich Liebpert/ Churfl. Brandenb. Hof=Buchdr. Format und Umfang: 4°; 16 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXVII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XII VD 17, 14:011232L Dresden, SLUB: 3.A.10059 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/43

[Pacianus: Epistolae irenicae . . . 1701] EUSEBII PACIANI || EPISTOLÆ || IRENICÆ || Ad Summos Viros || THEOLOGOS LIPSIENSES || MISSÆ. || Addita est & ad Studiosos || Juvenes parænetica. || Paulus Apostolus ad Timotheum II. Epist. II, 14. || [. . .] || Justinus Martyr ad Tryphonem Dial. p. 308. || [. . .]. || Irenopoli A. M. DCC. I. Format und Umfang: 4°; 72 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LIX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LVI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LIV Appenzeller: Die Münsterprediger . . ., 99,6 [Druckort Irenopolis = Frankfurt/M.] Augsburg, StSB: 4 ThS 1080 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 25 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(13) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/15 [handschriftl. Verfasserangabe „J. Frick“] Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5288 und Theol. qt. 5733(16

[Pape: Billige Verantwortung . . . 1702] Billige || Verantwortung || Gegen || Hn. D. Johan[n] Gottlob || Stoltzens/ || Superintendentens zu Waldenburg || Untersuch= und Wiederlegung einiger || ARGUMENTOe RUM, || Aus der Entscheidung der Frage genommen: || Ob GOTT allen Sundern ohn e Unterscheid || biß an ihres Lebens Ende die Gnaden=Thu=||re allezeit offen lasse? Oder ob GOtt die=||selbe noch denen biß ans Ende beharrlich=||Verstockten vor ihres Lebens=Ende aus ge=||rechten Gericht zuschließe? || Dem Leser zur unpartheyischen e e e Prufung/ und allen || Widersprechern der Warheit zur Uberfuhrung/ nothdurff=||tig e e nach der Regel Gottlichen Worts gefuhret || Von || Peter Siegmund Papen/ || Prediger in e der St. Petri Kirche zu Colln an der Spree. || Berlin/ Anno 1702. Format und Umfang: 4°; 64 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CIV Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 12 Stuttgart, WLB: Theol.qt. 5310

[Pape: Christliche Entscheidung . . . 1701] e Christliche || Entscheidung || Der Frage: || Ob GOtt allen Sundern ohne Un=||terscheid e biß an ihres Lebens Ende die Gna=||den=Thur allezeit offen lasse? Oder ob GOtt || dieselbe noch denen biß ans Ende beharrlich=||Verstockten vor ihres Lebens Ende || aus e gerechtem Gericht || zuschliesse? || Einigen irre=gemachten Gemuthern zu Christlichem || Unterricht aus GOTTES Wort || vorgestellet || Von || Peter Siegmund Pape/ Predigern e || an St. Petri Kirche zu Colln an der Spree. || Gedruckt 1701. Format und Umfang: 4°; 24 S. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXXIIX

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

417

Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–105 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 24 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/32 München, BSB: Res 4 Polem. 3357,10 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(16

[Pape: Christliches Sendschreiben an Hillen . . . 1705] e Peter Siegmund Papen || Predigers an St. Petri Kirchen zu Col=||len an der Spree || Christliches || Send=Schreiben|| An Tit. || Herrn Martin Hillen/ || Treufleißigen Pfarrer zu Parey in Hertzogthum || Magdeburg || Als || Seinen Alten Academischen Freund. || Worin[n] Ihm bescheidentlich zu bedencken gegeben wird: || Ob allen Menschen ohne e Unterscheid || die Gnaden=Thure biß ans Le=||bens=Ende offen stehe? || Berlin und Leipzig / 1705. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 19

[Pape: Epistolare Colloquium . . . 1703] EPISTOLARE COLLO-||QUIUM, || Quo || Summè Reverendum, Magnificum atque Excellentissimum || DOMINUM, || DN. THOMAM || ITTIGIUM, || SS. Theol. in Almâ Lipsiensi Doctorem || ac Professorem, nec non ad D. Nicolai Pastorem ac || totius Diœceseos Superintendenten meritissi-||mum, || DNum Patronum, Præceptorem ac Pa||rentem in Christo suum æstuma-||tissimum, || Ad meliorem sui informationem in Controversiá de || Terminô Gratiæ Revocatricis humanissimè invitat, || insimulque injuriam sibi illatam, prout Christiano || homine dignum est, modestissimè vindicat, || PETRUS SIGISMUNDUS Pape/ || Ecclesiastes ad D. Petri Coloniæ ad Svevum. || BEROLINI, Literis SCHLECHTIGERIANIS, 1703. Format und Umfang: 4°; 12 S. Continuation des Catalogi von des noch=währenden Streits . . . 1703, a4r Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 12

[Pape: Gebührende Ablehnung . . . 1704] e Gebuhrende Ablehnung || derer von || Hrn. D. Thom. Ittigen || Leipzig-Superint. || in || der Vorrede des andern Theils seiner Leich=Predigten || ausgestossenen Spott= und e Laster=Reden/ || Ihrer Magnificentz || HERRN || D. JOH. OLEARIO, S. Th. P. P. || der Theol. Facult. zu Leipzig || wie auch || des Hohen Stiffts Zeitz || Hoch=verdienten || SENIORI, || zur || billigen Beurtheilung/ || in einem Sendschreiben wohlmeynend vorgee stellet || von || P. SIGISM. Pape/ || Prediger an St. Petr. Kirchen in Colln || an der Spree. || Berlin und Leipzig/ Anno M DCC IV. Format und Umfang: 4°; 24 S. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb.5

[Pape: Das Gerichte . . . 1700 (A)] ‫ || בעזרת יהוה‬Das || Gerichte/ || Worzu || Christus ist auff diese Welt kommen/ || So wohl || Der Gnaden || als auch || Des Zorns/ || Am letzteren Buß= und Beth=Tage/ || War der IX. Jun. M.DCC. || Aus den Worten Johan. IX. v. 39.40.41. || JEsus sprach: Ich bin zum Gee richte auff diese || Welt kommen rc. || Zum Trost der Glaubigen und Uberzeugung der e e e Gott=||losen/ in der St. Peters=Kirchen zu Colln an der Spree/ || offentlich furgetragen e || Von || Peter Siegmund Papen/ || Prediger an gedachter Kirchen. || Colln an der Spree/ || e Druckts Ulrich Liebpert/ Churfurstl. Brandenb. Hof=Buchdr.

418

Anhänge

Format und Umfang: 4°; 36 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XV Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XV Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. IX VD 17, 14:009525Z Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 10 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/31 [unklar welche Variante]

[Pape: Das Gerichte . . . 1700 (a)] ‫ || בעזרת יהוה‬Das || Gerichte/ || Worzu || Christus ist auff diese Welt kommen/ || So wohl || Der Gnaden || als auch || Des Zorns/ || Am letzteren Buß= und Beth=Tage/ || War der IX. Jun. M.DCC. || Aus den Worten Johan. IX. v. 39.40.41. || JEsus sprach: Ich bin zum Gee richt auff diese || Welt kommen rc. || Zum Trost der Glaubigen und Uberzeugung der e e e Gott=||losen/ in der St. Peters=Kirchen zu Colln an der Spree/ || offentlich furgetragen e || Von || Peter Sigmund Papen/ || Prediger an gedachter Kirchen. || Colln an der Spree/ || e Druckts Ulrich Liebpert/ Churfurstl. Brandenb. Hof=Buchdr. Format und Umfang: 4°; [16] Bl. Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5308

[Pape: Gewissens=Rüge . . . 1704] e Gewissens=Ruge/ || Welche an (Tit.) || Herrn D. Thomas Ittig/ || Leipzigschen Superine tendenten und || Theologiæ Professorem daselbst/ || Auf dessen neue eyffersuchtige Exceptio-||nes in der Vorrede des von Herrn M. Reineccio || also genanten Bösianismi per Theologorum Re-||sponsa & Testimonia condemnati, aus guter || Absicht/ zu desselben e Be=||kehrung/ || Nebst einer Vorrede || an || Herrn D. Franz Julius Lutkens/ || Bißhee rigen Koniglichen Preußischen Consistorial-||Raths und Probstes zu St. Petri/ itzt aber e e vocirten || Konigl. Danischen Consistorial-Raths/ Hoff=Pre-||digers und Professoris e Theologiæ || Hoch=Ehrwurden/ || ausgestellet || Peter Siegmund Pape/ || Prediger an der e e St. Peter=Kirche zu Colln an der Spree. || Colln an der Spree/ || Druckts Ulrich Liebe pert/ Konigl. Preuß. Hoff=Buchdr. Format und Umfang: 4°; [4] Bl.; 28 S. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 1

[Pape: Liebe zur Warheit . . . 1702] e Peter Siegmund Papen/ || Predigers an der Peters=Kirche zu Colln an der Spree/ || Liebe zur Warheit/ || Welche Er/ || Ohngeacht aller eigensinnigen Widersprechung/ mit || andern treuen Lehrern und besten alten Orthodoxen Theo-||logis noch nicht verlassen/ e sondern in nochmahliger || Vertheidigung der Evangelischen Lehre/ || Von der allen Sune dern ohn Unterscheid biß in || den Todt nicht offenstehenden || Gnaden=Thure/ || Und e e von der Busse || Der gantz verstockten Sunder/ || Welche nunmehro unmoglich/ da sie von aller Gnade GOttes ver=|| lassen sind; || Wider die so genannte || Liebe zur Warheit/ so Herr D. Stoltz/ Superintendens zu || Waldenburg/ gegen dessen Billige Verantwortung auf seine || Censur über das brieffliche Gutachten Theophili Irenæi Sax. zur || Vertehidigung seines zwiefachen Irrthums in letzterer Leipzi=||ger Messe ausgegeben hat/ e e || Bestandig erwiesen; || Nebst beygefugtem Antwort=Schreiben/ || So an Tit. Herrn Johann Gottlob Stoltzen/ Superintendenten zu || Waldenburg/ || Auff sein zugesandtes Send=Schreiben || ausgefertiget hat in Straußberg/ den 20. Juni 1702. || Christian Pape/ Pastor und Inspector daselbst. || Leipzig/ zu finden bey Johann Heinichens Sel. Witwe.

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

419

Format und Umfang: 4°; 56 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXIII Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 31 München, BSB: Res/ 4 Polem. 3357,14

[Pape: Schrifftmäßiger Beytrag . . . 1701] e Schrifftmaßiger || Beytrag/ || zu TIT. Herrn || D. Adam Rechenbergs || deutlichen || Vortrag und Beylagen/ || betreffend || Die Prophetisch=Apostolisch= und Evange=||lisch= Lutherische Lehre || Von dem TERMIN der von Gott || bestimten Gnaden=Zeit/ || Nach Gelegenheit des Spruchs Ebr. XII. v. 15, 16, 17. || Aus Liebe zur Wahrheit und Befoderung || wahrer zeitiger Buße/ auch Hinderung || aller fleischlichen Sicherheit/ || Zur Ofe e fenbahrung Gottlicher Barmhertzigkeit || und Gerechtigkeit/ || Aus heil. Gottlicher/ und unserer Theologor. Schrifften gesam[m]let || von Peter Siegmund Papen/ || Predie gern bey der Kirchen zu St. Petri in Colln an der Spree. || BERLIN/ in Verlegung Joh. Christoph. Papen/ Buchh. || Gedruckt bey Gotthard Schlechtigern/ Buchdr. Format und Umfang: 4°; 64 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XLIII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XLII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXXIX Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–107 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 9 Halle, ULB: Ung VI 14–5 München, UB: 4 Theol. 5184(20

[Pape: Selbst-eigene Letzte Consideration . . . 1702] e Peter Siegmund Papen/ || Predigers an der St. Petri Kirchen zu Colln an der Spree. || Selbst=eigene Letzte || CONSIDERATION, || Uber || Hrn. D. Joh. Gottlob Stoltzens || Also genandte || Liebe und Wahrheit/ || Dieser seiner letztern Liebe zur Wahrheit/ in e Behau=||ptung der Lehre/ von der allen Sundern ohne Unterscheid || biß in den Todt e nicht offenstehenden Gnaden=Thure; sondern || daß diese den Gantz=Verstockten e schon vor ihres zeitlichen || Lebens Ende verschlossen sey/ wie den Sundern in den Hei=||ligen Geist/ deren Busse nunmehro nicht allein wun=||derbahr und ausser= e ordentlich/ sondern auch || unmoglich sey. || In einem || Send=Schreiben || An || Seinen Herrn Bruder entgegengesetzet und aus=||gefertiget hat. || Welche Ihme in einem kurtzen angehengten Antworts=Brief || freundlich communiciret || Christian Pape/ || Pastor e und Inspector zu Straußberg. || Colln an der Spree/ || Zu finden bey Joh. Christoph Pae pen/ Buchhandl. in Berlin. Format und Umfang: 4°; 62 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 16 Halle, ULB: Ung VI 14–6

[Pape: Veritatis pro Termino Gratiae Divinae . . . vindicata . . . 1704] VERITATIS || pro || TERMINO GRATIÆ DIVINÆ, || adversus || DN. L. G. FR. NIE||HENCKII || Sycophantias in Suo || TERMINISTA CALVINIZANTE || publicatas, || VINDICATA, || Et || MAXIME REVERENDO AC CELEBERRIMO || VIRO || DOMINO || D. JO. FECHTIO || Rostoch. Theologo-Professori &c. || Prævia Salute plurima || INSCRIPTA || a || PETRO SIGISMUNDO PAPE, || V. D. M. Colon. ad Spream. || Ps. CXIX, v. 115. || [. . .]. || Francoforti & Lipsiæ, Anno 1704. Format und Umfang: 4°; 38 S.

420

Anhänge

Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 15 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(9)

[Pherandrus: Ad Amicum Epistola . . . 1703] J. H. PHERANDRI || ad Amicum || EPISTOLA, || Quâ || Ridiculi famae cauponis & doxoso-||phi litigiosi || M. SEBASTIANI EDZARDI, || Hamburg. Gymnasii Profess. Logicæ | & Metaph. || Insanabile contradicendi & calumniandi cacoë-||thes excutitur. || ANNO MDCCIII. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Catalogus oder völliges, richtiges und ordentliches Verzeichniß . . . 1703, Nr. 92 Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 28

[Philippi: Die Ewige Gnaden-Wahl . . . 1703] e Die || Ewige || Gnaden=Wahl || Der || Beharrlich wahren Glaubigen || an CHRISTUM/ || e Als eine sehr große/ || Ja die allergrosseste || Gnaden=Wohlthat || GOTTes/ || Am XX. Sonntage nach Trin. Anno 1702. || Aus dem ordentlichen Evangelio/ Matth. XXII, 1–14. || Seiner Gemeine zu S. Sophien/ || Schrifftmäßig vorgetragen/ || und darauff || Mit einigen Zeugnissen aus dem Concordien-Buche/ || sowohl auch andern reinen und bee e ruhmten Lehrern/ || in etwas vermehret und erlautert/ || Besonders zu aller hiesiger Zue horer Erbauung/ || wohlmeynend zum Drucke ausgefertiget/ || von || M. Ernesto Christiano Philippi. || Diac. zum H. Creutz/ und Predigern zu S. Sophien. || [Rest beschnitten: Dresden, Zimmermann . . . 1703]. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 92 S. Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(3)

[Rechenberg: Achte Beylage . . . 1701] D. Adam Rechenbergs || Achte Beylage || zu dem || Deutlichen Vortrag || der || Prophet=Apostol= und Evangelisch=Luthe-||rischen Lehre || Von || dem Termin der von GOTT bestimmten || Gnaden=Zeit/ || Darinnen || Herr D. Th. J. mit seinen Anmere e ckungen über die VII. || Beylage/ wie auch angehangten Responsis, gebuhrend || abgefertiget wird/ || nebenst einer Zugabe || vieler unverwerfflichen Theologischen || RESPONSORUM, || Welche der Evangelischen Kirchen hiermit || zu Beurtheilung || der || Vertheie digten Gottlichen Warheit/ und des dargegen || erregten Unfugs vorgelegt werden. || Leipzig/ || In Verlegung Johann Heinichens seel. Wittwe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1701. Format und Umfang: 4°; [8] Bl., 72, [104 S. = Responsen] Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XCIV Augsburg, StSB: 4° ThS 1123–99 [ohne 104 S. = Responsen] Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 30 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/32 München, BSB: 4 Polem. 2447 t(4) Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(11 [mit 104 S. = Responsen]

[Rechenberg: Altera paraenesis . . . 1701] D. Adami RechenbergI || ALTERA || PARÆNESIS || Ad || Nobilissimam Studiosam Juventutem || Lipsiensem, || Super || Epistola D. Th. I. || Qua || Temerarias suas Prælectiones || De || STATU INDURATORUM || vindicare molitus est. || LIPSIÆ, || Apud JOH. HEINICHII VIDUAM. || Literis Richterianis. Format und Umfang: 4°; 40 S.

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

421

Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XLVII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–124 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 16 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(12) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/10 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(4

[Rechenberg: Andere Beylage . . . 1700] D. Adam Rechenbergs || Andere Beylage || zu dem || Deutlichen Vortrag || Der || Prophet=Apostol= und Evangelischen || Lutherischen Lehre || Von || dem Termin der von GOtt bestimmten || Gnaden=Zeit/ || Darinnen solche wider eine Wittenbergische Teutsche || Disputation, und unbillige Censur über ein Leipzigisches || Responsum, || e Kurtz und billigmaßig vertheidiget wird. || LEIPZIG/ || Zu finden bey Johann Heinichens sel. Witbe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1700. Format und Umfang: 4°; 40 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXX Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXXII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXVI VD 17, 12:112025X Augsburg, StSB: 4° ThS 1123–87 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/12 München, BSB: Polem. 3127 i München, UB: 4 Theol. 5074(3 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(6

[Rechenberg: Anderes Inserat . . . 1701] D. Adam Rechenbergs || Anderes || INSERAT || zur || Siebenden Beylage/ || Von || dem e Termin der von GOtt || bestimmten || Gnaden=Zeit/ || Darinnen || Hr. D. Th. J. argere liches Inserat || Zu || Seinen Anmerckungen über die VII. Beylage/ || gebuhrend || Widerlegt/ und er zugleich seines Unfugs || überführt wird. || LEIPZIG/ || Zu fi nden bey Johann Heinichens seel. Wittwe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1701. Format und Umfang: 4°; 48 S. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXXXI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XC Augsburg, StSB: 4° ThS 1123–127 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 27 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/29 München, BSB: 4 Polem. 2447 t(3) Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(13

[Rechenberg: Consensus Orthodoxus . . . 1701] D. Adami RechenbergI || CONSENSUS || ORTHODOXUS || Cum || Verbo Dei, libris Symbolicis & proba-||tissimis Theologis γνησίως Lutheranis, || inprimis Saxonicis antiquis, || De || GRATIÆ DIVINÆ TERMINO, || oppositus || Malevolorum novaturientium || per calumniam conficto || DISSENSUI. || LIPSIÆ, || Apud JOH. HEINICHII Viduam. || Literis Richterianis, 1701. Format und Umfang: 4°; 48 S. Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XLV

422

Anhänge

Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XLVI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XLIII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–130 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 14 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/12 München, BSB: Res 4 Polem. 3357,11 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(15

[Rechenberg; Rieper: De officio theologi circa fidei controversias . . . 1702] Q. D. B. V. || DE || OFFICIO THEOLOGI || circa || FIDEI CONTROVERSIAS || TRACTANDAS, || DISSERTATIO, || quam || IN ACADEMIA LIPSIENSI, || PRÆSIDE || D. ADAMO RECHENBERGIO, || S. Theolog. P. P. & Facult. Theolog. || h. t. Decano, || Præceptore atque Patrono suo omni honore || & obsequio colendo, || Placidæ Θεολογώντων disquisitioni, || IN AUDITORIO PAULINO – THEOLOGICO, || XIV. Mart. A. M. DCCII. || PETRUS Rieper/ || Palæogæa-Bremensis, || submittet. || LIPSIÆ, || Literis CHRISTOPH. FLEISCHERI. Format und Umfang: 4°; [18] Bl. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CVII Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 15 München, BSB: 4 Diss. 3027,2 München, BSB: 4 Diss. 500, Beibd. 30 München, BSB: 4 Diss. 2074, Beibd. 1

[Rechenberg; Anger: De Offi cio Ministri Verbi Paracletico . . .1705] Q. D. B. V. || DE || OFFICIO || MINISTRI VERBI || PARACLETICO, || DISSERTATIO THEOLOGICA, || QVAM || In Academia Lipsiensi, || MODERANTE || D. ADAMO RECHENBERG, || THEOL. PROF. PRIMAR. & FACULT. TEOL. || h. t. DECANO, || IN || Auditorio Theologico || D. XXII. Decembr. A. Chr. M D C C V. || Publicæ θεολογώντων ἐξετάσει || Submittit || M. JOHANNES DAVID ANGER, || Zigelheimens. Osterlandus, Pastor Bœhlensis || Substitutus. || LIPSIÆ, || Typis BRANDENBURGERIANIS. Format und Umfang: 4°; [2] Bl.; 44 S. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 17 Dresden, SLUB: Coll.diss.B. 5,misc. 29 Dresden, SLUB: Coll.diss.A. 93,49 Halle, ULB: Ung VI 14

[Rechenberg; Anger: De Offi cio Ministri Verbi Paracletico . . . 1706] Q. D. B. V. || DE || OFFICIO || MINISTRI VERBI || PARACLETICO, || DISSERTATIO THEOLOGICA, || QVAM || IN ACADEMIA LIPSIENSI, || MODERANTE || D. ADAMO RECHENBERG, || Theol. Prof. Primar. & Facult. Theol. h. t Decano, || IN AUDITORIO THEOLOGICO || D. XXII. Decembr. A. C. MDCCV. || Publicæ θεολογώντων ἐξετάσει Submittit || M. JOHANNES DAVID ANGER, || Zigelheimens. Osterlandus Past. Bœhlens. Substitut. || NUNC VERO RECUSA || CUM || CASTIGATIONE OBERSER-||VATIONUM || Novelli cujusdam Censoris in istam frivole || evulgatarum, || AUTORE || M. J. H. R. P. || addita est in fine Epistola || DN. PRÆSIDIS. || LIPSIÆ, || Typis VIDUÆ BRANDENBURGERIÆ. || 1706. Format und Umfang: 4°; [2] Bl.; 69 [richtig: 65]; 3 S. München, BSB: 4 Diss. 997,6

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

423

[Rechenberg; Küchler: De Reservatis Divinis . . . 1709] J. J. || DE || RESERVATIS || DIVINIS || EXERCITATIO THEOLOGICA, || QUAM || IN SS. MAJESTATIS DIVINÆ GLORIAM, || PRÆSIDE || DN. D. ADAMO RECHENBERG, || THEOL. PROF. PRIM. || PRÆCEPTORE SUO ÆVITERNUM || COLENDO, || IN || Academiæ Lipsiensis || COLLEGIO MAJ. PRINCIPP. || D. IV. JUN. A. M D CCIX. || IPSI DIVINÆ GLORIÆ SACRO, || θεολογοῦντων scrutinio || e SOLENNITER SUBMITTIT || M. CHRISTIANUS FRIDERICUS KUCHLERUS, || BORNA-MISNICUS. || LIPSIÆ, || Literis HÆREDUM BRANDENBURGERIANORUM. Format und Umfang: 4°; [4] Bl., 47 S. Leipzig, UB: Ges. theol. Werke 121(K)

[Rechenberg; Barthel: De Statu Induratorum . . . 1700 (A)] Q. D. B. V. || De || STATU || INDURATORUM, || ex || Consensu Facultatis Theologicæ, || in || Academia Lipsiensi, || moderante || ADAMO RECHENBERGIO, || S. THEOL. D. & P. P. || Dn. Præceptore atque Hospite suo || ætatem devenerando, || in || Acroaterio Colleg. Maj. Principp. || d. XXIII. Nov. A. Chr. M DCC. || solenniter disputabit || M. Samuel Barthel, || Grimma Misnicus. || LIPSIÆ, || Typis JO. HEINRICI RICHTERI. Format und Umfang: 4°; 40 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXVIII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXVIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXIV VD 17, 14:009576Q [mit Widmungsempfänger auf Titelrückseite] Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 22 Halle, ULB: Ung VI 49 (27)

[Rechenberg; Barthel: De Statu Induratorum . . . 1700 (a)] Q. D. B. V. || De || STATU || INDURATORUM, || ex || Consensu Facultatis Theologicæ, || in || Academia Lipsiensi, || moderante || ADAMO RECHENBERGIO, || S. Theol. D. & P. P. || Dn. Præceptore atque Hospite suo || ætatem devenerando, || in || Acroaterio Colleg. Maj. Principp. || d. XXIII. Nov. A. Chr. M DCC. || solenniter disputabit || M. Samuel Barthel, || Grimma Misnicus. || LIPSIÆ, || Typis JO. HEINRICI RICHTERI. Format und Umfang: 4°; 40 S. VD 17, 14:008768E [ohne Widmungsempfänger auf Titelrückseite] Dresden, SLUB: 6.A.954,angeb. 14 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(4b) Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(8b) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/6 München, BSB: 4 Diss. 3467,27

[Rechenberg; Engel: De Gratiae Revocatricis Termino . . . 1700 (A)] DIVINA GRATIA ADSPIRANTE, || DE || GRATIÆ || REVOCATRICIS || TERMINO, || EX || Consensu Facult. Theolog. || IN || ACADEMIA LIPSIENSI, || MODERANTE || D. ADAMO RECHENBERG, || S. Theol. P. P. || Ad D. XX. April. A. CHR. M D C C. || In || Acroaterio Colleg. Maj. Principp. || Solenniter disputabit || PAULUS MATTHIAS Engel/ || Gedanensis. || LIPSIÆ, || Excudebat CHRISTOPH. FLEISCHERUS.

424

Anhänge

Format und Umfang: 4°; 48 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XI Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XI Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. IV VD 17, 39:133782N [mit Seitenpaginierung] München, BSB: 4 Diss. 2570 [mit Pag.] München, BSB: 4 Diss. 3467,28 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(1 [Pag. in Kopfzeile]

[Rechenberg; Engel: De Gratiae Revocatricis Termino . . . 1700 (a)] DIVINA GRATIA ADSPIRANTE, || DE || GRATIÆ || REVOCATRICIS || TERMINO, || EX || Consensu Facult. Theolog. || IN || ACADEMIA LIPSIENSI, || MODERANTE || D. ADAMO RECHENBERG, || S. Theol. P. P. || Ad D. XX. April. A. CHR. M D C C. || In || Acroaterio Colleg. Maj. Principp. || Solenniter disputabit || PAULUS MATTHIAS Engel/ || Gedanensis. || LIPSIÆ, || Excudebat CHRISTOPH. FLEISCHERUS. Format und Umfang: 4°; [24] Bl. VD 17, 3:008862Q [ohne Pag.] Halle, ULB: AB 155440 (11) München, UB: 4 Theol. 1261(7 [ohne Pag.]

[Rechenberg; Engel: De Gratiae Revocatricis Termino . . . 1700 (α )] DIVINA GRATIA ADSPIRANTE, || DE || GRATIÆ || REVOCATRICIS || TERMINO, || EX || Consensu Facult. Theolog. || IN || ACADEMIA LIPSIENSI, || MODERANTE || D. ADAMO RECHENBERG, || S. Theol. P. P. || Ad D. XX. April. A. CHR. M D C C. || In || Acroaterio Colleg. Maj. Principp. || Solenniter disputabit || PAULUS MATTHIAS Engel/ || Gedanensis. || LIPSIÆ, || Excudebat CHRISTOPH. FLEISCHERUS. Format und Umfang: 4°; [24] Bl. VD 17, 14:009495Q [ohne Pag.] Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/1 [ohne Pag.] Dresden, SLUB: 3. A. 10205, angeb. 5 München, UB: 4 Theol. 1261

[Rechenberg; Engel: De Gratiae Revocatricis Termino . . . 1700 ( ‫]) א‬ VD 17, 547:696946W (mit Widmung auf Titelrückseite)

[Rechenberg: Deutlicher Vortrag . . . 1700 (A)] D. Adam Rechenbergs || Deutlicher Vortrag || Der || Prophetisch=Apostolisch= und Evangelisch=||Lutherischen Lehre/ || Von || Dem Termin der von GOTT || bestimmten Gnaden=Zeit. || Leipzig/ Zu finden bey Johann Heinichens seel. Wittwe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1700. Format und Umfang: 4°; [32] Bl. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702„ Nr. V VD 17, 12:113304X Dresden, SLUB: 3.A.10070,angeb. 34 Dresden, SLUB: 4.A.7020,angeb. 3

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

425

Göttingen, NSUB: 8 Th.pol.148/9:1 (1) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/8 München, BSB: 4 Polem. 2447 t(1) München, BSB: Film R 2001.281, NWA-1354

[Rechenberg: Deutlicher Vortrag . . . 1700 (a)] D. Adam Rechenbergs || Deutlicher Vortrag || Der || Prophetisch=Apostolisch= und Evangelisch=||Lutherischen Lehre/ || Von || Dem Termin der von GOtt || bestimmten Gnaden=Zeit. || Leipzig/ || Zu finden bey Johann Heinichens seel. Wittwe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1700. Format und Umfang: 4°; [32] Bl. VD 17, 14:009504D Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–86 Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 6 München, UB: 4 Theol. 5074 Stuttgart, WLB: Theol.qt. 5733(2

[Rechenberg: Dritte Beylage . . . 1701] D. Adam Rechenbergs || Dritte Beylage || zu den || Deutlichen Vortrag || Der Prophet=Apostol= und Evangelisch=||Lutherischen Lehre || Von || dem Termin der von GOtt bestimmten || Gnaden=Zeit/ || Darinnen Hr. D. Albert Joach. von Krakevitz neue lichst || zu Rostock gedruckte und so genannte || Schrifftmaßige Untersuchung || dieser e Lehre/ || In Christlicher Liebe und Bescheidenheit || geprufet wird. || LEIPZIG/ || Zu finden bey Johann Heinichens sel. Witbe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1701. Format und Umfang: 4°; 80 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXXIII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXXV Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXXIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXVII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–103 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(7b) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/15 München, UB: 4 Theol. 5074(5 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(7

[Rechenberg: Drittes Inserat . . . 1701] D. Adam Rechenbergs || Drittes || INSERAT || zur || Siebenden Beylage/ || Bey dem || Deutlichen Vortrag || Der || Prophet=Apostol= und Evangelisch=Lu=||therischen Lehre/ || Von dem Termin der von GOtt bestim[m]ten || Gnaden=Zeit/ || Darinnen || Hr. D. e e Th. J. seine neueste Schmah=Schrifft || wieder mein Ander Inserat, gebuhrend wi= ||derleget wird/ || nebenst || Hr. D. I. Ol. Ablehnung || Der || wider ihn zugleich ausgestossenen Verleumdungen. || LEIPZIG/ || Zu finden bey Johann Heinichens seel. Wittwe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1701. [enthält auch: Olearius: Kurtze und bescheidentliche Ablehnung . . ., und Rechenberg: Rettung der Warheit und Unschuld . . .] Format und Umfang: 4°; 30 S.; [8] S.; 16 S. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XCVIII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–126 Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 6 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/31 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(14

426

Anhänge

[Rechenberg: Einige kurtze Anmerckungen . . . 1700] e Einige kurtze || Anmerckungen/ || Uber || Das unlangst publicirte Wittenbergische || so genannte Theologische || RESPONSUM || Dem Leipzigschen || in Causa des von GOtt bestimmten || Gnaden=Ziels || entgegen gesetzet. || LEIPZIG/ || Zu finden bey Johann Heinichens sel. Wittwe. || Druckts Johann Heinrich Richter/ 1700. Format und Umfang: 4°; 51 S. VD 17, 14:009597L Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 27 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(19) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/13 München, UB: 4 Theol. 5076 München, UB: 4 Theol. 5074(4 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(7

[Rechenberg: Epistola ad Andream Carolum . . . 1702] D. Adami RechenbergI || EPISTOLA, || ad || Summe reverendum & celeberrimum || VIRUM, || Dn. ANDREAM CAROLUM, || Abbatem San-Georgianum in || Ducatu Würtenbergico, || In Christum Patrem suum || venerabilem, || qua || χλευάσματα || Celeberrimi Autoris Dissertationis || Chrysostomianæ, || per Epistolam nuper sparsa || diluuntur. || LIPSIÆ, || Apud viduam JOH. HEINICHII || Anno. M. DCC. II. Format und Umfang: 4°; 15 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXVI Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 35 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(16) Halle, ULB: Ung VI 14–18 München, BSB: 4 Diss. 2492/39

[Rechenberg: Epistola ad Eusebium Pacianum . . . 1701] D. Adami RechenbergI || EPISTOLA || ad || Clarissimum Virum || EUSEBIUM PACIANUM, || Super Parenæsi || ad || THEOLOGOS LIPSIENSES || præteritis nundinis vernalibus missa; || in qua || Venerandi || Dn. D. VEILII || Dissertatio Ecclesiastica hic recusa pro merito || simul commendatur. || Zachar. IIX, v. 16. || [. . .]. || LIPSIÆ, || Apud viduam JOH. HEINICHII. || Anno MDCCI. Format und Umfang: 4°; 16 S. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXXX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXXIV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXXII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–129 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 18 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(14) Halle, ULB: Ung VI 14–13 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/18 München, BSB: 4 Diss. 2492/38 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(17 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(21

[Rechenberg: Erste Beylage . . . 1700] D. Adam Rechenbergs || Erste Beylage || zu den || Deutlichen Vortrag || Der || Prophetisch=Apostolisch= und Evangelisch=||Lutherischen Lehre || von || dem Termin e der von GOtt bestimmten || Gnaden=Zeit/ || Darinnen kurtzlich der Ursprung dieses e Streits || erzehlet/ und darbey grundlich erwiesen wird/ || Daß den gantz=verstockten/

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710) e

427

e

oder verstock-||testen Sundern die Gnaden=Thur nicht biß || an ihr Lebens=Ende offen || stehe. || Leipzig/ || Zu finden bey Johann Heinichens sel. Witbe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1700. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 46 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXVI Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXVIII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXVI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXI VD 17, 14:009570U Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–88 Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 20 Dresden, SLUB: Theol.ev.pol. 496,misc.1 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(7a) Göttingen, NSUB: 8 Th.pol. 148/9:1 (3) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/10 München, UB: 4 Theol. 5074(2 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(5

[Rechenberg: Erstes Inserat . . . 1701] D. Adam Rechenbergs || Erstes || INSERAT || zur || Siebenden Beylage/ || Bey dem || Deutlichen Vortrag || Der || Prophet=Apostol= und Evangel. Lutherischen Lehre || Von dem Termin der von GOtt || bestimmten || Gnaden=Zeit/ || Darinnen || Hr. D. Th. J. mit seiner Vorrede der wider || meine VII. Beylage neuligst publicirten || Schrifft || an E. E. Ministerium in Leipzig/ || Aus der Leipzigischen Theologorum Schrifften/ sei=||nes e e vertheidigten Irrthums augenscheinlich || uberfuhret wird. || Leipzig/ || Zu finden bey Johann Heinichens seel. Wittwe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1701. Format und Umfang: 4°; [4] Bl., 48 S. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXXIII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–128 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 22 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/27 München, BSB: 4 Polem. 2447 t(2) Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(12

[Rechenberg: Fünffte Beylage . . . 1701] e D. Adam Rechenbergs || Funffte Beylage || zu dem || Deutlichen Vortrag || Der || Prophet=Apostol= und Evangelisch=||Lutherischen Lehre || Von || dem Termin der von e GOtt || bestimmten || Gnaden=Zeit/ || Darinnen || Hr. D. Th. I. spottische Antwort auff e die vierte || Beylage/ gebuhrend beantwortet wird. || LEIPZIG/ || zu finden bey Johann Heinichens sel. Witbe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1701. Format und Umfang: 4°; 102 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XLIX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XLVIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LV Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–102 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 21 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/19 München, UB: 4 Theol. 5074(7 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(9

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Anhänge

[Rechenberg; Rhein: De Papatus Primo Falso . . . 1701] Q. D. B. V. || PAPATUS || ΠΡΩΤΟΝ ΨΕΥΔΟΣ, || Seu || PRIMUM FALSUM, || MODERANTE || DOMINO || D. ADAMO RECHENBERGIO, || S. Theol. P. P. || HOSPITE ac PRAECEPTORE SUO || filiali observantia ad cineres usque colendo, || SOLENNI DISSERTATIONE, || IN || ACADEMIA LIPSIENSI || exponit, || eamque placidae Eruditorum disquisitioni, || ad diem XXI. Junii A. O. R. MDCCI. || in || ACROATERIO COLLEGII MAJORIS PRINCIPP. || submittet || M. Joannes Casparus Rhein, || Winshemio Francus. || LIPSIAE, || Excudebat CHRISTOPH. FLEISCHERUS. Format und Umfang: 4°; [17] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 15 München, BSB: 4 Diss. 2074, 39

[Rechenberg: Paraenesis . . . 1701] D. Adami RechenbergI || PARÆNESIS || Ad || Nobilissimam Studiosam Juventutem || Lipsiensem, || Super || D. Th. I. Prælectionibus || De || STATU INDURATORUM, || publice dictatis, & nunc temere || publicatis. || LIPSIÆ, || Apud JO. HEINICHII VIDUAM. || Literis Richterianis, 1701. Format und Umfang: 4°; 32 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXXIX Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XLI Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXXIX Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXXVI Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–125 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 8 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(5) Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(10) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/8 München, UB: 4 H. eccl. 1758 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(3

Rechenberg, Adam: Rettung der Warheit und Unschuld . . ., siehe auch: Rechenberg: Drittes Inserat . . . 1701. [Rechenberg: Richtige Gegen-Antwort . . . 1702] D. Adam Rechenbergs || Richtige || Gegen=Antwort/ || Auff || S. T. Herrn D. Johann Daniel Arcularii, Past. || und E. E. Ministerii zu Franckfurt Senioris || Unrichtige Antwort/ || Gegen die ihm/ wegen seines ausgefer=||tigten Responsi, || Die Streitigkeit || Des e || Gnaden=Termin || betreffend/ || Ertheilte freundliche Erinnerungen/ || nebenst || Erorterung gewisser Fragen/ die zu Beylegung dieses || Streits auffgeworffen worden/ || und e || Einer Vorrede || Von || Herrn D. Andr. Kuhns/ Pastoris und E. E. || Ministerii zu Dantzig Senioris ausgegebenen || Unterricht. || Leipzig/ Verlegts Johann Heinichen Wittwe. 1702. Format und Umfang: 4°; [8] Bl., 71 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXV Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 34 Halle, ULB: an Ung VI 14–7 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/23

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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[Rechenberg: Sechste Beylage . . . 1701] D. Adam Rechenbergs || Sechste Beylage || Zu dem || Deutlichen Vortrag || der || Prophet=Apostol= und Evangelisch=|| Lutherischen Lehre || Von || dem Termin der von GOtt bestimmten || Gnaden=Zeit/ || Darinnen || Herr D. J. G. Neumann mit seiner vere e e fuhri=||schen und verwirrten Erorterung || Der Frage || vom || Gottlichen Gnaden= e Termin/ || kurtzlich abgefertiget wird. || Leipzig/ || In Verlegung Johann Heinichens seel. Wittib. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1701. Format und Umfang: 4°; 46 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LVIII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXIV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXIII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–100 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 31 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/22 München, UB: 4 Theol. 5074(8

[Rechenberg: Siebende Beylage . . . 1701] D. Adam Rechenbergs || Siebende Beylage || Zu dem || Deutlichen Vortrag || der Prophet=Apostol= und Evangelisch=||Lutherischen Lehre/ || Von || dem Termin der von e GOTT bestimmten || Gnaden=Zeit/ || Darin || Herrn D. Th. J. gifftige und spottische Antwort || auff die V. Beylage gebührend widerlegt/ || Und zugleich || Vier andere LitisConsorten || mit abgefertiget werden. || LEIPZIG. || In Verlegung Johann Heinichens seel. Wittib. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ || 1701. Format und Umfang: 4°; [1] Bl.; 149 S. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXXIII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXX Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–101 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 5 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/25 München, UB: 4 Theol. 5074(9 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(10

[Rechenberg: Vierte Beylage . . . 1701] D. Adam Rechenbergs || Vierte Beylage || zu den || Deutlichen Vortrag || Der Prophet=Apostol= und Evangelisch=||Lutherischen Lehre || Von dem Termin || der || von GOtt bestim[m]ten || Gnaden=Zeit/ || Darinnen || Hr. D. Th. I. so genannte Vere e e theidigung und || ungegrundete Antwort auf meine erste Beylage || kurtzlich geprufet wird. || LEIPZIG/ || zu finden bey Johann Heinichens sel. Witbe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1701. Format und Umfang: 4°; [8] Bl., 144 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXXIV Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XXXIIX Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXXVI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXXIV Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–104 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 3 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/17 München, UB: 4 Theol. 5074(6 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 5733(8 [nur Titelblatt und Vorrede] Stuttgart, WLB: Theol.qt. 5733(18 [nur Haupttext]

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Rechenberg siehe auch: Theologische Responsa von dem von Gott bestimmten GnadenTermin . . . 1701. Rechenberg siehe auch: Vermahnung Eines der Heiligen Schrifft Befl issenen Liebhabers der Warheit . . . 1701. [Reineccius: Bösianismus . . . condemnatus . . . 1704] BÖSIANISMUS || PER || RESPONSA & TESTIMONIA || THEOLOGORUM || e CONDEMNATUS, || i. e. || M. Joh. Georg. Bosens Lehre || von der || durch den TERMINUM GRATIÆ PEREMTORIUM || offt lange vor dem Tode geendigten || Gnaden=Zeit/ || wie sie von || Lutherischen Theologis und Lehrern || der Kirchen/ || in denen ausgefertigten || RESPONSIS und TESTIMONIIS || improbiret und verworffen ist; || Nebst einer Vorrede || Herrn D. THOMAS Ittigs/ || P. P. und Superintend. zu Leipe zig/ || zum offentlichen Druck ausgefertiget || von || M. CHRISTIANO REINECCIO, || S. S. Theol. Bacc. || Leipzig/ in Verlegung Friedrich Lanckischens sel. Erben. Format und Umfang: 4°; [28] Bl., 466 S., [3] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.8762 Halle, ULB: UNg VI 14–17 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/13

[Reineccius: Universae De Termino Gratiae Peremtorio Controversiae Epitome Sectio III. & IV. . . . 1703] Universæ || DE || TERMINO GRATIÆ || PEREMTORIO || CONTRO-||VERSIÆ || EPITOME, || In qua tum quæ ad Historiam, tum quæ ad || Statum Controversiæ ejusque momenta, spectant exponun-||tur, & Argumenta pro Universali Dei Gratia ante mortem inter-||minata ex Sacris Scripturis & fidei Analogia hactenus proposita, || Doctorum Ecclesiæ Veterum æque ac Recentiorum testimoniis || illustrantur, ab exceptionibus vindicantur, & Argumenta || contraria solvuntur ac diluuntur; || Ex Scriptis Terministicis utrinque || hactenus editis congesta, || Et || Auditoribus suis primum in Collegiis Privatissimis || communicata, eorumque rogatu nunc, ut scribendi molestia || subleventur, publicata || SECT. III. & IV. || Cum necessariis Indicibus Dictorum Scripturæ, Doctorum Ecclesiæ & Rerum, || A || M. Christiano Reineccio, Anhalt. || SS. Theol. Baccalaureo. || LIPSIÆ, || Sumptibus Hæredum LANCKISIANORUM. 1703. Format und Umfang: 4°; [3] Bl.; gezählte Seiten beginnen mit S. 149 [Beginn im Exemplar: Dresden, SLUB: 3.A.10084–1, bis 696; [28] Bl. = Syllabus contentorum, 3 Indices und Addenda & corrigenda]. Dresden, SLUB: 3.A.10084,angeb.3

[Reineccius: Universae De Termino Gratiae Peremtorio Controversiae Epitome Quatuor Sectiones . . . 1703] J. N. J. || UNIVERSÆ || DE || TERMINO GRATIÆ || PEREMTORIO || CONTROVERSIÆ || EPITOME, || In qua tum quæ ad Historiam, tum quæ || ad Statum Controversiæ ejusque momenta, || spectant, exponuntur, & Argumenta pro Universali Dei Gra||tia ante mortem interminata ex Sacris Scripturis & fidei Analogia hactenus || proposita, Doctorum Ecclesiæ Veterum æque ac Recentiorum testimoniis || illustrantur, ab exceptionibus vindicantur, & Argumenta contraria || solvuntur ac diluuntur; || Ex Scriptis Terministicis utrinque || hactenus editis congesta, || Et || Auditoribus suis primum in Collegiis Privatissimis com-||municata, eorumque rogatu nunc, ut scribendi molestia || subleventur, || in QUATUOR SECTIONIBUS publicata || Cum necessariis Indicibus

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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Dictorum Scripturæ, Doctorum Ecclesiæ & Rerum, || A || M. Christiano Reineccio, Anhalt. || SS. Theol. Baccalaureo. || LIPSIÆ, || Sumptibus Hæredum LANCKISIANORUM. || ANNO M DCC III. Format und Umfang: 4°; [7] Bl., 696 S., [28] Bl. (rot: . . . Termino gratiae . . . epitome, . . . ex scriptis terministicis utrinque . . . M. Christiano Reineccio, Anhalt. . . . Sumptibus Haeredum Lanckisianorum.) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/12 München, UB: 4 Theol. 4754 Stuttgart, WLB: Theol.qt. 5795

[Reineccius: Universae de Termino Gratiae Peremtorio Controversiae Epitome . . . 1702] J. N. J. || Universæ || De || Termino Gratiæ Peremtorio Contro-||versiæ || EPITOME, || In qua tum quæ ad Historiam, tum quæ ad Statum || Controversiæ ejusque momenta, spectant, exponuntur, & || Argumenta pro Universali Dei Gratia ante mortem inter-||minata, ex sacris Scripturis & fidei Analogia hactenus pro-||posita, Doctorum Ecclesiae Veterum æque ac Recentiorum || testimoniis illustrantur, ab exceptionibus vindican||tur, & Argumenta contraria solvuntur ac || diluuntur; || Ex Scriptis Terministicis utrinq[ue] || hactenus editis congesta, || ET || Auditoribus suis primum in Collegiis Privatissimis || communicata, eorumque rogatu nunc, ut scribendi mo-||lestia subleventur, publicata || à || M. CHRISTIANO REINECCIO, ANHALTINO || SS. Th. Baccalaureo. || Lipsiae sumptibus Haeredum LANCKISIANORUM. Format und Umfang: 4°; [5] Bl., 148 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. Nr. CXVI Augsburg, StSB: 4 ThS 1185 Dresden, SLUB: 3.A.10084,angeb. 1 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(21) Stuttgart, WLB 4978a (10) [nur 4 Bl., dann nach dem folgenden Druck Forts.]

Responsa in Sachen . . . 1700, siehe auch: Thomasius [Rettung der Theologischen Disputation . . . 1702] Rettung || Der Theologischen Disputation || De || PAVLINO IN PAR-||TEM OCATVI PSALMI || COMMENTARIO Hebr. II, 9. || Welche || Herr Joh. Heinrich a Bobartt || unter || D. Thomas Ittigs P. P. || PRÆSIDIO || D. XV. August. A. C. M DCC II. || Zu Leipzig gehalten/ || Und || Hr. D. Adam Rechenberg || Mit einer verkehrten Censur unbillicher || Weise angegriffen hat. || Samt einem Bericht von etlichen || Predigten/ die bemeldter D. Ittig in die=||sem Kirchen=Jahre gehalten. || LEIPZIG/ || In Verlegung Friedrich Lanckischen Erben. || ANNO M DCC II. Format und Umfang: 4°; 111 S. Continuation des Catalogi von des noch=währenden Streits . . . 1703, a2rf. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXX Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–139 Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 39 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/14

[Richter: Abgenöthigte Verantwortung Wider Das Terministische Geniste . . . 1704] e e J. N. J. || M. Jeremia Heinrich Richters P. || abgenothigte || Verantwortung || Wider || Das e Terministische Geniste/ || oder || argerliche Vorrede || Hrn. D. Thom. Ittigs P. P. und S. ||

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Zu den andern Theil || seiner Leichpredigen/ || Als wodurch Er sich mit seinen Disputire Kunsten || Nochmahls vor der Christlichen Kirchen sehr || prostituiret hat. || Magdeburg und Leipzig a. 1704. Format und Umfang: 4°; 20 S. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 7

Richter M. H.: Examen der Wimmerischen vernunftlosen und liederlichen Defension, so Hr. Ittigen zu Ehren gemacht. (1702). Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXXIII [Kein Exemplar nachweisbar!]

[Richter: Ittigische Disputir=Künste . . . 1703] e Ittigische || Disputir=Kunste || Aus || Dessen so genannter || Rettung || seiner Theologischen Disputation || Uber || St. Pauli Worte || Hebr. II, 9. || gezeiget || von || M. Jerem. Heinrich Richtern/ P. || Nebenst || Einer Epistel und Vorrede || D. Adam Rechenbergs. || LEIPZIG/ || Zu finden bey Johann Heinichens Wittben/ 1703. Format und Umfang: 4°; [7] Bl.; 55, [1] S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXXIV Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 18 Halle, ULB: Ung VI 14–9

[Rieper: Epistola ad Neumannum . . . 1702] EPISTOLA || PETRI RIEPERI, PALÆOGÆA-||BREMENSIS, || ad || Virum plurimum reverendum & celeberrimum, || Dn. || D. JOH. GEORG. NEUMANNUM, || Prof. Publ. Witteberg. || Qua || Ejusdem objectiunculæ programmatisticæ adversus || Disputationis Meæ || De || Officio Theologi circa controversias || fidei tractandas, §. 37. allatæ || Placide refelluntur, || LIPSIÆ, || apud JOH. HEINICHII viduam. || Anno 1702. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CIX Dresden, SLUB: 3.A:10082,angeb. 17

[Rostock, Theologische Fakultät: Nohtwendige und Schrift-gemässe Beschirmung . . . 1701] Des in Causâ Bœsianâ gegebenen || Rostockischen || RESPONSI || Nohtwendige und e Schrift=gemasse || Beschirmung: || Darinnen/ das Responsum selbst zu Anfang || gesetzt/ Nachher aber von unterschiedlichen Anfech=||tungen/ und sonderlich von der Apologia Boesianâ || Christ=glimpflich Vindiciret/ || Auch zugleich incidenter der Tractat M. Bœsii || de Termino Salutis Humanæ Peremtorio || Nach Nohtdurft perlustriret/ e und refutiret worden; || (wie dießfalls diensame Nachricht auf nachstfolgender || Seite zu finden:) || Zur Ehre der Hocherhabenen Gnade Got=||tes/ zu Beibehaltung der H. Wahrheit/ || und || Zum Unterricht der Geirreten || Auf geschehenes Ansuchen endlich ans Licht gestellet || Von || FACULTATE THEOLOGICA || ROSTOCHIENSI. || Rostock und Leipzig/ In Verlegung Joachim Wildens/ || Gedruckt bey Niclas Swiegerauen/ Anno 1701. Format und Umfang: 4°; [4] Bl., 528 S. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXXVIII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXVI

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXVIII Augsburg, StSB: 4 ThS 160 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 8 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(24) Göttingen, NSUB: 8 Th pol 138/61(1) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/2 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 744 (Beibd.1) [hier heißt es „Schwiegerauen“: Druckvariante?].

[Rostock, Theologische Fakultät: Ubereinstimmendes Zeugnus der Warheit . . . 1701] Ubereinstimmendes || Zeugnus der || Warheit/ || Von der Lehre: || Daß einem jeden Mene schen die || Thur der Gnaden bis an seines || Lebens=Ende offen || stehe. || Auß der Bekantnus unterschidener/ mei=||stentheils an dem Baltischen Seestrand ligenden/ || Unie versitet= und Kirchen/ zusam[m]en getragen || Und || Zu mehrerer Bekrafftigung der Warheit || und Uberzeugung der Irrenden || an den Tag gegeben || von || Der Theologischen Facultet in der || Universitet Rostock. || ROSTOCK/ || In Verlegung Joachim e Wilden/ Buchhandlern. || Gedruckt bey Niclas Schwiegerauen/ E. E. Rahts Buchdr. [ca. 1701]. Format und Umfang: 4°; [8] Bl., 35 S. Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–132 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 9 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 138/61(2) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/4 Stuttgart, WLB: Theol.qt.744 (Beibd. 6)

[Schelwig; Hauck: Novatianismum tam veterem quam recentem . . . 1700 (A)] Q. D. B. V. || NOVATIANISMUM, || TAM VETEREM, QUAM || RECENTEM, || CUM MODESTA DISCUSSIONE PROBLEMATIS THEOLOGICI, || DE || TERMINO || PEREMPTORIO || GRATIÆ REVOCANTIS, || DISSERTATIONE HISTORICO-THEOLOGICA || DESCRIPTUM, || PRÆSIDE, || VIRO SUMME REVERENDO, || Dn. SAMUELE SCHELGUIGIO, || S. Theol. D. & Prof. Publ. || Athenæi Rectore, & ad SS. Trinit. Pastore, || Domino Patrono, Præceptore ac in Christo Patre, filialis || observantiæ cultu ætatem devenerando, || D. IIX. Julii, A. M. DCC. || IN ATHENEI GEDANENSIS AUDITORIO MAXIMO, || VALEDICTIONIS LOCO, || solenniori disquisitioni exponet || BARTHOLOMÆUS HAUCK, Starg. Boruss. || MAGNIFICI SENATUS GED. Alumnus. || Excudit JOHANNES ZACHARIAS STOLLIUS, Athen. Typogr. Format und Umfang: 4°; [32] Bl. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XIII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XIII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. VII VD 17, 39:133787A Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 114/40 (18) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/5 München, BSB: 4 Diss. 2570(Beibd. 36 München, BSB: 4 Diss. 22 München, UB: 8 Döll. 3979, 15 München, UB: 4 H.eccl. 50a(16 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 744 (Beibd. 2) [endet C4v mit § XXV „Amen“]

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[Schelwig; Hauck: Novatianismum tam veterem quam recentem . . . 1700 (B)] Q. D. B. V. || NOVATIANISMUM, || TAM VETEREM, QVAM || RECENTEM, || CUM MODESTA DISCUSSIONE PROBLEMATIS THEOLOGICI, || DE || TERMINO || PEREMPTORIO || GRATIÆ REVOCANTIS, || DISSERTATIONE HISTORICO-THEOLOGICA || DESCRIPTUM, || PRÆSIDE, || VIRO SUMME REVERENDO, || DN. SAM. SCHELGUIGIO, || S. Theol. D. & Prof. Publ. Athenæi Rectore, & || ad SS. Trinit. Pastore, || Domino Patrono, Præceptore, ac in Christo Patre, filialis || observantiæ cultu ætatem devenerando, || D. IIX. Julii, A. M. DCC. || IN ATHENÆI GEDANENSIS AUDITORIO MAXIMO, || VALEDICTIONIS LOCO, || solenniori disquisitioni exponet || BARTHOLOMÆUS HAUCK, Starg. Boruss. || MAGNIFICI SENATUS GED. ALUMNUS. || NUNC RECUSA. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 69 S. VD 17, 1:057429G München, BSB: 4 Diss. 2241(Beibd. 13 München, BSB: 4 Diss. 857(Beibd. 24

[Schelwig; Hauck: Novatianismum tam veterem quam recentem . . . 1700 (b)] Q. D. B. V. || NOVATIANISMUM, || TAM VETEREM, QVAM || RECENTEM, || CUM MODESTA DISCUSSIONE PROBLEMATIS THEOLOGICI, || DE || TERMINO || PEREMPTORIO || GRATIÆ REVOCANTIS, || DISSERTATIONE HISTORICO-THEOLOGICA || DESCRIPTUM, || PRAESIDE, || VIRO SUMME REVERENDO, || DN. SAMUELE SCHELGUIGIO, || S. Theol. D. & Prof. Publ. Athenæi Re-||ctore, & ad SS. Trinit. Pastore, || Domino Patrono, Præceptore, ac in Christo Patre, filialis || observantiæ cultu ætatem devenerando, || D. IIX. Julii, A. M. DCC. || IN ATHENÆI GEDANENSIS AUDITORIO MAXIMO, || VALEDICTIONIS LOCO, || solenniori disquisitioni exponet || BARTHOLOMÆUS HAUCK, Starg. Boruss. || MAGNIFICI SENATUS GED. Alumnus. || NUNC RECUSA. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 70 S. (bis einschl. S. 8 nicht gedruckt) VD 17, 14:009518R Dresden, SLUB: 3.A.10205, angeb. 8 Dresden, SLUB: Coll.diss.A.216,17 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(1) Halle, ULB: AB 155440 (9)

[Schmied: Abgenöthigte Verantwortung . . . 1704] e BASILII Schmieds || abgenothigte || Verantwortung || und || Ehren=Rettung || wider || e e Hn. D. Thom. Ittigs || Schmahsuchtige Vorrede seiner ausgegebe=||nen Leich=Predigten/ e e in welchen Er nebst Hn. D. Re=||chenbergen auch mich zur Ungebuhr ge=||lastert/ || mit e || einer wohl=gemeynten || Zuschrifft und dienstl. Bitte || an || Ihr HochEhrwurden || Tit. e Herrn || D. Gottfr. Seligmann/ || Wohlberuhmten Theologum und || Profess. Ordinar. zu Leipzig. || Franckfurt und Leipzig/ 1704. Format und Umfang: 4°; 24 S. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 4 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(21)

[Schmied: Gebührende Antwort . . . 1703] e BASILII Schmieds || gebuhrende Antwort || Auff || Hn. D. Thomas Ittigs || wiederholte e lasterliche || Zanck=Fragen || in || seiner so=genannten || Antwort || auff || MARCI CUNEI JCti || an Ihn gerichteten || MISSIVE || mit || D. Adam Rechenbergs || Vorrede. || LEIPZIG/ || Zu finden in Heinichens Buchladen/ Anno 1703.

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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Format und Umfang: 4°; [3] Bl., 24 S. Continuation des Catalogi von des noch=währenden Streits . . . 1703, a4v Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 15 Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(20)

[Schmied: Klarer Beweis Wider Neumann und Ittig . . . 1704] Basilii Schmids || Klarer Beweis || Wider || Hr. D. Joh. George Neumann || und || Hr. D. Thom. Ittigen/ || Daß Sie || Mit ihrer neuen Vertheidigung || Ihrer falschen Terministerey || Sich vom || HUBERIANISMO || und || PUCCIANISMO || keines weges loßgemacht. || Franckfurt und Leipzig/ A. 1704. Format und Umfang: 4°; 32 S. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 13

[Schrifftmäßige Beantwortung Des Send=Schreibens . . . 1705] e L. H. R. E. || Schrifftmaßige || Beantwortung || Des || Send=Schreibens/ || Welches || Tit. Herr Peter Siegmund Pape || an || Tit. Herrn Martin Hillen || abgehen lassen/ || über || die e Frage: || Ob allen Menschen ohne Unterscheid die || Gnaden=Thur bis ans Lebens=Ende offen || stehe? || Leipzig/ zu finden bey Friedrich Lanckischens seel. Erben/ || 1705. Format und Umfang: 4°; [1] Bl.; 62 S. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 21

[Schrifftmässige Rettung des Lübeckischen Responsi . . . 1702] e e Schrifftmassige Rettung || Des Lubeckischen || RESPONSI, || In der entstandenen Streitigkeit || Des || von GOtt gesetzten || Gnaden=TERMINS, || Von Desselbigen so genanne e ten || Schrifftmassigen Prufung || (Tit.) || Herrn Adam Rechenbergs/ || SS. Theol. Doctoris und Professoris Primarii in Leipzig/ || Angestellet || Von dem ordentlichen e Predigt=Ampt || in Lubeck. || LUBECK/ || In Verlegung Michael Adam Wettstein. || Gedruckt bey Sel. Schmalhertzens Wittwe/ im Jahr 1702. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 110 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXIIX Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 37 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(22) Halle, ULB: Ung VI 14–10 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/24

[Seelmann: Terminus peremptorius exterminatus . . . 1700 (A)] M. Martin Christian Seelmans || Terminus peremptorius || exterminatus || bey einem || zu e N. den 8. Maji 1700. || Durch || Rad und Schwerdt || Gerichteten || Armen Sunder/ || Wie dieser zwar || 1. Auff verdam[m]liche Zurede eines P. mit || Verzweiffelung gerungen/ e e aber || 2. Nach trostlichem Unterricht eines L. || frolich und seelig verschieden. || SCHMIEDEBERG/ || Druckts Christian Weber/ 1700. Format und Umfang: 4°; [16] Bl. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XXV Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XXV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XIX VD 17, 14:009564T Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 19 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/41 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 4978a (8)

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[Seelmann: Terminus peremptorius exterminatus . . . 1700 (a)] M. Christian Martin Seelmans || Terminus peremptorius || exterminatus || bey einem || zu e N. den 8. Maji 1700. || Durch || Rad und Schwerdt || Gerichteten || Armen Sunder/ || Wie dieser zwar || 1. Auff verdam[m]liche Zurede eines P. mit || Verzweiffelung gerungen/ e e aber || 2. Nach trostlichem Unterricht eines L. || frolich und seelig verschieden. || SCHMIEDEBERG/ || Druckts Christian Weber/ 1700. Format und Umfang: 4°; [16] Bl. VD 17, 39:133812X Augsburg, StSB: 4 ThS 1344

[Sentiment über die künfftigen Fata . . . 1702] e e J. F. P. P. || SENTIMENT || uber || Die kunfftigen Fata || der Controverse || De Termino Salutis, || in einem wohlgemeinten || Send=Schreiben || aus Pommern/ || an Tit. || Herrn Adam Rechenberg/ || Der H. Schrifft Doctor, Prof. Primar. &c. || entworffen. || Gedruckt im Jahr 1702. Format und Umfang: 4°; [8] Bl. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. C Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 8 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/46a

[Sonntag; Schelwig: Brevis et Solida Confutatio . . . 1701] Duorum Theologorum || Celeberrimorum, || Dn. || D. CHRISTOPHORI || SONNTAGII, || SS. Theol. Profess. Primarii & Antistitis Altorfini, || & || Dn. || D. SAMUELIS SCHEL-||WIGII, || SS. Theol. Prof. & Pastoris Gedanensis, || Brevis et Solida || CONFUTATIO || Doctrinæ de Termino Gratiæ Peremtorio, || ex ipsorum || Scriptis nuperrime editis, || Illius sc. Animadversionibus in Fanaticismum, & hujus Synops. || Controversiarum || excerpta. || Anno 1701. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XCII Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 29 München, BSB: 4 Diss. 2476/40 München, UB: 4 Theol. 4740

[Spener: Das Gericht der Verstockung . . . 1701 (A)] Das || Gericht der Verstockung/ || In einer || Buß=Predigt/ || 2. Mart. 1701 zu St. Nicolai || In Berlin/ || Der Christlichen Gemeinde zu ihrem Unterricht || und Warnung vorgetrae gen || Von || Philipp Jacob Spenern/ D. Kon. Pr. und Churfl. || Brandenb. Consist. Rath e e und Probsten: || Mit angehangter || Erklarung seiner Lehr/ || Von dem allen Menschen gesetzten || Gnaden=Ziel/ || Auch Rettung der aus seinen Schrifften || Von || Herrn D. Johann Georg Neumannen/ || in zwey zu Wittenberg gehaltenen || Disputationen || Ane e gefuhrter/ und theils falsch erklarter/ theils zu unrich=||tigen Folgen mißbrauchter / e Stellen. || Franckfurt am Mayn/ || In Verlegung Johann David Zunners/ Buchhandlers || MDCCI. Format und Umfang: 4°; [4] Bl., 110 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LIII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. L [Spener, Philipp Jakob:] Vollständiger Catalogus Aller dererjenigen Predigten [. . .], 129.

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–123 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 20 Göttingen, NSUB: Th. pol. 148/9:2(15) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/5 München, UB: 4 Theol. 1261(13 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 4978a (5) Nachdruck: Spener: Christliche Passions-Predigten [. . .]. Frankfurt a. M. 1709, 297–314 (30. Predigt).

[Spener: Das Gericht der Verstockung . . . 1701 (a)] Das || Gericht der Verstockung/ || In einer || Buß=Predigt/ || 2. Mart. 1701 zu St. Nicolai || In Berlin/ || Der Christlichen Gemeinde zu ihrem Unterricht || und Warnung vorgetrae gen || Von || Philipp Jacob Spenern/ D. Kon. Pr. und || Churfl. Brandenb. Consist. Rath e e und Probsten: || Mit angehangter || Erklarung seiner Lehr/ || Von dem allen Menschen gesetzten || Gnaden=Ziel/ || Auch Rettung der auß seinen Schrifften || Von || Herrn D. Johann Georg Neumannen/ || in zwey zu Witteenberg gehaltenen || Disputationen || e e Angefuhrter/ und theils falsch erklarter/ theils zu un=||richtigen Folgen mißbrauchter / Stellen. || Franckfurt am Mayn/ || In Verlegung Johann David Zunners/ Buchhändlers || MDCCI. Format und Umfang: 4°; [4] Bl., 87 S. München, UB: 4 Theol. 1261(14

[Stenger: Bedencken übern Terminal-Streit . . . 1701] e Johann Melchior Stengers || Inspectoris zu Wittstock || Bedencken || ubern || Terminale e Streit; || Zur Uberfuhrung aller Anti-Terministen || ausgestellet/ und auf Anhalten guter || Freunde zum Drucke || gegeben. || Wittstock/ den 1sten Decembr. 1701. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XCIII Dresden, SLUB: 3.A.10082,angeb. 1

[Stolze: Bescheidentliche Antwort und Censur . . . 1702] e Johann Gottlob Stoltzens/ D. || Bescheidentliche Ant=||wort/ und Censur || uber || das e Brieffliche Gutachten || deß so genannten || Theophili Irenæi, || Sax. || so er uber der erregten Streitigkeit || von dem von GOtt bestimmten Gnaden=Ziel || an (Tit. || Hn. D. Adam Rechenbergen/ || SS. Theol. Prof. Prim. in Leipzig/ || Wohlmeinend außgestellet/ e betreffende insonderheit || Die Lehre von der Buße der Gantzverstockten || Sunder/ || Welche zwar schwer/ und gleichsam ausserordentlich und wunderbahr zu seyn || scheie net/ doch aber nicht unmoglich; || Worbey zugleich die Argumenta, so in der Entscheie dung eben dieser Frage/ || Herr Peter Siegmund Papens/ beruhmten Predigers an S. Petri e || Kirche zu Colln an der Spree enthalten/ bescheidentlich unter=||sucht und wiederlegt e worden. || Franckfurth am Mayn. Anno 1702. Format und Umfang: 4°; 55 S. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XCIX Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 7 Halle, ULB: Ung VI 14–12 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/46

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[Stolze: . . . De Poenitentia Induratorum . . . 1701] D. JOHANN. Gottlob Stoltze/ S. || VValdenburgensis, || VIRO || Maximè Reverendo, Amplissimo atqve Excellentissimo || GEORGIO Richtern/ || Schneebergensium Antistiti Primario, suæ-||qve Ecclesiæ ac Scholæ Inspectori Gravissimo, || cum || in publica Cathedra Lipsiensi || pro summo gradu in Theologia obtinendo || brevi disputaturus, || tristissima Ecclesiæ fata || deploraret, || atq; insuper || De utilitate ex dissidiis Theologorum speranda || eruditè dissereret, || S. P. D. || Datâ occasione || De Pœnitentia Induratorum || veluti Extraordinaria agitur. || VITEMBERGAE, || Literis Christiani Schroedteri, Acad. Typ. || Anno 1701. Format und Umfang: 4°; [14] Bl. Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXVII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXVI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXI Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 32 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/25 München, UB: 4 Theol. 5184(8

[Stolze: Letzte Declaration . . . 1703] Johann Gottlob Stoltzens/ D. || Letzte || DECLARATION || Uber || Herrn Peter Siege mund Papens/ Predigers an St. || Petri Kirchen zu Colln an der Spree/ || Letzte CONSIe DERATION || Der || Evangelischen Lehre: || Von der allen Sundern biß in den Todt e offen=||stehenden Gnaden=Thure/ und von der Busse der || gantz= oder recht=Verstockten/ welche zwar schwer/ seltsam/ wun=||derbahr/ und gleichsam ausserordente lich zu seyn scheinet/ || aber doch nicht unmoglich; || In einem Send=Schreiben || An dessen geliebten Herrn Bruder || TIT. Herrn Christian Papen/ Pastorem & In-||spect. zu Straußberg rc. || freundlich communiciret || ê Museo Waldenb. den 1. Februarii 1703. || e Nebenst einem abgenothigten kurtzen Bericht/ was mit Ihm || in Puncto Promotionis bißhero passiret. || ALTENBURG/ Verlegts Johann Gottfried Richter/ Anno 1703. Format und Umfang: 4°; 24 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 17

[Stolze: Liebe und Warheit . . . 1702] J. N. J. || Liebe und Warheit || so bey des || Hn. Peter Sigmund Papen/ || Predigern an der e e Peters=Kirche zu Colln an der Spree/ || und seinen Consorten || von allen Rechtglaubigen Lehrern || nochmals vorgeleget und angeboten wird || In einem Send=Schreiben || An Dero einigen geliebten Herrn Bruder || Tit. || Herrn Christian Papen/ || Pastorem und e Inspectorem in Straußberg || betreffende die Lehre: || Von der allen Sundern ohne Untere scheid biß in Tod offenste=||henden Gnaden=Thure: || Oder || Von der Buße der vere stockten Sunder/ welche zwar wunderbahr || und gleichsam außerordentlich zu seyn e scheinet/ doch || aber nicht gantz unmoglich; || So der so genannten Liebe zur Warheit entgegen gesetzet/ und ausge=||fertiget in Waldenburg dem 13. Aug. 1702. || von || Joe hann Gottlob Stoltzen/ D. || 2. Cor. XIII, v. 8. || Wir konnen nichts wider die Warheit/ e sondern fur die Warheit. || Zwickau/ druckts und Verlegts Christian Bittorff. Format und Umfang: 4°; 32 S. Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 32

[Stolze: Liebe zur Warheit . . . wider . . . Papen . . . 1702] e Die Liebe zur Warheit/ || Welche || Ohngeacht aller Lasterung und Verspottung || umb dieser ewigen und theuren Warheit willen/ || mit andern treuen Lehrern noch nicht ver-

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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lassen/ || Sondern || In noch mahlicher Vertheidigung der Evangel. Lehre || Von der allen e e Sundern biß in Todt || offenstehenden || Gnaden=Thure/ || Und von der Busse der gantz e verstockten Sunder/ || Welche zwar schwer/ und gleichsam ausser=or=||dentlich und e wunderbar zu seyn scheinet/ doch || aber nicht unmoglich; || Wider die sogenandte || Billige Verantwortung und Widerlegung || der bescheidentlichen Censur, über das Briefliche Gut=||achten des sogenandten Theoph. Irenæi Sax. || Herrn Peter Siegmund Pae e pens/ Predigers an S. || Petri-Kirchen zu Colln an der Spree in Berlin / 1702. || bestandig e erwiesen/ || Nebenst einem beygefugten Sendschreiben || An Tit. Herrn Christian Papen/ Pastorem zu Strauß=||berg und der umliegenden Kirchen Inspectorem, &c. || Ausgefertiget in Waldenburg den 20. Febr. 1702. || Von || Johann Gottlob Stoltzen/ D. || Altenburg/ Gedruckt bey Joh. Gottfried Richtern/ F. S. Hof=buchdr. Format und Umfang: 4°; [8] Bl.; 34 S.; [3] Bl. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXIV Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 22

[Stübel: Novissima Antipietistarum . . . 1700] Novissima Antipie-||tistarum. || Hi Pseudodidascali accersunt sibi celerum interi-||tum. Damnatio jam olim non tardat; Perditio non || dormitat. 2. Pet. 2, 1. seqq. || Quis verò accusabit electos Dei? quis judicabit? || Quis nos separabit ab amore Christi? || Num afflictio? num angustia? num persecutio? num fa-||mes? num nuditas? num periculum? num gladius? || aut fortè || D. JO. FRID. MAYERUS, qui Hamburgi || fi nxit Pietistam per status Evangelicos accusatum || & judicatum; || D. JO. GEORG. NEUMANNUS, qui Wit-||tenbergæ offendiculum fi nxit ex termino salutis per-||emptorio; || D. JO. CHRISTOPH. NUNGESSERUS, || qui Tremoniæ deliramenta finxit pro desperata suæ || spei Patrocinio; || M. ALB. CHRIST. ROTTHIUS, qui Li-||psiæ Thomasium portentosum finxit; Taceo Reliquos || Nugivendulos. || Ab his habiti velut oves mactandæ || victimus per nostrum Amasium. || M. ANDREAS STUBELIUS, s. Stiefel/ SS. Theol. Baccal. || certus est, || quod neque bestia Antievangelica, neque bestia Antipietistica, neque mors, vita, || angeli, principatus, potestates, præsentia, futura, neque aliæ creaturæ separare nos || queant ab amore Dei in Christo Jesu Domino nostro Rom. 8, 33. seqq. || B. Luther. Comment. in Gen. f. 89. || Sunt hæ insignes Prophetiæ, quibus certum tempus, locus personæ describuntur. || Anno gratiæ & iræ M D CC. Format und Umfang: 4°; [1]; 11 S. VD 17, 3:003771M Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 42 Dresden, SLUB: Coll.diss.A.116,63 Dresden, SLUB: 6.A.954,angeb. 38 Halle, ULB: Ung VI 12 (8) München, BSB: 4 Diss. 367, Beibd. 21

[Theologische Responsa von dem von Gott bestimmten Gnaden-Termin . . . 1701] Theologische || RESPONSA || Von || Dem von GOtt bestimmten || Gnaden=TERMIN, || Aus || Unverwerflichen alten Evangelischen || THEOLOGIS || zusammengetragen/ || Und || den heutigen Neulingen entgegen || gesetzt. || Leipzig/ || Zu finden bey Johann Heinichens seel. Wittwe. || Druckts Joh. Heinrich Richter/ 1701. Format und Umfang: 4°; 104 S. Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–106 [Zwischentitel zu Ittig: Anmerckungen über die Siebende Beylage . . ., oder zu Rechenberg: Achte Beylage . . .] Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 30 [angehängt nicht als eigener Druck, vgl. Rechenberg: Achte Beylage . . .]

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Anhänge

Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:2/32a München, BSB: 4 Polem. 2487 d Stuttgart, WLB: Theol.qt.744 (Beibd. 5) [fehlerhafte Zusammenbindung]

[Thomasius: Responsa in Sachen Johann Georg Bösens . . . 1700] e RESPONSA || In Sachen || Johann Georg Bosens sel. || Weyland Diaconi zu Sorau/ || e Als/ || I. Der Leipzigischen Theolog. Facultat ersteres/ sub || Decanatu Carpzoviano. || II. Christian Thomasens/ JCti, Chur-Brandenb. || Raths und Professoris Juris zu Halle. e e || III. Der Theol. Facultat zu Rostock. || IV. Das andere/ der Theol. Facultat zu Leipzig/ e de || Chiliasmo handelnd. || V. M. Bosens Apologie auf das Rostockische Re-||sponsum, e so er auf seinen Tod=Bette/ und bey || außerster Schwachheit annoch gestellet. || Endlich || Eine RELATION, || was sonst mit dem seligen Manne vorge=||gangen. || Halle/ im Rengerischen Buchladen/ 1700. Format und Umfang: 4°; [1] Bl., 107, 40 S. VD 17, 14:009481C Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–85 (alte Beibd.-Nr. 2) [nur Titel und S. 1–8 (handschriftliche Anmerkung auf Titel „I contra Böse, II pro Böse, III contra Böse“] Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 3 [unvollständig] Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(16) [Beibd. 17: „Responsum juris gehört lt. Sign.-Vermerk zu 16“?] Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/3 [unvollständig und fehlerhaft gebunden] München, UB: 4 J. can. 607(4 [davor Titelbl. „Responsum juris“ 107 S., dann 40 S. „Continuatio“] Stuttgart, WLB: Theol.qt. 744 (Beibd. 7) [nur [1] und 107 S.]

[Thomasius: Responsum juris . . . 1700] Herrn D. Christian Thomasens || JCti, Chur-Brandenb. Raths und Professoris Juris || zu e Halle/ || RESPONSUM || JURIS, || An || Hrn. M. Johann Georg Bosen/ || Diaconum in Sorau/ rc. || Deme um richtiger Connexion halber vorgesetzet || worden || Das erstere e Leipziger RESPONSUM || sub Decanatu Carpzoviano. || So dann zu volliger Nachricht e des fernern Erfolgs die=||ser Streitigkeit auch beygefuget ist || I. Das Rostockische Theologische Responsum. || II. Das zweyte Leipziger Theologische Responsum, || so de e Chiliasmi professione handelt. || III. M. Bosens sel. Apologie selbst auf das Rostockische e e || Responsum so er kurtz vor gantzlichen Abschied || aus diesem Leben bey auserster Schwachheit den=||noch aufgesetzet. || IV. Ferner einen Extract aus denen Actis, was in der || Sache sonst passiret. || Halle im Magdeb./ zu finden im Rengerischen Buchladen. Format und Umfang: 4°; 107 S. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. VI [vermutl. handschriftl. Gutachten] Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. VI [vermutl. handschriftl. Gutachten] Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. VI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXXIII VD 17: 1:054490W Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–83 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(17) [nur Titelblatt, dann folgt „Continuatio relationis“ ohne Titelbl. mit S. 1] Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/3b; Jus.can. 294(K) [unvollständig und fehlerhafte Bindung] München, UB: 4 Theol. 5077 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(8 [nur bis S. 72]

[Tychicus Sigoterius: Christliches Send-Schreiben an Fecht . . . 1704] Tychici Sigoterii || Christliches || Send=Schreiben/ || An || Ihro Magnificenze || (TIT.) Herrn || Herrn Johann Fechten/ || Theol. Doct. und Prof. zu Rostock und des=||selbigen e districts Superintendenten, auch Furstl. || Mecklenburg. Consistorial-Rath. || Von || Dem

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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e

gottlichen Gnaden=Termin, || Darin absonderlich die Frage untersuchet wird || Ob GOtt alle Menschen bis an ihr Lebens=Ende || wiederruffe/ und ob die wiederruffende Gnade || alle oder nur etliche angehe? || Jena A. 1704. Format und Umfang: 4°; 4 Bl. Dresden, SLUB: 3.A.8762, angeb. 22

[Unmaßgebliche Gedancken . . . 1701] e Unmaßgebliche || Gedancken/ || Auff || Was Weise beydes gesagt werden konne/ || Daß die Gnade GOttes/ || (Gratia Spiritus S. operatrix, & in uni-||versum omnis gratia) einen Termi-||num habe/ und daß sie keinen || habe; || In einem || Schreiben an einen guten e e Freund || kurtzlich entworffen/ || Und zu einer grundlichen Nachricht in dieser || Sache durch den Druck auch andern || mitgetheilet || Von Einem/ || Welcher der Wahrheit des e Gottlichen Worts || mit Fleiß nachforschet. || Im Jahr Christi M D C C I. || LEIPZIG/ || Zu finden bey Joh. Heinichens sel. Witbe. Format und Umfang: 4°; 24 S. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XLVII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XLVI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XLV Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–114 Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 17 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(12)

[Unvorgreiffl iches Bedencken . . . 1700] e M. H. S. F. || Unvorgreiffliches || Bedencken/ || uber || Herrn M. Christian Weissens || e Diaconi zu Leipzig/ || So genante schrifftmaßige || Untersuchung || Der || Gnaden=Zeit rc. || Auf Begehren/ bescheidentlich || ohne Heucheley gestellt. || Franckfurt am Mayn/ Im Jahr M D C C. Format und Umfang: 4°; [18] Bl. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XVIII Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XXV VD 17: 14:009532H Augsburg, StSB: 4 ThS 130 Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 13 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/21

[Veiel: De cantato Chrysostomi dicto . . . 1701 (A)] ELIÆ VEIELI, || Doctoris Theologi, || Dissertatio Ecclesiastica, qua decantatum || S. Johannis Chrysostomi Dictum: || Millies pec-||casti, || Millies pœnitentiam age: || ex antiquis || Ecclesiæ Græcæ & Latinæ Doctoribus || illustratur & roboratur: || ad quæstionem || De termino salutis & gratiæ revocatricis placidè || determinandam accommodata. || ULMÆ, || ANNO M DCC I. Format und Umfang: 4°; [4] Bl., 54, [1] S. (=Errata) Continuation des Catalogi derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXXIV Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. LXXV Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXI Appenzeller: Die Münsterprediger . . ., Nr. 87/71 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/17 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 7231 [Blätter anders gebunden: [2] Bl.; 54 S.; [2] Bl. (=Widmung und Vorrede); [1] S. (=Errata)]

442

Anhänge

[Veiel: De Decantato Chrysostomi Dicto . . . 1701 (a)] ELIÆ VEIELI, || Doctoris Theologi, || DISSERTATIO ECCLESIASTICA, || Qua || Decantatum S. Johannis Chrysostomi || Dictum: || Millies peccasti, || Millies pœnitentiam age, || ex antiquis || Ecclesiæ Græcæ & Latinæ Doctoribus || illustratur & roboratur: || ad quæstionem || De termino salutis & gratiæ revocatricis placidè || determinandam accommodata. || ULMÆ, || ANNO M DCC I. Format und Umfang: 4°; [2] Bl., 54 S.; [2] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 7 München, UB: 4 Theol. 5184(14 Stuttgart, WLB: Theol.Diss. 6720 [ohne [1] S. Errata]

[Veiel: De decantato Chrysostomi dicto . . . 1701 (α )] ELIÆ VEIELI, || Doctoris Theologi, || Dissertatio Ecclesiastica, qua decantatum || S. Johannis Chrysostomi Dictum: || Millies pec-||casti, || Millies pœnitentiam age: || ex antiquis || Ecclesiæ Græcæ & Latinæ Doctoribus || illustratur & roboratur: || ad quæstionem || De termino salutis & gratiæ revocatricis placidè || determinandam accommodata. || ULMÆ, || Apud Viduam B. Matth. Wagneri, || ANNO M DCC I. Format und Umfang: 4°; [4] Bl., 54, [1] S. (=Errata) München, UB: 8 Döll. 9708 Stuttgart, WLB: Theol.Diss. 6720a

[Veiel: Epistolam ad amicum . . . 1702] ELIÆ VEIELII D. || EPISTOLA || AD || AMICUM, || de || Iniquiore Censura V. C. in || Dissertationem Chrystosto-||mianam. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. Nr. CXIII Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 21

[Vermahnung Eines der Heiligen Schrifft Befl issenen Liebhabers der Warheit . . . 1701] Vermahnung || Eines der Heil. Schrifft Beflissenen || Liebhabers der WARheit/ || An Tit. || Herrn D. Adam Rechenbergen/ || SS. Th. P. P. zu Leipzig/ || um seinen Terministischen Streit || einmahl zu terminiren; || Wobey auch zugleich Dessen || wider das Altdorffische e Responsum || angetragene Nullitaten || Einmahl vor allemahl gezeiget werden. || LEIPZIG/ || Zu finden im Lanckischen Buchladen. [1701]. Format und Umfang: 4°; 32 S. Dresden, SLUB: 3.A.10084,misc. 8 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/44 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(17) [nur G. Müller Brief an N. N. = a1r –a4v als separate bibliographische Einheit]

[Vertheidigung Der Evangelischen Lehre . . . 1700] e Vertheidigung || Der || Evangelischen || Lehre/ || Von der || Allen Sundern/ biß an ihr e Lebens=||Ende/ offenstehenden || Gnaden=Thure. Format und Umfang: 4°; 136 S. Göttingen, NSUB: 8 Th. misc. 120/96:12(26) [handschriftl. von alter Hand Verfassername: Thomas Ittig] München, UB: 4 Theol. 5181(3 [siehe auch: Ittig: Predigt von Jesu dem guten Hirten . . . 1700]

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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[Vinitor: Edzardus convictus . . . 1702] DN. M. SEBASTIANUS || EDZARDUS, Hamburg. || Ex || Demonstratione sua || ineptiarum & mendaciorum, || nec non || Malæ Conscientiæ || convictus || à || M. JOH. VINITORE, || Franco. || Subjectum est in fine || Epistolium || M. TOBIÆ WORMSCHNEIDERI || de Mölden. || Anno MDCCII. Format und Umfang: 4°; 38, [2] S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXXVII Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 36 München, BSB: 4 Diss. 2492/41

[Vinitor: Specimen vindiciarum . . . 1702] M. JOH. VINITORIS, || Franc. || SPECIMEN VINDI-||CIARUM || adversus || Schediasma || Dn. M. SEBASTIANI EDZARDI, || Hamburgensis, || De || Termino Gratiæ ante mor-||tem consensu Theologorum || destitutum, || qvo ille || ferè CC. Loca Theologorum || maligne obscurare & in alios sensus torqvere || ausus est. || Apolog. Aug. Conf. Artic. III. p. 131. || [. . .] || MAGDEBURGI, Ann. M. DCCII. Format und Umfang: 4°; 64 S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXVII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–141 Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 24 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(14) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:1/9 München, BSB: 4 Diss. 2492/40 Stuttgart, WLB: Theol. qt. 3653(23

[Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702] e e Vollstandiger und Unpartheyischer || Catalogus, || Von der noch wahrenden || Controvers || de || Termino Salutis humanæ peremptorio || oder Fixo, || Worinnen alle Schrifften in solcher Ordnung/ wie sie || nach einander vom Anfang biß daher zum Vorschein || kommen/ dem curieusen Leser communiciret/ || Und || Dem Autori der Continuation e des so ge=||nandten unpartheyischen Catalogi Wittenber-||gensis seine Lasterungen e gebuhrend mit vor || Augen gestellet werden. || In der Leipziger Neu=Jahrs Messe/ || 1702. Format und Umfang: 4°; 24 S. Dresden, SLUB: 3.A.10082

[Warheit auf Lügen . . . 1701] e e Warheit auf Lugen/ || Das ist: || Grundliche || Wiederlegung/ || Derer/ || In dem unlängst e e e e in Halle außgebruteten/ und || mit den allerschandlichsten Lugen angefullten || Vorbericht || Auch Deßen || CONTINUATION, || ausgestreueten Calumnien || Wider || Hr. e Joh. Heinrich Odern/ || Archi-Diaconum in Sorau. || Gedruckt in Gorlitz bey Jacob Hofman/ A. 1701. Format und Umfang: 4°; [14] Bl. Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. LXI Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LIII Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–120 (alte Beibd.-Nr. 6) Dresden, SLUB: 3.A.10225,angeb. 24

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Anhänge

[Weiß: Schrifftmäßige Untersuchung . . . 1700] e Schrifftmassige || Untersuchung || Der Lehre von dem Termin || Der || Gnaden=Zeit/ || e Und || Wie lange Die Gnaden=Thur zur || Busse offen bleibe? || Bescheidentlich in der Furcht Gottes gestellet || Von || M. Christian Weiß/ || S. S. Theol. Baccalaureo, und Vesper-||Prediger zu S. Nicolai || in Leipzig. || Verlegt in Leipzig von Joh. Grossens seel. e e Erben/ || Gedruckt in Delitzsch/ bey Christian Koberstein/ Furstl. Sachs. || Hof-Buchdrucker. Format und Umfang: 4°; [6] Bl., 260 S., [6] Bl. Kurtzer Bericht . . . 1701, Nr. XVII Catalogus aller derjenigen Schrifften . . . 1701, Nr. XVII Continuation des unpartheyischen Catalogi . . . 1701, Nr. XVII VD 17, 23:287170U Augsburg, StSB: 4 ThS 1574 Dresden, SLUB: 3.A.10205,angeb. 12 Dresden, SLUB: Theol.ev.pol. 516 Göttingen, NSUB: 8 Th. pol. 148/9:2(7) Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/20 München, UB: 4 Theol. 5181(1

[Weiß: Schrifftmäßige Untersuchung . . . 1701] e Schrifftma ßige Untersuchung || der Lehre || von dem Termin || Der || Gnaden=Zeit/ || e Und wie lange || Die Gnaden=Thur zur Busse || offen bleibe? || Bescheidentlich in der Furcht GOttes gestellet/ || Von || M. Christian Weiß/ || S. S. Theol. Baccalaureo, und Vesper-Predi=||ger zu S. Nicolai in Leipzig. || Zum andern mahl gedruckt/ nebst bee nothigten Registern. || LEIPZIG/ || Bey Joh. Grossens seel. Erben/ 1701. Format und Umfang: 4°; [6] Bl., 232 S., [6] Bl. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. XI Stuttgart, WLB: Theol. qt. 4978a (6)

[Wimmer: Fortgesetzte und geendigte Defension . . . 1702] e Gabriel Wimmers/ || Pf. zu Alten=Morbitz || Fortgesetzte und geendigte || DEFENSIe e ON || Seiner grundlichen || Wiederlegung || Des || Gesprachs von der bestim[m]ten e Gnaden=Zeit/ || Wieder || Die Pasquillen=massige || Antwort || Eines so genannten Liebhabers der Wahrheit. || In Verlegung/ Friedrich Lanckischen Erben. || Anno 1702. Format und Umfang: 4°; 53, [1] S. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXIIX Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 26 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/30

[Wimmer: Gerechte Defension . . . 1702] e e Gabriel Wimmers || Pfarr. zu Alten=Morbitz || gerechte || DEFENSION || seiner grunde lichen || Wiederlegung || Des Gesprachs von der bestimmten || Gnaden=Zeit/ || wieder || e die pasquillen=maßige || Antwort || eines so genannten Liebhabers der || Wahrheit. || LEIPZIG/ || Zu finden in Lanckischen Laden. || 1702. Format und Umfang: 4°; 47 S. Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 25 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/29

1. Bibliografi e der Streitdrucke im Terministischen Streit (1698 bis 1710)

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[Wimmer: Gründliche Wiederlegung des so genannten Christl. Gesprächs . . . 1701] e e Grundliche || Wiederlegung || Des so genannten || Christl. Gesprachs || Zwischen einem || Pfarr u. Kirch=Kinde/ || Von den Ursachen/ || Warum der Lehre von der || Bestim[m]ten e e Gnaden=Zeit || So vielfaltig widersprochen wird. || Darinne so wohl || Die Beweiß=Grunde e solcher Lehre/ als auch || die angefuhrten Ursachen/ reifflich untersucht/ || irrig und erdichtet befunden/ || und || Als Null und nichtig verworffen werden. || Ans Licht gestele let || Von || Gabriel Wimmern/ Pf. zu Alten Morbitz. || LEIPZIG || In Verlegung Friedrich Lanckischen Erben. || ANNO M DC CI. Format und Umfang: 4°; 56 S. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXXIX Augsburg, StSB: 4 ThS 1123–119 Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 26 Leipzig, UB: Syst. Theol. 665:3/27

[Wittenberg, Theologische Fakultät: Dekanatsprogramm Oktober 1701] PHILIPPUS LUDOV. || HANNEKENIUS, || SS. Theol. D. & Professor, Con-||sistorii etiam Elect. Assessor, || ac sui Ord. h. t. Decanus, || CIVIBUS REGNI GRATIÆ, || qvi hæc sunt lecturi, || A DOMINO JESU, Gratiæ REGE, || prospera omnia & salutaria || pr. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Vollständiger und Unpartheyischer Catalogus . . . 1702, Nr. LXXIX Dresden, SLUB: 3.A.10059,angeb. 27

[Wittenberg, Theologische Fakultät: Dekanatsprogramm Esto mihi 1702] FACULTATIS THEOLOGICÆ, || IN || Academia Wittenbergensi, || DECANUS, || IO. GEORGIUS || NEUMANNUS, || SS. THEOL. D. P. P. ALUMN. ELECTO||RALIUM EPHORUS, ET ACAD. BIBLIO-||THECARIUS, || Benevolo Lectori || S. P. D. [am Schluss datiert: Dom. Esto mihi MDCCII] Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 14 Nachdruck: Neumann, Johann Georg: Programmata Academica . . ., 117–128 (XIIX. Auctor rixae, in certamine pietistico, datiert: „p.p. Sexagesimae“).

[Wittenberg, Theologische Fakultät: Dekanatsprogramm Laetare 1702] FACULTATIS THEOLOGICÆ, || IN || Academia Wittenbergensi, || DECANUS, || IO. GEORGIUS || NEUMANNUS, || SS. THEOL. D. P. P. ALUMN. ELECTO||RALIUM EPHORUS, ET ACAD. BIBLIO-||THECARIUS, || Benevolo Lectori || S. P. D. [am Schluss datiert: Dom. Laetare MDCCII] [ganz am Schluss: WITTENBERGÆ, || Literis Christiani Kreusigii, Acad, Typ.]. Format und Umfang: 4°; [8] Bl. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CVI und CIIX Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 16 München, BSB: 4 Diss. 2061(13 Nachdruck: Neumann, Johann Georg: Programmata Academica . . ., 128–139 (XIX. De contradictione Spenero-Boesiana et Rechenbergiana, in controversia de termino peremptorio).

446

Anhänge

[Wittenberg, Theologische Fakultät: Dekanatsprogramm Jubilate 1704] FACULTATIS THEOLOGICÆ, || IN || Academia Wittenbergensi, || DECANUS, || IO. GEORGIUS || NEUMANNUS, || SS. THEOL. D. P. P. ALUMN. ELE-||CTORALIUM EPHORUS, ET ACADEM. || BIBLIOTHECARIUS, || BENEVOLO LECTORI || SAL. PL. DICIT, || ET || B. D. SALOMONIS GESNERI EXEMPLUM, || SS. THEOLOGIAE CANIDATO, AD IMI-||TANDUM PROPONIT. Format und Umfang: 4°; [8] Bl. Dresden, SLUB: 3.A.8762,angeb. 12

[Wittenberg, Theologische Fakultät: Erstes Responsum . . . 1702] e e Der Theologischen Facul-||tat zu Wittenberg/ || Ersteres || RESPONSUM, || an das lobl. e Ober=Consistorium zu Lubben/ || in der Nieder=Lausitz/ || De || Termino peremtorio || Salutis humanæ, || Das ist: || Der von GOtt in seinem geheimen || Rath gesetzten e Gnaden=Zeit. || Auff begehren zum Druck || befordert. || Anno 1702. Format und Umfang: 4°; [4] Bl. Continuation Des Vollständigen und unpartheyischen Catalogi . . . 1702, Nr. CXI Dresden, SLUB: 3.A.10082, angeb. 19

2. Verzeichnis der handschriftlichen Quellen Augsburg, Stadtarchiv (Augsburg, StA) EWA Nr. 1018/2: Dank- und Bittschreiben von Studiosen und Clienten 1584–1799, Bd. 2. Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv (Dresden, SHStA) 10024 (Geheimer Rat/Geheimes Archiv) Loc. 9459/1: Bericht des Oberkonsistoriums, die theologischen Streitigkeiten der Geistlichkeit in der Herrschaft Sorau betr., 1701. 10088 (Oberkonsistorium) Loc. 2061/2: Reskripte Consistorium Leipzig 1693–1702. Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (Dresden, SLUB) Ms Dresd. P 289: Horn, J. G.: Miscellanea theologica. Greifswald, Universitätsarchiv(Greifswald, UA) Theol. Fak. 5: Fakultätsakten aus den Jahren 1691–1708. Halle, Archiv und Bibliothek der Franckeschen Stiftungen (Halle, AFSt) H C 222: Briefe von Johann Georg Böse an August Hermann Francke und Christian Albert Richter sowie von C. G. Crul an Hieronymus Freyer, 1693–1718. H D 27 b 35: Schreiben von Thomas Ittig an Joh. Georg Neumann, 19. Januar 1709. H D 27 b 42–45: Schreiben des Johannes Olearius an Kurfürst Friedrich August, 27. April 1700. H D 27 b 46–49: Schreiben von Adam Rechenberg an Kurfürst Friedrich August, 22. Juni 1700. Halle, Universitätsarchiv, Wittenberger Bestand (Halle, UA): Rep. I, Nr. 4324: Daß bey der Universität Wittenberg der Ausdruck ‚e cathedra Lutheri‘ nicht gebraucht werden soll, 1744. Rep. I, Nr. 4557: Acta decanatus D. Casp. Loescher 1698/99. Rep. I, Nr. 4558: Acta decanatus D. Joh. Gg. Neumann 1699/1700. Leipzig, Universitätsarchiv (UAL): Rep. I / IV / 005: Acta, Mag. Christian Reineccium betr., 1698. Rep. I / IV / 006: Acta, Dr. Thomas Ittig gegen Dr. Johann Olearium und Dr. Adam Rechenbergen., 1700. Rep. I / IV / 007: Acta, Mag. Christian Reineccium gegen Dr. Adam Rechenbergen P. P. & Facult. Theol. Dec., 1702. Rep. I / IV / 008: Acta, Mag. Christian Reineccium gegen Dr. Adam Rechenbergen P. P. & Facult. Theol. Dec., 1702.

448

2. Verzeichnis der handschriftlichen Quellen

Rep. I / IV / 009: Acta, Mag. Christian Reineccium betr., 1702. Rep. I / IV / 010: Acta, Mag. Christian Reineccium gegen E. löbl. Theologische Facultät Hr. Dr. Adam Rechenbergen P. P., 1705. Rep. I / IV / 011: Acta, Mag. Christian Reineccium betr., 1705. Rep. I / IX / 001a: Intimationes Lectionum publicarum, ab Anno 1681, 1681–1753. Rep. I / IX / 002: Acta, die von den Professoribus zu haltende Lectiones und Disputationes betr., 1700. Rep. II / VIII / 10: Acta, die von Sr. Durchlaucht Herrn Christian Eberhardt, Fürsten zu Ostfriesland, verlangte Untersuchung des Verfassers von dem Buch, das seltsame Pietisten-Gespenst genannt, 1700. Rep. II / VIII / 11: Acta, Herrn Dr. Johann Schmids, Prof. Publ. Disputationes AntiCalvinianar. betr., 1702. Rep. II / VIII / 12: Acta, Schriften über den Terminum gratiae und daher entstandenen Differenzen betr., 1703. Phil. Fak. E 15, Bd. 2 (Film 1317): Censur einzelner Schriften, 1681–1830. Phil. Fak. E 26, Bd. 1 (Film 1320): Theologische Fakultät, 1626–1800. Theol. Fak. 7b: Dekanatsbuch 1601–1699/1700. Theol. Fak. 8: Dekanatsbuch, 18. Jh. Theol. Fak. 24: Acta et Responsa, 1695–1699. Theol. Fak. 27: Responsa, Dekanat Joh. Olearius, 1699–1700. Theol. Fak. 28: Responsa, Approbationes librorum, Testimonia, Dekanat Joh. Olearius, 1700–1701. Theol. Fak. 29: Responsa et Testimonia, Dekanat Thomas Ittig, 1702–1703. Theol. Fak. 53: Die terminist. Controverse 1699–1701. Theol. Fak. 54: Der terministische Streit zwischen Thomas Ittig und den Professoren Joh. Olearius und Adam Rechenberg betr. Potsdam, Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Potsdam, LHA): Rep. 40C, Nr. 1725: Magister Johann Georg Böse, Diakon in Sorau, gegen den Pfarrer Johann Jenzsch in Billendorf, vorher Diakon in Sorau, wegen der Verteilung der Besoldung und Akzidenzien, 1694–1700. Bibliothek 0 A 1432: Johann Christian von Schmidt: Niederlausitzische Religions-, Kirchen- und Kloster-Geschichte, 1760 (Manuskript). Regensburg, Ev.-Luth. Pfarrarchiv: Nr. 30: Protokollbuch des Konsistoriums, 1699–1705. Rostock, Stadtarchiv (Rostock StA): Geistliches Ministerium (1.1.17.): XXII. Missiven der Superintendenten und Direktoren an das Geistliche Ministerium, 1668–1732. Ulm, Stadtarchiv (Ulm, StA): Bestand A[6827]: Ratsentscheide an das Pfarrkirchenbaupflegamt, 1702–1704. Bestand A[6854]: Amtsprotokolle des Pfarrkirchenbaupflegamtes, 1703–1711.

3. Abbildungen

Abb. 1: Porträtstich des Adam Rechenberg von Christian Romstet, um 1700. (Vorlage: Leipzig, UB: Porträtstichsammlung)

450

3. Abbildungen

Abb. 2: Porträtstich des Thomas Ittig von Christian Romstet, um 1700. (Vorlage: Leipzig, UB: Porträtstichsammlung)

3. Abbildungen

Abb. 3: Konzept des ersten Leipziger Gutachtens. (Vorlage: UAL: Theol. Fak. 24, fol. 526r)

451

452

3. Abbildungen

Abb. 4: Voten von Rechenberg und Ittig zum zweiten Leipziger Gutachten. (Vorlage: UAL: Theol. Fak. 53, fol. 53r)

3. Abbildungen

Abb. 5: Konzept des zweiten Wittenberger Gutachtens. (Vorlage: UAH: Rep. I, Nr. 4558 [unpag.])

453

454

3. Abbildungen

Abb. 6, 7 und 8: Engel: Epistola ad Rosteuscherum . . . 1700. (Vorlage: VD 17, 14:009521U; 1:079830G; 39:133790D)

3. Abbildungen

Abb. 9, 10 und 11: Hanneken; Haberkorn: De Poenitentia seria nunqvam sera . . . 1700. (Vorlage: VD 17, 14:063024H; 14:009553D; 12:146885G)

455

456

3. Abbildungen

Abb. 12, 13 und 14: Hanneken; Teuerlein: Ductus veritatis . . . 1700. (Vorlage: VD 17, 3:605276U; 14:063875S; 3:008857W)

3. Abbildungen

Abb. 15, 16, 17 und 18: Neumann; Green: De Termino salutis humanae peremptorio . . . 1700. (Vorlage: VD 17, 1:674249R; 23:620482R; 14:009485H; 12:153010V)

457

458

3. Abbildungen

Abb. 19 und 20: Rechenberg: Deutlicher Vortrag . . . 1700. (Vorlage: VD 17, 12:113304X; 14:009504D)

Abb. 21 und 22: Seelmann: Terminus peremptorius exterminatus . . . 1700. (Vorlage: VD 17, 14:009564T; 39:133812X)

3. Abbildungen

Abb. 23, 24 und 25: Schelwig; Hauck: Novatianismum tam veterem qvam recentem . . . 1700. (Vorlage: VD 17, 14:009518R; 1:057429G; 39:133787A)

459

4. Literaturverzeichnis Adam, Gottfried: Der Streit um die Prädestination im ausgehenden 16. Jahrhundert: Eine Untersuchung zu den Entwürfen von Samuel Huber und Aegidius Hunnius [Beiträge zur Geschichte und Lehre der Reformierten Kirche 30], Neukirchen 1970. Affelmann, Johannis: Syntagma Exercitationum Academicarum [. . .]. 2 Teile, Leipzig 1674. (VD 17, 1:047460M und 1:047462B). Aland, Kurt: Die Privatbeichte im Luthertum von den Anfängen bis zu ihrer Auflösung, in: ders.: Kirchengeschichtliche Entwürfe, Gütersloh 1960, 452–522. Alberti, Valentin: Interesse Praecipuarum Religionum Christianarum, [. . .]. 3. Aufl., Leipzig 1690. (VD 17, 39:148955B; Dresden, SLUB: Theol.ev.pol. 801). Alberti, Valentin – Rothe, Abraham: Dissertatio Theologica De Efficacia Baptismi [. . .], Leipzig 1692. (VD 17, 12:166977C). Albrecht, Ruth: Johanna Eleonora Petersen: Theologische Schriftstellerin des frühen Pietismus [AGP 45], Göttingen 2005. Albrecht-Birkner, Veronika: Francke in Glaucha: Kehrseiten eines Klischees (1692–1704) [Hallesche Forschungen 15], Tübingen 2004. –: Art. ‚Lysius, Heinrich‘, in: RGG4 5, 631 f. Altmann, Eckhard: Christian Friedrich Richter (1676–1711): Arzt, Apotheker und Liederdichter des halleschen Pietismus [AGP 7], Witten 1972. Ammersbach, Heinrich: Geheimnüß der letzten Zeiten [. . .], s. l. 1698. (VD 17, 7:706913B). Appenzeller, Bernhard: Die Münsterprediger bis zum Übergang Ulms an Württemberg 1810: Kurzbiographien und vollständiges Verzeichnis ihrer Schriften [Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Ulm 13], Weißenhorn 1990. Appold, Kenneth: Orthodoxie als Konsensbildung. Das theologische Disputationswesen an der Universität Wittenberg zwischen 1570 und 1710 [BHTh 127], Tübingen 2004. –: Art. ‚Deutschmann, Johann‘, in: RGG4 2, 772. –: Art. ‚Wernsdorf, Gottlieb‘, in: RGG 4 8, 1467. Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Sekten=wesen [. . .], Leipzig 1700. (VD 17, 3:633626K; Dresden, SLUB: 6.A.958, angeb. 10). Assion, Peter: Sterben nach tradierten Mustern: Leichenpredigten als Quelle für die volkskundliche Brauchforschung, in: Rudolf Lenz (Hg.), Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften Bd. 3, Marburg a.d. Lahn 1984, 227–247. Bach-Damaskinos, Ruth: Art. ‚Feuerlein, Johann Konrad‘, in: Michael Diefenbacher – Rudolf Endres (Hg.), Stadtlexikon Nürnberg, Nürnberg 1999, 283. Bauckham, Richard: Art. ‚Chiliasmus IV‘, in: TRE 7, 737–745. Baur, Jörg: Art. ‚Orthodoxie, Genese und Struktur‘, in: TRE 25, 498–507. –: Art. ‚Calov [Kalau], Abraham‘, in: RGG4 2, 15 f. Bautz, Friedrich Wilhelm: Art. ‚Böse, Johann Georg‘, in: BBKL 1, 668 f.

462

4. Literaturverzeichnis

–: Art. ‚Fabricius, Friedrich‘, in: BBKL 1, 1589. Bergmann, Wentzel: TREMENDA MORTIS HORA, Oder das Böse Stündlein. [. . .]. Erster und Ander Theil [. . .], Wittenberg / Leipzig 1698. (Stuttgart, WLB: Theol. oct. 1443). Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung [Die Fundgrube 55], München 1973. Bernstein, Daniel Christian – Dondorff, Christoph: Dissertatio de termino peremtorio solutionis et protestationis cambiorum. Von Endlicher Verfall-Zeit bey Zahlung und Protesten der Wechsel [1. Ausgabe: Halle 1710.], Halle 1740. (Exemplar: München, BSB: 4 Diss. 1074). Bertheau, [N. N.]: Art. ‚Dassovius, Nicolaus‘, in: ADB 4, 761 f. Beutel, Albrecht: Aufklärung in Deutschland [Die Kirche in ihrer Geschichte 4/02], Göttingen 2006. –: Spener und die Aufklärung, in: Dorothea Wendebourg (Hg.), Philipp Jakob Spener – Leben, Werk, Bedeutung. Bilanz der Forschung nach 300 Jahren [Hallesche Forschungen 23], Halle / Tübingen 2007, 205–226. Beyerstedt, Horst-Dieter: Art. ‚Collegia Pietatis‘, in: Michael Diefenbacher – Rudolf Endres (Hg.), Stadtlexikon Nürnberg, Nürnberg 1999, 187. BIBLIOTHECA ITTIGIANA [. . .]. [2 Teile], Leipzig 1711. (Leipzig, UB: Bibliogr. 902/1; 2). Bibliotheca Libros Theologico-Philosophico-Philologico-Historico-Medico-Miscellaneos, eosque tam materiarum editionumque, quam exterioris conditionis ratione selectissimos, continens, in ædibus spenerianis [. . .], Berlin 1709. (Dresden, SLUB: Biblioth.priv. 1174). BIBLIOTHECA THOMASIANA [. . .], [Halle 1739]. (Augsburg, StSB: Lw 4153). Bittcher, Carl Friedrich Heinrich: Pförtner-Album: Verzeichniß sämmtlicher Lehrer und Schüler der königl. Preuß. Landesschule Pforta vom Jahre 1543 bis 1843, Leipzig 1843. Blanckmeister, Franz: Leipziger Professorenbilder 5: Christian Friedrich Börner, in: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte 44 (1935), 10–13. Blaufuss, Dietrich: Reichsstadt und Pietismus – Philipp Jakob Spener und Gottlieb Spitzel aus Augsburg [Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 53], Neustadt a. d. Aisch 1977. –: Philipp Jakob Spener und Elias Veiel, in: Ders.: Spener-Arbeiten: Quellenstudien und Untersuchungen zu Philipp Jacob Spener und zur frühen Wirkung des lutherischen Pietismus [Europäische Hochschulschriften 46], Bern / Frankfurt a. Main / Las Vegas 2 1980, 101–131. –: Der Theologe Johann Friedrich Mayer (1650–1712): Fromme Orthodoxie und Gelehrsamkeit im Luthertum. In: Ders.: Korrespondierender Pietismus: Ausgewählte Beiträge, hg. von Wolfgang Sommer und Gerhard Philipp Wolf, Leipzig 2003, 303– 336. –: „Scibile et pie“: Adam Rechenbergs und Philipp Jakob Speners theologische Studienanleitungen. Wegweiser zur Aufklärung?, in: Hanspeter Marti – Detlef Döring (Hg.), Die Universität Leipzig und ihr gelehrtes Umfeld 1680–1780, [Texte und Studien 6], Basel 2004, 329–358. –: Art. ‚Petersen, Johann Wilhelm (1649–1727) und Johanna Eleonora Freiin von und zu Merlau, verheiratete Petersen (1644–1724)‘, in: TRE 26, 248–254. –: Art. ‚Lütkens, Franz Julius‘, in: Killy2 [im Druck].

4. Literaturverzeichnis

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478

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Unschuldige Nachrichten Von Alten und Neuen Theologischen Sachen/ Büchern/ Uhrkunden/ Controversien/ Veränderungen/ Anmerckungen/ Vorschlägen/ u. d. g. [. . .] Auff das Jahr 1710, Leipzig o. J. (München, BSB: Th.u.9–10). Unschuldige Nachrichten Von Alten und Neuen Theologischen Sachen/ Büchern/ Uhrkunden/ Controversien/ Veränderungen/ Anmerckungen/ Vorschlägen/ u. d. g. [. . .] Auff das Jahr 1711, Leipzig o. J. (München, BSB: Th.u.9–11). Unschuldige Nachrichten Von Alten und Neuen Theologischen Sachen/ Büchern/ Uhrkunden/ Controversien/ Veränderungen/ Anmerckungen/ Vorschlägen/ u. d. g. [. . .] Auff das Jahr 1712, Leipzig o. J. (München, BSB: Th.u.9–12). Unschuldige Nachrichten Von Alten und Neuen Theologischen Sachen/ Büchern/ Uhrkunden/ Controversien/ Veränderungen/ Anmerckungen/ Vorschlägen/ u. d. g. [. . .] Auff das Jahr 1713, Leipzig o. J. (München, BSB: Th.u.9–13). Unschuldige Nachrichten Von Alten und Neuen Theologischen Sachen/ Büchern/ Uhrkunden/ Controversien/ Veränderungen/ Anmerckungen/ Vorschlägen/ u. d. g. [. . .] Auff das Jahr 1715, Leipzig o. J. (München, BSB: Th.u.9–15). Unschuldige Nachrichten Von Alten und Neuen Theologischen Sachen/ Büchern/ Uhrkunden/ Controversien/ Veränderungen/ Anmerckungen/ Vorschlägen/ u. d. g. [. . .] Auff das Jahr 1717, Leipzig o. J. (München, BSB: Th.u.9–17). Veiel, Elias: Gründlicher (oder Schrifftmäßiger) Unterricht/ Was gestalten ein from[m]er Evangelischer Christ sich durch alle und jede Artickel und Puncten Christlicher Religion und Lehre/ [. . .] zu einem frölichen Sterben bereiten könne [. . .], Gotha 1675. (VD 17, 23:275796Y). Vogel, Johann Jakob: Leipzigisches Geschicht-Buch, oder Annales [. . .], Leipzig 1714. (München, BSB: 2 Germ. sp. 154). Wagenmann, [N. N.]: Art. ‚Lang, Johann Michael‘, in: ADB 17, 601 f. Walch, Johann Georg: Historische und Theologische Einleitung in die ReligionsStreitigkeiten der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Faksimile-Neudruck der Ausgabe Jena 1733–1739. Bd. 2, Stuttgart-Bad Cannstatt 1972. Wallmann, Johannes: Philipp Jakob Spener und die Anfänge des Pietismus [BHTh 42], Tübingen 1986. –: Was ist Pietismus?, in: Ders.: Pietismus-Studien: Gesammelte Aufsätze II, Tübingen, 2008, 211–227. –: Theologie und Frömmigkeit im Zeitalter des Barock: Gesammelte Aufsätze, Tübingen 1995. –: Die lutherische Orthodoxie zur Zeit Ernst Salomon Cyprians: Stand der Forschung, in: Ernst Koch – Johannes Wallmann (Hg.), Ernst Salomon Cyprian (1673–1745) zwischen Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung: Vorträge des Internationalen Kolloquiums vom 14. bis 16. September 1995 in der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha Schloß Friedenstein, Gotha 1996, 9–20. –: Erdmann Neumeister – der letzte orthodoxe Gegner des Pietismus, in: Ders.: Pietismus-Studien: Gesammelte Aufsätze II, Tübingen, 2008, 202–210. –: Pietismus – ein Epochenbegriff oder ein typologischer Begriff? Antwort auf Hartmut Lehmann, in: PuN 30 (2004), 191–224. –: Der Pietismus [UTB 2598], Göttingen 2005. –: Der Vater des Neuprotestantismus. Der Ertrag des Gedenkens zum 300-jährigen Todestag Philipp Jakob Speners, in: ThLZ 132 (2007), 1033–1044. –: Pietas contra Pietismus: Zum Frömmigkeitsverständnis in der lutherischen Orthodoxie, in: Ders.: Pietismus-Studien: Gesammelte Aufsätze II, Tübingen, 2008, 104–117.

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Register Im Personenregister sind moderne Autoren kursiv gesetzt. Verfasser und Druckorte aus Anhang 1 (Bibliografie der Streitdrucke im terministischen Streit [1698 bis 1710]) sowie die Personennamen aus Anhang 3 (Abbildungen) sind ins Personen- bzw. Ortsregister aufgenommen. Durch Kursivierung gekennzeichnete Seitenzahlen beziehen sich ausschließlich auf die Anmerkungen.

Personen Abicht, Johann Georg 88, 229, 283 Adam, Gottfried 313 Adam, Johann Christian 75, 266, 273– 275, 329, 374 Affelmann, Johann 58, 59 Aland, Kurt 7 Alardus, Nikolaus 393 Alberti, Valentin 37, 48 f., 58, 59–62, 67 f., 86, 113, 162, 207, 229, 261, 296, 326 Albrecht, Ruth 102 Albrecht-Birkner, Veronika 7, 369 Altmann, Eckhard 96 Altmann, Johann Heinrich 173, 327, 375 Amman, Christoph Sigismund 215 Ammersbach, Heinrich 15 Anger, Johannes David 318, 319, 333, 422 Anna Maria, Hgin. von SachsenWeißenfels, s. Promnitz Anton, Paul 43, 52, 61, 74 Appenzeller, Bernhard 165, 205–207 Appold, Kenneth 4, 76 f. Arcularius, Johann Daniel 210–212, 218, 230, 311, 344, 375 Arndt, Johann 3, 4 f., 161, 214, 352, 362 Arnold, Gottfried 4, 5, 150, 151 f. Assion, Peter 14, 98 Athanasius 307 August, Kf. von Sachsen 143 Augustinus 118, 363

Avenarius, Johannes 79, 108, 150, 172, 173, 334, 336, 413 Bach-Damaskinos, Ruth 199 Bajer, Johann Wilhelm 74 Barffe, Adrian 162, 170, 179 f., 247, 266, 336, 410 Barth, Andreas 228 Barthel, Samuel 162, 171, 290, 423 Bauckham, Richard 261 Baur, Jörg 228, 340 Bautz, Friedrich Wilhelm 232 Bebel, August 77 Bechmann, Friedemann 217 Beck, Matthäus Friedrich 214 Beck, Michael 207 Becker, Heinrich 233 Beerensprung, Siegmund 326, 400 Beichlingen (Beuchlingen), Gottfried Hermann von 146, 151, 154, 156, 281 Bergmann, Wentzel 14 f. Bernd, Adam 70, 71, 346 f. Bernstein, Daniel Christian 14 Bertheau, [N. N.] 231 Besseritz, Johann Siegmund 182, 185, 188–192, 195, 337, 367, 375 f. Beutel, Albrecht 9 Beyer, Georg 294 f., 328 f. Beyerstedt, Horst-Dieter 200

482

Register

Biberstein, von (Familie) 33 Bittcher, Carl Friedrich Heinrich 39 Blaufuß, Dietrich 7, 21, 57, 59, 87, 90, 132, 200, 205, 214 f., 217 f., 261 Blossius, Ludwig Christoph 297 Bobartt, Johann Heinrich von 212, 287, 301, 401 Böckelmann, Simon 383 Boerner, Christian Friedrich 22, 51, 87, 214, 298 Bohlmann, Heinrich 70 Bohm, Joachim 236 Böhme, Jakob 47, 51 f. Börner, Johann Georg 155 Böse, Eleonore 41, 96 f., 104 Böse, Johann Georg 1 f., 7 f., 12, 15, 20, 25–27, 30, 33, 38–56, 68, 71–76, 78–86, 91–97, 98, 103–114, 118–121, 124, 126– 129, 137–144, 157, 159, 166, 167, 168, 172, 174–176, 183, 189, 197, 199, 202– 204, 208 f., 221, 223, 225 f., 229, 234 f., 241, 247, 249, 254, 255, 257, 259 f., 264, 273–275, 280, 299, 315, 320, 325 f., 332, 333 f., 340, 342, 344, 350 f., 359, 361, 365, 370, 372, 376 f. Bossek, Johannes 313, 336, 357 Brandenburger, Johann Christoph 155, 331 Brecht, Martin 4 f., 11, 19, 21, 28, 53 Breithaupt, Joachim Justus 43, 52, 74 Brenneysen, Enno Rudolph 340 Brochman(d), Jesper Rasmussen 82, 112, 175 Bülow, Carl August von 233, 234 Bülow, Joachim Heinrich von 333 Burger, Helene 199, 214 f. Burgmann, Jakob 234 Calov, Abraham 4, 38, 76 f., 205, 228, 261, 263, 324 Calvin, Johannes 167, 175 Calvisius, Seth Heinrich 63 Carl, Andreas 169 Carpzov, Johann Benedikt 283 Carpzov, Johann Benedikt d.Ä. 37, 45, 56, 204, 263 Carpzov, Johann Benedikt d.J. 5, 20, 38, 53, 57, 60–62, 66–68, 69, 70, 71, 86,

112, 113, 123, 129, 130, 131, 138, 143 f., 158, 175, 214, 223, 257, 259, 261, 283, 286, 294, 296 f., 326, 340, 353 Carpzov, Samuel Benedikt 130, 143 Castell-Remlingen, Graf Ludwig Friedrich zu 103, 104 Cellarius, Johann Philipp 207 Christian I., Hg. von Sachsen-Merseburg 34 Christiane Eberhardine, Kfin. von Sachsen 135 Chrysostomos 167, 188, 214 Clerenberg, Eilhard 228 Coccius, Ernst Gottfried 371 Cuneus, Markus 291, 299 f., 306 f., 313 f., 380 Cyprian von Karthago 166 Cyprian, Ernst Salomon 5, 103 Cyprian, Johannes 22, 70, 87 f., 166, 288– 294, 297 Dannhauer, Johann Konrad 15, 26, 45, 82, 112, 139, 175, 204, 208, 334, 343 f. Dassov, Nikolaus 185, 191 f., 195, 231, 380 Dathe, Hermann 184 Dedeken, Georg 11, 339 Deich, Johannes 191, 414 Deutschmann, Johann 76 f., 78, 85, 169, 176 f., 179 f., 183, 205, 255, 324 Dietrich, Konrad 82, 208 Dondorff, Christoph 14 Dorchenas, Ingeborg 51, 234 Döring, Detlef 10 Drese, Claudia 7 Dyke, Daniel 334 Edzard, Sebastian 245, 266, 270 f., 277, 310, 319, 324, 331 f., 337, 356, 368, 381– 383 Eichfeld, Johann Friedrich 386–388 Eilmar, Georg Christian 145, 267, 275 Engel, Paul Matthias 116, 124, 126 f., 132 f., 137, 139–142, 182, 229, 256, 296, 301 f., 310, 327, 330, 333, 344, 384 f., 423 f., 454 Erbe, Hans-Walter 101 Erhard, Hermann 199, 214 f.

Personen

Ernst d. Fromme, Hg. von SachsenGotha 205 Ernst, Katharina 8, 9 Esenwein, Matthäus 36 Eulenburg, Fritz 152 Fabri, Wilhelm 293 Fabricius, Friedrich 232 Fabricius, Johann 165 Falck, Nikolaus 228 Fecht, Johann 64, 80 f., 115, 132 f., 140, 186, 191, 221, 227, 244–246, 285, 332, 334, 336, 340 f., 351, 371, 386–388 Feil, Ernst 160 Felden, Johann von 35, 38, 49 f. Feller, Joachim 37, 253 Feuerlein, Johann Konrad 199–201, 273, 372, 389 Fiedler, Constantin 230 Fischer, Otto 35, 38 f., 41, 75, 84 f., 91, 96– 98, 101, 103, 132, 181, 274, 297 Flacius, Matthias 304 Fleischer, Christoph 331 Foerstemann, Carl Eduard 205 Förtsch, Michael 216, 351, 389 Franciscus, Martin 37 Francke, August Hermann 6, 7, 11, 19, 29, 41–43, 52, 61 f., 74, 94, 96, 361 Frank, Gustav 24 Franz, Wolfgang 82, 112, 175 Frick, Johann 165, 205, 389 Friderici, Valentin 68–71, 87–89, 152, 155, 279, 296 Friedensburg, Walter 77 f. Friedrich I., Kg. von Preußen 292, 326 Friedrich II., Hg. von Sachsen-GothaAltenburg 217 Friedrich, Hg. von Sachsen-Weißenfels 36 Friedrich August I., Kf. von Sachsen, Kg. von Polen (August d. Starke) 109, 119, 121 f., 124, 130 f., 137, 144–146, 149, 156, 260, 281–286, 288, 289, 291, 294, 295, 315 f., 326, 328 Friedrich Erdmann, Hg. von Sachsen 274 Friedrich, Martin 6 Fritsch, Jakob 331 Fritzsche, Johann 37–39, 42, 68

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Frohnius, Johann Adolf 144 f. Geier, Martin 37, 139, 143, 158 Georgi, Christian Sigismund 371 Gerdes, David 64, 230 Gerdes, Henning Johann 64, 230 Gerhard, Johann 3 f., 15, 18 f., 142, 363 Gierl, Martin 10, 12, 142, 264, 327, 331, 333, 337 f., 366–368 Glassius, Salomon 161 Gleixner, Ulrike 9 Goldbach, Christian 185, 188, 195, 389 Gölner, Polykarp 336 Gößner, Andreas 10 f., 33 f., 56 f., 59 f., 63, 66, 69 f., 86–90, 98–100, 102, 118, 135, 137, 197, 223, 229, 298 Grape, Zacharias 81, 173, 185 f., 187, 188– 191, 195, 233, 235, 325, 390 Grave, Johann Georg 69 f. Green, Georg Sigismund 79, 108, 116, 132, 133, 138, 173, 334, 336, 344, 411– 413, 457 Greschat, Martin 5, 369 Grimm, Jürgen 59 Grischau, Nathanael 228 Grischau, Rudolph 228 Groddeck, Gabriel 70, 88, 229 Grosse, Johann (II.) 153, 294, 328, 331 Grünberg, Reinhold 39, 70, 89, 150, 272, 283, 298, 318 Grünenberg, Johann Peter 80, 350 f., 392 Grützmacher, Richard Heinrich 28 Günther, Johann 70, 98, 248, 279, 296, 298 Haag, Norbert 205, 207 Haberkorn, Christian Theodor 19, 169, 182, 363, 394, 455 Haberkorn, Johann Balthasar 222 Haberkorn, Peter 222 Habsburger (Dynastie) 33 Häfner, Ralph 19 Hahn, Julius Ernst 236 Haizmann, Albrecht 7 Hall, Joseph 140 Hammerstein, Notker 9, 10, 61, 87, 89 f. Händtschky, Heinrich 50 f.

484

Register

Hanneken, Philipp Ludwig 19, 77–79, 150, 152 f., 159, 169, 173, 176, 180–183, 260, 329, 332, 349 f., 363, 392–396, 455 f. Harder, Andreas 214 Hardt, Hermann von der 19 Hardt, Johann Gottlieb 155 Harms, Claus 21 Hartnaccius, Daniel 79, 112 f., 138, 208, 324 Hase, Karl von 24 Hauck, Bartholomäus 131, 133, 229, 330, 337, 433 f., 459 Hebenstreit, Johann Paul 217 Hein, Lorenz 21 Heineccius, Johann Michael 348 f., 355 f., 358, 396 Heinichen, Johann (Witwe) 330, 331 Heinsius, Christian 39 Heinze, Balthasar Heinrich 91, 96 Heise, Karin 274 Hermann, Zacharias 206, 209 Hesse, Friedrich Herrmann 14, 24–27, 38 f., 41–44, 47, 49 f., 52–54, 71, 73 f., 76, 79, 81, 83–86, 90–92, 94 f., 104, 107 f., 115 f., 118 f., 122 f., 131 f., 135–137, 144 f., 150, 161–165, 168, 173 f., 176 f., 179– 184, 186–188, 191–194, 197, 200, 202, 211 f., 216 f., 221, 230, 239, 241, 243– 245, 248, 250 f., 266–275, 279, 283, 287, 290, 299 f., 306 f., 314, 319 f., 323, 330– 332, 335, 339, 342, 346, 348, 353, 355– 357, 360 Heussi, Karl 216 f. Hieronymus 211 f. Hillen, Martin 354 Hintzen, Georg 28 Hochmuth, Nathanael 63 Höfer, Johann Cyriakus 98 Hoffmann, Johann Gottlieb 63, 89, 115, 133, 336, 371, 386–388, 397 Hofrichter, Johann Heinrich 35 Hohenlohe-Waldenburg, Grafen von 214 Höhne, Hans 21 f., 139 Holtz, Sabine 8 Hommel, Johann Friedrich 297 Honstedt, Thomas 243–246, 328, 341, 397 Hope, Nicholas 237

Höpner, Johannes 323, 397 Horn, Immanuel 248, 256, 296, 298 Horn, Johann Gottlob 163 Hövelmann, Hartmut 200 Hövet, Johannes 223 Huber, Samuel 143, 263, 304, 308–310, 313 f., 337, 349 f., 352 Hülsemann, Johannes 37, 56, 82, 110, 112, 139, 143, 151, 175, 343 Hunnius, Nikolaus 82, 161 Hutter, Leonhard 58, 98, 308, 310 Huttner, Markus 69 Ihre, Thomas 237 Ilgen, Paul 35, 85 Ittig, Gottfried Nikolaus 316 Ittig, Thomas 22 f., 25, 31, 59, 66, 70, 87– 90, 92 f., 94, 96, 118–134, 137–146, 150– 167, 169–171, 173, 181, 182, 184, 186, 197–199, 202 f., 208, 212, 216–219, 230, 246–265, 267, 270 f., 273, 277, 279, 281 f., 286–301, 302, 303–315, 316, 317, 320, 323 f., 325 f., 328, 330, 332, 334 f., 336, 337–344, 347–358, 363, 365 f., 367, 369, 398–403, 450, 452 Jacobi, Johann 37, 39–41, 160, 344 Jäger, Wolfgang 217 Jentzsch, Johann 41 Johann Adolf, Hg. von SachsenWeißenfels 100 Josephi, Jeremias 103 Karl V., Ks. 360 Kästner, Alexander 360 Kaufmann, Thomas 8 f., 11 f., 21, 28, 51, 80 f. Kaul, Oliver 8, 206, 209 f. Kellenberger, Edgar 16, 176 Keller, Georg Heinrich 36 Kinast, [N. N.] 227 Kirn, Otto 26 f., 56, 61–63, 66, 90, 182 Klausing, Heinrich 182 Klepperbein, Florian 336 Klossen, Johann Herbord 326 Kobuch, Agatha 326, 329 Koch, Ernst 5

Personen

Kolb, Johann Joachim 162, 167, 170, 304, 309, 409 Kollonitsch, Graf Leopold von 48 König, Johann Friedrich 281 Köster, Beate 12, 28 Krakevitz, Albrecht Joachim von 80 f., 185 f., 192–195, 241, 403 f. Krauter-Dierolf, Heike 6, 68, 76, 228, 324 Kröger, Wolfgang 21 Kromayer, Hieronymus 37, 56, 58 Küchler, Christian Friedrich 320, 333, 423 Kühn, Andreas 212, 228, 273, 323, 404 Kümmel, Werner Friedrich 14, 98 Kunde, Holger 274 Kupitz, Eleonore, s. Böse Kupitz, Severin 94 Lang, Johann Michael 197, 198, 258, 263 f. Lange, Joachim 315, 369–371 Lange, Samuel 263 Lankisch, Friedrich (III.) 331 Laurentius, Paul 139, 158 Lehmann, Georg 20, 57, 59–61, 62, 71, 86, 113, 123, 129, 131, 138, 143 f., 209, 214, 294 Lehmann, Hartmut 6 Lehmann, Rudolf 22, 33, 36, 100, 102 Lentze, Johann Heinrich 350, 392 Lessing, Gotthold Ephraim 69 Lessing, Theophil 69 Leube, Hans 5, 6, 61, 90, 326 Leumann, Ulrich Ernst 236 Lichtscheid, Ferdinand Helfrich 241–246, 300, 302 f., 307, 311–314, 329, 332, 341, 342, 344, 345, 348 f., 353, 358, 372, 406 f. Linden, Georg 336, 388 Linnerius, Jonas 237 Lomer, Gottfried 214 Lorenz (Laurentii), Johann Samuel 53, 96, 98 Löscher, Caspar 76–78, 80, 176, 183, 184, 369 Löscher, Valentin Ernst 5, 20, 27, 77, 103, 315, 319, 369–371 Lucius, Ludwig 20, 35 f., 50, 54, 84 f., 94– 96, 98–101, 105, 109, 120

485

Lucius, Matthias Ephraim 85, 99 Lucius, Samuel 100 Ludwig, Christian 88, 283, 296 Luther, Martin 16 f., 82, 124, 142, 161, 179, 193, 208, 308, 325, 341 f., 343 Lütkens, Franz Julius 132, 245, 269 Lyncker, Nikolaus Christoph Frhr. von 257 f., 262, 264 Lysius, Heinrich 315, 369 Magnus, Johann Samuel 22, 33, 36–38, 42, 47–54, 72, 76, 84 f., 95, 98–102, 150, Mahn, Adam 63 Martini, Christoph Samuel 393 Mascow, Georg Balthasar von 230 Masius, Hektor Gottfried 237 Matthias, Markus 4, 77, 161 Mayer, Johann Friedrich 21, 52, 192, 231 McKenzie, Edgar C. 334 Meisner, Johannes 77, 205, 261 Mentzer, Balthasar (d.Ä.) 18 f., 136 Michaelis, Eleonore, s. Böse Michaelis, Johann Heinrich 41, 97 Michel, Stefan 5 Miersemann, Wolfgang 101 Mithob(ius), Hektor 261, 407 Möbius, Georg 39, 57–61, 62, 67, 86, 87, 113, 286, 294 Mohr, Rudolf 15 Molitor, Matthias 329, 356, 357, 408 Morgenbesser, Samuel 20, 38, 43, 47–52, 83, 85, 105, 107 f., 408 Moritz Wilhelm, Hg. von SachsenMerseburg 274 Mühlberger, Johann Joachim 202 Mühlpfordt, Günther 87, 89 Müller, Heinrich 51, 106, 161, 234, 263 Müller, Johann Jakob 213, 214 Müller, Michael 162, 167 f., 170, 202 f., 214, 216 f., 247, 301, 304, 309, 350, 408 f. Müller, Philipp 217 f. Müller, Philipp Friedrich 66, 156 Murakami-Mori, Ryoko 7 Musaeus, Johann 112 Narr, Dieter 9 Neef, Friedhelm 262 Nerreter, David 200

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Register

Neumann, Johann Georg 52, 76, 78 f., 108, 114, 116, 120, 126, 132 f., 138, 140 f., 150, 152 f., 159, 162, 169 f., 172 f., 175–180, 183, 187 f., 247, 260, 266, 275, 280, 313, 320, 329, 332, 334 f., 336, 338, 344, 347–350, 352, 357, 410–414, 457 Neumeister, Erdmann 20, 101–103 Nicolai, Philipp 161, 274 f., 324, 414 Niehenck, Georg Friedrich 22, 185 f., 188–192, 233, 325, 334, 337, 347, 367, 380, 414 f. Niemeier, Johann Barthold 309 Obst, Helmut 7 f. Oder, Johann Heinrich 37, 38, 75, 83–85, 94 f., 100, 101, 103, 106–108 Olearius, Gottfried 22, 87, 251, 260, 261, 279 f. Olearius, Johannes 20, 41, 57, 60–67, 68, 70, 71, 73, 86, 87, 88–92, 96, 119–124, 128–131, 134, 137 f., 140, 143, 144, 145 f., 149–157, 184, 206, 207, 215, 230, 251, 253 f., 257–262, 264, 279 f., 283, 284 f., 286, 292, 294, 296 f., 314–317, 319, 320, 326–328, 335, 349, 351, 354, 415 Orde, Klaus vom 6 Ostertag, Hieronymus 214 Ostwald, Jakob 132 f., 269, 415 Paisey, David L. 328, 331 Pape, Christian 266, 268 f., 368 Pape, Peter Siegmund 132 f., 139, 245, 266–270, 273, 277, 324 f., 327, 329, 337 f., 348, 354 f., 357, 358, 367 f., 416– 419 Peters, Christian 6, 62 Petersen, Johann Wilhelm 52, 81, 102 f., 110, 261 Petri, Hans 26–28, 37, 101–103 Petzoldt, Klaus 5, 319, 369 Pfaffreuter, Georg Ludwig 202 Pfautz, Christoph 65 Pfeiffer, August 45, 52, 67 f., 91, 112, 113, 158, 175, 223 Pfeiffer, Johann Gottlob 63 Pfuel, Johann Ernst 232 Philippi, Ernst Christian 420 Pierius, Urban 274

Pipping, Heinrich 297 f., 320 Poiret, Pierre 59 Poltz, Johann Moritz 233 f. Poppelman(n), Johan 237 Praetorius, Ephraim 228 f. Promnitz, Gräfin Anna Maria von 100 f. Promnitz, Balthasar von 34 Promnitz, Graf Balthasar Erdmann von 35 f., 38, 43, 49 f., 71, 84, 97–99, 101, 105, 109–111, 150, 217, 274 Promnitz, Gräfin Emilia Agnes von 36, 101, 107 Promnitz, Graf Erdmann II. von 100 f., 103 f. Promnitz, Gräfin Esther Maximiliane von 99 Promnitz, Graf Friedrich von 96, 101 Promnitz, Graf Heinrich von 98 f. Promnitz, Gräfin Henriette Eleonore von 104 Promnitz, Graf Johann Erdmann von 100 Promnitz, Graf Ulrich von 37 Puccius, Franziskus 160, 309 f. Pufendorf, Samuel 67 Puschel, Benjamin 359 Pyrlaeus, Johann Gottfried 180, 336, 411 Quenstädt, Andreas 77 Quistorp, Johann Nikolaus 80, 81, 233 Rahtmann, Hermann 315, 317 Ranfft, Michael 87 f., 293 Rappolt, Friedrich 38, 60, 139 Rauert, Klaus-Henning 33 Rechenberg, Adam 13, 20, 22 f., 25–27, 65 f., 70 f., 73, 79, 87–93, 94, 116–134, 136, 137–146, 149–186, 188 f., 191–193, 195, 202 f., 205, 207, 211–213, 217 f., 228–230, 231, 235, 239–245, 247–260, 261, 262–266, 270–273, 274, 275, 277, 279–297, 299–305, 307–321, 323 f., 325, 327–329, 330, 331, 332 f., 334 f., 336, 337–345, 346, 347, 349–352, 354 f., 356, 360, 363, 365–367, 369 f., 372, 420–430, 449, 452, 458 Redelfsen, Naemann 222 Reimarus, Heinrich Ernst 223 Reimarus, Hermann Samuel 21

Personen

Reineccius, Christian 64–66, 69, 71, 72, 79–83, 89, 108, 112–114, 156, 198 f., 201, 207–211, 213, 215, 217, 219, 222– 227, 229, 230, 231–237, 240, 281–287, 295–298, 315–318, 324, 328, 332, 342, 351, 354, 356–358, 363, 430 f. Reinhard, Elias Sigismund 58 Reinis, Austra 14 Rentz, Johann Baptist 215 Resch, Claudia 14 Reske, Christoph 288, 331 Reuchlin, Christoph 216 Reuß, Gräfin Emilia Agnes, s. Promnitz Reuß, Graf Heinrich Posthumus 36 Reuß-Ebersdorf, Graf Heinrich X. 101 Reuß-Köstritz, Graf Heinrich XXIV. 102 Reuß-Lobenstein, Graf Heinrich XV. 104 Reuß-Lobenstein, Gräfin Henriette Eleonore, s. Promnitz Rhegius, Urbanus 279 Rhein, Joannes Caspar 428 Richter, Anna Margaretha 96 f. Richter, Christian Friedrich 43, 96 Richter, Georg 267 Richter, Jeremias Heinrich 287, 288, 308, 319, 329, 335 f., 338 f., 348 f., 351, 358, 363, 369, 431 f. Richter, Johann Heinrich 331, 370 Richter, Sigismund 96 Rieper, Peter 280, 422, 432 Ringmacher, Daniel 207 Ritschl, Albrecht 6, 26 f. Röber, Paul 161 Römer, Daniel 75 Roos, Magnus Friedrich 9 Roscius, Achatius Friedrich 42 Rosenberg, Christian Gottlieb 296–298 Rosteuscher, Johann Christoph 131 f., 142, 146, 158, 163 f., 228 f. Rotarius, Johann 35, 50 Rotermund, Hans-Martin 369 Roth, Andreas Kaspar 297 f. Rothe, Abraham d.Ä. 20, 35, 37 f., 43, 47, 49 f., 53, 68, 72, 84, 85, 101, 119, 138, 326 Rothe, Abraham d.J. 43, 49, 139 Rothe, Samuel 289

487

Rudolf II., Ks. 48 Saubert, Johann 4 Schade, Johann Caspar 7 f., 43, 47 f., 50 f., 109 f. Schäfer, Brigitte 283 Schamberg, Johann Christian 286, 292 Schaper, Johann Samuel 75 Scheffler, Christoph 151, 154, 155, 326 Schelwig, Samuel 22, 131–133, 146, 197, 228–230, 273, 294, 324, 330, 332, 336, 337, 368 f., 433 f., 436, 459 Scherzer, Johann Adam 37, 56–58, 60, 66 f., 70, 151, 262, 286, 293, 349, 351 Schicketanz, Peter 5 Schleswig-Holstein, Hg. von 222 Schmaltz, Friedrich 26 f. Schmid, Johannes 70, 87 f., 290, 293, 296 f., 349 Schmidt, Johann 134 f., 235 Schmidt, Johann Christian von 76 Schmidt, Martin 6, 12, 28 Schmidt, Sebastian 93, 113, 139, 161, 204 Schmied, Basilius 301–304, 307–311, 313 f., 329, 347, 348–353, 358, 434 f. Schneider, Hans 14 Schneider, Johann Konrad 156 Schönberg, [N. N.] von 316 Schrader, Hans-Jürgen 329 Schröder, Friedrich-Christian 360 Schröder, Hans 231, 245 Schröder, Joachim 222 Schröder, Lukas 227 Schrödter, Franz Adolph 21 Schroen, Andreas 280 Schuhmacher, Johannes 207 Schultze, Harald 21 Schulz, Heinrich 136 Schumann, Joachim Martin 236 Schütz, Konstantin 228 Schwarze, [N. N.] 132 Scriver, Christian 45 Scultetus, Abraham 292 Seelmann, Christian Martin 324, 329, 360, 361, 362, 435 f., 458 Seligmann, Gottlob Friedrich 70, 87–89, 145, 153–156, 296 f., 314–316, 348, 353 Senfft von Pilsach, Adam Ernst 319

488

Register

Senst, Johann 233 Sherlock, William 257 Sicul, Christoph Ernst 261 Siegfried, C. 89 Simon, Georg 7 Simon, Matthias 197–200, 264 Solms-Laubach, Erdmuthe Benigna von 101 Sommer, Wolfgang 3, 4 Sonntag, Christoph 197, 230, 273, 436 Sonthom, Emanuel 53 Sparn, Walter 73 Speidel, Johann Christoph 351, 389 Spener, Philipp Jakob 4, 5–8, 9, 13, 14, 15, 25–27, 29, 38, 43, 45, 48 f., 51 f., 54, 61 f., 68, 73, 74, 76–78, 80 f., 90 f., 110, 112, 116, 132, 136, 138 f., 159, 165 f., 172, 175 f., 178, 183, 189–191, 199 f., 205, 210 f., 213–215, 218, 228, 229, 234, 240, 244, 251, 271, 280, 301 f., 320, 324, 331, 332–334, 336, 344, 350 f., 361, 366, 369, 436 f. Spitzel, Gottlieb 57 Staemmler, Heinz 261 Stegmann, Andreas 281 Stein, K. James 6 Steininger, Christoph Albrecht 202 f. Stenger, Johann Melchior 15, 79, 82, 112 f., 116, 124, 138, 166, 175, 203, 208, 211, 275, 300, 311, 324, 366, 437 Stockburger, Erich 169 Stockmann, Paul 52 Stolberg-Wernigerode, Graf Christian Ernst zu 103 Stolze, Johann Gottlob 150, 245, 266– 270, 273, 277, 325, 329, 338, 354, 367 f., 437–439 Straßberger, Andres 4 f., 81, 190, 233 Sträter, Udo 11, 15, 25, 53, 74, 140, 334, 369 Strauch, Aegidius 228 Strauß, Johann 228 Strom, Jonathan 8 Stromeyer, Karl Ludwig 205, 206 Stübel, Andreas 133, 137, 300, 311, 320, 439 Stutterheim, Otto Hieronymus von 75

Tarnov, Johannes 93, 113 Teichmann, Doris 33 Teuber, Johann Heinrich 37 Teuerlein, David Andreas 150, 169, 181, 395, 456 Thieme, [N. N.] 121 Tholuck, Friedrich August Gottreu 4 Thomasius, Christian 55, 62, 63, 67, 71, 73 f., 81, 86, 91 f., 105, 107, 108, 111, 225, 237, 239, 332, 340, 342, 440 Thomasius, Jakob 60, 90 Thönniker, Johann Joachim 77 Tietz, Claudia 245 Tietze (Titius), Immanuel 288 Ulmitz, Michael 228 Urlsperger, Samuel 9 Ursinus, Zacharias 292 Veiel, Elias 167–169, 171, 188, 203, 204 f., 217, 252, 309, 336, 337, 350, 441 f. Vinitor, Johann 266, 270 f., 277, 310, 337, 356, 443 Vogel, Johann Jakob 359 Vopelius, Gottfried 59 Wagenmann, [N. N.] 198 Wagner, Christoph 206 Walch, Johann Georg 23 f., 26 f., 44, 46, 71, 79, 81, 92, 108, 132, 137, 167, 169, 172 f., 176 f., 179 f., 182 f., 186, 188, 192 f., 197, 200, 217, 229, 241, 243, 248, 266, 270 f., 273–275, 279 f., 299, 313, 318, 332, 347, 356 f., 368, 371 Wallmann, Johannes 3, 4, 5 f., 76 f., 103, 176, 228, 231, 275, 369 Wandalin, Johann 237 Wartenberg, Günther 130, 283 Weber, Ananias 323, 397 Wegleiter, Christoph 197 Wegner, Gottfried 309 Weigel, Valentin 47 Weigelt, Horst 42, 103 Weinrich, Georg 263 Weiß, Christian 132–137, 146, 153, 154, 158, 186, 202 f., 249, 253, 256, 263, 296, 298, 329, 332, 346, 444 Wendeker, Johannes 230

Orte, Länder und Regionen

Wendig, Friedrich 33 Werenberg, Heinrich Jonathan 225 Werner, Friedrich 63, 70, 89, 286 Wernsdorf, Gottlieb 77 Westphal, Georg 236 Wettiner (Dynastie) 34 Weyhenmayer, Johann Heinrich 206, 208 Wiedemann, Hans 199, 214 f. Wiessner, Wolfgang 200 Willgeroth, Gustav 80 f., 222, 230, 233, 236 Wimmer, Gabriel 266, 272 f., 277, 329, 444 f. Winckler, Johann 21, 245 Winkler, Eberhard 209, 360 Winkler, Tobias 199 Wirth, Ambrosius 200 Witsche, Heinrich 223 Witte, Hermann 232

489

Wittmann, Helge 274 Wolfart, J. C. 8 Wolfes, Matthias 80 Wonna, Georg 201–204 Worbs, Johann Gottlob 33, 104 Wotschke, Theodor 214 Wucherer, Johann F. 371 Wulff, Franz 65 Wurm, Theophil 28 Zedler, Johann Heinrich 13, 23, 24, 90, 127, 325 Zeidler, Johann 234 Zeise, Philipp Christoph 366 Zimmermann, Daniel 202 Zinzendorf, Graf Nikolaus Ludwig von 103, 104 Zscharnack, Leopold 28 Zunner, Johann David 44

Orte, Länder und Regionen Abo 232 Altdorf 197–199, 203, 208, 216, 218, 219, 230, 250, 256, , 263 f., 273, 303, 343 Altenburg 329, 438 f. Alt-Jabel 236 Augsburg 112, 124, 197, 208, 213–216, 218 f., 256, 303, 343, 362 Baden 214 Belgern 59 Berlin 7, 28, 38, 43, 132, 233, 245, 266, 273, 417, 419 Beuern 27 Bibra 101 Billendorf 41 Brandenburg (Kur-) 1, 132, 153, 269, 293 Braunschweig 266 Breslau 24, 34, 88 Buxtehude 70 Christianstadt 34, 85 Coburg 112 Cölln a.d. Spree 132, 416–419

Dänemark 234 Danzig 116, 131 f., 212, 222, 227, 228, 229 f., 238, 240, 273, 283, 296, 303, 323, 336, 368, 433 Delitzsch 77, 135, 329, 369, 444 Dobrilug 75, 182, 222 Dresden 38, 61 f., 76, 77, 87, 121–124, 130, 131, 146, 150, 153–156, 210, 253, 259 f., 279, 281, 283, 298, 304, 319, 321, 326, 329, 369, 420 Droskau 91 Ebersdorf 104 Eckartsberga 101 Eilenburg 225 Elster 289 Erfurt 15, 74, 222 Erlangen 28 Falkenburg 297 Flemmingen 70 Florenz 160 Forst 75 Franken 136

490

Register

Frankfurt a. Main 44, 136, 152 f., 197, 199, 210–213, 216, 218, 219, 230, 240, 256, 303, 326, 330, 343 f., 363, 376 f., 419, 434 f., 436 f., 441 Frankfurt a.d. Oder 35, 227 Fürstenberg 233 Genf 36 Gießen 24, 77, 112, 124, 210, 222, 223, 231, 237, 368 Glaucha 7, 74, 97 Görlitz 98, 329, 443 Goslar 287, 355 f., 396 Göteborg 237 Göttingen 10, 28, 333 Grabow 236 Greiffenberg 70, 298 Greifswald 29, 190, 221 f., 227, 230, 231 f., 238, 240, 303, 350, 380, 390 Grimma 162, 231 Großböhla 318 Güstrow 222 f., 227, 233, 236, 238, 240, 303 Halbau 38 Halberstadt 15, 156 Halle 1, 7, 10, 14, 36, 41 f., 43 f., 47, 51, 55, 63, 67, 73 f., 83, 92, 97, 101, 104, 119, 198, 225, 319, 325, 342, 368, 369 f., 400, 405, 440 Hamburg 21, 102 f., 112, 139, 223, 231, 245, 266, 270, 274, 331, 337, 340, 368, 381–383, 397 Harburg 80 Heilbronn 202 Heldrungen 280 Helmstedt 19, 74, 80, 145, 261, 281, 309 Herrnhut 103 Herwigsdorf 37 Husum 222 Italien 36 Jena 4, 23, 24, 57, 79, 82, 124, 197, 198, 202 f., 205–208, 213 f., 216–218, 227, 228, 232, 261, 274–276, 309, 403, 441 Jeschkendorf 37 Jüterbog 77, 225, 369

Kahlau 181 Karlsbad 180 Kaufbeuren 214 Kiel 74, 80, 237 Kirchhain 182, 222 Königsberg 12, 28, 309 Königsbrück 298 Kopenhagen 132, 222, 234, 237 f., 240, 303, 350 Kraichgau 214 f. Kremnitz 85 Landshut/Schl. 88 Laubnitz 35, 91, 96 Lausig 77 Leiden 232 Leipzig 1 f., 6 f., 9–11, 19, 20, 25, 27 f., 30 f., 36 f., 39, 40, 41, 48 f., 51, 52–62, 63, 65, 66, 67 f., 70, 71–73, 74, 75–77, 79, 81, 83 f., 86 f., 90–94, 96–98, 101, 107, 111, 112, 113–115, 118, 120–124, 128 f., 130, 131 f., 134–136, 138 f., 143–147, 149–151, 154 f., 156, 157–159, 165 f., 167, 169, 174, 176, 180, 199, 205–210, 214 f., 217, 223, 225, 227, 228 f., 231–233, 237, 239, 241, 247, 256 f., 260 f., 266 f., 274, 279, 281 f., 283, 288, 291, 293, 294, 295–297, 298, 299, 303, 304, 306, 309, 314 f., 317–319, 320, 323, 326–331, 335 f., 339, 340, 342, 345, 347, 349, 353 f., 357, 359, 365–367, 368, 375 f., 378 f., 381, 383–385, 388, 392, 396–402, 405–407, 409, 414 f., 417– 435, 439, 441–445, 450 f. Leisnig 231 Linderode 35 Linköping 237 Löwenstein 202 Lübben 1, 34 f., 73–75, 76, 77, 81, 83, 86, 105 f., 109, 121, 273 f. Lübeck 29, 67, 113, 124, 216, 222–224, 237, 238–245, 303, 341, 344, 397, 435 Luckau 75, 116, 273 Lund 222, 236–238, 240, 303, 350 Lüneburg 19, 80, 112, 124, 222, 225 f., 233, 238, 240, 279, 303 Magdeburg 21, 304, 408, 415, 432, 443 Malchin 230

Orte, Länder und Regionen

Maulbronn 217 Mecklenburg 80 Meiningen 74 Meißen 58, 60 f., 67, 304 Merseburg 37, 57 f. Mörbitz 266, 272 Mühlhausen 144, 145, 275 Muskau 37 Neukalen 222 Neukirch 298 Neumark 297 Niederlande 208 Niederlausitz 1 f., 30 f., 33 f., 48, 55, 75, 77, 116, 121, 181 f., 222, 232, 273 f., 298, 365, 375 Niederullersdorf 85 Nördlingen 199 Nürnberg 4, 197, 199, 273 Oberlausitz 14, 38, 55 Odenwald 214 Oesel 232 Ortrand 298 Oschatz 37, 39 f. Ostfriesland 305 Parchim 236 Pforta 39, 41, 51, 101 Plau 223 Plauen 172 Polen 88 Pommern 21, 222, 231, 366 Prag 34 Pulsnitz 163 Rautenhain 326 Ravensburg 362 Rawitsch 88 Regensburg 29, 112, 197, 201–204, 208, 216, 218 f., 256, 303, 343, 363 Ribnitz 236 Rochlitz 62 Rostock 1, 8 f., 20, 29, 31, 50 f., 55, 58, 65, 75, 80–83, 86, 91–93, 97, 105, 109, 111, 113, 115, 119, 124, 138, 141 f., 149, 157, 173, 186, 188 f., 191, 192–194, 221 f., 223, 225, 227, 230, 231–242, 244 f.,

491

247 f., 274, 276, 281, 303, 330, 336, 340, 342, 347, 349–351, 365, 367, 371, 386– 390, 392, 403 f., 414 f., 432 f. Rudolstadt 297 Sachsen (Kur-) 1 f., 34, 54–56, 104, 197, 204, 229, 326, 329, 333, 355 Sagan 272 Schlagsdorf 237 Schlemmin 222 Schlesien 34, 42, 48, 67, 70, 106 f., 188, 298, 360 Schleusingen 197 Schmalkalden 69 Schmiedeberg 329, 435 f. Schneeberg 267 Schönwalde 38 Schwäbisch Gmünd 214 Schwerin 222, 236, 238, 240, 303 Schweta 298 Seifersdorf 42 Sondershausen 222 Sorau 1 f., 12, 20, 22, 24 f., 27 f., 30 f., 33– 42, 47–50, 53–55, 68, 72–78, 81, 83, 84, 85 f., 91 f., 94–110, 119 f., 138, 145, 152, 157, 189, 299, 320, 333, 334, 340, 365, 366, 408 Spremberg 98 St. Georgen 169 Stettin 212, 230, 232 f., 238, 240, 287, 303 Stockholm 232 Stralendorf 236 Stralsund 222, 223, 227, 238, 240, 303 Straßburg 80, 113, 134 f., 205–208, 213 f., 215, 231 Straußberg 266, 269 Taucha 89 Thüringen 275 Triebel 34 f., 97, 102 Tübingen 8, 35 f., 167, 197, 202, 205–208, 214, 215–217, 301, 304, 309, 350 f., 389, 409 Ulm 8, 29, 112, 165, 167, 168, 197, 204– 210, 214, 216, 218 f., 250, 256, 303, 336, 343, 441 f. Ungarn 48, 85

492

Register

Uppsala 234 Utrecht 232 Waldenburg 150, 152, 266 f., 273 Warbende 233 Waren 236 Weißenfels 59, 101, 283, 359 Wensichendorf 132 Wien 24 Wismar 64, 222, 230, 236, 238, 240, 303 Wittenberg 1 f., 4, 20, 31, 34, 35, 36, 38 f., 52, 54–56, 75–77, 79–81, 85, 94–97, 100, 108–111, 113–116, 120–122, 124, 138, 142, 145, 149 f., 153 f., 157–159, 169, 172–177, 180, 184, 187, 189, 202, 205 f.,

208, 214, 215, 223, 227, 229, 230, 231 f., 244, 260, 269, 274, 283, 303 f., 317, 320, 329, 331 f., 334, 335, 336, 339, 342, 344, 363, 365, 367, 368 f., 382, 391–393, 395 f., 402, 404, 410–413, 438, 445 f., 452 Wittenförden 236 Wittstock 437 Württemberg 8, 9, 28, 36, 143 Zeithain 318 Zeitz 40, 58, 60, 67, 341, 372 Ziegelheim 318 Zwickau 304, 329, 374, 438

Bibelstellen Biblische Bücher

2. Chronik (2 Chr) 12, 5 142 15 142

Altes Testament Genesis (Gen) 4, 13 6, 3 15, 13

45, 231 224 224

Exodus (Ex) 8, 32 13, 17–14, 31

231 16

Deuteronomium (Dtn) 28, 28 142 31, 17 f. 142 Richter (Ri) 19 f.

372

1. Samuel (1 Sam) 2, 25 45 3, 14 266 15, 23 45 2. Samuel (2 Sam) 1, 7 113 7, 15 113 1. Chronik (1 Chr) 11, 13 231

Jesaja (Jes) 1, 16–18 6, 9 10, 22 22, 14 32, 6 36, 6 49, 8 55 55, 21 61, 10

145 352 113 45, 224, 249, 266 204 239 115 45 347 99

Jeremia (Jer) 3, 12 3, 12 f. 3, 12–14 6, 6 7, 14 7, 16 11, 11 14, 11 15, 6 16, 5 18, 11 30, 20

82 216 145 263 249 45 45 45 45, 192 45 140 82

493

Bibelstellen

Ezechiel (Ez) 13, 19 18 18, 21. 32 18, 23. 32 18, 24 33 33, 11 33, 11–20

204 256 145 82, 249 249 257 82, 230 226

Hosea (Hos) 5, 6 9–12 9, 9 11, 8 f.

45 267 45 82

Jona (Jon) 3, 4

224

Micha (Mi) 3, 4

44

Sacharja (Sach) 7, 11 8, 19

44 113

Maleachi (Mal) 4

102

Psalmen (Ps) 5, 22 15, 22 37, 4 f. 50 50, 16 51, 13 69, 28 77, 8 f. 87, 3 95, 7 f. 103, 13 109, 7

231 45 99 167 252 45 224 45 41 211 192 44

Sprüche (Spr) 1, 2 1, 20–32 1, 24–31 22, 28

249 44 192 183

Hiob (Hi) 27, 9 f.

44

Neues Testament Matthäus (Mt) 3, 7 7, 6 10, 14 11, 28 10, 22 12, 31 f. 12, 32 18 18, 15 18, 15–17 20, 1–16 20, 16 21, 12–17 23, 12 23, 27 23, 35–39 23, 37 23, 37 f. 23, 38 24, 13 24, 24 24, 42 25, 1–13 25, 5 25, 13 25, 27 f. 25, 28 f. 27, 5

231 254 254 82, 184 19 266 182 173 335 343 18 17 96 142 356 262 82 192 141 19 235 45 18 18 45 142 150 f. 45, 231

Markus (Mk) 16, 16

19

Lukas (Lk) 1, 50 12, 47 13, 8 f. 15, 4 f. 15, 11–32 19, 41 f. 19, 42 22, 23 23, 40–43

192 192 224 82 18 192 45 45 18

Johannes (Joh) 2, 13–22 3, 18 7, 33 f.

96 141, 257 45

494 8 9, 39–41 9, 40 f. 10 12, 30. 40 12, 35 f. 12, 39 12, 39 f. 15, 2

Register

342 132 257 255 352 45 224 254 142

Apostelgeschichte (Apg) 13, 46 254 17, 30 224 17, 31 82 19, 9 254 20, 4 244 Römerbrief (Röm) 2, 1 f. 186, 235 2, 3 142 2, 4 142, 234 2, 4 f. 43, 128, 142 3, 5 164 5, 20 84, 231 5, 20b 84 11, 7. 14 128 11, 7–10 142 11, 15. 25 142 12, 21 95 1. Korintherbrief (1 Kor) 2, 14 361 4, 5 229 5, 5 231 15, 45 252 2. Korintherbrief (2 Kor) 6, 2 f. 115 12, 14 95 Galaterbrief (Gal) 2, 5 113 6, 3 252 14 113 Epheserbrief (Eph) 1, 5 310 4, 11 263 6, 21 244 Philipperbrief (Phil) 2 52

2, 1–4 2, 12 f.

209 45

Kolosserbrief (Kol) 3, 12–17 209 4, 7 244 1. Thessalonicherbrief (1 Thess) 2, 16 182 2. Thessalonicherbrief (2 Thess) 1, 8–10 182 1. Timotheusbrief (1 Tim) 2, 4 82, 184 2, 4–7 226 6, 4 189 2. Timotheusbrief (2 Tim) 4, 2 224 4, 12 244 11, 19. 24 143 Titusbrief (Tit) 1, 11 2, 7 f. 3, 12

268 253 244

Hebräerbrief (Hebr) 2, 9 287 3 184 3, 7 15, 45 3, 7–4, 16 113 3, 13 18 f., 44, 211 3, 7. 13. 15 135 4, 7 211 6, 4 182 6, 4–6 216, 224 6, 6 266 10, 18 182 10, 26 266, 352 12, 15 f. 45 12, 15–17 266 12, 17 15 1. Petrusbrief (1 Petr) 3, 15 312 2. Petrusbrief (2 Petr) 3, 9 82, 184, 224, 226 1. Johannesbrief (1 Joh) 2, 9. 11 257

495

Bibelstellen

5, 16

45

2. Johannesbrief (2 Joh) 3 113 Johannes-Apokalypse (Apk) 3, 20 82 f. 14, 13 100 20 51, 143, 213, 256 20, 2–7 91 20, 6 71 20, 6 f. 52 20, 11 ff. 256 21, 8 192

Außerkanonische Schriften 2. Makkabäer (2 Makk) 9, 12 f. 192 Jesus Sirach (Sir) 5, 6 f.

192

Weisheit Salomos (Sap) 2, 2 113